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Full text of "Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Düsseldorf. Im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz hrsg. von Paul Clemen"

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DIE 


KUNSTDENKMÄLER 


DER 


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DIE 


KUNSTDENKMÄLER 


DER 


RHEINPROVINZ 

IM   AUFTRAGE   DES    PROVINZIALVERBANDES 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL   CLEMEN 


drittp:r  band 
I. 

DIE  KUNSTDENKMÄLER  DER  STADT   UND    DES   KREISES 

DÜSSELDORF 


^ 


DÜSSELDORF 
DRUCK    UND    VERLAG   VON    L.    SCHWANN 

1894 


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KUNSTDHNKMALER 


DER   STADT   I'ND   DES    F<REF.SES 


DÜSSELDORF 


IM   AUFTRAGE 


DES    PROVINZIALVERBANDES   DER    RHEINPROVINZ 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


PAUL    CLEMEN 


MIT   8   TAFELN   UND   77  ABBILDUNGEN   IM   TEXT 


^ 


DÜSSELDORF 
DRUCK    UND    VERLAG    VON    L.   SCHWANN 

1894 


ALLE    RECHTE    VORBEHALTEN 


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VORBEMERKUNC;. 

Mit  der  Beschreibung  der  Kunstdenkmäler  der  Stadt  und  des  Kreises  Düssel- 
dorf wendet  sich  die  Denkmalerstatistik  einem  Boden  zu,  der  das  bevorzugte  Arbeits- 
feld zweier  verdienter  lokalhistorischer  Vereine,  des  älteren  Bercischen  und  des 
jüngeren  Düsseldorfer  Geschichtsvereines  bildet.  Waren  die  Denkmäler  (kr  Stadt 
Düsseldorf  schon  seit  geraumer  Zeit  bekannt  und  beachtet,  s^  >  blieben  die  m(»nunien- 
talen  Urkunden  der  reichen  Geschichte  des  Landkreises  auf  dem  Gebiete  der  kirch- 
lichen und  der  profanen  Baukunst  fast  vergessen.  Das  vorliegende  Heft  sucht  diese 
Lücken  auszufüllen  und  die  gesamte  Kunstthätigkeit  gleichmässig  zu  würdigen.  Da 
das  Programm  der  Denkmälerstatistik  die  Beschreibung  der  Kunstwerke  des  i9.  Jahr- 
hunderts ausschliesst,  so  hat  die  Entwickelung  der  modenien  Düsseldorfer  Kunst  natur- 
gemäss  unberücksichtigt  bleiben  müssen. 

In  erster  Linie  ist  der  Verfasser  dem  Düsseldorfer  Geschichtsverein  zu  Danke 
verplhchtet,  insbesondere  dessen  Vorsitzendem,  dem  Herrn  Professor  Dr.  Karl  Bone, 
und  Herrn  Heinrich  Ferber,  der  seine  ausgedehnten  Kenntnisse  mit  rühmenswerter 
Liberalität  in  den  Dienst  des  Unternehmens  stellte  und  die  Revision  der  ersten,  die 
Stadt  Düsseldorf  betreffenden  Bogen  übernahm.  Die  Vorarbeiten  wurden  in  der 
zuvorkommendsten  Weise  gefördert  durch  den  Königlichen  Landrat  des  Kreises 
Düsseldorf,  Herrn  Geheimen  Regierungsrat  von  Kühlwetter,  und  den  Oberbürger- 
meister der  Stadt  Düsseldorf,  Herrn  Geheimen  Regierungsrat  Lindemann.  Der  Be- 
arbeiter erfreute  sich,  wie  schon  so  oft  bisher,  der  liebenswürdigen  Unterstützung  und 
des  Rates  der  Beamten  des  Geheimen  Staatsarchives  zu  Düsseldorf,  des  Herrn  Staats- 
archivars Geheimen  Archivrates  Dr.  Harless,  des  hervorragendsten  Kenners  der  Ber- 
gischen Geschichte,  und  des  Herrn  Archivassistenten  Dr.  Redlich.  Die  Vollständig- 
keit in  der  Zusammenstellung  des  historischen  Materiales  ist  dem  Entgegenkommen  der 
Herren  Peter  Goering,  Wilhelm  Grevel  und  Max  PflaUxM  in  Düsseldorf  zu 
danken,  die  ihre  reichen  Pri\'atbibliotheken  bereitwilligst  zur  Verfügung  stellten. 

Ausführliche  Mitteilungen  über  Ratingen  verdankt  der  Verfasser  dem  Herrn 
Assessor  Dr.  H.  Eschbach  in  Düsseldorf,  den  Herren  Professor  Oeder,  Werner 
Dahl,  Philipp  Braun,  Oskar  Rautert  in  Düsseldorf  wertvolle  Zusammenstellungen 
über  ihre  Sammlungen;  der  Abschnitt  über  das  Gewerbemuseum  wurde  von  dem 
Direktor  des  Centralgewerbevereins  für  Rheinland  und  Westfalen,  Herrn  Frauberger, 
verfasst.    Weiterhin  ist  der  Unterzeichnete  zum  Dank  verpflichtet  Sr.  Durchlaucht  dem 


\'I  VORBEMERKUNG 

Fürsten  Alfred  von  Hatzfeldt  in  Wien,  dem  Herrn  Reichsgrafen  Franz  von  Spee 
zu  Heitorf,  dem  Herrn  Reichsfreiherrn  Leopold  von  Fürstenberg  zu  Hugenpoet, 
dem  Herrn  Reichsfreiherrn  Ignaz  von  Landsberg -Velen  in  Steinfurt,  den  Herren 
Beigeordneten  Bürgermeister  Beckers,  Hofjuwelier  Bloos,  Kupferstecher  Heitland, 
Architekt  C.  Pickel  in  Düsseldorf,  Herrn  Professor  August  Rincklake  in  Berlin, 
Hemi  Domkapitular  Schnütgen  in  Köln,  Herrn  Geheimen  Regierungs-  und  Baurat 
Hasenjäger  in  Düsseldorf,  Herrn  Amtsgerichtsrat  Strauven  in  Neuss,  den  Herren 
Rittergutsbesitzern  Lantz  in  Lohausen,  Pönsgen  in  Garath,  Frau  E.  Pflaum,  geb. 
Fahne,  auf  der  Fahnenburg,  dem  herzoglich  ^■on  Arenbergschen  Rentmeister,  Herrn 
Oberförster  Brück  in  JNIickeln,  dem  fürstlich  \'on  Hatzfeldtschen  Rentmeister,  Herrn 
Jansen  in  Kalkum,  Herrn  Dechanten  Frank  in  Wittlaer,  den  Herren  Pfarrern 
Cremer  und  Nottebaum  in  Düsseldorf,  Dauzenberg  und  Fliedner  in  Kaiserswerth, 
Eitel  in  INIintard,  Eschbach  in  Ratingen,  Dr.  Heinrichs  in  Bilk,  Schlecht  in 
Gerresheim,  Henn  Hauptlehrer  Hermanns  und  Herrn  Hofgärtner  Wesener  in  Ben- 
rath,  Herrn  Lehrer  Otto  Schell  in  Elberfeld. 

Die  Abbildungen  Nr.  i,  3,  6,  9,  i5,  i6,  22,  24—26,  29,  33,  38,  39,  41—43,  45, 
46.  48 — 5i,  55,  57,  58,  61  —  7i,  74,  76  sind  nach  Zeichnungen  des  Herrn  Architekten 
Friedrich  Pützer  in  Aachen  angefertigt,  Nr.  2  7,  28  nach  Zeichnungen  des  Herrn 
Landesbauinspektors  Arntz  in  Köln,  Nr.  34 — 37,  72  nach  von  Herrn  Baumeister 
Heinrich  Wiethase  in  Köln  (f),  Nr.  59,  60  nach  von  Herrn  Professor  August  Rinck- 
lake in  Berlin,  Nr.  73  nach  von  Herrn  Architekten  G.  A.  Fischer  in  Barmen,  Nr.  7 
nach  von  Herrn  Architekten  L.  Becker  in  Mainz,  Nr.  3i  nach  von  Herrn  Hofgärtner 
Wesener  in  Benrath  gütigst  zur  Verfügung  gestellten  Aufnahmen,  Nr.  10  nach  einer 
Zeichnmig  des  Herrn  Notar  Strauven  (t),  Nr.  12  nach  einer  Zeichnung  des  Herrn 
Malers  Grot -Johann  (f),  Nr.  8,  11,  i7,  121  nach  Aufnahmen  des  Photographen 
SCHOENEN  in  Düsseldorf,  Nr.  3o  nach  einer  Aufnahme  des  Photographen  Kratz  in 
Benrath,  Nr.  4,  5,  i3.  i4,  32,  7  7  nach  Aufnahmen  des  Verfassers,  Nr.  52 — 54  und  Tafel 
I — III,  V  — VIII  nach  photographischen  Aufnahmen  der  Kunstanstalt  \on  B.  Kühlen 
in  M. -Gladbach.  Die  Karte  hat  Herr  Landmesser  Heinr.  Künkler  zu  Bonn  angefertigt. 

Die  Stadtverordnetenversammluno;  zu  Düsseldorf  und  der  Kreisausschuss  des 
Landkreises  Düsseldorf  haben  mit  Rücksicht  auf  den  dauernden  und  vielseitigen  Nutzen 
der  Denkmälerstatistik  namhafte  Beträge  zu  den  Kosten  des  vorliegenden  Heftes 
bewilligt. 

Bonn,  im  April  i894. 

PAUL  CLEMEN. 


EliNLEITUNG. 


Der  .Kreis  Düsseldorf  umfasst  das  östliche  Uferland  des  Rheines  von  der 
Krümmung  des- Stromes  bei  Benrath  an  bis  zum  Laufe  der  Ruhr;  seine  Grenzen 
bilden  im  Norden  der  Kreis  Essen,  im  Osten  der  Kreis  Mettmann,  im  Süden  der 
Kreis  Solingen,  gegenüber,  auf  dem  linken  Rheinufer,  liegen  die  Kreise  Krefeld  und 
Neuss.  Er  umfasst,  ausser  der  Stadt  Düsseldorf,  die  mit  i44642  Einwohnern  (i89o) 
unter  selbständiger  Verwaltung  steht,  die  Städte  Angermund,  Gerresheini,  Tlildcu,  Kaisers- 
werth  und  Ratingeu  nebst  29  Landgemeinden  und  hat  eine  Einwohnerzahl  (  i89o)  von 
65  95o  Seelen. 

Das  von  Buschwald  und  Sümpfen  bedeckte,  von  mehreren  Rheinarmen  durch- 
schnittene Uferland  mit  den  ostwärts  sich  aufbauenden  Berghöhen  befand  sich  am 
Beginn  unserer  Zeitrechnung  im  Besitz  der  Sigambrer,  darnach  wurde  es  von  den 
Tenkterern  eingenommen.  Die  enge  Verbindung  des  rechtsrheinischen  Landstreifens 
mit  dem  Römergebiete  auf  dem  linken  Stromufer  bezeugt  eine  Fülle  von  Einzel- 
funden, besonders  die  ausserordentlich  grosse  Zahl  von  Schalen  aus  terra  sigillata; 
ein  weitverzweigtes  Strassennetz  beweist  schon  für  die  ersten  Jahrhunderte  die  inten- 
sive Kultur.  Nachdem  \(>m  Ende  des  3.  Jahrhunderts  ab  die  Römer  über  den  Rhein 
zurückgedrängt  waren,  wird  der  Fluss  wiederum  die  Grenze  des  unteren  Germaniens. 
Jetzt  häufen  sich  die  Zeugnisse  für  die  germanischen  Ansiedelungen,  umfangreiche  • 
Wallburgen  und  verstreute  Gräberfelder,  deren  grösstes  vom  Kaiserhain  über  die  Golz- 
heimer  Haide  hin  sich  erstreckte. 

Unter  den  Franken  gehörte  das  Gebiet  unseres  Kreises  zum  Herzogtume  Ri- 
puarien  und  bildete  den  grössten  Teil  des  Keldagaues.  Schon  im  7.  Jahrhundert 
wurde  die  Bekehrung  der  eingesessenen  Franken  zum  Christentum  unternommen 
durch  den  h.  Suitbertus,  der  auf  der  Rheininsel,  die  später  nach  Friedrich  Barbarossa 
Kaiserswerth  getauft  ward,  das  erste  Kloster  errichtete.  Die  sämtlichen  Pfarren  des 
Bezirkes  gehörten  zum  Neusser  Dekanat,  von  dem  erst  Erzbischof  Ferdinand  (1612 
bis  i65o)  das  Düsseldorfer  Dekanat  abtrennte.  Am  Ausgang  des  10.  Jahrhunderts 
steht  der  Keldagau  wie  der  nördliche  Ruhrgau  unter  den  zu  Aachen  residierenden 
lothringischen  Pfalzgrafen.  Gegen  das  Ende  des  1 2.  Jahrhunderts  treten  dann  an  die 
Stelle  der  rheinischen  Pfalzgrafen  die  Grafen  vom  Berge,  die  unterdessen  im  benach- 
barten Deutzer  Gau  als  das  kräftigste  Edelgeschlecht  des  rheinischen  Berglandes 
emporgekommen  waren.  Um  diese  Zeit  erscheint  zum  ersten  Male,  in  einer  Urkunde 
des  Jahres  11 59,  der  Name  des  kleinen  Ortes  an  der  Mündung  der  Dussel,  der  später 
die  Hauptstadt  des  Landes  wurde :   Düsseldi  )rf. 

1 


2  filNLEItUNG 

Der  Zeitabschnitt  vom  Jahre  looo  bis  zur  Mitte  des  i3.  Jahrhunderts  bedeutet 
für  den  ehemaligen  Keldagau  eine  hohe  Blüteperiode  des  romanischen  Kirchenbaues. 
Eine  ganze  Fülle  kleiner,  dreischiffiger,  im  Schema  ziemlich  eng  verwandter  Kirchen, 
zum  grossen  Teil  von  Kaiserswerth  aus  gegründet  und  von  dessen  Kirche  auch  bau- 
geschichtlich abhängend,  wurde  errichtet.  So  liegen  rund  um  Düsseldorf  Bilk,  Kalkum, 
Wittlaer,  IMündelheim,  Itter,  Hinmielgeist,  Benrath,  Hubbelrath,  Erkrath  und  endlich 
die  drei  stattlicheren  Bauten  des  Kreises,  die  Kirche  von  Hilden,  der  Ostchor  von 
Kaiserswerth,  und  die  Stiftskirche  zu  Gerresheim.  Dieser  langen  Reihe  entsprechen 
unter  der  Herrschaft  der  Gothik  nur  zwei  Bauwerke,  die  Stiftskirche  zu  Düsseldorf 
und  die  Pfarrkirche  zu  Ratingen. 

Den  Versuchen  des  mächtig  aufstrebenden  Kölner  Erzstifts,  die  benachbarten 
Grafen  und  Herren  in  völliger  Abhängigkeit  zu  ersticken,  setzte  erst  die  Schlacht  bei 
Worringen  im  Jahre  1288  ein  Ziel.  Hier  entschied  das  rechtzeitige  Eingreifen  des 
Grafen  Adolph  V.  von  dem  Berge,  der  mit  den  Kölner  Bürgern  gemeinsam  mit  dem 
Herzog  von  Brabant  und  den  Grafen  von  Jülich  und  Mark  gegen  den  Erzbischof 
von  Köln  stritt,  den  Kampf  Der  Sieg  war  zugleich  der  Anlass  für  das  Aufblühen 
Düsseldorfs.  Der  Wunsch  des  Grafen,  dem  bergischen  Hinterlande  einen  unmittel- 
baren Anschluss  an  den  Rheinhandel  zu  schaffen,  war  bisher  an  dem  Widerstände 
des  Erzbischofs  und  der  Kölner  Kaufmannschaft  gescheitert.  Jetzt  benutzte  Graf 
Adolph  den  günstigen  Moment:  noch  im  selben  Jahre  erhob  er  Düsseldorf  unter  Er- 
teilung schwerwiegender  Privilegien  zur  Stadt. 

Im  Laufe  der  folgenden  Jahrhunderte  kam  die  Grafschaft  Berg  • —  im  Jahre  i348  — 
an  das  Herrscherhaus  von  Jülich,  unter  Herzog  Adolph  erfolgte  endlich  im  Jahre  i423 
die  politische  Vereinigung  des  Herzogtums  Jülich  mit  Berg,  die  von  da  an  bis  1801 
bestanden  hat;  Herzog  Wilhelm  III.  fügte  für  seinen  Sohn  noch  Ravensberg,  Kleve 
und  Mark  hinzu,  so  dass  vom  Jahre  i52i  die  sämtlichen  niederrheinischen  Territorien 
mit  Ausnahme  von  Geldern  unter  dem  Scepter  der  ehemaligen  Herren  vom  Berge 
vereinigt  waren. 

Während  über  die  Dynastie  selbst  das  schwere  Schicksal  der  vollständigen  Ent- 
artung hereinbrach  und  der  Geist  ihrer  beiden  letzten  Sprossen,  der  Herzöge  Wil- 
helm des  Reichen  und  Johann  Wilhelm  des  Guten  im  Wahnsinn  erlosch,  blühte  die 
Stadt  Düsseldorf,  die  i5ii  zur  Landeshauptstadt  geworden  war,  rasch  auf  Die  neue 
bauliche  Entwicklung  schloss  sich  den  Formen  der  niederrheinischen  Renaissance  an, 
die  in  dem  Ausbau  des  Schlosses  und  des  Rathauses  ihren  Höhepunkt  fand.  Und 
während  sich  schon  am  politischen  Himmel  des  Herzogturas  die  Gewitter  zusammen- 
ballten, die  Leiche  des  Jungherzoges  in  Rom  moderte,  der  schwache  Herzog  haltlos 
zwischen  politischen  und  religiösen  Extremen  hin  und  herschwankte,  wurde  die  Hoch- 
zeit zwischen  der  leidenschaftlichen  und  männlich  starken  Jakobe  von  Baden  und  dem 
schwachsinnigen  Thronerben,  dem  Urenkel  der  wahnsinnigen  Johanna  von  Kastilien, 
mit   überschwänglicher  Pracht   in   Scene   gesetzt.     Die   Hochzeitsfeier   von   i585,   die 

2 


EINLEITUNG  3 

kräftigste  Lcbensäusserung  des  Renaissancegeistes  in  den  niederrheinischen  Städten, 
bot  zugleich  che  letzte  glänzende  Repräsentation  des  bergischen  Herzogshofes.  Schon 
nach  wenig  Jahren  begannen  die  Streitigkeiten  und  inneren  Befehdungen;  Jakobe 
von  Baden  endete  im  Kerker;  und  als  endlich  im  Jahre  i6o9  mit  (U'in  wahnsinnigen 
Herzog  der  Hauptstamm  des  herzoglichen  Hauses  elendiglich  einging,  zogen  die 
Stürme  des  Jülich -ba}rischcn  Erbfolgekrieges  über  das  Land  hin.  Brandenburg  und 
Pfalz -Neuburg  stritten  sicli  um  die  Erbfolge;  der  Schwiegersohn  der  ältesten  Tochter 
des  Herzogs  Wilhelm,  der  Kurfürst  Johann  Sigisnumd  von  Brandenburg,  und  der  Ge- 
mahl der  zweiten  Tochter  des  Herzogs,  der  Pfalzgraf  von  Neuburg,  beanspruchten  das 
Land,  der  letztere  für  seinen  Sohn  Wolfgang  Wilhelm.  Spanisch -österreichische  und 
holländisch -französische  Truppen  wurden  zu  Hilfe  gerufen,  und  um  dem  unerträg- 
lichen Zustande  der  Brandschatzungen  und  Plünderungszüge  ein  Ende  zu  machen, 
einigten  sich  i624  die  beiden  streitenden  Parteien  zu  Düsseldorf  dahin,  dass  der  Kur- 
fürst Kleve,  Mark  und  Ravensberg,  der  Pfalzgraf  Jülich,  Berg  und  Ravenstein  be- 
halten sollte. 

Die  ersehnte  Ruhe  kam  aber  damit  noch  nicht.  Wolfgang  Wilhelm,  wiewohl 
er  im  dreissigjährigen  Kriege  neutral  blieb,  konnte  es  doch  niclit  verhindern,  dass 
seine  Länder  abwechselnd  von  schwedischen,  kaiserlichen  und  französischen  Truppen 
durchzogen  wurden.  Weitere  Konflikte  brachte  die  Kirchenpolitik  Wolfgang  Wilhelms, 
der  i6i5  zur  katholischen  Kirche  übergetreten  war  und  mit  dem  Eifer  des  Neu- 
bekehrten seine  katholische  Gesinnung  zu  bethätigen  strebte.  Holländische  und  bran- 
denburgische Truppen  übten  dafür  an  den  Katholiken  Repressalien  und  erst  der  Ver- 
trag von  Kleve,  der  am  i9.  September  1666  geschlossen  ward  und  die  Teilungsfrage 
endgültig  zwischen  den  beiden  streitenden  Parteien  entschied,  brachte  eine  kurze 
Periode  des  Friedens,  die  nur  i689  und  i7o2  noch  einmal  jäh  unterbrochen  wurde. 
Beide  Male  koncentrierte  sich  der  Streit  um  Kaiserswerth,  das  i7o2  fast  ganz  zer- 
stört wurde. 

Der  ehrgeizige  Philipp  Wilhelm,  der  durchaus  in  der  europäischen  Politik  eine 
grosse  Rolle  spielen  wollte,  hatte  keine  Zeit  gefunden,  sich  der  Verschönerung  seiner 
Hauptstadt  zu  widmen.  Nachdem  ihm  die  deutsche  Kaiserkrone  und  die  polnische 
Königskrone  entgangen,  suchte  er  den  Glanz  seines  Hauses  wenigstens  durch  Familien- 
verbindungen gleich  den  Habsburgern  zu  erhöhen:  seine  älteste  Tochter  ward  deutsche 
Kaiserin,  eine  zweite  Königin  von  Portugal,  eine  dritte  Königin  von  Spanien.  In 
seinem  Sohne  erst,  dem  Kurfürsten  Johann  ^^'ilhelm,  erstand  der  Landeshauptstadt  ihr 
fürstlichster  Schutzherr.  Der  Vater,  einer  der  feinstgebildeten  Fürsten  des  damaligen 
Deutschlands,  der  französische  Courtoisie  mit  deutschem  Ernst  verband  —  so  rühmt 
ihn  in  seinen  Memoiren  Clarendon  — ,  hatte  den  Erbprinzen  i679  eine  Rundreise  an 
den  europäischen  Fürstenhöfen  machen  lassen.  Mit  dem  Besuche  Ludwigs  XIV.  in 
St.  Germain  begann  er,  um  von  dort  aus  erst  nach  Italien  und  nach  Wien  zu  gehen. 
Ludwig  XIV.    blieb   sein  Ideal.     In   seinem  Auftreten  den  Ständen  gegenüber,    seiner 

1* 


4  EINLEITUNG 

Anschauung  von  dem  Lande  als  unerschöpflicher  und  geduldiger  Steuerquelle  lag  ein  gut 
Teil  französischer  Absolutismus,  lud  wie  der  Roi  Soleil  trat  Johann  Wilhelm  nicht  nur 
als  Förderer  und  Mäcen  den  Künsten  gegenüber,  sondern  zugleich  als  ihr  eigentlichstes 
Ziel  und  ihr  Inhalt:    ihr  Zweck  war  Verherrlichung  seiner  Person  und  seines  Hofes. 

Im  Jahre  i69o  vollzog  sich  die  Vereinigung  von  Jülich -Berg  mit  Kurpfalz,  aber 
der  neue  Kurfürst  verlegte  die  Hofhaltung  nach  Düsseldorf,  wiewohl  die  nieder- 
rheinischen Gebiete  nur  ein  Nebenland  des  Kurstaates  waren.  Wäre  die  FinanzUige 
des  Staates  damals  eine  günstigere  gewesen,  und  hätten  die  Stände  die  geforderten 
Millionen  bewilligen  können  und  bewilligen  wollen,  so  würde  Düsseldorf  jetzt  eine 
Stadt  sein,  die  mit  Dresden  und  Würzburg  in  die  Schranken  treten  könnte.  In  der 
Neustadt  sollte  sich  am  Rheine  ein  Riesenschloss  erheben,  ein  kleines  Versailles,  mit 
breiten  Freitreppen  nach  dem  Strome  zu,  —  der  in  den  grössten  Dimensionen  aus- 
geführte Originalplan,  den  heute  das  historische  Museum  der  Stadt  bewahrt,  ist  das 
einzige,  was  von  dem  glänzenden  Projekte  auf  uns  gekommen  ist. 

Dafür  baute  der  Kurfürst  die  alte  Residenz  aus,  führte  im  Lande  zierliche 
Schlösschen  auf,  und  vergrösserte  seine  Residenz  fast  um  das  Doppelte.  Ein  ganzer 
Hofstaat  von  ' italienischen  und  niederländischen  Künstlern  umgab  ihn.  Wie  schon 
sein  Grossvater  W^olfgang  Wilhelm  hatte  er  italienische  Architekten  an  sich  gezogen. 
Im  Brennpunkt  der  Künstlerkolonie  standen  zwei  niederländische  Künstler,  Gabriel 
von  Grupello  und  Adrian  van  der  Werff.  .  Um  sie  scharten  sich  Johann  Franz  Douven, 
Antonio  Pellegrini,  Domenico  Zanetti  und  andere.  Die  dankbare  Stadt  war  im  vollen 
Rechte,  wenn  sie  ihrem  Jan  Willem  auf  dem  Sockel  zu  seinem  Reiterstandbilde, 
Grupellos  Meistersverke,  die  ehrenden  Beinamen  gab :  Erweiterer  der  Stadt,  Gründer  der 
Pinakothek.  Sein  kostbarstes  Vermächtnis  freilich,  eben  die  Gemäldegallerie,  die  erste 
grosse  derartige  Sammlung  in  Deutschland,  die  aus  den  von  den  Ständen  bewilligten 
Mittebi  zusammengebracht  worden  war,  konnte  der  Stadt  nicht  erhalten  bleiben;  sie 
wanderte  im  Jahre  1806  nach  München,  wo  sie  jetzt  den  Kern  und  Grundstock  der 
alten  Pinakothek  bildet. 

Die  kurze  Glanzzeit  unter  Johann  Wilhelm  fand  mit  seinem  Tode  im  Jahre  i7i6 
ein  rasches  Ende,  sein  Nachfolger,  Karl  Philipp,  blieb  in  dem  pfälzischen  Stamm- 
lande und  Hess,  was  sich  von  den  Schöpfungen  der  künstlerischen  Hofgesellschaft 
entführen  liess,  von  Düsseldorf  nach  Mannheim  und  Neuburg  bringen,  erst  unter 
seinem  Erben  Karl  Theodor  erwachte  die  alte  Pracht  wieder.  Im  Jahre  i746  hielt 
der  Kurfürst  unter  glänzenden  Festlichkeiten  den  Einzug  in  seine  zweite  Hauptstadt. 
Unter  der  Verwaltung  des  Grafen  Goltstein  erlangte  Düsseldorf  in  der  dreissigjährigen 
Friedenszeit  eine  neue  Blüte  auf  allen  Gebieten  der  wirtschaftlichen  und  geistigen 
Kultur.  Durch  die  Anlage  der  Karlsstadt  wurde  die  Stadt  um  ein  Viertel  vergrössert. 
Grundlagen  für  den  höheren  gelehrten  Unterricht  boten  die  Errichtung  einer  Rechts- 
schule, einer  anatomischen  Lehranstalt,  der  Landesbibliothek;  um  Friedrich  Heinrich 
Jacobi   sammelte   sich   in  Pempelfort   ein   erlesener    litterarischer   und   philosophischer 


EINLEITUNG  5 

Kreis.    Endlich  schuf  der  Kurfürst  neben  der  Bildergallerie  die  Anstalt,  die  heute  den 
glänzendsten  Ruhmestitel  der  Stadt  bildet,  die  Kunstakademie. 

Am  Ende  des  i8.  Jahrhunderts  beginnt  dann  wieder  eine  Periode  voll  kriege- 
rischer Unruhen,  voll  jäher  Wechsel  in  Verwaltung  und  Herrschaft.  Tm  Jahre  i794 
waren  die  französischen  Revolutionstruppen  durch  die  Niederlande  bis  zum  Rheine 
vorgedrungen,  nach  dem  fürchterlichen  Bombardement  der  Stadt  in  der  Nacht  vom 
5.  zum  6.  Oktober,  das  das  Schloss  und  einen  grossen  Teil  der  Stadt  in  Brand  setzte, 
ergossen  sich  die  Franzosen  plündernd  in  das  bergische  Land.  Erst  nach  sieben 
Jahren,  im  Mai  i8oi,  nach  dem  Frieden  von  Luneville,  verliessen  sie  das  rechte  Rhein- 
ufer. Unterdessen  war  die  Regentschaft  i799  nach  dem  Tode  des  kinderlosen  Kur- 
fürsten an  den  Herzog  Max  Joseph  von  Pfalz -Birkenfeld -Zweibrücken  übergegangen, 
der  durch  den  Apanagialrecess  vom  Jahre  i8o3  seinem  Schwager,  dem  Herzoge  Wil- 
helm von  Bayern  aus  dem  Hause  Pfalz- Birkenfeld -Gelnhausen,  die  Statthalterschaft 
im  Herzogtum  Berg  übertrug.  Das  Herzogtum  musste  aber  schon  am  i5.  März  1806 
an  Napoleon  abgetreten  werden,  der  es  noch  am  selben  Tage  dem  Prinzen  Joachim 
Murat  überwies;  am  i5.  [uli  1808  ging  das  neue  Grossherzogtum  Berg  wieder  an  Frank- 
reich über  und  blieb  in  dessen  Besitz,  bis  im  November  181 3  die  ersten  Truppen  der 
Verbündeten  in  Düsseldorf  einzogen.  Durch  den  Wiener  Congress  wurde  das  Gross- 
herzogtum Berg  an  Preussen  abgetreten,  am  22.  April  1816  wurde  der  Regierungs- 
bezirk Düsseldorf  gebildet  und  im  Jahre  i848  die  Oberbürgermeisterei  der  Stadt  von 
der  Verwaltung  des  Kreises  abgetrennt. 

Unter  den  prcussischen  Herrschern  begann  nun  für  Düsseldorf  eine  neue  reiche 
Zeit.  Mit  ungeahnter  Raschheit  wuchsen  ganze  Stadtviertel  neu  empor,  seit  der  ein- 
engende Ringwall  gefallen  und  Düsseldorf  durch  den  genialen  Gartenkünstler  Weyhe 
zur  schönsten  Stadt  am  deutschen  Rhein  umgeschaffen  worden  war.  Der  neue  Rhein- 
hafen, die  letzte  Grossthat  des  unternehmenden  Bürgersinnes  Düsseldorfs,  knüpft  direkt 
wieder  an  den  Plan  des  Gründers  der  Stadt,  des  Grafen  Adolph  V.  an.  Als  Sitz  der 
rheinischen  Provinzialverwaltung  hat  die  Stadt  einen  Teil  ihrer  alten  Machtstellung  als 
politisches  Centrum  des  Niederrheins  wieder  erlangt.  Die  Kunstakademie,  die  unter 
Krabe  und  Langer  nur  ein  Scheinleben  geführt,  wie  der  Klassicismus,  den  sie  lehrte, 
schnellte  mit  Peter  von  Cornelius  hoch  empor  und  wurde  für  eine  kurze  Spanne  Zeit 
bestimmend  für  das  Schicksal  und  den  Werdegang  der  deutschen  Malerei.  Seit  jener 
Epoche  haben  die  Düsseldorfer  in  dem  Konzert  der  deutschen  Kunst  eine  laute 
Stimme,  die  sich  nach  den  weiclien  Melodien  der  letzten  Jahrzehnte  in  gesunder 
Kraft  eben  wieder  zum  trotzigen  Rufen  anschickt. 

Der  Kreis  Düsseldorf  zerfällt  in  zwei  deutlich  sich  scheidende  Teile,  den  nie- 
deren westlichen  Uferstreifen,  dessen  Alluvialboden  aus  Lehm,  Thon,  Sand  und  Ge- 
rolle im  fortwährend  raschen  Wechsel  der  Mischung  besteht,  und  dem  östlichen  höheren 
Teil.  Hier  besteht  der  Abhang  aus  Diluvium,  das  .sich  östlich  von  Ratingen  weit  aus- 
breitet, dazwischen  tritt  der  den  hinteren  Gebirgsstock  bildende  Lenneschiefer,  im  Nord- 


6  EINLEITUNG 

Osten  der  Verneuili- Schiefer  des  Ober- Devon  zu  Tage  In  den  Mulden  der  Ge- 
birgs -Ausladungen  findet  sich  neben  dem  vielfach  benutzten  Kalkstein  nesterförmig 
Brauneisenstein,  in  der  Ebene  auch  Raseneisenstein.  Auch  in  der  Ausnutzung  des 
Bau-]\Iateriales  scheidet  sich  Vorder-  und  Hinterland.  Während  in  dem  östlichen 
Teile  wie  in  den  Kreisen  Essen  und  INIettmann  der  Kohlensandstein  und  Kalkstein 
das  übliche  Material  darstellte,  bediente  sich  das  Niederland  fast  ausschliesslich,  zumal 
in  der  Blütezeit  des  romanischen  Stiles,  der  Tufisteine,  für  deren  Beschaffung  der 
Rhein  einen  bequemen  und  billigen  Beförderungsweg  abgab. 


LITTERATUR. 

I.  Zusammenfassende  Darstellungen.  W.  Teschenm  acher,  Annales 
Cliviae,  Juliae,  Montium,  INIarcae,  Westphalicae,  Ravensbergae,  Geldriae  et  Zutpha- 
niae,  Frankfurt  und  Leipzig  i72i.  —  Chronika  der  durchlauchtigen  hochgeborenen 
Fürsten  und  Herren  zu  Gülich,  Cleve  und  Berge,  darinnen  ihr  herrlicher  und  hoch- 
rühmlicher Anfang,  Herkunft  und  Ursprung  zu  befinden,  durch  M.,  o.  J.  —  J.  Th. 
Brosius,  Juliae  Montiumque  comitum  marchionum  et  ducum  annales,  3  Bde.,  Köln 
i73i.  —  A.  Borheck,  Archiv  für  die  Geschichte,  Erdbeschreibung,  Staatskunde  und 
Altertümer  der  deutschen  Nieder  -  Rheinlande,  Elberfeld  1 800.  —  Ders.,  Bibliothek  für 
die  Geschichte  des  niederrheinischen  Deutschlands,  Köln  1801.  —  Ders.,  Geschichte 
der  Länder  Cleve,  Mark,  Jülich,  Berg  und  Ravensberg,  Duisburg  1800.  —  Th.  J.  J. 
Lenzen,  Beyträge  zur  Statistik  des  Herzogthums  Berg,  2  Hefte,  D.  1802.  —  Jon. 
Schmidt,  Geschichte  und  Geographie  des  Herzogtums  Berg  und  seiner  Herrscihaften, 
Krefeld  l8o4.  —  Die  preussische  Rheinprovinz  in  drei  Perioden  ihrer  Verwaltung, 
Köln  181 7.  —  Benzenberg,  Über  Pro vinzial -Verfassung  mit  besonderer  Rücksicht 
auf  die  vier  Länder  Jülich,  Cleve,  Berg  und  Mark,  Hamm  18 19.  —  Neigebaur,  Dar- 
stellung der  provisorischen  Verwaltungen   am  Rhein  vom  J.  i8i3  — 18 19,  Köln  182 1. 

—  J.  A.  Demian,  Geographisch -statistische  Darstellung  der  deutschen  Rheinlande 
nach  dem  Bestände  vom  i.  August  1820,  Koblenz  1820.  —  W.  Ritz,  Urkunden  und 
Abhandlungen  zur  Geschichte  des  Niederrheins,  Aachen  1824.  ■ —  J.  W.  Brewer, 
Vaterländische  Chronik  der  preussischen  Rheinprovinzen,  Köln  1825.  ■ —  F.  A.  Diester- 
weg,  Beschreibung  der  Preussischen  Rheinprovinzen,  Krefeld  1829.  —  v.  Restorff, 
Topographisch -statistische  Beschreibung  der  Preussischen  Rheinprovinz,   Berlin  i83o. 

—  F.  E.  V.  Mering,  Geschichte  der  Burgen,  Rittergüter,  Abteien  und  Klöster  in 
den  Rheinlanden,  Köln  i833  — 1844,  12  Hefte.  —  J.  F.  Knapp,  Regenten-  und  Volks- 
geschichte der  Länder  Cleve,  Mark,  Jülich,  Berg  und  Ravensberg  von  Karl  dem 
Grossen  bis  auf  die  Vereinigung  mit  der  preussischen  Monarchie,  3  Bde.,  Krefeld 
i836.  —  V.  ViEBAHN,  Statistik  und  Topographie  des  Regierungsbezirks  Düsseldorf, 
Düsseldorf  i836.  —  Montanus,  Die  Vorzeit  der  Länder  Cleve,  Mark,  Berg  und  West- 
falen, 3  Bde.,  Solingen  i837.    Dasselbe  in  wissenschaftl.  Umarbeitung  von  W.  v.  Wald- 


EINLEITUNG  7 

BRÜHL  u.  MoNTANUS,  Elberfeld  i87i.  —  E.  Heinel,  Geschichte  der  Herzogtümer 
Cleve,  Jülich  und  Berg  bis  zur  \'ereinigung  mit  dem  Kurfürstentum  Brandenburg, 
Berlin  i84i.  —  E.  Hölterhoff,  Vaterlandskunde,  zunächst  für  die  Preussische  Rhein- 
j)rt)vinz,  Solingen  i84i.  —  P.  W.  Mebus,  Geographisch -statistische  Beschreibung  der 
Kgl.  Preuss.  Rheinprovinz,  Elberfeld  i84i.  —  Ders.,  Statistische  Beschreibung  der  Kgl. 
Preuss.  Rheinprovinz,  Köln  i845.  —  v.  Mülmann,  Statistik  des  Regierungsbezirks 
Düsseldorf,  2  Bde.,  Iserlolui  i864  — 1867.  —  Statistik  des  Kreises  Düsseldorf  für  die 
Jahre  i859  — 1861,  D.  i864.  —  Jos.  Strange,  Beiträge  zur  Genealogie  der  adligen 
Geschlechter,  3  Bde.,  Ki'>\\\  i864 — 1869.  —  Versuch  einer  Geschichte  der  Industrie 
und  des  Handels  in  den  iiicdcrrliciuisch- westfälischen  Provinzen  des  vormaHgen 
Grossherzugtums  Berg:  Vaterländische  Blätter,  den  Bcwolmcru  des  Niederrheins  ge- 
widmet I,  i8i4,  S.  9i,  i87.  —  A.  Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und 
Berdschen  Geschlechter,  2  Bde.,  Köln  i848.  —  Ders.,  Geschichte  der  Westfälischen 
Geschlechter,  Köln  i858.  —  Ders.,  Die  Dynasten,  F"reihcrren  und  jetzigen  Grafen  von 
Bocholtz,  4  Bde.  in  6  Abteilungen,  Köln  i856  — 1863.  —  Ders.,  Forschungen  auf  dem 
Gebiete  der  Rheinischen  und  Westfälischen  Geschichte,  5  Bde.  in  8  Abteilungen, 
Köln  i864  — 1876.  ■ —  Ders.,  Denkmale  und  Ahnentafeln  in  Rheinland  und  Westfalen, 
Köln  i876  — 1883,  6  Bde.  —  Ders.,  Chroniken  und  Urkundenbüchcr  hervorragender 
Geschlechter,  Stifter  und  Klöster,  Köln  1862  — 1880,  5  Bde. 

|.  WüLFFiNG,  Beschreibung  der  Vornehmen  Handels -Städte  Bergischen  Landes 
(i729):  Berg.  Zs.  XIX,  S.  11 4.  —  Briefe  eines  reisenden  Franzosen  über  den  gegen- 
wärtigen Zustand  der  österreichischen  Niederlande,  aus  dem  Französischen  von  P.  A. 
WiNKOPP,  Leipzig  i785.  —  J.  W.  Spitz,  Das  malerische  und  romantische  Rheinland, 
Düsseldorf  i838.  —  W.  FüssLi,  Die  wichtigsten  Städte  am  Mittel-  und  Niederrhein, 
2  Bde.,  Zürich  i842.  —  Topographisches  Rheinpanorama  von  Schaff  hausen  bis  zur 
Nordsee,  mit  Einleitung  von  E.  Düller,  Frankfurt  i845.  —  Edw.  Müller,  Die  Rhein- 
reise von  Düsseldorf  bis  Basel,  Berlin  i852.  —  J.  W.  Appel  und  A.  Henninger,  Der 
Rhein  und  die  Rheinlande  von  Köln  bis  ans  Meer,  Darmstadt  i855.  —  K.  Simrock,  Das 
malerische  und  romantische  Rheinland,  Bonn  i865.  —  E.  Diethoff,  Vom  Rhein, 
Bilder  und  Geschichten  aus  alter  und  neuer  Zeit,  Leipzig  i87i.  —  G.  v.  Amyntor, 
Peter  Quidams  Rheinfahrt,  Stuttgart  i878.  —  A.  v.  Haeften,  Überblick  über  die 
Niederrheinisch -Westfälische  Territorialgeschichte  bis  zum  Anfang  des  iS.Jh.:  Berg. 
Zs.  II,  S.  i;  III,  S.  224.  —  L.  Driesen,  Fünf  Bücher  niederrheinischer  Geschichte. 
III.  Geschichte  der  Grafschaft  Berg  von  den  ältesten  Zeiten  bis  i3oo:  Westfäl.  Zs. 
XV,  S.  io5.  —  Karl  Kunze,  Die  politische  Stellung  der  niederrheinischen  Fürsten  in 
den  J.  i3i4 — 1334,  Göttingen  1886.  —  v.  Woringen,  Historische  Darstellung  der 
Bildung  des   vormaligen   Herzogtums  Berg:   v.  Ledebur,   Allg.  Archiv  XVII,   S.  3o5. 

2.  Römisch-germanische  Urgeschichte.  H.  S.  van  Alpen,  Das  frän- 
kische Rheinufer  was  es  war  und  was  es  jetzt  ist,  Köln  1802.  —  A.  C.  Minola,  Kurze 
Darstellung  dessen,  was  sich   unter  den  Römern  ....  Merkwürdiges  am  Rheinstrom 


8  EINLEITUNG 

ereignete.  Köln  1816.  —  JNI.  F.  Essellen,  Zur  Geschichte  der  Kriege  zwischen  den 
Römern  und  Deutschen,  Hamm  1862.  —  Ders.,  Geschichte  der  Sigambrer,  Leipzig 
1868.  —  Jacob  Schneider,  Neue  Beiträge  zur  alten  Geschichte  und  Geographie  der 
Rheinlande,  Düsseldorf  1860 — i89o,  Heft  i  — 14.  Insbesondere  Heft  VI,  Lokalforschun- 
gen über  die  alten  Denkmäler  des  Kreises  Düsseldorf  (zugleich  Düsseldorfer  Gymnasial- 
programm i874)  und  Heft  XIV,  die  alten  Grenzwehren  im  Kreise  Düsseldorf  (Abdruck 
aus  Bd.  V.  der  Beiträge  zur  Geschichte  des  Niederrheins).  —  Ders.,  Die  alten  Heer- 
und  Handelswege  der  Germanen,  Römer  und  Franken  im  Deutschen  Reiche,  Düssel- 
dorf 1882  — i89o,  Heft  1—9. 

3.    Zur  Territorialgeschichte.   W.  Herchenbach  u.  H.  A.  Reuland,  Ge- 

* 
schichte  des  Limburger  Erbfolgestreites.    Die  Schlacht  bei  Worringen   und  die  Erhe- 
bung Düsseldorfs  zm- Stadt,  D.  i883.  —  Fr.  Blumberger,  Alt  Düsseldorf  I.  Die  nieder- 
rhein.  Fehde  bis  zur  Erhebung  Düsseldorfs  zur  Stadt:  Jahresbericht  des  Stadt.  Real- 
gymnasiums i884.  —  W.  Crecelius,    Der   Geldrische   Erbfolgekrieg   zwischen    Kaiser 
Karl  V.  und   Herzog  Wilhelm  von  Jülich,  Berg  und  Cleve:   Berg.  Zs.  XXIII,  S.  5o.  — 
Ders.,  Letzte  Tage  des  Erbherzogs  Karl  Friedrich  von  Jülich,  Berg  und  Cleve:   Berg. 
Zs.  XXIII,  S.  166.  —  Steph.  Pighius,  Hercules  prodicius  seu  principis  iuventutis  vita 
et  peregrinatio,   Antwerpen  i587.   — ■  Die  güldene  Rose,  so   Sixtus  V.   der   Herzogin 
Jacobe  von  Baden  10.  Mai  i587  ...  zu  Düsseldorf  präsentieren  lassen,  Köln  i588.  — 
P.  Leonardson,  Merkwürdiges  Aktenstück  zur  Geschichte  der  Herzogin  Jakobe  von 
Jülich.  Cleve,  Berg:  Aschebergs  Niederrhein.  Blätter  für  Belehrung  und  Unterhaltung  I, 
1801,  S.  629.  —  Jakobe  von  Baden:  Niederrheinischer  Volkskalender,  Wesel  I060. — 
C.  Trog,  Jakobe   von   Baden:    Rhein. -Westfäl.  Hauskalender  1886   und  Niederrhein. 
Volkskalender  1886.  —  K.  W.  Bouterwek,  Originalien  zur  Regierungsgeschichte  der 
Herzogin  Jakobe:  Berg.  Zs.  III,  S.  352.  —  Rettung  der  Ehre  und  Unschuld  der  Jacobe 
von  Baden:  Historisches  Portefeuille  -I,   2.  Stück,,  1 782.  —  Th.  v.  Haupt,  Jacobe  von 
Baden,   Coblenz  1820.   —   Felix   Stieve,   Zur  Geschichte   der  Herzogin  Jakobe   von 
Jülich:  Berg.  Zs.  XIII,  S.  i.  —  Karl  Unkel,   Jakobe,  Herzogin  von  Jülich  und  der 
Jülicher  Regimentsstreit:  Ann.  h.  V.  N.  LIV,  S.  96.  —  E.  K.  u.  F.  C,  Original -Denk- 
würdigkeiten eines  Zeitgenossen  am  Hofe  Johann  Wilhelms  III.,  D.  i834.  —  W.  Cre- 
celius, Urkundl.  Beiträge  zur  Krankheitsgeschichte  der  Herzöge  Wilhelm  und  Johann 
Wilhelm  von  Jülich,  Cleve  und  Berg:    Berg.  Zs.  XXIII,  S.  i.  —  E.  v.  Schaumburg, 
Original  -  Denkwürdigkeiten  eines  Zeitgenossen  am  Hofe  Johann  Wilhelms  III,  D.  i834. 
—  Ders.,  Die  Jugendjahre  Johann  Wilhelms:    Berg.  Zs.  V,  S.  327.   —   Ders.,  Johann 
Wilhelm :  Berg.  Zs.  VIII,  S.  i .  —  J.  Bodler,    Lebens-   und  Sterbenslauf  weiland    des 
Durchleucht.  Fürsten  Philipp  Wilhelm  Pfalzgraf  bei  Rhein,  Dillingen  i69o.  —  W.  Cre- 
celius, Zur  Geschichte  des  Kurfürsten  Karl  Theodor  von  der  Pfalz :  Berg.  Zs.  XXVII, 
S.  io7.  —   Pakenius,    Hercules   prodicius  seu  Carolus  J.  C.  M.  princeps  in  Johanne 
Wilhelmo   comitate  palatino   Rheni  nepote   post   saeculum   redivivus,    Köln  i679.   — 
Palatinae  virtutis  imago  morti  erepta  mundo  reddita  et  symbolis  inclusa  dum  priiicipi 

8 


EINLEITUNG  9 

Joanni  Wilhelino  parentaret  Carolus  Philippus  a.  i7)6.  —  Carl  Theodor,  Churfürst  von 
Pfalz -Bayern,  wie  er  war  und  wie  es  wahr  ist,  Sulzbach  1828.  —  Franz  Carion, 
Karl  Theodor  und  seine  Zeit,  histor.  Roman,  Leipzig  i858.  —  J.  M.  N.  du  Mont, 
Auf  die  Ankunft  S.  Kurfürstl.  Durchlaucht  zu  Pfalzbayern  im  Herzogtum  Berg  i785. 

—  Fr.  W.  Woker,  Aus  den  Papieren  des  kurpfälzischen  Ministers  Agostino  Steffani, 
Bischofs  von  Spezia  i7o5  —  i7o9,  Publikation  der  Görres-Gesellschaft,  Köln  1 885,  S.  6. 

—  Die  .  .  in  einer  .  .  Beleuchtung  brennende  Liebe  und  Ehrfurcht  als  unsre  Sonn, 
die  sich  so  lang  schien  zu  verbergen  .  .  .  das  ist:  Als  Carl  Theodor  .  .  mit  Marie 
Elisabeth  Augusta  .  .  .  durch  höchst -deroselben  den  i5.  Okt.  i746  beglückte  Ankunft 
Düsseldorf?  erfreueten,  .  .  .  aufgeführte  Ehren -Pforten  wie  auch  sonst  an  den  Häusern 
der  Stadt  angebrachten  Sinn- Bilderen  und  Beyschriften  zum  Truck  gebracht,  D.  i747. 

—  Denkmal  auf  die  fünfzigjährige  Regierung  und  Vermählung  des  Durchlauchtigsten 
Fürsten  und  Herrn,  Herrn  Carl  Theodor,  Pfalzgrafen  etc.  .  .  .,  München  i795.  —  Be- 
schreibung Derer  Fürstlicher  Güligscher  Hochzeit,  so  im  Jahr  i585  ...  zu  Düssel- 
dorff  mit  grossen  Freuden  Fürstlichen  Triumph  und  Herrligkeit  gehalten  worden  war, 
D.  i585.  —  Theod.  Graminaeus,  Spiegel  der  Vergenglichkeit  dem  Durchl.  Fürsten 
.  .  Johan  Wilhelmen  Herzogen  .  .  .  zugeschrieben,  hochloblicher  Christmilter  gedacht- 
nus  Irer  F.  G.  lieben  Heni  Vatters  absterben  vnd  begrabnus  zuverehren,  D.  i792.  — 
[Ad.  vom  Kamp],  Beschribung  der  Begrebnus  weilandt  des  Durchleuchtigsten  .  .  . 
Fürsten  Johan  Wilhelm,  Hertzogen  zu  Gülich,  Cleve  und  Berg  den  3o.  Okt.  1628, 
D.  1628  (mit  44  Kupfern).  —  Apotheosis  Leopold!  L  Caesaris  ....  Leich  -  Begäng- 
nuss,  so  Ihro  Cluir- Fürstl.  Durchlaucht  Johannes  Wilhelmus  PfalzgrafF  bey  Rhein  .  . 
in  gröster  Eiffer  beflissnister  Magnificentz  und  reinister  Condolentz  celebrirt,  D.  i7o5. 

—  Die  Helden  der  Republik  und  Bürger  und  Bauern  am  Niederrhein  in  den  letzten 
Tahren  des  vorigen  Jh.,  vom  Verfasser  der  deutschen  Kokarde,  Elberfeld  i85i.  — 
Rudolf  Goecke,  Das  Grossherzogtum  Berg  unter  Joachim  Murat,  Napoleon  L  und 
Loüis  Napoleon  1806  — 18 13,  Köln  i877. 

4.  Rechts-  und  Verfassungsgeschichte.  Ordnung  und  Revision  des  ge- 
richtlichen Processes  .  .  .  .,  Köln  i556,  Revisionen  von  i556,  i562,  i565,  1606,  i635, 
i696,  die  letzte  unter  dem  Titel:  Gülich-  und  Bergische  Rechts-,  Lehen-,  Gerichts- 
schreiber-, Brüchten-,  Policey-  und  Reformations- Ordnung  .  .  .,  Düsseldorf  i75i.  Vgl. 
über  die  verschiedenen  Ausgaben  v.  Kamptz,  Provincialrechte  HI,  S.  1 15;  de  Ludolff, 
Observationes  forenses  II,  obs.  285;  v.  Cramer,  Wetzlarische  Nebenstunden  IV,  p.  161. 
— ■  Melchior  Voets,  Historia  iuris  civilis  Juliacensium  et  Montensium,  Köln  i667 
(unter  dem  Pseudonym:  Julius  de  Monte),  i683,  Düsseldorf  i 693,  i7i4.  i729,  i762. 

—  Ders.,  Tractatus  de  iure  revolutionis  ad  lucem  ordinationis  iudiciariae ,  letzte 

Ausg.,  D.  i743.  —  C.  G.  Kylmann,  Dissertatio  inauguralis  exhibens  quasdam  diffe- 
rentias  iuris  Romani  et  statutarii  Julio-Montani,  Duisburg  i7o9.  —  Fr.  Voswinckel, 
Differentiae  iuris  communis  et  statutarii  Juliae  et  Montium,  Köln  i732.  —  [Petrus 
AB  Streithagen],  Catalogus  scriptoruin  Juliacensium,  Leiden  i643.  —  J.  Chr.  Schütz 


1  o  EINLEITUNG 

Tractatio  de  usufructu  consuetudinario  julio-Montensi,  D.  i73i.  —  K.  J.  Wiebeking, 
Beiträge  zur  Kur- Pfalzischen  Staaten  -  Geschichte  vom  J.  i772  — 1792,  vorzüglich  in 
Rücksicht  des  Herzogtums  Jülich  und  Berg,  Heidelberg  i793.  —  Widerholung  aller 
derjenigen  Edikten  und  General -Verordtnungen,  welche  wegen  der  in  be\den  Herzog- 
thumben  Gülich  und  Berg  üblichen  Steuer -Collectationen  und  darin  einschlagender 
Materien  vor  und  nach  aussgegangen  seynd,  D.  i7i5.  —  Fr.  Alef,  Dissert.  de  iuribus 
et  praerogativis  ducatuum  Juliae  et  INIontium,  Heidelberg  i75i  (auch  in  seinen  opus- 
culis  p.  7773).  —  GoswiN  Joseph  de  Buiningk,  Tcntanien  historicum  de  ordinatio- 
nibus  provincialibus  juliacensibus,  IMontensibus  .  .  .  .,  Duisburg  i794.  —  G.  J.  v.  Knapp, 
Beiträge  zur  Jülich-  und  Bergischen  Landesgeschichte  oder  Anleitung  zur  Kenntnis 
der  Jülich-  und  Bergischen  Lehne,  i79i.  —  Fr.  G.  Schleicher,  Abhandlung  vom 
Ursprung  und  Eigenschaft  der  Gülich-  und  Bergischen  Lehne,  Elberfeld  1800.  — 
C.  A.  Rennen,  Bemerkungen  über  das  Bergische  Landrecht,  Düsseldorf  i8o3.  — 
Christian  Sommer,  Practischer  Commentar  über  die  Jülich  -  Bergische  Rechts -Ord- 
nung mit  Verbesserungsvorschlägen,  Köln  i8o4,  L  —  J.  J.  Scotti,  Sammlung  der  Ge- 
setze und  Verordnungen  in  Jülich,  Cleve  und  Berg  von  i475- — i8i5,  4  Teile,  D.  182 1 
bis  1822.  —  Theodor  Corner,  Abhandlung  über  den  vorzüglichen  Unterschied 
zwischen  den  ehemaligen  Landesrechten  ....  von  Köln,  Jülich  und  Berg,  Köln  1826. 

Decret  imperial  sur  la  conscription  territoriale  du  grand-duche  de  Berg,  D.  l8o9. 
- —  Bulletin  des  lois  du  grand  duche  de  Berg,  Düsseldorf  18 10,  4  Bde.  (dasselbe  mit 
deutscher  Übersetzung  6  Theile).  —  Bulletin  des  Grossherzogthums  Berg,  18 10  — 181 2. 

—  Bornemann  u.  v.  Daniel,  Sammlung  der  für  die  Kgl.  Preuss.  Rheinprovinz  ver- 
kündigten Gesetze  und  Verordnungen  und  Regierungsbeschlüsse  aus  der  Zeit  der 
französischen  Oberherrschaft,  3  Theile.  —  Bergische  Gesetzbulletins  I — VHI,  5  Theile. 

—  Code  Napoleon,  Bergische  Ausgabe,  Düsseldorf  18 10.  —  Recueil  des  actes  du 
gouvemement  du  grand  duche  de  Berg,  1806  — 180  7,  i.  Theil.  —  Sammlung  Gross- 
herzoglich Bergischer  Verordnungen.  —  Grossherzogtum  Berg,  Gesetze,  welche  dem 
3.  Nov.  i8o9  vorhergehen.  —  v.  Kamptz,  Die  Provincial-  und  statutarischen  Rechte 
in  der  Preussischen  Monarchie,  Berlin  1828,  HI,  S.  ii4.  —  H.  Altgelt,  Sammlung 
der  gesetzlichen  Bestimmungen  etc.  des  Elementar -Schulwesens  im  Regierungsbezirk 
Düsseldorf  nebst  historischer  Einleitung  über  die  Verwaltung  des  öffentlichen  Unter- 
richts  von  l794  —  i84o,  D.  i84l.  —  J.  W.  Bewer,  Sammlung  der  bei  den  Gülich-  und 
Bergischen  Dikasterien  entschiedenen  Rechtsfälle,  merkwürdigen  Edikte  und  Normal- 
verordnungen, 7  Bde.,  D.  i796  — 1855.  —  A.  Joesten,  Sammlung  der  für  den  Regie- 
rungsbezirk Düsseldorf  gültigen  Polizeigesetze  und  Verordnungen,  D.  i844.  —  G.  von 
Below,  Die  landständische  Verfassung  in  Jülich  und  Berg  bis  zum  J.  1 5 1 1 :  Berg.  Zs. 
XXI,  S.  i73;  XXn,  S.  i.  —  Ders.,  Geschichte  der  direkten  Staatssteuern  in  Jülich 
und_Berg  bis  zum  geldrischen  Erbfolgekriege:  Berg.  Zs.  XXVI,  S.  i;  XXVIII,  S.  i.  — 
A.  Koernicke,  Entstehung  und  Entwickelung  der  Bergischen  Amtsverfassung  bis  zur 
Mitte  des  i4.Jh.,  Bonn  i892.  —  Die  älteren  Drucke  von  bergischen  Rechtsordnungen 


10 


EINLEITUNG  I  I 


u.  a.  aufgeführt  bei  L.  Merländer,  Buchdruck  und  Buchhandel  in  Düsseldorf:  Ge- 
schichte der  Stadt  Düsseldorf  1888,  S.  32 1 ;  Beiträge  zur  Geschichte  des  Niederrheins  IV, 
S.  5i;  ausserdem  im  Katalog  der  Ausstellung  zur  Feier  des  600jährigen  Bestehens 
Düsseldorfs  als  Stadt,  D.  1888,  S.  44. 

Im  übrigen   zu  vergleichen   die  Litteraturverzeichnisse   zu  Düsseldorf,  Ratingen, 
Gerrcsheim,  Kaiserswerth  und  zu  den  Kimstdenkmälern  des  Kreises  Essen. 


ABKÜRZUNGEN 

für    die   häufiger   genaniilen  Werke. 

Lacomblet,  ÜB.  —  Th.  J.  I.acomblet,  Urkundenbuch  für  die  Geschichte  des  Niederrheins,  Dussel- 
dorf  1840—1857,  4  Bde. 

Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  —  Binterim  u.  Mooren,  Die  alle  luid  neue  Erzdiöcese  Köln,  in  Dekanale 
eingeleilt,  Mainz  1828 — 1830,  2  Bde.  Die  2.  Aufl.  unter  dem  Titel:  Die  Erzdiöcese  Köln  bis 
zur  französischen  Staatsumwälzung,  bearbeitet  von  Alb.  Mooren,   I,   Düsseldorf  1892. 

Binterim    u.   Mooren,   D.   C.   —    Binterim   u.    Mooren,    Rheinisch  -  westfälischer    diplomatischer"^  Codex 
Mainz   1S30,  2   Bde. 

Lacomblet,  Archiv.  —  Archiv  für  die  Geschichte  des  Niederrheins  I  (1832),  II  (1857),  III  (18G0), 
IV  (1863),  V  (1865),  herausgegeben  von  Lacomblet,  NF.  1(1868),  11(1870),  herausgegeben 
von  Ilarless. 

ß.  ].  —  Jahrbücher  des  Vereins  von  Altertumsfreunden  im  Rheinlande,  I  (1841) — XCIV  (1893). 

Ann.  h.  V.  N.  —  Annalen  des  historischen  Vereins  für  den  Niederrhein,  I  (1855) — LV  (1892). 

Berg.  Zs.    —  Zeitschrift  des  Bergischen  Geschichtsvereins,  I  (1863)— XXVIII  (1892). 

Westfäl.   Zs.  —  [Westfälische]  Zeitschrift   für  vaterländische  Geschichte  und  Altertumskunde, 
I  (1838)— LI  (1893). 

Picks  Ms.  —  Monatsschrift  für  rheinisch-westfälische  Geschichtsforschung  und  Altertumskunde,  heraus- 
gegeben von  Richard  Pick,  lu.  11(1875,  76).  —  Monatsschrift  für  die  Geschichte  Westdeutsch- 
lands,  herausgegeben  von  dems.,   III   (1877) — VII   (1881). 

Wd.  Zs.  —  Westdeutsche  Zeitschrift  für  Geschichte  und- Kunst,  herausgegeben  von  Ilettner  und 
Lamprecht,  I  (1882)— X  (1891),  von  Ilettner  u.  Hansen,  XI— XII  (1893). 

Nrh.  —  Der  Niederrhein.  Wochenblatt  für  niederrheinische  Geschichte  und  Altertumskunde,  1878, 
1879,;i884— 1886. 

Nrh    G.   —  Niederrheinischer  Geschichtsfreund,  I  (1879)— VI  (1884). 

Aus'm  W^eerth,  Kd.  —  E.  aus'm  Weerlh,  Kunstdenkmäler  des^christlichen  Mittelalters  in  den  Rhein- 
landen, Leipzig  1857  — 1868,  5  Bde.  Tafeln  und  Text. 

Brambach,  C.  I.  R.  —  W.  Brambach,  Corpus  inscriptionem  Rhenanarum,  Elberfeld  1867. 

Düss.  Mon.  —  Monatsschrift  des  Vereins  für  die  Geschichte  und  Altertumskunde  von  Düsseldorf 
und  Umgegend,  1881,  vgl.  S.  17. 

Düss.  Zs.  —  Zeitschrift  des  Düsseldorfer  Geschichtsvereins   1882 — 1883,  vgl.  S.  17. 

Düss.  Beitr.  —  Beiträge  zur  Geschichte  des  Niederrheins,  Jahrbuch  des  Düsseldorfer  Geschichls- 
vereins  I  (1886)— VII  (1893). 


I 


STADT   DÜSSELDORF 


Fig.  1.     Düsseldorf.     Die  Altstadt  mit  der  Lambertuskirche. 


DÜSSELDORF. 


I.    Ouellen, 

I.  Allgemeine  Darstellungen.  M.  Merian,  Topographia  Westphaliae  i65o, 
p.  2  1.  —  |.  WüLFFiNG,  Beschreibung  der  Vornehmen  Handels -Städte  Bergischen 
Landes  (i729):  Berg.  Zs.  XIX,  S.  1 14,  120,  i32.  —  J.  Th.  Brosius,  Juliae  Montiumque 
comitum  annales,  3  Bde.,  Köln  i73i,  p.  12  ff.  —  Geographisch -statistische  Beschrei- 
bung der  Stadt  Düsseldorf:  Weddigexs  Neues  fortgesetztes  Westphälisches  Magazin  I, 
i798,  S.  3o.  —  M.  J.  IMertens,  Geschichtliche  Nachrichten  über  Düsseldorf  bis  zum 
Ende  des  iS.Jh.,  bei  L.  G.  A.  Martin,  Wegweiser  Düsseldorfs,  18 17,  S.  64.  —  C.  H. 
A.  MilSTDEL,  Wegweiser  Düsseldorfs  oder  Grundlage  zur  geographisch -statistisch -topo- 
graphisch -  historischen  Darstellung  von  Düsseldorf  nach  seinen  früheren  und  derzeitigen 
Verhältnissen,  D.  181 7.  —  J.  F.  Wilhelmi,  Panorama  von  Düsseldorf  und  seinen  Um- 
gebungen, D.  1828.  —  Die  Stadt  Düsseldorf:  Allgemeine  Unterhaltungsblätter,  Münster 
1829,  S.  i.o3,  329,  392,  4i  I.  —  Düsseldorf:  Rheinisches  Pfennig -Magazin  von  J.  A. 
Becher,  I,  i835,  S.  257.  —  Düsseldorf  mit  seinen  Umgebungen,  ein  Wegweiser  für 
Fremde  und  Einheimische,  D.  i84o.  —  J.  W.  Spitz,  Wanderungen  durch  Düsseldorf 
und  Ausflüge,  D.  i84o.  —  F.  J.  Kiefer,   Nouvelle  description  de  Dusseldorf  et   de 


Quellen 

Allgemeine 
Darstellungen 


15 


l6  KREIS    DÜSSELDORF 

Qu  eil  eil  ses  environs,  D.  i84i.  —  W.  FÜSSLI,  Die  wichtigsten  Städte  am  Mittel-  und  Nieder- 
rhein, Leipzig  i846,  S.  543.  —  Carl  Buchholz,  Humoristische  Reise  -  Skizzen  eines 
wandernden  Typographen,  gesammelt  auf  einer  Reise  von  Düsseldorf  nach  Weimar. 
Siegen  1862.  —  E.  v.  Schaumburg,  Historische  Wanderung  durch  Düsseldorf,  D.  1866. 

—  W.  Herchenbach,  Fremdenführer  für  Düsseldorf  und  Umgebung,  D.  i869.  — 
A.  Hofacker,  Führer  durch  Düsseldorf  und  Umgebung,  D.  i877.  —  Illustrierter  Führer 
durch  Düsseldorf  und  seine  Umgebung,  D.  i878.  —  Hofacker,  Stadtplan  und  Führer 
durch  die  Stadt  Düsseldorf,  D.  1S81.  —  Fr.  Blumberger,  Alt- Düsseldorf.  Die 
niederrheinische  Fehde  bis  zur  Erhebung  Düsseldorfs  zur  Stadt.  Jakobe  von  Baden. 
Beilage  zum  Jahresbericht  des  Stadt.  Realgymnasiums  zu  Düsseldorf  i883  u.  i884.  — 
Spaziergänge  und  Ausflüge  in  die  nächste  Umgebung  von  Düsseldorf,  D.  i889.  — 
Freiherr  JuL.  v.  d.  Hart,  Blätter  aus  Düsseldorfs  Geschichte,  D.  i889.  —  H.  Ferber, 
Historische  Wanderung  durch  die  alte  Stadt  Düsseldorf  I.  u.  II,  D.  i89o.  —  Karl 
BoNE,  Düsseldorf  und  seine  Umgebungen,  Zürich  i89o.  —  Karl  Kollbach,  Bilder 
vom  Rhein,  Köln  i892,  S.  379  mit  Abb.  —  K.  v.  Angermund,  Wanderungen  in  die 
Umgebung  Düsseldorfs  (Separatabdruck  aus  der  Düsseid.  Bürgej- Zeitung),  D.  i892.  — 

.4uere  Reise-  Chr.  Riegel,  Ausführliche  und  gründliche  Beschreibung  des  ganzen  Rheinstromes 
CSC  rei  ungea  ^^^.^  Karte  und  Kupfern,  Nürnberg  i69o.  —  Malerische  Reise  am  Niederrhein,  Nürn- 
berg i784.  —  Reize  längs  den  Neder-Rhyn  over  het  Loo  .  .  tot  Bon,  Campen  i785, 
p.  95.  —  Rhynvis  Feith,  Vermaakelyke  reizen  door  het  grootste  gedeelte  van  het 
duitsche  ryk  in  den  jaaren  i782  en  i783,  Leyden  i784,  p.  8.  —  Reise  auf  dem  Rhein 
von  Andernach  bis  Düsseldorf,  Koblenz  i79o,  S.  35o.  —  Georg  Forster,  An- 
sichten vom  Niederrhein,  Berlin  i79i,  I,  S.  9o,  Ii4,  i63.  —  Malerische  Rhein-Reise 
von  Speyer  bis  Düsseldorf,  aus  dem  Italienischen  des  Abbate  de  Bertola,  Mann- 
heim i796.  —  Freiherr  v.  Wakkerbart,  Rheinreise,  Halberstadt  i794,  S.  336.  — 
Bemerkungen  über  Düsseldorf  und  Elberfeld  auf  einer  Reise  von  Köln  nach  Hamm, 
o.  J.  (um  i795).  —  Freye  Bemerkungen  auf  einer  Reise  in  den  Rheingegenden,  Leipzig 
i797.  —  Chr.  Meyer,  Ansichten  einer  Reise  durch  das  Clevische  und  einen  Teil 
des  Holländischen  über  Crefeld,  Düsseldorf  und  Elberfeld,  i797.  —  Malerische  An- 
sichten des  Rheins  von  Mainz  bis  Düsseldorf,  Frankfurt  1806.  —  Reise  auf  dem  Rhein 
von  Andernach  bis  Düsseldorf,  Köln  i8o9.  —  J.  A.  Klein,  Rheinreise  von  Strassburg 
bis  Düsseldorf,  Koblenz  i839,  S.  279.  —  J.  L.  Vecqueray,  Der  kunstsinnige  Mentor 
am  Rheine  auf  der  Reise  von  Strassburg  bis  Düsseldorf,  Coblenz  i85o. 
Innere  2.  Innere  Geschichte.  Wächter,  Bericht  über  die  Lage  undWünsche  der  Stadt 

Düsseldorf  bei  Beginn  der  Preuss.  Herrschaft:  im  Düsseid.  Adressbuch  vom  J.  i892.  — 
Herm.  Goedsche,  Erinnerungsblätter  an  die  Jubelfeier  der  2  5  jähr.  Anwesenheit  Ihrer 
Kgl.  Hoheiten  des  Prinzen  und  der  Prinzessin  Friedrich  von  Preussen  in  Düsseldorf  am 
2.  Febr.  i846,  D.  i846.  —  W.  Eissenbarth,  Die  Ereignisse  am  9.  und  10.  Mai  in 
Düsseldorf,  D.  i849.  —  W.  Herchenbach,  Düsseldorf  und  Umgebung  in  dem  Revo- 
lutionsjahr i848  — 1849,  D.  1880.  —  H.  Ritter,  Der  Politische  Struwwelpeter,  ein  Ver- 
such zu  Deutschlands  Einigung,  D.  i849.  —  T.  J.  Lenzen,  Beiträge  zur  Geschichte 
von  Düsseldorf:  Niederrheinische  Blätter  für  Belehrung  und  Unterhaltung  I,  Dortmund 
1801,  S.  io5.   —   P.  F.  J.  Müller,  Meine  Ansicht  der   Geschichte  Düsseldorfs,   o.  J. 

—  H.  Ritter,  Zur  Geschichte  von  Düsseldorf  und  Kaiserswerth,  D.  i855.  —  26  Re- 
gesten von  1262  — 1494:  Gengler,  Codex  iur.  municip.  I,  p.  933.  —  W.  Ritz,  Urk., 
betr.  die  Rheinfähre  zwischen  Düsseldorf  und  Neuss:  v.  Ledebur,  AUg.  Archiv  III, 
S.  7o.  —  Die  Düsseldorfer  Stadterhebungsurkunde:  Berg.  Zs.  XVIII,  S.  i49.  —  Zur 
älteren  Geschichte  der  Düsseldorfer  Gemarkung:   B.  J.  LXXXV,  S.  i47.  —  H.  EsCH- 

16 


DÜSSELDORF  l7 

BACH,  Urk.  zur  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf:  Düss.  Beitr.  IV,  S.  93.  —  Ausführ-  Quellen 
liehe  Geschichte  der  Stadt:  Lacomblets  Archiv  III,  S.  i;  IV,  S.  i;  V.  S.  i.  —  Münzen 
Düsseldorfs:  v.  Ledebur,  Allg.  Archiv  IX,  S.  24i.  —  E.  v.  Schaumburg,  Der  Rhein- 
übergang der  Franzosen  bei  Düsseldorf  am  6.  Sept.  1 795:  Zs.  für  preuss.  Geschichte 
und  Landeskunde  XII,  S.  463.  —  Kausen,  Die  Beziehungen  Napoleons  I.  zu  Düssel- 
dorf, Vortrag,  D.  1882.  —  Redlich,  Die  Anwesenheit  Napoleons  I.  in  Düsseldorf  im 
Jahre  181 1,  D.  i892.  —  Jon.  Hübsch,  Der  Ruhm  der  huldvollen  Retter  des  beglückten 
Deutschlands,  eine  Cantate,  D.  i8i3.  —  Kurze  Darstellung  der  Entstehung  des  Bergischen 
deutschen  Theaters:  Almanach  für  das  Jahr  i8o7,  von  C.  A.  Heusser,  D.  i8o7.  — 
Grabbe,  Das  Theater  zu  Düsseldorf  mit  Rückblick  auf  die  übrigen  deutschen  Schau- 
bühnen, D.  i835.  —  y.  J.  Lenzen,  Ursprüngliche  Verfassung  der  im  J.  1800  gestifteten 
Allgemeinen  Armenpflege  in  Düsseldorf,  D.  181 5.  —  A.  Fahne,  Die  Düsseldorfer 
Schützen-  und  die  Kölner  Gewandzunft:  Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  rheinischen 
und  westfälischen  Rechtsgeschichte,  I,  Köln  i864.  —  Wünsche  über  die  künftige  Ein- 
richtung der  Rhein -Schifffahrt  von  den  Düsseldorfer  Kaufleuten  .  .  .,  D.  18 16. 

3.   Zeitschriften.    Niederrheiniches  Taschenbuch   für  Liebhaber  des  Schönen    ZcitschriUen 
und   Guten,   herausgegeben  von   Fr.   Mohn   i799,   1800,   1801,   1802,    i8o3,   i8o5.   — 
Bergisches  Taschenbuch,  herausgegeben  von  W.  Aschenberg  t798,  1800,  1801,  1802» 
i8o3,  i8o4,  1806,  die   letzten   drei   unter  dem  Titel:  Taschenbuch    für   die  Gegenden 
am  Niederrhein. 

Monatsschrift  des  Vereins  für  die  Geschichte  und  Altertumskunde  von  Düsseldorf 
und  Umgegend,  1881,  Nr.  i  —  6,  herausgegeben  von  W.  Herchenbach  und  C.  Koenen. 
Darin  C.  Koenen,  Die  Sammlung  des  histor.  Museums  zu  Düsseldorf  S.  3,  11,  39. 

Zeitschrift  des  Düsseldorfer  Geschichtsvereins,  herausgeg.  von  W.  Herchenbach, 
Jahrgang  1882,  Nr.  i  —  6.  Darin  Beiträge  zur  Lebensgeschichte  des  Churfürsten  Johann 
Wilhelm.  I.  W.  Herchenbach,  Gabriel  von  Grupello.  IL  Die  Reiterstatue  auf  dem 
Gemüsemarkte  Nr.  i,  S.  i.  III.  Grupellos  Lehrling  Nr.  2,  S.  16.  IV.  Inventarien  des 
Churfürsten  Nr.  3,  S.  1 1 ;  Nr.  4,  S.  18.  —  Tönnies,  Düsseldorfs  periodische  Presse  vor 
100  Jahren  Nr.  2,  S.  1.  —  Ad.  Reiners,  Johann  Berteis  aus  Löwen  Nr.  4,  S,  i;  Nr.  5, 
S.  8;  Nr.  6,  S.  i4.  —  Tönnies,  Das  öffentliche  Fuhrwesen  im  alten  Düsseldorf  Nr.  5, 
S.  I.  —  Urkunden  und  Aktenstücke,  die  Frauenklöster  in  Düsseldorf  betreffend, 
Nr.  6,  S.  I. 

Jahrgang  i883,  Nr.  i  —  6.  Darin  KoHTZ,  Geschichte  der  Infanterie-  und  Artillerie- 
kaserne zu  Düsseldorf  Nr.  i,  S.  i.  —  Tönnies,  Buchdruck,  Buch-  und  Kunsthandel 
zu  Düsseldorf  S.  49.  —  Ders.,  Die  Docenten  der  juristischen  Fakultät  zu  Düsseldorf 
S.  73.  —  Herchenbach,  Ursprung   der  Erzbruderschaft   des   h.  Rosenkranzes  S.  I23. 

—  Ders.,  Düsseldorf  als  Festung  S.  128. 

Beiträge  zur  Geschichte  des  Niederrheins.  Jahrbuch  des  Düsseldorfer  Geschichts- 
vereins I  (1886).  H.  Ferber,  Die  Schöffenfamilie  Spede  S.  1.  —  A.  Wedell,  H.  Heines 
Stammbaum  mütterlicherseits  S.  5.  —  Tönnies,  Die  kurpfälzischen  Posten  am  Nieder- 
rhein S.  i3.  — •  H.  Eschbach,  Dr.  Johannes  Wier  S.  57.  —  Th.  Levin,  Das  Grab- 
denkmal des  Herzogs  Wilhelm  in  der  Lambertuskirche  S.  i75. 

II  (i887).  Tönnies,  Die  alliierten  Truppen  vor  und  in  Düsseldorf  S.  i.  — 
L.  Merländer,  Düsseldorfs  älteste  Zeitung  S.  4i.  —  C.  Binz,  Wier  oder  Weyer? 
S.  48.  —  H.  Ferber,  Urk.  Beitr.  zur  Geschichte  des  Krankenwesens  in  Düsseldorf 
S.  100.  —  Mieck.  Über  scherzhafte  Lokal-  und  Familennamen   in  Düsseldorf  S.  io4. 

—  A.  Wedell,  Erneuerte  Geleits- Konzession   des  Pfalzgrafen  Karl  Theodor   für  die 
Jülich  und  bergische  Judenschaft  S.  in.  —  Mieck,  Zur  Düsseldorfer  Mundart  S.  i33. 

a 

i7 


l8  KREIS   DÜSSELDORF 

Quellen  Als  Bd.  III  (1888)  Gcschiclite  der  Stadt  Düsseldorf  in  12  Abhandl.  J.  Schneider, 

Zur  ältesten  Geschichte  des  Stadt-  und  Landkreises  Düsseldorf.  —  H.  Forst,  Poli- 
tische Geschichte  des  bergischen  Landes.  • —  H.  Eschbach,  Zur  Verfassungsgeschichte 
der  Stadt  Düsseldorf.-  —  L.  Küpper,  Geschichte   der  kathol.    Gemeinde  Düsseldorfs. 

—  A.  Natorp,  Geschichte  der  evangel.  Gemeinde.  —  A.  \\'^edell,  Geschichte  der 
jüdischen  Gemeinde.  —  G.  Kniffler,  Entwickelung  des  Schulwesens.  —  E.  Daelen, 
Zur  Geschichte  der  bildenden  Kunst.  —  L.  Meri..\nder,  Buchdruck  und  Buchhandel. 

—  O.  jNIoeller,  Die  Baugeschichte  xon  Düsseldorf.  —  G.  Wimmer,  Theater  und 
Musik.  —  KoHTZ,  Geschichte  der  militärischen  Verhältnisse.  —  P.  Schmitz,  Handel 
untl  Industrie. 

lY  (i889).  J.  Schneider,  Die  ältesten  Wege  mit  ihren  Denkmälern  im  Kreise 
Düsseldorf  S.  i.  —  G.  Kniffler,  Beitr.  zur  Geschichte  des  Schulwesens  S.  11.  — 
L.  j\Ierl.\nder,  Buchdruck  und  Buchhandel  in  Düsseldorf  S.  5 1.  —  H.  Eschbach, 
Urk.  zur  Geschichte  der  Stadt  S.  93.  —  Ders.,  Urk.  Beitr.  zur  Geschichte  des  Leprosen- 
wesens  im  Herzogtum  Berg  S.  i5i.  —  Vorwerk,  Norbert  Burgmüller  S.  i58.  — 
Wächter,  Aktenstücke  betr.  Burgmüller  S.  i93.  —  Kohtz,  Mitteilungen  zur  Geschichte 
des  Bergischen  Sicherheitscorps  i782  —  i8o9  S.  i99.  —  Miscellen. 

V  (i89o).  J.  Schneider,  Die  alten  Grenzwehren  im  Kreise  Düsseldorf  S.  i.  — 
H.  Eschbach,  Urk.  zur  Geschichte  der  Stadt  S.  i5.  —  Miscellen. 

^T  (i892).  P.  Eschbach,  Ortsnamen  des  Kreises  Düsseldorf  S.  i.  —  G.  Bloos, 
Die  Bürgermeister  von  Düsseldorf  S.  20.  —  Wächter,  Aus  der  Verwaltungsperiode 
des  Grossherzogtums  Berg  S.  i53.  —  Miscellen. 

VII  (i893).    H.  Eschbach,  Urk.  zur  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  47.  — 
G.  Bloos,   Die   Rentmeister  von  Düsseldorf  S.  63.   —   O.  Redlich,   Aktenstücke   zur 
Geschichte  des  niederrheinischen  Postwesens  S.  261.  —  K.  Bone,  Die  Distriktsnamen 
des  Kreises  Düsseldorf  S.  354.  —  Miscellen. 
Verfassung^-  4.  Vcrf as s ungsgcsch i c li t c.    Stadtrecht  von  1288:  Niederrheinische  Blätter  I, 

S.  108;  Benzenberg,  Über  Provinzialverfassung  II,  S.  11.  —  Ordnung  des  .  .  hoff- 
gerichts  zu  Düsseldorf,  sambt  denen  an  gemeltem  Hoffgericht  nach  und  nach  publi- 
cierten  gemeinen  Bescheiden,  D.  i684.  —  Polizei-  und  Taxordnung  der  Stadt  Düssel- 
dorf von  i7o6.  —  Kollmann,  Zusammenstellung  der  sämmtlichen  für  die  Oberbürger- 
meisterei Düsseldorf  gültigen  Lokal  -  Polizei -Verordnungen,  D.  1822.  —  Lokal -Verord- 
nungen der  Stadt-  und  Samratgemeinde  Düsseldorf,  2  Hefte,  D.  1827 — i84i.  —  Polizei- 
Verordnung,  betreff,  die  Bezeichnung  der  Strassen,  Thore,  öffentlichen  Plätze,  Werfte  etc. 
und  der  Numerierung  der  Häuser  Düsseldorfs  nebst  Plan,  D.  i858. 
Kirchen-  5.  K i r ch  c nges ch ich  t c.    C.  v.  Oven,  Myconius  und  Korbach  zu  Düsseldorf  im 

geschieh  te         -       _  _, 

J.  152  7,  Essen  1827.  —  Confessio  etdoctr.  libri,  quem  patres  Bergenses  Concordiam  vocant, 
i575,  mit  Holzschnitten.  —  Religionsvergleich  zwischen  Fr.  Wilhelmen,  Marggraffen  zu 
Brandenburg  u.  Ph.  Wilhelmen,  Pfalzgraffen  bei  Rhein,  über  das  Religions-Kirchenwesen 
in  denen  Herzogtümern  Jülich,  Cleve,  Berg,  D.  i674.  —  Gründlicher  Bericht  über  das 
Kirchen-  und  Religionswesen  in  den  Fürstentümern  Gülich,  Cleve,  Berg  und  Grafschaften 
Marck  und  Ravensberg,  D.  i735.  • —  Darstellung  wie  die  Stadt  Düsseldorf  bei  der  dort 
im  J.  1666  . .  .  herrschenden  Pest  ...  zu  Gott  ihre  Zuflucht  . . .  genommen  habe,  D.  1 797. 

—  J.  W.  Janssen,  Das  pfiichtmässige  Andenken  an  würdige  Religionslehrer,  Predigt 
gehalten  am  27.  Juni  1802,  nebst  Notizen  über  die  allmähliche  Entstehung  der  refor- 
mierten Gemeinde  zu  Düsseldorf,  D.  1802.  —  Geistliche  Reden,  gehalten  bei  dem 
200jährigen  Jubelfeste  der  Heiligsprechung  der  h.  Theresia  in  der  Karmeliten-Kloster- 
kirche  zu  Düsseldorf,  D.  1823.  —  B.  G.  Bayerle,  Die  katholischen  Kirchen  Düssel- 

18 


DÜSSELDORF  l9 

dorfs,  D.  i844.  —  J.  F.  Benzenberg,  Vereinigungsurkunde  der  reform.  untl  luthor.  Quellen 
Gemeinde  zu  Düsseldorf,  D.  i84o.  —  Düsseldorfs  Trauer  über  den  Tod  tUs  W  l'h. 
Schulten,  D.  i84o.  —  A.  J.  Binteri.m,  Die  Wünsche  und  Vorschläge  der  katholischen 
Geistlichkeit  Düsseldorfs  an  den  Erzbischof  von  K(")ln,  D.  i848.  —  Bücheler,  Das 
Gasthaus  der  Stadt  Düsseldorf  oder  das  St.  Hubertus-Hosjiital,  D.  i849.  —  C.  Krafft 
und  W.  Crecelius,  Beiträge  zur  Geschichte  des  Humanismus  am  Niederrhein  und 
in  Westfalen,  Elberfeld  l87o,  I.  —  Festsclirift  zur  Erinnerung  an  die  Feier  der  Grund- 
steinlegung der  evangelischen  Kirche  zu  Düsseldorf,  D.  i875.  —  Urkundenbuch  der 
evangelischen  Gemeinde  zu  Düsseldorf,  D.  i875.  —  G.  B.  A.  Natorp,  Geschichte  der 
evangelischen  Gemeinde  zu  Düsseldorf,  D.  iSSi.  —  Die  [ohanneskirche  zu  Düssel- 
dorf, D.  1881.  —  Düsseldorfensia  aus  Zinckgrefs  Teutscher  Nation  Apophthegmata: 
Berg.  Zs.  X,  S.  255.  —  Krebs,  Zur  Geschichte  der  Heiligtumsfahrten,  Köln  1881. — 
K.  Krafft,  Die  Stiftung  der  bergischen  Provinzials\node  am  21.  Juli  i589  zu  Neviges, 
Elberfeld  i889.  —  Heinrich  Thoelen,  Die  vier  letzten  Jesuiten  Düsseldorfs,  D.  i89i. 

—  Ders.,  Leben  des  P.  Hermann  Schinienbusch :  Düsseldorfer  Sonntagsblatt  i89i, 
Nr.  II.  —  J.  Liebesleben,  Düsseldorfs  schönste  Kirchhofs- Monumente,  D.  i83o.  — 
J.  F.  Benzenberg,  Ueber  die  Grabiuonumente  auf  dem  Düsseldorfer  Kirchhofe,  D.  i844. 

—  Adolf  Kohut,  Aus  meüier  rheinischen  Studienmappe,  D.  i877  (darin  Xr.  X.  Eine 
Wanderung  ciurch  die  Kirchhöfe  Düsseldorfs). 

6.  Geschichte  des  gelehrten  Unter riclits.     Hemitheojronia,   sive   historia     Umerrichts. 

-      h'   -Vi 

poetica  de  gentium  semi-diis,  quam  in  aula  publica  electoralis  ad  Dussellam  gynniasii  ^'^'^  "" 
anno  mdccliv  mense  Junio  explanabant  .  .  .  ornati  candidati,  D.  i754.  —  J.  FL  An- 
dreae,  De  antiqua  et  illustri  schola  Düsseldorpiensi,  Heidelberg  i76i.  —  O.W.  Kor- 
TÜM,  Nachricht  über  das  Gymnasium  zu  Düsseldorf  im  16.  Jh.,  D.  18 19.  —  J.  MoN- 
heim.  Die  gelehrten  Schulen  zu  Düsseldorf  im  16.  Jh.,  o.  J.  —  Krafft,  Die  gelehrte 
Schule  zu  Düsseldorf:  Programm  der  Realschule  i853.  —  Widerlegung  von  Bayerle, 
Herzog  Wilhelm  IV.  und  die  Reformation:  Deutsche  Volkshalle  i853.  —  Franz 
Heinen,  Die  Städtische  Realschule  i.  Ordnung  zu  Düsseldorf  nebst  Geschichtlichem 
aus  der  Entwickelung  des  Realschulwesens  überhaupt,  D.  i863.  —  Tönnies,  Die 
Fakultätsstudien  zu  Düsseldorf  von  der  Mitte  des  16.  bis  zum  Anfang  des  i9.Jh., 
ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Unterrichtswesens  in  Jülich -Berg  L  Programm  der 
höheren  Bürgerschule  zu  Düsseldorf  i884.  —  Ders.,  Die  Docenten  der  juristi- 
schen Fakultät  zu  Düsseldorf:  Düss.  Zs.  i883,  S.  73.  —  Uellner,  Zur  Ge- 
schichte der  städtischen  Louisenschule  und  der  mit  ihr  verbundenen  Lehrerinnen- 
bildungsanstalt, Festschrift  D.  i887.  —  Festschrift  zur  Sojährigen  Gedenkfeier  der  am 
28.  Mai  i838  erfolgten  Begründung  des  Realgymnasiums  zu  Düsseldorf,  D.  1888.  — 
Gustav  Kniffler,  Das  Jesuiten-Gymnasium  zu  Düsseldorf,  Programm  des  Kgl.  Gym- 
nasiums D.  i892. 

