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Full text of "Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, im auftrage des Provinzialverbandes"

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DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 



d^ 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RH EIN PROVINZ 



IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES 



HERAUSGEGEBEN 
VON 

, PAUL CLEMEN 



FÜiNFTER BAND 



I. 



' DIE KUNSTDENKMALER DER KREISE 
GUMMERSBACH, WALDBROEL UND WIPPERFÜRTH 



^ 



DÜSSELDORF 
DRUCK UND VERLAG VON L SCHWANN 

1900 



• 



DIE 



KUNSTDENKMÄLPZR 



DER KREISE 



GUMMERSBACH , VVALDBROEL 

UND WIPPERFÜRTH 



IM AUFTRAGE 



DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ 



BEARBEITET 



VON 



EDMUND REN ARD 



MIT 6 TAFELN UND 74 ABBILDUNGEN IM TEXT 



^ 



DÜSSELDORF 

DRUCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1900 



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ALLE RECHTE VORBEHALTEN 



1'} 



VORBEMERKUNG. 

Mit der Bearbeitung der Kunstdenkmäler der Kreise Gummersbach, Waldbroel 
und Wipperfürth betritt die Denkmälerstatistik, indem sie zugleich den fünften Band 
des Werkes beginnt, den mit Kunstwerken am wenigsten reich ausgestatteten Teil des 
Regierungsbezirkes Köln. Grosse Werke kirchlicher Baukunst sind — mit Ausnahme 
der Kirchen in Morsbach und Wipperfürth — hier nicht vorhanden; der Schwer- 
punkt Hegt vielmehr in einer Reihe kleiner, durchweg im alten Bestand erhaltenen 
romanischen Kirchlein von den einfachsten Formen, die ganz vorzüglich geeignet sind, 
einen Begriff von den bescheidenen Verhältnissen dieses dünn besiedelten bergischen 
Hinterlandes im Mittelalter zu geben, und in den interessanten Burganlagen, aus denen 
sich namentlich die grossen landesherrlichen Burgen Homburg, Windeck, Neuenberg 
hervorheben. Infolge des bis heute geübten Brauches, Wohnhausbauten aus Fach- 
werk mit Strohdeckung auszuführen, sind uns nur wenige ältere Bauernhäuser über- 
kommen. 

Das vorliegende Heft ist von dem Assistenten bei der Kommission für die Denk- 
mälerstatistik, Herrn Dr. Edmund Renard, selbständig bearbeitet worden. Er hat die 
drei Kreise im Sommer i898 bereist; einzelne Nachträge stammen aus dem J. i899. 

Eine wesentliche Förderung wurde dem Bearbeiter seitens der Königlichen 
Landräte, der Herren Haldy zu Haus Ley (t i899), Springorum zu Waldbroel und 
Freiherr von Dalwigk in Wipperfürth zu teil. Weiterhin gebührt der Dank der 
Kommission sämtlichen Herren Pfarrern und Bürgermeistern des Bezirkes ; den 
ersteren lagen die Abschnitte über ihre Kirchen vor der Drucklegung zur Durch- 
sicht vor. 

Vor allem hat die Kommission für die Denkmälerstatistik dem Herrn Kirchen- 
rendanten Wilhelm Breidenbach in Lindlar ihren Dank auszusprechen, der das 
gesamte Manuskript einer Durchsicht unterzogen und zu der Bearbeitung des ge- 
schichtlichen Teiles, dank seiner umfassenden und, eingehenden lokalhistorischen 
Studien, ii\ selbstloser Weise ganz wesentliche Beiträge geliefert hat; einer Durchsicht 
des Manuskriptes zum Kreise Gummersbach hat sich auch Herr Lehrer Otto Schell 
in Elberfeld freundlichst unterzogen. Herr Major E. von Gidtman in Berlin hat, 
wie auch bisher, ßeine genealogischen Kenntnisse bereitwilligst in den Dienst des 
Unternehmens zu stellen die Güte gehabt. Herr Architekt Georg Heuser in Köln 
stellte dem Bearbeiter seine Aufnahmen alter Bauernhäuser des Kreises Gummers- 



VI VORBEMERKUNG. 

bach mit anerkennenswertem Entgegenkommen zur Verfügung. Für die Bearbeitung 
des Textes konnten archivalische Auszüge Verwendung finden, die der historische 
Hülfsarbeiter bei der Kommission für die Denkmälerstatistik, Herr Dr. Paul Redlich, 
angefertigt hat. 

Für die weitgehendste Unterstützung bei der Bearbeitung der einzelnen 
Abschnitte gebührt der Dank vor allem der Gräfin Marie von Nesselrode zu 
Schloss Ehreshoven, dem Herrn Grafen Levinus Wolff-Metternich zu Haus 
Aisbach, den Herren Reichsfreiherren Franz Egon von Fürstenberg zu Schloss 
Gimborn und Friedrich von Fürstenberg zu Schloss Heiligenhoven, Herrn Pater 
Paulus Freiherrn von Loe in Düsseldorf und Frau Landrat Danzier in Mülheim 
am Rhein; ferner Herrn Superintendenten Büren in Bergneustadt, den Herren 
Pfarrern Lange und Rühle in Gummersbach, Herrn Forstverwalter Radde zu 
Schloss Homburg, Herrn Eisenbahn - Betriebsingenieur Turck in Düsseldorf, Herrn 
Dr. Kohlgrüber in Marienheide, Herrn Pfarrer Mockert in Nümbrecht, Herrn 
Pfarrer Baum in Dattenfeld, Herrn Pfarrer Rudolf in Rosbach, Herrn Pfarrer Esser 
in Morsbach, endlich Herrn Rektor Schmitz in Agathaberg und Herrn Pfarrer 
Stühlen in Wipperfürth. 

Die Abbildungen Nr. 3, 6, lo, 12— 1 9, 21, 23 — 4o, 42 — 45, 49, 5o, 56, 58—63. 
65 — 67, 69 und 74 sind nach Zeichnungen des Herrn Dombaumeisteis Ludwig Arntz 
zu Strassburg i. E. angefertigt, Nr. 46 — 48, 53 und 55 nach Zeichnungen des Herrn 
Architekten Gisbert Erkens in Köln, Nr. 8, 9, n, 5i und 52 nach Zeichnungen des 
Henn Architekten Joseph Renard in Köln, Nr. 20 nach Aufnahme des Herrn Bau- 
meisters WiETHASE ^t)» Nr. 7i und 72 nach Aufnahmen des Herrn Architekten Franz 
Schmitz (t), Nr. 1, 57, 64, 68, 7o und 73 nach Aufnahmen des Herrn Photographen 
Mkuwsen in Wipperfürth, Nr. 2, 5, 22, 4i, 54 nach Aufnahmen und Zeichnungen 
des Verfassers. Von den Tafeln wurden I. HI, V nach Aufnahmen des Herrn Photo- 
graphen Meuwsen, IV nach Aufnahme des Herrn Dr. Oidtmann in Linnich, II nach 
einer Aufnahme des Verfassers, VI nach eigner Aufnahme von der Kunstanstalt 
B. Kühlen in M.-Gladbach hergestellt. Die Landkarte hat Herr Landmesser Heinrich 
KüNKLER in Bonn angefertigt. 

Düsseldorf, im Mai i9oo. 

PAUL CLEMEN. 



EINLEITUNG. 

Die drei Kreise Gummersbach, Waldbroel, Wipperfürth — im Gegensatz zu 
den bergischen Kreisen der Wuppergegend in der Regel das Oberbergische genannt — 
umfassen das Quellgebiet der nördlichen Seitenflüsschen der Sieg, der verschiedenen 
Arme der Sülz, Leppe, Agger, Wiehl, Broel, Waldbroel und Wisser. Dies Gebiet ist 
umschlossen im Norden, wo der Dhünnfluss grösstenteils die Grenze bildet, durch 
den Regierungsbezirk Düsseldorf mit den Kreisen Solingen und Lennep; im Nord- 
osten gegen die Kreise Altena und Olpe der Provinz Westfalen bildet der Höhen- 
zug, zugleich die Wsisserscheide gegen das Ruhrgebiet, die Grenze; im Südosten die 
Hatzfeld -Wildenburgischen Wälder des Kreises Altenkirchen, im Süden und im 
Westen, wo der Kreis Waldbroel auf eine kurze Strecke die Sieg überschneidet, 
stossen die Kreise Mülheim-Rhein und Sieg an. Von den drei Kreisen enthält der 
Kreis Gummersbach die beiden Städte Gummersbach und Bergneustadt, sowie 
9 Landgemeinden, der Kreis Wipperfürth die eine Stadt gleichen Namens und 
8 Landgemeinden, während der Kreis Waldbroel nur 6 Landgemeinden, keine 
Stadt aufzuweisen hat. Die Bevölkerung beträgt nach der letzten Volkszählung im 
Kreise Gummersbach 38834, im Kreise Wipperfürth 28218, im Kreise Waldbroel 
24 255 Einwohner. 

Die Forschung nennt als Bewohner dieses durch viele kleine Bachthäler, sogenannte 
Siefen, zerschnittenen und überaus wasserreichen Gebietes um den Beginn unserer 
Zeitrechnung die Usipeter imd Tenkterer, vielleicht sass hier auch ein Teil der 
Sigambrer. Es ist kaum anzunehmen, dass die Römer weit in dieses zerklüftete, 
unfruchtbare und jedenfalls sehr schwach besiedelte Hinterland vorgedrungen sind; 
die wenigen römischen Münzen und Scherben, die man hier fand, sind wohl nur 
durch Verschleppung dorthin gekommen. Auch von den Erdbefestigungen und Grenz- 
wällen ist keine mit Bestimmtheit auf die römische Zeit zurückzufCLhren. 

Nachdem die Franken den Rheinstrom überflutet hatten, gehörte das Gebiet 
den ripuarischen Franken; seit der schärferen Ausbildung der Gauverfassung rechnete 
der jetzige Kreis Wipperfürth im Wesentlichen zu dem Deutzgau, die Kreise Gummers- 
bach und Waldbroel zum Auelgau, dessen Schwerpunkt im Siegthal lag; dem ent- 
spricht auch die spätere Zuteilung der Kirchen des jetzigen Kreises Wipperfürth zu 
dem alten Dek^iat Deutz, derjenigen der beiden anderen Kreise zu dem Siegburger 
Dekanate. 

Die ersten Spuren der Christianisierung unseres Gebietes sind sehr schwer zu 
verfolgen. Anzeichen dafür, dass die Ausbreitung des Christentums durch den h. Suit- 

1 



2 EINLEITUNG. 

bertus von Kaiserswerth aus im 8. Jahrhundert auch auf das Gebiet der oberbergischen 
Kreise übergegriffen habe, finden sich nicht. Es scheint vielmehr, dass die Christiani- 
sierung der sehr schwach bevölkerten Gegend von Westen, von Köln und Bonn aas, 
erfolgte. Dafür spricht die Zugehörigkeit der Hauptkirchen in Gummersbach und 
Lindlar zu S. Severin in Köln, der Kirchen in Morsbach, Waldbroel, Nümbrecht, 
Wiehl, Dattenfeld zum Cassiusstift ii^ Bonn, der Kirche in Wipperfürth zu St. Aposteln 
in Köln. Da diese rheinischen Stifte erst im lo. Jahrhundert zu grösserer Macht- 
entwickelung kommen, dürfte die Gründung der genannten Kirchen kaum in das 
erste Jahrtausend zurückreichen. Erst mit dem Aufblühen des ganzen Gebietes 
unter den neuen Territorialherren im 12. und i3. Jahrhundert erfolgt von diesen 
Hauptkirchen aus die Gründung einer grösseren Reihe von Filialkirchen ; so gruppieren 
sich um Gummersbach im 12. Jahrhundert die kleinen Filialkirchen in Ründeroth, 
Müllenbach, Wiedenest, Lieberhausen; Lindlar gründet die Kirchen in Engelskirchen 
und Hohkeppelj Wipperfürth die in Wipperfeld; von Nümbrecht, Wiehl und Much 
erfolgen die Gründungen in Marienhagen, Marienberghausen und Drabenderhöhe. 
Diese Kirchenbauten gehen sämtlich noch auf das 12. und i3. Jahrhundert zurück. 
Nach dieser schnellen, zeitlich eng umgrenzten kirchlichen Entwickelung tritt wieder 
ein fast vollständiger Stillstand ein; der um i3oo verfasste Liber valoris nennt in 
imserem Gebiet nur die 1 1 alten selbständigen Pfarrkirchen, im Kreise Wipperfürth 4, 
im Kreise Gummersbach 3 und im Kreise Waldbroel wieder 4. 

Der vollständige Mangel an Hausteinmaterial und die überaus grossen Trans- 
portschwierigkeiten mussten auf die formale Ausbildung der romanischen Kirchen- 
bauten von schwerwiegendem Einfiuss sein; die künstlerischen Formen sind die denk- 
bar einfachsten. Nur die grösseren romanischen Kirchen besitzen reicher ausgebildete 
Portale aus Siebengebirgstrachyt; im Inneren dagegen sind die Laibungsprofile und 
Basen fast regelmässig durch roh behauene Bruchsteinplatten gebildet. Bezeichnend 
ist auch der Umstand, dass die am ganzen Niederrhein verbreiteten Taufsteine von 
Namurer Blaustein mit 4 Eckköpfen — mit einer Ausnahme — nicht in dieses 
Hinterland vorgedrungen sind; dagegen finden sich fast durchweg die sechsseitigen, 
oft mit Ecksäulchen versehenen Taufbecken aus Siebengebirgstrachyt, die jene ältere 
Gruppe von Taufsteinen aus Namurer Blaustein seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts 
ablösen. 

Von besonderem Interesse ist die Gruppe der von Gummersbach ausgehenden 
Kirchen in Müllenbach, Ründeroth, Lieberhausen und Wiedenest, die am deutlichsten 
die Schlichtheit der Bauweise vergegenwärtigen; es sind 4 kleine, in Maassen und 
Durchbildung genau übereinstimmende Bauten mit ausnehmend plumpen Pfeilern und 
schmalen Seitenschiffen, die in spätgothischer Zeit nach dem Vorgang von Gummers- 
bach ebenso gleichmässige Querschiffanbauten erhalten haben. * 

Im 12. Jahrhundert beginnt die alte fränkische Gaueinteilung unter dem Druck 
der neuen Territorial herren sich aufzulösen; in dem Gebiet der Kreise Gummersbach, 
Waldbroel und Wipperfürth sind die Besitzverhältnisse dieser Zeit noch sehr unklar; 



EINLEITUNG 3 

erst am Ende des Jahrhunderts macht sich ein deutliches Streben nach scharfer Ab- 
grenzung und Ablösung der Sonderrechte bemerkbar. Hier grenzten die Machtsphären 
der emporblühenden Grafengeschlechter aneinander und gingen zum Teil ineinander 
über. Von Nordwesten drängen die Grafen von Berg, von Nordosten die Grafen 
von der Mark, im Südosten und im Osten die Grafen von Wildenburg, die Land- 
grafen von Thüringen und die Grafen von Sayn, deren Herrschaften sich weit Über 
die Sieg nach Norden erstreckten. Das Gebiet des jetzigen Kreises Wipperfürth 
gehörte von Anfang an zu den bergischen Stammlanden; die Privilegierung der Stadt 
Wipperfürth im J. 1223 durch Engelbert den Heiligen macht diese Stadt für längere 
Zeit zum Mittelpunkt des Landes, bis sich das Schwergewicht noch im Mittelalter 
mehr nach Norden in die Wuppergegend verschiebt. Im Laufe des i3. und 1 4. Jahr- 
hunderts erfolgt dann die Abrundung des Bezirkes von Wipperfürth zu dem Amt 
Steinbach, benannt nach einer kleinen Burg, die den Amtssitz bildete. Auch in dem 
Gebiet des Kreises Gummersbach sind die Grafen von Berg im 12. Jahrhundert am 
meisten begütert, daneben die Herren von Wildenburg und die Grafen von Sayn, 
ferner die wenig bekannten Herren von Homburg als Besitzer der gleichnamigen 
Herrschaft. In dem nordöstlichen Teil dieses Gebietes werden die Grafen von der 
Mark am Ende des 1 3. Jahrhimderts alleinige Herren, indem die Gummersbacher Be- 
sitzungen der Grafen von Berg durch Heirat und Verpfändung an sie übergehen und 
sie gleichzeitig die Saynische Gerichtsbarkeit erwerben Im J. i3oi sichern sich die 
Grafen von der Mark dies Gebiet dauernd durch die Anlage von Burg und Stadt 
Neustadt. Die andere Hälfte des Kreises Gummersbach, die Grafschaft Homburg 
vor der Mark, war ungefähr gleichzeitig (1273) durch Heirat ganz in den Besitz des 
Grafen von Sayn übergegangen. 

Der grösste Teil des Kreises Waldbroel gehörte mit Windeck zu den Besitzungen 
des Landgrafen von Thüringen; doch sind die Grafen von Berg schon im 12. Jahr- 
hundert mit Windeck belehnt Dies Verhältnis blieb auch später bestehen, als Windeck 
an die Kölnische Kirche verkauft wurde imd im Anschluss daran sehr verwickelte 
Streitigkeiten um das Eigentumsrecht an Windeck entstanden. Aus der Vogtei von 
Windeck, die im 1 3, Jahrhundert im Besitz der Grafen von Berg erscheint, entwickelt 
sich dann bis zur Mitte des i4. Jahrhunderts das Amt Windeck. Dazu kam im 
dritten Viertel des 1 3. Jahrhunderts der seit 11 67 den Erzbischöfen von Köln gehörige 
Reichshof Eckenhagen mit seinen Bergwerken. 

Mit der Ausbildung der bergischen Ämter Windeck und Steinbach, sowie des 
Amtes Neustadt der Grafschaft Mark und der selbständigen Herrschaft Hoinburg 
war schon im 1 4. Jahrhundert der Umfang des Gebietes der jetzigen drei Kreise im 
Wesentlichen fest umgrenzt. 

Die Einführung der Reformation vollzog sich ziemlich ruhig; über die einzelnen 
Vorgänge haben sich nur sehr wenige und unzuverlässige Mitteilungen erhalten. Auf 
alle Fälle lassen sich jedoch so frühe Ansätze , wie die Wirksamkeit Ciarenbachs im 
Wupperthal, nicht feststellen. Am frühesten drang die Reformation in der Grafschaft 



4 EINLEITUNG 

Homburg unter dem Einfluss des Grafen Sebastian von Sajm zwischen i56o und i57o 
durch; sein Nachfolger erliess schon im J. iS89 eine streng lutherische Kirchenordnung 
nach dem Vorbild der kurpfälzischen Kirchenordnung. Als im J. 1606 die Herrschaft 
Homburg an eine andere Linie der Grafen von Sayn fiel, die dem reformierten Be- 
kenntnis zuneigte, wurde dieses in der Grafschaft eingeführt. In dem märkischen 
Amt Neustadt erfolgt die Einführung des reformierten Bekenntnisses wenig später; im 
J. i58o scheint die Reformation auch hier vollkommen durchgeführt zu sein. 

In den bergischen Ämtern Windeck ..und Steinbach kam es dagegen — na- 
mentlich seit dem Rücktritt des Landesherrn zum katholischen Bekenntnis im Anfang 
des 1 7. Jahrhunderts — zu erbitterten Kämpfen zwischen Katholiken und Reformierten, 
so in Wipperfürth, Much und Morsbach. Erst der Vergleich vom J. i672 führte ruhige 
Zustände herbei; danach blieb das Amt Steinbach mit Wipperfürth fast ganz dem 
alten Bekenntnis erhalten; im Amt Windeck mit Ausnahme der Kirchspiele Much, 
Morsbach und Dattenfeld kam im Zusammenhang mit der Reformation des Hom- 
burger Ländchens das lutherische Bekenntnis zur Herrschaft. 

Die religiösen Umwälzungen des 1 6. Jahrhunderts sind auf die baugeschichtliche 
Entwicklung und auf den damals vorhandenen Bestand an älteren Kirchenbauten 
von relativ sehr geringer Einwirkung gewesen. Erst das 18. Jahrhundert sah ein 
Bedürfnis nach Vergrösserung der Kirchengebäude ; aber auch damals begnügte man 
sich meist mit einer rationellen Raumausnutzung der alten Kirchengebäude durch die 
Anlage von Emporen, und nur in wenigen Fällen hat man sich zu dem Neubau des 
Langhauses als einfachen Saalbaues mit Emporen entschlossen, so z. B. in Eckenhagen 
und Rosbach. Hand in Hand mit dieser Erscheinung geht man im 1 8. Jahrhundert 
zu der für die reformierten bergischen Kirchen typischen Anordnung von Altar, Kanzel 
und Orgel übereinander im Chorraum über. 

Der Jülichsche Erbfolgestreit sollte in Verbindung mit dem dreissigjährigen Kriege 
dem Lande wieder eine wesentliche Umwälzung bringen, namentlich für den märkischen 
Teil, das Amt Neustadt. Adam von Schwarzenberg, der Vertreter des Kurfürsten 
von Brandenburg bei den Verträgen von i6o9 und i6i4, war durch Erbschaft im 
Besitz des Rittersitzes Gimborn im Amt Neustadt; zur Belohnung seiner Dienste 
belehnt ihn der Kurfürst 1610 mit dem Gericht in Gimborn, i6i4 fügt er etwa die 
Hälfte des Amtes Neustadt hinzu. Sein Nachfolger, Georg Wilhelm, verleiht an 
Schwarzenberg im J. 162 1 den Rest des Amtes Neustadt, im J. i63o wurde dann 
dieses ganze Gebiet, noch heute das Schwarzenbergische genannt, zu einer reichs- 
unmittelbaren Herrschaft Gimborn-Neustadt erhoben. Der Streit, der zwischen dem 
katholischen Landesherm und der evangelischen Bevölkerung sich infolge dieser Um- 
wandlung erhob, wurde durch die Vermittelung Brandenburgs im J. i658 in einen 
Landvergleich beigelegt; die Katholiken behielten das Kloster Marienheide und ein 
Simultaneum in Hülsenbusch. 

Die Geschichte der Grafschaft Homburg verläuft seit der Reformation ziemlich 
ruhig. Nachdem die beiden Linien der Grafen von Sayn und von Wittgenstein 



EINLEITUNG S 

Homburg seit dem J. i555 gemeinschaftlich regiert, kam durch Schenkung di^ Saynische 
Hälfte an die Gräfin von Sulz und es drohte der Verkauf dieses Teiles an das 
Herzogtum Berg. Durch eine Reihe von Verträgen in den Jahren i6o3, i6o4 und 
i6o5 wurde die Saynische Hälfte dem Hause Sayn- Wittgenstein gesichert. Seit dem 
J. i635 bestand eine in Homburg residierende Nebenlinie Sayn-Wittgenstein-Berleburg- 
Homburg, nach deren Erlöschen (i743) die Herrschaft an die Berleburger Stamm- 
linie zurückfiel. 

Wurde das Gebiet des Oberbergischen im dreissigjährigen Krieg auch nicht 
der Schauplatz kriegerischer Thaten, so litt das Land doch ziemlich stark unter 
Truppendurchzügen und Besatzxmgen. Das Si^hal, speziell Windeck, sah grössere 
Kämpfe; nachdem Windeck schon i632 durch die Schweden unter Baudissen ein- 
genommen war, wurde es l646 durch die Schweden und Hessen erobert, die wiederum 
i647 durch den kaiserlichen General Lamboy daraus vertrieben wurden. Die Gebäude, 
die diese Belagerungen noch überstanden hatten, gingen nach der Einnahme durch 
die Franzosen i672 in Flammen auf. 

Zum letzten Mal wurden die oberbergischen Kreise in dem letzten Jahrzehnt 
des 1 8. Jahrhunderts durch die Durchzüge der österreichischen und französischen 
Truppen behelligt 

Nur die Herrschaft Gimbom- Neustadt erfreute sich im 18. Jh. keiner ruhigen 
Entwickelung; der Land vergleich von i658 hatte den Streitigkeiten zwischen den 
Ständen und dem Hause Schwarzenberg kein Ende bereitet. Der Fürst von Schwarzen - 
berg verkaufte deshalb die Herrschaft im J. i78i an den Grafen von Wallmoden, den 
die andauernden Streitigkeiten jedoch seines Besitzes auch nicht froh werden Hessen. 
Im J. i796 kam es sogar zu solchen Tumulten, dass Wallmoden sich von dem damals 
mit preussischen Truppen in Westfalen stehenden General von Blücher militärischen 
Schutz erbitten musste. 

Das Herzogtum Bei^ war im J. i799 an Max Joseph von Pfalz -Birkenfeld- 
Zweibrücken übergegangen, der im J. i8o3 die Regentschaft seinem Vetter Herzog 
Wilhelm von Bayern übertrug. Da erfolgte im J. 1806 der Zusammenbruch der alten 
Herrschaft; am i5. März übernahm Murat das Herzogtum Berg und schon am 23. März 
Hess er auch von den Herrschaften Gimbom-Neustadt und Homburg Besitz ergreifen. 

Wieder nach zwei Jahren gehört das Gebiet zum französischen Kaiserreich. Im 
J. i8i4 bringt das Generalgouvernement eine neue Gebietseinteilung; zwei Jahre später 
erfolgt durch Preussen die endgiltige Regelung ; die Kantons Wipperflirth und 
Lindlar bilden den Kreis Wipperfürth, jedoch wird das Kirchspiel Overath aus- 
geschieden und dem Kreis Mülheim zugewiesen. Das Kanton Waldbroel, das alte 
Amt Windeck, wird um die Kirchspiele Much und Leuscheid verringert, die an 
den Siegkreis fallen. Die Kantons Gummersbach und Homburg, die sich mit den 
Gebieten der alten Herrschaften Homburg und Gimbom-Neustadt decken, bildeten 
zwei besondere Kreise, die jedoch im J. 18 19 provisorisch und im J. 1825 definitiv 
zum Kreise Gummersbach vereinigt wurden. Die Auseinandersetzung Preussens mit 



6 EINLEITUNG 

dem Grafen von Wallmoden und dem Fürsten von Wittgenstein - Berleburg wegen 
Ablösung der standesherrlichen Rechte zog sich bis zum J. 1822 hin. 

In geognostischer Beziehung gehört das Gebiet der drei Kreise dem rheinisch- 
westfälischen Schiefergebirge an. Der weitaus grösste Teil der Gebirgsformationen 
wird von dem Mitteldevon gebildet; es kommen hier hauptsächlich drei Gesteins- 
arten in Betracht. In erster Linie ist der Grauwackenschiefer zu nennen, der in 
mächtigen Lagern das ganze Gebiet durchzieht; er ist von bläulich oder grünlich 
grauer Färbung und hat im wesentlichen von jeher das Baumaterial der Gegend 
abgegeben. Seine zum Teil sehr bedeutende Wetterbeständigkeit zeigt sich bei einem 
grossen Teil der älteren Bauten. In Verbindung mit dem Grauwackenschiefer er- 
scheinen grosse Lager von Grauwackensandstein, einem sehr feinkörnigen, zum grössten 
Teil aber wenig wetterbeständigen Material. Das Hauptlager dieses Sandsteins liegt 
dicht bei Lindlar, jedoch geht die Ausbeutung dieser Steinbrüche nicht über das 
1 7. Jahrhundert zurück. Als dritte Formation sind die über das ganze Gebiet ver- 
streuten Kalksteinlager zu nennen; dieselben haben weniger als Bausteinmaterial wie 
zum Kalkbrennen eine Ausbeutung erfahren. 

Von den jüngeren Formationen sind tertiäre, Diluvial- und Alluvialbildungen 
zu nennen; die ersteren bestehen aus grossen Sand- und Lettelagen. Das Alluvium 
ist auf die Thäler beschränkt, dem Diluvium gehören grosse, auf den Höhenzügen 
hegende Lehm- und Geschiebelager an. 

Die Montanindustrie setzt in den oberbergischen Kreisen schon in sehr früher 
Zeit ein ; sie erstreckt sich hauptsächlich auf die Gewinnung von Eisen- und Bleierzen 
aus dem Mitteldevon; mit diesen Erzen verbunden erscheinen namentlich Silber, Zink 
und Kupfer. Das älteste Zeugnis ist die Schenkung des Reichshofes Eckenhagen „mit 
den Silbergruben", die Kaiser Friedrich I. im J. 11 67 an seinen Reichskanzler, den Erz- 
bischof Rainald von Köln, macht. Das Gebiet umschloss wahrscheinlich die Gruben auf 
der Silberkaul bei Eckenhagen, sowie die noch bestehenden Gruben Heidberg und Wild- 
berg bei Eckenhagen. Im J. 1258 wird die Münze der Kölner Erzbischöfe in Wildberg 
erwähnt; bald daraufmuss dieser Besitz von Bergwerken an die Grafen von Berg über- 
gegangen sein, da diese im J. I2 75 ihre Münze von Wildberg nach Wipperfürth verlegen. 
Noch im 18. Jahrhundert sind Münzen aus Wildberger Silber geschlagen worden. 

Die Eisenerzgewinnung ist über das ganze Gebiet in einer Reihe grösserer und 
kleinerer Gruben verbreitet, die vorzüglichsten gruppieren sich um Ründeroth, dann 
auch hat namentlich das alte Amt Windeck bedeutende Gruben aufzuweisen. Dieser 
Zweig der Montanindustrie lässt sich nicht so weit zurückverfolgen wie die Silber- 
und Bleigewinnung; jedoch deutet die im 1 6. Jahrhundert auf dem Windecker Wappen 
erscheinende Figur des Bergmannes auf einen schon alten Betrieb. Besonders über 
den Betrieb der Gruben der Ründerother Gegend liegt ein reichhaltiges Aktenmaterial 
des 1 6. Jahrhundert vor; für die Herrschaft Homburg wurde im J. i57o sogar eine 
ausführliche Bergordnung erlassen. 



EINLEITUNO 



LITTERATUR. 

I. Allgemeine Darstellungen, politische und Territorialgeschichte. 
W. Teschenmacher, Annales Ciiviae, Juliae, Montium, Marcae, Westphalicae, Ravens- 
bergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt und Leipzig i72i. — J. Th. Brosius, Juliae 
Montiumque comitum marchionum et ducum annales, Köln i73i, 3 Bde. — Zwei 
geographische Beschreibungen des Herzogtums Berg aus dem I. Drittel des 1 8. Jahr- 
hunderts. I. Topographia ducatus Montani von E. Ph. Ploennies (i7i5). IL Be- 
schreibung der vornehmen Handelsstädte und Flecken Bergischen Landes, von Jon. 
WüLFFiNG (i729): Berg. Zs. XIX, S. 8i— i7o. — A. Borheck, Archiv für die Ge- 
schichte, Erdbeschreibung, Staatskunde und Altertümer der deutschen Nieder- Rhein- 
lande, Elberfeld iSoo. — Ders., Geschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und 
Ravensberg, Duisburg 1 800. — Jon. Schmidt, Geschichte und Geographie des Herzog- 
tums Berg und seiner Herrschaften, Krefeld i8o4. — Jon. Moritz Schwagers Be- 
merkungen auf einer Reise durch Westfalen bis an und über den Rhein, Leipzig i8o4. 
— J. A. Engels, Denkwürdigkeiten der Natur und Kunst ... in den königlich 
preussischen Niederrheinischen Provinzen, Elberfeld i8i9. — Neigebaur, Dar- 
stellung der provisorischen Verwaltungen am Rhein vom J. i8i3— i8i9, Köln 182 1. — 
F. E. V. Mering, Geschichte der Burgen, Rittergüter, Abteien und Klöster in den 
Rheinlanden, Köln i833 — 1861, 12 Hefte. — J. F. Knapp, Regenten- und Volks- 
geschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg imd Ravensberg von Karl dem Grossen 
bis auf die Vereinigung mit der preussischen Monarchie, Krefeld 1 836, 3 Bde. — 
MoNTANüs, Die Vorzeit der Länder Cleve, Mark, Berg und Westfalen, Solingen i837, 
3 Bde. — Dasselbe in wissenschaftlicher Umarbeitung von W. v. Waldbrühl und 
MoNTANUS, Elberfeld i87i. — E. Heinel, Geschichte der Herzogtümer Cleve, Jülich 
und Berg bis zur Vereinigung mit dem Kurfürstentum Brandenburg, Berlin i84i. — 
E. HöLTERHOFF, Vaterlaudskunde, zunächst für die preussische Rheinprovinz, Solingen 
i84i. — Jos. Strange, Beiträge zur Genealogie der adligen Geschlechter, Köhi 
i864 — 1869, 9 Bde. — A. Fahne, Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und 
Bergischen Geschlechter, Köln i848, 2 Bde. — Ders., Geschichte der Westfälischen 
Geschlechter, Köln i858. — Ders., Die Dynasten, Freiherren und jetzigen Grafen von 
Bocholtz, Köln i856 — 1863, 4 Bde. in 6 Abteilungen. — Ders., Forschungen auf dem 
Gebiet der Rheinischen und Westfälischen Geschichte, Köln 1 864— 18 76, S Bde. in 
8 Abteilungen. — Ders., Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und Westfalen, 
Köln 1876—1 883, 6 Bde. — Ders., Chroniken und Urkundenbücher hervorragender 
Geschlechter, Stifter und Klöster, Köln 1862 — 1880, 5 Bde. — A. v. Haeften, Über- 
blick über die Niederrheinisch-westfälische Territorialgeschichte bis zum Anfang des 
i5. Jahrhimderts: Berg. Zs. H, S. i; III, S. 224. — L. Driesen, Fünf Bücher 
niederrheinischer Geschichte: HL Geschichte der Grafschaft Berg von den ältesten 
Zeiten bis i3oo: Westf. Zs. XV, S. i65. — Karl Kunze, Die politische Stellung der 



8 EINLEITUNG 

niederrheinischen Fürsten in den J. i3i4 — 1334, Göttingen 1886. — v. Woringen, 
Historische Darstellung der Bildung des Herzogtums Berg: v. Ledebur, Allgem. 
Archiv XVII, S. 3o5. — W. Crecelius, Der geldrische Erbfolgestreit zwischen Kaiser 
Karl V. und Herzog Wilhelm ron Jülich, Berg und Cleve (iS38 — 1543): Berg 
Zs. XXIII, S. 5o. — K. J. Wiebeking, Beiträge zur Kur- Pfälzischen Staatengeschichte 
vom J. i7.72 — 1792, vorzüglich in Rücksicht des Herzogtums Jülich und Berg, "Heidel- 
berg i793. — Chr. Jac. Krem ER, Akademische Beiträge zur Jülich -Bergischen Ge- 
schichte, Mannheim i769 — i78i, 3 Bde. — Die Helden der Republik und Bürger und 
Bauern am Niederrhein in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts, vom Verfasser 
der deutschen Kokarde, Elberfeld i85i. — Rudolf Goecke, Das Grossherzogtum 
Berg unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806— 181 3, Köln i877. — 
Friedrich Spengler, Geschichte des Bei^gischen Landes, Barmen 1868. — Arthur 
KoERNiCKE, Entstehung und Entwickelung der bergischen Amtsverfassung bis zur 
Mitte des i4. Jahrhimderts, Diss. Bonn i892. Dazu Harless, in der Berg. Zs. 
XXIX, S. 2 79. — Bernhard Schönneshöfer, Geschichte des bergischen Landes, 
Elberfeld i895. — Georg v. Below, Die landständische Verfassung in Jülich und 
Berg bis zum J. i5ii: Berg. Zs. XXI, S. i73; XXII, S. i. — Ders., Geschichte der 
direkten Staatssteuem in Jülich und Berg bis zum geldrischen Erbfolgekriege: Berg. 
Zs. XXVI, S. i; XXVIII, S. i; XXIX, S. i. — Wilhelm Crecelius, Beiträge zur 
Bergisch-niederrheinischen Geschichte, Elberfeld i89i. Auch in der Berg. Zs. XXVII. 

— Mitteilungen aus den Akten-Resten der bergischen Obergerichte, Düsseldorf i897. 

— Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde: XII. Erläuterungen 
zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz: Bd. I. Constantin Schulteis, Die 
Karten von i8i3 und 1818, Bonn i895. Bd. IL Wilhelm Fabricius, Die Karte 
von i789, Bonn i898. 

Land- Vergleich vom Jahr 16S8 zwischen dem Hoch-fürstlichen Hause zu 
Schwartzenberg und der vom Königlich-Preussischen und Chur-Brandenburgischen 
Hause zu Lehn tragende Herrschaft Gimbom und Ambt Neustadt. Mit kurzen 
historischen und sonstigen zu dessen Erläuterung diensamen Anmerkungen, i73o. — 
V. Steinen, Westfiliische Geschichte; II, i. Historie der Gra&chaft Mark, Lemgo 
i755. — Natorp, Die Grafschaft Mark, Iserlohn i859. — Tross, Levold's von Nort- 
hoff Chronik der Grafen von der Mark und der Erzbischöfe von Cöln, Hamm i859. 

— V. Sybel, Chronik und Urkundenbuch der Herrschaft Gimbom-Neustadt, Graf- 
schaft Mark, im Kreise Gummersbach, Reg.-Bez. Köln, Gummersbach 1880. — 
Schölten, Clevische Chronik nach der Originalhandschrift des Gert van der Schuren, 
Cleve i884. — Schemann, Die Grafschaft Mark im Jülich-Clevischen Erbfolgestreit 
und dreissigjährigem Kriege, I. Hagen i89o. — v. Ernsthausen, Erinnerungen eines 
preussischen Beamten, Bielefeld und Leipzig i894. — Kurtzer vorläuffiger Bericht 
und gründliche Demonstration, dass die Grafschaft Homburg an der Mark .... 
notorisch unter den Löbl. Nieder- Rheinisch -Westphälischen Creyss gehöre, deren 
Reichs-Immedietät klährlich gezeigt wird: Sambt unterschiedlichen Urkunden, ge- 

8 



EINLEITUNG 9 

troffenen Vergleichen, und denen denen GrafFen zu Sayn und Wittgenstein 

ertheilten Privilegien und Freyheiten. i7i3. — Hüssen, Geschichte der ehemaligen 
reichsunmittelbaren Herrschaft Hombui^ an der Mark, Barmen i87o. — A. V., 
Land und Leute des Amts Steinbach, Wipperfürther Volksblatt i877. — Aus dem 
Amt Steinbach, ebendort i877. — Heimatskunde des Kreises Waldbroel, Düsseldorf 
1880. — Heimatskunde des Kreises Gummersbach, Düsseldorf 1880. — A. Hörn, 
Das Siegthal von der Mündung des Flusses bis zur Quelle, Bonn i854. — E. Weyden, 
Das Siegthal, Bonn 1866. — Führer durch das bergische Land, Barmen 1888. — Führer 
durch das Aggerthal, Gummersbach, F. Luyken [o. J.]. — Streit, Führer durch das 
oberbergische Land, Barmen i889. 

2. Statistik. Th. J. Lenzen, Beyträge zur Statistik des Herzogtums Berg, 
Düsseldorf 1802, 2 Hefte. — Statistik der preussischen Rheinprovinzen in den 3 Perioden 
ihrer Verwaltung, Köln 181 7. — J. A. Demi an. Geographisch-statistische Darstellung 
der deutschen Rheinlande nach dem Bestände vom i. August 1820, Koblenz 1820. — 
V. Restorff, Topographisch-statistische Beschreibung der preussischen Rheinprovinzen, 
Berlin i83o. — Beschreibung des preussischen Rheinlands, Aachen i832. — P. W. 
Mebus, Geographisch-statistische Beschreibung der Königlich preussischen Rheinprovinz, 
Elberfeld i84i. — Ders., Statistische Beschreibung der Königlich preussischen Rhein- 
provinz, Köln i835. — F. Halm, Statistik des Regierungsbezirkes Cöln, Cöln i865. — 
(Kaiser), Statistische Nachrichten vom Kreise Gummersbach, Reg.-Bez. Cöln, Gum- 
mersbach i863. — (Maurer), Versuch einer statistischen Darstellung des Kreises 
Waldbroel, Waldbroel i863. — Graf Nesselrode, Beschreibung und Mitteilungen 
über die Resultate der Verwaltung des Kreises Wipperfürth, 1862. 

3. Rechts- und Verfassungsgeschichte. Harless, Die Erkundigung 
über die Gerichtsverfassung im Herzogtimi Berg vom J. i555: Berg. Zs. XX, S. 11 7. 

— J. J. ScoTTi, Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in den ehe- 
maligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg und in dem vormaligen Grossherzog- 
tum Berg ergangen sind (von i475 — 181 5), Düsseldorf 1821 — 1822, 4 Bde. 

— Gosw. Jos. DE Buiningk, Tentamen historicum de ordinationibus provincialibus 
Juliacensibus, Montensibus nee non variis earundum editionibus, Duisburg i794. — 
Melchior Voetz, Historia juris civilis Juliacensium et Montium, Köln i667 (5. Aufl. 
1762). — Chr. Sommer, Praktischer Kommentar über die Jülich-Bergische Rechts- 
ordnung mit Verbesserungsvorschlägen, Köln i8o4. — Widerholung aller derjenigen 
Edikten und General- Verordtnungen, welche wegen der in beyden Herzogthumben 
Gülich und Berg üblichen Steuer-Collectationen und darin einschlagender Materien 
vor und nach ausgegangen seynd, Düsseldorf i7i5. — Fr. Alef, Dissert de iuribus 
et praerogativis ducatuum Juliae et Montium, Heidelberg 1 75 1 (auch in seinen opus- 
culis p. 7773). — G. J. v. Knapp, Beiträge zur Jülich- und Bergischen Landesgeschichte 
oder Anleitung zur Kenntnis der Jülich- und Bergischen Lehne, i79i. — Fr. G. 
Schleicher, Abhandlung vom Ursprung und Eigenschaft der Jülich- und Bergischen 
Lehne, Elberfeld 1800. — C. A. Rennen, Bemerkungen über das Bergische Land- 



lO EINLEITUNG 

recht, Düsseldorf i8o3. — v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte 
in der preussischen Monarchie, Berlin 1828. — J. F. Benzenberg, Über Provinzial- 
verfassung mit besonderer Rücksicht auf die vier Länder Jülich, Cleve, Berg und 
Mark, Hamm 181 9. — Theodor Corner, Abhandlung über den vorzüglichen 
Unterschied zwischen den ehemaligen Landrechten .... von Köln, Jülich und Berg, 
Köln 1826. — Erster Entwurf des Provinzial -Rechtes der vormaligen Reichsherrschaft 
Gimbom und Neustadt und der vormals reichaunmittelbaren Herrschafteil Homburg 
an der Mark und Wildenburg, Köln i837. — Provinzialrecht des Herzogtums Berg, 
der vormals kurkölnischen Enklaven desselben und der Herrschaften Gimbom-Neu- 
stadt, Homburg a. d. Mark und Wildenburg, Berlin i837. — Ostrheinisches Provinzial- 
recht, revidierter Entwurf, Berlin i837. 

4. Kirchengeschichte. Kirchen-Ordnung, welchermassen in der lehre gött- 
liches Worts, Administration der heiligen Sakramenten in Unser Heinrichs, 

Grafen zu Sayn, Herrn zu Homburgk, .... Graff- und Herrschaften unsere Super- 
intendenten, Pfanrherren, .... sich verhalten sollen, i589 [gedruckt Eisenach i683]. — 
J. P. Berg, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, 
herausgegeben von Ludw. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. von Oven, Über die 
Entstehung und Fortbildung des evangelischen Kultus in Jülich, Berg, Cleve und 
Mark, Essen 1829. — J. A. von Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder 
Jülich, Berg, Cleve, Meurs, Mark, Westfalen, Bd. I und II, Elberfeld 18 18, Bd. III, 
herausgegeben von C. H. E. von Oven, Solingen i837. — Ennen, Geschichte der 
Reformation im Bereiche der alten Erzdiöcese Köln, Köln und Neuss i849. — 
Heinrich Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche von Cleve- Mark und der 
Provinz Westfalen, Iserlohn i867. — Max Losskn, Zur Geschichte des Laienkelches 
am Hofe des Herzogs Wilhelm von Jülich-Cleve-Berg: Berg. Zs, XIX, S. 1. 

5. Geschichte der Industrie. Nachricht von den Eisen- und Stahlfabriken 
im Herzogtum Berg, aufgesetzt im J. i78i: Deutsches Museum, Leipzig i783, I, S. 24. 
Berichtigung ebenda i784, I, S. 54. — C. Frohn, Ansichten der bergischen Industrie : 
Aschenbergs niederrheinische Blätter III, Dortmund i8o3, S. 534. — Eversmann, 
Übersicht der Eisen- und Stahl- Erzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen 
Lahn und Lippe, Dortmund i8o4. — Versuch einer Geschichte der Industrie- und 
des Handels in den niederrheinisch-westfälischen Provinzen des vormaligen Gross- 
herzogtums Berg: Vaterländische Blätter, den Bewohnern des Niederrheins gewidmet, 
I, i8i4, S. 9i, i87. — W. Gebhard, Bericht des Hofkammerrats Fr. H. Jacobi über 
die Industrie der Herzogtümer Jülich und Berg aus den J. i773 und i774: Berg- 
Zs. XVIII, S. I. — F. L. Kinne, Beschreibung des Bergreviers Ründeroth, Bonn i884. 
— BuFF, Beschreibung des Bergreviers Deutz, Bonn 1882. 



10 



EINLEITUNG 1 1 



ABKÜRZUNGEN 

für die häufiger genannten Werke. 

Lacomblet, U.B. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, 4 Bde. 
Düsseldorf 1840—1868. 

Lacomblet, Archiv. — Archiv fttr die Geschichte des Niederrheins, I (1832), II (1857), III (1860), 
IV (1863), V (1865), herausgegeben von Lacomblet, N.F. I (1868), II (1870), herausge- 
geben von Harless. 

Binterim u. Mooren, E. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekanate 
eingeteilt, Mainz 1828—1830, 2 Bde. Die 2. Aufl. unter dem Titel: Die Erzdiöcese 
Köln bis zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren, 2 Bde., Düssel- 
dorf 1892—1893. 

Günther, Cod. dipl. — Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus von W. Günther, 5 Bde. Koblenz 
1822—1826. 

Fabricius, Karte von 1789. — Wilhelm Fabricius, Die Karte von 1789, Einteilung und Entwicke- 
lung der Territorien von 1600 bis 1794. Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der 
Rheinprovinz, Bd. II, Bonn 1898. 

B. J. — Jahrbüclier des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, I (1841)— C (1896), 101 
(1897)— 104 (1899). 

Ann. h.. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855)— LXVIII (1899). 

Picks Ms. — Monatsschrift für rheinisch- westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde, 
herausgegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die Geschichte 
Westdeutschlands, herausgegeben von dems., III (1877) — VII (1881). 

Wd. 2^. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und 
Lamprecht, I (1882)— X (1891), von Hettner u. Hansen, XI— XVIII (1899). 

Aachener Zs. — Zeitschrift des Aachener Geachichtsvereins I (1879)— XXI (1899). 

Berg. Zs. — Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereina I (1863) — XXXIV (1899). 

Beig. Ms. — Monatsschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1894) — VI (1899). 

Dumont, Descriptio. — Dumont, Descriptio omnium archidioeceseos Coloniensis ecclesiarum circa 
annum MDCCC. Köln 1879. 

Tille, Übersicht. — Armin Tille, Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rhein- 
provinz. Beihefte zu den Jahresberichten der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde 
und zu den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Band I, Bonn 1899. 

V. Recklinghausen, Ref. Gesch. — von Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, 
Berg, Cleve, Meurs, Mark, Westfalen und der Städte Aachen, Cöln und Dortmund, Band I 
und II, Elberfeld 1818, Band III. Solingen und Gummersbach 1837. 

V. Sybel, Chronik. — v. Sybel, Chronik und Urkundenbuch der Herrschaft Gimbom-Neustadt, Graf- 
schaft Mark, im Kreise Gummersbach. Gummersbach, 1880. 

Hüssen, Homburg. — Hüssen. Geschichte der ehemaligen reichsunmittelbaren Herrschaft Homburg 
an der Mark, bestehend aus den jetzigen Bürgermeistereien N umbrecht, Marienberghausen, 
Wiehl und Drabenderhöhe. Barmen 1870. 




II 



KREIS GUMMERSBACH 



V* 



BERGNEUSTADT. 



Bvmngel. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



VON Steinen, Westfälische Geschichte, II. Teil, lo. Stück, S. 3o3, 3i6. — von 
Sybel, Chronik S. 1 1 ff. — von Merino, Gesch. der Burgen in den Rheinlanden 
XI, S. 7. — Fabricius, Karte von i789, S. 353. — Berg. Ms. VII, S. i5, 35. 

Handschriftl. Qu. Auf dem Bürgermeisteramt: Chronik aus dem Anfang 
des i8. Jh. — Drucksachen des i7. — 19. Jh. — Akten der Schützengesellschaft von i684 
an. Vgl. Tille, Übereicht S. 289. — Ilgen, Rheinisches Archiv S. i77. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Handschriftl. Qu. Im Pfarr- 
archiv: Urkunden von ii54 an. — Kirchenrechnungen Wifedenest-Neustadt von i59o 
ab. — S3modal- und Konsistorialprotokolle von i685 ab. Vgl. Tille, Übereicht S. 287. 

Eine dem h. Johannes Bapt. geweihte Kapelle auf der Burg Neustadt bestand 
vielleicht schon im i4. Jh., sie wird i455 ausdrücklich erwähnt. ImJ. i5o8 stiften die 
Bürger von Neustadt bei dieser Kapelle eine Wiedenest unteretellte Vikarie (Tille, Über- 
sicht S. 287, 288, No. 10, 16); nach der Einführung der Reformation — im J. i567 durch 
Johann Hollmann — wird Neustadt innerhalb der Verbindung mit der Mutterkirche in 
Wiedenest selbständiger. Nach einem sechsjährigen Streit wurde i756 Neustadt von 
Wiedenest abgetrennt. Der Bau der Kirche stammt im wesentlichen aus dem J. i698, 
vielleicht enthält der Chor jedoch noch Teile eines älteren gothischen Baues. In 
den J. i7i7 und i742 litt die Kirche stark durch Brand; das Turmdach entstand nach 
dem Stadtbrand des J. i742. « 

Einschiffiger verputzter Bruchsteinbau mit vorgelagertem Westturm und drei- Be»chroibung 
seitig geschlossenem Chorhaus, im Lichten i9,6o m lang, 8,80 m breit. 

Der derbe viergeschossige Turm mit einfachem Portal in der Südseite ist 
über dem zweiten Geschoss stark zurückgesetzt; er ist vollkommen schmucklos, in 
der Glockenstube an jeder Seite ein einfaches Rundbogenfenster. Die elegante Dach- 
haube ist unten stark eingezogen und trägt eine achtseitige Laterne mit schlanker, 
unten geschweifter Spitze. 

Das zweijochige Langhaus ist mit plumpen ungegliederten Strebepfeilern be- 
setzt, während das Chorhaus schlankere, unregelmässig abgetreppte Strebepfeiler zeigt ; 
beide mit hohen rundbogigen Fenstern, die zum Teil noch zweiteiliges spätgothisches 
Masswerk enthalten. Auf einem Strebepfeiler an der Südseite die Jahreszahl i698; 
an beiden Seiten kleine schmucklose Thüren. 

An die Ostseite ist ein einfaches zweigeschossiges Sakristeigebäude und Ge- 
meindehaus in diesem Jahrhundert angefügt worden. 

Das Innere mit den im Langhaus ringsum laufenden Emporen ist schmucklos. 
Die Turmhalle mit einfachem Kreuzgewölbe, das Langhaus mit einem grossen Tonnen- 
gewölbe, in das über den Fenstern grosse Kappen einschneiden ; zwischen den beiden 
Jochen ein derber Gurtbogen auf schweren Wandvorlagen. Der Chor mit einfachen 
Rippengewölben. 



Inneres 



i5 



i6 



KREIS GUMMERSBACH 



Austtsttung 
Glocken 



Evang«i. Von der Ausstattung ist nur der in Empireformen gehaltene Aufbau des 

Pfarrkirche ., , ^ r o 

Altars und der Kanzel im Chor mit der Orgel darüber erwähnenswert. 
Die beiden Glocken des i8. Jh. tragen die Inschriften: 
I. oMnIpotentI eXIstente CVratore aC praeside joan klein, past. I. D. 

ALEFELDU. (?), DM. JOAN SCHRÄGE MED. D. CONS., J. E. TORLEY AC J. P. OCH EL, ANTIST. 

ECCL. FECiT j. j. RiNCKER. (Das Chronogramm nicht durchgeführt.) 

2. ANNO POST C. N. MDCCLXIII, ' POST SEPARAT. HUIUS ECCLES. A WIEDEN. VIII^, 
ME SECUNDA VICE CONFLARE CURARUNT P. J. KOCHER PAST., J. W. BEUER CONS., 
C. S. HEPPE PROC, J. M. TORLEY DIAC, J. P. BRANDSCHEID DIAC, J. C. VIEBAHN PROV. 
PER M. MABILLOT. 



Stadt. 
befestigung 

Geschichte 



Beschreibung 



STADT BEFESTIGUNG. Wahrscheinlich gehört Neustadt zu den von den 
Grafen von Sayn an die Grafen von der Mark im J. I287 verpfändeten Gütern, die 
seitdem bei der Grafschaft Mark verblieben. Nach den Chroniken des Levold von 
NoRTHOF (herausgeg. von Tross, Hamm i859, S. iZi) und des Gert van der 
Schuren (herausgeg. von Schölten, Cleve i884, S. 18) begann der Amtmann Rutger 
von Altena am Servatiustage i3oi mit dem Bau der Veste Neustadt. Bereits i33o 
besitzt der schnell aufblühende Ort drei Markttage; i335 werden die Bürger von 
dem Grafen von Abgaben befreit und dafür angehalten, zu der Befestigung des Ortes 
beizutragen; es folgen im Laufe des i4.Jh. noch weitere Privilegien (Tille, Über- 
sicht S. 286). Die Stadtchronik nennt schon im J. i353 eine Schützengilde, der 
besonders die Verteidigung der Stadt oblag. Im J. i4o4 hielt die Stadt angeblich 
schon eine Belagerung aus (Berg. Ms. VII, S. 16). 

Im i5. Jh., in dem Neustadt vielfach verpfändet ist, wurden Amt und Stadt für 
eine Zeit Lehen des Trierer Bistums. Nach dem Übergang an Brandenburg kam 
Amt und Stadt Neustadt im J. 1621 durch Schenkung an Adam von Schwarzenberg 
und bildet seit i63o einen Teil der diesem Geschlecht gehörigen reichsfreien Herr- 
schaft Gimborn - Neustadt. Stadtbrände in den J. i595, i7i7 und i742 haben dann 
die vollkommene Zerstörung der Burg, die angeblich im dreissigj ährigen Krieg von 
Torstenson erobert wurde und schwer litt (Berg. Ms. VII, S. i5. — von Steinen, 
a. a. O.), und der Stadtbefestigung herbeigeführt. Auf der Stelle der alten Burg 
stehen jetzt das Pfarrhaus und die Kirche. 

Die Stadt liegt in einer sehr günstigen Lage auf einem nach Süden vorsprin- 
genden Hügel, der nach Norden sich durch eine leichte Einsenkung von dem Berg- 
rücken scheidet, nach dem Thal hin steil abfällt und an beiden Seiten von schmalen 
Wiesenthälern eingeschlossen ist. Nur an der Ostseite in der Nähe der Kirche hat 
sich auf eine lange Strecke die grosse Futtermauer erhalten; sie ist zum Teil mit 
Häusern überbaut, darunter das grosse zweigeschossige Pfarrhaus mit der Jahres- 
zahl i743 in Eisenankern. 



DRABENDERHÖHE. 



Evangel. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Hüssen, Homburg S. 63, 88, I25. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Kirchenrechnungen des i7. Jh. — 
Akten, betreffend die Kirchenordnung u. s.w., aus dem i7. Jh. — Pfarrchronik vom 
Ende des 18. Jh. ab. Vgl. Tille, Übersicht S. 29 1. 

Der Turm der Kirche gehört noch dem 12. oder i3. Jh. an; die Kirche war wahr- 
scheinlich Filialkirche von Much, im J. i57o war die Gemeinde im Gegensatz zu der 



16 



GIMBORN 



l7 



Glocken 



der Mutterkirche schon zur Reformation übergetreten. Nach einem grossen Brand im Eva n gel. 
J, i696 wurde der Turm um ein Geschoss erhöht und mit der jetzigen Haube ver- 
sehen; gleichzeitig errichtete man ein neues Langhaus, während Turm und Chor 
erhalten blieben. Im J. i845 wurde die Kirche unter Beibehaltung des Turmes 
durch einen Saalbau nach einem Normalentwurf StäUrs ersetzt. Die Pfarrchronik 
enthält eine primitive Ansicht der alten Kirche; das Langhaus von i697 war ein 
einfacher gothisierender Bau mit Strebepfeilern, der Chor gothisch und mit einem 
spitzen Dachhelm versehen. 

Der mit dem modernen Langhaus durch eine kleine Vorhalle verbundene fünf- Be«chreibunt 
geschossige Turm ist schmucklos; an der Westseite eine kleine rundbogige Thür, 
die in die nur 2,3o m breite, mit einer Tonne überwölbte Turmhalle führt; die 
beiden folgenden Geschosse ohne Fensteröfihungen, das vierte Geschoss mit kleinen 
ungegliederten Rundbogenfenstem ; das i697 aufgesetzte Geschoss gleichfalls mit ein- 
fachen Rundbogenfenstem. Die achtseitige geschweifte Turmhaube mit geschlossener 
Laterne und schlanker Spitze entspricht in den Formen genau der Turmbedachung 
der Kirche in Marienberghausen (s. u. S. 37, Fig. 14). 

Die Glocken sind modern, von den alten Glocken trug die kleinste die 
Inschrift: maria heischen ich, all bois weder verdriven ich, johann van 

ANDERNACH GOIS MICH ANNO MC^IX. 

Vor dem Eingang zur Kirche zwei grosse marmorene Grabplatten aus dem 
Anfang des i8. Jh. mit den Wappen Wiilling und Recklinghausen; sie tragen die 
Inschriften : 

1. VIRI NOBILISSIMI, AMPLISSIMI ET PRUDENTISSIMI, DOMINI PETRI JACOBI 
WÜLFINGI, HAEREDITARII IN LEUTSCHEROD ET NEGOTIATORIS FAMIGERATISSIMI EPI- 
TAPHIUM. SI PIETAS ET AMOR VIRTUSQUE Flt)ESQUE VETARENT EMORIER, NUM- 
QUAM DECUBUISSET ITA, QUI PIETATIS ERAT TEMPLÜM FIDEIQUE SACELLUM, CUIUS 
AMOR, CANDOR, VIRTUS AD ASTRA MICANT. ATTAMEN HOSTIS ATROX WÜLFINGIÜM 
FACE NECAVIT, AD LATUS UXORIS PROJICIT ANTE DIEM, COGNATI, SORER (statt SOROR) 
ET NATAE NATUSQUE DOLEBÜNT. IMMINET HEU ! LUCTUS, SERIA CAUSA NOVI; INDE 
SED ILLATAM QUID VIM DEPLORO LATRONIS ; VELLE DEI SUMMI LAUDE NOTARE DECET. 
NON CECIDIT WÜLFING, SED STAT LAETISSIMUS, INTER GAUDIA COELITUUM NON MORI- 
TURUS AGIT. NATUS ANNO 1662, DENATUS ANNO 1 7o6. 

2. EPITAPHIUM. QUAE lACET HIC? MATRONA POTENS. QUA STIRPE PARENTUM? 
RECKLINGHAUSORUM SANGUINE NATA FUIT. QUIS CONJUX? PETRUS JACOB WULFIN- 
GIUS, ILLE MERCATOR CELEBRIS, lAM VIDUUS LACRIMANS. QUID lUVENIS COLUIT? 
PATREM. QUID ADULTIOR ANNIS? VIRTUTEM ATQUE FIDEM, JUSTITIAM ATQUE DEUM. 
QUO MORBO PERIIT? PARTU CORDISQUE DOLORE. QUALITER? INVICTA SPE STABILIQUE 
FIDE. ERGO FUIT? VIVIT PARS PRIMA. QUID ALTERA? SURGET. UNDE? EX HOC 
TUMULO. QUANDO? VOCANTE TUBA. — ANNA GERTRUDIS DE RECKLINGHAUSEN, 
NATA ANNO MDCLXII, DIE XXI. SEPTEMB., CONJUGATA MDCLXXXIV, DIE XIII. AUG., 
DENATA ANNO MDCCIV, DIE III. MARTIL 



Grubplittten 



GIMBORN. 

VON Steinen, Westfälische Geschichte IL Teil, lo. Stück, S. 3o7. — v. Mering, 
Gesch. der Burgen in den Rheinlanden XI, S. 7. — v. Sybel, Chronik a. v. O. — 
Berg. Zs. XII, S. 201; XVI, S. 2o4; XXXII, S. 1. - Berg. Ms. II, S. 55 (mit Abb.), 
106, i69; III, S. 8, 22, II 7, 2o9. -r- Beiträge zur Geschichte des Niederrheins XIV, 



i7 



i8 



KREIS GUMMERSBACH 



Kathol. 
Pfarrkirche 

Geschichte 



AusBtAttunc 



Glocken 



Schlots 



Geschichte 



— ScHÖNNESHÖFER, Gcsch. dcs bergischcii Landes S. 2 72. — von Ernsthausen, 
Erinnerungen eines preussischen Beamten S. i. — FABRictus, Karte von i789 S. 353. 

— Bergischer Hausfreund -Kai ender i878. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Joannis Bapt). 

Eine Kapelle bei der Burg bestand schon im i4. oder i5. Jh., eine Ansicht 
der alten Pfarrkirche im Pfarrhaus zeigt wenigstens einen gothischen Chor. Die 
Gruft der Grafen von Schwarzenberg wurde um i835 zerstört, die beiden Zinnsärge 
eingeschmolzen. Im J. i867 wurde ein gothischer Neubau nach dem Entwurf von 
Vincenz Statz errichtet. 

Von der Ausstattung der alten Kirche sind die folgenden Gegenstände erhalten: 

Steinerner Altar aufs atz, in der Mitte die Muttergd>ttes, vor ihr knieend 
Graf Adam von Schwarzenberg, zu den Seiten die 4 Evangelisten und die hh. Petrus 
und Paulus. Mittelmässige Barockarbeit aus der Mitte des i7. Jh., die Inschrifttafel 
beim Wiederaufbau im J. i867 leider zerstört. Darüber jetzt die Inschrift: in diesem 

OOTTESHAUSE RUHTEN EINST VOR DESSEN UMBAUE AHNEN UND VORFAHREN DER 
FÜRSTEN VON SCHWARZENBERG AUS DEM l6. UND 1 7. JAHRHUNDERTE. ZUR ERINNE- 
RUNG GEWIDMET VON JOHANN ADOLF FÜRSTEN ZU SCHWARZENBERG l877. 

Kasel aus dem Anfang des i7. Jh., das Kreuz mit der restaurierten Figur Christi 

in Bouillonstickerei, unten das Allianzwappen Schwarzenberg und Wolff-Mettemich. 

Von den Glocken die grössere mit der Inschrift: anno domini mcccxl (?) 

VITOM (so) VIGILIA NATIVITATE BEATE MARIE vIrGINIS JOHANNES DE TREVERES ME 

F (?) optime jÖhes bapt. Die kleinere aus der 2. H. des i5. Jh. mit der Inschrift: 
MARIA und zwei kleinen Medaillons der Auferstehung und des Schmerzensmannes. 

SCHLOSS. Handschriftl. Qu. Im Besitz des Herrn Reichsfreiherrn Franz 
Egon von Fürstenberg: Urkunden vom i4. Jh. an, darunter Verpfändungen der Vogtei 
Gummersbach und des Amtes Neustadt. — Urkunden, betr. Gimbom von i5o9 ab, ins- 
besondere die Schenkungen des Kurfürsten von Brandenburg von 16 10 — i63o, durch 
welche die reichsunmittelbare Herrschaft Gimbom- Neustadt begründet wurde. — Akten 
über den Gimborner Schlossbau von 1612. — Gimborner Renteirechnungen von i646 
ab. — Beschreibung der reichsfreien Herrschaft Gimbom- Neustadt vom J. i78i. Im 
übrigen vgl. Tille, Übersicht, S. 29 1. Vgl. ferner Berg. Zs. XXXIII, S. i58. 

Im J. 1273 verpfändet Adolf von Berg dem Grafen von der Mark die Burg 
Gimborn, die seitdem bei der Grafschaft Mark verblieb; in der Folgezeit ist ein 
Geschlecht, das sich nach der Burg nennt, im Besitz. Am Anfang des i5.Jh. 
kommt Gimbom durch Heirat an Johann Kruwel, dann durch Heirat seiner Tochter 
im J. i437 an Dietrich von Bourscheid (Berg. Ms. V, S. 221); im J. i5o9 hatte Ber- 
tram von Nesselrode durch seine Heirat mit Margaretha von Bourscheid die Burg in 
Besitz, die aber bald darauf wieder an die von Bourscheid zurückgefallen sein muss, 
da sie in der Teilung des Bourscheidschen Nachlasses im J. i532 an Wilhelm von Harflf 
kam (Ann. h. V. N. LXVI, S. 62, 86). Dessen Tochter Anna brachte Gimbom nach i55o 
ihrem Gemahl Wilhelm von Schwarzenberg zu. Die Witwe seines Sohnes, Elisabeth 
von Wolff-Mettemich, begann im J. 1602 mit dem Bau eines neuen Schlosses im Anschluss 
an den grossen mittelalterlichen Turm. Ihr Sohn Adam von Schwarzenberg, der um 
die brandenburgische Sache im Klevisch-Jülichschen Erbfolgestreit hochverdiente 
brandenburgische Minister, begründet dann i63o die reichsunmittelbare Herrschaft 
Gimbom-Neustadt, deren Sitz seitdem Gimborn war (s. o. S. 4). Unter den Schwarzen- 
berg wurden dann noch in der Mitte des 18. Jh. die dem Hauptbau angelehnten 
Nebengebäude errichtet. Die Fürsten Schwarzenberg verkauften nach ihrer Über- 



18 



6IMBORN l9 

siedelimg nach Wien die Herrschaft im J. i78i an die Grafen von Wallmoden, die 
das Schloss nach dem Verlust der Souveränität im J. i8l3 an den Grafen Merveldt 
veräuaserten. Von diesem ging Gimbom im J. i835 an die Grafen zu Stolberg über 
und von diesen imj. |874 an den jetzigen Eigentümer, Herrn Reichsfreiherm Franz 
Egon von Fürstenberg-Gimbora. 

Das Herrenhaus vomj. i6oj (Ansichten Taf. I und Fig. i, Lageplan Fig. a Cj 
ist ein mächtiger rechteckiger Bruchsteinbau von drei Geschossen, an der Südwest- 
ecke als der älteste Teil der schwere, weit vortretende Hauptturm aus dem iS. 
oder ]6.Jh., der sich mit einem Geschoss Aber das Hauptgestms erhebt und eine 
flache Dachhaube mit hoher geschieferter achtseitiger Laterne trägt ; in den unteren 
Geschossen noch einige Kreuzsprossen fensler, oben kleine rechteckige Fensteröffnungen. 
An der Westseite des Turmes das Gimbomsche Wappen aus dem 16. Jh. 



Die drei anderen Ecken des Herrenhauses sind um eine Geschosshöhe über 
das Hauptgesims als kräftige Ecktünne hochgefllhrl ; sie tragen der Bedachung des 
Hauptturmes entsprechende geschweifte Hauben mit Laternen. Alle Türme haben 
Wetterfahnen mit dem Schwarzen bergischen Wappen. Das Herrenhaus selbst mit 
einem hohen Mansarddach des i8. Jh.; durchweg einfache gTos,se Fenster des 18. Jh. 
An der Westseite springt ein zweifensteriger Risalit mit einem grossen geschweiften 
Giebel in Fachwerk vor (Fig. i); an diesem die Jahreszahl i7i9, unten am Mauer- 
werk die Jahreszahl i7oi. Nördlich neben diesem Risalit die ursprüngliche rundbogige 
Thoröffnung mit den Rollen für die Zugbrücke, jetzt im Inneren zur Kapelle um- 
gestaltet. Neben dem Thor das Schwarzen bergische Wappen mit der Inschrift: adam 

GRAVE zu SCHWARTZENBERGH, HERR ZU GIMBORN UND HOHENLANTZBERGH, KO. MAYT. 
ZU FRANCKREICH ST. MICHAELIS ORDENSRITTER. 

»• 

|9 



20 ^ KREIS GUMMERSBACH 

Hchioss Vor der Südseite eine steinerne spitzbogige Laube, darauf eine Holzgalerie aus 

der I. H. des i9. Jh., an Stelle eines älteren ähnlichen Vorbaues. 

Unter der Galerie in die Wand eingelassen zwei Wappen des Adam von 
Schwartzenberg mit der gleichen Inschrift wie neben dem alten Thor und mit der 
Devise: quo mea me fortuna vocat. Femer das WolfF-Mettemichsche Wappen 
mit der Inschrift: elisabet Margaret, grevin und witwe zu schwartzenbergh, 

FRAW zu GIMBORN. 

Nebengebftud« An der Nordseite des Herrenhauses anstossend ein zweigeschossiger Wohn- 

haus bau des i8.Jh. von 4 Fensterachsen, er hat einfache rechteckige Fenster in 
Hausteinumrahmung und ein abgewalmtes Mansardendach (Fig. 2 D). 

Rechtwinkelig dazu an der Nordseite des Schlosshofes ein langes niedriges Stall- 
ge bände der gleichen Zeit mit grossen Thoren und der Jahreszahl i74i in Eisenankern 
(Fig. 2 E). An der Hofseite desselben eingelassen verschiedene ältere Hausteinwappen: 

1. Das Gimbomsche Wappen mit der zum Teil verstümmelten Inschrift: dem 

LOBLICHEN GESCHL(eCHT) DEREN ABGESTORBENEN VON GIMBORN HAT DIESES WAPEN 
ZUR GEDECHTNUS UND EHREN AUFRICHTEN LASSEN DER HOCH- UND WOLGEBORNER 
GRAFF UND HER, HER ADAM GRAFF ZU SCHWARTZENBERG, HER ZU HOHENLANTZBERG 

UND GIMBORN, DES KON. ORDENS IN FRANKREICH ST. MICHAELIS RITTER, 

BRANDENBURGISCHER 

2. Das Schwarzenbergische Wappen mit der Inschrift: ad am graff zu 

SCHWARTZENBERGH, HER ZU HOHENLANZBERG UND GIMBORN, DES KON. ORDENS IN 
FRANCKREICH ST. MICHAELIS RITTER, CHURFURSTLICHER BRANDENBURGISCHER STADT- 
HALTER, GEHEIMER RATH UND HER. CAMMER-HERR. 

3. Dasselbe in gleicher Ausführung. 

Von den Gräben der alten Anlage sind nur noch an der Westseite des 
Herrenhauses Spuren erhalten; die Ummauerung des Schlossplätzes an der Südseite 
und der Ostseite ist vollkommen verschwunden ; der Schlossplatz geht hier mit Garten- 
anlagen gleich in den anstossenden Wald über. 

Der Plan aus dem J. i8o4 (Fig. 2) zeigt noch Teile der älteren Burganlage, 
neben der 1602 der jetzige Bau entstand; das alte, ganz von Wasser umgebene 
kleine Burghaus (Fig. 2B) sowie die alten Stallgebäude (Fig. 2A) mussten unter den 
Grafen von Wallmoden im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts wegen Baufälligkeit 
niedergelegt werden. 

Inneres InnCrCS. 

Das Innere des Herrenhauses ist ohne Bedeutung, es zeigt nur noch geringe 
Reste des sehr einfachen Ausbaues des 18. Jh.; unter den Grafen zu Stolberg ist in 
der I. H. des i9.Jh. das Schloss fast ganz neu eingerichtet worden. 
Autsuttung Dagegen ist von der reichen Ausstattung des Schlosses eine Anzahl von 

Gegenständen zu erwähnen: 

Im Treppenhaus gusseiseme Kamintafel von 1601 mit Darstellung der Caritas 
und Justitia in reicher Architekturumrahmung und dem Wappen Adams von Schwarzen- 
berg mit entsprechender Inschrift. 

Barockschrank auf niedrigen Stollen und mit geschnitzten Füllungen; in der 
Mitte ein Engel mit dem Fürstenbergischen Wappen und der Inschrift: anno i663. 

Himmelbett des i7.Jh. mit gewundenen Säulen, die geschlossene Rückwand 
geschnitzt mit der Figur der Caritas und zwei bürgerlichen Wappen. 

Grosse Rokoko- Pen dule auf Konsol, i m hoch, Pariser Arbeit aus der Mitte 
des 18. Jh. mit guten Beschlägen in Goldbronze auf Lackgrund. 

20 



.— J» 



1 



Nc 



\ . 



Platte in Li moges- Email, der h. Karl Borr. vor einem Kruzifix betend, oval 
in einem gieichfatls emaillierten rechteckigen Rahmen, Mitte des i7.Jh., i4cm hoch. 

Grosser Geweihletichter mit weiblicher Halbfigur, verbunden durch einen 
reichen durchbrochenen apätgothischen Fries in Eisen, an demselben vorgekragt die 
reich ausgebildeten Lichtteller, gleichfalls aus Schmiedeeisen. Das Ganze hangt 
an einer Krone. Der Leuchter, der dem Beginn des 16. Jh. angehört und aus der 
Antoniuskapelle bei Waldbruch {Kreis Wipperfürth) stammt, ist in seiner künstlerischen 
Durchbildung und Erhaltung ein Stück ersten Ranges. 

Grosses Tierstück auf Leinwand aus der Mitte des 18. Jh.; in der Mitte ein 
grosser Ochse, umgeben von Ziegen und anderem Vieh. Wirkungsvolles Bild in der 
Art des Roos, i,9S m hoch, 2,5o nj breit. 

Grosses Tierstück von Franz Sneyders, ein JSger an einem Baum stehend 
mit einem Schwan, einem Reiher und anderem toten Wild. Gutes Bild mit der 
Signatur: F. s. j., i,83 cm breit, i,S5 cm hoch. 




Fig. 3, Schlau Gimbam. Lm(<p1iiii ii» dim J. MM. 

Portrat des Adolf von Schwarzen berg, der im J, iS99 Raab wiedereroberte; 
Halbfigur in breitem Rokokorahmen. 

Anhänger aus emailliertem Gold in Form eines springenden Hirsches, mit 
Rubinen und Smaragden besetzt, anhängend eine kleine Perle. Treffliche deutsche 
Goldschmiedearbeit aus der a. H. des 16. Jh., 4 cm hoch. 

In der Kapelle: Anna selbdritt aus Eichenholz, niederrheinische Gruppe vom 
Ende des 1 S. Jh., 63 cm hoch. 

Unter den Waffen sind namentlich einige Helme mit Ohrenklappen aus dem 
i7, Jh. zu erwähnen, ferner eine einläufige Jagdflinte mit dem französischen Wappen 
und reichem Silberbeschlag aus dem i7,Jh, 

Auf den Korridoren verteilt sechs Grenzschilder der Herrschaft Gimbom- 
Neustadt aus der Mitte des 18. Jh. mit dem Schwarze nbergischen Wappen und der 
Inschrift: hochfürstl. schwartzenberg. Territorium. — territoire de s. a, 
s"^ USGR. LE PRiNCE DE scHWARZENBERG; jedcs 48 cm breit, 57 cm hoch. 



22 



KREIS GUMMERSBACH 



GUMMERSBACH. 



Evangel. 
Pfurrkirche 



Geiichichte 



Beschreibung 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE, von Steinen, Westfälische Ge- 
schichte II. Teil, lo. Stück, S. 338. — von Steinen, Spezialgeschichte der Kirchspiele 
Gummersbach, Gimbom, Marienheide, Müllenbach und Lieberhausen, Gummersbach 
i856. — VON Sybel, Chronik S. 6. — Binterim und Mooren, E. K. I, S. 428. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarciiiv: Akten, betreffend die Kapelle in 
Volmerhausen. — Landvergleich vom J. i658, Druck vom J. i73o. Im übrigen vgl. 
Tille, Übersicht S. 294. 

Die Kirche in Gummersbach, wie die Kirche in Lindlar Filial von S. Severin 
in Köln, ist die älteste Kirche der späteren Herrschaft Gimbom- Neustadt und ent- 
stammt vielleicht noch dem ersten Jahrtausend. Sie wird im J. 11 o9 ausdrücklich 
genannt (Lacomblet, UB. I, No. 272); im J. 11 54 erscheint sie mit ihrer Filialkirche 
in Wiedenest im Streit (Tille, Übersicht S. 286); 11 74 verkauft das Stift S. Severin 
den Zehnten von Gummersbach an den bergischen Grafen Engelbert (Kremer, 
Akadem. Beiträge III, No. 53). Derselben Zeit gehören Turm und Langhaus des 
noch bestehenden Baues an, der im i5. Jh. durch ein gothisches Querhaus erweitert 
wurde. Die Reformation wurde in Gummersbach zwischen i568 und i57o eingeführt 
(von Steinen, Spezialgeschichte S. 38). 

Im J. i899 wurde mit einer durchgreifenden Wiederherstellung der Kirche 
unter der Leitung des Architekten L. Hofmann in Herborn begonnen. Auf der ganzen 
Nordseite wurde das Erdreich, das hier bis fast zu den Sohlbänken anstand, ab- 
gegraben. Das Mauerwerk wurde gründlich repariert, das Masswerk, die Haustein- 
gesimse, die Abdeckungen der Strebepfeiler wurden zum grösten Teil erneut. Das 
Dach der südlich vom Chor gelegenen Sakristei wurde gänzlich verändert. Über 
der Vierung wurde ein schlanker geschieferter Dachreiter errichtet, vor dem südlichen 
Hauptportal eine offene Vorhalle. 

Dreischiffiger Bruchsteinbau mit vorgelagertem Westturm, Querhaus und drei- 
seitig geschlossenem Chor, im Lichten 28,20 m lang und i8,9o m breit (Choransicht 
Fig. 3. — Grundriss Fig. 4. — Längenschnitt Fig. 5.). 

Der derbe romanische Westturm aus einfachem Bruchsteinmauerwerk ist über 
dem Erdgeschoss, das ein modernes schmuckloses Westportal hat, stark eingerückt; 
darüber erheben sich in gleichmässiger Verjüngung die drei Obergeschosse, von 
denen das untere schmale Lichtschlitze, das mittlere an der Süd- und Nordseite 
je ein zweiteiliges Rundbogenfenster mit Mittelsäulchen zeigt. Die Glockenstube 
hat an der Süd- und der Nordseite je zwei, an der Westseite je ein Doppelfenster 
von denselben Formen. Auf einem breiten flachen spätromanischen Gesims ruhen 
die bereits dem i3. Jh. angehörenden, von Gesimsen eingefassten Giebel mit schlanker 
achtseiliger Schieferhaube; die Giebelfelder teils mit Rundbogenfenstern mit Mittel- 
säulchen und Würfelkapitäl, teils glatt. In der halben Höhe des Turmhelmes ein 
kleiner Ausbau mit den Schlagglocken für die Turmuhr. 

Das Langhaus, mit seinen fünf schmalen Jochen, zeigt an der Nordseite noch 
das dem romanischen Bau angehörige niedrige Seitenschiff mit drei rohen späteren 
Stützpfeilern. Die Fenster sind hier nachträglich vergrössert worden ; der Obergadem 
des Mittelschiffs hat nur zwei Rundbogenfenster. 



22 



GUMMERSBACH 33 

Das gothische Seitenachiflf der Südseite mit seinen S schmalen spitzbogigen E..iiiei. 
Fenstern liegt mit dem Hauptschiff unter einem Dach; in der Mittelachse ein leicht 
vorspringender Risalit mit einem einfachem Portal des 18. Jh. Die Südwestecke ist 
durch schwere Eisenanker gesichert. 



Querschiff, Chor und die in den südlichen Winkel zwischen Chor und 
Querhaus eingebaute kleine Sakristei erheben sich, da das Terrain nach Osten stark 
abfallt, auf hohem Sockel, an den Ecken mit kräftigen Strebepfeilern besetzt. In Fenster- 



l4 KREIS GUMMERSBACH 

bankhöhe ein Gesims, das um die Strebepfeiler verkröpft ist Die Strebepfeiler sind 
in halber Höhe noch einmal abgetreppt; nur die beiden an der Nordseite des 
Querhauses haben noch die ursprüngüche satte! dachförmige Abdeckung in Haustein, 
die übrigen sind puttförmig mit Schiefer abgedeckt Süd- und Nordseite des Quer- 
hauses haben steile Giebel, die durch ein Horizontalgesims abgesetzt sind; im Nord- 
giebel eine rechteckige Thür in Hausteinumrahmung. 

Das Querhaus zeigt an der Nord- und Südseite, wie auch an der Ostseite des 
nördlichen Flügels, je ein grosses dreiteiliges Mass werk fenst er; von diesen Fenstern 
ist das südliche spSter nach unten verlängert worden; in dem südlichen Querhaus- 
arm über der hier anstossenden Sakristei ein kleines zweiteiliges Masswerkfenster. 
Entsprechende Fenster hat auch der Chor an der Süd- und Nordseite, während 
die Fenster der Polygonseiten des Chores tiefer hinabreichen; das mittlere Fenster 
dreiteilig, die beiden anderen zweiteilig. 



Fif. *. GumnicFibach. Gtundri» der rvingiliicheB Plii.rliitcht vor diip Jnhre IS». 

Die kleine schmucklose Sakristei mit einem Pultdach ; im Inneren ein ein- 
faches Kreuzgewölbe, 

Im Inneren die Turmhalle mit einem einfachen Tonnengewölbe; in dem Raum 
darüber sind nachträglich — nicht im Verband mit der Mauer — in den Ecken 
Dienste mit spatromanischen Laibungsprofilen aufgemauert worden, die ein gratiges 
Kreuzgewölbe tragen (Fig. 5). 

Das MitlelschifF zeigt an den Pfeilern derbe, später angefügte Vorlagen mit 
einfachen Kragplatten, auf denen die an den Ecken abgefasten Gurtbögen aufsitzen. 
Die schmalen Gewölbe mit tief einschneidenden Kappen haben einfache Kreuzrippen 
des iS, Jh. mit kleinen runden Schlufssteinen. Im Obergadem der Südseite noch die 
vermauerten romanischen Rundbogenfenster. 



GUMMERSBACH 95 

Die oOidliche Scheidemauer ist von niedrigen nuidbogigen Ofüiungen mit ein- 
fachen Gesimsen in den Laibungen durchbrochen. Das Seitenschiff hat hier leicht 
zugespitzte Kreuzgewölbe. 

Die Bogenöfihungen der südlichen Scheidemauer sind bei der Anlage des 
gothischen Seitenschiffes nahezu auf die doppelte Höhe gebracht worden, mit Aus- 
nahme des westlichen Bogens; dabei blieben die alten romanischen Laibungsgesimse 
zum grOsslen Teil stehen. Die Rippengewölbe dieses Seitenschiffes ruhen auf derben 
Vorlagen und haben einfach ornamentierte Schlufesteine- An dem Westende dieses 
Seitenschiffes eine gemauerte Treppe, die zu der Mittelempore und dem Turme führt. 

Die Joche des Querhauses sind wie im Mittebchiff durch Pfeilervorlagen und 
an den Kanten abgefaste Spitzbögen von einander geschieden; in den Süsseren 
Ecken dünne runde Dienste mit rohen Würfel kapitalen der gothischen Zeit; einfache 
giatige Kreuzgewölbe mit kerbschnittartig verzierten runden Schlufssteinen. 



Der Triumphbogen ruht auf niedrigen gothischen Kragplatten und halbrunden 
Wanddiensten, die etwa a,5 m über dem Fussboden mit spärlichen Blattwerkkonsolen 
ansetzen. In den Ecken des Chores dünne runde Wanddienste mit glatten Kelch- 
kapitäkhen, darauf das einfache Rippengewölbe. 

Der Chorraum ist ganz durch Kanzel und Orgel verbaut; in dem Querhaus 
und zum Teil auch im Langhaus grosse kunstlose Emporen vom Anfang des i9. Jh. 

Taufstein von Trachyt aus der i. H. des i3.Jh., i,ii m breit und o,99 m 
hoch (Fig. 6). Der Rand mit den 6 leicht vorspringenden Kapitalen wird von einem 
fortlaufenden reichen spätromanischen Blattwerkfnes umzogen, die schlanke Kuppa isl 
zwölfseitig mit leicht vortretenden scharfen Graten, jedes Feld im Rundbogen ge- 
schlossen. Der Fuss mit Eckblattem und hoher Kehle ist ausnehmend schmal. Die 



Ecksäulchen fehlen jetzt. Der Stein ist in der Behandlung des Blattwerks und der 
eleganten Ausbildung der Kuppa eines der sdiönsten Exemplare dieser Gruppe. 

Der Taufstein steht in einem überaus interessanten, noch gothischen Ge- 
häuse vom J. iS8o, einer Stiftung des ersten protestantischen Vikars, Heinrich Ger- 
vershagen. Es ist ein vierseitiger Baldachin, an dem jede Seite im Halbbogen schliesst; 
darüber ein mit Voluten besetzter Giebel, innen ein Kreuzgewölbe. Die vier Pfosten 
sind durch eine durchbrochene Masswerkbalus trade verbunden; innen als Schlulsstein 
des Gewölbes ein Wappenschild mit einer Zange und den Initialen h. g. des 
Stifters. Das Ganze zeigt die »zum Teil 
noch ursprüngliche Bemalung, die Giebel- 
felder mit ziemlich rohen Ornamenten, 
das Gewölbe mit einem Sternenhimmel. 
Auf den drei freiliegenden Giebeln die In- 
schriften : 

I. JHESUS CHRISTUS IST ALLEIN MIN 
GERECHTEKET, LEBEN UND EWIGE SEUKIT. 
HINRICUS GER VERS HAGEN, VI CA RI US ET 
SACELLANUS HUIUS ECLESIE, ANNO 1 58o. 
a. WIRFF DIN ANLIGEN AUF GOT, DINEN 
HEREN, DER WIRT DICH WOL ERNERREN, 
ECL. SS. — WEN GOT MIT UNS IST, WER 
KAM GEGEN UNS. TOMA 8. 

3. ES IST DEM MENSCHEN KIN NAM 

GEGIFFE IM HIMMEL NOCH AUFF ERDEN, 

I I ^ ^ I .^ DARDURCH SEI SELICH WERDEN, DEN AL- 

I il iTi LEIN DURCH DEN NAMEN JESUS. ACT. 4. — 

Fig. 6. Guiminr.biich. SO WAR ICH LEB, WIL ICH NICHT DEN DOT 

Tau&iciu in da evmngtUiehMi Pfiiirkirclu. jj^g sONDERSS, SUNDER DAS ER SICH BE- 

HERE UND LEBE. EZE. 33. C. 

Im J. i8i3 sind die in der Kirche und auf dem Kirchhof befindlichen Grab- 
steine zur Beplattung des Kircheninneren verwendet worden (von Steinen, Spezial- 
geschichte S. 69); es sind vornehmlich Grabsteine des i7. und i8. Jh., diejenigen des 
Adels, der Pastßre und Beamten sind meist ausser mit der Grabinschrift noch mit 
langen moralisierenden Sprüchen versehen, die meisten jetzt abgetreten oder zum 
Teil durch das KirchengestOhl verdeckt sind. Erwähnenswert sind: 

1. Grabplatte an der Wand im südlichen Querhaus mit der Inschrift: im jähr 

l7S6, DEN 9. OCTÜBRIS, STARB SEELIG DIE HOCHWOHLGEBOHRNE FREYFRAW ANNA CLARA 
JOHANNA VON OMFHAL, GEBOHRNE FRETIN VON NEUHOF GT. LEY VOM HAUS LÜTZING- 
HAUSEN, DES HOCHWOHLGEBOHRNEN FREYHERRN ZU LOTZEKUSEN, THEODORI CASPARA 

VON OMPHAL, GEWESSENE EHEGEMAHLiN. Mit den Wappen Omphal und Neuhol 
gen. Ley; unten ein Spruch: sieh hier, o Sterblichkeit, u. s. w. 

2. Grabplatte mit der Inschrift: anno i64i, den 5. Jan., Starf die woledle 

GERTRUD VON DEPENDAL, FRA ! , | VON OMPHAL, AM 7. J 1 ■ i ! | RE SCHWESTER MARG.4- 

reta von DEPENDAL | | 1 . , , | . In den Ecken die Wappen der Dependal, Kalden- 
bach, Schlebis und Kessel; in der Mitte das Wappen der Dependal und die Inschrift: 

FKAW VON PESEN, DEREN SELEN GOTT GNAD. 

3. Grabplatte mit der Inschrift: hic sn'us est Johannes polmann, iuris 

DTRIUSQUE ', 1 \ CELEBERIMUS PER XXXII ANNOS PRAEFECTUS ET IUDEX 5ATRAPIAE 
GIMßORN i I I M OBIIT ANNO AETATIS 5UAE LXXIII, ANNO CHRISTI MDCCXII, XIV lA | | 

[ I ' . Unten der Spruch: patria, quam vitam u. s. w. 

36 



GUMMERSBACH 2? 

Die drei alten Glocken von i766 traeren die folgenden Inschriften (von Evangei. 

^.,,.ir.,.x Pfarrkirche 

Steinen, Spezialgeschichte S. 7 1 ) : cucken 

1. ANNO l766, ALS ICH GEGOSSEN WURD, WAREN JOSEPH FÜRST ZU SCHWARTZEN- 
BERG REGENT, V. ESCHERICH, WECKBECKER UND POLLMANN BEAMTE, ISING UND 
WULLNER PREDIGER, KUHNHOLTZ RECTOR UND ISING SCHULMEISTER, KÖNIG, URBACH, 
LINDEN, KELLER UND WOLFSLAST SCHEFFEN, PICKART, gCHUTTE, KATWINCKEL, DANNEN- 
BERG, VIEHBAHN U. KRÄHE VORSTEHERE, WÜSTE U. VIEHBAHN KIRCHM., WOLFSLAST U. 
BICKENBACH PROV., SCHUTTE KÜSTER. SIBN UND ZWANZIG HUNDERT PFUND UND 
ZWEIVIERTEL CENTNER SCHWER, GOS MICH MEISTER STOCKT NUR ZU DES GROSSEN 
GOTTES EHR. Unten: MICHAEL STOCKY von SARBURG BEY TRIER HAT MICH GEGOSSEN. 

2. J. P. KONIG ASSESS., F. J. POLLMANN ASSESS. — NACH DEM l763 WIEDERHER- 
GESTELLTEN FRIEDEN BIN ICH l766 GEGOSSEN WORDEN. EHRE SEY GOTT IN DER 
HOEHE UND FRIEDE AUF ERDEN UND DEN MENSCHEN EIN WOHLGEFALLEN. LUC. 2 V. 
DES GROSSTE GESCHICK, DAS ICH HABE VOM STOCKI GENOSSEN, IST, DASS ER MICH 
STIMMEND MIT MEINEN GESELLEN GEGOSSEN; NUN WERD ICH MIT SOLCHEN HARMO- 
NISCHEN SCHÄLLEN DEN HEILIGEN TEMPEL DES HERREN ERFÜLLEN. JOH. MICHAEL 
STOCKY VON SARBURG BEY TRIER HAT MICH GEGOSSEN. 

3. ICH BIN EINE STIMME EINES RUPFENDEN IN DER WÜSTEN, RICHTET DEN WEG 
DES HERRN. JOH. I. V. 23. — DREIZEHN UND DREI VIERTEL HUNDERT PFUNDE WÄGE 
ICH UND RUFFE ZU DER STUNDE, DA MAN SICH IM HERRN LEHRT; DER HERR, DER 
LASSE DIESES SCHREIEN ZU SEINER EHRE NUR GEDEIHEN, SO BIN ICH GENUG GEEHRT. 
JOH. MICHAEL STOCKY VON SARBURG, GLOCKENGIESSER. l766. JOHANN FRANCISCUS 
LEOPOLDUS. 

Die älteren Glocken von i574, i6i7 und aus dem i8.Jh. trugen nach von 
Steinen, Westfälische Geschichte a. a. O. die folgenden Inschriften: 

1. GOTTES POSAUNE BIN ICH GENANT, DIE CHRISTEN ROPEN ICH, BIN DIE HAND, 
GOTTES WORT THO LEHREN, DIE SÜNDER THO BEKEHREN. lS74 GEORGIUS VON TRIER. 
GERHARDUS LEY PASTOR, HEINRICUS GERVERSHAGEN CAPELLAN, JOAN VON WERDE VOGT. 

2. SOLI DEO GLORIA. DEUS IN ADJUTORIUM NOSTRUM. ADAM GRAF ZU 
SCHWARZENBERG. ELISABETH MARGRETA GRÄVIN UND WITTWE ZU SCHWARTZEN- 
BERG, FRAU ZU HOHEN LANDTSBORG UND GIMBORN. GERHARD UND MAURITIUS 
AMB. (?) LEY, COLLATOR UND PAST. GUMM. MEL. VAN LAM : EVERT HACKENBERG VOGT, 
PETRUS CRONENBERG SCHULTEISS, ROBERTUS CORVINUS VICARIUS, CHRISTIAN BOHLE 
KIRCHMEISTER. l6i7. 

3. SI DEUS PRO NOBIS, QUIS CONTRA NOS. QUO MEA ME FORTUNA VOCAT. 
GERHARDUS UND MAURITIUS GENANT LEY, PASTORES UND COLLATORES. ROBERTUS 
CORVINUS VICARIUS. l6l7. 

4. UMGEGOSSEN GOTT ZU EHREN UND DER KIRCHEN ZU DIENST. JOH. HENR. 
DINCKELMEYER GOSS MICH. 

VOGTEIHAUS. Die Grafen von Berg und von Sayn erscheinen im i3.Jh. Vogteih.-iu» 
im Besitz von Gütern und Gerechtsamen bei Gummersbach, die durch Verpfändung 
an die Grafen von der Mark übergehen, so auch 128? das den Grafen von Sayn 
gehörige Gericht in Gummersbach. Dieses Gericht bildete sich mit der Zeit als 
oberstes Gericht der Grafschaft Gimbom - Neustadt aus (von Sybel, Chronik S. 9. 
— Fabricius, Karte von i789 S. 356). 

Das Vogteihaus der Herrschaft Gimbom- Neustadt, jetzt dem Herrn Wilhelm 
Kritzler gehörig, ist ein mächtiger zweigeschossiger verputzter Bruchsteinbau, der an der 
Langseite vier, an der Schmalseite drei Fensterachsen hat, die Fenster mit steinernen 
Kreuzsprossen, das hohe Walmdach mit einer doppelten Reihe von Dachfenstern. 
An der Vorderseite in Eisenankern die Jahreszahl i7oo, über der einfachen Barock- 
thür ein Wappen mit der Inschrift: inhabitamus, üt emigremus. An die beiden 

27' 



>8 KREIS GUMUEBSBACH 

vogKih.ii. Schmalseilen sind zwei kleine eingeschossige Seitenflügel mit selbständigen Walm- 
dächern angelehnt. 

Schiafcrhuut An der Hauptstrasse interessantes Schieferhaus aus dem i8. Jh., Frau 

SteinmUUer gehörig, ein quadratischer Bau von je 5 Fensterachsen mit hohem Man* 
sardendach. Das Erdgeschoss in verputzten Mauerwerk ist Jetzt modernisiert; das 
Obergeschoss ganz mit Schiefer bekleidet ; besonders malerisch wirken die geschweiften 
Giebel von denen je einer in der Mitte jeder Seite sitzt und bis zur Firsthijhe des 
Daches reicht; die Giebel selbst mit kräftigen Holzgesimsen (Ansicht Fig. 7). 

BmiariihiuitT In der Umgegend von Gummersbach liegen in den kleinen Ortschaften ver- 

d« UB(ag««i (gjjj jj^jj einjgg interessante Bauernhauser des i7.und iS.Jh.; besonders erwähnt 
seien die folgenden: 



Bauernhaus in Gross-Bemberg vom J. i785; das grosse Giebelhaus ist 
interessant durch die Diele mit dem alten Rauchfang, der in einem hölzernen Kamin 
endet. Die anstossende Wohnstube, die auch durch das Heerdfeuer der Diele 
geheizt wurde, mit gutem Rokokogeschränk. 

Bauernhaus in Volmerhausen mit der Inschrift: i69S. JULI. DER Herr 

BEHÜTE DEINEN EINGANG UND AUSGANG VON NUN AN BIS IN EWIGKEIT; ein zwei- 
geschossiger langgestreckter Fachwerkbau mit Strohdach, an der Vorderseite in der 
Mitte die gepflasterte Diele mit Herd und Treppe, zu den Seiten Stuben, an der 
Rückseite die auch von der Diele aus zuganglichen Ställe. Im Obergeschoss Kam- . 
mem und über dem Herd die Rauchkammer, aus der der Rauch frei in den Dach- 
stuhl entweicht. 

Bauernhaus in Liefenroth. Doppelhaus vom J. l777, zweigeschossig mit 
hohem Giebel in reicherem Fachwerk, das Erdgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk, 

28 



HOMBURG 



29 



,Das Innere ist in der Längsrichtung geteilt In der Mitte jeder Seite Flur undfinuernhäuser 
Küche mit Treppe und Herd, an der einen Seite die Wohnstube, an der anderen *' "»»«««» 
der Stall. Die Viehkrippen liegen offen oder durch Klappen verschlossen nach dem 
Flur hin, sodass die Kühe die Köpfe in den Flur hineinstecken. 

Bauernhaus in Hunstig bei Dieringhausen vom J. i675 (?) mit ähnlichen 
angebauten Häusern von i765 und i799 mit Diele, Stall und Stube ganz in der Art 
der vorgenannten Bauten. 

HOMBURG. 

SCHLÜSS. Friedr. Goebel, Historische Fragmente, Siegen i858, S. 28. — schiott 
HüssEN, Homburg S. 5. — Idel, Das Schloss Homburg im Oberbergischen, Wermels- 
kirchen i89o (Abdruck aus der „Westdeutschen Zeitung"). — Fabricius, Karte von 
i789 S. 374. 

Handschriftl. Qu. Das auf jeden Fall sehr reichhaltige Archiv, das jetzt 
mit dem Sayn-Wittgensteinschen Archiv zu Schloss Berleburg vereinigt ist, ist 
nie der Benutzung eröfihet worden und konnte weder von Hüssen noch von Fabricius 
zu den oben genannten Arbeiten über Homburg herangezogen werden. Vor der 
im J. i84o erfolgten Überführung nach Berleburg wurde ein grosser Teil bei einem 
Volksauf lauf in Homburg im J. 181 3 zerstört. 

