This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books white helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at |http : //books . google . com/
V
RREO 1°
?t?artarö Collcgf ä-tbrarg
UmMXitW r«a« TUE nKC^UE^iT OF
CHARLES SUMNER, LLD.,
OF BOSTON.
(CUft» of jS3p.)
«»Für Booki relatmg ta Politica and
Pine Art«.**
U^
.(IRAlföfERRED m
Digitized by
Google
* t
Digitized by
Google
w
H^'
n
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google
DIE
KUNSTDENKMALER
DES
GROSSHERZOGTHUMS BADEN
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DES
GROSSHERZOGTHUMS BADEN
BESCHREIBENDE STATISTIK
IM AUFTRAGE
DES GROSSHERZOGLICHEN MINISTERIUMS DER JUSTIZ
DES KULTUS UND UNTERRICHTS
UND IN VERBINDUNG MIT
DR. JOS. DURM GEH. HOFRATH DR. E. WAGNER
GH. BAD. BAUDIRECTOR UND PROFESSOR AN und OBERSCHÜLRATH UND GROSSH. CONSERVATOK
DER TECHNISCHEN HOCH.SCHULE ZU DER ALTERTHÜMER UND DER MIT IHSES
KARI^RUHE VEREINIGTEN SAMMLUNGEN
HERAUSGEGEBEN
VON
DR. KRÄNZ XAVER KRAUS
O. ö. PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT ZU FREIBURG
GROSSHERZOGLICHEM CONSERVATOR DER KIRCHLICHEN ALTERTHÖMER
ZWEITER BAND
DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES
VILLINGEN
FREIBURG I. B. 1890
AKADEMISCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG VON J. C. B. MOHR
(PAUL SIEBECK)
Digitized by
Google
DIE
KUNSTDENKMÄLER
DES
KREISES VILLINGEN
BESCHREIBENDE STATISTIK
IM AUFTRAGE
DES GROSSHERZOGLICHEN MINISTERIUMS DER JUSTIZ
DES KULTUS UND UNTERRICHTS
UND IN VERBINDUNG MIT
DR. JOS. DURM GEH. HOFRATH DR. E. WAGNER
GH. BAD. B.\UDIRECTOR UND PROFESSOR AN uND OBERSCHÜLRATH UND GROSSH. CONSERVATOR
DER TECHNISCHEN HOCHSCHULE ZU DER ALTERTHÖMER UND DER MIT IHNEN
- KARLSRUHE VEREINIGTEN SAMMLUNGEN
BEARBEITET
VON
FRANZ XAVER KRAUS
MIT ZAHLREICHEN ILLUSTRATIONEN
^ FREIBURG I. B. 1890
AKADEMISCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG VON J. C. B. MOHR
(PAUL SIEBECK)
Digitized by
Google
Kj Li -') -^ 1 ^ l / ^1/ '^'i^'^
PEroaMiy»iiTiigkipiwm
WinnnrimMMifiiiM
Digitized by
Google
na
|ER hiermit dem Publicum übergebene zweite
Band der badischen Kunsttopographie begreift
zum grössten Theil Ortschaften der fürstlich
Fürstenbergischen Standes - Herrschaft. Die
warme Theilnahme, welche Se. Durchlaucht
Fürst KARL EGON VON FÜRSTENBERG
Kunst und Wissenschaften entgegenbringt, ist auch dem Herausgeber
dieses Werkes in reichstem Maasse zu statten gekommen; er hat in jeder
Hinsicht durch die Fürstlichen Beamten Unterstützung und Förderung
seiner Arbeiten gefunden, vor Allem durch den fürstlichen Archivar,
Herrn Dr. BAUMANN, welchem dieser Band eine Reihe werthvoller
Notizen verdankt. Ausser ihm habe ich dem Herrn Hofrath
GUTMANN, dem Galerie -Inspector Herrn FRANK, dem Herrn
Bauinspector NEBENIUS, Herrn Archivsecretär Dr. THUMBOLT
in Donaueschingen zu danken. In Villingen ist unsere Thätigkeit
durch Herrn Architekten KRAUT unterstützt worden; in ganz
hervorragendem Maasse aber geschah dies durch Herrn Gymnasial-
Professor Dr. RODER daselbst. Diesem besten Kenner der alten
Reichsstadt und ihrer Geschichte muss ich nicht nur für eine Reihe nütz-
licher Notizen und für sorgfaltige Durchsicht der Correcturen danken;
er hat es auch übernommen, für den Artikel Villingen den historischen
Digitized by
Google
II
Abschnitt grösstentheils zu liefern (vgl. S. 94—104; 107— 1 14; 1 19—139).
So weit es möglich war, wurden die Beiträge der Herren Dr. BAU-
MANN und Dr. RODER durch ein dem betreffenden Alinea bei-
gesetztes (B) und (R)y wie diejenigen der Herren Geh. Hofrath Dr.
WAGNER und Baudirector Prof. Dr. DURM durch ein (W) und
(D) bezeichnet.
In der typographischen Einrichtung des Bandes sind auf Ver-
fügung des Gh. Ministeriums hin einige Aenderungen vorgenommen
worden.
FREIBURG I. B., im März 1890.
FRANZ XAVER KRAUS.
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AASEN
Alamanntsche Reste, Im Gewann PfafFenkapf befinden sich alamannische AUm. Re«te
Reihengräber. Man stiess am 4. April 1884 im Felde beim Ackern auf ein
ausgemauertes, mit starken Steinplatten bedecktes Grab. In demselben lagen neben
dem Skelett ein einschneidiges Schwert (Scramasax), ein kleiner Dolch und ein Sporn.
Auch früher waren hier schon Gräber entdeckt worden. Baumaun in Schriften
d. Ver. für Gesch. u. Naturgesch. d. Baar, V 1885 p. 134. (W,) — Römische Reste, Rom. Reste
1889 wurde ein guterhaltener Vespasian bei dem Burgstalle gefunden, der dem
Münzcabinette zu Donaueschingen durch Pfarrer Behringer in Aasen geschenkt
wurde; vgl. Bissinger^ 51 a. N. Nach Mitth. des Pfarrefs stösst man nördl.
vom Orte in den Feldern auf Mauerreste, die bis jetzt noch nicht untersucht
wurden. Als man vor einigen Jahren beim Pfarrhofe das Fundament einer Scheune
grub, stiess man auf ein Stück Estrich oder eine gepflasterte Strasse. (B.)
Kirche, Zwar ist der Ort, nach dem die spätere Landgrafschaft Baar zu Kirche
Ende des 11. Jhs. comitatus Aseheim genannt wurde (FU. I No. 68 u. ']2\ zweifel-
los sehr alt, indessen ist er arm an alten Denkmälern. Die jetzige Kirche ist
ein werthloser Bau des 18. Jhs. Nur der allerdings oben stark veränderte Thurm
ist alt, in seinem unteren Theile romanisch; schräg und tief geleibte Fenster. Am
Thurm Epitaph eines Geistlichen von 1750. — Im Chor Wandnische für ein
ewiges Licht, ehemaliges Sacramentshaus, in dem spätgothischen Bogen eine Sacramentshau»
naive Kreuzigung mit Maria und Johannes. — Spätgothische Holzstatuette
eines hl. Bischofs, bezw. Papstes mit dem dreifachen Kreuze. — Barock crucifixus Cnidfixus
in Lebensgrösse, in einer Seitenkapeile, sehr naturalistisch und heftig im Ausdruck,
aber keine schlechte Arbeit. — Aussen an der Kirche Epitaph eines Geistlichen
von 1758.
In der Nähe der Kirche spätgothisches Haus mit Staffelgiebel, wie sie den Pnvathäusor
benachbarten Orten Kirchen, Geisingen und Donaueschingen eigen sind.
Zwei Häuserinschriften neuerer Zeit ( 1 8. Jh. ?) gibt G u t m a n n Schriften Hausin»chriften
d. Ver. i. Donaueschingen II (1872) 200. 202.
i*
[697]'
Digitized by
Google
4 Kreis villingen.
Nach Aasen nannte sich ein im 13. u. 14. Jh. vorkommendes Rittergeschlecht,
Burg das im 14. Jh. zu Zimmerholz (A. Engen) erlosch. Von ihrer Burg (1396 sass
da der Edelknecht Burkart Balghain, FU. VI No. 247, 6) ist noch der auf einem
Bergvorsprung gegen Heidenhofen freigelegene, ziemlich geräumige Burgstall
erhalten.
ALLMENDSHOFEN
Rdm. Reste Römtscke Rcste i zwei Münzen von Nero und von Domitian. Vgl. Mone
Ztschr. XIV 270. ßissinger^ No. 47.
In dem Garten des Dr. Warnkönig unbedeutende Reste eines
Kapelle Baues des 14. Jhs. (Kapelle?). Eine Ecke hat Quadersteine; rundbogige Eingangs-
thüre, aber nicht romanisch.
Bttfg Von der ehemaligen Burg, dem Stammsitze der begüterten, im 16. Jh. zu
Immendingen ausgestorbenen Herren von A., (später an die Blumberg, 1398 erblich
an die Schellenberg, 1668 an Fürstenberg gekommen) hat sich gar nichts erhalten.
BACHHEIM
Aiam. Rette Alamantiische Grabstätten in der Nähe des Ortes ; Funde aus derselben
in der Gr. Alterthümersammlung in Karlsruhe. (W.)
BACHZIMMERN
Aiam. Reste In der Nähe sind alamannische Grabstätten. Funde aus denselben in der
Gr. Alterthümersammlung in Karlsruhe. (W,)
Ueber die unter der Bezeichnung 'Heidenburg' vorkommenden Erdwälle
und Gruben bei Bachzimmem s. Riezler und Baumann Sehr. d. Ver. i. Donau-
eschingen III 286.
Kapriic Kapelle spätgothisch , ein rectangulärer Raum ohne Chorabschluss. Zwei
kleine gothische Fensterchen. Portal mit übergreifendem Stabwerk, 1591 bez.; an den
Füssen der das Portal umfassenden Säulchen groteske Köpfe. Mobiliar zopfig.
Ueber zwei Altargemälde, welche 1624 fiir die Kapelle gemalt werden sollten, s.
G. Gaisser Tagebücher (Mone Qs. II 164. 167).
BEHLA
KapeUe Eine *Curtis in Belen cum capella' wird erwähnt in einer Urkunde
Friedrichs I 1155, Nov. 27 und noch von Karl IV 1357, Oct. 11 (FU. V.
No. 95 u. 551*). Von dieser alten Kapelle hat sich nichts erhalten.
[698]
Digitized by vnOOQlC
AMT DONAUESCHINGEN. - BRÄUNLINGEN.
BIESINGEN
Römische Reste (f). Ein 'Herweg' erw. im Urb. 1600 — 1636 (M o n e KSmach« Rot«
Ztschr. XVII 395).
BLUMBERG
Die Burg der ehemals mächtigen Familie von Blumberg, welche nach 1450
nach deren Aussterben an die Randeck, 1 483 durch Kauf an die Landau, Bodman und
Fürstenberg gelangte, bestand im Jahre 14Q9 den Angriff der Eidgenossen, wurde
indessen 1641 verbrannt. Von der Ruine sind nur noch geringe Mauerreste vor-
handen und zwar am Ausgange des Städtchens Blumberg, bei der Strasse nach
Achdorf, auf einem nach dem Thale zu steil abfallenden Bergrücken. Das Bau-
material besteht aus weissem Jurakalk und Nagelflue, durch einen stark erhärteten
Weisskalkmörtel verbunden. (D.)
Burg^
BRÄUNLINGEN
Alamannische Reste: Reihengräber, unmittelbar neben dem jetzigen Aiam. Reste
Gottesacker und auf dem Ottilienberge. Von den letzteren wurden 1888 mehrere
geöffnet , aus ihnen kamen kleine Schmucksachen und eine sehr lange Scramasax
in die f. Alterthümersammlung nach Donaueschingen. — Eine der Keltenzeit zuge-
schriebene durchbrochene Broncescheibe, einen Reiter darstellend, die vor
einigen Jahren bei Bräunlingen gefunden wurde, gelangte in die Gh. Sammlung
zu Karlsruhe. (B.)
Pfarrkirche, ganz neuer Bau; in derselben Holzbild: Krönung der
hl. Jungfrau durch die Trinität, umgeben von den allegorischen Figuren der
Humilitas, Contemplatio, Pudicitia, Perseverantia; gute Barocksculptur aus dem Ende
des 17. Jhs. — Zwei Barockkelche (Ende des 17. u. 18. Jhs.). — Mess-
kännchen, geringe Barockarbeit (18. Jh.). — Die dieser vorausgegangene ältere
Pfarrkirche wird in einem Ablassbriefe des Jahres 1342 (FU. V p. 359® f.) erwähnt,
wo auch der *Altaria . . . conversionis b. Mariae Magd. , S. Cyriaci et altare
S. Michaelis archangeli et omnium fidelium defunctorum in Parochiali ecclesia in
Brinlingen' gedacht wird.
Im Pfarrhatise Oelgemälde auf Lwd., Anbetung der Weisen,
mit eigenthümlichem Wappen (Reh- und Hirschhörner). Geringe Malerei des
18. Jhs. Gute Barockrahme. — Eb. grosses Familienbild (Gump) mit An-
betung des Herzens Jesu, interessant wegen der Patrone. Barockzeit.
Von der ehemaligen Bedeutung dieser Stadt zeugen, wie die noch erhaltenen
Denkmäler, so auch die Urkunden, welche ihr Aufblühen im 14. Jahrhundert be-
PEurkirdie
Holxbild
Barockkelche
Mesekänndien
Pfarrhaus
Oelgemälde
[699]
Digitized by
Google
KREIS VILLINGEX.
Stadtthor
Stadtmauer
Rathbaus
Privathäuser
Schlott
Bildstock
Gottesacker-
kapelle.
slätigen. Vgl. die Briefe Herzog Leopolds von Oesterreich, gez. vor 1326 (verleiht
der Stadt Dissenhofer Recht) und Graf Rudolfs von Hohemberg 1326, März 3
(versichert die Bürger, dass er von ihnen kein Besthaupt fordern werde) und Graf
Friedrichs von Zollem 1383, Nov. 18 (belässt die verpfändete Stadt bei ihren
Rechten (FU. VI No. 46 Zeitschr. f. Gesch. d. Oberrheins XX 33. 38., dazu
Gengier Cod. jur. Germ. med. aev. I 271).
Stadtthor, gothisch, mit Buckelquadern an den Bogen. Neben dem Eingang
Bruchstücke einer I n s ch r i f t : fl> c c c || D S.
Reste der alten Stadtmauer sind hier und da noch erhalten.
Das alte Rathhaus, j. Privathaus, trägt das Wappen der Stadt mit der Jahres-
zahl 1733. — Im neuen Rathhaus befinden sich Oelbilder der Kaiserin Maria
Theresia, Franzi und Josephs II, femerein Richtschwert von 1754, eine Anzahl
von Folterwerkzeugen und ein in Oel gemalter Gemarkungsplan von 1591.
Prtvathäuser,
Das Adlerwirthshaus hat schmiedeiseme Enseigne, gute Rococoarbeit.
Haus No. 106 gothische Fenster und Thüren (rundbogig !), Hinterthüre
sehr alt.
Haus No. 105 dsgl. Giebelhaus.
Haus No. iio spätgothisch. In der Nähe Reste der alten Burg (Gewölbe).
H a u s No. 116 spätgothisch.
Haus No. 1 15 dsgl.
Haus No. 2 1 1 spätgt)thisches Giebelhaus.
Sog. Schloss mehrere Complexe weitläufiger spätgothischer Gebäulichkeiten;
StaflTelgiebel, Thurm mit Wendeltreppe. In der Nähe stand ein Thor. Ehemaliges
Besitzthum der Stähelin von Stockburg, Schellenberg u. s. f. Ungewiss ist mir, ob
dieses sog. 'Schloss' identisch ist mit der in den Urk. von 1358, Jan. 30 (FU. II
No. 331) erwähnten *ßrunlinger Burg', mit der, gleichwie mit der Stadt, Graf Hug
von Fürstenberg sich auf zehn Jahre verpflichtet, dem Bischof Johanns zu Strass-
burg zu dienen.
Haus No. 12 spätgothisch.
Haus No. 25 dsgl., überarbeitet.
Haus No. 7 ehemaliges Rathhaus, spätgothisch.
Haus No. 2 oben ehemalige Kapelle mit elenden Resten mittelalterlicher Malerei.
Haus No. 229, spätgothisch, mit Eselsrücken am Portal, unten Barocco.
Vor dem Ort nach Hüfingen zu
Bildstock, Kreuzigungsgruppe mit den Schachern, Maria und Johannes,
rohe Bauemarbeit, aber als solche nicht ohne Interesse. — Steinkreuz mit
Crucifixus (18. Jh.) bei der Fabrik Stetten.
Vor dem Ort: Gottesackerkapelle (ad S. Remigium). Flachgedeckter gothischer
Bau, überarbeitet an Stelle eines altern romanischen. Der Thurm noch romanisch,
hat unten kleine romanische Mauerschlitze, hatte oben gekuppelte romanische Fenster,
an den Trennungssäulchen Würfelcapitelle. Die Fenster sind jetzt vermaueit und das
Dach erneuert. Der aus drei Seiten des Achtecks geschlossene Chor hat zwei-
[700]
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN.
BRÄUNLINGEN.
theilige Fenster mit Fischblasenmaasswerk. Der Chorbogen ist noch romanisch,
zeigt noch den romanischen Sims und ist also noch ein Rest der altem Kapelle.
Vierungsthurm mit erneuertem Pyramidaldach. An der Evangelienseite des Chors
Sacramentshaus, spätgothische Wandnische mit Maasswerk u. s. f. Verschluss
erneuert. Die Schiflffenster entbehren des Maasswerks. — Im Chor Reste von Wandmalereien
Wandmalereien. — Hochaltar: Triptychon, spätgothisch, schlecht restaurirt. Hocbaiur
Im Fond Holzstatuetten der hl. Jungfrau als Himmelskönigin, und Joh. Baptista,
Katharina (mit dem Schw^ert), Barbara, Remigius. Die Flügel sind auf Goldgrund
gemalt. Rechts (im lit. Sinn) inwendig Geburt des Herrn; aussen Christus am Oel-
berg; Gefangennehmung, Geisselung, Domenkrönung. Links innen Anbetung der
Könige, aussen Kreuztragung, Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung des Herrn.
Die Figuren stehen unter gothischen Baldachinen. Nicht uninteressantes Werk. —
Im Chor Epitaph mit zwei Wappen:^ Epitaphien
^en 6. %px\Ui SDnno i6o
9* ^tarb taer €tiel bnta
tae fta&ili part^enopoeiuii fr. b^t:
%n Xotl^ringen betteltet MatfitimtU
tuf unta iSat]^ taefen fei (0ot le&e CO bnb
gnebig fryn« SÜineii.
1610.
Im Schiff drei Epitaphien
i) 1587, Hansjerg Stähelin von Stock bürg, mit drei Wappen seiner
drei Frauen: Diessberg, Rietberg, Yslingen.
2) Grosses Relief eines Ritters mit Beil und Schwert, zwei Helmzier und
Wappen. Gute Arbeit des 16. Jhs. mit theilweise zerstörter gothischer Minuskel-
inschrift: aiia bni lih^UI ^tar6 ber Uli (edel) bnh bcft gäg fiartljo lillllilomt
(f) ^tägeltn bon || ftocß&utg an ji^tag bor bem Rrift || tag bem got 6a
(rmhertzig stgj.
3) Elias Gump, gest. 15 Jan. 1575. Wappen. MORS MONUMEN-
TUM !| INEXPVGNABILE.
Glocken^ Glocken
i) Gothis che Glocke von 1425 mit Minuskelinschrift: l Q l rcf 2 glode 2 jcpe
i belli 2 cbm i pace i anno 2 bni 2 m 2 aaaa 2 jcjrb 2 aue 2 mar + luca^ 2
inarntj^ 2 matj^ei)^ 2 toj^annei^ 2
2) Gothis che Glocke: oben mit gothischem Ornament, mit Kreuzigungs-
gruppe in Relief. Inschrift in gothischer Majuskel: + 0-:^eX-®IlO:^ie-X3P€[-
3) Glocke ohne Inschrift oder Ornament. Alle drei Glocken von schönem
Guss, vielleicht desselben Meisters.
Ein Grabstein von 1680 dient als Thürsch welle am Seitenportal. Grabstein
Auf dem Kirchhof zwei Statuetten (hl. Anna selbdritt und hl. Katharina); Statuetten
schlechte bäuerliche Werke der Spätgothik.
[701]
Digitized by
Google
stein
8 KREIS VILLINGEX.
In einer Urkunde Graf Friedrichs von Fürstenberg von 1292, Juli 4 (FU. I
No. 625) werden Klausnerinnen in Bräunungen erwähnt, welche die Regel
des hl. Dominicus befolgten (reclusae in Brulingen, videlicet Lugg^rdis et Adel-
heidis etc. . . .de regimine fratrum predicatorum') über deren Wbhnsitz und
Schicksale uns nichts bekannt ist.
öde Kirche Öde KtTckc In einer Urkunde Heinrichs von Aldingen, 13 10, Juli 29
(FU. II No. 54) wird ein 'Holz, heisst Habsekke, entswischent der öden Kilchen
und Mistelbrunnen' erwähnt. Diese *Öde Kirche' lag nach einer Aufzeichnung
von 1435 (®^- m No. 83, Anm. 4) an einem Bache, dessen Name 'Bruder-
bach' wol auf eine Einsiedelei schliessen lässt. Im J. 1878 wurden an der gegen
Bräunungen liegenden Südostspitze des Habsecker -Waldes am 'Bruderbächle' die
Grundmauern eines Hauses und eines aus Quadern errichteten massivem Baues
entdeckt; daneben Spuren eines Canals und Weges, kurz eine alte, jetzt wieder
überwachsene Rodung im Walde. Riezler (FU. .IV No. 488 und Schriften
des Donauesch. Vereins III 288) glaubt in dieser Localität wol mit Recht die
Ueberreste der 'Öden Kirche' erkennen zu dürfen.
Schiow Langen- Das alte Sckloss Langettstetn , neben der 'Öden Kirchen' am Bruderbach,
nahe der Grenze des Neidinger Klosterwaldes Habsegg, auf einem 1791 reducirten
Grundriss des Bräunlinger Distrikts verzeichnet. Riezler a. a. O. S. 448 gibt
darüber folgende Notiz: 'bei einem Besuche der von der Karte bezeichneten
Stelle im Mai 1879 fanden Hr. Oberförster Kissling, Dr. Baumann und ich dort
in der That ganz überwachsenes Mauerwerk einer alten Burg, auf der nördlichen
Seite desselben auch Spuren von Wall und Graben. Die Stelle liegt nördlich von
der Strasse, die nach Unterbränd führt, hart an derselben, 240 m westlich von
dem Thälchen, das auf der topographischen Karte von Baden (1848) * Aasen thäl-
chen' auf der reducirten Karte von 1791 aber 'Sachsenthälchen' genannt ist. Wie
die Ueberreste zeigen, bestand die Burg nur aus einem runden oder viereckigen
Thurme. Die Kunde von der wol seit dem 14. Jh. oder länger zerfallenen (Burg)
war vollständig verloren, doch fanden wir unter Bewohnern des benachbarten Dorfes
Hubertshofen noch die Sage lebendig, dass im Walde Habseck dereinst eine Burg
gestanden. Da Heinrich von Aitlingen den Wald Habseck, den er 13 10 an Kl.
Neidingen verkaufte, von denen von Langenstein gekauft hatte, darf man annehmen,
dass das letztere Geschlecht Stammesvettern der Herren von Almshofen war,
hier seine Stammesburg hatte, zu der wol die 'öde Kirche' ursprünglich gehörte.
Bekanntlich liegt auch im Hegau eine Burg Langenstein (s. Kunstdenkm. Badens I
391. 702), die einem gleichnamigen Geschlechte, den Stiftern der Deutschordens-
commende Mainau, gehörte. Es ist wol möglich, dass die von Langenstein im
Hegau und im Schwarzwalde ein und dasselbe Geschlecht sind; wenigstens er-
scheinen, während die Siegel allerdings verschieden sind, hier wie dort die Vor-
namen: Hug, Friedrich. Welche der beiden Burgen in diesem Falle die ältere,
die eigentliche Stammburg war, lässt sich nicht entscheiden.' — 'Beachtet man
die Burgstalle Langenstein, Dellingen und Kürnburg, das ausgedehnte Gräberfeld
auf der Windstelle, den auf eine abgegangene Ortschaft weisenden Namen Notgen-
steinszehnten in der Bräunlinger Gemarkung u. a. , so erkennt man, dass diese
[702]
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN. — DONAUESCHINGEN.
ganze Gegend in alter Zeit viel mehr bewohnt war als heute.' (Vgl. auch Riezler
i. d. Schriften des Donauesch. Vereins III 288.)
Eine andere westlich von Bräunungen zwischen Waldhausen und Unterbränd
ehemals gelegene Burg, von der noch jetzt bei dem vor einigen Jahren eben-
falls abgebrochenen, den Namen bewahrenden Kümbergerhofe Spuren zu sehen
sind, war das 1250 urkdl. genannte 'Castrum Kurenburc' (FU, I No. 427). Vgl.
eb. I S. 196 und Fü. II No. 531 (Urk. v. 1388, Aug. 21).
Burg
BRUGGEN
In Bruggen wurden 1761 zwei Plattengräber entdeckt, deren Inhalt aber puttengniber
verschleudert. Im Spätherbste 1889 fanden Arbeiter östlich der Brege bei Bruggen
mehrere auf beiden Seiten zugespitzte Eisenkeile, die aufrecht in einem Kreise in
der Erde Stacken ; Alter und Zweck derselben, von denen zwei in die f. Alterthümer-
sammlung zu Donaueschingen kamen, sind bis jetzt noch unbekannt. (B,)
Hinter der Kapelle in diesem Dörfchen stand eine kleine Burg, die im Burg
15. Jh. als Ftirstenbergisches Lehen die Herren von Almshofen-Neuenburg besassen
und die 1498 Graf Heinrich von Fürstenberg von Jörg von Almshofen erkaufte.
Vor hundert Jahren war der tiefe Graben um den Burgstall noch gut erhalten.
DELLINGEN
Rtune einer kleinen Burg, die von der Landgrafschaft Stühlingen zu Lehen
ging, 15 12 an die Stähelin von Stockburg fiel und 1550 von diesen käuflich an
Graf Friedrich von FürstenbeiTg kam. (B.)
Burgruine
DÖGGINGEN
Alamanntsche Grabstätten in der Nähe des Ortes: eine eiserne Speer- AUm. Re«t«
spitze aus denselben in der Gr. Staatssammlung in Karlsruhe (W.); ebendaher in
Donaueschingen Waffen und Schmuck, darunter ein Siegelring mit hebräischen (?)
Buchstaben.
DONAUESCHINGEN
Gerbert Iter Alem. 305. — Ders. Hist. Silv. Nigr. passim.
Schriften des Alterthums- Vereins für das Gr. Baden zu Baden und seines
Filial- Vereines, der historischen Section des Vereins für Gesch. und Naturgeschichte
zu Donaueschingen. I — III Band. Baden-Baden 1846 — 1849. 8®. — Schriften
[703]
Lttteratur
Digitized by
Google
lO KREIS VILLINGEN.
des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar und der angrenzenden
Landestheile. — I-VII. Karlsruhe und Tübingen 1871 — 1889. 8^ Daraus bes.
Riezler S. Geschichte von Donaueschingen (a. a. O. II [1872] i.). — Barth
Archivalien aus den Orten des Amtsbezirks Donaueschingen (Mitth. d. bad. histor.
Commiss. No. 5). — Udry, Archivalien aus Orten des Amtsbez. Donaueschingen
(eb. No. 7). — Woerl, Führer durch Donaueschingen und Umgebung. Nebst
einem Plane der Stadt. 2. Aufl. Würzburg und Wien s. a.
Zur Geschichte des Hauses Fürstenberg: Münch -Fi ekler Geschichte des
Hauses und Landes Fürstenberg. I— IV. 1829—1847. — Fi ekler Kurze Ge-
schichte der Häuser Fürstenberg, Geroldseck und von der Leyen. Karlsruhe 1844.
— Fürstenbergisches Urkundenbuch. Herausgegeben von dem Fürst!. Hauptarchiv
in Donaueschingen I — VI. Tübingen 1877 — 1889. 4°- — Riezler Ge.scliichte
des fürstl. Hauses Fürstenberg bis zum" Jahre 1509. Tübingen 1883 8°. —
Ders. Kurze Geschichte des Fürstl. Hauses Fürstenberg. Baden 1882. 8^.
AUn. Reste Alamatifitsche Funde. Zwischen dem jetzigen Kirchhofe und der Strasse
nach Kiengen an einer Stelle der Gemarkung, welche *auf der Tafel' heisst,
wurde 1870 ein ala mannisch er Friedhof entdeckt. Man öffnete 22 ausge-
mauerte, mit grossen Steinplatten belegte Gräber, welche neben theilweise wohl
erhaltenen Skeletten die gewöhnlichen alamannischen Fundstücke, Waffen, Schmuck
etc. enthielten. Letztere befinden sich im Museum von Donaueschingen. Schon
1788 seien zunächst dem Kirchhof bei der Sebastianskirche *5 heidnische Gräber'
entdeckt worden. (S. S. Riezler Geschichte von Donaueschingen in den Schriften
d. Vereins für Gesch. u. Naturgesch. d. . Baar II, 1872, pag. 2.) (IV,)
GeKhicfate Das fürstliche Haus Fürstenberg stammt ab von den Grafen von Achalm
und Urach, die im 11. und 12. Jahrhundert die Grafschaft in den Gauen Pful-
lichgau und Schwickersthal besassen und ebendort auf der rauhen Alb und in
den Thälem des mittlem Neckars reich begütert waren. Die Grafen von Achalm
und Urach hinwiederum lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Un-
ruochinger zurückfuhren, deren ältester Unruoch I am Hofe Karls des Grossen
lebte und dessen Sohn Eberhard die Tochter Kaiser Ludwigs des Froifimen hei-
ratete. Somit gehört das Haus Fürstenberg zum ältesten hohen Adel der deutschen
Nation. Während die älteren Grafen von Achalm im Jahre 1098 im Mannesstamme
ausstarben, blühte der Seitenzweig der Grafen von Urach fort, und war es Graf
Egino IV, der durch seine Verbindung mit Agnes, der Tochter Herzog Bertholds IV
von Zähringen, den Grund zu der Grösse seines Hauses legte. Agnes erbte näm-
lich nach dem kinderlosen Absterben ihres Oheims, Herzog Bertholds V von
Zähringen, den grösseren Theil der Zähringischen Besitzungen in Schwaben. Ihr
Sohn Egino V, Graf von Urach, theilte letztere unter seine 2 Söhne; Konrad er-
hielt die westlichen Besitzungen und wurde Stammvater der Grafen von Freiburg;
Heinrich erhielt die Lande auf dem Schwarzwalde und in der Baar und nannte
sich seit 1250 nach der vorderen Kuppe im Längegebirge Graf von Fürstenberg
(t- wahrscheinlich 1284).
Der auf den Urachischen Stammgütem zurückgebliebene Zweig erlosch gar
bald und es ging der Stammsitz des Hauses an Württemberg über; die Grafen von
. [704]
Digitized by vnOOQ IC
AMT DONAUESCHINGEN. - - DONAUESCHINGEN. I I
Freiburg, welche schon 1368 Freiburg an Oesterreich verloren, jedoch die Grafschaft
Neufchatel erwarben und dahin übersiedelten, blühten bis 1457. Das Haus Fürsten-
berg aber setzte sich in ununterbrochener männlicher Reihenfolge bis heute fort.
Von höchster Wichtigkeit war es, dass Graf Heinrich 1283 von König Rudolf
die Landgrafschaft in der Baar erhielt, die Grundlage der späteren Landeshoheit;
weiterhin wurden Wolfach, Hausach, Wartenberg, Lenzkirch und Blumberg er-
worben, während die alte Hauptstadt des Gebietes, Villingen (1326), wie auch die
Stadt Bräunlingen (1305), ar\ Oesterreich verloren gingen.
Mehrere Seitenlinien, die sich im 14. und 15. Jahrhundert abzweigten, so
die Haslacher, die Kinzigthaler und Geisinger Linie, erloschen wieder, so dass
gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Brüder Wolfgang und Heinrich VII wieder
den ganzen Besitz vereinigten. Heinrich fiel kinderlos 1499 t>ei Dorneck; Wolf-
gang, der um Kaiser Maximilian und dessen Sohn Philipp hochverdiente Staats-
mann, setzte das Geschlecht fort. Sein Sohn Friedrich II vermehrte den Besitz
um ein ganz Beträchtliches durch seine Vermählung mit der Gräfin Anna von
Werdenberg; 1535 fielen ihm die Grafschaft Heiligenberg und die Herrschaften
Jungnau und Trochtel fingen zu.
Durch den Grafen Joachim, einen jüngeren Sohn * Friedrichs II, ward die
Linie Fürstenberg - Heiligenberg gestiftet, welche 1606 die Herrschaft Weitra in
Niederösterreich erwarb und 1664 die erbliche Reichsfiirstenwürde erhielt.
Während des hatte in der älteren Linie Graf Wratislaus II durch seine Ver-
mählung mit einer Gräfin von Helfenstein 1622 die Herrschaften Messkirch, Neufra
und Hayingen erworben und die Linie Fürstenberg - Messkirch gegründet, auf die
17 16 die Fürstenwürde der ausgestorbenen Heiligenberger Linie überging. Mess-
kirch selbst erlosch 1744.
Ein jüngerer Bruder Wratislaus' II, Graf Friedrich Rudolf, wurde durch seine
Vermählung mit einer Gräfin von Pappenheim, der Erbin der Landgrafschaft Stüh-
lingen und der Herrschaft Hohenhewen, Stammvater der Linie Fürstenberg -Stüh-
lingen, welche unter Joseph Wilhelm Ernst (Reichsfurst 17 16) 1744 alle Fürsten-
bergischen Besitzungen vereinigte. Joseph Wilhelm Ernst war es auch, der 1723
seine Residenz nach Donaueschingen verlegte und 1 762 die Ausdehnung der reichs-
fürstlichen Würde auf seine ganze Nachkommenschaft erwirkte. Von seiner Ge-
mahlin, der Gräfin Anna von Waldstein, stammen die 1732 erworbenen Böhmischen
Besitzungen, besonders die Herrschaft Pürglitz, welche noch jetzt das Stammgut
der Fürstlich - Böhmischen Linie, der Secundogenitur des Hauses, bilden. Ein
Bruder des Fürsten Joseph Wilhelm Ernst, Ludwig August Egon, übernahm die
Niederösterreichische Herrschaft Weitra und ward der Stammvater der heute in
Oesterreich blühenden landgrS fliehen Familie des Hauses.
Auf Joseph Wilhelm Ernst folgte als Reichsfürst in Schwaben sein älterer
Sohn, während der jüngere die Böhmischen Besitzungen erhielt, jedoch vereinigte
1804 Fürst Karl Egon II, der Sohn des in der Schlacht bei Liptingen 1799 als
Oesterreichischer Feldmarschall-Lieutenant gefallenen Prinzen Karl Aloys, wiederum
den Gesammtbesitz in seiner Hand. Er war der letzte Reichsfürst. 1806 wurde
[705]
Digitized by vnOOQ IC
12
KREIS VILLINGEN.
Pfarrkirche
Kelche
Monstranz
Seb.-Kapelle
das Fürstenthum mediatisirt; es mochte damals auf 37 Quadratmeilen über 85060
Einwohner zählen.
Aus der Ehe des Fürsten Karl Egon II mit der Prinzessin Amaüe von
Baden, Tochter des Grossherzogs Karl Friedrich, stammt das jetzige Haupt der
Familie, Fürst Kari Egon III.
Als Wohnsitze der Fürstenberger sind zu bezeichnen : die Burgen Fürstenberg
und Wartenberg (s. d. Art.), weiter als ehemalige, theilweise vorübergehende Resi-
denzen Haslach, Wolfach, Geisingen, Möhringen, Blumberg, Stühlingen, Messkirch,
Neufra, Trochtel fingen, Heiligenberg und Hüfmgen.
Im J. 889 schenkte Kaiser Arnulf der Abtei Reichenau die Villa Esginga
in pago Perahtoltespara , welche bisher ad comitatum Adalberti qui Skerra dicitur
gehört hatte (FU. V No. 47). Ein Theil des Gutes blieb als Kelnhof im un-
mittelbaren Besitz des Klosters, ein anderer ward als Lehen an die Dienstmannen-
familie von Eschingen übergeben, welche ihren Besitz aber schon vor ihrem Er-
löschen im 15. Jh. verlor. Im 13. und 14. Jh. gehörten beide Theile den Herren
von Blumberg als Reichenauer Lehen, nach deren Aussterben das Dorf an die
von Stein (1449), dann an die von Habsberg (1482) und endlich an die Fürsten-
berg (1488) kam. Schon Graf Heinrich von Fürstenberg (t 1596) wohnte meist in
Donaueschingen, welches im 17. Jh. einer Linie der Familie den Namen gab und
endlich 1723 die Residenz des Fürstenhauses wurde. Der Ort hatte sowol im
30jährigen als in den französischen Kriegen schwer zu leiden, was zum Theil er-
klärt, wesshalb an alten Gebäuden hier sich wenig erhalten hat; im J. 18 10 ward
er zur Stadt erhoben (vgl. Baumann im 'Gh. Baden' S. 805). Die 1367 zuerst
('die bürg ze Tünnäw Eschingen mit dem wage [der Donauquelle und deren Ab-
fluss zur Brigach] hinder der bürg und mit allem inbegriffe vnd den bongarten
vnd das wisli bi der bürg und die hofwis vnd der hoffacker ze Eschingen werden
von Johans von Almshoffen und Zillig von Bltimenberg, seiner ehelichen Wirthin,
an Rudolfen von Blömenberg u. s. f. verkauft', (FU. II No. 406) und dann mehr-
fach 1485 (FU. IV No. 83). Genannte Burg der Blumberger ist wol die näm-
liche, welche Graf Friedrich 1552 vor dem Neubau seines Schlosses abbrechen
Hess. Letzteres bestand, bis 1723 Donaueschingen zur Residenz erhoben und das
jetzige Schloss, ein schmuckloser Bau, hergestellt wurde.
Pfarrkirche (Tit. s. Joh. Bapt.), unbedeutender Barockbau von 1724. Aus
dem Inventar sind nur hervorzuheben : Zwei silbervergoldete Barockkelche, einer
vom J. 1678, ein zweiter, sehr schöner, hat am Fusse das Wappen einer Abtei
(S. Georgen?), das Augsburger Beschauzeichen mit A und I C B (zweimal). —
Monstranz von 1757, neu restaurirt.
St. Sebasttanskapelle, neurestaurirter, spätgothischer Bau von 161 2. Chor
sechseckig mit sehr schlechtem Gratgewölbe, niedrigem Triumphbogen, Schiff flach-
gedeckt. Fenster im Chor und Schiff einfach, oben Dreipass. Innere Aus-
stattung ohne Kunstwerth. Im Schiffe vier Grabsteine in die linke Mauer
eingelassen, darunter der des f. Geheimrathes und Kanzlers Geppert (gest. 1778)
und der des verdienten f. Archivars Müller (gest. 1814).
[706]
Digitized by
Google
AMT DONAÜESCHINGEN. — DONAUESCHINGEN.
13
Ktrchhofskapelle, stand ursprünglich als S. Lorenzkapelle an der Stelle des KiTchh.-KapcUe
jetzigen Rathhauses, erbaut vor 1596; vgl. Riezler, a. a. O. II 35, auf den
Kirchhof verlegt 1837. Chor sechseckig mit flacher Decke, Schiff flachgedeckt,
Fenster mit Fischblasen, einfaches Portal. Alter eisenbeschlagener Opferstock.
Auf dem Kirchhof sind einige alte Grabsteine von dem frühem Fried- OraUu-me
hofe von um S. Lorenz und S. Sebastian übersetzt, darunter auch der der Scharf-
richterfamilie Seidler (errichtet 1732, verzeichnet in vier Generationen bis 1876).
Privatkäuser, Die Gasthäuser *zur Burg' und *zum Adler', sowie Privathäiaer
mehrere andere Häuser haben noch gothische Fenster.
Das Gasthaus *zum Lamm'' hat das Bäckerzeichen und die Inschrift :
Anno 1770 den 3. März ward ich Fidelis Schneider anhero be-
rufen, den ersten Mundsemmel || zur Hochfürstlichen Tafel zu
backen, woran der Königin von Frankreich Majestät Maria An-
tonie speisten. Darnach erbaute ich dieses Haus Anno 1783.
(Gut mann Sehr. d. Ver. i. Donauesch. 11 200.)
Am Ausgang der Stadt nach Wolterdingen zu kleines gothisches Haus mit
Staffelgiebel.
Befestigungen im *Donaueschinger O b e r h o 1 z', südöstl. vom Wildtobel, ganz Befe«tigui«eQ
ähnlich denen des 'Schlossberges' bei Breg, nach der Volkssage der Rest einer
Stadt *Laubenhausen' : doppelter Steinwall von ungewissem Alter. Vgl. Riezler
und Bau mann Sehr. d. Ver. in Donaueschingen III 285.
lieber verschiedene Münzfunde, welche in dem J. 1877 gemacht wurden MUnxfunde
(mittelalterliche Silberdenare), gef. an der nördl. Grenze des Walddistictes
Bahnholz; 26 Silbermünzen aus den JJ. 1633 — 1677) berichtet Roder Sehr,
d. Ver. i. Donaueschingen III 290. Vgl. auch Bissinger* No. 48.
FürstL Archiv, (Gebäude errichtet 1756 — 63.) Im Hausgang desselben Archiv
sind aufgestellt:
i) Grabstein der He wen, 1871 durch den Fürsten Karl Egon aus der Stemscuiptttren
abgebrochenen S. Martinskirche zu Engen (I 28) gerettet. Inschrift in gothischer
Majuskel : iJ^fiC ßöPYIiSV^V«; • ^.(st) • OBOJ^ . (dominorum) • 6© • ||
VXip.t('fdominarumJ'Ö''fdeJ'']^G7venlllllllllllhöydeJ''J^Gmei'lXl »16
///////// + II + PIMIO • a> • CCC • IiXX • PffiO fprimoj || OS f?J £>e©J^9
»^ • i^emZ ' »pj^o • I fnj x>ie • ssi • inid^^i^ev ^j^ci^pxieeaji- n
(Abgeb. FU. II 323. Riezler Gesch. d. Hs. F. S. 305. Anzeiger f. Kunde d.
d. Vorzeit XIX 142. XXV 83 mit Abbild.) In der Mitte Wappen des Petrus
Hewen mit den vier kleineren Ortschilden von Fürstenberg, Gundelfingen, Mont-
fort und Toggenburg.
2) Kleiner Sandstein mit vier Eckschilden.
3) Kalkstein mit springendem Hund (Wappen der Reckenbach?).
4) Gewölbeknopf mit dem Voglerschen Wappen.
5) Grabstein des Edlen Geder von und zu . . . neck (gest. 158?) und
seiner beiden Frauen v. Gunsrad (t 1575) und Ifflingerin v. Graneck. Grosses Crucifix,
vor welchem die knieenden Gestalten des Ritters und seiner zwei Frauen.
Alle diese Steine stammen aus der S. Martinskirche zu Engen.
[707]
Digitized by
Google
14 KREIS VILLINGEN.
Schon früher standen und lagen im Hausgang des Archivs:
i) Stein mit dem Allianzwappen der Fürstenberg und Schwarzenberg (Karl
Egon von Fürstenberg [Löffinger Linie 1665 — 1702], vermählt mit Maria Francisca
Gräfin zu Schwarzenberg).
2) Stein mit dem Schwarzenbergischen Wappen (17. Jh.).
3) Stein mit dem Fürstenbergischen Wappen von 1587.
4) Stein mit dem Lupfen'schen Wappen 1536 (wurde 1862 aus dem Krenk-
inger Schlösschen zu Engen ausgegraben).
5) Stein (61 cm 1., 29 cm h.), auf dem ein Delphin ausgehauen mit der
abgebrochenen Inschrift: STE || NRAFVE || KINTZGETHAL {?).
Rom. Rote Ferner Reste aus der römischen Niederlassung zu Aul fingen
(vgl. I 5. 670): Reste von einem Hypokaust, Thonplatten, Thonröhren, Fussböden etc.
Eine nähere Beschreibung soll in den Vereinsschriften von Dona.ueschingen erfolgen.
GipMbgfisM Auf der Treppe stehen Gipsabgüsse:
i) Grabmal Konrads von Fürstenberg, Domdecans in Strassburg,
gest. 1346, aus der Klosterkirche zu Lichtenthai bei Baden (abgeb. FU. II No. 161).
2) Grabmal der Gräfin Anna Margaretha von Fürstenberg,
Gemahlin des Grafen Albert von Hohenberg bei Haigerloch, gest. I2y6, im Boden
des kleinen Chors der Klosterkirche Kirchberg, OB. Sulz, Württemberg; abgeb.
FU. I 237.
Im Archivgebäude befinden sich auch als Deposita:
1) Verschiedenes Kirchensilber, darunter eine gothische Monstranz
(Siehe unsere Taf. I und Katalog der Badischen Kunst- und Kunstgewerbe-
Ausstellung 1881. Karlsruhe, Macklot. Abtheilung II No. 268), eine Sonnenmonstranz
(ebenda No. 15 10), ein Vortragkreuz von 15 14 (ebenda No. 281), 2 Kelche mit
Rococo-Omamenten (ebenda 1523 und 1524), femer der Krummstab einer Aebtissin
(von Neidingen) aus dem Ende des 16. Jahrhunderts (ebenda No. 76).
2) Eine sehr grosse Anzahl Siegelstempel und Fürstenbergischer Münzstempel.
3) Eine silberne Büchse, enthaltend das Herz des letzten Grafen von Zimmern. .
4) Oelgemälde und zwar Aebtissinnen von Neidingen (5), Aebtissinnen von
Amtenhausen (14), Aebte von St. Georgen (9) und Aebte von Salem (i) darstellend;
femer eine Ansicht von Donaueschingen von 1820 (?).
5) Eine Uhr (englisches Schlagwerk) des 18. Jahrhunderts.
6) Ein Schwarzkunstblatt. Thesen des J. B. J. Gegg von 1735.
7) 9 Todtenschilde der Grafen Werdenberg, aus der Kirche von Trochtelfingen
stammend.
8) Eine von dem fürstlichen Archivar Peregrin Merk angefertigte Relief-Ansicht
von Donaueschingen von 1800.
9) Fürstenbergische Normal-Maasse und Gewichte.
10) Eine Brauttmhe der Gräfin Eleonore von Helfenstein, Gemahlin Graf
Wratislaus' II von Fürstenberg.
In dem oberen Räume (2. Stock) ist das Gestühl der ehemals fürstlichen
Hofbibliothek (Blattomamentik) sehr bemerkenswerth.
[708]
Digitized by vnOOQlC
Tafel I
Afonstramen aus Donaueschingen und VilUngen.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN. ~ DONAUESCHINGEN. 15
MünzcabtneL Die Sammlung enthält c. 50000 Nummern Münzen aller Münicabin«t
Zeiten, unter denen die keltischen, merowingischen und deutschen besondere Be-
achtung verdienen. Weiter eine Anzahl antiker, arabischer, Renaissance- und modemer
Gemmen; die Lippertschen Abgüsse von Gemmen; eine CoUection Tabaks-
dosen, einige kleine Steinkrüge. (Vgl. den ungedruckten Katalog des verstorbenen
Freiherm v. Pfaffenhofen und Katalog der Bad. Kunst- und Kunstgewerbe- Aus-
stellung 1881, No. 52, 121, 100, loi, 1537.)
Weiter sind zu verzeichnen: KuMthistoriÄiie
Die Huldigungsmedaille der vorderösterreichischen Stände an Kaiser
Karl VI (17 16), sehr schöner, grosser Guss, nebst modemer Berliner Copie.
Eine Anzahl kabbalistischer Kupferplatten des 18. Jhs.
Grosses Crucifix von Bergkrystall, gekrönt von einer Kreuzigungs-
gmppe in Kupfer; Fuss barock (Anf. 16. Jh.).
Sammlung von vergoldeten Silberfiguretten, halb herausgearbeitet :
Apostel, Evangelisten, Johannes der Täufer, die vier Kirchenlehrer, andere Heilige.
Im Ganzen 3 grössere und 36 kleinere Figürchen, Arbeiten von grossem Reiz und
feinster Ausführung aus dem Anfang des 16. Jhs. Provenienz ganz unbekannt.
Im selben Kasten ein Crucifix und eine Madonna grösseren Maassstabes, Barock-
silberarbeiten geringem Werthes.
Glaskasten mit 16 sehr kleinen und fein ausgeführten Holz figürchen
von Heiligen (Laurentius, Christophorus u. s. f.). Barockarbeit des 17. Jhs.
Elfenbeincrucifix, sehr gute Arbeit des 1 6. — 17. Jhs., sog. jansenistischer
Typus.
Dsgl. (nicht jansenistisch), rohere Arbeit des 17. Jhs.
Marmortorso, Busto einer bekleideten weiblichen Figur (Ceres?), vortreff-
liche römische Arbeit (Sehr. d. bad. AV. 1847).
Elfenbeinplatte mit Urteil des Paris, sehr schlechte und rohe Arbeit.
Ausserdem wurde hier bis vor Kurzem eine Anzahl Gegenstände aufbewahrt,
welche man seither in die Sammlung nach Heiligenberg (I 435 f.) übertragen hat,
von der jetzt Th. Martin (Der Rittersaal des Schlosses Heiligenberg in Schwaben,
München [1889]) nähere Nachricht gibt. Es sind nach einer mir gefl. von Hrn.
Martin zur Verfügung gestellten Notiz :
i) Goldner Pokal, zum Jubiläum des Fürsten Froben Ferdinand von der
schwäbischen Ritterschaft gestiftet.
2) Metallkreuz auf Marmomnterlage des Hugo von Werdenberg 1482.
Auf der Rückseite: 1482. Hugo Comes de Werdenberg et de Monte
S a n c t o.
3) Elfenbeins chnitzerei: Raub der Sabinerinnen, ganz vorzügliche Arbeit
des 18. Jhs.
4) Dsgl. Kampf mit dem Drachen.
5) Dsgl. Kreuzfahrer (13. Jh.?). Vgl. die Abb. Rosenberg Alte kunstgew.
Arbeiten der bad. Kunst- und Gewerbeausstellung 1881.
6) Basrelief aus Holz: Heimkehr eines Ritters.
7) Silbermünze: Anbetung Christi.
[709]
Digitized by vnOOQlC
l6 ■ KREIS VILLINGEN.
8) Silbermünze: Schlacht.
' p
9) Silberne Platte: Orpheus singt den Thieren. V 1606 und 1607
(Paul Vianen aus Utrecht).
10) Eiserne Dose mit Silbereinlage, in Japan geübter Feilenhieb, in
Europa sehr grosse Seltenheit.
11) D o 1 ch s ch e i d e aus Holz. Die Schnitzereien stellen Scenen aus dem
Leben Goliaths dar (14. — 15. Jh.).
12) Silbersiegel eines Klosters Neunkirch.
13) Crucifix aus Bronce aus der Kapelle Thiergarten (12 — 13, Jh.).
14) Holzschnitzerei: Venus und Amor.
15) Fundstücke aus dem S. Felixschrein: Münzen, Lamm, Glas
(I 434). Münzen aus dem 15. — 17. Jh. T hon perlen.
16) Richterstab aus Hüfingen, Bronze des 17. Jhs.
17) Bronzewappen der Helfenstein.
18) Lehenbecher (15. Jh., gz. H. G. z. F.).
19) Becher, sog. Hansel im Becher.
20) 12 Apostellöffel.
21) Trinkhorn mit Silberbeschläg.
22) Altdeutsche Armbrust mit Elfenbeineinlage.
23) Vier Rads chlossfl inten, darunter ein Prachtstück mit Elfenbeinein-
lage, Hochrenaissance. Die Einlage zeigt die Buchstaben VS, am Lauf MB.
24) Etliche Hellebarden und eine Schweinsfeder.
Waffenaammiung Wo^ensammlung , Kleine, aber interessante Sammlung älterer und neuerer
Gewehre u. s. f. aus Fürstenbergischem Besitz. Einige der besten Stücke wurden
1888 nach Heiligenberg verbracht (s. oben); unter den noch hier aufbewahrten
sind einige in Elfenbein ausgelegte Büchsen des 16. Jhs. mit Renaissance-
Ornamenten (Inschr.: J. C. Stengl, H. &Balth. Zellner, eine andre mit Joh.
Neureu ther, Salzb.), zwei El fenbein bogen, ein Pistolenkasten Napoleons I,
eine Elfenbeindolchscheide mit Dolch (Renaissance ; ob echt ?), Helle-
barden u. s. f. bemerkenswerth.
Aiterth. sammig. Afittqiuirtsche Sammlungen in dem 1868 hergestellten Karlsbau, in
dessen unteren Geschossen auch die naturwissenschaftlichen Sammlungen unter-
gebracht sind. Die archäologische Abtheilung enthält Funde aus den Pfahl-
bauansiedlungen des Bodensee's, des Ueberlinger- und Zellersee's, Steinmeissel
und Kelte aus den Lehm-, Geröll- und Torflagern der Baar. Der Bronceperiode
gehören die Gegenstände des Hohenhöwener Fundes von 1872 an. Aus römischen
Niederlassungen sind zahlreiche Reste vorhanden: so vor allem aus dem sog.
Römerbade zu Hüfingen (s. d. Art.); bemalter Stucco aus Messkirch, ebendaher
die Bd. I 396 wiedergegebene Inschrift, eine geschwellte römische Säule aus
Aulfingen ; Bruchstücke von Legionsziegeln, GefUssen verschiedener Art, Glas, Thon-
perlen, Spielmarken u. dgl. ; weiter ein Fragment des Stühlinger Mosaikbodens
(s. d. Art. Band UI). Die alamannischen Reihengräber zu Dög^ngen,^
Dürrheim , Mauenheim , Riedöschingen , Donaueschingen , Löffingen , Bräunlingen
ergaben weitere Fundstücke. Dazu kommen noch dem Mittelalter angehörige
[710]
Digitized by vnOOQlC
AMT DONAUESCHIXGEN. — DONAUESCHINGEN. 17
Waffenreste: Pfeilspitzen, Dolche, Schwerter, Sporen, Hufeisen, Pferdegebisse.
Reste der römischen Ansiedelung in Aulfingen werden augenblicklich noch in dem
Treppenraum des Archivbaues aufbewahrt (s. o.).
Auf dem Treppenaufgang ein aus Italien herübergebrachtes Wandgemälde
des 17. Jhs., Christus fällt unter dem Kreuze. Weiter die Stammtafel der
1546 ausgestorbenen Freiherren von Gundelfingen, sehr grosses, vor-
treffliches und gut erhaltenes Holzgemälde der schwäbischen Schule des 16. Jhs.,
als Costümbild hochinteressant (vgl. Woltmanns Katal. Nr. 115).
Gemäldesammlung. Den Grundstock dieses Museums bildet eine Anzahl Gemäidesammig.
schon seit älterer Zeit im Fürstenbergischen Besitz befindlicher Bilder, nament-
lich die aus den Schlössern zu Wildenstein und Messkirch stammenden Gemälde,
welche auch heute noch als der kunstgeschichtlich wichtigste Theil derselben zu
bezeichnen sind. Im J. 1857 erfolgte dann die Erwerbung der Freih. v. Lass-
bergischen Sammlung, über welche Waagen, der sie noch in Meersburg 'gesehen,
im Kunstblatt 1848 einige Notizen gegeben hatte. Ausführlichere Nachricht brachte
die Lützow'sche Zeitschr. F. b. Kunst 187J (VI 140 f.) aus der Feder A. Wolt-
mann's, welcher zugleich im Auftrage Sr. Durchlaucht des Fürsten einen kritischen
Katalog der Sammlung ausarbeitete (Fürstl. Fürstenbergische Sammlungen zu Donau-
eschingen. Verzeichniss der Gemälde. Von Dr. Alfred Woltmann u. s. f.
Carlsruhe 1870. 8®). Mit Rücksicht auf diesen Katalog wird hier von einer ein-
gehenderen Beschreibung der Sammlung abgesehen, wir beschränken uns auf eine
kurze, allgemeine Charakteristik der für die Kunstgeschichte des Landes hoch-
interessanten Sammlung und auf einige kritische Bemerkungen in Bezug auf den
umstrittensten Bestandtheil derselben.
Schwäbische Schule. Sie ist zunächst durch No. i vertreten, ein 1445 Schwab. Schule
datirtes Bild (Datum echt, obgleich restaurirt), Paulus und Antonius in der Wüste
darstellend, oben erscheint Gott Vater segnend. Ein in jeder Hinsicht interessantes
Bild, welches den Einfluss der van Eyck'schen Schule zeigt und ftir die Behand-
lung der Landschaft in der deutschen Kunst von entschiedener Bedeutung ist.
Vgl. jetzt Janitschek Gesch. d. d. Malerei 246. Lübke Gesch. d. d. Kunst 542.
Der Schwäbischen Schule, beeinflusst durch Schongauer, sind No. 9,
10, II zuzuweisen, dessen Einfluss sich auch in dem frei nach seinem Kupferstich
gemalten Tod der hl. Jungfrau (No. 13) documentirt.
Nach der Augsburger Schule neigen No. i6 — 19 hinüber. ,
Der Ulmer Schule gehören No! 22 — 40 an. Dem Grossmeister dieser uimer Schuie
Schule, Bartholomaeus Zeitblom (bl. um 1484 — 1517) sind zwei Altarflügel
zuzuschreiben (Kniestücke, No. 41 und 42), zu welchen als Rückseiten die Nummern
207 und 238 der Karlsruher Galerie gehörten : die Heimsuchung, Maria und Elisa-
beth, und die hl. Maria Magdalena und hl. Ursula (charakterisirt durch Krone und
Pfeil). Beide Tafeln gehören zu den Perien der Sammlung (vgl. Waagen
Kunstbl. 1848, 154).
Der schwäbischen Schule sind femer beizuzählen, die dem 16. Jh. bereits
angehörenden Nummern 59 (Flügelaltar aus Helmsdorf bez. 1509: hl. Anna selb-
[711] '
• Digitized by vnOOQ IC
i8
KREIS VILLINGEK.
Augsburger
Schule
dritt, von N agier Monogr. II No. 2970 einem Meister G. F. Stieglitz zuge-
eignet), 60, 61, 62, 63 (Meister der Sammlung Hirscher: hl. Vitus), 64 — 68.
Die Augsburg er Schule ist zunächst mit Hans Burgkmair dem
Aeltern (ca. 1472 — 1531) in drei Flügelbildem eines Altares (No. 69 — 71) ver-
treten. Dem Jüngern Hans Holbein steht nahe das Brustbild des Grafen
Johann H von Montfort, gest. 1529 (No. yi), wol ein Werk B. Strigels (Wolt-
mann Gesch. d. Mal. H 456), viel wichtiger sind die grau in grau gemalten
zwölf Passionsbilder von dem altern Hans Holbein (1490: No. 43 — 54),
deren Originalzeichnungen im Museum zu Basel (Band U, 15 — 25) erhalten sind
und deren Uebereinstimmung mit der Passion desselben Meisters im Städ eischen
Institut zu Frankfurt a. M., die Holbein 1501 für die Dominicaner daselbst schuf,
sowie mit der Schilderung der Taufe in der Augsburger Galerie, die um 1504
entstand, vermuthen lässt, dass sie in den Jahren 1501 — 1504 geschaffen wurden.
Die werthvoUe Serie ist im Auftrage Sr. Durchlaucht des Fürsten Karl Egon zu
Fürstenberg seither in vortrefflichem Lichtdruck vervielfältigt und mit begleitendem Texte
A. Springer's herausgegeben worden (Hans Holbeihs des Aeltern Passionsbilder
in der Gallerie des Fürsten Kaj-1 Egon von Fürstenberg. Mit erläuterndem Texte
von Dr. Anton Springer etc. Nach den Originalgemälden durch Lichtdruck
ausgeführt von Schober und Baeckmann in Karlsruhe. Nürnberg. Verlag von
Sigmund Soldan. Gr. Fol. Vgl. Ztschr. f. b. Kst., Kunstschr. XV 257). Vgl.
Lübke Gesch. d. d. Kst. 580.
Andere oberdeutsche Bilder aus der ersten Hälfte des 16. Jhs. sind die wenig
hervorragenden No. 106 — 109; der zweiten Hälfte desselben Jhs. gehört nadi
Wol t mann das ehemals Holbein zugeschriebene Porträt einer jungen Frau No. iio
an (s. unten), ebenso iii. Der ältere Lukas Cranach ist mit drei Werken
vertreten : der nackten Faunenfamilie No. 97, deren sorgfältiger Vortrag und deren
reizvolle Anmuth sie den besten Werken des Meisters gleichstellt, vgl. Lübke
Gesch. d. d. Kst. 594; dann Ncx g8 (Kreuztragung) und 99 (Brustbild eines
lutherischen Theologen). Aus Cranachs Werkstätte scheinen die No. 100 — 104
hervorgegangen zu sein.
Von Niederländern ist hervorzuheben : Rogier van der Weyden (gest.
1464) (ob eigenhändige?): Madonna (No. 2), (vgl. Waagen Kunstbl. 1848, 254);
Mabuse (gest. 1532): Madonna (No. 105), ein Werk von grosser Anmuth und
S( )rgfältiger . Durchführung ; Bernhard von Orley (gest. 1 54 1 ) : hl. Familie (No.
112), ausgezeichnete von Raffael beeinflusste Schöpfung (Vgl. Waagen Kunstbl.
1448, 254); David Vinckebooms (gest. 1629): sitzende hl. Jungfrau mit reicher
Staffage (No. 114).
