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DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPRÜVINZ
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DIE
KUNSTDENKMÄLER
DER
RHEINPROVINZ
IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
drittp:r band
I.
DIE KUNSTDENKMÄLER DER STADT UND DES KREISES
DÜSSELDORF
^
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1894
ÜIK Bf'
KUNSTDHNKMALER
DER STADT I'ND DES F<REF.SES
DÜSSELDORF
IM AUFTRAGE
DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ
HERAUSGEGEBEN
VON
PAUL CLEMEN
MIT 8 TAFELN UND 77 ABBILDUNGEN IM TEXT
^
DÜSSELDORF
DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN
1894
ALLE RECHTE VORBEHALTEN
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VORBEMERKUNC;.
Mit der Beschreibung der Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düssel-
dorf wendet sich die Denkmalerstatistik einem Boden zu, der das bevorzugte Arbeits-
feld zweier verdienter lokalhistorischer Vereine, des älteren Bercischen und des
jüngeren Düsseldorfer Geschichtsvereines bildet. Waren die Denkmäler (kr Stadt
Düsseldorf schon seit geraumer Zeit bekannt und beachtet, s^ > blieben die m(»nunien-
talen Urkunden der reichen Geschichte des Landkreises auf dem Gebiete der kirch-
lichen und der profanen Baukunst fast vergessen. Das vorliegende Heft sucht diese
Lücken auszufüllen und die gesamte Kunstthätigkeit gleichmässig zu würdigen. Da
das Programm der Denkmälerstatistik die Beschreibung der Kunstwerke des i9. Jahr-
hunderts ausschliesst, so hat die Entwickelung der modenien Düsseldorfer Kunst natur-
gemäss unberücksichtigt bleiben müssen.
In erster Linie ist der Verfasser dem Düsseldorfer Geschichtsverein zu Danke
verplhchtet, insbesondere dessen Vorsitzendem, dem Herrn Professor Dr. Karl Bone,
und Herrn Heinrich Ferber, der seine ausgedehnten Kenntnisse mit rühmenswerter
Liberalität in den Dienst des Unternehmens stellte und die Revision der ersten, die
Stadt Düsseldorf betreffenden Bogen übernahm. Die Vorarbeiten wurden in der
zuvorkommendsten Weise gefördert durch den Königlichen Landrat des Kreises
Düsseldorf, Herrn Geheimen Regierungsrat von Kühlwetter, und den Oberbürger-
meister der Stadt Düsseldorf, Herrn Geheimen Regierungsrat Lindemann. Der Be-
arbeiter erfreute sich, wie schon so oft bisher, der liebenswürdigen Unterstützung und
des Rates der Beamten des Geheimen Staatsarchives zu Düsseldorf, des Herrn Staats-
archivars Geheimen Archivrates Dr. Harless, des hervorragendsten Kenners der Ber-
gischen Geschichte, und des Herrn Archivassistenten Dr. Redlich. Die Vollständig-
keit in der Zusammenstellung des historischen Materiales ist dem Entgegenkommen der
Herren Peter Goering, Wilhelm Grevel und Max PflaUxM in Düsseldorf zu
danken, die ihre reichen Pri\'atbibliotheken bereitwilligst zur Verfügung stellten.
Ausführliche Mitteilungen über Ratingen verdankt der Verfasser dem Herrn
Assessor Dr. H. Eschbach in Düsseldorf, den Herren Professor Oeder, Werner
Dahl, Philipp Braun, Oskar Rautert in Düsseldorf wertvolle Zusammenstellungen
über ihre Sammlungen; der Abschnitt über das Gewerbemuseum wurde von dem
Direktor des Centralgewerbevereins für Rheinland und Westfalen, Herrn Frauberger,
verfasst. Weiterhin ist der Unterzeichnete zum Dank verpflichtet Sr. Durchlaucht dem
\'I VORBEMERKUNG
Fürsten Alfred von Hatzfeldt in Wien, dem Herrn Reichsgrafen Franz von Spee
zu Heitorf, dem Herrn Reichsfreiherrn Leopold von Fürstenberg zu Hugenpoet,
dem Herrn Reichsfreiherrn Ignaz von Landsberg -Velen in Steinfurt, den Herren
Beigeordneten Bürgermeister Beckers, Hofjuwelier Bloos, Kupferstecher Heitland,
Architekt C. Pickel in Düsseldorf, Herrn Professor August Rincklake in Berlin,
Hemi Domkapitular Schnütgen in Köln, Herrn Geheimen Regierungs- und Baurat
Hasenjäger in Düsseldorf, Herrn Amtsgerichtsrat Strauven in Neuss, den Herren
Rittergutsbesitzern Lantz in Lohausen, Pönsgen in Garath, Frau E. Pflaum, geb.
Fahne, auf der Fahnenburg, dem herzoglich ^■on Arenbergschen Rentmeister, Herrn
Oberförster Brück in JNIickeln, dem fürstlich \'on Hatzfeldtschen Rentmeister, Herrn
Jansen in Kalkum, Herrn Dechanten Frank in Wittlaer, den Herren Pfarrern
Cremer und Nottebaum in Düsseldorf, Dauzenberg und Fliedner in Kaiserswerth,
Eitel in INIintard, Eschbach in Ratingen, Dr. Heinrichs in Bilk, Schlecht in
Gerresheim, Henn Hauptlehrer Hermanns und Herrn Hofgärtner Wesener in Ben-
rath, Herrn Lehrer Otto Schell in Elberfeld.
Die Abbildungen Nr. i, 3, 6, 9, i5, i6, 22, 24—26, 29, 33, 38, 39, 41—43, 45,
46. 48 — 5i, 55, 57, 58, 61 — 7i, 74, 76 sind nach Zeichnungen des Herrn Architekten
Friedrich Pützer in Aachen angefertigt, Nr. 2 7, 28 nach Zeichnungen des Herrn
Landesbauinspektors Arntz in Köln, Nr. 34 — 37, 72 nach von Herrn Baumeister
Heinrich Wiethase in Köln (f), Nr. 59, 60 nach von Herrn Professor August Rinck-
lake in Berlin, Nr. 73 nach von Herrn Architekten G. A. Fischer in Barmen, Nr. 7
nach von Herrn Architekten L. Becker in Mainz, Nr. 3i nach von Herrn Hofgärtner
Wesener in Benrath gütigst zur Verfügung gestellten Aufnahmen, Nr. 10 nach einer
Zeichnmig des Herrn Notar Strauven (t), Nr. 12 nach einer Zeichnung des Herrn
Malers Grot -Johann (f), Nr. 8, 11, i7, 121 nach Aufnahmen des Photographen
SCHOENEN in Düsseldorf, Nr. 3o nach einer Aufnahme des Photographen Kratz in
Benrath, Nr. 4, 5, i3. i4, 32, 7 7 nach Aufnahmen des Verfassers, Nr. 52 — 54 und Tafel
I — III, V — VIII nach photographischen Aufnahmen der Kunstanstalt \on B. Kühlen
in M. -Gladbach. Die Karte hat Herr Landmesser Heinr. Künkler zu Bonn angefertigt.
Die Stadtverordnetenversammluno; zu Düsseldorf und der Kreisausschuss des
Landkreises Düsseldorf haben mit Rücksicht auf den dauernden und vielseitigen Nutzen
der Denkmälerstatistik namhafte Beträge zu den Kosten des vorliegenden Heftes
bewilligt.
Bonn, im April i894.
PAUL CLEMEN.
EliNLEITUNG.
Der .Kreis Düsseldorf umfasst das östliche Uferland des Rheines von der
Krümmung des- Stromes bei Benrath an bis zum Laufe der Ruhr; seine Grenzen
bilden im Norden der Kreis Essen, im Osten der Kreis Mettmann, im Süden der
Kreis Solingen, gegenüber, auf dem linken Rheinufer, liegen die Kreise Krefeld und
Neuss. Er umfasst, ausser der Stadt Düsseldorf, die mit i44642 Einwohnern (i89o)
unter selbständiger Verwaltung steht, die Städte Angermund, Gerresheini, Tlildcu, Kaisers-
werth und Ratingeu nebst 29 Landgemeinden und hat eine Einwohnerzahl ( i89o) von
65 95o Seelen.
Das von Buschwald und Sümpfen bedeckte, von mehreren Rheinarmen durch-
schnittene Uferland mit den ostwärts sich aufbauenden Berghöhen befand sich am
Beginn unserer Zeitrechnung im Besitz der Sigambrer, darnach wurde es von den
Tenkterern eingenommen. Die enge Verbindung des rechtsrheinischen Landstreifens
mit dem Römergebiete auf dem linken Stromufer bezeugt eine Fülle von Einzel-
funden, besonders die ausserordentlich grosse Zahl von Schalen aus terra sigillata;
ein weitverzweigtes Strassennetz beweist schon für die ersten Jahrhunderte die inten-
sive Kultur. Nachdem \(>m Ende des 3. Jahrhunderts ab die Römer über den Rhein
zurückgedrängt waren, wird der Fluss wiederum die Grenze des unteren Germaniens.
Jetzt häufen sich die Zeugnisse für die germanischen Ansiedelungen, umfangreiche •
Wallburgen und verstreute Gräberfelder, deren grösstes vom Kaiserhain über die Golz-
heimer Haide hin sich erstreckte.
Unter den Franken gehörte das Gebiet unseres Kreises zum Herzogtume Ri-
puarien und bildete den grössten Teil des Keldagaues. Schon im 7. Jahrhundert
wurde die Bekehrung der eingesessenen Franken zum Christentum unternommen
durch den h. Suitbertus, der auf der Rheininsel, die später nach Friedrich Barbarossa
Kaiserswerth getauft ward, das erste Kloster errichtete. Die sämtlichen Pfarren des
Bezirkes gehörten zum Neusser Dekanat, von dem erst Erzbischof Ferdinand (1612
bis i65o) das Düsseldorfer Dekanat abtrennte. Am Ausgang des 10. Jahrhunderts
steht der Keldagau wie der nördliche Ruhrgau unter den zu Aachen residierenden
lothringischen Pfalzgrafen. Gegen das Ende des 1 2. Jahrhunderts treten dann an die
Stelle der rheinischen Pfalzgrafen die Grafen vom Berge, die unterdessen im benach-
barten Deutzer Gau als das kräftigste Edelgeschlecht des rheinischen Berglandes
emporgekommen waren. Um diese Zeit erscheint zum ersten Male, in einer Urkunde
des Jahres 11 59, der Name des kleinen Ortes an der Mündung der Dussel, der später
die Hauptstadt des Landes wurde : Düsseldi )rf.
1
2 filNLEItUNG
Der Zeitabschnitt vom Jahre looo bis zur Mitte des i3. Jahrhunderts bedeutet
für den ehemaligen Keldagau eine hohe Blüteperiode des romanischen Kirchenbaues.
Eine ganze Fülle kleiner, dreischiffiger, im Schema ziemlich eng verwandter Kirchen,
zum grossen Teil von Kaiserswerth aus gegründet und von dessen Kirche auch bau-
geschichtlich abhängend, wurde errichtet. So liegen rund um Düsseldorf Bilk, Kalkum,
Wittlaer, IMündelheim, Itter, Hinmielgeist, Benrath, Hubbelrath, Erkrath und endlich
die drei stattlicheren Bauten des Kreises, die Kirche von Hilden, der Ostchor von
Kaiserswerth, und die Stiftskirche zu Gerresheim. Dieser langen Reihe entsprechen
unter der Herrschaft der Gothik nur zwei Bauwerke, die Stiftskirche zu Düsseldorf
und die Pfarrkirche zu Ratingen.
Den Versuchen des mächtig aufstrebenden Kölner Erzstifts, die benachbarten
Grafen und Herren in völliger Abhängigkeit zu ersticken, setzte erst die Schlacht bei
Worringen im Jahre 1288 ein Ziel. Hier entschied das rechtzeitige Eingreifen des
Grafen Adolph V. von dem Berge, der mit den Kölner Bürgern gemeinsam mit dem
Herzog von Brabant und den Grafen von Jülich und Mark gegen den Erzbischof
von Köln stritt, den Kampf Der Sieg war zugleich der Anlass für das Aufblühen
Düsseldorfs. Der Wunsch des Grafen, dem bergischen Hinterlande einen unmittel-
baren Anschluss an den Rheinhandel zu schaffen, war bisher an dem Widerstände
des Erzbischofs und der Kölner Kaufmannschaft gescheitert. Jetzt benutzte Graf
Adolph den günstigen Moment: noch im selben Jahre erhob er Düsseldorf unter Er-
teilung schwerwiegender Privilegien zur Stadt.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte kam die Grafschaft Berg • — im Jahre i348 —
an das Herrscherhaus von Jülich, unter Herzog Adolph erfolgte endlich im Jahre i423
die politische Vereinigung des Herzogtums Jülich mit Berg, die von da an bis 1801
bestanden hat; Herzog Wilhelm III. fügte für seinen Sohn noch Ravensberg, Kleve
und Mark hinzu, so dass vom Jahre i52i die sämtlichen niederrheinischen Territorien
mit Ausnahme von Geldern unter dem Scepter der ehemaligen Herren vom Berge
vereinigt waren.
Während über die Dynastie selbst das schwere Schicksal der vollständigen Ent-
artung hereinbrach und der Geist ihrer beiden letzten Sprossen, der Herzöge Wil-
helm des Reichen und Johann Wilhelm des Guten im Wahnsinn erlosch, blühte die
Stadt Düsseldorf, die i5ii zur Landeshauptstadt geworden war, rasch auf Die neue
bauliche Entwicklung schloss sich den Formen der niederrheinischen Renaissance an,
die in dem Ausbau des Schlosses und des Rathauses ihren Höhepunkt fand. Und
während sich schon am politischen Himmel des Herzogturas die Gewitter zusammen-
ballten, die Leiche des Jungherzoges in Rom moderte, der schwache Herzog haltlos
zwischen politischen und religiösen Extremen hin und herschwankte, wurde die Hoch-
zeit zwischen der leidenschaftlichen und männlich starken Jakobe von Baden und dem
schwachsinnigen Thronerben, dem Urenkel der wahnsinnigen Johanna von Kastilien,
mit überschwänglicher Pracht in Scene gesetzt. Die Hochzeitsfeier von i585, die
2
EINLEITUNG 3
kräftigste Lcbensäusserung des Renaissancegeistes in den niederrheinischen Städten,
bot zugleich che letzte glänzende Repräsentation des bergischen Herzogshofes. Schon
nach wenig Jahren begannen die Streitigkeiten und inneren Befehdungen; Jakobe
von Baden endete im Kerker; und als endlich im Jahre i6o9 mit (U'in wahnsinnigen
Herzog der Hauptstamm des herzoglichen Hauses elendiglich einging, zogen die
Stürme des Jülich -ba}rischcn Erbfolgekrieges über das Land hin. Brandenburg und
Pfalz -Neuburg stritten sicli um die Erbfolge; der Schwiegersohn der ältesten Tochter
des Herzogs Wilhelm, der Kurfürst Johann Sigisnumd von Brandenburg, und der Ge-
mahl der zweiten Tochter des Herzogs, der Pfalzgraf von Neuburg, beanspruchten das
Land, der letztere für seinen Sohn Wolfgang Wilhelm. Spanisch -österreichische und
holländisch -französische Truppen wurden zu Hilfe gerufen, und um dem unerträg-
lichen Zustande der Brandschatzungen und Plünderungszüge ein Ende zu machen,
einigten sich i624 die beiden streitenden Parteien zu Düsseldorf dahin, dass der Kur-
fürst Kleve, Mark und Ravensberg, der Pfalzgraf Jülich, Berg und Ravenstein be-
halten sollte.
Die ersehnte Ruhe kam aber damit noch nicht. Wolfgang Wilhelm, wiewohl
er im dreissigjährigen Kriege neutral blieb, konnte es doch niclit verhindern, dass
seine Länder abwechselnd von schwedischen, kaiserlichen und französischen Truppen
durchzogen wurden. Weitere Konflikte brachte die Kirchenpolitik Wolfgang Wilhelms,
der i6i5 zur katholischen Kirche übergetreten war und mit dem Eifer des Neu-
bekehrten seine katholische Gesinnung zu bethätigen strebte. Holländische und bran-
denburgische Truppen übten dafür an den Katholiken Repressalien und erst der Ver-
trag von Kleve, der am i9. September 1666 geschlossen ward und die Teilungsfrage
endgültig zwischen den beiden streitenden Parteien entschied, brachte eine kurze
Periode des Friedens, die nur i689 und i7o2 noch einmal jäh unterbrochen wurde.
Beide Male koncentrierte sich der Streit um Kaiserswerth, das i7o2 fast ganz zer-
stört wurde.
Der ehrgeizige Philipp Wilhelm, der durchaus in der europäischen Politik eine
grosse Rolle spielen wollte, hatte keine Zeit gefunden, sich der Verschönerung seiner
Hauptstadt zu widmen. Nachdem ihm die deutsche Kaiserkrone und die polnische
Königskrone entgangen, suchte er den Glanz seines Hauses wenigstens durch Familien-
verbindungen gleich den Habsburgern zu erhöhen: seine älteste Tochter ward deutsche
Kaiserin, eine zweite Königin von Portugal, eine dritte Königin von Spanien. In
seinem Sohne erst, dem Kurfürsten Johann ^^'ilhelm, erstand der Landeshauptstadt ihr
fürstlichster Schutzherr. Der Vater, einer der feinstgebildeten Fürsten des damaligen
Deutschlands, der französische Courtoisie mit deutschem Ernst verband — so rühmt
ihn in seinen Memoiren Clarendon — , hatte den Erbprinzen i679 eine Rundreise an
den europäischen Fürstenhöfen machen lassen. Mit dem Besuche Ludwigs XIV. in
St. Germain begann er, um von dort aus erst nach Italien und nach Wien zu gehen.
Ludwig XIV. blieb sein Ideal. In seinem Auftreten den Ständen gegenüber, seiner
1*
4 EINLEITUNG
Anschauung von dem Lande als unerschöpflicher und geduldiger Steuerquelle lag ein gut
Teil französischer Absolutismus, lud wie der Roi Soleil trat Johann Wilhelm nicht nur
als Förderer und Mäcen den Künsten gegenüber, sondern zugleich als ihr eigentlichstes
Ziel und ihr Inhalt: ihr Zweck war Verherrlichung seiner Person und seines Hofes.
Im Jahre i69o vollzog sich die Vereinigung von Jülich -Berg mit Kurpfalz, aber
der neue Kurfürst verlegte die Hofhaltung nach Düsseldorf, wiewohl die nieder-
rheinischen Gebiete nur ein Nebenland des Kurstaates waren. Wäre die FinanzUige
des Staates damals eine günstigere gewesen, und hätten die Stände die geforderten
Millionen bewilligen können und bewilligen wollen, so würde Düsseldorf jetzt eine
Stadt sein, die mit Dresden und Würzburg in die Schranken treten könnte. In der
Neustadt sollte sich am Rheine ein Riesenschloss erheben, ein kleines Versailles, mit
breiten Freitreppen nach dem Strome zu, — der in den grössten Dimensionen aus-
geführte Originalplan, den heute das historische Museum der Stadt bewahrt, ist das
einzige, was von dem glänzenden Projekte auf uns gekommen ist.
Dafür baute der Kurfürst die alte Residenz aus, führte im Lande zierliche
Schlösschen auf, und vergrösserte seine Residenz fast um das Doppelte. Ein ganzer
Hofstaat von ' italienischen und niederländischen Künstlern umgab ihn. Wie schon
sein Grossvater W^olfgang Wilhelm hatte er italienische Architekten an sich gezogen.
Im Brennpunkt der Künstlerkolonie standen zwei niederländische Künstler, Gabriel
von Grupello und Adrian van der Werff. . Um sie scharten sich Johann Franz Douven,
Antonio Pellegrini, Domenico Zanetti und andere. Die dankbare Stadt war im vollen
Rechte, wenn sie ihrem Jan Willem auf dem Sockel zu seinem Reiterstandbilde,
Grupellos Meistersverke, die ehrenden Beinamen gab : Erweiterer der Stadt, Gründer der
Pinakothek. Sein kostbarstes Vermächtnis freilich, eben die Gemäldegallerie, die erste
grosse derartige Sammlung in Deutschland, die aus den von den Ständen bewilligten
Mittebi zusammengebracht worden war, konnte der Stadt nicht erhalten bleiben; sie
wanderte im Jahre 1806 nach München, wo sie jetzt den Kern und Grundstock der
alten Pinakothek bildet.
Die kurze Glanzzeit unter Johann Wilhelm fand mit seinem Tode im Jahre i7i6
ein rasches Ende, sein Nachfolger, Karl Philipp, blieb in dem pfälzischen Stamm-
lande und Hess, was sich von den Schöpfungen der künstlerischen Hofgesellschaft
entführen liess, von Düsseldorf nach Mannheim und Neuburg bringen, erst unter
seinem Erben Karl Theodor erwachte die alte Pracht wieder. Im Jahre i746 hielt
der Kurfürst unter glänzenden Festlichkeiten den Einzug in seine zweite Hauptstadt.
Unter der Verwaltung des Grafen Goltstein erlangte Düsseldorf in der dreissigjährigen
Friedenszeit eine neue Blüte auf allen Gebieten der wirtschaftlichen und geistigen
Kultur. Durch die Anlage der Karlsstadt wurde die Stadt um ein Viertel vergrössert.
Grundlagen für den höheren gelehrten Unterricht boten die Errichtung einer Rechts-
schule, einer anatomischen Lehranstalt, der Landesbibliothek; um Friedrich Heinrich
Jacobi sammelte sich in Pempelfort ein erlesener litterarischer und philosophischer
EINLEITUNG 5
Kreis. Endlich schuf der Kurfürst neben der Bildergallerie die Anstalt, die heute den
glänzendsten Ruhmestitel der Stadt bildet, die Kunstakademie.
Am Ende des i8. Jahrhunderts beginnt dann wieder eine Periode voll kriege-
rischer Unruhen, voll jäher Wechsel in Verwaltung und Herrschaft. Tm Jahre i794
waren die französischen Revolutionstruppen durch die Niederlande bis zum Rheine
vorgedrungen, nach dem fürchterlichen Bombardement der Stadt in der Nacht vom
5. zum 6. Oktober, das das Schloss und einen grossen Teil der Stadt in Brand setzte,
ergossen sich die Franzosen plündernd in das bergische Land. Erst nach sieben
Jahren, im Mai i8oi, nach dem Frieden von Luneville, verliessen sie das rechte Rhein-
ufer. Unterdessen war die Regentschaft i799 nach dem Tode des kinderlosen Kur-
fürsten an den Herzog Max Joseph von Pfalz -Birkenfeld -Zweibrücken übergegangen,
der durch den Apanagialrecess vom Jahre i8o3 seinem Schwager, dem Herzoge Wil-
helm von Bayern aus dem Hause Pfalz- Birkenfeld -Gelnhausen, die Statthalterschaft
im Herzogtum Berg übertrug. Das Herzogtum musste aber schon am i5. März 1806
an Napoleon abgetreten werden, der es noch am selben Tage dem Prinzen Joachim
Murat überwies; am i5. [uli 1808 ging das neue Grossherzogtum Berg wieder an Frank-
reich über und blieb in dessen Besitz, bis im November 181 3 die ersten Truppen der
Verbündeten in Düsseldorf einzogen. Durch den Wiener Congress wurde das Gross-
herzogtum Berg an Preussen abgetreten, am 22. April 1816 wurde der Regierungs-
bezirk Düsseldorf gebildet und im Jahre i848 die Oberbürgermeisterei der Stadt von
der Verwaltung des Kreises abgetrennt.
Unter den prcussischen Herrschern begann nun für Düsseldorf eine neue reiche
Zeit. Mit ungeahnter Raschheit wuchsen ganze Stadtviertel neu empor, seit der ein-
engende Ringwall gefallen und Düsseldorf durch den genialen Gartenkünstler Weyhe
zur schönsten Stadt am deutschen Rhein umgeschaffen worden war. Der neue Rhein-
hafen, die letzte Grossthat des unternehmenden Bürgersinnes Düsseldorfs, knüpft direkt
wieder an den Plan des Gründers der Stadt, des Grafen Adolph V. an. Als Sitz der
rheinischen Provinzialverwaltung hat die Stadt einen Teil ihrer alten Machtstellung als
politisches Centrum des Niederrheins wieder erlangt. Die Kunstakademie, die unter
Krabe und Langer nur ein Scheinleben geführt, wie der Klassicismus, den sie lehrte,
schnellte mit Peter von Cornelius hoch empor und wurde für eine kurze Spanne Zeit
bestimmend für das Schicksal und den Werdegang der deutschen Malerei. Seit jener
Epoche haben die Düsseldorfer in dem Konzert der deutschen Kunst eine laute
Stimme, die sich nach den weiclien Melodien der letzten Jahrzehnte in gesunder
Kraft eben wieder zum trotzigen Rufen anschickt.
Der Kreis Düsseldorf zerfällt in zwei deutlich sich scheidende Teile, den nie-
deren westlichen Uferstreifen, dessen Alluvialboden aus Lehm, Thon, Sand und Ge-
rolle im fortwährend raschen Wechsel der Mischung besteht, und dem östlichen höheren
Teil. Hier besteht der Abhang aus Diluvium, das .sich östlich von Ratingen weit aus-
breitet, dazwischen tritt der den hinteren Gebirgsstock bildende Lenneschiefer, im Nord-
6 EINLEITUNG
Osten der Verneuili- Schiefer des Ober- Devon zu Tage In den Mulden der Ge-
birgs -Ausladungen findet sich neben dem vielfach benutzten Kalkstein nesterförmig
Brauneisenstein, in der Ebene auch Raseneisenstein. Auch in der Ausnutzung des
Bau-]\Iateriales scheidet sich Vorder- und Hinterland. Während in dem östlichen
Teile wie in den Kreisen Essen und INIettmann der Kohlensandstein und Kalkstein
das übliche Material darstellte, bediente sich das Niederland fast ausschliesslich, zumal
in der Blütezeit des romanischen Stiles, der Tufisteine, für deren Beschaffung der
Rhein einen bequemen und billigen Beförderungsweg abgab.
LITTERATUR.
I. Zusammenfassende Darstellungen. W. Teschenm acher, Annales
Cliviae, Juliae, Montium, INIarcae, Westphalicae, Ravensbergae, Geldriae et Zutpha-
niae, Frankfurt und Leipzig i72i. — Chronika der durchlauchtigen hochgeborenen
Fürsten und Herren zu Gülich, Cleve und Berge, darinnen ihr herrlicher und hoch-
rühmlicher Anfang, Herkunft und Ursprung zu befinden, durch M., o. J. — J. Th.
Brosius, Juliae Montiumque comitum marchionum et ducum annales, 3 Bde., Köln
i73i. — A. Borheck, Archiv für die Geschichte, Erdbeschreibung, Staatskunde und
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die Geschichte des niederrheinischen Deutschlands, Köln 1801. — Ders., Geschichte
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Schmidt, Geschichte und Geographie des Herzogtums Berg und seiner Herrscihaften,
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auf die vier Länder Jülich, Cleve, Berg und Mark, Hamm 18 19. — Neigebaur, Dar-
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— J. A. Demian, Geographisch -statistische Darstellung der deutschen Rheinlande
nach dem Bestände vom i. August 1820, Koblenz 1820. — W. Ritz, Urkunden und
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Vaterländische Chronik der preussischen Rheinprovinzen, Köln 1825. ■ — F. A. Diester-
weg, Beschreibung der Preussischen Rheinprovinzen, Krefeld 1829. — v. Restorff,
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— F. E. V. Mering, Geschichte der Burgen, Rittergüter, Abteien und Klöster in
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Düsseldorf i836. — Montanus, Die Vorzeit der Länder Cleve, Mark, Berg und West-
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EINLEITUNG 7
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Berlin i84i. — E. Hölterhoff, Vaterlandskunde, zunächst für die Preussische Rhein-
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Preuss. Rheinprovinz, Köln i845. — v. Mülmann, Statistik des Regierungsbezirks
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Geschlechter, 3 Bde., Ki'>\\\ i864 — 1869. — Versuch einer Geschichte der Industrie
und des Handels in den iiicdcrrliciuisch- westfälischen Provinzen des vormaHgen
Grossherzugtums Berg: Vaterländische Blätter, den Bcwolmcru des Niederrheins ge-
widmet I, i8i4, S. 9i, i87. — A. Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und
Berdschen Geschlechter, 2 Bde., Köln i848. — Ders., Geschichte der Westfälischen
Geschlechter, Köln i858. — Ders., Die Dynasten, F"reihcrren und jetzigen Grafen von
Bocholtz, 4 Bde. in 6 Abteilungen, Köln i856 — 1863. — Ders., Forschungen auf dem
Gebiete der Rheinischen und Westfälischen Geschichte, 5 Bde. in 8 Abteilungen,
Köln i864 — 1876. ■ — Ders., Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und Westfalen,
Köln i876 — 1883, 6 Bde. — Ders., Chroniken und Urkundenbüchcr hervorragender
Geschlechter, Stifter und Klöster, Köln 1862 — 1880, 5 Bde.
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Bilder und Geschichten aus alter und neuer Zeit, Leipzig i87i. — G. v. Amyntor,
Peter Quidams Rheinfahrt, Stuttgart i878. — A. v. Haeften, Überblick über die
Niederrheinisch -Westfälische Territorialgeschichte bis zum Anfang des iS.Jh.: Berg.
Zs. II, S. i; III, S. 224. — L. Driesen, Fünf Bücher niederrheinischer Geschichte.
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XV, S. io5. — Karl Kunze, Die politische Stellung der niederrheinischen Fürsten in
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Bildung des vormaligen Herzogtums Berg: v. Ledebur, Allg. Archiv XVII, S. 3o5.
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kische Rheinufer was es war und was es jetzt ist, Köln 1802. — A. C. Minola, Kurze
Darstellung dessen, was sich unter den Römern .... Merkwürdiges am Rheinstrom
8 EINLEITUNG
ereignete. Köln 1816. — JNI. F. Essellen, Zur Geschichte der Kriege zwischen den
Römern und Deutschen, Hamm 1862. — Ders., Geschichte der Sigambrer, Leipzig
1868. — Jacob Schneider, Neue Beiträge zur alten Geschichte und Geographie der
Rheinlande, Düsseldorf 1860 — i89o, Heft i — 14. Insbesondere Heft VI, Lokalforschun-
gen über die alten Denkmäler des Kreises Düsseldorf (zugleich Düsseldorfer Gymnasial-
programm i874) und Heft XIV, die alten Grenzwehren im Kreise Düsseldorf (Abdruck
aus Bd. V. der Beiträge zur Geschichte des Niederrheins). — Ders., Die alten Heer-
und Handelswege der Germanen, Römer und Franken im Deutschen Reiche, Düssel-
dorf 1882 — i89o, Heft 1—9.
3. Zur Territorialgeschichte. W. Herchenbach u. H. A. Reuland, Ge-
*
schichte des Limburger Erbfolgestreites. Die Schlacht bei Worringen und die Erhe-
bung Düsseldorfs zm- Stadt, D. i883. — Fr. Blumberger, Alt Düsseldorf I. Die nieder-
rhein. Fehde bis zur Erhebung Düsseldorfs zur Stadt: Jahresbericht des Stadt. Real-
gymnasiums i884. — W. Crecelius, Der Geldrische Erbfolgekrieg zwischen Kaiser
Karl V. und Herzog Wilhelm von Jülich, Berg und Cleve: Berg. Zs. XXIII, S. 5o. —
Ders., Letzte Tage des Erbherzogs Karl Friedrich von Jülich, Berg und Cleve: Berg.
Zs. XXIII, S. 166. — Steph. Pighius, Hercules prodicius seu principis iuventutis vita
et peregrinatio, Antwerpen i587. — ■ Die güldene Rose, so Sixtus V. der Herzogin
Jacobe von Baden 10. Mai i587 ... zu Düsseldorf präsentieren lassen, Köln i588. —
P. Leonardson, Merkwürdiges Aktenstück zur Geschichte der Herzogin Jakobe von
Jülich. Cleve, Berg: Aschebergs Niederrhein. Blätter für Belehrung und Unterhaltung I,
1801, S. 629. — Jakobe von Baden: Niederrheinischer Volkskalender, Wesel I060. —
C. Trog, Jakobe von Baden: Rhein. -Westfäl. Hauskalender 1886 und Niederrhein.
Volkskalender 1886. — K. W. Bouterwek, Originalien zur Regierungsgeschichte der
Herzogin Jakobe: Berg. Zs. III, S. 352. — Rettung der Ehre und Unschuld der Jacobe
von Baden: Historisches Portefeuille -I, 2. Stück,, 1 782. — Th. v. Haupt, Jacobe von
Baden, Coblenz 1820. — Felix Stieve, Zur Geschichte der Herzogin Jakobe von
Jülich: Berg. Zs. XIII, S. i. — Karl Unkel, Jakobe, Herzogin von Jülich und der
Jülicher Regimentsstreit: Ann. h. V. N. LIV, S. 96. — E. K. u. F. C, Original -Denk-
würdigkeiten eines Zeitgenossen am Hofe Johann Wilhelms III., D. i834. — W. Cre-
celius, Urkundl. Beiträge zur Krankheitsgeschichte der Herzöge Wilhelm und Johann
Wilhelm von Jülich, Cleve und Berg: Berg. Zs. XXIII, S. i. — E. v. Schaumburg,
Original - Denkwürdigkeiten eines Zeitgenossen am Hofe Johann Wilhelms III, D. i834.
— Ders., Die Jugendjahre Johann Wilhelms: Berg. Zs. V, S. 327. — Ders., Johann
Wilhelm : Berg. Zs. VIII, S. i . — J. Bodler, Lebens- und Sterbenslauf weiland des
Durchleucht. Fürsten Philipp Wilhelm Pfalzgraf bei Rhein, Dillingen i69o. — W. Cre-
celius, Zur Geschichte des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz : Berg. Zs. XXVII,
S. io7. — Pakenius, Hercules prodicius seu Carolus J. C. M. princeps in Johanne
Wilhelmo comitate palatino Rheni nepote post saeculum redivivus, Köln i679. —
Palatinae virtutis imago morti erepta mundo reddita et symbolis inclusa dum priiicipi
8
EINLEITUNG 9
Joanni Wilhelino parentaret Carolus Philippus a. i7)6. — Carl Theodor, Churfürst von
Pfalz -Bayern, wie er war und wie es wahr ist, Sulzbach 1828. — Franz Carion,
Karl Theodor und seine Zeit, histor. Roman, Leipzig i858. — J. M. N. du Mont,
Auf die Ankunft S. Kurfürstl. Durchlaucht zu Pfalzbayern im Herzogtum Berg i785.
— Fr. W. Woker, Aus den Papieren des kurpfälzischen Ministers Agostino Steffani,
Bischofs von Spezia i7o5 — i7o9, Publikation der Görres-Gesellschaft, Köln 1 885, S. 6.
— Die . . in einer . . Beleuchtung brennende Liebe und Ehrfurcht als unsre Sonn,
die sich so lang schien zu verbergen . . . das ist: Als Carl Theodor . . mit Marie
Elisabeth Augusta . . . durch höchst -deroselben den i5. Okt. i746 beglückte Ankunft
Düsseldorf? erfreueten, . . . aufgeführte Ehren -Pforten wie auch sonst an den Häusern
der Stadt angebrachten Sinn- Bilderen und Beyschriften zum Truck gebracht, D. i747.
— Denkmal auf die fünfzigjährige Regierung und Vermählung des Durchlauchtigsten
Fürsten und Herrn, Herrn Carl Theodor, Pfalzgrafen etc. . . ., München i795. — Be-
schreibung Derer Fürstlicher Güligscher Hochzeit, so im Jahr i585 ... zu Düssel-
dorff mit grossen Freuden Fürstlichen Triumph und Herrligkeit gehalten worden war,
D. i585. — Theod. Graminaeus, Spiegel der Vergenglichkeit dem Durchl. Fürsten
. . Johan Wilhelmen Herzogen . . . zugeschrieben, hochloblicher Christmilter gedacht-
nus Irer F. G. lieben Heni Vatters absterben vnd begrabnus zuverehren, D. i792. —
[Ad. vom Kamp], Beschribung der Begrebnus weilandt des Durchleuchtigsten . . .
Fürsten Johan Wilhelm, Hertzogen zu Gülich, Cleve und Berg den 3o. Okt. 1628,
D. 1628 (mit 44 Kupfern). — Apotheosis Leopold! L Caesaris .... Leich - Begäng-
nuss, so Ihro Cluir- Fürstl. Durchlaucht Johannes Wilhelmus PfalzgrafF bey Rhein . .
in gröster Eiffer beflissnister Magnificentz und reinister Condolentz celebrirt, D. i7o5.
— Die Helden der Republik und Bürger und Bauern am Niederrhein in den letzten
Tahren des vorigen Jh., vom Verfasser der deutschen Kokarde, Elberfeld i85i. —
Rudolf Goecke, Das Grossherzogtum Berg unter Joachim Murat, Napoleon L und
Loüis Napoleon 1806 — 18 13, Köln i877.
4. Rechts- und Verfassungsgeschichte. Ordnung und Revision des ge-
richtlichen Processes . . . ., Köln i556, Revisionen von i556, i562, i565, 1606, i635,
i696, die letzte unter dem Titel: Gülich- und Bergische Rechts-, Lehen-, Gerichts-
schreiber-, Brüchten-, Policey- und Reformations- Ordnung . . ., Düsseldorf i75i. Vgl.
über die verschiedenen Ausgaben v. Kamptz, Provincialrechte HI, S. 1 15; de Ludolff,
Observationes forenses II, obs. 285; v. Cramer, Wetzlarische Nebenstunden IV, p. 161.
— ■ Melchior Voets, Historia iuris civilis Juliacensium et Montensium, Köln i667
(unter dem Pseudonym: Julius de Monte), i683, Düsseldorf i 693, i7i4. i729, i762.
— Ders., Tractatus de iure revolutionis ad lucem ordinationis iudiciariae , letzte
Ausg., D. i743. — C. G. Kylmann, Dissertatio inauguralis exhibens quasdam diffe-
rentias iuris Romani et statutarii Julio-Montani, Duisburg i7o9. — Fr. Voswinckel,
Differentiae iuris communis et statutarii Juliae et Montium, Köln i732. — [Petrus
AB Streithagen], Catalogus scriptoruin Juliacensium, Leiden i643. — J. Chr. Schütz
1 o EINLEITUNG
Tractatio de usufructu consuetudinario julio-Montensi, D. i73i. — K. J. Wiebeking,
Beiträge zur Kur- Pfalzischen Staaten - Geschichte vom J. i772 — 1792, vorzüglich in
Rücksicht des Herzogtums Jülich und Berg, Heidelberg i793. — Widerholung aller
derjenigen Edikten und General -Verordtnungen, welche wegen der in be\den Herzog-
thumben Gülich und Berg üblichen Steuer -Collectationen und darin einschlagender
Materien vor und nach aussgegangen seynd, D. i7i5. — Fr. Alef, Dissert. de iuribus
et praerogativis ducatuum Juliae et INIontium, Heidelberg i75i (auch in seinen opus-
culis p. 7773). — GoswiN Joseph de Buiningk, Tcntanien historicum de ordinatio-
nibus provincialibus juliacensibus, IMontensibus . . . ., Duisburg i794. — G. J. v. Knapp,
Beiträge zur Jülich- und Bergischen Landesgeschichte oder Anleitung zur Kenntnis
der Jülich- und Bergischen Lehne, i79i. — Fr. G. Schleicher, Abhandlung vom
Ursprung und Eigenschaft der Gülich- und Bergischen Lehne, Elberfeld 1800. —
C. A. Rennen, Bemerkungen über das Bergische Landrecht, Düsseldorf i8o3. —
Christian Sommer, Practischer Commentar über die Jülich - Bergische Rechts -Ord-
nung mit Verbesserungsvorschlägen, Köln i8o4, L — J. J. Scotti, Sammlung der Ge-
setze und Verordnungen in Jülich, Cleve und Berg von i475- — i8i5, 4 Teile, D. 182 1
bis 1822. — Theodor Corner, Abhandlung über den vorzüglichen Unterschied
zwischen den ehemaligen Landesrechten .... von Köln, Jülich und Berg, Köln 1826.
Decret imperial sur la conscription territoriale du grand-duche de Berg, D. l8o9.
- — Bulletin des lois du grand duche de Berg, Düsseldorf 18 10, 4 Bde. (dasselbe mit
deutscher Übersetzung 6 Theile). — Bulletin des Grossherzogthums Berg, 18 10 — 181 2.
— Bornemann u. v. Daniel, Sammlung der für die Kgl. Preuss. Rheinprovinz ver-
kündigten Gesetze und Verordnungen und Regierungsbeschlüsse aus der Zeit der
französischen Oberherrschaft, 3 Theile. — Bergische Gesetzbulletins I — VHI, 5 Theile.
— Code Napoleon, Bergische Ausgabe, Düsseldorf 18 10. — Recueil des actes du
gouvemement du grand duche de Berg, 1806 — 180 7, i. Theil. — Sammlung Gross-
herzoglich Bergischer Verordnungen. — Grossherzogtum Berg, Gesetze, welche dem
3. Nov. i8o9 vorhergehen. — v. Kamptz, Die Provincial- und statutarischen Rechte
in der Preussischen Monarchie, Berlin 1828, HI, S. ii4. — H. Altgelt, Sammlung
der gesetzlichen Bestimmungen etc. des Elementar -Schulwesens im Regierungsbezirk
Düsseldorf nebst historischer Einleitung über die Verwaltung des öffentlichen Unter-
richts von l794 — i84o, D. i84l. — J. W. Bewer, Sammlung der bei den Gülich- und
Bergischen Dikasterien entschiedenen Rechtsfälle, merkwürdigen Edikte und Normal-
verordnungen, 7 Bde., D. i796 — 1855. — A. Joesten, Sammlung der für den Regie-
rungsbezirk Düsseldorf gültigen Polizeigesetze und Verordnungen, D. i844. — G. von
Below, Die landständische Verfassung in Jülich und Berg bis zum J. 1 5 1 1 : Berg. Zs.
XXI, S. i73; XXn, S. i. — Ders., Geschichte der direkten Staatssteuern in Jülich
und_Berg bis zum geldrischen Erbfolgekriege: Berg. Zs. XXVI, S. i; XXVIII, S. i. —
A. Koernicke, Entstehung und Entwickelung der Bergischen Amtsverfassung bis zur
Mitte des i4.Jh., Bonn i892. — Die älteren Drucke von bergischen Rechtsordnungen
10
EINLEITUNG I I
u. a. aufgeführt bei L. Merländer, Buchdruck und Buchhandel in Düsseldorf: Ge-
schichte der Stadt Düsseldorf 1888, S. 32 1 ; Beiträge zur Geschichte des Niederrheins IV,
S. 5i; ausserdem im Katalog der Ausstellung zur Feier des 600jährigen Bestehens
Düsseldorfs als Stadt, D. 1888, S. 44.
Im übrigen zu vergleichen die Litteraturverzeichnisse zu Düsseldorf, Ratingen,
Gerrcsheim, Kaiserswerth und zu den Kimstdenkmälern des Kreises Essen.
ABKÜRZUNGEN
für die häufiger genaniilen Werke.
Lacomblet, ÜB. — Th. J. I.acomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, Dussel-
dorf 1840—1857, 4 Bde.
Binterim u. Mooren, E. K. — Binterim u. Mooren, Die alle luid neue Erzdiöcese Köln, in Dekanale
eingeleilt, Mainz 1828 — 1830, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln bis
zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren, I, Düsseldorf 1892.
Binterim u. Mooren, D. C. — Binterim u. Mooren, Rheinisch - westfälischer diplomatischer"^ Codex
Mainz 1S30, 2 Bde.
Lacomblet, Archiv. — Archiv für die Geschichte des Niederrheins I (1832), II (1857), III (18G0),
IV (1863), V (1865), herausgegeben von Lacomblet, NF. 1(1868), 11(1870), herausgegeben
von Ilarless.
ß. ]. — Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, I (1841) — XCIV (1893).
Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LV (1892).
Berg. Zs. — Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, I (1863)— XXVIII (1892).
Westfäl. Zs. — [Westfälische] Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde,
I (1838)— LI (1893).
Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde, heraus-
gegeben von Richard Pick, lu. 11(1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte Westdeutsch-
lands, herausgegeben von dems., III (1877) — VII (1881).
Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und- Kunst, herausgegeben von Ilettner und
Lamprecht, I (1882)— X (1891), von Ilettner u. Hansen, XI— XII (1893).
Nrh. — Der Niederrhein. Wochenblatt für niederrheinische Geschichte und Altertumskunde, 1878,
1879,;i884— 1886.
Nrh G. — Niederrheinischer Geschichtsfreund, I (1879)— VI (1884).
Aus'm W^eerth, Kd. — E. aus'm Weerlh, Kunstdenkmäler des^christlichen Mittelalters in den Rhein-
landen, Leipzig 1857 — 1868, 5 Bde. Tafeln und Text.
Brambach, C. I. R. — W. Brambach, Corpus inscriptionem Rhenanarum, Elberfeld 1867.
Düss. Mon. — Monatsschrift des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Düsseldorf
und Umgegend, 1881, vgl. S. 17.
Düss. Zs. — Zeitschrift des Düsseldorfer Geschichtsvereins 1882 — 1883, vgl. S. 17.
Düss. Beitr. — Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichls-
vereins I (1886)— VII (1893).
I
STADT DÜSSELDORF
Fig. 1. Düsseldorf. Die Altstadt mit der Lambertuskirche.
DÜSSELDORF.
I. Ouellen,
I. Allgemeine Darstellungen. M. Merian, Topographia Westphaliae i65o,
p. 2 1. — |. WüLFFiNG, Beschreibung der Vornehmen Handels -Städte Bergischen
Landes (i729): Berg. Zs. XIX, S. 1 14, 120, i32. — J. Th. Brosius, Juliae Montiumque
comitum annales, 3 Bde., Köln i73i, p. 12 ff. — Geographisch -statistische Beschrei-
bung der Stadt Düsseldorf: Weddigexs Neues fortgesetztes Westphälisches Magazin I,
i798, S. 3o. — M. J. IMertens, Geschichtliche Nachrichten über Düsseldorf bis zum
Ende des iS.Jh., bei L. G. A. Martin, Wegweiser Düsseldorfs, 18 17, S. 64. — C. H.
A. MilSTDEL, Wegweiser Düsseldorfs oder Grundlage zur geographisch -statistisch -topo-
graphisch - historischen Darstellung von Düsseldorf nach seinen früheren und derzeitigen
Verhältnissen, D. 181 7. — J. F. Wilhelmi, Panorama von Düsseldorf und seinen Um-
gebungen, D. 1828. — Die Stadt Düsseldorf: Allgemeine Unterhaltungsblätter, Münster
1829, S. i.o3, 329, 392, 4i I. — Düsseldorf: Rheinisches Pfennig -Magazin von J. A.
Becher, I, i835, S. 257. — Düsseldorf mit seinen Umgebungen, ein Wegweiser für
Fremde und Einheimische, D. i84o. — J. W. Spitz, Wanderungen durch Düsseldorf
und Ausflüge, D. i84o. — F. J. Kiefer, Nouvelle description de Dusseldorf et de
Quellen
Allgemeine
Darstellungen
15
l6 KREIS DÜSSELDORF
Qu eil eil ses environs, D. i84i. — W. FÜSSLI, Die wichtigsten Städte am Mittel- und Nieder-
rhein, Leipzig i846, S. 543. — Carl Buchholz, Humoristische Reise - Skizzen eines
wandernden Typographen, gesammelt auf einer Reise von Düsseldorf nach Weimar.
Siegen 1862. — E. v. Schaumburg, Historische Wanderung durch Düsseldorf, D. 1866.
— W. Herchenbach, Fremdenführer für Düsseldorf und Umgebung, D. i869. —
A. Hofacker, Führer durch Düsseldorf und Umgebung, D. i877. — Illustrierter Führer
durch Düsseldorf und seine Umgebung, D. i878. — Hofacker, Stadtplan und Führer
durch die Stadt Düsseldorf, D. 1S81. — Fr. Blumberger, Alt- Düsseldorf. Die
niederrheinische Fehde bis zur Erhebung Düsseldorfs zur Stadt. Jakobe von Baden.
Beilage zum Jahresbericht des Stadt. Realgymnasiums zu Düsseldorf i883 u. i884. —
Spaziergänge und Ausflüge in die nächste Umgebung von Düsseldorf, D. i889. —
Freiherr JuL. v. d. Hart, Blätter aus Düsseldorfs Geschichte, D. i889. — H. Ferber,
Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf I. u. II, D. i89o. — Karl
BoNE, Düsseldorf und seine Umgebungen, Zürich i89o. — Karl Kollbach, Bilder
vom Rhein, Köln i892, S. 379 mit Abb. — K. v. Angermund, Wanderungen in die
Umgebung Düsseldorfs (Separatabdruck aus der Düsseid. Bürgej- Zeitung), D. i892. —
.4uere Reise- Chr. Riegel, Ausführliche und gründliche Beschreibung des ganzen Rheinstromes
CSC rei ungea ^^^.^ Karte und Kupfern, Nürnberg i69o. — Malerische Reise am Niederrhein, Nürn-
berg i784. — Reize längs den Neder-Rhyn over het Loo . . tot Bon, Campen i785,
p. 95. — Rhynvis Feith, Vermaakelyke reizen door het grootste gedeelte van het
duitsche ryk in den jaaren i782 en i783, Leyden i784, p. 8. — Reise auf dem Rhein
von Andernach bis Düsseldorf, Koblenz i79o, S. 35o. — Georg Forster, An-
sichten vom Niederrhein, Berlin i79i, I, S. 9o, Ii4, i63. — Malerische Rhein-Reise
von Speyer bis Düsseldorf, aus dem Italienischen des Abbate de Bertola, Mann-
heim i796. — Freiherr v. Wakkerbart, Rheinreise, Halberstadt i794, S. 336. —
Bemerkungen über Düsseldorf und Elberfeld auf einer Reise von Köln nach Hamm,
o. J. (um i795). — Freye Bemerkungen auf einer Reise in den Rheingegenden, Leipzig
i797. — Chr. Meyer, Ansichten einer Reise durch das Clevische und einen Teil
des Holländischen über Crefeld, Düsseldorf und Elberfeld, i797. — Malerische An-
sichten des Rheins von Mainz bis Düsseldorf, Frankfurt 1806. — Reise auf dem Rhein
von Andernach bis Düsseldorf, Köln i8o9. — J. A. Klein, Rheinreise von Strassburg
bis Düsseldorf, Koblenz i839, S. 279. — J. L. Vecqueray, Der kunstsinnige Mentor
am Rheine auf der Reise von Strassburg bis Düsseldorf, Coblenz i85o.
Innere 2. Innere Geschichte. Wächter, Bericht über die Lage undWünsche der Stadt
Düsseldorf bei Beginn der Preuss. Herrschaft: im Düsseid. Adressbuch vom J. i892. —
Herm. Goedsche, Erinnerungsblätter an die Jubelfeier der 2 5 jähr. Anwesenheit Ihrer
Kgl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich von Preussen in Düsseldorf am
2. Febr. i846, D. i846. — W. Eissenbarth, Die Ereignisse am 9. und 10. Mai in
Düsseldorf, D. i849. — W. Herchenbach, Düsseldorf und Umgebung in dem Revo-
lutionsjahr i848 — 1849, D. 1880. — H. Ritter, Der Politische Struwwelpeter, ein Ver-
such zu Deutschlands Einigung, D. i849. — T. J. Lenzen, Beiträge zur Geschichte
von Düsseldorf: Niederrheinische Blätter für Belehrung und Unterhaltung I, Dortmund
1801, S. io5. — P. F. J. Müller, Meine Ansicht der Geschichte Düsseldorfs, o. J.
— H. Ritter, Zur Geschichte von Düsseldorf und Kaiserswerth, D. i855. — 26 Re-
gesten von 1262 — 1494: Gengler, Codex iur. municip. I, p. 933. — W. Ritz, Urk.,
betr. die Rheinfähre zwischen Düsseldorf und Neuss: v. Ledebur, AUg. Archiv III,
S. 7o. — Die Düsseldorfer Stadterhebungsurkunde: Berg. Zs. XVIII, S. i49. — Zur
älteren Geschichte der Düsseldorfer Gemarkung: B. J. LXXXV, S. i47. — H. EsCH-
16
DÜSSELDORF l7
BACH, Urk. zur Geschichte der Stadt Düsseldorf: Düss. Beitr. IV, S. 93. — Ausführ- Quellen
liehe Geschichte der Stadt: Lacomblets Archiv III, S. i; IV, S. i; V. S. i. — Münzen
Düsseldorfs: v. Ledebur, Allg. Archiv IX, S. 24i. — E. v. Schaumburg, Der Rhein-
übergang der Franzosen bei Düsseldorf am 6. Sept. 1 795: Zs. für preuss. Geschichte
und Landeskunde XII, S. 463. — Kausen, Die Beziehungen Napoleons I. zu Düssel-
dorf, Vortrag, D. 1882. — Redlich, Die Anwesenheit Napoleons I. in Düsseldorf im
Jahre 181 1, D. i892. — Jon. Hübsch, Der Ruhm der huldvollen Retter des beglückten
Deutschlands, eine Cantate, D. i8i3. — Kurze Darstellung der Entstehung des Bergischen
deutschen Theaters: Almanach für das Jahr i8o7, von C. A. Heusser, D. i8o7. —
Grabbe, Das Theater zu Düsseldorf mit Rückblick auf die übrigen deutschen Schau-
bühnen, D. i835. — y. J. Lenzen, Ursprüngliche Verfassung der im J. 1800 gestifteten
Allgemeinen Armenpflege in Düsseldorf, D. 181 5. — A. Fahne, Die Düsseldorfer
Schützen- und die Kölner Gewandzunft: Forschungen auf dem Gebiete der rheinischen
und westfälischen Rechtsgeschichte, I, Köln i864. — Wünsche über die künftige Ein-
richtung der Rhein -Schifffahrt von den Düsseldorfer Kaufleuten . . ., D. 18 16.
3. Zeitschriften. Niederrheiniches Taschenbuch für Liebhaber des Schönen ZcitschriUen
und Guten, herausgegeben von Fr. Mohn i799, 1800, 1801, 1802, i8o3, i8o5. —
Bergisches Taschenbuch, herausgegeben von W. Aschenberg t798, 1800, 1801, 1802»
i8o3, i8o4, 1806, die letzten drei unter dem Titel: Taschenbuch für die Gegenden
am Niederrhein.
Monatsschrift des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Düsseldorf
und Umgegend, 1881, Nr. i — 6, herausgegeben von W. Herchenbach und C. Koenen.
Darin C. Koenen, Die Sammlung des histor. Museums zu Düsseldorf S. 3, 11, 39.
Zeitschrift des Düsseldorfer Geschichtsvereins, herausgeg. von W. Herchenbach,
Jahrgang 1882, Nr. i — 6. Darin Beiträge zur Lebensgeschichte des Churfürsten Johann
Wilhelm. I. W. Herchenbach, Gabriel von Grupello. IL Die Reiterstatue auf dem
Gemüsemarkte Nr. i, S. i. III. Grupellos Lehrling Nr. 2, S. 16. IV. Inventarien des
Churfürsten Nr. 3, S. 1 1 ; Nr. 4, S. 18. — Tönnies, Düsseldorfs periodische Presse vor
100 Jahren Nr. 2, S. 1. — Ad. Reiners, Johann Berteis aus Löwen Nr. 4, S, i; Nr. 5,
S. 8; Nr. 6, S. i4. — Tönnies, Das öffentliche Fuhrwesen im alten Düsseldorf Nr. 5,
S. I. — Urkunden und Aktenstücke, die Frauenklöster in Düsseldorf betreffend,
Nr. 6, S. I.
Jahrgang i883, Nr. i — 6. Darin KoHTZ, Geschichte der Infanterie- und Artillerie-
kaserne zu Düsseldorf Nr. i, S. i. — Tönnies, Buchdruck, Buch- und Kunsthandel
zu Düsseldorf S. 49. — Ders., Die Docenten der juristischen Fakultät zu Düsseldorf
S. 73. — Herchenbach, Ursprung der Erzbruderschaft des h. Rosenkranzes S. I23.
— Ders., Düsseldorf als Festung S. 128.
Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichts-
vereins I (1886). H. Ferber, Die Schöffenfamilie Spede S. 1. — A. Wedell, H. Heines
Stammbaum mütterlicherseits S. 5. — Tönnies, Die kurpfälzischen Posten am Nieder-
rhein S. i3. — • H. Eschbach, Dr. Johannes Wier S. 57. — Th. Levin, Das Grab-
denkmal des Herzogs Wilhelm in der Lambertuskirche S. i75.
II (i887). Tönnies, Die alliierten Truppen vor und in Düsseldorf S. i. —
L. Merländer, Düsseldorfs älteste Zeitung S. 4i. — C. Binz, Wier oder Weyer?
S. 48. — H. Ferber, Urk. Beitr. zur Geschichte des Krankenwesens in Düsseldorf
S. 100. — Mieck. Über scherzhafte Lokal- und Familennamen in Düsseldorf S. io4.
— A. Wedell, Erneuerte Geleits- Konzession des Pfalzgrafen Karl Theodor für die
Jülich und bergische Judenschaft S. in. — Mieck, Zur Düsseldorfer Mundart S. i33.
a
i7
l8 KREIS DÜSSELDORF
Quellen Als Bd. III (1888) Gcschiclite der Stadt Düsseldorf in 12 Abhandl. J. Schneider,
Zur ältesten Geschichte des Stadt- und Landkreises Düsseldorf. — H. Forst, Poli-
tische Geschichte des bergischen Landes. • — H. Eschbach, Zur Verfassungsgeschichte
der Stadt Düsseldorf.- — L. Küpper, Geschichte der kathol. Gemeinde Düsseldorfs.
— A. Natorp, Geschichte der evangel. Gemeinde. — A. \\'^edell, Geschichte der
jüdischen Gemeinde. — G. Kniffler, Entwickelung des Schulwesens. — E. Daelen,
Zur Geschichte der bildenden Kunst. — L. Meri..\nder, Buchdruck und Buchhandel.
— O. jNIoeller, Die Baugeschichte xon Düsseldorf. — G. Wimmer, Theater und
Musik. — KoHTZ, Geschichte der militärischen Verhältnisse. — P. Schmitz, Handel
untl Industrie.
lY (i889). J. Schneider, Die ältesten Wege mit ihren Denkmälern im Kreise
Düsseldorf S. i. — G. Kniffler, Beitr. zur Geschichte des Schulwesens S. 11. —
L. j\Ierl.\nder, Buchdruck und Buchhandel in Düsseldorf S. 5 1. — H. Eschbach,
Urk. zur Geschichte der Stadt S. 93. — Ders., Urk. Beitr. zur Geschichte des Leprosen-
wesens im Herzogtum Berg S. i5i. — Vorwerk, Norbert Burgmüller S. i58. —
Wächter, Aktenstücke betr. Burgmüller S. i93. — Kohtz, Mitteilungen zur Geschichte
des Bergischen Sicherheitscorps i782 — i8o9 S. i99. — Miscellen.
V (i89o). J. Schneider, Die alten Grenzwehren im Kreise Düsseldorf S. i. —
H. Eschbach, Urk. zur Geschichte der Stadt S. i5. — Miscellen.
^T (i892). P. Eschbach, Ortsnamen des Kreises Düsseldorf S. i. — G. Bloos,
Die Bürgermeister von Düsseldorf S. 20. — Wächter, Aus der Verwaltungsperiode
des Grossherzogtums Berg S. i53. — Miscellen.
VII (i893). H. Eschbach, Urk. zur Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 47. —
G. Bloos, Die Rentmeister von Düsseldorf S. 63. — O. Redlich, Aktenstücke zur
Geschichte des niederrheinischen Postwesens S. 261. — K. Bone, Die Distriktsnamen
des Kreises Düsseldorf S. 354. — Miscellen.
Verfassung^- 4. Vcrf as s ungsgcsch i c li t c. Stadtrecht von 1288: Niederrheinische Blätter I,
S. 108; Benzenberg, Über Provinzialverfassung II, S. 11. — Ordnung des . . hoff-
gerichts zu Düsseldorf, sambt denen an gemeltem Hoffgericht nach und nach publi-
cierten gemeinen Bescheiden, D. i684. — Polizei- und Taxordnung der Stadt Düssel-
dorf von i7o6. — Kollmann, Zusammenstellung der sämmtlichen für die Oberbürger-
meisterei Düsseldorf gültigen Lokal - Polizei -Verordnungen, D. 1822. — Lokal -Verord-
nungen der Stadt- und Samratgemeinde Düsseldorf, 2 Hefte, D. 1827 — i84i. — Polizei-
Verordnung, betreff, die Bezeichnung der Strassen, Thore, öffentlichen Plätze, Werfte etc.
und der Numerierung der Häuser Düsseldorfs nebst Plan, D. i858.
Kirchen- 5. K i r ch c nges ch ich t c. C. v. Oven, Myconius und Korbach zu Düsseldorf im
geschieh te - _ _,
J. 152 7, Essen 1827. — Confessio etdoctr. libri, quem patres Bergenses Concordiam vocant,
i575, mit Holzschnitten. — Religionsvergleich zwischen Fr. Wilhelmen, Marggraffen zu
Brandenburg u. Ph. Wilhelmen, Pfalzgraffen bei Rhein, über das Religions-Kirchenwesen
in denen Herzogtümern Jülich, Cleve, Berg, D. i674. — Gründlicher Bericht über das
Kirchen- und Religionswesen in den Fürstentümern Gülich, Cleve, Berg und Grafschaften
Marck und Ravensberg, D. i735. • — Darstellung wie die Stadt Düsseldorf bei der dort
im J. 1666 . . . herrschenden Pest ... zu Gott ihre Zuflucht . . . genommen habe, D. 1 797.
— J. W. Janssen, Das pfiichtmässige Andenken an würdige Religionslehrer, Predigt
gehalten am 27. Juni 1802, nebst Notizen über die allmähliche Entstehung der refor-
mierten Gemeinde zu Düsseldorf, D. 1802. — Geistliche Reden, gehalten bei dem
200jährigen Jubelfeste der Heiligsprechung der h. Theresia in der Karmeliten-Kloster-
kirche zu Düsseldorf, D. 1823. — B. G. Bayerle, Die katholischen Kirchen Düssel-
18
DÜSSELDORF l9
dorfs, D. i844. — J. F. Benzenberg, Vereinigungsurkunde der reform. untl luthor. Quellen
Gemeinde zu Düsseldorf, D. i84o. — Düsseldorfs Trauer über den Tod tUs W l'h.
Schulten, D. i84o. — A. J. Binteri.m, Die Wünsche und Vorschläge der katholischen
Geistlichkeit Düsseldorfs an den Erzbischof von K(")ln, D. i848. — Bücheler, Das
Gasthaus der Stadt Düsseldorf oder das St. Hubertus-Hosjiital, D. i849. — C. Krafft
und W. Crecelius, Beiträge zur Geschichte des Humanismus am Niederrhein und
in Westfalen, Elberfeld l87o, I. — Festsclirift zur Erinnerung an die Feier der Grund-
steinlegung der evangelischen Kirche zu Düsseldorf, D. i875. — Urkundenbuch der
evangelischen Gemeinde zu Düsseldorf, D. i875. — G. B. A. Natorp, Geschichte der
evangelischen Gemeinde zu Düsseldorf, D. iSSi. — Die [ohanneskirche zu Düssel-
dorf, D. 1881. — Düsseldorfensia aus Zinckgrefs Teutscher Nation Apophthegmata:
Berg. Zs. X, S. 255. — Krebs, Zur Geschichte der Heiligtumsfahrten, Köln 1881. —
K. Krafft, Die Stiftung der bergischen Provinzials\node am 21. Juli i589 zu Neviges,
Elberfeld i889. — Heinrich Thoelen, Die vier letzten Jesuiten Düsseldorfs, D. i89i.
— Ders., Leben des P. Hermann Schinienbusch : Düsseldorfer Sonntagsblatt i89i,
Nr. II. — J. Liebesleben, Düsseldorfs schönste Kirchhofs- Monumente, D. i83o. —
J. F. Benzenberg, Ueber die Grabiuonumente auf dem Düsseldorfer Kirchhofe, D. i844.
— Adolf Kohut, Aus meüier rheinischen Studienmappe, D. i877 (darin Xr. X. Eine
Wanderung ciurch die Kirchhöfe Düsseldorfs).
6. Geschichte des gelehrten Unter riclits. Hemitheojronia, sive historia Umerrichts.
- h' -Vi
poetica de gentium semi-diis, quam in aula publica electoralis ad Dussellam gynniasii ^'^'^ ""
anno mdccliv mense Junio explanabant . . . ornati candidati, D. i754. — J. FL An-
dreae, De antiqua et illustri schola Düsseldorpiensi, Heidelberg i76i. — O.W. Kor-
TÜM, Nachricht über das Gymnasium zu Düsseldorf im 16. Jh., D. 18 19. — J. MoN-
heim. Die gelehrten Schulen zu Düsseldorf im 16. Jh., o. J. — Krafft, Die gelehrte
Schule zu Düsseldorf: Programm der Realschule i853. — Widerlegung von Bayerle,
Herzog Wilhelm IV. und die Reformation: Deutsche Volkshalle i853. — Franz
Heinen, Die Städtische Realschule i. Ordnung zu Düsseldorf nebst Geschichtlichem
aus der Entwickelung des Realschulwesens überhaupt, D. i863. — Tönnies, Die
Fakultätsstudien zu Düsseldorf von der Mitte des 16. bis zum Anfang des i9.Jh.,
ein Beitrag zur Geschichte des Unterrichtswesens in Jülich -Berg L Programm der
höheren Bürgerschule zu Düsseldorf i884. — Ders., Die Docenten der juristi-
schen Fakultät zu Düsseldorf: Düss. Zs. i883, S. 73. — Uellner, Zur Ge-
schichte der städtischen Louisenschule und der mit ihr verbundenen Lehrerinnen-
bildungsanstalt, Festschrift D. i887. — Festschrift zur Sojährigen Gedenkfeier der am
28. Mai i838 erfolgten Begründung des Realgymnasiums zu Düsseldorf, D. 1888. —
Gustav Kniffler, Das Jesuiten-Gymnasium zu Düsseldorf, Programm des Kgl. Gym-
nasiums D. i892.
7. Kunst- und Künstlergeschichte. Ger. Jos. Karsch, Designation exacte Kunstge,chichte
des peintures precieuses, qui sont en grand nombre dans la galerie de la residence '' "'^
de S. A. S. E. Palatine ä Dusseldorf, D. i7i9. Dasselbe deutsch: Ausführliche und
gründliche Specification deren vortrefflichen und schätzbaren Gemälden . . — Catalogue
des tableaux, qui se trouvent dans les galeries du palais de S. A. S. E. Palatine
ä Dusseldorf, Mannheim i76o. — Christian v. Mechels, Gallerie electorale de Dussel-
dorf ou Catalogue raisonne et figure de ses tableaux, ouvrage corapose . . . par de
PiGAGE, avec 3o pl., i778. — Recueil des desseins, graves d'apres les fameux maitres,
tires de la coUection de l'academie electorale Palatine des beaux arts ä Dussel-
dorf, i78o. (2 Serien, jede zu 5o Bl.) — Recueil de 45 pieces, imitees ä l'eau forte
i9
20 KREIS DUSSELDORF
Quellen d'aprcs R.vYM. i.A Fage, tiröcs de la collection de l'academie electorale Palatine des
beaux arts. — Descriptive catalogue of pictures from the Düsseldorf Gallery, London i793
(mit Stichen von Val. Green). — Catalogue raisonne des tableaux de la galerie electo-
rale de Dusseldorf, redige d'apres le catalogue raisonne et figure de Mr. N. de Pigage,
D. i8o5. — Kurzgefasste Beschreibung der Düsseldorfer Gallerie: Fr. Mohns Nieder-
rheinisches Taschenbuch für Liebhaber des Schönen und Guten i799, S. 18; 1800,
S. 3o; 1801, S. 47; 1S02, S. 61; i8o3, S. 34; i8o5, S. 5o, mit Stichen. — Fr. K. Gottl.
HiRSCHiKG, Nachrichten von sehenswürdigen Gemälden- und Kupferstichsammlungen
. . in Deutschland, Erlangen i787, H, S. i9i. — v. Hagedorn, Betrachtungen über
die Malerev S. 248, 473, 624, 746, 75o. — Heinze, Betrachtungen über einige Ge-
mälde der Düsseldorfer Gallerie: Teutscher Merkur i777. — Beschreibung einer male-
rischen Reise nach Köln, Bensberg und Düsseldorf: Teutscher Merkur i778, S. 1 13. —
Vermaaklvke reizen door het duitsche Ryck, Leiden 1 784, p. 5. — Reize längs den
Neder-Rhvn, Campen i785, p. 95. — J. G. Lang, Reise an den Rhein, Coblenz 179o,
II, S. 25o — 435. — W. FüssLi, Die wichtigsten Städte am Mittel- und Niederrhein,
Zürich i843, II, S. 5i3. — v. Haupt, Die Düsseldorfer Gallerie, eine historische Dar-
stellung des Ursprungs, der Vervollkommnung und Schicksale dieser Galerie, mit Ent-
wicklung des Rechtes des Herzogthums Berg und der Stadt Düsseldorf insbesondere
auf deren Wiederbesitz, D. 1818. — v. Scharff-Scharffenstein, Die ursprünglich
Pfalz-Neuburgische Düsseldorfer Gemälde-Gallerie in München, Würzburg i867. —
A. V. Harduxg, Zur Reclamation des Düsseldorfer Bilder-Galerie-Hauptschatzes,
D. 1868. I. Kurfürst Herzog Johann Wilhelm und seine Zeit. IL Zur Rechts- und
Kunstgeschichte der Stiftung der Düsseldorfer Bilder-Gallerie. III. Zur Lösung der
That- und Rechtsstreitfragen. Über dieselbe Frage: Düsseldorfer Anzeiger 1866,
Nr. i63, i72, i85, i87, i89, i98, 2o9, 210, 211, 2i4, 262; i867, Nr. 3, 3o, 3i, 67, 97, 98,
102, III, 112, 120, 126, i4i, i45, i49, i56, i67, 182; 1868, Nr. 28, i36, i45, i9i, i93,
i96, 208, 21 9. — Düsseldorfer Zeitung i867, Nr. io9. — Crefelder Zeitung 1866,
Nr. 2o9; 1868, Nr. i38, 2o4. — E. v. Schaumburg, Zur Charakteristik Johann Wil-
helms und seiner Regierung, D. i869. — A. V. Hardung, Scherz und Ernst oder
Kritik und Antikritik der neuesten Streitschrift des Obersten E. v. Schaumburg ,Zur
Charakteristik Kurfürst Johann Wilhelms' und seiner Regierung, D. i869. — Hermann
Schulze, Aus der Praxis des Staats- und Privatrechts, Leipzig i876. I. Die Eigen-
tumsansprüche der Krone Preussen an die früher in Düsseldorf befindlich gewesene
Gemäldegallerie. — A. Fahne, Der Düsseldorfer Museumsbau (mit Geschichte der
Gemäldegallerie von i7oo — i8o5), D. i876. — Woermann, Die ehemalige Düssel-
dorfer Gemäldegallerie: Grenzboten 1881, S. i47. Dazu B. J. LXXII, S. 202. — v. S.,
Die ehemalige Gemäldegallerie in Düsseldorf: Köln. Ztg. 3. Sept. 1888.
Kunstschule H. Paris, Krcuz- und Quergedanken eines Dresdener Ignoranten vor den
Düsseldorfer Bildern, Dresden i837. — A. Fahne, Die Düsseldorfer Malerschule in
den J. 1834—36, D. i837. — Ders., Meine Schrift „Die Düsseldorfer Malerschule"
und ihre Gegner, D. i837. — J. J. Scom, Der Kunstschule zu Düsseldorf, Leistungen
in den J. i837 u. i838, D. i839. — Ders., Die Düsseldorfer Malerschule oder auch
Kunstakademie in den J. i834, i835 u. i836, und auch vorher und nachher, D. i837.
— Ders., Die Kunstschule zu Düsseldorf: Rhein. Provinzialblätter i835, Heft IV;
i836, Heft III; i837, Heft III; i838, Heft III u. IV. — H. Püttmann, Die Düssel-
dorfer Malerschule und ihre Leistung seit Errichtung des Kunstvereins im J. i829,
Leipzig i839. — v. Uechtritz, Ein Blick in das Düsseldorfer Kunst- und Künstler-
leben, 2 Bde., D. i839 — 4o. — R. Wiegmann, Die Kgl. Kunstakademie zu Düssel-
20
DÜSSELDORF 2 1
dorf, ihre Geschichte, Errichtung und Wirksamkeit und die Düsseldorfer Künstler, QudUn
D. i856. — Strauven, Über künstlerisches Leben und Wirken in Düsseldorf bis zur
Düsseldorfer Malerschule unter Direktor Schadow, D. 1862. — Hans Müller,
Cornelius und Kaulbach in Düsseldorf: Deutsche Revue (ed. Fleischer) i89i. —
M. Blanckarts, Die Kunstakademie zu Düsseldorf und die Düsseldorfer Schule:
Unsere Zeit V, i869, i3. lieft, S. 39. — Luinv. Bund, Die Semisäcular-Feier der
Kgl. Kunstakademie zu Düsseldorf in den Tagen des 22., 23. und 24. Juni i869,
D. i87o. — Ernst Curtius, Rede am Jubiläum der Kgl. Kunstakademie zu Düssel-
dorf, Berlin i869. — R. Woermann, Die alten und neuen Kunstakademien, Festrede,
D. i879. — Ders., Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunstakademie, D. 1880. — Jahres-
bericht über Lage und Wirksamkeit des Vereins der Düsseldorfer Künstler, I). i876.