7.  Kunst-  und  Künstlergeschichte.   Ger.  Jos.  Karsch,  Designation  exacte  Kunstge,chichte 
des  peintures  precieuses,    qui  sont  en  grand  nombre  dans  la   galerie  de  la  residence  ''  "'^ 
de  S.  A.  S.  E.  Palatine  ä  Dusseldorf,  D.  i7i9.     Dasselbe  deutsch:    Ausführliche  und 
gründliche  Specification  deren  vortrefflichen  und  schätzbaren  Gemälden  . .  —  Catalogue 

des  tableaux,  qui  se  trouvent  dans  les  galeries  du  palais  de  S.  A.  S.  E.  Palatine 
ä  Dusseldorf,  Mannheim  i76o.  —  Christian  v.  Mechels,  Gallerie  electorale  de  Dussel- 
dorf ou  Catalogue  raisonne  et  figure  de  ses  tableaux,  ouvrage  corapose  .  .  .  par  de 
PiGAGE,  avec  3o  pl.,  i778.  —  Recueil  des  desseins,  graves  d'apres  les  fameux  maitres, 
tires  de  la  coUection  de  l'academie  electorale  Palatine  des  beaux  arts  ä  Dussel- 
dorf, i78o.    (2  Serien,  jede  zu  5o  Bl.)  —  Recueil  de  45    pieces,   imitees  ä  l'eau  forte 

i9 


20  KREIS    DUSSELDORF 

Quellen      d'aprcs  R.vYM.  i.A  Fage,  tiröcs  de  la  collection  de  l'academie  electorale  Palatine  des 
beaux  arts.  —  Descriptive  catalogue  of  pictures  from  the  Düsseldorf  Gallery,  London  i793 
(mit  Stichen  von  Val.  Green).  —  Catalogue  raisonne  des  tableaux  de  la  galerie  electo- 
rale de  Dusseldorf,  redige  d'apres  le  catalogue  raisonne  et  figure  de  Mr.  N.  de  Pigage, 
D.  i8o5.  —  Kurzgefasste  Beschreibung  der  Düsseldorfer  Gallerie:  Fr.  Mohns  Nieder- 
rheinisches  Taschenbuch   für   Liebhaber  des  Schönen  und  Guten  i799,   S.  18;    1800, 
S.  3o;  1801,  S.  47;  1S02,  S.  61;  i8o3,  S.  34;  i8o5,  S.  5o,  mit  Stichen.  —  Fr.  K.  Gottl. 
HiRSCHiKG,  Nachrichten  von  sehenswürdigen  Gemälden-  und  Kupferstichsammlungen 
.  .  in   Deutschland,   Erlangen  i787,  H,  S.  i9i.   —  v.  Hagedorn,   Betrachtungen  über 
die   Malerev   S.  248,  473,  624,  746,   75o.  —  Heinze,  Betrachtungen   über  einige  Ge- 
mälde der  Düsseldorfer  Gallerie:  Teutscher  Merkur  i777.  —  Beschreibung  einer  male- 
rischen Reise  nach  Köln,  Bensberg  und  Düsseldorf:  Teutscher  Merkur  i778,  S.  1 13.  — 
Vermaaklvke  reizen  door  het  duitsche  Ryck,  Leiden  1 784,  p.  5.  — Reize   längs   den 
Neder-Rhvn,  Campen  i785,  p.  95.  — J.  G.  Lang,  Reise  an  den  Rhein,  Coblenz  179o, 
II,  S.  25o — 435.  —  W.  FüssLi,    Die  wichtigsten  Städte   am  Mittel-  und   Niederrhein, 
Zürich  i843,  II,  S.  5i3.  —  v.  Haupt,  Die  Düsseldorfer  Gallerie,  eine  historische  Dar- 
stellung des  Ursprungs,  der  Vervollkommnung  und  Schicksale  dieser  Galerie,  mit  Ent- 
wicklung des  Rechtes  des  Herzogthums  Berg  und  der  Stadt  Düsseldorf  insbesondere 
auf  deren  Wiederbesitz,   D.  1818.   —  v.  Scharff-Scharffenstein,  Die  ursprünglich 
Pfalz-Neuburgische   Düsseldorfer    Gemälde-Gallerie    in   München,  Würzburg  i867.  — 
A.  V.  Harduxg,    Zur    Reclamation    des    Düsseldorfer    Bilder-Galerie-Hauptschatzes, 
D.  1868.     I.  Kurfürst   Herzog  Johann  Wilhelm   und   seine  Zeit.    IL  Zur  Rechts-  und 
Kunstgeschichte   der  Stiftung   der  Düsseldorfer   Bilder-Gallerie.    III.  Zur  Lösung  der 
That-    und    Rechtsstreitfragen.     Über    dieselbe    Frage:     Düsseldorfer    Anzeiger  1866, 
Nr.  i63,  i72,  i85,  i87,  i89,  i98,  2o9,  210,  211,  2i4,  262;  i867,  Nr.  3,  3o,  3i,  67,  97,  98, 
102,  III,  112,  120,  126,  i4i,  i45,  i49,  i56,  i67,  182;   1868,  Nr.  28,  i36,   i45,  i9i,  i93, 
i96,  208,   21 9.    —  Düsseldorfer  Zeitung  i867,    Nr.  io9.    —    Crefelder   Zeitung  1866, 
Nr.  2o9;  1868,   Nr.  i38,  2o4.   —  E.  v.  Schaumburg,    Zur  Charakteristik  Johann  Wil- 
helms und  seiner  Regierung,   D.  i869.  —  A.  V.  Hardung,   Scherz   und    Ernst   oder 
Kritik  und  Antikritik    der  neuesten  Streitschrift  des  Obersten  E.  v.  Schaumburg  ,Zur 
Charakteristik  Kurfürst  Johann  Wilhelms'  und  seiner  Regierung,  D.  i869.  —  Hermann 
Schulze,   Aus  der  Praxis  des   Staats-  und   Privatrechts,  Leipzig  i876.    I.  Die  Eigen- 
tumsansprüche der  Krone  Preussen  an  die   früher   in  Düsseldorf  befindlich  gewesene 
Gemäldegallerie.   —  A.  Fahne,    Der  Düsseldorfer  Museumsbau    (mit   Geschichte   der 
Gemäldegallerie  von  i7oo — i8o5),    D.  i876.    —  Woermann,    Die  ehemalige    Düssel- 
dorfer Gemäldegallerie:  Grenzboten  1881,  S.  i47.    Dazu  B.  J.  LXXII,  S.  202.  —  v.  S., 
Die  ehemalige  Gemäldegallerie  in  Düsseldorf:  Köln.  Ztg.  3.  Sept.  1888. 
Kunstschule  H.   Paris,    Krcuz-    und   Quergedanken    eines    Dresdener   Ignoranten   vor   den 

Düsseldorfer  Bildern,  Dresden  i837.  —  A.  Fahne,  Die  Düsseldorfer  Malerschule  in 
den  J.  1834—36,  D.  i837.  —  Ders.,  Meine  Schrift  „Die  Düsseldorfer  Malerschule" 
und  ihre  Gegner,  D.  i837.  —  J.  J.  Scom,  Der  Kunstschule  zu  Düsseldorf,  Leistungen 
in  den  J.  i837  u.  i838,  D.  i839.  —  Ders.,  Die  Düsseldorfer  Malerschule  oder  auch 
Kunstakademie  in  den  J.  i834,  i835  u.  i836,  und  auch  vorher  und  nachher,  D.  i837. 
—  Ders.,  Die  Kunstschule  zu  Düsseldorf:  Rhein.  Provinzialblätter  i835,  Heft  IV; 
i836,  Heft  III;  i837,  Heft  III;  i838,  Heft  III  u.  IV.  —  H.  Püttmann,  Die  Düssel- 
dorfer Malerschule  und  ihre  Leistung  seit  Errichtung  des  Kunstvereins  im  J.  i829, 
Leipzig  i839.  —  v.  Uechtritz,  Ein  Blick  in  das  Düsseldorfer  Kunst-  und  Künstler- 
leben,   2   Bde.,  D.  i839 — 4o.  —  R.  Wiegmann,   Die  Kgl.  Kunstakademie  zu   Düssel- 

20 


DÜSSELDORF  2 1 

dorf,  ihre  Geschichte,  Errichtung  und  Wirksamkeit  und  die  Düsseldorfer  Künstler,  QudUn 
D.  i856.  —  Strauven,  Über  künstlerisches  Leben  und  Wirken  in  Düsseldorf  bis  zur 
Düsseldorfer  Malerschule  unter  Direktor  Schadow,  D.  1862.  —  Hans  Müller, 
Cornelius  und  Kaulbach  in  Düsseldorf:  Deutsche  Revue  (ed.  Fleischer)  i89i.  — 
M.  Blanckarts,  Die  Kunstakademie  zu  Düsseldorf  und  die  Düsseldorfer  Schule: 
Unsere  Zeit  V,  i869,  i3.  lieft,  S.  39.  —  Luinv.  Bund,  Die  Semisäcular-Feier  der 
Kgl.  Kunstakademie  zu  Düsseldorf  in  den  Tagen  des  22.,  23.  und  24.  Juni  i869, 
D.  i87o.  —  Ernst  Curtius,  Rede  am  Jubiläum  der  Kgl.  Kunstakademie  zu  Düssel- 
dorf, Berlin  i869.  —  R.  Woermann,  Die  alten  und  neuen  Kunstakademien,  Festrede, 
D.  i879.  —  Ders.,  Zur  Geschichte  der  Düsseldorfer  Kunstakademie,  D.  1880.  —  Jahres- 
bericht über  Lage  und  Wirksamkeit  des  Vereins   der  Düsseldorfer  Künstler,    I).  i876. 

—  Tahresberichte  des  Vereins  der  Düsseldorfer  Künstler  zu  gegenseitiger  Unterstützung       Künstler. 

_  geschichie 

und  Hülfe,  47  Jahrgänge  bis  i892.  —  Jahresberichte  des  Kunstvereins  für  die  Rhein- 
landc  und  Westfalen  in  Düsseldorf,  von  t829  an.  —  Zur  Feier  des  Sojährigen  Be- 
stehens des  Kunstvereins,  D.  i879.  —  H.  v.  Rüstige,  Düsseldorf  und  seine  Kunst- 
akademie vor  So  Jahren:  Kölnische  Zeitung  i885.  —  A.  v.  Raczvnski,  Geschichte 
der  neueren  deutschen  Kunst,  I,  Düsseldorf  und  das  Rheinland,  aus  dem  Franzfisischen 
von  F.  H.  V.  Hagen,  Berlin  i836.  —  W.  Camphausen,  Festspiel  zur  Semisäcular- 
Feier  der  Düsseldorfer  Kunstakademie,  D.  i869.  —  Chronica  de  rebus  Malkasta- 
niensibus,  das  ist  Beschreybung  derer  fürnehmbsten  und  denkwürdigsten  Begebnuss 
und  Geschichten,  so  sich  im  Künstler- Vereyn  „Malkasten"  arriviret  und  zugetragen 
haben,  D.  i873  (von  W.  Camphausen).  —  E.  Schaumburg,  Jacobi's  Garten  zu 
Pempelfort,  Aachen  i873.  —  W.  Müller  von  Königswinter,  Erzählungen  eines 
Rhein-Chronisten,  H.  Aus  Jacobi's  Garten,  Leipzig  1861.  —  Aus  dem  Malkasten, 
D.  i887.  —  Fr.  Heinen,  Bendemann's  Wandgemälde  in  der  Aula  der  Realschule  zu 
Düsseldorf,  D.  1866.  —  B.  Höfling,  Bildnisse  Düsseldorfer  Künstler,  9  Bl.,  D.  i853.  — 
Kunstgeschichtliche  Briefe  Düsseldorfer  Künstler  aus  den  letzten  2  5  Jahren,  Leipzig 
i854.  —  M.  Blanckarts,  Düsseldorfer  Künstler-Necrolog  aus  den  letzten  10  Jahren, 
Stuttgart  i877.  — W.  Camphausen,  Festrede  zur  Enthüllung  des  Corneliusdenkmales 
und  Festspiel  im  Malkasten,  D.  i879.  —  B.  Endrulat,  Das  Comeliu.sdenkmal,  D.  i879. 

—  H.  Ferber,  Zur  Geschichte  Düsseldorfer  Künstler,  D.  i876.  —  Beschreibung  der 
80.  Geburtstagsfeier  G.  Schadow's,  Berlin  i884. 

8.  Kataloge.  Beschreibendes  Verzeichnis  der  in  der  Stadt.  Gemälde-Samm-  Katalog« 
lung  zu  Düsseldorf  befindlichen  Kunstwerke,  D.  i857.  —  Verzeichnis  der  in  der 
Stadt.  Gemälde -Sammlung  befindlichen  Kunstwerke,  D.  1881.  —  Katalog  der  Pro- 
vinzial- Gewerbeausstellung  für  Rheinland  und  Westfalen,  D.  i852.  —  Katalog  der 
Ausstellung  von  älteren  und  neueren  Meisterwerken  mittelalterlicher  Kunst  zu  Düssel- 
dorf, D.  i869.  —  Verzeichnis  der  Kunstwerke  auf  der  Ausstellung  des  Kunstvereins 
für  die  Rheinlande  und  Westfalen  i844,  i857,  i858,  1868,  i869,  D.  i872.  —  Officieller 
Katalog  der  Düsseldorfer  Gewerbeaasstellung  1880,  D.  1880.  —  Otto  Baisch,  Die 
deutsche  Kunst  auf  der  Düsseldorfer  Ausstellung  1880,  München  1880.  —  Ausstellung 
der  kunstgewerblichen  Alterthümer  in  Düsseldorf,  D.  1880  (2  Auflagen).  —  Illustrierter 
Führer  durch  Düsseldorf  und  zur  Gewerbe-  und  Kunstausstellung  des  Jahres  1880, 
D.  1880.  —  The  English  Visitor's  guide  to  the  Dusseldorf  Exhibition  1880,  London 
und  Düsseldorf  1880.  —  A.  Waechter,  Humoristische  Rundschau  auf  die  Düssel- 
dorfer Gewerbeausstellung  1880,  D.  1880.  —  Franz  Bock,  Wegweiser  durch  die 
Textilausstellung,  D.  i884.  —  Katalog  der  Ausstellung  zur  Feier  des  600 jähr.  Be- 
stehens Düsseldorfs   als  Stadt,  D.  1888   (mit  Nachtrag).    —    H.  Pfannenschmid,  Die 

21 


22 


KREIS   DUSSELDORF 


Quellen 


Handschtiftl. 
Quellen 


Kgl.  Landes-Bibliothek  zu  Düsseldorf  seit  ihrer  Stiftung  bis  zur  Gegenwart,  Köln 
iS7o.  ^-  Crem  ANS,  Verzeichnis  der  alten  Drucke  und  Urkunden,  welche  sich  in  der 
Bibliothek  des  Gymnasiums  zu  Düsseldorf  befinden,  D.  i878.  —  Katalog  der  Hand- 
bibliothek der  Kgl.  Regierung  zu  Düsseldorf,  D.  i839.  —  Katalog  der  Bibliothek  des 
Künstler -Vereins  Malkasten,  D.  1881.  —  Katalog  der  Bibliothek  des  Düsseldorfer  Ge- 
schichtsvereins, D.  1888.  — •  Katalog  der  Bibliothek  des  Central -Gewerbe -Vereins  in 
Düsseldorf,  D.  1886. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Stadtarchiv:  l5o  Urk.  (Originale  und  Kopien)  von 
1082  ab  (Repertorium  von  Lacomblet).  —  Bruchstück  eines  Kopiars  der  städtischen 
Privilegien  von  i384  — 1449.  —  Copeyburh  der  Urk.  der  Stadt  und  Sammtgemeinde 


Fig.  2.     Düsseldorf  im  J.  1650. 


Ansichten  und 
Pläne 


Düsseldorf,  i85i  von  Lacomblet  zusammengestellt  (mit  75  Urk.  von  1288  —  i85o). — 
Stadtrechnungen  von  i76o  ab.  —  Magistratsprotokolle  von  1 7  60  ab.  —  Fortifikations- 
rechnungen  von  i663  ab. 

Im  Staatsarchiv:  Urk.  und  Akten  des  Herzogtums  Jülich-Berg  mit  vielfachen 
Beziehungen  auf  Düsseldorf  (ausführlich  verzeichnet  bei  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  25). 

Im  Historischen  Museum:  Urk.  von  1286  ab  (Ilgen  S.  i7i),  weiterhin  eine 
grössere  Zahl  Akten,  ungeordnet  (Inventarisierung  bevorstehend). 

Die  handschriftlichen  Quellen  zur  Geschichte  der  einzelnen  Gebäude  sind  bei 
diesen  angeführt. 

Ansichten  und  Pläne.  Vgl.  Katalog  der  Ausstellung  zur  Feier  des  600 jähr. 
Bestehens  Düsseldorfs  als  Stadt,  1888,  S.  11. 

I.  Ansichten  der  Stadt  bei  Graminaeus,  Beschreibung  derer  Fürstlicher  Gülich- 
scher  Hochzeit  i585,  Düsseldorf  i585,  Köln  i587,  26,8x18,8  cm,  11  Bl.,  darunter 
zwei  Ansichten  der  Stadt  vom  Rheine  aus. 


22 


DÜSSELDORF  23 

2.  Nachstiche  bei  Graminaeus,  Spiegel  und  Abbildung  der  Vergenglichkeit.        Ansichten  und 

3.  Abconterfeytung  unnd  Description  der  Gelegenheit  anno  i6o4,  KojDie,  Original 
unbekannt,  Eigentümer  Herr  Amtsgerichtsrat  Strauven,  Neuss. 

4.  Ansicht  der  Stadt  vor  i6i4  (vor  Erbauung  der  Citadelle),  Radierung,  3ix  i4,5 
cm,  bez.:  Düsseldorf  (Exemplar  im  Historischen  INIuscum  Y  25). 

5.  Kopie  eines  Grundrisses  der  Festung,  gefertigt  1620  von  dem  Baumeister 
Antonio  Serro  oder  Kraus  (Stadtarchiv  I,  1,  Nr.  3). 

6.  Stich  in  Meissners  Thesaurus  1623,  i5,3xi2,2cm,  vom  Rheine  aus,  vorn 
Dardanus  und  Daedalus. 

7.  Plan  der  Citadelle  von  Düsseldorf,  am  24.  Nov.  1623  von  Adolf  t.  KudiJi  an- 
gefertigt (Stadtarchiv  I,  3,  Nr.  i). 

8.  INIatthaeus  Merian,  Topographia  Westphaliac  i65o,  Ansicht  vom  Rheine, 
20  X  32  cm.    Vgl.  J.  B.  Engelmann,  Der  erneuerte  Merian  1826,  S.  38i.    (Fig.  i.) 

9.  Ansicht  vom  Schloss  und  einem  Teil  der  Stadt,  künstlerisch  aufgefasster  Stich, 
18,5  xi3, 5  cm,  i7.  Jh.,  bez.  oben:  Düsseldorf. 

IG.  Stich  von  /  C.  Leopold  nach  F.  B.  Werner,  Ansicht  von  der  Rheinseite  mit 
langer  Legende,  27,3xi4,8cm,  bez.:  düsseldorpium.  düsseldorff  (Katalog  Nr.  62). 

11.  Stich  nach  derselben  Vorlage,-  28,5  x  16, 5  cm,  bez.:  f.  b.  werner  del. 
a.  GLÄSER  FEC.  MART.  ENGELBRECHT  EXCUD. ;  am  linken  Ufer  Kartouche  mit  Kurhut 
und  Emblemen  des  Handels  (Katalog  Nr.  63). 

12.  Nachstich  des  letzteren,  .Prospekt  der  Stadt  Düsseldorf,  26,3  x  i5  cm,  Wien 
bei  JoH.  Kratschmer. 

i3.  Gemälde  von  Jan  van  der  Heyden  in  der  Kgl.  Gemäldegallerie  Mauritshuis 
im  Haag  Nr.  4i;  vom  J.  i667,  mit  Ansicht  der  Andreaskirche  (Werner  Dahl  in  den 
Düss.  Beitr.  VI,  S.  181   mit  Taf.). 

i4.  Ansicht  der  Altstadt,  Stich,  I2,5x5  cm,  im  Processus  criminalis  der  .  .  In- 
quisition zu  Düsseldorf  den   22.  und   23.  Febr.  i7i2. 

i5.  Ansicht  vom  Rhein  bei  Erich  Philipp  Ploennies,  Topographia  ducatus 
Montium,  i7i5,  BL  62,  Doppelblatt  (Berg.  Zs.  XIX,  S.  81,  Suppl.). 

16.  Vier  Tuschzeichnungen  vom  Anfang  des  18.  Jh.  (Historisches  Museum  Y21 
bis  24),  Ansichten  vom  Rheine,  von  der  Berger  Bastion,  vom  Flinger  Thor,  von  der 
Citadelle  und  vom  Rheine,  die  letzte  Vorbild  für  Ploennies. 

i7.  Erweiterung  der  Festung  um  i735,  gutes  Kostümbild  von  //.  E.  Beckers, 
i735,  85x66  cm;  Historisches  Museum  A  Nr.  4  (Katalog  Nr.  64). 

18.  Düsseldorf,  von  der  Hardt  aus  gesehen,  Historisches  Museum  alte  Nr.  75 
(Katalog  Nr.  65). 

i9.  Plan  der  Stadt  und  Festung  Düsseldorf,  wie  solche  .  .  .  i758  heftig  beschossen 
wurde  (Stadtarchiv  I,  i,  Nr.  12). 

20.  Plan  du  Bombardement  de  Dusseldorf  d.  28.  Juni  1 758,  Stich  nach  Zeich- 
nung von  F.  W.  de  Baicr,  3o,5  x  45,5  cm. 

21.  Plan  de  Dusseldorf,  28.  Juni  i758,  Stich  nach  Zeichn.  von  Therbu,  zZ  x  35  cm. 

22.  Plan  der  Festungswerke  im  , Schauplatz  des  gegenwärtigen  Kriegs  durch 
accurate  Plans  von  den  wichtigsten  Bataillen  und  Belagerungen',  Nürnberg  i758,  II, 
pl.  28,  3o,5  X  i7,2  cm. 

23.  Plan  der  Festung  im  J.  i764,  Rekonstruktion  bei  E.  v.  Schaumburg,  Histo- 
rische Wanderung  durch  Düsseldorf  1866. 

24.  Plan  von  der  Stadt  mit  dem  i77o  neu  angelegten  Hofgarten,  vom  J.  i775 
(Stadtarchiv  IV,  Nr.  1 2). 

23 


24  KREIS    DÜSSELDORF 

Ansichten  und  2  5.  Prospekt  der  Kurfl.  Durchl.  Haubstatt  Düsseldorf,   Stich  vom   Rheine   aus, 

Pläne  ,  „_ 

bez.:  p.  MAASSEX  fecit,  um  i78o. 

26.  Ansicht   Düsseldorfs   von   der   Rheinseite,    kolorierte    Bleistiftzeichnung    von 
i787  von  Mr.  (rAffcrdcn  (Katalog  Nr.  72). 

27.  Düsseldorf  von   den  Francken  beschossen  den  7.  Oktober  1 794,   Aquarelle, 
43  X  6o  cm,  Historisches  Museum  (Katalog  Nr.  73). 

28.  Stich  von  i795,  bez.:  Düsseldorf  ist  die  feste  und  volkreiche  haupt- 
UND  RESIDENZSTADT,  34  XI 8,5  cm  (Katalog  Nr.  60). 

29.  Specialaufnahme  der  Residenzstadt  Düsseldorf  vom  J.  i795,  8  Bl.  und  9  kleine 
Kopien  (Stadtarchiv  I,  i,  Nr.  9). 

30.  Bleistiftzeichnung  der  Stadt  vor  dem  Bombardement  von  i795,  wahrscheinlich 
von  F.  B.  Custodis.  Eigentümer  Herr  Amtsgerichtsrat  Strauven,  Neuss  (Katalog  Nr.  74)- 

3 1.  Passage  du  Rhin  a  Dusseldorf  6.  Sept.  i795.  Stich  nach  dem  Gemälde  won Baume 
durch  Chokt,  23,5  x  34,5  cm,  aus  der  Gallerie  historique  zuVersailles  Nr.  5 20  (Kat.  Nr.  75). 

32.  Übergang  der  Franzosen  am  6.  Sept.  i795,    gez.   von  Sivebach  Desfotitaifies, 
gest.  von  Aii/on  Klauber  181 7   (Katalog  Nr.  76). 

ZZ.  Ansicht  der  Stadt  von  der  Rheinseite,  von  C.  A.  W/zani  n.  Schleyer,  in 
Freye  Bemerkungen  auf  einer  Reise  in  die  Rheingegend,  Leipzig  i797   (Kat.  Nr.  77). 

34.  Zwei  Pläne  vor  1801  in  der  Kgl.  Regierung  in  Düsseldorf 

35.  Plan  der  Befestigung  bei  T.  J.  Lenzen  i.  d.  Niederrheinischen  Blättern  für 
Belehrung  und  Unterhaltung  I,  Dortmund  180 1,  S.  io5. 

36.  Ansicht  der  Stadt  von  Niederkassel  aus,  Aquarelle  um  1800,  Eigentümer 
Herr  Amtsgerichtsrat  Strauven,  Neuss. 

37.  Vue  de  Dusseldorf,  Stahlstich  von  i8o5,  i7xiocm. 

38.  Vue  de  la  ville  de  Dusseldorf,  Stahlstich  von  Himely  nach  Zeichnung  von 
L.  Bleuler,   2  9,5  x  20  cm. 

39.  Vue   de  Dusseldorf,    Kupferstich  von  Schnell  nach  Röttmann,    21,2x14  cm, 

40.  Ansicht  der  Stadt  vom  Rheine  aus,  in  Ansichten  des  Rheines,  Frankfurt  i8o5, 
S.  7o  (Katalog  Nr.  79). 

4i.   Kupferstich  von  J.  Ziegler  nach  L.  Janscha,  43,5  x  2  9  cm  (Katalog  Nr.  95). 

42.  Grundriss,  Düsseldorf  mit  seinen  Umgebungen  nach  geschleiften  Festungs- 
werken, gez.  von  Guffroi,  gest.  von  W.  Breite?istei7i  i8o9,  49,5  x  38  cm. 

43.  Einzug  Napoleon's  I.  in  Düsseldorf,  Ölbild  von  Petersen  1812.  Eigentümer 
Herr  Graf  Droste- Nesselrode  zu  Herten  (Katalog  Nr.  80). 

44.  Einzug  Napoleons  in  Düsseldorf,  Aquarelle  von  Petersen,  64  x  44  cm.  Histo- 
risches Museum.    Damach  Kupferstich,  5i,5x36cm,  meist  koloriert  (Katalog  Nr.  81). 

Die  späteren  Abbildungen  verzeichnet  in  dem  genannten  Katalog  S.  i5  ff.  und 
im  Verzeichnis  der  im  Histor.  Museum  der  Stadt  Düsseldorf  befindlichen  bildlichen 
Darstellungen  S.  98. 

IL    Römische  und  germanische  Funde, 

R.  mische  u.  Auf  dem  Terrain  der  jetzigen  Stadt,  das  von  verschiedenen  römischen  Strassen 

"^j^rn^de*^  ^  durchschnitten  ward,  ist  eine  ganze  Reihe  von  Funden  gemacht  worden.  So  wurden 
in  der  Thalstrasse  beim  Häuserbau  zwei  verzierte  Schüsseln  von  terra  sigillata  (Histor. 
Museum.  —  B.  J.  LXXI,  S.  i56.  —  Düss.  Beitr.  IV,  S.  5),  auf  dem  Alexanderplatze 
römische  Anticaglien  und  Bronzefigürchen  ausgegraben  (Neue  Beitr.  VI,  S.  7.  — 
Geschichte  der  Stadt  Düsseldorfs.  11).  Kleiner  römischer  Fund  i863  in  der  Richtung 
der  verlängerten  Friedrichstrasse  gemacht  (Fahne,  Neue  Beitr.  zum  limes  S.  54).   Funde 

24 


DÜSSELDORF  25 

in  der  Alten  Stadt,    verzeichnet   bei  Fahne  a.a.O.  S.  53.    Im   Schloss   ehemals   zwei  Römischen. 

T  IT  •  •         Ti  T  1-  /T^  /-\  TT  T-v  •!  Gcrmaiiischc 

römische   Inschniten,  jetzt   in   Mannheim   (hAiiNE  a.a.O.  —  Haug,    üie   römischen        Funde 
Denksteine   des  Grossh.  Antiquariums  zu  IMannheim  Nr.  82.  —  Brambach,  C.  I.  R. 
Nr.  293,  294.  —  B.  J.  V,  S.  24o).    Über  römische  Funde  in  Lierenfeld  vgl.  O.  Rautert 
in  den  B.  J.  LXXXX,  S.  202;  Koenen  im  Korr.-Blatt  der  Wd.  Zs.  X,  S.  7o.    Fund- 
stücke im  Histor.  Museum  und  den  Sammlungen  Braun  u.  Rautert  (s.  u.). 

In  Pempelfort  ein  germanischer  Begräbnisplatz  entdeckt  (Nöggeraths  Rhein. 
Provinzialblätter  i834,  II,  S.  i,  3.    —    Fahne,  Die  Dynasten  von  Bocholtz  I,  S.  246. 

—  B.  |.  V,  S.  4o6.  —  Düss.  Beitr.  IV,  S.  2).  Weitere  Fundstücke  von  römischen  Trink- 
bechern im  Provinzialmuseum  zu  Bonn  (B.J.  LXXVI,  S.  76;  LXXXVII,  S.  66,  69.  — 
Düss.  Beitr.  IV,  S.  8).  Fränkische  Thongefässe  bei  Anlage  der  Lenartschen  Ziegelei 
in  der  Friedrichstadt  entdeckt  (B.  J.  LXXXV,  S.  i53),  eine  germanische  Steinwaffe 
1880  im  Rhein  gefunden  (Bonn,  Provinzialmuseum  Inv.  i5i2).  Über  germanische 
Funde  in  dem  Tannenwäldchen  vgl.  B.J.  LXXIV,  S.  i83. 

Über  die  alten  Strassen  um  Düsseldorf  vgl.  ausser  Schneider,  Lokalforschungen 
über  die  alten  Denkmäler  des  Kreises  Düsseldorf:  Neue  Beitr.  VI,  i874  (auch  als 
Gymnasialprogramm  i874)  und  Die  ältesten  Wege  mit  ihren  Denkmälern  im  Kreise 
Düsseldorf:  Düss.  Beitr.  IV,  S.  i  mit  Karte  auch  Const.  Koenen,  Zur  älteren  Ge- 
schichte der  Düsseldorfer  Gemarkung:  B.J.  LXXXV,  S.  i47.  Dazu  E.  Hübner  in  den 
B.  J.  LXXXVIII,  S.  65. 

III.    Kirchliche  Gebäude. 
ANDREASKIRCHE,   ehemak    JESUITENKIRCHE.       Fr.    Reiffen-     Andreas- 

Wir  che 

BERG,  Historia  soc.  Jesu  ad  Rhenum  inferiorem,  Köln  i764,  p.  5i2,  5i5,  5i7,  598.  — 
Catal.  person.  et  officior.  provinciae  soc.  Jesu  ad  Rhenum  inferiorem,  i77o,  p.  i4.  — 
G.  Kniffler,  Das  Jesuitengymnasium:  Düsseldorfer  Gymnasialprogramm  i892.  — - 
Bayerle  S.  12? — 169.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  83,  375.  —  Gurlitt, 
Geschichte  des  Barockstiles  und  des  Rokoko  in  Deutschland  S.  21. 

Handschrift!.  Qu.    Im  Staatsarchiv:   io3  Urk.  von  1621  — 1775  und  Akten.    Handschrifti. 

—  Kopiar  A.  210  (vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  72).  —  In  der  Landesbibliothek: 
Hs.  C.  44''  Archivium  collegii  societatis  Jesu,  2  Bde.  Pap.  fol.  (Ilgen  S.  i7o). 

Für  die  im  J.  i6i9  nach  Düsseldorf  gekommenen  Jesuiten  wurde  1622  durch  Geschichte 
den  Herzog  Wolfgang  Wilhelm  eine  Kirche  begonnen,  die  1629  eingeweiht  werden 
konnte.  Hinter  dem  Hauptchore  ward  ein  Mausoleum  errichtet,  das  gleichfalls  1625 
vollendet  war.  Im  J.  i8o5  wurde  dem  Jesuitenkollegium  das  Gymnasium  genommen, 
der  letzte  der  Jesuiten  starb  i842.  Die  Kirche  ward  i84i  in  eine  Pfarrkirche  ver- 
wandelt.   Der  Architekt  war  wahrscheinlich  Deodat  del  Monte  (Gurlitt  S.  21). 

Dreischiffiger  Hallenbau  von  44  m  Länge,  i6,3om  Breite.  Die  Gliederung  der  Beschreibung 
Aussenmauem  besteht  nur  in  i,3o  m  breiten  kräftigen  Pilastern  mit  starken  Basen  über 
einem  75  cm  vorspringenden,  i,7om  hohen  Sockel  von  Hausteinquadern.  Ein  mäch- 
tiger Architrav  mit  derber,  auf  starke  Schattenwirkung  berechneter  Profilierung  schliesst 
die  Seitenflächen  ab.  Über  der  einfachen  Westfac^ade  erhebt  sich  ein  Giebelaufsatz 
mit  flachem  Giebeldach  und  geschweiften  Seitenmauem.  Die  den  Aufsatz  umrahmenden 
Pilaster  setzen  die  die  Westfarade  gliedernden  Pilaster  in  verjüngter  Gestalt  fort. 

Die  Türme  erheben  sich  zur  Seite  des  Chores  noch  um  zwei  Stockwerke  über 
die  Seitenschiffe.  Ihre  Seitenflächen  werden  von  Pilastern  mit  jonischen  Kapitalen 
eingefasst,  über  denen  der  besonders  stark  ausladende  Architrav  aufsetzt.  Über  dem 
Architrav  sind  die  Türme  ins  Achteck  übergeführt  und  tragen  eine  achtseitige  zwiebel- 

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26 


KREIS   DUSSELDORF 


Andreas- 
kirche 


Fig.  3.     Düsseldorf.     Andreaskirche. 


26 


Tafel  I. 


Düsseldorf.     Inneres  der  Andreaskirche. 


'  DÜSSELDORF  2? 

förmi"-e  Haube   mit  Mansardendächern   und   offener  Laterne.     Der   Chorabschluss   ist     Andreas- 

k  i  r  c  h  c 

mit  einem  geschweiften  kuppclförmigen  Dach  überdeckt  (Fig.  3). 

Das  Innere  ruht  auf  acht  Pfeilern  mit  96  cm  hohen  polygonalen  Basen,  die  inneres 
grosse  korinthische  Kapitale  tragen,  auf  denen  weitausladende,  ausserordentlich  reich 
profilierte,  mit  Zahnschnitt,  Karniesfries  und  Festons  verzierte  polygonale  Kämpfer 
aufsetzen,  von  denen  aus  die  Gurte  und  Rippen  der  Gewölbe  gespannt  sind  und 
denen  ähnlich  gegliederte  Kämpfer  über  den  Pilastern  an  den  Aussenmauern  ent- 
sprechen. Die  dem  Mittelschiff  zugewandte  Seitenfläche  des  Pfeilers  ist  kannelliert, 
die  übrigen  drei  Seiten  sind  marmoriert  und  mit  einem  Akanthusblattfries  eingefasst. 
GuRLiTT  (a.a.O.  S.  21)  irrt,  wenn  er  in  S.Andreas  einen  ursprünglich  gothischen 
Langhausbau  erblickt,  der  späterhin  umkleidet  worden  sei.  Durch  die  Seitenschiffe 
ist  eine  Empore  geführt,  die  im  Westen  im  Bogen  —  die  vorgekragten  Teile  durch 
Pendentifs  gestützt  —  durch  das  Mittelschiff  geleitet  ist  und  ebenso  über  den  im 
Osten  an  die  Seitenschiffe  sich  anschliessenden  Kapellen  ilire  Fortsetzung  findet.  Die 
Empore  wird  von  Gewölben  getragen,  die  durch  Gurte  getrennt  sind,  an  den  Aussen- 
mauern auf  zweimal  abgetreppten  Halbpfeilern  mit  polygonalen  Kämpfern,  an  den 
Hauptpfeilern  auf  entsprechenden  Kämpfern,  die  nur  um  die  den  Seitenschiffen  zu- 
gekehrten Seiten  der  Pfeiler  verkröpft  sind,  aufruhen. 

Die  unter  den  beiden  Türmen  gelegenen  Kapellen  mit  den  darüber  befind- 
lichen Emporen  sind  in  den  Formen  eines  Seitenschiffjoches  gestaltet,  nur  die  Eck- 
pfeiler sind  der  grösseren  Last  entsprechend,  die  sie  zu  tragen  bestimmt  sind,  stärker 
gehalten.  Die  Seitenschiffe  sind  durch  Rundfenster  im  oberen  Stock  erhellt,  im  unteren 
durch  Rundbogenfenster  mit  abgeschrägten  Gewänden,  die  sich  nach  unten  als  Blenden 
fortsetzen.  Der  dreiseitig  abgeschlossene  Chor  zeigt  im  Chorhaus  an  jeder  Seite  ein 
grosses  langes  rundbogiges  Fenster,  im  Abschluss  an  den  schrägen  Seiten  je  ein  kleineres. 

Die  ganze  Kirche  ist  im  Inneren  auf  das  reichste  mit  Stuck  verziert,  der  in  der  Dekoration 
Formensprache  wie  im  Gedankeninhalt  eine  der  glänzendsten  Verkörperungen  des 
rheinischen  Jesuitenstiles  darstellt  (Taf  I).  Durch  die  Kannelluren  der  Pfeiler,  die  gleich- 
massige  Verzierung  der  Gurte  mit  Kasetten  und  Rosetten,  die  Vergoldung  der  scharf- 
profilierten Rippen,  die  Ausschmückung  der  Schlufssteine  mit  grossen  Kartouchen  ist  die 
architektonische  Gliederung  des  Ganzen  gewahrt.  Die  vier  Kappen  der  Kreuzgewölbe 
sind  mit  je  einer  figürlichen  Darstellung  in  Medaillonform,  abwechselnd  in  ovalem 
oder  achtseitigem  Rahmen,  die  Zwickel  mit  Rosetten  oder  einfachen  Ranken  gefüllt. 

An  der  Decke  des  Mittelschiffes  ist  zunächst  die  Vorbereitung  auf  Christum  dar- 
gestellt. Im  Chorabschluss  die  Dreifaltigkeit,  dann  sind  zwei  Joche  mit  verschiedenen 
Engeln  gefüllt,  weiter  sind  die  alttestamentarischen  Patriarchen,  einzelne  Propheten, 
die  vier  Evangelisten,  die  Vorfahren  und  Verwandten  Christi  dargestellt.  In  den 
Seitenschiffen  von  Osten  beginnend  die  Apostel  und  darnach  heilige  Päpste  und 
Bischöfe.  In  der  Ostwand  des  nördlichen  Seitenschiffes  findet  sich  in  einem  Medaillon 
die  Büste  des  h.  Ignatius,  an  der  Südseite  die  des  h.  Franziskus  Xaverius.  An  den 
Wölbungen  unter  den  Emporen  sind  gleichfalls  in  jedem  Joch  je  vier  Heilige  zur 
Darstellung  gekommen  und  zwar  links  weibliche,  rechts  männliche  Heilige,  an  der 
westlichen  Schmalseite  die  vier  grossen  Kirchenväter. 

Die  Kirche  ist  eines  der  besten  Beispiele  des  rheinischen  Jesuitenstiles,  mit  der     Würdigung 
Jesuitenkirche  zu  Köln  im  gleichen  Jahr  vollendet,   zumal  in  der  Choransicht  höchst 
wirkungsvoll,    ,das   Ganze   nicht   eben   bedeutend,    aber   doch   von  einer  Grösse  und 
barocken  Wucht,  welche   das  Ende   der   deutschen  Renaissance   und  ihrer  Zierarchi- 
tektur verkündet'  (Gurlitt  a.  a.  O.). 

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KREIS   DUSSELDORF 


Andreas-  Der  den  ganzen  Chorabschluss  ausfüllende  Hochaltar  (Taf.  I)  ist  ein  mächtitrer, 

kirche  .  ^  '  ö      » 

Hochaltar  Überreich  verzierter  Aufbau,  der  mit  den  Seitenmauern  durch  Bögen  mit  Thüren  ver- 
bunden ist,  über  deren  Abschluss  die  Gestalten  der  hh.  Ignatius,  Aloysius,  Franziskus 
Xaverius,  Aloysius  Gonzaga,  die  beiden  äusseren  knieend,  aufgestellt  sind.  Über 
einem  vielgegliederten  Untersatz  erhebt  sich  auf  sechs  Säulen  mit  vergoldeten  korin- 
thischen Kapitalen  der  hohe  polygonale  Architrav,  der  wieder  den  geschweiften,  durch- 
brochenen Giebel  trägt.  Die 
Krönung  bildet  ein  Gemälde 
der  auffahrenden  Madonna  in 
ovalem  Rahmen  mit  Strahlen- 
sonne, auf  dem  zwei  eine  Krone 
haltende  Engel  sitzen.  Zur  Seite 
knieen  Engel,  die  auf  den  Vor- 
gang in  der  Mitte  hinweisen, 
hinter  ihnen  S.  Ignatius  und 
S.  Aloysius,  als  Abschluss  zwei 
Urnen.  Das  Mittelfeld,  das  sich 
über  dem  mit  einem  Pelikan 
gekrönten  Tabernakel  öffnet, 
wird  durch  eine  Draperie  von 
purpurnem  Sammet  abgeschlos- 
sen, hinter  der  ein  älteres,  dem 
i6.Jh.  angehöriges  lebensgrosses 
bemaltes  Kruzifix  sichtbar  wird. 
In  der  Mitte  auf  hohem  Aufsatz 
eine  kleine  Holzfigur  der  Ma- 
donna mit  dem  Kinde  auf  Erde 
und  Halbmond  zwischen  zwei 
Engeln,  am  oberen  Abschluss 
das  reich  vergoldete  kurfürst- 
Kche  Wappen. 

Der  linke  Seitenaltar  mit 
zwei  Paaren  gewundener  Säulen 
enthält  als  Mittelbild  die  be- 
rühmte Madonna  mit  demjesus- 
kinde  von  Deger,  im  Aufsatz  ein 
Brustbild  des  dornengekrönten 
Christus. 
Der  rechte  Seitenaltar  hat  als  Mittelbild  den  an  der  Geisseisäule  gefesselten 
Christus  von  Hübnei,  darüber  ein  Brustbild  der  Madonna. 

Kanzel,  barockes  sechsseitiges  Gehäuse  mit  den  Figuren  Christi,  Johannes  d.  T., 
Pauli  und  Andreae,  an  der  Treppe  gemalt  die  Gestalten  der  vier  Evangelisten.  Der 
Schalldeckel  gekrönt  mit  der  Gestalt  des  Erzengels  Michael. 

Die  Orgel  ist  in  einem  einfachen  barocken  Holzgehäuse  enthalten  mit  geringen 
Zierformen. 
Kommunionbank  Die  dcu  Chor  abschliessende  hölzerne  geschweifte  Kommunionbank   ist  in 

sieben   Teilen    abwechselnd    mit    Balustern    und    reichgeschnitzten    barocken    durch- 
brochenen Feldern  verziert. 


Seitenaltäre 


Fig.  4.     Düsseldorf. 
Büste  des  Herzogs  Wolfgang  Wilhelm  in  der  Andreaskirche. 


Kanzel 


Orgel 


28 


DUSSELDORF 


29 


An  den  Wänden  lebensgrosse  Holzfiguren  von  Heiligen  und  Aposteln.  Zunächst 
an  den  Stirnpfeilern  des  Chores  unter  nachgeahmten  Stoffbaldachinen  die  stark  be- 
wegten polychromierten  Gestalten  der  hh.  Ignatius  und  Franziskus  Xaverius.  Weiter 
an  der  rechten  Seite  die  nur  grau  angestrichenen,  an  den  Rändern  vergoldeten  Fi- 
guren von  Johannes  d.  T.,  Paulus,  Jakobus  Major,  Thomas,  Jakobus  Minor,  Matthäus, 
Thaddaeus,  Barnabas,  Markus,  Wolfgang,  an  der  linken  Seite  Joseph,  Petrus,  Andreas, 
Philippus,  Johannes,  Bartholomaeus,  Simon,  Matthias,  Lukas,  Guilelmus  (dieser  und 
Wolfgang  als  die  Patrone  des  Erbauers  Wolfgang  Wilhelm),  neben  dem  Westportal 
Christus  und  Maria. 

Über  dem  Westausgang  Büste  (Fig.  4)  des  Herzogs  Wolfgang  Wilhelm  von  Stuck, 
gut  modellierter  Kopf  in  anschliessendem  Wams  mit  spanischem  Kragen  und  der  Kette 
des  goldenen  Vlicsses.  Unterschrift:  s.  p.  ac  d.  d.  wolfgang  Wilhelm  d.  g.  c.  p. 
R.  N.  j.  c.  ET  M.  d.  et  templi  fundator  obiit  ANNO  i653.  Brustbild  desselben 
Herzogs  auf  Leinwand  in  der  Sakristei. 

Gemälde  der  Kreuzigung  Christi,  in  der  Nordwand  über  dem  ehemaligen  Zugang 
zum  Kloster  eingelassen,  mit  halbrundem  Abschluss,  Leinwand,  bedeutendes  und  wohl 
erhaltenes  Bild  aus  der  Schule  von  P.  P.  Rubens.  Gegen  den  hellbeleuchteten  Körper 
Christi,  der  das  Haupt  verscheidend  nach  oben  wendet,  wo  über  ihm  in  den  Wolken 
Gottvater  und  die  Taube  des  h.  Geistes  sichtbar  werden,  treten  die  verrenkten  Körper 
der  beiden  Schacher  zur  Seite  in  tiefes  Dunkel  zurück.  Am  Fusse  des  Kreuzes  knieen 
rechts  Maria  und  Johannes,  links,  eine  schöne,  vornehme,  jugendliche  Gestalt,  Maria 
Magdalena,  die  Arme  ausgebreitet  nach  dem  Herrn  erhebend.' 

An  den  Pfeilerstirnen  zur  Seite  des  Chores  zwei  vortrefflich  gearbeitete  barocke 
schmiedeeiserne  Wandleuchter. 

Das  nach  Norden  an  die  Andreaskirche  angebaute  zwölfseitige  Mausoleum 
(Fig.  3)  ist  mit  geschweiftem,  zwölfseitigem  Dach  überdeckt  und  trägt  ein  zwölfseitiges 
Türmchen  mit  ebensolcher  geschweifter  Haube. 

Das  Innere  ist  sechsseitig  u^d  mit  einer  einfachen  Kuppel  überspannt,  die  Pfeiler 
treten  nach  Innen  kräftig  vor,  in  den  Blenden  zwischen  ihnen  ovale  Fenster. 

In  den  Blenden  sind,  durch  Gitter  und  Vorhänge  abgesperrt,  die  Särge  der 
Mitglieder  des  kurfürstlichen  Hauses  aufgestellt.  Von  künstlerischer  Bedeutung  nur  der 
in  der  Mitte  aufgestellte  zinnerne  Sarg  des  am  S.Juni  i7i6  verstorbenen  Kurfürsten 
Johann  Wilhelm  mit  gutem  Bronzekruzifix,  75  cm  hoch,  der  Tradition  nach  von  Grupello, 
an  der  Vorderseite  ein  grosses  vergoldetes  Bronzerelief,  mit  dem  Porträtmedaillon  Johann 
Wilhelms  in  der  Mitte,  links  in  Medaillon  das  grosse  kurfürstliche  Wappen,  rechts 
zwei  Schiffe,   die   in   den  Hafen   einfahren.    Die   lange  Inschrift  bei  Bayerle  S.  i49. 

Weiterhin  sind  in  dem  Mausoleum  beigesetzt  Anna  Katarina  Konstantia,  erste 
Gemahlin  des  Herzogs  Philipp  Wilhelm,  f  i65i,  Herzog  Wolfgang  Wilhelm,  f  i653, 
Prinzessin  Maria  Adelheid  Anna,  t  i656,  Prinzessin  Maria  Sophia  Elisabeth,  f  i658, 
Prinzessin  Leopoldina  Eleonora  Josepha,  f  i693,  und  Prinz  Friedrich  Wilhelm,  f  i689. 
Die  Inschriften  vollständig  bei  Bayerle  S.  i45  —  i5o. 

Der  Schatz  der  Andreaskirche  enthält  eine  grosse  Anzahl  von  Silberarbeiten 
des  i7.  und  i8.  Jh.,  zum  grössten  Teil  Geschenke  der  Bergischen  Kurfürsten,  sowie 
eine  Auswahl  kostbarer  Paramente,  die  ersteren  teilweise  der  Marianischen  Bürger- 
oder der  Marianischen  Junggesellensodalität  gehörig.  Vgl.  Katalog  der  Ausstellung 
zur  Feier  des  600jährigen  Bestehens  Düsseldorfs  als  Stadt  1888  S.  76. 

I.  Monstranz  in  Sonnenform,  73  cm  hoch,  von  vergoldetem  Silber,  auf  ovalem, 
geschweiftem,   mit  getriebenen  Rokokoornamenten   bedecktem  Fuss.     Um  das  INIittel- 


Andreas- 
ki  rche 

Holzfiguren 


Büste 


lälde 


Leucliter 


Mnusoleuin 


Schatz 


29 


3o  KREIS    DÜSSELDORF 

Andreas-     medailloii  befestigt  verschiedene  Schmuckstücke  des  i8.  Jh.,  zwei  Diamantbroschen,  zwei 

k  i  r  c  li  c 

Kreuze,  zwei  Broschen  mit  Emailmalerei,  ein  Halsband  mit  roten  Steinen,  angehängt 
acht  vergoldete  INIedaillen,  zwei  ovale  Medaillons  mit  Emailmalereien  und  ein  Kreuz 
aus  roten  Steinen. 

2.  Bronzenes  Kruzifix,  4o  cm  hoch,  eines  der  besten  und  am  meisten  durch- 
gearbeiteten Werke  von  Grupcllo,  mit  \ortrcflflich  modelliertem  Körper  und  ausdrucks- 
vollem, zurückgewendetem  Kopfe. 

3.  Silberne  Madonnenstatue,  i  m  hoch,  auf  dem  Halbmond  und  einer  vergol- 
deten Erdkugel  stehend,  um  die  sich  eine  Schlange  windet,  in  der  Linken  ein  Scepter, 
in  der  Rechten  das  Kind  tragend,  das  mit  einem  Kreuzstab  den  Kopf  der  Schlange 
durchstösst.  Dazu  ein  grosser  geschmackloser  silberner  Baldachin  und  ein  Fuss  von 
28  cm  Höhe  mit  24  Medaillen  und  einer  Reihe  gravierter  Schilder  bedeckt.  Der 
Junggesellensodalität  gehörig. 

4.  Fünf  silberne  Statuen  der  hh.  Andreas,  Ignatius,  Aloysius,  Franziskus  Borgias, 
Franziskus  Xaverius,  die  letzten  vier  in  Jesuitentracht,  jede  9o  cm  hoch,  mit  gut 
durchgearbeiteten  Köpfen. 

5.  Silberne  Madonnenstatuette,  60  cm  hoch,  um  i7oo,  getrieben  über  Holz- 
kern, in  der  Rechten  das  Scepter,  in  der  Linken  das  bekleidete  Kind  tragend,  den 
rechten  Fuss  auf  den  Halbmond  setzend,  um  den  sich  die  Schlange  windet.  Das 
Gewand  mit  einem  gravierten  Stoffmuster  bedeckt.  Hierzu  ein  grosser  aus  drei  Teilen 
bestehender,  zusammen  82  cm  hoher  Untersatz;  auf  dem  Unterteil,  der  aus  mit 
schwarzem  Lack  überzogenem  Holz  besteht  und  mit  silbernen  Arabesken  belegt  ist, 
3o  vergoldete,  teilweise  sehr  wertvolle  Medaillen  des  16. — 18  Jh.  aufgeheftet.  Der 
Männersodalität  gehörisj. 

6.  Brustbild  des  h.  Erentius,  60  cm  hoch,  von  getriebenem  Silberblech  über 
Holzkern,  auf  der  Brust  ein  ovales  Medaillon  mit  zwei  Reliquien,  der  edle  feine  Kopf 
mit  lang  herabfallendem  Haar  und  scharfen  Zügen  leicht  erhoben,  im  Haar  einen 
Lorbeerkranz,  in  der  Rechten  die  Märtyrerpalme. 

7.  Silberner  Kalvarienberg,  77  cm  hoch,  auf  dem  rechtwinkeligen  Fuss  die 
Inschrift:  IesV  MorIentI  VIrgInI  ConDoLentI  eX  Voto  ponIt 

(i683)  I.  w.  p.  et  p.,  ein  Geschenk  des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm      (  ^  Tg)!    |  ^C'  ^ 


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1/    : 


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vom  J.  i683.  Der  gut  modeUierte  Kruzifixus  an  dem  hohen  Kreuz, 
zur  Seite  in  lebhafter  Bewegung  mit  aufgewandtem  Blick  Maria 
und  Johannes.    Marken: 

8.  Kalvarienberg  in  Elfenbeinfiguren  auf  Sockel  und  Kreuz  von  imitiertem 
Ebenholz,  das  Kreuz  68  cm,  Maria  und  Johannes  je  35  cm  hoch.  Der  Körper  des 
Kruzifixus  ist  vortrefflich  durchgebildet,  die  beiden  seitlichen  Figuren  in  faltenreiche 
Mäntel  gehüllt,  deren  Zipfel  über  einen  Arm  geworfen  sind,  in  pathetischer  schmerz- 
licher Bewegung. 

9.  Getriebenes  silbernes  Vortragekreuz,  7o  cm  hoch,  der  Marianischen  Bürger- 
sodalität  gehörig,  mit  grosser  unterer  Kugel  und  mit  Engelsköpfchen  verzierten  klee- 
blattförmigen Schlufsstücken. 

10.  Getriebenes  silbernes  Vortragekreuz,  61  cm  hoch,  der  Marianischen  Jung- 
gesellensodalität gehörig,  mit  reichen  Rokokoarabesken,  die  Kreuzesarme  bedeckt,  am 
Fusse  ein  Totenkopf,  hier  wie  bei  dem  ebengenannten  Kreuz  der  schlanke  und  edle 
Kruzifixus  von  grosser  Schönheit. 

M.  Vortragekreuz,  72  cm  hoch,  von  Holz,  mit  silbernem  Kruzifixus  und 
silbernen  Beschlägen  der  Eckstücke  und  der  Kugel,  inschriftlich  vom  J.  i728. 

3o 


DUSSELDORF 


3l 


12.  Silbernes  Kruzifix,  88  cm  hncli,  auf  barockem,  dreiseitigem  Fuss. 

i3.  Ewige  Lampe,  86  cm  lioch,  von  Silber  getrieben,  an  einem  silbernen  Deckel 
mit  vier  Kettchen  befestigt,  ein  riesiges  rundes  Gefäss  von  schönen  Umrissen,  mit 
ausgeschnittenen  Arabesken,  vier  weit  ausladenden  weiblichen  Halbfiguren,  an  deren 
KTipfen  die  Kettchen  befestigt  sind  und  einer  Traube  als  unterem  Abschluss. 

i4.  Brustschild,  von  teilweise  vergoldetem  Silber  getrieben,   21X18, 5  cm,  das 
iNlittelfcld  \i>n   zwei  Engeln  gehalten,  darauf  das  Mf)nogramm  Christi 
in  Granaten  und   Rubinen  und  die  Umschrift:   \v.  w.   (Wolfgang  Wil- 
helm) c.  V.  R.   n.   1.  c.  M.  D.  c.  V.  s.  M.   K.   M.  I).   I.   K.  s.  I'.  1610,  am 
Fusse  das  kurfürstliche  \\'appen  in  Emailfarben.     Marken : 

i5.  Buchdeckel,  aus  vergoldetem  Silber,  i8,5  X12  cm,  mit  reichen  getriebenen 
Rokokoverzierungen,  in  der  von  einem  Adler  geknniten  vorderen  Kartouche  graviert 
das  Wappen  des  Erzbischofs  von  K(")ln,  auf  der  Rückseite  die  Emljieme  der  geist- 
lichen und  weltlichen  Herrschaft. 

16.  Messbuch,  in  neuem  Lederband  mit  silbernen  Beschlägen  vom  |.  i687, 
auf  der  Rückseite  die  Inschrift:  m.xri.v  anxa  joseph.v  archidux  au.striae,  auf  der 
Vorderseite  ihr  Wappen. 

i7.  Messbuch,  von  rotem  (erneutem)  Sammet,  32X44,5  cm,  mit  vortrefflich 
gearbeiteten,  getriebenen  und  ciselierten  Beschlägen  von  teilweise  vergoldetem  Silber, 
vom  J.  162 1.  Auf  der  Vorderseite  in  der  Mitte  in  reicher  Kartouche  Christus  am 
Kreuz  zwischen  Maria  und   Johannes.    Umschrift:     r.  d.  jac'orus  c.\MHKRfiH  xove- 

SIENS.    TASTOR    ET    CANONICUS    IX     (lERISHEnr     1K)X()     DKDIT     COI.EGIO     SOCIETATIS    JESU 

DÜSSELDORF.  Huxc  LIBRUM  Axxo  1621.  Auf  den  Eckstücken  die  vier  Evangelisten. 
Auf  der  Rückseite  in  der  Mitte  die  Auferstehung,  auf  den  Eckstücken  die  vier  Kirchen- 
väter.   Künstlerisch  das  bedeutendste  Stück  des  Schatzes. 

18.  Silbervergoldetes  Ciborium,  34  cm  hoch,  mit  rundem,  getriebenem  Fuss  und 
ausgeschnittenen  Arabesken  um  die  Kuppa. 

i9.  Kelch,  26  cm  hoch,  von  vergoldetem  Silber,  auf  dem  Fusse  die  Inschrift: 

DER     KELG    UXSER     LIEBE     FRAWEX     BRODERSCHAFT     .MARIAE     REIXlUXfi     DEREX     HAXT- 

WERCKS  JUXGEN  GESELLEX  IX  DÜSSELDORF  i7i9.  Mit  reichen  scenischen  Darstellun<ren 
in  getriebener  Arbeit,  an  der  Kuppe  Abendmahl  und  Fusswaschung.  Der  Junggesellen- 
sodalität  gehörig:. 

20.  Rokokokelch,  2  9  cm  hoch,  von  vergoldetem  Silber,  mit  grossem  Fuss  und 
kleiner  Kuppe. 

21.  Kelch,  2  1,5  cm  hoch,  mit  feinen  barocken  Ornamenten,  aus  dem  i7.Jh., 
auf  dem  achtseitigen  Fuss  Embleme  der  Madonna  und  Christi  mit  Engelsköpfen  ab- 
wechselnd.   Marken:  Anker  und  Schlange.  (?) 

22.  Kelch,  26  cm  hoch,  Ende  des  18. Jh.,  mit  einfachen  Riefelungen. 

23.  Ovale  silberne  Schale  mit  vergoldetem  Rand  und  zwei  11  cm  hohen  Mess- 
pollen, mit  den  gravierten  Wappen  des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  und  seiner  Ge- 
mahlin Anna  Maria  Luise  von  Medicis. 

24.  Zwei  Messpollen,  i5,5  cm  hoch,  von  Silber,  18.  Jh. 

25.  Elf  kleine  silberne  Reliquiare  des  18.  Jh.,  von  einfachen  Formen,  sechs  in 
Sonnenform,  fünf  mit  aufrechten  Glascylindern,  ohne  besonderen  Kunstwert. 

26.  Achtundzwanzig  silberne  Leuchter  des  18. Jh.,  von  verschiedener  Grösse, 
zwei  der  Junggesellen-,  sechs  der  Männersodalität  gehörig. 

2  7.  Kasel,  von  (erneutem)  violettem,  mit  Gold  durchwirktem  Seidenstoff  mit 
23  cm   breiten  Stäben,  vorn  Ende   des  l7.Jh.,   die  Stäbe   mit   schwerer  goldener  und 


A  nd  r  c  n  s 

k  i  r  c  h  e 


P.Tramenie 


3i 


32 


KREIS    DUSSELDORF 


Andreas- 
ki  r c  h  e 


silberner  Bouillonstickerei  bedeckt,  nicht  in  einzelnen  Fäden,  sondern  mit  sj^iralen- 
förmio-  o-ewickelten  und  i;erollten  Kördeichen  der  verschiedensten  Form  bestickt.  In 
das  svmetrische  Muster  sind  grosse  fünfzackige  Kronen  eingefügt. 

28.  Hierzu  zwei  Dalmatikcu  mit  nur  6  cm  breiten  Stäben,  aber  3o  cm  breitem 
Querriegel  mit  derselben  ausserordentlich  reichen  Bouillonstickerei  bedeckt. 

29.  Kapelle,  bestehend  aus  Kasel,  zwei  Dalmatiken,  drei  Manipeln,  zwei  Stolen, 
\on  rotem,  ursprünglich  ungemustertem  (das  Muster  erst  1880  eingepresst)  Sammet,  die 

Stäbe  mit  einem  Muster  von 
parallel  laufenden,  wellen- 
artigen, dicht  gedrängten 
Goldranken  bedeckt. 

3o.  Zu  der  roten  Kapelle 
gehörig  ein  Antependium, 
3  m  breit,  i,o5  m  hoch,  von 
demselben  roten  Sammet- 
brokat,  mit  am  oberen  Rande 
hinlaufendem,  2  3  cm  breiten 
Fries  in  goldener  Bouillon- 
stickerei, durch  eine  dreimal 
geknüpfte  Goldfranze  abge- 
schlo.ssen.  In  der  Mitte  das 
grosse  Wappen  des  Kur- 
fürsten Max  Emanuel  von 
Bayern  und  seiner  Gattin 
Theresia  Kunigunde,  von 
grünen,  mit  Gold  bestickten 
Ranken  umgeben.  Der  Chor- 
mantel aus  demselben  Stoff 
mit  breiten  Stäben  und 
grosser  Kappe,  dicht  mit 
Stickerei  bedeckt. 

3i.  Kapelle,  von  neuem 
grünemSammet,  ursprünglich 
von  grünem  Seidenbrokat. 
Die  Kasel  mit  22  cm  breiten 
Stäben,  die  wiederum  mit 
starker  Bouillonstickerei  von 
gedrehten  Gold-  und  Silber- 
kördelchen  bedeckt  sind.  Die 
Einfassung  und  die  gelblichen  Goldkördeichen  in  der  Stickerei  erneut.  Die  Dalma- 
tiken mit  schmalen  Stäben,  aber  breiten  Querriegeln  in  derselben  Ausführung. 

32.  Schwarze  Kapelle,  von  neuem  schwarzem  Sammet,  ursprünglich  auf  schwar- 
zem Seidenbrokat,  mit  breiter  Bouillonstickerei  von  gewundenen  Gold-  und  Silber- 
kördelchen,  mit  schönem  breiten  Abschluss  am  Hals  (restauriert).  Die  beiden  dazu 
gehörigen  Dalmatiken  überaus  reich  mit  7  cm  breiten  Stäben,  die  auch  um  den  Hals- 
abschluss  herumgeführt  sind  und,  32  cm  breiten  Querriegeln  und  22  cm  breiten  Arm- 
leisten, durchweg  mit  derselben  schweren  Stickerei  bedeckt  (Fig.  5). 


Fig.  5.    Düsseldorf.     Andreaskirche.     Schwarze  Kasel  mit  Bouillonstickerei. 


32 


DÜSSELDORF  33 

33.  Kasel,  von  braunem Sammetbrokat  mit  vertieftem, silberdurchwirktemGrunde,      Andreas- 
die  23  cm  breiten  Stäbe  und  die  breite  Randeinfassung  in  goldenem,  flachem  Plattsticli, 

der  Art,  dass  die  Fäden  über  die  ganzen  Blätter  gezogen  sind.  Das  Muster  wird  durch 
Pflanzenranken  gebildet,  durch  die  einzelne  geometrische  Stäbe  hindurchgezogen  sind. 
Hierzu  ein  Kclchv(^luin,  ein  Manipcl  und  eine  Stola  in  derselben  reichen  und  schweren 
Ausführung. 

34.  Kasel,  von  rotem,  mit  horizontalen  Goldfäden  durchwehtem  Seidenbrokat, 
durch  von  Goldfäden  eingefasste  Bänder  in  Zickzackform  und  kleine  Blütenbüschel 
verziert,  mit  24  cm  breiten  Stäben,  die  auf  einfarbigem,  rotem  Seidenbrokat  mit  einem 
symmetrischen  Muster  von  kräftigen,  höchst  wirkungsvollen  Ranken  in  schwerster  gol- 
dener und  silberner  Bouillonstickerei  bedeckt  sind,  in  durchweg  ausgedrehten  spiralen- 
förmigen  Kördeichen.  Hierzu  zwei  Dalmatiken  mit  denselben  breiten  Mittelriegeln 
wie  bei  der  violetten  Kapelle,  zwei  Stolen  und  drei  Manipeln. 

35.  Kasel,  von  Purpursammet,  die  Stäbe  wie  der  übrige  Raum  mit  der  .schwersten 
Bouillonstickerei  von  Gold-  und  Silberfäden  über  untergelegten  Wergpolsterchen  be- 
deckt. Das  Muster  bilden  nur  wenig  stilisierte  symmetrische  Blütenranken.  Am  unteren 
Rande  die  Zahl:   i685.    Hierzu  Stola  und  Manipel  mit  derselben  Stickerei. 

36.  Antependium,  von  roter  Seide,  auf  neuen  Stoß"  aufgenäht,  3,o5  m  breit, 
i,io  m  hoch,  bedeckt  mit  dichtgedrängten,  äusserst  sorgfältig  ausgeführten  goldenen 
und  silbernen  Ranken,  zum  Teil  in  Bouillonstickerei,  in  der  Mitte  die  Zahl  i687. 

37.  Kelchvelum,  von  roter  Seide,  mit  goldenen  Ranken  und  Pailleten  benäht, 
in  der  Mitte  in  Strahlensonne  das  Monogramm  Jesu,  Ende  des  i7.Jh. 

38.  Kelchvelum,  von  roter  Seide,  mit  reicher  Bouillonstickerei  und  Pailleten 
besetzt,  in  der  Mitte  Medaillon  mit  dem  Pelikan. 

39.  Kelchvelum,  von  orangefarbener  Seide  mit  Silberstickerei  und  farbigen 
Blättern  in  Plattstich,  in  der  Mitte  der  Pelikan,  i7.Jh. 

KIRCHE   DER  BARMHERZIGEN  SCHWESTERN.     Bayerle  S.  200    Kirche  der 
bis  221.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  86.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXVI,  S.  4i6.  'schwestLfn" 

Das  Karmelitessenkloster  wurde  durch  Anna  Maria  von  Knippenburg  im  J.  i642  Geschichte 
hier  gestiftet.  An  Stelle  der  alten  Kirche  wurde  i7i2  ein  Neubau  errichtet;  nachdem 
das  Gewölbe  schon  i7i4  eingestürzt  war,  restauriert  und  i7i5  vollendet;  i7i6  ward 
der  Klosterbau  beendet.  Das  Kloster  wurde  i8o3  aufgehoben,  i83i  wurde  es  den 
barmherzigen  Schwestern  des  Cellitenordens  eingeräumt,  später  den  Kreuzschwestern 
übergeben. 

Die  Kirche  ist  in  Kreuzesform  mit  abgerundeten  Armen  aus  Backsteinen  er-  Beschreibung 
richtet.  Die  Vierung  bildet  eine  flache  Kuppel,  die  Kreuzarme  sind  mit  flachen  Tonnen 
eingedeckt  und  durch  gedrückte  Gurte  von  der  Vierung  getrennt,  die  auf  Pflastern 
mit  jonischen  Kapitalen  und  hohen  Basen  ruhen.  Ein  breites  Krönungsgesims  zieht 
sich  rings  durch  das  Innere.  An  der  Westfa(;ade  ein  Rokokoportal,  darüber  in  einer 
Nische  das  Christuskind,  zur  Seite  in  Nischen  die  schlechten  Barockfiguren  der  Ma- 
donna und  des  h.  Joseph.  Nördlich  von  dem  Chor  befindet  sich,  durch  starke  Eisen- 
gitterfenster abgetrennt,  ein  Raum  für  die  Nonnen. 

Stark  verblichene  Deckenmalereien  vom  Anfang  des  18.  Jh.,  am  Rande  nur      Maiereien 
eine  Architekturgliederung  nachahmend,  in  den  vier  seitlichen  Feldern  Engelsgruppen, 
in  dem  mittleren  in  den  Ecken  die  thronenden  vier  Kirchenväter,  im  Mittelrund  die 
Himmelfahrt  INIariä,  unten  knieend  die  h.  Theresia. 

Die  ganze  Kirche  hat  die  wirkungsvolle  und  gut  zusammenstimmende  Aus- 
stattung aus  der  i.  H.  des  18.  Jh.  bewahrt. 

3 

33 


34 


KREIS    DÜSSELDORF 


Kirche  der 

barmherzige! 

Schwestern 

Hochaltar 
Epitaph 


Paraniente 


Kelche 


Monstranz 


G  ar niso  n- 
Pfarrkirche 


Beschreibung 
Äusseres 


Inneres 


Altar 


Pieta 


Lambertus- 
k  ir  ch  e 

I.itteratur 


Hochaltar,  grosser  hölzerner  Aufbau  vom  J.  i732,  in  dem  von  je  zwei  Säulen 
und  zwei  Statuen  flankierten  Mittelfeld  ein  Holzkruzifix,  darüber  das  Gemälde  der 
Himmelfahrt  IMariä. 

Epitaph  des  am  26.  Juli  i73o  verstorbenen  Grafen  Adrian  von  und  zu  Die- 
mantstein  und  der  Gräfin  Maria  Elisabctha  von  Vclbruck,  f  i9.  Febr.  i74o.  (Inschr. 
bei  Bayerle  S.  218.) 

Kapelle  von  rotem  Sammet  mit  goldener  Bouillonstickerei,  der  Chormantel 
mit  besonders  schönen  Ornamenten;  auf  dem  zugehörigen  Antependium  die  Zahl  i7oo. 

Chormantel  von  brauner  Seide  mit  Silber  durchwirkt,  bedeckt  mit  breiten 
mit  Pailletten  besetzten  Goldstickereien,  kostbare  mit  Goldarabesken  in  Plattstich  be- 
deckte Kappe,  um  i7oo. 

Kasel  von  weisser  Seide  mit  Ranken  und  Blumen  in  Plattstich,  2.  H.  des  i7.  Jh. 

Breite  geknüpfte  Albenspitze  des  18.  |h. 

Kelch,  24  cm  hoch,  2.  H.  des  i7.Jh. 

Kelch,  2  3  cm  hoch,  18.  Jh. 

Kelch,  26  cm  hoch,  18.  Jh. 

Monstranz  vom  J.  i728,  59  cm  hoch,  mit  den  Marken  N,  IVVI  und  Löwe,  an- 
cehänst  elf  Schaumünzen,  eine  mit  falschen  Brillanten  besetzt. 

Grosse  Sonnenmonstranz  des  18.  Jh.,  69  cm  hoch,  mit  Marke  HW  und 
4  ^Medaillen. 

GARNISON-PFARRKIRCHE  (Bayerle  S.  i9o.  —  Geschichte  der  Stadt 
Düsseldorf  S.  369)  mit  der  Infanteriekaserne  im  J.  i735  durch  den  Ingenieur  Carnon 
errichtet  im  Auftrage  Johann  Wilhelms,  a  fin  que  la  piete  et  le  culte  divin  ne  soient 
obmis  par  le  soldat,  de  qui  Fexercice  n'inspire  d'ordinaire  que  la  licence  et  le  liberti- 
nage  (Hs.  des  Raparini,  Archiv  der  Fahnenburg  p.  i44). 

Die  im  Rokokostil  erbaute  Kirche  ist  ein  kreuzförmiger  Backsteinbau  mit  ab- 
gerundeten Kreuzarmen.  Die  in  der  Fluchtlinie  der  Kaserne  stehende  Fa^ade  wird 
von  zwei  zweimal  abgetreppten  Pilastern  mit  jonischen  Kapitalen  flankiert,  die  den 
geschweiften  Giebel  tragen.  Hauptportal  mit  einfacher  Einrahmung,  darüber  zwischen 
zwei  hohen  rundbogigen  Fenstern  eine  Nische  für  eine  Figur.  Auf  dem  geschieferten 
Dache  ein  übereck  gestelltes  vierseitiges  Türmchen  mit  achtseitiger  Haube  und  vier- 
seitiger Laterne. 

Im  Inneren  wird  das  Langhaus  von  einer  ganz  flachen  Tonne  überspannt, 
mit  je  einem  Fenster  zur  Seite,  die  durch  Pendentifs  ins  Achteck  übergeführte  Vierung 
mit  einem  Kuppelgewölbe  von  Holzverschalung.  Über  den  durch  je  drei  Fenster 
erhellten  abgerundeten  Kreuzesarmen  ganz  flache  Halbkuppeln.  Auf  den  Vierungs- 
pfeilern mit  vortretenden  Pilastern,  hohen  attischen  Basen  und  jonischen  Kapitalen 
sitzt  das  schmale  unter  der  Decke  durch  den  ganzen  Bau  herumgeführte  Krönungs- 
gesiras  auf. 

Hochaltar,  schwerfälliger  Auf  bau  mit  sechs  marmorierten  Holzsäulen,  in  der 
Mitte  gutes  Altarbild  von  Ittenbach. 

Im  nördlichen  Seitenaltar  kleine  neu  polychromierte  Pieta  des  16.  Jh.,  38  cm  hoch. 

LAMBERTUSKIRCHE.  Urk.  über  die  Errichtung  des  Stifts:  Vaterländische 
Blätter  II,  i8i5,  S.  i67.  —  Bayerle  S.  i — 126.  —  Loxz,  Kunsttopographie  I,  S.  i89. 

—  aus'm  Weerth,  Kd.  II,  S.  46.  — ■  Otte,  Handbuch  der  Kunstarchäologie  II,  S.  285. 

—  Bixterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  2  76.  —  Zur  Geschichte  der  Verehrung  des 
h.  Apollinaris  in  Düsseldorf:  Ann.  h.  V.  N.  XXVI,  S.  4i4;  Heimat  i875,  S.  55.  — 
C.  A.  V.  Kladt,  Kurzgefasste  Lebens-  und  Wundergeschichte  des  h.  Apollinaris,  Schutz- 


34 


L  n  m  b  e  r  1 11  s 

kir  ch  e 

Hnndschriftl. 

Quellen 

DÜSSELDORF  35 

patrons  der  Stadt  Düsseldorf,  o.  J.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  66,  36 1.  — 
[F.  G.  Cremer],  Einige  Worte  zur  inneren  Ausschmückung  und  Instandsetzung  der 
St.  Lanibertuskirche  zu  Düsseldorf,  D.  i889.   —  Köln.  Volksztg.  4.  März  i892. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Pfarrarchiv  (inventarisiert  von  H.  Ferber) :  Urk. 
vom  J.  i3oo  ab.  —  Unter  den  Hsn.  bemerkenswert:  Origo,  progressus  et  augmentum 
Dussellanae  huius  ecclesiae  collegiatae,  4",  iS  BI.,  angehängt  series  decanorum,  schola- 
sticorum  etc.  —  Älteste  Chronik  des  Stiftes  vom  Dechanten  Thomas  Wendelen, 
Pap.,  fol.  7  Bl.,  mit  dem  j.  i335  beginnend  (Anfang  fehlt),  angehängt  eine  Chronik 
aus  der  Zeit  des  Dechanten  Voetz  mit  Volkszählung  vom  J.  i658,  identisch  mit  dem 
Origo,  progressus  et  augmentum.  —  Pergamentband  mit  dem  Verzeichnis  des  Schatzes 
viiin  J.  i5  1 1,  bez.:  Incipit  registrum  sive  processus  reliquiarum  ecclesie  collegiate  gloriose 
sempcrque  benedictc  Dei  genitricis  et  virginis  Marie  in  Duysseldorp,  mit  alpha- 
betischem Register.  Wilhelmus  Cluntz  Trol.  scrivere  mc  fieri  fecit  a.  d.  MV=XI. 
Darin  Inventar  vom  J.  i393:  P'olgen  die  monstrancien  und  reliquien  wie  dieselbe  in 
dem  alten  menologio  verzeichnet  sindt.  Weitere  Inventare  von  i437  und  aus  dem 
iT.Jh.  unter  den  Urk. 

Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  375  Urk.  von  1288  — 1794.  —  Kopiar 
B  I  i5a — c,  a  61 9  Bl.  mit  Urk.  von  1288  ab,  b  84  Bl.  mit  Ergänzungen  hierzu,  c  i63  Bl., 
zunächst  ausführliches  Inventar  der  clenodia  vom  |.  i397  Bl.  i'' — 7^,  dann  Urk.  vom 
J.  i393,  Verzeichnis  des  Inhalts  der  capsa  s.  Apollinaris,  s.  Pancratii,  S.  Wyleyci,  weiter 
Urk.  des  i5.  Jh.,  Bl.  i35^ — i4i''  Inventar  vom  J.  i437  in  zwei  Abschriften,  am  Schluss 
constitutiones  et  statuta  capituli.  —  Hs.  A.  65  Liber  memoriarum,  i5.  Jh.,  Perg.,  Leder- 
band (vgl.  Lacomblet,  Arch.  III,  S.  126),  A  66  Kalendarium,  Perg.  fol.,  iS.Jh.,  schöner 
Lederband  mit  Schliessen  und  Knöpfen.  Über  die  Akten  vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv 
S.  7i.  Inventar  des  alten  Stiftsarchives  vom  Canonicus  Kegeljan  vom  J.  i785  (zweite 
Abschrift  im   Pfarrarchiv). 

In  der  Kgl.  Landesbibliothek  zu  Düsseldorf:  Hs.  E.  S-"»  Sammelband,  72  Bl., 
i4.  Jh.,  Bl.  67:  Statuta  collegiate  ecclesie  Dusseldorpiensis. 

Im   Staatsarchiv   zu    Münster:    Urk.    in    der   Kindlinger sehen   Sammlung       Munsier 
Bd.  LIV,  am  Ende. 

Eine  Kirche  zu  Düsseldorf  wird  zuerst  im  J.  !i59  erwähnt  (Lacomblet,  U  B.      Geschichte 
IV,  Nr.  627).    Der  älteste   an  Stelle  der  jetzigen  Lanibertuskirche   liegende  Bau  war 
eine  Kapelle,   deren  Fundamente   im  Chor  bei  Anlage   eines  Totenkellers  noch  zum 
Vorschein  kamen  (Pfarrarchiv,  Origo  Bl.  1=».  —  Bayerle  S.  i). 

Nachdem  1206   die  Kapelle   zur  Pfarrkirche   erhoben  worden  war,   erfolgte   am     Älterer  B.nu 
Ende  des  i3.Jh.  durch  Graf  Adolph  von  Berg  und  seinen  Bruder  Wilhelm  eine  Er- 
weiterung der  Kirche    (Origo  Bl.  1=*:   ecclesiam   ampliatam   cum   structura  a  moderno 
choro  cum  interiore  navi  et  turri). 

Durch  Graf  Wilhelm  wurde  1296,  nachdem  schon  1288  Papst  Nikolaus  IV.  seine 
Erlaubnis  hierzu  erteilt  hatte  (Brosius,  Annales  II,  p.  2  4),  die  Pfarrkirche  in  eine 
Kollegiatstiftskirche  verwandelt  (bestätigt  i3o6  durch  Erzbischof  Heinrich  IL  von  Köln: 
Lacomblet,  UB.  III,  Nr.  39.  —  Vgl.  Bayerle  S.  4).  Am  Ende  des  i4.  Jh.  machte 
sich  eine  zweite  Erweiterung  der  Kirche  notwendig,  mit  der  Vergrösserung  des  Stiftes  Erweiterung 
(Brosius,  Annales  II,  p.  35)  Hess  Herzog  Wilhelm  zugleich  eine  Vergrösserung  der 
Kirche  vornehmen,  die  von  i37o  — 1394  andauerte;  die  Mauern  des  Schiffes  und 
Chores  wurden  durchbrochen  und  Seitenschiffe  sowie  ein  Chorumgang  angefügt,  kurz 
darauf,  i394,  wurde  südlich  die  Sakristei  angebaut  (Origo  Bl.  i'':  A.  l392  dux  Wilhel- 
mus censetur  structuram   templi   in   circumferentiam  quoad  duo  latera  perfecisse  cum 

3* 

35 


36 


KREIS    DUSSELDORF 


Lambert  us- 
kirche 


Rest3urntioi» 


sacristia.  —  Bayerle  S.  7).  Zwölf  neue  Altäre  wurden  errichtet,  der  Herzog  gab 
dazu  der  Kirche  einen  besonderen  Glanz  durch  die  Sammlung  kostbarer  Reliquien 
(Ausführlich  Bayerle  S.  9,  92.  —  Krebs,  Zur  Geschichte  der  Heiligthumsfahrten, 
Köln  iSSi,  S.  3i.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  69,  Anm.  2).  Nach  der 
Pulverexplosion  vom  J.  i634  wurden  die  Fenster  der  Nordseite  wiederhergestellt. 
Nach  dem  Brande  vom  J.  iSi5  (Bayerle  S.  93.  —  Der  Niederrhein  i884,  S.  78) 
wurde  die  Turmhaube  erneut.     Seit  dem  J.  i87o  erfolgte  in  einzelnen  Absätzen  eine 


Fig   6.     Düsseldorf.     Lambertuskirche. 

Restauration   des  Inneren  und  Äusseren,   zuletzt   unter   der   Leitung  des  Architekten 
Ludwig  Becker  in  Mainz. 
Beschreibung  Drcischiffige  gothischc  Hallenkirche  mit  um   den   dreiseitigen   Chor   als   Chor- 

umgang  herumgeführten  Seitenschiffen,   im  Lichten  4i,8o  m  lang,    26, 7o  m  breit,   das 
^littelschiff  9, 10  m  breit.     Die   beiden  Bauperioden   des   i3.   und  i4.Jh.    treten   schon 
durch  das  verschiedene  Material  sichtbar  hervor:  der  ältere  Bau  zeigt  Tuffverblendung 
über  Ziegelkem,  der  jüngere  ist  reiner  Backsteinbau. 
Turm  Der  aus  Tuff  aufgeführte,  dem  Mittelschiff  vortretende  fünfstöckige  West  türm 

besitzt  Eckverklammerung  von  Hausteinquadern.    Das  Erdgeschoss  enthält  nach  Westen 


36 


DUSSELDORF 


37 


das   einfache   im  Rundbogen   geschlossene  Portal    inil  horizuiitalem  Sturz,  das  zweite    Lambertus 

K I  r  c  II  c 

Geschoss  ein  dreiteiliges  Portalfenster,  das  dritte  und  vierte  je  drei  rundbogigc  Blenden, 
das  letzte  je  zwei  spitzbogige  Doppelfenster  mit  Mittelsäule.  Die  achtseitige  geschieferte 
schlanke  Turmhaubc  ist  mit  kleinen  Giebelchen  versehen,  auf  die  Ecken  des  Turmes 
sind  vorgekragte  achtscitige  Türmchen  gesetzt.  Die  ganze  Haube  ist  im  Zimmerwerk 
etwas  gewichen  und  hat  eine  leise  Drehung  nach  Westen  gemacht  (Fig.  i   u.  6). 

Die  Aussenarchitcktur   der  Schiffe    ist   durchaus   schmucklos.     Die  Westfaradcn       Langh:.iis 
der  Seitenschiffe  zeigen  je  ein  vermauertes  Portal,  im  Giebel  eine  einfache  spitzbogige 
Blende.     Die   Streben   sind   zweimal   abgetreppt,   unter  den   Sohlbänken    der   Fenster 
zieht  sich  eine  Horizontallisenc  hin.    Im  Norden  ist  an  die  Kirche  unter  frühgothischer 
Halle  der  grosse  Kalvarienberg  in  lebensgrossen  überaus  ausdrucksvdlicii  Figuren  v<>m 


I   M    I   I    I 


Fig.   7.     Düsseldorf.     Griindri.ss  der  Lambtrtuskirche. 


Bildhauer  Rciss  angebaut.  An  seiner  Stelle  stand  bis  i883  der  alte  kurz  vor  i469 
errichtete  aus  neun  lebensgrossen  Figuren  bestehende  Kalvarienberg,  der  rücksichtslos 
beseitigt  wurde.  Der  Verbleib  der  Reste  ist  unbekannt  {vgl.  C.  L.  Str.vuven,  Der 
Kalvarienberg  in  der  Altstadt,  Düsseldorf  1 883).  Im  Süden  erhebt  sich  neben  dem  West- 
turm, mit  diesem  durch  ein  Pendentif  verbunden,  der  nur  bis  zur  Höhe  des  ersten 
Stockwerkes  aufgeführte,  aus  fünf  Seiten  des  regelmässigen  Achtecks  konstruierte 
Treppenturm.  An  der  Südwestecke  des  südlichen  Seitenschiffes  führt  ein  weiterer 
Treppenturm  bis  zur  Dachhöhe  empor.  Der  im  Süden  angefügte  zweigeschossige 
Sakristeibau  nimmt  die  Gliederung  durch  die  Horizontallisenc  auf  und  zeigt  über 
der  ersten  Fensterreihe  eine  zweite  Lisene.  Sein  Dach  trägt  einen  eigenen  Dachreiter, 
nach  Osten  einen  erkerartigen  INIansardenbau  mit  gothischer  Hausteingliederung,  der 
zur  feierlichen  Schaustellung  der  Reliquien  diente  (Fig.  6).  Nach  Westen  ist  ein  aus 
fünf  Seiten  des  regelmässigen  Achtecks  konstruierter  Treppenturm  angebaut, 


37 


38  KREIS    DÜSSELDORF 

Lambertus-  Im  Iniiem  werden  die  Gewölbe  von  vierzehn  Pfeilern  auf  i,5  m  hohen  Beisen 

k  i  r  c  h  € 

Inneres  getragen,  von  denen  die  das  Chorhaus  umgebenden  nur  rechteckig  gestaltet  sind,  das 
erste  und  dritte  Paar  \on  Westen  aus  achtseitig  mit  starken  Vorlagen  nach  innen, 
das  zweite  Paar  einfach  achtseitig.  Nur  das  erste  und  dritte  (den  Hochchor  ab- 
trennende) Paar  sind  durch  Gurte  verbunden.  Die  mit  Hohlprofil  versehenen  Ge- 
wölberippen ruhen  mit  verschieden  skulptierten  Rlattkapitälen  auf  schlanken  Drei- 
viertelssäulen, die  bis  zum  Boden  herabgeführt  sind.  Im  Chor  sind  die  Gewölbe- 
kappen neben  den  Arkadenbögen  tief  gesenkt.  Die  Aussenmauern  sind  nur  durch  die 
unter  den  Sohlbänken  der  dreiteiligen,  mit  erneutem  Masswerk  versehenen  Fenster 
hina-ezosrene  Horizontallisene  belebt.  Die  Gewölbeschlufssteine  sind  im  Chor  mit 
skulptierten  Rosetten,  im  Mittel-  und  Seitenschiff  mit  gemalten  Wappen  versehen. 
Die  den  Hochchor  abschliessenden  Schranken  bestehen  zwischen  den  ersten  drei 
Pfeilerpaaren  aus  einfachen  ungegliederten  Mauern,  im  Chorabschluss  aus  einfach 
stilisierten  sothischen  schmiedeeisernen  Gittern. 
Hoch.-ii.ir  Der  Hochaltar,  aus  dem  i8.  Jh.,  iSiS  erneut,  trägt  einen  hohen  Rokokoaufsatz; 

vor  den  beiden  Pfeilern  des  Chorabschlusses  je  ein  von  drei  gewundenen  Säulen  ge- 
tragener Architrav,  darauf  ein  fackeltragender  Engel  —  in  der  Mitte  die  Holzstatue  der 
]\Iadonna,  darüber  aufgehängt  eine  frei  schwebende  Krone.  Zur  Seite  die  Figuren  der 
hh.  Thomas  und  Apollinaris,  Lambertus  und  Pankratius,  vor  dem  Altar  Antependium 
von  Andreas  Achcfibach,  Geschenk  des  Künstlers. 
Altäre  Im  Chorumgang  vier  weitere  Rokokoaltäre.    Der  erste  (von  Süden  her)  enthält 

ein  schlechtes  Bild  der  Himmelfahrt,  und  ausser  zwei  barocken  Aposteln  als  Ab- 
schluss  eine  Statue  des  h.  Antonius  aus  dem  iS.Jh.  Der  zweite  x\ltar  zeigt  wertlose 
Rokokofiguren,  der  dritte  birgt  im  ISIittelfeld  hinter  Glas  ein  neu  polychromiertes 
hölzernes  aus  der  Kreuzherrenkirche  stammendes  Madonnenbild  vom  Anfang  des 
iS.Jh.,  im  hoch:  die  Madonna  sitzt  auf  hohem,  mit  durchbrochener  Lehne  ver- 
sehenen Thron,  in  der  Rechten  das  erhobene  (erneute)  Scepter,  mit  der  Linken  das 
auf  ihrem  linken  Knie  stehende  Christuskind  haltend,  das  mit  langem  Hemdchen 
bekleidet  ist  und  in  der  Linken  ein  (erneutes)  Scepter  hält.  Das  Gesichtchen  der 
Madonna  zeigt  den  Kölnischen  Typus  mit  weichen  Wangen,  spitzem  Kinnbuckel  und 
kleinem  Mund  (vgl.  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  67).  Auf  dem  vierten  Altar 
als  Abschluss  ein  Holzbild  des  h.  Martinus  aus  dem  i6.  Jh.,  zur  Seite  die  9o  cm 
hohen  Holzstatuetten  der  hh.  Thomas  und  Lambertus  (?)  vom  Ende  des  i5.Jh. 
Sakraments.  Das  Sakram cnts h äuschc n  (Fig.  8.  —  aus'm  Weerth,  Kd.  Taf.  XXXI,  i;  II, 

bauschen 

S.  47.  —  Bayerle  S.  26),  das  an  der  nördlichen  Aussenseite  des  Hochchores  bis  zur 
Höhe  des  Gewölbes  aufgeführt  ist,  ist  durch  seinen  ornamentalen  Schmuck  und  seinen 
Figurenreichtum  das  bedeutend.ste  spätgothische  derartige  Werk  des  Niederrheins,  nach 
den  Wappen  gestiftet  zwischen  1 475  und  i479  von  Herzog  Wilhelm  III  (i475 — i5ii) 
und  seiner  Gemahlin  Elisabeth  (f  i479). 

Das  fünfseitige  Gehäuse  wird  von  einem  fünfseitigen  Sockel  auf  reich  profiliertem 
Fuss  getragen,  dessen  Kanten  gewundene  Säulen  vortreten,  aus  zwei  umeinander- 
geflochtenen  Stämmen  bestehend,  von  hockenden  Löwen  geschirmt,  die  in  der 
äusseren  Vorderpranke  Schilde  mit  den  Wappen  der  Stadt  Düsseldorf,  der  Länder 
Jülich-Berg-Ravensberg  und  Nassau -Saarbrücken  halten.  Die  vier  freien  Seiten  des 
Sockels  sind  nischenartig  ausgerundet  und  zeigen  je  eine  (erneute)  Heiligenfigur  auf 
Konsole  unter  Baldachin,  darüber  je  eine  figürliche  Scene  in  starkem  Hochrelief: 
Adam  und  Eva  im  Paradies  und  nach  dem  Sündenfall,  Christus  am  Olberge,  das 
Wunder  des  h.  Hubertus.     Das  Gehäuse  selbst  zeigt  an  der  Unterseite  zwei  Kehlen, 

38 


DÜSSELDORF 


39 


die  mit  freigearbeitetem, 
gothischem  Laubwerk  ge- 
füllt sind,  die  obere  mit 
mensclilichen  Droleries 
versehen.  Die  vier  freien 
Seiten  des  Gehäuses  sind 
mit  vergoldetem,  schmie- 
deeisernem Gitter  ge- 
schlossen, das  an  den 
Rändern  mit  geschnitte- 
nem, vortrefflich  gearbei- 
tetem Laubwerk  verziert 
ist.  Die  trennenden  Pfei- 
ler, denen  eine  dünne 
INIittelsäule  vortritt,  zei- 
gen unter  Baldachinen 
mit  gewundenen  Fialen 
auf  vorgekragten  Laub- 
wcrkkonsolen  je  zwei  (er- 
neute) Hciligenfigürchen. 
Die  Gitterfelder  selbst 
rahmt  eine  tiefe  Kehle 
ein,  an  den  Seiten  mit 
einfachem  Laubwerk  ge- 
füllt, in  den  beiden  mitt- 
leren Feldern  mit  dem 
Baum  Jesse  verziert,  der- 
art, dass  in  dem  einen 
auf  der  unteren  Sohlbank 
Jesse,  auf  der  anderen 
Maria  sitzt. 

Über  jedem  Felde 
ein  vorgekragtcr  dreisei- 
tiger Baldachin  mit  ba- 
rocken Krabben.  Darüber 
erhebt  sich  in  drei  Stock- 
werken, ein  jedes  übereck 
auf  das  darunterbefind- 
liche  gesetzt,  der  hohe 
und  luftige  Baldachin.  Die 
Pfeiler  sind  durch  Kiel- 
bögen mit  einander  ver- 
bunden, das  untere  Ge- 
schoss  ist  mit  gewunde- 
nem Laubwerk  gefüllt.  Die 
alten  Hciligenfigürchen, 
die  in  den  beiden  unteren 
Stockwerken     den    fünf- 


Lamlifrtu«' 
k  i  r  o  li  e 


Fig.  8.     Düsseldorf.     Sakramentshäuschen    in  der  Lnmbertuskirche 


39 


4o 


KREIS    DUSSELDORF 


Lambertus- 
kirche 


Chorstühle 


Kanzel 

Mobiliar 
Taufstein 

Skulpturen 


Grabmal  des 
Herzogs  Wilhelm 


seitigen  ]Mittelpfeiler  umgeben,  sind  bis  auf  eines  erhalten.   Den  Abschluss  des  Ganzen 
bildet  ein  Pelikan  mit  ausgebreiteten  Flügeln. 

Chorstühle,  ohne  Rücklehne,  zweireihig,  rechts  hinten  acht,  vorn  sieben,  links 
hinten  neun,  vorn  sieben  Sitze,  mit  von  Säulchen  getragenen  Armlehnen,  die  Miseri- 
kordien  einfach  mit  Wappen,  Tieren,  Bauern,  die  hinteren  Wände  der  ersten  Reihe 
geriefelt.  An  den  Wangenstücken  nach  Westen  die  Einzelfiguren  des  h.  Laurentius 
und  eines  Bauern  mit  Narrenkappe,  nach  Osten  zwei  Engel,  Johannes  der  Evangelist 
und  S.  Antonius,  derbe  Arbeit  vom  Ende  des  iS.Jh. 

Rokokokanzel,  rundes  Gehäuse  mit  den  Medaillons  der  vier  Kirchenväter, 
runder  Schalldeckel. 

Bänke  und  Beichtstühle  mit  leichten  Rokokoornamenten. 

Taufstein,  von  Sandstein  in  Kelchform,  achtseitig,  mit  derbem  kräftigem  Mass- 
werk, Ende  des  i5.Jh. 