Weitaus den wichtigsten Bestandtheil der Sammlung bilden indessen die aus
den Besitzungen des Fürsten bergischen Hauses an der oberen Donau zusammen-
gebrachten Bilder No. 73 — 90 mit den verwandten 91 — 96, die wir kurzweg als
Wiidenst. Meistei Werke dcs Wildensteiner Meisters bezeichnen wollen : A. Woltmann
hat sie Barthel Beham zugeschrieben, worin ihm seither Ad. Rosenberg
Seb. u. B. Beham, Leipzig 1875, v. Seidlitz (Allg. Künstlerlexik. Lpz. 1885 III 3 10 f.).
Niederländer
[712]
Digitized by
Google
Tafel II
Donaueschingen. Galerie^ No. 7J — 75.
Digitized by
Google
■^
Digitized by
Google
Tafel III
I, Donaueschingen. Ga!en\\ No. 76. Wildensteiner Madonna.
2, Villingeti. Gobelin,
Jigitized by
Google
Digitized by
Google
AMT DONAUESCMINGEK. - DONACESCHINGEN. ICj
Lübke (Gesch. d. deutschen Kunst S. 643), Janitschek Gesch. d. d. Mal.
S. 383, A. gefolgt sind. Für uns liegt der Hauptwerth dieser Bilder darin, dass
sie in der Landschaft entstanden sind, mit der sich diese unsere Kunsttopographie
beschäftigt. No. 73 — 75 gelten allgemein als Stücke von dem Messkircher Altarbild
(vgl. oben Bd. I 399 und Waagen Kunstbl. 1849, 254): Maria Magdalena zwischen
S. Martinus und S. Joh. Baptista. Als Stifter sind Graf Wernher von Zimmern und
Apollonia Gräfin zu IJenneberg unten genannt (s. unsere Abb. Taf. II), welche in
knieender Gestalt neben Martinus und Johannes abgebildet sind, — Die No. 76 — 80
bildeten den Flügelaltar der Kapelle zu Wildenstein (s. c^ben I 417): in der Mitte
die wundervolle, auf dem Halbmond stehende Madonna mit Kind im Strahlenkranz,
umgeben von Heiligen; (vgl. unsere Abb- Taf. III) auf den Flügeln auswendig die
Büder der Stifter, desselben Grafen Wernher und seiner Gemahlin Apollonia, geb.
Gräfin von Henneberg, mit dem Datum 1536, auf beiden Bildern. Auf den
Rückseiten der Flügel Christus am Oelberg und der schlafende Petrus.
Ein zweiter Flügelaltar aus Wildenstein bildet die No. 81 — 85, sein Mittel-
bild ist die hl. Anna selbdritt in reicher Renaissancenische, ukngeben von Katharina,
.Ursula, Barbara, Ottilia, auf den Flügeln eine Reihe anderer Heiligen. Die No. 86
mit der ergreifenden Kreuzigungsgruppe stammt aus dem Schlosse zu Messkirch,
Hinter diesen Hauptwerken bleiben die vier Tafeln No. 87 — 90 mit Afra, Paulus
dem Einsiedler, Antonius, S. Jacobus d. Aelt. und noch mehr die handwerkmässig
gearbeiteten sechs Tafeln No. 91 — 96 zum Theile sehr zurück, ob sie gleich den
allgemeinen Charakter des Meisters bewahren, in welchem sich Dürer*sche Einflüsse
mit den Elementen italienischer Renaissance paaren. Rundliche Köpfe voll Tiefe
und Anmuth, naturwahre edle Zeichnung, die derjenigen Dürers an Feinheit voraus
ist, Reinheit im Stil der Gewandung, Vermeidung des Krausig-Kleinlichen in den
Brüchen der letztem, klarer, freundlicher Ton der Farben, die aussergewöhnliche
Glätte zeigen, Bevorzugung eines rosarothen Tons, starke Betonung der landschaft-
lichen Umgebung, die gerne mit Renaissancearchitektur und den von den Burgen
des Schwarzwaldes zuweilen gesehenen Schweizeralpen ausgestattet wird — das sind
die Eigenthümlichkeiten dieses Wildensteiner Meisters, in welchem die Gebrüder
Boisseree Hans Scheuffelin sahen. Woltmann hat in der Einleitung zu seinem
Katalog sich über die Gründe ausgesprochen , welche zu Gunsten Barthel Behams
sprachen. Er gibt zu (S. 17), dass es für diese Benennung keinerlei äussere
Beglaubigung gebe; sie beruht nur auf künstlerischen Gründen, die er und die
angeführten Forscher mit ihm für ausreichend finden. Das sind gewisse Aehnlichkeiten
in der Behandlung des Haars, in gewissen Charakterköpfen, in den Verhältnissen
der Körper, in der Bildung der kurzen, dicken, an den Gelenken wie geschwollenen
Händen, wie sie sich ebenso in unseren Bildern wie in dem einzigen mit Namens-
unterschrift beglaubigten Bilde B. Behams, der Kreuzerfindung der Münchener
Pinakothek (bez. 1530 Bartholome Behem) wiederfinden. In dem Münchener
Werke wie in den Donaueschinger Bildern findet sich angeblich Uebereinstimmung
der Farben und Vortragsweise, die nothwendigen Eigenthümlichkeiten, die weissen
Lichter im rosarothen Fleisch, die schillernden Gewänder, die Liebhaberei an
reicher Stofl'malerei.
[7iiJ
Digitized by
Google
20 KREIS VILLINGEN.
So bestechend die vorgebrachten Argumente erscheinen, so haben sie doch
nicht allgemein überzeugt. In der That liegen die Dinge doch nicht so, dass ftlr
die Thätigkeit Bartheis im Dienste des Grafen A'on Zimmern bloss die äussere
urkundliche Beglaubigung fehlt: in Wirklichkeit ist es höchst unwahrscheinlich, dass
Beham jemals in der unterstellten Beziehung zu dem Grafen stand. Die Zimmer'-
sche Chronik würde, falls eine solche existirt hätte, davon kaum geschwiegen haben.
Beham war 1525 wegen seiner *gemeinschädlichen* religiösen und socialen Gesinnung,
wegen Verbreitung von Karlstadts und Münzers Schriften aus seiner Vaterstadt
Nürnberg verbannt worden; von 1527— 1540, wo er starb, stand er ununterbrochen
im Dienste Herzog Wilhelms IV in München Dass ihn trotzdem 1536 der Graf
Wernher von Zimmern bei seinen bekannten Gesinnungen in Bezug auf den
Protestantismus um 1536 in Dienst genommen haben soll, ist nicht anzunehmen.
Zudem ist die Zahl der B. Beham'schen Werke — Gemälde und Stiche — schon
ohnedies so gross, dass er bei seiner kurzen Lebenszeit (er starb 40 jährig)
kaum für alle ihm zugesprochenen Schöpfungen in Anspruch genommen werden
kann. Wichtiger ist, dass neben den von Woltmann hervorgehobenen Analogien
die echten Werke Bartheis noch grössere Abweichungen bieten. Woltmann
selbst mass S. 16 zugeben, dass in den No. 76 — 80 der Donaueschinger Sammlung^
die Eindrücke des Südens mehr zurück, der Dürer'sche Stil entschieden hervortritt.
Volle Uebereinstimmung mit den Porträts des Barthel bietet in Donaueschingen
merkwürdiger Weise nur das Frauenbildniss No. iio, das früher Holbein beige-
schrieben, von Woltmann als ^deutsche Schule nach 1550' bezeichnet wird.
A. Bayersdorfer, der ebenfalls Woltmann' s Hypothese von der Autorschaft
Barthel Behams an den Donaueschinger Bildern verwirft, soll (nach Mitth. d. Hm,
Gallerie-Inspectors Frank) das Monogramm BB auf dem Kopf gefunden haben,
was ich nicht constatiren konnte. Steht das Bild 1 10 als Werk Bartheis fest, so
können die Bilder des Wiidensteiner Meisters, welche mit jenem gar nichts gemein
haben, ihn unmöglich zum Urheber haben. Die Sache verdient jedenfalls eine neue
Untersuchung, welche dann gewisse Bilder und Handzeichnungen in Besan^on und
Windsorcastle (eines mit der Bezeichnung MA = Marcus Astfahi ?) in Betracht zu
ziehen haben wird. Vielleicht dürfte die Rechnung Astfahls über ein Bild in
Reutlingen, wofür 900 Gulden — also immerhin eine für damalige Zeiten hohe
Summe — ausgezahlt worden (Mitth. des Prof. Wintterlin in Stuttgart an
Dr. Baumann), geeignet sein, dem wirklichen Wildensteiner Meister auf die Spur
zu kommen.
Nicht aufgenommen in dem Woltmann'schen Katalog ist das grosse im
Nebenzimmer aufgehängte Kreuzigungsbild, das die Jahreszahl 15 18 trägt.
Stark restaurirt, lässt es jedenfalls die Richtung der Ulmer Schule erkennen.
Die übrigen Säle enthalten ausser einer Reihe Kupferstichen eine Anzahl
späterer Niederländer u. a. A. van Dyck: Christus mit den bussfertigen
Sündern; CornelisJansonGillis deHondekoeter: No. 190 (Concert von
Vögeln) und namentlich Werke einheimischer neuerer Künstler, wie J oh. Bapt.
Kirner (1806 — 1867 No. 176: Episode aus Hebels Statthalter von Schopf heim) ;
Jos. Moosbrugger (1814— 1869), Joh. Bapt. Seele (1772 — 1814: No. 138
[714]
Digitized by vnOOQlC
I
£5
^
Digitized by
Google
Digitized by
Google
^
>
^ed by
Google
Digitized by
Google
Tafel VI
m<^}
"mL . ä^^^^
MOnirti
.'.'^.uimnujsiywc
5>Tacani$aötnirtc"uröei
I ^S«1S' f^ffcpTi rtcer iJh^
rClttlt^n? ffutiti UtTtüTTCn
Donaueschingen, Bibliothek, Cod. 30g.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN.
DONAUESCHINGEN.
21
Kupferstich-
cabinet
Bibliothek
bis 159, meist Soldatenbilder), von Andern Ach. Vertunni, A. und B. Adam,
K. Fromrael, Lindemann- Fr ommel u. s. f.
In der Rumpelkammer befinden sich eine Holzgruppe, hl. Anna selbdritt, HoixKuipturen
polychromirt, gut, anscheinend bayrische Arbeit (aus dem Kloster zu Neidingen?);
ferner fünf mittelmässige, spätgothische Statuetten in ^'a Lebensgrösse : Madonna
und Andreas , Joh. Baptista , Joh. Evangel. und Stephanus. Ebenda einige Frag-
mente spätgothischer Holzgemälde: hl. Antonius mit dem Schwein; Heim-
suchung, Joachim und Anna, ein Knecht schlägt den Herrn, eine Frau, die sich
die Hand vor die Augen hält. Endlich einige spätgothische Holzreliefs (Joh.
Evang. u. s. f.), handwerksmässige Arbeiten.
Kupferstichcabinet, Die in einem Gewölbe des Bibliothekgebäudes unter-
gebrachte Kupferstichsammlung stammt aus der neuesten Zeit und umfasst etwa
70 000 Kupferstiche , Aquarelle , Lithographieen , Handzeichnungen und Photo-
graphieen. Vorzüglich vertreten sind die grossen italienischen Stecher, Dürer, die
deutschen Kleinmeister, dann Nanteuil, Edelinck, bes. auch Chodowiecki. Unter den
Handzeichnungen ist eine Silberstiftzeichnung Holbeins (weiblicher Kopf, auf der
Rückseile Männerkopf), eine Federzeichnung H. B. Griens (zwei nackte Weiber),
eine getuschte Bleistiftzeichnung von Jacob Asmus Carstens u. s. f. (vgl. Welt-
mann Ztschr. f. bild. Kunst VI 141).
Bibliothek. Den Grundstock der höchst beträchtlichen und kostbaren Biblio-
thek bildeten die Büchersammlungen des Grafen Wolfgang von Fürstenberg, dann
die des Grafen Maximilian Franz zu Fürstenberg-Stühlingen (1680 ansehnlich ver-
mehrt), welche 1752 nach Donaueschingen übergeführt wurde. Eine namhafte
Vermehrung erfuhr dieselbe durch Einverleibung der Bibliothek des Grafen von
Fürstenberg - Messkirch , deren Grundstock von den Grafen von Helfenstein zu
Wiesensteig und den Grafen von Zimmern herstammte, dann 1774 durch die
medicinische Büchersammlung des Arztes Brix von Wahlberg, vor allem aber 1857
durch Ankauf der Freih. v. Lassbergischen Sammlungen auf Meersburg. Seither
beträgt der durchschnittliche Zugang jährlich ca. 600 Bande. Die altdeutschen
Handschriften sind von J. V. Scheffel (Die Handschriften altdeutscher Dicht-
ungen zu Donaueschingen. Stuttg. 1859) verzeichnet worden; einen Gesammtkatalog
der HH. gab Barack (Die Handschriften der f. f. Hofbibliothek zu Donaueschingen.
Tübingen 1865).
Eine namhafte Anzahl der hier angesammelten Handschriften s i n d Gemalte Hand-
gemalt. Es seien nachfolgende Nummern des Barack'schen Katalogs hier aus-
gehoben und kurz beschrieben.
No. 79. Rudolf von Hohenems Weltchronik, Pergamenthandschr.
d. 14. Jhs. mit vielen mit Deckfarben auf Goldgrund gemalten Miniaturen; vgl.
Lübke Gesch. d. d. Kunst 414.
No. 191. Sacramentar des 9. Jhs., in seiner omamentalen Verzierung dem
Sintramschen Evangelium longum in S. Gallen verwandt, vgl. die in dem Katal,
S. 179 angeg. Litteratur.
No. 309. Pergament band Schrift des ausgehenden (nicht wie der Katalog
sagt, des beginnenden) 13. Jhs., Breviarium. Der Einband mit Silberbeschlag;
[715]
Digitized by
Google
2 2 KREIS VILLINOKX.
Vorderseite in Kupfer getrieben, in den Ecken vier Medaillons mit den Evangelisten,
in der Mitte der Rex gloriae auf der Iris, inmitten der Mandorla, mit griechischem
Nimbus, die Wundmale zeigend; in den Ecken Rauchfässer schwingende kleine
Engel. Die Rückseite hat ebenfalls in Kupfer vier Medaillons mit den evange-
listischen Zeichen, in der Mitte die Madonna unter gothischem Baldachin, oben
zwei Engel mit Rauchfässern.
Die zahlreichen Miniaturen der Hs. verrathen rhe inländischen Stil : dazu
stimmen die in der Allerheiligenlitanei aufgenommenen Kölner Heiligen (Kunibert,
Heribert, Godehard, Bernhard). Die Hs. beginnt mit einem Kalendar(i2 SS.), das
in gemalter Einfassung und zwischen Rundmedaillons mit den Zeichen des Thier-
kreises und der Andeutung der Monatsbeschäftigungen steht; dann folgen ganze
Blätter mit Miniaturen einer andern Hand : i ) Geburt des Herrn, nach den Apo-
kryphen , .mit dem Bade des neugebornen Kindes, fünf Frauen um die heiUge
Wöchnerin. 2) Sitzende Madonna mit Kind. 3) Grosser hl. Christophorus mit
dem Jesukind, sauber ausgeführt, von anderer Hand als i — 2. Unten im Wasser
schwimmende Fische. 4) Petrus mit Schlüssel und Kreuz. 5) Andreas mit dem
Kreuz. 6) Jacobus mit einer Buchrolle. 7) Johannes der Evangelist mit einer
Buchrolle. 8 — 15) Sieben andere' Apostel mit Buchrollen. 16) Ein segnender
Heiliger ohne Mitra, aber mit Buch und Pallium mit Kreuzen. 17) Eine Heilige
mit Schwert imd Palme. 18) Stehende Apostelgestalt (?) mit Buch. 19) Brustbild
Mariae. 20) Brustbild Chrisli. 2 1 ) Stehender Apostel (?) , segnend , mit Buch.
22 — 29) Acht kleine Doppclbilder aus dem Leben des Herrn, sehr sorgfältig aus-
geführte Malereien (ikonographisch durchaus interessant; besonders hervorzuheben
die Verkündigung f. 36; die Geburt des Herrn, eb. ; die Taufe im Jordan f. 38:
die Kreuzigung f. 39 ; der Tod der Jungfrau, ihre Krönung und die Auferstehung der
Todten f 42, das Weltgericht f. 43 (vgl. unsere Abb. TafT. IV u. V). Die Behand-
lung des jüngsten Gerichtes ist durchaus eigenartig, namentlich zii beachten das
Auseinanderlegen der einzelnen Momente. 30) Grosse Kreuzigung (f. 45) : Christus
zwischen Maria und Johannes, die Füsse schon übereinandergelegt (sicher eines
der frühesten Beispiele dieser Anordnung), der Körper schon leise bewegt, das
Haupt mit spärlichem Barte, ohne Krone; oben zwei trauernde Figuren (Brust-
bilder mit Nimbus) über dem Kreuze und unten Sonne und Mond; unter dem
Kreuzesstamme der Todtenkopf. 31) Geburt des Herrn (f. 48), Joseph mit der
Judenmütze, im Hintergrund Ochs und Esel, unten zwei emporweiseade Brustbilder
von Propheten; einer reicht einen Apfel hinauf, oben zwei Heiligenköpfe mit Rauch-
fässern. 32) Gerimsel mit König David mit der Harfe. 33) Gemalter Anfang
des *Beatus vir qui non abiit in consilio impiorum'. 34) Initiale mit der Dar-
bringung Jesu im Tempel. Weiter eine Anzahl anderer Initialen, deren stih'stische
Behandlung an das schottisch-irische Gerimsel erinnert. 35) Am Schiuss der Hs.
die Allerheiligenlitanei : eine Seite mit der stehenden Figur Christi zwischen Maria
und Johannes, oben und unten Engel, dann sieben Blätter, auf beiden Seiten bemalt
und ein Blatt mit einer bemalten Seite. Der Text ist zwischen "je zwei Reihen
von fünf Brustbildern geordnet, zwischen die oben und unten ein weiteres Brustbild
tritt (vgl. unsere Abb. Taf. VI).
Digitized by vnOOQlC
Tafel VII
Donau f SC hingen. Bibliothek. Cod. 316.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Tafel VIII
Donaiieschhigen. Bibliothek. Cod. jj^.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN. DONAUESCHINGEN. 23
No. 310. Pergamenthandschrift des I4.jhs. Breviariura. Colorirte
Initialen und Rand Verzierungen auf Goldgrund.
No. 311. Pergamenthandschrift des 14. Jhs. Breviariura. Initialen
und Rand Verzierungen.
No. 314. Pe rga m ent ha nd Schrift des 15. Jhs. Breviariura. Schöne
Initiale mit Rand Verzierung.
No. 316. Pergamenthandschrift des 13. Jhs. Diurnale. Ausser den
Initialen, Randleisten und kleineren Sujets, welche die Monatsthätigkeit als Begleitung
des Kalendariums illustriren, sieben Seiten mit je zwei Bildern aus dem Leben und
Leiden des Herrn: Versuchung desselben, Abendmahl, Einzug Jesu in Jerusalem,
Fusswaschung, Gefiangennehmung, Judaskuss; Jesus vor dem Hohenpriester, Dornen-
krönung, Geisselung, Kreuzigung und Auferstehung; die Frauen am Grabe, Jesus
erscheint Magdalena, Himmelfahrt Christi. x\lles vortrefflich scharf und lebendig
charakterisirte Federzeichnungen auf Goldgrund (vgl. unsere Abb. Taf. VII). Die
Heiligennamen des Kalendariums (z. B. Gudula) weisen auf Brabant hin.
No. 317. Pergamenthandschrift des 14. Jhs. Diurnale. Einige
grössere und viele kleine farbige Initialen.
No. 323. Pergamenthandschrift des 15. Jhs. Officium B. M. V. etc.
Gebete in französischer Sprache. Scenen aus dem Leben Jesu, die gewöhnliche
Serie von den Evangelisten an bis auf das 'Sedet ad dexteram Dei Patris omnipo-
tentis'. Der Katalog schliesst auf die Zeit von 1470. Ich finde, im Gegensatz zu
demselben, Bilder wie Randverzierungen dieser offenbar in Frankreich geraalten
Hs. ziemlich handwerksmässig.
No. 324. Pergaraen thandschrift des ausgehenden 15. Jhs. Officium
B. M. V. etc. II ziemlich rohe und handwerksmässige Miniaturen, unter denen
der grosse von Engeln eraporgehaltene Messkelch (Rückseite: die 'drei' Nägel!)
interessant ist. Randleisten u. s. f. weisen auf französischen Ursprung hin: Barack
nirarat die Zeit 1470 — 1480 an (worauf hin?).
No. 325. Pergaraen thandschrift des 15. Jhs. Officium s. Crucis
etc., ehemals (1535 — 69) im Besitz der Grafen von Manderscheid - Blankenheim
(Eintragungen , Geburt und Todesfälle ders. btr.). Zahlreiche Initialen , Randver-
zierungen, grössere Miniaturen, deren Charakter durchaus an das Breviariura Grimani
der Bibl. des Dogenpalastes in Venedig erinnert; Barack verweist auch auf die
Aehnlichkeit rait dera der Meralingischen Schule zugeschriebenen Cod. Cirael. No. 44
der Hof- und Staatsbibliothek zu München. Die Hs. enthält an Miniaturen: f. 13 Sal-
vator Mundi (s. Abb. Taf. VIII); f. 18' Kreuzigung; f. 19 Randleiste zu *Doraine
labia mea'; f. 25' Herabkunft des hl. Geistes; f. 31' Maria mit Kind zwischen
zwei Engeln; f. t^z Randleisten zu 'Incipit Missa b. M.'; f. 37, 38, 39', 41 die vier
Evangelisten; f. 42 Verkündigung; f. 52' Besuchung; f. 67' Anbetung der Hirten; f. 72'
Anbetung der Könige; f. 76' Beschneidung; f. 81' Kindermord; f. 88' Flucht nach
Aeg}'pten; f. 10 1' Krönung der Jungfrau; f. 1 10' Beklagung des Herrn ; f. i K)' Messe
des hl. Gregor, der Papst vor dem Altar, bekleidet mit der sog. Bernhardscasel, sieht
die Erscheinung Christi) , liturgisch sehr interessantes Bild. Weiter eine Anzahl
[717]
Digitized by VjOOQ IC
2 4 KREIS VILLINGEX.
kleinerer Heiligenbilder (Michael, Joh. Baptista, Petrus und Paulus u. s. f.) zu
den Commemorationen. Darunter erinnert namentlich f. 136' (David betet die
Erscheinung des Herrn an) sehr bestimmt an das Breviar. Grimani.
No. 326. Pergamenthandschrift des 15. Jhs. Officium B. M. V.
et defunctorum. Das Kalendarium sowohl wie der Stil der Initialen, Rand-
verzierungen u. s. f. weist auf französisch-burgundischen Ursprung. Die Hs. zeigt
die Miniaturen der vier Evangelisten, dann f. 49* die Besuchung; f. 60 die Geburt
des Herrn ; f. 66' das Gloria in excelsis ; f. 70 die Anbetung der Weisen ; f. 74 die
Beschneidung; f. 78 die Flucht nach Aeg>'pten; f. log das Pfingstfest.
No. 327. Pergamenthandschrift aus der 2. Hälfte des 15. Jhs.
Officium B. M. V. etc. Die nicht gerade bedeutenden Initialen, Rand Verzierungen
und Miniaturen (f. 25 Verkündigung; f. 47 Kreuzigung; f. 60 Anbetung der Weisen;
f. 66 Flucht nach Aegyten ; f. 69 Krönung der Jungfrau durch Gott Vater, der als
Papst erscheint) verrathen französische Schule.
No. 328. Pergamenthandschrift des 15. Jhs. Officium B. M. V. etc
Das Kalendarium weist mit einzelnen Namen (Leodegar, Nicetius) auf Burgund
oder Lothringen hin. Die 17 Miniaturen sind handwerksmässig ; in Frankreich ge-
arbeitet, lassen sie flandrische Einflüsse erkennen. Ausser den 4 Evangelisten f. 21
Verkündigung; f. 46 Besucbung; f. 60 Geburt des Hern\; f. 72 Anbetung der
Hirten ; f. 76 Anbetung der Könige ; f. 85 Flucht nach Aegypten ; f. 92 Krönung
der Jungfrau; f. 97 Kreuzigung; f. 10 1 Herabkunft des hl. Geistes; f. 109 David
tödtet den Goliath ; f. 131 die Stifterin, auf den Knieen vor Maria mit dem Jesus-
kinde, von ihrer Patronin vorgestellt, als Illustration zu einem Gebete an die seligste
Jungfrau *Obsecro te' etc.; f. 137 sehr merkwürdiges Schlussbild: auf einem Berge
links oben steht der Tod, geschildert als Gerippe mit flatterndem Gewände ; durch
den Hauch seines Mundes und durch ausgesandte Pfeile trifft der Tod die unten
stehende Menge männlicher und weiblicher Personen, von denen viele schon ge-
tödtet am Boden liegen: Illustration zu 'Dilexi quoniam exaudiet Dominus vocem
orationis meae\
No. 329. Pergamenthandschrift des 15. Jhs. Officium b. M. V.
et Psalmi poenitentiales. Kalendarium zu Anfang. Enth. eine Anzahl kleine
Scenen aus der Passionsgeschichte, Initialen und Rand Verzierungen, massige Arbeiten
der niederrheinischen Schule mit Anklängen an die französische. Der Katalog
findet sie *sehr schön' und setzt, ohne Begründung, das Jahr 1440 als ungefähres
Datum an.
No. 330. Pergamenthandschrift des ausgehenden 15. Jhs. Officium
b. M. V., s. crucis, defunctorum, Psalmi poenitentiales. Aufschriften
französisch. Reiche, fein ausgeführte Initialen, Randleisten, Blumen u. s. f. mit
Scenen aus der Leidensgeschichte des Herrn. Der Katalog sagt: niederrheinische
Schule mit französischen Anklängen; man wird einfach 'französische Schule' zu
setzen haben.
No. 332. Pergamenthandschrift des 15. Jhs. Horae de Sancto
Spiritu, de B. M. V., de sancta Cruce, Psalmi poenit., Vigiliae
mortuorum mit Kalendarium. Vom zwei Wappen mit den zwei Fischen.
[718]
Digitized by vnOOQlC
AMT ÜOXAUESCHINGEN. — DONAUESCHINGEN. 2^
Enthält Initialen, Randverzieningen , ii Miniaturen aus dem Leben und
Leiden Jesu, bes. interessant f. 55 der Weltenrichter ; f. 66 das Todtenamt. Nieder-
rheinische Schule mit französischen Anklängen.
No. 334. Pergamenthandschrift des 13. Jhs. (aus v. Lassbergischem
Besitz). Lateinisches Gebetbuch. Keine grösseren Darstellungen, aber auf
jedem Blatt vortreffliche Initialen und Randverzierungen der französischen Schule.
No. 335. Pergamenthandschrift des 15. Jhs. Lateinisches Gebet-
buch mit Kalendarium; Ueberschriften , französisch. Viele kleine Miniaturen der
2. Hälfte des 15. Jhs. (der Katalog setzt 1460 — 62 an) und aus der französischen
Schule.
No. 355. Pergamenthandschrift des 18. Jhs. in elegantem italienischem
Ledereinband. Litaniae etc. compositac ao. domini 1702. Titelblatt mit hl.
Magdalena, sehr üppig, auf Pergament gemalt. Sehr hübsche Randleisten, Initialen
u. s. f. im Stil der Renaissance, vermuthlich nach älteren Mustern ausgeführt.
No. 355. Pergamenthandschrift des 16. Jhs. (natürlich nicht des
1 5. Jhs., wie der Katalog hat) in gepresstem Leinwandband. Deuts ch es Gebet-
büchlein, für den Kurfürsten Herzog Johann von Sachsen 1533 ausgearbeitet
und laut Eintrag 16 16 *ex Bibliotheca Wisensteigensi'. Auf dem Einbände der
Stempel Lukas Kranachs mit dem Datum CF 1563, hinten V. F und die Forti-
tudo des Hans Sebald Beham. Die Hs. hat 9 ausgezeichnete Miniaturen von der
Hand, bzw. aus der Schule Kranachs: f. i' Christus als Salvator mundi; f. 4' der
Sünder vor dem sitzenden Schmerzensmann e ; f. 10' derselbe vor der Kreuztragung
Christi; f. 13* Christus erscheint vom Himmel herab der betenden, auf den Knieen
liegenden Gemeinde; f. 17' der Herzog kniet vor dem an die Säule gebundenen
Erlöser; f. 20' Christus domengekrönt erscheint von oben der knieenden, betenden
Gemeinde; f. 26' Kreuzigung mit der knieenden Gemeinde; f. 23' Ecce homo;
f. 2S' Christus erscheint von oben her der knieenden Gesellschaft des Kurfürsten.
Die Hs. ist als eines der ersten gemalten Gebetbücher des Protestantismus interessant,
namentlich in ihrer Abweichung von den traditionellen Typen und Darstellungs-
gegenständen der kirchlichen Kunst.
Wappenbuch des Fürsten v. Hohenlohe, dessen Alter auf 1433, ^'^n
Grote (Anz. f. Kunde d. d. Vorz. 1878, XXV 14) auf 1448 — 1470 bestimmt wurde.
Im Schloss unter vielen neueren Kunstgegenständen ein schönes Holz- Schiow-Sammig.
seh rank chen (Renaissance), im Schlafzimmer der Prinzessin Amelie zwei kleine
Kreidezeichnungen von Ellenrieder u. a. — Gestickter Teppich aus*
der Kirche zu Pfaffenweiler bei Freiburg stammend, c. 2V2 m. br. i ^'2 m. h. ; die
Stickerei stellt den Tod Mariae dar, mit deutschen Inschriften (Ende 14. Jhs. Abgeb.
Rosenberg Alte kunstgew. Arbeilen). — Im Hofkeller das *K e 1 1 e r r e ch t' (16. Jh.)
Im Besitz des Fürstl. Hof- u. Cabinetsraths Herrn Gutmann: Sammlung de»
Holzgemälde, den Engel Gabriel mit dem Brief darstellend, auf gemustertem Gold- Gutmann
grund. Stück von einer Verkündigung, aber gut erhalten, in den Farben frisch
(Ende 15. Jhs., schwäbische Schule, angeblich Wohlgemuth.) — Holzrelief:
Anbetung der Weisen nach Dürers Leben der hl. Jungfrau (18. Jhs.). Aus dem
Franciscanerkloster in Kenzingen. — Zwei Aquarelle von Seele.
[719]
Digitized by vnOOQlC
26
KREIS VILLINGEN.
Sammlung des
Hrn. Dr. Baumann
Bauernstube In der Baucmstube eine kleine, für den Freund des Scbwarzwalds in-
teressante Sammlung von Schwarzwälder Bauemsachen : Weihwasserkessel in glasir-
tem Thon; Uhr, Brautschappeln, Bett von 1830, Faschings-Handrollen, Räuber-
portmonnaie u. s. f.
Im Besitze des Archivars Herrn Dr. Baumann: Zwei Tafelge-
mälde, hl. Gangolf und hl. Gregor, aus Wolfartschwende bei Ravensburg (?),
offenbar von dem Meister der Wildensteiner Bilder. — Ein Tafelbild, Schmerzens-
mann (schwäbische Schule). — Zwei Tafelbilder von einem Flügelaltar, angeblich
von Alt dorfer (Verkündigung und Visitatio). Der Rest des Altares gelangte
nach Hildesheim. — Tafelbild mit Ritter Georg (schwäbische Schule, c. 1 460 — ^70).
— Oelgemälde (von Z a m p i e r i ?) : Scene aus Orlando furioso , italienisch.
Desgl. Männliches Porträt, sehr gut, (v. d. Hei st?). Desgl. Christus bei Niko-
demus (Honthorst?). Desgl. HI. Franciscus v. Assisi, gute spanische Arbeit.
ESSLINGEN
Kirche
Kirche (Tit. S. Jacobi mal. et s. Andreae). Chor, goth. Sterngewölbe von
1589, auf der vordem Schlusssteinrosette das fürstenbergische Wappen, auf der
hintern das der Stadt (resp. Herrschaft) Möhringen (Ochsenkopf). Das Langhaus,
stillos, wurde vor ca. 40 Jahren nach hinten beträchtlich erweitert und mit einem
steinernen Portal in goth. Stile versehen, auf ihm sitzt ein Sattelreiterthurm. Die
Kanzel (ohne Kunstwerth) stammt von 1682; gleichzeitig sind ohne Zweifel die Altäre
und Bilder der Kirche. Im Chore rechts hängt ein Bild : Anbetung der drei Könige,
links ein Bild: Geburt Christi, beide sehr bewegt. Der Eingang in die Sakristei
hat einen Eselsrücken. Die Fenster im Chore sind ohne Maasswerk. Weihwasser-
kessel (Kupfer) von 1661 mit I H S. Taufstein von 1774 (werthlos). Im Thurme
3 Glocken aus dem 18. Jahrhundert, eine von 1780. Auf dem Kirchhofe, der
die Kirche umgibt, steht ein grosses Steinkreuz, errichtet 1728 unter Friedrich
Moser, Pfarrer in Kirchen und Esslingen. Im Pfarrhause sind 2 Reliquientafeln
(17. Jh., ohne Kunstwerth). In der Kirchhof kapelle eine späte PietÄ (noch goth.
stilisirt). (Mitth. des Herrn Dr. Bau mann.)
Einige Häicserinschriftcn des 18. Jhs. verzeichnete Gut mann Sehr. d.
Ver. zu Donauesch. 1872 II 202 (2). 203. 204. 206.
FÜRSTENBERG
Littcratur Ehemalige Burg, Fickler Gesch. der Häuser Fürstenberg, Geroldseck
und von der Leyen. Karlsruhe 1844. 12°. — Münch, E. Gesch. d. Hauses
[720]
Digitized by
Google
AMT DOXAUESCHIXGEN. -- GEISINGEN.
21
und Landes Fürstenberg. Karlsruhe 1829 — 47. I — IV. 8°. — Bader, J.Kurze
Schilderung des Hauses F. (Badenia 1839, '^5)- — Riezler Gesch. des fürstl.
Hauses F., Tüb. 1883, S. 201. 268. ^'J\^ — Fürstenb. Urkundenbuch. Tüb.
1875—89. 6 Bde. 4°. — Zimmer'sche Chronik, herausgeg. v. Barack i. A., Freib.
u. Tüb. 1881. 4 Bde. 8*>.
Die Burg Fürstenberg, auf dem 919 m hohen Fürstenberg gelegen, wird BurR
zuerst II 75 genannt, in welchem Jahre sie Herzog Berthold IV von Zähringen in
seinem Kampfe mit den Zollem diesen abgewann. Sie war also ursprünglich alt-
zollemscher Besitz. Nach der Erbtheilung von 1245 nahm Heinrich I, Stifter des
in den Fürsten und Landgrafen von Fürstenberg noch heute blühenden Zweiges
der Urach 'sehen Linie, neben dem Titel eines Grafen von Urach auch den eines
Herrn, später Grafen von Fürstenberg an.
Nachdem die Burg lange Jahrhunderte hindurch in gutem Zustande erhalten
worden war und noch im 30jährigen Kriege eine Belagerung durch die Schweden
ausgehalten, zerfiel sie bald nachher; schon lun 1780 standen, von ihr nur noch
wenige Reste; gut erhalten sind noch heute trotz des Brandes von 184 1, welcher
das damals oben auf dem Berge gelegene, nachher am Fusse desselben neu gebaute
Stätdchen zerstörte, die Wälle von Burg und Stadt.
Erwähnenswerth sind die urkundlichen Nachrichten über das offene *Lant-
gericht' zu Fürstenberg an der Staig an der offenen fryen Künigsstrasse' 1445
(FU. III No. 363), über die Schlosskapelle 1472 (eb. III No. 590; Stiftung '• -^ *
einer Seelenmesse durch Graf Konrad v. F.) und 1504 (eb. IV No. 379; Mess-
stiftung für einen Kaplan zu Ehren des hl. Erhard; dabei wird gesagt, dass die
Kapelle von der Pfarrei Hondingen abhängt).
Von dem Längeschloss bei Fürstenberg (erbaut von Fürst Joseph Wenzel LängcscWo»
von Fürstenberg 1767, abgebrochen 1840) .sind (nach Mitth. des Herrn Dr. Baii-
mann) noch ziemlich hohe Mauerreste übrig.
GEISINGEN
J. Barth Geschichte der Stadt Geisingen in der Baar. Selbstverlag d. Verf.
1880. 16®. — Riezler und Baumann Alte Befestigungen a. d. Baar und d.
obem Donau (Schriften des Donauesch. Ver. 1880 III 284 ff.)
Nördlich von der Stadt befindet sich eine vorgeschichtliche Befestigung,
die sog. Ehrenburg. Ein steil abfallender Bergvorsprung ist auf der mit dem
Bergrücken zusammenhängenden Seite künstlich durch doppelten Wallgraben befestigt.
Die eigentliche *Burg' ist 100 m lang, oben 100 m breit; die Entfernung vom
obersten Graben bis zum Hauptgraben beträgt 120 m. Ähnliche Befestiguiigen er-
heben sich ini der Nähe an 4 Stellen, i) die 'Heiden bürg bei Bachzimmern,
2) eine bei dem ehemaligen Kloster Amtenhausen, 3) eine solche zwischen
dem Thalhof und Ippingen, 4) eine solche zwischen dem Thalhof
und Geisinge-u.
Littcratur
Ehrenburg
[7*1]
Digitized by
Google
28 KREIS VILLINGEN.
Der nordwestliche TKeil der Stadt Geisingen ruht auf einem alten Fried-
hof; welcher Zeit er angehört, ist bis jetzt nicht bekannt. (R i e z 1 e r Schriften d.
Vereins für Gesch. u. Naturgesch. d. Baar III. 1880, pag. 286.)
Ron. Reste Römtsche Restc : 1889 wurde eine unkenntliche Kupfermünze aus der
Kaiserzeit bei Anlage einer Wasserleitmig gefunden. (B,)
Pferrkirche PfarrktTche (ad S. Nicolaum). Einschiffiger, flachgedekter und vielfach ver-
zopfter spätgothischer Bau. Der Thurm gehört noch der romanischen Zeit an. An
der Ostseite ein romanisches, in der Hohlkehle mit Kugeln besetztes Fenster, dann
kleine spätgothische Fensterchen mit Dreipässen. — Die Schifflenster zweigetheilt,
mit Fischblasenmaasswerk. Westportal mit übergreifendem Stabwerk, gez. 1551,
sehr einfach gehalten. Ueber dem Portal sieht man die bekannten Längsrillen
Deckengemälde — An der Deckc (Holzplafond des 17. Jhs.) geringe Gemälde (Apostel, Auf-
erstehung des Herrn u. s. f.)
Epitaph An der Schiffswand Steinepitaph eines Herrn von Staffeleck, fürstl.
Statthalters, gest. Mai 1621, mit halb verdecktem schönem Wappen.
HeU. Kreux- HciL Ktetizkapelle , erbaut 1 74 1 . Runder Chor mit Schiff, das Ganze ist so
angelegt, dass letzteres bei dem projectirten, jedoch nie zur Ausführung gelangten
Ausbau Querschiff geworden wäre. Innere Ausstattung ohne Kunstwerth. Ueber
die Entstehung dieser Wallfahrtskapelle s. Barth a. a. O. 181 — 184.
WaipttisttkapeUe WalpUTgtskdpelle, Der jetzt (s. 1885) gänzlich erneuerten und vergrösserten
Kapelle ging ein gothischer Bau voraus, dessen Chor im */8 geschlossen war. Er
hatte zweigetheilte Fenster mit Vierpässen, die Sacristei ein Gratgewölbe und eine
kleine gothische Nische.
Diese Kapelle wird urkundlich erwähnt 1470, April 2^^ wo Egen Graf zu
Fürstenberg, Landgraf in Bare und Herr zu Gisingen, den B. Herman zu Constanz
ersucht, die ewige Jahrzeit und Brüderschaft zu bestätigen, welche er mit Hülfe
und Zustimmung Herrn Burkharten Angerers, des Kirchherrn, auch des Schultheissen
und Raths zu Gisingen in der Kapelle zu St. Waldburg Kirche gestiftet hat (FU. III
No. 568. IV No. 536. Riezler Gesch. d. Hauses Fürstenb. S. 350 f.). Nach
dem 1530 erneuerten Bruderschaftsrodel hat Graf Egen ausser einem Vermächtniss für
die Confratemität *den halbtail hanfsomen des hanfzehenden zu Gysingen an das
Hecht im kor bemelter capell vor Unser Frowen altar verordnet' (FU. IV 487,3).
Nachdem Graf Egen von Fürstenberg-Geisingen 1483 (April 28.?) in Donaueschingen
verstorben war, setzte man ihn im Schiff der Waldpurgiskapelle in Geisingen bei
und bedeckte sein Grab mit einer Steinplatte (Abbildung FU. IV No. 31, p. l\
und Riezler a. a. O. 35i.)i deren theilweise zerstörte Inschrift besagt: SttlO
bomini mcccclrjc^iü llia^ nacg bet ge&rt fitifli bo ferfd^iet bet ebel taol^
0C&otn gcaf {| fen egen fem fitflenfietg |{ j^elf got bet fei Sil lifec fto ante
Unter dem Wappen das Datum ^1X83 ^^^ Platte wurde 1768, um sie vor völliger
Zerstörung zu bewahren , aufgehoben und an der rechten Wand des Chors auf-
gerichtet, jetzt steht sie an der Rückwand des Schiffes.
Im Schiff und an der Stirnwand befanden sich vor der Restauration, bezw.
dem Umbau noch vier Epitaphien fürstl. fürsten bergisch er Beamteter. Es kann
[722]
Digitized by vnOOQlC
AMT DONAUESCHINGEN.
HARDECK.
29
nicht unerwähnt bleiben, dass bei besagtem Umbau durchaus nicht die geforderte
Pietät für Erhaltung der Denkmäler gewaltet hat.
Wirthshaiis *zum Hirschen'. Altes gothisches Haus mit rundbogigem, mit
Kugehi besetztem Portal. Wirthshauszeichen des 18. Jhs. in Eisen.
Wirthshaus 'zur Krone' (No. 8g) : rundbogiges Portal mit zwei leeren Wappen-
schildern. Wirthshauszeichen des 18. Jhs.
An der Süd- und Westseite des Städtchens haben sich, theilweise die Hinter-
seite der Häuser bildend, theilweise in einer Höhe von 6 — 8 m. freistehend, Ueber-
reste der Stadtmauern (13. Jh.?) erhalten; an der südwestlichen Seite Rumpf
eines Thurms, (Fr.)
Privathäuaar
GRÜNBURG
* s. Unadingen.
GUTMADINGEN
In der ganz neuen Kirche (Tit. S. Conradi): Barockkelch mit emaillirten
Medaillons (Passionsscenen) , sehr schöne Arbeit des beg. 18. Jhs. — Dsgl. mit
späten, aber nicht ungefälligen, dem Rococo zuneigenden Formen. Beschau zeichen
Hand mit Ring, I T H. Dazu Teller und zwei Messkännchen derselben Zeit. —
Sehr späte, zopfige Monstranz (18. Jh.). — Geringes Barock vortragkreuz. —
Madonnenbild, Nachbildung des schwarzen Marienbildes von Einsiedeln.
Das Pfarrhaus hat die Jahreszahl
Kirch«
ITO
An der Friedhofmauer Fürstenberg isches Wappen (16. Jh.).
Haus No. 25 spätgothische Fensterchen; über dem abgefasten und mit
Kugeln besetzten Thorbogen Kopf und TT als • man zalt • (?) ^57^ • ward dise
SCHEIER GEBUVEN GALT DAZ MALTER • KERNE • ^0 U^ (=^ SoHdt). Unten (j^AS M
(unvollendete Inschrift).
Haus No. 33, alte spä^othische Thüre mit rundem (!) Bogen.
Haus No. 43 , ehemals fürstliches Haus , mit Staffelgiebel , spätgothischen
Fenstern, nmdbogiger Thüre. Im Garten Kellergewölbe, bei trocknem Wetter zu
sehen. Dieselben sollen Reste eines Schlosses sein.
Haus No. 50 (früher No. 49) spätgothische Thüre mit Eselsrücken und dem
Datum ^57^. An der Thüre geringes altes Eisenschloss.
Pfiu-riuus
Privathämer
HARDECK
Burgruine, s. Mundelfingen.
[723]
Digitized by
Google
3°
KREIS VILLINGEK.
HAUSEN VOR WALD
Rom. u. Alam.
Reste
Kirche
Todtenschilde
Epitaphien
Pfarrhaus
Römische und alamannische Reste, Auf einem Acker am ^Steinbock',
einem Theil des Auerbergs, stiess man 1833 auf die Trümmer eines römischen
Gebäudes von ca. 20 m Länge und Breite. Dasselbe. wurde damals durch Hofrath
Rehmann blosgelegt; der Grundriss ist verloren gegangen. Fundstücke, bestehend
aus einigen Gefässbruchstücken, einem steinernen Tischfiiss in Form einer kleinen
I m hohen Säule mit Fuss und einfachem Capitell , dem Rumpf und Fussgestell,
einer roh gearbeiteten Statue aus Kalkstein mit einem Köcher auf dem Rücken
(Actäon?) werden in der antiquarischen Sammlung zu Donaueschingen aufbewahrt.
Am westl. Abhang des Auerbergs, gegien Döggingen hin befand sich ein ala-
mannischer Friedhof. (Fickler Schriften d. Alterthums -Vereins f. d. Gr.
Baden! 1845, pag. 396 ff.), wo auch die Fundamente der Römerbaue im Grund-
riss. Vgl. Bissinger No. 48. (IV.)
Kirche (Tit. ss. Apost. Petri et Pauli). Zopfbau 1749, alt nur der gothische
Thurm (Satteldach, Staffelgiebel, goth. Fenster ohne Maasswerk). An der Bühne
(Oratorium der Herrschaft) Wappen der Schellenberg und Schönau.
An Todtefischilden und Epitaphien hat die Kirche: ^"
1) Blechtifel des Joa. Joseph Hb • bar • de • Schellen berg, Dni in
Hausen vor Wald, Neuenburg et Bachheim, gest. VI. oct. ^769-'*
2) Todtenschild: A*J 6nj • \ * 5 • 3 • 3 etc. in verzerrten und keinen Sinn
gebenden Schriftzügen; ob Konrad von Schellenberg?
3) Epitaph des Hrn. Jos. Seh weikart Rei chs frei h. von Schellen-
berg, Herrn zu Hausen, gest. \7^0, Jan. 5. Schellenbergisches Wappen.
4) P2pitaph des F reih. Georg von Schellenberg, gest. 1695, Sept. 20.
. 5) EpJLtaph der Maria Antonia Susanna von Schellenberg, geb.
V. Schönau, gest. 1758, Jänner 2']. (Stifterin der hier hängenden vierzehn Stationen).
6) Epitaph des Hrn. Frantz Hector von Sohellenberg, gest. 1742,
29. Heumont, mit Wappen.
7) Epitaph der Frau Eva Maria Freu fr au (!) von Schellenberg,
geb. von Stuben, gest. 1682, Oct. 15.
8) Todtenschild über der Sacristei : StffO ' 1556 • bf ' 9 ^iBatCij ' .^tatü
ber €bei S[un0Un0 ^Icrsr'lian .^törilcnfierg 5u 011*110? fin^ alter? im 12^ jar-
bCIll <<Patt QUabC (Wappen und Vogel mit einem Instrument).
Ausserdem: spätgothische Holzsculptur, Madonna mit Kind, gering.
Das Pfarrhmis hat am Eingang das Schellenbergische Wappen.
HEIDENHOFEN
Kirche Kirche. Schiff barock, Chor gothisch, aus drei Seiten des Achtecks ge-
schlossen, mit vorgelegten zwei Jochen. Zweitheilige Maasswerkfenster, zum Theil
[724]
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN.
HONDINGEN.
31
mit Fischblasen. Gewölbe barockisirt. — Am Fussboden des Chors etliche
Epitaphien des 18. Jhs. — Beichtstuhl, in die Wand eingelassen, gute Epitaphien
Barock-Holzarbeit. Hoizskuiptur
Auch der sehr hohe, vor dem Schiff stehende Thurm gehört noch der Thurm
gothischen Neuzeit an; Satteldach, oben maasswerklose gothische Fenster.
HOCHEMMINGEN
Kirche (Tit. St. App. Petri et Pauli). Alt nur der vierstöckige Thurm
(Satteldach , Giebel barockisirt) und der aus drei Seiten des Achtecks geschlossene
spätgothische Chor. Demselben sind drei Joche vorgelegt; hohlprofilirte Rippen
auf Wandconsolen. Gutes gestrecktes Kreuzgewölbe. In den Fenstern kein Maass-
werk. — Epitaph eines Geistlichen von 1756 (Xaverius Harter) im Schiff.
Glocke von 1733. (Fr.)
Kirche
Epitaph
Glocke .
HONDINGEN
Geschichte der Pfarrei Hondingen (Kath. Kirchenbl. 1886, No. 47, 17. Nov.) Litteratur
— Raich Badenia 1859, I 433. — Müller Gnadenorte Deutschlands. I. 1888.
— Jos. Wintermantel Kurze Gesch. d. uralten Wallfahrt zu Hondingen, s. 1.
1821. — Dörler Kurze Chronik über die Wallfahrt Hondingen (Anh. zu dessen
Wall fahrtsbüchl ein : *Der Samstag Maria's Weihelag'), Radolfzell 1889.
Kirche ursprünglich romanisch. Das Schif!' zeigt noch an beiden Lang- Kirche
seilen den romanischen Rundbogen fries ; die Fenster sind gothisirt. Rundbogiges
Hauptportal mit romanischem Sims. Der ohne Zweifel einst als Befestigung dienende
Thurm zeigt 12' dicke Mauern mit Schiessscliarten, er ist oben verzopft; Satteldach.
Die früher ohne Zweifel gekuppelten romanischen Thurmfensterchen sind jetzt aus-
gebrochen und verzopft. — Im Portaleingang zwei Epitaphien des 18. Jhs. Epitaphien
Im Schiff vergipstes Epitaph, von dem nur ein Theil zu erkennen, Kreuz
mit Kelch und zwei Fischen: Christianus Vis eher Vicarius in Hon-
dingen, gest. Mart. 1631 (?). — Der geradlinig abgeschlossene gothische Chor Chor
hat ein quadratisches Kreuzgewölbe; abgeschrägte Rippen auf Consolen , Schluss-
stein. — An der Ostwand ein Sacraraentshaus, .spätgothische Wandnische Sacramentshau»
mit Eisengitter derselben Zeit. — Erhalten ist ein gothisches Chorfenster des
14. (?) Jhs. mit Vierpass. — Ewige Lampe, barock. Lampe
Der oben angeführte Artikel des 'Freib. Kirchenblatts' vindicirt mit Winter-
mantel und Dörler der Pfarrkirche von Hemdingen ein fabelhaftes Alter
(seit der Einführung des Christenthums oder gar Zeit des Heidenthums !) , theilt
indessen die Notiz mit, dass bis zum J. 1706 auf dem Kirchenspeicher das Götzen-
bild der 'Göttin Bittin' aufbewahrt wurde, angeblich eine Statue des 8. Jhs , welche
man eiligst verbrannte. An ihrer Stelle soll s. Z. das Bild der Jungfrau getreten
sein, welches seither viele W^allfahrer hierherzog ; 964 soll , nach einem angeblich
[725]
Digitized by
Google
32
KREIS VILLINGEN.
1658 gefundenen Actenstücke, das 1764 noch in Copie gelesen wurde, schon der
Gnadenaltar auf dem sog. 'Chörle' errichtet worden sein; 1785 hat man denselben
bei Erweiterung der Empore abgebrochen und das Gnadenbild zum Neuen Altar
übergeführt. Die Ablassbriefe zu Gunsten des letzteren gehen bis auf 1353 (vgl.
FU. V No. 378, p. 360 g. V. 2-]. Febr.) hinauf.
Einige Häuserinschriften (des 18. Jhs.?) theilt Gutmann, Sehr. d.
Ver. V. Donauesch. II 203 mit.
HUBERTSHOFEN
Piähist. u. Alam,
Rette
Bcfiettifungeii
Prähistorische und alamannische Reste. In der Nähe alamannische
Grabstätten auf dem sog. Judenacker. Ein Schwert von da in der Gh.
Staatssammlg. in Karlsruhe.
Im *Donaueschinger Oberholz*, westlich von Hubertshofen und Mistel-
brunn, befinden sich alte unerklärte, wahrscheinlich prähistorische Befesti-
gungen (vgl. oben S. 12), 'ein Steinwall aus regellos ohne Bindemittel über einander
gehäuften, unbehauenen Sandsteinen, wie sie auf der Höhe über dem Bregthal brechen,
theilweise mit mehr oder minder hoher Humusschicht bedeckt, theilweise blossliegend.
Die kenntlichen Reste ziehen sich anfangs in ziemlich gerader Linie, hie und da
mit Vorsprüngen, von Südost nach Nordwest, und gehen in der Gegend des Lauben-
hauser Brunnens in eine nach einwärts gekrümmte Richtung über. Das Ganze ist
ungefähr 1200 m weit zu verfolgen. Ungefähr die ersten 500 m weit ist der
Steinwall doppelt, die innere Parallele etwas höher als die äussere und 7 — 8 m
von dieser entfernt*. Ander Oertlichkeit haftet, ebenso unerklärt, der Name 'Lauben-
hausen', der einer untergegangenen Stadt angehört haben soll. Im Ackerfeld bei
Mistelbrunn wurde 1846 ein Bronzebeil, 18 cm lang, gefunden.
S. Schriften d. Vereins f. Gesch. u. Naturgesch. d. Baar, III 1880, p. 284 f.,
der Alterthums- und Geschichtsvereine von Baden und Donaueschingen III 1848,
p. 187. (W.)
Einige neuere Häuserinschriften gibt Gut mann Schriften d. Ver. v.
Donaueschingen II 203.
HÜFINGEN
Littemtur
Rom. Rette
Zell er Antiq. Reisenotizen (Schriften d. Vereins in Donaueschingen 1846,
I 50 — 52). — Bader, die bad. Landschaft Baar (Badenia 1859 I 432). —
Reich, L. Gesch. d. Stadt Hüfingen (Badenia 1862 II 495 — 549). — Schrecken-
stein, Roth von, Beitrag z. Gesch. d. Baar (Badenia 1864, I 176 — 184).
Römische Reste, Fr ick Programm der hohem Bürgerschule von Freiburg.
1826. Fickler Römisches (Schriften d. bad. Vereins z. Donauesch. 1848, II i, 165
und dazu Bilder Tafel No. IV. — Bissinger No. 49. 2. A. No. 44. — Mone
Ztschr. VIII 428, XVI 66, 69, XX 419.
[726]
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN. — HÜFINGEN. 33
In unmittelbarer Nähe von Hüfingen, gegen Südwesten, waren schon im
vorigen Jahrhmidert römische Baureste bekannt; ausgedehnte Ausgrabungen
derselben wurden 182 1 — 23 durch eine von Sr. Durchl. dem Fürsten von Fürsten-
berg eigens bestellte Commission vorgenommen; es wurden Pläne gefertigt, die
Trümmer des wichtigsten Gebäudes durch grosse Bedachung geschützt.
Man fand zuerst 1821 auf dem linken Ufer der Brege auf den Feldern des
sog. *Mühl-Oeschle' in ca. 60 cm Tiefe ziemlich viele stark zertrümmerte
Grundmauern, welche kleineren Bauten angehört haben mussten. Noch im selben
Jahre wurden südlich davon auf dem rechten Ufer des Flüsschens die Reste des
bedeutendsten Gebäudes, des sog. 'Römerbades' untersucht; 1823 folgte die
Ausgrabung des 210 m östlich davon gelegenen sog. 'Tempels*, dann nordwest-
lich und nördlich die zweier Begräbnissplätze, von denen wenigstens einer als
römisch anzusehen ist.
Das *R ö m e r b a d' befindet sich an der Mündung des HöUenstein-Thälchens, Römerbad
in seinen aus Bruchsteinen (gelblicher Kalk- und Kalksandstein) errichteten, zum
Theil bis auf i m 20 Höhe erhaltenen Grundmauern unter dem schützenden
Dache noch immer in leidlicher Erhaltung und gehört so zu den beachtens-
werthesten, im Lande vorhandenen römischen Gebäuderesten. Es bildet, von den
Anbauten abgesehen, ein Rechteck mit 19 m von Westen nach Osten und 30 m
von Süden nach Norden. Eine von Westen nach Osten ziehende Mauer theilt
es in 2 ziemlich gleich grosse Räume, deren südlicher zum Theil mit Heizungs-
einrichtung versehen ist. Der letztere zerfällt wieder in 4 Hauptgelasse, von denen
das südöstliche (A) durch einen noch sichtbaren Eingang zugänglich war. Es ist
bis auf den Grund der Fundamente ausgegraben und zeigte keine Bodenbelegung;
offenbar diente es als Heizraum, denn der Heizkanal, durch welchen ein Erwachsener
gebückt durchgehen kann, führt nach dem nächsten quadratischen, durch eine halb-
runde Absis von 3,5 m Durchm. erweiterten, vermittelst eines Hypocaustums heiz-
baren Räume (B). Die heisse Luft wurde unter dessen, auf 105 cm hohen Säulchen
aus runden Ziegeln ruhendem, mit viereckigen Dolomitplatten belegtem zweiten (oberen)
Boden durchgeführt. Von der Nord- und Südwand vorstehende Pfeiler deuten
darauf hin, dass ein schmales vorderes Stück von ihm abgesondert war. Der obere
Boden ist auch in dem Halbkreis durchgeführt und wird hier von einem aufge-
mauerten Cylinder von 120 cm Stärke getragen auf welchem eine aus einem ein-
zigen Dolomitblock ausgehauene flache Steinschale von 150 cm Durchm. ruhte.
Aus dem durch die Hypokausten-Säulchen gebildeten unteren Heizraume führten
4 in Bogen gewölbte Kanäle von 90 cm Höhe und 75 cm Breite in das weitere,
nördlich anstossende ebenso heizbare Gemach C, dessen oberer Boden aus Mörtel-
guss mit grober Mosaik von blauen und gelben Liaskalkstückchen bestand. Es war
mit dem Räume B durch einen Eingang, und ebenso mit dem vierten nicht heiz-
baren Gelasse D verbunden, aus welch letzterm ein Ausgang nach einem kleinem
viereckigen Vorbau E führte, dessen Fussboden, wie der von D, mit aufrecht
stehenden Backsteinen (11 cm lang , 9 cm breit , 3 cm dick) im opus spicatum
belegt war, während die Wand ein mit Ziegelmehl gerötheter dünner Gussmörtel
bekleidete. Aus der östlichen Wand ragte ein roh aus Kalkstein gehauener Löwen-
[727] ^
Digitizedby Google
34
KREIS VILLINGEN.
53
I
1
I
I
^
[
köpf hervor, welcher durch eine Röhre von aussen Wasser empfing, das er in einen
Wassertrog aus Kalkstein ausspie, aus welchem dasselbe auf den Boden des Ge-
machs und dann durch einen nördlich sich öffnenden Kanal weiter floss.
An den weitern nördlichen Hauptraum (F, G) schloss sich nordöstlich ein
kleineres, rechteckiges Gemach (H), nordwestlich im Mauerbogensegment (L) an,
das , schon frühe durch den Pflug zerstört, sich in seinem weitem Verlaufe nicht
mehr deutlich erkennen Hess. Fast in seiner Mitte wird ein grosses, vertieftes Vier-
[728]
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN. — HÜFINGEN. 35
eck G (5,3 auf 6,5 m) von starker, doppelter Mauer umschlossen; die äussere i m
dicke Umhüllung erhob sich über dem äussern umgebenden Räume F um 90 cm,
über dem innern G um i m 50, und war oben mit Kalkplatten von 7,5 cm Breite
und 9 cm Dicke belegt, mit einer in ihre obere Fläche eingehauenen Rinne von
1,5 cm Tiefe und 4,5 cm Breite, welche somit über der ganzen äussern Um-
fassungsmauer herlief. Die zweite innere 90 cm dicke Einfassung, ursprünglich
wahrscheinlich aus Beton, war auf der Innenseite mit aufrechten Steinplatten aus-
gekleidet; den Fussboden des Raumes G deckte in 2 Rechtecken, um welche Friese
von wagrechten 4 eckigen Ziegelplatten liefen, ein opus spicatum von derselben
Art wie im Räume E.
Steinreste an der äussern Südfront des Gebäudes und östlich bei r scheinen
Wasserleitungen gedient zu haben. Seitlich gemauerte Kanäle von 60 cm Breite
und 90 cm Tiefe ziehen sich von den Gelassen D und E durch den Raum F
nördlich aus dem Bau hinaus. An die ursprüngliche Bedachung erinnern noch
grosse Bruchstücke von Leistenziegeln, von 60 cm Länge und 45 cm Breite. Sie
tragen zum Theil den Stempel der XI. Legion (L • XI • C • P • F •, legio XI. Claudia.
Pia. Fidelis). Heizröhren finden sich noch nicht, dafür Hohlziegel, welche an den
Wänden von B und C befestigt waren.
Die frühe geäusserte Ansicht, dass unser Gebäude in der That als eine
römische Badeanlage anzusehen sei, wird wol ihr Recht behalten. Ungezwungen
erklärt sich der Raum A als Heizraum (Praefumium) , in welchem Brennmaterial
bewahrt wurde, B als Schwitzbad (Caldarium, Sudatorium), dessen vorne abgetrennter
Theil der heisseste war (die Ziegel sind dort besonders ausgebrannt), C als das
massig warme Tepidarium, D als Auskleideraum (Apodyterium) E als kaltes Bad
(Frigidarium). G wird mit seiner wasserfesten Ummauerung als grösseres Bassin
anzusehen sein, welches der zum Herumgehen oder Ausruhen bestimmte Raum F
umgab.