Im Düsseldorfer Staatsarchiv: 54 Urkunden von I258 — 1665. Vgl. Wd. 
Zs. I, S. 4i5. — Ilgen, Rheinisches Archiv S. i35. 

Die ersten Nachrichten über die Herren von Homburg, von denen Hüssen Geschichte 
(Homburg S. 24) im J. ioo3 einen Werner von Homburg nennt, sind ziemlich 
unzuverlässig. Durch die Heirat der Jutta von Homburg im J. I2 73 fiel Hom- 
burg an den Grafen Gottfried von Sayn. Dessen Söhne teilten sich im J. I294 
in die Herrschaft Homburg (Günther, Cod. dipl. II, Nr. 356), bis im J. 1606 die 
Saynischen Besitzimgen wieder alle vereinigt wurden. Der jetzige Bau des Schlosses 
enthält in dem grossen Turm wesentliche Teile aus dem 16. Jh.; ältere Teile sind 
an dem Bau mit Bestimmtheit nicht mehr nachzuweisen. Bei der Teilung des 
Saynischen Besitzes im J. 160 7 kam Homburg an den Grafen Georg Sayn- Wittgen- 
stein -Berleburg ; dessen dritter Sohn begründet i63S die Sonderlinie Sayn-Wittgen- 
stein-Berleburg-Homburg, die dauernd in Homburg residierte und die im Anfange 
des 18. Jh. das jetzige Hauptschloss errichtete. Mit dem Aussterben dieser Linie im 
J. 1 743 fiel Homburg an die Berleburger Stammlinie zurück, der die Burg auch nach 
der Aufhebung der Souveränität im J. 1806 verblieb; der jetzige Eigentümer ist der 
Fürst Albrecht von Sayn- Wittgenstein- Berleburg. 

Nach dem Aussterben der Homburger Nebenlinie ist Homburg nur noch im 
Anfang des i9. Jh. als Sitz des 1826 aufgehobenen Landratamtes Homburg in Be- 
nutzung gewesen; dann wurde ein Flügel des Herrenhauses niedergelegt und später 
hat man auf die Erhaltung des Restes ganz verzichtet, dessen rasch zunehmender 
Verfall in wenigen Jahren wohl den vollkommenen Einsturz des grossen Haupt- 
schlosses herbeiführen wird. 

Schloss Homburg, die bedeutendste Burganlage in den drei Kreisen Gummers- Beschreibung 
bach, Waldbroel und Wipperfürth, erhebt sich überaus malerisch und auf Stunden 
in der ganzen Umgebung sichtbar, auf einer steilen Bergkuppe an dem oberen 6roel- 
thal, nach Südosten durch eine Einsenkung von dem Hochplateau geschieden, auf 
dem der alte Hauptort der Herrschaft, Nümbrecht, gelegen ist (Lageplan Fig. 8 — 
Schnitt durch den Burgberg Fig. 9 — Grundriss Fig. 10 — Ansicht Fig. 11). 



29 



N I 



\ 



30 KREIS GUMMERSBACH 

Ostlich der ganzen Anlage liegt ein aus dem i8. Jh. stammendes Forsth|aus 
mit Scheune, ein einfacher Bau von 4 Achsen, über dessen Thür in Haustein das 
Allianzwappen des Grafen Karl Friedrich (t l7>3) und seiner Gemahlin GrSfin von 
Schomburg angebracht ist. 



-f 



I 



FigS. Scblui Hgnbiiri. La|<pl>ii. 

Auf der Sohle der Einsenkung zieht sich der äussere Mauerring hin, der 
fast rechtwinklig an dem Süd- und Nordende umbiegend sich an die zweite Um- 
mauerong anschliesst. Dieser äussere Mauening ist in seiner ganzen Ausdehnung 
noch in der Höhe von 3—5 m erhalten, am Osiende ein einfaches rundbogiges Thor, 
das nach einer Seite durch einen Halbturm gesichert wird. Dieser Halbturm, der 
als Thorhaus diente, war mit einem Tonnengewölbe überdeckt und zeigt noch Reste 
eines Kamins. Weiter nach Süden sind an diese Aussenmauer eine grosse Scheune 

3o 



HOMBURG 3l 

des il. — iS.Jh. und das kleine Backhaus angebaut; die Südostecke zeigt noch geringe 
Reste eines rechteckigen Turmes. Innerhalb dieses äusseren Bezirkes liegt eine niedrige 
Terrasse neueren Ursprungs, die sich an die zweite Mauer anlehnt 

Zu dieser Süsseren Mauer parallel erhebt sich die hohe Aufmauerung des 
engeren Burgberings; der Weg geht stark ansteigend dieser Aufmauerung ent- 
lang und passiert ungefähr gegenüber dem äusseren Thor einen etwa lo m langen 
Thorweg, dessen Oberbau und Gewölbe verschwunden sind; nur das äussere rund- 
bogige Thor ist noch erhalten. Dieser Thorweg ist nach aussen durch einen fast 
massiven Halbturm gedeckt Der Weg stösst im Osten auf das in seiner jetzigen 
Gestalt wohl dem i7 — 18. Jh. entstammende Haus des Forstverwalters, das hier das 
spitz zulaufende Bui^errain abschliesst; daran das Allianzwappen des Grafen Ernst 
(t i649 in Homburg) und seiner zweiten Gemahlin, Gräfin Christiane von Waldeck; 
an einer Ecke ein älterer Rundturro. Die südliche Hälfte dieses engeren Berings 



wird durch einen langgestreckten Garten eingenommen, der gegen den eigent- 
lichen Schlosshot wieder mit einer Aufmauerung abgegrenzt ist. An dem Südende 
des Gartens lag das Orangeriegebäude, das sich hier direkt an den Hauptbau des 
Schlosses westlich anlehnte; nach dem Schlosshof hin ein reiches Barockthor in Haustein 
aus dem i7.Jh., zwei schwere Pfeiler mit einem breiten Sturz mit Barockoma ment, 
darauf gebrochene Ziergiebel, in der Mitte ein Doppelwappen von zwei Löwen gehalten. 
Zu den Seiten des Thores stehen zwei derbe Figuren des Bacchus und der Pallas ; 
die schmiedeeisernen Thorflügel mit reichem Rankenwerk aus durchgesteckten Stäben. 

Das Herrenhaus (Grundriss Fig. 10 — Ansicht Fig. 11) liegt auf dem höchsten 
Punkt des Bergkegels, die eine Ecke des Burgbezirks einnehmend, an den Aussen- 
seiten durch einen tiefen künstlichen Graben gesichert. Es ist ein mächtiger drei- 
bis viergeschossiger Bau von zwei Flügeln mit einem runden Treppenturm in dem 
Winkel und einem kleineren Rundturm an der Nordwestecke; der grössere Teil des 
Südflügels ist bis auf die Keller tmd das Erdgeschoss der Aussenmauer abgebrochen. 

An der Südwestecke springt ein oblonger Raum von sehr grossen Mauerstarken 
vor, der in dem Unterbau andere Geschosshöhen zeigt und hier wohl noch von der 



32 KREIS GUMMERSBACH 

roittelalterlichen Anlage stammt. Die schmucUose Westfront zeigt aussen in den beiden 
oberen Geschossen grosse rechteckige Fenster, die dem Umbau in der Mitte des 18. Jh. 
angehören; an dieser Seite in Eisenankem die Jahreszahl i742; Erdgeschoss und 
Mezzanin haben kleinere Fenster mit Steinpfosten. Der schlanke Turm an der Nord- 
westecke, noch überragt von einer riesigen, in der Grabensohle stehenden Esche, trägt 
eine geschweifte achtseitige Haube mit Laterne, die leider auch schon dem Zusammen- 
bruch nahe ist. 

An der Ostseite sind zum grössten Teil noch die zwei- oder dreiteiligen Fenster 
mit Steinpfosten aus der Wende des i7.Jh. erhalten; Ober dem ersten Obergeschoss 




Flf. 10. Schlau HcBbui 



.. dM E.d||«i 



zieht sich hier ein dflnnes Barockgesims aus Haustein hin. An der Südseite des 
Nordflügels eine einfache ThOr zu den Eüchenraumen mit der Jahreszahl i730. 

Der machtige, in dem Winkel zwischen den beiden Flügeln gelegene Treppen- 
turm von a,5 m Mauerstärke mit kleiner Thür und rechteckigen Fensterchen; das 
wahrscheinlich nebst dem darunter liegenden niedrigen Geschoss erat um l7oo auf- 
gesetzte Obergeschoss kragt auf einem Rundbogenfries vor und hat eine Reihe dicht- 
gestellter Fenster. Die Dachhaube hat dieselben Formen wie diejenige des Eck- 
turmes. Die ganze Nerdwestseite des Turmes ist, soweit sie über das Dach des Haupt- 
baues reicht, beschiefert. 

Das Innere des Turmes hat eine wohlerhaltene steinerne Wendeltreppe, von 
der schmale, zum Teil erst später angelegte Durchbrüche in die einzelnen Geschosse 



HOUBURG 33 

fuhren. In dem später aufgesetzten Teil ein flaches Kuppelgewölbe, aus dem eine 
Treppe in der Mauerstarke zu dem Aussichtsraum emporführt. 

Der noch erhaltene Teil des SüdflOgeU zeigt nach der Südseite zwei Fenster- 
achsen, hier ist vor einigen Jahren die Südostecke mit einem Teil des Daches abge- 
stürzt Die um i83o errichtete Abschlusswand aus Fachwerk mit teilweiser Schiefer- 
bekleidung nach Osten ist vollkommen baufällig. 



Fig. II. Schien Hamburg. Aniietai d« Hsirmhiiiu«. 

Der abgebrochene Südflügel (Grundriss Fig. lo) von fünf Fensterachsen, mit einer 
grossen Durchfahrt, stammte wahrscheinlich aus dem i7. Jh.; der Mauerrest zeigt ver- 
mauerte Kreuz Sprossenfenster und ein grosses Thor, zu dem eine gemauerte, jetzt 
dem Einsturz drohende Brücke in zwei- Bogen über den Graben führt. 

Im Inneren wird der WestflQgel fast ganz durch die zwei grossen Küchen- 
räume mit einem riesigen Rauchfang eingenommen, südlich davon in dem Risalit zwei 
kleinere Räume übereinander, nördlich ein schmaler, nur vom Hof aus zuganglicher 
Korridor, der zu dem Eck türm führt. 

3 

33 



34 



KREIS GUMMERSBACH 



Schlots. 



Die beiden Obergeschosse umfassen je eine Reihe durchgehender Zimmer, die 
um die Mitte des i8. Jh. angelegt sind; von der Innenausstattung ist fast nichts mehr 
erhalten. Nur in dem ersten Obergeschoss zeigt das grosse Eckzimmer nach Norden 
noch Spuren einer Bekleidung der Wände mit Leinwandmalereien, in der Mitte der 
Decke eine Dame am Spinett; das dahinter gelegene Kabinet hat noch Reste eines 
eingelegten Fussbodens mit Namenszügen. 

In dem Rest des Südflügels die grosse Barocktreppe, die in vier Läufen um 
eine quadratische Öffnung aufstieg und in jedem Geschoss von einem breiten Korridor 
umgeben war; sie ruhte nur in den unteren Teilen auf Pfosten und hing zum grössten 
Teil mittels einer Eisenkonstruktion am Dachstuhl; jetzt ist sie fast ganz in sich 
zusammengebrochen. 



HÜLSENBUSCH. 



Evnngel. 
Pfarrkirche 

Geschichte 



Beachreibung 



Hoipital- 
gebäude 



VON Steinen, Westfälische Geschichte IL Teil, lo. Stück, S. 3iS, 349. — von 
Steinen, Spezialgeschichte der Kirchspiele Gummersbach, Gimbom, Marienheide, 
Müllenbach und Lieberhausen S. 75. — von Sybel, Chronik S. 28, 45. — Berg. 
Ms. II, S. i55. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. In Hülsenbu^ch befand sich eine 
zu Gummersbach gehörige Kapelle, die mit Ausnahme des Turmes im J. 1623 durch 
den Grafen Adam von Schwarzenberg neugebaut wurde. Der Versuch des Grafen 
im J. i63i, die Kapelle dem katholischen Bekenntnis zuzuweisen, schlug fehl; seit 
dem Landvergleich von i658 war die Kirche jedoch Simultaneum. Nach einem Brand 
imj. i765 wurde unter Beibehaltung des alten Turmes der jetzige Bau im J. i767 
begonnen; der Turm musste i796 niedergelegt werden und wurde i798 durch einen 
Neubau ersetzt. Im J. 1820 wurde Hülsenbusch vollständig von der Mutterkirche in 
Gummersbach abgetrennt 

Einschiffiger Saalbau aus Bruchsteinmauerwerk mit vorgelagertem Turm an der 
einen und kleinem Sakristeianbau an der anderen Schmalseite, im Lichten i8,9o m 
lang und io,4o m breit. 

Der niedrige Turm von i798 mit Thür und zwei schmalen rundbogigen 
Fenstern an den Seiten, darauf eine flache geschweifte Haube mit vier grossen 
Lukamenfenstem. Das Langhaus mit je drei Fenstern an jeder Seite und mit 
einfachem Satteldach; an der Südseite unter dem Mittelfenster eine Thür. 

* In dem Inneren mit einem flachen Holzgewölbe an der einen Seite eine 
kleine Empore mit abgerundeten Ecken, aus der, von zwei barocken Säulen gestützt, 
die Kanzel hervorragt, das Ganze in später mittelmässiger Rokokoschnitzerei. Unter 
der Kanzel der Abendmahlstisch in reicher Rokokoschnitzerei, auf vier geschweiften 
Beinen ruhend. Die drei anderen Seiten des Raumes sind von einfachen, auf Säulen 
ruhenden Emporen des 18. Jh. lungeben. 

HOSPITALGEBÄÜDE. Das nach der Begründung der Herrschaft Gimbom- 
Neustadt von dem Grafen Adam von Schwarzenberg am i. August i633 gestiftete 
Hospital brannte auch imJ. i765 ab. Der danach errichtete Neubau ist ein ein- 
geschossiger kleiner Bau von 3 Flügeln mit Mansarddach und kleinen Giebeln in 
der Mitte des Hauptflügels. Im Anfang dieses Jahrhunderts wurde das Hospital 
aufgelöst und das Gebäude verkauft; die jetzige Eigentümerin ist Frau Witwe Karl 
Gebühr zu Hülsenbusch. 



34 



LIEBERHAUSEN 



35 



HAUS LÜ T Z I NG H AU S E N. von Steinen, Westfälische Geschichte II. Teil, h 
10. Stück, S. 356. — VON Sybel, Chronik S. lo. 

Das Gericht in Lützinghäusen wird schon im J. 1287 im Besitz der Grafen 
von Sayn genannt. Das Gut wurde von den Herren von Omphal erst im i6. oder 
i7.Jh. zusammengekauft. Im J. i733 erbauten Theodor Kaspar von Omphal und 
Anna Klara von Neuhof den noch bestehenden Bau; derselbe wurde aber noch im 
i8. Jh. veräussert und kam später an einen Herrn König in Gummersbach. Die jetzigen 
Eigentümer sind Herr Kommunalempfänger Merten und Herr Gutsbesitzer Schwager. 

Von der Anlage ist nur noch das i733 begonnene Herrenhaus erhalten; 
es ist ein grosser zweigeschossiger Bruchsteinbau mit Mansarddach, an den Langseiten 7, 
an den Schmalseiten 4 Fensterachsen, an den Ecken mit kräftigen Lisenen versehen, 
die Fenster in Holzeinfassung mit Entlastungsbögen darüber. An der einen Seite in 
einem einfensterigen Mittelrisalit die einfache Hausthür mit dem Allianzwappen Omphal 
und Neuhof; auf dem Dach zwei Wetterfahnen mit demselben Allianzwappen und 
der Jahreszahl i733. 



• usLfltxinif- 
hauten 



LIEBERHAUSEN. 



E VA NGELISCHE PFARRKIRCHE, von Steinen, Westföl. Geschichte 
IL Teil, IQ. Stück, S. 373. — Binterim u. Mooren, E. K.I, S.42I, 429. — von Sybel, 
Chronik S. 7. 

Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten, betr. das Kollationsrecht 
1692/93. — Rentenverzeichnisse, Kirchenrechnungen, Kirchenbuch des i8. Jh. Im 
übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 295. 

Die Kirche in Lieberhausen erscheint im J. ti74 als zehntpflichtig dem Stift 
S. Severin in Köln (Kremer, Akadem. Beiträge III, Nr. 53), im Liber valoris um i3oo 
als eine zu Gummersbach gehörige Kapelle; sie entstammt, wie die ganz gleichge- 
bauten Filialkirchen von Gummersbach in Müllenbach, Ründeroth und Wiedenest, 
noch dem 1 2. — 1 3. Jh. Im Laufe des 1 5. Jh. wurde dem alten Bau ebenso wie in 
Wiedenest ein neues Querhaus mit rechteckigem Chor hinzugefügt. Die Reformation 
wurde unter dem Pfarrer Garenfeld zwischen i57o und i586 eingeführt, wahrschein- 
lich im Anschluss an die Reformation in Gummersbach. 

Dreischiffiger Bruchsteinbau mit oblongem vorgelagertem Westturm, Querhaus 
und ursprünglich rechteckigem Chor, im Lichten 23,8o m lang (mit Turm), ii,7o m 
breit. (Ansicht Fig. 12, Grundriss Fig. i3). 

Der in der Breite des Mittelschiffes vor die Westseite vortretende Turm von 
vier Geschossen ist schmucklos, im Erdgeschoss an Stelle des alten Hauptportals ein 
modernes Fenster. Die Turmstube hat an den Langseiten je zwei, an den Schmal- 
seiten je ein rundbogiges ungegliedertes Fenster; vierseitige geschieferte Dachpyramide. 

Die Seitenschiffe zeigen an ihren Westseiten je eine einfache Thür des i9. Jh., 
an den Langseiten je zwei Stichbogenfenster; im Obergaden des Mittelschiffes kleine 
Rundbogenfenster. 

Das Querhaus hat an den beiden Giebelseiten grosse ungegliederte Spitz- 
bogenfenster; die Giebelfelder selbst sind durch ein gothisches, stark beschädigtes 
Trachytgesims abgetrennt. Die grade Giebelmauer des Chorraums ist um die Mitte 
dieses Jahrhunderts weggebrochen und ein dreiseitiger, die Sakristei enthaltender 
Chorabschluss aufgeführt worden. 



Evangel. 
Pfiirrkirche 



Geschieht« 



Beschreibung 



35 



36 KREIS GUMMERSBACH 

ETiBctL Im Inneren öffnet sich der Turm in seiner ganzen Breite zum MittelschiS' 

Uiw« ^^ "0*^ 'S* •"'* einem gurtfönnigen Tonnengewölbe überdeckt Das Mittelschiff hat 
zwei quadratische einfache Kreuzgewölbe, die durch einen derben Gurtbogen auf 
schweren Pfeilervorlagen getrennt sind. 

Die Seitenschiffe, von denen das nördliche etwas breiter ist, haben breite Gurt- 
bögen und gratige oblonge Kreuzgewölbe. Die Bögen im Langhaus, z. B. die beiden 
grossen Gurtbögen im Mittelschiff, sind z. T. selbst ohne Laibungsgesimse. 

Das Querhaus hat stumpfspitzbogige Gurtbögen und entsprechende Kreuzgewölbe 
von gradlinigem Rippenproßl mit schmucklosen runden Schlulssteinen. Der schmale 
Triumphbogen ruht auf hohen achtseitigen dienstartigen Konsolen, von denen die eine 



Fif. 13. Utbtrluu»!!. Aniiehi der aniiicUichcn PbirVirch*. 

mit einer einfachen Kragplatte, die andere mit einem Wflrfelkapital versehen ist 
(Fig. I»). In der Ostmauer des Querhauses je eine spilzbogige Wandnische für die 
Seitenaltare. 

Die Kirche war im Inneren ganz bemalt; die wahrscheinlich erst dem i7. oder 
i8.Jh. angehörenden Wandmalereien sind vor i — 2 Jahrzehnten leider übertüncht 
worden. 

Das Orgeigehause des l8. Jh. im Chor mit sehr mittelmassigen Barock- 
omamenten. 

BURG KOVERSTEIN. von Steinen, Westf. Geschichte IL Teil, lo.StOck 
S. 379. — VON Sybel, Chronik S. iS, 27. 

Handschriftl. Qu. Die Reste des Archivs befinden sich im Besitz des Herrn 
A. Wever in Bredenbruch (vgl. Tille, Übersicht S. 29o). 

36 



MARIENBERGHAUSEN 



37 



Burg 
Koverstein 

Geschichte 




Bredenbruch, 
Auf der Zinne 



Mittelalt. Warte 



la^t 



Am Ende des i4. oder Anfang des iS.Jh. erscheint die Burg im Besitz' eines 
Johann von Koverstein d. J. (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv zu Köln XXVI/XXVII, 
S. i75). Von Wilhelm von Koverstein kam die Burg an seinen Neffen Johann von 
Seibach, von diesem im J. i482 durch Kauf an Adolph von Neuhof gen. Ley. 
Im J. 1 6 1 6 ging Koverstein durch Heirat an die von Klepping über und von diesen 
1682 durch Erbschaft an die von Pöppinghaus, die die Burg bis 1826 besassen. Da- 
mals kauften die Herren Reininghaus undWever die Burg, die um i865 wegen Bau- 
f^ligkeit niedergelegt wurde. Jetziger Eigentümer ist Herr A. Wever in Bredenbruch. 

Die sehr spärlichen Ruinen von Koverstein liegen auf einer kleinen Insel in Beschreibung 
den Wiesen im Aggerthal; erhalten ist nur eine Mauerecke in der Höhe von 4 — 5 m; 
das Ganze war von einem breiten, jetzt sumpfigen Weiher umgeben. 

Geringe Reste der Aus- 
stattung, Holzfiguren des 
1 8. Jh., sind im Besitz des 
Herrn Direktors Reining- 
haus in Drieberhausen. 

BREDENBRUCH, 
Auf der Zinne, von Steinen, 

Westfälische Geschichte 
II. Teil, IG. Stück, S. 378. — 
B. J. XXXVII, S. 247; 
XLIV, S. 280. 

Gleich bei dem Ört- 
chen Bredenbruch erhebt 
sich ein hoher steiler Berg- 
kegel, der auf seiner Spitze 
die Reste einer mittelalter- 
lichen Warte trägt, die viel- 
leicht zu dem jetzigen Weverschen Gut gehörte, das am Fuss des Berges liegt. Das 
kleine unregelmässige Plateau, etwa i5 m lang und 10 m breit, zeigt nach allen Seiten 
spärliche Reste einer Ummauerung. Nach Süden, wo die Kuppe in den benachbarten 
Bergrücken übergeht, ein in den Fels eingesprengter künstlicher Graben. In der Mitte 
der Anlage eine Stelle mit Mauersteinen, vielleicht die Reste eines Rundturmes ; an der 
Nordseite innerhalb des Mauerringes ein fast ganz verschütteter Brunnen oder Cisterne. 

Im Anschluss an diese Kuppe erstreckt sich, im Süden gleichfalls durch eine Erdwerk 
Kuppe abgeschlossen, ein grosses Erdwerk, etwa i75 m lang und 80 m breit, an allen 
Seiten mit einem breiten, jetzt zum Teil zerstörten Wall umgeben. Die ganze Anlage, 
die noch den Namen Burg führt, zeigt grosse Verwandtschaft mit dem befestigten 
Plateau bei Engelskirchen (s. u.); es scheint die grössere Anlage noch dem frühen 
Mittelalter anzugehören, während die Befestigung auf der Zinne ihrem ganzen Charakter, 
speziell der Anlage des Grabens nach, in dieselbe Zeit wie der Neuenberg bei Eibach 
(s.u.), das 12. — 13. Jh., gehören dürfte. 

MARIENBERGHAUSEN. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Hüssen, Homburg S. 79, io4. ^Evengei.^ 
Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv: Kirchenrechnungen, auch den Neu- 
bau der Kirche im J. i665 betr., und Armenrechnungen des i7. und 18. Jh. — Gesch. 



t 



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Fig. 13. Lieberhausen. Gnindriss der eviingetischen Pfarrkirch«. 



37 



58 KREIS GUMMERSBACH 

des Fürsten Christian von Wittgenstein (geb. i7S3). — Vergleich zwischen Geistlichen 
und Kirchenvorstehem in der Herrschaft Hombutg vom J. i 76S. Im übrigen vgl. 
Tille, Übersicht S. »96. 

Die Kirche, ursprünglich wohl Filialkirche von Nümbrecht, wird im Liber valoris 
um i3oo nicht genannt, jedoch gehört der Turm noch dem i3— !4.Jh. an. Ur- 
sprünglich bestand ein dreischiffiges Langhaus mit schmalen Seitenschiffen, ent- 
sprechend den Kirchen der 
Gummersbach er Gegend, das 
im [ 5. Jh. durch ein gothi- 
sches Querhaus erweitert 
wurde. Im J. i66S wurde 
das Langhaus durch einen 
einschiffigen Neubau ersetzt ; 
bald darauf erhielt auch der 
Turm die jetzige geschweifte 
Haube. Die Reformation 
fand wahrscheinlich um 1 56o 
wie auch in den anderen Kir- 
chen der Herrschaft Hom- 
burg Eingang; nach l6oS er- 
folgteder Übergang von dem 
lutherischen zum reformier- 
ten Bekenntnis. 

Einschiffiger Bruchstein- 
bau mit vorgelagertem West- 
turro, Querhaus und recht- 
eckigem Chor, im Lichten 
ao,7o m lang, io,3o m breit 
(Ansicht Fig. i4, Grundriss 
Fig. iS). 

Der ungegliederte vier- 
geschossige Turm mit einer 
schmucklosen spitzbogigen 
Thür an der Westseite hat 
in den beiden mittleren Ge- 
schossen vereinzelte schmale 
Lichtscharten, inderGlocken- 
Stube an jeder Seite ein rund- 
Tif 14. M.ri.nb«Bi,.,u«.. A«ichi d« .™.,.ii«h« Pürrkirch.. bogigcs Fenster mit Mittel- 
sau Ichen auf breiter Basis 
mit Eckblattem; achtseitige 
geschweifte Haube mit kurzer geschlossener Laterne und schlanker Spitze, ganz über- 
einstimmend mit dem Turmhelm der Kirche in Drabenderhöhe (s. o. S. i6). Das 
Turmdach brannte am i3. Oktober i899 infolge Blitzschlags ganz nieder, soll aber in 
der allen Form erneuert werden. 

Das Langhaus mit zwei spitzbogigen ungegliederten Fenstern an jeder Seite 
ist in diesem Jahrhundert durch plumpe Strebepfeiler mit breiter Abtreppung ge- 
sichert worden. Querhaus und Chor haben steile Giebel ohne Gesimse mit weit 

38 



MARIENBER6HAUSEK 



39 



vorkragendem Dach; in jedem Giebelfeld oben eine kleine kreuzförmige Öfläiung, 
unten spitzbogige Masswerkfenster mit Fischblasenmotiven aus dem i5. — i6.Jh. Die 
Mittelschiffmauem stossen in der Westmauer des QuerschifFes auf je eine kleine spitz- 
bogige vermauerte Öffnung, die im Inneren des Querhauses noch als Nische sichtbar 
ist Dieser Umstand macht es wahrscheinlich, dass auch Marienberghausen vor dem 
Neubau des Querhauses im i7.Jh. zu der Gruppe der dreischiffigen Kirchen von 
Lieberhausen, Müllenbach, Wiedenest gehörte (s. o. S. 2, 35). 

Im Inneren des Turmes eine niedrige Halle mit einfachem Kreuzgewölbe; 
das erste Obergeschoss des Turmes gleichfalls mit einem Kreuzgewölbe. 

Im Langhaus zwei gratige Kreuzgewölbe auf derben Wandpfeilern; das Quer- 
haus hat spitzbogige Gurtbögen auf einfachen gekehlten Kragplatten und spätgothische 
Kreuzgewölbe von scharfem Schienenprofil. Der rechteckige Chorranm wird jetzt durch 
den Aufbau des Altars mit Kanzel und Orgel darüber eingenommen. 



E van gel. 
ffirrkirche 



Inneres 




le 



-b 



Fig. 1&. Marienberghausen. Grundrits der evangelischen Pfiurrkirche. 



Sechsseitige hölzerne Barockkanzel des i7.Jh. ; in vier Seiten mittelmässige 
gemalte Evangelistenfiguren, in der fünften die Wappen des Grafen Ernst von Sayn- 
Wittgenstein-Homburg (t i649) und seiner zweiten Gemahlin Gräfin von Waldeck; 
unten die Umschrift: ich bin der weg und das leben, u. s. w. 

In der Turmhalle zwei Grabplatten mit den Inschriften: 

I. ANNO 1666, DEN l5. 7 BRIS, STARB DER EDELE UNDT VESTE HERR GERLACH 
KLOEBER, RICHTER UND BERGVOGT DER HERRSCHAFT HOMBURG. — ANNO I668, 
21. 8 CTO., STARB DESSEN HAUSFRAW, CATHARINA OMPHALIA. — SELIG SEIN DIE 
TODTEN, DIE IN DEN HERREN STERBEN, VON NUN AN. APOC. l4. (mit dem Allianz- 

wappen Kloeber und Omphal). 

a. CARL OTTO KLOEBER, RATH UND RICHTER, GEB. l70I, OBIIT l79l. — HELENA 

GERDRAUD EBiscH, OBIIT i772 (mit dem Allianz Wappen Kloeber und Ebisch). 
Die einzige ältere Glocke vom J. i699 trägt die Umschrift: 

CAROL FRIDERICH GRAF ZU SAYN UND WITGENSTEIN, HERR ZU HOMBURG, 
VALLENDAR UND NEUMAGEN, HENRICUS AFFHüLTERBACH, PASTOR ZU MARIEBERGt- 
HAUSEN, ANNO l699. 



Ausstattung 
Kansel 



Grabplatten 



Glocke 



39 



MARIENHAGEN. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. HOssen, Homburg S. 84. 
Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Armenrechnungen des i8. Jh. — 
Anleihe, betr. Wiederherstellung der Kirche im J, 1 653. — Abschrift der Homburgischer 



. • ^Ä*7< -^^a^vi-.^-- 



Fig. 16. U*ri<>iihl|>D 



Landesordnung vom J. i744 mit Bestätigung vom J. i773. Im Qbrigen vgl. Tille, 
Übersicht S. 397. 

Nach HOssen (a.a.O.) wäre die Kirche eine Gründung des Johanniterordens; 
dafbr spricht auch der Umstand, dass der sehr interessante frühgothische Bau, der 
in der Zeit um i3oo entstanden ist und an den alteren Turm angefügt wurde, aus 
der Gruppe der benachbarten Bauten ganz herausfallt. Im Liber vatoris um l3oo 
wird die Kirche nicht genannt. Im J. i6S3 waren Reparaturen an der Kirche not- 



H ARIENHAGEN 



wendig; 1833 wurde der Turm durch Blitzschlag stark beschädigt und erhielt ein 
neues Dach. Ober die Einführung der Reformation fehlen genauere Nachrichten. 

Einschiffiger Bruchsteinbau mit Westturm und fünfseitigem Chorabachluss, im 
Lichten i7,3o m lang, 5,7o m breit {Ansicht Fig. 16, Grundriss Fig. i7). 

An dem schmucklosen viergeschossigen Turm wurde das alte Westportal durch 
einen spater vorgelegten Stützpfeiler verdeckt, der fast die ganze Breite der Westseite 
einnimmt und bis dicht unter das Dachgesims reicht; schlanke, ins Achteck über- 
geführte Haube mit vier grossen Dachfenstern dicht über dem Gesims. 

Das aus drei Jochen bestehende Langhaus hat ausnehmend grosse Mauer- 
stärken und ist mit sehr flachen, dreimal abgetreppten Strebepfeilern besetzt, jede 
Abtreppung ist durch eine gewöhnliche Grauwackenplatte gebildet, über der der Mauer- 
kern mit einer Schweifung leicht zurücktritt. Zwischen den pultförmigen Abdeckungen, 
deren obere Enden durch das Dach weggeschnitten sind, ein schlichter Spitzbogen- 
fries. Die schlechten Masswerke der Fenster stammen aus dem Anfang des j 9. Jh., 
unter den beiden westlichen Fenstern zwei moderne Thüren. ' 



rig. 17. MuirDhi(>n. Grundriii der anngtluchto Ffnrrki.cl». 

Der fOnfseitige Chor ist mit entsprechenden, nurzierlicheren und etwas niedrigeren 
Strebepfeilern besetzt, an jeder Seite eine spitzbogige Blende. Der Spitzbogenfries 
des Langhauses ist um den Chor nicht fortgesetzt Von den ursprünglichen kleinen 
spitzbogigen Fenstern ist nur eines erhalten. An die Östseite des Chores stösst der 
kleine rechteckige Sakristeibau dieses Jahrhunderts an. 

Von dem Inneren ist die mit einem Kreuzgewölbe überdeckte Turrahalle jetzt 
durch eine Fachwerkwand von dem Langhaus abgeschlossen. In der Süd- und Nord- 
mauer des Turmes führen Treppen empor, die ursprünglich in das Kirchenschiff 
mündeten, deren Zugänge durch den gothischen Langhausbau jedoch verdeckt wurden; 
jetzt ist nur noch die nördliche Treppe gangbar. Eine entsprechende Treppe führt 
in der Nordmauer zum zweiten Obergeschoss, von dort führt die Treppe auf einem 
offenen Mauerabsatz weiter. 

Das Langhaus wird im Inneren durch schwere zugespitzte Gurtbögen auf 
kräftigen Wandvoriagen gegliedert, die Gurtbögen wie auch die Seitenwände liegen 
nochmab in einfachen spitzbogigen Blenden, jedes Joch ist mit einem gratigen 
Kreuzgewölbe Überdeckt. 

Die Apsis hat ein auf einfachen Konsolen ruhendes fOn&eitiges Zeltgewölbe 
mit leicht vortretenden Graten. 



42 



KREIS GUMMERSBACH 



Evang«!. 
Pfarrkirche 

Grabplatten 



Burg 
Bieberstetn 



Geschichte 



Beschreibung 



In dem Fussbodenbelag drei zum Teil durch das Gestühl verdeckte Grab- 
platten des i6.— 17. Jh. mit den Inschriften: 

1. llHII RB DER EDEL UND EREVEST GER(lach VOn Karthusen) zu BIBERSTEIN, 

AMBTMAN ZU HOMBURG 1 1 { { | (mit dem Wappen Karthusen und einem unbekannten 
Wappen mit Kreuz). 

2. Ulli DELE VESTE ALBERT VON LIXFELDT ZU BIBERSTEIN, AMBTMAN ZU HOM- 
BUR||||;|. 

3. 1 1 11 ' VETERIS STARB DER ERENTFEST JOST LIXFELT ZU BIBERSTEIN, AMBTMAN 

ZU HOMBURG 1 1 j 1 ! (mit dem Allianzwappen Lixfeldt und Karthusen. Vgl. die Wappen- 
truhe von i593 im Haus Aisbach bei Engelskirchen, Kreis Wipperfürth.) 

BURG BIEBERSTEIN. Hüssen, Homburg S. lo. — Idel, Das Schloss 
Homburg im Oberbergischen S. i6. 

Die Burg Bieberstein, deren geringe Reste wahrscheinlich dem späten Mittel- 
alter entstammen, ist im i6.Jh. schon von den Besitzern der Herrschaft Homburg 
abhängig und Sitz der Homburgischen Amtleute. Auf Gerlach von Karthusen folgte 
sein Schwiegersohn Jost Lixfeldt \on Bieberstein und diesem ein Albert von Lixfeldt 
(vgl. die Grabinschriften in der Kirche zu Marienhagen und die aus Bieberstein her- 
rührende Wappentruhe in Haus Aisbach bei Eugelskirchen). Die Burg, die in diesem 
Jahrhundert noch als Försterwohnung diente, wurde um die Mitte des Jahrhunderts 
dem Verfall überlassen; die Ruinen, die seitdem zum grössten Teil niedergelegt 
wurden, gehören noch zum Schloss Homburg. 

Die Ruine des kleinen Burghauses liegt auf einem kleinen Plateau am Bergabhang 
imd springt auf hoher Aufmauerung dicht über der Strasse vor. Es ist ein im Lichten 
etwa 1 7 m langer und 7 m breiter Bruchsteinbau von grossen Mauerstärken, der mit 
der einen Schmalseite gegen das Thal gerichtet ist; die Mauern des Erdgeschosses 
sind noch 2 — 3 m hoch erhalten, die Fenster ausgebrochen. Die nach der Bergseite 
gekehrte Schmalseite ist in einem stumpfen Winkel geknickt. Da hier Spuren eines 
Einganges an den verhältnismässig gut erhaltenen Mauern nicht sichtbar sind, so war 
der Bau ursprünglich wohl nur vom Obergeschoss aus zugänglich. 

Nach dem Thale legt sich vor die Schmalseite eine kleine, einige Meter tiefer 
liegende bastionsförmige Terrasse, deren hohe Aufmauerung durch einen schweren 
halbrunden Pfeiler gestützt wird. 



MARIENHEIDE. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE, ehemalige DOMINIKANER- 
KLOSTER KIRCHE, (s. t. Mariae Heimsuchung), von Sybel, Chronik S. i5, i7. — 
Berg. Ms. II, S. i54. — Wipperfürther Volksblatt i894, Nr. 69, 7o, 72. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Chronik des Klosters aus dem 18. Jh. 
mit Verzeichnis der geschehenen Wunder, Relatio fundationis u. s. w. (zum grössten 
Teil übersetzt im Wipperfürther Volksblatt i894, Nr. 69, 7o, 72), darin auch die 
Nachricht, dass schon im 18. Jh. die älteren Archivalien fast ganz verloren waren. — 
Lagerbuch vom J. 1781/82. Vgl. Tille, Übersicht S. 297. — Wd. Zs. I, S. 4i5. 

Die Gründung d^s Klosters geht zurück auf einen frommen Eremiten Heinricus, 
der um i42o infolge einer Vision in Köln ein kleines Marienbild erwarb, das sich 
schon auf dem Wege nach Marienheide als wunderthätig erwies. Schon im J. i42i 



42 



MARIEN HEIDE 43 

kamen auf Veranlassung des Grafen von der Mark Ordensleute nach Marienheide, 
und im J. i433 wurde die Neugründung in den Dominikanerorden aufgenommen. Die 
Gründung erfolgte wahrscheinlich von Soest aus. Der Bau der noch bestehenden 
Kirche entstand in der a. H. des iS.Jh.; nach der Chronik war der Bau imj. i49o 
bis zum Dachstuhl vorgeschritten. Im J. i5o3 erfolgte eine Reformation des Kon- 
ventes, der seitdem Köln unterstand ; zu deiselben Zeit wurde an Stelle des polygonen 
Chores das rechteckige zweiwöchige Chorhaus errichtet und das Kloster vollendet 
Im J. l7lT brannten Kloster und Kirche ab; die Kirche erhielt damals den jetzigen 
Dachreiter, die Klostergebäude wurden ganz neu errichtet 

Nach der Auflösung des Konventes in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts 
wurde die Kirche Filialkirche von Gimbom, i83i jedoch zur Pfarrkirche erhoben.' 
la den J, l89l — 1894 hat die Kirche unter der Leitung des Architekten H. Wietkase 



Tit. 18. kUr<<nh>Ide. AhIcIii di 



und dann des Architekten H. Rtnard in Köln eine vollständige Instandsetzung er- 
bhren; die Pro vinzial Verwaltung gewährte dazu eine BeihQlfe von insgesamt 9ooo Mark. 

Dreischiffige spatgothische Hallenkirche mit Querhaus, langem rechtwinkelig 
geschlossenem Chor und Dachreiter Über der Vierung, im Lichten 34,8o m lang, 
iS,7o m breit (Ansicht Fig. i8. — Grundriss Fig. i9. — Querschnitt und Aufriss Fig. ao. 
— Detail Fig. ai.). 

Das im Äusseren sehr einfach behandelte Langhaus ist mit derben, einmal ab- 
getreppten Strebepfeilern besetzt; die Westfront zeigt ein schmuckloses spitzbogiges 
Portal mit abgestuftem Gewände, darüber in der Portalbreite ein gothisches Gesims- 
stück. In der Höhe des Hauptgesimses zieht sich an der Westseite ein Haustein- 
gesims hin; das Giebelfeld hat im unteren Teil eine schmale Lichtscharte, im Scheitel 
eine grössere spitzbogige Öffnung. Die Seiten des Langhauses zeigen schlanke 

43 



44 



KREIS GUMMERSBACH 



Kathol. 
P fnrrkirche 



spitzbogige Fenster ohne Masswerk, in dem mittleren der drei Joche darunter je eine 
schmucklose Thür des i7. — i8.Jh. 

Die nur massig über das Langhaus vorragenden Kreuz arme haben an der West- 
ecke je einen rechtwinkelig ansetzenden Strebepfeiler ohne Abtreppung, der Strebe- 
pfeiler an der anderen Ecke steht bei dem südlichen Querhausarm über Eck. Die 
Giebelseiten mit je einem zweiteiligen Masswerkfenster mit Vierpass im Scheitel, ent- 
sprechende Fenster auch in der Ostseite des Querhauses, von denen das nördliche 
jedoch durch die anstossenden Klostergebäude verdeckt ist. Der Südgiebel des 
Querhauses weist eine reichere Gliederung auf; über dem Hausteingesims in der 
Höhe des Dachgesimses eine hohe Lichtscharte mit zwei spitzbogigen Blenden zur 
Seite, darüber wieder ein Hausteingesims, das den Scheitel des Giebels abschliesst. 
Ober der Vierung erhebt sich ein schlanker, erneuerter Dachreiter, sechsseitig mit 
geschweifter Haube, kleiner Laterne und hoher Spitze. 




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Fig. 19. MKrienheide. Grundrist der IcRtholischen Pfarrkirche. 



Inneres 



Das Chorhaus, das an der Ost- und Nordseite durch die anstossenden Kloster- 
gebäude verdeckt ist, umfasst zwei Joche, in jedem an der Südseite ein grosses drei- 
teiliges Masswerkfenster mit Fischblasen motiven ; an der Ost- und Nordseite sind diese 
Fenster vermauert. An der Südseite findet sich nahe dem Querhaus ein schief- 
winkeliger Vorsprung mit einem kleinen Rundbogenfenster daneben, das in das schmale 
Joch zwischen Querhaus und Chorraum mündet; dieser Vorsprung ist der Rest der 
Strebepfeiler an dem polygonal geschlossenen älteren Chor. 

Innen im Langhaus sechs derbe Rundsäulen mit niedrigen Sockelplatten und 
flachen Deckplatten von gradlinigem Kragprofil statt der Kapitale. Den Säulen, 
entsprechen an den Wänden segmentförmige Dienste der gleichen Form. Auf den 
Freistützen und Diensten ruhen die schweren spitzen Gurtbögen mit abgefasten 
Ecken und die einfachen gratigen Kreuzgewölbe; in den sehr schmalen Seitenschiflen 
nehmen dieselben eine ungewöhnlich steile Form an (Fig. 21). 



44 



UARIEKHEIDE 45 

Nach dem Querhaus hin sind die segmentfOnuigcn Wanddienste der Seiten- 
schiffe bei der AnfCIgung dieses Bauteiles in eigentami icher Weise zur Hallte weg- 
geschnitten worden. Das Querhaus selbst ist mit schlanken halbrunden Wand- und 
Eckdiensten besetst, deren kelchförmige Kapitale mit je zwei Reihen von Rosetten- 
blumen geschmückt sind, auch hier einfache gratige Kreuzgewölbe mit Viertelstaben in 
den SchildbOgen. 

Die beiden Gurtb(^en, 
die das eigenartige schmale 
Gewölbejoch abschiiessen, 
das zwischen Querhaus und 
Chor tritt, ruhen auf Diensten, 
die in halber Höhe der Wand 
ansetzen und aus schlanken, 
mit Blattkranz und Gesichts- 
masken geschmückten Kon- 
solen entspringen. In die 
dieses schmale Joch über- 
deckende Tonne sind an 
beiden Seiten steile spitzbo- 
gige Kappen eingeschnitten. 

Das Chorhaus ist mit 
zwei breiten gratigen Kreuz- 
gewölben überdeckt, die auf 

einfachen spätgothischen 
Konsolen ruhen. 

Der Bau, dessen eigen- 
artige Form mit den rheini- 
schen Bauten dieser Zeit 
keine Berührungspunkte zeigt, 
scheint im Wesentlichen von 
den westfälischen Ordenskir- 
chen beeinflusst zu sein ; im- 
merhin bt die schlichte For- 
mensprache auch hier zum 

grossen Teil durch den 
Mangel an Hausteinmaterial 
begründet. 

Hochaltar, reicher, ' I ' ' ' T ■ * •*" 

weiss angestrichener Holzbau. ^"'i *■■ «»"eoheid. 

In der Mitte ein grosses Ge- «»"«'-'" """ *'""'" •*" ''■""««'■" »"f-rkirche -i, L„.pi.,.. 
malde der Dreifaltigkeit mit 

dem Allianzwappen Nagel und Weichs, zu den Seiten grosse Figuren zwischen schweren 
gewundenen Säulen. Die Anordnung des Unterbaues wiederholt sich oben über 
einem gebrochenen Giebel, ein kleineres Rundbild um seh liessend. Das Ganze ist 
von der Figur der Muttergoltes bekrönt. Gutes Schniizwerk in den schwersten 
Barockformen, jedoch erst aus der 3. H. des 18. Jh. 

Die beiden Seitenaltare und die Kanzel sind mittel massige Barockarbeiten 
des 18. Jh. 

45 



Auf beiden Seiten des Chores das trefflich erhaltene ChorgestUhl atis dem 
Anfang des i6. Jh., 8 Sitze an jeder Seite (Taf. II u. Fig. ai). Die Kniebänke zeigen 
an der Vorderseite eine einfache Gliederuag durch PergamentrollenßUlungen , die 
Wangen mit der Figur eines stehenden Heiligen in flachen Relief. Von den Wangen 
der Sitzreihe zeigen die östlichen in der unteren Hälfte eine grosse Heiligenfigur in 
Relief unter reichem spätgothischem Baldachin; oben sind die Wangen durchbrochen 
und nehmen in zwei Reihen je zwei Heiligen figürchen auf (Fig. az); in einem Feld 

der knieende Stifter in Mönchs- 
tracht vor dem in der Grabes- 
öffhung stehenden Schmerzeais- 
mann, darunter ein Wappen- 
schild mit Hausmarke und den 
Buchstaben j. w. 

Auf den Armlehnen hockende 

Narren und Tierfiguren. Die 

Sitzbretter zeigen als Miserikor- 

^ dien die mannigfachsten Motive 

verwendet. Fratzen, Tiere, Musi- 
kanten u. s. w. 

Über jedem Sitz ein recht- 
eckiges, von einem reichen 
Rahmen eingefasstes Feld mit 

zierlichem durchbrochenem 
Blattwerk Ornament in der obe- 
ren Partie; jedem dieser Felder 
entsprechen darüber zwei klei- 
nere Füllungen mit spStestgo- 
thischem Masswerk. Die weit 
vorladende Voute ist durch 
Leisten gegliedert; sie tragt den 
aus breiten niedrigen Oma- 
mentfeldem bestehenden Ab- 
schluss, daran Hängeknaufe, die 
durch offenes Rankenwerk ver- 
bunden sind. 

Das Chorgestühl gehört zu 
den besten und besterhaltenen 
c.i. .L. >»..,.u„,.^.. der spatgothischen Zeit in 

DM.il d» Cwaih. ™ s.i.,n«hr(rd« k„hoü«h« pf.rrki«i„. ^^^ Rheinlanden; die Behand- 

lung der Figuren ist, wenn auch 
etwas derb, doch breit und lebendig, die Omamentbehandlung sehr frei, zum Teil 
erscheinen auch schon Renaissancemotive. Leider ist das Ganze dick überstrichen. 
Am nächsten steht dem Gestühl in Marienheide wohl das in Kappenberg in West- 
falen (LuDoRFF, die Bau- und Kunstdenkmaler des Kr. Lüdinghausen S. aJ). 

Vor dem einen Seitenaltar zwei Grabplatten, zura Teil jetzt verdeckt, zum 
Teil ausgelöscht: 

l. JOHANN WILHELM VON OMPHAL, ERBHERR ZU LOTZEKUSEN, AETATIS i7 AC 
SEC (so) MENSIUM OB ANUARIJ l68 I |. — ANNA BARBARA DE VERHAER 

46 



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KREIS GUMMERSBACH 



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Marienheide. Chorgestühl in der katholischen Pfarrkirche. 



MARIENHEIDE 47 

VON OMPHAL ZU lOtzekusen OBIT ANNO MDCLXXX (mit dem Allianzwappen Omphal *■ 
und Verhaer, darum acht Ahnen wappen). 

2. ANNO l689, DEN 36. AFRILtS, IST, GOTTSELIG IN DE ENTSCHLAFEN 

DER HOCHEDEL UND HOCHVORNEHMER HERR THEODOR VON VERHAER, RGISCHER 

RICHTER ZU GiHBOSN UND VOGT DES AMBTS NEUSTADT (mit dem Allianzwappen 
Verhaer und Daniels, dazu die Ahnen wappen Verhaer, Hew, Bemsau, Mercator und 
Daniels, Abel, Wendel, Landsberg). 

Zwei grosse Altarleuchter aus *'' 

Messing in Balusterform, auf dem drei- 
seitigen Fuss das Wappen von Marien- 
heide mit den Buchstaben s. d. f. f., der 
Jahreszahl 1601 und der Beischrifl: mer- 

GENHEVD. 

Die beiden Glocken von i776 < 

und l78o (umgegossen i894) mit den 
Inschriften : 

I. aD VILLaM VItae VoCo Vos, 
VoX VIVa. VenIte ET FRO SE qVae 

AVETAT(?),QVlSQVISHAflEREPETAT{l776). 
SUB A. R. F. E. DOMINICO DIEFFENBACH, 
F. F. PRIORE, JACOB HILDEN GOSS MICH 
IN COLLEN. 

z. Das beim Umguss i894 mit über- 
nommene Chronogramm lautet: VoX 
aerIs LaVDes In sILVIs CLanoo Ma- 
rIae (i78o), 

InsIDlAS LarVas MoX sie eXIre 
repeLLo (i78o). 

A. stükI fVsa sVb VenerabILIs 
ConVentVs prIore sChMIDt (i78o). 

Auf dem Wege nach Gaul sieben, im ^ 

Lauf des i8.Jh. errichtete Stationen; 
sie tragen die Bezeichnungen: 

I. i7z6 mit dem Allianzwappen 
Omphal und Neuhof gen. Ley, 

1. ANNA MARIA BRACKE, CHRISTIAN 
LENSES ET ANNA CATHARINA BRACKE ''' ^^V"n"d'tl kiiihi'bcheii"pfc™kirdie"""''' 

CONJÜGES D. 

3. P. F RI ELI NGS DORF. 

4. I. CHRISTIAN CREMER ET. l. PAULUS GOLLER. 

5. ANNO i776, den |3. AUGÜST, HAT WILHELM VOM BERG DIESEN FUSSFALL ZU 
EHREN GOTTES AUFSETZEN LASSEN. 

6. VIDUA ANNA CATHARINA BECKER ET J. CHRISTIAN HILIGER ET ANNA CATHA- 
RINA sOmerkus ex schardt d. d. i763. 

7. Das Wappen des Klosters Marienheide mit der Beischrift c. m. (Conventus 
Marienheidensis). 

Befestigtes Bauernhaus in Kotthausen, ein kurzer Turm mit Schiess- «■" 
scharten, jetzt umbaut von Stall und Wohnhaus in Fachwerk aus dem 18. Jh.; an den ^" 
Turm angelehnt zweigeschossiges Backhaus aus Bruchsteinmauerwerk mit der Jahres- 
zahl 1685 und den Buchstaben v. a. s. — g. w, 

47 



KREIS GUUUER5BACK 



MÜLLENBACH. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. von Steinen, Westfälische Ge- 
' schichte II. Teil, lo. Stück, S. J65. — von Sybel, Chronik S. 7. — Binterim u. 
Mooren, E. K. I, S. 4a9. — Berg. Ms. II, S. i3a. 

Handschrift!. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten erst vom iS. Jh. ab, ohne 
grössere Bedeutung. Vgl. Tille, Übersicht S. »98. 

Die Kirche in Müllenbach wird in dem Heberegister des Stifles von S. Se- 
verin neben den entsprechenden Kirchen in Ründeroth, Lieberhausen und Wiedenesi 
im J. Ii74 genannt (Kremeb, Akadem. Beitrage III, Nr. 53); im Liber valoris um 



Fi(.a3. MUU«ibiic)i. Asticlii d« cnntdlieh« Pbrrkbch*. 

i3oo ist sie ausgelassen. Der noch bestehende Bau stimmt in dem romanischen 
Langhaus und dem gothischen Querhaus genau mit den genannten Kirchen Qberein. 
Ein genaueres Datum über die Einführung der Reformation fehlt, wahrscheinlich 
fand sie auch hier schon vor dem J. i58o Eingang. Im J. i759 wurde eine Wieder- 
herstellung des Turmes notwendig. 

Drebchiffiger verputzter Bruchsteinbau mit vorgelagertem Westturm, Querhaus 
und rechteckigem Chor, im Lichten l9,8o m lang und l2,9o m breit (Ansicht Fig. »3, 
Grundriss Fig. a4). 

Der voltkommen frei vortretende dreigeschossige Westturm ist schmucklos; 
im Erdgeschoss hat er eine kleine rundb<^ge Westthdr, darüber in der Höhe des 
mit wenigen Lichtschlitzen versehenen Obergeschosses ein Stein mit der Inschrift: 
TURRis REPARATA i759. Die Turmstubc hat an jeder Seite zwei ung^liederte rund- 
bogige Fenster; einfaches vierseiliges Pyramiden da eh. 



HÜLLENBACH 49 

Das Langhaus zeigt in dem Obergaden des MittelschilTs an jeder Seite noch 
die iirspranglichen kleinen Rundbogenfenster, wahrend die Fenster der Seitenschiffe 
spater erweitert worden sind. 

Querhaus und Chor haben steile Giebel; in jeder Giebelseite ein grosses 
zweiteiliges Masswerkfenster des iS.Jh.; die Giebelfelder selbst sind durch ein aus 
einfachen Grauwackeplatteik hergestelltes Gesimsband abgetrennt, in dem Südgiebel eine 
rechteckige Thür mit einem Aufzugbalken, in dem Scheite! des Ostgiebels eine kleine 
kreuzförmige Öffnung, wahrend in dem Nord^iebel ein roher Hausteinkopf eingemauert 
ist. Die an die Nordseite des Chores angebaute Sakristei, ein schmuckloser kleiner 
Bau, ist jüngeren Ursprungs. 

Das Innere des Langhauses ist durch die äusserst derben Verhältnisse be- 
merkenswert; das niedrige Mittelschiff hat ungefähr i m breite Gurtbögen auf ent' 
sprechenden Pfeil er vorlagen, dazwischen die einfachen gratigen Kreuzgewölbe.' Die 
fast 1,5 m breiten Scheidemauem mit rundbogigen Öffnungen; von den beiden Seiten- 



-4' 



schiffen ist das sQdliche nur 1,5 m, das nördliche etwa i,9 m breit. Den Arkaden 
entsprechen in den Seitenschiffen lange schmale Kreuzgewölbe; die den Pfeilern ent- 
sprechenden Gurtbögen von der ausserordentlichen Breite von i,75 m sind durch ein- 
geschnittene Kappen an beiden Seiten entlastet. 

Im Querhaus und Chor schlanke spitzbogige Kreuzgewölbe von einem grad- 
linigen einfachen Rippenprolil ; in den Ecken ruhen diese Gewölbe ebenso wie der 
schmale, an den Kanten abgefaste Triumphbogen auf dienstartigen Konsolen wie in 
der Kirche in Lieberhausen (vergl. S. 36, Fig. 13). 

In der Gruppe dieser kleinen bergischen Landkirchen, von denen diejenigen wurdi 
in Lieberhausen, MQllenbach und Wiedenest am engsten untereinander verwandt sind, 
darf das Kirchlein in Mullenbach das meiste Interesse beanspruchen. Bei dem 
romanischen Langhaus gesellt sich zu der Klarheit der Raumanordnung eine ausser- 
gewöhnliche Derbheit der Bauglieder, sodass z. B. in den Seitenschiffen die Mauer- 
massen an Umfang dem lichten Raum gleichkommen. Dazu tritt der vollkommene 

4 
49 



5o 



KREIS GUUUER5BACH 



Verzicht aurSchmuckfonnen; die einzigen Schmuckglieder, Konsolplatten und Laibungs- 
profile, wie die Gesimse des Äusseren sind aus einfachen mit dem Hammer behauenen 
Grauwackeplatten hergestellt 

Kanzel und Orgel stehen über dem Altar, sie sind ebenso wie die Emporen im 
Querhaus und im MittebchifT ohne Bedeutung. 

Im QuerschifT Wandschrankchen von Haustein aus dem i5. Jh. mit Mass- 
werkbogen und Fialen; schmiedeeisernes Durchsteckgitter. 

Becken eines romanischen Taufsteins aus Trachyt, SScm breit, einfach acht- 
seitig von steilem Profil mit kraftiger Randleiste (Fig. 35). 

Auf der Orgelbühne Bildnis eines Herrn von Neuhof gen. Ley auf Listring- 
hausen aus der Mitte des i7.Jh., Holz, 60 X 47 cm gross. Der Dargestellte mit 
blondem Vollbart und in einem Eisenhalsschutz, über den ein weisser Spitzenkragen 
fallt, halt in der Hand eine Rolle; oben rechts das Wappen der Neuhof, darüber der 
Wahlspruch: virtute et arhis 111 IUI (stark beschädigt). 

Die Glocken aus den J. 1608 und i6i7 tragen die Inschriften: 

I. IN DER EHREN GOTTES LAUEDE ICH, DIE LEBENDIGEN RUEFBK ICH, JOHANNES 
HELLING GOUS MICH ANNO MDCVIIL MEVES BEINCKUS, NICLAS LINDEN, HENRICH 
KATWINCKEL SCHEFFEN, HERHAN POLMAN, BERNT 
WACKER KEIRCHUEISTERN, MEVES POLMANN. 

a. JOHANNES JENKELIUS PASTOR, GEORGIUS 
HULSHOF, S. M. BERNHARDT WACKER, SALOMON 
NEUHAUS, KERCHMEISTER, JUNKER BERNT UNDT 
ALBERT MOLLENBECK, PETER SONS, 5CHEF., HANS 
BEtNCKKUS, HINRICB KATWINCKEL, PROVIS., HERU. 
ZU REPICKH., PETER Z. UN, MEVES BEYNCKH-, 
HANS ROCKHOL, TOMAS MOSES, ANNO l6l7. Auf 

der einen Seite des Mantels das Schwarzen- 
bergische Wappen mit der Devise; QUO mba 
ii. ME FORTUNA vocAT., auf der anderen Seite das 
T.iii..ti.^dJ;™B"H'Jd?«*Phoki.eh.. WolfT-Metternichsche Wappen mit der Devise: 

SPES UEA CHRISTUS. 

Im Pfarrhaus gutes Kirchensiegel des iS.Jh. aus Messing, 3,5cm Durch- 
messer; in der Mitte Halbfiguren der hh. Pancratius und Katharina, Umschrift: 

SIGTLLUM ECCLESIE IN MOLLENBICK. 

HAUS GERVERSHAGEN, von Steinen, Westfäl. Geschichte IL Teil, 
" 10. Stück, S. 369. — VON Sybel, Chronik S. a6. — Abbildung in der Berg. Ms. III, 
Nr. I. 

Ein Gut Gevartshain ist schon im J. 1373 im Besitz der Grafen von Sayn 
(Günther, Cod. dipl. 11, Nr. a47); ein anderes erscheint im J. ia89 ab kölnisches 
Allodialgut (Kremer, Akadem. Beitrage III, Nr. i64). Von den Herren von Neuhof 
gen. Ley, die das Gut im Anfang des i7. Jh. von den von Mollenbeck durch Heirat 
erworben hatten, ging der Besitz im Lauf des i7. Jh. durch Kauf an die Grafen von 
Schwarzenberg über. Im Anfang dieses Jahrhunderts verausserte der Graf von Merveldt 
die zu Gimbora gehörigen Güter, dabei wohl auch Gervershagen, das nacheinander 
im Besitz von Dewies und Böse war, bis es um i87o der jetzige Eigentümer, Herr Graf 
Spee zu Schloss Heitorf, erwarb. 

Die Verteidigungsanlagen scheinen schon längst verschwunden zu sein; das 
jetzige Herrenhaus aus dem 18. Jh. bt ein ganz freigelegener zweigeschossiger 



-+- 



NÜMBRECHT 



5l 



Bruchsteinbau von sechs Fensterachsen an den Langseiten und vier Fensterachsen an h»u» 

11. • j Gerrershagen 

den Schmalseiten. Das Dach ist einmal geknickt und an den Giebelseiten m dem 
oberen Teil abgewalmt. 

NÜMBRECHT. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Binterim und Mooren, E. K. I, «?▼•??•*; 

Pfarrkirche 

S. 421. — HüssEN, Homburg S. 76. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Kirchenordnung für die Herrschaft 
Homburg vom J. i589, Druck vom J. i683. — Verzeichnis der Kirchenzehnten zu 




-t— I — ^ 



-I — I — I — ^- 



Fig. 36. Numbrecht. Grandrits der eTangeUachea PfturUrcha. 



Ründeroth. Vgl. Tille, Übersicht S. 298. Ein grosser Teil des Kirchenarchives ging 
bei dem Brande Nümbrechts im J. i83o zu Grunde. 

Die Kirche wird zuerst im J. 1 1 3 1 im Besitz des S. Cassiusstiftes in Bonn er- 
wähnt (Günther, Cod. dipl. I, Nr. i o4) ; Turm und ein Teil des Seitenschiffes rühren 
noch aus dieser Zeit her; auch im Liber valoris um i3oo findet die Kirche Erwäh- 
nung. Das romanische Langhaus — nach der Treppenanlage im Seitenschiff wahr- 
scheinlich ein Emporenbau — wurde im i5.Jh. durch eine Hallenkirche unter Be- 
nutzung der alten Mauern ersetzt; kurze Zeit darauf entstand die an den Turm an- 
stossende spätgothische Grabkapelle der Grafen von Sayn. Nach der um 1 56o erfolgten 
Einführung der Reformation erfuhr der Bau im i7.Jh. weitere Umgestaltungen. Am 
£nde des i8.Jh. entstand der hohe geschieferte Turmaufsatz. Im J. 1826 wurde die 
Gruft der Herren von Sayn- Wittgenstein- Homburg zerstört, das Messing der Särge 
eingeschmolzen; die Grabkapelle dient seitdem leider als Spritzenhaus. 



QMchicbt« 



5i 



52 



KREIS GUM&IERSBACH 



Evungei. Drcischiffige Hallenkirche in verputztem Bruchsteinmauerwerk mit eingebautem 

Bcftchreibung Westturm Und fünfseitig geschlossenem Chor, im Lichten 24,5o m lang (mit Turm), 
1 7,20 m breit (Grundriss Fig. 26). 
Turm In der Westfront des Turmes ein grosses romanisches Portal des 12. Jh. in 

rundbogiger Blende; die rechteckige Thüröffhung sitzt in einer im Flachgiebel ge- 
schlossenen Blende, die von zwei hohen Ecksäulen mit steilen Basen und Blattwerk - 
kapitalen flankiert ist. Der Turm ungegliedert, nur die Glockenstube hat an jeder 
Seite zwei rund bogige Doppelfenster, deren Mittelsäulchen zum Teil Basen ohne Eck- 
blätter haben. Ober der Glockenstube ein leicht geschweifter, fast würfelförmiger 
geschieferter plumper Aufsatz, über der sich erst die 'eigentliche achtseitige geschweifte 
Haube mit geschlossener Laterne erhebt. 

Langhaus Das Langhaus zeigt an der Westseite des nördlichen Seitenschiffes noch das 

ursprüngliche kleine romanische Rundbogenfenster ; in dem zweiten Joch von Westen 
sitzt noch das romanische Portal des 12. Jh. aus Trachyt, eine kleine rundbogige Thür 
in einem breiten glatten Gewände mit zwei Ecksäulen; über den Kapitalen ein dicker 
Wulst in der Laibung der rundbogigen Blende. Ein gleiches Portal ist an der Süd- 
seite erhalten. Die Fenster der Seitenschiffe sind rundbogig und mit zweiteiligem 
Masswerk des 16. Jh. versehen. Beide Seitenschiffe haben schlanke, durch ein ein- 
faches Gesims abgesetzte Giebel des i7. Jh., vier an der Nordseite, drei an der 
Südseite. 
Chor Der Chor, der mit fünf Seiten de§ Zehnecks aus der Ostfront vortritt, ist mit 

derben Strebepfeilern besetzt; in Fensterbankhöhe zieht sich ein um die Strebepfeiler 
verkröpftes spätgothisches Gesims hin. Die zweiteiligen Fenster haben gutes Masswerk 
mit Fischblasenmotiven aus der Zeit um iSoo; über dem Chor eine schlanke acht- 
seitige, das Mittelschiffdach weit überragende Schieferpyramide. 

Gmbkapeiie In den Winkel an der Südseite zwischen Turm und Seitenschiff ist die in einem 

sehr schlechten baulichen Zustand befindliche, ehemalige Grabkapelle der Grafen 
von Sayn eingebaut, ein gothischer Bau mit einem schlanken, jetzt gekürzten Strebe- 
pfeiler an der freiliegenden Ecke. Die Masswerkfenster, zwei an der Südseite, eines 
an der Westseite, liegen in Blenden, die bis zum Boden reichen. Die westliche 
Fensterblende ist jetzt ausgebrochen und mit einer rohen Thür versehen. 

Innerei Im Inneren die Turmhalle mit einem gratigen Kreuzgewölbe; vor die Öff- 

nung zum Langhaus ist in späterer Zeit ein eigenartiger romanischer Vorbau gesetzt 
worden, drei tiefe Rundbogennischen, die mittlere breit, die beiden seitlichen sehr 
schmal, sämtlich mit einem reichen spätromanischen Gesims an den Bogenanfängen. 

Das Mittelschiff, das sich nach den beiden Seitenschiffen in hohen Spitzbogen 
öffnet, ist mit drei Kreuzgewölben ohne Gurtbögen und von scharfem spätgothischem 
Schienenprofil überwölbt; die Rippen entspringen aus einfachen polygonalen Konsolen. 
Auf dem Schlufsstein des östlichen Joches das Homburgische Wappen mit der Jahres- 
zahl i632 (1682?). Der Chor, der ein entsprechendes Sterngewölbe trägt, ist durch 
einen schmalen Triumphbogen vom Mittelschiff abgeschlossen, der an jeder Seite auf 
zwei durch einen geschweiften Spitzbogen verbundenen Konsolen ruht. 

In dem westlichen Joch des nördlichen Seitenschiffes ein niedriges Kreuzge- 
wölbe, gleichzeitig mit dem Turm; seitlich führt eine gemauerte Treppe in einem 
Lauf zu der jetzt durch eine Bretterwand abgetrennten Empore, die zugleich den 
Zugang zu dem ersten, gleichfalls gewölbten Obergeschoss des Turmes bildet Die 
Seitenschiffe sind mit einfachen gratigen Kreuzgewölben überspannt 



:>2 



RÜNDEROTH 



^3 



Aus der Turmhalle führt eine jetzt vermauerte Thür zu der Grabkapelle; Erangei. 
schlechte Barockumrahmung aus Holz, darüber das Homburgische Wappen mit der 
Unterschrift: maria magd. g. z. s. v. w. f, h. v. v. n. g. g. z. s. w. v. h. f. z. h. v. n. 

I. V. G. 

Die auch im Inneren verwahrloste Grabkapelle hat ein schlankes Kreuz- 
gewölbe von scharfem spätgothischem Rippenprofil. 

Im Chor ein als Abendmahlstisch dienender derber Barocktisch mit Baluster- Ausstauunff 
füssen und Blattomamenten mit Engelsköpfen; unter der Platte die Aufschrift: dieser 

DISCH IST INANNO l694, MENSE APRILI, DURCH VERMITTELLUNG EHREN-INSPECTORIS 
HENRICI KANGIESSERO ZUBEREITETT WORDEN. 

Taufkanne und Taufschüssel von Silber aus dem J. 1 7 18; die Kanne AbcndmahUgerät 
22 cm hoch, bauchig mit einem Blattkranz, flachem Deckel und geschweiftem Henkel; 
Augsburger Beschauzeichen, Meisterstempel g. m. Die zugehörige flache Schüssel, 
39 cm breit, hat auf dem Rand einen entsprechenden Blattkranz und die Umschrift: 

C. F. G. Z. S. V. W. H. Z. H. V. V. N. M. W. E. G. Z. .S. V. W. F. Z. H. V. V. N. G. Z. S. V. M. 

ANNO i7i8. Im Fonds die gravirten Wappen des Grafen Friedrich von Sayn- Wittgen- 
stein-Homburg (t i723) und seiner Gemahlin Gräfin Maria W. E. von Schombmg. 
Einfacher silberner Barockkelch mit geschweiftem Fuss und bimförmigem 
Nodus, 25,5 cm hoch. Auf dem Boden die Inschrift: h. hendrickus kannegieser 

UND GEMEINE IN DER KEIRGEN ZU NÜMERICH, ANNO l67o. Augsburger Be- 

schauzeichen (?), Meisterstempel j. m. 

Die einzige ältere Glocke vom J. i772 trägt die Inschrift: 

NUN LASSET, O CHRISTEN, DIS SCHALLEN DER GLOCKEN MIT EIFER ZUM HAUSE 
DES HERREN EUCH LOCKEN, ICH RUFFE EUCH FREUNDLICH MIT MEINEM GELEUT, THUT 
BUSSE UND MACH (so) EUCH ZUM TODE BEREIT. DIE GEMEINDE ZU NUMBRECHT HAT 
MICH GIESSEN LASSEN AUF IHRE KOSTEN DURCH MORIZ M ABILOT, STUCK- UND 
KLOCKENGIESER VON COBLENZ AUS DEM DHAL EH REN BREITSTEIN ANNO t772. 



Glocke 



RÜNDEROTH. 



Evnngel. 
Pfarrkireh« 



Geschichte 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE, von Steinen, Westf. Geschichte 
IL Teil, IG. Stück, S. 383. - Binterim und Mooren, E. K. I, S. 429. — von Sybel, 
Chronik S. 7. 

Handschriftl. Qu. Das alte Pfarrarchiv ist vollkommen verloren gegangen. 
Vgl. Tille, Übersicht S. 298. 

Ründeroth erscheint im J. 11 74 als Filialkirche von Gummersbach; aus dieser 
Zeit stammen auch noch der Turm und die Untermauern des Langhauses. Im Liber 
valoris um i3oo wird es als selbständige Kirche genannt. Wie die anderen Filial- 
kirchen von Gummersbach erhielt auch Ründeroth im 1 5. Jh. ein grosses spätgothisches 
Querhaus. Nach der wahrscheinlich um i56o erfolgten Einführung der Reformation 
erfolgte um i77S ein eingreifender Umbau, indem die Pfeiler und Gewölbe des mit 
Wiedenest, Lieberhausen und Müllenbach übereinstimmenden romanischen Baues 
entfernt, das Mauerwerk überhöht und das Ganze zu einem Saalbau mit Holz- 
gallerien hergerichtet wurde. 

Einschiffiger, ursprünglich wohl dreischiffiger Saal bau aus Bruchsteinmauerwerk Beschreibung 
mit vorgelagertem Westturm und Querhaus, im Lichten 21 m lang, i5,2o m breit 
(Ansicht Fig. 27, Portal Fig. 28, Grundriss Fig. 29). 

53 



54 KREIS GUMMERSBACH 

Der kräftige viergeschossige romanische Westturm hat an der Westseite ein 
Portal des ii.Jh.; die von einem breiten Haustein ge wände eingefasste ThOröShung 
sitzt in einer mit Ecksaulen ausgestatteten Blende; die Säulen tragen auf den ein- 
fachen kelchfCnnigen Blattkapitalen einen derben Wulst {Fig. a8). In der Südseite 
des Erdgeschosses eine kleine vierpaasförmige Öffnung. An jeder Seite der Glocken- 



[. 37. RaaderDth. Auichi d« i*>ii|*11ich« Pbirkiicha. 



Stube zwei Doppelfenster. Die vier, später aufgesetzten steilen Giebel mit kleinen 
Lichtöffnungen ; schlanke achtseitige geschieferte Pyramide. 

Das Langhaus hat an der Südseite vier, an der Nordseite drei schlanke rund- 
bogige Fenster, unter einem der Fenster an der Südseite eine kleine rechteckige, noch 
dem romanischen Bau angehörige Thür in rundbogiger Blende. 

Das Querhaus mit sehr starken, an den Aussenseiten teib leicht abgetreppten, 
teils abgeböschten Mauern hat an jeder Giebebeite zwei entsprechende rundbogige 



54 



rOnderoth 



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Fig. 28. ROnderoth. Portal am Turm der erangeÜtclien Pfiurkirche. 




Inneres 



Fenster, an der Ostseite drei, von denen das kleinere mittlere in dem schmalen leicht Erangei. 
vortretenden Risalit liegt, der hier an die Stelle des Chores getreten ist. 

An die Nordpartie der Chorwand ist eine kleine eingeschossige Sakristei auf 
unregelmässigem Viereck angebaut, innen mit einem einfachen Kreuzgewölbe überspannt. 

Im Inneren ist das 
Erdgeschoss des Turmes mit 
einem Kreuzgewölbe über- 
deckt, ebenso das erste Ober- 
geschoss, zu dem zweiTreppen 
in der Mauerstärke hinauf- 
führen. Dies Geschoss öffnet 
sich nach dem Langhaus in 
zwei, durch einen Pfeiler ge- 
trennten Rundbogen. Das 
im i8. Jh. überhöhte Lang- 
haus ist vollkommen schmuck- 
los; in dem Querhaus sind 
in den Ecken noch die runden 
Dienste der alten Gewölbe 
erhalten und in der Mitte der 
Süd- und Nordmauer je eine 
breite Wandvorlage. Der 
ganze Innenraum ist jetzt von 
einer flachen Holztonne mit 
sichtbaren Eisenankem über- 
wölbt Die um den ganzen 
Raum umlaufende Empore 
aus dem 18. Jh. ist o^ne 
Kunstwert; unter der Orgel 
auf der Balustrade der Em- 
pore das Chronogramm : In 

GOTTES EHR, In kIrChEN 

zIer DIe staenDe sInD 
gebaVt aLLhIer (i7i2). 

Die Glocken von 
i538, 1494 und i7o8 tragen 
die Inschriften: 

I. URBANUS heischen 
ICH, TZO GÖTZ DEINST LUIDEN 
ICH, DE DOEDEN BECLAGEN 
ICH, TZO DEM BOESEN WEDER 
GEBROUHT MAN MICH, HENN- 
RICH OVERROID GUIS MICH 
ANNO l538. 



Glocken 



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Fig. 29. Rfinderoth. Grandriti der erangelUcheB Pfivtkirche. 



2. MARIA HEICEN ICH, IN DEN ERE GODES LUDEN ICH, HEINRICH VAN OVERADE 
GOIS MICH ANNO DOMINI MCCCCXCIIII. 

3. ANNO BIN ICH GENANT, WAN ROPE, SO KOMET THO HANT, GEVET GOT LOEF, 
ER UN DANCK, l7o8. 



55 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s.Jacobi m). 
Die Gründung einer Gemeinde erfolgte erst im j. i859. im J. i873 die Erhebung 
zur Pfarrei. Die Kirche ist eine 1866 nach Planen von K Slatz errichtete und nach 
Plänen von Thtod. Kremer im J. iS93 erweiterte gothische Hallenkirche. Von der 
Ausstattung sind zu nennen : 

Schmerzensmutter, Ölgemälde auf Holz, i,oS m breit, o,8S m hoch. Maria 
sitzt mit über der Bru.st gefallenen Händen, ganz umflossen von einem grossen blauen 
Mantel. Im Hinlergrund eine tiefblaue Landschaft mit merkwürdigen Felsenforma- 
tionen. In den Details ist das Bild minutiös ausgeführt, leider verschnitten und viele 
Partien übermalt. Gute Arbeit eines Kölnischen Meisters aus der i.H. des 16. Jh., 
im J. i9oo von Maler W. Balztm in Köln restauriert. 

Romanisches Taufsteinbecken von Trachvt, i,o3 ra breit, 73 cm hoch; es 
stammt aus der evangelischen Kirche in Ründeroih und befand sich bis vor einigen 
Jahren in 0hl bei Ründeroth. Breites steiles Randprofil mit 6 Blattkapi talchen an 
den Ecken; der sechseckige Körper des Beckens ist gegen den Rand verschoben. 
sodass jedes Säulchen in der Mitte einer Seite des Beckens sitzt; zwischen den 
Kapitalchen ein Rundbogenfries {Fig. 3o). 
HAUS LEY. VON Steinen, West- 
fälische Geschichte n.Teil, ro. Stück, S-388. 
— VON Sybel, Chronik S. iS, a6. 

Das Gut war im 16. Jh. im Besitz der 
bergischen Beamtenfamilie von Neuhof, 
die vielleicht von diesem Besitz den Bei- 
namen Ley führte. Im iT.Jh. wurde Haus 
ij,^^ Ley von dem Grafen von Schwarzenberg 

erworben; aus dieser Zeit stammt auch 

I — y. — I — , — I — I — 4 I I I |c«t, der kleine, noch bestehende Bau. Nach 

" " der Abtrennung der ehemaligen Schwarzen- 

TiuiiKiii iii'*dcr kathsiLchtn iWnVae'at bergischen GütcT von Gimbom im Anfang 

dieses Jahrhunderts hat das Haus ver- 
schiedentlich den Besitzer gewechselt, bis es im J. i883 der i899 verstorbene Landral 
des Kreises Gummersbach, Herr Haldy, von Herrn de Ball erwarb. 

Der alte Flügel ist ein zweigeschossiger einfacher Bau von vier Fensterachsen 
auf hoher Untermauerung, der ursprünglich als Mühle gedient zu haben scheint. Die 
Kellerräume gehören vielleicht noch einer mittelalterlichen Anlage an; hier findet sich 
am Eingang ein Stein mit der Inschrift: annO iS89 vermauert. Der Oberbau des 
Hauses entstand im i7.Jh., er hat einfache rechteckige Fenster in Haustein ein fassung 
und ein Barockportal nach der Hofseite. Das abgewalmte Dach trug bis vor kurzem 
zwei als Schornsteine dienende sechsseitige Dachreiter mit geschweifter Haube und 
dem Schwarzen burgischen Wappen in den Wetterfahnen. Dieselben sind jetzt durch 
einen solchen Dachreiter in der Mitte des Daches ersetzt worden. 



WIEDENEST. 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE, von Steinen, Westfälische Ge- 
' schichte n.Teil, 10. Stück, S.327. — Bintebim und Moorrn, E. K. L S. 4»9. — 
VON SvBEL, Chronik S. 7. 



WIEDENEST 57 

Handschrift!. Qu. Im Pfarrarchiv: Einige unbedeutende Akten vom Ende 
des 18. und Anfang des i9.Jli. - Moderne Pfarrchronik. Vgl. Tille, Obersicht 
S. 398. Im Pfarrarchiv zu Bergneustadt: Vergleich über die Trennung Wiedenests 
von Gummersbach vom J. i i 54. — Urkunden, betr. den Bau des im J. r4SS geweihten 
Querhauses, aus den J. i454 und i45S. Vgl. Tille. Übersicht S. aSS. 

Im J. 11S4 wird die Filialkirche Wieden est von Gummersbach abgetrennt; der 
gleichen Zeit entstammen Turm und Langhaus, die vielleicht im Anschluss an diese 
Abtrennung enblanden. Im J. i4S4 wird ein Ablass für den Neubau des Querhauses 
verliehen, dessen drei Altare I4S5 geweiht wurden. Diese Urkunden sind insofern 
von grösserer Bedeutung, als 
sie den Schluss gestatten, dass 
die mit Wieden est engver- 
wandten Bauten in Lieber- 
hausen, Müllenbach und Rün- 
derolh, die im J. 1 1 74 wahr- 
scheinlich auch schon nicht 
mehr im Fi liat Verhältnis zu 
Gummersbach (Binterim und 
Mooren, E. K. I, S. 4a9), son- 
dern direkt unter S. Severin in 
Köln standen, gleichzeitig ent- 
standen sind. Besonders merk- 
würdig ist die ganz gleich- 
massige Anlage der golhischen 
Querhäuser um die Mitte des 
1 5. Jh. an allen diesen Kirchen, 
gleichzeitig auch mit dem Bau 
des Querhauses in Gummers- 

Die Reformation fand 
in Wiedennest gleichfalls zwi- 
schen i57o und i58o Eingang. 

Dreischif liger Bmch- 
steinbau mit vorgelagertem 
Westturm .Querhaus und recht- 
eckig geschlossenem Chor, im 

Lichten 16,60 m lang. 11 m tlg, 31. Witdiai». Auicht der •naitlitchen PrairUreha. 

breit (Ansicht Fig. 3l, Grund- 
riss Fig. 3i). 

Der viergeschossige, schmucklose Westturm mit einer kleinen spitzbogigen 
WestthQr; über dem zweiten Geschoss ist das Mauerwerk leicht eingerückt. Die 
Glockenstube hat an jeder Seite zwei Doppelfenster mit erneuerten Mittelsäulchen; 
achtseitige geschieferte Pyramide. 

Das Langhaus mit einer modernen Thür an der Südseite hat in den Seiten- 
schiffen spitzbogtge Fenster späteren Ursprungs, im Obergadem noch die kleinen 
romanischen Rundbogenfenster. 

Das Querhaus, das Mittelschiffdach beträchtlich überragend, zeigt in den 
Giebelseiten je ein grosses Spitzbogen fenstcr, das Giebelfeld selbst ist durch ein ein- 

S7 



5S KREIS GUMMERSBACH 

*i' faches Gesims abgetrennt, in dem Scheitel des Giebelfeldes jedesmal eine kleine 
kreuzförmige Öffnung; in dem südlichen Giebel ausserdem eine Thür. 

In den Winkel des Querhauses an der Südseite ist im 18. Jh. eine schmucklose 
zweigeschossige Sakristei in Fachwerk angebaut worden. 

it Im Inneren ist die Turmhalle mit einem einfachen Kreuzgewölbe überdeckt, 

eine Treppe in der südlichen Turmwand fUhrt ans dem Mittelschiff in die oberen 
Tunngeschosse. Das erste Obergeschoss des Turmes Öfihet sich fast in seiner ganzen 



Breite zum MitteischiA hin in einer vierteiligen, jetzt vermauerten Bogenstellung mit 
romanischen Saulchen und Würfel kapitalen; diese Bogenstellung wird nach dem 
Mittelschiff durch eine grosse nindbogige Blende zusamroengefasst. 

Das Miltelschitf hat zwei fast quadratische Gewölbejoche mit gratigen Kreuz- 
gewölben, getrennt durch einen derben, leicht zugespitzten Gurtbogen. Die Arkaden 
f^^_^__^_^_f__^_^^__^, ">'' spatromanischen Laibungsgesimsen; die 
■ - '- schmalen Seitenschiffe sind mit leicht zuge- 

spitzten GurtenbOgen und graten Kreuzgewölben 
Überdeckt. Das südliche Seitenschiff ist nach 
Westen mit einer tiefen Nische noch ein kleines 
Stück dem Turm entlang gezogen. 

Das Querhaus hat gothische Kreuzgewölbe 
von gradlinigem Rippenprofil und schmucklosen 
r 33 witji 1 Tnütiein ii» PfcniKt« ""X^^" Schlufssteinen ; der schmale, das Chor- 
haus abschliessende Triumphbogen ruht auf dienst- 
artigen achtseitigen Konsolen wie in Lieberhausen und Müllenbach {s. o. 36 u. 49). 

Als Fussbodenbelag im Chor alte Grabplatten, zum grössten Teil durch das 
Gestühl verdeckt, darunter diejenige des ersten reformierten Pfarrers Melchior Varen- 
hagen {f 160S), des Pfarrers Johann Hollmann (t i6i9), des Johann Adolph Torley, 
Pfarrers in Neustadt und Wiedenest. Im Übrigen der ganze Boden mit einer Pflasterung 
aus kleinen Steinen in Zickzackmuster. 

Im Garten der Pfarrwohnung Becken eines romanischen Taufsteins atis 
Trachyt, 95 cm breit. Die fast halbkugelförmigc Schale am Rande mit einem ganz 

58 



■WIKHI, 59 

einfachen Fries aus nebeneinandetgestellten lanzettffirmigen Blattern, der auch die 
6 kelchförmigen Kapitale umzieht (Fig. 33). Da die Kirche erst in dem Vergleich 
vom J. 1 1 54 das Recht zur Beschaffung eines Taufsteins erhielt (Tille, Obersicht 
S. i8S), so wird dadurch eine Datierung wenigstens annähernd bestimmt, die auch für 
die Taufsteine in Ründeroth (Fig. So) und Möllenbach (Fig. 2 5) in Betracht kommt. 

WIEHL. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Binterim und Mooren, E.K.I, ^ 
S,4a8. — HOssKN, Homburg S. 8o, iS6. 

Haodschriftl. Qu. Das 
Kirchenarchiv ist voltkommen 
verloren gegangen. Vgl. Tille, 
Übersicht S. 399. 

Die Kirche erscheint im 
J. 1 1 3 1 unter den im Besitz des 
Cassiusstiftes in Bonn befind- 
lichen Kirchen im Oberbcrgi- 
schen (GOnther, Cod. dtpl. I, 
Nr. io4); der Turm des jetzigen 
Baues stammt noch aus der 
Zeit um laoo. Auch im Liber 
valoris um i3oo wird die Kirche 
genannt. Die Reformation war 
in Wiehl im J. [ 568 wahrschein- 
lich schon eingeführt. Das Lang- 
haus der Kirche wurde im J. 1 843 
durch einen grossen Saalbau in 
romanisirenden Formen ersetzt. 

RomanischerfQD fgeschos - 
siger West türm aus Bruch- 
steinmauerwerk mit vier auf- 
gemauerten Giebeln und schlan- 
ker achtseitiger Schieferhaube, ■■-- 
im Lichten 4,So m X 4,7o m ■« 
gross. Aussen an der Westseite 
in einer rechteckigen Vorlage 

ein romanisches Portal, um die "'' ^ *'""' *"'^' '" •"-««««'•" f'»'*i"*''- 

rundbogige Thürflffnung mit 

breitem Gewände eine mit romanischen Ecksäulen besetzte Nische ; ein reiches Gesims 
ist bei den Bogenanfängen um die sämtlichen Gewände verkröpft. In der Hohe des 
ersten Obergeschosses ein einfaches Rundbogenfenster, in der Turrastube an jeder 
Seite zwei Doppelfenster mit Mittelsäulchen, Kämpfer und WUrfel kapital. Unter den 
wahrscheinlich etwas spater aufgesetzten Giebeln zieht sich ein Rundbogen fries hin, 
in jedem Giebelfeld ein kleineres Doppelfenster in kleeblattbo giger Blende und eine 
kleine dreipassförmige ölfikung im Scheitel. 

Im Inneren der Turmhalle ein auf rohen Eckkonsolen ruhendes gratiges 
Kreu^ewOlbe; in der Laibung des Bogens zum Langhaus setzen zwei Treppen an. 

59 



6o KREIS GUHUERSBACH 

die in der Stärke der Süd- und Nordmauer za dem gleichfalls gewölbten ersten Ober- 
geschoss führen. Von hier aus führen zwei entsprechende Treppen, von denen jetzt 

I . , , I I , I . , |cmi die eine vermauert, zu dem nächsten Geschoss. 

• ^' ^' Die einzige alte Glocke vom J. iSo8 trägt 

die Inschrift : 

JHESUS NAZARENÜS, REX JUDEORUM, UARIA, 
MATER GRACIE, MATER MISERCORDIE (SO), TU NOS 
AB HOSTE ET LESIONE FULMINVM PROTEGE. 
ANNO DOMINI MCCCCCVIII. 

Im Keller des Pfarrhauses das runde Becken 
eines romanischen Taufsteins aus Trachyt, 
vielleicht noch dem Ende des 1 1. Jh. angehörend, 

reichen Fries aus Blattwerk mit Facettenbe- 
satz, dazwischen die sechs leicht vortretenden Knospen- und Blatt- Kapitale, darunter 
ein Rund bogen fries, dessen Spitien in runde Blattchen enden, zwei Bogen zwischen 
je zwei Kapitalen (Fig. 35). 



H^ 



KREIS WALDBROEL. 



DATTENFELD. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Laurentii), Binterim und p,J^/'Jl^\ 
Mooren, E. K. I, S. 428; II, S. «58. — Maurer, Statistische Darstellung des Kreises 
Waldbroel S. 106, 112. — Dumont, Descriptio p. 7. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde vom J. i323, betreffend den 
an dem Besuch der Pfarrkirche in Dattenfeld und der Kapelle in Windeck haftenden 
Ablass. — Rentenverzeichnisse von iS44, i649, Armenrenten von i683, Kirchenrech- 
nungen von i633, Armenrechnungen von i698. — Kirchenbuch von i644. — Lager- 
bücher von i74o und i77S. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 3oo. 

In der Bestätigungsurkunde der Besitzungen des St. Cassiusstiftes in Bonn vom Ge»chJchie 
J. ii3i erscheint nur der Hof in Dattenfeld (Günther, Cod. dipl. I, Nr. io4); die 
Kirche, deren einer Turm zum Teil noch dem 12. — 13. Jh. angehört, wird im Liber 
valoris um i3oo als Pfarrkirche genannt. Die alte Kirche, ein kleiner zweischiffiger 
Bau, wurde im J. i879 niedergelegt, der Turm wurde in den nach den Plänen des 
Architekten Aug. Lange in Köln errichteten zweitürmigen Neubau eingezogen. 

Von dem romanischen Turm sind in dem Neubau nur die beiden unteren Betchwibiing 
Geschosse erhalten; das Erdgeschoss, im Lichten 3,o5 m zu 2,9o m, ist jetzt ohne 
Öffnung, das erste Obergeschoss mit einfachen Lichtspalten. 

Im Inneren ein auf rohen Eckköpfen ruhendes Kreuzgewölbe. 

Tauf stein des 12. Jh. aus Trachyt, 98 cm Durchmesser, 85 cm hoch. Die AuMuttiuig 
sechsseitige Kuppa mit Ecksäulchen hat eine für diesen Typus seltene Formen- 
ausbildung; auf jeder Seite des Beckens in der Mitte ein kräftiger senkrechter Wulst; 
jedes der so entstehenden zwölf schmalen Felder mit scharfem Mittelgrat. Die Eck- 
säulchen mit breiten Basen und kleinen einfachen Blattkapitälen. Die breite Fuss- 
platte mit der darin angebrachten Piscina ist ursprünglich zugehörig. Der Taufstein ^ 
ist eines der frühesten Beispiele des im Anfang des 1 3. Jh. im Siebengebirge so reich 
ausgebildeten Typus. 

Vier Holzfiguren der hh. Sebastianus, Antonius Eremita, Augustinus und Ka- Skulpturen 
tharina aus der i. H. des 16! Jh., 7o cm hoch, neu polychromiert. 

Die beiden Glocken von i669 und i782 tragen die Inschriften: Glocken 

I. S. LORENTIUS HEISCH ICH, DEN LEBENDIGEN RUF ICH, DIE DOTTEN BEWEIN 
ICH. CONRAT JUMBRECHT VON FELTBRUCK, AMBTMAN. MATTHEIS UND GODFRIT HEL- 
LINGH GOSSEN MICH ANNO l669. 

2. A fVLgVre, teMpestate et InCendIIs protegant nos pII tVtores 
nostrI, georgIVs et roChVs (= 1782). 

Im Pfarrhaus in dem Oberlicht einer Thür die wahrscheinlich aus der Kirche Pf«'rh»u« 
stammenden Wappenscheiben des 18. Jh. : app«ntc 

1. HERR ADAM MAXIMILIANUS VON LEY, BEYDER RECHTEN DOCTOR UND DER 
FREYER REICHSSTATT COLLEN SYNDICUS, FR. GERTRUDIS VON SANDERS, CONJUGES, 
D. D. l74l. 

2. HERR FRANCISCUS VON LEY, BEYDER RECHTEN DOCTOR UND CANONICUS 
CAPITULARIS AD SANCTUM ANDREAM, DEDIT l74l. 

63 



64 KREIS WALDBROEL 

*^*»|>.ol. 3. HERR JOHAN CARL VON KOPP, SEINER FÜRSTLICHEN DURCHLAUCHT ZU 

SCHWARTZENBURG OBERAMTMANN DER AMBTER GIMBORN UND NEUSTATT, D.D. l74l. 

Bur« BURG. Handschriftl. Qu. Im Düsseldorfer Staatsarchiv: Bonn, 

Cassiusstift, Urk. 36 1. 
Geschichte Das Cassiusstift in Bonn ist schon im J. 1 1 3 1 im Besitz eines Hofes in Datten- 

feld (Günther, Cod.dipl. I, Nr. io4); im J. i5o8 verpachtet das Stift den Hof unter 
der Bedingung, dass der Pächter auf dem Weier ein Burghaus mit Schlossgarten, 
Zugbrücke u. s. w. erbaue. Es ist das wahrscheinlich die jetzige Burg. Der jetzige 
Bau stammt nach den Jahreszahlen und Wappen an dem Bau und in der Wetter- 
fahne von i6i9 und 1629, Erbauer war der Pfarrer Johann Robens, dessen Grabstein 
bei der Kirche noch erhalten ist. In der Mitte dieses Jahrhunderts besass der Graf 
von Kurzrock -Wellingsbüttel die Burg; der jetzige Eigentümer ist sein Enkel, Herr 
Freiherr Hugo von Leonhart. 
Beschreibung Einfacher zweigeschossiger Bruchsteinbau von vier Fensterachsen an der 

Langseite, zwei Fensterachsen an der Schmalseite; an der Nordostecke ein niedriger» 
quadratischer Turm. An der Südseite noch zwei ursprüngliche Thüreinfassungen, 
über einer Reste eines Wappens; in Eisenankem die Jahreszahl 161 9. An der Nord- 
seite noch Reste eines Aborterkers. Auf dem steilen Walmdach Wetterfahne mit 
dem Robens'schen Wappen und der Jahreszahl 1629. 
wiiberhoven KAPELLE IN WILBERHOVEN (s. t. s. Adelgundis). Eine Kapelle in 

***** Wiiberhoven soll schon im J. i5o6 bestanden haben (Maurer, Statistische Darstellung 
des Kreises Waldbroel S. 112). Nach einer Notiz im Messbuch der Kapelle wurde 
der jetzige Bau im J. i7o3 eingeweiht. 

Einfacher Bruchsteinbau mit dreiseitigem Chorabschluss und Dachreiter, im 
Lichten 11,60 m lang, 6, 10 m breit. 

Im Inneren ein einfacher Barockaltar und eine Barockfigur des h. Rochus, 
aus der bei dem Bahnbau abgebrochenen Rochuskapelle bei Broich stammend. 
Hoppe»g«rten KAPELLE IN HOPPENGARTEN (s. t. ss. Mariae et Michaelis). Ein- 

Kapeiie facher Bruchsteinbau des 18. Jh. mit dreiseitigem Chorabschluss, Stichbogenfenstem 
imd flacher Decke im Inneren, im Lichten 8,4o m lang, 4,5o m breit. In den Chor- 
fenstern zwei Wappenscheiben: 

1. LOUISA CATHARINA VON DER LIPP GENANT HOEN, FREYFRÄULEIN VOM HAUS 
BRUCH UNDT EISENGARTEN, D. D. l75l. 

2. JOANN BERTRAM WEYNANT D. D. l75l. 

Burgen Die beiden Burgen in Broich und Wiiberhoven, ursprünglich im Besitz der 

wn'berho"?tn Familie Lipp gen. Hoen, die letztgenannte im 18. Jh. der Familie von Neuhof gen. 

Ley gejiörig, sind im Anfang des Jahrhunderts abgebrochen worden (v. Mering, 

Gesch. der Burgen VII, S. 87. — Weyden, Das Siegthal S. 201. — Ann. h. V. N. 

XIII/XIV, S. 52; XXIV, S. 24o). 

DENKLINGEN. 

ErRDgei. EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Maurer, Statistische Darstellung 

Pfarrkirche ^^ Rreises Waldbrocl S. 106. 

Handschriftl. Qu. Im Kathol. Pfarrarchiv: Güterverzeichnis der Kapelle 
vom J. i669. Im Evang. Pfarrarchiv: Documentum originis simultanei exercitii 
von 1662. Vgl. Tille, Übersicht S. 3oi. 

64 



DENKLINGEN 



Die auf dem Gebiet des Amtshauses Denklingen gelegene S. Antoniuskapelle ge- 
hörte zur Pfarre Odenspiel. Im J. 1661 überliessen die Reformierten die Kapelle den 
Katholiken zur Mitbenutzung; kurze Zeit darauf, t693/94, wurde der noch bestehende 




Bau aui gemeinsame Kosten errichtet. Im J. 1880 wurde das Simultaneum aufgehoben. 

Kleiner Bruchsteinbau des i7. ]h, mit dreiseitigem Chorabschluss und ge- b«« 
scbiefertem Dachreiter, im Lichten i5,6om lang, 6 m breit. (Ansicht und Grundriss 



66 



KREIS WALDBKOEI, 



£rlingel. 
Pfarrkirche 



AuMmtang 
Grabplatten 



Glocke 
Amtshaut 

Geschichte 



Beschreibung 



Fig. 36.) Schlichte Rundbogenfenster; statt der ursprünglichen Thtir in der West- 
seite jetzt zwei kleine Thüren in der Südmauer. Der schlanke sechsseitige Dach- 
reiter ganz geschiefert, mit hohem, geschlossenem Schaft, kugelförmigem Dachansatz 
und hoher Spitze. 

Im Inneren in der Westhälfte einfache hufeisenförmige Empore. 

In dem Bodenbelag zwei einfache Grabplatten des i8. Jh. mit den In- 
schriften : 

1. WILHELM BERNART HASENCLEVER, CHÜRFÜRSTLICHER DURCHLEUCHT ZU 
PFALTZ RICHTER UKT RHENTMEISTER AMBTS WINDECK, SUDAN GERICHTSCHULDEIS ZU 
ECKENHAGEN, OBIJT 9 ME 1 1 1 JAENARIJ l733. 