Sandsteinfigur  des  h.  Christophorus  am  zweiten  nördlichen  Pfeiler  von  Westen 
aus,  die  mächtige  Gestalt  in  fast  doppelter  Lebensgrösse,  mit  der  Linken  auf  einen 
Stamm  gestützt,  die  Rechte  in  die  Seite  gestemmt,  auf  der  rechten  Schulter  das  Kind 
mit  der  ^^'eltkugel,  der  bärtige  Kopf  von  energischem  Realismus  erfüllt,  ähnlich  dem 
zu  Kempen  (Kunstdenkmäler  d.  Kr.  Kempen  S.  93)  und  Emmerich  (Kunstdenkmäler 
d.  Kr.  Rees  S.  44),  kurz  nach  i5oo.  An  der  Konsole  ein  von  zwei  reich  gelockten 
schwebenden  Engeln  gehaltener  Schild  mit  Hausmarke,  darunter  geriefelte  Säule  mit 
zierlichem  Blattkapitäl. 

Kreuzigungsgruppe  des  i7.  Jh.,  weiss  überstrichen,  in  der  Taufkapelle  im 
linken  Seitenschiffe,  von  Holz,  in  lebensgrossen  Figuren.  Im  Chorumgang  Holzfiguren 
von  Christus,  an  die  Säule  gefesselt,  und  S.  Nepomuk  mit  dem  Engel,  1 8.  Jh. 

Grabmal  des  am  5.  Jan.  i592  gestorbenen  Herzogs  Wilhelm  V.  an  der  Ost- 
wand der  Kirche  (Taf.  H,  IH.  —  Th.  Levin,  Grabdenkmal  des  Herzogs  Wilhelm :  Düss. 
Beitr.  I,  S.  l75;  IV,  S.  253).  Das  fast  die  Höhe  des  Gewölbes  erreichende  Monument  ist 
aus  schwarzem,  weissem  (für  alles  Figürliche),  rotem  (für  Säulen),  gelbem  (für  Obeüsken 
und  Seiteneinfassungen)  und  braunem  Marmor  gearbeitet  und  durch  ein  schmiede- 
eisernes Gitter  mit  vergoldeten  Rosetten  abgeschlossen.  Auf  vier  Stufen  von  schwarzem 
Marmor,  auf  deren  Ecken  acht  aus  weissem  Marmor  gebildete  Löwen  als  Schildhalter 
mit  den  Ahnenschilden  des  Herzogs  hocken  (die  Wappen  bei  Levin  S.  1 86,  Berich- 
ti<ning  Beitr.  VI,  S.  i89),  erhebt  sich  der  Unterbau,  dem  der  Sockel  des  sargähnlichen 
Sarkophages  als  Risalit  vortritt.  Auf  dem  Sarkophag  liegt  das  lebensgrösse  Bild  des 
Herzogs,  in  voller,  fein  ciselierter  Rüstung,  in  freier  und  ungezwungener  Haltung  auf 
dem  rechten  Arm  aufgestützt,  dessen  Ellenbogen  auf  einem  Kissen  ruht.  Der  durch 
die  kurze  spanische  Krause  wirkungsvoll  abgehobene  fein  gemeisselte  Kopf  mit  dem 
kahlen  Schädel,  den  tiefliegenden  Augen  und  dem  kurzgehaltenen  Bart  ist  auf  die 
rechte  Hand  gestützt  und  leicht  nach  oben  gekehrt.  Zu  den  Füssen  des  Herzogs 
Visierhelm  und  Handschuhe. 

Über  dem  Unterbau  ist  eine  Stellung  von  vier  korinthischen  Säulen  angeordnet, 
welche  die  Verkröpfungen  des  aus  Architrav,  Fries  und  stark  ausladendem  Haupt- 
gesims bestehenden  Gebälks  tragen.  Im  Mittelfeld  über  dem  Sockel  zunächst  in  Kar- 
touche das  volle  herzogliche  Wappen  von  Jülich -Kleve -Berg  mit  drei  Turnierhelmen, 
von  zwei  Putten  gehalten,  darüber  ein  grosses  im  Halbrund  abgeschlossenes  Relief  mit 
der  Darstellung  des  jüngsten  Gerichts,  mit  technischer  Virtuosität  stark  malerisch  be- 
handelt, die  vordersten  Figuren  völlig  frei  herausgearbeitet,  einige  der  Auferstandenen 
von  wunderbarer  Weichheit  in  der  Behandlung   des   Nackten,   mit  weitem  Horizont. 


4o 


Tafel   II. 


Düsseldorf.     Grabmal  des  Herzi  .<->,  Wilhelm  in  der  Lambertuskirrl 


cirrlie. 


Tafel  in. 


Düsseldorf.    Fio-uren  vom  Grabmale  des  Herzogs  Wilhelm. 


DÜSSELDORF  4 1 

In    den    Nebennischen    zur   Seite   der    Hauptnische    sind    die  Figuren    der   vier    Lamhenus 

k  1  r  c  li  c 

Kardinaltugenden  angebracht,  von  links  nach  rechts  die  Klugheit  mit  der  Schlange, 
die  Gerechtigkeit  mit  Schwert  und  Wage,  die  Tapferkeit  mit  einer  durchbrochenen 
Säule,  die  Massigkeit  mit  zwei  Gefässen  (Taf.  III). 

Der  Giebelaufsatz  des  Denkmals  zerfällt  in  zwei  Stockwerke.  Auf  den  durch 
die  Verkröpfung  der  Attika  gebildeten  Sockeln  erheben  sich  vier  weitere  allegorische 
Gestalten,  links  Glaube,  rechts  Liebe  als  Caritas,  in  der  Mitte  zwei  weibliche  Ge- 
stalten mit  Grabscheit  und  Totenkopf,  wohl  den  Tod  und  die  Vergänglichkeit  dar- 
stellend. Über  dem  halbrunden  Abschluss  des  Mittelfeldes  zwei  gcllügelte  Viktorien 
mit    Kranz    und    Palme,   dazwischen    eine   Tafel    mit    dem  Wahlspruch    des    Herzogs: 

IN    DEO    SPES    MEA. 

Das  oberste  Stockwerk  enthält  zwischen  zwei  Hermen  in  der  mittleren  Nische 
die  sitzende  Gestalt  der  Hoffnung,  auf  den  Abflachungen  des  durchbrochenen  Giebels 
ruhen   zwei   Engel,   die  Krönung  des  Ganzen  bildet  die  Gestalt  des  Auferstandenen. 

Über  dem  Sarkophag   die  Hauptinschrift:   illustriss.    principi   d.    guilielmc;      Inschriften 
Duci  juliAe  cliviae  et  montium  comiti  marcae  et  ravensburgi  d.  in  raven- 

STEIN,    PARENTI    OPTIMO    MERITO,    QUI    ANNO    CHRISTI    MDXVI    KAL.    AUG.    NATUS    VITAM 

usque  ad  annum  mdxcii  produxit,  ineunte  virili  aetate  ob  ducatum  geldriae 

ET  COMITATUM  ZUTPHANIAE  DIFFICILLIMO  hello  contra  CAROLUM  V.  IMPERATOREM 
TANQUAM  DOMINUM  BELGII  IMPLICATUS,  POST  QUADRIENNIUM  PACE  FACTA  ET  SERE- 
NISS.  D.  MARIA  FERDINANDI  ROM.  REGIS  ET  POSTEA  IMP.  F.  IN  MATRIMONIUM  DUCTA 
EADEMQUE  IN  COELUM  PRAEMISSA  CLIVISQUE  TUMULATA,  PLURLMIS  TURBIS  OB  BELLA 
INTESTINA  GERMANIAE  ET  VICINA  BELGICUM  ET  COLONIENSE,  CUM  ANTEA  PRO  CON- 
SERVANDA  PACE  PUBLICA  IMPERII  MULTOS  SAEPE  LABORES  RE  ET  CONSILIO  FELICITER 
SUSCEPISSET,  JACTATO  TANDEM  POSTQUAM  LIII  ANN.  LAUDABILITER  SUIS  PRAEFUISSET, 
OMNIUM  DOLORE  NON.  JAN.  SENIO  CONFECTUS  ANIMAM  DEO  OPT.  MAX.  PLACIDISSIME 
REDDIDIT.   JOANNES    GÜILIELMUS    UNICUS    FILIUS    ET    HAERES    MOERENS    M.    E.    P. 

Links  von  der  Gestalt  des  Herzogs  die  auf  den  Vater  des  Verstorbenen  bezüg- 
liche Inschrift :  illustriss.  princeps  d.  Joannes  joan.  f.  dux  cliviae,  comes  marcae, 

DOMINUS  in  RAVENSTEIN,  ILLUSTRISS.  D.  GUILIELMUM,  CUIUS  MEMORIAE  HOC  POSI- 
TUM  UNICUM  FILIUM  ET  HAEREDEM  DITIONUM  SUARUM  ANNO  CHRISTI  MDXXXIX.  NON. 
FEB.    CLIVIS    MORIENS    RELIQUIT. 

Rechts  die  auf  die  Mutter  bezügliche  Inschrift:  illustriss.  princeps  d.  maria 

GUILIEL.  F.  DUX  JULIAE  ET  MONTIUM,  COMITISSA  RAVENSBURGI  ILLUSTRISS.  PRINCIPIS 
D.  JOANNIS  DUCIS  CLIVIAE,  COMITIS  MARCAE  ET  DOMINI  IN  RAVENSTEIN  CONIUNX 
DUCATUS  SUOS  ET  COMITATUM  UNICO  FILIO  ILLUSTRISS.  D.  GUILIELMO  ANNO  MCI  (für 
13  =  d)  XLIII  III.  KAL.  SEPTEMB.  VITAM  BUDERIACI  CLAUDENS  CESSIT  ET  TRIBUS  ILLIS 
DUCATIBUS    CAETERISQUE   DOMINUS    PRINCIPEM    ET   DOMINUM    NATUM    DEDIT. 

Das  Grabdenkmal  ist  in  den  Stilformen  der  italienischen  Hochrenaissance  errich-  Wiirdigung 
tet,  im  Anschluss  an  das  durch  Andren  Sansovino  festgestellte  Schema  des  Triumph- 
bogens. Die  Figuren,  zumal  die  weiblichen  Idealfiguren,  sind  von  grosser  Schönheit 
in  der  Linienführung.  Die  Gestalten  haben  einen  auffallend  kleinen  und  feinen  Kopf, 
dabei  weiche  und  breite  Schultern,  volle  Hüften.  In  die  Gewandung,  durch  die  der 
Körper  gut  durchmodelliert  ist,  ist  durch  das  Motiv  des  vor-  oder  zurückgesetzten 
Spielbeines  reiche  Mannigfaltigkeit  gebracht.  Die  Falten  sind  im  Interesse  der  deut- 
lichen Hauptumrisse  zuweilen  tief  unterarbeitet. 

Als    Künstler    sind    (nachdem   schon    in    der   ,Düsseld.  Ztg.'    vom    8.  Jan.   iS38        Künstler 
hierauf  hingewiesen  war,  vgl.  Beitr.  IV,  S.  253)  von  Levin  die  Meister  Gilles  de  Riviere 
und   Niccolo  Pippi  von  Anas   wahrscheinlich   gemacht   worden,    die   für   den    i575    in 
Rom  verstorbenen  Jungherzog  Karl  Friedrich  in  der  Kirche  S.  Maria  dell'  Anima  ein 

4i 


42 


KREIS    DUSSELDORF 


Lambertus- 
kirc  he 


Grabmsl 

der  Marg.Tietha 

von  Windeck 


Epitaphien 


prachtvolles  Grabmal  errichtet  hatten  (Beitr.  I,  S.  i88.  —  Berg.  Zs.  XXIII,  S.  i66) 
Das  Düsseldorfer  Grabmal  steht  in  der  Einzelausführung  dem  Römischen  Werke 
wenig  nach  und  nähert  sich  nur  in  den  Bewegungsmotiven  der  Figuren  dem  in 
Bartholomäus  Spranger  verkörperten  INIanierismus. 

Grabmal  der  Margarctha  \ou  Wind  eck  (?),  Gräfin  von  Berg  und  Ravens- 
berg,  t  i384  (Fig.  9),  die  Tumba  2,3o  m  laug,  i,o6  m  breit,  86  cm  hoch,  die  Seiten- 
flächen mit  sechs  und  zwei  nasenverzierten  Spitzbogen,  die  Deckplatte  an  den  Kanten 
abgeflacht,  an  der , Vorderseite  die  Inschrift:  misericordi.e  :  parenti  :,  an  der 
gegenüberliegenden  Seite  die  Wappen  von  Jülich,  Berg  und  Waldeck. 

Die  i,So  m  lange  Gestalt  der  Herzogin  liegt  langausgestreckt,  den  Körper  in 
einen  auf  der  Brust  durch  eine  Vierpafsschliesse  gehefteten  Mantel  gehüllt,,  den  Kopf 
von  einer  Rüschenhaube  umgeben,  die  bis  auf  die  Schultern  fällt.    Die  Hände  sind  vor 

der  Brust  flach  anein- 
ander gelegt,  die  Füsse 
gegen  zwei  Hündchen 
gestemmt. 

Das  Denkmal,  die 
blaue  Margareth  ge- 
nannt, im  i8.  Jh.  im 
nördlichen  Seitenschiff" 
eingemauert,  war  1 8 1 6 
\'erschwunden  u. wurde 
i85i  im  Grabgewölbe 
des  Mausoleums  Her- 
zog Wilhelms  IV.  wie- 
der aufgefunden.  Der 
Sockel  war  1 7  1 1  als 
Kreuzessockel  auf  dem 
Friedhofe  von  Deren- 
dorf  aufgestellt  wor- 
den. Nach  der  hsl. 
Chronik  des  Ewald 
Baichmann  V.  J.  1625 
und  der  Hs.  INIonumenta  et  sepulturae  comitum  et  principum  vom  18.  Jh.  ist  Elisabeth 
von  Waldeck  dargestellt  (zuletzt  i388  genannt).  So  auch  Strauven,  Geschichte  des 
Schlosses  zu  Düsseldorf  S.  i7.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXV,  S.  29i.  Vgl.  Joesten,  Das  restau- 
rierte Grabmal  der  Margaretha  von  Windeck  in  der  Lambertuskirche,  Düsseldorf  i87i. 
Epitaph  des  Hermann  von  Hochsteden  aus  dunklem  Granit,  2,5o  m  hoch 
(Bayerle  S.  78),  in  reicher  barocker  Einrahmung,  gekrönt  von  dem  Alliancewappen 
der  Hochsteden  und  Pranck,  zur  Seite  die  Ahnenaufschwörungen  der  beiden  Gatten 
(je  16  Wappen).    Inschrift  in  der  Mitte:  perillustri  ac  generoso  d.  d.  hermanno 

L.  B.  DE  hochsteden,  DOMINO  IN  NIDERZIER  ET  VELDE  ETC.,  SERENISSIMI  PRINCIPIS 
ELECTORIS  PALATINI  CONSILIARIO  INTIMO,  CAMERARIO  SUPREMO,  AULAE  MARESCHALLO, 
TOPARCHAE  IN  GREVEXBRUCH  ET  GLADBACH,  SERENISSIMAE  ELECTRICIS  PALATINAE 
SUPREMO  AULAE  PRAEFECTO,  VITA  FUNCTO  DIE  4.  MENSE  AUG.  ANNO  1686,  ET  PER- 
ILLUSTRI AC  GENEROSAE  D.  D.  SUSANNAE  ELISABETHAE,  BARONISSAE  DE  HOCHSTEDEN, 
NATAE  BARONISSAE  DE  PRANCK  IN  PUX  ET  KOPPELSBACH,  SAECULO  DENATAE  DIE  7. 
MENSE  JAN.    ANNO   1688. 


Fig.  9.     Düsseldorf. 
Grabmal  der  Margaretha  von  Windeck  in  der  Lambertuskirche. 


42 


DÜSSELDORF  43 

Eiiitaph  der  Maria  Anna  Klara  von  Bongardt,  geb.  von  Blanckart  (Bayeri.ic    i.rimbcruis- 
S.  79),  mit  dem  Wappen  und  der  Ahnenaufschwörung  der  Blanckart.     In.schrift:  D.  o. 

M.  PKRII.LUSTRI  AC  C.KNEROSAE  D.  MARIAE  ANNAE  CLARAE  NATAE  I..  H.  DK  HLANCKART 
EX  ALSTüREE  PERIELUSTRIS  AC  GENEROSI  D.  D.  CAROLI  LOTHARIl  L.  U.  DE  BONGARDT 
DOMINI  IN  HEYDEN,  BLIT,  NOTBERG,  BERGERHAUSEN  QUONDAM  CONIUGI,  PERILLUSTRI 
AC  GENEROSO  D.  D.  CAROLO  IMIII.II'PO  I,.  H.  Di:  IIOCHSTEDEN,  D.  IN  VELDE,  BETGEN- 
HAUSEN, SECUNDO  TIIORO  lUNCTAE,  DOMINAE  TEMPORALI  IN  VELDENHAUSEN,  OREY, 
GRANDVILLE,  SERKNISSIMAE  EI.ECTRICIS  PALATINAE  AULAE  PRAEKECTAE,  DIE  24.  MAII 
VITA    EUNCTAE    l7l7. 

Ei)ilai)li  lies  am  8.  M.lrz  i685  verstorbenen  Mckhinr  V(ic;t/,  im  linkLii  Seiten- 
schiff (Inschrift  Bavf.ki.k  S.  7  i  ). 

Zwei    Bilder   der    Rosenkran  zbriiderschaft    an    der  Westwand    des   süd-       Gemälde 
liehen  Seitenschiffes,    Holz,    jedes  dreiteilig,   beide   ganz  übermalt.     (Bayerle  S.  88.) 
Auf  dem  ersten  Maria,  darunter  der  h.  D<)minikus  und  rai)st  Alexander  VTl.,  umgeben 
von  Engeln  mit  Rosenkränzen.     Links  und  rechts  die  herzogliche  Familie  mit  ihrem 
Hofstaat,  dahinter  je  acht  Pripste,  Unterschrift  links:  philip.  wilh.  pa.  jul.  cliv.  et 

MONT.    DUX    JOANNES    WILH.    Fl  LI  US;    rccllts :    AMELIA    ELIS.    MAGD.    DUCISSA    ELEONORA 

TERESiA  MAGD.  EiLiA.  Auf  dem  Rahmen:  renovatio  et  confirmatio  arciiif.  ss. 
ROSARii  SUB  PAPA  ALEXANDRO  VII.  POSITA  A.  i679.  Auf  dem  zweiten  INIaria  mit 
Kind  stehend  auf  dem  Halbmond  vor  einem  ausgespannten  Teppich,  den  zwei  auf  den 
Seitenflügeln  befindliche  Engel  halten,  links  und  rechts  der  Herzog  und  die  Herzogin 
mit  Kindern  und  Gefolge  knicend.      Unterschrift  links:  JOANNES  iii.  jul.  cliv.  mont. 

DUX.    WILHELMUS    FIL.    l528;     rCchts:    MARIA  jul.    et    mont.    DUCISSA.      ANNA   AEMILIA 

FiLiA  i528.     Überschrift:    dis  ist  die  broderschafft  der   freuden  unser  lever 

FRAUEN  VOR  SUSTEREN   UND  BROEDEREN  DES  ROSENKRANTZ  RENOVATA   A.    l678.       Über 

die  Rosenkranzbruderschaft  W.  Herchenbach  in  der  Düss.  Zs.  i883,  S.  123.  — 
Bayerle  S.  88.  —  Ann.  h.  V.  N.  IX,  S.  24i. 

Porträt  des  Wilhelmus  Bont  Wedanus  s.  Theol.  doct.  a.  i6ii  Marianae  huius 
ecclesiae  decanus,  obiit  i637,  Kniestück,  auf  Holz. 

Über  i634  zerstörte  Glasgemälde  vgl.  Ann.  h.  V.  N.  XXVIII,  S.  42.  obsgemäide 

Cyklus  von  zehn  Ölgemälden,  i675  der  Lambertuskirche  geschenkt,  mit  Dar- 
stellungen aus  dem  Leben  des  h.  Apollinaris,  in  der  Art  des  Johann  Spi/herg  (Genaue 
Beschreibung  mit  den  Inschriften  in  den  Ann.  h.  V.  N.  XXVI,  S.  4i4). 

Wandmalereien.  Strauven,  Die  Wandmalereien  der  hiesigen  Lambcrtus-  Waiuimaiereien 
kirche,  D.  o.  |.  Bei  den  Restaurationsarbeiten  im  Inneren  der  Kirche  wurde  unter 
der  Tünche  die  alte  polychrome  Ausstattung  entdeckt,  die  aus  zwei  verschiedenen 
Perioden  stammt:  aus  der  Zeit  von  i37o  —  i4o8  und  der  Zeit  von  i45o— i48o.  Das 
dekorative  System  war  dieses:  die  Säulenschäfte  wie  die  Gewölberippen  dunkelrot 
bemalt,  mit  schwarzer  Einfassung,  die  Kapitale  vergoldet,  die  Knäufe  und  Rosetten 
mit  Wappenschildern  auf  hellblauem  Grunde,  aus  der  Zeit  von  i4o2  i4o8  stammend. 
Aus  der  Zeit  vor  der  Erweiterung  im  ].  i394  stammen  die  Wandgemälde  auf  den  Ältere  Periode 
Chorschranken,  Einzelfiguren  von  männlichen  und  weiblichen  Heiligen,  deren  Köpfe 
zum  Teil  bei  dem  Abbrechen  der  oberen  Partien  der  alten  Chormauern  weggeschnitten 
worden  sind.  Erhalten  sind  im  ganzen  fünfzehn  solcher  Figuren,  darunter  nur  sechs 
mit  Köpfen,  alle  von  grosser  Einfachheit  im  Faltenwurf  auf  gelbem  oder  grünlichem, 
gemustertem  Grunde  (Fig.  lo). 

Alle   weiteren  Wandgemälde   gehören   der    2.  H.    des  i5.  Jh.    an.     Es   sind   dies:  Spätere  Periode 
das  Martyrium   der  h.  Agatha  an   der   äusseren  nördlichen   Chorwand,   darüber  drei 

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44 


KREIS    DÜSSELDORF 


La  mber  1 11  s  . 
kirchc 


S.   Kümmernis 


Heilige  zwischen  zwei  Srilinen,  erkenntlich  darunter  der  h.  Bernhard  und  die  h.  Bern- 
hardine. Auf  derselben  Wand  der  h.  Georg,  den  Drachen  tötend.  Im  Südschiff  der 
h.  Severus  mit  ^^'ebergerät,  zur  Seite  kniend  die  Meister  der  Weberzunft.  Neben 
der  Sakristeithür  die  Anbetung  der  h.  drei  Könige,  dann  das  Martyrium  des  h.  Reinold, 
die  h.  Margaretha,  einen  Drachen  an  (.Icr  Kette  führend,  endlich  das  grössere,  durch 
Professor  Lauensfchi  restaurierte  Bild  der  thronenden  Madonna  mit  dem  Christuskinde 
auf  dem  Schoss  (Fig.  1 1 ),  ein  feines  und  bedeutendes  Werk  der  Kölnischen  Schule. 
Auf  breitem  Kissenthron  sitzt  die  Madonna  in  blauem  Rock  und  rotem  mit  goldenen 
Granatäpfeln  bestickten  Obergewande.  Über  ihr  sechs  Engel,  das  erste  Paar  mit 
Musikinstrumenten,  das  zweite  mit  Büchern,  das  dritte  mit  Spruchbändern:  gloria 
IX  EXCELSIS  DEO  —  ET  IX  TERRA  TAX  HOMiNiHUS.  Links  unten  kniet  der  Stifter  mit 
der  Inschrift:  sancta  imarlv  ora  pro  xobis.  An  der  äusseren  südlichen  Chorwand 
endlich  noch  zwei  Martyrien  von  Heiligen  und  Fragmente  einer  Darstellung  der  Auf- 
erstehung. 

Über  der  südlichen  Eingangsthür  befindet  sich  ein  Bild  der  h.  Wilgefortis  oder 
Kümmernis  (Fig.  12),  die  Heilige  bärtig  und  langgewandet  am  Kreuze  darstellend,  zu 


Fig.   10.     Düsseldorf.     Wandmalereien  an  den  Chorschranken  der  Lambertuskirche. 


Sakristei 


Kapicelsaal 


Füssen  des  Altares  knieend  der  Geiger,  dem  sie  den  goldenen  Schuh  zuwirft  (K.  F. 
Strauven  in  der  , Düsseldorfer  Ztg.'  i869,  Nr.  272,  29o.  —  Organ  für  christl.  Kunst 
l87o,  Nr.  5.  —  B.  J.  XLIX,  S.  186).  Die  Vereinigung  des  bergischen  Löwen  mit  den 
sächsischen  Farben  weist  auf  die  Vermählung  des  Herzogs  Gerhard  IL  mit  Sophie 
von  Sachsen  -  Lauenburg  im  J.  i44i.  Die  Wandgemälde  sind  bis  auf  die  thronende 
Madonna  sämtlich  mit  Stoff  überspannt  und  übertüncht  worden. 

Farbige  Kopien  der  Wandgemälde,  von  dem  hochverdienten  Düsseldorfer  Ge- 
schichtsforscher, dem  verstorbenen  Herrn  Notar  Strauven  mit  grosser  Sorgfalt  her- 
gestellt, befinden  sich  im  Besitze  seines  Sohnes,  des  Herrn  Amtsgerichtsrats  Strauven 
in  Neuss. 

Die  Sakristei  ist  ein  hoher  mit  drei  Kreuzgewölben  überdeckter  Raum,  dessen 
Rippen  mit  skulptierten  Blattkapitälen  auf  Dreiviertelssäulen  ruhen.  An  der  Nordseite 
drei  tiefe  Blenden  (in  der  Aussenmauer  der  Kirche),  unter  den  dreiteiligen  Fenstern 
läuft  eine  Horizontallisene  mit  breiter  Abdeckung  hin. 

Der  über  der  Sakristei  gelegene  durch  die  enge  Wendeltreppe  im  Westen  zugäng- 
liche Kapitelsaal  ist  ein  heller,  durch  die  fast  zum  Boden  reichenden  hohen  dreiteiligen 
Fenster  mit  reichem  Licht  versehener  Saal  mit  denselben  Blenden  nach  Norden  und 
Dreiviertelssäulen,   die  auf  polygonalen  Kapitalen  die   hohlprofilierten  Rippen  tragen. 


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DUSSELDORF 


45 


Sakristeischrank,    vom   J.  l623,    Geschenk   des    Dechanten  Wilhehnus   Bont,    Lnmbertus- 

k  i  r  c  h  c 

mit   dem   Bildnis   des   Schenkgebers   und   des   h.  Wilhchmis.      Im   Kapitelsaal   grosser        sciirrmk 
eichener  gothischer  Fugenschrank. 

Pieta,  Stein,    7o  cm   hoch,   leicht   restauriert,   ursprünglich   polychromiert.   edle  Pici^ 

gothische  Gruppe  um  i4oo,  mit  schönem  Faltenwurf. 


Fig.  11.     Düsseldorf.     Wandgemälde  in  der  LambertusUirche. 

Der  Schatz  der  Lambertuskirche  enthält  eine  Reihe  bedeutender  Goldschmiede-        Schatz 
werke,  darunter  einige  Geschenke  der  bergischen  Herzöge  und  Kurfürsten.  Vgl.  Katalog 
zur  Ausstellung  der  Feier  des  6oojährigen  Bestehens  Düsseldorfs  als  Stadt  1888,  S.  78, 
Nr.  85i,  89i. 

I.  Kopfreliquiar,  von  vergoldetem  Rotkupfer,  2?  cm  hoch,  am  Fuss  mit  i5  cm    Kopfreiiquiar 
Durchmesser,  2.  H.  des  12.  Jh.  (Fig.  i3),  angeblich  das  des  h.  Vitalis  (eher  das  im  In- 
ventar von  i393  genannte  Kopfreliquiar  des  h.  Candidus).    Das  streng  stilisierte  lebens- 


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KREIS    DUSSELDORF 


Lambertus-   crrosse  Haupt  zcifft  eine  scharfkantiQ;e  gerade  Nase,  ctossc  mandelförmige  ehemals  mit 

kirche  °  I  o  o       o  '    o  o 

Email  gefüllte  Augen,  niedere  Stirn.  Der  kleine  Schnurrbart,  der  leichte  Backenbart 
und  das  eng  an  den  Hinterkopf  angedrückte  Haar  mit  schematisch  geriefelten  kleinen 
Lückchen,  Wangen  und  Hals  sind  flach  behandelt.  Um  den  Fuss  ein  einfaches  ro- 
manisches Akanthusornament.  Das  Hinterhaupt  öfihet  sich  und  ist  als  Deckel  mit 
Scharnier  und  (erneutem)  Schlösschen  befestigt.  Der  Guss  zeigt  im  Inneren  einige  zu 
dünn  geratene  gepflasterte  Stellen.  Die  Reliquien  (Schädelteile)  in  rotseidenem  Beutel, 
dabei   ein   Säckchen   mit   Erde   von   Golgatha.     Vgl.    Katalog  der  Ausstellung  kunst- 

gewerbl.  Altertümer  in  Düsseldorf 
1880,  Nr.  659. 

Ostensorien  ^        ,.  ^,^.===^=^  ^T"=*=-^      '^  2.  Os t cns o r i u m ,   vou  Vergol- 

detem Silber,  5i  cm  hoch,  in 
Monstranzenform,  Mitte  des  i5.Jh. 
Der  Fuss  besteht  aus  Vierpass  mit 
durchgeschobenem  Quadrat,  auf 
einem  der  Blätter  das  Jülich  -  Ber- 
gische Wappen.  Zur  Seite  des  Re- 
liquien des  h.  Laurentius  enthalten- 
den Glascylinders  Strebesysteme, 
über  dem  Baldachin  der  vierseitige 
Aufsatz  mit  einer  Statuette  des 
h.  Laurentius  unter  derTurmhaube. 

3.  Ostensorium,  von  vergold. 
Silber,  35,5  cm  hoch,  der  Aufsatz 
mit  Glascylinder  und  sechsseitigem 
Türmchen  i5.Jh.,  der  Fuss  i8.Jh. 

4.  Kleines  höchst  zierlich.  Osten- 
sorium von  Silber,  24  cm  hoch, 
um  i5oo,  zur  Seite  des  aufrechten 
Glascylinders  Maria  und  Joseph, 
von  freien  und  luftigen  Formen, 
auf  dem  Fuss:  c.  m. 

Reiiquiare         ~~  5.  R  e  1  i  q  uiar ,  Vergoldetes  Silber, 

28  cm  hoch,  2  9  cm  langer  liegen- 
der Cylinder,  gitterförmig  durch- 
brochen mit  Blattfries,  Ende  i5.Jh., 
auf  rohem  Fuss  des  18.  Jh. 

6.  Reliquiar,  vergoldetes  Silber,  42  cm  hoch,  aus  dem  i5.Jh.,  auf  schlankem 
Fuss,  der  Knauf  mit  vier  Pasten,  um  ihn  die  Inschrift:  reliquiae  s.  apollinaris 
MARTYR.  EPisc.  RAV.  Zur  Seite  des  aufrechtstehenden  Glascylinders,  über  dem  sich 
ein  zweistöckiger  Aufsatz  erhebt,  einfache,  durch  Gitter  verbundene  Streben.  Katalog 
der  Ausstellung  kunstgewerbl.  Altertümer  in  Düsseldorf  1880,  Nr.  7o9. 

7.  Reliquiar,  Silber,  46  cm  hoch,  von  i646,  im  18. Jh.  restauriert,  auf  einem  goth. 
Formen  nachahmenden  Fuss  mit  der  Inschrift:  r.  d.  petrus  Aldenhoven  canonicus 
HUIUS  ECCLESIAE  DONO  DEDIT  A.  MDCXLVi  und  undeutlichen  Marken.  Das  Reliquien- 
gefäss  bildet  ein  horizontaler  Glascylinder,  darüber  unter  Baldachin  Madonnenstatuette. 

8.  Reliquiar,  Silber,  4o,5  cm  hoch,  vom  J.  l655,  aufrechtstehender  Glascylinder, 
von  zwei  Säulen   flankiert,   auf  rundem  Fuss.     Inschrift:    seren.  principis  consilia- 


Fig.   12.     Düsseldorf. 
Wandgemälde  der  h.   Kümmernis  in  der  Lambertuskirche. 


46 


DÜSSELDORF 


47 


Monstranzen 


RIUS    QUAESTOR    GENERALIS    ET    TELONII    SCRIBA    ADOLPHUS     BLAREN    ET    CATHARINA    Lninbertiis- 
RENSING    HOC    OPUS    FIERI    FECERUNT   A.    l655. 

9.  Silbernes  Armreliquiar,  39  cm  hoch,  vom  J.  i59o,  steife  röhrenartige  Hülse 
mit  Glascylinder,  schlecht  graviert,  als  Abschluss  die  ausgestreckte  Hand.  Um  den 
Fuss  die  Inschrift:   rrachium  s.  tiuimae  apostoli  a.  i59o. 

10.  Kreu/.reliciuiar,  Silber,  aus  dem  i7.Jh.,  auf  rundem,  getriebenem  Fuss, 
mit  einem  (gesprungenen)  Krystall 

in  der  Mitte,  der  eine  Kreuzpar- 
tikel enthält.  Am  Fuss  die  (ältere) 
massive  Figur  des  h.  Apollinaris,  an 
den  drei  kleeblattförmigen  Enden 
Medaillons  mit  den  hh.  Lambertus, 
Pankratius,  Wilei-  ,  ^  ^-^~\^ 
kus.  Auf  dem  Fuss  Ly/^  \^y^j 
die  Beschauzeichen  ^--^.-jf^ 

11.  Grosse  Monstranz,  von 
vergoldetem  Silber,  98  cm  hoch, 
eines  der  grössten  und  künstlerisch 
bedeutendsten  Werke  um  iSoo,  im 
J.  1662  der  Lambertuskirche  durch 
Philipp  Wilhelm  geschenkt,  der  sie 
von  Gustav  Adolf  erhalten,  durch 
den  sie  aus  einer  Kirche  Böhmens 
entführt  war  (Düsseid.  Beitr.  VII, 
S.  439).  Der  ganze  Fuss  im  18.  Jh. 
erneut  (mit  drei  gravierten  Heili- 
genfio-uren  und  dem  kurfürstlichen 
Wappen). 

Der  Glascylinder  ist  von  fei- 
nem Gitterwerk  eingefasst  und  von 
doppeltem  Strebesystem  flankiert. 
Zwischen  zwei  Pfeilern  erhebt  sich 
auf  gewundener  Säule  rechts  die 
Gestalt  der  Madonna,  links  die  (im 
18.  Jh.  erneute)  Figur  des  h.  Apolli- 
naris, zur  Seite  noch  die  kleineren 
Figürchen  der  hh.  Sebastian  und 
Christophorus.  Der  Aufsatz  ist  von 
der  grössten  Freiheit  in  der  Ver- 
wendung der  spätgothischen  Zier- 
formen,  die  Fialen   sind  zum  Teil 

geschwungen,  die  Türmchen  aus  gewundenen  Ästen  geformt,  die  obere  Kreuzblume 
besteht  aus  geschnittenem  Blattwerk.  Über  dem  sechsseitigen  Baldachin  die  Gestalt 
des  Auferstandenen. 

12.  Monstranz,  65  cm  hoch,  Ende  des  iS.Jh.,  von  vergoldetem  Silber,  mit 
auffällig  breitem  Glascylinder  und  dünnen  Streben,  der  Baldachin  geschweift  und  ge- 
schuppt und  durch  ein  Kruzifix  abgeschlossen.  Vgl.  Katalog  der  Ausstellung  kunst- 
gewerbl.  Altertümer  in  Düsseldorf  1880,  Nr.  593=». 


Fig.  13.     Düsseldorf. 
Romanische  Reliquienbüsle  in  der  Lambertuskirche. 


47 


48 


KREIS    DUSSELDORF 


Lamb  er  tus- 
kirch  e 


k3iincheii 


Schüssel 


Ciborium 


Kelche 


Becher 


Pokal 


Ruchdeckel 


i3.  IMonstranz,  75  cm  hoch,  vom  Anfang  des  i8.  Jh.,  in  Sonnenform,  von 
Silber,  mit  sechs  guten  INIedaillen  behängt.  Marken:  Anker  und  B  in  quadratischer 
Umrahmunfr. 

i4.  Rokokomonstranz,  65  cm  hoch,  Silber  vergoldet,  iS.Jh.,  in  Sonnenform 
auf  ovalem,  getriebenem  Fuss.  Der  Baldachin  mit  echten  Steinen  besetzt,  als  oberer 
Abschluss  ein  grosses  Kreuz  mit  sieben  unechten  Steinen.  An  der  Sonne  befestigt 
sieben  Medaillen,  zwei  mit  reicher  Renaissanceumrahmung  und  drei  kleine  Schmuck- 
stücke des  i8.  Jh.,  Beschauzeichen  undeutlich. 

i5.  Zwei  Kännchen,  ursprünglich  als  Messpollen,  dann  als  Reliquiare  dienend, 
iS,5  und  iScm  hoch  (Abb.  aus'm  Weerth,  Kd.  Taf.  XXXI,  2;  II,  S.  47.  —  Chr. 
W.  Schmidt,  Kirchenmöbel  und  Utensilien  Taf.  16  gut.  —  C.  Becker  und  J.  H.  von 
Hefxer -Alteneck,  Kunstwerke  und  Gerätschaften,  Ausgabe  von  i863,  III,  Taf  56), 
das  erste  mit  geschweiftem  Krystallbauch,  der  Fuss  und  der  Deckel  in  zierlichster 
durchbrochener  Arbeit  von  Silber,  teilweise  vergoldet,  als  Henkel  eine  Schlange;  das 
zweite  einfacher.    Eine  ähnliche  Arbeit  in  der  St.  Foillans- Pfarrkirche  zu  Aachen. 

16.  Silberne  ovale  Taufschüssel,  54x47  cm,  i7.]h.,  getrieben,  zum  Teil  ver- 
goldet, mit  grossem,  wirkungsvollem  Herzornament.  Dazu  gehörige  vergoldete  Tauf- 
kanne, 5 1  cm  hoch,  von  schönen  Umrissen. 

i7.  Ciborium,  Silber  vergoldet,   i7.Jh.,  mit   grossem  Deckel 


]) 


zwischen   zwei   flachen,    durch   vier  Säulen  getrennten  Platten,   mit 
einzelnen  Heiligenfigürchen.  Krönung  fehlt.  Mit  den  Beschauzeichen 

18.  Kelch,  von  vergoldetem  Silber,  23  cm  hoch,  Mitte  des  i5.Jh.,  mit  auf  der 
Seite  ä  jour  durchbrochenem  Fuss  von  sechsseitiger  Rose,  Aufsatz,  Schaft  und  Knaut 
mit  reicher  architektonischer  Gliederung.    Die  Kuppe  erneut. 

i9.  Kelch,  von  vergoldetem  Silber,  24,5  cm  hoch,  der  mittlere  Teil  aus  dem 
Anfang  des  16.  Jh.,  mit  achtseitigem  Knauf  und  achtseitigem  Aufsatz  mit  kleinen 
Heiligenfigürchen,  Kuppe  und  Fuss  bei  der  Restauration  vom  J.  i658  erneut. 

20.  Kelch,  22  cm  hoch,  vom  Anfang  des  i7.Jh.,  in  guten  Renaissanceformen 
getrieben,  im  Aufbau  noch  den  gothischen  Charakter  wahrend. 

21.  Renaissancekelch,  22,5  cm  hoch,  Ende  des  16.  Jh.,  mit 
edlen  Arabesken  und  Riemenornamenten  in  getriebener  Arbeit,  auf 
dem  Fuss  die  Beschauzeichen 


Abtssub 


22.  Rokokokelch,    25  cm   hoch,    derb  getrieben,    mit   den 
Beschauzeichen 

23.  Zwei  Trinkbecher,  18  cm  hoch,  von  vergoldetem  Silber 
getrieben,  mit  Buckeln,  16.  Jh.    Beschauzeichen 

24.  Pokal,  29  cm  hoch,  von  vergoldetem  Silber,  von  schlanken  Formen,  ge- 
buckelt, 16.  Jh.  mit  Marke  P.  S. 

25.  Buchdeckel  (Fig.  i4),  29x39  cm,  von  vergoldetem  Silber  getrieben,  edle 
Arbeit  des  i5.Jh.,  auf  neuem  rotem  Sammet  befestigt.  Im  Mittelfeld  die  Krönung 
Älariä:  Christus  neben  der  die  Hände  andächtig  faltenden  Madonna  thronend  setzt 
dieser  die  Krone  auf  das  Haupt.  Der  Sockel  mit  Filigranornament.  Die  vier  Eck- 
schliessen  mit  den  vier  gut  stilisierten  Evangelistensymbolen.  Katalog  der  Ausstellung 
kunstgewerbl.  Altertümer  in  Düsseldorf  1880,  Nr.  969. 

26.  Abtsstab  von  Kloster  Altenberg,  i,92  m  lang,  aus  gediegenem  Silber.  Der 
aus   drei  Teilen   bestehende   durch  Schraubenwindungen    zusammengesetzte  Stab   mit 


48 


DÜSSELDORF 


49 


Fig.  14.     Düsseldorf.     Getriebener  Buchdeckel  in  der  Lambertuskirche. 


Kruzifix 


Leuchter 


Paramente 


schönen  getriebenen  Blattornamenten,  abschliessend  mit  einem  weit  ausladenden  durch   Lambertus- 

o  k  1  r  c  h  e 

zwei  Puttenköpfe  verzierten  Knauf,  ist  eine  edle  Arbeit  des  lö.Jh.,  die  i7  23  durch 
eine  neue  Windung  gekrönt  wurde.  Diese  besteht  aus  einer  ziemlich  rohen,  mit 
dünnen  geschnittenen  Silberblättern  versehenen  Wulst,  in  der  Mitte  vor  Strahlcnsonnc 
die  Kniefisuren  der  Madonna  und  des  h.  Bernhard.  Am  Knauf  zwei  Medaillons, 
von  Granaten   eingefasst,  mit   dem  Altenberger  Wappen  uiul  der  Inschrift:  memoria 

R.    D.    GODEFRIDI    VET.    MONTIS    ABBATIS    l723. 

27.  Kruzifi.x,  von  Holz  mit  Silberbeschlägen,  1,02  m  hoch,  der  Fuss  mit  guten 
Ornamenten,  1  7o6  v.  Hermann 
Gerlac  von  Baien  geschenkt. 

28.  Sechs  silberne  Ro- 
kokoleuchter, 7o  cm  hoch; 
sechs  silberne  Empireleuch- 
ter,  52  cm  hoch. 

2 9  Silb.  A ni  p cl ,  reich 
getrieben  und  durchbrochen, 
auf  dem  Körper  die  Inschrift: 

i:X  LEGATO  D.  PKTRI  Al.DKX- 
HOVEN  CANONICI  SENIORIS 
HUIUS      ECCLESIAE      I682.  KX 

LEGATO  DÜMICELLAE  MAdDA- 
LENAE   GYPENBUSCH   1682. 

3o.  Kapelle  von  silber- 
durch  wirkten!  Lyon  er  drap  d'ar- 
gent  aus  dem  1 7.  Jh.,  die  Kasel 
mit  2  2  cm  breiten  Stäben  mit 
den  kostbarsten  Stickereien  in 
Lasurmanier  und  Plattstich,  zu 
den  grössten  Meisterwerken 
der  niederrheinischen  unter  bur- 
gundischem  Einfluss  stehenden 
Nadelmalerei  der  2.  H.  des 
i5.Jh.  gehörend,  schöne  edle 
Kompositionen,  vortrefflich  er- 
halten, leider  im  t7.  |h.  be- 
schnitten. Auf  dem  Kreuz  die 
Verkündigung    und     der    erste 

Tempelgang  Mariens,  zur  Seite  die  seltene  Darstellung:  Maria  wird  durch  den  Engel 
gespeist  und  getränkt.  Auf  dem  Stab  der  h.  Joachim  und  die  h.  Anna  und  Maria 
Geburt.    Vgl.  Bock,  Geschichte  der  liturgischen  Gewänder  I,  S.  2  7o. 

Zwei  dazu  gehörige  Dalmatiken  von  demselben  Stoff  mit  den  alten  verschnitte- 
nen Stäben  des  i5.|h.  besetzt,  die  Ärmel  besetzt  mit  Kölnischen  Borden,  die  die 
Namen  jhesus  maria  und  die  Wappen  von  Jülich -Berg  und  Sachsen -Lauenburg 
enthalten  (die  Stifter  darnach  Gerhard  von  Jülich- Berg,  1 437^1 475,  und  Sophia  von 
.Sachsen -Lauenburg,  f  i473),  auf  dem  Querriegel  dieselben  Wappen,  auf  jedem  der 
Längsstäbe  je  drei  Einzelfiguren  in  Lasurmanier  appliziert,  neben  den  Heiligen  zweimal 
der  Herzog.  Vgl.  Katalog  der  Ausstellung  kunstgewerbl.  Altertümer  in  Düsseldorf  1880, 
Nr.  546,  547. 


49 


5o  KREIS    DUSSELDORF 

Lamberius-  3i.  Kascl  von  Seidenstoff  dcs  i7.Jh.  mit  velourartig  aufliegendem  Dessin    auf 

silberdurchwirkteni  Grund,  Kreuz  und  Stab  in  Goldfäden  eingestickt.  Vgl.  Katalog 
der  Ausstellung  kunstgewerbl.  Altertümer  in  Düsseldorf  1880,  Nr.  55i. 

32.  ]\Iitra  von  rotem  Sammet  mit  schwerer  silberner  und  goldener  Bouillon- 
stickerei, zum  Teil  leicht  mit  blauer  und  grüner  Seide  lasiert,  die  Bänder  mit  alter 
Goldfranse,  kostbare  Arbeit  des  i7.Jli. 

33.  Antependium  von  rotem  Sammet,  Ende  des  16.  Jh.,  in  fünf  Feldern  mit 
dem  wechselnden  Wappen  des  Reichsadlers  und  des  Kreuzes  von  Jerusalem  bestickt, 
in  Bouillonstickerei  von  Seide,  nur  von  Goldkördeichen  umgeben,  in  der  Mitte  Kreuz 
mit  Dornenkrone,  zur  Seite  viermal  das  grosse  herzoglich  Bergische  Wappen. 

34.  Rotsammetene  Kasel  mit  goldener  Bouillonstickerei,  Kreuz  von  Silberstoff 
mit  Goldranken  des  i7.Jh. 

35.  Weifsseidenes  Antependium  mit  goldener  Bouillonstickerei  und  goldener 
Spitze,  Ende  des  18.  Jh. 

Die  drei  folgenden  Schreine  werden  hinter  dem  Hochaltar  in  einem  vergitterten 
Schranke  aufbewahrt. 

Schreine  36.  Schrein  des  h.  Apollinaris,  von  vergoldetem  Rotkupfer  mit  Silberbeschlägen, 

darauf  ruhend  der  h.  Apollinaris,  in  Silber  getrieben  und  vergoldet,  vorn  in  Email 
das  Pfälzisch  -  Bergische  Wappen,  i665  vom  Herzog  Philipp  Wilhelm  geschenkt 
(Bayerle  S.  69.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXVI,  S.  4i4). 

37.  Schrein  des  h.  Willeicus,  Lade  von  schwarzem  Holz  mit  silbernen  Be- 
schlägen, darauf  die  sitzende  Figur  des  Heiligen  mit  Kelch  und  Buch,  vergoldet, 
Ende  des  i8.  Jh. 

38.  Schrein  des  h.  Pancratius,  hölzerne  Lade  vom  Ende  des  iS.jh..  in  der 
Form  einer  einschiffigen  Kirche  mit  Giebel,  die  einzelnen  Felder  mit  Gemälden  auf 
schwarzgrünem  Grunde  bedeckt  (leider  übel  restauriert).  Die  Kanten  vergoldet.  Auf 
den  Giebelseiten  St.  Georg  mit  dem  Drachen  und  die  Madonna  mit  dem  Kinde. 
um  dessen  Hals  ein  Rosenkranz  geschlungen  ist  (darnach  wohl  Stiftung  der  Rosen- 
kranzbruderschaft). Auf  den  Langseiten  die  zwölf  Apostel,  auf  dem  Deckel  je  zwei 
musicierende  Engel. 

Glocken  Glocken.    Bayerle  S.  112.    Die  grösste  mit  der  Inschrift:    f  sanctissima  et 

INDIVIDUA  TRINITAS,  SANCTORUM  APOLLINARIS,  PANCRATII  ET  WILLEYCI  PRECIBUS, 
QUORUM  SAN'CTA  CORPORA  IN  HAC  ECCLESIA  REPOSITA  SUNT,  PESTEM,  FAMEM,  BELLUM 
CUNCTAQUE  PERICULA  AB  HAC   CIVITATE   CLEMEXTER  AVERTAT.      FRANCISCUS  ET  PETRUS 

HEMONY  ME  FEC.  ANNO  i644,  verziert  mit  den  Figuren  der  drei  Schutzpatrone.  Im 
J.  i893  umgegossen.  Die  vier  übrigen  Glocken  18 12  verkauft.  Ihre  Inschriften  bei 
Bayerle  S.  11 3.  Die  erste  von  i737  durch  Christian  Wilhelm  Voigt,  die  zweite  von 
l643  durch  Franz  und  Peter  Hemonv,  die  dritte  von  i7i7  durch  Godfiied  Dinckelnieyer 
von  Köln,  die  vierte  von  i756  durch  Christian  Wilhelm  Voigt  gegossen.  Vgl.  Baudri, 
Organ  für  christl.  Kunst  VIII,  S.  224. 

Dafür  befinden  sich  jetzt  im  Kirchturme  drei  aus  Siegburg  stammende  Glocken. 
Die  erste  vom  J.  i647   mit  der  Inschrift:  s.  Michael  archangele,  defende  nos  in 

PRAELIO,  NE  PEREAMUS  IN  TREMENDO  JUDICIO.  BERTRAMUS  A  BEILLINGHAUSEN,  ABBAS 
ET  DOMINUS  IN  SIEGBURG,  STRATEN,  GULS,  EVENHEIM  ET  WIESKIRCHEN,  FUNDI  FECIT 
A.    MDCXLVII. 

Die  zweite  mit  der  Inschrift:  praetiosa  sunt  thebaeorum  martyrum  Cor- 
pora S.  MAURITII  ET  SOCIORUM  EIUS,  QUI  SUB  MAXIMIANO  MORTEM  DEBUERUNT  SUS- 
CIPERE.      BERTRAMUS    A    BEILLINGHAUSEN,    ABBAS    ET    DOMINUS    IN    SIEGBURG,    STRALEN, 

5o 


DÜSSELDORF 


5i 


GULS,    EWENHEIM    ET   WIESKIRCHEN,    FUNDI    FECIT   A.    MDCXLVII.     CLAUDIUS    LAMIRAL,     L 
ANTONIUS    PARIS    ME    FECERUNT. 

Die  dritte  mit  der  Inschrift:   anno  sancte  pater  depelle,  infringe,  coerce 

HING  IMBRES,  TONITRU  (so),  DAEMONIS  INSIDIAS.  JOANNES  A  BACK  IN  .  BATTEREN, 
LIBERAE  IMPERIALIS  ABBATIAE  IN  SIEGBURG  PRAELATUS,  D.  TERRITORIALIS  IBIDEM, 
STRALENAE,    GULSAE,    EWENHEIM    ET    WIESKIRCHEN,    FUNDI    FECIT   A.    1662. 

Die  Rosenkranzglocke   aus   der  i.  H.  des  i8.  Jh.    stammt   aus  der  Kreuzherren- 
kirche.   Inschrift:  ex  liberali  beneficentia  serenissimae  electricis  elisabethae 

AUGUSTAE  REFECTA  CONFRATRIBUS  ET  SORORIBUS  REVIXI.     CHRISTIAN  WILHELM  VOIGT. 

Die  Uhrglocke  vom  J.  i462  mit  der  Inschrift:  colligo  patronos  defensores 

OPE  PRONOS:  CHRISTOFORUM,  THOMAM,  LAMBERTUM,  APOLINAREM :  CUM^SUIS  CERTIS 
COMPATRONIS    SOCIARIS.     ANNO    DOMINI    MCCCCLXII. 


ambert  US- 
k  i  r  c  h  e 


Fig.   15.     Düsseldorf.     Ansicht  der  Maxkirche. 


MAXKIRCHE,  ehemal.  FRANZISKANERKIRCHE.   BayerleS.  i7o    Maxkirche 
bis  i89.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  87. 

Handschriftl.  Qu.    Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Hs.  A.  i85.  Chronica 
conv.  Düsseldorp.  fratrum  minorum  recollectorum  i65o  — 1693. 

Nachdem  i65o  die  Franziskaner  nach  Düsseldorf  gekommen  waren,  wurde  i655      Geschichte 
mit  dem  Bau  der  älteren  Kirche  und  des  Klosters  begonnen,  die  i659  und  1661  ein- 
geweiht  worden   sind.     Im  J.  i734   wurde   der  erste   Stein   zum   Neubau  der  Kirche 
gelegt,    die  i737    am    4.  Okt.    eingeweiht   ward.     Im  J.  i8o5   wurde   sie,   nachdem   das 
Franziskanerkloster  i8o3  aufgehoben  worden,  zur  zweiten  Pfarrkirche  der  Stadt  erhoben. 

Dreischiffiger  Hallenbau  von  Backstein,  im  Lichten  46, 4o  m  lang,  18  m  breit.  Beschreibung 
Die  Aussenarchitektur  hat  durch  leichte  Hausteingesimse  und  kräftigere  cementierte 
Pilaster  einige  Gliederung  erhalten.  Die  Westfagade  mit  dem  risalitartig  vortretenden 
Mittelteil  schliesst^mit  einem  flachen  Giebel  ab,  über  dem  sich  der  hübsche  sechs- 
seitige geschieferte  Dachreiter  erhebt.  In  den  Triglyphen  des  Architravs  die  Jahres- 
zahl :'mdccxxx  vi.  "Über  dem  von  zwei  Säulen  mit  korinthischen  Kapitalen  flankierten 
Fortal  eine  Nische  mit  der  (neuen)  Statue  des  h.  Franziskus,  darüber  ein    im  Rund- 

4* 
5i 


52 


KREIS    DÜSSELDORF 


Maxkirche 


Inneres 


Fig.  16.     Düsseldorf.     Adlerpiilt  in  der  Maxkirche. 


bogen    geschlossenes 
Fenster  m.  geschweif- 
ter   Hausteinumrah- 
mung. Über  dem  Be- 
ginn des  Chores  sitzt 
auf  dem  geschweiften 
u.  gebrochenen  Dach 
noch       ein      zweites 
sechsseitiges    offenes 
Türmchen  auf  (F.  i5). 
Im  Innern   tragen 
vier  Säulenpaare  mit 
schönen  polygonalen 
Basen     und     hohen 
jonischen   Kapitalen, 
auf  denen  noch  hohe 
würfelförmige  mit  ei- 
nem    Kämpfer     ge- 
krönte Gebälkstücke 
aufsitzen,  die  flachen 
Gratgewölbe,         die 
durch  Gurte  getrennt 
und  mit  flachen  leicht 

polychromierten 
Stuckarabesken  be- 
deckt sind.  Die 
Kirche  ist  nach  Sü- 
den orientiert.  Nach 
Osten  zu  je  vier 
grosse  rundbogige 
Fenster.  Im  Chor- 
haus auf  beiden  Sei- 
ten je  ein  gleiches 
Fenster.  Die  Pflaster 
im  Chorabschluss 
zeigen  den  gleichen 
Kapitälschmuck  wie 
die  Säulen  des  Lang- 
hauses. An  der  West- 
wand entsprechen  d. 
Fenstern  grosse  Blen- 
den mit  Emporen. 
Die  Sakristei  mit  Mit- 
telsäule u.  vier  Grat- 
gewölben. Vom  Klo- 
ster nur  ein  Stück 
des  Kreuzganges  a.  d. 
1 8.Jh.  bemerkenswert. 


52 


DUSSELDORF 


53 


Zweireihige    Rokokochorstühlc    ohne    Rückwand    mit    hübsch    geschnitzten     Maxkirche 
Wangenstücken.  Ausstattung 

Reichgeschnitzte  Rokokokanzel  mit  Freitreppe  und  Baldachin.  Die  weitere 
Ausstattung  der  Kirche  in  den  leichten  und  zart  geschwungenen  Formen  des  rheinischen 
Rokoko,  die  Sitzbankwangen  kühn  ausgeschweift. 

Bronzenes  Adlerpult,  2  m  hoch,  vom  J.  i449,  aus  der  Abtei  Altenberg  stammend       Adierpuit 
(Fig.  16.  —  Bayerle  S.  i87.  —  Chr.  W.  Schmidt,  Kirchenmöbel  u.  Utensilien  Taf.  25). 
Um  den  dreiseitigen  Fuss  die  Inschrift:  anno  incarnacionis  hoc  conflatum  lec- 

CIONIS  M  QUATER  C  ET  Villi  QUATER  X  FORE  FATUR  CONFECTUM  VETERIS  MONTIS 
JOH.    CURAM    GERENS    NOMEN    KODEKONEN    FERENS    HOC    FIERI    E'ACIENS.      Der  Über  dem 

mit  Masswerk  bedeckten  einfach  profilierten  Unterbau  sich  erhebende  Aufsatz  ist  auf 
jeder  der  drei  Seiten  von  einem  nasenbesetzten  Spitzbogenfenster  durchbrochen,  über 
dem  zwei  Reihen  von  gothischen  Vergitterungen  sich  hinziehen,  an  den  Kanten  Strebe- 
systeme. Der  sechsseitige  zinnengekrönte  Mittelbau  trägt  eine  Kugel,  auf  dem  ein 
mächtiger  prachtvoll  stilisierter  Adler  sitzt,  jede  Feder  einzeln  durchgeführt,  die  Augen 
von  Krystall  eingesetzt.  Die  Tragleiste  für  das  Buch  auf  seinem  Rücken  stützt  eine 
kleine  hockende  Hundefigur,  die  Krallen  ruhen  auf  einer  Art  Fledermaus,  deren  aus- 
gebreitete Flügel  genau  erkennbar  sind,  während  Kopf  und  Schwanz  abgebrochen  sind. 

Ähnliche  Werke  im  Münster  zu  Aachen  und  in  der  Kirche  zu  Erkelenz  (Abb. 
aus'm  Weerth,  Kd.  Taf.  XXXVIII,  i4;  XXXI,  11),  in  der  Reinoldikirche  zu  Dort- 
mund (Statz  u.  Ungewitter,  Gothisches  Musterbuch  Taf.  i97,  4 — -9),  in  der  Marien- 
kirche daselbst  und  in  der  Kirche  zu  Marienfeld,  in  den  Kirchen  St.  Martin  zu  Hai 
und  St.  Germain  zu  Tirlemont  (Ysendyck,  Documents  classes  de  l'art  dans  les  Pais- 
bas  I,  pl.  5.  —  L'art  pour  tous  XXI,  Nr.  533),  in  S.  Severin  in  Köln,  in  S.  Marco 
und  im  IMuseo  Correr  zu  Venedig. 

A  lliancewappen  des  Kurfürsten  Philipp  Wilhelm  und  der  Sophia  Dorothea,        Wappen 
von   Holz,  vergoldet,  von  zwei  Löwen  gehalten  (im  Kreuzgang). 

Die  Sakristei  mit  Holzverkleidung  und  grossen  Schränken,  durch  leichte  und       Sakristei 
graziöse  Ornamente  ausgezeichnet,  dazu  ovale  Medaillons  mit  den  geschnitzten  Halb- 
figuren  der    hh.    Bonaventura,    Peter    von   Siena    und    Antonius   Franziskus.      Bunte 
holländische  Kacheln  an  den  Wänden  verstärken  die  gute  Gesamtwirkung  des  Raumes. 

Kasel  von  burgundischem  purpurroten  Sammetbrokat  auf  glattem  goldenen  Paramemc 
Grunde,'^auf  dem  das  Granatapfelmuster  mit  Früchten  frises  d'or  stehen  geblieben 
ist,  in  grossem  Dessin,  leider  beschnitten,  auf  dem  Kreuz  der  Kruzifixus  mit  Gott- 
vater, Maria,  Johannes  und  vier  Engeln,  auf  der  Vorderseite  zwei  Heilige  mit  den 
Wappen  des  Herzogs  Wilhelm  von  Jülich- Berg  f  i5ii  und  der  Sibylle  von  Branden- 
burg t  i524.  —  Dazu  zwei  Dalmatiken,  auf  den  Stäben  je  drei  Einzelfiguren  von 
Heiligen,  auf  dem  breiten  Riegel  ein  schöngezeichneter  Engel,  in  der  Hand  das 
Wappen  des  Herzogs  haltend,  auf  der  Rückseite  das  Wappen  der  Herzogin. 

Kasel  von  kostbarem  und  seltenem  roten  Sammetstoff",  der  Grund  von  parallelen 
Goldfäden  durchzogen,  mit  in  zarten  Wellenlinien  ausgeführtem  Blattmuster.  Die 
i3  cm  breiten  Stäbe  enthalten  übereinander  die  drei  Einzelfiguren  von  Christus, 
S.  Johannes  dem  Täufer  und  S.  Peter,  appliziert  und  in  Plattstich  ausgeführt,  durchweg 
mit  der  Nadel  modelliert.  Auf  der  Rückseite  die  Madonna  und  der  h.  Benediktus. 
Das  Prachtstück,  das  nach  den  W^appen  ein  Geschenk  des  Herzogs  Reinhard  zu 
Geldern  und  Jülich  f  i423  und  seiner  Gattin  Maria  v.  Harcourt  ist,  ist  ebenfalls 
beschnitten  und  verstümmelt.  —  Dazu  zwei  Dalmatiken  von  gut  erhaltenem  Stofif, 
auf  den  6  cm  breiten  Stäben    die  hh.  Paulus  und  Jakobus,  Joseph  und  Andreas  mit 


53 


54 


KREIS    DUSSELDORF 


Ma  xkirche 


Glocken 


Rochuskapelle 


Ursuli  ne- 
rinnenkirche 


Altar 
Kruzifix 

Paramente 


Eva  n gel. 
Kirche 


Silberschatz 


denselben  Wappen  wie  auf  der  Kasel.  Beide  Kapellen  stammen  aus  Altenberg  (Bock, 
Geschichte  der  liturgischen  Gewänder  I,  S.  2  7o). 

Glocken.     Die  älteste,  aus  der  Kreuzherrenkirche  stammend,  mit  der  Inschrift: 

SUB  TUTELA   ET   PATROCINIIS  SS.  DONATI  ODILIAE  VII  IDUS   JUNII  REPARATA.     CHRISTIAN 

WILHELM  VOGT  IN  DUSSELDORF  ME  FECIT.    Die  Übrigen  erst  aus  dem  i9.  Jh. 

ROCHUS  KAPELLE  in  Pempelfort,  im  J.  i667  geweiht  (Berg.  Zs.  XII,  S.  200) 
zur  Danksagung  wegen  des  Aufhörens  der  Pest;  schmuckloser  und  unbedeutender 
kreuzförmiger  Backsteinbau  mit  geschweiftem  Giebel  und  achtseitigem  Dachreiter. 

URSULINERINNENKIRCHE.  Bayerle  S.  221.  —  Geschichte  der  Stadt 
Düsseldorf  S.  88,  379. 

Die  neue  Kirche  für  die  1681  nach  Düsseldorf  gekommenen  Ursulinerinnen 
wurde  1  7o2  erbaut.  Schmucklose  flach  gedeckte  Kapelle  mit  rundum  laufender  Empore. 

Altar  in  reizvollen  Rokokoformen,  weiss  und  gold. 

Kruzifix,  1,10  m  hoch,  Ende  des  i5.  Jh.,  hart  und  steif  mit  gutem  Kopf,  neu 
bemalt. 

Paramente  des  i7.  Jh.,  zumeist  Stickereien  der  Schwester  Maria  Louise  vom 
J.  1680,  Kasein  in  roter  Seide,  mit  Blumen  bestickt,  in  weisser  Seide  mit  Darstellung 
der  h.  Familie;  rotes  Kelch velum  mit  Blumen,  weisses  mit  Darstellung  der  Madonna 
und  des  Christkindes,  der  hh.  Michael,  Antonius,  Augustinus ;  Antependium,  von  roter 
Seide,  2,60  x  i  m,  mit  Ranken  und  Blumen  in  Plattstich  und  Bouillonstich.  Vgl. 
Katalog  der  Ausstellung  zur  Feier  des  öoojähr.  Bestehens  Düsseldorfs  als  Stadt  S.  80. 

EVANGELISCHE  (lutherische)  KIRCHE.  Geschichte  der  Stadt  Düssel- 
dorf S.  378. 

Im  J.  i687  errichtet,  Ziegelrohbau  ohne  Turm  in  deutscher  Renaissance,  das 
Innere   mit   Spalierstichbogengewölben   und   zwei   Reihen   Emporen   auf   Holzpfosten. 

Der  Silberschatz  des  Presbyteriums  der  evangelischen  Gemeinde  birgt  eine 
Reihe  einfacher  älterer  Werke  aus  dem  i7.Jh.,  vor  allem  fünf  silberne  Taufschüsseln, 
drei  datiert  von  i6i5,  i659,  i673,  Abendmahlskannen  und  Kelche  des  i7.Jh.,  vgl. 
ausführlich  Katalog  der  Ausstellung  zur  Feier  des  öoojähr.  Bestehens  Düsseldorfs  als 
Stadt  1888,  S.  81,  Nr.  9o9— 93i. 


Ehemalige   Klosteranlagen. 


Co  eles  tine- 
rinnenkloste: 


Kloster 
D  üs  sei tha 1 


COELESTINERINNENKLOSTER.  Bayerle  S.  67.  —  Geschichte  der 
Stadt  Düsseldorf  S.  85.  —  Urk.  von  i582  — 1676  bei  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  72. 

Das  Kloster  von  1688  —  i69i  erbaut,  die  Kirche  i699  begonnen,  i7oi  vollendet; 
beide  i794  bei  dem  Bombardement  zerstört. 

Das  ehemalige  Kloster,  Ratingerstrasse  Nr.  i3  dient  jetzt  als  Städtisches  Pfiege- 
haus.  Die  Kirche,  Nr.  i7,  jetzt  Privathaus,  zeigt  äusserlich  noch  sechs  Pilaster  mit 
grossen  jonischen  Kapitalen.  Im  Pflegehaus  barocke,  derb  polychromierte  Madonna, 
sechs  Nonnen  mit  ihrem  Mantel  deckend. 

KLOSTER  DU  SSE  LT  HA  L.  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  354.  — 
V.  Mehring,  Burgen,  Klöster -und  Abteien  im  Rheinlande  XI,  S.  i.  —  Düsselthal: 
Allgemeine  Unterhaltungsblätter,  Münster  i83o,  Nr.  4;  i83i,  Nr.  2.  —  W.  Grevel, 
Overdyck:  Rhein. -Westfäl.  Ztg.  2  9.  Okt.  i893. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  25o  Urk.  von  i467 
ab.    Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  72. 


54 


DÜSSELDORF  55 

Kurfürst  Johann  Wilhelm  siedelte  im  J.  i7o7   zu  Düsselthal  eine  aus  der  Abtei       Kloster 

/-\  1    •       T  1  XT-  /-■•  •  1  Düsselthal 

Orval  in  Luxemburg  hervorgegangene  Niederlassung  von  Cisterciensermönchen  an,  die      Geschichte 
i7i4  zur  Abtei  erhoben  wurde;  die  Klostergebäude  entstanden  in  den  nächsten  Jahren. 

Von  den  Gebäuden  ist  nur  der  Thorbau  vom  J.  i7i6  erhalten,  mit  zwei  höheren  Reste 
nach  aussen  turmartigen  Seitenflügeln;  über  dem  von  Bossenquadern  eingefassten  Thor 
zwei  Löwen  als  Wappcnhalter,  darüber  eine  Madonna.  In  der  Bogenrundung  eine 
Holzschnitzerei,  darstellend  den  Stern  über  den  Wassern.  In  gleichen  Abständen 
rechts  und  links  vor  dem  Thore  vier  gleiche  Häuser  für  die  Bauleute  des  Klosters 
mit  je  auf  vier  Pfeilern  ruhender  Vorhalle. 

KAPUZINERKLOSTER.     Bayerle  S.  63.  —  Geschichte  der  Stadt  Dussel-    Kapuziner- 
dorf  S.  38o.  "°^'" 

Die  Kirche  wurde  von  1621  — 1624  erbaut,  i67o  daneben  eine  Kapelle  der 
h.  Anna  errichtet;  i7o6  wurde  der  neue  Klosterbau  begonnen.  Das  Kloster  wurde 
i8o3  aufgehoben. 

KREUZHERRENKLOSTERKIRCHE.    C.  R.  Hermans,  Annales  canon.  Kr=uzherren. 

Kloster 

regul.  S.  Augustini  ord.  s.  crucis,  Herzogenbusch  i858,  I,  p.  95;  II,  p.  547;  III,  p.  161. 

—  Bayerle  S.  23,  242.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  67,  7o,  357,  363,  mit  Abb. 

—  V.  Schaumburg,  Historische  Wanderung  S.  i7. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv:  216  Urk.  von  i369  — 1793  und  Akten, 
vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  72.  —  In  der  Landesbibliothek:  Cod.  B.  106  Henrici 
MiLLiNGE  sermones  de  sanctis,  i5Jh.,  mit  Nachrichten  über  das  wunderthätige  Bild 
der  Kapelle. 

Neben  der  Liebfrauenkapelle  vor  dem  Liebfrauenthor  wurde  i443  durch  die  Geschichte 
von  Herzog  Gerhard  von  Jülich-Berg  nach  Düsseldorf  berufenen  Kreuzherren  eine 
Klosterkirche  erbaut  (nicht  schon  i399:  Strauven,  Die  fürstlichen  Mausoleen  Düssel- 
dorfs S.  11.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  67).  Das  Hospital  wurde  bald 
verlegt,  zuletzt  (i772)  nach  der  Neustadt,  wo  es  noch  jetzt  besteht.  Die  Kapelle 
wurde  181 1  abgebrochen,  die  Kirche  dient  jetzt  als  Montierungsdepot. 

Zweischiffige  Hallenkirche  von  Backstein  mit  hohen  vorstehenden  Giebeln  und  Beschreibung 
zweimal  abgetreppten  Strebepfeilern,  von  grosser  Schmucklosigkeit  in  den  Formen. 
Zwischen  den  beiden  Chörchen  im  Osten  eingebaut  ein  vierseitiges  Türmchen,  auf 
das  zwei  barocke  Obergeschosse  aufgesetzt  sind  mit  ins  Achteck  übergeführter  ge- 
schieferter  Haube.  In  die  Aussenmauem  sind  bei  dem  Umbau  des  Inneren  neue 
Fenster  eingebrochen,  die  alten  hohen  spitzbogigen  Fensteröffnungen  sind  vermauert. 
Im  Inneren  fünf  achteckige  Pfeiler  mit  je  zwei  vorgelegten  Diensten,  welche  ebenso 
wie  die  entsprechenden  Dreiviertelssäulen  der  Wandpfeiler  Blattkapitäle  tragen. 

Inschriften  von  Grabsteinen  in  der  Redinghoven  sehen  Sammlung  XXIV,  Bl.  200      Inschriften 
(München,  Staatsbibliothek),   darunter   eine    Kupferplatte   mit   dem  Epitaph  der  i576 
verstorbenen  Elisabeth  vom  Haus,  weiter  verschiedene  Herren  von  Horst,  Plettenberg, 
Nesselrat,  Reuschenberg,  Metternich,  Lützenradt,  Landsberg.    Vgl.  auch  Bayerle  S.  87. 

IV.    Weltliche  Gebäude. 

STADTBEFESTIGUNGEN.    Ausführlich  W.  Herchenbach,  Düsseldorf  als       Stadt. 

be  festigungen 

Festung:  Düss.  Zs.  i883,  S.  128.  —  Ottomar  Moeller,  Die  Baugeschichte  von  Düssel- 
dorf: Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  35  i.    Vgl.  Taf  IV. 

I.  Periode  bis  zum  Ende  des  i3.  [h.    Die  älteste  Stadt  (Urk.  über  die  Stadt-    '^'^  |"^^  <^" 
erhebung:  Lacomblet,  U  B.  II,  Nr.  846;    vgl.  I,  S.  5oi,  Anm.  2)  bildete  ein  unregel- 

55 


56  KREIS    DÜSSELDORF 

Stadt-        massiges  Viereck,  dessen  Ummauerung  auf  dem  rechten  Ufer  der  Dussel  vom  Anfang 

befestigungen 

der  Krämerstrasse  bis  zur  Liefergasse  ging,  dort  nach  der  Altestadt  umbog,  von  hier 
in  schräger  Richtuno;   bis   zur  Ritterstrasse   und  von   dort   bis   zum  Rheine  lief.     Die 
Burg  der  bergischen  Grafen  lag  ausserhalb  der  Gräben  (Taf.  IV,  i). 
Bis  Ende  des  2.  Periode  bis  zum  Ende  des  i4.  Jh.    Im  Laufe  des  i4.  Jh.  wurde  die  Stadt 

gegen  Süden  vergrössert,  die  Mühlenstrasse,  die  Kurze.  Strasse,  die  untere  Bolkerstrasse 
und  ein  Teil  des  Burgplatzes  wurden  als  ,neue  Stadt'  angebaut  und  wohl  auch  mit 
einer  Mauer  umzogen  (Taf.  IV,  2). 

1394—1550  3.  Periode  von  i394  —  i55o.    Durch  Wilhelm  I.  wurde  i394  der  Platz  zwischen 

Oberdüssel,  Rhein  und  neuer  Stadt  den  Bürgern  zur  Bebauung  überwiesen:  es  ent- 
standen die  Flinger-,  Berger-  und  Rheinstr.  (Lacomblet,  U  B.  III,  Nr.  looi,  ioo9). 
Der  neue  Mauerring  führte  im  iS.Jh.  von  dem  am  Nordwestende  der  Stadt 
gelegenen  Zollturme  bis  zu  dem  am  Eiskeller  im  Nordosten  liegenden  Turme  (die 
Fundamente  im  Eiskellerberg  erhalten),  von  diesem  nach  dem  Turme  am  Stadt- 
brückchen,  weiter  nach  Südwesten  bis  zum  Zusammenstoss  der  jetzigen  Hafen-  und 
Akademiestrasse,  wo  ursprünglich  das  Bergerthor  stand,  und  endlich  von  da  nach 
Nordwesten  durch  die  Akademie-  und  Rheinstrasse  nach  dem  Rheinthore.  Die  fünf 
Hauptthore  waren  Ratingerthor,  Flingerthor,  Bergerthor,   Rheinthor,  Zollthor. 

1550-1620  4.  Periode  von  i55o  — 1620.     Im  J.  i6i4  begann  der  Pfalzgraf  Wolfgang  Wil- 

helm eine  Erweiterung  der  Fortifikation,  die  162  i  fortgesetzt  ward.  Durch  sie  wurden 
die  bisher  als  Wallgänge  gebrauchten  Neu-  und  Wallstrassen,  sowie  der  jetzige  Fried- 
richsplatz geschaffen.  Ausser  den  vier  Bastionen  am  Eiskeller,  am  Mühlenplätzchen, 
am  alten  Flingerthore  und  am  Bergerthore  wurde  die  bereits  i552  begonnene  Cita- 
delle  auf  der  Südwestseite  der  Stadt  mit  zwei  Bastionen  nach  der  Neustadt  und  einer 
Bastion  am  ehemaligen  Hafen  gegenüber  dem  Rheinörtchen  ausgebaut.  Bergerthor 
und  Flingerthor  wurden  hinausgeschoben  (Taf.  IV,  3). 

1620-1764  5.  Periode  von  1620 — 1764.  In  der  2.  H.  des  i7.  Jh.  wurden  die  Hafenstrasse, 

die  Citadellstrasse,  die  Dammstrasse,  im  J.  i7o9  die  Neustadt  angelegt.  Die  gross- 
artigen, vom  Kurfürst  Johann  Wilhelm  geplanten  Neubauten,  darunter  das  Schloss  in 
der  Neustadt,  kamen  nicht  zur  Ausführung,  dafür  wurde  die  Festung  durch  die 
sogenannte  , Extension'  erweitert,  eine  Linie,  die  an  der  Ecke  der  heutigen  Königs- 
allee und  Königsstrasse  bei  den  alten  Festungswerken  begann,  bis  zur  Gegend  der 
bisherigen  Bahnhöfe  üef  und  von  da  an  bis  zur  Citadelle  die  Richtung  nach  dem 
Schwanenmarkt  nahm  (Taf.  IV,  4). 

1764-1798  6.  Periode  von  i764  — 1798.     Unter  der  Leitung  des  Grafen  Goltstein  wurde 

die  durch  die  Extension  entbehrlich  gewordene  Front  von  der  Flinger-  bis  zur  Berger- 
bastion geschleift :  auf  der  gewonnenen  grossen  Fläche  konnte  die  Karlsstadt  angelegt 
werden  (Taf.  IV,  5). 
Von  1801  ab  7.  Periode  vom  J.  i8oi  an.     In   diesem  Zustande  befanden  sich  die  Befesti- 

gungen bis  zum  Friedensschlüsse  von  Luneville  i8oi,  in  dem  die  Schleifung  der 
Festungswerke  angeordnet  wurde,  die  gegen  iSii  durchgeführt  war.  Kurfürst  Maxi- 
milian Joseph,  der  die  hohe  Bedeutung  der  Stadterweiterung  erkannte,  setzte  eine 
besondere  Kommission  ein,  an  deren  Spitze  der  Hofrat  Jacobi  stand.  Im  J.  1802 
beginnt  der  systematische  und  glänzende  Ausbau  des  modernen  Düsseldorf. 

Hofgaiten  Nachdem   der   alte   Hofgarten    zu    Pempelfort   schon  i769    in   eine   öffentliche 

Promenade  verwandelt  worden  war,  erfolgte  vom  J.  i8o3  ab  durch  Maximilian  Friedrich 
Weyhe  die  Schöpfung  des  neuen  Hofgartens  auf  dem  durch  die  Schleifung  der  Festungs- 
werke gewonnenen  Terrain,    eine    der   schönsten    und   reizvollsten  Gartenanlagen   der 

56 


r^sfflo 


iUi. 


JlTSt. 


Düsseldorf.     Erweiterui 


A.   Schloss.  B.   Lambertuskirche.  C.   Kreuzherrenkirche. 


Tafel   IV 


ißEO, 


r  Stadt  von  1280  bis  i798. 


Suitenkirche.  E.   Franziskanerkirche.  F.   Garnisonpfarrkirche. 


DUSSELDORF 


57 


Neuzeit.    Ausführlich  O.  Redlich  und  Fr.  Hillebrecht,  Der  Hofgarten  zu  Dussel-  ,      Stadt. 

befes  tigvingen 

dorf,  D.  i893. 

Von  den  älteren  Thoren  ist  mir  noch  eines,  das  BERGERTHOR  am  Beginn    Rergenhor 
der  Bergerallee,  erhalten  (Soll  das  Bergerthor  abgebrochen  werden?:  Generalanzeiger  für 
Düsseldorf  20.  Nov.  i893).     An   der   alten  Bergerpforte   Hess  i6o9   Kurfürst  Sigismund 
das  Brandenburger  Wappen  anschlagen.    Dieses  alte  Thor  fiel  bei  der  Verstärkung  der 
Befestigungen  um  das  J.  1620; 
an  ihrer  Statt  wurde  am  an- 
deren Ende  der  Citadellstrasse 
ein  neues  Thor  errichtet,  das 
l75l      durch^   Karl    Theodor 
erneut  wurde.    Der  plastische 
Schmuck  wurde  hierbei  durch 
Baltliasar  Späth  ausgeführt. 

Das  Thor  ist  ein  grosser      B^^HP^~  ,::.=_-"  '^"  "u-^:,^  J  '     neschreibung 

zweistöckigerBacksteinbau,  mit 
einem  mittleren  Teil,  der  nach 
der  Bergerallee  als  Risalit  vor- 
springt und  zwei  Seitenflügeln 
von  je  drei  Achsen.  Die  mit 
flachen  Tonnen  überspannte 
Durchfahrt  erweitert  sich  in 
der  Mitte  zu  einem  runden 
kuppelartigen  Raum  m.  Schiefs- 
schartenöfthungen  in  den  Sei- 
ten; in  der  Ostseite  führt  die 
Treppe  in  das  obere  Stock- 
werk. Der  obere  Aufbau  zeigt 
nach  der  Bergerallee  zu  eine 
interessante  Gliederung.  Wäh- 
rend nach  der  Citadellstrasse 
sich  ein  einziges  durchlaufen- 
des zweites  Stockwerk  erhebt, 
ist  dies  nach  der  entgegen- 
gesetzten Seite  in  drei  Trakte 
zerlegt,  denen  über  dem  Risalit 
ein  vierter  sich  anschliesst.Über 
der  Durchfahrt  liegt  ein  kleiner 
cementierter  Hof,  nach  dem 
sich  die  Gefängniszellen  öffnen. 

Die  der  alten  Stadt,  der  Bäckerstrasse  zugekehrte  Fa^ade  (Fig.  i7)  wird  von  Fagaden 
einem  in  der  Mitte  im  Halbrund  ausladenden  Hausteingesims  abgeschlossen.  Über 
dem  Portal,  dessen  Schlufsstein  ein  Löwenkopf  bildet,  über  dem  sich  ein  behelmtes 
Kriegerhaupt  erhebt,  zeigt  der  von  zwei  auf  Konsolen  gestellten  Pilastern  eingerahmte 
Mittelteil  einen  wirkungsvollen  plastischen  Schmuck  in  Haustein.  Zur  Seite  des  Mittcl- 
fensters  bauen  sich  kriegerische  Trophäen  auf,  die  Krönung  bilden  zwei  von  dem 
Kurhut  überragte  Kartouchen  mit  den  Medaillons  c  T  (Carl  Theodor)  und  e  a  (Elisa- 
beth Augusta).    Unter  dem  Fenster  die  Inschrift:  re/edificatum  mdccli. 


Fig.  17.     Düsseldorf.     Das  Bergerthor  von  der  Bäckerstrasse. 


57 


58 


KREIS    DUSSELDORF 


Bergerthor  Die   der  Bergerallee  zugekehrte   Fa^ade   zeigt,   ähnlich   der  Citadelle  zu  Wesel 

(Kunstdenkniäler  d.  Kr.  Rees  S.  i43),  eine  kräftige  Gliederung  durch  zwei  starke,  mit 
bossenartigen  Querbändern  durchzogene  Pilaster  aus  riesigen  Trachytquadern,  die  den 
hohen  Architra\  tragen.  Ein  flacher  Giebel  mit  einem  Rundfenster  bildet  den  Ab- 
schluss.  Darüber  erhebt  sich  eine  Attika,  auf  der,  von  Löwenkopf  und  Löwenklauen 
gehalten,  ein  plastisch  gearbeitetes  Tuch  ausgespannt  ist  mit  dem  Chronikon:  Ita 
sVrreXI  pIe  regnantIbVs  VerIs  patrIae  parentIbVs  serenIssImLs  CaroLo 
THEoDoRO  ET  eLIsabetha  aVgVsta  (iTSi). 

Der  Bogenabschluss  der  Ausfahrt  ist  auf  dieser  Seite  mit  dem  grossen  bergischen 
Wappen  darüber  (die  Klammern  sind  noch  erhalten)  ausgebrochen.  Eine  Zeichnung 
des  Wappens  befindet  sich  im  Besitz  des  Herrn  Amtsgerichtsrats  Strauven  in  Neuss. 


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Fig.  18.     Düsseldorf.     Grundriss  des  abgerissenen  Ratingerthores. 


Die  übrigen  Thore  sind  bei  der  Schleifung  der  Festungswerke  niedergelegt 
Ratingerthor  worden.  Dem  Bergerthor  ähnlich  war  das  RATINGER  THOR,  dessen  Innen- 
facjade  entsprechend  der  Aussenfa(;;ade  des  ersteren  gegliedert  war  (Zeichnung  von 
Custodis  im  Stadtarchiv,  Mappe  VI,  Nr.  6  und  im  Historischen  Museum;  Abb.  Ge- 
schichte der  Stadt  Düsseldorf  S.  368).  Das  jetzige  aus  dem  Anfang  des  Jh.  stammende 
Thor  besteht  aus  zwei  fast  quadratischen  Hallenbauten  im  Schinkelschen  Stile,  mit 
grossen  dorischen  Säulen,  Architrav  mit  Lorbeerkränzen  in  den  Metopen  und  flachem 
Giebel,  die  ursprünglich  durch  ein  grosses  schmiedeeisernes  Gitter  verbunden  waren. 
Der  Grundriss  des  alten  Thores  (Fig.  i8)  zeichnete  sich  noch  mehr  als  der  des  Berger- 
thores  durch  grosse  Symmetrie  der  Anlage  aus  und  kann  als  typisch  für  die  gleich- 
zeitigen Befestigungen  dienen.  Abbildungen  der  alten  Thorc  in  der  Geschichte  der 
Stadt  Düsseldorf  S.  368  u.  369. 
Schioss  SCHLOSS.    K.  Strauven,  Geschichte  des  Schlosses  zu  Düsseldorf  von  seiner 

Gründung  bis   zum  Brand   am  20.  März  i872,  Düsseldorf  i872.     Dazu  Ann.  h.  V.  N. 


58 


nUSSELDORF 


59 


XXV,  S.  289.  —  H.  Keussen,  Beitrag  zur  Baugeschichte  des  Düsseldorfer  Schlosses: 
Berg.  Zs.  XXII,  S.  i48.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  362,  373.  —  Reise  auf 
dem  Rhein,  Koblenz  i79o,  S.  36i.  —  Georg  Forster,  Ansichten  vom  Niederrhein, 
Berlin  i79i,  I,  S.  m4,  i63. 

Die  Burg  wurde  \vi)hl  schon  V(jr  1260  gegrüiulct:  der  älteste  Teil  A  stand  auf 
der  Westseite  des  Platzes,  den  später  das  Ständehaus  einnahm.  Er  bestand  aus  Sand- 
steinquadern mit  Trachyt  vermischt,  dazu  spätere  Verstärkungen  von  Ziegelmauerwerk. 
Noch  im  i3.Jh.  wurde  ein  zweiter  Flügel  B  mit  dem  schweren  runden  Eckturme  C  an- 
gefügt, der  i499  ein  weiteres  Stockwerk  erhielt.  Im  J.  i392  bestand  schon  eine  Schloss- 
kapelle (Strauven  S.  i3).  Im  iS.Jh.  wurde  dann  parallel  dem  ältesten  Teile  der 
Flügel  D  errichtet  mit  einem  viereckigen  Turme  E,  der  die  Mühlen-  und  Kurzestrasse, 
den  Burg-  und  Marktplatz  beherrschte.    Noch  im  j.  i456  wurde  wohl  an  diesem  Teile 


Sch 1 o  s  s 


Älteste 
Geschichte 


Fig.  19.     Düsseldorf.     Grundriss  des  Schlosses  im  18.  Jh. 


gebaut  (Berg.  Zs.  XXII,  S.  i48).  Sein  Unterbau  bestand  aus  Basaltblöcken,  deren 
Zwischenräume  mit  Ziegeln  ausgefüllt  waren.  Bis  zum  Zollthor,  dem  früheren  , neuen 
Zollhaus',  schon  i442  genannt,  liefen  die  Dienerwohnungen. 

Im  J.  i5io  wurde  der  Flügel  B  ein  Raub  der  Flammen.  Wassenbergs  Duis- 
burger Chronik   (Hs.,  vgl.  Kunstdenkmäler  d.  St.  Duisburg  S.  i3)   berichtet  Bl.  203^: 

In  den  jair  i5io  op  den  2  3sten  dach  December  brande  die  aide  borch  to  Dussel- 
dorp  gans  äff,  ende  dair  geschach  groiten  verderflichken  schaeden.  Dair  verbranden 
myns  alden  heren  van  Gulich  al  syn  silveren  werck,  al  syn  koisteliche  kleider,  voel 
geltz,  manicherlei  seirait  van  kisten,  van  kästen,  van  trisoren,  van  kontoren,  van  bedden, 
van  laicken  etc.  Ende  dat  wart  versumpt:  die  koicken  wolden  dat  speck  des  nachtes 
roicken  ende  hadden  angelacht  weickeldoirn  holt,  ende  dat  ginck  in  der  nacht  aen, 
ende  al,  die  op  der  borch  waeren,  sleipen  altosamen  ende  solden  oick  altosamen  doit 
verbrant  sin,  hedde  ein  borger  gedaen  in  der  stait,  die  des  vuirs  wys  wart. 


Brnnd 


59 


6o 


KREIS    DÜSSELDORF 


Umbauten  des 
17.  Jh. 


Umbauten  des 
IS.  Jh. 


Schioss  Die  Wiederherstellung   nahm   ein   volles  Jahrzehnt    in  Anspruch.     Die    nächste 

Erweiterung  fand  i538  statt.  Gleichzeitig  wurden  Dach,  Giebel,  Turmhauben  in  den 
Übergangsformen  von  der  Gothik  zur  Frührenaissance  errichtet.  Abbildungen  bei 
Gramixaeus,  Beschreibung  der  Hochzeit  des  Herzogs  Johann  Wilhelm  vom  J.  i585. 
Nach  dem  |.  i634,  als  durch  das  Auffliegen  des  Pulverturmes  auch  die  Gebäude 
des  Schlosses  arg  beschädigt  worden  waren,  erfolgte  eine  gründliche  Reparatur.  ■•  Der 
Kurfürst  Johann  Wilhelm  Hess  weitere  Umbauten  nach  i693  vornehmen  und  die  Räume 
auf  das  Kostbarste  ausstatten,  im  Hofe  liess  er  die  Kolonnaden  errichten.    Das  Gallerie- 

ffebäude  wurde  zur  Aufnahme  der 
berühmten  Gemäldegallerie  des 
Herzogs  errichtet. 

Unter  Karl  Theodor  erhielt  dann 
das  Schioss  durch  den  Baumeister 
Nosthofc7i    i75S     eine    wesentliche 
Umgestaltung:  die  Brustwehren  des 
Daches   wurden  entfernt,   auf  den 
gothischen  Bogenstellungen  wurde 
ein  zu  Wohnräumen  für  die  Diener- 
schaft   eingerichtetes    viertes    Ge- 
schoss     und    darüber     ein     neues 
schweres   französisches   Dach   von 
drei  Speichergeschossen  aufgeführt, 
den    neuen    Marstall    baute    i78o 
Nicolas   de  Pigage,    der    Architekt 
von   Benrath    (L.    DussiEUX,    Les 
artistes  fran(,-ais  ä  l'etranger,  Paris 
i856,  p.  56).    Bei  dem  Bombarde- 
ment   vom    J.  i794    brannte    das 
Schioss  im  Inneren  aus,  der  nörd- 
liche Flügel  B  wurde  bis  auf  den 
Grund  zerstört.    Der  Wiederausbau 
erfolgte  im   i9.Jh.  behufs  Einrich- 
tung der  für  die  Versammlung  der 
Stände  und  für  die  Kunstakademie 
erforderlichen  Räume.    Der  grosse 
Brand  am  20.  März  187?  legte  das 
ganze    Schioss    in    Trümmer,    das 
nicht  wieder  aufgebaut  wurde. 
Alte  Zeichnungen  Unter  den  alten  Zeichnungen  des  Schlosses  bemerkenswert  zwei  kolorierte  Feder- 

zeichnungen der  Sammlung  Guntrum  im  Histor.  Museum,  48  x  ZZ  und  64  x  34  cm, 
bez.:  Seithen  Prospekt  des  Churfürstlichen  Residentz  Schlosses  nach  dem  Rhein  zu 
sambt  Durchschnitt  zwischen  der  Gallerie  und  dem  Schioss  (Abb.  Geschichte  der 
Stadt  Düsseldorf  S.  377);  Profil  sambt  Fa(;ade  des  Churfürstlichen  Residentz  Schioss 
wie  man  von  seithen  des  Burgplatz  herein  kombt.  Der  Hof  auf  dem  ältesten  Öl- 
gemälde von  Andreas  Acheftbach  (Sammlung  Pflaum  auf  der  Fahnenburg)  und  auf 
einer  Aquarelle  von  Prof.  Hildehrand  (Histor.  Museum). 
Schlossturm  -Der  alte  runde  Schlossturm  erhalten  in  zwei  Aquarellen  von  Gross  in  Düssel- 

dorfer  Privatbesitz    (Katalog   der  Ausstellung  zur   Feier   des   6oojähr.   Bestehens   der 


''u.tjc 


Düsseldorf. 


Fig.  20. 
Der  Schlossturm  vor  der  Wiederherstellung. 