Der 'TempeT endlich wurde in seinen nur 45 cm dicken Grundmauern als
ein von Süden nach Norden gerichtetes Rechteck von 27 m Länge und 16 m Breite
ausgegraben. Die Mauern zeigten an den Langseiten je acht, 3 m von einander
abstehende Ausladungen, an den Breitseiten solche nur an den Ecken. 2 m von
den Grundmauern entfernt fanden sich an den Langseiten je 10, an den Breitseiten
je 4 schlecht gemauerte Postamente einer einfachen Säulenstellung, die übrigens
nicht in Ecksäulen zusammentrafen. Vor der Nordseite, deren Postamente weiter
vom Gebäude abstanden, entdeckte man deren noch eine zweite Reihe, 3 m von
der ersten entfernt. Im Innern fanden sich an den Breitseiten der Grundmauern
5 Ausladungen, femer mit den Langseiten gleich laufend, von diesen 3 m ab-
stehend, zwei Reihen von je 4 weiteren Postamenten, und im Mittelraum 2 (oder 3)
Gräben von i m Durchm., die eine mit Letten gefüllt.
Da das Mauerwerk eines so schlecht fundirten Gebäudes nur geringe Höhe
haben konnte und die verwendeten Säulen oder Pfeiler nur als hölzerne zu denken
sind, so war die anfängliche Deutung desselben als Tempel nicht haltbar. Man
wird richtiger gehen, angesichts der hier gefundenen Thonscherben und Thon-
Corallen, es mit dem damals mitarbeitenden Oberlehrer R e i ch als Z i eg e l h ü 1 1 e
3*
[729]
Digitized by vnOOQlC
36
KREIS VILLINGEN.
Kirche
Thum
Ofen
Epitaphien
oder Töpferei zu erklären, ftlr welche auch spricht, dass eine der inneren Mauer-
ausladungen als Ueberrest eines Brennofens angesehen werden kann.
Kirche. Bau "des i6. Jhs (vor der Restauration war oberhalb dem spät-
gothischen Portal die Jahrzahl 1559 eingehauen), ohne archäologischen Werth. Alt
ist nur der Thurm, dessen quadratischer mit Spitzbogenfenstem und vier gothischen
Wasserspeiern ausgerüsteter Unterbau ein Oktogon, an welchem das Datum 1 6 1 3 wol
auf eine spätere Ausbesserung geht, endlich einen Helmaufsatz trägt. Die Thurm-
halle hat ein Kreuzgewölbe, dessen abgeschrägte Rippen auf ikonischen Eckconsolen
aufsitzen (14. Jh.). Geblümter Schlussstein. Die an einem j. oben im Thurm auf-
bewahrten Steine angebrachte Jahreszahl 1235 entstammt dem 18. Jh.
Eine Thüre mit Eselsrücken und gutem, altem Eisenbeschlag führt zur Sacristei.
In letzterer ein gusseisener Ofen mit Kaiserlichem und Castelbergjschem Wappen.
Im Innern der Kirche bemerkens werth namentlich die Serie der von Schellen-
bergischen Epitaphien. Im Schiff i) Grosses Denkmal des in der Ge-
schichte der Manesse'schen Handschrift (Kraus Die Miniaturen der Manesse'schen
Lhs., Strassb. 1887, S. 4) genannten, mit der humanistischen Bewegung in der
Gegend des Bodensee's in Beziehung stehenden Geschlechtes von Schellenberg
(vgl. unsere Abbildung Taf. IX). Oben der Auferstandene zwischen den beiden Ehe-
gatten Gebhard v. Seh. und s. Gattin, darunter je drei männliche und drei weib-
liche Mitglieder der Familie knieend, ganz oben die Wappen der Schellenberg und
Faulach. Die reizenden, vortrefflich gehaltenen Spatrenaissanceformen lassen die
Hand des Konstanzer Künstlers Hans Morinck (s. oben I 99 f.) erkennen. In-
schrift in gothischer Minuskel:
im jöar 1583 * öen • 13 • inertj ftarö bcr ebell unti lieft (J5c6öarli bau
fdgienen || fierg yx gäfinoen iSannbecfir]^ bnb ftauffen bnb simor • im jar 1582
ben 7 juni) |{ ftarb bie ebell bnb tagen treid^ ftoln Barbara bon jFauIad^ fein
^l^egemai^el beten || Seelen (0ott burcg Cj^riftum Sll^efum ($nebtg fein
fcaene amen • PIIS PARENTIBVS IOAN: A SCHELfENBERO FILIVS
MC5ESTISS:ff-
2) Grosser Crucifixus in Relief, Wappen der Schellenberg und Blumenegg,
unter dem Crucifixus Wappen der schwäbischen Ritterschaft vom Fisch und Falken.
Inschrift fast völlig zerstört.
3) Epitaph des Arbogast von Schellenberg 1605. Relief der
Verkündigung (ziemlich handwerksmässig), mit vor der Madonna knieenden Rittern.
Inschrift in römischer Majuskel :
ANO 1605 VF D 23 TAG DES MONATZ AVGVSTI IST IN GOTT
ENSCHLAFFE D EDEL GESTRENG ArBOGAST V SCHELLEBERG ZV
HVEFINGl LANDTZTROST V • OFFINGE ÖSTERREICHISCHER VND
BAYRISCHER GEWESNER RATH J DESZE SEEL GOTT GNAD •
AMEN •
Um den das Relief einfassenden Bogen : avemaria gracia plena dominvs tecvm
Vk . \605 ,
4) Epitaph des Burckhard von Schellenberg 1572: Die Krönung
Mariae, mit Wappen, unten Georgenbild mit Fisch und Falken, die anderen Wappen
[730]
Digitized by
Google
Ti^fel IX
Hüfingen. Schellcnhergisches Epitaph in der Pfarrkirche.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEX. — HÜFINGEN. 37
zerfressen. Unten der knieende Ritter, zwei Helmzierden (Schellenberg, Randegg
[Löwe]). Oben Wappen (Almshofen [quadrirter Schild] und Blumenegg). Mittelmässige
Arbeit. Inschrift in römischer Majuskel:
Anno dominy • 1572 iar. • den ii decembris • starb der
edel vnd vest • bvrckhardt von schellenberg zv hiefing fürstlicher
bayrische rath vnd viczidomb • in nidern bayern • so dem hoch
loblichen havs bayern • "] 2 • iar • gedient h alhie begraben • dem •
der almechtig gott • gnedig vnd barmhertzig sey • amen •
5) Schellenbergisches Epitaph mit Krönung der hl. Jungfrau, datirt
1541, Inschrift unten weggekratzt. Georgenbild, Fisch und Falke; Wappen, oben
Almenshofen (?), Blumenegg, unten Schellenbeig (i — 4), der Löwe von Randegg
(2 — 3); Helmzier rechts Schellenberg, links Randegg. Knieende gehamischte Ritter.
6) Epitaph des Obersten des Fuggers chen Cürassierregiments
Baron Carl Ignatius von Schellenberg, Pfleger in Eysslingen, gest.
26. März 171 9. Oben Wappen der Schellenberg, kleiner Crucifixus mit Helmzier,
handwerksmässige Arbeit.
7) Im Chor Epitaph des letzten Schellenberg: Jos. Anton
Freih. von Schellenberg, gest. 8. Oct. 1812, von seiner Gemahlin Francisca
von Schellenberg, geb. Frey in von Lilgenau gesetzt. Oben Wappen, nicht gestürzt.
Ausserdem Epitaph eines Pfarrers Riesterer 1754, im Schiff.
Altarbild von Seele: gute Kreuzigung mit Maria und Johannes (der Altarbild
Maler starb 18 14).
Gottesackerkapelle (S. Leonhardi), gothischer Bau, gegr. 1499 (Urkd. Kapeii«
im Pfarrhof). Chor aus drei Seiten des Achtecks geschlossen. Spitzbogenfenster.
Spätgothische Holzstatuette des hl. Leonhard in einer Aussennische.
Culturgeschichtlich beachtenswerth ist die in Altbayem öfter auftretende, in
Baden wol nur hier nachgewiesene Umziehung der Kapelle mit einer
aus Hufeisen der jungen Pferde geschmiedeten Kette, an deren
einen Langseite drei Hufeisen angehängt sind. Zur Sache vgl. Kraus Kunst u.
Alterthum in EL. II 703. Laferriere in den Verh. d. Societ6 nat. des Antiq.
de France 1883, juin 14 (Kirche in Saintonge).
Schellenbergisches Schloss , ein Bau des 18. Jhs., j. Landesspital. Dieses ScWo«
Schloss ist identisch in seinem Ursprung mit der Burg, welche sammt Stadt und
Dorf Hüfingen 1356, Jan. 5 durch Diethelm von Blumberg zur Hälfte an Konrad
von Blumberg, zur andern Hälfte an Johans d. J. von Blumberg und dessen Brüder
Rudolf und Albrecht verkauft wurde (FU. II No. 315) und mit welchen Letztere
unter besonders günstigen Bedingungen durch die Grafen von Fürstenberg belehnt
wurden (eb. und No. 216); im J. 1450, Sept. 30 belehnte Graf Heinrich zu
Fürstenberg den strengen Herrn Berchtold von Schellenberg, Ritter, und dessen
Erben, Töchter wie Knaben, mit Hüfingen, dem Schlosse und beiden (!) Städten,
hohem Gericht, Stock darin und Galgen davor (eb. III No. 401).
Rathhaus, Das neu hergerichtete Rathhaus zeigt an den Ecken noch Bossen- Rathbau*
quader, einen Dachreiter mit Zwiebelhelm und an der Fa9ade das Stadtwappen
(drei goldene Thürme im blauen Feld) in einer verschnörkelten Cartouche. (D.)
[731]
Digitized by vnOOQlC
38
KREIS VILLINGEN.
Brunnen BrunucH, Der Brunncn bei demselben hat eine grosse Acliteckschale und
auf korinthischer Säule als Brunnenstock mit vier Röhren, eine moderne Arbeit —
Maria mit dem Kinde. (D,)
Privathäuscr Ha US No. I. Wirthshausschüd zum Ochsen, eine gute Schmiedearbeit aus
dem vorigen Jahrhundert. (D.)
Haus No. 3. Im ersten Stock über einem. Thürsturz aus Stein gemeisselt
ein liegendes Lamm; sonst noch gut geschnitzte Holzthüren aus der Mitte des
vorigen Jahrhunderts. (D.)
Haus No. 1 1 . Guter schmiedeisener Schild am Wirthshaus 'zum Hirschen.' (D.)
Am ehemaligen Fürstenbergischen Zuchthause (j. Erziehungsanstalt für ver-
Ro<^üci»gitter wahrloste Knaben) schmiedeisernes Rococogitter mit fürstenbergischem
Wappen über dem Thor, das sichtlich von demselben Meister (Schlosser Jos.
Kuttruff von Hüfingen, B.) hergestellt wurde, der das Gitter am fürstl. Archiv-
gebäude gefertigt hat.
Im alten Schulhause stehen auf der Heubühne noch vier Statuetten
(7 ' hoch), darstellend drei Apostel, einen Engel und Johannes v. Nepomuk (?),
nicht üble Arbeit von c. 1700. Dieselben sind die Ueberreste von Figuren, die
noch zu Anfang des i^- Jhs. an den Seitenwänden des Langhauses der Kirche
angebracht waren.
Im Pfarrhof: Reliquiar, gekrönt mit Madonna, die das Kind hält. (1688),
bz. MOR, silbergetrieben. Ferner: sehr hohes silbernes Crucifix von 1681 ; grosse
Monstranz Rococomoustranz; Kelche, einer des 18. Jhs. mit A und MM, ein anderer
FR
ebenfalls 18. Jhs. mit A und y , ein dritter aus dem 16. Jh. mit Adler als Be-
schauzeichen (zerbrochen), alle ohne grossen Werth; endlich eine silberne Monstranz
des 18. Jhs. (Mitth. des Hrn. Dr. Baumann).
Statuetten im
Schulbause
Pfarrhof
Reliquiar
IPPINGEN
Funde
Kirche
Grabfunde. Nach einer Notiz in den ^Schriften des Alterthums- Vereins
für das Gh. Baden' 1 1845, p. 392 wurden hier (alamannische ?) Grabfunde
gemacht. Nähere Nachweisungen fehlen. (W,)
Kirche, Einschiffiger, flachgedeckter gothischer Bau. Das Portal an der
Westseite ein einfacher Spitzbogen, bz. 161 ? Im Schiff vier einfache gothische
Ftnster ohne Maasswerk, Chor aus drei Seiten des Achtecks geschlossen, mit zwei
vorgelegten Jochen. Hohlprofilirte Rippen entsteigen ohne Consolen den Wänden.
Keine Schlusssteine an dem einfachen Rippengewölbe. Nur ein Fenster des Chor-
abschlusses hat vierpassiges Maasswerk.
Vom Chor führt eine spätgothische Thüre mit Eselsrücken in die ungewölbte
Thurmhalle. Der zweistöckige Thurm hat Staffelgiebel und Satteldach , unten
Mauerschlilze, oben maasswerklose gothische Fenster.
[732]
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN.
MISTELBRUNN, W.
39
Zwei Altarbilder (hl. Anna mit der kleinen Maria, ein hl. Hirte mit
zwei Täubchen und einigen Lämmern) sollen nach dem Fragebogen das von mir
nicht bemerkte Datum 1618 haben.
Haus des Matth. Wenzler, ehemals der Engesser. Im Innern spätgothische
Thüre mit Eselsrticken in Holz, oben Renaissance-Thürgiebel. Ausserhalb am
Giebel las man früher angeblich ein jetzt nicht mehr zu sehendes Datum. Man
bezeichnete mir das Haus auf Grund dieses Datums als das älteste des Schwarz -
waldes (14. Jh.), indessen ist dasselbe sicher nicht älter als 16. Jh. Das angebliche
und in dieser Form an sich mehr als unwahrscheinliche Datum 1240 habe ich
natürlich nicht gesehen.
Ein dem Bürgermeister gehöriges Haus, bzw. Oekonomiegebäude von 1622
ist im Sommer i8ß8 abgebrannt.
Altarbilder
Privathäuscr
KÜRENBURG
s. den Art. Bräunlingen II 8.
LANGENSTEIN
Burgruine, s. den Art. Bräunlingen II 8.
MISTELBRUNN, w.,
Gm. Bruggen.
Kapelle ohne Stil, innere Ausstattung haridwerksmässig (18. Jh.). An der
1. Wand hängt ein Bild, darstellend die Sage von Ruchtrut von Almshofen, gemalt
1584, erneuert (d. h. ganz verdorben) von der Gemeinde Almendshofen 1725.
Diese Sage betr. s. Schnezler Bad. Sagenbuch I 454 — 457.
Nach der Sage der Mistelbrunner sei ihre Kirche ehedem gross gewesen,
die Glocken in der Bräunlinger Gottcsackerkapelle seien ursprünglich in ihrer
Kirche gehangen. In dieser Sage mag ein Kern stecken, denn die Gegend um
Mistelbrunn war wirklich ehedem viel bevölkerter. Jedenfalls verschwand diese
starke Bevölkerung schon frühe; schon 13 10 wird der 'Öden Kirche\ die am
Walde Habseck zwischen Hubertshofen und Waldhausen stand, als solcher gedacht
(FU. II, 54). Vor c. 10 Jahren wurden etwas südlich von Hubertshofen im
Hochwalde ausgemauerte runde Vertiefungen aufgedeckt, die zum Theil noch mit
Kalksteinen angefüllt waren. In einer derselben war der Kalk sogar zur Hälfte
gelöscht. In allen zeigten sich Brandspuren. Diese Vertiefungen waren also un-
zweifelhaft uralte Kalkbrennereien. Da sie im Buntsandstein stehen, mussten die
Kalksteine weiter hergeführt werden. (Mitth. des Herrn Dr. Baumann, vgl. auch
Riezler in Sehr. d. Ver. z. Donauesch. 1880 III, 286.)
[733]
Kapelle
Geschichtliches
Digitized by
Google
40
KREIS VILLINGEN.
MUNDELFINGEN
Funde
Kapelle
^Virth•xeichefl
Kirche
Grabstein
Vortraj^kreuz
Kelch
Ruine Hardeck
Prähistorische Funde, Im Gewann *Gatten\ Walddistrict 'Kohlhau', östlich
am Weg nach Opferdingen wurde 1874 ein Grabhügel durchgegraben, in welchem
^ber nur Thonscherben enthalten waren. Einige prähistorische Gefässreste fanden
sich auch in der Nähe des Walddistricts *Bärenholz'. (W,)
- Kapelle (altkath.), ursprünglich gothisch, über der Thüre noch ein vierpassiger
Oculus.
Im Wirthshaus zur Krone schmiedeisernes Wirthszeichen (Ende
18. Jhs.).
Kirche werthloser Bau des 18. Jhs. Aus der altem Kirche, welche dieser vor-
ausging, wird *Unser Frowen Altar zu Munolfingen' erwähnt 1357 (FU. V No. 550).
Im Chor Grabstein eines Pfarrers, der die Kirche im 18. Jh. gebaut
(Joa. Georg Weltein, gest. 1706). — Vortragkreuz: vom Crucifixus zwischen
den vier Medaillons, mit dem Pelikan, Madonna, Joh. Evgl., Veronikatuch gez. : 1598.
Der Christus mit auffallend starkem Bart. Rückseite: die vier evangelistischen Zeichen
in vier Medaillons; in der Mitte Schild mit Maria. Leidliche Barockarbeit. —
Barockkelch mit emaillirten Medaillons, unten Beschauzeichen von Augs-
bürg, mit .
Das an dem Vortragkreuz auftretende Datum 1598 soll sich auch an dei
Kaplanei befinden.
Zwei neuere Häuserinschriften theilt Gut mann, Sehr. d. Ver. v.
Donauesch. II 201 — 206 mit.
Die Ruine Hardeck liegt in der Gemeindewaldung Mundelfingen, auf einem
steilen Abhang gegen Aselfingen. Vom Mauerwerk ist nichts mehr sichtbar, alles ist
mit Erdreich überdeckt, doch sind Spuren eines Wallgrabens noch festzustellen. (D.)
NEIDINGEN
Grabhügel
Pfarrkirche
Grabhügel. 1845 (oder 46) wurden in der Nähe von Jur. Cand. Willmann
aus Pfohren Grabhügel ausgegraben. Sie enthielten Stücke von Thongefässen.
Auch ein Schwert mit Heft von Bronze sei gefunden worden. S. Schriften d.
Alterthums-Ver. f. d. Grossh. Baden I 1845, p. 392 und 400. (W,)
Pfarrkirche (Tit. s. Andreae) modem, alt ist nur das romanische Portal
an der Westseite, welches man indessen in den unteren Parthieen auch erneuert
und durch viel zu hohe Colonnetten entstellt hat. Alt sind ferner die Würfel-
capitelle der zwei Säulchen, die Umspannung des Giebelfeldes mit ihjrem Ranken-
ornament (zur Hälfte), ein Theil des Tympanums mit aufgemaltem Barockomament.
Auch die spätgothische, zum Thurm führende Wendeltreppe blieb erhalten. Der
ältere Bau erwähnt 1500 (FU: IV No. 316).
[734]
Digitized by
Google
AMT DONAU ESCHINGEN.
NEIDINGEN.
41
Mariahof. Fürstlich-Fürstenbergische Gru/tktrche. Riezler Urk. d. Manahof
Kl. M. (Zeitschr. f. Geschichte d. Oberrh. XXV 389 flf. XXVI i ff.). — Fi ekler
Anniversarienbuch d. Kl., Donauesch. — Schulprog.von 1845 — 46. Vgl. Dibold,
Th. Die Gruft-Kirche d. fürstl. Hauses Fürstenberg zu Mariahof. Mit 8 2. Th.
color. Tafeln, Stuttgart 1873. Dazu A.Z. 1873, No. 116, B.
Das Kloster *Auf dem Hof, seit dem 14. Jahrhundert auch Marienhof
(Aula s. Curiae B. M.V.) soll nach Bucelin Germ. §acr. I, i zuerst (1244?) von
Benedictinerinnen bevölkert gewesen sein; es gilt n. A. als eine Niederlassung der
Beghinen aus Allmendshofen, welche dann der Augustinerregel 1287 und später der
Regel des hl. Dominicus (1305) unterworfen wurden. Erwähnt schon 1202 if., FU. I
No. 625. 633. 657. 642. 645. 651. 652. 655: der Convent heisst 1329 'samenunge
gemainlich vffen Houen bi Nidingen, Bredier ordens', (FU. II No. 161); er wurde
1584 durch Cistercienserinnen ersetzt und das Kloster Fridenweiler incorporirt (Ger-
bert Hsn.11372. 546). Seit 1337, wo Heinrich II hier seine Ruhestätte fand, ward
der Marienhof Erbgruft der Grafen ' und Fürsten von Fürsten berg. Ein Neubau fand
nach einem Brand 14 13 statt (FU. VI No. 160). Nach der Säcularisation ward das
Kloster in ein Blindeninstitut verwandelt, dann in ein Asyl für verwahrloste Knaben;
es brannte 1852 ab. An seiner Stelle erbaute Fürst Karl Egon II (1853) die
neue Gruftkirche, in welcher ein Theil der Denkmäler der altem ihren Platz fand,
und welche Fürst Karl Egon III vollendete.
Von der modernen Ausstattung zu erwähnen z w e i E n g e 1 , Sc. von Heer Skulpturen
in Rom 1877, Mater dolorosa in Marmor, sehr schönes Werk von Bordoni,
Altarrelief (Annunziata) von Reich.
In der Sacristei zwei Porträts von Klosterfrauen. Gemälde
Die Nische, bezw. die Gruft bewahrt eine Anzahl Todtenschilder und TodtenacWide etc.
Gedenktafeln des Fürstlichen Hauses, welche zum Theil alt, zum Theil erneuert
sind. (FU. III No. 343.)
Todtenschild des Wolfgang, Grafen zu Fürstenberg, Landgraf in
Bar, gest. 1509, Dez. 31. Inschrift: SCimO • bOÜli • jil" • iinll • jm :| J • iflte • ©ff •
ben • nutal • mi • || bag • ftäfi • öe • Inolgeörnn ta " ji olffflag • graf ju fitflefl läb !|
oraf in 6ae tamifcge • fi • Mt v ftofma'fcöaffi oöe'fle öautman. (Abgeb. bei
Riezler Gesch. d. Hauses F. S. 491. FU. IV No. 481, wo betr. des Datums
1509 bezw. 15 10 nachzusehen ist.)
Dsgl. des Heinrich Grafen zu Fürstenberg, gest. 1596.
Dsgl. Heinrichs VII, Grafen zu Fürstenberg 1499, mit Wappen. In-
schrift: i^ff fantittinatie • magtialenen taß • !| m!tttt'%n%%n JaMft ber taol^
ßefioriflige ftainririgi orabe ju firftenfie'j bn|l!antiBraiiehiöareromfc8e(n)fti
M^ II lioffinargfifcgai6 bn o&ttfte ffelb || l^optman bot ^ornau bon ben
ftaijtrn Crsic6Ia0en bem.<J5ott ßeblg^** (Abgeb. bei Riezler Gesch. d. Hauses
F. S. 455. FU. IV No. 289. S. 274.)
Desgl. des Grafen Hans von Fürstenberg, gest. 1443, März 17; Inschr.:
anno bni mccccjrliil || ftarb ber taalgcbaren fter Brabjf || ftan^ bon fürften^
6« II B bff .^amftaa neri^flbor mitfaften • (Abgeb. bei Riezler Gesch. d. Hauses
[735]
Digitized by
Google
42 KREIS VILLINGEX.
F- S. 335. FU. III No. 343, S. 257. lieber das Begräbniss seines Sohnes Johans
d. J. s. eb. No. 344).
In der Vorgruft Reliefepitaph der Gräfin Francisca Elisabeth von
Fürstenberg, gest. 26. Mai 1668 (halb zerstört), mit Allianzwappen (1851 aus
der abgebrochenen Klosterkirche zu Amtenhausen hierher versetzt).
Eb. Relief eines Kindes der 1597 verst. Barbara Gräfin von
Fürstenberg.
In dem Brande von 1852 ging zu Grunde das Grabmal der Grafen Heinrich II
(gest. 1337, Dez. 14) und (wahrscheinlich) Heinrich III (gest. 1367, zwischen Febr. 23.
und Nov. 15) von Fürstenberg. Beide Todten waren in übereinander gelegten liegen-
den Statuen gebildet; sie trugen, der obere Friedenstracht, der untere vollständige
Rüstung mit dem Wappen des Hauses, die Füsse ruhten auf Hunden, hinter dem
Haupte zwei kleine Engel (abgeb. nach altem Zeichnungen bei Münch I 289.
Riezler a. a. O. S. 279. FU. II No. 210. An letzterm Orte heisst es S. 137:
^Archivar Müller (t 18 14), der noch die Originale" der beiden Grabsteine sah, erklärt
sie für Arbeiten des 14. Jhs., während das den oberen Stein tragende Postament
jüngere Entstehung verrathe ; er nimmt desshalb an, dass die Steine anfänglich getrennt
in die Wand eingemauert und erst später verbunden worden seien.' Eb. wird No. 210
aus dem Copialbuch des Archivars Döpserl 11 06 (Donauesch.) die Inschrift des
Grabmals Heinrichs II publicirt: + ANNO • DOMI • M» • CCCXXX« • VII . OBIIT •
COMES HAIN . RICVS • DE • FVRSTENBERC • XIX • KL • lANVARII •
CRASTINA . LVGIE (also 1337, Dez. 14).
Die ehemalige Kapelle auf dem Hof (*Capella super Curia') wird er-
wähnt seit 1274 (FU. I No. 496. 1287, eb. V No. 235). Im Jahre 1447 vermacht
Graf Egen zu Fürstenberg *Vnser lieben frowen in dem Chor in der Katzen (sie!)
zu Nidingen VfT Houe an das Hecht derselben lieben frowen' 10 Schillinge Heller
u. s. f. (FU. III No. 375.)
Eine reliefirte Elfenbeinhostienbüchse, angeblich frühmittelalterlich, ge-
langte (wahrscheinlich) aus Neidingen nach Freiburg. in Privatbesitz und wurde
1882 verkauft, ohne dass es möglich war, sie für eine öffentliche Sammlung zu
erwerben.
Wallfahrt Wallfahrt Gnadenlhal, von Maria Hof ehemals abhängig, ^Z* Std. von
Neidingen, nach dem Berge zu. Werthloser Barockbau. Im Jahr 1473 gab der
Vicar des B. Herman v. Konstanz Ablass zu Gunsten eines Neubaues der Capeila
in Gnadenthal circa silvam *an der Lengi' sub districtu ecclesiae parrochi alis in
Nidingen sub dominio Fürstenberg sita, in honore st. Mariae virginis et St. Blasii et
Viti dedicata, que in suis muris, tectis, parietibus necnon calicibus, libris, missalibus
et aliis divinum cultum condecentibus deficiat' etc. (FU. III No. 609.)
Villa Ncidingcn In den Zeiten der Karolinger erhob sich auf dem breiten Hügel , auf dem
später das vorgenannte Kloster erbaut wurde, bei dem Dorf Nidinga, einem zum
Gau Bertholdsbaar gehörigen Grafensitze, eine königliche Villa, nach der das Dorf
den Namen *auf Hof erhielt. Die älteste Erwähnung des Ortes findet sich in dem
St. Galler Schenkungsbuche, zum J. 870, April 10., (Wartraann Urkdb. d.
Abtei S. Gallen II 165). Wenige Jahre später 888, Januar 13., starb hier, etliche
[736]
Digitized by vnOOQ IC
AMT DOXAUESrHlXGEN.
NKUENBURCi.
43
Monate nach seiner Thronentsetzung;, Kaiser Karl der Dicke (FU. V No. 44) : sein
Nachfolger Arnulf hatte ihm den Ort nebst einigen anderen Kammergütem in der
Baar angewiesen. Seine Bestattung fand der unglückliche Herrscher bekanntlich
auf der Reichenau (3. Bd. I 347). Mit der Zähringer Erbschaft kam der Ort an
die Fürstenberg. Wol zu unterscheiden von der königlichen Villa Neidingen war
die Burg Neidingen, ein Wasserhaus, das als Lehen der Fürstenberg um 1450 im Bur^ Neidingen
Besitz des Hans von Lüpferdingen, gen. Veiling, das dann Hans von Regkenbach (1491,
FU. IV No. 135), des Burkart von Reckenbach, welcher sie an das Kloster *Vff
dem Hof verkaufte (15B3), genannt wird. Wo aber dies *Wasserhaus' ('wygerstättli',
Weiherstatt, heisst es in der Urk. von 1491 a. a. O.) gelegen war, ist unbekannt,
vielleicht steht an seiner Stelle der jetzige Pfarrhof.
Eine Hausinöchrift neuerer Zeit gibt Gut mann Sehr. d. Ver. v.
Donauesch. H 204.
NEUENBURG
Burgruine, Die Burg (fürstenbergisches Lehen) Neuenburg war im 14. Jh. Burgruine
Sitz einer Linie der Blumberg, kam 1409 an die von Almshofen, um 1506
an die von Schellenberg, schliesslich an die Fürstenberg; im J. 1789 wurde sie
wegen Baufälligkeit niedergelegt. Die noch vorhandenen Reste bestehen aus einem
etwa 2 m hohen und ebensolangen , i m dicken Mauerstück aus unregelmässigen
Steinen. *Das Schloss Neuenburg stund ehedessen bei der Burgmühle, herwärts der
Gauchen, auf der äussersten Spitze eines hohen, jähen Felsens und war gegen
Westen mit einer Aufzug-Brücke versehen* (F. F. General- Repert.). Im Jahre 1730
bewohnten es noch die Freiherm von Schellenberg und 1780 stand es noch voll-
kommen mit Ziegeln gedeckt da. Das unterste Stockwerk bestand aus starken
Mauern, das zweite aus Fach werk, das des faulenden Holzwerkes wegen nach und
nach einstürzte. Am 18. April 1795 stürzte z. B. der hintere Giebel in den
Wassergraben und hemmte so den Betrieb der nahen Mühle. (D),
Ueber einen andern, unbekannten Burgstall bei Neuenburg sagt Riezler Burgstaii
(Schriften des Vereins in Donauesch. HI 289 f.) : *auf einem Vorsprunge an der
Gaucha, südlich von Neuenburg, entdeckte der f. Slrassenmeister, Herr Mayer,
Spuren einer mittelalterlichen Burg, die mit merkwürdiger Kühnheit auf den
steil zur Gaucha abfallenden, ja über das Wasser vorspringenden Felsen hingebaut
und durch einen noch deutlich erkennbaren Graben von dem Terrain im Rücken
abgeschlossen war. Die Stelle ist jetzt ganz mit Wald überwachsen und liegt, wie
wir zum Besten Derer bemerken, die sie aufzusuchen Lust haben, gegenüber dem h
im Worte Gaucha auf der topographischen Karte des Gh. Baden von 1845. Man
gewahrt die Mauerreste nur dann, wenn man sich über den äussersten Vorsprung
hinausbeugt, dann aber unzweideutig. Alte Leute von Bachheim und Neuenburg
wissen, dass dort eine Burg gestanden haben soll. Sie mag einem der weitver-
zweigten Geschlechter von Blumberg und von Blumen egg gehört haben und reiht
sich an die dichtgedrängten Burgen, von denen in den wilden Thälern der Gaucha
[737]
Digitized by
Google
44
KREIS VILLINGEN.
und Wutach noch heute Trümmer stehen. Für ihren Namen hat sich bisher kein
Anhaltspunkt ergeben, da die Urkunden und Akten keiner Burg erwähnen, die in
der dortigen Gegend zu suchen und deren Name nicht bekannt wäre*.
OBERBALDINGEN
Rom. und
AUm. Reste
Römische und alamannische Reste. Am Fusse des 'Rottmunt'-Hügels
(südöstl. vom Dorfe) stiess man auf den Äckern 'auf der Mauer' auf römische
Mauerreste, bei deren Untersuchung F i ck 1 e r (s. Schriften des Alterthums-Ver.
f. d. Gh. Baden I 1845, p. 393 ff.) römische Münzen und Thonscherben fand.
Am Abhang des Hügels, dem 'Todtenrain', wurde 1843 ^^ alamannisches
Plattengrab, das ein Skelett und Eisen waffen enthielt, entdeckt. (W*)
OEFINGEN
Grabhügel Grabhügel, In der Nähe sind der 'SchelmenbühT und der 'Tanz-
boden', zwei Grabhügel, der eine länglich rund (ca. 15 m lang, 9 m breit), der
andere rund (fast 6 m hoch, bei 20 m Durchm.). Sie waren 1846 (s. Fi ekler in
den Schriften des Alterthums-Ver. f. d. Gh. Baden I 1845, P« 39^) noch nicht
untersucht. (W.)
Kirche KtTche (chcm. S. Crucis). J. evangelische Pfarrkirche. Ursprünglich gothischer
nun ganz verzopfter Bau. Einfaches, spätgothisches Westportal. Chor in seinen
imtern Mauern noch alt. Eine spätgothische Thüre führt zur Thurmhalle. Chor wie
Schiff flachgedeckt. Der Thurm hat Staffelgiebel und Satteldach, oben gothische
Fenster mit Fischblasenmaasswerk, unten Mauerschlitze (Schiessscharten). Wie hier,
so deutet auch die hohe Lage des Kirchhofs und der Kirche auf ehemalige Be-
festigung.
Ein südliches Seitenportal mit übergreifendem Stabwerk hat an den Seiten
das Datum \ 3 \ 6
darüber war eine Sonnenuhr angebracht.
Im Schiff wurden Wandmalereien (wol sehr späten Ursprungs) entdeckt,
aber wieder übertüncht.
Im Pfarrgarten das polygone Bassin eines gothischen Taufsteines.
Privathäuser Im Orte zwei Häuser mit geschnitzten Holzthüren (Spätrenaissance).
PFOHREN
Prähirt. RMte Prähistorische Reste. Im Torfstich in der Nähe fanden sich Steinwerk-
zeuge (jetzt in der Gr. Alterthümersammlung in Karlsruhe), vielleicht von einer
prähistorischen Niederlassung herrührend. (W,)
[738]
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN.
PFOHREN.
45
Kirche (Stiftung einer Kaplanei erw. 1395, FU. II No. 559). Alt sind nur
der an die Evangelienseite des Chors angebaute Thurm (Satteldach, abgestufte
Zinnen) und der an den Ecken Buckelquadern aufweisende, mit zwei Gratgewölben
gedeckte Chor, offenbar der Rest eines vielleicht romanischen Baues. An der Ost-
seite des Chors drei vermauerte gothische Fenster; die verzopften Thurmfenster
waren rundbogig. — An der Aussenseite sind einige werthlose Epitaphien des
18. Jhs. eingelassen.
Entenburg, Vgl. Riezler Sehr. d. Ver. z. Donauesch. III (1880) 292.
Gesch. d. Hauses Ftlrstenb. 336. — Bader Badenia I (1859) 458. H. Hug
Vill. Stadtchronik, h. v. Roder Bibl. d. lit. Ver. CLXIV, S. 30. Die *Burg'
Pfohren (Forun, 817, S.'Gall. Urkdb. I No. 217, gen. 1312 FU. II No. 66)
stand in den Wiesen westlich vom Dorf an der Donau; dort kommen noch Bau-
steine hie und da zum Vorscheine. Graf Heinrich der ältere von Fürstenberg erbaute
147 I das *Haus' zu Pfohren (FU. III 277), 1507 gab Kaiser Max I, der bei
Graf Wolf von Fürstenberg drei Tage (24. — 26. April) in dem Schlosse zu Pfohren
verweilte, demselben den Namen 'Entenburg'. Maximilian urkundete daselbst, wo
er, vom Konstanzer Reichstag aus, den Grafen Wolfgang wieder besuchend, wol
der Entenjagd oblag (10. Mai 1507). 15 10 kam er nochmals zum Besuche des
Sohnes des Fürsten Wolfgang; ein Schreiben des Kaisers vom 23. Oktober 15 10
an die Erzherzogin Margarethe- von Oesterreich besagt: *escript en notre logis de
Entbourch*. (Vgl. FU. IV. No. 453, femer: Anm. i. u. No. 548.)
Die Entenburg steht in nächster Nähe des Dorfes Pfohren und ist heute
noch Eigenthum des Fürsten von Fürstenberg und zur Zeit einem Landwirth in
Pacht gegeben, der es als Scheuer benützt. Der Bau zeigt einen rechteckigen
Grundplan von 15,5 x 15,10 m
Seitenlängen (innerhalb gemessen)
und ist an den Ecken mit 4
Rundthürmen bewehrt. Die letz-
teren haben einen innem Durch-
messer von 2,50 m und waren
wol einst mit Kegeldächem oder
hohem Helmen versehen, wäh-
rend sie jetzt mit Stücken des
Satteldaches des Rechteckbaues
schräg abgedeckt sind und so
dem Baue ein seltsam-mysteriöses
Aussehen geben. An allen Ge-
bäudeseiten sind Löcher sichtbar,
aus denen stark verfaulte Hölzer
hervorragen, was auf einen höl-
zernen Oberbau oder auf die An-
lage von hölzernen Galerien um
den Bau in alter Zeit schliessen lässt. Die oben am Gebäude befindlichen grösseren
Lichtöffnungen haben abgekantete Gewände und Stürze aus Sandsteinen, während
Kirche
Fig, 2. Pfohren. Grundriss der Entenburg.
Entenburg
[739]
Digitized by
Google
46
KREIS VILLIN'GEN.
andere Mauerschlitze ohne jede Umrahmung gelassen sind, weitere Oeffnungen
wurden im Verlaufe der Zeit mit Backsteinen wieder zugemauert.
Grundriss der Entenburg gibt Fig. 2. (D,)
RIEDBOHRINGEN
Kirche Kirche (ad S. Dionysium martyr.). Zopf bau. Der fünfstöckige Thurm
nur ist alt, ursprünglich romanisch, dann gothisch überarbeitet. Satteldach. Im
obern Stockwerk gothisches Maasswerk. Unten an einer Thüre spätgothisch die
Inschrift StnilQ tmi ••^•1Ä^$-^. I^Jc zur Thurmhalle führende Thüre hat
alten Eisenbeschlag, die Thurmhalle ein Gewölbe mit abgeschrägten Rippen, welche
auf Eckconsolen aufsitzen; am Schlussstein ein nicht zu erkennendes Wappen.
Die starken Mauern und die sie hier und da durchbrechenden Schi essscharten
deuten auf ehemalige Befestigung des Thurmes.
cirabsteine Am Fussboden dcs Schiffes abgetretene Grabsteine. — Auf einem Neben-
Hohstatuette altar spätgothischc Holzstatuette einer hl. Petronilla mit Fisch und Kanne
(ikonographisch beachtenswerth).
In der Nähe des Ortes, '/2 St. nach Eschach zu , geringe Mauerreste eines
BurgstaiJ alten Burgstalles, ehem. der Herren von Riedböhringen.
RIEDÖSCHINGEN
Aiam. Rerte In der Nähe wurden 1883 und früher alamannische Reihengräber ent-
deckt. Im Torfmoor fand sich eine Haarnadel von Bronze (im Museum zu
Donaueschingen). (W,)
Einige moderne Häuserinschriften gibt Gutmann Sehr. d. Ver. v.
Donauesch. II 202. 204. 206. 207.
SUNTHAUSEN
Kirche
Burg
Kirche, Nur der Thurm alt, gothisch, Satteldach mit Staffelgiebel, an
zwei Seiten spätgotliische Maasswerkfenster. Unten Mauerschlitze, die auf ehemalige
Befestigung deuten.
Von der ehemaligen Burg hat sich so gut wie nichts erhalten. Sie war
Sitz der im 16. Jh. ausgestorbenen Familie von S. Den Erben derselben kaufte
Fürstenberg Altsundhausen ab (1548). Vgl. FU. II No. 244. A. I, S. 256 und
dazu die Anm. S. 395 : *die Burg im Dorfe Sundhausen (BA. Donaueschingen)
ist der ältere, die Burg Sundhausen südöstlich von Hausen a. d. Donau (vgl. oben
I 38, dazu Riezler Gesch. des Hauses F. S. 324), der jüngere Besitz derer von
Sunthausen. In dem Copialbuche, betitelt: Zuspruch Bruns von Lupfen 1433,
[740]
Digitized by
Google
AMT DONAUESCHINGEN. — THANNHEIM, KLOSTERHOF.
47
Karlsruhe, wird berichtet, dass Heinrich von Sunthausen die neue Sunthausen, obschon
er und sein Vater Brun sie bereits verkauft hatten, 142 1 eingenommen haben und
dann dieselbe 1423 von Hans und Eberlin von Rischach gekauft ward. Im Besitz
der letzteren erscheint aber später nicht die Burg Sunthausen im BA. Donau-
eschingen, sondern die bei Hausen',
THANNHEIM, KLOSTERHOF
Benger, Nicol. Ann. ord. S. Paul. erem. H, 1. I p. 249. — Petri utteratur
Suevia eccl. p. 787. — Gerbert Hsn. H 154. — FU. H 196. — Ans. des
j. Klosters, Lith. von H. Dress in Donaueschingen.
Das ehemalige Paulanerkloster in der Scharten oder Thannheim wird Pauian«}rkioster
zuerst 1353, Jul. 24 (FU. H No. 302) erwähnt, wo Graf Hug von Fürsten-
berg die Vogtei *vber die Hofstat' übernimmt, ,da die bruder des ordens s. Paulus
inne sint'; über diese Vogtei findet 1354, Oct. 16. eine weitere Uebereinkunft statt
(FU. II No. 307 : ^Gotteshaus S. Paulus, gelegen in dem Wald, den man sprichet die
Scharta'). B enger und ihm folgend Gerbert geben, offenbar unrichtig, 1358
als Gründungsjahr an. Petri gibt, was auch sehr wahrscheinlich ist, Graf Hug
von Fürstenberg als Stifter an; die Pauliner Annalen des 17. u. 18. Jhs. und ihnen
folgend Gerbert u. A. nennen als Begründer einen seligen Kuno, der um 1325
gelebt haben soll. Aber diese Angaben gehen nicht über das 17. Jh. hinauf; wahrend
manches dafür spricht, dass der Verehrung des sei. Kuno die von der Localtradition
mehrfach entstellte Erinnerung an den Cardinal Konrad von Urach zu Grunde liegt
(vgl. FU. II p. 196). Die Tradition lässt Kuno unter dem eisernen Einfanggitter
in der Thannheimer Klosterkirche begraben sein (eb.). Im J. 1489 war in Folge
von Feuersbrunst ein Neubau nöthig (FU. IV No. 543 f) vom 17. Jh. bis 1662
stand das Kloster leer und brannte 1779 wieder gänzlich ab. Von dem altem
Bau des Klosters und seiner Kirche hat sich nichts mehr erhalten. Die jetzigen
Gebäulichkeiten gehören dem Ausgang des 18. Jhs. an.
Eine moderne Gedenktafel des seligen Laienbruders Kuno des Still-
schweigers, des ersten Einsiedlers in Thanna (1325). Darunter sein Grab, eine
vor etlichen Jahren eröffnete Untermauerung.
Zwei Barockkelche des 18. Jhs., einer restaurirt. — Eine gothische
Monstranz, welche die Kirche früher besass, ist jetzt leider verkauft (!).
Gottesackerkapelle (Tit. S. Galli et Verenae), geringer Zopf bau, besitzt ein
Altarbild (Beschneidung Christi, nach dem Fr,\ welches ich nicht sehen konnte,
da es eben zu Restauration nach auswärts versandt war.
Die S ch a n z e n auf dem *Eichbühr, sowie die Befestigungen an der Waldung
'Ochsenberg' stammen aus den Jahren 1796— 1800 und sind von den Oester-
reichern angelegt.
Eine Hausinschri f t von 18 19 gibt Gutmann Sehr. d. Ver. in Donau-
eschingen II 205.
Gedenkutel
Kelche
Monstranz
Kapelle
Schanzen
[740
Digitized by
Google
48 KREIS VILLINGEN.
UNADINGEN
Kirche Ktrckc (Tit. S. Gcoi^i). Ein flachgedecktes Schiff, völlig modernisirt,
Fenster erneuert. Vor dieselbe ist der gothische Thurm gestellt, das spätgothische
Portal hat übergreifendes Stabwerk; oben im Thurm gothische Fenster mit Fisch-
blasenmaasswerk. Die Thurmhalle hat ein schönes Steingewölbe auf mit Wappen-
schildern geschmückten Eckconsolen, hohlprofilirte Rippen, am Schlussstein das
Fürstenbergische Wappen. Das Innenportal ist wieder spitzbogig. In dem moder-
nisirten, aus drei Seiten des Achtecks geschlossenen Chor an der Evangelienseite
Wandnische mit Tabernakel, altem Eisen verschluss und Relief mit Kreuzigung
(15. Jh.). An einer gothischen Sacristeithüre 1779; dasselbe Datiim aussen an
der Seitenthüre. Von einer über oder an dem Tabernakel angebrachten Inschrift
(Fr.) war nichts zu lesen, da der Beichtstuhl den Platz verdeckt.
Grünburg BurgTutne GrünbuTg, Ein im 13. und 14. Jh. blühendes Fürstenbergisches
Dienstmannengeschlecht nannte sich nach der Burg Grünburg, welche nach dem
Aussterben dieser Familie an die von Blumberg kam, dann an die Almshofen
und 1513 durch Kauf an Fürstenberg (Baumann i. Gh. Baden 836). Zur
Zeit ist von dieser Burg nichts mehr vorhanden, ihr Mauen^erk ist vollständig ab-
getragen und die Baustelle mit Gesträuch überwachsen. Das General-Repertorium des
F. F. Archivs sagt über den baulichen Zustand derselben im vorigen Jahrhundert;
*Eine Viertelstunde von dem Dorfe U n a d i n g en , gegen Osten, herwärts der Loch-
mühle an der Gauchen, ist noch heut zu Tage auf einem mit Felsen und Gesträuch
umgebenen Berge, 8 — 10 Schuh hohes Mauerwerk zu sehen, welches die traurigen
Reste eines ehemaligen Schlosses, Grünburg genannt, sein sollen'.
UNTER-BALDINGEN
Kirche KiTcke (Tit. S. GalH) , restaurirter Bau, grösstentheils des 18. Jhs. Nur
der Thurm ist alt, wol noch romanisch: Satteldach und Staffelgiebel, kleine rund-
bogige Fenster. Schiff von 1732. Der Chor ebenfalls barock, mit Barockgewölbe.
Sacramentshaua In der Sacristei ehemaliges Sacramentshaus, nui viereckige Nische mit
Hoixkreux altem Eisenverschluss. — Hinter dem Altar Holzkreuz ohne Crucifixus von 1790.
AltarbUd Altarbild (Kreuzigung) von Deschwanden. — Barockkelch, gute Arbeit
des 18. Jhs. mit Augsburger Beschauzeichen.
WALDHAUSEN
Gm. Bruggen.
Kcitiich-Gcrm. Keltisch - Germatiiscke Reste. Auf der ' W i n d s t e 1 1 e ', einem südlich vom
Orte sich erhebenden Hügel, befindet sich eine Gruppe von 26 kreisrunden und
länglichen Grabhügeln, von denen einige 1845 durch Fickler, einige andere
[742]
Digitized by vnOOQlC
1
AMT DONAUESCHINGEN. — WARTENBERG.
49
Gräber durch Strassenmeister Mayer geöffnet wurden. Eines der ersteren ergab
ein weibliches Skelett, das zwischen übereinandergelegten Steinen beigesetzt war, ohne
Beigaben; daneben lagen Knochenreste einer jugendlichen Leiche mit kleinem Bronze-
Ohrring. Ein zweiter Tumulus enthielt zwei Skelette, wahrscheinlich ein männliches
und ein weibliches, von grösseren Steinen umgeben, die Köpfe gegen einander,
ohne alle Beigaben. Aus den letzteren Gräbern wurden Bronzefunde, schön ge-
stanzte und gepunzte Gürtelbleche, Fibeln, Nadeln, Ringe, der *Hall Stadtperiode'
angehörig (jetzt in der Gr. Staatssammlung in Karlsruhe) gewonnen. Vgl. Fickler
Schriften d. Alterthums- und Geschichts- Vereine zu Baden Donaueschingen, III (1848)
183 ff. und Wagner Hügelgräber und Umenfriedhöfe in Baden, p. 19. fW.J
Im J. 1880 wurde am Abhang auf der * Windstelle' eine ausgemauerte, runde
Vertiefung aufgedeckt, wol ein Keller eines Hauses, des ehemaligen Dorfes W.,
dessen Glocken 1446 gen Wartenberg kamen (FU. III No. 365). (B.J
WARTENBERG
Btirgruine. Baumann im Gh. Baden, S. 976, und Die Freiherren von
Wartenberg. (Fr. Diöc.-Arch. XI 145 f.) — Bader Badenia I (1859) 434.
Die Herren von Wartenberg treten seit Ende des 11. Jhs. auf (1086, 1090),
anfänglich sich auch von Geisingen nennend. Im 13. Jh. theilten sie sich in zwei
Linien: diejenige von Wartenberg starb früh aus und ihr Besitz kam 132 1 an
Fürstenberg. Der Tuttlinger Zweig lebte in den Wildensteinem bis um 1482 fort.
Die Burg W., um 1140 erbaut, war ursprünglich Reichenauer Lehen, seit 132 1
fürstenbergisch , ward im 17. Jh. Sitz einer Wartenberger Linie der Fürstenberger.
Im J. 1367 verpfändet Graf Konrad von Fürstenberg seiner Gemahlin Adelheid
von Griessenberg und ihren Kindern erster Ehe die Burgen Alt- und Neuwarten-
berg (FU. II No. 409): 1372 versichert Graf Heinrich v. Fürstenberg seiner
Gemahlin Sophie v. Zollem eine Morgengabe auf die Feste Wartenberg (eb. No. 444).
Eine ähnliche Verpfändung wurde von Graf Rudolf von Werdenberg 1399 gemeldet
(eb. No. 574). In neuerer Zeit wurde die Burg vorübergehend 1780 — 83 von
einem Herrn von Lassolaye als Lehen getragen. Der Wartenberg trug zwei Burgen:
eine untere, die ältere, an der nordwestlichen Seite des breiten Berges, wo noch
ein aus Basaltsteinen bestehender Mauerklotz ansteht; und die obere, jüngere,
welche bis 1 700 in gutem wehrhaftem Zustand erhalten blieb, mehrmals eingenommen
und endlich 1780 abgetragen wurde, worauf de Lassolaye das noch bestehende
Lustschlösschen errichtete.
Die Burg (ob die alte oder die neue?) besass eine Kapelle, in welcher
Bischof Heinrich von Konstanz 1436 und 1449 dem Grafen Egen von Fürstenberg
die Erlaubniss gab, auch während des Interdictes Messe lesen zu lassen (FU. III
No. 148).
Lttteratur
Geschieht«
Kapelle
[743]
Digitized by
Google
50
KREIS VILLINGEN.
WOLTERDINGEN
Kirche
Skulpturen
Epitaph
Elfenbein-
Skulpturen
Kirche (ad S. Kilianum) modemer Bau (1860).
Auf dem Hochaltar Reliefgruppe, die Himmelfahrt der seligsten
Jungfrau darstellend, Barockarbeit des ausgehenden 17. Jhs. — Der Fragebogen
gibt zwei Reliefbilder aus dem Ende des 16. Jhs. an. Es sind damit ver-
muthlich eine kleine Pieta und ein Schmerzensmann an der Säule gemeint,
geringe Sculpturen des 17. Jhs.
An einem Hause neben der Kirche Epitaph des am i. Nov. 1632 ver-
storbenen Hofkaplans zu Oeschingen {?), Conradus Höfler.
Der Kreuzwirth besitzt eine aus dem Benedictinerkloster zu Villingen
stammende Elfenbeingruppe, die Kreuzigung mit anderen Passionsscenen
darstellend. Leidlich gute Barockarbeit.
ZINDELSTEIN
Liiteratur BuTgruifie, Baumaun Gh. Baden S. 990. (Abb. bei Luc. Reich als
Titelblatt zu *Hieronymus'.)
Die Burg Zindelstein (erw. *Sindelstein' 1225 FU. I No. 271. 1358 f. EU.
n No. 331. 438) gelangte bereits mit dem Zähringischen Erbe an das Haus
Fürstenberg, welches sie im 15. Jh. denen von Rumlang als Lehen gab. Letztere
verkauften sie 1495 an Stähelin von Stockburg (denselben wol, welcher 151 1 starb
und in Bräunlingen beerdigt ist? S. oben H 7). Graf Wolfgang von Fürstenberg
kaufte 1 505 das Schloss zurück , sein Sohn Wilhelm überliess es wieder 1 5 1 1 an
die Mühler; 1525 zerstörten es die Bauern. Die Ruinen gingen mit der Herrschaft
1533 wieder an Fürstenberg zurück.
Ueber den Zustand der Ruine liegt (Act. d. Min. des Innern, Fase. H — HI)
ein Bericht von 1846, Febr. 16 vor.
[744]
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT TRIBERG
Digitized by
Google
Digitized by
Google
ALTHORNBERG
s. den Art. Gremmelsbach.
GREMMELSBACH
Althornberg , Burgruine, durch das Gremmelsbacher Thal oder auch dem Burgruine
nach Nieden\'asser herabgehenden Bach entlang auf beschwerlichem Fusspfad zu
erreichen, der ehemalige Sitz der Herren von Hornberg und im Hornberger Urbar
früh erwähnt ;• dsgl. 1330 (FU. II No. 168. 169. 228). Nur mehr ganz unbe-
deutende Trümmer.
GÜTENBACH
(bei Simonswald.)
Kirche. Zopf bau. Der Thurm in seinen unteren Stockwerken gothisch Kirche
(wol noch 14. Jh.); nach Osten zu ein schmales gothisches Fensterchen.
HORNBERG
Kirche y einschiffiger geringer Bau von 1762. Die Errichtung bezeugt durch Kirche
die I n s ch r i f t über dem Seitenportal :
HERZOG FRIDRICH ZV WVRTEMBERG
ERWEITERN LASSEN HAT DIS WERCK
VON TVBINGEN GRAF EBERHARDT
CORNELY KELLER DANKH SO SPAHRT
IN FVRBITT BEY IHR FVRSTLICH GNÄDT
HEINRICH SCHICHARDT DAS BESTE THAT
HORNBERG VND REICHEBACHERGMEIN
ZVR FRON SICH GTEILET GHORSAMLI
[749J
Digitized by
Google
>^ I
so
KREIS VILLINGEN.
In grösseren Charakteren:
FECIT: M// ^^^HANN: BISINGER
DER ZEIT ALHIE EIN PRAEDIGER
Chor
In Z. I ist fcctt magtster etc. zu lesen.
Von dem altem Bau ist der spätgothische, aus drei Seiten des Achtecks ge-
schlossene Chor erhalten, über welchem, wie in dem benachbarten Gutach der
Thurm aufgebaut ist (Fig. 3). Die hohlprofilirten Rippen des Chorgewölbes steigen
aus Eckconsolen. auf, an drei gemalten Schlusssteinen Wappen der Württemberg
(Fische), ein Engel und ein Steinbock. Die Fenster zweigetheilt,' mit Fischblasen-
Glasmalereien maasswerk. Zwei Fenster enthalten spätgothische Glasmalereien (15. Jh.):
i) Johannes Evgl. mit dem Kelch , unter schönem Baldachin , sehr zerstört ;
2) Helmzier unter reichem Astwerk, vortrefflich gebrannt.
Die Thüre zur Orgelbühne hat Wappenschild mit dem Datum 1603.
Epitaphien An der Bühne Epitaph mit Holzumrahmung der Familie Hosch (18. Jh.);
ferner kleines Epitaph mit guter Holzumrahmung, Spätrenaissance, c. 1680 (?) ;
weiter eine Rococoumrahmung, geringe Arbeit des 18. Jhs.
An der Schiff*swand Epitaph des Oberamtmanns Hauch in Homberg,
Württembergischen Regierungsrathes, gest. 1703; desgl. des Eberhard Christian
Wilhelm von Schauroth, aus dem Hause Caschwitz, Steinbrück
und Rüben, und mütterlicher Linie der letzte Sprossen der grossen
von Kulpis: 'geb. in Stuttgardt 20. Oct. 1720, gest. in Homberg
als ordtl. Reg.-Rath und Oberamtmann, 7. Maj 1766.
Das Pfarrhaus hat die Inschrift:
AVSPICIIS lESU
CLEMENTIA EbERH : III •
D. w. Verü EproAinKTE
M. loH. Gerhardo Ramsle -
RO Wertheim : Fr : Fast :
CoEPERÜT hae Aedes.
M^ De . LiTTvi . F . D . V ,
}\K(e) Ades cvm patria stetq_
CADÄTQ_ SVA
(L hac aedes cum patria stcntquc cadantquc sua).
Die Gasthäuser ^zum Hirschen' und 'zum Bären' haben schone
schmiedeiserne Wirthshauszeichen des 17. — 18. Jhs.
Schloss Homberg, Seit Anfang des 12. Jhs. erscheinen Freiherren von
Homberg, gleichen Stammes mit denen von Triberg. Im 14. Jh. theilte sich
die Familie in zwei Linien, von denen die eine Schneeberg im Breisgau und Be-
sitzungen im Elsass erwarb und 1450 erlosch, die andere, ältere, in Folge schwerer
Familienstreitigkeiten Stadt und Schloss Homberg allmälig aufgeben musste. Die
Stadt wechselte mehrfach den Besitz (Geroldseck-Sulz, Württemberg, Villingen); die
Pfarrhaus
Priyathäuser
ScbloM
[750]
Digitized by
Google
AMT TRIBERG. — HORNBERG.
57
JjornUrp «5 — ^-:>r^
Fig. 3. Hornberg. Ansicht der Kirche.
Burg ebenso: dieselbe bestand ursprünglich aus zwei Schlössern, dem vordem und
hintern (vgl. Hug's Chrun. h. v. Roder, S. 82. f.). Beide wurden den Villingern
15 19 übergeben, welche indessen nur wenige Jahre im Besitz derselben blieben.
Nach der Schlacht bei Lauffen (1531) kamen die Schlösser an Württemberg. Im
Orleans'schen Krieg 1689 wurde ein Theil des Schlosses durch Brand zerstört (vgl.
Roder a. a. O. S. 93 — 96), muss aber bald wieder hergestellt worden sein, da
die Franzosen unter Villars es Anfangs Mai 1703 wieder einnahmen (eb. 120 f.).
Die gänzliche Zerstörung geschah wahrscheinlich in den nächstfolgenden Jahren.
*In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurden auf dem Schlosse
zwei Häuser erbaut, worin die Fürstin von Thurn und Taxis, eine württembergische
Prinzessin, im Exil lebte, (vgl. Universallexicon S. 586 und Schnars S. 156).
Auf Thal beherrschender Höhe, auf den zerklüfteten Felskamm aufgesetzt, ragen die
Trümmer des alten Hornberger Schlosses mit seinen Wirthschaftgebäuden empor.
Auf der höchsten Kuppe erhebt sich der Bergfried, ein schmuckloser Steinbau von
[751]
Digitized by
Google
^ I
58
KREIS VILLINGEK.
''^*J«Il^
[752]
Digitized by
Google
AMT TRIBERG.
HORNBERG.
59
ocli arte, vcn ^1*0 -iC o'7/\ J Jnr^cn^csclieru
'l^^P'^^^T^^J^j^^j
■^^>
3urofriel
/V^. 5. Hornherg, Schloss. Details.
quadratischer Grundform und 8,7 m Seile und 3 m 63 weitem innerm Hohlraum
bei 16,98 m Höhe und 2,5 m dicken Hruchsteinmauem.
Den Zugang vermittelt eine rundbogige Thüröffhung, in deren Bogenschluss-
stein die Jahreszahl 1735 und in deren rechtes Gewände die Zahl 1736 eingehauen
ist. Sie datiren somit aus der Zeit nach der Zerstörung des Schlosses durch den
französischen Marschall Villars. Licht in das Innere geben eine grosse bogenförmig
geschlossene Oeffhung nach der Ostseite und eine kleinere mit Steinplatten über-
deckte Scharte (vgl. Fig. 5). Das ^Tauerwerk besteht aus massig grossen Granit-
bruchsteinen (40X20 cm und weniger Ansichtsfläche), die namentlich an der äussern
Südseite möglichst regelmässig zu schichten versucht sind. Die aus dem schönen
Schwarzwälder Rosa-Granit (der nur in Aegypten ähnlich wieder zu finden ist) herge-
stellten Umfassungswände zeigen ein in den Fugen gut verzwicktes Mörtelgemäuer,
während die Ecken des Thurmes, Oeffnungseinfassungen und Scharten aus rothen
Sandsteinen construirt sind. Die Eckquadem weisen einen Randschlag mit starken
[753]
Digitized by
Google
6o KREIS VILLINGEN.
rauhen Bossen auf, soweit sie nicht bei der Zerstörung vernichtet wurden. Die
Abmessungen derselben gehen bis i,oo m Länge und 0,40 m Breite. An der
Südseite ist noch ein offener, hoch emporgeführter Schlitz im Mauerwerk, der
wol einst einem Kamine, der Verwendung von Backsteinen und den angeschwärzten
Verputzflächen nach zu urteilen, angehörte. Der Thurm ist jetzt durch eine Platt-
form (Stampfbeton zwischen Eisenschienen) geschlossen und durch eine Holztreppe
besteigbar gemacht.