— Tahresberichte des Vereins der Düsseldorfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung Künstler.
_ geschichie
und Hülfe, 47 Jahrgänge bis i892. — Jahresberichte des Kunstvereins für die Rhein-
landc und Westfalen in Düsseldorf, von t829 an. — Zur Feier des Sojährigen Be-
stehens des Kunstvereins, D. i879. — H. v. Rüstige, Düsseldorf und seine Kunst-
akademie vor So Jahren: Kölnische Zeitung i885. — A. v. Raczvnski, Geschichte
der neueren deutschen Kunst, I, Düsseldorf und das Rheinland, aus dem Franzfisischen
von F. H. V. Hagen, Berlin i836. — W. Camphausen, Festspiel zur Semisäcular-
Feier der Düsseldorfer Kunstakademie, D. i869. — Chronica de rebus Malkasta-
niensibus, das ist Beschreybung derer fürnehmbsten und denkwürdigsten Begebnuss
und Geschichten, so sich im Künstler- Vereyn „Malkasten" arriviret und zugetragen
haben, D. i873 (von W. Camphausen). — E. Schaumburg, Jacobi's Garten zu
Pempelfort, Aachen i873. — W. Müller von Königswinter, Erzählungen eines
Rhein-Chronisten, H. Aus Jacobi's Garten, Leipzig 1861. — Aus dem Malkasten,
D. i887. — Fr. Heinen, Bendemann's Wandgemälde in der Aula der Realschule zu
Düsseldorf, D. 1866. — B. Höfling, Bildnisse Düsseldorfer Künstler, 9 Bl., D. i853. —
Kunstgeschichtliche Briefe Düsseldorfer Künstler aus den letzten 2 5 Jahren, Leipzig
i854. — M. Blanckarts, Düsseldorfer Künstler-Necrolog aus den letzten 10 Jahren,
Stuttgart i877. — W. Camphausen, Festrede zur Enthüllung des Corneliusdenkmales
und Festspiel im Malkasten, D. i879. — B. Endrulat, Das Comeliu.sdenkmal, D. i879.
— H. Ferber, Zur Geschichte Düsseldorfer Künstler, D. i876. — Beschreibung der
80. Geburtstagsfeier G. Schadow's, Berlin i884.
8. Kataloge. Beschreibendes Verzeichnis der in der Stadt. Gemälde-Samm- Katalog«
lung zu Düsseldorf befindlichen Kunstwerke, D. i857. — Verzeichnis der in der
Stadt. Gemälde -Sammlung befindlichen Kunstwerke, D. 1881. — Katalog der Pro-
vinzial- Gewerbeausstellung für Rheinland und Westfalen, D. i852. — Katalog der
Ausstellung von älteren und neueren Meisterwerken mittelalterlicher Kunst zu Düssel-
dorf, D. i869. — Verzeichnis der Kunstwerke auf der Ausstellung des Kunstvereins
für die Rheinlande und Westfalen i844, i857, i858, 1868, i869, D. i872. — Officieller
Katalog der Düsseldorfer Gewerbeaasstellung 1880, D. 1880. — Otto Baisch, Die
deutsche Kunst auf der Düsseldorfer Ausstellung 1880, München 1880. — Ausstellung
der kunstgewerblichen Alterthümer in Düsseldorf, D. 1880 (2 Auflagen). — Illustrierter
Führer durch Düsseldorf und zur Gewerbe- und Kunstausstellung des Jahres 1880,
D. 1880. — The English Visitor's guide to the Dusseldorf Exhibition 1880, London
und Düsseldorf 1880. — A. Waechter, Humoristische Rundschau auf die Düssel-
dorfer Gewerbeausstellung 1880, D. 1880. — Franz Bock, Wegweiser durch die
Textilausstellung, D. i884. — Katalog der Ausstellung zur Feier des 600 jähr. Be-
stehens Düsseldorfs als Stadt, D. 1888 (mit Nachtrag). — H. Pfannenschmid, Die
21
22
KREIS DUSSELDORF
Quellen
Handschtiftl.
Quellen
Kgl. Landes-Bibliothek zu Düsseldorf seit ihrer Stiftung bis zur Gegenwart, Köln
iS7o. ^- Crem ANS, Verzeichnis der alten Drucke und Urkunden, welche sich in der
Bibliothek des Gymnasiums zu Düsseldorf befinden, D. i878. — Katalog der Hand-
bibliothek der Kgl. Regierung zu Düsseldorf, D. i839. — Katalog der Bibliothek des
Künstler -Vereins Malkasten, D. 1881. — Katalog der Bibliothek des Düsseldorfer Ge-
schichtsvereins, D. 1888. — • Katalog der Bibliothek des Central -Gewerbe -Vereins in
Düsseldorf, D. 1886.
Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv: l5o Urk. (Originale und Kopien) von
1082 ab (Repertorium von Lacomblet). — Bruchstück eines Kopiars der städtischen
Privilegien von i384 — 1449. — Copeyburh der Urk. der Stadt und Sammtgemeinde
Fig. 2. Düsseldorf im J. 1650.
Ansichten und
Pläne
Düsseldorf, i85i von Lacomblet zusammengestellt (mit 75 Urk. von 1288 — i85o). —
Stadtrechnungen von i76o ab. — Magistratsprotokolle von 1 7 60 ab. — Fortifikations-
rechnungen von i663 ab.
Im Staatsarchiv: Urk. und Akten des Herzogtums Jülich-Berg mit vielfachen
Beziehungen auf Düsseldorf (ausführlich verzeichnet bei Ilgen, Rhein. Archiv S. 25).
Im Historischen Museum: Urk. von 1286 ab (Ilgen S. i7i), weiterhin eine
grössere Zahl Akten, ungeordnet (Inventarisierung bevorstehend).
Die handschriftlichen Quellen zur Geschichte der einzelnen Gebäude sind bei
diesen angeführt.
Ansichten und Pläne. Vgl. Katalog der Ausstellung zur Feier des 600 jähr.
Bestehens Düsseldorfs als Stadt, 1888, S. 11.
I. Ansichten der Stadt bei Graminaeus, Beschreibung derer Fürstlicher Gülich-
scher Hochzeit i585, Düsseldorf i585, Köln i587, 26,8x18,8 cm, 11 Bl., darunter
zwei Ansichten der Stadt vom Rheine aus.
22
DÜSSELDORF 23
2. Nachstiche bei Graminaeus, Spiegel und Abbildung der Vergenglichkeit. Ansichten und
3. Abconterfeytung unnd Description der Gelegenheit anno i6o4, KojDie, Original
unbekannt, Eigentümer Herr Amtsgerichtsrat Strauven, Neuss.
4. Ansicht der Stadt vor i6i4 (vor Erbauung der Citadelle), Radierung, 3ix i4,5
cm, bez.: Düsseldorf (Exemplar im Historischen INIuscum Y 25).
5. Kopie eines Grundrisses der Festung, gefertigt 1620 von dem Baumeister
Antonio Serro oder Kraus (Stadtarchiv I, 1, Nr. 3).
6. Stich in Meissners Thesaurus 1623, i5,3xi2,2cm, vom Rheine aus, vorn
Dardanus und Daedalus.
7. Plan der Citadelle von Düsseldorf, am 24. Nov. 1623 von Adolf t. KudiJi an-
gefertigt (Stadtarchiv I, 3, Nr. i).
8. INIatthaeus Merian, Topographia Westphaliac i65o, Ansicht vom Rheine,
20 X 32 cm. Vgl. J. B. Engelmann, Der erneuerte Merian 1826, S. 38i. (Fig. i.)
9. Ansicht vom Schloss und einem Teil der Stadt, künstlerisch aufgefasster Stich,
18,5 xi3, 5 cm, i7. Jh., bez. oben: Düsseldorf.
IG. Stich von / C. Leopold nach F. B. Werner, Ansicht von der Rheinseite mit
langer Legende, 27,3xi4,8cm, bez.: düsseldorpium. düsseldorff (Katalog Nr. 62).
11. Stich nach derselben Vorlage,- 28,5 x 16, 5 cm, bez.: f. b. werner del.
a. GLÄSER FEC. MART. ENGELBRECHT EXCUD. ; am linken Ufer Kartouche mit Kurhut
und Emblemen des Handels (Katalog Nr. 63).
12. Nachstich des letzteren, .Prospekt der Stadt Düsseldorf, 26,3 x i5 cm, Wien
bei JoH. Kratschmer.
i3. Gemälde von Jan van der Heyden in der Kgl. Gemäldegallerie Mauritshuis
im Haag Nr. 4i; vom J. i667, mit Ansicht der Andreaskirche (Werner Dahl in den
Düss. Beitr. VI, S. 181 mit Taf.).
i4. Ansicht der Altstadt, Stich, I2,5x5 cm, im Processus criminalis der . . In-
quisition zu Düsseldorf den 22. und 23. Febr. i7i2.
i5. Ansicht vom Rhein bei Erich Philipp Ploennies, Topographia ducatus
Montium, i7i5, BL 62, Doppelblatt (Berg. Zs. XIX, S. 81, Suppl.).
16. Vier Tuschzeichnungen vom Anfang des 18. Jh. (Historisches Museum Y21
bis 24), Ansichten vom Rheine, von der Berger Bastion, vom Flinger Thor, von der
Citadelle und vom Rheine, die letzte Vorbild für Ploennies.
i7. Erweiterung der Festung um i735, gutes Kostümbild von //. E. Beckers,
i735, 85x66 cm; Historisches Museum A Nr. 4 (Katalog Nr. 64).
18. Düsseldorf, von der Hardt aus gesehen, Historisches Museum alte Nr. 75
(Katalog Nr. 65).
i9. Plan der Stadt und Festung Düsseldorf, wie solche . . . i758 heftig beschossen
wurde (Stadtarchiv I, i, Nr. 12).
20. Plan du Bombardement de Dusseldorf d. 28. Juni 1 758, Stich nach Zeich-
nung von F. W. de Baicr, 3o,5 x 45,5 cm.
21. Plan de Dusseldorf, 28. Juni i758, Stich nach Zeichn. von Therbu, zZ x 35 cm.
22. Plan der Festungswerke im , Schauplatz des gegenwärtigen Kriegs durch
accurate Plans von den wichtigsten Bataillen und Belagerungen', Nürnberg i758, II,
pl. 28, 3o,5 X i7,2 cm.
23. Plan der Festung im J. i764, Rekonstruktion bei E. v. Schaumburg, Histo-
rische Wanderung durch Düsseldorf 1866.
24. Plan von der Stadt mit dem i77o neu angelegten Hofgarten, vom J. i775
(Stadtarchiv IV, Nr. 1 2).
23
24 KREIS DÜSSELDORF
Ansichten und 2 5. Prospekt der Kurfl. Durchl. Haubstatt Düsseldorf, Stich vom Rheine aus,
Pläne , „_
bez.: p. MAASSEX fecit, um i78o.
26. Ansicht Düsseldorfs von der Rheinseite, kolorierte Bleistiftzeichnung von
i787 von Mr. (rAffcrdcn (Katalog Nr. 72).
27. Düsseldorf von den Francken beschossen den 7. Oktober 1 794, Aquarelle,
43 X 6o cm, Historisches Museum (Katalog Nr. 73).
28. Stich von i795, bez.: Düsseldorf ist die feste und volkreiche haupt-
UND RESIDENZSTADT, 34 XI 8,5 cm (Katalog Nr. 60).
29. Specialaufnahme der Residenzstadt Düsseldorf vom J. i795, 8 Bl. und 9 kleine
Kopien (Stadtarchiv I, i, Nr. 9).
30. Bleistiftzeichnung der Stadt vor dem Bombardement von i795, wahrscheinlich
von F. B. Custodis. Eigentümer Herr Amtsgerichtsrat Strauven, Neuss (Katalog Nr. 74)-
3 1. Passage du Rhin a Dusseldorf 6. Sept. i795. Stich nach dem Gemälde won Baume
durch Chokt, 23,5 x 34,5 cm, aus der Gallerie historique zuVersailles Nr. 5 20 (Kat. Nr. 75).
32. Übergang der Franzosen am 6. Sept. i795, gez. von Sivebach Desfotitaifies,
gest. von Aii/on Klauber 181 7 (Katalog Nr. 76).
ZZ. Ansicht der Stadt von der Rheinseite, von C. A. W/zani n. Schleyer, in
Freye Bemerkungen auf einer Reise in die Rheingegend, Leipzig i797 (Kat. Nr. 77).
34. Zwei Pläne vor 1801 in der Kgl. Regierung in Düsseldorf
35. Plan der Befestigung bei T. J. Lenzen i. d. Niederrheinischen Blättern für
Belehrung und Unterhaltung I, Dortmund 180 1, S. io5.
36. Ansicht der Stadt von Niederkassel aus, Aquarelle um 1800, Eigentümer
Herr Amtsgerichtsrat Strauven, Neuss.
37. Vue de Dusseldorf, Stahlstich von i8o5, i7xiocm.
38. Vue de la ville de Dusseldorf, Stahlstich von Himely nach Zeichnung von
L. Bleuler, 2 9,5 x 20 cm.
39. Vue de Dusseldorf, Kupferstich von Schnell nach Röttmann, 21,2x14 cm,
40. Ansicht der Stadt vom Rheine aus, in Ansichten des Rheines, Frankfurt i8o5,
S. 7o (Katalog Nr. 79).
4i. Kupferstich von J. Ziegler nach L. Janscha, 43,5 x 2 9 cm (Katalog Nr. 95).
42. Grundriss, Düsseldorf mit seinen Umgebungen nach geschleiften Festungs-
werken, gez. von Guffroi, gest. von W. Breite?istei7i i8o9, 49,5 x 38 cm.
43. Einzug Napoleon's I. in Düsseldorf, Ölbild von Petersen 1812. Eigentümer
Herr Graf Droste- Nesselrode zu Herten (Katalog Nr. 80).
44. Einzug Napoleons in Düsseldorf, Aquarelle von Petersen, 64 x 44 cm. Histo-
risches Museum. Damach Kupferstich, 5i,5x36cm, meist koloriert (Katalog Nr. 81).
Die späteren Abbildungen verzeichnet in dem genannten Katalog S. i5 ff. und
im Verzeichnis der im Histor. Museum der Stadt Düsseldorf befindlichen bildlichen
Darstellungen S. 98.
IL Römische und germanische Funde,
R. mische u. Auf dem Terrain der jetzigen Stadt, das von verschiedenen römischen Strassen
"^j^rn^de*^ ^ durchschnitten ward, ist eine ganze Reihe von Funden gemacht worden. So wurden
in der Thalstrasse beim Häuserbau zwei verzierte Schüsseln von terra sigillata (Histor.
Museum. — B. J. LXXI, S. i56. — Düss. Beitr. IV, S. 5), auf dem Alexanderplatze
römische Anticaglien und Bronzefigürchen ausgegraben (Neue Beitr. VI, S. 7. —
Geschichte der Stadt Düsseldorfs. 11). Kleiner römischer Fund i863 in der Richtung
der verlängerten Friedrichstrasse gemacht (Fahne, Neue Beitr. zum limes S. 54). Funde
24
DÜSSELDORF 25
in der Alten Stadt, verzeichnet bei Fahne a.a.O. S. 53. Im Schloss ehemals zwei Römischen.
T IT • • Ti T 1- /T^ /-\ TT T-v •! Gcrmaiiischc
römische Inschniten, jetzt in Mannheim (hAiiNE a.a.O. — Haug, üie römischen Funde
Denksteine des Grossh. Antiquariums zu IMannheim Nr. 82. — Brambach, C. I. R.
Nr. 293, 294. — B. J. V, S. 24o). Über römische Funde in Lierenfeld vgl. O. Rautert
in den B. J. LXXXX, S. 202; Koenen im Korr.-Blatt der Wd. Zs. X, S. 7o. Fund-
stücke im Histor. Museum und den Sammlungen Braun u. Rautert (s. u.).
In Pempelfort ein germanischer Begräbnisplatz entdeckt (Nöggeraths Rhein.
Provinzialblätter i834, II, S. i, 3. — Fahne, Die Dynasten von Bocholtz I, S. 246.
— B. |. V, S. 4o6. — Düss. Beitr. IV, S. 2). Weitere Fundstücke von römischen Trink-
bechern im Provinzialmuseum zu Bonn (B.J. LXXVI, S. 76; LXXXVII, S. 66, 69. —
Düss. Beitr. IV, S. 8). Fränkische Thongefässe bei Anlage der Lenartschen Ziegelei
in der Friedrichstadt entdeckt (B. J. LXXXV, S. i53), eine germanische Steinwaffe
1880 im Rhein gefunden (Bonn, Provinzialmuseum Inv. i5i2). Über germanische
Funde in dem Tannenwäldchen vgl. B.J. LXXIV, S. i83.
Über die alten Strassen um Düsseldorf vgl. ausser Schneider, Lokalforschungen
über die alten Denkmäler des Kreises Düsseldorf: Neue Beitr. VI, i874 (auch als
Gymnasialprogramm i874) und Die ältesten Wege mit ihren Denkmälern im Kreise
Düsseldorf: Düss. Beitr. IV, S. i mit Karte auch Const. Koenen, Zur älteren Ge-
schichte der Düsseldorfer Gemarkung: B.J. LXXXV, S. i47. Dazu E. Hübner in den
B. J. LXXXVIII, S. 65.
III. Kirchliche Gebäude.
ANDREASKIRCHE, ehemak JESUITENKIRCHE. Fr. Reiffen- Andreas-
Wir che
BERG, Historia soc. Jesu ad Rhenum inferiorem, Köln i764, p. 5i2, 5i5, 5i7, 598. —
Catal. person. et officior. provinciae soc. Jesu ad Rhenum inferiorem, i77o, p. i4. —
G. Kniffler, Das Jesuitengymnasium: Düsseldorfer Gymnasialprogramm i892. — -
Bayerle S. 12? — 169. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 83, 375. — Gurlitt,
Geschichte des Barockstiles und des Rokoko in Deutschland S. 21.
Handschrift!. Qu. Im Staatsarchiv: io3 Urk. von 1621 — 1775 und Akten. Handschrifti.
— Kopiar A. 210 (vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 72). — In der Landesbibliothek:
Hs. C. 44'' Archivium collegii societatis Jesu, 2 Bde. Pap. fol. (Ilgen S. i7o).
Für die im J. i6i9 nach Düsseldorf gekommenen Jesuiten wurde 1622 durch Geschichte
den Herzog Wolfgang Wilhelm eine Kirche begonnen, die 1629 eingeweiht werden
konnte. Hinter dem Hauptchore ward ein Mausoleum errichtet, das gleichfalls 1625
vollendet war. Im J. i8o5 wurde dem Jesuitenkollegium das Gymnasium genommen,
der letzte der Jesuiten starb i842. Die Kirche ward i84i in eine Pfarrkirche ver-
wandelt. Der Architekt war wahrscheinlich Deodat del Monte (Gurlitt S. 21).
Dreischiffiger Hallenbau von 44 m Länge, i6,3om Breite. Die Gliederung der Beschreibung
Aussenmauem besteht nur in i,3o m breiten kräftigen Pilastern mit starken Basen über
einem 75 cm vorspringenden, i,7om hohen Sockel von Hausteinquadern. Ein mäch-
tiger Architrav mit derber, auf starke Schattenwirkung berechneter Profilierung schliesst
die Seitenflächen ab. Über der einfachen Westfac^ade erhebt sich ein Giebelaufsatz
mit flachem Giebeldach und geschweiften Seitenmauem. Die den Aufsatz umrahmenden
Pilaster setzen die die Westfarade gliedernden Pilaster in verjüngter Gestalt fort.
Die Türme erheben sich zur Seite des Chores noch um zwei Stockwerke über
die Seitenschiffe. Ihre Seitenflächen werden von Pilastern mit jonischen Kapitalen
eingefasst, über denen der besonders stark ausladende Architrav aufsetzt. Über dem
Architrav sind die Türme ins Achteck übergeführt und tragen eine achtseitige zwiebel-
25
26
KREIS DUSSELDORF
Andreas-
kirche
Fig. 3. Düsseldorf. Andreaskirche.
26
Tafel I.
Düsseldorf. Inneres der Andreaskirche.
' DÜSSELDORF 2?
förmi"-e Haube mit Mansardendächern und offener Laterne. Der Chorabschluss ist Andreas-
k i r c h c
mit einem geschweiften kuppclförmigen Dach überdeckt (Fig. 3).
Das Innere ruht auf acht Pfeilern mit 96 cm hohen polygonalen Basen, die inneres
grosse korinthische Kapitale tragen, auf denen weitausladende, ausserordentlich reich
profilierte, mit Zahnschnitt, Karniesfries und Festons verzierte polygonale Kämpfer
aufsetzen, von denen aus die Gurte und Rippen der Gewölbe gespannt sind und
denen ähnlich gegliederte Kämpfer über den Pilastern an den Aussenmauern ent-
sprechen. Die dem Mittelschiff zugewandte Seitenfläche des Pfeilers ist kannelliert,
die übrigen drei Seiten sind marmoriert und mit einem Akanthusblattfries eingefasst.
GuRLiTT (a.a.O. S. 21) irrt, wenn er in S.Andreas einen ursprünglich gothischen
Langhausbau erblickt, der späterhin umkleidet worden sei. Durch die Seitenschiffe
ist eine Empore geführt, die im Westen im Bogen — die vorgekragten Teile durch
Pendentifs gestützt — durch das Mittelschiff geleitet ist und ebenso über den im
Osten an die Seitenschiffe sich anschliessenden Kapellen ilire Fortsetzung findet. Die
Empore wird von Gewölben getragen, die durch Gurte getrennt sind, an den Aussen-
mauern auf zweimal abgetreppten Halbpfeilern mit polygonalen Kämpfern, an den
Hauptpfeilern auf entsprechenden Kämpfern, die nur um die den Seitenschiffen zu-
gekehrten Seiten der Pfeiler verkröpft sind, aufruhen.
Die unter den beiden Türmen gelegenen Kapellen mit den darüber befind-
lichen Emporen sind in den Formen eines Seitenschiffjoches gestaltet, nur die Eck-
pfeiler sind der grösseren Last entsprechend, die sie zu tragen bestimmt sind, stärker
gehalten. Die Seitenschiffe sind durch Rundfenster im oberen Stock erhellt, im unteren
durch Rundbogenfenster mit abgeschrägten Gewänden, die sich nach unten als Blenden
fortsetzen. Der dreiseitig abgeschlossene Chor zeigt im Chorhaus an jeder Seite ein
grosses langes rundbogiges Fenster, im Abschluss an den schrägen Seiten je ein kleineres.
Die ganze Kirche ist im Inneren auf das reichste mit Stuck verziert, der in der Dekoration
Formensprache wie im Gedankeninhalt eine der glänzendsten Verkörperungen des
rheinischen Jesuitenstiles darstellt (Taf I). Durch die Kannelluren der Pfeiler, die gleich-
massige Verzierung der Gurte mit Kasetten und Rosetten, die Vergoldung der scharf-
profilierten Rippen, die Ausschmückung der Schlufssteine mit grossen Kartouchen ist die
architektonische Gliederung des Ganzen gewahrt. Die vier Kappen der Kreuzgewölbe
sind mit je einer figürlichen Darstellung in Medaillonform, abwechselnd in ovalem
oder achtseitigem Rahmen, die Zwickel mit Rosetten oder einfachen Ranken gefüllt.
An der Decke des Mittelschiffes ist zunächst die Vorbereitung auf Christum dar-
gestellt. Im Chorabschluss die Dreifaltigkeit, dann sind zwei Joche mit verschiedenen
Engeln gefüllt, weiter sind die alttestamentarischen Patriarchen, einzelne Propheten,
die vier Evangelisten, die Vorfahren und Verwandten Christi dargestellt. In den
Seitenschiffen von Osten beginnend die Apostel und darnach heilige Päpste und
Bischöfe. In der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes findet sich in einem Medaillon
die Büste des h. Ignatius, an der Südseite die des h. Franziskus Xaverius. An den
Wölbungen unter den Emporen sind gleichfalls in jedem Joch je vier Heilige zur
Darstellung gekommen und zwar links weibliche, rechts männliche Heilige, an der
westlichen Schmalseite die vier grossen Kirchenväter.
Die Kirche ist eines der besten Beispiele des rheinischen Jesuitenstiles, mit der Würdigung
Jesuitenkirche zu Köln im gleichen Jahr vollendet, zumal in der Choransicht höchst
wirkungsvoll, ,das Ganze nicht eben bedeutend, aber doch von einer Grösse und
barocken Wucht, welche das Ende der deutschen Renaissance und ihrer Zierarchi-
tektur verkündet' (Gurlitt a. a. O.).
27
28
KREIS DUSSELDORF
Andreas- Der den ganzen Chorabschluss ausfüllende Hochaltar (Taf. I) ist ein mächtitrer,
kirche . ^ ' ö »
Hochaltar Überreich verzierter Aufbau, der mit den Seitenmauern durch Bögen mit Thüren ver-
bunden ist, über deren Abschluss die Gestalten der hh. Ignatius, Aloysius, Franziskus
Xaverius, Aloysius Gonzaga, die beiden äusseren knieend, aufgestellt sind. Über
einem vielgegliederten Untersatz erhebt sich auf sechs Säulen mit vergoldeten korin-
thischen Kapitalen der hohe polygonale Architrav, der wieder den geschweiften, durch-
brochenen Giebel trägt. Die
Krönung bildet ein Gemälde
der auffahrenden Madonna in
ovalem Rahmen mit Strahlen-
sonne, auf dem zwei eine Krone
haltende Engel sitzen. Zur Seite
knieen Engel, die auf den Vor-
gang in der Mitte hinweisen,
hinter ihnen S. Ignatius und
S. Aloysius, als Abschluss zwei
Urnen. Das Mittelfeld, das sich
über dem mit einem Pelikan
gekrönten Tabernakel öffnet,
wird durch eine Draperie von
purpurnem Sammet abgeschlos-
sen, hinter der ein älteres, dem
i6.Jh. angehöriges lebensgrosses
bemaltes Kruzifix sichtbar wird.
In der Mitte auf hohem Aufsatz
eine kleine Holzfigur der Ma-
donna mit dem Kinde auf Erde
und Halbmond zwischen zwei
Engeln, am oberen Abschluss
das reich vergoldete kurfürst-
Kche Wappen.
Der linke Seitenaltar mit
zwei Paaren gewundener Säulen
enthält als Mittelbild die be-
rühmte Madonna mit demjesus-
kinde von Deger, im Aufsatz ein
Brustbild des dornengekrönten
Christus.
Der rechte Seitenaltar hat als Mittelbild den an der Geisseisäule gefesselten
Christus von Hübnei, darüber ein Brustbild der Madonna.
Kanzel, barockes sechsseitiges Gehäuse mit den Figuren Christi, Johannes d. T.,
Pauli und Andreae, an der Treppe gemalt die Gestalten der vier Evangelisten. Der
Schalldeckel gekrönt mit der Gestalt des Erzengels Michael.
Die Orgel ist in einem einfachen barocken Holzgehäuse enthalten mit geringen
Zierformen.
Kommunionbank Die dcu Chor abschliessende hölzerne geschweifte Kommunionbank ist in
sieben Teilen abwechselnd mit Balustern und reichgeschnitzten barocken durch-
brochenen Feldern verziert.
Seitenaltäre
Fig. 4. Düsseldorf.
Büste des Herzogs Wolfgang Wilhelm in der Andreaskirche.
Kanzel
Orgel
28
DUSSELDORF
29
An den Wänden lebensgrosse Holzfiguren von Heiligen und Aposteln. Zunächst
an den Stirnpfeilern des Chores unter nachgeahmten Stoffbaldachinen die stark be-
wegten polychromierten Gestalten der hh. Ignatius und Franziskus Xaverius. Weiter
an der rechten Seite die nur grau angestrichenen, an den Rändern vergoldeten Fi-
guren von Johannes d. T., Paulus, Jakobus Major, Thomas, Jakobus Minor, Matthäus,
Thaddaeus, Barnabas, Markus, Wolfgang, an der linken Seite Joseph, Petrus, Andreas,
Philippus, Johannes, Bartholomaeus, Simon, Matthias, Lukas, Guilelmus (dieser und
Wolfgang als die Patrone des Erbauers Wolfgang Wilhelm), neben dem Westportal
Christus und Maria.
Über dem Westausgang Büste (Fig. 4) des Herzogs Wolfgang Wilhelm von Stuck,
gut modellierter Kopf in anschliessendem Wams mit spanischem Kragen und der Kette
des goldenen Vlicsses. Unterschrift: s. p. ac d. d. wolfgang Wilhelm d. g. c. p.
R. N. j. c. ET M. d. et templi fundator obiit ANNO i653. Brustbild desselben
Herzogs auf Leinwand in der Sakristei.
Gemälde der Kreuzigung Christi, in der Nordwand über dem ehemaligen Zugang
zum Kloster eingelassen, mit halbrundem Abschluss, Leinwand, bedeutendes und wohl
erhaltenes Bild aus der Schule von P. P. Rubens. Gegen den hellbeleuchteten Körper
Christi, der das Haupt verscheidend nach oben wendet, wo über ihm in den Wolken
Gottvater und die Taube des h. Geistes sichtbar werden, treten die verrenkten Körper
der beiden Schacher zur Seite in tiefes Dunkel zurück. Am Fusse des Kreuzes knieen
rechts Maria und Johannes, links, eine schöne, vornehme, jugendliche Gestalt, Maria
Magdalena, die Arme ausgebreitet nach dem Herrn erhebend.'
An den Pfeilerstirnen zur Seite des Chores zwei vortrefflich gearbeitete barocke
schmiedeeiserne Wandleuchter.
Das nach Norden an die Andreaskirche angebaute zwölfseitige Mausoleum
(Fig. 3) ist mit geschweiftem, zwölfseitigem Dach überdeckt und trägt ein zwölfseitiges
Türmchen mit ebensolcher geschweifter Haube.
Das Innere ist sechsseitig u^d mit einer einfachen Kuppel überspannt, die Pfeiler
treten nach Innen kräftig vor, in den Blenden zwischen ihnen ovale Fenster.
In den Blenden sind, durch Gitter und Vorhänge abgesperrt, die Särge der
Mitglieder des kurfürstlichen Hauses aufgestellt. Von künstlerischer Bedeutung nur der
in der Mitte aufgestellte zinnerne Sarg des am S.Juni i7i6 verstorbenen Kurfürsten
Johann Wilhelm mit gutem Bronzekruzifix, 75 cm hoch, der Tradition nach von Grupello,
an der Vorderseite ein grosses vergoldetes Bronzerelief, mit dem Porträtmedaillon Johann
Wilhelms in der Mitte, links in Medaillon das grosse kurfürstliche Wappen, rechts
zwei Schiffe, die in den Hafen einfahren. Die lange Inschrift bei Bayerle S. i49.
Weiterhin sind in dem Mausoleum beigesetzt Anna Katarina Konstantia, erste
Gemahlin des Herzogs Philipp Wilhelm, f i65i, Herzog Wolfgang Wilhelm, f i653,
Prinzessin Maria Adelheid Anna, t i656, Prinzessin Maria Sophia Elisabeth, f i658,
Prinzessin Leopoldina Eleonora Josepha, f i693, und Prinz Friedrich Wilhelm, f i689.
Die Inschriften vollständig bei Bayerle S. i45 — i5o.
Der Schatz der Andreaskirche enthält eine grosse Anzahl von Silberarbeiten
des i7. und i8. Jh., zum grössten Teil Geschenke der Bergischen Kurfürsten, sowie
eine Auswahl kostbarer Paramente, die ersteren teilweise der Marianischen Bürger-
oder der Marianischen Junggesellensodalität gehörig. Vgl. Katalog der Ausstellung
zur Feier des 600jährigen Bestehens Düsseldorfs als Stadt 1888 S. 76.
I. Monstranz in Sonnenform, 73 cm hoch, von vergoldetem Silber, auf ovalem,
geschweiftem, mit getriebenen Rokokoornamenten bedecktem Fuss. Um das INIittel-
Andreas-
ki rche
Holzfiguren
Büste
lälde
Leucliter
Mnusoleuin
Schatz
29
3o KREIS DÜSSELDORF
Andreas- medailloii befestigt verschiedene Schmuckstücke des i8. Jh., zwei Diamantbroschen, zwei
k i r c li c
Kreuze, zwei Broschen mit Emailmalerei, ein Halsband mit roten Steinen, angehängt
acht vergoldete INIedaillen, zwei ovale Medaillons mit Emailmalereien und ein Kreuz
aus roten Steinen.
2. Bronzenes Kruzifix, 4o cm hoch, eines der besten und am meisten durch-
gearbeiteten Werke von Grupcllo, mit \ortrcflflich modelliertem Körper und ausdrucks-
vollem, zurückgewendetem Kopfe.
3. Silberne Madonnenstatue, i m hoch, auf dem Halbmond und einer vergol-
deten Erdkugel stehend, um die sich eine Schlange windet, in der Linken ein Scepter,
in der Rechten das Kind tragend, das mit einem Kreuzstab den Kopf der Schlange
durchstösst. Dazu ein grosser geschmackloser silberner Baldachin und ein Fuss von
28 cm Höhe mit 24 Medaillen und einer Reihe gravierter Schilder bedeckt. Der
Junggesellensodalität gehörig.
4. Fünf silberne Statuen der hh. Andreas, Ignatius, Aloysius, Franziskus Borgias,
Franziskus Xaverius, die letzten vier in Jesuitentracht, jede 9o cm hoch, mit gut
durchgearbeiteten Köpfen.
5. Silberne Madonnenstatuette, 60 cm hoch, um i7oo, getrieben über Holz-
kern, in der Rechten das Scepter, in der Linken das bekleidete Kind tragend, den
rechten Fuss auf den Halbmond setzend, um den sich die Schlange windet. Das
Gewand mit einem gravierten Stoffmuster bedeckt. Hierzu ein grosser aus drei Teilen
bestehender, zusammen 82 cm hoher Untersatz; auf dem Unterteil, der aus mit
schwarzem Lack überzogenem Holz besteht und mit silbernen Arabesken belegt ist,
3o vergoldete, teilweise sehr wertvolle Medaillen des 16. — 18 Jh. aufgeheftet. Der
Männersodalität gehörisj.
6. Brustbild des h. Erentius, 60 cm hoch, von getriebenem Silberblech über
Holzkern, auf der Brust ein ovales Medaillon mit zwei Reliquien, der edle feine Kopf
mit lang herabfallendem Haar und scharfen Zügen leicht erhoben, im Haar einen
Lorbeerkranz, in der Rechten die Märtyrerpalme.
7. Silberner Kalvarienberg, 77 cm hoch, auf dem rechtwinkeligen Fuss die
Inschrift: IesV MorIentI VIrgInI ConDoLentI eX Voto ponIt
(i683) I. w. p. et p., ein Geschenk des Kurfürsten Johann Wilhelm ( ^ Tg)! | ^C' ^
r
1/ :
-yy
vom J. i683. Der gut modeUierte Kruzifixus an dem hohen Kreuz,
zur Seite in lebhafter Bewegung mit aufgewandtem Blick Maria
und Johannes. Marken:
8. Kalvarienberg in Elfenbeinfiguren auf Sockel und Kreuz von imitiertem
Ebenholz, das Kreuz 68 cm, Maria und Johannes je 35 cm hoch. Der Körper des
Kruzifixus ist vortrefflich durchgebildet, die beiden seitlichen Figuren in faltenreiche
Mäntel gehüllt, deren Zipfel über einen Arm geworfen sind, in pathetischer schmerz-
licher Bewegung.
9. Getriebenes silbernes Vortragekreuz, 7o cm hoch, der Marianischen Bürger-
sodalität gehörig, mit grosser unterer Kugel und mit Engelsköpfchen verzierten klee-
blattförmigen Schlufsstücken.
10. Getriebenes silbernes Vortragekreuz, 61 cm hoch, der Marianischen Jung-
gesellensodalität gehörig, mit reichen Rokokoarabesken, die Kreuzesarme bedeckt, am
Fusse ein Totenkopf, hier wie bei dem ebengenannten Kreuz der schlanke und edle
Kruzifixus von grosser Schönheit.
M. Vortragekreuz, 72 cm hoch, von Holz, mit silbernem Kruzifixus und
silbernen Beschlägen der Eckstücke und der Kugel, inschriftlich vom J. i728.
3o
DUSSELDORF
3l
12. Silbernes Kruzifix, 88 cm hncli, auf barockem, dreiseitigem Fuss.
i3. Ewige Lampe, 86 cm lioch, von Silber getrieben, an einem silbernen Deckel
mit vier Kettchen befestigt, ein riesiges rundes Gefäss von schönen Umrissen, mit
ausgeschnittenen Arabesken, vier weit ausladenden weiblichen Halbfiguren, an deren
KTipfen die Kettchen befestigt sind und einer Traube als unterem Abschluss.
i4. Brustschild, von teilweise vergoldetem Silber getrieben, 21X18, 5 cm, das
iNlittelfcld \i>n zwei Engeln gehalten, darauf das Mf)nogramm Christi
in Granaten und Rubinen und die Umschrift: \v. w. (Wolfgang Wil-
helm) c. V. R. n. 1. c. M. D. c. V. s. M. K. M. I). I. K. s. I'. 1610, am
Fusse das kurfürstliche \\'appen in Emailfarben. Marken :
i5. Buchdeckel, aus vergoldetem Silber, i8,5 X12 cm, mit reichen getriebenen
Rokokoverzierungen, in der von einem Adler geknniten vorderen Kartouche graviert
das Wappen des Erzbischofs von K(")ln, auf der Rückseite die Emljieme der geist-
lichen und weltlichen Herrschaft.
16. Messbuch, in neuem Lederband mit silbernen Beschlägen vom |. i687,
auf der Rückseite die Inschrift: m.xri.v anxa joseph.v archidux au.striae, auf der
Vorderseite ihr Wappen.
i7. Messbuch, von rotem (erneutem) Sammet, 32X44,5 cm, mit vortrefflich
gearbeiteten, getriebenen und ciselierten Beschlägen von teilweise vergoldetem Silber,
vom J. 162 1. Auf der Vorderseite in der Mitte in reicher Kartouche Christus am
Kreuz zwischen Maria und Johannes. Umschrift: r. d. jac'orus c.\MHKRfiH xove-
SIENS. TASTOR ET CANONICUS IX (lERISHEnr 1K)X() DKDIT COI.EGIO SOCIETATIS JESU
DÜSSELDORF. Huxc LIBRUM Axxo 1621. Auf den Eckstücken die vier Evangelisten.
Auf der Rückseite in der Mitte die Auferstehung, auf den Eckstücken die vier Kirchen-
väter. Künstlerisch das bedeutendste Stück des Schatzes.
18. Silbervergoldetes Ciborium, 34 cm hoch, mit rundem, getriebenem Fuss und
ausgeschnittenen Arabesken um die Kuppa.
i9. Kelch, 26 cm hoch, von vergoldetem Silber, auf dem Fusse die Inschrift:
DER KELG UXSER LIEBE FRAWEX BRODERSCHAFT .MARIAE REIXlUXfi DEREX HAXT-
WERCKS JUXGEN GESELLEX IX DÜSSELDORF i7i9. Mit reichen scenischen Darstellun<ren
in getriebener Arbeit, an der Kuppe Abendmahl und Fusswaschung. Der Junggesellen-
sodalität gehörig:.
20. Rokokokelch, 2 9 cm hoch, von vergoldetem Silber, mit grossem Fuss und
kleiner Kuppe.
21. Kelch, 2 1,5 cm hoch, mit feinen barocken Ornamenten, aus dem i7.Jh.,
auf dem achtseitigen Fuss Embleme der Madonna und Christi mit Engelsköpfen ab-
wechselnd. Marken: Anker und Schlange. (?)
22. Kelch, 26 cm hoch, Ende des 18. Jh., mit einfachen Riefelungen.
23. Ovale silberne Schale mit vergoldetem Rand und zwei 11 cm hohen Mess-
pollen, mit den gravierten Wappen des Kurfürsten Johann Wilhelm und seiner Ge-
mahlin Anna Maria Luise von Medicis.
24. Zwei Messpollen, i5,5 cm hoch, von Silber, 18. Jh.
25. Elf kleine silberne Reliquiare des 18. Jh., von einfachen Formen, sechs in
Sonnenform, fünf mit aufrechten Glascylindern, ohne besonderen Kunstwert.
26. Achtundzwanzig silberne Leuchter des 18. Jh., von verschiedener Grösse,
zwei der Junggesellen-, sechs der Männersodalität gehörig.
2 7. Kasel, von (erneutem) violettem, mit Gold durchwirktem Seidenstoff mit
23 cm breiten Stäben, vorn Ende des l7.Jh., die Stäbe mit schwerer goldener und
A nd r c n s
k i r c h e
P.Tramenie
3i
32
KREIS DUSSELDORF
Andreas-
ki r c h e
silberner Bouillonstickerei bedeckt, nicht in einzelnen Fäden, sondern mit sj^iralen-
förmio- o-ewickelten und i;erollten Kördeichen der verschiedensten Form bestickt. In
das svmetrische Muster sind grosse fünfzackige Kronen eingefügt.
28. Hierzu zwei Dalmatikcu mit nur 6 cm breiten Stäben, aber 3o cm breitem
Querriegel mit derselben ausserordentlich reichen Bouillonstickerei bedeckt.
29. Kapelle, bestehend aus Kasel, zwei Dalmatiken, drei Manipeln, zwei Stolen,
\on rotem, ursprünglich ungemustertem (das Muster erst 1880 eingepresst) Sammet, die
Stäbe mit einem Muster von
parallel laufenden, wellen-
artigen, dicht gedrängten
Goldranken bedeckt.
3o. Zu der roten Kapelle
gehörig ein Antependium,
3 m breit, i,o5 m hoch, von
demselben roten Sammet-
brokat, mit am oberen Rande
hinlaufendem, 2 3 cm breiten
Fries in goldener Bouillon-
stickerei, durch eine dreimal
geknüpfte Goldfranze abge-
schlo.ssen. In der Mitte das
grosse Wappen des Kur-
fürsten Max Emanuel von
Bayern und seiner Gattin
Theresia Kunigunde, von
grünen, mit Gold bestickten
Ranken umgeben. Der Chor-
mantel aus demselben Stoff
mit breiten Stäben und
grosser Kappe, dicht mit
Stickerei bedeckt.
3i. Kapelle, von neuem
grünemSammet, ursprünglich
von grünem Seidenbrokat.
Die Kasel mit 22 cm breiten
Stäben, die wiederum mit
starker Bouillonstickerei von
gedrehten Gold- und Silber-
kördelchen bedeckt sind. Die
Einfassung und die gelblichen Goldkördeichen in der Stickerei erneut. Die Dalma-
tiken mit schmalen Stäben, aber breiten Querriegeln in derselben Ausführung.
32. Schwarze Kapelle, von neuem schwarzem Sammet, ursprünglich auf schwar-
zem Seidenbrokat, mit breiter Bouillonstickerei von gewundenen Gold- und Silber-
kördelchen, mit schönem breiten Abschluss am Hals (restauriert). Die beiden dazu
gehörigen Dalmatiken überaus reich mit 7 cm breiten Stäben, die auch um den Hals-
abschluss herumgeführt sind und, 32 cm breiten Querriegeln und 22 cm breiten Arm-
leisten, durchweg mit derselben schweren Stickerei bedeckt (Fig. 5).
Fig. 5. Düsseldorf. Andreaskirche. Schwarze Kasel mit Bouillonstickerei.
32
DÜSSELDORF 33
33. Kasel, von braunem Sammetbrokat mit vertieftem, silberdurchwirktemGrunde, Andreas-
die 23 cm breiten Stäbe und die breite Randeinfassung in goldenem, flachem Plattsticli,
der Art, dass die Fäden über die ganzen Blätter gezogen sind. Das Muster wird durch
Pflanzenranken gebildet, durch die einzelne geometrische Stäbe hindurchgezogen sind.
Hierzu ein Kclchv(^luin, ein Manipcl und eine Stola in derselben reichen und schweren
Ausführung.
34. Kasel, von rotem, mit horizontalen Goldfäden durchwehtem Seidenbrokat,
durch von Goldfäden eingefasste Bänder in Zickzackform und kleine Blütenbüschel
verziert, mit 24 cm breiten Stäben, die auf einfarbigem, rotem Seidenbrokat mit einem
symmetrischen Muster von kräftigen, höchst wirkungsvollen Ranken in schwerster gol-
dener und silberner Bouillonstickerei bedeckt sind, in durchweg ausgedrehten spiralen-
förmigen Kördeichen. Hierzu zwei Dalmatiken mit denselben breiten Mittelriegeln
wie bei der violetten Kapelle, zwei Stolen und drei Manipeln.
35. Kasel, von Purpursammet, die Stäbe wie der übrige Raum mit der .schwersten
Bouillonstickerei von Gold- und Silberfäden über untergelegten Wergpolsterchen be-
deckt. Das Muster bilden nur wenig stilisierte symmetrische Blütenranken. Am unteren
Rande die Zahl: i685. Hierzu Stola und Manipel mit derselben Stickerei.
36. Antependium, von roter Seide, auf neuen Stoß" aufgenäht, 3,o5 m breit,
i,io m hoch, bedeckt mit dichtgedrängten, äusserst sorgfältig ausgeführten goldenen
und silbernen Ranken, zum Teil in Bouillonstickerei, in der Mitte die Zahl i687.
37. Kelchvelum, von roter Seide, mit goldenen Ranken und Pailleten benäht,
in der Mitte in Strahlensonne das Monogramm Jesu, Ende des i7.Jh.
38. Kelchvelum, von roter Seide, mit reicher Bouillonstickerei und Pailleten
besetzt, in der Mitte Medaillon mit dem Pelikan.
39. Kelchvelum, von orangefarbener Seide mit Silberstickerei und farbigen
Blättern in Plattstich, in der Mitte der Pelikan, i7.Jh.
KIRCHE DER BARMHERZIGEN SCHWESTERN. Bayerle S. 200 Kirche der
bis 221. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 86. — Ann. h. V. N. XXVI, S. 4i6. 'schwestLfn"
Das Karmelitessenkloster wurde durch Anna Maria von Knippenburg im J. i642 Geschichte
hier gestiftet. An Stelle der alten Kirche wurde i7i2 ein Neubau errichtet; nachdem
das Gewölbe schon i7i4 eingestürzt war, restauriert und i7i5 vollendet; i7i6 ward
der Klosterbau beendet. Das Kloster wurde i8o3 aufgehoben, i83i wurde es den
barmherzigen Schwestern des Cellitenordens eingeräumt, später den Kreuzschwestern
übergeben.
Die Kirche ist in Kreuzesform mit abgerundeten Armen aus Backsteinen er- Beschreibung
richtet. Die Vierung bildet eine flache Kuppel, die Kreuzarme sind mit flachen Tonnen
eingedeckt und durch gedrückte Gurte von der Vierung getrennt, die auf Pflastern
mit jonischen Kapitalen und hohen Basen ruhen. Ein breites Krönungsgesims zieht
sich rings durch das Innere. An der Westfa(;ade ein Rokokoportal, darüber in einer
Nische das Christuskind, zur Seite in Nischen die schlechten Barockfiguren der Ma-
donna und des h. Joseph. Nördlich von dem Chor befindet sich, durch starke Eisen-
gitterfenster abgetrennt, ein Raum für die Nonnen.
Stark verblichene Deckenmalereien vom Anfang des 18. Jh., am Rande nur Maiereien
eine Architekturgliederung nachahmend, in den vier seitlichen Feldern Engelsgruppen,
in dem mittleren in den Ecken die thronenden vier Kirchenväter, im Mittelrund die
Himmelfahrt INIariä, unten knieend die h. Theresia.
Die ganze Kirche hat die wirkungsvolle und gut zusammenstimmende Aus-
stattung aus der i. H. des 18. Jh. bewahrt.
3
33
34
KREIS DÜSSELDORF
Kirche der
barmherzige!
Schwestern
Hochaltar
Epitaph
Paraniente
Kelche
Monstranz
G ar niso n-
Pfarrkirche
Beschreibung
Äusseres
Inneres
Altar
Pieta
Lambertus-
k ir ch e
I.itteratur
Hochaltar, grosser hölzerner Aufbau vom J. i732, in dem von je zwei Säulen
und zwei Statuen flankierten Mittelfeld ein Holzkruzifix, darüber das Gemälde der
Himmelfahrt IMariä.
Epitaph des am 26. Juli i73o verstorbenen Grafen Adrian von und zu Die-
mantstein und der Gräfin Maria Elisabctha von Vclbruck, f i9. Febr. i74o. (Inschr.
bei Bayerle S. 218.)
Kapelle von rotem Sammet mit goldener Bouillonstickerei, der Chormantel
mit besonders schönen Ornamenten; auf dem zugehörigen Antependium die Zahl i7oo.
Chormantel von brauner Seide mit Silber durchwirkt, bedeckt mit breiten
mit Pailletten besetzten Goldstickereien, kostbare mit Goldarabesken in Plattstich be-
deckte Kappe, um i7oo.
Kasel von weisser Seide mit Ranken und Blumen in Plattstich, 2. H. des i7. Jh.
Breite geknüpfte Albenspitze des 18. |h.
Kelch, 24 cm hoch, 2. H. des i7.Jh.
Kelch, 2 3 cm hoch, 18. Jh.
Kelch, 26 cm hoch, 18. Jh.
Monstranz vom J. i728, 59 cm hoch, mit den Marken N, IVVI und Löwe, an-
cehänst elf Schaumünzen, eine mit falschen Brillanten besetzt.
Grosse Sonnenmonstranz des 18. Jh., 69 cm hoch, mit Marke HW und
4 ^Medaillen.
GARNISON-PFARRKIRCHE (Bayerle S. i9o. — Geschichte der Stadt
Düsseldorf S. 369) mit der Infanteriekaserne im J. i735 durch den Ingenieur Carnon
errichtet im Auftrage Johann Wilhelms, a fin que la piete et le culte divin ne soient
obmis par le soldat, de qui Fexercice n'inspire d'ordinaire que la licence et le liberti-
nage (Hs. des Raparini, Archiv der Fahnenburg p. i44).
Die im Rokokostil erbaute Kirche ist ein kreuzförmiger Backsteinbau mit ab-
gerundeten Kreuzarmen. Die in der Fluchtlinie der Kaserne stehende Fa^ade wird
von zwei zweimal abgetreppten Pilastern mit jonischen Kapitalen flankiert, die den
geschweiften Giebel tragen. Hauptportal mit einfacher Einrahmung, darüber zwischen
zwei hohen rundbogigen Fenstern eine Nische für eine Figur. Auf dem geschieferten
Dache ein übereck gestelltes vierseitiges Türmchen mit achtseitiger Haube und vier-
seitiger Laterne.
Im Inneren wird das Langhaus von einer ganz flachen Tonne überspannt,
mit je einem Fenster zur Seite, die durch Pendentifs ins Achteck übergeführte Vierung
mit einem Kuppelgewölbe von Holzverschalung. Über den durch je drei Fenster
erhellten abgerundeten Kreuzesarmen ganz flache Halbkuppeln. Auf den Vierungs-
pfeilern mit vortretenden Pilastern, hohen attischen Basen und jonischen Kapitalen
sitzt das schmale unter der Decke durch den ganzen Bau herumgeführte Krönungs-
gesiras auf.
Hochaltar, schwerfälliger Auf bau mit sechs marmorierten Holzsäulen, in der
Mitte gutes Altarbild von Ittenbach.
Im nördlichen Seitenaltar kleine neu polychromierte Pieta des 16. Jh., 38 cm hoch.
LAMBERTUSKIRCHE. Urk. über die Errichtung des Stifts: Vaterländische
Blätter II, i8i5, S. i67. — Bayerle S. i — 126. — Loxz, Kunsttopographie I, S. i89.
— aus'm Weerth, Kd. II, S. 46. — ■ Otte, Handbuch der Kunstarchäologie II, S. 285.
— Bixterim u. Mooren, E. K. I, S. 2 76. — Zur Geschichte der Verehrung des
h. Apollinaris in Düsseldorf: Ann. h. V. N. XXVI, S. 4i4; Heimat i875, S. 55. —
C. A. V. Kladt, Kurzgefasste Lebens- und Wundergeschichte des h. Apollinaris, Schutz-
34
L n m b e r 1 11 s
kir ch e
Hnndschriftl.
Quellen
DÜSSELDORF 35
patrons der Stadt Düsseldorf, o. J. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 66, 36 1. —
[F. G. Cremer], Einige Worte zur inneren Ausschmückung und Instandsetzung der
St. Lanibertuskirche zu Düsseldorf, D. i889. — Köln. Volksztg. 4. März i892.
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv (inventarisiert von H. Ferber) : Urk.
vom J. i3oo ab. — Unter den Hsn. bemerkenswert: Origo, progressus et augmentum
Dussellanae huius ecclesiae collegiatae, 4", iS BI., angehängt series decanorum, schola-
sticorum etc. — Älteste Chronik des Stiftes vom Dechanten Thomas Wendelen,
Pap., fol. 7 Bl., mit dem j. i335 beginnend (Anfang fehlt), angehängt eine Chronik
aus der Zeit des Dechanten Voetz mit Volkszählung vom J. i658, identisch mit dem
Origo, progressus et augmentum. — Pergamentband mit dem Verzeichnis des Schatzes
viiin J. i5 1 1, bez.: Incipit registrum sive processus reliquiarum ecclesie collegiate gloriose
sempcrque benedictc Dei genitricis et virginis Marie in Duysseldorp, mit alpha-
betischem Register. Wilhelmus Cluntz Trol. scrivere mc fieri fecit a. d. MV=XI.
Darin Inventar vom J. i393: P'olgen die monstrancien und reliquien wie dieselbe in
dem alten menologio verzeichnet sindt. Weitere Inventare von i437 und aus dem
iT.Jh. unter den Urk.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 375 Urk. von 1288 — 1794. — Kopiar
B I i5a — c, a 61 9 Bl. mit Urk. von 1288 ab, b 84 Bl. mit Ergänzungen hierzu, c i63 Bl.,
zunächst ausführliches Inventar der clenodia vom |. i397 Bl. i'' — 7^, dann Urk. vom
J. i393, Verzeichnis des Inhalts der capsa s. Apollinaris, s. Pancratii, S. Wyleyci, weiter
Urk. des i5. Jh., Bl. i35^ — i4i'' Inventar vom J. i437 in zwei Abschriften, am Schluss
constitutiones et statuta capituli. — Hs. A. 65 Liber memoriarum, i5. Jh., Perg., Leder-
band (vgl. Lacomblet, Arch. III, S. 126), A 66 Kalendarium, Perg. fol., iS.Jh., schöner
Lederband mit Schliessen und Knöpfen. Über die Akten vgl. Ilgen, Rhein. Archiv
S. 7i. Inventar des alten Stiftsarchives vom Canonicus Kegeljan vom J. i785 (zweite
Abschrift im Pfarrarchiv).
In der Kgl. Landesbibliothek zu Düsseldorf: Hs. E. S-"» Sammelband, 72 Bl.,
i4. Jh., Bl. 67: Statuta collegiate ecclesie Dusseldorpiensis.
Im Staatsarchiv zu Münster: Urk. in der Kindlinger sehen Sammlung Munsier
Bd. LIV, am Ende.
Eine Kirche zu Düsseldorf wird zuerst im J. !i59 erwähnt (Lacomblet, U B. Geschichte
IV, Nr. 627). Der älteste an Stelle der jetzigen Lanibertuskirche liegende Bau war
eine Kapelle, deren Fundamente im Chor bei Anlage eines Totenkellers noch zum
Vorschein kamen (Pfarrarchiv, Origo Bl. 1=». — Bayerle S. i).
Nachdem 1206 die Kapelle zur Pfarrkirche erhoben worden war, erfolgte am Älterer B.nu
Ende des i3.Jh. durch Graf Adolph von Berg und seinen Bruder Wilhelm eine Er-
weiterung der Kirche (Origo Bl. 1=*: ecclesiam ampliatam cum structura a moderno
choro cum interiore navi et turri).
Durch Graf Wilhelm wurde 1296, nachdem schon 1288 Papst Nikolaus IV. seine
Erlaubnis hierzu erteilt hatte (Brosius, Annales II, p. 2 4), die Pfarrkirche in eine
Kollegiatstiftskirche verwandelt (bestätigt i3o6 durch Erzbischof Heinrich IL von Köln:
Lacomblet, UB. III, Nr. 39. — Vgl. Bayerle S. 4). Am Ende des i4. Jh. machte
sich eine zweite Erweiterung der Kirche notwendig, mit der Vergrösserung des Stiftes Erweiterung
(Brosius, Annales II, p. 35) Hess Herzog Wilhelm zugleich eine Vergrösserung der
Kirche vornehmen, die von i37o — 1394 andauerte; die Mauern des Schiffes und
Chores wurden durchbrochen und Seitenschiffe sowie ein Chorumgang angefügt, kurz
darauf, i394, wurde südlich die Sakristei angebaut (Origo Bl. i'': A. l392 dux Wilhel-
mus censetur structuram templi in circumferentiam quoad duo latera perfecisse cum
3*
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KREIS DUSSELDORF
Lambert us-
kirche
Rest3urntioi»
sacristia. — Bayerle S. 7). Zwölf neue Altäre wurden errichtet, der Herzog gab
dazu der Kirche einen besonderen Glanz durch die Sammlung kostbarer Reliquien
(Ausführlich Bayerle S. 9, 92. — Krebs, Zur Geschichte der Heiligthumsfahrten,
Köln iSSi, S. 3i. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 69, Anm. 2). Nach der
Pulverexplosion vom J. i634 wurden die Fenster der Nordseite wiederhergestellt.
Nach dem Brande vom J. iSi5 (Bayerle S. 93. — Der Niederrhein i884, S. 78)
wurde die Turmhaube erneut. Seit dem J. i87o erfolgte in einzelnen Absätzen eine
Fig 6. Düsseldorf. Lambertuskirche.
Restauration des Inneren und Äusseren, zuletzt unter der Leitung des Architekten
Ludwig Becker in Mainz.
Beschreibung Drcischiffige gothischc Hallenkirche mit um den dreiseitigen Chor als Chor-
umgang herumgeführten Seitenschiffen, im Lichten 4i,8o m lang, 26, 7o m breit, das
^littelschiff 9, 10 m breit. Die beiden Bauperioden des i3. und i4.Jh. treten schon
durch das verschiedene Material sichtbar hervor: der ältere Bau zeigt Tuffverblendung
über Ziegelkem, der jüngere ist reiner Backsteinbau.
Turm Der aus Tuff aufgeführte, dem Mittelschiff vortretende fünfstöckige West türm
besitzt Eckverklammerung von Hausteinquadern. Das Erdgeschoss enthält nach Westen
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DUSSELDORF
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das einfache im Rundbogen geschlossene Portal inil horizuiitalem Sturz, das zweite Lambertus
K I r c II c
Geschoss ein dreiteiliges Portalfenster, das dritte und vierte je drei rundbogigc Blenden,
das letzte je zwei spitzbogige Doppelfenster mit Mittelsäule. Die achtseitige geschieferte
schlanke Turmhaubc ist mit kleinen Giebelchen versehen, auf die Ecken des Turmes
sind vorgekragte achtscitige Türmchen gesetzt. Die ganze Haube ist im Zimmerwerk
etwas gewichen und hat eine leise Drehung nach Westen gemacht (Fig. i u. 6).
Die Aussenarchitcktur der Schiffe ist durchaus schmucklos. Die Westfaradcn Langh:.iis
der Seitenschiffe zeigen je ein vermauertes Portal, im Giebel eine einfache spitzbogige
Blende. Die Streben sind zweimal abgetreppt, unter den Sohlbänken der Fenster
zieht sich eine Horizontallisenc hin. Im Norden ist an die Kirche unter frühgothischer
Halle der grosse Kalvarienberg in lebensgrossen überaus ausdrucksvdlicii Figuren v<>m
I M I I I
Fig. 7. Düsseldorf. Griindri.ss der Lambtrtuskirche.
Bildhauer Rciss angebaut. An seiner Stelle stand bis i883 der alte kurz vor i469
errichtete aus neun lebensgrossen Figuren bestehende Kalvarienberg, der rücksichtslos
beseitigt wurde. Der Verbleib der Reste ist unbekannt {vgl. C. L. Str.vuven, Der
Kalvarienberg in der Altstadt, Düsseldorf 1 883). Im Süden erhebt sich neben dem West-
turm, mit diesem durch ein Pendentif verbunden, der nur bis zur Höhe des ersten
Stockwerkes aufgeführte, aus fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruierte
Treppenturm. An der Südwestecke des südlichen Seitenschiffes führt ein weiterer
Treppenturm bis zur Dachhöhe empor. Der im Süden angefügte zweigeschossige
Sakristeibau nimmt die Gliederung durch die Horizontallisenc auf und zeigt über
der ersten Fensterreihe eine zweite Lisene. Sein Dach trägt einen eigenen Dachreiter,
nach Osten einen erkerartigen INIansardenbau mit gothischer Hausteingliederung, der
zur feierlichen Schaustellung der Reliquien diente (Fig. 6). Nach Westen ist ein aus
fünf Seiten des regelmässigen Achtecks konstruierter Treppenturm angebaut,
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38 KREIS DÜSSELDORF
Lambertus- Im Iniiem werden die Gewölbe von vierzehn Pfeilern auf i,5 m hohen Beisen
k i r c h €
Inneres getragen, von denen die das Chorhaus umgebenden nur rechteckig gestaltet sind, das
erste und dritte Paar \on Westen aus achtseitig mit starken Vorlagen nach innen,
das zweite Paar einfach achtseitig. Nur das erste und dritte (den Hochchor ab-
trennende) Paar sind durch Gurte verbunden. Die mit Hohlprofil versehenen Ge-
wölberippen ruhen mit verschieden skulptierten Rlattkapitälen auf schlanken Drei-
viertelssäulen, die bis zum Boden herabgeführt sind. Im Chor sind die Gewölbe-
kappen neben den Arkadenbögen tief gesenkt. Die Aussenmauern sind nur durch die
unter den Sohlbänken der dreiteiligen, mit erneutem Masswerk versehenen Fenster
hina-ezosrene Horizontallisene belebt. Die Gewölbeschlufssteine sind im Chor mit
skulptierten Rosetten, im Mittel- und Seitenschiff mit gemalten Wappen versehen.
Die den Hochchor abschliessenden Schranken bestehen zwischen den ersten drei
Pfeilerpaaren aus einfachen ungegliederten Mauern, im Chorabschluss aus einfach
stilisierten sothischen schmiedeeisernen Gittern.
Hoch.-ii.ir Der Hochaltar, aus dem i8. Jh., iSiS erneut, trägt einen hohen Rokokoaufsatz;
vor den beiden Pfeilern des Chorabschlusses je ein von drei gewundenen Säulen ge-
tragener Architrav, darauf ein fackeltragender Engel — in der Mitte die Holzstatue der
]\Iadonna, darüber aufgehängt eine frei schwebende Krone. Zur Seite die Figuren der
hh. Thomas und Apollinaris, Lambertus und Pankratius, vor dem Altar Antependium
von Andreas Achcfibach, Geschenk des Künstlers.
Altäre Im Chorumgang vier weitere Rokokoaltäre. Der erste (von Süden her) enthält
ein schlechtes Bild der Himmelfahrt, und ausser zwei barocken Aposteln als Ab-
schluss eine Statue des h. Antonius aus dem iS.Jh. Der zweite x\ltar zeigt wertlose
Rokokofiguren, der dritte birgt im ISIittelfeld hinter Glas ein neu polychromiertes
hölzernes aus der Kreuzherrenkirche stammendes Madonnenbild vom Anfang des
iS.Jh., im hoch: die Madonna sitzt auf hohem, mit durchbrochener Lehne ver-
sehenen Thron, in der Rechten das erhobene (erneute) Scepter, mit der Linken das
auf ihrem linken Knie stehende Christuskind haltend, das mit langem Hemdchen
bekleidet ist und in der Linken ein (erneutes) Scepter hält. Das Gesichtchen der
Madonna zeigt den Kölnischen Typus mit weichen Wangen, spitzem Kinnbuckel und
kleinem Mund (vgl. Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 67). Auf dem vierten Altar
als Abschluss ein Holzbild des h. Martinus aus dem i6. Jh., zur Seite die 9o cm
hohen Holzstatuetten der hh. Thomas und Lambertus (?) vom Ende des i5.Jh.
Sakraments. Das Sakram cnts h äuschc n (Fig. 8. — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXXI, i; II,
bauschen
S. 47. — Bayerle S. 26), das an der nördlichen Aussenseite des Hochchores bis zur
Höhe des Gewölbes aufgeführt ist, ist durch seinen ornamentalen Schmuck und seinen
Figurenreichtum das bedeutend.ste spätgothische derartige Werk des Niederrheins, nach
den Wappen gestiftet zwischen 1 475 und i479 von Herzog Wilhelm III (i475 — i5ii)
und seiner Gemahlin Elisabeth (f i479).
Das fünfseitige Gehäuse wird von einem fünfseitigen Sockel auf reich profiliertem
Fuss getragen, dessen Kanten gewundene Säulen vortreten, aus zwei umeinander-
geflochtenen Stämmen bestehend, von hockenden Löwen geschirmt, die in der
äusseren Vorderpranke Schilde mit den Wappen der Stadt Düsseldorf, der Länder
Jülich-Berg-Ravensberg und Nassau -Saarbrücken halten. Die vier freien Seiten des
Sockels sind nischenartig ausgerundet und zeigen je eine (erneute) Heiligenfigur auf
Konsole unter Baldachin, darüber je eine figürliche Scene in starkem Hochrelief:
Adam und Eva im Paradies und nach dem Sündenfall, Christus am Olberge, das
Wunder des h. Hubertus. Das Gehäuse selbst zeigt an der Unterseite zwei Kehlen,
38
DÜSSELDORF
39
die mit freigearbeitetem,
gothischem Laubwerk ge-
füllt sind, die obere mit
mensclilichen Droleries
versehen. Die vier freien
Seiten des Gehäuses sind
mit vergoldetem, schmie-
deeisernem Gitter ge-
schlossen, das an den
Rändern mit geschnitte-
nem, vortrefflich gearbei-
tetem Laubwerk verziert
ist. Die trennenden Pfei-
ler, denen eine dünne
INIittelsäule vortritt, zei-
gen unter Baldachinen
mit gewundenen Fialen
auf vorgekragten Laub-
wcrkkonsolen je zwei (er-
neute) Hciligenfigürchen.
Die Gitterfelder selbst
rahmt eine tiefe Kehle
ein, an den Seiten mit
einfachem Laubwerk ge-
füllt, in den beiden mitt-
leren Feldern mit dem
Baum Jesse verziert, der-
art, dass in dem einen
auf der unteren Sohlbank
Jesse, auf der anderen
Maria sitzt.
Über jedem Felde
ein vorgekragtcr dreisei-
tiger Baldachin mit ba-
rocken Krabben. Darüber
erhebt sich in drei Stock-
werken, ein jedes übereck
auf das darunterbefind-
liche gesetzt, der hohe
und luftige Baldachin. Die
Pfeiler sind durch Kiel-
bögen mit einander ver-
bunden, das untere Ge-
schoss ist mit gewunde-
nem Laubwerk gefüllt. Die
alten Hciligenfigürchen,
die in den beiden unteren
Stockwerken den fünf-
Lamlifrtu«'
k i r o li e
Fig. 8. Düsseldorf. Sakramentshäuschen in der Lnmbertuskirche
39
4o
KREIS DUSSELDORF
Lambertus-
kirche
Chorstühle
Kanzel
Mobiliar
Taufstein
Skulpturen
Grabmal des
Herzogs Wilhelm
seitigen ]Mittelpfeiler umgeben, sind bis auf eines erhalten. Den Abschluss des Ganzen
bildet ein Pelikan mit ausgebreiteten Flügeln.
Chorstühle, ohne Rücklehne, zweireihig, rechts hinten acht, vorn sieben, links
hinten neun, vorn sieben Sitze, mit von Säulchen getragenen Armlehnen, die Miseri-
kordien einfach mit Wappen, Tieren, Bauern, die hinteren Wände der ersten Reihe
geriefelt. An den Wangenstücken nach Westen die Einzelfiguren des h. Laurentius
und eines Bauern mit Narrenkappe, nach Osten zwei Engel, Johannes der Evangelist
und S. Antonius, derbe Arbeit vom Ende des iS.Jh.
Rokokokanzel, rundes Gehäuse mit den Medaillons der vier Kirchenväter,
runder Schalldeckel.
Bänke und Beichtstühle mit leichten Rokokoornamenten.
Taufstein, von Sandstein in Kelchform, achtseitig, mit derbem kräftigem Mass-
werk, Ende des i5.Jh.
Sandsteinfigur des h. Christophorus am zweiten nördlichen Pfeiler von Westen
aus, die mächtige Gestalt in fast doppelter Lebensgrösse, mit der Linken auf einen
Stamm gestützt, die Rechte in die Seite gestemmt, auf der rechten Schulter das Kind
mit der ^^'eltkugel, der bärtige Kopf von energischem Realismus erfüllt, ähnlich dem
zu Kempen (Kunstdenkmäler d. Kr. Kempen S. 93) und Emmerich (Kunstdenkmäler
d. Kr. Rees S. 44), kurz nach i5oo. An der Konsole ein von zwei reich gelockten
schwebenden Engeln gehaltener Schild mit Hausmarke, darunter geriefelte Säule mit
zierlichem Blattkapitäl.
Kreuzigungsgruppe des i7. Jh., weiss überstrichen, in der Taufkapelle im
linken Seitenschiffe, von Holz, in lebensgrossen Figuren. Im Chorumgang Holzfiguren
von Christus, an die Säule gefesselt, und S. Nepomuk mit dem Engel, 1 8. Jh.
Grabmal des am 5. Jan. i592 gestorbenen Herzogs Wilhelm V. an der Ost-
wand der Kirche (Taf. H, IH. — Th. Levin, Grabdenkmal des Herzogs Wilhelm : Düss.
Beitr. I, S. l75; IV, S. 253). Das fast die Höhe des Gewölbes erreichende Monument ist
aus schwarzem, weissem (für alles Figürliche), rotem (für Säulen), gelbem (für Obeüsken
und Seiteneinfassungen) und braunem Marmor gearbeitet und durch ein schmiede-
eisernes Gitter mit vergoldeten Rosetten abgeschlossen. Auf vier Stufen von schwarzem
Marmor, auf deren Ecken acht aus weissem Marmor gebildete Löwen als Schildhalter
mit den Ahnenschilden des Herzogs hocken (die Wappen bei Levin S. 1 86, Berich-
ti<ning Beitr. VI, S. i89), erhebt sich der Unterbau, dem der Sockel des sargähnlichen
Sarkophages als Risalit vortritt. Auf dem Sarkophag liegt das lebensgrösse Bild des
Herzogs, in voller, fein ciselierter Rüstung, in freier und ungezwungener Haltung auf
dem rechten Arm aufgestützt, dessen Ellenbogen auf einem Kissen ruht. Der durch
die kurze spanische Krause wirkungsvoll abgehobene fein gemeisselte Kopf mit dem
kahlen Schädel, den tiefliegenden Augen und dem kurzgehaltenen Bart ist auf die
rechte Hand gestützt und leicht nach oben gekehrt. Zu den Füssen des Herzogs
Visierhelm und Handschuhe.
Über dem Unterbau ist eine Stellung von vier korinthischen Säulen angeordnet,
welche die Verkröpfungen des aus Architrav, Fries und stark ausladendem Haupt-
gesims bestehenden Gebälks tragen. Im Mittelfeld über dem Sockel zunächst in Kar-
touche das volle herzogliche Wappen von Jülich -Kleve -Berg mit drei Turnierhelmen,
von zwei Putten gehalten, darüber ein grosses im Halbrund abgeschlossenes Relief mit
der Darstellung des jüngsten Gerichts, mit technischer Virtuosität stark malerisch be-
handelt, die vordersten Figuren völlig frei herausgearbeitet, einige der Auferstandenen
von wunderbarer Weichheit in der Behandlung des Nackten, mit weitem Horizont.
4o
Tafel II.
Düsseldorf. Grabmal des Herzi .<->, Wilhelm in der Lambertuskirrl
cirrlie.
Tafel in.
Düsseldorf. Fio-uren vom Grabmale des Herzogs Wilhelm.
DÜSSELDORF 4 1
In den Nebennischen zur Seite der Hauptnische sind die Figuren der vier Lamhenus
k 1 r c li c
Kardinaltugenden angebracht, von links nach rechts die Klugheit mit der Schlange,
die Gerechtigkeit mit Schwert und Wage, die Tapferkeit mit einer durchbrochenen
Säule, die Massigkeit mit zwei Gefässen (Taf. III).