60 


DÜSSELDORF 


6i 


Schloss 


Inschrift 


Stadt  S.  i8,  Nr.  126,  12?.  —  Abb.    bei  Wächter   im  Düsseid.  Adressbuch  von"i892), 
in  einer  Zeichnung  von  Adolf  Heinrich  Richter  \on\  J.  i84o  im  Histor.  Museum  (Y.  39») 
und  in  einer  Zeichnung  von  L.  Ilcitland  im  Histor.  Museum,  28  >^  42  cm  (Abb.  Fig.  20). 
Der  Turm  zeigt  hier  noch  die  Ansätze  der  Wi'illniiigcn  der  anstossenden  Seitenflügel, 
die  Bedachung  des  Turmes  bestand  ur- 
sprünglich in  einer  einfachen  Spitzhaube, 
an    deren    Stelle    i552    eine   geschweifte 
Kuppel    mit  einer   kleinen  Laterne   trat. 
Im  j.  i844  wurde  auf  das  mit  Halbsäulen 
geschmückte  oberste  Stockwerk  eine  von 
Friedrich  Wilhelm  IV.  eigenhändig  ent- 
worfene   Laterne   und    Plattform    aufge- 
setzt,   die   nach    dem   Brand    von    i87  2 
erneuert  ward. 

In  dem  Zimmer  der  scholasteria, 
in  dem  Herzog  Wilhelm  1 5  1 1  starb,  be- 
fand  sich    die    Inschrift:     i.M    jar    unss 

HEEREN  MDXI  UFF  DE  SESTEN  DACH  DK 
MAVNTZ  SEPTEM  BRIS  IST  GESTORVEN  DER 
DURCHLUCHTIGE  HOICIIGEBORXE  FÜRST 
INT  HEERE  HER  WILHELM  HERTZOUG  ZO 
GUYLIGE,  ZO  DEM  BERGHE,  GRAVE  ZO 
RAVENSBERG,  HEERE  ZO  HEYNSSBERG  IND 
LEWENBERG  ALLHY  YN  DIESER  CAMERE 
YN  SYNS  CAPELLANS  HERREN  JOHANS 
NVDECKEN  VAN  BOESSWICKE,  CANONICHS 
DIESSER  KYRCHEN,  WONUNGE.  GOT  SY 
DER  SELEN  GNEDICH    (BaYERLE   S.  28.  — 

Köln,  Stadtarchiv,  Farragines  des  Gele- 
Nius  X,  Bl.  268.  —  München,  Staats- 
bibl.,  Sammlung  Redinghoven,  Cod. 
germ.  22 13,  Bl.  XVII,  Bl.  280). 

Der  Riesenbau,  den  Kurfürst  Jo- 
hann Wilhelm  nach  i7oo  in  der  Neu- 
stadt plante,  kam  wegen  Geldmangels 
nicht  zu  Stande.  Der  im  Histor.  Museum 
der  Stadt  aufbewahrte  2,26  x  3, So  m 
grosse  Plan  zeigt  eines  der  ausgedehn- 
testen Schlossbauprojekte,  einen  gewal- 
tigen zweiflügeligen  Bau  mit  Mittelrotunde. 

In  der  Mitte  des  Schlosshofes 
stand  ursprünglich  eine  Broncefontaine 
von   Grupcl/o,    die    durch    Karl    Philipp 

nach  Schwetzingen  gebracht  und  durch  eine  Marmorstatue  Johann  Wilhelms  Marmorstatue 
ersetzt  wurde.  Die  Statue  {Fig.  21),  jetzt  auf  neuem  Sockel  im  Hofe  hinter  dem  alten 
Galleriegebäude  aufgestellt,  ist  ein  Werk  des  Bildhauers  Johann  Baumgär/gen  vom 
J.  i78o  (Die  Düsseldorfer  Gallerie,  D.  18 18,  S.  l3),  nicht  Biiumgen  (Strauven,  Ge- 
schichte des  Schlosses  zu  Düsseldorf  S.  iV).  Die  lebensgrosse  untersetzte  Gestalt  steht 
in  voller  Rüstung,  die  Linke  in  die  Seite  gestemmt,  in  pathetischer  Haltung  da. 


Geplanter 

Neubau 


Fig.  21. 
Diisseldort.  Marmorstatue  JohannWilhtlms  von  Raumgärtgen. 


61 


62 


KREIS    DÜSSELDORF 


Jägerhof 


Geschichte 


JÄGERHOF.  ehemaliges  Schloss  Pempelfort.  Reise  auf  dem  Rhein  von  Ander- 
nach bis  Düsseldorf,  Koblenz  i79o,  S.  432.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  38o. 
—  C.  GuRLiTT,  Geschichte  des  Barockstiles  und  des  Rokoko  in  Deutschland  S  466. 

In  Pempelfort  bestand  schon  1 7  1 3  ein  weitgedehntes  Jägerhaus,  von  dem  nur 
der  Marstall  erhalten.  Nach  i75o  wurde  unter  Karl  Theodor,  wahrscheinlich  durch 
den  Statthalter  Grafen  Goltstein,  ein  neues  Schlüsschen  in  den  vom  Rokoko  zum 
Klassicismus  überführenden  Formen  der  Pariser  Schule  erbaut,  ähnlich  wie  Schloss 
Benrath  (s.  u.),  das  bis  zum  Ende  des  i8.  jh.  den  bergischen  Oberjägermeistern  zur  Woh- 
nung diente.  Seit  iSl5  königliches  Eigentum  und  von  der  königlichen  Regierung  aus 
verwaltet.  Unter  dem  Prinzen  Friedrich  von  Preussen  wurden  i845  die  Flügel  ange- 
baut.  Zuletzt  bis  i874  vom  Fürsten  Leopold  von  Hohenzollern  als  Erbprinzen  bewohnt. 


fiZtjcry 


Fig.  22.     Düsseldorf.     Jägerhof. 


Beschreibung 
Äusseres 


Inneres 


Bronzefigur 


Der  drei-stöckige  Mittelbau,  dem  nach  beiden  Seiten  ein  Risalit  mit  abgerundeten 
Kanten  vortritt,  trägt  ein  gebrochenes  Dach  mit  Mansarden.  Über  dem  vorderen  und 
hinteren  Eingang  ein  zierliches  schmiedeeisernes  durchbrochenes  Geländer  mit  dem 
Namenszuge  c.  t.  An  der  Vorderseite  in  der  Krönung  zwischen  zwei  Löwen  die 
Alliancewappen  von  Carl  Theodor  und  Elisabeth  Augusta. 

Der  Hauptaufgang  entstellt  durch  ein  in  der  Mitte  dieses  Jh.  vorgesetztes  Glas- 
haus. Die  zweistöckigen  Flügel  von  sieben  Achsen  sind  in  den  einfachsten  Formen 
gehalten. 

Im  Inneren  liegt  in  der  Mittelachse  im  Erdgeschoss  die  ovale  Eingangshalle, 
dahinter  der  grosse  Gartensaal,  entsprechend  ist  die  Gliederung  des  Hauptstockwerkes. 
Die  Räume  sind  in  der  Mitte  dieses  Jh.  neu  ausgeschmückt  worden. 

Im  Gartensaal  Bronzefigur  Johann  Wilhelms,  l  m  hoch,  die  Linke  eingestemmt, 
in  der  Rechten  den  Feldhermstab,  ihm  zur  Seite  ein  Löwe  (ähnlich  der  Marmorfigur 
S.  6i,  Fig.  2  1),  auf  einem  hohen  pyramidenförmig  aufsteigenden  Sockel  mit  Trophäen, 


62 


DUSSELDORF 


63 


am  Fusse   ein  gestürzter  Feind,    zur  Seite    zwei  Löwen.    Wahrscheinlicli  ein  Bronze-     Jäger hof 
guss   Griipellos    und    identisch    mit   einer   der   von    Raparini    (s.    u.   S.  65)    erwähnten 
Pyramiden.    Ähnlich  die  Bronzegruppe  von   Tito)i  tlii    Tilht  im   Vorraum  der  Gallerie 
Mazarin  in  der  Bibliotheque  nationale  zu  Paris. 

An   der  Rückseite   des  Marstalles    nach   der  Pempclforterstrasse  zu   drei  grosse        Marstaii 
htilzerne  Giebelfüllungen    mit  Jagdemblemen    (Fig.  23).     Die   erste    und  dritte  mit  uiebeirüiiungen 
Hirschen,  Ebern  und  Hunden,  in  der  Mitte  eine  Kartouche  mit  der  Kette  des  Hubertus- 
ordens.   Die  zweite  mit  dem  Alliancewappen  und  der  Inschrift:   v.   v.  anno  mdccxiii 

SUPREMO  VEN ATORE  JOAN.  FRANC.  L.  B.  DE  WEICHS.  Darunter:  REST.  SCHULENBURG  l848. 

RATHAUS.     In    den   J.   i57o — ^i573    durch    Meister  Ile'nnifli   Tuss/narin    von      Rath.Tus 
Duisburg   erbaut   (Staatsarchiv,  Urk.  59,  6o,  63,  65.  —  Düss.  Beitr.  IV,    S.  io3,  Urk. 
9  — 15).    Der  Renaissancebau  wurde   im   J.  i749    erneuert.    Vgl.  Ferber,  Historische 
Wanderung  II,  S.  i. 

Ein  dreistöckiger  Backsteinbau,  nach  dem  Marktplätze  zu  mit  zwei  geschweiften    Beschreibung 
Giebeln,  die  mit  kuppellosen  Türmchen  besetzt  sind.     Zwischen  den  beiden  Giebeln 
erhebt  sich  der  achtseitige    fünfstöckige  Treppenturm,    der   unter   dem  Dachrand    mit 
einem  nasenbesetzten  spätgothischen  Rundbogenfries  abschlicsst. 


Fig.  23.     Düs.seldorf.     Giebelfüllungen  am  alten  Marstall  des  Jkgerhofes. 

Bei  dem  Umbau  vom  J.  i749  wurden  den  Kanten  des  Treppen turms  Pilaster  vor- 
gestellt, die  einzelnen  Geschosse  durch  Horizontallisenen  getrennt.  In  der  Mitte  des 
dritten  Geschosses  wurde  in  einer  Nische  eine  unschöne  Statue  der  Justitia  aufgestellt. 
Unter  dieser  —  über  dem  1 749  erbauten  Portal  • —  in  zwei  Blenden  das  Bergisch- 
Märkisch -Klevische  und  das  Düsseldorfer  Wappen.  Links  neben  dem  Treppenturm 
wurde  bei  dem  Umbau  ein  neues  Portal  angebaut  mit  einfacher  Rokokogliederung. 
Der  Balkon  über  dem  Portal  und  das  Portalfenster  zeigen  gute  schmiedeeiserne,  aber 
flachgehaltene  Gitter  mit  dem  von  Löwen  gehaltenen  Wappen  von  Düsseldorf.  Über 
dem  Balkonfenster  die  Jahreszahl  1 749  und  das  Monogramm  c.  t.  e.  a.  (Carolus 
Theodorus,  Elisabeth  Augusta).  Westlich  stösst  ein  schlichter  dreistöckiger  Trakt  von 
sieben  Achsen  an,  im  Erdgeschoss  ein  vermauertes  Portal  mit  interessantem  schmiede- 
eisernen Gitter  über  dem  Portalfenster,  in  Ranken  von  zwei  Löwen  gehalten  die 
Alliancewappen  von  Karl  Theodor  und  Elisabeth  Augusta. 

Im  rechten  Winkel  stösst,  mit  der  Hauptfront  dem  Markte  zugewandt,  der 
Neubau  des  Rathauses  an,  nach  Süden  mit  dem  imponierenden,  ganz  aus  Haustein 
aufgeführten,  mit  reichstem  Skulpturenschmuck  bedachten  Turm  abschliessend,  dessen 
festliche  Architektur  seltsam  mit  dem  Zuchthausstil  des  Hofes  und  des  Durchganges 
kontrastiert.    An  der  Stelle  des  jetzigen  Turmes  stand  em  antikisierender  Bau  mit  einer 


Neubau 


63 


64 


KREIS    DÜSSELDORF 


Rathaus 


von  jonischen  Säulen  getragenen  Tempelvorhalle  (Stich  von  R.  Bodmcr  nach  F.  Massau, 
i4  X  9  cm.),  das  alte  Theater. 

Seine  Fortsetzung  findet  dieser  Flügel  in  einem  niedrigeren  und  nüchternen 
dreistöckigen  Trakt  von  sieben  Achsen,  an  der  Ecke  des  Marktes  und  der  Zollstrasse, 
mit  einem  einfachen  Portal,  auf  dem  Architrav  zwei  bronzene  weibliche  Idealbüsten 
des  iS.  Jh.,  angeblich  von  Gmpello. 


^ 


p 


Fig.  24.     Düsseldorf.     Ansicht  des  Rathauses. 

Auf  dem   Polizeigebäude,   dem   ehemaligen  Grupello'schen  Hause,   befand  sich 
als  Wahrzeichen  eine  angeblich  den  Giesserjungen  Grupellos  darstellende  Sandsteinfigur 
(vgl.  W.  Herchenbach  i.  d.  Düss.  Zs.  1882,  X,  Nr.  2,  S.  i7.  —  Heimat  i877,  S.  i3i). 
jetzt  verschwunden. 
Reiterstatue  REITERSTATUE  dcs  Kurfürstcu  Johann  Wilhelm  auf  dem  Markte. 

Taf.  V.  —  W.  Herchenbach,  Gabriel  von  Grupello:  Düss.  Zs.  1881,  S.  5 1 ;  1882, 
S.  IG.  —  Smets,  Grupello:  Düsseid.  Kreisblatt  i84o,  Nr.  200.  —  Geschichte  der  Stadt 
Düsseldorf  S.  3o2.  —  Ferber,  Historische  Wanderung  II,  S.  5.  —  J.  P.  Lentzen, 
Über  Grupello:  Heimatskunde  i879,  S.  43.     Ausführliche    Nachrichten    über  Grupello 


64 


Tafel  V. 


Düsseldorf.    Reiterstatue  des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  von  Grupelh 


DUSSELDORF 


65 


auf   der    Reiterstatue 

J.  i7o9 


Geschichte 


und  Abbildung  seiner  Werke  bei  Raparini,  Le  portrait  du  vrai  mcrite  (Hs. 
Fahnenburg),  p.  i46.  Vgl.  die  Beschreibung  des  Frhrn.  v.  Vohenstein  vom 
in   den   Ann.   h.  V.  N.  XVIII,  S.  1 7o. 

Das  Werk  wurde  i7o3  begonnen,  im  Dü-sseldorfer  Gie.sshause  (im  alten  Theater) 
gegossen,  und  i7ii  aufgestellt.  Der  Sockel  trug  ursprünglich  die  Inschrift:  ser.  joan. 
wiLH.  ELECT.  PALAT.  ARTiu.M  PROTECTORi  (Reizc  langs  den  Nederrhyn,  Kampen 
i785.  —  Dagegen  Denkwürdiger  und  nützlicher  rheinischer  Antiquarius,  Frankfurt 
a.  M.  i744,  S.  757).  Der  alte  Sockel  wurde  im  J.  iS3o  durch  einen  neuen  Granit- 
sockel vom  Bildhauer  Kambcrger  ersetzt,  an  dem  einige  mit  pedantischer  Steifheit  aus- 
gerichtete, vergoldete,  bronzene  Palmzweigc  und  Lorbeerkränze  angeheftet  sind.  Er 
trügt  an  der  Südseite  die  Inschrift:    joanxi  guilelmo  com.  pal.  rhen.  s.  r.  i.  ar- 

CHIDAP.    ET    EL.    BAV.    JUL.    CLIV.    MONT.    DUCI    PRINC.    OPT.    MERITO    URBIS    AMPLIFICA- 

TORi  PiNACOTHECAE  FUNDATORL    An  der  Nordscite:  posuit  grata  civitas  mdccxl 

BASIS    INSTAURATA    MDCCCXXX. 

Der  Kurfürst,  in  voller  Rüstung,  über  dem  Panzer  ein  breites  Ordensband  und  Beschreibung 
eine  Kette,  sitzt  gerade  und  steif  auf  dem  ruhig  ausschreitenden,  starken,  breitbrustigen 
Pferde,  das  den  edel  geformten,  verhältnismässig  kleinen  Kopf  auf  dem  geschwungenen 
Halse  leicht  nach  links  wendet  und  den  rechten  Vorder-  und  den  linken  Hinterfuss 
hebt.  Der  nachschleppende  starke  Schweif  dient  dem  Guss  als  dritte  Stütze.  Die 
Linke  des  Reiters  hält  den  Zügel,  die  Rechte  zur  Seite  gestreckt  den  Marschallstab, 
der  von  der  Allongeperücke  umwallte  Kopf  trägt  die  Kurfürstenkrone,  die  die  Silhouette 
der  Statue  etwas  stört.  Das  Pferd  ist,  besonders  an  der  Vorderseite,  gut  und  mit  \iel  Stu- 
dium durchgebildet,  das  Gesicht  des  Reiters  dagegen  auffallend  flach  und  ausdruckslos. 

INFANTERIE-KASERNE  (Kohtz,  Geschichte  der  Infanterie-  und  Ar- 
tillerie-Kaserne zu  Düsseldorf:  Düss.  Zs.  i883,  S.  i.  —  Reise  auf  dem  Rhein  von 
Andernach  bis  Düsseldorf  S.  355.  —  Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  379),  i735  als 
Putzbau  aufgeführt  durch  den  Architekt  Aloysms  Bartolns  (Hs.  des  Raparini  p.  i43), 
i77i  durch  Aufsetzen  eines  Stockwerkes  vergrössert.  Der  ausgedehnte  nüchterne  Bau 
erstreckt  sich  in  gerader  Linie  260  Schritt  lang  und  wird  nur  durch  drei  vortretende 
Risalite,  die  durch  sechs  oder  acht  Pilaster  belebt  sind,  einigermassen  gegliedert.  Der 
Bau  ist  durch  ein  gewöhnliches  flaches  Ziegelsatteldach  eingedeckt,  nur  die  Dächer 
über  den  Risaliten  sind  gebrochen.  Das  anstossende  niedere  Wachgebäude  mit 
fünf  Bogen  und  Pilastem,  flach  gedeckt. 

Das  ehemalige  JESUITENKLOSTER,  jetzt  REGIERUNGSGEBÄUDE 
(Geschichte  der  Stadt  Düsseldorfs.  378),  1625  gegründet,  schmuckloser  dreigeschossiger 
Ziegelputzbau.  Von  bemerkenswerten  alten  Bauteilen  nur  erhalten  neben  der  Andreas- 
kirche ein  Rest  des  Treppenhauses  mit  Kreuzgewölben  und  auf  Engelsköpfen  ruhen- 
den Kämpfern. 

KUNSTAKADEMIE.  Über  ihre  Gründung  und  Schicksale  vgl.  die  oben  S.  i9 
angeführte  Litteratur,  über  die  Vorgeschichte  Ann.  h.  V.  N.  XLII,  S.  i79.  Der  Neubau 
wurde  nach  dem  Brande  des  Schlosses  in  Angriff  genommen  und  durch  den  Architekt 
Riffart  i879  vollendet. 

Die  Kunstsammlungen  verzeichnet  von  Theodor  Levin  in  dem  Repertorium 
der  bei  der  Kgl.  Kunst -Akademie  zu  Düsseldorf  aufbewahrten  Sammlungen,  D.  i883. 
Die  Gemäldesammlung  umfasst  i65  Gemälde,  darunter  aus  der  ehemaligen  Kurfürstl. 
Galerie  Simson  und  Delila  \on  /.  van  Winghe  und  die  Himmelfahrt  Maria  von 
Rubens,  i6i4  gemalt,  i7i6  erworben  (ausführlich  M.  Rooses,  L'oeuvre  de  P.  P.  Rubens 
II,  p.  i7o,  Nr.  385,  pl.  I23,  mit  Litt.) 


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Jesu! ten- 
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Kunst- 
a  k  a  d  e  m  i  t 


Sammlungen 


65 


66  KREIS    DÜSSKLDORF 

Kunst-  Den  Stamm    der  Handzeichnungen-    und    Kupferstichsammlung    bildet   die  von 

Lambert  Krähe  bis  i776  zusammengebrachte  Sammlung.  Vgl.  Füssli,  Niederrh.  II,  S.  653. 

Marmorbüsten  Im    Treppenliause :    Marmorbüste    des    Kurfürsten  Johann  Wilhelm   von 

Grupello,  i,io  hoch.  Der  Kurfürst  in  reich  verziertem  Panzer  wendet  das  Haupt  mit 
einer  stolzen  Bewegung  leicht  nach  rechts.  Die  mächtige  Allongeperücke  fällt  auf 
die  Schultern  und  den  durch  die  Ordenskette  vom  goldenen  Vliess  zusammengehaltenen 
Hermelinmantel  herab,  der  als  Draperie  den  einfachen  Sockel  umgiebt.  Auf  dem 
hölzernen  Sockel  die  Inschrift:  dom.  virtutum  nobiscum. 

Marmorbüste  der  Kurfürstin  Maria  Anna  von  Grupello,  1,12  m  hoch.  Der 
Kopf  mit  der  gebogenen  Nase,  dem  hochmütigen  Mund  und  dem  leicht  zurück- 
weichenden Kinn  erscheint  durch  den  hohen  Chignon  noch  verlängert,  von  dem  ein 
langer  Lockensträhn  auf  die  linke  Schulter  herabsinkt.  Um  das  leichte  Untergewand 
ist  mit  breiter  Spitzenkante  und  Krause  der  schwere  von  den  Schultern  halb  herunter- 
geglittene Hermelinmantel  geschwungen,  der  den  Sockel  halb  verdeckt.  Auf  dem 
Untersatz  die  Inschrift :  a  deo  omnia. 

Präsidia  -  Das   PRÄSIDIALGEBÄUDE   (Geschichte    der    Stadt    Düsseldorf   S.  379) 

zwischen  i76o  und  i766  zugleich  mit  dem  i794  bei  dem  Bombardement  nieder- 
gebrannten Marstall  erbaut,  ursprünglich  Residenz  genannt.  Langgestreckter  drei- 
stöckiger Bau  mit  vortretendem,  von  einem  flachen  Giebel  abgeschlossenen  Mittel- 
risalit, zur  Seite  des  Risalits  je  sieben  Achsen.  Im  Giebel  die  Jahreszahl  i766,  zwei 
Pferde  auf  Wolken,  die  Monogramme  c  t  und  E  A  (Carl  Theodor  und  Elisabeth 
Augusta)  und  der  Kurfürstenhut.  Dieser  auch  als  Krönung  des  vorgeschobenen  in 
Hausteinarchitektur  ausgeführten  Portalbaues,  über  dem  eigentlichen  Eingang  ein  steif 
herabfallendes  Löwenfell. 
Privathäuser  P R I VAT H ÄU S E R.    Vou  den  gothischen  Backsteinhäusern  der  Stadt  ist  keines 

thischen  "oiehein  unvcrschrt  erhalten.  Die  Form  des  abgetreppten  Staffelgiebels  hält  sich  noch  bis  ins 
16.  und  i7.Jh.;  gute  charakteristische  Beispiele  dieser  Art  finden  sich  in  dem  Haus 
,Zur  goldenen  Krone',  Altestadt  i3,  von  1625,  dem  Eckhaus  am  Burgplatz  16,  dem 
Eckhaus  der  Bilkerstrasse  nach  dem  Karlsplatz,  genannt  ,Im  Spiegel',  von  1625,  i887 
erneut,  dem  Hause  ,Zum  Churfürst',  Flingerstrasse  36,  von  1627.  Charakteristisch  für 
das  i7.Jh.  ist  die  Stellung  des  Giebels  nach  der  Strasse,  die  Schmalheit  der  Fa^ade 
bei  ziemlich  bedeutender  Höhe,  die  grosse  Zahl  der  dicht  aneinander  tretenden 
Fenster  mit  Steinkreuzen.  Eine  ganze  Gruppe  solcher  Häuser  findet  sich  in  der 
ISIühlenstrasse  16,  18,  20,  22,  28;  die  gegenüberliegenden  vierstöckigen  Häuser  i5  und 
i7  haben  noch  die  kleinen  Scheiben  bewahrt.  Ähnliche  Gruppen  in  der  Kurze- 
strasse 9  (von  i697),  i4,  7,  6  und  am  Burgplatz  8  und  10,   Flingerstrasse  36 — 44. 

Renaissance-  Daneben   kommen   die   geschweiften   Giebel   mit   runden    Abschlüssen,  Voluten 

und  Horizontalgesimsen  vor.  Gute  Beispiele  dieser  Art  sind  die  Häuser  Ratinger- 
strasse 3o,  die  Bierbrauerei  ,Zum  jungen  Bären',  Ratingerstrasse  24,  8,  hier  mit  Pilastern 
im  Giebel  und  einem  bärtigen  Kopf  im  Abschluss,  5,  weiter  die  Rathausapotheke  am 
Marktplatz  7,  mit  Muschelgiebel  und  Voluten,  die  Häuser  Flingerstrasse  55,  57,  beide 
vornehmer  im  Aufbau  und  reicher  im  Giebelschmuck.  Die  Physiognomie  der  alten 
Stadt,  zumal  der  Strassen  um  den  Markt,  wird  aber  am  stärksten  bestimmt  durch  die 

Rokokohäuser  mageren  Formen  des  rheinischen  Rokoko,  mit  denen  zum  Teil  ganz  äusserlich  ältere 
Häuser  verkleidet  wurden.  Gute  Typen  dieser  Periode  finden  sich  am  Marktplatz 
und  am  Burgplatz,  dann  Bilkerstrasse  42,  Flingerstrasse  i.  In  dem  Hause  Altestadt  i4, 
das  über  der  Thür  das  AUiancewappen  von  Scheidt-Weschpfenning  und  von  Teng- 
nagel   trägt,   findet  sich   im  Erdgeschoss,   im  Spezereigeschäft  von   Peter  Leven,   eine 

66 


DÜSSELDORF  67 

gut   erhaltene   Plafonddecke   in   Stuck,   mit   grossem,   ornamentiertem    Mittelmedaillon  Privathäuser 
und  Muschelmotiven,  ohne  figürlichen  Schmuck  ( 1 880  in  Nachbildung  auf  der  Kunst-       tuckdecke 
und   Gewerbeausstellung).      Von    den    älteren    Privathäusern    bis   zum  J.  1800   nimmt 
keines   durch   architektonischen  Schmuck   einen   besonderen  Rang  ein.    Genaue  An- 
gaben über  fast  alle  älteren  Häuser  enthält  H.  Ferbers  Historische  Wanderung  durch 
die  alte  Stadt  Düsseldorf  I  u.  11. 

V.    Sammlungen. 

Das  GEWERBE- MUSEUM,  zur  Zeit  provisorisch  Burgi^Iatz  2,  vom  Mai  i896  Gewerbe 
ab  voraussichtlich  im  eigenen  Gebäude  am  Friedrichsplatz  aufgestellt,  wurde  als  Anstalt 
des  Centralsewerbevereins  für  Rheinland  und  Westfalen  1882  begründet  und  im  Mai 
i883  eröffnet.  Es  enthält  eine  kunstgewerbliche  Fachbibliothek,  24 000  Vorbilder,  eine 
Sammlung  von  Kunstblättern,  Kupferstichen,  Gypsabgüssen  und  ein  aus  i7ooo  Ori- 
ginalgegcnständen  bestehendes  Museum,  in  welchem  alle  kunstgewerblichen  Zweige 
entsprechend  vertreten  sind,  davon  die  Geflechte  mit  rund  100  Nummern,  Gewebe 
mit  5ooo,  Stickereien  mit  1200,  Spitzen  mit  1000,  Posamenterien  mit  5oo,  Teppiche 
mit  100,  Bucheinbände  und  Lederarbeiten  mit  600,  Buntpapiere  mit  4oo,  Thonwaren, 
Fayencen,  Porzellan  und  Glas  mit  2000,  Holz  mit  1000,  Eisen  mit  i5oo,  Messing  mit 
looo,  Kupfer  mit  4oo,  Zinn  mit  200,  Bronze  mit  looo,  Silber  und  Gold  mit  5oo 
Nummern. 

Besonders  beachtenswert  die  mittelalterliche  Stoffsammlung,  die  persischen 
Sammete  und  Goldbrokate,  die  orientalischen  Manuscripte  und  Büchereinbände,  die 
damascener  Fayencen  und  der  cyprische  Goldschmuck.  Ausserdem  besitzt  das  Museum 
in  der  Eduard  Böninger- Sammlung  einen  reichen  Schatz  von  Vorbildern  indischer, 
chinesischer  und  japanischer  kunstgewerblicher  Arbeiten  und  von  seltenen  ethnogra- 
phischen Gegenständen  aus  den  Südseeinseln. 

Einzelne  Teile  sind  abgebildet  im  Westdeutschen  Gewerbeblatt,  im  Kunstgewerbe- 
blatt, in  den  SEEMANNschen  Handbüchern:  Adam,  Der  Bucheinband;  Tina  Frau- 
berger,  Handbuch  der  Spitzenkunde  und  anderwärts. 

Von  Druckschriften  und  Katalogen  sind  erschienen:  Katalog  frühchristlicher  Druckschriften 
Textilfunde  des  Jahres  1886,  D.  i887  (von  Fr.  Bock).  —  Die  Handwerker -Fortbil- 
dungsschulen (von  Fr.  Romberg),  D.  i885.  —  Wegweiser  durch  die  Textilausstellung 
des  Herrn  Dr.  Franz  Bock,  D.  i884.  —  Wegweiser  durch  die  Levantinische  Aus- 
stellung des  Herrn  Dr.  Franz  Bock,  D.  i885.  —  Katalog  der  Ausstellung  der  auf  der 
Orientreise  des  Direktors  Frauberger  erworbenen  Gegenstände  und  Photographien, 
D.  i89i.  —  Katalog  der  Textilausstellung:  Orientalische  Stoffe,  D.  i89i.  Reich  illu- 
strierte Kataloge  der  einzelnen  Gruppen  sollen  bei  der  Eröffnung  des  Museums  aus- 
gegeben werden  (Mitteilungen  des  Herrn  Direktors  Frauberger). 

HISTORISCHES  MUSEUM,   im  alten  Galleriegebäude,  dem  von  Johann  Historische, 

Museum 

Wilhelm  umgebauten  Ostfiügel  des  Schlosses  (vgl.  o.  S.  59).  Das  Museum  enthält  die 
grös.ste  Zusammenstellung  von  Porträts  der  bergischen  Herzöge  und  Kurfürsten  sowie 
Darstellungen  und  Ansichten  zur  Geschichte  des  bergischen  Landes  und  der  Stadt 
Düsseldorf  (ausführlich  beschrieben  im  Verzeichnis  der  in  dem  Historischen  Museum 
der  Stadt  Düsseldorf  befindlichen  bildlichen  Darstellungen,  2.  Aufl.,  D.  i892),  daneben 
eine  bedeutende  Sammlung  von  römischen,  germanischen  und  fränkischen  Funden  an 
Thongefässen,  Gläsern,  Metallarbeiten;  nächst  dem  Provinzialmuseum  zu  Bonn  die 
grösste  derartige  Sammlung  am  Niederrhein,  vor  allem  ausgezeichnet  durch  die  vor- 
trefflichen Stücke  der  durch  Vermächtnis  an  das  Museum  übergegangenen  Sammlung 


6S  KREIS   DÜSSELDORF 

Historisches  Guntrum.    Vgl.   kurz   C.  KoENEN,   Die  Sammlung   des   Historischen   Museums:   Düss. 

j\Ion.  1881,  S.  3,  II,  39.  —  Die  Töpferstempel  in  den  Düss.  Beitr.  VII,  S.  233. 
Deckengemälde  Der   grosse   Hauptsaal,   der   ehemalige   Antikensaal,    enthält   noch    die   alten 

Deckengemälde,  von  einem  der  italienischen  Hofkünstler  Johann  Wilhelms  aus- 
geführt. Die  Decke  ist  in  drei  Felder  zerlegt.  In  dem  mittleren  Medaillon  wird  die 
Kurfürstin  Maria  Anna  nackt  von  Minerva  in  den  Olymp  eingeführt.  Vor  dem  Thore 
sitzt  eine  andere  Göttin,  die  ihr  eine  Krone  entgegenstreckt.  Im  ersten  Felde  die 
Kurfürstin  von  INIinerva  auf  eine  Bergeshöhe  geleitet;  Engel  halten  über  ihr  den  Kur- 
hut: darüber  schwebt  ein  Genius  mit  der  Posaune.  Im  letzten  Felde  der  Triumph 
der  Kurfürstin,  die  auf  Wolken  emporschwebt,  von  Putten  und  allegorischen  weib- 
lichen Gestalten  umgeben.  An  der  hinteren  Wand  sechs  Gemälde  mythologischen 
Inhalts,  braun  in  braun,  von  G.  J.  Karscli. 
Rom.  u.  fränW.  Die  in  diesem  Saale  aufgestellte  Sammlung  der  römischen,  germanischen  und  fränki- 

schen Altertümer  harrt  immer  noch  ihrer  endgültigen  Aufstellung  und  einer  Katalogisie- 
rung. Im  folgenden  werden  nur  kurze  Beschreibungen  der  einzelnen  Gruppen  gegeben. 

Schrank  I.  Krüge  aus  Grimlinghausen,  Gläser,  Fläschchen,  Schalen  aus  terra 
sigillata,  kleine  Bronzefigürchen,  darunter  Knöchelspieler,  zwei  Löwen  als  Schildhalter, 
Palmbaum.  Hippokamp,  schwarze  Krüge  und  Becher  mit  Eindrücken  und  weiss  auf- 
gemalten Bezeichnungen,  aus  der  Sammlung  Guntrum. 

Schrank  II,  III,  IV.  Asberger  Fund,  grosse  Reihe  vortrefflich  erhaltener  Schalen, 
Kannen,  Näpfchen,  zum  grössten  Teil  mit  den  feinen  und  sorgfältigen  Profilen  der 
zweiten  Kaiserzeit,  kleinere  Gläser,  Lampen,  Bronzegegenstände,  Ausgufsschalen,  Grab- 
funde von  Neuss  und  Monterberg.  Die  Asberger  Fundstücke  verzeichnet  bei  F.  Stoll- 
WERCK,  Die  altgermanische  Niederlassung  Asciburgium,  Uerdingen  i879.  Vgl.  Kunst- 
denkmäler d.  Kr.  Moers  S.  9. 

Schrank  V.    Grabfunde  aus  Neuss,  Xanten,  Kirchberg,  Andernach. 

Schrank  VI.  Fränkische  Töpfe  und  Urnen,  mit  eingestempelten  Ornamenten, 
aus  der  Linneper  Heide  und  vom  Rhein  bei  Düsseldorf. 

Schrank  VII.  Spätere  fränkische,  der  merowingischen  und  karolingischen  Zeit 
ansehörende  Gefässe  und  frühmittelalterliche  Gefässe  mit  Wellfüssen. 

Schrank  IX.  Gräberfunde  von  der  Chemischen  Fabrik  bei  Neuss,  aus  der 
Koenenschen  Sammlung  und  von  den  Rautertschen  Ausgrabungen  des  J.  i879  her- 
rührend, Grabgefässe  aus  Gellep,  meist  blauschwarz  in  einfachen  Formen,  Glasurne 
und  Schalen,  Urne  aus  Jurakalk,  Grabfund  von  Norf  bei  Neuss,  Fund  in  dem  Nymphen- 
heiligtum bei  Gohr. 

Römischer  Grabfund  von  dem  Reckberg  bei  Neuss,  von  M.- Gladbach,  grosse 
und  prachtvolle  römische  Glasgefässe  aus  Neuss. 

Schrank  X.  Prähistorische  Funde  aus  der  Niederlassung  Martinsberg  bei  Ander- 
nach, Pfeilspitzen,  Hammer,  Beile,  Messer  aus  Hörn  und  Feuerstein. 

Schrank  XII.  Schalen  aus  terra  sigillata,  die  als  germanische  Grabumen  gedient 
haben,  gefunden  bei  Eller,  eine  bei  dem  Hofe  Leuchtenberg  bei  Kaiserswerth. 

Schrank  XIII.  Germanische  Kolossalume,  65  cm  hoch,  am  Gut  Holtschürchen 
am  Kamp  Heiligendunk  zwischen  Gerresheim  und  Erkrath  i89o  gefunden.  Grosse 
germanische  Grabumen  von  Rheindahlen.  Germanische  Grabumen  aus  dem  Kaiser- 
hain, dem  Tannenwäldchen  auf  der  Golzheimer  Heide  und  von  Hilden.  Germanische 
Graburae,  Kopf  aus  gebranntem  Thon  und  Lanzenspitze  von  Elten.  Römische  und 
germanische  Grabfunde  von  Richrath  und  Immigrath,  bronzene  Arm-  und  Kopfringe 
aus  der  Golzheimer  Heide. 

68 


DÜSSELDORF  69 

Vitrine  7.    Germanische  Steinwaflfen  aus   der   neolithischen  Periode,  bearbeitete  Historisches 

.  Museum 

Hirschgeweihe  und  Scherben  von  der  alten  Töpferei  in  Meckenhenn. 

Vitrine  ii.  Bronzefund  von  Rheinberg,  an  der  nach  Xanten  führenden  Römer- 
strasse gefunden,  Depositum  des  Herrn  Bürgermeisters  Meckel  in  Rheinberg:  zwei 
Schalen,  Kanne  von  ausgezeichnet  schönen  und  edlen  Formen,  mit  Medusenhaupt 
und  Pferdekopf  am  Henkel  und  ein  loser  Henkel  mit  Widderkopf. 

Vitrine  22.  Schöne  und  grosse  Kollektion  von  Bronzegegenständen,  Beschlägen, 
Spachteln,  Schreibstiften,  Spiegeln,  Fibeln,  Schlüsseln,  Armringen,  die  römischen  meist 
von  Grimlinghausen  und  Gellep. 

Die  mittelalterliche  Sammlung  ist  unbedeutend.  Die  übrigen  Räume  enthalten 
die  Bibliothek,  das  Archiv  und  die  Sammlung  an  bildlichen  Darstellungen. 

KÖNIGLICHE   LANDESBIBLIOTHEK,   auf  der  Stelle  des  Ostflügels      Landes 
des  alten  Schlosses.    Vgl.  Pfannenschmid,  Die  Königl.  Landesbibliothek   zu  Düssel- 
dorf seit  der  Zeit  ihrer  Stiftung  (März  i77o)  bis  zur  Gegenwart:  Lacomblets  Archiv 
NF.  II,  S.  373.  —  Wd.  Zs.  I,  S.  4ii.  —  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  i69. 

Die  Bibliothek  enthält  eine  Reihe  kunsthistorisch  wichtiger  Bilderhandschriften,         Bilder. 

h.mdschriften 

aus  den  Klöstern  des  Niederrheins,  vor  allem  Essen,  Werden,  Altenberg  stammend. 
Angabe  der  hervorragendsten  bei  Lamprecht,  Kunstgeschichtlich  wichtige  Hand- 
schriften des  Mittel-  und  Niederrheins:  B.  J.  LXXIV,  S.  i3o  und  Lamprecht,  Initial- 
ornamentik des  8.  bis  i3.  Jh.,  Leipzig  1882.  Eine  ausführliche  Beschreibung  der  Hand- 
schriften mit  Lichtdrucktafeln  und  Textabbildungen  wird  in  den  , Bilderhandschriften 
der  Rheinprovinz'  gegeben  werden.  Hier  folgt  nur  eine  kurze  Charakteristik  der  ein- 
zelnen Codices. 

1.  A.  1  und  A.  2.  Altes  Testament,  2  Teile,  fol.,  11.  Jli.,  aus  S.  Martin  in 
Köln,  mit  grossen,  schön  geschwungenen  sowie  gebilderten  Initialen.  Lamprecht 
49  u.  5o,  Initialom.  54  u.  55. 

2.  A.  4.  Altes  Testament,  Genesis,  Josua,  Richter,  Könige,  fol.,  12.  Jh.,  mit 
einfachen  romanischen  Initialen. 

3.  A.  5.  Altes  Testament,  i.  Teil,  fol.,  Anfang  des  i4.Jh.,  Bl.  6^  als  grosses 
Zierblatt  in  Deckfarben,  Initial  J  mit  den  sieben  Schöpfungstagen.     Lamprecht  160. 

4.  A.  IG.  P2vangeliar,  4",  12.  Jh.,  aus  Altenberg,  mit  grossen  Initialen  und 
Kanones  tafeln. 

5.  A.  i4.  Paulinische  Briefe,  4",  9.  Jh.,  Bl.  ii9'>  und  120^^  rohe  braune 
Federzeichnungen  Titus  und  Paulus  darstellend.  Katalog  der  Ausstellung  kunst- 
gewerblicher Altertümer  in  Düsseldorf  1880,  Nr.  4i5. 

6.  B.  i7.  Traktat  des  Beda  zu  Markus  und  Heiligenleben,  4",  12.  Jh., 
aus  Altenberg,  von  dem  Schreiber  Byrcardus  (Bl.  I29'>),  mit  Initialen. 

7.  B.  3i.  Reden  des  h.  Bernhard,  4<^,  Anfang  des  i4.  Jh.,  mit  gebilderten 
Initialen  auf  Goldgrund  Bl.  23^,  5i^  94^,  170^;  Bl.  122^  mit  grossem  allegorischen 
Gemälde,  oben  Auferstehung,  unten  Kreuzigung  mit  Maria,  Johannes,  Ecclesia  und 
Synagoge. 

8.  B.  5i.  Traktate  des  Cassianus,  4",  der  1.  Teil  Anfang  des  i4.  Jh.,  der 
2.  Teil  12.  Jh.,  mit  schönen  Initialen. 

9.  B.  67.  Sammelband,  4",  Anfang  des  i3.  Jh.,  aus  Altenberg,  Bl.  1=  Rede 
des  Bischofs  Eusebius  über  die  Auferstehung,  mit  Bild  des  Eusebius;  Bl.  41^  Legende 
der  hh.  Barlam  und  Josaphat,  mit  grosser  vorzüglicher  Federzeichnung:  Josaphat  und 
Barlam;  Bl.  83»  Geschichte  der  sieben  schlummernden  Heiligen,  mit  einer  grossen 
Illustration.    Lamprecht  7  7.  —  Düsseldorfer  Katalog  1880,  Nr.  4 16. 

69 


7o  KREIS    DÜSSELDORF 

Landes-  lo.    B.  ii3.    Rabanus   Maurus,    de    institutionc   clericorum,   4",   lo.  Jh.,   aus 

Essen,  mit  zwei  Federzeichnungen  auf  Bl.  5"  und  5^  in  angelsächsischem  Stile,  publi- 
ziert i.  d.  Photogr.  der  Düsseldorfer  Kunst-  und  Gewerbeausstellung  (Schoeningh, 
Münster  i.  W.)  und  von  H.  Otte  i.  d.  B.  J.  LXXII,  Taf.  4  u.  5.  —  Lamprecht  32. 
—  A.  Goldschmidt  im  Repertorium  für  Kunstwissenschaft  XV,  S.  i67.  —  Katalog 
der  Koblenzer  Kunst-  und  Gewerbeausstellung  i892,  Nr.  i53,  —  Düsseldorfer  Katalog 
i88o,  Nr.  4i4. 

11.  C.  io=.  Heiligenleben,  fol.,  Anfang  des  12.  Jh.,  aus  Gross  S.  Martin  in 
Köln,  mit  grossen  Initialen,  Bl.  25^  Initial  M  mit  den  Medaillons  von  Christus, 
S.  INIartinus  und  dem  Bettler. 

12.  C.  26.  Caesar  von  Heisterbach,  Homilien  und  Dialoge,  4°,  i3.Jh.,  mit 
einzelnen  interessanten  Bilderinitialen  Bl.  i^,  i65^  2  38».    Lamprecht  i34. 

i3.  C.  27.  Caesar  von  Heisterbach,  Dialog  über  die  Wundergeschichten, 
4^\  i4.  Jh.,  auf  Bl.  i*  und  2»  in  reicher  Rahmen  Verzierung  zweimal  Cäsarius,  schreibend 
und  knieend.    Lamprecht  i59. 

i4.  C.  38.  Rituale  des  Cistercienserordens,  4**,  i5.  Jh.,  aus  Altenberg,  mit 
Stammbaum  der  von  Altenberg  ausgegangenen  Cistercienserkirchen. 

i5.  C.  58.  Breviar,  8",  i3.  Jh.,  mit  Kalendar  und  Bild  der  Verkündigung 
Maria.    Düsseldorfer  Katalog  1880,  Nr.  4i7.  —  Lamprecht,  Initialom.  i36. 

16.    C.  60.    Breviar,  8^,  i4.  Jh.,  mit  kleinen  Initialen. 

i7.  C.  63.  Breviar,  8*^,  i5.  Jh.,  mit  Stern tafel,  Bild  der  Verkündigung  und 
grossem  Initial  E. 

18.  D.  i.  Missale,  4**,  Ende  des  9.  Jh.  (um  87o),  aus  Essen,  mit  den  nomina 
vivorum  et  defunctorum  der  Abtei  (Lacomblet,  Archiv  VI,  S.  69).  Die  üblichen  An- 
fangsinitialen des  Missale  auf  4ot>  und  4p,  die  Initialen  D(eus)  auf  Bl.  52 ^  und  67''' 
von  vornehmer  Schönheit.  Lamprecht  i4,  Initialorn.  i5.  —  Archiv  der  Gesellschaft 
für  ältere  deutsche  Geschichtskunde  VI,  S.  69. 

i9.  D.  2.  Missale,  4°,  10.  Jh.,  aus  Essen,  mit  Kalendar  und  Nekrologium, 
Bl.  26''  S.  Gelasius  und  S.  Gregorius  in  Federzeichnung,  Bl.  27  =1  Initial  V  und  T,  der 
letztere  mit  Kreuzigungsgruppe.  Vgl.  Lacomblet,  Archiv  I,  S.  4.  —  Lamprecht  3o, 
Initialom.  32.  —  Archiv  d.  G.  f.  ä.  d.  G.  XI,  S.  75o. 

20.  D.  3.  Missale,  4'',  vor  965,  aus  Essen,  mit  Kalendar.  Bl.  17^  und  18» 
Dedikationsbild,  links  Kleriker,  rechts  zwei  bartlose  Könige  mit  Palmen.  Bl.  i9^  und 
20^  Initial  V  und  T  mit  Christus  am  Kreuz.  Zeichnung  unter  angelsächsischem  Ein- 
fluss.    Lamprecht  3 1,  Initialorn.  33. 

21.  D.  4.  Missale,  4*^,  11.  Jh.,  Bl.  8»  Initialen  V  und  T,  mit  bärtigem  Christus, 
neben  ihm  Ecclesia  und  Synagoge,  feine  hellbraune  Federzeichnungen.  Lamprecht  9i, 
Initialom.  99. 

22.  D.  6.  Graduale,  4",  i3.  Jh.,  aus  Kloster  Kamp,  Bl.  2«,  54%  63%  65^ 
schöne  Initialen.    Lamprecht  i29. 

23.  D.  8.    Graduale,  4°,  i4.  Jh.,  Initialen. 

24.  D.  10.    Graduale,  i4.  Jh.,  grosse  gebilderte  Initialen  auf  Bl.  i»,  9i^',  134^. 

25.  D.  10''.  Gebetbuch,  8",  i5.Jh.  (nach  i463),  reich  illustriert,  mit  sauberen 
flandrischen  Deckmalereien:  nur  Bl.  i»  Maria  Magdalena  von  besonderem  Kunstwerte. 
Lamprecht  228.  —  Düsseldorfer  Katalog  1880,  Nr.  426. 

26.  D.  12.  Antiphonar,  fol.,  Ende  des  i4.  Jh.,  Kölnischen  Ursprungs,  mit 
grossen  gebilderten  Initialen,  die  mit  ganzen  Scenen  und  ausführlichen  Beischriften 
gefüllt  sind,  ikonographisch  wichtig.  Bedeutendes  Denkmal  der  Kölnischen  Buchmalerei. 

7o 


DÜSSELDORF  7 1 

27.  l).  i3.    Aulipliuuai,    ful.,   Mitte   des    k5.  Jh.     Hl.  P    Initial    E   mit    Baum      Landes- 

bibhotliek- 

jesse,  Bl.  3o'',  i94»  Bilderinitialen. 

28.  D.  i5.  Psalter,  fol.,  i48o  geschrieben  durch  Fiiednch  Hiigeiipoel  in  Werden, 
Initialen. 

29.  D.  16.    Antiphonar,  fol.,  vom  J.  i483,  Initialen  in  Gold  mit  Rankenwerk. 

30.  D.  i7.  Antiphonar,  fol.,  Mitte  des  i5.  Jh.,  älmlich  D.  i3,  mit  guten  Bilder- 
initialen auf  Bl.  P,  29 3,  II 7»,  177". 

3i.    D.  i9.    Antiphonar,  fol.,  iS.Jh.,  aus  Werden,  Bl.  i»  Bildnis  eines  Abtes. 

32.  D.  21.  Antiphonar,  fol.,  i486  geschrieben  von  Friedrich  Hugenpoet,  mit 
Bilderinitialen,  Bl.  i68=»  und  199^'  in  hellen  Farben. 

Zö.  D.  23.  Antiphonar,  fol.,  i487  geschrieben  von  Friedrich  Hugenpoet,  mit 
Bilderinitialen,  Bl.  iio''  ikonographisch  interessant. 

34.  D.  24.  Antiphonar,  fol.,  von  Hugenpoet,  obwohl  nicht  bezeichnet,  mit 
Federzeichnungen. 

35.  D.  2  7.    Antiphonar,  fol.,  von  demselben,  Initialen. 

36.  D.  28.    Antiphonar,  fol.,  iS.Jh.,  Initialen. 

37.  D.  29.    Graduale,  fol.,  Ende  des  i5.Jh.,  aus  Werden,  Initial  Bl.  29. 

38.  D.  32.  Antiphonar,  fol.,  Anfang  des  16.  Jh.,  mit  breiten  Einrahmungen, 
sehr  reich  verziert. 

39.  D.  33.  Antiphonar,  fol.,  geschrieben  i544  von  F.  Heinricus  Kürten  in 
Altenberg,  reich  verziert  mit  Initialen  und  kleinen  bildlichen  Darstellungen. 

40.  D.  34.  Antiphonar,  fol.,  vom  J.  i544,  Bl.  P  das  Altenberger  Wappen, 
mit  gutgezeichneten,  aber  manierierten  Figuren. 

4i.    D.  36.    Antiphonar,  fol.,  16.  Jh.,  aus  Altenberg,  mit  Bilderinitialen. 

Ausser  den  Handschriften  enthält  die  Landesbibliothek  eine  Reihe  von  kleinen    Bronzcwerke 
Bronzewerken  aus  dem  alten  Schlosse. 

Statuette  der  Minerva,  ZZ  cm  hoch,  aus  unciselierter  Bronze,  Gusswerk  von 
Grupello.  Die  gewappnete  Göttin,  das  Haupt  mit  hohem  Helm  und  Lorbeerkranz, 
steht  vor  einer  Waffentrophäe,  der  linke  Arm  ist  leicht  erhoben. 

Büste  der  Kurfürstin  Maria  Anna,  Gemahlin  des  Johann  Wilhelm,  aus  cise- 
lierter  Bronze,  56  cm  hoch,  von  Giupello,  auf  einem  58  cm  hohen  geschweiften  Sockel, 
der  an  der  Vorderseite  in  Basrelief  einen  auf  Wolken  thronenden  Genius  zeigt,  mit 
Posaune  und  Friedenspalme.  Die  Büste  der  Kurfürstin  prächtig  modelliert  und  kühn 
drapiert,  bedeutendes  dekoratives  Werk. 

Bronzefigur  des  Paris,  35  cm  hoch,  nicht  ciseliert,  von  Grupello,  nackte 
Jünglingsgestalt  in  weichen  und  ruhig  fliessenden  Linien. 

Bronze figur  eines  sitzenden  Paris,  44  cm  hoch,  und  einer  ältlichen  Gestalt, 
48  cm  hoch,  in  genau  der  gleichen  Haltung,  minderwertige  Schülerarbeiten,  möglicher- 
weise aus  der  Gusshütte  Grupellos. 

STAATSARCHIV.    Über  die  Bestände  vgl.  v.  Mülmann,  Statistik  I,  S.  465.  Staatsarchiv 
—  Harless,  Entwicklungsgang   des  Kgl.  Provinzialarchives   zu  Düsseldorf:   Berg.  Zs. 
III,  S.  3oi.  —  Gachard,  Les  archives  royales  de  Dusseldorf,  Brüssel  1881.    Die  auf 
das  Herzogtum  Berg  bezüglichen  Aktenstücke  ausführlich  verzeichnet  bei  Th.  Ilgen, 
Rhein.  Archiv,  Ergänzungsheft  II  zur  Wd.  Zs.  S.  25,  7i. 

A.  4.    Lektionar  von  St.  Trond  in  Belgien,  Prov.  Limburg,  8",  Ende  des  12.  Jh.     Emanierter 

"  "  Buchdeckel 

Bl.  i^  Initial  J  mit  dem  sitzenden  Johannes,  2=»  Kreuzigungsbild  in  kolorierter  Feder- 
zeichnung. Der  Deckel  in  Rotkupfer  mit  Emails  (aus'm  Weerth.  Kd.  Taf.  XXXI,  4; 
II,  S.  48.   —   Katalog   der  Ausstellung   kunstgewerbl.    Altertümer   in   Düsseldorf  1880, 

7i 


72 


KREIS   DUSSELDORF 


Bilder, 
hsndschriften 


Staatsarchiv  Nr.  967='.  —  Kraus,  Die  christlichen  Inschriften  der  Rheinlande  II,  S.  3i7,  Nr.  ii). 
Auf  der  Vorderseite  in  der  Mitte  Darstelking  des  jüngsten  Gerichts,  Christus  als 
Weltrichter  auf  dem  Regenbogen,  rechts  die  Inschrift:  venite  benedicti  patris 
MEi,  links  discedite  a  iME  maledicti  in  ignem  aeternum,  über  ihm  zwei  posaunen- 
blasende Engel,  unter  ihm  die  Gruppen  der  Seligen  und  Verdammten.  Auf  dem  Rand 
Brustbilder  der  Apostel,  in  den  Ecken  die  Evangelistensymbole.  Das  Mittelfeld  und 
der  Rahmen  in  Grubenemail,  die  Zwickel  in  Kupferblech  getrieben.  Auf  der  Rück- 
seite kleines  emailliertes  Medaillon  mit  der  Taube  des  h.  Geistes. 

A.  i8.  Chronik  von  S.  Pantaleon  in  Köln,  4**,  12.  Jh.,  aus  S.  Pantaleon. 
Über  den  Inhalt  B.  Simson  in  Lacomblets  Archiv  VII,  S.  i48.  —  Lamprecht,  Ini- 
tialorn.  S.  3i,  Nr.  116.  —  Ders.  in  den  B.  J.  LXXIV,  S.  i39,  Nr.  108.  —  Clemen, 
Porträtdarstellungen  Karls  des  Grossen  S.  225;  Zs.  des  Aachener  Geschichtsvereins 
XII,  S.  i39.  BI.  93  Zeichnung  des  h.  Bruno  und  der  Mathilde,  Bl.  133"  Bild  des 
Bischofs  Bnino  und  Medaillons  der  sächsischen  Kaiser,  Bl.  USi^  und  i5o''  Stamm- 
bäume. Alte  Kopien  in  der  REDiNGHOVENschen  Sammlung,  München,  Staatsbibliothek, 
Cod.  gemi.  22 13,  Bd.  XVII,  Bl.  263. 

Urkunde  der  S.  Lupusbruderschaft  von  Köln  vom  J.  I246  (bez.  Köln, 
Domstift,  Urk.  98)  mit  gemaltem  Kopfstück,  darstellend  den  h.  Kunibert,  den  capella- 
rius  und  die  Mitglieder  der  Lupusbruderschaft  (Kopie  vom  J.  i569  im  Kopiar  H  des 
Domstiftes  B.  i7).    Lamprecht  in  den  B.  J.  LXXIV,  S.  i39,  Nr.  iio;  Initialorn.  ii9. 

A.  ii4  —  ii5.  Missalen  der  Klever  Hofkapelle,  i5.  Jh.,  mit  sehr  schönen 
Initialen  und  Randbordüren.  Archiv  d.  G.  f.  ä.  d.  G.  XI,  S.  758.  —  Lamprecht  in 
den  B.  J.  LXXIV,  S.  i45,  Nr.  2o7. 

Die  SAMMLUNG  DES  HERRN  PROFESSORS  DR-  KARL  BONE, 
Kronprinzenstrasse  49,  enthält  einige  tüchtige  niederländische  Bilder  vom  16. — 18.  Jh., 
Landschaften  von  /  Momper.  J.  Rnysdael,  Waierloo,  Genrebilder  von  Molenaer  und 
Brouwer,  eine  Limoger  Emailplatte,  Christus  mit  den  Kindern  darstellend,  von  P.  Cour- 
ley,  zwei  Kölner  Porträts  vom  J.  i586. 

SAMMLUNG  DES  HERRN  PHILIPP  BRAUN,  Bismarckstrasse  33. 
Bedeutende  Münzsammlung  von  etwa  i2  5oo  Stück,  hauptsächlich  römische  Münzen 
in  guten  Exemplaren.  Weiterhin  eine  reiche  Kollektion  römischer  und  germanischer 
Gefässe,  Urnen,  Becher,  Gläser,  Schalen,  von  Asberg,  Gellep,  Köln,  Eller,  Neuss, 
Grimlinghausen,  Andernach,  römische  und  germanische  Bronzegegenstände,  Fibeln, 
Schmuck  etc.    Grosse  Sammlung  von  Autographen  und  Urkunden  von  i366  an. 

SAMMLUNG  DES  HERRN  WERNER  DAHL,  Rosenstrasse  20,  in  den 
letzten  12  Jahren  mit  grossem  Kunstsinn  und  auserlesenem  Geschmack  zusammen- 
gebracht und  fast  ausschliesslich  aus  holländischen  Gemälden  des  i7.Jh.  gebildet,  nur 
anerkannt  echte  Bilder  einschliessend  (von  Woermann  und  Bredius  oft  citiert). 

Ältere  Werke  histor.  Stils.  Zwei  Bilder  von  C.  L.  Moeyacrt,  Die  Söhne 
Jakobs  bringen  ihrem  Vater  den  blutigen  Rock  Josephs  1624  und  Abraham  erhält  den 
Befehl,  das  Land  Haran  zu  verlassen  1628.  Dann  Paulus  Bor,  Anbetung  der  drei 
Könige  l64o;  W.  de  Poorter,  Achilles  unter  den  Töchtern  des  Lykomedes;  Robert  Griffier, 
Diana  und  Kallisto;  Rottenhammer  u.  Breughel,  Die  h.  Familie  unter  dem  Kirschenbaum. 

Genrebilder.  Ein  früher  G.  Terborch,  Wachtstube  mit  Gefangenen;  eine  andere 
OTOSse  Wachtstube  von  Pieter  Potter  i632;  Kavaliere  und  Dame  von  Pieter  Codde ; 
Kavaliere  Trictrac  spielend  von  A.  J.  Duck;  Musikalische  Gesellschaft  von  Pieter  Quast; 
Knabe  mit  Mausefalle  von  Gerh.  Dow;  Alchymist  von  Th.  Wyck.  Dann  ein  sehr  feiner 
kleiner  /  M.  Molenaer,  Lustige  Gesellschaft  und  ein  Spiel  im  Freien  von  demselben. 


Sammlung 
Bo  ne 


Sammlung 
Braun 


Sammlung 
Dahl 


Werke 
histor.  Stils 


Genrebilder 


72 


DÜSSELDORF  73 

Von  Adrian  von  Osladf  Frau  mit  Burschen  und  Mann  unter  Laube  uiui  Interieur  mit  Sammlung 
Mann  und  Frau:  von  haar  von  Ostade  eine  Gesellschaft  von  Schmausenden  und  In- 
terieur mit  Kartenspielern.  Von  (hm.  Bega  das  grösste  bekannte  Bild,  Leben  in  einem 
Wirtshause;  von  P.  de  Bloot  das  Hauptwerk,  Küche  mit  Stillleben.  Von  Jan  Steen 
die  Politiker.  Weiter  Einher/  v.  Ileemskerk,  Zechende  Bauern;  T/inni.  de  h'rvser. 
Mütterliche  Sorgfalt;  Ad>:  Brouivcr,  Kopf  eines  Mannes;  Jan  Ilals,  Mann  auf  der 
Guitarre  und  Weib  auf  der  Flöte  musizierend.  Ein  schlafender  Mann  mit  dem  Bier- 
kruge wohl  auch  von  einem  Sohne  des  P^anz  Hals. 

Porträts.  Franz  Hals,  Kleines  Bildnis  des  Predigers  Tegularius  von  Haarlem,  Ponrau 
aus  der  mittleren  Zeit  des  Künstlers;  J.  M.  Mierevclt,  Porträt  des  schwedischen  Ge- 
sandten Rudgersius;  Porträt  der  Frau  Gael  von  Paul  Moreelsc.  Zwei  Porträts  von 
/.  v.  Ravesieyn;  drei  Porträts  von  Nicola ns  Maes ;  Frauenporträt  von  /.  A.  Rolius 
i656;  Kinderporträt  von  Alhcrt  Cnvp  (mit  Nr.  3o8  im  Städelschen  Institut  zu  Frank- 
furt a.  M.  aus  einem  grösseren  Bilde  herausgesägt). 

Unter  den  Bildern  mit  Darstellung  von  Tieren  ist  /'.  Wonvrrmann  sehr  Ticrbiidrj 
gut  vertreten,  weiterhin  Parend  Gacl  mit  einem  Pferdemarkt;  A'ic.  Berchem  mit  Hirten- 
scene;  W.  Rotnvn,  Abendlandschaft  mit  Herden;  //.  Moinmcrs,  Italienische  Landschaft 
mit  Hirten  und  Herden,  von  demselben  ein  hervorragendes  holländisches  Landschafts- 
bild mit  Stafi'age  von  berittenen  Jägern.  Weiterhin  Bilder  von  Jac.  v.  d.  Does,  C.  Saft- 
leven,  D.  Wyntrack,  A.  v.  Hoef,  Palamedes,  van  der  Stoffe,  N.  v.  Ravesteyn,  J.  Beer- 
straeten,  G.  Bercklievde.    Tli.  Wvrk,  Jan  Micl. 

Landschaften.  Jan  Asselvn,  frühes  Bildchen;  //.  ?'.  Averkamp,  Winter-  Landschaften 
vergnügen  auf  dem  Eise.  Von  Jan  Botli  ein  holländisches  Motiv  und  eine  glühende 
Abendlandschaft;  von  Jacob  v.  d.  Gross  zwei  kleine  Pendants  und  Fleimziehende  Herde 
am  Abend;  von  Gorn.  Decker  Sommerlandschaft  und  Wohnung  unter  Bäumen  am 
Kanal;  von  /.  Decker  Kanal  mit  hoher  Brücke.  Weiterhin  vier  vortreffliche  Bilder 
von  J.  van  Goren:  von  A.  v.  d.  Neer  Winterlicher  Kanal  und  Brand  bei  Mondschein, 
ein  Stück  ersten  Ranges;  drei  Bilder  von  P.  Älolvn :  Flusslandschaft  in  Ruysdaelscher 
Stimmung  von  G.  Dubais.  Dann  Gemälde  von  Raf.  Gamphuyzen,  J.  G.  Droochsloot, 
Gl.  Mo  lenaer,  Franz  de  Momper,  R.  v.  Vries,  J.  Wnck.  /).  Tcnicrs,  G.  dr  Ileusch, 
Emanuel  Murant,  G.   Huvsinans,   Luc.   v.  Uden. 

Marinen.    Glattes  Wasser  mit  Schiffen,  sehr  gutes  Bild  von  Bo)i..  Peeters ;  Stilles        Marinen 
Wasser   mit  dem   alten  Turm   von  Merwede  von   H.  M.  Sorgh  i647.     Ferner   Bilder 
von  L.  Backhuyzen,   Wig.  Vitiitiga  l684,   R.  Zee7nan. 

Stillleben.    Eine  Reihe  von  Kapitalstücken:  Jan  de  Heeni,    Arrangement  von       Stiiiieben 
Früchten;  Franz  Sfiyders,   Weidenkorb  mit  Obst,  Affe   und  Katze    zur  Seite.     Weiter- 
hin vertreten   Jan    van    de    Velde,    J.    v.    Streeck,    G.    Mahn,    Rachel  Ruvsch,    Jan   Fvt, 
S.  Horst,   Herrn,   v.   Steemvyck,  J.   Vonck,    IV.  G.  Ferguson,   Bieter  Potter. 

Ausserdem  eine  ausgewählte  Sammlung  von  vortrefflichen  modernen  Bildern,  in 
der  Hauptsache  der  Düsseldorfer  Schule  angehörig  (nach  Mitteil,  des  Herrn  Werner  Dahl). 

Die  SAMMLUNG  DES  HERRN  MALERS  PROFESSOR  G.  OEDER,     Sammlung 

Oeder 

Jakobistrasse  lo,  ist  die  bedeutendste  deutsche  Privatsammlung  von  altjapanischen 
Kunstwerken,  durchweg  nur  ausgezeichnete  Stücke  vereinigend,  vor  allem  Lackarbeiten, 
ältere  Bronzen,  wie  auch  Metallarbeiten  aller  Art,  insbesondere  interessante  Schwert- 
teile von  hervorragenden  Meistern,  ferner  Werke  der  Kunsttöpferei  und  eine  ausge- 
dehnte Kollektion  farbiger  Holztafeldrucke  und  illustrierter  Bücher  von  Moronobu  an 
bis  Hokusai  und  dessen  Schule,  meist  in  vorzüglichen  Abzügen  (zum  Teil  im  J.  i89o 
bei  Ed.  Schulte  in  Berlin  ausgestellt).    Ausserdem  besitzt  Herr  Prof  Oeder  eine  An- 

73 


74  KREIS    DÜSSELDORF 

Sammlung  zahl  niederrheinischcr  und  holländischer  Ballenschränke,  Truhen,  Schnitzereien  (abge- 
bildet im  Westdeutschen  Gewerbeblatt  I  und  II),  sechs  Gobelins,  fünf  französischen 
Ursprungs,  wovon  vier  aus  der  Zeit  Louis  XVI.,  nach  Kompositionen  von  Andraiv, 
und  ein  Brüsseler  gezeichnet:  b  in  braunem  Schild  (Philipp  Behailes),  rechts  in  die 
Ecke:  JAN  LEYNiERS,  eine  Anzahl  charakteristischer  Stilllebenbilder  niederländischer 
INIeister  und  ein  kleines  (verdorbenes)  Porträt  von  B.  de  Bruyn. 

Sammlung  SAMMLUNG  DES   HERRN   OSCAR   RAUTERT,    Marienstrasse   \^. 

I.  Münzsammlung,  reiche  Kollektion  römischer  Kaisermünzen  in  Gold,  Silber  und 
Bronze,  von  Gellep,  Neuss,  Grimlinghausen,  Bonn,  Andernach,  Niederbiber. 

II.  Sammlung  antiker  Funde.  A.  Palaeolithische  Zeit.  Steinmesser  aus 
Hörn-  und  Feuerstein,  durchbrochene  und  gespaltene  Knochen  vom  Martinsberg  bei 
Andernach:  geschlagene  Feuersteine,  Pfeilspitzen  etc.  aus  der  Thayinger  Höhle. 

B.  Neolithische  Zeit.  Halsschmuck  aus  Muscheln  und  zwei  Hornsteinmesser, 
Fundort  am  Hinkelstein.  Sammlung  von  Steinbeilen,  Steinhämmern,  Lanzenspitze  aus 
Feuer-,  Hom-,  Sandstein,  Serpentin,  aus  Norddeutschland;  Fundstücke  aus  den  Pfahl- 
bauten des  Bodensees. 

C.  Bronzezeit.  Thongefässe,  Kelte,  Messer,  Nadeln  aus  Heddesdorf,  Mainz, 
Bacharach,  Ochtendunk;  fünf  Gefässe  des  Lausitzer  Typus. 

D.  Zeit  der  Römerherrschaft.  Einheimische  Gefässe  und  Fibeln  von  Bautzen, 
Aachen,  Eller,  von  der  Golzheimer  Heide,  von  Pyrmont.  Römische  Altertumsfunde 
aus  allen  Perioden  der  Kaiserzeit:  Gefässe,  Gläser,  Lampen,  Bronzen  (Fibeln,  Phalli, 
Löffel,  Spachtel,  Schüsseln,  Nägel,  Ringe,  Ohrringe,  armillae,  Spiegel,  lunulae);  Gegen- 
stände aus  Knochen  (Stili,  Nadeln,  Catrunculi,  Würfel);  tesserulae,  Perlen  aus  Thon; 
Lanzenspitzen,  Schuhe  für  Brückenpfähle,  Klammern,  Nägel,  Äxte  aus  Eisen,  Augen- 
salbenstein  aus  Thon  (B.  J.  XC,  S.  211),  Schlufsstein  eines  Giebels  mit  einem  Medusen- 
haupt, Teil  eines  mit  Lorbeerblättern  bedeckten  Bogens  aus  Tuff,  Ziegel,  Wandputz 
mit  Bemalung,  Wasserleitungsrohre.  Fundorte:  Neuss,  Grimlinghausen,  Norf,  Köln, 
Bonn,  Andernach,  MaySn,  Bacharach,  Bingen,  Mainz,  Lierenfeld,  Oberbilk.  Stempel 
auf  terra  sigillata - Gefässen :  .miilvro,  xonio,  secvnd,  vrbanvsf;  auf  terra  nigra- 
Teller:  c.\tvlo;  auf  Lampen:  evcarpi,  comvnis,  fortis,  raecra,  similis. 

E.  Frühe  fränkische  Zeit.  Gefässe,  Gläser,  Fibeln,  Bronzen,  Schnallen,  Be- 
schläge etc.,  Waffen  (Scramasaxe,  Saxe,  Franziskae,  Lanzen-  und  Pfeilspitzen),  Scheere, 
Zange,  Kämme.  Fundorte:  Aachen,  Köln,  Lülsdorf,  Kruft,  Niedermendig,  Andernach, 
!Mülhofen,  Engers,  Kreuznach,  Mainz,  Berkach  bei  Gross -Gerau. 

F.  Spätere  fränkische  Zeit.  Gefässe,  Lampen,  Fläschchen,  Messer,  Handwerks- 
zeug, aus  Köln,  Bonn,  Meckenheim,  Mainz. 

III.  Scherbensammlung,  i.  Germanische  Funde  von  Meckenheim,  der  Golz- 
heimer Heide,  Rheinbrohl,  Andernach,  Bassenheim,  der  Kapelle  zum  guten  Mann 
bei  Urmitz,  Heddesdorf,  Mülhofen  bei  Engers,  Langenlinsheim. 

2.  Römische  Thonerzeugnisse  von  Gellep,  Neuss,  Grimlinghausen,  Köln,  Bonn, 
Andernach,  Heddesdorf,  Niederberg,  Mainz.    Stempel:    alt,  ann,  arvernici,  bassi, 

BITV  ,  I  ,  OFCALVL  COSSILLVS,  lECVN,  OFNASCLINI,  MINVTVS,  NATILISF,  NARDA/',  NORVS, 
OCCISO-f,    OFPATRO,    PILEXV,    OFPRIM,    RECVLLVSF,    VITA,    OFVITA,    VITAL,    OFICVIRIL. 

3.  Fränkische  Thongefässe,  frühe  von  Meckenheim,  Andernach,  Niedermendig, 
spätere  von  Meckenheim  (B.  J.  XCIII,  S.  261),  aus  der  Brandschicht  und  der  karo- 
lingischen  Töpferei,  Ruine  Tomberg,  Burg  Hohenstein  im  Taunus,  Lintorf. 

4.  Spätmittelalterliche  Gefässe  und  Scherben  von  Siegburg,  Köln,  Düsseldorf, 
Neuss,  Bonn,  Raeren  (nach  Mitteilungen  des  Herrn  Rautert). 

74 


DÜSSKI.UORF 


75 


BILK. 


RÖMISCHE  UND  GERMANISCHE  RESTE.  Schneider  (Neue  ßeilr. 
XIV,  S.  II.  —  Dcrs.  in  Düss.  Bcitr.  V,  S.  ii)  verzeichnet  eine  Landwehr  (Nr.  i6) 
vom  Rheine  über  Oberbilk  nacii  FHngern.  Wartluigcl  zwischen  Bahnhof  und  Dussel 
(vgl.  die  ScHNEiDERSche  Karte). 

Funde  von  Schalen  von  terra  sigillata  (B.  J.  LXII,  S.  i84.  —  Geschichte  der 
Stadt  Düsseldorf  S.  1 1). 
Funde  germanischerUr- 
nen  (Fahne,  Neue  Beitr. 
zum  limes  S.  5 1 .  —  Düss. 
Beitr.  IV,  S.  2,  6).  In 
Unterbilk  Aschenurnen 
nebst  Gefäfsstücken  aus 
terra  sigillata,  ausserdem 
ein  Ring  mit  Onyx  ge- 
funden (B.  J.  XXXVI, 
S.  88).  Auf  dem  Wege 
nach  Flehe  i85o  ein 
römisches  Bronzestück 
mit  der  Inschrift  utere 
FELIX  ausgegraben  (Ge- 
schichte der  St.  Düssel- 
dorf S.  1 1,  Histor.  Mu- 
seum. —  Fahne  in  den 
Neuen  Beitr.  zum  limes 
S.  55  mit  Abb.).  Ein 
römischer  Fund,  i877 
zu  Oberbilk  gemacht, 
jetzt  im  Frovinzialmu- 
seum  zu  Bonn  (Fahne 
a.  a.  O.  S.  52).  Auf  dem 
Gebiete  des  ehemali- 
gen Bilkerbusches  in  der 

Nähe  der  Erkratherstrasse  römische  Gräber  entdeckt  (Rautert  in  den  B.  J.  LXXXX, 
S.  202).   Vgl.  unter  Düsseldorf  S.  2  5  und  unter  Derendorf  S.  78. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Martini).  Binterim,  Kurze 
Beschreibung  der  jetzigen  Pfarrkirche  zu  Bilk  mit  ihren  Gemälden,  Düsseldorf  o.  J. 
—  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  2  75.  —  Preuss.  Ztg.  1860,  Nr.  200.  —  Lotz, 
Kunsttopographie  I,  S.  81.  —  J.  H.  Kessel,  Der  selige  Gerrich  S.  i9.  —  Lacomblets 
Archiv  III,  S.  21.  —  Baudri,  Organ  für  christl.  Kunst  X,  S.  22?. 

Der  Ort  schon  799  genannt  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  12:  villa  que  dicitur  Bilici). 
Eine  Kirche  bestand  hier  schon  im  J.  10 1 9  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  i53).  Der  älte.ste 
Teil  der  Kirche  stammt  noch  von  diesem  Bau.  Um  1 200  fand  eine  Erweiterung  nach 
Osten  statt,  die  Seitenschiffe  wurden  im  i5.Jh.  umgebaut  und  im  i7.Jh.  in  Backstein 
roh  erneut.    Im  J.  1860  durch  Restauration  entstellt  (Preuss.  Ztg.  1860,  Nr.  200)  und 


Römische   u. 

Germanische 

R  e  s  l  e 


Fig.  25.     Bilk.     Ansicht  der  Pfarrkirche. 


Kailiül. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


75 


76 


KREIS    DUSSELDORF 


Ka  thol. 
Pfarrkirche 


Beschreibung 


Inneres 


Chorhaus 


erst  i879  —  iS8i  durch  die  Architekten  Rincklake  und  Pickel  wiederhergestellt.  Hier- 
bei wurden  die  Seitenschifie  erneuert  und  das  schwere  Gewölbe  in  der  Turmhalle 
eingespannt. 

Dreischiftiger  romanischer  Tuffbau  mit  Westturm,  20, 5o  m  lang,  io,9o  m  breit, 
der  älteste  Teil  bis  zum  Triumphbogen  i2,4o  m  lang,  4, 12  m  breit,  Chor  und  Apsis 
8,10  m  lang.  Die  einzelnen  Bauperioden  sind  noch  genau  erkennbar.  Der  älteste 
Bau  kurz  nach  dem  J.  1000,  dem  Turm  und  Mittelschiff  angehören,  war  wohl  flach- 
gedeckt mit  direkt  anstossender  Apsis  (der  Kämpfer  im  Triumphbogen  hat  das  gleiche 
Profil  wie  der  der  Turmhalle),  zwei  vermauerte  rundbogige  Fenster  im  Obergaden 
erkennbar  (Fig.  25).  Der  fünfstöckige  leicht  verjüngte  Turm  zeichnet  sich  durch  be- 
sonders glückliche  Verhältnisse  aus  und  ist  der  imposanteste  des  ganzen  bergischen 
Landes.  Im  Erdgeschoss  das  dreimal  abgetreppte  Portal  mit  ganz  einfachem  Kämpfer. 
Vom  zweiten  zum  fünften  Stock  vermehrt  sich  die  Zahl  der  Rundbogen  im  Rund- 
bogenfries, der  die  Vertikallisenen  des  Baues  verbindet,  von  zwei  bis  fünf;  ein  jedes 

der  Geschosse  ist  leicht 
eingerückt.  Im  obersten 
Geschoss  je  zwei  Rund- 
bogenfenster mit  Mittel- 
säule, Würfelkapitäl  und 
Kämpfer.  Chor  und  Apsis 
mit  Sakristei  haben  erst  bei 
der  Abtragung  des  Bodens 
1  den  auffallend  hohenSockel 
erhalten.  Im  Chor  drei 
rundbogige  Fenster  mit 
Rundstab,  in  der  durch 
Vertikallisenen  und  Rund- 
bogenfries nach  Norden 
gegliederten  Sakristei  nach 
Osten  ein  Rundfenster  mit 

Fig.  26.     Bilk.     Romanische  Kapitale  in  der  Pfarrkirche.  Rundstab.       BreiteS    Dach- 

gesims  mit  Klötzchenfries. 

Im  Inneren  ist  das  Mittelschiff  bei  der  Einwölbung  mit  zwei  fast  quadratischen 
und  einem  kürzeren  Kreuzgewölbe  bedeckt  worden.  Der  Baumeister  schob  das  störende 
schmälere  Joch  nach  dem  Turm  hin.  Die  breiten  Rippen  sind  nur  leicht  profiliert, 
in  den  Schildbögen  sehr  starke  und  klobige  Rundstäbe,  die  mit  den  die  Gurte  vertre- 
tenden Querrippen  auf  starken  Dreiviertelssäulen  mit  Knospenkapitälen,  runder  Deck- 
platte und  Eckblattbasen  aufruhen.  Die  Scheidemauern  gegliedert  durch  Horizontal- 
lisenen  und  drei  kleine,  direkt  unter  dem  Scheitel  der  Schildbögen  gelegene  Fenster. 
Die  vierseitigen  Pfeiler  wie  die  rundbogigen  Arkaden  ohne  Gliederung  und  nur  aus 
der  Mauerstärke  geschnitten. 

Im  Chorhaus  ruhen  die  breiten  Rundstabrippen  und  die  Rundstäbe  der  Schild- 
bögen auf  vier  Ecksäulen  mit  Kelchkapitälen  und  runden  Deckplatten.  In  der  innen 
dreiseitig  geschlossenen,  aussen  runden  Apsis  an  den  Kanten  vier  Säulen  aus  weissem 
Sandstein,  schwarz  gestrichen,  mit  Knäufen,  Eckblattbasen  und  durchweg  sehr  schön 
und  zart  durchgeführten  Blattkapitälen  in  Kelchform  (Fig.  26),  die  Apsis  ähnlich  wie 
in  Wittlaer  und  Kalkum  (s.  u.)  belebt  durch  reich  profilierte  Rippen  und  Rundstäbe. 
Die  nach  Norden  anstossende  Sakristei  ist  mit  zwei  Kreuzgewölben  überdeckt,  ohne 


76 


DÜSSELDORF 


77 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Deckengemälde 


Lore  tt  o . 
k  a  p  e  1 1  e 


trennenden    Gurt,   mit   breiten,   scharf   zugespitzten   Rippen    und    Rundstäben   in   den 
Schildbögen;  auf  den  sechs  Säulen  gute  Knospenkapitäle. 

Deckengemälde.  Neue  Preuss.  Ztg.  i86o,  Nr.  2  2  7.  —  Ausführlich  Binterim 
a.  a.  O.  Die  vier  Gewölbefelder  des  Chorhauses  enthielten  interessante  Malereien  aus 
dem  i3.  Jh.,  i875  bei  der  Restauration  durch  Joh.  G.  Schmitz  gänzlich  verdorben.  Im 
östlichen  Felde  die  Krönung  Maria,  im  westlichen  die  Verkündigung,  nach  Norden 
und  Süden  je  ein  Rauchfass  schwingender  Engel.  Diese  allein  haben  in  der  stürmi- 
schen Bewegung  noch  etwas  den  spätromanischen  Duktus  bewahrt.  In  der  Lai- 
bung  des  Triumphbogens  sechs  Medaillons  mit  der  Darstellung  der  klugen  und 
thörichten  Jungfrauen  in  Halbfiguren,  dazwischen  gutes  romanisches  Ornament.  Die 
Inschrift:  i392  und  j.  v.  w.  (?)  später  hinzugefügt. 

LORETTOKAPELLE  (Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  378),  bis  i893 
Pfarrkirche  (tit.  b.  Mariae  v.),  im  J.  i686  durch  Herzog  Philipp  Wilhelm  errichtet.  Der 
Halbzirkel  nach  Westen  erst  i739  durch  Erzbischof  und  Kurfürst  Clemens  August 
erbaut,  1812  zur  Pfarrkirche  eingerichtet.  Im  J.  i893  niedergelegt,  um  einem  Neubau 
Platz  zu  machen. 

Auffälliger  Barockbau  mit  hohen  Pilastem,  stark  vorgekragtem  Dachgesims  und  Beschreibung 
einer  Art  von  Attika  unter  dem  Dach,  auf  dem  ein  vierseitiger  mit  Zwiebelhaube  ge- 
krönter Dachreiter  aufsitzt.  Das  Innere  wird  von  vier  sehr  reich  profilierten  Pfeiler- 
paaren getragen,  die  drei  gleich  hohen  Schiffe  sind  mit  Kuppelgewölben  überdeckt,  der 
Altar  steht  vor  dem  im  Osten  sich  erhebenden  Turm,  die  Westseite  ist  im  Halbkreis 
abgerundet.  Über  dem  Westeingange  das  Bildnis  des  h.  Joseph,  zur  Seite  die  Statuen 
der  hh.  Aloysius  und  Stanislaus. 

Taufstein,  achtseitig,  von  Sandstein,  in  Kelchform,  16.  |h. 

Zwei  silberne  Weihrauchfässer  vom  Anfang  des  i7.Jh., 
von  schönen  graziösen  und  luftigen  Formen,  beide  dreiteilig  mit 
Engelsköpfen   an   den   Henkeln.      Beschauzeichen   und   Marken: 

Ciborium,  barock,  36  cm  hoch,  von  vergoldetem  Silber.  Darauf  aufgesetzt 
Medaillons  mit  Emailmalereien,  derbe  Arbeiten  um  i7oo,  alle  in  grober  Silberfassung 
mit  unechten  Steinen.    Marke:  N  und  Löwe  mit  Anker. 

INIonstranz,  56  cm  hoch,  barock,  i855  renoviert,  mit  sechs  Schaumünzen  und 
sieben  Medaillons  mit  guten  Emailmalereien. 

Kapelle  von  grünem  golddurchwirkten  Sammetbrokat  (Kasel,  zwei  Dalmatiken, 
Manipel,  Antependium),  vorzüglich  erhalten,  mit  dem  prachtvoll  ausgeführten  kurfürst- 
lichen Wappen  in  Bouillonstickerei,  i7.Jh.  • 

Kasel  (mit  Stola  und  Manipel)  von  schwerem  roten  filzartigen  Stoflf,  bedeckt 
mit  starker  silberner  Bouillonstickerei  mit  Pailleten;  das  Kreuz  mit  Goldstickerei  in 
Plattstich  und  guter  breiter  Goldspitze,  Ende  des  i7.Jh. 

Kasel  (mit  Stola  und  Manipel)  von  golddurchwirktem  Seidenstoff"  des  i7.Jh. 
mit  silbernen  Arabesken. 

Glocke  aus  dem  i3.  Jh.,  87  cm  hoch,  mit  1,06  m  unterem  Durchmesser,  um  den        Glocke 
oberen  Rand   vier  und   drei   Streifen,   der   untere   breite  Schlagrand   sehr   dünn,   mit 
sechs  Ringen,  ohne  Inschrift. 


ÜI.U 


Taufstein 
Weihrauchfasser 


Ciborium 


Monstranz 


Paramente 


DERENDORF. 


GERMANISCHE  UND  RÖMISCHE  FUNDE.  Das  bedeutendste  Gräber-  Germanische 
feld   des  Kreises  Düsseldorf  zieht  sich   vom  Kaiserhain   über  die   Golzheimer  Heide        Funde 


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78 


KRKTS    DÜSSELDORF 


Ger  m  a  nische 

u.  Römische 

Funde 


Kathol. 

Pfarr  kirche 

Geschichte 


Inschrift 


hin,  in  der  neuesten  Zeit  grosse  Ausbeute  an  germanischen  Graburnen  (Schneider 
in  den  Neuen  Beitr.  VI,  S.  9.  —  Picks  Ms.  I,  S.  98,  IV,  S.  i7,  5i5.  —  Geschichte 
der  Stadt  Düsseldorf  S.  4.  —  Düss.  Beitr.  IV,  S.  3.  —  Fahne,  Neue  Beitr.  zum  limes 
S.  5o.  —  KoENEN  im  Korr.-Bl.  der  Wd.  Zs.  X,  S.  25.  —  The  American  Journal  of 
archaeologv  i89i.  p.  56o).  Auf  der  Heide  selbst  eine  Reihe  römischer  Münzen  ge- 
funden. Die  Fundstücke  zum  grössten  Teil  im  Histor.  Museum  zu  Düsseldorf,  in  den 
Sammlungen  Rautert  und  Braun  (s.  o.). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Barbarae). 

Der  Ort  im  1 1.  Jh.  zuerst  genannt  (Therenthorpe:  Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  257), 
i384  in  die  städtische  Freiheit  zu  Düsseldorf  aufgenommen  (Lacomblet,  U  B.  III, 
Nr.  878).  An  Stelle  einer  älteren  Kirche  wurde  i693  eine  neue  errichtet,  ein  niedriger 
Backsteinbau  von  malerischer  Aussenwirkung  mit  höchst  merkwürdiger  Anordnung 
der  Türme,  zwei  die  Hauptfai^ade  flankierend,  der  dritte  über  dem  Chor,  innen  drei- 

schiffig,   mit  Pfeilern   und   flachen  Bögen, 

\  IUI  Kt  mn  ■  [DQ)[-T  V-€  -H©  «-•>Sf -l^'-    Im  Giebel  eine  Blende  mit 

Kruzifix,  um  die  Turme  Haustembalustra- 
den  mit  interessanten  späten  barocken 
Pflastern.  Im  J.  i892  niedergelegt.  Die 
neue  Kirche,  unweit  der  alten  in  den  J. 
i889  — 1892  errichtet,  ist  ein  dreischiffiger 
gothischer  Bau  von  Caspar  Pickel. 

In  der  Westseite  der  alten  Kirche  war 
unter  einem  Fenster  eingemauert  eine 
6o  cm  hohe,  5o  cm  breite,  9,5  cm  dicke 
r-K  rv-  ^  K^i-w^xrr  r-Ac-.ui  r-wT->T--7/-  i  r- r-  Sandsteinplatte  (jetzt  in  der  neuen  Kirche) 
§K^SS=^-n^N-5E»Kl-fFBT';5tDE    mit    der    unten    stehenden   Inschrift,    die 

rr>iM  c  T^-r \7T  K    rw  \  r  T\n\    \\  t    n     ^°'^    ^^"^    alten    Kapelle    zu    Kirchholten 
AGlNO-hrArn'LiV'VlRGJNVn'   oder  Holthausen  herrührt   (über  den  Ort 

V.  Mering,  Geschichte  der  Burgen,  Ritter- 
güter etc.  in  den  Rheinlanden  III,  S.  69,  Anm.  2),  deren  Materialien  i693  zum  Bau  der 
Derendorfer  Kirche  verwendet  wurden  (H.  Ferber  i.  d.  Düss.  Beitr.  VII,  S.  126,  Anm.  i). 
Die  Inschrift  lautet:  viiii.  kal.  maii  dedicatum  est  hoc  Oratorium  in  honore 

S.  CRUCIS  et  S.  MARIE  PERPETUE  VIRGINIS  ET  SANCTORUM  APOSTOLORUM  PETRI  ET 
PAULI  MARTIRUM  GEORGII  ADELBERTI  HEIMMERAMMI  BLASII  VINCENCII  MAURORUM  ET 
S.  CONFESSORUM  MARTINI  SEVERINI  CUNIBERTI  ET  S.  LUCIE  VIRGINIS  ET  XI  MILIUM 
VIRGINUM. 

Bei  dem  Abbruch  ergab  sich,  dass  die  Steinplatte  auf  der  Rückseite  eine 
römische  Inschrift  trug,  der  Stein  aber,  um  die  mittelalterliche  Inschrift  aufzunehmen, 
auf  den  Seiten  behauen  war.  Am  Kopfende  ein  zu  drei  Vierteilen  erhaltenes  20  cm 
breites  und  4  cm  vertieftes  Porträtmedaillon  en  face,  darunter  eine  Inschrift  (K.  Bone 
in  den  Düss.  Beitr.  VIII).  Vgl.  F.  X.  Kraus,  Die  christlichen  Inschriften  der  Rhein- 
lande II,  S.  288,  Nr.  626. 

Die  spätere  Inschrift  gehört  nach  der  Verwandtschaft  mit  der  zu  Haan  (La- 
COMBLETS  Archiv  II,  S.  loi)  und  der  untergegangenen  zu  Duisburg  (Kunstdenkmäler 
d.  St.  Duisburg  S.  27)  dem  10.  — 11.  Jh.  an. 


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^'^^ 


78 


KREIS   DÜSSELDORF 


79 


ANGERMUND. 


SCHLOSS.  Th.  J.  J.  Lenzen,  Beyträgc  zur  Statistik  des  Herzogthums  Berg, 
Düsseldorf  1802,  I,  S.  18.  —  v.  Restorff,  Beschreibung  der  Rheinprovinzen  S.  362.  — 
V.  MüLMANN,  Statistik  I,  S.  398.  —  Geschichte:  Lacomblets  Archiv  IV,  S.  379.  — 
H.  Ferber,  Die  Kelhier  zu  Angermund:  Düss.  Beitr.  IV,  S.  252;  V,  S.  i63.  —  Ders., 
Rentbuch  der  Kellnerei  Angermund :  Düss.  Beitr.  V,  S.  112.  —  Ders.,  Die  Gemnrkoii 


Schloss 
Quellen 


'ij^f^^^i:^^. 


Fig.  27.     Angermund.     Ansicht  der  Burg. 

im  Amt  Angermund:  Düss.  Beitr.  VII,  S.  67.  —  Ders.,  Die  Rittergüter  im  Amt  Angcr- 
mund:    Düss.  Beitr.  VII,  S.  100.—  Miscellen:  Düss.  Beitr.  V,  S.  161. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Urbare,  Rent-  und 
Heberegister  von  i364  an  in  Hs.  A.  227.  Vgl.  Lamprecht,  Verzeichnis  niederrh.  Ur- 
barialien  S.  43.    Rechnungen  des  Amtes  von   i475  ab.    Vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  26. 

Im  Gräflich  von  Speeschen  Archiv  zu  Schloss  Heitorf:  Eigentliche  Be- 
schreibung des  Angerfluss  zwischen  Angermundt  und  dem  Hause  Winkelhausen  mit 
seinen  Wiesen,  i594  von  JoH.  Mercator,  Karte  mit  alter  Ansicht.  —  Briefschaften 
über  die  Kapelle  zu  Angermund  (Inv.  II,  II,  conv.  III<=).  —  Akten  des  i5. —  i7.Jh., 
Einkünfte  der  Kellnerei,  Steuerbuch  (Inv.  II,  II,  conv.  XIII). 