Das rechteckige Plateau des Bergfriedes föllt nach allen Seiten ziemlich steil
ab auf den zweiten Plan des Schlossgeländes.^ Geschickt mit dem hervorragenden
Felsen verbunden, steht auf diesem der Südfront des Bergfriedes zugekehrt, ein
kleiner, unregelmässig rechteckiger Bau, vor welchem sich in geringem Abstand eine
weitere Felskuppe erhebt, durch welche ein unterirdischer Gang, der sich in der
Mitte zu einem grossem Gelasse erweitert, durchgetrieben ist. Der Gang führt
in eine nach der Gutach abfallende Schlucht. Jenseits der letzteren erhebt sich
(und jetzt durch eine Holzbrücke mit dem grossen Schlossplan verbunden) eine
weitere Felskuppe, die nach Osten zu von Stützmauern gefasst ist, und an der
äussersten Spitze einen halbrunden Mauerausbau zeigt. Nach Süden und Westen
zu sind weitere Mauerzüge erhalten, von denen der Südzug gleichfalls einen halb-
runden Mauerausbau noch zeigt.
Mit der Langseite dem Thale zugekehrt, den Bergfried zum Theil verdeckend,
steht am Rande des Schlossplateaus das grosse moderne Wirthschaftsgebäude und
nach Westen zu ein Remisenbau und ein Brauereigebäude.' (D.)
Ueber die Ruine von Althornberg, welche mit dem oben beschriebenen
Schlosse Hornberg nicht zu verwechseln ist, s. zum Art. Gremmelsbach.
NEUKIRCH
(b. Gütenbach)
Kirche KtTche, Alt ist noch der viereckige gothische Thurm; an seiner Ostseite
unten ein zweigetheiltes , theilweise geblendetes grosses gothisches Fenster. Die
Thurmhalle, ungewölbt, dient als Chor. An der Evangelienseite ein Sacraments-
haus, einfache spätgothische Wandnische. Der Thurm hat ein schönes geschindeltes
Pyramidaldach.
Die Kanzel, getragen von einem mächtigen geharnischten Helden (Simson?),
ist eine gute, lustige Rococoarbeit.
NIEDERWASSER
Kirche Ktrchc. Zopfbau. Auf den Nebenaltären zwei Barock Statuetten, neu
polychromirt ; Madonna und hl. Gebhard (17. — 18. Jh.).
[754]
Digitized by vnOOQlC
AMT TRIBERG. — SCHONACH. 6l
NUSSBACH
Kirche (Kapelle urkdl. erwähnt 15 19). Schiff von 1780 (J.). Ueber dem Kirche
östlichen Eingang eine frühromanische Portalsculptur aus rothem Sand-
stein, das Tympanum einer älteren Kirche, mit Agnus Dei, das ein Kreuz
trägt, zwischen einem Ungeheuer mit Menschenkopf und doppeltem Schwänze,
und einem grotesken Kopfe — der Andeutung des super aspidem et basilis-
cum ambulabis etc. (Ps. 90). Die Volte ist von Flechtwerk umrahmt (10.
bis 12. Jh.).
Der Chor ist noch die alte, spätgothische Thurmhalle, mit quadratischem Chor
Kreuzgewölbe, dessen hohlprofilirte Rippen ohne Consolen den Ecken entspringen.
Schlussstein mit dem Triberger Wappen. Rechts an der Ostwand (diese Disposition
durchaus imgewöhnlich !) spätgothische Sacramentsnische von vortrefflichen Sacramentsnische
Formen, mit altem Eisengitter. — Taufstein, barock, gez. 161 8, mit meh- Taufstein
t i X
reren bürgerlichen Wappen, auf einem derselben ■■ An der Aussenseite des
Schiffes Epitaphien des 18. und ig. Jhs. — Auf einem Seitenaltar zwei Oel- OeigemäUde
gemälde auf Leinwand, Martyrium des hl. Sebastian darstellend, bez. 1662,
gut; und Muttergottes, bez. 1660, schlecht. — Glocke: in dem iar 1470 Glocke
. . . war ich gegosen . in dem . namen . gotz . amen.
Auf dem Wege nach S. Georgen der Steinbirshof dat. 1584, ohne archi- stembir»hof
tektonisches Interesse. Tisch von 1780.
RAMSTEIN
Burgruine, s. d. Art. Thennenbronn.
SCHÖNWALD
S. Martinskapelle, 1V2 St. weit vom Orte, j. Wohnhaus eines Bauern; Mart.-KapeUe
geringer Bau der spätgothischen Zeit, gänzlich verzopft. Aus drei Seiten des
Achtecks geschlossen; ohne allen kunsthistorischen Werth.
Neben dem Hof steht eine zweite Kapelle, modemer Zopf bau. In der- Zweite Kapelle
selben ein elender Altar mit zwei schlechten spätgothischen Holzstatuetten
(hl. Martin zu Fuss, den Mantel zertheilend, hl. Johannes Evgl.).
SCHONACH
Kirche modern, nur der quadratische Chor alt: eine j. umgebaute spät- Kirche
gothische Kapelle mit Stemgewölbe (Wappen an einem Schlussstein?).
[755]
Digitized by vnOOQlC
62
KREIS VILLINGEK.
Epitaph
Kelch
Leuchter
Auf der Emporbühne zwei alliirte Wappenreliefs, eines mit der markgräflichen
Krone, ein anderes mit der dreimal wiederholten Wolfsangel ^r^*
An der Aussenseite des Chors Epitaph eines Geistlichen von 1687, und
einer Familie Dufner von 1783, desgl. einer Familie Wintermantel 1763,
mit Darstellung der männlichen und weiblichen Familienmitglieder, vortrefflich ge-
schildert und charakterisirt. — Barock kelch, mit Augsburger Beschauzeichen und
MH (?), gute Arbeit.
Im Besitze des Pfarrers zwei in Holz geschnitzte Leuchter, sehr gute
Schnitzerei des 18. Jhs.
THENNENBRONN
Martini, Gesch. d. Kl. u. d. Pfarrei S. Georgen, S. Georg, 1859, S. 256 f.
Ks^th. Kirche KathoUsche Kivchc modern. — Barockkelch mit dem Beschauzeichen der
Kelche Pinie, darunter ein V, und |l AS| — Spätgot bischer Kelch silbervergoldet,
am Fusse die Marken WU mF)^ dann Wappen mit drei Löwen, das Datum •\5-92-,
Votivufeirahmen darüber • P -T-F • Z -W- Die Kuppe ist später. — Votiv tafelrahmen von
schwarzem Holze, Spätrenaissance.
Evangelische Kirche y 1453 erbaut. Der Thurm spätgothisch, dreistöckig,
mit Helmdach und dreitheiligen Fenstern. Das Schiff* hat ein zweigetheiltes spät-
gothisch es Fenster mit Fischblasenmaasswerk, verzopft. — Im Chorfenster drei Bruch-
stücke spätgothischer Glasmalerei (ein Crucifi.>cus, eine Apostelfigur und eine
Gestalt mit der Leier, 14. Jh.). — An der Chorwand Reste von Bemalung mit
gothischen Inschriften. — Im Chor weiter eine mit gothischen Bögen decorirte
Holzdecke. — Taufbecken aus Zinn, mit Medaillons, darstellend eine luthe-
rische Taufe, mit der Inschrift: Christus sanctificavit ecclesiam suam.
An der Emporbühne alles Holz- und Eisenschloss (15. Jh.)
Dieser Kirche war eine andere vorausgegangen, ein W a 1 d k i r ch 1 e i n , dessen
die Bulle Alexanders III vom 25. März 1179 gedenkt (Tannebrunne cum
ecclesia. Neugart, Cod dipl. Const. II No. 878. Jaff6» No. 1334.) Nach
dem von Martini S. 259 angeführten 'Geschichtskalender' wurde dieses wahrschein-
lich noch aus Holz gebaute *Waldkirchlein' 1453 durch die jetzige Kirche ersetzt. Eine
Glocke von 1 7 18 ist laut Inschrift von Matth. Edel in Strassburg gegossen. Eine kleinere
trägt die Umschrift: Joh. Bampfhart me fieri fecit 1534. (Martini a. a. O. 264).
In der Nähe von Tennenbronn lag die Burg Ramstein, von der jetzt
nur unbedeutende Mauerreste erhalten sind. Die Feste gehörte den Falkenstein,
welche von hier aus die Umgegend unsicher machten; Graf Konrad von Fürstenberg
zerstörte das Raubschloss mit Hülfe der Strassburger zu Anfang des 15. Jhs. (Jahr
unbestimmt, vgl. Riezler, Gesch. des Hauses Ftirstenberg S. 358.) Dasselbe
erlitt, wieder aufgebaut, eine neue Zerstörung durch die verbündeten acht Städte
in der Fehde gegen den damaligen Besitzer Hans von Rechberg (Stalin, Wirt.
Gesch. III 497).
Evang. Kirche
Glasgemälde
Wandmaleret
Holsdecke
Taufbecken
Altes Schloss
Glocken
BuiY Kamstein
[756]
Digitized by
Google
AMT TRIBERG.
TRIBERG.
63
TRIBERG
Pfarrkirche
Votivbild
Antependium
Kalendarium von Tryberg, ältester Text 14. Jhs. mit späteren Ein- Utteratur
tragungen (Pfarramt). — Degen, Joh. Bapt., Chronik der Pfarrei, gedr. 1722
(Pfarrarchiv). — Bader, J., Die ehem. Herrschaft Triberg (Badenia 1840 S. 199). —
Hättig, Archivalien aus den Orten des Amtsbezirkes Triberg (Mitth. des bad.
histor. Commiss. No. 5). ■:— Woerl, Führer durch Triberg und Umgebung. Mit
Plan u. Ansicht der Stadt u. s. f. 2. A. Würzburg (Woerl's Reisehandb.
No. 203. 204).
Untere Kirche, ganz neu, in derselben ein sehr schöner Barock ke Ich, Untere Kirche
mit Wappen, Augsburger Beschauzeichen und I K.
Wallfahrts (P/arr-J Kirche künstlerisch werthloser Barockbau vom Jahre
1702. — Im Schiff interessantes Votivbild zur Erinnerung an die Belagerung
der Stadt Villingen im Juli 1704, 1880 renovirt. Unter der Madonna Ansicht
der von den Franzosen beschossenen Stadt (vgl. Roder Sehr. d. Ver. in Donau-
esch. IV 208). Reiches Barock antependium, auf rothem Sammt Silber-
omament, in der Mitte Flachrelief mit der hl. Jungfrau, vor welcher ein fürstlicher
Knabe in Talar mit Rosenkranz auf einem Kissen kniet. Eine Inschrift darüber
lautet: Ex voto 'i Serenissimi Domini || Ludovici Guilielmi \ Marchionis Ba-
densis & Sac : Cces . Majestatis I Archistrategi . |j iyo6. Vgl. auch Mone,
Ztschr. XIX 308. — Zwei silberne Leuchter, auch angeblich vom Markgrafen Siibergeräthe
Ludwig gestiftet, aber in den Formen sich ganz dem Empire nähernd. — Zwei
Barockk eiche.
Die Gebeine einer hl. Serena auf einem Nebenaltar, wol ein sog. Corpo-
santo aus den Katakomben.
Schloss. Die jüngere Linie der Herren von Hornberg nannte sich seit
dem 13. Jh. nach Triberg, nach ihrem Erlöschen fiel diese Herrschaft an Horn-
berg zurück und kam nach vielfachem Wechsel der Besitzer schliesslich 1653 an
Oesterreich. Die Burg, seit 1330 (FU. II No. 168. 169. 228. 312) oft urkdl. er-
wähnt, wurde von den Bauern 1525 und wiederum 1642 zerstört; wahrscheinlich
schliesslich beim Brande der Stadt 1694 zu Grunde gerichtet.
Schloss*
[757J
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN
Digitized by
Google
Digitized by
Google
BUCHENBERG
Sacrätei
Taufotein
Eisenschloss
Gestahl
Evangelische Kirche. Sehr alter kleiner, urspmnglich romanischer Bau, im Kirche
14. Jh. und später überarbeitet. Chor, Schiff und Thurm mit Holzschindeln
gedeckt. Der aus fünf Seiten des Achteckes geschlossene Chor hat ein siebentheiliges
Gewölbe, dessen hohlprofilirte bezw. abgeschrägte Rippen auf Eckconsolen aufsitzen-
Am Schlussstein Wappenschild mit einem Hirsch und einem ausgekragten Kreuz-
Drei kleine gothische Fenster (14. Jh.).
Neben dem Chor alte Sacristei, ein kleines Gratgewölbe mit ganz kleinen
Fensterchen und einer Art alter Altarmensa.
Kleiner Holz thurm mit Helm.
Gothischer 7' aufstein, polygon, wol auch noch 14. Jh. — Im Chor rechts
alteSacramentsnische, im Bogen derselben gothisches Rankenwerk. — An der sacramentsniKhe
Sacristeithüre spätgothisches Eisenschloss. — Alte Holzstühle mit roher Malerei.
An der Westseite des Schiffs jetzt vermauerter ehemaliger Eingang :
auf je vier Quaderblöcken ruht ein schwerer gradliniger Thürsturz, in
dessen Felde zwei in Kreise geschriebene Kreuze getrennt und über-
dacht durch ein einfaches rohes Ornament. Die Ausladung der Kreuz-
balken erinnert an die Stationskreuze des 10. — 12. Jhs.
Das Schiff hat ein rundbogiges Fenster und einen kleinen spitzbogigen Mauer-
schlitz; ersterer umschliesst zwei Spitzbogen.
lieber dem Seitenportal des Chores das Datum 1591, welches offenbar einer
viel Jüngern Restauration angehört. An derselben Stelle sieht man ein rundbogiges
Fenster mit gekuppelten Bögen und kleinem rundem Oculus darüber.
Zum Kirchhof führt ein Rundbogenportal mit romanisirendem Simse
(wol noch 13. Jh.). Derselbe war vermuthlich befestigt.
Im Pfarrhause vier Communionkannen, guter Zinnguss des 18. Jhs.
(dat. 1746). — Zinnkännchen mit hübscher Barockornamentirung, Stempel mit
Lilie und H-W*S. — Silbervergoldeter Kelch, Fuss gothisch mit der Inschrift:
THOMAS • STAIRZ • VOGT • Z^ : MATTISWEILER • lACOB • WEIS • VOGT-
AVF . MÜNCKHOF • ANDREAS • lÄCKLE • ZV • MATTISWEILER • i • 6 • 15
und dem Stempel M (Doppeladler) S.
Ztnngeräthe
Kelch
[763]
Digitized by
Google
70
KREIS VILMXGEX.
Chronik Im Pfarrarchiv chronistischer Bericht des Pfarrers Ganz 1842, zum Theil
auf Grund von M. Christ. Binder Wtirtembergs Kirchen- und Lehrämter, I7<)8,
für die Geschichte der Pfarrei und der Kirche zu beachten.
Burg Waklau ^ BurgruiHC WalcUiiiy in der Gemeinde Buchen-
^ Uf^\TOl<fa.t/** l^erg, ^'2 Stunde von Königsfeld auf einem mJlssig
^ '^^Tn--^ — >w-. -- ansteigenden Hügel gelegen , besteht zur Zeit aus
mehr oder weniger zerfallenem Gemäuer und einem
mächtigen, noch ziemlich gut erhaltenen Thunne, dessen
Aussenseite mit Buckelquadem, von denen einige einen
Saumschlag haben, verkleidet ist. Das Mauen\'erk setzt
sich aussen in einer Höhe von 5 m vom Boden ab
und ist auch im Innern nicht gleichstark em[)orge führt.
Seine Stärke beträgt am Boden 3 m. Der Thurm ist
jetzt durch eine an der Ostseite befindliche Oeffnung
zu betreten, aber nicht ohne weiteres besteigbar. In
nicht unbeträchtlicher Höhe befindet sich in der
gleichen Seite eine mit einem Rundbogen geschlossene
Ivnsfrrconslrüclrön-^. weitere Oeffnung , deren Form und Construction
Fig. 6, IValdau. Fenster. Fig. 6 gibt.
Die an dem obersten Theile des Thurmes in allen 4 Seiten befindlichen
Oeffnungen sind von viereckiger Form; rechts und links derselben sind Löcher
im Mauerwerk, welche wol zur Aufnahme von Traghölzern bestimmt waren. Das
weitere ehemals zur Burg gehörige Gemäuer erstreckte sich östlich und westlich
vom Thurme und tritt auch an verschiedenen Stellen des Burghügels noch zu
Tag. Licht- und Zugangsöffnungen in diesem sind zum Theil kreisrund oder halb-
kreisförmig geschlossen. Der in der Gegend vorhandene rothe Sandstein lieferte
das Material zum Burgbau. Die Ruine ist seit dem Jahre 1885 durch Kauf in
den Besitz des Staates übergegangen. (Plan der Burg vgl. Fig. 7.)
Die Burg, aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammend, war im 15. Jahr-
hundert ein Lehen des Hauses Fürstenberg. Im 16. Jahrhundert war sie württem-
bergisch und wurde noch vor dem 30jährigen Kriege zerstört. (D)
Ueber die Geschichte dieser Burg verdanken wir Hrn. Prof. Roder nach-
stehende Notizen : 'die Zeit der Erbauung dieser an der alten Strasse nach Schramberg
gelegenen Burg und die Erbauer sind unbekannt. Sie erscheint seit ihrer ersten ur-
kundlichen Nermung, 1409, als ein fürstenbergisches Lehen, welches das zu Rottwiel
und Villingen sesshafte bürgerliche Geschlecht der Hack (Hagg, Haugg) innehatte;
1411 nahm Graf Heinrich von Fürstenberg 'Waldow die bürg' mit allen Zuge-
hörden (d. i. dem nahen Mühlbach, einem Wald bei Deisslingen und einer jähr-
lichen Gült von 4 Malt. Korn an letzterm Ort) von Konrad Hagg, Bürger zu
Rottweil auf und lieh sie zu einem rechten Mannlehen dessen Sohne Bernhard
Hagg. (FU. III S. 42 und 52.) In dem vom Grafen Johaim von Fürstenberg
für Hans Hagk von Villingen 1442 ausgestellten Lehenbrief wird Waldau ein Burgstall
genannt. 1445 verkaufte Bernhard Hagg Waldau *das Schloss' sammt den Dörfern
Weiler, Buchenberg, Marzisweiler (Martinsweiler) etc. an den Grafen Ludwig von
[764]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — BURGBERG.
7'
Fig, 7. Waldau. GrunJriss der Burg.
Württemberg; es folgen noch mehrere fürstenbergische Lehensverleihungen bis 1475.
(FU. III S. 249. 336.) Eine Abbildung auf der Rotlweiler Pürschkarte von 1564
(Alterthumssammlung zu Rottweil) zeigt Waldau schon als eine Ruine. Um weiterer
Zerstörung vorzubeugen, kaufte der badische Staat dieselbe im April 1885 vom
seitherigen Besitzer Andr. Beck um 1200 Mark.' (R.)
BURGBERG
Zivei Schlossruincfi , die eine im, die andere hinter dem Ort. Erstere Schio»niincn
ein grosser quadratischer Donjon , romanisch , ganz in Quader - bzw. Buckelwerk
bis zur Höhe von c. 75 m erhalten. An einer Seile ein grosses rundbogiges,
von Buckelquadern umsäumtes tonnengewölbtes Kellerfenster. Ein Wassergraben
umgab ursprünglich die Burg, an welche sich eine Aussenmauer anschloss, von
der noch etliche Reste erhalten sind. Der rundbogige Eingang liegt in der halben
Höhe, im Innern hatte die württembergische Herrschaft 1482/3 ein Schlafgemach
mit einem Zimmer und einer Küche herrichten lassen. Ein Gewölbe schien als
Gefängniss benutzt worden zu sein. Der Ort besitzt eine zweite Burg, den Bären- uärcnberg
bergy deren Trümmer auf einem benachbarten Hügel, ganz überwachsen, liegen.
Seit Mitte des 15. Jhs. soll dann dies Schloss an die Hohengeroldseck gekommen
[765]
Digitized by
Google
TZ KREIS VILUNGEN.
sein, denen es Graf Eberhard von Württemberg 1472 abkaufte. Von dieser Burg
steht nur noch die Eckmauer eines Buckelquaderthurms von Buntsandstein, sowie
Reste einer Ringmauer. Nach Roder fehlt es gänzlich an authentischen Nach-
richten über diese Burg; über die erstere gibt er uns nachstehende Notizen. Das ritter-
bürtige Geschlecht derer von Burgberg gehörte wol zu den Dienstleuten der Herren von
Falkenstein und von Zimmern (Zimmerische Chronik, herausg. v. Barack I 172).
Genannt wird erstmals i. J. 11 16 Burkart von Burgberg (mit Konrad von
Tannegg) als Zeuge in einer Vermächtnissurkunde des Wemher von Kirchheim
für das Kloster Allerheiligen (V^'ürttemb. Urkundenbuch I S. 342). Besonders
nahe standen die von Burgberg dem Kloster S. Georgen, an welches sie mit ihren
Besitzungen grenzten. Dort hatten sie auch seit dem Ende des 13. Jhs. ihre
Begräbnisstätte. Am 13. Mai 1295 stellten nämlich Hugo, Kraft und Konrad,
alle von Burgberg, eine Urkunde aus, dass ihnen Abt und Konvent von St. Georgen
erlaubt haben , im Kloster beim Kapitelsaal der Conversenbrüder eine Kapelle zu
Ehren aller Heiligen mit einem Altar zu bauen, über welchen jedesmal der älteste
des Geschlechts das Collationsrecht habe; ferner dass die Pfründe mit Gülten aus
3 Höfen zu Dunningen, Schönbrunnen und Zu der Aich dotiert werde und wöchent-
lich drei Messen darauf gelesen werden sollen (S. Georger Copialbuch im Landes-
archiv zu Karlsruhe). Durch Konrad von Burgberg werden 1308, 13 10 und 1312
noch 4 Höfe an diesen Altar geschenkt. Laut einer Erklärung des S. Georger
Abts Heinrich von Stein vom 24. März 1341 versahen die Pfründe nach einander
die Conventualen des Klosters Petrus von Taimegg (Amt Bonndorf), ein Bruder
von Schabenhausen (Schwabenhusen) und Volmar von Tannegg. Wöchentlich sollen
auf dem Altar 6 Messen gelesen werden. Heinrich v. Burgberg und nach dessen
Tod jedesmal der älteste des Geschlechts präsentirt dem Abt einen passenden
Priester. Der Patron erhält nach seinem Tod das Begräbniss in der Kapelle. Nach
dem Aussterben derer von Burgberg geht das Patronatsrecht und das Recht des
Begräbnisses an den ältesten jener von Tannegg über (Georger Copialbuch).
Urkundlich erscheinen Glieder derer von Burgberg noch häufig. Seit den ersten
Decennien des 14. Jhs. zeigt sich auch bei diesem Geschlecht ein ökonomischer
Rückgang, daher die vielen Veräusserungen. Manche derselben waren Bürger der
Stadt Villingen. So wurde 1432 Hans von Burgberg, 'ein Edelknecht', Bürger
daselbst an seinem halben Haus am Rietthor gegen den Keferberg hin; in dem-
selben Jahre bekleidete er sogar das Schultheissenamt in der Stadt. 1455 Nov. i i
urkundet er zum letzten Mal. Man darf annehmen, dabs mit ihm das Geschlecht
hier ausgestorben ist.
Die Zeit der Erbauung der Burg lüsst sich nicht genau bestimmen; wahr-
scheinlich fällt dieselbe schon in das 11. oder an den Anfang des 12. Jhs. Im
ersten Decennium des 15. Jhs. besass sie Hans von Burgberg, Bürger zu Villingen.
Zwischen ihm und der Stadt Villingen kam es danials /.u ernsten Verwicklungen.
Da er einen Boten des Raths und damit diesen selbst geschmäht hatte, so zog Ende
Juli 14 17 eine Abtheilung der Bürgerschaft vor die *vesty', in der Hans von
Burgberg Schutz gesucht, und umlagerte sie. Jener, sich zu schwach fühlend, über-
gab jedoch bald sich und sein 'Schloss' und schwur am 20. Juli d. J., dem
[766]
Digitized by vnOOQlC
AMT V ILLINGEN. - DÜRR HEIM. 73
Urteile des Raths zu gehorsamen, sich in Villingen persönlich zu stellen und den
Bürgern *mit seinem Teile des Schlosses* gewärtig zu sein, so dass es ^ewiglich'
deren offenes Haus sein solle und sie, es seien ihrer viele oder wenige, jederzeit
Tag und Nacht darein und daraus gehen dürfen. Bei einer Veräusserung der
Burg solle dieses Oeffnungsrecht in Kraft bleiben. Wie sich aus dem obigen ergibt,
war Hans von Burgberg zur Zeit des Abkommens mit den Villingern nicht mehr
ganz im Besitze der Burg. Wem der andere Teil gehörte, ist nicht sicher, wahr-
scheinlich einem gewissen Hans Billing, Bürger zu Villingen, der sich auch von
Burgberg schrieb. — Derselbe verkaufte 14 lo den Kirchensatz der *durch Brand
längst heruntergekommenen Pfarrkirche zu Schabenhausen an die Heiligkreuzkirche
zu Rottweil (Oberrh. Zeitschr. XXX 193). — Die Feste Burgberg ging bald ganz
in andere Hände über und wechselte rasch nach einander ihre Besitzer. Hans
von Burgberg verkaufte 1425 seinen Theil an Erhart von Falkenstein. Von diesem
gelangte sie an einen Sigbolt Marschalk, von welchem sie 1431 Friedrich Gädemler,
Sohn des verstorbenen Walther Gädemler, um 620 fl. erkaufte (Martini Ge-
schichte von S. Georgen S. 286); 1436 besass sie Heinrich von Geroldseck, Herr zu
Sulz. Sie alle erneuerten der Stadt Villingen die Verschreibung bezüglich des Oeffnungs-
rechts. Im Jahre 1472 Febr. 19 nach dem Tode des Heinrich von Geroldseck
verkaufte dessen Tochter Stassla mit ihrem Ehemann Berthold Hilker von Villingen
*Burgberg das Schlössle auf dem Schwarzwald' um ein Leibgedinggeld von 45 rh. fl.
an den Grafen Eberhard von Württemberg. Dieser vergab den Hof als Erblehen.
So erhielt ihn 1505 mitsamrat Schloss, Garten, Matten, Holz und Feld Crista
Wernle, 1568 Kaspar Götz, welchem i. J. 1603 alles für 2366 fl. als Eigenthum
verkauft wurde (Martini a. a. O.). Die Rottweiler Pürschkarte von 1564 zeigt
in ihrer Abbildung unrichtig an dem mit einem Satteldach bedeckten Thurme einen
Eingang zu ebener Erde. Der Abt Georg Gaisser von S. Georgen machte am
7. August 1645 n^it seinem Diener einen Ausflug auch nach Burgberg, von dessen
damals noch gut erhaltenem, mit einem Wassergraben umgebenen Thurme er in
seinen Tagebüchern eine genaue Beschreibung gibt. (Mone Quellensammlung der
bad. Landesgeschichte H 449 — 451).
Da in neuerer Zeit Niemand einen Besitztitel bezüglich dieses Bauwerkes nach-
weisen konnte, so nahm dasselbe 1887 der Staatsfiscus für sich in Anspruch.
Das Gebäude, von welchem noch ein Mauerrest auf einem nahen Hügel bei
dem Dorfe vorhanden ist, gehörte ohne Zweifel ebenfalls 'den Herren von Burgberg.'
DÜRRHEIM
Prähistorische Reste. In dem nahen Torfmoor fanden sich Reste eines Prähistorische
Pfahlbaus, deutlich erhaltene gespaltene Eichenpfähle mit noch darüber ge-
legten roh eingefalzten Querbalken. Von dem Pfahlrost mit Oberbau wurden
in 2 Reihen je i m von einander stehende Pfähle gefunden. Die Ueber-
lager waren aus Birkenholz; an beiden Holzarten war Bearbeitung mit stumpfen
[7Ö7]
Digitized by
Google
n
74
KREIS VILLINGEX.
Kirchenschatz
Ciborium
Kelche
Zehntscheuer
Werkzeugen zu erkennen. Schon lange sind von dorther Funde von Steinbeilen
und durchbohrten Steinhäramem von Feuersteinwerkzeugen, rohen Topfscherben,
Resten von Hirsch- und Rehgeweihen, Zähnen von Wildschwein und Pferd bekannt.
(Bericht von H. Dehoff 1864; — nach einer Notiz in den Schriften des Alter-
thums-Vereins f. d. Gh. Baden I 1845 P- 39^ scheinen in der Gegend auch
Gräber entdeckt worden zu sein.) — Reste aus alamannischen Gräbern im
Museum zu Donaueschingen (s. o.). (l^-J
Kirche, Ciborium, reichste silber\ergoldete Barockarbeit mit drei grossen
Emaillen (Passionsscenen) besetzt; bez. mit dem Pinienapfel und N, dann IGI,
auf dem Deckel mit Rubinen geziert. — Kelch, silbervergoldet, sehr reiche und
edele Barockarbeit, am Fusse Opfer Melchisedechs , Opfer Abrahams, Moses mit
der Schlange, dazwischen herrliche nackte Putti, der Knauf mit bekleideten
Knaben besetzt, an der Kuppe in schwachem Relief das Abendmahl, die Kreuzig-
ung, Christus am Oelberg, zwischen Putten. — Zwei einfache Messingkelche,
gute Barockarbeiten mit Bild des hl. Franciscus, Silbermedaillon, gez. 1686 und
von einem Villinger Geistlichen gestiftet.
Zehntscheucr mit Wappen des Comthurs Dietrich Rollmann von Datten-
berg (17. Jh.). Das Dorf gehörte seit Ende des 13. Jh. der Joh.-Commende zu
Villingen.
In Dürrheim sass ein schon zu Anf. des 14. Jhs. erloschenes freiherrliches
Geschlecht, das den Zunamen 'Esel' führte; von einer Burg ist nichts erhalten. (B.)
FISCHBACH
Rom. Reste Römtscke Rcstc / Oberhalb des Walds *Bubenholz', auf Gemarkung
Sinkingen, zwischen Fischbach und Nieder- Eschach, findet sich auf einem Platz
von ca. 170 m Länge v. W. n. O., u. 80 m Breite v. N. n. S. der Schutt
eines römischen Gebäudes mit Bausteinen, Falzziegeln etc. etc., auch grösseren
verzierten Steinen, die noch der Hebung warten. Am Abhänge des Hügels sollen
in Erhöhungen und Vertiefungen noch Wall' und Graben (?) sich erkennen lassen.
Littcratur Roder Schriften d. Vereins f. Gesch. u. Nat.-Gesch. d. Baar IV. 1882, p.
213. (WJ — Ueber deli Fund einer röm. Münze s. Art. Villingen.
Kirche KiTche ganz neu, von dem alten, romanischen Bau stehen nur mehr der
Sockel und Eckmauerreste mit Buckelquadern. Auch der in seinem untern Theil
noch alte Thurm hat Buckelquadern an einer Ecke.
PortairtuK An einer Seitenthüre romanischer Portalsturz mit in einem Doppel-
kreis eingeschriebenem Kranze, wie das im Elsass und in der Schweiz auf Denk-
mälern des 10., II. und 12. Jhs. oft vorkommt.
Grabstein Ein Sehr zertretener Grabstein auf dem Kirchhof lässt ein ähnliches Kreuz
erkennen.
[768]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN.
KAPPEL.
75
GRÜNINGEN
Alamannische Reste. 1868 stiess man beim Bahnbau in der Nahe
auf eine eigenthümliche, wahrscheinlich alamannische Gräberstätte. Neben
Reihengräbem mit Trockenmauerwerk waren andere Bestattungen von grösseren
Steinkreisen umschlossen. Fundstücke von Stein und Bronze waren spärlich.
Auf dem höchsten Punkt im Walddistrict 'Schlechten* war schon 1853
ein Plattengrab aufgedeckt worden. In demselben habe sich neben einem
Skelett ein Bronzeschwert gefunden. (W,)
Kirche, Zopfbau. Nur der Thurm alt, gothisch, mit Satteldach und kleinen
maasswerklosen Fensterchen. Er soll das Datum 1513 getragen haben, welches
ich nicht mehr constatiren konnte. — Barock monstranz des 18. Jhs. aus
einem Kloster zu Villingen.
Eine moderne Hausinschrift theilt Gutmann Sehr. d. Ver. i. Donauesch.
II 206 mit.
HERZOGENWEILER
Ehedem Pfarrdorf, das seit der Gründung der Stadt Viihrenbach, wohin seine
Einwohner verzogen, nach und nach abging; schon 1275 wohnte der Pfarrer von
H. in Vöhrenbach. Im 15. Jh. war H. nur noch ein Meierhof, der im Schweden-
kriege ebenfalls einging. 1721 gründeten Glasmacher von Glashütte bei Lenzkirch
ein neues Dorf, das aber nicht an der Stätte des alten, auf dem sog. Schlossberge,
sondern weiter östlich erbaut wurde. Im Wirthshause zu H. hängt ein gleichzeitiges
Oelgemälde, das die ersten Ansiedler des Glasmacherdorfes darstellt.
AUm. RntA
Kirche
Monstranz
KAPPEL
Kirche (Filiale von Weilersbach). Schiff modern. Alt ist noch der vier- Kirche
stöckige Thurm, der der Spätgothik angehört. Satteldach, an drei Seiten Fenster
mit Fischblasenmaasswerk von sehr hübschen Formen. Die Thurmhalle ist im
Tonnengewölbe eingewölbt.
An der Evangelienseite des Chors spätgothische Sacramentsnische mit Sacramentini»che
altem Eisenbeschlag. — Spätgothischer Taufstein. — Gnadenbild, Holz- Taufstein
sculptur , spätgothisch , aber sehr überarbeitet. Der Kopf der Madonna erneuert,
auch die Kleidung des Kindes. — Monstranz in barocken, bezw. schon zopfigen Monstranz
Formen. — Oelgefäss, barock, mit Inschrift und Wappen der Stifter (M ö h c r r Odgefäss
und Möherrin).
Bis in dieses Jh. stand hier ein Geviertthurm, welcher, wie das Dorf, Geviertthurm
im 16. Jh. den in Rottweil und Villingen ansässigen Herren von Freiburg gehörte.
Abbildung mit Freiburger Wappen (Sparren mit Lilie im Schild) auf der Rottweiler
Pürsch-Karte von 1564. (R.)
[709]
Digitized by
Google
76
KREIS VILLINGEN.
KIRCHDORF
Kirch«
Taiifetein
Altar
Geräthe
Kirche, Moderner werthloser Bau. Nur der Thurm romanisch, ohne Ab-
theilung der Geschosse, Fenster vor einigen Jahren erneuert, aber den frühem
nachgebildet: ein gekuppeltes Rundbogenfenster, darüber ein zu je drei gekuppeltes
Fenster. Staffelgiebel und Satteldach sind gleichfalls erneuert.
Oktogoner spätgothischer Taufstein. Mobiliar und Bilder sonst zopfig.
Der Altar stammt aus Bräunungen, eine reiche Rococoholzsculptur mit Krönung
der hl. Jungfrau durch die Trinität, Benedictus und Scholastica. Schlechter sind
die rechts und links vom Altar stehenden Holzstatuen der hh. Petrus und Paulus. —
Alte Hornlaterne. — Barockkelch, bz. ID| \ 726, unbedeutend, Geschenk
eines Pfarrers Diem, mit durch Inschriften und Wappen bez. Messkännchen und
hübscher Schüssel. — Ein dsgl. ohne zubehörige Service. — Eine geringe Barock-
monstranz.
KIRNECK
Burgruine, s. d. Art. Villingen.
KÖNIGSFELD
Wirthshaus
Rösslc'Wirthshatis. Bemerkenswerth ist bei Königsfeld auf dem sog.
*Hübele' — Hof und Wirthshaus zum *Rössle'. Ein grosser Fachwerksbau mit
reichen und mannigfaltigen Holzgeschränken, Balken mit Kerbschnittverzierungen
und der Jahreszahl 1726 am Giebel. Malerisch und schön ist die obere Wirthsstube
mit den gekuppelten Fenstern auf zwei Seiten, mit den vertäfelten Wänden, der
geschnitzten Casettendecke , dem grossen Thonofen mit Bank und Kleidergestellen.
Die Stuben thüre hat sog. Spiessfüllungen, der Rahmen ist von Hermenpilastem
und Zahnschnittleisten mit Eierstäben eingefasst. Die Decke besteht aus (4X 6) = 24
Casetten von i m 09 zu i m 14 Grösse, die durch kräftig profilirte Stäbe von
einander getrennt sind. Die Casettenfelder sind dagegen mit sehr fein gegliederten,
verkröpften Stäbchen umsäumt und haben in der Mitte vertiefte Vierpassfüllungen.
In die Wandtäfelung ist ein sehr hübsches Ecksch ränkchen eingefügt. Das Ganze
prangt in dunkelbraunem Holzton, den blaue und rothe Farbstreifen- und Flächen
an den verschiedenen Holztheilen sehr wirksam erscheinen lassen. Bunte Bilder
an den Wänden, ein Vogelkäfig und an den Fenstern sich hinschlingende blühende
Fuchsien geben im Verein mit der Holzarchitektur dem Räume etwas ungemein
Behagliches und auch künstlerisch Befriedigendes. (D,)
[770]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — NEUHAUSEN.
77
MARBACH
Moderne Hausinschrift Gutmann, Sehr. d. Ver. in Donauesch. II.
No. 20I.
Alamannische Reste, Oberhalb des Dorfs 'auf der Grub' fand man gegen Aiam. Reste
Ende 1 886 alamannische Platten grabe r. Einige Eisenwaffenstücke von dort
besitzt die städt. Sammlung in Villingen. (W,) Vgl. unter Villingen No. 5.
MONCHWEILER
Triumphbogen noch rundbogig mit roma-
Ktrche, Nur Thurm und Chor alt, beide 15. Jh. Thurm vierstöckig, hat
oben grosse gothische Fenster ohne Pfosten; Satteldach. Chor aus drei Seiten
des Achtecks geschlossen, mit zwei vorgelegten Jochen ; Sterngewölbe, dessen hohl-
profilirte Rippen auf Wandeon solen ruhen; drei zweigetheilte Fenster mit Rauten- und
Fischblasenmaasswerk der spätgotliischen Zeit. An den Schlusssteinen i) ein Antlitz
des Herrn; 2) ein Wappen mit Kreuz im Feld (S. Georgen); 3) desgl. mit einfachem
Querbalken; 4) Baumeistermarke \J\\
nisirendem Sims, abgefasten Kanten.
Die nach der Thurmhalle führende spätgothische Thüre hat übergreifendes
Stabwerk, gedrehte Säulenfüsschen, über dem Bogen das Datum S ^\^ * ))/(i5ii)
An der Evangelienseite des Chors spätgothisches Tabernakel; ausserordentlich
reiche Fiale auf prächtigem Unterbau, die Nische jetzt leer und ihres Eisen-
schlosses beraubt. — Am Chor eingemauert Epitaph eines evangelischen Pfarrers
von 1695.
Am Pfarrgarten an der Erde ein abgetretener Stein mit Kreuz (Wappen von
S. Georgen) und spätgothischer Inschrift (14. — 15. Jh.).
Kirdie
ThOre
Tabernakel
Epitaph
NEUHAUSEN
Kirche, Schiff im Jahre 1793 neu aufgeführt, mit der Inschrift: En Mel-
lioribus Olttma (optima) iuncta {^), Alt ist noch der dreistöckige Thurm, der
der Spätgothik angehört : er hat spätgothische hohe Fenster mit Fischblasenmaass-
werk, Satteldach. Unten bildet er mit zwei Jochen den Chor, dem ein aus drei
Seiten des Achtecks gebildeter Chorschluss angelegt ist^ Der Chor hat ein Stern-
gewölbe, dessen hohlprofilirte Rippen ohne Consolen den Wänden entsteigen. Fenster
ohne Maasswerk. Am Schlussstein Relief mit dem Brustbild des hl. Martinus zu
Fuss, den Mantel durchschneidend, mit der Inschrift: Sanctus Martinus.
[770
Kirche
Digitized by
Google
78
KREIS VILLINGEN.
Mensa
Tau£itein
Kelche
Ostensorium
Die Aharmensa wol noch die alte. — Oktogoner spätgothischer Taufstein.
Zur Sacristei führt eine spätgothische Thüre mit übergreifendem Stabwerk;
guter alter Eisenbeschlag mit Schloss. — Kelch mit emaillirten Medaillons
(Geschichte der hl. Scholastica und Passionsscenen) ; Augsburger Beschauzeichen und
lAS. Gute Barockarbeit. — Zwei Barockkelche des i8. Jhs. — Barock-
ostensorium, Kreuzreliquie.
Die Kirche gehörte früher zu dem CUirissenkloster, von welchem sich einige
Mauerrestc ihr gegenüber erhalten haben.
Den Umbau des Schiffes nahm laut einer Inschrift der Corathur der Jo-
hanniter von Villingen, welchem N. gehörte, 1793 vor:
Herr Graf von Reinach der Zeit Kommandeur ,i Zu Villingen, auch
Fürst zu Heiter s heim, und | -Grossmeister in Deutschlanden, etc, \ liatte
diese Kirche neu erbaut i?i dem Jahre — | MDCCXCHI.
Auf dem Kirchhof grosse hölzerne Kreuzigungsgruppe mit Maria und
Johannes (15. Jh.), nicht uninteressant.
In einem Wirthshaus alter T h ü r b e s ch 1 a g.
ciarinenkkMter Das ehemalige Frauenkloster der hl. Clara ('Novae doraus moniales')
1238 erw. und von Gregor IX in Schutz genommen (Neugart Cod. dipl. II 171,
erw. 1290. FU. V No. 141. 245. Glatz i. d. Oberrh. Ztschr. XXXII 274 ff.),
muss schon vor 1328 eingegangen sein, da 'das gesaesse, da daz Kloster war', am
10. Oct. 1328 von Konrad von Burgberg den Brüdern und Schwestern S. Johannis
in Lenzkirch mit der Curia Seihof verkauft wird (vgl. eb. II 412) laut Urk. von
1305, Juli 26 (FU V No. 298). Es wurde nach 1305 mit dem Bikenkloster
(*in der Minren bruder samenunge') zu Villingen vereinigt, nicht erst 1479, wie
'Gh. Baden', S. 905 angegeben ist. Vgl. Gerbert Hsn. II 27.
Kreuzigungs-
gruppe
NIEDERESCHACH
Kirche Kirchc, An der Sacristeithüre (Thurm) spätgothisches Eisenschloss.
Kelche etc. In der Sacristei : Sehr interessanter spätgothischer K e 1 ch reliefirt und gravirt
(14. Jh.). Am Fuss ein Ritter mit Wappen, Kreuz im Schilde, und Crucifixus. —
Ein guter Barock kelch. — Ostensorium mit Kreuzpartikel, gothischer Fuss
mit Barockornamenten, oben Madonna und musicirende Engel, sehr hübsche und
feine Arbeit. — Ein Paar spätgothische Kup ferleuch ter. — In der Sacristei
Sacramenuhaus weiter ein ehemaliges Sacramentshaus, Tabernakel mit Eisengitter und
Eisenhängel des 15. Jhs.
Am Eingange des Chors zwei gute spätgothische Lichterarme.
Im Pfarrhause eine hübsche Barock thüre.
Bei Niedereschach standen zwei Burgen: die Graneck und die Friedeck,
nach deren ersterer sich die früheren Besitzer des Dorfes, die auch in Villingen
bürgerlichen Ifflinger benannten. (Oberrh. Ztschr. XXX 421: im J. 1565 zum
Bau des Schlos.ses Graneck 800 Fl. verwendet; S. 430, 431 und noch öfter).
Lichterarme
Burgen
Graneck
Friedeck
[772]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. ~ PETER2ELL. 79
Beide Schlösser werden (S. 438) noch i. J. 1737 als bestehend bezeichnet (Abbil-
dung des Dorfes mit den Burgen in der Rottweiler Pürschkarte von 1564). Der
noch jetzt sog. Spitalhof in derselben Richtung, mehr gegen das Dorf hin, wird
urkdU i. J. 1593 erwähnt (a. a. O. 429). Die Burgen standen etwas nw. vom
Dorf, und zwar die Friedeck auf der Anhöhe links, am Wege nach Fischbach,
die Gran eck unten im Thale. (R.)
NORDSTETTEN
(W. Gm. Villingen)
Römische Reste: Mauerresle mit Ziegelsteinen, 1881 am Wieselsberg ge- Rom. R*«te.
funden. Man hat darin eine Bestätigung der Annahme gesehen, dass eine Ab-
zweigung der von Hüfingen nach Donaueschingen und Rottweil führenden Römer-
strasse (Beschr. d. O.-A. Rottweil S. 160. 225), das sog. *Hochsträssle*, Vs St.
nördlich von Schwenningen, in der Richtung nach Nordstetten ging. Vgl. Roder
Sehr. d. Ver. in Donauesch. IV 213 f.
OBERESCHACH
Die Burg zu Obereschach kam 1386 in den Besitz der Johanniter zu Burg
Villingen (Oberrh. Zeitschr. VIII 233). Weitere Nachrichten über dieselbe
fehlen. Sie stand auf der Anhöhe bei der jetzigen Kirche, wo bis gegen Ende
der 1870er Jahre starke Mauerreste vorhanden waren, die ein jetzt grösstentheils
eingeebneter Graben in einem Umkreis von 50 Schritt Durchmesser umgab. (R.)
Kapelle, (Filiale von Neuhausen.) Zopfbau. In derselben: Zwei Barock- Kapeii©
k eiche (Mitte 18. Jh.), einer bezeichnet mit dem Adler und _\3-NI; der Kelche
andere mit Emaillen, darstellend Scenen aus der Passion Christi, gute Arbeit.
Ein guter got bischer Kelch ist neu.
PETERZELL
Die Kirche (später fürstenb. Lehen, s. Urk. v. 1400, FU. III No. 3) war Kirche
einst die äusserste nördliche Station Reichenau's und ihre Begründung dürfte in die
karolingische bezw. nachkarolingische Zeit hinaufreichen. Von diesem ältesten Bau
hat sich indessen nichts erhalten, als einige Steine, welche in dem jetzigen einge-
mauert sind, und vielleicht auch der Triumphbogen nebst den kleinen Fensterchen,
falls diese nicht einer spätem romanischen Bauperiode angehören. Romanisch ist
auch der Thurm noch in seiner ursprünglichen Anlage. An die Stelle des altern
Baues trat zu Ausgang des Mittelalters eine gothische, einfache Construction, welcher
der Chor angehört; die Barockzeit nahm eine Ueberarbeitung dieses Baues vor,
[773]
Digitized by VjOOQ IC
8o
KREIS VILLINGEX.
Fig. 8. Peterzeil. Thürsturz.
Thurm
SchiflF
Chor
wie aus dem an der Innenseite des schwerfölligen romanischen Triumphbogens
angebrachten Datum 1603 hervorgeht. (K.)
Die Kirche ist ein einfacher kleiner Bau, bestehend aus viereckigem Thurme,
einschiffigem, durch Emporen verbautem oblongem Langhaus, polygonem Chor mit
kleiner niedriger Sacristei.
Der Thurm hat eine gewölbte Vorhalle mit Spitzbogenthüre ; die Abfasung
der Thürgewände ist kielbogenfr)rmig in die Höhe geführt. Im Obergeschoss ist
ein Spitzbogenfenster eingesetzt, das Thurmdach als einfaches Satteldach ausgebildet
und mit Holzschindeln eingedeckt.
Das Schiff i.st mit einer geraden Holzdecke (Leistendecke) abgedeckt und
wird durch moderne rechteckige Fenster erhellt. Nach dem Chor öffnet sich
ein halbkreisförmiger geschlossener Triumphbogen, dessen Kämpfer aus grau-grünem
Sandstein hergestellt sind. Der Kämpfer der linken Seite zeigt noch ein 0,35 langes,
0,25 hohes profilirtes Stück — Platte und Hohlkehle mit Plättchen — mit dem
Ende eines geringelten Schlangenleibes auf der vertieften Fläche der Platte.
Der 4 m weite, im halben Achteck ausgebaute Chor ist mit einem spät-
gothischen Netzgewölbe überspannt, das 3 Schlusssteine mit Wappen.schilden auf-
weist. Der grössere Schlussstein ist unregelmässig sechseckig, der Schild ohne
Zeichen ; die beiden andern Schlusssteine sind rund und trägt der eine ein Doppel-
kreuz •+* als Steinmetzzeichen. Die Kreuzungen der Gewölbestrangen sind bunt
bemalt, die Gewölbefelder weiss im Putzton gelassen und mit gelb und schwarz ge-
färbtem AstA^erk und Blätter bemalt. Die 3 Fenster haben Fischblasenmaasswerk
und helle Butzenscheiben.
Ueber dem Chorbogen steht die Jahreszahl einer Renovation des Chores: 1603.
Die kleine Sacristeithüre ist mit einem horizontalen Sturze überdeckt, der mit
eigenthümlichem, frühromanischem Bildwerk verziert ist (vgl. Fig. 8).
1774J
Digitized by
Google
AMT VIIXINGEN.
PFAFFENWEILER.
8l
lissfnrnclDddi' y in lrtfr3f]i
icju
-^x..^l • ^-^^
Ft'^. g. Peter Zell. Lisenenquader ,
Die Mauern des Baues sind aus Bruchsteinen hergestellt, die zum Theil mit Putz
überzogen sind. Beim Abschluss des Langhauses finden sich nahe beim Dachgesimse
zwei Quadern mit verziertem Spiegel nach obenstehender Zeichnung (vgl. Fig. g).
Das hohe Alter, das gewöhnlich dem Baue beigemessen wird, ist nicht aus
dem Werke selbst abzuleiten, denn was über dem Boden steht, ist mit Ausnahme
der angeführten drei eigenthümlich verzierten Werkstücke, neuem Datums.
Es ist möglich, dass der jetzige Bau auf den Fundamenten eines frühern
Heiligthumes ruht, und dass die fraglichen 3 Steine jenem angehörten, sie könnten
aber ebensogut z. B. von S. Georgen hierher verschleppt worden sein. (D,)
Die hohlprofilirten Rippen des Gewölbes ruhen auf Consolen oder entsteigen
ohne solche den Wänden. An der Evangelienseite eine kleine gothische Nische,
das ehemalige Sacramentshaus.
An der Südseite angebaut eine kleine S a c r i s t e i , niedriges Tonnengewölbe
mit einem zweitheiligen frühgothischen Fenster.
Auf der Bühne sieht man noch ein kleines romanisches Fensterchen, nur
eine Art Mauerschlitz.
Die Mauerschlitze des Thurmes {Schiessscharten für Pfeile) und die Anlage
des Kirchhofes lassen auf ehemalige Befestigung schliessen.
Ueber zwei alte Bilder, welche 1624 aus Peterzell weggenommen wurden,
s. Mone Ztschr. III 15. Qs. II 167.
Sacramentshaus
Sacristei
Befestig;ung
PFAFFENWEILER
Kirche, Nur die als Chor dienende quadratische Thurmhalle ist alt. Sie hat
ein spätgothisches Kreuzgewölbe auf abgeschrägten Rippen, welche auf Eckconsolen
aufsitzen; geblümter Schlussstein. Einfache gothische Fenster ohne Maasswerk.
1775]
Kirche
Digitized by
Google
02 KREIS VILLINGEN.
Gem&ide Ucber dem Triumphbogen geringes Barock gemälde, Trinität und
Krönung der hl. Jungfrau darstellend.
^-*™P« Ewige Lampe aus S. Georgen, von welcher Abtei die Kirche früher ab-
hing: barocke und spätgothische Formen des Ornaments durcheinandergeworfen,
Kirchengerädie ßroncemedaillons mit Heiligenfiguren (17. Jh.). — Zwei Messkän neben mit
etc.
Teller, sehr hübsche Messing-Barockarbeiten des 17. — 18. Jhs., vergoldet. — Drei
vergoldete silberne Kelche, sehr gute Barockarbeit. — Zwei Pyramidalleuchter,
zugleich als Reliquiarien dienend, geringe barocke Holzsculptur des 18. Jhs. —
Vier Altarleuchter aus Holz, barock. — Ein Reliquienostensorium, dsgl.
barock.
ROGGENBACH
Gm. Unterkimach.
Kirche s. Unterkimach.
S. GEORGEN
Litteratur Ehemalige Benedüttner- Abtei,
A. Die Notitia fundationis des Klosters S. Georgen auf dem Schwarzwalde,
herausgeg. von Bader bei Mone Ztschr. IX 192 — 225. — SS. XV, 2, 1002. Vgl.
zu ders. Henking Gebhard HI von Constanz S. 27. — F ick er Urkundenlehre
I 91. — Roth von Schreckenstein Ueber die Notitia fundationis des Kl.
S. Georgen u. s. f. (Ztschr. f. Gesch. d. Oberrh. XXXVII 338—384). — Schulte
in Ztschr. f. Gesch. d. Oberrh. 1889, 251. —- Vita b. Theogeri MG. SS. XII
450. — Annal. S. Georgii MG. SS. XVII 297. — Lenz, Beruh. S. Georger
Jahrbücher, Ms. c. 1780, 16 Bd. Fol. — Georg Gaisser's Tagebücher bei
Mone Qs. II 159 — 52.8. — Nekrologien 1802 — 18 13, herausg. von P. Gams,
mit Zusätzen von Zell und König (Freib. Diöc.-Arch. XIII 237 ff.) —
Zimmer*sche Chronik* I 22 — 65. ^^- 7^- QO- 93» 94- ^I 59^ u. ö. (s. u.).
B. Gründlicher Bericht Von dem Uralten desz Hl. Rom. Reichs Gotts-
hauss St. Georgen auff dem Seh wartz- Wald. Gedr. i. J. 1714.4°. — Breuninger,
F. W. Föns Danubii prima et naturalis, Tüb. 171 9. — Gerbert Hsn. I 128 — 191.
II 59. 159. 360. 431. 541. III No. 29. 48. 150. 206. 225. 343. 344. — Ders.
It. Alem. 307. — Gallia christiana V 1000 f. — Schön stein, J. B. Kurze
Geschichte des Kl. S. Georgen, Einsiedeln 1824. — Martini, E. Chr. Gesch.
d. Kl. S. Georgen, Villingen 1859. — Rothenhäusler, Konr. Die Abteien
und Stifte des Herzogthums Württemberg im Zeitalter der Reformation, Stuttg.
1886. S. 166—177. — Bader S. Georgen auf dem Walde (Badenia, 1844, ^
209). — Mezler Monum. hist.-monast. Die Äbte von S. Georgen, herausg. von
J. G. Mayer (Freib. Diöc.-Arch. XV 237—249).
[776)
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — S. GEORGEN. 83
Die Hauptquelle für die Geschichte des Klosters ist die Notitia fundationis, Allgemein«
aus welcher bereits Crusius (Ann. Suev. II, libr. II c 3) und ihm folgend
F. Petrus (Suevia ecclesiast. S. 349) einige Blätter abgedruckt hatten und deren
hoher Werth allseitig anerkannt ist, wenn auch einzelne Theile den darin erwähnten
Vorgängen nicht völlig gleichzeitig, sondern vielleicht erst nach Verlauf von Jahrzehnten
redigirt worden sind (v. Schrecken stein a. a. O. S. 339.) Danach stiftete
ein Dominus Hezelo in Verbindung mit Hesso, der als homo curialis bezeichnet wird,
in jener villa VValda ein Monasteriolum. Dass darunter nicht, wie ältere Historiker
(Gerbert, Neugart, Kolb) und das Wirtb. Urkdb. II 12 annahmen, die
Burg Waldau zu denken ist, hat Bader (Ztschr. IX 194 f.) festgestellt, welcher
das heutige Königseckwald bei Hosskirch an der Strasse von Aishausen nach
Osterach, im alten Eritgau, welchen das alshausische Grafengeschlecht erblich ver-
waltete, ermittelt hat. Als Gründungsjahr wird 1083 angegeben. Schon sehr bald
überzeugte man sich, dass Walda zu einer klösterlichen Niederlassung ungeeignet sei
und übertnig dieselbe in die Baar, wo Hezelo und Hesso in der rauhen Wald-
gegend zwischen dem Bergrücken , der sich vom Kesselberg gegen Osten zieht,
auf den Höhen gen Marienzeil hin und dem Hauptgebirgszug des Hochwaldes
und Rossberges (*monticulum , .sagt die Notitia, arborum densitate consitum
et horrore sylvatico squalidum, ubi nondum fuerat vel unum domicilium') ein neues
Kloster bauten (1084), dessen Kapelle im folgenden Jahre durch B. Gebhard von
Konstanz eingeweiht wurde (Vgl. Ladewig Regg. Kpp. Const. No. 528.
Henking a. a. O. 26 f.). Die Weihe fand in Gegenwart des Abts Wilhelm von
Hirsau am 24. Juli statt. Bei der feierlichen Verkündigung der von Rom genehmigten
Verpflanzung des Klosters Walda mit allem Zubehör nach S. Georgen und einer
neuen Schenkung der Gründer wohnten Gebhard und Wilhelm v. Hirsau ebenfalls
bei (Ladewig No. 530). (1086, Apr. 18). Im J. 1090, Nov. 30 weihte Gebhard
einen S. Johannisaltar im Kloster S. Georgen (Lad ewig No. 550). Ueber An-
feindungen des Klosters durch die Einwohner von Aasen 1092 — 96 vgl. FU. V
No. 70. Es wird päpstlicherseits in Schutz genommen (eb. No. 'ji, 91. 93), auch
im 12. Jh. durch Alexander III 1179 (Neugart Cod. dipl. II 105) und P. Lucius III
II 83 (eb. II iio) bestätigt, wobei unter den Besitzungen auch die Cella Warysvilla
und die Cella S. Marci, gestiftet von dem Pfarrer Semannus, in Gebwciler 1105,
(vgl. Kraus Kunst u. Alterth. in EL. II 433) erwähnt werden. Auch königliche
Bestätigungen werden aufgeführt (Privileg Heinrichs V 11 08, Gerbert, Hsn.
III No. 29; Rudolfs 1282, eb. No. 150, Karls IV eb. No. 225). Im J. 1224, Oct. 21,
brannte das Kloster ab (Ann. S. Georgii , MG. SS. XVII 297; Neugart
a. a. O. II 425. FU. I No. 257), 1225 gab der Cardinal Konrad dem Abt und Convent
die Erlaubniss, die Einkünfte der Kirchen, in denen ihnen das Patronatsrecht zu-
stand, drei Jahre lang zu Gunsten des Neubaues zu verwenden. Diesem Baue
des 13. Jhs. dürften die wenigen Reste von Architekturstücken angehören, welche
sich noch erhalten haben (s. u.). Im J. 1231 schenkt Egino Graf von Urach und
Freiburg dem Kloster einen Acker in Lydringen, aus dessen Ertrag fiant oblatae
ad salutares hostias corporis Domini consecrandas (Neugart a. a. O. II 163).
Von einer Stiftung ewiger Lampen erfahren wir 1282 (FU. V No. 223), bei
6*
[777]
Digitized by vnOOQlC
. I
84 KREtS VILLIKÖEN.
welcher Gelegenheit von Altären erwähnt werden : publicum altare, S. Crucis
et beatae Virginis, und S. Michaelis. Die Familie von Burgberg baute 1296
eine Kapelle zu Ehren Aller Heiligen und der Gottesmutter (Martini, S. 1 10),
welche im folgenden Jahre geweiht wurde (vgl. oben S. yz). . Sie lag nahe dem
Kapitelsaal der Conversi und ging in den Kreuzgang der grossen Kirche. Ein zweiter
unbedeutender Klosterbrand fand 1328 statt, worauf eine neue Einweihung der rasch
restaurirten Kirche am 12. Oct. vorgenommen wurde: sie betraf das Kloster mit
vier Kapellen, Kreuzgang und Kirchhof. Die vier Kapellen waren genannt:
S. Magdalenen, der elftausend Jungfrauen, S. Stephanus, S. Bernhard und Wilhelm.
Das Kloster war Begräbnissstätte der Familie von Falkenstein, welche ihr
Schloss bei Schramberg besass und auch in der Baar ansässig war (Gerbert,
Hsn. I 209. II 59) und die Schirmvogtei, anfänglich allein, seit 1449 ^^ Württem-
berg gemeinsam inne hatte. Vor dem Ansturm des Bauernkrieges blieb S. Georgen
noch bewahrt, aber im J. 1536 verwandelte der Herzog Ulrich von Württemberg
seine Schirmvogtei in eine Territorialherrschaft : die Mönchje wurden am 6. Jan.
des genannten Jahres mit Waffengewalt aus ihrer Abtei vertrieben, nachdem sie sich
geweigert hatten, die lutherische Reformation anzunehmen. Der Abt zog sich nach
Villingen zurück, wo der Convent 1690 ein neues S. Georgenkloster gründete
(s. u. Art. Villingen) ; in dem alten S. Georgskloster setzte Württemberg lutherische
Äbte ein (über den Process der Abtei mit Württemberg 1627 s. Gerb er t,
Hsn. III No. 343. 344), bis 1806 das Klosteramt völlig aufgehoben wurde. Ein
grosser Brand verzehrte 1865 die Kirche und einen Theil des Dorfes; das Kloster
war bereits im 30J. Kriege (1635) ein Raub der Flammen geworden (Mezler
a. a. O. S. 246).
Baugeschichte Der erste Bau von S. Georgen war, wie die Notitia c. 11 ausdrücklich
bezeugt, ein Holzbau : es kamen, heisst es, die von dem Abt gesandten Brüder im
Juni 1084 in jene noch völlig wilde Berggegend, welche sie erst anbauten: *qui
omnes destruxerunt et dissipaverunt et plantaverunt factisque aliquot casis, ubi
interim repausarent, statim ligneam condiderunt capellam et claustrum qualecunque
ei adiacens , placuitque ipsis, eundem locum cognominare cellam s. Georgii, eo
quod aliis sanctis ibi ipse praehaberetur. Quod ipse quoque dominus abbas fieri
iussit'. Solche Holzkirchen, wie sie der für die Benedictiner-Stiftungen charakte-
ristische Bericht schildert, waren in ganz Süddeutschland üblich, da dies sich da-
mals, wo die Rheinlande und auch Sachsen sich bereits mächtig erhoben, fast noch
in einem Urzustände befand. Noch um die Mitte des 1 1 . Jhs. fand der hl. Alt-
mann, auf den Bischofsstuhl von Passau berufen, fast nur Holzkirchen in seinem
Sprengel (Schnaase Gesch. d. b. K. IV, 2, 403. Rahn, Gesch. d. b. K. i. d.