2. J. W. SCHALLENBACH, CONSUL AULICUS ET QUAESTOR IN WINDECK, NATUS 
21. SEPTEMBRIS l7o7, OBIJT 2I.DECEMBRIS l776. 

Kleine Glocke des i6. — 17. Jh. mit der Inschrift: o jhesus — maria. 

EHEMALIGES AMTSHAUS des Amtes Windeck. Maurer, Sta- 
tistische Darstellung des Kreises Waldbroel S. 7. 

Denklingen ist wahrscheinlich Sitz eines alten Saynischen Gerichtes, das im 
i4. Jh. an die Grafen von Berg überging; im J. l4o4 vergleichen sich Adolf von Berg 
und der Junggraf von Sayn wegen des Baues, den sie in Denklingen gemeinsam er- 
richtet hatten (LacoI^iblet, ÜB. IV, Nr. 26). In der Folgezeit wird Denklingen als 
bergische Burg genannt, so im J. i433 (Lacomblkt, UB. IV, Nr. 210). Die jetzige 
Burganlage rührt .in ihren verschiedenen Teilen aus dem 16. — 18. Jh. her. Seit der 
Veräusserung des Amtshauses im Anfang des i9. Jh. hat sie oft den Besitzer gewechselt; 
der jetzige Eigentümer ist Herr Eduard Simon. 

Die Burg umschliesst ein grosses rechteckiges Terrain, an der einen Seite, an 
der die kleine evangelische Pfarrkirche frei im Hof liegt, durch den grossen Mühlen- 
teich eingeschlossen; die Gräben an den drei anderen Seiten sind trocken gelegt 

An der Südwestecke liegt das grosse zweigeschossige Wohnhaus, zum Teil 
noch dem i5. — 16. Jh. angehörend, mit einzelnen Kreuzsprossenfenstem, später mannig- 
fach umgebaut; im i7. — 18. Jh. sind die meisten Fensteröffnungen verändert worden; 
hohes steiles Walmdach. An der Nordseite ein Inschriftstein mit den Worten : anno 
DOMINI i582. Über der einfachen Barockthür des 18. Jh. das jetzt bis auf die ersten 
Worte zerstörte Chronogram!m : reparabat DVX patrIae CaroLVs theoDorVs 
arChIDapIfer (i778). 

An der Ostseite der einfache zweigeschossige Thor bau von i698, die breite 
Durchfahrt jetzt vermauert; links uöd rechts derselben noch je ein kleiner Raum. 
An der Rückseite die Jahreszahl i698, an der Vorderseite einige ganz verwitterte 
und nicht mehr zu entziffernde Inschriftsteine (Maurer, a. a. O.). 

Die an den Thorbau anstossenden Wirtschaftsgebäude, sowie die kleinen Neben- 
gebäude an der Westseite des Hofes sind neueren Ursprungs. 



ECKENHAGEN. 

Ev.ngei. EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Binterim u. Mooren, E. K. I, 

Pfarrkirche g ^^g — Maurer, Statistische Darstellung des Kreises Waldbroel S. 106. — 
V. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 79. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lied über die Ermordung des Vikars 
Koester im J. i768. Vgl. Tille, Übersicht S. 3o2. 



66 



ECKENHAGElf 




'«Hl 8 / .^^'iW:«-^' 



(tÜKh« PfiRVicchi I 



Der Reichshof Eckenhagen mit den Silberbergwetken wird im J. tl67 zuerst 
genannt {Lacomblet, UB. I, Nr. 4i6. — Günther, Cod. dipl. I, Nr. i84). Aus dieser 
Zeit stammt noch der Turm der Pfarrkirche. Die Refonnation war in Eckenhagen 



6d 



KREIS WALDBROEL 






Beschreibung 



Gedftchtms« 
Tafeln 



Glocke 



Ktithol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Beschreibung; 



im J. i569 schon eingeführt, es folgt dann aber noch eine kurze Unterbrechung bis 
zum J. 1600. Im J. i764 wurde ein neues Langhaus an den Turm angebaut, schon 
im J. i777 brannte die Kirche wieder aus. Die Turmhaube wurde im Anschluss 
an diesen Brand errichtet. 

Verputzter Saal bau mit rechteckigem Chorhaus und vorgelagertem Westturm, 
im Lichten 24 m lang, 12,10 m breit (Turmansicht Fig. 37). 

Der fünfgeschossige romanische Westturm ist im Äusseren fast ganz unge- 
gliedert, im Erdgeschoss ein einfaches Rundbogen portal, in der Glockenstube je ein 
rundbogiges, ursprünglich zweiteiliges Fenster; elegante schlanke achtseitige Haube 
mit grosser geschlossener Laterne, über der sich noch einmal ein kleinerer Latemen- 
aufbau wiederholt. 

Im Inneren zeigen die Turmhalle und der darüber gelegene Raum ein- 
fache Gratgewölbe; die Treppe führt in der Südmauer empor. 

Das schmucklose Langhaus hat einfache Ecklisenen und je fünf hohe nind- 
bogige Fenster an jeder Seite, unter dem Mittelfenster je eine einfache Thür mit der 
Jahreszahl i764. Auf dem Ostende des Langhausdaches ein zierlicher achtseitiger 
Dachreiter mit geschweifter Haube. Das etwas niedrigere Chorhaus hat an den 
beiden Langseiten je ein rundbogiges Fenster, an der Ostseite eine Thür mit 
Fenster darüber. 

Das Innere des mit einer flachen Decke versehenen Langhauses hat eine 
ringsum laufende Galerie mit Säulenbalustrade, im Chorhaus erweitert sich der lichte 
Raum kreisförmig um die Über dem Altartisch vortretende Kanzel aufzunehmen; über 
der Kanzel die OrgeL Der ganze Altaraufbau in einfachen Rokokoformen. 

In der Sakristei zwei geschnitzte Tafeln aus geschwärztem Eichenholz mit 
eingeschnittenem Verzeichnis der Pastores von i569 — i7o3 und von i72 5 — 1778: 

1. MNEMOSYNON MINISTRORUM ECCLESIAE HUJUS EVANG. LUTHERANORUM AC- 
CURANTE HEYMANNO KLEINENICT IN OLHAGEN IN ANNO JUBILAEO LUTHERANORUM 
SECUNDO, l7l7, ERECTUM. 

2. MNEMOSYNON MINISTRORUM ECCLESIAE EKKENHAGENSIS EVANGELICAK 
LUTHER AN AE CONTINUATIO A JOH. CHRISTI ANO KOESTERS, SCHOLAK PROVISORE, 

IN ANNO i776 PROCURATA. Vgl. TiLLE, Übersicht S. 3o2. 

Die einzige ältere Glocke aus dem J. i778 trägt die Inschrift: 

ICH UNBEGEISTERTES METALL RIEF ÜBER DIE ZWEIHUNDERT JAHRE MIT LAUTEM 
UND MIT HELLEM SCHALL ZUM GOTTES DIENST UND ZU DER BAHRE, BIS DAS ICH 
DURCH DIE WUTH DER FLAMMEN ALLHIER IM SCHUTTE FIEL ZUSAMMEN. DA ICH 
JETZ UMGEGOSSEN BIN, THU ICH ES WIEDER WIE VORHIN. M. C. HASENCLEVER, RENT- 
MEISTER UND GER. SCHULTH., J. G. BUREN, PASTOR, UND DESSEN BRUDER J. C. BUREN, 
PASTOR ZDZIFEAC (?) SELVERST (?) l778. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Francisci Xav.). Maurer, Sta- 
tistische Darstellung des Kreises Waldbroel S. 11 3. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunden von i7io ab. Vgl. 

Tille, Übersicht S. 3o2. 

Die Gründung einer katholischen Missionsstelle durch den Kurfürsten Johann 
Wilhelm erfolgte im J. i7io. Der Gottesdienst wurde zuerst in „aedibus Bartholo- 
maei** abgehaften, 'wobei 'sich eine alte Kapelle befand; es war dies wahrscheinlich 
das alte Eckenhagener Gerichtshaus. Im J. i738 folgte die Grundsteinlegung des 
noch bestehenden Kirchenbaues. 

Einfacher Saalbau mit dreiseitigem Chorabschluss und geschiefertem Dach- 
reiter über dem Westgiebel, im Lichten i8,5o m lang, 8,60 m breit (Ansicht Fig. 37). 



68 



HOLPE 69 

Das Äussere vollkommen schmucklos, mit grossen Rundbogenfenstern, in der Kathoi. 

-1-» 1 T^ • J*'fa f rk ITC h 4 

Gicbelseite eine einfache rundbogige Tliür mit einem Fenster darüber. Der im 
J. i895 wegen Baufälligkeit abgebrochene zierliche Dächreiter war sechsseitig mit 
einer geschweiften Haube, geschlossener Laterne und kleiner Kuppel. 

Im Inneren zu beiden Seiten der Thür Pfeilervorsprünge, auf denen der 
Dachreiter ruht. 

EVANGELISCHE KAPELLE IN SINSPERT. Binterim u. Mooren, sin.pen, 
E. K. II, S. 259. — Maurer, Statistische Darstellung des Kreises Waldbroel S. 112. KiTp«*"« 

Die ältesten Teile im Chor der auf hohem Bergrücken frei gelegenen Kapelle Geschichte 
gehen auf das iS.Jh. zurück; vielleicht sind jedoch die Aussenmauern des Chores 
noch älteren Ursprungs. Nachdem die Kapelle in diesem Jahrhundert ganz in Ver- 
fall geraten war, wurde im J. i857 der Chor und das spätere Langhaus wiederher- 
gestellt und der Bau für den Gottesdienst wieder in Benutzung genommen. 

In dem Neubau des i9. Jh. sind nur die Mauern des jetzt flach gedeckten Beschreibung 
Chores älteren Ursprungs. Der halbrund geschlossene Chor mit zwei glatten Strebe- 
pfeilern und zwei seitlichen Fenstern ist im Äusseren vollkommen schmucklos. 

Im Inneren die Konsolen der früheren Gewölbe, rohe Gesichtsmasken , mit 
darüber liegendem gothischem Blattkranz, entsprechend den Gewölbeanfängem im 
Querschiff" der Kirche von Marienheide (s. o. S. 45). 

Glocke vom J. i764 mit der Inschrift: verbuum (so) domini ^manet ^in oiocke 

AETERNUM. ANNO 1 764. 

In OBERAGGER ein interessantes Bauernhaus des i6. Jh. in Fachwerk mit Obcregger 
hohem Giebel und Strohdach; in der Mitte des Hauses die grosse Diele mit dem '***"* *"* 
Heerd. 

HOLPE. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Binterim u. Mooren, E. K. II Evangei. 
S. 258. — Maurer, Statistische Darstellung des Kreises Waldbroel S. ii3. — von 
Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 76. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Bitte um Bestätigung des evange- 
lischen Pfarrers vom J. i633. — Abmachung mit Morsbach wegen Beerdig\ing der 
Gemeindemitglieder dortselbst vom J. i664. — Kirchenbuch vom J. i684. — Akten 
des i8. Jh. Vgl. Tille, Übersicht S. 3o2. 

Die Kirche von Holpe (Marien-Holpe) war Filial von Morsbach; die älteren Geschichte 
Teile des bestehenden Baues stammen noch aus der Zeit um i5oo. Nachdem die 
Reformation um i58o Eingang gefunden hatte, war die Kirche im Anfang des i7.Jh. 
bis zum J. i633 wieder im Besitz der Katholiken. Im i8. Jh. wurde an den gothischen 
Chor ein einfacher Saalbau angefügt, der in diesem Jahrhundert eine Umgestaltung 
in gothisierenden Formen erfuhr. ^ , ^ 

Einfacher Saal bau mit gothischem Chor, im Lichten i9,2o m lang, 7,9o m Beschreibung 
breit (Ansicht und Grundriss Fig. 38). 

Das Langhaus des i8. Jh. mit je zwei Rundbogenfenstern an jeder Seite und 
flacher Decke im Inneren; auf dem Dach schlanker geschieferter -Dachreiter. -Der 
spätgothische Chor ist mit schweren ungegliederten Strebepfeilern besetzt,- in dem 
westlichen Joch beiderseits ein Fenster, jetzt ohne Masswerk, in defn dreiseitigen 
Chorabschlusfir zweiteilige Mass werk fenster in einfachen Formen. Auf detn Dach ein 
zierlicher offener Dachreiter. 

69 



7o 



KREIS WALDBROEL 



Im Inneren öffnet sich der Chor nach dem Langhaus mit einem Spitzbogen: 
die Rippengewölbe der beiden schmalen rechteck^eo Joche ruhen auf grossen, mit 
Masken geschmackten Konsolen (Fig. 38); einfache runde Schlufssteine. 

Die beiden Glocken von löTa und iSo8 mit den Inschriften: 






Flf. 38 Holpe. 



I. TILMANNUS FABRICUS (so) VON WINDHAGEN, PASTOR HIESELBS, JOHANN 
DEHMER, SCHOLTHEIS. GODERT HELLING GOSZ MICH ANNO l67a. 

3. ANNO DOMIMI MCCCCCVIH. NUR JHESüS IS DER NAMEIN UND UND (so) MARIA 
DER JONGFRAUEIN. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t s. Mariae V.), MAURER,-Sta- 
' tistische Darstellung des Kreises Waldbroel *S. 1 1 3. 



MORSBACH 7 1 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Abschriften der Gründungs- und Stif- 
tungsurkunden von i7i8 an. Vgl. Tille, Übersicht S. 3o3, 

Die katholische Gemeinde wurde im J. i7i8 als Miss ionssteile unter Morsbach 
wieder begründet; der um i73o errichtete und im J. i8a9 erweiterte schmucklose Saalbau 
wurde, nachdem in den J. i897 — 1899 ein Neubau errichtet worden war, niedergelegt. 

Diebeiden i899 umgegossenen Glocken von i75Sundi733 trugen die Inschriften: 

1. SANCTISSIMA, VIRGO MARIA ET SANCTI TRES REGES ORATE PRO HAC PA- 
ROCHtA. BARTHOLOMA EUS GUNDER GOS MICH IN COLLEN ANNO l755. 

3. HOC SIGNUM MAONI RECIS. VENITE, ADOREMUS. 5. H. F. A. P. T. P. C CARL 
ENGELBERT FUCHS HAT MICH IN COLLEN GEGOSSEN ANNO l733. 

MORSBACH. 



ri(. ». Uaribich. Aadchi der kaihDUichiiD P&nkiiGlw tan Nardaiun. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE {s.t.s. Gertrudis), Binterim u. Moo- ^ 
REN. £. K. I, 5. 4z8; II, S. iSS. — Maurer, Sutistische Darstellung des Kreises 
Waldbroel S. ii3. - 

Handschriftl Qu, Im Pfarrarchiv: Urkunden betr. Schenkungen, Kirchen- 
renten U.S.W, von iSi7 ab. — Kirchenrechnungen und Annenrechnungen des i7. 
und i8. Jh. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 3o3. 

Die Kirche in Morsbach ist bereits im J. ti3i im Besitz des Cassiuastiftes in 
Bonn (Günther, Cod. dipl. I, Nr. io4), Der noch bestehende Bau, neben der Kirche 
in Wipperfürth das hervorragendste kirchliche Bauwerk in den oberb ergischen Kreisen, 
entstand in der I. H. des i3. Jh. Auch im Liber valoris, um i3oo, wird die Kirche 

7i 



72 



KREIS WALDBROEL 



Beichreibung 



Kathoi. genannt Mit Ausnahme des Sakristeianbaues im i4. Jh. hat die Kirche keine 
wesentlichen Veränderungen im Laufe der Zeit erfahren. Im J. 1868 fand eine durch- 
greifende Restauration durch den Architekten Aug, Lange in Köln statt, bei der auch 
das spätere Pliestergewölbe im Mittelschiff entfernt und die ursprüngliche ^^che Decke 
wiederhergestellt wurde. 

Dreischiffige Emporenkirche des Übergangsstiles in Bruchsteinmauerwerk mit 
vorgelagertem Westturm, im Lichten 24 m lang, i4,8o m breit (Ansicht Fig. 39. — 
Gnindriss Fig. 4o. — Längenschnitt und Querschnitt Fig. 4i. — Details Fig. 42 u. 43)- 

Der schwere fünfgeschossige West türm ist in den unteren vier Geschossen 
völlig schmucklos; nur im Erdgeschoss ein einfaches romanisches Portal von Säulen 
flankiert in rundbogiger Blende; die Säulen mit breiten Basen, ziemlich derben Blatt- 
kapitälen und einem in der Laibung umlaufenden schweren Wulst. Das Halbrund 



Westturm 




I I ■> » > { » » < ■ t } 



i* 



Fiff. 40 Morsbach. GrundrUt der katholischen Pfarrkirche. 



Langhaus 



des Portals ist nochmals von einer Gesimsleiste umschlossen (Fig. 43). Darüber: 
RENOVATUM 1868. In der Höhe des dritten Geschosses in Eisenankem die Jahres- 
zahl i783. Das fünfte Geschoss, scharf abgesetzt gegen den Unterbau, zeigt an jeder 
Seite zwei grosse romanische Doppelfenster in rundbogigen Blenden, die Mittelsäuichen 
sind sämtlich erneuert. Ober einem ganz einfachen schweren Rundbogen fries und 
Hauptgesims die kurzen Giebel mit je. einem Doppelfenster. Das verhältnismässig 
kurze Rhombendach ist scharf eingerückt. 

Das Langhaus ist im Äusseren gleichfalls sehr schlicht; die an den Seiten 
des Turmes hin verlängerten Seitenschiffe umfassen je fünf Joche, nach aussen durch 
einfache, nachträglich erweiterte Rundbogenfenster gekennzeichnet; clie unteren Fenster 
bei der Restauration wahrscheinlich vergrössert; die kleinen Fenster der Emporen 
ragen ähnlich wie bei der Kirche in Güls und der abgebrochenen Kirche in Vallen- 
dar in den abschliessenden Rundbogenfries hinein, in der Art, dass jedesmal der vierte 
Bogen des Frieses zur Aufnahme des Fensters ein wenig in die Breite gezogen ist 



72 



■ MORSBACH 73 

Im zweiten Joch des südlichen Seitenschiffes ein reicheres Portal in den 
Formen des Übergangsstiles (Fig. 4i Ansicht, Fig. 43 Details des Südportales). Die 
rechteckige Thtiröffnung mit feinem Gesims, das die ganze Laibung umzieht; über 
der Thür glattes Tympanon. Die Ecksäulen mit breiten Basen und reichen Blatt- 
kapitalen. Vor dieses Portal legt sich ein breiter Gurtbogen mit grosser Deck- 
platte, getragen von kurzen Säulchen, die auf hohem in Quadern gemauerten 



Flg 41. Manbich. LincemchDiii und QutrtchDiti durch dl« k*ihDU>ch> Pbrikirifa.. 

Sockel Stehen; nach den feinen Knospen kapitalen zu schliessen, stammt dieser dem 
e^entlichen Portal vorgelegte Bogen aus wenig jüngerer Zeit Das Ganze, in Tuff 
und Trachyt ausgeführt, zeigt eine wesentlich sorgfältigere Behandlung als das Wesfr- 

Der Obergaden des Mittelschiffes, das ein wenig breiter ist, als der West- 
turm, hat an jeder Seite gleichfalls fünf einfache Rundbogenfenster, die in den 

.73 



74 KREIS WALDBROEL 

■'■'*"' schweren Rundbogen fries des Obergadens hineinragen. Auf dem Ostende des Lang- 
hauses ein einfacher moderner Dachreiter, 
chorkaui Das quadratische Chorhaus ist an den Seiten gleichfalls mit kräfügem Bogen- 

fries und Hauptgesims versehen; das Haupigesims setzt sich als Einfassung des Ost- 
giebels fort. An beiden Seiten je ein einfaches rundbogiges Fenster, in dem Ost- 
giebel eine mittlere und zwei seitliche niedrigere Nischen über dem Dach der 
Apsis. Die Apsis selbst wieder mit Rund bogen fries und drei, in späterer Zeit ver- 
grösserten Rundbogen fenstem. 

An der Südseite des Chorhauses der einfache Sakristeibau des t4. Jh. mit 
zwei Rundbogenfenstem neueren Ursprunges, dazwischen ein vermauertes spitzbog^es 
Fenster, 
luani Im Inneren die Turmhalle mit einfachem gratigen Kreuzgewölbe. Das erste 

Obeigeschoss des Turmes, gleichfalls 
mit Kreuzgewölbe, öffnet sich mit brei- 
tem, wahrscheinlich vergrösserten Bo- 
gen nach dem Langhaus und mit 
kleinen Durchlässen zu den Emporen. 
Die Seitenschiffe mit je fünf 
Kreuzgewölben, die durch einfache 
Gurte geschieden sind ; nach Osten 
je eine segmentfOrmige Altamische. 
Au den Westenden die gemauerten, 
zumTeil veränderten Emporen treppen, 
die den Langseiten entlang ansetzend, 
dann im rechten Winkel umbiegend 
an der Westmauer ausmanden. Von 
den beiden westlichen Ansätzen der 
nördliche mit Tonnengewölbe und 
modernem Portal, wahrscheinlich l868 
wesentlich umgestaltet; der sfidüche, 
Fi(. 49 MonUch. der jetzt als Taufkapelle dient und 

Pocui ,u it, S9d.>ii. d« k.ihoUKii.11 PbrrkiKh., vielleicht erst dem i4. Jh. entstammt, 

mit einem Kreuzgewölbe. 
Das im Vergleich zu den Seitenschiffen sehr breite Mittelschiff hat oblonge 
Pfeiler mit einfach profilierter Gesimsplatte; darüber die dreiteiligen Emporen- 
öfinungen in grossen, mit schwerem Wulst eingefassten rundbogigen Blenden. Die 
beiden Zwischensäulchen mit breiten Basen, zierlichen Knospenkapitalen und Kämpfern 
(Fig. 43). Nach den mit modemer Holzdecke versehenen Emporen hin liegen diese 
Öffnungen in rechteckigen Blenden. 

Im Chorhaus ein grätiges stumpfspitzbogiges Kreuzgewölbe, das auf poly- 
gonen Konsolen ruht; der Triumphbogen mit spätromanbchem Laibungsgesims ist 
gleichfalls schon spitzbogig. 

Die Sakristei ist mit zwei gratigen spitzbogigen Kreuzgewölben überdeckt, 
die auf Konsolen mit rohen Gesichtsmasken aufsetzen. 
AiHiBttiui Von der Ausstattung sind zu nennen: 

skuipiur«! Kruzifixus des i7. Jh. aus Holz in Lebensgrösse mit morosem Gesichtsausdruck, 

langem strähnigen Haar und ^harf, aber schematisch behandelter Muskulatur. 

74 



75 



c 



_L 



f 



Kruzifi:cus von Holz, der Körper stark ausgehaagen, das Haupt mit schmerz- 
lichem Ausdruck gesenkt, die Brust weit vortretend, flatterndes Lendentuch, Arme 
und Beine mit scharfem Geäder. Gute Arbeit aus der Mitte des iS. Jh.; i,io m hoch. 

In der Taufkapelle Anna selbdritt, ziemlich derbe, aber lebendige Holz- 
skulptur aus der a. H. des i5. Jh.; neu polychromiert. 

Monstranz von vergoldetem Silber aus dem Anfang des i8. Jh., 59 cm hoch. 
Ovaler Fuss mit Band werk - 
muster, zu den Seiten des Cy- 
linders die hh. Gertrud und 
Matemus zwischen gewunde- 
nen Säulen, oben Engel mit 
den Marterwerkzeugen und 
sechsseitiges Tempelchen mit 
Kuppeldach; anhangend Me- 
daillen des i6. und i7. Jh. 

Von denOlocken eine 
von 1778, die andere V' 
mit den Inschriften: 

I. LaVs, honor, VIr- 
tVs et gLorIa Deo patrI, 
fILIo et spIrItVI sanCto, 
aMeN. ÜCTAVO MAY {i778). 

a. GEBDBUDIS HEISSEN 
ICH, TZO DEM DEINST GÖTZ 
R01FFEN ICH, IN DE ERE 
MARIEN LUIDEN ICH, ALLE 
BOIS WEDER VERDRIVEN ICH. 
ANNO iSzI. 

KATHOLISCHE KA- 
PELLE auf dem Flocken- 
berg (s. t. s. Antonii). Kleiner 
rechteckiger Bau des i7. bis 
i8. Jh. mit kleinen Rundbogen- 
fenstem, im Lichten 3,7o m 

breit, i,io m lang. Auf dem ^^__ 

abgewalmtem Dach ein kleiner [ — ^ '" I - .j ^ . 

offener Dachreiter. Im Inneren 
befand sich ein einfacher Ba- < 

rockalUr mit der Jahreszahl ''t- «■ Mot.b.ch. Kuhaiiich. Pf.rrkitch«. 

i68o (Maurer, Statistische °""'' ■*" *"■«»""'•• "" s-ip""" •"' '« ^"P""'- 

Darstellung des Kreises Waidbroel S. ii3}. 

BURG VOLPERHAUSEN. Das kleine Burghaus, das nach der Jahres- 
zahl i5i5 ein Bau aus dieser Zeit ist, scheint von jeher im Besitz der Grafen von 
Hatzfeld ab Eigentümer der angrenzenden grossen Herrschaft Wildenburg und Ge- 
richtsherren in Morsbach gewesen zu sein. Graf Sebastian von Hatzfeld liess im 
J. i68a das Burghaus wiederherstellen. Die Buig;, nach den Grafen Hatzfeld im Be- 
sitz der Grafen Spee, soll am Ende des i8. Jh. von diesen verSussert worden sein; 
dann wechselte sie schnell die Besitzer. Um i86o wurde sie von dem Vater des 
jetzigen EigentOmers, Herrn Bruch, erworben. 



76 



KBEIS WALDBROEI, 



Kleiner rechteckiger dreigeschossiger ßruchsteinbau von grossen Mauerst9rken 
mit einem in fünf Seiten des Achtecks vorspringenden Treppenturm (Ansicht und 
Grundriss Fig. 44). Das Erdgeschoss ursprünglich mit schmalen Lichtspalten, die 
jetzt zum Teil zu Fenstern erweitert sind; in dem ersten Obergcschoss sind noch 




einige der Doppelfenster in Hausteineinfassung erlialten, im zweiten Obergeschoss 
nur kleine rechteckige Fensterchen; hohes geschiefertes Walmdach. Das Treppen- 
türmchen mit kleinen unregelmässig verteilten Lichtspalten, einrachem Rundbogen- 
fries unter dem Hauptgesims und schlanker achtseitiger welscher Haube, die jetzt 
ohne Spitze ist Ein Eckquader des Türmchens mit der Jahreszahl i5i5, unten 
ein grösserer Stein mit dem Wappen der Grafen von Hatzfeld- Gleichen, der jahres- 

76 



ODENSPIEL 



77 



zahl 1682 und der Inschrift: sebastianus comes ab hatzfeld e-^ gleichen do- Bur« 

MUNCULAM HANG EX RUINIS RESTAURAVIT. ^ ^^^ 



ODENSPIEL. 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Binterim u. Mooren, E. K. II, 
S. 259. — V. Recklinghausen, Ref.-Gesch. III, S. 78. — Maurer, Statistische Dar- 
stellung des Kreises Waldbroel S. 112. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Kirchenrechnungen von 1625 an. — 
Rechnungen über den Kirchenbau von i697. — Akten und Rechnungen betr. Schul- 
und Armenwesen vom 1 7. Jh. an. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 3o4. 

Im Liber valoris, um i3oo, ist die Kirche in Odenspiel, ursprünglich wohl 
Filialkirche von Eckenhagen, nicht genannt, jedoch gehören der Turm und wahr- 
scheinlich auch Teile der Langhausmauern noch dem i3. Jh. an. Die Reformation 
war in Odenspiel schon im J. iS74 unter dem Pastor Römer durchgedrungen. Im 
J. i697 wurde unter ßenutzxmg der alten Langhausmauem der noch bestehende ein- 
fache Saalbau errichtet. Im J. i75S musste der Turm verankert werden; in diesem 
Jahrhundert (i859) fand eine durchgreifende Reparatur des ganzen Kirchenbaues statt. 

Einschiffiger verputzter schmuckloser Bruchsteinbau mit dreiseitigem Chor- 
abschluss und vorgelagertem Westturm, im Lichten i9,4o m lang, 8,5o m breit. 

Def viergeschossige Turm im Erdgeschoss mit schmuckloser rundbogiger Thür, 
die mittleren Geschosse mit schmalen Lichtscharten, in der Glockenstube einfache 
spitzbogige Fenster; schlanke achtseitige geschieferte Haube. An der Westseite in 
Eisenankem die Jahreszahl i755. Im Inneren war die Turmhalle früher mit einem 
Kreuzgewölbe überdeckt. 

Das Langhaus mit je vier grossen Rundbogen fenstem an jeder Seite, unter 
denselben an der einen Seite zwei, an der anderen drei kleine Rundbogenfenster, 
die vielleicht noch der romanischen Anlage angehören. In dem an den Chor an- 
stossenden Joch ist die Mauerstärke geringer. Auf dem Langhausdach einfacher 
kleiner Dachreiter. Der Chor mit entsprechenden Rundbogenfenstem und einfachen 
derben Strebepfeilern. 

Das Innere vollkommen schmucklos, mit umlaufenden Galerien ; Altar, Kanzel 
und Orgel im Ostteil in der üblichen Anordnung übereinander. 

Kreuzigungsgruppe aus Holz von ziemlich derber Auffassung aus dem 
i7. Jh., die Figuren je 80 cm hoch. 

Taufsteinkuppa, sechsseitig, von Trachyt, aus dem 12. — 13. Jh., unter den 
Altaitisch eingebaut (vgl. den gleichen Fall in Rosbach u. S. 79). 

Die grösste Glocke aus dem J. i52o mit der Inschrift: maria heisschen 

ICH, IN de ERE SENT JOHANNES LUIDEN ICH, DE DODEN BESCRIEN ICH, HINRICH 
OVEROID GUIS MICH ANNO l520. 

Im Dachreiter Mefsschelle des 16. Jh. mit der Inschrift: jhesus van na- 

ZARET, EIN KOENINCK DER JOEDEN. 

KATHOLISCHE KAPELLE (s. t. s. Joannis Bapt.). Maurer, Statistische 
Darstellung des Kreises Waldbroel S. 11 3. 

Schmuckloser Bruchsteinbau mit dreiseiligem Chorabschluss und geschiefertem 
achtseitigem Dachreiter, im Lichten ii,5o m lang, 4,6o m breit. Einfache rundbogige 
Fenster, an der Westseite die Jahreszahl i7i3 in Eisenankern. 



Evfingel. 
Pfitrrkirche 



Geschichte 



Inneres 



AuMUttunf 



Glocken 



Kathol. 
Kppelle 



77 



KREIS WALDBROEL 



CH. 



EVANGELISCHE PFARR- 
KIRCHE. BiNTERiM u. Mooren, 
E. K. I, S. 428. — V. Reckling- 
HAüSEN, Ref.-Gesch. III, S. 74. — 
Maurer, Statistische Darstellung 
des Kreises Waldbroel S. IIa. — 
Garschagen, Die evangelische 
Gemeinde Rosbach a. d. Si^, So- 
lingen i884. 

Handschriftl.Qu. Im Pfarr- 
archiv: Güter- und Rentenver- 
zeichnisse vom i6. Jh. an. — Be- 
richte Über die Religion» Verhält- 
nisse von i65i und i67i. — Akten 
über den Kirchenbau i763— 1767- 
Im übrigen vgl. Tille, Übereicht 
S, 3o4. — Garschagen a. a. O, S.6. 
Der Turm des noch bestehen- 
den Baues gehört dem la.— 13. Jh. 
an; im Liber valoris, um i3oo, er- 
scheint Rosbach als eine von 
Leuscheid abhangige Kapellenge- 
meinde, jedoch war wohl schon 
i486 Rosbach von Leuscheid ab- 
getrennt (Garschagen a,a.O. S.S). 
Die Reformation war im J. iS7a 
durch den Pastor Mittler schon 
vollkommen durchgefiihrt In den 
J. 1763—1767 wurde an Stelle des 
alten dreischiffigen Langhauses der 
jetzige Saalbau errichtet 

Einfacher S a a 1 b a u mit vor- 
gelagertem Westturm, im Lichten 
i8,8o m lang, lo.So m breit (An- 
sicht und Grundriss des Turmes 
Fig. 45). 

Der viergeschossige Turm aus 

Bruchsteinmauerwerk, verputzt, mit 

Ta einfachem spitzbogigem Portal an 

der Westseite in entsprechender 

Blende gehört dem 1 1, — 1 3. Jh. an. 

Die beiden mittleren Geschosse 

'■ mit schmalen Lichtscharten; die 

Glockenstube mit je zwei Blenden 

und Rundbogenfries an jeder Seite, in jeder Blende romanisches Doppelfenster, dessen 

Säulen und Kapitale erneuert sind. Schlanke achtseitige geschieferte Haube. Im 




'ig. 4a. Roiboch. Turi 



ROSBACH 79 

Inneren die Turmhalle mit einfachem KreuzgewSlbe, ebenso das erste Obergeschoss. 
Die Treppe führt in der Sfldmauer des Turmes empor. 

Das einfache Langhaus mit abgerundeten Ecken vom J. i763 mit drei Fenster- 
achsen an jeder Seite, oben grosse Rundbogenfenster, unten in der Mitte einfache 
Thüren in Hausteinumrahmung, seitlich niedrige Stichbogenfenster. Hohes abge- 
walmtes Dach, auf dessen Ostende ein zierlicher Dachreiter angebracht ist 

Im Inneren eine flache Decke mit grosser, von geschweiften Stuckleisten ein- 
gefasster Voute. Umlaufend einfache Emporen auf Holzsäulen; an der Ostwand 
ein reicherer Aufbau in Rokokoformen in der üblichen Anordnung; unten reicher 
Altartisch mit eingelegter Platte, darüber die Kanzel, hinter dieser ein geschlossener 
Stuhl mit Glasfenstern, als Bckrönung der Orgelprospekt. Die ganze Behandlung 
des Aufbaues und der Details zeigt hier unter den evangelischen Kirchen im Ober* 
bergischen am charakteristischsten die Art dieser Chorausstattungen des l8. Jh. 



Romanischer sechsseitiger Taufstein aus Trachyt, innen mit Blei ausgeschlagen; 
er ist unter dem Altartisch ganz eingebaut und durch ein herauszuhebendes Viertel 
der eingelegten Altarplatte zuganglich {vgl. die gleiche Einrichtung in der Kirche in 
Odenspiel o. S. 77). 

In der Turmhalle lebensgrosser Kruzifixus aus dem 16. Jh. von ziemlich 
derber Ausführung; ausdrucksvoller Kopf mit langen strähnigen Locken, scharfe, 
etwas schematische Behandlung des Rumpfes. 

Die grösste Glocke vom J. iS72 mit reichen guten Renaissanceomamenten 
und über die ganze Glocke verteilter Inschrifi: 

MEIN EWIGER GOTT ALLMECHTIG, IN DRIEN PERSONEN GEWALDICH, JHESUS 
CHRISTUS, LEBENDIGER GOTTES SON, UNSER VERSOENER, ERHOERE UNS MIT DEM 
HTLLIGEN GEIST NHU UND UMMER. TZOM GOTTES DIENST ROEFF ICH, DEDERICH VAN 
COELLEN UND HENRICH GOSSEN MICH ANNO lS72. JOHANN VAN LU1T7ENRAIDT, 
AMPTMANN DES AUPTS WINDECKEN, WILHELM VAN ETZBACH TZO MAUWELL, JOHANN 
VAN ETZBACH TZO MAUWELL, JOHENTGEN TZO HELFERSTELLEN, ARNDT ZO HONTHU5EN, 

79 



8o 



KREIS WALDBROEL 



Evnngel. 
Pfarrkirche 



Alte Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



HINRICH ZOR BACH, KIRSTGEN TZO ULENBROICH, KIRSTGEN LANTBOTT TZO GIERTZHAGEN, 
REINHARDT STAPPENHOMER RENDTMEISTER, JOHANNES LIXFELDT GERICHT SCHREIBER, 
JOHANNES MITTLER PASTOR TZO ROESPACH, MAURITZ TZOM HOVE, JOHANN VON 
GIERTZHAGEN SCHOLTHES. 

Eine kleinere, i87i umgegossene Glocke trug die Inschrift: maria heisse ich, 

GODES ERE LUDE ICH, PET. • ECHENACH GOS MICH l722 (GaRSCHAGEN a. a. O. S. lo). 

ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t s. Josephi). Maurer, 
Statistische Darstellung des Kreises Waldbroel S. Ii3. — Garschagen, Die evang. 
Gemeinde Rosbach a. d. Sieg S. 22. 

Handschrifti. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftung der Missionsstelle in Rosbach 
vom J. i744. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 3oS. 

In der i . H. des 1 8. Jh. wurde der katholische Gottesdienst von der Missions- 
stelle in Leuscheid aus verrichtet, bis im J. i744 das Testament des Kölner Rats- 
herrn Rütten die Errichtung des Baues und die Grtindung einer Missionsstelle er- 
möglichte. Der Bau ist seit der Errichtung der neuen Pfarrkirche in den J. l896 
bis i897 nach Plänen des Architekten 736. Kremer in Köln ausser Benutzung. 








Fig. 47. Gdieahausen-Wiedenhol. QraodriMe der romanischen Kapelle. 



Beschreibung 



Oeilhauaen- 
WiedenboC 

Roman. 
Kapelle 

Geschichte 



Beschreibung 



Einfacher Saal bau aus Bruchsteinmauerwerk mit dreiseitigem Chorabschluss, 
mit dem an die Westwand angebauten Pfarrhaus unter einem Dach liegend, im 
Lichten i6,5o m lang, 6,9o m breit 

Das Äussere mit einfachen Rundbogen fenstem, schmuckloser ThOr in der 
Westwand: auf dem Dach zierlicher achtseitiger Dachreiter mit offener Laterne, dar- 
über geschweiftes Dach, geschlossene kleinere Laterne und geschweifte Haube. 

ROMANISCHE KAPELLE IN GEILH AUSEN-WIEDENHOF. 
Garschagen, Die evang. Gemeinde Rosbach a. d. Sieg S. 18, 33. 

Der noch bestehende Bau der ehedem dem h. Clemens geweihten Kapelle 
gehört wahrscheinlich noch dem 1 2. Jh. an. Die ältere Geschichte des Gutes mit der 
Kapelle ist nicht bekannt, wahrscheinlich gehörte dasselbe von jeher zu der Kirche in 
Rosbach. Auch nach der Reformation wurde die Kapelle zum Gottesdienst benutzt, 
bis das Pfarrgut im J. i8i3 an Gansäuer und Rüddel verkauft wurde. Die jetzige 
Eigentümerin ist Frau Witwe Stöver; die Kapelle dient heute als Kuhstall. 

Kleiner rechteckiger romanischer Bau, ursprünglich zweischiffig, im Lichten 
7,9o m lang, 4,9o m breit (Ansicht Fig. 46, Grundrisse Fig. 47, Aufriss Fig. 48). 

Am interessantesten ist die nach der Sieg auf hoher Aufmauerung gelegene 
Südseite, an die sich früher das flach gedeckte Seitenschüf anschloss; unten die 



80 



ROSBACH 



drei kleinen, jetzt veimauerten Arkaden, darüber in der ehedem durch das Seiten- 
schitTdach bedeckten Fläche die merkwürdige Anlage von zwei kleinen Rundbogen- 
fensterchen, die von dem Hauptschiff Licht in den Dachraum über dem Seitenschiff 
einliessen. Der Obergaden ist durch Lisenen und Rundbogenfriese in drei Felder 
gegliedert, in jedem noch das alte kleine Rund bogen fenster. 

Die nach dem Gutshof gelegene Seite zeigt in dem oberen Drittel die stark 
ausgeflickte Lisenengüederung wie die Südseite, in den unteren Teilen aber keine 
Spuren einer früheren Seitenschiffanlage. Die Westmauer ist im Laufe des Jahr- 
hunderts ganz erneuert worden. An die Ostseite, in der noch der einfache grosse 
Triumphbogen mit zwei seitlichen Fensterchen erhalten ist, ist in der ganzen Breite 
des Kapellenbaues ein Bau des i9. Jh. angelehnt, im Erdgeschoss aus Bruchstein- 

rwerk. im Obei^;eschoss aus Fachwerk bestehend. 




Das Innere der Kapelle ist schmucklos, jetzt durch eine Decke in zwei Ge- 
schosse geteilt. 

HAUS HOF. Die Geschichte des kleinen interessanten Burghauses ist nicht 
naher bekannt; die iS72 gegossene Glocke in Rosbach (s. o. S. 80) nennt einen Mauritz 
tzom Hove. Der Jetzige Eigentümer ist Herr Drechsler öttershagen. 

Kleines quadratisches Burghaus aus Bruchsteinmauerwerk von drei Geschossen; 
die Gräben sind zugeworfen. Im Erdgeschoss eine einfache Thür des 18. Jh., ein- 
fache Schiefsscharten und kleine vergitterte Lucken, unregelmässig verteilt, zum Teil 
auch moderne Fenster; in den beiden Obergeschossen kleine vergitterte Fenster in 
Hausteinumrahmung, in dem zweiten Obergeschoss ausserdem an den Ecken hori- 
zontale Schiefescharten; hier .gleich über den LichtöShungen eine Reihe dicht- 
gestellter Steinkonsolen für den Ausbau des Daches. Hohes geschiefertes Walmdach. 

In dem vollständig schmucklosen und später veränderten Inneren gemauerte 
Sitze in den Fensternischen; an einem Deckenbalken die Jahreszahl i577. 

6 

81 



Das in seinen Aussenmauem wohl noch dem 1 5. Jh. angehörende Burghaus ist 
interessant durch die treffliche Erhaltung der alten kleinen Lichtöffnungen. 
1 HAUS MAUEL. Strange, Genealogie der Herren und Grafen von Vel- 

brüggen, a. Aufl. 

Die Burg, die in einzelnen Teilen noch dem iS. — 16. Jh. angehört, war im 
J. iSSS im Besitz eines Wilhelm von Etzbach, der im J. [572 auch auf der grossen 
Glocke in Rosbach (s. o. S. 79) genannt wird. Im J, [6i3 erscheint ein von Alden- 
brück gen. Velbrück als Besitzer; nach dem Aussterben dieses Geschlechtes, den spa- 
teren Grafen Velbrück, kam der Bau, der im i8. Jh. umgebaut wurde, im J. i793 
an J.Voss, dessen Nachkommen heute noch im Teilbesitz des Hauses sind. 

Rechteckiger zweigeschossiger Bruchsteinbau auf hohem Kellergeschoss, um- 
geben von einem breiten ausgemauerten Graben, an den Langseiten je fünf, an den 
Schmalseiten je drei Fensterachsen; hohes Walmdach. Die Fenster haben 'an der 
Ostseite zum Teil noch die alten Steinkreuze, zum Teil sind sie bei dem Umbau im 
i8. Jh. Veranden worden. An der Nordost- und Südwestecke oben noch Reste der 
Abortanlagen. Auf die Südseite führt mit drei Bogen eine gemauerte Brücke des 
i7. — 18. Jh.; an der Ostseite eine neuere Brücke. In beiden Wetterfahnen die In- 
schrift: j. VOSS 1793, 



WALDBROEL. 




EVANGELISCHE 
PFARRKIRCHE. Bin- 
TERiH u. Mooren, E. K. I, 
S, 4ai. — Maurer, Statis- 
tische Darstellung des Krei- 
ses Waldbroel S. 1 1 1 . — von 
RecklinghaüSEN, Ref. -Ge- 
schichte III, S. 77. 

Handschriftl. Qu. 
Im Pfarrarchiv: Kirchen- 
und Armenrechnungen vun 
1 687 an. — Kirchenrenten von 
i67o. — Geschichte derevan- 
gelischen Gemeinden in den 
KreisenWaldbroel und Gum- 
mersbach, verfasst i83i von 
Pfarrer Bruch, darin Ansicht 
des alten romanischen Lang- 
hauses. Im übrigen vgl.TiLLE, 
Übersicht S. 3o5. 

Die Kirche wird schon 
im J. ii3i unter den dem 
S. Cassiussiift in Bonn ge- 
hörigen Kirchen gtinannt 
(Günther, Cod. dipl. I, 
Nr. io4), auch im Liber va- 



WALDBKOEL 83 

loris, um i3oo, findet sie Erwähnung, Von dem romanischen Bau des la. — 13, Jh. 
ist nur der Turm erhalten. Die Reformation war in den J, iS63 — !566 in Waldbroel 
schon eingeführt, jedoch fcam im 
i7.Jh. für kurze Zeit (bis i646) das 
katholische Bekenntnis wieder zur 
Herrschaft. Das Langhaus von vier 
Jochen mit einer Lisenengliedemng 
im Obergaden und drei in gleicher 
Flucht ansetzenden Apsiden wurde 
im J. i844 durch einen grossen Saal- 
bau in romanisierenden Formen er- 
setzt. 

Der kräftige viergeschossige ro- 
manische Turm (Fig. So) in regel- 
mässigem Bruchsteinmauerwerk. Im 
Erdgeschoss ein breites romanisches 
Portal, dessen Bogen von einem auf 
Konsolen ruhenden Wulst eingerahmt 
ist. In der zweimal abgetreppten Por- 
tallaib ung Ecksaulen mit guten Blatt- 
kapiialen und schwerem umlaufenden 
Wulst (Fig. 49). Das Portal bt in 
der breiten Anlage und der Ausführung 
den Portalen der Kirche in Nüra- 
brecht (s. o. S. 52) sehr verwandt. In 
der Glockenstube je zwei Doppel- 
fenster mit Mittelsäulchen : schlanke, 
ins Achleck Obergeführte geschieferte 

Im Inneren die Turmhalle mit 
einem Kreuzgewölbe ; eine Treppe 
führt in der Mauerstärke zum ersten 
Obergeschoss empor. In einer der 
seitlichen Vorhallen des modernen 
Langhausbaues ein Wandschränk- 
chen des i5. |h. aus Haustein 
mit schmiedeeisernem Durchsteck- 
gitter. 

Sechsseitiger Taufstein aus 
Trachyt mit Ecksaulchen, Tz.^i3.Jh. 
Die Säulchen sitzen auf den Mitten 
der Beckenseiten und haben abwech- 
selnd Blattomament und rohe Ge- 
sichtsmasken als Kapitale. Das Becken 

mit scharfen Graten, die Ecksaulchen "«■ **■ «•i't''"'' Tum, d« .™,«ir.ch.i. M-rrWich.. 
modern. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE. Maurer, Statistische Darstellung des 
Kreises Waldbroel S. iii. ' 

81 



84 



KREIS WALDBROEL 



Kathol 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Beschreibung 



Glocke 



Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Vertrag, betr. die Abdankung des 
katholischen Pfarrers im J. i646. — Bericht über die Gründung der Missionsstelle 
im J. i7o3. — Akten des i8. Jh. Vgl. Tille, Übersicht S. 3o6. 

Eine katholische Missionsstelle wurde im J. i7o3 in Waldbroel begründet; bald 
darauf begann man auch mit dem Bau einer Kirche, ein einfacher Saalbau mit 
rechteckigem Chor mit dem darüber stehenden Turmaufbau. Im J. i855 wurden 
die Fenster verändert, im J. 1882 das Schiff in gothisierenden Formen umgebaut. 

Der Chor ist ein einfacher rechteckiger Raum mit einfachem Stichbogenfenster, 
darüber ein gezimmerter und geschieferter rechteckiger Turmaufbau mit hohem, ins 
Achteck übergeführtem Helm. 

Von den drei Glocken die kleinste mit dem Chronogramm: 

pVLsATA GRATES DebItAS CaNTABO eLIsABETHAE HASEnCleVeR et GER- 
TR VDI loESTEN, NATAE sCmoeLLgen, benefaCtrICIbVs gratIosIs (i727). 



Burg 



Ansichten 



Geschichte 



WINDECK. 

BURG. Lenzen, Beyträge zur Statistik des Grossherzogtums Berg I, S. 35. — 
MoNTANUS, Die Vorzeit II, S. 64. — v. Mering, Gesch. der Burgen in den Rhein- 
landen IV, S. 85; VII, S. 66. — Hörn, Das Siegthal S. io9. — Aeg. Müller, Der 
Siegkreis I, S. 237. — E. Weyden, Das Siegthal S. i97, 2o5. — Maurer, Statistische 
Darstellung des Kreises Waldbroel S. 4. — Koernicke, Bergische Amts Verfassung 
S. 23, 36. — Berg, Zs. XXIX, S. i33. — Aeg. Müller in der Berg. Ms. IV, S. 10. 
33, 116. — ScHÖNNESHÖFER, Gcsch. des bergischen Landes S. 72. — Fabricius, 
Karte von i789 S. 33i. 

Handschriftl. Qu. Das Archiv des Amtes Windeck, das sich später in Denk- 
lingen befand, ist angeblich dort im Anfang dieses Jahrhunderts vernichtet worden; 
auch geringe Reste auf dem Landratsamt in Waldbroel sind heute nicht mehr nach- 
weisbar (Tille, Übersicht S. 3o6). Vermutlich dürfte eine Inventarisierung des Gräf- 
lich Nesselrodeschen Archives in Schloss Ehreshoven wichtige Nachrichten über 
Windeck zu Tage fördern, vgl. u. S. 93. 

ÄltereAnsichten. i. Silhouette des 1 8. Jh. aus schwarzem Papier, ziemlich phan- 
tastisch, im Besitz des Herrn C. J. Willmeroth in Dattenfeld. 2. Lithographie um i85o 
von M. Baumhauer, bezeichnet: Ruine Windeck am Rhein, ungenau und phantastisch, 
3. Stahlstich nach C. Hohe um i85o in Hörn, Das Siegthal und E. Weyden, Das Siegthal. 

Burg Windeck ist der älteste Dynastensitz im Siegthal; von den beiden dort 
bestehenden Burgen wird das ,novum castrum in Windecke et non vetus* im J. 1 1 74 
von dem Grafen von Thüringen dem Grafen von Berg zu Lehen gegeben (La- 
COMBLET, ÜB. I, Nr. 448). Schon bald daiauf, wahrscheinlich 11 88. erwarb der 
Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg beide Burgen, die er dem Grafen Dietrich 
von Landsberg zu Lehen gab (Lacomblet, UB. I, Nr. 554. — Mitteilungen aus dem 
Stadtarchiv zu Köln XII, S. 65). Die Geschichte Windecks im i3. Jh. ist sehr ver- 
worren; während die Grafen von Berg im Besitz des Unterlehens geblieben zu sein 
scheinen, entspannen sich Streitigkeiten um das Obereigentum zwischen der Gräfin 
Mechtilde von Sayn, Heinrich von Thüringen und Brabant, dem Grafen von Wilden- 
burg und dem Erzstift Köln. Wahrscheinlich beziehen sich die Belehnung Adolphs 
von Berg durch den Herzog von Brabant im J. I247 und der Verkauf Windecks 
durch Gerhard von Wildenburg an Adolph von Berg im J. i267 (Lacomblet, UB. 



84 



85 



II, Nr. 3ia, S74) auf die beiden Windecker Burgen, von denen infolge der Vereini- 
gung die altere, vermutlich auf der südlichen Kuppe des Beilrückens gelegene 
vollkomnien verschwunden ist Ausgehend ^ 

von der schon im J. i afto genannten Vogtei 
(Lacomblet, UB. II, Nr. 493, Anm. i) 
bildet sich nun bald das bergische Amt 
Windeck. Burg und Amt sind im i4, Jh. 
oft verpfändet, so mussle z. B. im J. i397 
nach der Schlacht bei Cleverham Wilhelm 
von Berg Schloss Windeck dem Herzog 
von Kleve übergeben. Dem l5. Jh. schei- 
nen die noch aufrecht stehenden Ruinen, 
namentlich des Bergfrids, anzugehören. 
Seit der Verpfändung Windecks an die 
Herren von Nesselrode im J. i435 sind 
diese im erblichen BesiU der Amtmanns- 
stelle; Herzog Gerhard von Jülich und nach 
ihm Bertram von Nesselrode setzen die 
Bauten an dem umfangreichen Schloss fort. 
Der dreissigjJlhrige Krieg sollte dem 
machtigen Bau den Untergang bringen. 
Schon im J. i633 hatten die Schweden 
unterGrafBaudissen Windeck eingenommen; 
nach vierjähriger Besetzung wurde es dem 
Herzog Wolfgang Wilhelm zurückgegeben. 
Im J, i646 rückten die Hessen und Schwe- 
den wieder vor Windeck, das im J. |645 
noch in besseren Verteidigungsstand gesetzt 
worden war; nach fünfwöchentlicher Be- 
la^rung nahmen sie die Veste im Sturm. 
die sie ihrerseits wieder zur Verteidigung 
einrichteten. Die hessische Besatzung musste 
sich nach langer Belagerung im J. |647 
dem kaiserlichen General von Lamboy 
ergeben, die kaiserliche Besatzung sprengte 
im J, i648 den grössten Teil der Ring- 
mauern und namentlich die drei grossen 
Türme, von denen heute nur noch die eine 
Hälfte des Bergfrids aufrecht steht Im 
J. i655 waren einige Nebengebaude als 
Amts- und Gerichtshaus eingerichtet worden; 
als sich hier die Windecker gegen einen 
Einfall der Franzosen im J. i67i vertei- 
digten, wurde die Burg nochmals einge- 
nommen und die Gebäude verbrannt; '•*■ "■ "u'i Wiiid«ii. c.uudiij. 
Den klingen wurde nun Sitz des Amtes 

Windeck. Seitdem lag Windeck vollkommen als Ruine und fiel einer rücksichtslosen 
Ausnutzung als Steinbruch anheim. Nach dem Obergang der Rheinlande an Preussen 

85 




86 KREIS WAI.DBROEL 

wurde Windeck Domüne, im J. 18S2 veräusserte der Staat den Burgberg an Herrn 
Landrat Danziur in Mülheim-Rhein, der auf dem einen Ende ein kleines, im J. i899 
erweitertes Landhaus errichten tiess. Die jetzige Eigentümerin ist Frau Witwe Ma- 
thilde Danzier in Mülheira-Rhein. 

Die Hauptburg (Grundriss Fig.Si, Ansicht Fig. 52) nimmt ein etwa 9o m langes 
und 3o m breites, zum grossen Teil künstlich hergestelltes Plateau ein, das sich von 
Norden nach Süden erstreckt. An der Ostseile führt der Weg auf hoher Unter- 
mauerung empor, nach dem Bcrgfrid wiederum durch eine hohe Stützmauer begrenzt, 
und mündet zwischen Bergfrid und Palas in den Burghof. Der Bergfrid, dessen west- 
liche Hälfte im J. i648 abgesprengt wurde, erhebt sich auf dem höchsten Punkt, 
einer kleinen Felsspitze; es war ein machtiger Rundturm von über 12 m Durch- 
messer mit 4 m starken Mauern; schwere abgestürzte Mauermassen liegen noch 
am Fuss der Felskuppe. Das Erdgeschoss lag um ein Geschoss höher als die 
übrigen Bauten der Hauptburg; seine Höhe beträgt noch i5 — 20 ra über dem 
gewachsenen Fels. Südlich von den Trümmern des Bergfrids steht auf derselben 



Felsspitze noch ein kleines Treppentürmchen, das wahrscheinlich den hier gelegenen 
Thorbau mit dem Plateau des Bergfrids verband. Der grössere Teil der Oslseite 
wird durch die in einer Lange von sechs Fensterachsen noch erhaltene Aussenmaucr 
des Palas aus dem iS. Jh. eingenommen (Fig. Sa); die Mauer ist zum Teil noch 
bis zur Höhe des zweiten Geschosses erhalten. 

An der Nordseite des Burgplateaus erhebt sich noch ein kurzes schweres 
Mauerstück des Verteidigungsbaues gegen die Vorburg, im Viertelkreis in die West- 
front des Plateaus umbiegend ; hier in der Westfront noch die Ansalze einer in der 
Mauerstarke gelegenen Wendeltreppe, Der grösste Teil der Westseite ist jetzt ganz 
verschwunden, seine Untermauerung verschüttet. 

Das moderne Wohnhaus an dem Südende des Plateaus, das durch eine künst- 
liche Einsprengung von der Fortsetzung des Bergrückens getrennt ist, ruht zum grossen 
Teil noch auf der alten Aufmauerung. 

Die Vorburg, ein tiefer gelegenes, jetzt mit Bäumen bestandenes Plateau 
nördlich der Hauptburg, zeigt im Boden nur noch einen ganz geringen Rest seiner 
Ummauerung, eine stumpfe Ecke, die durch einen kleinen Halbturm gesichert war. 



WINDECK 



87 



Die Funde, die im Laufe dieses Jahrhunderts auf dem ßurgterrain gemacht Burg 
wurden, werden in dem Landhaus auf der Ruine aufbewahrt; es sind hauptsächlich funde 
Siegburger Krugscherben, Fliesen, Kugeln u. s. w. Besonders zu erwähnen sind drei 
kleine eiserne Hinterlad ekanonenrohre des i5. — 16. Jh. 

Die in den Thälern um Windeck gelegenen Er d wälle sind auf keinen Fall Eidwäiie 
römischen Ursprungs, sondern rühren wohl erst von der Belagerung Windecks im 
dreissigjährigen Krieg her (Weyden, Das Siegthal S. 234). 

Zu Windeck gehörten eine Reihe von Burglehen, mit denen die Familien Burglehen 
Sayn, Wildenburg, Lipp und namentlich Nesselrode belehnt erscheinen (Hörn, Das 
Siegthal S. I29. Die Archivalien über das Burglehen der Nesselrode in dem Gräflich 
Nesselrodeschen Archiv im Schloss Ehreshoven\ 

KATHOL. KAPELLE (s. t. s. Mariae) in Thalwindeck. Einfacher Bruch- Thai winde ck 
steinbau des i8. Jh. von länglich achteckiger Form mit rechteckigen Fenstern an KÜp^et/i 
den Langseiten und runden Lucken zu den Seiten des Altars, im Lichten 4,io m 
lang, 2,9o m breit. Im Inneren Spätrenaissancekartusche mit Allianzwappen und den 
Unterschriften: lip. g. hon und efere g. hall, feine Kalksteinskulptur um 1600. 



^ 



87 



KREIS WIPPERFÜRTH. 



AGATHABERG. 



KATHOLISCHE REKTOR ATK IRCHE (s. t. s. Agathae). John, Gesch, 
der Stadt Wipperfürth S. 76. — Funcke, Beiträge zur Gesch. der ehemal. berg. 
Hauptstadt Wipperfürth S. 29. — Wipperfürther Volksblatt i9oo, Nr. i3. 

Die Kirche wurde nach dem grossen Stadtbrand von Wipperfürth im J. i465 
von der Stadt als Bittkapelle errichtet; sie bestand zunächst in „eyme hultzen ge- 
beuwe**; im J. i477 war „die steynen capelle** gebaut, aber noch ungeweiht, von der 
der Chor noch erhalten ist (Ann. h. V. N. LI, S. 82). Im J. i776 wurde der Neu- 
bau des Langhauses notwendig. Im J. 1866 wurde Agathaberg zur Rektoratkirche 
erhoben. Nachdem bereits um i875 ein neuer Turm errichtet worden war, wurde 
im J. i894 ein neues Langhaus durch den Diöcesanbaumeister H, Renard in Köln 
erbaut. 

Der dreiseitig geschlossene Chor ist im Lichten 7 m lang, 5,4o m breit. Die 
Aussenseiten sind mit einmal abgetreppten Strebepfeilern besetzt ; die drei spitzbogigen 
Fenster haben zweiteiliges erneuertes Masswerk. Das Innere ist mit schlanken Rippen- 
gewölben überdeckt, die auf kleinen kantigen Konsolen ansetzen. 

In der südlichen Seitenhalle neben dem Turm ist ein einfaches rund bogiges 
Hausteinportal des 18. Jh. wieder verwendet worden. 

Von der Ausstattung sind zu erwähnen: 

Kleine achtseitige Kanzel auf einer einfachen hohen Eisenstütze. Die Seiten- 
wände sind mit überreichen, durchbrochenen Mustern von spätestgothischem Mass- 
werk bedeckt, teils auch mit Pflanzenornamenten in Flachrelief geschmückt. Die 
Knäufe an den unteren Enden der Eckpfosten waren erst in letzter Zeit abge- 
schnitten worden. Gutes Werk aus der i. H. des 16. Jh., im J. i899 wiederhergestellt 
und ergänzt. 

Holzfigur derMuttergoltes, 95cm hoch, neu polychromiert; Maria stehend 
mit stark ausgebogener linker Hüfte hält das Kirid auf dem einen Arm ziemlich 
weit von sich ab, das Kind mit segnender Geste. Das Ganze lebendig und von 
schlankejn Faltenwurf, das Gesicht der Muttergottes etwas flach behandelt. Gutes 
rheinisches Werk aus der 2. H. des i5. Jh. 

Sitzfigur des h. Maternus mit segnender Geste aus der Zeit um i4oo. 
Die Säume des Gewandes waren ursprünglich mit Glassteinen besetzt. 

Reliquiar in Form einer Monstranz aus vergoldetem Silber, 3o cm hoch. 
Der Fuss aus dem i5. Jh. ist sechsblätterig und trägt einen entsprechenden Knauf; 
die Kussfläche mit reichem Traubenornament aus dem 16. Jh. eingefasst, als Ab- 
schluss ein Kreuz mit zwei Streben. 

Eine Glocke vom J. i497 trägt die Inschrift: 

ICH ERE CODE IN MYNEN SCALLE, AGATA BYDDE VOR UNS ALLE. ANNO DO- 
MINI 1497. 



Kathol. 
Rektomt' 
kirche 



Geschichte 



ßckchreibung 



AuMtnttung 
Kanzel 



Skulpturen 



Glocke 



9l 



92 



KREIS WIPPERFÜRTH 



BECHEN. 



Kathol 
P farrkirche 



Geschieh le 



Iiitchrifc 



Aua«t*ttung 
MoDttnini 



Glocke 



Figur im 
Pfurrhitus 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Antonii Eremitae). Binterim 
u. Mooren, E. K. I, S. 439; II, S. 255. 

Handschrift 1. Qu, Im Pfarrarchiv: Kirchenrenten und Kirchenrechnungen 
vom Anfang des i6. Jh. an. — Zehntverzeichnisse von i697 an. Im übrigen vgl. 
Tille, Übersicht S. 27o. 

Die Reste der alten Kirche entstammten dem 12. — 13. Jh., es war das im 
J. i899 niedergelegte Erdgeschoss eines romanischen Turmes; ausdrücklich erwähnt 
wird die Kirche erst im Liber valoris, um i3oo. Das Patrona tsrecht war bis zur 
Säkularisation im Besitz des Klosters Altenberg, das im J. i7oi auch ein neues 
Langhaus errichten Hess. Im J. 1866 wurde die Kirche durch Brand zerstört, im 
J. i876 ein Neubau nach den Plänen des Baumeisters F. Statz in Köln an anderer 
Stelle errichtet, im J. i899 der Turm nach dem Entwurf des Architekten SülUn/uss 
in Düsseldorf angebaut. 

Der ThÜrsturz des i7oi erbauten Langhauses der alten Kirche, jetzt in dem 
neuen Turm angebracht, trägt in einer Kartusche die Inschrift: 

ZUR HÖCHSTEN EHREN GOTTES, DER HEILGEN PATRONEN ANTON UND SEBASTIANI 
HATT DER HOCHWÜRDIGER HERR JOAN JACOB LOHE, ABT ZU ALTENBERG, HERR ZU 
RHEILL UND DIRMESHEIM, ARCHIDIACON ZU SOHLINGEN UND BECHEN ETC., MIT HULFFE 

UND BEISTEUER KiRSPELs LE(uten) DIES KIRCHENSCHIFF (auferbaut i7oi). Die ein- 
geklammerten Worte nach der älteren Abschrift im Lagerbuch ergänzt. 
Von Ausstattung der Pfarrkirche sind zu erwähnen: 
Grosse Barock-Monstranz von vergoldetem Silber aus dem J. i684, 54 cm 
hoch. Auf dem grossen geschweiften Fuss ein breiter, noch gothisierender Nodus, 
seitlich in reichem Rankenwerk die Statuetten der hh. Antonius Eremita und Domi- 
nicus; über dem Cy linder ein Tempelchen mit der Figur der Muttergottes, links und 
rechts davon anbetende Engel. Angehängt Schaumünzen des i7. und 18. Jh. Auf 
dem Fuss ein unbekannter Silberstempel und die Inschrift : anno i 684 r. p. f. wil- 

HELMUS NEW, ECCLESIAE BECHENSIS PASTOR, EX COLLECTIS PARROCHIANORUM F. F. 

Von den imj. 1866 mitverbrannten Glocken war nur eine älteren Ursprungs; 
sie trug die Inschrift: 

S. MARIA HEIS ICH, DIE LEBENDIGE RUF ICH, DIE DODTEN BEWEIN ICH. ANNO 
MDCCLV. DAS KIRCHSPIEL BECHEN HAT MICH LASSEN GIESSEN, ME FECIT CHRISTIAN 
VOIGT FILIUS. 

Im Pfarrhaus: Frühgothische weibliche Holzfigur, leider in der Mitte aus- 
einander geschnitten und schlecht zusammengefiigt; die überaus schlanke Figur von 
langem glatten Faltenwurf, das Köpfchen von sehr lieblichem Ausdruck. Vortreff- 
liches Werk um i3oo, leider ganz verstümmelt. 



EHRESHOVEN. 

Schlots SCHLOSS. Thummermuth, Krumbstat schleust niemand aus, i738, S. 1 4i. 

— VON Mering, Gesch. der Burgen in den Rheinlanden IV, S. 85, 93. — Fahne 
Gesch. der kölnischen Geschlechter I, S. 3o2, 3ii, 43o ; II, S. 100, 2o4, 218. — 
Duncker, Rheinlands Schlösser und Burgen mit Abb. 



92 



EHftESHOVEN 



93 



Handschriftl. Qu. Das Gräflich Nessel rodesche Archiv in Schioss Ehres- 
hoven, das leider noch nicht inventarisiert werden konnte (Wd. Zs. I, S. 4i5. — 
Tille, Übersicht S. 273), gehört zu den bedeutendsten PrivaUtdiiven der Rhein- 
lande; es ist in einem schon im i7. Jh. zum Archiv eingerichteten grossen gewölbten 
Raum über der Schlosskapelle untergebracht und füllt etwa lo grosse Archivschranke 
vom Anfang des i8. Jh. Soweit sich bei flüchligom Besuch ein Einblick nehmen 
üess, enthält das Archiv die folgenden Bestände: 



^, 



f;;:S^v-'*rV^Ä;*^-^l. 



i. Urkunden und Akten zur Fnmiliengeschichte der Grafen von Nesselrode 
mit einer Reihe von Stammbäumen, darunter namentlich ein grosser, künstlerisch 
ausgeführter Stammbaum von den Malern H. Roidkin und von Chol aus der i. H. 
des 18. Jh. 

2. Urkunden und Akten über eine grosse Reihe rheinischer Güter, die sich im 
Laufe der letzten Jahrhunderte im Besitz der Familie befunden haben oder noch 
befinden, namentlich Schloss Ehreshoven, die Herrschad Thum bei Düren, Baesweiler 
bei Aldenhoven, Weiterode bei Eitorf, Stockhausen bei Linz, Wegberg, die Hauser 
Aisbach, Bernsau, Vilkerath im A^erthal. 

93 



94 KREIS WIPPERFÜRTH 

Schio»« 3. Urkunden und Akten, betreffend das seit dem i5. Jh. erblich im Besitz der 

Familie befindliche Amt der Amtmänner von Schloss Windeck, dabei wichtige Mit- 
teilungen über die Bauten an dem Schloss Windeck durch die von Nesselrode im 
i5. Jh., Verpfändungen des Schlosses Windeck an dieselben; ferner Urkunden und 
Akten über das seit dem i5. Jh. im Besitz der Familie befindliche Burglehen von 
Windeck, Akten über die Verwaltung von W^indeck im i7. Jh. 

4. Eine Reihe von Flurkarten des i8. Jh. von den Besitzungen in Ehres- 
hoven, Bergheim- MüUekoven, namentlich eine Karte von Ehmanns aus der Mitte 
des 1 8. Jh. mit Ansichten von Ehreshoven und den abgebrochenen Häusern Alt- 
Bernsau und Vilkerath. 

5. Urkunden betreffend die Verpfändung des Dorfes Deutz, namentlich ein 
Pfandbrief vom J. i54i. 

6. Eine Truhe mit Akten des bergischen Landtages. 

7. Eine Reihe alter Zeichnungen, meist unbezeichnet, darunter namentlich 
einige Entwürfe zu Kanonenrohren aus dem i7. Jh. und Pläne des Gräflich Nessel- 
rodeschen Hauses in Düsseldorf aus dem i8. Jh. 

8. Etwa 23 grosse und 46 kleine Ansichten Nesselrodescher Besitzungen, 
Tuschzeichnungen auf Pergament aus den J. i725 und i726 von dem Maler 
R. Roidkin (vgl. Kunstdenkmäler des Landkreises Köln S. i lo. — Kunstdenkmäler 
des Kreises Euskirchen S. 65); darunter Ansichten von Ehreshoven, Thum, Weite- 
rode, Stockhausen, Wegberg u. s. w 

9. Illustriertes Gebetbuch auf Pergament vom J. i5o3, geschrieben von Maria 
Magdalena von Brandscheid, Nonne bei den Weissen Frauen in Köln, und ihrer 
Muhme Sophie von Vyschenich, Gemahlin des Arnold von Wachtendunk, geschenkt. 

IG. Geschriebenes Gebetbuch in schönem gepressten Lederband vom J. i594, 
auf dem Titelblatt ein Freiherr von Nesselrode knieend vor einem Kruzifix, dann ein 
lateinisches Ruhmesgedicht auf das Geschlecht Nesselrode und die Ahnenwappen 
des Besitzers des Buches. 

II. Miniatur auf Pergament, beiderseitig bemalt. Auf der Vorderseite ein 
sprengender Ritter in Tumierrüstung mit dem Nesselrodeschen Wappen und der 
Beischrift: Adolph von nesselradt zu ereshoffen. sola virtüs nobilitat. 
L. M. V. j. D. M. M. s. j. ANNO DOMiNi i597, DEN i6. MARTZ. Auf der Rückseite 
maskierte lustige Tischgesellschaft von 9 Personen. 

Ausserdem werden im Archiv aufbewahrt eine wahrscheinlich noch mittelalter- 
liche Standarte mit einfachem Kreuz, das alte Familiensilber, Orden, Kammerherm- 
schlüssel, einzelne kostbare alte Waffen u. s. w. 
Geschichte Schloss Ehreshoven ist ursprünglich ein Lehen der Abtei Siegburg ; im J. i355 

bittet ,Adulphus de Graschap, armiger* die Abtei, die ihm erteilte Belehnung mit 
Ehreshoven auf seinen Vater zu übertragen (Lacomblet,* UB. III, Nr. 542). Die 
Tochter Jutta des Adolph von Graschap heiratet Wilhelm von Nesselrode (t 1399); 
dadurch kommt Ehreshoven an diese Familie, in deren ununterbrochenem Besitz es 
bis heute geblieben ist Ein an der Rückseite des Schlosses gelegener hoher Bau ist 
in seinem Kern wahrscheinlich noch das alte, aus dem i4. — 1 5. Jh. stammende Burg- 
haus. Wesentliche Umbauten erfolgten dann im letzten Jahrzehnt des i6. Jh. durch 
Wilhelm von Nesselrode, vermählt mit Elisabeth von Schwarzenberg ; sie sind die 
Erbauer der Schlosskapelle vom J. i595 und des darüber gelegenen Archivraumes. 

Ein umfassender Neubau, bei dem nur die genannten beiden älteren Teile 
erhalten blieben, erfolgt dann am Ende des 1 7. Jh. unter Philipp Wilhelm Christoph 

94 



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94 



KREIS WIPPERFÜRTH 



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95 

von Nesselrode und seiner Gemahlin Maria Adriana Franziska v.on Leerodt. Es ist «■ 
der mächtige Barockbau mit drei Hügeligem Hauptschtoss und grosser Vorburg, wie 
er heute noch unverändert besteht. Im Anschluss an den Neubau wurde im i8. Jh. 
der französische Garten nfirdlich vom Schloss angelegt. Die jetzigen Besitzer des 
Schlosses sind Herr Graf Franz von Nesselrode, Landrat a. D., und seine Schwester, 
Comtess e Marie von Nesselrode. 

Grosse Barockanlage, bestehend aus dem drei flügeligen, ganz von Wasser um- R'» 
geben en Herrenhaus und 
davor gelagerter Vorburg 
(Lagepian Fig. 53. ^ An- 
sicht der Vorburg Fig. 54. 
Ansichten des Herrenhauses 
Taf. III, Fig. SS— 57). 

DieVorburg(Fig.S4) v 

legt sich mit ihren vier, 
stumpfwinkelig aneinander- 
stossenden Tratten in der 
ganzen Breite vor das Herren- 
haus. Die einzelnen Trakte 
sind zweigeschossig, nach 
den Aussenseiten ganz glatt 
und hier nur stellenweise 
mit kleinen Fenstern ver- 
sehen ; an der Innenseite 
zeigen die beiden an die 
Graben des Herrenhauses 
heranreichenden Flügel je 
eine Reihe grosser rund- 
bogiger Thore. An den bei- 
den stumpfen Ecken treten 
nach aussen kräftige dreige- 
schossige Türme vor, die 
von fünfseitigen , zweimal 
eingezogenen geschweiften 
Hauben bedeckt sind. An 
der vorderen Spitze liegt 
das grosse Thor, eine rund- 

bogige Öffnung, von zwei Pi- "'«■«■ Schu... Eh,«ho™. tko, d« Vorbu,,. 

lästern mit schweren Rus- 
tika-Bossen eingefasst; darüber ein breiter Fries und ein kräftiges Hauptgesims, das 
einen kleinen Giebel trägt; als Schmuck auf dem Thor drei Vasen mit schmiede- 
eisernen Verzierungen. 

Zu dem Herrenhaus gelangt man über eine Brücke mit einem Thor, das He 
zwischen zwei Steinpfeilern ein reiches schmiedeeisernes Gitter aus der Zeit um i 7oo * 
enthält Der Haupttrakt des Herrenhauses, der zwei Geschosse Ober dem hohen 
Souterrain umfasst, zeigt nach dem Schlosshof hin eine breite Front von 1 1 Fenster- 
achsen, darin ein durch Eckquaderung hervorgehobener Mittelrisalit von drei Achsen. 
Das Souterrain hat kleine querrechteckige Fensler, die Obergeschosse breite Fenster 

95 



96 



KREIS WIPPERFÜRTH 



Schloss 



Seitenflügel 



Rückseile 



Inneres 



in Barockeinrahmung aus Haustein, die jedesmal durch einen Pfeiler vertikal geteilt 
sind. Die Wandflächen des Baues sind durchweg geputzt und gekalkt. Zu dem 
Hauptportal in dem Mittelrisalit (Fig. 55) führt eine doppelte Freitreppe, die die 
ganze Breite des Mitteirisali tes einnimmt; in der Mitte der Freitreppe eine Thür 
zum Kellergeschoss, seitlich davon Wandbrunnen mit Muschelschalen. Das Haupt- 
portal selbst ist von Pilastem eingefasst und trägt in dem durch einen Segment- 
giebel geschlossenen Aufsatz die Wappen des Philipp Wilhelm von Nesselrode und der 
Maria Adriana von Leerodt (Heirat 1668). Über dem Hauptgesims in der Breite 
des Mittelrisalites ein zweigeschossiger Giebel mit durchlaufender Pilasterordnung und 
ganz aus Haustein aufgeführt. In dem unteren Teil hat der Giebel ein Fenster 
in der Mitte, seitlich zwei runde Lukarnen, in dem oberen Teil das grosse Zifferblatt 
der Uhr; der Giebel, der reich mit Steinkugeln besetzt ist, schliesst mit einem 
Segmentgiebel ab. 

Zu den beiden Seiten des Hauptgiebels sind an dieser Hauptfront des Schlosses 
noch je ein kleiner entsprechender Giebel aus Haustein mit einem einfachen acht- 
eckigen Fenster angebracht. Die grossen Flächen des Walmdaches werden durch zwei 
Reihen von Dachfenstern belebt. 

Die beiden rechtwinkelig an den Hauptbau angefügten Seitenflügel (Fig. 56) 
haben eine Ausdehnung von 6 Fensterachsen an der Langseite und von zwei Fenster- 
achsen an der Schmalseite. Sie bestehen aus dem mit breiten niedrigen zweiteiligen 
Fenstern versehenen Souterrain und einem Obergeschoss, das dieselben Fensterum- 
rahmungen zeigt wie der Hauptflügel des Herrenhauses. Eigenartig ist die Dach- 
bildung dieser Flügelbauten; sie haben zunächst ein Walmdach mit einer Reihe grosser 
Dachfenster, darüber wieder einen schmalen geschieferten Obergaden mit kleinen 
rechteckigen Fenstern, der wiederum ein Walmdach trägt. 

Von besonderem Interesse ist die dem Berg zugekehrte Rückseite des Schlosses, 
die in unverputztem Bruchsteinmauerwerk noch die älteren, dem 1 5 — 1 6. Jh. ange- 
hörenden Teile des Schlosses zeigt (Fig. 57). An der nördlichen Ecke liegt der alte 
viereckige Bau von drei Geschossen mit unregelmässigen Fensteröffnungen und einem 
kleinen barocken Holzerker; die drei Fenster des zweiten Obergeschosses ragen zum 
Teil in das grosse, mit ovalen Lukamen versehene Kuppeldach hinein. Anstossend 
an diesen Teil liegt der aus der Hauptflucht vortretende Kapellenbau, im Erdge- 
schoss der mit einfachen spitzbogigen Fenstern versehene dreiseitige Erker, der ur- 
sprünglich den Altar enthielt; darüber an der Aussenseite des Archivraumes ein vor- 
tretender grosser Maueransatz. Der übrige Teil der Rückseite gehört ganz dem Bau 
vom Ende des i7. Jh. an; er hat dieselben Fenster wie die Hauptfront und zeigt in 
der Mitte das weit vortretende Treppenhaus. 

Das Innere des Herrenhauses enthält im Erdgeschoss die Festräume, sämtlich 
sehr einfach, aber fast alle noch in ihrem ursprünglichen Zustand. In der Mitte, die 
Breite des Mittelrisalites und die ganze Tiefe des Baues einnehmend, ein grosser Vor- 
raum, der sich nach dem relativ kleinen Treppenhause mit der einfachen Barock- 
treppe hin Öffnet; die Umrahmungen der Thüren in Stuckmarmor. In dem Vestibül 
eine kleine Waßensammlung, namentlich 6 Kanonen auf eisenbeschlagenen Lafetten« 
die Bronzerohre, je etwa i m lang, reich verziert und mit dem Nesselrodeschen 
Wappen versehen, femer 6 kleinere ähnliche Lafetten, jedoch nur noch auf einer 
derselben das alte Bronzerohr mit dem gleichen Wappen und der Jahreszahl 1620. 

Südlich an das Vestibül anstossend der Ahnensaal mit alter Ledertapete und 
einfacher Decke mit Barockleisten; darin eine grosse Anzahl von zum Teil guten 



96 



EHRESHOVEK 



Ahnenportrats aus dem i7. und i8. Jh, einfache offene Barock kamine und drei 
gute Spiegelrahmen von breitem Laubwerk, um 1 7oo, einer derselben mit dem 



Nesselrod eschen Wappen. In dem anstossenden Wappensaal gleichfalls eine 
schwere Borockdecke mit Stuckleisten, hier ein Buifet mit altem Aufsatz, darauf das 
Allianzwappen Nesselrode und Leerodt mit der Jahreszahl i7oa. 



98 KREIS WIPPERFÜRTH 

In dem südlichen Seitenflagel eine Reihe ahnlicher, wohl gleich nach der 
Erbauung des Schlosses im Anfang des iS. Jh. ausgestatteter Barockraume, durchw^ 
mit einfachen wuchtigen Stuckdecken. In dem Spiegelzimmer ein grosser, bis an 
die Decke reichender Kamin, ganz mit schweren Ornamenten in weissem Stuck Ober- 
zogen und mit eingelassenen Spiegelstücken; hier auch das Doppelporträt eines 
Nesselrod eschen Ehepaares, wahrscheinlich des Erbauers des Schlosses, Philipp Wil- 
helm. In dem anstossenden Pfauenzimmer ein ahnlicher Kamin mit der Darstellung 
von Vögeln in Stuck. 

Auf der Nordseile teilt den Mittelbau ein durchgehender Korridor; nach der 
Rückseite liegt die im J. iS9S erbaute Kapelle. Der altere Teil der Kapelle hat ein 
reiches Stemgewölbe mit grossem Schlulsstein, auf dem das Allianzwappen Nessel- 
rode und Schwarzenberg angebracht ist; darum die Inschrift: Wilhelm von nessel- 

BAD ZU ERESHOFE, FÜRSTLICH GULICMER UND BERGISCHER RAD UND AMBTMAK ZU 
BLANKENBERGH, UND ELISABETH VON HESSELROIDT, CEBORNE FREIIHE VON SCHWARTZEX* 
BERG, AMBTFBAW ZU BLANKENBERGH. lS95. 

In dem dreiseitigen Erker, der ehedem den Altar enthielt, alte Glasgemalde 
vom J. iS9S, gute Werke der Zeit in seht sorgfältiger Ausführung und von 



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fein empfundener Farhstimmung (Taf. IV). Die drei spitzbogigen Felder sind um- 
rahmt von einer reichen, mit zierlichen Spatrenaissanceomamenten bedeckten Pilaster- 
gliederuDg; unten auf den Pilastem jedesmal die Jahreszahl i595. Die ganze Um- 
rahmung in einem feinen Citronengelb, wahrend in den Figurenfeldem ein kraftiges 
Blau und Rot vorwiegen. Oben in dem Mittelfenster die Kreuzigung mit Maria, 
Johannes und Magdalena, links die Verkündigung, rechts die Auferstehimg; in dem 
unteren Teil in der Mitte das Allianzwappen Nesselrode und Schwarzenberg, links 
Wilhelm von Nesselrode mit zwei Söhnen knieend, rechts seine Gemahlin mit einer 
Tochter. Die Fenster sind im J. i897 in der G! atimal ereianstalt von Dr. Oidtmann 
in Liimich restauriert worden, dabei wurde der untere Ornamentstreifen ei^änzt 

Diese altere Schlosskapelle vom J. lS95 ist bei dem Neubau des Schlosses am 
Ende des i7.Jh. um einen ungefähr gleich grossen Raum erweitert worden, der 
von einem gratigen, mit flachen Stuck Ornamenten verzierten Kreuzgewölbe überdeckt 
ist. Hier steht jetzt der einfache Altar. 

In der Kapelle Gemälde eines Herrn von Hanzlede aus dem 1 7. Jh., knieend 
vor einem Kruzifix; zu beiden Seiten die Ahnenwappen. 

Die Zimmer in dem nördlichen Seitenflügel sind von wesentlich einfacherer 
Ausstattung als diejenigen des Nordflügels. Einige Räume haben einfache Wand- 

98 









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Schloss Ehreshoven, Glasmalereien in der Kapelle. 



EHRESHOVEN 99 

pannenus aus der «. H, des l8. Jh. und entsprechende Decken mit dünnen Rokoko- 
leisten. Das kleine Eckkabinet zeigt in den Fensterlaibungen gute klassizistische 
Stuckmedaillons mit den Portrats Friedrichs des Grossen, der Kaiserin Katharina 
von Russland, der Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Josephs IL 

Das Obergeschoss des Herrenhauses hat an der Rückseite einen durch- 
laufenden Korridor; die auf den Korridor mündenden Thüren mit kräftigen Barock- 
umrahmungen. Die Zimmer der Vorderfront sind schmucklos mit Ausnahme eines 
Kabinets, das einen guten Rokokokamin und ein grosses, in die Decke eingelassenes 
allegorisches Gemälde aus der Mitte des i8. Jh. enthält. 

Der grosse Saal in der Breite des Mittelrisalils enthält die umfangreiche Biblio- 
thek, meist Druckschriften des i7. und i8. Jh., einige wenige altere Drucke. Von 



ng. ST. Schlau EbiuhoTin. BBck auf di* RUckxiM da Hurenhiiuct. 

den Handschriften ist zu erwähnen die Chronik eines Johann Thirlau in Lennep, 
16. — 17. Jh., bezeichnet: Kurtze Verzeichnuss dem fflmembste gedenkwürdige Sachen 
und Händel, so sich hin und wider in der gantzen wellt vom jähr i4oo bis an eine 
unsere zeit zugetragen. 

In den im Obergeschoss gelegenen Zimmern des im J. i898 verstorbenen Ober- 
hofmeisters der Kaiserin Augusta, Graf Max von Nesselrode, eine Reihe guter Ge- 
mälde: Spanisches Reiterporträt des i7. Jh. fast in Lebensgrösse, zwei Studienköpfe 
aus der Rubensschule, vier schmale Altarflügel mit Einzelflguren von Heiligen und 
mit Stifterfamilie, rheinische Arbeiten des i6. Jh., Brustbild Papst Plus' VII., ein 
Damenportrat Brustbild, in der Art Mierevells, eine kleine Flusslandschafi in der 
Art van de Vtldes, vier kleine hollandbche Genrebilder aus der Mitte des 16. Jh., 
eine grosse Darstellung des barmherzigen Samaritan von einem Schüler van Ovis, 

7* 

99 



lOO KREIS WIPPERFÜRTH 

Schiott Kniebild eines jungen Mädchens, holländisch, bezeichnet: aetatis suae i9 Jahr. 
ANNO i656. 

Auf den Korridoren verteilt eine weitere Reihe von Gemälden des i7. und 
1 8. Jh., darunter sind namentlich noch zu nennen das sehr gute Brustbild einer von 
Kreps mit Wappen und der Bezeichnung: A2 i6o5. G. G. F., auf der Rückseite die Auf- 
schrift: ANNA VON KREiPS, ERSTE HAUSFRAU, femer ein treffliches Kinderporträt um 
i7oo, ein Knabe und drei Mädchen mit Blumen spielend, leider stark beschädigt. 
Das Porträt des Knaben findet sich noch einmal unter den Ahnenporträts im grossen 
Saal des Erdgeschosses. 

Oarten Nördlich und westlich lehnt sich an Herrenhaus und Vorburg der umfang- 

reiche Garten, in seiner jetzigen Form fast ganz noch dem i8. Jh. angehörend. 
Nach der Nordseite ist er durch eine lange Gartenmauer abgeschlossen, die an der 
Nordwestecke in einem offenen .Gartenhäuschen endet, das im Inneren noch seine 
einfache Stuck Verzierung des i8. Jh. bewahrt hat. In dem Garten frei gelegen ein 
einfaches Orangeriehaus des i8. Jh* Nach Osten lehnt sich der Garten mit einem 
langen gewölbten kellerartigen Bau an den Bergabhang an, einzelne Öffnungen sind 
noch mit alten schmiedeeisernen Gittern mit dem Nesselrodeschen Wappen versehen. 
Vor diesem Bau eine Reihe von steinernen Postamenten mit antikisierenden Marmor- 
büsten. In der Achse dieses Baues ein grosses Rasenrondell, umstanden von hohen 
Bäumen, in der Mitte des Rondells ein Springbrunnen, darum vier steinerne Ro- 
kokovasen. 

An dem auf das Thor der Vorburg zuführenden Weg eine steinerne Brücke 
mit einem Gitterthor vom J. i7i2; die Thorfiügel und der Aufsatz mit ihren reichen 
Durchsteckgittern aus Rundstäben noch ganz in der Form der Renaissancearbeiten vom 
Ende des 1 6. Jh. 

Kapelle KAPELLE WEIDENBACH, einfacher Bruchsteinbau des i7.— i8.Jh. mit 

dreiseitigem Chorabschluss, im Lichten 6,80 m lang, 4,io m breit; die Fenster- und 
Thüröffnungen sind in diesem Jahrhundert in gothisierenden Formen verändert 
worden. Auf dem Dach ein kleiner offener Dachreiter, darin eine Glocke mit In- 
schrift (unzugänglich). Im Inneren mittelmässiger Barockaltar mit einem Bild der 
Kreuzigung Christi, darunter die (spätere) Inschrift: qVaM DILeCta tabernaCVLa 
tVa (1816). 

ENGELSKIRCHEN. 

Erdwerk FRÜHMITTELALTERLICHE ERDBEFESTIGUNG. Berg. Ms. I, 

S. i57. Auf der Bergkuppe über Engelskirchen ist ein längliches Rechteck von etwa 
60 m Breite und 100 m Länge deutlich abgegrenzt, die sogenannte heidnische Burg. 
Das Plateau hat nach Südwesten steil abfallende Ränder und ist mit einem stellen- 
weise noch 4 m hohen Wall umzogen. Am Fusse des gegenüberliegenden Höhen- 
zuges finden sich noch weitere Spuren von Wällen und Gräben. 
K«ihoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. ss. Petri et Pauli). Binterim u. 

* Mooren, E. K. II, S. 255. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Lagerbücher des 18. Jh. — Akten über 
Kriegslasten von i649. — Akten, betreffend Rittergut Aisbach. — Akten, betreffend 
die Rochuskapelle in Loope von i669. — Armenrechnungen von i683 ab. — Kirchen- 
rechnungen von i596 ab. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 273. 

100 



EHGELSKIRCHEN lOt 

Die Kirche iat eine GrQndung von Lindlar, die schon sehr früh erfolgt sein KithsL 
muss, da der stattliche Kirchturm spätestens dem Anfang des i3. Jh. angehört. OMtUabM- 
Im J. i5S4 wurde die Kirche zur Pfarrkirche erhoben. Im J. l6oi wurde eine grössere 
Reparatur des Turmes erforderlich, aus dieser Zeit stammt auch der jetzige Turm- 
helm. Die alte Kirche, ein einschiffiger gewölbter Bau, wurde im J. lS78 mit Aus- 
nahme des Turmes niedergelegt und durch einen dreischifßgen Neubau nach Plänen 
des Baurats Vincem Statt in Köln ersetzt. 



"»4,-/;/ f,*(,r><*,.-. 

Fif. SS. Emdikiichu. Auichi drr kiithaUaehei PbrrUiehi. 

Der von dem alten Bau noch erhaltene viergeschossige kraftige Westturm 
wurde bei dem Neubau im J. l878 bis zum dritten Gescboss vollkommen ummantelt. 
Dabei wurde auch die in Eisenankem angebrachte Jahreszahl 1601 verdeckt. Die 
Glockenstube hat eine reiche Ausbildung mit je drei durch Rundbogen friese abge- 
schlossenen Blenden; in jeder Blende ein grosses zweiteiliges Rund böge nfenster mit 
Mittelsaulchen ; schlanker, achtseitiger Helm. Im Inneren ist die Turmhalle mit 
einem einfachen gratigen Kreuzgewölbe überdeckt. 



102 



KREIS WIPPERFÜRTH 



Kathol. 
Pfnrrk irche 

Ausstattung 

Kirchenstuhl 



Glocke 



Sakraments' 
Häuschen 



Missionakreuz 



Rochus» 

kapelle in 

Loope 



Haus Aisbach 



Geschichte 



Beschreibung 
Vorburg 



Von der Ausstattung ist zu erwähnen: 

Ein einfacher rechteckiger Kirchenstuhl aus der Mitte des 1 6. Jh. mit Blatt- 
knäufen auf den Ecken; in zweien der Füllungen das geschnitzte Wappen der Quad 
zur Aisbach. 

Von den i895 umgegossenen Glocken trug die einzige ältere Glocke von i657 
die Inschrift: bertram Freiherr von nesselrodt zu ehreshoven, herr zu thumb, 

ERBMARSCHALK DES FÜRSTENTHUMBS BERGH, AMBTMANN ZU WINDECK, COLLATOR; 
RÜTGER WINANDT QUADT zur ALSBACH und FISCHENICH, MITCOLLATOR ZU ENGELS- 
KIRCHEN; STEPHANUS DILLENBERG, PASTOR. SANCT PETERS KLOCK HEISCHEN ICH, 
M. CLAUDI LAMIRALLE UND ANTONIUS PARIS GOSSEN MICH ANNO MDCLVII. 

Bei der Kirche Sakramentshäuschen für Prozessionszwecke aus dem J. i73o. 
Auf dem profilierten Fuss hoher Sockel mit der Inschrift: ecce panis angelorum, 

VERE CIBUS VIATORUM, ADORANDUS HIC PROPONITUR. l73o JOHANNES KÜMELER 

ET ELIZABETH A POTHOVEN, CONJUGES, LiBER ALITER POSUERUNT. Darüber Tempelchen 
auf vier Barockpilastern, mit weit ausladender Deckplatte und Krone als Abschluss. 
Vgl. die ähnlichen Sakramentshäuschen in Hohkeppel und Lindlar (Fig. 63). 

Daneben steinernes Missionskreuz mit dem Chronogramm : gLorIfICate 
ET PORTATE DeVM In Corpore Vestro. I. COR. c. 6. v. i6.; unten: crux missionis 

ANNO l763, l. SEPTEMBRIS. 

ROCHUSKAPELLE IN LOOPE. Der jetzige Bau wurde im J. 1682 nach 
der Zerstörung eines älteren Baues durch Hochwasser errichtet. 

Kleiner einfacher Bruchsteinbau mit dreiseitigem Chorabschluss, im Lichten 
6,20 m lang, 3,7o m breit; auf dem Dach ein kleiner Dachreiter. Die Giebelseite 
hat eine einfache Thür mit zwei Fensterchen zu den Seiten. Ober der Thür die 
Inschrift: rapta rVo per aqVas, te paVLe rVente per Ignes (Pauli Bekehrung 
am 2 5. Januar), seD rVrsVM festo sto reparata roChI (S. Rochus am 16. August). 

JOANNES LUDEWIG ... P., PASTOR HUIUS PAROCHIAE (1682). 

HAUS ALSBACH. v. Steinen, Westf. Geschichte III. Teil, i7. Stück, S. 548. 
— Aeg. Müller, Das Siegthal II, S. i34. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv zu Engelskirchen unbedeutende Akten 
des i7. Jh. 

Im J. i43i verkauft Wilhelm von den Vorste gen. Obhoven das Haus Ailbach 
an Hermann von Slebusch. Später erscheint — vielleicht durch Erbschaft — Haus 
Aisbach mit Gimbom vereinigt und fällt im J. i532 bei der Teilung des Bourscheidschen 
Nachlasses an Stephan von Quad (Ann. h. V. N. LXVI, S. 6i). Die von Quad, die 
bis zum Ende des 1 8. Jh. im Besitz von Aisbach blieben, erbauten am Ende des 
i7. Jh. das noch bestehende Herrenhaus. Um die Wende des i8. Jh. ist Aisbach im 
Besitz der Freiherren von Wendt. Der Suffraganbischof und Dompropst zu Hildes- 
heim Karl Friedrich von Wendt verkaufte den Besitz im J. 1818 an den Grafen von 
Nesselrode-Ehreshoven, der das Haus im J. 1827 an den Freiherm von Fürstenberg- 
Heiligenhoven weiter veräusserte. Im J. i894 kam Aisbach durch Kauf an die 
ven\'itwete Freifrau Egon von Fürstenberg -Heiligenhoven, jetzige Gemahlin des 
Herrn Grafen Levinus Wolff-Mettemich, der im J. i896 das Haus umbauen und ver- 
grossem Hess. 

Die sich südwestlich an das Herrenhaus anlehnende Vor borg umschliesst 
einen unregelmässigen Hof, der direkt an den Bergabhang anstösst; die Umfassungs- 
mauern sind noch ringsum erhalten in einer Höhe von 3 — 5 m, die Gebäude inner- 
halb der Vorburg sind modern. Das an der Ostseite gelegene einfache rundbogige 



102 



HEILIGENHOVEN 



io3 



Herrenhnus 



Inschriftsteine 



Ausstattung 



Thor trägt auf dem Schlufsstein das Allianz wappen Quad und Metternich mit der W""« AUbach 
Jahreszahl i6i7. 

Das von breiten Wassergräben umgebene Herrenhaus ist ein einfacher sieben- 
achsiger Bau des i7.Jh. von zwei Geschossen, zu dessen Eingang an der Südseite 
eine steinerne Brücke führt. An der Rückseite zeigt er eine Anzahl unregelmässiger 
Fensteröffnungen, die wahrscheinlich einem älteren, aus dem 1 5. — 16. Jh. stammenden 
Bauteil angehören. Das Mauerwerk ist ganz verputzt, die Fenster haben Haustein- 
einfassung. Bis zu dem Umbau im J. i896 zeigte die Hauptseite einen breiten drei- 
fenstrigen kräftig vortretenden Mittelrisalit und ein hohes Walmdach; bei dem Um- 
bau sind die beiden Seiten so umgebaut worden, dass der Bau jetzt an dieser Seite 
zwei zweifensterige Seitenrisalite zeigt, an Stelle des Walmdaches trat ein Mansarddach. 
Auf der zu dem Portal führenden Steinbrücke zwei Inschriftsteine: 
I. Mit dem Allianzwappen Quad und Langen, darunter die Sterbedaten; obiit 
i689, 22. APRELis und obiit i7o7, 7. martij. vivit post fvnera virtvs. Unten 

AIODERATA DURANT. FRIDERICI RUTGERI DE QUADT, HELENAE SIIBILLAE DE LANGEN, 
PIORUM PARENTUM FRANCISCO WOLFGANGO FILIO FRIDERICUS WILHELMUS DE WILRE 
COGNATUS ET CURATOR POSUIT. COGNATE, fIDe, SED CVI, VIDe (i7i3). 

2. FRIDERICH RUTGER FREYHERR VON QUADT VON WICKRAD, HERR ZUR ALS- 
BACH UND FISCHENICH, POSUIT l687. 

Das Innere des Herrenhauses ist mit feinem Geschmack neu eingerichtet; es 
birgt vor allem eine Reihe guter Rokokomöbel, darunter namentlich eine schöne 
Sophabank mit durchbrochener Rücklehne. Von älteren Möbeln ist erwähnenswert 
eine wahrscheinlich aus Burg Bieberstein stammende Wappentruhe vom J. i593 
(s. o. S. 42). Die Vorderseite ist durch eine Pilasterstellung in vier Felder eingeteilt, darin 
Wappen mit den Unterschriften : 1. jost lixvelt zu bierstein, amptmann, 2. elisabet 

VON CARTHUSEN, EHELEUTE. 3. BIBERSTEIN. 4. SOTTENBACH. ANNO DOMINI l593. 