Der Giebelaufsatz des Denkmals zerfällt in zwei Stockwerke. Auf den durch
die Verkröpfung der Attika gebildeten Sockeln erheben sich vier weitere allegorische
Gestalten, links Glaube, rechts Liebe als Caritas, in der Mitte zwei weibliche Ge-
stalten mit Grabscheit und Totenkopf, wohl den Tod und die Vergänglichkeit dar-
stellend. Über dem halbrunden Abschluss des Mittelfeldes zwei gcllügelte Viktorien
mit Kranz und Palme, dazwischen eine Tafel mit dem Wahlspruch des Herzogs:
IN DEO SPES MEA.
Das oberste Stockwerk enthält zwischen zwei Hermen in der mittleren Nische
die sitzende Gestalt der Hoffnung, auf den Abflachungen des durchbrochenen Giebels
ruhen zwei Engel, die Krönung des Ganzen bildet die Gestalt des Auferstandenen.
Über dem Sarkophag die Hauptinschrift: illustriss. principi d. guilielmc; Inschriften
Duci juliAe cliviae et montium comiti marcae et ravensburgi d. in raven-
STEIN, PARENTI OPTIMO MERITO, QUI ANNO CHRISTI MDXVI KAL. AUG. NATUS VITAM
usque ad annum mdxcii produxit, ineunte virili aetate ob ducatum geldriae
ET COMITATUM ZUTPHANIAE DIFFICILLIMO hello contra CAROLUM V. IMPERATOREM
TANQUAM DOMINUM BELGII IMPLICATUS, POST QUADRIENNIUM PACE FACTA ET SERE-
NISS. D. MARIA FERDINANDI ROM. REGIS ET POSTEA IMP. F. IN MATRIMONIUM DUCTA
EADEMQUE IN COELUM PRAEMISSA CLIVISQUE TUMULATA, PLURLMIS TURBIS OB BELLA
INTESTINA GERMANIAE ET VICINA BELGICUM ET COLONIENSE, CUM ANTEA PRO CON-
SERVANDA PACE PUBLICA IMPERII MULTOS SAEPE LABORES RE ET CONSILIO FELICITER
SUSCEPISSET, JACTATO TANDEM POSTQUAM LIII ANN. LAUDABILITER SUIS PRAEFUISSET,
OMNIUM DOLORE NON. JAN. SENIO CONFECTUS ANIMAM DEO OPT. MAX. PLACIDISSIME
REDDIDIT. JOANNES GÜILIELMUS UNICUS FILIUS ET HAERES MOERENS M. E. P.
Links von der Gestalt des Herzogs die auf den Vater des Verstorbenen bezüg-
liche Inschrift : illustriss. princeps d. Joannes joan. f. dux cliviae, comes marcae,
DOMINUS in RAVENSTEIN, ILLUSTRISS. D. GUILIELMUM, CUIUS MEMORIAE HOC POSI-
TUM UNICUM FILIUM ET HAEREDEM DITIONUM SUARUM ANNO CHRISTI MDXXXIX. NON.
FEB. CLIVIS MORIENS RELIQUIT.
Rechts die auf die Mutter bezügliche Inschrift: illustriss. princeps d. maria
GUILIEL. F. DUX JULIAE ET MONTIUM, COMITISSA RAVENSBURGI ILLUSTRISS. PRINCIPIS
D. JOANNIS DUCIS CLIVIAE, COMITIS MARCAE ET DOMINI IN RAVENSTEIN CONIUNX
DUCATUS SUOS ET COMITATUM UNICO FILIO ILLUSTRISS. D. GUILIELMO ANNO MCI (für
13 = d) XLIII III. KAL. SEPTEMB. VITAM BUDERIACI CLAUDENS CESSIT ET TRIBUS ILLIS
DUCATIBUS CAETERISQUE DOMINUS PRINCIPEM ET DOMINUM NATUM DEDIT.
Das Grabdenkmal ist in den Stilformen der italienischen Hochrenaissance errich- Wiirdigung
tet, im Anschluss an das durch Andren Sansovino festgestellte Schema des Triumph-
bogens. Die Figuren, zumal die weiblichen Idealfiguren, sind von grosser Schönheit
in der Linienführung. Die Gestalten haben einen auffallend kleinen und feinen Kopf,
dabei weiche und breite Schultern, volle Hüften. In die Gewandung, durch die der
Körper gut durchmodelliert ist, ist durch das Motiv des vor- oder zurückgesetzten
Spielbeines reiche Mannigfaltigkeit gebracht. Die Falten sind im Interesse der deut-
lichen Hauptumrisse zuweilen tief unterarbeitet.
Als Künstler sind (nachdem schon in der ,Düsseld. Ztg.' vom 8. Jan. iS38 Künstler
hierauf hingewiesen war, vgl. Beitr. IV, S. 253) von Levin die Meister Gilles de Riviere
und Niccolo Pippi von Anas wahrscheinlich gemacht worden, die für den i575 in
Rom verstorbenen Jungherzog Karl Friedrich in der Kirche S. Maria dell' Anima ein
4i
42
KREIS DUSSELDORF
Lambertus-
kirc he
Grabmsl
der Marg.Tietha
von Windeck
Epitaphien
prachtvolles Grabmal errichtet hatten (Beitr. I, S. i88. — Berg. Zs. XXIII, S. i66)
Das Düsseldorfer Grabmal steht in der Einzelausführung dem Römischen Werke
wenig nach und nähert sich nur in den Bewegungsmotiven der Figuren dem in
Bartholomäus Spranger verkörperten INIanierismus.
Grabmal der Margarctha \ou Wind eck (?), Gräfin von Berg und Ravens-
berg, t i384 (Fig. 9), die Tumba 2,3o m laug, i,o6 m breit, 86 cm hoch, die Seiten-
flächen mit sechs und zwei nasenverzierten Spitzbogen, die Deckplatte an den Kanten
abgeflacht, an der , Vorderseite die Inschrift: misericordi.e : parenti :, an der
gegenüberliegenden Seite die Wappen von Jülich, Berg und Waldeck.
Die i,So m lange Gestalt der Herzogin liegt langausgestreckt, den Körper in
einen auf der Brust durch eine Vierpafsschliesse gehefteten Mantel gehüllt,, den Kopf
von einer Rüschenhaube umgeben, die bis auf die Schultern fällt. Die Hände sind vor
der Brust flach anein-
ander gelegt, die Füsse
gegen zwei Hündchen
gestemmt.
Das Denkmal, die
blaue Margareth ge-
nannt, im i8. Jh. im
nördlichen Seitenschiff"
eingemauert, war 1 8 1 6
\'erschwunden u. wurde
i85i im Grabgewölbe
des Mausoleums Her-
zog Wilhelms IV. wie-
der aufgefunden. Der
Sockel war 1 7 1 1 als
Kreuzessockel auf dem
Friedhofe von Deren-
dorf aufgestellt wor-
den. Nach der hsl.
Chronik des Ewald
Baichmann V. J. 1625
und der Hs. INIonumenta et sepulturae comitum et principum vom 18. Jh. ist Elisabeth
von Waldeck dargestellt (zuletzt i388 genannt). So auch Strauven, Geschichte des
Schlosses zu Düsseldorf S. i7. — Ann. h. V. N. XXV, S. 29i. Vgl. Joesten, Das restau-
rierte Grabmal der Margaretha von Windeck in der Lambertuskirche, Düsseldorf i87i.
Epitaph des Hermann von Hochsteden aus dunklem Granit, 2,5o m hoch
(Bayerle S. 78), in reicher barocker Einrahmung, gekrönt von dem Alliancewappen
der Hochsteden und Pranck, zur Seite die Ahnenaufschwörungen der beiden Gatten
(je 16 Wappen). Inschrift in der Mitte: perillustri ac generoso d. d. hermanno
L. B. DE hochsteden, DOMINO IN NIDERZIER ET VELDE ETC., SERENISSIMI PRINCIPIS
ELECTORIS PALATINI CONSILIARIO INTIMO, CAMERARIO SUPREMO, AULAE MARESCHALLO,
TOPARCHAE IN GREVEXBRUCH ET GLADBACH, SERENISSIMAE ELECTRICIS PALATINAE
SUPREMO AULAE PRAEFECTO, VITA FUNCTO DIE 4. MENSE AUG. ANNO 1686, ET PER-
ILLUSTRI AC GENEROSAE D. D. SUSANNAE ELISABETHAE, BARONISSAE DE HOCHSTEDEN,
NATAE BARONISSAE DE PRANCK IN PUX ET KOPPELSBACH, SAECULO DENATAE DIE 7.
MENSE JAN. ANNO 1688.
Fig. 9. Düsseldorf.
Grabmal der Margaretha von Windeck in der Lambertuskirche.
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DÜSSELDORF 43
Eiiitaph der Maria Anna Klara von Bongardt, geb. von Blanckart (Bayeri.ic i.rimbcruis-
S. 79), mit dem Wappen und der Ahnenaufschwörung der Blanckart. In.schrift: D. o.
M. PKRII.LUSTRI AC C.KNEROSAE D. MARIAE ANNAE CLARAE NATAE I.. H. DK HLANCKART
EX ALSTüREE PERIELUSTRIS AC GENEROSI D. D. CAROLI LOTHARIl L. U. DE BONGARDT
DOMINI IN HEYDEN, BLIT, NOTBERG, BERGERHAUSEN QUONDAM CONIUGI, PERILLUSTRI
AC GENEROSO D. D. CAROLO IMIII.II'PO I,. H. Di: IIOCHSTEDEN, D. IN VELDE, BETGEN-
HAUSEN, SECUNDO TIIORO lUNCTAE, DOMINAE TEMPORALI IN VELDENHAUSEN, OREY,
GRANDVILLE, SERKNISSIMAE EI.ECTRICIS PALATINAE AULAE PRAEKECTAE, DIE 24. MAII
VITA EUNCTAE l7l7.
Ei)ilai)li lies am 8. M.lrz i685 verstorbenen Mckhinr V(ic;t/, im linkLii Seiten-
schiff (Inschrift Bavf.ki.k S. 7 i ).
Zwei Bilder der Rosenkran zbriiderschaft an der Westwand des süd- Gemälde
liehen Seitenschiffes, Holz, jedes dreiteilig, beide ganz übermalt. (Bayerle S. 88.)
Auf dem ersten Maria, darunter der h. D<)minikus und rai)st Alexander VTl., umgeben
von Engeln mit Rosenkränzen. Links und rechts die herzogliche Familie mit ihrem
Hofstaat, dahinter je acht Pripste, Unterschrift links: philip. wilh. pa. jul. cliv. et
MONT. DUX JOANNES WILH. Fl LI US; rccllts : AMELIA ELIS. MAGD. DUCISSA ELEONORA
TERESiA MAGD. EiLiA. Auf dem Rahmen: renovatio et confirmatio arciiif. ss.
ROSARii SUB PAPA ALEXANDRO VII. POSITA A. i679. Auf dem zweiten INIaria mit
Kind stehend auf dem Halbmond vor einem ausgespannten Teppich, den zwei auf den
Seitenflügeln befindliche Engel halten, links und rechts der Herzog und die Herzogin
mit Kindern und Gefolge knicend. Unterschrift links: JOANNES iii. jul. cliv. mont.
DUX. WILHELMUS FIL. l528; rCchts: MARIA jul. et mont. DUCISSA. ANNA AEMILIA
FiLiA i528. Überschrift: dis ist die broderschafft der freuden unser lever
FRAUEN VOR SUSTEREN UND BROEDEREN DES ROSENKRANTZ RENOVATA A. l678. Über
die Rosenkranzbruderschaft W. Herchenbach in der Düss. Zs. i883, S. 123. —
Bayerle S. 88. — Ann. h. V. N. IX, S. 24i.
Porträt des Wilhelmus Bont Wedanus s. Theol. doct. a. i6ii Marianae huius
ecclesiae decanus, obiit i637, Kniestück, auf Holz.
Über i634 zerstörte Glasgemälde vgl. Ann. h. V. N. XXVIII, S. 42. obsgemäide
Cyklus von zehn Ölgemälden, i675 der Lambertuskirche geschenkt, mit Dar-
stellungen aus dem Leben des h. Apollinaris, in der Art des Johann Spi/herg (Genaue
Beschreibung mit den Inschriften in den Ann. h. V. N. XXVI, S. 4i4).
Wandmalereien. Strauven, Die Wandmalereien der hiesigen Lambcrtus- Waiuimaiereien
kirche, D. o. |. Bei den Restaurationsarbeiten im Inneren der Kirche wurde unter
der Tünche die alte polychrome Ausstattung entdeckt, die aus zwei verschiedenen
Perioden stammt: aus der Zeit von i37o — i4o8 und der Zeit von i45o— i48o. Das
dekorative System war dieses: die Säulenschäfte wie die Gewölberippen dunkelrot
bemalt, mit schwarzer Einfassung, die Kapitale vergoldet, die Knäufe und Rosetten
mit Wappenschildern auf hellblauem Grunde, aus der Zeit von i4o2 i4o8 stammend.
Aus der Zeit vor der Erweiterung im ]. i394 stammen die Wandgemälde auf den Ältere Periode
Chorschranken, Einzelfiguren von männlichen und weiblichen Heiligen, deren Köpfe
zum Teil bei dem Abbrechen der oberen Partien der alten Chormauern weggeschnitten
worden sind. Erhalten sind im ganzen fünfzehn solcher Figuren, darunter nur sechs
mit Köpfen, alle von grosser Einfachheit im Faltenwurf auf gelbem oder grünlichem,
gemustertem Grunde (Fig. lo).
Alle weiteren Wandgemälde gehören der 2. H. des i5. Jh. an. Es sind dies: Spätere Periode
das Martyrium der h. Agatha an der äusseren nördlichen Chorwand, darüber drei
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KREIS DÜSSELDORF
La mber 1 11 s .
kirchc
S. Kümmernis
Heilige zwischen zwei Srilinen, erkenntlich darunter der h. Bernhard und die h. Bern-
hardine. Auf derselben Wand der h. Georg, den Drachen tötend. Im Südschiff der
h. Severus mit ^^'ebergerät, zur Seite kniend die Meister der Weberzunft. Neben
der Sakristeithür die Anbetung der h. drei Könige, dann das Martyrium des h. Reinold,
die h. Margaretha, einen Drachen an (.Icr Kette führend, endlich das grössere, durch
Professor Lauensfchi restaurierte Bild der thronenden Madonna mit dem Christuskinde
auf dem Schoss (Fig. 1 1 ), ein feines und bedeutendes Werk der Kölnischen Schule.
Auf breitem Kissenthron sitzt die Madonna in blauem Rock und rotem mit goldenen
Granatäpfeln bestickten Obergewande. Über ihr sechs Engel, das erste Paar mit
Musikinstrumenten, das zweite mit Büchern, das dritte mit Spruchbändern: gloria
IX EXCELSIS DEO — ET IX TERRA TAX HOMiNiHUS. Links unten kniet der Stifter mit
der Inschrift: sancta imarlv ora pro xobis. An der äusseren südlichen Chorwand
endlich noch zwei Martyrien von Heiligen und Fragmente einer Darstellung der Auf-
erstehung.
Über der südlichen Eingangsthür befindet sich ein Bild der h. Wilgefortis oder
Kümmernis (Fig. 12), die Heilige bärtig und langgewandet am Kreuze darstellend, zu
Fig. 10. Düsseldorf. Wandmalereien an den Chorschranken der Lambertuskirche.
Sakristei
Kapicelsaal
Füssen des Altares knieend der Geiger, dem sie den goldenen Schuh zuwirft (K. F.
Strauven in der , Düsseldorfer Ztg.' i869, Nr. 272, 29o. — Organ für christl. Kunst
l87o, Nr. 5. — B. J. XLIX, S. 186). Die Vereinigung des bergischen Löwen mit den
sächsischen Farben weist auf die Vermählung des Herzogs Gerhard IL mit Sophie
von Sachsen - Lauenburg im J. i44i. Die Wandgemälde sind bis auf die thronende
Madonna sämtlich mit Stoff überspannt und übertüncht worden.
Farbige Kopien der Wandgemälde, von dem hochverdienten Düsseldorfer Ge-
schichtsforscher, dem verstorbenen Herrn Notar Strauven mit grosser Sorgfalt her-
gestellt, befinden sich im Besitze seines Sohnes, des Herrn Amtsgerichtsrats Strauven
in Neuss.
Die Sakristei ist ein hoher mit drei Kreuzgewölben überdeckter Raum, dessen
Rippen mit skulptierten Blattkapitälen auf Dreiviertelssäulen ruhen. An der Nordseite
drei tiefe Blenden (in der Aussenmauer der Kirche), unter den dreiteiligen Fenstern
läuft eine Horizontallisene mit breiter Abdeckung hin.
Der über der Sakristei gelegene durch die enge Wendeltreppe im Westen zugäng-
liche Kapitelsaal ist ein heller, durch die fast zum Boden reichenden hohen dreiteiligen
Fenster mit reichem Licht versehener Saal mit denselben Blenden nach Norden und
Dreiviertelssäulen, die auf polygonalen Kapitalen die hohlprofilierten Rippen tragen.
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DUSSELDORF
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Sakristeischrank, vom J. l623, Geschenk des Dechanten Wilhehnus Bont, Lnmbertus-
k i r c h c
mit dem Bildnis des Schenkgebers und des h. Wilhchmis. Im Kapitelsaal grosser sciirrmk
eichener gothischer Fugenschrank.
Pieta, Stein, 7o cm hoch, leicht restauriert, ursprünglich polychromiert. edle Pici^
gothische Gruppe um i4oo, mit schönem Faltenwurf.
Fig. 11. Düsseldorf. Wandgemälde in der LambertusUirche.
Der Schatz der Lambertuskirche enthält eine Reihe bedeutender Goldschmiede- Schatz
werke, darunter einige Geschenke der bergischen Herzöge und Kurfürsten. Vgl. Katalog
zur Ausstellung der Feier des 6oojährigen Bestehens Düsseldorfs als Stadt 1888, S. 78,
Nr. 85i, 89i.
I. Kopfreliquiar, von vergoldetem Rotkupfer, 2? cm hoch, am Fuss mit i5 cm Kopfreiiquiar
Durchmesser, 2. H. des 12. Jh. (Fig. i3), angeblich das des h. Vitalis (eher das im In-
ventar von i393 genannte Kopfreliquiar des h. Candidus). Das streng stilisierte lebens-
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Lambertus- crrosse Haupt zcifft eine scharfkantiQ;e gerade Nase, ctossc mandelförmige ehemals mit
kirche ° I o o o ' o o
Email gefüllte Augen, niedere Stirn. Der kleine Schnurrbart, der leichte Backenbart
und das eng an den Hinterkopf angedrückte Haar mit schematisch geriefelten kleinen
Lückchen, Wangen und Hals sind flach behandelt. Um den Fuss ein einfaches ro-
manisches Akanthusornament. Das Hinterhaupt öfihet sich und ist als Deckel mit
Scharnier und (erneutem) Schlösschen befestigt. Der Guss zeigt im Inneren einige zu
dünn geratene gepflasterte Stellen. Die Reliquien (Schädelteile) in rotseidenem Beutel,
dabei ein Säckchen mit Erde von Golgatha. Vgl. Katalog der Ausstellung kunst-
gewerbl. Altertümer in Düsseldorf
1880, Nr. 659.
Ostensorien ^ ,. ^,^.===^=^ ^T"=*=-^ '^ 2. Os t cns o r i u m , vou Vergol-
detem Silber, 5i cm hoch, in
Monstranzenform, Mitte des i5.Jh.
Der Fuss besteht aus Vierpass mit
durchgeschobenem Quadrat, auf
einem der Blätter das Jülich - Ber-
gische Wappen. Zur Seite des Re-
liquien des h. Laurentius enthalten-
den Glascylinders Strebesysteme,
über dem Baldachin der vierseitige
Aufsatz mit einer Statuette des
h. Laurentius unter derTurmhaube.
3. Ostensorium, von vergold.
Silber, 35,5 cm hoch, der Aufsatz
mit Glascylinder und sechsseitigem
Türmchen i5.Jh., der Fuss i8.Jh.
4. Kleines höchst zierlich. Osten-
sorium von Silber, 24 cm hoch,
um i5oo, zur Seite des aufrechten
Glascylinders Maria und Joseph,
von freien und luftigen Formen,
auf dem Fuss: c. m.
Reiiquiare ~~ 5. R e 1 i q uiar , Vergoldetes Silber,
28 cm hoch, 2 9 cm langer liegen-
der Cylinder, gitterförmig durch-
brochen mit Blattfries, Ende i5.Jh.,
auf rohem Fuss des 18. Jh.
6. Reliquiar, vergoldetes Silber, 42 cm hoch, aus dem i5.Jh., auf schlankem
Fuss, der Knauf mit vier Pasten, um ihn die Inschrift: reliquiae s. apollinaris
MARTYR. EPisc. RAV. Zur Seite des aufrechtstehenden Glascylinders, über dem sich
ein zweistöckiger Aufsatz erhebt, einfache, durch Gitter verbundene Streben. Katalog
der Ausstellung kunstgewerbl. Altertümer in Düsseldorf 1880, Nr. 7o9.
7. Reliquiar, Silber, 46 cm hoch, von i646, im 18. Jh. restauriert, auf einem goth.
Formen nachahmenden Fuss mit der Inschrift: r. d. petrus Aldenhoven canonicus
HUIUS ECCLESIAE DONO DEDIT A. MDCXLVi und undeutlichen Marken. Das Reliquien-
gefäss bildet ein horizontaler Glascylinder, darüber unter Baldachin Madonnenstatuette.
8. Reliquiar, Silber, 4o,5 cm hoch, vom J. l655, aufrechtstehender Glascylinder,
von zwei Säulen flankiert, auf rundem Fuss. Inschrift: seren. principis consilia-
Fig. 12. Düsseldorf.
Wandgemälde der h. Kümmernis in der Lambertuskirche.
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Monstranzen
RIUS QUAESTOR GENERALIS ET TELONII SCRIBA ADOLPHUS BLAREN ET CATHARINA Lninbertiis-
RENSING HOC OPUS FIERI FECERUNT A. l655.
9. Silbernes Armreliquiar, 39 cm hoch, vom J. i59o, steife röhrenartige Hülse
mit Glascylinder, schlecht graviert, als Abschluss die ausgestreckte Hand. Um den
Fuss die Inschrift: rrachium s. tiuimae apostoli a. i59o.
10. Kreu/.reliciuiar, Silber, aus dem i7.Jh., auf rundem, getriebenem Fuss,
mit einem (gesprungenen) Krystall
in der Mitte, der eine Kreuzpar-
tikel enthält. Am Fuss die (ältere)
massive Figur des h. Apollinaris, an
den drei kleeblattförmigen Enden
Medaillons mit den hh. Lambertus,
Pankratius, Wilei- , ^ ^-^~\^
kus. Auf dem Fuss Ly/^ \^y^j
die Beschauzeichen ^--^.-jf^
11. Grosse Monstranz, von
vergoldetem Silber, 98 cm hoch,
eines der grössten und künstlerisch
bedeutendsten Werke um iSoo, im
J. 1662 der Lambertuskirche durch
Philipp Wilhelm geschenkt, der sie
von Gustav Adolf erhalten, durch
den sie aus einer Kirche Böhmens
entführt war (Düsseid. Beitr. VII,
S. 439). Der ganze Fuss im 18. Jh.
erneut (mit drei gravierten Heili-
genfio-uren und dem kurfürstlichen
Wappen).
Der Glascylinder ist von fei-
nem Gitterwerk eingefasst und von
doppeltem Strebesystem flankiert.
Zwischen zwei Pfeilern erhebt sich
auf gewundener Säule rechts die
Gestalt der Madonna, links die (im
18. Jh. erneute) Figur des h. Apolli-
naris, zur Seite noch die kleineren
Figürchen der hh. Sebastian und
Christophorus. Der Aufsatz ist von
der grössten Freiheit in der Ver-
wendung der spätgothischen Zier-
formen, die Fialen sind zum Teil
geschwungen, die Türmchen aus gewundenen Ästen geformt, die obere Kreuzblume
besteht aus geschnittenem Blattwerk. Über dem sechsseitigen Baldachin die Gestalt
des Auferstandenen.
12. Monstranz, 65 cm hoch, Ende des iS.Jh., von vergoldetem Silber, mit
auffällig breitem Glascylinder und dünnen Streben, der Baldachin geschweift und ge-
schuppt und durch ein Kruzifix abgeschlossen. Vgl. Katalog der Ausstellung kunst-
gewerbl. Altertümer in Düsseldorf 1880, Nr. 593=».
Fig. 13. Düsseldorf.
Romanische Reliquienbüsle in der Lambertuskirche.
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KREIS DUSSELDORF
Lamb er tus-
kirch e
k3iincheii
Schüssel
Ciborium
Kelche
Becher
Pokal
Ruchdeckel
i3. IMonstranz, 75 cm hoch, vom Anfang des i8. Jh., in Sonnenform, von
Silber, mit sechs guten INIedaillen behängt. Marken: Anker und B in quadratischer
Umrahmunfr.
i4. Rokokomonstranz, 65 cm hoch, Silber vergoldet, iS.Jh., in Sonnenform
auf ovalem, getriebenem Fuss. Der Baldachin mit echten Steinen besetzt, als oberer
Abschluss ein grosses Kreuz mit sieben unechten Steinen. An der Sonne befestigt
sieben Medaillen, zwei mit reicher Renaissanceumrahmung und drei kleine Schmuck-
stücke des i8. Jh., Beschauzeichen undeutlich.
i5. Zwei Kännchen, ursprünglich als Messpollen, dann als Reliquiare dienend,
iS,5 und iScm hoch (Abb. aus'm Weerth, Kd. Taf. XXXI, 2; II, S. 47. — Chr.
W. Schmidt, Kirchenmöbel und Utensilien Taf. 16 gut. — C. Becker und J. H. von
Hefxer -Alteneck, Kunstwerke und Gerätschaften, Ausgabe von i863, III, Taf 56),
das erste mit geschweiftem Krystallbauch, der Fuss und der Deckel in zierlichster
durchbrochener Arbeit von Silber, teilweise vergoldet, als Henkel eine Schlange; das
zweite einfacher. Eine ähnliche Arbeit in der St. Foillans- Pfarrkirche zu Aachen.
16. Silberne ovale Taufschüssel, 54x47 cm, i7.]h., getrieben, zum Teil ver-
goldet, mit grossem, wirkungsvollem Herzornament. Dazu gehörige vergoldete Tauf-
kanne, 5 1 cm hoch, von schönen Umrissen.
i7. Ciborium, Silber vergoldet, i7.Jh., mit grossem Deckel
])
zwischen zwei flachen, durch vier Säulen getrennten Platten, mit
einzelnen Heiligenfigürchen. Krönung fehlt. Mit den Beschauzeichen
18. Kelch, von vergoldetem Silber, 23 cm hoch, Mitte des i5.Jh., mit auf der
Seite ä jour durchbrochenem Fuss von sechsseitiger Rose, Aufsatz, Schaft und Knaut
mit reicher architektonischer Gliederung. Die Kuppe erneut.
i9. Kelch, von vergoldetem Silber, 24,5 cm hoch, der mittlere Teil aus dem
Anfang des 16. Jh., mit achtseitigem Knauf und achtseitigem Aufsatz mit kleinen
Heiligenfigürchen, Kuppe und Fuss bei der Restauration vom J. i658 erneut.
20. Kelch, 22 cm hoch, vom Anfang des i7.Jh., in guten Renaissanceformen
getrieben, im Aufbau noch den gothischen Charakter wahrend.
21. Renaissancekelch, 22,5 cm hoch, Ende des 16. Jh., mit
edlen Arabesken und Riemenornamenten in getriebener Arbeit, auf
dem Fuss die Beschauzeichen
Abtssub
22. Rokokokelch, 25 cm hoch, derb getrieben, mit den
Beschauzeichen
23. Zwei Trinkbecher, 18 cm hoch, von vergoldetem Silber
getrieben, mit Buckeln, 16. Jh. Beschauzeichen
24. Pokal, 29 cm hoch, von vergoldetem Silber, von schlanken Formen, ge-
buckelt, 16. Jh. mit Marke P. S.
25. Buchdeckel (Fig. i4), 29x39 cm, von vergoldetem Silber getrieben, edle
Arbeit des i5.Jh., auf neuem rotem Sammet befestigt. Im Mittelfeld die Krönung
Älariä: Christus neben der die Hände andächtig faltenden Madonna thronend setzt
dieser die Krone auf das Haupt. Der Sockel mit Filigranornament. Die vier Eck-
schliessen mit den vier gut stilisierten Evangelistensymbolen. Katalog der Ausstellung
kunstgewerbl. Altertümer in Düsseldorf 1880, Nr. 969.
26. Abtsstab von Kloster Altenberg, i,92 m lang, aus gediegenem Silber. Der
aus drei Teilen bestehende durch Schraubenwindungen zusammengesetzte Stab mit
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DÜSSELDORF
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Fig. 14. Düsseldorf. Getriebener Buchdeckel in der Lambertuskirche.
Kruzifix
Leuchter
Paramente
schönen getriebenen Blattornamenten, abschliessend mit einem weit ausladenden durch Lambertus-
o k 1 r c h e
zwei Puttenköpfe verzierten Knauf, ist eine edle Arbeit des lö.Jh., die i7 23 durch
eine neue Windung gekrönt wurde. Diese besteht aus einer ziemlich rohen, mit
dünnen geschnittenen Silberblättern versehenen Wulst, in der Mitte vor Strahlcnsonnc
die Kniefisuren der Madonna und des h. Bernhard. Am Knauf zwei Medaillons,
von Granaten eingefasst, mit dem Altenberger Wappen uiul der Inschrift: memoria
R. D. GODEFRIDI VET. MONTIS ABBATIS l723.
27. Kruzifi.x, von Holz mit Silberbeschlägen, 1,02 m hoch, der Fuss mit guten
Ornamenten, 1 7o6 v. Hermann
Gerlac von Baien geschenkt.
28. Sechs silberne Ro-
kokoleuchter, 7o cm hoch;
sechs silberne Empireleuch-
ter, 52 cm hoch.
2 9 Silb. A ni p cl , reich
getrieben und durchbrochen,
auf dem Körper die Inschrift:
i:X LEGATO D. PKTRI Al.DKX-
HOVEN CANONICI SENIORIS
HUIUS ECCLESIAE I682. KX
LEGATO DÜMICELLAE MAdDA-
LENAE GYPENBUSCH 1682.
3o. Kapelle von silber-
durch wirkten! Lyon er drap d'ar-
gent aus dem 1 7. Jh., die Kasel
mit 2 2 cm breiten Stäben mit
den kostbarsten Stickereien in
Lasurmanier und Plattstich, zu
den grössten Meisterwerken
der niederrheinischen unter bur-
gundischem Einfluss stehenden
Nadelmalerei der 2. H. des
i5.Jh. gehörend, schöne edle
Kompositionen, vortrefflich er-
halten, leider im t7. |h. be-
schnitten. Auf dem Kreuz die
Verkündigung und der erste
Tempelgang Mariens, zur Seite die seltene Darstellung: Maria wird durch den Engel
gespeist und getränkt. Auf dem Stab der h. Joachim und die h. Anna und Maria
Geburt. Vgl. Bock, Geschichte der liturgischen Gewänder I, S. 2 7o.
Zwei dazu gehörige Dalmatiken von demselben Stoff mit den alten verschnitte-
nen Stäben des i5.|h. besetzt, die Ärmel besetzt mit Kölnischen Borden, die die
Namen jhesus maria und die Wappen von Jülich -Berg und Sachsen -Lauenburg
enthalten (die Stifter darnach Gerhard von Jülich- Berg, 1 437^1 475, und Sophia von
.Sachsen -Lauenburg, f i473), auf dem Querriegel dieselben Wappen, auf jedem der
Längsstäbe je drei Einzelfiguren in Lasurmanier appliziert, neben den Heiligen zweimal
der Herzog. Vgl. Katalog der Ausstellung kunstgewerbl. Altertümer in Düsseldorf 1880,
Nr. 546, 547.
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5o KREIS DUSSELDORF
Lamberius- 3i. Kascl von Seidenstoff dcs i7.Jh. mit velourartig aufliegendem Dessin auf
silberdurchwirkteni Grund, Kreuz und Stab in Goldfäden eingestickt. Vgl. Katalog
der Ausstellung kunstgewerbl. Altertümer in Düsseldorf 1880, Nr. 55i.
32. ]\Iitra von rotem Sammet mit schwerer silberner und goldener Bouillon-
stickerei, zum Teil leicht mit blauer und grüner Seide lasiert, die Bänder mit alter
Goldfranse, kostbare Arbeit des i7.Jli.
33. Antependium von rotem Sammet, Ende des 16. Jh., in fünf Feldern mit
dem wechselnden Wappen des Reichsadlers und des Kreuzes von Jerusalem bestickt,
in Bouillonstickerei von Seide, nur von Goldkördeichen umgeben, in der Mitte Kreuz
mit Dornenkrone, zur Seite viermal das grosse herzoglich Bergische Wappen.
34. Rotsammetene Kasel mit goldener Bouillonstickerei, Kreuz von Silberstoff
mit Goldranken des i7.Jh.
35. Weifsseidenes Antependium mit goldener Bouillonstickerei und goldener
Spitze, Ende des 18. Jh.
Die drei folgenden Schreine werden hinter dem Hochaltar in einem vergitterten
Schranke aufbewahrt.
Schreine 36. Schrein des h. Apollinaris, von vergoldetem Rotkupfer mit Silberbeschlägen,
darauf ruhend der h. Apollinaris, in Silber getrieben und vergoldet, vorn in Email
das Pfälzisch - Bergische Wappen, i665 vom Herzog Philipp Wilhelm geschenkt
(Bayerle S. 69. — Ann. h. V. N. XXVI, S. 4i4).
37. Schrein des h. Willeicus, Lade von schwarzem Holz mit silbernen Be-
schlägen, darauf die sitzende Figur des Heiligen mit Kelch und Buch, vergoldet,
Ende des i8. Jh.
38. Schrein des h. Pancratius, hölzerne Lade vom Ende des iS.jh.. in der
Form einer einschiffigen Kirche mit Giebel, die einzelnen Felder mit Gemälden auf
schwarzgrünem Grunde bedeckt (leider übel restauriert). Die Kanten vergoldet. Auf
den Giebelseiten St. Georg mit dem Drachen und die Madonna mit dem Kinde.
um dessen Hals ein Rosenkranz geschlungen ist (darnach wohl Stiftung der Rosen-
kranzbruderschaft). Auf den Langseiten die zwölf Apostel, auf dem Deckel je zwei
musicierende Engel.
Glocken Glocken. Bayerle S. 112. Die grösste mit der Inschrift: f sanctissima et
INDIVIDUA TRINITAS, SANCTORUM APOLLINARIS, PANCRATII ET WILLEYCI PRECIBUS,
QUORUM SAN'CTA CORPORA IN HAC ECCLESIA REPOSITA SUNT, PESTEM, FAMEM, BELLUM
CUNCTAQUE PERICULA AB HAC CIVITATE CLEMEXTER AVERTAT. FRANCISCUS ET PETRUS
HEMONY ME FEC. ANNO i644, verziert mit den Figuren der drei Schutzpatrone. Im
J. i893 umgegossen. Die vier übrigen Glocken 18 12 verkauft. Ihre Inschriften bei
Bayerle S. 11 3. Die erste von i737 durch Christian Wilhelm Voigt, die zweite von
l643 durch Franz und Peter Hemonv, die dritte von i7i7 durch Godfiied Dinckelnieyer
von Köln, die vierte von i756 durch Christian Wilhelm Voigt gegossen. Vgl. Baudri,
Organ für christl. Kunst VIII, S. 224.
Dafür befinden sich jetzt im Kirchturme drei aus Siegburg stammende Glocken.
Die erste vom J. i647 mit der Inschrift: s. Michael archangele, defende nos in
PRAELIO, NE PEREAMUS IN TREMENDO JUDICIO. BERTRAMUS A BEILLINGHAUSEN, ABBAS
ET DOMINUS IN SIEGBURG, STRATEN, GULS, EVENHEIM ET WIESKIRCHEN, FUNDI FECIT
A. MDCXLVII.
Die zweite mit der Inschrift: praetiosa sunt thebaeorum martyrum Cor-
pora S. MAURITII ET SOCIORUM EIUS, QUI SUB MAXIMIANO MORTEM DEBUERUNT SUS-
CIPERE. BERTRAMUS A BEILLINGHAUSEN, ABBAS ET DOMINUS IN SIEGBURG, STRALEN,
5o
DÜSSELDORF
5i
GULS, EWENHEIM ET WIESKIRCHEN, FUNDI FECIT A. MDCXLVII. CLAUDIUS LAMIRAL, L
ANTONIUS PARIS ME FECERUNT.
Die dritte mit der Inschrift: anno sancte pater depelle, infringe, coerce
HING IMBRES, TONITRU (so), DAEMONIS INSIDIAS. JOANNES A BACK IN . BATTEREN,
LIBERAE IMPERIALIS ABBATIAE IN SIEGBURG PRAELATUS, D. TERRITORIALIS IBIDEM,
STRALENAE, GULSAE, EWENHEIM ET WIESKIRCHEN, FUNDI FECIT A. 1662.
Die Rosenkranzglocke aus der i. H. des i8. Jh. stammt aus der Kreuzherren-
kirche. Inschrift: ex liberali beneficentia serenissimae electricis elisabethae
AUGUSTAE REFECTA CONFRATRIBUS ET SORORIBUS REVIXI. CHRISTIAN WILHELM VOIGT.
Die Uhrglocke vom J. i462 mit der Inschrift: colligo patronos defensores
OPE PRONOS: CHRISTOFORUM, THOMAM, LAMBERTUM, APOLINAREM : CUM^SUIS CERTIS
COMPATRONIS SOCIARIS. ANNO DOMINI MCCCCLXII.
ambert US-
k i r c h e
Fig. 15. Düsseldorf. Ansicht der Maxkirche.
MAXKIRCHE, ehemal. FRANZISKANERKIRCHE. BayerleS. i7o Maxkirche
bis i89. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 87.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Hs. A. i85. Chronica
conv. Düsseldorp. fratrum minorum recollectorum i65o — 1693.
Nachdem i65o die Franziskaner nach Düsseldorf gekommen waren, wurde i655 Geschichte
mit dem Bau der älteren Kirche und des Klosters begonnen, die i659 und 1661 ein-
geweiht worden sind. Im J. i734 wurde der erste Stein zum Neubau der Kirche
gelegt, die i737 am 4. Okt. eingeweiht ward. Im J. i8o5 wurde sie, nachdem das
Franziskanerkloster i8o3 aufgehoben worden, zur zweiten Pfarrkirche der Stadt erhoben.
Dreischiffiger Hallenbau von Backstein, im Lichten 46, 4o m lang, 18 m breit. Beschreibung
Die Aussenarchitektur hat durch leichte Hausteingesimse und kräftigere cementierte
Pilaster einige Gliederung erhalten. Die Westfagade mit dem risalitartig vortretenden
Mittelteil schliesst^mit einem flachen Giebel ab, über dem sich der hübsche sechs-
seitige geschieferte Dachreiter erhebt. In den Triglyphen des Architravs die Jahres-
zahl :'mdccxxx vi. "Über dem von zwei Säulen mit korinthischen Kapitalen flankierten
Fortal eine Nische mit der (neuen) Statue des h. Franziskus, darüber ein im Rund-
4*
5i
52
KREIS DÜSSELDORF
Maxkirche
Inneres
Fig. 16. Düsseldorf. Adlerpiilt in der Maxkirche.
bogen geschlossenes
Fenster m. geschweif-
ter Hausteinumrah-
mung. Über dem Be-
ginn des Chores sitzt
auf dem geschweiften
u. gebrochenen Dach
noch ein zweites
sechsseitiges offenes
Türmchen auf (F. i5).
Im Innern tragen
vier Säulenpaare mit
schönen polygonalen
Basen und hohen
jonischen Kapitalen,
auf denen noch hohe
würfelförmige mit ei-
nem Kämpfer ge-
krönte Gebälkstücke
aufsitzen, die flachen
Gratgewölbe, die
durch Gurte getrennt
und mit flachen leicht
polychromierten
Stuckarabesken be-
deckt sind. Die
Kirche ist nach Sü-
den orientiert. Nach
Osten zu je vier
grosse rundbogige
Fenster. Im Chor-
haus auf beiden Sei-
ten je ein gleiches
Fenster. Die Pflaster
im Chorabschluss
zeigen den gleichen
Kapitälschmuck wie
die Säulen des Lang-
hauses. An der West-
wand entsprechen d.
Fenstern grosse Blen-
den mit Emporen.
Die Sakristei mit Mit-
telsäule u. vier Grat-
gewölben. Vom Klo-
ster nur ein Stück
des Kreuzganges a. d.
1 8.Jh. bemerkenswert.
52
DUSSELDORF
53
Zweireihige Rokokochorstühlc ohne Rückwand mit hübsch geschnitzten Maxkirche
Wangenstücken. Ausstattung
Reichgeschnitzte Rokokokanzel mit Freitreppe und Baldachin. Die weitere
Ausstattung der Kirche in den leichten und zart geschwungenen Formen des rheinischen
Rokoko, die Sitzbankwangen kühn ausgeschweift.
Bronzenes Adlerpult, 2 m hoch, vom J. i449, aus der Abtei Altenberg stammend Adierpuit
(Fig. 16. — Bayerle S. i87. — Chr. W. Schmidt, Kirchenmöbel u. Utensilien Taf. 25).
Um den dreiseitigen Fuss die Inschrift: anno incarnacionis hoc conflatum lec-
CIONIS M QUATER C ET Villi QUATER X FORE FATUR CONFECTUM VETERIS MONTIS
JOH. CURAM GERENS NOMEN KODEKONEN FERENS HOC FIERI E'ACIENS. Der Über dem
mit Masswerk bedeckten einfach profilierten Unterbau sich erhebende Aufsatz ist auf
jeder der drei Seiten von einem nasenbesetzten Spitzbogenfenster durchbrochen, über
dem zwei Reihen von gothischen Vergitterungen sich hinziehen, an den Kanten Strebe-
systeme. Der sechsseitige zinnengekrönte Mittelbau trägt eine Kugel, auf dem ein
mächtiger prachtvoll stilisierter Adler sitzt, jede Feder einzeln durchgeführt, die Augen
von Krystall eingesetzt. Die Tragleiste für das Buch auf seinem Rücken stützt eine
kleine hockende Hundefigur, die Krallen ruhen auf einer Art Fledermaus, deren aus-
gebreitete Flügel genau erkennbar sind, während Kopf und Schwanz abgebrochen sind.
Ähnliche Werke im Münster zu Aachen und in der Kirche zu Erkelenz (Abb.
aus'm Weerth, Kd. Taf. XXXVIII, i4; XXXI, 11), in der Reinoldikirche zu Dort-
mund (Statz u. Ungewitter, Gothisches Musterbuch Taf. i97, 4 — -9), in der Marien-
kirche daselbst und in der Kirche zu Marienfeld, in den Kirchen St. Martin zu Hai
und St. Germain zu Tirlemont (Ysendyck, Documents classes de l'art dans les Pais-
bas I, pl. 5. — L'art pour tous XXI, Nr. 533), in S. Severin in Köln, in S. Marco
und im IMuseo Correr zu Venedig.
A lliancewappen des Kurfürsten Philipp Wilhelm und der Sophia Dorothea, Wappen
von Holz, vergoldet, von zwei Löwen gehalten (im Kreuzgang).
Die Sakristei mit Holzverkleidung und grossen Schränken, durch leichte und Sakristei
graziöse Ornamente ausgezeichnet, dazu ovale Medaillons mit den geschnitzten Halb-
figuren der hh. Bonaventura, Peter von Siena und Antonius Franziskus. Bunte
holländische Kacheln an den Wänden verstärken die gute Gesamtwirkung des Raumes.
Kasel von burgundischem purpurroten Sammetbrokat auf glattem goldenen Paramemc
Grunde,'^auf dem das Granatapfelmuster mit Früchten frises d'or stehen geblieben
ist, in grossem Dessin, leider beschnitten, auf dem Kreuz der Kruzifixus mit Gott-
vater, Maria, Johannes und vier Engeln, auf der Vorderseite zwei Heilige mit den
Wappen des Herzogs Wilhelm von Jülich- Berg f i5ii und der Sibylle von Branden-
burg t i524. — Dazu zwei Dalmatiken, auf den Stäben je drei Einzelfiguren von
Heiligen, auf dem breiten Riegel ein schöngezeichneter Engel, in der Hand das
Wappen des Herzogs haltend, auf der Rückseite das Wappen der Herzogin.
Kasel von kostbarem und seltenem roten Sammetstoff", der Grund von parallelen
Goldfäden durchzogen, mit in zarten Wellenlinien ausgeführtem Blattmuster. Die
i3 cm breiten Stäbe enthalten übereinander die drei Einzelfiguren von Christus,
S. Johannes dem Täufer und S. Peter, appliziert und in Plattstich ausgeführt, durchweg
mit der Nadel modelliert. Auf der Rückseite die Madonna und der h. Benediktus.
Das Prachtstück, das nach den W^appen ein Geschenk des Herzogs Reinhard zu
Geldern und Jülich f i423 und seiner Gattin Maria v. Harcourt ist, ist ebenfalls
beschnitten und verstümmelt. — Dazu zwei Dalmatiken von gut erhaltenem Stofif,
auf den 6 cm breiten Stäben die hh. Paulus und Jakobus, Joseph und Andreas mit
53
54
KREIS DUSSELDORF
Ma xkirche
Glocken
Rochuskapelle
Ursuli ne-
rinnenkirche
Altar
Kruzifix
Paramente
Eva n gel.
Kirche
Silberschatz
denselben Wappen wie auf der Kasel. Beide Kapellen stammen aus Altenberg (Bock,
Geschichte der liturgischen Gewänder I, S. 2 7o).
Glocken. Die älteste, aus der Kreuzherrenkirche stammend, mit der Inschrift:
SUB TUTELA ET PATROCINIIS SS. DONATI ODILIAE VII IDUS JUNII REPARATA. CHRISTIAN
WILHELM VOGT IN DUSSELDORF ME FECIT. Die Übrigen erst aus dem i9. Jh.
ROCHUS KAPELLE in Pempelfort, im J. i667 geweiht (Berg. Zs. XII, S. 200)
zur Danksagung wegen des Aufhörens der Pest; schmuckloser und unbedeutender
kreuzförmiger Backsteinbau mit geschweiftem Giebel und achtseitigem Dachreiter.
URSULINERINNENKIRCHE. Bayerle S. 221. — Geschichte der Stadt
Düsseldorf S. 88, 379.
Die neue Kirche für die 1681 nach Düsseldorf gekommenen Ursulinerinnen
wurde 1 7o2 erbaut. Schmucklose flach gedeckte Kapelle mit rundum laufender Empore.
Altar in reizvollen Rokokoformen, weiss und gold.
Kruzifix, 1,10 m hoch, Ende des i5. Jh., hart und steif mit gutem Kopf, neu
bemalt.
Paramente des i7. Jh., zumeist Stickereien der Schwester Maria Louise vom
J. 1680, Kasein in roter Seide, mit Blumen bestickt, in weisser Seide mit Darstellung
der h. Familie; rotes Kelch velum mit Blumen, weisses mit Darstellung der Madonna
und des Christkindes, der hh. Michael, Antonius, Augustinus ; Antependium, von roter
Seide, 2,60 x i m, mit Ranken und Blumen in Plattstich und Bouillonstich. Vgl.
Katalog der Ausstellung zur Feier des öoojähr. Bestehens Düsseldorfs als Stadt S. 80.
EVANGELISCHE (lutherische) KIRCHE. Geschichte der Stadt Düssel-
dorf S. 378.
Im J. i687 errichtet, Ziegelrohbau ohne Turm in deutscher Renaissance, das
Innere mit Spalierstichbogengewölben und zwei Reihen Emporen auf Holzpfosten.
Der Silberschatz des Presbyteriums der evangelischen Gemeinde birgt eine
Reihe einfacher älterer Werke aus dem i7.Jh., vor allem fünf silberne Taufschüsseln,
drei datiert von i6i5, i659, i673, Abendmahlskannen und Kelche des i7.Jh., vgl.
ausführlich Katalog der Ausstellung zur Feier des öoojähr. Bestehens Düsseldorfs als
Stadt 1888, S. 81, Nr. 9o9— 93i.
Ehemalige Klosteranlagen.
Co eles tine-
rinnenkloste:
Kloster
D üs sei tha 1
COELESTINERINNENKLOSTER. Bayerle S. 67. — Geschichte der
Stadt Düsseldorf S. 85. — Urk. von i582 — 1676 bei Ilgen, Rhein. Archiv S. 72.
Das Kloster von 1688 — i69i erbaut, die Kirche i699 begonnen, i7oi vollendet;
beide i794 bei dem Bombardement zerstört.
Das ehemalige Kloster, Ratingerstrasse Nr. i3 dient jetzt als Städtisches Pfiege-
haus. Die Kirche, Nr. i7, jetzt Privathaus, zeigt äusserlich noch sechs Pilaster mit
grossen jonischen Kapitalen. Im Pflegehaus barocke, derb polychromierte Madonna,
sechs Nonnen mit ihrem Mantel deckend.
KLOSTER DU SSE LT HA L. Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 354. —
V. Mehring, Burgen, Klöster -und Abteien im Rheinlande XI, S. i. — Düsselthal:
Allgemeine Unterhaltungsblätter, Münster i83o, Nr. 4; i83i, Nr. 2. — W. Grevel,
Overdyck: Rhein. -Westfäl. Ztg. 2 9. Okt. i893.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 25o Urk. von i467
ab. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 72.
54
DÜSSELDORF 55
Kurfürst Johann Wilhelm siedelte im J. i7o7 zu Düsselthal eine aus der Abtei Kloster
/-\ 1 • T 1 XT- /-■• • 1 Düsselthal
Orval in Luxemburg hervorgegangene Niederlassung von Cisterciensermönchen an, die Geschichte
i7i4 zur Abtei erhoben wurde; die Klostergebäude entstanden in den nächsten Jahren.
Von den Gebäuden ist nur der Thorbau vom J. i7i6 erhalten, mit zwei höheren Reste
nach aussen turmartigen Seitenflügeln; über dem von Bossenquadern eingefassten Thor
zwei Löwen als Wappcnhalter, darüber eine Madonna. In der Bogenrundung eine
Holzschnitzerei, darstellend den Stern über den Wassern. In gleichen Abständen
rechts und links vor dem Thore vier gleiche Häuser für die Bauleute des Klosters
mit je auf vier Pfeilern ruhender Vorhalle.
KAPUZINERKLOSTER. Bayerle S. 63. — Geschichte der Stadt Dussel- Kapuziner-
dorf S. 38o. "°^'"
Die Kirche wurde von 1621 — 1624 erbaut, i67o daneben eine Kapelle der
h. Anna errichtet; i7o6 wurde der neue Klosterbau begonnen. Das Kloster wurde
i8o3 aufgehoben.
KREUZHERRENKLOSTERKIRCHE. C. R. Hermans, Annales canon. Kr=uzherren.
Kloster
regul. S. Augustini ord. s. crucis, Herzogenbusch i858, I, p. 95; II, p. 547; III, p. 161.
— Bayerle S. 23, 242. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 67, 7o, 357, 363, mit Abb.
— V. Schaumburg, Historische Wanderung S. i7.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv: 216 Urk. von i369 — 1793 und Akten,
vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 72. — In der Landesbibliothek: Cod. B. 106 Henrici
MiLLiNGE sermones de sanctis, i5Jh., mit Nachrichten über das wunderthätige Bild
der Kapelle.
Neben der Liebfrauenkapelle vor dem Liebfrauenthor wurde i443 durch die Geschichte
von Herzog Gerhard von Jülich-Berg nach Düsseldorf berufenen Kreuzherren eine
Klosterkirche erbaut (nicht schon i399: Strauven, Die fürstlichen Mausoleen Düssel-
dorfs S. 11. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 67). Das Hospital wurde bald
verlegt, zuletzt (i772) nach der Neustadt, wo es noch jetzt besteht. Die Kapelle
wurde 181 1 abgebrochen, die Kirche dient jetzt als Montierungsdepot.
Zweischiffige Hallenkirche von Backstein mit hohen vorstehenden Giebeln und Beschreibung
zweimal abgetreppten Strebepfeilern, von grosser Schmucklosigkeit in den Formen.
Zwischen den beiden Chörchen im Osten eingebaut ein vierseitiges Türmchen, auf
das zwei barocke Obergeschosse aufgesetzt sind mit ins Achteck übergeführter ge-
schieferter Haube. In die Aussenmauem sind bei dem Umbau des Inneren neue
Fenster eingebrochen, die alten hohen spitzbogigen Fensteröffnungen sind vermauert.
Im Inneren fünf achteckige Pfeiler mit je zwei vorgelegten Diensten, welche ebenso
wie die entsprechenden Dreiviertelssäulen der Wandpfeiler Blattkapitäle tragen.
Inschriften von Grabsteinen in der Redinghoven sehen Sammlung XXIV, Bl. 200 Inschriften
(München, Staatsbibliothek), darunter eine Kupferplatte mit dem Epitaph der i576
verstorbenen Elisabeth vom Haus, weiter verschiedene Herren von Horst, Plettenberg,
Nesselrat, Reuschenberg, Metternich, Lützenradt, Landsberg. Vgl. auch Bayerle S. 87.
IV. Weltliche Gebäude.
STADTBEFESTIGUNGEN. Ausführlich W. Herchenbach, Düsseldorf als Stadt.
be festigungen
Festung: Düss. Zs. i883, S. 128. — Ottomar Moeller, Die Baugeschichte von Düssel-
dorf: Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 35 i. Vgl. Taf IV.
I. Periode bis zum Ende des i3. [h. Die älteste Stadt (Urk. über die Stadt- '^'^ |"^^ <^"
erhebung: Lacomblet, U B. II, Nr. 846; vgl. I, S. 5oi, Anm. 2) bildete ein unregel-
55
56 KREIS DÜSSELDORF
Stadt- massiges Viereck, dessen Ummauerung auf dem rechten Ufer der Dussel vom Anfang
befestigungen
der Krämerstrasse bis zur Liefergasse ging, dort nach der Altestadt umbog, von hier
in schräger Richtuno; bis zur Ritterstrasse und von dort bis zum Rheine lief. Die
Burg der bergischen Grafen lag ausserhalb der Gräben (Taf. IV, i).
Bis Ende des 2. Periode bis zum Ende des i4. Jh. Im Laufe des i4. Jh. wurde die Stadt
gegen Süden vergrössert, die Mühlenstrasse, die Kurze. Strasse, die untere Bolkerstrasse
und ein Teil des Burgplatzes wurden als ,neue Stadt' angebaut und wohl auch mit
einer Mauer umzogen (Taf. IV, 2).
1394—1550 3. Periode von i394 — i55o. Durch Wilhelm I. wurde i394 der Platz zwischen
Oberdüssel, Rhein und neuer Stadt den Bürgern zur Bebauung überwiesen: es ent-
standen die Flinger-, Berger- und Rheinstr. (Lacomblet, U B. III, Nr. looi, ioo9).
Der neue Mauerring führte im iS.Jh. von dem am Nordwestende der Stadt
gelegenen Zollturme bis zu dem am Eiskeller im Nordosten liegenden Turme (die
Fundamente im Eiskellerberg erhalten), von diesem nach dem Turme am Stadt-
brückchen, weiter nach Südwesten bis zum Zusammenstoss der jetzigen Hafen- und
Akademiestrasse, wo ursprünglich das Bergerthor stand, und endlich von da nach
Nordwesten durch die Akademie- und Rheinstrasse nach dem Rheinthore. Die fünf
Hauptthore waren Ratingerthor, Flingerthor, Bergerthor, Rheinthor, Zollthor.
1550-1620 4. Periode von i55o — 1620. Im J. i6i4 begann der Pfalzgraf Wolfgang Wil-
helm eine Erweiterung der Fortifikation, die 162 i fortgesetzt ward. Durch sie wurden
die bisher als Wallgänge gebrauchten Neu- und Wallstrassen, sowie der jetzige Fried-
richsplatz geschaffen. Ausser den vier Bastionen am Eiskeller, am Mühlenplätzchen,
am alten Flingerthore und am Bergerthore wurde die bereits i552 begonnene Cita-
delle auf der Südwestseite der Stadt mit zwei Bastionen nach der Neustadt und einer
Bastion am ehemaligen Hafen gegenüber dem Rheinörtchen ausgebaut. Bergerthor
und Flingerthor wurden hinausgeschoben (Taf. IV, 3).
1620-1764 5. Periode von 1620 — 1764. In der 2. H. des i7. Jh. wurden die Hafenstrasse,
die Citadellstrasse, die Dammstrasse, im J. i7o9 die Neustadt angelegt. Die gross-
artigen, vom Kurfürst Johann Wilhelm geplanten Neubauten, darunter das Schloss in
der Neustadt, kamen nicht zur Ausführung, dafür wurde die Festung durch die
sogenannte , Extension' erweitert, eine Linie, die an der Ecke der heutigen Königs-
allee und Königsstrasse bei den alten Festungswerken begann, bis zur Gegend der
bisherigen Bahnhöfe üef und von da an bis zur Citadelle die Richtung nach dem
Schwanenmarkt nahm (Taf. IV, 4).
1764-1798 6. Periode von i764 — 1798. Unter der Leitung des Grafen Goltstein wurde
die durch die Extension entbehrlich gewordene Front von der Flinger- bis zur Berger-
bastion geschleift : auf der gewonnenen grossen Fläche konnte die Karlsstadt angelegt
werden (Taf. IV, 5).
Von 1801 ab 7. Periode vom J. i8oi an. In diesem Zustande befanden sich die Befesti-
gungen bis zum Friedensschlüsse von Luneville i8oi, in dem die Schleifung der
Festungswerke angeordnet wurde, die gegen iSii durchgeführt war. Kurfürst Maxi-
milian Joseph, der die hohe Bedeutung der Stadterweiterung erkannte, setzte eine
besondere Kommission ein, an deren Spitze der Hofrat Jacobi stand. Im J. 1802
beginnt der systematische und glänzende Ausbau des modernen Düsseldorf.
Hofgaiten Nachdem der alte Hofgarten zu Pempelfort schon i769 in eine öffentliche
Promenade verwandelt worden war, erfolgte vom J. i8o3 ab durch Maximilian Friedrich
Weyhe die Schöpfung des neuen Hofgartens auf dem durch die Schleifung der Festungs-
werke gewonnenen Terrain, eine der schönsten und reizvollsten Gartenanlagen der
56
r^sfflo
iUi.
JlTSt.
Düsseldorf. Erweiterui
A. Schloss. B. Lambertuskirche. C. Kreuzherrenkirche.
Tafel IV
ißEO,
r Stadt von 1280 bis i798.
Suitenkirche. E. Franziskanerkirche. F. Garnisonpfarrkirche.
DUSSELDORF
57
Neuzeit. Ausführlich O. Redlich und Fr. Hillebrecht, Der Hofgarten zu Dussel- , Stadt.
befes tigvingen
dorf, D. i893.
Von den älteren Thoren ist mir noch eines, das BERGERTHOR am Beginn Rergenhor
der Bergerallee, erhalten (Soll das Bergerthor abgebrochen werden?: Generalanzeiger für
Düsseldorf 20. Nov. i893). An der alten Bergerpforte Hess i6o9 Kurfürst Sigismund
das Brandenburger Wappen anschlagen. Dieses alte Thor fiel bei der Verstärkung der
Befestigungen um das J. 1620;
an ihrer Statt wurde am an-
deren Ende der Citadellstrasse
ein neues Thor errichtet, das
l75l durch^ Karl Theodor
erneut wurde. Der plastische
Schmuck wurde hierbei durch
Baltliasar Späth ausgeführt.
Das Thor ist ein grosser B^^HP^~ ,::.=_-" '^" "u-^:,^ J ' neschreibung
zweistöckigerBacksteinbau, mit
einem mittleren Teil, der nach
der Bergerallee als Risalit vor-
springt und zwei Seitenflügeln
von je drei Achsen. Die mit
flachen Tonnen überspannte
Durchfahrt erweitert sich in
der Mitte zu einem runden
kuppelartigen Raum m. Schiefs-
schartenöfthungen in den Sei-
ten; in der Ostseite führt die
Treppe in das obere Stock-
werk. Der obere Aufbau zeigt
nach der Bergerallee zu eine
interessante Gliederung. Wäh-
rend nach der Citadellstrasse
sich ein einziges durchlaufen-
des zweites Stockwerk erhebt,
ist dies nach der entgegen-
gesetzten Seite in drei Trakte
zerlegt, denen über dem Risalit
ein vierter sich anschliesst.Über
der Durchfahrt liegt ein kleiner
cementierter Hof, nach dem
sich die Gefängniszellen öffnen.
Die der alten Stadt, der Bäckerstrasse zugekehrte Fa^ade (Fig. i7) wird von Fagaden
einem in der Mitte im Halbrund ausladenden Hausteingesims abgeschlossen. Über
dem Portal, dessen Schlufsstein ein Löwenkopf bildet, über dem sich ein behelmtes
Kriegerhaupt erhebt, zeigt der von zwei auf Konsolen gestellten Pilastern eingerahmte
Mittelteil einen wirkungsvollen plastischen Schmuck in Haustein. Zur Seite des Mittcl-
fensters bauen sich kriegerische Trophäen auf, die Krönung bilden zwei von dem
Kurhut überragte Kartouchen mit den Medaillons c T (Carl Theodor) und e a (Elisa-
beth Augusta). Unter dem Fenster die Inschrift: re/edificatum mdccli.
Fig. 17. Düsseldorf. Das Bergerthor von der Bäckerstrasse.
57
58
KREIS DUSSELDORF
Bergerthor Die der Bergerallee zugekehrte Fa^ade zeigt, ähnlich der Citadelle zu Wesel
(Kunstdenkniäler d. Kr. Rees S. i43), eine kräftige Gliederung durch zwei starke, mit
bossenartigen Querbändern durchzogene Pilaster aus riesigen Trachytquadern, die den
hohen Architra\ tragen. Ein flacher Giebel mit einem Rundfenster bildet den Ab-
schluss. Darüber erhebt sich eine Attika, auf der, von Löwenkopf und Löwenklauen
gehalten, ein plastisch gearbeitetes Tuch ausgespannt ist mit dem Chronikon: Ita
sVrreXI pIe regnantIbVs VerIs patrIae parentIbVs serenIssImLs CaroLo
THEoDoRO ET eLIsabetha aVgVsta (iTSi).
Der Bogenabschluss der Ausfahrt ist auf dieser Seite mit dem grossen bergischen
Wappen darüber (die Klammern sind noch erhalten) ausgebrochen. Eine Zeichnung
des Wappens befindet sich im Besitz des Herrn Amtsgerichtsrats Strauven in Neuss.
.^taat-
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Wacfpbstube
1
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H \f^-
Fig. 18. Düsseldorf. Grundriss des abgerissenen Ratingerthores.
Die übrigen Thore sind bei der Schleifung der Festungswerke niedergelegt
Ratingerthor worden. Dem Bergerthor ähnlich war das RATINGER THOR, dessen Innen-
facjade entsprechend der Aussenfa(;;ade des ersteren gegliedert war (Zeichnung von
Custodis im Stadtarchiv, Mappe VI, Nr. 6 und im Historischen Museum; Abb. Ge-
schichte der Stadt Düsseldorf S. 368). Das jetzige aus dem Anfang des Jh. stammende
Thor besteht aus zwei fast quadratischen Hallenbauten im Schinkelschen Stile, mit
grossen dorischen Säulen, Architrav mit Lorbeerkränzen in den Metopen und flachem
Giebel, die ursprünglich durch ein grosses schmiedeeisernes Gitter verbunden waren.
Der Grundriss des alten Thores (Fig. i8) zeichnete sich noch mehr als der des Berger-
thores durch grosse Symmetrie der Anlage aus und kann als typisch für die gleich-
zeitigen Befestigungen dienen. Abbildungen der alten Thorc in der Geschichte der
Stadt Düsseldorf S. 368 u. 369.
Schioss SCHLOSS. K. Strauven, Geschichte des Schlosses zu Düsseldorf von seiner
Gründung bis zum Brand am 20. März i872, Düsseldorf i872. Dazu Ann. h. V. N.
58
nUSSELDORF
59
XXV, S. 289. — H. Keussen, Beitrag zur Baugeschichte des Düsseldorfer Schlosses:
Berg. Zs. XXII, S. i48. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 362, 373. — Reise auf
dem Rhein, Koblenz i79o, S. 36i. — Georg Forster, Ansichten vom Niederrhein,
Berlin i79i, I, S. m4, i63.
Die Burg wurde \vi)hl schon V(jr 1260 gegrüiulct: der älteste Teil A stand auf
der Westseite des Platzes, den später das Ständehaus einnahm. Er bestand aus Sand-
steinquadern mit Trachyt vermischt, dazu spätere Verstärkungen von Ziegelmauerwerk.
Noch im i3.Jh. wurde ein zweiter Flügel B mit dem schweren runden Eckturme C an-
gefügt, der i499 ein weiteres Stockwerk erhielt. Im J. i392 bestand schon eine Schloss-
kapelle (Strauven S. i3). Im iS.Jh. wurde dann parallel dem ältesten Teile der
Flügel D errichtet mit einem viereckigen Turme E, der die Mühlen- und Kurzestrasse,
den Burg- und Marktplatz beherrschte. Noch im j. i456 wurde wohl an diesem Teile
Sch 1 o s s
Älteste
Geschichte
Fig. 19. Düsseldorf. Grundriss des Schlosses im 18. Jh.
gebaut (Berg. Zs. XXII, S. i48). Sein Unterbau bestand aus Basaltblöcken, deren
Zwischenräume mit Ziegeln ausgefüllt waren. Bis zum Zollthor, dem früheren , neuen
Zollhaus', schon i442 genannt, liefen die Dienerwohnungen.
Im J. i5io wurde der Flügel B ein Raub der Flammen. Wassenbergs Duis-
burger Chronik (Hs., vgl. Kunstdenkmäler d. St. Duisburg S. i3) berichtet Bl. 203^:
In den jair i5io op den 2 3sten dach December brande die aide borch to Dussel-
dorp gans äff, ende dair geschach groiten verderflichken schaeden. Dair verbranden
myns alden heren van Gulich al syn silveren werck, al syn koisteliche kleider, voel
geltz, manicherlei seirait van kisten, van kästen, van trisoren, van kontoren, van bedden,
van laicken etc. Ende dat wart versumpt: die koicken wolden dat speck des nachtes
roicken ende hadden angelacht weickeldoirn holt, ende dat ginck in der nacht aen,
ende al, die op der borch waeren, sleipen altosamen ende solden oick altosamen doit
verbrant sin, hedde ein borger gedaen in der stait, die des vuirs wys wart.
Brnnd
59
6o
KREIS DÜSSELDORF
Umbauten des
17. Jh.
Umbauten des
IS. Jh.
Schioss Die Wiederherstellung nahm ein volles Jahrzehnt in Anspruch. Die nächste
Erweiterung fand i538 statt. Gleichzeitig wurden Dach, Giebel, Turmhauben in den
Übergangsformen von der Gothik zur Frührenaissance errichtet. Abbildungen bei
Gramixaeus, Beschreibung der Hochzeit des Herzogs Johann Wilhelm vom J. i585.
Nach dem |. i634, als durch das Auffliegen des Pulverturmes auch die Gebäude
des Schlosses arg beschädigt worden waren, erfolgte eine gründliche Reparatur. ■• Der
Kurfürst Johann Wilhelm Hess weitere Umbauten nach i693 vornehmen und die Räume
auf das Kostbarste ausstatten, im Hofe liess er die Kolonnaden errichten. Das Gallerie-
ffebäude wurde zur Aufnahme der
berühmten Gemäldegallerie des
Herzogs errichtet.
Unter Karl Theodor erhielt dann
das Schioss durch den Baumeister
Nosthofc7i i75S eine wesentliche
Umgestaltung: die Brustwehren des
Daches wurden entfernt, auf den
gothischen Bogenstellungen wurde
ein zu Wohnräumen für die Diener-
schaft eingerichtetes viertes Ge-
schoss und darüber ein neues
schweres französisches Dach von
drei Speichergeschossen aufgeführt,
den neuen Marstall baute i78o
Nicolas de Pigage, der Architekt
von Benrath (L. DussiEUX, Les
artistes fran(,-ais ä l'etranger, Paris
i856, p. 56). Bei dem Bombarde-
ment vom J. i794 brannte das
Schioss im Inneren aus, der nörd-
liche Flügel B wurde bis auf den
Grund zerstört. Der Wiederausbau
erfolgte im i9.Jh. behufs Einrich-
tung der für die Versammlung der
Stände und für die Kunstakademie
erforderlichen Räume. Der grosse
Brand am 20. März 187? legte das
ganze Schioss in Trümmer, das
nicht wieder aufgebaut wurde.
Alte Zeichnungen Unter den alten Zeichnungen des Schlosses bemerkenswert zwei kolorierte Feder-
zeichnungen der Sammlung Guntrum im Histor. Museum, 48 x ZZ und 64 x 34 cm,
bez.: Seithen Prospekt des Churfürstlichen Residentz Schlosses nach dem Rhein zu
sambt Durchschnitt zwischen der Gallerie und dem Schioss (Abb. Geschichte der
Stadt Düsseldorf S. 377); Profil sambt Fa(;ade des Churfürstlichen Residentz Schioss
wie man von seithen des Burgplatz herein kombt. Der Hof auf dem ältesten Öl-
gemälde von Andreas Acheftbach (Sammlung Pflaum auf der Fahnenburg) und auf
einer Aquarelle von Prof. Hildehrand (Histor. Museum).
Schlossturm -Der alte runde Schlossturm erhalten in zwei Aquarellen von Gross in Düssel-
dorfer Privatbesitz (Katalog der Ausstellung zur Feier des 6oojähr. Bestehens der
''u.tjc
Düsseldorf.
Fig. 20.
Der Schlossturm vor der Wiederherstellung.
60
DÜSSELDORF
6i
Schloss
Inschrift
Stadt S. i8, Nr. 126, 12?. — Abb. bei Wächter im Düsseid. Adressbuch von"i892),
in einer Zeichnung von Adolf Heinrich Richter \on\ J. i84o im Histor. Museum (Y. 39»)
und in einer Zeichnung von L. Ilcitland im Histor. Museum, 28 >^ 42 cm (Abb. Fig. 20).
Der Turm zeigt hier noch die Ansätze der Wi'illniiigcn der anstossenden Seitenflügel,
die Bedachung des Turmes bestand ur-
sprünglich in einer einfachen Spitzhaube,
an deren Stelle i552 eine geschweifte
Kuppel mit einer kleinen Laterne trat.
Im j. i844 wurde auf das mit Halbsäulen
geschmückte oberste Stockwerk eine von
Friedrich Wilhelm IV. eigenhändig ent-
worfene Laterne und Plattform aufge-
setzt, die nach dem Brand von i87 2
erneuert ward.
In dem Zimmer der scholasteria,
in dem Herzog Wilhelm 1 5 1 1 starb, be-
fand sich die Inschrift: i.M jar unss
HEEREN MDXI UFF DE SESTEN DACH DK
MAVNTZ SEPTEM BRIS IST GESTORVEN DER
DURCHLUCHTIGE HOICIIGEBORXE FÜRST
INT HEERE HER WILHELM HERTZOUG ZO
GUYLIGE, ZO DEM BERGHE, GRAVE ZO
RAVENSBERG, HEERE ZO HEYNSSBERG IND
LEWENBERG ALLHY YN DIESER CAMERE
YN SYNS CAPELLANS HERREN JOHANS
NVDECKEN VAN BOESSWICKE, CANONICHS
DIESSER KYRCHEN, WONUNGE. GOT SY
DER SELEN GNEDICH (BaYERLE S. 28. —
Köln, Stadtarchiv, Farragines des Gele-
Nius X, Bl. 268. — München, Staats-
bibl., Sammlung Redinghoven, Cod.
germ. 22 13, Bl. XVII, Bl. 280).
Der Riesenbau, den Kurfürst Jo-
hann Wilhelm nach i7oo in der Neu-
stadt plante, kam wegen Geldmangels
nicht zu Stande. Der im Histor. Museum
der Stadt aufbewahrte 2,26 x 3, So m
grosse Plan zeigt eines der ausgedehn-
testen Schlossbauprojekte, einen gewal-
tigen zweiflügeligen Bau mit Mittelrotunde.
In der Mitte des Schlosshofes
stand ursprünglich eine Broncefontaine
von Grupcl/o, die durch Karl Philipp
nach Schwetzingen gebracht und durch eine Marmorstatue Johann Wilhelms Marmorstatue
ersetzt wurde. Die Statue {Fig. 21), jetzt auf neuem Sockel im Hofe hinter dem alten
Galleriegebäude aufgestellt, ist ein Werk des Bildhauers Johann Baumgär/gen vom
J. i78o (Die Düsseldorfer Gallerie, D. 18 18, S. l3), nicht Biiumgen (Strauven, Ge-
schichte des Schlosses zu Düsseldorf S. iV). Die lebensgrosse untersetzte Gestalt steht
in voller Rüstung, die Linke in die Seite gestemmt, in pathetischer Haltung da.
Geplanter
Neubau
Fig. 21.
Diisseldort. Marmorstatue JohannWilhtlms von Raumgärtgen.