Schweiz S. 181). Nach den S. Georger 'Jahrbüchern' (p. 17) hätte bereits Abt
Theoger 1096 an die Stelle dieses Holzbaues einen Steinbau gesetzt: er begann nach
dieser Quelle einen neuen Klosterbau und Unsere Liebfrauenkirch in Form eines
Kreuzes, 'führte einen breiten und weiten Bau mit nothwendigen Gemächern und
Gewölben auf, die mit schönen Gewölben geziert wurden'.
Martini gibt Beil. 3 einen Grundriss der ehemaligen Klostergebäulichkeiten,
welchen der Accisor Gottfried Schlegel gezeichnet: derselbe kannte 'die Lage der
[778J
Digitized by VjOOQ IC
AMT VILLINGEN. — S. GEORGEN. 85
Fundamente aus eigner Anschauung bei früheren Aufgrabungen und Wegräumungen'.
Es ergibt sich daraus folgendes 'Bild der Gebäulichkeiten, wie sie etwa im Jahre
1530 gewesen sein mögen* (S. 112 — 114).
'Der ganze Klosterraum bildete ein unregelmässiges Viereck, dessen Nordseite
mit der Küche 515 bad. Fuss misst; an der Südseite hatte die Umfassungsmauer
600'; auf der Ostseite 360'; wobei die Breite der Kirche nicht mitgerechnet ist;
auf der Westseite hat sie 336'. Einzelne Stücke dieser Umfassungsmauer sind noch
erhalten. Die Küche zu U. L. Frau, welche die eine Hälfte der nördlichen Seite
bis zu dem Hauptthor einnahm, war 240' lang, das Schiff war 48 und das Chor
33' breit, mit einem schönen, hohen Haupt- und zwei Nebenthürmen, einer kleinen
Kapelle links von dem vordem Ein gange, in welcher Abt Georg I. von Ast begraben
1^ (t 1 505)', 'auf dessen Grabstein sein Bild mit beigesetztem Wappen , darinnen
er einen Karpfen führt , eingehauen ist' und dessen Inschrift Breuninger
(368 f.) also las: Urbani Pape AO. Domini Z. J. Z. Y. Z. O. Z. U. Rever. in
XO Dom. GeorgiusdeAsthAbbas hujusCoenobii inceptor Observ.
etc. Die Kirche hatte 10 Altäre, worunter zwei des Petrus und Paulus, derjenige
des Begräbnisses des Herrn, der Kreuzaltar, derjenige der hl. Katharina genannt
werden und das Grabmal (dormitorium) der beiden Stifter im Chor. (Der Altar der
hl. Katharina war von Falkenstein gegründet. Ein Hof zu Dürrheim gehörte dem
Altar nostrae Virginis. 1326 wird eine Stiftung für den Altar der hl. Magdalena
gemacht u. s. f.) Hinter der Kirche ausser der Mauer war ein grösserer Kirch-
hof, zu welchem von der Peterzeller Strasse her das 'schwarze Thor' führte.
Innerhalb der Mauer befand sich des Klosters Kirchhof mit der Kapelle S. Michael'.
*Noch ist zu bemerken, dass das Modell des Hauptthurmes übrig ist imd in der
Laurentiuskirche bei dem Altarschnitz werk steht, das aus der Liebfrauenkirche dorthin
gerettet wurde [jetzt im Pfarrhaus]. Die Kirche hatte vier Eingänge. An sie stiess,
verbunden durch den Kreuzgang und die Sacristei, des Abts Wohnung mit der
unterirdischen Kapelle des hl. Benedict; ebenfalls in der Prälatur unter des
Abts Stube, mit dem Ausgang in den Kreuzgang, lag die Kapelle Allerheiligen
mit dem Begräbniss der Herren von Burgberg. Sodann kam die 'obere Kapelle',
auch in der Prälatur, mit einem Altare und das in diesem Gebäude befindliche
Gewölbe. Die Kapelle der hl. Maria mit drei Altären war vielleicht am Ende
des jetzt sog. Kastens, wo das kleine Pfarrgärtlein sich befindet. Ueber die Lage
der Kapellen der hh. Wolfgang und N i c o 1 a u s kann nichts mehr bestimmt
werden.'
'An die Prälatur schloss sich dasjenige Gebäude, welches jetzt noch, wenigstens
theilweise, vorhanden ist imd sehr wahrscheinlich das Refectorium mit schönen
Kellerräumen enthielt, später in einen Fruchtspeicher verwandelt wurde und jetzt
noch der 'Kasten' genannt wird. In der südlichen Ecke waren vielleicht die Zellen
der Mönche; und weiter westlich die Oekonomiegebäude.'
'Vom Baustil ist, da es an jeglicher Abbildung mangelt, nichts mehr zu er-
kennen. Bei den Ueberresten der Kirche lassen sich die mancherlei Reparaturen,
die nach den Bränden nöthig wurden, an verschiedenen Stellen noch beobachten.
Weiter ist zu bemerken, dass in einer Ecke des Raumes, der früher zur Sacristei
[779)
Digitized by vnOOQlC
^
86
KREIS VILLINGEN.
Spitol
Hniderhaus
S. Wendels-
kapelle
Iletdenstein
diente, in einem kaminartigen Behälter ein aufrechtstehendes Skelett bei Aufräum-
ung des Saales gefunden wurde (wenn nicht eine Reliquie, so ohne Zweifel die
Ueberreste eines Inclusus [KJ). Die Umfassungsmauer hatte ein Hauptthor, das in
den 'Klostervorhof führte, der durch Gebäude eingeschlossen, wiederum zwei Thore
hatte, das *kleine Thor' beim Adler und das 'grosse^ bei der Badstub des Chirurgen.
Ebenfalls führten noch drei kleinere Pförtlein, zwei auf der südlichen, eines auf der
nördlichen Seite aus dem Kloster hinaus.'
Verschiedene Nachrichten über einzelne Details gibt die Zimmer*sche
Chronik* I 137 btr. eines Glasfensters : 'man findt im closter zu S. Jergen in
unser Frawen Ca pellen ein Glasfenster, darin Haidegk das Wappen, SchiU
und Helm bei Zimbem und Monhaim, doch on geschrift^ gestanden, under welchen
dreien Wappen Zimbem das mittelst, als ob Herr Johanns von Zimbern erstlichst
fraw Anna Gräfin von Monhaim gehabt, nachmals mit ainer Freifrawen von Hai-
degk sich vermehlet het' u. s. f. — I 186 btr. des Erbbegräbnisses der
Zimmern: 'domals [1508], als die freiherren von Zimbem inen, auch iren
Nachkommen die üegrepnuss zu S. Georgen erwellt, do haben sie ain aigne
Capellen in ziemlicher Grösse hinter das Münster gebawen und die in unser
lieben Frawen ehr weihen lassen. Mitten im Cor haben sie ain gehawen sarch
ufgericht, darauf ain Wappen steet.' Im 16. Jh. zerfiel dann nach dem Kloster-
brand diese Grabstätte, und die Herrschaft wählte sich ihr Grab zu Messkirch
(eb. 187). — I 98 btr. eines Messbuches: *von den übrigen dreien Gebrüdem
findt man im Closter zu S. Jergen und zu Herrenzimbern in aim seer alten
Messbuoch u. s. f.' —
Vgl. weiter eb. I 185 über den viermaligen Brand des Klosters
(1234, 1338, 1391, 1474), und den Untergang der 'Verzeichnisse' bei diesen
Bränden (I 68. 74); weiter btr. des Zimmernschen Begräbnisses und der
einzelnen hier beigesetzten Mitglieder des Hauses eb. I 63. 66. 89. H. 90. 164.
168. 185. 186. 190.
Die Glocken der alten Kirche gingen bei dem französischen Successionskriege
1703 — 1704 zu Gmnde Martini S. 247).
Von ausserhalb gelegenen Gebäuden sind zu erwähnen :
Die Laurentiuskirche (s. u.).
Das Spital auf dem Spittelberge, gestiftet durch Abt Ulrich I, Herzog von
Teck (1307 — 1333) und seine zwei Brüder, über dessen Untergang nichts Näheres
bekannt ist.
Das Bruderhaus, Va Stunde östlich gelegen, eine feste Kapelle, von einem
Graben umgeben, über den eine Zugbrücke führte. Auch sie ist verschwunden und
es steht ein Bauernhaus an ihrer Stelle (Martini 115).
Die S. Wendelskapelle, i Stunde südwestlich, ehemals Wallfahrtsort.
Den von Gaisser einigemal erwähnten *Heidenstein' (*ego ... ad rudera
templi s. Wendelini abeo atque eodem sicuti et acervo lapidum quem incolae *den
heidnischen Stein' vocant bene perlustrato etc. Mone Qs. H 329') hat Martini
(Vorrede) besucht; er fand nur einen grossen, etwa 12' h. 9' br. mit einem alten
3' h. eisemen Kreuz belegten Felsen. Vgl. Riezler FU. IV 295.
[780]
Digitized by
Google
i
AMT VILLINGEN. — S. GEORGEN.
87
Fig, 10. S. Georgen. Pfeilerslrunk aus der ehern, frühromanischen Kirche.
Jetzt ist von der alten Abtei nichts mehr übrig, als elende Reste der einst Erhaltene Reste
sie umfassenden Ringmauer und einige Sculptur- und Inschriftenreste. Einige
Bilder und Statuen sollen im Uebrigen vor etlichen Jahrzehnten nach Rottweil
verbracht worden sein, wo sie in die Sammlung des Stadtpfarrers Dr. Dursch
gelangten.
Am Schulhause ist ein Grabstein eingelassen, ohne Inschrift, mit eingravirter
grosser Lilie, welche die Stelle des Kreuzes einnimmt (wol noch 13. Jh.). In der
Nähe ein Fragment mit ähnlichem Ornament, am Rande Reste einer Inschrift,
wol noch des 12. Jhs.: V-fc • «O*' Q^' I/B'- v
Das Ornament besteht aus einer Art Akanthusblume. Ein anderes Bruchstück
zeigt die Buchstaben . . .
F M D9
Im Garten der Gewerbehalle ein eigen thümlich er, frühromanischer Pfeilerstrunk
mit vier gewundenen, gekuppelten Säulchen und Würfelcapitels (Flechtwerk an dem-
selben) aus rothem Sandstein, noch Rest des romanischen Baues des 13. Jhs.
(Fig. 10.)
[781]
Digitized by
Google
88 KREIS VILLINGEN.
Der Gcwerbehalle gegenüber stehen noch Reste der Klostergartenmauer
mit gutem Buckelwerk.
Im Gebäude der Kunstgewerbeausstellung sind drei steinerne Medaillons mit
Apostelköpfen, zum Theil beschädigt, aufbewahrt, welche dem ehemaligen Kloster-
gebäude angehört haben sollen.
Im Garten des Gebäudes der gut gearbeitete Torso eines heiligen Andreas
aus Sandstein gemeisselt, die untere Hälfte des sog. Andreaskreuzes in der Hand
haltend. (D.)
Ein kürzlich geftmdener (mittelalterlicher?) Schlüssel wurde an die Villinger
Sammlung abgeliefert.
Decan Ledderhose in Sulz bei Lahr soll ein aus dem Kloster stammendes
Relief mit Darstellung der Kirche oder der Abtei besitzen.
Ausgrabungen auf dem Terrain der Abtei dürften allem Anschein nach lohnend
sein und voraussichtlich noch weitere Reste des romanischen Baues zu Tage fördern.
Pfarrhaus Das ehemalige Pfarrhaus, früher Domänenverwaltung und vorher Württem-
bergisches Amtshaus, hat eine Eingangsthüre mit breitern Korbbogen, den über-
greifendes Astwerk ziert. An einem Gartenrain sieht man das Württembergische
Wappen mit der Inschrift:
OVärentI qVIs naM häC repararIt
teCta reCense:
präfeCtVs saVLLer soLLICIta
DAT OPVs.
(Also 1730.)
Abtei-Wappen *Am Gebäude der Kunstgewerbeausstellung ist eine hübsch gearbeitete, steinerne
Wappen tafel der Abtei eingemauert. Der vierfelderige Schild ist mit einem springen-
den Hirsch und zwei Stechhelmen mit omamentalen Helmzieren bekrönt. Die vier
Felder führen drei Geweihstangen, Rauten, eine fliegende Fahne mit dem Reichsadler
und zwei Fische. In der linken Ecke der Steintafel ist ein kleiner, schräg stehen-
der Schild mit einem Kreuzbalken angebracht, die rechte Ecke ist verwittert.' (D,)
Inschrift An der Gartenmauer des alten Pfarrhauses Inschrift (bei Martini S. 252):
RELIGIONE FLORENTE
AVSPICYS D. D^EBERHARDI.III. D:W:
ADES HAS EXSTRVXIT.
I : IACOB9 . ENSE^LIN^.NOT.PUBL.CVR
ATOR . HVIVS . COENOBY ANO . ÄRA .
dionysTa'na . ivT. DC . LXVI .
QVEM TEC Vw Q : ADES . CAPIENT . ////// (liae)
^ PROsIpERA . CAPTEP^ (?)
OMNIA.SED. VOTIS . IN. VIGILA.
AYTOC . E*A
An der Seite X
Nach dem Hof zwei spätgothische Thüren.
[782]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — S. GEORGEN. 89
Ehemaliges Farslhaus, jetzt Schulhaus, mit Württembergischem Wap- Schuihau»
pen. W. II 1726.
In dem jetzigen evangel. Pfarrhause Reste eines Flügelaltars aus der Aitaireste
alten Klosterkirche; beiderseitig bemalte Holztafeln. Auf der Vorderseite Erz-
engel Michael mit einer einen Pfeil tragenden Heiligen; Michael hält die Seelen-
waage in der Hand. Auf der Rückseite Geburt des Herrn mit musicirenden
Hirten und von Noten singenden Engeln. Erträgliches Werk des i6. Jhs., von
einem von oben nach unten gehenden Riss der Holztafel abgesehen, gut erhalten,
besonders in den Farben. Schwäbische Schule (vgl. oben S. 85).
Evangelische Kirche, moderner Bau. Ihr Thurm ist der Thurm der alten Evang. Kirche
Friedhofskapelle, vierstöckig, mit Satteldach, Wendeltreppe. Gothische Thüre
und spätgothische zweigetheilte Fenster mit Maasswerk. Die Kirche war als Lau-
rentiuskirche schon vor 1340 im Gebrauche, wo ihr B. Nikolaus von Konstanz
Indulgenzen ertheilte. Sie diente als Pfarrkirche für Brigach und Oberkimach,
1501 erhielt sie vom Vogtgericht ein ewiges Licht. Nach dem dreissigjähr. Krieg
würde sie baufällig (vgl. Martini S. 114. 245 f.). Im Jahr 1680 ist der Thurm
völlig restaurirt worden, wie das die an der Südseite eingemeisselte Inschrift (un-
correct bei Martini S. 246) kund gibt.
ABBATE . DN . SAM VELE . GERLACHIO . OPE . ET
CONSILIO.DN.SVPERINTEDENTIS.M.IOH.CASP.
BALDENHOFERI . SVB . INSPECTIONE . CVRATORIS .
COENOBIJ . DN . GEORG . HENRICI . SCHICKARDI . ANTI
STITE . ECCLESIÄ . M . MICH .WALZIO . RVINOSA . MODO .
TVrRIS.HäC.FVNDITVS.RESTAURATA.ET.AD.CO
RONIDEM . PERDVCTA . ANNO . MDCLXXX . AVT NKIEIMO
\ 6 8 ^ -
R ^785 V
Vor der Kirche eine Anzahl Epitaphien am Boden (17.— 18. Jh.).
Auf der Bühne fünf spätgothische Holzstatuen in Lebensgrösse , deren Hoiacuipturen
Polychromirung erneuert ist: i) hl. Georg mit dem Drachen und einer Kirche;
2) ein hl. Diakon mit Buch; 3) Madonna mit Kind und Krone, auf dem Halb-
mond; 4) weibliche Heilige mit Krone und Buch; 5) weibliche Heilige mit Krone,
Schwert und Buch. Gute Sculpturen des ausgehenden 15. Jhs.
An den Gewänden der Spitzbogenthüren des Thurmes die Steinmetzzeichen "f- 'T .
Weitere Restaurationen der Kirche erfolgten 1725, 1728, 1822, 1856.
Üeber die Kirchenuhr, welche 1681 in dem S. Lorenzithurm vorgefunden wurde, Uhr
s. Martini, S. 250. Eb. 250 f. betr. zweier Kelche, einen kleinem mit der Kelche
Inschrift : hü/ Got . cunratte Kammern . im rorbach und eine andere mit Dedi-
cation vom Jahre 17 14.
Spitalgebäude, *Am Spitalgebäude ist das steinerne Thürgestell bemerkens- Spitai
werth. Die Gewände sind mit gothischem sich durchdringendem Stabwerk verziert,
die Basen der Stäbe zeigen die bekannten Kerbschnitte , der Sturz die Form
[783]
Digitized by VjOOQ IC
90
KREIS VILLINGEN.
Rathhaus
Brunnen
eines im Scheitel geknickten Flachbogens. Bemerkenswerth ist auch das einfache
Vestibül mit seinen Holzsäulen und Ständern mit geschnitzten Sattelhölzem/ (D,)
Rathhaus, Das alte Rathhaus, in seinem untern Stockwerke aus Sandstein-
quadem geschichtet, zeigt im Schlussstein des einen Rundbogen thores einen Wappen-
schild mit zwei Feldern. Das obere trägt den Buchstaben • W % das untere die
Jahreszahl \726 und die drei württembergischen Hirschgeweihstangen'. (D,)
Brunnen, *In der Nähe der beiden vorgenannten Bauten em niedlicher, in
einzelnen Theilen restaurirter, öffentlicher Brunnen mit achteckigem Trog, granitenem,
schmucklosem Standsäulchen und auf diesem ein 60 cm hohes, barockes Sandstein-
figürchen, den hl. Georg in Rüstung mit Helm auf dem Kopfe, den Drachen tödtend
darstellend. An der Plinthe die Jahreszahl 1750 und die Namen Joa. Dreher.
Ruz . Das Wasser läuft aus eisernen Röhren, die auf hübschen barocken Schmied-
eisenstützen ruhen.' (D.)
SINKINGEN
(Gm. Fischbach)
Rom. Reite Römisckc Rcstc, Auf der Gemarkung Sinkingen , im sog. *Bubenholz' (bei
dem Signalzeichen der grossen topogr. Karte von 1849) wurden um 1881 Spuren
einer römischen Niederlassung ('tegulae und imbrices') gefunden. Die örtliche
Tradition spricht von einem hier gestandenen S ch 1 ö s s ch e n , von welchem urkdl.
nichts bekannt ist. Vgl. Roder, Sehr. d. Ver. in Donauesch. IV 213 und vgl.
Villingen unter 4.
Der Ort hatte früher seinen eigenen Adel, die vielfach auch zu Villingen
bürgerlichen Münzer von Sinkingen, urkdl. gen. seit dem 14. Jh. (R,)
Privathaus Haus des Bonifaz Hall, der ganz zopfigen Kapelle gegenüber gelegen, ein
ehemals Alpirsbachischer Hof. Zwei gothische Spitzbogenportale (wol noch 16. Jh.).
Ueber dem mit übergreifendem Stabwerk gezierten Haupteingang das Wappen der
Abtei (Kreuz im Felde) mit der Inschrift MONASTERY • ALPP€RSBAC/^ä;
■jT 7M,OQ, also 1509. An den Ecken des Hauses noch Buckel quadern ;
über einer zweiten Thüre grotesker Kopf in die Mauer eingelassen.
Glocke Eine Glocke vom J. 1520 mit dem Wappen der Herren von Sinkingen
(der Schild von drei Ringen belegt, oben zwei, unten einer, in jedem ein Adler)
wurde 1881 zu Villingen umgegossen.
UNTER-KIRNACH
Rom. Reste Römtschc Rcste, Ein Stück gepflasterter römischer Landstrasse, in der Nähe
des Bahnliöfs von Kirnach gefunden (?), wird von Schnars Neuester Schwarzwald-
führer I 155 (1876) erwähnt.
Kirche Kirchc. Bau vom J. 1715. Leidliches Chorgestühl des 18. Jhs. aus einem
Villinger Kloster.
[784]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — ÜBERAUCHEN. gi
Roggenbacht^ches Schloss. *Ein 70 m sich erhebender, einen Ausläufer des ScWo»
Schlegelbergs bildender Hügel östlich hinter dem Dorfe Unter-Kimach führt den
Namen Schlossberg. Der östliche, oben nach drei Seiten steil abfallende Theil des-
selben ist da, wo er aus dem Berge hervortritt, durch einen 4 m tiefen, aus dem
Felsen gebrochenen, jetzt zum Theil verschütteten Quergraben oben abgetrennt;
er bildet ein Icingliches Rechteck von 74 Schritt Länge und 30 Schritt Breite
und ist ganz bedeckt mit Bausteinen. G^g^n den Graben hin befindet sich ein
etwa 4 m hoher Schutthügel. Alles das lässt sich als Rest einer ehemaligen,
nicht sehr grossen Burg erkennen*. ^Versuchen wir es, aus den vorhandenen Trümmern
uns das Bild dieser Burg zu vergegenwärtigen, so ergibt sich folgendes : vom gegen
das Thal zu stand ein Gebäude, das durch eine in der Richtung der Längenachse
gehende Mauer in zwei Theile getheilt war. Das Hauptgebäude und von jenem
durch einen 40 Schritt langen Hof geschieden, war ein Geviertthurm, der den ganzen
westlichen Raum bis zum Graben einnahm und dessen Seiten je 14 m betrugen.
Das Ganze umschloss eine Umfassungsmauer, deren Spuren über den Steilwänden
des Hügels noch sichtbar sind'. *Diese Burg, die sich merkwürdiger Weise nirgends
urkundlich erwähnt findet, gehörte offenbar, wne die nächste Umgegend, zum Besitz
des Zähringischen Ministerialengeschlechts der Herren von Roggenbach. Siehe über
diese: Schriften der Alterthums- und Geschichtsvereine zu Baden und Donau-
eschingen H S. 187 — 200; die Urkunden verbessert herausgegeben im Fürstenb.
Urkdb. an verschied. Orten; und Max Frei h. von Roggenbach: Chronik der
freiherrl. Familie v. Roggenbach, Freiburg 1888. Nach dem Ableben des Wemher
von Roggenbach zwischen 1 1 79 und 1 1 85 kamen dessen Besitzungen hier schenk-
weise an das Kloster Tannenbach, welches dieselben 1506 an die Stadt Villingen
verkaufte. Von der Burg standen noch in den 1830er Jahren Mauern, die bis dahin
als Steinbruch gedient hatten. Die unteren zwei Stockwerke des mit Mauerschlitzen
versehenen Thurmes wurden am Ende der 1820er Jahre, von Privaten abgetragen
und die Steine zum Bau der abgebrannten Sägmühle in Unter -Kirnach ver-
wendet'. (R.)
ÜBERAUCHEN
*Bis in das vorige Jahrhundert stand am rechten Ufer der Brigach bei der
Brücke ein von einem Graben umgebener Turm, der Ententhurm, genannt als Entemhurm
solcher noch 1704 (Schriften des Vereins für Gesch. etc. zu Donaueschingen IV
S. 148). Fundamente sind noch jetzt vorhanden, doch ist der Platz eingeebnet.
Auch ein Wohnhaus und Oekonomiegebäude müssen früher mit demselben verbunden
gewesen sein. Wann und von wem dieses Schlösschen erbaut wurde, ist nicht
bekannt. In den ersten Decennien des 15. Jahrhunderts besass es Hans von Eb-
gottingen (Ewattingen), dessen Wittwe Ursel Münsserin das Haus mit Graben und
einigen dazu gehörigen Grundstücken an die von Kirneck verkaufte, von diesen
erwarb es 1445 "^^ 14^ ß- käuflich die Stadt Villingen. Urkundlich erwähnt wird
das 'slossli' noch 1470 und 1477.' (R,J
[78s]
Digitized by vnOOQlC
92
KREIS VILLINGEN.
Flg. 11. VilUnger Stadtsiegel,
VILLINGEN
I. QUELLEN.
Litteratur A. Handschriftliche Quellen zur Geschichte der Stadt:
L Archivalien in VILLINGEN, i) Das Stadtarchiv, sehr reichhaltig
an Pergamenturkunden und Akten vom 12. Jahrhundert an, in mit Schubladen
versehenen Schränken , befindet sicii — eine zeitweilige zwecklose Transferirung
in das ehemalige Benedictinerkloster und dann in das jetzige Spital 1853 — 1882
abgerechnet — seit Jahrhunderten im 'Gewölbe' d. i. im zweiten Stockwerk des
nördlichen Münsterthurms. 2) Das viel kleinere Spitalarchiv, mit Urkunden
seit dem 13. Jahrhundert, früher im Spital, ist jetzt ebenfalls im Gewölbe unter-
gebracht. 3) Das Pfarr- oder Pfründenarchiv ebendaselbst. 4) Das kleine,
aber wohlerhaltene Archiv der ehemaligen Clarissinnen und Dominicane-
rinnen in feuersicherm Raum des jetzigen Ursulinerinstituts. Die Archivalien
I bis 3) sind im Auftrage der Stadt durch Professor Dr. Roder, 4) durch Stud.
E. Osiander neuerdings geordnet und repertorisirt worden.
IL Das General-Landesarchiv in KARLSRUHE bewahrt seit den 1820er
Jahren 1) das Archiv der ehemaligen Villinger Johanniterkommende , das sich bis
dahin im Thurm der Johanniterkirche zu Villingen befand, nach der Aufhebung
derselben aber (1805) als fast herrenlos vielfach verschleudert wurde, 2) das eben-
falls sehr geschädigte Archiv des ehemaligen Benedictinerklosters St. Georgen (seit
der Mitte des 16. Jhs. zu VilHngen).
IIL Die Leopold-Sophienbibliothek zu ÜBERLINGEN besitzt den schrift-
lichen Nachlass des 1833 zu Villingen, seiner Vaterstadt, verstorbenen Johann
Georg Bened. Kefer, mehrere Jahre lang Professor der Theologie an der Uni-
versität zu Freiburg i. Br. Von ihm sind viele die Geschichte Villingens betreffende
[786J
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. 93
Urkundenauszüge und Notizen, chronikalische Berichte u. a. vorhanden. (Siehe
Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar III. Heft, l88o,
s. 72-74).
B. Gedruckte Urkundensammlungen und chronikalische Berichte:
Fürstenbergisches Urkundenbuch, I — VI, enthält iheils in Urkunden-
abdrücken, theils in Regesten bis zum Jahr 150g alles geschichtliche Material (auch
aus den Villinger Archiven), was die Stadt Villingen unter Zähringer und Fürsten-
bergischer Herrschaft (12 18 — 1326 und von 1326 an) betrifft. Durch dieses Werk
sind frühere urkundliche Mittheilungen von Neugart (von Villingen geb.), Mart.
Gerbert, Dümge, Fi ekler u. a. vielfach entbehrlich geworden. — Zeitschrift
für Geschichte des Oberrheins: Bd. VIII S. 106—128, 230 — 256, 358 — 384,
463 — 481 Urkunden und Regesten aus dem Archive der ehemaligen Villinger
Johanniterkommende, aus dem Salmansweiler und Breisgauer Archiv von Jos. Bader;
Bd. IX 476 (Urk. u. Regg.); Bd. XXXII S. 274—308, Gl atz, Auszüge aus
den Urkunden des Bickenklosters in Villingen, und aus den Archiven von S. Blasien
und S. Georgen. — Quellensammlung der bad. Landesgeschichte von F. J. Mone,
Bd. II S. 80 — 118: Villinger Chronik 15 15 (1119) bis 1568 (die handschriftliche
Fortsetzung bis 1792 ist in Kefer's Nachlass). S. 159 — 528 Tagebücher des
Abts Georg II Gaisser von S. Georgen (zu Villingen) 1621 — 1655. — Bd. III
S. 640 — 643 Jahrgeschichten der Franziskaner (auch der Schwestern zu S. Clara
und zu S. German). — Tagebuch des Theoger Gästlin 1633 und andere
Nachrichten über Villingen im 30jährigen Krieg, herausg. von Roder in den
Schriften des Ver. für Gesch. u. Naturg. der Baar III Heft 1880 S. 67—265. —
Heinrich Hug's Villinger Chronik von 1495 bis 1533, herausg. von Dr. Chr.
Roder im Stuttgarter Literar. Verein 1883 (nach dem Original); Mone's Aus-
gabe (Qs. II 80 ff.) unvollständig und nach vielfach abweichenden Abschriften),
dazu Sehr. d. Ver. in Donauesch. IV 217. — Gl atz, Chronik des Bickenklosters
i. Villingen 1238-1614 (Bibl. d. lit. Ver. Tübingen Bd. CLI 1881).
C. Bearbeitungen der Geschichte Villingens. a) im allgemeinen : Die
Artikel *Villingen' in dem geogr., stat. topograph. Lexicon v. Schwaben, Ulm 1801,
in Kolb's Lexicon des Grossh. Baden (von Kefer), im Universallexikon von
Baden, Karlsruhe, Macklot. Bader Die bad. Landschaft Baar (Badenia 1 1859).
— Ders. Villingen kommt an das Haus Oesterr. (Badenia 1840. 40). —
Gerbert HSN. II pass. bes. i'] . 402. 468. — b) einzelner Theile: J. Nep.
S ch 1 e i ch e r , Beitrag zur Geschichte der Stadt Villingen mit besonderer Beziehung
auf die Wasserbelagerung i. J. 1634. Donaueschingen 1854. Villingen unter den
Grafen von Fürstenberg, Konstanz 1872. Die frühere Rathsverfassung der Stadt
Villingen, Konstanz 1873. — S. Riezler Geschichte des fürstlichen Hauses
Fürstenberg. Tübingen 1883, hauptsächlich S. 235 — 249. S. Riezler Villingen
u. d. Grafen v. Fürstenberg bis zum Uebergang der Stadt an Oesterreich 1326
(Sehr. d. Ver. in Donauesch. III 19 — 49). — Roder Beitr. z. Gesch. d. Stadt
Villingen im 30jährigen Kriege (Sehr. d. Ver. i. Donauesch. III 67 — 265). -—
Chr. Roder in den Schriften des Vereins für Gesch. u. Naturg. der Baar,
Tübingen, IV S. 70 — 212 : Villingen in den französchen Kriegen unter Ludwig XIV.;
[787]
Digitized by vnOOQ IC
94 KREIS VILLINGEN.
V S. 74 — 1 1 1 : Die Familie Maler von Villingen , mit Exkursen : Die Juden in
Villingen; zur Geschichte des Romius Mans (t 15 13). Vgl. Schleicher, Beitr. z.
Gesch. d. Stadt Villingen 1854 S. 81— 96. - Zell i. Sehr. d. AV. 1846, I 49. —
Schreckenstein, Roth von, Wie kam die Stadt Villingen an Oesterreich
(Sitzungsber. d. k. k. Akad. d. WW. phil. hist. A. XLVIII 1864, S. 81-122).
D. Ansichten: Die Alterthümer-Sammlung bewahrt einige Ansichten und
zwar die am Anfange des vorigen Jhs. in Oel gemalten Belagerungen von 1633,
1634 und 1704. Die Belagerung der Stadt 1704 gibt ein guter Stich *Belaggerung
der I Stadt Villingen A° 1704, verlegt von Mathias Weber und
Josephus Rieppec (Augsburg?) wieder, (reprod. in Schriften d. Vereins in
Donaueschingen, IV 212). Die Kupferplatte ist in der genannten Sammlung noch
vorhanden. Die in unserer Tafel X mitgetheilte Ansicht (mit der 171 1 — 15 erb.
Franciscaner-Kirche) , eine Fedei Zeichnung (im Gen.-Landes-Archiv), stammt aus
dem Anfang des 18. Jhs. Einige Pläne über die Belagerung und die Beschiessungen
Villingens durch die Württemberger 1633 bewahrt ebenfalls das GLA.
2. STADTGESCHICHTE.
Geschichte Drei Völker haben nach einander die Gegend des oberen Schwarzwaldes im
Besitz gehabt: die Kelten, an welche nur noch die Namen der Flüsschen Brig
und Breg (nach Bück Ztschr. f. Gesch. d. Oberrh. N. F. III 337 = *helles,
lauteres Wasser') erinnern, die Römer, welche dann wol am Ende des 3. oder
Anfang des 4. Jahrhunderts den Alamannen weichen mussten. Die Neube-
siedelung unseres ziemlich rauhen Landstriches wird kaum vor die Mitte des
4. Jahrhunderts gesetzt werden können. Zu den ältesten Orten hier zählt
Villingen. Der Name bedeutet wörtlich: bei den Nachkommen, Angehörigen
des Pilo (Baumann in den Sehr. d. Ver. für Gesch. u. Naturg. d. B.
IV S. 38 u. 40; die somit unrichtige Schreibung mit Doppel -1 kommt urkundlich
erst von c. 14 10 an vor). Genannt vdrd Villingen mit dem dazu gehörigen Nord-
stetten erstmals in einer Urkunde des Kaisers Ludwig des Frommen 817, Juni 4
(Wartmann Urkundenbuch der Abtei S. Gallen I 217), in welcher dieser
die Kinkünfte von 47 Hofgütern (mansi) darunter zwei *ad Filingas' und zwei
*ad Nordstelim* im Bezirk eines Grafen Hruadhar dem Kloster S. Gallen über-
trägt. Der Ort stand also damals, wie es scheint, unmittelbar unter der kaiser-
lichen Kammer. Wichtig ist die nächste, von Rom aus datirte Urkunde Otto's III
von 999 März 29 (Fürstenberg. Urkundenbuch V S. 33). Hier verleiht der
Kaiser auf die Bitte des Herzogs Heriman von Schwaben seinem Grafen Berthold
fQr dessen Ort *Vilingun' das Markt-, Münz- vind Zollrecht und den Gerichtsbann
(in Handelssachen) auch in der Grafschaft *Bara'. Zum ersten Mal tritt also da
als Besitzer Villingens Graf Berthold auf, der auch sonst unter dem Kosenamen
Bezelin bekannt ist (Leichtlen Die Zähringer S. 19 u. 92), der Stamm-
vater der später (seit c. 1078) nach ihrer Bui^g im Breisgau sich nennenden
Zähringer. Mit unserer Urkunde vom Jahre 999 gewinnt die in ihrem Anfang
noch vielfach dunkle Geschichte dieses erlauchten Geschlechts erst einen sichern
Anhaltspunkt. Das so zum Hauptmarktplatz des oberen Schwarzwaldes erhobene
[788]
Digitized by VjOOQ IC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. 95
Villingen lag jedoch nicht an der Stelle der jetzigen Stadt, sondern beim Kirchhof,
der sog. Altstadt. Mit der Zeit aber hatte sich eine Verlegung desselben als
nothwendig herausgestellt, da der Ort in der engen Mulde des Steppachthälchens
Lsch nicht leicht ausdehnen konnte und für die Anlegimg einer Befestigung und für
genügenden Wasserzufluss ungeeignet war, während die Lage an der Brigach sich
hiefiir als besonders günstig erwies. Wann die Verlegung stattgefunden hat, lässt
sich nicht sicher bestimmen; doch dürften die chronikalischen Angaben des 15. Jahr-
hunderts so ziemlich recht haben, wenn sie dieselbe in das Jahr 11 19 setzen und
somit dem Herzog Berthold III von Zähringen zuschreiben (Bader in der O. Z.
VIII 107 u. 108). Mit Berthold V, starben die Herzöge von Zähringen 12 18
aus und es gelangte Villingen nebst anderen Besitzungen jener an Graf Egino IV,
den Bärtigen von Urach , den Grossvater Graf Heinrichs I , des Stammherrn der
Grafen von Fürstenberg. Zwar forderte König Friedrich II, unter Widerspruch
Egino's, die Stadt als erledigtes Reichsgut zurück, er erscheint auch in der That
12 18 und 12 19 als Lehensherr derselben, in dessen Namen der auch als Minne-
sänger bekannte Konrad Schenk von Winters tetten die Stadt verwaltete. Bald
jedoch, Anfangs September 12 19, erfolgte eine Aussöhnung zwischen beiden.
Riezler Gesch. d. f. H. Fürstenberg, S. 40, 41 u. 207). Indessen blieben
die Besitzverhältnisse schwankend, bis unter König Rudolf von Habsburg eine end-
gültige Regelung derselben dahin zu Stande kam, dass Graf Heinrich von Fürsten-
berg die Städte Villingen und Haslach vom König als erbliches Reichslehen erhielt
([oppida] a nobis et imperio in feodum perpetuo possidenda. Urk. v. 1283 Mai
24 im FU. I S. 283). Im Jahr 1271 soll fast die ganze Stadt mit Ausnahme
des Spitals, des Johanniter- und Barfüsserklosters abgebrannt und eine Anzahl von
330 Personen dabei zu Grunde gegangen sein (siehe Hug's Chronik S. i), eine
Nachricht, deren Richtigkeit sich weder bestreiten noch auch sicher beweisen lässt.
Die urachisch-fürstenbergischen Herren der Stadt Villingen waren Egino IV, gest.
1230, Egino V, g. c. 1236, Heinrich I, g. c. 1284, Egen VI, g. 1324, Johann
und Götz (Gottfried). Schon lange dauernde Zwistigkeiten zwischen der die Er-
weiterung ihrer Rechte anstrebenden Bürgerschaft und den Grafen führten 1326
den Verkauf der Stadt um 7500 Mark Silber oder 41,000 fl. (woran Villingen
2000 Mark übernahm) an Herzog Albrecht von Oesterreich herbei. Bei diesem
Hause blieb die Stadt Villingen in unverbrüchlicher Treue bis zum Anfang dieses
Jahrhunderts. Die schwerste und zugleich ruhmvollste Zeit war für sie die des
30jährigen Krieges und des spanischen Erbfolgekrieges. Dreimalige erfolglose Be-
lagerung durch die mit den Schweden verbündeten Württemberger 11. — 24. Januar,
30. Juni bis 5. Oktober .1633, 18. Juni bis 9. September 1634 ( Wasser belagerung;
noch vorhandener Rest des sog, Schwedendamms, */4 Stunde südlich von der
Stadt). Beschiessung durch die Franzosen unter Villars 4. — 6. Mai 1703 und
Belagerung unter Tallard 16. — 22. Juli 1704. Im österreichischen Erbfolgekrieg
übergab sich die Stadt ohne Widerstand am 10. September 1744 an den fran-
zösischen Marschall Belleisle und huldigte Kaiser Karl VII. Ende April 1745
führte die französische Besatzung das ganze Kriegsmaterial Villingens aus dem
Zeughaus auf c. 120 Wägen nach Strassburg ab, wodurch die Stadt thatsächlich
[789]
Digitized by vnOOQlC
96
KREIS VILLINGEK.
den Charakter einer Festung verloren hat. In Folge des Friedens von Lüneville
kam Villingen sanunt dem Breisgau am 26. Dezember 1802 an Herzog Herkules
Magnus von Modena, nach dessen Tod im Oktober 1803 an den Schwiegersohn
desselben, den österreichischen Erzherzog Ferdinand Karl, von diesem im Dezember
1805 an Württemberg, von welchem es im September 1806 in Folge eines Pariser
Vertrags vom 12. Juli d. J. an Grossherzog Karl Friedrich von Baden abgetreten wurde.
Wappen u. Siegel
Fig. 12. Villingen,
Stadtwappen.
3. WAPPEN UND SIEGEL.
Das ältere, noch in der österr. Zeit vor 1530 nachweis-
bare Wappen als Zeichen städtischer Gerichtsbarkeit war ein
längsgeteilter Schild , rechts silbern (weiss) mit ebensolchem
Seitenbalken in Blau links. (Noch auf Marksteinen zur Be-
zeichnung der Villinger Banngrenze vorhanden). Am 10. August
1530 verlieh Kön^ Ferdinand 1. der Stadt wegen ihrer stets,
besonders im Bauernkrieg und ^Zwiespalt' des Glaubens wegen,
gezeigten Treue gegen Oesterreich ein neues, verbessertes *Haupt-
panier, Statzaichen oder Schilt', nämlich letzteren blau -weiss,
der Länge nach in der Mitte getheilt, darin einen aufrechten,
fliegenden rothen Adler mit gelben, von sich greifenden Klauen
und offenem, gelbem Schnabel, über dem Schild einen Helm
mit blauer und weisser Decke in Form eines Bausches, darüber
aufrecht stehend einen Pfauenschweif in grüngespiegelten Farben. (Perg.-Originalurk.
und Perg.-Kopie mit schönem kolorirtem Wappenbild im Stadtarch.) Dieses Wappen
ist auch heute noch das Villinger Stadtwappen.
Das Stadtsiegel zeigt seit dem 1 3 . Jahrhundert vier verschiedene Formen.
In allen erscheint der Adler als Hauptfigur. Ihn, nicht den Löwen, hat man neulich
in einem Siegel des Herzogs Berthold von Zähringen v. J. 1187 an zwei noch
vorhandenen Urkunden, von denen die eine das Villinger Stadtarchiv (Lit. M), die
andere das Stadtarch. in Zürich bewahrt, als das Wappenbild der Zähringer erkannt.
Das älteste nachweisbare Siegel der Stadt Villingen ist das noch in einer Urkunde
von 1244 vorhandene: spitzoval mit nach links gekehrtem Adler und der Umschrift:
S'-CIVI(VM) I» VlilHG. Vielleicht ist dieses Siegel schon 12 18 im Gebrauch
gewesen. Die dreieckige Schildform hat das Siegel an einer Urk. von 1251: der
Adler mit drei gesträubten Federn am Hinterkopf ist nach rechts gewendet; Umschrift:
SieililiVO) ClVI(V)fl> • De VIIiI(H)6QH. Eine grössere Veränderung erfuhr
das Stadtsiegel innerhalb der nächsten 30 Jahre. In einer Urk. von 1284 zeigt
dasselbe nämlich zwar ebenfalls den nach rechts gewendeten Adler, das Siegelfeld ist
aber rund und umsäumt von einem sechspassförmigen, mit Punkten besetzten, schmalen
Streifen. Die Umschrift lautet: SIGILLVfli ClVIVfli VIIiliB VIIiI6eß. Die
Punkte sind als das aus dem urachisch-fürstenbergischen Wappen hergenommene
Zeichen für Pelzwerk oder Feh aufzufassen. Die Tinktur des letzteren war im
M. A. weiss und blau, welche Farben denn auch seither die Villinger Stadtfarben
sind. (S. Fürst Hohenlohe, das Herald. Pelzwerk S. 39 u. Zur Gesch. des
fürstenb. Wappens S. 42).
[790]
Digitized by
Google
s
e
>5
1
^
^
^
>
1
I
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN.
VILLINGEN.
97
Die Aenderung des Wappens 1530 brachte auch eine solche des Siegels. Das-
selbe zeigt nun den Schild mit nach rechts gewendetem Adler, den Helm mit
wehender und verschlungener Helmdecke, darauf den Pfauenschweif. Umschrift
(des grossen Sieg.): SIGILLVM MAIVS CIVITATIS VILINGENSIS. Ab-
gebildet sind im FU. das Siegel des Herzogs Berthold und das Villingische von
1244 Bd. V Anhang Sg. i u. 4, das von 1284 daselbst Sg. 19, das von 1251
Bd. I S. 200. Die eisernen Stöcke der Stadtsiegel von 1284 u. 1530 (hier des
grossen, mittlem und kleinern) werden auf der Stadtkanzlei aufbewahrt; daselbst
sind auch zwei Amtsschilde des Bürgermeisters, der eine von Bronze c. 1530,
der andere von Silber (1600) mit dem Bilde des rothen Adlers.
Das Bild der ehemaligen Villinger Münzen ist nicht bekannt, da sich kein .Müncen
Exemplar derselben erhalten hat oder wenigstens als Villinger Münze nachgewiesen
werden kann. Das Münzrecht hat die Stadt vom 13. Jahrhundert an wahrscheinlich
gar nicht mehr ausgeübt).
4. RÖMERFUNDE.
Spuren von der Anwesenheit der Römer in dieser Gegend sind mehrere Rom. Funde
vorhanden: Die *Hochstrasse', welche von Donaueschingen nördlich über die An-
höhe sich hinzieht, beim 'ZoUhäusle' die Villinger Gemarkung durchschneidet und
nördlich an Schwenningen vorbei nach Rottweil führt, weist sicher auf römischen
Ursprung hin. Vom 15. Jh. an heisst sie *Heerstrasse* oder 'Hochstrasse':
sie wird oft erwähnt, z. B. I4I8: Gelände *vnder der herstrasse'; 1448: ein
Acker, anstossend an *die hersträss' (Vill. Arch.); 1525: Zug des Hans Müller
*für die Hochstrauss' (Hug's Chron. S. 115. Siehe auch Beschreibung des Ober-
amts Rottweil S. 515). Verbogene römische Ziegelstücke traf man vor 12 Jahren
vor der Stadt Villingen bei der Bickenbrücke an der Brigach. Im Jahr 1881 wurden
etwas südlich vom benachbarten Nordstetten am Wieselsberg Mauerreste mit Mörtel-
verbindung, röm. Falzziegel und ein gelöschten Kalk enthaltendes Thongeßlss von
c. 50 cm Durchmesser gefunden (Theile davon in der Villinger Alterthumssammlung).
Im Jahr 1882 zeigten sich Spuren röm. Gebäude nördl. von Niedereschach auf
der Anhöhe des 'Bubenholzes\ nämlich eine grosse Menge von Falz- und Hohlziegeln.
Eine kurz darauf daselbst gefundene Bronzemünze erwies sich als ein Galba.
Bis sing er Donaueschinger Gymn.- Programm 1886/87 S. 11 2. A. No. 52; daselbst
andere Münzfunde zu Villingen (Vitellius, Constantin, Constans), Weilersbach
(Hadrian). 1883 stiessen Landleute beim Pflügen unweit Sinkingen auf behauene
Quader, von denen besonders zwei bemerkenswerth waren. Der eine aus rothem
Sandstein 104 cm lang, 60 cm breit und 32 cm hoch, zeigte oben eine Figur wie
einen Schmetterling. Der andere aus weissem Sandstein mit Gesimse, wol ein
Aufsatz, hatte auf der Breitseite die Figur von zwei Blattornamenten. Auch ein
Bruchstück eines runden, mit Schuppenmuster bedeckten Säulenschafts lag in der
Nähe. Schon früher waren viele solche behauene Steine weggeführt worden. Ziegel-
steine und Bruchstücke eines Gesimses von dort, auch die Münze vom Bubenholz,
jetzt in der Vill. städt. Alterthumssammlung. (Bericht über einige dieser Funde in
den Schriften des Ver. f. Gesch. u. Naturg. der Baar IV (1882) S. 213.)
[79 i]
Digitized by
Google
qS kreis VILLINGEN.
Auf dem Magdalenenberg, im Südwesten der Stadt, wird ein Hügel, der
*Kreuzbühr, mit ca. loo m Durchmesser auf 5,80 m Höhe wahrscheinlich als
Grabhügel anzusehen sein. Eine Untersuchung desselben hat noch nicht stattge-
funden. flV.J
5. ALAMANNENFUNDE.
Aiam. Grabfunde Nachdem, wie Leute des benachbarten Marbach berichteten, dort an der Winter-
halde, 10 Min. südöstlich vom Dorf, schon oft beim Steingraben Gebeine und 'altes
Eisen' zum Vorschein gekommen waren und man im Jahr 1886 wieder zwei derartige
Gegenstände gefunden hatte — das eine ist eine gut erhaltene Lanzenspitze, das
andere ein durch Rost etwas zersetzter Schildbuckel, jetzt in der Villinger Alter-
thumssammlung — so wurden im Sommer 1887 neue Nachforschungen auf jener
Anhöhe angestellt. Es fand sich aber nur ein ohne Mörtel gemauertes, mit einer
Steinplatte bedecktes Grab von 150 cm Länge, 75 cm Breite und 55 cm Tiefe,
darin in einer dünnen Humusschichte ein stark zersetztes Skelett. Das Grab hatte
die Richtung von Westen nach Osten. Gegen das westliche Ende war es durch
eine senkrecht stehende Steinplatte, vor welcher der Schädel lag, abgetheilt — ein
Beweis, dass der Leichnam eine sitzende Stellimg, das Gesicht nach Osten, im Grabe
hatte. Das ist bis jetzt der nördlichste Fundort von Reihengräbern in dieser Gegend.
6. BAU UND ANLAGE DER STADT.
Das Wesen und die stufenweise Entwickelung der Stadt Villingen wird, wie bei
jedem Ort, schon durch die urkundlichen Bezeichnungen derselben ausgedrückt. Diese
sind: *civitas' (12 18, 1295 etc.), *der mit Mauern umgürtete Ort, insofern er zugleich
der Träger eines von eigener Obrigkeit geleiteten Gemeindeverbandes geworden
war*; *villa* (1090, 1108, 1218, Siegel von 1284, etc.), 'die von dörflicher Grund-
lage ausgegangene, .... noch theilweise ländliche, sich in Ackerwirthschaft und
Viehzucht bewegende, nur mit den nöthigsten gewerblichen Elementen versetzte'
Stadt; 'oppidum' (1257, 1298, 1324, jede dauernd . . . umwehrte Ansiedelung',
und einmal 'castrum' (c. 1267 FU. I 221) *weist . . . auf eine Burg ... als
Ausgangs- und Beherrschungspunkt des Ortes hin'; 's tat, statt, stette' (1277, 1293,
1303 fF.) wie civitas mit der Bedeutung eines 'befestigten, namentlich ummauerten
Ortes'. (Gen gl er, deutsche Stadtrechts-Alterthümer S. 349 — 351, 358.)
Bau- Das Stadtgesetz von 137 1 (Stadtarchiv) enthält eine Reihe von Baube-
stimmungen, die damals und auch schon früher vom Rathe ausgegangen waren,
so über das Anbauen an Häuser, das Höherbauen und die Anbringung von Lichtem
und Dachtraufen , die Theilung von. Häusern (nur in 2 Theile erlaubt) , die An-
fertigung und den Verkauf von Ziegeln und Kalk, die Bedeckung der Häuser mit
Ziegeln (1348); letztere lautet: *Wir haben gesetzet vnd mit vnseren truwen vf
vnser aide gelopt stat ze haltende, das mengelich, swer an den vier strafsen sitzet,
mit ziegel sin hus deken sol vnd ouch an dem kilchhoff (jetzt Münsterplatz), vnd
sollent das tun, das die hüser berait sient von dem nehsten sant Martins tag, der
nun kunt vber zwai jar; vnd sol man in dem obern ort (Stadtviertel) anvahen,
also , swas hüser an die vier strafsa gant vnd vmb den kilchhoff, das die sont
Digitized by VjOOQ IC
bestimmungen
AMT VILLINGEN.
VILLINGEK.
99
Fig. 13. Villingen. Ehem. Befestigung.
gebuwen sin von sant Martins tag vber ain jar. Vnd swer das nüt endatti (thäte),
der kunt ze aynung (Strafe) vmb zehen mark silbers; vnd hat der schulthais vnd
Peter der Vitter geswom zu den hailigen, das ze rugent/
Die Grundform, welche die Zähringer der neuen Stadt gegeben haben,
ist ein unregelmässiges Oval, das durch zwei Hauptstrassen, nämlich die je in einer
Linie nach den vier Himmelsgegenden fortlaufende Obere und Niedere, Riet- und
Bickenstrasse in vier ungleich grosse Stadtviertel (Orte), das Obere und das Riet-
viertel (westlich) und das Rottweiler und das Hüfinger Viertel (östlich) abgetheilt
ist (das jetzige Rottweiler Viertel hiess bis in das 14. Jh. 'Cristanorf (Christen-
viertel), vielleicht im Gegensatz zu dem gegenüber liegenden Oberen Ort, wo auch
Juden wohnten (Schriften des Ver. d. Baar V gj). Die Nebengassen gehen ii\^
der Richtung nach Norden mit den Hauptgassen ziemlich parallel, in der Richtung
von Westen nach Osten liegen sie nicht ganz' in derselben Achse. Durch die
Ziehung eines Kanals (jetzt Gewerbskanal) von der Brigach ab wurde eine ge-
nügende Menge Wassers in die Stadt und da in offenen Bächen durch die meisten
Gassen geleitet (wie in Freiburg). Der Umstand , dass diese Wasserleitung im
Stadtgesetz von 137 1 schon genau beschrieben ist, nachdem Schultheis, Bürger-
meister und Rath 'erber kuntschaft verhöret' d. i. durch die Aussagen alter Leute
ein Zeugniss hatten ausstellen lassen, *vmb das wasser ze Vilingen, wie es gan soV,
berechtigt wo! zur Annahme, dass diese Leitung schon gleich Anfangs angelegt
worden ist. Diese Rinnsale sind 1865 — 1878 gedohlt und überwölbt worden. Da
die neue Stadt wie die mittelalterlichen Städte überhaupt einen wehrhaften Charakter
haben sollte, so war die Befestigung derselben offenbar schon in den ursprüng-
lichen Bauplan aufgenommen. Die Ausführung dieser umfassenden Arbeit lag nach
den Bestimmungen des Herrn der Stadt den Bürgern ob und fällt in ihren Haupt-
theilen gewiss schon in die ersten Decennien des 12. Jhs. Die Befestigungs-
werke, wie sie im Laufe der Zeit entstanden sind, waren im Einzelnen folgende.
[793]
7*
Digitized by
Grundform
Google
lOO
KREIS VILLINGEN.
Fig, 14. Vülingen. Befestigung,
Innere
Stadtmauer
Innerer
Stadtgraben
WaU
('FuUe')
Aeusserer
Stadtgraben
7. STADTMAUER.
a) Die fast durchweg am Fuss 1,5 m dicke und 8,5 m hohe, meist aus
Wacken mit Mörtel Verbindung bestehende innere Stadtmauer, oben am Kranz
mit zinnenartigen Lucken. Auf der inneren Seite der Mauer zog sich bis in das
18. Jh. eine gedeckte Holzlaube hin. Auch war das Anbauen von Häusern an die
Stadtmauer nur unter der Bedingung erlaubt, dass bis auf die Höhe derselben keine
Lichter ausgebrochen wurden und ein freier Durchgang in Kriegszeiten der Stadt
vorbehalten blieb.
8. STADTGRABEN.
b) Der innere Stadtgraben von durchschnittlich 15 m Breite zwischen der
Stadtmauer und der sog.
c) Fülle. Darunter verstand man den c. 5 m über der Sohle des inneren
Grabens sich erhebenden, aus dem Aushub der Gräben entstandenen Wall von
c. 7 m Breite. Nach innen war derselbe gestützt durch eine senkrechte Futter-
mauer, nach aussen durch' die die Fülle um doppelte Mannshöhe überragende ebenfalls
mit Schiesslucken versehene äussere Stadtmauer. Die Fülle, in Friedens-
zeiten ein gangbarer Spazierweg, wurde 1789 mit Bäumen bepflanzt. Sie bildete
die eine Seite des
d) äussern Stadtgrabens. Derselbe hatte durchschnittlich die Breite
des innem, war aber etwas tiefer und konnte, was in Kriegszeiten immer geschah,
vermittelst Schleussen mit Wasser von der Brigach gefüllt werden. Je zwei halb-
runde Vorsprünge oder Rundelle in der äussern Stadtmauer auf der östlichen und
der westlichen Seite der Stadt dienten zur Flankirung des äussern Befestigungs-
gürtels und der Thorzugänge. Zur Verstärkung der vom Hubelloch (westliche
Anhöhe) leicht zu bedrohenden Südwestseite wurde 1684 auf Antrag einer kaiser-
lichen Kriegscommission und mit Unterstützung der Breisgauischen Stände ein aus
Quadern bestehendes, ein halbes Achteck bildendes Vorwerk, wegen seiner Form
das Bügeleisen genannt, aufgeführt. Eine halbrunde Bastion ist noch jetzt auf der
östlichen Seite der Stadt an der innern Stadtmauer erhalten. Ein zum Zweck
der Vertheidigung daselbst erbauter Erker kommt urkundlich schon im 13. Jh. vor.
Im Juli 1287 stellte nämlich der Magistrat den Klosterfrauen der Vettersammlung
[794]
Digitized by
Google
Tafel XI
FJirmaligt's Thor in VilUngtii. Erbaut ly^y — Abgebrochen 1868.
LJigitized by
Google
Digitized by
Google
Tafel XII
Villingefi. Ofenkacheln und Manielschliesse.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN.
VILLINGEN.
lOI
einen Revers aus, dass er keinen Weg zu dem 'ergeir', den er auf die Stadtmauer
innerhalb der Hofstatt der genannten Frauen habe setzen lassen, beanspruche, *es
were danne, das man den selben ergeir dur der stette not vnde hüte alse (wie)
die andern ergere mit wahte (Wacht) besetzen sollte vnde muste' (FU.V 201).
1688 wurde diese 'Schanze' ausgebessert und laut vorhandener Inschrift 1709 unter
den Bürgenneistern Johann Heitzraann und Hieronymus Schuh und dem Baumeister
Johann Konrad Handtmann eine neue aus grossen Bausteinen und durch Ausfüllung
der Mauern mit Kies aufgeführt. Der Neubau der schadhaften innem Stadtmauer
am Franziscanerkloster (jetzt Spital; die Mauer bei den Belagerungen 1633 und
1704 theil weise zerstört) geschah nach Ausweis einer Inschrift 1711 unter Johann
Kaspar Heitzmann, Amtsbürgermeister, Hieronymus Schuh, Altbürgermeister, Johann
Jakob Steiger, Amtsschultheiss, Johann Bapt. Ganser, Altschultheiss, Joseph Franz
Kettenacker, Stadtschreiber, Johann Mayer, Oberbaumeister, Franz Sick und Dominik
Weber, Unterbaumeistern der Stadt.
9. THORTHÜRME.
Sie bildeten die einzigen Ausgänge der vier Hauptgassen, nach denen sie Thorthürme
auch benannt sind : das ' Obere und das Niedere, das Riet- und das Bickenthor.
(Die Bezeichnung Gaisser's und Gästlin's nach benachbarten Kirchen und
Klöstern, also: Porta s. Georgii (Oberthor), s. Francisci (Rietthor), s. Wendelini
(Niederthor), s. Johannis (Bickenthor) sind vereinzelt (Bad. Quellens. II 294 u. a.;
Schriften des Ver. III 141); im Deutschen gebraucht Gaisser die gewöhnlichen
Benennungen, z. B. a. a. O. S. 241 Bickenthor, Oberes Thor.) Jedes Thor bestand
aus einem Thorpaar, nämlich dem innem oder Hauptthor und dem viel niedem
äussern oder Erkerthor (dial. 'Erkel'), jenes in der Linie der innern, dieses der
äussern Mauer und der Fülle. Die ersteren haben gewölbten Durchgang ohne
Fallgattervorrichtung, was bei den äusseren der Fall war, und sie bestehen aus
mehreren Stockwerken, deren untere als Gefängnisse dienten (Hug's Chron. S. 2,
120, 144); an den Wänden des Durchgangs sind zum Theil al fresco gemalte
Abbildungen aus dem Kreuzweg Christi (16. u. 17. Jh.). Die Dächer der inneren
Thorthürme (und auch der zwei grossen Mauerthürme) wurden in Kriegszeiten
abgehoben (Gaisser a. a. O. S. 241).
10. BRÜCKEN.
Hölzerne Brücken führten über den innem und den äussern Graben
zwischen den beiden Thoren. Ueber dem Durchgang jedes äusseren Thores wohnte
ein Thorhüter, dessen Aufgabe war, den Verkehr zu beaufsichtigen, 'argwöhnige'
(verdächtige) Leute und 'die starken Bettler' zurückzuweisen und den fälligen Zoll
zu erheben. Ein Thorschliesser hatte am Morgen beim ersten Glockenläuten das
Thor zu öffnen und Abends zur Betglockenzeit zu schliessen ; aufthun durfte er nur
auf persönliches Geheiss des Schultheissen, Bürgermeisters, eines Zunftmeisters und
vierer des Raths. Beim Sturmschlagen musste er unverzüglich das Thor schliessen
und bei demselben bis auf weitere Weisung stehen bleiben. (Eidbuch von 1573.)
[795]
Brücken
Digitized by
Google
I02 KREIS VILLINGEN.
Auch die Thoranlage geht offenbar in die Zeit der Stadtgründung zurück. Eine
Urkunde von 1290 nennt: *area aestuarii (Hofstatt eines Bades) ante Portam
Superiorem oppidi Vilingen inter duos muros situata (FU. V 216). Die drei
noch stehenden Thore gehören dem 16. Jahrhundert an: 1533 wurde das Riet-
und das Bickenthor abgebrochen, 'seind vorm Abbrechen 500 Jar gestanden'
(Quellens. II 108), 1541 ist das Rietthor laut Inschrift erbaut worden. Der
Neubau des Niedem Thores geschah 1721, der des äussern Bickenthores 1737
(Handschriftl. Chron.).
II.
MAUERTHÜRME.