Weiter ist noch eine kleine Sammlung guter Porzellane und Silbergerät des 
i7. — 18. Jh. zu nennen. 

- BURGUNTERKALTENBACH. von Mering, Gesch. der Burgen m 
den Rheinlanden IV, S. 94 Anm. — Fahne, Gesch. der kölnischen Geschlechter I, 
S. 212; II, S. 7i. 

Die Burg ist wahrscheinlich Stammsitz der Familie von Kaldenbach, von der 
Rüdiger von Kaldenbach schon im Jahre i437 genannt wird (Mitteilungen aus dem 
Stadtarchiv zu Köln XIX, S. 32). Das Haus selbst gehört in einzelnen Teilen wohl 
noch dem i5. — 16. Jh. an. Im J. i55S ist ein Hermann von der Ley Besitzer, später 
die von Steinen; jetzt ist Unterkaltenbach im Besitz des Bankhauses J. H. Stein 
in Köln. 

Das fast quadratische Burghaus von 2 Geschossen und 5 Fensterachsen ist Beschreibung 
ganz schmucklos; einfaches Walmdach. Die Rückseite besteht zum Teil aus Fach- 
werk. Die Umfassungsgräben sind noch zum grössten Teil erhalten. 



Burg 
U n t e r k 11 1 1 e n 
bach 



Geschichte 



HEILIGENHOVEN. 



Burg 

Uuterhei» 

ligenho ven 



BURG UNTERHEILIGENHOVEN. Schannat-Baersch, Eiflia illustrata 
II, 2, S. 36o. 

Das Haus ist schon im 16. Jh. im Besitz der Freiherrn von Waidenburg gen. cfcscWchte 
Schenkeren, u. a. besass es auch der aus der Geschichte der Jakobea von Baden 



io3 



Io4 , KREIS WIFPERFORTH 

bekannte bergische Marschall Wilhelm v. Waldenburg; die Ruinen des Burghauses 
gehören vielleicht noch dem iS. Jh. an, wahrend die Vorburg im J. 1616 neu errichtet 
ist. Von Carl Friedrich von Waidenburg, mit dem das Geschlecht im J. i793 
erlosch, kam das Gut durch Kauf an Jos. von Brück, der im J. i767 von Carl 
Friedrich von Waidenburg auch Mittelheiligenhoven gekauft hatte. Zu gleicher Zeit 
besass der Vater dieses Jos. von Brück bereits Oberheiligenhoven, so dass sich Unter-, 
Mittel- und Oberheiligenhoven in Händen der Familie von Brück befand. Von 
den von Brück gingen die 3 Gater um 1810 auf Friedrich Leopold Freiherr von 
Fürstenberg zu Herdringen über; von seinem Enkel, dem Landrat und Kammer- 
herm Egon Freiherm von Fürstenberg, fielen sie an dessen Bruder, den jetzigen 
Eigentümer, Herrn Reichsfreiherrn Friedrich von Fürsten berg-Heiligenhoven. 



ri(. B9 Boif UDin1i«]it«1ionii. Aofichi mm }. 1893. 

Das Burghaus erhebt sich auf einem kleinen fast quadratischen Hügel, der 
ringsum von Graben und Wiesenthälem eingeschlossen ist; in der Mitte des Burg- 
terrains stehen noch zn-ei Seiten eines dem i5- — 16. Jh. angehörigen Turmes als 
steile Mauerzinken. Dieser Bau, der noch bis vor wenigen Jahren ein Dach trug und 
an zwei Seiten durch Fachwerkwande geschlossen war, ist inzwischen vollkommen zur 
Ruine geworden (vgl. die Ansicht aus dem J. i893, Fig. 59). Östlich davon lehnte 
sich ein mehrgeschossiges Wohnhaus an die Aiassenmauer an, von dem noch eine 
Ecke in zwei Geschossen erhalten ist. Die Ummauerung und die Brückenantage sind 
fast vollkommen verschwunden, die Westmauer ist noch in der Höhe von 4— S m 
erhalten, an dieselbe lehnt sich ein kleines modernes Backhaus; an der Nordseite 
war ein schmaler Zwinger vorgelegt. 

Von der südlich gel^enen Vorburg hat sich nur noch das Wohnhaus erhalten, 
ein zweigeschoss^er Bau aus dem J. i6z6 von fttnf Fensterachsen mit einem Man- 

to4 



HEILIGENHOVEN 



io5 



Burg 

Miitelhei. 

ligenhoven 



GcncUchte 



sarddach des i8. Jh. Von den alten Fensteröffnungen finden sich nur noch im Erd- Burg 
geschoss die kleinen rechteckigen vergitterten Fenster. An der Aussenseite das iige«hoven 
Allianzwappen Waidenburg und Gymnich, an der Hofseite die Bauinschrift: anno i6a6. 

SOLI DEC GLORIA. CARISSIMA ÜXORE MORTUA, DURANTE BELLI FURIA, FRUGUM 
ÜNDIQUE PENURIA, IN TRISTITIA ET PRESSURA PRAESENS AEPIFICATA STRUCTURA. 

KAPELLE, einfacher, dreiseitig geschlossener Bruchsteinbau vom J. i720 mit Kap«iie 
kleinem offenen Dachreiter, im Lichten 4 m lang, 2,85 m breit, an den beiden Lang^ 
Seiten je ein einfaches kleines ^Widbogenfenster. In der Westseite rechteckige Barock- 
thür in Hausteineinfassung mit ovaleifi Oberlicht, darüber die Inschrift: anno i72o, 
DEN IG. 7BRIS. (Fig. 60). 

Im Inneren einfacher Barockaltar mit dem Relief der Dreifaltigkeit, darunter 
die sitzenden Vollfiguren Christi und Gottvaters, oben das Wappen der Waidenburg. 

BURG MITTELHEILIGENHOVEN. Fahne, Gesch. der kölnischen 
Geschlechter I, S. 384, 442; 
II, S. 65. — Thummermuth, 
Rrumbstab schleusst niemand 
aus, i738, S. 68. 

Die Burg ist ursprünglich 
im Besitz der Familie von der 
Horst; das Erkundigungsbuch 
vom J. 1 555 nennt Wilhelm von 
Harff zu Horstenheiligenhoven. 
Durch Heirat ist 1681 ein Herr 
von Reuschenberg zu Sillikum 
Besitzer der Burg (Wappen in 
Oberheiiigenhoven, s. u. S. 106). 
Im J. 1 7o3 ging Mittelheiligen- 
hoven auch in den Besitz der 
Freiherm von Waidenburg zu 
Unterheiligenhoven über und 
blieb nunmehr mit diesem Gut 
vereinigt (s. o. S. io4). 

Die Reste der Burg, die nur ein kleines Warthaus gewesen sein kann, sind Bwchreibung 
überaus gering; es sind Fundamentmauem und einige Kellerlöcher auf einem kleinen, 
nur etwa i5 m im Durchmesser haltenden runden Hügel, der sich mitten in dem 
Wiesenthal unterhalb von Unterheiligenhoven erhebt. Jetzt steht auf dem Hügel ein 
kleiner Pavillon aus der Mitte dieses Jahrhunderts. 

KAPELLE FRAUENHÄUSCHEN. Die Kapeile wird schon imj. i5i9 
genannt, indem ein von Schinckeren ein Kapital ausgesetzt hat, aus dessen Zinsen 
auf Lindlarer Kirmes bei .unser Lieven Frawen heussgen* Brot und Fleisch unter die 
Armen verteilt werden soll. 

Quadratischer schmuckloser Bruchsteinbau, im Lichten 3,5 x 3,5 m gross, 
mit hohem Pyramidendach aus Stroh und kleinem Dachreiter; kleine rechteckige 
Fenster, über der Thür das Waldenburgische Wappen mit der Jahreszahl i7o3. Im 
Inneren ein einfacher Barockaltar. 

BURG OBERHEI LIGENHOVEN. Fahne, Gesch. der kölnischen Ge- Bur« 
schlechter I, S. 384, 442. — Duncker, Rheinlands Schlösser und Burgen mit Ab- *horen*'° 
bildungen. 




Fig. 60. Burg Unterheiligenhoven Kapelle. 



Knpelle 

Fmuenhäus« 

chen 



io5 



io6 



KREIS WIPPERFÜRTH 



Burg 
OberheiliKen 
horca 



Geschichte 



Betcbrdbung 
Herren hans 



Vorburg 



Wappen 



AufstattunK 
Gemälde 



Handschrift I. Qu. Im Archiv des Reichsfreiherm von Fürstenberg zu 
Oberheiligenhoven: Landtagsakten i65i — 1787. — Akten über Mittelheiligen- 
hoven i694 — 1768. — Verkauf von Oberheiligenhoven im J. i743. — Akten, betr. 
das Hofgeding zu Heiligenhoven. — Akten, betr. Streitigkeiten mit der Pfarrkirche 
in Lindlar. Im übrigen vgl. Tille, Cbersicht S. 2 79. 

Im Gräflich Mirbachschen Archiv zu Schloss Harff: Einzelne Urkunden 
des i5. Jh. Vgl. Ann. h. V. N. LVII, Nr. 5o9, 5io, 53o. 

Johann von Eykelinghoven gen. de Wrede, Rittmeister der Stadt Köln, macht 
im J. i425 die Burg zum Offenhaus dieser Stadt (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv zu 
Köln XVIII, S. 82); im J. i46i fällt sie bei einer Teilung dem Ailff von Eycke- 
linckhoyven zu. Noch im Lauf des i5. Jh. sind die von Quad in den Besitz des 
Hauses gekommen; ihnen folgen im 16. Jh. die von Steinrodt, von denen im J. i663 
Adam Adolf die Burg seinem Vetter Johann Adolf Schenck von Nideggen schenkt. 
Die Witwe von Graugreben, geb. Schenck von Nideggen, verkauft Oberheiligenhoven 
im J. i743 an den Freiherm von Pfeil zu Bell-Benesis, von dem es schon i748 an 
Joh. Jos. von Brück überging, der einen vollkommenen Neubau errichtete. Nach 
dem Übergang an die Familie von Fürstenberg (s. o. S. io4) wurde 1826 tlas Herren- 
haus umgebaut und um ein Geschoss erhöht. 

R^elmässige Anlage aus der Mitte des 18. Jh. mit Hauptburg und Vorburg. 

Das Herrenhaus, ein schlichter verputzter Bau von 7 Achsen, ist ringsum 
von Wassergräben umschlossen; in den beiden unteren Geschossen stammt er noch 
aus dem 18. Jh.; das zweite Obergeschoss mit Zinnenkranz und Ecktürmchen vom 
J. 1825 in gothisierenden Formen. Auf dem Dach eine ühiglocke mit der Inschrift: 

D. O. M. A. S. JOH. NEP. CONS. CONV. COLON. P. P. AUGUST BARTHOLOMEYUS GUNDER 
GOS MICH IN COLLEN l74l. 

Die Vorburg ist ein langer eingeschossiger Trakt, mit kleinem nördlichen 
Querflügel, schmucklos; in der Mitte der Thorbau mit korbbogiger Thoreinfassung in 
Rustikaquadem, darüber das von Brücksche Wappen. Über der Durchfahrt ein 
niedriges Obergeschoss, das Dach mit achtseitiger geschweifter Laterne. 

An der Vorburg eingelassen einige Wappen: 

1. Allianzwappen Waidenburg gen. Schenckeren und Gymnich, aus Unter- 
heiligenhoven stammend, mit der Inschrift: i596. soli deo gloria. 

2. Allianzwappen Reuschenberg und Harff, aus Mittelheiligenhoven stammend, 
mit der Inschrift: 1681 h. w. f. von reuschenbergh zu sillikoum, her zu 

HILGENHOFEN, M. E. F. VON HARFF, EHLEUET. 

3. Das von Brücksche Wappen mit der Jahreszahl i758. 

Im Inneren bemerkenswert eine Anzahl von Gemälden, die zum Teil aus 
der Lyversbergschen Sammlung in Köln herrühren. 

Im Treppenhaus Gewehrstück mit Vogel fanggerät, bez. a. leemanns f. 1662: 
io3 cm hoch, i4o cm breit. 

Im Salon Landschaft mit Hirtenstaffage in vorzüglichem Kolorit und 
von sehr sorgfältiger Durchführung, wahrscheinlich ein Karel Dujatdin^ 79 cm hoch. 
98 cm breit. 

Kleines Tierstück, etwa 5o cm breit, 35 cm hoch, im Vordergrund an einem 
Baum ein Stier, dahinter anderes Vieh, vortreffliches niederländisches Bild, wahr- 
scheinlich ein Paul Potier, 

Zwei Reitergefechte, gute Bilder in der Art Bourguignons. 



106 



HOHKKPPEL Io7 

Zwei Pferdestücke, je 4i cm hoch, 24 cm breit, das gesunde und das bu^*? 

•' Oberheillgen- 

kranke Pferd darstellend, beide in Rückenansicht. Sehr gute vlämische Tierstücke hoven 
aus der Mitte des i7. Jh. 

Felsenlandschaft mit Ausblick in eine weite grüne Flusslandschaft, äusserst 
minutiös und glatt durchgeführt, angeblich van Uhden^ 39 cm breit, 45 cm hoch. 

Im Speisezimmer einige gute Bildnisse von Mitgliedern der Familie von 
Fürstenberg. 

Unter den Möbeln sind zu nennen: Möbel 

Interessantes grosses Barockbett mit grossen Eckpfosten und Decke aus 
dem i7. Jh. 

Niederdeutscher Stollenschrank, um i5So, mit dem Sündenfall und der Ver- 
treibung aus dem Paradies auf den Thüren und segnendem Christus in der Mitte. Die 
Schubladen mit Ornament, Putten und verschiedentlich wiederkehrender Hausmarke. 

Niederdeutscher Stollenschrank, um i53o, mit denselben Darstellungen, in 
der Mitte die Muttergottes, dem vorigen Schrank sehr verwandt. 

Im Flur grosse westfälische Truhe des ij5. Jh. mit flachen geschnitzten 
Füssen und reichem Eisenbeschlag. 

Unter den Waffen eine Anzahl reich ciselierter Jagdgewehre und 
Pistolen. 

Kaminplatte mit der Jahreszahl 1602 und grossem spanischen Wappen. 

Im Hof der Vorburg zwei romanische Kapitale von sehr reicher und vor- 
nehmer Durchführung mit Laubwerk und Tierfiguren, aus dem Anfang des i3. Jh. 

JOHANNES- KAPELLE, einfacher Bruchsteinbau des 18, Jh., mit drei- Joh.nnes- 
seitigem Chorabschluss, im Lichten 7,4o m lang, 4,6o m breit; an den Langseiten 
und den Seiten wänden deä Chorabschlusses je ein Stichbogenfenster, in der West- 
seite eine rundbogige Thür mit zwei einfachen Fensterchen zu den Seiten; aut dem 
Dach zierlicher Dachreiter mit geschweifter, auf zwei Stützen freistehender Haube, 
darin ein Glöckchen. Im Inneren einfacher Barockaltar des 18. Jh. mit ge- 
wundenen Säulen und 4 Barockfiguren der hh. Nepomuk, Joseph, Johannes Bapt. 
und Johannes Ev. 

HOHKEPPEL. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t s. Laurentii). Binterim und K.thoi. 
Mooren, E. K. II, S. 255. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Zwei Urkunden über Messstiftungen 
vom J. 1 478 und i5oi. — Kirchenrechnungen und Armenrechnungen vom 1 7. Jh. 
ab. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 2 74. 

Im J. 958 schenken die Brüder Walfridus und Humfridus die Kirqhe in Kalden- Geschichi« 
kapelle, zweifellos identisch mit Hohkeppel, dem S. Severinsstift in Köln (Lacomblet, 
ÜB. I, Nr. io4. — Lacomblet, Archiv II, S. 2o4). Die Kirche war wohl von Anfang 
an Filialkirche von Lindlar; der Turm gehört noch dem 12. — 13. Jh. an. Im 
i5. — 16. Jh. schon erfolgte dann die Erhebung zur selbständigen Pfarrkirche. An 
Stelle des alten Langhauses wurde um i84o ein einfacher Saalbau mit grossen rund- 
bogigen Fenstern errichtet. 

Der romanische W e s ttur m des 1 2. — 1 3. Jh. aus Bruchsteinmauerwerk mit einer Baschreibung 
einfachen jetzt vermauerten Westthür, über dem Erdgeschoss ziemlich stark eingerückt. 

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KREIS WIPPERFÜRTH 



Kathol. 
Pfarrkirche 



AuMtuttung 
Gemälde 



Moostranscn 



K«lch 



Chormiiatel 



Leuchter 



Glocken 



SakriimenU< 
h&uschen 



Schmitshöhe 
Rochiukapellc 



Glocke 



Die beiden Obergeschosse sind reicher ausgebildet, das untere mit je zwei Blenden 
mit Rundbogenfries, die Turmstube mit 5 rundbogigen Blenden, darin an jeder Seite 
zwei Doppelfenster; einfaches spätromanisches Hausteingesims, darauf die schlanke 
achtseitige geschieferte Haube. 

Von der Ausstattung sind erwähnenswert: 

Ölgemälde mit der Kreuzesabnahme aus der Mitte des i6. Jh., 77 cm hoch, 
56 cm breit; im Hintergrund der Kalvarienbei^g und grosse Stadtansicht. Mittel- 
massige rheinische Arbeit in grellen Tönen. 

Monstranz des i5. — 16. Jh. aus vergoldetem Silber, 55 cm hoch, mit ein- 
fachem Fuss und rundem Mittelstück, i84i restauriert. Angehängt 6 Schau- 
münzen. 

Barock-Monstranz von vergoldetem Silber, 66 cm hoch, mit ovalem Mittel- 
feld und reichem barockem Laubw^rki Auf dem Knauf graviert ein Wappen mit 
den Buchstaben c und T und einer ^btsmitra, angeblich aus Heisterbach stammend. 
Angehängt Schaumünzen des i7. und l8. Jh. Mittelmässige Arbeit um i7oo mit dem 
Augsburger Beschau und dem Meisterstempel j. F. 

Barock-Kelch von vergoldetem Silber mit Engelsköpfchen und Akanthus- 
blattwerk; um den Fuss die Inschrift: winandus stahl, in capitolio beatae mariae 
viRGiNis CANONICUS, ANNO 1 7o9 Und graviertes Wappen mit den Initialen w. s. 
Mittelmässige Barockarbeit um i7oo. 

Chormantel in roter Seide aus dem i7. — 18. Jh. mit den Wappen der Quad 
zur Aisbach in Aufnäharbeit 

Messingkrone von 6 Armen mit der Inschrift : im jähr i782 haben Ehe- 
leute HENRICUS GAMMERSBACH UND MARIA AGNES HÖHERS GENAND GÄMMERSBACHS. 
EINHABER DES RITTERSITZES HOHENKEPPEL DAHIER, DIESE LEUCHTER HISSIGEM GOTTES- 
HAUS FREIWILLIG VEREHRET. SC. H. C, F J. H. 

Die 3 Glocken von i474, i673 und 1627 mit den Inschriften: 

t. SENT ANDREIS HEIS ICH, IN DE ERRE GOTS LUDEN ICH, JOHAN VAN ALFTER 
IND HEINRICH* VAN OVERRADE GÜSSEN MICH ANO (so) MCCCCLXXIIII. 

2. M.^RIA HEISE ICH, MUTTER JESUS BIN ICH, EIN ZUFLUGT DER SÜNDER HEISE 
ICH, EIN TRÖSTERIN DER BETRÜBTEN BIN ICH, DIE AUF MICH VERTRUEN, DEN HELFE 
ICH, DIE MEIN LOB VERACHTEN, DIE VERDERBE ICH. JOANNES BOURLET ME FECIT 
ANNO l673, 16. SEPT^MB. 

3. S. LAURENTIUS HEISCH ICH, JOAN HELLING UND SIMON HELLING GOUSEN 
MICH. JODOCUS LURWALT, PASTOR. TEIS ZU WESTEN, ALEF ZU KALCKOP&N, KIRCH- 
M EISTER. MDCXX VII. 

Auf dem Kirchhof Sakramentshäuschen von Haustein für Prozessionsawecke 
aus dem J. i722, 2,80 m hoch, entsprechend denjenigen in Engelskirchen und Lindlar, 
mit der Inschrift: offt auff dieser sarck ruhet die wäre gottesarck. peter 

HALFFMAN ZU VELLINGEN UND ANNA MARIA, SEINE HAUSFRAW, ANNO l722 (vgl. S. 102 

und S. III, Fig. 63). 

ROCHUS-KAPELLE IN SCHMITZHÖHE. Der Bau stammt aus dem 
J. i646 nach einer Notiz des Pfarrers Hencke zu Hohkeppel vom J. i67o. Ein- 
facher, halbrund geschlossener Bruchsteinbau mit Stichbogenfenstern und achtseitigem 
kleinen Dachreiter, im Lichten 7 m lang, 3, 60 m breit. Im Inneren wertloser 
Barockaltar. 

Glöckchen mit der Inschrift: paroChIanI In keppeL s. s. roCho et seba- 

StIaNO Me DoNANT. — MEISTER MICHAEL MOLL (l754). 



108 



KREUZBERG — KÜRTEN 



io9 



KREUZBERG. 



Intchrifc 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Joannis Ev.) von Mering, KbiHoI. 

PfnrrkirchA 

Gesch. der Burgen in den Rheinlanden V, S. 79. — Ders., Die vormalige Missions-, 
nunmehrige Pfarrkirche zu Kreuzberg, Köln i8S4. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde über die Gründung der 
Missionsstelle im J. i723. Vgl. Tille, Übersicht S. 275. 

Der Domherr Heinrich von Mering, der in der Gegend begütert war, errichtete Geschichte 
im J. i69o eine Äiissionsstelle, die von den Franziskanern in Wipperfürth besorgt 
wurde; sein Neffe Hess im J. i723 eine Kirche errichten, von der nur noch geringe 
Reste erhalten sind. Im J. i853 wurde die Kirche zur Pfarrkirche erhoben. Ein 
Neubau nach den Plänen von Vincenz Siatz in Köln war im J. i869 vollendet. 

Von der alten Kirche, einem ganz einfachen dreiseitig geschlossenen Saal- Beschreibung 
bau, ist nur eine Langseite als Gartenmauer erhalten. Ein Ansicht der alten Pfarr- 
kirche auf einem Ölgemälde von Eduard Hein aus dem J. i853 in dem Pfarrhaus. 

In der Sakristei eingemauert das Wappen der von Mering mit dem Text der 
Konsekrationsurkunde von i73o auf einer Mamortafel: 

FRANCISCUS CASPARUS DE FRANCKEN-SIERSTORFF, DEI ET APOSTOLICAE SEDIS 
GRATIA EPISCOPUS RHODIPOLITANUS, HUIUS ARCHIDIOECESIS COLONIENSIS SUFFRAGA- 
NEUS, ECCLESIAE METROPOLITANAE CANONICUS CAPITULARIS ETC., UNIVERSIS ET SIN- 
GULIS HA (sc) E NOSTRAS LITERAS VISURIS, LECTURIS LEGIVE AÜDITURIS NOTUM FACI- 
MUS AC TESTIFICAMÜS, NOS ANNO l73o, BIE V£RD 4tA OCTOBRIS, FESTO S. FRANCISCI 
IN EAM INCIDENTE, IN MONTE S. CRUCIS PROPE WIPPERFURT ECCLESIAM IBIDEM ET 
SUMMUM ALTARE IN HONOREM PASSIONIS DOMINI NOSTRI JESU CHRISTI, B. VIRGINIS 
S. MARIAE ET S. JOANNIS EVANGELISTAE lUXTA S. CATHOLICAE APOSTOLICAE ROMANAE 
ECCLESIAE PRESCRIPTUM RITE CONSECRASSE ET RELIQUIAS EX SOCIETATE S. URSULAE 
EIDEM ALTARI INCLUSISSE AC SINGULIS CHRISTI FIDELIBUS HODIERNO CONSECRATIONIS 
DIE ANNUM UNUM ET IN ANNIVERSARIO CONSECRATIONIS HUIUSMODI, QUOD AD INSTAN- 
TIAM REVERENDISSIMI DOMINI DOMINI DE MERING, ECCLESIAE METROPOLITANAE COLO- 
NIENSIS CANONICI ETC., IN DOMINICAM PROXIMIOREM FESTO S. FRANCISCI AUTHORITATE 
ARCHIEPISCOPALI ORDINARIA FUIT TRANSLATUM, ECCLESIAM ET ALTARE QUOTANNIS 
DEVOTE VISITANTIBUS 4o DIES DE VERA INDULGENTIA IN FORMA EIUSDEM S. ROMANAE 
ECCLESIAE CONSUETA CONCESSISSK. IN CUIÜS REI FIDE PRAESENTES LITERAS SIGILLT 
NOSTRI APPRESSIONE MUNITAS DEDIMUS WIPPERFURTI ANNO, MENSE ET DIE ÜTI SUPRA. 

DE MANDATO REVERENDISSIMI AC ILLUSTRISSIMI DOMINI MEI SUPRA MEMORATI 
JOANNES HERMANNUS WERKEN, OFFICII SUFFRAGANEATI COLONIENSIS SECRETARIUS. 

Eine nicht mehr vorhandene Glocke vom J. i723 trug die Inschrift: sit dig- 

NUM CHRISTI FIDELIBUS AD ADORANDÜM SACROSANCTAM TRINITATEM, CRUCIFIXI 
JESU CHRISTI HUMANITATEM ET CULTUM B. M. V., PETRI, JOANNIS, APOSTOLORUM, ET 
OMNIUM SANCTORUM. GODFRID DINCKELMEYER GOS MICH IN CÖLN ANNO l7a3 

(Baudri, Organ f. christl. Kunst VIII, S. 224). 



Glocke 



KÜRTEN. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Joannnis Bapt.). Binterim k-iHoI. 
und Mooren, E. K. I, S. 439; II, S. 256. "rrk.rc e 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Unbedeutende Aktendes i7. und i8.Jh. 
Vgl. Tille, Übersicht S. 27i. 



io9 



KREIS WIPPERFORTH 




Fif. 61. KUntB. Turn der Vi 



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Pi(. 61. KUri». Tnubiiin in dar 



Der Turm der Kirche gehört 
noch dem 1 1. — la. Jh. an; eine 
ausdrückliche Erwähnung findet 
die Kirche erst im Liber valoris, 
um t3oo. Im J. i843 wurde an 
Stelle des alten Langhauses ein 
nOchtemer grosser Saalbau er- 
richtet 

Der romam'sche dreigeschossige 
Westturm aus Bruchsteinmauer- 
werk {Ansicht Fig. 61) ist schmuck- 
los ; das Erdgeschoss hat an der 
Westseite eine rundbogige, jetzt 
vermauerte und durch eine Kreu- 
zigungsgruppe verdeckte Thür. Die 
Glockenstube mit einfachen und 
rundbogigen Fenstern; kurze ge- 
schieferte Pyramide. Im Inneren 
zeigt die Tunnhalle Eckdienste mit 
einfachen Kragplatten undgra tigern 
Kreuzgewölbe. 

In der Tunnhalle das flache 
Becken eines Taufsteins 
von Namurer Blaustein aus dem 
iJ.Jh., zur Hälfte in die Wand 
eingelassen, i,i5 m breit. Die 
4 Eckkapfe mit breiten Blättern 
darunter; von den beiden sicht- 
baren Flächen zwischen den 
Köpfen die eine mit grossblatteriger 
Pflanze, die andere mit einem 
doppelleibigen UngetQm (Fig. 63). 

Die einzige alte Glocke vom 
J. i7S5 tragt die Inschrift: 

ANNO MDCCLV. SANCT JOAN 
BAPTISTA HEI5 ICH, PATRON Zu 
CURTEK BIK ICH, DIE LEBENDE 
UND TODTE BERUF ICH, DONNER 
UND HAGEL VERTREIB ICH, MEISTER 
CHRISTIAN WILHELM VOIGT VON 
DREUHEN cos MICH. R. D. SEBAS- 
TIANUS FRERES EX LIEBER LUZEH- 
BURGENSY, DI0ECESI5 LEODIEXSIS. 
PARROCHIANUS. WEISWAHPACH, 
PASTOR ZU CURTEN, TAUFT MICH. 
CHRISTIAN VOIGT FILIUS. 



LINDLAR. 

ÄLTERE ERDBEFESTIGUNG. Nordöstlich von Lindlar. auf dem 
Berglücken der Kapelle Klause, zieht sich im Wald ia gerader Linie ein steiler, von 
Graben an beiden Seiten eingeschlossener Wall hin; auf dem freien Feld ist er 
später, da er aus reiner Erde bestand, at^etragen worden, jedoch lassen sich die 
Spuren noch bis in die G^;end 
von WipperfQrth verfolgen. Die 
Annahme, dass es eine römische 
Anlage gewesen, ist unhaltbar; 
auch der zuFällige Fund einer 
Münze des Kaisers Commodus 
beweist nichts; der stellenweise 
noch vorkommende Namen 
Landwehr spricht vielmehr für 
spateren Ursprung. Auch die 
Annahme, dass es sich um einen 
einheitlichen Wall handle, der 
sich von der Sieg bis in die 
Gegend von Ehen am Nieder- 
rhein hinziehe, bedarf noch ei- 
neseingehenderen Beweises (vgl, 
Berg.Z3.IV, S. i; XIV,S.i37). 

KATHOLISCHE 
PFARRKIRCHE (s. t. s. 
Severini). Binterimu.Mooren, 
E. K. I, S. 44S; II, S. aSS. — 
Bei^. Ms. I, S. 3i. 

Handschr. Qu. Im 
Pfarrarchiv; Kirchen- und 
Armenrechnungen von i49Dbis 
iSoo; darin Notizen zu dem 
Neubau der Kirche im J. iSoo. 
— Akten Ober die Kirchengüter 
von 143S an. — Nachrichten 
Über die von Lindlar abge- 
zweigten Pfarreien Hohkeppel, 
Engelskirchen,' Frielingsdorf, ^.^^^ ^.^^^^ xur. <.„ k«;r=ii«h« pfcr.kirch. 

Sang, Linde vom lö. Jh. an. — imd 8>knin>iiuhlutch«D t« dir Kitckt. 

Prozessakten u. s. w. von 1661 

an. — Mess- und Armenstiftungen von l5iS an, — Akten über die Kapelle in 
Klause, Rochuskapelle und Antoniuskapelle. — Buch der Marien bruderschaft. — 
Akten über das Verhältnis von St. Severin zu Köln zur Kirche in Lindlar von i373 
an. Im übrigen vgl. Tille. Übersicht S. i76. — Wd. Zs. I, S. 4iS. 

Ob sich die Erwähnung eines dem Ursulastift in Köln gehörigen Hofes in 
Lindlar vom J. 945 auf diesen Ort bezieht, ist zweifelhaft (Lacomblet, U B. IV, 
Nr. 6o4); die dem Stift St. Severin in Köln gehörige Kirche findet im J. iio9 eine 



111 KREIS WIPPERFÜRTH 

erste Erwähnung (ebendort I, Nr. aTs). Der Tunn der jetzigen Pfarrkirche gehört 
dem la. Jh. an. An Stelle des romanischen Langhauses entstand in den letzten 
Jahren des iS.Jh. ein im J. iSoo eingeweihter dreischifHger Bau mit Querschiff. Im 
i8. Jh. erhielt der Turm seine hohe geschweifte Haube. In dem J. i8a6 wurde 
das gothische Langhaus mit Ausnahme des Chores durch einen hässlichcn gotbi- 
sierenden Hallenbau ersetzt. 

Schwerer romanischer Westturm {Ansicht Fig. 63) aus Bruchsteinmauerwerk 
von fünf Geschossen; im Erdgeschoss an der Westseile einfaches mndbogiges Hau- 
Steinportal in entsprechender Blende; das vierte und fünfte Geschoss hatten wahr- 
scheinlich an jeder Seite 3 Doppelfenster, hier scheinen die allen Fensler mannig- 
fach verändert und zum Teil vermauert Geschweiftes Dach mit offener achtseitiger 
Laterne und schlanker welscher Haube. 



Im Inneren gewölbte Turmhalle; eine Treppe führt von dem Langhaus in 
der Südmauer empor. Das erste Obei^eschoss öffnet sich zum Langhaus in einem 
grossen dreiteiligen Bogenfenster in rundbogiger Blende; die Säulen, die aus poliertem 
Kalksinther gefertigt sind, haben hohe Basen mit Eckblättem, Würfel kapitale und 
Kämpfer. 

Der kleine spätgothische Chor vom J. iSoo aussen mit abgetreppten einfachen 
Strebepfeilern, die iSaö ganz erneuert und verändert sind, und mit dreiteiligen gleich- 
falls erneuerten Masswerkfenstem. Im Inneren ein reiches Stemgewölbe. 

Im Langhaus in 4 Fenstern alte Glasmalereien, die ursprünglich in den 
Fenstern des spätgothische n Chors vom J. i5oo sassen; i878 schlecht restauriert. Es 
sind Werke derselben Zeit und derselben Werkstatte von sehr guter kräftiger Farben- 
wirkung; die Zeichnung ist in den Einzelheiten ziemlich roh. Am Besten au^eftlhrt 
sind die beiden, jetzt neunteiligen Fenster mit den kleinen Einzelfiguren und Gruppen: 



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Lindlar. Glasgemälde in der katholischen Pfarrkirche. 



LINOLA R 1 1 3 

die beiden anderen Fenster mit den grossen Darstellungen der Kreuzigung und "m 
Kreuzabnahme sind bedeutend derber in der Zeichnung und haben zum Teil auch 
durch schlechte Ergänzungen schwer gelitten. 

I. An der Nordseite die Kreuzabnahme, in dem Mittelteil die Herabnahme 
des Leichnams, rechts Maria von Johannes gehalten, links Maria Magdalena, Niko' 
demus und noch eine Frau. Etwa die Hälfte der Köpfe bt ergänzt, die alten Köpfe 
sehr roh. In dem Streifen unter der Kreuzabnahme 3 kleine Scheiben aus einer 
Passionsfolge, die Frauen am Grab, die Grabl^;ung und Christus als Gärtner, in der 
Zeichnung feiner als das Hauptbild, jedoch auch stark ergänzt ' 

1. An der Sfldseite ein neunteiliges Fenster; in der oberen Reihe die h. Catha- 
rina mit Rad und Palme, der kreuzschleppende Heiland und der h. Antonius Abbaa; 
in dem mittleren Streifen der h. Andreas, zu den Seiten jedesmal eine knieende, 
nach links gewendete Nonne als Stifterin. Am Besten der untere Streifen, der die 
Halbtigur eines Engels mit dem Allianzwappen Kobbenraed und Bellinghausen, links 
den Stilter, rechts die Stifterin mit 
einigen Töchtern zeigt. 

3. Der Kreuzabnahme g^ea- 
Qber an der Sfldseite die grosse 
Dar3tellungderKreuzigung(Taf.V), 
der Kmzifixus mit Maria und Jo- 
hannes zu den Seiten ; die Zeich- 
nung sehr derb, so namentlich 
im Kopf des Johannes, auch dies 
Fenster stark ergänzt In dem 
Streifen unter der Kreuzigung die 
wiederum viel besser durchgeführte 
Daistellung der Legende vom h. 
Eligius, der einem Pferde das ab- 
geschlagene Bein beschlägt und 

wieder anheilt In dem linken Feld ■. ,,,, i ,,,, i ^ 

der Heilige in seiner Werkstatte, ° " •'■ 

wo er den Unterachenkel des Pfer- "«■ *■ '•'»*• ''"'^'"" '" *'" ^•h«««''" P&nkirch.. 
des auf dem Amboss hat, im 

Mittelfelde der stutzerhafte jugendliche Ritter mit knappem Wams und langen 
Locken, rechts das Pferd in dem Beschlagstand. 

4, Das neunteilige Fenster der Nordseite enthalt die besten und am Besten 
erhaltenen EinzelGguren (Fig. 64); in der oberen Reihe der h. Mauritius, die h. Katha- 
rina, die h. Ursula. In der Mittelreihe links ein vor einem Betpult knieender Stifter, 
dann Maria Magdalena, Maria des Jacobus Mutter und Salome, rechts die h. Bar- 
bara. In dem unteren Streifen die Darstellung der Anbetung der Könige. 

Grosser sechsseitiger Tauf stein vom Anfang des i3. Jh. mit Ecksaulchen, f» 
i,»8 m Durchm., I m hoch (Fig. 65) ; am Rand reicher spätromanischer Blattfries, dar- 
unter ein Rondbt^enfries von la Bogen mit lilienähnlichen Ausläufern; das Becken 
mit seinen scharfen Graten ruht auf einem fein profilierten Fuss. (Vgl. den ganz 
ahnlichen gleichzeitigen Tau&tein in Gummersbach S. 36, Fig. 6.) 

Hinter dem Taufstein ein lebensgrosser Kalvarienberg des i7.Jh. aus K»i"r 
Stein; der Christuskörper stark muskulös, aber ziemlich roh in der Ausführung eben- 
so wie die Figiu: Mariae; die feiner ausgeführte Johannesfigur mit den langen Locken 

s 
113 



Il4 



KREIS WIPPERFÜRTH 



Kathol 
Pfarrkit che 



!c 



Grabpbne 



Glockea 



Sakrmmciiis- 
häuschea 



Klauie 

Kapelle 

Besehreibung 



scheint noch dem i6. Jh. anzugehören, ist aber wohl im i7. Jh. vollkommen über- 
arbeitet worden. 

Missale des i5. Jh., darin ausser einigen Initialen eine ganzseitige Illustration 
mit der Darstellung der Kreuzigung (Tille, Cbersicht S. «79. — Jahresbericht des 
christUchen Kunstvereins, Köln i895). 

In der Turmhalle grosse Grabplatte aus Schiefer mit dem Wappen der 
Schenck von Nideggen und der Inschrift: 

IN PERPETUUM GRATITUDINIS FILIALIS MONUMENTÜM POSUERK ABSENTES FILII 
ERGA PIISSIMUM GENITOREM PERILLUSTREM GENEROSUM AC GRATIOSUM DOMINUM D. 
JOANKEM ADOLPHUM LIBERUM IMPERII BARONEM SCHENKIUM DE KIDEGGEN, TOPAR- 
CHAM IN HILGENHOVEN, BERINGHAUSEN ET BORG, SERENISSIMI PRINCIPIS FÜRSTEN- 
BERGICI CONSILIARIUM INTIMUM ET ARCHISATRAPAM, QUI QÜIETEM PACEM ET JUSTI- 
CIAM AMAVIT ET COLUIT IN VITA, VIR RECTÜS, INTEGER ET JUSTUS, QUIA SE ET SUB- 
DITOS SUI SERENISSIMI PRINCIPIS SIC REXIT IN SUEVIA, UT ADHUC OMNES AB EO SE 
REGI OPTARENT. PARENS FORTUNATUS IN QUATER GEMINA PROLE, QUAM EX BIXIS 
ILLUSTRIS PROSAPIAE UXORIBUS SCHOMMARZICA ET CLODIA PARIS SEXUS, SED IMPARIS 
NUMERI, EX PRIMA TRES MASCULOS ET TOTIDEM FEMELLAS, EX ALTERA FILIUM ET 
FILIAM, SUSCEPERAT. EX QUIBUS BINIS ANTE PATREM VITA FUNCTIS OFFICII SUCCES- 
SOREM HABUIT PRIMOGENITUM ADAMUM ADOLPHUBf, ALIOS DUOS, HENRICUM BAL- 
DUINUM ET BERNARDUM THEODORUM, VIDIT AUGUSTI IL, DL REGIS POLONIARUM ET 
ELECTORIS SAXONIAE, CUBICULARIOS ET CONSILIARIOS, HUNC AD AULAM PONTIFICIAM, 
ILLUM AD AULAM PALATINAM ABLEGATOS EXTRAORDINARIOS. EX FILIABUS REUQUIT 
SUPERSTITES MARIAM ODILIAM ET M. BARBARAM, DEO CONSTANTISSIME DICATAS IN 
ASCETERIIS, ANNAM CHRISTINAM FOELICI AC FAECUNDO CONNUBIO lUNCTAM PERIL- 
LUSTRI D. BARONI DE HANXLEDEN IN OSTWIG. EX PROLIBUS MORTI SUAE ADSTANTES 
ET ILLACRYMANTES HABUIT HENR. BALDUIN., BERNH. THEOD., MARIAM ODILIAM ET 
AN. CHRISTINAM, QUIBUS CUM FILIALI PIETATE ANTE SE GENUFLEXIS DUABUS ANTE 
OBITUM HORIS PETITAM A SE PATERNAM BENEDICTIONEM INSTAR ISAACI DE RORE COEU 
ET PINGUEDINE TERRAE AMANTISSIME IMPERTIISSET, IN COENOBIO VIRGINUM AD S. 
LUCAM COLONIAE INTER ADSTANTIUM PRECES AC GEMITUS NON JACENS, SED SEDENS 
PIE, PLACIDE ET SANCTE IN DOMINO OBDORMIVIT. NATUS ANNO l63l, 272» APRILIS, 

NUNC 7??? 7^ reqVIesCIt In paCe sIbI Data. aMen (i7io). 

Auf der jetzt eingemauerten Rückseite das von der früheren Verwendung her- 
rührende Wappen der Steinrodt mit 22 Ahnenwappen. 

Von den Glocken die grösste von 1627 mit der Inschrift: s. maria heise ich. 

zu DEM DIENST GOTTES LÜDEN ICH, JOHANES HELLING UND SIMON HELLING GOSEX 
MICH MDCXXVIL 

Die Mefsschelle von iSoo über dem Chor mit der Inschrift: anno domixi 

MCCCCC. SANCTÜS, SANCTUS, SANCTUS DOMINUS DEUS SABAOT, PLENI SUNT COELl 
ET TERRA GLORIA TUA. 

Auf dem Kirchplatz interessantes Sakramentshäuschen für Prozessions- 
zwecke aus Haustein (Fig. 63). Auf dem profilierten Fuss ein hoher rechteckiger 
Sockel, auf dessen Vorderseite in Barockumrahmung die Inschrift: offt auf diese 
SARCK RUHET DIE WARE GOTES ARCK. Auf dem Sockel Tempelchen mit 4 Barock- 
pilastem, breit ausladender Deckplatte und Krone als Abschluss. Vgl. die überein- 
stimmenden, aber weniger gut ausgeführten Sakramentshäuschen in Engelskirchen 
und Hohkeppel (o. S. 102 und 108). 

KAPELLE IN KLAUSE (s. t s. Luciae). 

Der jetzige Bau gehört wohl noch dem 1 4. Jh. an ; im J. 1 834 wurde der vor- 
dere Teil abgebrochen. 



ii4 



LINDLAR 1 1 5 

Einfacher rechteckiger Bnichsteinbau von grosser Mauerstärke, im Lichten Kiame 
6,io m lang, 4,8o m breit; die Seiten wände und die Ostwand mit einfachen spitz- 
bogigen vergitterten Fenstern. Die Westwand mit vermauerter grosser spitzbogiger 
Öffnung. Nach Osten ein einfacher Giebel mit viereckigem Dachreiter, nach Westen 
ist das Dach abgewalmt Im Inneren ein gratiges spitzbogiges Kreuzgewölbe. 

Die beiden Glocken von i6o5 und i776 mit den Inschriften: Glocken 

1. KERSTGEN VON ONCKEL GAUSS MICH ANNO l6o5. 

2. MEISTER JACOB HILDEN GOSS MICH IN COLLEN l776. SEVERINUS STELBERG, 
EREMITT. 

ANTONIUSKAPELLE bei WALDBRUCH. Kleiner Bruchsteinbau aus w.idbruch 
der 1. H. des i6. Jh. mit dreiseitigem Chorabschluss und kleinem Dachreiter über dem KaptU« 

Beschreibung 

Westgiebel, im Lichten 5,6o m lang, 4, 20 m breit. An der Ostseite und den beiden 
Langseiten je ein kleines rundbogiges Fenster. Der Westgiebel zeigt unten eine 
Thür des i7. — 18. Jh. mit zwei Fensterchen zu den Seiten, oben einen grossen 
Spitzbogen, als sei die Westseite früher offen gewesen. Die vortretenden spitzbogigen 
Flächen an den Wänden des Inneren zeigen an, dass die Kapelle ursprünglich für 
Wölbung bestimmt war; dieselbe ist jedoch nie zur Ausführung gekommen. 

Auf dem Hochaltar die Holzfigur des h. Antonius Eremita mit Kreuz und Skuipmr 
Drachen, 95 cm hoch, ziemlich derbe Arbeit aus der i. H. des 16. Jh. 

Die kleine Glocke in dem Dachreiter trägt die Inschrift: ano 1668. j. s. Glocke 
F. V. w. G. s. z. H. mit dem Wappen der Freiherren von Waidenburg. 

ROCHUS-KAPELLE IN KEMMERICH. Die Kapelle wurde nach den Kemmerich 
Inschriften 1668 gegründet, i726 repariert, i774~i775 erweitert; 1810 wurde der Ro«»«"»»««?«»* 
ältere Teil durch einen Neubau ersetzt, um i875 ein romanischer Turm angebaut. 

Schmuckloser einschiffiger Bruchsteinbau mit dreiseitig geschlossener Chor- 
partie und modernem Westturm, im Lichten 16,20 m lang, 6,80 m breit, einfache 
Stichbogenfenster. LTber der Thür am Chor die Inschrift: disse capel hat peter 

LOB UND MARGARETA, SEINE HAUSF: UND MARGARETA, SEINE EINIGE DOCHTER, GE- 
BAWET zu der ehren GOTTES UND S. ROCHI ANNO 1668. — P. D. JOANNES LOB 
REPARAVIT ANNO MDCCXXVI. DARUNTER: ZUR EHREN GOTTES DURCH HILFE DER 
WOHLTHÄTER ANGEBAUT ANNO 1810 DURCH CAPELLEN- VORSTEHER CONRAD PINNER. 

An der Südseite des Langhauses über der Thür eine Figur des h. Rochus 
darüber eine Kartusche mit der Inschrift: grusset mariam, dan sie hat viel bei 
UNS gearbeitet.^ zu die romer am 16. GAP.; unten: anno i774, den aS. junii, ist 

ALHIER ANGEFANGEN WORDEN ZU BAUHEN UND ZU VERGRÖSSEREN DIE CAPEL S. ROCHI 
UND S. SEBASTIANI MIT ZUM LOB UND EHR DER ALLER SIELIGSTEN SCHMERZHAFTEN 
MUTTERGOTTES MARIA, IST EINGEWEIJHET WORDEN l775, DEN 6. MARTZ. 

Im Inneren ein einfacher Barockaltar mit gewundenen Säulen, aus der Pfarr- 
kirche in Lindlar stammend. 

BURG GEORGHAUSEN. Fahne, Gesch. der kölnischen Geschlechter I, Burg 
S. 46, 4o8. — - VON Steinen, Westf. Geschichte, 9. Stück, S. i35; 28. Stück, S. 855. '**'* 

Handschriftl. Qu. Im Gräflich Schaesbergischen Archiv zu Thann- 
heim : Prozessakten zwischen den Brüdern von Lünninck und Neuhof gen. Ley betr. 
Georghausen von i449 ab (Ann. h. V. N. LXVI, S. i89). 

Die Burg war im i5. Jh. im Besitz der Familie von Lünninck, von der sie in Geschichte 
der 2. Hälfte des Jahrhunderts an die von Neuhof gen. Ley übergegangen zu sein 
scheint. Um i7oo kam der Besitz an die von Wittmann und im J. i744 an die von 
Hees; imj. i778 erscheint als Eigentümerin die Abtei Düsselthal. Die jetzige Eigen- 
tümerin ist Freifräulein Maria von Fürstenberg-Heiligenhoven. 

ii5 



ii6 



KREIS WIPPERFÜRTH 



Haus Qruad 



Geschichte 



Bescbreibong 



Burg Einheitliche Barock- Anlage mit Herrenhaus und Vorburg aus dem Beginn des 

Georghnnsen o o 

BeiehreibuDg i^- J^- ^^^ breit angelegte Vor bürg umschliesst einen grossen fast quadratischen Platz 
an drei Seiten; es sind eingeschossige Wirtschaftsgebäude ohne allen Schmuck; in 
dem dem Herrenhaus gegenüberliegenden Flügel ein einfacher Thor bau mit rund- 
bogiger Durchfahrt, darüber ein ovales Fenster, geschweiftes Dach mit achtseitiger 
Laterne. 

Das Herrenhaus, ringsum von tief eingeschnittenen Wassergräben umgeben, 
umfasst zwei Geschosse über einem hohen zu Tage liegenden Kellergeschoss; der 
Bau, der an der Langseite 9, an den Schmalseiten 4 Achsen zählt, ist vollkommen 
schmucklos; nur an der dem Hof zugewendeten Seite ein einfaches Barockportal aus 
Haustein; hohes steiles Walmdach. Im Inneren eine grosse .eichene Barocktreppe 
und kräftig profilierte Thüren. 

HAUS GRUND. Fahne, Gesch. der kölnischen Geschlechter I, S. 4ii. — 
Schannat-Baersch, Eiflia illustrata II, a, S. 2o7. — von Steinen, Westfäl. Ge- 
schichte 9. Stück, S. i35; 28. Stück, S. 855. 

Im i5. Jahrh. besitzen die von Robbenraed Haus Grund, durch Heirat kommt 
es nacheinander an die von Nesselrode, Bertram von Plettenberg und Johann 
von Neuhof gen. Ley zu Georghausen. Durch Heirat mit dessen Tochter erwarb es 
Rütger von Schöller, dessen Tochter es an die von Steinen brachte; diese Familie 
besass Haus Grund bis zum i9. Jh. Jetzt ist das Gut zerstückelt in Privatbesitz; 
das Burghaus brannte um die Mitte des Jahrhunderts nieder. 

Von dem alten zweiflügeligen Burghaus ist noch das Kellergeschoss erhal* 
ten; auf dem einen Flügel ist unter Benutzung der alten Mauern ein kleines einge- 
schossiges Haus errichtet 

In der Nähe des Sülzbaches sind noch die Spuren eines runden Turmes erkenn- 
bar, ebenso an einer Seite noch der alte äussere Umfassungsgraben. 

BURG BREIDENBACH. von Mering, Gesch. der Burgen in den Rhein- 
landen IV, S. 80. — Fahne, Geschichte der kölnischen Geschlechter II, S. 24, 99. 

Die Burg erscheint schon in der i. H. des 16. Jh. im Besitz der von Mosbach 
gen. Breidenbach Im J. 1612 wird Joest von Oell als Eigentümer genannt, ihm 
folgen im 1 8. Jh. die von Cloedt, die das jetzige Burghaus im wesentlichen neu errich- 
teten, diesen wiederum die von Seraing. Burghaus und Güter sind gegenwärtig zer- 
stückelt in Privatbesitz. 

Einfacher rechteckiger Bruchsteinbau von zwei Geschossen auf hohem Keller- 
geschoss ; die ursprüngliche Achseneinteilung von 7 Fenstern ist jetzt verändert, ebenso 
sind im Inneren andere Decken eingezogen. An der Westseite drei gekuppelte 
kleinere Fenster, ehedem wohl das Treppenhaus erleuchtend. Das Kellergeschoss 
dieses Westteiles mit 6, auf Pfeilern ruhenden Kreuzgewölben; eine Treppe führt in 
der Mauerstärke zu diesem Keller hinab. Die Südwestecke noch mit Schieisscharten 
und regelmässiger Quaderung, wahrscheinlich Teile einer älteren Anlage. Über der 
Thür des 1 8. Jh. das Allianzwappen Cloedt und Pensen. 

K A PELLE (s. t. s. Joannis Bapt.). Einfacher Bau des 18. Jh. mit dreiseitigem 
Chorabschluss, flacher Decke und kleinem Dachreiter, im Lichten 9,io m lang, 4,io m 
breit; im Laufe dieses Jahrhunderts wurde der alte Bau um ein Stück verlängert 

BURG NEUENBERG. Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Mon- 
tium etc. S. 4i3. — von Mering, Gesch. der Burgen in den Rheinlanden IV, S. 99; 
IX, S. 52. — Montanüs, Die Vorzeit I, S. io3, 108. — Fahne, Gesch. der kölnischen 



Burg 
B reidenbach 



Gatchichte 



Bcfchreibuag 



Kapelle 



Burg 
Neuenberg 



116 



_J 



LINDLAR 1 1 7 

Geschlechter II, S. 1 1. — John, Gesch. der Stadt Wipperfürth S. 3 1, 73, 93. — Hörn, Das Burir 
Siegthal S. 120. — Aeg. Müller, Der Siegkreis I, S. 2 59, 261. — Schönneshöfer, 
Gesch. des bergischen Landes S. 7 1. — Breidenbach in der Berg. Ms. II, S. 26, 46, 60. 

Die ältere Geschichte des Neuenbergs ist wenig aufgeklärt, da auch Schloss aetehichte 
Burg a. d. Wupper unter dem gleichen Namen im 12. und i3. Jh. vorkommt. Die 
Datierung einer Urkunde aus dem Todesjahre Adolphs II. von Berg im J. 1160 
bezieht sich wahrscheinlich auf den Neuenberg; ganz sicher wird der Neuenberg im 
J. 1267 genannt (Lacomblet, U.B. II, Nr. 572). Aus dem 12., spätestens dem i3. Jh., 
stammt die in den Umrissen noch wohlerhaltene Anlage der Burg. Schon um 11 80 
soll Engelbert I. einen Angriff auf den Neuenberg abgeschlagen haben; im J. i4oo 
wurde er angeblich von Adolph von Berg erstürmt, der i4o3 hier seinen Vater in 
Gefangenschaft hielt. In der Folgezeit trat der Neuenberg immer mehr zurück; es 
werden nur noch die Bewahrer der Burg erwähnt. Die Zerstörung der Burg durch 
die Schweden unter Loyson im J. i64o ist sehr zweifelhaft, wenngleich die Trümmer 
des Thorbaues auf eine Sprengung hinweisen. Auf jeden Fall war sie im J. i656 
noch von einem Burgwart bewohnt, muss aber noch im i7. Jh. vollkommen aufgegeben 
worden sein. Der jetzige Eigentümer der Ruine ist Herr Reichsfreiherr Franz Egon 
von Fürstenberg zu Gimborn. 

Die Reste der umfangreichen Burganlage, die sich auf einem hohen lang- Beschreibung 
gestreckten Bergrücken erhebt, bestehen im wesentlichen nur noch in der Unter- 
mauerung und Umgrenzung des Burgbezirkes. Derselbe umschliesst ein ungefclhr 
80 m langes und 5o m breites rechteckiges Terrain; die Nordseite, die sich in ihrer 
ganzen Länge auf einer etwa 8 m hohen Untermauerung erhebt, ist in der Mitte 
durcli einen etwa 5 m breiten Turm gesichert. Die Nordostecke hat einen Rund- 
turm. An der Nordwestecke lag der Thorturm, von dem noch die hochaufragende 
Ostecke steht, die anderen Teile sind in den Graben gestürzt. Auch an den drei 
anderen Seiten, die mehrfach unregelmässig geknickt sind, hat sich die Ummauerung 
noch deutlich erhalten; hier zieht* sich ein steiler, tief in den Fels eingesprengter und 
am Rande 6 — 8 m breiter Graben hin. 

Im Inneren des Burgberings sind nur in der Mitte der Südseite Mauerreste 
eines an die Ringmauer sich anlehnenden Gebäudes erhalten. An der Nordseite liegt 
etwa in der Mitte der bis auf wenige Meter verschüttete Brunnen. 

An der Westseite führt der Weg aus dem Thorturm auf ein kleines, ungefähr 
dreieckiges Plateau, das wahrscheinlich einst die Vorburg aufnahm; Mauerreste 
sind indessen nicht mehr erkennbar. Von hier aus führte der Weg auf den schmalen 
Kamm, der durch das Einschneiden eines Steinbruchs an der Nordseite noch ver- 
engert ist, in das Thal. 

Die Lage der Burg auf abgelegener Höhe wie die Art der Anlage mit einge- Würdigung 
sprengten Gräben verweisen auf eine sehr frühe Entstehungszeit; das durchweg flach 
geschichtete Bruchsteinmauerwerk lässt jedoch kaum eine nähere Zeitbestimmung zu. 
Das erhaltene Mauerwerk ist durchweg in einem sehr schlechten Zustand. 

BURG EIBACH. von M bring, Gesch. der Burgen in den Rheinlanden Burg Eib«ch 
IV, S. IOC. — VON Steinen, Westfälische Geschichte 9. Stück, S. i34. — Fahne, Die 
Henen und Freiherren von Hövel I, S. 12 5. 

Im J. i3S2 erscheint ein ,Engilbrecht, Rugers sun van Eybach' (Lacomblet, G«icbicr.te 
ÜB. III, Nr. 5o7); im i5. und 16. Jh. sind die von Neuhof gen. Ley im Besitz 
von Eibach, sie erbauten — wohl um die Mitte des 1 6. Jh. — das jetzige Herren- 
haus. Im 1 8. Jh. kamen die von Seraing in den Besitz des Hauses. Seit dem Beginn 

1x7 



Ii8 



KREIS WIPPERFÜRTH 



Beschreibung 
Vorburg 



Herrenhaus 



Borg Eibach dcs i9. Jh. ist Eibach mit Schloss Gimbom vereinigt; der jetzige Eigentümer ist Herr 
Reichsfreiherr Franz Egon von Fürstenberg zu Gimbom. 

östlich des Herrenhauses lag die Vor bürg, die an der Südseite durch einen 
langen Gebäudeflügel des i7.Jh. abgeschlossen war; von diesem Flügel ist als der 
einzige Rest der Vorburg die eine Hälfte mit den Ansätzen des den Flügel durch- 
brechenden Thorbogens noch erhalten. 

Das Herrenhaus war ursprünglich von etwa 20 m breiten Wassergräben um- 
geben und von der Vorburg aus durch eine lange Brücke zugänglich. Es war eine 
ungefähr quadratische Anlage, von der jetzt im wesentlichen nur noch die südliche 
Hälfte bis zum zweiten Obergeschoss erhalten ist. An der Ostecke der Südmauer ein 
kräftiger Rundturm, von einem lichten Durchmesser von 4 m, noch bis zum zweiten 
Obergeschoss erhalten; das Untergeschoss mit einem Flachkuppelgewölbe, das Erd- 
geschoss mit Resten eines Kamins, zwei grossen Fenstern und zwei Schiefsscharten. 
Die 8 m lange Südmauer, zwischen den beiden Ecktürmen hat im Erdgeschoss drei 
grosse rechteckige Fenster. Der oblonge Eckturm nach der Westseite, 9,4o m lang 
und 6 m breit, mit einer Kaminanlage in der Längsmauen An der Nordwestecke 
sind im Rasen noch schwache Spuren eines runden Eckturmes erkennbar. 

Im Inneren ist noch ein auf die Südmauer rechtwinkelig aufstossender Mauer- 
rest erhalten, hier führte eine Treppe in das mit Tonnen überwölbte Kellergeschoss. 

BURG STEINBACH. Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Mon- 
tium etc. S. 4i3. — Koernicke, Bergische Amts Verfassung S. 23. 

Die Burg Stein bach wird erst in den J. i397, i4oi und i4o2 ausdrücklich ge- 
nannt (Lacomblet, UB. III, Nr. io33, IV, Nr. 7, 11), während das nach der Burg 
benannte Amt Steinbach in der Aufstellung des J. i363 schon erscheint (Hengsten- 
berg, Das ehemalige Herzogtum Berg, II. Aufl. S. 26). Die Burg blieb Sitz des 
Amtes bis zum Anfang des i9. Jh., bald darauf wurde sie veräussert im d niedergelegt. 

Von der Burg haben sich nur sehr geringe Reste erhalten, ein kleiner runder 
Hügel mit Fundamentmauerwerk von 10 — 15 m Durchmesser, an dem Ausläufer 
eines kleinen Wiesenthals gelegen. Durch einen künstlichen Damm, der unterhalb 
der Burg das Thal durchschneidet, war ein Weiher geschaffen, der das Burg- 
haus umgab. 

OLPE. 



Burg 
Steinbach 



Alte ka thol. 
Pfarrkirche 



Getchichte 



ALTE KATHOLISCHE PFARJIKIRCHE (s. t. s. Margarethae). Binterim 
u. Mooren, E. K. II, S. 256. — Berg. Ms. VII, S. 74, iio. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Erbbücher des Lehensgerichtes i593 bis 
i763. — Protokolle des Hofgerichtes von i559 ab. — Gerichtsakten vom 16. bis 18. Jh. — 
Kirchenrenten, Hs. des i7. Jh. und um 1600. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 280. 

Die Kirche, ursprünglich wohl Filialkirche von Wipperfürth, ging in ihren 
ältesten Teilen, dem Turm, auf das 12. Jh. zurück. Im i5. Jh. wurde ein neues 
Langhaus errichtet, von dem bei einer Wiederherstellung im J. 1 8 1 8 nur Chor und 
zwei Seitenkapellen erhalten blieben. In den J. 1 896— 98 wurde an anderer Stelle 
ein Neubau nach Plänen des Architekten Endler in Köln errichtet, die alte Kirche 
mit Ausnahme der nördlichen Seitenkapelle niedergelegt. 

Die alte Kirche war ein einschiffiger Saalbau mit vorgelagertem Westturm, gothi- 
schem dreiseitigem Chorabschluss und zwei seitlich an das Langhaus angelehnten 
Kapellen, im Lichten i8,9o m lang, 7,85 m breit (Ansicht Fig. 66, Portal Fig. 67). 



118 



L 



J 



Der romanische Westturm hatte ein einfaches Westportal, in der Glocken- ah« '■•"'"'• 
Stube ungegliederte Rundbogenfenster. Bo«fcr«ibuBi 

Das Langhaus, im Äusseren vollkommen schmucklos, hatte einfache grosse 
Stichbogenfenster, östlich lehnten sich die kleinen fast quadratischen Kapellen an, 
jede mit einem einfachen Spitzbogenfenster an der Aussenseite. Auf dem Dach des 
Langhauses ein stumpfer achtseitiger Dachreiter des i7.— 18. Jh. mit geschweifter 
Haube. 

An der Nordseite des Langhauses ein interessantes romanisches Portal aus Ron». Pur» 
der Mitte des 1 j. — 13. Jh.; die rundbogige Thüröffnung mit kräftigen Laibungsgesimsen, 
eingefasst von zwei Säulen mit kräftigen Wtlrfelkapitälen (die Basen der Säulen fehlen), 
auf den Säulen ein Rundbogen mit dreifachem Würfelfries. Über dem Rundbogen 



ein kräftiges Gesims, dessen breite Kehle in der Mitte einen grossen Tierkopf zeigt. 
von dem nach beiden Seiten ein Rankenomament ausgeht (Fig. 67). 

Der gleichfalls sehr einfache Chorbau hatte schmale ungegliederte Spitzbogen- 
fenster und derbe zweimal abgetreppte Strebepfeiler mit Schieferabdeckung. 

Zur Erhaltung der nördlichen Seitenkapelle, in der das romanische Portal, das 
Wandschrankchen und die 3 Grabplatten angebracht werden sollen, hat die Rhei- 
nische Provinzial Verwaltung die Summe von 5oo M. bewilligt. 

Rechteckiges Wandschränkchen vom J. iS38 in zierlicher Hausteinum- 
rahmung; auf dem Sturz zweimal ein Wappen mit Hausmarke, dazwischen die Jahres- 
zahl i538; reiches Durchsteckgitter mit aufgesetzten Rosetten, 

Grabplatten der Familie von Landsberg- Olpe, früher vor der Kirchthür : 

1, Umschrift; anno i499 st . . DER . . . oledler und vester johan von 

LANSPERG ZU OLEPE . ANNO |498 STARF DIE AUCH WOLEDLE UND TUGENTREICHE 
ADELHEIT VON KOBBENRADT, DEREN BEIDER SEELEN GOTT GENADE. AMEN. Der 

Stein stammt erst aus dem 16. Jh. In der Mitte das Allianzwappen Landsberg 
und Kobbenraed. in den Ecken Familien wappen. 



KREIS WIPPERFÜRTH 



3. ANNO l53a STARF DER WOLEDLER UND VESTER DEDERICH VON LANDSBERC 
ZU OLEPE. ANNO l53a STARF DIE AUCH WOLEDLE UND TUGENTREICHE UARGRET 

VON STEINRODT, SEIN ELIGE 
HAUSFRAW, DEREN BEIDER 
SELEN GOT GENADE, AMEN. 

Wie der voi^enannte Stein 
mit dem Allianz wappeü 
Landsberg uud Steinrodt 
3. ANNO lS9S, DEN .... 
UND EHRENFEST 

ZU OLPE i57* (sUrk 

at^etreten). 

NEUE KATHOLI- - 
SCHE PFARRKIRCHE. 

Eine alte Glocke aus 
dem i4.Jh, mit der Inschrift: 

O REX GLORIE, VEKI CUM 

BURG. Berg. Ms. VII, 
S. 74, HO. Das Haus Olpe 
wurde im J. ia8o von Her- 
mann vom Vorste dem Gra- 
fen von Berg verkauft, im 
J. i383 von dem Herzog 
Wilhelm von Jülich dem 
Wilhelm von Lülstorff ver- 
liehen; bereits im tS. Jh. 
war es im Besitz der von 
Landsberg, die es bis zur 
Wende des i8. Jh. inne- 
gehabt haben (Tille, Ober- 
sicht S. »75, 381). Daneben 
nennt Teschenmacher 
(Annales Cliviae, Juliae, 
Montium etc. S. 4lS) eine 

Fig. 67. Olp«. Renudicfaci Potut dir mll« kilhaliichtn Pfmrliiiche. Komthurei deS Deutsch- 

ordens in Olpe. 
Von dem Burghaus steht nur noch ein kleiner Teil, der spater zu einem 
Bauernhaus umgeändert worden ist Die Verteidigungsanlagen sind vollkommen 
verschwunden. 




WIPPERFELD. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Cleraentis). Binteri« u. 
' Mooren, K K. IL S. zSS. 

Handschrift 1. Qu. Im Pfarrarchiv; Protocollura pastoralc etc., grosser 
Sammelband mit Renten Verzeichnissen, kirchlichen Verfügungen u. s. w. — Renten- 
verzeichnisse vom 16. Jh. an. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht, S. z8i. 



WIPPERFÜRTH 



121 



Die Kirche war ursprünglich Filialkirche von Wipperfürth ; der Turm der alten 
Pfarrkirche gehörte wahrscheinlich noch dem 12. Jh. an. Die Kirche, deren Lang- 
haus seitdem noch verschiedentlich umgebaut worden war, wurde im J. i894 nieder- 
gelegt und durch einen Neuhau nach den Plänen von H. Wiethase in Köln ersetzt. 

Von der alten Kirche sind an dem Seitenschiff des Neubaues einige kleine 
Fragmente eingemauert worden, einzelne romanische Basen, Kapitale und Kämpfer 
vom Turm des alten Baues und ein Thürsturz mit der Inschrift: anno domini 

1426 (?).... MAI . . SECUNDA. 

Die Glocken von i49o (?) und i335 tragen die Inschriften: 

1. SANTUS CLEMENS . . . CCEN ICH, AL BGS WEDRE VER .... EN ICH, SYFART 

DUiSTERWALT GEIS MICH ANNG DGMiNi Mcccc(xc ?). Einzelne Buchstaben sind im 
Guss verunglückt. 

2. SAR . . G . Q . T . ASSUMPTIGNE BEATE MARIE VIRGINIS . ANNG DGMINI 
MCCCXXXV . G REX GLGIE (so), VENI, CHRISTE, CUM PACE . . . T. H. . . A S . . IN 

wippERVELDE. Auf dem Mantel je zweimal kleine Reliefs" der Kreuzigung und der 
Muttergottes mit der Umschrift: sifride mavisgen (Magister?). Eine Glocke des- 
selben Meisters und aus demselben Jahr in Euskirchen (Kunstdenkmäler des Kreises 
Euskirchen S. 47). 

3. Die i894 umgegossene Glocke war nach der neuen Inschrift i75o in Köln 
gegossen und von dem Pfarrer Fahlenbrock geschenkt worden. 



Kathol. 
Pfarrkirche 

Geschichte 



Reste 



Glocken 



WIPPERFÜRTH. 

Plgennies, Topographia ducatus montani, i7i5, mit Ansicht der Stadt: Berg. 
Zs. XIX, S. 94. — Geographisch-statistische Beschreibung der Stadt Wipperfürth: 
Weddigens Neues fortgesetztes Westfälisches Magazin I, i798, S. 9. — Jgh. Schmidt, 
Geographie und Geschichte des Herzogtums Berg S. 72. — Jgh. Mgritz Schwager, 
Bemerkungen auf einer Reise durch Westfalen bis an und über den Rhein, Leipzig 
i8o4, S. i85. — VON Mering, Gesch. der Burgen in den Rheinlanden V, S. 56. — 
MoNTANüS, Die Vorzeit . II, S. 56. — J. Jghn, Geschichte der Stadt Wipperfürth 
mit Hinweisung auf die bergische Landesgeschichte, Gummersbach i842. — Fr. Funcke, 
Beitrage zur alten Geschichte der ehemaligen bergischen Hauptstadt Wipperfürth, 
Krefeld i889. — Fabricius, Karte von i789 S. 322. — L. Kgrth, Wipperfürth: 
Ann. h. V. N. LI, S. 2 7. — von Ledebur, Allgemeines Archiv IX, S. 2 75. — 
Schönneshöfer, Gesch. des bergischen Landes S. 84. — Endrulat, Niederrheinische 
Städtesiegel S. 10, Taf. II, Nr. 16 u. i7. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s.t.s. Nicolai). Binterim u. Mggren, 
E. K. I, S. 444; II, S. 257. — Baudri, Organ für christl. Kunst IV, S. 2. — Kugler, 
Gesch. der Baukunst II, S. 338. — Otte, Gesch. der romanischen Baukunst, Leipzig 
i885, S. 392. — Kölner Domblatt i845, S. 3. — Korrespondenzblatt des Gesamtvereins 
XII, S. 29, 54. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden betr. Renten u. s. w. von 
i382 ab. — Rentbücher der Kirche und des Pfarrers aus dem i5. Jh., von i496, 
i524, i555, sowie verschiedene aus dem i7. und 18. Jh. — Lagerbücher, das älteste 
aus dem 16. Jh., darin Notizen zur Stadtgeschichte. — Rechnungen der Kirchmeister 
von 1 465— 1494. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 282. 

Im Königl. Staatsarchiv zu Düsseldorf: 21 Originalurkunden. — Liber 
albus des Apostelstiftes in Köln. — Privilegienabschriften der Stadt Wipperfürth. 
Vgl. Ann. h. V. N. LI, S, 3o. 



Litteratur 



Kathol. 
P farr'kirche 



Handschriftl. 
Quellen 



121 



laa KREIS WIPPERFÜRTH 

Im Stadtarchiv zu Köln: Liber rubeus, Kopiar des St Apostelstiftes vom 
Ende des i3. Jh. — Liber Luppelheim und Liber Loen, Sammlungen zur Geschichte 
des Apostelstiftes, zwischen i44o und i53l angelegt. Vgl. Ann. h. V. N. LI, S. 3o. 

Der Bau gehört in seinem wesentlichen Umfange noch dem li. Jh. an; in dem 
l3. Jh. erfuhr er seine weitere Ausgestaltung, wohl gleichzeitig mit der Begünstigung^ 
die Engelbert der Heilige der Stadt Wipperfürth angedeihen Hess. Aus dieser Zeit, dem 
Beginn des i3. Jh , rührt die Wölbung der Kirche her, der reiche Ausbau des Haupt- 



Fit (i* Wippn&Tth. Ad^cIii der li.ihaliich.n Phrrlcucb. thi der WIedcrUersulliiBi. 

turmes und wahrscheinlich auch die Anlage der Seitenapsiden, Die Pfarrkirche war 
von jeher dem St. Apostelnstift in Köln eng verknüpft; eine ausdrückliche Erwähnung 
findet sie aber erst im J. ii54, als sie diesem Stift von Erzbischof Konrad von Hoch- 
staden inkorporiert wird (Lacomblet, U. B. IL Nr. 4oz — Ann. h. V. N. LI, S. 33). 
In dem Bestände des i3. Jh. ist der stattliche Bau im wesentlichen bis zum 
Ende des 18. jh erhalten geblieben; von den zahlreichen Stadtbränden haben die- 
jenigen von i333, i46S und i58S auch das Kirchen dach eingeäschert, ohne den Auf- 
bau der Türme, wie die Ansicht von Ploennies aus dem J. i7iS (Taf. VI) zeigt, zu 
beeinträchtigen. Erst der grosse Brand vom J. i795 beschädigte den Bau auch im 
Mauerwerk so stark, dass das Obergeschoss des Turmes mit Ecktürmchen und 
Giebeln, sowie die beiden Flankiertürme am Chor niedergelegt werden mussten. Die 
Aussenmauem der Seitenschiife mussten durch plumpe Strebepfeiler gesichert werden 
bis zum J. i83! trug die Kirche ein mit Stroh eingedecktes Notdach, 



WIPPERFÜRTH ll3 

Erst im J. 18T0 konnte man dem Plan einer durchgreifenden Wiederherstellung 
näher treten, mit deren Leitung der Architekt Fr. Schmiu in Köln betraut wurde. 

Der Turm musste wegen seines schlechlen Zustandes bis auf die beiden Unter- 
geschosse niedergelegt werden; 
diese wurden ausserdem noch 
zum Teil ummantelt, die Seiten- 
schiffe wurden mit grösseren 
Fenstern vollkommen erneuert 
und verlängert, die beiden Flan- 
kiertürme wieder errichtet Leider 
hat sich diese Wiederherstellung 
nicht in genügendem Maasse der 
alten Ploenniesschen Ansicht an- 
geschlossen; der Hauptturm wurde 
viel reicher mit Lisenen und Rund- 
bogenfriesen ausgestattet, die Flan- 
kiertOrme wurden viel kürzer, der- 
ber und achtseitig ausgebildet an 
Stelle der ursprünglichen schlanken 
Rund türmchen. 

Die Kirche ist eine statt- 
liche dreischiffige Basilika aus 
Bruchsteinmauerwerk mit mäch- 
tigem Westturm, einem nur wenig 
vortretenden Querhaus, an das 
sich die 3 Apsiden ansetzen; das 
Langhaus ist im Lichten 36 m lang, 
a3,8o m breit, die Turmhalle 7 m 
im Quadrat. {Ansichten Fig. 68, 
69, 7o. — Grundriss Fig. 7i. — 
Langenschnitt Fig. 7z. — Innen- 
ansicht Fig. 73. — Details Fig. 74.) 

Der viergeschossige West- 
turm ist in den beiden unteren 
Geschossen noch alt, aber ganz 
ummantelt; im Erdgeschoss sind 
die beiden Seiten durch die ver- 
längerten Seitenschiffe bei der 
Restauration verbaut worden, an 
der Westseite eine grosse Vor- 
mauening mit dem ganz neuen 
Portal. Das zweite Geschoss ohne 
Lichtöffnungen schliesst mit einem ~ 

gleichfalls modernen Rundbogen- ''«■"- wipp»-«'"''- Turm d« k.<boiiKh« pfarrtiKh. 
fries ab. An Stelle der neu auf- 
gebauten beiden oberen Geschosse mit reich ausgebildeten achteckigen Ecktürrachen 
und der Giebel zwischen den Ecktürrachen zeigt die Plönniessche Zeichnung vom 
J, i7i5 eine wesentlich einfachere Gestaltung mit runden Ecktürmchen. 



124 KKEIS WIPPERFÜRTH 

Im Obergaden zeigt die Südseite eine seltene Dekoration, die einfachen rund- 
bogigen Fenster wechseln ab mit ebenso grossen flachen Nischen, die durch Mittei- 
säulchen mit Würfelkapitälen in der Art des Üblichen romanischen Doppelfensters 
belebt sind; darüber zieht sich ein einfacher Rund bogen fries hin. Die Nordseite ent- 
behrt dieses Schmuckes, sowohl der Nischen wie auch des Rund bogen frieses. Diese 
Gliederung kommt auch, merkwürdigerweise ebenfalls nur an der Südseite des Ober- 



gadens, bei der kleinen Kirche im Paffrath (Kreis Mülheim-Rhein) vor; das Motiv 
scheint der romanischen Architektur Westfalens mehr eigentümlich zu sein, so an den 
Domen in Münster und Paderborn (Dohme, Gesch. der deutschen Baukunst S. r49). 
Die die Seitenschiffdächer nur wenig überragenden und gleichfalls mit Sattel- 
dächern abgedeckten Querhausanne sind bei der Restauration verändert worden, sie 
haben jetzt im Anschluss an die PlCnniessche Zeichnung je ein dreiteiliges romani- 
sches Fenster in rundbogiger Blende. Nach dem Seite nschiffdach hin wird je ein 
vermauerter grosser Spitzbogen sichtbar. 

124 



J 



WIPPERFÜKTH Il5 

An der breiten Ostfront der Kirche zeigen die beiden Seitenapsiden eine Kmh 
reichere Gliederung durch Lisenen und Rund bogen Ries, die Hauptapside ist glatt; der "' 
Rundbogen fries ebenso wie die drei grossen Fenster wahrscheijilich bei der Restau- 
ration verändert 

Dicht Ober dem Scheitel des flachen Apsidendaches ein kidnes rundbogiges °"" 
Fenster mit einer Gesimsumrahmung Ober dem Bogen, zu beiden Seiten kleine runde 
Lichtöfinungen, die von dieser Seite dem Mittelschiff Licht zuführen, eine ziemlich 
selten vorkommende Anlage (z. Bsp. im Kloster Merten an der Sieg); an dem Bogen 
des Fensters ein regelmässiger Wechsel von grauen und grünen Steinen. Das Giebel- 
feld wird durch drei grosse flache rundbogige Nischen belebt 

Die bnden kleineren Türme, die zu beiden Seiten des Ostgiebels aus der Fiukiui 
Dachfläche hervorwachsen, rühren in ihrem jetzigen niedrigen achtseitigen Aufbau 



Fi(.;i. WipptHürth. CmndilH d« kiiholUihcn Pbitkitch*. 

ganz von der Wiederherstellung der Kirche her; die Plönniessche Ansicht von r7i5 
(Taf. VI) zeigt deutlich ganz schlanke, bedeutend höhere Rundtürmchen mit einfachen 
Kegelhauben, wie das noch erhaltene, in ahnlicher Weise aus dem Dach hervor- 
wachsende Türmchen der Pfarrkirche in Overath (Kreis Mülheim- Rhein). 

Im Inneren sind die beiden unteren Geschosse des Turmes mit gratigen, 
tief hinabgezogenen Kreuzgewölben überdeckt, ein breiter Rundbc^en mit einfachen 
Laibungsgesimsen öHhet die Turmhalle zum Langhaus. Von hier aus führen in der 
Sod- und Nordmauer zwei Treppen zum ersten Obeigeschoss, hier Eckdienste mit 
Worfelkapitalen (Fig. 74). 

Das Mittelschiff umfasst drei GewOlbejoche von fast quadratischer Form, jedes 
loch mit zwei einfachen Rund bogen Öffnungen zu den Seitenschiffen; die Pfeilervor- 
tagen tragen auf einer flachen ornamentierten Kragplatte einen mittels zweier kleiner 
Bögen vorspringenden Mauerblock, der gross genug ist, um sowohl den Gurtbogen 
wie die schweren Rippen und Wulste der Scheitelbögen der sechsteiligen Gewölbe 
aufzunehmen (Fig. Tau. 74). Die ganze Gewölbebildung ist im stumpfen Spitzbogen 

Ii5 



ia6 KREIS wifperfOrth 

gehalten; im Obergaden werden die beiden älteren romanischen Rundbogenfenster vod 
je einem kleineren spitzen Schildbogen eingefasst, dazwischen als Trager der Mittel- 
rippe Konsolen in Form von Knospenkap itälen des Übergangsstiles. 

In den Seitenschiffen ruhen die schmalen Gurtbögen der einfachen GratgevOlbe 
zum Teil auf romanbchen Kragplatten, zum Teil auf halbrunden Diensten mit 
Würfelkapitälen. 

Bei dem Querhaus öffnet sich das Mitteljoch nach den Seiten in einfachen 
Spitzbogen, dies Joch ist mit einem einfachen Kreuzgewölbe überdeckt, in das die 
eigenartigen Unterbauten der beiden kleinen FtankiertUnne einschneiden. Es sind 
dies zwei schlanke Säulen mit Würfelkapitalen, die etwa i m weit von der Ostmauer 
frei in den Raum vortreten, sie reichen ungefähr bis zur halben Höhe des Mittel- 
schiffes, hier sind sie durch kleine Rundbögen mit den Seitenmauera verbunden 



Fig. 73. WipptKütlli. UoEsuchBilt dutch die kniholiiclK Pbttkircht. 

und tragen vermittels eines kaminartigen Schachtes den Oberbau der Türme (Fig. 7i). 
Diese eigenartige, wenig ausgeglichene Lösung macht es wahrscheinlich, dass die 
beiden Flankiertürme auch erst eine Zuthat der spatromanischen Zeit sind. 

Die beiden seitlichen Joche des Querhauses zeigen derbe Eckdienste mit glatten 
Kelchkapiialen und Kreuzgewölbe mit schweren Wulstrippen, Die Seitenapsiden haben 
ähnliche mehrteilige Rippengewölbe mit entsprechenden Scheitelbögen auf ungef^e- 
derten kelchförmigen Konsolen, die Hauptapsis mit Halbkuppel. 

Die Pfarrkirche in Wipperfürth ist der bedeutendste und einheitlichste Kirchen- 
bau in dem ganzen Oberbergischen Bezirk; seine ganzen Mass Verhältnisse mit dem 
grossen Mittelschiff und dem kolossalen Turm sprechen klar für die Bedeutung, die 
Wipperfürth schon im la.Jh. gehabt haben muss. Schon in diesem Bau des lajh. 
muss eine Wölbung vorgesehen gewesen sein; das bezeugen die abwechselnd 
grössere und geringere Breite der Pfeiler mit den Vorlagen im Mittelschiff, wie auch 
die paarweise näher aneinander gezogenen Fenster der Nordseite. Wahrscheinlich 
ist jedoch die Wölbung erst in der i. H, des i3. Jh. in der jetzigen Form zur Aus- 
führung gekommen; die sechsteiligen Gewölbe, deren Seitenrippen auf Konsolen auf- 



WIPPERFÜRTH ia7 

sitzen, emiöglichten eine rationellere Verteilung des Gewölbeschubs auf die Seiten- 
mauem. Bei den überaus engen Beziehungen zwischen der Wipperfürth er Pfarrkirche 
und der St. Apostel nbirche in Köln und bei der grossen Verwandtschaft zwischen den 
MiltebchiffwSlbungen beider Kirchen ist es wahrscheinlich, dass derselbe Meister 
Albero, der im J. i2i9 das Mittelschiff in St. Aposteln wölbte, auch die originelle 
Gewölbelösung in Wipperfürth schuf. 



tig.». WipptrfilTth. Innn« der kltholiichio PlUTkErche. 

Von der Ausstattung sind zu nennen: 

Grosser Altaraufbau von Haustein in dem südlichen Seitenschiff, der frühe re 
Hochaltar, mittelmassige Barockarbeit aus der i. H. des iT.Jh,, jetzt ganz mit Öl- 
farbe überstrichen. Die Mitte mit einem grossen Relief des letzten Abendmahls, zu 
den Seiten kannelierte Säulen und Kartuschwerk mit Heiligenfiguren, oben Ober dem 
hohen Architrav ein halbrundes Feld mit dem Relief des jüngsten Gerichtes, zu den 
Seiten allegorische Figuren. Unten die Inschrift; deo optimo maximo sacrum opus 

HOC ERECTUM, TUM PUBLICIS ECCLESIAE HUIUS S. NICOLAI, TUM PRIVATIS D. ANTHONIJ 
127 



128 



KREIS WIPPERFÜRTH 



Epiifiph 



Bkulptur 



TRufcteiii 



Kelch 



PfI^rVk*ircbe ^REYALDENHOVEN AC ADELHEIDIS KIRCHHOFF DE COLONIA, CONJUGUM, SUMPTIBUS, 
PROMOVENTE JOANNE HAGEDORN, lUDICE, SUB JOANNE HAGDOR, PASTORE, JOANNE 
BITTER, ADOLPHO LINDEN, 'AEDILIBUS. 

Kleines Wandepitaph von Haustein aus der i. H. des i7. Jh. In der Mitte 
der knleende Stifter im Radmantel vor einem Kruzifix» unten Kartusche mit zwei 
Engelhermen, oben das Wappen des Stifters mit vier Ahnenwappen auf dem Gesims. 

Auf der unteren Kartusche die erneuerte In- 
schrift: D.JOHANNES HAGDORN, CONSUL BT IUDEX 
IN WIPPERFÜRT, OBIIT ANNO 1 633, I 7. JÜLIJ. R. I. P. 

In der Turmhalie Sitzfigur der Mutter- 
gottes atis Holz, neu polychromiert, 1,28 m 
hoch. Die Muttergottes sitzt auf einem früh- 
gothischen Kasten^itz, in einer Hand das Scepter 
haltend. Die ganze Gruppe von vornehmer Hal- 
tung und einfachem glatt anliegenden Faltenwurf, 
der Kopf der Hauptfigur modernisiert. Gutes 
Kölnisches Werk um i4oo; im J. i899 von Motst 
in Köln restauriert. 

Tauf stein des iS. — 16. Jh. Das steile, ganz 
aus Blei gegossene Becken hat ein hohes Rand- 
profiK darunter ein Band mit Kleebiattbögen, das 
auf einer Reihe von gedrehten und auf das Becken 
aufgelöteten Bleistaben ruht; steiler Fuss aus 
Haustein. 

Frühgothischer Kelch aus der 2. H. 
des i4. Jh. mit durchsichtigen Emails. Baudri, 
Organ fBhr Christi. Kunst IX, S. 2o9, m. Abbild. — 
Katalog der kunsthistor. Ausstellung in Köln 
i876, Nr. 69. 

Der grosse achtseitige gelappte Fuss ent- 
hält in acht dreieckigen, an den Ecken ab- 
gerundeten Feldern die Darstellungen der Kreu- 
zigung, Kreuzabnahme, Auferstehung, der Frauen 
am Grabe, Christus als Gärtner, Christus und Tho- 
mas, der Himmelfahrt und des Pfingstfestes; alle 
Scenen auf einem quadrierten Grund mit blauem 
durchsichtigem Email, die kleinen Figuren von 
sehr feiner Zeichnung. Bei der Kreuzigungsgruppe 
ein knieender Stifter mit dem leider beschädigten 
und schlecht leserlichen Schriftband: jehan de 
TOMDORF (?) CURE . . Der achtseitige Schaft mit 
spitzbogigen Feldern, die gleichfalls mit Email 
gefüllt sind; der Knauf stark eingekerbt mit 4 viereckigen rotuli, gleichfalls in Email. 
Der Kelch gehört mit zu den besten Erzeugnissen der Zeit, sehr nahe stehen 
ihm der Kelch im Museum zu Sigmaringen und der Stefanskelch im Mainzer Dom- 
schatz; für den letztgenannten möchte Schneider (B. J. 87, S. 97) oberrheinischen 
Ursprung annehmen. Dahin gehört ferner auch das aus dem Baseler Domschatz 
herrührende grosse Kreuz mit Emails im Berliner Kunstgewerbemuseum. Bei dem 




Fig. 74. Wipperfürth, Kntholische P&rrkirche. 

Eckdienst im Obergeschoss des Turmes und 

Pfeilenroriage im Mittelschiff. 



128 



L 



WIPPERFÜRTH 



139 



Wipperfurther Kelch scheint der Name jehan entscheidend für den französischen 
Ursprung zu sprechen. 

EHEMALIGE FRANZISKANERKIRCHE (s. t. s. Antonii). John, 
a. a. O. S. io3. — Funcke, a. a. O. S. 22. 

Die Gründung und Erbauung des Franziskanerklosters und der Kirche ,auf 
dem Krakenberg*. ausserhalb der eigentlichen Stadtmauern, wahrscheinlich auf 
dem Gebiet der alten Burg, geht auf das J. i674 zurück. Im J. i69o wurde das 
mit dem Kloster seitdem verbundene Gymnasium begründet. Im Laufe des 18. Jh. 
wurde noch ein kleiner Flügel an das Kloster angebaut. Nach der Aufhebung des 
Klosters musste die Kirche im J. i8aa wegen Baußllligkeit geschlossen werden; im 
J. 1826 wurden Kloster und Kirche der Stadt Wipperfürth überwiesen und damals 
restauriert 

Die Kirche, die sich an dem Bergabhang südlich der Stadt erhebt, ist ein 
einschiffiger Bruchsteinbau mit dreiseitigem Chorabschluss, im Lichten 32 m lang, 
9,4o m breit; an die Südseite schliessen sich die ehemaligen Klostergebilude an. 

Die Nordseite der Kirche auf einer hohen Untermauerung, hat 6 Achsen, die 
durch derbe, zweimal abgetreppte Strebepfeiler geschieden sind, schmale hohe rund- 
bogige Fenster; der Chorabschlass in entsprechenden Formen« Der durchweg er- 
neuerte Westgiebel der Kirche hat ein modernes romanisches Portal mit Rundbogen- 
fenster darüber. 

Das Innere der Kirche ist sehr einfach; derbe eckige Wanddienste mit ein- 
fachen barocken Abschlussgesimscn, die schmalen Gewölbejoche mit gratigen ge- 
drückten Kreuzgewölben ; die Fenster an der Nordseite liegen in tiefen Wandnischen, 
an der durch die Klostergebäude verdeckten Südseite entsprechende Nischen. An der 
Südwand im Chorein erkerförmiger Kirchenstuhl mit verglasten Wänden aus der 
2. H. des 18. Jh. 

Die künstlerisch wertlose Ausstattung stammt noch ganz aus der Zeit der 
Erbauung der Kirche: ein barocker Hochaltar mit gewundenen Säulen und grosser 
Bildnische; Beichtstühle mit Knorpelornamenten und gewundenen Säulen; die Bänke 
und die jetzt zu Bänken umgearbeiteten Chorstühle in entsprechenden Formen. 

Die an die Südseite angebauten Klostergebäude umschliessen einen kleinen 
ungefähr quadratischen Hof mit umlaufendem Korridor; es ist ein einfacher zweige- 
schossiger Bau mit Rundbogenfenstern im Erdgeschoss und Stichbogenfenstern im 
Obergeschoss; an der Westseite ein einfaches nindbogiges Barockportal und die 
Jahreszahlen i67- und i674 nebeneinander in Eisenankem. Der schmale, südlich 
angebaute Flügel aus dem Ende des 1 8. Jh. hat in der Mitte eine jetzt vermauerte 
Durchfahrt und darüber die Jahreszahl i78- in Eisenankem. 

In dem Korridor an defti Innenhof ein einfaches Wandepitaph mit dem 
Hesberg'schen Wappen und der Inschrift: dominus Joannes hesberg, huius urbis 

CONSUL AC IUDEX ET SATAPRA HUIUS CELLERARII, HUIUS ALAE FUNDATOR, OBIIT 
t676, die 2a. FEBR. R. I. P. 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Geschichte und Beurteilung des 
wegen der Aufrichtung einer öffentlichen lutherischen Religionsübung in der Bergischen 
Stadt Wipperfürth obwaltenden Streites, i793. — Hunke, Gesch. der evangelischen 
Gemeinden Claswipper und Wipperfürth, Hückeswagen 1 894. — Joesten, von Reck- 
linghausen, von Mering und Montanas, Wipperftirth o. J. 

Handschriftl Qu. Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Akten betr. die 
Errichtung einer evangel. Kirche in Wipperfürth von i789 ab, Verlegung der Kirche 

9 

129 



Knthol. 
Pfurrkirche 

Ehemalig« 

Frnnziskiiner- 

kirche 

Geschichte 



Beschreibung 



Äuisere* 



Inneres 



Ausstntlung 



Klostergebfiude 



Epitaph 



Evnngel. 
Pfarrkirche 



l3o KREIS WIPPERFÜRTH 

pf^rrk'che ^^^^ Klüppelberg, dabei Zeichnung der i79o — 1794 erbauten und i795 einge- 
äscherten Kirche. 

Erst im J. i789 erhielten die Protestanten die Erlaubnis zu einem Kirchenbau. 
der i79o — 1794 als Fach werkbau mit einem Turm an der Schmalseite ausgeführt 
wurde, im J. i795 aber vollständig verbrannte; er stand mit der Chorseite auf der 
alten Stadtmauer. Die neue Pfarrkirche wurde ausserhalb Wipperfürth, in Klüppel- 
berg, errichtet; die i875 erbaute Nebenkirche in Wipperfürth wurde erst i89i zur 
Pfarrkirche erhoben. 
Stadt- STADTBEFESTIGUNG. Mit der Befreiung der Wipperfürther Bürger 

von allen Abgaben durch Engelbert den Heiligen im !• 1*22 beginnt der schnelle 
Aufschwung des kleinen städtischen Gemeinwesens, das für das i3. u. i4 Jh. die be- 
deutendste Stadt des Herzogtums Berg bleibt Bereits im J. I267 besteht ein städtisches 
Kaufhaus, der Stadelhof genannt, und im J. I2 75 verlegt Adolph von Berg seine 
Münze von Wildberg nach Wipperfürth. Die im Lauf des i3. Jh. noch erweiterten 
Rechte der Stadt finden eine Bestätigung im J. T283. Es ist danach kaum zweifel- 
haft, dass die Stadtbefestigung im wesentlichen auch schon im i3. Jh. entstand. Die 
Ansicht von Ploennies aus dem J. 1 7 1 5 (Taf. VI) zeigt deutlich noch die hochragen- 
den Türme des neben dem Kloster gelegenen südlichen und des am Westende ge- 
legenen Thores, femer die an der ganzen Nordseite sich hinziehende Stadtmauer. 
Auch auf dem nach dem Brande von i795 aufgenommenen Plane sind die Stadt- 
mauern und die 4 Thore eingetragen (Düsseldorf, St. A. K. I. 99. — Acc. i3. i894). 

Wohl selten ist ein Stadtwesen so wie Wipperfürth seit dem Mittelalter von ver- 
heerenden Bränden heimgesucht worden. Es sind 1 1 grosse Stadtbrände überliefert, 
der älteste, bei dem nur 4 Häuser erhalten blieben, im J. i333. Es folgen grosse 
Brände in den J. i352, i368 und i386; bei demjenigen des J. »368 verbrannten 80 
Menschen. Im J. i4o5 nahm der Kölner Erzbischof Friedrich die Stadt ein, mu.sste 
dieselbe aber wieder aufgeben, da sie von der Burg aus mit Feuerpfeilen in Brand ge- 
setzt wurde. Es folgt eine Feuersbrunst im J. i4i2, dann der grosse Brand vom 
J. i465; weitere in den J. i5ii und i585. 

Im J. i784 brannte eine Reihe von Häusern am Markt nieder und endlich im 
J. i795 kam die verderblichste Feuersbrunst, in der die ganze Stadt mit Ausnahme 
von 7 Häusern am Markt ein Raub der Flammen wurde. Bei dem Wiederaufbau 
.sind dann die Befestigungsanlagen vollkommen vernichtet worden; erhalten sind nur 
geringe Teile der Aufmauerung an dem südlichen Bergabhang und Spuren der an 
der Nordostecke der Stadt Kirche und Kirchhof umschliessenden Mauer. 
schios« Das SCHLOSS, die Stadt beherrschend, auf dem Krakenberg an Stelle des 

Franziskanerklosters gelegen, wird im J. i4o5 (s. o. S. I29) ausdrücklich bezeugt; es 
ging wohl spätestens im Brand des J. i585 zu Grunde, da seiner bei der Anlage des 
Franziskanerklosters im J. i674 gar nicht mehr gedacht wird. 
Rathnu« Das RATHAUS, nach der Ansicht bei Ploennies wohl noch ein mittelalterlicher 

Bau mit hohem Treppengiebel und einem in der Mitte davor gelegenen hohen Turm, 
lag am Markt und ging erst bei dem Brand von i795 vollkommen unter. 
Mnrkt- M ARKTBRUNNEN. Der Brunnen trug angeblich die jetzt nicht mehr nach- 

l)runnen o a j 

zuweisende Inschrift: anno miles. tricentes. triges. primo joh. de furche me 
FECiT 'John, a. a. O. S. 7o); im J. i59o erhielt er seine jetzige Gestalt. Die eben- 
d(ut genannten Namen: letherbodt, Johann eslei, Johannes langenberg, Mel- 
chior orlan, JOHANN HOVERMANN sind nicht mehr vorhanden. Der achtseitige 
metallene Aufbau, angeblich noch gothisch, verschwand i833; im J. i863 wurde der 

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KREIS WIPPERFÜRTH 






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WIPPERFÜRTH l3l 

bergische Löwe, der den Mittelpfeiler krönte, durch eine Figur Engelberts des Hei- M«rkt- 
ligen ersetzt (Funcke, a. a. O. S. i7). 

Grosses achtseitiges Becken aus Basaltlava, i,4o m hoch, 3,6o m Durchmesser, 
aus dem J. i59o; die Abdeckung der Brüstung ist modern. An der Vorderseite ein 
bürgerliches Doppelwappen mit Fruchtgehängen und Engelsköpfen, in einer Kar- 
tusche der Namen : lutherus langenberg, oben die Jahreszahl 1 59o. Auf den 
übrigen Seitenflächen Renaissancewappenschilde^ mit Hausmarken und Anfangsbuch- 
staben. 

Von älteren Wohnhäusern sind bei dem grossen Brand des J. i795 nur wohnhäiMcr 
einige am Marktplatz verschont geblieben, eines, ein einfaches Barock-Giebelhaus 
vom J. i699 mit der Inschrift: „si deus pro nobis, quis contra nos. anno i699, 
DEN 9. MAI"; ein anderes, ein zweigeschossiger Rokokobau von 7 Achsen mit grosser 
Freitreppe und Mansarddach, entstand im J. i782. 




i3i 



I32 



KARTE. 




Kreise 
Gummersbach, Waldbröl 

u. 

Wipperfürth. 

X>J- TT- T-T T T-T T- T-T* 



(32 



k 



1. ürtsregister. 

(I>ic Starkeren Ziffern bezeichnen die Stelle, an der über den Ort im ZttsammeuhKng gehandelt wird.) 