Das  Schloss  wird  schon  unter  den  Erwerbungen  des  Erzbischofs  Philipp  von  Geschichte 
Heinsberg  (i  i67 — ii9i)  genannt  (castrum  Angermunt  et  curia  adiacens:  Mitteilungen 
aus  dem  Stadtarchiv  von  Köln  XII,  S.  54.  Darnach  1222:  Lacomblets  Archiv  IV,  S.  379). 
Bei  dem  Vergleich  im  J.  I247  erhält  Gräfin  Irmgard  von  Berg  das  Schloss  (LacOxMBLET, 
ÜB.  II,  Nr.  3 12.  —  Kremer,  Akad.  Beitr.  III,  S.  94).  Das  Erzstift  behält  die 
Lehensherrlichkeit.     Im   J.  i327    wird    das  Schloss   von  Graf  Adolph    vnn    Berg   seiner 


81 


82 


KREIS    DUSSELDORF 


S  c  h  1  o  s  s 


Beschreibung 


Gemahlin  zum  Wittum  ausgesetzt  (Lacomblet,  U  B.  III,  Nr.  226,  Anm.).  Im  i4.  fh. 
kommt  die  Kölnische  Lehensoberhoheit  in  Vergessenheit.  Noch  einmal  im  J.  i45o 
übergiebt  Herzog  Gerhard  von  Jülich  und  Berg  sein  Land  Berg  mit  Angermund  wiederum 
dem  Erzstift  Köln  (Lacomblet,  U  B.  IV,  Nr.  294),  aber  der  Erzbischof  Ruprecht 
verzichtet  i469  endgültig  auf  seine  Ansprüche.  Von  der  Mitte  des  i5.  jh.  an  ist  es 
der  Sitz  der  Herzoglichen  Kellner  (Rentmeister)  bis  zum  J.  iSoi.  Der  jetzige  Eigen- 
tümer ist  der  Fürst  Alfred  von  Hatzfeld.  Die  Burg  dient  zur  Zeit  als  Hofgebäude 
und  Försterwohnung. 

Das   Schloss   (Ansicht  Fig.  27,    Grundriss    Fig.  28)    bildet   ein    unregelmässiges 
Oval.    Es  war  von  breiten  Gräben  umgeben,  die  jetzt  sumpfartig  erweitert  sind.    Der 


Fig.  28.     Angermund.     Grundriss  der  Burg. 


Pfarrkirche 


älteste  nach  Westen  zu  gelegene  dreistöckige,  aus  mächtigen  Bruchsteinmauern  auf- 
geführte Hauptbau,  an  der  Nordwestecke  abgerundet,  stammt  im  wesentlichen  noch 
aus  dem  i3.  Jh.  Er  be.sass  ursprünglich  romanische  Doppelfenster,  von  denen  eines 
vermauert  mit  Mittelsäule  an  der  Ecke  noch  erhalten  ist.  Im  Erdgeschoss  nach  dem 
Hofe  zu  schmale  geradlinig  geschlossene  Fenster.  An  der  Südecke  die  Ruinen  eines 
Turmes  und  die  Reste  eines  grossen  Backsteintraktes.  An  den  alten  Mauerring  sind 
niedrige  Wirtschaftsgebäude  angelehnt.  Die  Thorbefestigung  mit  dem  vierseitigen 
Thorturm  stammt  erst  jjus  dem  i6.  oder  i7.Jh.  Der  dicht  mit  Epheu  umwachsene 
graubraune  Bau,  von  dem  hohen  roten  Dach  gekrönt,  wirkt  mitten  in  den  saftigen 
Wiesen  überaus  malerisch. 

PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Agnetis).  H.  Ferber,  Die  Pfarre  Angermund:  Düss. 
Beitr.  VI,  S.  i46.  Die  Kapelle  zuerst  i326  genannt  (Düsseldorf,  Staatsarchiv,  Hs. 
A.  23,  Bl.  299),   i63o  von    den  Holländern   zerstört,  i637  unter  Johann    Bertram    von 


82 


BENRATH  83 

Scheidt  wieder  neu  erbaut  (Archiv  Heitorf,  Inv.  II,  II,  conv.  111=).    Im  J.  i7o3  von    Pfarrkirche 
der   Mutterkirche   zu   Kalkuni   abgetrennt   und   zur  selbständigen  Pfarrkirche  erhoben 
(Staatsarchiv,  Reg.  Kaiserswerth  546).  Eine  neue  Pfarrkirche  wurde  iS7o  durch  .-J.  Lange 
aus  Köln  erbaut. 

Über   eine  LANDWEHR  von    Angermund    zur  Ruhr  vgl.  M.  Wilms    in   den      L.Tudweiir 
B.  j.  LH,  S.  6.  —  Th.  V.  Haupt  in  dem  Beibl.  zur  Köln.  Ztg.  1820,  Nr.  i5  und  16. 
—  Zu    den   Schneider  sehen   Untersuchungen   vgl.   die  WiLMSschen    Berichtigungen, 
weiterhin    Kunstdenkmäler    d.    St.    Duisburg    S.  i5.     Die  Landwehr   erwähnt    in  einer 
Urk.  vom  y.  i46o  (Archiv  Heitorf,  Urk.  Kesselsberg  Nr.  5). 

BENRATH. 

KATHOLISCHE    PEARRKIRCHE    (tit.    .s.    Caeciliae).      Binterim    und       Kathoi. 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  280.  —  Strauven  in  der  Berg.  Zs.  X,  S.  72. 

Die  älteste  Kirche  soll  im  J.  !oo5  errichtet  sein  nach  einer  nicht  mehr  erhaltenen,      Geschichte 
über  der  Chorthür  befindlichen  Inschrift  (anno  dni  mv  indict.  iii.  extructum  est 
HOC   edificium   chori   (Binterim  u.  Mooren  a.  a.  O.     Anzuzweifeln:  mv  vielleicht 
Lesefehler  für  mv^).    Der  jetzige  Turm  stammt  erst  aus  dem  Ende  des  1 2.  oder  An- 
fang des  i3.  ]h.     Das  hässliche  Langhaus  wurde  1823  angebaut. 

Dreistöckiger  romanischer  Turm  von  Tuff  mit  achtseitiger  geschieferter  Haube.    Beschreibung 
Die  Turmvorhalle    mit  je  zwei  rundbogigen  Blenden    und  vermauerten  Fenstern    zur 
Seite.     Im  Erdgeschoss  zweimal  abgetrepptes  leicht  .spitzbogiges  Portal  mit  Rundstab, 
im  zweiten  Geschoss  zwei  spitzbogige  Blenden,  im  dritten  von  Vertikallisenen,  Rund- 
bogenfries und  rechtwinkligen  Blenden  eingerahmt  je  zwei  Doppelfenster  mit  Mittelsäulen. 

Gothischer  Taufstein,  i5.Jh.,  achtseitig,  einfach,  Anfang  des  18.  Jh.  Taufstein 

Madonna,  aus  weissem  Marmor  in  Lebensgrösse,  angeblich  ein  Werk  Grupellos         Statue 
(Hermanns,  Geschichte  von  Benrath  S.  4o),  i854  aus  der  Schlosskapelle  hierher  versetzt. 

Glocken.    Die  erste  vom  i4.  August  i453  mit  der  Inschrift:  cecilia  heis  ich.       Glocken 

IN     DE    ERE    GODT    LUID     ICH.      MELCHER    HERMAN    VAN    ALFTER    GOUS    MICH    ANNO    D. 
MCCCCLIII    IN    VIGILIA    ACCUMPCIONIS    (so)    MARIE. 

Die  zweite  vom  4.  Juli  i454  mit  der  Inschrift:  maria  heis  ic.    in  de  er  godes 

LUDEN    ICH.      HERMAN  VAN   ALFTER    GOS    MICH    ANNO    MCCCCLIIII    DES    ANDEREN    DAGES 

NA    VISITASIONIS    (so)    MARIE. 

SCHLOSS.  Strauven,  Historische  Nachrichten  über  Benrath:  Berg.  Zs.  X,  Schioss 
S.  49.  —  Al.  Hermanns,  Geschichte  von  Benrath  und  Umgebung,  Düsseldorf  i889. 
Dazu  Düss.  Beitr.  IV,  S.  244.  —  Corn.  Gurlitt,  Geschichte  des  Barockstiles  und 
der  Rokoko  in  Deutschland  S.  466  mit  Abb.  —  R.  Dohme,  Barock-  und  Rokoko- 
architektur, Berlin  i892,  S.  i  mit  2  Tafeln.  —  Ders.,  Geschichte  der  deutschen  Bau- 
kunst S.  379,  4i4.  —  Düss.  111.  Zeitung  i89i,  Nr.  25.  —  Eine  ausführliche  Publikation 
mit  reichen  Abbildungen  von  Herrn  Halmhuber  in  Düsseldorf  in  Vorbereitung. 

Das  älteste  Schioss,  der  Sitz  der  Herren  de  Benrode,  die  1222  zuerst  erwähnt  1.  Bau 
werden  (München,  Staatsbibliothek,  Sammelband  Redinghoven  XLII,  p.  255;  1224  bei 
Kremer,  Akad.  Beitr.  II,  S.  252),  lag  an  der  Stelle  der  jetzigen  Kaserne  und  ging 
schon  im  i3.  Jh.  an  die  Grafen  von  Berg  über,  es  diente  im  i5.Jh.  mehrfach  als 
Leibzucht  und  Wittum,  aber  auch  als  Pfandobjekt  und  wurde  wahrscheinlich  im 
dreissigjährigen  Kriege  zerstört. 

Im  J.  1660  überwies  Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  Benrath  seiner  Gemahlin,  der  Pfalz-         2,  Bau 
gräfin  Elisabeth  Amalie  Magdalena,  die  dort  in  den  J.1662  — 1666  ein  neues  Schioss 

ö* 
83 


84 


KREIS    DUSSEI.DORK 


Schloss 


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84 


BENRATH 


85 


errichten    liess,   das   einige    hundert   Schrill    hinter   dem  jetzigen    Bau    niillen    in    tieni 
langen  Weiher  hig. 

Der  neue  Schlossljau  litt  indessen  in  Folge  von  Feuchtigl<.cit  und  Brand  so, 
dass  er  bald  unbewohnbar  wurde.  Kurfürst  Karl  Theodor  liess  daher  das  Schloss  im 
Weiher  abbrechen  und  am  Ende  des  Weiliers  im  J.  i755  ein  neues  Palais  errichten, 
dessen  Bau  der  einfallenden  Kriegsjahre  des  siebenjährigen  und  des  Erbfolgckrieges 
halber  gegen  20  Jahre  in  Anspruch  nahm  und  über  800000  Thaler  kostete.  Um  die 
grossartigen  projektierten  Wasserwerke  zu  speisen,  ward  der  Itterbach  durch  einen 
eigenen  Kanal  vom  Kloster  Noven  nach  dem  Park  geleitet.  Das  Schloss  diente 
Karl  Theodor  und  seiner  Gemahlin  als  Sommeraufcnthalt,  nach  ihm  nur  noch  Joachim 
Murat  und  dem  Erbprinzen  Leopold  von  Hohenzollern-Sigmaringen  als  Wohnung. 


Schloss 


3.   Bau 


Fig. '30      Kenrath.     Hinlerfront  des  Schlosses. 


Beschreibung 
Flügel 


Der  Baumeister  war  Nicolaus  de  Pigage  (i72i  — 1796),  der  Schöpfer  des  Mann- 
heimer Schlosses,  der  Schwetzinger  Gartenanlagen  und  des  russischen  Hofes  zu  Frank- 
furt (GuRLiTT  a.  a.  O.  S.  463).    Das  Schloss  ist  Eigentum  der  Krone. 

Das  Schloss  ist  ein  einstöckiger  villenartiger  Bau  mit  hoher  Freitreppe,  flankiert 
von  zwei  abgetrennten  niedrigeren,  im  Halbrund  geschlossenen  Flügelbauten,  die  je 
loi  Räume  und  im  Inneren  einen  grossen  Hof  besitzen,  um  welchen  längs  des  Ge- 
bäudes kleinere  Säulengänge  führen,  gekrönt  durch  ein  gebrochenes  Dach  mit  Man- 
sarden. Den  Flügeln  treten  zur  Seite  zwei  kleine  rechtwinkelijre  Nebengebäude  mit  je 
einem  grossen  von  je  zwei  Pilastern  flankierten  Portal.  Die  vordere  Schlossterrasse  ist 
um  drei  Stufen  erhöht,  die  Rampe  mit  geschweifter  Zufahrt  wiederum  um  neun  Stufen. 
An  den  vier  Ecken  des  Hauptbaues  originelle  steinerne  Schilderhäuschen  mit  römischen 
Helmen  in  den  Giebeln,  mit  Pyramiden  als  Aufsätzen. 

Der  Hauptbau  (Fig.  29  von  vorn,  Fig.  3o  von  hinten,  gute  Abb.  bei  GuRLiTTt    Hauptbau 
S.  465)  ist  in  den  Aussenformen  von  fa.st  gesuchter  Einfachheit.    Der  Grundriss  zeigt 


85 


86  KREIS    DÜSSELDORF 

Schioss  ein  Rechteck  mit  wenig  vortretendem  Mittelrisalit,  kräftigen  Seitenrisaliten  und  stark 
vortretendem  hinteren  Pavillon.  Um  den  ganzen  Bau  herum  zieht  sich  eine  schmale, 
mit  einem  eisernen  Geländer  versehene  Veranda.  Die  nur  durch  schmale  Lisenen, 
an  den  Kanten  durch  Quadernachahmung  gegliederten  Wände  sind  von  den  sehr 
hohen  von  Festons  eingerahmten,  mit  Holzläden  versehenen  Fenstern  durchbrochen. 
Das  aeschieferte  Dach,  von  sehr  interessantem  Umriss,  erhebt  sich  über  einer  mit 
Zinkblech  verkleideten  Attika  erst  steil,  um  dann  in  einer  Welle  umzubiegen  und  nach 
einem  Absatz  sich  fast  horizontal  umzulegen.  Die  runden  Mansardfenster  zeigen  eine 
schöne  geschweifte  Kartoucheneinrahmung.  Der  Risalit  des  Mittelbaues  enthält  drei 
von  Festons  eingerahmte  Portale,  im  Architrav  das  Wappen  Karl  Theodors,  von  dem 
Kurhut  überragt,  zur  Seite  ruhende  Löwen,  mit  denen  Putten  spielen.  Als  Aufsatz 
eine  von  zwei  Putten  gehaltene  Uhr  mit  darüberfallendem  Vorhang,  an  den  Ecken 
Vasen  mit  je  zwei  Putten. 

Pavillons  Die  seitlichen  PaA'illons  zeigen   ausgeschweifte  Seitenflächen    und   sind   von   ge- 

schweiften, an  das  Hauptdach  angelehnten  Kuppeldächern  überragt.  Über  der  mitt- 
leren Wandfläche  ein  Giebel  mit  kleiner  Gruppe  (im  Osten  Hirten  mit  Schaf,  im 
Westen  Pan),  als  Schlufsstein  des  Mittelfensters  eine  Gruppe  von  Musikinstrumenten, 
zur  Seite  auf  grossen  Konsolen  je  eine  Büste.  In  den  Seitenflächen  liegen  die  Fenster 
in  besonderen  Nischen,  in  der  Rundung  durch  eine  Muschel  verziert,  mit  einem 
Widderkopf  als   Schlufsstein  geschmückt. 

Der  Pavillon  der  Rückseite,  zu  dem  in  zwei  Absätzen  eine  Freitreppe  von  zwölf 
Stufen  hinaufführt,  enthält  wiederum  drei  grosse  mit  Festons  eingerahmte  Thüren,  als 
Giebelschmuck  eine  in  der  Silhouette  höchst  wirkungsvolle  gut  erhaltene  Gruppe  in 
Sandstein  (alle  freien  Teile,  Geweihe,  Bogen,  Guirlanden,  in  Blei  ausgeführt).  In  der 
jNIitte  in  königlicher  Haltung  auf  den  Bogen  gestützt  Diana,  auf  dem  Wagen  hinter 
ihr  ein  Putto  mit  Köcher,  links  ein  von  Hunden  zerfleischter  Hirsch,  rechts  ein  zwei 
Hiinde  haltender  Putto.  An  den  zurückliegenden  Ecken  des  Daches  Putten  mit  Jagd- 
emblemen. Die  hinter  dem  Schioss  gelegene  Terrasse  ist  mit  sechs  überlebensgrossen 
derben  Sandsteinfiguren  (Pan  und  Nvmphen)  auf  festonverzierten  Sockeln  geschmückt. 
Inneres  Im  Inneren  ist  zunächst  die  Gestaltung  des  Grundrisses  sehr  bemerkenswert. 

In  der  mittleren  Achse  liegt  das  Vestibül  und  der  runde  Kuppelsaal,  zur  Seite  zwei 
ovale  Lichthöfe,  um  die  sich  die  Gemächer  der  Flügel  legen.  Die  grosse  Kunst  in 
der  Raumverteilung  liegt  darin,  wie  die  nahezu  achtzig  Räume  angeordnet  sind,  so 
dass  von  aussen  her  und  für  den  flüchtigen  Besucher  des  Inneren  nur  die  Festräume 
sichtbar  sind,  während  alle  Neben-  und  Bedientenräume  in  dem  äusserlich  überhaupt 
nicht  sichtbaren  zweiten  Stockwerk  um  die  Lichthöfe  gruppiert  sind.  Acht  Treppen 
führen  in  das  Obergeschoss  hinauf,  die  mit  schönem  schmiedeeisernen  Rokokogeländer 
versehene  Haupttreppe  rechts  vom  Vestibül.  Das  ganze  Gebäude  ist  unterkellert.  Nach 
den  überaus  kräftigen  Gewölben  und  Säulen  der  Kellerräume,  die  sich  selbst  unter 
den  Terrassen  hinziehen,  war  möglicherweise  ursprünglich  ein  grösserer  Bau  geplant. 
Das  Vestibül  zeigt  als  Wandfüllungen  in  Stuck  die  vier  Elemente,  als  Thür- 
füllungen  die  vier  Jahreszeiten.  Der  dem  Vestibül  gegenüber  gelegene  runde  Speise- 
saal enthält  seine  Wandgliederung  durch  acht  Paare  kanneliierter  Pflaster,  zwischen 
die  die  Thüren  und  Spiegel  treten;  zwischen  den  zusammengehörigen  Pflastern  Putten 
mit  Füllhörnern  als  Leuchterhalter.  Die  kassettierte  und  mit  Rosetten  geschmückte 
Kuppel  öffnet  sich  mit  zwei  weitausladenden  Kehlen,  von  denen  die  untere  mit  einem 
Geländer  abschliesst,  zu  zwei  weiteren  Kuppelkrönungen,  durch  deren  Bemalung  eine 
gelungene  perspektivische  Wirkung  hergestellt  ist.    An   der  zweiten  Kuppel  im  Rund 

86 


BENRATH 


87 


herumgeführt  der  Jagdzug  der  Diana,  in  leichten  duftigen  Tönen,  die  Zeiclinung  reich 
an  Verkürzungen,  darüber  ein  lierabhängender  schwerer  Vorhang  mit  plastischen  Putten, 
in  der  Krünungskuppel  eine  Aurora.  In  den  Lunetten  von  Putten  gehalten  Porträt- 
medaillons und  die  Namenszüge  c.  T.  und  E.  A.  (Carl  Theodor  und  Elisabeth  Augusta). 
An  den  Kuppelsaal  schliessen  sich  rechts  und  links  grosse  und  helle  Räume  an, 
links  der  Gesellschaftssaal,  rechts  der  Audienzsaal,  beide  mit  je  fünf  grossen  Spiegeln 
und  Lunettenbildern  über  der  Thür,  dazu  mit  prachtvollen  Stuckornamenten,  der  erste 
mit  einer  grossen  Deckenmalerei:  Apollo  mit  den  Musen,  uu(\  Putten  in  den  Eck- 
stücken, der  zweite  mit  einem  dreiteiligen  Deckengemälde,  Jupiter,  Juno  und  Ceres 
darstellend.     Die    an    den   Schmalseiten    gelegenen    achtseitigen  Zimmer    zeichnen   sich 


S  c  h  1  o  s  s 


,  Fig.  31.     Benrath.     Griiudriss  der  Gartenanlage. 

durch  besonders  gelungene  Wandfüllungen  und  Holzschnitzereien  aus;  in  den  Lunetten 
reizvolle  Putten,  in  den  Medaillons  der  Decke  Embleme  der  Schäferei,  nach  den 
äusseren  Schmalseiten  zu  Blumenfenster.  Die  einzelnen  Räume  enthalten  in  Wand- 
bekleidung, Deckendekoration,  in  geschnitzten  und  eingelegten  Möbeln  (die  letzteren 
zum  Teil  aus  der  Residenz  der  Fürstäbtissinnen  zu  Essen  stammend)  eine  Fülle  der 
besten  Vorbilder  des  deutschen  Rokoko  (Proben  und  Details  in  der  HALMHUBERSchen 
Publikation).  Unter  den  Möbeln  sind  einige  kostbare  Stücke  mit  vergoldeten  Bronze- 
beschlägen (zum  Teil  erneut)  und  andere,  bei  denen  Boulearbeit  und  Marqueterie 
allein  den  glänzendsten  Effekt  hervorbringen.  Neben  deutschen  Arbeiten  im  Stile 
des  David  Köntgefi  eine  Reihe  französischer  Luxusgegenstände.  Die  Tapeten  zum 
grössten  Teil  (nach  alten  INIusternj  erneut. 


Aiisslatiung 


87 


SS  KREIS    DÜSSELDORF 

Schioss  Benralh  ist  nächst  Schloss  Brühl  der  bedeutendste  Rokokobau  am  Rheine  und 

wlirdi^'itf"^  übertrifft  den  Jägerhof  zu  Düsseldorf  wie  die  Bonner  Schlossanhigen  weit  durch  seine 
köstlichen  Details,  in  denen  einzelne  Ornamente  bereits  den  beginnenden  Klassizismus 
andeuten.  Es  ist  ,ein  für  die  Entwicklungsgeschichte  besonders  wichtiger  Bau,  weil 
sich  in  ihm  die  ersten  Regungen  der  Wandlung  des  Geschmackes  in  Deutschland 
zeigen:  Die  innere  Ausstattung  ist  ein  ungemein  graziöses  Zwischenglied  zwischen  Ro- 
koko und  Klassizismus'  (Dohme,  Geschichte  der  deutschen  Baukunst  S.  4i4).  Bei 
der  Beurteilung  des  Baues  darf  man  nicht  übersehen,  dass  de  Pigage  eine  ländliche 
Villa,  einen  Sommersitz,  errichtete,  und  dass  der  Hauptbau  nur  ein  Glied  in  der 
grossen,  auch  von  ihm  herrührenden  Gartenkomposition  bildete. 
Garien  Der  Garten    (Grundriss   Fig.  3i),   eine   ausgedehnte   fast   quadratische  Anlage, 

umfasst  2IO  INIorgen  Waldbestand,  5o  Morgen  Wege  und  22  Morgen  Wasserfläche, 
von  denen  1 1  ]Morgen  auf  das  vordere  Wasserbassin  und  6  Morgen  auf  den  hinteren 
lancro-estreckten  Teich  kommen.  Bewunderungswürdig  ist  vor  allem  das  Nivellement 
in  den  Wasserläufen:  der  Itterbach  ist  um  den  ganzen  Park  herumgeführt  und  fliesst 
dann  durch  Urdenbach  ab.  Der  Garten  wurde  nach  den  Angaben  von  de  Pigage 
unter  der  Leitung  des  Grafen  Goltstein  nach  den  Z^wo/;-^  sehen  Ideen  hergestellt. 
Hinter  dem  neuen  Schloss  A  zieht  sich  eine  lange  Wasserfläche,  der  ,Spiegel',  hin. 
Zur  Linken  liegt  der  französische  Garten  mit  seinen  Kaskadenbauten,  Bassins,  gerad- 
linigen Wegen,  Blumenrabatten  und  Laubengängen,  zur  Rechten  liegt  der  (abgesperrte) 
Blumengarten.  Der  eigentliche  Park  bildet  ein  Quadrat,  welches  zwei  diagonale  und 
zwei  zu  den  Seiten  senkrecht  geführte  Alleen  in  acht  gleich  grosse  Quartiere  teilen. 
Im  gemeinsamen  Mittelpunkte  schneiden  sich  die  Alleen.  Auf  weite  Perspektiven 
ist  besonderes  Gewicht  gelegt.  Der  Park  wird  sorgfältig  und  mit  feinem  Verständnis 
erhalten.  Vgl.  ausführlich  Redlich,  Hillebrecht  und  Wesener,  Der  Hofgarten  zu 
Düsseldorf  und  der  Schlosspark  zu  Benrath,  Düsseldorf  i893  mit  Lichtdrucken. 
Älteres  Schloss  Der   zweitc   durch   Karl   Theodor  abgebrochene   Bau  war    ein    im   Barockstile 

errichtetes  luftiges  Halbschloss,  das  mitten  in  dem  Weiher  lag  und  durch  auf  Bogen 
ruhende  Wandelgänge  mit  den  offenen  Flügeltürmen  an  den  beiden  Ufern  verbunden 
war.    Der   Mittelbau   selbst  war   fünfstöckig,   durch   Pilaster  gegliedert  und   von  zwei 
noch  um  zwei  Stockwerke  über  das  Dach  sich   erhebenden  Türmen  flankiert.    Nach 
der  Vorderseite  eine  kleine  Terrasse.     Der  Schlossbau  war  mit  dem  erhaltenen,  jetzt 
als  Orangerie  und  Kaserne  dienenden  Teil  durch  eine  Fortsetzung  des  Wandelganges 
verbunden.     Dieser  Teil  des  älteren  Schlosses  (Fig.  3 1  B)  bildet  eine  fast  regelmässig 
quadratische   Anlage,    mit    von    zwei   Türmchen   flankiertem    bossierten    Hauptportal. 
Die  Gebäude  sind   einfach  zweistöckig  wiederhergestellt,  auf  dem  Mittelbau  sitzt  ein 
reizendes  achtseitiges  offenes  Türmchen  auf.     Die  in  der  äussersten  Ecke  des  linken 
Seitenflügels  nach  Südwesten  gelegene  Kapelle  ist  vierseitig  und   enthält  nüchterne 
Stuckleisten  und  Wandmalereien  ohne  Wert,  auf  dem  Altar  ein  h.  Nepomuk  und  das 
Orangerie      kurfürstUche  Wappen.  Die  Orangerie,  die  den  nördlichen  Flügel  des  ehemaligen  Vor- 
schlosses einnimmt,  enthält  noch  zwei  Säle  mit  prächtigen  Stuckdecken  des  i7.Jh.   In 
dem  ersten  Saale  in  der  Mitte  Venus  und  Endymion,  in  den  Ecken  vier  andere  Liebes- 
abenteuer der  Venus,  dazwischen  braun  in  braun  Jagdscenen.    In  der  Mitte  ein  schöner 
Kamin  mit  schwerem  Stuckaufsatz  und  verblichenem  Mittelbild.    In  dem  zweiten  Saal 
ist  die  Decke  nur  teilweise  erhalten:  mythologische  Scenen,  Kamin  mit  verblichenem 
Mittelbild.    Auf  der  anderen  Seite  noch  ein  Saal  erhalten  mit  einer  süsslich  barocken 
Darstellung   der  Himmelfahrt  Maria  im   Mittelfeld   der  Decke.    Weiterhin  nur  Reste 
der  barocken  Kamine.    Die  Decke  ausgebrochen  und  i884  eiserne  Träger  eingezogen. 

88 


Kl.LKK  KRKRAIH  89 

Abbildungen  des  alten  Hauptsc-hlosses  erhalten  in  einer  Zeichnung  bei  Ploennies,       Schioss 
Tupograj.hia  ducatus  Montium  i7i5  El.  20»  (Düsseldorf,  Staatsarchiv,  Hs.  A.  3i),  auf    Abbildungen 
zwei  Aciuarellen  im  Besitz  des  Herrn  Louis  Leven  zu  Urdcnbach  und  auf  einem  Por- 
trät Johann  Wilhelms   bei  Herrn  Amtsgerichtsrat  Strauven   in  Neuss.     Ursprünglicher 
Plan  des  Gartens  im  Besitz  der  Witwe  Kürten  zu   Benrath. 

ELLER. 

RUINIISCHK   FUNDE.      Germauische    Gräber    zu    bcitlen    Seilen    der    Bahn.      Römische 
Römische  Schalen  von  terra  sigillata  (O.  Rautert  in  der  Düss.  Mun.  1881,  S.  20.  —         'un   e 
KoENEN  in  den  Düss.  Beitr.  IV,  S.  9).    Römische  Gefässe  ,auf  dem  Eickart'  gefunden 
(KoENEN  in  den  B.  J.  LXXV,  S.  i83),  an  der  allen  Heerstrasse,  die  bei  Bilk  über  den 
Rhein  führte. 

HAUS  ELLER.   v.  Mering,  Geschichte  der  Rittergütter,  Burgen  etc.  in  den    uans  Eilet 
Rheinlanden  HL  S.  io3.        Lacomhlets  Archiv  lll,  S.  21.  — Thummermuth,  Krumb-        'Ji'eiien 
Stab  schleust  niemand  aus,  Köln  i738,  S.  68.  —   v.  Steinen,  Westfälische  Geschichte 
HI,  S.  5i8;  IV,  S.  1262.  —  v.  Hottstein,  Hoheit  des  teutschen  Reichsadels  I,  S.  4i4. 
—  J.  Strange,  Beitr.  zur  Genealogie  der  adligen  Geschlechter  III,  S.  29;  XI,  S.  9o.  — 
Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und  Bergischen  Geschlechter  I,  S.  9i. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Archiv  zu  Schioss  Heitorf:  B.  I,  Archiv  Wanghe:  In- 
ventar des  Schlosses  (Nr.  3),  Briefschaften  über  Schioss  und  Schlosskapelle  (Nr.  8), 
Rentenangelegenheiten  (Nr.  9). 

Der  Ort  schon  io5i  genannt  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  186).  Das  Haus,  der  ♦  ocschiciue 
Stammsitz  der  Herren  von  Eller,  ward  durch  diese  i420  dem  Bergischen  Rcgentenhausc 
zu  Lehen  aufgetragen.  Es  kam  i448  an  die  von  Quad,  i476  an  die  von  Einenberg, 
darnach  in  raschem  Wechsel  an  die  von  Plettenberg,  wiederum  an  die  von  Quad,  an 
die  von  Harff,  von  der  Gracht,  gen.  von  Wanghe.  Im  J.  1 7 1  i  wurde  es  von  dem 
Landesfürsten  angekauft.  Bei  der  Versteigerung  der  landesfürstlichen  Domänen  1823 
von  dem  Kammerherrn  von  Blessen  erworben,  der  die  neuen  Gebäude  aufführen 
Hess.  Von  dem  alten  Burghause  blieb  nur  ein  Turm  stehen.  Eine  Kapelle  auf  dem  Resu- 
Hause  (tit.  ss.  Nicolai  et  Huberti)  war  schon  i4o9  fundiert  worden  (Düsseldorf,  Staats- 
Archiv,  Hs.  A.  23,  Bl.  244 1>). 

Zwischen  Benrath  und  Eller  ,an  der  alten  Brücke'  lag  eine  alte  Gerichtsstätte.    Oerichtssutte 
Das  ,Thinghaus',  in  Fachwerk,  mit  spitzem  Giebel,  aus  dem  16.  oder  i7.  Jh.  stammend, 
ist  erhalten,  dabei  eine  mächtige  Linde. 

ERKRATH. 

GERMANISCHE  FUNDE.     Über  die  in  der  Nähe  gelegene  alte  Burg  und  Germanische 
die  Funde  im  Neanderthale  vgl.  die  Kunstdenkmäler  d.  Kr.  Mettmann. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  decapitat.  s.  Johannis  bapt.).  Vgl.       Kathoi. 

BiNTERIM    U.    Mooren,    E.   K.  I,  S.    262,   279.  Pfarrkirche 

Handschriftl.  Qu.     Im  Pfarrarchiv  46  Urk.  von    i498  ab.  Handschriftl. 

Der  Ort  wird   11 76  zuerst  genannt  (Urk.  bei  Kremer,  Akad.  Beitr.  III,  S.  54);      ^^'"?.''" 

ö  ^  '  .  Geschichte 

die    Kirche  wurde   um   diese  Zeit  in  der  2.  H.  des  12.  Jh.   erbaut,   im  i4.  Jh.   einge- 
wölbt.    Im  J.  i7oo   erhielt   der  Turm   ein  neues  Portal   und  eine   neue  Haube.     Die 

89 


9o 


KREIS   DUSSELDORF 


Kathoi.       Kirche  wurde  iS83  durch  den  Architekten   Tiisshatis  restauriert  und  durch  den   Maler 
Sfefciis  nach  Angaben  von  Göbbeh  ausgemaU. 
Beschreibung  Dreischiffigc  Pfeilerbasilika,  im  Lichten   28, 5o  m  lang,  i3,5o  m  breit,  aus  Bruch- 

steinen von  Ruhrkohlensandstein,  alle  Profile  und   Lisenen  aus  TuH.     Der  vortretende 
Westturm,  der  mit  einer  geschweiften  und  eingezogenen  Zwiebelhaube  abschliesst,  ist 


Fig.  32.     Erlcrath.     Inneres  der  katholischen  Pfarrkirche. 

im  obersten  Geschoss  auf  jeder  Seite  durch  drei  von  Vertikallisenen  und  Rundbogen- 
fries eingerahmte  Felder  belebt,  die  je  ein  romanisches  Doppelfenster  mit  Mittel- 
säule und  Würfelkapitäl  einschliessen.  Das  vier  Joch  lange  Langhaus  zeigt  seine 
innere  Gliederung  auch  äusserlich  im  Obergaden  des  Mittelschiffes  wie  an  den  Aussen- 
mauem  der  Seitenschiffe,  hier  durch  grosse  rundbogige  Blenden,  dort  durch  von  Verti- 
kallisenen  und    R^undbogenfries   eingerahmte   Felder,   die   die    einfachen    Rundfenster 


9o 


GERRESHEIM  9l 

aufnehmen.     Am  ( )stgiebel  ein  Zickzack fries.     Die  äussere  Gliederung  der  Apsis  be-       Kaihoi. 

1        •        T-i  II  c  ■  •        1       •    tr        M      II-  Pfarrkirche 

steht  m  Rundbogenlries  mit  drei  Vertikalhsenen. 

Die  Wirkung  des  Inneren  (Fig.  32)  ist  bedeutender  als  bei  den  meisten  übrigen  inneres 
kleinen  romanischen  Kirchen  des  Kreises.  Die  gothischen  Rippen  der  vier  Joche  des 
Mittelschitiles  sitzen  auf  den  alten  romanischen  Pfeilervorlagen  auf;  die  Scheidemauern 
sind  neu  belebt  durch  die  kleinen  in  den  Gewänden  leicht  abgefiachten  Rundfenster. 
Die  schweren,  massigen  vierseitigen  Pfeiler  zeigen  nur  nach  den  Arkadenlaibungen  zu 
einfach  profilierte  Kämpfer.  In  den  Seitenschiffen  tiache  Gratgewölbe  mit  Gurten  und 
Schildbögen.  Die  Turmhalle,  die  sich  mit  einem  Bogen  von  der  Höhe  des  Triumph- 
bogens nach  dem  Mittelschiff  öffnet,  ist  mit  einem  gothischen  Kreuzgewölbe  mit  grossem 
Mittelring  abgeschlossen,  in  einer  Ecke  ist  der  Treppenturm  eingebaut.  Das  Chor- 
haus mit  Kreuzgewölbe,  die  Rippen  und  Schildbögen  auf  Konsolen  ruhend,  die 
Apsis  einfach  halbrund.  Südlich  stösst,  durch  einen  hohen  Spitzbogen  verbunden,  die 
mit  einem  Kreuzgewölbe  überdeckte  gothische  Seitenkapelle  an,  nördlich  die  Sakristei. 

Taufstein,  i,o5  m  hoch,  aus  schwarzem  Granit,  aus  dem  i3.Jh.,  grosses  rundes       laufstcin 
Becken  mit  Rundbogenfries  und  vier  Eckköpfen,  auf  kräftigem  Mittelcylinder  mit  vier 
Ecksäulen. 

Rohes  Steinrelief  der  Kreuzigung   aus  dem  i6.  Jh.,  mit  der  Unterschrift:  HV         Relief 

LS    GERICH    NA    RECHT,    Hl    LIT   DE    HERR    BY    DE    KNECHT. 

Schüssel    von   vergoldetem   Silber   mit  in   Silber  getriebenem  Haupt  Johannis       Schüssel 
des   Täufers,   vortreffliches   und    edles  Stück   des  i6.  Jh,   von   feiner   Behandlung  des 
Bartes  und  der  Haare,    auf  der  Stirn    ein  Medaillon  für  Reliquien.     Inschrift:  sump- 

TIBUS    ECCLESIAE    ERCKRADENSIS    EX   TESTAMENTO    CHRISTIANI     LANGEN    P.     M.    ACQUI- 
SITUS  i7o5. 

Glocke  von  i454  mit  der  Inschrift:  s.  JOHANNES  apostole  DEi  ORA  PRO  NOBis        Glocke 

PECCATORIBUS.      ANNO    DOMINI    MCCCCLIIII   VI.    KAL.    MAIL      MARIA   HEIS    ICH,    IN    DE   ER 
GODS    LUD    ICH ALFTER    GOIS    MICH. 

HAUS   GRÄFGENSTEIN  (Griffgen.stein),  im  iS.Jh.  im  Besitz  der  Herren         h.us 
vum  Haus,   darnach   der  Freiherren   von   der  Horst,   der   Herren   von   Zweiffei.    Der     ^^  ^^ 
jetzige  Besitzer  ist  der  Reichsgraf  Franz  von  Spee.    Vgl.  J.  Strange,  Beitr.  I,  S.  53. 

Das  Haus  besteht  aus  einem  viereckigen,  schwerfälligen,  turmartigen  Bau  von 
vier  Stockwerk  Höhe,  an  das  die  Ökonomiegebäude  stossen.  Es  war  wahrscheinlich 
von  Anfang  an  als  bewohnbarer  Wartturm  geplant. 

HAUS  BRÜGGE,  einfaches,  steinernes,  zweistöckiges  Wohnhaus  mit  grossen  Haus  Drugge 
Fensteröffnungen,  ursprünglich  ganz  von  Wasser  umgeben,  mit  steinerner  Brücke. 

GERRESHEIM. 

RÖMISCHE    UND    GERMANISCHE   RESTE.     Auf   dem   Ludenberg,  Römische  u. 

Germnnische 

südlich  von  der  Stadt,  im  .Schülerbusch'  befand  sich  angeblich  ein  (seit  der  Rodung        Reste 
verschwundener)   Wallring   (G.    Pieper  in   der   Heimatskunde    i879,   S.  i7).      An   der 
Nord-  und  Südseite  sind  von  den  Gräben  noch  tiefe  Einschnitte  erhalten.     Das  210 
Schritt  lange  Plateau  ist  heute  mit  Gestrüpp  bedeckt  (KESSEische  ^Mitteilungen). 

Auf  dem  Grafenberg,  zwischen  Düsseldorf  und  Gerresheim,  der  ursprünglich 
Godesberg  hiess  (HARLESS^in  der  Berg.  Zs.  VII,  S.  2o5),  wurden  i847,  i849  und  i855 
am  Lemmenhaus  und  vor  allem  in  der  Nähe  der  Fahnenburg  durch  Anton  Fahne 
eine   Menge   römischer   Gefässe  und   Urnen   ausgegraben.     Die   Fundgegenstände    im 

9i 


92  KKKIS    DÜSSELDORF 

Römische  u    Bcsitz  dcs  Herrn  Pßauin  auf  tler  Fahnenburg  (Abb.  A.  Fahne,  Die  Fahnenburg  S.  69, 

Germanische  i-^'r-*  t-*ii        to        a /■  x~\  -nt  ti    •  i- 

Reste  •  72.  —  Ders.,  Die  Dynasten  von  Bocholtz  1,  b.  246.  —  Ders.,  Neue  Beitr.  zum  limes 
S.  5oV  Über  die  Gerresheimer  Gegend  zur  Zeit  der  Römerherrschaft  Fahne  in  den 
Ann.  h.  V.  N.  XXXIII,  S.  i95. 

Ungefähr  i8oo  Schritt  nördlich  iS7i  ein  grösserer  Begräbnisplatz  aufgedeckt 
(Abb.  von  Fundstücken  bei  Fahne,  Neue  Beitr.  S.  5?.  —  Über  germanische  Gräber 
und  fränkische  Gefässe  Koenen  in  der  Wd.  Zs.  VI,  S.  358.  —  Ders.  in  den  B.  J. 
LXXXV,  S.  i53.  —  Vgl.  auch  C.  Menn,  Über  die  Ausgrabungen  altdeutscher  Be- 
gräbnisurnen bei  Düsseldorf  (an  der  Grafenberger  Chaussee):  Rhein.  Provinzialblätter 
i834,  I  und  II.  —  v.  Zuccalmaglio,  Die  bergischen  Heiden:  Nöggeraths  Provin- 
zialblätter iS39,  S.  loo.  —  Düss.  Beitr.  IV,  S.  4).  An  der  Kaiserburg  wurden  beim 
Hausbau  zwei  steinerne  Streitäxte  gefunden  (Schneider,  Kreis  Düsseldorf  S.  lo),  ein 
fränkisches  Grab  wurde  in  Gerresheim  bei  der  Kirche  aufgedeckt,  darin  Knochen, 
Gefäfsscherben,  Lanzenspitze  und  kleine  Bronzefigur.  Eine  Kolossalurne  i89o  am 
Kamp  Heiligendunk  gefunden  (s.  o.  S.  68  a.  E.). 

In    der  Nähe   der   von   Neuss    über    Hamm,  Bilk,   Lierenfeld    nach    Gerresheim 
führenden  Römerstrasse,   die  kurz  vor  dem  Ort   unter   dem  Namen  , Viehstrasse'  be- 
kannt ist  (Schneider,  Neue  Beitr.  VI,  S.  6),  wurde  i88i  ein  römisches  Grab  mit  einer 
Urne  entdeckt  (B.  J.  LXXI,  S.  i56). 
Strassen  An  Gcrresheim  vorbei  führten  zwei  der  ältesten  Strassen  des  Kreises  (Schneider 

in  den  Düss.  Beitr.  IV,  S.  3 ;  vgl.  Karte)  auf  Ratingen  zu.    Die  von  Düsseldorf  nörd- 
lich von  Gerresheim  vorüberführende  Mettmannsche  Landstrasse  gehört  gleichfalls  zu 
den  ältesten  Strassenzügen  des  Bezirks  (Schneider,  Beitr.  IV,  S.  2). 
Stiftskirche  Ehemal.  STIFTSKIRCHE,  jetzige  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE 

(tit.  s.  Margarethae).  Jon.  Hub.  Kessel,  Der  selige  Gerrich,  Stifter  der  Abtei  Gerres- 
heim, Düsseldorf  1 87 7.  —  Ders.,  Die  Stiftung  der  Abtei  Gerresheim:  Picks  Ms.  III, 
S.  24o,  mit  5  Urk.  — v.  Restorff,  Beschreibung  der  Rheinprovinzen  S.  36o.  —  v.  MÜL- 
mann,  Statistik  I,  S.  4i7.  —  E.  Mummenhoff,  Zur  Geschichte  der  Stadt  Gerresheim: 
Picks  Ms.  IV,  S.  5i6.  —  Hahn  u.  v.  Schaumburg,  Kurze  Geschichte  der  Abtei: 
Ann.  h.  V.  N.  XXXIII,  S.  i89,  i92.  —  E.  v.  Schaumburg,  Zur  Geschichte  des  Stifts 
Gerresheim:  Berg.  Zs.  XV,  S.  29.  —  Harless,  Urk.  des  Stiftes  und  der  Stadt  Gerres- 
heim: Berg.  Zs.  VI,  S.  77.  —  W.  Ritz,  Urk.  des  Klosters  von  87o  — 1438:  v.  Lede- 
BURS  Allg.  Archiv  V,  S.  298.  —  Urk.  von  i3ii— i56i:  Berg.  Zs.  VI,  S.  77.  —  J.  Wülf- 
fings  Beschreibung  Gerresheims  vom  J.  i729:  Berg.  Zs.  XIX,  S.  12 4,  i37.  —  Zur  Ge- 
schichte des  Stiftes:  Berg.  Zs.  XV,  S.  29.  —  Theod.  Ray,  Animae  illustres  Juliae, 
Cliviae  et  Montium  p.  i93.  —  Nachrichten  zur  Geschichte  des  Stiftes:  v.  Mering, 
Burgen,  Abteien  und  Klöster  im  Rheinlande  X,  S.  11 4.  —  Lacomblets  Archiv  III, 
S.  20.  —  Nekrologium  des  Stifts  Gerresheim:  Lacomblets  Archiv  N  F.  I,  S.  85; 
Heberegister  ebenda  S.  in.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  ii3,  281.  —  aus'm 
Weerth,  Kd.  II,  S.  48.  —  LoTZ,  Kunsttopographie  I,  S.  2  38.  —  Otte,  Geschichte 
der  romanischen  Baukunst  S.  397. 
Handschrifti.  H andsch r i f 1 1.  Qu.    Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:    382  Urk.  von  873 

bis  1800,  darunter  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Kaiserurkunden.  Supplement  i3o 
Urk.  von  1224  —  i7i4.  —  Kopiar  B.  iiö^-^  3  Bde.,  16.  — 18  Jh.  —  Unter  den  Akten : 
Registrum  redituum,  memoriale  et  calendarium  renov.  per  can.  Gerr.  Jon.  Knipping, 
i4.  Jh.  (Reg.  387),  Registrum  a.  i54o  conscriptum  (38o),  Gesammelte  Nachrichten  über 
Visitationen  (385),  Memorienbuch  des  Stiftes,  Folioband,  darin  Verzeichnis  der  Para- 
mente  und  Reliquien  vom  J.  i598  (393)   (wird   in   der  Sammlung   rheinischer  Inven- 

92 


Lilteratur 


Quellen 


GERRESHEIM 


93 


tare  veröffentlicht),  Testamente  der  Äbtissinnen  (384).    Vgl.  '^-^^^J^;'^^'^!^  ""'"'^^" 
u.  Berg.  Zs.  XV,  S.  29.  -  Kalendarium  A.  67.    Vgl.  Lacomhlets  Archiv  N  R  L  S.  8  . 
_  Urkundenabschriften  in  dem  REDiNGHOVENschen  Sammelbd.  A.  23  BK  321-66:,. 
Über  die  Urbare  Lami'RE.  irr,  Verzeichnis  niederrheinischer  Urbar.alien  S.  lo,  o^. 

Im  Pf'irrarchiv:  12  Urk.  von  i43o. -Visitationsprotokolle,  Akten,  Rechnungen. 


'. 


Fig.  33.     Gerresheim.     Ostnnsicht  der  Stiftskirche. 

Im  Stadtarchiv:  Akten,  Rechnungen  der  Stadt  und  des  Gasthauses  von  i625 
an,  Steueranschläge  des  Amtes  Mettmann  von  .7  20  an,  Ordnung  der  Schuhmacher- 
und  Gerberzunft  von  i748,  Verwaltungsakten.    Vgl.   Ilgen,  Rhem.  Archiv  S.  i7.. 

In  der  Staatsbibl.  zu  München:  Privilegien  des  Stifts  von  i44o  ab:  Samm- 
lung Redinghoven,  Cod.  germ.  22i3,  Bd.  V,  Bl.  438;  Altarfundationen  ebenda  Bd.  \, 
Bl.  3o4b,  XXX,  Bl.  642;  Verzeichnis  des  Archivs  vom  J.  i585  mit  Urk.  von  929  an, 

93 


94 


KREIS    DUSSELDORF 


Geschichte 
Stiftung 


Stiftskirche  mit  einer  Reihe  von  Kaiserurkunden,  weiterhin  Inventar   mit  Angabe   der  bei  Eröff- 
nung des  Gerrichgrabes  gefundenen  Schätze,  sowie  der  Wertsachen  der  Kirche,  ebenda 
Bd.  VI,  Bl.  85. 
Ansichten  Ansichten,     i.  Handzeichnung  von  Ploennies,  Topographia  ducatus  Montium 

^Düsseldorf  Staatsarchiv,  A.  3i)  Bl.  65.    Vgl.  Berg.  Zs.  XVII,  S.  8i,  und  Suppl. 

2.    Vier  Handzeichnungen  der  alten  Stadt  um  i84o  von  Adolf  Heinrich  Richlei 
im  Histor.  Museuni  zu  Düsseldorf  (Y.  39 a). 

Ein  Nonnenkloster  zu  Gerresheim  wurde  von  Gericus,  einem  fränkischen  Ritter 
im  bergischen  Lande  (schon  vor  82?  erwähnt  in  der  Traditiones  Werthinenses :  Berg. 
Zs.  VI,  S.  21)  in  der  2.  H.  des  9.  Jh.  auf  seinem  Herrenhofe  ge.stiftet  und  erbaut  und 
von  dem  Erzbischof  Willibert  zwischen  87o  und  873  eingeweiht.  Die  erste  Äbtissin 
war  seine  Tochter  Regenbierg,  die  873  dem  Kloster  weitere  Schenkungen  macht 
(Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  68.  —  Kessel  S.  43,  182.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXXI,  S.  5o. 
—  Über  die  richtige  Datierung  der  Urk.  S.  75).  Die  Kirche  wird  882  als  ecclesia 
Dei  et  s.  Ypoliti  genannt  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  73,  84). 

Im  |.  9i7  schon  wurde  das  Kloster  durch  die  Ungarn  in  Brand  gesteckt  (Ann. 
h.  V.  N.  XXVI,  S.  334).  Das  erneuerte  Kirchen-  und  Klostergebäude  weiht  im  J.  97o 
der  Erzbischof  Gero  von  Köln  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  iii);  976  wird  der  Kirche 
das  Recht  der  Zollerhebung  gesichert. 

Das  Kloster  wurde  wahrscheinlich  darnach  aufs  neue  bei  einem  Einfall  der 
Ungarn  verwüstet,  992  \ersetzt  Erzbischof  Hermann  I.  die  vertriebenen  Nonnen  in 
das  Kloster  der  1 1 000  Jungfrauen  in  Köln  (Ann.  h.  V.  N.  XXVI,  S.  335;  XXXI^ 
S.  84.  —  Kessel  S.  89,  102,  i84).  Das  Kloster  war  schon  damals  in  ein  adeliges  frei- 
Letzter  Neubau  weltliches  Damenstift  übergegangen.  Zu  Beginn  des  i3.Jh.  machte  sich  ein  vierter 
Neubau  notwendig.  Die  jetzt  stehende  Kirche  wurde  im  J.  I236  vollendet  (Kessel 
S.  i4i  nach  einer  in  Abschrift  erhaltenen  Altarweiheinschrift). 
Verfall  Im  i6.Jh.  geriet  die  Kirche  allmählich  in  Verfall   (Visitationsprotokolle  Düssel- 

dorf, Staatsarchiv,  Reg.  385.  —  Bericht  von  i574  bei  v.  Mering  X,  S.  ii4);  im  i7.Jh. 
wurde  die  in  der  Mitte  des  Chores  stehende  Gericuskapelle  abgebrochen,  wohl  eine 
Art  Baldachin  in  der  Art  des  in  der  Abteikirche  zu  Laach  erhaltenen,  und  i669  auch 
die  Tumba  des  Heiligen  vom  Chor  entfernt  (Kessel  S.  i56).  Das  Kloster  wurde  am 
Aufhebung  2  2.  INIärz  1806  aufgehoben,  die  Kirche  t8o9  der  Gemeinde  überwiesen  an  Stelle  der 
alten  unbrauchbar  gewordenen,  südlich  von  ihr  gelegenen  Pfarrkirche  tit.  s.  Marga- 
rethae,  die  ersti892  gänzlich  abgebrochen  worden  ist  (vgl.  über  sie  Kessel  S.  66,  i49). 
Sie  war  ii42  eingeweiht  worden.  Inschrift  (erhalten  nur  bei  Binteri.m  u.  Mooren, 
E.  K.  I,  S.  281.  —  Kessel  S.  66,  A.  2):  anno  mcxlii  indictione  in.  xxn.  epacta 
VII.  IDUS  JANUARII.  Die  Stiftskirche  wird  seit  i873  durch  Heiniich  Wiethase,  seit  i894 
durch  Heinrich  Renard  restauriert. 
Beschreibung  Dreischiffige  Pfeilerbasilika   mit  Kreuzschiff  und  achtseitigem  Vicrungsturm  aus 

Tuff,  47, 5o  m  lang,  i9,5o  m  breit,  das  Querschiff  22,10  m  lang,  8,7o  m  breit. 
Westfagade  Der  Westfacadc  tritt  das  zweistöckige,  mit  einem  Giebel  abschliessende  Mittel- 

schiff risalitartig  vor.  Über  einem  85  cm  hohen,  einfach  profilierten  Hausteinsockel, 
der  um  den  ganzen  Bau  verkröpft  ist,  erhebt  sich  das  Erdgeschoss  mit  dem  grossen 
rundbogigen  Portal.  In  den  dreimal  abgetreppten  Gewänden  je  drei  Säulen  aus 
schwarzem  Granit  auf  Eckblattbasen  mit  fein  durchgeführten  Blattkapitälen.  Die  Deck- 
platte wie  der  mittlere  Knauf  sind  um  alle  Abtreppungen  verkröpft.  Über  der  Deck- 
platte setzen  sich  die  Säulen  in  mit  drei  Ringen  versehenen  Rundstäben  fort.  Das 
Obergeschoss    ist   durch  Vertikallisenen   in    drei  Felder   zerlegt  und  durch  drei  spitz- 


94 


GERRESHEIM 


95 


bogige  schmale  Fenster  mit  rechtwinkelig  ansetzenden  Gewänden  belebt.  Der  Giebel  Stiftskirche 
zeigt  drei  durch  Vertikallisenen  abgeteilte  und  (hin  h  aufsteigende  Rundbogenfriese 
abgeschlossene  Felder.  Die  westlichen  Aussenmaucrn  der  Seitenschiffe  enthalten  eine 
grosse  rundbogige  Blende  und  ein  (im  nördlichen  Seitenschiff  vermauertes)  aus  der 
achtbliltterigen  Rose  konstruiertes  Fenster,  darüber  ein  einfaches  Rundfenstor.  An  der 
Nordseitc  ist  ein  vierseitiger  Treppenturm  an  flas  MittelscliifV  an2:cbaut. 


"W  I  t  t  I  r I 


Fig.  34.     Gerresheim.     Grundriss  der  Stiftskirche  mit  Kapitelshaus  und  Kreuzgang. 

Der  Obergaden  des  Mittelschiffes  ist  durch  Rundbogenfries  unter  dem  Dach- 
gesims und  Vertikallisenen  gegliedert  und  durch  drei  Paare  rundbogiger  Fenster  belebt. 

Die  Seitenschiffe  sind  gleichfalls  unter  dem  einfachen  Dachgesims  mit  einem 
Rundbogenfries  abgeschlossen.  Die  südliche  Aassenmauer  zeigt  im  zweiten  Joch  von 
Westen  aus  ein  zweites  Portal  mit  zweimal  abgetreppten  Gewänden,  darin  zwei  Säulen 
mit   Blattkapitälen   und   Mittelknauf,   über  der  verkröpften   Deckplatte   als   Rundstäbe 


Längsseiten 


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96 


KREIS    DUSSELDORF 


Stiftskirche  mit  drei  Ringen   fortgesetzt,   die  Thüröffnung   wie   am  Hauptportal   mit  horizontalem 
Sturz  geschlossen. 

Das  erste  und  dritte  Joch  zeigen  je  ein  fünfteiliges  Fächerfenster,  das  vierte, 
fünfte  und  sechste  je  ein  aus  der  achtblätterigen  Rose  konstruiertes,  von  einer  runden 
Blende  umschriebenes  Rundfenster.    Unter  den  Pultdächern   hat   der  Obergaden  des 


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Fig.  35.     Gerresheim.     Westansicht  der  Stiftskirche,  West-  und  Nordansicht  des  Kapitelshauses. 


Qtierarme 


Mittelschiffes  verdeckte  Widerlager  gefunden;  von  einer  Thür  durchbrochene  Quer- 
mauem,  die  im  Verband  aber  nicht  als  Strebebögen  gedacht  sind. 

An  der  Nordseite  treten  neben  die  beiden  letzten  östlichen  Joche  des  Seiten- 
schiffes schmale  Kapellen  —  die  ersten  zwei  Joche  zeigen  die  Fächerfenster,  die  letzten 
vier  die  achtblätterigen  Rosen. 

Die  Querarme  und  das  Chorhaus  setzen  die  Gliederung  des  Obergadens  des 
Mittelschiffes  fort  und  sind  durch  denselben  Rundbogenfries  abgeschlossen,  der  an 
den  Giebeln    mit  Ausnahme   des  Ostgiebels   an   der   einen  Seite   gestelzt  ist  und  auf- 


96 


GERRESHEIM 


97 


Steierl.  In  den  westliclien  Mauern  wie  in  den  Seitenmauern  des  Chorhauses  je  ein  rund-  St'iftskirche 
bogiges  Fenster,  in  den  Giebelmauern  zwischen  zwei  rundbogigen  Fenstern  drei  in  eine 
gemeinsame  spitzbogige  Blende  eingebrochene  Rundbogenfenster,  in  allen  Giebeln  drei 
Vierpassfenster.  Die  östliche  Mauer  zeigt  eine  durchlaufende  Horizontallisene,  darunter 
zwei  Kragsteine,  hier  setzte  ehemals  das  Dach  der  Sakristei  an,  das  jetzt  tiefer  gelegt  ist. 
Die  südliche  Sakristei  ist  durch  grosse  rundbogige  Blenden  gegliedert  und  durch 
zwei  mit  ausladendem  Kleeblattbogen  abgeschlossene  Fenster  erhellt.  Die  niedere 
halbrunde  Apsis  ist  unter  einem  reicheren  Dachgesims  mit  zwei  durchgeführten  Rund- 


Fig.  36.     Gerresheim.     Nordansicht  der  Stiftskirche  und  Querschnitt  des  Kapitelshauses. 

Stäben   durch    fünf  grosse   rundbogige    Blenden   auf  Hausteinvertikallisenen   und    fünf 
rundbogige   Fenster   oregliedert,   die   in   ihrem   unteren   Sechstel   vermauert   sind.     Zur 

O    O  DD  ' 

Unterstützung  des  Triumphbogens  hat  das  Chorhaus  an  den  östlichen  Ecken  Wider- 
lager mit  starker  Hausteinverklammerung  erhalten. 

Der  zweistöckige  achtseitige  Vierungsturm  erhebt  sich  auf  Pendentifs,  denen    viemngstunn 
aussen    an   den   vier   korrespondierenden    quergestellten   Mauern   aufsteigende   Sattel- 
dächer entsprechen.    Die  einzelnen  Stockwerke  sind  durch  Rundstabhorizontallisenen 
gegliedert,  das  obere  schliesst  mit  einem  reichen  Gesims  ab,  das  sich  auch  über  den 
aufgesetzten   flachen   Giebelchen   fortsetzt,    es   besteht   aus   einem  Klötzchenfries  und 


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98 


KREIS    DÜSSELDORF 


Stiftskirche  einem  mit  ausgenmdeten  Schuppen  bekleideten  Fries.  Alle  Felder  sind  durch  Rund- 
bogenfriese von  je  vier  Rundbögen,  die  auf  Konsölchen  aufsitzen,  abgeschlossen 
und  von  Vertikallisenen  eingerahmt.  Im  unteren  Stockwerk  je  ein  Doppelfenster,  die 
Bögen  im  Halbrund  geschlossen  und  getragen  von  einer  Mittelsäule  mit  Kelchkapitäl, 
die°  Umrahmung  spitzbogig,  zweimal  abgetreppt  und  mit  zwei  durchgeftihrten  Rund- 
stäben. Im  Oberstock  ein  dreiteiliges  rundbogiges  Fenster  mit  je  zwei  Paaren  ge- 
kuppelter Säulen  aus  schwarzem  Granit  mit  Knospenkapitälen,  von  einem  Rundstab 
eino-eschlossen,   im   Giebel    ein   einfaches  Doppelfenster   mit  je   einer  Tragsäule.     Die 


Fig.  37.     Gerresheim.     Längsschnitt  der  Stiftskirche. 


Inneres 


Turmhaube  ist  sechzehnseitig,  die  von  den  flachen  Giebeln  nach  der  aufsteigenden 
Haube  geführten  Satteldächer  verleihen  ihr  eine  reiche  Gliederung.  Die  Schiefer- 
bedeckung ist  durchweg  erneut,  alle  Kanten  mit  Zinkblech  verkleidet.  Die  Turmhaube 
ist  erst  bei  der  letzten  Restauration  an  Stelle  der  früheren  bedeutend  niedrigeren  auf- 
gesetzt worden.  Die  9o  cm  starken  Turmmauern  ruhen  nicht  direkt  auf  den  von 
einem  Vierungspfeiler  zum  anderen  geschlagenen  Bögen,  sondern  auf  1,80  m  starken 
über  diese  gespannten  auf  jeder  Seite  um  10  cm  vorstehenden  zweiten  Bögen. 

Das  Innere  (Grundriss  Fig.  34,  Ansicht  Fig.  38)  ist  im  Obergaden  von  sieben 
Jochen  überspannt,  dreien  im  Mittelschiff,  einem  im  Chorhaus,  dreien  im  Querhaus. 
Jedem  der  Mittelschilfjoche  entsprechen  zwei  in  den  Seitenschiffen. 


98 


GERRESHKIM 


99 


Die  fast  in  Rundstabgestalt  profilierten  Rippen  ruhen  zusammen  mit  den  in  den  stifiskirch. 
Schildbügen    herumgeführteji   Rundstäben    auf  starken   Dreiviertelssäulen,   die   den  die 
Gurte   tragenden  Pfeilervorlagen   zur   Seite   treten.     Die   mit   aufsteigenden  Akanthus- 


Fig.  38.     Gerresheim.     Innenansicht  der  Stiftskirche. 

blättern  oder  Knospen  geschmückten  Kapitale  sind  nebst  ihrer  Deckplatte  gleichmässig 
um  Halbpfeilcr  und  Säulen  verkröpft.  Nur  das  erste  Hauptpfeilerpaar  von  Westen 
aus  ist  stärker  bettiut  —  das  somit  besonders  abgeschlossene  erste  Joch  ist  gleichsam 


7* 


99 


loo  Kreis  Düsseldorf 

Stiftskirche  als  westUche  Vorhalle  gekennzeichnet.  Die  Pfeiler  zeigen  hier  eine  doppelte  Vorlage, 
in  der  Abtreppung  läuft  ein  zweites  Paar  dünnerer  Säulchen  hernieder,  die  sich  zur 
Seite  des  gleichfalls  abgetreppten  Gurtes  als  Rundstäbe  mit  fünf  Ringen  fortsetzen. 
Die  Arkadenpfeiler  sind  ausserordentlich  schmächtig  und  entbehren  aller  Gliede- 
rung, in  den  Laibungen  selbst  schliessen  sie  mit  einem  Kämpfer  ab,  der  wohl  in  den 
Seitenschiffen,  nicht  aber  im  Mittelschiff"  um  den  ganzen  Pfeiler  geführt  ist.  In  die 
Arkadenbögen  ist  chi  etwas  eingerückter  zweiter  Spitzbogen  mit  etwas  tiefer  liegendem 
Scheitel  eingeschoben. 
Scheidemauern  Die  S ch eid emau crn   (Fig.  37)  haben  eine  reiche  Gliederung  erhalten  in  einem 

durch  die  ganze  Kirche  einschliesslich  des  Chorhauses  gefühi-ten  Triforium,  das 
indessen  nur  als  architektonischer  Schmuck  auftritt  und  zum  Laufgang  schon  seiner 
äusserst  o-erino-en  Breite  wesen  nicht  geeignet  sein  konnte.  Auch  sind  die  Pfeiler 
selbst  nicht  durchbrochen,  nur  von  dem  Dachstuhl  über  den  Seitenschiffen  führt  eine 
schmale  Thür  auf  das  Triforium.  Es  besteht  in  jedem  Joch  aus  vier  Bögen,  ge- 
tragen von  gekuppelten  Säulen  aus  schwarzem  Schiefer,  mit  aufsteigenden  ungegliederten 
Kelchkapitälchen  und  gemeinsamer  Deckplatte,  an  den  Ecken  von  einfachen  Säulchen. 
In  den  Bögen  selbst  laufen  zwei  Rundstäbe  hin,  die  sich  über  den  Deckplatten  spiralisch 
aufrollen.  Über  dem  Triforium  je  zwei  Fenster  von  einem  Rundstab  umrahmt,  mit 
stark  abfallenden  Sohlbänken.  In  den  Seitenschiff'en  ruhen  die  Rippen,  wie  die  Rund- 
stäbe der  Schildbögen  mit  Knospenkapitälen,  auf  Dreiviertelssäulchen  an  den  Haupt- 
pfeilern zur  Seite  der  den  Gurt  tragenden  Pfeiiervorlagen,  denen  an  den  Aussen- 
mauern  Halbpfeiler  entsprechen. 
Kreuzarme  In  den  Kr cuz armen  läuft  das  Triforium  an  den  Ost-  und  Westseiten  weiter, 

darüber   erhebt  sich  je    ein   mit   einem  Rundstab   (an   der  Westseite    des  nördlichen 
Querarmes  fehlt  dieser)  eingerahmtes  Rundbogenfenster. 

Im  Gegensatz  zum  Langhaus,  wo  die  Triforiumsbögen  nur  leise  eingeknickt 
sind,  macht  sich  hier  der  Spitzbogen  noch  mehr  bemerklich.  An  den  West-  und 
Ostseiten  ziehen  sich  je  drei  Bögen  hin,  an  den  Süd-  und  Nordseiten  ist  das  Trifo- 
rium in  äusserst  geschickter  Weise  zur  Belebung  des  ganzen  Giebels  verwendet.  An 
Stelle  der  kleinen  Bögen  treten  drei  grosse  luftige  weitgeschwungene  Spitzbögen,  der 
mittlere  gestelzt,  so  dass  sein  Scheitel  fast  bis  zum  Gewölbescheitel  reicht.  Die  hohen 
gekuppelten  Säulen  sind  durch  einen  Ring  geteilt,  die  Formen  sind  im  übrigen  die- 
selben wie  bei  den  kleineren  Bögen.  Die  drei  Spitzbögen  nehmen  nur  die  Giebel- 
fenster in  sich  auf. 

An  der  Ostwand  des  südlichen  Querarmes  ist  das  Triforium  geschickt  in  den 
Aufbau  eines  barocken  Altares  hineingezogen,  an  der  Ostwand  des  nördlichen  Quer- 
armes haben  die  beiden  südlichen  Bögen  einem  Durchgang  zu  dem  ersten  Stock  des 
hier  anstossenden  Abteigebäudes  weichen  müssen.  Die  halbrunde  Apsis  des  nörd- 
lichen Querarmes  ist  durch  einen  geschmacklosen  hölzernen  Altar  aus  den  5o  er  Jahren 
verdeckt. 
Chorhaus  Das  Chorhaus  zeigt  wiederum   an  den  Längsseiten  je  drei  Bögen  des  Trifo- 

riums,  darüber  je  ein  grosses  rundbogiges,  von  einem  Rundstab  eingerahmtes  Fenster 
mit  stark   abfallender  Sohlbank.     Die  Wandflächen    unter   dem  Triforium   sind    durch 
zwei  leicht  spitzbogige  Blenden  eingerahmt,  in  denen  ein  mit  Ringen  versehener  Rund- 
stab hinläuft. 
Triumphbogen  Der  die  Apsis  abschliessende  Triumphbogen  ist  wiederum  wie  der  erste  Gurt 

im  westlichen  Langschiff  reicher  gegliedert,  der  doppelten  Pfeilervorlage  entspricht  ein 
abgetreppter   Gurt,  in  dessen   Kehlen   Rundstäbe  mit  Ringen  hinlaufen,    die    auf   den 

loo 


GERRESIIEIAI 


lOl 


schwächeren  Dreiviertelssäulen   an    den   Pfeilervorlagen    ruhen.    Die  Apsis   ist  durch  siiftskirche 
Rundstabrippen    gegliedert,    die   mit   skulptierten    Knospenkapitälchen    auf   mit    zwei 
Mittelringen  versehenen  Säulchen  ruhen.    Gleichzeitig  setzen  auf  den  Kapitälchen  die 
Rundstäbe   der  Schildbögen   auf.    Die  Rippen  sind  wie   im  Chorhaus   und  Querschifl' 
auffallenderweise  mit   Rosettenmedaillons  besetzt. 

Die  Stiftskirche  gehört  der  grossen  Gruppe  der  niederrheinischen  Kirchen  im 
Übergangsstile  an  —  nächst  deren  Hauptdenkmälern,  der  Abteikirche  zu  Werden 
und  der  Quirinuskirche  zu  Neuss,  ist  sie  das  bedeutendste  Werk  dieser  Gattung  nörd- 
lich von  Köln;  ihr  Vierungsturm  nähert  sich  dem  des  Bonner  Münsters.  Beachtens- 
wert ist  die  geringe  Betonung  des  Westportales  und  der  Westfa^ade;  von  grosser 
malerischer  Schönheit  ist  die  Choransicht. 

Hochaltar,  hässlicher  Rokokoaufbau  vom  Anfang  des  i9.  Jh.  Altäre 


Kiiiisllcrisclic 
Würdigung 


Fig.  39.     Gerresheim.     Romanisclie  Altarmensa. 


Südlicher  Seitenaltar,  die  ganze  Ostwand  des  südlichen  Kreuzarmes  ein- 
nehmend, grosser  barocker  Aufbau,  mit  Benutzung  des  Triforiums  errichtet,  dessen  drei 
Bögen  drei  tiefere  entsprechen,  die  Scenen  aus  der  Lebensgeschichte  des  h.  Petrus, 
in  stumpfen  Farben  auf  Holz  gemalt,  als  Einrahmung  dienen;  in  der  Mitte  der  Tod 
des  h.    Petrus.     Im  Aufsatz   eine   barocke  vergoldete   Figur   des    Heiligen.     Inschrift: 

D.    O.    M.     ET    S.    PETRO     R.     D.     BERKARDUS    SCHULTES     RATIXGENSIS    XOSTRAE    PRAEXOB. 

ECCLESiAE  SENIOR  CANONICU.S  Pio  ZELO  POSUiT  A.  i677.  Restauriert  i73o  und  i846. 
Der  Hochaltar  besitzt  noch  die  alte  romanische  Mensa  (Fig.  39.  —  aus'm 
Weerth,  Kd.'Taf.  XXXI,  7.  —  Rohault  de  Fleury,  La  messe  I,  pl.  78,  p.  226)  von 
verschiedenfarbigem  Marmor,  ein  fast  quadratischer  Aufbau.  Jede  der  drei  Seiten  ist 
in  drei  Felder  zerlegt,  mit  fein  gegliederten  Kleeblattbögen  abgeschlossen,  die  von  Eck- 
säulchen  mit  Blattkapitälen  gestützt  werden.  Die  Hauptgliederung  geben  schlanke 
Säulchen  aus  dunklem  Schiefer,  die  zugleich  mit  Knospenkapitälchen  die  Deckplatte 
tragen.  Von  dem  nördlichen  Seitenaltar  ist  gleichfalls  die  einfachere  Mensa  erhalten» 
nur  mit  zwei  vertieften  Feldern  an  der  Vorderseite. 


Mensa 


lOl 


I02 


KREIS    DUSSELDORF 


Sti  f  tslcir  che 

Sakraments- 

häuschen 


Reliquien- 
schrank 


Kommunion- 
bank 


Chorstühte 


Sarkophag 


Kronleuchter 


Sakramentshäuschen  von  Sandstein  (aus'm  Wkerui,  Kd.  Taf.  XXXI,  5), 
an  der  Nordseite  des  Chores,  vom  Ende  des  i5.  jli.,  fünfseitig,  von  sehr  schlanken 
und  luftigen  Formen,  in  dem  Aufsatz  mit  übermässiger  Betonung  der  vertikalen  Glie- 
deruno-. Dem  mit  Ecksäulchen  äusserst  reich  gegliederten  Sockelpfeiler  treten  ge- 
wundene Säulen  mit  Mittelknauf  zur  Seite,  die  das  Gehäuse  selbst  stützen.  Die  drei 
freien  Seiten  desselben  sind  mit  vollendet  schönen  schmiedeeisernen  Gittern  bedeckt, 
reich  an  spätgothischen  Fischblasenmotiven.  Den  Eckpfeilern  treten  unter  Baldachinen 
von  durcheinandergeschobenen  Eselsrücken  Figürchen  von  Heiligen  vor,  die  ebenso 
wie  die  am  Sockel  befindlichen  erneut  sind.  Alle  Felder  sind  doppelt  von  Stäben 
eingerahmt.    Über  jedem   der   freien  Felder   erhebt   sich  ein  vorgekragter  dreiteiliger 

Baldachin,  durch  den  zwei  geschwungene 
Eselsrücken  durchgezogen  sind,  die  alle 
mit  Kreuzblumen  abschliessen.  Der  drei- 
stöckige von  Fialen  überwucherte  Aufsatz 
schliesst  mit  einer  Kreuzblume  ab. 

Zur  Seite  ein  Reliquien  schrank 
mit  einem  freigearbeiteten,  vorgekragten, 
steinernen  Baldachin  aus  drei  Eselsrücken 
bestehend,  mit  reichem  Fialenaufsatz  in 
der  Art  des  Sakramentshäuschens. 

Barocke  Kommunionbank  und 
Kanzel,  die  letztere  mit  wirkungsvollem 
Baldachin  und  den  Gestalten  der  vier 
Evangelisten  am  Gehäuse. 

Barocke  Chorstühle  vom  J.  i7o7, 
fünfsitzig  auf  jeder  Seite,  mit  derber,  aber 
sehr  wirkungsvoller  Schnitzerei,  jedes  Feld 
mit  Arabesken  erfüllt,  alle  Profile  stark 
betont,  die  Sitze  durch  gewundene  Säul- 
chen getrennt,  ähnlich  denen  zu  Werden 
(Kunstdenkmäler  d.  Kr.  Essen  S.  94). 

Sarkophag  des  h.  Gericus,  i  m  hocii, 
i,9o  m  lang,  68  cm  breit  (Fig.  4o),  von 
Sandstein,  aus  dem  i4.Jh.,  ganz  entspre- 
chend dem  Alfridsarkophag  in  Essen  (Kunst- 
denkmäler d.  Kr.  Essen  S.  34,  Fig.  i5). 
An  jeder  der  Längsseiten  durch  sieben,  an  jeder  der  Schmalseiten  durch  zwei  Bogen- 
stellungen  belebt,  über  denen  sich  krabbenbesetzte  Wimperge  erheben,  die  mit  einer 
derben  Kreuzblume  abschliessen.  Die  Tumba  kann  mit  der  schon  in  einer  Urkunde 
der  Äbtissin  Gertrud  von  Neukirchen  zwischen  I254  und  128?  (Kessel  S.  i9i)  ge- 
nannten nicht  identisch  sein. 

Der  Sarkophag  stand  ehemals  in  der  Mitte  des  Chores  in  einem  eigenen,  i669 
abgebrochenen  Kapellchen.  Zuletzt  geöffnet  im  J.  i873  (Kessel  S.  i72).  Die  trans- 
latio  Gerici  im  Nekrolog  Villi.  Kai.  Octobr.  (Lacomblets  Archiv  VI,  S.  98),  über 
seine  Verehrung  Kessel  S.  i36. 

Hölzerner  Kronleuchter  der  Spätrenaissance  um  1600,  mit  zehn  geschweiften 
Armen,  reich  verziertem  Knauf  mit  geschnitzten  Köpfen  und  geschwungenen,  mit 
Büsten  verzierten  Rippen. 


Fig.  40.     Gerresheim.     Sarkophag  des  h.   Gericus. 


102 


OHRRESULUM 


io3 


Sti  ftskirche 

Madonnen- 
letichter 


Kru^iifix 


—  Kölner  Domblatt  i843,  Nr.  67),  2  m  hoch,  von  Holz,  vom  ehemaligen  Triumph- 
mil   Resten    der   alten   Bemalung,    Ende   des  12.  Jh.,   schlanke  Gestalt  von  sehr 


Madonncnleucliler,  auf  dreibeinigem  schmiedeeisernen,  2  m  hohen  Fus.s 
mit  drei  reich  verzierten  Armen  eine  9o  cm  hohe  hölzerne  Madonnenstatuette  auf 
dem  Halbmond,  schmal   und  zierlich,   2.  H.  des  i5.  Jh. 

Romanisches    Kruzifix    (Fig.  4l.    —   aus'm  Weerth,    Kd.  Taf.   XXXI,  6;    H, 
S.  49. 
kreuz, 

reinen  und  edlen  Formen  mit  langem  Lendentuch  und  höchst  charakteristischem  auf 
die  rechte  Schulter  gesenkten  kleinen  Kopf.     Arme  abgebrochen,  aber  erhalten. 

Zwei  Kopfreliquiare  von  Holz,  in  alter  verblichener  Bemalung  und  Vergol-  Kopfreiiquiare 
düng,  einen  jugendlichen 
männlichen  und  einen  weib- 
lichen Heiligen  darstellend, 
Ende  des  i5.Jh.,  mit  feiner 
Haarbehandlung. 

Lavabokessel  aus  ^""*^*^  JM  1    Lavaboicessci 

Kupfer,  mit  Köpfen  an  den 
Ausllussröhren,  16.  Jh.  Ahn- 
liche Stücke  im  Register 
der  Kunstdenkmäler  Bd.  I, 
S.  598. 

Reliquienschrein.  /  /"'l^/    \\  Reliquienschrein 

in  Kirchenform,  um  1200, 
mit  Emails  von  Limoges, 
i9  cm  hoch,  8  cm  breit, 
i5  cm  lang  (Abb.  aus'm 
Weerth,  Kd.  Taf.  XXXL 
8;  genau  H,  S.  49).  Der 
Holzkern  ist  mit  vergolde- 
ten Rotkupferplatten  be- 
deckt, die  mit  Gruben- 
schmelz gefüllt  sind.  Auf 
der  Vorderseite  in  der 
Glitte  Christus  in  der  Man- 
dorla,  zur  Seite  zwei  Apo- 
stel, auf  dem  Dach  ein 
Engel  inMedaillon  zwischen 
zwei    Aposteln,     auf    den 

Giebelseiten  wieder  je  ein  Heiliger.  Die  Rückseite  ist  mit  ornamentierten  Feldern  be- 
deckt, die  mit  je  einem  vierseitigen  Stern  gefüllt  sind,  der  Grund  ist  durchweg  dunkel- 
blau, die  Köpfe  auf  der  Vorderseite  sind  plastisch.  Angehängt  zwei  Medaillen  des 
16.  Jh.  Ausführlich  über  die  Gruppe  verwandter  Werke  Darckl  in  der  Collection 
Spitzer  I,  p.  io5. 

Monstranz  (Taf.  VHL  1),  72  cm  hoch,  vom  Ende  des  i4.Jh.,  von  vergoldetem  Monstranzen 
Silber.  Jedes  Blatt  des  sechsteiligen  Fusses  ist  dreifach  ausgeschweift  und  mit  Ranken 
bedeckt,  indem  der  Grund  leicht  ausgestochen  und  graviert  ist,  jedes  Feld  mit  drei 
Silberrosetten  besetzt.  Der  sechsseitige  Aufsatz  ist  durchbrochen.  Um  den  Knauf, 
der  vier  Pasten  mit  Steinen  trägt,  läuft  die  Inschrift:  cois  eleia  (so)  me  fecit.  Der 
mittlere  Glascylinder  erhebt  sich  auf  einem  in  Gestalt  eines  flachen  Kegels  aufsteigen- 


Fig    41.     Gerresheim.     Romanisches  Kruzifix  in  der  Stiftskirche 


io3 


lo4 


KREIS    DUSSELDORF 


Keliiiuien- 
küstchen 


Stiftskirche)  den  Untersatz,  der  mit.  Rankenwerk  besetzt  ist  und  in  vier  INIedaillons  die  silbernen 
Köpfe  von  weiblichen  gekrönten  Heiligen  enthält.  Zur  Seite  des  Glascylinders  ein 
doppeltes  Strebesystem,  mit  den  zierlichsten  Heiligenfigürchen  geschmückt,  links  S.  Hip- 
polytus,  S.  Katharina  und  S.  Agnes,  rechts  S.  Laurentius,  S.  Agnes  und  S.  Sebastian. 
Unter  den  inneren  Figuren  je  die  Halbfigur  eines  Jünglings  mit  Spruchband.  An  dem 
Kuppelbaldachin  befinden  sich  zwei  Engelsfiguren  mit  den  Passionsinstrumenten,  an 
dem  dreiteiligen  Aufsatz  selbst  im  Unterstock  die  Madonna  und  S.  Hippolytus;  die 
Krönung  des  ganzen  bildet  ein  Kruzifixus.  Die  Monstranz  ist  mit  wunderbarer  Fein- 
heit und  Präzision  gearbeitet  und  steht  zumal  in  den  figürlichen  Darstellungen,  dann 
aber   in   der   eigentümhchen    Ornamentik    des  Fusses    der   von   dem   gleichen   Meister 

gefertigten  Ratinger  Mon- 
stranz sehr  nahe  (s.  u.). 

Monstranz,  5  2  cm  hoch, 
von  vergoldetem  Silber,  von 
äusserst  schlanken  und  rei- 
nen Formen,  aus  der  2.  H. 
des  iS.Jh.  Der  Fuss  eine 
sechsseitige  Rose,  in  den 
durch  Gitter  mit  dem  Glas- 
c\iinder  verbundenen  Stre- 
ben  die  Figürchen  der  hh. 
Hippolytus  und  Katharina, 


^ 


Paramente 


Evangeliar 


Kapit(elshaus 


im  Aufsatz,  der  mit  einer 
zierlichen  Fiale  abschliesst, 
die  Gestalt  Christi. 

R  e  1  i  q  u  i  e  n  k  ä  s  t  c  h  e  n , 
i5  cm  lang,  6,5  cm  breit 
und  hoch,  mit  Leinwand 
gefüttert ,  überzogen  mit 
SeidenstofT  des  i4.  Jh.,  der 
abwechselnd  einen  Löwen 
und  ein  Kreuz  eingewebt 
enthält.  Verschluss  durch 
Knöpfe  m.  Seidenschnüren. 
Interessantes  Stück,  ähnlich 
den  im  Annoschrein  zu  Sieg- 
burg erhaltenen  Büchschen. 
Chormantel  und  Kasel  von  rotem  Seidenstoff,  um  i7oo,  doppelseitig  mit  Kreuz 
und  Blumenranken  bestickt. 

Blauseidene  Kasel  um  i7oo  mit  kostbarer  breiter  Silberspitze. 
Evangeliar   des  10.  Jh.,    mit   Evangelistenbildern,    Initialien    und    Zierblättern, 
derbe   Arbeit   (genauer   in    den    Bilderhandschriften    der    Rheinprovinz).      Vgl.    Lam- 
precht, Initialornamentik  Nr.  35. 

KAPITELS  HAUS,  im  Norden  an  die  Stiftskirche  anstossend  und  mit  dieser 
gleichzeitig,  von  Tuff,  zweistöckiger  Bau,  im  Oberstock  zum  Teil  noch  mit  den  alten 
rundbogigen  Fenstern  (nach  Westen  zwei,  nach  Osten  vier  erhalten),  in  der  oberen 
Hälfte  mit  einem  Rundstab  in  den  Gewänden,  in  beiden  Giebelmauern  drei  Rund- 
fenster  mit   eingezeichnetem  Vierpass.    Von   dem   im   Norden   der   Kirche  gelegenen 


Fig.  42.     Gerresheim.     Romanisches  Heiligenhäuschen. 


lo4 


GERRESHEIM 


io5 


Kreuzgang  ist  nur  die  un  Kapildshause  selbst  gelegene  Ostseite  erhallen,  bestehend  Stiftskirche 
aus  sechs  Spitzbögen,  von  denen  nur  noch  einer  seinen  vollen  Schmuck  bewahrt  hat. 
In  jedem  Fenster  ursprünglich  drei  Bögen,  der  mittlere  gestelzt,  auf  zwei  Paaren  ge- 
kuppelter Granitsäulchen  mit  schönen  Knospenkapitälchen  und  ebensolchen  Säulchen 
in  den  seitlichen  Gewänden.  Die  Pfeiler  vierseitig  mit  i  m  hoher  Hausteinbasis, 
Kämpfer  nur  nach  den  Laibungen  zu,  im  Kreuzgang  schöne  Kreuzgewölbe  mit  Rund- 
stäben in  den  Schildbögen,  nach  Osten  auf  Konsolen  aufsetzend.  Der  Kreuzgang 
dient  jetzt  als  Schuppen  für  Feuerwehrgeräte.  Um  eine  grosse  Leiter  unterzubringen, 
sind  noch  im  J.  i89i  die  Säulen  aus  einem  Bogen  herausgeschlagen  und  dessen  Schlufs- 
steine  ausgebrochen  worden.  In  tlen  Abbildungen  Fig.  34,  35  und  36  sind  die  feh- 
lenden Teile  des  Kreuzganges  ergänzt,  das  Kapitelshaus  ist  restauriert  dargestellt. 

Der  alte  Klosterhof  lag  gegenüber  der  Westseite  der  Stiftskirche.  Das  Herren-  Kiosierhof 
haus  wurde  i248  von 
der  Äbtissin  Christina 
ihrem  Ministerial,  dem 
Amand  von  Hayerode, 
zu  Lehen  gegeben, 
nachdem  es  vorher  im 
Besitz  der  Ritterfamilie 
von  Hack  aus  Flingern 
gewesen  ( K  essel  S.  9  i  . 
—  Picks  Ms.  III, 
S.  242).  Das  Haus  be- 
stand unter  dem  Na- 
men , unter  Leuffen' 
weiter.  Von  dem  Hofe 
ist  genau  im  Westen 
von  der  Kirche  ein 
Fundament  von  riesi- 
gen Bruchsteinen,  dar- 
unter erratische  Blöcke 
von  i,5o  m  Breite, 
erhalten,  das  angeb- 
liche ,Haus  des  seligen 
Gerrich'.  Eine  unter- 
irdische Mauer  aus  Tuff  und  Bruchstein  zieht  sich  von  hier  nach  der  alten  (abge- 
brochenen) Pfarrkirche  S.  Margaretha  hin  (Kessel  S.  io4.  —  Picks  Ms.  III,  S.  249). 
Das  alte  Gerichtszeichen  des  Hauses  ,unter  Leuffen',  ein  Löwe  in  Granit,  sehr  ver- 
witterter, roh  behauener  Findling,  wahrscheinlich  aus  dem  i3.Jh.,  ist  jetzt  auf  der  Mauer 
eines  Hauses  südlich  von  der  Kirche  aufgestellt.    Vgl.   Kessel  S.  loi. 

Von  dem  i335  gestifteten  Franziscanessenkloster  S.  Katharinenberg  (Akten       Kloster 
und  Urk.  bei  Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  79)  sind  nur  die  Klostergebäude  erhalten,  die 
der  Gemeinde  gehören  und  das  Bürgermeisteramt  enthalten.  Vgl.  Berg.  Zs.  VI,  S.  8o,  86. 

Romanisches  Heiligenhäuschen  (Fig.  42),  nach  Westen  vor  dem  Ort  (vor  Heiiigenhuuschen 
dem  ehemaligen  Neusser  Thor)  gelegen,   aus  Granit,  Anfang  des  i3.Jh.,  mit  Cement 
restauriert,  2,3o  m  hoch,  i,4o  m  breit,  9o  cm  tief,  bestehend  aus  einem  Unterbau  mit 
einer  einfach   profilierten  Deckplatte,  die  wie  eine  Altarmensa  konstruiert  ist,   darauf 
das  Häuschen  selbst,  das  mit  einer  weit  vorgekragten  Deckplatte  abschliesst,  die  einen 


Tu.ger^j 


Fig.  43.     Gerresheim.     Quadenhof. 


io5 


lo6  KREIS    DÜSSELDORF 

Kloster       hochinteressantcii  romanischen   Blätterfries  zeigt.     Ein   höchst   beachtenswertes  Werk, 
in  Aufbau,  GHederung  und  Abschkiss  geradezu  mustergültig. 

Steinernes  gothisches  Heiligenhäuschen    des   i5.  Jh.,    die  Nische    von   Spitz- 
bögen eingerahmt,  vor  dem  südlichen  Eingang  der  Stadt. 
Ouaiienhof  QUADENHOF.    Befestigtes  Haus  der  Herren  von  Quad  aus  dem  i5.  Jh.    Der 

jetzige  Eigentümer  ist  Herr  Ph.  Ringel. 

Der  Hauptbau  (Fig.  43)  ist  ein  malerischer  dreistöckiger  Backsteinbau,  neben 
dem  Burghaus  zu  Mintard  (s.  u.)  von  all  den  bergischen  profanen  Backsteinhäusern 
das  einzige  wohl  erhaltene.  Die  Ostseite  erhält  ihren  besonderen  Schmuck  durch 
zwei  hohe  direkt  aus  der  Ostmauer  aufwachsende  Kamine,  ein  weiterer  am  Südgiebel. 
Von  den  alten  schmalen  langen  Fenstern  mit  Hausteineinfassung  und  Hausteinpfosten 
sind  an  der  Ostseite  vier  grosse  erhalten,  ausserdem  dort  ein  alter  Abort  auf  Krag- 
steinen. Das  alte  grosse  Portal  ist  durch  ein  kleineres  ersetzt,  nur  die  über  dem  Ein- 
gang befindlichen  Fenster  mit  Steinkreuzen  sind  alt,  im  Giebel  ein  Rundbogenfenster 
mit  Kran.  Auf  dem  Dach  ein  achtseitiger  geschieferter  Dachreiter  des  i7.Jh.  mit 
geschweifter  Haube,  nach  Norden  und  Süden  dürftige  Fachwerkhäuser  angebaut. 
Ursprünglich  ganz  von  Gräben  umgeben  und  mit  einer  Zugbrücke  versehen. 
Wirtschaftshof  Der  uach  Westen  gelegene  Wirtschaftshof  ist  ein  langer  zweistöckiger  Back- 

stein-  und  Fachwerkbau   des  i8.  Jh.,   mit  gebrochenem  Mansardendach  und  pavillon- 
artigem jNIittelbau,  die  Hauptfa(;ade  dem  Marktplatz  zugekehrt,  nach  dem  Quadenhof 
zu  ein  hübscher  Erker. 
Glasmalereien  Glasmalereien  vom  J.  i697  in  dem  Hause  der  Witwe  F.  Fenger  am  Markt- 

platze (Ann.  h.  V.  N.  XXVI,  S.  4i8). 
Fahnrnburg  FAHNENBURG.       A.    Fahne,     Die    Fahnenburg    und    ihre    Bildergallerie, 

Düsseldorf  i873. 

Das    zierliche    Schlösschen    am    Abhänge    des    Grafenberges    wurde  i846    von 
Anton  Fahne  als  Forsthaus  erbaut  und  i858  umgebaut  und  vergrössert.     Der  jetzige 
Besitzer  ist  Herr  Buchhändler  Pflaum  in  Düsseldorf. 
Archiv  Das   Scliloss   birgt   zunächst   die    handschriftlichen  Sammlungen  Anton  Fahnes, 

über  hundert  Bände  mit  KoUektaneen,  Abschriften,  Urkunden  zur  Geschichte  des 
Niederrheins  und  Westfalens,  daneben  eine  Reihe  von  Original-Handschriften,  darunter 
die  Schaffhausener  Chronik  von  Johann  Jakob  Rueger,  Abschrift  vom  J.  i723;  das 
Enchiridion  Hildesiense  continens  elenchum  historicum  episcoporum  von  Joannes 
Chr.  Rosenthal,  vom  J.  i7i9,  mit  Verzeichnis  des  Hildesheimer  Schatzes  und  Ab- 
bildungen seiner  Hauptwerke;  George  Marie  Raparini,  Le  portrait  du  vrai  merite 
dans  la  personne  ser.  de  mons.  l'electeur  palatin  vom  J.  i7o9,  Prachths.  mit  den  Bio- 
graphien der  am  Hofe  Johann  Wilhelms  beschäftigten  Künstler,  mit  Abb.  ihrer  Werke. 
Gemälde.  Die   Gemäldesammlung,   durch  Anton  Fahne  zusammengebracht,  nach  der 

"""  "  Zahl  der  Bilder  (gegen  4oo)  die  grösste  der  niederrheinischen  Privatsammlungen, 
war  ursprünglich  bestimmt,  den  Grundstock  für  eine  städtische  Gallerie  in  Düsseldorf 
zu  bilden.  Die  Sammlung  ist  vor  allem  reich  an  Bildern  des  i7.  und  i8.  Jh.,  für  die 
rheinische  Kunstgeschichte  ist  sie  von  Wichtigkeit  durch  die  Werke  der  an  dem 
Hofe  Johann  Wilhelms  vereinigten  italienischen  und  niederländischen  Künstler.  Die 
Gemälde  sind  von  A.  Fahne  in  einem  ausführlichen  Katalog  (Die  Bildergallerie  zu 
Fahnenburg,  Düsseldorf  1 873)  genau  beschrieben  und  zum  Teil  abgebildet. 