Mauerthürme Zu den Mauerthürmen in der innern Stadtmauer gehörten drei kleine
sog. Wachtthürme, von denen noch einer steht (beim jetzigen Spital) und die zwei
grösseren: der Kaiserthurm (jetzt Schnabelsthurm) auf der Östlichen und der
S. Michaelsthurm auf der westlichen Seite der Stadt. Jener ist um das Jahr
1372 erbaut worden, laut folgender Inschrift auf der rechten Seite des Eingangs:
^IMIO • OOffilHI (DO
ccc^ iixxo ßecvoo
tQCgPS9 g gVt^t^Iß Igsg (Sic)
Da bloss die Ecken aus Quadern bestehen, und die Mauern unten nur 1,50 m dick
sind, -so ist kaum anzunehmen, dass der Thurm zur Vertheidigung gegen Feuer-
geschütze bestimmt war. Diesen Zweck hatte aber der an der westlichen Seite ganz
aus Quadern construirte S. Michaelsthurm, dessen Mauern bis zur Mitte eine
Dicke von 2,65 m aufwiesen. Die Erbauung seiner untern Hälfte föllt wol in den
Anfang des 15. Jhs., die der obern, wie aus der Verschiedenheit der Mauerung
und der Farbe der Steine zu ersehen ist, einige Jjahrzehnte später. Die beiden
nach rechts gelehnten Wappenschilde, die in zwei grossen Steinen unmittelbar über
der oberen Oeffnung ausgehauen sind und von denen der rechts noch einen Helm
mit dem österr. Pfauenschweif zeigt, deuten nicht erst auf das Jahr 1530, ihrer
Einsetzung hin (wie Schleicher Beitrag I 82 meint); auch an einem Privathause
in der Färbergasse gewahrt man über einem österr. rvillingischen Allianzwappen von
1430 den Pfauenschweif
Seine Aufgabe, die westliche Stadtseite gegen einen feindlichen Angriff von
dem nahen Hügel, dem sog. Hubelloch (bedeutet wörtlich Hügelwald), zu decken,
hat dieser Thurm trefflich erfüllt. Den Württembergem hat er im Spätjahr 1633
und den Franzosen im Juli 1704 siegreichen Trotz geboten und nur wenige Be-
schädigungen an den nördlichen Ecken erlitten. Noch mag erwähnt werden, dass
dieser Thurm, der früher auch der Diebsthurm hiess, in seinem untern Geschoss
u. a. 1497/98 dem durch Sage und Dichtung bekannten Villinger Localhelden,
Romeius Mans, dessen PersönUchkeit übrigens geschichtlich beglaubigt ist (Hug*s
Chronik S. 3 — 5, 12, 51) zum unfreiwilligen Aufenthalt gedient hat. Das Bild
dieses Landsknechts, mit erklärenden Versen, seit dem Anfang der 1850er Jahre
an der nördlichen Seite des Thurmes, war früher, seit dem 16. Jh., an der äussern
[796]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
103
•ÄiusrrtTj] orliirmfrrppt
7 ^11 iVn
^ig' 'S' VtlUngen. Äussere Thor t hur mtreppen.
Stadtmauer beim obem Thor. (Schleicher Beitrag zur Gesch. d. St. Vill. 1854
S. 81—96 und Ergänzungen dazu von Roder in den Schriften des Ver. S. 108
bis III. Auch die Pürschkarte von Rottweil von 1564 zeigt das Bild.) (Die In-
schrift *Als man zählt 1498 Jahr' etc. auch bei Gut mann Schriften d. Ver. i.
Donauesch. II 199. 204.)
Solange die Stadt den Charakter einer Festung hatte, wurde streng auf die instondhaitung
Instandhaltung der Fortificationswerke gehalten. Das Gesetzbuch von 1371 bestimmt:
'wir haben ouch gesetzet: swer durch die ringmur dehain loch brichet, der git
ze aynüng (Strafe) fünf pfünt pfenning. Wer ouch, das dehain murer oder dehain
zimermari dabi wer oder das hulffi, der git ouch fünf pfünt pfenninge. Wir haben
ouch gesetzet: swer vber vnser ringmura vs oder in climet oder darvber vsvallet,
der kunt vmb fünf pfünt ze ainüng, so er das düt; damah, so die tor beslossen
werden, oder wie er sich darvber vslasset, der ist der ainüng schuldig; vnd wer im
darzü beholffen ist mit sailen oder sus (sonst), der ist in den selben schulden'.
— Wir haben och gesetzt, das ' nieman dehain misti legen sol zwischent den ring-
muren vnd den gärten (im inneren Graben) vor allen toren, wan so verre (aus-
genommen) zwischent dem Kalchofen (Gelände auf der s. w. Seite der Stadt) vnd
dem Nidertor mag man wol misti legen. Wer aber da wider tati, als dik das be-
schehe, der kunt vmb 1 Hb., vnd sont die vier torhuter dar vmb ruegen.' (Ein-
trag von 1379.)
Nach der Abbrechung des sog. Bügeleisens 18 13 hat man seit 1825 die Schleifung
Fülle und die äussere Ringmauar allmälig abgetragen, die Erkerthore (zuletzt, 1856,
das vor dem Bickenthor) und auch das Niederthor abgebrochen und den äussern
Stadtgraben ganz, den innem grösstentheils aufgefüllt, so dass nur mehr die 5 Thürme
[797]
Digitized by
Google
I04 KREIS VILLINGEN.
und der Rest der innern Stadtmauer an die ehemalige mittelalterliche Stadtbe-
festigung erinnern.
Burg Die Burg soll auf der westlichen Seite der Stadt in unmittelbarer Nähe
der Stadtmauer, an der jetzt etwas erhöhten Stelle, ^Keferberg' genannt, gestanden
sein (die Kefer ein bürgerliches Geschlecht zu Villingen). Sie ist wahrscheinlich
schon von den Zährin gern erbaut worden. Wenn im J. 1326 Jmii 16 Herzog
Albrecht von Österreich, der neue Herr der Stadt, den Bürgern von Villingen eid-
lich 'versprechen musste, er, seine Brüder und Erben wollen 'dekein veste noch
bürg nacher (näher bei) der stat noch in der stat buwen noch machen, dann als
SV ietz gemachet sint' (Urkunde im Stadtarch.), so dürfte darunter diese Burg
und die nahe Warenburg (siehe diese) gemeint sein. Die auf ihre Freiheiten
eifersüchtigen Villinger sahen dieselben nur ungern. 15. Oktober 14 16 übergab Erz-
herzog Ernst von Österreich seinem getreuen Berchthold von Hohenberg das *auf
dem Keferberg' gelegene Haus sammt Zugehörung, ein österreichisches Erblehen, als
Eigenthum. Kurz darauf scheint es in den Besitz der Stadt gekommen zu sein, die
es abbrach. Fenstersteine, welche man an dieser Stelle in der Stadtmauer gewahrt,
sollen noch von dem ehemaligen Gebäude der Burg herrühren. (R,)
KIRCHEN
Vorbemerkung Die Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts urkundlich beglaubigten Schenkungen
in dieser Gegend an das Kloster S. Gallen setzen eine längst geschehene feste
Begründung des Christenthums und damit das Bestehen von Kirchen und Kapellen
voraus, an denen vielleicht gerade das genannte Gotteshaus seinen Antheil hatte.
Ueber das damalige kirchliche Leben in Villingen besitzen wir keine Nachrichten;
die Seelsorge wurde wol durch Mönche ausgeübt. Die Errichtung einer Pfarrei in
dem Dorfe Villingen durch Ausstattung der Kirche mit einer für den Unterhalt eines
ständigen Geistlichen oder Leutpriesters genügenden Widum unter Genehmigung
des Bischofs von Konstanz darf auf die Grundherren des Ortes, die Bertholdinger
(die späteren Zähringer) zurückgeführt werden, die desswegen auch das Patronatsrecht
oder den Kirchensatz besassen. Das Bestehen einer Pfarrei in Villingen am Ende
des 10. Jhs., als es durch Kaiser Otto HI zu einem Marktflecken erhoben wurde,
kann als sicher gelten.
GotteMckcrkirche Gottcsackerkirclie (vgl. Dürr Altstadt Villingen, im 'Hausfreund', Beilage des
Villinger *Schwarzwälder', 1841, No. 51 und 52).
Aus der Zeit der Zähringer, da Villingen noch an der Stelle der sog. Alt-
stadt stand, ist nur ein Baudenkmal, der wol noch dem 11. Jh. angehörige Thurm
der 'Unsrer Frauen' geweihten Altstadt- oder Gottesackerkirche übrig.
Diese Kirche war geräumig und bestand aus einem gewölbten romanischen Chor
mit schönem Chorfenster gegen Osten und gothischem Sacramentshäuschen, einem
später angebauten einschiffigen Langhause mit einer flachen, von eichenen Pfeilern
gestützten Holzdecke, frühgothischen (ursprünglich romanischen?) Spitzbogenfenstern
und einer Empore. Alte Grabsteine mit Inschriften reihten sich an den Wänden
aneinander. Am Portal der westlichen Seite war ein 'Vorzeichen' (urkundlich so ge-
[798]
Digitized by VjOOQ IC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
105
Fig, 16, Villingen. Thurm der Gottesacker ka pelle.
nannt 1476) angebaut, welches erst 1840 entfernt wurde. Das grosse Crucifix mit
den beiden Schachern (17. Jh.) stand in demselben und ist nun an der West-
seite des Thurmes angebracht. Dieser Thurm ist der einzige jetzt noch bestehende
Rest der alten Kirche. Sein Satteldach und Staffelgiebel ist typisch für die Ober-
länder Kirchenbauten in der Nähe des Bodensee's; das Mauerwerk besteht zum
Theil aus rothen und gelblichen Sandsteinquadern, zum Theil aus mit Putz über-
zogenen Bruchsteinen. Die Thurmmauern haben Anzug und das oberste Geschoss
ist ein wenig zurückgesetzt. Die Gliederungen des 48 cm hohen Sockels sind
etwas stumpf und entsprechen in ihrer Reihenfolge denen einer attischen Basis.
[799]
Digitized by
Google
I06 KREIS VILLINGEN.
Die glatten Sockelsteine sind theilweise gespitzt und geflächt, theilweise mit einem
2 — 3 cm breiten Saumschlag umzogen. Jeder ornamentale Schmuck ist an den
Gliederungen vermieden. Das zweite Stockwerk hat Lisenen und grosse Rundbogen-
friese, das vierte zu drei gekuppelte Rundbogenfenster. Die Mauerschlitze deuten
auf ehemalige Verwendung des Thurms als Befestigung. An der Ostseite desselben
Scuipturen gewahrt man, in dessen Mitte, ein in Stein gehauenes Relief, eine Figur mit
arabeskenartigen Verschlingungen (verschlungenen Kreisen), auf der Westseite eine
andere, ca. 50 cm lange Figur, die einen geflügelten Drachen mit heraus-
geschlagener Zunge und einem in einen Pfeil auslaufenden Schwanz darstellt. Vor
derselben steht ein zweiastiger Baum. Auf dem westlichen Dachfirste stand eine
ziemlich verwitterte Steinfigur, vielleicht den hl. Bamabas, den Stadtpatron von
Villingen, darstellend, im Vorzeichen, der Kirchenthüre gegenüber, unter dem Dache
eine andere Figur aus Stein, polychrom mit Goldverbrämung : Christus, in jeder
Hand eine goldene Krone haltend, zu seinen Füssen zwei Pilger (Dürr hielt sie
für Gallus und Columbanus, vgl. die Notiz bei Zell Sehr. d. AV. I 50) mit
Tasche und Stab, die Hände zum Flehen emporhaltend. (Dürr entzog diese
Figur der Zerstörung; sie ist vor einigen Jahrzehnten auf die eine leere Console
hinter dem Hochaltar im Münsterchor aufgestellt worden; die andere Figur, sowie
die Statuen des hl. Petrus und Paulus, welch' letztere unter dem Dache des Alt-
stadtvorzeichens standen, sind jetzt in der Alterthumssammlung.
Bis in das 16. Jahrhundert galt diese Kirche als die eigentliche Pfarrkirche
von Villingen (die Pfarrei ist erwähnt 1275 in dem Liber decimationis , FU. I
No. 4Q7 : plebanus eiusdem curavit de ipsa ecclesia) oder als die
'Pfarrkirche ausserhalb der Stadt', und es wurde regelmässig sonntäglicher Pfarr-
gottesdienst mit Predigt in derselben abgehalten (Schriftstück von 1543), daher
ihre urkundlichen Bezeichnungen: Ecclesia beatae Mariae in Vylingen,
quae dicitur ecclesia mater, sita extra muros (1298 FU. V No. 279);
parochialis ecclesia Veteris ville Vilingensis (1324, 1336 u. s. f.);
*pfarrkirche vserthalb der statt' (1506); rechte pfarr, da die lichlege
ist' (c. 1528).
Alte Altäre Altäre: 'wahrscheinlich, sagt Dürr, wurden im 17. Jh. alterthümliche
Altäre mit den jetzigen geschmacklosen, für die Kirche gar nicht anpassenden, ver-
tauscht'. Erwähnt werden urkundlich : die Altäre des hl. Kreuzes und des
hl. Michael, auf der rechten Seite (1298); ferner der auf der linken Seite des
Langhauses im Jahre 1324 von der Bäcker- und Müllerzunft mit Genehmigung
des Pfarrherm, Grafen Gebhard von Fürstenberg und seiner zwei Neffen Johann
und Götz von Fürstenberg, und des Bischofs von Konstanz gestiftete Altar, welcher
der hl. Jungfrau, der hl. Katharina und allen Heiligen gewidmet und mit einer
Pfründe, der spätem S. Katharinenpfründe, verbunden war (Urk. von 1324, Jan. 23,
FU. IV 450 f.). Weiter der 1336 von Hugo dem Haimbürgen, Pfarrer zu
Dauchingen, «gestiftete Altar mit einer Pfründe zu Ehren des hl. Nikolaus, der
hl. Katharina und aller Heiligen, neben dem S. Michaelsaltare auf der rechten
Seite gegenüber dem Beinhaus (FU. H No. 203 : iuxta altare s. Michahelis
archangeli a latere dextro eiusdem ecclesiae ex opposito capellae ossium mortu-
[800]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
107
Glocke
orum). Im J. 133g vermachte der Stifter dieser Pfründe seinen Hof zu Übcr-
achen, ein 'gemuret orthus' (Eckhaus) in der Stadt ViHingen, im Obern Ort 'gen
Samuel des Juden hus' u. a. Seit dem 15. Jh. war der Altar der hl. Ottilia
geweiht. Das Patrona tsrecht hatten nach dem Aussterben der Haimbürgen die
Bletz von Rotenstein (genannt u.a. 1490 und 15 14: Johann Bletz von R., Dora-
decan zu Konstanz). Die Erhardspfründe, deren Altar sich *in Vnser frowen
kilchen (in der Altstadt) an dem Wendelstein vor Vnser frowen bilde' befand, ge-
stiftet von dem Villinger Geschlecht der Vitter (Urkk. seit 1361).
Im J. 1855 ist leider diese interessante Kirche, mit Ausnahme des Thurmes,
angeblich wegen Baufälligkeit (!!) abgebrochen und an ihre Stelle die jetzige
*gothische' Kirche gebaut worden. Die Heiligenfiguren des neuen Hochaltars
stammen aus der ehemaligen Klosterkirche Amtenhausen. Es sind fUnf grau an-
gestrichene spätgothische Holzstatuetten: hl. Georg mit dem Drachen, hl.
Katharina mit Krone und Schwert, Madonna mit Kind, hl. Barbara mit Kelch
und Krone, hl. Sebastian mit dem Bogen (? bekleidet!), sehr gute Arbeiten des
15. Jhs. Die Figuren stehen unter einem Altarbaldachin mit reichem Astwerk.
Im Thurme der Altstadtkirche hängt eine Glocke (1846 aus dem
südl. Münsterthurm hieher verbracht). Inschriften derselben:
Am Kranz :
AB HOSTILE SVECO DIFFRACTA SVM ANNO MDCXXXHI ET BIENNIO
POST AD DEI ET MARIAE VIRGINIS MATRIS GLORIAM REFVSA.
(Jenes geschah am 8. Sept. 1633. Schriften des Vereins zu Donaueschingen Ifl
S. 245).
Darunter :
I FERDINAND VON FREIBVRG HANNS GEORG MAIENBERG HANNS
THOMAN SCHVO (darunter: AMBT LEVT) M GEORG GRVOBER PFARR-
HERR HANNS PHILIPP MAIENBERG MELCHIOR NECKHER (darunter:
KIRCHEN PFLEGER).
Darunter fünf Wappen der Genannten in Medaillenform.
Am Schlagring:
CHRISTOF REBLE VON VILLINGEN GOSS MICH ^635-
Am Helme die Jahreszahl \8^6.
Der Glockenstuhl besteht aus Tannep- und (sehr alten) Eichenbalken. Gi"cken«tuhi
Die hölzerne Gedenktafel, welche im frühern Vorzeichen hing, wurde Gedenktafel
erneuert und ist nun auf der linken vordem Wand des Langhauses angebracht.
Die jetzige Inschrift derselben, welche früher auf der rechten Vorden^and stand,
lautet: *Das ist das Verzeichnis des grossen Sterbend, der was, da
man zalt 134g jar. Ders eibigen Seelen, die damals starben,
waren 3000' (Schriften des Don. -Vereins V 98). Dabei steht der Zusatz:
•In Folge des verlegten k. k. Feldspitals im J. 1813 und 1814 vom
19. Dez. bis 12. Mai starben der hiesigen Einwohnerschaft 202
Personen'.
Eine gute, vor ca. 40 Jahren gefertigte Bleistiftzeichnung der alten Kirche Zeichnung der
in der Alterthumssammlung.
[801]
Digitized by
Google
^
Io8 KREIS VILLINGEN
Alte Beinhau»- Die VOF etlichen Jahrzehnten abgebrochene Beinhauskapelle an der west-
kapclle
liehen Kirchhofmauer hatte eine Altarpfründe zu Ehren der hl. Maria, der hl.
Anna und der Dreikönige. Die Kapelle wird urkundlich von 13 17 an genannt;
1473 wurde sie von neuem dotirt. Vgl. auch FU. II No. 203. 209*.
Im August 1690 bat Abt Georg von S. Georgen zu Villingen den Magistrat
um Ueberlassung der Steine am Giebel des baufälligen, nicht mehr bewohnten
Messnerhauses in der Altstadt.
Vor der Kapelle steht ein älterer, kleiner, "spätgothischer Bau mit Schlitzfenstern.
MUtiiter Münster, Das Pfarrmünster in Villingen (Christi. Kunstblätter, Beil. zum
Freib. Kirchenbl. 1886 No. 51. — L. Engesser eb. No. 53).
Vgl. Ansicht auf Taf. XIV.
Bau«e«:hichte Bei der Verlegung des Ortes Villingen an seine jetzige Stelle (um 1 1 19) wurde
in den Bauplan auch ein pas^sender Platz für eine neue Pfarrkirche sammt Kirchhof
vorgesehen. Schwerlich begann man damals schon den Neubau, da die alte Kirche
einstweilen noch genügte. Eine hölzerne Kapelle mochte für den täglichen Gebrauch
ausreichen. Schon Graf Egino V (gest. um 1236) dürfte den Bau des der hl.
Jungfrau und dem hl. Johannes dem Täufer geweihten Münsters in Angriff ge-
nommen haben. Die c. 45 cm hohe und 30 cm breite, reliefartig in Stein ge-
hauene Figur an der östlichen Seite des südlichen Thurmes zeigt angeblich, obwol
verwittert, das Bild eines Mannes in symbolischer, die Ausübung des richterlichen
Grafenamtes andeutender Stellung: auf einem Stuhle sitzend, das eine Bein ge-
kreuzt (der Kopf fehlt). — Man hat aus der Aehnlichkeit dieser Figur mit dem
Bilde des richtenden Grafen auf dem Siegel Egino's an der Schenkungsurkunde für
Bebenhausen von 1228 (Riezler Gesch. des fürstl. Hauses Fürstenberg S. 45)
schliessen wollen, dass auch hier Egino V dargestellt sei; indessen ^wird doch wol
nur ein Wasserabfluss in dieser Sculptur zu sehen sein {K). Eine kräftige Förderung
erfuhr der Bau durch dessen Sohn, den edlen Grafen Heinrich I. Noch bei
seinen Lebzeiten war der Chor soweit fertig, dass der Graf ihn für seine
Begräbnissstätte bestimmen konnte. Laut einer Urkunde von 1294, Oct. i, schenkte
seine Wittwe, Gräfin Agnes, dem Armenspital zu Villingen ein Gut zur Unterhaltung
eines ewigen Lichtes in der Villinger Pfarrkirche über dem Grabe ihres Gemahls
und dem ihrigen (oleum sufficiens ad lampadem ad sui et mariti sui legitimi sepul-
chrum in ecclesia parochiali in Vilingen pendentem. FU. I 286 u. IV 446).
Leider ist nun keine Spur mehr von diesen Grabmälem vorhanden; bei Gelegenheit
der beklagenswerthen Restaurationsarbeiten im Münster zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts mögen sie beseitigt worden sein.
Es muss sehr bedauert werden, dass schriftliche Nachrichten über den Bau
dieses Gotteshauses bis zum 18. Jh. fast ganz fehlen. So wissen wir nicht, wann
und durch welchen Bischof von Konstanz dasselbe die Weihe erhalten hat. Nur
gelegentliche Bemerkungen, hauptsächlich in Stiftungsurkunden, ermöglichen uns
Schlussfolgerungen über den Bau. Die urkundlichen Bezeichnungen des Münsters
sind: Parochialis ecclesia sancti Johannis infra muros (1291); ecclesia parochialis
Sita in oppido Vilingen infra muros (1324); liitkilche (1290, 1295); ecclesiae (in
der Altstadt) capella sita intra muros b. Johannis (1298, 1355); Vnserer frowen
[8021
Digitized by vnOOQlC
Tafel XIII
Ofen von Hans Kraut in Villingen; jetzt im Kensington Museum,
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Tafel XIV
ViUingcn, Ansicht der Pfarrkirche.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. lOQ
vnd sante Johannes kilche (1306); sant Johansen münster (1308); der lütkylchen
munster (13 18); sant Johannes munster, daz zer Ivtkylchen gehöret (1322); münster
(1323, 1349 und oft von da an). Aus dem Folgenden ergibt sich, dass der
südliche Thurm älter ist als der nördliche, was auch daraus
hervorgeht, dass er in seinem unteren Stockwerk noch romanischen Baustil
zeigt. Der Umstand, dass im Stadtgesetz von 1293 und 1294 von Läutung der
'grossen gloggen' und in einer Urkunde von 1306 vom Zusammenläuten die Rede
ist (siehe FU. I 317) lässt annehmen, dass er damals bereits fertig. Seit 1323
muss auch der nördliche Thurm schon fertig gewesen sein. In einer Urkunde
vom 25. Juli dieses Jahres wird nämlich des von Berthold dem Haimbürgen von
Villingen, Kirchherm zu Thuningen (O. A. Tuttlingen), gestifteten Altars *in dem
munster ze Vilingen' hinter dem S. Maria Magdalenenaltar *in dem orte gen
Zanne huse' Erwähnung gethan. Dieser Altar, mit dem eine Pfründe verbunden
war, 'ad honorem sancte Virginis Marie, sancte crucis ac omnium sanctorum eiusdem
altaris patronorum* stand 'in ecclesia parrochiali sita in oppido Vilingen infra muros
iuxta chorum sub turri ex opposito domus civis dicti Zan' (Urk. von 1324
Nov. 6 im FU. II No. 129a), oder nach einer Urkunde von 1337 'vnder dem
turne in dem munster ze Vilingen gegen Zanne hus*, nach einer andern von 1347
'vnder dem nuwen turne in dem munster'. Das Geschoss unter dem ersten
Gewölbe, in welchem dieser Haimbürg'sche Altar sich befand, hiess das 'finstere
Chörle', der Thurm selbst auch der 'Wendelstein', und dementsprechend das untere
Geschoss des anderen, südlichen Thurmes das 'helle Chörle', und der Thurm selbst
der alte Thurm. So wird femer genannt 1342 ein Altar der hl. Katharina 'gegen
dem nuwen wendelstain', 1359 der Leonhardsaltar 'bi des cores tur an dem nüwen
tum', 1479 ^^^ Nikolausaltar 'vnter dem alten turn, das man nempt das hei
chorlin' und der Kreuzaltar (der Haimbürg'sche) 'vnter dem nuwen turn, das man
nempt das finster chorlin', 1487 der Nikolausaltar 'im chorlin gegen dem spital
(jetzt Kaufhaus) über', der Kreuzaltar 'im finstern chorlin'; ebenso 1538, 1542,
1640 etc. Unter dem Wendelstein versteht man sonst eine steineme Wendeltreppe,
in Villingen aber auch einen Thurm, in dem der Aufstieg durch eine solche Treppe
bewerkstelligt wird. Die erst vor 20 Jahren abgeschaffte Wache auf dem südlichen
Münsterthurme hiess deshalb die 'Hochwacht' oder die Wacht auf dem Wendelstein
(Eidbuch von 1573); ja sogar den Thurm der Altstadtkirche nannte man früher so,
obwohl er keine Wendeltreppe hat (s. oben S. 107). Das Langhaus ist später
als der Chor, und zwar, wie die Verbindung dieser beiden Theile
im Mauergefüge zeigt, nach einiger Unterbrechung der Arbeit
gebaut worden. Diese Behauptung gilt wenigstens von der obern Partie des-
selben. Die Frage, ob es sich da um einen ganzen oder nur theil weisen
Neubau handelte, wird sich schwer entscheiden lassen. Die noch vorhandenen
verkohlten Enden von in die Mauer eingelassenen Balken (es sind deren drei) auf
der nördlichen Seite unter dem Dach des linken Seitenschiffes deuten auf ein
Brandunglück. Sind es etwa Spuren des Brandes von 1271? Der einförmige
und im Ganzen kunstlose Charakter des Langhauses, die Flüchtigkeit des Mauer-
werks, das mit Ausnahme der Partie an der westlichen Front vielfach aus unbe-
[803]
Digitized by vnOOQ IC
HO KREIS VILLINGEN.
hauenen Bruchsteinen und Mörtel besteht, drängt zu der Annahme, dass der Bau
in einer Zeit muss entstanden sein, in welcher Viliingen sich nicht einer glänzenden
Finanzlage erfreute. Das war aber der Fall in den Jahrzehnten nach dem Loskauf
der Stadt von Fürstenberg 1326, der für sie die Bezahlung bedeutender Geld-
summen und das Eingehen sonstiger Verpflichtungen im Gefolge hatte (Riezler
a, a. O. S. 248), die noch lange schwer auf ihr lasteten. Ein Zeitgenosse, Johann
von Winterthur, schreibt hierüber: per haec mala (Streit der Stadt mit ihren Herren)
Philingenses per plura annorum curricula in rebus inestimabiliter attenuati fuerunt,
sed dem um ad pingwiorem fortunara domino adiuvante deducti sunt, paulatim res
amissas recuperando (Ausg. v. Wyss im Arch. für Schweiz. Gesch. XI 97).
Dass der Bau um 1570 schon längst fertig war, lässt sich wol aus fol-
gender Bestimmung des alten Villinger Stadtgesetzes vom Jahr 137 1 über das Recht
des Begräbnisses im Münster schliessen: *wir haben gesetzt, das man nieman (sol)
begraben in dem münster ze Vilingen won (ausser) priester. Ist aber, das ieman
anders darinne ligen wil, den sol man darin mit begraben, im erlob es denne der
rat ze Vilingen; vnd mit namen sol man kain kint darinne begraben, wes kint es
joch (auch) ist; es sie denne, das ainer oder sin vordem ain alter (Altar) gestift
haben in dem munster oder von alter (von altersher) ain grab darinne haben,
die mvgen darinne wol ligen, die nut kint sint.'
Eine kurze, den Münsterbau betreffende Notiz findet sich in Hug*s Chronik
S. 207 : 'item im selben jar ongefarlich vmb Barthlomey (Aug. 24) fing man an
zu buwend an der usser brück form Oberthor, die ward vfegemacht vff sant Martins-
auben (Nov. 10). Do brucht man fasst fill gehowen stain zu, die zu dem minster
geomat warend. Da rett der gemain man dem raut (Rath) fill in den selben buw.'
Unter dem Bau, für welchen diese Steine bestimmt gewesen waren, ist wahrscheinlich
der der Sakristei verstanden, welcher dann laut Jahrzahl in einem eingehauenen
Medaillon auf der östlichen Seite doch bald darauf, nSmlich 1538, zu Stande
gekommen ist.
1683 wurde das Münster mit neuen Kirchenbänken versehen. Eine durch den
Stadtrath genehmigte Taxordnung vom Januar 1684 bestimmte die jährlichen Ge-
bühren für die einzelnen Plätze. Sie richteten sich nach der mehr oder weniger
günstigen Lage derselben (hinter oder vor der ^Saul') und schwankte zwischen 3-
und 9 Batzen; bei armen Leuten sollte der Einzieher 'billichen Dingen nach mit
sich handien lassen'. Jede Person auf der Männer- und Frauenseite hatte ihren
zugewiesenen Platz, vorn im Langhaus war der *Amtsstuhr.
Bauverinder- Ziemlich umfasscude Bau Veränderungen wurden unter Pfarrer Joh, Heinr. Motz
ungen im
17. u. 18. Jh. (Pfarrer von i6öo — 1698) in Aussicht genommen, wie ein flüchtiger, aber später
unbenutzter Abriss des Villinger Steinmetzmeisters Andreas Brucker über die Er-
stellung von Bögen unter dem Lettner von 1689 zeigt. Wegen der damaligen
kriegerischen Wirren konnte die Ausführung der Pläne grösstentheils erst über
20 Jahre später unter Pfarrer Johann Jak. Riegger, einem geborenen Villinger
(1698— 1737), zur Ausführung gelangen. Freilich müssen wir diese ^Renovation'
des altehrwürdigen Gotteshauses, die sich fast durchweg eben als eine Verzopfung
im Geiste jener Zeit darstellt, in hohem Grade bedauern. Aufschluss hierüber gibt
[804]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. I 1 1
hier im Einzelnen die ^Summarische Rechnung über die Bawcösten beeder Neben-
theilen ahn Vnser Lieben Frawen Pfarrmünster oder Kürchen, sambt was soi>st
hierbey repariert wordten' d. d. 15 November 1723. Das von Dekan Riegger und
den Münsterpflegem Joh. Bapt. Gansser, Michel Hessler, Cyprian Winterhalter,
Johannes Cammerer und Johann Jak. Kattler unterzeichnete Schriftstück (Pfarrarchiv)
beginnt: *Zue wissen, das Vnser Lieben Frawen Pfarr-Münster allhier in Villingen,
so aller Anzeüg nach ein sechshundertjährig altes Gebäw, schon in anno 1701 in
solch bawfahlig vnd ohnscheinbarem Standt sich befundten, dass nöthig erachtet
wordten, selbiges pro necessitate zue reparieren vndt in bessere Zier vnd formb zue
bringen; zue dem Endte in ermeltem 1701^*^" Jahrgang eine newe Decke oder
Bühne in den mittleren Theil der Kürchen gemacht vndt sowohl dise als das
Gewölb im Chor mit Laubwerck von Stucatorarbeit aufzgeziert, auch die Fenster
erneweret, die sumptus aber hierzue aufz defz Hochw. Herrn Joh. Hainr. Mözen,
ss. theologiae doctoris, decani capituli ruralis vnd difz Orts 38 Jahr gewest, wohl
verdienten Pfarrherren der Kürchen qua per testtimentum instituierten heredis uni-
versalis verschafften Erbs-Mittlen erhebt worden. (Die Stuccaturarbeiten fertigte laut
einer Specification Ignatius Bürckner *Stockador vnd Ypsermeister' zu Villingen um
33 fl. 26 kr. Sie bestanden hauptsächlich in der Ausführung von vier grossen
Feldern selbviert, in der Umfassung der Sakristeithüre und der beiden Thurmthüren,
im Wegstemmen der *6 Säulen hinder denen Bilderen' — d. i. der Halbsäulen
(Dienste) auf beiden Seiten des Chors, an die sich die zusammenlaufenden Rippen
des Chorgewölbes anschlössen; zwei dieser Halbsäulen sind noch vorhanden; oben
ist unter zierlichem Baldachin auf einer Console auf dem einen eine Heiligenfigur,
die polychromirte Figur auf dem andern stammt aus der Altstadt (siehe oben);
1704 Sept. 22 schloss der Orgelmacher Johann Christoph Albrecht von Waldshut
einen Accord, die Orgel, welche im Chor stand, zu verbessern, eine neue Wind-
lade zu machen und neue Register einzusetzen, welche Arbeit 1706 gefertigt wurde.)
Alldieweilen aber eodem anno der leidig Spanische Successions-Krieg . . . erfolgt . . .,
so ist die gleichmässige Erbesserung der Nebenseithen (d. i. Seitenschiffe) in völliges
Stecken bifz hiehero, inzwischen aber das Tachwerck sambt denen Deckinen in
solchen Abgang gerathen, dass hierdurch grosse Gefahr \Tidt negst erfolgenter Ruin
zue besorgen gewesen. Dannenhero ein löbl. Magistrat auf dermaligen Herrn Decani
vndt Pfarrherrens, Herrn Magislri Joh. Jacob Rieggers Hochw., eyffrige Vorstellung
der Noth vndt Anständigkeit sich resolviert hat . . . zue Gottes vndt Mariae, auch
anderer heyl. Kürchen -Patronen Ehr der Noth zue steüren vndt dise liebe Muetter-
vndt Pfarrkürchen zue gegenwärtig vndt zuekünftig christkatholischer fromber Patrioten
Consolation in bessere Zier vndt Ehrstandt stellen zue lassen. Solchem nach
pro habita deliberatione nöthig erachtet worden, die Nebenseithen vmb 3 Schue
zue erhöchen, sodann, weilen die Kürchen sehr finster wäre, loco der in
beeden Wandtmauren gewesten 10 Fenster aniezo 14 Liechter vmb besserer
Regularität vndt Erleuchtung willen einsezen, nicht weniger dafz vndere (süd-
liche) Haubtportal, so gar nider wäre, nebst beeden Neben thüren, etwafz höcher
vnd letztere weither machen, auch die Orgel vnd deren Letner, damit der Chor
geöffnet vndt ein freyer Prospect auf den Hochaltar erhalten werde, binden in die
[805]
Digitized by vnOOQ IC
112 KREIS VILUNGEN.
Kürch (obwohlen dise Translocation wegen beschwerlich vermainten Accefz vndt
anderen Hindernussen sich anfänglich sehr difficill gezaigt,) versezen zue lassen;
zuemahlen die Reparation des schon vor loo Jahr gemachten, nunmehro aber
zimlich beschädigten Vorzaichens nebst der Besorgung des Stilicidii oder Tachtraufs
vor dem Chor vndt Thümen auf die Nebentächer zimliche Arbeit vndt Cösten
causiert hat; nichts destoweniger solcher Baw disen gegenwärtigen Sommer bifz
Martini, Gott gedankt!, glücklich vollendet, benebenst die gantze Kürche aufz-
geweifzlet, die newe Chor-Stafflen gelegt, der Taufstain vndt 2 Altar versezt, auch
das Pflaster hin vndt her verbessert worden.'
Kostenrechnung Nun folgt eine genauc Berechnung der Kosten für Baumaterialien (die
Quadersteine oh der Osterhalde im Kimachthal , auch auf dem Nollen [rechts an
der alten Vöhrenbacher Strasse], die Besetzplatten in Kappel gebrochen), für Hand-
werksarbeiten (u. a. von *drei Principal-Stucatorem', dabei Ignatius Bürckner; Aus-
weissung des Mittelschiffs und des Chors; wegen Versetzung des Lettners, Stiegen-
anlage (im hellen Chörle), Thürendurchbruch ; Translocierung zweier Altäre und
des Taufsteins; Fassen des Muttergottesbildes unter dem Vorzeichen durch Hein-
rich Schilling; Orgel Versetzung durch Christoph Albrecht von Waldshut und drei
Gesellen) und für Zehrungen (der Fuhrleute, der Handwerks- und Amtleute).
Totalsumme der Baukosten 3992 fl.
Apotteiwider Kurze Zeit zuvor, nämlich 17 15 — 17 19 waren durch den Villinger Bildhauer
und Lilienwirth Joseph Schupp zu der in letzterm Jahre festlich begangenen sechsten
Säcularfeier des Bestehens der Stadt Villingen die für die beiden Seiten des Mittel-
schiffes bestimmten 12 Apostelbilder sammt den zweien von Paulus und Barnabas
aus Holz gefertigt worden. (Jede Figur kostete 18 fl., die Kosten brachte man durch
freie Beiträge auf.)
Scbmiedeis. Gitter 1 724 wurde der Chor vom Langhause durch eiserne, von den Villinger
Schlossern Johann Stern und Kaspar Speth geschmiedete Gitter abgeschlossen.
Hochaiur Der 'schon bis gegen 200 Jahre' (?) alte Hochaltar war mit der Zeit *ganz
schlecht und baulos' geworden, auch mehr als ein Stück heruntergefallen. Die
Geistlichkeit beantragte deshalb die Erstellung eines neuen Rococo-Hochaltars. Die
Ausführung um 1600 fl., in welche Summe auch die gesammte Bildhauerarbeit *an
Bildern und Statuen' inbegriffen war, übernahm nach einem vorgelegten Riss laut
Accord vom 29. März 1737 der Villinger Schreinermeister Johann Martin Hermann.
Im Frühjahr 1738 war das Werk vollendet. Die 1,80 m hohe, mindestens dem
15. Jh. angehörende steinerne Marienstatue, die auf dem früheren Altar gestanden
sein soll, wurde bei dieser Gelegenheit beseitigt, an den zweiten Pfeiler links im .
Langhause gestellt, wo die Wöchnerinnen eingesegnet zu werden pflegten (über der
• Statue brannte ein Licht), und befand sich einige Jahrzehnte in Privatbesitz, bis in
die 1850er Jahre, wo sie durch Aufstellung am Chor der neuen Pfarrkirche zu
Dauchingen wieder zu Ehren kam. Wohl 1738 wurden auch die bis zum Anfang
des gothischen Chorbogens emporragenden Halbsäulen aus Cement und Stein zu
beiden Seiten an den Ecken der Wände beim Chorgitter aufgeführt, das grosse
hölzerne Crucifix am Scheitel des genannten Bogens angebracht und auf jene Halb-
säulen rechts die Statue Marias, links des Johannes gestellt.
[806]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEX. — VILLINOEX. I 13
Gleichzeitig kam es auch zu anderen Bauveränderungen : 'weilen zuvor der Neue Sakristei
Tabernakel linker Hand neben der Sakristeithüre in der Mauer gewesen, aber
dermalen wegen Enge des Platzes in den neuen Hochaltar gestellt worden ist, und
weil es von dem Fussboden des Chores in die alte Sakristei 5 Stapften tief hinunter
ging, welches der hochw. Geistlichkeit gar beschwerlich mit Auf- und Absteigen
gewesen; auch in der alten Sakristei ohnedem das Gewölb ziemlich baufällig, auch
etwas zu eng und klein, auch wegen der tiefen Lage die Kirchenparamenten in
grossen Schaden gekommen und angelaufen, auch verderbt worden sind und glaublich
der Brunnen, so beständig mit einer Röhren in der alten Sakristei geloffen, auch
zum Verderben eine Ursach gewesen : als ist von Seiten der hochw Qrdigen Geist-
lichkeit in U. L. Fr. Pfarrmünster und von weltlicher Obrigkeit und Kirchenpflegern
beschlossen worden, eine neue Sakristei zu erbauen. So wirklich beschehen,
die alte abgebrochen und die neue 3 Schuh weiter gemacht, das Fundament aus-
gegraben, frisch mit grossen Steinen ausgemauert und der erste Stein den 4. Brach-
monat 1738 mit der Gnad Gottes gelegt worden in dem Eck gegen dem alten
Schwanen (jetzt Oekonotniegebäude) gleich ob dem Fundament mit einem vierecketen
darein gehauenen Loch , allwo gegenwärtige Abschrift ist eingelegt worden. Zu
dieser Zeit war Ihro Hoch würden Herr Jficob Bened. Schuch Stadtpfarrer (Namen der
übrigen Pfarrgeistlichen, des Stadtraths, Angabe der Frucht- und Weinpreise und
der gangbarsten Münzsorten). Villingen 4 Juni 1738. Joh. Berger, Altschultheiss,
z. Z. Kirchenpfleger.' Pap. -Urkunde.
1 739 sind die Helme beider Münsterthürme neu gedeckt worden und zwar Neue Timnn-
der , auf welchem der Thurmbläser ist (der südliche) mit Blei , der andere mit ""' *
Ziegeln. 1751 ersetzte man die Bedachung des südlichen Thurmes zur Hälfte
durch eine solche von Kupfer. (Handschrifil. Chron.) 1760 wurde der Hochaltar von
Maler Joh. Michael Schmadl um 950 fl. neu gefasst. (Accord vom 6. April 1759.)
Bauarbeiten in neuester Zeit: Zu Anfang der 1830er Jahre Er- jung»te
höhung des Fussbodens in den 3 Schiffen um c. 2 Schuh (nicht zum Vortheil
des Ebenmaasses des Ganzen!), Entfernung des geschmiedeten Chorgitters, der
Halbsäulen am Chor und Anbringung der 3 Kreuzesfiguren an der inneren Wand
des südlichen Portals. 1851 Entfernung des Vorzeichens am südlichen Portal,
eines auf 5 steinernen Säulen ruhenden Baues mit einem kupfernen Kuppeldach.
1856 Ausbesserung der Thürme, Bedeckung der Wände des Langhauses mit gelber
Ockerfarbe, der Säulen und der Apostel figuren mit grauer Gel färbe (letztere vorher
polychrom mit Gold Verbrämung). Heraufhebung der zu tief im Fussboden liegenden
Kanzel und Anbringung eines neuen Schalldeckels (der frühere Rococo mit Figuren
der Dreifaltigkeit). Erstellung einer hölzernen Stiege zur Emporbühne. Abtragung
des Roco(^o - Hochaltars und der 4 Seitenaltäre und Ersetzung der letzteren durch
die jetzigen stillosen (Aufstellung 1857). 1859 Anbringung des zugleich als
Communionbank dienenden gusseisemen Chorgitters. Aufstellung des jetzigen Tauf-
steins (Jahreszahl 1631, stand bisher in der Kirche zu Weileisbach). 1862 (Okt.)
Aufstellung des jetzigen gothischen Hochaltars (von Bildhauer P. Metz aus Gebrats-
hofen bei Leutkirch gefertigt um 3760 fl.). 1876 Tieferlegung des Daches der
Sakristei, Wiederherstellung der ursprünglichen, aber wol 1738 vermauerten zwei
8
[807]
Digitized by vnOOQlC
1
114 KREIS VILLINGEN.
Fensteröffnungen auf der nördlichen Seite des Chors (dabei Auffindung eines Restes
der alten Glasgemälde ; jetzt in der Alterthumssammlung) und Einsetzung von 4 nach
Teppichmustem (von Müller in Offenburg) gemalten Chorfenstem. 1881 Abtragung
des nördlichen Thurmes im oberen Geschoss von den Schallöffhungen an wegen
Baußllligkeit (die Mauer überhing auf der s.w. Seite unmittelbar unter der Gallerie
um 15 cm) imd Neuaufführung desselben sammt dem Helm (um 15000 Mark).
Altäre Altäre im Münster: Ausser dem der hl. Jungfrau und Johannes dem
Täufer geweihten Hochaltar zählte man bis in das 19. Jh. noch 13 Neben-
altäre. Urkundlich nachweisbar sind: der von Heinrich dem Ritter von Sletzstat
gestiftete S. Blasiusaltar. Der Priester desselben soll täglich bei der Morgen-
dämmerung (diluculo) eine Messe, später die Tagmesse genannt, lesen. Bestätigung
durch den Pfarrrector Konrad, Graf von Fürstenberg, von 12Q5 Apr. 17. (FU. V
No. 271.) Neue Dotirung dieser Pfründe 1499 J^^i ^i- durch Melchior Humel,
Kaplan zu Villingen. Der Frühmessaltar stand bis in die 1850 er Jahre in der
Mitte vor der Chorstiege. Der Maria Magdalenenaltar, vom Rath der
Stadt gestiftet 1306. Der Priester der Pfründe muss tägKch auf demselben eine
Messe lesen, wann man zur *vrone mess zesamen gelutet\ Der Altar stand
später vor dem Bogen des linken Thurms. Der von Berthold dem Hainburgen
gestiftete hl. Kreuzaltar im finsteren Chörle 13 15. Stiftung eines ewigen Nacht-
lichts vor demselben 1337. Patronatsherren 1423 die von Tierberg, i486 bis 161 1
die Bletz von Rotenstain (Begräbniss derselben in dieser Kapelle), von da an die
Widmann (Johann Christoph Widmann von Müringen, Schwager des Joh. Heinr.
Bletz). Der S. Nikolausaltar im hellen Chörle, gestiftet schon vor 1334 durch
Priester Burkart von Tannheim ; Bestätigung durch den Bischof Nikolaus von Konstanz
im genannten Jahr. Patronat im 16. Jh. bei den Stähelin von Stockburg. Der
St. Leonhardsaltar 1 3 1 8, neben dem S t. Katharinenal tar, gestiftet 1342,
stand auf der linken Seite, bei der Chorthüre am neuen Wendelstein (siehe
oben). Verleiher der Pfründe war der jeweilige Pfarrherr. VVendelinsaltar,
1377, eine Pfründe darauf gestiftet durch Richo von Haigerloch, Pfarrrektor
zu Villingen, 1422, neu dotirt 1446 durch Kaplan Hainrich Waltsnider, an
dessen Familie das Patronat kam. S. Sebastiansaltar 1331. Altar von St.
Urban, Sebastian, Konrad, Barbara und Margaretha, 1481 durch die Maienberg
gestiftet'.
Die vorstehende Ausführung, welche wir Herrn Prof. Roder verdanken,
stellt Alles zusammen, was aus urkundlichen Quellen über die Geschichte des
Villinger Münsters beizubringen war. Es erübrigt noch, das Resultat der bauanaly-
tischen Untersuchung vorzulegen. Danach kann es keinem Zweifel unterliegen,
dass der um 1236 eröffneten ersten Bauperiode, der romanischen, ausser dem
Thurm, mit dem man ganz gewiss nicht allein begonnen hat, auch die Pfeiler des
Langhauses (sicher die zwei Rundsäulen mit romanischen Capitellen), das Westportal
und das an der Südseite angeordnete romanische Doppelportal angehören. Im Wesent-
lichen bewegen sich diese Bautheile im Anschluss an die oberrheinische, speciell
elsässische Architektur der ersten Hälfte des 13. Jhs., wenn sie auch weit entfernt
sind, den Reich thum und die kräftige Entfaltung elsässischer Bauten zu wiederholen.
[8ü8]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLIXGEN. - VILLTXGEX.
I I '
^^g' n- ViUingen, Münster. Grumiriss.
[809]
8»
Digitized by
Google
ii6
KREIS VILLINGEN.
Grundriss
Langhatis
Inneres
Arusseres
Südl. Doppel-
portal
Auch die spitzbogigen Arcaden wird man noch der Mitte des 13. Jhs. zuschreiben
müssen : gerade so gut wie die ähnlichen Arcadenstellungen in den kirchlichen Bauten
Schlettstadts und S. Die's. Einer zweiten Bauperiode, in welcher sich der Ueber-
gang zur Gothik vollzog, gehört der Chor an, welcher sicher noch vor Ausgang
des 13. Jh. vollendet wurde; ebenso die oberen Theile des Südthurms. Eine dritte
Bauperiode schuf (bis 1323) den Nordthurm und überarbeitete die oberen Parthieen
des Langhauses, welche, wie die romanischen Oberlichter beweisen, auch noch in
der ersten Bauperiode in die Höhe geführt, dann aber, wie die Reste verbrannter
Balken aufweisen, durch einen Brand (1271) angegriffen waren. Dieser oder einer
spätem Restauration dürfte die Erneuerung der Seitenschiffsmauem angehören,
welche von dem der älteren Bautheile ganz verschiedenes Mauerwerk zeigen und
aus deren Verband das romanische Doppelportal vollständig heraustritt.
Baubeschreibung. Der Grundriss (Fig. 17) zeigt ein dreischifiiges Lang-
haus, dessen Ostseite von dem polygonen Chor und den beiden ihn flankirenden
Thürmen begrenzt ist: ein Querschiff fehlt. Die Orientirung ist fast genau, aber
schon die Spitze des Triumphbogens fei 11t ausserhalb der Choraxe.
Die Langhausschiffe sind durch viereckige, an den Kanten zum Theil ab-
gefaste Pfeiler getrennt, deren Fuss im Boden steckt; die Bekrönung der Pfeiler
besteht zumeist aus einfacher Platte mit Schmiege : nur das letzte (8.) Joch der
Westseite ist in der Behandlung verschieden : statt der Abfasung bemerkt man hier
vorgelegte Dreiviertelsäulchen. Statt des dritten quadratischen Pfeilerpaars (von
Osten her) sind zwei Rundpfeiler eingestellt, deren Fuss ebenfalls in der Erde steckt
und daher nicht untersucht werden konnte; der südliche Rundpfeiler hat ein mit
Weinlaub ornamentirLes, von einem Seil umwundenes Capitell, darüber einen Barock-
kämpfer; das entsprechende Capitell des südlichen Pfeilers ist abgerundet und ent-
behrt des plastischen Schmuckes. Diese Pfeiler tragen spitzbogige Arcaden, welche
ich gleich den Pfeilern selbst noch der Mitte oder dem Ausgang des 13. Jhs. zu-
schreibe, während deren Einfassung mit Perlschnur und Akanthus (im Mittelschiff
an den Bogenspitzen eine Barockschleife) der Restauration des Barocco zu ver-
danken ist. Die Hochwand des Mittelschiffes ist über den Arcaden und unter
den Oberlichtern durch einen ähnlich behandelten Barockfries getheilt; Fenster und
Oberlichter sind in allen Schiffen im Sinne des Barocco überarbeitet, welchem auch
die gegipsten Decken angehören. Dass, wie ein Aufsatz der 'Christi. Kunstblätter*
(s. o.) angenommen, die Kirche jemals gewölbt war, ist bereits (ebenda S. 17) von
Engesser widerlegt worden. Es fehlt jede Spur von Vorkehrung zur Auf-
nahme von Gewölben, und es kann nicht zweifelhaft sein, dass die Basilika ehe-
mals eine flache Holzdecke trug.
Das Langhaus ist an der Aussenscite äusserst einfach und geradezu ärmlich
behandelt. Unter dem Dach läuft ein ganz einfacher Sims her. Die Fenster der
Abseiten sind offenbar ausgerissen und verzopft. Der Sockel ist ziemlich hoch, er
reicht nur bis zu den Ecken der Front. Die Seitenthüren an der Nordseite ge-
hören der Barockzeit an, ebenso eine Nebenthüre der Südseite. Als Hauptreste
der romanischen Bauperiode erscheinen dagegen das romanische Doppelportal
an der Südseite und das die Westfront zierende Hauptportal. Jenes hat zwei
[8.0]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN.
VILLINGEN.
117
rundbogige Eingänge, in deren Wandung je drei beringte Säulen mit attisirenden
Basen und stark ausladenden Blattcapitellen stehen (vgl. Fig. 18). Die Giebelfelder
über dem Thürsturz sind leer. Das ganze Portal ist oben durch einen Sims mit
Rundbogenfries eingefasst. Es ist schon bemerkt worden, dass dieses Doppelportal
nicht im Verbände der Seitenschiffmauer steht, sondern ganz aus ihr heraustritt:
ein klarer Beweis, dass zwischen beiden Bautheilen kein organischer Zusammen-
hang waltet.
Die Westfront besteht aus unregelmässigen rothen Sandsteinschichten; ein
einfacher Sims trennt den Unterbau von dem jedes plastischen Schmuckes baaren
Giebel. Die Miite der Front nimmt das rundbogige Hauptportal ein, in dessen
Wandungen drei Säulchen stehen mit blattgeschmückten Kelchcapitellen, attisirenden
Basen mit stark über die Plinthe herausspringendem Pfühl. Ueber den Säulchen
zieht sich ein Kämpfer hin, darüber drei bimförmig profilirte Rundstäbe. Ueber dem
Portal zeigt die Front ein grosses, ungetheiltes Spitzbogenfenster, das ein feiner Stab
umfasst. Die zwei rundbogigen Fenster, welche rechts und links vom Portal angebracht
sind, gehören dem 18. Jh. an. Ueber diesen Seitenfenstem Oculi mit Vierpass.
Der Chor ist aus fünf Seiten des Acht-
eckes geschlossen; ihm sind zwei gestreckte
Rippengewölbe vorgelegt. Die bimförmig pro-
filirten Rippen dieser Gewölbe ruhen auf Wand-
consolen, welche der Barocco mit leeren Muscheln
begabt hat; auch die Zwickelfüllung mit ihrer
Vergipsung gehört selbstverständlich dem Barock-
zeitalter an, welches die ursprünglich bis zum
Boden herabsteigenden Dienste abgeschnitten
hat. Die Gewölbestützen zeigen Blattwerkca-
pitelle. Der Schlussstein des Chors hat ein
rundes, von kleinen Engeln gehaltenes, leeres
Medaillon. An den zwei Halbsäulchen, welche
das Fenster des Chorschlusses umstellen, bemerkt
man jene Sculpturen des I5.jhs., welche aus
der Altstadt hierher verbracht wurden und welche
oben (S. 106) beschrieben wurden. Der Chor
ist von Strebepfeilern gestützt; unter seinem
Dachsims zieht sich ein spitzbogiger Kleeblattfries
hin. Die Strebepfeiler sind mit einfachen Wim-
pergen besetzt.
Der Südthurm stellt in seinem untern,
schlossenen romanischen Theile ein unregelmässiges Fünfeck dar, über welchem
das zweite, dritte und vierte Geschoss als Sechsecke aufsteigen. Diese obern Stock-
w^erke sind gothisch. Das zweite hat einfache, spitzbogige Mauerschlitze mit Drei-
pass, am Sims gothischen Bogenfries ; das dritte hat gekuppelte Spitzbogenfenster,
umrahmt von Wimpergen, deren Fialen, bezw. deren sie krönende Figuretten bis
ins vierte Geschoss hinaufreichen. Dieses vierte Stockwerk hat (nicht an allen
Fig, 18. Villingen. Münster.
Capitell des Südportales.
[«•«]
Hauptportal
Chor
mit einem Rundbogenfries abge- Sü(^thurm
Digitized by
Google
Il8 KREIS VIIXINGEX.
Seiten) grössere gekupi^elte Spitzbogenfenster mit Vierpässen , viereckig eingefasst
und ebenfalls von hohen mit Krabben und Fialen besetzten Wimpergen umrahmt,
darüber eine gothische Brüstung. Ein durchaus unschöner Aufsatz (eine sog.
Laterne) bildet hier den unbefriedigenden Abschluss.
Nordthurm Auch der N o r d t h u r m ist in seinem untern Stockwerk ein unregelmässiges
Polygon mit einfachen gothischen Fenstern und zwei Mauerschlitzen. Das zweite,
dritte und vierte Geschoss sind sechseckig, oben mit einer Pyramide gekrönt.
Dach und ein Theil der Pyramide sind in unserer Zeit erneuert worden (s. oben
S. 114). Im zweiten und dritten Geschoss nur Mauerschlitze, oben zweitheilige
Spitzbogenfenster, Wasserspeier.
Thurmgewöibc Die Thürme sind eingewölbt; das sechstheilige Gewölbe des Südthurms bedeckt
das sog. *helle Chörlein', in welchem der Oelberg steht (s. u.). Auch das Ge-
wölbe in der nördlichen Thurmhalle ist sechstheilig; seine abgeschrägten Rippen
ruhen auf Wandconsolen oder entsteigen der Wand ohne Consolen. Der Schluss-
stein geblümt. Zu diesem Gewölbe führt eine spätgothische Thüre.
Alte Stein- An der Aussenseite der neuen Sacristei bemerkt man zwei aus der alten
hertibergenommene Steinmedaillons : eine Madonna im Strahlenkranz und ein
altes Villinger Stadtwappen (den Adler) mit der Jahreszahl 1538.
In der Sacristei der Kirche werden aufbewahrt :
Monstranz G o t h i s ch c M o n s t r a u z aus Silber, architektonischer Aufbau des 15. Jhs.,
gute Arbeit, laut Inschrift renovirt 1661 in Villingen; die Lunula und einige Ro-
setten gehören der Barockzeit an. Eine moderne Restauration fand 1845 statt.
Oben kleine Statuette der Madonna, dann des hl. Johannes Baptista mit • dem
Lamm und Statuette eines heiligen Abtes (Benedictus ?). Stempel M S und Adler-
beschauzeichen (also Ueberlingen oder Villingen). Vgl. Karlsruher Ausstellung 1881,
Vortragkrcuic II Nt). 277 Und die Abb. auf unserer Tafel I, I. — Processionskreuz,
erträgliche Arbeit des i8. Jhs., die Figur Christi und die Medaillons an den Ecken
vergoldet. — Wettersegenkreuz, vorzügliche Arbeit des Barocco ; der Cruci-
fixus in der sog. jansenistischen Form (nach oben gestreckte Arme). Beschau-
zeichen: Adler und I N, am Fusse die Inschrift: Geben I.V. L. F. Minst. \
Cnicifix in Villingen J. J. Riegger|rector.de|can. 1733. — Crucifix, feine
Leuchter Barockarbcit. — Zwei spätgothische Kupferleu chter, gering. — Holzleu chter
guter Stil des 17. Jhs. (Abb. Rosenberg Alte kunstgewerbliche Arbeiten). —
In der Wand der Sacristei reizender Nischenverschluss (von einem ehemaligen
Schmiedeiserne Sacramentsliäuscheu ?), schmiedeiserne Arbeit mit Schloss, spätgothisch (wol 15. Jh.).
Gedenktafel — Ebenfalls in der Wand der Sacristei eingelassen: bronzene Gedenktafel,
von zwei Hermen eingefasste Arcade , unter welcher Wappen mit Helmzier; das
Wappen zeigt links ein Einhorn, rechts drei Kleeblätter, und links und rechts von
dem Wappenschild die Buchstaben H K, ein Monogramm, welches zweifellos
Hans Krauth zu lesen ist, in welchem Villinger Künstler (s. u. S. 144) wir
den Meister dieses schönen Spätrenaissancegusses zu verehren haben. Die Tafel
hat unten die von Anfang an am Schluss unvollständige, in gothischer Minuskel
gehaltene Inschrift:
[812]
Digitized by vnOOQlC
Tafel XV
Villingen. Steifierfte Kanzel im Münster.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Tafel XVI
VüUngen. Monstranz.
Digitized by
Google —
Digitized by
Google
.1
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
119
^f 17 ayrili^ anno cdSIffü flarü öer
erenftafft bnli from jeronuniu^
balbter elt^r anipttnS tanb ^|^
rcifier ju f. ((Georgen Betacfen. b. 50
Aus der Innenausstattung der Kirche ist hervorzuheben:
Das Chorgestühl, gute Arbeit der Barockzeit. — Die Apostelstatuen chorgestühi
im Schiff, Holzsculpturen derselben Zeit, über die Engesser a. a. O. S. 19 wol Scuipturcn
zu günstig urteilt. — In dem Thurmgewölbe, dem sog. 'hellen Chörlein' ein Oel-
berg, schlechte Sculpturen des vorigen Jhs. — Eb. ein kupferner Weihwasser-
kessel, vielleicht 17. — 18. Jh. — Im Südschiff über dem Seiteneingang Kreu-
zigungsgruppe mit Johannes und Maria; der Crucifixus leidlich gut.
Eine Marienstatue aus Stein jetzt in Dauchingen.
Im Nordthurmgewölbe eingemauert ein Grabstein mit reichem Wappen Grabstein
des Junkers Hans Christoph Widm(an) 162? (verschwägert mit den Bletz von
Rotenstein). — In der Mitte des Hauptschiffes spätgothischer Taufstein, oktogon, Taufstein
mit gothischer Blendarcatur, datirt ^ (J \ Sk- Holzdeckel modern. — Die über
dem ersten Pfeiler links im Münster hängenden vier Kanonenkugeln und Geschüukugein
eine Bombe stammen aus der Belagerung Villingens durch die Franzosen 1704.
— Die Steinkanzel (Abb. Taf. X\'), ein prächtiges Werk spätgothischer
Plastik (15. — 16. Jh.), hat am Fusse Jesus Salvator zwischen den vier Evangelisten;
am Körper desselben und an dem Aufgang zeigen sieben relifierie Gruppen i) Pi-
latus, der sich die Hände wascht; 2) Veronika mit dem Schweisstuch ; Henker
zu Pferde; 3) die Kreuztragung mit den zwei nackten Räubern; 4) Jesus ans Kreuz
geschlagen; 5) die Kreuzigung mit den Schachern und der ohnmächtigen Maria;
6) die Kreuzabnahme; 7) die Grablegung. Ueber dem Crucifixus nimmt ein Engel
die Seele des geretteten, ein Teufel die des verdammten Schachers in Empfang.
An einer die Kanzel stützenden Säule Simson mit dem Eselskinnbacken. Spät-
gothisches Astwerk. Die Reliefs sind leider stark mit Oelfarbe überschmiert. Auf
Kanzel
einem Steinschild das gemeisselte Zeichen
B
(ebenso an der Kanzel in Münch-
weiler 15 11,) im Uebrigen fehlt jede Nachricht über den Urheber dieses be-
merkenswerthen Werkes. Ein Vater mit seiner Tochter soll die Kanzel verfertigt
haben. Beachtenswerth ist auch das spätgothische Gitter an der Kanzeltht^re (Fig. 19).
Paramente und Kirchenschatz. 'Das älteste Verzeichniss ist eine
Paramente
*Designation aller Messquenter, Ornate vnd wass sonsten in das Münster alhie zue «. Kirchenscbatz
Villingen gehörig, beschrieben den 9. Decembris anno 1642' (Pfründenarch. Lit. M). voT^ö"^
Hier werden aufgezählt : 8 ganze verschiedenfarbige Ornate, 3 Chormäntel, darunter
einer mit 'roihsamenten Strichen vnd vergulten Spangen'; 34 Messgewänder, darunter
*ein gelb Adliss Messquant mit zweyen Schiltlin'; *ein schwarz verblümtes Adlis-
messquant, gezeichnet mit Junker Joachims (v. Freiburg) und seiner Hausfrauen
Wappen (erste Hälfte des 17. Jhs.); ein grien sametin Messquant mit einem güldenen
Kreütz. 5 Kanzeldecken. U. L. Frauen Kleider: 18 Röcke, darunter 'ein gelber
[813]
Digitized by
Google
I20
KREIS VILLINGEN.