Seite 

Agathaberg 91 

Aisbach, Haus 102 

Bechcn 92 

Bergneustadt 3, 4, 5, 15 

Bieberstein, Burg 42 

Bredenbruch 37 

Breidenbach, Burg 116 

Broich, Burg 64 

Dattenfeld 2, 63 

Denklingcn 64 

Drabenderhöhe ... 2, 16 

Eckenhagen 4, 66 

Ehreshoven. Schloss 92 

Eibach, Burg 117 

Enge^skirchen 2, 100 

Flockenberg 75 

Frauenhäuschen 105 

Geilhausen -Wiedenhof 80 

Georghausen, Burg 115 

Gervershagen, Haus 50 

Gimborn 4, 5, 17 

Gross-Bernberg 28 

Grund, Haus .... 116 

Gummersbach 2, 22 

Heiligenhoven ... 103 

Hof, Haus • . . . . 81 

Hohkeppel 2, 107 

Holpe 69 

Homburg, Schloss 3, 4, 29 

Hoppengarten 64 

Hülsenbusch 4, 34 

Hunstig 29 

Kemmerich 115 

Klause 114 

Kotthausen 47 

Koverstein, Burg 36 

Kreu2berg 109 

Kürten 109 

Ley, Haus 56 



Seite 



Lieberhausen 2, 35 

Liefenroth 28 

Lindlar 2, 111 

Loope 102 

Lützinghausen, Haus 35 

Marienberghausen 2, 37 

Marienhagen 2, 40 

Marienheide 4, 42 

Mauel, Haus 82 

Mittelheiligenhoven, Burg 105 

Morsbach 2, 71 

Müllenbach 2, 48 

Neuenberg, Burg 116 

Neustadt s. Bergneustadt 

Nümbrecht 2. 51 

Oberheiligenhoven, Burg 105 

Odenspiel ^^ 

Ohl 66 

Olpe 118 

Rosbach 4-, 78 

Ründeroth 2, 53 

Schmitzhöhe 108 

Sinspert 69 

Steinbach, Burg 3, 118 

Thalwindeck 87 

Unterheiligenhoven, Burg 103 

Unterkaltenbach, Burg 103 

Volmerhausen 28 

Volperhausen, Burg 75 

Waldbroel 2, 82 

Waldbruch 115 

Weidenbach 100 

Wiedenest 2, 56 

Wiehl 2, 59 

Wilberhoven 64 

Windeck 3. 5, 84 

Wipperfeld 2, 120 

Wipperfürth 2, 3, 121 



i33 



i34 



KREISE GUMMERSBACH, WALDBROEL UND WIPPERFÜRTH 



IL Sammlungen. 



Seite 
Als b ach. Sammlung des Herrn Grafen 

Levinus Wolff-Mettemich 103 

£ hreshoven. Sammlung des Herrn 

Grafen Franz von Nesselrode ... 93 



Seite 



G i m b o r n. Sammlung des Herrn Reichs- 
freiherrn Franz Egon von Fürstenberg 20 

Heiligenhoven. Sammlung des Herrn 

Reichsfreiherrn Friedrich von Fürstenberg 106 



III. Abbildungen im Text. 



Fig. 1. Schloss Gimborn. Ansicht von 
Nordwesten 

Fig. 2. Schloss Gimborn. Lageplan aus 
dem J. 1804 

Fig. 3. Gummersbach. Choransicht 
der evangel. Pfarrkirche vor dem 
J. 1899 

Fig. 4. Gummersbach. Grundriss der 
evangel. Pfarrkirche vor d. J. 1899 

Fig. 5. Gummersbach. Längenschn. durch 
die evangel. Pfarrkirche 

Fig. 6. Gummersbach. Taufstein in der 
evangel. Pfarrkirche 

Fig. 7. Gummersbach. Schieferhaus . 

Fig. 8. Schloss Homburg. Lageplan . 

Fig. 9. SchloBs Homburg. Querschnitt 
durch den Burgberg .... 

Fig. 10. Schloss Homburg. Grundriss des 
Erdgeschosses des Herrenhauses 

Fig. 11. Schloss Homburg. Ansicht des 
Herrenhauses 

Fig. 12. Lieberhausen. Ansicht der 
evangel. Pfarrkirche 

Fig 13. Lieberhausen. Grundriss der evan- 
gelischen Pfarrkirche .... 

Fig. 14. Marien berghausen. Ansicht 
der evangel. Pfarrkirche . . 

Fig. 15. Marienberghausen. Grundriss der 
evangel. Pfarrkirche 

Fig. 16. Marien hagen. Ansicht der 
evangel. Pfarrkirche 

Fig. 17. Marienhagen. Grundriss der evan- 
gelischen Pfarrkirche .... 

Fig. 18. Marienheide. Ansicht der ka- 
tholischen Pfarrkirche vor der 
Wiederherstellung 

Fig. 19. Marienheide. Grundriss der ka- 
tholischen Pfarrkirche .... 



Seite 








Fig 


20. 


19 






21 


Fig. 


21. 




Fig. 


22. 


23 






24 


Fig. 


23. 


25 


Fig. 


24. 


26 


Fig. 


25. 


28 






30 


Fig. 


26 


31 


Fig. 


27. 


32 


Fig. 


28. 


33 


Fig. 


29. 


36 


Fig. 


30. 


37 


Fig. 


31. 


38 


Fig. 


32. 


39 


Fig. 


33. 


40 


Fig. 


34. 


41 


Fig. 


35. 




Fig. 


36. 


43 








Fig. 


37. 


44 







Seite 



Marienheide. Querschnitt u. West- 
seite der katholischen Pfarrkirche 

mit Lageplan 45 

Marienheide. Detail der Gewölbe 
im Seitenschiff der kath . Pfarrkirche 46 
Marienheide. Detail aus einer 
Chorstuhl wange in der katholischen 

Pfarrkirche 47 

Müllenbach. Ansicht der 

evangel. Pfarrkirche 48 

Müllenbach. Grundriss der evan- 
gelischen Pfarrkirche .... 49 
Mttllenbach. Taufstein der evan- 
gelischen Pfarrkirche .... 50 
Nümbrecht. Grundriss der 
evangelischen Pfarrkirche ... 51 
Ründeroth. Ansicht der evan- 
gelischen Pfarrkirche .... 54 
Ründeroth. Portal am Turm der 

evangel. Pfarrkirche 55 

Ründeroth. Grundriss der evan- 
gelischen Pfarrkirche .... 55 
Ründeroth. Taufstein in der ka- 
tholischen Pfarrkirche .... 56 
' Wiedenest. Ansicht der evan- 
gelischen Pfarrkirche .... 57 
Wiedenest. Grundriss der evan- 
gelischen Pfarrkirche .... 58 
Wiedenest. l^aufstein im Pfarr- 
garten 58 

Wie hl. Ansicht der evangel. 

Pfarrkirche 59 

Wiehl. Taufstein im Keller des 

Pfarrhauses .-60 

Denklingen. Ansicht u. Grund- 
riss der evangel. Pfarrkirche . . 65 
Eckenhagen. Turm der evangel. 
Pfarrkirche und Ansicht der ka- 



l34 



KREISE GUMMERSBACH, WALDBROEL UND WIPPERFÜRTH 



l35 



Fij?. 38. 

Fig. 39. 

Fig. 40. 

Fig. 41. 

Fig. 42. 
Fig. 43. 

Fig. 44. 

Fig. 45. 

Fig. 46. 

Fig. 47. 

Fig. 48. 

Fig. 49. 

Fig. 50. 

Fig. 51. 
Fig. 52. 
Fig. 53. 
Fig. 54. 

Fig. 55. 

Fig. 56. 



Seit« 

tholischen Pfarrkirche vor dem 
Abbruch des Dachreiters ... 67 
Holpe. Ansicht, Grundriss und 
Details der evangel. Pfarrkirche . 70 
Morsbach. Ansicht der katho- 
lischen Pfarrkirche von Nordosten 71 
Morsbach. Grundriss der katho- 
lischen Pfarrkirche 72 

Morsbach. Längenschnitt u. Quer- 
schnitt durch die katholische 

Pfarrkirche 73 

Morsbach. Portal an der Süd- 
seite der katholischen Pfarrkirche 74 
Morsbach, Kathol. Pfarrkirche. 
Details des Westportals, des Süd- 
portals und der Emporen ... 75 
Burg Vol per hausen. Ansicht 

und Grundriss -. . 76 

R o 8 b a c h. Turmansicht der 

evangel. Pfarrkirche 78 

Geilhausen-Wiedenhof. An- 
sicht der romanischen Kapelle 79 
Geilhausen-Wiedenhof. Grund- 
risse der romanischen Kapelle 80 
Geilhausen - Wiedenhof. Aufriss 
der romanischen Kapelle ... 81 
Waldbroel. Turmportal der 

evangel. Pfarrkirche 82 

Waldbroel. Turm der evangel. 

Pfarrkirche 83 

Burg Wind eck. Grundriss 85 

Burg Windeck. Ansicht ... 86 
Schioss Ehreshoven. Lageplan 93 
Schloss Ehreshoven. Thor der 

Vorburg 95 

Schloss Ehreshoven. Mittelrisalit 

des Herrenhauses 97 

Schloss Ehreshoven. SUdansicht 
von Vorburg und Herrenhaus 98 



Fig. 57. 

Fig. 58. 

Fig. 59. 

Fig. 60. 
Fig. 61. 

Fig. 62. 
Fig. 63. 

Fig. 64. 

Fig. 65. 
Fig. 66. 
Fig. 67. 
Fig. 68. 

Fig. 69. 

Fig. 70 
Fig. 71. 
Fig. 72. 
Fig 73. 
Fig. 74. 



IV. Tafeln. 



Seite 
Schloss Ehreshoven. Blick auf 
die Rückseite des Herrenhauses . 99 
Engelskirch en. Ansicht der 
katholischen Pfarrkirche . . . 101 
Burg Unterheiligenhoven. 
Ansicht vom J. 1893 .... 104 
Burg Unterheiligenhoven. Kapelle 105 
Kürten. Turm d. kath. Pfarrk. 110 

Kürten. Taufstein in der katho- 
lischen Pfarrkirche 110 

Lindlar. Turm dec katholischen 
Pfarrkirche und Sakramentshäus- 
chen vor der Kirche . . . .111 
Lindlar, Katholische Pfarrkirche. 
6 Felder aus dem neunteiligen 
Fenster der Nordseite . . . .112 
Lindlar. Taufstein in der katho- 
lischen Pfarrkirche 113 

Olpe. Ansicht der alten katho- 
lischen Pfarrkirche 119 

Olpe. Romanisches Portal an der 
alten katholischen Pfarrkirche . 120 
Wipperfürth. Ansicht der ka- 
tholischen Pfarrkirche vor der 

Wiederherstellung 122 

Wipperfürth. Turm der katho- 
lischen Pfarrkirche nach der Wie- 
derherstellung 123 

Wipperfürth. Choransicht der ka- 
tholischen Pfarrkirche . . . .124 
Wipperfürth. Grundriss der ka- 
tholischen Pfarrkirche . . . .125 
Wipperfürth. Längenschnitt durch 
die katholische Pfarrkirche 126 

Wipperfürth. Inneres der katho- 
lischen Pfarrkirche . . . .127 
Wipperfürth, Kathol. Pfarrkirche. 
Eckdienst im Obergescho&s d. Tur- 
mes u. Pfeiler vorläge i. Mittelschiff 128 



Seite 
* Taf. L Schloss Gimborn. Ansicht von 

Süden 20 

Taf. II. M a r i e n h e i d e. Chorgestühl in 

der katholischen Pfarrkirche . . 46 

>- Taf. III. Schloss Ehreshoven. Ansicht 

des Herrenhauses 94 



Seite 



Taf. IV. Schloss Ehreshoven. Glasmalereien 

in der Kapelle 98 

'Taf V. Lindlar. Glasgemälde in der 

katholischen Pfarrkirche . . . 112 

Taf. VI. Wipperfürth. Ansicht der Stadt 

vom J 1715 nach Ploennies . . 130 



t^Btst^ 



i35 



Papier von J. W. Zandkrs in B.Gladbach. 

Lichtdrucke von B. KÜHLRN in M.Gladbach. 

Phototypien von Mkisenbach, Riffarth & Co. in München. 

Autotypien von Georg Büxknstrin & Co. in Berlin. 

Druck von L Schwann in DlUseldorf. 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DER 



RHEINPROVINZ 



dm 



DIE 



• • 



KUNSTDENKMALER 



DER 



RHEINPROVINZ 



IM AUFTRAGE DES PROVINZIALVERBANDES 



HERAUSGEGEBEN 
VON 

PAUL CLEMEN 



FÜNFTER BAND 

II. 

DIE KUNSTDENKMÄLER DES KREISES 

MÜLHEIM AM RHEIN 



^ 



DÜSSELDORF 

DRÜCK UND VERLAG VON L. SCHWANN 

1901 



DIE 



KUNSTDENKMÄLER 



DES KREISES 



MÜLHEIM AM RHEIN 



IM AUFTRAGE 

DES PROVINZIALVERBANDES DER RHEINPROVINZ 

IN VERBINDUNG MIT 

EDMUND RENARD 

BEARBEITET 
VON 

PAUL CLEMEN 



MIT 12 TAFELN UND 92 ABBILDUNGEN IM TEXT 



^ 



bÜSSELDORF 

DRUCK UND VERLAG VON U SCHWANN 

1901. 



ALLE RECHTE VORBEHALTEN 



VORBEMERKUNG. 

Das vorliegende Heft der rheinischen Denkmäierstatistik behandelt die Kunst- 
schS^tze eines Gebietes, das durch seine beiden Hauptdenkmäler, die Abteikirche zu 
Altenberg und das Schloss zu Bensberg, seit dem Beginn der lokalgeschichtlichen 
Untersuchungen und der kunsthistorischen Studien im Rheinland Forscher wie 
Kunstfreunde gleichmässig angezogen hat. Altenberg und Bensberg stehen auch im 
Mittelpunkte dieser Darstellung. Der bergische Dom, dem jetzt, seit der Altenberger 
Domverein seine Wiederherstellung und Ausschmückung rührig in die Hand ge- 
nommen hat, das Interesse weiter Kreise gilt, musste mit seinen Denkmälern hier 
eine eingehende Beschreibung finden, dem neuen Schloss zu ßensberg musste seine 
gebührende Stellung in der Reihe der rheinischen Barockbauten angewiesen werden. 
Neben Altenberg und Bensberg tritt die Hauptstadt des Kreises, Mülheim am Rhein, 
in den Vordergrund; unter den Sammlungen ist ausser den in Mülheim befindlichen 
vor allem die von Schloss Stammheim durch ihre frühmittelalterlichen Kunstwerke 
bemerkenswert . 

Bei der Bearbeitung ist, wie schon bei den Kreisen Köln, Bergheim, Eus- 
kirchen, eine Arbeitsteilung eingetreten. An der Aufnahme wie an der Ausarbeitung 
hat wieder Herr Dr. Edmund Renard teilgenommen. Der Unterzeichnete hat, 
ausser der Einleitung, die beiden wichtigsten Orte Altenberg und Bensberg und 
femer Odenthal und Stammheim bearbeitet, der ganze Rest ist von Herrn Dr. 
Renard selbständig bereist und bearbeitet worden; die einzelnen Abschnitte sind 
zur Unterscheidung der Autoren durch [C] und [R.] gekennzeichnet worden. Bei 
der Bearbeitung des Textes sind die Auszüge und historischen Notizen, zumal aus 
handschriftlichen Materialien, zu Grunde gelegt und herangezogen worden, die Herr 
Dr. Paul Redlich, der historische Hilfsarbeiter bei /der Kommission für die Denk- 
mälerstatistik, gesammelt hat. Bei der Bearbeitung der kleineren Archive konnte 
wieder die von Herrn Dr. Armin Tille durchgeführte Inventarisation der kleineren 
Archive der Rheinprovinz benutzt werden. 

Die Vorarbeiten wurden wesentlich gefördert durch das Entgegenkommen des 
Königlichen Landrates des Kreises Mülheim am Rhein, Herrn Geh. Regierungs- 
rats VON Niesewand. Die Bearbeiter sind weiterhin den sämtlichen Herren 



VI VORBEMERKUNG 

Pfarrern und Bürgermeistern des Gebietes zu Dank verpflichtet Den ersteren lagen 
die Abschnitte über ihre Kirchen vor der Drucklegung noch einmal zur Durch- 
sicht vor. 

Der Dank der Kommission für die Denkmälerstatistik gebührt weiterhin in 
vorderster Linie Seiner Excellenz dem Herrn Grafen Gisbert von FtiRSTENBERG- 
St AMMHEIM zu Schloss Stammheim, Herrn Grafen Hubertus Spee zu Linnep, Herrn 
Freiherrn Clemens von Eltz-Rübenack auf Haus Wahn, Herrn Richard Zanders 
zu Haus Leerbach, dem jetzigen Kommandeur des Kadettenhauses zu Bensberg, 
Herrn Major von Klinkowström, und seinem Vorgänger, Herrn Oberstleutnant a. D. 
Schwarz zu Darmstadt. Herr Major E. von Oidtman stellte auch diesmal wieder 
seine umfassenden genealogischen und heraldischen Kenntnisse in den Dienst des 
Unternehmens. Herr Gymnasialoberlehrer Dr Schafstaedt in Mülheim hatte die 
Güte, für die Geschichte von Mülheim wesentliche Beiträge zu liefern und den be- 
treflenden Abschnitt besonders durchzusehen Endlich sind die Bearbeiter zu Dank 
verpflichtet den Herren Geh. Baurat Balzer und Stadtbaurat Hei mann in Köln, 
Rektor Grüters in Alten berg, Bürgermeister Drecker in Odenthal, Wilhelm 
Breidenbach in Lindlar, Paul Andreae auf Haus Mielenforst, Sanitätsrat 
Dr. Hoelscher in Mülheim. 

■ 

Die Abbildungen Nr. 33, 44, 46-54, 57, 58, 60—62, 64, 68, 7o, 72—79, 
84 — 9i sind nach Aufnahmen des Herrn Münsterbaumeisters Ludwig Arntz in 
Strassburg i. E. angefertigt, Nr. 29, 3i, 32, 34, 59 nach Zeichnungen des Herrn Archi- 
tekten G. Erkens in Köln, Nr. 2 nach einer Zeichnung des Herrn Prof. Friedrich 
Pützer in Darmstadt, Nr. 25, 26 nach von Herrn Baurat Heimann zur Verfügung 
gestellten Aufnahmen, Nr. 43, 45, 56, 69, 7 1 nach Aufnahmen des Herrn Dr. Renard, 
Nr. i9, 30 nach Photographien des Herrn Prof A. Linnemann, Nr. 5, 7, 9, 12 nach Auf- 
nahmen der unter der Leitung des Herrn Geh. Baurats Dr. Meydenbauer stehenden 
Messbildanstalt, Nr. 4, 6, 10, 11, 23, 24, 37, 38, 39, 80 — 83 nach Aufnahmen des 
Herrn Hofphotographen A. Schmitz in Köln. Die Lichtdrucke entstammen der 
Kunstanstalt von B. Kühlen in M.-Gladbach. Die Karte ist von Herrn Landmesser 
H. KÜNKLER in Bonn angefertigt worden. 

Der Kreisausschuss des Kreises Mülheim hat zu den Kosten des vorliegenden 
Heftes einen erheblichen Beitrag bewilligt. 

Düsseldorf, im März i9oi. 

PAUL CLEMEN. 



EINLEITUNG. 

Der Kreis Mülheim am Rhein bildet den nordwestlichen Teil der rechts- 
rheinischen Hälfte des Regierungsbezirks Köln. Seine Nachbarn sind im Norden die 
dem Regierungsbezirk Düsseldorf angehörigen Kreise Solingen und Lennep, im Osten 
der Kreis Wipperfürth, im Süden der Siegkreis — im Westen, jenseits des Rheines 
liegen der Landkreis und der Stadtkreis Köln; zu dem letzteren gehört auch das in 
den Kreis Mülheim einschneidende Gebiet von Deutz und Kalk. Der Kreis umfasst 
die Städte Mülheim und Bergisch-Gladbach sowie sieben Landgemeinden mit einer 
Einwohnerzahl (nach der Zählung von i895) von 9i325 Seelen. 

Schon in der Zeit der Römerherrschaft ist das Gebiet des jetzigen Kreises 
ziemlich dicht besiedelt. Den Hauptstützpunkt am rechten Rheinufer bildete hier 
natürlich Deutz mit seinem Kastell. Die rechtsrheinische Landschaft ist in dieser 
Periode von den Ubiern besetzt, auf die dann später wahrscheinlich die Usipeter 
und Tenkterer folgen. Eine ganze Reihe von Strassen und alten Heerwegen liefen 
auf Deutz und das benachbarte Mülheim zu. Vor allem gab das Gebiet des Kreises 
die Baumaterialien für die lebhafte Bauthätigkeit in Köln. In Dünnwald und Glad- 
bach haben die Römer Steine gebrochen und Kalk gegraben — in den alten Stein- 
brüchen sind wiederholt römische Münzen gefunden worden. Bei Overath, im 
Heidenkeller bei Volberg suchten die Römer nach Bleierzen. Den besten Beweis 
von der Intensität der Besiedelung des Landes in den ersten Jahrhunderten unserer 
Zeitrechnung geben aber noch heute die Gräberfelder, die in einer fast ununter- 
brochenen Folge den leichten Abhang, der sich um Deutz zieht, bedecken. Es 
sind durchweg Brandgräber — die Grabhügel beginnen erst jetzt rascher zu ver- 
schwinden. Auf der Thumer Hardt, der Idelsfelder Hardt, bei Heumar, Lüderich, 
Overath, Hasbach, auf der Wahner Haide ist noch heute eine Fülle von Hügel- 
gräbern erhalten. 

Erst langsam breitet sich im 7. und 8. Jahrhundert das Christentum unter die 
Ripuarier am rechten Rheinufer aus. Das jetzige Gebiet des Kreises gehört in der Zeit 
der fränkischen Könige zum Deutzgau, der auch einen Teil der Kreise Solingen und 
Wipperfürth umfasst; nur die beiden Bürgermeistereien Rösrath und Overath gehören 
zum Auelgau. Schon in der Karolingerzeit werden hier eine Reihe von königlichen 
Höfen gezählt: Bensberg, Gladbach, Flittard, Herl, Merheim, Mülheim, PafFrath Urbach 
— auch die ausgedehnten Forsten : der Buchenwald, der Frankenwald, der Königsforst 
unterstanden königlicher Verwaltung. Kaiser Otto III. schenkte das Schloss Deutz 

1 

i37 



2 EINLEITUNG 

und den ganzen Deutzgau an den Erzbischof Heribert von Köln. Doch lebt der 
Deutzgau noch Jahrhunderte lang weiter fort als das Deutzer Dekanat, das bis zum 
Ende des 1 8. Jahrhunderts das Gebiet des ganzen jetzigen Kreises umfasste. Erst 
im 1 9. Jahrl)undert tritt an seine Stelle das Dekanat Mülheim, das die sämtlichen 
Pfarren des Kreises einschliesst. 

Der kirchliche Mittelpunkt dieses rechtsrheinischen Gebietes wird seit dem 
Beginn des 2. Jahrtausends Deutz, wo Erzbischof Heribert im Jahre ioo3 die 
Benediktinerabtei stiftet. Die Abtei wird mit fünf Dörfern der Nachbarschaft 
dotiert: Kalk, Vingst, Rolshoven, PoU, Westhoven; der Ort Deutz selbst wird eine 
dem Kloster gehörige Freiheit Aber schon am Ende des 1 1 . Jahrhunderts geht das 
Territorium des Kreises von den Erzbischöfen von Köln an eines der im Hinter- 
lande rasch erstarkten Dynastengeschlechter über, an die Grafen von Berg — und 
das Land bildet von nun an einen Teil der jungen Gra&chaft Berg. 

Das nächste Jahrhundert brachte zwei weitere kirchliche Stiftungen. Im Jahre 
1 1 1 7 entsteht in Verbindung mit Steinfeld das Prämonstratenserkloster Dünnwald, 
im Jahre 11 33 wird von den Grafen Eberhard und Adolf von Berg ein Cister- 
cienserkloster in dem alten Stammschloss des Geschlechtes an der Dhün gestiftet, 
das Kloster Altenberg, das nach wenigen Jahren von dem Berge in das Thal verlegt 
wird — im Jahre 11 45 schon wird hier die neue Kirche eingeweiht 

Um dieselbe Zeit schaffen sich die Grafen von Berg auch einen festen Stütz- 
punkt in dem Lande, die Burg Bensberg. An der Spitze der gräflichen Burg- 
mannen erscheint hier ein Ministerialengeschlecht des gleichen Namens, das erst im 
Beginn des 1 5. Jahrhunderts erloschen zu sein scheint Bensberg wird jetzt der 
politische Mittelpunkt Das Schloss ist der Sitz des Amtsmannes des Amtes Bens- 
berg, zu dem am Ende des 1 4. Jahrhunderts die Pfarrdörfer Odenthal, Pafirath, 
Stammheim, Bensberg, Dürscheid, Porz, Vollberg, Lülsdorf, Mondorf, Bergheim ge- 
hören. Erst später kommen Wahn, Immekeppel, Flittard hinzu; zugleich sondern 
sich Lülsdorf, Volberg, Mondorf, Bergheim als Amt Lülsdorf ab. Der Bensberger 
Amtsbereich umfasst im 1 4. Jahrhundert drei Gerichte, zu Porz, Bensberg und Oden- 
thal. Das Gericht zu Porz wächst sich allmählich zum Hauptgericht auf dem ganzen 
linken Wupperufer aus, so dass jetzt auch der Sitz des Amtmanns dorthin verl^ 
wird — nur die Kellnerei bleibt zu Bensberg. 

Und endlich fallen in die gleiche Zeit die Anfänge von Mülheim, das später 
zum Hauptort des Kreises werden sollte. Durch Mülheim führte von Alters her der 
Heerweg aus dem Bergischen nach Köln — auch heute noch münden die alten 
Strassen des Bergischen Landes in Mülheim, nicht in Deutz. 

Das 1 2. Jahrhundert stellt zugleich die erste grosse Blüteperiode zumal fQr den 
Kirchenbau in dem Gebiet des Kreises dar. Nur wenige Bauwerke gehen über diese 
Zeit zurück, so die merowingischen Reste in Zündorf. Die alte Kirche in Refrath 
ist der älteste der noch bis in unsere Zeit erhaltenen Bauten; dann folgen die 

i38 



EINLEITUNG o 

Kirchen zu Ober- und Niederzündorf, zu Heumar, zu Overath, zu Odenthal und 
endlich die Klosterkirche zu Dünnwald. Die grösste Anlage dieser Gattung war die 
erste Klosterkirche im Thale zu Altenberg, von der nur die Fundamente in un- 
serem Jahrhundert wieder aufgedeckt sind; sie mochte wohl för die benachbarten 
Kirchlein ein Schema darstellen. Die Bauten gehören jener grossen über das ganze 
bergische Land verstreuten Gruppe von einfachen romanischen Kirchen an, die in 
den benachbarten Kreisen des Regierungsbezirks Düsseldorf vor allem durch die 
Kirchen zu Gruiten, Dussel, Wülfrath, Richrath, Monheim vertreten sind: einzelne 
der Bauten des Kreises, die Kirchen zu Dünnwald und Odenthal, zeigen den schlich- 
testen Typus der flachgedeckten Pfeilerbasilika. Dagegen ragt in den Kirchen zu Her- 
kenrath und Paffrath, die beide das gebundene romanische System und dabei Stützen- 
wechsel aufzuweisen haben, wohl der westfälische Einfluss in die Rheinprovinz hinein. 

In der Mitte des 1 3. Jahrhunderts schon hält dann die Frühgothik hier ihren 
Einzug: als einer der ersten Sprösslinge der neuerstandenen Kölner Domhütte ent- 
steht die neue Abteikirche zu Altenberg, zu der am 3. März 1255 in Gegenwart des 
Gründers des Kölner Domes, des Erzbischofs Konrad von Hochstaden, Graf 
Adolph V. von Berg den Grundstein legt. Das langsam emporwachsende Werk 
Meister Walter's, dessen Langhaus erst am Ende des 1 4. Jahrhunderts zu Ende ge- 
führt wurde, ist die frischeste und künstlerisch vollendetste Leistung der Kölner Gothik 
— der graue Riesenbau in der heimlichen Einsamkeit des Dhüntales offenbart noch 
heute die feinsten und köstlichsten Reize dieses jugendlichen Stiles : erst den letzten 
Jahren ist es vergönnt gewesen, dem verlassenen bergischen Dom die künstlerische 
Auferstehung zu bringen. 

Die unmittelbare Nähe der Stadt Köln brachte seit dem 1 3. Jahrhundert dau- 
ernde Streitigkeiten mit sich. Die Reibungsfläche war hier zu gross, als dass Kon- 
flikte hätten vermieden werden können. Seit dem 1 3. Jahrhundert wird imfner und 
immer wieder der Versuch gemacht, auf dem bergischen Gebiet feste Punkte der 
Stadt Köln gegenüber zu schaflfen. Deutz hat eine ganze Folge von Befestigungen 
aufzuweisen. Im Jahre 1286 wird mit der Stadt Köln ein Vertrag geschlossen, in 
dem sich die Grafen von Berg verpflichten, niemals zwischen der Siegmündung und 
der Wuppermündung eine Befestigung anlegen zu wollen. Trotzdem wird im 1 5. Jahr- 
hundert und noch im Beginn des 1 7. Jahrhunderts immer wieder versucht, Mülheim 
zu befestigen — aber die Versuche werden ebenso oft vereitelt. Die Zerstörung 
Mülheims im Jahr 161 5 hat die ganze Stadt für mehr als ein Jahrhundert lahm 
gelegt. Erst von dem Beginn des 18. Jahrhunderts datiert dann der neue Auf- 
schwung von Mülheim, zumal seitdem die Industrie hier einen Mittelpunkt fand. 
Die protestantischen Emigranten^ die aus Köln über den Rhein zogen, wie schon 
früher die aus Frankreich, brachten nach Mülheim und Bergisch-Gladbach neue in- 
dustrielle Kräfte. Zugleich wird Mülheim der Stapelplatz fttr das bergische Hinter- 
land am Rhein, aber die Rivalität mit Köln besteht fort, das die aufstrebende Nach- 
barstadt noch immer in der Entwicklung hemmt 

i39 



^ 



4 EINLEITUNG 

Die Fehden zwischen Köln und Berg haben besonders unter dem kriegerischen 
Herzog Adolf I. dem flachen Lande tiefe Wunden geschlagen. In der Schlacht auf 
der Wahner Haide im Jahre i4i3 wurden die Bergischen von den Truppen dei 
Grafschaft Moers geschlagen; in den folgenden Jahren fielen die beiden Feinde ab- 
wechselnd in das gegnensche Gebiet ein und verwüsteten es ; erst Kaiser Sigismund 
brachte i4i7 eine Aussöhnung zu stände: die Befestigungen von Mülheim und Deutz 
mussten fallen. 

Mit dem Erlöschen des alten Bergisch -Jülichschen Herrscherhauses im Jahre 
1 5 II geht dann auch dieses älteste Stammland des bergischen Geschlechtes an die 
klevisch-märkische Linie über: es teilt seitdem die Geschicke des Herzogtums Berg, 
geht nach dem jülich-bayrischen Erbfolgekrieg weiter an die pfälzisch -neuburgische 
Linie tibei. Im dreissigjährigen Kriege hatte das Land unter den Durchmärschen 
fremder Truppen schwer zu leiden, zumal die Jahre 162 1 — 1623 bedeuten für das 
rechtsrheinische Gebiet eine dauernde Leidenszeit. Noch in der zweiten Hälfte des 
Jahrhunderts hatte sich das Land nicht völlig von diesen Bedrängnissen und Plün- 
derungen erholt Wieder brachte der Anfang des 18. Jahrhunderts dem flachen 
Lande Zerstörungen und Brandschatzungen. Der Erzbischof Joseph Clemens von 
Köln und die französischen Truppen waren in das bergische Gebiet eingefallen. Das 
Schloss zu Lülsdorf, die Dörfer Porz, Zündorf, Urbach wurden verbrannt und ge- 
plündert, Merheim, Dünnwald, Schlebusch, Gladbach schwer mitgenommen — erst 
im April i7o3 wurden die französischen Scharen durch den Kurfürsten Johann 
Wilhelm vertrieben. 

Der Kurfürst Johann Wilhelm hat aber zugleich eine neue Blüte für sein Land 
heraufgeführt. Der Kreis Mülheim enthält das schönste und vollendetste Denkmal, 
das die italienische Kolonie seiner Hofkünstler hinterlassen hat : das von dem Grafen 
Matthäus de Albertis, dem Oberbaudirektor des Kurfürsten, im Jahre i7io errichtete 
neue Schloss zu Bensberg, das von den erlesensten Künstlern des Hofes, von Pelle- 
grini, Zanetti, Bellucci, Weenix ausgestattet wurde. Die barbarische Umgestaltung 
des Schlosses zum Kadettenhaus in den Jahren i838 — 1842 hat die Stuckarbeiten 
und Malereien zum grössten Teil zerstört; nur wenige Reste geben noch Kunde von 
der einstigen Pracht. 

Im Herbst des Jahres i794 hatten die Franzosen den Rhein überschritten und 
ergossen sich nun plündernd in das bergische Land. Die Regentschaft über das 
Kurfürstentum war i799 nach dem Tode des kinderlosen Karl Theodor an den 
Herzog Max Joseph von Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken übergegangen. Schon am 
i5. März 1806 musste aber das Herzogtum an Napoleon abgetreten werden, der es 
noch am selben Tage dem Prinzen Joachim Murat überwies — schon am i5. Juli 
1808 fiel das neue Grossherzogtum Berg wieder an Frankreich. Mülheim bildete 
in dieser Zeit den Hauptort eines zum Rheindepartement gehörigen Arrondissements, 
das die beiden Kantone Mülheim und Bensberg umfasste. 

i4o 



EINLEITUNIG 5 

Im November i8i3 nahmen die Verbündeten von dem Grossherzogtuni Besitz; 
die ehemals pfalz-bayerischen Besitzungen bildeten jetzt das Gfeneralgouvernement 
Berg, bis das Land am 5. April i8i5 endgültig an Preussen kam. Bald darauf schon 
wurden die Provinzialbehörden eingerichtet; der Kreis Mülheim wurde der neuge- 
bildeten Königlichen Regierung in Köln zugewiesen imd in seinem gegenwärtig noch 
bestehenden Umfange abgegrenzt. Es wurde ihm der ganze Kanton Bensberg, der 
Kanton Mülheim, mit Ausnahme der zum Landkreise Köln geschlagenen Bürger- 
meisterei Deutz, und endlich die Gemeinde Overath vom Kanton Lindlar überwiesen. 

Der Kreis zerfilllt in zwei ziemlich scharf von einander geschiedene Haupt- 
abschnitte von ungefähr gleicher Grösse, einen gebirgigen östlichen und einen flachen 
westlichen. In dem ebenen Flachland finden sich die regelmässigen Diluvialab- 
lagerungen: auf einer Unterlage von Kies und Sand eine dicke Lehm- und Mergel- 
schicht. Der bergige Teil gehört dem Übergang des sauerländischen Gebirges zur 
Rheinebene an. Das Gebirge lieferte eine ganze Reihe von brauchbaren Baumate- 
rialen: Thonschiefer, Grauwackensandstein und Grauwackenschiefer, wozu am west- 
lichen Abhang der Höhen noch ein Streifen von Kalkstein kommt, der sich über 
die ganze Bürgermeisterei Gladbach erstreckt, die Bürgermeisterei Odenthal berührt 
und dann in östlicher Richtung verläuft. In dem Flachlande herrschen dagegen die 
auf dem Strom verschifften mittelrheinischen Baumaterialien« der Tuflfstein und der 
Trachyt vor, bis endlich das ganze Uferland mehr und mehr dem Backsteinbau sich 
zuneigt. [C] 



LITTERATUR. 

I. Allgemeine Darstellungen, politische und Territorialgeschichte. 
W. Teschenmacher, Annales Cliviae, Juliae, Montium, Marcae, Westphalicae, Ravens- 
bergae, Geldriae et Zutphaniae, Frankfurt und Leipzig 1 7 2 1 . — J. Th. Brosius, Juliae 
Montiumque comitum, marchionum et ducum annales, Köln i73i, 3 Bde. — Zwei 
geographische Beschreibungen des Herzogtums Berg aus dem I. Drittel das 1 8. Jahr- 
hunderts. I. Topographia ducatus Montani von E. Ph. Ploennies (i7i5). II. Be- 
schreibung der vornehmen Handelsstädte und Flecken Bergischen Landes, von JOH. 
WüLFFiNG (i729): Berg. Zs. XIX, S. 81 — i7o. — A. Borheck, Archiv für die Ge- 
schichte, Erdbeschreibung, Staatskunde und Altertümer der deutschen Nieder-Rhein- 
lande, Elberfeld 1800. — Ders., Geschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und 
Ravensberg, Duisburg 1 800. — Joh. Schmidt, Geschichte und Geographie des Herzog- 
tums Berg und seiner Herrschaften, Krefeld i8o4. — Neigebaur, Darstellung der 
provisorischen Verwaltungen am Rhein vom J. i8i3 — 181 9, Köln 1821. — F. E. 
V. Mering, Geschichte der Burgen, Rittergüter, Abteien und Klöster in den Rhein- 
landen, Köln i833 — 1861, 12 Hefte. — J. F. Knapp, Regenten- und Volksgeschichte 
der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg und Ravensberg von Karl dem Grossen bis 
auf die Vereinigung mit dei preussischen Monarchie, Krefeld i836, 3 Bde. — Mon- 

i4i 



6 EINLEITUNG 

TANtJS, Die Vorzeit der Länder Cleve, Mark, Berg und Westfalen, Solingen iS37, 
5 Bde. — Dasselbe in wissenschaftlicher Umarbeitung von W. v. Walobruhl und 
MoNTANUS, Elberfeld i87i. — £. Heikel, Geschichte der Herzogtümer Qeve, Jülich 
und Berg bis zur Vereinigung mit dem KurfQistentum Brandenburg, Berlin i84i. — 
£. HÖLTERHOFF, Vaterlandskunde, zunächst für die preussische Rheinprovinz, Solingen 
i84i. — Jos. Strange, Beiträge zur Genealogie der adligen Geschlechter, Köln 
i864 — 1869, 9 Bde. — A. Fahne, Geschichte der Kölnischen, JäKchsdien und 
Bergischen Geschlechter, Köln f848, 2 Bde. — Ders., Geschichte der Westl^Llisdien 
Geschlechter, Köln i858. — Ders., Die Dynasten, Freiherren und jetzigen Grafen von 
Bocholtz, Köln i856— i863, 4 Bde. in 6 Abteilungen. — Deis., Forschungen auf dem 
Gebiet der Rheinischen und Westfälischen Geschichte, Köln i864 — 1876, 5 Bde. in 
8 Abteilungen. — Deis., Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und West&len, 
Köln 1 876—1 883, 6 Bde. — Ders., Chroniken und Urkundenbücher hervorragender 
Geschlechter, Stifter und Klöster, Köln 1862—1880, 5 Bde. — A. v. Haeften, Ober- 
blick über die Niederrheinisch-westfälische Territorialgeschichte bis zum Anfsmg des 
i5. Jahrhunderts: Berg. Zs. II; S. z; III, S. 224. — L. Driesen, Fünf Bücher 
niederrheinischer Geschichte: III. Geschichte der Grafschaft Berg von den ältesten 
Zeiten bis i3oo: Westf Zs. XV, S. i65. — Karl Kunze, Die politische Stellung der 
niederrheinischen Fürsten in den J. i3i4— 1334, Göttingen 1886. — v. Woringen, 
Historische Darstellung der Bildung des Herzogtums Berg: v. Ledebur, Allgem. 
Archiv XVII, S. 3oS. — K. J. Wiebeking, Beiträge zur Kur-Pf^zischen Staatenge- 
schichte vom J. i772 — 1792, vorzüglich in Rücksicht des Herzogtums Jülich und Berg, 
Heidelberg i793. — Chr. Jac. Kremer, Akademische Beiträge zur Gülch- Beigischen 
Geschichte, Mannheim i769— 1 78i, 3 Bde. — Die Helden der Republik und Bürger und 
Bauern am Niederrhein in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts, vom Verfasser 
der deutschen Kokarde, Elberfeld i85i. — Rudolf Goecke, Das Grossherzogtum 
Berg unter Joachim Murat, Napoleon I. und Louis Napoleon 1806 — 181 3, Köln i877. 

— Friedrich Spengler, Geschichte des Bergischen Landes, Barmen 1868. — Arthur 
KoERNiCKE, Entstehung und Entwickelung der bergischen Amtsverfassung bis zur 
Mitte des 1 4. Jahrhunderts, Diss. Bonn i892. Dazu Harless, in der Berg. Zs. 
XXIX, S. 279. — Bernhard Schönneshöfer, Geschichte des bergischen Landes, 
Elberfeld i895. — Georg v. Below, Die landständische Verfassung in Jülich und 
Berg bis zum J. i5ii: Berg. Zs. XXI, 8. i73; XXII, S. i. — Ders., Geschichte der 
direkten Staatssteuem in Jülich und Berg bis zum geldrischen Erbfolgekriege: Beig. 
Zs. XXVI, S. i; XXVIII, S. i; XXIX, S. 1. — Wilhelm Crecelius, Beiträge zur 
Bergisch-niederrheinischen Geschichte, Elberfeld i89i. Auch in der Beig. Zs. XXVII. 

— Mitteilungen aus den Akten-Resten der bergischen Obergerichte, Düsseldorf i897. 

— Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz: Bd. I. Constantin 
Schulteis, Die Karten von 18 13 und 1818, Bonn i895. Bd. IL Wilhelm Fa- 
BRicius, Die Karte von i789, Bonn i898. Publikationen der Gesellschaft für 
rheinische Geschichtskunde, XII. 

l42 



EINLEITUNG 7 

2. Statistik. Th. J. Lenzen, Be3rtrage zur Statistik des Herzogtums Berg, 
Düsseldorf 1 802, 2 Hefte. — Statistik der preussischen Rheinprovinzen in den 3 Perioden 
ihrer Verwaltung, Köln 181 7. — J. A. Demian, Geographisch-statistische Darstellung 
der deutschen Rheinlande nach dem Bestände vom i. August 1820, Koblenz 1820. — 
V. Restorff, Topographisch-statistische Beschreibung der preussischen Rheinprovinzen, 
Berlin i83o. — Beschreibung des preussischen Rheinlands, Aachen i832. — P. W. 
Mkbus, Geographisch-statistische Beschreibung der Königlich preussischen Rheinprovinz, 
Elberfeld i84i. — Ders., Statistische Beschreibung der Königlich preussischen Rhein- 
provinz, Köln i835. — F. Halm, Statistik des Regierungsbezirkes Köln, Köln i865. — 
ViNCENZ V. ZuccALMAGLio, Geschichte und Beschreibung der Stadt und des Kreises 
Mülheim am Rhein, Köln i846. — Statistische Darstellung des Kreises Mülheim am 
Rhein, insbesondere die Jahre 1859, 1860 und 1861 umfassend, Mülheim i863. — 
Friedrich Kerper, Kleine Heimatskunde des Kreises Mülheim am Rhein für Schule 
und Haus, Bielefeld i884. — 

3. Rechts- und Verfassungsgeschichte. Harless, Die Erkundigung 
über die Gerichtsverfassung im Herzogthum Berg vom J. i55S: Berg. Zs. XX, S. 11 7. 

— J. J. ScoTTi, Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in den ehe- 
maligen Herzogtümern Jülich, Cleve und Berg und in dem vormaligen Grossherzog- 
tum Berg ergangen sind (von i475 — i8i5), Düsseldorf 1821 — 1822, 4 Bde. 

— Gosw. Jos. DE BuiNiNGK, Tentamen historicum de ordinationibus provincialibus 
Juliacensibus, Montensibus nee non variis earundum editionibus, Duisburg i794. — 
Melchior Voetz, Historia juris civilis Juliacensium et Montium, Köln i667 (5. Aufl. 
i762.) — Chr. Sommer, Praktischer Kommentar über die Jülich-Beigische Rechts- 
ordnung mit Verbesserungsvorschlägen, Köln 1 8o4. — Wiederholung aller derjenigen 
Edikten und General- Verordtnungen, welche wegen der in beyden Herzogthumben 
Gülich und Berg üblichen Steuer-Collectationen und darin einschlagender Materien 
vor und nach ausgegangen seynd, Düsseldorf 1 7 15. — Fr. Alef, Dissert. de iuribus 
et praerogativis ducatuum Juliae et Montium, Heidelberg i75i (auch in seinen Opus- 
culis p. 773). — G. J. V. Knapp, Beiträge zur Jülich- und Bergischen Landesgeschichte 
oder Anleitung zur Kenntnis der Jülich- und Bergischen Lehne, i79i. -— Fr. G. 
Schleicher, Abhandlung vom Ursprung imd Eigenschaft der Jülich- und Bergischen 
Lehne, Elberfeld 1800. — C. A. Rennen, Bemerkungen über das Bergische Land- 
recht, Düsseldorf 18o3. — v. Kamptz, Die Provinzial- und statutarischen Rechte 
in der preussischen Moparchie, Beriin 1828. — J. F. Benzenberg, Über Provinzial- 
verfassung mit besonderer Rücksicht auf die vier Länder Jülich, Cleve, Berg und 
Mark, Hamm 18 19. — Theodor Corner, Abhandlung über den vorz%lichen 
Unterschied zwischen den ehemaligen Landrechten .... von Köln, Jülich und Berg, 
Köln 1826. 

4. Kirchengeschichte. Kirchen-Ordnung, welchermassen in der lehre gött- 
lichen Worts, Administration der heiligen Sakramenten in Unser Heinrichs, 

Grafen zu Sayn, Herrn zu Hombui^gk, .... Graff- und Herrschaften unsere Super- 

i43 



8 EINLEITUNG 

intendeaten, Pfarrherren, .... sich verhalten sollen, i589 [gedruckt Eisenach i683]. — 
J. P. Berg, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg, 
herausgegeben von Ludw. Tross, Hamm 1826. — C. H. E. von Oven, Über die 
Entstehung und Fortbildung des evangelischen Kultus in Jülich, Berg, Cleve und 
Mark, Essen 1829. — J. A. von Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder 
Jülich, Berg, Cleve, Meurs, Mark, Westfalen, Bd. I und II, Elberfeld 1818, Bd. III, 
herausgegeben von C. H. E. von Oven. Solingen i837. — Ennen, Geschichte der 
Reformation im Bereiche der alten Erzdiöcese Köln, Köln und Neuss i849. — 
Heinrich Heppe, Geschichte der evangelischen Kirche von Cleve-Mark und der 
Provinz Westfalen, Iserlohn 186 7. — Max Lossen, Zur Geschichte des. Laienkelches 
am Hofe des Herzogs Wilhem von Jtilich-Cleve-Berg: Berg. Zs. XIX, S. i. 

5. Geschichte der Industrie. Nachricht von den Eisen- und Stahlfabriken 
im Herzogtum Berg, aufgesetzt im J. i78i: Deutsches Museum, Leipzig i783, 1, S. 24 
Berichtigung ebenda i784, I, S. 54. — C. Frohn, Ansichten der bergischen Industrie: 
Aschenbergs niederrheinische Blätter III, Dortmund i8o3, S. 534. — Eversmann, 
Übersicht der Eisen- und Stahl-Erzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen 
Lahn und Lippe, Dortmund 18o4. — Versuch einer Geschichte der Industrie- und 
des Handels in den niederrheinisch-westfälischen Provinzen des vormaligen Gross- 
herzogtums Berg: Vaterländische Blätter, den Bewohnern des Niederrheins gewidmet 
I, i8i4, S. 9i, i87. — W. Gebhard, Bericht des Hofkammerrats Fr. H. Jacobi über 
die Industrie der Herzogtümer Jülich und Berg aus den J. i773 und i774: Berg 
Zs. XVIII, S. i. 



144 



EINLEITUNG 



ABKÜRZUNGEN 

für die häufiger genannten Werke. 

Lacomblet, U.B. — Th. J. Lacomblet, Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins, 4 Bde. 
Dflsseldorf 1840-1858. 

Lacomblet, Archiv. — Archiv für die Geschichte des Niederrheins, I (1832), II (1857), III (1860), 
IV (1863), V (1865), herausgegeben von Lacomblet, N.F. I (1868), II (1870), herausge- 
geben von Harless. 

Binterim u. Mooren, E. K. — Binterim u. Mooren, Die alte und neue Erzdiöcese Köln, in Dekanate 
eingeteilt, Mainz 1828—1830, 2 Bde. Die 2. Aufi. unter dem Titel: Die Erzdiöcese Köln 
bis zur französischen Staatsumwälzung, bearbeitet von Alb. Mooren, 2 Bde., Düsseldorf 
' 1892—1893. 

Günther, Cod. dipl. — Codex diplomaticus Rheno-Mosellanus von W. Günther, 5 Bde. Koblenz 
1822-1826. 

Fabricius, Karte von 1789. — Wilhelm Fabriciu», Die Karte von 1789, Einteilung und Entwicke- 
Wng der Territorien von 1600 bis 1794. Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der 
Rheinprovinz, Bd. II, Bonn 1898. 

B. J. — Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, I (1841)— C (1896), 101 
(1897)— 105 (1900). 

Ann. h. V. N. — Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I (1855) — LXIX (1900). 

Picks Ms — Monatsschrift für rheinisch-westfälische Geschichtsforschung und Altertumskunde 
herausgegeben von Richard Pick, I u. II (1875, 76). — Monatsschrift für die' Geschichte 
Westdeutschlands, herausgegeben von dems., III (1877)— VII (1881). 

Wd. Zs. — Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst, herausgegeben von Hettner und 
Lamprecht, I (1882) — X (1891), von Hettner u. Hansen, XI— XIX (1900). 

Aachener Zs. — Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins I (1879)— XXII (1900). 

Berg Zs — Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1863) — XXXIV (1899). 

Bei^. Ms. — Monatsschrift des bergischen Geschichtsvereins I (1894)— VII (1900). 

Dumont, Descriptio. — Dumont, Descriptio omnium archidioeceseos Coloniensis ecclesiarum circa 
annum MDCCC. Köln 1879. 

Tille, Übersicht. — Armin Tille, Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rhein- 
provinz. Beihefte zu dem Jahresberichte der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde 
und zu den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Band I, Bonn 1899. 

V. Recklinghausen, Ref. Gesch. — von Recklinghausen, Reformationsgeschichte der Länder Jülich, 
Berg, Cleve, Meurs, Mark, Westfalen und der Städte Aachen, Köln und Dortmund, Band I 
und II, Elberfeld 1818, Band III, Solingen und Gummersbach 1837. 

V. Zuccalmaglio, Mülheim. — Vincenz von Zuccalmaglio, Geschichte und Beschreibung der Stadt 
und des Kreises Mülheim am Rhein, Köln 1846. 



^ 



145 




Fig* 1. Altenb«rg. Aluste Aiuicht der Abtei von 1517. 



ALTEN BERG. 



Quellen. Quellen 

A. Levold von Northof, Chronica comitum de Marka, Hamm i859, S. 5o Ältere Utteratur 
bis 59. — Relatio de exordio monasterii Veteris Montis, abgedruckt bei L. Tross, 
ebenda S. 3i4— 3i9. — Gedicht (a. d. iS. Jh.) über die Gründung der Abtei Alten- 
berg, ed. W. Harless i. d. Berg. Zs. XI, S. 73. — Sprachliche Bemerkungen dazu 
von F. WoESTE, ebenda XIII, S. 229. — Vgl. Crecelius, ebenda XXVJI, S. 44. — 
W. Harless, Zur Gründungssage der Abtei Altenberg: Berg. Zs. XXIX, S. i6i. — 
Catalogus abbatam monasterii de Veten Monte in ducatu Montensi bei JoN- 
GELiNUS, Notitia abbatiarum ordinis Cisterciensis, Köln !64o, II, p. i5. — Dazu 
Nachtrag Ann. h. V. N. XXV, S. 286. — Eine Abtschronik von Altenberg (Chronik 
V. i5i7, Grundlage von Jongelinus), ed. Fr. Küch i. d. Berg. Zs. XXIX, S. i7i. — 
Miraeus, Chronicon Cisterciensis ordinis, Köln 161 4, p. 11 7, i85. — Jon- 
gelinus, Notitia abbatiarum ordinis Cisterciensis, Köln i64o, II, p. i3. Kloster- 
chronik bis i637. Notabilia de monasterio Veteris Montis, ebenda p. i3o. — Aug. 
Manrique, Cisterciensium seu verius ecclesiasticorum annalium a condito Cistercio 
tom. III, p. 7; IV, p. 2, Leiden 1 642— 1 659. — Gabr. Bucelinus, Germania topo- 
chrono-stemmato-graphica sacra et profana, Frankfurt i699, IV, p. i4. — Sartorius^ 
Verteutschtes Cistercium Bistercium, Prag t7o8, p. 6i5. — E. Ph. Ploennies, Topogra- 
phia ducatus Montani v.J. i7i5, abgedruckt i. d. Berg. Zs. XIX, S. 81, 10 1. — Gallia 
Christiana in provincias ecclesiasticas distributa» Paris i7i5, III, p. 787. — Teschen- 
MACHER, Annales Cliviae, Juliae, Montium, Marcae, Westphalicae , Ravensbergae, 



147 



12 KREIS MULHEIM 

Quellen Gcldriae et Zutphaniae, Frankfurt i72i, p. 4i7. — Thuringia sacra sive historia 
monasteriorum, quae olim in Thuringia floruerunt, Frankfurt i737, p. 468. — F. C. G. 
HiRSCHiNG, Historisch -Geographisch -Topographisches Stifts- und Closter-Lexikon, 
Leipzig i792, I, p. 26. — Ersch u. Gruber, Allgemeine Encyclopädie der Wissen- 
schaften und Künste in alphabetischer Folge, Leipzig 18 18, I, S. III, S. 234. — 
Benzenberg, Über Provinzialverfassung II, Hamm 182 1. Dazu Niederrheinischer 
Geschichtsfreund i883, S. 87. 

Diirtteiiungen Beiblatt zur Kölnischen Zeitung vom i9. Mai 18 16 Nr. 6. — Über die Ver- 

wüstung der Abtei Altenberg: Westfill. Anzeiger 182$, Nr. 87, S. 2012; vgl. 

Nr. 57, S. 1289; Nr. 60, S. i394. — J. J. Süss, Geschichte des Erzstifts Köln 

nebst einer Beschreibung des Entstehens der Abtei Altenberg, dasige Ruhestätte 
unserer Landesväter, Köln 1826. — M. J. Mertens, Die Abtei Altenberg: 
J. W. Brewer, Vaterländische Chronik der Kgl. Preuss. Rheinprovinz, II, 1826, 
S. 5o. — CoRN. Schimmel, Die Abteikirche zu Altenberg, i5 Blätter, mit Text von 
C. Becker, i832. — L. von Ledebur. Neues allgemeines Archiv für die Geschichts- 
kunde des preussischen Staates, I, i836, S. 344. — Vincenz v. Zuccalmaolio, Ge- 
schichte und Beschreibung des Klosters Altenberg, Barmen i836. — Ders. [unter 
dem Namen: Montanus], das Kloster Altenberg, Solingen i838. — Der»., Alten- 
berg im Dhünthale, Festbeitrag zur Eröffnungsfeier des wiederhergestellten Bergischen 
Doms, Köln i848. — Ders., Ansicht und Beschreibung von Altenberg, Düsseldorf 
1861. — Ders., Geschichte von Altenberg nebst einer kurzen Geschichte der ber- 
gischen Regenten mit den zu Altenberg befindlichen Epitaphien. — Ders., Der Dom 
zu Altenberg, neu herausgegeben vom Altenberger Domverein, Köln i894. — 
E. Weyden , Die Wiederherstellung der Abteikirche zu Altenberg : Rheinische Pro- 
vinzialblätter i836, 4. Heft. — Montanus, Die Wiederherstellung der Klosterkirche 
ebenda i838, 2. Heft — Ders., Vom Kloster Altenberg im Dhünthale und dem 
Mönchswesen, i838. — Ders., Die Vorzeit der Länder Cleve, Mark, Jülich, Beig 
und Westfalen, Solingen i839, II, S. i ff. — K. Gh. Beltz, Altenberg und seine 
Kirche: Lerschs Niederrheinisches Jahrbuch, i843, S. 245. — Carl Duval, Die 
Klöster und Klosterruiaen Deutschlands, Nordhausen i844, I. S. 55. — Carl Sim- 
ROCK, Das malerische und romantische Rheinland, S. 444. — Blätter zur näheren 
Kunde Westfalens i863, S. 7i. — Lacomblet, Archiv f. d. Geschichte d. Nieder- 
rheins III, S. 37» — Franz Winter, Die Cistercienser des nordöstlichen Deutsch- 
lands bis zum Auftreten der Bettelorden, Gotha 1868, I, S. 4i. — Aug. Potthast, 
Regesta pontificum Romanorum, Berlin i873, p. 11 3. — C. J. Böttcher, Ger- 
iQania sacra, Leipzig i874, S. 4io. — L. Janauschek, Origines Cisterciensium, Wien 
i877, I, p. 29, mit Angabe der älteren Litteratur. — Aeg. Müller, Beitrag zur Ge- 
schichte der Cistercienserabtei Altenberg, Bensberg 1882. — Robert Keller, Alten- 
berg und seine Merkwürdigkeiten, Bensberg 1882. — JoST, Die Kirche zu Altenberg: 
Niederrheinischer Geschichtsfreund i883, S. 87, 111. — Br. Herchenbach, Die 
Abtei zu Altenberg: Zs. des Düsseldorfer Geschichtsvereins i883, S. 99. — Ders., 
Der Bergische Dom mit Ansicht Grundriss und Beschreibung, Düsseldorf i884. — 
A. Flormann, Altenberg im Dhünthal und der bergische Dom, Düsseldorf i884. — 
L. Schwörbel, Die ehemalige Cistercienserabtei Altenberg im Dhünthale, Deutz i885. 
— Otto Schell, Führer durch Altenberg im Dhünthal, Elberfeld i899. — l>. Dissel- 
HOFF, Der Dom zu Altenberg: Daheim i899, S. 55i. — B. Schönneshöfer, Alten- 
berg: Monatsschrift d. Berg. Gesch. Ver. III, S. 2. — F. Stockhausen, Der Ber- 
gische Dom: Monatsschrift d. Berg. Gesch. Ver. III, S. 69. 

i48 



ALTENBERG l3 

Das Bauwerk insbesondere: Quellen 

CoRN. Schimmel, Die Abteikirche zu Altenberg, i5 Blätter, Münster i832. — Dm M«uw«rV 
S. BoissEREE, Denkmäler der Baukunst am Niederrhein, Taf. 59, 60. — F. Grund, 
Die aufgefundenen byzantinischen Reste der wahrscheinlich ältesten Abteikirche zu 
Altenberg: B. J. X, S. i42. — Biercher, Die Kirche zu Altenberg in historischer 
und architektonischer Beziehung: Kölner Domblatt i843, Nr. 32, 33. — Die Kirche 
zu Altenberg: Baudris Organ für christliche Kunst VII, S. 26, 38; XV, S. 2 55. — 
Ottomar Möller, Das Thal der Dhün und die Abtei Altenberg: Deutsche Bau- 
zeitung XII, i878, S. 12. — KuGLER, Kleine Schriften, II, S. 669. — Ludwig und 
Georg Lange, Die historisch merkwürdigsten Städte in Deutschland, Darmstadt 
i842, III. — Förster, Denkmäler deutscher Baukunst, V, 1, S. 9 mit 2 Tafeln. — 
Kallenbach und Schmitt, Christliche Kirchenbaukunst, Taf. 4o, 10. — Die kunst- 
geschichtlich merkwürdigen Bauwerke, herausgegeben von Mitgliedern des Berliner 
Architekten Vereins, Bl. i8a und i8b. — Otte, Handbuch der Kunstarchäologie II, 
S. 2 7, 282. — Reber, Kunstgeschichte d. Mittelalters, S. i88, 482. — Dohme, Ge- 
schichte der deutschen Baukunst, S. 2i9. — H. Knackfuss, Deutsche Kunstge- 
schichte, I, S. 32 2. — E. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler des christlichen Mittel- 
alters i. d. Rheinlanden, Text II, S. 3. — H. W. Brewer, Some churches in the 
neighbourhood of Cleves: Transactions of the Royal Institute of British architects 
new ser. VII, i89i, p. 3oi, 3o3. — Ders. in The Builder LVIII, p. 452. — - Thomas 
H. King, The Studybook of mediaeval architecture and art, London i858, I, pl. 21, 
22 (chapter-house and cloisters). — H. Härtung, Motive der mittelalterlichen Bau- 
kunst in Deutschland, Taf. 96 —99. — W. Harless, Das Memorienregister der Abtei 
Altenberg: Berg. Zs. XXXI, S. 11 9. — Strauven, Zwei Urkunden über den Bau der 
Abteikirche zu Altenberg: Ann. h. V. N. XXVIII, S. 37. — H. Höfer, Beiträge zur 
Geschichte der Kunst der Cistercienser in den Rheinlanden. I. Altenberg: Studien 
und Mitteilungen a. d. Benediktiner- und Cistercienserorden, XX, i899, Heft i. — Über 
die letzte Wiederherstellung Clemen in den Jahresberichten des Altenberger Dom- 
vereins i895 — i9oo. — Ders. in den Jahresberichten der Provinzialkommission für 
die Denkmalpflege in der Rheinprovinz i896, S. 12; i897, S. i7; i898, S. 12; i899, 
S. 8 und B. J. C, S. i52: 102, S. 2i5; io3, S. 181; io5, S. i94. 

Handschriftl. Ou. Im Staatsarchive zu Düsseldorf (vgl. Ilgen, Rhei-H«ndichr. Qu. 
nisches Archiv S. 59): 9i4 Urkunden von ii39 — 1756, darunter zahlreiche Papst- Urkunden 
Urkunden von 11 39 an, Kaiserurkunden von 1202 an. 

Kopiare: i. B. ii3a: aus dem 16. Jh. mit Zusätzen des i7. und 18., enthält Kopinre 
Urkunden von 11 95 — 1769, hauptsächlich von den bergischen Herzögen und den rhei- 
nischen Erzbischöfen. 2. B. 11 3b: aus dem 16. Jh., enthält Urkunden von 12 16— 1 532, 
zumeist Privilegien. 3. B. ii3c: aus dem 16. Jh., betitelt: Erbrendt des dhomb- 
stifFts und der stede Coln, doch folgen diesen die Geldgeschäfte zwischen Domkapitel 
und Stadt Köln einerseits und der Abtei Altenberg andrerseits betreffenden Urkunden 
andere Urkunden, hauptsächlich Ablässe und Privilegien der Päpste, der Kaiser, der 
Herzöge von Jülich-Berg und der rheinischen Erzbischöfe. 4. — 6. B. ii3d, e, f : Ur- 
kunden über die Besitzungen und Einkünfte der Abtei an verschiedenen Orten, vom 
i3.— 18. Jh. (494, ii4i und 788 Seiten). 7. B. ii3g: aus dem 16. Jh., betreffend die 
Besitzungen und Gefälle in der Stadt Köln. 8. B. i46: Urkunden und Briefe von 
l532 — 1593 und eine von i323, zu schreiben begonnen i568. 

Akten: Wahlinstrumente der Äbte i538--i779. Nachrichten über die Auf- Akun 
nähme von Konventualen. Nachrichten über Visitationen. Schreiben fürstlicher 

l49 



I4 



KREIS MÜLHEIM 



H«Bdtchr.Qn. Personen an die Äbte. Nachrichten über die Einkünfte, Zins-, Renten-, Pachtregister, 
vom i4.— 16. Jh., über Schulden etc. Zahlreiche Akten über die Güter der Abtei, 
sowie über einige der Abtei unterstehende Pfarr- und Klosterkirchen. Verzeichnis 
der Reliquien der. Abtei, um i5oo (gedruckt), und Akten über Ablassverleihungen. 
Akten über den Cistercienserorden im allgemeinen. Nachrichten über die Begäng- 
nisse der Köhler Erzbischöfe Johann Clemens (i723) und Max Friedrich (i784). 

Notatenbuch des Abtes Johannes Blanckenberg und seiner Nachfolger von i643 
bis i739 über Zuwendungen an die Abtei, über Zeitereignisse und eigene Erlebnisse, 

Nachlass des Archivars Kerris: Deutsches Gedicht über die Gründung der 
Abtei (gedruckt); Abschrift der (gedruckten) Abtschronik (wobei der Anfang, bis 
ca. i38o, fehlt j; am Schluss beider Hefte ein (gedrucktes) Verzeichnis der im Dom 
Beerdigten; Übersetzung der auf Altenberg bezüglichen Stellen der Chronik Levolds 

VON NoRTHOFF. 

Nachrichten über die Aufhebung der Abtei in den Akten der Separat- Kom- 
mission in geistlichen Korporations- Angelegenheiten. Abtschronik von 1 5 1 7 mit Ab- 
bildungen der Kirchen von Altenberg utid dessen Filiae (Text gedruckt i. d. Berg. Zs. 
XXIX, S. i7 I, vgl. Fig. i). Ältere Verzeichnisse des Archivs der Abtei von i488 bis um 
1800. Hs.: Rituale v. Anf. des 16. Jh. mit goldverzierten Initialen, mit späteren Zusätzen. 

In der Kgl. Bibliothek zu Berlin: Franz Hebenstreit, Geschichte und Be- 
schreibung des Doms zu Altenberg, Köln i84o, Cod. Boruss. fol. 1020. 

In der Kgl. Hof- und Staatsbibliothek zu München: In der Redinghovenschen 
Sammlung, Cod. germ. 221 3, Bd. VI, Bl. 128a Privilegien von 1268 an, Bl. i3i Ab- 
schrift des Gedichtes über die Gründung der Abtei, Bl. i35b Verzeichnis der in 
Altenberg begrabenen Fürsten. Bd. XVI, Bl. 21 9, 221 Inschriften. Bd. XXIV, Bl. i69. 
Genaues Verzeichnis der Grabdenkmäler mit den Inschriften und einzelnen Feder- 
zeichnungen Bd. XXX, Bl. 656 Verzeichnis der in Alcenberg begrabenen Fürsten. 

Im Stadtarchiv zu Köln: In den Farragines des Gelenius (XI, Bl. 585) Ab- 
schrift der Altenberger Abtschronik von i517 mit Zusätzen bis 160 7. — Liste der 
Zinshäuser der Abtei in Köln i7i6 — 1758. 

Im Besitz des Herrn Rob. Keller zu Alten berg: Akten, betr. die Abtei a. d. 
J. I793--I797. Vgl. Tille, Übersicht S. 24i. 

Im Bürgermeisteramt zu Odenthal: Akten betr. die Kunstwerke in der Abtei- 
kirche Altenberg, Bericht von Karl Schäfer, t8o5 (Tit. VII. Sect. III. Litt. C. Nr. 24). 



Berlin 



München 



Köln 



Alienberg 



Odenthnt 



Alti>re 
Ansich ten 



Ältere Ansichten. 

1. Ansicht der Abtei von Südwesten, in Medaillonform, vom J. i5i7, auf einem 
die Abtschronik enthaltenden Pergamentblatt, im Staatsarchiv zu Düsseldorf (Fig. i). 
Die Hs. beschrieben von Fr. Küch in der Berg. Zs. XXIX, S. i7i. 

2. Ansicht der Abtei von Südwesten, kleines Medaillon, Federzeichnung im 
Rituale ordinis Cisterciensis (Düsseldorf, Landesbibliothek Cod. C. 38). 

3. Heiligenbildchen, io,3x6,2, mit dem Kruzifixus und dem h. Bernhard, im 
Hintergrunde die Abtei von Süden, a. d. J. i692, von H. Person. 

4. Heiligenbildchen, io,5x6,3, mit dem Kruzifixus und der h. Lutgardis, im 
Hintergrund Altenberg von Süden, a. d. i7. Jh. 

5. Zwei grosse Ölgemälde a. d. i7. Jh. im Erzbischöflichen Generalvikariate zu 
Köln. Das erste, die Abteigebäude von der Südseite zeigend, i,29Xi,8o m, bez. 

NEW ALTENBERG VON ITE PRAELAT LOHE AUFFGERICHT l692; daS ZWCite, l,4l X 2 m, 

das Innere des Domes darstellend, bez. abbas lohe f. f. i695. 

i5o 



ALTENBERG 1 5 

6. Ansicht des Klosters aus der Vogelperspektive, 72 X 48 cm, bez. oben: .^l*"* 

WAHRER ABRIS DES KLOSTERS ALDENBERG IM HERTZOGTHÜMB BERG GELEGEN, FUN- 

DiRT IM JAHR ii33. Rechts unten: joann odendoll delineavit. Joannes jacobus 
SARTOR FECiT COLONIAE i7o7. Oben Spruchband: piis manibus reverendissimi et 

AMPLISSIMI DOMINI D. JOANNIS JACOBI LOHE, MONASTERII B. MARIAE V. DE VETERI 
MONTE SACRI ORDINIS CISTERCIENSIS DUCATUS MONTENSIS ABBATIS DIGNISSIMI, DO- 
MINI TEMPORALIS IN RHEIL ETC., QÜI IN ANNUM VIGESIMUM PRIMUM LAUDABILITER 
PRAEFUIT, ABBATIAM NOSTRAM DIVERSIS AEDIFICIIS EX FUNDAMENT© CONSTRUCTIS 
EXORNAVIT AC VETEREM MONTEM QUASI IN NOVUM TRANSFORM A.VIT NOVISQUE RE- 
DITIBUS AUXIT, HANG ICHNOGRAPHIAM, QUAM VIVENS CONCEPIT, POST MORTEM EIUS 
PERFICI CURAVIT AC IN PERENNEM MEMORIAM CONSECRAVIT F. JOANNES HENNING 

ABBAS TOTUSQUE CONVENTUS VETERis MONTis. Ein früherer Zustand der Platte mit 
geringen Abweichungen ist erhalten. 

7. Ansicht der Abtei aus der Vogelperspektive i7X i3,S cm, bez. unten: v. sar- 
TOR FECIT COLONIAE i7i2, mit der Unterschrift: wahrer abris der abdeyen alten- 

BERG HEILIGEN CISTERCIENSER ORDENS IM HERTZOGTHUM BERG GELEGEN. Vgl. Taf. I. 

8. Ansicht der Abtei von Südwesten, getuschte Federzeichnung in E. Ph. 
Ploennies, Topographia ducatus Montani v. J. i7i5 (Düsseldorf, Staatsarchiv,Hs. A. 3i). 
Vgl. Berg. Zs. XIX, S. 8 1 und die Nachbildung im Anhang. 

9. Ansicht der Abtei von Süden, Bleistiftzeichnung von Ingenieur Sauion vom 
J. 1 762, 26 X 4o,8 cm, im historischen Museum zu Köln. 

10. Ansicht von Nordwesten, Tuschzeichnung 2. H. d. 18. Jh., 20 x 29 cm, ebenda. 

11. Ansicht der Abtei von Süden, Lithographie, i4,5 X 10 cm, von Severin in 
Düsseldorf, Verlag der Falkenberg'schen Verlagshandlung, noch mit dem alten vier- 
seitigen Dachreiter (aus Zuccalmaglio, Geschichte und Beschreibung des Klosters 
Altenberg i836, aber vor 182 1 gezeichnet). 

12. Ansicht der Abtei von Süden, Kupferstich, 26 X 32,2 cm, bez. die ehemalige 
ABTEY ALTENBERG j. SCHRÄM DEL. ET scuLP., a. d. Anfang des i9. Jh., noch mit dem 
Dachreiter. 

i3. Ansicht der Abtei im J. i834 (mit dem eingestürzten Chor, 23,5Xi4cm, 
bez. unten abtei altenberg am rhein i834, nach der Natur gezeichnet und radiert 
von Ed. Gerhardt Abgeb. bei Merlo, Kölnische Künstler, 2. Aufl., Sp. 292, Taf. 11. 

i4. Damach ein Holzschnitt, von i84o, i3,8X23 cm, 

i5. Ansicht der Kirche von Westen, Stahlstich, 11 X i3,5 cm, gez. von L. Lange, 
gestochen von Joh, PoppeL Unterschrift: die kirche zu altenberg bei cöln. 

16. Ansicht der Kirche von Norden, Lithographie i5,5 X I2,5 von C, W, Korff 
in Elberfeld. 

i7. Ansicht der Abtei von Nordwesten, Stahlstich 10 X 1 4,8 cm, T. Verhas del., 
H. Winkles sculp., bez.: kloster altenberg im bergischen. 

18. Ansicht der Abtei von Nordwesten, farbige Lithographie, i7x8,5cm, bei 
Hyll & Klein in Barmen. 

i9. Blick auf die Abtei von Nordwesten, von der Höhe aus, Lithographie, 
35 X49 cm, künstlerisch tüchtiges Blatt aus den 60er Jahren, ohne Bezeichnung. 

20. Lithographie, 55x38 cm, nach dem Blatt von i7o7 (Nr. 6), gez. von P,J. 
Heinrichs i878, lithographiert von H. Beyer & Söhne in Langensalza. 

21. Gemälde, die letzten Trümmer der Abtei, nach der Natur gemalt von 
H. Mücke (Original unbekannt), in Photographie verbreitet. 

22. Ansicht der Abteikirche von Nordwesten, farbige Lithographie, 36 X 28 cm, 
bez. imten c. c. scheüren f., rechts weber & deckers lith. Köln. 

i5i 



i6 



KRbllS MÜLHEIM 



Architekton. 
Aufnahman 



Geschieh te 
GrÜDcliiag 



Erste Kirche 



Architektonische Aufnahmen: Die Kirche mit den Abteigebäiiden ist 
vor 182 1 durch Bernhard Hundeshagen genau aufgenommen, darnach die Ver- 
öffentlichung bei C. Schimmel, Münster i832. Taf. i Grundriss, Taf. 3 Nordansicht, 
4 Westansicht, 5 Ostansicht, 6 Längenschnitt, 7 Querschnitt, 9 Details. Die Abtei- 
gebäude Taf. 2 Grundriss, 7 und 8 Schnitte, 10 Details. Nach Hundeshagen auch 
die Risse bei Boisseree: Taf. 59 Grundriss der Abteigebäude, Taf. 60 Schnitte und 
Details. Nach Schimmel dann die genaue Veröffentlichung bei Th. King, Studybook 
of mediaeval architecture and art, Bd. I, Altenberg. Taf. i Grundriss und Schnitte, 
Taf. 2 Fenstermasswerk und Profile, Taf. 3 Abteigebäude Grundriss, Taf. 4 Schnitt 
und Ansicht. Aufnahmen von v, Lassaulx in der Mappe seiner Zeichnungen im 
Kultusministerium zu Berlin: Taf. 18 Grundriss, i9 Südansicht, 20 Schnitt durch Chor, 
21 Querschnitte, 22 Längen schnitt, 23 Ost- und Westansicht, 36 und 37 Details aus 
den Abteigebäuden. Neue Aufnahmen i896 durch die Königliche Regierung ver- 
anlasst (darnach Taf. III Fig. 3 u. 8). 

Geschichte. 

Als die ersten Gründer des Klosters werden in der Relatio de exordio monasterii 
Veteris Montis (vgl. oben S. 11), in der Chronik des Levold von Northof (ed. Tross 
p. 5o) und in der Chronik des Klosters Kamp (ed. Keussen i. d. Ann. h. V. N. XX, 
S. 266), sowie in der a. d. i5. Jh. stammenden poetischen Überlieferung die Gebrüder 
Eberhard und Adolf, Grafen von Altena, genannt. Eberhard, so berichtet die Tra- 
dition, der in der Schlacht bei Thaldorf zwischen Gottfried von Brabant und Walram 
von Limburg auf der Seite der Limburger kämpfte, zieht sich ungekannt nach der 
Schlacht in die Nähe des Klosters Morimund zurück, wird dort von bergischen 
Rittern erkannt, darauf in das Cistercienserkl oster Morimund aufgenommen, und kehrt 
erst 1 1 33 nach den Rheinlanden zurück, nachdem ihm der Bruder Adolf das Stamm- 
schloss des Geschlechtes an der Dhün eingeräumt hatte. Im J. 11 33 wird vom Erz- 
bischof Bruno von Köln dort die erste Niederlassung der Cistercienser eingeweiht 
Dieses Datum ergiebt sich aus der Dorsualnote auf der Urk. des Erzbischofs Arnold I. 
von ii39 (?) bei Lacomblet, UB. I, S. 221, Anm. 1. Vgl. KOch in der Berg. Zs, 
XXIX, S. i74, Anm. 5. Die abweichenden Überlieferungen 1 126, ii3i, ii32, ii34, ii42 
mit Quellenangabe bei Janauschek, a. a. O. I, S. 29. Auch die im i3. Jh. geschrie- 
bene vita beati Everhardi nennt als Gründungsjahr das J. 11 33 (ebenso das Chro- 
nicon mon. Campensis: Ann. h. V. N. XX, S. 266). Im J. 11 39 (oder 11 38?) bestätigt 
Erzbischof Arnold I. dem cenobio quod dicitur Berghe und den militantibus domino 
sub regula beati Benedicti in ordine sancto Cisterciensium die erste Stiftung (Lacom- 
blet, UB. I, Nr. 33o). Im J 1 139 nimmt auch Papst Innocenz II. das monasterium 
sancte Marie in Berghe in seinen Schutz (Lacomblet, UB. I, Nr. 33 1). 

Nach wenigen Jahren schon wird das Kloster in das Thal nahe beim Schloss 
übertragen und hier schon 1 145 das neue Kloster geweiht (Abtschronik i. d. Berg. Zs. 
XXIX, S. i75: Berno abbas . . . monasterium de Castro in vallem iuxta aquas trans- 
tulit atque edificare cepit feliciter. Das Datum auch in der Dorsualnote der Urk. 
von 1 139). 

Die 1 1 45 errichtete Kirche war eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika. Im 
J. i846 wurden bei den Wiederherstellungsarbeiten die Fundamente der halbrunden 
Apsis und des Chorhauses im jetzigen Hochchor aufgedeckt und genau aufgenommen 
(F. Grund in den B. J. X, S. i42 mit Taf. III). In den nächsten Jahrzehnten wuchs 
Ansehen und Reichtum der Abtei; die Kölnischen Erzblschöfe wie die Grafen von 
Berg förderten sie durch Schenkungen und Vergünstigungen aller Art (vgl. Lacomblet, 



l52 



ALTENBERG 17 , 

ÜB. I, Nr. 388, 423, 489, 49a, Si3, 5l4, 546, 548, 567; II, Nr. 4, 7, ai, 3o, 5a, < 
57, 67, ia4). Die Abtei führte im Anfang wie der Stammsitz des Geschlechtes nur 
den Namen Berge. Erst seitdem um die Mitte des la. Jh. die Grafen von Berg an 



der Wupper ein neues Schloss Neuenberg (novum castrum, novus mons, novi niontis 
castrum) sich errichtet hatten (vgl. Kunstdenkmäler Bd. III, S. 3o7), erhielt die Abtei 
im Gegeosatz hierzu den Namen Altenberg. 



18 



Kreis Mülheim 



Geschieht« 



KrOhgothitcher 
Neubau 



Chor 



Lunfhiiut 



Vollendung 



Die romanische Anlage der Kirche und der Abteigebflude hatten wohl schon 
bei dem grossen Erdbeben am ii. Januar 1222 viel zu leiden (Zuccalmaglio, Ge- 
schichte von Altenberg S. 18). Der Neubau der Kirche wurde aber erst nach drei 
Jahrzehnten vorgenommen. 

Am 3. März I2 55 legten im Beisein des Erzbischofs Konrad von Hochstaden 
der Graf Adolph V. von Berg und der Herzog Walram III. von Limburg den Grund- 
stein zu dem gewaltigen Neubau (Abtschronik von i5i7 i. d. Berg. Zs. XXIX, S. i78: 
primum lapidem locaverunt in fundamentum novi monasterii de Bergis. Vgl. auch 
JONGELiNus, Notitia abbatiarum ordinis Cisterciensis II, p. i7). 

Der Neubau fiel in die Zeit der völligen Umwälzung aller baukünstlerischen 
Ueberlieferung. Im Anschluss an den vor sieben Jahren begonnenen Kölner Dom 
wurde der Bau als frühgothische Anlage mit Chorumgang und Kapellenkranz be- 
gonnen. Der Schöpfer des Domes ist aber nicht der erste Kölner Dombaumeister 
selbst (so Merlo in den B. J. LXXIII, S. iio und Fr. Hertens, Die Baukunst in 
Deutschland. Dagegen schon Kugler im Deutschen Kunstblatt 18S1, Nr. 48 und 
Kleine Schriften II, S. 669), sondern Meister Walter, wie W. Harless nach dem 
Memorienregister der Abtei festgestellt hat (Eintragung zum 7. September: Walterus. 
hie edificavit basilicam nostram. W. Harless, Der Baumeister des Altenberger 
Münsters: B. J. LXXIV, S. 9o. — Ders., Das Memorienregister der Abtei Altenberg: 
Berg. Zs. XXXI, S. 11 9, i3i. — Merlo, Kölnische Künstler 2. Aufl. Sp. 9i4). 

Der Bau schritt rasch voran, schon unter Abt Theodorich (i265 — 12 76) wurden 
zehn Altäre im Chor errichtet (Abtschronik von i5i7 i. d. Berg. Zs. XXIX, S. i79: 
sub isto abbate constructa sunt x altaria cum lavatorio). Abweichend Jongelinüs, 
a. a. O. II, p. 1 7 : constructa sunt decem sacella cum suis altaribus in circuitu eccle- 
siae et fons in introitu. Die sacella sind jedenfalls auf den Kapellenkranz zu 
beziehen. Vergl. die Urk. v. 1287 (Düsseldorf, Staatsarchiv, Altenberg Urk. i65). 

Die eigenen Mittel des Klosters reichten freilich nicht aus; schon i267 fordern 
Dekan und Domkapitel zu Köln alle Klostervorstände und Pfarrgeistlichen auf, 
die Boten der Abtei bei ihren Sammlungen zu unterstützen (Lacomblet, UB. II, 
Nr. 574: cum . . abbas et conventus monasterii Veteris Montis . . . ecclesiam eiusdem 
monasterii nimia vetustate consumptam de novo reedificare ceperint opere sumptuoso, 
nee ad consumationem eiusdem operis proprie sibi subpetant facultates). 

Aus dem J. 1281 stammen dann verschiedene übereinstimmende Ablässe der 
Bischöfe voij Münster, Minden und Hildesheim (Lacomblet, UB. II, Nr. 75o, S. 444 
Anm. i). In diese Zeit fällt die erste Weihe: sie erfolgte wie in Köln, nachdem der 
Chor fertig gestellt war. Nach Zuccalmaglio, Dom zu A. S. i9 (ohne Quelle) wurde 
der Chor am 1 3. Juli 1287 unter dem Abt Marsilius eingeweiht 

Der Bau schritt von nun an nur langsam nach Westen voran. Der durch- 
gängige Wechsel der Profile am Querschiff beweist, dass Jahrzehnte vergingen, bis 
dieser Teil fertig gestellt wurde. Um i37o kam dann der Bau des Langhauses völlig 
ins Stocken (vgl. den Aufruf des Generalkapitels des Cisterienserordens v. J. i378: 
Düsseldorf, Staatsarchiv, Altenberg Urk. 44 1). 

Die Vollendung der Kirche ward nur ermöglicht durch die wiederholten Stif- 
tungen Wicbolds, eines geborenen Kölners, gewesenen Bischofs von Kulm, der sich 
in das Kloster zurückgezogen hatte. Er stiftete hintereinander 4oo Gulden für die 
Vollendung des Daches der Kirche, 120 Gulden für vier Gewölbe im linken Seiten- 
schiffe, 4oo Gulden für das grosse Westfenster, 3oo Gulden für die letzten vier Ge- 
wölbe im Mittelschiff So wurde endlich die Kirche vollständig vollendet und im 



i54 



ALTENBERG 



l9 



15. Jh 



Auftrag de^ Erzbischofs Friedrich von Köln am 3. Juli i379 durch denselben Bischof Ge«chichte 
Wicbold feierlich zu Ehren Gottes, der Gottesmutter Maria, der hh. Bekenner Bene- 
diktus und Bemardus und der hh. elftausend Jungfrauen eingeweiht (Abtschronik 
von iSi7 i. d. Berg. Zs. XXIX, S. i83 und Anm. i. Vgl. Jongelinus, a. a. O. II, 
S. 24. Verzeichnis der der Abtei durch Wicbold erwiesenen Wohlthaten in dem Re- 
vers vom 7. Mai i386 bei Strauven in den Ann. h. V. N. XXVIII, S. 37. Vgl. auch 
das Testament Wicbolds ed. Gerss in der Altpreussischen Monatsschrift XIII, S. 478). 
Als letzter Baumeister erscheint Hermann von Pofym. 

Unter dem nächsten Abt Andreas von Monheim ward dann das grosse West- 
fenster des Domes vollendet (facta est magna fenestra vitrea in anteriori parte eccle- 
siae nostre contra occidentem: Berg. Zs. XXIX, S. i85). Der Meister des Fensters war 
ein frater conversus des Klosters, Namens Raynoldus^ den seine Grabschrift: super 
omnes rex lapicidas nennt (Jongelinus a. a. O. II, p. 24. Vgl. auch Beltz in Lerschs 
Niederrhein. Jahrbuch i843, S. 265 und v. Stramberg, Rhein. Antiquarius I, I, S. 324). 

Die weitere Bauthätigkeit an der Kirche bezieht sich nur auf innere Einbauten 
und innere Ausschmückung. Unter dem Abt Arnold von Munckendam (i467 — i49o) 
ward das steinerne Sakramentshäuschen im Chor errichtet (Abtschronik von i5i7 in 
der Berg. Zs. XXIX, S. i89: factum est novum promptuarium lapideum venerabilis 
sacramenti circa summum altare). 

Unter dem Abt Heinrich RoufFer (i496 — i5i7) wurden zwei neue Orgeln und 16. jh, 
ein steinernes Reliquiengehäuse bei den Chorstühlen nebst anderen Ausstattungs- 
stücken beschafft. (Ebenda S. 1 9o : ecclesia cum duobus organis atque novo promp- 
tuario lapideo ad imponendum reliquias circa sedilia presbiterii cumque duobus 
vexillis margaritis intextis decorata est). Abt Andreas Boir (1S24 — 1536) Hess die 
Kirche innen und aussen in Stand setzen (Jongelinus a. a. O. II, p. 28). 

Im J. i583 hatte die Abtei durch den Truchsessischen Krieg schwer zu leiden, 
noch mehr i632 im dreissigjährigen Krieg unter General Baudissiu. Die Mönche 
flohen, Kloster und Kirche wurden geplündert, selbst die Reliquien entführt. 

Das Notatenbuch (Düsseldorfer Staatsarchiv, Altenberg, Reg. 28^/2) des Abtes 17. jh. 
Johann von Blankenberg (i643 — 1662) berichtet wiederholt von der Anschaffung 
kirchlicher Geräte und Ausstattungsgegenstände. Im J. i645 werden neue Altäre im 
Schiff der Kirche beschafft, der alte Lettner wird zerstört und durch das noch jetzt 
erhaltene eiserne Gitter ersetzt (Isto anno separata fuit nostra dispositione posterior 
pars ecclesiae per cancellos ferreos depictos, postquam destructus esset chorus con- 
versorum, ad maius templi omamentum). 

Im J. i647 wird die Orgel repariert, zwei Jahre später verlegt imd vergrössert, 
i65S arbeiten die Schreiner an einem neuen Hochaltar (laborant hoc tempore nostri 
scriniarii in erigendo novo summo altari). 

Während der Unruhen im letzten Jahrzehnt des 18. Jh. hatte auch die Abtei 18. jh. 
schwer zu leiden, besonders im J. i797 unter General Hoche, der der Abtei eine 
fast unerschwingliche Kriegskontribution auferlegte. Über die schweren Einbussen 
des Klosters in den nächsten Jahren vergl. eingehend Redlich a. a. O. 

Am 12. September i8o3 erfolgte endlich die definitive Aufhebung der Abtei. Aufhebung 
Über den Zustand der Abtei in diesem Zeitpunkt giebt das Inventar (Düsseldorf, 
Staatsarchiv, Separatkommission 1 1 '/2 — abgedruckt bei Redlich a. a. O.) Auskunft, 
das die gesamte Ausstattung in Kirche und Klosterräumen aufführt. 

Im J. 1806 wurde die Abtei mit allen Gebäuden durch die Regierung an den Verkaui 
Kaufoiann Johann Heinrich Pleunissen in Köln verkauft für 26 4i5 Reichsthaler 



i55 



iö 



1CR£IS MÜLHEIM 



Wiedemafbau 



Geschichte (Kaufvertrag abgedruckt bei Keller a. a. O. S. 39), der Käufer musste sich aber 
verbindlich machen, die Kirche stehen zu lassen und den Gottesdienst darin beizu- 
belialten, „ein Eigentum an dem Material der Kirche erlange er nur dann, wenn die 
Kirche zur Ruine und nicht mehr hergestellt werde" (Züccalmaglio, Geschichte und 
Beschreibung S. 80). 

Zerstörungen In den Räumen des alten Dormitoriums wurde eine chemische Fabrik errichtet, 

die am 7. November 18 16 in Flammen aufging — die Klostergebäude mit dem Kreuz- 
gang wurden vom Feuer zerstört und stürzten zusammen, das Dach der Kirche mit 
dem Dachreiter ging gleichfalls zu Grunde. Mit Hülfe einer Haus- und Kirchen- 
kollekte ward schon im nächsten Jahr ein dürftiges Notdach aufgesetzt, aber es hielt 
das Verderben nicht auf: am i. Oktober 1821 brach der südliche Querarm mit einem 
Teil des hohen Chores zusammen. Jetzt beanspruchte der Rentmeister des Freiherrn 
F. L. von Fürstenberg, der nach dem Regierungsrat von Bülow und dem Oberzollein- 
nehmer Pelzer i. J. i8i9 die Gebäude erworben hatte, das Eigentum an dem Bau. 
Erst nach drei Tagen ward die Kirche unter polizeilichen Schutz gestellt, aber sie 
war schon zum Teil geplündert. Nunmehr wurden auch die beweglichen wert- 
vollen Ausstattungsstücke hastig aus der Kirche entfernt, die Uhr, die Wappen, die 
Inschrifttafeln, die Figuren weggenommen, selbst die Fenster ausgebrochen. Die 
Kirche wurde zwar verschlossen, aber im Winter i83o auf i83i stürzte wiederum ein 
Teil der Südwand des Hochchores ein, so dass jetzt der Hochaltar unter freiem 
Himmel stand. 

Im J. i835 begann der Wiederaufbau Unter dem 16. August i834 bewilligte 
der König Friedrich Wilhelm III. die Summe von 22000 Thalem. Im Herbst i837 
war der eingestürzte Teil bis zur Höhe der Seitenschiffe wieder aufgeführt. 

Die Ausbesserung am Chor war damit vollendet. Im J. 1 839 erfolgte eine neue 
Bewilligung von 2 1 000 Thalem, femer von 3ooo Thalem für die Fenster im südlichen 
Kreuzflügel. Die Oberleitung hatte der Königliche Bauinspektor Biercher, die örtliche 
Leitung die Baumeister Kronenberg, Kranz und Grund, (Über die Restauration bis 
zu diesem Zeitpunkte eingehend Biercher im Kölner Domblatt i843, Nr. 33. — 
E. Weyden in den Rheinischen Provinzialblättem i836, 4. Heft. — Montanus ebenda 
i838, 2. Heft.) Im J. i844 wurden dann noch einmal 3oooo Thaler bewilligt und 
nun unter der Leitung des Baumeisters Grund die Arbeiten von i845- i847 zu Ende 
geführt. Am 2 2. September i847 konnte in Gegenwart des Königs Friedrich Wilhelm IV. 
die feierliche Einweihung erfdlgen. Die Gesamtkosten für die Wiederherstellungs- 
arbeiten des Bauwerkes seit '1821 beliefen sich auf 92000 Thaler. Durch die Aller- 
höchste Kabinetsordre vom 11. September i856 wurde die Kirche dem simultanen 
Gottesdienst übergeben; am 26. Juli ward der katholische, am 1 3. August der evange- 
lische Gottesdienst wieder eröffnet. 

Durch diese Wiederherstellungsarbeiten wurde nur die Substanz des Bauwerkes 
selbst gesichert. Das Dach war aus falschen Sparsamkeitsrücksichten viel zu flach 
und niedrig angelegt und die Silhouette des Domes dadurch eine unglückliche ge- 
worden, der Südgiebel war dementsprechend auch zu niedrig aufgeführt, es fehlte 
der Nordgiebel, es fehlte vor allem die Krönung durch den Dachreiter. Die lange 
Reihe der Grisaillefenster, die einst den Hauptschmuck des Inneren bildeten, waren 
in der Verfallzeit des Domes zerstört und bei der Wiederherstellung willkürlich ver- 
setzt oder durch einfache Verglasung ersetzt, das Innere war seiner Ausstattung be- 
raubt, die Grabdenkmäler der bergischen Fürsten waren zertrümmert. Im J. i893 
begann Frau Maria Zanders die Königlichen Behörden für eine weitergehende Wieder- 



Eiiiweihung 



Ipsinndseicung 



i56 



y 



ALTENBERG 



21 




niH^^^Hr 



I ll I - =*--iH. -- I- •- :=^ 



Ki&. 3. Alteiiberg. (•rundriss der Abicikirche. 

i57 



Gesch ich te 



2 2 KREIS MÜLHEIM 

Geschichte hcrstellung des Domes zu interessieren. Im J. i894 wurde auf ihr Betreiben der 
OomTcrS? Altenberger Domverein gegründet, der unter Herrn Richard Zanders als Vorsitzenden 
und Herrn Landgerichtsdirektor Karl Reichensperger als stellvertretendem Vorsitzen- 
den die Arbeiten der inneren Instandsetzung und Ausschmückung übernommen hat 
Er hat bis zum J. i9oo vor allem die Glasmalereien zum grössten Teil wiederher- 
gestellt. Bis zum I.Januar i899 hatte der Verein 58 655 Mk. aufgewandt. Die bau- 
liche Instandsetzung des Äusseren der Kirche wurde gleichzeitig in den Jahren i894 
und i895 durch die Königliche Regierung unter Leitung des Königlichen Kreisbau- 
inspektors Baurat Freyse unternommen (eingehend über die letzten Arbeiten vgl. die 
Jahresberichte des Altenberger Domvereins i895--i9oo und gleichzeitig die Jahres- 
berichte der Provinzialkommission für die Denkmalpflege in der Rheinprovinz i895 
bis i9oo). Im J. i9oo wurde endlich eine Geldlotterie mit einem Reinertrage von 
looooo Mk. bewilligt, durch die der Dom im Inneren und Äusseren den alten Schmuck 
wieder erhalten soll. 

Beachreibung B eSChr eibung. 

Die Kirche zeigt die frühgothische Grundrissbildung: einen fünfschiffigen 
Chor mit Chorumgang, einen Kranz von sieben Kapellen und ein dreischiffiges 
Langhaus. Das Querschiflf ist auf der Nordseite unregelmässig erweitert, auf der 
Südseite verkümmert. Das Material ist an den Hausteinteilen, an den Strebe- 
pfeilern, an den Gesimsen und Gewänden, im unteren Teile zumeist Trachyt 
vom Siebengebirge, in der Höhe auch Tuff in grossen Stücken, der eigentliche 
Mauerkem am Fusse Bruchsteinmauerwerk von schiefriger Grauwacke, die Zwickel 
und Giebel im Obergaden mit kleinen Tuffziegeln verblendet; bei der Restauration 
ist auch Sandstein, Basaltlava und Bellerstein verwendet worden (vgl Fig. 3). 
Äusseres Der äussere Gesammteindnick des Chores (Fig. 4) leidet wie der der ganzen Kirche 

^^^^ z. Z. noch sehr imter der flachen Dachneigung. Bei dem Hochchor selbst ist vor 
allem auch der Schnittpunkt der Grate zu weit nach Westen hin zu liegen ge- 
kommen. Der Obergaden ist ganz schlicht gehalten. Ein kräftiges aber im ganzen 
einfach profiliertes Dachgesims ist um die an den Kanten vortretenden kräftigen 
Pilaster verkröpft. Die dünnen Strebebögen nehmen die in dem oberen Teil der 
Pilaster befindliche Rinne auf und leiten diese zu den Strebepfeilern hin, wo sie 
in ganz leichter Neigung in die einfachen muldenförmigen Wasserspeier endet. An 
dem Obergaden ruhen die Strebebögen auf einem einfachen halbrunden Konsol, an 
strebetysteme den Strebepfeilern setzen sie unvermittelt auf. Diese selbst sind ganz schlicht gehalten, 
nur mit einer sattelförmigen steinernen Abdeckung versehen, die wohl erst um i84o 
heue aber zu kleine und in der Detailierung zu späte Kreuzblumen nach dem Vor- 
bild der wahrscheinlich alten Kreuzblumen an der Westseite erhalten haben« Der 
Kapellenkranz und die Seitenchöre schliessen dann wieder mit einem schmäleren 
Dachgesims ab, das um die grossen Hauptstrebepfeiler herum verkröpft ist, gleich- 
zeitig aber auch den einzigen Abschluss der Nebenstrebepfeiler der Kapellen bildet 
Der obere flache Abschluss ist bei diesen in Folge dessen etwas mager. Die Strebe- 
pfeiler zeigen um den ganzen Bau herum in der gleichen Höhe einen mit Stein 
abgedeckten Wasserschlag. Im Unterbau ist um das ganze Bauwerk zunächst ein 
schmaler nur wenig vortretender Sockel herumgeführt und sodann der sehr kräftige 
und merkwürdig steile Wasserschlag, in dem die weniger steile aber gleich tief aus- 
ladende Sohlbank unter den Fenstern ihre Fortsetzung findet. Das Masswerk ist 
durchweg sehr einfach, das Couronnement der zweiteiligen Fenster zeigt im Ober- 
gaden einen Dreipass, bei den Kapellenfenstem aber ein einfaches Rund. Das 

i58 



J 



ALTENBERG . 33 

Profil der Pfosten ist nach aussen ganz schlicht, nur an den Kanten abgefast, die 
Fenstergewände haben im ProAl eine flache Kehle und einen dünnen, herumlaufenden 
Rundstab aufzuweisen. 