Hervorzuheben  sind  die  folgenden  Stücke  (mit  den  Bezeichnungen  des  Kataloges). 

Porträts  Unter  den  Porträts:   Bildnisse  des  Malers  Adrian  van  der  Werff  und   seiner 

Gattin   von  Joh.  Franz  van  Douven    (21 7,    218),    in   Oval.      Bildnis   des  Kölner   Buch- 

106 


GERRKSHEIM  Io7 

Händlers   Kaspar    Kempis    von   /.    II'.  /'o/^i^'/rssrr  (i59).     Brustbild    einer    Kölner    Dame   Fahn-inbutg 

von    '/'//.  /'o//(r/rs.\rr  (368).     Diptyciiun    mit   tlcn   Porträts  des   Bürgermeisters  von  Aich 

und    der    Frau    Margaretha    Rink    von    Bartliolomäits   i/e   h'nivii    (210).      Bildnis    des 

Kölnischen  Erzbischofs  Gebhard  Truchsess  von  Waldburg  vom  J.  i579  (237).    Porträt 

Heinrichs   III.    von    Frankreich    nach   Franz    Cloiiet  (2  25).      Bildnis    des    Peter   Paul 

Rubens   im   Greisenalter   von   Theodor  van    Tliulden  (24 1).     Bildnis   eines   Malers   von 

Pilcr  Mii^nard  (24o).      Porträt    des    Kurfürsten  Johann   W'illulm  von    Pclcr    7'an    der 

Wer/f  (i),    von   demselben    Porträt   des   Bergischen    Gelieimrats    von    Kesseler  (223). 

Bildnis  einer  alten  Frau  im   Profil,    angeblich   der  Mutter  des  Künstlers,    von  Rubens 

(244),    ausgeführte    Wiederholung    der   Skizze    in    der   Münchener    alten    Pinakothek 

Nr.  792.      Bildnis   einer    vornehmen   Dame    von    .1/.    /.    Mirevcll    (339).      Männliches 

Bildnis  von  A.    (\iy[)  (246).     Weibliches  Bildnis  von   /.   //.    Wenix  (248).     Weibliches 

Bildnis  von  Fr.  v.  Mieris  (242).     Porträt  von  Leopold  I.  (220),  seiner  Gemahlin  (221), 

Prinz  Engen  (2i9),   sämtlich   \o\\  /ainh   Miclirl.     Weiterhin   Porträts  von  A.   Ilondins, 

A.  Gelder,    G.  G.  (teldorp  u.  a. 

Unter  den    Bildern    mit  religiösem  oder    mythologischem  Inhalt:   Lot    Religiöse  und 
und  seine  Töchter  von   Gerard  Honthorst  (96),   (gestochen  von  Joli.    Gotliard  Müller),  ^ 

von  demselben  Das  liederliche  Kleeblatt  (284).  Bacchus  und  drei  Nymphen  von 
Caspar  von  Everdingen  (326).  Vermählung  der  h.  Katharina  mit  dem  Christkind, 
vielleicht  von  Cornelis  Cornelissen  von  llarlem  (118).  Jüngstes  Gericht,  figurenreiches 
Bild  von  Bartholomäus  Spranger  (i44).  Christus  mit  den  hh.  Augustinus,  Dominikus, 
Franz  von  Paula,  Franz  von  Assissi,  von  Giovanni  Lauf ranco  vom  J.  i536  (285).  Der 
Brand  von  Troja  von  Leonhard  Bramer  (377).  Versuchung  des  h.  Antonius  von 
Pelrr  Breiighel  dem  Jüngeren  (3o8).  Trauer  um  den  Leichnam  Christi  nach  Ant. 
van  Dyk  (3  59).  Der  Katalog  nennt  weiterhin  Bilder  von  Paris  Bordone,  Paolo  Vero- 
nese,  Jacob  Jordaens,  Egidius  Sadeler,  Anton  Coypel,  Ferdinand  van  Kessel,  Jakob  Stella, 
Eiistache  Lc  Siie/ir,    Giidio   Romano. 

Unter  den  Genrebilder n:   Hausandacht  von  yö/^.  Bapt.  Grenze  von  i77o(367).      Genrebilder 
Küche  mit  Köchin  und  Jäger  von  Adriaen  von   Utrecht  (i93).     Unterricht  im  Atelier 
von  Gott/r.  Schalken  (81).    Bejahrter  Mann  und  Buhlerin  von  Hermann  van  der Mvn  (47). 
Ländliche  Hochzeit  von  Peter  Breughcl  dem  Alteren.     Affenküche  von  PJ.  Tcnicrs  (l97). 
Fröhliche  Gesellschaft  von  J.  M.  Molenaer  (299). 

Stillleben    von  Jasper    Geerardi,  Jakob    van    Ess ,     W.    Kl.    J/cda ,    J.  Juncker,       Stillleben 
/an  de  Heeni.   /.    Weni.v,    Verbruggen,   A.    Cuyp. 

Landschaften  von  Jacques  d'Artois,    C.  J.  Both,  Jod.  Mojnper,    Nie.  Berghem,    Landschaften 
Canaletto,   Ambrosins  Broeghel,  Johann  Arnold,   M.  Hobbema,    Gh.   W.  flamillon. 

HAUS    ROLAND.      A.  Fahne,    Schloss    Roland,    seine    Bildergallerie    und  iiaus  Roland 
Kunstschätze,    Köln  i853.   —   v.  Mering,    Geschichte   der   Rittergüter,    Burgen,    Ab- 
teien etc.  IV,  S.  33 1. 

Das  Haus  wird  schon  i37  2  im  Besitz  der  Herren  von  Radeland  erwähnt,  Oesciüchte 
i4o2  den  Gebrüdern  von  Ulenbroich  übertragen  (Lacomblet,  UB.  IV,  Nr.  9).  Ein 
neues  Schloss  wurde  unter  dem  Hofkammerdirektor  Wilhelm  von  Lemmen  durch 
einen  venetianischen  Architekten  i696  —  i7o6  erbaut  und  von  Mitgliedern  der  Künstler- 
kolonie Johann  Wilhelms  ausgeschmückt,  durch  van  der  Myn ,  Pellegrini,  Fischer, 
Schönjan.  Das  Schloss  kam  durch  Heirat  an  die  Freiherren  von  Ropertz,  von  diesen 
i8o4  durch  Kauf  an  den  Freiherm  von  Schell,  i834  an  Herrn  Peter  Stommel,  i872 
an  Herrn  Freiherrn  Daniel  von  Diergardt.  Es  wurde  i883  abgebrochen  und  durch 
einen  Neubau  von  dem  Baurat   Oppler  ersetzt. 

io7 


To8 


KREIS    DÜSSELDORF 


Haus  Roland  Die  Geinäldegallerie  von  Haus  Roland  bildet  jetzt  den  Grundstock  der  Sanim- 

Gaiierie        j^^g   ^jg^   Falineuburg.      x\nsiclU   aus   der  Vogelperspektive    und    Grundriss   des   alten 
Schlosses  im  Besitz  des  Herrn  Pllauni  auf  der  Fahnenburg  (s.  o.). 


HAIN. 


Fruhmittei.  FRÜHMITTELALTERLICHE  ANLAGEN.    Vgl.  Picks  Ms.  IV,  S.  4 1 6. 

a  ler  .  .  11  ag.  A^'^j-^^nij^j^  yQ^  ^g^^  Ickter  Hof  bei  Hain  liegt  eine  grosse  wohlerhaltene  Erdbefestigung, 

Profil   nach  A-B. 


Fig.  44.    Erdbefestigung  am  Ickter  Hof. 

bestehend  aus  einem  mittleren  Kegel,  der  von  einem  breiten  Wall  und  doppelten 
Wassergräben  umgeben  wird.  Form,  Ausdehnung  und  Profile  ergiebt  die  genaue 
Aufnahme  (Fig.  44).  Wie  die  Befestigung  bei  den  Schwienumshöfen  (Kunstdenk- 
mäler d.  Kr.  Rees  S.  84)  und  bei  Hünxe  (Kunstdenkmäler  d.  Kr.  Ruhrort  S.  7o), 
ist  die  Wallburg  wahrscheinlich  eine  germanisch-fränkische  Anlage  aus  dem  4. — 8.  Jh. 
Wie  die  Wallburg  von  Hünxe,  bestand  die  Befestigung  vom  Ickter  Hof  wohl  auch 
während  des  Mittelalters  als  Reduit  fort;  der  Hof  wird  schon  io98  als  Werdener 
Stiftshof  (Lacomblet,  UB.  IV,  Nr.  6ii),  als  Besitztum  der  Stael  von  Holstein  i387 
(Fahne,  Geschlechter  und  Sitze,  UB.  III,  S.  42,  Nr.  5i)  und  i582  (Fahne,  Geschichte 
der  Herren  Stael  von  Holstein  II,  S.  42,   218;  III,  S.  3o)  erwähnt.    Vgl.  unter  Rath. 


108 


HKLTORF  lo9 

HAUS  HAIN  (jetzt  Karth;iuserkloster).  H.  Ferbkr  in  den  Beitr.  VH,  Haus  Hain 
S.  io5.  Der  Sitz  war  lahrhunderte  lang  im  Besitz  der  Ossenbroich.  Von  1611  — 1623 
wurde  das  Haus  durt  h  [oliann  von  Ossenbroich  und  seine  Witwe  umgebaut.  Im 
Anfang  des  18.  jh.  sind  die  Freiherren  von  Mirbach  und  von  Eynatten  im  Besitz, 
l7o9  ging  es  durch  Kauf  über  an  Johann  Albert  Grafen  Schellart  von  Obbcndorf, 
nach  dem  Tode  des  Adam  Alexander  Graf  von  Schellart  i8o4  an  Karl  von  Hymmen, 
von  diesem  i869  an  die  Karthäuserpatres  von  der  Grande  Chartreuse  bei  Grenoble, 
die  von  i869  — 1875  und  i878  —  iS9i  das  Kloster  ausbauen  Hessen  durch  die  Archi- 
tekten Riticklake  und  Pichat.  Vgl.  H.  Fabkr,  Unter  den  Karthäusern,  eine  Be.schrei- 
bung  der  Karthause  Hain  bei  Düsseldorf,  Gladbach  i89i. 

Das   in    der  Mitte   des   .symmetrischen   neuen  Baues  erhaltene  alte  Schlösschen         Altes 
war   ein   zweistöckiger   Backsteinbau    mit    rechtwinkelig   anstossenden    kurzen   Seiten- 
flügeln und  kleiner  Freitreppe  in  der  Mitte. 

In  der  durch  edle  Formen  ausgezeichneten  einschiffigen  Klosterkirche  Gemälde 
von    /.  Kehren  und  MoHior,  im  Vestiarium  Malereien   \oii  Cainviaus. 

Von  älteren   Kunstwerken  nur  zu  nennen: 

Monstranz,    i67  2    der  alten   Karthause    in    Köln  geschenkt,    7  2  cm   hoch,   in      Monstranz 
Scheibenform,  mit  den  hh.  Bruno  und  Ursula,  zwei  Engeln  und  Gottvater. 

Kelch,   silbervergoldet,    27,8  cm,    um    1600,    mit    der    Inschrift:    xobilis    anna         Kelch 

CAIIIARIXA    ZEIGERTX    FII.IO    STO    HrdOXI    /KKIKR    (  ARTHUSIAXü     IN     lU'XIIl  IM     AI)     I'Rl- 

MiTiAS  OFFERT,  mit  schönem  getriebenen  Fuss.    Auf  Fuss  und  Kuppa  je   drei  ovale 
schöne  farbige  spätere  Emailmalereien,  aufgesetzt  in  einem  Kranz  unechter  Steine. 


HELTORF. 


SCHLOSS.    Notizen   über   die   Inhaber   des   Hauses   Heltorp:  Jos.  Strange,      Schioss 
Beitr.  zur  Genealogie  der  adeligen  Geschlechter  XI,  S.  62.  —  H.  Ferber,  Die  Ritter- 
güter im  Amt  Angermund:  Düss.  Beitr.  VII,  S.  io7.  —  Genealogie  der  Grafen  vonSpee: 
Fahne,   Geschichte  der  Kölnischen  Geschlechter  I,  S.  4o3;  II,  S.  i46:  Die  Dynasten 
von  Bocholtz  I,  2.  H.,  S.  162,  262. 

Handschrift  1.  Qu.     Das   Gräflich    von   Speesche   Archiv    (Repertorium,   aus-         Archiv 
führlich,  aber  unzuverlässig  von  Strange,  Ergänzungsrepertorium   von   Ferber)  zer- 
fällt in  3  Abteilungen:    I.  Archiv  der  Grafen   von  Hillesheim.     IL  Briefschaften   der 
Herren  von  Troistorp,  von  Scheidt,  gen.  Weschpfenning  und  der  Herren  und  Grafen 
von  Spee.     III.  Briefschaften  des  Rittersitzes  Heitorf  und  seiner  Appertinentien. 

Erste  Abteilung.  A.  i.  Archiv  Hillesheim.  Familienbriefschaften.  2.  Gräflich 
von  Hillesheimsche  Korrespondenz.  3.  Obligationen  u.  a.  der  Hillesheim.  4.  Archiv 
Hatzfeld.  5.  Archiv  Reypoltzkirchen.  6.  Inventar  der  Briefschaften  der  Herrschaft 
Gladbach.  7.  Archiv  Arendahl.  8.  Rittersitze  und  Güter  der  Herren  von  Hillesheim 
(Cardenburg,  Heimersheim,  Weyerburg  bei  Sinzig,  Caldenborn,  Sommersberg,  Sons- 
broich,  Dahl,  Berckum,  Weype,  Nörvenich,  Niederbach).  9.  Ritterschaftliche  Sachen 
zum  Archiv  Hillesheim.  B.  i.  Archiv  Wanghe.  2.  Briefschaften  über  Rittersitz 
Schirpenbroich.  3.  Briefschaften  der  Herren  von  Metternich  zu  Niederberg.  C.  Brief- 
schaften der  Herren  von  Norprath  zum  Dickhofif.  D.  Urkunden  verschiedener  Familien. 
E.    Miscellanea. 

Zweite  Abteilung.  I.  Briefschaften  der  Herren  von  Troistorp  zu  Heitorf.  IL  Brief- 
schaften der  Herren  von  Scheidt  gen.  Weschpfenning  zu  Heitorf.    III.  Stammbäume 

io9 


l  lo 


KREIS    DUSSELDORr 


Schloss 


Geschichte 


der  Familie  von  Spee.  IV.  Patente  für  die  Herren  und  Grafen  von  Spee.  V.  Akta 
über  Ämter  und  Würden  der  Grafen  von  Spee.  VI.  Familiennachrichten  der  Grafen 
von  Spee.     VII.  Briefschaften  über  Häuser  zu  Düsseldorf  und  Bonn. 

Dritte  Abteilung.  I.  Briefschaften  des  Hauses  Heitorf.  IL  Briefschaften  über 
das  Gut  in  Hamm.  III.  Briefschaften  über  den  Rittersitz  zum  Haus  (vgl.  u.  unter 
Ratingen).     IV.  Akta  über  den  Oberbuscher  Kalkofen. 

Heitorf,  im  i  i.  ]h.  zuerst  genannt,  war  im  Besitz  der  Herren  von  Heitorf, 
deren  erster,  Otto,  schon  ii89  erscheint.  Im  J.  i36o  verkauft  Ritter  Adolf  von  Graf- 
schap  das  Haus  dem  Thomas  von  Lohusen,  gen.  von  Troistorp  (Inv.  II,  I,  conv.  II,  i). 

Die  Erbtochter  Maria  von  Troistorp  brachte  es  i569  an  ihren  Gemahl  Wilhelm 
von  Scheidt,  gen.  Weschpfenning.  Durch  dessen  Enkelin  Maria  kam  es  an  Friedrich 
Christian  von  Spee,  der  im  J.  i669  den  Umbau  des  Schlosses  begann.  Zuerst  wurde 
das  Herrenhaus  errichtet,    i693  der  neue  Vorhof  angefügt  (Inv.  III,  I,  Abt.  lo,  conv.  I, 


Fig.  45.     Heitorf.     Ansicht  des  Schlosses. 

I,  2).    Die  Gallerie  am  Herrenhause  wurde  erst  i748  aufgeführt,  Laterne  und  Fronti- 
spice i787  aufgesetzt.     In  dem  ].  1822  — 1827  wurde  der  alte  Bau  durch  einen  Neu- 
bau  von    JI.   T.  Frevse   ersetzt.      Jetziger  Besitzer  ist  der  Reichsgraf  Franz  von  Spee. 
Beschreibung  Das    Herren  ha  US    ist    ein    nüchterner,    schmuckloser,    zweigeschossiger    Bau, 

Herrenhaus     (jesscn  künstlerischc  Wirkung  auch  durch  den  Anbau  der  turmartigen  Bibliothek  und 
der  schönen  romanischen  von  Vinccnz  Statz  ausgeführten  Kapelle  nicht  gewonnen  hat. 
Vorburg  Die   alte  Vorburg    (Fig.  45)    zeigt   das   am   Niederrhein    übliche  Schema  von 

drei  rechtwinkelig  aneinanderstossenden  niedrigen  Trakten  mit  zweistöckigen  Eck- 
türmen in  Backsteinrohbau,  überragt  von  geschieferter  und  geschweifter  Haube  mit 
grosser  Kugel.  Der  mittlere  Turm  (Fig.  46)  tritt  wirkungsvoll  vor  die  langgestreckte 
Facade;  das  in  Haustein  ausgeführte  Hauptportal,  zu  dem  eine  steinerne  Brücke  mit 
ehemaliger  hölzerner  Zugbrücke  führt,  ist  von  zwei  Pilastern  eingerahmt,  die  mit 
schweren  wuchtigen  Bossagen  versehen  und  durch  einen  Architrav  mit  weit  aus- 
ladendem Gesims  abgeschlossen  sind,  über  dem  sich  das  von  Spee-  und  von  Loesche 
Wappen  erhebt,  darunter  die  Zahl  i696. 


110 


HELTORF 


III 


Fig.  46.     Heitorf,      lliorturm. 


Gemälde 


Unter  den  verschiedenartigen  Kunstschätzen,  die  das  mit  l;equemer  Pracht  Schioss' 
ausgestattete  Schioss  birst,  sind  liervorzuheben  eine  Kollektion  zierlicher  Bibelots  des  Sammlungen 
i7.  u.  18.  fh.  und  eine  Reihe  geschnitzter  und  eingelegter  Schränke.  Aus  der  grossen 
Reihe  der  Familienporträts  der  Speeschen  und  Hatzfeldschen  Vorfahren  (die  letzteren 
aus  Schioss  Crottorf)  vom  16. — 19.  Jh.  sind  hervorzuheben:  das  Brustbild  einer  Dame 
im  spanischen  Kragen  von  i598,  das  Porträt  des  Friedrich  Christian  von  Spee  vom 
J.  i63i,  ein  Porträt 
der  Elisabet  Amalie 
von  der  Gracht  gen. 
Wanghe  von  van  Dou- 
7)en,  zwei  Bildnisse  des 
Ministers  Hillesheim. 
Weiterhin  ein  Porträt 
Kaisers  Friedrichs  III. 
im  Profil  n.  r.,  Kopie 
des  i7.Jh.  nach  Origi- 
nal des  i5.,  und  ein 
Bildnis  des  Franz  von 
Sickingen  a.  d.  16.  jh. 
Das  Schioss  ent- 
hält ein  kunsthistori- 
sches Denkmal  aus  der 
neueren  Zeit:  die  in 
dem  grossen  Saal  an- 
gebrachten Fresken 
aus  dem  Leben  Frie- 
drich Barbarossas,  \on 
1825  — 1829  \-on  Stüi- 
mer,  Mücke,  Lessing, 
Plüddemann  aus2:e- 
führt,  neben  den  Fres- 
ken in  der  Aula  der 
Universität  zu  Bonn 
flcr   erste  Versuch    in 

Norddeutschland, 
die        wiedererweckte 
Freskomalerei  für  mo- 
numentale Zwecke  zu 
verwenden.  Von  Sliir- 
mer  stammt   die  Ver- 
söhnung   zwischen   Kaiser    und   Papst,    von  Mücke    die   Unterwerfung  Heinrichs    des 
Löwen  und  die  Unterwerfung  der  Mailänder,  Lessing  malte  die  Schlacht  bei  Iconium, 
P/ii(/de?nnnn   die  Erstürmung  von  Iconium  nach  einer  Komposition  Lessings  und  den 
Tod  Friedrich  Barbarossas   nach   eigener  Komposition.    Vgl.  Füssli,   Die  wichtigsten 
Städte  am  Mittel-  und  Niederrhein  II,  S.  Sa?,  544,  593,  600,  6o4. 

SCHLOSS  WINKELHAUSEN.  H.  Ferber,  in  den  Düss.  Beitr.  VII, 
S.  II 9.  Ursprünglich  im  Besitz  der  Herren  von  Winkelhausen,  die  schon  1288 
genannt    werden.      Die    Freiin   Johanna    Maria    von    Winkelhausen    brachte   das    Gut 


Wi 


Sch loss 
iikelhaiisen 


III 


T  12 


KREIS    DUSSELDORF 


Schioss        i655   an  ihren  Gatten  Arnold  Freilierrn  von  Wachtendonk.      Der  jetzige  Besitzer  ist 

Winkel  hausen    ,  j^..      .  TTirui. 

der  Fürst  von  Hatzteldt. 
Beschreibung  Von   dem   voH   doppelten  Wallgräben    umgebenen   ausgedehnten  Rittergute    ist 

nur  der   mittlere  Trakt    mit   dem  1668    errichteten  Hauptthorbau  architektonisch  von 
Interesse.    Dieser  lehnt  sich,  aus  Backstein  errichtet,  an  den  Stumpf  eines  ehemaligen 
Turmes   an.     Einfaches   barockes   Portal   mit  starker  Bossengliederung.     Das   alte   in 
Fachwerk  errichtete  Wirtschaftsgebäude  ist  an  der  Südseite  gänzlich  erhalten. 
Kapelle  In   der  Achse   des   Portals   liegt    ausserhalb   der   Gräben    die   barocke  Schloss- 

kapelle  mit  geschweiftem  Backsteingiebel  und  Voluten,  flachgedeckt,  die  Apsis  halb- 
rund gewölbt,  jede  der  zwei  Langseiten  mit  Rundbogenfenstern. 


HILDEiN. 


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Friihmittel- 
alterl.  Anlagen 


Fig.  47.      Hilden.     Erdwerk. 

FRÜHMITTELALTERLICHE  ANLAGEN.  Vor  Hilden,  von  dem 
Turm  der  evangelischen  Kirche  85o  m  entfernt,  durchschnitten  \'on  dem  Wege  nach 
Punghaus,  liegt  ein  grosses  Er d werk,  dessen  Lage,  Ausdehnung  und  Form  aus  der 
Abbildung  (Fig.  47)  ersichtlich  sind,  von  ovaler  Gestalt,  von  zwei  Wällen,  nach  Süden 
von  drei  Wällen  umgeben.  Vgl.  J.  Schneider,  Der  Heidenberg  bei  Hilden  mit  Auf- 
nahme: Picks  Ms.  I,  S.  378.  —  Ders.,  Neue  Beitr.  VI,  S.  10.  —  Heimatskunde  i879, 
S.  18.  —  A.  Fahne,  Neue  Beitr.  zum  limes  S.  45.  —  Berg.  Zs.  XIV,  S.  181.  Von 
KoENEN  nach  den  bei  der  teilweisen  Abtraofunir  der  Wälle  entdeckten  Scherben  als  früh- 
mittelalterlich  (altsächsisch)  bezeichnet  (B.J.  LXXXV,  S.  i49;  LXXXVI,  S.  2x9).  —  An 
der  Römerstrasse   am  Fusse   des   Isabcrges   wurde   ein   goldener  Ring  mit   einem  ge- 


1 12 


HILDEN  I  I  O 

schniltencn    Onvx   gefunden    (Pieper    in   PrcKS    Ms.    IV,    S.   647.    —    Geschichte    der   Frühminei- 
Stadt  Düsseldorf  S.  1 1 ).      Im    |.  i873   wurden   i\r>rilli(  h   llildeu   Urneii  gefunden,  darin        ''    '  '  ^'^" 
kleinere  Gefässe  und  Münzen  (Düsseldorfer  Volksblatt  i873,   25.  Nov.).     Die  Römer- 
strasse zwischen  Köln   und  Dorsten  war  noch  vor  zwanzig  Jahren   ii\   breitem  Erdwall 
mit    zwei  Gräben    erhalten   (Fahne,    Dynasten  von    I^ixlioltz   1,    S.   233).  —  Einq  ger- 
manische Urne  von   Hilden   im   Ilistor.   Museum  zu   Düsseldorf. 

EVANGELISCH  K  PFARRKIRCHE.  v.  Restorfk,  Beschreibung  der  Evangei. 
Rheinpn^vinz  S.  374.  —  v.  Mülmann,  Statistik  I,  S.  425.  —  Lacomblet  im  Archi\-  für 
die  Geschichte  des  Niederrheins  II,  S.  loo.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  279.  — 
y.  H.  Kessel,  Der  selige  Gerrich  S.  i6.  —  Zur  Geschichte  der  evangelischen  Gemeinde 
i59i:  Theologische  Arbeiten  aus  dem  rhein.-westfäl.  Predigerverein  VHI,  S.  i39.  — 
O.  Moeller,  Die  evangelische  Kirche  zu  Hilden:  Zs.  für  Hauwesen  XXX,  i88o, 
S.   533,  Taf.   69  im   Atlas  mit  Aufnahme. 

Hilden,  einer  der  zwTjH"  Tafelh(")fe  der  KTilner  BischTife  aus  xorurkundlicher  Zeil,  Geschichte 
ein  altfränkischer  Herrensitz  mit  Palatium,  seit  ii76  im  Pfandbesitz  der  Grafen  von 
Berg  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  455.  Vgl.  weiter  I,  Nr.  468;  III,  Nr.  210,  73o,  822, 
9o2,  9o3,  948,  1008;  IV,  Nr.  63),  besass  schon  im  9.  Jh.  eine  Kirche,  da  deren  Filial 
Haan  bereits  unter  Erzbischof  Wichfried  (92  5  —  953)  gegründet  ward  (Inschrift  in 
Lacomblets  Archiv  II,  S.  101.     Vgl.   Berg.   Zs.   IX,  S.   233). 

Eine  neue  Kirche  wurde  11 36  —  nach  der  früher  an  der  Aussenseite  befind- 
li(  hen  Inschrift  (\gl.  Moeller  a.  a.  O.)  —  errichtet.  Der  Turm  wurde  im  J.  l696  neu 
aufgeführt.  Im  |.  1882  im  Inneren  restauriert,  nachdem  sie  in  den  fünfziger  Jahren 
äusserlich  hero-estellt  war. 

Dreischiffige  romanische  Pfeilerbasilika  mit  Emporen,  im  Lichten  2  9,5o  m  lang,    Beschreibung 
i4, 10    m    breit,    aus    Tuff   und    Trachyt,    der    Turm    \on    Kohlensandstein    aus    dem 
Neanderthale. 

Der  uno-esliederte  dreistöckiue,  mit  achtseitiger  geschieferter  Haube  gekrönte  Äusseres 
Turm  trägt  in  Eisenankem  die  Zahl  i696  und  zeigt  im  Oberstock  an  jeder  Seite  ein 
Doppelfenster  mit  zwei  i'ohen  gekuppelten  Mittelpfosten.  Der  Obergaden  des  Mittel- 
schiffes mit  Rundbogenfries,  je  drei  Vertikallisenen  an  jeder  Seite  und  je  zwei  Paaren 
rundbogiger  Fenster.  Die  Aussenmauem  der  Seitenschiffe  mit  grossen  rundbogigen 
Blenden,  in  die  rundbogige  von  Rundstäben  eingerahmte  Fenster  (für  die  Seitenschiffe) 
und  darüber  Vierpassfenster  (für  die  Emporen)  gebrochen  sind.  Am  Ostgiebel  des 
Mittelschiffes  eine  mit  einem  Rundstab  eingerahmte  Nische,  zur  Seite  zwei  einfache 
Vierpassfenster.  Das  Chorhaus  unter  dem  reich  profilierten  Dachgesims  wie  am 
Mittelschiff'  mit  Rundbogenfries  und  Vierpassfenstern  nach  Osten,  Norden  und  Süden. 
Die  südliche  Seitenapsis  ist  durch  drei  einfache  Blenden  von  leichtgeknickten  Rund- 
bogen gegliedert  mit  Klötzchen  an  den  Bogenansätzen ;  die  Hauptapsis  enthält  in 
solchen  drei  rundlxigige  von  Rundstäben  eingerahmte  Fenster. 

Im  Inneren  wird  das  Mittelschiff  von  zwei  durch  einen  breiten  Gurt  getrenn-  inneres 
ten  Kreuzgewölben  ohne  Rippen  überspannt.  Der  Gurt  wird  von  zwei  starken  H.alb- 
säulen  mit  sorgfältig  skulptierten  Blattkapitälen  und  Eckblattbasen  getragen.  In  den 
Ecken  dienen  den  Graten  und  Schildbögen  dünnere  Drei\iertelssäulen  als  Träger, 
die  mit  Laubkapitälen  geschmückt  sind,  an  der  Ostseite  mit  Vögeln,  die  den  Ko]if 
nach  unten  gesenkt  halten.  Die  drei  die  Scheidemaueni  tragenden  Pfeilerpaare  zeigen 
eine  niedrige  Basis  und  einen  schmalen  aus  Deckplatte,  Kehle  und  Rundstab  bestehen- 
den Kämpfer,  der  jedoch  an  dem  mittelsten  Pfeilerpaar  nicht  um  die  Innenseite 
verkn'jpft  ist. 

8 

ii3 


Il4 


KREIS    DÜSSELDORF 


E va  ngel. 
Pfarrkirche 

Seitenschiffe 


Emporen 


Die  Seitenschiffe  sind  mit  je  vier  quadratischen  Gratgewölben  überspannt,  durch 
Gurte  getrennt,  die  an  den  Aussenmauern  auf  Halbpfeilern,  an  de'in  mittelsten  Pfeiler- 
paar auf  einer  Vorlage,  an  den  beiden  übrigen  auf  Blattkonsolen  aufsitzen.  Ihr  Licht 
erhalten  die  Seitens(4iiffe  durch  grosse  rundbogige  Fenster  mit  abgeschrägten  Gewänden. 
Nach  Osten  schlössen  an  beide  Seitenschiffe  halbrunde  Apsiden  an,  von  denen  nur  die 
im  Süden  mit  einem  Mittelfenster  erhalten  ist,  während  im  Norden  zu  Beginn  des  i6.  Jh. 
eine  mit  einem  Kreuzgewölbe  überspannte,  durch  zwei  zweiteilige  Fenster  erhellte 
Sakristei  angebaut  wurde. 

Über  den  Seitenschiffen  ziehen  sich  die  Emporen  liin,  mit  \ier  durch  Gurte 
getrennten  Gratgewölben,  die  Gurte  und  Grate  ruhen  an  den  Aussenmauern  und  dem 
mittleren  Pfeilerpaar  auf  ^^>rlagen,  an  den  übrigen  Pfeilern  auf  Konsolen.  Das  äussere 
Gewölbefeld  geht  in  allen  Jochen  direkt  in  die  nischenförmig  ausgerundete  Aussenmauer 
über,  die  durch  die  Vierpassfenster  erhellt   ist,    ein    auff.illiges   und   seltenes  Moti\-,  als 


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Fig.  48.     Hilden.     Längsschnitt  durch  die  evangelische  Kirche. 

dessen  Anlass  der  Wunsch,  die  Aussenmauern  zu  entlasten,  angesehen  werden  muss.  An 
der  Südseite  nach  Osten  wiederum  eine  halbrunde  Apsis  mit  einem  Vierpassfenster,  an 
der  Nordseite  hat  diese  der  über  der  Sakristei  befindlichen  ehemaligen  Chorkammer 
weichen  mü-ssen. 

Nach  dem  Mittelschiffe  zu  öffnen  sich  die  Emporen  mit  je  \"ier  D<  ippelbögen, 
die  von  einem  gemeinsamen  Kleeblattbogen  überspannt  werden.  (Fig.  48. )  Die  etwas 
eingerückten  Arkadenbögen  setzen  in  den  Laibungen  der  Bögen  auf  den  nur  in  der 
Längsachse  der  Kirche  die  Pfeiler  schmückenden  Kämpfern  auf  und  werden  in  der 
Mitte  von  je  einem  Paar  gekuppelter  monolither  Säulen  auf  zwei  Deckblattbasen  mit 
zwei  Akanthusblattkapitälen  unter  gemeinsamer  Deckplatte  getragen.  Die  Scheide- 
mauem  über  den  Emporen  sind  in  jedem  Bogen  durch  je  zwei  rundbogige  Fenster 
mit  sehr  steil  abfallenden  Sohlbänken  belebt. 

Über  dem  Triumphbogen  befinden  sich  drei  halbrunde  Nischen,  die  mit  den 
flankierenden    dunklen    monolithen    Säulchen    und    den    Blattkapitälclien    in    anmutiger 


114 


HIMMELGEIST  I  1  3 

Weise  die  Mauerrtäche  beleben.     Das  Chorhaus    wird    von  eiiKTii   Ciratgewölbc    über-      Evangei. 
^paiiTil,    in   den   Ecken  mit  sclnualcii    Eckpfeilern   und   Icii  lihii    Käniiilcrn    versehen,   in  ^,j^^^ 

den  Ausscnniaiu-rn  nn't  je  einem  \(in  einer  kreiMimden  ISIende  umsehrielienen  Vier- 
passfenster.     Die   Apsis   ist   durrh   drei  schmale   rundbogige   Fenster  belichtet. 

Dur(  h   die  schämen    X'erliältnissc  der  Innenarihitektur   und  die  zierliche   Durcli-      Würdigung 
fülirunn  der  ornamentalen   Teile    nimmt  die   Kirche    einen   IkiIkmi    künstlerischen    Kanu 
ein.      Neben  S.    Ursula   zu   KTiln,  .S.  |()hann    zu   Niederlahnstein,    der   Kirche    zu    Diel- 
kirchen   ist   sie   eine   tler    ersten  Emporenbauten    am    Niederrhein    (Dohmk,    Deutsche 
Baukunst  S.   54). 

In    der    Sakristei:    •rotenst  li  i  1  d    mit    dem     I  b  »rstischen    Wappen    und    der    In-      Toicnschild 
Schrift:    .\.    i648    i)i;x    7.    .marhi    isr   sklk;    i.\    (ioit   extschlaffen    die   hochedel- 

GEUOHRXF.  VIKLKHK-  l'XI)  ri'CUCXTRElCHE  FRAUW  W  1 1  .Hi:i,M  A  SCHEXfK  VOX  NyOECKEX 
OEBOHRXE  QUADT  VOX  WIC:K1^.\I)T  ZU  CRO.SSEX,  HU  IJ.KSIIEIM,  FRAW  ZUR  HORSI',  HRB- 
SCHEXKIX    DES    FIIRSTEXTUMS    BKRM,    I.EHXFR.VW    ZU    HILDEN    UND    HAEN. 

Im    |.   1882    kamen    Wandmalereien    an    der    nr)rdli(  hen   Cluirwand   zum    \'i>r-  w.-mdmaiereicn 
siiiein,    sechs    in    rr>tlicher   Farbe    gehaltene    grosse    Einzelfiguren,    die    ni(  lit    erhalten 
werden   konnten   iB.J.   LXXV,  S.  200). 

HAUS  GARATH.  v.  Merino,  Geschichte  der  Burgen,  Rittergüter  u.  s.  w.  Haus  Oaraih 
XII,  S.  9.  Stammsitz  der  Herren  von  Garderode,  seit  der  Mitte  des  i6.Jh.  bis  i776 
im  Besitz  der  Grafen  von  Velbrück,  später  des  Freiherm  von  Raitz  zu  Frenz.  Jetzt 
im  Besitz  des  Herrn  Paul  Pönsgen,  der  im  J.  i884  durch  den  Regierungsbaumeister 
Sc/ilcic/ici  ein  neues  Herrenhaus  mit  prächtiger  Halle  errichten  liess.  Von  dem  älteren 
Bau  stammt  nur  ein  ganz  schlichter  zweistöckiger  Trakt  mit  dem  anstossenden  drei- 
stöckigen Thorbau,  dessen  breite  Durchfahrt  von  Gratgewölben  überspannt  ist.  An 
dem  älteren  Bau  das  von  Kyllmannsche  und  das  von  Velbrücksche  Wappen,  dar- 
unter die  Inschrift :  errauvt  durch  den  hogh.  freyh.  bernndt  (?)  von  verrück 

HR  ZU  GARRADT  UND  ....  ESTERNNCH  (?)  UND  DE  HOCHGER.  FRAU  SOPHIA  FREYIN 
VON    EIL    ZUR    HEIDE,    REIDE    EHELEUT. 

HAUS  HORST,     v.  Mering,  Geschichte  der  Rittergüter,   Burgen  etc.  in  den    Haus  Hör» 
Rheinlanden  III,  S.  112.  —  Thummermuth,  Krumbstab  schleust  niemand  aus,  Kr)ln 
i738,  S.  68. 

Ursprünglich    kurkr.lnisches    Lehen    und    im    Besitz    des    Geschlechtes    von    der      Geschichte 
Horst   kam    es    später   an    die  Herren    \()n  Plettenberg,    von  Quad,    die  Schenke  von 
Nideggen,  weiterhin  an   die  Non  der  Reven  und   von  Roperz.    Jetziger  Eigentümer  ist 
Heir  Ferdinand  Lie\en,  Mitglied  des  Provinzialausschusses. 

I)a>  alte  Herrenhaus  des  i4.Jh.  war  ein  rechteckiger  Bau  xon  Bruchstein  mit  Beschreibimg 
einem  Rundturm  an  tler  Nordwestecke:  nach  Süden  und  Westen  schloss  sich  eine 
den  Hof  einschliessende  Ringmauer  an  ihn  an,  die  wieder  von  Gräben  umgeben  war. 
die  an  der  Nord-  und  (  )stseite  noch  \('(llig  erhalten  sind.  Der  neue  Backsteinbau  ist 
direkt  auf  die  Ruinen  (U;s  alten  Hauses  aufgesetzt.  Der  geräumige  Wirtschaftshof 
mit  Thnrbau  des  18.   |h. 


HIMMELGEIST. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  S.  Nicolai).  Binterim  u.  Mooren,       Kathoi. 

i^fp  rrlcircn  c 

EK.  I,  S.  280.  —  V.  Mering,  Geschichte  der  Burgen,   Rittergüter,  Abteien  und  KlTister 
in  den  Rheinlanden   III,  S.  74.  Anm. 

Der  Ort  9o4  zuerst  genannt  (Humilgire:   Lacomrlet,  UB.  I,  Nr.  83.   —    Ann.      Geschichte 
h.  \'.   N.  XXI,    S.  l92).      Die    Kin  he    im    11.  Jh.    erbaut    als    dreischift'ige    Basilika    mit 

ii5 


ii6 


KREIS    DÜSSELDORF 


Knthoi.       tlrei    Apsiden.     Im  J.  ii44    wird   sie    schon    unter    den    Besitzungen    des  Frauenstiftes 
Pfnrrkirche    y.^^_^^^    genannt    (Lacombi,et,    UB.  I,   Nr.  35o.    Vgl.  IV,  Nr.  676.     Urk.  von  1292.  — 
Heddertch,  Dissertat.  iuris  eccles.  Gernian.   I,  diss.  X,  p.  265). 

Im   Laufe  des   12.  |h.  wurde   ein   quadratisches  Chorhaus   angebaut,    im  Anfang 
des   i3.  Ih.  schon  in  den  Formen  des  Übergangsstiles   der  massige  Westturm  errichtet 


Fig.  49.     Himmelgeist.     Ostansiclit  der  katholischen   Pfnrrkirche. 

und  ZU  einem  Viertel  in  die   alte  Basilika  eingebaut,   gleichzeitig   das  Mittelschiff  cin- 
eewölbt.      Die   Kirche  1868 — 69    durch   Ain-usi  Rincklake  restauriert,    der   Turm  i89i 
durch  Caspar  Pickel. 
Beschreibung  Drcischiffigc    romanischc   Pfeilerbasilika    Nrm    Tuff,    die   Sockel    und    Basen   von 

Äusseres       Trachvt,    mit    eingebautem    Westturm    und    drei    Apsiden,    im    Lichten    i3,9o  m    lang, 
6,9o  m  breit  (Fig.  49).     Der  drcihtöckige  Westturm  zeigt  im  Erdgeschoss  nach  Westen 


116 


HIM.MELGEIST  I  I  7 

einen  65  cm  vorspringenden  Risalit  mit  dem  kleeljlattförmigen,  von  einem  Rundstal >  Kathoi 
eingerahmten  Hauptportal,  die  TliürüHnung  selbst  durch  horizontalen  Sturz  geschlossen; 
das  zweite  Stockwerk  ist  dun  h  zwei  mit  je  zwei  Rundbtigen  überspannte  Blenden  ge- 
gliedert, das  dritte,  durch  Vertikallisenen  und  Rundbogenfries  belebt,  enthält  auf 
jeder  Seite  je  zwei  nimanische  Doppelfenster  mit  einer  Mittclsäule  von  blauem  Schiefer 
— -  die  Bögen  zeigen  schon  leicht  den  Spitzbogen. 

Über  den  Pultdächern  der  Seitenschiffe  im  untersten  Turmgeschoss  je  ein  kleines 
Rundfenster,  ein  zweites  vermauert.  Der  Obergaden  des  Mittelschiffes,  dessen  Breite  der 
Breite  des  Turmes  entspricht,  ist  durch  einen  Rundbogenfries  abgeschlossen  und  von  zwei 
mit  einem  Rundstab  eingerahmten  romanischen  Rundbogenfenstern  durchbrochen.  Der 
Obergaden  zeigt  direkt  neben  dem  westlichen  Fenster  im  Norden  wie  im  Süden  ein6 
Vertikallisene,  der  letzte  Rundbogen  des  Frieses  ist  durch  die  Turmmauer  abgeschnitten. 

Das  südliche  Seitenschiff  zeigt  unter  dem  Dachgesims  einen  einfachen  Klötzchen- 
fries  und  ist  durch  schmale  Vertikallisenen  gegliedert;  vier  in  einen  Kreis  eiiigcsc  hriebene 
Vierpassfenster  erhellen  es.  Das  nördliche  Seitenschiff  weist  dieselben  Fenster  auf,  aber 
an  Stelle  des  Klötzchen frieses  vier  grosse  rundbogige  Blenden  wie  in  Itter. 

Das  bedeutend  niedrigere  und  eingerüt'kte  Chorhaus,  über  dem  sich  der  Giebel 
des  Mittelschiffes  mit  drei  Vierpassfenstern  erhebt,  ist  durch  Vertikallisenen  und  Rund- 
bogenfries gegliedert,  an  der  Nordseite  befindet  sich  ein  von  einem  Rundstab  einge- 
rahmtes kleeblattbogenförmiges  Portal  mit  runder  Thüröffnung  und  darüber  gesetztem 
geradlinigen   Giebel. 

Die  Hauptapsis  ist  durch  einen  Rundbogenfries  abgeschlossen  und  durch  Vertikal- 
lisenen in  drei  Felder  zerlegt,  in  die  die  rundbogigen  Fenster  treten;  die  Nebenapsiden 
zeigen  denselben  Klötzchenfries  wie  das  südliche  Seitenschiff,  die  nördliche  nach  Osten 
ein  Vierpassfenster,  die  südliche  ist  durch  einen  Zwischenbau  nu't  der  frei  errichteten 
Sakristei  in  Verbindung  gesetzt. 

Im  Inneren  sind  die  drei  Bauperioden  deutlich  erkennbar.  Die  Kirche  war  inneies 
ursprünglich  eine  schwere  Pfeilerbasilika  mit  flacher  INIitteldecke  und  niedrigen  mit 
Kreuzgewölben  überspannten  Seitenschiffen.  Die  drei  Pfeilerpaare  erheben  sich  auf 
rechtwinkeliger  Grundlage  und  entbehren  xfillig  der  Kapitale  und  Basen ;  die  schweren 
Arkadenbögen  sind  ungegliedert.  Die  Seitenschiffe  sind  xon  Gratgewölben  überspannt, 
die  durch  Gurte  getrennt  sind,  welche  an  den  Pfeilern  auf  Vorlagen,  an  den  Aussen- 
mauern  auf  schmalen  Halbpfeilern  ruhen  mit  einfacher  Basis  und  aus  Deckplatte  und 
Schmiege  bestehendem  Kämpfer. 

Für  den  Einbau  des  Turmes  wurden  dicht  neben  dem  westlichen  Pfeileq^aar 
nach  Westen  zu  schwere,  um  75  cm  in  das  Mittelschiff  eingerückte  Pfeiler  aufgeführt» 
die  sich  an  die  alten  Basilikapfeiler  anlehnen,  durch  einen  leichten  Spitzbogen  von 
der  Höhe  des  Triumphbogens  verbunden  sind  und  die  Ostmauer  des  Turmes  tragen. 
Die  Turmhalle  ist  mit  einem  Gewölbe  bedeckt,  dessen  mit  Rundstäben  profilierte  Rippen 
auf  starken  Dreiviertelssäulen  ruhen. 

Der  noch  übrige  Raum  des  Mittelschiffes  wurde  in  zwei  Hälften  geteilt  und 
diese  mit  Kreuzgewölben  überdeckt,  ohne  bei  dieser  Einteilung  auf  die  durch  die  Pfeiler 
gegebene  Gliederung  Rücksicht  zu  nehmen.  Die  rundstabprofilierten  Rippen  und  die 
Rundstäbe  der  Schildbögen  setzen  auf  Konsölchen  auf,  die  mit  Ausnahme  einer  ein- 
zigen, mit  einem  hockenden  Figürchen  verzierten,  durch  Blattkelche  und  Knospen 
dargestellt  werden. 

Das  aus  dem  12.  Jh.  stammende  Chorhaus  zeigt  die  schlichtesten  romanischen 
Formen  —  es  ist  von  einem  Klostergewölbe  überspannt,  dessen  Grate  zusammen  mit 

Ii7 


ii8 


KREIS    DUSSELDORF 


Ka  t  hol. 
l'  f  a  r  r  k  i  r  c  li  c 


Sakraments- 
schrank 


Paramente 


Glocken 


Frohnhof 


Schloss 
Mickein 


tlen  einfach  protilicrten  Schildbögen  mit  Würfelkapitälen  auf  starken  Dieiviertelssäulen 
mit  Eckblattbasen  ruhen.  Die  Gewände  der  Fenster  in  Chorliaus  und  Apsis  sind  leiclit 
abgeschrägt. 

An  der  Nordseite  der  Apsis  ein  im  i4.  Ji>.  eingesetztes  kleines  Sakraments- 
schränkcheii  mit  roh  skulptiertem  Kopf  darüber,  ein  zweites  aus  dem  i5.  Jh.  daneben 
im  Chorhaus. 

Chormantel  aus  kostbarem  dunkelgrünen  Sammetbrokrat  inil  Granatapfelmuster, 
dessen  Dessin  nur  in  den  Umrissen  aus  tlem  Grunde  ausgehoben  ist,  mit  alter  drei- 
farbiger, gelber,  roter  und  grüner  geknüpfter  Franze,  vom  Anfang  des  i6.  Jh.,  an  Stelle 
der  Stäbe  Streifen  \-on  neuem  roten  Sammet. 

Chormantel  aus  weissem  Seidenstoff  mit  roten  und  goldenen   Blumen,  i  7.  Jh. 

Drei  Kasein  des  i8. Jh.  in  gemustertem  Seidenstoff". 

Glocken.     Heimatskunde  i879,  S.  24.  —  Ann.  h.  V.   N.  XXVI,  S.  4i3. 

Die   älteste    von   i454    mit    der    Inschrift:    ich    bin    gegossen    in    eer    sancte 

NICOLAI    UNDE    MARIA    M ADALENA    ANNO    DOMINI    MCCCCLIIII    IN    DEM    MEIGE. 

2.  S.  MARIA  HEISCHE  ICH,  DIE  LEBENDIGE  BERUFFE  ICH,  DIE  TODTEN  BELEUTE 
ICH,  DAS  DONNERWETTER  VERDREIBE  ICH,  GOTTFRID  DINCKELMAEYER  GOS  MICH  IX 
COLLEN   l73o. 

3.  S.  JOSEPH  HEISCHE  ICH,  DIE  LEBENDIGE  BERUFFE  ICH,  DIE  TODTEN  BELEUTE 
ICH,  DAS  DONNERWETTER  VERDREIBE  ICH,  GOTFRIED  DINCKELMAEYER  GOS  MICH  IN 
COLLEN    ANNO    l73o. 

FROHNHOF.  v.  Mering,  Geschichte  der  Burgen,  Rittergüter  ....  III,  S.  75. 
Den  Frohnhof  von  Himmelgeist  besass  von  1 1 44  iiis  zur  Säkularisation  das  Damenstift 
Vilich  bei  Bonn.  Als  das  Stift  infolge  des  Reichs -Deputati(  ms -Hauptschlusses  i8o3 
an  Nassau  gekommen  war,  wurden  dessen  im  Herzogtum  Berg  gelegenen  Güter  von 
dem  Bergischen  Domainenfiskus  eingezogen  und  i8o6  der  Frohnhof  an  den  bayerischen 
Minister  Freihemi  Wilhelm  von  Hompesch-BoUheim  verkauft.  Im  J.  i835  ging  er 
durch  Kauf  an  das  herzogliche  Haus  Arenberg  über. 

SCHLOSS  MICKELN.  Das  Schloss  war  von  i4i8  — 1632  im  Besitz  der 
Herren  von  der  Capellen,  vdu  i632  —  i68j  im  Besitz  der  Freiherren  von  Villich.  Von 
diesen  kam  es  an  die  Reichsgrafen  von  Nesselrode.  Der  Reichsgraf  Franz  Wilhelm 
von  Nesselrode  und  Reichenstein  in  Herten  übertrug  es  i774  seiner  Gemahlin  Maria 
Theresia,  geb.  Marquise  von  und  zu  Hoensbroech,  von  der  es  i795  an  ihren  zweiten 
Gatten,  den  Freiherm  von  Hompesch  kam.  Am  1 7.  Juni  l835  verkaufte  der  Graf 
Wilhelm  von  Hompesch-Bollheim  das  Schloss  an  den  Herzog  Prosper  Ludwig  von 
Arenberg  in  Brüssel.  Das  alte  Barockschloss  brannte  am  26.  August  i836  ab,  das 
v(»n  i847 — 1849  durch  den  Bamnüpektor  Nü/iaus  erbaute  neue  Schloss  ist  ein  grosser 
rechtwinklicher  Bau  mit  vier  Stockwerken  und  fünf  Fensteraxen  in  der  Hauptfront. 
Der  jetzige  Eigentümer  ist  der  Herzog  Engelbert  von  Arenberg. 


HOMBERG. 


K,ihoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Jacohi  mai.). 

Handschriftl.    Qu.     Im    Pfarrarchiv:    Lagerbuch    vom    J.    i84i     mit    kurzer 

Chronik.  —  Notamina  vom  Pa.stor  Fr.  Win.  Jonen  (i787 — 1816). 
Geschichte  Homberg  wird   schon   io57   bei   der   Gründung   von   S.  Georg  in  Köln  diesem 

Kollegium  übergeben  (Süss,  Geschichte  der  Erzbischöfe  von  Krdn  S.  65).    Die  Kirche 


118 


HOMBF.RÜ  Il9 

wurclc  im  ii.  |li.   al^  (lrris(  liirtiper  roinanisi  licr   Bau   i-iri(  litct,    die  Scitcnscliinc  wiiriUii        K:.tiiui. 
später  wieder  aV)f!;el)ri)(li('ii.      Bei  der  Restauration   im   J.  iiS4'J   cim-  muc   Hache  Decke 
eingespaunl.   iS5o   der   \'iTj)ut/   micuert. 

Kins(hiffi<;cr  niinaiiixlici  Inui  mit  m  iriiftcndfUi  W'otturiii,  das  Lanj;liaus  im  Beschreibung 
I.i(  litcii  i4,9o  m  laiiL;:,  6,45  m  hrt-it,  der  Clmr  7, 20  111  laiiti.  4  m  lircit.  Der  fünlstck-kige 
Turm  i>t  aus  grossen  I\uln>andstcinlilri(  ken  auti:;(liilirt  mul  hat  8.80  m  Seitenlänge. 
Im  Hrdgesthoss  ein  iinta(  hcs  /.wcimal  al)urtrepi)tL>  l'urtal,  im  (  ÜR-rstin  k  nach  vorn 
drei  rMuianischc  Doppelfenster,  tlurch  \'(Ttikallisenen  getrennt,  nur  zum  Teil  erhalten. 
Im  Inneren  iles  Turmes  eine  Voriialk^  mit  4, 60  in  Seitenlange,  eingeileckt  durch  ein 
schweres  Gratgew('>Ihe  mit  Eckpfeilern  und  einfach  profiliertem  Kämpfer.  Die  Mauer- 
stärke an  (.lem   nach   dem    Langhaus  /.u   ^il  li   öffnenden   Bogen  beträgt  2,25  m. 

Die  alte  (jlicderung  df>  LangliauM-s  i>l  an  der  Südseite  erhalten.  Unten  fünf 
vermauerte  2  m  breite  rundbogige  Arkaden,  die  9o  <  111  iireiten  Pfeiler  aus  grossen  Grau- 
wackeblücken,  die  Bögen  aus  Tüll".  Der  ()i)ergaden  der  Mauer  aus  Tuff,  mit  Back- 
stein geflickt,  durch  einfaciic  \\rlikallisenen  belebt  (solche  aucli  an  der  Ostmauer  des 
Langhauses  sichtbar),  zwischen  ihnen  ein  altes  vermauertes  rundbogiges  Fenster  er- 
halten. Im  InTieren  iler  Kirche  tritt  nur  die  erste  ehemalige  Arkade  als  Blende  hervor. 
Das  Langhaus  zeigt  nach  Norden  und  Süden  je  drei  später  eingebrochene  grosse  rund- 
bomge  Fenster.  Das  geradlinig  geschlossene  Chorhaus  besass  nacli  I^orden  und  (  )st(n 
je  ein  rundbogiges  (jetzt  \rnnauertes)  Fenster,  nach  Süden  jetzt  zwei  muc  rundbogige 
Fenster.  Im  Norden  str)sst  die  vierseitige  Sakristei  an.  Langhaus  und  Chor  sind  llach- 
gedeckt    und   neu  poKchromicrl. 

H(jclialtar  mit  Triptvchon,   Holz.     Das  Mitlclbild,  1,28  m   lio(  h.   85  cm  Itreit,  Aluit 

stellt  die  Schmerzensmutter  mit  den  sieben  Schwertern  in  dei-  Hrust  dar,  um  sie  in 
siel)en  Medaillons  die  sieben  Leiden  Maria  von  tler  Boehneiihuig  bis  zur  Kreuz- 
abnahme. Aul  dem  linken  l'"lügel  steht  der  h.  Georg,  ganz  gewappnet,  in  Landsknecht- 
tracht, auf  dem  rechten  Flügel  der  h.  Ludgerus  mit  Stab  und  Kirchenniodell.  ,\uf 
den  .\ussenflügeln  in  Grisaillemalerei  die  Verkündigung.  Tu«  htiges  niedt'rrheinisches 
Werk  um  i53o,  der  Schule  des  Bartholomäus  de  Briivii  \cr\\andt.  Darüber  Tuisserst 
geistreiche  und  \ortrefllich  durchgeführte  spätgothische  Krönung  mit  feinen  und  kecken 
Krabben,  der  mittlere  Bogen  durch  einen  Pelikan  gekrönt. 

Auf  dem  nördlichen  Seitenaltar  ein  zweites  Triptyclujn,  das  Mittelbild  1  m 
iroch,  7o  cm  breit.  In  der  Mitte  die  Anbetung  der  drei  Könige,  vor  der  Madonna 
kniet  ein  einziger  Kr)nig,  die  beiden  anderen  auf  den  Innenseiten  der  Flügel.  Auf 
den  Aussenseiten  links  Christus  die  Geissein  haltend  und  rechts  der  Stifter  kniend. 
Ins(  hrift  links:  ii^sE  autem  vulner.\tus  est  i'ropter  iniquitates  nostras  attritus 

PROPTER  SCELERA  NOSTRA.  IS.WK  LIII.  Re(  llts:  VULNERA  QUESO  BONE  JESU  COR  MEUM 
LANCEA  AMORIS  TUI  UT  ALIUD  NEQUE  DESIDEREM  QUAM  TE  PRO  ME  PASSUM  (so).  Dar- 
unter: MDCV.  AETATis  i.xvi.  Auf  dem  Mittelfeld  Wappen :  Kelch  mit  Kreuz  zwisclien 
zwei  Rosen,  darüber  H.  11. 

Taufstein  von  Blaustein,  85  cm  hoch,  aus  dem  i3.Jh.,  schweres  rundes  Becken       Taufsiein 
auf  einem  Fuss,   der  von   einem   für  vier  Ecksäulchen  bestimmten  Taufstein  herrührt. 

Hölzerne  Pieta,  65  cm   hi>ch,  Anfang  des  16.  Jh.  Pi<--ta 

Silberne  Beschläge  eines  Messbuches  von  i72o  in  zierlichen  R(jkokoformen.  Beschläge 

Kupferner  Lavabokessel  des  16.  Jh.  Lavabokes.sei 

Barocker  Kelch,   2?  cm   hocli.  Kelch 

Holländischer   Kronleuchter,  Gelbguss,  16.  Jh.,   mit  acht   Armen,  gekrönt  V(jm     Kronleuchter 
Doppeladler. 

Ii9 


Glocken 


120  KREIS    DÜSSELDORF 

Kathoi.  Glocken.     Die  grössere   mit   der   Inschrift:    krieoerich   Christian    Freiherr 

Ffarrkirclie  ^,^^^.  ^^^^  AMTMANN.  GODTFRIDT  NINGELGEN  RICHTER.  JOHANNES  SCHOLLENBERG 
I'ASTOR.  WILHELM  ZU  STEINBECK,  GORGEN  IN  DER  BRÜCKEN  KIRCHIMEISTER.  WERNER 
SCHMEITZ  KOSTER  ANNO  l658.  JACOBUS  HEIS  ICH,  ZU  DER  EHREN  GOTTES  LEUDE  ICH. 
MATHIAS    UND    GODTFRIDT    HELLING    GOSSEN    MICH.      S.    W.    A.    E. 

Die  kleinere  mit  der  Inschrift:    s.    maria   heis   ich,    Mathias  und  godtfridt 

HELLING  VON  WUPPERFURTH  GOSSEN  MICH.  JOHANNES  SCHOLLENBERG  PASTOR.  FRI- 
DERICH  CHRISTIAN  VON  SPEE  AMTMANN.  ARNOLD  FRIDERICH  VON  UND  ZU  LANSBERG, 
GODTFRIDT  NINGELGEN  RICHTER.  J.  K.  O.  X.  H.  B.  H.  JANSEN  W.  O.  GODTFRID  GÖRTZ 
VICARIUS.  WILHELM  ZU  STEINBECK,  GORGEN  IN  DER  BRÜCKEN  KIRCHMEISTER.  WERNER 
SCHMEITZ  KOSTER.  HEINRICH  WITTER  AUF.M  MEIERSBERG,  PETER  WITTERS,  PAULUS 
SCHLIPPERT,    A.    KARP  J.    K.    l6S8. 


HUBBELRATH. 

Germnn.sche  GERMANISCHE  UND  F RÜ H .AI I T T E L A LTE R L 1 C H E  ANLAGEN. 

Anlagen  ^^^  ^^^^^  höclisten  Punkte  bei  Hubbelrath  lag  die  Wallburg  Burghövel,  auf  die  vom 
Wirtshause  Grunewald  ein  Fahrweg  im  Bogen  zufülnt.  Der  Ringwall  durch  Rodung 
zerstört,  nur  auf  der  Höhe  ein  Erdaufwurf,  nach  Norden  mit  /.irkelartigem  Vorsprung. 
Bis  i849  lag  auf  der  Höhe  ein  Bauernhäuschen.  Der  Hügel  hat  1800  Schritt  Länge, 
1200  Schritt  Breite  an  der  Basis.  A.  Fahne,  Die  Freiherren  von  Hövel  I,  I,  S.  i5, 
vermutet  hier  die  Burg  Hurili  des  Grafen  Adolf  III.  von  Berg  (vgl.  Seibertz,  Lanfles- 
und  Rechtsgeschichte  von  Westfalen  I,  S.  47). 

Auf  der  Kibbenhaide,  dem  höchsten  Punkte  der  Honschaft  Metzkausen,  liegt 
eine  zweite  Wallburg,  auf  der  ein  Kriegerdenkmal  errichtet  ist.  Der  aufgetragene  Erd- 
grund ist  noch  deutlich  erkennbar,  die  Wälle  sind  verschwunden. 

Kaihoi.  KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Caeciliae). 

Pfarrkirche  H andsch r i ft  1.  Qu.     Im  Bürgermeisteramt:    Handschriftl.  Sammlungen  des 

Kanonikus  Kessel  (t  i89i  in  Aachen):  Der  Keldagau,  Geschichte  von  Hul:)belrath, 
vennischte  Materialien  und  Hofgerichtsprotokolle  vom  J.  i5ii  an,  das  Geschlecht 
Schuttes  und  sein  ehemaliger  Stammhof  bei  Hubbelrath. 

Geschichte  Schon  im  J.  95o  befand  sich  wohl  in  Hubbelrath  eine  Kapelle  auf  einem  alten 

Herrenhof  (Ennen  u.  Eckertz,  Quellen  zur  Geschichte  der  Stadt  Köln  I,  S.  464.  — 
Ann.  h.  V.  N.  XXXI,  S.  56),  im  12.  Jh.  im  Umzugs -Ordo  der  Kirche  zu  Gen-esheim 
genannt  (Kessel,  Der  h.  Gerrich,  Anhang).  Im  12.  Jh.  fand  ein  Neubau  aus  Tuff 
statt,  im  J.  1686  wurde  die  baufällige  Apsis  abgetragen  und  durch  einen  neuen  Chor 
ersetzt,  im  }.  i72  2  die  Sakristei  angefügt.  Ein  Sturm  wehte  1800  das  Turmdach  ab; 
1826  wurde  der  obere  Turmteil  erneut. 

Beschreibung  Einschiffiger  romanischer  Bau,  der  alte  Teil  9, i5  m  lang,  8,55  m  l)reit,  mit  vor- 

tretendem Westturm.  Der  Turm  vierstöckig,  mit  achtseitiger  Haube,  aus  Ruhrkohlen- 
sandstein, mit  einfachem  rundbogigen  Portal,  im  vierten  Stock  je  zwei  rundbogige 
Doppelfenster  mit  von  Knospenkapitäl  gekrf'mter  monolither  Schiefersäule;  die  Bogen- 
laibungen  wie  das  Dachgesims  von  Tufif.  Die  Turmhalle  mit  einem  Gratgewölbe  ein- 
gedeckt. Das  Langhaus  aussen  gegliedert  durch  Vertikallisenen  mit  Rundbogenfries, 
nur  an  der  Südseite  ganz  erhalten,  Material:  Ruhrkohlensandstein  mit  Tuflf.  An  das 
geradlinig  geschlossene  Chorhaus  nach  Süden  die  Sakristei  angebaut.  Langhaus  und 
.   Chor  sind  Hachgedeckt. 

120 


HUGENPOET 


121 


An  der  Xorciseite  ein  lel)ensgrosser  Kru/.ifixus  Non  Hol/,  16.  jli.,  danehcn 
Petrus  uiul   Paulus  in    Relief. 

Glocken.  Die  älteste  \oni  |.  l44o  mit  der  Inselnift:  .sancia  cülia  (tür  Ceeilia) 
HESCH    ICH.      HINRICH    VRODERMAN    GUS    MICH.      MOCCCCXXXX». 

Die  zweite  vom  J.  i5o2  mit  der  Inschrift:  .m.\i<ia  heische  ich,  in  de  ere  godes 

LUDE    ich,    den    DUVEL    VERDRIVEN    ICH.      ANNO    DOMINI    M0n°Jl0. 


Kathol. 
Pfarrkirche 

Kruzifixiis 

Glocken 


HUGENPOET. 


SCHLOSS.  Über  das  Geschlecht  von  Nesselrode -Hugenpoet:  A.  Fahne, 
Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  rheinischen  und  westfälischen  Geschichte  II, 
Köln  i864,  S.  7  fl'.,  ausführlich.  —  Genealogie:  A.  Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen 
Geschlechter  I,  S.  180;  Ders.,  Denkmale  und  Ahnentafeln  II,  S.  i79;  J.  Strange, 
Beitr.  zur  Genealogie  der  adeligen  Geschlechter  VIII,  S.  i.  —  Geschichte  der  Familie 
Fürstenberg:  A.  Fahne,  Geschichte  der  westfälischen  Geschlechter,  S.  i67;  Ders., 
Geschichte  von  lumdcrt  rheinischen  ....  Geschlechtern  S.  61. 

Handscliriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  von  Hugenpoetsclics 
Familenarchiv,  i3o  Urk.  von  1260  — 1768.  Unter  den  Akten  Beschreibung  des  Haufses 
und  Rittersitzes  Hugenpoett  sambt  Appertinentien  de  2.  Okt.  i756,  Hs.  in  4".  Vgl. 
Ilgen,  Rhein.  Archiv  S.  i5i.  —  Hofbuch  und  Hofgedings-Protokoll  von  i5o8  — 1767, 
Descriptio  des  Hauses  Hugenpoet  i756,  Genealogie  der  Hugenpoet  (Werden,  Reg. 
VII,  B.  36).  —  Nachrichten  über  die  von  der  Abtei  Werden  der  Familie  von  Nessel- 
rode-Hugenpoet  erteilten  Belehnungen  mit  Hugenpoet  uutl  über  Verpfändungen  des 
Hauses  von  1620  — 1800  (Werden,  Reg.  VIII,  B.  36). 

In  der  Staatsbibliothek  zu  München:  Genealogie  der  Herren  von  Hugen- 
poet: REDiNGHOVENsche  Sammlung,  Cod.  germ.  22 13,  Bd.  LIV,  BI.  72. 

In  dem  Archiv  des  Freiherrn  von  Fürstenberg  zu  Borbeck:  Nachrichten 
über  die  Häuser  Hugenpoet  und  Horst  (s.  u.).  Die  Horster  Urk.  beginnend  mit  dem 
J.  1186;  wichtig  vor  allem  II,  caps.  34,  i,  Tagebuch  über  den  im  J.  i559  durch 
Rütger  von  Horst  geschehenen  Ausbau  des  Hauses  Horst;  II,  caps.  34,  2  Akta  Gene- 
ralia,  Contrakte  in  Originalien  i554 — i567. 

Das  Schloss  Hugenpoet  erscheint  seit  der  Mitte  des  i3.  Jh.  im  Besitz  der  Herren 
von  Nesselrode  unter  dem  Namen  Nettlinghove.  Das  alte  Burghaus  wurde  i478  ein- 
genommen und  verbrannt.  Die  Reste  des  alten  Rittersitzes  waren  noch  im  J.  i756 
sichtbar.  Die  , Beschreibung  des  Haufses  Hugenpoett'  berichtet:  ,Der  Netteishof  oder 
der  alte  rittersitz  bestehet  zur  zeit  in  einem  alten  thurin  und  nebenwohnung  fort  in 
einem  garten,  dem  so  genannten  hopfendamm,  alles  adelich  frey,  diese  stück  halten 
stark  einen  morgen,  liegen  auch  rund  herumb  in  einem  Wassergraben  und  haben 
unter  sich  einen  grossen  weyer  von  einem  morgen  platz'. 

Ein  neues  Schloss  wurde  um  i5oo  einen  Büchsenschuss  von  dem  alten  entfernt 
errichtet,  das  imj.  i647  unter  Johann  Wilhelm  von  Nesselrode -Hugenpoet  durch 
einen  grossen  Neubau  ersetzt  wurde,  dessen  Innenausstattung  erst  i696  vollendet 
war.  Das  Schloss  wurde  1 83 1  von  dem  Freiherni  von  Maerken  an  den  Freiherrn 
Friedrich  Leopold  von  Fürstenberg  verkauft.  Der  jetzige  Besitzer  ist  der  Reichs- 
freiherr Leopold  von  Fürstenberg,  der  das  gründlich  restaurierte  Schloss  zu  seinem 
dauernden  Wohnsitz  eingerichtet  hat. 


Schloss 
Litteratur 


Handschrift!. 
Quellen 


Geschichte 


Netteishof 


Neubau 


121 


122 


KREIS    DUSSELDORF 


Schioss  Das  Schloss  (Ansicht  Fig.  5o,  Grundriss  Fig.  5 1 )  zerfällt  in  drei  Teile,  das  ganz 

Beschreibung  y^j^  Wasser  umgebene,  rechtwinkliche,  von  zwei  quadratischen  Türmen  flankierte 
Herrenhaus,  die  innere  und  die  äussere  Vorburg,  die  beide  im  rechten  Winkel  anein- 
anderstossen  und  durchaus  symmetrisch  angelegt  sind.  Das  Herrenhaus  besitzt  über 
einem  hohen  Sockel  von  Kohlensandstein  zwei  Geschosse  in  Backsteinbau,  die  durch- 
geführten Horizontallisenen,  sowie  die  Einfassung  der  Fenster  besteht  wieder  aus 
Kohlensandstein.  Der  Giebel,  das  Dachgesims  mit  dem  INIuschelfries  und  die  Man- 
sarden sind  bei  dem  letzten  Umbau  hergestellt  worden.  Die  dreigeschossigen  Eck- 
türme sind  mit  geschweiften  Schieferhauben  und  achtseitigen  Laternen  gekrönt.  Das 
Herrenhaus  ist  mit  dem  ersten  Vorhofe  durch  einen  steinernen  Bogen  verbunden,  von 
dem  ehemals  zum  Hause  selbst  eine  Zugbrücke  führte. 
i.  Vorburg  Die  erstc  Vorburg  besteht  aus   zwei   langen   zweistöckigen  Trakten   aus  Bruch- 

stein von  acht  Achsen,  die  Fenster  mit  Steinkreuzen:  die  Türme  an  den  Ecken  der 


Fig.  50.     Hugenpoet.     Ansicht  des  Schlosses. 

Vorburg  (nach  der  Eisenbahn  zu)  sind   nie   ausgebaut  worden.    Das  Hauptportal  der 
Vorburg    ist    von    mächtiger   Bossengliederung    umgeben    und    eingerahmt    von    zwei 
Pilastem  mit  jonischen  Kapitalen,  die  einen  Architrav  mit  dem  Wappen  tragen.     Die 
Brücke  ehemals  als  Zugbrücke  eingerichtet. 
2.  Vorburg  Die    zwcite    äussere  Vorburg    ist    von    einer    Mauer    mit    kleinen  Fenstern    und 

Schiefsscharten  umgeben  und  enthält  an  den  Ecken  zwei  ursprünglich  flachgewölbte 
Ecktürme.  Das  äussere  Hauptportal  mit  dem  Alliancewappen  der  Nesselrode-Winkel- 
hausen  und  der  Inschrift:  der  wohledellgeborner  johan  wilhelm  von  nessel- 

RAD  GEXAXDT  hugenpoet,  FÜRSTLICHER  PFALS-NEUBURGER  HERR  GEHEIMER  RADT, 
CAEMMERER,  LAND-COMMISSARIUS  und  AMMANN  ZUR  BEYENBURG  UND  DEI  (so) 
WOHLEDELLGEBORNE  ANNA  ELISABETH  VON  NESSELRAD  GENANDT  HUGENPOET,  GE- 
BORNE DOCHTER  VON  UND  ZU  WEINCKELHAUSSEN,  MERLO,  KALCUM  UND  MORR,  HABEN 
DEISSEM     BAEU    GEBAUVF.T    VOR     SICH    UNND    IHRE    ERBEN    ANNO    l647    DEN   1 7.  JULIUS. 

Inneres  Im  Inneren  ist  die  Vorhalle  mit  dem  Treppenhause  von  besonderer  Bedeutung. 

Die  Wandbekleidungen  bilden  cannellierte  Pilaster  mit  flachen  Bögen.    Das  Treppen- 


122 


Tafel  VI. 


Hugenpnet.     Grosser  Knmin. 


HUflRNPOET 


12.3 


haus  selbst  besteht  aus  bcli\vaiz(.iii  Marmor.  Der  Zugang  geschieht  durch  ein  ganz  SciUoss 
freistehendes  Portal.  Der  geschweifte  Giebel  mit  einer  Kugel  gekrönt,  darunter  das 
Wappen  des  Konstantin  Erasmus  Bertram  \on  Hugenpoet  und  der  Maria  Ambro- 
siana von  Virmond,  am  Architrav  die  Zahl  i696.  Die  marmorcnc  Balustrade  ist  um 
den  ganzen  hier  sich  öfinenden  (  »berstock  herumgeführt  und  lindet  ihre  Fortsetzung 
als  Treppengeländer.  Drei  Rundsäulen,  denen  an  den  Wänden  Halbsäulen  ent- 
sprechen, tragen  den  Bau.  In  einem  der  Bögen  nach  dem  Hofe  zu  kunstvolles 
Eisengitter  mit  der  Zahl  i696. 

Der  Hauptschmuck    der  Säle   des  Erdgeschosses    bilden    die    vier    prachtvollen        Kamine 
Kamine    aus  Haus  Horst,    in   Baumberger  Stein   gearbeitet,    aus   dem  ].  i577  und 
i578,  in  Aufbau  wie  Ausführung  die  glänzendsten  Werke  der  unter  niederländiscliem 
Einflüsse  stehenden  Spätrenaissance  in  den   Rheinlanden  und  Westfalen. 

Der  erste  Kamin  (Fig.  52)  besteht  aus  einem  dreiteiligen  Aufsatz,  der  auf  i  Kamin 
zwei  ausserordentlicli 
schönen  konsolenarti- 
gen Füssen  ruht,  mit 
Greifen  u.  Löwenköpfen 
verziert,  in  eine  Löwen- 
klaue auslaufend,  und 
auf  den  Seiten  mit 
springenden  Greifen  in 
Relief  verziert.  Der  dar- 
über liegende  Architrav 
dreiteilig,  in  der  Mitte 
im  Flachrelief  die  figu- 
renreiche Darstellung  ei- 
ner Steinigung  Stephani, 
zur  Seite  zwei  andere 
biblische  Scenen,  an  den 
Schmalseiten  rechts  Ise- 
bel  von  den  Mauern 
Jerusalems  gestürzt,  links 
David  und  Sulamith  (?). 

Der  über  dem  Architrav  ruhende  Aufsatz,  durch  Konsolen  gestützt,  ist  an  den  Ecken 
durch  vortretende  kanneliierte  Säulen,  dazwischen  durch  Hermenkaryatiden  gestützt. 
Im  Mittelfeld  die  Klage  um  den  toten  Abel,  die  Körper  in  schönen  sinnlich  reizvollen 
Formen,  rechts  und  links  Nischen,  links  mit  der  Idealfigur  der  Hoffnung  (?),  rechts 
mit  Moses.  An  den  Schmalseiten  Aaron  und  Judith,  zwischen  je  zwei  kanneliierten 
Säulen.  Die  Krönung  mit  zwei  Voluten  an  der  Seite  und  einer  Kartouche  in  der  Mitte. 

Der  zweite,  noch  grössere  Kamin  (Taf.  VI),  in  der  Gesamtgliederung  dem  2.  Ka 
ersten  wenig  nachstehend,  aber  noch  feiner  in  der  Einzeldurchführung  und  pomp- 
hafter in  der  Ausstattung.  Die  beiden  Füsse  durch  weibliche  Hermen  gebildet,  die 
auf  dem  lockengeschmückten  Haupt  ein  jonisches  Kapital  und  darüber  die  reich- 
verzierte Konsole  tragen,  links  die  Zahl  i578,  rechts  die  Buchstaben  dnw.  Der 
darüber  lastende  Architrav  zeigt  eine  einzige  lange  Darstellung  des  Brandes  einer  Stadt 
(Trojas  ?).  In  der  Mitte  ganz  nackt  Jupiter  mit  Schwert  und  Blitzesbündel,  zwischen 
seinen  Füssen  der  Adler.  Zur  Linken  Eroberung  einer  Stadt,  Flucht  der  Bewohner 
in  Kähnen,    die  Sieger   sie  zu  Rosse    verfolgend,    im  Hintergrunde  in  flachem   Relief 


Fig.  51.     Hugenpoet.     Onindriss  des  Schlosses. 


123 


124 


KREIS    DUSSEI.DOKl' 


Schloss 


3.   ICamia 


4.  Kamin 


Reiter  über  eine  Brücke  herziehend.  Zur  Rechten  Brand  einer  Stadt,  im  Vorder- 
grunde zusammenstürzende  und  flüchtende  Frauen,  rechts  Gruppen  aus  dem  Rafael- 
schen  Brand  des  Borge.  An  den  Seiten  in  Hochrelief  die  nackten  Gestalten  von 
IMerkur  uni.1  Venus  in  entzückend  weicher  Fleischbehandlung.  An  den  Schmalseiten 
rechts  Pvramus  und  Thisbe  am  Brunnen,  links  Urteil  des  Paris.  Dem  Aufsatz  tritt 
ein  weitvorgekragter  flacher  Giebel  vor,   dessen  Architrav  von  vier  schönen  je  zu  zwei 

und  zwei  durch 
Festons  verbun- 
denen Hermen  ge- 
tragen wird.  In 
der  Mitte  die  Ge- 
stalt d.  Curtius  auf 
lebhaft  sich  auf- 
bäumendem Ross 
mit  Schild  und 
Schwert,  im  Begrift' 
in  den  unter  den 
Hufen  des  Pfer- 
des sich  öfiiien- 
den  Spalt  hinein- 
zusetzen. Zur  Seite 
in  Nischen  zwi- 
schen flachen  Pi- 
lastern  die  Gestal- 
ten des  Mars  und 
der  Minerva.  An 
den  Schmalseiten 
rechts  das  Wap- 
pen von  der  Horst, 
links  das  Wappen 
von  Palandt.  Die 
Krönung  mit  dem 

Doppelwappen 
der  von  der  Horst 
und  von  Palandt 
und  der  Zahl  i577, 
zwischen  den  sit- 
1    zenden   Gestalten 

Fig.  52.     Hugenpoet.     Kamin.  ZWeicr    gefcSSelter 

nackterMenschen. 

Der  dritte  Kamin  (im  Esszimmer)  besteht  nur  aus  einem  breiten  Architrav, 
von  zwei  grossen  bocksfüssigen  Faunen  mit  Fruchtkörben  auf  den  Köpfen  als  Karya- 
tiden getragen.  An  den  Schmalseiten  je  zwei  Alliancewappen,  von  einem  grösseren 
Wappencyklus  stammend,  wahrscheinlich  von  einer  Ahnentafel  der  Margaretha  von 
der  Horst,  Erbin  zu  Horst,  Gattin  Bertrams  von  Loe  zu  Palsterkamp. 

Der  vierte  Kamin  (ursprünglich  in  anderer  Anordnung)  zeigt  im  Architrav  in 
vier  Scenen  die  Geschichte  vom  barmherzigen  Samariter,  im  flachen  Giebelaufsatz 
eine  weibliche  allegorische  Figur,  als  Stützen  zwei  weibliche  Karyatiden. 


124 


HUGEXPOET 


125 


Ein  im  Archi\-  zu  Borbeck  befindliches  Heft  in  Ful.,  bez.:  ,Diisscs  rechenbuch 
von  allerhands  reytschap  und  nottrufift  tot  meyne  angefangene  bow,  vort  von  allen 
arbeitzfolch  und  dachhu\'ern,  wie  nachbeschryben  stat  uysswyset,  ist  tlurch  mych 
den  lo.  x\prilis  anno  (i5)59  irst  angefangen  über  steinhauerarbeiten'  enthält  ausführ- 
liche Angaben  über  die  bei  dem  Bau  und  der  Ausschmückung  von  Haus  Horst 
beschäftigten  Arbeiter  und  Künstler  (Bearbeitung  und  teilweise  Publikation  wünschens- 
wert). Genannt  werden  unter  den  Bildhauern  Meister  Ilenrych  OycJi  von  Kaikar 
und  sein  Sohn  Wilhelm  von  Kaikar  (i559),  Henry ck  Vermeykken  und  sein  Sohn 
Wilhelm  (schreibt  sich  selbst  Wyllcm  van  Fcrnncke?i),  der  Meister  der  Kölner  Rathaus- 
halle, Arndi  Jansen  oder  Johansen,  Stadtmeyster  der  Stadt  Arnhem  (i558),  Meister /ö/^y/ 
de  la  Court  (i563,  schreibt  sich  selbst ybö^y  de  Lacoial),  als  Verfertiger  von  hystorien, 
Benignus  Campus  von  Collen   (i567). 

Die  bedeutende  im  Erdgeschoss  und  in  den  Räumen  des  ersten  Stockwerkes 
aufgestellte  Gemäldesammlung  (früher  auf  Haus  Borbeck)  ist  vor  allem  reich  an 
guten  Niederländern  des 
i6.  und  iV.Jh.  Die  Be- 
zeichnuncren  im  folgen- 
den  nach  dem  (hand- 
schriftlichen)  Katalog. 

Unter  den  Bil- 
dern religiösen  und 
mythologischen  In- 
haltes ein  Triptychon, 
niederrheinisch  um  1 5  20, 
aus  der  Schule  des  Mei- 
sters vomTode  der  Maria. 
In  der  Mitte  die  Anbe- 
tung der  Könige.  In  der 
umgebenden  Architektur 
feine  Renaissancemotive, 
rechts  die  Ruhe  auf  der 
Flucht,  links  die  Anbe- 
tung des  Kindes   durch 

die  Hirten.  Grosses  Gemälde  der  h.  Sippe  auf  Hulz,  niederländisch,  Anfang  des 
16.  Jh.,  unter  überladenem  Renai.ssancebaldachin  das  Christkind  zwischen  Maria  und 
Anna  stehend,  die  übrigen  Familienmitglieder  im  Hintergrunde,  vorn  reizende  Gruppen 
spielender  Kinder.  Eine  zweite  h.  Sippe  von  Michel  Cocxie,  in  der  Mitte  das  Kind 
liegend,  von  einer  der  Marien  gehalten,  die  Madonna  die  Brust  entblössend,  vortreff- 
liches Stück  mit  schönen  Frauenköpfen.  Einzug  Christi  in  Jerusalem,  grosses  nieder- 
ländisches Bild  des  16.  Jh.,  unter  italienischem  Einflüsse:  Christus  einen  Abhang 
hinunterreitend,  Kinder  mit  Palmzweigen  ihm  entgegeneilend,  im  Grunde  rechts  in 
blaue  Töne  gekleidet  die  Stadt  Jerusalem.  Kleines  niederländisches  Kabinetstück 
mit  der  Ruhe  auf  der  Flucht,  die  Madonna  in  langem  weissen  Mantel  am  Fusse 
eines  Baumes  sitzend,  im  Hintergrunde  Joseph  mit  dem  Esel.  (Fig.  53.)  Eine  heilige 
Familie  auf  Holz  von  Franz  Floris.  Der  Kampf  der  Amalekiter  mit  den  Isrealiten 
von  Otto  van  Veen.  Joseph  vor  Potiphars  Weib  flüchtend  von  van  der  Myn.  Der 
verlorene  Sohn  von  M.  Heemskerk,  Holz,  gutes  Stück,  vollbezeichnet:  i559  LUCAS 
IXT.  XV  CAPiTTEL.     MARTiNUS  VAX  HEEMSKERCK  ixvEXiT :  der  Sohn  auf  den  Knieen 


Schi o  SS 
Künstler 


Gemälde- 
sammlung 


Religiöse  und 
mytholog.   Rüder 


Fig.  53.      Hugenpoet.      Ruhe  auf  der  Flucht. 


125 


126 


KRFIS    DUSSELDORF 


Schioss  vor  seinem  Vater,  im  Hintergrunde  die  Vorbereitung  des  Festes  (Fig.  54).  Die  Spei- 
sung der  \^iertausend  in  grosser  Landschaft  \on  fakoh  de  Wit.  Die  Ehebrecherin  vor 
Christus  von  .V//-flA/.v /^(9/Av.v///.  Christi  Höllenfahrt  von  Pieler  Brnighel  (hm  Ji'nii^ereu.  Ein 
alter  und  ein  junger  Faun  mit  Tigern  nach   Ruhens. 

Porträts  Unter  den  Porträts  zu  nennen  das  vortreffliche  Bild  eines  Mathematikers,  in 

greller  Beleuchtuns;.  in  der  linken  Hand  eine  Rolle  mit  der  Inschrift:  i.a  worte 
GUASTA  DE  GRAN  DISSEGNI,  Art  des  Rihcia.  Bildnis  eines  älteren  Mannes  mit  kur- 
zem grauen  Bart  und  schwarzem  Hut  von  einem  ^^enetianer  des  i6.  Jh.  Porträt 
einer  alten  Dame  im  Lehnstuhl.  mit  einem  Hündchen  auf  dem  Schoss  von  ('onieJim 
Visscher. 


Fig.   54.      Hugenpoet-      Der  verlorene  Sohn   von   Manen   Heemskerk. 

Genrebilder  Unter    den    Genrebildern:     ein    guter    Tcrhoirli,     zwei    Knaben,    denen    ein 

Mädchen  gegenübersteht,  zusammen  lesend.  Plauderscene  von  Aul.  Palaincdes,  vor- 
treffliches Stück,  zehn  Figuren  in  sorgfältig  behandelter  Toilette,  feine  Köpfe. 
Ein  Concert  champetre  von  Wallcan,  links  drei  Musikanten,  rechts  eine  Dame. 
Ein  Leierkastenmann  und  ein  musizierendes  Mädchen,  Hatbfiguren,  Pendants  von 
/.  Zieh.  Ein  Flötenspieler  von  Caspar  Netschcr.  Eine  alte  Frau  mit  der  Laterne 
und  eine  alte  Frau  mit  einem  Knaben,  zwei  Nachtstücke  in  lebensgrossen  Halb- 
figuren von  (}.  Honthorst.  Bauer  vor  der  Kirche  von  Molenacr.  Reiterkampf  von 
Bonrgignon. 

Landschaften  Unter    den    Landschaften:     Pferde    an    der   Tränke    von    Karel   du    lardin. 

Italienische  Landschaft  mit  zwei  Frauen,    einem   Hirteii    und   Kühen  als  .Staffage  von 


12C) 


ITTER 


127 


Nikolas  Poussiti.    Von  demselben  eine  zweite  Landschaft  mit  Burg  und  Felsen.     Land-       Schioss 
Schaft  'mit   Ruine    und    rastenden  Jägern   von   /.  F.  r.  Blnrmni.      Viclnnarkt  \on  ./.  /-). 
BiUtdoitiii.    Weitere  Stücke  n'du    WotivcrDunui,    /.  r.  Ihcda,    w.   a. 

Unter   den   Stilllebcn:    Blumenstücke    von    Sibilla   Meriaii.      Küclienintericur       Stiiiieben 
von   Siivders.      Vögel   \on  Wroii.v.   u.   a. 


ITTER. 


^■.  MlI^lXC,  r,OSchi(  htr  Kathol. 

I-       ,,        .        ^,,  Pfarrkirche 

..    1\.    11,    ^.  u->9. 

l 'i'k.  ülicr  (las  ralmuiit 


KATHOLISC'IIK  PFARRKIRCIl  F.  (tit.  s.  TTubcrli^ 
der  I-Jittcrgütcr,   Burgen    111,  S.  76.   —   l)i\  ii:ri.m    u.   Möokix, 

1 1  a  iidsili  ri  fll.  (,*u.    Im  S  l  a  a  Isa  rcli  i  \-  zu  Düsscldorl' 
\(  IM  I  663  al)  (  Kaiscirs- 
wcrtli.   Reg.  55o). 

Die    Kirche    isi  ft  (lesciiichic 

im  12.  Jh.  als  Kapelle 
erbaut  worden.  \\\  dem 
liber  valoris  \-om  An- 
fang des  i4.  Jh.  (BlN- 
TERiM  u.  Mooren.  E. 
K.  I,  S.  262 )  und  der 
Urk.  von  i363  (Ur- 
kundl.  Widerlegung  der 
von  dem  Adel  der 
Lanile  Jülich,  Cleve, 
Berg  und  Mark  dem 
Fürsten  Staatskan/lcr 
überreichten  Dei\k- 
schrift,  181 9,  S.  io3) 
noch  nicht  erwähnt. 
Die  Errichtung  der 
Pfarre  fällt  wahrschein- 
lich in  die  Zeit  der  er- 
neuten Verehrung  des 
h.  Hubertus,  nach  l4i4  (  IjRosils,  Ann.  11,  p.  54).  Das  I'alroual  besass  die  Abteikirclic 
von  Kaiserswerth. 

Im  |.  1862  die  Kirche  gründlich  restauriert  und  v(n'längert,  das  Mittelschiff  ein - 
gewrilbt,  ein  neues  Joch  h.k  h  (  )sten  angefügt,  die  Seitenschiffe  neben  diesem  und  dem 
Chorhaus  weitergeführt,  die  Apsis  hinausgeschoben.  Die  kleine  A]:)sis,  mit  der  das 
südliche  Seitensihiff  ursjMünglich  abschlnss,  wurde  nicht  erneuert. 

Dreischiffige    romanische    Pfeilerbasilika    (Fig.   55)    mit    \'ortretendem   Westturm,    Beschreibung 
ursprünglich  im   Mittelscliiff  flachgedeckt,    der  alte  Bau  46,2  m  lang,  3 1,6  m  breit,  der 
neue  Bau  68,2  m  lang.     Das  Material  ist  Tuff",  an   den  Aussenmauern  der  Schiffe  Tuff' 
und  Backstein. 

Der  dreistrkkige,  ganz  aus  Tuff  bestehende,  von  achtseitiger  geschieferter  Haube       Äusseres 
gekrr)nte  \\'cstturm    ist    im   Untergeschoss,    das    nach    Süden    ein    neues  Portal    zeigt, 
ungegliedert,    in    den    beiden    oberen    Stockwerken    durch    schmale  Vertikallisenen    und 
Rundbogenfriese  belebt,   im  obersten  Gesclioss  durch  je  zwei  romanische  Do])pelfenster 


Fig.  55.     Itter       Ansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


127 


128  KAISERSWERTH 

Kathoi.       mit  Mittelsäulc.     An  der  Westseite  eingemauert  ein  rohskulpticrter  Christuskopf.     Der 

Pinrrlcirchc 

Obergaden  des  Mittelschifies  mit  kleinen  Rundbogenfenstern  und  Vertikallisenen,  die 
Ausscnmaueni  der  Seitenscliifie  mit  einfachen  rundbogigen  Blenden.  Die  ursprüng- 
lichen kleinen  Fenster  nach  oben  erweitert,  so  dass  sie  jetzt  an  den  Blendbögen  ab- 
schliessen.  Im  dritten  südlichen  Joch  ein  altes  Portal  mit  Rundstab  in  den  Gewänden. 
Die  Schmalseiten  der  Seitenschiffe  zeigen  dieselbe  grosse  Blende,  die  (der  alten  nach- 
gebildete) Apsis  ist  durch  Vertikallisenen  und  Rundbogenfries  in  drei  Felder  zerlegt. 
Inneres  Der  Eindruck   des    Inneren    ist    dunh    die   schlecht   ein<2:efü2:ten    Gewölbe   und 

die  grosse  Länge  des  Baues  sehr  beeinträchtigt.  Die  Pfeiler  entbehren  der  Basen  und 
zeigen  einfache  aus  Schmiege  und  Deckplatte  bestehende  Kämpfer,  che  Arkadenbr)gen 
und  Scheidemauern  sind  ungegliedert,  die  eingefügten  gothischen  Kreuzgewr)lbe  ruhen 
auf  Konsolen.  Die  Turmhalle  ist  noch  mit  dem  alten  Gratgewölbe  überspannt  und 
zeigt  rundbogige  Blenden  an  den  Seiten. 
HausEibroich  HAUS  ELBROICH.    V.  Mering,  Geschichte  der  Burgen,  Rittergüter  etc.  in 

den  Rheinlandcn  III,  S.  54,  sehr  ausführlich.  —  Lenzen,  Statistik  des  Herzogtums 
Berg  I.  S.  9o. 