Fig, ig. Villingen, Gitter an der Kanzelthure lies Münsters.
Atliss-Rock mit einer schwarzen Blegin (Futter), ist jederzeit ahn U. L. Fr. Bild, gar
alt' ; ein weissdamastener, geblümter Rock *mit güldenen Porthen vTid einem grossen
Wappen'. *Altar-Zierung : u. a. 'Röcklin' für das Frauenbild (das scheint dagegen
zu sprechen, dass die grosse Madonna zu Dauchingen auf dem Hochaltar stand); lO
Fürhäng für das hl. Sacrament, 2 Baartücher, Fürhänge für die Altäre, 2 'getruckte
lederne Kissen' des Hochaltars; 19 *guet vnd böss Alben'; 7 ^Hemdlin V. L. Frowen
Kindlin'. ^Item ein grosse, gantz silberne Monstranz, item ein kleine, ganz silberne
Monstranz; it. ein gantz sylb. Hailthumb, so man vmb den Esch fürth (s. unten);
it. St. Otilia Bildt gantz sylb.; it. ein grosse messine Monstranz (zwei solche);
it. 2 kleine Althar-Däifelin, darin Crucifix mitsambt Maria vnd Johannes Bildt;
it. 4 Paar Rosen mitsambt den Röcklin; item 4 Monstrantzen mit wächsene
Bilder vnd gantz vergult ; it. ein gantz sylbemes Rauchvass ; it. ein gross Agnus
Dei, in Silber gefasst, so verguldt; item ein Fransen gestückt mit zwei und dreyssig
grösser Edelgestain vnd guethen Berlin vnd Corallen, sambt vergulten Spenglin ahm
[814]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. 121
hochen Althar, so an jedem Endt drey manglet; item 12 messe Lichtstöck; it.
ein gantz sylb. Kestlin; item ein hocher vergulter sylb. Becher sambt dem Döckel,
so Herr Engelherr verehrt (dieser mit i Kelch und 2 Löffeln zu einer Kapsel und
einem Ciborium dem Goldschmied gegeben); it. ein gantz sylb. Krön mit etlichen
edlen Gestain, so der langen (d. i. der grossen Stutue) Unser Frawen gehörig';
i'] Paternoster, darunter *ein roth corallin Paternost. mit einem grossen sylb.
Bisom-Knopf vnd 16 Vederzeichen', *it. ein klein roth corallin Patemost, mit einem
Schwindelstein'; 'it. ein bluethstaine Patemost, mit einem Zeichen vnd 6 vergulten
Aichelen'; *item ein roth corallin Paternost. mit 14 silberen Bölleiin vnd St.
Sebastianszeichen'.
Inventarium vom 1 7. April 1722, aufgenommen aus Veranlassung der Veneichniss von
1722
bevorstehenden Reparation des Münsters, *warbey die Kürchen-Mauren vnd Thieren
eröffnet werden vndt dahero solch Silberwerck vmb mehrer Sicherheit willen in den
Pfarrhof zue transportieren nothwendig, auch der Posterität zur Nachricht. Im
Gewölb oder Archiv : ein guldtener Kelch, ahm Fuess mit rauch oder ohngeschliffnen
Edelgestein vndt Perlein besezt, ist in das Pfarr-Münster verehrt worden von Graf
Hainrich zue Fürstenberg'. Inschrift. (Siehe unten.) In einem Trog 1 1 andere
Kelche, *mehrentheils ohnbrauchbar'. In der Sacristia u. a. : die drei neuen Mötzi-
schen Kelche, 5 für die Kooperatoren, der des Dek. Riegger; zus. 25 Stück.
'Item ist vorhanden die grosse silberne Monstranz von alter Thürnlearbeith'.
Donative von Ringen und 'Halsnustern'. 'Item in der Sacristey im kleinen stainernen
Tabernacul das hl. Öhlgeßlss mit angehencktem Deckel auf einem Fuess' ; 'item ein
vralt, yber 500 Jahr schon vorhandenes sogenant Sti Blasii Hailthumbs-Creütz runder
Form (siehe unten). Item ein gantz silbernes Hailligthumb oder Reliquien-Kästel,
von Frau Elisabeth Wernerin, H. Brgmst. Bösingers Eheconsörtin , der Kürchen
verehrt; ist Augsburger Prob. Item eine kleine Monstranz, darin ein von H. Decan
Dr. Möz sei. hinderlassner Particul vom heyl. Creyz, im Fuess aber die vorhin
darin geweste alte Reliquien verwahrt. Item s. Ottiliae gantz silberne Bildnuss ge-
tribner Arbeith, darin von iehren heyl. Reliquien eingesezt'; *2 Lavor in Zier ver-
goldt'. Drei der Bickenkapelle gehörige Bildstöcke, damnter 'ein silbernes Crucifix
gegossner Arbeith'. — Im November 1609 wurden drei silberne Kelche bei Johann
Kembter, Silberhandler in Rottweil, gekauft ; der eine 'gross von getribner vnd ge-
schmelzter Arbeit mit 6 Bildern, in Augsburger Gewicht vnd Prob, samt vergulter
Paten', 60 Loth nn Gewicht haltend, zu iio fl. , die beiden anderen gleich, 'von
getribner Arbeit mit silbernen Kappen, der eine mit Engelsköpfen 43, der andere
42 Loth' im Gewicht; Kaufpreis dieser zusammen 183 fi. Beschreibung im
Katalog der Karismher Ausstellung S. 13.
Specifikation vom 12. Mai 1733 über das Silbergewicht und die Kosten des
neuen Heiligthumkreuzes 'mit 2 Particuln des wahren Creizholzes Christi' (Gold-
schmied Neidinger in Villingen). 1755 Apr. 15 Accord des Pfarrrectors Bened.
Schuh und der Kirchenpflegschaft mit den Villing. Goldarbeitern Zacharias und
Gottlieb Otto, die Anfertigung einer Monstranz betr. : 1 3 löt. Silber, die Monstranz
durchaus 'gedoppelt im Feür vergoldt', 18 Mark im Gewicht zu je 52 fl. 45 kr.,
zus. 949 fl. 30 kr.
[815]
Digitized by vnOOQlC
, 122 KREIS VILLINGEX.
Etliche Kirchenpararaentc und Gefösse des aufgehobenen Minoritenklosters
wurden dem Münster 1794 durch die österr. Regierung tiberlassen.
Vortragkreui Das alteVortragkreuz. Die Geschichte dieses sog. *Heiltums' lässt sich
durch schriftliche Nachweise ziemlich genau verfolgen. Laut vorhandener Pergament-
urkunde (Pfründenarch. Lit. M) ist dasselbe 1268 am St. Valentinstag (Febr. 14.)
durch Priester Ulrich, Pfarrer der Kirche zu Schabenhausen, und Konrad Stehellin,
Bürger zu Villingen, im Auftrag der übrigen Villinger Bürger von Meister Johann,
Goldschmied zu Freiburg, in Gegenwart mehrerer Zeugen gekauft worden. Bei der .
Öffnung des Kreuzes 1361 fand man einen diesesbesagenden Zettel und nahm
hierüber und über die Auffindung von Reliquien in verschiedenen Theilen des
Kreuzes folgende neue Urkunde auf:
•Suh anno domini 1361, feria secunda post festum beate Margarete virginis, quesifimus [sie]
reliquias sanctorum, quc reposite erant in cruce argentea, quam liabemus in Vilingen, presentibus
istis: Domino Alberto et Chunrado de Stüsselingen (Pfarrer in Villingen 1338 — c. 1361), domino
Johanne de Tanhain, presbytero in Vilingen, et sociis suis, Cunrado de Tanhain, magistro civium,
Jacobo Vetterlino, H. de Tunningen et quam pluribus aliis fide dignis, et invenimus : in summitate
crucis reliquias st. Belasii (Blasii) episcopi, et in medietate crucis sub cappite Crucifixi reliquias
St. Andree apostoli et st. Petronelle virginis, item in pede crucis reliquias st. >rathei apostoli, st.
Nicolai, st. Augustini, st. Benedicti, st. Wunibaldi, reliquie de querco Manbre, item in dextra parte
crucis reliquias st. Fidis virginis et martyris, item in sinistra parte reliquias st. Johannis Baptiste,
istud invenimus in anteriori parte crucis ; item in dorso crucis in summitate reliquie st. Martini,
item in medietate crucis in dorso reliquie st. Laurencii et st. Mauricii, item in sinistra parte sub
sanctuario Johannis Baptiste reliquie bcati Petri et beati Pauli apostolorum, item in dextra parte
sub Fide reliquie st. Vercne viiginis et Theodoiii martyris. Et ista sanctuaria omnia reposuimus
ad loca priora, invenimus etiam kartulam continentem : *Memento Vlrici sacerdotis, rectoris ecclcsie
in Zabcnhusen (sie) et C. dicti Stehellin, civis in Vilingen, qui redemerunt hoc opus loco civium
in Vilingen a magistro Johanne, auiifabro in Friburg, anno domini 12C8 in die st. Vallentini, in
ipsius predicti sacerdotis et C. prcdicti et \ Ir. dicti Rinkoph (sie), militis in Fiiburg, et A. plebani
in Veltkilch, dicti Sporli et dicti Bugen niti presencia. Recondite fuerunt reliquie quamplures, vt
littere testantur partibus apposite, quas in diuersis partibus operis invenies.'
Abgedruckt im FU. V No. 180. Wenn J. Bader (Gesch. von Freiburg
I 384) das Kreuz 'versetzt* sein lässt 'zum Unterpfand für eine den Villingern
dargeliehene Summe' , so kann dieses aus dem Worte 'redimere' wenigstens noch
nicht gefolgert werden. Fernere Renovationen fanden 1489 und 1651 statt.
Am 10. September letzteren Jahres zeigte Goldschmied Jacob Appenmayer zu
Villingen dem Abt Georg Gaisser zwei im Kreuz vorgefundene Zettel, nämlich den
von 1268 und einen von 1489. Von beiden nahm der Abt eine Abschrift. Die
des zweiten lautet: 'Noverint vniversi, quorum interest, quod anno dni. 1489 reno-
vatum est illud clenodium argenteum in superficie deauratum et scedulae repraesen-
tantes nobis reliquias existentes in hoc clenodio renovatae sunt. In cujus praesentia
fuit venerabilis vir m. Michael de Rischach, rector extunc in Villingen (1489 — 1526),
et Joa • Hermann, magister civium, Joa • Sutor et Joa • de Franckfort, procuratores
(Pfleger) ecciesiae, in presentia magistri Laurentii adjutoris (Kaplan) in Villingen'.
Abgedruckt bei Schreiber Urkundenbuch der Stadt Freiburg i. Br. I 67 u. 68.
Der 1651 eingelegte Zettel lautet: *Anno 1651 den 12. November ist disses
silberne Clenodt widerumb renoviert worden von Jacob Appenmeyer, Goltschmidt
[816]
Digitized by vnOOQ IC
Tafel. XVIII
Villingcfi, Der Fürstenher gische Kelch.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN.— VILLINGEN. 123
in Villingen. ' Ist derzeit der wohlehrwürdige gaistlich Herr Magister Jeorg Gruober
domalen Pfahrer alhie vnd der Zeit Pfleger, Herr Thoma Engeser, Burgermeister,
vnd Her Simon Vmmenhofer, Schulthaiss, Her Franciscus Lipp, Ratschriber, Carle
(domalen Pfleger) in Vnser lieben Frawen Kirchen; wie die in gelegten Zedel
aussweisset'. (Pfründenarch.) (R.) Vgl. Abb. Tafel XVII und Rosenberg Alte
kunstgew. Arb.
Das Kreuz ist 48 cm hoch , silbervergoldet und die Kreuzesarme gleichlang,
mit Filigran bedeckt, und mit Glasflüssen, Halbedelsteinen und einigen antiken
geschnittenen Steinen geschmückt. Die Enden des Kreuzes laden in vierpässige
Medaillons aus, von denen drei in getriebener Arbeit Geheimnisse aus dem Leben
des Herrn (Geburt Christi, Verkündigung, Taufe), eines in gravirter Arbeit einen
heil. Abt mit einem Fische (S. Ulrich), darstellt, jene drei noch dem 13., dieses dem
15. Jh. angehörend. Auch die Hauptfiguren der Vorderseite, der kupferne Cruci-
fixus (Dornenkrone, Füsse übereinander gelegt, mit einem Nagel durchbohrt), Maria
und Johannes sind keineswegs Werke des 13. Jhs., so dass sie nicht der Entstehungs-
zeit des Kreuzes, sondern der Restauration von 1361 oder der von 1489 zuzu-
schreiben sind. Diese Figuretten, sowie Sonne und Mond neben dem Kreuz, sind
auf einer runden Scheibe angebracht, welche die Kreuzesarme miteinander verbindet,
und dessen Rand gleich dem der vier Eckmedaillons mit köstlichem Blattornament
und Steinen besetzt ist. Die mit gestanztem Silberblech bedeckte Rückseite zeigt
auf den Kreuzesbalken Blattornament aus der besten Zeit der Gothik, in den
Eckmedaillons die Verkündigung, die Geburt Christi, die* Beschneidung, das eine
Weltkugel tragende, halfenackte Christkind, in der Mitte innerhalb eines viereckig
eingefassten Rundmedaillons die Krönung der hl. Jungfrau zwischen den in vier
kleinern Rundmedaillons geordneten Evangelisten. Letztere dürften dem J. 1361
zuzuschreiben sein, die übrigen Reliefs derselben Zeit, wenn nicht erst dem 15. Jh.
Theils mit Silberblech, theils mit Lilien gestanztes Silberblech bedeckt die Breit-
seiten. (Vgl. auch die Beschreibung im Katalog der Kunst- und Geyverbe-Aus-
stellung, Karlsruhe 1881, II No. 273.) Gegenwärtig wird das Kreuz gleich dem
folgenden Gegenstande auf dem Rathhause aufbewahrt.
Der Fürstenbergische Kelch (vgl. Katal. der Kunst- und Gewerbe- FUretenbg.
ausstellung, Karlsruhe 1881, II No. 49, FU. I 540 abgeb. Rosenberg Alte
kunstg. Arbeiten). Der Kelch ist dem Münster vom Grafen Heinrich von Fürsten-
berg geschenkt worden, vielleicht aus Veranlassung der grossen, wol im November
1282 zu Villingen gehaltenen Adelsversammlung, bei der den Söhnen des Grafen
der Ritterschlag ertheilt wurde. Von den Kindern Heinrichs aus seiner Ehe mit
Agnes, geb. Gräfin von Truhendingen, sind sechs dem Namen nach sicher bekannt :
Friedrich, Egen, Konrad, Gebhard, Margaretha, Elisabeth (vgl. Riezler Gesch. d.
Hauses Fürstenberg, S. 209, 218, IV Stammtafel, dazu FU. III 211, A. 1). Dieses
ausgezeichnete, noch ganz in den Formen der romanischen Kunst gehaltene Werk,
vermuthlich eines einheimischen Goldschmieds, ist aus Gold gearbeitet, mit Perlen,
Filigran, Edelsteinen und einem geschnittenen Stein (am Knauf) verziert. Ein kleines
Nielloband mit phantastischen Thieren fasst den Knauf oben ein. Auch die Patene
ist ornamentirt; das freilich viel spätere Futteral ebenfalls hübsch beschlagen. Am
[8«7]
Digitized by vnOOQlC
124
KREIS VILLINGEN.
Monitranz
Kirchenschau
MUnsteruhren
Fusse zeigt der Kelch die aus Charakteren der romanischen und gothischen Periode
gemischte Majuskelinschrift (vgl. Taf. XVIII):
* iah • KeiLQIi . BIH • 66IBeiI •
DVRah • 6RÄV6 • h • VO» • FIVSTeH-
866 (sie!) • VHD • DVRCm • ÄIIGße-
S6N . Sm WIP • VHD . DVRQIi •
IR • KIIIDG . siBeniv •
Monstranz (vgl. unsere Abb. Taf. XVI mid Rosenberg Alte kunstgew.
Arbeiten) c. 3' h. , grossartige Barockarbeit. Am Fusse OTO mit dem Adler
(Beschauzeichen von Villingen und Ueberlingen), Probe 13 (s. oben S. 121).
Ktrchcnschatz (im Pfarrhause aufbewahrt): Vier Barockk eiche. — Monstranz
des 17. Jhs. Grosses Werk von guten Barockformen. — Krystallkreuz, Rococo. —
Drei Kreuze aus dem 18. Jh., davon zwei emaillirt. — Silberne, vergoldete
Mantelsch Hesse, mit Figuretten (Madonna zwischen hl. Katharina von Alexandrien,
Joh. Baptista und zwei Engeln). Sehr gutes spätgothisches Werk des 15. Jhs. (vgl.
unsere Abbildung Taf. XII, Karlsr. Ausst. 1881, No. 275, Rosenberg Alte
kunstgew. Arbeiten, Frkf. 1882). — Etliche Rosenkränze, Zopf. — Erdball
für ein Christuskind, gute spätgothische Arbeit. — Scepter und Krone einer
Madonna, aus der Zeit des Rococo. — Ciborium, j. als Taufgefass gebraucht. —
Schmiedearbeiten.
Münsteruhren., Über das älteste Uhrwerk gibt eine noch vorhandene
Urkunde von 1401 Mai 6 (Stadtarch.) Aufschluss; dieselbe- lautet :
Wir der schulthaiss, der burgermai&ter vnd der rautt gemainlich der statt ze Vilingen künden
menglichem mit disem bricff vnd vergehen offenlich, daz der erber man maister Claus Gütsch von
Kotwil, zoger dis briefs, vns in vnserm münster ze Vilingen ain sper (= Uhr) .geordnet vnd ge-
machot hat, die also wiset vnd belütet, als hie nauch an disem brieff geschriben stat : dez ersten
ain rade, daz des jars ainost vmb gat, vnd daz kalendarium daran vnd die zwölf manot genuilot
mit den geberden, alz denn ze mal gewonhait ist ze tüod; vnd sieht man die lengi zwuschent
wihennechten vnd vasnaht allü jar, vnd sitzt ein mennly dauor, daz zaiget vff alle tag durch das jar,
vnd vindet man alle virtage in dem jar. Ob dem rad ist die sper geordnet, daran ist bezaichent
lufl, Wasser vnd ertrich vnd sunne vnd man vnd die zwölf zaichen, vnd gat die sunne vff vnd ze
gnaden vnd höhet vnd nidret nauch dem, alz es in dem jare ist; der man gat ouch vff vnd ze
gnaden vnd höhet vnd nidert in ie dem schin alz vil, alz die sunne ains jars t&t, vnd lait zu \'nd
nimpt ab an dem schin vnd wirt nüwc in der stund, alz man liset, daz er an dem himel nüwe
sig; vnd stand beide, sunne vnd man, taglichen in irem Staffel vnd zaichen, als man liset, daz si
an dem himel standin; vnd sieht man in der sunnen alle stunden dez tags vnd der naht, vnd sint
darob die haiigen drig käng vnd drig kneht, die gand umb zii ainer tür vas vnd zu der andren
tür wider in ; wisent vnser frowen vnd kerent sich vmb gen ir vnd nigent ir, vnd kert sich das
kindli vmb gen inen, vnd schwept ain engel ob inen mit ainem stemen, vnd stand zwain enge!
vff dem gehüs vnd blasen t, so die küng wellent gan; vnd ist ain positiff daran, das singt, die
wil si gant. Dis Ordnung vnd dis werk hat der obgenant maister Claus mit holtzwerk wol geziert.
Vnd dis alles zu ainem waren vnd statem vrkund so haben wir vnser statt insigel offenlich gehenkt
an disen brieff, der ze Vilingen geben ist an dem nechsten fritag nach dem Maye tag, do man
zolt nauch Cristy geburt vierzehen hundert jare vnd darnauch in dem ersten jare.
Siegel der Stadt Viliingen abgegangen. Perg.-Orig.
Die Urk. abgedruckt auch bei Roder in den Schriften des Ver. für Gesch.
und Naturgesch. d. Baar III S. 291 u. 292.
[818]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. 12$
Diese merkwürdige Uhr hatte manche Aehnlichkeit mit der alten Strassburger
Mtinsteruhr von 1352, nemlich Calendarium mit Angabe der Feste, Lauf von Sonne
und Mond, Anzeigung der Tagesstunden, Figuren der hl. Jungfrau und der sich
vor ihr verneigenden drei Könige (F r. W. Barfuss Gesch. der Uhrmacherkunst
S. 139 — 141). Sie stand wol ebener Erde im Langhaus. Nach einer Notiz
von 1509 im Bürgerbuch geschah die Anschaffung dieses Kunstwerks unter
Bürgermeister Heinrich von Ebendingen, Schultheiss Johann Hetzger (gest. 1404),
und Pfarrer von Rischach (letzteres ist unrichtig, da 1400 — 1428 Richo Dienst-
mann V. Haigerloch Pfarrrektor zu Villingen war). Es war vermutlich dasselbe
Werk, von dem ein Eintrag des Dekans Joh. Jak. Riegger im Pfarrbuch S. 52 sagt:
'1714 institi, dass die Münsteruhr ahn einem Raad die Viertel- undt gantze Stundt
per novam intentionem schlagete, auch ahn der grossen Glocken noch, mithin die
Stundt dreifach schlagen thut (sie schlug vorher nur die ganzen Stunden); aber
das Dreikönig werk ist abkommen'. Nach dem NägeHnskreuzbüchlein von
'735 ß^^g- C 5 wurde diese Neuerung eingeführt zur freudigen Erinnerung an den
Rastatter Frieden. Die Zeit der Fertigung der Thurmuhr ist nicht bekannt.
Di'f Münster glocken. Die erste schriftliche Nachricht über Glocken im Glocken
Münster findet sich im Villinger Stadtrecht von c. 1293, wo es in einer Auszugs-
ordnung heisst: *Bi dem ersten sol man die grossen gloggen luten ainesl' etc.
(Fürstenb.' Urkundenb. I. S. 317). Von denselben hat sich keine erhalten. Von den
jetzigen Glocken hängen der Grösse nach :
Im nördlichen Thurm.
i) Die grosse Glocke, nach dem Inventar 90 Zentner schwer. Stimmung
nicht ganz reines C. Am untern Rand sind zwei Stücke ausgesprengt, jedes von
c- 35 cm Länge und 5 cm Tiefe, das eine in Folge einer Blasenbildung im Guss.
Die Krone mit 6 Henkeln stellt ebenso viele Heiligenfiguren dar. In der Schweifung
zwischen der Haube und dem Schlagring sind in Relief oben ein Crucifix mit
Maria und Johannes, die zwölf Apostel, darunter eine Anzahl Wappen in Medaillen-
form, hauptsächlich von Villinger Rathsmitgliedern.
I nschri ften:
BN EGO CAMPANA NVNQVAM DENVNCIO VANA
LAVDO DEVM VOCO AD ORANDVM CONGREGO CLERVM
FVNERA PLANGO FVLGVRA FRANGO SABBATA PANGO
EXCITO LENTOS DISSIPO VENTOS PACO CRVENTOS
SANCTOS LAVDO FVLMINA FVGO FVNERA CLAVDO.
Mehr oberhalb:
COSSIACOBO MAYENBERG CONRADO WERNER
PRATORIBVS CLEMENTS EISELIN lACOBO BÖSINGER
PAROCHO BA** MDCI RVDOLFO IMPERATORE CLEMENTE VIII
PONT OPT- MAX • MARTINO DIGASSER FRANCISCANO
HÄC CAMPANA EX COI POPVLI COLLECTA A Mi
lOHANNE RÄBLIN IN DEI LAVDEM FVSA EST
CHRISTVS REX VENIT IN PACE
DEVS HOMO FACTVS EST n
[819]
Digitized by vnOOQlC
126 KREIS VILLINGEN.
Seitwärts davon mehr nach unten:
GOTT ZVO LOB VND SEINER WERDEN MVETTER RVM
AVCH GANTZEM HIMMLISCHEN HERE GENVGEN
ZV RVM VND EHR AINEM WOLWEISEN RATH
DVRCH STEVR VNND HILF GANTZER BVRGERSCHAFT
BIN ICH GEGOSSEN VNND GEMACHT
ZV VILLINGEN IN DER BERIEMTEN STATT
ALS MAN ZALT SECHZEHENHVNDERT AIN lAR
DEN XXII MONATS NOVEMBRIS FVRWAR
DARVUMB GEB GOTT ALLEN DENEN
DIE AN MICH GESTEVRT DAS WAHRE LEBEN
DEREN ALLER NAMEN GESCHRIEEN SINND
IN AIM NEWEN BVOCH
2) Die Zwölfuhr-Glocke, i6 Zentner schwer. Inschrift an der Haube:
i{öx 6iiOi{ie vam qvm p^üa Bvij®vi{p iie oaßßaus
uaBViJä QVOQva ©f^uöo QViaßoans piiau
Die Glocke gehört wohl dem 15. Jahrhundert an.
3) Die Salve-Glocke, 12 Zentner schwer.
Inschrift:
MDLXVIII DIE LEVT ZV MANEN GOSSEN BIN ICH
CEKf^arfjWlL ZVSAMBEN LITT MICH
VERBVM DOMINI MANET IN ATERNVM
ESAI XI
Weiter unten:
BARTLOME PREISSLINGER VON LINDOW HAT MICH GOSEN \568.
Im südlichen Thurm.
i) Die Frauenglocke, 27 Zentner schwer.
Inschriften :
An der Haube:
DA MIHI CLANGOREM DEVS OB GENITRICIS HONOREM
VT lAM GRATA QVIA QVATTER SVM RENOVATA
In der Mitte:
EN EGO CAMPANA etc. wie bei der grossen Glocke.
Unterhalb des Schlagrings:
CHRISTOF REBLE ZVO VILLINGEN GOSS MICH \6\6.
Darüber sechs Villinger Wappen in Medaillen form.
2) Die Todtenglocke (war bis 1846 im Thurm der Altstadtkirche), 7 Ctr. schwer.
Inschrift an der Haube:
+++ i{ax ®iJOi{ia ai^ißsa vani qvm ppoa pva Mpi^i^
Diese Glocke aus dem 15. Jahrhundert ist wol die älteste von allen
Münsterglocken.
3) Die Ablas s- oder 2 Uhr-Glocke I78(} von B. Grüninger in Villingen
gegossen (seit einem Jahr unbrauchbar wegen eines Sprunges).
[820]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. IZJ
4) Das Vesper- oder Vigilglöckchen, 3 Ctr. schwer:
Inschrift in Fracturminuskeln an der Haube:
Im Helm (Laterne) desselben Thurmes oberhalb des H och Wächters tübchens :
5) Das Sturmglöckchen:
Inschrift in Frakturminuskeln:
+ paj: + bei cum omniiiu^ + nofif^ 1511 iar
6) Das Schlagglöckchen, ohne Inschrift, schlägt die Viertel- (die Frauen-
glocke die ganzen) Stunden.
Der Glockensluhl aus Eichenholz im südlichen Thurm trägt die Jahrzahl 1558.
Pfarrhof, Ein Pfarrhof in der Stadt fehlte der Villinger GeistHchkeit bis Warrhof
1299. In diesem Jahr überliess der Pfarrrektor Graf Konrad von Fürstenberg seinem
Kaplan Berthold dem Haimbürgen sein Haus beim Kirchhof (jetzt Münsterplatz) am
Brunnen, anstossend an Faikensteins des Brotbecken Haus, damit der jedesmalige die
Kirche besingende Leutpriester mit seinen 'Gesellen' (Kaplänen) und seinem Gesinde
darin Wohnung habe. FU. I 340 und 341. Nach einer Bemerkung Kefer's
war dieses das Eckhaus gegenüber dem Gasthaus zur Krone, was auch
durch folgenden Eintrag im Pfarrbuch bestätigt wird: 'in Udalrici Pfisteri casula
a latere domus scholarum teutonicarum est picta fenestra cum scuto et talibus
verbis: Michael von Reischach, kilchherr vnd tech et zu Filiingen 1520.' Die schön
gearbeitete Hausthüre dieser Wohnung ist jetzt in der Alterthumssammlung. Nach-
dem 1583 das Falkensteinische Haus auf dem Kirchhof gekauft und daselbst der
jetzige Pfarrhof erbaut worden war, richtete man das alte Gebäude zur deutschen
Schule ein. Oben am Giebel des Pfarrhauses kleiner Crucifixus, gute Stein-
sculptur mit dem Datum 1573. ,
KIRCHLICHE UND KLÖSTERLICHE STIFTUNGEN Kirchi.stiftun.en
(vgl. FU. V Index, und bes. V p. 145 — 151).
Spital zum heiligen Geist, Das Spital zum hl. Geist ist unter HeU. Gei«t-Spitai
der fürstenbergischen Herrschaft gegründet worden. Ein behufs Vollendung des
Baues (ad consummationem hospitalis s. Spiritus) gegebener päpstl. Ablassbrief
von 1286 April 15 ist die älteste vorhandene Urkunde hierüber; aber eine andere
von 1288 Januar 20 des Bischofs von Konstanz deutet darauf, dass schon vorher
ein Spital bestand (ad dictum hospitale restaurandum, imo de novo edifieandum
quod quasi destructum incipit honorifice restaurari, vgl. FU. I No. 600, dazu die
Anm. S. 296 und No. 615. 627. 629. 652. 635, dazu IV No. 405*. 485^. 493*. 512*.
V No. 218. Der Bischof gestattet, dass in der Kapelle des Spitals die Messe einstweilen
auf einem tragbaren Altar (in altari mobili) gefeiert werde. (FU. V S. 196 — 198.)
1 288 schenkte Graf Egen von Fürstenberg auf die Bitte seiner Mutter Agnes dem Spital
das Grundstück, auf welchem das Gebäude stand. Eingeweiht wurde die Kapelle
durch den Generalvikar von Konstanz am 22. Juni 12QI (FU. I No. 615).
Mit ihr war eine Pfründe verbunden, die ein Kaplan innehatte. Die ihm ob-
liegende Pastoration der Spitalleute und sein Verhältniss zur Pfarrgeistlichkeit
unterlag besonderen Bestimmungen : er durfte u. a. erst nach der Wandlung der
[82.]
Digitized by VjOOQ IC
128 KREIS VIIXINGEN.
Pfarrmesse den Gottesdienst beginnen, alle bei demselben fallenden Gaben gehörten
der Pfarrkirche, die Kapelle durfte nur eine Glocke haben. (FU. I S. 305).
Ein Neubau erfolgte im I5. Jahrhundert laut einer stark verwitterten Inschrift
(1440?) mit dem Zeichen Ijj und später 1727. 1825 wurde das Spital in das
ehemalige Franziscanerkloster verlegt und das Gebäude sammt der Kapelle in das
jetzige Kaufhaus verwandelt. (R,)
Gutieuthau« Lcprosenhaus mit Vitnskapelle . Das Gutleuthaus oder Leprosorium
lag südöstlich vor der Stadt. Die *Siechen am Feld* werden urkundlich erstmals
1322 genannt (FU. V S. 267). Das Gebäude wurde zu Zeiten einer Belagerung
(1633. 1704) abgebrochen. Die jetzige dazugehörende Vituska pelle ist 17 18
gebaut. (R.)
Bickenkapeiie Bickenkapclle . Die Bickenkapelle zu U. L. Frauen. Näheres über die-
selbe erfahren wir aus der Vorrede des von Pfairer Riegger 1735 herausgegebenen
sog. 'Nägelinkrcuzbüchleins'. Ein Bauersmann nämlich aus dem Spaichinger Thal,
Andreas Nägelin, fand das hölzerne Kreuz — die Zeit ist nicht angegeben — auf
dem Marktweg zwischen Dürkheim und Villingen, nahm es heim, brachte es aber
nach einer Krankheit in die Stadt und erwirkte da die Erbauung einer Kapelle zu
Ehren desselben unter Zusicherung dreier Gnaden für die Stadt Villingen : Sicher-
heit vor Feindeshand, vor Ketzerei und Feuersnoth. Das Kreuz, sagt das Büchlein,
werde in Schriften schon 14 15, 1446 und 1460 genannt in den Ausdrücken: *vor
dem Bickenthor hinter Nägelins Bild; vor dem Bickenthor bei des Nägelins Kreuz;
geistliche Brüder bei dem Kreuz vor Bickenthor'. Es ist von dem Kreuz erstmals die
Rede in einer Urkunde von 1415, Jan. 19, dann 1422 Dezember 20: Verkauf
eines Gartens 'vor dem ^ickentor by Nagellins crutz'. O. Z. VIII 240. 1624
wurde die Kapelle neu aufgebaut und *gar schön geziert, allwo gross und herrlich
Miracula und Wunderzeichen beschehen seynd'. In Kriegszeiten verwahrte man
das hochverehrte Bild in der Stadt, so 1633, 1688 und 1704. Die Kapelle wurde
im Januar 1633 von den Villingem in Brand gesteckt, dann wieder aufgebaut; ein
Theii der Mauern des Chores ist von der alten Kirche; er bewahrt noch Reste
der alten Wanddienste. Der Bau ist flachgedeckt, hat zweitheilige Fenster mit
Sechspässen. Die beiden jetzigen kunstlosen Nebenaltäre sind 167 1 und 1679 von
Johann Glicker, Schreiner, Johann Schupp, Bildhauer, und Johann Kasp. Dober,
Maler, gefertigt (der Altar rechts laut Inschrift und Wappen auf Kosten des Franz
von Sonnenberg, Johanniterkomturs zu Villingen, Leuggern , Klingnau, Hohenrain
und Rieden 1671), der Hochaltar 1750 durch Mathis Votzeler, Schreiner, und Anton
Hops, Bildhauer (um 470 fl.). In einer Nische neben dem linken Seitenaltar
befindet sich eine Tafel mit der auf Holz gemalten Darstellung der Flucht der
heiligen Familie nach Aegypten, eine Schenkung der Familie von Freiburg (17. Jh.),
wie man aus dem Wappen auf der Tafel ersieht (im Schild ein gelber Sparren mit
einer Lilie, auf dem Schild eine Freiherren kröne). Der westliche Giebel ist laut
Inschrift 1736 aufgeführt. Ueber dem gothischen Eingange \6 + 60; guter
alter Holzcrucifixus. Die beiden Barocknebenaltäre haben geringe Gemälde
[822]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. I2g
(hl. Karl Borrom. und Tod der hl. Anna mit Jesus und Maria; ein anderes ge-
ringes Tafelgemälde in gutem Spätrenaissanccrahmen (i6. Jh.) stellt den Tod
der hl. Jungfrau dar. Das 'Nägelin kreuz*, c. 2' h., bemalte Holzsculptur des
14. Jhs. steht über dem Hochaltar. Es zeigt die Domenkrone, die unverhältniss-
mässig langen Füsse des Crucifixus über einandergelegt ; auf der Brust ein vergoldetes
Herz. Im Chor guter schmiedeiserner Kerzenständer, spätgothisch.
Die Lorettokapelle , V* 'Stunde nordwestlich von der Stadt, wurde von der Lorettokapciie
Bürgerschaft zur Erinnerung an die glücklich überstandene Belagerung durch Tallard
1705 erbaut und am 12. September 1706 eingeweiht.
Das Büken kloster. (Glatz a. a. O. S. 274 ff. mit mehrfach unrichtigen An- Bickenkioster
gaben. Die Klosterchronik 1479 — '49^ von demselben herausgegeben im Stuttg.
Litt. Verein 1882. — Chronik des Clarenklosters zu Villingen 1479 — 1489, geschr.
von der Aebtissin Juliana Ernst (Priorin 1637, Aebtissin 1655) Hs. im Archiv
des Klosters. — Hs. Gesch. des Urspr. d. Ursulinenkl. 1783 ff. (Bibl. d. Kl.). —
Bericht m. Beschr. d. Klostergründung, im Thurmknopf 1655 gef., eb. — Mone
Qs. in 641. 651. — Gerbert, Hsn. II 27.) Die Frauen dieses Klosters, das
c. 1278 seinen Anfang nahm (FU. V S. 144), gehörten dem dritten Orden des
hl. Franciscus oder dem Orden der hl. Clara an und standen unter der Disciplinar-
gewalt der oberdeutschen Ordensprovinz der Minoriten. Der Name des Klosters
mag daher abzuleiten sein, dass die Frauen anfänglich nach Art der Beguinen
lebten, die als Stifterin ihres Ordens die hl. Begga (Bigga) verehren. Einen Zuwachs
erhielten sie 1305 durch Aufnahme der Frauen des benachbarten Klosters zu
Neuhausen. Auf den Wunsch der Bürgerschaft wurde das seither offene, d. h. ohne
Clausur lebende Kloster 1480 in ein beschlossenes verwandelt und ihm Ursula
Heiderin aus dem Convente zu Valduna bei Rankwiel im Vorarlberg als Äbtissin
vorgesetzt. 1585 fand die Einweihung der neuen Kapelle statt. Eine oberhalb der
inneren Hausthüre (gute Spätrenaissance) auf einer Holzverschalung angebrachte
Inschrift lautet:
^597
DER HER BEHVTE DEINEN
AVSGANG VNND EINGANG
VON NVN AN IN EWIGKEIT.
PSALM 120.
Die Spruchinschriften in Stein an den Wänden im zweiten Stock sind aus dem
16. Jahrhundert. Schwere Bedrängnisse kamen über das Kloster im 30jährigen
Krieg, wo es, insbesondere die Kirche, vom 12. — 22. Januar 1633 durch die
Württemberger so zusammengeschossen wurde, dass es eine Zeit lang nicht bewohnt
werden konnte (Glatz Vierteljahrsheft für württ. Gesch. 1878, 3, S. 129 — 137).
1731 wurde ein grosser Theil des Klosters neu gebaut und 1737 die Kirche in
ihrer jetzigen Gestalt durch einen Durchbruch der Stadtmauer und durch An-
f%ung einer Sakristei im innern Stadtgraben aufgeführt. (Rathsprotokoll.) 1782
durch Kaiser Joseph II aufgehoben , constituirte sich das Kloster wieder durch
Annahme der Regel der hl. Ursula als Lehranstalt für Mädchen, in welcher Eigen-
schaft es noch besteht. Von der alten Kirche ist nichts mehr übrig als eine
[823] ^
Digitized by vnOOQlC
n
130 KREIS VILLINGEN.
Sakristeithüre mit spätgothischen Kisenbeschlägen. Die jetzige Kapelle
ein unbedeutender Zopfbau. Grosse Holzstatue (Schmerzensmann, 15. — 16. Jh.);
eb. Pieta, massige Arbeit des 15. Jhs. Im oberen Stockwerk Wandgemälde
des 17. Jhs. mit spätgothischen Inschriften, die hl. Orte und Wallfahrtsstätten betr.
Eb. Oclberg, geringe Sculpturen des 17. Jhs. Im oberen Corridor Holzge-
mälde: Pietä (Madonna hat den Fronleichnam auf dem Schooss , ringsum die
Apostel), gute schwäbische Malerei des 15. Jhs.
vettcraammiungr Die VettersammluHg, Dieses Kloster, welches an das oben genannte anstösst,
ist aus einer erstmals 1236 urkundlich genannten Vereinigung (daher *samenung')
geistlicher, nach Art der Beguinen lebender Frauen entstanden, die ihre durch
Unterstützung der Gräfin Adelheid von Urach (Fürstenberg) erbaute Wohnung
in der Altstadt hatten (Neugart Cod. dipl. II 169. FU. I No. 3Q0). Kurz
nach 1255 zogen sie in die Stadt, wo sie im Hause eines Patriziers Namens
Vetter Aufnahme fanden; daher ihr Name. Ablassbrief von 1255 März 28 für
die 'sorores de domo Patrui in Vilingen, quae domum aedificare inceperunt' (FU.
V S. 115). 1270 schrieb Bischof Eberhard von Konstanz den Schwestern die
Beobachtung der Regel des hl. Augustinus, nach welcher der hl. Dominicus die
von ihm gestifteten Nonnenklöster eingerichtet hatte, vor. Im selben Jahre ver-
kaufte Graf Heinrich von Fürstenberg den Nonnen in der Vettersammlung seinen
Hof bei der S. Nikolauskapelle daselbst, aus welcher Urkunde wir die Existenz
der letzteren kennen lernen (FU. I No. 468). Danach hiessen die Schwestern
damals auch sorores de capella S. Nycolai (Urk. 1270), FU. V No. 186) und
schon in der Schenkungsurkunde von 1274 ist von der 'Samenvnge von Walthvsin'
die Rede (FU. II No. 585), vgl. dazu Urk. von 1303, September 14.: 'die nuwe
closenne, gelegen ze sant Nicläwese bi Vilingen', FU. II No. 17; Urk. von 1303,
September 1 9 : Graf Konrad von Fürstenberg gestattet drei Schwestern die Wohnung
in reclusorio novo sito aput capellam s. Nycolai ep. in veteri villa Vilingen und
schenkt ihnen edificium in capella s. Nycolai predicta constructum , quod B o r-
kilche vulgariter nominatur, FU. II No. 18. 19. In einem Ablassbrief von
1294 (eb. V No. 159') heissen sie auch Sorores ad Portäm seu de Walthusen
aput Vilingen. Erst 1438 gestattete ihnen das Generalvicariat in Konstanz, ^\w
Glockenhäuslein zu bauen und 1440, anstatt, wie seither (seit 12Q4), nur durch
Dominicaner von Rottweil sich pastoriren zu lassen, andere taugliche Priester hiefür
beizuziehen. (Glatz S. 278, 290 u. 291.) Neubau der Kirche 1720. Auf-
hebung und Vereinigung mit den Frauen des Bickenklosters zum neuen Ursulinen-
stift 1782. Die zu einem Militärlazareth ver^'endeten Gebäude gingen 1814 durch
Kauf an die Stadt über, die dieselben in den 1850er Jahren zum Theil abriss
und in ein Mädchenschulhaus umgestaltete.
Johanniter- Die Johanmtcrcommende beim Bickenthor (G e r b e r t , H s n. II 25)
commendc
ist wahrscheinlich von Graf Heinrich von Fürstenberg gegründet worden. Das
Haus (domus hospitalis sancti Johannis sancte terre sita in Vilingen et de
nouello plantata) wird urkundlich erstmals 1257 genannt (1253? FU. I No. 442.
443. 551). Nach Erwerbung ansehnlicher Besitzungen seit Ende des 13. Jahr-
hunderts (Dürrheira , Xeuhausen , Obereschach, Weigheim, vgl. Neugart Cod.
[824]
Digitized by vnOOQlC
AiMT VILLINGEN. — VILLINGEN. 13I
dipl. II 432. 359. 470. FU. V No. 248: area aestuarii ante portam superiorem
inter duos rauros) vergrösserte sich auch der Hausercomplex. Unter den Com-
thuren dieses Hauses erscheinen c. 13 17— 1326 Graf Egen von Fürstenberg, 1385
Friedrich von Zollre (Zollem), c. 1523 — 1536 Wolfgang von Massmünster, c.
1551 — 1571 Georg Andreas Kechler von Schwandorf, c. 1620 — 1632 Dietrich
Rolhnann von Daltenberg. Zu Anfang dieses Jahrhunderts aufgehoben. Das alte
Ritterhaus an der Stadtmauer damals abgebrochen. Die Kirche seit den
iS.socr Jahren im Besitz der evangelischen Gemeinde. Diese Kirche ist ein
Barockbau des 17. — 18. Jhs., bei welchem von dem Ultern Bau Thurm und
Portal benutzt wurden. Das Portal, mit gothischem Kleeblattbogen überspannt, ist
umstellt von je einer bimförmig profilirten Säule mit Laubwerkcapitell , (wol noch
14. Jh.). Der zweistöckige Thurm steht nördlich vom Chor, hat oben zweitheilige,
grosse Spitzbogenfenster mit Dreipass , auf den Ecken Fialen; er endigt in einer
Pyramide. In dem ehemaligen Chor noch eine kl eeblatt bogen förmig überdeckte
Nische. Man bemerkt noch gemalte Consecrationskreuze und das schwarze Todten-
band , welches hier und da vorkommt; Stuccaturen mit Johanniter -Wappen des
17. — 18. Jhs.; das Schiff flach gedeckt, ohne allen Schmuck.
Ein Stein an einem zur ehemaligen Commende gehörigen Hause in der
Gerbergasse hat folgende Inschrift:
REVERENDVS PRANOBILIS DOMINVS DNS
THEODORICVS ROLMAN Ä DATTENBERG
EQVESTRIS S- lOANNIS J^IERosolYMITANI
ORD. PRIOR DATIÄ COMEND. VILLING/L
TREVIRIS ET WEESEL MAS ADES IN
VSV PRESBYTERORV DEO ET EQV . ORD .
SERVIENTIVM SVO ARE EXTRVXIT
ANNO A PARTV VIRGINIS MDCXXX.
Oberhalb der Inschrift sind zwei Wappen und zwar rechts das der Johanniter,
links das des Rollmann von Dattenberg : Im Schild ein Adler, über dem Helm
ein Thierrumpf. Im G.L.A. zu Karlsruhe Sect. 20, Convol. 80 ein Inventar v. 1624,
Mai 10 und 11, über alle im Johann iterhaus vorhandenen Früchte und Mobilien :
Silbergeschirr, Zimmergeräthe , (viele 'Himmelbettstatten', eine 'Karrenbettstatt mit
Redlin'), Bilder (u. a. 'ain Taffei, daran die Maltesische Belagerung 1522 abcon-
trafct'), Kirchenzierden und Ornate. (R.)
Das Fraiiciscanerkloster. (Mone Qs. III 640. 650. FU. V No. 187, Frandsraner-
p. 144.) Graf Heinrich von Fürstenberg und dessen (iemahlin Agnes beriefen ^'^'^^'^^
c. 1267 die Franziskaner nach ihrer Stadt Villingen (*ad castrum nostrum
Vilingen' hcisst es in der Urkunde, FU. I No. 459. 464). i2()8 wurde der Bau
des Klosters begonnen, wie die hs. überlieferte Inschrift bezeugt, welche ehe-
mals 'in choro a cornu evangelii' in der Villinger Minoritenkirche zu lesen war:
1268 dominica prima post octavam epiphaniae monasterium ab
illustri et generoso comite Heinrico de Fürsten he rg et coniuge
eius Agnete fundatum est primusque loci huius guardianus fuit
Heinricus a Friburgo. FU. I No. 465. Dazu die Urkunde Graf Heinrichs
9*
Digitized by vnOOQlC
132 KREIS VILUNGEN.
von c. 1267 eb. No. 459. Gerbert Hsn. II 25. 103. 1292 war der Bau
so weit gefördert-, dass in diesem Jahre die Kirche sammt dem Friedhof vom
Bischof von Konstanz eingeweiht werden und die Abhaltung des dritten Provinzial-
kapitels (der oberrh. Provinz) im Kloster stattfinden konnte (K. Eubel Gesch.
der oberdeutsch. Minoritenprovinz S. 162). Das Kloster erlitt 1633 bei der Be-
lagerung der Stadt durch die Württemberger starke Beschädigungen (Gast li n a. a. O.
S. 217) und wurde im Juli 1 704 durch die Franzosen zu einer Ruine zusammen-
geschossen (ut potius eversam Trojam quam habitaculum religiosorum dixisses).
Der Neubau begann 1 705 und war 1 7 1 1 bis auf das Innere der Kirche fertig.
(Bericht des P. Funk in den Schriften d. Ver. IV S. 176; 177 u. 202), 1716
wurden die Altäre eingeweiht. Doch hatte man noch vieles vom alten Ge-
bäude verwenden können, so im unteren Stockwerk einen grossen Theil des Kreuz-
ganges und die jetzige Kapelle mit ihren an die Wände gemalten Portraits und
Inschriften von Guardianen, auch die alte Sakristei mit schönem Rippengewölbe.
Aufhebung des Klosters 1789; 1793 das Ganze in eine Caseme verwandelt, alle
Fahrnisse öffentlich versteigert (Oktober 1793); der Convent aufgelöst. Inventar
über den Kirchenschatz 1710, 1791 , über die Bibliothek 1794 im Stadtarch.
Lit. DD. Seit 1825 Spital, die Kirche zu Oekonomieräumlichkeiten eingerichtet.
Von dem alten Bau sieht man in dem Stall noch drei gothische Fenster mit Maass-
werk; weiter der spätgothische Kreuzgang, dessen hübsche dreitheilige Arcaden
mit Fischblasenmaasswerk gefüllt sind. Eine spätgothische Thüre mit übergreifendem
Stabwerk führt zur Kapelle. An den Wänden des Kreuzganges schlechte Bilder
von Ordensgei.stlichen bezw. Ordensheiligen.
Oben im Spital ein Bild mit b. Elisabetha Bona Reuthensis ord.
s. Francisci||annuente dem XIII solenni beatorum cultui expo-
sita 1767.
Die ganz erneuerte Kapelle hatte j. wieder überdeckte Wandmalereien.
St. Germ««- Das Sf. Germansklöstcrlein , eine ehemalige Sammlung für Tertiarerinnen
des hl. Franciscus, '/4 Stunde nordwestlich von der Stadt, soll schon 1380 be-
standen haben; 16 14 abgebrannt, 161 5 neu aufgebaut, 1633 Juli 6 durch die
Württemberger eingeäschert, die Schwestern mit dem St. Clarakloster ver-
einigt. (Jahrgeschichten in der Quellensammlung III S. 642; Tagebücher von
Gaisser II S. 269; Theoger Gästlin Sehr. d. V. z. D. III S. 170.) Tusch-
zeichnung des Klösterleins in der Villinger Alterthumssammlung.
Bcnedictincr- Das Bmedtcttnerklostfr S. Georgen (zu Villingen). Gerbert It. Alem.
LUteratur^*" p- 307- ^ d- Chr. Martini Geschichte des Klosters und der Pfarrei St. Georgen,
Druck von Förderer in Villingen 1859 (S. IV und V Angabe der Quellen, darunter
hauptsächlich die St. Georger Jahrbücher bis 1780 von P. Lenz, 16 Bd. in Fol.;
die St. Georger Copeibttcher bis 1504 (vielfach auch das Verhältniss des Klosters
zu Villingeii betr.) Jos. Bader Das ehemalige Stift S. Georgen in Vill., Karlsr.
1844. J. B. Schönstein Kurze Geschichte des ehem. Ben. -Stifts St. Georgen,
Einsiedeln 1824. Konr. Rothenhäusler Die Abteien und Stifte des Herz.
Würt. im Zeitalt. d. Reform. Stuttg. 1886 S. 166 — 177. Freib. Diöcesanarch.
XIII 239 — 242 (Necrologium der letzten Conventualen), Bd. XV 237 — 246.
[826]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
133
t
/7^. 20, Villingen. Benedtctinerkirche. Durchschnitt.
Die Benedictiner von St. Georgen begaben sich nach der Vertreibung aus
ihrem Kloster durch Herzog Ulrich von Württemberg unter Abt Johann V Kern (1536),
nach Rottweil, dann bald nach Villingen, wo sie seit alter Zeit einen Pfleghof und
eine 1487 Mai 9 eingeweihte Kapelle besassen. Hier fanden sie nach dem
Anfall ihres Klosters an Württemberg in Folge des westfälischen Friedens bleibenden
Aufenthalt. Die Beschränktheit der Mittel erlaubte ihnen aber erst im 17. und
18. Jahrhundert, zum Neubau ihres Klosters zu schreiten. Unter dem Abt Johann
Franz Scherrer kam 1662 — 1666 der nördliche Flügel unter Dach und Fach, den
Grundstein zur neuen Kirche legte Georg III Gaisser (Abt 1685 — 1690), sein
Nachfolger Michael III Glücker (1690— 1733) baute das Langhaus 1729, dann
[8^7]
Digitized by
Google
134
KREIS VILLINGEN.
Kirche
Epitaph
Altes Kloster
den Chor und kurz darauf den westlichen Flügel nach Beseitigung des von der
Stadt ihm 1692 überlassenen Wachtthurmes in der Stadtmauer. Das schöne al
fresco gemalte Bild des Hochaltars (jetzt stark verdorben), die Kreuzigung Christi
darstellend, ist von dem der Villinger Maler familie der Schilling angehörigen Jos.
Ant. Schilling 1732 gemalt (Kefer). Ein kleines Modell dieses Altars ist in der
Stadt. Altertliumssammlung. Abt Hieronymus Schuh erbaute 1749 das Gymnasium
mit einem Theater im unteren Stock (dieses 1848 in Stallungen verwandelt), 1756
den Kirchthurm ; im folgenden Jahr schaffte er die Glocken mit einem Glockenspiel,
die Uhr und die Silbermannische Orgel an. (Bauacten über St. Georgen im
Villinger Stadtarch.) Die Aufhebung des Klosters geschah 1806. Die Kirche
wurde nun lange als Salzmagazin benutzt, in den 1850er und 1860er Jahren wieder
zum Gottesdienst verwendet und dient seither ausschliesslich weltlichen Zwecken.
Die Kirche, der Bau des vorigen Jahrhunderts, hat an der Eingangsfac^ade
Pilaster und Gesimse aus rothem Sandstein. Sonst ist das Mauerwerk verputzt.
Die Umfassungsmauern sind aus Bruchsteinen aufgeführt, die Pfeiler im Innern,
soweit es am abgeschlagenen Verputz zu sehen ist, aus Backsteinen. Sämmtliche
Gesimsbildungen im Innern sind Stuccaturarbeiten.
Die Gewölbe bestehen durchgängig aus Backsteinen. Bei der Haupttonne
beträgt die Starke des Gewölbes 22 — 25 ctm. Alle Gurtbögen sind bedeutend
verstärkt und haben eine Dicke von ca. 50 ctm. Nach innen sind alle Gewölbe
verputzt und weiss gestrichen.
Steinmetzzeichen und Jahreszahlen sind keine vorhanden.
Der Chor sitzt theilweise auf der Stadtmauer auf und zeigt nach aussen eine
völlig unregelmässige Form. (D.)
Die Kirche bewahrte früher die Reste und das Epitaph einer sog. Kata-
kombenheiligen, über welche Gerbert It. Alem. Ed. 2. p. 311 die Mittheilung
macht: *in ecclesia nunc primum liberaliter ornata religione Reverendissimi Abbatis
post allata ex Romanis coemeteriis corpora ss. martyrum ex indicio ampullarum
sanguine repletarum (!) s. Coelestinae etiam corpus cum sepulchraU lapide hacque
antiqua inscriptione cernere est:
CONIVGIDV
LCISSIME
CELESTINE
QVE BIXIT- AN:
XXX -IN PACAE
Die Inschrift soll 1752 aus den römischen Katakomben nach Villingen ge-
kommen sein. Vgl. noch die Publication derselben bei Martini 424*. Leichtlin
Schwaben unter den Römern, Freib. 1825, p. 203. Migne Dict. d'Epigraphie,
Paris 1852, II 1192.
Gegenüber der Benediktinerkirche und dem anstossenden Kloster ein Giebel-
haus mit Steintafel und 2 Wappenschilden (Johanniterkreuz) und der Jahreszahl 1562.
Das alte Klosters chu Ihaus , jetzt Gymnasium, ein Bau aus der Mitte des
vorigen Jahrhunderts hat auf der Mitte seiner Langfront ein Barockportal aus rothem
Sandstein und über dem Schlussstein des Rundbogenthores eine Cartouche mit
[828]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
135
Fi^, 21. Villingen. Beiiedictinerkirche. Grundriss,
[8.9]
Digitized by
Google
136 KREIS VILLINGEN.
schwarzem Schild und unleserlich gewordener Schrift. Rechts und links des Portales
sind zwei grosse Steinschilde aus gelbem Sandstein mit St. Georger Wappen in Car-
touchen — flache, wenig gute Arbeiten.
Im Innern des Baues befand sich früher ein Theater, das 1848 zerstört und
zu Stallungen umgebaut wurde.
Stuckdecken In den Räumen des Mittelbaues (des eigentl. Klosters) einige gut stuckirte
Decken, z. B. ein Speisesaal (Versuchung Christi), in der Quarta in blassen Farben-
tönen gemalte allegorische Figuren (Astronomie u. s. f.). Jetzt übertüncht.
Wetterfahne Auf der Giebelspitze des Gebäudes steht noch eine Wetterfahne, ein Wappen
mit Cardinalshut, von einem schwebenden Engel und weitet unten von einem zwei-
geschwänzten Löwen gehalten. Auf dem Cardinalshut steht ein Doppelkreuz.
Pfeghof Pfleghof. Der St. Georgische Pfeghof oder die sog. Alte Prälatur,
jetzt Lehrerwohnung, ist 1598 unter dem Abt Michael I Gaisser erbaut laut dem
Wappen und der Inschrift über der Hausthüre:
jtticöari • l^on • ^txxxti • Knaben • 9106t • \yt% ^ixtxp
8auf3 • .^anrt • (0corgeu bff • bem • ^dötaartj • taalht ?c*
1598.
Oben SANT • lERG und SANT MICHAEL.
Vgl. die Abbildung des schönen Wappens auf unserer Taf. XIX.
Capucincrkiostcr Capuctuerkloster, Das ehemalige Kloster rechts am ehemaligen Niederen
Thore, wurde im August 1655 zu bauen begonnen an der Stelle, wo vorher
eine Kapelle des hl. Wendelin stand. Die Kirche, zu der die Baumaterialien
der Konradskapelle von Vockenhausen verwendet wurden, war 1662 fertig. (Hand-
schriftl. Monimenta de origine atque progressu hospitii ff. Capucinorum (bis 1796).
Das Kloster 1806 aufgehoben, die Gebäude 18 14 Militärspital, 1820 an Private
verkauft, die dieselben zu einer Brauerei einrichteten. (Kefer Frbg.
Diöcesanarchiv Bd. 18, S. 169.)
Ehem. Amthof A tuthof VOH St Bldsieu. Der ehemalige St. Blasiane'r Amthof (jetzt
Gebäude der Domänenverwaltung in der Josephsgasse). Im 14. Jh. stand daselbst
ein Judenhaus (Urk. von 1349 u. 1364); dieses 1364 durch Ritter Johann von
Frauenfeld an die Propstei Klingnau uud damit an St. Blasien verkauft. Nach
dem Ankauf und Abbruch anstossender Häuser wurde das Amthaus, *so ein
schlechte accommodation vnd bawfellig gebey gewesen', 1663 neu aufgeftilirt.
(Schriften des Ver. V. 98 u. 99.) Am Erker St. Blas. Wappen. Das Haus fiel mit
der Aufliebung des Klosters an den bad. Staat. Es ist ein grosses Giebelhaus und
trägt im Mitfelstock einen ziemlich breiten Steinerker auf fünf Steinconsolen, dessen
Brüstung mit halbkreisförmig geschlossenen mit Nasen versehenem Stabwerk verziert
ist, in welchem vier kleine Wappenschilde mit aufgemalten Emblemen angebracht sind.
Die Vorderseite nimmt ein dreifaches, jede Schmalseite ein einfaches, gerade
überdecktes Fenster ein. Den Erker deckt ein zwiebeiförmiges Blechdach, dessen
Spitze mit Kugel und Stern bekrönt ist
Anstossend ein Thorweg mit drei schmalschlitzigen, unten runden Schiess-
scharten, dabei ein Giebelbau mit spätgoihischen Rechteckfenstern.
[830]
Digitized by vnOOQlC
Tafel XIX
1. Villin gen. Steimvappen cUs Abts von S. Gvorgni,
2. Eb.f Thonarheiten des Hans Kraut.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. 137
Pfleghof von St. KatharinenthaL Pfleghof des Frauenklosters Pfleghof
„ ' , . , , . -r^ . , -^^ r . , -r.- S. Katharinenthal
St. Katharinenthal, jetzt Privathaus No. 654, in der Rietstrasse.
S, Nepomuksstandbüd, Im Jahre 1 7 1 1 Hess Graf von Trautmannsdorf unter s. Nepomuks-
_ ,__. . _ iiiTi -VT 1 itandbild
Beisteuer des Magistrats eine steinerne Statue des hl. Johann v. Nepomuk
in der Niedem Strasse unweit des Marktbrunnens errichten. Dieselbe wurde 1833
an den Gewerbekanal versetzt. Ihre Höhe beträgt nahezu 3 m, ebensoviel die des
Postaments, auf welchem sie steht. Am Fuss der Statue ist das Trautmannsdorfsche
Wappen, am Postament folgende Inschrift:
Nach frommer Vaters Sitte,
Im Glauben an ein höhres Walten,
Ziert ich Vülingens Mitte,
Ward von den Bürgern hochgehalten.
Als dieser Glaube ward erschittert,
War auch Entbehrlichkeit mein Loos.
Doch steh ich fest, wenn alles zittert,
Natur/ — in deinem Schooss.
iSjj. (Roder.)
ABGEGANGENE KAPELLEN.
Zu Vockenhausen , einem ehemaligen Dorfe (villa 1291) eine halbe Stunde Vockenhau»«n
nordwestlich von der Stadt, links an der jetzigen Strasse nach Mönchweiier,
hatte das Kloster St. Georgen 1275 den Kirchensatz (Liber decimationis ed.
Haid im Freib. Diöcesanarch. I 30). In einem Zeugenverhör von 1503 wird
von einem Priester Hans zu Münchweiler gesagt, er habe zu Vockenhausen 'ze
ziten' Messe gehalten. 15 10 verkaufte St. Georgen seine Höfe und die Lehen-
schaft 'der Pfarrkirche ze Voggenhusen' an die Stadt Villingen. (Stadtarch.
Lit K.) Die zwei noch übrigen Höfe wurden im November 1632 durch die
Württemberger in Brand gesteckt und gingen nun ganz ein. Die Kapelle des
hl. Konrad, deren jährliche Einkünfte schon vor dem Schwedenkrieg bloss 1 8
Batzen betragen hatten, so dass nur eine Messe im Jahr, nämlich am Tage des
heiligen Konrad, gelesen wurde, zerfiel fast gänzlich und wurde 1655 abgebrochen
(s. oben). Kefer Miscell. fol. 56. Jetzt noch Gewannname.