61
62
KREIS DÜSSELDORF
Jägerhof
Geschichte
JÄGERHOF. ehemaliges Schloss Pempelfort. Reise auf dem Rhein von Ander-
nach bis Düsseldorf, Koblenz i79o, S. 432. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 38o.
— C. GuRLiTT, Geschichte des Barockstiles und des Rokoko in Deutschland S 466.
In Pempelfort bestand schon 1 7 1 3 ein weitgedehntes Jägerhaus, von dem nur
der Marstall erhalten. Nach i75o wurde unter Karl Theodor, wahrscheinlich durch
den Statthalter Grafen Goltstein, ein neues Schlüsschen in den vom Rokoko zum
Klassicismus überführenden Formen der Pariser Schule erbaut, ähnlich wie Schloss
Benrath (s. u.), das bis zum Ende des i8. jh. den bergischen Oberjägermeistern zur Woh-
nung diente. Seit iSl5 königliches Eigentum und von der königlichen Regierung aus
verwaltet. Unter dem Prinzen Friedrich von Preussen wurden i845 die Flügel ange-
baut. Zuletzt bis i874 vom Fürsten Leopold von Hohenzollern als Erbprinzen bewohnt.
fiZtjcry
Fig. 22. Düsseldorf. Jägerhof.
Beschreibung
Äusseres
Inneres
Bronzefigur
Der drei-stöckige Mittelbau, dem nach beiden Seiten ein Risalit mit abgerundeten
Kanten vortritt, trägt ein gebrochenes Dach mit Mansarden. Über dem vorderen und
hinteren Eingang ein zierliches schmiedeeisernes durchbrochenes Geländer mit dem
Namenszuge c. t. An der Vorderseite in der Krönung zwischen zwei Löwen die
Alliancewappen von Carl Theodor und Elisabeth Augusta.
Der Hauptaufgang entstellt durch ein in der Mitte dieses Jh. vorgesetztes Glas-
haus. Die zweistöckigen Flügel von sieben Achsen sind in den einfachsten Formen
gehalten.
Im Inneren liegt in der Mittelachse im Erdgeschoss die ovale Eingangshalle,
dahinter der grosse Gartensaal, entsprechend ist die Gliederung des Hauptstockwerkes.
Die Räume sind in der Mitte dieses Jh. neu ausgeschmückt worden.
Im Gartensaal Bronzefigur Johann Wilhelms, l m hoch, die Linke eingestemmt,
in der Rechten den Feldhermstab, ihm zur Seite ein Löwe (ähnlich der Marmorfigur
S. 6i, Fig. 2 1), auf einem hohen pyramidenförmig aufsteigenden Sockel mit Trophäen,
62
DUSSELDORF
63
am Fusse ein gestürzter Feind, zur Seite zwei Löwen. Wahrscheinlicli ein Bronze- Jäger hof
guss Griipellos und identisch mit einer der von Raparini (s. u. S. 65) erwähnten
Pyramiden. Ähnlich die Bronzegruppe von Tito)i tlii Tilht im Vorraum der Gallerie
Mazarin in der Bibliotheque nationale zu Paris.
An der Rückseite des Marstalles nach der Pempclforterstrasse zu drei grosse Marstaii
htilzerne Giebelfüllungen mit Jagdemblemen (Fig. 23). Die erste und dritte mit uiebeirüiiungen
Hirschen, Ebern und Hunden, in der Mitte eine Kartouche mit der Kette des Hubertus-
ordens. Die zweite mit dem Alliancewappen und der Inschrift: v. v. anno mdccxiii
SUPREMO VEN ATORE JOAN. FRANC. L. B. DE WEICHS. Darunter: REST. SCHULENBURG l848.
RATHAUS. In den J. i57o — ^i573 durch Meister Ile'nnifli Tuss/narin von Rath.Tus
Duisburg erbaut (Staatsarchiv, Urk. 59, 6o, 63, 65. — Düss. Beitr. IV, S. io3, Urk.
9 — 15). Der Renaissancebau wurde im J. i749 erneuert. Vgl. Ferber, Historische
Wanderung II, S. i.
Ein dreistöckiger Backsteinbau, nach dem Marktplätze zu mit zwei geschweiften Beschreibung
Giebeln, die mit kuppellosen Türmchen besetzt sind. Zwischen den beiden Giebeln
erhebt sich der achtseitige fünfstöckige Treppenturm, der unter dem Dachrand mit
einem nasenbesetzten spätgothischen Rundbogenfries abschlicsst.
Fig. 23. Düs.seldorf. Giebelfüllungen am alten Marstall des Jkgerhofes.
Bei dem Umbau vom J. i749 wurden den Kanten des Treppen turms Pilaster vor-
gestellt, die einzelnen Geschosse durch Horizontallisenen getrennt. In der Mitte des
dritten Geschosses wurde in einer Nische eine unschöne Statue der Justitia aufgestellt.
Unter dieser — über dem 1 749 erbauten Portal • — in zwei Blenden das Bergisch-
Märkisch -Klevische und das Düsseldorfer Wappen. Links neben dem Treppenturm
wurde bei dem Umbau ein neues Portal angebaut mit einfacher Rokokogliederung.
Der Balkon über dem Portal und das Portalfenster zeigen gute schmiedeeiserne, aber
flachgehaltene Gitter mit dem von Löwen gehaltenen Wappen von Düsseldorf. Über
dem Balkonfenster die Jahreszahl 1 749 und das Monogramm c. t. e. a. (Carolus
Theodorus, Elisabeth Augusta). Westlich stösst ein schlichter dreistöckiger Trakt von
sieben Achsen an, im Erdgeschoss ein vermauertes Portal mit interessantem schmiede-
eisernen Gitter über dem Portalfenster, in Ranken von zwei Löwen gehalten die
Alliancewappen von Karl Theodor und Elisabeth Augusta.
Im rechten Winkel stösst, mit der Hauptfront dem Markte zugewandt, der
Neubau des Rathauses an, nach Süden mit dem imponierenden, ganz aus Haustein
aufgeführten, mit reichstem Skulpturenschmuck bedachten Turm abschliessend, dessen
festliche Architektur seltsam mit dem Zuchthausstil des Hofes und des Durchganges
kontrastiert. An der Stelle des jetzigen Turmes stand em antikisierender Bau mit einer
Neubau
63
64
KREIS DÜSSELDORF
Rathaus
von jonischen Säulen getragenen Tempelvorhalle (Stich von R. Bodmcr nach F. Massau,
i4 X 9 cm.), das alte Theater.
Seine Fortsetzung findet dieser Flügel in einem niedrigeren und nüchternen
dreistöckigen Trakt von sieben Achsen, an der Ecke des Marktes und der Zollstrasse,
mit einem einfachen Portal, auf dem Architrav zwei bronzene weibliche Idealbüsten
des iS. Jh., angeblich von Gmpello.
^
p
Fig. 24. Düsseldorf. Ansicht des Rathauses.
Auf dem Polizeigebäude, dem ehemaligen Grupello'schen Hause, befand sich
als Wahrzeichen eine angeblich den Giesserjungen Grupellos darstellende Sandsteinfigur
(vgl. W. Herchenbach i. d. Düss. Zs. 1882, X, Nr. 2, S. i7. — Heimat i877, S. i3i).
jetzt verschwunden.
Reiterstatue REITERSTATUE dcs Kurfürstcu Johann Wilhelm auf dem Markte.
Taf. V. — W. Herchenbach, Gabriel von Grupello: Düss. Zs. 1881, S. 5 1 ; 1882,
S. IG. — Smets, Grupello: Düsseid. Kreisblatt i84o, Nr. 200. — Geschichte der Stadt
Düsseldorf S. 3o2. — Ferber, Historische Wanderung II, S. 5. — J. P. Lentzen,
Über Grupello: Heimatskunde i879, S. 43. Ausführliche Nachrichten über Grupello
64
Tafel V.
Düsseldorf. Reiterstatue des Kurfürsten Johann Wilhelm von Grupelh
DUSSELDORF
65
auf der Reiterstatue
J. i7o9
Geschichte
und Abbildung seiner Werke bei Raparini, Le portrait du vrai mcrite (Hs.
Fahnenburg), p. i46. Vgl. die Beschreibung des Frhrn. v. Vohenstein vom
in den Ann. h. V. N. XVIII, S. 1 7o.
Das Werk wurde i7o3 begonnen, im Dü-sseldorfer Gie.sshause (im alten Theater)
gegossen, und i7ii aufgestellt. Der Sockel trug ursprünglich die Inschrift: ser. joan.
wiLH. ELECT. PALAT. ARTiu.M PROTECTORi (Reizc langs den Nederrhyn, Kampen
i785. — Dagegen Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius, Frankfurt
a. M. i744, S. 757). Der alte Sockel wurde im J. iS3o durch einen neuen Granit-
sockel vom Bildhauer Kambcrger ersetzt, an dem einige mit pedantischer Steifheit aus-
gerichtete, vergoldete, bronzene Palmzweigc und Lorbeerkränze angeheftet sind. Er
trügt an der Südseite die Inschrift: joanxi guilelmo com. pal. rhen. s. r. i. ar-
CHIDAP. ET EL. BAV. JUL. CLIV. MONT. DUCI PRINC. OPT. MERITO URBIS AMPLIFICA-
TORi PiNACOTHECAE FUNDATORL An der Nordscite: posuit grata civitas mdccxl
BASIS INSTAURATA MDCCCXXX.
Der Kurfürst, in voller Rüstung, über dem Panzer ein breites Ordensband und Beschreibung
eine Kette, sitzt gerade und steif auf dem ruhig ausschreitenden, starken, breitbrustigen
Pferde, das den edel geformten, verhältnismässig kleinen Kopf auf dem geschwungenen
Halse leicht nach links wendet und den rechten Vorder- und den linken Hinterfuss
hebt. Der nachschleppende starke Schweif dient dem Guss als dritte Stütze. Die
Linke des Reiters hält den Zügel, die Rechte zur Seite gestreckt den Marschallstab,
der von der Allongeperücke umwallte Kopf trägt die Kurfürstenkrone, die die Silhouette
der Statue etwas stört. Das Pferd ist, besonders an der Vorderseite, gut und mit \iel Stu-
dium durchgebildet, das Gesicht des Reiters dagegen auffallend flach und ausdruckslos.
INFANTERIE-KASERNE (Kohtz, Geschichte der Infanterie- und Ar-
tillerie-Kaserne zu Düsseldorf: Düss. Zs. i883, S. i. — Reise auf dem Rhein von
Andernach bis Düsseldorf S. 355. — Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 379), i735 als
Putzbau aufgeführt durch den Architekt Aloysms Bartolns (Hs. des Raparini p. i43),
i77i durch Aufsetzen eines Stockwerkes vergrössert. Der ausgedehnte nüchterne Bau
erstreckt sich in gerader Linie 260 Schritt lang und wird nur durch drei vortretende
Risalite, die durch sechs oder acht Pilaster belebt sind, einigermassen gegliedert. Der
Bau ist durch ein gewöhnliches flaches Ziegelsatteldach eingedeckt, nur die Dächer
über den Risaliten sind gebrochen. Das anstossende niedere Wachgebäude mit
fünf Bogen und Pilastem, flach gedeckt.
Das ehemalige JESUITENKLOSTER, jetzt REGIERUNGSGEBÄUDE
(Geschichte der Stadt Düsseldorfs. 378), 1625 gegründet, schmuckloser dreigeschossiger
Ziegelputzbau. Von bemerkenswerten alten Bauteilen nur erhalten neben der Andreas-
kirche ein Rest des Treppenhauses mit Kreuzgewölben und auf Engelsköpfen ruhen-
den Kämpfern.
KUNSTAKADEMIE. Über ihre Gründung und Schicksale vgl. die oben S. i9
angeführte Litteratur, über die Vorgeschichte Ann. h. V. N. XLII, S. i79. Der Neubau
wurde nach dem Brande des Schlosses in Angriff genommen und durch den Architekt
Riffart i879 vollendet.
Die Kunstsammlungen verzeichnet von Theodor Levin in dem Repertorium
der bei der Kgl. Kunst -Akademie zu Düsseldorf aufbewahrten Sammlungen, D. i883.
Die Gemäldesammlung umfasst i65 Gemälde, darunter aus der ehemaligen Kurfürstl.
Galerie Simson und Delila \on /. van Winghe und die Himmelfahrt Maria von
Rubens, i6i4 gemalt, i7i6 erworben (ausführlich M. Rooses, L'oeuvre de P. P. Rubens
II, p. i7o, Nr. 385, pl. I23, mit Litt.)
I nfa n I eri e-
kaser ne
Jesu! ten-
k lost er
Kunst-
a k a d e m i t
Sammlungen
65
66 KREIS DÜSSKLDORF
Kunst- Den Stamm der Handzeichnungen- und Kupferstichsammlung bildet die von
Lambert Krähe bis i776 zusammengebrachte Sammlung. Vgl. Füssli, Niederrh. II, S. 653.
Marmorbüsten Im Treppenliause : Marmorbüste des Kurfürsten Johann Wilhelm von
Grupello, i,io hoch. Der Kurfürst in reich verziertem Panzer wendet das Haupt mit
einer stolzen Bewegung leicht nach rechts. Die mächtige Allongeperücke fällt auf
die Schultern und den durch die Ordenskette vom goldenen Vliess zusammengehaltenen
Hermelinmantel herab, der als Draperie den einfachen Sockel umgiebt. Auf dem
hölzernen Sockel die Inschrift: dom. virtutum nobiscum.
Marmorbüste der Kurfürstin Maria Anna von Grupello, 1,12 m hoch. Der
Kopf mit der gebogenen Nase, dem hochmütigen Mund und dem leicht zurück-
weichenden Kinn erscheint durch den hohen Chignon noch verlängert, von dem ein
langer Lockensträhn auf die linke Schulter herabsinkt. Um das leichte Untergewand
ist mit breiter Spitzenkante und Krause der schwere von den Schultern halb herunter-
geglittene Hermelinmantel geschwungen, der den Sockel halb verdeckt. Auf dem
Untersatz die Inschrift : a deo omnia.
Präsidia - Das PRÄSIDIALGEBÄUDE (Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 379)
zwischen i76o und i766 zugleich mit dem i794 bei dem Bombardement nieder-
gebrannten Marstall erbaut, ursprünglich Residenz genannt. Langgestreckter drei-
stöckiger Bau mit vortretendem, von einem flachen Giebel abgeschlossenen Mittel-
risalit, zur Seite des Risalits je sieben Achsen. Im Giebel die Jahreszahl i766, zwei
Pferde auf Wolken, die Monogramme c t und E A (Carl Theodor und Elisabeth
Augusta) und der Kurfürstenhut. Dieser auch als Krönung des vorgeschobenen in
Hausteinarchitektur ausgeführten Portalbaues, über dem eigentlichen Eingang ein steif
herabfallendes Löwenfell.
Privathäuser P R I VAT H ÄU S E R. Vou den gothischen Backsteinhäusern der Stadt ist keines
thischen "oiehein unvcrschrt erhalten. Die Form des abgetreppten Staffelgiebels hält sich noch bis ins
16. und i7.Jh.; gute charakteristische Beispiele dieser Art finden sich in dem Haus
,Zur goldenen Krone', Altestadt i3, von 1625, dem Eckhaus am Burgplatz 16, dem
Eckhaus der Bilkerstrasse nach dem Karlsplatz, genannt ,Im Spiegel', von 1625, i887
erneut, dem Hause ,Zum Churfürst', Flingerstrasse 36, von 1627. Charakteristisch für
das i7.Jh. ist die Stellung des Giebels nach der Strasse, die Schmalheit der Fa^ade
bei ziemlich bedeutender Höhe, die grosse Zahl der dicht aneinander tretenden
Fenster mit Steinkreuzen. Eine ganze Gruppe solcher Häuser findet sich in der
ISIühlenstrasse 16, 18, 20, 22, 28; die gegenüberliegenden vierstöckigen Häuser i5 und
i7 haben noch die kleinen Scheiben bewahrt. Ähnliche Gruppen in der Kurze-
strasse 9 (von i697), i4, 7, 6 und am Burgplatz 8 und 10, Flingerstrasse 36 — 44.
Renaissance- Daneben kommen die geschweiften Giebel mit runden Abschlüssen, Voluten
und Horizontalgesimsen vor. Gute Beispiele dieser Art sind die Häuser Ratinger-
strasse 3o, die Bierbrauerei ,Zum jungen Bären', Ratingerstrasse 24, 8, hier mit Pilastern
im Giebel und einem bärtigen Kopf im Abschluss, 5, weiter die Rathausapotheke am
Marktplatz 7, mit Muschelgiebel und Voluten, die Häuser Flingerstrasse 55, 57, beide
vornehmer im Aufbau und reicher im Giebelschmuck. Die Physiognomie der alten
Stadt, zumal der Strassen um den Markt, wird aber am stärksten bestimmt durch die
Rokokohäuser mageren Formen des rheinischen Rokoko, mit denen zum Teil ganz äusserlich ältere
Häuser verkleidet wurden. Gute Typen dieser Periode finden sich am Marktplatz
und am Burgplatz, dann Bilkerstrasse 42, Flingerstrasse i. In dem Hause Altestadt i4,
das über der Thür das AUiancewappen von Scheidt-Weschpfenning und von Teng-
nagel trägt, findet sich im Erdgeschoss, im Spezereigeschäft von Peter Leven, eine
66
DÜSSELDORF 67
gut erhaltene Plafonddecke in Stuck, mit grossem, ornamentiertem Mittelmedaillon Privathäuser
und Muschelmotiven, ohne figürlichen Schmuck ( 1 880 in Nachbildung auf der Kunst- tuckdecke
und Gewerbeausstellung). Von den älteren Privathäusern bis zum J. 1800 nimmt
keines durch architektonischen Schmuck einen besonderen Rang ein. Genaue An-
gaben über fast alle älteren Häuser enthält H. Ferbers Historische Wanderung durch
die alte Stadt Düsseldorf I u. 11.
V. Sammlungen.
Das GEWERBE- MUSEUM, zur Zeit provisorisch Burgi^Iatz 2, vom Mai i896 Gewerbe
ab voraussichtlich im eigenen Gebäude am Friedrichsplatz aufgestellt, wurde als Anstalt
des Centralsewerbevereins für Rheinland und Westfalen 1882 begründet und im Mai
i883 eröffnet. Es enthält eine kunstgewerbliche Fachbibliothek, 24 000 Vorbilder, eine
Sammlung von Kunstblättern, Kupferstichen, Gypsabgüssen und ein aus i7ooo Ori-
ginalgegcnständen bestehendes Museum, in welchem alle kunstgewerblichen Zweige
entsprechend vertreten sind, davon die Geflechte mit rund 100 Nummern, Gewebe
mit 5ooo, Stickereien mit 1200, Spitzen mit 1000, Posamenterien mit 5oo, Teppiche
mit 100, Bucheinbände und Lederarbeiten mit 600, Buntpapiere mit 4oo, Thonwaren,
Fayencen, Porzellan und Glas mit 2000, Holz mit 1000, Eisen mit i5oo, Messing mit
looo, Kupfer mit 4oo, Zinn mit 200, Bronze mit looo, Silber und Gold mit 5oo
Nummern.
Besonders beachtenswert die mittelalterliche Stoffsammlung, die persischen
Sammete und Goldbrokate, die orientalischen Manuscripte und Büchereinbände, die
damascener Fayencen und der cyprische Goldschmuck. Ausserdem besitzt das Museum
in der Eduard Böninger- Sammlung einen reichen Schatz von Vorbildern indischer,
chinesischer und japanischer kunstgewerblicher Arbeiten und von seltenen ethnogra-
phischen Gegenständen aus den Südseeinseln.
Einzelne Teile sind abgebildet im Westdeutschen Gewerbeblatt, im Kunstgewerbe-
blatt, in den SEEMANNschen Handbüchern: Adam, Der Bucheinband; Tina Frau-
berger, Handbuch der Spitzenkunde und anderwärts.
Von Druckschriften und Katalogen sind erschienen: Katalog frühchristlicher Druckschriften
Textilfunde des Jahres 1886, D. i887 (von Fr. Bock). — Die Handwerker -Fortbil-
dungsschulen (von Fr. Romberg), D. i885. — Wegweiser durch die Textilausstellung
des Herrn Dr. Franz Bock, D. i884. — Wegweiser durch die Levantinische Aus-
stellung des Herrn Dr. Franz Bock, D. i885. — Katalog der Ausstellung der auf der
Orientreise des Direktors Frauberger erworbenen Gegenstände und Photographien,
D. i89i. — Katalog der Textilausstellung: Orientalische Stoffe, D. i89i. Reich illu-
strierte Kataloge der einzelnen Gruppen sollen bei der Eröffnung des Museums aus-
gegeben werden (Mitteilungen des Herrn Direktors Frauberger).
HISTORISCHES MUSEUM, im alten Galleriegebäude, dem von Johann Historische,
Museum
Wilhelm umgebauten Ostfiügel des Schlosses (vgl. o. S. 59). Das Museum enthält die
grös.ste Zusammenstellung von Porträts der bergischen Herzöge und Kurfürsten sowie
Darstellungen und Ansichten zur Geschichte des bergischen Landes und der Stadt
Düsseldorf (ausführlich beschrieben im Verzeichnis der in dem Historischen Museum
der Stadt Düsseldorf befindlichen bildlichen Darstellungen, 2. Aufl., D. i892), daneben
eine bedeutende Sammlung von römischen, germanischen und fränkischen Funden an
Thongefässen, Gläsern, Metallarbeiten; nächst dem Provinzialmuseum zu Bonn die
grösste derartige Sammlung am Niederrhein, vor allem ausgezeichnet durch die vor-
trefflichen Stücke der durch Vermächtnis an das Museum übergegangenen Sammlung
6S KREIS DÜSSELDORF
Historisches Guntrum. Vgl. kurz C. KoENEN, Die Sammlung des Historischen Museums: Düss.
j\Ion. 1881, S. 3, II, 39. — Die Töpferstempel in den Düss. Beitr. VII, S. 233.
Deckengemälde Der grosse Hauptsaal, der ehemalige Antikensaal, enthält noch die alten
Deckengemälde, von einem der italienischen Hofkünstler Johann Wilhelms aus-
geführt. Die Decke ist in drei Felder zerlegt. In dem mittleren Medaillon wird die
Kurfürstin Maria Anna nackt von Minerva in den Olymp eingeführt. Vor dem Thore
sitzt eine andere Göttin, die ihr eine Krone entgegenstreckt. Im ersten Felde die
Kurfürstin von INIinerva auf eine Bergeshöhe geleitet; Engel halten über ihr den Kur-
hut: darüber schwebt ein Genius mit der Posaune. Im letzten Felde der Triumph
der Kurfürstin, die auf Wolken emporschwebt, von Putten und allegorischen weib-
lichen Gestalten umgeben. An der hinteren Wand sechs Gemälde mythologischen
Inhalts, braun in braun, von G. J. Karscli.
Rom. u. fränW. Die in diesem Saale aufgestellte Sammlung der römischen, germanischen und fränki-
schen Altertümer harrt immer noch ihrer endgültigen Aufstellung und einer Katalogisie-
rung. Im folgenden werden nur kurze Beschreibungen der einzelnen Gruppen gegeben.
Schrank I. Krüge aus Grimlinghausen, Gläser, Fläschchen, Schalen aus terra
sigillata, kleine Bronzefigürchen, darunter Knöchelspieler, zwei Löwen als Schildhalter,
Palmbaum. Hippokamp, schwarze Krüge und Becher mit Eindrücken und weiss auf-
gemalten Bezeichnungen, aus der Sammlung Guntrum.
Schrank II, III, IV. Asberger Fund, grosse Reihe vortrefflich erhaltener Schalen,
Kannen, Näpfchen, zum grössten Teil mit den feinen und sorgfältigen Profilen der
zweiten Kaiserzeit, kleinere Gläser, Lampen, Bronzegegenstände, Ausgufsschalen, Grab-
funde von Neuss und Monterberg. Die Asberger Fundstücke verzeichnet bei F. Stoll-
WERCK, Die altgermanische Niederlassung Asciburgium, Uerdingen i879. Vgl. Kunst-
denkmäler d. Kr. Moers S. 9.
Schrank V. Grabfunde aus Neuss, Xanten, Kirchberg, Andernach.
Schrank VI. Fränkische Töpfe und Urnen, mit eingestempelten Ornamenten,
aus der Linneper Heide und vom Rhein bei Düsseldorf.
Schrank VII. Spätere fränkische, der merowingischen und karolingischen Zeit
ansehörende Gefässe und frühmittelalterliche Gefässe mit Wellfüssen.
Schrank IX. Gräberfunde von der Chemischen Fabrik bei Neuss, aus der
Koenenschen Sammlung und von den Rautertschen Ausgrabungen des J. i879 her-
rührend, Grabgefässe aus Gellep, meist blauschwarz in einfachen Formen, Glasurne
und Schalen, Urne aus Jurakalk, Grabfund von Norf bei Neuss, Fund in dem Nymphen-
heiligtum bei Gohr.
Römischer Grabfund von dem Reckberg bei Neuss, von M.- Gladbach, grosse
und prachtvolle römische Glasgefässe aus Neuss.
Schrank X. Prähistorische Funde aus der Niederlassung Martinsberg bei Ander-
nach, Pfeilspitzen, Hammer, Beile, Messer aus Hörn und Feuerstein.
Schrank XII. Schalen aus terra sigillata, die als germanische Grabumen gedient
haben, gefunden bei Eller, eine bei dem Hofe Leuchtenberg bei Kaiserswerth.
Schrank XIII. Germanische Kolossalume, 65 cm hoch, am Gut Holtschürchen
am Kamp Heiligendunk zwischen Gerresheim und Erkrath i89o gefunden. Grosse
germanische Grabumen von Rheindahlen. Germanische Grabumen aus dem Kaiser-
hain, dem Tannenwäldchen auf der Golzheimer Heide und von Hilden. Germanische
Graburae, Kopf aus gebranntem Thon und Lanzenspitze von Elten. Römische und
germanische Grabfunde von Richrath und Immigrath, bronzene Arm- und Kopfringe
aus der Golzheimer Heide.
68
DÜSSELDORF 69
Vitrine 7. Germanische Steinwaflfen aus der neolithischen Periode, bearbeitete Historisches
. Museum
Hirschgeweihe und Scherben von der alten Töpferei in Meckenhenn.
Vitrine ii. Bronzefund von Rheinberg, an der nach Xanten führenden Römer-
strasse gefunden, Depositum des Herrn Bürgermeisters Meckel in Rheinberg: zwei
Schalen, Kanne von ausgezeichnet schönen und edlen Formen, mit Medusenhaupt
und Pferdekopf am Henkel und ein loser Henkel mit Widderkopf.
Vitrine 22. Schöne und grosse Kollektion von Bronzegegenständen, Beschlägen,
Spachteln, Schreibstiften, Spiegeln, Fibeln, Schlüsseln, Armringen, die römischen meist
von Grimlinghausen und Gellep.
Die mittelalterliche Sammlung ist unbedeutend. Die übrigen Räume enthalten
die Bibliothek, das Archiv und die Sammlung an bildlichen Darstellungen.
KÖNIGLICHE LANDESBIBLIOTHEK, auf der Stelle des Ostflügels Landes
des alten Schlosses. Vgl. Pfannenschmid, Die Königl. Landesbibliothek zu Düssel-
dorf seit der Zeit ihrer Stiftung (März i77o) bis zur Gegenwart: Lacomblets Archiv
NF. II, S. 373. — Wd. Zs. I, S. 4ii. — Ilgen, Rhein. Archiv S. i69.
Die Bibliothek enthält eine Reihe kunsthistorisch wichtiger Bilderhandschriften, Bilder.
h.mdschriften
aus den Klöstern des Niederrheins, vor allem Essen, Werden, Altenberg stammend.
Angabe der hervorragendsten bei Lamprecht, Kunstgeschichtlich wichtige Hand-
schriften des Mittel- und Niederrheins: B. J. LXXIV, S. i3o und Lamprecht, Initial-
ornamentik des 8. bis i3. Jh., Leipzig 1882. Eine ausführliche Beschreibung der Hand-
schriften mit Lichtdrucktafeln und Textabbildungen wird in den , Bilderhandschriften
der Rheinprovinz' gegeben werden. Hier folgt nur eine kurze Charakteristik der ein-
zelnen Codices.
1. A. 1 und A. 2. Altes Testament, 2 Teile, fol., 11. Jli., aus S. Martin in
Köln, mit grossen, schön geschwungenen sowie gebilderten Initialen. Lamprecht
49 u. 5o, Initialom. 54 u. 55.
2. A. 4. Altes Testament, Genesis, Josua, Richter, Könige, fol., 12. Jh., mit
einfachen romanischen Initialen.
3. A. 5. Altes Testament, i. Teil, fol., Anfang des i4.Jh., Bl. 6^ als grosses
Zierblatt in Deckfarben, Initial J mit den sieben Schöpfungstagen. Lamprecht 160.
4. A. IG. P2vangeliar, 4", 12. Jh., aus Altenberg, mit grossen Initialen und
Kanones tafeln.
5. A. i4. Paulinische Briefe, 4", 9. Jh., Bl. ii9'> und 120^^ rohe braune
Federzeichnungen Titus und Paulus darstellend. Katalog der Ausstellung kunst-
gewerblicher Altertümer in Düsseldorf 1880, Nr. 4i5.
6. B. i7. Traktat des Beda zu Markus und Heiligenleben, 4", 12. Jh.,
aus Altenberg, von dem Schreiber Byrcardus (Bl. I29'>), mit Initialen.
7. B. 3i. Reden des h. Bernhard, 4<^, Anfang des i4. Jh., mit gebilderten
Initialen auf Goldgrund Bl. 23^, 5i^ 94^, 170^; Bl. 122^ mit grossem allegorischen
Gemälde, oben Auferstehung, unten Kreuzigung mit Maria, Johannes, Ecclesia und
Synagoge.
8. B. 5i. Traktate des Cassianus, 4", der 1. Teil Anfang des i4. Jh., der
2. Teil 12. Jh., mit schönen Initialen.
9. B. 67. Sammelband, 4", Anfang des i3. Jh., aus Altenberg, Bl. 1= Rede
des Bischofs Eusebius über die Auferstehung, mit Bild des Eusebius; Bl. 41^ Legende
der hh. Barlam und Josaphat, mit grosser vorzüglicher Federzeichnung: Josaphat und
Barlam; Bl. 83» Geschichte der sieben schlummernden Heiligen, mit einer grossen
Illustration. Lamprecht 7 7. — Düsseldorfer Katalog 1880, Nr. 4 16.
69
7o KREIS DÜSSELDORF
Landes- lo. B. ii3. Rabanus Maurus, de institutionc clericorum, 4", lo. Jh., aus
Essen, mit zwei Federzeichnungen auf Bl. 5" und 5^ in angelsächsischem Stile, publi-
ziert i. d. Photogr. der Düsseldorfer Kunst- und Gewerbeausstellung (Schoeningh,
Münster i. W.) und von H. Otte i. d. B. J. LXXII, Taf. 4 u. 5. — Lamprecht 32.
— A. Goldschmidt im Repertorium für Kunstwissenschaft XV, S. i67. — Katalog
der Koblenzer Kunst- und Gewerbeausstellung i892, Nr. i53, — Düsseldorfer Katalog
i88o, Nr. 4i4.
11. C. io=. Heiligenleben, fol., Anfang des 12. Jh., aus Gross S. Martin in
Köln, mit grossen Initialen, Bl. 25^ Initial M mit den Medaillons von Christus,
S. INIartinus und dem Bettler.
12. C. 26. Caesar von Heisterbach, Homilien und Dialoge, 4°, i3.Jh., mit
einzelnen interessanten Bilderinitialen Bl. i^, i65^ 2 38». Lamprecht i34.
i3. C. 27. Caesar von Heisterbach, Dialog über die Wundergeschichten,
4^\ i4. Jh., auf Bl. i* und 2» in reicher Rahmen Verzierung zweimal Cäsarius, schreibend
und knieend. Lamprecht i59.
i4. C. 38. Rituale des Cistercienserordens, 4**, i5. Jh., aus Altenberg, mit
Stammbaum der von Altenberg ausgegangenen Cistercienserkirchen.
i5. C. 58. Breviar, 8", i3. Jh., mit Kalendar und Bild der Verkündigung
Maria. Düsseldorfer Katalog 1880, Nr. 4i7. — Lamprecht, Initialom. i36.
16. C. 60. Breviar, 8^, i4. Jh., mit kleinen Initialen.
i7. C. 63. Breviar, 8*^, i5. Jh., mit Stern tafel, Bild der Verkündigung und
grossem Initial E.
18. D. i. Missale, 4**, Ende des 9. Jh. (um 87o), aus Essen, mit den nomina
vivorum et defunctorum der Abtei (Lacomblet, Archiv VI, S. 69). Die üblichen An-
fangsinitialen des Missale auf 4ot> und 4p, die Initialen D(eus) auf Bl. 52 ^ und 67'''
von vornehmer Schönheit. Lamprecht i4, Initialorn. i5. — Archiv der Gesellschaft
für ältere deutsche Geschichtskunde VI, S. 69.
i9. D. 2. Missale, 4°, 10. Jh., aus Essen, mit Kalendar und Nekrologium,
Bl. 26'' S. Gelasius und S. Gregorius in Federzeichnung, Bl. 27 =1 Initial V und T, der
letztere mit Kreuzigungsgruppe. Vgl. Lacomblet, Archiv I, S. 4. — Lamprecht 3o,
Initialom. 32. — Archiv d. G. f. ä. d. G. XI, S. 75o.
20. D. 3. Missale, 4'', vor 965, aus Essen, mit Kalendar. Bl. 17^ und 18»
Dedikationsbild, links Kleriker, rechts zwei bartlose Könige mit Palmen. Bl. i9^ und
20^ Initial V und T mit Christus am Kreuz. Zeichnung unter angelsächsischem Ein-
fluss. Lamprecht 3 1, Initialorn. 33.
21. D. 4. Missale, 4*^, 11. Jh., Bl. 8» Initialen V und T, mit bärtigem Christus,
neben ihm Ecclesia und Synagoge, feine hellbraune Federzeichnungen. Lamprecht 9i,
Initialom. 99.
22. D. 6. Graduale, 4", i3. Jh., aus Kloster Kamp, Bl. 2«, 54% 63% 65^
schöne Initialen. Lamprecht i29.
23. D. 8. Graduale, 4°, i4. Jh., Initialen.
24. D. 10. Graduale, i4. Jh., grosse gebilderte Initialen auf Bl. i», 9i^', 134^.
25. D. 10''. Gebetbuch, 8", i5.Jh. (nach i463), reich illustriert, mit sauberen
flandrischen Deckmalereien: nur Bl. i» Maria Magdalena von besonderem Kunstwerte.
Lamprecht 228. — Düsseldorfer Katalog 1880, Nr. 426.
26. D. 12. Antiphonar, fol., Ende des i4. Jh., Kölnischen Ursprungs, mit
grossen gebilderten Initialen, die mit ganzen Scenen und ausführlichen Beischriften
gefüllt sind, ikonographisch wichtig. Bedeutendes Denkmal der Kölnischen Buchmalerei.
7o
DÜSSELDORF 7 1
27. l). i3. Aulipliuuai, ful., Mitte des k5. Jh. Hl. P Initial E mit Baum Landes-
bibhotliek-
jesse, Bl. 3o'', i94» Bilderinitialen.
28. D. i5. Psalter, fol., i48o geschrieben durch Fiiednch Hiigeiipoel in Werden,
Initialen.
29. D. 16. Antiphonar, fol., vom J. i483, Initialen in Gold mit Rankenwerk.
30. D. i7. Antiphonar, fol., Mitte des i5. Jh., älmlich D. i3, mit guten Bilder-
initialen auf Bl. P, 29 3, II 7», 177".
3i. D. i9. Antiphonar, fol., iS.Jh., aus Werden, Bl. i» Bildnis eines Abtes.
32. D. 21. Antiphonar, fol., i486 geschrieben von Friedrich Hugenpoet, mit
Bilderinitialen, Bl. i68=» und 199^' in hellen Farben.
Zö. D. 23. Antiphonar, fol., i487 geschrieben von Friedrich Hugenpoet, mit
Bilderinitialen, Bl. iio'' ikonographisch interessant.
34. D. 24. Antiphonar, fol., von Hugenpoet, obwohl nicht bezeichnet, mit
Federzeichnungen.
35. D. 2 7. Antiphonar, fol., von demselben, Initialen.
36. D. 28. Antiphonar, fol., iS.Jh., Initialen.
37. D. 29. Graduale, fol., Ende des i5.Jh., aus Werden, Initial Bl. 29.
38. D. 32. Antiphonar, fol., Anfang des 16. Jh., mit breiten Einrahmungen,
sehr reich verziert.
39. D. 33. Antiphonar, fol., geschrieben i544 von F. Heinricus Kürten in
Altenberg, reich verziert mit Initialen und kleinen bildlichen Darstellungen.
40. D. 34. Antiphonar, fol., vom J. i544, Bl. P das Altenberger Wappen,
mit gutgezeichneten, aber manierierten Figuren.
4i. D. 36. Antiphonar, fol., 16. Jh., aus Altenberg, mit Bilderinitialen.
Ausser den Handschriften enthält die Landesbibliothek eine Reihe von kleinen Bronzcwerke
Bronzewerken aus dem alten Schlosse.
Statuette der Minerva, ZZ cm hoch, aus unciselierter Bronze, Gusswerk von
Grupello. Die gewappnete Göttin, das Haupt mit hohem Helm und Lorbeerkranz,
steht vor einer Waffentrophäe, der linke Arm ist leicht erhoben.
Büste der Kurfürstin Maria Anna, Gemahlin des Johann Wilhelm, aus cise-
lierter Bronze, 56 cm hoch, von Giupello, auf einem 58 cm hohen geschweiften Sockel,
der an der Vorderseite in Basrelief einen auf Wolken thronenden Genius zeigt, mit
Posaune und Friedenspalme. Die Büste der Kurfürstin prächtig modelliert und kühn
drapiert, bedeutendes dekoratives Werk.
Bronzefigur des Paris, 35 cm hoch, nicht ciseliert, von Grupello, nackte
Jünglingsgestalt in weichen und ruhig fliessenden Linien.
Bronze figur eines sitzenden Paris, 44 cm hoch, und einer ältlichen Gestalt,
48 cm hoch, in genau der gleichen Haltung, minderwertige Schülerarbeiten, möglicher-
weise aus der Gusshütte Grupellos.
STAATSARCHIV. Über die Bestände vgl. v. Mülmann, Statistik I, S. 465. Staatsarchiv
— Harless, Entwicklungsgang des Kgl. Provinzialarchives zu Düsseldorf: Berg. Zs.
III, S. 3oi. — Gachard, Les archives royales de Dusseldorf, Brüssel 1881. Die auf
das Herzogtum Berg bezüglichen Aktenstücke ausführlich verzeichnet bei Th. Ilgen,
Rhein. Archiv, Ergänzungsheft II zur Wd. Zs. S. 25, 7i.
A. 4. Lektionar von St. Trond in Belgien, Prov. Limburg, 8", Ende des 12. Jh. Emanierter
" " Buchdeckel
Bl. i^ Initial J mit dem sitzenden Johannes, 2=» Kreuzigungsbild in kolorierter Feder-
zeichnung. Der Deckel in Rotkupfer mit Emails (aus'm Weerth. Kd. Taf. XXXI, 4;
II, S. 48. — Katalog der Ausstellung kunstgewerbl. Altertümer in Düsseldorf 1880,
7i
72
KREIS DUSSELDORF
Bilder,
hsndschriften
Staatsarchiv Nr. 967='. — Kraus, Die christlichen Inschriften der Rheinlande II, S. 3i7, Nr. ii).
Auf der Vorderseite in der Mitte Darstelking des jüngsten Gerichts, Christus als
Weltrichter auf dem Regenbogen, rechts die Inschrift: venite benedicti patris
MEi, links discedite a iME maledicti in ignem aeternum, über ihm zwei posaunen-
blasende Engel, unter ihm die Gruppen der Seligen und Verdammten. Auf dem Rand
Brustbilder der Apostel, in den Ecken die Evangelistensymbole. Das Mittelfeld und
der Rahmen in Grubenemail, die Zwickel in Kupferblech getrieben. Auf der Rück-
seite kleines emailliertes Medaillon mit der Taube des h. Geistes.
A. i8. Chronik von S. Pantaleon in Köln, 4**, 12. Jh., aus S. Pantaleon.
Über den Inhalt B. Simson in Lacomblets Archiv VII, S. i48. — Lamprecht, Ini-
tialorn. S. 3i, Nr. 116. — Ders. in den B. J. LXXIV, S. i39, Nr. 108. — Clemen,
Porträtdarstellungen Karls des Grossen S. 225; Zs. des Aachener Geschichtsvereins
XII, S. i39. BI. 93 Zeichnung des h. Bruno und der Mathilde, Bl. 133" Bild des
Bischofs Bnino und Medaillons der sächsischen Kaiser, Bl. USi^ und i5o'' Stamm-
bäume. Alte Kopien in der REDiNGHOVENschen Sammlung, München, Staatsbibliothek,
Cod. gemi. 22 13, Bd. XVII, Bl. 263.
Urkunde der S. Lupusbruderschaft von Köln vom J. I246 (bez. Köln,
Domstift, Urk. 98) mit gemaltem Kopfstück, darstellend den h. Kunibert, den capella-
rius und die Mitglieder der Lupusbruderschaft (Kopie vom J. i569 im Kopiar H des
Domstiftes B. i7). Lamprecht in den B. J. LXXIV, S. i39, Nr. iio; Initialorn. ii9.
A. ii4 — ii5. Missalen der Klever Hofkapelle, i5. Jh., mit sehr schönen
Initialen und Randbordüren. Archiv d. G. f. ä. d. G. XI, S. 758. — Lamprecht in
den B. J. LXXIV, S. i45, Nr. 2o7.
Die SAMMLUNG DES HERRN PROFESSORS DR- KARL BONE,
Kronprinzenstrasse 49, enthält einige tüchtige niederländische Bilder vom 16. — 18. Jh.,
Landschaften von / Momper. J. Rnysdael, Waierloo, Genrebilder von Molenaer und
Brouwer, eine Limoger Emailplatte, Christus mit den Kindern darstellend, von P. Cour-
ley, zwei Kölner Porträts vom J. i586.
SAMMLUNG DES HERRN PHILIPP BRAUN, Bismarckstrasse 33.
Bedeutende Münzsammlung von etwa i2 5oo Stück, hauptsächlich römische Münzen
in guten Exemplaren. Weiterhin eine reiche Kollektion römischer und germanischer
Gefässe, Urnen, Becher, Gläser, Schalen, von Asberg, Gellep, Köln, Eller, Neuss,
Grimlinghausen, Andernach, römische und germanische Bronzegegenstände, Fibeln,
Schmuck etc. Grosse Sammlung von Autographen und Urkunden von i366 an.
SAMMLUNG DES HERRN WERNER DAHL, Rosenstrasse 20, in den
letzten 12 Jahren mit grossem Kunstsinn und auserlesenem Geschmack zusammen-
gebracht und fast ausschliesslich aus holländischen Gemälden des i7.Jh. gebildet, nur
anerkannt echte Bilder einschliessend (von Woermann und Bredius oft citiert).
Ältere Werke histor. Stils. Zwei Bilder von C. L. Moeyacrt, Die Söhne
Jakobs bringen ihrem Vater den blutigen Rock Josephs 1624 und Abraham erhält den
Befehl, das Land Haran zu verlassen 1628. Dann Paulus Bor, Anbetung der drei
Könige l64o; W. de Poorter, Achilles unter den Töchtern des Lykomedes; Robert Griffier,
Diana und Kallisto; Rottenhammer u. Breughel, Die h. Familie unter dem Kirschenbaum.
Genrebilder. Ein früher G. Terborch, Wachtstube mit Gefangenen; eine andere
OTOSse Wachtstube von Pieter Potter i632; Kavaliere und Dame von Pieter Codde ;
Kavaliere Trictrac spielend von A. J. Duck; Musikalische Gesellschaft von Pieter Quast;
Knabe mit Mausefalle von Gerh. Dow; Alchymist von Th. Wyck. Dann ein sehr feiner
kleiner / M. Molenaer, Lustige Gesellschaft und ein Spiel im Freien von demselben.
Sammlung
Bo ne
Sammlung
Braun
Sammlung
Dahl
Werke
histor. Stils
Genrebilder
72
DÜSSELDORF 73
Von Adrian von Osladf Frau mit Burschen und Mann unter Laube uiui Interieur mit Sammlung
Mann und Frau: von haar von Ostade eine Gesellschaft von Schmausenden und In-
terieur mit Kartenspielern. Von (hm. Bega das grösste bekannte Bild, Leben in einem
Wirtshause; von P. de Bloot das Hauptwerk, Küche mit Stillleben. Von Jan Steen
die Politiker. Weiter Einher/ v. Ileemskerk, Zechende Bauern; T/inni. de h'rvser.
Mütterliche Sorgfalt; Ad>: Brouivcr, Kopf eines Mannes; Jan Ilals, Mann auf der
Guitarre und Weib auf der Flöte musizierend. Ein schlafender Mann mit dem Bier-
kruge wohl auch von einem Sohne des P^anz Hals.
Porträts. Franz Hals, Kleines Bildnis des Predigers Tegularius von Haarlem, Ponrau
aus der mittleren Zeit des Künstlers; J. M. Mierevclt, Porträt des schwedischen Ge-
sandten Rudgersius; Porträt der Frau Gael von Paul Moreelsc. Zwei Porträts von
/. v. Ravesieyn; drei Porträts von Nicola ns Maes ; Frauenporträt von /. A. Rolius
i656; Kinderporträt von Alhcrt Cnvp (mit Nr. 3o8 im Städelschen Institut zu Frank-
furt a. M. aus einem grösseren Bilde herausgesägt).
Unter den Bildern mit Darstellung von Tieren ist /'. Wonvrrmann sehr Ticrbiidrj
gut vertreten, weiterhin Parend Gacl mit einem Pferdemarkt; A'ic. Berchem mit Hirten-
scene; W. Rotnvn, Abendlandschaft mit Herden; //. Moinmcrs, Italienische Landschaft
mit Hirten und Herden, von demselben ein hervorragendes holländisches Landschafts-
bild mit Stafi'age von berittenen Jägern. Weiterhin Bilder von Jac. v. d. Does, C. Saft-
leven, D. Wyntrack, A. v. Hoef, Palamedes, van der Stoffe, N. v. Ravesteyn, J. Beer-
straeten, G. Bercklievde. Tli. Wvrk, Jan Micl.
Landschaften. Jan Asselvn, frühes Bildchen; //. ?'. Averkamp, Winter- Landschaften
vergnügen auf dem Eise. Von Jan Botli ein holländisches Motiv und eine glühende
Abendlandschaft; von Jacob v. d. Gross zwei kleine Pendants und Fleimziehende Herde
am Abend; von Gorn. Decker Sommerlandschaft und Wohnung unter Bäumen am
Kanal; von /. Decker Kanal mit hoher Brücke. Weiterhin vier vortreffliche Bilder
von J. van Goren: von A. v. d. Neer Winterlicher Kanal und Brand bei Mondschein,
ein Stück ersten Ranges; drei Bilder von P. Älolvn : Flusslandschaft in Ruysdaelscher
Stimmung von G. Dubais. Dann Gemälde von Raf. Gamphuyzen, J. G. Droochsloot,
Gl. Mo lenaer, Franz de Momper, R. v. Vries, J. Wnck. /). Tcnicrs, G. dr Ileusch,
Emanuel Murant, G. Huvsinans, Luc. v. Uden.
Marinen. Glattes Wasser mit Schiffen, sehr gutes Bild von Bo)i.. Peeters ; Stilles Marinen
Wasser mit dem alten Turm von Merwede von H. M. Sorgh i647. Ferner Bilder
von L. Backhuyzen, Wig. Vitiitiga l684, R. Zee7nan.
Stillleben. Eine Reihe von Kapitalstücken: Jan de Heeni, Arrangement von Stiiiieben
Früchten; Franz Sfiyders, Weidenkorb mit Obst, Affe und Katze zur Seite. Weiter-
hin vertreten Jan van de Velde, J. v. Streeck, G. Mahn, Rachel Ruvsch, Jan Fvt,
S. Horst, Herrn, v. Steemvyck, J. Vonck, IV. G. Ferguson, Bieter Potter.
Ausserdem eine ausgewählte Sammlung von vortrefflichen modernen Bildern, in
der Hauptsache der Düsseldorfer Schule angehörig (nach Mitteil, des Herrn Werner Dahl).
Die SAMMLUNG DES HERRN MALERS PROFESSOR G. OEDER, Sammlung
Oeder
Jakobistrasse lo, ist die bedeutendste deutsche Privatsammlung von altjapanischen
Kunstwerken, durchweg nur ausgezeichnete Stücke vereinigend, vor allem Lackarbeiten,
ältere Bronzen, wie auch Metallarbeiten aller Art, insbesondere interessante Schwert-
teile von hervorragenden Meistern, ferner Werke der Kunsttöpferei und eine ausge-
dehnte Kollektion farbiger Holztafeldrucke und illustrierter Bücher von Moronobu an
bis Hokusai und dessen Schule, meist in vorzüglichen Abzügen (zum Teil im J. i89o
bei Ed. Schulte in Berlin ausgestellt). Ausserdem besitzt Herr Prof Oeder eine An-
73
74 KREIS DÜSSELDORF
Sammlung zahl niederrheinischcr und holländischer Ballenschränke, Truhen, Schnitzereien (abge-
bildet im Westdeutschen Gewerbeblatt I und II), sechs Gobelins, fünf französischen
Ursprungs, wovon vier aus der Zeit Louis XVI., nach Kompositionen von Andraiv,
und ein Brüsseler gezeichnet: b in braunem Schild (Philipp Behailes), rechts in die
Ecke: JAN LEYNiERS, eine Anzahl charakteristischer Stilllebenbilder niederländischer
INIeister und ein kleines (verdorbenes) Porträt von B. de Bruyn.
Sammlung SAMMLUNG DES HERRN OSCAR RAUTERT, Marienstrasse \^.
I. Münzsammlung, reiche Kollektion römischer Kaisermünzen in Gold, Silber und
Bronze, von Gellep, Neuss, Grimlinghausen, Bonn, Andernach, Niederbiber.
II. Sammlung antiker Funde. A. Palaeolithische Zeit. Steinmesser aus
Hörn- und Feuerstein, durchbrochene und gespaltene Knochen vom Martinsberg bei
Andernach: geschlagene Feuersteine, Pfeilspitzen etc. aus der Thayinger Höhle.
B. Neolithische Zeit. Halsschmuck aus Muscheln und zwei Hornsteinmesser,
Fundort am Hinkelstein. Sammlung von Steinbeilen, Steinhämmern, Lanzenspitze aus
Feuer-, Hom-, Sandstein, Serpentin, aus Norddeutschland; Fundstücke aus den Pfahl-
bauten des Bodensees.
C. Bronzezeit. Thongefässe, Kelte, Messer, Nadeln aus Heddesdorf, Mainz,
Bacharach, Ochtendunk; fünf Gefässe des Lausitzer Typus.
D. Zeit der Römerherrschaft. Einheimische Gefässe und Fibeln von Bautzen,
Aachen, Eller, von der Golzheimer Heide, von Pyrmont. Römische Altertumsfunde
aus allen Perioden der Kaiserzeit: Gefässe, Gläser, Lampen, Bronzen (Fibeln, Phalli,
Löffel, Spachtel, Schüsseln, Nägel, Ringe, Ohrringe, armillae, Spiegel, lunulae); Gegen-
stände aus Knochen (Stili, Nadeln, Catrunculi, Würfel); tesserulae, Perlen aus Thon;
Lanzenspitzen, Schuhe für Brückenpfähle, Klammern, Nägel, Äxte aus Eisen, Augen-
salbenstein aus Thon (B. J. XC, S. 211), Schlufsstein eines Giebels mit einem Medusen-
haupt, Teil eines mit Lorbeerblättern bedeckten Bogens aus Tuff, Ziegel, Wandputz
mit Bemalung, Wasserleitungsrohre. Fundorte: Neuss, Grimlinghausen, Norf, Köln,
Bonn, Andernach, MaySn, Bacharach, Bingen, Mainz, Lierenfeld, Oberbilk. Stempel
auf terra sigillata - Gefässen : .miilvro, xonio, secvnd, vrbanvsf; auf terra nigra-
Teller: c.\tvlo; auf Lampen: evcarpi, comvnis, fortis, raecra, similis.
E. Frühe fränkische Zeit. Gefässe, Gläser, Fibeln, Bronzen, Schnallen, Be-
schläge etc., Waffen (Scramasaxe, Saxe, Franziskae, Lanzen- und Pfeilspitzen), Scheere,
Zange, Kämme. Fundorte: Aachen, Köln, Lülsdorf, Kruft, Niedermendig, Andernach,
!Mülhofen, Engers, Kreuznach, Mainz, Berkach bei Gross -Gerau.
F. Spätere fränkische Zeit. Gefässe, Lampen, Fläschchen, Messer, Handwerks-
zeug, aus Köln, Bonn, Meckenheim, Mainz.
III. Scherbensammlung, i. Germanische Funde von Meckenheim, der Golz-
heimer Heide, Rheinbrohl, Andernach, Bassenheim, der Kapelle zum guten Mann
bei Urmitz, Heddesdorf, Mülhofen bei Engers, Langenlinsheim.
2. Römische Thonerzeugnisse von Gellep, Neuss, Grimlinghausen, Köln, Bonn,
Andernach, Heddesdorf, Niederberg, Mainz. Stempel: alt, ann, arvernici, bassi,
BITV , I , OFCALVL COSSILLVS, lECVN, OFNASCLINI, MINVTVS, NATILISF, NARDA/', NORVS,
OCCISO-f, OFPATRO, PILEXV, OFPRIM, RECVLLVSF, VITA, OFVITA, VITAL, OFICVIRIL.
3. Fränkische Thongefässe, frühe von Meckenheim, Andernach, Niedermendig,
spätere von Meckenheim (B. J. XCIII, S. 261), aus der Brandschicht und der karo-
lingischen Töpferei, Ruine Tomberg, Burg Hohenstein im Taunus, Lintorf.
4. Spätmittelalterliche Gefässe und Scherben von Siegburg, Köln, Düsseldorf,
Neuss, Bonn, Raeren (nach Mitteilungen des Herrn Rautert).
74
DÜSSKI.UORF
75
BILK.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE RESTE. Schneider (Neue ßeilr.
XIV, S. II. — Dcrs. in Düss. Bcitr. V, S. ii) verzeichnet eine Landwehr (Nr. i6)
vom Rheine über Oberbilk nacii FHngern. Wartluigcl zwischen Bahnhof und Dussel
(vgl. die ScHNEiDERSche Karte).
Funde von Schalen von terra sigillata (B. J. LXII, S. i84. — Geschichte der
Stadt Düsseldorf S. 1 1).
Funde germanischerUr-
nen (Fahne, Neue Beitr.
zum limes S. 5 1 . — Düss.
Beitr. IV, S. 2, 6). In
Unterbilk Aschenurnen
nebst Gefäfsstücken aus
terra sigillata, ausserdem
ein Ring mit Onyx ge-
funden (B. J. XXXVI,
S. 88). Auf dem Wege
nach Flehe i85o ein
römisches Bronzestück
mit der Inschrift utere
FELIX ausgegraben (Ge-
schichte der St. Düssel-
dorf S. 1 1, Histor. Mu-
seum. — Fahne in den
Neuen Beitr. zum limes
S. 55 mit Abb.). Ein
römischer Fund, i877
zu Oberbilk gemacht,
jetzt im Frovinzialmu-
seum zu Bonn (Fahne
a. a. O. S. 52). Auf dem
Gebiete des ehemali-
gen Bilkerbusches in der
Nähe der Erkratherstrasse römische Gräber entdeckt (Rautert in den B. J. LXXXX,
S. 202). Vgl. unter Düsseldorf S. 2 5 und unter Derendorf S. 78.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Martini). Binterim, Kurze
Beschreibung der jetzigen Pfarrkirche zu Bilk mit ihren Gemälden, Düsseldorf o. J.
— Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 2 75. — Preuss. Ztg. 1860, Nr. 200. — Lotz,
Kunsttopographie I, S. 81. — J. H. Kessel, Der selige Gerrich S. i9. — Lacomblets
Archiv III, S. 21. — Baudri, Organ für christl. Kunst X, S. 22?.
Der Ort schon 799 genannt (Lacomblet, UB. I, Nr. 12: villa que dicitur Bilici).
Eine Kirche bestand hier schon im J. 10 1 9 (Lacomblet, U B. I, Nr. i53). Der älte.ste
Teil der Kirche stammt noch von diesem Bau. Um 1 200 fand eine Erweiterung nach
Osten statt, die Seitenschiffe wurden im i5.Jh. umgebaut und im i7.Jh. in Backstein
roh erneut. Im J. 1860 durch Restauration entstellt (Preuss. Ztg. 1860, Nr. 200) und
Römische u.
Germanische
R e s l e
Fig. 25. Bilk. Ansicht der Pfarrkirche.
Kailiül.
Pfarrkirche
Geschichte
75
76
KREIS DUSSELDORF
Ka thol.
Pfarrkirche
Beschreibung
Inneres
Chorhaus
erst i879 — iS8i durch die Architekten Rincklake und Pickel wiederhergestellt. Hier-
bei wurden die Seitenschifie erneuert und das schwere Gewölbe in der Turmhalle
eingespannt.
Dreischiftiger romanischer Tuffbau mit Westturm, 20, 5o m lang, io,9o m breit,
der älteste Teil bis zum Triumphbogen i2,4o m lang, 4, 12 m breit, Chor und Apsis
8,10 m lang. Die einzelnen Bauperioden sind noch genau erkennbar. Der älteste
Bau kurz nach dem J. 1000, dem Turm und Mittelschiff angehören, war wohl flach-
gedeckt mit direkt anstossender Apsis (der Kämpfer im Triumphbogen hat das gleiche
Profil wie der der Turmhalle), zwei vermauerte rundbogige Fenster im Obergaden
erkennbar (Fig. 25). Der fünfstöckige leicht verjüngte Turm zeichnet sich durch be-
sonders glückliche Verhältnisse aus und ist der imposanteste des ganzen bergischen
Landes. Im Erdgeschoss das dreimal abgetreppte Portal mit ganz einfachem Kämpfer.
Vom zweiten zum fünften Stock vermehrt sich die Zahl der Rundbogen im Rund-
bogenfries, der die Vertikallisenen des Baues verbindet, von zwei bis fünf; ein jedes
der Geschosse ist leicht
eingerückt. Im obersten
Geschoss je zwei Rund-
bogenfenster mit Mittel-
säule, Würfelkapitäl und
Kämpfer. Chor und Apsis
mit Sakristei haben erst bei
der Abtragung des Bodens
1 den auffallend hohenSockel
erhalten. Im Chor drei
rundbogige Fenster mit
Rundstab, in der durch
Vertikallisenen und Rund-
bogenfries nach Norden
gegliederten Sakristei nach
Osten ein Rundfenster mit
Fig. 26. Bilk. Romanische Kapitale in der Pfarrkirche. Rundstab. BreiteS Dach-
gesims mit Klötzchenfries.
Im Inneren ist das Mittelschiff bei der Einwölbung mit zwei fast quadratischen
und einem kürzeren Kreuzgewölbe bedeckt worden. Der Baumeister schob das störende
schmälere Joch nach dem Turm hin. Die breiten Rippen sind nur leicht profiliert,
in den Schildbögen sehr starke und klobige Rundstäbe, die mit den die Gurte vertre-
tenden Querrippen auf starken Dreiviertelssäulen mit Knospenkapitälen, runder Deck-
platte und Eckblattbasen aufruhen. Die Scheidemauern gegliedert durch Horizontal-
lisenen und drei kleine, direkt unter dem Scheitel der Schildbögen gelegene Fenster.
Die vierseitigen Pfeiler wie die rundbogigen Arkaden ohne Gliederung und nur aus
der Mauerstärke geschnitten.
Im Chorhaus ruhen die breiten Rundstabrippen und die Rundstäbe der Schild-
bögen auf vier Ecksäulen mit Kelchkapitälen und runden Deckplatten. In der innen
dreiseitig geschlossenen, aussen runden Apsis an den Kanten vier Säulen aus weissem
Sandstein, schwarz gestrichen, mit Knäufen, Eckblattbasen und durchweg sehr schön
und zart durchgeführten Blattkapitälen in Kelchform (Fig. 26), die Apsis ähnlich wie
in Wittlaer und Kalkum (s. u.) belebt durch reich profilierte Rippen und Rundstäbe.
Die nach Norden anstossende Sakristei ist mit zwei Kreuzgewölben überdeckt, ohne
76
DÜSSELDORF
77
Kathol.
Pfarrkirche
Deckengemälde
Lore tt o .
k a p e 1 1 e
trennenden Gurt, mit breiten, scharf zugespitzten Rippen und Rundstäben in den
Schildbögen; auf den sechs Säulen gute Knospenkapitäle.
Deckengemälde. Neue Preuss. Ztg. i86o, Nr. 2 2 7. — Ausführlich Binterim
a. a. O. Die vier Gewölbefelder des Chorhauses enthielten interessante Malereien aus
dem i3. Jh., i875 bei der Restauration durch Joh. G. Schmitz gänzlich verdorben. Im
östlichen Felde die Krönung Maria, im westlichen die Verkündigung, nach Norden
und Süden je ein Rauchfass schwingender Engel. Diese allein haben in der stürmi-
schen Bewegung noch etwas den spätromanischen Duktus bewahrt. In der Lai-
bung des Triumphbogens sechs Medaillons mit der Darstellung der klugen und
thörichten Jungfrauen in Halbfiguren, dazwischen gutes romanisches Ornament. Die
Inschrift: i392 und j. v. w. (?) später hinzugefügt.
LORETTOKAPELLE (Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 378), bis i893
Pfarrkirche (tit. b. Mariae v.), im J. i686 durch Herzog Philipp Wilhelm errichtet. Der
Halbzirkel nach Westen erst i739 durch Erzbischof und Kurfürst Clemens August
erbaut, 1812 zur Pfarrkirche eingerichtet. Im J. i893 niedergelegt, um einem Neubau
Platz zu machen.
Auffälliger Barockbau mit hohen Pilastem, stark vorgekragtem Dachgesims und Beschreibung
einer Art von Attika unter dem Dach, auf dem ein vierseitiger mit Zwiebelhaube ge-
krönter Dachreiter aufsitzt. Das Innere wird von vier sehr reich profilierten Pfeiler-
paaren getragen, die drei gleich hohen Schiffe sind mit Kuppelgewölben überdeckt, der
Altar steht vor dem im Osten sich erhebenden Turm, die Westseite ist im Halbkreis
abgerundet. Über dem Westeingange das Bildnis des h. Joseph, zur Seite die Statuen
der hh. Aloysius und Stanislaus.
Taufstein, achtseitig, von Sandstein, in Kelchform, 16. |h.
Zwei silberne Weihrauchfässer vom Anfang des i7.Jh.,
von schönen graziösen und luftigen Formen, beide dreiteilig mit
Engelsköpfen an den Henkeln. Beschauzeichen und Marken:
Ciborium, barock, 36 cm hoch, von vergoldetem Silber. Darauf aufgesetzt
Medaillons mit Emailmalereien, derbe Arbeiten um i7oo, alle in grober Silberfassung
mit unechten Steinen. Marke: N und Löwe mit Anker.
INIonstranz, 56 cm hoch, barock, i855 renoviert, mit sechs Schaumünzen und
sieben Medaillons mit guten Emailmalereien.
Kapelle von grünem golddurchwirkten Sammetbrokat (Kasel, zwei Dalmatiken,
Manipel, Antependium), vorzüglich erhalten, mit dem prachtvoll ausgeführten kurfürst-
lichen Wappen in Bouillonstickerei, i7.Jh. •
Kasel (mit Stola und Manipel) von schwerem roten filzartigen Stoflf, bedeckt
mit starker silberner Bouillonstickerei mit Pailleten; das Kreuz mit Goldstickerei in
Plattstich und guter breiter Goldspitze, Ende des i7.Jh.
Kasel (mit Stola und Manipel) von golddurchwirktem Seidenstoff" des i7.Jh.
mit silbernen Arabesken.
Glocke aus dem i3. Jh., 87 cm hoch, mit 1,06 m unterem Durchmesser, um den Glocke
oberen Rand vier und drei Streifen, der untere breite Schlagrand sehr dünn, mit
sechs Ringen, ohne Inschrift.
ÜI.U
Taufstein
Weihrauchfasser
Ciborium
Monstranz
Paramente
DERENDORF.
GERMANISCHE UND RÖMISCHE FUNDE. Das bedeutendste Gräber- Germanische
feld des Kreises Düsseldorf zieht sich vom Kaiserhain über die Golzheimer Heide Funde
77
78
KRKTS DÜSSELDORF
Ger m a nische
u. Römische
Funde
Kathol.
Pfarr kirche
Geschichte
Inschrift
hin, in der neuesten Zeit grosse Ausbeute an germanischen Graburnen (Schneider
in den Neuen Beitr. VI, S. 9. — Picks Ms. I, S. 98, IV, S. i7, 5i5. — Geschichte
der Stadt Düsseldorf S. 4. — Düss. Beitr. IV, S. 3. — Fahne, Neue Beitr. zum limes
S. 5o. — KoENEN im Korr.-Bl. der Wd. Zs. X, S. 25. — The American Journal of
archaeologv i89i. p. 56o). Auf der Heide selbst eine Reihe römischer Münzen ge-
funden. Die Fundstücke zum grössten Teil im Histor. Museum zu Düsseldorf, in den
Sammlungen Rautert und Braun (s. o.).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Barbarae).
Der Ort im 1 1. Jh. zuerst genannt (Therenthorpe: Lacomblet, U B. I, Nr. 257),
i384 in die städtische Freiheit zu Düsseldorf aufgenommen (Lacomblet, U B. III,
Nr. 878). An Stelle einer älteren Kirche wurde i693 eine neue errichtet, ein niedriger
Backsteinbau von malerischer Aussenwirkung mit höchst merkwürdiger Anordnung
der Türme, zwei die Hauptfai^ade flankierend, der dritte über dem Chor, innen drei-
schiffig, mit Pfeilern und flachen Bögen,
\ IUI Kt mn ■ [DQ)[-T V-€ -H© «-•>Sf -l^'- Im Giebel eine Blende mit
Kruzifix, um die Turme Haustembalustra-
den mit interessanten späten barocken
Pflastern. Im J. i892 niedergelegt. Die
neue Kirche, unweit der alten in den J.
i889 — 1892 errichtet, ist ein dreischiffiger
gothischer Bau von Caspar Pickel.
In der Westseite der alten Kirche war
unter einem Fenster eingemauert eine
6o cm hohe, 5o cm breite, 9,5 cm dicke
r-K rv- ^ K^i-w^xrr r-Ac-.ui r-wT->T--7/- i r- r- Sandsteinplatte (jetzt in der neuen Kirche)
§K^SS=^-n^N-5E»Kl-fFBT';5tDE mit der unten stehenden Inschrift, die
rr>iM c T^-r \7T K rw \ r T\n\ \\ t n ^°'^ ^^"^ alten Kapelle zu Kirchholten
AGlNO-hrArn'LiV'VlRGJNVn' oder Holthausen herrührt (über den Ort
V. Mering, Geschichte der Burgen, Ritter-
güter etc. in den Rheinlanden III, S. 69, Anm. 2), deren Materialien i693 zum Bau der
Derendorfer Kirche verwendet wurden (H. Ferber i. d. Düss. Beitr. VII, S. 126, Anm. i).
Die Inschrift lautet: viiii. kal. maii dedicatum est hoc Oratorium in honore
S. CRUCIS et S. MARIE PERPETUE VIRGINIS ET SANCTORUM APOSTOLORUM PETRI ET
PAULI MARTIRUM GEORGII ADELBERTI HEIMMERAMMI BLASII VINCENCII MAURORUM ET
S. CONFESSORUM MARTINI SEVERINI CUNIBERTI ET S. LUCIE VIRGINIS ET XI MILIUM
VIRGINUM.
Bei dem Abbruch ergab sich, dass die Steinplatte auf der Rückseite eine
römische Inschrift trug, der Stein aber, um die mittelalterliche Inschrift aufzunehmen,
auf den Seiten behauen war. Am Kopfende ein zu drei Vierteilen erhaltenes 20 cm
breites und 4 cm vertieftes Porträtmedaillon en face, darunter eine Inschrift (K. Bone
in den Düss. Beitr. VIII). Vgl. F. X. Kraus, Die christlichen Inschriften der Rhein-
lande II, S. 288, Nr. 626.
Die spätere Inschrift gehört nach der Verwandtschaft mit der zu Haan (La-
COMBLETS Archiv II, S. loi) und der untergegangenen zu Duisburg (Kunstdenkmäler
d. St. Duisburg S. 27) dem 10. — 11. Jh. an.
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78
KREIS DÜSSELDORF
79
ANGERMUND.
SCHLOSS. Th. J. J. Lenzen, Beyträgc zur Statistik des Herzogthums Berg,
Düsseldorf 1802, I, S. 18. — v. Restorff, Beschreibung der Rheinprovinzen S. 362. —
V. MüLMANN, Statistik I, S. 398. — Geschichte: Lacomblets Archiv IV, S. 379. —
H. Ferber, Die Kelhier zu Angermund: Düss. Beitr. IV, S. 252; V, S. i63. — Ders.,
Rentbuch der Kellnerei Angermund : Düss. Beitr. V, S. 112. — Ders., Die Gemnrkoii
Schloss
Quellen
'ij^f^^^i:^^.
Fig. 27. Angermund. Ansicht der Burg.
im Amt Angermund: Düss. Beitr. VII, S. 67. — Ders., Die Rittergüter im Amt Angcr-
mund: Düss. Beitr. VII, S. 100.— Miscellen: Düss. Beitr. V, S. 161.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Urbare, Rent- und
Heberegister von i364 an in Hs. A. 227. Vgl. Lamprecht, Verzeichnis niederrh. Ur-
barialien S. 43. Rechnungen des Amtes von i475 ab. Vgl. Ilgen, Rhein. Archiv S. 26.
Im Gräflich von Speeschen Archiv zu Schloss Heitorf: Eigentliche Be-
schreibung des Angerfluss zwischen Angermundt und dem Hause Winkelhausen mit
seinen Wiesen, i594 von JoH. Mercator, Karte mit alter Ansicht. — Briefschaften
über die Kapelle zu Angermund (Inv. II, II, conv. III<=). — Akten des i5. — i7.Jh.,
Einkünfte der Kellnerei, Steuerbuch (Inv. II, II, conv. XIII).
Das Schloss wird schon unter den Erwerbungen des Erzbischofs Philipp von Geschichte
Heinsberg (i i67 — ii9i) genannt (castrum Angermunt et curia adiacens: Mitteilungen
aus dem Stadtarchiv von Köln XII, S. 54. Darnach 1222: Lacomblets Archiv IV, S. 379).
Bei dem Vergleich im J. I247 erhält Gräfin Irmgard von Berg das Schloss (LacOxMBLET,
ÜB. II, Nr. 3 12. — Kremer, Akad. Beitr. III, S. 94). Das Erzstift behält die
Lehensherrlichkeit. Im J. i327 wird das Schloss von Graf Adolph vnn Berg seiner
81
82
KREIS DUSSELDORF
S c h 1 o s s
Beschreibung
Gemahlin zum Wittum ausgesetzt (Lacomblet, U B. III, Nr. 226, Anm.). Im i4. fh.
kommt die Kölnische Lehensoberhoheit in Vergessenheit. Noch einmal im J. i45o
übergiebt Herzog Gerhard von Jülich und Berg sein Land Berg mit Angermund wiederum
dem Erzstift Köln (Lacomblet, U B. IV, Nr. 294), aber der Erzbischof Ruprecht
verzichtet i469 endgültig auf seine Ansprüche. Von der Mitte des i5. jh. an ist es
der Sitz der Herzoglichen Kellner (Rentmeister) bis zum J. iSoi. Der jetzige Eigen-
tümer ist der Fürst Alfred von Hatzfeld. Die Burg dient zur Zeit als Hofgebäude
und Försterwohnung.
Das Schloss (Ansicht Fig. 27, Grundriss Fig. 28) bildet ein unregelmässiges
Oval. Es war von breiten Gräben umgeben, die jetzt sumpfartig erweitert sind. Der
Fig. 28. Angermund. Grundriss der Burg.
Pfarrkirche
älteste nach Westen zu gelegene dreistöckige, aus mächtigen Bruchsteinmauern auf-
geführte Hauptbau, an der Nordwestecke abgerundet, stammt im wesentlichen noch
aus dem i3. Jh. Er be.sass ursprünglich romanische Doppelfenster, von denen eines
vermauert mit Mittelsäule an der Ecke noch erhalten ist. Im Erdgeschoss nach dem
Hofe zu schmale geradlinig geschlossene Fenster. An der Südecke die Ruinen eines
Turmes und die Reste eines grossen Backsteintraktes. An den alten Mauerring sind
niedrige Wirtschaftsgebäude angelehnt. Die Thorbefestigung mit dem vierseitigen
Thorturm stammt erst jjus dem i6. oder i7.Jh. Der dicht mit Epheu umwachsene
graubraune Bau, von dem hohen roten Dach gekrönt, wirkt mitten in den saftigen
Wiesen überaus malerisch.