Am Hochchorhaus und an den OstseiCen der Querschiflflügel treten daftlr 
grössere vierteilige Fenster ein. Da die Choranlage hier fünfschiffig ist, ist auch für 



Fi«, 4. Alianhgrg. ChBii<li>icht dir Abliiklicllc. 

die Strebebogen hier eine mittlere Unterbrechung notwendig. Der mittlere Strebe- 
pfeiler steigt wie der äussere ganz schlicht und ungegliedert auf und schliesst mit 
einem einfachen Giebeldach ab; die inneren Strebebogen sind ganz dünn und 
schlank, die äusseren weit stärker, der Druckcurve folgend, da für die Oberkante 
des äusseren Bogens die Linie des inneren Bogens beibehalten ist. Die äusseren 
Bogen sind übrigens auch unter sich von verschiedener Stärke. An dem Beginn des 
Kapellenkranzes ist auf der Süd- wie auf der Nordseite eine Verstärkung des Pfeilerunter- 

i59 



94 KREIS MULHErM 

baues angebracht, die in die 
Ansicht ziemlich einschnei- 
det. Die Giebelchen über 
den Strebepfeilern in den 
Ecken, wo Chorhaus und 
QuerschifF sich schneiden, 
bringen ein Miss Verhältnis 
mit sich, da der Giebel na- 
türlich nur zu einem d erN ach- 
barpfeiler parallel stehen 
kann. Die Fenster zeigen 
im Masswerk hier regelmässig 
in der Mitte einen grossen 
von einem Rund eingefassten 
Vierpass, darunter zwei klei- 
nere Dreipasse; die Lang- 
bahnen selbst schliessen alle 
nur mitSpitzbc^n, und zwar 
durchweg ohne Nasen, ab. 
Der Nordgiebel des Q u e r - 
Schiffes wird von zwei stark 
vorspringenden kräftigen 
Strebepfeilern flankiert, die 
zweimal abgi^treppt sind, und 
um die in der Höhe das 
Dachgesims des Obergadeos 
verkröpft ist, darüber schlies- 
sen sie nur mit einem kleinen 
Walm ab. Der Nordgiebel 
selbst ist erst i896 in der 
alten Höhe wieder aufgeführt 
worden und in Tuff verblen- 
det. Die beiden nördlichen 
Stirnflächen der SeitenschifTe 
des Querschiffes sind in 
Bruchstein aufgeführt Die 
ganze Wandfiäche wird be- 
herrscht durch das riesige 
sechs (eilige Fenster mit sei- 
nem schönen und scharfpro- 
filierten Masswerk, unter ihm 
erscheint das kleine spitz- 
bogige Nordportal ganz ge- 
Mg. B AiM.b»i. Z-ri Joch« <i«t NordMi». drückt. Die aus Trachyt 

bestehenden Gewände des 
Portales, das nach innen im Flachbogen geschlossen ist, sind reich profiliert und zeigen 
drei tiefe Kehlen. Das Masswerk und die Pfosten zeigen am Nordgiebel schon das 
charakteristische scharfe Profil und im Gegensatz zum Chor damit den Übei^ang zur 

160 



ALTEHBERG aS 

Hochgothik. Au der Nordwestecke erhebt sich ein bis zum Dach der Seitenschiffe 
herau^ehender Treppenturm, ebenso an der Südostecke des südlichen Kreuzarnis 
(Taf. II). Der Südgiebel, der in der i. H, des i9. Jh. neu aufgeführt worden ist, ist 
ganz glatt und ungegliedert gehalten und zeigt in der Höhe nur ein kleines Rund- 
fenster. Die an den Ecken vortretenden Strebepfeiler schliessen mit Satteldächern ab. 
An der Südwestseite erhebt sich ein den Zugang zum Dach vermittelnder Treppenturm. 
Das Langhaus fällt zunächst durch das Fehlen der Strebebögen auf. An 
der Westseite der Kreuzarme sind noch die beiden äusseren Strebepfeiler hoch- 
gemauert und durch Strebebögen mit dem Obei^den verbunden, von da an aber 
tritt an Stelle des Strebebogens eine einfache Strebemauer, die wie der ganze Ober- 
gaden aus Tuff aufgeführt ist; nur die Abdeckung besteht aus Trachyt. Darüber 
dieselben merkwürdigen Wand Verstärkungen wie am Chor mit der Wasserrinne in 
der Mitte. Das kräftige Dachgesims ist hier wieder um diese Strebepfeiler verkröpft. 



An der Nordseite waren die Strebepfeiler ursprünglich beabsichtigt, sie sind von 
unten auf entwickelt. Das Dachgesims der Seitenschiffe ist um sie herum verkröpft; 
darüber aber hören sie auf {Fig. 5). An der Südseite, wo die Klostergebaude an- 
stiessen, sind diese Strebepfeiler von Anfang an nicht beabsichtigt gewesen. Die 
Aussenmauer ist, soweit der Kreuzgang reichte, ganz glatt, dann eingerückt, so dass 
nur die Verstärkungen hinter den Gurten vortreten, um die das obere Dach- 
gesims wieder verkröpft ist (vgl. den Grundriss Fig. 3). Die ganze Südseite ent- 
behrt in den Seitenschiffen der Fenster völlig — sie war ursprünglich ganz von den 
Klostergebäuden verbaut; nur der südliche Kreuzflügel besass (vgl. die Abbildungen 
von i5i7 u. i7o7) ein grosses Fenster. An der West fass ade (Fig. a) sind die Strebe- 
systeme an der Seite offenbar in erster Linie auch aus ästhetischen Gründen wieder 
aufgenommen. Wie an den Seitengiebeln wird das Mittelschiff hier flankiert von 
zwei kräft^en zweimal abgetreppten Strebepfeilern, die oben mit Walmdächern 
versehen sind, welche wiederum eine kleine Kreuzblume schmückt. Der eigent- 
liche Giebel setzt über einem kräftigen Horizontalgesims auf. Über dem direkt 
drei kleine spitzbogige Fenster angebracht sind; über dem mittelsten ein zierlicher 



26 



KREIS MÜLHEIM 



usseres 



Westfontter 



Poruilfigurcik 



Inschrift 



Inneres 



Chor 



Säulen 



Baldachin. In der Höhe noch einmal zwei kleine spitzbogige Fenster. Den 
Giebel krönt ein hohes Steinkreuz, an den Ecken erheben sich übereck gestellte 
schlanke Fialen. In den westlichen Stimmauern der Seitenschiffe über dem oberen 
durchlaufenden Gesims je ein kleines Fenster mit spitzbogigem nasenbesetzten Ab- 
schluss; die eigentliche Öffnung viereckig. Die Westfenster der beiden Seitenschiffe 
sind vierteilig, zeigen im Couronnement zuoberst einen Vierpass mit leicht zuge- 
spitzten Pässen, darunter je zwei runde Vierpässe. Das Südfenster ist durch das 
anstossende Gebäude halb verdeckt und auch im Inneren nur im oberen Drittel 
ausgebildet. Die ganze Westseite wie überhaupt die ganze Westansicht beherrscht aber 
das grosse achtteilige Westfenster, das Meisterwerk des lapicida Reinoldus mit seinem 
reichen Masswerk. Auch hier an der Haupteingangsseite ist das Portal, der Cister- 
ciensersitte entsprechend, verschwindend klein. Es ist spitzbogig, die Gewände be- 
stehen aus Trachyt und sind reich profiliert; über der Spitze ein Kerzenhalter. 

Auf beiden Seiten auf einfachen Konsolen (die rechte mit frühgothischem Klnospen- 
blatt, wohl von älterem Bau stammend), zwei sehr feine gothische St ein -Skulp- 
turen (Fig. 6). Zur Linken der Engel der Verkündigung, zierlich und gelockt, mit einem 
Spruchband, zur Rechten die Madonna, die zarte Gestalt zur Seite gewendet, der 
Kopf mit vollem üppigen Haar und lieblichem Ausdruck. Die rechte Hand, der 
linke Arm fehlen. Abb. aus'm Weerth, Kunstdenkmäler Taf. XLII, 5, 5a. In der 
Mitte eine geschwärzte Tafel mit der Inschrift in leoninischen Hexametern: 

VIRGO PERHENNIS AVE, PER TE SALVABITUR AVE 
MUNDUS, in ETERNUM REGEM PARITURA SUPERNUM, 
QUI DEÜS EST ET HOMO, CUIUS PRIMORDIA PROMO 
MISSUS AB ARGE POLI, (^UE MANDANTÜR TIBI SOLI 
SOLA SOLENS SOLEM PARTU VIRGO DARE PROLEM. 

Das Innere ist im Lichten 77,62 m lang, i9,32 m breit, das Querschiff 
34,83 m breit. 

Die Choranlage ist fünfschiffig. Um den Chorabschluss legt sich ein Kapellen- 
kranz von sieben Kapellen. Der eigentliche Hochchor selbst ist fünfseitig geschlossen, 
seine Obermauern ruhen auf zwölf Säulen und dem östlichen Paare der Vierungs- 
pfeüer (vgl. Taf. III, Fig. 7 und 12). 

Die Säulen sind einfach rund und glatt, aus unregelmässigen Quadern mit 
horizontalen Fugen aufgemauert, die hohen Sockel schlicht profiliert und nur ein- 
mal abgetreppt. Das Kapital hat einfache Kelchform und wird von einer nur 
wenig vorgekragten runden Deckplatte abgeschlossen. Die Kehle ist durch eine 
doppelte Reihe von frei modellierten Blättern verziert, die nur wie an die Fläche 
angedrückt und angeklebt erscheinen und untereinander nicht verbunden sind. Im 
nördlichen Querschiff sind diese Blätter zum Teil ganz isoliert angebracht, zumeist 
aber paarweise vereinigt, so dass wenigstens in den oberen Reihen je zwei Blätter 
sich überschneiden oder von einem gemeinsamen Stengel ausgehen. Die Blätter 
sind nur ganz leise stilisiert, zumeist ziemlich streng naturalistisch gehalten und zeigen 
die bekanntesten Blatttypen der niederrheinischen Flora. Sie gehören zu den feinsten 
und frischesten Leistungen der frühgothischen Ornamentik innerhalb der Kölner 
Hütte. An den Kapitalen, die den Strebepfeilern zwischen den Kapellen im Chor- 
umgang vortreten, ist nur eine einzige Reihe solcher Blätter angebracht. 

Die Arkadenbögen sind reich profiliert und zeigen fünf Schneiden nebenein- 
ander, die Bc')gen im Chorabschluss sind besonders schlank ausgezogen und hoch 
gestelzt. Der Obergaden ist dann einfach und ziemlich glatt gehalten. Unmittelbar 



162 



ALTENfiERG 3? 

Ober der Deckplatte der Säulenkapitale, die nach dem Chor zu etwas auslsdt, setzt 
ein schlanker Dienst auf, an den I.angsmauem ein Bündel von je drei Diensien, 
die ohne Unterbrechung bis zum Gewölbeansatz aufsteigen und hier mit einem Ka- 
pital gekrfint sind, das wiederum mit feinem Blattwerk geschmU&kt und zum Teil 
Qbersponnen ist. Aus den Kapitalen wachst dann die Rippe und der schmale Gurt 
hervor, beide in Bimstabprofil mit begleitenden Rundstäben. 

Das Triforium zeigt durch die ganze Kirche hindurch gleichmassig schlichte 
Formen. In jedem Joch ist die Flache in vier Felder zerlegt. Vertikale Pfosten 
steigen direkt über dem durchlaufenden Horizontalgesims auf, den oberen Abschluss 
bilden zwei Nasen, die zu einem Spitzbein zusammentreten. Die Gewände und 



FIk. 7. Alltnbttt. KUck in d« Chor. 

die Pfosten zeigen einfache Schräge, der obere Abschluss ist im Chor etwas flacher 
und breiter als im Langhaus, wo schärfere und geschlossenere Formen auftreten. 

Die Fenster im Obergaden sind im Chorhaus, im Querschiff und im Lang- 
haus vierteilig, im Chorabschluss zweiteilig. Das Masswerk zeigt die einfache Ein- 
teilung der Kölner Frtthgothik, aber in der edelsten Zeichnung. In den vierteiligen 
Fenstern regelmässig ein Vierpass und zwei Dreipässe, im Chorabschluss ein Drei- 
pass. Vor allen Pfosten läuft ein dünner Rundstab hin, an den Seitengewänden 
und vor dem Mitlelpfosten mit einem zierlichen Blattwerk kapital gekrönt Die Ge- 
wände und der Mittelpfosten entwickeln sich von dem Horizontalgesims unter den 
Triforien aus, so dass Triforium und Fenster hier in einem Rahmen zusammengefasst 
sind. Die Schlulssteine der Gewölbe erhalten einen besonderen Schmuck durch die 

i63 



38 KREIS MÜLHEIM 



Inneres 



reichen Blattkränze, die in der feinsten und wirkungsvollsten Detailierung noch ein- 
mal die ganze Flora der Frühgothik geben. 

Chorumgeug Die sieben Kapellen im Chorumgang zeigen jede einen fünfteiligen Ab- 

schluss. Die Rippen setzen auf Diensten auf, die zum Boden herabgeftthrt sind. 
Der schlanke Kelch der Kapitale ist mit reichem Laubwerk verziert, das hier mit- 
unter zu einer vollständigen Ranke zusammengefasst ist. Die ziemlich hochgezogenen 
zweiteiligen Fenster zeigen im Couronnement durchweg ein einfaches Rund, allen 
Pfosten treten wieder dünne Rundstäbe vor, die über der Sohlbank auf polygonalen 
Sockeln aufsitzen und oben wieder mit feinen Blattwerkkapitälen gekrönt sind. In 
der ersten und der siebenten Kapelle sind die zwei nach Westen gerichteten Seiten 
als Blenden behandelt, aber mit der gleichen Fensterarchitektur, sonst in allen Ka- 
pellen nur die erste und die fünfte Seite, die sich an den als Strebepfeiler wirkenden 
festen Mauerkem legen. In jeder der Kapellen, mit Ausnahme der ersten von Norden 
aus, eine Piscina und ein viereckiger, ursprünglich mit einer Thür verschlossener, Wand- 
schrank — in den einfachsten Formen. Der Boden in den Kapellen ist um eine 
Stufe gegen den Chorumgang erhöht. In jeder Kapelle, mit Ausnahme der mittleren, 
eine einfache steinerne Mensa mit kräftig ausladender Deckplatte. 

ChoTübfchiui« Die fünf Seiten des Chorabschlusses sind vom Chorumgang durch steinerne 

Schranken getrennt, die auf der Innenseite je fünf spitzbogige Blenden, auf der Aussen- 
seite je vier vierseitige Blenden aufweisen. Als Abschluss dient eine, nach beiden Seiten 
stark vorgekragte, Deckplatte. Vor der ersten südlichen Schranke eine niedrige Bank 
als Piscina mit vier Vertiefungen, zwei ganz rund, zwei in Vierpassform. An einem der 
Ostpfeiler noch ein einfacher Wasserausguss. Die niedrigen Schranken zwischen Chor- 
haus und Umgang sind erst in der Mitte des 1 9. Jh. eingefügt worden. Die mittelste 
(östliche) Kapelle ist durch einen einfachen, steinernen, durchbrochenen Abschluss von 
fünf nasenbesetzten Spitzbogen vom Umgang geschieden, der mittlere Bogen dient als Thür. 
Die äusseren Seitenschiffe des Chorhauses mit ihren breiteren Wandflächen weisen 
dreiteilige Gliederung auf. Das nördliche Schiff zeigt zwei grosse dreiteilige Fenster 
und nach Osten ein dreiteiliges Blendfenster. Das erste Feld des ersten nördlichen 
Fensters ist wie in dem benachbarten Fenster des Herzogenchors als Blende behan- 
delt Das Masswerk wird durch drei Dreipässe gebildet. Auf der Südseite nach 
Süden nur kahle fensterlose Flächen, nach Osten ein Blendfenster von derselben 
Gliederung wie auf der Nordseite. 
Quemehiff Das Querschiff nimmt die im Chor angeschlagene Gliederung auf und führt 

sie weiter durch. An der Ostseite herrscht noch die reiche Dekorierung des Chores, 
die Säulenkapitäle, die Dienstkapitäle tragen Blätterschmuck, den Pfosten der Fenster 
treten die dünnen Rundstäbchen vor. Von da an aber tritt eine scharfe Scheidung 
ein. Der ganzen westlichen Hälfte der Kirche fehlt der Schmuck des Laubwerkes an 
den Kapitalen, nur an den Schlufssteinen ist er beibehalten. Die grossen vierteiligen 
Fenster behalten die Zeichnung des Chorfensters bei, nur das Profil wird verändert; 
der Rundstab verschwindet ganz, dafür tritt ein einfacher Pfosten mit zwei Schrägen 
ein, die dann nach Westen zu leise ausgerundet werden, bis sie in das Schienenprofil 
übergehen (Fig. 5). Der südliche nach der Abtei zu gelegene Kreuzarm ist verkümmert 
und nicht weiter ausgebildet, die grosse Südwand ist ganz kahl und ungegliedert, nur 
durch ein breites, stark abfallendes Gesims und eine grosse Blende belebt. Selbst 
das letzte südliche Joch ist verkürzt, die Rippen der schmalen Gewölbefelder sitzen 
in den Ecken auf dünnen Diensten auf, die in der Höhe der sonstigen Säulenkapitäle 
mit Konsolen abschliessen. 

l64 



Altenberg. Das Innere der Abteikirche. 



ALTBNBERO 



la 



Pig 1. AlK.iberi Qaerichniii 

■ 65 



3o 



KREIS MÜLHEIM 



Lnnghaus 



Innere» Der nördliche Kreuzarm ist viel reicher behandelt, zunächst dreischiffig aus- 

Herzogenehor gg]3Ji(jg^ ^JJ^J gQ i^jj ^j^j^ beiden anstossendeu Seitenschiffen des Chorhauses zusammen- 
gehend. Das Querschiff führt jetzt den Namen Herzogenchor — eine Bezeichnung, 
die sich ursprünglich wohl auf den ganzen Hochchor und jedenfalls auf den mit den 
Grabdenkmälern der bergischen Fürsten besetzten Teil erstreckt haben mag. Die ganze 
Nordseite ist durch das gewaltige sechsteilige Nordfenster eingenommen, das hier voll- 
ständig dominiert Je drei Langbahnen sind durch einen Spitzbogen zusammengefasst» 
darüber ein Fünfpass und zwei Dreipässe. Im Couronnement dann in der Mitte ein 
Rund, im Kreis darum drei Dreipässe und drei zweiteilige schleifenartig zulaufende 
Felder mit einem Vierpass in der Spitze. Unter dem Fenster, das mit einer kräf- 
tigen Sohlbank absetzt, das im Flachbogen geschlossene Nordportal (vgl. Taf. II u. III). 

Die beiden das Langhaus begrenzenden westlichen Vierungspfeüer zeigen die- 
selbe Gliederung wie die östlichen. Den Kern bildet bei allen ein kräftiger Rund- 
pfeiler, dem vier alte und vier junge Dienste vortreten. Nach dem Mittelschiff zu 
bricht der mittlere Dienst in der Höhe von 3,3o m ab und schliesst hier mit einer 
reichen Blattkonsole ab, die nach unten in dem schon sehr krautig behandelten Knauf 
einen jugendlichen Kopf zeigt. 

Das Langhaus besteht aus acht Jochen. Die Säulen mit dem schlichten, etwas 
steilen und nüchternen i m hohen Sockel entsprechen denen am Chor, die Kelche 
der Kapitale sind aber durchweg leer. Dafür ist die schmale Deckplatte polygonal 
und leicht vorgekragt. Triforium und Fenstergliederung im Obergaden schliesst sich 
an die Einteilung im Querschiff an. In den beiden ersten Arkaden von Osten her 
entspricht die Profilierung der Bögen ganz der im Chor, in den letzten sechs Jochen 
ist sie flauer und zeigt als Hauptmotiv zwei flache Kehlen. 

Im südlichen Seitenschiff setzen die scharf profilierten Rippen und die mit 
tiefen Kehlen versehenen schmalen Gurtbogen direkt an der Südwand auf ziemlich 
derben unverzierten Konsolen auf, im nördlichen Seitenschiff an der Aussenmauer auf 
kräftig vortretenden Halbsäulen, die in Basis und Kapital ganz die Gliederung der 
freistehenden Säulen aufnehmen. Die Südmauer ist ganz kahl und ungegliedert, die 
nördliche durch sieben grosse vierteilige Fenster durchbrochen. In der Ecke zum 
nördlichen Querschiff tritt hier das Treppenlürmchen dazwischen ; seine dem Inneren 
zugekehrten Seiten sind merkwürdiger Weise ganz glatt gehalten ; die beiden Fenster 
sind hier scharf abgeschnitten. Die Zeichnung des Masswerks ist überall die gleiche: 
im Couronnement ein grosser Dreipass, darunter zwei Vierpässe. Dieselbe Einteilung 
weisen auch die Westfenster der beiden Seitenschiffe auf, das südliche, an das hier 
aussen die alten Abteigebäude anschliessen, schliesst in der Höhe der Sohlbank des 
Mittel fensters ab. 

Das ganze Mittelschiff wird beherrscht durch das die volle Breite des Schiffes 
einnehmende grosse Westfenster, unter dem das kleine im Flachbogen geschlossene 
Westportal fast verschwindet. Das Fenster, das sich über der sehr hohen und steilen 
Sohlbank aufbaut, ist achtteilig. Je vier Langbahnen sind durch einen grossen Spitz- 
bogen zusammengeschlossen, darunter wieder je zwei Spitzbogen. Im Couronnement 
dann ein grosses aus Segmentbogen zusammengesetztes Viereck mit einem in ein 
Rund eingeschriebenen Vierpass in der Mitte und vier Dreipässen in den Spitzen. 
Die unteren Teilungen werden wieder durch zwei grosse und vier kleinere Vierpässe 
und acht Dreipässe gefüllt (Fig. 2). 
KungtgMchiehti. Der Altcnberger Dom ist die erste grosse Leistung der Kölner Domschule 

Würdigung ausserhalb Kölns, fast gleichzeitig mit dem Dom zu Utrecht (i254) begonnen, und 



Seitenschiffe 



[ Wettfenster 



166 



ALTENBERG 

die künstlerisch freieste und voll end eiste 
Schöpfung der speciell rheinischen Früh- 
gothik. Der Gnindriss zeigt in der Anlage 
von drei Schiffen im Langhaus wohl auch 
den ursprünglichen Plan des Kölner Domes 
(nach dem Vorbilde der Kathedrale von 
Amiens), Der Aufrias giebt eine Reduktion 
des Kölner Domschemas in der durch die 
Cistercienserregel geforderten Einschränkung 
auf das Notwendigste, aber eine Reduktion, 
wie sie nur einem ganz genialen Architekten 
gelingen konnte. In den Details des Äusseren 
ist noch mancherlei Herbes und Schroffes, 
auch manches ungelöst, das Innere zumal 
im Chor ist von der grössten Schönheit der 
Durchbildung. 

Ausstattung. 

Von den Altären sind nur noch die 
Mensen des Hochallars und der Altäre im 
Chorumgang vorhanden, einfach und ohne 
reicheren Aufbau. Architekturstücke und 
Figuren von dem grossen barocken Hoch- 
altar, der bei der Restauration abgebrochen 
worden, auf dem Speicher; einige der Figuren 
sind i895 nach Schloss Burg gekommen. 

Sakramentshäuschen, (Fig. 9), unter 
Abt Arnold von Munckendam {i467 bis l49o) 
angefertigt (vgl. oben S. 19. — Abtschronik 
von i5i7 i. d. Berg. Zs. XXIX, S. i89), von 
hellem feinkörnigen Sandstein, zwischen zwei 
Säulen am Chorabschluss eingebaut. Der 
sechsseitige Auf bau ruht auf reich gegliedertem 
sechsseitigen Sockel, über den, übereck ge- 
stellt, Kielbogenbaldachine hangen. Die unter 
ihnen ursprünglich stehenden Figuren sind 
nur noch in Trümmern erhallen. Das Ge- 
häuse selbst zeigt an den zwei offenen Seiten 
nach dem Chor zu einfache schmiedeeiserne 
Gitterthüren. Den Eckpfosten treten dünne 
Dreiviertelsäulchen vor, daneben auf Konsolen 
unter hohen Baldachinen die 3o cm hohen 
Figürchen der zwölf Apostel. 

Über dem Gehäuse erhebt sich in der 
Mitte ein hoher sechsseitiger Pfeiler, der mit 
einem Zinnenkranz abschliesst. Die zwölf 
Figürchen, die ihn ehemals in zwei Stock- 
werken schmückten, fehlen jetzt ganzlich. 
Über diesem Mittelpfeiler und ihn gewisser- 

i67 



32 



KREIS MÜLHEIM 



Kansel 



Inneres massen Umbauend erhebt sich ein freies und luftiges Gebäude von sechs hohen 
Pfeilern, die nur durch ganz dünne steinerne Brücken mit dem Mittelpfeiler ver- 
bunden sind und sich oben zu einem zwölfteiligen Kuppelgewölbe zusammen- 
schliessen. Über den einzelnen Feldern des Gehäuses weitere sechs vorgekragte 
Pfeiler, die sich mit reicher Fialenendigung frei entwickeln. Über dem Kuppelgewölbe 
ein weiterer Mittelpfeiler, ein sechsteiliges durchbrochenes Stockwerk und sechs freie 
Eckpfeiler, endlich eine schlanke Fiale mit einer grossen, breit ausladenden Kreuz- 
blume gekrönt, über der sich noch der seine Jungen speisende Pelikan erhebt 

In der originellen Konstruktion des oberen Aufbaues mit den kühn und luftig 
entworfenen fast freistehenden Pfeilern nimmt das Sakramentshäuschen gegenüber 
den sonstigen Exemplaren dieser Gattung am Niederrhein eine Sonderstellung ein. 
Abb. bei aus*m Weerth, Kunstdenkmäler Taf. XLII, i ; Text II, Seite 4. 

Die (verschwundene) Kanzel mit ihren Wappen bescheibt im J. i696 Re- 
DiNGHOVEN Bd. XXIV Seiner Sammlimg vgl. oben S. i4): Auff dem newen predig- 
^ stul : o. p. 3. F. f; hic religiosis et familia crane EX MULHEIM (so). In primo das 
wapflfen des Ordens dardurch alba akchora. In 2 eine handt tenens in medio 
anchoram. In 3 ein storck stehende auf einem fuess, in dem anderen fuess haltendt 
einen stein. In 4 ein gülden schiff mit aufgespantem weissen segelen, am rüder sitzt 
ein guldener low, der das rüder helt, mit einer roter zungen. 

Eisernes Abschlussgitter im Langhaus zwischen dem 5. und 6. Säulenpaar 
i644 errichtet. Das eigentliche Gitter schlicht aus durchgesteckten Stäben mit drei 
Thüren; die Bekrönung mit gewundenen Ranken und in Eisenblech getriebenen und 
gemalten Ornamenten, Blattwerk, Sternen; in der Mitte eine Madonna zwischen 
musizierenden Engeln und Engelsköpfchen, zur Seite zwei Abtswappen. 
Hoinkuipiuren Holzfigur des h. ChristophoTUS, am Eingang zum Chor auf der Nord- 

seite, Anfang des 1 6. Jh., mit grauer Ölfarbe überstrichen. Der Heilige hält in beiden 
Händen einen grossen Stamm und watet mit nackten Füssen durch den Strom; auf 
seiner Schulter ganz klein das^ Jesuskind. 

Grosses Triumphkreuz, spätgothisch, um iSoo, von Holz, mit grauer Ölfarbe an- 
gestrichen, Christus mit flatterndem Lendentuch, jetzt im südlichen Querschiff aufgehängt. 
Osterieuchier Osterleuchter von Bronze, 3,3o m hoch (Fig. 12), ein höchst merkwürdiges 

frühgothisches Stück, die einfachste Leuchterform in kolossalen Dimensionen wieder- 
holend, mit rundem Fuss, rundem Teller und drei Knäufen (der obere beschädigt). 



Gitter 



Grabdenkmäler 



Grabdenkmäler. 

Die Grabdenkmäler der bergischen Grafen und Herzöge sowie der um das 
Kloster verdienten geistlichen und weltlichen Persönlichkeiten, die sich im Herzogen- 
chor und im Hochchor befinden, sind von hervorragender historischer wie kunst- 
geschichtlicher Bedeutung. Die Grabmäler sind schon früh verzeichnet worden. Schon 
JoNGELiNUS a. a. O. II, p. 32 giebt ein Verzeichnis der sepulturae quae in Veteri 
Monte visuntur. Dann hat im J. i696 Redinghoven die Denkmäler genau aufge- 
nommen und beschrieben und zum Teil abgezeichnet (München, Staatsbibliothek, 
Cod. germ. 221 3, Bd. XXIV, Bl. i69 — 186). Weitere Verzeichnisse der dort begra- 
benen Fürsten in vier Handschriften im Staatsarchiv zu Düsseldorf (danach W. Har- 
LESS, Die Fürstengruft zu Altenberg: Berg. Zs. XXXI, S. 11 3) und in der Reding- 
HOVENschen Sammlung a. a. O. VI, Bl. i35b, Bd. XXX, Bl. 656. 

Die Grabdenkmäler waren zumal beim Einsturz des Chores 1821 und i83o 
schwer beschädigt worden. Schon 1866 war durch Professor aus'm Weerth ihre In- 



168 



Altenber;;. Hochgrab des Grafen Gerhard I. und seiner Gemahlin Margaretha. 



ALTENBERG i 33 

Standsetzung angeregt und hierfür ein Anschlag von Professor C. Mohr aufgestellt Innerei 

worden (Korrespondenzblatt des Gesamtvereins XIV, S. 96), doch erst in den J. i895 

bis i898 konnte die Wiederherstellung durch den Professor Fuchs erfolgen, nachdem 

aus dem Allerhöchsten Dispositionsfonds die Mittel bereit gestellt worden waren 

(2. Jahresbericht der Provinzialkommission i897, S. 20. — Vgl. auch Korr.-Bl. d. Wd. Zs. 

XV, S. 2 7). 

Im Hochchor: Hochirrab des Grafen Gerhard I. (t i36o) und seiner Ge- Graf Gerhurd i. 

^ \i / ^ Margareth« 

mahlin Margaretha (t i389), 3,95 m lang, 2,38 m breit, 1,06 m hoch, Unterbau 
und Deckplatte von Tuff*, Gesims von Trachyt, v. Ende d. i4. Jh., Grundriss Fig. 3, 
Nr. 9. — Taf. V. 

Der Unterbau zeigt die auch bei den sonstigen Grabdenkmälern auftretende 
Gliederung, aber reicher und mannigfaltiger profiliert: an den Langseiten acht, an 
den Schmalseiten vier nasenbesetzte Spitzbogenblenden. 

Auf der Deckplatte liegen nebeneinander der Graf Gerhard und seine Ge- 
mahlin, beide steif mit geschlossenen Augen, das Haupt durch zwei Rissen gestützt, 
die Hände vor der Brust flach aneinandergelegt. Der Graf ist barhäuptig, um sein 
reich und üppig gelocktes Haar zieht sich ein Kronreif mit Rosen besetzt, wie bei 
Graf Adolph (s. u.), nur breiter. Kleiner Schnurrbart und in einzelne Locken zusammen- 
gedrehter Kinnbart Er trägt ein enganliegendes Kettenhemd, darüber ein gezaddeltes 
Lederkoller, dazu Armschienen. Auf dem Lederkoller über der Brust vier Löwen. 
Um die schlanke Hüfte ein breiter Gürtel. Die Beine stecken in Ringpanzern, von 
den Knieen ab in Eisenschienen, die Füsse sind auf zwei hockende Löwen gestützt. 
Die Gräfin in sorgfältig gefälteltem Schleier, der das Kinn und auch das ganze 
Haupt bedeckt, in langem Untergewand und langem über beide Schultern gelegtem 
Mantel, die Füsse gegen zwei hockende Hunde gestemmt. Die Umrahmung ähnelt 
der am Grabmal des Grafen Adolph. Die beiden Figuren ruhen unter gesonderten 
Baldachinen: der mittlere Pfosten trennt die beiden Gestalten. Alle drei Pfosten 
werden von kleinen hockenden Figürchen getragen. Die Pfeiler sind reich profiliert 
und ganz architektonisch entwickelt, mit dreifacher Fialenendigung. Die Umrahmung 
selbst ist spitzbogig. In den mit grossen breiten Krabben besetzten Wimpergfeldem 
die Darstellung, wie die Seelen der Verstorbenen von zwei Engeln in den Himmel 
gehoben und von einem dritten gekrönt werden, in der Ausführung ganz wie bei Graf 
Adolph, zu Häupten eine Gliederung von sechs Spitzbogenblenden. Zur Seite der 
Wimperge knieen vier Engel, mit reich gelocktem Haar, der erste einen Helm, die 
übrigen drei (leere) Wappenschilde haltend. 

Beschreibung bei Redinghoven Bd. XXIV, Bl. i76. — Jongelinüs II, p. 22 
druckt das Epitaphium von 53 Versen ab, das nach Zuccalmaglio auf einer grossen 
Holztafel stand; Helm, Schild und Waffen waren an den Säulen aufgehängt. — 
Zuccalmaglio, Gesch. S. i54. — Schwörbel, S. 38. — Über die Wiederherstellung 
Clemen im 3. Jahresbericht der Provinzialkommission i898, S. i5. — Aufriss, Seiten- 
ansicht und Details bei King, Studybook I, Taf 8 und bei aus'm Weerth, Kunst- 
denkmäler Taf. XLII, Nr. 2 ; Text II, S. 4. 

Grabmal des Erzbischofs Bruno (t 1200) aus der Mitte des i4. Jh. (Grundriss Ersbischof Bruno 
Nr. 8 — Fig. Ig), hoch i,i5 m, breit i,3o m, lang 2,9o m, Unterbau und Platte von Tuff, 
oberes Gesims von Trachyt. Die Seitenflächen des Unterbaues werden durch sechs, 
bezw. drei flache nasenbesetzte Spitzbogenblenden gegliedert. Auf der Deckplatte 
ruht die Gestalt des Erzbischofs in Lebensgrösse, in ungezwungener Haltung, auf dem 
Rücken, das Haupt mit der Mitra auf zwei Kissen gelegt, die Füsse gegen einen 

3 

i69 



3* 



KREIS MOlHEIM 



Löwen gestemmt. Der Erzbi- 
schof tragt die lange Glocken- 
kasel, in der rechten Hand ein 
Buch, in der linken den Bischo^- 
stab. Die architektonischeUm- 
rahmung ist ziemlich kraftig 
gehalten; Ober dem Haupt ein 
Wimperg mit Krabben und 
Kreuzblume, zur Seite zwei 
reichprofilierte Pfosten, in Fia- 
len endigend und auf kleinem 
bärtigen Halbfigflrchen auf- 
siUend. Im J, i897 wieder- 
hergestellt durch P. Fuchs, die 
architektonische Umrahmung 
dabei ganz erneuert, deren dürf- 
tigen Reste im Provjnzialmu- 
seum zu Bonn. Bei der Wieder- 
herstellung wurde unter einer 
Bemalung des i7. oder i8. Jh. 
die hochinteressante alte Poly- 
chromie gefunden , die sorg- 
fältig a u%enom menundemeuert 
ist. Unterkleid grau, Ober- 
kleid grünlich mit rOtlichem 
Futter und blauweiasen Franzen, 
Kasel blau mit orangefarbenem 
Futter, Kissen grün milgoldenen 
Sternen und rot. Zuccalmag- 
Lio, Gesch. S. 93. — Schwoer- 
BKL S. 37. — Abb. bei aus'u 
Weerth, Kunstdenk maier Taf. 
XU, i4, i4a; Text II, S.4. 

Grabmal des Grafen 
Adolph VIII. (tl348), 3,ioni 
lang, 1,65 m breit, Unterbau 
9o cm hoch (Grundriss Nr. lo 
— Fig. ii), aus der Mitte d. 
14. Jh. Der Unterbau von 
Trachyt, Figur und Umrahmung 
von feinem Tuff, Der Sockel ist 
wieder durch sieben bezw. drei 
Fl,. 10. rtlunbBg. Gribni.1 d« Enbitcbof. Btu.o. nasenbesetzte Spitzbogen blen- 

den gegliedert. Auf der Deck- 
platte li^t auf dem Rücken die etwas überlebensgrosse {2 m] lange Gestalt des Grafen, 
das Haupt auf zwei Kissen gelegt, die Hände auf der Brust flach zusammengelegt, die 
Füsse auf zwei kleine Löwen gestutzt. Der Graf ist barhäuptig, hat langes, schönge- 
pflegtes, lockiges Haar und schlichten zweigeteilten Vollbart, um das Haupt ist eis 



i7o 



ALTENBERG 35 

ganz dflnner, mit der bergischen Rose besetzter, Streif gelegt. Der Oberkörper ist mit 
Leibrock, Schuppenhemd und endlich Lederkoller bekleidet, an der linken Seite hangt 
das Schwert, an der rechten ein Dolch. Die Beine in Schuppenpanzer und Knieschienen, 
an den Füssen grosse Reitersporen. An der linken Seite hängt der breite flache Schild; 
der den gekrOnten steigenden Löwen zeigt. Die Umrahmung ist besonders reich und 
fein durchgeführt. Die seitlichen Pfosten ruhen auf den Halbfiguren eines alten Mannes . 
und einer alten Frau, die längliche Gegenstände in den Händen halten. Der Rahmen 
ist über der Hegenden Figur im Halbrund geschlossen und mit Nasen besetzt. In der 
Kehle zieht sich feines Laubwerk hin. In dem Wimperg über dem Rundbogen die 
Darstellung, wie die Seele des Grafen (der Verstorbene als nackte Halbfigur) in einem 



FI|. 11. Alte.b.rs. GnbDuI dw GnftD Adelpfa VIII. 

Tuche von zwei Engeln aufgehoben wird, ein dritter von der Höhe herabschwebender 
Engel setzt ihm die Krone auf. Über den Kapitalen zur Seite zwei weitere Engel 
mit Über der Brust gekreuzten Armen, nach der Mitte zu aus Wolken steigend. Zur 
Seite des Wimperg knieen auf der Deckplatte zwei Engelsgestalten, ganz bekleidet 
und geflügelt, der eine einen (leeren) Schild, der andere einen Helm mit dem Löwen 
als Helmzier haltend. 

Über die Wiederherstellung des Denkmals Clemen im a, Jahresbericht der Pro- 
vinzialkommission i897, S. 21 mit Tafel. 

Genaue Beschreibung bei Redinghoven Bd. XXIV, Bl. 17Ö, der auch die 
äusseren aufstehenden „cancelli" abbildet: ein einfaches Gitter von durchgesteckten 
Stäben. JoNGELiKUS II, p. ao, druckt auch ein Epitaphium von 75 Versen ab, das 

3* 

i7i 



36 KREIS MÜLHETlf 

Innere« nach ZuccALMAGLio, Gesch. S. i49, auf einer grossen Holztafel geschrieben war; 
darüber an der Säule waren der geschmückte Helm und die Waffen des Grafen 
aufgehängt (bei der Restauration entfernt). Vgl. Schwoerbel S. 38. 

Redin GHOVEN, BL i76, erwähnt noch neben dem Grabmal des Grafen Adolph : 
„in choro, sepulchro piano, ligt begraben eine dame, deren angesicht und zwei 
übereinander liegende bände in marmor zu sehen waren. Scheint das überall mit 
kupffer überzogen gewessen, so alles abgebrochen, und wäre nur ein kupffer schildtgen 
mit dem bergischen löwen an einer seidten zu sehen, forte uxor Adolphi i348 mortui". 

Grafen Eberhard Im H er ZO ffeucho r: 

u. Adolf ° 

Grabmal der Stifter, der Grafen Eberhard und Adolf (t ii52) und des 
Propstes Konrad (t i3o8). Grundriss Nr. 7. Schieferplatte in Trapezform, 3,35 m 
lang, oben i,7o m. unten i,4o breit, mit Rahmen von Trachyt. Inschrift: anno 

DOMINI MCLII IV. IDUS OCTOBRIS OBIIT ADOLFUS EX COMITE MONACHUS ET FÜN- 
DATOR • HUIU.S CENOBII. XI. KAL. JUNII OBIIT EVERARDUS COMES« DE ALTENA. ANNO 
DOMINI MCCCXIII VII. KAL. JUNII OBIIT CONRADUS DE MONTE PRAEPOSITUS COLONIENSIS. 

Abbildung des Grabmals bei Redinghoven a. a. O. Bd. XXIV, Bl. i85a. Inschrift 
bei ZuccALMAGLio, Gesch. S. 88, i45, — Jongelinüs a. a. O. II, p. 32. — Schwoerbel, 
S. 33. Die dritte Inschrift erst im i4. Jh. angebracht 
Graf Adolph IV. Gfabsteiu des Grafen Adolph IV. (f ii76), Grundriss Nr. 2, Schiefer- 

platte, 2,6o X i,io m, ganz abgetreten. Vgl. Schwoerbel, S. 33. — Zuccalmaglio, 
Gesch. S. 89. 
Hcfsos Grabmal des Herzogs Gerhards II. von Jülich und Berg (t i475). Grund- 

riss Nr. 3. Auf niedrigem Unterbau von Trachyt (ganz erneut). Die Bronze- 
platte, aus vier mal drei Stücken von je 58 x 86,5 cm Grösse bestehend, tragt 
eingraviert das Bildnis des Herzogs in ganzer Gestalt, voll gerüstet, auf dem Rücken 
li^end, die Füsse auf zwei Löwen gestützt, neben ihm sein Schild. Über ihm ein 
ganz leichter dreiteiliger Baldachin. In den Ecken die vier Evangelistensymbole. 
Umschrift in drei Zeilen, links oben beginnend: 

NACH CRISTI GEBURT DUSENT VIERHUNDERT JAIR, 

VUNFFINDSEVETZICH DARZO, DAT IS WOIR, 

IN DEME äugst UP DEN NUYNTZEENDEN DACH, 

NENNPT (so) WAR, WAT DOE GESCHACH: 

DER DURCHLUCHTIGE IND HOEGEBORE 

HERTZOUCH IND PURSTE VAN GODE ERKOREN 

GERARD HERE ZO GULICH IND ZO DEM BERGHE 

IND DAIRZO GREVE ZO RAVENSBERGHE 

BESLOISS SYN LEVEN IND ENDE, 

UP GAFF IN DES VADERS HENDE 

SYNEN GEIST IND SEELE, 

AS SULCHS ZO LULLSTORFF GEVEILL, 

DER SYN LANDE, LUDE IND UNDERSAISSEN 

IN SYNEN LEVEN VREDELICHE REIGIERDE BOEVEN MAISSEN. 

AS EYN LEW STOLS IND MENLICH WAS HEE ALTZYT GESYNT, 

SYNEN VYANDE ZO KRENCKEN, 

SICH IN DER WAIRHEIT BEFYNT 

E\T^ LEIFFHAUER ALLER GEISTLICHEIT, 

EYR GUET ZO BESCHIRMEN WAS HEE BEREIT, 

GUETLICH ZO SPRECHEN WAS SYN MUNT, 

ZO EYME YEDEN IN ALLER STUNT, 

MILDE TND GUNSTICH WAS SYN LEVEN, 

l72 



ALTENBERG - 37 

STEIDTZ BEREIT WAS HE ZO GEVEN, Inn.re« 

YEMANTZ ZO KRENCKEN AN SYN ERR 

WERE IME GEWEIST SERE UNMEIR, 

RECHTVERDICH, WAIRAFFTICH IND GELOIFFLICH 

IN ALLEN SACHEN WAS HEE UNBEDROECHLICH. 

DES LICHAM HIE UNDEN LICHT BEGRAVEN, 

O GOT WILLT SYNRE GEDECHTENYSS HAVEN 

IND DURCH DYNE BYTTER PASSIE IND PYN 

GNEDENTLICH VERGEVEN DIE SUNDEN SYN. 

Abbildung der Platte bei Schimmel, Taf. i4 und bei aus'm weerth, Kunst- 
denkmäler Taf. XLII, 3; Text II, S. 5. Vgl. Jongelinus II, p. 32. — Zuccalmaglio, 
Gesch. S. i7i. — Ders., Dom z. A., S. 34. — Schwoerbel S. 34. 

Grabstein des Herzogs Wilhelm I. (t i4o8). Schieferplatte, 2,85 x i,2S m "«'«>« w"»»«i">i 
gross (Grundriss Nr. 4) mit Einrahmung von Trachyt. Auf der Platte nur noch 
schwach eingeritzt die Umrisse eines ganz gerüsteten Ritters sichtbar, der beide Hände 
auf der Brust gefaltet hält, ein Schwert in der Rechten, hinter dem Kopf ein Kissen, 
Die Inschrift (jetzt nicht mehr erkennbar) lautete nach Zuccalmaglio, Gesch. S. i57 : 

ANNO DOMINI MCCCCVIII, X. CAL. MAII, OBIIT DOMINUS WILHELMUS DE MONTE, DUX 
ET COMES DE RAVENSBERGH. 

Grabplatte des Herzogs Adolph I. (t 1437). Grundriss Nr. 5. Schiefer- Herzog Adolph i. 
platte, 2,6o X i,4o m, ganz ohne Bild, die abgetretene Inschrift nach Jongelinus II, 

p. 32: ANNO DOMINI MCCCCXXXVI, DIE XIV., MENSIS JULII, OBIIT ILLUSTRISSIMUS 
PRINCEPS DOMINUS ADOLPHUS DUX JULIACENSIS ET MONTENSIS, COMES DE RAVENS- 
BERGH, CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN FACE. Vgl. ZUCCALMAGLIO, GeSCh. S. l63. — 

Schwoerbel, S. 35. — Jongelinus, II, p. 32. 

Grabplatte des Grafen Adolph VI. (t I25^ und seiner Cremahlin Mar- Omf Adolph vi. 
garetha (Grundriss Nr. 6). Schieferplatte i,5o X 3,o5 m, mit den eingeritzten Ge- 
stalten der beiden Verstorbenen, der Graf in Ringpanzer und barhäuptig, mit der 
rechten Hand die linke H^nd der Gräfin haltend; über den Häuptern zwei Bal- 
dachine. Die Inschrift (heute ganz unleserlich) giebt Schwoerbel S. 36 nach Reding- 

HOVEN: . . . GRETA SEPULTA HAC TUMBA, GRATA DEVOTORUM. PRECE FULTA .... 

Darunter von späterer Hand : a. [mccc] xiiii, in festo purificationis beate vir- 

GINIS, OBIIT GRETA COMITISSA ET DOMINA DE LYMBURG PRIDEM NATUS 

ducis COMES . . . (adolfus) iacet hoc tumulato templo. Ganz abweichende 

Lesart bei Jongelinus a. a. O., II, p. 33. — Zuccalmaglio, Gesch. S. i34. — Ders., 
Dom z. A., S. 33. 

Grabmal des Grafen Wilhelm I. (t i3o8) und seiner Gemahlin Irmgard Graf wiiheim i. 
(Grundriss Nr. 7) 98 cm hoch, i,65 m breit, 3^18 m lang. Das Grabmal zeigt " "**' 
auf den Seiten eine einfache Verzierung von nasenbesetzten Spitzbogenblenden, ganz 
entsprechend der am Grabmal des Grafen Adolph VIII. und des Erzbischofs Bruno, 
der Unterbau ist von Trachyt (i896 restauriert). Die Deckplatte bildet eine grosse 
Schieferplatte, in die in einer architektonischen Einrahmung die Bildnisse der beiden 
Verstorbenen in dünnen weissen Marmorblättchen- eingelegt waren. Der Marmor 
trug wieder eine leichte nur aufgemalte Zeichnung in schwarz. Die Figuren sind 
fast ganz verschwunden, nur von der des Grafen der Oberkörper erhalten. Die In- 
schrift ist in Blei in den Rahmen eingelegt: t anno ab incarnacione domini 

MCCCVIII, UNDECIMO KAL. MAII, OBIIT BONE MEMORIE DOMINUS WIIHELMUS QUONDAM 
COMES DE MONTE. 

173 



38 KREIS mOlheiu 

tDBtTii Redinghoven a.a.O., Bd. XXIV, BL i7o, beschreibt das Grabmal genauer: 

Der lew vor der bmst und das lewgen auf der schulder in weissem marmor, ge- 
mahlt der low roth, cron und klawen goldt, zung blaw, lambel blaw .... die an- 
gesichter comitis et comitissae in weissem marmor, comitis wapffen, auch dessen 
klein wapffen auff der schulder in weissem marmor. Vgl. Jongelikus, a. a. O. II, 
p. 3». — ZuccALMAGLio, Gcsch. S. 1 46. — Ders., Dorn z. A. S. 34. — Schwoerbel, S. 34. 
Muininb Im J. i89S wurde bei Gelegenheit der Wiederherstellung des Domes als eine 

Abteilung des Grabmals des 
Grafen Wilhelm und der Irm- 
gard, von diesem nur durch 
eine dOnne Ziegelsteinmauer 
geschieden , ein Massen- 
grab aufgedeckt, in dem 
l339, offenbar bedingt durch 
das Fortschreiten des Baues 
nach Westen und das da- 
durch bedingte Abbrechen 
der Westteile der alteren 
Kirche, die Gebeine einer 
ganzen Reihe von Fürstlich- 
keiten be^esetzt wurden. Eine 
SchieferUfel von 4i X a9 cro 
Grösse im Grabe tragt ein- 
geritzt die Inschrift r anho 

DOMINI MCCCXXXIX, IN VIGI- 
LIA ANNUNTIACIONIS, QUE 
TUNC ERAT FERIA QUARTA 
POST PALMARUM, CONGRE- 
GATA SUNT HEC OS5A VENE- 
RABILIUM DOUINORÜM CO- 
MITUM ET COMITISSARUM, 
VIDELICET DOMINI HENRICI 
DE LYMBURCH DUCIS EI 
HUlIJS TERRE COMITIS, QUI 
PRIMO ADDUXIT SIGNUM CLT- 
PEI LEONIS RUFI CORONATI, 
ITEM OSSA UXORIS SUE DO- 
ri(. 13. Alinbo). BUcti Ib in Ch« du Don«. MINE YRMEGARDIS, QUE PUIT 

FILIA DOMINI ADOLPHI COMI- 
TIS, QUI IN JHESU OBIIT. ITEM OSSA DOMINI ADOLPHI FILII EIUS ET DOMINI 
WtLHELMI FILII [EIUS IPSIUS] COMITIS AC DOMINI HENRICI DE WINDEGHEN 
FRATRIS IPSIUS ET FILII IPSIUS DOMINI HENRICI- CANONICI MAIORIS ECCLESIE 
COLONIKNSIS. ITEM OSSA DOMINE YRMEGARDIS FILIE COMITIS CLEVENSIS UXORIS 
IPSIUS DOMINI WILHELMI MEMORATI BT ALIORUM PLURIMORUM, QUORUM NOMINA 



HEC IHSUPER OSSA COLLECTA PER FRATREM HENRICUM DE EBCLENS MAGISTRUU 
OPERIS. ITEM OSSA DOMINI CONRADI PREPOSITI, FRATRIS IM3MINORUH SUPRADICTORUM 
WILHELMI ET HENRICI. 

Vgl. eingehend E. Pauls, Ein Massengrab im Dom zu Altenberg: Berg. Zs. 
XXXI, S. io5. 



ALTENBERG 



39 



w 

Neben dem Grabmal Nr. 6 befand sich an der Westseite des Herzogenchores 
das Grabmal des Herzogs Wilhelm (t i5ii) und seiner Gattin, Sibylla 
von Brandenburg (t i524). Die langen Grabinschriften hat Jongelinus, a. a. O., II, 
p. 26 und 28 aufbewahrt. Nach Zuccalmaglio, Gesch. S. i75, deckte das Grab eine 
schwarze Marmorplatte ; darüber hing an dem Krahnen (s. u.) eine grosse silberne Lampe. 

An der Säule der Begräbnisstelle gegenüber hängt noch der runde Toten - 
Schild des Herzogs (Fig. 12), von Holz geschnitzt und bemalt, in der Mitte das 
Wappen, umgeben von der Kette des Hubertusordens. Umschrift auf gewundenem 
Spruchband: anno domini mV^xi, die sexta septembris, obiit illustrissimüs 

PRINCEPS DOMINUS WILHELMUS DOMINUS JULIACENSIS ET MONTENSIS, COMES DE 
RAVENSBERG. 

Darüber der runde Totenschild seiner Gattin Sibylla von Branden- 
burg, mit dem Wappen der Verstorbenen und der Umschrift: anno domini 

MV^XXIIII, IX. DIE MENSIS JUNII, OBIIT FIAE MEMORIAE SIBILLA NATA EX MARCHIONI- 

bus brandenbugensibus, ducissa juliae et MONTIUM NECNON COMinSSA ravens- 

BERGENSIS, CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN SANCTA PACE. 

An der entsprechenden Säule auf der Westseite befindet sich noch der 
schmiedeeiserne Krahnen, der mit spätgothischem Fischblasenmasswerk geschmückt 
ist und ursprünglich eine grosse silberne Ampel trug, die über der Grabplatte des 
Herzogs hing (Zuccalmaglio, Gesch. S. i75). 

Verschwunden ist auch die Schieferplatte vom Grabmal des Herzogs Hein- 
rich von Limburg, Grafen von Berg (t I244) und seiner Gattin Irmgardis 
(t 1257). Sie lautete nach ZuccTalmaglio , Gesch. S. 128: anno domini mccxliv, 

SEPTIMO IDUS NOVEMBRIS, OBIIT HENRICUS DE LIMBURG, DUX ET COMES DE MONTE. 
A. D. MCCLVII, XII. CAL. MARTII, OBIIT IRMGARDIS DE LIMBÜRGH, COMITISSA DE MONTE. 

Nach Zuccalmaglio, Dom zu A. S. 33, trug sie das ältere bergische Wappen, die 
Rose, mit dem späteren, dem limbuigischen Löwen. Vgl. auch die Inschrift in dem 
Massengrabe v. i339 (s. o. S. 38): henricus de lymburch . . ., qui primo adduxit 

SIGNUM CLYPEI LEONIS RUFI CORONATI. 

Vor dem Hochaltar bezeichnet eine schwarze Marmorplatte (Grundriss Nr. 1 1) 
die Stelle, wo einst des am 7. November 122S ermordeten Erzbischofs Engelbert 
Gebeine beigesetzt waren. (Jongelinus, a. a. O., II, p. 16.) Der kleine Bleisarg, in 
dem die Eingeweide bestattet wurden, ist jetzt in der Pfarrkirche zu Odenthal 
(Zuccalmaglio, Gesch. S. 11 3. — Schwoerbel, S. 39). 

Nach der Chronica regia Coloniensis ed. Waitz, p. 256 waren nur die Einge- 
weide des Erzbischofs in der Kirche beigesetzt. Vgl. die vita S. Engelberti bei 
SuRJUS. De probatis sanctorum historiis VI, i575, p. 161. 

Das Grabmal des ii63 in Italien verstorbenen Kölner Erzbischofs Friedrich 
von Altena ist verschwunden. Jongelinus, a. a. O., II. p. i5, nennt das epitaphium 
ob antiquitatem vix religibile und erwähnt nur die Verse : 

HOC lACET IN TUMULO FREDERICIUS VIR GENEROSUS, 
• VIRTUTUM CUMULO PERDIVES AC ANIMOSUS, 

LAUDIBUS IMMENSIS QUI CREBRO FUIT DOMINATUS, 
AGRIPPINENSIS POSSESSOR PONTIFICATUS, 
EIUS HONORIFICE DUCUNTUR AB ALP 1 BUS OSSA 
ET HAC PONUNTUR POMPOSO SCEMATE FOSSA. 

Vgl. auch Zuccalmaglio, Gesch. S. 9o. Das Grabmal des Abtes Andreas 
de Monheim (t i388) ist gleichfalls verschwunden. Die lange Inschrift bei 
Jongelinus, a. a. O., II, S. 24. 



Inneres 

Hersog Wilhelm 
u. Sibrll» 



Totentchilde 



Hertog Heinrich 
von Limburf 
tt. Tmogardie 



Erabischof 
Engelbert 



Ersbischof 
Friedlich 



i75 



4o KREIS MÜLHEIM 

Innere« Das künstlerisch bedeutendste unter den verschwundenen Denkmälern war das 

^*'—*^****^** Grabdenkmal des Vollenders der Kirche, des Bischofs Wicbold von Kulm 

(t i398). JoNGELiNUS (a. a. O., II, p. 24) beschreibt es als sepulchrum satis sump- 
tuosum ad tres circiter pedes, integraliter coopertum lamina aenea; per ^circuitum 
sepulchri artificiose depicta habentur mysteria passionis salvatoris nostri. Das 
Grabmal stand mitten in der Kirche, war rings mit Messingplatten bekleidet, die 
Passionsdarstellungen enthielten, auf der Deckplatte in einer reichen gothischen Um- 
rahmung das Bild Wicbolds in bischöflichem Ornat. Der Grund , der Sockel , die 
bischöflichen Gewänder waren mit den feinsten Grotesken bedeckt. Die Umschrift 
lautete (Schimmel, a. a. O., S. 5. — Schwoerbel, a. a. O., S. 39): anno domiki 

MCCCXCVIII, DIE XXI. MENSIS JULII, OBIIT REVERENDISSIMUS IN CRISTO PATER . ET 
DOMINUS D. WYCBOLDUS EPISCOPUS CULMENSIS , CUIUS NATIVITATIS ET CONSECRA- 
TIONIS IN EPISCOPUM TEMPORA IN SEQUENTI METRO ANNOTANTUR. 

ECCE VER ET LILIUM ME MUNDI SUB POLICARPO 
DUXIT IN EXILIUM, QUI MENTE POLUM MODO CARPO, 
DESINO DEFUNCTUS, PROPRIO BIS NOMINE FUNCTUS, 
X TER ET I lUNCTUS PIETATE DEI SACER UNCTUS, 
TERRE TERRENUM REDDENS, SED SPIRITUS ILLUM 
CERNAT TRANQUILLUM, QUI SIT SIBI VIVERE PLENUM. 

Die gravierten Messingplatten sind 182 1 gestohlen und eingegossen worden. 
Das Grabmal selbst ist danach bei der Restauration entfernt worden. Ein Abdruck 
der Platte, vor der Zerstörung von de Noel genommen, im Kölner Kunstgewerbe- 
museum. Danach Tafel VI. Abbildungen bei Schimmel, a. a. O., Taf. i5, Kunst- 
denkmäler bei aus'm Weerth, Taf. XLII ; Text II, S. 5 und bei Schwoerbel Taf. 
Vgl. ZuccALMAGLio, Gesch. S. i79. — MoNTANUS, S. i5i. — Kölner Domblatt i863, 
S. 218 — SoTZMANN in Raumers historischem Taschenbuch i837 S. 495. 
Grabmal dei Von kuustgeschichtlicher Bedeutung ist vor allem auch die Grabinsahrift 

yno "«^^ frater Raynoldus, der unter Abt Johann von Hauenberg (i388 — i42o) im 
J. i398 stirbt, des Schöpfers des grossen Westfensters. Jongelinus, a. a. O., II, p. 24 
(vgl. auch ZuccALMAGLio, Gesch, S. 180) zeichnet sie auf: 

HIC EST RAYNOLDUS, SUPER OMNES REX LAPICIDAS, 
EIUS NAMQUE modus VULT QUOD LAUDARE SIBI DAS. 

iPSE monasterio multum fuit utilis arte 
atque magisterii habet omnem denique partem, 

TANTO MAIOREM DEDIT IPSE DECORE FENESTRAM, 

UT MENTEM VESTRAM moneat nullum meliorem. 

HANG FERRAMENTIS FIRMANS OBSISTERE VENTIS 
FLATUS AB OCCASU, NE DET CAUSAM SIBI CASUS. 
M C QUATER, BINIS SUBTRACTIS, SIT TIBI FINIS 
TERTIUS AUGUSTI SIBI DANS BONA PRAEMIA lUSTI. 

Hinter dem hohen Altar befand sich ein nach dem Gutachten des Akademie- 
direktors Karl Schaefer \ . J. 180S (gedruckt bei R. Keller, Altenberg und seine Merk- 
würdigkeiten, S. 25) aus schwarzem und weissem Marmor verfertigtes Epitaphium, 
nebst Inschrift und 2 Basreliefs, 3 runden Figuren und 2 Wappen, wohl das 
Kjinsier Held Grabmal des Dr. Matthias Held, des Kanzlers Karls V. (nach Ennen l d. Ann. 
h. V. N. XXV, S. i48 in St. Maria- Lyskirchen zu Köln beerdigt). Unmittelbar hinter 
dem Hochaltar wird noch ein Gemälde „aus altdeutscher Zeit" erwähnt, vorstellend 
Geburt und Enthauptung Johannis. 

I76 



Altenberg. Abdruck der verschwundenen Grabplatte des Bischofs Wicbold, 



ALTENBERG 4 ! 

Redinghoven, B1. i79b, erwähnt noch die folgenden Grabsteine. inner«! 

In dem umbgang lapis sepulchralis : int iaer ons heeren mcccccx, den im. ^GwbTtdne"* 

SEPTEMBER, STARFF DER VESTE INT VROME DEDERICH VAN HALLE. INT IAER XV ... . 
STARFF DIE VESTE IND VROME VRAUWE MARIA VAN HORRICH, DIDERICHS HAUSFRAUW. 

In medio des grabsteins auff einer kupfferen platen Hall und Horrich wapffen, in 
circuitu in lamina cuprea die wapffen: holtrop, palant, quadt, curtenbach, lym- 

BORCH, HELMONT. 

Ein grabstein, darauff : degenhardt von hall zu straweiler. prima uxor 

CATHARINA von NESSELRADT zu ERISHOVEN. SECUNDA uxor SOPHIA WALPOTT. 

Noch ein grabstein. darauff: anno i655, den aS. februarii, ist der wol- 
geborene und gestrenger johan degenhardt von hall, HERR zu uphoven 

und LANDSCHEIDT .... ROM. KAYSER. MAYTT., FÜRSTLICHER WIRTZBURGISCHER WIE 
AUCH PFALTZNEUBURGKCHER RH AT UND AMBTMAN ZU MISELOHE UND DER HOCH- 
LOBLICHEK BERGISCHER RITTERSCHAFT DEPUTIRTER, IM HERRN GOTTSELIG ENT- 
SCHLAFFEN, DESSEN SEELE GOTT BEGNADE. Wapffen: HALL UND KOPPENSTEIN. 

Grabsteine der Äbte, ursprünglich wohl im Kapitelsaal liegend (Jongelinus, ^'*^*l^^^ **" 
a. a. O., II, p. 3o), bei der Restauration in den Seitenschiffen der Kirche eingelassen. 
Vgl. S. Holtmanns, Grabschriften und Wappen der Äbte von Altenberg: Berg. Zs- 
XXIII, S. 2o3. Die eingeklammerten Ziffern bedeuten die Nummern bei Holtmanns. 

In der ersten südlichen Chorkapelle : 

1. (i) Grabstein des Abtes Melchior von Mondorf (t i643) aus blau- 
schwarzem Marmor. Obere Hälfte Abtswapen in runder Kartusche in flachem Re- 
lief, untere Hälfte Inschrift: 

ANNOVIRGINEI PARTUS M. D. C.43, DIE 20. MENSIS APRILIS, REVERENDUS ADMODUM 
IN CHRISTO PATER AC DOMINUS D. MELCHIOR A MONDORFF, MONASTERIJ HUIUS DE 
VETERI MONTE ABBAS PRIMUS MITRATUS ET DOMINUS IN RYLL, FRACTUS ET FESSUS 
LABORIBUS EHEU OCCIDIT, CUIUS ANIMA VIVAT AEVITERNÜM. 

An der Südwand des südlichen Seitenschiffes: 

2. (2) Grabstein des Abtes Johannes von Blanckenberg (f 1663) aus blau- 
schwarzem Marmor, i,3o m X i,97 m, ganze Figur mit Mitra, Chormantel und 
Abtstab in flachem Relief. An den Seiten Inschriften. Links: d. Joannes 

BLANCKENBERG S. S. T. DOCTOR, HUIUS CAENOBII ABBAS, ORDINIS CISTERTIENSIS 
VICARIUS GENERALIS, ANNO INCARNATIONIS DOMINICAE I662 OCCIDIT 8. JULII, CUIUS 
ANIMA R. I. P. 

Rechts: gui tegor hoc tumulo pulvis cinis umbraque, nupbr 

DOCTOR, PRAELATUS, PROGENERALIS ERAM, 
VOS, QUIBUS IMPENDI PIETATIS VISCERA VIVENS, 
VISCERA DEFUNCTO PANDITE VESTRA MIHI. 

Auf dem Boden des südlichen Seitenschiffes: 

3. (7) Grabstein des Abtes Paulus Eiskirchen (t i723) aus blauschwa^zem 
Marmor, oben mit dem Abtswappen und der Devise secure et provide. Darunter 
die Inschrift in Barockkartusche: anno i723, die 5ü Mensis martii, obijt in 

DOMINO REVERENDISSIMUS ET AMPLISSIMUS DOMINUS D. PAULUS EISKIRCHEN, HUIUS 
MONASTERIY ABBAS DIGNISSIMUS, QUI IN ANNUM 3tium LAUDABILITER PRAEFUIT, CUIUS 
ANIMA R. I. P. 

4. (5) Grabstein des Abtes Johann Jakob Lohe, (t i7o7) in 
blauschwarzem Marmor. Oben Abtswappen mit der Devise: tenet anchora fun- 
DUM. Unten Inschrifttafel: deum Optimum Maximum ora pro reverendissimo 

AC AMPLISSIMO DOMINO D. JOANNE JAKOBO LOHE, HUIUS MONASTERIJ IN 
ANXUM 2 1. ABBATE ET RESTAURATORE, DOMINO IN RHEIL, CUIUS VITA TENET FINEM 

I77 



42 KREIS MÜLHEIM 

Inneres VELUT ANCHORA FUNDUM. POST ANNOS AETATIS 74, ANNO REPARATAE SALÜTIS 
ANNO l7o7, 25. MARTII. 

5. (4) Grabstein des Abtes Aegidius Sipenius (t 1686), den vorigen in 
Form ähnlich und aus gleichem Material, mit der Devise: tempora te(mp)ore 
t(e)mpe(ra) und der Grabschrift: ora pro reverendissimo ac amplissimo domino 

D. AEGIDIO SIPENIO S. S. THEOLOGIAE LICENTIATO ac HUIUS monasterij annis 8 
ABBATE ET VICARIO GENERALI, DOMINO TEMPORALI IN RHEIL, UT EIUS ARBOR 
VITAE AETEEINAE SUPER RIVOS GRATIARUM PLANTATA NON TIMEAT, CUM VENERIT 
AESTUS INFERNI, CUIUS TEMPORANAE VITAE ARBOR EST SUCCISA POSTQUAM STKTIT 
ANNOS 5o. ANNO 1686, 1 7 . DECEMBRIS. 

Im nördlichen Seitenschiff, auf dem Boden: 

6. (6) Grabstein des Johannes Henning (t i72o), den vorigen ähnlich, aus 
schwarzblauem Marmor mit der Devise : proficit cum onere virtus. Inschrift : 

ANNO l720, DIE 1 8!2 MENSIS AUGUSTI, OBIJT REVERENDISSIMUS ET AMPLISSIMUS 
DOMINUS D. JOANNES HENNING, HUIUS MONASTERIJ ABBAS DIGNISSIMUS, QUI ANNIS l4 
LAUDABILITER PRAEFUIT, CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN FACE. 

7. (3) Grabstein des Abtes Gottfried Gummersbach (t i679) aus blau- 
schwarzem Schiefer. Oben ein Spruchband mit dem Vers : [audi]vi vocem de 

COELO DICENTEM MIHI: BEATI MORTUI, QUI IN [dOMInJo MORIUNTUR. AMODO JAM 
DICIT SPIRITUS .... [rJeQUIESCANT A LABORIBUS SUIS, OPERA ENIM . . . ILLORUM 

SEQUUNTUR ILLOS. CAP. i4 APOCL. Zu beiden Seiten des hierunter befindlichen Abt- 
wappens: [me]mento temporis .... MEMENTO MORi. In ovaler Kartusche zu 
Unterst: reverendissimus amplissimus dominus d. godefridus Gummersbach, 

ABBAS VETERIS MONTIS, S. CISTERCIENSIS ORDINIS PROGENERALIS, DOMINUS 
TEMPORALIS IN RHEYL, OBIIT ANNO l679, DIE 3o. 8 *>'• REQUIESCAT IN 

SANCTA FACE. 

8. (8) Grabstein des Abtes Gottfried Engels (ti739), den vorigen ähnlich, 
mit dem Spruch: post praelia victor und der Grabschrift: reverendissimus 

PERIL(LUSTR)iS et amplissimus DOMINUS D. GODEFRIDUS ENGELS, HUIUS MONASTERIJ 
IN ANNUM l7. ABBAS DIGNISSIMUS, DOMINUS IN RHEIL ET DIERMEZHEIM ETC. 
OBIJT ANNO l739, DIE 9«* MENSIS SEPTEMBRIS, CUIUS ANIMA IN SANCTA FACE 
REQUIESCAT. 

9. (9) Grabstein des Abtes Johannes Hoerdt (t i779) aus grauem (Sand-?) 
Stein von ähnlicher Form wie die vorigen. Grabschrift: reverendissimus peril- 

LUSTRIS ET AMPLISSIMUS D DOMINUS JOANNES HOERDT, LOCI HUIUS ABBAS 4DR(a) 
GENARIUS AC DIGNISSIMUS, SACERDOS JUBILARIUS, DOMINUS IN RHEILL, DIRMERTZHEIM 
ET GLESCH ETC. ETC. OBIIT 6*" FEBRUARII l779, AETATIS 75. R. I. F. 

In der Sakristei: 

Grabstein des Freiherrn Gottfried von Steinen (t i675). Inschrift: 

ANNO l675, DEN 6. DECEMBRIS, STARB DER HOCHWOHLGEBOHRNER HER GODT- 
FRIDT FREYHER VON STEINEN, HER ZUR SCHERVEN, KLEINVORNICH UNDT MILENFORST, 
HOCHFURSTLICHER PALTZNEUBURGER GEHAIMER REGIERUNGS UND CAMMERRATH, 
OBRISTER BERGISCHER STALLMEISTER, LANDS COMMISSARIUS UND AMPTMANN ZU 

MiSENLOHE. DER SEL G. G. Über der Inschrift die Wappen von Steinen und 
Metternich, im Rahmen die Wappen der i6 Ahnen. 

Grabstein der Freifrau Anna Salome von Steinen (t i677). Inschrift: 

ANNO l677, DEN 6. DECEMBRIS, STARB DIE HOCHWOHLGEBOHREN ANNA SALOME 
FREIFRAU VON STEINEN ZUR SCHERVEN UND MILEFORST, GEBOHRNE VON SCHESBERG 

D. SEL G. G. Über der Inschrift die Wappen Schaesberg und Wachtendonck, im 
Rahmen die Wappen der i6 Ahnen. 

i78 



J 



ALTENBERG 



Zwei viereckige Totenschilde mit der Inschrift: dominus godefkidus Michael 

A STEINEN, FILIUS EX ARCE SCHERVEN, AETATIS l5 MENSIUM, REQUIESCAT IN FACE. 

OBiiT IN DOMINO DEN l7. JANUARII, ANNO i664. Dei zwcite von i675 ohne 
Rahmen und Inschrift 

Glasmalereien. > 

Die Glasmalereien, welche die sämtlichen Fenster der Abteikirche ursprünglich 
schmflckten, stellen auch heule noch ihren wesentlichsten Ruhmestitel dar. 

Die Fenster zeigen im Chor ausschliesslich Grisaille maiereien, im Querhaus 
Grisaille mit spärlicher Farbe, die dann in den Teppichfenstem des nördlichen Seiten- 
schiffes zunimmt, bis zuletzt im Westfenster die volle Farbigkeit durchgeführt wird; 
hier treten endlich auch figür- 
liche Darstellungen dazu. Vom 
Chor anfangend zeigen die 
Fenster in dem Fortschrei- 
ten nach Westen in ununter- 
brochener Folge ein Bild der 
Entwicklung der omamentalen 
Glasmalerei durch ein volles 
Jahrhundert 

In den Chorkapellen treten 
ausschliesslich farblose Grisail- 
len auf, die den J. laSS— ij87 
angehören mOgen , mit den 
Motiven von Weinreben und 
wildem Wein, Epheu und 
Eichenblatt, von einem mitt- 
leren Stengel aus entwickelt 
oder mit den Zweigen zu pass- 
und kreisartigen Figuren ver- 
schlungen, einige Muster von 
geometrischen Linien durch- 
schnitten. Der Hintergrund 

ist UnregelmäSSig schraffiert. ''*■ " Alwnh.rf, Aui dem CaurMmimai du. H<>chEherf.Bil«>. 

In den Grisaillen mustern 
des Obergadens im Chor herrschen geometrische Formen vor. Die Zeichnung ist 
bei aller Schlichtheit von bedeutender monumentaler Wirkung. — Bei der Höhe, 
iii der die Scheiben sitzen, musste eine möglichst klare Einteilung der Langbahnen 
angestrebt werden. Jede Bahn erhielt eine geometrische Einrahmung, überall ver- 
schieden und doch einen gleichmassig ruhigen Eindruck bietend. Aus den geome- 
trischen Gliedern wachsen organisch die Blatter und Ranken heraus (die Motive bilden 
vor allem Epheu, Kleeblatt und Eichenlaub) — wegen der Höhe ist auf Angabe der 
Rippen zum Teil ganz verzichtet. Die Zeichnung ist den Fenstern in Heiligenkreuz nahe 
verwandt, im übrigen vor allem französischen Mustern, so den Fenstern aus den Kathe- 
dralen zu Soissons und Troyes (Clemen im Jahresbericht der Pro vinzial komm ission II, 
i897, S. i8 mit Abb.; IV, i899, S. lo mitAbb. — Ders. in den B. J. [oS,S. i94mit Abb.). 

Im nördlichen Kreuzschiff treten dann in das Grisaille bereits farbige 
Gläser ein; zunächst in einzelnen Tupfen, dann in ganzen Linien, zumal der geome- 

179 



KREIS MÜLHEIM 



trisrhen Einteilung folgend Am 
glücklichsten wirkt hier das 
grosse Nordfenster, das auch 
in dem Spiel der leicht rötlich, 
gelblich, bläulich, grün lieh schim- 
mernden Glaser am feinsten und 
decentesten durchgeführt ist Im 
Obergaden des Kreuzschifies 
neben einfachen Grisaillen, wie 
im Chorhaus, auch rein geome- 
trische Muster und endlich 
Fenster, bei denen die ganze 
Zeichnung durch die Bleiver- 
glas ung gegeben wird. Nach 
Westen zu sind die Fenster 
dann mit einfachen Spitzrauten 
gefallt, nur im Couronnement 
farbige Muster von grossem 
Dessin , wiederholt mit stilisierten 
Lilien. 

Im nördlichen Seiten- 
schiff waren nur drei alte 
Fenster erhalten, mit farbigen 
Teppich mustern von hervor- 
ragend schöner Zeichnung, in 
der Farbe nach Westen hin sich * 
steigernd. 

Das grosse achtteilige 
Westfenster (Fig. i6 bis 
ao), das einzige mit vollem 
figürlichem Schmuck, ist eine 
Stiftung des Bischofs Wicbold 
von Kulm und zwischen i38o 
u. l388, also unmittelbar nach 
der i379 erfolgten Weihe der 
Abteikirche entstanden. Die 
Abtschronik von i5l7 (Berg. 
Zs. XXIX, S. i85) wie die von 
JoNGELiNUS im J. i64o a, a. 0. 
II, p- 24 veröffentlichte geben 
ausdrücklich die Regierungsieit 
des Abtes (i38o— 1388] als die 
Zeit des Entstehens an. Der 
Stifter wie der Meister starben 
beide i398. Der Meister ist der 
Laien bru der Ravnoldus (Jongk- 
LINU5, I!, p. i4: frater quidam 
conversus huius monasterii, vir 



45 

pius et laboriosus, lapicida perfectus, ßaynoldus nomine, qui pennagnificana illam 
fenestram occidentalem confecit.) In der interessanten Grabinschrift (s. o. S. i9. 4o) wird 
er als super omnes rex lapicidas genannt und seine technische Geschicklichkeit, 
Wiodeisen anzubringen, besonders gerühmt Doch war er wohl zugleich der Architekt 
und der Zeichner. Das Fenster ist gestiftet von dem Herzog Wilhelm von JUlich- 
Berg (t «5. Juni i4o8) und seiner Gemahlin Anna, der Tocliter des Pfalzgrafen Rup- 
recht des jüngeren (t 3o, Nov. i4i5), die beide in der zweiten Reihe als Stifter 
knieend mit ihren Wappen erscheinen, möglicherweise zur Verherrlichung der i38o 
erfolgten Erhebung der Grafschaft Berg zum Herzogtum. 

Das Fenster enthalt in den Langbahnen, grau in grau, reichlich durch Silber- 
gelb belebt, auf mehrfarbig musaicieriem Hintergrunde die Figiu'en von je acht Hei- 
ligen in zwei Reihen, Zu oberst (von links nach rechts gezahlt): S. Katharina, 
S. Gereon, S. Johannes der Täufer, S. Elisabeth, S. Joseph mit der Madonna und 
dem Kinde, S. Ursula (?), S. Stephanus, S. Barbara; in der unteren Reihe: S. Alba- 
nus, ein heiliger Abt {wohl S. Benediktus), S. Andreas, S. Johannes der Evangelist, 
ein zweiter heiliger Abt (wohl S. Bemardus), S. Petrus, S. Paullis, S. Norbertus. Unter 
der h. Ursula der Herzt^, unter der h. Elisabeth die Herzogin. Darüber phantastische 



Vig. 1& Altcnlwrf. Zwickel IUI dem CoiuamieiHDt d« WnllcDitm. 

Baldachine, mit burgartigem Aufbau und von kleinen Statuetten belebt (ähnlich au> 
dem einen Fenster im Xantener Dom: Zs. für christliche Kunst V, S. »3 mit Abb.). 
Darüber folgen acht fein gezeichnete musizierende Engelchen und in den Vierpässen 
die Brustbilder der vier grossen Kirchenvater. 

Die beiden äusseren Langbahnen des Fensters waren schon in den J. 1 864 bis Eriim 
i865 durch das Königliche Institut für Glasmalerei ift Berlin gänzlich erneuert worden, 
die Ergänzungen hatte dabei der Glasmaler fit/er Grass in Köln gezeichnet (P. Grass, 
Beiträge zur Geschichte der Glasmalereien : Kölner Domblatt 1 863, S. a 1 9) ; die grossen 
Pässe im Coivonnement waren in kalten schreienden Tönen mit bunter Verglasung 
gefüllt; nur die Schachbrettmuster in den kleinen Zwickeln waren all. 

Das Fenster fat in den J. i897 — 1898 durch den Glasmaler Professor A. Linnt- 
mann in Frankfurt a. M. durchweg gereinigt und ergänzt worden. Die Figuren in 
den äusseren Langbahnen wurden neu angefertigt (für die h. Katharina I. o. wurde 
die alte obere Hälfte benutzt, die bis dahin fälschlich im 4. Felde sass), ebenso die 
figürlichen Darstellungen im Couronnement, in der Mitte der Christuskopf, umgeben 
von vier Engeln mit Leid enswerk zeugen, in den grossen unteren Vierpässen die 
Einzelgestalten der Madonna und des h. Johannes (vgl. Cleuen im S.Jahresbericht 
der Pro vtnzia Kommission i898, S, I4 und in den B. J. io3, S. i8i, eingehend Ober 
die Restauration. Ein grosses ÜbersichLsblatt mit genauer Einzeichnung der ergänzten 
Teile und Einzel aufnahmen im Denkmälerarchiv der Rheinprovinz). 



46 KREIS MÜLHEIM 

Abbildungen der Fenster bei Schimmel a, a. O. Taf. ii— 13 (i7 Proben), bei 
King, Studybook, Taf. 5—7 (i8 Proben), einzelne Proben bei Kolb, Taf, ai, Schäfer 
und RossTEUSCHER Taf. la— 14, i9. Einzelne Reste aus dem Dom im Kölner Kunst- 
gewerbemuseum, im Bonner Provinz iaimuseum, in der Sammlung SchnQ^n in Köln, 
im K. K. Museum zu Wien, im Germanischen Museum zu NQmberg. Eingehend 
über die Altenberger Fenster H. Oidtmann, Die Glasmalerei, I, S. ai5. 
id Die Reihenfolge der Glasfenster ist nach dem Bestände vom Herbst 

i9oo die folgende: 

In den sieben Chorkapellen {von Norden an gerechnet.) 
I. a) alt, ergänzt und wiederhergestellt. Abb. King pl. aS, 3, 

b) alt, wiederhergestellt. Abb. 
Schimmel Taf. 1 1, i ; King 
pl. a3, 9. 
II. a) neu von Schtuidets und 
Schmoh, Kopie des alten 
Motives in Kapelle IVa, 
b) alt, wiederhergestellt Abb. 
Schimmel Taf. 1 3, i ; King 
Fig. 17. AiM.b=r,. pl- «3, 6, 

z-ick>i »iH d« couD»*..« d« w,..f.„t«.. (.j ^|t_ wiederhei^estellt. Abb. 

Schimmel Taf. u, 4; Kinc 
pl. 23, 3. 
in. a) alt, wiederhergestellt. Abb. 
Schimmel Taf. ii,3; King 
pl. a3, 5, 

b) neu von Sehneidtrs und 
Schmoh nach dem alten 
Motiv in IIb, 

c) alt, wiederhergestellt. Abb. 
Schimmel Taf. 1 1, 5. 

IV. a) alt, unrestauriert (kopiert 
in IIa), 
Fif. II. Aiirnbcrc h) alt, UHrestauriert. Abb. 

z^A^i .«. d.no Cüuronn™«. d- w,„f«.,.,.. Schimmel Taf. 1 1, i ; King 

pl. i3, 9 (kopiert für VI b), 
c) alt, unrestauriert. Abb. Schimmel Taf la, 4; King pl. aS, 3. 
V. a) alt, wiederhergestellt. Abb. King pl. 23, 7, 

b) alt, wiederhergestellt. Abb. Schimmel Taf i3, 6. Ähnliches Muster 
King pl. a3, 4, 

c) alt, wiederhergestellt. Abb. King pl. a3, 8. 

VI, a) neu von Schneiders u. Schmoh nach dem alten Motiv in V II c, 

b) neu von Sekntidets u. Schmoh nach dem alten Motiv in Ib, 

c) neu von Linnemann, freie Umkehrung des Musters Vlla. 
VII. a) alt, wiederhergestellt. Abb. Schimmel Taf, i3, S, 

b) neu von Linnemann, ohne Vorbild. 
Im nördlichen Seitenschiff des Chores (von Osten an) 

a) alt, wiederhergestellt. Abb, King aS, S. 

b) alt, wiederhet^estellt. 

i8a 



ALTENBSKG 



48 KREIS MÜLHEIM 

inoeres Im DördHchen Querschiff (von Osten an) 

Qaer.chiff ^j ^^^^^ OstcH gekehrt) alt, wiederhergestellt, 

b) (nach Norden) alt, wiederhergestellt Abb. Schimmel ii, 4, 

c) das grosse Nordfenster, alt, restauriert 1860. Abb. King pl. 2 5, 2, 

d) alt, restauriert 1860, 

e) (nach Westen) alt, ergänzt 1860. 

Nördi. Im nördlichen Seitenschiff des Langhauses (von Osten an) 

Seitenschiff 

a) alt, ergänzt, 

b) alt, wiederhergestellt. Abb. Schimmel Taf. 12, 3, 

c) alt, wiederhergestellt. Abb. Schimmel Taf. i3, 3; King pl. 24, 3, 

d— g) neu von Linnetnann^ nur mit freier Benutzung der bei der Restauration 

in den 5oer Jahren hier eingesetzten alten Stifterwappen. 
Nach Westen sind die beiden Seitenfenster neue Schöpfungen von Linnemanny 
das mittlere grosse Westfenster alt, aber wiederhergestellt und ergänzt durch Linne- 
mann (s. o. S 44). 
Obergaden Im Obergaden des Chorhauses an der Nordseite (von Westen an) 

a) b) c) in einfachen linearen Mustern mit grossen Blättern, ziun Teil erneuert 
nach den entsprechenden Fenstern der Südseite 
Im Chorabschluss sind sämtliche 5 Fenster der Südseite alt und wiederhergestellt 
a) Abb. bei King pl. 24, 4, b) u. c) Abb. i. d. 2. Jahresbericht d. Altenberger 
Dom -Vereins i896 u. i. 2. Jahresbericht der Provinzialkommission i897, 
S. 18 u. i9. 
An der Südseite des Chorhauses 

a) b) c) alt, wiederheigestellt. Abb. i. d. 4. Jahresbericht d. Altenberger Dom- 
Vereins i898 S. 5, 8, 9 u. i. 4. Jahresbericht d. Provinzialkommission 
i899 S. 8, IG, u. Vgl. Fig. i3, i4 u. i5. 
Die übrigen Fenster im Obergaden des Querschififes und des Langhauses sind 
z. Z. noch unrestauriert, nur gleichfalls in den So er Jahren schon roh ergänzt 
Ehemalige Von verschwundenen älteren Ausstattungsstücken erwähnen die Chroniken vor 

AttsiiHttung ^jigjjj ^jjg kostbare mit Edelsteinen reichbesetzte Altartafel, die i3o2 angefertigt 
wurde (ein Antependium oder ein Altaraufsatz), die zur Zeit Jongelins sich im Alten- 
berger Hof zu Köln befand (Abtschronik von i5i7 in der Berg. Zs. XXIX, S. 186: 
• . . fieri fecit de clenodiis suis gemmarum videlicet et annulorum maiorem tabulam 
reliquiarum ad summum altare. Vgl. Jongelinüs, a. a. O., II, S. 1 8 — Ann. h. V. N. 
XVII, S. 42\ Bischof Wicbold von Kulm stiftete dann um i37o 5oo Gulden für die 
Neu Vergoldung dieser Hochaltartafel, weiter 65o Gulden für sieben grosse Leuchter, 
und 100 Gulden für den Bodenbelag und die eisernen Schranken zwischen Chor 
und Kirche. Die Doppelstatue der Madonna im Chor (erwähnt bei Kugler, Kleine 
Schriften II, S. 2 7i), ist verschwunden, ebenso der grosse Messingleuchter im Chor 
(aus'm Weerth, a. a. O. IL, S. 5). 

An alten Ausstattungsgegenständen nennt das Inventar von i8o3 (ab- 
gedruckt bei Redlich, a. a. O.) noch neunzehn Altäre ausschliesslich des Hochaltars, 
im Chor ein kupfernes grosses Leuchterkreuz, im Chor zwei Schildereien, neben dem 
Chor eine Schilderei, i5 Fuss hoch, vorstellend die Ursulagesellschaft, eine eben- 
solche, die h. drei Könige darstellend, drei vergoldete Altarblätter u. s. w. 

Nach der Aufhebung der Abtei fand eine Besichtigung und eine Schätzung 
der dort vorhandenen Kunstwerke durch den Akademiedirektor Langer statt (über 
sein interessantes Gutachten vgl. Redlich in der Berg. Zs. XXXV). Vom 26. bis 

i84 



ALTÄNfiERG - 49 

28. Januar und vom 3. bis 7. Februar i8o4 fand dann eine Versteigerung in Altenberg inner«» 
statt, bei der nur 1882 Reichsthaler gelöst wurden. Ausgeschlossen von dem Verkauf 
waren das Inventar der Kirche und die sonstigen kirchlichem Gebrauch dienenden 
Gegenstände in der Krankenhauskapelle und im Kapitelhaus. Ausserdem wurden 
eine Reihe von Ausstattungsstücken an benachbarte Kirchen abgegeben. Paramente 
an die Pfarreien zu Odenthal, Reusrath, Bechern, Steinbüchel, Haberich, Urbach, ein 
Altar an die Pfarre zu Burg a. d. Wupper. 

Nach Düsseldorf kam der Prälatenstab von i723 (jetzt in der Lambertuskirche: 
Kunstdenkmäler des Kreises Düsseldorf S. 49), ein Gemälde, die Apostel, Christus 
und Maria darstellend., eine Reihe von kostbaren Paramenten, zum Teil in der Max- 
kirche (Bock, Gesch. der liturgischen Gewänder, I, S. 27o. — Kunstdenkmäler des 
Kreises Düsseldorf S. 53), und endlich das Adlerpult, das unter Abt Johann von 
Koidinckoeven (i44o— 1462) angefertigt worden war (Abtschronik von i5i7 S. 188: 
analogium cupreum, Jongelinus, a,'a. O., II, p. 25; dazu: cuius superemitati super- 
volat aquila), und das sich jetzt auch in der Maxkirche befindet (Kunstdenkmäler des 
Kreises Düsseldorf S. 53 mit Abb. — Bayerle, Die katholischen Kirchen Düsseldorfs, 
Düsseldorf i844, S. i87. — Chr. W. Schmidt, Kirchenmöbel und Utensilien Taf. 25 
— B. J. LXXXIV, S. 129). Die wichtigsten Handschriften kamen in die Landes- 
bibliothek zu Düsseldorf (über die kunstgeschichtlich wichtigen Handschriften, vgl. 
Kunstdenkmäler des Kreises Düsseldorf S. 69). Die Chorstühle kamen i872 als Ge- 
schenk des Herrn Eduard Jacques in das Kunstgewerbemuseum zu Berlin. Erhalten 
sind zwei Einzelstühle, aus den hohen hinteren Seitenwangen zusammengebaut (ab- 
geb. bei Pabst, Kirchenmöbel d. Mittelalters i893) und vier Einzelsitze, mit dem 
schönsten frühgothischen Blattwerk verziert, dem Ende des 1 3. Jh. angehörig. 

Klostergebäude. 

KLOSTERGEBÄUDE. Vgl. insbesondere die Notabilia de monasterio Ve- Kiott.rge. 
teris Montis: Jongelinus, a a. O., II, p. 3o. — Zuccalmaglio, Geschichte und Be- 
schreibung S. 77. — Schwoerbel, Altenberg, S. i3, i7. 

Von den ältesten Klostergebäuden, die im Anschluss an den Kirchenbau von Geschichte 
1 1 45 entstanden, ist ausser dem Unterbau der Markuskapelle (s. u.) nichts erhalten. 
Nach dem Erdbeben von 1222 erfolgte dann ein grossartiger Neubau des Kreuz- 
ganges und der unmittelbar an die Kirche anstossenden Klosterbaulichkeiten, erst in 
den Formen des Übergangsstiles und dann weiter in den frühgothischen Formen. 
Gleichzeitige Berichte und Urkunden liegen hierüber nicht vor. 

Im J. i320 brachte eine gewaltige Überschwemmung grossen Schaden — zwei 
Tafeln in der Kirche, die eine mit einer Prosa-, die andere mit einer poetischen 
Inschrift hielten die Erinnenmg hieran fest (Berg. Zs. XXIX, S. 181. — Die Inschriften 
bei Jongelinus, a. a, O., II, p. i8, Chron. mon. Campensis: Ann. h. V. N. XX, S. 3o6). 

Erst unter dem Abt Johann Rente (i43o — i44o) ward das Kloster gegen solche Bauten d. is.jh. 
Verheerungen mit grossen Kosten durch einen steinernen Deich geschützt; gleich- 
zeitig wurde die steinerne Brücke über die Dhün errichtet (Abtschronik von i5i7 
S. i85: pons magnus sive artus lapideus ante poi^m super Duynam fluvium necnon 
lapidea quedam machina vulgariter „der Schuttzdich" appellata . . . magnis impensis 
sunt erecta et fabricata). 

Der Abt Arnold von Munckendam (i467 — i49o) erbaut dann das Winterrefek- 
torium (Jongelinus, a. a. O., p. 26: per modum hypocausti), die Bibliothek und führt 
die Mauer zwischen Garten und Kloster auf. Auch errichtete er das neue Refek- 

4 
18S 



5( 



^RfetS MÖLHBlÜi 



K loster ge 
bftude 



Bauten 
des Abtes Lohe 



Weitere Bauten 
des 18. Jh. 



Verkauf 



Hrand 



torium, mit einem Brunnen in der Mitte — die Anlage wurde später von einem 
seiner Nachfolger wieder zerstört (Jongelinüs, a. a. O., p. 25: aedificatum est aliud 
pulcherrimum refectorium ex duro lapide. E medio refectorii Umpidissimus fons 
scäturiebat, habebatque in longitudine centum et sex pedes, in latitudine 47. Aedi- 
ficatum est hoc refectorium ipso agente Romae, priore ab ipso constituto opus diri- 
gente, postea ab alio quodam abbate, qui omnia secundum cerebrum proprium agebat, 
destructum est). i 

Der Abt Bartholomäus Fr3aick (i49o — 1496) errichtete dann die neue Abtei 
und deren Kapelle, das Krankenhaus und darin eine Badestube (Abtschronik von 
i5i7 S. i89: magna stufa in infirmaria. Jongelinüs, II, p. 26: infirmitorium in eoque 
balneum). Die Kapelle in der Abtei ward erst unter seinem Nachfolger Heinrich Rouffer 
geweiht, der zugleich den Kreuzgangflügel von dem Brunnen bis zur Bibliothek auf- 
führte und auch sonst die Abtei allenthalben ausbaute und verschönerte (vgl. über 
die Bauthätigkeit des Abtes Berg. Zs. XXIX, S. i9o u. Anm. i). 

Umfassende Neubauten erfolgten dann erst nach fast zwei Jahrhunderten unter 
dem baulustigen Abt Johann Jakob Lohe (1686 — i7o7). Er baute im J. i693 die neue 
Abtei (diese Jahreszahl ist in Eisenankern auf dem Stich von i7o7 sichtbar, vgl. S. i5, 
Nr. 6) und wohl gleichzeitig auch das neue Dormitorium südlich der Abteikirche 
(ZuccALMAGLio, a. a. O., S. 28). Endlich wurde südlich vom Eingangsthor an der Dhün 
an Stelle der kleinen Gebäude, der Marienkapelle, der Mühle, des Bau- und des Back- 
hauses ein einheitliches grösseres Bauwerk aufgeführt (auf dem 2. Abdruck des Lohe- 
sehen Stiches schon sichtbar), aber erst i7i5 von Abt Henning vollendet. Es trägt 
das Wappen des Abtes und die Inschrift: haec ala perfecta et absoluta füit süb 

REVERENDISSIMO DOMINO JOANNE HENNING, HÜIUS MONASTERII ABBATE, ANNO l7l5. 

Im J. i752 wurden auch die nördlich vom Eingang gelegenen Gebäude: der 
sogenannte lange Stall, das Pförtnerhäuschen, Wirtshaus, Ochsenstall, Oel- und Loh- 
mühle und der Küchenstall abgebrochen und ein 2i3 Fuss langes, 44 '/^ Fuss breites, 
zwei Stockwerke hohes Gebäude vom Maurermeister Gerhard Cadusch zu Brühl für 
etwa ii5oo Speciesthaler errichtet (Kontrakt vom 12. Nov. i75i im Staatsarchiv zu 
Düsseldorf, Reg. 26). 

Der Abt Johann Hoerdt Hess schliesslich noch in den J. i775 — 1777 durch den 
Maurermeister Simon Sprenger und den Zimmermeister /^^an^i Uidigen südöstlich vom 
alten Dormitorium ein neues stattliches Haus aufführen, das „das Priorat, Kranken- 
haus und andere dazugehörige Gemächer" enthalten sollte. Das über dem Portal 
befindliche Chronikon giebt Zeit (i776) und Bestimmung an: abbas hoerD IVbI- 
LarIVs prIorI aC fratrIbVs InfIrMIs ponI feCIt. 

Die Klostergebäude hatten schon am Ende des 1 8. Jh. viel zu leiden, zumal in 
den J. i795 — 1802. Nach der Aufhebung am 12. September i8o3 wurden 1806 (vgl. 
oben S. 1 9) die gesamten Klostergebäude an den Kaufmann J. H. Pleunissen in Köln 
verkauft. Seine Tochter verpachtete die ältesten Teile an den Chemiker Mannes 
aus Remscheid, der in dem Kapitelhause eine chemische Fabrik errichtete. Der 
hier ausbrechende Brand vom 7. November 18 16 zerstörte die herrlichste Kloster- 
anlage der Rheinlande in wenigen Stunden vollständig. Nach dem Brande kaufte 
von den Erben Pleunissen der Regierungsrat B. L. A. von Bülow in Düsseldorf die 
Abtei für 36 000 Thaler. Dieser veräusserte die Gebäude an der Dhün an den Kauf- 
mann Hasselkus in Lennep, von dem sie an die Familie Hölterhof aus Köln kamen. 
Die übrigen Baulichkeiten erstand der Oberzolleinnehmer Pelzer und nach ihm 181 9 
der Freiherr F. L.'von Fürstenberg. 



186 



Die alten iSai durch den Brand zerstörten Abteigebäude sind noch durch 
Hundeshagen genau aufgenommen und von Schimmel {Der Dom zu Altenberg, 
Taf. 1 Grundriss, Taf. 7 Längsschnitt, Taf. 8 Querschnitt und Aufriss, T&f, 9 und lo 



Details), sowie von Boisseree (Denkmaler d. Baukunst a. Niederrhein Taf. 59, 6o) und 
darnach bei Th. King genau publiciert. Der Stich aus der Zeit des Abtes Henning 
(danach Taf. I) zeigt ausserdem die Gesamtanlage aus der Vogelperspektive- 



S2 KREIS MÜLHEIM 

Klo »t er 8 e- Unmittelbar an die Südseite des Langhauses lehnte sich der Kreuzgang. Nach 

Beschreibung Osten zog sich dann der in den J. 1222 — etwa 1260 errichtete Haaptüügel der 
Klostergebäude hin. An den südlichen verkümmerten Kreuzarm der Kirche selbst 
stiess die quadratische Sakristei mit einer doppelten Vorhalle. Dann folgte der qua- 
dratische Kapitelsaal mit vier achtteiligen Bündelsäulen, nach dem Kreuzgang selbst 
sich in einem Mittelportal und zwei dreiteiligen Fenstern öffnend, mit Steinsitzen an 
den Wänden, offenbar dem Kapitelsaal von Kloster Rommersdorf bei Neuwied in 
der ganzen Anlage nahe verwandt (Boiss£r£e, Denkmäler Taf. 57 u. 58. — Bock, 
Rheinlands Baudenkmale II, i). Weiter folgte, mit einem schmalen Vorraum der 
Keller, ferner die Küche und daran anstossend das Refektorium, beide mit Mittel- 
säulen. Über dem ganzen Ostflügel zog sich das dreischiffige, im Nordteil vier- 
schiffige Dormitorium hin mit nicht weniger als 24 Säulen. Ober der Sakristei lag 
die Schatzkammer. In dem Vorraum vor dem Keller und aus der Kirche führten 
zwei breite Treppen unmittelbar zu dem Dormitorium empor (Schnitt bei Schimmel 
Taf. 8). Die Fensterarchitektur im Dormitorium war höchst reizvoll: in jedem Joch 
zwei rechtwinklige Fensteröffnungen, nach innen von hochgezogenen Kleeblattbögen 
eingeschlossen, in deren Gewänden Ecksäulen, die in einem Rundstab sich fortsetzen. 
Darüber Rundfenster, Vierpass- oder Achtpassfenster, in ein Rund mit reich profi- 
lierten Gewänden eingezeichnet. Kapitale wie Konsolen und Schlufssteine waren von 
der grössten Schönheit und Vollendung, zumal das an der Grenze der Frühgothik 
stehende, oft ganz unterschnitten und frei behandelte Blattwerk. 