Die yakobskapclle lag eine schwache halbe Stunde nördlich von Villingen jakobtkapeU«
an der jetzigen sog. Jakobsgasse. Sie wird urkundlich erstmals genannt in einem
bischöflichen Ablassbrief für dieselbe von 1342 (capella s. Jacobi et s. Verenae in
Norsteten de parochia Vilingen). Kurz nach dem 30jährigen Krieg abgebrochen,
der Fond mit dem Münsterfond vereinigt. (Kefer's Miscell. f. 3.)
Die Neustiftskapelle nordwestlich unmittelbar vor der Stadt wurde 1430 Neuttifukapeiie
durch die zur Förderung der Nächstenliebe und der bürgerlichen Eintracht gestiftete
Bruderschaft der 'wilden Harsch' erbaut. Die Mitglieder trugen als Zeichen *ainen
wilden man mit ainem crutzlin an sinem arm, das silberin sig\ nicht unter 10
[831]
Digitized by vnOOQ IC
138 KREIS VILLINGEN.
Schilling an Werth. Urk. von 1456. Die Kapelle zu den 14 Nothhelfern 1633
abgebrochen, nachher in die Brunnengasse verlegt, 1786 cxecrirt und zur Stadtmetzig
umgewandelt. (Kefer's Mise. f. 3.)
Antoniuskapeiic Antonüiskapellc. Die Kapelle der Bruderschaft des hl. Antonius
des Einsiedlers stand an der Stelle des jetzigen Privathauses Nr. 45 in
der Rietstrasse. Die Gründung der Bruderschaft ßUlt vor 1451, da in diesem Jahr
Bruder Anton Lyasside von Tomier als St. Antoniensordens, *Präceptor oder Schaffner'
des schon bestehenden St. Antonienhauses zu Villingen, *Präceptor und Regierer' der
Antonien-Häuser zu Freiburg i. Br. und anderswo im ßisthum Konstanz in einer von
Villingen datirten Urkunde eine Schenkung an die Bruderschaft zur Haltung einer Jahr-
zeit bestätigte. Zeichen der Mitglieder war ein T (Antonius- od. dialekt. *Tenierkreuz')
und eine kleine Schelle. Die Kapelle 1633 bei der wtirtt. Belagerung durch eine
Kugel theilweise zerstört (G a i s s e r Tageb. a. a. O. S. 285 u. 286), 1723
neu aufgebaut, 1786 nach Aufhebung der Bruderschaft execrirt und abgerissen.
(Wenn die Konstanzer Handschrift der Concilschronik von Ulrich Richenthal schreibt
(zum Jahr 14 14): 'och zoch in [in Konstanz] der gross vnd gewaltigost hoch-
maister sant Anthonienordens, maister ze Vilingen, vnd vil maister mit im sant
Anthonien ordens'), so beruht diese Nachricht, soweit sie Villingen betrifft, wol auf
einem Versehen (vielleicht verschrieben statt Vienna), da nirgends sich ein Anhalts-
punkt dafür findet, dass Villingen der Sitz des Hochmeisters dieses Ordens gewesen
sei , und auch die ältere Aulcndorfer Handschrift , herausg. von B u ck im Stuttg.
Litt. Ver. 1882 S. 43, nichts davon sagt).
N>pf.mukkapciie Ncpomtikkapcllc. Die Kapelle des hl. Johann von Nepomuk vor
dem Obern Thor 1750 durch Joh. Georg v. Grechtler erbaut und dotirt, 1762
geweiht, am Anfang des Jahrhunderts cxecrirt, 18 10 in eine Ziegelhütte verwandelt
und in den 1840er Jahren abgebrochen.
Rothkäpp«!« Das sog. Rothkäppcle stand 10 Minuten nordw. von der jetzigen Loretto-
Kapelle oberhalb der Rothkäppelhaldc ; urkundlich genannt 1624.
ÖFFENTLICHE PROFAHBAUTEN
Bickenbriick^ Die alte Btckcnbrückr über die Brigach war massiv aus Quadern gebaut
und hatte vier der Halbkreisfomi sich nähernde Bogen, von denen die beiden
innern etwas höher lagen. Die Wasscrpfeiler waren als Eisbrecher gemauert und
die steinernen Brüstungen auf beiden Seiten der Fahrbahn hatten nach dem Fluss-
ufer keine Fortsetzung. Sie wurde 1877 abgebrochen und durch eine eiserne ersetzt
Marktbrunn^n Von öffentlichen Brunncfi darf erwähnt werdert der auf dem Marktplatz.
Der Stock hatte vier Röhren, die Schaale bildete ein Achteck. ,.\nno 1554 . . .
fieng man ahn, den neuwen Marckhtbrunncn zu hawen, und war zuvor ein hiltziner
alda gestanden 50 jar; stuond Sant Christoffel daruff, welcher noch uff den heutigen
tag im armbrustschützen-Hauss ist' (jetzt in der Alterthumssammlung). (Quellen-
sammlung H S. 114) Die steinerne Statue des Königs Ferdinand I in den 1790er
[832]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLIJJGKN. — VILLINGES.
139
"Yrihjfi_Qn^_l^f[|^
Fi\i(. 22. Vi Hin gen. Wasserspeier am Rathhaus.
Jahren durch Herabfallen zerslürl. (Der Kopf in der Allerlhunissammlung.) Der
Brunnen ist in den 1 840er Jahren als den Verkehr hemmend beseitigt worden.
Aufstellung anderer steinener Brunnentröge 15^)3. 15Ö4 ff.
Von den Stadtiiutzigeii stand die eine mitten in der Riet-, die andere in Sudtm^tne
der Niedern Strasse über dem Bach. Diese wurde 1554, jene 1783 abgebrochen.
Ein Bad beim Obern Thor wird schon 1290 erwähnt (s. oben S. 131); ein BHdor
anderes befand sich im Stadtgraben westl. vom Niedern Thor. Sebast. Münster
schreibt in seiner Kosmographie , Basel 1550, S. 722: 'es ist Ixn* dieser statt
(Villingen) ein lustig bad, das fleüsst ab schwebel ntkI wenig alun, nützt fast wol
müde Gliedern, dann es trücknet auss die neruen, sterckt den magen vnd seine
teüwung'. Die Stelle, wo dieses Bad stand, ist nicht sicher zu ermitteln. Das
jetzige Riclbad urkdl. erw. 1540.
Das RatlihaiiSy dessen eine Seite dem Münsterplatz zugekehrt, dessen andere RathiMu»
an enger Strasse gelegen ist, zeigt sich als schlichter dreist(">ckiger Bau mit gerade
überdeckten gothisclien Rechteckfenstern, die zu zweien oder dreien gekuppelt sind.
Die Mauertlüchen sind mit Putz überzogen und zeigen Si)uren alter Fa(;adenmalereien,
die Giebel sind als Treppengiebel in Stein ausgeführt und bergen hinter sich das
steile Ziegeldach, dessen Saum eine Kupferrinne einfasst, die in weitausladenden
Wasserspeiern (gekrönte Drachenköpfe), welche von schön gearbeiteten Schmied-
eisengestängen getragen werden, endigen (vgl. Fig. iz).
7a\ ebener Erde zeigt die Giebelansicht nach dem Münsterplatz zwei später
eingebrochene Spitzbogenthore, deren eines ein Doppel Wappenschild im Schluss-
stein trägt. Zwischen den beiden Bogen ist vor einigen Jahrzehnten ein Steinwappen-
schild aus dem vorigen Jahrhundert eingesetzt worden (in der Mitte das kaiserliche,
rechts unten das österreichische, links das Villingensche \Vap[)en). Im II. Stock
stehen auf gemeinsamer Fenstergurte drei dreifachgekuppelte Fenster, im III. Stock
drei Doppelfenster und im Giebelfeld zwei zweifache.
1833]
Digitized by
Google
I40
KREIS VILLINGEN.
Rraiaiun« Am Gicbcl bemerkt man noch neben den Resten der ehemaligen Bemalung
die Inschrift:
Diligite Justitiam — und darunter:
Non iudiccs
Contra Judüem.
(Vgl. auch Gutmann Sehr. d. Ver. i. Donauesch. II 199. 204.)
In dem 1534 erbauten alten Rathhaus (vgl. Kefer's Miscell. f. 206;
Jahreszahl 1537 ^^ Holzgetäfel über der Thüre des Rathsaales) stand ein kunst-
voller Kachelofen von Hans Kraut.
Treppeohau« ^ ^ Das Treppenhaus, als halbes Achteckthürm-
chen ausgebaut, liegt in dem engen Rathgä.sschen,
hat Schrägfenster, eine ausgeschalte steinerne
Wendeltreppe mit profilirten Zargen und einen
mit Kupfer gedeckten Zwiebelhelm. Den Zugang
bildet ein Rcnaissanceporlal mit geradem Ge-
bälke, das von korinthischen Säulen getragen
wird, welche gereifelte und mit Spitzblättem be-
deckte Schäfte haben. Die Thüreinfassung ist
gothisirend profilirt, die Profile beginnen über
einer Blättervolute von beistehender Form (vgl.
Fig. 23). Die Arbeit ist ziemlich roh.
An Steinmetzzeichen
kommen vor:
Beim Austritt nach dem II. Stock fesselt
eine Spitzbogenthür mit Bimsiabprofilirungen,
durch welche man über 4 Stufen zu einem eigen-
artigen Vorzimmer gelangt. Die Tritte sind durch
Si einschränken mit Steinsitzen Non Volutencon-
solcn getragen , eingefasst , die Rücklehnen
werden von Steinplatten mit durchbrochenem
Fischblasenmaasswcrk gebildet, welche eine Lilienbekrönung mit Dreipässen da-
zwischen tragen. (Vgl. Fig. 24.) An den Wänden des Vorzimmers hängen die
Bilder der Maria Theresia und der Kaiser Ferdinand lll und Joseph II, erstere in einem
reichen, farbigen, ovalen Barockrahmen, letztere in einfachen schwarzen und Gold-
leislenrahmen. Drei der Wände sind mit Holz in einfachster Art vertäfert, die
Decke als Holzbalkendecke mit Zwischenleisten gebildet. Auch ein Oelbild, die
Belagerung Villingens durch Tallard, hat hier einen Platz gefunden.
Durch eine 1820 aus der sog. alten Prälatur hierher verbrachte Intai-sialhüre
R«thh«usMai mit J.H.S. gezeichnet, gelangt man in den schönen Ra th h auss aal , einen
l)lf. quadratischen Raum von Q ni 60 Seitenlange, den drei dreifach gckuj)pelte Recht-
eckfenster von einer Seite beleuchten. Die drei Fenstergruppen sind innerhalb als
mit Flachbogen überspannte Nischen ausgebildet , die durch spätgothische Stein-
säulen und Kragsteine, letztere mit Wappenschilden an den Stirnen, von einander
getrennt sind. Eine der Stützen ist mit vertieften Rauten bedeckt, die andere
i**
^'^' 23 ' Villingett. Details vom Rnthhnus.
[834]
Digitized by
Google
AMT VILLIXGEN. — VILLINGEN.
141
~ jMVx\^Z^^y\M^ v,.cJ,„,-K4,„41 ^ \ ^
Fi^. 24. Villingen. Rathhmis.
achteckige mit Diamanten- und Stabwerk verziert. Die Decke ist mit Holzwerk
getäfert und der Länge und Breite nach in 4 Hauptfelder durch Fugenleisten ge-
theilt; sie ist im Holztone, der jetzt stark nachgedunkelt ist, belassen und an den
Kreuzungspunkten der Friese mit vergoldeten Rosetten verziert.
Die WandflUchen sind zu ^4 ihrer Höhe mit Holz vertäfert und durch ein-
fache Lissenen in Felder eingetheilt. Das oberste Viertel, ist verputzt und mit
Stuckleisten ausgefasst.
[835]
Digitized by
Google
14-
KREIS VILLlNCiEX.
Fig. 2$, Villingen, Rathhaus.
[836]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEK. — VILI.INGEN.
143
EingangB.thUre
Oelbilder
Crucifizus
Die Rückwand (der Fensterwand gegenüber) trägt die Perle der Holzdecoration
-^ die Eingangsthüre, von der Fig. 25 ein Bild gibt.
Der Thürflügel ist mit iMaserintarsien in 3 Tönen bedeckt, und von Lisenen
eingefasst. Im Friese des T'lfelungsabschlusses ist die Jahreszahl \557 einge-
schnitten. Besonders reizvoll ist der Puttenfries (8 Vi cm hoch) geschnitten, der
Kampf und Friedensschluss darstellt. Am reichsten entfaltet sich das Schnitzwerk
über dem Thürflügel. Mit ausserordentlicher Geschicklichkeit sind der Schild mit
dem österreichischen Doppeladler und der Kaiserkrone, der Schild mit dem Reichs-
adler und zwischen beiden der Schild mit dem städtischen Adler geschnitten. Von
gleicher Vortrefflichkeit sind die Wappenthicre : Greif und Löwe, sowie die ganz
frei gearbeiteten Palmzweige und Ordensketten, und auch die reizenden Baluster
mit ihren korinthisirenden Kapitellen, aus denen die frei gearbeiteten Fürstenkronen
herauswachsen. Die Thierköpfe mit den Festons am Balusterhals sind wundervolle
Einzelleistungen, sowie auch die sich küssenden Köpfchen bei den Enden der
gegeneinander wachsenden Palmzweige.
Eine zweite, einfachere Renaissanccthüre zwischen Hermenpilastcrn mit Doppel-
adler und aufgelegtem Rankenornament im Fries und schönem BeschUig, ist gleich-
falls eine gute Arbeit.
An den Wänden, längs welchen auf zwei Seiten Sitzbänke geführt sind,
hängen noch Oelbilder verschiedener Güte : Ansicht von Jerusalem und Zug
nach Golgatha, inmitten des Oell)ildes ein aus Holz geschnitzter Crucifixus,
darüber ein flammendes Herz im Rosenkranz (Rosen gold, Blätter grün, Herz roth);
Bild des Maltesers R. v. Dattenberg (1650): Bild eines Franciscaners mit einem
Bauwerk auf der Hand ; eine theilweise Copie des Votivbildes in Triberg, die Be-
lagerung Villingens durch Tallard (16. — 22, Juli 1704) darstellend; Portrait des
Marschalls (beide neu); Bildniss des Bürgermeisters Hicronymus Schue, nat. 1635,
mort. 1711; dann noch ein Holzschnitt, eigenthümliche Abl)ildungen des ge-
sammten Gewerbes, der Kaufmannschaft u. s. w., 1697 datirt, mit Allegorien und
Spruch versen. .
Das von der Decke herabhängende Lüsterweibchen, mit Wage und Schwert Lüsterweibchen
ausgestattet, mit vergoldeter Busenbinde und vergoldetem Fischschwanz, mit hübschem
Kopf mit Cartouche und Siebenendern, sowie die im Saale stehenden zwei Deutsch-
renaissancekästchen gehörten ursprünglich nicht hierher.
Zurück nach dem durch zwei Doppelfenster erhellten grössern Vorplatz ist
dort noch eine Steinthüre mit Kielbogensturz und sich durchschneidendem Stab-
werk zu verzeichnen. Neben verschiedenem Holzbildwerk ist hier noch eine flotte
Rococoarbcit — ein Grabstein von 17Ö1 beachtenswcnli.
Städtische AltrrtlutmS'Sajumlung. (Vgl. Bad. Landeszeitung 1879, No. T.56.
I 187, L) Der obere Stock enthält in seinen Räumen das von dem 1889 ver-
storbenen Herrn Stadtrath Förderer liebevoll und mit vieler Sachkenntniss
geordnete städtische M u s e u m. Nach dem sorgfältig angelegten Repertorium, das
über jeden Gegenstand jeden wünschenswerthen Aufschluss gibt, umfasste die
Sammlung im Sommer i888 im Ganzen 1529 Nummern.
StcinthUre
Grabstein
Altertliums-
Sammlung
[837]
Digitized by
Google
144 KREIS VILLTNGEK.
Gobelins Bcsonders hervorzuheben sind 3 vorzüglich erhaltene alte Gobelins. Zwei
derselben haben eine Höhe von i m 12 und zusammen eine Länge von 4,00 m.
Der eine enthält die Krönung Maria's durch Gott Vater, Christus und den hl. Geist;
Maria hat zur Rechten die hl. Elisabeth mit Rosenkorb und Gebetbuch, zur Linken
den hl. Bernhard mit der Pilgermuschel am Hut, Stab, Tasche und Gebetbuch.
Die Figuren heben sich von schwarzem, mit Blumen und Pflanzen bedeckten Grunde
ab. Der andere ist in drei Felder getheilt und enthält links einen Engel mit
wallenden blonden Haaren und einer brennenden Wachskerze in der Hand auf
rothem, gemustertem Grunde, in der Mitte einen segnenden Christus in weissem
Gewände und Flammenglorie, auf grünem Hügel stehend, und unten drei weinende
Jünger und zwei weitere Gestalten , darüber eine ein Spruchband haltende bärtige
Halbfigur mit Heiligenschein, aus Wolken hervorschauend. Der Grund ist schwarz
mit Blumen, Bäumen, Wiesenpflanzung reich besät. Rechts steht eine weibliche Gestalt
mit Heiligenschein und Rosenkranz im wallenden, blonden Haare, in der einen
Hand Hammer und Meissel haltend, die Figur auf rothem, gemustertem Grunde.
Unten in der Ecke sind zwei Wappenschilde, deren einer im obem wag-
rechten Feld zwei weisse Lilien auf schwarzem Grund , im untcm eine schwarze
Lilie auf weissem Felde führt. Der andere führt einen schwarzen Raben im gelben
Felde, der auf rothem Boden steht.
Der dritte Gobelin ist 50 cm hoch und 2 m 85 lang und setzt sich aus
5 Rechteckfeldern zu.sammen, die abwechselnd blaugrünen (3) und hochrothen (2)
Grund haben.
Dreimal ist eine sitzende Jungfrau, mit einem Löwen spielend, dargestellt, ein-
mal eine stehende Jungfrau, zu ihren Füssen ein stehender Hirsch, und eine vor
einer Felsenspalte sitzende Jungfrau. Der Grund ist von Ranken werk durchzogen
und haben drei der Figuren Spruchbänder mit schwarzer und gelber bezw. schwarzer und
rother Schrift (vgl. Taf. HI B.). An diese reihen sich schöne Stickereien von ver-
schiedener Technik und einige Costümstücke an.
Terracotten Gleich hohes Interesse beanspruchen die Terracotten des Villinger Hafners
und Bildhauers Hans Kraut (c. 1550 — 1600). Ueber diesen Künstler findet
sich in dem 1509 begonnenen Bürgerbuch (Stadtarchiv) zum J. 1585 der Eintrag:
*Hans Kraut, der hafner, ist burger worden uff" sein schir (Scheuer), ligt in Hafner
ort (jetzt Rottweiler Viertel) zwischen Jacob Bofers haus und Bartlin Spethen
schir. Actum sambstag den 24 tag May anno 85' und dabei die Bemerkung von
etwas späterer Hand: *der hat den offen in der rathstuben gemacht.' Das ist die
einzige bekannte Notiz über den Meister. (Roder.) In seinen Werken ist
das Figürliche und Omamentale mit gleich grosser Geschicklichkeit behandelt.
Taf. (Xn) giebt einige der von ihm ausgeführten Ofenkacheln. Sein Hauptwerk
wurde leider vor wenigen Jahren an das Kensington-Museum verkauft, der prächtige
grüne Kachelofen, von dem das Museum noch eine Zeichnung und ein kleines
Modell be.sitzt. Er stand bis dahin in Engen. (Vgl. unsere Tafel XIÜ.)
Bei diesem bunt glasirten Ofen sind alle horizontalen Gesimse im Grundton
weiss und mit blauen Ornamenten bedeckt; die Capitelle der Baluster sind gelb
und grün gefärbt, wobei die Akanthusblätter grün und der Astragal gelb ist. Die
[838]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
145
XilljnSti'Zitfilil
5rlb olasirt- .
©run^lasirT
Q_JnnrnstL. iD.i^.
Fig. 26. Vt Hingen. Alterthumssammlung.
Kernform des Baluster ist hell grauroth, die Basen sind blau, gelb und röthlich
gestreift. Die mit erhabener Bildhauerarbeit geschmückten Ofenkacheln sind grün
gehalten, so dass diese Farbe als Localfarbe des Ofens gelten kann. Bei den obern
Tafeln mit der Darstellung des Opfers Abrahams, und bei den Tafeln mit den
mythologischen Figürchen ist der Grund weisslich und die figürlichen Darstellungen,
das Cartouchenwerk und sonstige Ornamente in bunten Farben hergestellt. Die
Lisenen der zwei Geschosse, sowie der untere Wappenfries beim zweiten Auf-
gangstritt haben azurblauen Grund und farbige Ornamente bei gelb- und rother
und grün- und weisser Fassung der Rahmen. Die Setzstufe des dritten Trittes
zeigt auf weisslichem Grunde ein blaues Wappenschild mit bunten Grotesken. Die
Füsse haben in der Kernform eine röthlichgraue Färbung und gelbe und grüne
Ornamente. Der Gesammteindruck der Farbengebung ist ein harmonischer, trotz
der kräftigen und ganzen Farben. (D.)
Die grosse Majolica vom alten Kaufhaus mit den Wappen Oesterreichs und
Villingens ist gleichfalls ein Prachtstück Kraut's. Von Terracotten sind noch die
[839]
Digitized by
Google
146 kRElS VlLLmOEN.
Giasirte Ziegel glasirtcn Ziegel der Münsterthürme mit ihren eigenthümlichen Blumenranken,
(darunter das Monogramm HC vgl. Fig. 26) und römische Ziegelreste zu erwähnen.
Modelle Für die Baugeschichte der Stadt ist von Interesse das Modell des alten Kauf-
hauses mit dem eisernen Glockenstuhl, dem Malefiz-Glöckchen und der
Kanzel zur Verkündigung des Todesurtheiles. (D.)
Eine Darstellung der Seeschlacht von Rhodus, an welcher laut Inschrift auch
Wolfgang von Maassmünster, nachher Comthur in Villingen, 1523 Theil nahm
(Hug's Chronik S. 175, s. oben S. 83). Das Bild ist in neuerer Zeit mit bunten
Oelfarben bedeckt worden. (D,)
AiteEisenarbeiten Kunstgewerblich von hohem Werthe ist die Sammlung sehr schöner alter
Eisenarbeiten als: Thürbeschläge, Aufziehringe , S ch 1 ö s s e r (darunter
ein prächtiges tausch irtes Hanges chloss von eigenthüml. Formgebung),
Casetten, Leuchter, Uhrwerke, Träger, Waffeleisen, Hostien-
modelle aus dem Capuzinerkloster , Schlossschilde, verzinnte Fenster-
beschläge, Beschläge von Truhen u. s. w. Schmiedeisenkreuze und
Füllungen, Wirthshausschilde, Guss platten und eine durchbrochene
blecherne Kirchenlaterne. Eine in Thuningen ausgegrabene römische Bronze-
lampe, deren Deckel ein erotisches Relief ziert, und die als Halter ein prächtig
gearbeitetes Akanthusblatt hat, ist eine Arbeit bester Art. Auch gutes Schrein-
werk, namentlich schön geschnitzte Truhen, darunter eine Zunftlade für Schreiner
und Zimmerleute, H. A. \600 gezeichnet; schöne Stühle und Stuhllehnen sind ver-
treten. Von bildnerischen Holzschnitzwerken sei eine Vermählung Mariae und ein
Abendmahl (18. Jh.) erwähnt und vor Allem die mittelalterliche Pracht -Lade
(66 X 30 cm gross) mit iliren hochinteressanten Reliefs , die auch architektonische
Darstellungen als Schlosskapelle, Stadtthor, Mühle enthalten. (D.)
Gebrauchsgegen* Glasmalereien sind nur in geringer Zahl vertreten ; dagegen sind Ge-
brauchsgegenstände, Zinnteller, Zinnkannen, Gläser und Porzellangefässe,
Stempel, Medaillen, Münzen und Schaumünzen, Schmucksachen vor-
handen. Auch an Folterwerkzeugen ist kein Mangel. Von Interesse ist noch die
Sammlung alter Waffen, Bücher und Karten. Von ersteren wären anzuführen:
Wallbüchsen (1749) mit dem Villinger Stempel, Korbdegen mit Klinge angeblich von
14 14 (?), Pfeilspitzen, schwedische Geschosse, eine den Schweden am 17. Sept. 1633
abgenommene Fahne (die sog. Maulbronner); von Büchern ein Passional von
Ant. Koberger, Nürnberg 1488, eine Horatius- Ausgabe von 1498, Brandt*s Narren-
schiff 1507 und die Karte von der Umgegend von Rotweil und Villingen (17 13 — 14),
deren sich Prinz Eugen von Savoyen bediente. (D.)
Bildttöcke Auf dem Feldwege von der Stadt bis zur Friedhofskapelle stehen Stations-
bild e r s t ö ck e , nicht ganz schmucklose Steinarbeiten aus dem vorigen Jahrhundert.
Schäfte und Tafeln haben bewegte Umrisslinien in Form von anschmiegenden
oder übergelegten Voluten. Die Stationsbilder sind auf Blech gemalt und
eingesetzt. Einige der Bildstöcke sind im Jahre 1854 renovirt, wie Inschriften auf
der Rückseite besagen. (D.)
Profanbauten PtofanbaiUen. In den beiden sich rechtwinckelig durchkreuzenden, breiten
Hauptstrassen tragen manche der meist schmalen drei- und vierstöckigen Häuser
[840]
Digitized by vnOOQlC
AMT VILUNOEK.
VILLINGEK.
147
Fig. 27. VilUngen, Dachgaupe,
noch die alten Erker, in Villingen *Ausstoss' genannt. Wenige sind im ursprüng-
lichen Zustande, einzelne durch einen nicht gerade günstigen Farbenanstrich
aufgeputzt.
Die meisten sind aus Werksteinen hergestellt, doch ist auch der Holzerker
in einigen Beispielen vertreten. Der Form nach sind sie im Grundriss rechteckig
und im halben Sechseck aufgeführt; sie sind bald nur in einem Stockwerk ange-
bracht, bald gehen sie durch zwei Geschosse hindurch. Einen hervorragenden
Bilderschmuck trägt keiner derselben. Einzelne gehören der mittelalterlichen Bau-
periode, andere der Zeit an, in der sich mittelalterliche Formen mit denen der
Renaissance mischen, wieder andere sind in den strengem Gliederungen des Stils
Ludwigs XVI gehalten und noch andere gehören mit ihren gebrochenen und ver-
schnörkelten Dachgesimsen der Barockzeit an. Die meisten sind mit hochgeführten,
schräg ansteigenden oder zwiebeiförmigen Metalldächem versehen. Die Gesimse
krönt meist eine mit oft sehr schönen Wasserspeiern besetzte Blechsima, für welche
der St. Blasianer Wasserspeier (s. Band III) als Vorbild gelten kann.
Die Dachflächen der Häuser sind mit zum Theil durch Schnitzwerk verzierten
Heuladen oder Heugaupen — in Villingen 'Schöpfle* genannt, besetzt, (vgl. Fig. 27).
(D.)
Das ehemalige Kaufhaus stand mitten in der oberen Strasse und war laut Ehem. Kaufhaus
Inschrift 1573 erbaut worden. 1827 wurde das Gebäude abgebrochen und der
Kommarkt in das frühere Spital verlegt. (R.)
Das neue Rathhaus am Münsterplatz ist ein in den Formen einfacher Neues Rathhaus
dreistöckiger Bau aus dem vorigen Jahrhundert, mit 5 Fenstern an der Front und
[841]
Digitized by
Google
148
KREIS VILLINGEN.
Fig. 28. ViUingm. Erker am Hatis 421 der Nieder Strasse,
jonischen Eckpilastern. Ueber dem Mittelfenster ein Wappenschild mit dem Villinger
Adler in Barockcartouche.
Obere Strasse Obere Strasse. Ehemaliges Gasthaus zur Sonne, wurde laut In-
schrift 1562 erbaut, 1884 restaurirt und zum Gcschüftshause der Waisen- und
Ehem. Gasthaus Sparkasse Umgebaut. Bemerkenswcrth an demselben der Erker und ein rundes,
zur Sonne , ,
vom Boden bis über das Dach geführtes Treppenthünnchen mit steniemer
Wendeltreppe.
Ehem. Kürnecker Privathaus Huks am Obern Thor, jetzt Weinhandlung, ehemals die sog.
*Kürnecker Sammlung'. (13 10 erstmals genannt. FU. V. 285.) Die Frauen
derselben wurden 1452 wegen Dürftigkeit mit der Vettersammlung vereinigt,
worauf die Stadt das Haus an sich brachte und zu einem Zeug- und Munitions-
haus einrichtete (Kefer). Im Jahre 1820 wurde das Gebäude von der Stadt ver-
kauft, nachdem schon 1744 sämmtliche Geschütze und Munitionsvorräthe durch die
Franzosen weggeführt worden waren. Ein anderes Haus, in der Obern Strasse ge-
wiider .Mann legen, trägt uocli dcu gut gearbeiteten W i r t h s h a u s s ch i 1 d *z u m wildert Mann
— eine Schmied eeisen arb ei t aus dem vorigen Jahrhundert. Beim Neubau
der Hausfront (1886) wurde leider ein schöner Renaissance-Erker mit Kupferdach
und eine von zwei gewundenen Steinsäulen getragene Fensternische entfernt.
1842]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
149
Haus No. 179 mit 3 Holzerkem, von denen zwei in der Form eines halben
Sechseckes, einer in viereckiger mit 3 Fenstern ausgeführt sind.
Häuser No. 105 und 107 mit barocken Holzerkem.
Eckhaus No. 122, ein ehemaliger Thurm, der in den 1830er Jahren oben
abgetragen und dann in ein Wohnhaus verwandelt worden ist. Der Thurm mit dem
anstossenden Haus gehörte wahrscheinlich dem in der Umgegend begüterten Kloster
Tennenba ch, denn im Stadtrecht von 1371 wird als Grenze des Baches in der
oberen Strasse angegeben 'der herren von Tennibach orthus (Eckhaus)', und im
Verkauf ihrer Güter zu Kümach und Villingen 1506 nehmen die Herrn von Tennen-
bach aus 'ir hus vnde turn'. (Stadtarch.)
An einem andern Hause zwei Steinschilde mit den Abzeichen der Bäcker-
und Küferzunft.
Niederstrasse. Haus No. 421 mit kleinem rechteckigem Erker, (vgl. Niederstrasse
Fig. 28)
Haus No. 422 mit Steinerker durch zwei Stockwerke im Stile Ludwigs XVI
(vgl. Fig. 30) und guter, etwas akademischer Fägade. Im Innern eine steinerne
Wendeltreppe mit Spindel und ausgeschalten Tritten. Letztere bilden in der Unter-
sicht keine durchgehende Fläche, sondern sind in Bogenform abgetreppt, wie bei
der Wendeltreppe im Halwyler Hof in Säckingen.
Der Vorplatz hat eine Holzdecke, deren an den Kanten abgefaste Balken
enge gelegt, auf Unterzügen ruhen.
Haus No. 426, am Marktplatz gelegen, mit einem durch zwei Stockwerke
gehenden Steinerker und Zwiebeldach (vgl. Fig. 29) — dem grössten und bedeutendsten
in Villingen. Von den zwei Wappen ist das eine, das der Familie Kegel (17. Jh.).
Das Haus No. 389 hat einen Steinerker von halbsechseckiger Grundform
mit einem Doppelfenster an der Vorderseite, liin Wappen an demselben führt die
Buchstaben M .W. und einen Eimer mit Henkel darunter.
Haus No. 387 trägt einen ähnlich einfachen Erker.
Haus No. 328 hat den gleichen Erker wie Haus No. 389.
Haus No. 383 mit einfachem Renaissance- Holzerker.
Das Haus No. 367 hat am Thürsturz zwei Wappenschilde mit der Zahl 1740.
Haus No. 358, altes kleines Steinhaus, mit Doppclfenster, 'Schöpfte' und
gedrückter Si:)itzbogenthüre.
HickenstraSSe Bickenstrasse
i\m Hause No. 204 in der Bickenstrasse kleiner Steinerker mit dem Wappen
der Maienberg (Stengel mit drei Blättern), das von zwei Schildhaltern — einem
nackten Mann und einer nackten Frau — gehalten wird.
Häuser No. 313 und 191 mit hölzernen Barockerkern von gleicher Form.
Riet- oder Riedstrasse. Riedstrasse
Das Haus No. 4 hat einen einfachen Steinerker mit zwei Wappenschildchen,
welche die Jahreszahl 1640 tragen. Die Fenstergewände haben die bekannten
Hohlkehlenprofile mit Volutenansätzen.
Haus No. 44. Kleines mittelalterliches Steinhaus, im Erdgeschoss umgebaut,
im zweiten Stock mit vierfach gekuppelten Fenstern, von denen die beiden innern
[843]
Digitized by
Google
I50
KREIS VILLINGEN.
Ife ia^l
Fig, 2g. Villingen. Erker am Hatise No. 426 der Niederstrasse.
[844I
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. I 5 I
Überhöht sind. Der Steinerker ist in der Form eines halben Sechseckes gebildet,
im dritten Stocke sind zwei Fenster und auf dem Dach eine gute Heugaupe angebracht.
Haus No. 45. Neben diesem Eckhäuschen ein grösserer Bau mit schlichtem
Renaissanceportal und halbkreisförmigem Tympanon mit den Buchstaben J . H . S .
und der Jahreszahl 1786, gehörte dem Antonierhaus an (s. oben S. 137).
Haus No. 47 der Rietgasse hat an der Vorderfa^ade eine aus Stein
gemeisselte Schildtafel mit dem Reichs-, Oesterreichischen und Villinger Wappen
und der Jahreszahl 1566. In diesem, in den 1830er Jahren umgebauten Hause
war im zweiten Stock ein geräumiger Saal — 'die Herrenstube' — in welcher sich
die sog. *Müssiggänger' (1306) oder *erberen mussigganger (1440) d. s. diejenigen
Leute, denen ihre Vennögens- und Standes Verhältnisse nicht die Betreibung eines
Handwerkes nothwendig machten (Adelige, Amtleute, Geistliche) zunftmässig orga-
nisirt zur geselligen Vereinigung zusammenfanden. *Der Herren Stube an der Riet-
gasse gat durch bis an das Ratgesselin' (1497) ^^^ ^^"^ "^^^ Gemälden, darunter
*viele* Glasgemälde von Äbten und Johanniteroomthuren geziert. Mehrere dieser
Bilder befinden sich in der Alterthumssammlung.
Das Eckhaus der Riet- und Oberstrasse hat einen Steinerker mit schönen
kupfernen Wasserspeiern nach der Art der St. Blasianer.
Im Erkerträger befindet sich eingem eissei t :
i) Das Stadtwappen mit der Zahl 1689.
2) A^B.
3) Ein Vierfelder Schild mit zwei Blumen oben und unten die Buchstaben M . M .
4) Ein einfacher Schild mit drei Lindenblättern auf einem Dreiberg und
die Buchstaben L . H .
Der Erker hat im Grundriss die Form eines halben Zehnecks.
Haus No. 102 gegenüber dem Münster, ein dreistöckiger Bau mit gekuppelten
gothischen Rechleckfenstern im zweiten und dritten Geschoss, sonst verbaut.
Daneben Haus No. 103 ein Scheunengebäude, in dessen Obergeschoss zwei
schmale Schlitzfeiister mit Kleeblattbogen und Wulsterprofilen ohne Capitelle an
den Kämpfern. Dabei ein vorspringendes Eckhaus mit kleinen Kuppelfenstern,
darüber spitzbogige Schlitzfensler und darunter eines, dessen Gewände als Drei-
viertel -Säulen mit Würfelcapi teilen gebildet sind.
Das dreistöckige Eckhaus neben No. 102 lr<igt eine steinerne Schrifttafel mit
den Worten:
Fmr: Sprüizrfi :
Hmis So Erbaivcn
7vordc7i nach Christi
Geburth 1^12 Jahr.
Sonst verbaut und in den Kuppelfenstern der Mittelstützen beraubt.
Josephsgasse. Jo*ephtgat»e
Haus No. 81, eines der ältesten Häuser mit einem Stein im Mauerwerk, der
die Jahreszahl 1585 trägt. An der Hofseite trägt ein Fenstersturz die Jahreszahl 1578.
Das schlichte Häuschen hat einen kleinen Steinerker, dessen Träger eine gutge-
[8451 •
Digitized by VnOOQlC
152
KREIS VILI.INGEN.
Fig. 30. Vülingen. Erker am Hause Xo, 422 der Nieder Strasse.
[846J
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN. — VILLINGEN.
153
arbeitete Fratze in der Endigung zeigt. Interessant und malerisch ist das Erker-
zimmerchen mit seiner Holzdecke, die Balken mit abgefasten Kanten, mit seinem
auf einfachen Consolen ruhenden Leibungsbogen , die durch canelirte dorische
Steinsäulchen abgestützt sind.
Das zweite Haus von diesem weg, trägt im Thorbogen die Jahreszahl 1733.
S ch u 1 g a s s e.
Das Kaplaneihaus No. 9 hat ein einfaches mittelalterHches Steinerkerchen
von halbsechseckiger Grundform.
Das Haus No. 565 in der schmalen Parallelgasse zur Riethstrasse ist ein
Beispiel eines einfachen mittelalterlichen kleinen Hauses von drei niederen Stock-
werken, mit kleinem Halbsechseck-Erker auf zwei Steinconsolen ruhend, und gothischer
Spitzbogen thüre mit doppelten und dreifachen schmalen Schlitzfenstern.
An vielen Häusern derselben Gasse gute Heugaupen.
Käsgasse.
Eckhaus Nr. 392 ehemals U. L. Frauenhaus, (dem Münster gehörig) mit
Buckelquadern an den Ecken. Im zweiten Stocke dreifach gekuppelte Fenster mit
sich durchkreuzenden Gewände- und Sturzstäben. Die Stäbe (Rundstäbe) sind an
den Basen mit Kerbschnitten verziert und von guter Arbeit. Nebenan auch einfache
und Doppelfenster. Die dreifachen Fenster sitzen auf einer gemeinsamen Hohlkehl-
gurte auf. Der untere Stock ist umgebaut.
Das Eckhaus der Käs- und Färbergasse zeigt eine Spitzbogenthüre und neben
dieser ein kleines Fenster mit einer Teufelsfratze mit bemalten Stosszähnen über
dem Sturtze.
Färbergasse.
Das Haus No. 481, gegenüber dem 'Gasthaus zum Schützen', hat über dem
Thorweg die schräg gegeneinander gestellten Wappen von Oesterreich und Villingen,
zwischen welchen oberhalb Pfauenfedern ausgemeisselt sind und unterhalb das Zeichen
(X-X). Den Schilden ist die Jahreszahl DI CCCC'S'S^' (^43 beigesetzt.
Das Haus No. 485 der gleichen Strasse hat im Schlussstein des Rundbogen-
thores einen Steinschild , der Winkel- und Weitenmass, ein Meisterzeichen : T
und die Jahreszahl 15^)7 trägt. Es soll von der Warenburg stammen. A
Das Eckhaus No. 88 hat auf einem sichelförmigen Stein zwei Wappen-
schilde , in dem einen die Buchstaben I M , darunter ein Meisterzeichen
!■
in dem andern den Villinger Adler und die Jahreszahl \573.
Schulgass«
Käftgass^
Färbergasse
Im Freuden-
stadtchen
'Im F r e u d e n s t a d t ch e n' zwei alte , jetzt verbaute Wohnhäuser , davon
eines eine Rund bogen thüre mit gut profilirten Gewänden und der Jahreszahl \6^7.
Am Käferberg das zweistöckige Haus No. 15 mit Rundbogen thüre und drei- a™ Käferberg
fachen gothischen Schlitzfenstem und Heuladen auf dem Dach.
Ebendaselbst Haus No. 479, im Schlussstein des Thorbogens das öster-
reichische und Villinger Allianzwappen und die Jahresahl |^2i (^S^?)-
[847]
Digitized by
Google _
154
KREIS VILLINGEN.
Trfistfrstur^ inVil|in(iPM-.
^
Gerbergrasse GcrbergaSSC.
In dem Hause No. 222 ist über dem Eingang ein grosser Steinschild mit
Doppehvappen, der links den hl. Sebastian an den Baum gefesselt, rechts einen
Stechhelm mit zwei Hörnern und Maiglöckchen — Blumenstock mit fünf Blumen
und wallende Helmdecke — führt. Inschr. eines Hans Theod. Kolmann 1630.
Am Haus No. 256 der gleichen
Gasse finden sich über dem Thür-
eingang zwei kleine frühromanischc
Fratzen, aus Stein gemeisselt, ein-
gesetzt. Im zweiten Stocke ist ein
Halbsechseck-Erker mit zwei glatten
Wappenschilden , an der Gurte
die Jahreszahl 1584. Die Hohl-
kehlengliederungen der Gewände
haben die bekannten Volutenan-
sätze. Das Kreuzfenster neben dem
Erker zeigt die eigen thümliche,
durch Fig. 31 dargestellte Sturz-
verzierung.
Fig, j/. Villittgen. Fenstersturz,
Das verbaute Haus No. 255 zeigt im zweiten Stock noch alte, dreifache
Kuppel fenster.
Das Haus No. 251 hat in einem Thürsturz eine Fratze ausgemeisselt und die
Jahreszahl 1757.
Die daneben liegende Bierbrauerei *zum Reichsapfel', ehem. S. Blasianer-
hof (?), hat das Wappen der Abtei über dem Eingang, mit dem Datum 1614.
Rrunnen^j.isse B r U n n Cn ga SS C.
Altes gothischcs Haus mit Sockel und Erker. In derselben Strasse mehrere
Häuser mit gothischem Eingang, (ß.)
Die kleine Sammlung des verstorbenen Stadtraths Förderer ist nach dessen
Tode zerstreut worden. Dieselbe bestand aus Gemälden des 17. und 18. Jhs.,
meist Genre; ein gutes Bild (gez. Lud. Herkmann (Invenit et Pinxit A"
1789) stelhc den hl. Ignatias v. Loyola und Franz Xaver sterbend dar. Weiter be-
sass Hr. F()rderer T e r r a c o 1 1 e n von U m m e n h o f e r aus Viliingen (Mitte dieses
Jhs.), Scenen aus dem Leben Jesu. Ein Bildniss eines Cardinais, angeblich von
Angel ica Kaufmann, gelangte in den Besitz des Hrn. Prof. Roder.
Zur Kunstgeschichte von Villingen sei noch erwähnt, dass der Maler Karl
Stetter um 1623 mehrere Gemälde schuf. (Tageb. des Abts Ga isser von
Villingen, Mone Ztschr. HI 15. Qs. II 164. 170.) Vgl. eb. 161. 162 über ver-
schiedene Altarbilder der Zeit. (/C.)
Kiiino Kirnpck Burgruinc Kirneck (seit 13. Jh. erw., vgl. Gerbert Hist. Silv. nigr. II 60,
vgl. auch eb. I Xo. 436: Henricus de Kurnekke) 'auf einem mit Tannen dicht
bewachsenen, nach der Strasse steil abfallenden Hügel gelegen, ist jetzt Eigentlium
[848]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEN.
VILLINGEN.
155
^'^' J2' Burgniinc Kimcch, Grtindriss.
der Stadt Villingen. Zu Anfang dieses Jahrhunderts sollen von der Burg noch
verschiedene Gebilulichkeiten, insbesondere ein massiv gebauter, runder Thurm vor-
handen gewesen sein, die noch bestehenden Reste beschränken sich auf eine 1,86 m
dicke und 17,8 m lange Mauer, die am nördlichen Ende 6,50 m, am südlichen
8,0 m hoch ist. Die eingebrochene Thoröffnung stammt aus neurer Zeit. An das
genannte Mauerstück schliessen sich zwei Flankenmauern von etwas geringerer St^irke
an, die wie die grosse Mauer aus unregelmässigen, zum Theil kleinen Sandstein- und
Granitbrocken hergestellt sind.' (D.)
Zur Geschichte der Burg gibt uns Herr Prof. R o der nachstehende Notizen :
'Das Wort bedeutet: Ecke, Vorsprung an der Kürnach oder Kirnach (ist gleich:
Mühlbach, vom mhd. kürn = Mühle und ahe, ach = Bach. Bück Oberdeutsches
Flurnaraenbuch i, 138, i so). Diese Burg war der Stammsitz des ursprünglich
Zähringischen, seit 1 2 1 8 fürstenbergischcn Ministerialengeschlechts derer von Kümeck.
Sie werden urkundlich erstmals genannt 1185, dann 1222 (Württemberg. Urkunden-
buch III S. 126) und in der Folge noch sehr oft, die Burg (castrum) erstmals
1285 (Fürstenberg. Urkdb. V S. 196). Die in ihren Vermögensverhältnissen nach
und nach herabgekommenen Herren v. Kümeck, von denen viele das Bürgerrecht
in der Stadt Villingen besassen, starben in den ersten Decennien des 16. Jhs. aus.
[849]
Digitized by
Google
156
KREIS VILLINGEN.
Rum<*n8thal
Wartnburg
Der in einem Eintrag von 1498 im Villinger Bürgerbuch vorkommende 'Brun von
Kürnegg, Herr Wernhers sei. sime', dürfte hierorts der letzte seines Geschlechts
gewesen sein. Die Burg Kürneck, in welcher v.J. 1358 an die Stadt Villingen vertrags-
mässig das Oeffnungsrecht hatte, ging 1365 für die seitherigen Besitzer verloren.
Sie gehörte bis 1369 denen von Randeck, hierauf denen von Neuneck, seit 1372
dem Kloster S. Georgen (1383 einige Monate lang dem Villinger Bürgermeister
Johann dem Heimbürgen). Nachrichten über ihr ferneres Schicksal sind sehr dürftig.
Dass einst auch eine Kapelle dabei stand, erfährt man aus einer Urkunde vom
4. October 1496, laut welcher der Konstanzer Generalvikar Daniel (Zehender) an
diesem Tage eine neue Kapelle zu Kürneck (capellam novam in Kurnegk) beim
Kloster S. Georgen zu Ehren des hl. Wendelin einweihte. Dieselbe muss nach
der Andeutung eines Gemäldes aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18. Jhs.
(zu Villingen in Privatbesitz) am Fusse des Burgfelsens sich befunden haben. Die
Burg kam um das Jahr 1506 in den Besitz der Stadt Villingen; eine Urkunde
von 1498 nennt sie *schloss' Kümeck, eine andere von 1500 schon *Kurnegk das
burgstair (Fürstenberg. Urkdb. IV 291), eine folgende von 1549, *das alte
burgstair. Das schon erwähnte Gemälde ^^eigt sie als zweistöckiges Wohngebäude,
zu welcher eine steinerne Stiege von unten emporführte; an dasselbe schloss sich
am (istlichen Ende ein massiver Rundtluirm an. Am Ende des vorigen und Anfang
dieses Jhs. wurde das Ganze bis auf den vorhandenen geringen Rest abgetragen;
die Steine fanden damals (181 1) Verwendung als Baumaterial bei Anlegung der
neuen nach Triberg führenden Kürnachthalstrasse.
Die jetzt häufige Bezeichnung *Salvest', urkundlich so 1603 (1358 Malfesche,
1549 Alfesch) bedeutet wol , Herrenfeste' (Bück a. a. O. unter Sal 4.) (R,)
Rumensthal. Eine Viertelstunde südwestlich von der Stadt Villingen in
einem vom Wieselsbach durchflossenen Seitenthälchen hinter dem 1740 durch-
stochenen Querdamm des ehemaligen sog. Neuweihers erhebt sich ein etwa 3 m
hoher Rasenhügel , unter welchem Mauerreste bemerkbar sind. Um diesen Hügel
zieht sich ein noch fast i m tiefer Graben im Umkreis von 130 Schritten. Das
ganze Gewann führt jetzt noch den Namen: Im Rumisthai. Wozu jenes Gebäude
gedient habe, ist nicht zu ermitteln. Es gehörte zu dem ehemals hier liegenden
kleinen Dorfe, das urkundlich unter dem Namen: Rumstal, Runstal, Runnestal,
Runnistal, Rundistal, Rondistal (d. i. Thal des Rumo oder Runo) oft vorkommt,
so Oberrh. Zeitschr. IX S. 208. 22^ ann. 1084. 1139, P>eiburg. Diöcesanarch.
(rot. s. Petrinus) XV S. 143. 152 ann. 11 12. Der Ort wurde kurz vor 1208
durch Konrad Vogt von Schwarzenberg um 200 M. an das Kloster Salem und 1259
von diesem an Villingcn verkauft (Fürsienb. Urkdb. I 211) und ging nun, da die
Bewohner in die Sladt zogen, ein. Eine Urkunde von 1501 führt u. a. eine
Grenzmarke an 'vff dem alten burkstall , genant Rumstall' (Fürstenb. Urkdb. IV
184). {R.)
Warenburg (Gm. Villingen). Eine Viertelstunde südlich von der Stadt
Villingen , da , wo sich der Höhenzug des Warenbergs (50 m) östlich gegen das
Brigachthal sanft absenkt, bemerkt man einen durchschnittlich 2,5 m hohen, gegen
Westen in die natürliche Bodenerhebung übergehenden Erdwall, an welchen sich
[850J
Digitized by
Google
' AMT VILLINGEN. — VILLINGEN. I57
nach innen ein jetzt noch theilweise 5 m tiefer, 30 bis 40 Schritt breiter Graben
anschh'esst. Die Grundform bildet ein Quadrat von je no Schritt Länge der
Seiten. Der davon umgebene Raum ist ein mit 50 jährigem Tannenbestand be-
wachsenes Trümmerfeld von Bausteinen und Ziegeln, aus welchem am südöstlichen
Ende ein c. 5 m hoher, ebenfalls über^'achsener Hügel hervorragt. Dieser, aus
Gemäuer mit Mörtelverbindung bestehend, lässt sich deutlich als der Ueberrest
eines Geviertthurmes von je 7 m Breite erkennen. Das Ganze nennt man die
Warenburg.
Urkundlich kommt die Burg erstmal i. J. 1320 vor: 'Warburgar äcker' und
*schloss gen Warburg' (Fürstenb. Urkdb. V 349. 350). Aber ihre Spuren können
noch weiter zurück verfolgt werden. In dem 1284 Oct. 16 von den Grafen
Friedrich, Egen, Konrad und Gebhard von Fürstenberg mit Villingen abge-
schlossenen Vertrag, laut welchem der aus diesen Grafen gewählte Herr der
Stadt 'sol ze Vilingen kaine burch noch vesti naher (mehr in der Nähe) machen
noch och in der stat, wan alse iezent an gemachet ist', kann nur die Warenburg
und die Burg auf dem sog. Keferberg (letztere an der westlichen Seite der Stadt-
mauer) gemeint sein, da es damals andere Burgen in der Stadt und in deren
nächster Umgebung nicht gab. Schon der Name weist auf eine frühere Zeit hin;
er bedeutet nämlich : *Burg des Waro oder Warin\ Dieser Name kommt bis in
das II. Jahrhundert oft vor. Vielleicht hat der 762 als Graf des Thur- und Linz-
gaues genannte Warin (Wartmann St. Galler Urkundenbuch I 38. Vgl. die
Litteratur über ihn und den Grafen Ruodhard bei Abel-Simson Jahrbücher des
fränkischen Reiches I 72), für die Burg eine besondere Bedeutung. Da nun aber
Villingen als der älteste Ort der (später so genannten) Zähringer erscheint
(99q), so ist anzunehmen, dass die Warenburg der ursprüngliche Edel-.
sitz dieses Geschlechts gewesen ist, wozu sich auch ihre Lage gegenüber
dem alten Flecken Villingen eignete, da sie dessen Marktverkehr beherrschte und
beschützte. Beim Aussterben der herzoglichen Linie der Zähringer 1 2 1 8 ging auch
sie erbweise an Fürstenberg über.
Zur Warenburg gehörten die Dörfer im Brigachthal bis Grüningen (Kirchdorf
ausgenommen); 132O gelangte alles an Österreich. Dieses verpfändete die Burg
mit ihren Dependenzen an die von Tierberg; von Letzteren gelangten sie 1441
erbweise an Jörg Truchsess von Ringingen, der 1466 die *vesty' mit den Zugehörden
an die Stadt Villingen verkaufte. Wahrscheinlich nahmen die Villinger die Ent-
festigung der für sie unnöthigen, ja unter Umständen gefährlichen Burg schon da-
mals vor. 1472 wird sie ein ^burgstall' genannt; ein Bericht des Raths von Villingen
an den Kaiser 1556 bezeichnet sie näher als: *ain alt burgstall one thach, sunder
nur ain hauffen stain, gleichwol in ainem infang' (d. i. in einem durch eine Mauer
eingefriedigten Raum), in welchem sie die ^schlechte behausung vnd schewren buwen
vnd mit strow vnd schindlen decken lassen'. Diese Oekonomiegebäude wurden
am 6. Januar 1633 beim Gerücht vom Anmarsch des Generals Hörn von der
Villinger Garnison unter Oberst Aescher in Brand gesteckt. Seither sind dieselben
nicht wieder aufgebaut worden. (R*)
[851]
Digitized by VjOOQ IC
158
KREIS VILLINGEN.
VÖHRENBACH
Kirche
Kapelle
Ölbilder
Kirche. Im J. 1244, Jan. 28 geben die Grafen Konrad, Heinrich, Geb-
hard und Gottfried von Freiburg bei der von ihnen beabsichtigten l'.rbauung einer
Stadt auf ihrem Gute zu Vöhrenbach einen Bauplatz, (Irundbesiiz und Leibeigene
zur Begründung einer Kirche daselbst und unterstellen dieselbe der Pfarrei Her-
zogenweiler (vgl. oben S. 75). Dieses Gotteshaus war offenbar nur eine Kapelle
ohne Pfarrrechte (. . . 'capellam hanc fundari volumus . . . quod sepultura et
sollempnis bapiismus, qui in pascha et pentecosten dari solet, in ecclesia de Vern-
bach non celebretur etc.). Sie sollte unum lumen haben. (FU. I Xo. 411.) Von
dieser Stiftung, welche in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerth ist, hat sich nichts
mehr erhalten. Die Kirche sammt dem 'Stettlin' verbrannte 1544, Aug. 23, 1639,
Apr. 2 (durch schwedische Soldaten, 1657 Einweihung der neuen Kirche), 18 19,
Mai 30. Im Jahre 1639 wurde als eigene Pfarrei das Dorf Schönau, seit 1766
Schönenbach genannt, von Vöhrenbach getrennt.
Die Kapelle 'vf der staig', an der alten Strasse nach Villingen, genannt
c. 1580. Der jetzige Bau mit Messnerwohnung hat nichts Bemerkenswerthes (1742;
vgl. das in der Mitte des 16. Jhs. begonnene Pfarrregister zu Vöhrenbach). 'Votiv-
bild der sieben verbrannten Jungfrauen.' (R.)
Im Rathhaus zwei in öl gemalte A n s i ch t e n von Vöhrenbach : die eine,
I m 30 h., 1 m 50 br., zeigt das Städtchen mit d^xi Thoren und der Stadtmauer
i. J. 1639, die andere, kleinere, gibt die Ansicht von Vöhrenbach i. J. 1675; dieselbe
ist 1864 von Januar Schmidt nach dem Original zu Heiligenberg gefertigt. (R.)
WALDAU
Burgruine, s. d. Art. Buchenberg.
WEILER
Kircbe
Kirche (evgl.). Kleiner, werthloser Bau von 1739.
In demselben eine Tafel mit Angabe der evangelischen Pfarrer, welche hier
Or,ieigehäuse Seit dem 17. Jh. amtirten. — ürgelgehäuse mit zwei musicirenden Engeln, gute
barocke Holzschnitzerei aus einem Villinger Kloster (17. Jh.).
[852]
Digitized by
Google
AMT VILLINGEK. — WEILERSBACH. 159
WEILERSBACH
Kirche modern. Kirche
Im Chor spätgothisches Sacramentshaus, Wandnische mit Eisen- Sacramentshaus
verschluss. — Altar aus einer Villinger Kirche (nicht der Stadtkirche), Rococo. — .Altar
Taufstein, jetzt im Münster zu Vill Ingen. — Ostensori um mit Kreuzreliquien, Taufstem
gute Barockarbeit. - Ein silberner, vergoldeter Kelch, gute gdthische Arbeit Kelche
mit schönem Filigranwerk. — Ein zweiter Kelch gehört in Kuppe und Knauf
der Barockzeit an, sonst erneuert.
[853]
Digitized by VjOOQ IC
Digitized by
Google
ALPHABETISCHES
ORTSVERZEICHNISS
^
Aasen . .
AUmendshofen
Althornberg
Seite
3
4
55
Bachheim 4
Bachzimmern 4
Behla 4
Biesingen 5
Blumberg 5
Bräunungen 5
Bruggen 9
Buchenberg • 69
Burgberg 71
Dellingen
Döggingen .
Donaueschingen
Dürrheim
9
9
9
73
Esslingen 26
Fischbach 74
Fürstenberg 26
Geisingen 2y
Gremmelsbach 55
Grünburg 29
Seite
Grüningen 75
Gütenbach 55
Gutmadingen 29
Hardeck 29
Hausen vor Wald 30
Heidenhofen 30
Herzogen Weiler 75
Hochemmingen 31
Hondingen 31
Homberg 55
Hubertshofen 32
Hüfingen 32
Ippingen 38
Kappel 75
Kirchdorf 76
Kirneck 76
Königsfeld 76
Kürenburg 39
Langenstein 39
Marbach 77
Mistelbrunn
Mönch Weiler
Mündel fingen
39
77
40
[855]
Digitized by
Google
102
KREIS VILLINGEN.
^eite
Neidingen 40
Neuenburg 43
Neuhausen 77
Neukirch 60
Niedereschach 78
60
Niederwasser
Nordstetten
Nussbach
79
61
Oberbaldingen .
Obereschach
Seite
Schonach 61
Sinkingen . go
Sunthausen 46
Thannheim 47
Thennenbronn 62
Triberg 63
79
Oefingen 44
Überrauchen 91
44 Unadingen 48
Unter-Baldingen 48
Unter-Kirnach 90
Peterzell 79 Villingen 92
Pfaffenweiler 81 | Vöhrenbach 158
Pfohren 44 1
! Waldau 158
61 ! Waldhausen 48
Ramstein
Riedböhringen 46
Riedöschingen 26
Roggenbach 82
Sanct Georgen 82
Schönwald . . . . . . 61
Wartenberg 4 g
Weiler 158
Weilenbach 159
Wolterdingen 49
Zindelstein 49
[856]
Digitized by
Google
VERZEICHNISS
DER
ILLUSTRATIONEN
S^
Seile
Fig. I Hüfingen. Grundriss des
Römerbades .... 34
2 Pfohren. Grundriss der
Entenburg 45
3 Hornberg. Ansicht der
Kirche
4 Hornberg. Grundriss des
Sclilosses
5 Hornberg. Schloss. Details
6 Waldau. Fenster .
7 Waldaif. Grundriss der
Burg
8 Peterzell. Thürsturz . .
7 I
0/
5«
59
70
71
80
81
9 » Lisenenquader
10 S. Georgen. Pfeilerstrunk
aus der ehemaUgen früh-
romanischen Kirche . . 87
1 1 Villingen. Stadtsiegel . . 92
12 Villingen. Stadtwappen . 96
13 Villingen. Ehemalige Be-
festigung 99
14 Villingen. Ehemalige Be-
festigung lOO
15 Villingen. Äussere Thor-
thurmtreppe 103
16 Villingen. Thurm der
Gottesackerkapelle . . 105
Seile
1 Fig. 1 7 Villingen. Münster. Grund-
I riss 115
I 18 Villingen. Münster. Capitell
I des Südportales . . 117
Villingen. Münster. Gitter
an der Kanzelthüre 120
Villingen. Benedictincr-
kirche. Durchschnitt . 133
Villingen. Benedictiner-
kirche. Grundriss . . 135
Villingen. Wasserspeier am
Rathhaus 139
Villingen. Rathhaus. Details 1 40
I 2i Villingen. Rathhaus . 141
Villingen. Rathhaus . 142
20 Villingen. Aus der Alter-
thumssammlung 145
27 Villingen. Dachgaupe 147
28 Villingen. Erker am Hause
421 der Niederstrasse . 148
29 Villingen. Erker am Hause
426 der Niederstrasse 150
30 Villingen. Erker am Hause
422 der Niederstrasse 152
31 Villingen. Fenstersturz 154
3 2 Villingen. Burgruine Kim-
eck. Grundriss . . . 155
19
21
12
24
^5
^
Digitized by
Google
Digitized by
Google
TAFELN
Tafel I Monstranzen aus Donaueschingen und Villingen.
- >^ II Donaueschingen. Galerie, No. 73 — 75.
^ III I. Gemälde der fürstl. Fürstenb ergischen Galerie in Donaueschingen.
2. Gobelin in der Alterthumssammlung in Villingen.
^ t^ IV Donaueschingen. Fürstl. Bibliothek. Cod. 309.
^ ; V » ■.->'.■.
VIT .• / 316.
VIII * . 325.
. > IX Hüfingen. Schellenbcrgisches Epitaph.
/ X VilHngen. Ansicht der Stadt.
"XI * Ehemaliges Bickenthur.
» XII •f' Ofenkadichi und Mantclschliesse.
- ^ XIII Kachelofen des Hans Kraut (j. in London).
> XIV Villingen. Ansicht der Pfarrkirche.
~ >: XV j Steinerne Kanzel am Münster.
V XVI V Monstranz.
^ * XVII » Vortragkreuz.
- y. XVIII * Der Fürstenbergische Kelch.
. » XIX I Steinwappen des Abts von S. Georgen.
2 und 3 Thonarbeiten des Hans Kraut.
XX Archäologische Karte des Kreises Villingen.
Digitized by
Google
Papier aus der P'abrik von JOH. SUTTKR in Schopfheim (Baden i
Druck von CARL WALLAU in Mainz
Digitized by
Google
mi
t Emz(
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google -~
Digitized by
Google
Digitized by
Google _
Digitized by
Google