PFARRKIRCHE (tit. s. Agnetis). H. Ferber, Die Pfarre Angermund: Düss.
Beitr. VI, S. i46. Die Kapelle zuerst i326 genannt (Düsseldorf, Staatsarchiv, Hs.
A. 23, Bl. 299), i63o von den Holländern zerstört, i637 unter Johann Bertram von
82
BENRATH 83
Scheidt wieder neu erbaut (Archiv Heitorf, Inv. II, II, conv. 111=). Im J. i7o3 von Pfarrkirche
der Mutterkirche zu Kalkuni abgetrennt und zur selbständigen Pfarrkirche erhoben
(Staatsarchiv, Reg. Kaiserswerth 546). Eine neue Pfarrkirche wurde iS7o durch .-J. Lange
aus Köln erbaut.
Über eine LANDWEHR von Angermund zur Ruhr vgl. M. Wilms in den L.Tudweiir
B. j. LH, S. 6. — Th. V. Haupt in dem Beibl. zur Köln. Ztg. 1820, Nr. i5 und 16.
— Zu den Schneider sehen Untersuchungen vgl. die WiLMSschen Berichtigungen,
weiterhin Kunstdenkmäler d. St. Duisburg S. i5. Die Landwehr erwähnt in einer
Urk. vom y. i46o (Archiv Heitorf, Urk. Kesselsberg Nr. 5).
BENRATH.
KATHOLISCHE PEARRKIRCHE (tit. .s. Caeciliae). Binterim und Kathoi.
Mooren, E. K. I, S. 280. — Strauven in der Berg. Zs. X, S. 72.
Die älteste Kirche soll im J. !oo5 errichtet sein nach einer nicht mehr erhaltenen, Geschichte
über der Chorthür befindlichen Inschrift (anno dni mv indict. iii. extructum est
HOC edificium chori (Binterim u. Mooren a. a. O. Anzuzweifeln: mv vielleicht
Lesefehler für mv^). Der jetzige Turm stammt erst aus dem Ende des 1 2. oder An-
fang des i3. ]h. Das hässliche Langhaus wurde 1823 angebaut.
Dreistöckiger romanischer Turm von Tuff mit achtseitiger geschieferter Haube. Beschreibung
Die Turmvorhalle mit je zwei rundbogigen Blenden und vermauerten Fenstern zur
Seite. Im Erdgeschoss zweimal abgetrepptes leicht .spitzbogiges Portal mit Rundstab,
im zweiten Geschoss zwei spitzbogige Blenden, im dritten von Vertikallisenen, Rund-
bogenfries und rechtwinkligen Blenden eingerahmt je zwei Doppelfenster mit Mittelsäulen.
Gothischer Taufstein, i5.Jh., achtseitig, einfach, Anfang des 18. Jh. Taufstein
Madonna, aus weissem Marmor in Lebensgrösse, angeblich ein Werk Grupellos Statue
(Hermanns, Geschichte von Benrath S. 4o), i854 aus der Schlosskapelle hierher versetzt.
Glocken. Die erste vom i4. August i453 mit der Inschrift: cecilia heis ich. Glocken
IN DE ERE GODT LUID ICH. MELCHER HERMAN VAN ALFTER GOUS MICH ANNO D.
MCCCCLIII IN VIGILIA ACCUMPCIONIS (so) MARIE.
Die zweite vom 4. Juli i454 mit der Inschrift: maria heis ic. in de er godes
LUDEN ICH. HERMAN VAN ALFTER GOS MICH ANNO MCCCCLIIII DES ANDEREN DAGES
NA VISITASIONIS (so) MARIE.
SCHLOSS. Strauven, Historische Nachrichten über Benrath: Berg. Zs. X, Schioss
S. 49. — Al. Hermanns, Geschichte von Benrath und Umgebung, Düsseldorf i889.
Dazu Düss. Beitr. IV, S. 244. — Corn. Gurlitt, Geschichte des Barockstiles und
der Rokoko in Deutschland S. 466 mit Abb. — R. Dohme, Barock- und Rokoko-
architektur, Berlin i892, S. i mit 2 Tafeln. — Ders., Geschichte der deutschen Bau-
kunst S. 379, 4i4. — Düss. 111. Zeitung i89i, Nr. 25. — Eine ausführliche Publikation
mit reichen Abbildungen von Herrn Halmhuber in Düsseldorf in Vorbereitung.
Das älteste Schioss, der Sitz der Herren de Benrode, die 1222 zuerst erwähnt 1. Bau
werden (München, Staatsbibliothek, Sammelband Redinghoven XLII, p. 255; 1224 bei
Kremer, Akad. Beitr. II, S. 252), lag an der Stelle der jetzigen Kaserne und ging
schon im i3. Jh. an die Grafen von Berg über, es diente im i5.Jh. mehrfach als
Leibzucht und Wittum, aber auch als Pfandobjekt und wurde wahrscheinlich im
dreissigjährigen Kriege zerstört.
Im J. 1660 überwies Pfalzgraf Philipp Wilhelm Benrath seiner Gemahlin, der Pfalz- 2, Bau
gräfin Elisabeth Amalie Magdalena, die dort in den J.1662 — 1666 ein neues Schioss
ö*
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84
KREIS DUSSEI.DORK
Schloss
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BENRATH
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errichten liess, das einige hundert Schrill hinter dem jetzigen Bau niillen in tieni
langen Weiher hig.
Der neue Schlossljau litt indessen in Folge von Feuchtigl<.cit und Brand so,
dass er bald unbewohnbar wurde. Kurfürst Karl Theodor liess daher das Schloss im
Weiher abbrechen und am Ende des Weiliers im J. i755 ein neues Palais errichten,
dessen Bau der einfallenden Kriegsjahre des siebenjährigen und des Erbfolgckrieges
halber gegen 20 Jahre in Anspruch nahm und über 800000 Thaler kostete. Um die
grossartigen projektierten Wasserwerke zu speisen, ward der Itterbach durch einen
eigenen Kanal vom Kloster Noven nach dem Park geleitet. Das Schloss diente
Karl Theodor und seiner Gemahlin als Sommeraufcnthalt, nach ihm nur noch Joachim
Murat und dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen als Wohnung.
Schloss
3. Bau
Fig. '30 Kenrath. Hinlerfront des Schlosses.
Beschreibung
Flügel
Der Baumeister war Nicolaus de Pigage (i72i — 1796), der Schöpfer des Mann-
heimer Schlosses, der Schwetzinger Gartenanlagen und des russischen Hofes zu Frank-
furt (GuRLiTT a. a. O. S. 463). Das Schloss ist Eigentum der Krone.
Das Schloss ist ein einstöckiger villenartiger Bau mit hoher Freitreppe, flankiert
von zwei abgetrennten niedrigeren, im Halbrund geschlossenen Flügelbauten, die je
loi Räume und im Inneren einen grossen Hof besitzen, um welchen längs des Ge-
bäudes kleinere Säulengänge führen, gekrönt durch ein gebrochenes Dach mit Man-
sarden. Den Flügeln treten zur Seite zwei kleine rechtwinkelijre Nebengebäude mit je
einem grossen von je zwei Pilastern flankierten Portal. Die vordere Schlossterrasse ist
um drei Stufen erhöht, die Rampe mit geschweifter Zufahrt wiederum um neun Stufen.
An den vier Ecken des Hauptbaues originelle steinerne Schilderhäuschen mit römischen
Helmen in den Giebeln, mit Pyramiden als Aufsätzen.
Der Hauptbau (Fig. 29 von vorn, Fig. 3o von hinten, gute Abb. bei GuRLiTTt Hauptbau
S. 465) ist in den Aussenformen von fa.st gesuchter Einfachheit. Der Grundriss zeigt
85
86 KREIS DÜSSELDORF
Schioss ein Rechteck mit wenig vortretendem Mittelrisalit, kräftigen Seitenrisaliten und stark
vortretendem hinteren Pavillon. Um den ganzen Bau herum zieht sich eine schmale,
mit einem eisernen Geländer versehene Veranda. Die nur durch schmale Lisenen,
an den Kanten durch Quadernachahmung gegliederten Wände sind von den sehr
hohen von Festons eingerahmten, mit Holzläden versehenen Fenstern durchbrochen.
Das aeschieferte Dach, von sehr interessantem Umriss, erhebt sich über einer mit
Zinkblech verkleideten Attika erst steil, um dann in einer Welle umzubiegen und nach
einem Absatz sich fast horizontal umzulegen. Die runden Mansardfenster zeigen eine
schöne geschweifte Kartoucheneinrahmung. Der Risalit des Mittelbaues enthält drei
von Festons eingerahmte Portale, im Architrav das Wappen Karl Theodors, von dem
Kurhut überragt, zur Seite ruhende Löwen, mit denen Putten spielen. Als Aufsatz
eine von zwei Putten gehaltene Uhr mit darüberfallendem Vorhang, an den Ecken
Vasen mit je zwei Putten.
Pavillons Die seitlichen PaA'illons zeigen ausgeschweifte Seitenflächen und sind von ge-
schweiften, an das Hauptdach angelehnten Kuppeldächern überragt. Über der mitt-
leren Wandfläche ein Giebel mit kleiner Gruppe (im Osten Hirten mit Schaf, im
Westen Pan), als Schlufsstein des Mittelfensters eine Gruppe von Musikinstrumenten,
zur Seite auf grossen Konsolen je eine Büste. In den Seitenflächen liegen die Fenster
in besonderen Nischen, in der Rundung durch eine Muschel verziert, mit einem
Widderkopf als Schlufsstein geschmückt.
Der Pavillon der Rückseite, zu dem in zwei Absätzen eine Freitreppe von zwölf
Stufen hinaufführt, enthält wiederum drei grosse mit Festons eingerahmte Thüren, als
Giebelschmuck eine in der Silhouette höchst wirkungsvolle gut erhaltene Gruppe in
Sandstein (alle freien Teile, Geweihe, Bogen, Guirlanden, in Blei ausgeführt). In der
jNIitte in königlicher Haltung auf den Bogen gestützt Diana, auf dem Wagen hinter
ihr ein Putto mit Köcher, links ein von Hunden zerfleischter Hirsch, rechts ein zwei
Hiinde haltender Putto. An den zurückliegenden Ecken des Daches Putten mit Jagd-
emblemen. Die hinter dem Schioss gelegene Terrasse ist mit sechs überlebensgrossen
derben Sandsteinfiguren (Pan und Nvmphen) auf festonverzierten Sockeln geschmückt.
Inneres Im Inneren ist zunächst die Gestaltung des Grundrisses sehr bemerkenswert.
In der mittleren Achse liegt das Vestibül und der runde Kuppelsaal, zur Seite zwei
ovale Lichthöfe, um die sich die Gemächer der Flügel legen. Die grosse Kunst in
der Raumverteilung liegt darin, wie die nahezu achtzig Räume angeordnet sind, so
dass von aussen her und für den flüchtigen Besucher des Inneren nur die Festräume
sichtbar sind, während alle Neben- und Bedientenräume in dem äusserlich überhaupt
nicht sichtbaren zweiten Stockwerk um die Lichthöfe gruppiert sind. Acht Treppen
führen in das Obergeschoss hinauf, die mit schönem schmiedeeisernen Rokokogeländer
versehene Haupttreppe rechts vom Vestibül. Das ganze Gebäude ist unterkellert. Nach
den überaus kräftigen Gewölben und Säulen der Kellerräume, die sich selbst unter
den Terrassen hinziehen, war möglicherweise ursprünglich ein grösserer Bau geplant.
Das Vestibül zeigt als Wandfüllungen in Stuck die vier Elemente, als Thür-
füllungen die vier Jahreszeiten. Der dem Vestibül gegenüber gelegene runde Speise-
saal enthält seine Wandgliederung durch acht Paare kanneliierter Pflaster, zwischen
die die Thüren und Spiegel treten; zwischen den zusammengehörigen Pflastern Putten
mit Füllhörnern als Leuchterhalter. Die kassettierte und mit Rosetten geschmückte
Kuppel öffnet sich mit zwei weitausladenden Kehlen, von denen die untere mit einem
Geländer abschliesst, zu zwei weiteren Kuppelkrönungen, durch deren Bemalung eine
gelungene perspektivische Wirkung hergestellt ist. An der zweiten Kuppel im Rund
86
BENRATH
87
herumgeführt der Jagdzug der Diana, in leichten duftigen Tönen, die Zeiclinung reich
an Verkürzungen, darüber ein lierabhängender schwerer Vorhang mit plastischen Putten,
in der Krünungskuppel eine Aurora. In den Lunetten von Putten gehalten Porträt-
medaillons und die Namenszüge c. T. und E. A. (Carl Theodor und Elisabeth Augusta).
An den Kuppelsaal schliessen sich rechts und links grosse und helle Räume an,
links der Gesellschaftssaal, rechts der Audienzsaal, beide mit je fünf grossen Spiegeln
und Lunettenbildern über der Thür, dazu mit prachtvollen Stuckornamenten, der erste
mit einer grossen Deckenmalerei: Apollo mit den Musen, uu(\ Putten in den Eck-
stücken, der zweite mit einem dreiteiligen Deckengemälde, Jupiter, Juno und Ceres
darstellend. Die an den Schmalseiten gelegenen achtseitigen Zimmer zeichnen sich
S c h 1 o s s
, Fig. 31. Benrath. Griiudriss der Gartenanlage.
durch besonders gelungene Wandfüllungen und Holzschnitzereien aus; in den Lunetten
reizvolle Putten, in den Medaillons der Decke Embleme der Schäferei, nach den
äusseren Schmalseiten zu Blumenfenster. Die einzelnen Räume enthalten in Wand-
bekleidung, Deckendekoration, in geschnitzten und eingelegten Möbeln (die letzteren
zum Teil aus der Residenz der Fürstäbtissinnen zu Essen stammend) eine Fülle der
besten Vorbilder des deutschen Rokoko (Proben und Details in der HALMHUBERSchen
Publikation). Unter den Möbeln sind einige kostbare Stücke mit vergoldeten Bronze-
beschlägen (zum Teil erneut) und andere, bei denen Boulearbeit und Marqueterie
allein den glänzendsten Effekt hervorbringen. Neben deutschen Arbeiten im Stile
des David Köntgefi eine Reihe französischer Luxusgegenstände. Die Tapeten zum
grössten Teil (nach alten INIusternj erneut.
Aiisslatiung
87
SS KREIS DÜSSELDORF
Schioss Benralh ist nächst Schloss Brühl der bedeutendste Rokokobau am Rheine und
wlirdi^'itf"^ übertrifft den Jägerhof zu Düsseldorf wie die Bonner Schlossanhigen weit durch seine
köstlichen Details, in denen einzelne Ornamente bereits den beginnenden Klassizismus
andeuten. Es ist ,ein für die Entwicklungsgeschichte besonders wichtiger Bau, weil
sich in ihm die ersten Regungen der Wandlung des Geschmackes in Deutschland
zeigen: Die innere Ausstattung ist ein ungemein graziöses Zwischenglied zwischen Ro-
koko und Klassizismus' (Dohme, Geschichte der deutschen Baukunst S. 4i4). Bei
der Beurteilung des Baues darf man nicht übersehen, dass de Pigage eine ländliche
Villa, einen Sommersitz, errichtete, und dass der Hauptbau nur ein Glied in der
grossen, auch von ihm herrührenden Gartenkomposition bildete.
Garien Der Garten (Grundriss Fig. 3i), eine ausgedehnte fast quadratische Anlage,
umfasst 2IO INIorgen Waldbestand, 5o Morgen Wege und 22 Morgen Wasserfläche,
von denen 1 1 ]Morgen auf das vordere Wasserbassin und 6 Morgen auf den hinteren
lancro-estreckten Teich kommen. Bewunderungswürdig ist vor allem das Nivellement
in den Wasserläufen: der Itterbach ist um den ganzen Park herumgeführt und fliesst
dann durch Urdenbach ab. Der Garten wurde nach den Angaben von de Pigage
unter der Leitung des Grafen Goltstein nach den Z^wo/;-^ sehen Ideen hergestellt.
Hinter dem neuen Schloss A zieht sich eine lange Wasserfläche, der ,Spiegel', hin.
Zur Linken liegt der französische Garten mit seinen Kaskadenbauten, Bassins, gerad-
linigen Wegen, Blumenrabatten und Laubengängen, zur Rechten liegt der (abgesperrte)
Blumengarten. Der eigentliche Park bildet ein Quadrat, welches zwei diagonale und
zwei zu den Seiten senkrecht geführte Alleen in acht gleich grosse Quartiere teilen.
Im gemeinsamen Mittelpunkte schneiden sich die Alleen. Auf weite Perspektiven
ist besonderes Gewicht gelegt. Der Park wird sorgfältig und mit feinem Verständnis
erhalten. Vgl. ausführlich Redlich, Hillebrecht und Wesener, Der Hofgarten zu
Düsseldorf und der Schlosspark zu Benrath, Düsseldorf i893 mit Lichtdrucken.
Älteres Schloss Der zweitc durch Karl Theodor abgebrochene Bau war ein im Barockstile
errichtetes luftiges Halbschloss, das mitten in dem Weiher lag und durch auf Bogen
ruhende Wandelgänge mit den offenen Flügeltürmen an den beiden Ufern verbunden
war. Der Mittelbau selbst war fünfstöckig, durch Pilaster gegliedert und von zwei
noch um zwei Stockwerke über das Dach sich erhebenden Türmen flankiert. Nach
der Vorderseite eine kleine Terrasse. Der Schlossbau war mit dem erhaltenen, jetzt
als Orangerie und Kaserne dienenden Teil durch eine Fortsetzung des Wandelganges
verbunden. Dieser Teil des älteren Schlosses (Fig. 3 1 B) bildet eine fast regelmässig
quadratische Anlage, mit von zwei Türmchen flankiertem bossierten Hauptportal.
Die Gebäude sind einfach zweistöckig wiederhergestellt, auf dem Mittelbau sitzt ein
reizendes achtseitiges offenes Türmchen auf. Die in der äussersten Ecke des linken
Seitenflügels nach Südwesten gelegene Kapelle ist vierseitig und enthält nüchterne
Stuckleisten und Wandmalereien ohne Wert, auf dem Altar ein h. Nepomuk und das
Orangerie kurfürstUche Wappen. Die Orangerie, die den nördlichen Flügel des ehemaligen Vor-
schlosses einnimmt, enthält noch zwei Säle mit prächtigen Stuckdecken des i7.Jh. In
dem ersten Saale in der Mitte Venus und Endymion, in den Ecken vier andere Liebes-
abenteuer der Venus, dazwischen braun in braun Jagdscenen. In der Mitte ein schöner
Kamin mit schwerem Stuckaufsatz und verblichenem Mittelbild. In dem zweiten Saal
ist die Decke nur teilweise erhalten: mythologische Scenen, Kamin mit verblichenem
Mittelbild. Auf der anderen Seite noch ein Saal erhalten mit einer süsslich barocken
Darstellung der Himmelfahrt Maria im Mittelfeld der Decke. Weiterhin nur Reste
der barocken Kamine. Die Decke ausgebrochen und i884 eiserne Träger eingezogen.
88
Kl.LKK KRKRAIH 89
Abbildungen des alten Hauptsc-hlosses erhalten in einer Zeichnung bei Ploennies, Schioss
Tupograj.hia ducatus Montium i7i5 El. 20» (Düsseldorf, Staatsarchiv, Hs. A. 3i), auf Abbildungen
zwei Aciuarellen im Besitz des Herrn Louis Leven zu Urdcnbach und auf einem Por-
trät Johann Wilhelms bei Herrn Amtsgerichtsrat Strauven in Neuss. Ursprünglicher
Plan des Gartens im Besitz der Witwe Kürten zu Benrath.
ELLER.
RUINIISCHK FUNDE. Germauische Gräber zu bcitlen Seilen der Bahn. Römische
Römische Schalen von terra sigillata (O. Rautert in der Düss. Mun. 1881, S. 20. — 'un e
KoENEN in den Düss. Beitr. IV, S. 9). Römische Gefässe ,auf dem Eickart' gefunden
(KoENEN in den B. J. LXXV, S. i83), an der allen Heerstrasse, die bei Bilk über den
Rhein führte.
HAUS ELLER. v. Mering, Geschichte der Rittergütter, Burgen etc. in den uans Eilet
Rheinlanden HL S. io3. Lacomhlets Archiv lll, S. 21. — Thummermuth, Krumb- 'Ji'eiien
Stab schleust niemand aus, Köln i738, S. 68. — v. Steinen, Westfälische Geschichte
HI, S. 5i8; IV, S. 1262. — v. Hottstein, Hoheit des teutschen Reichsadels I, S. 4i4.
— J. Strange, Beitr. zur Genealogie der adligen Geschlechter III, S. 29; XI, S. 9o. —
Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergischen Geschlechter I, S. 9i.
Handschriftl. Qu. Im Archiv zu Schioss Heitorf: B. I, Archiv Wanghe: In-
ventar des Schlosses (Nr. 3), Briefschaften über Schioss und Schlosskapelle (Nr. 8),
Rentenangelegenheiten (Nr. 9).
Der Ort schon io5i genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 186). Das Haus, der ♦ ocschiciue
Stammsitz der Herren von Eller, ward durch diese i420 dem Bergischen Rcgentenhausc
zu Lehen aufgetragen. Es kam i448 an die von Quad, i476 an die von Einenberg,
darnach in raschem Wechsel an die von Plettenberg, wiederum an die von Quad, an
die von Harff, von der Gracht, gen. von Wanghe. Im J. 1 7 1 i wurde es von dem
Landesfürsten angekauft. Bei der Versteigerung der landesfürstlichen Domänen 1823
von dem Kammerherrn von Blessen erworben, der die neuen Gebäude aufführen
Hess. Von dem alten Burghause blieb nur ein Turm stehen. Eine Kapelle auf dem Resu-
Hause (tit. ss. Nicolai et Huberti) war schon i4o9 fundiert worden (Düsseldorf, Staats-
Archiv, Hs. A. 23, Bl. 244 1>).
Zwischen Benrath und Eller ,an der alten Brücke' lag eine alte Gerichtsstätte. Oerichtssutte
Das ,Thinghaus', in Fachwerk, mit spitzem Giebel, aus dem 16. oder i7. Jh. stammend,
ist erhalten, dabei eine mächtige Linde.
ERKRATH.
GERMANISCHE FUNDE. Über die in der Nähe gelegene alte Burg und Germanische
die Funde im Neanderthale vgl. die Kunstdenkmäler d. Kr. Mettmann.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. decapitat. s. Johannis bapt.). Vgl. Kathoi.
BiNTERIM U. Mooren, E. K. I, S. 262, 279. Pfarrkirche
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv 46 Urk. von i498 ab. Handschriftl.
Der Ort wird 11 76 zuerst genannt (Urk. bei Kremer, Akad. Beitr. III, S. 54); ^^'"?.''"
ö ^ ' . Geschichte
die Kirche wurde um diese Zeit in der 2. H. des 12. Jh. erbaut, im i4. Jh. einge-
wölbt. Im J. i7oo erhielt der Turm ein neues Portal und eine neue Haube. Die
89
9o
KREIS DUSSELDORF
Kathoi. Kirche wurde iS83 durch den Architekten Tiisshatis restauriert und durch den Maler
Sfefciis nach Angaben von Göbbeh ausgemaU.
Beschreibung Dreischiffigc Pfeilerbasilika, im Lichten 28, 5o m lang, i3,5o m breit, aus Bruch-
steinen von Ruhrkohlensandstein, alle Profile und Lisenen aus TuH. Der vortretende
Westturm, der mit einer geschweiften und eingezogenen Zwiebelhaube abschliesst, ist
Fig. 32. Erlcrath. Inneres der katholischen Pfarrkirche.
im obersten Geschoss auf jeder Seite durch drei von Vertikallisenen und Rundbogen-
fries eingerahmte Felder belebt, die je ein romanisches Doppelfenster mit Mittel-
säule und Würfelkapitäl einschliessen. Das vier Joch lange Langhaus zeigt seine
innere Gliederung auch äusserlich im Obergaden des Mittelschiffes wie an den Aussen-
mauem der Seitenschiffe, hier durch grosse rundbogige Blenden, dort durch von Verti-
kallisenen und R^undbogenfries eingerahmte Felder, die die einfachen Rundfenster
9o
GERRESHEIM 9l
aufnehmen. Am ( )stgiebel ein Zickzack fries. Die äussere Gliederung der Apsis be- Kaihoi.
1 • T-i II c ■ • 1 • tr M II- Pfarrkirche
steht m Rundbogenlries mit drei Vertikalhsenen.
Die Wirkung des Inneren (Fig. 32) ist bedeutender als bei den meisten übrigen inneres
kleinen romanischen Kirchen des Kreises. Die gothischen Rippen der vier Joche des
Mittelschitiles sitzen auf den alten romanischen Pfeilervorlagen auf; die Scheidemauern
sind neu belebt durch die kleinen in den Gewänden leicht abgefiachten Rundfenster.
Die schweren, massigen vierseitigen Pfeiler zeigen nur nach den Arkadenlaibungen zu
einfach profilierte Kämpfer. In den Seitenschiffen tiache Gratgewölbe mit Gurten und
Schildbögen. Die Turmhalle, die sich mit einem Bogen von der Höhe des Triumph-
bogens nach dem Mittelschiff öffnet, ist mit einem gothischen Kreuzgewölbe mit grossem
Mittelring abgeschlossen, in einer Ecke ist der Treppenturm eingebaut. Das Chor-
haus mit Kreuzgewölbe, die Rippen und Schildbögen auf Konsolen ruhend, die
Apsis einfach halbrund. Südlich stösst, durch einen hohen Spitzbogen verbunden, die
mit einem Kreuzgewölbe überdeckte gothische Seitenkapelle an, nördlich die Sakristei.
Taufstein, i,o5 m hoch, aus schwarzem Granit, aus dem i3.Jh., grosses rundes laufstcin
Becken mit Rundbogenfries und vier Eckköpfen, auf kräftigem Mittelcylinder mit vier
Ecksäulen.
Rohes Steinrelief der Kreuzigung aus dem i6. Jh., mit der Unterschrift: HV Relief
LS GERICH NA RECHT, Hl LIT DE HERR BY DE KNECHT.
Schüssel von vergoldetem Silber mit in Silber getriebenem Haupt Johannis Schüssel
des Täufers, vortreffliches und edles Stück des i6. Jh, von feiner Behandlung des
Bartes und der Haare, auf der Stirn ein Medaillon für Reliquien. Inschrift: sump-
TIBUS ECCLESIAE ERCKRADENSIS EX TESTAMENTO CHRISTIANI LANGEN P. M. ACQUI-
SITUS i7o5.
Glocke von i454 mit der Inschrift: s. JOHANNES apostole DEi ORA PRO NOBis Glocke
PECCATORIBUS. ANNO DOMINI MCCCCLIIII VI. KAL. MAIL MARIA HEIS ICH, IN DE ER
GODS LUD ICH ALFTER GOIS MICH.
HAUS GRÄFGENSTEIN (Griffgen.stein), im iS.Jh. im Besitz der Herren h.us
vum Haus, darnach der Freiherren von der Horst, der Herren von Zweiffei. Der ^^ ^^
jetzige Besitzer ist der Reichsgraf Franz von Spee. Vgl. J. Strange, Beitr. I, S. 53.
Das Haus besteht aus einem viereckigen, schwerfälligen, turmartigen Bau von
vier Stockwerk Höhe, an das die Ökonomiegebäude stossen. Es war wahrscheinlich
von Anfang an als bewohnbarer Wartturm geplant.
HAUS BRÜGGE, einfaches, steinernes, zweistöckiges Wohnhaus mit grossen Haus Drugge
Fensteröffnungen, ursprünglich ganz von Wasser umgeben, mit steinerner Brücke.
GERRESHEIM.
RÖMISCHE UND GERMANISCHE RESTE. Auf dem Ludenberg, Römische u.
Germnnische
südlich von der Stadt, im .Schülerbusch' befand sich angeblich ein (seit der Rodung Reste
verschwundener) Wallring (G. Pieper in der Heimatskunde i879, S. i7). An der
Nord- und Südseite sind von den Gräben noch tiefe Einschnitte erhalten. Das 210
Schritt lange Plateau ist heute mit Gestrüpp bedeckt (KESSEische ^Mitteilungen).
Auf dem Grafenberg, zwischen Düsseldorf und Gerresheim, der ursprünglich
Godesberg hiess (HARLESS^in der Berg. Zs. VII, S. 2o5), wurden i847, i849 und i855
am Lemmenhaus und vor allem in der Nähe der Fahnenburg durch Anton Fahne
eine Menge römischer Gefässe und Urnen ausgegraben. Die Fundgegenstände im
9i
92 KKKIS DÜSSELDORF
Römische u Bcsitz dcs Herrn Pßauin auf tler Fahnenburg (Abb. A. Fahne, Die Fahnenburg S. 69,
Germanische i-^'r-* t-*ii to a /■ x~\ -nt ti • i-
Reste • 72. — Ders., Die Dynasten von Bocholtz 1, b. 246. — Ders., Neue Beitr. zum limes
S. 5oV Über die Gerresheimer Gegend zur Zeit der Römerherrschaft Fahne in den
Ann. h. V. N. XXXIII, S. i95.
Ungefähr i8oo Schritt nördlich iS7i ein grösserer Begräbnisplatz aufgedeckt
(Abb. von Fundstücken bei Fahne, Neue Beitr. S. 5?. — Über germanische Gräber
und fränkische Gefässe Koenen in der Wd. Zs. VI, S. 358. — Ders. in den B. J.
LXXXV, S. i53. — Vgl. auch C. Menn, Über die Ausgrabungen altdeutscher Be-
gräbnisurnen bei Düsseldorf (an der Grafenberger Chaussee): Rhein. Provinzialblätter
i834, I und II. — v. Zuccalmaglio, Die bergischen Heiden: Nöggeraths Provin-
zialblätter iS39, S. loo. — Düss. Beitr. IV, S. 4). An der Kaiserburg wurden beim
Hausbau zwei steinerne Streitäxte gefunden (Schneider, Kreis Düsseldorf S. lo), ein
fränkisches Grab wurde in Gerresheim bei der Kirche aufgedeckt, darin Knochen,
Gefäfsscherben, Lanzenspitze und kleine Bronzefigur. Eine Kolossalurne i89o am
Kamp Heiligendunk gefunden (s. o. S. 68 a. E.).
In der Nähe der von Neuss über Hamm, Bilk, Lierenfeld nach Gerresheim
führenden Römerstrasse, die kurz vor dem Ort unter dem Namen , Viehstrasse' be-
kannt ist (Schneider, Neue Beitr. VI, S. 6), wurde i88i ein römisches Grab mit einer
Urne entdeckt (B. J. LXXI, S. i56).
Strassen An Gcrresheim vorbei führten zwei der ältesten Strassen des Kreises (Schneider
in den Düss. Beitr. IV, S. 3 ; vgl. Karte) auf Ratingen zu. Die von Düsseldorf nörd-
lich von Gerresheim vorüberführende Mettmannsche Landstrasse gehört gleichfalls zu
den ältesten Strassenzügen des Bezirks (Schneider, Beitr. IV, S. 2).
Stiftskirche Ehemal. STIFTSKIRCHE, jetzige KATHOLISCHE PFARRKIRCHE
(tit. s. Margarethae). Jon. Hub. Kessel, Der selige Gerrich, Stifter der Abtei Gerres-
heim, Düsseldorf 1 87 7. — Ders., Die Stiftung der Abtei Gerresheim: Picks Ms. III,
S. 24o, mit 5 Urk. — v. Restorff, Beschreibung der Rheinprovinzen S. 36o. — v. MÜL-
mann, Statistik I, S. 4i7. — E. Mummenhoff, Zur Geschichte der Stadt Gerresheim:
Picks Ms. IV, S. 5i6. — Hahn u. v. Schaumburg, Kurze Geschichte der Abtei:
Ann. h. V. N. XXXIII, S. i89, i92. — E. v. Schaumburg, Zur Geschichte des Stifts
Gerresheim: Berg. Zs. XV, S. 29. — Harless, Urk. des Stiftes und der Stadt Gerres-
heim: Berg. Zs. VI, S. 77. — W. Ritz, Urk. des Klosters von 87o — 1438: v. Lede-
BURS Allg. Archiv V, S. 298. — Urk. von i3ii— i56i: Berg. Zs. VI, S. 77. — J. Wülf-
fings Beschreibung Gerresheims vom J. i729: Berg. Zs. XIX, S. 12 4, i37. — Zur Ge-
schichte des Stiftes: Berg. Zs. XV, S. 29. — Theod. Ray, Animae illustres Juliae,
Cliviae et Montium p. i93. — Nachrichten zur Geschichte des Stiftes: v. Mering,
Burgen, Abteien und Klöster im Rheinlande X, S. 11 4. — Lacomblets Archiv III,
S. 20. — Nekrologium des Stifts Gerresheim: Lacomblets Archiv N F. I, S. 85;
Heberegister ebenda S. in. — Binterim u. Mooren, E. K. I, S. ii3, 281. — aus'm
Weerth, Kd. II, S. 48. — LoTZ, Kunsttopographie I, S. 2 38. — Otte, Geschichte
der romanischen Baukunst S. 397.
Handschrifti. H andsch r i f 1 1. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 382 Urk. von 873
bis 1800, darunter eine beträchtliche Anzahl von Kaiserurkunden. Supplement i3o
Urk. von 1224 — i7i4. — Kopiar B. iiö^-^ 3 Bde., 16. — 18 Jh. — Unter den Akten :
Registrum redituum, memoriale et calendarium renov. per can. Gerr. Jon. Knipping,
i4. Jh. (Reg. 387), Registrum a. i54o conscriptum (38o), Gesammelte Nachrichten über
Visitationen (385), Memorienbuch des Stiftes, Folioband, darin Verzeichnis der Para-
mente und Reliquien vom J. i598 (393) (wird in der Sammlung rheinischer Inven-
92
Lilteratur
Quellen
GERRESHEIM
93
tare veröffentlicht), Testamente der Äbtissinnen (384). Vgl. '^-^^^J^;'^^'^!^ ""'"'^^"
u. Berg. Zs. XV, S. 29. - Kalendarium A. 67. Vgl. Lacomhlets Archiv N R L S. 8 .
_ Urkundenabschriften in dem REDiNGHOVENschen Sammelbd. A. 23 BK 321-66:,.
Über die Urbare Lami'RE. irr, Verzeichnis niederrheinischer Urbar.alien S. lo, o^.
Im Pf'irrarchiv: 12 Urk. von i43o. -Visitationsprotokolle, Akten, Rechnungen.
'.
Fig. 33. Gerresheim. Ostnnsicht der Stiftskirche.
Im Stadtarchiv: Akten, Rechnungen der Stadt und des Gasthauses von i625
an, Steueranschläge des Amtes Mettmann von .7 20 an, Ordnung der Schuhmacher-
und Gerberzunft von i748, Verwaltungsakten. Vgl. Ilgen, Rhem. Archiv S. i7..
In der Staatsbibl. zu München: Privilegien des Stifts von i44o ab: Samm-
lung Redinghoven, Cod. germ. 22i3, Bd. V, Bl. 438; Altarfundationen ebenda Bd. \,
Bl. 3o4b, XXX, Bl. 642; Verzeichnis des Archivs vom J. i585 mit Urk. von 929 an,
93
94
KREIS DUSSELDORF
Geschichte
Stiftung
Stiftskirche mit einer Reihe von Kaiserurkunden, weiterhin Inventar mit Angabe der bei Eröff-
nung des Gerrichgrabes gefundenen Schätze, sowie der Wertsachen der Kirche, ebenda
Bd. VI, Bl. 85.
Ansichten Ansichten, i. Handzeichnung von Ploennies, Topographia ducatus Montium
^Düsseldorf Staatsarchiv, A. 3i) Bl. 65. Vgl. Berg. Zs. XVII, S. 8i, und Suppl.
2. Vier Handzeichnungen der alten Stadt um i84o von Adolf Heinrich Richlei
im Histor. Museuni zu Düsseldorf (Y. 39 a).
Ein Nonnenkloster zu Gerresheim wurde von Gericus, einem fränkischen Ritter
im bergischen Lande (schon vor 82? erwähnt in der Traditiones Werthinenses : Berg.
Zs. VI, S. 21) in der 2. H. des 9. Jh. auf seinem Herrenhofe ge.stiftet und erbaut und
von dem Erzbischof Willibert zwischen 87o und 873 eingeweiht. Die erste Äbtissin
war seine Tochter Regenbierg, die 873 dem Kloster weitere Schenkungen macht
(Lacomblet, UB. I, Nr. 68. — Kessel S. 43, 182. — Ann. h. V. N. XXXI, S. 5o.
— Über die richtige Datierung der Urk. S. 75). Die Kirche wird 882 als ecclesia
Dei et s. Ypoliti genannt (Lacomblet, UB. I, Nr. 73, 84).
Im |. 9i7 schon wurde das Kloster durch die Ungarn in Brand gesteckt (Ann.
h. V. N. XXVI, S. 334). Das erneuerte Kirchen- und Klostergebäude weiht im J. 97o
der Erzbischof Gero von Köln (Lacomblet, UB. I, Nr. iii); 976 wird der Kirche
das Recht der Zollerhebung gesichert.
Das Kloster wurde wahrscheinlich darnach aufs neue bei einem Einfall der
Ungarn verwüstet, 992 \ersetzt Erzbischof Hermann I. die vertriebenen Nonnen in
das Kloster der 1 1 000 Jungfrauen in Köln (Ann. h. V. N. XXVI, S. 335; XXXI^
S. 84. — Kessel S. 89, 102, i84). Das Kloster war schon damals in ein adeliges frei-
Letzter Neubau weltliches Damenstift übergegangen. Zu Beginn des i3.Jh. machte sich ein vierter
Neubau notwendig. Die jetzt stehende Kirche wurde im J. I236 vollendet (Kessel
S. i4i nach einer in Abschrift erhaltenen Altarweiheinschrift).
Verfall Im i6.Jh. geriet die Kirche allmählich in Verfall (Visitationsprotokolle Düssel-
dorf, Staatsarchiv, Reg. 385. — Bericht von i574 bei v. Mering X, S. ii4); im i7.Jh.
wurde die in der Mitte des Chores stehende Gericuskapelle abgebrochen, wohl eine
Art Baldachin in der Art des in der Abteikirche zu Laach erhaltenen, und i669 auch
die Tumba des Heiligen vom Chor entfernt (Kessel S. i56). Das Kloster wurde am
Aufhebung 2 2. INIärz 1806 aufgehoben, die Kirche t8o9 der Gemeinde überwiesen an Stelle der
alten unbrauchbar gewordenen, südlich von ihr gelegenen Pfarrkirche tit. s. Marga-
rethae, die ersti892 gänzlich abgebrochen worden ist (vgl. über sie Kessel S. 66, i49).
Sie war ii42 eingeweiht worden. Inschrift (erhalten nur bei Binteri.m u. Mooren,
E. K. I, S. 281. — Kessel S. 66, A. 2): anno mcxlii indictione in. xxn. epacta
VII. IDUS JANUARII. Die Stiftskirche wird seit i873 durch Heiniich Wiethase, seit i894
durch Heinrich Renard restauriert.
Beschreibung Dreischiffige Pfeilerbasilika mit Kreuzschiff und achtseitigem Vicrungsturm aus
Tuff, 47, 5o m lang, i9,5o m breit, das Querschiff 22,10 m lang, 8,7o m breit.
Westfagade Der Westfacadc tritt das zweistöckige, mit einem Giebel abschliessende Mittel-
schiff risalitartig vor. Über einem 85 cm hohen, einfach profilierten Hausteinsockel,
der um den ganzen Bau verkröpft ist, erhebt sich das Erdgeschoss mit dem grossen
rundbogigen Portal. In den dreimal abgetreppten Gewänden je drei Säulen aus
schwarzem Granit auf Eckblattbasen mit fein durchgeführten Blattkapitälen. Die Deck-
platte wie der mittlere Knauf sind um alle Abtreppungen verkröpft. Über der Deck-
platte setzen sich die Säulen in mit drei Ringen versehenen Rundstäben fort. Das
Obergeschoss ist durch Vertikallisenen in drei Felder zerlegt und durch drei spitz-
94
GERRESHEIM
95
bogige schmale Fenster mit rechtwinkelig ansetzenden Gewänden belebt. Der Giebel Stiftskirche
zeigt drei durch Vertikallisenen abgeteilte und (hin h aufsteigende Rundbogenfriese
abgeschlossene Felder. Die westlichen Aussenmaucrn der Seitenschiffe enthalten eine
grosse rundbogige Blende und ein (im nördlichen Seitenschiff vermauertes) aus der
achtbliltterigen Rose konstruiertes Fenster, darüber ein einfaches Rundfenstor. An der
Nordseitc ist ein vierseitiger Treppenturm an flas MittelscliifV an2:cbaut.
"W I t t I r I
Fig. 34. Gerresheim. Grundriss der Stiftskirche mit Kapitelshaus und Kreuzgang.
Der Obergaden des Mittelschiffes ist durch Rundbogenfries unter dem Dach-
gesims und Vertikallisenen gegliedert und durch drei Paare rundbogiger Fenster belebt.
Die Seitenschiffe sind gleichfalls unter dem einfachen Dachgesims mit einem
Rundbogenfries abgeschlossen. Die südliche Aassenmauer zeigt im zweiten Joch von
Westen aus ein zweites Portal mit zweimal abgetreppten Gewänden, darin zwei Säulen
mit Blattkapitälen und Mittelknauf, über der verkröpften Deckplatte als Rundstäbe
Längsseiten
95
96
KREIS DUSSELDORF
Stiftskirche mit drei Ringen fortgesetzt, die Thüröffnung wie am Hauptportal mit horizontalem
Sturz geschlossen.
Das erste und dritte Joch zeigen je ein fünfteiliges Fächerfenster, das vierte,
fünfte und sechste je ein aus der achtblätterigen Rose konstruiertes, von einer runden
Blende umschriebenes Rundfenster. Unter den Pultdächern hat der Obergaden des
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}>[ll.l LlllllLi II I U I
Fig. 35. Gerresheim. Westansicht der Stiftskirche, West- und Nordansicht des Kapitelshauses.
Qtierarme
Mittelschiffes verdeckte Widerlager gefunden; von einer Thür durchbrochene Quer-
mauem, die im Verband aber nicht als Strebebögen gedacht sind.
An der Nordseite treten neben die beiden letzten östlichen Joche des Seiten-
schiffes schmale Kapellen — die ersten zwei Joche zeigen die Fächerfenster, die letzten
vier die achtblätterigen Rosen.
Die Querarme und das Chorhaus setzen die Gliederung des Obergadens des
Mittelschiffes fort und sind durch denselben Rundbogenfries abgeschlossen, der an
den Giebeln mit Ausnahme des Ostgiebels an der einen Seite gestelzt ist und auf-
96
GERRESHEIM
97
Steierl. In den westliclien Mauern wie in den Seitenmauern des Chorhauses je ein rund- St'iftskirche
bogiges Fenster, in den Giebelmauern zwischen zwei rundbogigen Fenstern drei in eine
gemeinsame spitzbogige Blende eingebrochene Rundbogenfenster, in allen Giebeln drei
Vierpassfenster. Die östliche Mauer zeigt eine durchlaufende Horizontallisene, darunter
zwei Kragsteine, hier setzte ehemals das Dach der Sakristei an, das jetzt tiefer gelegt ist.
Die südliche Sakristei ist durch grosse rundbogige Blenden gegliedert und durch
zwei mit ausladendem Kleeblattbogen abgeschlossene Fenster erhellt. Die niedere
halbrunde Apsis ist unter einem reicheren Dachgesims mit zwei durchgeführten Rund-
Fig. 36. Gerresheim. Nordansicht der Stiftskirche und Querschnitt des Kapitelshauses.
Stäben durch fünf grosse rundbogige Blenden auf Hausteinvertikallisenen und fünf
rundbogige Fenster oregliedert, die in ihrem unteren Sechstel vermauert sind. Zur
O O DD '
Unterstützung des Triumphbogens hat das Chorhaus an den östlichen Ecken Wider-
lager mit starker Hausteinverklammerung erhalten.
Der zweistöckige achtseitige Vierungsturm erhebt sich auf Pendentifs, denen viemngstunn
aussen an den vier korrespondierenden quergestellten Mauern aufsteigende Sattel-
dächer entsprechen. Die einzelnen Stockwerke sind durch Rundstabhorizontallisenen
gegliedert, das obere schliesst mit einem reichen Gesims ab, das sich auch über den
aufgesetzten flachen Giebelchen fortsetzt, es besteht aus einem Klötzchenfries und
97
98
KREIS DÜSSELDORF
Stiftskirche einem mit ausgenmdeten Schuppen bekleideten Fries. Alle Felder sind durch Rund-
bogenfriese von je vier Rundbögen, die auf Konsölchen aufsitzen, abgeschlossen
und von Vertikallisenen eingerahmt. Im unteren Stockwerk je ein Doppelfenster, die
Bögen im Halbrund geschlossen und getragen von einer Mittelsäule mit Kelchkapitäl,
die° Umrahmung spitzbogig, zweimal abgetreppt und mit zwei durchgeftihrten Rund-
stäben. Im Oberstock ein dreiteiliges rundbogiges Fenster mit je zwei Paaren ge-
kuppelter Säulen aus schwarzem Granit mit Knospenkapitälen, von einem Rundstab
eino-eschlossen, im Giebel ein einfaches Doppelfenster mit je einer Tragsäule. Die
Fig. 37. Gerresheim. Längsschnitt der Stiftskirche.
Inneres
Turmhaube ist sechzehnseitig, die von den flachen Giebeln nach der aufsteigenden
Haube geführten Satteldächer verleihen ihr eine reiche Gliederung. Die Schiefer-
bedeckung ist durchweg erneut, alle Kanten mit Zinkblech verkleidet. Die Turmhaube
ist erst bei der letzten Restauration an Stelle der früheren bedeutend niedrigeren auf-
gesetzt worden. Die 9o cm starken Turmmauern ruhen nicht direkt auf den von
einem Vierungspfeiler zum anderen geschlagenen Bögen, sondern auf 1,80 m starken
über diese gespannten auf jeder Seite um 10 cm vorstehenden zweiten Bögen.
Das Innere (Grundriss Fig. 34, Ansicht Fig. 38) ist im Obergaden von sieben
Jochen überspannt, dreien im Mittelschiff, einem im Chorhaus, dreien im Querhaus.
Jedem der Mittelschilfjoche entsprechen zwei in den Seitenschiffen.
98
GERRESHKIM
99
Die fast in Rundstabgestalt profilierten Rippen ruhen zusammen mit den in den stifiskirch.
Schildbügen herumgeführteji Rundstäben auf starken Dreiviertelssäulen, die den die
Gurte tragenden Pfeilervorlagen zur Seite treten. Die mit aufsteigenden Akanthus-
Fig. 38. Gerresheim. Innenansicht der Stiftskirche.
blättern oder Knospen geschmückten Kapitale sind nebst ihrer Deckplatte gleichmässig
um Halbpfeilcr und Säulen verkröpft. Nur das erste Hauptpfeilerpaar von Westen
aus ist stärker bettiut — das somit besonders abgeschlossene erste Joch ist gleichsam
7*
99
loo Kreis Düsseldorf
Stiftskirche als westUche Vorhalle gekennzeichnet. Die Pfeiler zeigen hier eine doppelte Vorlage,
in der Abtreppung läuft ein zweites Paar dünnerer Säulchen hernieder, die sich zur
Seite des gleichfalls abgetreppten Gurtes als Rundstäbe mit fünf Ringen fortsetzen.
Die Arkadenpfeiler sind ausserordentlich schmächtig und entbehren aller Gliede-
rung, in den Laibungen selbst schliessen sie mit einem Kämpfer ab, der wohl in den
Seitenschiffen, nicht aber im Mittelschiff" um den ganzen Pfeiler geführt ist. In die
Arkadenbögen ist chi etwas eingerückter zweiter Spitzbogen mit etwas tiefer liegendem
Scheitel eingeschoben.
Scheidemauern Die S ch eid emau crn (Fig. 37) haben eine reiche Gliederung erhalten in einem
durch die ganze Kirche einschliesslich des Chorhauses gefühi-ten Triforium, das
indessen nur als architektonischer Schmuck auftritt und zum Laufgang schon seiner
äusserst o-erino-en Breite wesen nicht geeignet sein konnte. Auch sind die Pfeiler
selbst nicht durchbrochen, nur von dem Dachstuhl über den Seitenschiffen führt eine
schmale Thür auf das Triforium. Es besteht in jedem Joch aus vier Bögen, ge-
tragen von gekuppelten Säulen aus schwarzem Schiefer, mit aufsteigenden ungegliederten
Kelchkapitälchen und gemeinsamer Deckplatte, an den Ecken von einfachen Säulchen.
In den Bögen selbst laufen zwei Rundstäbe hin, die sich über den Deckplatten spiralisch
aufrollen. Über dem Triforium je zwei Fenster von einem Rundstab umrahmt, mit
stark abfallenden Sohlbänken. In den Seitenschiff'en ruhen die Rippen, wie die Rund-
stäbe der Schildbögen mit Knospenkapitälen, auf Dreiviertelssäulchen an den Haupt-
pfeilern zur Seite der den Gurt tragenden Pfeiiervorlagen, denen an den Aussen-
mauern Halbpfeiler entsprechen.
Kreuzarme In den Kr cuz armen läuft das Triforium an den Ost- und Westseiten weiter,
darüber erhebt sich je ein mit einem Rundstab (an der Westseite des nördlichen
Querarmes fehlt dieser) eingerahmtes Rundbogenfenster.
Im Gegensatz zum Langhaus, wo die Triforiumsbögen nur leise eingeknickt
sind, macht sich hier der Spitzbogen noch mehr bemerklich. An den West- und
Ostseiten ziehen sich je drei Bögen hin, an den Süd- und Nordseiten ist das Trifo-
rium in äusserst geschickter Weise zur Belebung des ganzen Giebels verwendet. An
Stelle der kleinen Bögen treten drei grosse luftige weitgeschwungene Spitzbögen, der
mittlere gestelzt, so dass sein Scheitel fast bis zum Gewölbescheitel reicht. Die hohen
gekuppelten Säulen sind durch einen Ring geteilt, die Formen sind im übrigen die-
selben wie bei den kleineren Bögen. Die drei Spitzbögen nehmen nur die Giebel-
fenster in sich auf.
An der Ostwand des südlichen Querarmes ist das Triforium geschickt in den
Aufbau eines barocken Altares hineingezogen, an der Ostwand des nördlichen Quer-
armes haben die beiden südlichen Bögen einem Durchgang zu dem ersten Stock des
hier anstossenden Abteigebäudes weichen müssen. Die halbrunde Apsis des nörd-
lichen Querarmes ist durch einen geschmacklosen hölzernen Altar aus den 5o er Jahren
verdeckt.
Chorhaus Das Chorhaus zeigt wiederum an den Längsseiten je drei Bögen des Trifo-
riums, darüber je ein grosses rundbogiges, von einem Rundstab eingerahmtes Fenster
mit stark abfallender Sohlbank. Die Wandflächen unter dem Triforium sind durch
zwei leicht spitzbogige Blenden eingerahmt, in denen ein mit Ringen versehener Rund-
stab hinläuft.
Triumphbogen Der die Apsis abschliessende Triumphbogen ist wiederum wie der erste Gurt
im westlichen Langschiff reicher gegliedert, der doppelten Pfeilervorlage entspricht ein
abgetreppter Gurt, in dessen Kehlen Rundstäbe mit Ringen hinlaufen, die auf den
loo
GERRESIIEIAI
lOl
schwächeren Dreiviertelssäulen an den Pfeilervorlagen ruhen. Die Apsis ist durch siiftskirche
Rundstabrippen gegliedert, die mit skulptierten Knospenkapitälchen auf mit zwei
Mittelringen versehenen Säulchen ruhen. Gleichzeitig setzen auf den Kapitälchen die
Rundstäbe der Schildbögen auf. Die Rippen sind wie im Chorhaus und Querschifl'
auffallenderweise mit Rosettenmedaillons besetzt.
Die Stiftskirche gehört der grossen Gruppe der niederrheinischen Kirchen im
Übergangsstile an — nächst deren Hauptdenkmälern, der Abteikirche zu Werden
und der Quirinuskirche zu Neuss, ist sie das bedeutendste Werk dieser Gattung nörd-
lich von Köln; ihr Vierungsturm nähert sich dem des Bonner Münsters. Beachtens-
wert ist die geringe Betonung des Westportales und der Westfa^ade; von grosser
malerischer Schönheit ist die Choransicht.
Hochaltar, hässlicher Rokokoaufbau vom Anfang des i9. Jh. Altäre
Kiiiisllcrisclic
Würdigung
Fig. 39. Gerresheim. Romanisclie Altarmensa.
Südlicher Seitenaltar, die ganze Ostwand des südlichen Kreuzarmes ein-
nehmend, grosser barocker Aufbau, mit Benutzung des Triforiums errichtet, dessen drei
Bögen drei tiefere entsprechen, die Scenen aus der Lebensgeschichte des h. Petrus,
in stumpfen Farben auf Holz gemalt, als Einrahmung dienen; in der Mitte der Tod
des h. Petrus. Im Aufsatz eine barocke vergoldete Figur des Heiligen. Inschrift:
D. O. M. ET S. PETRO R. D. BERKARDUS SCHULTES RATIXGENSIS XOSTRAE PRAEXOB.
ECCLESiAE SENIOR CANONICU.S Pio ZELO POSUiT A. i677. Restauriert i73o und i846.
Der Hochaltar besitzt noch die alte romanische Mensa (Fig. 39. — aus'm
Weerth, Kd.'Taf. XXXI, 7. — Rohault de Fleury, La messe I, pl. 78, p. 226) von
verschiedenfarbigem Marmor, ein fast quadratischer Aufbau. Jede der drei Seiten ist
in drei Felder zerlegt, mit fein gegliederten Kleeblattbögen abgeschlossen, die von Eck-
säulchen mit Blattkapitälen gestützt werden. Die Hauptgliederung geben schlanke
Säulchen aus dunklem Schiefer, die zugleich mit Knospenkapitälchen die Deckplatte
tragen. Von dem nördlichen Seitenaltar ist gleichfalls die einfachere Mensa erhalten»
nur mit zwei vertieften Feldern an der Vorderseite.
Mensa
lOl
I02
KREIS DUSSELDORF
Sti f tslcir che
Sakraments-
häuschen
Reliquien-
schrank
Kommunion-
bank
Chorstühte
Sarkophag
Kronleuchter
Sakramentshäuschen von Sandstein (aus'm Wkerui, Kd. Taf. XXXI, 5),
an der Nordseite des Chores, vom Ende des i5. jli., fünfseitig, von sehr schlanken
und luftigen Formen, in dem Aufsatz mit übermässiger Betonung der vertikalen Glie-
deruno-. Dem mit Ecksäulchen äusserst reich gegliederten Sockelpfeiler treten ge-
wundene Säulen mit Mittelknauf zur Seite, die das Gehäuse selbst stützen. Die drei
freien Seiten desselben sind mit vollendet schönen schmiedeeisernen Gittern bedeckt,
reich an spätgothischen Fischblasenmotiven. Den Eckpfeilern treten unter Baldachinen
von durcheinandergeschobenen Eselsrücken Figürchen von Heiligen vor, die ebenso
wie die am Sockel befindlichen erneut sind. Alle Felder sind doppelt von Stäben
eingerahmt. Über jedem der freien Felder erhebt sich ein vorgekragter dreiteiliger
Baldachin, durch den zwei geschwungene
Eselsrücken durchgezogen sind, die alle
mit Kreuzblumen abschliessen. Der drei-
stöckige von Fialen überwucherte Aufsatz
schliesst mit einer Kreuzblume ab.
Zur Seite ein Reliquien schrank
mit einem freigearbeiteten, vorgekragten,
steinernen Baldachin aus drei Eselsrücken
bestehend, mit reichem Fialenaufsatz in
der Art des Sakramentshäuschens.
Barocke Kommunionbank und
Kanzel, die letztere mit wirkungsvollem
Baldachin und den Gestalten der vier
Evangelisten am Gehäuse.
Barocke Chorstühle vom J. i7o7,
fünfsitzig auf jeder Seite, mit derber, aber
sehr wirkungsvoller Schnitzerei, jedes Feld
mit Arabesken erfüllt, alle Profile stark
betont, die Sitze durch gewundene Säul-
chen getrennt, ähnlich denen zu Werden
(Kunstdenkmäler d. Kr. Essen S. 94).
Sarkophag des h. Gericus, i m hocii,
i,9o m lang, 68 cm breit (Fig. 4o), von
Sandstein, aus dem i4.Jh., ganz entspre-
chend dem Alfridsarkophag in Essen (Kunst-
denkmäler d. Kr. Essen S. 34, Fig. i5).
An jeder der Längsseiten durch sieben, an jeder der Schmalseiten durch zwei Bogen-
stellungen belebt, über denen sich krabbenbesetzte Wimperge erheben, die mit einer
derben Kreuzblume abschliessen. Die Tumba kann mit der schon in einer Urkunde
der Äbtissin Gertrud von Neukirchen zwischen I254 und 128? (Kessel S. i9i) ge-
nannten nicht identisch sein.
Der Sarkophag stand ehemals in der Mitte des Chores in einem eigenen, i669
abgebrochenen Kapellchen. Zuletzt geöffnet im J. i873 (Kessel S. i72). Die trans-
latio Gerici im Nekrolog Villi. Kai. Octobr. (Lacomblets Archiv VI, S. 98), über
seine Verehrung Kessel S. i36.
Hölzerner Kronleuchter der Spätrenaissance um 1600, mit zehn geschweiften
Armen, reich verziertem Knauf mit geschnitzten Köpfen und geschwungenen, mit
Büsten verzierten Rippen.
Fig. 40. Gerresheim. Sarkophag des h. Gericus.
102
OHRRESULUM
io3
Sti ftskirche
Madonnen-
letichter
Kru^iifix
— Kölner Domblatt i843, Nr. 67), 2 m hoch, von Holz, vom ehemaligen Triumph-
mil Resten der alten Bemalung, Ende des 12. Jh., schlanke Gestalt von sehr
Madonncnleucliler, auf dreibeinigem schmiedeeisernen, 2 m hohen Fus.s
mit drei reich verzierten Armen eine 9o cm hohe hölzerne Madonnenstatuette auf
dem Halbmond, schmal und zierlich, 2. H. des i5. Jh.
Romanisches Kruzifix (Fig. 4l. — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXXI, 6; H,
S. 49.
kreuz,
reinen und edlen Formen mit langem Lendentuch und höchst charakteristischem auf
die rechte Schulter gesenkten kleinen Kopf. Arme abgebrochen, aber erhalten.
Zwei Kopfreliquiare von Holz, in alter verblichener Bemalung und Vergol- Kopfreiiquiare
düng, einen jugendlichen
männlichen und einen weib-
lichen Heiligen darstellend,
Ende des i5.Jh., mit feiner
Haarbehandlung.
Lavabokessel aus ^""*^*^ JM 1 Lavaboicessci
Kupfer, mit Köpfen an den
Ausllussröhren, 16. Jh. Ahn-
liche Stücke im Register
der Kunstdenkmäler Bd. I,
S. 598.
Reliquienschrein. / /"'l^/ \\ Reliquienschrein
in Kirchenform, um 1200,
mit Emails von Limoges,
i9 cm hoch, 8 cm breit,
i5 cm lang (Abb. aus'm
Weerth, Kd. Taf. XXXL
8; genau H, S. 49). Der
Holzkern ist mit vergolde-
ten Rotkupferplatten be-
deckt, die mit Gruben-
schmelz gefüllt sind. Auf
der Vorderseite in der
Glitte Christus in der Man-
dorla, zur Seite zwei Apo-
stel, auf dem Dach ein
Engel inMedaillon zwischen
zwei Aposteln, auf den
Giebelseiten wieder je ein Heiliger. Die Rückseite ist mit ornamentierten Feldern be-
deckt, die mit je einem vierseitigen Stern gefüllt sind, der Grund ist durchweg dunkel-
blau, die Köpfe auf der Vorderseite sind plastisch. Angehängt zwei Medaillen des
16. Jh. Ausführlich über die Gruppe verwandter Werke Darckl in der Collection
Spitzer I, p. io5.
Monstranz (Taf. VHL 1), 72 cm hoch, vom Ende des i4.Jh., von vergoldetem Monstranzen
Silber. Jedes Blatt des sechsteiligen Fusses ist dreifach ausgeschweift und mit Ranken
bedeckt, indem der Grund leicht ausgestochen und graviert ist, jedes Feld mit drei
Silberrosetten besetzt. Der sechsseitige Aufsatz ist durchbrochen. Um den Knauf,
der vier Pasten mit Steinen trägt, läuft die Inschrift: cois eleia (so) me fecit. Der
mittlere Glascylinder erhebt sich auf einem in Gestalt eines flachen Kegels aufsteigen-
Fig 41. Gerresheim. Romanisches Kruzifix in der Stiftskirche
io3
lo4
KREIS DUSSELDORF
Keliiiuien-
küstchen
Stiftskirche) den Untersatz, der mit. Rankenwerk besetzt ist und in vier INIedaillons die silbernen
Köpfe von weiblichen gekrönten Heiligen enthält. Zur Seite des Glascylinders ein
doppeltes Strebesystem, mit den zierlichsten Heiligenfigürchen geschmückt, links S. Hip-
polytus, S. Katharina und S. Agnes, rechts S. Laurentius, S. Agnes und S. Sebastian.
Unter den inneren Figuren je die Halbfigur eines Jünglings mit Spruchband. An dem
Kuppelbaldachin befinden sich zwei Engelsfiguren mit den Passionsinstrumenten, an
dem dreiteiligen Aufsatz selbst im Unterstock die Madonna und S. Hippolytus; die
Krönung des ganzen bildet ein Kruzifixus. Die Monstranz ist mit wunderbarer Fein-
heit und Präzision gearbeitet und steht zumal in den figürlichen Darstellungen, dann
aber in der eigentümhchen Ornamentik des Fusses der von dem gleichen Meister
gefertigten Ratinger Mon-
stranz sehr nahe (s. u.).
Monstranz, 5 2 cm hoch,
von vergoldetem Silber, von
äusserst schlanken und rei-
nen Formen, aus der 2. H.
des iS.Jh. Der Fuss eine
sechsseitige Rose, in den
durch Gitter mit dem Glas-
c\iinder verbundenen Stre-
ben die Figürchen der hh.
Hippolytus und Katharina,
^
Paramente
Evangeliar
Kapit(elshaus
im Aufsatz, der mit einer
zierlichen Fiale abschliesst,
die Gestalt Christi.
R e 1 i q u i e n k ä s t c h e n ,
i5 cm lang, 6,5 cm breit
und hoch, mit Leinwand
gefüttert , überzogen mit
SeidenstofT des i4. Jh., der
abwechselnd einen Löwen
und ein Kreuz eingewebt
enthält. Verschluss durch
Knöpfe m. Seidenschnüren.
Interessantes Stück, ähnlich
den im Annoschrein zu Sieg-
burg erhaltenen Büchschen.
Chormantel und Kasel von rotem Seidenstoff, um i7oo, doppelseitig mit Kreuz
und Blumenranken bestickt.
Blauseidene Kasel um i7oo mit kostbarer breiter Silberspitze.
Evangeliar des 10. Jh., mit Evangelistenbildern, Initialien und Zierblättern,
derbe Arbeit (genauer in den Bilderhandschriften der Rheinprovinz). Vgl. Lam-
precht, Initialornamentik Nr. 35.
KAPITELS HAUS, im Norden an die Stiftskirche anstossend und mit dieser
gleichzeitig, von Tuff, zweistöckiger Bau, im Oberstock zum Teil noch mit den alten
rundbogigen Fenstern (nach Westen zwei, nach Osten vier erhalten), in der oberen
Hälfte mit einem Rundstab in den Gewänden, in beiden Giebelmauern drei Rund-
fenster mit eingezeichnetem Vierpass. Von dem im Norden der Kirche gelegenen
Fig. 42. Gerresheim. Romanisches Heiligenhäuschen.
lo4
GERRESHEIM
io5
Kreuzgang ist nur die un Kapildshause selbst gelegene Ostseite erhallen, bestehend Stiftskirche
aus sechs Spitzbögen, von denen nur noch einer seinen vollen Schmuck bewahrt hat.
In jedem Fenster ursprünglich drei Bögen, der mittlere gestelzt, auf zwei Paaren ge-
kuppelter Granitsäulchen mit schönen Knospenkapitälchen und ebensolchen Säulchen
in den seitlichen Gewänden. Die Pfeiler vierseitig mit i m hoher Hausteinbasis,
Kämpfer nur nach den Laibungen zu, im Kreuzgang schöne Kreuzgewölbe mit Rund-
stäben in den Schildbögen, nach Osten auf Konsolen aufsetzend. Der Kreuzgang
dient jetzt als Schuppen für Feuerwehrgeräte. Um eine grosse Leiter unterzubringen,
sind noch im J. i89i die Säulen aus einem Bogen herausgeschlagen und dessen Schlufs-
steine ausgebrochen worden. In tlen Abbildungen Fig. 34, 35 und 36 sind die feh-
lenden Teile des Kreuzganges ergänzt, das Kapitelshaus ist restauriert dargestellt.
Der alte Klosterhof lag gegenüber der Westseite der Stiftskirche. Das Herren- Kiosierhof
haus wurde i248 von
der Äbtissin Christina
ihrem Ministerial, dem
Amand von Hayerode,
zu Lehen gegeben,
nachdem es vorher im
Besitz der Ritterfamilie
von Hack aus Flingern
gewesen ( K essel S. 9 i .
— Picks Ms. III,
S. 242). Das Haus be-
stand unter dem Na-
men , unter Leuffen'
weiter. Von dem Hofe
ist genau im Westen
von der Kirche ein
Fundament von riesi-
gen Bruchsteinen, dar-
unter erratische Blöcke
von i,5o m Breite,
erhalten, das angeb-
liche ,Haus des seligen
Gerrich'. Eine unter-
irdische Mauer aus Tuff und Bruchstein zieht sich von hier nach der alten (abge-
brochenen) Pfarrkirche S. Margaretha hin (Kessel S. io4. — Picks Ms. III, S. 249).
Das alte Gerichtszeichen des Hauses ,unter Leuffen', ein Löwe in Granit, sehr ver-
witterter, roh behauener Findling, wahrscheinlich aus dem i3.Jh., ist jetzt auf der Mauer
eines Hauses südlich von der Kirche aufgestellt. Vgl. Kessel S. loi.
Von dem i335 gestifteten Franziscanessenkloster S. Katharinenberg (Akten Kloster
und Urk. bei Ilgen, Rhein. Archiv S. 79) sind nur die Klostergebäude erhalten, die
der Gemeinde gehören und das Bürgermeisteramt enthalten. Vgl. Berg. Zs. VI, S. 8o, 86.
Romanisches Heiligenhäuschen (Fig. 42), nach Westen vor dem Ort (vor Heiiigenhuuschen
dem ehemaligen Neusser Thor) gelegen, aus Granit, Anfang des i3.Jh., mit Cement
restauriert, 2,3o m hoch, i,4o m breit, 9o cm tief, bestehend aus einem Unterbau mit
einer einfach profilierten Deckplatte, die wie eine Altarmensa konstruiert ist, darauf
das Häuschen selbst, das mit einer weit vorgekragten Deckplatte abschliesst, die einen
Tu.ger^j
Fig. 43. Gerresheim. Quadenhof.
io5
lo6 KREIS DÜSSELDORF
Kloster hochinteressantcii romanischen Blätterfries zeigt. Ein höchst beachtenswertes Werk,
in Aufbau, GHederung und Abschkiss geradezu mustergültig.
Steinernes gothisches Heiligenhäuschen des i5. Jh., die Nische von Spitz-
bögen eingerahmt, vor dem südlichen Eingang der Stadt.
Ouaiienhof QUADENHOF. Befestigtes Haus der Herren von Quad aus dem i5. Jh. Der
jetzige Eigentümer ist Herr Ph. Ringel.
Der Hauptbau (Fig. 43) ist ein malerischer dreistöckiger Backsteinbau, neben
dem Burghaus zu Mintard (s. u.) von all den bergischen profanen Backsteinhäusern
das einzige wohl erhaltene. Die Ostseite erhält ihren besonderen Schmuck durch
zwei hohe direkt aus der Ostmauer aufwachsende Kamine, ein weiterer am Südgiebel.
Von den alten schmalen langen Fenstern mit Hausteineinfassung und Hausteinpfosten
sind an der Ostseite vier grosse erhalten, ausserdem dort ein alter Abort auf Krag-
steinen. Das alte grosse Portal ist durch ein kleineres ersetzt, nur die über dem Ein-
gang befindlichen Fenster mit Steinkreuzen sind alt, im Giebel ein Rundbogenfenster
mit Kran. Auf dem Dach ein achtseitiger geschieferter Dachreiter des i7.Jh. mit
geschweifter Haube, nach Norden und Süden dürftige Fachwerkhäuser angebaut.
Ursprünglich ganz von Gräben umgeben und mit einer Zugbrücke versehen.
Wirtschaftshof Der uach Westen gelegene Wirtschaftshof ist ein langer zweistöckiger Back-
stein- und Fachwerkbau des i8. Jh., mit gebrochenem Mansardendach und pavillon-
artigem jNIittelbau, die Hauptfa(;ade dem Marktplatz zugekehrt, nach dem Quadenhof
zu ein hübscher Erker.
Glasmalereien Glasmalereien vom J. i697 in dem Hause der Witwe F. Fenger am Markt-
platze (Ann. h. V. N. XXVI, S. 4i8).
Fahnrnburg FAHNENBURG. A. Fahne, Die Fahnenburg und ihre Bildergallerie,
Düsseldorf i873.
Das zierliche Schlösschen am Abhänge des Grafenberges wurde i846 von
Anton Fahne als Forsthaus erbaut und i858 umgebaut und vergrössert. Der jetzige
Besitzer ist Herr Buchhändler Pflaum in Düsseldorf.
Archiv Das Scliloss birgt zunächst die handschriftlichen Sammlungen Anton Fahnes,
über hundert Bände mit KoUektaneen, Abschriften, Urkunden zur Geschichte des
Niederrheins und Westfalens, daneben eine Reihe von Original-Handschriften, darunter
die Schaffhausener Chronik von Johann Jakob Rueger, Abschrift vom J. i723; das
Enchiridion Hildesiense continens elenchum historicum episcoporum von Joannes
Chr. Rosenthal, vom J. i7i9, mit Verzeichnis des Hildesheimer Schatzes und Ab-
bildungen seiner Hauptwerke; George Marie Raparini, Le portrait du vrai merite
dans la personne ser. de mons. l'electeur palatin vom J. i7o9, Prachths. mit den Bio-
graphien der am Hofe Johann Wilhelms beschäftigten Künstler, mit Abb. ihrer Werke.
Gemälde. Die Gemäldesammlung, durch Anton Fahne zusammengebracht, nach der
""" " Zahl der Bilder (gegen 4oo) die grösste der niederrheinischen Privatsammlungen,
war ursprünglich bestimmt, den Grundstock für eine städtische Gallerie in Düsseldorf
zu bilden. Die Sammlung ist vor allem reich an Bildern des i7. und i8. Jh., für die
rheinische Kunstgeschichte ist sie von Wichtigkeit durch die Werke der an dem
Hofe Johann Wilhelms vereinigten italienischen und niederländischen Künstler. Die
Gemälde sind von A. Fahne in einem ausführlichen Katalog (Die Bildergallerie zu
Fahnenburg, Düsseldorf 1 873) genau beschrieben und zum Teil abgebildet.
Hervorzuheben sind die folgenden Stücke (mit den Bezeichnungen des Kataloges).
Porträts Unter den Porträts: Bildnisse des Malers Adrian van der Werff und seiner
Gattin von Joh. Franz van Douven (21 7, 218), in Oval. Bildnis des Kölner Buch-
106
GERRKSHEIM Io7
Händlers Kaspar Kempis von /. II'. /'o/^i^'/rssrr (i59). Brustbild einer Kölner Dame Fahn-inbutg
von '/'//. /'o//(r/rs.\rr (368). Diptyciiun mit tlcn Porträts des Bürgermeisters von Aich
und der Frau Margaretha Rink von Bartliolomäits i/e h'nivii (210). Bildnis des
Kölnischen Erzbischofs Gebhard Truchsess von Waldburg vom J. i579 (237). Porträt
Heinrichs III. von Frankreich nach Franz Cloiiet (2 25). Bildnis des Peter Paul
Rubens im Greisenalter von Theodor van Tliulden (24 1). Bildnis eines Malers von
Pilcr Mii^nard (24o). Porträt des Kurfürsten Johann W'illulm von Pclcr 7'an der
Wer/f (i), von demselben Porträt des Bergischen Gelieimrats von Kesseler (223).