Allodialgut  der  Herren  von  Eller  (s.  o.  S.  89),  nacli  deren  Aussterben  es  am 
Ende  des  i5.  Jh.  an  den  Landesherren,  Herzog  Wilhelm,  kam,  der  es  an  Arnold  von 
Spythe  verlieh.  Von  diesem  kam  es  i492  durch  Kauf  an  die  Herren  \on  Retraedt 
(Stammtafel  bei  Strevesdorf,  Arch.  Colon,  dcscriptio  historico-poetica  p.  8o  und  bei 
RoBEXS,  Ritterbürtiger  Adel  des  Niederrheins,  Aachen  iSiS,  II,  S.  375),  i589  durch 
Kauf  an  die  Hen-en  von  Neuhof,  i679  an  die  Herren  von  der  Horst,  von  diesen 
i8o2  an  Karl  Friedrich  von  Wendt,  i8o4  an  die  Familie  von  Bertrab.  Das  jetzige 
Burghaus  wurde  um  i69o  \-on  Georg  von  Neuhof  erbaut. 

KAISERSWERTH. 

Litteratur  Aeg.  Gelenius,  Par  SS.  Suuibertus   et  Plectrudis   post   millenarium   fere  annum 

illustratum  meditatione  historica,  Köln  i64o.  —  Ders.,  Ch'pcus  Suibertinus  adversus 
iacula,  quae  in  scriptorem  S.  Suiberti  contorquentur,  o.  J.  —  Theodor  Ray,  Animae 
illustres  Juliae,  Cliviae,  Montium,  Marchiae,  Neuburg  i663,  p.  36.  —  fustitia  processionis 
palatinae  super  Caesaris  insula  vulgo  Kaiserswerth  et  appcrtinentiis,  Wetzlar  i7io.  — 
Cramer,  De  veterum  Ripuariorum  et  praecipue  eorum  metropolis  Coloniac  statu  <  i\ili 
et  ecclesiastico  p.  97.  —  Reize  längs  den  Neder-Rhyn  tot  Bon,  Campen  i785,  p.  9i. 
—  J.  J.  Lenzen,  Beiträge  zur  Stati.stik  des  Gro.ssherzogtums  Berg,  Düsseldorf  1802,  II, 
S.  9o.  —  Suitbertusbüchlein,  Düsseldorf  1 849.  —  H.  Ritter,  Zur  Geschichte  von  Düssel- 
dorf, nebst  Beschreibung  der  Zerstr)rung  und  Belagerung  von  Kaiserswerth,  Düsseldorf 
i855.  —  Lacomblet,  Kaiserswerth:  Archi\-  für  die  Geschichte  des  Niederrheins  III, 
1860,  S.  2.  —  Memorienbuch  d.  Kollegiatkirche  ebenda  S.  1 17.  —  Binterim  u.  Mooren, 
E.  K.  I,  S.  ii4.  —  Ann.  h.  V.  N.  IV,  S.  338.  —  Chartular:  Lacomblet,  U  B.  II,  p.VII, 
VIII.  —  Urk.  vom  J.  1292:  Forschungen  zur  deutschen  Geschichte  XVI,  S.  36o.  — 
Zur  Geschichte  von  Kaiserswerth  während  des  siebenjährigen  Krieges:  Heimatskunde 
1880,  S.  i33.  —  Das  Suitbertusstift:  Nrh.  G.  1881,  S.  188.  —  Binterim,  Denkwürdig- 
keiten V,  I,  S.  336.  —  K.  W.  Bouterwek,  Swidbert,  der  Apostel  des  bergischen  Landes, 
Elberfeld  i859.  —  Ph.  Heber,  Die  vorkarolingischen  christlichen  Glaubensboten  am 
Rhein  und  deren  Zeit,  Frankfurt  i858.  —  Leben  des  h.  Bischofs  Suibcrtus,  Düsseldorf 
i845.  —  Rettberg,  Kirchengeschichte  Deutsclilands  II,  S.  396,  46o,  524.  —  Seibertz, 

128 


KAISERSWERTH 


129 


Laii(l(,'>-  uiul  Ro(-litsgesc-hiclite  des  Herzogtums  Westfalen  I,  S.  8i.  -  J.  11.  Kf.sski,, 
Der  selige  (lerrieh  S.  1 8,  39,  24,  i  75,  i96.  —  Edwakd  \'.  Ar,  Zum  i  i  75 jährigen  Juhi- 
l;ium  (i<'s  h.  Suitbertus  /u  K;iisers\verth,  Düsseldi  n-f  i892.  —  \'iin  lüeluiih  nach  Aul- 
vverpen,  eine  freie  Rheiiifilirt,  Düsseldorf  i892.  S.  6o.  —  K.  l!ii\i;,  X'erzeiehuis  der 
Bürgermeister  etc.  der  Stadt  Kaiserswerth :  Düss.  Beitr.  \'l.  S.  28.  —  \'ila  S.  Suil)erti  aue- 
tore  INIareellino  jiresbitero :  Lkihnit/.,  SS.  rer.  Bruusvie.  11,  \).  222.  Vgl.  Potth.vst,  J3iblio- 
theca  lii>l.  iiiedii  aevi  S.  897  und  ("hkvai.ier,  Repertoire  des  sources  historiques  du 
moyen-age,  p.  2i36.  —  W.  Dii.kami'.  Die  F"älsehung  der  vita  S.  Suidberli:  IIi^tor. 
[ahrbuch  der  Görresgesellschaft  II,  1881.  S.  272.  Ivpistola  Rixfridi  F'risii  ad  S.  Lud- 

gerum  de  S.  Suiberto:  SuRius,  Vitae  SS.  i.  Marl.  -  Ludgeri  relatio  de  eanonizatione 
S.  Swiberti:  Leibnitz.  SS.  II,  p.  243.  —  Radbodus.  Sernn  >  de  S.  Suiberto  et  eiusdem 
Carmen  allesoricum  sive  homilia  de  eodtMu:  Acta  SS.  lioll.  1.  .Mart.  I,  p.  84  und  Ma- 
RTI.LON,   Acta  SS.  ord.  s.  Bened.   saec.  III,  i .,  ]).  244.  l\l<igiuni  s.  Suiberti  hisloricum: 


Litter.Tiur 


Fig.  56.     Kaiserswerth   im  J    16.50. 


Mabillon,  Acta  SS.  ord.  s.  Bened.  saec.  III.  i.  p.  239.  —  Hen.schen,  De  S.  Sui- 
berto epi.sc.  Frisonum  apostolo  Caesaris  Werdae  ad  Rhenum  comincnt.  histor. :  Acta  SS. 
Boll.  I.  Mart.  I,  p.  67.  —  Papebroch,  De  S.  Suiberto  episc.  commentatio:  Acta  SS. 
BoU.  3o.  April  III.,  p.  802.  —  v.  Restorff,  Beschreibung  der  Rheinprovinz  S.  357.  — 
V.  Mülmann,  Statistik  I,  S.  42  7.  —  K.  v.  Angermund,  Wanderungen  in  der  Um- 
gebung Düsseldorfs  S.  26. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchi\-  zu  Düsseldorf:  535  Urk.  von  877 
bis  i786  (526  Orig.),  darunter  eine   Reihe   Kaiser-   und   Papsturkunden. 

An  Hsn.:  IMemorienbuch  des  i4.  Jh.  (Lacomblets  Archiv  III,  S.  io9,  11 7),  mit 
Kalendarium,  angeschlossen  Marcellini  vita  Suitberti  und  der  Traktat  De  exaltatione 
Suitberti,  die  legenda  S.  Quirini  und  Commendatio  defunctorum  i5. — 16.  Jh.  (A.  120). 
—  \'ita  Suitberti  und  canonisatio,  16.  Jh.  (A.  121).  —  REDiNGHOVENsche  Hs.  A.  24, 
Bl.  353^  Nachrichten  über  die  Stiftskirche  und  die  (zerstörte)  S.  Georgskirche,  Bl.  44^ 
Praepositi  ecclesiae  s.  Suiberti  von  7i7 — 1638  (lückenhaft).  In  A.  23  Bl.  369  —  388 
10   Urk.  von  1181  — 1437. 


Handschriftl. 
Quellen 

Düsseldorf 


129 


l3o  KREIS    DÜSSELDORF 

Hnndschrifii.  Über  die  Akten  \gl.  Ilgex,  Rhein.  Archi\-   S.  88.     Darunter  Kapitulaq^rotokoll- 

^""'"^"        bücher  von  i657— 1797.  —  Nachrichten  ül)cr  das  Grab  des  h.  Suitbertus  1626  — i  737. 

—  Rechnungen  über  die  Reparaturen  von  i639  und  i644,  über  den  Reparaturbau  von 
i7o2  —  i7o9,  über  die  Verschönerung  des  Chores  von  i78i  (Reg.  543''). 

München  Li  der  Staatsbibliothek  zu  München:  Urk.  und  Nachrichten  in  der  Reding- 

HOVENschen  Sammkmg,  Cod.  germ.  221 3,  Bd.  V,   Bk  34  Kaiserurkunden  von  1293  an, 
Bk  29   Urk.  der  Herzöge  von  Berg  von  i399  an;  Bd.  VI,   Bl.  62  und   7  7   die  ähesten 
Urk.  von  87  7   an;   Bd.  XIV,   Bk  3o4  Urk.  von  11 84  an.     Die  Privilegien  im  Bd.  XXX, 
BL  620;  die  Inschriften  im  Bd.  XVII,  Bl.  96. 
Ansichten  un.i  Ansichtcu  uud  Pläne.    I.  Such,  Ansicht  vom  Rheine,  18x10, 7  cm.,  bez.  oben 

keyserswerdt  mit  zwei  Wappen  bei  Merian,  Topographia  archiep.  Mogunt.,  Trevir. 
et  Colon,  p.  5o.     ^^gl.  Fig.  56  und  Th.  J.  J.  Lenzen,  Titelblatt. 

2.  Zeichnung  nach  dem  Merianschcn  Blatte,  von  S.  Hülser,  1888,  phot.  \-on 
Höltgen,  Düsseldorf. 

3.  Stich,  ,Die  Eroberung  der  Haupt  Vestung  Kaiserswerth  i7o2',  im  \'ordergrund 
die  Belagerer,  Umrahmung  von  Trophäen,  bez.:  PAULUS  decker  iun.  inv.  et  del. 
jeremias  wolff  excud.    g.  stein  sc. 

4.  Ansicht  vom  Rhein,  Kupferstich  vom  J.  i767,  i2Xi5  cm. 

Stiftskirche  STIFTSKIRCHE.     Kölner  Domblatt  i844,   Nr.  iio.  —  Baudris  Organ    für 

christl.  Kunst  III,  i853,  S.  69,  77  mit  Taf.  (Aufnahme  vor  der  Restauration).  —  Fr. 
Bock,  Die  Stiftskirche  zu  Kaiserswerth:  Kölner  Domblatt  i855,  Nr.  I27.  128.  —  Die 
Stiftskirche  zu  Kaiserswerth:  Heimatskunde  1880,  S.  Ii3.  —  Otte,  Geschichte  der 
romanischen  Baukunst  S.  56,  39 1.  Dazu  Aldenkirchen  in  den  B.  J.  LV,  S.  2i3.  — 
Otte,  Handbuch  der  Kunstarchäologie  II,  S.  72.  —  LoTZ,  Kunsttopographie  I,  S.  3 16. 

—  aus'm  Weerth,  Kd.  II,  S.  43.  —  Knackfuss,  Deutsche  Kunstgeschichte  I,  S.  i32. 
Gründung  Der  Stifter  der  Abtei  Kaiserswerth  war  der  h.  Suitbertus,  einer  der  Genossen  des 

h.  Willibrord,  der  zu  Anfang  des  8.  Jh.  von  Pipin  \'on  Heristal  eine  Rheininsel  zum  Ge- 
schenk erhielt,  auf  der  er  ein  Kloster  erbaute  (Beda,  Hist.  ecclesiastica  gentis  Anglorum 
V,  c.  1 2 :  insula  Rheni,  quae  lingua  eorum  vocatur  in  littf)re ;  bezeugt  in  einer  Urk. 
Kaiser  Heinrichs  vom  J.  11 93:  Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  54o.  —  Lacomblets  Archiv  III, 
S.  3).  Im  J.  87  7  nimmt  es  König  Ludwig  IL  in  seinen  Schutz:  monasterium  quod 
est  constructum  in  honore  S.  Petri  principis  apostolorum  necnon  et  S.  Suidberti  con- 
fessoris  Christi  in  locn  qui  dicitur  Uuerid  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  7i.  Dazu  Nr.  77). 
Neubau  L'^m    die   Mitte   des  ii.jli.,    wahrscheinlich   unter   Kaiser  Heinrich  III.,    der   das 

Kloster  reich  mit  Schenkungen  bedachte,  erfolgte  ein  vollständiger  Neubau,  der  wohl 
schon  io5o  vollendet  war  (Lacomblet,  UB.  I,  Nr.  i83,  i85,  186).  Eine  genaue 
urkundliche  Nachricht  liegt  nicht  vor,  allein  der  Bau  selbst  weist  gebieterisch  auf  diese 
Zeit  hin.  Die  Kirche  war  eine  dreischififige  Pfeilerbasilika  mit  flacher  Decke,  drei 
Apsiden  und  einem  Westturm. 
Abtragung  des  Der  Westtumi  wurdc   im  J.  12  43    aus   fortifikatorischen  Rücksichten   durch    den 

Burggrafen  Gemandus  abgetragen,  damit  bei  der  bevorstehenden  Belagerung  die  Burg 
das  ganze  Terrain  beherrschen  könne.  Hierauf  weist  die  früher  an  der  Westfa9ade 
befindliche  Inschrift  (jetzt  entfernt,  Bruchstücke  an  der  Innenseite)  in  lateinischen 
Hexametern:  anno  domini  mccxliii. 

HANC  templi  partem,  credens  mox  affore  martem, 

GERNANDUS    FREGIT    TURRIMQUE    lACERE    COEGIT, 
NE    NIMIUM    SURGENS    ARCIS    PRESSURA    SIT    URGENS, 
TEMPORE    TRANQUILLO    REPARAT    MELIORE    LAPILLO. 

i3o 


KAISERSWERTH  l3l 

Gernandus,    der  12  49    vom  König  Wilhelm    zum  Burggrafen   auf  Lebenszeit  er-   Stiftskirche 
nannt  wurde  (Lacombi.et,  U  B.  II,  Nr.  343),  erfüllte  sein  Versprechen,  iiac  hdiMu  wahr- •^"" '*'=' '^''"=''" 
.scheinlich  bei    der  einjrdirigen  Belagerung    durcli    Kr)nig  Wilhelm    I248    die  Burg    arg- 
mitgenommen   worden   (Urk.  von  1249  bei  Lacomblet  a.  a.  O.  —  Cronica    comitum: 
Seibertz,  Quellen  II,  S.  2 1 3  —  Chron.  Ellenhardi :  Mon.  Germ.  SS.  XVII,  p.  1 2 1 )  und  der 
Chor  als  der  der  Angriffsseite  zugewandte  Teil  zerstört  worden  war,  wenigstens  zum  Teil. 

Der  Ostteil  wurde  in  den  Formen  des  romanischen  Übergangsstiles  neu  errit  litcl 
untl  war  wahrscheinlich  schon  I264  vollendet.  In  diesem  Jahre  erfolgte,  wohl  als 
Abscliluss  des  Baues,  die  feierliche  Übertragung  der  Reste  der  lili.  Suitberlus  und 
Willeicus  (s.  u.).  Der  Um.stand,  dass  für  den  neuen  Prachtschrein  im  neuen  Chor 
eine  \on  Anfang  an  geplante  tiefe  Kammer  sich  befindet,  l)eweist  die  ungefähre 
Gleichzeititjkeit. 

Schon  in  den  J.  i639  und  i644  erfolgten  kleinere  Reparaturen  (Düsseldorf,  Staats-  Reparaturen 
archiv,  Reg.  Kaiserswerth  543'').  Die  an  der  Südseite  des  Chores  angebauten  Seiten- 
kapellen b.  Mariae  v.  und  S.  Mauritii  wurden  i644  abgerissen  (Memorienbuch  in 
Lacomblets  Archiv  III,  S.  ii9:  A.  i644  .  .  capellae  b.  Mariae  v.  et  s.  Mauritii  iuxta 
templum  nc^strum  ad  partem  meridionalem  olim  aedificatae  vetustate  detritae  et 
difficulter  reparabiles  sunt  dirutae). 

Bei  der  Belagerung  und  Beschiessung  von  Kaiserswerth  im  J.  i7o2   (s.  u.  S.  i4o)    Beschädigung 
wurde    auch    die    Kirche    sehr    stark    beschädigt.      Die    im   nächsten  Jahre    in    Angriff 
genommenen  Restaurationsbauten  dauerten  von  i7o3 — i7i7   (Düsseldorf,  Staatsarchiv, 
Urk.  Kaiserswerth  5i7,  5i9,  52  iV     Der  Turmstumpf  wurde  erst  i765  notdürftig  wieder- 
hergestellt (Urk.  528),  i78i  ein  neuer  Hochaltar   errichtet   und   der  Chor   verschönert. 

Eine  durchgreifende  Restauration  in  den  J.  i87o  — 1877  durch  Professor  August  Letzte 
Rincklake  in  Berlin,  unter  der  örtlichen  Bauaufsicht  von  Architekt  Pickel  Hess  den 
Bau  in  neuem  Glänze  wiedererstehen.  Die  Deckung  der  Kosten  v(^n  435  000  Mark 
ist  fast  ausschliesslich  dem  ausserordentlichen  Eifer  des  Herrn  Pfarrers  Dauzenberg  zu 
danken.  Da  ein  einziger  Westturm  zu  nahe  an  die  Futtermauer  des  nach  dem  Rhein 
abfallenden  Terrains  gekommen  wäre,  wurden  zwei  mächtige  Westtürme  in  den  J. 
i87o  — 1874  errichtet,  die  unvollendeten  Chortürmchen  i876  — 1877  ausgebaut.  Die 
aus  dem  i7.Jh.  stammende  dünne  Mauer,  die  den  Westteil  des  Mittelschiffes,  in  dem 
die  Glocken  hingen,  als  eine  Art  von  Westturm  abtrennte,  wurde  entfernt,  die  ver- 
mauerte nördliche  Vorhalle  (Fig.  59  G),  in  der  nach  Westen  ein  Raum  für  die  Chor- 
knaben abgetrennt  war,  wiederhergestellt,  das  grosse  aus  dem  Anfang  des  18. Jh. 
stammende  Abteigebäude,  das  im  Norden  an  die  Kirche  anstiess,  und  sogar  die 
Fenster  im  Obergaden  des  Mittelschiffes  verdeckte,  gänzlich  entfernt.  Im  Ostteil 
wurden  unter  den  Pultdächern  der  Seitenschiffe,  um  dem  Mittelschiff  grössere  Festig- 
keit zu  geben,  verdeckte  Strebebögen  errichtet.  Das  Langhaus  der  Kirche  wird  dundi 
Göhhels  ausgemalt. 

Dreischiffige    romanische   Pfeilerbasilika    mit    Querschiff   und    vier    Türmen,    im    Beschreibung 
Lichten  68  m  lang,  2  2,3o  m  breit.    Das  Querschiff  2  9,8o  m  lang,  das  Mittelschiff  io,3o  m       Äusseres 
breit,  der  Chor  22  m  lang  (Grundriss  Fig.  59). 

Der  Westbau  ist  zweistöckig  und  zeigt  in  der  Mitte  des  Erdgeschosses  das  in  vvesibau 
den  Formen  des  Übergangsstiles  gehaltene  Portal,  der  Bogen  spitz,  die  Thüröffnung 
selbst  mit  horizontalem  Sturz  geschlossen,  flankiert  von  zwei  monolithen  Säulen  mit 
Blattkapitälen  und  Eckblattbasen,  die  sich  über  der  Piinthe  in  einem  mit  drei  Knäufen 
versehenen  Rundstab  fortsetzen.  Über  dem  Bogen  ein  runder  Stein  mit  einer  Hand 
eingesetzt,    die    auf   die    ehemals    hier    befindliche    Inschrift    (s.  o.    S.   i3o)    wies.     Das 

9* 
i3i 


l32 


KREIS  nrssFi.noRK 


Stiftskirche  zweito  Gesohoss   ist   durrli  Vertikallisenen    umi   RuiullKigcnfries  bclrhl.   die  dni  nmd- 
bojfisje  Fenster  einschliessen.     Der  (liclnM   d;irül>cr  zciirt   zwei  rundlK)o-i<;c  Blonden   und 
eine  mittlere  rundb(>ü;iL;;e  Xisehc. 
Türme  Die   Von    Rinik/iik(    erh.'iuten    nuiehtigen   W'esttürnie   J>  und   C   erhel)en  sieh   in 

vier  Stoekwerken  über  einem  litiluMi  Haustein.s<iekcl.  Das  zweitt^  und  dritte  Gesehoss 
sind  dureh  Vertikallisenen  imd  Rundbogenfrics  gegliedert,  das  vierte  zeigt  an  jeder 
Seite  je  zwei  im  Kleeblattbt^gen  gesehlossene  romanische  Doppelfenster  mit  gekup- 
pelten Mittelsäulen.  Eingedeekt  dureh  je  \\cy  gesehieferU^  Trapeze  über  Ciiebeln  mit 
aufsteigendem  Rundbogen fries. 
NntieUchiff  Das  IMittelsi  hit'f  zeigt    im   Obergaden    an    den   Aussensciten    untcM-  dem   reieli 

ilrofilierten    Daehgesinis    eincMi    Rundbogenfries    und    im    [,angh;ms    auf    jcdci-    Seite    je 


Fig.   57.      Kaiserswerth.      O.stansicht  d:r  Stiftskirche. 

fünf  \on  Rundstäben   eingefasste  rundbogige  Fenster,    die  Seitensciiiffe  an  der  Nord- 
seite   drei,    an    der   Südseite   vier    in   Kreise    eingesehlossene  Vierpassfenster.     An    der 
Nordseite   ist   hier   neben   dem   nrndlichen  Querarm    die   weit  ausladende   Sakristei  H 
von  der  Höhe  des  Seitensehiftes  angebaut  und  dureh  drei  Doppelfenster  belichtet. 
KieuKirme  Die    Kfeuzarme    setzen    die   Gliederung    des    Mittelschiflfes    bis    auf   den    hier 

fehlenden  Rundbogenfries  fort,  dafür  ist  das  Gesims  noch  reicher  gestaltet,  die  West- 
seiten zeigen  je  zwei,  die  Nord-  und  Südseiten  je  drei  runtlbogige  Fenster.  Der  Nord- 
giebel ist  dureh  eine  einfache  von  einem  Rundstab  eingerahmte  Nische  belebt, 
während  der  Südgiebel  drei  kreisrunde  Fenster  zeigt. 

Dem  nördlichen  Querarm  tritt  eine  reizvolle  V(jr halle  G  vor  (Fig.  58).  die  sich 
na«  h  Westen    an    die   angebaute  Sakristei  H  lehnt,    wiihrend    sie  sich  nach  (  )st(Mi  mit 


l32 


KAlSEKSWtRTH 


l3>? 


Fig.  58       Kaisfrswerth.     Vorhalle  der  Stiftskirche. 


Ostteil 


ciiuMn  Crossen  Riimll)ii<;t'ii  ulliu-t.  X;uli  X<iixk-ii  in  der  Mitte  ein  i^rosses  dreiteiliges  Stiftskirche 
PiHtal  mit  drei  gleieli  grossen  RmKlhtigen,  getragen  vnn  zwei  nionolitlien  Säulen  aui 
einfachen  Basen  mit  weit  ausladenden  romanisrhen  Akanthuskapitäleii  und  reieh  geglie- 
derter I)e(kplatte.  Zur  Seite  je  ein  dreiteiliges  Fenster,  \<<]\  einem  Kleeblattlxtgen 
eingefasst,  tUr  mittlere  Bogen  gestelzt,  die  Säulehen  auf  Kt  kblattbasen  mit  Hlattka])i- 
tälen  (die  im  Osten  beide  erneut).  Die  Vorhalle  zeigt  eine  (erneute)  Ilaehe  Balken- 
decke auf  Kragsteinen.  Am  Südgieljel  des  Querschifies  sieben  gro.sse  Kragsteine  in  der 
Mauer,  die  tlas  Dach  tler  i644  abgebrochenen  Mauritius-  und  Marienkapellen  trugen. 

Der  spätere  Ostteil  zeichnet  sich  auch  im  Äusseren  durch  eine  reichere  Formen- 
sprache aus.     Der  Obergaden    des  Chorhauses    ist    dun  h   einen   kleineren    Rundlxigen- 
fries  belebt    und    tlun  li   \'erlikallisenen    in   zwei    Felder  zerlegt,    in  jedem   belindet  sich 
ein   Ruiulfenster.     Die   über   die   Kreuzarme   hinaus  \  erlängerten  Seitenschiffe  sind   um 
i,5om   hr)her   als    die    entsprechenden  Teile    im  Westen    des  Querhauses,    sie  sind  an 
den  Aussenseiten  belebt  durch  Vertikallisenen,  Rundbogenfriese,  deren  Br)gen  auf  Blatt- 
kons(")lchen    ruhen,    und 
je    zwei    Fenster,    deren 
oberer  Teil  fächerförmig 
zur  fünfblätterigen  R(jse     > 
auslädt   und  \on  einem 
Rundbogen    mit    Rund- 
stab eingerahmt  ist.  Nach 
Osten  sind  an  diese  ver- 
längerten     Seitenschiffe 
aus  fünf  Seiten  des  regel- 
mässigen Achtecks  kon- 
struierte   Chörcluii    an- 
gebaut mit  je  vier  rund- 
bogigen  Fenstern. 

Der  Hauptchor 
wird  von  zwei  vierseiti- 
gen Türmchen  mit  Tra- 
pezdächern flankiert,  die 

zur  Seite  des  Chorhauses  noch  drei  Stockwerke  über  dem  Dachgesims  aufsteigen  (Fig.  59, 
E,  F).  Die  drei  oberen  durth  /'/c/f^/ aufgeführten  Geschosse  sind  gegliedert  durch  Rund- 
bogenfries und  Vertikallisenen,  das  oberste  zeigt  ein  Doppelfenster  mit  Mittelsäule,  von 
einem  Kleeblattbogen  ums(  hrieben  und  unter  dem  Abschlussgesims  das  aucli  an  den 
Westtürmiii  angebrachte  Motiv  des  Frieses  von  quadratischen  Feldern.  Die  Giebel- 
chen   zeigen    ein    abgetrepptes    Mittelfeld   mit   Vierj^assfenster    in    Rundstal)medaill(jn. 

Die  fünf  Felder  des  fünfseitigen  Hauptchores  werden  durch  Vertikallisenen  ein- 
iierahmt  und  unter  dem  Dachgesims  durch  eine  Horizontallisene  mit  Klötzchenfries 
abgeschlossen.  In  jedem  Felde  ein  leicht  spitzbogiges  Fenster,  in  den  Gewänden 
Säulen  mit  zwei  Ringen,  über  dem  einfachen   Kapital  als  Rundstab  fortgesetzt. 

Im  Inneren  zeigt  der  alte  westliche  Teil  überaus  einfache  Formen,  die 
Grossartigkeit  der  Verhältnisse,  zumal  des  mächtigen  Querschiffes  mit  den  breiten 
Vierungsbögen,  kommt  bei  dem  Mangel  jeglichen  architektonischen  Schmuckes  um 
so  mehr  zur  Geltung. 

Die  Scheidemauern  ruhen  zwischen  Vierungspfeiler  und  Westbau  aut  je  drei 
einfachen  schweren  Pfeilern,  auf  hoher  Basis  mit  Plinthe  und  zwei  Wülsten,  aber  nur 


Hnupichoi 


Inneres 


Wesiteil 


i33 


i34 


KKI'IIS    DÜSSELDORF 


Stift  skirche 


\\ 


C-.,-^^ 


Fig.  59.     Kaiserswerth.     Grundriss  der  Stiftskirche. 


i34 


KAISKRSWERTII 


l35 


in  eleu  Laibuiigcn  der  ArkadiMi  s(.'ll)sl  mit  einem  Kämpterge>im>.  \)'\v  Arkadenbiigen  Stifi.-,kirche 
seihst  sind  gän/licli  ungegliedert,  die  liohen  Scheidemauern  nur  durih  die  Rundhogen- 
fenster  mit  den  stark  ahfallenden  Oewänden  l)elebt.  Die  \'ierungspfeiler  zeigen  ebenso 
wie  die  Br)gen,  mit  <ltn(ii  sich  (He  Seitensrliiffe  narh  den  Krcu/.armt'ii  ('iHnen,  (his 
gleiche  einfache  Kämpfergesims.  Der  ganze  Westteil  ist  nie  gewölbt  gewesen  und 
konnte  bei  den  grossen  Dimensionen  der  Räume  auch  nie  dafür  bestimmt  sein.  Die 
flache  Balkendecke  ist  bei  der  Restauration  erneut  und  mit  Deckenmalereien  im  Stile 
der  Decke  in  S.  Michael  in  Hildeslieim  versehen  worden.  Die  nach  Norden  an- 
stossende  Sakristei  H  ist  von  zwei,  durch  einen  Gurt  getrennten  Gratgewölben  mit 
Schildböjgcn  überspannt.  Die  beiden  Ostmauem  der  Querarme  gehören  noch  dem 
älteren  Bau  an;  unter  den  aus  Haustein  gebildeten  Rundbögen,  die  die  alten  Seiten- 
apsiden abschlössen,  wurden  bei  dem  Umbau  um  i25o  tiefere  Bt'igen  aus  Backstein 
eingespannt. 

Der  Ostteil  zeifft  im  Gec-ensatz  hierzu  den  ganzen  reichen  '^c  Imuick  des  Über-         Osueil 
gangsstiles,  zumal  in  der   I^'üllc  der  Dienste  und   Kapitrilbildungcn. 


Fig.  60.     Kaiserswerth.     Längsschnitt  der  Stiftskirche  vor  der  Restauration. 


Das  Chorhaus  r)ffnet  sich  nach  den  verlängerten  Seitenschiffen  mit  zwei  Spitz- 
bögen, die  von  einem  Mittelpfeiler  getragen  werden.  Die  Rippen  der  beiden  aus  Tuff 
bestehenden  Kreuzgew()lbe  des  Chorhauses  ruhen  ebenscj  wie  die  Schildbögen  mit 
skulptierten  Knospenkapitälen  auf  starken  Dreiviertelssäulchen,  die  über  dem  Kämpfer 
des  Mittelpfeilers  auf  einer  Konsole  aufsitzen,  die  aus  Deckplatte,  Blätterkranz  und  Ko]:)f 
besteht,  während  sie  in  den  Ecken  herabgeführt  sind.  In  den  Scheidemauern  rund- 
bogige  Blenden  mit  dem   Rundfenster  im  Abschluss. 

In  ganz  eip^enartieer  Weise  ist  der  Chorabschluss  mit  dem  Chorhause  in  Ver- 
binduncr  gebracht.    In   den  Ecken   bei  E  und  F  waren   hier  die  Mauern   der  beiden 

o     o 

Osttürme  nach  innen  zu  maskieren;  der  Architekt  erreichte  dies,  indem  er  zwischen 
den  beiden  Aussenmauem  ein  geknicktes  schmales  Tonnengewölbe  spannte  und  dies 
zwischen  zwei  Triumphbögen  stellte,  von  denen  der  im  Westen  mit  einfachem  Kämpfer 
auf  Pfeilervorlagen,  der  im  Osten  mit  reichen  Knospenkapitälen  auf  sehr  starken  Drei- 
viertelssäulen ruht.  Zum  Überfiuss  wurde  in  die  Tonne  zwischen  die  beiden  Triumph- 
bögen, mit  jenen  durch  Schildbrjgen  verbunden,  ein  starker  Rundstab  eingespannt,  der 
auf  Knospenkonsolen  ruht.  Xach  dem  nördlichen  Turm  öffnet  sich  eine  Thür  zur 
Wendeltreppe  E;  die  Wand  des  südlichen  enthält  die  sclirankartige  Kammer  F  für 
den  Suitbertusschrein  mit  als  Rundbogen  fortgesetzten  Säulen  in  den  Gewänden. 


Chorhaus 


i35 


i36 


KREIS    DUSSELDORF 


Würdigung 


Stiftskirche  Xunuu'hr  kiMiiitc  (Ut  ( lioralisrliluss  D  seine  Riiijieu  striilileiifrinnig  von  der  Mitte 

Chorabschluss  ^^j.^,  Xriumplibogens  iiusscndeii.  Den  einzelnen  Eeken  treten  starke  Pfeilervorlagen  vor, 
um  die  je  drei  Dienste  gruppiert  sind,  mit  gemeinsehaftlielier  Basis,  gemeinseluiftlicher 
polygonaler  Deckplatte  über  den  Knospenkapitälen  und  einem  durehlaul'enden  Ring 
in  der  INIitte.  Die  beiden  seitlichen  Dienste  setzen  sich  ebenso  wie  die  Kanten  der 
Wirlagen  im  Abschlussbogen  als  Rundstäbc  fort. 

Die  verlängerten  Seitenschiffe  sind  mit  ( hat- 
gewölben  überspannt,  deren  (}rate  wie  die  sie 
trennenden,  die  Gurte  vertretenden  Rundstäbe 
auf  Dreiviertelssäulen  mit  stark  übergeklappten 
Knospenkapitälen  ruhen.  Die  Schildbögen 
setzen  jenen  zur  Seite  auf  dem  Kämpfer  der 
Pfeilervorlagen  auf  In  den  Seitenchörchen 
ruhen  die  mit  Rundstabprofil  versehenen  Rippen 
mit  den  dünnen  Rundstäben  der  Schildbögen 
auf  Dreiviertelssäulen,  die  mit  Mittelknäufen  und 
verschiedenen  Knospenkapitälen  versehen  sind. 
Von  Ivunsthistorischer  Bedeutung  ist  vor 
allem  der  fiachgedeckte  Westbau,  der  neben 
dem  Langhaus  von  S.  Maria  im  Kapitol  zu 
Köln  die  bedeutendste  niederrheinische  Pfeiler- 
basilika darstellt,  von  grosser  Schlichtheit  in 
den  Formen  und  mächtigen  Verhältnissen.  Die 
nialerische  Wirkung  des  Ganzen  ist  im  wesent- 
lichen erst  durch  den  Rii!rk/akesc\\(;\\  Ausbau 
hervorgerufen. 

Die  drei  Altäre  im  Übergang.sstil  sind 
Schöpfungen  Rincklnkes.  Im  Mittelschiff"  und 
im  Chorhaus  zwei  erst  im  i7.  ]h.  angelegte 
kellerartige  mit  Ti  >nnen  überspannte  Grab- 
gewölbe. 

An  der  Nordseite  des  Chores  ein  dreiteiliger 
Sakramentsschrank,    der    ein   ganzes    Feld 
einnimmt,  in  Sandstein,  vom  Ende  des  i5.Jh. 
Auf  dem    in    acht    Felder   zerlegten    Unterbau 
der    dreiteilige    Gittersehrank,    jedes    Feld    von 
einem    mit    Kreuzblumen    geschmückten    Kiel- 
bogen abgeschlossen,  an  den  trennenden  Pfei- 
lern  vier  derb  gemeisselte  Heiligenfigürchen. 
Daneben  eine  einfache  Piscina  dersell».  Zeit. 
Epitaphien  des  Kanonikus  Friedrich  Alljert  von  Breugel,   f  i8.  März  i73l,  und 
de>   Kanonikus  J(jhann  Ferdinand  Edmund  von  Rochow,  t   24.  ( )kt.  i  7  76. 

Schmiedeeiserner  Standleuchter,  2,20  m  hoch  (Fig.  61),  auf  dreiteiligem  Fuss, 
mit  überreich  mit  Ranken  und  Spiralen  verziertem  Aufsatz,  aus  dem  lö.Jh.  Über  ähn- 
liche Werke  vgl.   Kunstdenkmäler  d.  Kr.  Kle\e  S.  2  3. 

Zwei  1,20  m  hohe   einfachere   schmiedeeiserne  Standleucliter   derselben  Zeit. 

Die   REDixGHOVENsche   Hs.  A.  24   im    Düsseldorfer   Staatsarchiv   giebt   Rl.  353^ 

einen  Gnnidriss  der  Kirche  mit  Angabe  der  ehemaligen  Altäre  (eingezeichnet  in  den 


Altare 


Sakraments- 
schrank 


Kaisers  werth. 


Fig.  61. 
Schmiedeeiserner  Standleuchter. 


Piscina 
Epitaphien 

Leuchter 


Ehemalige  Altäre 


i36 


Kl 


KT. 

■r. 


O 


C/j 


KAISERSWKRTH  l37 

Gruiulri^s   Kio.  59  l;    i.  All. irr  >.  Suibcili,   2.  a.  s.  [nluiiinis  cv.,   3.  a.  >.  Xiei>lai,  4.  a.  s.  Sc-   Stiftskirche 
hastiaiii,    5.  a.  s.  Aiiiuu',    6.  a.  s.  Pctri.    7.  a.  s.  Luaie  et  s.  Bartlioloinaei,    8.  a.  s.  Bar- 
barae,    9.    a.   s.    Cathariiiac,    lo.    a.  s.   Micliaclis,    ii.   a.  s.   Maurilii,    12.  a.  b.   Mariac  v. 
(in  den  al)gebrochenen  Kapellen  im  Süden),    i3.  a.   in  sacristia  in  parvo  sactlln,    i4.  a. 
in   bibliotlieta  (cleni    alffjjetrennten    joeh    im  Siulwesten). 

Suitbcrtuss.  jircin  (Taf.  VII.  —  aus'm  Wekkih.    Kd.  'I'af.  XXX :   TI,   S.  44.    -     Suitbcrtus. 
Kölner  Domblalt  1 844,  S.  118.    —   Die  Sl.  Suitbertustumba :    Baudkis  Urgan  lür  liuistl. 
Kmist  I,  S.  18.    —    Kx\(  Kl  rss,  Deulsdu-  Kunstgesclnclite  I,  S.  426.  —   Kraus,  Die 
christlichen   Inschriften  der   Rheinlande   II,  S.  289,  Nr.  62?). 

Schrein  mui  \ergoldetem  Kupferblech  über  Eichenhnl/kern  in  (  icNlaU  einer  ein- 
schiffigen   Kiri  he,  auf  jeder  Seite  mit  sechs  sitzenden   Apnstelgestalten. 

Die  eine  Gicbelseite  zeigt  unter  Kleeblattbogen  in  dir  Mitte  die  Gestalt  des  Giebel 
thrimenden  Suitberlus,  in  tler  r.iid<i-n  den  Stern,  in  der  Rechten  den  Bischofsstab, 
rechts  die  kleineren  stehenden  Figuren  des  K(")nigs  Pippin  imd  der  h.  Plectrudis.  Über 
tlem  Kleeblattbogen  in  drei  Halbkreisen  die  Halbliguren  \on  drei  Engeln.  Die  Zwickel 
zwischen  dem  Bogen  sind  mit  Email  brun  gefüllt.  Inschriften:  REGINA  PLECDRUDIS  • 
SANCTUS   SUIBERTUS    •    REX    PlPPl(nus). 

Auf  der  anderen  Giebelseite  in  der  Mitte  das  Sitzbild  der  thronenden  Madonna, 
auf  dem  linken  Knie  das  liekleidete  Kind,  in  der  Rechten  einen  Apfel,  neben  ihr 
stehend   zwei   kleineie  heilige   Frauen   mit    Büchsen   in   den   Händen. 

Über  dem  Kleeblaltbogen,  der  in  (hubens(  hmelz  auf  dunkelblauem  Grunde 
die  Ins(  hrift  träfft:  AVE  .\i.\kiA  (.raiia  I'LENA  DOMINUS  tecum,  bi;xedicta  tu  in 
MULIERIBUS,  in  drei  Halbkreisen  die  Gestalten  Tiottvaters  und  zweier  Engel.  Der 
Grund  wiederum  mit   Email  brun. 

Auf  ieder  der  Länusseili'H  unter  Kleeblallb'i^en  die  Gestalten  \-on  sechs  sitzenden  Längsseiten 
Aposteln,  alle  mit  Büchern,  einige  noch  dun  h  besondere  Symbole  ausgezeichnet.  Die 
Bögen,  die  in  Grubenemail  auf  wechselnd  dunkel-  und  hellblauem  Grunde  die  Namen 
der  zwr)lf  Apostel  tragen  —  links  SS.  Petrus,  Paulus,  Bartholomeus,  Andreas,  Matheus, 
Johainies,  reihts  SS.Jacobus.  Thomas,  Simon,  l'liilip[)us,  Matthias,  Jacobus  min.  --,  ruhen 
auf  je  zwei  romanischen,  ornamentierten  Säulchen  mit  E(  kblattbasen  und  Kelchkapi- 
tälen,  hinter  denen  sich  Streifen  mit  Email  l)run  befinden.  In  den  Zwickeln  die  ge- 
triebenen Drei\iertelsfiguren  \  on  Engeln  mit  BücIktu,  Bandrollen  oder  Weihrauch- 
fässern  in   Hochrelief 

Der  Soikel  und  da^  Dachgesims  zeigen  aut  tier  Schmiege  denselben  mit  Stempeln 
eingeschlagenen  Palmettenfries,  während  die  Hauptplatte  abwechselnd  eine  Emailtafel 
und  eine  Platte  zeict,  di(^  in  reichstem,  kunstvollstem  Goldfiligran  edle  Steine  enthält. 
Die  Emails  mit  wechselnden  Mustern  luuI  nicht  ganz  reinen  Farben  sind  in  Gruben- 
schmelz ausgeführt,  nur  kleinere  Blättchen  in  Zellenschmelz.  Eines  der  Emails  ist 
durch   eine  rohe  Nachahmung  ersetzt. 

Der  dachfih-mige  Deckel  zeigt  acht  getriebene  D.u^lellungen  in   flachem  Basrelief,  DäcIi 

links  die  Verkündigung,  Geburt,  Anbetung  der  Könige,  Darstellung  im  Tempel,  rechts 
Taufe,  Kreuzigung  (erneut),  Auferstehung,  Himmelüihrt.  Den  Abschluss  des  Firstes  bildet 
eine  schön  stilisierte  Weinranke  mit  grossen  Trauben,  gekrönt  von  fünf  reich  verzierten 
Knäufen  mit  Kr\stallkugeln,  deren  Aufsätze  und  Fassungen  zum  Teil  erneut  sind. 
Von  den   Blattfriesen,  die  die  Giebelseiten  zieren,    ist  nur  der  über  der  Madonna  alt. 

Der  Suitbertusschrein  wurde  im   J.  1264  vollendet  —  in  diesem   Jahre    fand  am         Inhalt 
6.  Juli  die  feierliche  Übertragung  der  Reliquien  der  hh.  Suitbertus  und  Willeicus  statt,  die 
im  Inneren  des  Schreines  in  einem  einfachen  hr)lzernen  Kasten,  in  Seide  eingewickelt, 

i37 


l38  KREIS    DÜSSELDORF 

Stiftskirche  ruhen.     Dabei  liegen  Bleitäfelchen  mit  den   Inschriften   in  Unzialen:    istae  sunt  re- 

LIQUIAE  BEATI  SWIBERTI  COXFESSORIS,  QUARUM  FACTA  EST  HAEC  TRANSLATIO  A.  D. 
MCCLXIV    IN    OCTAVA  APOSTOLORUM    PETRI    ET    PAULI   TEMPORE   URBANI    PAPAE    QUARTI. 

ISTAE    SUNT    RELIQUIAE    BEATI    WILLEICI    CONFESSORIS,    QUAE    EODEM  TEMPORE  SUNT 

TRANSLATAE  (ein  Bericht  über  die  EröflFnung  des  Schreines  im  f.  1626  in  Düsseldorf, 
Staatsarchiv,  Reg.  Kaiserswerth   543«.  —   Kr)ln,  Stadtarchiv,  Farragines  des  Gelenius 

—  Lacomblets  Archiv  III,  S.  112). 

Würdigung  Der  Sclircin  bildet  den  glänzenden  Al)schluss  der  durch  die  Tumba  von  Xanten 

eröflheten  Reihe  der  niederrheinischen  Schreine  zu  Aachen,  Deutz,  Kr)ln,  Siegburg. 
Er  zeigt  in  Aufbau  und  Ornamentik  ranz  die  Formen  des  I2i5  \-ollendeten  Karls- 
Schreines  in  Aachen.  Steht  so  das  Gerippe  noch  ganz  unter  romanischem  Einfluss,  so 
zeigen  die  Figuren  schon  den  zartesten  und  reinsten  frühgothisclien  Stil,  die  Gestalten 
des  h.  Suitbertus  und  der  Madonna  mahnen  an  gleichzeitige  französische  Skulpturen. 
Durch  die  Emails  ist  die  Zugehörigkeit  des  Schreines  zu  der  Kölner  Gruppe  gesichert. 

An   der   einen  Giebelseite   die   geschnittenen  KCjpfe  von  Christus  und  Maria   in 
lapis  lazuli,  daran  befestigt  eine   dicke  Goldkette  mit  i4  filigranverzierten  Kapseln  und 
12  ]\Iedaillen  des  16. — 18.  Jh. 
Vortragekreu7.e  Sübemes  Vo r tr agckr e u z ,    52   cm    hoch.     Das    Kreuz    allein    4i  cm    hoch   mit 

massivem  Kruzifixus,  auf  den  kleeblattförmigen  Endstücken  Medaillons  mit  den  vier 
Evangelistensymbolen,  am  Fuss  gravierter  achtseitiger  Knauf  mit  farbigen  Gläsern  an 
Stelle  der  Pasten.    Vornehme  und  wirkungsvolle  Arbeit  vom   Ende  des  iS.Jh. 

Kupfernes  Vortragekreuz,  55  cm  hoch,  vom  Ende  des  i5.Jh.,  auf  den  Kreuzes- 
enden in  Vierpässen  die  Evangelistensymbole,  neuer  Kruzifixus. 
.MoD.<;traiiz  Zierliche  silberne  vergoldete  Monstranz,  67  cm  hoch,  um  i4oo,  von  feinen  und 

luftigen  Formen.    Der  Fuss  aus  der  sechsseitigen  Rose  konstruiert,  zur  Seite  des  Glas- 
cylinders  ein  doppeltes  Strebesystem  mit  je  einer  silbernen  Heiligenfigur,  in  dem  zwei- 
stöckigen fein  abgestuften  Aufsatz  ein  Madonnenbild. 
Kelche  Kclch,  vou  Vergoldetem  Silber,    23,8  cm  hoch,  vom   J.  i523,   auf  sechsseitiger 

Rose,  die  am  Rande  ä  jour  durchbrochen  und  mit  Ranken  werk  durchflochten  ist. 
In  den  Zwickeln  verschnittene  spätgothische  Krabben,  auf  dem  Fuss  die  Inschrift: 
arnoldus  zwollexsis  coratus  (so)  ANNO  DOMINI  Mcccccxxiii.  Auf  dreien  der  Blätter 
graviert  die  Gestalten  der  hh.  Petrus,  Paulus  und  Suitbertus,  auf  den  drei  übrigen  in 
massiven  Figuren  aufgelötet  die  Gruppe  der  h.  Anna  selbdritt,  des  h.  Georg  und  eines 
weiteren  Heiligen,  über  ihnen  ein  freigearbeitetes  spätgothisches  Rankenornament.  Der 
Aufsatz  ist  mit  reizvoller  Burgenarchitektur  verziert;  der  durchbrochene  sechsseitige 
Knauf  trägt  in  Emailpasten  den  Namen :   jhesus. 

Gothischer  Kelch,  18  cm  hoch,  Ende  des  i5.Jh.,  auf  achtseitigem  Sternfuss  mit 
der  Inschrift:   orate  pro  wilhelmo  de  uchem  decano  quondam  huius  ecclesie. 

Barocker  Kelch,  24,6  cm  hoch,  getrieben,  mit  der  Inschrift:  memento  caspari 
hanxler  burgravii  castri  caesaris  insulae  a.  i647. 
Glocken  Die    Glockcn   von   i7o5    mit   den    Inschriften:    i.    mane   meridie    et   vesperi 

annuxtiabo  l.\udem  tuam   domine.    campana   haec  anno  mdccv  fusa  et  bene- 

DICTA    in    honorem    B.    MARIAE  V.    ET    SWIBERTI    EPISCOPI. 

2.  CAMPANA   HAEC    FUSA    ANNO    MDCCV    BENEDICTA    EST   IN    HONOREM    S.   WILLEICI 
CONFESSORIS. 

3.  CAMPANA     HAEC     FUSA     ANNO     MDCCV     BENEDICTA     IN     HONOREM      GERTRUDIS 
VIRGINIS. 

Stiftsgebaude  Die  älteren  STIFTSGEBÄUD  E  waren  vor  !285  zum  grössten  Teil  zu  Grunde 

gegangen    (domus    et   sepes    canonicorum    secata   et   destructa:    Lacomblf;t,   U  B.    II, 

i38 


KAISERSWERTH 


I39 


Alte 
P  fn  rr  k  i  r  ch  I 


Insclirifl 


S.  Georgs- 
kirche 


Nr.  8i5),   die    damals   neugebauten    bei    dem    Brande   im   J.  i7o2    (s.  u.).     Das   Abtei-Stiftsgebäude 
gebäude  an  der  Nordseitc  der  Kirche  wurde  i7o4  neu  aufgeführt,  der  an  die  Kirche 
anstossende  Teil  J  erst  bei  der  letzten  Restauration  abgebrochen. 

Vor  der  Stadt  befand  sich  auf  dem  Kreuzberge  die  alte  PFARRKIRCHE 
von  Kaiserswerth,  im  12.JI1.  gegründet  von  Rabrat  presbiter  (Eintragung  im  Nekro- 
logium  XIII.  Kai.  Maii:  Lacomblets  Archiv  III,  S.  122),  1236  zur  Pfarrkirche  erhoben 
(Lacomblet,  U  B.  II,  Nr.  1 17).    Bei  der  Belagerung  vom  J.  i689  gänzlich  eingeäscliert. 

Im  J.  i695  wurde  der  Pfarrbezirk  in  der  Weise  geteilt,  dass  die  Dorfschaften 
Einbrungen  und  Lohausen  der  Pfarrkirche  von  Kalkum,  die  zu  Rath  der  Seelsorge 
des  Rektors  des  dortigen  Nonnenklosters  überwiesen  wurden  (Düsseldorf,  Staatsarchiv, 
Reg.  Kaiserswerth  544). 

An  der  Südseite  fand  sich  die  Inschrift  (Terwelp  in  den  B.  J.  LXXII,  S.  1  3o 
nach   der  Rheinbrohler  Hs.):   anno  dominicae  incarnationis  1200   albero  laicus 

COMPARAVIT  A  CONRADO  LEYEN  ET  FILIO  EIUS  HENRICO  IN  VURKELE  VINEAM,  QUAE 
DICITÜR  LIUCENSDALE  lUXTA  FONTEM,  QUAE  SOLVIT  ANNUATIM  AMAIM  VINI  ET  CuN- 
TULIT  EAM  SANCTAE  WALBURGI  PRO  REMEDIO  ANIMAE  SUAE  ET  UXORIS  SUAE  HILDE- 
GUNDIS   ET   PARENTUM   SUORUM   AD  NOCTURNUM   LUMEN  PRAESENTIS  ECCLESIAE.    AMEN. 

In  der  Unterstadt  von  Kaiserswerth  befand  sich  ausserdem  die  S.  GEORGS- 
KIRCHE, ein  romanischer  Bau,  io78  (oder  1088)  gegründet  von  dem  ii4o  ver- 
storbenen Folradus  presbyter  (der  Name  auch  im  Nekrologium:  Lacomblets  Archiv 
III,  S.  120). 

Ausführliche  Nachricht  hierüber  giebt  die  REDiNGHOVENsche  Hs.  A.  24  des  Beschreibung 
Staatsarchivs  zu  Düsseldorf  Bl.  355":  Extra  oppidum  et  insulam  Caesaris  situm  est 
templum  valde  pulchrum  arte  et  antiquitatis  forma  visendum,  quod  dicitur  S.  Georgii, 
estque  insulae  Caesareae  ad  orientem  situm.  Huius  templi  forma. tota  desumpta  est 
ex  aliquo  terrae  sanctae  templo  et  inclusum  est  quadrangulari  coemiterio  ac  muro, 
ita  tamen,  ut  murus  iste  ambiens  ad  occasum  duas  turres  templi  intra  se  compre- 
hendat,  iuxta  publicam  viam  etiam  illa  parte  ambiri  non  possit. 

Die  bei  Redinghoven  beigegebene  Federzeichnung  derWestfa9ade  zeigt  zwischen 
zwei  fünfstöckigen  Türmen  einen  Giebel  mit  Kleeblattbogenfenster,  einfaches  rund- 
bogiges  Portal,  darüber  ein  Bild  des  Salvators,  zur  Seite  zwei  ikonographisch  wichtige 
Reliefs  in  etwa  lebensgrossen  Figuren,  links  zwei  Figuren,  die  sich  bei  der  Hand  er- 
greifen, mit  der  Unterschrift:  misericordia  et  veritas  obviaverunt  sibi,  rechts 
zwei  Figuren,  die  sich  küssen,  mit  der  Unterschrift:  justitia  et  pax  osculatae 
SUNT  (aus  Ps.  84).  Darunter  die  Inschrift:  has  sibi  virtutes  semper  discat  quis- 
que  recolendas.    An  der  Südseite  ebenso  ein  Bild  des  Salvators  mit  der  Umschrift: 

FIAT    lux!    LUCTS    ORIGO    NOVAE    TENEBROSO    FULGET    IX    ORBE. 

Die  REDiNGHOVENsche  sowie  die  Rheinbrohler  Hs.  geben  ausserdem  die  inter- 
essanten langen  Weihinschriften  der  Kirche  vom  J.  lo78  und  zweier  Altäre  vom 
J.  1102  (abgedruckt  B.  J.  LXXII,  S.  I29). 

KAPUZINERKLOSTER. 

In  der  Landesbibliothek  zu  Düsseldorf:  Liber  actorum  Capucino  —  In- 
sulanorum,  von  i656 — 1686,  fortgesetzt  bis  i835  (G.  10). 

Das  Kloster  wurde  i649  gestiftet  (Urk.  in  der  Düss.  Zs.  III,  S.  21.  —  Ann.  h. 
V.  N.  XXVIII,  S.  277,  279),  die  Kirche  i672  erbaut,  nach  i7o2  restauriert.  Ein- 
schiffiger schmuckloser  Bau,  an  jeder  Langseite  mit  vier  grossen  Fenstern,  über- 
spannt mit  einem  Tonnengewölbe.  Die  Kirche  steht  leer;  im  Kloster  ist  das  Bürger- 
meisteramt eingerichtet. 


Fagade 


Inschriften 


K.Tpuziner 
klos  ter 


i39 


l4o  KREIS    DÜSSELDORF 

Burg  BURG.     Lacomblets  Archiv  III,  S.  3.     Weitere  Litteratur  oben  S.  128. 

Geschichte  Kaiserswcrth,    als   unmittelbares  geistliches  Eigentum  unter  der  Verwaltung  der 

Pfalzgrafen,  bcsass  schon  im  9.  und  10.  Jh.  sein  festes  Haus,  das  wahrscheinlich  durch 
Heinrich  III.,  den  mutmasslichen  Erbauer  der  Abteikirche,  der  öfters  hier  weilte,  ver- 
grössert  ward.  Hier  fand  1062  die  denkwürdige  Entführung  des  jungen  Heinrich  IV. 
statt.  Im  J.  iioi  wird  zum  ersten  Male  ausdrücklich  der  Königshof  genannt  (Martene, 
Amplissima  collectio  I,  p.  586:  curtis  nostra). 
Neubau  von  11S4  Eine    ucuc  Burg  wurde   durch  Friedrich  I.    hier  errichtet.     Im  J.  11 74  hatte  er 

den  Zoll  von  Thiel  nach  Kaiserswcrth  verlegt  (Boxdam,  Charterboek  II,  p.  220),  um 
für  den  Neubau  die  nötigen  Mittel  zu  erhalten.  Nach  zehn  Jahren,  11 84,  war  der 
Bau  vollendet,  wie  zwei  prunkende  Inschriften  verkündeten  (s.  u.),  die  eine  auf  der 
Rheinseite  in  vergoldeten  Buchstaben,  die  andere  am  Eintritt  zum  Burghofe.  Die 
Burg  sollte  einen  Stützpunkt  der  königlichen  Gewalt  am  Niederrhein  darstellen, 
doch  bildet  sie  bald  für  das  bedrohte  Erzstift  Köln  einen  Stein  des  Anstosses.  Im 
y.  ii9o  schon  hatte  Erzbischof  Philipp  von  Heinsberg  sich  die  Zollfreiheit  für  die  Stätte 
des  Erzbistums  ausbedungen  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  524,  Bestätigungen  Nr.  539,  562, 

II,  Nr.  i7,  4o,  48,  49,  5o). 

Belagerungen  Im  J.  I2i5  wurdc  die  Burg  zum  ersten  Male  durch  Graf  Adolph  von  Berg  be- 

lagert und  erobert  (Lacomblet,  U  B.  II.  Nr.  5o.  —  Annal.  Col.  max. :  Mon.  Genn. 
SS.  XVII,  p.  827),  indem  ein  Aussenturm  untergraben  wurde.  Hierdurch  gewarnt,  Hess 
bei  der  nächsten  Belagerung  im  [.  )243  der  Burggraf  Gernandus  den  Turm  der  Stifts- 
kirche niederlegen,  um  von  der  Burg  aus  den  ganzen  Umkreis  frei  zu  beherrschen. 
König  Wilhelm  konnte  sie  erst  nach  fast  einjähriger  Belagerung  einnehmen.  Das 
Schloss  scheint  durch  Gernandus  verstärkt  worden  zu  sein  —  früher  nur  als  domus, 
wird   es  jetzt   regelmässig   als   castrum   angeführt.     Eine   angebliche  Zerstörung  durch 

Verpfändungen  Rudolph  vou  Habsburg  ist  nur  in  später  Quelle  bezeugt  (Cronica  comitum:  Seibertz, 
Quellen  II,  S.  21 3).  Es  bildet  in  den  folgenden  Jahren  ein  stetes  Pfandobjekt.  Im 
J.  1293  wird  es  durch  König  Adolph  an  Köln  verpfändet  (Lacomblet,  U  B.  II,  Nr.  937), 
schon  1298  muss  es  dem  Ludwicus  vicedomnus  de  Sunnenberch  (Lodowicus  miles 
dictus  Perdous)  entrissen  werden,  der  es  widerrechtlich  besetzt  hält  (Lacomblet, 
ÜB.  II,  Nr.  998,  1008),  im  J.  i336  wird  es  durch  Ludwig  den  Bayer  an  den  Grafen 
Wilhelm  von  Jülich  für  39 000  Gulden  verpfändet  (Lacomblet  III,  S.  348,  Anm.  2), 
der  es  i368  wieder  seinerseits  mit  dem  Zolle,  der  Vogtei  und  dem  Bauhofe  an  den 
Pfalzgrafen  Ruprecht  den  Jüngeren  für  57  593V2  Goldgulden  verpfändet  (Lacomblet 

III,  Nr.  684),  dieser  i399  an  den  Grafen  Adolph  von  Kleve  für  dieselbe  Summe 
(Lacomblet  III,  Nr.  io65.  1066;  IV,  Nr.  22).  Im  J.  i424  kommt  Stadt  und  Burg  mit 
dem  Zolle  durch  Kauf  von  Gerhard  von  Kleve,  Grafen  von  der  Mark,  für  100  000 
Gulden  wieder  an  Köln  (Lacomblet  IV,  Nr.  160.  Vgl.  200,  239,  275,  279,  3o5),  der 
Streit  über  Kaiserswcrth  zwischen  Kleve  und  Köln  wird  erst  i464  beendet  (Lacom- 
blet IV,  Nr.  328).  Vgl.  J.  Hansen,  Westfalen  und  Rheinland  im  i5.Jh.  I.  S.  9*,  42*, 
l35*.  —  Deutsche  Städtechroniken  XX,  S.  3i.  Die  Kölner  Erzbischöfe  blieben  seit- 
dem im  festen  Besitz.  Erzbischof  Salentin  baute  es  glänzend  neu  aus  (castrum  Kaisers- 
wcrth ....  novis  structuris  ex  fundamento  splendide  ornavit  et  auxit:  Christ.  Voigt 
ab  Elspe,  Delin.  Westphal.  bei  Seibertz,  Quellen  III,  S.  i7i). 

Zerstörung  Burg  uud  Stadt   hatten   schon   schwer  zu  leiden  gehabt  bei  den  Belagerungen 

und  Beschiessungen  der  J.  1688  und  i689  (H.  Ritter,  Zur  Geschichte  von  Düsseldorf 
S.  22).  Im  J.  i7o2  waren  die  Franzosen  aufs  neue  die  Herren  der  Stadt  und  wurden 
durch  die  Kaiserlichen  Hülfsvölker  eingeschlossen.     Das  Bombardement  warf  die  Stadt 

l4o 


1702 


KATSFRSWFRTH 


l4l 


nieder,  am  i5.  [uni  kapitulierte  die  Besatzung  (Ritter  a.  a.  O.  S.  3o.  —  Heimatskundc 
1880,  S.  120.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXXI,  S.  i5).  Das  Protokollbuch  der  Stadt  von  1668 
enthält  die  folgende  Eintragung  darüber: 

Anno  i7o2  autf  Ostertag  ist  von  den  kayserlich  hollandisch  und  sambtliche 
alliierten  truppen  diesse  vestung  Kayserswerth.  welche  von  denen  Franzosen  besetzt 
gewessen,  dergestalt  belagert  und  bombardiert,  dass  sogar  kein  eintzig  hauss,  wegen 
das  continuirliche  unauslöschliche  brennern  oder  bommen  werffen  verschont  worden, 
sondern  disse  gantze  Stadt  und  kirchen  dergestalt  totaliter  ruinirt  und  verdorben,  dass 
bey  menschen  gedenck  solche  schwehre  und  neun  wochen  dawernde  belagerung  nit 
vorofefallen.  alsso  dass  billige  ursach  haben  kindskinder  solchen  äusserlichen  schaden 
zu  betrawern  und  zu  beklagen.  —  Demnächst  ist  nach  eroberung  diesser  Stadt  gleicli 
angefangen  die  pforten,  mauern,  bollwerke,  bastionen  und  contrescarpen  gesprengt, 
über  ein  hauffen  geworflen  und  eingeworffen.  Im  selbigen  jähr  auff"  St.  Laurentius- 
abendt  (9.  Aug.)  ist    hiessiger  schlossthurn,  welcher  gleichfalls  ein    Wunderwerk  wegen 


Burg 


■;  /V^.v-ij 


\r^ 


yut^cry 


"^'«to  . 


Fig.  62.     Kaiserswerth.     Ostansicht  der  Burg. 


stärke  und   schönheith   gewessen,   von  denen  alliirten   minirer  untergraben  und  durch 
den  gewalt  und  force  des  pulvers  gäntzlich  in  die  luft  gesprungen  worden. 

Die  Burg  wurde  gesprengt,  die  Aussenmauer  nach  dem  Rhein  zu  blieb  erhalten, 
nur  die  Innenmauer  wurde  gänzlich  abgetragen,  der  grosse  Turm  wurde  vollständig 
zerstört.  Die  Festung  wurde  nach  i7o2  geschleift,  die  letzten  Gräben  am  Schloss  erst 
i848  beseitigt.  Stadt  und  Burg  wurden  i7i4  dem  Kölner  Erzstift  wieder  übergeben, 
erst  1 7  7  2   wurden  sie  von  dem  Kurfürsten  Karl  Theodor  eingelöst. 

Der  von  der  Pfalz  Friedrichs  I.  erhaltene  rechteckige  Teil  ist  5o,4o  m  lang  und  Beschreibung 
I  7,3o  m  tief.  Abweichend  von  den  mittelrheinischen  hohenstaufischen  Residenzen  zu 
Gelnhausen,  Münzenberg,  Wimpfen  am  Berge  <>der  Seligenstadt  ist  die  Burg  von 
Kaisersw^erth  zunächst  als  Wehrbau  gedacht  und  durch  die  Stärke  der  Mauern  wie 
die  eigentümliche  Technik  gleich  interessant.  Die  Anlage  teilt  sie  mit  der  der  gleichen 
Zeit  entstammenden  Niederburg  zu  Rüdesheim  (Krieg  v.  Hochfeld en,  Geschichte 
der  Militärarchitektur  S.  3i2.  —  Otte,  Geschichte  der  romanischen  Baukunst  S.  262}. 

Die  nördliche  Aussenmauer  ist  unten  3,25,  oben  2,10  m  stark,  die  südliche 
oben  2,5o  m,  während  die  westliche  Aussenmauer  im  Erdgeschoss  die  kolossale  Dicke 
von  5,80  m  besitzt. 


i4i 


l42 


KREIS   DUSSELDORF 


B 11  r  c; 
Materi:il 


Das  IMauerwerk  besteht  in  der  Hauptsache  aus  mächtigen  länglichen  Basalt- 
stücken, sieben-  oder  neunseitigen  Pfeilern,  die  aufeinander  geschichtet  ihre  Schmal- 
seiten trotzig  wie  Bossen  nach  Aussen  kehren.  An  der  Westseite  nach  Aussen  zuerst 
vier  Reihen  grösster  Basaltblöcke,  jede  Schicht  4o  cm  hoch,  sodann  sechs  3o  cm 
hohe  Reihen  von  gut  in  den  Fugen  verpassten  genau  rechtwinkligen  Hausteinen  von 
Drachenfelser  Trachyt  (vgl.  die  Inschrift  u.),  die  obere  etwas  eingerückt,  darnach 
wieder  32  Schichten  von  Basaltblöcken  in  grauer  mit  grobem  Rheinkies  vermischter 
Älörtelbettung.  An  den  Ecken  starke  Quaderverklammerung.  Zehn  längliche  Streifen 
dieser  Quadern  unregelmässig  abgegrenzt,  aber  in  genau  horizontaler  Lagerung, 
durchschneiden  den  Mantel.  Am  Boden  findet  sich,  20, 5o  m  von  der  Nordwestecke 
aus,  ein  aus  neun  grossen  Trachytblöcken  zusammengesetzter  Bogen  (für  einen  Kanal 
oder  Gang,  der  unter  den  Sälen  des  Erdgeschosses  hinführte),  16,20  m  von  der 
Nordwestecke  aus  eine  grosse  eingesprengte  Lücke,  unter  der  ein  paar  grosse  Basalt- 
blöcke aus  der  Mauer  vorspringen,  die  einen  Balkon  trugen;  der  in  den  Gewänden 
mit  Hausteinen  verkleidete  Durchgang  in  der  Mauer  i  ,4o  m  breit.     In  der  Entfernung 


Fig.  63.     Kaiserswerth.     Grundriss  der  Burg. 


Inneres 


Saal  A 


Si>al  B 


von  i2,5om  von  der  Südwestecke  findet  sich  ein  grösseres,  oben  mit  ausladendem 
Rundbogen  geschlossenes  Fenster. 

Das  Innere  (Ansicht  Fig.  62,  Grundriss  Fig.  63)  enthält  nebeneinander  nach 
Westen  vier  grosse  Räume,  von  denen  die  ersten  drei  mit  Balkendecken  überdachte 
Säle  enthielten.  Das  Mauerwerk  zeigt  auch  nach  innen  die  Stirnen  der  Basaltblöcke, 
nur  die  Thüren  sind  von  Hausteinen  eingefasst.  Der  erste  Saal  A,  11, 7o  m  lang 
und  7,60  m  breit,  enthält  bei  a  eine  i,65  m  breite  Thür,  deren  Sturz  fehlt.  Dagegen  ist 
das  Portal  zu  dem  bei  b  sich  öffnenden  1,10  m  breiten,  4,25  m  langen  Gang  erhalten, 
es  zeigt  einen  horizontalen  Sturz  und  darüber  einen  Entlastungsbogen  aus  Backsteinen, 
die  im  ganzen  Bau  eine  auffallend  grosse  tafelförmige  Gestalt  haben.  An  der  Nordseite 
befand  sich  der  romanische  Kamin,  2,80  m  breit,  von  dem  nur  die  den  Bogen  tragen- 
den einfach  profilierten  Kragsteine  erhalten  sind.  Der  über  A  gelegene  Saal  enthält 
nach  Norden  zwei,  nach  Osten  drei  Fenster,  nach  Innen  mit  rundbogigen  Blenden, 
die  Bögen  aus  Backsteinen. 

Der  7,3o  m  lange,  7, 20  m  breite  Saal  B  enthält  nach  Westen  zwei  Fenster, 
i,5o  m  hoch,  4o  cm  breit,  die  Fensternischen  sich  innen  zur  Breite  von  2,80  m  er- 
weiternd.     Die    Kanten   aus   Hausteinen,   die   Bögen    aus    Backsteinen.      Bei   c   eine 


l42 


KAISERSWERTH 


I43 


1,55  m  breite  Thür  in  i,95  m  breiten  Bogen,  aus  Backstein  aufgemauert,  mit  ehemals 
horizontalem  Sturz. 

Der  Saal  C,  der  dritte  und  grösstc  von  allen,  l2,7o  m  lang,  zeigt  nach  Westen 
drei  jener  grossen  und  tiefen  Blenden,  von  einem  Bogen  aus  Backsteinen  in  zwei 
Reihen  überwölbt.  Die  drei  Bögen  haben  verschiedene  Höhe  und  steigen  nach 
Süden  zu  an,  über  ihnen  in  der  Mauerstärke  die  zu  den  oberen  Gemächern  führende 
Treppe.  Die  Decke  befand  sich  5, 20  m  über  dem  Boden.  Die  mit  Backsteinen  aus- 
gekleideten 18  Löcher  für  die  riesigen  Tragbalken  erhalten.  Der  darüber  liegende 
Saal  war  mit  gedrückten  Backsteingewölben  überdeckt. 

Die  Bestimmung  des  letzten  Saales  D  ist  nicht  mehr  völlig  erkenntlich  (Küche 
oder  Treppenhaus).  Nach  Westen  in  der  Mauer  zwei  2, So  m  tiefe  Blenden,  über 
denen  sich  wieder  ein  dritter  grösserer  Bogen  mit  einer  Spannung  von  6,3o  m  wölbt. 
Das  Erdgeschoss  wird  cjuer  durch  einen  i,9o  m  breiten  Gang  durchschnitten.  In  der 
Mitte  erhebt  sich  ein  3, 80  ni  hoher  Trej^pentunn  d,  der  sich  noch  über  die  Decke  des 
oberen     Saales     fort-  ,,.  .. 


^^'l^-"., 


Fig.  64.      K.Tiserswenh.     Die  Burg  vom  Rheine  nus. 


setzte.  Eine  zweite 
Wendeltreppe  führte 
bei  E  in  die  oberen 
Räume.  Die  Säle  des 
Obergeschosses  ent- 
halten hach  Westen 
sechs  i,9o  m  hohe, 
4o  cm  breite  mit 
Haustein  eingefasste 
schmale  Fenster. 

Im  Schlosshofe 
sind  die  interessanten, 
auf  den  Bau  bezügli- 
chen Inschrift - 
tafeln  aufgestellt.  Zu- 
nächst in  der  Mitte 
auf  besonderem  Auf- 
satz die  nach  der  Zerstörung  i7o3  nach  Düsseldorf  ins  Schloss  gebrachte,  nach  dessen 
Zerstörung  i794  im  Hofe  des  dermaligen  Münzlokales  aufgestellte,  erst  seit  i849  wieder 
nach  Kaiserswerth  überführte  Inschrift  von  der  Rheinseite  (in  hypocausto  maiori  retro 
fornacem:  B.  J.  LXXII,  S.  i3o)  in  9  cm  hohen,  sorgsam  gerundeten  Kapitalen  auf 
einer  2,65  m  langen,  5o  cm  hohen  Steinplatte: 

ANNO    AB    INCARNATIONE    DOMINI    NOSTRI 

JESU    CHRISTI    MCLXXXIIII. 

HOC    DECUS    IMPERII    CESAR    FRIDERICUS    ADAUXIT. 

JUSTICIAM    STABILIRE   VOLENS    ET   UT    UNDIQUE   PAX    SIT. 

In   der   mittelsten   Fensternische   des   Saales  C   eingemauert   die   Inschrift   (nur 
ein  1,1 5  x  o,38  m  langes  Stück  erhalten): 

[Alcmari  de]  monte  rui  de  rufe  DR[aconis] 
[Ostia  pan]DO  bonis  nautis  simul  AT[que  colonis]. 

Die  Inschrift,  die  Auskunft  über  das  gebrauchte  Material  (Trachyt  vom  Drachen- 
fels) giebt,  befand  sich  ad  partem  Rheni  in  turri  Clivensi  exterius. 


Burg 


S.-inl  C 


Saal  D 


Inschriften 


i43 


144 


KRFTS    DT'^SKT.nORF 


Komanische 
Häuser 


Die  dritte  ehemals  über  dem  rortal  zum  Inneren  (extra  illud  hypocaustum  supra 
ianuam  istius  introitus)  befindliche  Inschrift  (ein  i  ,4o  x  o.46  m  grosses  Stück  erhalten)  lautet : 
AR  ANNO   no.MiNlCE  INCARN  [atiimis  MCLXXXIIII] 

lUSTIClE  CULTOR  MALEFAC  [ti   pnnidus  ultor] 
CESAR  ADORXANDAM    KREDER  [icus  condidit  aulam]. 
Vgl.  über  die  Inschriften  Baudris  Organ  für  christl.  Kunst  I,  S.  i9.  —  Lacomblets 
Archiv  III,  S.  8.  —  Terwei.p  in  den  B.  J.  LXXII,  S.  i3o.  Alte  Kopien  vor  allem  in  dem 
Codex  des  Pfarrarchives  zu  Rheinbrohl  und  in  den  REDixr.HcnEXSchen  Hsn.  zu  München 
und  Düsseldorf.   Unvollständig  bei  Hi'tpsch,  Epigrammatographia,  Köln  iSoi,  II,  p.  i4, 
16;   darnach   bei  Kraus.    Die  christl.   Inschriften  der  Rheinlande  II,  S.  289,  Nr.  628. 
Unter   den    den    Kirchplatz    umgebenden  Baulichkeiten  findet    sich    noch   eines 
der  alten   KANONIKERHÄUSER  vor,   in   den   Formen   des    spätesten    romani- 
schen Stiles   um    die  Mitte   des   i3.  Jh.    (wahrscheinlich    gleichzeitig   mit   dem   Ostteil 

der    Kirche)    errichtet 
(Fig.  65),  das  jetzt  als 

,Männerpflegehaus' 
dient  und  zum  ka- 
tholischen Kranken- 
haus gehört.  Es  ist  ein 
zweistöckiger  Bau  aus 
TufiF,  der  (später  auf- 
gesetzte) Westgiebel 
abgetreppt,  mit  breitem 
romanischen  Gesims 
unter  dem  Dach.  Der 
interessante  Ostgiebel 
ist   durch    die  Sorgfalt 


^^i^Atb. 


Tat^r^ 


des      Herrn 


Dauzenberg 


Fig.  65.     Kaisers werth.     Romanisches  Haus. 


Pfarrers 
konser- 
viert ;  der  früher  an 
der  Nordseite  befind- 
liche Kamin  konnte 
leider  nicht  erhalten 
bleiben  (zwei  ver- 
mauerte Rundbögen  von  ihm  sichtbar).  Der  Ostgiebel  enthält  zu  oberst  ein  roma- 
nisches von  einem  Rundsiab  eingefasstes  Doppelfenster,  darunter  zwei  rechteckige,  mit 
alten  Entlastungsbögen  überspannte  Fenster,  im  zweiten  Stockwerk  eine  rundbogige 
Blende,  in  die  ein  Doppelfenster  eingebrochen  war,  im  Erdgeschoss  ein  im  Kleeblatt- 
bogen geschlossenes  Doppelfenster  mit  zweimal  abgetreppten  Gewänden  (vgl.  die  Details 
auf  Fig.  65.  Alle  drei  Fenster  schon  früh  mit  Tuff  vermauert).  An  der  Südseite 
oben  und  unten  je  drei  grosse  neue  Fenster,  ausserdem  im  Erdgeschoss  ein  altes  (ver- 
mauertes) im  Kleeblattbogen  geschlossenes  Fenster. 

Im  Osten  des  Kirchplatzes  Hegt  ein  zweites,  jetzt  auch  zum  katholischen  Kranken- 
hause gehöriges  ROMANISCHES  HAUS,  aus  Tuff,  mit  Tuffgiebel  nach  Westen 
und  zwei  grossen  Entlastungsbögen. 

Die  meisten  übrigen  Gebäude  der  Stadt  wurden  erst  nach  dem  grossen  B(j>m- 
bardement  vom  J.  l7o2  errichtet.  An  dem  länglich  gestreckten  Markt  eine  Reihe 
schmaler  Häuser  mit  geschweiften  Giebeln. 


i44 


KALKTJM  l45 

Der   einzige   erhaltene  Renaissancebau  von  Interesse   ist   das   am  Ausgang  der      Zollhaus 
Marktstrasse  nach  dem  Rheine  erhaltene  ZOLLHAUS  vom  J.  i635,  ein  holier  drei- 
stöckiger Backsteinbau  mit  zwei  geschweiften  Giebehi,  zwei  Satteldächern  und  kleinem 
achtseitigen  geschieferten  Türmchen.  An  der  Südostecke  befand  sich  auf  einer  Konsole 
ehemals  eine  Statuette. 

HAUS  LOHAUSEN.    Das  alte  Stammhaus  der  Familie  Lohausen  (vgl.  unten         h.tus 
unter  Kalkum)  wurde  i8o4  abgerissen    und    an  seiner  Stelle  i8o5   ein   einfacher  zwei-     ''°*''>"'«n 
sti'ickiger  Neubau  errichtet.     Das  in  dem  ausgedehnten  Park  gelegene  Herrschaftshaus 
ist  von  dem  Besitzer,  Herrn  Th.  Lantz,  mit  solider  Pracht  ausgestattet. 

In  den  Räumen  des  Erdgeschosses  holländische  und  deutsche  Schränke  des 
i7.  Jli.,  eine  Gläsersammlung  mit  guten  Stücken  des  i7.  und  iS.  Jh.,  silberne  Schale 
mit  zwei  Messpollen  vom  J.  i639,  Taufschüssel  mit  Kanne  von  i752,  silbergetriebene 
Suppenterrine  mit  tlcn  Beschauzeichen  b  m  und  dreiblätteriger  Rose.  Porträt  des 
Generalmajors  Wilhelm  von  Lohausen- Kalkum  vom  |.  i6i9,  Kniestück. 

Bemerkenswert  vor  allem  eine  ausgedehnte  historische  Sammlung  von  Geweihen 
und  Jagdbildern,  darunter  die  Originalzeichnungen  von  Ridtnocr  zu  Thiexemann,  Die 
grossen  Fährten,  Abbildung  der  jagtbaren  Thiere  mit  derselben  angefügten  Fährten  und 
Spuhren,  Augsburg  i74o. 

KALKUM. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Lamberti).    Aldenkirchen  in       K^thoi. 
den   B.  J.  LV,  S.  2i3.    -  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  261.  Pfarrkirche 

Handschriftl.  Qu.  Im  Staatsarchiv  zu  Düsseldorf:  Akten  über  die 
Pfarrkirche,  i7 — 18.  Jh.  und  den  Reparaturbau  von  i762   (Reg.   Kaiserswerth   546). 

Im  Pfarrarchiv:  Lagerbücher  der  Kirche  von  Kalkum  von  i52o  und  i579. 
^  Heberegister  der  Kirche  auf  dem  Kreuzberg  i647  (s.  o.  S.  i39). 

Die    Kirche    wurde    in    der  i.  H.  des  12.  Jh.  erbaut.     Die    Patrone    waren    die      Geschichte 
Herren  von  Kalkum,  seit  i443   die  von  Winkelhausen,  seit  l74o  die  von  Hatzfeld.    In 
den  J.  i762 — 68  ward  die  Kirche  roh  repariert,  das  Mittelschiff  erhöht,  in  die  Seiten- 
schifte  wurden  grosse  Fenster  gebrochen.    Zur  Zeit   durch  Baumeister  Th.  Kremet  in 
Köln  gründlich  restauriert. 

Dreischiffige  romanische  Pfeilerbasilika  von  Tuff,  im  Lichten  18  m  lang,  i4,6o  m  Beschreibung 
breit,  mit  eingebautem  Westturm  und  drei  Apsiden.  Der  Turm  erhebt  sich  noch 
in  zwei  Stockwerken  über  das  Mittelschiff,  er  zeigt  nach  Westen  eine  hohe  Blende 
mit  zwei  (vermauerten)  Rundbogenfenstern,  das  obere  Stockwerk  ist  durch  Rund- 
bogenfries und  Vertikallisenen  belebt,  auf  jeder  Seite  zwei  Doppclfenster,  die  mono- 
lithen Mittelsäulen  mit  zierlichen  Blattkapitälen  und  Eckblattbasen.  Die  Westfa^ade 
zur  Seite  des  Portales,  dem  ein  Windfang  des  18.  Jh.  vortritt,  mit  je  zwei  Blenden 
verziert.  Das  kurze  Mittelschiff  enthält  im  Obergaden  auf  jeder  Seite  zwei  kleine 
Fenster,  jedes  der  Seitenschiflfe  je  fünf  grosse  Rundbogenblenden,  die  kleinen  Apsiden 
drei  Rundbogenblenden  und  ein  Fensterchen  nach  Osten,  die  Fenster  der  Hauptapsis 
vermauert.  Das  Chorhaus  wie  die  Hauptapsis  ist  nur  durch  einfache  vertikale  Lisenen 
gegliedert,  dazu  ist  das  Profil  des  Dachgesimses  einfacher  als  an  den  Nebenapsiden. 

Im  Inneren  ist  das  Mittelschiff  von  einem  Kreuzgewölbe  mit  Schildbögen  über-        inneres 
deck:,   in   den  Ecken   Halbpfeiler,   die   in   ein   Drittel    der   Höhe   mit   einer   Konsole 
abschliessen.     Die  beiden  Arkadenpfeiler  sind  sehr  stark,  fast  quadratisch  im  Grund- 
riss,  ohne  Basen  und  Kapitale,  die  Arkaden  ganz  ungegliedert.    Die  Turmhalle,  durch 

10 

145 


I46 


KRKIS    DÜSSELDORF 


Kathol. 
P  fa  rr  k  ir  ch  e 


Madonna 
Wandgemälde 


ein  Gratgewölbe  überspannt,  öffnet  sich  mit  einem  grossen  Rundbogen  nach  dem 
INIittelschifT.  In  den  Seitenschiffen  auf  beiden  Seiten  Vorlagen,  die  direkt  in  die  die 
Gratgewölbe  trennenden  Gurte  überführt  sind.  In  den  Seitenschiffen  ursprünglich 
nur  zwei  kleine  rundbogige  Fensterchen.  Im  Chorhaus  nach  Süden  und  Norden  je 
ein  (erweitertes)  rundbogiges  Fenster.  Hier  wie  in  der  Apsis  an  den  Ecken  derbe 
Ecksäulchen  mit  runden  Kapitalen  und  Plinthen  als  Basen,  die  nach  Westen  gelegenen 
weggeschlagen  und  durch  die  Mauer  unter  ihnen  schmale  Durchgänge  zu  den  als 
Sakristeien  abgesperrten  Seitenapsiden  gebrochen. 

Madonna,    Holz,    95  cm  hoch,  Anfang  des  16.  Jh.,  dürftig,   weiss   überpinselt. 

Wandgemälde.  An  dem  Triumphbogen  das  jüngste  Gericht,  an  dem  Eck- 
pfeiler  nordwestlich  vom  Chor   die  Visitatio.     Auf  beiden  Seiten   der  Scheidemauern 


Fig.  66.     Kalkum.     Ansicht  der  Kirche. 


die  zwölf  Apostel  in   fast   lebensgrossen  Gestalten,   Figuren  der  i.  H.  des  iS.Jh.,    fast 
nur  in  der  Rötelvorzeichnung  erhalten. 
Epitaphien  Epitaph  dcs  i6o9  verstorbenen  Johann  von  Winckelhausen  in'  schwarzem  und 

weissem  Marmor  mit  der  Figur  des  vor  einem  Kruzifix  knieenden  Kindes  und  der 
Inschrift:  anno  i6o9  den  28.  januarii  ist  der  woledler  johan  von  winckel- 
hausen,   SEINES    alters    4  JHAR    9    MONAT,    IN    DEN    HERNN    ENTSCHLAFFEN. 

Grosser   Renaissancegrabstein  von   Blaustein  mit  den  Wappen   der  Ossen- 
bruch  und  Virmond  und  der  Inschrift:  anno  i6i5  den  29.  aprilis  ist  der  woledler 

GESTRENGER  UND  ERENTVESTER  JOHAN  VON  UND  ZU  O.SSENBROCH,  HER  ZU  BLITTKRS- 
WICH,  AMTMAN  ZU  GREVENBROCH  UND  GLADBACH,  IM  GOT  SELIGH  UND  CHRISTLICH 
ENTSCHLAFEN,    DER   SELEN    GOT    GNEDICH    WIL   SEIN. 

Vor   der   Kirche:   Grabstein   mit   der  Inschrift:   a.  i644  i3.  decembris  obiit 

ADOLPHUS   PFEILSTICKER,  FILIUS  CELLARII    IN  ANGERMUNDT,  AETATIS    NOVEM  MENSIUM. 


I46 


KALKUM 


147 


Glocken,    i.  deo   optimo  maximo,   s.  lamberto  patrono   huius   ecclesiae 

NOBILIS     PAROCHIANI     FIERI     FECERUNT    ANNO    l653.       I.AUDATE     DEUM     IN     CYMBALIS 

bene  SONANTIBUS.    p.  HEMONY   ME   FECIT.     Mit   dem  Wappen    der   Generosa   familia 
a  Winckelhausen. 

2.  DEO  OPTIMO  .^^AXIMO,  S.  JOANNI  BAPTISTAE  BENEFACTORES  HUIUS  ECCLESIAE 
FIERI  FECERUNT  ANNO  l653.    EGO  VOX  CLAMANTIS  IN  CALCHUM,  DIRIGITE  VIAM  DOMINI. 

SCHLOSS.  H.  Ferbkr  in  den  Düss.  Beitr.  VII,  S.  io3.  —  Über  die  Herren 
von  Kalkum:  Jos.  Strange,  Beitr.  zur  Genealogie  und  Geschichte  der  adligen  Ge- 
schlechter XI,  S.  87.  —  E.  V.  Schaumburg,  General  Wilhelm  ^n  Kalkum:  Berg.  Zs. 
III,  S.  I.  —  Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und  Bergischen  Ge- 
schlechter I,  S.  6i;  II,  S.  23,  2  1 5. 

Handschriftl.  Qu.  Das  Fürstlich  von  Hatzfeldtsche  Archiv  zu  Kalkum  ent- 
hält i5  Hauptabteilungen  mit  gegen  looo  Pergamenturkunden  (die  älteste  vom  J.  i34o), 


Kathol. 
P  far  rkir  che 

Glocken 


S  ch lo  SS 


Handschriftl. 
Quellen 

Kalkum 


^ 


Fig.  67.     Kalkum.     Westansicht  des  Schlosses 


y>^  „ : 


nur  24o  vom  J.  i42i  ab  inventarisiert.  I.  Familienarchiv  Hatzfeldt -Weissweiler  von 
i42i  an  (Repertorium  vorhanden).  Dabei  die  Metternichschen  Prozessakten.  II,  III, 
IV.  Urk.  und  Akten  der  Herrschaft  Wildenburg -Schönstein,  Besitzung  Merten  (Re- 
pertorium). V.  Urk.  und  Akten  über  Schloss  Kalkum.  VI.  Urk.  und  Akten  über 
veräusserte  Besitzungen  der  Linie  Weissweiler.  VII.  Schuldenwesen  der  Linien  Weiss- 
weiler, Werther -Schönstein  und  Crottorf.  VIII.  Urk.  und  Akten  über  die  Trachen- 
berger  und  die  fränkischen  Besitzungen.  IX.  Urk.  und  Akten  über  die  fränkischen 
Besitzungen  und  die  Fideikommisskapitalien,  über  die  Grafschaft  Gleichen  und  die 
Kirchspiele  Morsbach  -  Fischbach,  Römershagen,  Zeppenfeld,  Engers,  Linningen.  X. 
Ältere  Personalakten  der  herrschaftlichen  Beamten,  alte  Inventare,  Geschäftsjournale, 
Akten  über  Familienprozesse.  XL  Urk.  und  Akten  über  die  Teilung  des  Fürstlich 
Dietrichsteinschen  Nachlasses,  die  Güter  Leipnik -Weisskirchen  und  sonstige  zur  Erb- 
portion der  Frau  Fürstin  Gabriele  gehörige  Objekte.  XII.  Archiv -Registranden  (Re- 
pertorium).   XIII,  XIV,  XV.  Kriegsarchiv  des  Grafen  Melchior  von  Hatzfeldt  t  i658 

10» 

i47 


i48 


KREIS    DUSSELDORF 


München 


Geschichte 


Schioss  (von  1625  — 1649,  wichtig  für  die  Geschichte  des  dreissigjährigen  Krieges,  gutes  Re- 
pertorium  vorhanden).  Unter  den  Handschriften  besonders  wertvoll:  Stammbuch  des 
Hermann  von  Hatzfeldt -Werther -Schönstein  vom  J.  i599,  bez.:  Eigentliche  und  wahre 
bescreibung,  wie  und  welcher  gestalt  die  von  Hatzfeldt  an  des  heiligen  reichs  freyge 
herschafft  Wildenberg  körnen  .  .  .  i599,  mit  Urk.  vom  J.  i3o7  ab  (Abschrift  im  Geh. 
Staatsarchiv  zu  Breslau). 
Eiberfeid  In  der  Bibliothek  des  Bergischen  Geschichtsvereins  zu  Elberfeld:  Alterthum, 

Alliancen  und  Gerechtsame  derer  Adelichen  Familien  von  Calckum  genandt  Lohausen 
und  Schlickuin  .  .  .  von  Reinhard  Werner  von  Calckum  i736,  Hs.  in  fol.,  mit  Urk. 
von  i2o4  an,  am  Schluss  Familienchronik  von  i4i6  ab  mit  Index.  —  Vgl.  Berg.  Zs. 
III,  S.  2i7.  —  Ann.  h.  V.  N.  XVI,  S.  20. 

In  der  Kgl.  Staatsbibliothek  zu  München:  Ausführliche  Genealogie  der  Herren 
von  Kalkum  in  der  REDiNGHOVENschen  Sammlung,  Cod.  germ.  221 3,  Bd.  LIV,  Bl.  24. 

Kalkum,  in  der  Honschaft  gleichen  Namens  liegend,  schon  zwischen  887  und 
899  zuerst  genannt,  war  der  Sitz  der  Herren  von  Kalkum.  Im  J.  11 76  erscheint 
zuerst  Wilhelm  von  Calecheim  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  453).  In  der  zweiten  Kal- 
kumschen  Fehde  wurde  i4o5   das  Haus  von  den  Kölnern  verbrannt. 