Von grosser Wichtigkeit für die Rekonstruktion der ganzen Anlage ist die ge- 
naue Beschreibung, die Jongelinus, a. a. O., II, p. 3o giebt An das grosse Dormito- 
rium grenzte unmittelbar beim Eingang zur Kirche der Schlafraum des Abtes, gegen- 
über lag der Schlafraum des Priors. In der Mitte der Sakristei stand ein schöner 
Brunnen, der aus den Wunden des Heilands das Wass«r ausspritzte. Beschreibung 
der Gebäude auch bei Zuccalmaglio, Geschichte S. 77. 
Kellerei Von den ehemaligen Klostergebäuden steht jetzt nur noch die Kellerei, die 

aus zwei rechtwinkelig aneinanderstossenden Trakten besteht, ein schlichtes zwei- 
stöckiges Gebäude, nach Westen hin von 16 Achsen, in den J. 1682 — 1692 von Abt 
J. J. Lohe aufgeführt. In Eisenankem daran die Jahreszahl 1682. Ober der ersten 
Thür die Zahl i75o. In der Mitte eine grosse Durchfahrt, darüber die Wappen des 
Erbauers und der Abtei und die Inschrift: 

DEO O. M. NOS JOAN. JACOB. LOHE, ABBAS HIC ET DOMINUS IN RHEILL, H. HER- 
MAN PULHEIM PRIOR, WILHELM SCHULGEN CELLARIUS TOTUSQUE VENERABIUS CON- 
VENTUS POSUIMUS l692. 

Die Rückseite des Gebäudes zeigt noch ihi Bruchstein alte rund bogige Öff- 
nungen, eine Bogenstellung mit niedrigen viereckigen Pfeilern, die einen schmalen 
Kämpfer tragen. Die Bogen selbst sind mit Ziegeln und Bruchstein gefüllt An 
dem an die Kirche anstossenden Trakt findet sich auch noch das alte romanische 
schwere aus Tuff gefertigte Dachgesims vor; die Bögen sind mit Tuffquadem einge- 
fasst. Es bestand demnach hier schon im 12. Jh. ein nach der Innenseite mit offenen 
Bogenstellungen versehenes Gebäude (vielleicht der ältere Kreuzgang). 

Hinter der südlich von der Kirche gelegenen modernen erzbischöflichen Villa, 
jetzigen Wohnung des katholischen Rektors (Deutsche Bauzeitung V, S. 99), liegt noch 
ein Stück der Westmauer des ehemaligen Hauptflügels der Klostergebäude; die 
Ostmauer ist zum Teil als Aussenmauer des hier liegenden zweistöckigen Wohnhauses 
erhalten, die Südmauer halb eingestürzt. Das alte System sowohl im Erdgescfaoss 

188 



ALTENBERG 



53 



(nach Westen der Kreuzgang, nach Osten das Refektorium) wie in dem das Dormi- Kio»t«rg«. 

D 3 11 U C 

torium enthaltenden Obergeschoss ist noch genau erkennbar; an den Wänden sind 




Flg, 22. Altenberf. Gruodrits der ehemaUgen AbteigebKude (oben d«t Dormitorium). 

noch eine Reihe ausserordentlich schöner in den letzten Formen des Übergangsstiles 
gehaltener grosser Konsolen erhalten. Die schönsten Reste an Architekturstücken 
Hegen in der mittleren Kapelle im Chorumgang der Abteikirche aufgestapelt (Fig. 23). 



i89 



54 KREIS MÜLHEIM 

Weitere ArchitekturstQcke liegen in Altenberg an verschiedenen Orten herum; 

I, vor der Wirtschaft von Borsbach zwei Kapitale von Bündelsaulen, wohl aus dem Dot- 
mitoriuni, mit schön gezeichneten facettierten, oben umgebogenen BUttem. Im Garten 
davor: ein frühgothischer Schiursstein mit Kopf, aus dessen Stirn Eichenblatter hervor- 
wachsen (aus dem 1821 eingesttirzten Teil des Chores), zwei Konsolen vom Dormi- 
torium, ein grosses gothisches Säulen kapital, zwei Säulen aus dem Dormitorium und 
allerlei kleinere gothiache Bruchstücke. Vor der Wasserfuhrschen Wirtschaft liegen 
ebenso zwei grosse Kapitale von den BQndelpfeilem zwischen Kreuzgang und Kapitelsaal. 

I Im Kreuzgaug befanden sich eine Reihe spater Glasmalereien 0ongelinus, 

a. a. O, II, p, 3o: fenestrae ambitus per circuitum depictae sunt, referuntque plerasque 



ri«. ZJ. Akenbcrf. Arcliittkiwlulc ir» d« ■bfOHMii«! K1a(WE<btnd*n. 

historias sacrae scripturae et integram vitam S. P. nostri Bemardi). Es befand sich 
hier vor allem eine Serie von Glasmalereien aus dem Leben des h. Bemard (nach 
Schimmel, a. a. O , S. 5, im ganzen 64 Tafeln). Zwei davon in der Sammlung der 
Deutschen Gesellschaft in Leipzig (Corn. Gurlitt, Beschreibend^ Darstellung der 
alteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen XVII, Taf. 3i), weitere 
zwölf im Städtischen Kunstgewerbemuseum zu Köln, sechs in rechteckiger Form 
67 X 87 cm, sechs in Spitz bogen form 110 X 87 cm {Inv. M. io7 — 1 18). Vgl. AuKtions- 
kaUlog der Fallitmasse von J. B. Hirh, Köln i8i4, S. i3. Die Darstellungen aufgezählt 
bei VON Falke, Führer durch das Kunstgewerbemuseum in Köln, S. 37. Sieben Fenster 
befinden sich in der Sakristei des Kölner Domes, sechs waren bis i887 in der von 
Zwierl einschen Sammlung in Geisenheim (Katalog von aus'm Weerth Nr, ii5— lao), 
jetzt in der Schlosskapelle zu Gondorf a. d. Mosel, drei sind im Kunstgewerbe- 

l9o 



ALTENBERG 5S 

11 Berlin, zwei (Kieuztragung und Kreuzabnahme) in der Sammlung Röttgen 
in Bonn, ein grösseres Fragment in der Sammlung Schnütgen in Köln, eines im 
Depot des Kölner Kunstgewerbemuseums, angeblich auch zwei im Königlichen Schloss 
zu Berlin, erworben vom Prinzen Karl von Preussen. 

Die Gemälde sind von Kölner Borgern (darunter Johann Strauss und Johann 
van der Strondunk) gesriftet und in den J. i5o5 — lS3a in Köln ausgeführt (die 
Jahreszahlen i5o5 und i53» auf den Zwierleinschen Fenstern, die Zahl i5j4 auf einem 
Fenster im Dom), die alteren Scheiben auch im spätgothischen Stil, zum Teil vom 



MeisUT von S. Severin. Die jüngeren in Frührenaissanceformen (vgl. v. Falke, a. a. O., 
S. a8. — H. OiDTMANN, Die Glasmalerei, I, S. 218). 

Das Inventar von i8o3 (Redlich, i. d. Berg. Zs.) nennt in den ehemaligen 
Klostenaumen eine ganze Reihe von Ausstattungsstücken: im Herzoge nzimm er neun 
Fürsten porträts, auf der grossen Stiege »6 kleine Schildereien u. s. w., vor allem auch 
eine Reihe von Gemälden im Oratorium, im Zimmer und im Kabinel des Abtes. 

MARKUSKAPELLE. W. Harless i. d. Berg. Monatsschrift I, i894, fc 
S. i6a. — RoB. Keller i, d. Berg. Monatsschrift 11, i89S, S. 137. 

Die ältere Markuskapelle scheint das früheste kirchliche Gebäude an der Stelle Em 
des jetzigen Altenberg gewesen zu sein. Jongelinus, a, a. O., II, p. 3l nennt sie 

i9i 



56 KREIS MÜLHEIM 

templum antiquum S. Marci, sie soll nach der Tradition ii47 (oder ii45) vom En- 
bUchof Arnold I. von Köln geweiht sein. Im J. iiSi wurden die beiden Stiftei 
zunächst in der Kapelle beerdigt. Dieser älteste wohl nur flach gedeckte Bau ist 
nur in den Aussenmauem noch erhalten. 

In der i. H. des i3. Jh., vermutlich nach dem Erdbeben des J. iiaa, wurde 
dann die Kapelle mit Benutzung der Aussenmauem neu angeführt, in den Formen 

des rheiniachen Übergaogs- 
stiles gewölbt und reich de- 
koriert. Der Bau war seit dem 
Anfang des t9. Jh. ganz ver- 
wahrlost und diente als Ge- 
rateschuppen. Erst der im 
J. i89S gestiftete SL Markus- 
verein hat sich der Kapelle 
angenommen. Mit Hülfe eines 
Zuschusses des 4o. Rheini- 
schen Provinziallandtages im 
J. i897 in der Höhe von 
6000 Mk. wurde das Bauwerk 
in den J. i899 und i9oo unter 
der Leitung des Herrn Bau- 
rals Heimann von Köln sorg- 
fältig wiederhergestellt. Die 
Gesamtkosten der Wiederher- 
stellung betrugen 9ooo Mk. 

Die Kapelle (Ansicht 
Fig. a4. — Grund riss und 
Langenschnitt Fig. »5. — Quer- 
schnitt Fig. 36) ist ein einschif- 
figer Bau, im Mauerwerk aus 
einfach ausgezogenem Bruch- 
steinbestehend, dieden Kanten 
vortretenden Lisenen, die Ge- 
wände der Fenster und des 
Portales, die Gesimse aus Tuff. 
Im Chorabschluss fünf leicht 
spitzbt^ge Fenster, die Ge- 
wände durch durchlaufende 

I ■^— — - — ^ 1 I 1 1 I I j ' ^. ™'^ Schaftringen versehene 

Fi(, 3S. AiKiiberi. Rundstabe verziert, nach Nor- 

GnmdriH ud LüDianKhiiiit der MtrkuikmpcUi. den ein Sechspassfenster. Das 

spitzbogige Portal mit dem ge- 
radlinigen Sturz ist neu. Auf dem geschieferten Dach ein übereck gestellter offener holzen er 
Dachreiter mit Schelle. Über den Fenstern zieht sich ein in der Mauerstarke sitzender 
Fries von leicht zugespitzten Rundbogen hin — der obere Abschluss der allen Aussen- 
mauem des Kapellenbaues von ii47 — bei der Restauration aufgedeckt und etgänzl. 
Im Inneren zeigt der Raum ein Kreuzgewölbe und ein sechsteiliges Stemge- 
wölbe im Chorabschluss. Die Gliederung ist hier eine ganz besonders zierUche und 

192 



ALTENBERG S7 

reizvolle. Das Profil der Rippen bildet ein von dflnnen Rundstaben be);leiteter Birn- 
stab. Die Rippen sitzen auf srhlanken Säulen aus poliertem schwarzen Schiefer- 
marmor auf, diese ruhen auf feinen Eckblattbasen, tragen in der Mitte einen Schaft- 
ring und sind durch kraftige Knospenkapitale gekrOnt. Der die beiden Gewölbe- 
joche trennende schmale Gurt ist gleichfalls von zwei Rundstaben eingerahmt und 
setzt auf einer weiteren Schiefersaule auf, so dass in der Mitte der Nord- und Süd- 
wand hier eine reiche Gruppe von drei Diensten entsteht. Die Deckplatte ist über 
den drei Kapitalen gemeinsam verkröpft Die Wandflachen sind noch durch tiefe 
Blenden ausgefilllt, die wiederum durch Rundstabe mit Schaftringen eingerahmt sind. 
Im Chorabschluss fUnf leicht zugespitzte Fenster, in den Gewanden herumlaufender 
Rundstab, im Scheite! und an den Bogenansätzen Schaftringe. Auf der Nordseite 
eine einfache vierseitige Blende, an der Südseite ein interessantes Lavabo : oben eine 
halbrund geschlossene tiefe Blende, darunter zwei runde Becken mit Ausflüssen. 
Unter dem Ostfenster ein Sepulcrum. Die 
Nordseite im ersten Kreuzgewölbe nimmt 
ein einseitiges grosses sechsteiliges Rosetten- 
fenster ein, im Inneren von einer Rund- 
blende mit Rundstab eingefasst. Die kraf- 
tigen Profile sind von vorbildlicher Wirkung. 
An der Südseite die Eingaiigsthür. Die 
ganze Innenarchitektur ist in kleinen Tuff- 
ziegeln ausgeführt, alle Rippen, Gurte, 
Schildbßgen und Kanten darüber in Putz 
scharf ausgezogen. 

Eine besondere Bedeutung erhalt der 
künstlerisch feine Innenraum durch die 
spatTomanische farbige Dekoration. 

Die Gewölbekappen haben die Farbe 
des Putzes mit roten und grauen Sternen, 

die Gurtbögen sind weiss und braunrot pj^ jß aumIi«». quuiehalti d« MmkMk.ptii*. 
gequ ädert, die Rippen grüngelb rot, durch 
weisse Fugen geteilt. Die Rundstäbe der 

Fenstergewände sind rol-weiss marmoriert, die Rundstäbe an den 3 Ostfenstem 
grün-rot mit dünnen weissen Lichtern. Zur Seite des Ostfensters steigen zwei schön 
gezeichnete Ranken auf weissgelbem Putz auf, die Umrisse rot vorgezeichnet, die 
Blatter dünn gelbgrün. Die eingeschlossenen Medaillons zeigen folgende Darstel- 
lungen: Pelikan, Simson, Witwe von Sarepta, Löwe, Phoenbt, Jonas vom Walfisch 
ausgespieen. Zur Seite des Sepulcrums zwei Engel, Weihrauchfässer schwenkend. 

An der Westwand in einem interessanten Einfassungsfries, der gelb auf rot 
aufg;etragen ist, eine grosse figürliche Darstellung, die Krönung Maria <Fig. a7). Der 
Stil der Figuren weist auf gleichzeitige Kölner Arbeiten (St. Gereon) hin. Die ganze 
Innendekoration ist l899 durch den Maler Bardtnhewer geschickt wiederhei^estellt 
und ergänzt worden. 

Von den westlich von der Kirche an der DhOn gelegenen Trakten sind noch 
verschiedene Reste erhalten. Neben dem grossen Portal lag die Marienkapelle, 
die capella B. M. V. in porta, von dem Ritter Adolf von Stammheim um die Mitte 
des l3. Jh. errichtet (Lacomblet, UB. II, Nr. 34o). Die Westfassade nach der Dhün 
zu ist noch erhalten; erkennbar das grosse jetzt vermauerte Westfensler mit TufTge- 



58 KREIS MÜLHEIM 

wänden, au r dem Stich von i7oJ (s. s. S. i5, Nr. 6) als dreiteiliges Fenster angegeben. 
An dem zweistöckigen Trakt, der sich an diese Mauer anschliesst, die Inschrift (ur- 
sprünglich über dem Eingang zu den K.lnstermahlen eingemauert): haec ai.a per- 
fecta ET ABSOLUTA FÜIT SUB REVERENDISSIHO DOMINO JOANNE HENNING ABBATE 
ANNO l7l5. 

Hauptportal an der DhUnbrücke, freistehende Thoranlage um i75o, von 
dem Abt Johannes Hoerdt (i739 -i779) errichteL Die Durchfahrt Im Flachbogen 
geschlossen, zur Seite zwei Pilaster, die einen Architrav und einen Aubatz mit ge- 
brochenem und geschvveiften Giebel tragen, in der Mitte eine von zwei Voluten flan- 
kierte Nische mit Figur des hl. Benediktus; auf der Rückseite Madonnen^ur. 

Nördlich von dem Portal zweistöckiges Wirtschaftsgebäude mit der Inschrift in 
Etsenankem: anno i752 a. B H. Nördlich von der Markuskapelle die Meieret mit 
ein^chem Portal, darüber ein Giebel mit dem Wappen des Abtes Johannes Hoerdt 
in Rokokokar touche und der Zahl i755. Über der Thflr zum Kuhstall noch eine 
Renaissancekartouche mit Kreuz. 




Die alte BURG BERGE, das eigentliche Stammschloss der bergischen Grafen, 
befand sich auf dem linken Ufer der Dhün, etwa 3oo m hinter der erz bischöflichen 
Villa. Mauerreste sind nicht erhalten. Als vor 46 Jahren unmittelbar daneben 
ein Steinbruch angelegt wurde, fand man den Aussengraben, gefallt mit KQchenab- 
fällen, darunter Eberzähne und Hirschgeweihe, weiter Eisenteile, Schlüssel u. s. w. 
Im i7. Jh. waren die Spuren der alten Burg noch deutlicher erhatten. HenricüS ab 
HoNSELER, Hisloria Cliviae et Viciniae i6i7 (Berlin, Kgl. Bibl. Mscr. Boruss, fol. S7o,' 

p. II 6) erwähnt montem veterem Oldenborch castrum , cuius equidem caslri 

vestigia hodie usque parent. Ebenso schon Levold von Nort HOPFS Chronik 
(Seibertz, Quellen I, S. i8): eyn slott . . up einem berghe genant Aeldenberche, 
als men noch die stede besehen kan. Nachgrabungen stehen in Aussicht. 

Verschieden von dieser Burgstelle ist das , Alteburg' oder Erbericher Burg ge- 
nannte Feldlager auf dem ersten Berg zwischen Odenthal und .Mtenbei^ westlich 
der Strasse, auf dem Terrain des Herrn Bürgermeisters Dtecker von Odenthal, noch 
jetzt mit den drei Gräben erkenntlich. [C] 

i94 



BENSBERG 




BENSBERG. 

E. Ph. Ploennies, Topographia ' ducatus Montani von i7[S: Berg. Zs. XIX, uam 
S. 8i, loo. — [Dielhelm], Denkwürdiger und nützlicher rheinischer Antiquarius, von 
einem Nachfolger in historischen Dingen, Frankfurt i774, S. 75i. — Beschreibung 
einer malerischen Reise nach Köln, Bensberg und Düsseldorf: Teutscher Merkur vom 
J. i778, 3. Heft, S. 1 13. — Goethe, Aus meinem Leben i4. Buch. Vgl. dazuDONTZER, 
Goethes Beziehungen zu Köln S. na u. Katalog der Rheinischen Goetheausstellung 
in Düsseldorf |899, S. 55. — Erinnerungen an Friedrich von Matthison, Zürich iSia, 
III, S. 4o, — C. Fr. von Wicbeking, Theoretisch -praktisch bürgerliche Baukunde II, 
S. 141. — Die Düsseldorfer Gallerie, Düsseldorf i8i8, S. 7. — J. F. Knapp, Regenten- 
und Volksgeschichte der Länder Cleve, Mark, Jülich, Berg u. Ravensberg, Krefeld i836, 
I, S. 437. — V. Merino, Geschichte der Burgen etc. im Rheinlande IV, S. Sa. — 
MoNTANOs [v. ZuccALMAGLio], Die Vorzeit II, S. 62, in, 1 18. — v. Zuccalmaglio, 
Kreis Mülheim, S. 3oi. — Ders., Die Helden und Bürger und Bauern am Nieder- 
rhein S. 53, 7a. — Der kaiserliche Kirchhof bei Bensberg, Ruhestatte österreichischer 
Krieger i794, Köln l854. — A. Gertner, Bensberg und sein Kadettenhaus, Siegen 
1862. — Das Hirschfest in Beosberg anno i79o. Ein Vortrag vom Alten vom Berge, 
B.-Gladbach l876. — Harless, Schtoss Bensberg: Ann. h. V. N. XXV, S. 188. — 
Schloss Bensberg als Lazareth: Düsseldorfer Beitrage X, S. 100. — A. Koernicke, 
Bergische Amts Verfassung S. 16. — E. Neübourg, Bensberg und sein Kadettenhaus, 
Berlin i89o. — Fr. Kerper, Heimatskunde des Kreises Mülheim a. Rh. S, 57. 



i9S 



6o 



KREIS MÜLHEIM 



Handschriffl. 
Quellen 



Kathol 
Pfarrkirche 

QueQcii 



Geschichte 



TeuüiteiD 



Glasgeniftlde 
Skulpturen 



Glocken 



Handschriftl. Qu. Im Bürgermeisteramt: Der freiheit Bensbeig nachbaur 
rolle mid gerechtigkeit im jähre 1622, i. Bd. fol. in Perg.-Bd. — Protokoll der Ver- 
handlung über die Gerechtsame zur Viehweide, Streu-, Steck- und Sprocksammlung 
von Bensberg und den benachbarten Gemeinden, betr. den Königsforst, die Erden- 
buig, die Hardtbüsche, die Brücker Gemarke, den Schlugterbusch, 25 Bl. Pap. Vgl. 
Tille, Übersicht, S. 242. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Protokolle des (S. Severins-) Hofgerichts zu Bens- 
berg i577 — 1801 (Papierband, kl. Fol.). — Lehnsprotokolle des Hofes zu Bensbeig 
i542 — 1801 (Geistliche Abteilung, Hs. von S. Severin Nr. 21 4). 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Nicolai ep.). Zuccalmaglio, 
Kreis Mülheim S. 3oi. — Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 447; II, S. 249. — Ge- 
schichte der Pfarre im Bensberg-GIadbacher Anzeiger vom 28. Juni i9oo. — Ge- 
schichte der merkwürdigen Wandlungen . . d. Pfarre Refrath 1860. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Verzeichnis der im 1 7. Jh. vorhandenen 
Urk. und Hsn. von i444 an, 3 Bl. fol. — Inventarium der pfarrkirchen zu Benspurg 
von 1660, i3 Bl. fol. — Bensberger Sendprotokolle i663 — i78o. — Kirchen- und 
Armenrechnungen von 161 1 an. — Zehntregister der Pfarrei Bensberg aus dem i7. 
u. 18. Jh. Vgl. Tille, Übersicht S. 24i. Siehe auch unter Refrath unten. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Akten, die Restauration der Kirche i77o 
betr. (Kgl. Regierung zu Köln, Accession i3/i894 K. I. Nr. 3i3). 

Die älteste Kirche in Bensberg bestand auf dem Schloss (so nach Urk. von 
i653. Vgl. Geschichte der merkwürdigen Wandlungen und Schicksale, w^che die 
Pfarrei Refrath ... erfahren, um 1860, S. 35), doch erscheint schon im Liber valoris 
um i3oo eine eigene Pfarrkirche von Bensberg (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 439. 
— Auch i4o3 ausdrücklich erwähnt: Mitteilungen aus dem Stadtarchiv zu Köln XX, 
S. 33). Diese Kirche stand aber nicht im heutigen Bensberg, sondern in Refrath, 
wohin die heutigen Pfarrgemeinden Bensberg, Immekeppel und Refrath eingepfarrt 
waren. Im J. i553 schenkte der der Reformation zugeneigte Herzog Wilhelm IV. 
an der Westseite des Bensbergs den Platz für eine Gemeindekirche, die i654 auf- 
geführt wurde. Im J. 161 7 wurde sie von den Katholiken in Besitz genommen. Die 
alte Kirche, ein einschiffiger Saalbau mit flacher Decke und eingebautem Westturm 
wurde i876 abgebrochen und durch einen dreischifiigen stattlichen Neubau von Bau- 
meister August Lange in Köln mit wenig glücklichem Westturm ersetzt. 

Taufst ein,, aus der Pfarrkirche zu Refrath stammend, spätromanisch, aus dem 
Anfang des i3. Jh. Sechsseitiges Becken auf rundem Mittelcylinder mit attischer Basis, 
in deren Kehle vier Tierfigürchen angebracht sind. Die obere Bekrönung wird von 
sechs schlanken Säulchen mit Blattkapitälen getragen. Als Basen der Säulchen dienen 
umgekehrte romanische Kapitälchen. 

In der Sakristei: Glasgemälde aus dem Ende des 16. Jh. mit einem vor seinem 
Wappen knieenden Ritter, 94 x 57 cm. 

Frühgothische sitzende Madonna in alter Polychromie, 7o cm hoch, auf dem 
linken Knie das Kind haltend, der Kopf im 1 8. Jh. überarbeitet. 

Hölzerne Pieta, iS. Jh., 60 cm hoch, dürftig. 

Hölzerner Kruzifixus des 18. Jh., unpolychromiert, 72 cm hoch. 

Glocken. Die alten Glocken, die i885 eingeschmolzen sind, stammten aus 
dem J. i77o und trugen die Inschrift: 

I. SVB PATROCINIO SANCTISSIMI NOMINIS lESV ET DIVORVM NICOLAI EPISCOPI 
AC ROCHT. MARTINVS LEGROS MALMVNDARIENSIS ME FECIT. 



i96 



BENSBERG 



6l 



Auf dem Mittelfelde das Wappen Karl Theodors mit der Fürstenkrone nebst K.thoi. 

. Pfarrkirche 

der Jahreszahl i77o; auf der entgegengesetzten Seite eine Madonna mit dem Jesukmd. • 

2, SUB PATROCINIO DIV^ V. MARINE AC SANCTORVM MICHAELIS ARCH. ET JO- 
SEPHI. MARTINUS LEGROS MALM UND ANIENSIS ME FECIT. 

Auch hier auf dem Mittelfelde das nämliche Wappen mit der Jahreszahl i77o; 
auf der entgegengesetzten Seite die Gestalt des h. Nikolaus. Ober der Inschrift be- 
findet sich ein schön gezeichneter Fries, eine Hirschjagd darstellend. 

In einem Creditiv Herzog Adolfs v.J. i427 in der Redinghovenschen Samm- Frauenkirche 
lung (München, Staatsbibliothek, Cod. germ. 22i3, Bd. XI, fol. 4i2) wird berichtet, 
dass „hinter unserm schlösse Baensbur auf einem berge, heisset unser Lieben Frauen 
Berge, eyn kirche unser Liever Vrauwen zo eren angehaven is zo buwen". Die Stelle ist 
jedoch nicht nachweisbar. 




r ■ r r r r 

Fig. 29. Beneberg. Grimdriu des eUen SehloMes. 

I 

ALTES SCHLOSS. Von der oben angegebenen Litteratur vor allem Zuccal- AitetSchiosi 
MAGLio, Kreis Mülheim S. 3oi. — Harless in den Ann. h. V. N. XXV, S. i88. — 
E. Neubourg, a. a. O., S. 8. — Haag, Das alte Schloss: Bensberg - Gladbacher An- 
zeiger vom 23. Juni i898. 

Auf der waldigen Höhe von Bensberg entstand wahrscheinlich schon in der Gescnichte 
Mitte des 12. Jh., nicht lange nach der Gründung des novum castrum an der Wupper, 
ein festes Schloss der Grafen von Berg, das seinen Namen von dem Bann des 
Forstes, des ehemaligen Königsforstes, empfing. Der Name ist Bansbure, Bensbure, 
Bensbur, Beinsbure, Baensbur, erst seit dem Anfange des 1 5. Jh. Baensberg, Bensberg 
' (zuerst in Urk. von i4o4: Lacomblet, UB. IV, Nr. 26. Vgl. Harless in den Ann. 
h. V. N. XXV, S. i9o). An der Spitze der gräflichen Burgmannen erscheint ein 
Ministerialengeschlecht, das den Namen von dem Schlosse trägt. Erzbischof Engel- 



i97 



6z 



KR&IS MÜLHEIM 



■ •bert vergrössert und befestigt das Schloss, es wird nach seinem Tode t j. laaS von 
den Kölnern erobert, aber von dem Grafen Heinrich I. starker wiederhergestellt. Im 
J. i23o wird das Schloss im Streite um die Vogtei Siegburg von den Kölnern be- 
lagert. (Chronica regia Coloniensis ed. Waitz p. j6a. — Annal. Colon, max. i. d. 
Mon. Germ.. SS. XVII, p. 84a). Seit der Mitte des i4. Jh. bildet die Bui^ dann den 
Mittelpunkt des gleichnamigen Amtes und wird Sitz des Kellners: als Kellner er- 
scheinen im iS. und bis zu Anfang des i6. Jh. Glieder der ritterlichen Geschlechter der 
vamme Zwyvel und Kessel. Wiederholt ist das Schloss vom iS.biszum 16. Jh. Witwen- 
sitz der bergischen Grafinnen und Herzoginnen. 




Fi«.». 



ubHt. Habatichi 



.» i. J. 1: 



Der Bau hat schon im 1 4. Jh. wiederholt Belagerungen auszuhalten — im J. i3ao 
wird er lange Zeit von den Kölnern bestürmt (Chronica regia Col. ed. Waitz p. a6i : 
castrum ducis dicta Bensbura longa obsidione vallatur). 

Im J. [4o6 wird das Schloss durch Brand zerstört (Berg. Zs. XV, S. »3l). Im 
nächsten Jahre wurde dann vor den Thoren von Bensbeig die Schlacht zwischen dem 
Jungherzog Adolf und Johann von Loen, Edelherro zu Heinsberg und Löwenberg 
und Junggrafen Gerhard von Sayn besiegt. Adolf schlug die beiden aufe Haupt 
(vgl. Lacomblet, ÜB. IV, Nr. 47). Das Schloss war dann unter Adolf I. (i4<.9 bis 
1437) HauptwafTenplaU gegen das Erzstifl Köln. 

Im iS. Jh. ward das Schloss wiederholt verpfändet, im J. i4i3 an den Herzog 
Reinald von Jülich und Geldern .(Urk. in den Ann. h. V. N. XXV, S. aoo). Dem 



Herzog war durch eine besondere Klausel gestattet, Neubauten an dem Schloss*'« 
vorzunehmen. Das Schloss wird bald wieder eingelöst, aber unter Herzog Gerhard 
in den J. i44i— 1447 aufs neue verpfändet, erst i449 ist Herzog Gerhard wieder 
in seinem Besitz. Von da ab ist die Burg ein Lieblingsaufenthall der bergischen 
Herzöge. Noch Herzog Wilhelm IH. {i47S— i5i i) lässt die Baulichkeiten restaurieren 
und vergrössern. Herzog Wilhelm IV. liess das Häuptschloss mit Ausnahme der 
Kirche zum grössten Teil abbrechen (?) und erweiterte das Kellnereigebaude zur 
fQrstlichen Wohnung (so Zuccalmaglio, Kreis Mülheim S. 3oS ohne Quellenangabe). 
Erst im i7, Jh. verfällt das Schloss, es gilt wahrend des dreissigjahrigen Krieges als 
offener Platz und trat im i8 Jh. seit der Erbauung des glanzenden neuen Schlosses 



ganz zurück. Es diente von nun an nur noch dem Kellner des Amtes Portz als 
Wohnung. Die Obeischultheisse Scherer und Daniels Hessen noch in der a. H. des 
1 8. Jh. grössere Gebäude abbrechen. Im Anfang des i9. Jh. war das Schloss Staats- 
eigentum, nach dem Einsturz im J. i848 ging es an die Familie Kamp in KOln über, 
die den FIQgel zwischen dem. alten Bergfried und dem kleinen Turm notdürftig er- 
neuern liess, von dieser um i8So an Herrn Tutt, von diesem wieder durch Kauf an 
den Pfarrer von Bensberg, Grafen Leopold Spee, der es im J. i859 zum Kloster und 
Krankenhaus einrichtete, das den Schwestern vom Orden der Armen Dienstroagde 
[esu Christi überlassen ist. Durch testamentarische Bestimmung kam es im J. i88a 
an den jetzigen Eigentümer, Herrn Grafen Hubertus Spee zu Linnep. 

Das Schloss (Fig, *9 — 3j) zeigt ein merkwürdiges Gemisch von verschie- 
denen Bauteilen. Der älteste Teil ist die nach Westen direkt auf den Felsen ge- 

i99 



64 KREIS MCLBEIM 

iigrüDdete TnnnanU^ die noch dem atteäten Bau aus der Mitte des ii. Jfa- angebe« 
aber scboD ionerhalb der romaniscfaen Poiode erreiteit worden ist; L'mbaoten haben 
dann vor aDem im i5. Jh. iiinter Herzog Reinald von JSUcfa imd Herzog Wilbdm III- 
Too Bergi statigefanden. 

Der Bergfried £e%t im Gmndmä {Fig. 3i'l ein aniegefanass^es Fünfeck mit ab- 
geschrägter Ecke, im Inneren mit einer gr<issien LSnge von 5.83 m ond einer grässien 
Breite von 3.7o m. Der Unterbau des Turmes besteht aus Brachstein mit Rcnd- 

bogenfeikstem, die Toflblein- 
gewande bestzen. der obere 
Teil innen BrnchstciiL nacb 
aussen soigfölt^ in Tuff vo-- 
blendet mit zwei Retfacn Schar- 
ten. Die alten nindbog^gen 
Fenster sind vennaBett. dar- 
über neue cmgebrocben mh 
n:>tenSandstcinge«anden.liefeT 
spatgolhiscbe KreoaspnMsen- 
fenster mit Gevandoi xaa 
schwarzer Basahla*a. Im In- 
neren des Tnnnes, do' ont^ 
durch einen in der ManersUrfce 
hebenden Gai^ oben dnirä 
ver^oie Holzsticgen zngftng- 
Eich bt. sind die Fensur besser 
ächtbar. aadi im Inneren die 
■ nicht anagescfaragteni Ge- 
winde von Tuff. 

An den Torm lehnt sicli 
jetzt nach Südosten ein zwei- 
st-xrk^ei Trakt mit Kmiz- 
sptosienfcnstem an. der nach 
dem Brande von iS5i aen 
angeführt ist- An den Tonn 
stiess nach Süden der ahe 
dyeiätöck^ Palas an. der ift4S 
zusammenstürzte. Nach den 
alten Abbildungen Fig.Saitach 
Zeichnung v.:>n i8>6 im Beatz 
des Herrn Grafen H::bertBts 
Spee ' zei^e er er sse ^Wineme 
späiE'thische Kieuzsprossenfenster ar,d ger.'-rte ohne Zweifei em dem L'mhaa des 
i5. Jh. an. Da? obere Gesch.«;: enthiel: ia meiner ganzen Läcze den RinersaaL 

Im J. iS?'. eri-jlsr-e ein den heuüzen s.an:tircn Anf- .rderjr.gen enisprecbender 
L'mbau. Gieichzeitig «urde ai::h r.ach Osten ein gr-ises modernes Hct^hal in 
Backstein aufgeführt. Hi« '.ag ehemaU ein zwischen iSiS und rSro abjtebrocbeiier 
FlüjeL von dero in der Mitte des Tah.---.isde:ts n vh die Fur.daniente erkennbar waten. 
V..n den beiden .^*t:;.hen WercvKizen Türmen stammt der mIrJere gleich&Ib oc^ 
au» dem iz. |h-: d^s Material i-t Br.:ch>teiii. im c -erster. Ge^h.-sÄ kleine romani- 



'7 



BENSBKRG 65 

. sehe rundbogige Fenster mit Tuflgewanden (vermauert). In dem Turm, der unten a 
eine Mauerstarke von i,5om besitzt, befinden sich übereinander zi^ei mit Tonnen- 
gewölben Oberdeckte längliche Kammern, die untere 3,35 x a.3o m, die obere 
4,06 x3,88 m im Lichten. An diesen Turm wurde im J. i894 die Kapelle ungebaut. 
Der letzte äussere Turm stammt noch bis zu zwei Drittel der Höhe, so weit die 
Quadereckverklammening reicht, von einer alteren Anlage, der Au&atz mit der Holz- 
gallerie neu, daneben befand sich im Anfang des i9. Jh. das KantongefiSngnis mit 
\ergitterten Fenstern. Oben eine schmiedeeiserne Wetterfahne mit dem h. Michael. 

Der langgestreckte Hof ist nach Norden und Osten noch von der alten Um- 
fassungsmauer umgeben, die aus Bruchstein mit Tuff besteht, nach innen zum Teil 
Blenden, nach aussen Strebepfeiler zeigte. Die Ansicht bei Ploennies vom J. [7i5 
(Berg. Zs. XIX, Anhang — vgl. Taf. VII) zeigt das Hauptschloss gegen diesen Hof 
noch besonders abgetrennt. 

NEUES SCHLOSS, jetziges Königliches Kadettenhaus. Vgl. von der Litte- 
ratur vor allem Harless in den Ann. h. V. N. XXV, S. i96. — A. Gertner, Bens- 



Fif. 33. Binilxri. GmiiiiMiiticbl dn neu« Schlau«. 

berg und sein Kadettenhaus, Siegen 1863. — £. Neubourg, Bensberg und sein 
Kadettenhaus, Berlin i89o, S. i7. 

Handschriftl. Qu. Im Archiv des Kadettenhauses: Akten Über das Schloss 
von i7Si an, insbesondere über den Umbau. — Bericht über das Schloss zu Bens- 
berg vom Gamisonbaudirektor von MChlbach vom J. i834. 

Im Besitz des Herrn M. Pflaum auf der Fahnenburg bei Düsseldorf: George 
Marie Raparini, Le portrait du vrai m^rite dans la personne ser. de mons. i'electeur 
palatin vom J. i7o9, Prachths. mit den Biographien der am Hofe Johann Wilhelms 
beschäftigten und in Bensberg thatigen Künstler, mit Abb, ihrer Werke (vgl. Kunst- 
denkmaler des Kreises Düsseldorf 5. 106). 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Convotutum actonun, die Transportierung 
der Bensberger Schlosses- Effecten der Mahlerey und sonstiges betreffend. — Adolph 
VON Vagedes, historische Notizen über die ehemals im Herzogtum Berg beAndlichen 
Kunstwerke, Hs. (Jülich-Berg. Landesinstitute Nr. ti)' 

Alte Abbildungen. / 

I. Medaillon mit der Westansicht des Schlosses vom J. i7o9 in der Hs. des 
Raparini. Vgl. Fig. 28. 



66 



KREIS MÜLHEIM 



Neues 
Schloas 



Gescbichte 



Banmeieter 



2. Ansicht des Ortes von Osten mit den beiden Schlössern, Federzeichnung, 
bei Ploennies vom J. i7i5. Abb. im Anhang zur Berg. Zs. XIX und Taf. VII. 

3. Ansicht des Schlosses von Westen, Federzeichnung auf Peigament, im 
Vordergrund der Kurfürst Johann Wilhelm auf der Jagd, im Denkmälerarchiv der 
Rheinprovinz. 

4. Ansicht von Osten, Aquatinta, i7,9X2i,7 cm., Dessine d'apr^ nature par 
A, Ditzlety gravd par Ruf, Unterschrift deutsch und französisch: Königl. Cadetten- 
Anstalt zu Bensberg, Hotel des cadets ä Bensberg. 

5. Ansicht von Osten, im Vordergrund Kühe und Hirt, rechts alte Burg als 
Kirche eingerichtet, links Kapelle. Lithographie, iS,3xi8,3cm. 

6. Ansicht von derselben Seite. Lithographie von Weber und Deckers, Köln 
28,8 X 4o,7 cm. 

7. Ansicht von derselben Seite. Schöne Tuschzeichnung im historischen 
Museum der Stadt Köln, von Schmid, 2o,3 x 35,3 cm. 

Pläne und Grundrisse befinden sich im historischen Museum zu Köln und im 
Gamisonbauamt II. zu Köln. Ein grosses hölzernes Modell des Schlosses, ausein- 
andernehmbar, das vor allem die Innendisposition zeigt, erst im Anfang des i9. Jh. 
angefertigt, in der Bibliothek des Kadettenhauses. Neuere Ansichten in der Berg. Zs. 
Bd. XXV, Anhang; bei K. Kollbach, Bilder vom Rhein, Köln i892, S. 37o; in Köln 
und seine Bauten S. i58. 

Der prachtliebende Kurfürst Johann Wilhelm (i69o — i7i6), dem das 'alte ver- 
fallende Schloss zu eng und unscheinbar war, errichtete 1 7o6 auf der Höhe westlich 
vor dem alten Bau mit dem freien Blick auf den Rhein einen glänzenden Neubau, 
der im J. i7io im wesentlichen vollendet war. Die an der Ostfa^ade befindliche 
grosse Inschrift giebt hierüber Auskunft: 

SURREXI AUSPICIIS DEI TER OFT. MAX. REGNANTIBUS JOANNE GUILELMO ET 
ANNA MARLA. LOVISA ETRURIAE PRINCIPE, ELBCTORIBUS PALATINIS, BAVARIAE, JULIAE, 
CLIVIAE ET MONTIUM DUCIBÜS ETC., JOANNE FRIDERICO COMITE DE SCHAESBERGIO 
ET MATTHEO COMITE DE ALBERTIS VENETO INVENTORE ET DIRECTORE HUIUS AEDIFICH, 
ILLO AERARII, ALTERO AEDIFICIORUM SUPREMIS PRAEFECTIS, ANNO SALUTIS MDCCX. 

Als Baumeister wird hier der Oberbaudirektor des Kurfürsten, Graf Mattheus 
de Albertis genannt, der auch der Schöpfer des um i7o9 entstandenen riesigen 
Idealplanes ftlr den Schlossneubau in Düsseldorf ist (Original und Kopie im histo- 
rischen Museum zu Düsseldorf Vgl. Clemen in der Zs. für Bauwesen i898, S. 588 
mit Taf 60 im Atlas). Raparini nennt ihn in seiner 1 7o9 geschriebenen Handschrift 
castrorum praefectus et supremus aedificiorum director. Er bildet gleichzeitig eine 
Medaille ab mit dem Bildnis des Baumeisters, auf der Rückseite die Hauptansicht 
des neuen Schlosses (Fig. 28) mit der Inschrift: 

DYCTINNAE STUDIIS POSUIT lata TECTA JOANNES, 
UT REQUIES LASSO QUEAT [iNDULGERE LABORl]. 

Die Inschrift der Vorderseite: 

SEPTEM PRISCA ORBIS MIRACULA PROTULIT AETAS, 
OCTAVUM SOLÜS STRUERES JOANNE lUBENTE. 

kann sich auf Schloss Bensberg ebensowohl wie auf jenen Düsseldorfer Plan beziehen. 
Raparini bemerkt p. i39 zu dem Bensberger Schlossbau: Les connoisseurs jugeront 
par cet ^chantillon ä peu prte de la^ capacit^ de ce vaillant architecte. 

Als rechte Hand des Grafen de Albertis erscheint der Architekt Aloysius Bat' 
tolus von Venedig. Doch wird am Schloss noch bis in die letzten Lebensjahre des 



202 



BENSRERG 



67 



Neues 
bchlofts 



Auastattiing 



Kurfürsten gebaut, die Kapelle, die südöstlich von dem Schloss lag, ward nie' voll- 
endet (die Ansicht bei Ploennies vom J. i7i5 zeigt sie ohne Dach). 

Die auserlesensten Künstler vom Hofe Johann Wilhelms wurden zur Ausstattung 
berufen, Pellegrini, Zanetti und Bellttcci malten die Räume aus, Weenix schuf zwei 
Gallerien, die eine mit einer Hirsch-, die andere mit einer Wildschweinjagd; die 
italienischen und französischen Stukkatoren verzierten Treppenhäuser, Korridore und 
Säle aufs reichste. Die französischen Künstler erhielten Niederlassungen im nörd- 
lichen Teile des Dorfes, der noch heute den Namen Klein-Frankreich führt Ploen- 
nies schreibt im J. i7i5 (Berg. Zs. XIX, S. loi): Inwendig ist das Schloss aufs 
Schönste geziert, nicht allein mit Stucatur- Arbeit, sondern mit künstlichen Gemählten, 
auswendig präsentiret es sich wegen seiner Grösse sehr ansehnlich, und ist alle 
Regularitet, die in der Architectur zu observiren nöthig, daran gebraucht worden. 
Mann wird weit in Teutschland reisen, ehe mann dergleichen zu sehen antreffen 
wird. 

In der mahlerischen Reise nach Köln, Bensberg und Düsseldorf (Teutscher 
Merkur vom J. i778, 3. Heft, S. ii3) kritisiert JoH. Heinr. Merck das Schloss (dass er 
der Verfasser ist, beweist der Brief vom a. August i778 an Wieland. Vgl. Karl Wagner, 
Briefe an Merck von Goethe, Herder, Wieland, Darmstadt i835, S. i3i): Ich kenne 
nicht leicht ein ernsthafteres und mehr gedachtes Gebäude als dieses Schloss, in 
ganz Teutschland . . . Man weiss nicht, wen man mehr bewimdern soll, den Geist 
des Künstlers, oder des Fürsten, der seine Entwürfe billigte und ausführen Hess. 
Dielhelm im Denkwürdigen Rheinischen Antiquarius S. 8ii ist noch voll Rühmens 
über das Schloss, der Freiherr Karl Ludwig von Pölnitz in seinen Nachrichten 
S. 221 findet dagegen schon, dass es von aussen das abgeschmackteste Ansehen von 
der Welt habe (Französische Ausgabe: Lettres et mdmoires III, p. 202). 

Das Schloss stand aber unter den Nachfolgern Johann Wilhelms zumeist leer. 
Die Kurfürsten Kari Philipp (i 7 1 6—1 742) und Kari Theodor (i 742 — 1 799) residierten 
nur gelegentlich bei Abhaltung grosser Parforcejagden dort. Schon um die Mitte des 
Jahrhunderts begann die Verödung. Aber noch um i77o wurden durch den Maler 
Wisselinck einige Decken auf dem Schlosse neu gemalt (K. Strauven, Über künst- 
lerisches Leben und Wirken in Düsseldorf S. 4i). In diesen Jahren waren aber 
schon die Ausstattimgsstücke und viele Gemälde nach Düsseldorf gebracht (Diel- 
helm, Denkwürdiger rheinischer Antiquarius S. 811). 

Schon damals wurden viele der Kunstschätze und Gemälde im Corps de Logis 
zusammen angebracht und i794 nach München übergeführt 

In der Zeit der Koalitionskriege und bei dem Einmarsch der Franzosen hatte Schicksale 
das Schloss schwer zu leiden. Im J. i792 wurde es zu einem Spital für das kaiser- ■ • •• -' 
liehe Heer eingerichtet. Der Bau litt ausserordentlich durch diese Umgestaltung. 
Im J. i795 war das Schloss der Sitz des Generals Bastoul, im J. i796 des Generals 
Soult Im zweiten Jahrzehnt des i9. Jh. war das Schloss wiederum Lazareth und 
blieb das auch, als es 181 5 mit dem Herzogtum Berg an Preussen fiel (v. Zuccal- 
MAGLio, Kreis Mülheim, S. 3ii). Im Dezember i8o5 waren die noch an Ort und 
Stelle vorhandenen eingelassenen Wandgemälde und Deckengemälde, die nicht schon 
i794 entfernt waren, herausgenommen und unter Begleitung des Bergischen Kom- 
missars, Hofrat Kerris, nach Banzenheim aufs linke Rheinufer geschafft worden, später 
gelangten sie nach Schieissheim und München (Strauven, a. a. O., S. 49. — Die 
Düsseldorfer Gallerie, eine historische Darstellung des Ursprungs . . . dieser Gallerie, 
181 8, S. 35, 49). 



Verfall 



»m 



2o3 



68 



KREIS MÜLHEIM 



Beschr«tbuii( 



Ostfront 



N«ues Durch Königliche Kabinetsordre vom 28. Juni i837 wurde die Einrichtung des 

UmcetuituDg Schlosses zum Kadettenhaus angeordnet. Die Umgestaltung erfolgte in den J. i838 
bis i842 durch den Gamisonbaudirektor des 8. Armeekorps, Hauptmann Schnitzler, 
ohne in geringsten der historischen Bedeutung des Schlosses und dem künstlerischen 
Wert der Ausstattung Rechnung zu tragen. Die Stukkaturen wurden weggeschlagcn, 
die Malereien abgeklopft und überstrichen, die marmornen Kamine und die Balkon- 
gitter herausgerissen. t)ie Kapelle wurde völlig abgebrochen, sie musste gewaltsam 
gesprengt werden. Der Umbau kostete 1 46 45o Thaler. Im Oktober i84o wurde die 
Anstalt eröffnet. 

Beschreibung. 

Das Schloss (vgl. den Grundriss Fig. 35) ist eine mächtige symmetrische Ge- 
bäudeanlage, bestehend aus einem Mitteltrakt mit zwei rechtwinkelig anstossenden 
Flügeln und zwei mit diesen durch Durchfahrten verbundenen weiter ausgerückten 
langen Seitentrakten. Vollständig losgelöst treten dann noch weiter auseinander- 
gerückt zwei niedrige einstöckige Bauten. Den vorderen Abschluss des künstlich 
aufgeschütteten Schlosshofes bildet eine hohe Terrasse. Der Grundriss ist französisch 
und schliesst sich direkt an das Vorbild von Versailles an, der Aufbau und die Fa- 
(^adengliederung aber ganz italienisch. 

Die Ostfront (Fig. 34), die den Eingang vom alten Schlosse her gestattet, zeigt 
einen Mittelbau, dem wiederum ein von zwei säulengetragenen Baikonen flankiertes 
Mittelrisalit vortritt. Das alte Portal ist jetzt in ein Fenster verwandelt Die EÜn- 
fassuQg bilden Pilaster mit breiten durchlaufenden Bändern. Die Balkone zur Seite 
ruhen an den Ecken auf Pfeilern, nach den Schmalseiten auf zwei, nach Osten auf 
vier Säulen; Pfeiler und Säulen sind von den gleichen breiten Bändern umzogen. 
Darüber ein breiter Architrav mit kräftigem Gesims, als Abschluss eine steinerne 
Balustrade mit viereckigen Pfeilerchen zwischen den Balustern. 

Über dem Erdgeschoss ein reichgegliedertes Gesims, in dessen Fries das Back- 
stcinmauerwerk zu Tage tritt. Die oberen Stockgurten werden nur durch einfache 
Platten gebildet. Die Fenster im zweiten Geschoss zeigen Hausteinumrahmung imd 
im Abschluss einen Flachbogen. Das nächste Geschoss ist durch reichere Fenster- 
gewände ausgezeichnet. Die Sohlbank ruht auf zwei Konsolen, die Seitenpfosten sind 
an den Ecken leicht verkröpft, als Krönung ein schmaler Architrav, der über einer 
Mittelkonsole verkröpft ist, mit einem Abschluss von Voluten. Im letzten Oberge- 
schoss dann einfache quadratische Fenster. Das kräftige Dachgesims ist durch auf- 
rechte Konsolen belebt. Die Kanten zeigen regelmässige Eckverklammerung. An 
den Mitteltrakt sind nach Norden und Süden wenig schöne neue Abortanlagen 
angebaut. Im ersten Stockwerk die oben S. 66 abgedruckten Inschrift, 

Die Architektur des Mittelbaues wiederholt sich auch an den Seiten des Haupt- 
baues. Die Seitenflügel zeigen an der Ostseite ein von zwei mit Bändern umzogenen 
Säulen flankiertes rundbogiges Portal, über dem sich ein Balkon mit einer Stein- 
balustrade erhebt 

An der Westfa^ade nach dem inneren Schlosshofe zu ist die Architektur jetzt 
insofern verändert und die feine perspektivische Wirkung abgeschwächt, als der 
Mittelbau, der ursprünglich weiter einrückte (vgl. die Grundrisse Fig. 35 u. 36), jetzt flach 
abschiiesst. Der vor den fünf Achsen sich hinziehende steinerne Balkon ist ver- 
schwunden, nur der mittelsten Achse ist jetzt (seit i84o) ein von vier (alten) Säulen 
getragener Balkon vorgesetzt. Die Architektur entspricht ganz der Ostfa9ade. 



Westfapade 



2o4 






BEN SB ERC 



Ober dem Mittelbau erhebt sich auf etwas ovaler Grundfläche das achtseitige sibiäti 
MitteltQrmchen, ia Holzkonatmktion, mit Kupferbekleidung, der Unterbau ist vier- Tflrnch«» 



eckig und noch von Stein, mit Eckpfeilerchen und Balustern gekrönt An den Kanten 
flache Pilaster mit korinthischen Kapitalen, die den Architrav tragen. Das Dach* 



7o 



KREIS MÜLHEIM 



N«aes 
Schloft 



gesims ist dann sehr stark vorgekragt und über den Pilastem verkröpft; die ge- 
schwungene Dachhaube ist achtseitig, geschiefert und von einem doppelten acht- 
seitigen hölzernen Knauf bekrönt. In den Flächen je ein grosses rundbogiges Fenster 
und darüber ein Ochsenauge. 



Seitenflügel 




Fig. 35. Bensberg. Grundriss des Haupibaiu des neuen Schlosses Tor dem Umbau. 

Über den beiden Seitentrakten vierseitige Kuppeldächer, gekrönt durch zwei 
kleinere achtseitige Türmchen, die gleichfalls in Holzkonstruktion ausgeführt sind. 
Scharfprofilierte Gurte gliedern den Aufbau, über dem Hauptgesims folgt, offenbar 
um dem Türmchen grössere Höhe zu geben, noch ein niedriges Geschoss mit flachen 
Ochsenaugen. Als Abschluss achtseitige geschieferte Hauben, durch einen Knauf 
gekrönt. 

Die beiden dreistöckigen Seitenflügel zeigten in der ursprünglichen Anlage 
nach der cour d'honneur zu im Erdgeschoss eine 'offene loggienartige Gallerie. Die 
grossen runden Öffnungen (auf jeder Seite 1 1) sind i84o geschlossen und mit Fenstern 
versehen worden. Die Gliederung der Mauer wird hier durch paarweise zusammen- 
gestellte Pilaster gebildet, die den kräftigen Architrav tragen. Die Bogen sind fein 
profiliert und zeigen im Schlulsstein eine Konsole. Im mittleren Geschoss wechseln 
flache Giebel und Flachbogen als Abschluss der Fenster, im obersten nur viereckige 
Fenster mit an den Ecken verkröpften Gewänden. Das Dachgesims ist wie am ganzen 
Bau durch Konsolen belebt. Der Dachstuhl des nördlichen Seitenflügels wurde am 
6. Oktober i897 durch Feuer zerstört und darauf wiederhergestellt. An der Westseite, 
die fünf Achsen besitzt, standen grosse auf sechs Säulen ruhende Balkone (entsprechend 
denen an der Ostfront). Sie sind i839 beseitigt worden, ihre Fundamente waren noch 
lange Zeit sichtbar. 



206 



BENSBERG 



An Stelle deT einstöckigen langen freigelegenen Pavillons, die flache Dacher 
besassen (so bei Ploennies a. a. im J. 1 7 1 5) und (nach der Medaille bei Raparini 
von i7o9) mit Figuren gekrönt werden sollten, erheben sich jetzt nüchterne zwei- 




FI(. 36. BcBilwi. Grui 



uch d«ii Umbau. 



Stockige Gebäude von lo Achsen, das nördliche als Krankenhaus dienend. Das süd- 
liche enthält Wohnungen der Sanitatsoffiziere, des Rendanten und Bureauräume. 

Besonders wirkungsvoll ist die Westseite mit der geschweiften und in reicher 
Profilienmg vortretenden Terrasse, obwohl die Wirkung durch die im J. i84o erfolgte 



7l KREIS MÜLHEtM 

Hebung iim [,5o m geschmälert ist In der Mitte zwei reichgegliederte mit ver- 
kröpfter weit vorkragendet Deckplatte gekrönte Mittelpfeiler, jetzt mit zwei preussischen 
Adlern geschmückt, zur Seite je zwei Paare kleinerer Pfeiler, alle mit Bändern ver- 
sehen. Nach Norden und Süden wird die Terrasse von einer steinernen Balustrade 
gekrönt. Die beiden Wachthauser am Eingang sind modern. 

Vor dem Umbau von i84o lag das Schlossthor um i,So m höher. Das Thor- 
gitter wurde erst i846 eingesetzt. Der ganze Hof war mit grossen viereckigen Stein- 
fdatten belegt, die Zwischenräume abwechselnd mit weissen und grauen Kieseln 
angelegt 



Die i84o ohne Grund abgebrochene Kapelle, ein reicher viereckiger Barock- 
bau mit vierseitiger Kuppel, ganz mit Blei gedeckt und innen mit Marmor inkrustiert, 
der Chor mit korinthischen Säulen geschmückt, stand südöstlich vom Schloss — sie 
musste wegen ihrer Festigkeit gesprengt werden. Das grosse Modell (s. o.) zeigt sie 
in der alten GestaU; sie war nie ganz fertig geworden, schon seit i793 hatte sie als 
Magazin gedient, später als Stall. 

Von der glanzenden Dekoration des Inneren hat die radikale Adaptierung 
der J. 1 838 — 1 843 nur einen verschwindend kleinen Rest übrig gelassen, der aber noch 
immer einen Begriff von der künstlerischen Bedeutung der Arbeiten zu geben vermag. 

Die Stuckdekorationen und Malereien sind in den J. |895 — 1896 unter dem 
Kommandeur Oberstleutnant Schwarz sorgfaltig gereinigt und zum Teil wiederherge- 
stellt worden. 



Die beiden den Hauptbau mit den Seitenflügeln verbindenden Trakte enthalten ^it" 
im Erdgeschoss je eine Durchfahrt, von der die in den inneren Ecktürmen gelegenen Dureh&hrM 
grossen Treppenhauser zuganglich waren. Diese haben noch die alte Stuckdekoration 
aufzuweisen; in den Ecken auf Konsolen grosse auf den Hinterpranken aufrecht 
stehende Löwen in höchst eindringlicher Charakteristik, die Laternen halten. Nach 
Norden und Süden je ein grosses Purtal mit reicher Haustein Umrahmung, flankiert 
von Pilastern, als Abschluss ein Architniv, der über den seitlichen Voluten konsolen 
verkröpft ist, darüber ein gebrochener in der Mitte verkröpfter Flachbogen. Die 
Architektur war ursprünglich nicht auf Stuckdekoration berechnet; diese ist erst nach- 
traglich eingefügt worden. 



Pi(. 3S. Bnubirf. SlackdtkonliBn tni dem Trep|Mi>ht<u. 

Über den Flachbogen sind höchst reizvolle Gruppen von Satyrn und jungen 
Faunen angebracht, mit Ebern, Hirschen, Rehen, Wölfen, jagend und verfolgend oder 
das Wild fällend und ausweidend (Fig. 37). Die flache Decke zeigt in der südlichen 
Durchfahrt Putten mit Jagdemblemen und Hunden, über den Portalen kleinere Jagd- 
scenen, in der nördlichen Durchfahrt in der Mitte zwei weibliche Gestalten, sehr gut 
niodelliert, in den Ecken kleine Jagdscenen, über den Portalen Putten. 

Die alten vierteiligen um vier Mittelpfeiler aufsteigenden Treppen sind zerstört n 
Erhalten sind nur die Dekorationen in den Kuppeln der Treppenhauser, von 
PelUgrini gemalt, wahrend die verschwundenen Plafonds der unteren Treppe von 
Zo««i'/( stammten (so Merck im Teutschen Merkur i778, 3. Heft, S. ii9}. 

Die beiden quadratischen Räume, die jetzt leider als Kompagniekammem 
dienen, sind mit flachen vierseitigen, in Holz ausgeführten, gepliesterten und ver- 

2o9 



74 KREIS UÜLHEIM- 

putzten Kuppeln überspannt, die von je vier runden Ochsenaugen durchbrochen 
werden. Den Abschluss dei Wände bilden kräftige Gesimse, aber denen in den 
Ecken grosse, in der Mitte jeder Seite kleinere Gruppen in Stuck angebracht sind. 
Im nördlichen Treppenhaus in den Ecken PersoniAkationen der vier Erdteile 
Europa, Asien, Amerika, Afrika, lebensgrosse Frauengestalten, umgeben von Erzeug- 
nissen und Emblemen ihrer Lander und von spielenden Putten, vor einem ausge- 
spannten Teppich thronend (Tafel VIII), Dazwischen Gruppen von fliegenden Puttos, 
mit grossen Medaillons, die zweimal den pfälzischen Löwen, einmal das Wappen der 
Medici, einmal den Reichsapfel unter dem Kurhut enthalten (Fig. 38). 

In der Mitte eine grosse flotte Malerei von PeiUgrim, den Sturz des Phaeton. 
Phaeton stürzt in kühner Verkürzung kopfüber von seinem Wagen in die Tiefe, wah- 
rend sein Viergespann sich wirr durcheinander aufbäumt, in der Höhe Jupiter mit 
dem Adler, seinen Blitz nach Phaeton schleudernd. Um die stuckierten Einrahmungen 



der Ochsenaugen grau in grau gemalt Satyrn, die mit den Adlern in den Ecken 
Festons halten. Die Farbenstimmung ist eine stumpfe, aber feine, der Himmel blau 
mit rotgelben Wolken, zu denen auch der rotgelbe Mantel Phaetons stimmt (Tafel IX), 

Im südlichen Treppenhaus in den Ecken auf dem Architrav gefesselte 
Titanen zwischen Trophäen, in der Mitte ein Schild oder ein Harnisch, umgeben 
von Köchern, Speeren, Fahnen, die Titanen weniger gut in der Bewegung als die 
Figuren im nördlichen Treppenhaus. Dazwischen wieder Putten mit Schilden, auf 
denen die Wappen Johann Wilhelms und der Anna Maria Louisa. Das Mittelbild, 
gleichfalb von PelUgrini gemalt, stellt den Sturz der Giganten dar. In der Mitte 
Jupiter seine Blitze schleudernd, die Giganten auf allen Seiten wild durcheinander 
gewirbelt herunterstürzend. In den Ecken aus dem Dunkel aufsteigende Giganten. 
riesige Steinblöcke tragend. 

Nach der ursprflnglichen Anordnung gingen in den Seitenflügeln durch 
alle Geschosse nach dem Hofe breite Korridore, wahrend dahinter eine Reihe von 
durchlaufenden Zimmern lag. Im NordflQgel ist (für die Anlage des grossen Speise- 



BENSBERG 



75 



Kommiindanten- 
Wohnung 



sa'ales) der Korridor im Erdgeschoss ganz zerstört, dagegen im Südflügel erhalten; N«uti 
nur die ehemals offenen Arkaden sind jetzt geschlossen. Die Gallerie besitzt noch Seitenflügel 
die alte Dekoration. Sie ist mit acht Gratgewölben überspannt, die durch Gurte 
getrennt sind, die Wände sind durch Pilastef gegliedert. Die Grate sind mit gross- 
gelappten Akanthusblättem besetzt, in jedem Gewölbezwickel ein Vierpassfeld. Über 
den Thüren, die einfach geradlinig geschlossen sind und an den Ecken leicht verkröpfte 
Gewände mit einer Konsole als Schlufsstein besitzen, auf besonderem horizontalen 
Sturz ausserordentlich schöne Trophäen in Stuck (Fig. 39), bestehend aus einer 
männlichen oder weiblichen Büste, die ersten in römischer Imperatorentracht, zwischen 
Ebern imd Hirschen in leb- 
hafter und mannigfaltiger Be- 
wegung, umgeben von freiem 
Laubwerk (Eichenblatt und 
Weinreben vor allem). Die 
oberen Korridore sind beim 
Umbau verändert und ihres 
Schmuckes ganz beraubt. 

In der Wohnung des 
Kommandanten ist in dem 
nach Osten hin in dem 
Mitteltrakt gelegenen Haupt- 
saal noch die alte Decke er- 
halten, mit einer etwas wilden 
in Stuck ausgeführten Schein - 
architektur. In der Mitte 
ein achtseitiger Bau von jo- 
nischen Pilastern gestützt, 
die auf Konsolen ruhen, um 
die ein unruhig gebrochenes 
Gesims verkröpft ist. In den 
Ecken flache Medaillons, in 
der Mitte der Längsseiten 
Medaillons mit den Porträts 
der Erbauer, des Kurfürsten 
Johann Wilhelm und der 

Kurfürstin Anna Maria Louisa, in der Mitte der Schmalseiten zwei Putten mit dem 
Kurhut und mit dem Reichsapfel. Die beiden seitlich angrenzenden kleineren 
Räume zeigen gleichfalls noch die alten Decken, der nördliche dünne ursprünglich 
vergoldete Ornamente, Festons, Putten, kleine Medaillons, in den Ecken Sphinxe 
mit langen Hälsen, der südliche Raum eine Dekoration mit Muscheln, Bändern, 
Büsten, Papageien. 

Frühmittelalterliche Befestigung. Nordöstlich von Bensberg liegt die 
Erdenburg auf einem Bergesausläufer, ein Wallkreis von 235 x 260 Schritt Durch- Erdenburg 
messer, an der Ostseite die drei Wälle und drei Gräben noch wohl erhalten, an den 
übrigen Seiten unscheinbar. Vgl. A. von Cohausen, Alte Verschanzungen : Zeitschrift 
f. preuss. Geschichte und Landeskunde III, S. 680. — B. J. LIII, S. 294. Montanus, 
Die Burg: Kölnische Zeitung i854, September, erwähnt noch Mauern, die heute ver- 
schwunden sind. Vgl. auch Heimatskunde i879, S. 18. 




A: Der Hermgarten. — B: Der Halbwinnergarten. — 
C - D E : Baumgüter. — F: Der Wassemplats ober 
dem Hoff. — I: Die' Burgwiss. — M: Der Weier umb 
die Burg. — P: Der ober der Barch: — Q: Der 
oberste Weyer unter der Burg. — V: Feld. — W: 
Das Hohnsfeld. — 33: Ein wilder Stein. 

Fif . 40. Haus Lf««rlNich bei Beasberg. 
Ansicht Mich einer Flurkerte vom J. 1731. 



211 



76 KRErS MÜLHEIM 

HAUS LEERBACH, von Steinen, Westaiische Geschichte XXVI, S. 457.— 
Fahne, Gesch. d. Kölnischen Geschlechter I, S. 98, »4i, »73, 4l i; II, S. 85. — Aeg. 
Müller, Leerbach: Berg. Ms. VIIL S. 37. Leerbach wird schon im J. i45l im Besitz 
der FamiUe von Forabach genannt von Merheim erwähnt Das Haus ist dann in der 
I. H. des 1 6. jh. in den Besitz des 1 554 verstorbenen Beimischen Geheimen Rats Gott- 
fried von Steinen Obergegangen. Es ist ein landtagsfähiger Rittersitz, ein anderer Gottfried 
von Steinen erscheint i6ia als Eigentümer von Leerbach auf dem bergischen Ritterzettej. 
Bei der Familie von Steinen verblieb das Gut bis zum letzten Drittel des \1. Jh. Es 
befindet sich dann der i669 in den Reichsadelstand erhobene Kutpftlzische Geheime 
Rat und Amtmann zu Porz Michael von Leers im Besitz des Hauses. Seine Nach- 
kommen, die sich Freiherren von Leers zu Leerbach nennen, besassen bis zum Ende 
des i8. Jh. das GuL Im Anfang des l9, Jh. ging es dann an einen Herrn Knobel 
über, dann folgte im Besitz der General von Niesewand, seit der Mitte der sechziger 



Pi|. 41. Nim U«bicta b« BcubarR. Aiuicht dti im J. 1900 ■bt<bnKhfu»n Hirmhxiug. 

Jahre dann der Graf Levin von Wolf-Mettemich, von dem es i89J Herr Richard 
Zandere, der jetzige EigenttUner, erwarb. 

Das alte Schloss (Fig. 4o nach einer im Besitz des Herrn R. Zanders befind- 
lichen Flurkarte vom J. i7i6) war ein interessanter Renaissancebau, zweistöckig mit 
Walmdach, die Fenster in Hausteinge wanden mit nach Süden vortretendem drei- 
stöckigen Turm, der mit einer hübschen geschweiften welschen Haube abschloss, die 
wieder von einem hohen Knauf gekrönt wurde. Die ganze Anlage lag auf einer 
Insel in einem künstlichen Weiher. Um i84o war das Haus durch den Hetin 
Knobel in kl assicisti sehen Formen umgebaut und dabei auch des hohen Turmdaches 
beraubt worden; im Inneren war im Anschluss an englische Herrensitze eine durch 
zwei Stockwerke durchgehende Halle mit breitherum laufen der auf kraftigen Konsolen 
ruhender Gallerie eingebaut worden. Der malerische Bau (Fig. 4i) ist im J. i9oo, 
weil ungesund und feucht, niedergelegt worden, nachdem der jetzige Eigentümer auf 
der Höhe gegenüber durch den Architekten Professor Gabriel Seidi aus München ein 
stattliches neues Herrenhaus hatte aufföhren lassen. [C] 



BERGISCH-GLADBACH. 

RÖMISCHE ANLAGEN. In den grossen Kalksteinbrüchen bei B.-Gladbach 
sind in der i. H. des i9. Jh. verschiedentlich Funde gemacht worden, die auf den 
Betrieb dieser Brüche schon in römischer Zeit hinweisen; so wurden namentlich 
Münzen von Vespasian und Gratian gefunden (B. J. V, S. a45). 

EVANGELISCHE PFARRKIRCHE, von Zuccalmaglio, Mülheim S.3j8. 
— Rehse, Gesch. der ev. Gemeinde Bergisch- Gladbach, l9oo. — v. Rscklinghausen, 
Ref. Gesch. II, S. 5i9. 

Handschriftl. Qu. 
Im Pfarrarchiv i Prozess- 
akten i748— i7S3, Kirchen- 
rechnungen i775, Protokoll- 
bücher von 1 777 ab u. s. w. 
Im Einzelnen vergl. Tille. 
Übersicht S. a45. 

Die Einführung der 
Reformation erfolgte angeb- 
lich am Ende des 16. Jh. 
durch aus Koln ihres Glau- 
bens wegen vertriebene Kauf- 
leutc, die im J. i58i die Pa- 
pierindustrie in B.-Gladbach 
b^^ndeten. Im Anfang des 
i7. Jh. wurde das evange- 
lische Bekenntnis wieder fast 
vollkommen unterdrückt. 
Erst im J. 1 775 erhielten die 
Protestanten durch Vermit- 
telung Friedrichs d. Gr. freie 
ReligionsUbung und Erlaub- 
nis zum Bau einer Kirche 

ohne Turm; damit «-urde im ^__^^_ ^^ J^«- tj'i^^'p"^^';';^^^ j„ u„b,„ 

J. i776 begonnen. Als Bau- 
meister werden ein Leydel 

aus Poppeisdorf und ein Weitersbach genannt, der im J. l788 den Turm anbaute. Im 
J. i899 wurde der alte Centralbau nach Planen des Baurates Mareh in Charlotten bürg 
zu einem Langhausbau erweitert 

Die Kirche war in ihrer ursprünglichen Form ein regelmässiger Achtecksbau 
mit einer lichten Weite von i [,60 m, im Äusseren ganz schlicht mit hohen schmalen 
Fenstern, darüber ein flaches Pyramidendach. An der Vorderseite ein einfaches 
rundbogiges Portal in grosser Blende. Der dem Portal gegenüber in der Breite einer 
Achtecksseite angefügte Turm, mit Lichtscharten und grossen Stichbogenfenstern 
in der Glockenstube, erhebt sich mit einem Geschoss über die Mauern der Kirche 
und tragt eine schlanke geschweifte Haube mit offener Laterne (Ansicht Fig. 4z). 

Das Innere ganz einfach; der Turm, im Inneren quer geteilt, dient zur Hälfte 
als Altanaum; hier die im Bergischen übliche Anordnung von Altar, Kanzel und 
Orgel übereinander. 

1)3 



;;::f^ 



78 



KREIS MÜLHEIM 



Evwngei Die an dem Turm mit der Breitseite angeftkgte Pfarrwohnung ist ein schlichter 

Pfarrkirche . . .«•• 11 Ti-/«t-. 1 j« t 

pfarrwohoung zwcigeschossigcr Bau mit Mansarddach und fünf Fensterachsen an der Langseite, 
zwei an der Schmalseite. [R.] 



DÜNNWALD. 



Germa n. 
Grabfunde 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Haiidschriftl. 
Quellen 



Geschichte 



GERMANISCHE GRABFUNDE. B. J. LH, S. i78. — Berg. Ms. ü, S. 9. 
162, i73. In dem Herrn Grafen von Fürstenberg-Stammheim gehörigen Wald auf 
der Dünnwalder Hardt liegen etwa 100 Hügelgräber, die Hügel V« — ^ ^ hoch. 
Bereits im J. i872 wurden durch Prof. Schaaffhausen in Bonn 8 Grabhügel aufgedeckt; 
im J. i893 deckte Herr Lehrer C. Rademacher in Köln 1 1 Rundhügel auf; der Eigen- 
tümer Hess ausserdem noch i4 Hügel öfihen. In der Mitte des Hügels stand jedes- 
mal in einer Brandschicht die mit Knochenresten gefüllte bauchige Urne, sehr oft mit 
überhängendem Deckel versehen. Die Urnen waren verschiedener Art, teils schwarz 
und grau mit sorgfältiger Glättung, teils gelblich und rötlich ohne Glättung. Bisweilen 
fanden sich neben den Urnen kleine sogen. Thränentöpfchen. Beigaben aus Metali 
waren spärlich vertreten, in der Regel nur die Reste einfacher, aus Bronzedraht ge- 
wundener Armringe, in einem Fall auch eine eiserne Lanzenspitze. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE, ehemalige PRAEMONSTRA- 
TENSERINNEN-KLOSTERKIRCHE (s. t s. Nicolai). Binterim u. Mooren, 
£. K. I, S. i55; II, S. 2 So. — A. Miraeus, Ordinis Praemonstr. chronica, Köln i6i3, 
p. So. — VON ZucCALMAGUo, Mülheim S. iaS. — Berg. Zs. XIX, S. i75; XX, S. 5i, 
84; XXII, S. io7. — Ann. h. V. N. II, S. iS3; XV, S. i46— 164; XLIV, S. i. — 
SchönneshOfer, Gesch. des bergischen Landes S. 67. — Unio sive applicatio redi- 
tuum monasterii Dunwaldensis coUegio sancti Noberti, i64S o. O. — Annales ordinis 
Praemonstatensium, Nancy i734, Band I. — Lamprecht, Rheinische Urbare S. 7. — 
Berg. Ms. VI, S. 236. — Barsch, Das Praemonstratenser-Mönchskloster Steinfeld in 
der Eifel, Schieiden i857. — Ennen, Die ältere Geschichte des Klosters Steinfeld, 
Ann. h. V. N. XXIII, S. i44. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungsurkunde vom J. iii7. — Liber 
redituum vom Anfang des 16. Jh. an. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: 36 Urkunden von 1160 an. — Kopiar des 
1 5. Jh. — Akten bis 1 8o9. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Kartular aus dem Ende des i5. Jh. — Fragment 
eines Nekrologiums aus dem Anfang des i4. Jh. — Monasteria monialium sub Stein- 
feld, Hs. des 18. Jh. — Farragines des Gelenius V, i76. 

Im Archiv des Freiherm von Diergardt auf Haus Morsbroich: i4 Ur- 
kunden, den Klosterhof Leimbach betreffend. 

In der Hof- und Staatsbibliothek zu München: Redinghovensche Samm- 
lung, Cod. germ. 221 3, VI, 25o*' 

Im Einzelnen vergl. über die Quellen Korth in den Ann. h. V. N. XLIV, 
S. 4. — Mitteilungen aus dem Stadtarchiv za Köln IX, S. i72. — Tille, Obersicht 
S. 242. — Ilgen, Rheinisches Archiv S. 7o. 

Im J. 1 1 1 7 bekundet Erzbischof Friedrich l. von Köln, dass ein frommer Laie 
Heidinricus eine Klosterkirche in Dünnwald erbaut habe, imd stattet dieselbe gleich- 
zeitig mit Pfarrrechten aus. Höchst wahrscheinlich gehört die östliche Hälfte der 
noch bestehenden Kirche dem von Heidinricus errichteten Bau an. Erzbischof 



2l4 



dUnnwald 79 

Friedrich hat bald darauf — vielleicht im J. im — das Kloster mit Pramonstia- 
tenserianen besetzt Das Kloster blüte schnell empor; schon im J. Ii44 wurde von 
DDnnwaid aus das Kloster Dosan in Böhmen gegründet; es folgen am Rhein die 
Gründungen von Meer und Füssenich. Wahrscheinlich schon um die Mitte des 
12. Jh. wurde die Erweiterung der Klosterkirche nach Westen in Angriff genommen; 
es entstand der nur noch zum Teil erhaltene zweitürmige Westbau mit der Empore. 
In der Folgezeit erlangt Dünnwald in kurzer Zeit grossen Grundbesitz und mannig- 
fache Rechte. 

Im J. l346 stiftete Graf Adolf VI. von Berg zum Gedächtnis seiner bei der 
Niederlage vor Lüttich gebliebenen Waffenge fährten an dem im nördlichen Seiten- 
schiff angebrachten Bla^usaltar eine Vikarie; im Zusammenhang damit scheint das 
ganze Seitenschiff mit Ausnahme des Chores neu gebaut zu sein. 



Seit dem 16. Jh. Hess die Klosteizucht bedenklich nach; die Kn'egsdrangsale 
des 16. Jh. und namentlich des Dreiss ig] ährigen Kriegs beschleunigten den Niedergang. 
Im J. i643 war das Kloster fast ganz verlassen; der Abt von Steinfeld wandelte es 
deshalb in ein Priorat des Klosters Sleinfeld um und wies die Einkünfte dem im 
J. 1618 gegründeten Priesterseminar des Ordens, dem CoUegium Norbertinum in Köhi, 
zu. Ungefähr gleichzeitig, um i6S3, war die teilweise Erneuerung des nördlichen 
Seitenschiffes notwendig geworden. Auch die Klostergebäude hatten im 1 7. Jh. (1610) 
eine letzte Umgestaltung erfahren. 

Bei der Aufhebung des Klosters im Anfang des i9. Jh. wurde die Kirche 
Pfarrkirche, die Klostergebäude, von denen ein Teil niedergelegt wurde, kamen zu 
der sogen. Grafschaft Moisbroich, mit der der bergische Finanzminister Agar belehnt 
wurde. Dieser Besitz ging durch Kauf im J. 1816 an den Banquier Schaaffhausen in 
Köln und im J. i857 an den Geh. Kommerzienrat Friedrich Diergatdt zu Viersen 
über. Der jetzige Eigentümer ist dessen Sohn, Herr Freiherr F. von Diergardt zu 

ii5 



So KREIS MÜLHEIM 

Haus Morsbroich. Um i875 wurde die vollkommene Erneuerung des sQdlichcD 
Seitenschiffes der Kirche notwendig; dabei verschwand auch der südhche Tuim 
vollständig. 

Dreischifüge romanische Basilika des 13. Jh. mit flachen Decken und einem 
Turm an der Westseite, im Lichten 33 m lang, i5,5om breit (Lageplan Fig. 43A — 
Ansicht Fig. 44 — Grandriss Fig. 45). 

Der Bau, im Äusseren jetzt durchw^ verputzt, zeigt an der Westseite den 
iiohen schlichten Giebel mit Stein kreuz des i7. Jh. und einem grossen frühgothischen 
Mass werk fenster vom Ende des l3, Jh. An der Südwestecke liegt der schmale fünf- 
geschossige Turm des la. Jh., in den unteren Geschossen Lichtschlitze, in beiden 
Obergeschossen je ein romanisches Doppelfenster; einfoches niedriges Pyramidendach. 

Die Nordseite zeigt das in der Mitte des i4. Jh. errichtete Seitenschiff in 
der Umgestaltung des i7. Jh., sieben grosse spitzbogige Fenster ohne Masswerk, 
unter dem eisten und dem fiQnften Fenster von Westen einfache kleine Barock- 



portale, das erste mit der Jahreszahl i64o. Zwischen den Fenstern sitzen die einmal 
abgetreppten und jetzt satteldachförmig abgedeckten Strebepfeiler, i Über je zwei 
Fenstern ein hoher Giebel, an den Turm angelehnt ein entsprechender halber 
Giebel; die Giebel mit zierlichen Kreuzblumen aus Metall, in den beiden seitlichen 
Rundfenster, in dem mittleren eine Nische mit der Figur des h. Nicolaus. Die 
ehedem in den Giebel einschnitten aufgestellten Barockpyramiden stehen jetzt auf dem 
alten Friedhof vor der Kirche. 

An der Ostseite die Mittelapsis mit drei spätestgothischen Masswerkfenstem, 
von denen das mittlere jetzt vermauert ist, und gothischer Kreuzblume aus Blei 
auf dem Dach; darüber ein glatter Giebel mit Steinkreuz. Über der nördlichen 
Seitenapsis. deren spätgothisches Mass werk fenster jetzt gleichfalls vermauert ist, sitzl 
eine malerische welsche Haube mit reicher schmiedeeiserner BekrCnung. Die süd- 
liche Seitenapsis ist abgebrochen. 

Die anstossende Sakristei mit einem spätgothischen Fenster an der Ostseite. 

Die Südseite zeigt im Obergaden noch die ursprünglichen romanischen Fenster, 
unten das einfache moderne Seitenschiff in Ziegelrohbau. 

2l6 



DÜNN WALD 8l 

Das Innere ist ganz schlicht; im Mittelschiff eine glatte Bretterdecke, die k< 
Apsis mit HalbkuppelgewOlbe. Die Pfeiler der südlichen Scheidemauer mit einfachen ]„ 
Sockel* und Kragplatten von geradlinigem Proßl; in der nördlichen Scheidemauer 
sind die Arkaden beim Anbau des gothischen Schiffes bis nahe unter die flache 
Decke des Mittelschiffs verlängert worden. Der zweite Pfeiler von Westen zeigt 
durch seine Breite an, dass von hier aus die Erweiterung des 1 1. Jh. ansetzte. 

Von besonderem Interesse ist die Westempore in der Breite des Mittel- 
schiffes; sie wird getragen von drei Kreuzgewölben, von denen sich das mitüeie 
nach dem Mittelschiff hin öffnet. An der Vorderseite eine einfache Blendengliede- 
rung, darüber eine im 1 7. Jh. wohl nach dem alten Vorbild erneuerte Brüstung mit 




nid. GiuBdri» d« V> 



Bogenstellung. Das Mauerwerk selbst scheint mit Ausnahme der Brüstung noch 
ganz dem 1 3., Jh. anzugehören. 

In dem nördlichen Seitenschiff gratige Kreuzgewölbe, die auf schlichten 
barocken Leistenkonsolen ansetzen; die mit einem Kreuzgewölbe überdeckte Turm- 
halle öffnet sich in breitem, jetzt vermauerten Bogen zu dem Seitenschiff. 

An dem Ostende des südlichen Seitenschiffs führt zur Sakristei eine spitz- 
bogige Thür des Übergangsstiles mit Wülsten im Scheitel und an den Anfängen des 
Bogens, 

Die Sakristei mit zwei feinen spatgothischen Rippengewölben; die Rippen 
ohne Konsole aus der Wandfläche hervor wachsend, in dem einen Schlufsstein die 
Hand Gott Vaters, in dem andern ein Wappenschild. 

6 

2l7 



82 



KREIS MÜLHEIM 



Kathol. 
Pfarrkirch( 

Ausstattung 

Alläre 



Gemälde 



Skulptur 



Monstranz 



Paranente 



Glocken 



Kloster« 
gebäude 



Von der Ausstattung sind zu nennen: 

Hochaltar, einfacher Barockaufbau aus dem i7. Jh. mit grossem Bild der 
Kreuzigung, zu beiden Seiten knieend der h. Norbert als Stifter des Prämonstratenser- 
ordens und der h. Nicolaus als Patron der Kirche. 

Nördlicher Seitenaltar, ganz entsprechend mit dem Gemälde des h. Blasius. 

Geringe Reste von Chorstühlen des i5. Jh., anscheinend im i7.Jh. schon 
stark verändert, auf der Westempore. 

In der Tauf kapelle gutes Gemälde eines niederrheinischen Meisters um i55o, 
i,2o m hoch, i,5o m breit, angeblich aus Haus Hahn stammend. In dem oberen 
Teil Gottvater mit dem Leichnam Christi und vier Engel auf lichtem gelben Grund. 
Unten knieend ein Ritter mit sieben Söhnen, zwei davon in weltlicher, fiinf in geist- 
licher Tracht, vor ihm das Wappen der von Fürstenberg ; gegenüber seine Gattin mit 
einer Tochter in weltlicher und drei Töchtern in geistlicher Tracht, vor ihr das von 
Galensche (?) Wappen. Das Bild hat leider stark durch Feuchtigkeit gelitten. 

Figur der Muttergottes mit Kind, Holzskulptur, neu polychromiert, aiis dem 
i6. Jh., 75 cm hoch; angeblich aus dem abgebrochenen Kapellchen zwischen Dünn- 
wald und Stammheim herrührend. 

Grosser vierthüriger Barockschrank aus dem Anfang des i7.Jh. mit ver- 
kröpften Füllungen, darin Reliefe mit der Darstellung der vier Evangelisten. 

Sonnenmonstranz von vergoldetem Silber, 6i cm hoch, aus dem i7.Jh.; 
oben die Figur des segnenden Gottvaters mit Engeln, der Fuss reich mit Blattwerk 
getrieben. Kölnische Beschau, Meisterstempel a. g. 

Moderne Kasel mit Stäben des i5. Jh., das Kreuz mit der gestickten Dar- 
stellung der Kreuzigung, darunter die Wappen Manderscheid-BIankenheim und Vime- 
burg; die Vorderseite aus Kölner Borden mit zwei sich abwechselnden Wappen. 

Kasel aus der Zeit um i5oo mit Kölner Borden, auf den Kreuzesarmen die 
hh. Laurentius und Maria, gewebt mit gestickten Köpfen. 

Über zwei jetzt im germanischen Museum zu Nürnberg befindliche Kaselen des 
i4. Jh. vgl. den Katalog der Ausstellung der kunstgewerblichen Altertümer in Düssel- 
dorf 1880, S. 122, Nr. 53i und 532. 

Die drei Glocken vom J. i779 tragen die Inschriften: 

1. DIVo nICLao (so) obtVLIt DVnWaLDIa (i779). — hIeronyMVs, feLI- 
CIVs Nos fVnDI CvrarVnt (i779). m. legros fecit. 

2. VIrgTInVM VIrgInI aC LILIo steInfeLDensI fVsa (i779). 

3. s. norberto arChIepIsCopo fVnDItVr a DVnWaLDIa (i779). 
Über die ältere Ausstattung der Kirche vgl. Ann. h. V. N. XLIV, S. 60. 

KLOSTER GEBÄUDE. Die noch erhaltenen beiden Flügel der Kloster- 
gebäude zeigen geringe Reste der romanischen und gothischen Zeit; im wesent- 
lichen stammen die Gebäude aus dem i7. Jh. (Fig. 43 B). Der an die Sakristei 
anstossende Flügel aus dem J. 1620. Bedeutende Teile sind wohl schon nach der 
Aufhebtmg der Selbständigkeit des Klosters im J. i643 oder um 1800 niedergelegt 
worden. Die Gebäude dienen jetzt als Pächterwohnung. 

An die Sakristei der Kirche anstossend ein zweigeschossiger Trakt mit zwei- 
teiligen Fenstern im Obergeschoss und hohem Dach. An der dem früheren Kreuz- 
ganghof zugekehrten Seite vermauerte gothische Bogen in Ziegelmauerwerk; an der 
Vorderseite die Jahreszahl 1620 in Eisenankem. In der Mitte der Ostseite ein hoher 
malerischer Fachwerkgiebel. 



218 



DÜRSCHEID 83 

Rechtwinkelig zu diesem Flügel liegt der grosse Südtrakt, der in der Südmauer Kio«ter. 
noch Teile reinen Tuffmauerwerks aus romanischer Zeit zeigt; an dem Ostende eine 
Gliederung durch Blenden mit Flachbogen aus dem i6. Jh. Im übrigen ist der Flügel 
mannigfach verändert. Anstossend ein grosses, reich profiliertes Rundbogenthor in 
Haustein aus dem i6. — 17. Jh., das den inneren Klosterbezirk und die Gärten g^en 
den Wirtschaftshof abschloss, daneben ein kleines Thürchen mit Korbbogen, darüber 
ein Wappen mit Abtsstab und den Initialen j. w. 

Der weite äussere Klosterbezirk ist von einer zum grössten Teil noch er- 
haltenen Mauer umschlossen, an der Nordseite ein dem genannten Thor ent- 
sprechender Thorbau (Fig. 43 E); die Jahreszahl i77o im Schlufsstein rührt wohl von 
einer Erneuerung her. An dem Nordostende des äusseren Mauerrings stand ein inte- 
ressantes grosses Fachwerkhaus des i6. Jh. (Fig. 43 D) mit einer grossen, auf vier 
Stützen ruhenden Laube, ähnlich dem Haus in Reusrath (Kunstdenkmäler der Städte 
Barmen, Elberfeld, Remscheid und der Kreise Lennep, Mettmann, Solingen S. io9, 
Fig. 53), im Frühjahr i9oo leider niedergelegt. 

HAUS HAHN, von Züccalmaglio, Mülheim S. 334. — Ann. h. V. N. XLIV, h«u. Hahn 
S. 33. — Berg. Zs. XIX, S. i75. — Beig. Ms. VI, S. 24o. 

Im i3. Jh. erscheint Haus Hahn im Besitz der gleichnamigen Familie vamme Geschichte 
Hane; im J. 1264 einigen sich die beiden Brüder vamme Hane mit dem Kloster 
wegen des Rechtes, den die Klostermühle treibenden Mutzbach zeitweilig in die 
Gräben des Hauses Hahn zu leiten. Im J. i5i5 war Haus Hahn im Besitz der 
Erben vam Hane; im J. i585 war Heinrich von Lülsdorf Eigentümer, dessen Enkelin 
es im J. 1625 an die von Droste zu Vischering bringt. Diese Familie, die um die 
Mitte des 18. Jh. das jetzige Haus errichtete, veräusserte den Besitz im Anfang des 
i9. Jh. an den Freiherm von Fürstenberg. Der jetzige Eigentümer ist Herr Graf 
Gisbert von Fürstenberg-Stammheim. 

Das Herrenhaus liegt auf einer Ecke der rechteckigen, hoch aufgemauerten Betchreibun? 
Insel, zu der eine stark ansteigende gemauerte Bogenbrücke führt. Es ist ein schmuck- 
loser, fast quadratischer zweigeschossiger Bau von fttnf Fensterachsen an jeder Seite, 
die Fenster in Hausteineinfassung; hohes geschiefertes Mansardendach. 

Die Wirtschaftsgebäude, zwei lange gegenüberliegende Flügel, sind jüngeren 
Ursprungs. [R.] 

DÜRSCHEID. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Nicolai), von Züccalmaglio, K.thoi. 

^ ^ ' Pfarrkirche 

Mülheim S. 3i8. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 25o. 

Handschrift l. Qu. Im Pfarrarchiv: Akten, Verordnungen von der Mitte 
des i7. Jh. an. — Anleihe zu Gunsten der Kapelle in Spitz vom J. i663. Vgl. Tille, 
Übersicht S. 244, 247. 

Schon im J. 1 2 1 7 sind die Johanniter in Schloss Burg im Besitz der Mühle zu Geschichte 
Dürscheid. Die ältesten Nachrichten über die Kapelle in Dürscheid, die Filiale von 
Herkenrath war, stammen aus der Mitte des i7.Jh. Aus dieser Zeit rührt auch 
noch der Turm der Kirche her; am Ende des 18. Jh. war Dürscheid schon Pfarrei. 
Im J. i895 wurde das Langhaus durch einen Neubau nach Plänen des Architekten 
Sultenfuss in Düsseldorf ersetzt, der alte Turm soll demnächst auch niedergelegt 
•werden. 

6* 
2l9 



84 



KREIS uOlHEIM 



Der Turm (Ansicht Fig. 46) ist ein ganz schlichter Bau mit der Jahreszahl i7jJ 
in Eisenankem, an der Westseite eine schmucklose Thür, in der Giockenstube ein-^ 
fache Doppelfenster in romanisierenden Formen; achtseitiger Turmhelm. 

Das abgebrochene Langhaus war ein einfacher Saalbau mit dreiseitigem Chor- 
abschluss und grossen rundbogigen Fenstern. 
Von der Ausstattung sind zu nennen: 
m Zwei Wappenschei- 

ben, die eine mit dem Wappen 
des Komthurs in Herrenstrun- 
deu, Karl Franz von Wachten- 
donk, und ganz verdorbener 
Inschrift aus dem i8. Jh.; die 
andere mit dem Gymnicher 
Wappen und unleserlicher In- 
schrift , wohl noch aus dem 
.7. Jh. 

Die einzige alte Glocke 
aus dem Ende des 1 5. oder 
Anfang des l6. Jh. mit der In- 
schrift: IN EIR SENT CLAS LU- 
DEN ICH, MARIA HEISCH ICH, 
AL (JNGEWEDER VERDRIVEN ICH. 

' KATHOLISCHE KA- 

PELLE in SPITZ (s. LS. 
Jacobi). Die Kapelle entstand 
in der jetzigen Gestalt wahr- 
scheinlich im J. 1663, in dem 
die Gemeinde Dürscheid för 
den Bau ein Darlehen von So 
: Thaler aufnahm (Tille, Ober- 
sicht S. 344); es ist ein schlichter 
kleiner Bau mit dreiseitigem 
Chorabschluss und kleinem 
Dachreiter, im Lichten 4,oo m 



ENSEN. 



ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Laurenüi.) Binterju 
u. Mooren. E. K. II, S. iSi. 

Eine Kirche in Ensen erscheint erst im J. i676 als Filiale von NiederzOndorf; 
der noch bestehende Bau stammt aus dem i8. Jh. Im J. i894 wurde ein Neubau 
nach Planen des Architekten Theodor Kremer in Köln errichtet. 

Ein&cher dreiseitig geschlossener Saalbau, im Lichten i8,9o m lang, 6,oo m 
breit, mit grossen nmdbogigen Fenstern; über der Westthür ovales Oberlicht. Ele- 
ganter achtseitiger Dachreiter mit geschweifter Haube. In dem flachgedecklen 
Inneren drei einfache Barockaltäre. 



FLITTARD 85 

NEUE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE. — In der Vorhalle FigurN.uc K«ihoi. 
der schmerzhaften Mutter, ganz verkrüppelt, mittelmässige Arbeit des i7. Jh., skuipiur 
55 cm hoch. 

Die zweitgrösste Glocke von i644 mit der Inschrift : anno domini i644 do Glocke 

BIN ICH GEGOSSEN IN COLLEN. 

KATHOLISCHE KAPELLE in WESTHOVEN (s. t. s. Nicolai). We.ihoTen. 

Zu den Gütern, mit denen der h. Heribert im J. ioq3 die Abtei Deutz aus- Kapeiie 
stattet, gehört schon der Zehnte in Westhoven; Erzbischof Hermann fügt im J. io4i ^«•c'»»«^»*« 
seinen Hof in Westhoven dazu (Lacomblet, UB. I, Nr. i36; II, Nr. i77). Im J. 1128 
erbaut dann die Abtei auf ihrem Hof die noch bestehende Kapelle und stattet sie 
mit dem Begräbnisrecht aus (von Mering, Gesch. der Burgen in den Rheinlanden 
X, S. i43). Die im Liber valoris um i3oo (Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 442) 
genannte Pfarrkirche Wistubbe ist Wiesdorf, nicht Westhoven. 

Kleiner schmuckloser verputzter Bau aus Tuff und grossen Rheinkieseln, im Beschreibung 
Lichten 11,20 m lang, 5,io m breit; dicht am Rhein auf dem kleinen Friedhof ge- 
legen neben dem jetzt Herrn Michael Engels gehörigen Deutzer Klosterhof. Im 
Äusseren an dem Langhaus und dem etwas schmaleren rechteckigen Chor gewöhn- 
liche Stichbogenfenster, an der Nordseite eine kleine vermauerte romanische Thtir 
mit schwerem Sturz. Das Innere mit flacher Decke, der Triumphbogen mit rohen 
romanischen Laibungsgesimsen. Auf dem Dach ein kleiner Dachreiter; das eine der 
beiden Glöckchen mit der Inschrift: Joannes wickraht me fecit anno i676. [R.] 



FLITTARD. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t s. Huberti). Binterim u. Moo- ^ *^;/kV\. 
REN, E. K. I, S. 442; II, S. 249. — von Zuccalmaglio, Mülheim S. 336. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Unbedeutende Akten des 18. Jh. — 
Moderne handschriftl. Geschichte der Pfarrei Flittard. Vgl. Tille, Übersicht S. 244. 
— Wd. Zs. I, S. 4i5. 

Die Kirche von Flittard ist neben derjenigen in Niederzündorf wohl die älteste Ge»chichte 
im Kreis Mülheim, wahrscheinlich merovingisch-karolingischen Ursprungs; im J. 989 
überweist Erzbischof Evergerus die ,,curtis dominicata*' und die Kirche in „Fliterthe", 
die bis dahin S. Kunibert in Köln unterstand, dem Kloster S. Martin in Köln (La- 
comblet, UB. I, Nr. 123). Im 12. Jh. entstand der noch bestehende Turm der 
Kirche, das Langhaus wurde zuletzt im J. i768 erneuert, dieser Bau im J. i897 durch 
einen Neubau nach Plänen des Architekten Theodor Kremer in Köln ersetzt. 

Der dreigeschossige West türm (Ansicht Fig. 47), ganz in Tuff ausgeführt, zeigt Beschreibung 
eine feine Gliederung mit Lisenen und Rundbogenfnesen vom Erdgeschoss an. Das 
Erdgeschoss nur mit Ecklisenen und einem kleinen Rundbogenfenster an der West- 
seite; das Portal, ganz schlicht mit schwerem Sturz, in rundbogiger Blende an der 
Nordseite des Turmes. Die beiden Obergeschosse mit Mittellisenen, im mittleren 
Geschoss jedes Feld mit zwei Bogen abschliessend^ im oberen Geschoss mit je sieben 
Bogen; hier an jeder Seite zwei romanische Doppelfenster. Schlankes geschiefertes 
achtseitiges Pyramidendach. 

Im Inneren die Turmhalle mit gratigem Kreuzgewölbe; eine Treppe führt in 
der Südmauer zum Obergeschoss. 

221 



Von der Ausstattung sind 2 

Taufstein aus Namurer Blaustein aus dem 13. Jh., auf schwerem runden 
Schaft ein flaches rundes Becken, unter dem profilierten Rande ein Rundbogenfries> 
von unten aufsteigende rohe Blatter, so dass ein hreites, vertieftes Wellenband ent- 
steht, 80 cm hoch, 85 cm Durchmesser (Fig. 47). 