Bildnis einer alten Frau im Profil, angeblich der Mutter des Künstlers, von Rubens
(244), ausgeführte Wiederholung der Skizze in der Münchener alten Pinakothek
Nr. 792. Bildnis einer vornehmen Dame von .1/. /. Mirevcll (339). Männliches
Bildnis von A. (\iy[) (246). Weibliches Bildnis von /. //. Wenix (248). Weibliches
Bildnis von Fr. v. Mieris (242). Porträt von Leopold I. (220), seiner Gemahlin (221),
Prinz Engen (2i9), sämtlich \o\\ /ainh Miclirl. Weiterhin Porträts von A. Ilondins,
A. Gelder, G. G. (teldorp u. a.
Unter den Bildern mit religiösem oder mythologischem Inhalt: Lot Religiöse und
und seine Töchter von Gerard Honthorst (96), (gestochen von Joli. Gotliard Müller), ^
von demselben Das liederliche Kleeblatt (284). Bacchus und drei Nymphen von
Caspar von Everdingen (326). Vermählung der h. Katharina mit dem Christkind,
vielleicht von Cornelis Cornelissen von llarlem (118). Jüngstes Gericht, figurenreiches
Bild von Bartholomäus Spranger (i44). Christus mit den hh. Augustinus, Dominikus,
Franz von Paula, Franz von Assissi, von Giovanni Lauf ranco vom J. i536 (285). Der
Brand von Troja von Leonhard Bramer (377). Versuchung des h. Antonius von
Pelrr Breiighel dem Jüngeren (3o8). Trauer um den Leichnam Christi nach Ant.
van Dyk (3 59). Der Katalog nennt weiterhin Bilder von Paris Bordone, Paolo Vero-
nese, Jacob Jordaens, Egidius Sadeler, Anton Coypel, Ferdinand van Kessel, Jakob Stella,
Eiistache Lc Siie/ir, Giidio Romano.
Unter den Genrebilder n: Hausandacht von yö/^. Bapt. Grenze von i77o(367). Genrebilder
Küche mit Köchin und Jäger von Adriaen von Utrecht (i93). Unterricht im Atelier
von Gott/r. Schalken (81). Bejahrter Mann und Buhlerin von Hermann van der Mvn (47).
Ländliche Hochzeit von Peter Breughcl dem Alteren. Affenküche von PJ. Tcnicrs (l97).
Fröhliche Gesellschaft von J. M. Molenaer (299).
Stillleben von Jasper Geerardi, Jakob van Ess , W. Kl. J/cda , J. Juncker, Stillleben
/an de Heeni. /. Weni.v, Verbruggen, A. Cuyp.
Landschaften von Jacques d'Artois, C. J. Both, Jod. Mojnper, Nie. Berghem, Landschaften
Canaletto, Ambrosins Broeghel, Johann Arnold, M. Hobbema, Gh. W. flamillon.
HAUS ROLAND. A. Fahne, Schloss Roland, seine Bildergallerie und iiaus Roland
Kunstschätze, Köln i853. — v. Mering, Geschichte der Rittergüter, Burgen, Ab-
teien etc. IV, S. 33 1.
Das Haus wird schon i37 2 im Besitz der Herren von Radeland erwähnt, Oesciüchte
i4o2 den Gebrüdern von Ulenbroich übertragen (Lacomblet, UB. IV, Nr. 9). Ein
neues Schloss wurde unter dem Hofkammerdirektor Wilhelm von Lemmen durch
einen venetianischen Architekten i696 — i7o6 erbaut und von Mitgliedern der Künstler-
kolonie Johann Wilhelms ausgeschmückt, durch van der Myn , Pellegrini, Fischer,
Schönjan. Das Schloss kam durch Heirat an die Freiherren von Ropertz, von diesen
i8o4 durch Kauf an den Freiherm von Schell, i834 an Herrn Peter Stommel, i872
an Herrn Freiherrn Daniel von Diergardt. Es wurde i883 abgebrochen und durch
einen Neubau von dem Baurat Oppler ersetzt.
io7
To8
KREIS DÜSSELDORF
Haus Roland Die Geinäldegallerie von Haus Roland bildet jetzt den Grundstock der Sanim-
Gaiierie j^^g ^jg^ Falineuburg. x\nsiclU aus der Vogelperspektive und Grundriss des alten
Schlosses im Besitz des Herrn Pllauni auf der Fahnenburg (s. o.).
HAIN.
Fruhmittei. FRÜHMITTELALTERLICHE ANLAGEN. Vgl. Picks Ms. IV, S. 4 1 6.
a ler . . 11 ag. A^'^j-^^nij^j^ yQ^ ^g^^ Ickter Hof bei Hain liegt eine grosse wohlerhaltene Erdbefestigung,
Profil nach A-B.
Fig. 44. Erdbefestigung am Ickter Hof.
bestehend aus einem mittleren Kegel, der von einem breiten Wall und doppelten
Wassergräben umgeben wird. Form, Ausdehnung und Profile ergiebt die genaue
Aufnahme (Fig. 44). Wie die Befestigung bei den Schwienumshöfen (Kunstdenk-
mäler d. Kr. Rees S. 84) und bei Hünxe (Kunstdenkmäler d. Kr. Ruhrort S. 7o),
ist die Wallburg wahrscheinlich eine germanisch-fränkische Anlage aus dem 4. — 8. Jh.
Wie die Wallburg von Hünxe, bestand die Befestigung vom Ickter Hof wohl auch
während des Mittelalters als Reduit fort; der Hof wird schon io98 als Werdener
Stiftshof (Lacomblet, UB. IV, Nr. 6ii), als Besitztum der Stael von Holstein i387
(Fahne, Geschlechter und Sitze, UB. III, S. 42, Nr. 5i) und i582 (Fahne, Geschichte
der Herren Stael von Holstein II, S. 42, 218; III, S. 3o) erwähnt. Vgl. unter Rath.
108
HKLTORF lo9
HAUS HAIN (jetzt Karth;iuserkloster). H. Ferbkr in den Beitr. VH, Haus Hain
S. io5. Der Sitz war lahrhunderte lang im Besitz der Ossenbroich. Von 1611 — 1623
wurde das Haus durt h [oliann von Ossenbroich und seine Witwe umgebaut. Im
Anfang des 18. jh. sind die Freiherren von Mirbach und von Eynatten im Besitz,
l7o9 ging es durch Kauf über an Johann Albert Grafen Schellart von Obbcndorf,
nach dem Tode des Adam Alexander Graf von Schellart i8o4 an Karl von Hymmen,
von diesem i869 an die Karthäuserpatres von der Grande Chartreuse bei Grenoble,
die von i869 — 1875 und i878 — iS9i das Kloster ausbauen Hessen durch die Archi-
tekten Riticklake und Pichat. Vgl. H. Fabkr, Unter den Karthäusern, eine Be.schrei-
bung der Karthause Hain bei Düsseldorf, Gladbach i89i.
Das in der Mitte des .symmetrischen neuen Baues erhaltene alte Schlösschen Altes
war ein zweistöckiger Backsteinbau mit rechtwinkelig anstossenden kurzen Seiten-
flügeln und kleiner Freitreppe in der Mitte.
In der durch edle Formen ausgezeichneten einschiffigen Klosterkirche Gemälde
von /. Kehren und MoHior, im Vestiarium Malereien \oii Cainviaus.
Von älteren Kunstwerken nur zu nennen:
Monstranz, i67 2 der alten Karthause in Köln geschenkt, 7 2 cm hoch, in Monstranz
Scheibenform, mit den hh. Bruno und Ursula, zwei Engeln und Gottvater.
Kelch, silbervergoldet, 27,8 cm, um 1600, mit der Inschrift: xobilis anna Kelch
CAIIIARIXA ZEIGERTX FII.IO STO HrdOXI /KKIKR ( ARTHUSIAXü IN lU'XIIl IM AI) I'Rl-
MiTiAS OFFERT, mit schönem getriebenen Fuss. Auf Fuss und Kuppa je drei ovale
schöne farbige spätere Emailmalereien, aufgesetzt in einem Kranz unechter Steine.
HELTORF.
SCHLOSS. Notizen über die Inhaber des Hauses Heltorp: Jos. Strange, Schioss
Beitr. zur Genealogie der adeligen Geschlechter XI, S. 62. — H. Ferber, Die Ritter-
güter im Amt Angermund: Düss. Beitr. VII, S. io7. — Genealogie der Grafen vonSpee:
Fahne, Geschichte der Kölnischen Geschlechter I, S. 4o3; II, S. i46: Die Dynasten
von Bocholtz I, 2. H., S. 162, 262.
Handschrift 1. Qu. Das Gräflich von Speesche Archiv (Repertorium, aus- Archiv
führlich, aber unzuverlässig von Strange, Ergänzungsrepertorium von Ferber) zer-
fällt in 3 Abteilungen: I. Archiv der Grafen von Hillesheim. IL Briefschaften der
Herren von Troistorp, von Scheidt, gen. Weschpfenning und der Herren und Grafen
von Spee. III. Briefschaften des Rittersitzes Heitorf und seiner Appertinentien.
Erste Abteilung. A. i. Archiv Hillesheim. Familienbriefschaften. 2. Gräflich
von Hillesheimsche Korrespondenz. 3. Obligationen u. a. der Hillesheim. 4. Archiv
Hatzfeld. 5. Archiv Reypoltzkirchen. 6. Inventar der Briefschaften der Herrschaft
Gladbach. 7. Archiv Arendahl. 8. Rittersitze und Güter der Herren von Hillesheim
(Cardenburg, Heimersheim, Weyerburg bei Sinzig, Caldenborn, Sommersberg, Sons-
broich, Dahl, Berckum, Weype, Nörvenich, Niederbach). 9. Ritterschaftliche Sachen
zum Archiv Hillesheim. B. i. Archiv Wanghe. 2. Briefschaften über Rittersitz
Schirpenbroich. 3. Briefschaften der Herren von Metternich zu Niederberg. C. Brief-
schaften der Herren von Norprath zum Dickhofif. D. Urkunden verschiedener Familien.
E. Miscellanea.
Zweite Abteilung. I. Briefschaften der Herren von Troistorp zu Heitorf. IL Brief-
schaften der Herren von Scheidt gen. Weschpfenning zu Heitorf. III. Stammbäume
io9
l lo
KREIS DUSSELDORr
Schloss
Geschichte
der Familie von Spee. IV. Patente für die Herren und Grafen von Spee. V. Akta
über Ämter und Würden der Grafen von Spee. VI. Familiennachrichten der Grafen
von Spee. VII. Briefschaften über Häuser zu Düsseldorf und Bonn.
Dritte Abteilung. I. Briefschaften des Hauses Heitorf. IL Briefschaften über
das Gut in Hamm. III. Briefschaften über den Rittersitz zum Haus (vgl. u. unter
Ratingen). IV. Akta über den Oberbuscher Kalkofen.
Heitorf, im i i. ]h. zuerst genannt, war im Besitz der Herren von Heitorf,
deren erster, Otto, schon ii89 erscheint. Im J. i36o verkauft Ritter Adolf von Graf-
schap das Haus dem Thomas von Lohusen, gen. von Troistorp (Inv. II, I, conv. II, i).
Die Erbtochter Maria von Troistorp brachte es i569 an ihren Gemahl Wilhelm
von Scheidt, gen. Weschpfenning. Durch dessen Enkelin Maria kam es an Friedrich
Christian von Spee, der im J. i669 den Umbau des Schlosses begann. Zuerst wurde
das Herrenhaus errichtet, i693 der neue Vorhof angefügt (Inv. III, I, Abt. lo, conv. I,
Fig. 45. Heitorf. Ansicht des Schlosses.
I, 2). Die Gallerie am Herrenhause wurde erst i748 aufgeführt, Laterne und Fronti-
spice i787 aufgesetzt. In dem ]. 1822 — 1827 wurde der alte Bau durch einen Neu-
bau von JI. T. Frevse ersetzt. Jetziger Besitzer ist der Reichsgraf Franz von Spee.
Beschreibung Das Herren ha US ist ein nüchterner, schmuckloser, zweigeschossiger Bau,
Herrenhaus (jesscn künstlerischc Wirkung auch durch den Anbau der turmartigen Bibliothek und
der schönen romanischen von Vinccnz Statz ausgeführten Kapelle nicht gewonnen hat.
Vorburg Die alte Vorburg (Fig. 45) zeigt das am Niederrhein übliche Schema von
drei rechtwinkelig aneinanderstossenden niedrigen Trakten mit zweistöckigen Eck-
türmen in Backsteinrohbau, überragt von geschieferter und geschweifter Haube mit
grosser Kugel. Der mittlere Turm (Fig. 46) tritt wirkungsvoll vor die langgestreckte
Facade; das in Haustein ausgeführte Hauptportal, zu dem eine steinerne Brücke mit
ehemaliger hölzerner Zugbrücke führt, ist von zwei Pilastern eingerahmt, die mit
schweren wuchtigen Bossagen versehen und durch einen Architrav mit weit aus-
ladendem Gesims abgeschlossen sind, über dem sich das von Spee- und von Loesche
Wappen erhebt, darunter die Zahl i696.
110
HELTORF
III
Fig. 46. Heitorf, lliorturm.
Gemälde
Unter den verschiedenartigen Kunstschätzen, die das mit l;equemer Pracht Schioss'
ausgestattete Schioss birst, sind liervorzuheben eine Kollektion zierlicher Bibelots des Sammlungen
i7. u. 18. fh. und eine Reihe geschnitzter und eingelegter Schränke. Aus der grossen
Reihe der Familienporträts der Speeschen und Hatzfeldschen Vorfahren (die letzteren
aus Schioss Crottorf) vom 16. — 19. Jh. sind hervorzuheben: das Brustbild einer Dame
im spanischen Kragen von i598, das Porträt des Friedrich Christian von Spee vom
J. i63i, ein Porträt
der Elisabet Amalie
von der Gracht gen.
Wanghe von van Dou-
7)en, zwei Bildnisse des
Ministers Hillesheim.
Weiterhin ein Porträt
Kaisers Friedrichs III.
im Profil n. r., Kopie
des i7.Jh. nach Origi-
nal des i5., und ein
Bildnis des Franz von
Sickingen a. d. 16. jh.
Das Schioss ent-
hält ein kunsthistori-
sches Denkmal aus der
neueren Zeit: die in
dem grossen Saal an-
gebrachten Fresken
aus dem Leben Frie-
drich Barbarossas, \on
1825 — 1829 \-on Stüi-
mer, Mücke, Lessing,
Plüddemann aus2:e-
führt, neben den Fres-
ken in der Aula der
Universität zu Bonn
flcr erste Versuch in
Norddeutschland,
die wiedererweckte
Freskomalerei für mo-
numentale Zwecke zu
verwenden. Von Sliir-
mer stammt die Ver-
söhnung zwischen Kaiser und Papst, von Mücke die Unterwerfung Heinrichs des
Löwen und die Unterwerfung der Mailänder, Lessing malte die Schlacht bei Iconium,
P/ii(/de?nnnn die Erstürmung von Iconium nach einer Komposition Lessings und den
Tod Friedrich Barbarossas nach eigener Komposition. Vgl. Füssli, Die wichtigsten
Städte am Mittel- und Niederrhein II, S. Sa?, 544, 593, 600, 6o4.
SCHLOSS WINKELHAUSEN. H. Ferber, in den Düss. Beitr. VII,
S. II 9. Ursprünglich im Besitz der Herren von Winkelhausen, die schon 1288
genannt werden. Die Freiin Johanna Maria von Winkelhausen brachte das Gut
Wi
Sch loss
iikelhaiisen
III
T 12
KREIS DUSSELDORF
Schioss i655 an ihren Gatten Arnold Freilierrn von Wachtendonk. Der jetzige Besitzer ist
Winkel hausen , j^.. . TTirui.
der Fürst von Hatzteldt.
Beschreibung Von dem voH doppelten Wallgräben umgebenen ausgedehnten Rittergute ist
nur der mittlere Trakt mit dem 1668 errichteten Hauptthorbau architektonisch von
Interesse. Dieser lehnt sich, aus Backstein errichtet, an den Stumpf eines ehemaligen
Turmes an. Einfaches barockes Portal mit starker Bossengliederung. Das alte in
Fachwerk errichtete Wirtschaftsgebäude ist an der Südseite gänzlich erhalten.
Kapelle In der Achse des Portals liegt ausserhalb der Gräben die barocke Schloss-
kapelle mit geschweiftem Backsteingiebel und Voluten, flachgedeckt, die Apsis halb-
rund gewölbt, jede der zwei Langseiten mit Rundbogenfenstern.
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Friihmittel-
alterl. Anlagen
Fig. 47. Hilden. Erdwerk.
FRÜHMITTELALTERLICHE ANLAGEN. Vor Hilden, von dem
Turm der evangelischen Kirche 85o m entfernt, durchschnitten \'on dem Wege nach
Punghaus, liegt ein grosses Er d werk, dessen Lage, Ausdehnung und Form aus der
Abbildung (Fig. 47) ersichtlich sind, von ovaler Gestalt, von zwei Wällen, nach Süden
von drei Wällen umgeben. Vgl. J. Schneider, Der Heidenberg bei Hilden mit Auf-
nahme: Picks Ms. I, S. 378. — Ders., Neue Beitr. VI, S. 10. — Heimatskunde i879,
S. 18. — A. Fahne, Neue Beitr. zum limes S. 45. — Berg. Zs. XIV, S. 181. Von
KoENEN nach den bei der teilweisen Abtraofunir der Wälle entdeckten Scherben als früh-
mittelalterlich (altsächsisch) bezeichnet (B.J. LXXXV, S. i49; LXXXVI, S. 2x9). — An
der Römerstrasse am Fusse des Isabcrges wurde ein goldener Ring mit einem ge-
1 12
HILDEN I I O
schniltencn Onvx gefunden (Pieper in PrcKS Ms. IV, S. 647. — Geschichte der Frühminei-
Stadt Düsseldorf S. 1 1 ). Im |. i873 wurden i\r>rilli( h llildeu Urneii gefunden, darin '' ' ' ^'^"
kleinere Gefässe und Münzen (Düsseldorfer Volksblatt i873, 25. Nov.). Die Römer-
strasse zwischen Köln und Dorsten war noch vor zwanzig Jahren ii\ breitem Erdwall
mit zwei Gräben erhalten (Fahne, Dynasten von I^ixlioltz 1, S. 233). — Einq ger-
manische Urne von Hilden im Ilistor. Museum zu Düsseldorf.
EVANGELISCH K PFARRKIRCHE. v. Restorfk, Beschreibung der Evangei.
Rheinpn^vinz S. 374. — v. Mülmann, Statistik I, S. 425. — Lacomblet im Archi\- für
die Geschichte des Niederrheins II, S. loo. — Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 279. —
y. H. Kessel, Der selige Gerrich S. i6. — Zur Geschichte der evangelischen Gemeinde
i59i: Theologische Arbeiten aus dem rhein.-westfäl. Predigerverein VHI, S. i39. —
O. Moeller, Die evangelische Kirche zu Hilden: Zs. für Hauwesen XXX, i88o,
S. 533, Taf. 69 im Atlas mit Aufnahme.
Hilden, einer der zwTjH" Tafelh(")fe der KTilner BischTife aus xorurkundlicher Zeil, Geschichte
ein altfränkischer Herrensitz mit Palatium, seit ii76 im Pfandbesitz der Grafen von
Berg (Lacomblet, UB. I, Nr. 455. Vgl. weiter I, Nr. 468; III, Nr. 210, 73o, 822,
9o2, 9o3, 948, 1008; IV, Nr. 63), besass schon im 9. Jh. eine Kirche, da deren Filial
Haan bereits unter Erzbischof Wichfried (92 5 — 953) gegründet ward (Inschrift in
Lacomblets Archiv II, S. 101. Vgl. Berg. Zs. IX, S. 233).
Eine neue Kirche wurde 11 36 — nach der früher an der Aussenseite befind-
li( hen Inschrift (\gl. Moeller a. a. O.) — errichtet. Der Turm wurde im J. l696 neu
aufgeführt. Im |. 1882 im Inneren restauriert, nachdem sie in den fünfziger Jahren
äusserlich hero-estellt war.
Dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit Emporen, im Lichten 2 9,5o m lang, Beschreibung
i4, 10 m breit, aus Tuff und Trachyt, der Turm \on Kohlensandstein aus dem
Neanderthale.
Der uno-esliederte dreistöckiue, mit achtseitiger geschieferter Haube gekrönte Äusseres
Turm trägt in Eisenankem die Zahl i696 und zeigt im Oberstock an jeder Seite ein
Doppelfenster mit zwei i'ohen gekuppelten Mittelpfosten. Der Obergaden des Mittel-
schiffes mit Rundbogenfries, je drei Vertikallisenen an jeder Seite und je zwei Paaren
rundbogiger Fenster. Die Aussenmauem der Seitenschiffe mit grossen rundbogigen
Blenden, in die rundbogige von Rundstäben eingerahmte Fenster (für die Seitenschiffe)
und darüber Vierpassfenster (für die Emporen) gebrochen sind. Am Ostgiebel des
Mittelschiffes eine mit einem Rundstab eingerahmte Nische, zur Seite zwei einfache
Vierpassfenster. Das Chorhaus unter dem reich profilierten Dachgesims wie am
Mittelschiff' mit Rundbogenfries und Vierpassfenstern nach Osten, Norden und Süden.
Die südliche Seitenapsis ist durch drei einfache Blenden von leichtgeknickten Rund-
bogen gegliedert mit Klötzchen an den Bogenansätzen ; die Hauptapsis enthält in
solchen drei rundlxigige von Rundstäben eingerahmte Fenster.
Im Inneren wird das Mittelschiff von zwei durch einen breiten Gurt getrenn- inneres
ten Kreuzgewölben ohne Rippen überspannt. Der Gurt wird von zwei starken H.alb-
säulen mit sorgfältig skulptierten Blattkapitälen und Eckblattbasen getragen. In den
Ecken dienen den Graten und Schildbögen dünnere Drei\iertelssäulen als Träger,
die mit Laubkapitälen geschmückt sind, an der Ostseite mit Vögeln, die den Ko]if
nach unten gesenkt halten. Die drei die Scheidemaueni tragenden Pfeilerpaare zeigen
eine niedrige Basis und einen schmalen aus Deckplatte, Kehle und Rundstab bestehen-
den Kämpfer, der jedoch an dem mittelsten Pfeilerpaar nicht um die Innenseite
verkn'jpft ist.
8
ii3
Il4
KREIS DÜSSELDORF
E va ngel.
Pfarrkirche
Seitenschiffe
Emporen
Die Seitenschiffe sind mit je vier quadratischen Gratgewölben überspannt, durch
Gurte getrennt, die an den Aussenmauern auf Halbpfeilern, an de'in mittelsten Pfeiler-
paar auf einer Vorlage, an den beiden übrigen auf Blattkonsolen aufsitzen. Ihr Licht
erhalten die Seitens(4iiffe durch grosse rundbogige Fenster mit abgeschrägten Gewänden.
Nach Osten schlössen an beide Seitenschiffe halbrunde Apsiden an, von denen nur die
im Süden mit einem Mittelfenster erhalten ist, während im Norden zu Beginn des i6. Jh.
eine mit einem Kreuzgewölbe überspannte, durch zwei zweiteilige Fenster erhellte
Sakristei angebaut wurde.
Über den Seitenschiffen ziehen sich die Emporen liin, mit \ier durch Gurte
getrennten Gratgewölben, die Gurte und Grate ruhen an den Aussenmauern und dem
mittleren Pfeilerpaar auf ^^>rlagen, an den übrigen Pfeilern auf Konsolen. Das äussere
Gewölbefeld geht in allen Jochen direkt in die nischenförmig ausgerundete Aussenmauer
über, die durch die Vierpassfenster erhellt ist, ein auff.illiges und seltenes Moti\-, als
M
'^mM^^^MMM^M^^m^m^^m^y
Fig. 48. Hilden. Längsschnitt durch die evangelische Kirche.
dessen Anlass der Wunsch, die Aussenmauern zu entlasten, angesehen werden muss. An
der Südseite nach Osten wiederum eine halbrunde Apsis mit einem Vierpassfenster, an
der Nordseite hat diese der über der Sakristei befindlichen ehemaligen Chorkammer
weichen mü-ssen.
Nach dem Mittelschiffe zu öffnen sich die Emporen mit je \"ier D< ippelbögen,
die von einem gemeinsamen Kleeblattbogen überspannt werden. (Fig. 48. ) Die etwas
eingerückten Arkadenbögen setzen in den Laibungen der Bögen auf den nur in der
Längsachse der Kirche die Pfeiler schmückenden Kämpfern auf und werden in der
Mitte von je einem Paar gekuppelter monolither Säulen auf zwei Deckblattbasen mit
zwei Akanthusblattkapitälen unter gemeinsamer Deckplatte getragen. Die Scheide-
mauem über den Emporen sind in jedem Bogen durch je zwei rundbogige Fenster
mit sehr steil abfallenden Sohlbänken belebt.
Über dem Triumphbogen befinden sich drei halbrunde Nischen, die mit den
flankierenden dunklen monolithen Säulchen und den Blattkapitälclien in anmutiger
114
HIMMELGEIST I 1 3
Weise die Mauerrtäche beleben. Das Chorhaus wird von eiiKTii Ciratgewölbc über- Evangei.
^paiiTil, in den Ecken mit sclnualcii Eckpfeilern und Icii lihii Käniiilcrn versehen, in ^,j^^^
den Ausscnniaiu-rn nn't je einem \(in einer kreiMimden ISIende umsehrielienen Vier-
passfenster. Die Apsis ist durrh drei schmale rundbogige Fenster belichtet.
Dur( h die schämen X'erliältnissc der Innenarihitektur und die zierliche Durcli- Würdigung
fülirunn der ornamentalen Teile nimmt die Kirche einen IkiIkmi künstlerischen Kanu
ein. Neben S. Ursula zu KTiln, .S. |()hann zu Niederlahnstein, der Kirche zu Diel-
kirchen ist sie eine tler ersten Emporenbauten am Niederrhein (Dohmk, Deutsche
Baukunst S. 54).
In der Sakristei: •rotenst li i 1 d mit dem I b »rstischen Wappen und der In- Toicnschild
Schrift: .\. i648 i)i;x 7. .marhi isr sklk; i.\ (ioit extschlaffen die hochedel-
GEUOHRXF. VIKLKHK- l'XI) ri'CUCXTRElCHE FRAUW W 1 1 .Hi:i,M A SCHEXfK VOX NyOECKEX
OEBOHRXE QUADT VOX WIC:K1^.\I)T ZU CRO.SSEX, HU IJ.KSIIEIM, FRAW ZUR HORSI', HRB-
SCHEXKIX DES FIIRSTEXTUMS BKRM, I.EHXFR.VW ZU HILDEN UND HAEN.
Im |. 1882 kamen Wandmalereien an der nr)rdli( hen Cluirwand zum \'i>r- w.-mdmaiereicn
siiiein, sechs in rr>tlicher Farbe gehaltene grosse Einzelfiguren, die ni( lit erhalten
werden konnten iB.J. LXXV, S. 200).
HAUS GARATH. v. Merino, Geschichte der Burgen, Rittergüter u. s. w. Haus Oaraih
XII, S. 9. Stammsitz der Herren von Garderode, seit der Mitte des i6.Jh. bis i776
im Besitz der Grafen von Velbrück, später des Freiherm von Raitz zu Frenz. Jetzt
im Besitz des Herrn Paul Pönsgen, der im J. i884 durch den Regierungsbaumeister
Sc/ilcic/ici ein neues Herrenhaus mit prächtiger Halle errichten liess. Von dem älteren
Bau stammt nur ein ganz schlichter zweistöckiger Trakt mit dem anstossenden drei-
stöckigen Thorbau, dessen breite Durchfahrt von Gratgewölben überspannt ist. An
dem älteren Bau das von Kyllmannsche und das von Velbrücksche Wappen, dar-
unter die Inschrift : errauvt durch den hogh. freyh. bernndt (?) von verrück
HR ZU GARRADT UND .... ESTERNNCH (?) UND DE HOCHGER. FRAU SOPHIA FREYIN
VON EIL ZUR HEIDE, REIDE EHELEUT.
HAUS HORST, v. Mering, Geschichte der Rittergüter, Burgen etc. in den Haus Hör»
Rheinlanden III, S. 112. — Thummermuth, Krumbstab schleust niemand aus, Kr)ln
i738, S. 68.
Ursprünglich kurkr.lnisches Lehen und im Besitz des Geschlechtes von der Geschichte
Horst kam es später an die Herren \()n Plettenberg, von Quad, die Schenke von
Nideggen, weiterhin an die Non der Reven und von Roperz. Jetziger Eigentümer ist
Heir Ferdinand Lie\en, Mitglied des Provinzialausschusses.
I)a> alte Herrenhaus des i4.Jh. war ein rechteckiger Bau xon Bruchstein mit Beschreibimg
einem Rundturm an tler Nordwestecke: nach Süden und Westen schloss sich eine
den Hof einschliessende Ringmauer an ihn an, die wieder von Gräben umgeben war.
die an der Nord- und ( )stseite noch \('(llig erhalten sind. Der neue Backsteinbau ist
direkt auf die Ruinen (U;s alten Hauses aufgesetzt. Der geräumige Wirtschaftshof
mit Thnrbau des 18. |h.
HIMMELGEIST.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. S. Nicolai). Binterim u. Mooren, Kathoi.
i^fp rrlcircn c
EK. I, S. 280. — V. Mering, Geschichte der Burgen, Rittergüter, Abteien und KlTister
in den Rheinlanden III, S. 74. Anm.
Der Ort 9o4 zuerst genannt (Humilgire: Lacomrlet, UB. I, Nr. 83. — Ann. Geschichte
h. \'. N. XXI, S. l92). Die Kin he im 11. Jh. erbaut als dreischift'ige Basilika mit
ii5
ii6
KREIS DÜSSELDORF
Knthoi. tlrei Apsiden. Im J. ii44 wird sie schon unter den Besitzungen des Frauenstiftes
Pfnrrkirche y.^^_^^^ genannt (Lacombi,et, UB. I, Nr. 35o. Vgl. IV, Nr. 676. Urk. von 1292. —
Heddertch, Dissertat. iuris eccles. Gernian. I, diss. X, p. 265).
Im Laufe des 12. |h. wurde ein quadratisches Chorhaus angebaut, im Anfang
des i3. Ih. schon in den Formen des Übergangsstiles der massige Westturm errichtet
Fig. 49. Himmelgeist. Ostansiclit der katholischen Pfnrrkirche.
und ZU einem Viertel in die alte Basilika eingebaut, gleichzeitig das Mittelschiff cin-
eewölbt. Die Kirche 1868 — 69 durch Ain-usi Rincklake restauriert, der Turm i89i
durch Caspar Pickel.
Beschreibung Drcischiffigc romanischc Pfeilerbasilika Nrm Tuff, die Sockel und Basen von
Äusseres Trachvt, mit eingebautem Westturm und drei Apsiden, im Lichten i3,9o m lang,
6,9o m breit (Fig. 49). Der drcihtöckige Westturm zeigt im Erdgeschoss nach Westen
116
HIM.MELGEIST I I 7
einen 65 cm vorspringenden Risalit mit dem kleeljlattförmigen, von einem Rundstal > Kathoi
eingerahmten Hauptportal, die TliürüHnung selbst durch horizontalen Sturz geschlossen;
das zweite Stockwerk ist dun h zwei mit je zwei Rundbtigen überspannte Blenden ge-
gliedert, das dritte, durch Vertikallisenen und Rundbogenfries belebt, enthält auf
jeder Seite je zwei nimanische Doppelfenster mit einer Mittclsäule von blauem Schiefer
— - die Bögen zeigen schon leicht den Spitzbogen.
Über den Pultdächern der Seitenschiffe im untersten Turmgeschoss je ein kleines
Rundfenster, ein zweites vermauert. Der Obergaden des Mittelschiffes, dessen Breite der
Breite des Turmes entspricht, ist durch einen Rundbogenfries abgeschlossen und von zwei
mit einem Rundstab eingerahmten romanischen Rundbogenfenstern durchbrochen. Der
Obergaden zeigt direkt neben dem westlichen Fenster im Norden wie im Süden ein6
Vertikallisene, der letzte Rundbogen des Frieses ist durch die Turmmauer abgeschnitten.
Das südliche Seitenschiff zeigt unter dem Dachgesims einen einfachen Klötzchen-
fries und ist durch schmale Vertikallisenen gegliedert; vier in einen Kreis eiiigcsc hriebene
Vierpassfenster erhellen es. Das nördliche Seitenschiff weist dieselben Fenster auf, aber
an Stelle des Klötzchen frieses vier grosse rundbogige Blenden wie in Itter.
Das bedeutend niedrigere und eingerüt'kte Chorhaus, über dem sich der Giebel
des Mittelschiffes mit drei Vierpassfenstern erhebt, ist durch Vertikallisenen und Rund-
bogenfries gegliedert, an der Nordseite befindet sich ein von einem Rundstab einge-
rahmtes kleeblattbogenförmiges Portal mit runder Thüröffnung und darüber gesetztem
geradlinigen Giebel.
Die Hauptapsis ist durch einen Rundbogenfries abgeschlossen und durch Vertikal-
lisenen in drei Felder zerlegt, in die die rundbogigen Fenster treten; die Nebenapsiden
zeigen denselben Klötzchenfries wie das südliche Seitenschiff, die nördliche nach Osten
ein Vierpassfenster, die südliche ist durch einen Zwischenbau nu't der frei errichteten
Sakristei in Verbindung gesetzt.
Im Inneren sind die drei Bauperioden deutlich erkennbar. Die Kirche war inneies
ursprünglich eine schwere Pfeilerbasilika mit flacher INIitteldecke und niedrigen mit
Kreuzgewölben überspannten Seitenschiffen. Die drei Pfeilerpaare erheben sich auf
rechtwinkeliger Grundlage und entbehren xfillig der Kapitale und Basen ; die schweren
Arkadenbögen sind ungegliedert. Die Seitenschiffe sind xon Gratgewölben überspannt,
die durch Gurte getrennt sind, welche an den Pfeilern auf Vorlagen, an den Aussen-
mauern auf schmalen Halbpfeilern ruhen mit einfacher Basis und aus Deckplatte und
Schmiege bestehendem Kämpfer.
Für den Einbau des Turmes wurden dicht neben dem westlichen Pfeileq^aar
nach Westen zu schwere, um 75 cm in das Mittelschiff eingerückte Pfeiler aufgeführt»
die sich an die alten Basilikapfeiler anlehnen, durch einen leichten Spitzbogen von
der Höhe des Triumphbogens verbunden sind und die Ostmauer des Turmes tragen.
Die Turmhalle ist mit einem Gewölbe bedeckt, dessen mit Rundstäben profilierte Rippen
auf starken Dreiviertelssäulen ruhen.
Der noch übrige Raum des Mittelschiffes wurde in zwei Hälften geteilt und
diese mit Kreuzgewölben überdeckt, ohne bei dieser Einteilung auf die durch die Pfeiler
gegebene Gliederung Rücksicht zu nehmen. Die rundstabprofilierten Rippen und die
Rundstäbe der Schildbögen setzen auf Konsölchen auf, die mit Ausnahme einer ein-
zigen, mit einem hockenden Figürchen verzierten, durch Blattkelche und Knospen
dargestellt werden.
Das aus dem 12. Jh. stammende Chorhaus zeigt die schlichtesten romanischen
Formen — es ist von einem Klostergewölbe überspannt, dessen Grate zusammen mit
Ii7
ii8
KREIS DUSSELDORF
Ka t hol.
l' f a r r k i r c li c
Sakraments-
schrank
Paramente
Glocken
Frohnhof
Schloss
Mickein
tlen einfach protilicrten Schildbögen mit Würfelkapitälen auf starken Dieiviertelssäulen
mit Eckblattbasen ruhen. Die Gewände der Fenster in Chorliaus und Apsis sind leiclit
abgeschrägt.
An der Nordseite der Apsis ein im i4. Ji>. eingesetztes kleines Sakraments-
schränkcheii mit roh skulptiertem Kopf darüber, ein zweites aus dem i5. Jh. daneben
im Chorhaus.
Chormantel aus kostbarem dunkelgrünen Sammetbrokrat inil Granatapfelmuster,
dessen Dessin nur in den Umrissen aus tlem Grunde ausgehoben ist, mit alter drei-
farbiger, gelber, roter und grüner geknüpfter Franze, vom Anfang des i6. Jh., an Stelle
der Stäbe Streifen \-on neuem roten Sammet.
Chormantel aus weissem Seidenstoff mit roten und goldenen Blumen, i 7. Jh.
Drei Kasein des i8. Jh. in gemustertem Seidenstoff".
Glocken. Heimatskunde i879, S. 24. — Ann. h. V. N. XXVI, S. 4i3.
Die älteste von i454 mit der Inschrift: ich bin gegossen in eer sancte
NICOLAI UNDE MARIA M ADALENA ANNO DOMINI MCCCCLIIII IN DEM MEIGE.
2. S. MARIA HEISCHE ICH, DIE LEBENDIGE BERUFFE ICH, DIE TODTEN BELEUTE
ICH, DAS DONNERWETTER VERDREIBE ICH, GOTTFRID DINCKELMAEYER GOS MICH IX
COLLEN l73o.
3. S. JOSEPH HEISCHE ICH, DIE LEBENDIGE BERUFFE ICH, DIE TODTEN BELEUTE
ICH, DAS DONNERWETTER VERDREIBE ICH, GOTFRIED DINCKELMAEYER GOS MICH IN
COLLEN ANNO l73o.
FROHNHOF. v. Mering, Geschichte der Burgen, Rittergüter .... III, S. 75.
Den Frohnhof von Himmelgeist besass von 1 1 44 iiis zur Säkularisation das Damenstift
Vilich bei Bonn. Als das Stift infolge des Reichs -Deputati( ms -Hauptschlusses i8o3
an Nassau gekommen war, wurden dessen im Herzogtum Berg gelegenen Güter von
dem Bergischen Domainenfiskus eingezogen und i8o6 der Frohnhof an den bayerischen
Minister Freihemi Wilhelm von Hompesch-BoUheim verkauft. Im J. i835 ging er
durch Kauf an das herzogliche Haus Arenberg über.
SCHLOSS MICKELN. Das Schloss war von i4i8 — 1632 im Besitz der
Herren von der Capellen, vdu i632 — i68j im Besitz der Freiherren von Villich. Von
diesen kam es an die Reichsgrafen von Nesselrode. Der Reichsgraf Franz Wilhelm
von Nesselrode und Reichenstein in Herten übertrug es i774 seiner Gemahlin Maria
Theresia, geb. Marquise von und zu Hoensbroech, von der es i795 an ihren zweiten
Gatten, den Freiherm von Hompesch kam. Am 1 7. Juni l835 verkaufte der Graf
Wilhelm von Hompesch-Bollheim das Schloss an den Herzog Prosper Ludwig von
Arenberg in Brüssel. Das alte Barockschloss brannte am 26. August i836 ab, das
v(»n i847 — 1849 durch den Bamnüpektor Nü/iaus erbaute neue Schloss ist ein grosser
rechtwinklicher Bau mit vier Stockwerken und fünf Fensteraxen in der Hauptfront.
Der jetzige Eigentümer ist der Herzog Engelbert von Arenberg.
HOMBERG.
K,ihoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Jacohi mai.).
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbuch vom J. i84i mit kurzer
Chronik. — Notamina vom Pa.stor Fr. Win. Jonen (i787 — 1816).
Geschichte Homberg wird schon io57 bei der Gründung von S. Georg in Köln diesem
Kollegium übergeben (Süss, Geschichte der Erzbischöfe von Krdn S. 65). Die Kirche
118
HOMBF.RÜ Il9
wurclc im ii. |li. al^ (lrris( liirtiper roinanisi licr Bau i-iri( litct, die Scitcnscliinc wiiriUii K:.tiiui.
später wieder aV)f!;el)ri)(li('ii. Bei der Restauration im J. iiS4'J cim- muc Hache Decke
eingespaunl. iS5o der \'iTj)ut/ micuert.
Kins(hiffi<;cr niinaiiixlici Inui mit m iriiftcndfUi W'otturiii, das Lanj;liaus im Beschreibung
I.i( litcii i4,9o m laiiL;:, 6,45 m hrt-it, der Clmr 7, 20 111 laiiti. 4 m lircit. Der fünlstck-kige
Turm i>t aus grossen I\uln>andstcinlilri( ken auti:;(liilirt mul hat 8.80 m Seitenlänge.
Im Hrdgesthoss ein iinta( hcs /.wcimal al)urtrepi)tL> l'urtal, im ( ÜR-rstin k nach vorn
drei rMuianischc Doppelfenster, tlurch \'(Ttikallisenen getrennt, nur zum Teil erhalten.
Im Inneren iles Turmes eine Voriialk^ mit 4, 60 in Seitenlange, eingeileckt durch ein
schweres Gratgew('>Ihe mit Eckpfeilern und einfach profiliertem Kämpfer. Die Mauer-
stärke an (.lem nach dem Langhaus /.u ^il li öffnenden Bogen beträgt 2,25 m.
Die alte (jlicderung df> LangliauM-s i>l an der Südseite erhalten. Unten fünf
vermauerte 2 m breite rundbogige Arkaden, die 9o < 111 iireiten Pfeiler aus grossen Grau-
wackeblücken, die Bögen aus Tüll". Der ()i)ergaden der Mauer aus Tuff, mit Back-
stein geflickt, durch einfaciic \\rlikallisenen belebt (solche aucli an der Ostmauer des
Langhauses sichtbar), zwischen ihnen ein altes vermauertes rundbogiges Fenster er-
halten. Im InTieren iler Kirche tritt nur die erste ehemalige Arkade als Blende hervor.
Das Langhaus zeigt nach Norden und Süden je drei später eingebrochene grosse rund-
bomge Fenster. Das geradlinig geschlossene Chorhaus besass nacli I^orden und ( )st(n
je ein rundbogiges (jetzt \rnnauertes) Fenster, nach Süden jetzt zwei muc rundbogige
Fenster. Im Norden str)sst die vierseitige Sakristei an. Langhaus und Chor sind llach-
gedeckt und neu poKchromicrl.
H(jclialtar mit Triptvchon, Holz. Das Mitlclbild, 1,28 m lio( h. 85 cm Itreit, Aluit
stellt die Schmerzensmutter mit den sieben Schwertern in dei- Hrust dar, um sie in
siel)en Medaillons die sieben Leiden Maria von tler Boehneiihuig bis zur Kreuz-
abnahme. Aul dem linken l'"lügel steht der h. Georg, ganz gewappnet, in Landsknecht-
tracht, auf dem rechten Flügel der h. Ludgerus mit Stab und Kirchenniodell. ,\uf
den .\ussenflügeln in Grisaillemalerei die Verkündigung. Tu« htiges niedt'rrheinisches
Werk um i53o, der Schule des Bartholomäus de Briivii \cr\\andt. Darüber Tuisserst
geistreiche und \ortrefllich durchgeführte spätgothische Krönung mit feinen und kecken
Krabben, der mittlere Bogen durch einen Pelikan gekrönt.
Auf dem nördlichen Seitenaltar ein zweites Triptyclujn, das Mittelbild 1 m
iroch, 7o cm breit. In der Mitte die Anbetung der drei Könige, vor der Madonna
kniet ein einziger Kr)nig, die beiden anderen auf den Innenseiten der Flügel. Auf
den Aussenseiten links Christus die Geissein haltend und rechts der Stifter kniend.
Ins( hrift links: ii^sE autem vulner.\tus est i'ropter iniquitates nostras attritus
PROPTER SCELERA NOSTRA. IS.WK LIII. Re( llts: VULNERA QUESO BONE JESU COR MEUM
LANCEA AMORIS TUI UT ALIUD NEQUE DESIDEREM QUAM TE PRO ME PASSUM (so). Dar-
unter: MDCV. AETATis i.xvi. Auf dem Mittelfeld Wappen : Kelch mit Kreuz zwisclien
zwei Rosen, darüber H. 11.
Taufstein von Blaustein, 85 cm hoch, aus dem i3.Jh., schweres rundes Becken Taufsiein
auf einem Fuss, der von einem für vier Ecksäulchen bestimmten Taufstein herrührt.
Hölzerne Pieta, 65 cm hi>ch, Anfang des 16. Jh. Pi<--ta
Silberne Beschläge eines Messbuches von i72o in zierlichen R(jkokoformen. Beschläge
Kupferner Lavabokessel des 16. Jh. Lavabokes.sei
Barocker Kelch, 2? cm hocli. Kelch
Holländischer Kronleuchter, Gelbguss, 16. Jh., mit acht Armen, gekrönt V(jm Kronleuchter
Doppeladler.
Ii9
Glocken
120 KREIS DÜSSELDORF
Kathoi. Glocken. Die grössere mit der Inschrift: krieoerich Christian Freiherr
Ffarrkirclie ^,^^^. ^^^^ AMTMANN. GODTFRIDT NINGELGEN RICHTER. JOHANNES SCHOLLENBERG
I'ASTOR. WILHELM ZU STEINBECK, GORGEN IN DER BRÜCKEN KIRCHIMEISTER. WERNER
SCHMEITZ KOSTER ANNO l658. JACOBUS HEIS ICH, ZU DER EHREN GOTTES LEUDE ICH.
MATHIAS UND GODTFRIDT HELLING GOSSEN MICH. S. W. A. E.
Die kleinere mit der Inschrift: s. maria heis ich, Mathias und godtfridt
HELLING VON WUPPERFURTH GOSSEN MICH. JOHANNES SCHOLLENBERG PASTOR. FRI-
DERICH CHRISTIAN VON SPEE AMTMANN. ARNOLD FRIDERICH VON UND ZU LANSBERG,
GODTFRIDT NINGELGEN RICHTER. J. K. O. X. H. B. H. JANSEN W. O. GODTFRID GÖRTZ
VICARIUS. WILHELM ZU STEINBECK, GORGEN IN DER BRÜCKEN KIRCHMEISTER. WERNER
SCHMEITZ KOSTER. HEINRICH WITTER AUF.M MEIERSBERG, PETER WITTERS, PAULUS
SCHLIPPERT, A. KARP J. K. l6S8.
HUBBELRATH.
Germnn.sche GERMANISCHE UND F RÜ H .AI I T T E L A LTE R L 1 C H E ANLAGEN.
Anlagen ^^^ ^^^^^ höclisten Punkte bei Hubbelrath lag die Wallburg Burghövel, auf die vom
Wirtshause Grunewald ein Fahrweg im Bogen zufülnt. Der Ringwall durch Rodung
zerstört, nur auf der Höhe ein Erdaufwurf, nach Norden mit /.irkelartigem Vorsprung.
Bis i849 lag auf der Höhe ein Bauernhäuschen. Der Hügel hat 1800 Schritt Länge,
1200 Schritt Breite an der Basis. A. Fahne, Die Freiherren von Hövel I, I, S. i5,
vermutet hier die Burg Hurili des Grafen Adolf III. von Berg (vgl. Seibertz, Lanfles-
und Rechtsgeschichte von Westfalen I, S. 47).
Auf der Kibbenhaide, dem höchsten Punkte der Honschaft Metzkausen, liegt
eine zweite Wallburg, auf der ein Kriegerdenkmal errichtet ist. Der aufgetragene Erd-
grund ist noch deutlich erkennbar, die Wälle sind verschwunden.
Kaihoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Caeciliae).
Pfarrkirche H andsch r i ft 1. Qu. Im Bürgermeisteramt: Handschriftl. Sammlungen des
Kanonikus Kessel (t i89i in Aachen): Der Keldagau, Geschichte von Hul:)belrath,
vennischte Materialien und Hofgerichtsprotokolle vom J. i5ii an, das Geschlecht
Schuttes und sein ehemaliger Stammhof bei Hubbelrath.
Geschichte Schon im J. 95o befand sich wohl in Hubbelrath eine Kapelle auf einem alten
Herrenhof (Ennen u. Eckertz, Quellen zur Geschichte der Stadt Köln I, S. 464. —
Ann. h. V. N. XXXI, S. 56), im 12. Jh. im Umzugs -Ordo der Kirche zu Gen-esheim
genannt (Kessel, Der h. Gerrich, Anhang). Im 12. Jh. fand ein Neubau aus Tuff
statt, im J. 1686 wurde die baufällige Apsis abgetragen und durch einen neuen Chor
ersetzt, im }. i72 2 die Sakristei angefügt. Ein Sturm wehte 1800 das Turmdach ab;
1826 wurde der obere Turmteil erneut.
Beschreibung Einschiffiger romanischer Bau, der alte Teil 9, i5 m lang, 8,55 m l)reit, mit vor-
tretendem Westturm. Der Turm vierstöckig, mit achtseitiger Haube, aus Ruhrkohlen-
sandstein, mit einfachem rundbogigen Portal, im vierten Stock je zwei rundbogige
Doppelfenster mit von Knospenkapitäl gekrf'mter monolither Schiefersäule; die Bogen-
laibungen wie das Dachgesims von Tufif. Die Turmhalle mit einem Gratgewölbe ein-
gedeckt. Das Langhaus aussen gegliedert durch Vertikallisenen mit Rundbogenfries,
nur an der Südseite ganz erhalten, Material: Ruhrkohlensandstein mit Tuflf. An das
geradlinig geschlossene Chorhaus nach Süden die Sakristei angebaut. Langhaus und
. Chor sind Hachgedeckt.
120
HUGENPOET
121
An der Xorciseite ein lel)ensgrosser Kru/.ifixus Non Hol/, 16. jli., danehcn
Petrus uiul Paulus in Relief.
Glocken. Die älteste \oni |. l44o mit der Inselnift: .sancia cülia (tür Ceeilia)
HESCH ICH. HINRICH VRODERMAN GUS MICH. MOCCCCXXXX».
Die zweite vom J. i5o2 mit der Inschrift: .m.\i<ia heische ich, in de ere godes
LUDE ich, den DUVEL VERDRIVEN ICH. ANNO DOMINI M0n°Jl0.
Kathol.
Pfarrkirche
Kruzifixiis
Glocken
HUGENPOET.
SCHLOSS. Über das Geschlecht von Nesselrode -Hugenpoet: A. Fahne,
Forschungen auf dem Gebiete der rheinischen und westfälischen Geschichte II,
Köln i864, S. 7 fl'., ausführlich. — Genealogie: A. Fahne, Geschichte der Kölnischen
Geschlechter I, S. 180; Ders., Denkmale und Ahnentafeln II, S. i79; J. Strange,
Beitr. zur Genealogie der adeligen Geschlechter VIII, S. i. — Geschichte der Familie
Fürstenberg: A. Fahne, Geschichte der westfälischen Geschlechter, S. i67; Ders.,
Geschichte von lumdcrt rheinischen .... Geschlechtern S. 61.
Handscliriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: von Hugenpoetsclics
Familenarchiv, i3o Urk. von 1260 — 1768. Unter den Akten Beschreibung des Haufses
und Rittersitzes Hugenpoett sambt Appertinentien de 2. Okt. i756, Hs. in 4". Vgl.
Ilgen, Rhein. Archiv S. i5i. — Hofbuch und Hofgedings-Protokoll von i5o8 — 1767,
Descriptio des Hauses Hugenpoet i756, Genealogie der Hugenpoet (Werden, Reg.
VII, B. 36). — Nachrichten über die von der Abtei Werden der Familie von Nessel-
rode-Hugenpoet erteilten Belehnungen mit Hugenpoet uutl über Verpfändungen des
Hauses von 1620 — 1800 (Werden, Reg. VIII, B. 36).
In der Staatsbibliothek zu München: Genealogie der Herren von Hugen-
poet: REDiNGHOVENsche Sammlung, Cod. germ. 22 13, Bd. LIV, BI. 72.
In dem Archiv des Freiherrn von Fürstenberg zu Borbeck: Nachrichten
über die Häuser Hugenpoet und Horst (s. u.). Die Horster Urk. beginnend mit dem
J. 1186; wichtig vor allem II, caps. 34, i, Tagebuch über den im J. i559 durch
Rütger von Horst geschehenen Ausbau des Hauses Horst; II, caps. 34, 2 Akta Gene-
ralia, Contrakte in Originalien i554 — i567.
Das Schloss Hugenpoet erscheint seit der Mitte des i3. Jh. im Besitz der Herren
von Nesselrode unter dem Namen Nettlinghove. Das alte Burghaus wurde i478 ein-
genommen und verbrannt. Die Reste des alten Rittersitzes waren noch im J. i756
sichtbar. Die , Beschreibung des Haufses Hugenpoett' berichtet: ,Der Netteishof oder
der alte rittersitz bestehet zur zeit in einem alten thurin und nebenwohnung fort in
einem garten, dem so genannten hopfendamm, alles adelich frey, diese stück halten
stark einen morgen, liegen auch rund herumb in einem Wassergraben und haben
unter sich einen grossen weyer von einem morgen platz'.
Ein neues Schloss wurde um i5oo einen Büchsenschuss von dem alten entfernt
errichtet, das imj. i647 unter Johann Wilhelm von Nesselrode -Hugenpoet durch
einen grossen Neubau ersetzt wurde, dessen Innenausstattung erst i696 vollendet
war. Das Schloss wurde 1 83 1 von dem Freiherni von Maerken an den Freiherrn
Friedrich Leopold von Fürstenberg verkauft. Der jetzige Besitzer ist der Reichs-
freiherr Leopold von Fürstenberg, der das gründlich restaurierte Schloss zu seinem
dauernden Wohnsitz eingerichtet hat.
Schloss
Litteratur
Handschrift!.
Quellen
Geschichte
Netteishof
Neubau
121
122
KREIS DUSSELDORF
Schioss Das Schloss (Ansicht Fig. 5o, Grundriss Fig. 5 1 ) zerfällt in drei Teile, das ganz
Beschreibung y^j^ Wasser umgebene, rechtwinkliche, von zwei quadratischen Türmen flankierte
Herrenhaus, die innere und die äussere Vorburg, die beide im rechten Winkel anein-
anderstossen und durchaus symmetrisch angelegt sind. Das Herrenhaus besitzt über
einem hohen Sockel von Kohlensandstein zwei Geschosse in Backsteinbau, die durch-
geführten Horizontallisenen, sowie die Einfassung der Fenster besteht wieder aus
Kohlensandstein. Der Giebel, das Dachgesims mit dem INIuschelfries und die Man-
sarden sind bei dem letzten Umbau hergestellt worden. Die dreigeschossigen Eck-
türme sind mit geschweiften Schieferhauben und achtseitigen Laternen gekrönt. Das
Herrenhaus ist mit dem ersten Vorhofe durch einen steinernen Bogen verbunden, von
dem ehemals zum Hause selbst eine Zugbrücke führte.
i. Vorburg Die erstc Vorburg besteht aus zwei langen zweistöckigen Trakten aus Bruch-
stein von acht Achsen, die Fenster mit Steinkreuzen: die Türme an den Ecken der
Fig. 50. Hugenpoet. Ansicht des Schlosses.
Vorburg (nach der Eisenbahn zu) sind nie ausgebaut worden. Das Hauptportal der
Vorburg ist von mächtiger Bossengliederung umgeben und eingerahmt von zwei
Pilastem mit jonischen Kapitalen, die einen Architrav mit dem Wappen tragen. Die
Brücke ehemals als Zugbrücke eingerichtet.
2. Vorburg Die zwcite äussere Vorburg ist von einer Mauer mit kleinen Fenstern und
Schiefsscharten umgeben und enthält an den Ecken zwei ursprünglich flachgewölbte
Ecktürme. Das äussere Hauptportal mit dem Alliancewappen der Nesselrode-Winkel-
hausen und der Inschrift: der wohledellgeborner johan wilhelm von nessel-
RAD GEXAXDT hugenpoet, FÜRSTLICHER PFALS-NEUBURGER HERR GEHEIMER RADT,
CAEMMERER, LAND-COMMISSARIUS und AMMANN ZUR BEYENBURG UND DEI (so)
WOHLEDELLGEBORNE ANNA ELISABETH VON NESSELRAD GENANDT HUGENPOET, GE-
BORNE DOCHTER VON UND ZU WEINCKELHAUSSEN, MERLO, KALCUM UND MORR, HABEN
DEISSEM BAEU GEBAUVF.T VOR SICH UNND IHRE ERBEN ANNO l647 DEN 1 7. JULIUS.
Inneres Im Inneren ist die Vorhalle mit dem Treppenhause von besonderer Bedeutung.
Die Wandbekleidungen bilden cannellierte Pilaster mit flachen Bögen. Das Treppen-
122
Tafel VI.
Hugenpnet. Grosser Knmin.
HUflRNPOET
12.3
haus selbst besteht aus bcli\vaiz(.iii Marmor. Der Zugang geschieht durch ein ganz SciUoss
freistehendes Portal. Der geschweifte Giebel mit einer Kugel gekrönt, darunter das
Wappen des Konstantin Erasmus Bertram \on Hugenpoet und der Maria Ambro-
siana von Virmond, am Architrav die Zahl i696. Die marmorcnc Balustrade ist um
den ganzen hier sich öfinenden ( »berstock herumgeführt und lindet ihre Fortsetzung
als Treppengeländer. Drei Rundsäulen, denen an den Wänden Halbsäulen ent-
sprechen, tragen den Bau. In einem der Bögen nach dem Hofe zu kunstvolles
Eisengitter mit der Zahl i696.
Der Hauptschmuck der Säle des Erdgeschosses bilden die vier prachtvollen Kamine
Kamine aus Haus Horst, in Baumberger Stein gearbeitet, aus dem ]. i577 und
i578, in Aufbau wie Ausführung die glänzendsten Werke der unter niederländiscliem
Einflüsse stehenden Spätrenaissance in den Rheinlanden und Westfalen.
Der erste Kamin (Fig. 52) besteht aus einem dreiteiligen Aufsatz, der auf i Kamin
zwei ausserordentlicli
schönen konsolenarti-
gen Füssen ruht, mit
Greifen u. Löwenköpfen
verziert, in eine Löwen-
klaue auslaufend, und
auf den Seiten mit
springenden Greifen in
Relief verziert. Der dar-
über liegende Architrav
dreiteilig, in der Mitte
im Flachrelief die figu-
renreiche Darstellung ei-
ner Steinigung Stephani,
zur Seite zwei andere
biblische Scenen, an den
Schmalseiten rechts Ise-
bel von den Mauern
Jerusalems gestürzt, links
David und Sulamith (?).
Der über dem Architrav ruhende Aufsatz, durch Konsolen gestützt, ist an den Ecken
durch vortretende kanneliierte Säulen, dazwischen durch Hermenkaryatiden gestützt.
Im Mittelfeld die Klage um den toten Abel, die Körper in schönen sinnlich reizvollen
Formen, rechts und links Nischen, links mit der Idealfigur der Hoffnung (?), rechts
mit Moses. An den Schmalseiten Aaron und Judith, zwischen je zwei kanneliierten
Säulen. Die Krönung mit zwei Voluten an der Seite und einer Kartouche in der Mitte.
Der zweite, noch grössere Kamin (Taf. VI), in der Gesamtgliederung dem 2. Ka
ersten wenig nachstehend, aber noch feiner in der Einzeldurchführung und pomp-
hafter in der Ausstattung. Die beiden Füsse durch weibliche Hermen gebildet, die
auf dem lockengeschmückten Haupt ein jonisches Kapital und darüber die reich-
verzierte Konsole tragen, links die Zahl i578, rechts die Buchstaben dnw. Der
darüber lastende Architrav zeigt eine einzige lange Darstellung des Brandes einer Stadt
(Trojas ?). In der Mitte ganz nackt Jupiter mit Schwert und Blitzesbündel, zwischen
seinen Füssen der Adler. Zur Linken Eroberung einer Stadt, Flucht der Bewohner
in Kähnen, die Sieger sie zu Rosse verfolgend, im Hintergrunde in flachem Relief
Fig. 51. Hugenpoet. Onindriss des Schlosses.
123
124
KREIS DUSSEI.DOKl'
Schloss
3. ICamia
4. Kamin
Reiter über eine Brücke herziehend. Zur Rechten Brand einer Stadt, im Vorder-
grunde zusammenstürzende und flüchtende Frauen, rechts Gruppen aus dem Rafael-
schen Brand des Borge. An den Seiten in Hochrelief die nackten Gestalten von
IMerkur uni.1 Venus in entzückend weicher Fleischbehandlung. An den Schmalseiten
rechts Pvramus und Thisbe am Brunnen, links Urteil des Paris. Dem Aufsatz tritt
ein weitvorgekragter flacher Giebel vor, dessen Architrav von vier schönen je zu zwei
und zwei durch
Festons verbun-
denen Hermen ge-
tragen wird. In
der Mitte die Ge-
stalt d. Curtius auf
lebhaft sich auf-
bäumendem Ross
mit Schild und
Schwert, im Begrift'
in den unter den
Hufen des Pfer-
des sich öfiiien-
den Spalt hinein-
zusetzen. Zur Seite
in Nischen zwi-
schen flachen Pi-
lastern die Gestal-
ten des Mars und
der Minerva. An
den Schmalseiten
rechts das Wap-
pen von der Horst,
links das Wappen
von Palandt. Die
Krönung mit dem
Doppelwappen
der von der Horst
und von Palandt
und der Zahl i577,
zwischen den sit-
1 zenden Gestalten
Fig. 52. Hugenpoet. Kamin. ZWeicr gefcSSelter
nackterMenschen.
Der dritte Kamin (im Esszimmer) besteht nur aus einem breiten Architrav,
von zwei grossen bocksfüssigen Faunen mit Fruchtkörben auf den Köpfen als Karya-
tiden getragen. An den Schmalseiten je zwei Alliancewappen, von einem grösseren
Wappencyklus stammend, wahrscheinlich von einer Ahnentafel der Margaretha von
der Horst, Erbin zu Horst, Gattin Bertrams von Loe zu Palsterkamp.
Der vierte Kamin (ursprünglich in anderer Anordnung) zeigt im Architrav in
vier Scenen die Geschichte vom barmherzigen Samariter, im flachen Giebelaufsatz
eine weibliche allegorische Figur, als Stützen zwei weibliche Karyatiden.
124
HUGEXPOET
125
Ein im Archi\- zu Borbeck befindliches Heft in Ful., bez.: ,Diisscs rechenbuch
von allerhands reytschap und nottrufift tot meyne angefangene bow, vort von allen
arbeitzfolch und dachhu\'ern, wie nachbeschryben stat uysswyset, ist tlurch mych
den lo. x\prilis anno (i5)59 irst angefangen über steinhauerarbeiten' enthält ausführ-
liche Angaben über die bei dem Bau und der Ausschmückung von Haus Horst
beschäftigten Arbeiter und Künstler (Bearbeitung und teilweise Publikation wünschens-
wert). Genannt werden unter den Bildhauern Meister Ilenrych OycJi von Kaikar
und sein Sohn Wilhelm von Kaikar (i559), Henry ck Vermeykken und sein Sohn
Wilhelm (schreibt sich selbst Wyllcm van Fcrnncke?i), der Meister der Kölner Rathaus-
halle, Arndi Jansen oder Johansen, Stadtmeyster der Stadt Arnhem (i558), Meister /ö/^y/
de la Court (i563, schreibt sich selbst ybö^y de Lacoial), als Verfertiger von hystorien,
Benignus Campus von Collen (i567).
Die bedeutende im Erdgeschoss und in den Räumen des ersten Stockwerkes
aufgestellte Gemäldesammlung (früher auf Haus Borbeck) ist vor allem reich an
guten Niederländern des
i6. und iV.Jh. Die Be-
zeichnuncren im folgen-
den nach dem (hand-
schriftlichen) Katalog.
Unter den Bil-
dern religiösen und
mythologischen In-
haltes ein Triptychon,
niederrheinisch um 1 5 20,
aus der Schule des Mei-
sters vomTode der Maria.
In der Mitte die Anbe-
tung der Könige. In der
umgebenden Architektur
feine Renaissancemotive,
rechts die Ruhe auf der
Flucht, links die Anbe-
tung des Kindes durch
die Hirten. Grosses Gemälde der h. Sippe auf Hulz, niederländisch, Anfang des
16. Jh., unter überladenem Renai.ssancebaldachin das Christkind zwischen Maria und
Anna stehend, die übrigen Familienmitglieder im Hintergrunde, vorn reizende Gruppen
spielender Kinder. Eine zweite h. Sippe von Michel Cocxie, in der Mitte das Kind
liegend, von einer der Marien gehalten, die Madonna die Brust entblössend, vortreff-
liches Stück mit schönen Frauenköpfen. Einzug Christi in Jerusalem, grosses nieder-
ländisches Bild des 16. Jh., unter italienischem Einflüsse: Christus einen Abhang
hinunterreitend, Kinder mit Palmzweigen ihm entgegeneilend, im Grunde rechts in
blaue Töne gekleidet die Stadt Jerusalem. Kleines niederländisches Kabinetstück
mit der Ruhe auf der Flucht, die Madonna in langem weissen Mantel am Fusse
eines Baumes sitzend, im Hintergrunde Joseph mit dem Esel. (Fig. 53.) Eine heilige
Familie auf Holz von Franz Floris. Der Kampf der Amalekiter mit den Isrealiten
von Otto van Veen. Joseph vor Potiphars Weib flüchtend von van der Myn. Der
verlorene Sohn von M. Heemskerk, Holz, gutes Stück, vollbezeichnet: i559 LUCAS
IXT. XV CAPiTTEL. MARTiNUS VAX HEEMSKERCK ixvEXiT : der Sohn auf den Knieen
Schi o SS
Künstler
Gemälde-
sammlung
Religiöse und
mytholog. Rüder
Fig. 53. Hugenpoet. Ruhe auf der Flucht.
125
126
KRFIS DUSSELDORF
Schioss vor seinem Vater, im Hintergrunde die Vorbereitung des Festes (Fig. 54). Die Spei-
sung der \^iertausend in grosser Landschaft \on fakoh de Wit. Die Ehebrecherin vor
Christus von .V//-flA/.v /^(9/Av.v///. Christi Höllenfahrt von Pieler Brnighel (hm Ji'nii^ereu. Ein
alter und ein junger Faun mit Tigern nach Ruhens.
Porträts Unter den Porträts zu nennen das vortreffliche Bild eines Mathematikers, in
greller Beleuchtuns;. in der linken Hand eine Rolle mit der Inschrift: i.a worte
GUASTA DE GRAN DISSEGNI, Art des Rihcia. Bildnis eines älteren Mannes mit kur-
zem grauen Bart und schwarzem Hut von einem ^^enetianer des i6. Jh. Porträt
einer alten Dame im Lehnstuhl. mit einem Hündchen auf dem Schoss von ('onieJim
Visscher.
Fig. 54. Hugenpoet- Der verlorene Sohn von Manen Heemskerk.
Genrebilder Unter den Genrebildern: ein guter Tcrhoirli, zwei Knaben, denen ein
Mädchen gegenübersteht, zusammen lesend. Plauderscene von Aul. Palaincdes, vor-
treffliches Stück, zehn Figuren in sorgfältig behandelter Toilette, feine Köpfe.
Ein Concert champetre von Wallcan, links drei Musikanten, rechts eine Dame.
Ein Leierkastenmann und ein musizierendes Mädchen, Hatbfiguren, Pendants von
/. Zieh. Ein Flötenspieler von Caspar Netschcr. Eine alte Frau mit der Laterne
und eine alte Frau mit einem Knaben, zwei Nachtstücke in lebensgrossen Halb-
figuren von (}. Honthorst. Bauer vor der Kirche von Molenacr. Reiterkampf von
Bonrgignon.
Landschaften Unter den Landschaften: Pferde an der Tränke von Karel du lardin.
Italienische Landschaft mit zwei Frauen, einem Hirteii und Kühen als .Staffage von
12C)
ITTER
127
Nikolas Poussiti. Von demselben eine zweite Landschaft mit Burg und Felsen. Land- Schioss
Schaft 'mit Ruine und rastenden Jägern von /. F. r. Blnrmni. Viclnnarkt \on ./. /-).
BiUtdoitiii. Weitere Stücke n'du WotivcrDunui, /. r. Ihcda, w. a.
Unter den Stilllebcn: Blumenstücke von Sibilla Meriaii. Küclienintericur Stiiiieben
von Siivders. Vögel \on Wroii.v. u. a.
ITTER.
^■. MlI^lXC, r,OSchi( htr Kathol.
I- ,, . ^,, Pfarrkirche
.. 1\. 11, ^. u->9.
l 'i'k. ülicr (las ralmuiit
KATHOLISC'IIK PFARRKIRCIl F. (tit. s. TTubcrli^
der I-Jittcrgütcr, Burgen 111, S. 76. — l)i\ ii:ri.m u. Möokix,
1 1 a iidsili ri fll. (,*u. Im S l a a Isa rcli i \- zu Düsscldorl'
\( IM I 663 al) ( Kaiscirs-
wcrtli. Reg. 55o).
Die Kirche isi ft (lesciiichic
im 12. Jh. als Kapelle
erbaut worden. \\\ dem
liber valoris \-om An-
fang des i4. Jh. (BlN-
TERiM u. Mooren. E.
K. I, S. 262 ) und der
Urk. von i363 (Ur-
kundl. Widerlegung der
von dem Adel der
Lanile Jülich, Cleve,
Berg und Mark dem
Fürsten Staatskan/lcr
überreichten Dei\k-
schrift, 181 9, S. io3)
noch nicht erwähnt.
Die Errichtung der
Pfarre fällt wahrschein-
lich in die Zeit der er-
neuten Verehrung des
h. Hubertus, nach l4i4 ( IjRosils, Ann. 11, p. 54). Das I'alroual besass die Abteikirclic
von Kaiserswerth.
Im |. 1862 die Kirche gründlich restauriert und v(n'längert, das Mittelschiff ein -
gewrilbt, ein neues Joch h.k h ( )sten angefügt, die Seitenschiffe neben diesem und dem
Chorhaus weitergeführt, die Apsis hinausgeschoben. Die kleine A]:)sis, mit der das
südliche Seitensihiff ursjMünglich abschlnss, wurde nicht erneuert.
Dreischiffige romanische Pfeilerbasilika (Fig. 55) mit \'ortretendem Westturm, Beschreibung
ursprünglich im Mittelscliiff flachgedeckt, der alte Bau 46,2 m lang, 3 1,6 m breit, der
neue Bau 68,2 m lang. Das Material ist Tuff", an den Aussenmauern der Schiffe Tuff'
und Backstein.
Der dreistrkkige, ganz aus Tuff bestehende, von achtseitiger geschieferter Haube Äusseres
gekrr)nte \\'cstturm ist im Untergeschoss, das nach Süden ein neues Portal zeigt,
ungegliedert, in den beiden oberen Stockwerken durch schmale Vertikallisenen und
Rundbogenfriese belebt, im obersten Gesclioss durch je zwei romanische Do])pelfenster
Fig. 55. Itter Ansicht der katholischen Pfarrkirche.
127
128 KAISERSWERTH
Kathoi. mit Mittelsäulc. An der Westseite eingemauert ein rohskulpticrter Christuskopf. Der
Pinrrlcirchc
Obergaden des Mittelschifies mit kleinen Rundbogenfenstern und Vertikallisenen, die
Ausscnmaueni der Seitenscliifie mit einfachen rundbogigen Blenden. Die ursprüng-
lichen kleinen Fenster nach oben erweitert, so dass sie jetzt an den Blendbögen ab-
schliessen. Im dritten südlichen Joch ein altes Portal mit Rundstab in den Gewänden.
Die Schmalseiten der Seitenschiffe zeigen dieselbe grosse Blende, die (der alten nach-
gebildete) Apsis ist durch Vertikallisenen und Rundbogenfries in drei Felder zerlegt.
Inneres Der Eindruck des Inneren ist dunh die schlecht ein<2:efü2:ten Gewölbe und
die grosse Länge des Baues sehr beeinträchtigt. Die Pfeiler entbehren der Basen und
zeigen einfache aus Schmiege und Deckplatte bestehende Kämpfer, che Arkadenbr)gen
und Scheidemauern sind ungegliedert, die eingefügten gothischen Kreuzgewr)lbe ruhen
auf Konsolen. Die Turmhalle ist noch mit dem alten Gratgewölbe überspannt und
zeigt rundbogige Blenden an den Seiten.
HausEibroich HAUS ELBROICH. V. Mering, Geschichte der Burgen, Rittergüter etc. in
den Rheinlandcn III, S. 54, sehr ausführlich. — Lenzen, Statistik des Herzogtums
Berg I. S. 9o.
Allodialgut der Herren von Eller (s. o. S. 89), nacli deren Aussterben es am
Ende des i5. Jh. an den Landesherren, Herzog Wilhelm, kam, der es an Arnold von
Spythe verlieh. Von diesem kam es i492 durch Kauf an die Herren \on Retraedt
(Stammtafel bei Strevesdorf, Arch. Colon, dcscriptio historico-poetica p. 8o und bei
RoBEXS, Ritterbürtiger Adel des Niederrheins, Aachen iSiS, II, S. 375), i589 durch
Kauf an die Hen-en von Neuhof, i679 an die Herren von der Horst, von diesen
i8o2 an Karl Friedrich von Wendt, i8o4 an die Familie von Bertrab. Das jetzige
Burghaus wurde um i69o \-on Georg von Neuhof erbaut.
KAISERSWERTH.
Litteratur Aeg. Gelenius, Par SS. Suuibertus et Plectrudis post millenarium fere annum
illustratum meditatione historica, Köln i64o. — Ders., Ch'pcus Suibertinus adversus
iacula, quae in scriptorem S. Suiberti contorquentur, o. J. — Theodor Ray, Animae
illustres Juliae, Cliviae, Montium, Marchiae, Neuburg i663, p. 36. — fustitia processionis
palatinae super Caesaris insula vulgo Kaiserswerth et appcrtinentiis, Wetzlar i7io. —
Cramer, De veterum Ripuariorum et praecipue eorum metropolis Coloniac statu < i\ili
et ecclesiastico p. 97. — Reize längs den Neder-Rhyn tot Bon, Campen i785, p. 9i.