Um  i5oo  finden  wir  das  neuaufgebaute  Haus  im  Besitz  derer  von  Winkelhausen. 
Durch  Heirat  der  Isabella  Johanna  Freiin  von  Winkelhausen  (t  1762)  mit  Edmund 
Graf  von  Hatzfeldt  (f  i757)  kam  es  an  die  Hatzfeldt.  Der  jetzige  Besitzer  ist  der 
Fürst  von  Hatzfeldt,  Herr  der  Standesherrschaft  Wildenburg -Schönstein,  Graf  zu 
Winkelhausen,  Herr  zu  Kalkum  und  Crottorf. 
Beschreibung  Das    Schloss    (Fig.   67)   besteht   aus   vier  rechtwinkelig  aneinanderstossenden 

Flügeln,  von  sehr  breiten  Gräben  umgeben,  die  sich  um  einen  quadratischen  Hof 
legen.  Nur  die  Wirtschaftsgebäude,  die  an  der  Südwestecke  ein  vorgekragtes  sechs- 
seitiges Türmchen  enthalten,  gehören  dem  älteren  Bau  an.  Den  Hauptzugang  bildet 
von  Norden  eine  auf  vier  Bogen  ruhende  Brücke.  Der  nach  Westen  gelegene  drei- 
stöckige Hauptbau,  dem  ein  um  die  Mitte  dieses  Jh.  errichteter  Risalit  vortritt,  gehört 
den  Hatzfeldtschen  Bauten  vom  Anfang  dieses  Jh.  an.  An  den  Ecken  und  neben 
der  Hauptbrücke  dreistöckige  Türme  mit  einfach  geschweiften  Hauben  und  ein- 
stöckigen Türmchen.  Das  Hauptportal  wird  von  Bossenquadern  eingefasst,  zur  Seite 
noch  die  Öffnungen  und  Rollen  für  die  Ketten  der  Zugbrücke,  darüber  das  Winkel- 
hausensche  Wappen  in  Kartouche.  Über  dem  Portal  nach  der  Parkseite  das  ganze 
Hatzfeldt -Weissvveilersche  Wappen.  Der  ganze  Bau  ist  mit  einem  leuchtenden  Rötel- 
anstrich überzogen.  Die  Gesamtanlage  ist  dieselbe  wie  in  Hugenpoet,  Heitorf,  und 
den  Häusern  Graven  und  Nesselrode  im  Kreise  Solingen. 
Aussuttung  Die   Ausstattung    des   Inneren    ist   ganz    in  der   steifen   Pracht   der   i.    H.    des 

l9.  Jh.  gehalten,  hervorzuheben  eine  Reihe  Porträts  des  i8.  Jh.  und  einzelne  kleine 
Holländer,  darunter  ein  K.  Molenaer  von  i65o  und  ein  A.  Verbruggen. 


LANDS  BERG. 


Germanische 
Anla  gen 


GERMANISCHE  ANLAGEN.  A.  Fahne,  Die  Landwehr  am  Niederrhein: 
Berg.  Zs.  IV,  S.  i,  26.  • —  Ders.,  Schloss  Landsberg  und  die  römische  Landwehr:  Berg. 
Zs.  X,  S.  I  16.  —  Ders.,  Die  Landwehr  von  Velbert  bis  Schloss  Landsberg:  Berg.  Zs. 
XIV,  S.  i37.  Die  Fortsetzung  der  durch  den  Kreis  Essen  sich  hinziehenden  Land- 
wehr  (Kunstdenkmäler  d.  Kr.  Essen   S.  63.   —   Schneider,  Lokaluntersuchungen  im 


i48 


LANDSBERG 


i49 


Kreise  Essen  S.  i)  wendet  sich  von  Landsberg  längs  der  Hölien  des  linken  Ruhrufers 
nach  Süden,  am  linken  Ufer  des  Baches  Rosdelle.  Nach  Fahne  war  Landsberg  sclion 
unter  den  Römern  ein  militärisch  wichtiger  Punkt;  Spuren  nicht  nachweisbar.  Etwa 
looo  Schritt  vor  dem  Eingange  zu  der  Erdzunge  auf  dem  Landsberge  neben  dem 
,Howarth'  genannten  Gehöft  lag  nac  h  ilmi  ein  Wartturni. 

SCHLOSS.  J.  Strange,  Beitr.  zur  Genealogie  der  adligen  Geschlechter  IX, 
S.  4.  —  Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen,  Jülichschen  und  Bergischen  Geschlechter  I, 
S.  238,  467  (Berichtigung  II,  S.  23 1);  11,  S.  83.  —  Ferber  in  den  Düss.  Beitr.  VII, 
S.  I  lo.  —  Urk.  zur  Geschichte  des  Geschlechts  in  der  Berg.  Zs.  X,  S.  1 16;  XIII,  S.  i98, 
2  4o.  —  Abbildungen  des  Schlosses  bei  [J.  A.  Engels],  Reise  nach  Werden,  Duisburg 
i8i3,  Titelstich;  farbige  Lithographie  in  der  Dunckerschen  Sammlung  der  Schlösser 
(Rheinprov.  Nr.  5);  Zeichnung  von  G.  A.  Fischer  als  Anhang  zu  Bd.  XXII  der  Berg.  Zs. 


Germanische 
Anlagen 


Schlo  SS 
I-itterntiir 


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Fig.  68.     Landsberg.     Ansicht  des  Schlosses. 

Das  Schloss  war  Eigentum  der  Herren  von  dem  Berge  und  wird  I294  zuerst  Geschichte 
genannt  (Berg.  Zs.  XIII,  S.  228),  im  J.  i3o3  erscheint  zum  erstenmale  der  Name  des 
Geschlechtes  (Düsseldorf,  Staatsarchiv,  Urk.  Saarn  6),  das  seinen  Ursprung  von  den 
Ministerialen  und  Burgmannen  zu  Landsberg  herleitet.  Die  Herren  von  Landsberg 
sind  Erbkämmerer  des  Landes  von  dem  Berge  und  führen  zum  Unterschiede  von 
anderen  Geschlechtern  gleichen  Namens  den  roten  silbergegitterten  Querbalken  im 
goldenen  Felde  und  auf  dem  Helme  zwischen  zwei  grünen  Zweigen  einen  springenden 
Fuchs.  Im  J.  i4oi  verpfändet  Jungherzog  Adolf  das  Schloss  an  Reynard  von  Lands- 
beig  (Berg.  Zs.  XIII,  S.  24o).  Das  freiherrliche  Geschlecht  erlosch  im  Anfang  des 
18.  Jh.  mit  Arnold  von  Landsberg  im  Mannesstamm.  Durch  Heirat  der  Erbtochter, 
Anna  Wilhelmine  von  Landsberg,  mit  dem  Freiherrn  Sigismund  von  Bevern  kam  das 
Gut  an  die  Familie  von  Bevern,  1825  verkaufte  es  die  verwitwete  Freifrau  von  Bevern 


i49 


i5o 


KREIS    DUSSELDORF 


Schioss       an   den  Freiherrn  Gerhard    von  Carnap,   von   dem   es  i837   der   Reichsfreiherr  Franz 
Engelbrecht  Alexander  von  Landsberg -Velen  zu  Steinfurt  kaufte.     Der  jetzige  Eigen- 
tümer ist  der  Herr  Reichsfreiherr  Ignaz  von  Landsberg -Velen  zu  Steinfurt. 
Beschreibung  Der   älteste  Teil    des   Schlosses    (Fig.  68)    bildet   der   nach   den   Berghohen   zu 

gelegene  mächtige  noch  aus  dem  i3.jh.   stammende  Bergfried   (Fig.  69.  —  Grundriss 

Fig.  7o),ausKohlensandbruch- 
steinen  aufgeführt,  mit  sehr 
starker  Eckverklammerung,  ge- 
krönt durch  eine  Backstein- 
brüstung auf  vorgekragtem 
Rundbogen fries  mit- Haustein- 
kragsteinen. An  der  dem  Ein- 
gang zugewandten  Ecke  der 
Treppenturm,  unten  viereckig, 
dann  mit  Abfassung  der  Kan- 
ten in  fünf  Seiten  des  Acht- 
ecks übergeführt  und  mit 
einem  eigenen  Pyramiden- 
dach gekrönt.  Der  Bergfried 
selbst  ist  gekrönt  durch  eine 
vierseitige  geschieferte  Pyra- 
mide mit  breiter  Kehle  hinter 
der  Brüstung.  Schmale  Fenster 
mit  Steinkreuzen  in  jedem  der 
vier  Stockwerke,  das  Erdge- 
schoss  mit  altem  Kamin  durch 
grosse  Tonne  eingewölbt.  An 
den  Turm,  der  schräg  zur  Er- 
möglichung der  Flankenbe- 
streichung in  die  Befestigung 
hineingesetzt  ist,  stösst  der 
Thorbau  des  i  7.  Jh.,  zu  unterst 
mit  dem  im  Rundbogen  ge- 
schlossenen grossen  Portal, 
darüber  die  Kapelle  mit  (er- 
neutem) gothischen  Fenster. 
Über  dem  Portal  das  Wappen 
der  Landsberg  und  der  Me- 
schede,  nach  dem  Hofe  zu 
das  Landsbergsche  und  Hatz- 
feldtsche  Wappen  mit  der  Inschrift:  der  Wiedererwerbung  dieses  familiensitzes 
IM  JAHRE  i837  ZUM  GEDÄCHTNISSE  AUFGESTELLT.  Die  übrigen  Gebäude  lehnen  sich 
an  die  Wehrmauer  an,  die  in  langgezogenem  Oval  den  Bergrücken  einschliesst.  Sie 
ist  noch  in  der  Höhe  von  4  m  erhalten  und  besteht  aus  Bruchsteinen,  der  Aufsatz 
mit  Backsteinen  geflickt.  Auf  der  Ostseite  ist  noch  der  mit  Scharten  versehene  Wehr- 
gang in  der  Mauerstärke  erhalten.  An  den  Thorbau  lehnt  sich  an  das  eigentliche 
Herrenhaus,  ein  zweistöckiger  Bau  in  den  Formen  der  spätesten  Renaissance  mit  ge- 
schweiftem  und   durch  Horizontallisenen  gegliedertem  Giebel.     Über  dem   einfachen 


Fig.  69.     Landsberg.     Der  Bergfried. 


i5o 


LINTORF 


iSl 


Renaissanceportal  die  Landsberg -Meschedeschen  Wappen  und  die  Inschrift:  arnoldt 

FRIDERICH  VON  LANSBERCH,  OBRISTER  UND  CHURFURSTLICHER  COLNISCHER  DROST, 
MARGRETA     CATHARINA    VON     MESCHKDE     GEBORNE    VOM     HAUS     ALMEN     ANNO     l665. 

Weiterhin  ein  nach  innen  vorstehendes  fünf  Achsen  langes  zweistöckiges  Gebäude 
mit  dem  gleichen  Allianccwappen  und  der  Inschrift:  Arnold  fredericii  von  lans- 
BERG,  fürstlicher  I'FALS  -  neuburgscher  bestelter  obrisier  leutenant,  marga- 

RETA    CATARINA    VON     MESCHEDE    GEBORNE    VON     HAUS     ALMEN     ANNO    l665.         In     der 

äussersten  Ecke  des  Hofes  nach  der  Ruhr  liin  ein  dicht  mit  Epheu'^und  wildem 
Wein  umwachsenes  dreistöckiges  Türmchen,  aus  ticm  i5.  |h.  stammend,  aber  nach 
ticr  über  der  Thür  befindlichen  Inschrift:  anxo  i639  den  3i.  mertz  im  i7.  jh.  erneut 
und  mit  einer  achtseitigen  geschweiften  Schieferhaube  bekleidet.  Im  Unterstock  ein 
hübsches  kleines  Turmslübchen, 
das  vergitterte  Fenster  mit  Stein- 
kreuz, überdeckt  durch  unregel- 
mässige Halbkuppel.  Eine  sehr 
enge  Treppe  führt  in  der  Mauer- 
stärke herauf  zum  zweiten  Stock, 
der  zugleich  von  der  Wehrmauer 
aus  zugängig  ist.  Das  oberste 
Geschoss  enthält  wieder  ein  klei- 
nes Zimmerchen  mit  einem  un- 
regelmässigcn  Kreuzgewölbe  über 
einem  völligen  Rund.  Zwischen 
den  Eckturm  und  die  Wohn- 
gebäude sind  niedrige  aus  Back- 
steinen aufgeführte  einstöckige 
Schuppen  eingefügt,  die  sich  mit 
sechs  grossen  Bögen  nach  dem 
Hofe  zu  öffnen.  In  der  Mitte  des 
Hofes  der  grosse  Ziehbrunnen 
mit  kleinem,  unten  aus  Bruch- 
stein, darüber  aus  Backstein  auf- 
geführtem Rundturm. 


Sch loss 


Fig.  70.     Landsberg.     Grundriss  des  Bergfriedes. 


LINTORF. 


GERMANISCHE  FUNDE.  Über  germanische  Gräber  bei  Lintorf  vgl. 
Geschichte  der  Stadt  Düsseldorf  S.  4.  —  Düss.  Beitr.  IV,  S.  2.  —  Picks  Ms.  VII, 
S.  i69.  Fränkische  Gefässe  bei  Linnep  zum  Vorschein  gekommen.  Gräberfunde  im 
Histor.  Museum  zu  Düsseldorf  und  in  der  Sammlung  Rautert. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Annae).  Vgl.  [Schmitz],  Ge- 
schieht!. Nachrichten  über  Lintorf,  seine  kathol.  Pfarre  und  Kirche,  Düsseldorf  i878. 

Eine  Kapelle  zu  Lintorf  bestand  schon  im  11.  Jh.,  sie  ward  aber  erst  im  i4.  Jh. 
zur  Pfarrkirche  erhoben  (bei  Kessel,  Urkundenbuch  von  Ratingen  Nr.  2?  im  J.  i362 
ein  plebanus  von  Lyntorp  genannt;  im  über  valoris  aber  als  Pfarre  nicht  aufgezählt: 
Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  261).  Nach  der  Verwüstung  durch  die  Pappenheimer 
im  J.  i632  renoviert.  Die  alte  Kirche,  ein  einschiffiger  romanischer  Bau  mit  niedrigem 
Westturm,  wurde  i877  abgebrochen  und   durch  einen  Neubau  von  A.  Lange  ersetzt. 


Germanische 
Funde 


Kalhol. 
Pfarr  kirch  e 


i5i 


l52 


KREIS    DÜSSELDORF 


Kathol. 
Pfarrkirche 

Glocken 


Haus  Linnep 
Geschichte 


Beschreibung 


Kirche 


Glocken.     Die   älteste   von   i484   mit   der   Inschrift   in   gothischen    Minuskeln: 

ICH    ERE    CODE    IN    MINEM    SCHALLE.     O    MARIA    BIDDE    VOR    UNS    ALLE.     MCCCCLXXXIIII. 

Die  zweite  von  1681  mit  der  Inschrift:  jesus,  maria,  anna.    wilhelmus  fel- 

DANUS    PASTOR    IN  LINDORP    ET    DECANUS    CHRIST.    DÜSSELDORP.     HER    UNT  HER  GÜRGEN 
FEDERICUS    BONIGE   WOHNHAFTIG    ZU   LINTORPE.     JOS.    BOURLET    ME    FECIT   1681. 

Die  dritte  von  i764  mit  der  Inschrift:  aere  fraCto  soLIDas  sCIt  reDDere 
VIRES  VoIgt  (i764),  non  ego  sI  VoCIto  obDVretIs  CorDa  fIDeLes  (i764). 

HAUS  LINNEP.  H.  Ferber  in  den  Düss.  Beitr.  VII,  S.  in.  Der  Familien- 
stammsitz des  Geschlechts  von  Linnep,  das  schon  im  ii.Jh.  erscheint  (io93  zuerst 
Wernerus  de  Linepe).  Durch  Heirat  kam  es  i462  an  Friedrich  Grafen  von  Neuenar, 
i573  durch  Heirat  an  Arnold  Grafen  von  Bentheim-Tecklenburg,  der  es  1S82  dem 
Christoffel  von  Isselstein  in  Pfandnutzung  gab.  Im  18.  Jh.  folgten  im  Besitz  der  Graf 
von  Wassenaer,  der  Freiherr  von  Hacke,  der  Hofrat  Fuhr,  der  Amtmann  Monschau, 
der  Hofrat  von  Katz,  die  Herren  von  Hauer,  die  Familie  Brügelmann,  bis  es  i855 
durch  Kauf  in  den  Besitz  des  Reichsgrafen  Ferdinand  von  Spee  überging.  Jetziger 
Eigentümer  ist  der  Reichsgraf  Hubertus  von  Spee. 

Das  Schloss,  dessen  Pforten  und  Brücken  i7io  erneuert  wurden,  war  i753  in 
so  schlechtem  Zustande,  ,dass  der  inwendige  Bau  des  Hauses  und  Rittersitzes  aus 
Altertum  und  völliger  Baulosigkeit  leider  schier  ganz  ein-  und  zusammengefallen  war'. 
Der  Neubau  wurde  durch  den  Hofrat  von  Katz  i769  vollendet.  Nach  Nordwest 
wurde  i873  ein  neuer  Trakt  angesetzt. 

'Der  aus  dem  J.  i769  (Inschrift  mit  dem  Katzschen  Wappen  über  dem  Ein- 
gang) stammende  Hauptbau  ist  dreistöckig,  mit  breitem  Mittelrisalit  versehen,  und  wird 
von  einem  leichtgeschweiften  und  gebrochenen,  abgewalmten  Dach  gekrönt;  eine  Frei- 
treppe von  fünfzehn  Stufen  mit  geschweiftem  Geländer  führt  zu  dem  Hauptportal 
empor.  Der  allein  noch  von  dem  alten  Bau  stammende  aus  Bruchsteinen  aufgeführte 
runde  Turm  liegt  genau  in  der  Mitte  hinter  dem  Hauptbau;  nach  Nordost  zieht  sich 
um  den  Turm  im  Halbkreis  die  halb  abgebrochene  Ringmauer.  Hinter  dem  Schloss 
dehnt  sich  ein  grosser,  von  mächtigen  Buchen  eingerahmter  Teich,  dessen  Wasser  in 
die  Anger  abfliesst. 

Die  Vor  bürg  ist  an  der  Süd-  und  Ostseite  von  Wassergräben  umgeben;  die 
aus   Bruchsteinen  aufgeführten   Gebäude  stammen   aus   den  J.  i79o,    i837    und  i873- 

Dem  Eingange  zur  Vorburg  gegenüber  liegt  die  EVANGELISCHE  KIRCHE, 
1682  gebaut,  i768,  i846,  i89o  renoviert,  ein  schlichter  rechteckiger  Saalbau  mit  vier- 
seitigem Dachreiter. 


MINTARD. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


Beschreibung 


K  AT  HOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Laurentii).  Binterim  u.  Mooren, 
E.  K.  I,  S.  25i;  II,  S.  384q.  —  Nrh.  G.  i883,  S.  128. 

Die  Kirche  wird  874  zuerst  genannt  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  68).  Eine  zweite 
Kirche  wurde  in  der  i.  H.  des  11.  Jh.  errichtet,  die  i3o2  dem  Stifte  Gerresheim  in- 
korporiert ward  (Lacomblet,  U  B.  III,  Nr.  18),  eine  dritte  im  i4.  Jh.,  eine  vierte  im 
J.  1660.  Im  J.  i89o  durch  den  Architekt  G.  A.  Fischer  in  Barmen  umgebaut  und 
restauriert. 

Von  dem  zweiten  Bau  stammt  der  einfache  vierstöckige  romanische  Turm, 
der  bei  dem  Umbau  des  J.  i89o  einen  wirkungsvollen  Abschluss  und  durch  die  seit- 
lichen Anbauten  eine  malerische  Gliederung  erhalten  hat.    Das  rundbogige  Portal  ist 


l52 


MT'NDFI.HEIM 


i53 


gänzlich  erneuert.  Die  mit  einem  Gratgewölbe  überspannte  Turmhalle  öffnet  sich  mit 
einem  grossen  Rundbogen  mit  einfachem  Kämpfer  nach  dem  Mittelschiff.  Das  drei- 
schiffige  Langhaus  stammt  aus  dem  J.  1660;  das  Mittelschiff  besitzt  ein  hohes  Tonnen- 
gewölbe in  Holzkonstruktion  mit  Putz,  die  Seitenschiffe  flache  verputzte  Decken.  Die 
basenlosen  Pfeiler  schliessen  mit  einfachen  Kämpfern  ab.  Der  auf  den  Mauern  des 
gothischen  Baues  errichtete  Chor  ist  mit  einem  flachen  Tonnengewölbe  und  einem 
Klostergewölbe  überdeckt. 

Taufstein,  aus  dem  i3.Jh.,  von  Namurer  Blaustein,  ohne  Fuss,  rundes  Becken 
mit  vier  rohen  Eckköpfen,  die  Zwischenfelder  gegliedert  durch  je  drei  eingestochene 
Kreise.     Über  ähnliche  Werke  vgl.   Kunstdenkmäler  I,  S.  16. 

Gemälde,  Holz,  niederrheinisch,  i.  H.  des  16.  Jh.,  abgeschliffen  und  verblasst 
{in  der  Sakristei),  die  Kreuzesfindung  darstellend. 

Glocke  mit  weit  ausladendem  unteren  dünnen  Rand  (vielfach  ausgebrochen) 
und  hohem  Kegel,  aus  dem  i3.Jh.,  ohne  Inschrift.  Eine  zweite  Glocke  in  der  Turm- 
lucke,  vom  J.  i437   (Inschrift  ohne  Gerüst  nicht  zu  lesen). 

OKTOGON  im  Westen  der  Kirche,  ähnlich  dem  zu  Ginderich  (Kunstdenk- 
mäler I,  S.  273),  inschriftlich  vom  J.  i788,  fiachgedeckte  Kapelle  mit  grossen  rund- 
bogigen  Öffnungen  und  schmalen  Eckpilastern.  Darin  ein  guter  polychromierter  Kruzi- 
fixus  in  Dreiviertellebensgrösse. 

BURG  HAUS,  westlich  von  der  Kirche  im  Dorf  an  der  Strasse  gelegen,  mäch- 
tiger zweistöckiger  Bau  des  i5.  Jh.,  ähnlich  dem  Quadenhof  bei  Gerresheim  (s.o.  S.106), 
ursprünglich  zum  Schloss  Landsberg  gehörig.  Die  aus  Bruchsteinen  in  unregelmässiger 
Lagerung  aufgerichteten  Mauern  sind  durch  kleine,  von  Holzrahmen  eingefasste  Fenster 
durchbrochen.    Nach  Osten  zu  ein  kleiner  pfeilerartig  vorspringender  Ausbau. 


K.ithol. 
Pfarrkirche 


Taufstein 


Gemälde 


Glocken 


Ok  togon 


Burgha  us 


MÜNDELHEIM. 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  s.  Dionysii).  Binterim  u.  Mooren,      Kathoi. 
E.  K.  I,  S.  277.  —  J.  H.  Kessel,  Der  selige  Gerrich  S.  1  7,  20,  57.  —  Aldenkirchen 
in  den  B.  J.  LV,  S.  21 3. 

Der   C)rt   wird   io72    zuerst   als    Mundelincheim   genannt   (Lacomblet,    U  B.    I,      Geschichte 
Nr.  216),  die  Pfarrkirche,    um  die  Mitte  des  i3.  jh.  neu  erbaut,  wird  l3o8  dem  Stifte 
Düsseldorf  inkorporiert  (Lacomblet,  U  B.  III,  Nr.  62.  —  Brosius,  Ann.  II,  p.  28.  — 
Kremer,  Akad.  Beitr.  III,  S.  253).    In  den  J.  i867 — 1868  restauriert. 

Dreischiffige  Pfeilerbasilika  von  Tuff  mit  vortretendem  Westturm,  in  den  spätesten    Beschreibung 
romanischen  Formen,  im  Lichten  2i,4o  m  lang,  i4,4o  m  breit. 

Der  fünfstöckige,  mit  vierseitiger  Haube  versehene  West  türm  ist  in  den  beiden  Äusseres 
unteren  Stockwerken  ungegliedert,  aber  mit  Abdeckungen  der  Horizontallisenen  ver- 
sehen, die  drei  oberen  Geschosse  sind  auf  jeder  Seite  durch  Rundbogenfriese  ein- 
geschlossen und  durch  Vertikallisenen  in  zwei  Felder  zerlegt,  im  obersten  Geschoss 
zwei  romanische  Doppelfenster  mit  einfacher  INIittelsäule.  Im  Erdgeschoss  befindet 
sich  das  einfache  Portal,  von  zwei  Säulchen  flankiert,  die  sich  über  den  Knospen- 
kapitalen  als  Rundstab  fortsetzen.  Nach  Süden  ein  neuer  zweistöckiger  Treppenturm 
angebaut. 

Der  Obergaden  des  Mittelschiffes  an  jeder  Seite  mit  je  drei  Vertikallisenen  und 
wechselnden  spitzbogigem  und  rundbogigem  Abschluss  (Rundbögen  nur  über  den  vier 
Fenstern).    Die  Aussenmauern  der  Seitenschiffe  gegliedert  durch  je  vier  grosse  Blenden, 


i53 


i54 


KREIS    DUSSELDORF 


Ka  thol. 
Pfarrkirche 


Inneres 


Kronleuchter 


Glocken 


in  einer  ein  Seitenportal,  von  Spitzbögen  umschlossen,  mit  horizontalem  Sturz  auf  zwei 
Säulchen,  in  den  übrigen  von  Rundstäben  eingefasste  Rundbogenfenster.  Das  Chor- 
haus mit  zwei  Fenstern  an  jeder  Seite  setzt  die  Gliederung  des  Obergadens  fort.  Die 
Vierpässe  im  Ostgiebel  des  Mittelschiffes  neu. 

Im  Inneren  ist  das  Mittelschiff  von  zwei  Kreuzgewölben  mit  derbprofilierten 
Rippen  überspannt,  die  durch  einen  Gurt  getrennt  und  von  Rundstäben  in  den  Schild- 
bögen eingerahmt  sind.  Die  Rippen  und  Rundstäbe  ruhen  in  den  Ecken  auf  starken 
Dreiviertelssäulen  mit  Eckblattbasen  und  skulptierten  Kapitalen.  Die  Scheidemauern 
werden  von  drei  Pfeilerpaaren  getragen,  denen  an  der  Ost-  und  Westmauer  Halb- 
pfeiler entsprechen.  Die  Kämpfer  bestehen  aus  Deckplatte,  Kehle  und  Rundstab,  die 
Basen  aus  Plinthe  und  Pfühl.  Dem  mittelsten  breiteren  Pfeilerpaar  tritt  nach  innen 
eine  Vorlage  vor  mit  einer  starken  Säule,  auf  der  der  Gurt  aufsetzt,  ihr  zur  Seite  die 
den  Ecksäulen  entsprechenden  Dreiviertelssäulen  als  Träger  von  Rundstäben  und 
Rippen.  Die  Seitenschiffe  sind  mit  vier  Gratgewölben  eingedeckt,  durch  Gurte  ge- 
trennt, die  an  den  Aussenmauern  auf  schmalen  Vorlagen  ruhen.  An  dem  mittleren 
Pfeilerpaar  entsprechen  ihnen  gleichfalls  Vorlagen,  an  den  beiden  übrigen  Kämpfer 
mit  Knospenkonsolen.  Die  Kapitale  durchweg  sehr  sorgfältig  gearbeitet,  von  grosser 
ornamentaler  Schönheit.  Die  Innenseite  der  westlichen  Abschlussmauern  der  Seiten- 
schiffe ist  mit  einer  Blendenstellung  verziert,  in  der  je  eine  von  einem  früheren  roma- 
nischen Bau  um  iioo  stammende  Säule  mit  skulptiertem  Würfelkapitäl  und  Basis  ohne 
Eckblatt  Platz  gefunden  hat. 

Die  Turmhalle,  die  mit  einem  schweren  Gratgewölbe  überdeckt  ist,  öffnet  sich 
mit  einem  breiten  und  massigen  Bogen  gegen  das  Mittelschiff. 

Das  Chorhaus  ist  mit  einem  Kreuzgewölbe  überdeckt,  das  RundstaLrippen  und 
Rundstabschildbögen  zeigt,  die  in  den  Ecken  mit  skulptierten  Kapitalen  auf  Drei- 
viertelssäulen ruhen.  Die  Aussenwände  sind  durch  zwei  grosse  rundbogige  Blenden 
belebt,  über  denen  sich  zwei  rundbogige  Fenster  mit  abfallenden  Sohlbänken  befinden. 
Die  Apsis  wird  durch  drei  kleine  rundbogige  Fenster  erhellt. 

Kupferner  Kronleuchter,  um  i5oo,  mit  acht  und  vier  Armen,  mit  stehender 
Figur  der  Madonna. 

Glocken.    Die   erste   mit   der  Inschrift:    sancte  dionyse  Patrone  ora  pro 

NOBIS.    JOHAN  HELPENSTEIN  PASTOR  IN  MUNDELHEIM  ANNO  l643.     Die  zweite  VOn  1681. 


Früh  mit  tel- 
alterl.  Anl.T  g. 


RATH. 

FRÜHMITTELALTERLICHE  ANLAGEN.  Eine  ganz  ähnliche  Anlage 
wie  am  Ickter  Hof  bei  Hain  (vgl.  o.  S.  108,  Fig.  44)  findet  sich  in  der  Gemeinde 
Rath  bei  den  Bauernhöfen  ,Alte  Burg'  und  , Grosse  Burg'.  Die  Befestigung  .Grosse 
Burg'  wird  mit  der  am  Ickter  Hof  in  fast  gerader  Linie  durch  den  Ketelbach  ver- 
bunden. Sie  besteht  aus  einem  runden  Mittelkegel,  der  , Insel',  deren  Höhe  von  der 
Sohle  des  Wallgrabens  etwa  i3  Fuss  beträgt,  auf  der  jetzt  eine  ziemlich  alte  zahme 
Kastanie  steht.  Der  Graben  hat  noch  3  —  4  Fuss  Tiefe,  an  der  Seite  des  Hofes 
, Grosse  Burg'  (nach  Nordosten)  noch  7 — 8  Fuss  Tiefe.  An  der  Ostseite  zieht  sich  um 
die  , Insel'  ein  hufeisenförmiger  breiterer  und  flacherer  Wall.  Mauerreste  sind  nicht 
nachzuweisen.  Die  aus  Basalt  bestehenden  Fundamente  des  Bauernhofes  ,Alte  Burg' 
deuten  auf  mittelalterlichen  Ursprung.  Vermutlich  bildet  die  Befestigung  , Grosse  Burg' 
die  Südwestecke  wie  die  Wallburg  , Ickter  Hof  die  Nordwestecke  einer  grösseren  fast 


i54 


RATINGEN 


l55 


quadratischen  Anlage,  die  sich  im  Norden  über  Haus  Hain,  den  Schwarzen  Graben, 
nach  der  Volkardey,  im  Süden  vcmi  der  , Alten  Burg'  über  Röttgen  nach  dem  Gater- 
liof  hin  ausdehnte  (G.  PiErER  in  der  Heimatskunde  lS79,  S.  i7.  —  Mitteilungen  des 
Herrn   Pfarrers  H.  Fliedner  in  Kaiserswerth). 

KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  dolorosae  v.  Mariae).  Vom  i4.Jli. 
an  bis  i689  diente  die  Kirche  den  Klosterschwestern  nun  3.  Orden  des  h.  Franziskus 
als  Klosterkirche,  i689  — 1811  zugleich  als  Pfarrkirche,  von  181  i  ab  ausschliessHch  als 
Pfarrkirche.  Die  mit  ihr  in  Verbindung  stehende  Kapelle  wurde  i694  zu  Ehren  der 
Madonna  durch  Schenkung  des  Freiherrn  von  Vittinghoff  gen.  Schell  erbaut.  Die 
Kirche  wurde  i87i  abgebrochen  und  durch  einen  dreischiffigen  gothi.schen  Neubau  von 
Rincklake  ersetzt. 

Pieta,  Holz,  Anfang  des  16. Jh.,  in  lialber  Lebensgrösse  auf  dem  südlichen 
Seitenaltar. 

RATINGEN. 


Früh  mittel- 
alter  1.  Anlag. 


Kathol. 
Pfarrkirche 


Pieta 


J.  WüLFFiNG,  Beschreibung  der  vornehmen  Handels -Städte  Bergischen  Landes  Litteratur 
(i729):  Berg.  Zs.  XIX,  S.  i-i 4,  121,  1 33.  —  JoH.  Schmidt,  Geographie  und  Geschichte 
des  Herzogtums  Berg,  Aachen  i8o4,  S.  58.  —  v.  Restorff,  Beschreibung  der  Rhein- 
provinzen S.  356.  —  V.  MüLMANN,  Statistik  I,  S.  42i.  —  J.  H.  Kessel,  Geschichte 
der  Stadt  Ratingen  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  ehemaligen  Amtes  Anger- 
mund, Köln  und  Neass  i87  7,  I.  Urkundenbuch  (weiteres  nicht  erschienen).  Dazu 
B.  J.  LX,  S.  i48;  Berg.  Zs.  XII,  S.  259;  v.  Sybels  Histor.  Zs.  LH,  S.  359.  —  Privi- 


legien der  Stadt:    v.  Ledebur,  Allg.  Archiv  II,  S.  61. 


H.  Eschbach,  Die  St.  Se- 


Quellen 


München 


bastianus-Bruderschaft  in  Ratingen:  Düss.  Beitr.  II,  S.  68.  —  Alte  Ansicht  bei  Ploen- 
nies,  Topographia  ducatus  Montium  (Düsseldorf,  Staatsarchiv  A.  3i)  BI.  65.  Vgl.  Berg. 
Zs.  XVII,  S.  81  u.  Suppl.  —  Eine  breit  angelegte  Geschichte  der  Stadt  Ratingen  von 
H.  u.  P.  Eschbach  befindet  sich  in  Vorbereitung. 

Handschriftl.  Qu.  Im  Stadtarchiv:  i5o  Urk.  von  i276  an,  davon  67  von  Handschrifti. 
Lacomblet  inventarisiert,  die  wichtigeren  publiziert  von  Kessel.  Unter  den  Akten: 
Privilegien  der  Stadt,  Stadtrechnungen,  Verzeichnis  der  Erbbesitzer  vom  J.  i358,  Ver- 
zeichnis der  Liegenschaften  vom  J.  .i539,  Zunftbriefe,  Verordnungen  über  die  Bürger- 
wehr von  i4oo  ab,  Ratsprotokolle  vom  J.  i542  ab,  weiterhin  Zunftbriefe,  Litteralien 
über  das  Gasthaus,  die  Pfarrkirche,  die  Klöster  und  Kapellen  der  Stadt,  die  Stadt- 
und  Honschaftsmühlen  (ausführlich  Wd.  Zs.  I,  S.  4ii). 

In  der  Kgl.  Staatsbibliothek  zu  München:  Cod.  lat.  ioo75,  Calendarium  cum 
multis  notis  ad  historiam  ecclesiae  in  Ratingen  apud  Düsseldorf  pertinentibus,  i3.Jh., 
fol.,  mit  Zinsnotizen  und  Eintragungen  vom  i3. —  i5.Jh.  (vgl.  Ilgen,  Rhein.  Archiv 
S.  i78;  Lamprecht,  Verzeichnis  niederrhein.  Urbarialien  S.  29).  —  In  der  Reding- 
HOVENschen  Sammlung,  Cod.  germ.  22 13,  Bd.  V,  Bl.  454=»  Zunftsordnungen  von  i446, 
i447,  i458,  i564,  i567,  i589;  Bl.  475  Aufrichtung  der  Schützenbruderschaft  vom  J.  i434. 

Im   Staatsarchiv    zu    Düsseldorf:    Urk.    und    Akten    aus    Kessels    Nachlasse,      Düsseldorf 
i892   erworben. 

Im    Gräflich    von    Speeschen    Archiv    zu    Heitorf:    Eine    Reihe    wichtiger    auf        Heiiorf 
Ratingen  und  das  Haus  ,Zum  Haus'   bezüglicher  Urk.    (s.  u.)  —  Steuermatrikeln  der 
Stadt  Ratingen  vom  J.  i677  ab  (Reg.  III,  III,  Nr.  XIV,  conv.  II  u.  III). 

Im  Stadtarchiv  zu  Gerresheim:    Urk.,  Akten   und  Handschriften   aus  Kessels      Gerresheim 
Nachlasse,  vom  i5.Jh.  ab,  auf  Ratingen  bezüglich. 


i55 


56 


KREIS    DUSSELDORF 


Ka  thol. 
Pfarrkirche 


Geschichte 


Einzelne 
Bauperioden 


Beschreibung 
Westturm 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE  (tit.  ss.  ap.  Petri  et  Pauli).  Binterim  u. 
Mooren,  E.  K.  I,  S.  277:  II,  S.  228.  —  Ann.  h.  V.  N.  XXVI,  S.  4i7;  XXXI,  S.  201. 
—  aus'm  Weerth,  Kd.  II,  S.  42.  —  Lotz,  KunstU^pographie  I,  S.  5 11.  —  Otte, 
Handbuch  der  Kunstarchäologie  II,  S.  84.  —  Inventarien  von  i567  und  i568  bei 
Kessel,  U  B.  S.  368. 

Handschrift!.  Qu.     Im  Pfarrarchiv:   9  Perg.-Urk.  von  i487   an. 

Die  Kirche  ist  eine  der  ältesten  Stiftungen  des  Bergischen  Landes  und  wahr- 
scheinlich von  Kaiserswerth  aus  gegründet.  Sie  wurde  im  J.  11 65  der  Domprobstei 
zu  Köln  einverleibt  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  4 10.  —  Kessel,  U  B.  S.  6).  Um  diese 
Zeit  entstand  ein  romanischer  Neubau  mit  zwei  Türmchen,  der  aber  ein  Jahrhundert 
später,  bei  dem  grossen  Brande  des  J.  1266,  zum  grossen  Teil  zerstört  worden  zu  sein 
scheint.  In  den  nächsten  Jahren,  während  des  raschen  Aufblühens  des  Ortes  (Ratingen 
wurde  i2  76  zur  Stadt  erhoben:  Lacomblet,  U  B.  II,  Nr.  696.  —  Kessel,  U  B.  S.  i  1), 
wurde  die  Kirche  im  Übergangsstile  nach  Westen  erweitert.  Endlich  wurde  die  Kirche 
im  i4.  ]h.  mit  Benutzung  der  drei  Türme  in  eine  gothische  Hallenkirche  verwandelt. 
Am  Ende  des  i5.Jh.  machten  sich  grössere  Reparaturen  notwendig  (i476  Notbauten 
erwähnt:  Urk.  im  Stadtarchiv  zu  Gerresheim.  —  i484  Klage  über  den  Verfall:  Kessel, 
U  B.  S.  i43).  Um  diese  Zeit  wurde  die  S.  Annakapelle  errichtet  (urkundlich  i5o4 
zuerst  erwähnt).  Im  J.  i785  war  das  Dach  gänzlich  verfallen,  so  dass  es  über  dem 
Hauptturm  und  über  dem  Langhaus  (hier  in  einem  einzigen  Satteldach  an  Stelle  der 
bisherigen  drei  Dächer)  erneuert  werden  musste  (Promemoria  des  Kölner  Domprobsten 
vom  21.  Dec.  i785).  Dem  beabsichtigten  Abbruch  der  beiden  Osttürmchen  widersetzte 
sich  damals  der  Magistrat,  , indem  das  uralte  Stadtsiegel  die  drei  Thürme  nachführte'. 
Im  J.  i892  wurde  der  Ostbau  von  den  beiden  Türmchen  ab  abgerissen  und  hier  durch 
Heinrich  Wiethase  ein  geräumiger  Erweiterungsbau  errichtet. 

In  Material  und  Formensprache  lassen  die  älteren  Teile  der  Kirche  die  ver- 
schiedenen Bauzeiten  noch  genau  erkennen  (in  den  Abbildungen,  Fig.  72  Grundriss, 
Fig.  7i  Südansicht,  ist  die  Gestalt  der  Kirche  vor  dem  J.  i892  wiedergegeben).  Die 
älteste  romanische  Kirche  war  ein  dreischiffiger  Bau  aus  Tuff  mit  zwei  eingebauten 
Westtürmen.  Von  ihm  sind  die  beiden  Türme  B  und  C  und  die  Umfassungsmauern 
des  Ostteiles  erhalten.  Diese  Kirche  wurde  im  i3.Jh.  nach  Westen  verlängert  und 
ihr  ein  mächtiger  Westturm  vorgesetzt.  Bei  dem  Ausbau  des  Inneren  zu  einer  go- 
thischen  Hallenkirche  wurden  die  beiden  älteren  Türme  B  und  C  mit  grosser  tech- 
nischer Geschicklichkeit  derart  unterfangen,  dass  ihre  inneren  Ecken  auf  zwei  Säulen 
zu  stehen  kamen.  Das  Vorhandensein  der  Türme  macht  sich  im  Inneren  nur  durch 
ein  näheres  Zusammenrücken  der  Säulen  bemerkbar.  Der  Westbau  mit  dem  Turme 
besteht  zum  Unterschied  von  dem  Ostteil  aus  Kohlensandstein,  alle  Profile  aus  Trachyt. 

Der  West  türm  A  erhebt  sich  auf  einer  Basis  mit  reich  abgestuftem  Sockelgesims 
und  zeigt  nach  Westen  im  Unterstock  das  rundbogige  romanische  Portal  mit  zwei 
Säulen  in  den  abgetreppten  Gewänden,  die  sich  über  den  zierlichen  Blattkapitälen 
als  Rundstäbe  fortsetzen.  Die  eigentliche  Thür  ist  durch  einen  horizontalen  Sturz 
abgeschlossen,  das  Tympanon  ungegliedert,  das  ganze  Portal  ist  rechtwinkelig  von 
Lisenen  eingerahmt.  Darüber  zieht  sich  um  den  ganzen  Turm  ein  Bogenfries  in 
grossen  Spitzbogen.  Die  Nord-  und  Südseite  sind  noch  durch  zwei  Vertikallisenen 
in  drei  Felder  zerlegt.  Das  zweite  Stockwerk  zeigt  eine  entsprechende  Gliederung 
durch  Vertikallisenen  und  denselben  Spitzbogenfries,  im  dritten  und  vierten  Geschoss 
ist  jede  Seite  durch  Vertikallisenen  in  drei  Felder  zerlegt  und  mit  einem  Rundbogen- 
fries   abgeschlossen.     In   jedem    Einzelfelde    des    vierten   Stockwerkes    ein    dreiteiliges 


i56 


RATIXGEN 


l57 


Fenster  mit   einer  Säule    in    den  Gewänden,    die   über   dem  das  Kapital  vertretenden       Km  hol. 
Ring  sich  als  Rundstab  fortsetzt.     Der  mittlere  Bogen  ist  gestelzt  und  wird  mn   zwei 
Säulchen  mit  zum  Kiimpfer  weit  ausladenden  Kelchkapitälen  getragen.  Die  geschieferte, 


y'pv    m   i^   -^ 

i':M  i  n  I 


Fig.  71.     Ratingen.     Südansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


ins  Achteck  übergeführte  Haube  vom  J.  t785  ist  geschweift  und  eingeknickt,  auf  den 
Ecken  erheben  sich  kleine  mansardenartig  vorgebaute  vierseitige  Türmchen. 

Die  ersten  beiden  Joche  des  Langhauses  sind  aus  Kohlensandstein  aufgeführt, 
die  Fenster,  deren  Masswerk  herausgeschlagen  und  durch  eiserne  Rahmen  ersetzt  ist, 
sind  mit  Backsteinen  eingefasst.  Mit  Ziegeln  sind  auch  die  zweimal  abgetreppten 
Streben  o-eflickt.     Im  ersten    loch   an  der  Südseite  ein   Portal  mit  horizontalem  Sturz. 


Langhaus 


i57 


iS8 


KREIS    DUSSELDORF 


Kathol. 
Pfarrkirche 

Osttürmchen 


Ostteil 


Anbauten 


Die  eingebauten  romanischen  Türme  sind  fünfstöckig  —  in  den  unteren'Stock- 
werken  verputzt  —  jedes  Geschoss  in  der  einfachsten  Weise  durch  schmale  Lisenen 
und  Rundbogenfries  geghedert.  Im  Oberstock  nach  jeder  Seite  zwei  zweiteilige  Fenster. 
Im  südlichen  ist  die  geschieferte  Haube  ins  Achteck  übergeführt. 

Um  den  aus  Tuff  ausgeführten  Ostteil  ist  das  gleiche  unter  den  Sohlbänken  der 
Fenster  hinlaufende  Gesims  wie  am  Westbau  verkröpft.  Der  um  den  Ostbau  geführte 
Tuffsockel  ist  auf  der  Oberfläche  cementiert.  Die  Fenster  sind  wie  im  Westen  "mit 
Backsteinen  eingefasst,  die  Streben  mit  dem  gleichen  Material  geflickt.  Der  Ostbau 
läuft  in  einen  aus  fünf  Seiten  des  Achtecks  konstruierten  Hauptchor  D  aus,  'dem 
zwei  rechteckig  geschlossene  Seitenchörchen  zur  Seite  treten.  Im  ersten  Joch  nach 
dem  südlichen  Türmchen  an  der  Südseite  ein  von  zwei  Säulen  flankiertes  romanisches 
Portal,  mit  horizontalem  Sturz  die  Thüröffnung  geschlossen. 

Nach  Süden  stiess  die  S.  Annenkapelle  F  an  (i89i  beseitigt,  in  der  Ansicht 
Fig.  7i   weggelassen).    Die  an   der  Nordseite   angebaute   rechtwinkelige   Sakr^istei   E 


Fig.  72.     Ratingen.     Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Inneres 
Turmhalle 


Hallenkirche 


ist  über  einem  Bruchsteinsockel  aus  Backsteinen  aufgeführt,  nach  Osten  mit  Benutzung 
einer  den  alten  Bau  entstammenden  Tuffmauer.  Nach  Norden  zwei  einachsige  Fenster, 
dazwischen  eine  spitzbogige  Blende. 

Im  Inneren  öffnet  sich  die  Turmhalle  mit  einem  gedrückten  Spitzbogen  gegen 
das  Mittelschiff,  die  Ostmauer  des  Turmes  hat  hier  die  Breite  von  2,3o  m.  Die  Vor- 
halle selbst  ist  mit  einem  unregelmässigen  Kuppelgewölbe  überdeckt,  in  den  Ecken 
kurze  Säulen  mit  Kelchkapitälen.  Durch  die  bedeutende  Erhöhung  des  Bodens  er- 
scheint die  Vorhalle  noch  schwerer  und  massiger. 

Die  nicht  durch  Gurte  getrennten  Kreuzgewölbe  der  Hallenkirche,  deren 
Rippen  einfaches  Hohlprofil  zeigen,  ruhen  auf  fünf  Säulenpaaren  mit  hohen  Basen, 
denen  je  vier  starke  Dienste  vortreten  mit  polygonalem  Sockel  und  Kelchkapitäl.  Die 
Sockelgesimse  sind  um  die  ganze  Säule  herum  verkröpft,  ebenso  die  Kapitale,  die  in 
der  Kelchkehle  höchst  einfach  und  derb  skulptierte  gleichsam  angeklebte  überall 
wechselnde  Blattreihen  erhalten  haben.  An  den  nur  durch  eine  Horizontallisene  geglie- 
derten Aussenwänden  entspricht  den  Diensten    eine  gleichstarke  Dreiviertelssäule,  an 


i58 


Tafel  VIII. 


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Gerresheim  und  Ratingen.    Monstranzen. 


RATINGEN 


l59 


der  Turmmauer  setzen  die  schmalen  reichprofilierten  Arkadenbügen  und  die  Rippen 
auf  Konsolen  auf. 

Die  beiden  Seitenchörchen,  sowie  die  in  der  Längsachse  der  Kirche  laufenden 
Umfassungsmauern  des  Hauptchores  D  sind  durch  zweiteilige  Blenden  mit  Rund- 
stäben gegliedert.  Im  Hauptchor  ausserdem  zwei  tiefere  spitzbogigc  Blciukii  in  der 
Form  von  Piscinen,  die  eine  als  Sakramentsschrank  dienend. 

Die  Sakristei  E  ist  mit  zwei  Kreuzgewölben  eingewölbt,  deren  Rippen  in  den 
Ecken  auf  Polygonalpfeilern  (in  der  Südostecke  durch  eine  Konsole  ersetzt),  an  der 
Nordmauer  auf  einem  einfachen  Dienst,   an  der  Südmauer  auf  einer  Konsole  ruhen. 

Kreuzigungsgruppe,  lebensgross,  von  Holz,  derbe  und  harte  Arbeit  des 
16.  Jh.,  schlecht  polychromiert,  in  der  Vorhalle. 

Monstranz  (Taf.  VHI,  2.  —  aus'm  Weerth,  Kd.  Taf.  XXIX,  II,  S.  42.  — 
Ann.  h.  V.  N.  XXVI,  S.  4i7.  —  Heimatskunde  i879,  S.  86),  89  cm  hoch,  aus  ver- 
goldetem Silber,  vom  J.  i394,  auf  dem  Fuss  die  Inschrift:  bid  vor  den  Priester  de 
DIT  cleynoyt  al  up  bereyt  gegeven  heet  deser  synre  kyrken  to  ratinghen 
TER  EREN  DES  HEYLGEN  SACRAMENTZ  ANNO  DOMINI  Mcccxciiii.  Geschenk  des  nach- 
maligen Domprobstes  Bruno,  der  um  i394  Pfarrer  in  Ratingen  war  (Binterim,  Denk- 
würdigkeiten VII,  Teil  III,  S.  373.  —  Harless  in  den  B.  J.  LX,  S.  i48). 

Der  hohe  sechsseitige  Fuss  ist  am  Rande  a  jour  mit  grossen  runden  ÜfTnungen 
durchbrochen,  jedes  der  sechs  Blätter  dreimal  ausgeschweift  und  mit  feinen  vertieft 
gearbeiteten  gothischen  Rankenornamenten  verziert,  ausserdem  mit  drei  aufgestifteten 
Silberrosetten.  Der  meisterhaft  gearbeitete  sechsseitige  Aufsatz  zeigt  in  den  durch 
Streben  getrennten  Fensteröffnungen  unter  Zinnen  je  eine  Halbfigur  eines  musizieren- 
den Jünglings.  Der  Schaft  lädt  zu  einem  runden  Knauf  mit  vier  Pasten  aus,  die  mit 
(erneuten)  Glasflüssen  verziert  sind,  um  den  Knauf  ein  Silberband. 

Der  Kelchfuss  des  Krystallcylinders  ist  mit  verschnittenem  Laubwerk  verziert, 
zur  Seite  des  Cylinders  vier  reiche  Strebesysteme  mit  an  ihn  angelehnten  Bögen,  unter 
denen  je  ein  gelockter  Jüngling  mit  den  Passionsinstrumenten  steht.  Nach  aussen  je 
ein  posaunenblasender  Jüngling.  In  den  Türmchen  zweimal  ein  König,  zweimal  eine 
königliche  Jungfrau. 

Die  Krönung  erhebt  sich  in  vier  Stockwerken.  Über  dem  mit  Gitterwerk  ab- 
geschlossenen Baldachin  stehen  im  Kreise  um  die  Krystallkuppel  die  zwölf  Apostel 
mit  ihren  Symbolen.  An  den  vier  Pfeilern  des  Aufsatzes  wieder  je  ein  musizierender 
Jüngling.  An  den  vier  Seiten  des  ersten  Geschosses  die  Figuren  von  S.  Gereon, 
S.  Katharina,  S.  Petrus,  S.  Helena  unter  vorgekragten,  auf  das  reichste  verzierten 
Baldachinen.  Der  in  der  reichsten  Architekturgliederung  sich  erhebende  Aufsatz 
schliesst  mit  einem  (erneuten)  Kruzifix  ab.  Die  Monstranz  ist  die  bedeutendste  des 
i4.  Jh.  am  ganzen  Rhein  und  in  der  Behandlung  der  architektonischen  Ornamentik 
wie  der  Figuren  gleich  bewunderungswürdig,  wahrscheinlich  von  dem  gleichen  Meister 
Cois  Eleia  (?)  gefertigt  (wegen  der  übereinstimmenden  Behandlung  des  Fusses)  wie 
die  im  Aufbau  übrigens  abweichende  Monstranz  zu  Gerresheim  (s.  o.  S.  io3). 

Zwei  gothische  Kelche,  16  und  i7  cm  hoch,  i5.Jh. 

Ciborium,  4l  cm  hoch,  i7.Jh.,  mit  dem  Beschauzeichen  I  (L?)  S  und  nicht 
erkenntlicher  Marke. 

Silberner  Becher,   26  cm  hoch,  um  1600. 

Kasel  von  rotem  Sammet  mit  Stäben  von  162 1.  Auf  Goldstoff  ein  Kreuz  mit 
Christus,  darüber  Gottvater,  am  Fusse  Maria  und  Johannes  und  die  h.  Anna  selbdritt, 
die  Figuren  appliziert   und  in  Lasurmanier  ausgeführt,    die  Köpfe   und  das  corpus  in 


Kalhol. 
Pfarrkirche 


Sakristei 


Kreuzigungs- 
gruppe 

Monstranz 


Fuss 


Krönung 


Kelche 
Ciborium 

Becher 
Paramente 


i59 


l6o  KREIS    DÜSSELDORF 

Kathoi.  Seidenstoff.  Zwei  Wappen  mit  der  Inschrift:  eleisabet  von  der  arck  abdissa,  anna 
VON  der  arck-broich  axxo  162 1.  Auf  der  Vorderseite  drei  Heiligenfiguren  (ver- 
schlissen). 

Kasel  aus  neuem  violetten  Stoff,  auf  den  Stäben  in  Plattstich  und  Applikation 
Christus  am  Kreuz   mit   Gottvater,  Maria   und  Elisabet,   darunter:   Christian   clout 

RICHTER  zu  ANGERMOND  UND  LANDSBERC  UND  MECHTELT  VON  VELDERHOFF  SEIN 
HAUSFRAW    ANNO   l6l7    D.    26.  FEBR. 

Glocken  Glocken  von  i498  und  i523  mit  den  Inschriften: 

1.  BENEDICAT  ME  DEUS,  PATER  CUSTODIAT  ME  DEUS  FILIUS,  PROTEGAT  ME  DEUS 
SPIRITUS  SANCTUS.  O  MARIA  MATER  DEI  MEMENTO  NOSTRI.  A.  D.  l498.  JOHANNES 
DE    VENLO    CUM    FRATRE    SUO    ME    FECIT. 

2.  SENT  PETER  IND  PAUWELS  HEISSCHEN  ICH,  IN  DIE  ERE  GÖTZ  LÜDDEN  ICH, 
DEN  BÖSEN  GEIST  VERDRIEVEN  ICH,  DIE  LEBENDIGEN  ROIFEN  ICH,  DIE  DOIDEN  BE- 
CLAGEN    ICH.     JOHANNES    VAN    NUYSS    IND    IGNAST    SYN    SON    GOISSEN    MICH    A.    D.    l523. 

Ev:,ngei.  EVANGELISCHE  PFARRKIRCHE,   im   T.  i667   begonnen,   die  Weiter- 

führung  1668  durch  Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  inhibiert,  erst  i683  — 1685  vollendet, 
einfacher  rechtwinkeliger  Saalbau  aus  Bruchsteinen  mit  dreistöckigem  Backsteinturm, 
im  Inneren  l892  mit  einer  neuen  ruTidum  geführten  hölzernen  Empore  versehen. 
Darin  marmornes  Epitaph  des  im  }.  i7o2  verstorbenen  Wilhelm  de  Muralto. 

Kapelle  HAUSER  KAPELLE,  bei  dem  Haus  ,zum  Haus'  gelegen,  barocker  Bau  des 

i7.Jh.  aus  Bruchstein  mit  kleinem  Glockentürmchen  ohne  Schelle. 
Heiligen.  H  EI  LI  G  E  N  H  ÄU  S  C  H  E  N   vor  der  Stadt,   inschriftlich  vom  J.  i7o9,   derber 

bauschen  .         .  .  .      r  r      •  ■  tt 

mit  emem  Giebel  abgeschlossener  Aufsatz  auf  einem  mensaartigen  Unterbau. 
Nicht  erhaltene  Die   Stadt   besass   Klöster   und   Niederlassungen   der   Beghinen,    Minderbrüder, 

Karmeliter,   Dominikaner,    Augustiner,    ausserdem    eine   Gasthauskapelle,    eine  Kreuz- 
kapelle vor  dem  Oberthor,  eine  Kapelle  U.  L.  Fr.  an  der  Heiden  (vgl.  Kessel,  U  B. 
S.  383  Index). 
Stadt-  STADTBEFESTIGUNGEN.     Die   Anlage   der  Stadtbefestigungen   begann 

eiestigungen 

Anlage  sofort  uach  der  Erhebung  Ratingens  zur  Stadt  im  j.  I276;  im  nächsten  Jahr  erhielt 
die  Stadt  zu  diesem  Zwecke  eine  Accise  (Kessel,  U  B.  II,  S.  i3).  Von  den  Thor- 
burgen werden  die  porta  Vowinkel  (Düsseldorfer  Thor)  und  porta  superior  (Oberthor) 
schon  in  dem  Ratinger  Stadtbuch  von  i362,  die  Lintorper  porten  i38o  zuerst  erwähnt 
(Kessel,  U  B.  S.  38,  43).  Durch  diese  Thorburgen  war  Lauf  und  Richtung  der  Mauer 
und  des  Stadtgrabens  bestimmt:  der  Mauerring  ist  später  nicht  verändert  worden. 

Vorstädte  Die  Vorstädtc,    Oberdorf  oder  das   Dorf,    Bechem    und   \^oh\vinke!,    die    i4o5 

niedergebrannt  worden  waren  (Koelhoffsche  Chronik:  Deutsche  Städtechroniken  XIV, 
S.  742),  wurden  im  i5.Jh.  neu  aufgebaut,  sie  waren  mit  einem  Graben  umgeben,  der 
im  Gegensatz  zum  Stadtgraben  der  Dorfgraben  genannt  wird.  Die  Vorstädte  Bechem 
und  Vohwinkel  wurden  im  dreissigjährigen  Krieg  zerstört,  das  Oberdorf  besteht  noch. 

Umbauten  Im  i5.Jh.  wurde   der  Mauerring   umgebaut,    mit   neuen  Thoren   und    zum  Teil 

mit  neuen  Türmen  versehen.  Zum  Ausbau  erhält  die  Stadt  in  den  J.  i4o3  und  i442 
Accisen  bewilligt  (Kessel,  U  B.  Nr.  5o  u.  64).  In  der  Stadtrechnung  von  i43  7  werden 
Bauarbeiten  ,an  den  nyen  werhusen  ind  anderen  werhusen',  sowie  ,an  der  stat  wercke' 
erwähnt.  In  der  Stadtrechnung  von  l444  wird  berichtet,  dass  ,wachhuyser'  und  ,trapen 
an  de  wachhuyser'  erbaut  worden,  es  wird  an  dem  ,porthuys  an  der  Lyntorperportz' 
und  an  dem  ,porthuys  up  dem  dorpe'  gearbeitet.  Die  Stadtrechnung  von  i46o  be- 
richtet: ,In  diesem  i46o.  iahr  ist  der  kornsthurn  sambt  beiliegender  mauren  gebawet', 
die   Stadtrechnung   von   i468    berichtet:     ,In   diesem   jähr   ist   der    torn   zwischen   der 

160 


RATINGEN 


.61 


Düsseldorfer   und   Beckemer   (Bechemer)   portcn  gezimmert'.    Die   Stadtrechnung  er-        Stadt- 
wähnt  weiter  den   kleinen  torn,   den  kucktorn,   den  buessertorn,   den  nuwen  torn  by    "^  ^    igungen 
der  overporten,  an  denen  gearbeitet  wird.    Die  Stadtrechnung  von  i47i  bemerkt:  ,In 
diesem   i47i.  jähr  ist  der  windmühlenthorn   ferner  gebawet';  die   Stadtrechnung   von 
i479  —  i48o:    ,In  diesem  jähr  ist  der  thurm  nächst  der  Lintorfer  pfortzen,   den  man 
jetzt  den  trinsen-torn  nennet,  gebawet'. 

Im  Anfang  des  16.  Jh.  tritt  eine  neue  Reparatur  ein,  im  J.  i5io  heisst  es,  die 
Stadt  sei  ,an  portzen,  tornen  ind  gebuchten  nedcrfellicli  ind  abouwich  worden'.  Die 
Stadtbefestigung,  die  im  iV.Jh.  arg  mitgenommen  worden  war  (Kessel,  UB.  Nr.  25o), 
wurde  erst  i8o7  endgültig  aufgegeben  (Akten  im  Stadtarchiv  zu  Gerresheim). 

Der  Mauerring  bestand   eigentlich  aus   drei  parallel  laufenden  Mauern,  die  auf     Stadtmauer 
der  Westseite  noch  fast  vollständig  erhalten  sind.    Zunächst  laufen   hier   im  Abstand 
von    2,5o  m    zwei   Mauern   hin,   die    innere   5o  cm,   die   äussere   75  cm   stark,    deren 
Zwischenraum  mit  Steinen  und  Erde  ausgefüllt  ist,  so  dass  hier  ein  nach  beiden  Seiten 
geschützter  breiter  Gang   auf  der  IlTihe  der  Befestigung  entstand.     Vor  der  .iusseren 


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Fig.  73.     Ratingen.     Türme  der  Stadibefestigung. 


Mauer  liegt  der  2  3  Schritt  breite  Zwinger,  der  wieder  mit  einer  Mauer  abschliesst. 
Dahinter  liegt  der  ehemalige  Stadtgraben,  der  Brandteich.  Diese  Anlage  gleicht  im 
wesentlichen  der  Befestigung  von  Zons  (vgl.  ausführlich  in  den  Kunstdenkmälern  d.  Kr. 
Neuss),  doch  ist  der  Mauerring  in  der  gleichen  Form  nicht  um  die  ganze  Stadt  ge- 
führt. An  der  Südostseite  ist  der  Raum  zwischen  beiden  Mauern  4,5o  m  breit,  an 
der  Nordseite  ist  nur  noch  eine  einfache  75  cm  breite,  i,7o — 2  m  hohe  Mauer  erhalten. 
Von  den  Mauertürmen  sind  noch  drei  erhalten  (Fig.  73).  Zunächst  auf  der 
Nordostseite  der  8  m  hohe  aus  gewaltigen  Quadern  bestehende  , dicke  Turm'  von  einer 
ganz  ausserordentlichen  Stärke,  an  der  Ostseite  findet  sich  in  der  Höhe  von  2,5o  m 
die  mit  rechteckiger  Hausteineinfassung  versehene  Eingangspforte,  die  auf  den  hölzernen 
Wehrgang  führte.  Ein  zweiter  Rundturm,  der  ,kleine  Turm',  findet  sich  an  der  Süd- 
seite, nur  6  m  hoch  und  aus  kleineren  Blöcken  zusammengesetzt,  die  Mauer  i,7o  m 
stark.  Im  Erdgeschoss  findet  sich  ein  ehemals  nur  \on  oben  zugängiges  Kuppel- 
erewölbe,  der  alte  Zusfanc:  befindet  sich  in  der  H(')he  von  4  m  über  dem  Erdboden. 
Endlich  ist  einer  der  viereckigen  späteren  Türme  erhalten,  der  i47i  errichtete  Wind- 
mühlenturm, der  ursprünglich,  wie  noch  in  Oberwesel,  Bacharach,  Neuss  u.  s.  w.,  nach 
innen  offen  war.     Es    ist   jetzt   in    iiin  ein  kleiner  sehr  malerischer  Fachwerkbau  ein- 

11 

161 


Mauertürme 


102 


KREIS    DUSSELDORF 


Rathaus 


Haus; 
,zum  Haus' 


srefüet.    An  der  Südseite  finden  sich  ausserdem  noch  zwei  halbrunde  Rondele  in  der 
Stadtmauer  (bis  i889  im  Ganzen  3,7o  m  hoch,  seitdem  um   2  m  abgetragen). 

RATHAUS,  am  Markte,  ein  mächtiger  zweistöckiger  aus  Bruchsteinen  errich- 
teter Bau  mit  starken  Mauern  und  geschweiften  und  abgetreppten  Giebeln,  im  J.  i75i 
restauriert  (Jahreszahl  am  Giebel).  An  der  Südwestecke  eine  Madonnenstatue  des 
16  Jh.  auf  einer  Konsole,  an  der  Nordwestecke  nur  die  Konsole  erhalten.  Im  Sitzungs- 
saal die  Brustbilder  des  Pfalzgrafen  Karl  Theodor  und  seiner  Gemahlin,  bez. :  a.  wisse- 
LINCK  PiNXiT  i766;  dann  das  Porträt  des  Kurfürsten  Johann  Wilhelm  in  voller  Rüstung 

bez.:    WARDENBACH    FECIT  l7l7. 

HAUS  ,ZUM  HAUS',  v.  Mering,  Geschichte  der  Rittergüter,  Burgen  u.  s.  w. 
in  den  Rheinlanden  X,  S.  89.  —  H.  Ferber  in  den  Beitr.  VH,  S.  106.  —  v.  Steinen, 
Westfäl.  Geschichte  IV,  S.  4i4.  —  J.  Strange,  Beitr.  zur  Genealogie  der  adeligen 
Geschlechter  XI,  S.  57.  —  Fahne,  Geschichte  der  Kölnischen  Geschlechter  I,  S.  i42; 
II,  S.  56.  —  Kessel,  U  B.  S.  385. 


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'Tut^ifr' 


Fig.  74.     Ratingen.     Haus  ,zum  Haus'. 


Handschriftl. 
Quellen 


Geschichte 


Beschreibung 


Handschrift].  Qu.  Im  Gräflich  von  Speeschen  Archiv  zu  Heitorf:  Urk.  und 
Akten  von  i343  ab  (Inv.  III,  III,  I,  conv.  i— 7,  II,  1,  III,  i,  IV,  V,  i,  2). 

In  der  Kgl.  Staatsbibliothek  zu  München:  Genealogie  des  Geschlechtes  in 
der  REDiNGHOVENschen  Sammlung,  Cod.  germ.  22 13,  Bd.  LIV,  Bl.  75. 

Das  Haus  war  der  Stammsitz  der  Herren  vom  Haus  (Huisse),  die  schon  i393 
erscheinen.  Um  i568  kam  das  Gut  durch  Heirat  an  Dederich  von  der  Horst,  i685 
durch  Verkauf  an  Philipp  Wilhelm  Freiherrn  von  ZweifFel  für  die  Summe  von  28000 
Reichsthalem.  Im  J.  i783  wurde  das  Haus  durch  Ambrosius  Franz  Reichsgraf  von 
Spee  käuflich  erworben.   Jetziger  Besitzer  ist  der  Reichsgraf  Franz  von  Spee  zu  Heitorf. 

■Die  eigentliche  Burg  ist  eine  Anlage  des  i4.  Jh.,  die  am  Ende  des  16.  }h.  um- 
gebaut ward,  und  gleich  der  Stadtbefestigung  von  Ratingen  von  grosser  Regelmässig- 
keit, eine  von  Gräben  umgebene  rechtwinkelige  Anlage  mit  einem  Rundturm  in  dreien 
der  Ecken  und  einem  übereck  gestellten  rechteckigen  Thorturm  in  der  vierten  (Fig.  74. 
—  Rekonstruktionszeichnung  bei  G.  A.  Fischer,  Schloss  Burg  und  andere  Burgen 
des  Rheinlandes  S.  48,  Fig.  43).  Der  Thorturm,  zu  dem  eine  Brücke  führt,  ist  drei- 
stöckig und  mit  einem  einfachen  Satteldach  überdeckt,  das  Portal  selbst  ist  vermauert. 


162 


URDENBACK    —    WITTLAKR  1 63 

Von  den  Rundtürmen  ist  nur  der  an  der  Südwestecke  gelegene  noch  ganz  erhalten  Haus 
in  der  Höhe  von  drei  Stockwerken  mit  der  geschweiften  und  gebrochenen  Haube  des  '"""" 
i6.Jh.  Die  beiden  übrigen  Rundtürme  stehen  ohne  Dach  da,  der  an  der  Südostecke 
gelegene  trägt  eine  grosse  Bresche.  Das  anstossende  Herrenhaus,  von  dem  die  Ost- 
und  Nordmauer  noch  dem  ältesten  Bau  angehören,  während  die  übrigen  Mauern  in 
Fachwerk  erneuert  sind,  zeigt  an  der  Aussenseite  noch  vier  der  alten  gothischen 
Fenster  mit  Steinkreuzen  und  in  Eisenankern  die  Zahl  i596.  Rechtwinkelig  an  das 
Herrenhaus  stösst  ein  langer  einstöckiger  Trakt  mit  Stallungen;  diesem  gegenüber  liegt 
ein  neu  gebauter  Pferdestall.  In  der  Mitte  des  inneren  Burghofes  jetzt  eine  grosse 
Düngergrube. 

Die  aus  dem  i6.  Jh.  stammende  Vorburg  war  ursprünglich  gleichfalls  von  Mauern  Vorburg 
und  Gräben  umgeben.  Erhalten  ist  nur  der  Thorbau,  das  grosse  rundbogige  Portal, 
mit  Scharten  in  dem  von  drei  Steinkugeln  gekrönten  Aufsatz  und  zur  Seite  ein  hoher 
dreistöckiger  Bau  mit  sechsmal  abgetrepptem  Giebel.  Die  Abschlussmauer  der  Vor- 
burg nach  Osten  fehlt;  an  die  übrigen  Mauern  sind  neuere  Wirtschaftsgebäude  in 
Fachwerkbau  angelehnt  worden. 

URDENBACH. 

EVANGELISCHE  PFARRKIRCHE.  Die  evangelische  Gemeinde  entstand      Evangei. 
um  i58o,  war  i596   selbständig   (Al.  Hermanns,  Geschichte  von  Benrath  S.  44),   die 
Kirche  wurde  i69i  erbaut.    Saalbau  aus  Backstein  mit  flacher  Holzdecke  und  kleinem 
vierseitigen    geschieferten    Dachreiter   mit   geschweiftem    Helm.     In    den    Fenstern    in 
Glasmalerei  zw('>lf  bürgerliclie  Wappen  von  i694  und  i695. 


Pfarrkirche 


WITTLAER. 


KATHOLISCHE  PFARRKIRCHE   (tit.   s.   Remigii).     Aldenkirchen  in       Kathoi. 
den  B.  J.  LV,  S.  2i3.  —  Binterim  u.  Mooren,  E.  K.  I,  S.  277.  Pfarrkirche- 

Die  Kirche,  in  der  i.  H.  des  12.  Jh.  erbaut,  wird  schon  11 44  unter  den  Be-  Geschichte 
Sitzungen  des  Frauenstiftes  Vilich  genannt  (Lacomblet,  U  B.  I,  Nr.  35o).  Sie  war 
ursprünglich  nur  eine  Kapelle  auf  dem  Wittlaerer  Hofe,  erscheint  aber  Ende  des 
i3.Jh.  schon  als  Pfarrkirche  (Urk.  von  1292:  Lacomblet,  U  B.  IV,  Nr.  676).  Die 
Kirche,  die  i7o2  bei  der  Belagerung  von  Kaiserswerth  beschädigt  worden,  wurde  i7o8 
wiederhergestellt,  die  romanischen  Fenster  vergrössert,  der  Turm  verunstaltet,  ein 
Spritzenhäuschen  angefügt.  Von  1868  —  i87l  stilgerecht  restauriert  unter  Leitung  des 
Regierungsrates  Kn'iger  durch  Vinccnz  St  atz,  der  Turm  erst  l878  durch  Schrey  aus 
Duisburs:.     Die  stark  orewichenen  Seitenschiffmauern  wurden  erneuert. 

Dreischiffige  Pfeilerbasilika  aus  Tuff,  im  Lichten   25  m  lang,  i4,5o  m  breit.     Der     Beschreibung 


T 


urin 


vierstöckige  romanische  Turm  ist  in  den  beiden  unteren  Geschossen  ungegliedert 
und  zeigt  nur  im  Erdgeschoss  nach  Westen  ein  einfaches  romanisches  Portal  (erneut) 
mit  zwei  Säulen  mit  W^ürfelkapitälen  in  den  Gewänden.  Das  dritte  und  vierte  Stock- 
werk sind  durch  \^ertikallisenen  und  Rundbogenfries  gegliedert,  im  vierten  Stock  je 
zwei  romanische  Rundbogenfenster  mit  einfacher  Mittelsäule  und  Würfelkapitäl.  Unter 
der  vierseitigen  einfachen  geschieferten  Haube  ein  einfaches  Gesims. 

Das  Mittelschiff  ist  im  Obergaden  (Fig.  75)   überaus   reich   gegliedert  mit  neun       Äusseres 
rundbogigen  Blenden,  deren  Bögen  an  den  Ecken  auf  Vertikallisenen,  dazwischen  auf 

11* 
i63 


i64 


KR  ins    DUSSELDORF 


Kathol. 
Pfarrkirche 


~^^t'J  ^  r-i. 


Fig.  75.     Wittlaer.     Südansicht  der  katholischen  Pfarrkirche. 


Halbsäulchen   mit  verziertem   Würfelkapitäl    und    weit   ausladendem   Kämpfer  ruhen, 
darin  vier  kleine  rundbogige  Fenster. 

Der  Ostgiebel  des  Mittelschiffes  ist  durch  Rundbogenfries  und  Vertikallisenen, 
in  der  Mitte  durch  eine  rundbogige  Nische  verziert.  Das  Chorhaus  ist  in  den  Seiten- 
mauern einfach  durch  Rundbogenfries  gegliedert,  die  Apsis  durch  drei  grosse  Blenden 


'tuC^^fr. 


■^P 


Fig.  76.     Wittlaer.     Grundriss  der  katholischen  Pfarrkirche. 


i64 


WITT  LA  ER 


l65 


Inneres 


belebt.     Unter  dem  Dacli  zieht  sich  ein  einfach   aus  doppelter  Schmiege  und   Rund-       Kathoi. 
Stab  Zusammengesetzes  Gesims  hin.  Pf-irrUirche 

Im  Inneren  (Grundriss  Fig.  76)  bildet  das  breite  MittelschitI  mit  seiner  (lachen 
(erneuten)  Balkendecke  einen  höchst  wirkungsvollen  grossen  und  hellen  Raum,  neben 
dem  die  niedrigen  und  schmalen  Seitenschiffe  sehr  zurücktreten.    Die  Scheidemauern 
ruhen  auf  vier  Pfeilerpaaren  mit  niedrigen,  nur  aus  einer  Plinthe  bestehenden  Sockeln 
und  den  einfachsten  Kämpfern.    Die  Scheidemauern  sind  nur  durch  eine  Horizontal- 
lisene  und  die  vier  Rundfenster  mit  ausgeschrügten  Ge- 
wänden gegliedert.    Das  vierte  westliche  Pfeilerpaar  ist 
mit  der  westlichen  Fayade  durch  eine  dünnere  Mauer 
verbunden.    Die  Seitenschiffe  sind  mit  gedrückten  Grat- 
gewölben  eingedeckt   und   von  Gurtbögen   und  Schild- 
bögen eingerahmt.     Die  Fenster  zeigen  hier  gleichfalls 
stark  abfallende  Sohlbänke. 

Die  westliche,  das  Mittelschiff  abschliessende  Wand 
war  wohl  von  Anfang  an  auf  Farbenschmuck  berechnet. 
Der  niedrige  Triumphbogen  ruht  auf  einem  Kämpfer, 
der  an  der  Schmiege  mit  einem  frühromanischen  Fries 
verziert  ist. 

Das  Chorhaus  ist  mit  einem  Kreuzgewölbe  be- 
deckt, dessen  Rippen  ein  auffällig  breites,  einfach  zuge- 
spitztes Profil  zeigen.  In  den  Schildbögen  laufen  starke 
Rundstäbe  hin,  die  nebst  den  Rippen  mit  einem  ein- 
fachen Kelchkapitäl  auf  einer  Dreiviertelssäule  mit  Eck- 
blattbasis ruhen.  In  den  Seitenwänden  je  ein  rundbogiges 
Fenster.  Die  Apsis  wird  durch  drei  kleine  romanische 
Fenster  erhellt,  über  denen  sich  auf  runden  Konsölchen 
ruhende  Rundstäbe  als  Schildbögen  im  Halbkreis  hin- 
ziehen, die  Konsolen  sind  mit  der  Mitte  des  die  Apsis 
abschliessenden  Rundstabes  durch  Rundstabrippen  ver- 
bunden. 

Taufstein,  von  Namurer  Blaustein,  i  m  hoch, 
I  m  breit,  achtseitiges  Becken  auf  JNIittelcylinder  mit  vier 
freistehenden  Ecksäulen,  vier  korrespondierende  Seiten 
des  Beckens  mit  Dreipässen,  die  vier  anderen  mit  scharf 
gemeisselten  vorgekragten  Köpfen  unter  Schuppenkronen 
verziert.  Eine  der  exaktesten  Arbeitendes  i4.Jh.  dieser 
grossen  Gruppe  (Kunstdenkmäler  I,  S.  i6.  —  Abb.  aus'm 
Weerth,  Kd.  Taf.  XXIX,  8;  II,  S.  42). 

Vortragkreuz,    aus   Rotkupfer,    45    cm    hoch,    aus    dem   12.  Jh.,   auf   rundem    Vonragkreuz 
Knauf,  mit  langem  streng  stilisierten  Kruzifixus,   die  Füsse  nebeneinander  auf  einem 
Brett,   mit  der  Krone  auf  den  lang  auf  die  Schultern  fallenden  Haaren  und  verzier- 
tem Gürtel. 

Silbernes  Schützenzeichen  (Fig.  77)  der  S.  Sebastianusbruderschaft  um  i5oo,  Schützenzeichen 
Kette  mit  Medaillon  von  geschnittenem  Blattwerk  um  i5oo,  in  der  Mitte  S.  Sebastian 
mit  Pfeilen  gespickt  zwischen  zwei  gekreuzten  Pfeilen,  im  Blattwerk  Hirsche  und  Vögel, 
als  Anhänger  eine  Armbrust  und   eine  spätere  massivsilberne  Taube  mit  der  Inschrift: 

SEBASTIANI    BRUDERSCHAFDT    ZU    VITTFELDER    UND    BOCHUM    l649. 


Taufstein 


Fig.  77.     Wittlaer.     Schützenzeichen 
der  S.  Sebastianusbruderschaft. 


i65 


l66  KREIS    DÜSSELDORF 

Kathou  Glocken.    Die  älteste  von  i476  mit  der  Inschrift:    s.  remigius  heit  ych,  to 

Pfarrkirche    ^^^   dEYNSTE   GODES    ROP   YCH,    DEY   DODEN   BESCHREYE  YCH,    DEY   LEVEDYGEN    ERFROE 
Glocken  ^^^^    ^_^^   DONNER  TOBRECK   YCH.    JOHAN    VAN   DORPMUNDE   GOSS   MYCH    ANNO    DOMINI 

MCCCCLXXVI. 

Die  zweite  von  i7  79  mit  der  Inschrift:  s.  anna.  j.  esser  pastor,    p.  h.  blomen- 

KAMP  VICARIUS,     P.  BLOMEN  SCHEFFEN,    J.  P.  JAEGERS,     G.  SCHMITZ  KIRCHMEISTER  l779. 
ME   FUDIT  JOHANN   RUTGERUS   VOIGT. 

Statue  Im  Garten   der  Kaplanei:    Barocke  lebensgrosse   Steinstatue   des  David   oder 

Perseus,  aus  Kesselsberg  stammend. 


i66 


KREIS    DÜSSELDORF      KARTE 


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«»   ?w   -^l^g^y^  X0O  MM  7000  to^o  p^  mmjj 


(jc'x    von  H-KünMcr  in  Bonn,. 


1.  Ortsregister. 

(Die  stärkeren  Ziffern  bezeichnen  üie  Stelle,  wo  über  den  Ort  im  Zusaminenliange  gehandelt  wird.) 


Seite 

Aachen 74 

Alte  Burs: 15+ 

Andornacli 68,  72,  74 

Anjjc'tnuiiid 81 

Aslxr;,- 68,   72,  74 

Bacharach 74 

Bassenheim 74 

Bonrath '83 

Bilk 75,  89,  92 

Bilkcrhusch 75 

Bingen 74 

Bonn 74 

Brügge 91 

Burgluivcl,   Wallburg 120 

Dercndorf 77 

Dorsten 113 

Düs.seldorf 2,   15,  113 

Quellen 15 

Römische   unil   germanische   P'unde       .      .  24 

Kirchliche  Gebäude 25 

Andreaskirche 25 

Kirche  der  barmh.   Schwestern        .      .  33 

Garnisonpfarrkirche 34 

Lambertuskirche 34 

Maxkirche 5l 

Weitere  Kirchen 54 

Klosteranlagen 54 

Weltliche  Gebäude 55 

Stadtbefestigungen 55 

Schloss 58 

Jägerhof 62 

Rathaus 63 

Sammlungen 67 

Eller 68,  72,  89 

Eller,  Haus 89 

Elbroich,  Haus 128 

Erkrath 89 

Fahnenburg 9t,  106 

Flehe 75 

Flingern 75 


Seite 

Frohnhof  bei  Himmelgeist 118 

Garath,   Haus 115 

Geliep 69,  72,  74 

Gerresheim Ol 

Gladbach 68 

Gohr     . 68 

Golzheimer  Heide 68,   74,    77 

Grafenberg 91 

Gräfgenstein,    Haus 91 

Grimlinghausen         68,   69,   74 

Grosse  Burg 154 

Grunewald,   Wirtshaus 120 

Hain 108 

Hain,   Haus 109 

Hamm 92 

Haus  zum  Haus 162 

Heddesdorf 74 

Heitorf,  Schloss 68,   92,  109 

Heidenberg  bei  Hilden 112 

Heiligendunk,   Kamp 68,   92 

Hilden 68,   112 

Himmelgeist 115 

Homberg 118 

Horst,  Haus  bei  Dorsten 123 

Horst,   Haus  bei  Hilden 115 

Howarth,  Gehöft 149 

Hubbelrath 120 

Hugenpoct 121 

Ickter  Hof 108,  154 

Immigrath 68 

Isaberg 112 

Itter 127 

Kaiserburg 92 

Kaiserhain 77 

Kaiserswerth 3,  68,  128 

Kaiserswerth,   Burg 140 

Kalkum 145 

Kalkum,   Schloss 147 

Keldagau 1 

Kibbenheide 120 


i69 


i7o 


KREIS   DUSSELDORF 


Seite 

Kirchberg 68 

Köln 72,  74,  113 

Kreuznach 74 

Kruft 74 

Landsberg 149 

Landsberg,  Schloss 149 

Langenlinsheim 74 

Lemmenhaus 91 

Leuchtenberg,  Hof 68 

Lierenfeld 25,  74,  92 

Lirmep 68,   152 

Lintorf 74,   151 

Lohausen,   Haus       .........   145 

Ludenberg 91 

Lulsdorf 74 

Mainz 74 

Meckenheim 69,   74 

Metzkausen,  Honschaft 120 

Mickein,   Schloss 118 

Mintard 152 

Mülhofen 74 

Mündelheim 153 

Neuss 68,  72,  74,  92 

Niederbiber 74 

Niedermenditr 74 


Seite 

Norf 68,  74 

Oberbilk 74,  75 

Pempelfort 25,  54 

Quadenhof 106 

Rath 108,   154 

Ratingen 92,   155 

Raeren 74 

Rheinberg 69 

Rheinbrohl 74 

Rheindahlen 68 

Richrath 68 

Roland,   Haus 107 

Schülerbusch 91 

Siegburg 74 

Tannenwäldchen 25 

Thinghaus 89 

Tomberg 74 

Unterbilk 75 

Urdenbach 16.3 

Urmitz 74 

Velbert 148 

Viehstrasse 92 

Winkelhausen,   Schloss 111 

Wittlaer 163 

Xanten 68 


IL  Sammlungen. 


Seite 
Düsseldorf. 

Gewerbemuseum 67 

Historisches  Museum 67 

Königl.   Landesbibliothek 69 

Staatsarchiv 71 

Sammlung  Bona 72 

Sammlung  Braun 72 

Sammlung:  Dahl 72 


Seite 

Sammlung   O  e  d  e  r 73 

Sammlung   Rautert 74 

Fahnenburg,    Sammlung  Pflaum.      .      .      .   102 

Heitorf,   Sammlungen  des  Reichsgrafen  von 
Spee 111 

Hugenpoet,  Fürsten  bergische  Gemälde- 
gallerie 121 

Lohausen,   Sammlung  Lantz 145 


III.  Abbildungen 


Seite 
Fig.    1.     Düsseldorf,  Die  Altstadt  mit  der 

Lambertuskirche 15 

Fig.    2.     Düsseldorf  im  J.  1650      ....  22 
Fig.    3.     Düsseldorf,  Andreaskirche    ...  26 
Fig.    4.     Düsseldorf,  Büste  d.  Herzogs  Wolf- 
gang Wilhelm  in  der  Andreaskirche  28 
Fig.    5.    Düsseid.,  Andreaskirche,  Schwarze 

Kasel  mit  Bouillonstickerei ...  32 


Fig. 
Fig. 

Fig. 
Fig. 


im  Text. 

Seite 

6.  Düsseldorf,  Lambertuskirche     .     .     36 

7.  Düsseldorf,  Grundriss  der  Lam- 
bertuskirche   37 

8.  Düsseldorf,  Sakramentshäuschen  in 

der  Lambertuskirche 39 

9.  Düsseldorf,  Grabmal  der  Marga- 
retha  von  Windeck  in  der  Lam- 
bertuskirche   42 


i7o 


VERZEICHNISSE 


l7l 


Fig. 

10 

Fig. 

11 

Fig. 

12 

Fig. 

13 

Fig. 

14 

Fig. 

15 

Fig. 

16 

Fig.  17. 

Fig.  18. 

Fig.  19. 

Fig.  20. 

Fig.  21. 

Fig.  22. 
Fig.  23. 

Fig.  24. 
Fig.  25. 
Fig.  26. 

Fig.  27. 
Fig.  28. 
Fig.  29. 
Fig.  30. 
Fig.  31. 
Fig.  32. 

Fig.  33. 

Fig.  34. 

Fig.  35. 

Fig.  36. 


Fig.  37. 
Fig.  38. 
Fig.  39. 
Fig.  40. 


Seite 
Düsseldorf,  Wandmalereien  an  den 
Chorschranken  d.  Lam1)ertuskirche     44 
Düsseldorf,    Wandgemäkie    in    der 

Lambertuskirche 45 

Düsseldorf,   Wandgemälde    der    h. 
Kümmernis  in  der  Lambertuskirche     46 
Düsseldorf,  Romanische  Reliquien- 
büste  in  der  Lambertuskirche  .      .     47 
Düsseldorf,  Getriebener  Buchdeckel 
in   der  Lambertuskirche   ....      49 
Düsseldorf,  Ansicht  der  Ma.vkirche     51 
Düsseldorf,   Adlerpult  in   der  Max- 
kirche   52 

Düsseldorf,     Das    Bergerthor    von 

der  Bäckerstrasse 57 

Düsseldorf,  Grundriss  d.  abgerisse- 
nen Ratingerthores 58 

Düsseldorf,   Grundriss  d.  Schlosses 

im  18.  Jh 59 

Düsseldorf,    Der    Schlossturm    vor 
der  Wiederherstellung      ....      60 
Düsseldorf,    Marmorstatue    Johann 
Wilhelms   von  Baumgärtgen      .      .     61 

Düsseldorf,  Jägerhof 62 

Düsseldorf,  Giebelfüllungen  am  alten 
Marstall  des  Jägerhofes  ....     63 
Düsseldorf,  Ansicht  des  Rathauses     64 
Bilk,   Ansicht   der  Pfarrkirche      .      75 
Bilk,   Romanische  Kapitale    in  der 

Pfarrkirche 76 

Angermund,  Ansicht  der  Burg  81 
Angermund,  Grundriss  der  Burg  .  82 
Benrath,  Hauptfa^aded. Schlosses  84 
Benrath,  Hinterfront  des  Schlosses  85 
Benrath,  Grundriss  d.  Gartenanlage  87 
Erkrath,  Inneres  der  katholischen 

Pfarrkirche 90    ' 

Gerresheim,  Ostansicht  d.  Stifts- 
kirche   93 

Gerresheim,  Grundr.  d.  Stiftskirche 
mit  Kapitelshaus  mid   Kreuzgang  .      95 
Gerresheim,  Westansicht  der  Stifts- 
kirche, West-  und  Nordansicht  des 

Kapitelshauses 96 

Gerresheim,  Nordansicht  der  Stifts- 
kirche und  Querschnitt  des  Ka- 
pitelshauses    .     .     97 

Gerresh.,  Längsschn.  d.  Stiftskirche  98 
Gerresh.,  Innenans.  d.  Stiftskirche  99 
Gerresheim,  Roman.  Altarmensa  .  101 
Gerresheim,  Sarkophag  d.  h.  Gericus  102 


Seite 
Fig.  41.     Gerresheim,  Romanisches  Kruzifix 

in   der  Stiftskirche 103 

Fig.  42.     Gerresheim,  Romanisches  Heiligen- 
häuschen    10+ 

Fig.  43.     Gerresheim,   Quadenhof  ....  105 

Fig.  44.     Hain,   Erdbefestig,  am  Ickter  Hof  108 

Fig.  45.     Heitorf,   Ansicht  des  Schlosses  .  HO 

Fig.  46.     Heitorf,   Thorturm Hl 

Fig.  47.     Hilden,  Erdwerk 112 

Fig.  48.     Hilden,      Längsschnitt     durch     die 

evangelische  Kirche 114 

Fig.  49.     Himmelgeist,      Ostansicht     der 

katholischen  Pfarrkirche  .      .      .      .116 

Fig.  50.     Hugenpoet,  Ansicht  d.  Schlosses  122 

Fig.  51.     Hugenpoet,  Grundriss  d.  Schlosses  123 

Fig.  52.    Hugenpoet,   Kamin 124 

Fig.  53.     Hugenpoet,    Ruhe    auf   der  Flucht  125 
Fig.  54.     Hugenpoet,  Der  verlorene  Sohn  von 

Märten  Heemskerk 126 

Fig.  55.     Itter,     Ansicht    der    katholischen 

Pfarrkirche 127 

Kaiserswerth  im  J.  1650  .  .  129 
Kaisersw.,  Ostansicht  d.  Stiftskirche  132 
Kaisersw.,  Vorhalle  der  Stiftskirche  133 
Kaisersw.,  Grundr.  der  Stiftskirche  134 
Kaiserswerth,  Längsschnitt  d.  Stifts- 
kirche vor  der  Restauration  .  .  135 
Fig.  61.  Kaiserswerth,  Schmiedeeis.  Stand- 
leuchter       136 

Fig.  62.     Kaiserswerth,  Ostansicht  der  Burg  141 

Fig.  63.     Kaiserswerth,    Grundriss   der  Burg  142 

Fig.  64.     Kaiserswerth,  Die  Burg  v.  Rhein  aus  143 

Fig.  65.     Kaiserswerth,   Romanisches  Haus  .  144 

Fig.  66.     Kalkum,   Ansicht  der   Kirche       .  146 

Fig.  67.     Kalkum,   Ansicht  des  Schlosses     .  147 

Fig.  68.     Landsberg,  Ansicht  d.  Schlosses  149 

Fig.  69.     Landsberg,   Der  Bergfried    .      .      .  150 

Fig.  70.     Landsberg,   Grundriss       ....  151 
Fig.  71.     Ratingen,  Südansicht  der  kathol. 

Pfarrkirche 157 

Fig.  72.     Ratingen,     Grundriss    der    kathol. 

Pfarrkirche 158 

Fig.  73.     Ratingen,  Türme   der  Stadtbefesti- 
gung       161 

Fig.  74.     Ratingen,  Haus  ,zum  Haus'      .     .  162 
Fig.  75.     Wittlaer,   Südansicht  der  kathol. 

Pfarrkirche 164 

Fig.  76.     Wittlaer,     Grundriss     der     kathol. 

Pfarrkirche 164 

Fig.  77.     Wittlaer,  Schützenzeichen  d.  S.  Se- 
bastianusbruderschaft    165 


Fig. 

56 

Fig. 

57 

Fig. 

58 

Fig. 

59 

Fig. 

60 

i7i 


I72 


KREIS    DUSSELDORF 


IV.  Tafeln. 

Seite  Seite 

Tafel  I.         Düsseldorf,    InnoiLS    dor  An-  Tafel  V.        Düsseldorf,  Reiterstatue  des  Kur- 

dreaskirche 27  1                           fürsten  Johann  Wilhelm  von  Gru- 

Tafel   II.       Düs.seldorf,  Grabmal  des  Herzo<js  pcllo 64 

Wilhelm  in  der  Lanibertuskirche     40  Tafel  VI.       Hugenpoet,   Gro.sser   Kamin  .   123 

Tafel   111.      Düsseldorf,    Figuren  vom  Grab-  l    Tafel  VII.     K  a  i  s  e  rs  \ve  r  t  h  ,       Suitbertu.s- 

niale  des  Herzogs  Wilhelm  .      .     40  schrein 137 

Tafel   IV.      Düsseldorf, Erweiterung derStatlt  Tafel  V'III.    Gerresheim    und    Katingen, 

von  1280   bis   1798       ....      56  Monstranzen 159 


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Papier  von    f.   W.   Zanders  in   B.Gladbach. 

Lichtdrucke  von   B.   KÜHLEN   in  M.Gladbach. 

Phototypien  von  Meisenbach,  Riffarth  &  Co.  in  München. 

Autotypien  von  Angerer  &  Güschl  in  Wien. 

Druck  von   L.  .Schwann  in  Düsseldorf. 


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Die  Kunstdenkr.'iäler  der 
Stadt  und  des  Kreises 
Düsseldorf 


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