— J. J. Lenzen, Beiträge zur Stati.stik des Gro.ssherzogtums Berg, Düsseldorf 1802, II,
S. 9o. — Suitbertusbüchlein, Düsseldorf 1 849. — H. Ritter, Zur Geschichte von Düssel-
dorf, nebst Beschreibung der Zerstr)rung und Belagerung von Kaiserswerth, Düsseldorf
i855. — Lacomblet, Kaiserswerth: Archi\- für die Geschichte des Niederrheins III,
1860, S. 2. — Memorienbuch d. Kollegiatkirche ebenda S. 1 17. — Binterim u. Mooren,
E. K. I, S. ii4. — Ann. h. V. N. IV, S. 338. — Chartular: Lacomblet, U B. II, p.VII,
VIII. — Urk. vom J. 1292: Forschungen zur deutschen Geschichte XVI, S. 36o. —
Zur Geschichte von Kaiserswerth während des siebenjährigen Krieges: Heimatskunde
1880, S. i33. — Das Suitbertusstift: Nrh. G. 1881, S. 188. — Binterim, Denkwürdig-
keiten V, I, S. 336. — K. W. Bouterwek, Swidbert, der Apostel des bergischen Landes,
Elberfeld i859. — Ph. Heber, Die vorkarolingischen christlichen Glaubensboten am
Rhein und deren Zeit, Frankfurt i858. — Leben des h. Bischofs Suibcrtus, Düsseldorf
i845. — Rettberg, Kirchengeschichte Deutsclilands II, S. 396, 46o, 524. — Seibertz,
128
KAISERSWERTH
129
Laii(l(,'>- uiul Ro(-litsgesc-hiclite des Herzogtums Westfalen I, S. 8i. - J. 11. Kf.sski,,
Der selige (lerrieh S. 1 8, 39, 24, i 75, i96. — Edwakd \'. Ar, Zum i i 75 jährigen Juhi-
l;ium (i<'s h. Suitbertus /u K;iisers\verth, Düsseldi n-f i892. — \'iin lüeluiih nach Aul-
vverpen, eine freie Rheiiifilirt, Düsseldorf i892. S. 6o. — K. l!ii\i;, X'erzeiehuis der
Bürgermeister etc. der Stadt Kaiserswerth : Düss. Beitr. \'l. S. 28. — \'ila S. Suil)erti aue-
tore INIareellino jiresbitero : Lkihnit/., SS. rer. Bruusvie. 11, \). 222. Vgl. Potth.vst, J3iblio-
theca lii>l. iiiedii aevi S. 897 und ("hkvai.ier, Repertoire des sources historiques du
moyen-age, p. 2i36. — W. Dii.kami'. Die F"älsehung der vita S. Suidberli: IIi^tor.
[ahrbuch der Görresgesellschaft II, 1881. S. 272. Ivpistola Rixfridi F'risii ad S. Lud-
gerum de S. Suiberto: SuRius, Vitae SS. i. Marl. - Ludgeri relatio de eanonizatione
S. Swiberti: Leibnitz. SS. II, p. 243. — Radbodus. Sernn > de S. Suiberto et eiusdem
Carmen allesoricum sive homilia de eodtMu: Acta SS. lioll. 1. .Mart. I, p. 84 und Ma-
RTI.LON, Acta SS. ord. s. Bened. saec. III, i ., ]). 244. l\l<igiuni s. Suiberti hisloricum:
Litter.Tiur
Fig. 56. Kaiserswerth im J 16.50.
Mabillon, Acta SS. ord. s. Bened. saec. III. i. p. 239. — Hen.schen, De S. Sui-
berto epi.sc. Frisonum apostolo Caesaris Werdae ad Rhenum comincnt. histor. : Acta SS.
Boll. I. Mart. I, p. 67. — Papebroch, De S. Suiberto episc. commentatio: Acta SS.
BoU. 3o. April III., p. 802. — v. Restorff, Beschreibung der Rheinprovinz S. 357. —
V. Mülmann, Statistik I, S. 42 7. — K. v. Angermund, Wanderungen in der Um-
gebung Düsseldorfs S. 26.
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchi\- zu Düsseldorf: 535 Urk. von 877
bis i786 (526 Orig.), darunter eine Reihe Kaiser- und Papsturkunden.
An Hsn.: IMemorienbuch des i4. Jh. (Lacomblets Archiv III, S. io9, 11 7), mit
Kalendarium, angeschlossen Marcellini vita Suitberti und der Traktat De exaltatione
Suitberti, die legenda S. Quirini und Commendatio defunctorum i5. — 16. Jh. (A. 120).
— \'ita Suitberti und canonisatio, 16. Jh. (A. 121). — REDiNGHOVENsche Hs. A. 24,
Bl. 353^ Nachrichten über die Stiftskirche und die (zerstörte) S. Georgskirche, Bl. 44^
Praepositi ecclesiae s. Suiberti von 7i7 — 1638 (lückenhaft). In A. 23 Bl. 369 — 388
10 Urk. von 1181 — 1437.
Handschriftl.
Quellen
Düsseldorf
129
l3o KREIS DÜSSELDORF
Hnndschrifii. Über die Akten \gl. Ilgex, Rhein. Archi\- S. 88. Darunter Kapitulaq^rotokoll-
^""'"^" bücher von i657— 1797. — Nachrichten ül)cr das Grab des h. Suitbertus 1626 — i 737.
— Rechnungen über die Reparaturen von i639 und i644, über den Reparaturbau von
i7o2 — i7o9, über die Verschönerung des Chores von i78i (Reg. 543'').
München Li der Staatsbibliothek zu München: Urk. und Nachrichten in der Reding-
HOVENschen Sammkmg, Cod. germ. 221 3, Bd. V, Bk 34 Kaiserurkunden von 1293 an,
Bk 29 Urk. der Herzöge von Berg von i399 an; Bd. VI, Bl. 62 und 7 7 die ähesten
Urk. von 87 7 an; Bd. XIV, Bk 3o4 Urk. von 11 84 an. Die Privilegien im Bd. XXX,
BL 620; die Inschriften im Bd. XVII, Bl. 96.
Ansichten un.i Ansichtcu uud Pläne. I. Such, Ansicht vom Rheine, 18x10, 7 cm., bez. oben
keyserswerdt mit zwei Wappen bei Merian, Topographia archiep. Mogunt., Trevir.
et Colon, p. 5o. ^^gl. Fig. 56 und Th. J. J. Lenzen, Titelblatt.
2. Zeichnung nach dem Merianschcn Blatte, von S. Hülser, 1888, phot. \-on
Höltgen, Düsseldorf.
3. Stich, ,Die Eroberung der Haupt Vestung Kaiserswerth i7o2', im \'ordergrund
die Belagerer, Umrahmung von Trophäen, bez.: PAULUS decker iun. inv. et del.
jeremias wolff excud. g. stein sc.
4. Ansicht vom Rhein, Kupferstich vom J. i767, i2Xi5 cm.
Stiftskirche STIFTSKIRCHE. Kölner Domblatt i844, Nr. iio. — Baudris Organ für
christl. Kunst III, i853, S. 69, 77 mit Taf. (Aufnahme vor der Restauration). — Fr.
Bock, Die Stiftskirche zu Kaiserswerth: Kölner Domblatt i855, Nr. I27. 128. — Die
Stiftskirche zu Kaiserswerth: Heimatskunde 1880, S. Ii3. — Otte, Geschichte der
romanischen Baukunst S. 56, 39 1. Dazu Aldenkirchen in den B. J. LV, S. 2i3. —
Otte, Handbuch der Kunstarchäologie II, S. 72. — LoTZ, Kunsttopographie I, S. 3 16.
— aus'm Weerth, Kd. II, S. 43. — Knackfuss, Deutsche Kunstgeschichte I, S. i32.
Gründung Der Stifter der Abtei Kaiserswerth war der h. Suitbertus, einer der Genossen des
h. Willibrord, der zu Anfang des 8. Jh. von Pipin \'on Heristal eine Rheininsel zum Ge-
schenk erhielt, auf der er ein Kloster erbaute (Beda, Hist. ecclesiastica gentis Anglorum
V, c. 1 2 : insula Rheni, quae lingua eorum vocatur in littf)re ; bezeugt in einer Urk.
Kaiser Heinrichs vom J. 11 93: Lacomblet, UB. I, Nr. 54o. — Lacomblets Archiv III,
S. 3). Im J. 87 7 nimmt es König Ludwig IL in seinen Schutz: monasterium quod
est constructum in honore S. Petri principis apostolorum necnon et S. Suidberti con-
fessoris Christi in locn qui dicitur Uuerid (Lacomblet, UB. I, Nr. 7i. Dazu Nr. 77).
Neubau L'^m die Mitte des ii.jli., wahrscheinlich unter Kaiser Heinrich III., der das
Kloster reich mit Schenkungen bedachte, erfolgte ein vollständiger Neubau, der wohl
schon io5o vollendet war (Lacomblet, UB. I, Nr. i83, i85, 186). Eine genaue
urkundliche Nachricht liegt nicht vor, allein der Bau selbst weist gebieterisch auf diese
Zeit hin. Die Kirche war eine dreischififige Pfeilerbasilika mit flacher Decke, drei
Apsiden und einem Westturm.
Abtragung des Der Westtumi wurdc im J. 12 43 aus fortifikatorischen Rücksichten durch den
Burggrafen Gemandus abgetragen, damit bei der bevorstehenden Belagerung die Burg
das ganze Terrain beherrschen könne. Hierauf weist die früher an der Westfa9ade
befindliche Inschrift (jetzt entfernt, Bruchstücke an der Innenseite) in lateinischen
Hexametern: anno domini mccxliii.
HANC templi partem, credens mox affore martem,
GERNANDUS FREGIT TURRIMQUE lACERE COEGIT,
NE NIMIUM SURGENS ARCIS PRESSURA SIT URGENS,
TEMPORE TRANQUILLO REPARAT MELIORE LAPILLO.
i3o
KAISERSWERTH l3l
Gernandus, der 12 49 vom König Wilhelm zum Burggrafen auf Lebenszeit er- Stiftskirche
nannt wurde (Lacombi.et, U B. II, Nr. 343), erfüllte sein Versprechen, iiac hdiMu wahr- •^"" '*'=' '^''"=''"
.scheinlich bei der einjrdirigen Belagerung durcli Kr)nig Wilhelm I248 die Burg arg-
mitgenommen worden (Urk. von 1249 bei Lacomblet a. a. O. — Cronica comitum:
Seibertz, Quellen II, S. 2 1 3 — Chron. Ellenhardi : Mon. Germ. SS. XVII, p. 1 2 1 ) und der
Chor als der der Angriffsseite zugewandte Teil zerstört worden war, wenigstens zum Teil.
Der Ostteil wurde in den Formen des romanischen Übergangsstiles neu errit litcl
untl war wahrscheinlich schon I264 vollendet. In diesem Jahre erfolgte, wohl als
Abscliluss des Baues, die feierliche Übertragung der Reste der lili. Suitberlus und
Willeicus (s. u.). Der Um.stand, dass für den neuen Prachtschrein im neuen Chor
eine \on Anfang an geplante tiefe Kammer sich befindet, l)eweist die ungefähre
Gleichzeititjkeit.
Schon in den J. i639 und i644 erfolgten kleinere Reparaturen (Düsseldorf, Staats- Reparaturen
archiv, Reg. Kaiserswerth 543''). Die an der Südseite des Chores angebauten Seiten-
kapellen b. Mariae v. und S. Mauritii wurden i644 abgerissen (Memorienbuch in
Lacomblets Archiv III, S. ii9: A. i644 . . capellae b. Mariae v. et s. Mauritii iuxta
templum nc^strum ad partem meridionalem olim aedificatae vetustate detritae et
difficulter reparabiles sunt dirutae).
Bei der Belagerung und Beschiessung von Kaiserswerth im J. i7o2 (s. u. S. i4o) Beschädigung
wurde auch die Kirche sehr stark beschädigt. Die im nächsten Jahre in Angriff
genommenen Restaurationsbauten dauerten von i7o3 — i7i7 (Düsseldorf, Staatsarchiv,
Urk. Kaiserswerth 5i7, 5i9, 52 iV Der Turmstumpf wurde erst i765 notdürftig wieder-
hergestellt (Urk. 528), i78i ein neuer Hochaltar errichtet und der Chor verschönert.
Eine durchgreifende Restauration in den J. i87o — 1877 durch Professor August Letzte
Rincklake in Berlin, unter der örtlichen Bauaufsicht von Architekt Pickel Hess den
Bau in neuem Glänze wiedererstehen. Die Deckung der Kosten v(^n 435 000 Mark
ist fast ausschliesslich dem ausserordentlichen Eifer des Herrn Pfarrers Dauzenberg zu
danken. Da ein einziger Westturm zu nahe an die Futtermauer des nach dem Rhein
abfallenden Terrains gekommen wäre, wurden zwei mächtige Westtürme in den J.
i87o — 1874 errichtet, die unvollendeten Chortürmchen i876 — 1877 ausgebaut. Die
aus dem i7.Jh. stammende dünne Mauer, die den Westteil des Mittelschiffes, in dem
die Glocken hingen, als eine Art von Westturm abtrennte, wurde entfernt, die ver-
mauerte nördliche Vorhalle (Fig. 59 G), in der nach Westen ein Raum für die Chor-
knaben abgetrennt war, wiederhergestellt, das grosse aus dem Anfang des 18. Jh.
stammende Abteigebäude, das im Norden an die Kirche anstiess, und sogar die
Fenster im Obergaden des Mittelschiffes verdeckte, gänzlich entfernt. Im Ostteil
wurden unter den Pultdächern der Seitenschiffe, um dem Mittelschiff grössere Festig-
keit zu geben, verdeckte Strebebögen errichtet. Das Langhaus der Kirche wird dundi
Göhhels ausgemalt.
Dreischiffige romanische Pfeilerbasilika mit Querschiff und vier Türmen, im Beschreibung
Lichten 68 m lang, 2 2,3o m breit. Das Querschiff 2 9,8o m lang, das Mittelschiff io,3o m Äusseres
breit, der Chor 22 m lang (Grundriss Fig. 59).
Der Westbau ist zweistöckig und zeigt in der Mitte des Erdgeschosses das in vvesibau
den Formen des Übergangsstiles gehaltene Portal, der Bogen spitz, die Thüröffnung
selbst mit horizontalem Sturz geschlossen, flankiert von zwei monolithen Säulen mit
Blattkapitälen und Eckblattbasen, die sich über der Piinthe in einem mit drei Knäufen
versehenen Rundstab fortsetzen. Über dem Bogen ein runder Stein mit einer Hand
eingesetzt, die auf die ehemals hier befindliche Inschrift (s. o. S. i3o) wies. Das
9*
i3i
l32
KREIS nrssFi.noRK
Stiftskirche zweito Gesohoss ist durrli Vertikallisenen umi RuiullKigcnfries bclrhl. die dni nmd-
bojfisje Fenster einschliessen. Der (liclnM d;irül>cr zciirt zwei rundlK)o-i<;c Blonden und
eine mittlere rundb(>ü;iL;;e Xisehc.
Türme Die Von Rinik/iik( erh.'iuten nuiehtigen W'esttürnie J> und C erhel)en sieh in
vier Stoekwerken über einem litiluMi Haustein.s<iekcl. Das zweitt^ und dritte Gesehoss
sind dureh Vertikallisenen imd Rundbogenfrics gegliedert, das vierte zeigt an jeder
Seite je zwei im Kleeblattbt^gen gesehlossene romanische Doppelfenster mit gekup-
pelten Mittelsäulen. Eingedeekt dureh je \\cy gesehieferU^ Trapeze über Ciiebeln mit
aufsteigendem Rundbogen fries.
NntieUchiff Das IMittelsi hit'f zeigt im Obergaden an den Aussensciten untcM- dem reieli
ilrofilierten Daehgesinis eincMi Rundbogenfries und im [,angh;ms auf jcdci- Seite je
Fig. 57. Kaiserswerth. O.stansicht d:r Stiftskirche.
fünf \on Rundstäben eingefasste rundbogige Fenster, die Seitensciiiffe an der Nord-
seite drei, an der Südseite vier in Kreise eingesehlossene Vierpassfenster. An der
Nordseite ist hier neben dem nrndlichen Querarm die weit ausladende Sakristei H
von der Höhe des Seitensehiftes angebaut und dureh drei Doppelfenster belichtet.
KieuKirme Die Kfeuzarme setzen die Gliederung des Mittelschiflfes bis auf den hier
fehlenden Rundbogenfries fort, dafür ist das Gesims noch reicher gestaltet, die West-
seiten zeigen je zwei, die Nord- und Südseiten je drei runtlbogige Fenster. Der Nord-
giebel ist dureh eine einfache von einem Rundstab eingerahmte Nische belebt,
während der Südgiebel drei kreisrunde Fenster zeigt.
Dem nördlichen Querarm tritt eine reizvolle V(jr halle G vor (Fig. 58). die sich
na« h Westen an die angebaute Sakristei H lehnt, wiihrend sie sich nach ( )st(Mi mit
l32
KAlSEKSWtRTH
l3>?
Fig. 58 Kaisfrswerth. Vorhalle der Stiftskirche.
Ostteil
ciiuMn Crossen Riimll)ii<;t'ii ulliu-t. X;uli X<iixk-ii in der Mitte ein i^rosses dreiteiliges Stiftskirche
PiHtal mit drei gleieli grossen RmKlhtigen, getragen vnn zwei nionolitlien Säulen aui
einfachen Basen mit weit ausladenden romanisrhen Akanthuskapitäleii und reieh geglie-
derter I)e(kplatte. Zur Seite je ein dreiteiliges Fenster, \<<]\ einem Kleeblattlxtgen
eingefasst, tUr mittlere Bogen gestelzt, die Säulehen auf Kt kblattbasen mit Hlattka])i-
tälen (die im Osten beide erneut). Die Vorhalle zeigt eine (erneute) Ilaehe Balken-
decke auf Kragsteinen. Am Südgieljel des Querschifies sieben gro.sse Kragsteine in der
Mauer, die tlas Dach tler i644 abgebrochenen Mauritius- und Marienkapellen trugen.
Der spätere Ostteil zeichnet sich auch im Äusseren durch eine reichere Formen-
sprache aus. Der Obergaden des Chorhauses ist dun h einen kleineren Rundlxigen-
fries belebt und tlun li \'erlikallisenen in zwei Felder zerlegt, in jedem belindet sich
ein Ruiulfenster. Die über die Kreuzarme hinaus \ erlängerten Seitenschiffe sind um
i,5om hr)her als die entsprechenden Teile im Westen des Querhauses, sie sind an
den Aussenseiten belebt durch Vertikallisenen, Rundbogenfriese, deren Br)gen auf Blatt-
kons(")lchen ruhen, und
je zwei Fenster, deren
oberer Teil fächerförmig
zur fünfblätterigen R(jse >
auslädt und \on einem
Rundbogen mit Rund-
stab eingerahmt ist. Nach
Osten sind an diese ver-
längerten Seitenschiffe
aus fünf Seiten des regel-
mässigen Achtecks kon-
struierte Chörcluii an-
gebaut mit je vier rund-
bogigen Fenstern.
Der Hauptchor
wird von zwei vierseiti-
gen Türmchen mit Tra-
pezdächern flankiert, die
zur Seite des Chorhauses noch drei Stockwerke über dem Dachgesims aufsteigen (Fig. 59,
E, F). Die drei oberen durth /'/c/f^/ aufgeführten Geschosse sind gegliedert durch Rund-
bogenfries und Vertikallisenen, das oberste zeigt ein Doppelfenster mit Mittelsäule, von
einem Kleeblattbogen ums( hrieben und unter dem Abschlussgesims das aucli an den
Westtürmiii angebrachte Motiv des Frieses von quadratischen Feldern. Die Giebel-
chen zeigen ein abgetrepptes Mittelfeld mit Vierj^assfenster in Rundstal)medaill(jn.
Die fünf Felder des fünfseitigen Hauptchores werden durch Vertikallisenen ein-
iierahmt und unter dem Dachgesims durch eine Horizontallisene mit Klötzchenfries
abgeschlossen. In jedem Felde ein leicht spitzbogiges Fenster, in den Gewänden
Säulen mit zwei Ringen, über dem einfachen Kapital als Rundstab fortgesetzt.
Im Inneren zeigt der alte westliche Teil überaus einfache Formen, die
Grossartigkeit der Verhältnisse, zumal des mächtigen Querschiffes mit den breiten
Vierungsbögen, kommt bei dem Mangel jeglichen architektonischen Schmuckes um
so mehr zur Geltung.
Die Scheidemauern ruhen zwischen Vierungspfeiler und Westbau aut je drei
einfachen schweren Pfeilern, auf hoher Basis mit Plinthe und zwei Wülsten, aber nur
Hnupichoi
Inneres
Wesiteil
i33
i34
KKI'IIS DÜSSELDORF
Stift skirche
\\
C-.,-^^
Fig. 59. Kaiserswerth. Grundriss der Stiftskirche.
i34
KAISKRSWERTII
l35
in eleu Laibuiigcn der ArkadiMi s(.'ll)sl mit einem Kämpterge>im>. \)'\v Arkadenbiigen Stifi.-,kirche
seihst sind gän/licli ungegliedert, die liohen Scheidemauern nur durih die Rundhogen-
fenster mit den stark ahfallenden Oewänden l)elebt. Die \'ierungspfeiler zeigen ebenso
wie die Br)gen, mit <ltn(ii sich (He Seitensrliiffe narh den Krcu/.armt'ii ('iHnen, (his
gleiche einfache Kämpfergesims. Der ganze Westteil ist nie gewölbt gewesen und
konnte bei den grossen Dimensionen der Räume auch nie dafür bestimmt sein. Die
flache Balkendecke ist bei der Restauration erneut und mit Deckenmalereien im Stile
der Decke in S. Michael in Hildeslieim versehen worden. Die nach Norden an-
stossende Sakristei H ist von zwei, durch einen Gurt getrennten Gratgewölben mit
Schildböjgcn überspannt. Die beiden Ostmauem der Querarme gehören noch dem
älteren Bau an; unter den aus Haustein gebildeten Rundbögen, die die alten Seiten-
apsiden abschlössen, wurden bei dem Umbau um i25o tiefere Bt'igen aus Backstein
eingespannt.
Der Ostteil zeifft im Gec-ensatz hierzu den ganzen reichen '^c Imuick des Über- Osueil
gangsstiles, zumal in der I^'üllc der Dienste und Kapitrilbildungcn.
Fig. 60. Kaiserswerth. Längsschnitt der Stiftskirche vor der Restauration.
Das Chorhaus r)ffnet sich nach den verlängerten Seitenschiffen mit zwei Spitz-
bögen, die von einem Mittelpfeiler getragen werden. Die Rippen der beiden aus Tuff
bestehenden Kreuzgew()lbe des Chorhauses ruhen ebenscj wie die Schildbögen mit
skulptierten Knospenkapitälen auf starken Dreiviertelssäulchen, die über dem Kämpfer
des Mittelpfeilers auf einer Konsole aufsitzen, die aus Deckplatte, Blätterkranz und Ko]:)f
besteht, während sie in den Ecken herabgeführt sind. In den Scheidemauern rund-
bogige Blenden mit dem Rundfenster im Abschluss.
In ganz eip^enartieer Weise ist der Chorabschluss mit dem Chorhause in Ver-
binduncr gebracht. In den Ecken bei E und F waren hier die Mauern der beiden
o o
Osttürme nach innen zu maskieren; der Architekt erreichte dies, indem er zwischen
den beiden Aussenmauem ein geknicktes schmales Tonnengewölbe spannte und dies
zwischen zwei Triumphbögen stellte, von denen der im Westen mit einfachem Kämpfer
auf Pfeilervorlagen, der im Osten mit reichen Knospenkapitälen auf sehr starken Drei-
viertelssäulen ruht. Zum Überfiuss wurde in die Tonne zwischen die beiden Triumph-
bögen, mit jenen durch Schildbrjgen verbunden, ein starker Rundstab eingespannt, der
auf Knospenkonsolen ruht. Xach dem nördlichen Turm öffnet sich eine Thür zur
Wendeltreppe E; die Wand des südlichen enthält die sclirankartige Kammer F für
den Suitbertusschrein mit als Rundbogen fortgesetzten Säulen in den Gewänden.
Chorhaus
i35
i36
KREIS DUSSELDORF
Würdigung
Stiftskirche Xunuu'hr kiMiiitc (Ut ( lioralisrliluss D seine Riiijieu striilileiifrinnig von der Mitte
Chorabschluss ^^j.^, Xriumplibogens iiusscndeii. Den einzelnen Eeken treten starke Pfeilervorlagen vor,
um die je drei Dienste gruppiert sind, mit gemeinsehaftlielier Basis, gemeinseluiftlicher
polygonaler Deckplatte über den Knospenkapitälen und einem durehlaul'enden Ring
in der INIitte. Die beiden seitlichen Dienste setzen sich ebenso wie die Kanten der
Wirlagen im Abschlussbogen als Rundstäbc fort.
Die verlängerten Seitenschiffe sind mit ( hat-
gewölben überspannt, deren (}rate wie die sie
trennenden, die Gurte vertretenden Rundstäbe
auf Dreiviertelssäulen mit stark übergeklappten
Knospenkapitälen ruhen. Die Schildbögen
setzen jenen zur Seite auf dem Kämpfer der
Pfeilervorlagen auf In den Seitenchörchen
ruhen die mit Rundstabprofil versehenen Rippen
mit den dünnen Rundstäben der Schildbögen
auf Dreiviertelssäulen, die mit Mittelknäufen und
verschiedenen Knospenkapitälen versehen sind.
Von Ivunsthistorischer Bedeutung ist vor
allem der fiachgedeckte Westbau, der neben
dem Langhaus von S. Maria im Kapitol zu
Köln die bedeutendste niederrheinische Pfeiler-
basilika darstellt, von grosser Schlichtheit in
den Formen und mächtigen Verhältnissen. Die
nialerische Wirkung des Ganzen ist im wesent-
lichen erst durch den Rii!rk/akesc\\(;\\ Ausbau
hervorgerufen.
Die drei Altäre im Übergang.sstil sind
Schöpfungen Rincklnkes. Im Mittelschiff" und
im Chorhaus zwei erst im i7. ]h. angelegte
kellerartige mit Ti >nnen überspannte Grab-
gewölbe.
An der Nordseite des Chores ein dreiteiliger
Sakramentsschrank, der ein ganzes Feld
einnimmt, in Sandstein, vom Ende des i5.Jh.
Auf dem in acht Felder zerlegten Unterbau
der dreiteilige Gittersehrank, jedes Feld von
einem mit Kreuzblumen geschmückten Kiel-
bogen abgeschlossen, an den trennenden Pfei-
lern vier derb gemeisselte Heiligenfigürchen.
Daneben eine einfache Piscina dersell». Zeit.
Epitaphien des Kanonikus Friedrich Alljert von Breugel, f i8. März i73l, und
de> Kanonikus J(jhann Ferdinand Edmund von Rochow, t 24. ( )kt. i 7 76.
Schmiedeeiserner Standleuchter, 2,20 m hoch (Fig. 61), auf dreiteiligem Fuss,
mit überreich mit Ranken und Spiralen verziertem Aufsatz, aus dem lö.Jh. Über ähn-
liche Werke vgl. Kunstdenkmäler d. Kr. Kle\e S. 2 3.
Zwei 1,20 m hohe einfachere schmiedeeiserne Standleucliter derselben Zeit.
Die REDixGHOVENsche Hs. A. 24 im Düsseldorfer Staatsarchiv giebt Rl. 353^
einen Gnnidriss der Kirche mit Angabe der ehemaligen Altäre (eingezeichnet in den
Altare
Sakraments-
schrank
Kaisers werth.
Fig. 61.
Schmiedeeiserner Standleuchter.
Piscina
Epitaphien
Leuchter
Ehemalige Altäre
i36
Kl
KT.
■r.
O
C/j
KAISERSWKRTH l37
Gruiulri^s Kio. 59 l; i. All. irr >. Suibcili, 2. a. s. [nluiiinis cv., 3. a. >. Xiei>lai, 4. a. s. Sc- Stiftskirche
hastiaiii, 5. a. s. Aiiiuu', 6. a. s. Pctri. 7. a. s. Luaie et s. Bartlioloinaei, 8. a. s. Bar-
barae, 9. a. s. Cathariiiac, lo. a. s. Micliaclis, ii. a. s. Maurilii, 12. a. b. Mariac v.
(in den al)gebrochenen Kapellen im Süden), i3. a. in sacristia in parvo sactlln, i4. a.
in bibliotlieta (cleni alffjjetrennten joeh im Siulwesten).
Suitbcrtuss. jircin (Taf. VII. — aus'm Wekkih. Kd. 'I'af. XXX : TI, S. 44. - Suitbcrtus.
Kölner Domblalt 1 844, S. 118. — Die Sl. Suitbertustumba : Baudkis Urgan lür liuistl.
Kmist I, S. 18. — Kx\( Kl rss, Deulsdu- Kunstgesclnclite I, S. 426. — Kraus, Die
christlichen Inschriften der Rheinlande II, S. 289, Nr. 62?).
Schrein mui \ergoldetem Kupferblech über Eichenhnl/kern in ( icNlaU einer ein-
schiffigen Kiri he, auf jeder Seite mit sechs sitzenden Apnstelgestalten.
Die eine Gicbelseite zeigt unter Kleeblattbogen in dir Mitte die Gestalt des Giebel
thrimenden Suitberlus, in tler r.iid<i-n den Stern, in der Rechten den Bischofsstab,
rechts die kleineren stehenden Figuren des K(")nigs Pippin imd der h. Plectrudis. Über
tlem Kleeblattbogen in drei Halbkreisen die Halbliguren \on drei Engeln. Die Zwickel
zwischen dem Bogen sind mit Email brun gefüllt. Inschriften: REGINA PLECDRUDIS •
SANCTUS SUIBERTUS • REX PlPPl(nus).
Auf der anderen Giebelseite in der Mitte das Sitzbild der thronenden Madonna,
auf dem linken Knie das liekleidete Kind, in der Rechten einen Apfel, neben ihr
stehend zwei kleineie heilige Frauen mit Büchsen in den Händen.
Über dem Kleeblaltbogen, der in (hubens( hmelz auf dunkelblauem Grunde
die Ins( hrift träfft: AVE .\i.\kiA (.raiia I'LENA DOMINUS tecum, bi;xedicta tu in
MULIERIBUS, in drei Halbkreisen die Gestalten Tiottvaters und zweier Engel. Der
Grund wiederum mit Email brun.
Auf ieder der Länusseili'H unter Kleeblallb'i^en die Gestalten \-on sechs sitzenden Längsseiten
Aposteln, alle mit Büchern, einige noch dun h besondere Symbole ausgezeichnet. Die
Bögen, die in Grubenemail auf wechselnd dunkel- und hellblauem Grunde die Namen
der zwr)lf Apostel tragen — links SS. Petrus, Paulus, Bartholomeus, Andreas, Matheus,
Johainies, reihts SS.Jacobus. Thomas, Simon, l'liilip[)us, Matthias, Jacobus min. --, ruhen
auf je zwei romanischen, ornamentierten Säulchen mit E( kblattbasen und Kelchkapi-
tälen, hinter denen sich Streifen mit Email l)run befinden. In den Zwickeln die ge-
triebenen Drei\iertelsfiguren \ on Engeln mit BücIktu, Bandrollen oder Weihrauch-
fässern in Hochrelief
Der Soikel und da^ Dachgesims zeigen aut tier Schmiege denselben mit Stempeln
eingeschlagenen Palmettenfries, während die Hauptplatte abwechselnd eine Emailtafel
und eine Platte zeict, di(^ in reichstem, kunstvollstem Goldfiligran edle Steine enthält.
Die Emails mit wechselnden Mustern luuI nicht ganz reinen Farben sind in Gruben-
schmelz ausgeführt, nur kleinere Blättchen in Zellenschmelz. Eines der Emails ist
durch eine rohe Nachahmung ersetzt.
Der dachfih-mige Deckel zeigt acht getriebene D.u^lellungen in flachem Basrelief, DäcIi
links die Verkündigung, Geburt, Anbetung der Könige, Darstellung im Tempel, rechts
Taufe, Kreuzigung (erneut), Auferstehung, Himmelüihrt. Den Abschluss des Firstes bildet
eine schön stilisierte Weinranke mit grossen Trauben, gekrönt von fünf reich verzierten
Knäufen mit Kr\stallkugeln, deren Aufsätze und Fassungen zum Teil erneut sind.
Von den Blattfriesen, die die Giebelseiten zieren, ist nur der über der Madonna alt.
Der Suitbertusschrein wurde im J. 1264 vollendet — in diesem Jahre fand am Inhalt
6. Juli die feierliche Übertragung der Reliquien der hh. Suitbertus und Willeicus statt, die
im Inneren des Schreines in einem einfachen hr)lzernen Kasten, in Seide eingewickelt,
i37
l38 KREIS DÜSSELDORF
Stiftskirche ruhen. Dabei liegen Bleitäfelchen mit den Inschriften in Unzialen: istae sunt re-
LIQUIAE BEATI SWIBERTI COXFESSORIS, QUARUM FACTA EST HAEC TRANSLATIO A. D.
MCCLXIV IN OCTAVA APOSTOLORUM PETRI ET PAULI TEMPORE URBANI PAPAE QUARTI.
ISTAE SUNT RELIQUIAE BEATI WILLEICI CONFESSORIS, QUAE EODEM TEMPORE SUNT
TRANSLATAE (ein Bericht über die EröflFnung des Schreines im f. 1626 in Düsseldorf,
Staatsarchiv, Reg. Kaiserswerth 543«. — Kr)ln, Stadtarchiv, Farragines des Gelenius
— Lacomblets Archiv III, S. 112).
Würdigung Der Sclircin bildet den glänzenden Al)schluss der durch die Tumba von Xanten
eröflheten Reihe der niederrheinischen Schreine zu Aachen, Deutz, Kr)ln, Siegburg.
Er zeigt in Aufbau und Ornamentik ranz die Formen des I2i5 \-ollendeten Karls-
Schreines in Aachen. Steht so das Gerippe noch ganz unter romanischem Einfluss, so
zeigen die Figuren schon den zartesten und reinsten frühgothisclien Stil, die Gestalten
des h. Suitbertus und der Madonna mahnen an gleichzeitige französische Skulpturen.
Durch die Emails ist die Zugehörigkeit des Schreines zu der Kölner Gruppe gesichert.
An der einen Giebelseite die geschnittenen KCjpfe von Christus und Maria in
lapis lazuli, daran befestigt eine dicke Goldkette mit i4 filigranverzierten Kapseln und
12 ]\Iedaillen des 16. — 18. Jh.
Vortragekreu7.e Sübemes Vo r tr agckr e u z , 52 cm hoch. Das Kreuz allein 4i cm hoch mit
massivem Kruzifixus, auf den kleeblattförmigen Endstücken Medaillons mit den vier
Evangelistensymbolen, am Fuss gravierter achtseitiger Knauf mit farbigen Gläsern an
Stelle der Pasten. Vornehme und wirkungsvolle Arbeit vom Ende des iS.Jh.
Kupfernes Vortragekreuz, 55 cm hoch, vom Ende des i5.Jh., auf den Kreuzes-
enden in Vierpässen die Evangelistensymbole, neuer Kruzifixus.
.MoD.<;traiiz Zierliche silberne vergoldete Monstranz, 67 cm hoch, um i4oo, von feinen und
luftigen Formen. Der Fuss aus der sechsseitigen Rose konstruiert, zur Seite des Glas-
cylinders ein doppeltes Strebesystem mit je einer silbernen Heiligenfigur, in dem zwei-
stöckigen fein abgestuften Aufsatz ein Madonnenbild.
Kelche Kclch, vou Vergoldetem Silber, 23,8 cm hoch, vom J. i523, auf sechsseitiger
Rose, die am Rande ä jour durchbrochen und mit Ranken werk durchflochten ist.
In den Zwickeln verschnittene spätgothische Krabben, auf dem Fuss die Inschrift:
arnoldus zwollexsis coratus (so) ANNO DOMINI Mcccccxxiii. Auf dreien der Blätter
graviert die Gestalten der hh. Petrus, Paulus und Suitbertus, auf den drei übrigen in
massiven Figuren aufgelötet die Gruppe der h. Anna selbdritt, des h. Georg und eines
weiteren Heiligen, über ihnen ein freigearbeitetes spätgothisches Rankenornament. Der
Aufsatz ist mit reizvoller Burgenarchitektur verziert; der durchbrochene sechsseitige
Knauf trägt in Emailpasten den Namen : jhesus.
Gothischer Kelch, 18 cm hoch, Ende des i5.Jh., auf achtseitigem Sternfuss mit
der Inschrift: orate pro wilhelmo de uchem decano quondam huius ecclesie.
Barocker Kelch, 24,6 cm hoch, getrieben, mit der Inschrift: memento caspari
hanxler burgravii castri caesaris insulae a. i647.
Glocken Die Glockcn von i7o5 mit den Inschriften: i. mane meridie et vesperi
annuxtiabo l.\udem tuam domine. campana haec anno mdccv fusa et bene-
DICTA in honorem B. MARIAE V. ET SWIBERTI EPISCOPI.
2. CAMPANA HAEC FUSA ANNO MDCCV BENEDICTA EST IN HONOREM S. WILLEICI
CONFESSORIS.
3. CAMPANA HAEC FUSA ANNO MDCCV BENEDICTA IN HONOREM GERTRUDIS
VIRGINIS.
Stiftsgebaude Die älteren STIFTSGEBÄUD E waren vor !285 zum grössten Teil zu Grunde
gegangen (domus et sepes canonicorum secata et destructa: Lacomblf;t, U B. II,
i38
KAISERSWERTH
I39
Alte
P fn rr k i r ch I
Insclirifl
S. Georgs-
kirche
Nr. 8i5), die damals neugebauten bei dem Brande im J. i7o2 (s. u.). Das Abtei-Stiftsgebäude
gebäude an der Nordseitc der Kirche wurde i7o4 neu aufgeführt, der an die Kirche
anstossende Teil J erst bei der letzten Restauration abgebrochen.
Vor der Stadt befand sich auf dem Kreuzberge die alte PFARRKIRCHE
von Kaiserswerth, im 12.JI1. gegründet von Rabrat presbiter (Eintragung im Nekro-
logium XIII. Kai. Maii: Lacomblets Archiv III, S. 122), 1236 zur Pfarrkirche erhoben
(Lacomblet, U B. II, Nr. 1 17). Bei der Belagerung vom J. i689 gänzlich eingeäscliert.
Im J. i695 wurde der Pfarrbezirk in der Weise geteilt, dass die Dorfschaften
Einbrungen und Lohausen der Pfarrkirche von Kalkum, die zu Rath der Seelsorge
des Rektors des dortigen Nonnenklosters überwiesen wurden (Düsseldorf, Staatsarchiv,
Reg. Kaiserswerth 544).
An der Südseite fand sich die Inschrift (Terwelp in den B. J. LXXII, S. 1 3o
nach der Rheinbrohler Hs.): anno dominicae incarnationis 1200 albero laicus
COMPARAVIT A CONRADO LEYEN ET FILIO EIUS HENRICO IN VURKELE VINEAM, QUAE
DICITÜR LIUCENSDALE lUXTA FONTEM, QUAE SOLVIT ANNUATIM AMAIM VINI ET CuN-
TULIT EAM SANCTAE WALBURGI PRO REMEDIO ANIMAE SUAE ET UXORIS SUAE HILDE-
GUNDIS ET PARENTUM SUORUM AD NOCTURNUM LUMEN PRAESENTIS ECCLESIAE. AMEN.
In der Unterstadt von Kaiserswerth befand sich ausserdem die S. GEORGS-
KIRCHE, ein romanischer Bau, io78 (oder 1088) gegründet von dem ii4o ver-
storbenen Folradus presbyter (der Name auch im Nekrologium: Lacomblets Archiv
III, S. 120).
Ausführliche Nachricht hierüber giebt die REDiNGHOVENsche Hs. A. 24 des Beschreibung
Staatsarchivs zu Düsseldorf Bl. 355": Extra oppidum et insulam Caesaris situm est
templum valde pulchrum arte et antiquitatis forma visendum, quod dicitur S. Georgii,
estque insulae Caesareae ad orientem situm. Huius templi forma. tota desumpta est
ex aliquo terrae sanctae templo et inclusum est quadrangulari coemiterio ac muro,
ita tamen, ut murus iste ambiens ad occasum duas turres templi intra se compre-
hendat, iuxta publicam viam etiam illa parte ambiri non possit.
Die bei Redinghoven beigegebene Federzeichnung derWestfa9ade zeigt zwischen
zwei fünfstöckigen Türmen einen Giebel mit Kleeblattbogenfenster, einfaches rund-
bogiges Portal, darüber ein Bild des Salvators, zur Seite zwei ikonographisch wichtige
Reliefs in etwa lebensgrossen Figuren, links zwei Figuren, die sich bei der Hand er-
greifen, mit der Unterschrift: misericordia et veritas obviaverunt sibi, rechts
zwei Figuren, die sich küssen, mit der Unterschrift: justitia et pax osculatae
SUNT (aus Ps. 84). Darunter die Inschrift: has sibi virtutes semper discat quis-
que recolendas. An der Südseite ebenso ein Bild des Salvators mit der Umschrift:
FIAT lux! LUCTS ORIGO NOVAE TENEBROSO FULGET IX ORBE.
Die REDiNGHOVENsche sowie die Rheinbrohler Hs. geben ausserdem die inter-
essanten langen Weihinschriften der Kirche vom J. lo78 und zweier Altäre vom
J. 1102 (abgedruckt B. J. LXXII, S. I29).
KAPUZINERKLOSTER.
In der Landesbibliothek zu Düsseldorf: Liber actorum Capucino — In-
sulanorum, von i656 — 1686, fortgesetzt bis i835 (G. 10).
Das Kloster wurde i649 gestiftet (Urk. in der Düss. Zs. III, S. 21. — Ann. h.
V. N. XXVIII, S. 277, 279), die Kirche i672 erbaut, nach i7o2 restauriert. Ein-
schiffiger schmuckloser Bau, an jeder Langseite mit vier grossen Fenstern, über-
spannt mit einem Tonnengewölbe. Die Kirche steht leer; im Kloster ist das Bürger-
meisteramt eingerichtet.
Fagade
Inschriften
K.Tpuziner
klos ter
i39
l4o KREIS DÜSSELDORF
Burg BURG. Lacomblets Archiv III, S. 3. Weitere Litteratur oben S. 128.
Geschichte Kaiserswcrth, als unmittelbares geistliches Eigentum unter der Verwaltung der
Pfalzgrafen, bcsass schon im 9. und 10. Jh. sein festes Haus, das wahrscheinlich durch
Heinrich III., den mutmasslichen Erbauer der Abteikirche, der öfters hier weilte, ver-
grössert ward. Hier fand 1062 die denkwürdige Entführung des jungen Heinrich IV.
statt. Im J. iioi wird zum ersten Male ausdrücklich der Königshof genannt (Martene,
Amplissima collectio I, p. 586: curtis nostra).
Neubau von 11S4 Eine ucuc Burg wurde durch Friedrich I. hier errichtet. Im J. 11 74 hatte er
den Zoll von Thiel nach Kaiserswcrth verlegt (Boxdam, Charterboek II, p. 220), um
für den Neubau die nötigen Mittel zu erhalten. Nach zehn Jahren, 11 84, war der
Bau vollendet, wie zwei prunkende Inschriften verkündeten (s. u.), die eine auf der
Rheinseite in vergoldeten Buchstaben, die andere am Eintritt zum Burghofe. Die
Burg sollte einen Stützpunkt der königlichen Gewalt am Niederrhein darstellen,
doch bildet sie bald für das bedrohte Erzstift Köln einen Stein des Anstosses. Im
y. ii9o schon hatte Erzbischof Philipp von Heinsberg sich die Zollfreiheit für die Stätte
des Erzbistums ausbedungen (Lacomblet, U B. I, Nr. 524, Bestätigungen Nr. 539, 562,
II, Nr. i7, 4o, 48, 49, 5o).
Belagerungen Im J. I2i5 wurdc die Burg zum ersten Male durch Graf Adolph von Berg be-
lagert und erobert (Lacomblet, U B. II. Nr. 5o. — Annal. Col. max. : Mon. Genn.
SS. XVII, p. 827), indem ein Aussenturm untergraben wurde. Hierdurch gewarnt, Hess
bei der nächsten Belagerung im [. )243 der Burggraf Gernandus den Turm der Stifts-
kirche niederlegen, um von der Burg aus den ganzen Umkreis frei zu beherrschen.
König Wilhelm konnte sie erst nach fast einjähriger Belagerung einnehmen. Das
Schloss scheint durch Gernandus verstärkt worden zu sein — früher nur als domus,
wird es jetzt regelmässig als castrum angeführt. Eine angebliche Zerstörung durch
Verpfändungen Rudolph vou Habsburg ist nur in später Quelle bezeugt (Cronica comitum: Seibertz,
Quellen II, S. 21 3). Es bildet in den folgenden Jahren ein stetes Pfandobjekt. Im
J. 1293 wird es durch König Adolph an Köln verpfändet (Lacomblet, U B. II, Nr. 937),
schon 1298 muss es dem Ludwicus vicedomnus de Sunnenberch (Lodowicus miles
dictus Perdous) entrissen werden, der es widerrechtlich besetzt hält (Lacomblet,
ÜB. II, Nr. 998, 1008), im J. i336 wird es durch Ludwig den Bayer an den Grafen
Wilhelm von Jülich für 39 000 Gulden verpfändet (Lacomblet III, S. 348, Anm. 2),
der es i368 wieder seinerseits mit dem Zolle, der Vogtei und dem Bauhofe an den
Pfalzgrafen Ruprecht den Jüngeren für 57 593V2 Goldgulden verpfändet (Lacomblet
III, Nr. 684), dieser i399 an den Grafen Adolph von Kleve für dieselbe Summe
(Lacomblet III, Nr. io65. 1066; IV, Nr. 22). Im J. i424 kommt Stadt und Burg mit
dem Zolle durch Kauf von Gerhard von Kleve, Grafen von der Mark, für 100 000
Gulden wieder an Köln (Lacomblet IV, Nr. 160. Vgl. 200, 239, 275, 279, 3o5), der
Streit über Kaiserswcrth zwischen Kleve und Köln wird erst i464 beendet (Lacom-
blet IV, Nr. 328). Vgl. J. Hansen, Westfalen und Rheinland im i5.Jh. I. S. 9*, 42*,
l35*. — Deutsche Städtechroniken XX, S. 3i. Die Kölner Erzbischöfe blieben seit-
dem im festen Besitz. Erzbischof Salentin baute es glänzend neu aus (castrum Kaisers-
wcrth .... novis structuris ex fundamento splendide ornavit et auxit: Christ. Voigt
ab Elspe, Delin. Westphal. bei Seibertz, Quellen III, S. i7i).
Zerstörung Burg uud Stadt hatten schon schwer zu leiden gehabt bei den Belagerungen
und Beschiessungen der J. 1688 und i689 (H. Ritter, Zur Geschichte von Düsseldorf
S. 22). Im J. i7o2 waren die Franzosen aufs neue die Herren der Stadt und wurden
durch die Kaiserlichen Hülfsvölker eingeschlossen. Das Bombardement warf die Stadt
l4o
1702
KATSFRSWFRTH
l4l
nieder, am i5. [uni kapitulierte die Besatzung (Ritter a. a. O. S. 3o. — Heimatskundc
1880, S. 120. — Ann. h. V. N. XXXI, S. i5). Das Protokollbuch der Stadt von 1668
enthält die folgende Eintragung darüber:
Anno i7o2 autf Ostertag ist von den kayserlich hollandisch und sambtliche
alliierten truppen diesse vestung Kayserswerth. welche von denen Franzosen besetzt
gewessen, dergestalt belagert und bombardiert, dass sogar kein eintzig hauss, wegen
das continuirliche unauslöschliche brennern oder bommen werffen verschont worden,
sondern disse gantze Stadt und kirchen dergestalt totaliter ruinirt und verdorben, dass
bey menschen gedenck solche schwehre und neun wochen dawernde belagerung nit
vorofefallen. alsso dass billige ursach haben kindskinder solchen äusserlichen schaden
zu betrawern und zu beklagen. — Demnächst ist nach eroberung diesser Stadt gleicli
angefangen die pforten, mauern, bollwerke, bastionen und contrescarpen gesprengt,
über ein hauffen geworflen und eingeworffen. Im selbigen jähr auff" St. Laurentius-
abendt (9. Aug.) ist hiessiger schlossthurn, welcher gleichfalls ein Wunderwerk wegen
Burg
■; /V^.v-ij
\r^
yut^cry
"^'«to .
Fig. 62. Kaiserswerth. Ostansicht der Burg.
stärke und schönheith gewessen, von denen alliirten minirer untergraben und durch
den gewalt und force des pulvers gäntzlich in die luft gesprungen worden.
Die Burg wurde gesprengt, die Aussenmauer nach dem Rhein zu blieb erhalten,
nur die Innenmauer wurde gänzlich abgetragen, der grosse Turm wurde vollständig
zerstört. Die Festung wurde nach i7o2 geschleift, die letzten Gräben am Schloss erst
i848 beseitigt. Stadt und Burg wurden i7i4 dem Kölner Erzstift wieder übergeben,
erst 1 7 7 2 wurden sie von dem Kurfürsten Karl Theodor eingelöst.
Der von der Pfalz Friedrichs I. erhaltene rechteckige Teil ist 5o,4o m lang und Beschreibung
I 7,3o m tief. Abweichend von den mittelrheinischen hohenstaufischen Residenzen zu
Gelnhausen, Münzenberg, Wimpfen am Berge <>der Seligenstadt ist die Burg von
Kaisersw^erth zunächst als Wehrbau gedacht und durch die Stärke der Mauern wie
die eigentümliche Technik gleich interessant. Die Anlage teilt sie mit der der gleichen
Zeit entstammenden Niederburg zu Rüdesheim (Krieg v. Hochfeld en, Geschichte
der Militärarchitektur S. 3i2. — Otte, Geschichte der romanischen Baukunst S. 262}.
Die nördliche Aussenmauer ist unten 3,25, oben 2,10 m stark, die südliche
oben 2,5o m, während die westliche Aussenmauer im Erdgeschoss die kolossale Dicke
von 5,80 m besitzt.
i4i
l42
KREIS DUSSELDORF
B 11 r c;
Materi:il
Das IMauerwerk besteht in der Hauptsache aus mächtigen länglichen Basalt-
stücken, sieben- oder neunseitigen Pfeilern, die aufeinander geschichtet ihre Schmal-
seiten trotzig wie Bossen nach Aussen kehren. An der Westseite nach Aussen zuerst
vier Reihen grösster Basaltblöcke, jede Schicht 4o cm hoch, sodann sechs 3o cm
hohe Reihen von gut in den Fugen verpassten genau rechtwinkligen Hausteinen von
Drachenfelser Trachyt (vgl. die Inschrift u.), die obere etwas eingerückt, darnach
wieder 32 Schichten von Basaltblöcken in grauer mit grobem Rheinkies vermischter
Älörtelbettung. An den Ecken starke Quaderverklammerung. Zehn längliche Streifen
dieser Quadern unregelmässig abgegrenzt, aber in genau horizontaler Lagerung,
durchschneiden den Mantel. Am Boden findet sich, 20, 5o m von der Nordwestecke
aus, ein aus neun grossen Trachytblöcken zusammengesetzter Bogen (für einen Kanal
oder Gang, der unter den Sälen des Erdgeschosses hinführte), 16,20 m von der
Nordwestecke aus eine grosse eingesprengte Lücke, unter der ein paar grosse Basalt-
blöcke aus der Mauer vorspringen, die einen Balkon trugen; der in den Gewänden
mit Hausteinen verkleidete Durchgang in der Mauer i ,4o m breit. In der Entfernung
Fig. 63. Kaiserswerth. Grundriss der Burg.
Inneres
Saal A
Si>al B
von i2,5om von der Südwestecke findet sich ein grösseres, oben mit ausladendem
Rundbogen geschlossenes Fenster.
Das Innere (Ansicht Fig. 62, Grundriss Fig. 63) enthält nebeneinander nach
Westen vier grosse Räume, von denen die ersten drei mit Balkendecken überdachte
Säle enthielten. Das Mauerwerk zeigt auch nach innen die Stirnen der Basaltblöcke,
nur die Thüren sind von Hausteinen eingefasst. Der erste Saal A, 11, 7o m lang
und 7,60 m breit, enthält bei a eine i,65 m breite Thür, deren Sturz fehlt. Dagegen ist
das Portal zu dem bei b sich öffnenden 1,10 m breiten, 4,25 m langen Gang erhalten,
es zeigt einen horizontalen Sturz und darüber einen Entlastungsbogen aus Backsteinen,
die im ganzen Bau eine auffallend grosse tafelförmige Gestalt haben. An der Nordseite
befand sich der romanische Kamin, 2,80 m breit, von dem nur die den Bogen tragen-
den einfach profilierten Kragsteine erhalten sind. Der über A gelegene Saal enthält
nach Norden zwei, nach Osten drei Fenster, nach Innen mit rundbogigen Blenden,
die Bögen aus Backsteinen.
Der 7,3o m lange, 7, 20 m breite Saal B enthält nach Westen zwei Fenster,
i,5o m hoch, 4o cm breit, die Fensternischen sich innen zur Breite von 2,80 m er-
weiternd. Die Kanten aus Hausteinen, die Bögen aus Backsteinen. Bei c eine
l42
KAISERSWERTH
I43
1,55 m breite Thür in i,95 m breiten Bogen, aus Backstein aufgemauert, mit ehemals
horizontalem Sturz.
Der Saal C, der dritte und grösstc von allen, l2,7o m lang, zeigt nach Westen
drei jener grossen und tiefen Blenden, von einem Bogen aus Backsteinen in zwei
Reihen überwölbt. Die drei Bögen haben verschiedene Höhe und steigen nach
Süden zu an, über ihnen in der Mauerstärke die zu den oberen Gemächern führende
Treppe. Die Decke befand sich 5, 20 m über dem Boden. Die mit Backsteinen aus-
gekleideten 18 Löcher für die riesigen Tragbalken erhalten. Der darüber liegende
Saal war mit gedrückten Backsteingewölben überdeckt.
Die Bestimmung des letzten Saales D ist nicht mehr völlig erkenntlich (Küche
oder Treppenhaus). Nach Westen in der Mauer zwei 2, So m tiefe Blenden, über
denen sich wieder ein dritter grösserer Bogen mit einer Spannung von 6,3o m wölbt.
Das Erdgeschoss wird cjuer durch einen i,9o m breiten Gang durchschnitten. In der
Mitte erhebt sich ein 3, 80 ni hoher Trej^pentunn d, der sich noch über die Decke des
oberen Saales fort- ,,. ..
^^'l^-".,
Fig. 64. K.Tiserswenh. Die Burg vom Rheine nus.
setzte. Eine zweite
Wendeltreppe führte
bei E in die oberen
Räume. Die Säle des
Obergeschosses ent-
halten hach Westen
sechs i,9o m hohe,
4o cm breite mit
Haustein eingefasste
schmale Fenster.
Im Schlosshofe
sind die interessanten,
auf den Bau bezügli-
chen Inschrift -
tafeln aufgestellt. Zu-
nächst in der Mitte
auf besonderem Auf-
satz die nach der Zerstörung i7o3 nach Düsseldorf ins Schloss gebrachte, nach dessen
Zerstörung i794 im Hofe des dermaligen Münzlokales aufgestellte, erst seit i849 wieder
nach Kaiserswerth überführte Inschrift von der Rheinseite (in hypocausto maiori retro
fornacem: B. J. LXXII, S. i3o) in 9 cm hohen, sorgsam gerundeten Kapitalen auf
einer 2,65 m langen, 5o cm hohen Steinplatte:
ANNO AB INCARNATIONE DOMINI NOSTRI
JESU CHRISTI MCLXXXIIII.
HOC DECUS IMPERII CESAR FRIDERICUS ADAUXIT.
JUSTICIAM STABILIRE VOLENS ET UT UNDIQUE PAX SIT.
In der mittelsten Fensternische des Saales C eingemauert die Inschrift (nur
ein 1,1 5 x o,38 m langes Stück erhalten):
[Alcmari de] monte rui de rufe DR[aconis]
[Ostia pan]DO bonis nautis simul AT[que colonis].
Die Inschrift, die Auskunft über das gebrauchte Material (Trachyt vom Drachen-
fels) giebt, befand sich ad partem Rheni in turri Clivensi exterius.
Burg
S.-inl C
Saal D
Inschriften
i43
144
KRFTS DT'^SKT.nORF
Komanische
Häuser
Die dritte ehemals über dem rortal zum Inneren (extra illud hypocaustum supra
ianuam istius introitus) befindliche Inschrift (ein i ,4o x o.46 m grosses Stück erhalten) lautet :
AR ANNO no.MiNlCE INCARN [atiimis MCLXXXIIII]
lUSTIClE CULTOR MALEFAC [ti pnnidus ultor]
CESAR ADORXANDAM KREDER [icus condidit aulam].
Vgl. über die Inschriften Baudris Organ für christl. Kunst I, S. i9. — Lacomblets
Archiv III, S. 8. — Terwei.p in den B. J. LXXII, S. i3o. Alte Kopien vor allem in dem
Codex des Pfarrarchives zu Rheinbrohl und in den REDixr.HcnEXSchen Hsn. zu München
und Düsseldorf. Unvollständig bei Hi'tpsch, Epigrammatographia, Köln iSoi, II, p. i4,
16; darnach bei Kraus. Die christl. Inschriften der Rheinlande II, S. 289, Nr. 628.
Unter den den Kirchplatz umgebenden Baulichkeiten findet sich noch eines
der alten KANONIKERHÄUSER vor, in den Formen des spätesten romani-
schen Stiles um die Mitte des i3. Jh. (wahrscheinlich gleichzeitig mit dem Ostteil
der Kirche) errichtet
(Fig. 65), das jetzt als
,Männerpflegehaus'
dient und zum ka-
tholischen Kranken-
haus gehört. Es ist ein
zweistöckiger Bau aus
TufiF, der (später auf-
gesetzte) Westgiebel
abgetreppt, mit breitem
romanischen Gesims
unter dem Dach. Der
interessante Ostgiebel
ist durch die Sorgfalt
^^i^Atb.
Tat^r^
des Herrn
Dauzenberg
Fig. 65. Kaisers werth. Romanisches Haus.
Pfarrers
konser-
viert ; der früher an
der Nordseite befind-
liche Kamin konnte
leider nicht erhalten
bleiben (zwei ver-
mauerte Rundbögen von ihm sichtbar). Der Ostgiebel enthält zu oberst ein roma-
nisches von einem Rundsiab eingefasstes Doppelfenster, darunter zwei rechteckige, mit
alten Entlastungsbögen überspannte Fenster, im zweiten Stockwerk eine rundbogige
Blende, in die ein Doppelfenster eingebrochen war, im Erdgeschoss ein im Kleeblatt-
bogen geschlossenes Doppelfenster mit zweimal abgetreppten Gewänden (vgl. die Details
auf Fig. 65. Alle drei Fenster schon früh mit Tuff vermauert). An der Südseite
oben und unten je drei grosse neue Fenster, ausserdem im Erdgeschoss ein altes (ver-
mauertes) im Kleeblattbogen geschlossenes Fenster.
Im Osten des Kirchplatzes Hegt ein zweites, jetzt auch zum katholischen Kranken-
hause gehöriges ROMANISCHES HAUS, aus Tuff, mit Tuffgiebel nach Westen
und zwei grossen Entlastungsbögen.
Die meisten übrigen Gebäude der Stadt wurden erst nach dem grossen B(j>m-
bardement vom J. l7o2 errichtet. An dem länglich gestreckten Markt eine Reihe
schmaler Häuser mit geschweiften Giebeln.
i44
KALKTJM l45
Der einzige erhaltene Renaissancebau von Interesse ist das am Ausgang der Zollhaus
Marktstrasse nach dem Rheine erhaltene ZOLLHAUS vom J. i635, ein holier drei-
stöckiger Backsteinbau mit zwei geschweiften Giebehi, zwei Satteldächern und kleinem
achtseitigen geschieferten Türmchen. An der Südostecke befand sich auf einer Konsole
ehemals eine Statuette.
HAUS LOHAUSEN. Das alte Stammhaus der Familie Lohausen (vgl. unten h.tus
unter Kalkum) wurde i8o4 abgerissen und an seiner Stelle i8o5 ein einfacher zwei- ''°*''>"'«n
sti'ickiger Neubau errichtet. Das in dem ausgedehnten Park gelegene Herrschaftshaus
ist von dem Besitzer, Herrn Th. Lantz, mit solider Pracht ausgestattet.
In den Räumen des Erdgeschosses holländische und deutsche Schränke des
i7. Jli., eine Gläsersammlung mit guten Stücken des i7. und iS. Jh., silberne Schale
mit zwei Messpollen vom J. i639, Taufschüssel mit Kanne von i752, silbergetriebene
Suppenterrine mit tlcn Beschauzeichen b m und dreiblätteriger Rose. Porträt des
Generalmajors Wilhelm von Lohausen- Kalkum vom |. i6i9, Kniestück.
Bemerkenswert vor allem eine ausgedehnte historische Sammlung von Geweihen
und Jagdbildern, darunter die Originalzeichnungen von Ridtnocr zu Thiexemann, Die
grossen Fährten, Abbildung der jagtbaren Thiere mit derselben angefügten Fährten und
Spuhren, Augsburg i74o.
KALKUM.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Lamberti). Aldenkirchen in K^thoi.
den B. J. LV, S. 2i3. - Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 261. Pfarrkirche
Handschriftl. Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Akten über die
Pfarrkirche, i7 — 18. Jh. und den Reparaturbau von i762 (Reg. Kaiserswerth 546).
Im Pfarrarchiv: Lagerbücher der Kirche von Kalkum von i52o und i579.
^ Heberegister der Kirche auf dem Kreuzberg i647 (s. o. S. i39).
Die Kirche wurde in der i. H. des 12. Jh. erbaut. Die Patrone waren die Geschichte
Herren von Kalkum, seit i443 die von Winkelhausen, seit l74o die von Hatzfeld. In
den J. i762 — 68 ward die Kirche roh repariert, das Mittelschiff erhöht, in die Seiten-
schifte wurden grosse Fenster gebrochen. Zur Zeit durch Baumeister Th. Kremet in
Köln gründlich restauriert.
Dreischiffige romanische Pfeilerbasilika von Tuff, im Lichten 18 m lang, i4,6o m Beschreibung
breit, mit eingebautem Westturm und drei Apsiden. Der Turm erhebt sich noch
in zwei Stockwerken über das Mittelschiff, er zeigt nach Westen eine hohe Blende
mit zwei (vermauerten) Rundbogenfenstern, das obere Stockwerk ist durch Rund-
bogenfries und Vertikallisenen belebt, auf jeder Seite zwei Doppclfenster, die mono-
lithen Mittelsäulen mit zierlichen Blattkapitälen und Eckblattbasen. Die Westfa^ade
zur Seite des Portales, dem ein Windfang des 18. Jh. vortritt, mit je zwei Blenden
verziert. Das kurze Mittelschiff enthält im Obergaden auf jeder Seite zwei kleine
Fenster, jedes der Seitenschiflfe je fünf grosse Rundbogenblenden, die kleinen Apsiden
drei Rundbogenblenden und ein Fensterchen nach Osten, die Fenster der Hauptapsis
vermauert. Das Chorhaus wie die Hauptapsis ist nur durch einfache vertikale Lisenen
gegliedert, dazu ist das Profil des Dachgesimses einfacher als an den Nebenapsiden.
Im Inneren ist das Mittelschiff von einem Kreuzgewölbe mit Schildbögen über- inneres
deck:, in den Ecken Halbpfeiler, die in ein Drittel der Höhe mit einer Konsole
abschliessen. Die beiden Arkadenpfeiler sind sehr stark, fast quadratisch im Grund-
riss, ohne Basen und Kapitale, die Arkaden ganz ungegliedert. Die Turmhalle, durch
10
145
I46
KRKIS DÜSSELDORF
Kathol.
P fa rr k ir ch e
Madonna
Wandgemälde
ein Gratgewölbe überspannt, öffnet sich mit einem grossen Rundbogen nach dem
INIittelschifT. In den Seitenschiffen auf beiden Seiten Vorlagen, die direkt in die die
Gratgewölbe trennenden Gurte überführt sind. In den Seitenschiffen ursprünglich
nur zwei kleine rundbogige Fensterchen. Im Chorhaus nach Süden und Norden je
ein (erweitertes) rundbogiges Fenster. Hier wie in der Apsis an den Ecken derbe
Ecksäulchen mit runden Kapitalen und Plinthen als Basen, die nach Westen gelegenen
weggeschlagen und durch die Mauer unter ihnen schmale Durchgänge zu den als
Sakristeien abgesperrten Seitenapsiden gebrochen.
Madonna, Holz, 95 cm hoch, Anfang des 16. Jh., dürftig, weiss überpinselt.
Wandgemälde. An dem Triumphbogen das jüngste Gericht, an dem Eck-
pfeiler nordwestlich vom Chor die Visitatio. Auf beiden Seiten der Scheidemauern
Fig. 66. Kalkum. Ansicht der Kirche.
die zwölf Apostel in fast lebensgrossen Gestalten, Figuren der i. H. des iS.Jh., fast
nur in der Rötelvorzeichnung erhalten.
Epitaphien Epitaph dcs i6o9 verstorbenen Johann von Winckelhausen in' schwarzem und
weissem Marmor mit der Figur des vor einem Kruzifix knieenden Kindes und der
Inschrift: anno i6o9 den 28. januarii ist der woledler johan von winckel-
hausen, SEINES alters 4 JHAR 9 MONAT, IN DEN HERNN ENTSCHLAFFEN.
Grosser Renaissancegrabstein von Blaustein mit den Wappen der Ossen-
bruch und Virmond und der Inschrift: anno i6i5 den 29. aprilis ist der woledler
GESTRENGER UND ERENTVESTER JOHAN VON UND ZU O.SSENBROCH, HER ZU BLITTKRS-
WICH, AMTMAN ZU GREVENBROCH UND GLADBACH, IM GOT SELIGH UND CHRISTLICH
ENTSCHLAFEN, DER SELEN GOT GNEDICH WIL SEIN.
Vor der Kirche: Grabstein mit der Inschrift: a. i644 i3. decembris obiit
ADOLPHUS PFEILSTICKER, FILIUS CELLARII IN ANGERMUNDT, AETATIS NOVEM MENSIUM.
I46
KALKUM
147
Glocken, i. deo optimo maximo, s. lamberto patrono huius ecclesiae
NOBILIS PAROCHIANI FIERI FECERUNT ANNO l653. I.AUDATE DEUM IN CYMBALIS
bene SONANTIBUS. p. HEMONY ME FECIT. Mit dem Wappen der Generosa familia
a Winckelhausen.
2. DEO OPTIMO .^^AXIMO, S. JOANNI BAPTISTAE BENEFACTORES HUIUS ECCLESIAE
FIERI FECERUNT ANNO l653. EGO VOX CLAMANTIS IN CALCHUM, DIRIGITE VIAM DOMINI.
SCHLOSS. H. Ferbkr in den Düss. Beitr. VII, S. io3. — Über die Herren
von Kalkum: Jos. Strange, Beitr. zur Genealogie und Geschichte der adligen Ge-
schlechter XI, S. 87. — E. V. Schaumburg, General Wilhelm ^n Kalkum: Berg. Zs.
III, S. I. — Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergischen Ge-
schlechter I, S. 6i; II, S. 23, 2 1 5.
Handschriftl. Qu. Das Fürstlich von Hatzfeldtsche Archiv zu Kalkum ent-
hält i5 Hauptabteilungen mit gegen looo Pergamenturkunden (die älteste vom J. i34o),
Kathol.
P far rkir che
Glocken
S ch lo SS
Handschriftl.
Quellen
Kalkum
^
Fig. 67. Kalkum. Westansicht des Schlosses
y>^ „ :
nur 24o vom J. i42i ab inventarisiert. I. Familienarchiv Hatzfeldt -Weissweiler von
i42i an (Repertorium vorhanden). Dabei die Metternichschen Prozessakten. II, III,
IV. Urk. und Akten der Herrschaft Wildenburg -Schönstein, Besitzung Merten (Re-
pertorium). V. Urk. und Akten über Schloss Kalkum. VI. Urk. und Akten über
veräusserte Besitzungen der Linie Weissweiler. VII. Schuldenwesen der Linien Weiss-
weiler, Werther -Schönstein und Crottorf. VIII. Urk. und Akten über die Trachen-
berger und die fränkischen Besitzungen. IX. Urk. und Akten über die fränkischen
Besitzungen und die Fideikommisskapitalien, über die Grafschaft Gleichen und die
Kirchspiele Morsbach - Fischbach, Römershagen, Zeppenfeld, Engers, Linningen. X.
Ältere Personalakten der herrschaftlichen Beamten, alte Inventare, Geschäftsjournale,
Akten über Familienprozesse. XL Urk. und Akten über die Teilung des Fürstlich
Dietrichsteinschen Nachlasses, die Güter Leipnik -Weisskirchen und sonstige zur Erb-
portion der Frau Fürstin Gabriele gehörige Objekte. XII. Archiv -Registranden (Re-
pertorium). XIII, XIV, XV. Kriegsarchiv des Grafen Melchior von Hatzfeldt t i658
10»
i47
i48
KREIS DUSSELDORF
München
Geschichte
Schioss (von 1625 — 1649, wichtig für die Geschichte des dreissigjährigen Krieges, gutes Re-
pertorium vorhanden). Unter den Handschriften besonders wertvoll: Stammbuch des
Hermann von Hatzfeldt -Werther -Schönstein vom J. i599, bez.: Eigentliche und wahre
bescreibung, wie und welcher gestalt die von Hatzfeldt an des heiligen reichs freyge
herschafft Wildenberg körnen . . . i599, mit Urk. vom J. i3o7 ab (Abschrift im Geh.
Staatsarchiv zu Breslau).
Eiberfeid In der Bibliothek des Bergischen Geschichtsvereins zu Elberfeld: Alterthum,
Alliancen und Gerechtsame derer Adelichen Familien von Calckum genandt Lohausen
und Schlickuin . . . von Reinhard Werner von Calckum i736, Hs. in fol., mit Urk.
von i2o4 an, am Schluss Familienchronik von i4i6 ab mit Index. — Vgl. Berg. Zs.
III, S. 2i7. — Ann. h. V. N. XVI, S. 20.
In der Kgl. Staatsbibliothek zu München: Ausführliche Genealogie der Herren
von Kalkum in der REDiNGHOVENschen Sammlung, Cod. germ. 221 3, Bd. LIV, Bl. 24.
Kalkum, in der Honschaft gleichen Namens liegend, schon zwischen 887 und
899 zuerst genannt, war der Sitz der Herren von Kalkum. Im J. 11 76 erscheint
zuerst Wilhelm von Calecheim (Lacomblet, U B. I, Nr. 453). In der zweiten Kal-
kumschen Fehde wurde i4o5 das Haus von den Kölnern verbrannt.
Um i5oo finden wir das neuaufgebaute Haus im Besitz derer von Winkelhausen.
Durch Heirat der Isabella Johanna Freiin von Winkelhausen (t 1762) mit Edmund
Graf von Hatzfeldt (f i757) kam es an die Hatzfeldt. Der jetzige Besitzer ist der
Fürst von Hatzfeldt, Herr der Standesherrschaft Wildenburg -Schönstein, Graf zu
Winkelhausen, Herr zu Kalkum und Crottorf.
Beschreibung Das Schloss (Fig. 67) besteht aus vier rechtwinkelig aneinanderstossenden
Flügeln, von sehr breiten Gräben umgeben, die sich um einen quadratischen Hof
legen. Nur die Wirtschaftsgebäude, die an der Südwestecke ein vorgekragtes sechs-
seitiges Türmchen enthalten, gehören dem älteren Bau an. Den Hauptzugang bildet
von Norden eine auf vier Bogen ruhende Brücke. Der nach Westen gelegene drei-
stöckige Hauptbau, dem ein um die Mitte dieses Jh. errichteter Risalit vortritt, gehört
den Hatzfeldtschen Bauten vom Anfang dieses Jh. an. An den Ecken und neben
der Hauptbrücke dreistöckige Türme mit einfach geschweiften Hauben und ein-
stöckigen Türmchen. Das Hauptportal wird von Bossenquadern eingefasst, zur Seite
noch die Öffnungen und Rollen für die Ketten der Zugbrücke, darüber das Winkel-
hausensche Wappen in Kartouche. Über dem Portal nach der Parkseite das ganze
Hatzfeldt -Weissvveilersche Wappen. Der ganze Bau ist mit einem leuchtenden Rötel-
anstrich überzogen. Die Gesamtanlage ist dieselbe wie in Hugenpoet, Heitorf, und
den Häusern Graven und Nesselrode im Kreise Solingen.
Aussuttung Die Ausstattung des Inneren ist ganz in der steifen Pracht der i. H. des
l9. Jh. gehalten, hervorzuheben eine Reihe Porträts des i8. Jh. und einzelne kleine
Holländer, darunter ein K. Molenaer von i65o und ein A. Verbruggen.
LANDS BERG.
Germanische
Anla gen
GERMANISCHE ANLAGEN. A. Fahne, Die Landwehr am Niederrhein:
Berg. Zs. IV, S. i, 26. • — Ders., Schloss Landsberg und die römische Landwehr: Berg.
Zs. X, S. I 16. — Ders., Die Landwehr von Velbert bis Schloss Landsberg: Berg. Zs.
XIV, S. i37. Die Fortsetzung der durch den Kreis Essen sich hinziehenden Land-
wehr (Kunstdenkmäler d. Kr. Essen S. 63. — Schneider, Lokaluntersuchungen im
i48
LANDSBERG
i49
Kreise Essen S. i) wendet sich von Landsberg längs der Hölien des linken Ruhrufers
nach Süden, am linken Ufer des Baches Rosdelle. Nach Fahne war Landsberg sclion
unter den Römern ein militärisch wichtiger Punkt; Spuren nicht nachweisbar. Etwa
looo Schritt vor dem Eingange zu der Erdzunge auf dem Landsberge neben dem
,Howarth' genannten Gehöft lag nac h ilmi ein Wartturni.
SCHLOSS. J. Strange, Beitr. zur Genealogie der adligen Geschlechter IX,
S. 4. — Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergischen Geschlechter I,
S. 238, 467 (Berichtigung II, S. 23 1); 11, S. 83. — Ferber in den Düss. Beitr. VII,
S. I lo. — Urk. zur Geschichte des Geschlechts in der Berg. Zs. X, S. 1 16; XIII, S. i98,
2 4o. — Abbildungen des Schlosses bei [J. A. Engels], Reise nach Werden, Duisburg
i8i3, Titelstich; farbige Lithographie in der Dunckerschen Sammlung der Schlösser
(Rheinprov. Nr. 5); Zeichnung von G. A. Fischer als Anhang zu Bd. XXII der Berg. Zs.
Germanische
Anlagen
Schlo SS
I-itterntiir
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Fig. 68. Landsberg. Ansicht des Schlosses.
Das Schloss war Eigentum der Herren von dem Berge und wird I294 zuerst Geschichte
genannt (Berg. Zs. XIII, S. 228), im J. i3o3 erscheint zum erstenmale der Name des
Geschlechtes (Düsseldorf, Staatsarchiv, Urk. Saarn 6), das seinen Ursprung von den
Ministerialen und Burgmannen zu Landsberg herleitet. Die Herren von Landsberg
sind Erbkämmerer des Landes von dem Berge und führen zum Unterschiede von
anderen Geschlechtern gleichen Namens den roten silbergegitterten Querbalken im
goldenen Felde und auf dem Helme zwischen zwei grünen Zweigen einen springenden
Fuchs. Im J. i4oi verpfändet Jungherzog Adolf das Schloss an Reynard von Lands-
beig (Berg. Zs. XIII, S. 24o). Das freiherrliche Geschlecht erlosch im Anfang des
18. Jh. mit Arnold von Landsberg im Mannesstamm. Durch Heirat der Erbtochter,
Anna Wilhelmine von Landsberg, mit dem Freiherrn Sigismund von Bevern kam das
Gut an die Familie von Bevern, 1825 verkaufte es die verwitwete Freifrau von Bevern
i49
i5o
KREIS DUSSELDORF
Schioss an den Freiherrn Gerhard von Carnap, von dem es i837 der Reichsfreiherr Franz
Engelbrecht Alexander von Landsberg -Velen zu Steinfurt kaufte. Der jetzige Eigen-
tümer ist der Herr Reichsfreiherr Ignaz von Landsberg -Velen zu Steinfurt.
Beschreibung Der älteste Teil des Schlosses (Fig. 68) bildet der nach den Berghohen zu
gelegene mächtige noch aus dem i3.jh. stammende Bergfried (Fig. 69. — Grundriss
Fig. 7o),ausKohlensandbruch-
steinen aufgeführt, mit sehr
starker Eckverklammerung, ge-
krönt durch eine Backstein-
brüstung auf vorgekragtem
Rundbogen fries mit- Haustein-
kragsteinen. An der dem Ein-
gang zugewandten Ecke der
Treppenturm, unten viereckig,
dann mit Abfassung der Kan-
ten in fünf Seiten des Acht-
ecks übergeführt und mit
einem eigenen Pyramiden-
dach gekrönt. Der Bergfried
selbst ist gekrönt durch eine
vierseitige geschieferte Pyra-
mide mit breiter Kehle hinter
der Brüstung. Schmale Fenster
mit Steinkreuzen in jedem der
vier Stockwerke, das Erdge-
schoss mit altem Kamin durch
grosse Tonne eingewölbt. An
den Turm, der schräg zur Er-
möglichung der Flankenbe-
streichung in die Befestigung
hineingesetzt ist, stösst der
Thorbau des i 7. Jh., zu unterst
mit dem im Rundbogen ge-
schlossenen grossen Portal,
darüber die Kapelle mit (er-
neutem) gothischen Fenster.
Über dem Portal das Wappen
der Landsberg und der Me-
schede, nach dem Hofe zu
das Landsbergsche und Hatz-
feldtsche Wappen mit der Inschrift: der Wiedererwerbung dieses familiensitzes
IM JAHRE i837 ZUM GEDÄCHTNISSE AUFGESTELLT. Die übrigen Gebäude lehnen sich
an die Wehrmauer an, die in langgezogenem Oval den Bergrücken einschliesst. Sie
ist noch in der Höhe von 4 m erhalten und besteht aus Bruchsteinen, der Aufsatz
mit Backsteinen geflickt. Auf der Ostseite ist noch der mit Scharten versehene Wehr-
gang in der Mauerstärke erhalten. An den Thorbau lehnt sich an das eigentliche
Herrenhaus, ein zweistöckiger Bau in den Formen der spätesten Renaissance mit ge-
schweiftem und durch Horizontallisenen gegliedertem Giebel. Über dem einfachen
Fig. 69. Landsberg. Der Bergfried.
i5o
LINTORF
iSl
Renaissanceportal die Landsberg -Meschedeschen Wappen und die Inschrift: arnoldt
FRIDERICH VON LANSBERCH, OBRISTER UND CHURFURSTLICHER COLNISCHER DROST,
MARGRETA CATHARINA VON MESCHKDE GEBORNE VOM HAUS ALMEN ANNO l665.
Weiterhin ein nach innen vorstehendes fünf Achsen langes zweistöckiges Gebäude
mit dem gleichen Allianccwappen und der Inschrift: Arnold fredericii von lans-
BERG, fürstlicher I'FALS - neuburgscher bestelter obrisier leutenant, marga-
RETA CATARINA VON MESCHEDE GEBORNE VON HAUS ALMEN ANNO l665. In der
äussersten Ecke des Hofes nach der Ruhr liin ein dicht mit Epheu'^und wildem
Wein umwachsenes dreistöckiges Türmchen, aus ticm i5. |h. stammend, aber nach
ticr über der Thür befindlichen Inschrift: anxo i639 den 3i. mertz im i7. jh. erneut
und mit einer achtseitigen geschweiften Schieferhaube bekleidet. Im Unterstock ein
hübsches kleines Turmslübchen,
das vergitterte Fenster mit Stein-
kreuz, überdeckt durch unregel-
mässige Halbkuppel. Eine sehr
enge Treppe führt in der Mauer-
stärke herauf zum zweiten Stock,
der zugleich von der Wehrmauer
aus zugängig ist. Das oberste
Geschoss enthält wieder ein klei-
nes Zimmerchen mit einem un-
regelmässigcn Kreuzgewölbe über
einem völligen Rund. Zwischen
den Eckturm und die Wohn-
gebäude sind niedrige aus Back-
steinen aufgeführte einstöckige
Schuppen eingefügt, die sich mit
sechs grossen Bögen nach dem
Hofe zu öffnen. In der Mitte des
Hofes der grosse Ziehbrunnen
mit kleinem, unten aus Bruch-
stein, darüber aus Backstein auf-
geführtem Rundturm.
Sch loss
Fig. 70. Landsberg. Grundriss des Bergfriedes.
LINTORF.
GERMANISCHE FUNDE. Über germanische Gräber bei Lintorf vgl.
Geschichte der Stadt Düsseldorf S. 4. — Düss. Beitr. IV, S. 2. — Picks Ms. VII,
S. i69. Fränkische Gefässe bei Linnep zum Vorschein gekommen. Gräberfunde im
Histor. Museum zu Düsseldorf und in der Sammlung Rautert.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Annae). Vgl. [Schmitz], Ge-
schieht!. Nachrichten über Lintorf, seine kathol. Pfarre und Kirche, Düsseldorf i878.
Eine Kapelle zu Lintorf bestand schon im 11. Jh., sie ward aber erst im i4. Jh.
zur Pfarrkirche erhoben (bei Kessel, Urkundenbuch von Ratingen Nr. 2? im J. i362
ein plebanus von Lyntorp genannt; im über valoris aber als Pfarre nicht aufgezählt:
Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 261). Nach der Verwüstung durch die Pappenheimer
im J. i632 renoviert. Die alte Kirche, ein einschiffiger romanischer Bau mit niedrigem
Westturm, wurde i877 abgebrochen und durch einen Neubau von A. Lange ersetzt.
Germanische
Funde
Kalhol.
Pfarr kirch e
i5i
l52
KREIS DÜSSELDORF
Kathol.
Pfarrkirche
Glocken
Haus Linnep
Geschichte
Beschreibung
Kirche
Glocken. Die älteste von i484 mit der Inschrift in gothischen Minuskeln:
ICH ERE CODE IN MINEM SCHALLE. O MARIA BIDDE VOR UNS ALLE. MCCCCLXXXIIII.
Die zweite von 1681 mit der Inschrift: jesus, maria, anna. wilhelmus fel-
DANUS PASTOR IN LINDORP ET DECANUS CHRIST. DÜSSELDORP. HER UNT HER GÜRGEN
FEDERICUS BONIGE WOHNHAFTIG ZU LINTORPE. JOS. BOURLET ME FECIT 1681.
Die dritte von i764 mit der Inschrift: aere fraCto soLIDas sCIt reDDere
VIRES VoIgt (i764), non ego sI VoCIto obDVretIs CorDa fIDeLes (i764).
HAUS LINNEP. H. Ferber in den Düss. Beitr. VII, S. in. Der Familien-
stammsitz des Geschlechts von Linnep, das schon im ii.Jh. erscheint (io93 zuerst
Wernerus de Linepe). Durch Heirat kam es i462 an Friedrich Grafen von Neuenar,
i573 durch Heirat an Arnold Grafen von Bentheim-Tecklenburg, der es 1S82 dem
Christoffel von Isselstein in Pfandnutzung gab. Im 18. Jh. folgten im Besitz der Graf
von Wassenaer, der Freiherr von Hacke, der Hofrat Fuhr, der Amtmann Monschau,
der Hofrat von Katz, die Herren von Hauer, die Familie Brügelmann, bis es i855
durch Kauf in den Besitz des Reichsgrafen Ferdinand von Spee überging. Jetziger
Eigentümer ist der Reichsgraf Hubertus von Spee.
Das Schloss, dessen Pforten und Brücken i7io erneuert wurden, war i753 in
so schlechtem Zustande, ,dass der inwendige Bau des Hauses und Rittersitzes aus
Altertum und völliger Baulosigkeit leider schier ganz ein- und zusammengefallen war'.
Der Neubau wurde durch den Hofrat von Katz i769 vollendet. Nach Nordwest
wurde i873 ein neuer Trakt angesetzt.
'Der aus dem J. i769 (Inschrift mit dem Katzschen Wappen über dem Ein-
gang) stammende Hauptbau ist dreistöckig, mit breitem Mittelrisalit versehen, und wird
von einem leichtgeschweiften und gebrochenen, abgewalmten Dach gekrönt; eine Frei-
treppe von fünfzehn Stufen mit geschweiftem Geländer führt zu dem Hauptportal
empor. Der allein noch von dem alten Bau stammende aus Bruchsteinen aufgeführte
runde Turm liegt genau in der Mitte hinter dem Hauptbau; nach Nordost zieht sich
um den Turm im Halbkreis die halb abgebrochene Ringmauer. Hinter dem Schloss
dehnt sich ein grosser, von mächtigen Buchen eingerahmter Teich, dessen Wasser in
die Anger abfliesst.
Die Vor bürg ist an der Süd- und Ostseite von Wassergräben umgeben; die
aus Bruchsteinen aufgeführten Gebäude stammen aus den J. i79o, i837 und i873-
Dem Eingange zur Vorburg gegenüber liegt die EVANGELISCHE KIRCHE,
1682 gebaut, i768, i846, i89o renoviert, ein schlichter rechteckiger Saalbau mit vier-
seitigem Dachreiter.
MINTARD.
Kathol.
Pfarrkirche
Geschichte
Beschreibung
K AT HOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Laurentii). Binterim u. Mooren,
E. K. I, S. 25i; II, S. 384q. — Nrh. G. i883, S. 128.
Die Kirche wird 874 zuerst genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 68). Eine zweite
Kirche wurde in der i. H. des 11. Jh. errichtet, die i3o2 dem Stifte Gerresheim in-
korporiert ward (Lacomblet, U B. III, Nr. 18), eine dritte im i4. Jh., eine vierte im
J. 1660. Im J. i89o durch den Architekt G. A. Fischer in Barmen umgebaut und
restauriert.
Von dem zweiten Bau stammt der einfache vierstöckige romanische Turm,
der bei dem Umbau des J. i89o einen wirkungsvollen Abschluss und durch die seit-
lichen Anbauten eine malerische Gliederung erhalten hat. Das rundbogige Portal ist
l52
MT'NDFI.HEIM
i53
gänzlich erneuert. Die mit einem Gratgewölbe überspannte Turmhalle öffnet sich mit
einem grossen Rundbogen mit einfachem Kämpfer nach dem Mittelschiff. Das drei-
schiffige Langhaus stammt aus dem J. 1660; das Mittelschiff besitzt ein hohes Tonnen-
gewölbe in Holzkonstruktion mit Putz, die Seitenschiffe flache verputzte Decken. Die
basenlosen Pfeiler schliessen mit einfachen Kämpfern ab. Der auf den Mauern des
gothischen Baues errichtete Chor ist mit einem flachen Tonnengewölbe und einem
Klostergewölbe überdeckt.
Taufstein, aus dem i3.Jh., von Namurer Blaustein, ohne Fuss, rundes Becken
mit vier rohen Eckköpfen, die Zwischenfelder gegliedert durch je drei eingestochene
Kreise. Über ähnliche Werke vgl. Kunstdenkmäler I, S. 16.
Gemälde, Holz, niederrheinisch, i. H. des 16. Jh., abgeschliffen und verblasst
{in der Sakristei), die Kreuzesfindung darstellend.
Glocke mit weit ausladendem unteren dünnen Rand (vielfach ausgebrochen)
und hohem Kegel, aus dem i3.Jh., ohne Inschrift. Eine zweite Glocke in der Turm-
lucke, vom J. i437 (Inschrift ohne Gerüst nicht zu lesen).
OKTOGON im Westen der Kirche, ähnlich dem zu Ginderich (Kunstdenk-
mäler I, S. 273), inschriftlich vom J. i788, fiachgedeckte Kapelle mit grossen rund-
bogigen Öffnungen und schmalen Eckpilastern. Darin ein guter polychromierter Kruzi-
fixus in Dreiviertellebensgrösse.
BURG HAUS, westlich von der Kirche im Dorf an der Strasse gelegen, mäch-
tiger zweistöckiger Bau des i5. Jh., ähnlich dem Quadenhof bei Gerresheim (s.o. S.106),
ursprünglich zum Schloss Landsberg gehörig. Die aus Bruchsteinen in unregelmässiger
Lagerung aufgerichteten Mauern sind durch kleine, von Holzrahmen eingefasste Fenster
durchbrochen. Nach Osten zu ein kleiner pfeilerartig vorspringender Ausbau.
K.ithol.
Pfarrkirche
Taufstein
Gemälde
Glocken
Ok togon
Burgha us
MÜNDELHEIM.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Dionysii). Binterim u. Mooren, Kathoi.
E. K. I, S. 277. — J. H. Kessel, Der selige Gerrich S. 1 7, 20, 57. — Aldenkirchen
in den B. J. LV, S. 21 3.
Der C)rt wird io72 zuerst als Mundelincheim genannt (Lacomblet, U B. I, Geschichte
Nr. 216), die Pfarrkirche, um die Mitte des i3. jh. neu erbaut, wird l3o8 dem Stifte
Düsseldorf inkorporiert (Lacomblet, U B. III, Nr. 62. — Brosius, Ann. II, p. 28. —
Kremer, Akad. Beitr. III, S. 253). In den J. i867 — 1868 restauriert.
Dreischiffige Pfeilerbasilika von Tuff mit vortretendem Westturm, in den spätesten Beschreibung
romanischen Formen, im Lichten 2i,4o m lang, i4,4o m breit.
Der fünfstöckige, mit vierseitiger Haube versehene West türm ist in den beiden Äusseres
unteren Stockwerken ungegliedert, aber mit Abdeckungen der Horizontallisenen ver-
sehen, die drei oberen Geschosse sind auf jeder Seite durch Rundbogenfriese ein-
geschlossen und durch Vertikallisenen in zwei Felder zerlegt, im obersten Geschoss
zwei romanische Doppelfenster mit einfacher INIittelsäule. Im Erdgeschoss befindet
sich das einfache Portal, von zwei Säulchen flankiert, die sich über den Knospen-
kapitalen als Rundstab fortsetzen. Nach Süden ein neuer zweistöckiger Treppenturm
angebaut.
Der Obergaden des Mittelschiffes an jeder Seite mit je drei Vertikallisenen und
wechselnden spitzbogigem und rundbogigem Abschluss (Rundbögen nur über den vier
Fenstern). Die Aussenmauern der Seitenschiffe gegliedert durch je vier grosse Blenden,
i53
i54
KREIS DUSSELDORF
Ka thol.
Pfarrkirche
Inneres
Kronleuchter
Glocken
in einer ein Seitenportal, von Spitzbögen umschlossen, mit horizontalem Sturz auf zwei
Säulchen, in den übrigen von Rundstäben eingefasste Rundbogenfenster. Das Chor-
haus mit zwei Fenstern an jeder Seite setzt die Gliederung des Obergadens fort. Die
Vierpässe im Ostgiebel des Mittelschiffes neu.
Im Inneren ist das Mittelschiff von zwei Kreuzgewölben mit derbprofilierten
Rippen überspannt, die durch einen Gurt getrennt und von Rundstäben in den Schild-
bögen eingerahmt sind. Die Rippen und Rundstäbe ruhen in den Ecken auf starken
Dreiviertelssäulen mit Eckblattbasen und skulptierten Kapitalen. Die Scheidemauern
werden von drei Pfeilerpaaren getragen, denen an der Ost- und Westmauer Halb-
pfeiler entsprechen. Die Kämpfer bestehen aus Deckplatte, Kehle und Rundstab, die
Basen aus Plinthe und Pfühl. Dem mittelsten breiteren Pfeilerpaar tritt nach innen
eine Vorlage vor mit einer starken Säule, auf der der Gurt aufsetzt, ihr zur Seite die
den Ecksäulen entsprechenden Dreiviertelssäulen als Träger von Rundstäben und
Rippen. Die Seitenschiffe sind mit vier Gratgewölben eingedeckt, durch Gurte ge-
trennt, die an den Aussenmauern auf schmalen Vorlagen ruhen. An dem mittleren
Pfeilerpaar entsprechen ihnen gleichfalls Vorlagen, an den beiden übrigen Kämpfer
mit Knospenkonsolen. Die Kapitale durchweg sehr sorgfältig gearbeitet, von grosser
ornamentaler Schönheit. Die Innenseite der westlichen Abschlussmauern der Seiten-
schiffe ist mit einer Blendenstellung verziert, in der je eine von einem früheren roma-
nischen Bau um iioo stammende Säule mit skulptiertem Würfelkapitäl und Basis ohne
Eckblatt Platz gefunden hat.
Die Turmhalle, die mit einem schweren Gratgewölbe überdeckt ist, öffnet sich
mit einem breiten und massigen Bogen gegen das Mittelschiff.
Das Chorhaus ist mit einem Kreuzgewölbe überdeckt, das RundstaLrippen und
Rundstabschildbögen zeigt, die in den Ecken mit skulptierten Kapitalen auf Drei-
viertelssäulen ruhen. Die Aussenwände sind durch zwei grosse rundbogige Blenden
belebt, über denen sich zwei rundbogige Fenster mit abfallenden Sohlbänken befinden.
Die Apsis wird durch drei kleine rundbogige Fenster erhellt.
Kupferner Kronleuchter, um i5oo, mit acht und vier Armen, mit stehender
Figur der Madonna.
Glocken. Die erste mit der Inschrift: sancte dionyse Patrone ora pro
NOBIS. JOHAN HELPENSTEIN PASTOR IN MUNDELHEIM ANNO l643. Die zweite VOn 1681.
Früh mit tel-
alterl. Anl.T g.
RATH.
FRÜHMITTELALTERLICHE ANLAGEN. Eine ganz ähnliche Anlage
wie am Ickter Hof bei Hain (vgl. o. S. 108, Fig. 44) findet sich in der Gemeinde
Rath bei den Bauernhöfen ,Alte Burg' und , Grosse Burg'. Die Befestigung .Grosse
Burg' wird mit der am Ickter Hof in fast gerader Linie durch den Ketelbach ver-
bunden. Sie besteht aus einem runden Mittelkegel, der , Insel', deren Höhe von der
Sohle des Wallgrabens etwa i3 Fuss beträgt, auf der jetzt eine ziemlich alte zahme
Kastanie steht. Der Graben hat noch 3 — 4 Fuss Tiefe, an der Seite des Hofes
, Grosse Burg' (nach Nordosten) noch 7 — 8 Fuss Tiefe. An der Ostseite zieht sich um
die , Insel' ein hufeisenförmiger breiterer und flacherer Wall. Mauerreste sind nicht
nachzuweisen. Die aus Basalt bestehenden Fundamente des Bauernhofes ,Alte Burg'
deuten auf mittelalterlichen Ursprung. Vermutlich bildet die Befestigung , Grosse Burg'
die Südwestecke wie die Wallburg , Ickter Hof die Nordwestecke einer grösseren fast
i54
RATINGEN
l55
quadratischen Anlage, die sich im Norden über Haus Hain, den Schwarzen Graben,
nach der Volkardey, im Süden vcmi der , Alten Burg' über Röttgen nach dem Gater-
liof hin ausdehnte (G. PiErER in der Heimatskunde lS79, S. i7. — Mitteilungen des
Herrn Pfarrers H. Fliedner in Kaiserswerth).
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. dolorosae v. Mariae). Vom i4.Jli.
an bis i689 diente die Kirche den Klosterschwestern nun 3. Orden des h. Franziskus
als Klosterkirche, i689 — 1811 zugleich als Pfarrkirche, von 181 i ab ausschliessHch als
Pfarrkirche. Die mit ihr in Verbindung stehende Kapelle wurde i694 zu Ehren der
Madonna durch Schenkung des Freiherrn von Vittinghoff gen. Schell erbaut. Die
Kirche wurde i87i abgebrochen und durch einen dreischiffigen gothi.schen Neubau von
Rincklake ersetzt.
Pieta, Holz, Anfang des 16. Jh., in lialber Lebensgrösse auf dem südlichen
Seitenaltar.
RATINGEN.
Früh mittel-
alter 1. Anlag.
Kathol.
Pfarrkirche
Pieta
J. WüLFFiNG, Beschreibung der vornehmen Handels -Städte Bergischen Landes Litteratur
(i729): Berg. Zs. XIX, S. i-i 4, 121, 1 33. — JoH. Schmidt, Geographie und Geschichte
des Herzogtums Berg, Aachen i8o4, S. 58. — v. Restorff, Beschreibung der Rhein-
provinzen S. 356. — V. MüLMANN, Statistik I, S. 42i. — J. H. Kessel, Geschichte
der Stadt Ratingen mit besonderer Berücksichtigung des ehemaligen Amtes Anger-
mund, Köln und Neass i87 7, I. Urkundenbuch (weiteres nicht erschienen). Dazu
B. J. LX, S. i48; Berg. Zs. XII, S. 259; v. Sybels Histor. Zs. LH, S. 359. — Privi-
legien der Stadt: v. Ledebur, Allg. Archiv II, S. 61.
H. Eschbach, Die St. Se-
Quellen
München
bastianus-Bruderschaft in Ratingen: Düss. Beitr. II, S. 68. — Alte Ansicht bei Ploen-
nies, Topographia ducatus Montium (Düsseldorf, Staatsarchiv A. 3i) BI. 65. Vgl. Berg.
Zs. XVII, S. 81 u. Suppl. — Eine breit angelegte Geschichte der Stadt Ratingen von
H. u. P. Eschbach befindet sich in Vorbereitung.
Handschriftl. Qu. Im Stadtarchiv: i5o Urk. von i276 an, davon 67 von Handschrifti.
Lacomblet inventarisiert, die wichtigeren publiziert von Kessel. Unter den Akten:
Privilegien der Stadt, Stadtrechnungen, Verzeichnis der Erbbesitzer vom J. i358, Ver-
zeichnis der Liegenschaften vom J. .i539, Zunftbriefe, Verordnungen über die Bürger-
wehr von i4oo ab, Ratsprotokolle vom J. i542 ab, weiterhin Zunftbriefe, Litteralien
über das Gasthaus, die Pfarrkirche, die Klöster und Kapellen der Stadt, die Stadt-
und Honschaftsmühlen (ausführlich Wd. Zs. I, S. 4ii).
In der Kgl. Staatsbibliothek zu München: Cod. lat. ioo75, Calendarium cum
multis notis ad historiam ecclesiae in Ratingen apud Düsseldorf pertinentibus, i3.Jh.,
fol., mit Zinsnotizen und Eintragungen vom i3. — i5.Jh. (vgl. Ilgen, Rhein. Archiv
S. i78; Lamprecht, Verzeichnis niederrhein. Urbarialien S. 29). — In der Reding-
HOVENschen Sammlung, Cod. germ. 22 13, Bd. V, Bl. 454=» Zunftsordnungen von i446,
i447, i458, i564, i567, i589; Bl. 475 Aufrichtung der Schützenbruderschaft vom J. i434.
Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Urk. und Akten aus Kessels Nachlasse, Düsseldorf
i892 erworben.
Im Gräflich von Speeschen Archiv zu Heitorf: Eine Reihe wichtiger auf Heiiorf
Ratingen und das Haus ,Zum Haus' bezüglicher Urk. (s. u.) — Steuermatrikeln der
Stadt Ratingen vom J. i677 ab (Reg. III, III, Nr. XIV, conv. II u. III).
Im Stadtarchiv zu Gerresheim: Urk., Akten und Handschriften aus Kessels Gerresheim
Nachlasse, vom i5.Jh. ab, auf Ratingen bezüglich.
i55
56
KREIS DUSSELDORF
Ka thol.
Pfarrkirche
Geschichte
Einzelne
Bauperioden
Beschreibung
Westturm
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. ss. ap. Petri et Pauli). Binterim u.
Mooren, E. K. I, S. 277: II, S. 228. — Ann. h. V. N. XXVI, S. 4i7; XXXI, S. 201.
— aus'm Weerth, Kd. II, S. 42. — Lotz, KunstU^pographie I, S. 5 11. — Otte,
Handbuch der Kunstarchäologie II, S. 84. — Inventarien von i567 und i568 bei
Kessel, U B. S. 368.
Handschrift!. Qu. Im Pfarrarchiv: 9 Perg.-Urk. von i487 an.
Die Kirche ist eine der ältesten Stiftungen des Bergischen Landes und wahr-
scheinlich von Kaiserswerth aus gegründet. Sie wurde im J. 11 65 der Domprobstei
zu Köln einverleibt (Lacomblet, U B. I, Nr. 4 10. — Kessel, U B. S. 6). Um diese
Zeit entstand ein romanischer Neubau mit zwei Türmchen, der aber ein Jahrhundert
später, bei dem grossen Brande des J. 1266, zum grossen Teil zerstört worden zu sein
scheint. In den nächsten Jahren, während des raschen Aufblühens des Ortes (Ratingen
wurde i2 76 zur Stadt erhoben: Lacomblet, U B. II, Nr. 696. — Kessel, U B. S. i 1),
wurde die Kirche im Übergangsstile nach Westen erweitert. Endlich wurde die Kirche
im i4. ]h. mit Benutzung der drei Türme in eine gothische Hallenkirche verwandelt.
Am Ende des i5.Jh. machten sich grössere Reparaturen notwendig (i476 Notbauten
erwähnt: Urk. im Stadtarchiv zu Gerresheim. — i484 Klage über den Verfall: Kessel,
U B. S. i43). Um diese Zeit wurde die S. Annakapelle errichtet (urkundlich i5o4
zuerst erwähnt). Im J. i785 war das Dach gänzlich verfallen, so dass es über dem
Hauptturm und über dem Langhaus (hier in einem einzigen Satteldach an Stelle der
bisherigen drei Dächer) erneuert werden musste (Promemoria des Kölner Domprobsten
vom 21. Dec. i785). Dem beabsichtigten Abbruch der beiden Osttürmchen widersetzte
sich damals der Magistrat, , indem das uralte Stadtsiegel die drei Thürme nachführte'.
Im J. i892 wurde der Ostbau von den beiden Türmchen ab abgerissen und hier durch
Heinrich Wiethase ein geräumiger Erweiterungsbau errichtet.
In Material und Formensprache lassen die älteren Teile der Kirche die ver-
schiedenen Bauzeiten noch genau erkennen (in den Abbildungen, Fig. 72 Grundriss,
Fig. 7i Südansicht, ist die Gestalt der Kirche vor dem J. i892 wiedergegeben). Die
älteste romanische Kirche war ein dreischiffiger Bau aus Tuff mit zwei eingebauten
Westtürmen. Von ihm sind die beiden Türme B und C und die Umfassungsmauern
des Ostteiles erhalten. Diese Kirche wurde im i3.Jh. nach Westen verlängert und
ihr ein mächtiger Westturm vorgesetzt. Bei dem Ausbau des Inneren zu einer go-
thischen Hallenkirche wurden die beiden älteren Türme B und C mit grosser tech-
nischer Geschicklichkeit derart unterfangen, dass ihre inneren Ecken auf zwei Säulen
zu stehen kamen. Das Vorhandensein der Türme macht sich im Inneren nur durch
ein näheres Zusammenrücken der Säulen bemerkbar. Der Westbau mit dem Turme
besteht zum Unterschied von dem Ostteil aus Kohlensandstein, alle Profile aus Trachyt.
Der West türm A erhebt sich auf einer Basis mit reich abgestuftem Sockelgesims
und zeigt nach Westen im Unterstock das rundbogige romanische Portal mit zwei
Säulen in den abgetreppten Gewänden, die sich über den zierlichen Blattkapitälen
als Rundstäbe fortsetzen. Die eigentliche Thür ist durch einen horizontalen Sturz
abgeschlossen, das Tympanon ungegliedert, das ganze Portal ist rechtwinkelig von
Lisenen eingerahmt. Darüber zieht sich um den ganzen Turm ein Bogenfries in
grossen Spitzbogen. Die Nord- und Südseite sind noch durch zwei Vertikallisenen
in drei Felder zerlegt. Das zweite Stockwerk zeigt eine entsprechende Gliederung
durch Vertikallisenen und denselben Spitzbogenfries, im dritten und vierten Geschoss
ist jede Seite durch Vertikallisenen in drei Felder zerlegt und mit einem Rundbogen-
fries abgeschlossen. In jedem Einzelfelde des vierten Stockwerkes ein dreiteiliges
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RATIXGEN
l57
Fenster mit einer Säule in den Gewänden, die über dem das Kapital vertretenden Km hol.
Ring sich als Rundstab fortsetzt. Der mittlere Bogen ist gestelzt und wird mn zwei
Säulchen mit zum Kiimpfer weit ausladenden Kelchkapitälen getragen. Die geschieferte,
y'pv m i^ -^
i':M i n I
Fig. 71. Ratingen. Südansicht der katholischen Pfarrkirche.
ins Achteck übergeführte Haube vom J. t785 ist geschweift und eingeknickt, auf den
Ecken erheben sich kleine mansardenartig vorgebaute vierseitige Türmchen.
Die ersten beiden Joche des Langhauses sind aus Kohlensandstein aufgeführt,
die Fenster, deren Masswerk herausgeschlagen und durch eiserne Rahmen ersetzt ist,
sind mit Backsteinen eingefasst. Mit Ziegeln sind auch die zweimal abgetreppten
Streben o-eflickt. Im ersten loch an der Südseite ein Portal mit horizontalem Sturz.
Langhaus
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iS8
KREIS DUSSELDORF
Kathol.
Pfarrkirche
Osttürmchen
Ostteil
Anbauten
Die eingebauten romanischen Türme sind fünfstöckig — in den unteren'Stock-
werken verputzt — jedes Geschoss in der einfachsten Weise durch schmale Lisenen
und Rundbogenfries geghedert. Im Oberstock nach jeder Seite zwei zweiteilige Fenster.
Im südlichen ist die geschieferte Haube ins Achteck übergeführt.
Um den aus Tuff ausgeführten Ostteil ist das gleiche unter den Sohlbänken der
Fenster hinlaufende Gesims wie am Westbau verkröpft. Der um den Ostbau geführte
Tuffsockel ist auf der Oberfläche cementiert. Die Fenster sind wie im Westen "mit
Backsteinen eingefasst, die Streben mit dem gleichen Material geflickt. Der Ostbau
läuft in einen aus fünf Seiten des Achtecks konstruierten Hauptchor D aus, 'dem
zwei rechteckig geschlossene Seitenchörchen zur Seite treten. Im ersten Joch nach
dem südlichen Türmchen an der Südseite ein von zwei Säulen flankiertes romanisches
Portal, mit horizontalem Sturz die Thüröffnung geschlossen.
Nach Süden stiess die S. Annenkapelle F an (i89i beseitigt, in der Ansicht
Fig. 7i weggelassen). Die an der Nordseite angebaute rechtwinkelige Sakr^istei E
Fig. 72. Ratingen. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
Inneres
Turmhalle
Hallenkirche
ist über einem Bruchsteinsockel aus Backsteinen aufgeführt, nach Osten mit Benutzung
einer den alten Bau entstammenden Tuffmauer. Nach Norden zwei einachsige Fenster,
dazwischen eine spitzbogige Blende.
Im Inneren öffnet sich die Turmhalle mit einem gedrückten Spitzbogen gegen
das Mittelschiff, die Ostmauer des Turmes hat hier die Breite von 2,3o m. Die Vor-
halle selbst ist mit einem unregelmässigen Kuppelgewölbe überdeckt, in den Ecken
kurze Säulen mit Kelchkapitälen. Durch die bedeutende Erhöhung des Bodens er-
scheint die Vorhalle noch schwerer und massiger.
Die nicht durch Gurte getrennten Kreuzgewölbe der Hallenkirche, deren
Rippen einfaches Hohlprofil zeigen, ruhen auf fünf Säulenpaaren mit hohen Basen,
denen je vier starke Dienste vortreten mit polygonalem Sockel und Kelchkapitäl. Die
Sockelgesimse sind um die ganze Säule herum verkröpft, ebenso die Kapitale, die in
der Kelchkehle höchst einfach und derb skulptierte gleichsam angeklebte überall
wechselnde Blattreihen erhalten haben. An den nur durch eine Horizontallisene geglie-
derten Aussenwänden entspricht den Diensten eine gleichstarke Dreiviertelssäule, an
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Tafel VIII.
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H
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Gerresheim und Ratingen. Monstranzen.
RATINGEN
l59
der Turmmauer setzen die schmalen reichprofilierten Arkadenbügen und die Rippen
auf Konsolen auf.
Die beiden Seitenchörchen, sowie die in der Längsachse der Kirche laufenden
Umfassungsmauern des Hauptchores D sind durch zweiteilige Blenden mit Rund-
stäben gegliedert. Im Hauptchor ausserdem zwei tiefere spitzbogigc Blciukii in der
Form von Piscinen, die eine als Sakramentsschrank dienend.
Die Sakristei E ist mit zwei Kreuzgewölben eingewölbt, deren Rippen in den
Ecken auf Polygonalpfeilern (in der Südostecke durch eine Konsole ersetzt), an der
Nordmauer auf einem einfachen Dienst, an der Südmauer auf einer Konsole ruhen.
Kreuzigungsgruppe, lebensgross, von Holz, derbe und harte Arbeit des
16. Jh., schlecht polychromiert, in der Vorhalle.
Monstranz (Taf. VHI, 2. — aus'm Weerth, Kd. Taf. XXIX, II, S. 42. —
Ann. h. V. N. XXVI, S. 4i7. — Heimatskunde i879, S. 86), 89 cm hoch, aus ver-
goldetem Silber, vom J. i394, auf dem Fuss die Inschrift: bid vor den Priester de
DIT cleynoyt al up bereyt gegeven heet deser synre kyrken to ratinghen
TER EREN DES HEYLGEN SACRAMENTZ ANNO DOMINI Mcccxciiii. Geschenk des nach-
maligen Domprobstes Bruno, der um i394 Pfarrer in Ratingen war (Binterim, Denk-
würdigkeiten VII, Teil III, S. 373. — Harless in den B. J. LX, S. i48).
Der hohe sechsseitige Fuss ist am Rande a jour mit grossen runden ÜfTnungen
durchbrochen, jedes der sechs Blätter dreimal ausgeschweift und mit feinen vertieft
gearbeiteten gothischen Rankenornamenten verziert, ausserdem mit drei aufgestifteten
Silberrosetten. Der meisterhaft gearbeitete sechsseitige Aufsatz zeigt in den durch
Streben getrennten Fensteröffnungen unter Zinnen je eine Halbfigur eines musizieren-
den Jünglings. Der Schaft lädt zu einem runden Knauf mit vier Pasten aus, die mit
(erneuten) Glasflüssen verziert sind, um den Knauf ein Silberband.
Der Kelchfuss des Krystallcylinders ist mit verschnittenem Laubwerk verziert,
zur Seite des Cylinders vier reiche Strebesysteme mit an ihn angelehnten Bögen, unter
denen je ein gelockter Jüngling mit den Passionsinstrumenten steht. Nach aussen je
ein posaunenblasender Jüngling. In den Türmchen zweimal ein König, zweimal eine
königliche Jungfrau.
Die Krönung erhebt sich in vier Stockwerken. Über dem mit Gitterwerk ab-
geschlossenen Baldachin stehen im Kreise um die Krystallkuppel die zwölf Apostel
mit ihren Symbolen. An den vier Pfeilern des Aufsatzes wieder je ein musizierender
Jüngling. An den vier Seiten des ersten Geschosses die Figuren von S. Gereon,
S. Katharina, S. Petrus, S. Helena unter vorgekragten, auf das reichste verzierten
Baldachinen. Der in der reichsten Architekturgliederung sich erhebende Aufsatz
schliesst mit einem (erneuten) Kruzifix ab. Die Monstranz ist die bedeutendste des
i4. Jh. am ganzen Rhein und in der Behandlung der architektonischen Ornamentik
wie der Figuren gleich bewunderungswürdig, wahrscheinlich von dem gleichen Meister
Cois Eleia (?) gefertigt (wegen der übereinstimmenden Behandlung des Fusses) wie
die im Aufbau übrigens abweichende Monstranz zu Gerresheim (s. o. S. io3).
Zwei gothische Kelche, 16 und i7 cm hoch, i5.Jh.
Ciborium, 4l cm hoch, i7.Jh., mit dem Beschauzeichen I (L?) S und nicht
erkenntlicher Marke.
Silberner Becher, 26 cm hoch, um 1600.
Kasel von rotem Sammet mit Stäben von 162 1. Auf Goldstoff ein Kreuz mit
Christus, darüber Gottvater, am Fusse Maria und Johannes und die h. Anna selbdritt,
die Figuren appliziert und in Lasurmanier ausgeführt, die Köpfe und das corpus in
Kalhol.
Pfarrkirche
Sakristei
Kreuzigungs-
gruppe
Monstranz
Fuss
Krönung
Kelche
Ciborium
Becher
Paramente
i59
l6o KREIS DÜSSELDORF
Kathoi. Seidenstoff. Zwei Wappen mit der Inschrift: eleisabet von der arck abdissa, anna
VON der arck-broich axxo 162 1. Auf der Vorderseite drei Heiligenfiguren (ver-
schlissen).
Kasel aus neuem violetten Stoff, auf den Stäben in Plattstich und Applikation
Christus am Kreuz mit Gottvater, Maria und Elisabet, darunter: Christian clout
RICHTER zu ANGERMOND UND LANDSBERC UND MECHTELT VON VELDERHOFF SEIN
HAUSFRAW ANNO l6l7 D. 26. FEBR.
Glocken Glocken von i498 und i523 mit den Inschriften:
1. BENEDICAT ME DEUS, PATER CUSTODIAT ME DEUS FILIUS, PROTEGAT ME DEUS
SPIRITUS SANCTUS. O MARIA MATER DEI MEMENTO NOSTRI. A. D. l498. JOHANNES
DE VENLO CUM FRATRE SUO ME FECIT.
2. SENT PETER IND PAUWELS HEISSCHEN ICH, IN DIE ERE GÖTZ LÜDDEN ICH,
DEN BÖSEN GEIST VERDRIEVEN ICH, DIE LEBENDIGEN ROIFEN ICH, DIE DOIDEN BE-
CLAGEN ICH. JOHANNES VAN NUYSS IND IGNAST SYN SON GOISSEN MICH A. D. l523.
Ev:,ngei. EVANGELISCHE PFARRKIRCHE, im T. i667 begonnen, die Weiter-
führung 1668 durch Pfalzgraf Philipp Wilhelm inhibiert, erst i683 — 1685 vollendet,
einfacher rechtwinkeliger Saalbau aus Bruchsteinen mit dreistöckigem Backsteinturm,
im Inneren l892 mit einer neuen ruTidum geführten hölzernen Empore versehen.
Darin marmornes Epitaph des im }. i7o2 verstorbenen Wilhelm de Muralto.
Kapelle HAUSER KAPELLE, bei dem Haus ,zum Haus' gelegen, barocker Bau des
i7.Jh. aus Bruchstein mit kleinem Glockentürmchen ohne Schelle.
Heiligen. H EI LI G E N H ÄU S C H E N vor der Stadt, inschriftlich vom J. i7o9, derber
bauschen . . . . r r • ■ tt
mit emem Giebel abgeschlossener Aufsatz auf einem mensaartigen Unterbau.
Nicht erhaltene Die Stadt besass Klöster und Niederlassungen der Beghinen, Minderbrüder,
Karmeliter, Dominikaner, Augustiner, ausserdem eine Gasthauskapelle, eine Kreuz-
kapelle vor dem Oberthor, eine Kapelle U. L. Fr. an der Heiden (vgl. Kessel, U B.
S. 383 Index).
Stadt- STADTBEFESTIGUNGEN. Die Anlage der Stadtbefestigungen begann
eiestigungen
Anlage sofort uach der Erhebung Ratingens zur Stadt im j. I276; im nächsten Jahr erhielt
die Stadt zu diesem Zwecke eine Accise (Kessel, U B. II, S. i3). Von den Thor-
burgen werden die porta Vowinkel (Düsseldorfer Thor) und porta superior (Oberthor)
schon in dem Ratinger Stadtbuch von i362, die Lintorper porten i38o zuerst erwähnt
(Kessel, U B. S. 38, 43). Durch diese Thorburgen war Lauf und Richtung der Mauer
und des Stadtgrabens bestimmt: der Mauerring ist später nicht verändert worden.
Vorstädte Die Vorstädtc, Oberdorf oder das Dorf, Bechem und \^oh\vinke!, die i4o5
niedergebrannt worden waren (Koelhoffsche Chronik: Deutsche Städtechroniken XIV,
S. 742), wurden im i5.Jh. neu aufgebaut, sie waren mit einem Graben umgeben, der
im Gegensatz zum Stadtgraben der Dorfgraben genannt wird. Die Vorstädte Bechem
und Vohwinkel wurden im dreissigjährigen Krieg zerstört, das Oberdorf besteht noch.
Umbauten Im i5.Jh. wurde der Mauerring umgebaut, mit neuen Thoren und zum Teil
mit neuen Türmen versehen. Zum Ausbau erhält die Stadt in den J. i4o3 und i442
Accisen bewilligt (Kessel, U B. Nr. 5o u. 64). In der Stadtrechnung von i43 7 werden
Bauarbeiten ,an den nyen werhusen ind anderen werhusen', sowie ,an der stat wercke'
erwähnt. In der Stadtrechnung von l444 wird berichtet, dass ,wachhuyser' und ,trapen
an de wachhuyser' erbaut worden, es wird an dem ,porthuys an der Lyntorperportz'
und an dem ,porthuys up dem dorpe' gearbeitet. Die Stadtrechnung von i46o be-
richtet: ,In diesem i46o. iahr ist der kornsthurn sambt beiliegender mauren gebawet',
die Stadtrechnung von i468 berichtet: ,In diesem jähr ist der torn zwischen der
160
RATINGEN
.61
Düsseldorfer und Beckemer (Bechemer) portcn gezimmert'. Die Stadtrechnung er- Stadt-
wähnt weiter den kleinen torn, den kucktorn, den buessertorn, den nuwen torn by "^ ^ igungen
der overporten, an denen gearbeitet wird. Die Stadtrechnung von i47i bemerkt: ,In
diesem i47i. jähr ist der windmühlenthorn ferner gebawet'; die Stadtrechnung von
i479 — i48o: ,In diesem jähr ist der thurm nächst der Lintorfer pfortzen, den man
jetzt den trinsen-torn nennet, gebawet'.
Im Anfang des 16. Jh. tritt eine neue Reparatur ein, im J. i5io heisst es, die
Stadt sei ,an portzen, tornen ind gebuchten nedcrfellicli ind abouwich worden'. Die
Stadtbefestigung, die im iV.Jh. arg mitgenommen worden war (Kessel, UB. Nr. 25o),
wurde erst i8o7 endgültig aufgegeben (Akten im Stadtarchiv zu Gerresheim).
Der Mauerring bestand eigentlich aus drei parallel laufenden Mauern, die auf Stadtmauer
der Westseite noch fast vollständig erhalten sind. Zunächst laufen hier im Abstand
von 2,5o m zwei Mauern hin, die innere 5o cm, die äussere 75 cm stark, deren
Zwischenraum mit Steinen und Erde ausgefüllt ist, so dass hier ein nach beiden Seiten
geschützter breiter Gang auf der IlTihe der Befestigung entstand. Vor der .iusseren
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Fig. 73. Ratingen. Türme der Stadibefestigung.
Mauer liegt der 2 3 Schritt breite Zwinger, der wieder mit einer Mauer abschliesst.
Dahinter liegt der ehemalige Stadtgraben, der Brandteich. Diese Anlage gleicht im
wesentlichen der Befestigung von Zons (vgl. ausführlich in den Kunstdenkmälern d. Kr.
Neuss), doch ist der Mauerring in der gleichen Form nicht um die ganze Stadt ge-
führt. An der Südostseite ist der Raum zwischen beiden Mauern 4,5o m breit, an
der Nordseite ist nur noch eine einfache 75 cm breite, i,7o — 2 m hohe Mauer erhalten.
Von den Mauertürmen sind noch drei erhalten (Fig. 73). Zunächst auf der
Nordostseite der 8 m hohe aus gewaltigen Quadern bestehende , dicke Turm' von einer
ganz ausserordentlichen Stärke, an der Ostseite findet sich in der Höhe von 2,5o m
die mit rechteckiger Hausteineinfassung versehene Eingangspforte, die auf den hölzernen
Wehrgang führte. Ein zweiter Rundturm, der ,kleine Turm', findet sich an der Süd-
seite, nur 6 m hoch und aus kleineren Blöcken zusammengesetzt, die Mauer i,7o m
stark. Im Erdgeschoss findet sich ein ehemals nur \on oben zugängiges Kuppel-
erewölbe, der alte Zusfanc: befindet sich in der H(')he von 4 m über dem Erdboden.
Endlich ist einer der viereckigen späteren Türme erhalten, der i47i errichtete Wind-
mühlenturm, der ursprünglich, wie noch in Oberwesel, Bacharach, Neuss u. s. w., nach
innen offen war. Es ist jetzt in iiin ein kleiner sehr malerischer Fachwerkbau ein-
11
161
Mauertürme
102
KREIS DUSSELDORF
Rathaus
Haus;
,zum Haus'
srefüet. An der Südseite finden sich ausserdem noch zwei halbrunde Rondele in der
Stadtmauer (bis i889 im Ganzen 3,7o m hoch, seitdem um 2 m abgetragen).
RATHAUS, am Markte, ein mächtiger zweistöckiger aus Bruchsteinen errich-
teter Bau mit starken Mauern und geschweiften und abgetreppten Giebeln, im J. i75i
restauriert (Jahreszahl am Giebel). An der Südwestecke eine Madonnenstatue des
16 Jh. auf einer Konsole, an der Nordwestecke nur die Konsole erhalten. Im Sitzungs-
saal die Brustbilder des Pfalzgrafen Karl Theodor und seiner Gemahlin, bez. : a. wisse-
LINCK PiNXiT i766; dann das Porträt des Kurfürsten Johann Wilhelm in voller Rüstung
bez.: WARDENBACH FECIT l7l7.
HAUS ,ZUM HAUS', v. Mering, Geschichte der Rittergüter, Burgen u. s. w.
in den Rheinlanden X, S. 89. — H. Ferber in den Beitr. VH, S. 106. — v. Steinen,
Westfäl. Geschichte IV, S. 4i4. — J. Strange, Beitr. zur Genealogie der adeligen
Geschlechter XI, S. 57. — Fahne, Geschichte der Kölnischen Geschlechter I, S. i42;
II, S. 56. — Kessel, U B. S. 385.
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'Tut^ifr'
Fig. 74. Ratingen. Haus ,zum Haus'.
Handschriftl.
Quellen
Geschichte
Beschreibung
Handschrift]. Qu. Im Gräflich von Speeschen Archiv zu Heitorf: Urk. und
Akten von i343 ab (Inv. III, III, I, conv. i— 7, II, 1, III, i, IV, V, i, 2).
In der Kgl. Staatsbibliothek zu München: Genealogie des Geschlechtes in
der REDiNGHOVENschen Sammlung, Cod. germ. 22 13, Bd. LIV, Bl. 75.
Das Haus war der Stammsitz der Herren vom Haus (Huisse), die schon i393
erscheinen. Um i568 kam das Gut durch Heirat an Dederich von der Horst, i685
durch Verkauf an Philipp Wilhelm Freiherrn von ZweifFel für die Summe von 28000
Reichsthalem. Im J. i783 wurde das Haus durch Ambrosius Franz Reichsgraf von
Spee käuflich erworben. Jetziger Besitzer ist der Reichsgraf Franz von Spee zu Heitorf.
■Die eigentliche Burg ist eine Anlage des i4. Jh., die am Ende des 16. }h. um-
gebaut ward, und gleich der Stadtbefestigung von Ratingen von grosser Regelmässig-
keit, eine von Gräben umgebene rechtwinkelige Anlage mit einem Rundturm in dreien
der Ecken und einem übereck gestellten rechteckigen Thorturm in der vierten (Fig. 74.
— Rekonstruktionszeichnung bei G. A. Fischer, Schloss Burg und andere Burgen
des Rheinlandes S. 48, Fig. 43). Der Thorturm, zu dem eine Brücke führt, ist drei-
stöckig und mit einem einfachen Satteldach überdeckt, das Portal selbst ist vermauert.
162
URDENBACK — WITTLAKR 1 63
Von den Rundtürmen ist nur der an der Südwestecke gelegene noch ganz erhalten Haus
in der Höhe von drei Stockwerken mit der geschweiften und gebrochenen Haube des '""""
i6.Jh. Die beiden übrigen Rundtürme stehen ohne Dach da, der an der Südostecke
gelegene trägt eine grosse Bresche. Das anstossende Herrenhaus, von dem die Ost-
und Nordmauer noch dem ältesten Bau angehören, während die übrigen Mauern in
Fachwerk erneuert sind, zeigt an der Aussenseite noch vier der alten gothischen
Fenster mit Steinkreuzen und in Eisenankern die Zahl i596. Rechtwinkelig an das
Herrenhaus stösst ein langer einstöckiger Trakt mit Stallungen; diesem gegenüber liegt
ein neu gebauter Pferdestall. In der Mitte des inneren Burghofes jetzt eine grosse
Düngergrube.
Die aus dem i6. Jh. stammende Vorburg war ursprünglich gleichfalls von Mauern Vorburg
und Gräben umgeben. Erhalten ist nur der Thorbau, das grosse rundbogige Portal,
mit Scharten in dem von drei Steinkugeln gekrönten Aufsatz und zur Seite ein hoher
dreistöckiger Bau mit sechsmal abgetrepptem Giebel. Die Abschlussmauer der Vor-
burg nach Osten fehlt; an die übrigen Mauern sind neuere Wirtschaftsgebäude in
Fachwerkbau angelehnt worden.
URDENBACH.
EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Die evangelische Gemeinde entstand Evangei.
um i58o, war i596 selbständig (Al. Hermanns, Geschichte von Benrath S. 44), die
Kirche wurde i69i erbaut. Saalbau aus Backstein mit flacher Holzdecke und kleinem
vierseitigen geschieferten Dachreiter mit geschweiftem Helm. In den Fenstern in
Glasmalerei zw('>lf bürgerliclie Wappen von i694 und i695.
Pfarrkirche
WITTLAER.
KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (tit. s. Remigii). Aldenkirchen in Kathoi.
den B. J. LV, S. 2i3. — Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 277. Pfarrkirche-
Die Kirche, in der i. H. des 12. Jh. erbaut, wird schon 11 44 unter den Be- Geschichte
Sitzungen des Frauenstiftes Vilich genannt (Lacomblet, U B. I, Nr. 35o). Sie war
ursprünglich nur eine Kapelle auf dem Wittlaerer Hofe, erscheint aber Ende des
i3.Jh. schon als Pfarrkirche (Urk. von 1292: Lacomblet, U B. IV, Nr. 676). Die
Kirche, die i7o2 bei der Belagerung von Kaiserswerth beschädigt worden, wurde i7o8
wiederhergestellt, die romanischen Fenster vergrössert, der Turm verunstaltet, ein
Spritzenhäuschen angefügt. Von 1868 — i87l stilgerecht restauriert unter Leitung des
Regierungsrates Kn'iger durch Vinccnz St atz, der Turm erst l878 durch Schrey aus
Duisburs:. Die stark orewichenen Seitenschiffmauern wurden erneuert.
Dreischiffige Pfeilerbasilika aus Tuff, im Lichten 25 m lang, i4,5o m breit. Der Beschreibung
T
urin
vierstöckige romanische Turm ist in den beiden unteren Geschossen ungegliedert
und zeigt nur im Erdgeschoss nach Westen ein einfaches romanisches Portal (erneut)
mit zwei Säulen mit W^ürfelkapitälen in den Gewänden. Das dritte und vierte Stock-
werk sind durch \^ertikallisenen und Rundbogenfries gegliedert, im vierten Stock je
zwei romanische Rundbogenfenster mit einfacher Mittelsäule und Würfelkapitäl. Unter
der vierseitigen einfachen geschieferten Haube ein einfaches Gesims.
Das Mittelschiff ist im Obergaden (Fig. 75) überaus reich gegliedert mit neun Äusseres
rundbogigen Blenden, deren Bögen an den Ecken auf Vertikallisenen, dazwischen auf
11*
i63
i64
KR ins DUSSELDORF
Kathol.
Pfarrkirche
~^^t'J ^ r-i.
Fig. 75. Wittlaer. Südansicht der katholischen Pfarrkirche.
Halbsäulchen mit verziertem Würfelkapitäl und weit ausladendem Kämpfer ruhen,
darin vier kleine rundbogige Fenster.
Der Ostgiebel des Mittelschiffes ist durch Rundbogenfries und Vertikallisenen,
in der Mitte durch eine rundbogige Nische verziert. Das Chorhaus ist in den Seiten-
mauern einfach durch Rundbogenfries gegliedert, die Apsis durch drei grosse Blenden
'tuC^^fr.
■^P
Fig. 76. Wittlaer. Grundriss der katholischen Pfarrkirche.
i64
WITT LA ER
l65
Inneres
belebt. Unter dem Dacli zieht sich ein einfach aus doppelter Schmiege und Rund- Kathoi.
Stab Zusammengesetzes Gesims hin. Pf-irrUirche
Im Inneren (Grundriss Fig. 76) bildet das breite MittelschitI mit seiner (lachen
(erneuten) Balkendecke einen höchst wirkungsvollen grossen und hellen Raum, neben
dem die niedrigen und schmalen Seitenschiffe sehr zurücktreten. Die Scheidemauern
ruhen auf vier Pfeilerpaaren mit niedrigen, nur aus einer Plinthe bestehenden Sockeln
und den einfachsten Kämpfern. Die Scheidemauern sind nur durch eine Horizontal-
lisene und die vier Rundfenster mit ausgeschrügten Ge-
wänden gegliedert. Das vierte westliche Pfeilerpaar ist
mit der westlichen Fayade durch eine dünnere Mauer
verbunden. Die Seitenschiffe sind mit gedrückten Grat-
gewölben eingedeckt und von Gurtbögen und Schild-
bögen eingerahmt. Die Fenster zeigen hier gleichfalls
stark abfallende Sohlbänke.
Die westliche, das Mittelschiff abschliessende Wand
war wohl von Anfang an auf Farbenschmuck berechnet.
Der niedrige Triumphbogen ruht auf einem Kämpfer,
der an der Schmiege mit einem frühromanischen Fries
verziert ist.
Das Chorhaus ist mit einem Kreuzgewölbe be-
deckt, dessen Rippen ein auffällig breites, einfach zuge-
spitztes Profil zeigen. In den Schildbögen laufen starke
Rundstäbe hin, die nebst den Rippen mit einem ein-
fachen Kelchkapitäl auf einer Dreiviertelssäule mit Eck-
blattbasis ruhen. In den Seitenwänden je ein rundbogiges
Fenster. Die Apsis wird durch drei kleine romanische
Fenster erhellt, über denen sich auf runden Konsölchen
ruhende Rundstäbe als Schildbögen im Halbkreis hin-
ziehen, die Konsolen sind mit der Mitte des die Apsis
abschliessenden Rundstabes durch Rundstabrippen ver-
bunden.
Taufstein, von Namurer Blaustein, i m hoch,
I m breit, achtseitiges Becken auf JNIittelcylinder mit vier
freistehenden Ecksäulen, vier korrespondierende Seiten
des Beckens mit Dreipässen, die vier anderen mit scharf
gemeisselten vorgekragten Köpfen unter Schuppenkronen
verziert. Eine der exaktesten Arbeitendes i4.Jh. dieser
grossen Gruppe (Kunstdenkmäler I, S. i6. — Abb. aus'm
Weerth, Kd. Taf. XXIX, 8; II, S. 42).
Vortragkreuz, aus Rotkupfer, 45 cm hoch, aus dem 12. Jh., auf rundem Vonragkreuz
Knauf, mit langem streng stilisierten Kruzifixus, die Füsse nebeneinander auf einem
Brett, mit der Krone auf den lang auf die Schultern fallenden Haaren und verzier-
tem Gürtel.
Silbernes Schützenzeichen (Fig. 77) der S. Sebastianusbruderschaft um i5oo, Schützenzeichen
Kette mit Medaillon von geschnittenem Blattwerk um i5oo, in der Mitte S. Sebastian
mit Pfeilen gespickt zwischen zwei gekreuzten Pfeilen, im Blattwerk Hirsche und Vögel,
als Anhänger eine Armbrust und eine spätere massivsilberne Taube mit der Inschrift:
SEBASTIANI BRUDERSCHAFDT ZU VITTFELDER UND BOCHUM l649.
Taufstein
Fig. 77. Wittlaer. Schützenzeichen
der S. Sebastianusbruderschaft.
i65
l66 KREIS DÜSSELDORF
Kathou Glocken. Die älteste von i476 mit der Inschrift: s. remigius heit ych, to
Pfarrkirche ^^^ dEYNSTE GODES ROP YCH, DEY DODEN BESCHREYE YCH, DEY LEVEDYGEN ERFROE
Glocken ^^^^ ^_^^ DONNER TOBRECK YCH. JOHAN VAN DORPMUNDE GOSS MYCH ANNO DOMINI
MCCCCLXXVI.
Die zweite von i7 79 mit der Inschrift: s. anna. j. esser pastor, p. h. blomen-
KAMP VICARIUS, P. BLOMEN SCHEFFEN, J. P. JAEGERS, G. SCHMITZ KIRCHMEISTER l779.
ME FUDIT JOHANN RUTGERUS VOIGT.
Statue Im Garten der Kaplanei: Barocke lebensgrosse Steinstatue des David oder
Perseus, aus Kesselsberg stammend.
i66
KREIS DÜSSELDORF KARTE
JTord
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(Criis Dü^seldiffTl
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«» ?w -^l^g^y^ X0O MM 7000 to^o p^ mmjj
(jc'x von H-KünMcr in Bonn,.
1. Ortsregister.
(Die stärkeren Ziffern bezeichnen üie Stelle, wo über den Ort im Zusaminenliange gehandelt wird.)
Seite
Aachen 74
Alte Burs: 15+
Andornacli 68, 72, 74
Anjjc'tnuiiid 81
Aslxr;,- 68, 72, 74
Bacharach 74
Bassenheim 74
Bonrath '83
Bilk 75, 89, 92
Bilkcrhusch 75
Bingen 74
Bonn 74
Brügge 91
Burgluivcl, Wallburg 120
Dercndorf 77
Dorsten 113
Düs.seldorf 2, 15, 113
Quellen 15
Römische unil germanische P'unde . . 24
Kirchliche Gebäude 25
Andreaskirche 25
Kirche der barmh. Schwestern . . 33
Garnisonpfarrkirche 34
Lambertuskirche 34
Maxkirche 5l
Weitere Kirchen 54
Klosteranlagen 54
Weltliche Gebäude 55
Stadtbefestigungen 55
Schloss 58
Jägerhof 62
Rathaus 63
Sammlungen 67
Eller 68, 72, 89
Eller, Haus 89
Elbroich, Haus 128
Erkrath 89
Fahnenburg 9t, 106
Flehe 75
Flingern 75
Seite
Frohnhof bei Himmelgeist 118
Garath, Haus 115
Geliep 69, 72, 74
Gerresheim Ol
Gladbach 68
Gohr . 68
Golzheimer Heide 68, 74, 77
Grafenberg 91
Gräfgenstein, Haus 91
Grimlinghausen 68, 69, 74
Grosse Burg 154
Grunewald, Wirtshaus 120
Hain 108
Hain, Haus 109
Hamm 92
Haus zum Haus 162
Heddesdorf 74
Heitorf, Schloss 68, 92, 109
Heidenberg bei Hilden 112
Heiligendunk, Kamp 68, 92
Hilden 68, 112
Himmelgeist 115
Homberg 118
Horst, Haus bei Dorsten 123
Horst, Haus bei Hilden 115
Howarth, Gehöft 149
Hubbelrath 120
Hugenpoct 121
Ickter Hof 108, 154
Immigrath 68
Isaberg 112
Itter 127
Kaiserburg 92
Kaiserhain 77
Kaiserswerth 3, 68, 128
Kaiserswerth, Burg 140
Kalkum 145
Kalkum, Schloss 147
Keldagau 1
Kibbenheide 120
i69
i7o
KREIS DUSSELDORF
Seite
Kirchberg 68
Köln 72, 74, 113
Kreuznach 74
Kruft 74
Landsberg 149
Landsberg, Schloss 149
Langenlinsheim 74
Lemmenhaus 91
Leuchtenberg, Hof 68
Lierenfeld 25, 74, 92
Lirmep 68, 152
Lintorf 74, 151
Lohausen, Haus ......... 145
Ludenberg 91
Lulsdorf 74
Mainz 74
Meckenheim 69, 74
Metzkausen, Honschaft 120
Mickein, Schloss 118
Mintard 152
Mülhofen 74
Mündelheim 153
Neuss 68, 72, 74, 92
Niederbiber 74
Niedermenditr 74
Seite
Norf 68, 74
Oberbilk 74, 75
Pempelfort 25, 54
Quadenhof 106
Rath 108, 154
Ratingen 92, 155
Raeren 74
Rheinberg 69
Rheinbrohl 74
Rheindahlen 68
Richrath 68
Roland, Haus 107
Schülerbusch 91
Siegburg 74
Tannenwäldchen 25
Thinghaus 89
Tomberg 74
Unterbilk 75
Urdenbach 16.3
Urmitz 74
Velbert 148
Viehstrasse 92
Winkelhausen, Schloss 111
Wittlaer 163
Xanten 68
IL Sammlungen.
Seite
Düsseldorf.
Gewerbemuseum 67
Historisches Museum 67
Königl. Landesbibliothek 69
Staatsarchiv 71
Sammlung Bona 72
Sammlung Braun 72
Sammlung: Dahl 72
Seite
Sammlung O e d e r 73
Sammlung Rautert 74
Fahnenburg, Sammlung Pflaum. . . . 102
Heitorf, Sammlungen des Reichsgrafen von
Spee 111
Hugenpoet, Fürsten bergische Gemälde-
gallerie 121
Lohausen, Sammlung Lantz 145
III. Abbildungen
Seite
Fig. 1. Düsseldorf, Die Altstadt mit der
Lambertuskirche 15
Fig. 2. Düsseldorf im J. 1650 .... 22
Fig. 3. Düsseldorf, Andreaskirche ... 26
Fig. 4. Düsseldorf, Büste d. Herzogs Wolf-
gang Wilhelm in der Andreaskirche 28
Fig. 5. Düsseid., Andreaskirche, Schwarze
Kasel mit Bouillonstickerei ... 32
Fig.
Fig.
Fig.
Fig.
im Text.
Seite
6. Düsseldorf, Lambertuskirche . . 36
7. Düsseldorf, Grundriss der Lam-
bertuskirche 37
8. Düsseldorf, Sakramentshäuschen in
der Lambertuskirche 39
9. Düsseldorf, Grabmal der Marga-
retha von Windeck in der Lam-
bertuskirche 42
i7o
VERZEICHNISSE
l7l
Fig.
10
Fig.
11
Fig.
12
Fig.
13
Fig.
14
Fig.
15
Fig.
16
Fig. 17.
Fig. 18.
Fig. 19.
Fig. 20.
Fig. 21.
Fig. 22.
Fig. 23.
Fig. 24.
Fig. 25.
Fig. 26.
Fig. 27.
Fig. 28.
Fig. 29.
Fig. 30.
Fig. 31.
Fig. 32.
Fig. 33.
Fig. 34.
Fig. 35.
Fig. 36.
Fig. 37.
Fig. 38.
Fig. 39.
Fig. 40.
Seite
Düsseldorf, Wandmalereien an den
Chorschranken d. Lam1)ertuskirche 44
Düsseldorf, Wandgemäkie in der
Lambertuskirche 45
Düsseldorf, Wandgemälde der h.
Kümmernis in der Lambertuskirche 46
Düsseldorf, Romanische Reliquien-
büste in der Lambertuskirche . . 47
Düsseldorf, Getriebener Buchdeckel
in der Lambertuskirche .... 49
Düsseldorf, Ansicht der Ma.vkirche 51
Düsseldorf, Adlerpult in der Max-
kirche 52
Düsseldorf, Das Bergerthor von
der Bäckerstrasse 57
Düsseldorf, Grundriss d. abgerisse-
nen Ratingerthores 58
Düsseldorf, Grundriss d. Schlosses
im 18. Jh 59
Düsseldorf, Der Schlossturm vor
der Wiederherstellung .... 60
Düsseldorf, Marmorstatue Johann
Wilhelms von Baumgärtgen . . 61
Düsseldorf, Jägerhof 62
Düsseldorf, Giebelfüllungen am alten
Marstall des Jägerhofes .... 63
Düsseldorf, Ansicht des Rathauses 64
Bilk, Ansicht der Pfarrkirche . 75
Bilk, Romanische Kapitale in der
Pfarrkirche 76
Angermund, Ansicht der Burg 81
Angermund, Grundriss der Burg . 82
Benrath, Hauptfa^aded. Schlosses 84
Benrath, Hinterfront des Schlosses 85
Benrath, Grundriss d. Gartenanlage 87
Erkrath, Inneres der katholischen
Pfarrkirche 90 '
Gerresheim, Ostansicht d. Stifts-
kirche 93
Gerresheim, Grundr. d. Stiftskirche
mit Kapitelshaus mid Kreuzgang . 95
Gerresheim, Westansicht der Stifts-
kirche, West- und Nordansicht des
Kapitelshauses 96
Gerresheim, Nordansicht der Stifts-
kirche und Querschnitt des Ka-
pitelshauses . . 97
Gerresh., Längsschn. d. Stiftskirche 98
Gerresh., Innenans. d. Stiftskirche 99
Gerresheim, Roman. Altarmensa . 101
Gerresheim, Sarkophag d. h. Gericus 102
Seite
Fig. 41. Gerresheim, Romanisches Kruzifix
in der Stiftskirche 103
Fig. 42. Gerresheim, Romanisches Heiligen-
häuschen 10+
Fig. 43. Gerresheim, Quadenhof .... 105
Fig. 44. Hain, Erdbefestig, am Ickter Hof 108
Fig. 45. Heitorf, Ansicht des Schlosses . HO
Fig. 46. Heitorf, Thorturm Hl
Fig. 47. Hilden, Erdwerk 112
Fig. 48. Hilden, Längsschnitt durch die
evangelische Kirche 114
Fig. 49. Himmelgeist, Ostansicht der
katholischen Pfarrkirche . . . .116
Fig. 50. Hugenpoet, Ansicht d. Schlosses 122
Fig. 51. Hugenpoet, Grundriss d. Schlosses 123
Fig. 52. Hugenpoet, Kamin 124
Fig. 53. Hugenpoet, Ruhe auf der Flucht 125
Fig. 54. Hugenpoet, Der verlorene Sohn von
Märten Heemskerk 126
Fig. 55. Itter, Ansicht der katholischen
Pfarrkirche 127
Kaiserswerth im J. 1650 . . 129
Kaisersw., Ostansicht d. Stiftskirche 132
Kaisersw., Vorhalle der Stiftskirche 133
Kaisersw., Grundr. der Stiftskirche 134
Kaiserswerth, Längsschnitt d. Stifts-
kirche vor der Restauration . . 135
Fig. 61. Kaiserswerth, Schmiedeeis. Stand-
leuchter 136
Fig. 62. Kaiserswerth, Ostansicht der Burg 141
Fig. 63. Kaiserswerth, Grundriss der Burg 142
Fig. 64. Kaiserswerth, Die Burg v. Rhein aus 143
Fig. 65. Kaiserswerth, Romanisches Haus . 144
Fig. 66. Kalkum, Ansicht der Kirche . 146
Fig. 67. Kalkum, Ansicht des Schlosses . 147
Fig. 68. Landsberg, Ansicht d. Schlosses 149
Fig. 69. Landsberg, Der Bergfried . . . 150
Fig. 70. Landsberg, Grundriss .... 151
Fig. 71. Ratingen, Südansicht der kathol.
Pfarrkirche 157
Fig. 72. Ratingen, Grundriss der kathol.
Pfarrkirche 158
Fig. 73. Ratingen, Türme der Stadtbefesti-
gung 161
Fig. 74. Ratingen, Haus ,zum Haus' . . 162
Fig. 75. Wittlaer, Südansicht der kathol.
Pfarrkirche 164
Fig. 76. Wittlaer, Grundriss der kathol.
Pfarrkirche 164
Fig. 77. Wittlaer, Schützenzeichen d. S. Se-
bastianusbruderschaft 165
Fig.
56
Fig.
57
Fig.
58
Fig.
59
Fig.
60
i7i
I72
KREIS DUSSELDORF
IV. Tafeln.
Seite Seite
Tafel I. Düsseldorf, InnoiLS dor An- Tafel V. Düsseldorf, Reiterstatue des Kur-
dreaskirche 27 1 fürsten Johann Wilhelm von Gru-
Tafel II. Düs.seldorf, Grabmal des Herzo<js pcllo 64
Wilhelm in der Lanibertuskirche 40 Tafel VI. Hugenpoet, Gro.sser Kamin . 123
Tafel 111. Düsseldorf, Figuren vom Grab- l Tafel VII. K a i s e rs \ve r t h , Suitbertu.s-
niale des Herzogs Wilhelm . . 40 schrein 137
Tafel IV. Düsseldorf, Erweiterung derStatlt Tafel V'III. Gerresheim und Katingen,
von 1280 bis 1798 .... 56 Monstranzen 159
l72
Papier von f. W. Zanders in B.Gladbach.
Lichtdrucke von B. KÜHLEN in M.Gladbach.
Phototypien von Meisenbach, Riffarth & Co. in München.
Autotypien von Angerer & Güschl in Wien.
Druck von L. .Schwann in Düsseldorf.
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CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET
UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY
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1086
D8G54
3d.l
Giemen, faul
Die Kunstdenkr.'iäler der
Stadt und des Kreises
Düsseldorf
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