Barockkelch vom Ende des i7.Jh., mit ach (blätterigem Fuss und gothisie- 
rendem Knauf, die Kuppa in durchbrochenes Blattwerk mit Engelskfipfchen gefasst; 







unten die Inschrift: paullus wimher, Senator coloniensis, donavit agnello 
S. AUGUSTINI., 33 cm hoch, Kölner Beschau mit dem Meisterzeichen G. d. 

Kelchlöffelchen, 8,5 cm lang, mit zierlichem gedrehten Schaft und der In- 
schrift: HEINRICUS FRANCKEN SIERSTORPHIUS ANNO l6lO. 

Die einzige alte Glocke mit der Inschrift: maria weis ich, zo dem deinst 

GÖTZ ROIF ICH. ANNO l53o. 

Nach der handschriftlichen Geschichte im Pfarrarchiv trug eine andere, jetzt 
umgegossene Glocke von i4i3 die Inschrift: 

LUCAS, MARCUS, MATHEUS, JOANNES. X TIAN DÜCTERWALD ME FECIT MCCCCXHI, 

XII. DIE MENSIS JUNII. [R.] 



HERKENRATH 



HERKENRATH. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Antonü abb.). Binterim u. ^ 
Mooren, E. K. I, S. 439; 11. S. 25o. — Beiträge zur Geschichte des Niederrheins 
XIII, S. »81. — VON ZuccALMAGLio, Mülheim S. 3iS, 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunden, zwei von I2a4, von I294, 
i3oo und i535. — Rentverzeichnis aus der Mitte des iS.Jh. — Kirchenbuch mit 
verschiedenen Aufzeichnungen vom 16. Jh. an. — Lagerbücher von r664 und i689. 
Vgl. Tille, Obersicht S. 347. 

Im J. it44 ist die Abtei Siegburg schon in Herkenrath begütert (Lacoublet, 
ÜB. I, Nr. 3Si); der Mitte des 12. Jh. gehören auch noch Turm und Langhaus der 



nf. W. Harkamili. AB^ht 4« kiikaÜKlia FfanUrd». 

Kirche an. Der Ritler Theodoricus de Dorendorp überweist im J. 1224 das Patronats- 
recht über die Kirche dem Johanniterorden in Jerusalem. Vielleicht bestand in 
Herkenrath auch die erste Niederlassung der späteren Kommende Herrenstrunden, 
da im J. 1277 (Lacomblet, UB. II, Nr. 7o6) und auch 1*94 die „domus hospitalis" 
bezw. die domus der Brüder „in Herkenrath" genannt wird. Auch im Liber valoris 
um i3oo wird die Kirche genannt. Im J. i893 wurden das Chorhaus und die beiden 
Seitenapsidea niedergelegt und nach den Planen der Architekten Hoss und Knaulh 
in Düsseldorf ein grösseres Querhaus mit Chor in romanischen Formen errichtet. 

Dreischifliger Bruchsteinbau mit Westturm und modemer Choranlage in streng 
gebundenem System, im Lichten ursprünglich i7,6om lang, 1 1,80m breit (Ansicht 
Fig. 48, Grundriss Fig. 49, Detail Fig. So). 

Der schlanke, im Vergleich zur Kirche sehr hohe Westturm ist in den beiden 
unteren Geschossen ganz glatt, im Erdgeschoss einfache Rundbogenthür mit al^- 

2l3 



88 



KREIS MULHEIM 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Innerei 



treppter Laibung. Die beiden oberen Geschosse mit Eck- und Mittellisenen, jedes- 
mal durch einen Rundbogenfries abgeschlossen. In der Turmstube an jeder Seite 
zwei romanische Doppelfenster mit Mittelsäulchen. Schlanker achtseitiger geschieferter 
Turmhelm. 

Das Äussere des Langhauses, wahrscheinlich auch ursprünglich ganz schlicht, 
hat bei dem Anbau des Querhauses eine radikale Erneuerung und vollkommene 
Neuummantelung erfahren. Dabei sind die alten einfachen Rundbogenfenster unge- 
fähr in der alten Grösse erhalten geblieben; die alten rundbogigen Portale der Süd- 
und Nordseite wurden ganz verwischt, sie sind nur noch im Inneren als Nischen zu 
erkennen. Dafür haben die Westenden der Seitenschiffe moderne Thüren erhalten. 

Das Innere ist durch die klare, ganz einfache Gliederung und das strenge 
Innehalten des gebundenen Systems von besonderem Interesse. Die Turmhalle und 
der darüber liegende Raum mit gratigen Kreuzgewölben auf kantigen Eckdiensten. 




tbFs 



j •— I • « [—\ »— H 1 [- 



i- 



Fig. 49. Herkenrath. Gmndrisa der katholiachcn Pfarrkirche vor dem Umbau. 



WflrdigUDg 



Die Pfeiler des Mittelschiffs bestehen aus grossen regelmässigen Quadern; Sockel und 
Gesimsplatten mit einfacher Schräge (Fig. So). Vor dem Mittelpfeiler eine durch- 
laufende eckige Vorlage, darüber der die beiden Kreuzgewölbe scheidende Gurt. In 
jedem Seitenschiff vier quadratische Kreuzgewölbe, durch einfache Wandvorlagen und 
Gurtbögen geschieden, auch hier mit ganz einfachen Schrägen an Sockel und Ge- 
sims. Besonders interessant und sehr selten ist die an den Aussenmauem entlang 
gehende gemauerte Sitzbank, hier setzen die Wandvorlagen des Gewölbesystems mit 
ihren Basen auch erst auf dieser Sitzbank an. 

Die sämtlichen Gewölbe sind fast genau quadratisch, die Scheitel der Gewölbe 
fast gar nicht überhöht 

Die beiden Seitenschiffe des Baues endeten bis zu dem Umbau von i892 in 
kleinen Apsiden, das Mittelschiff in einem rechteckigen Chorhaus mit Apsis. 

Wie die Kirche in Paffrath (s. u.), so scheint auch die Kirche in Herkenrath 
unter westfälischen Einflüssen entstanden zu sein; die strenge Durchfahrung des ge- 
bundenen Systems bei kleineren Dorfkirchen ist Westfalen eigentümlich und hält sich 



224 



HERKENRATH 



i- 



dort bis in spatrotnanische Zeit, während den Rtieinlanden der Stutzen Wechsel in 
Verbindung mit dem gebundenen System so gut wie ganz fremd ist. Die Kirche in 
Herkearath zeigt auch mancherlei Anklänge an die kleinen romanischen Kirchen* 
bauten der Gummersbach er Gegend ( Kunstdenk m.ller der Kreise Gummersbach, 
Waldbroel und Wipperfürth S. a). 

Von der Ausstattung sind i |> , 
zu erwähnen: — -„^^ ; , ■ ^^ ~~-^ 

Auf dem südlichen Seiten- \ | ;^ '.■ V/ \ 

altar niedriger Tabemakelaufsatz \ I ' ' ""'^ \ '' ' 

in guter Rokokoschnitzerei aus ^ J,J j_J^^ ^J J_^ 

der Mitte des 18. Jh., darüber die 
Figur des Christuskindes, zu beiden 
Seiten gute Halbßguren der hh. 
Maria und Joseph. 

Romanischer Taufstein 
von Blaustein aus dem la. Jh., 
i,3o m Durchmesser; das flache 
breite Becken mit vier rohen, oben ^ 

abgeplatteten Eckkdpfen, die vier | | ( i|i 

Felder dazwischen mit Meerunge- ' ■ ' "^E^k 

tümen, unter jedem Kopf ein ein- 

faches Blatt. Der runde Schaft 'i J 

auf alter Fussplatte, um den Schaft rif . s 

vier ergänzte Ecksäulchen (Fig.Si). 

Figur der h. Katharina aus 
Holz, neu polychromiert, 9o cm 
hoch. Die Heilige mit stark aus- 
gebogener Hüfte und schmäch- 
tigem Oberkörper, der Faltenwurf 
flott und einfach. Gute rheini- 
sche Skulptur aus der ^. H. des 
i4. Jh. 

Rokokokelch aus ver- 
goldetem Silber von vorzüglicher 
Technik mit geschweiftem Ro- 
kaillefuss, die Kuppa halb in 
Muschelwerk gefasst, um i76o, 

2l cm hoch. ^.^ 5, Hrtk™>.h. 

Die beiden alten Glocken T>a{i»ia im dn k*üioiiKii*ii PfairUrcb.. 

von l47i und i5o9 tragen die Inschriften: 

1. SANCTUS JOANNIS BACTIST {so) HEICSCHEN ICH, IN ERE GÖTZ LUEDDEN ICH. 
ANNO DOMINI MCCCCLXXI. 

3. ANNA ms ICH, IN IR GÖTZ LÜDEN ICH, KAIT VEDDER VBRDRIFEN ICH, 
TBOUA ZO COLLEN GOSZ MICH M'IX (wohl Statt MV*IX). 

Vor der Kirche auf dem Kirchhof ein geschiefertes malerisches Holzhäuschen ' 
mit geschweiftem Dach, die eine Seite geöffnet und mit einer Holzbalustrade ver- 
sehen; darin ein Kalvarienberg des 18. Jh. [R.] 



9o 



KREIS MÜLHEIM 



HERRENSTRUNDEN. 



Kathol. 

Rektorat 

kirchc 



Geschichte 



Beschreibung 



Ausstattung 
Alur 

Glasmalereien 



KATHOLISCHE REKTORAT-, ehemalige JOHANNITERKIRCHE 
(s. t. s. Joannis Bapt). von Merino, Geschichte der Burgen in den Rheinlanden 
VIII, S. ii5. — VON ZuccALMAGLio, Mülheim S. 32 1. — Berg. Ms. III, S. i89. — 
Beiträge zur Geschichte des Niederrheins XIII, S. 281. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv zu Herkenrath: Vier Urkunden von 
1224, 1294, i3oo und i535. Vgl. Tille, Obersicht S. 246. 

Im Staatsarchiv zu Düsseldorf: Das Archiv, vereinigt mit denjenigen 
anderer rheinischer Kommenden, enthält 376 Urkunden von ii5i — 1678. Speziell über 
Herrenstrunden Urkunden betr. das Präsentationsrecht in Herkenrath, Akten über 
den Kirchenbau u. s. w. aus dem 16. Jh. Vgl. Ilgen, Rheinisches Archiv S. 52. 

Die Kommende Herrenstrunden ist eine Abzweigung der von Graf Adolf I. 
(1160 — II 89) gestifteten Kommende auf Schloss Burg a. d. Wupper; die letztere ist 
schon im Beginn des i3. Jh. in dem Stninder Thal reich begütert, seit 1224 war der 
Johanniterorden auch im Besitz der Pfarrei Herkenrath (s. o. S. 87). Eine ausdrück- 
liche Erwähnung findet eine besondere Niederlassung in Herrenstrunden bezw. 
Herkenrath im J. I277 (viris religiosis, magistro et fratribus, s. domus hospitalis in 
Herkerode. Lacomblet, UB. II, Nr. 7o6). Meist sind Burg und Strunden in der 
Hand eines Komthiurs vereinigt. Die noch bestehende Kirche wurde von dem Korn- 
thur von Sparr um i555 errichtet. Nach der Aufhebung des Ordens wurde die 
Kirche der Pfarrei Herkenrath überwiesen. 

Einfacher rechteckiger Saalbau vom J. i555, im Lichten i5,5o m lang, 7, 00 m 
breit (Ansicht und Grundrisse Fig. 52). 

Der Bau mit einem einfachen Satteldach ist im Äusseren ganz schlicht, an der 
Westseite die rechteckige spätgothische Thür in Hausteineinfassimg, zu ihren Seiten zwei 
querrechteckige vergitterte Fenster. Der Sockel zeigt in der Westhälfte des Baues 
an jeder Seite zwei steil abfallende Kellerfenster; an den Langseiten je drei unge- 
gliederte Spitzbogenfenster in ungleichen Abständen. Auf dem Dach ein neuerer 
vierseitiger Dachreiter. 

Das Innere ist im Westteil durch eine Barockempore verbaut, sonst ganz 
schlicht mit flacher Decke. Unter der westlichen Hälfte der Kirche eine Gruft mit 
vier gratigen Kreuzgewölben auf einem einfachen Mittelpfeüer, von der Aussenseite 
durch eine einfache rundbogige Thür in Hausteinumrahmung zugänglich. 

Einfacher Barockaltar des i7. Jh. mit dem Wappen der Merode (Konrad 
Scheiffart von Merode, als Komthur im J. 1622 erwähnt). 

In den Fenstern einzelne Reste vorzüglicher Glasmalereien der Frührenaissance 
vom J. i556. Die einfachen Spitzbogenfenster hatten einen umlaufenden Omament- 
streifen von feinster Zeichnung in Hellgelb; die Mittelfelder waren wahrscheinlich rauten- 
förmig weiss verglast und enthielten nur jedesmal eine runde Figurenscheibe mit um- 
laufender Stiftungsinschrift. In den Fenstern der Südseite sitzen noch ein Bogenfeld 
mit den Ornamentstreifen, einige kleinere Fragmente und eine Rundscheibe mit der 
Figur des h. Johannes, vor ihm knieend ein Johanniter mit Wappen, in welchem 
das Johanniterkreuz mit den Buchstaben F. f. d. s. angebracht ist. In dem Haus des 
Rektors zahlreiche andere Fragmente der Verglasung, namentlich eine Rundscheibe, 
der Gekreuzigte mit Maria und Johannes, davor knieend der Stifter mit seinem 



226 



HEBREHSTRUNDEN 



Wappen, als Umschrift; fr at. Joachim spar decrampo, Comhendator in strunt, 
ME FiERi FECIT ANNO 1 556. Von einer weiteren, von den Besitzern von Zweiffeistrunden 
gestifteten Rundscheibe ist nur die Umschrift erhalten: Hermann van ZVivell, 
khatarina van aurzheidt (statt Overheidt), sin huisfrau, me anno i5S6. Dazu 
gehören die sehr feinen Stücke der Umrahmung, in denen das ZweifTetsche Wappen 
mit dem springenden Hirsch und das Overheidtsche Wappen mit schrägem doppelt- 
gezinnten Balken regelmässig wiederkehren. 

Kleine Glocke vom 
J. iSSS mit der Inschrift: 

JOACHIM SPAR DE CRAM* 
PO, COMHENDATOR IN HEREN 
STRUNT, ME FIERI FECIT ANNO 
lS5S. 

Gegenüber der Kirche 
die ehemalige Komthurei, 
jetzt Heim Richard Zanders in 
Beigisch- Gladbach gehörig, ein 
nicht sehr grosser zweigeschos- 
siger Bau, der wahrscheinlich 
auch noch dem i6.Jh. angehört. 
Im Er(^eschoss ein einfaches 
von Säulen flankiertes Barock- 
portal mit der Jahreszahl 168I 
und den Initialen j. c. p. Die 
Fenster in den verschiedensten 
Formen. Das hohe Satteldach, 
das auf feinen spa^othischen 
Konsolen vorkragt, mit einer 
doppelten Reihe von Dach- 
fenstern ; die Dachfirst an 
den Enden abgewalmt, darauf 
reiche schmiedeeiserne Dach- 
spitzen. 

Das Innere des Hauses, 
das im J. |899 wesentlich um- 
gestaltet worden ist, hatte eine 
Einrichtung aus dem Ende des 
1 7. Jh. mit verkröpften Thüren 
und einfacher Baiocktreppe. 

Hinter der Komthurei die 
Mflhie. ein einfacher Bau vom Ende des 18. Jh.; Ober der Thür das Wachten- 
donksche Wappen mit dem Johanniterkreuz und der Inschrift: carl frans FREI- 
HERR VON WACHTENDONK, HERR ZU GERMENZELL, S. J. O, RITTER UND COMMANDEUR 

ZU HERREN5TRUNDEN (im J. i734 als Komthur genannt). 

Neben der Kapelle Reste des alten Wirtschaftshofes, dessen Aussenmauem 
zum Teil noch dem 16. — 17. Jh. angehören. 

BURG 2WEIFFELSTRUNDEN. von Merino, Gesch. der Burgen in 
den Rheinlanden VIII, S. ii5. — Berg. Ms. III, S. l89. 

337 




W 



n Rikimoikinh«. 



92 



KREIS MÜLHEIM 



Burg 
Zwciffel- 
• trundcD 

Geschiebte 



Beschreibung 



Die Burg ist Stammsitz eines Geschlechtes de Strune, das im J. i3o4 genannt 
wird (Berg. Ms. III, S. i93); seit dem i5. Jh. war sie im Besitz der Familie Zweiffei 
Durch die Kinder des Hermann von Zweiffei und der Katharina von Overheidt, 
die das Fenster in die Ordenskirche im J. i556 stifteten, kam die Burg in den Teil- 
besitz der Hertzbach und Schaaf hausen; nach diesen ist Ludwig von Mettemich 
Besitzer. Die Burg kommt seit dem Ende des 1 6, Jh. nacheinander in den Besitz 
der von Duisterloe, Broich, von Birken gen. Birkmann, und im 18. Jh. an einen von 
Buinink. Im J. 1824 war Zweiffeistrunden im Besitz der Familie Neuhäuser, durch 
Erbschaft kam es an die Familie Molitor, die es noch jetzt besitzt. 

Das kleine malerische Burghaus, das an der Westseite noch von dem grossen 
Weiher eingeschlossen ist, ist ein zweigeschossiger Bau von vier Fensterachsen; das 
hohe Walmdach mit zwei Reihen von Dachfenstern und zwei Wetterfahnen mit dem 
Wappen der Birkmann (?). Der an der einen Ecke vorspringende Turm ist um ein 
Geschoss höher, er hat eine geschweifte Haube mit Kugelaufsatz, darauf eine 
elegante hohe Spitze, die reich mit Krabben aus Blei besetzt ist. Die Fenster, jetzt 
mannigfach verändert, waren ursprünglich schmal und nur mit einer Steinsprosse ver- 
sehen. Auf dem Dach ein kleines Glöckchen mit der Inschrift: ad laudem dei. 

FRANS FUCHS IN COLLEN GOS MICH l775. [R.] 



HEUMAR. 



Germmn. 

Grabfunde 



Alte Kathol. 
Pferrkirche 



Geachicbte 



Beachreibang 



GERMANISCHE GRABFUNDE. Berg.Ms.I,S. i48; II, S.161; IV, S. 243. 
— Nachrichten über deutsche Altertums funde i894, S. 38; i895, S. 2a. 

Dicht bei dem Dorf Heumar liegt am Waldrand ein grosses germanisches 
Gräberfeld, ausserdem einige verstreute Gräber; ein weiteres Feld von So — 60 Gräbern 
liegt bei dem nahen Rittergut Leidenhausen. In den J. i893, i894 und i896 hat 
Herr Lehrer C. Rademacher Ausgrabungen veranstaltet, durch die bei Heumar 28 
und bei Leidenhausen 2 Gräber aufgedeckt wurden. Die Gräber enthielten fast 
sämtlich die gewöhnlichen bauchigen Aschenurnen von verschiedener Färbung, dabei 
Knochenreste und vereinzelt kleine sogen. Thränentöpfchen. Nur die im J. i896 im 
Walde bei Heumar vorgenommenen Grabungen förderten aus der die Aschenume 
umgebenden Brandschicht auch Bronzereste zu Tage, meist dQnne Bronzebleche, zum 
grössten Teil angeschmolzen. 

ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE. Binterim u. Mooren, E. K. 
II, S. 292. — VON ZuccALMAGLio, Mülheim S. 372. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Prozessakten, betr. die Dotation der 
im J. i698 errichteten Pfarrei. — Lagerbuch von i763. Vgl. Tille, Obersicht S. 247. 

Der von dem alten Bau allein noch erhaltene Turm stammt wahrscheinlich 
noch von der schon im J. 11 47 in Verbindung mit dem Hof der Abtei Deutz ge- 
nannten Kapelle (Lacomblet, UB. I, Nr. 357); die Kirche war Filial von ürbach 
bis zur Errichtung der Pfarrei im J. i698. Der im J. i834 errichtete einfache Neu- 
bau wurde im J. i883 durch einen Westbau mit Turm nach Plänen des Architekten 
Theodor Kremer in Köln erweitert. 

Interessanter kleiner romanischer viergeschossiger Turm von 4,7 m Seitenlänge 
aus dem 12. Jh. (Ansicht Fig. 53). Die beiden niedrigen unteren Geschosse schmucklos 
mit kleinem rundbogigen Portal und Rundbogenfensterchen an den Seiten. In den 



228 



beiden oberen zusammengerassten Geschossen Ecklisenen, oben durch vier Rundbogen * 
verbunden; hier an jeder Seite ein einraches romanisches Doppelfenster, dessen Bogen 
in den Rundbogen fri es hineinwachsen. Kräftiges reich profiliertes Hau Steingesims mit 
niedrigem Pyramidendach. An der Ostseite heben sich noch deutlich die Kalkleisten- 
von zwei Dachansätzen ab, diejenige eines alten Schiffes, das nur die Breite des 
Turmes hatte, und diejenige eines spateren, nach Norden vorspringenden Baues. 

Von der Ausstattung der NEUEN KATHOL. PFARRKIRCHE sindN 
zu nennen: 

Schlichte spätgothische 
Monstranz aus vergoldetem 
Kupfer, SS cm hoch. 

Sonnenmonstranz 
vom J. i787 aus vergoldetem 
Kupfer, mit unechten Steinen 
besetzt, 60 cm hoch, auf dem 
Fuss die Inschrift: godefridus 

SCHWINGLER, ABBAS TUITIENSIS. 
ANNO DOHINJ l787. 

KATHOLISCHE KA- 
PELLE inOSTHEIM(s.i.s. 
Servatii), kleiner rechteckiger 
Bau mit rechteckigem Chor, 
aussen verputzt; einfache recht- 
eckige Fenster. An dem Chor 
die Inschrift: anno i7o7, über 
der einfachen BarockthUr ein 
Wappen mit einem Pelikan, der 
eine Schlange in den Fangen 
hält. Die Kapelle ist in jüngster 
Zeit nach Westen verlängert 
worden. 

HAUS RATH. von 
Merino, Gesch. der Burgen in 
den Rheinlanden IV, S. 65. — 
Niederrhein. Geschichtsfreund 

188», S. in. — L.^COMBLET, 

.\rchiv III, p. ^93. 

Ältere Ansicht: Litho- 
graphie von Cajelan um i85o mit Ansicht des Schlosses vor dem Brand. 

Der erste bekannte Besitzer ist der im Erkundigungsbuch vom J. i555 ge- 
nannte Wilhelm von Lützenrod. Die Borg blieb im Besitz dieser Familie, die im 
i7. — 18. Jh. das zum Teil noch bestehende Herrenhaus errichtete. Der letzte Frei- 
hpiT von Lützeradt (t i864 in Dresden) verkaufte die Burg um iSao an den Frei- 
herm von Geyr, der iSz4 das Herrenhaus in Stand setzte. Seit einem Brand um 
i87o liegt das Herrenhaus als Ruine; die Freiherren von Geyr veräusserten kurz 
darauf den Besitz, der spater von Herrn Geheimrat von Mevissen in Köln erworben 
wurde; die jetzigen Eigentümer sind dessen Erben. 

Der vor der Hauptburg gelegene Wirtschaftshof enthalt nur ganz moderne 
Gebäude. 

339 




kilboliicb«! Pbirli 



94 



KREIS MÜLHEIM 



Haus Rath 



Sterbetafeln 



Kapelle 



Haus 
Leidenhausen 



Geschichte 



Beschreibung 



Sakraments 
hftuschen 



Die grosse Hauptburg, deren Gräben noch zum grössten Teil erhalten sind, 
hat den Eingang an der dem Wirtschaftshof zugekehrten Schmalseite. An der einen 
Seite das jetzt in Trümmern liegende Herrenhaus mit einem kurzen Flügel von vier 
und einem langen von sieben Fensterachsen; an der freien Ecke ein dreigeschossiger, 
aus der Flucht vorspringender Turm. In dem Winkel lag ein um die Mitte des 
Jahrhunderts beseitigter runder Treppen türm. Die Aussenmauem stehen über dem, 
zum Teil wohl noch dem Mittelalter angehörenden Kellergeschoss fast noch in der 
vollen Höhe; das Ganze scheint im J. 1824 modernisiert worden zu sein. An der 
Innenseite des Hauptflügels das von Geyrsche Wappen mit dem Chronogramm : 
CorneLIVs IosephVs LIber barg De geyr arCeM restaVraVIt (1824). 

Im Pächterhaus zwei Sterbetafeln des Johann Wilhelm Ludwig von Lütze- 
rode (t i738) und seiner Gattin Eva Francisca von Bourscheid-BüUesheim (t i757). 

Vor dem Gut eine grosse achtseitige Kapelle aus der Mitte des 18. Jh. mit 
dem Erbbegräbnis der von Lützerode zu Rath, im Lichten 7 m Durchmesser; Ziegel- 
bau mit kräftigen Ecklisenen und hohem Mansarddach mit Dachreiter; vier Stich- 
bogenfenster und Rokokothür in Hausteineinfassung. Im Inneren eine einfache Glie- 
derung durch Stuckleisten, Kuppelgewölbe in Pliesterwerk; an der einen Seite der 
Altar in Stuck. Über der Hauptthür eine Kartusche mit den auf Erbauung und 
Weihe bezüglichen Chronogrammen : 

aCCIpe, VIrgIneae MatrIs pIe sponse Igsephe, 
qVoD tIbI terrenI strVXIt honorIs opVs (i74i). 
franciscus friderictjs l. b. de lutzerode et eva franzisca nata baro- 
nessa de bourscheidt a bull^sheim, conjuges. 

VsItatIs Inter orthoDoXos rItIbVs In Ipsa MagnI IosephI festIVItate 
ConseCraVIt (i743) 

RMVS D. L. B. ab HAGEN, ECCLESIAE SIGBÜRGENSIS ABBAS. 

HAUS LEIDENHAUSEN, von Zuccalmaglio, Mülheim S. 374. 

Handschrift 1. Qu. Archivalien im Besitz des Herrn Freiherm von Weichs 
zu Roesberg. Vgl. Tille, Übersicht S. 162. 

Der erste bekannte Eigentümer ist im J. i329 ein Hermann von Deutz; später 
erscheint Leidenhausen im Besitz eines gleichnamigen Geschlechtes, von dem Katha- 
rina, Witwe von Johann Mengis, im J. i443 vorkommt (Ann. h. V. N. LVII, S. 39). 
Um die Mitte des 1 6. Jh. ist Peter von Bellinghausen Besitzer, seine Enkelin bringt 
es dem i636 verstorbenen Georg von Hatzfeldt zu. Durch Kauf kommt Leidenhausen 
im J. i674 an die Freiherren von Weichs zu Roesberg, die es bis zum J. i836 be- 
sassen; es gelangte dann an die Herren von Geyr zu Rath imd Dr. Hohenschutz, 
die es schon im J. i837 an den Freiherm Johann Wilhelm von Mirbach zu Harff 
weiter veräusserten. Jetziger Eigentümer ist Herr Graf Ernst von Mirbach-Harff. 

Grosse vierseitige Anlage, nur an der einen Seite noch ein älteres Ge- 
bäude, ein grosser Trakt mit Stallungen, daran das Allianzwappen Weichs und Vel- 
brück zu Garath mit der Jahreszahl i749.* An der gegenüberliegenden Seite das 
einfache Herrenhaus in Ziegelmauerwerk mit der Jahreszahl i8o3 und dem Allianz- 
wappen Weichs imd Steinen zuScherffen; zu beiden Seiten desselben entsprechende 
kleinere Wohnbauten. Die dritte Seite wird ganz durch eine grosse Scheune vom 
J. i8o3 eingenommen. 

Die Wassergräben um das Gut sind nur noch zum Teil erhalten. 

Vor dem Gut an einer Wegeecke zierliches Sakramentshäuschen för Pro- 
zessionszwecke vom J. i755; auf dem Sockel das Chronogramm: qVI saLVanDos 



23o 



IMMEKEPPEL 95 

saLVas gratIs, tV LVX VIVa potestatIs, saLVa Me, fons pIetatIs (i755). Im h.us 
Oberbau eine Nische mit dem Relief eines Kelches mit Hostie, flankiert von zwei 
Voluten und mit einem halbrunden Giebel abgeschlossen. 

HAUS RÖTTCHEN. Über die ältere Geschichte des Gutes ist wenig be- h.u. 
kannt; im J. i698 gehörte es dem Hildesheimer Domherrn von Beissel; im J. i7o8 lli:^:: 
kam es durch Kauf an J. von Borchers und im J. i764 besass es der Abt Freiherr 
von Kaas. Von der Familie von Kaas ging Röttgen an die Freiherren von Geyr 
über; Freiherr Franz von Geyr erbaute im J. 1866 ein neues Wohnhaus. Der jetzige 
Eigentümer ist Herr Freiherr Josef von Geyr. 

Das Herrenhaus, das inmitten einer grossen Wald wiese liegt, ist ein gothischer Beschreibung 
Ziegelbau vom J. 1866; daran angebracht eine Anzahl älterer Hausteinteile, Omament- 
reste, Grinköpfe, Konsolen u. s. w., wahrscheinlich aus Köln stammend. 

Im Inneren eine reiche, zum grössten Teil ältere Ausstattung. Unter den Sammiunc 
zahlreichen Gemälden, die aus der Lyversbergschen Sammlung herrühren, ist wenig 
Bedeutendes, meist Niederländer des i7. Jh. und deutsche Bilder des 18. Jh. Be- 
sonders zu nennen sind ein Violinspieler am Fenster, wohl ein Franz Mieris, eine 
Landschaft in blaugrünen Tönen in der Art Breughels, eine kleine Landschaft mit 
Burg, angeblich Vinckboons ; endlich noch eine grosse Landschaft in dunklen Tönen 
mit einer Burg am See, niederländisch, aus der Mitte des i7.Jh. 

Ausserdem bewahrt das Haus eine grosse Sammlung chinesischer und japa- 
nischer Porzellane der verschiedensten Arten, ein grosses japanisches Service aus 
Speckstein mit gravierten und vergoldeten Ornamenten. Endlich ist die grosse An- 
zahl von Möbeln des 18. Jh. zu nennen, darunter einige gute Schränke und Kom- 
moden, ein grosses Louis XVI.-Ameublement, u. a. m. [R.] 



IMMEKEPPEL. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. ts. Luciae). Binterim u. Mooren, K.thoi. 
E. K. II, S. 25o. — Geschieh tl. Notizen über Immekeppel, Bensberg i872. — Ann. 
h. V. N. XXXII, S. 28. — VON ZuccALMAGLio, Mülheim S. 3i8. — Rehse, Gesch. 
der evangel. Gemeinde Bergisch-Gladbach S. i7. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Hofesordnung vom J. i577. — Renten- 
verzeichnis vom J. i672. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 248. 

Die Pfarrkirche stand von jeher im Zusammenhang mit dem vielleicht schon Geschichte 
fränkischen Lehenhof in Immekeppel, der im J. 1166 von der Stifterin Hildegund von 
Meer dem neugegründeten Kloster Meer überwiesen wurde; das Kloster Meer, das 
im Besitz des Patrona tsrechtes war, veräusserte seinen Besitz im J. i724 an das 
Kloster Steinfeld. Die alte Kirche, ursprünglich Filiale von Bensberg, hatte einen 
schlichten romanischen Turm und ein kleines einschifßges Langhaus des i7. bis 
18. Jh. Um 1880 wurde ein vollkommener Neubau in romanischen Formen er- 
richtet. 

HAUS THAL, von Zuccalmaglio, Mülheim S. 32i. Am Ende des 16. Jh. H.u.Th.i 
erscheint Haus Thal im Besitz der Familie von Aldenbrück gen. Velbrück, im i7. Jh. 
sind die von Holtum und von Reuschenberg Eigentümer. Dann besass es im 
Anfang des 18. Jh. der Bürgermeister Herweg in Köln, nach diesem die Familie 
Fischer. 

23l 



96 



KREIS MÜLHEIM 



H«a«Th«i Der jetzige schlichte Bau stammt aus dem i8. Jh.; das zweigeschossige Herren- 

haus von vier Achsen hat an der einen Langseite einen zweifensterigen geschieferten 
Risalit mit geschweiftem Dach. Die gleichzeitigen, einen rechten Winkel bildenden 
Wirtschaftsgebäude ganz einfach in Fachwerk. Gegenüber dem Herrenhaus an dem 
zum Teil noch erhaltenen Wassergraben ein achtseitiger Gartenpavillon mit ge- 
schweifter Haube. [R.] 

LANGEL. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Clementis, p. et m.). Binterim 
u. Mooren, E. K. I, S 447; II, S. 25o. — von Zuccalmaglio, Mülheim S. 375. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Unbedeutende Akten vom Ende des 
i8. Jh. an. Vgl. Tille, Übersicht S. 2 48. 

Die Kirche, die im Liber valoris um i3oo zuerst ausdrücklich genannt wird» 
wird im J. i326 der Abtei S. Pantaleon in Köln inkorporiert. Im J. i89o wurde ein 
vollkommener Neubau nach Plänen des Architekten Nagelschmidt in Köln errichtet 

Von der Ausstattung ist nur eine Glocke vom J. i78S erhalten, sie trägt die 
Inschrift: in honorem b. m. v., s. pantal. et s. clemen. refundebar i785 sumpti- 

BUS ABBATIAE SUB RMO D. AEMILIAKO. ABB ATE ET R. D. ANDREA OLBERZ, PASTORE. 
PETRUS LEGROS FECIT. [R.] 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschieht« 



Ausstattung 



LIEBOUR. 



Kaihol. 
Pfarrkirche 

Geschichte 



Beschreibung 



Glocke 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Margarethae). Binterim u. 
Mooren, E. K. II, S. 24o. — Dumont, Descriptio p. 26, 48. 

Die Kirche erscheint erst im i7.Jh. als Filiale von Niederkassel im Siegkreis: 
sie wurde im J. i849 zur Pfarrkirche erhoben. Der jetzige Bau stammt aus dem 18. Jh. 

Einfacher kleiner Saal bau mit rundbogigen Fenstern und dreiseitigem Chor- 
abschluss, im Lichten i3 m lang, 5,5 m breit. Die Ausstattung des 18. Jh. ist ohne 
Bedeutung. 

Glocke vom J. i728 mit der Inschrift: anno i728, 26. martij, in honorem 

STI. FRANCISCI et STAE. ANNAE REFUSA SUM SUB R. D. EVERHARDO ASTRUP. DINCKEL- 
MEYER 1728 GOSS MICH. [R.] 



MARIALINDEN. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Geechicbte 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. b. Mariae Visitationis). Bin- 
terim u. Mooren, E. K. II, S. 257. 

Handschriftl. Qu. Einzelne Akten u. s. w. im Pfarrarchiv zu Overaih. 

Von dem noch bestehenden Bau entstammt der Chor wahrscheinlich dem Ende 
des i5., das Langhaus wohl dem Anfang des 16. Jh. Als Erbauer werden um i5i6 
die Herren von Wylich zu Grossenbemsau genannt, die auch das Patronat be- 
sassen. Im J. i676 erscheint Marialinden als Filialkirche des weit entfernt gelegenen 
Olpe (Kreis Wipperfürth), später aber ist es Overath unterstellt. Im J. i857 erfolgte 
die Erhebung zur Pfarrkirche; im J. i897 wurde nach dem Entwurf des Architekten 
Th, Kremer in Köln das Langhaus um ein Joch verlängert und eine zweitürmige 
Westfa^ade errichtet. 



232 



Fi(. M. Iibriii Loden. Chonaiieht der kilhaUMhn P&irl 




lindEn. GiundiE» der Imlhiiliichni Pbiikire 



98 KKEIS MÜLHEIM 

Dreischiffige Hallenkirche in Bruchsteinmauerwerk mit langem Chor und mo- 
dernem zweitürmigen Westbau; der alte Bau war im Lichten 23,5 m lang, iS,S m 
breit (Ansicht Fig. 54, Grundriss Fig. 55). 

Das Äussere des Baues ist sehr einfach. Der etwas altere Chor hat moderne 
;iweileilige Masswerkfenster und schwere Strebepfeiler, die über einer Sockeischrage 
das umlaufende Gesims der Fensterbänke zeigen, darüber noch eine Abtreppung. 
Die Strebepfeiler selbst sind leicht geböscht. Das dreijochige Langhaus zeigt im 
Äusseren ganz entsprechende Formen, jedoch sind hier die Fenster schon nindbo^ 

und mit einfachem Fisch- 
blase nmass werk versehen. 
In der Mitte der Südseite 
befand sich eine kleine Thflr 
unterdem Fenster. Diegrosse 
Westwand war schmuckliw. 
Die gleichzeitig mit dem 
Langhaus entstandene Sa- 
kristei iD der Nordostecke 
zwischen Chor und Lang- 
haus hat kleine spitzbogige 
Fenster und ist in ziemlicher 
Höhe von einer Sohlbank 
umzogen. 

Im Inneren der Chor 
mit einem Rippengewölbe 
von feiner reicher Profilie- 
rung, das auf kleinen aus 
Gesichtsmasken gebildeten 
Konsolen ansetzt; im Lang- 
haus schwere viereckige, an 
den Ecken leicht abgefaste 
Pfeiler, unter den Gewölbe- 
anlUngem ein dünnes spat- 
gothisch es Gesims. DieGurt- 
bögen sind abgefast, die 
Kreuzgewölbe der drei Schiffe 
mit einfachem Schienenpro- 
Fi 86 M ■ rnd ^^- '^'^ Schlufssteine werden 

KuthoiLehe PbrrkJrchi. Aiur Tom j. 1626 »u d« Prsbitei Ciriu. durch reichere Ausbildung 

der Rippen an der Kreuzung. 
durch Rosetten, aufgesetzte kleine Wappenschilde geschmückt. Die Sakristei mit 
einem einfachen Rippengewölbe. 
I In dem nördlichen Seitenschiff Barockaltar aus Kalkstein vom J. 1616 

(Fig. 5b), aus der Siegburger Propstei in Ciriax bei Overath stammend (s. u. S. n*]- 
Das Mittelfeld, im Halbkreis geschlossen, mit einem figurenreichen Relief der Kreuzi- 
gung, flankiert von SUulen; die Seitenfelder mit Figurennischen und vier Wappen 
von der ursprünglich grösseren Ahnenreihe auf den seitlichen Pilastem, nach de» 
Seiten volutenartige Auswüchse. Unter dem ganzen Oberbau eine gleichfalls steinerne 
Predella, mit dem Relief des Abendmahls in der Mitte und den Reliefs der Kreuz- 

234 



MERHEIM 99 

schleppung und Christi am Ölberg zu den Seiten. Das Ganze wird bekrönt von K.thoi. 
einer Kartusche mit der Inschrift: 

REVERENDISSIMUS ET NOBILISSIMUS DOMINUS, D. BERTRAMUS A BELLIN'CK- 
HAUSEN DE VETERI BERNSAW, DEI PROVIDENTIA ABBAS ET DOMINUS TEMPORALIS 
CIVITATUM AC DITIONUM SIEGBERGENSIS, STRALENSIS, GULSENSIS, EWEHEIMENSIS, HOC 
ALTARE AD MAIOREM DEI GLORIAM F. F. ET ECCLESIAM HANG IN HONOREM 
S. CIRIACI MART. PENITUS RUINOSAM EX TOTO RESTITUIT ANNO 1626. 

Die freistehenden Figuren sind nur noch zum Teil erhalten. Der ganze Altar 
ist von guter Durchführung sowohl im Figürlichen wie im Ornamentalen und kann 
zu den besseren Arbeiten der Zeit rechnen. 

Gnadenbild, Holzgruppe der Pietä aus dem i5. Jh., neu polychromiert, eine Skulpturen 
mittel massige Arbeit, So cm l^och. 

Holzfigur der h. Barbara vom Ende des i5. Jh., 55 cm hoch, zum Teil 
ergänzt. 

Eine ältere, nicht mehr vorhandene Glocke vom J. i77i trug die Inschrift: oiocice 

H. MARIA BITT VOR UNS. BARTOLOMÄUS GUNDER GOS MICH ANNO l77l. [R.] 



MERHEIM. 



GERMANISCHE FUNDE. Auf der Ilsfelder Hardt bei dem DorfG«rm.n«.chc 

Fund« 

Thurn, einer jetzt mit Nadelholz bestandenen leichten i Erhöhung, liegen mehrere 
hundert germanische Grabhügel. Die meisten der Hügel waren schon früher ange- 
schnitten worden; bei den Nachgrabungen, die der Lehrer C. Rademacher in Köln 
im J. i893 veranstaltete, wurden 24 Hügel geöffnet. Im Allgemeinen enthielten die 
Hügel die gewöhnlichen bauchigen Aschenumen, teils gelblich, teils schwarz glänzend 
und geglättet, nur wenige mit eingeritzten primitiven Ornamenten. Bemerkenswert 
waren die zahlreichen Broncekügelchen in den mit verbrannten Grabbeigaben, sowie 
ein Teil eines Bronceringes und ein rot bemalter Umendeckel aus gelbem Thon 
(Berg. Ms. I, S. 162; II, S. i74; III, S. 26. — B. J. LH, S. i78. — Berichte über 
deutsche Altertumsfreunde i894, S. 4o; i895, S. 25; i897, S. 2). 

Die auf der Haide bei dem Bahnhof Delbrück gelegenen Grabhügel wurden 
gleichzeitig untersucht; die 6 geöffneten Hügel ergaben Grabumen, die zum Teil 
auch mit einfachen Stricfi- und Zickzackmustern verziert waren (Berg. Ms. II, S. 7. 
Berichte über deutsche Altertumsfunde i894, S. 4i). 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Gereonis). Binterim und K.thoi. 
Mooren, E. K. I, S. 439; II, S. 25o. — v. Zuccalmaglio, Mülheim S. 343. 

Handschriftl. Qu. In! Pfarrarchiv: Lagerbuch um 1600. — Kirchen- 
einkünfte vom J. 1682. — Rechnungsbuch der Kirche zu Oberzündorf vom J. i656. 
Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 248. 

Die schon im Liber valoris um i3oo genannte Kirche ist eine der ältesten der 
Gegend; im J. 1821 wurde der jetzige schlichte Saalbau errichtet. 

Von der älteren Ausstattung ist nichts erhalten; v. Zuccalmaglio (a. a. O.) er- • 
wähnt eine Glocke vom J. 1262 (?) mit der Inschrift: rex gloriae, veni cum face. 

HAUS ISENBURG. von Zuccalmaglio, Mülheim S. 342. — von Mering, h«u. 

Iseaburff 

Gesch. der Burgen in den Rheinlanden I, S. 1 10 Anm. — Berg. Ms. V, S. 224; VII, 

S. 122. — VON Svbel, Nachrichten über die Soester Familie Sybel S. I24. 

I 

235 



lOO KREIS UÜLHEIM 

Handschriftl. Qu. Tagebuch des Horkammeirates Bertoldi von i796bb 
'' i8a4 in der Mülheimer Gymnasialbibliothek. 

II« Ab Eigentümer des Gutes ist zuerst von i364 ab Dietricli von Elverfeld 

beglaubigt; von dieser Familie kam Isenburg im J. 1608 durch Kauf an die köl- 
nische Patrizierfamilie von Roltkirchen. Nach dem Tode Johann Friedrichs von 
Roitkirchen erscheinen im J. i74o sein Neffe Johann Wilhelm von Lünink, im J. i744 
ein anderer Neffe, Graf Johann Hermann von der Horst, als EigentQmer. 

Von den von der Horst erwarb der Hofkammerrat Bertoldj im J. i799 das 
Gut und Hess im J. i8o3 das jetzige Herrenhaus errichten. Im J. i823 folgte als 
Besitzer F. C. Eibers, 1832 ein Baron Lnckhorst, l833 Heinrich von Sybel zu Düssel- 
dorf; dann im Besitz seines Sohnes, 
t*r des bekannten Historikers, ist heute 

Isenburg Eigentum seines Enkels, des 
Geh. Reg. Rates Friedrich Ludwig 
Karl von Sybel in Berlin. 
"»i Die dreifldgelige Vorburg ist 

gans von jetzt trockenen Gräben um- 
geben; der eine Flt^el, das Pachter- 
haus, zwe^eschossig aus der 1. H. 
des 18. Jh., an dem einen Ende des- 
selben li^ das alte Thor, mndbogig 
^ aus Trachyt in rechteckiger Blende 

''' mit Spuren der Zugbrücke. Die bei- 

den anderen Flügel sind einfache 
i- Stall- und Scheunenbauten ; durch 

den einen Seitenflügel führt eine im 
Korbbogen geschlossene Durchfahrt 
über eine gemauerte Brücke zum 
Herrenhaus. 

Das Herrenhaus, auf einer 
viereckigen, zum Teil mit Böschungs- 
mauem versehenen Insel gelc^n. 
besteht aus dem älteren Turm des 
Fii-a?. H*u. i>«i.njt. A«i=iH d« Tor»« .■. H«r«ii.u.. i7. Jh. (Ansicht Fig. 57) und dem 
anstossenden dreigeschossigen Herren- 
haus, einem einfachen Bau von S Achsen aus dem J. l8o3. 

Der schwere viereckige Turm, stark verankert, zeigt einige schmale Gurtge- 
simse aus Trachyt, neuere grosse Fenster und eine hohe geschieferte Dachhaube, die 
über dem geschweiften Ansatz noch einen hohen bimfSrmigen Aufsatz zeigt. 
Das Herrenhaus war von einem doppelten Wassergraben umschlossen. 
Hol THURNER HOF, von Zöccalwaglio, Mülheim S. 339, 393. 

u Der Hof ist wahrscheinlich Stammsitz eines Geschlechtes vamme Thume, vuii 

dem ein Hermann vamme Thume im J. i4i3 in dem benachbarten Wichheim be- 
• gütert ist (Mitteilungen aus dem Stadtarchiv zu Köln XVHI, S. 7i). Im J. iS63 ist 
es im Besitz der von Brambach; es folgten wahrscheinlich als Eigentümer die von 
Pampus und die von Hatzfeld. Im J. i6z7 ist Wilhelm Quad von Buschfeld Eigen- 
tümer, der das Thor errichtete: nach dem Aussterben der Quad von Buschfeld fiel 
Haus Thurn mit Buschfeld an die von der Leyen, die um die Wende des 18, Jh. 

■ 336 



MERHEIM 10 1 

den Hof veräusserten. Im J. i846 war das Gut im Besitz der Witwe Neuhöffer, ThurnerHof 
der jetzige Besitzer ist Herr Karl Krein in Thum. 

Die Anlage umschliesst ein regelmässig viereckiges Terrain. An der einen Ecke Beschreibung 
liegt das wohl noch dem i6. Jh. angehörende Wohnhaus mit hohem Giebeldach, 
ein zweigeschossiger Bau, der sich über alten grossen Kellern erhebt. Die Aussen - 
Seiten des im Obergeschoss aus Fach werk bestehenden Baues sind im Lauf der Zeit 
mannigfach verändert worden; im Inneren die alte gothische Holzkonstruktion zum 
Teil noch erhalten. 

An der gegenüberliegenden Ecke ist noch ein kleiner Eckturm erhalten, jetzt 
mit einfachem Pyramidendach versehen; im Erdgeschoss mit Schiefsscharten, im 
Obergeschoss mit kleinen Fensterchen. Daneben das grosse rundbogige Thor mit 
dem Allianzwappen Quad und Palant und der Jahreszahl 162? (Wilhelm von Quad- 
Buschfeld heir. i594 Maria von Palant zu Gladbach). 

Die anderen Teile des Hofes, wie die Umfassungsmauern, sind neueren Ur- 
sprungs, die Gräben fast ganz zugeworfen. 

HAUS HERL. von Mering, Gesch. der Burgen in den Rheinlanden I, h«u« Heri 
S. i3i. — VON ZuccALMAGLio, Mülheim S. 34i. — Berg. Ms. IV, S. i93. — Akten- 
massige Ausführung, dass Inhabere des Rittersitzes Herl die Pastorat zu Merheim 
Amts Portz altemis vicibus ... zu begeben in rechtlichem Besitz sich befinden, i756. 

Handschriftl. Qu. Im Besitz des Herrn Max Pflaum, Fahnenburg: 
Grundliche Geschichtsausführung in Betref des über den im Bergischen Amt Portz 
unweit Mülheim gelegenen Rittersitz Herll getroffenen Kaufs (i775) (Sammelband 
von Fahne Nr. 65). 

Ursprünglich war das Gut wohl im Besitz eines gleichnamigen Geschlechtes, von Ge«chichte 
dem Heinrich von Herl im J. i32o genannt wird; im J. i38i ist Herl im Besitz des 
Ludwig von Menden (Ennen-Eckertz, Quellen V, S. 364. — Mitteil, aus dem Stadt- 
archiv zu Köln IX, S. 26). Im Beginn des i5. Jh. gehört Haus Herl den von 
Calcheim, durch Kauf kommt es i45o an Gerhard von L06 und i486 an Bertold von 
Plettenberg, dessen Enkelin es dem Wilhelm von Quad im J. i524 zubrachte. Deren 
Tochter bringt es i548 an Otto Schenk von Nideggen, es folgt im Besitz wiederum 
seit 1601 dessen Schwiegersohn Robert Stael von Holstein. Erst zwischen 1 466 und 
i655 wurde Herl zum Rittersitz gemacht (Mitteil, aus den Akten der bergischen 
Obergerichte S. 29). Robert Staels Enkelin heiratet Adolf von Katterbach, der Be- 
sitzer von Herl wurde und es wiederum 1 65 1 an seinen Schwiegersohn Matthias von 
Nagel vererbte; dieser errichtete das noch bestehende Herrenhaus. Die von Nagel 
verkaufen Herl im J. i76o an Matthias Melchior von Mering, schon i764 wird es 
an den Ober- Koramissar Rappard und i774 an Ph. W. Hofmann veräussert; dann 
kam es noch am Ende des 1 8. Jh. an die Familie Bürgers aus Köln. Der jetzige 
Eigentümer ist Herr Victor Ignaz Bürgers in Bonn. 

Der nördlich vom Herrenhaus gelegene Wirtschaftshof ist im i9. Jh. ganz Beiehreibung 
umgebaut und wahrscheinlich nach dem Herrenhaus hin erweitert worden. An den 
Wirtschaftshof angelehnt das grosse zweigeschossige Herrenhaus mit hohem Walm- 
dach, an der Langseite 7, an der Schmalseite 4 Fensterachsen. An der Westseite 
eine hohe Freitreppe, die zu dem mit dem Nageischen Wappen geschmückten 
einfachen Barockportal emporführt. Darüber in Eisenankem die Jahreszahl i663. 
An der Südwestecke ein grosser vorspringender Turm, der, um ein Geschoss höher 
als das Herrenhaus, jetzt mit einem niedrigen Pyramidendach versehen ist. 

237 



102 KREIS MÜLHEIM 

Hans Heri Die Umfassungsixiauem der Hauptburg sind bis auf Brüstungshöhe abgetragen, 

das Ganze dient jetzt als Blumengarten. Ausserhalb der Hauptburg ein prächtiger, 
wohl schon im 1 8. Jh. unter geschickter Benutzung des Wassergrabens angelegter Park. 

Am Rande des Parks die KAPELLE (s. t. s. Joannis Nep.) aus der Mitte 
des 1 8. Jh., ein einfacher Bau mit abgeschrägten Ecken und einfachen Fenstern in 
Hausteinumrahmung, im Lichten 11,20 m lang, 6,60 m breit; auf dem Dach zierlicher 
achtseitiger offener Dachreiter mit geschweifter Haube. 

Im Inneren der Kapelle ein guter kleiner Rokokoaltar mit dem Bild des 
h. Johannes Nepomuk aus der Mitte des 18. Jh. 

, ,Gut GUT SCHLAGBAUM. Nähere Angaben über die Geschichte des Gutes 

Schlagbaum ° 

fehlen ganz; Eigentümer ist jetzt Herr Ziegeleibesitzer Wahlen. 

Aus dem 1 6. Jh. stammt noch ein Flügel mit einem quergestellten kleinen 
Turm an der Ecke, der jetzt eine moderne Abdeckung trägt. Der Flügel ist durcli- 
brochen von dem Thorweg; das rundbogige Thor in rechteckiger Blende mit Spuren 
einer Zugbrücke, darüber ein gutes Renaissancerelief mit Adam und Eva, umgeben 
von Kartuschwerk und Fruchtgehängen. Neben dem Thor noch ein Renaissance- 
fenster mit Steinpfosten. 

„. H«a. HAUS MIELENFORST. von Mering, Gesch. der Burgen IV, S. 63. — 

Mielenforst ° 

V. ZuccALMAGLio, Mülheim S. 342. — Ann. h. V. N. XXV, S. i92, 200. 

Ursprünglich im Besitz eines gleichnamigen Geschlechtes, von dem Engilbertus 
de Milenvorst im J. 1261 genannt wird (Ennen-Eckertz, Quellen II, S. 442), ist 
Mielenforst seit dem i5. Jh. an die Grafen von Berg zurückgefallen; im J. i596 wird 
es dann an Ritter von Heimbach, gen. Hoen verpfändet, am Ende des 1 7. Jh. ist 
es im Besitz der Familie von Steinen, die es bis zum J. i774 innehatte. Dann 
wieder Domänengut, wurde es im 1 9. Jh. von Dr. Hohenschurtz angekauft, von dessen 
Familie es im J. 1882 der jetzige Eigentümer, Herr Paul Andreae, erwarb. Derselbe 
Hess den einzigen älteren Bau, das 1 7 1 1 erbaute unbedeutende Wohnhaus, abbrechen 
und einen vollständigen Neubau errichten. [R.] 



MÜLHEIM. 

Litteratur J. G. DiELHELM, Rheinischer Antiquarius, Frankfurt i776, S. 808. — Weddi- 

GENS Neues fortgesetztes westfälisches Magazin I, i798, S. 16. — J. J. Lenzen, Bey- 
träge zur Statistik des Grossherzogtums Berg S. 29. — Jon. Schmidt, Geographie 
und Geschichte des Herzogtums Berg S. 78. — Joh. Moritz Schwagers Bemer- 
kungen auf einer Reise durch Westfalen, Leipzig i8o4, S. 106. — Beschreibung des 
preussischen Rheinlands, Aachen i832, S. 60. — Vincenz von Zuccalmaglio, Ge- 
schichte und Beschreibung der Stadt und des Kreises Mülheim am Rhein, Köln 1 846. 
Vgl. dazu Kölner Domblatt i845, S. 10 und B. J. XXI, S. i7i. — Beiträge zur Gesch. 
der Stadt Mülheim: von Ledebur, Allgemeines Archiv V, S. 2i7. — Ennen, Gesch. 
der Stadt Köln a. v. O. — Schönneshöfer, Gesch. des bergischen Landes, S. 269. 
— Schafstaedt, Die Festung Mülheim am Rhein zu Ende des 16. und zu Beginn 
des 1 7. Jahrb., Mülheimer Gymnasialprogramm i899. — Berg. Zs. XIX, S. 53, 100. 
124; XX, S. 5i; XXX, S. 220; XXXIV, S. 65. — Ann. h. V. N. XLIV, S. 1. - 
L. Keller, Die Gegenreformation in Westfalen und am Niederrhein, III. Teil. — 
M. Ritter, Deutsche Gesch. im Zeitalter ^er Gegenreforms^tion, IL — Nachrichten 

238 



MÜLHEIM lo3 

Über die Kasinogesellschaft zu Mülheim am Rhein, Festschrift aus Anlass des hundert- Littemtur 
jährigen Bestehens, Mülheim i897. — Zur Gesch. der Mülheimer Kasinogeselischaft, 
Mülh. Zeitung vom 6. Nov. i897. — Rehse, Gesch. der evang. Gemeinde Bergisch- 
Gladbach a. a. O. — Theodor Lukas, Beitr. z. Gesch. Mülheims in der Franzosen- 
zeit: Mülh. Zeitung der 9oer Jahre. 

Handschriftl. Qu. Das im Rathaus aufbewahrte reichhaltige städtische H«nd«chr.Qu. 
Archiv bewahrt eine grosse Anzahl Urkunden» vornehmlich Privilegierungen der 
Stadt Mülheim von i35o ab, Stiftungen u. s. w. für das Armenwesen von i4i4 ab, 
u. s. w.; an Protokollen die Gerichtsprotokolle, Bürgerprotokolle, Herrengedings- 
protokolle vom Ende des i6. Jh. ab. An Akten sind zu nennen: Akten über die 
Besitzungen u. s. w. in Mülheim, über Handel und Gewerbe, Märkte in Mülheim, 
Akten über das Kirchenwesen, über Armen- und Hospitalsachen, über die städtische 
Vermögensverwaltung, endlich Urkunden und Akten über benachbarte Orte, 
namentlich die Freiheit Peutz betreffend. Vgl. das ausführliche Inventar des städtischen 
Archivs bei Tille, Obersicht S. 249. 

In der Gymnasial- Bibliothek: Tagebuch des Hofkammerrates Bertoldi, 
1 796— 1824. 

Im Stadtarchiv zu Köln: Ratsprotokolle und Akten, bes. den Festungsbau 
unter Pasqualini im J. i588 betr. 

In der Hof- und Staats- Bibliothek zu München: Redinghovensche 
Sammlung, Bd. XII, Causae Juliacenses I - IV, Bd. XX. 

Älterq Ansichten und Pläne. Lehrke, Historische Kartensammlung von Amichten 

und Pläne 

Mülheim am Rhein, Mülheim i895. — Schafstaedt a. a. O. — Sammlung im Besitz 
des Herrn Landmessers Hover. 

1. 4 Pläne des Festungsbaues vom J. i5S9 im Stadtarchiv zu Köln, sorgfältig 
ausgeführte Federzeichnungen (Chroniken und Darstellungen i53). 

2. Stich vom J. 1612, bez.: Warachtighe afbeeldinge van de niewe Stadt Mul- 
heim u. s. w. mit den Privilegien von 1612, Amsterdam (Kaerius). Schafstaedt, 
S. 9, 10. 

3. Stich vom J. 161 4, bez.: Copea des abris der newer Stadt Mullheim u. s. w., 
Kopie nach dem vorgenannten Stich und mit deutschem Text unten, 27,5 x 38 5 cm. 

4. Dasselbe Blatt mit französischer Überschrift und deutschem Text unten. 

5. Stich vom J. 16 12, bez.: Eigentliche Abbildung der newen angefangenen 
statt Müllheim u. s. w. mit dem bergischen und dem Mülheimer Wappen, 25 x 29 cm 
[ungenaue Kopie bei Pleimes s. u. S. «oT). 

6. Stich der gleichen Zeit, bez.: Die freiheit Mullhem u. s. w., unten 10 Zeilen 
Text: Zu Mullheim im Bergischen landt u. s.w., 23 x 34 cm, wohl von Hogenberg. 

7. Verkleinerter Nachstich des vorstehenden von Michel Bierbaum mit zwei 
Namen oben, unten Gedicht: Durch ewre delpische Grillen u. s. w. 

8. Stich vom J. 1 6 1 S, bez. : Gantz eigentliche Abbildung u. s. w., unten zwanzig- 
zeiliges Gedicht: Das furstenthum Bergen, ein land u. s. w., mit Darstellung der 
Zerstörung, 36 x 4o cm, Köln bei Herman Schreiber (abgeb. bei Schafstaedt 
a. a. O.). 

9. Dasselbe Blatt von dem gleichen Verleger mit der Überschrift: Typus 
demolitionis novi Mulhemii u. s. w., unten siebenzeiliges Gedicht: Mulhem gelegen 
an dem Rhein u. s. w. 

10. Ansicht vom Rhein um i635, Radierung von W, Hollar, 9,2 x i6,5 cm 
(Ann. h. V. N. XXXIH, S. 172}. 

239 



lo4 



KREIS MÜLHEIM 



Ansichten 
und Pläne 



Römische 
Anlagen 



Alte Kathol. 
Pfarrkirche 



Geschichte 



Beschreibung 



Äusseres 



11. Plan bei Merian, Topographia, i7 x i3 cm, bez. Müllheim, wohl Kopie 
nach einem der oben genannten Stiche aus der Zeit von 1612 — 161 5 (abgeb. bei 
Lehrke a. a. O.). 

12. Ansicht vom Rhein aus dem J. i7i5 von Ploennies, abgeb. Berg. Zs. XIX, 
Anhang. 

i3. Ansicht von Süden, bez. Prospect de Mulheim . . . avant les Debordemens 
des Eaux et des Glaces i783, gez. von Hensler, gest von Ballon (abgeb. bei Lehrke). 

i4. Gegenstück zu dem vorigen, bez. Prospect de Mulheim . . . aprte les De- 
bordemens du Rhin i784 (abgeb. bei Lehrke). 

i5. Ansicht vom Rhein aus dem Ende des 18. Jh., Ölgemälde im Besitz des 
Herrn Aldenbrück, aus dem Nachlass des Hofkammerrates Bertoldi herrührend. 

RÖMISCHE ANLAGEN. Schneider nimmt eine römische Strasse an, 
die bei Mülheim den Rhein überschreitend in die Aachener Gegend führt; er möchte 
auch den ersten Rheinübergang Cäsars in die Gegend von Mülheim verlegen (B. J. 
64, S. 18; vgl. dazu Asbach ebendort 81, S. 120). 

ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Clementis). Binterim 
und Mooren, E. K. I, S. 44 1 ; II, S. 248. — von Zuccalmaglio, Mülheim S. i48. 
— Odenthal, Notizen zur Geschichte der Mülheimer Gottestracht, 2. Aufi. 1 896. — 
K ERPER, Heimatskunde S. 42. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Rentenverzeichnis vom Ende des 
16. Jh. — Akten über die Mülheimer Gottestracht. Im übrigen vgl. Tille, Über- 
sicht S. 255, 260. 

Die Kirche in Mülheim war ursprünglich Kapelle der sehr alten Pfarrkirche in 
Buchheim; im Liber valoris um i3oo wird sie nicht genannt. Nach Zuccalmaguo 
(a. a. O. S. i49) stammte der älteste Bau aus dem 12. Jh.; die Kirche blieb bis zum 
18. Jh. im Filialverhältnis zu Buchheim, obwohl der Pfarrer in Mülheim wohnte; 
dann waren Buchheim und Mülheim gleichgestellt, bis um 1800 Mülheim zur Pfarr- 
kirche erhoben und Buchheim zur Filialkirche gemacht wurde. Im J. 1629 ist von 
einem Erweiterungsbau die Rede (Tille, Obersicht S. 256). Der noch bestehende 
Bau entstammt nach den Inschriften aus den J. i692 und i72o, die Vorhalle aus 
dem J. i754. Seit der Erbauung einer neuen Pfarrkirche im J. i864 dient sie als 
Nebenkirche. 

Die malerisch auf hoher Aufmauerung am Rheinufer gelegene Kirche ist ein 
ursprünglich einschiffiger, jetzt dreischiffiger Hallenbau mit Turm hinter dem Chor 
und westlicher Vorhalle, im Lichten i9,io m lang, i3,2o m breit (Ansicht Fig. 58). 

Das Äussere ist durchweg glatt verputzt; die Westfront mit hohem Giebel, 
der in der Mitte von einem Gesims durchzogen ist und mit einem in gebrochenem 
Giebel stehenden Sleinkreuz abschliesst. Vor der Westfront ein schlichter zwei- 
geschossiger Vorbau von zwei Geschossen, auf dem Schlufsstein des rundbogigen 
Portals die Jahreszahl i754. Die drei Joche der Seitenschiffe sind nach aussen durch 
schwere, pultförmig abgedeckte Strebepfeiler getrennt; in jedem Feld ein grosses Spitz- 
bogenfenster mit einfachem gothisierenden Masswerk, oben geschweifte Giebel mit 
runder Lücke, die mit kleinen Flachgiebeln abschliessen. Auf den Strebepfeilern der 
Nordseite die Jahreszahl i72o in Eisenankern. An der Ostseite legt sich vor die in 
gleicher Höhe liegenden Apsiden der schlanke Turm mit zwei seitlichen Anbauten 
und der südlich gelegenen kleinen Sakristei. An dem nördlichen Vorbau ein stark 
beschädigter Inschriftstein mit dem Altenberger Wappen : .... und . . . Clemens . . • 



24o 



MÜLHEIM to5 

HIER (?) HA, DER HOCHWIRDIGER HERR JOHAN JACOB LOHE, ABT ZU ALTENBE(rg), i 
HERR ZU RHIILL. ALLHIER ßURTIG .... AÜFFGERICHT ANNO l69l. BITT PUR IHN. 

Der Turm ist ganz schlicht, über dem vierten Geschoss eine steinerne 
Balustrade, innerhalb dieser ein achtseitiger eingeschossiger Aufbau mit Kuppeldach 
und Laterne, ganz entsprechend dem Turm der Kirche S. Maria in der Schnurgasse 
in Köln. 

Das Innere ist gleichfalls ganz einfach. Die drei Schiffe, von denen das 
Mittelschiff vier, die Seitenschiffe je drei Joche umfassen, sind mit einfachen gratigen 
Kreu^ewölben auf rechteckigen Pfeilern überdeckt; die drei Apsiden dreiseitig ge- 
schlossen, das westliche Joch des Mittelschiffes mit der Orgel ist flach gedeckt. 



Fif . U. Malhrin. AniTchl der mliin loihsliKhsn Pfuirliiicht Yom Rhein nut. 

Von der Ausstattung sind zu erwähnen: 

Drei schlichte Barockaltare mit Säulen und Gebalk, der eine Seitenaltar mit 
dem Bertoldischen Wappen. 

Kleines Barockorgelgehause vom J. i7zS und einfache Barockbalustrade 
an der Orgelbühne, daran die Inschrift renovatum i79i. 

Die drei Glocken tragen samtlich die Inschrift: alexius petit me fudit 

ANNO |7S6. 

KIRCHHOFKAPELLE, ehemalige PFARRKIRCHE VON BUCH- 
HEIM (s. t. s. Mauritii). Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 44i. — von Zuccal- 
.M.^GLio, Mülheim S. t48. 

Handschriftl. Qu. In der Hof- und Staats-Bibliothek zu München: 
REDiNGHOVENsche Sammlung, Bd. LVI, fol. 99 über den Aufbau der Kirche am 
Ende des [6. Jh. 

34 1 



io6 



KREIS MÜLHEIM 



ICtrchhof« 
kapeile 

Ucschichte 



Beschreibung 



äusseret 



losere« 



Glocken 



Alte luther. 
Kirche 



Cieschichte 



Beschreibung 



Die Kirche wird schon um ii6o als eine der Abtei Deutz gehörige Pfarrkirche 
genannt (Lacomblet, Archiv V, S. 29o), der Rest der alten Kirche stammt noch aus 
der Zeit um 1200. Die beiden an das Chorhaus angebauten Querschiffarme ent- 
standen wahrscheinlich in den J. i586 — 1593 nach der Zerstörung der Kirche durch 
truchsessische Truppen im J. i583. Am Ende des 18. Jh. geriet der Bau ganz in 
Verfall und lag als Ruine bis um die Mitte des i9. Jh. ; damals wurde der Bau in 
Stand gesetzt und das Chorhaus nach Westen um ein schmales Joch verlängert. 

Kreuzförmiger, zum Teil romanischer Bau, im Lichten 10,20 m lang. 

Im Äusseren ist die halbrunde Apsis ganz schlicht, auf hoher Sohlbank 
sieben flache Rundbogenblenden, in denen die drei kleinen romanischen Fenster 
liegen; das mittlere Fenster ist vermauert. Die beiden Querschiffarme, jetzt gegen 
das Chorhaus durch Mauern geschlossen, mit hohen Giebeln; nach Osten je ein kleines 
spitzbogiges Fenster, darunter ein umlaufendes schmales Hausteingesims. Das Ganze 
ist jetzt mit einem hässlichen Cementverputz überzogen. 

Im Inneren zeigt die Apsis, entsprechend der Blendengliederung im Ausseren, 
sieben kleine, auf hoher Sohlbank aufsitzende Säulchen mit feinen spätromanischen 
Blattkapitälen ; darauf das stark busige Zeltgewölbe. Im Chorquadrat schlichte kantige 
Eckdienste mit gratigem Kreuzgewölbe. Die beiden Querhausarme, von denen der 
eine als Geräteschuppen, der andere als Sakristei dient, sind im Inneren schmucklos; 
über der Thür zur Sakristei noch ein kleines romanisches Rundbogenfenster. 

Nach Mering (Ms. d. Kölner Stadtbibliothek) trugen zwei G 1 o c k e n die Inschriften : 

1. S. MAURITI CUM SOCIIS, ORA PRO NOBIS. JOANNES BOURLET VON JÜLICH 
GOS MICH l685. 

2. S. MAURITIUS HEISCH ICH, IN DEN DIENST GOTTES RUFFE ICH, DIE TUTE 
BEKLAGE ICH, GOTFRID DINKELMEYER GOS MICH IN CÖLN A. l729. 

Redinghoven (a. a. O.) erwähnt eine nicht mehr vorhandene Inschrift über 
den Aufbau des J. i593: 

ecclesia HAEC PAROCHIALIS TITULü s. mauricii nuncupata, coloniexsi 

BELLO, SEPTEMBRI MENSE, ANNO RECUPERATAE SALUTIS 1 586 IGNE CONSUMPTA, A 

SERENISSIMO ET REVERENDISSIMO DOMINO FERDINANDO, COMITE PALATINO RHENI, 

UTRIUSQUE BAVARIAE DUCE, METROPOLITANAE ECCLESIAE THESAURARIO, HUIUS LOCI 
PATRONO, ANNO MDLXXXXIII RESTAURATA. 

ALTE LUTHERISCHE KIRCHE, v. Recklinghausen, Reformations- 
Gesch. II, S. 582. 

Handschriftl. Qu. Im evang. Pfarrarchiv: Vereinzelte Akten von i69o, 
Kirchenrechnungen von i78i ab. Der grösste Teil der Akten wurde i784 zerstört. 
Vgl. Tille, Übersicht S. 261, seitdem ist das Archiv neu geordnet worden. 

Die lutherische Gemeinde bestand gleichfalls schon im Anfang des 1 7. Jh. Der 
älteste Bau ging bei der Eisflut im J. i784 bis auf den Turm zu Grunde: der 
Turm, dessen geschweifte Dachhaube dann nach Montjoie verkauft und dort auf der 
evangelischen Kirche wieder errichtet wurde, bestand noch bis vor etwa i5 Jahren. 
In den J. i784 — 1786 wurde der noch bestehende Bau nach Plänen des Baumeisters 
Hellwig und unter Aufsicht des Hofbaurates Roth in Bonn in der Wallstrasse er- 
richtet, dem i845 — 1848 ein Ziegelturm nach den Plänen des Dombaumeisters Zivimer 
angefügt wurde, 

Schlichter Centralbau in der Form eines von einem Kreuz durchschnittenen 
Kreises, aussen glatt geputzt mit grossen rundbogigen Fenstern, im Lichten 18J0 m 
breit. Die schön geschnitzte klassizistische Hauptthür jetzt in der Turmhalle. 



242 



MÜLHEIM lo7 

Das Innere gleichfalls ganz einfach mit später eingefügten Emporen; in dem Alte luiher. 
östlichen Kreuzarm eine streng klassizistische Abschlusswand mit Pilastem, auf der 
Empore darüber der entsprechende Orgelprospekt. 

FRÜHERE REFORMIERTE KIRCHE, von Zuccalmagmo, Mülheim Früher« 

Reforinierte 
S. l49. — VON RbCKLINGHAUSEN, Ref.-GeSCh. II, S. 5o9. Kirche 

Im evang. Pfarrarchiv: Akten von i6o9, Rechnungen von i664 ab. 

Nachdem ein älteres Predigthaus der reformierten Gemeinde bei der Demolition Geschichte 
des Jahres i6i5 untergegangen war, wurde ihr im J. i635 das um 1600 gebaute Privat- 
haus „zur Sonne" geschenkt, die Gemeinde erwarb dann auch das anstossende ganz 
gleich gebaute Haus; die beiden Häuser wurden im J. i664 zu einem grossen Saal- 
bau mit Galerien hergerichtet. Seit der Union mit den Lutheranern im J. i837 ist 
der Bau wieder in Etagen aufgeteilt worden, jetzt gehört er Herrn Mechaniker 
G. Theegarten. 

Die Fa^aden der beiden Häuser von je drei Achsen und zwei Geschossen Betchreibung 
in Ziegelrohbau, als^ Abschluss jedesmal ein geschweifter Giebel mit dreiteiligem 
Fenster und kleinem Flachgiebel als Bekrönung. Auf die beiden Geschosse verteilt 
die von der Herrichtung zur Kirche stammende Eisenankerinschrift : renovatum 
ANNO i665. / 

Das Innere enthielt einfache Emporen an allen Seiten, die beiden Sattel- 
dächer ruhten auf einem grossen Holzpfosten in der Mitte des Raumes (Ältere Pläne 
im evangel. Pfarrarchiv zu Mülheim). 

STADTBEFESTIGUNG. Des Churfursten zu Brandenburg, in Preussen, befes*?'un 
zu Gulich, Cleve, Berg und Herrn Wolffgang Wilhelm Pfaltzgraven bey Rhein . . . 
denen so sich ... zu Mulheim heusslich niederzulassen begierig: I. Ertheilte Frey- 
heit und Privilegien u. s. w. 161 2. — Programma principum Juliacenses regiones 
possidentium u. s. w., o. O. u. J., dasselbe Privileg in lateinischer Ausgabe. — Dit 
syn de Privilegien verghundt den ghenen, die tot Mullhem begheren to komen 
wonen u. s. w., holländischer Text des Privilegiums auf dem Stich des Kaerius in 
Amsterdam, s. o. Ältere Ansichten und Pläne Nr. 2. — Copiae hinc inde ergangener 
Edicten, den furgenommenen Baw, Erweiterung und Befestigung zu Mülheim be- 
langent. Dazu: Der statt Colin weitere bestendige aussführung, den Mülheimischen 
Baw betreffent, u. s. w. Köln (Mertzenich) 161 2. — De controversa Mulhemiani 
nuper aedificari coepti oppidi u. s. w. Köln (Lützenkirchen) 161 2. — Warhaflftig und 
auss dem versiegelten Original vidimierte abschrifft wegen Abstellung der Licenten, 
auch Mülheimischen Bawes u. s. w. Kays. Poenal-Mandats d. d. Franckfurth, den 

2. Julij Anno MDCXII. — Glaubhaffte Copey der Rom. Keys. . . . Maytt. . . . 

am II. Septembris nechsthin publicirten urteils, die Licenlen Mülheimischen Baw und 
Befestigung, auch änderst betreffendt. Anno 161 2. — The lamentable destruction of 
Mulheim, a Protestant towne in Germany, done by the inhabitants of Cologne the 
3o. of September last 161 5 at three of the clock in the morning. Printed according 
to the dutsch originall London 161 5. — Pleimes, Zwei Aktenstücke aus der Gesch. 
der Stadt Mülheim am Rhein, Programm der höheren Schule, Mülheim i857. — 
Ennen, Die Städte Köln und Mülheim, in Picks Westd. Monatsschrift V, S. 4 1 8. — 
Ders, Gesch. der Stadt Köln V, S. 285. — Ders. in Ann h. V. N. XXXIII, S. i5 
bis 21. — Schafstaedt, Die Festung Mülheim am Rhein zu Ende des i6. und zu 
Beginn des 1 7. Jahrhunderts, Mülheimer Gymnasialprogramm i899, mit ausführlichem 
Quellennachweis. Vgl. dazu Corr.-Blatt der Wd. Zs. XVIII, Sp. 60 und Mitteil. a. d. 
hist. Litt. i899, S. 25. 

243 



I08 KREIS MÜLHEIM 

Stadt. Erst im Laufe des 12. Tahrhunderts wird Mülheim öfter erwähnt, damals noch 

befestigung 

Geschichte ^^^ Unbedeutender Ort, in dem das Kölner Domstift, die Klöster Altenbeig und 
S. Pantaleon in Köln Hofgüter besassen (Lacomblet, UB. I, Nr. 338, 388, 423). Im 
i3. Jh. erscheint dann Mülheim schon als Durchgangspunkt für den Verkehr aus dem 
bergischen Land nach Köln, die Abtei Altenberg wird im J. 1268 im Besitz der 
Rheinfähre genannt (Lacomblet, UB. II, Nr. 586). Seitdem auch datiert das an- 
dauernde Bestreben der Grafen von Berg, Mülheim zu einem befestigten Stapel- und 
Handelsplatz zu machen, und die scharfe Opposition der Stadt Köln gegen diesen 
Plan. Schon im J. 1281 hatte Graf Adolf von Berg einen festen Turm in Mülheim 
errichtet, der aber auf Betreiben des Erzbischofs Sigrid von Westerburg wieder 
niedergelegt wurde (KoELHOFFsche Chronik: Städtechroniken XIII, S. 645). Im J. 1286 
folgt der Vertrag zwischen dem Grafen von Berg und der Stadt Köln, in dem jener 
sich verpflichtet, nie zwischen Zündorf oberhalb Köln und Monheim unterhalb eine 
Veste anzulegen; diese Abmachung hat der Stadt Köln die Handhabe gegeben, eine 
Befestigung von Mülheim trotz aller Gegenanstrengungen auf die Dauer zu verhindern 
(Lacomblet, UB. II, Nr. 820). Nachdeni die Grafen von Berg Mülheim schon im 
J. i322 mit besonderen Handelsprivilegien und städtischen Rechten ausgestattet (oppidi 
nostri de Molenheym, Lacomblet, UB. III, Nr. i89) und am Ende des Jahrhunderts 
einen Zoll dortselbst errichtet hatten, erfolgt schon im J. i393 der Erlass einer Ab- 
gabenbefreiung zu Gunsten des Mauerbaues. Erst im J. i4i4 wird der Mauerl^au 
thatsächlich erwähnt; nach dreijährigem Streit setzte Köln einen Entscheid des Kaisers 
Sigismund durch, demzufolge die Stadt Köln die Befestigungen niederlegen Hess (La- 
comblet, U B. IV, Nr. 97, 99). 

Neubau »«it 1588 Unter dem Einfluss der Kriegsunruhen am Ende des 16. Jh. begann man am 

29. Okt. i588 mit einer neuen Befestigung von Mülheim (Buch Weinsberg, heraus- 
geg. von Lau IV, S. 48), nach den Plänen des jülichschen Hofarchitekten Johann 
Pasqualini, Die Stadt Köln protestierte sofort und machte eine Klage bei dem Reichs- 
kammergericht anhängig. Ein Abgesandter der Stadt Köln ging mit Abrissen der 
neuen Festung (s. o. Ältere Ansichten und Pläne, Nr. i) an den kaiserlichen Hof; 
im J. i589 erfolgte der Bescheid, die Festungsbauten wieder niederzulegen. Es scheint, 
dass man in den folgenden Jahren auf den Weiterbau verzichtete. 

Neubau tdc 1610 Eine ganz neue Wendung nahm die Festungsangelegenheit seit dem J. 16 10 

unter den possidierenden Fürsten von Brandenburg und Pfalz-Neuburg; die Fürsten 
begannen wieder mit Arbeiten und sicherten auch den aus Köln auswandernden 
Protestanten freie Religionsübung zu. Am 12. März 161 2 erfolgte dann in Cleve der 
Erlass von Freiheiten für alle diejenigen, die sich in Mülheim ansiedeln wollten, dazu 
eine Abbildung der neuen, im grössten Umfang anzulegenden Stadt mit Markt, ver- 
schiedenen Kirchen, Schule u. s. w. Im Frühjahr 1612 begannen die Fürsten, den 
Bau auf das Energischste zu betreiben; Köln seinerseits setzte alle Hebel in Be- 
wegung, um den Bau zu verhindern. In diesem erbitterten Kampf erfolgte noch im 
J. 1612 ein Entscheid des Kaisers, den ganzen Bau abzuthun. Dennoch fuhr 
man mit dem Bau fort, im J. 161 3 zählte man 128 Bauten im Bering der neuen 
Stadt, dazu zwei Kirchen. Im J. i6i4 endlich wurde eine Abteilung des Spinolaschen 
Heeres mit der Niederreissung der Festungswerke beauftragt; nachdem eine kurze 
Pause eingetreten war, erfolgte im J. 161 5 ein Entscheid zur vollständigen Vernichtung 
der neuen Stadt, der Festungswerke wie der Privathäuser, die vom 3o. September 
bis 3. Oktober 161 5 durch Kölner Handwerker unter dem Schutz und der Mitwir- 
kung der Spinolaschen Truppen durchgeführt wurde. 

244 



mOlheim I o9 

Seitdem ist der ernsthafte Versuch, Mülheim zu befestigen, nicht mehr gemacht Sti 
worden. Mülheim erholte sich nur schwer und langsam von diesem Schlag. 

Von den Befestigungen bt heute keine Spur mehr erhalten; unsere Kenntnis ti«cta( 
beruht im wesentlichen auf den Stichen des Baues aus dem Anfang des i 7. Jh. 
Die Freiheit Mülheim hatte wohl noch die Befestigung, von der im J. i39S die Rede ist; 
diese Befestigung ist dann wohl im J. iS88 dem Charakter der PasqualinC^cXi^n Bauten 
entsprechend (ähnlich wie in 
Jülich und Köln) erweitert und 
mit Bastionen versehen wor- 
den. Der Bau des J. i6ia 
geht weit über den Umfang 
der alten Freiheit Mülheim 
hinaus, die Befestigung reichte 
nach Osten bis zu dem evan- 
gelischen Friedhof an der 
Gladbach erStrasse, der auf 
dem alten Festungsterrain 
liegt Es waren eine grosse 
Bastionsbefestigung , regel- 
massige rechtwinkelige Stras- 
senzüge, in der Mitte der 
Markt mit dem Schulgebäude 
und auf die einzelnen Quar- 
tiers verstreut schon eine 
Reihe von Privathausem. 

Die Stadt Mülheim ent- Pti> 

halt noch eine Reihe inter- 
essanter Privathäuser des 
l8.Jh., die von dem Wohl- 
standdergrossen Industriellen 
des 18. Jh., der Familien An- 
dreae. Schütte, Bertoldi u.s.w., 
zeugen. Sie liegen nament- 
lich in der Freiheitstrasse, 
Buchheimerstrasse . DOnn- 

walderstrasse u. s. w. ; beson- fit- <» Müihain. 

ders sind zu nennen die fol- G.ri«p.yiiio» i™ <hc.n.i[i« And».«ch„ h.u«. 

genden : 

Freiheitstrasse Nr. 4o, das ehemalige Andreaesche Haus. Christoph An- Andre. 
dreae, der Begründer der grossen noch bestehenden Firma, kaufte bei seiner Über- 
siedelung von Köln nach Mülheim im J. i7i4 das Gasthaus ,Zum goldenen Berg*; 
der jetzige Bau, ein schlichtes zweigeschossiges Haus von fünf Achsen entstand nach 
der Mitte des 18. Jh., jetzt Herrn Kommerzienrat von Guilleaume gehörig und leider 
als Herberge zur Heimat dienend. Das .\ussere ist ganz schlicht, im Inneren nament- 
lich Ttlassiz istische Thüren und ein schönes schmiedeeisernes Treppen gelander. 

Im Garten unter hohen Bäumen ein reizender achlseiliger Rokokopavillon 
mit Mansarddach, aussen.mit gequaderten Ecken, die Fenster mit gewellten Rahmen- 
werk, über der Thür ein zierliches geschnitztes Oberlicht mit Laleme. Im Inneren die 



HO 



KREIS MÜLHEIM 



Privüchäuser 



Haus 
sum Lämrochen 



Haut 
cum Pelikiin 



Bertolditchca 
Hnus 



Rhodittscches 
Haus 



Altes Rnthaus 



Armenhaus 



Landratsamt 



Eiber felder Bau 



Bttchheimer 
Hof 



Wände mit feinem Rokokoomament bemalt, zum Teil auch mit Putten in Relief: 
gegenüber der Thür ein grosser Kamin in breitem mit Figuren besetzten Rokoko- 
aufbau von Holz. Zu beiden Seiten des Kamines Grotten aus Muschelwerk mit 
Wasserkünsten. Der Pavillon ist leider sehr verwahrlost (Fig. 59). 

Freiheitstrasse Nr. 36 — 38, ,zum LämmchenS ein grosses einfaches Barock- 
haus von drei Geschossen mit der Inschrift: anno i7i9 in Eisenankem. Das 
klassizistische Portal aus der Zeit uro i77o mit breitem ornamentierten Rahmen, auf 
dem reichen Gesims ein Putto mit einem Lamm sitzend; in dem Portal gute ge- 
schnitzte Louis XVI. Thür. Auf dem Schlulsstein des Einfahrtthores das Chronogramm: 
VsqVe EG RHENI tVrgebat gLaCIaLe DILVVIVM (i784) 27. & 28. febr. 

Freiheitstrasse Nr. 33, ein kleiner zierlicher zweigeschossiger Bau mit kleinem 
Giebel, jetzt Herrn Holz gehörig. Ober der Thür ein Relief mit dem Pelikan. Dar- 
unter die Inschrift: im gülden pelikan. anno i756. 

Buchheimerstrasse Nr. 29, ein stattlicher zweigeschossiger Bau von fünf 
Achsen mit hohem Mansarddach aus der Zeit um i77o, das Haus des bekannten 
Hofkaramerrates Bertoldi, jetzt Herrn Ludwig Börsch gehörig. Reiche Hausthür in 
ornamentierter Hausteineinfassung, darüber ein Balkon, getragen von zwei Putten und 
einer grossen bärtigen Maske in der Mitte, mit reichem klassizistischen schmiede- 
eisernen Gitter versehen. Im Inneren ist der fein durchgebildete Saal im Stil Louis 
XVL erwähnenswert. 

Walls trasse Nr. 100, das ehemalige Rhodiussche Haus, jetzt als Rathaus 
dienend, ein ganz einfacher zweigeschossiger Bau von sieben Achsen mit grosser 
zweiseitiger Freitreppe, aus der Zeit um i77o. Fenster und Thüren mit Segment- 
giebeln, ganz in den Formen der späten oberitalienischen Paläste. Im Inneren noch 
interessante Stuckdekorationen. 

Das alte Rathaus befand sich an der Stelle des Hauses Freiheitstrasse Si. 
Von ihm stammt das Mülheimer Wappen, welches sich im Hofe der katholischen 
Volksschule an der Friedrich Wilhelmstrasse eingemauert findet. 

An der Stelle des heutigen Kasinos stand auf der Freiheitstrasse das im J. i4i3 
gegründete Armenhaus mit seiner Kapelle (Berg. Zs. XXXIV, S. 65). 

Im Garten des Königl. Landratsamtes, Freiheitstrasse, grosses Rokoko- 
gitter mit Steinpfeilern, aus dem abgebrochenen von Bourscheidschen Hof in Köln, 
Weyerstrasse, herrührend. 

Der Eiber felder Bau an der Münzstrasse, heute als Armenhaus dienend, ein 
schmuckloses Gebäude vom J. i784, wurde nach der Eisflut dieses Jahres aus milden 
Beiträgen Elberfelder Kaufleute als Asyl für die obdachlos gewordenen Familien 
errichtet. 

BUCHHEIMERHOF. v. Zuccalmaglio, Mülheim S. i49. — Binterim a 
Mooren, E. K. I, S. 44i. — Berg. Zs. XX, S. ii4; XXII. S. 254. — Lacomblet, 
Archiv VII, S. 3o2. — Chroniken der niederrheinischen Städte III, S. 684. 

Der Hof erscheint seit dem 1 2. Jh. als Besitztum der Kölner Domküsterei, 
jetzt ist er im Besitz des Herrn M. Cahen in Mülheim. 

Das schlichte zweigeschossige Wohnhaus mit der Jahreszahl i785, anlehnend 
der grosse von Gebäuden umgebene Wirtschaftshof. Neben dem Haupteingang eine 
Inschrifttafel mit dem Oettingenschen Wappen: franciscus guillelmus, metro- 
politanae electoralis coloniensis ecclesiae summus praepositus et custodiae 

SACRI THESAURI PRAEFECTUS, COMES OETTINGANUvS IN FAM . . BALDRENSI ET SOETERNSI 



246 



MÜLHEIM 



II I 



REGN . . , ANTIQUAM VILLAM DOMINICALEM, QUAM ANNO MDCCLXXXIIII GLACIALES 
FLUCTUS HUC USQUE TRANSVERSUM RHENUS PROVOLVERET, IN RUINAS DISIECTAM 
EXIMIO SITU, UBI lAM HORTUS EST, HUNC IN COLLEM TRANSTÜLIT ET AMPLIOREM, 
OPERE CULTÜQUE MELIOREM RESTITUIT, SIBI SUISQÜE IN PRAEFECTÜRA SACRAE 
CUSTODIAE SUCCESSORIBUS HEIC SUBURBANUM SECESSUM, ANNO MDCCLXXXVI. 
DIVEI, IN VESTRA TUTELA LOCUS E(st). 

Der MÄRKERHOF an der Frankfurter Strasse, früher den Herzögen von 
Berg, jetzt dem Grafen von Fürstenberg-Stammheim gehörig, mit einem älteren Wohn- 
haus mit hohem steilem Dach; die jüngeren Wirtschaftsgebäude aus dem i8. Jh. 

SAMMLUNG DES KÖNIGLICHEN LANDRATES, HERRN GE- 
HEIMEN REGIERUNGSRATES VON NIESEWAND. Den Hauptbestand 
bildet eine Kollektion von ganz hervorragenden niederländischen Bildern des i7. Jh., 
zum Teil aus der Sammlung Neven in K^ln herrührend. Im einzelnen giebt ein 
Katalog von jules de brauwere, Catalogue de tableaux anciens appartenant ä 
M. le Baron Eduard de Niesewand, Bruxelles 1886 näheren Aufschluss; seitdem 
sind jedoch einzelne Bilder abgegeben, andere neu erworben worden. Vornehmlich 
zu nennen sind die folgenden Stücke : 

Ludolf Bakhuizen, grosse Fregatte mit der niederländischen Flagge bei be- 
ginnendem Sturm, bez. Ludolf Bakhui . . i696, 1,1 7 m hoch, i,7o m breit. 

Joosl van Craesbeeck, Schlägerei zwischen einer Tischgesellschaft, dazwischen 
der Tod, rechts ein sterbender junger Mann; unten die Inschrift: het is myn 

SCHULD NIET, DAT DEN MENSCH NIET BETER EN SIET. DIE DOODT IS FEL EN SNEL, 
WACHT U VAN SONDEN, SO DEED Y WEL, EN WIL NIEMAND VERMAKEN, DAT GODT 
U't SELVE NIET' EN DOET SMAKEN, ED NEEME NIEMAN'T SYN, SOO' KOME GLYCK, 

75 cm hoch, io3 cm breit 

Albert Cuyp, Porträt eines sitzenden Kindes mit Lamm, bez. A. Cuyp, 77 cm 
hoch, 101 cm breit. 

Jan van Goyen, Landschaft mit einem grossen Baum und Windmühle, 67 cm 
h«)ch, 92 cm breit. 

Thomas de Keyser, Porträt, Halbfigur einer sitzenden älteren Frau in weisser 
Haube, bez. aetatis suae 69. anno i646., 112 cm hoch, 83 cm breit. 

Peter Paul Rubens (?)^ Hügellandschaft im Sonnenlicht von wunderbarer Luft- 
perspektive, 61 cm hoch, io5 cm breit. 

Salomon van Ruysdael, Flusslandschaft mit zahlreichen Schiffen, links am Ufer 
ein grosser Turm, bez. S. v. Ruysdael, 96 cm hoch, i36 cm breit. 

David Teniers, Dorfscenerie mit schmausender und tanzender Gesellschaft, bez. 
i). t., 28 cm hoch, 37 cm breit. 

Jan-Baptiste Weenix, Porträt eines Kavaliers mit Dame und Kind im Park, 
io3 cm hoch, 122 cm breit. 

Die Sammlung umfasst ausserdem eine grosse Anzahl römischer Funde, meist 
ans Köln stammend, vornehmlich Bronzen, Gläser und Terrasigillata- Arbeiten; femer 
Renaissance- und Barockmöbel, Steinzeug, Porzellane, Fayencen; unter den Delfter 
Fayencen sind namentlich zwei grosse in Gold gehöhte Fayencen von Adriaen Py- 
naker zu nennen. Ferner ist noch eine Reihe von etwa 3o gothischen Holzskulp- 
turen zu erwähnen, darunter namentlich eine Folge von 12 Apostel figuren aus dem 
i4.— 15. Jh. 

SAMMLUNG DES HERRN SANITÄTSRATES DR. HOELSCHER. 
Die Sammlung, die mit auserlesenem Geschmack und zielbewusst zusammengebracht 



Bnchheimer 
Hof 



Märkerhof 



Sammlungen 

Sammlung 
Nietewnnd 



Sammlung 
Hoelscher 



247 



I I 2 KREIS MÜLHEIM 

s«mmiungen woidcn ist, beschränkt sich im wesentlichen auf die niederländischen Kleinmeister 
des i7.Jh.; sie giebt ein geschlossenes Bild dieser Richtung. Von etwa 12S Bildern 
ist weitaus die Mehrzahl signiert, trefflich erhalten und von bester Qualität. Im 
einzelnen seien nach den Angaben des Besitzers die folgenden Stücke namentlich 
angeführt : 

A. Cuylenborch, grosse Grotte mit antiken Marmorfiguren, bez. A. Cuylem- 

BORCH F. l642. 

A. Palamedes, grosse Gesellschaft, zum Teil musizierend, ein Bild ersten Ranges, 
bez. A. Palamedes. 

Puter Codde, Beraubung eines Schlosses, vom eine vornehme Dame flehend vor 
dem Hauptmann, bez. P. C. auf einem Brief. 

Adriaan Ostade, Gruppe mit Drehorgelspieler vor einer Schenke, bez. A. Ost ade. 

/ f * Ostade, Geschlachtetes Schwein, auf einer Leiter hängend, aus der Samm- 
lung Courteboom, Antwerpen, bez. J. v. Ostade. 

Jan Steen, drei Dambrettspieler, bez. J. Steen. 

Jan Steen, alter Glatzkopf mit einem Mädchen in der Küche, bez. J. Steex. 

Jakob Duck, Krieger in einer Halle beim Spiel, dabei eine Dame in schwarzer 
Seide, bez. J. Duck, ein vorzügliches Bild des Meisters. 

Emmanuel de Witte, grosses Interieur einer gothischen Kirche, von ganz be- 
sonderer Lichtwirkung, voll bezeichnet mit der Jahreszahl 1666. 

David Teniers d. J.. Susanna im Bade, freie Wiederholung eines italienischen 
Meisters. 

David Teniers, Zecher am Kaminfeuer, bez. D. T.,. über dem Kamin eine Zeich- 
nung angeheftet mit der Jahreszahl 1680. 

David Teniers, Fi au mit Geschirr in Scheune, vom einige Ziegen, bez. D. T. 

/, M. Molenaer, grosses Interieur mit Spielern und Zechern, bez. J. Molen aar. 

Jan Fyt, Diana unter einem Baum mit totem Wild, bez. J. Fyt. 

/. van Goyen, goldtöniges Seestück mit Fischerbooten, rechts eine Kirche, bez. 
V. G. \ 643 auf einem der Boote. 

/. van Goyen, silbertönige Flusslandschaft von besonderer Qualität, rechts eine 
malerische Gruppe kleiner Häuser, bez. auf einem Kahn. 

Karel Dujardin, Vieh vor einer Ruine, rechts Ausblick in eine weite Landschaft, 
bez. Karel Dujardin. 

Aart van der Neer, Nachtstück, links ein Haus am Wasser mit Schiffen, bez. 
auf einem Kahn A. v. N. i645. 

Nicolaes Berghem, Viehstück mit einer Frau, die einen Knaben laust, bez. 
Berghem. 

Jacob van Ruysdael, Dünenlandschaft mit breitem Sandweg, im Hintergrund 
einige Hütten, bez. J. Ruysdael i647. 

Salomon van Ruysdael, Dorf mit Kirche, rechts Ausblick auf einen See, bez. S. R. 

Salomon van Ruysdael, Flusslandschaft mit Schiffen, bez. auf einem Kahn 
S. R. 1644. 

/%. Wouwerman, grosses Schloss mit Terrasse, davor Reiter beim Aufbruch 
zur Jagd, ein vorzügliches Bild des Meisters, bez. Ph. Wouwerman. 

E. van der Poel, die grosse Delfter Pulverexplosion vom J. i654, ein hen'or- 
ragendes Stück des Meisters von minutiöser Durchführung, bez. E. van der Poel, 
12. OcT. i654. 

Jan van Huchtenbnrgh, Reitergefecht auf flachem Hügel, bez. J. H. B. 

248 



NIEDER-ZÜNDORF 



113 



Adam Pynacker, Landschaft mit umgestürztem Baum, bez. A. Pynacker. 

Jan Hackaert, die Eschenallee des bekannten Bildes im Amsterdamer Rijksmu- 
seum, von einem anderen Punkt gesehen, bez. Hackaert. 

Ausserdem umfasst die Sammlung noch weitere Gemälde von Franz Hals und 
Dirk Hals, Peter Boui, Claes Heda und Pteter Claes, /. Platzer, Pieter de Bloot, Jan 
Weynants, Pieter Nee/s, Comelis Bega, Comelis Dekker, zwei Porträts von Geldorp, 
Bilder von Bourguignon, Barend Gael, E, Murant, Hondekoeter, Blumenstück von 
Seghers und Fruchtstück von /. Weenux, Stillleben von C. und J. D. de Heem, eine 
grosse italienische Architektur von Thomas Wyck, zwei Porträts von Janssens van 
Genien, die Porträtskizze des Emmanuel de Trochas-Pereras von A, van Dyk als Vor- 
lage für einen Porträtstich, u. a. m. [R.] 



SAmmlungen 



NIEDER-ZÜNDORR 



ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. naüv. b. Mariae). Bin- Ait^« K-t^^J^- 
TERiM u. Mooren, E. K. I, S. 447; II, S. 25 1. — von Zuccalmagjlio, Mülheim S. 374. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Urkunde über Neuweihung des Hoch- 
altars vom J. i59o. — Rentenverzeichnis vom J. i577. Vgl. Tille, Übersicht S. 261. 

Ein an der Südthür der Kirche eingemauertes omamentales Relief der mero- tie»chichie 
vingisch-karolingischen Zeit deutet auf eine sehr frühe Gründung; die Südthür selbst 
gehört wahrscheinlich dem 11. Jh. an. Im 12. Jh. wurde dann ein nördliches Seiten- 
schiff angefügt und um 1200 der Westturm errichtet. Eine ausdrückliche Erwähnung 
findet die Kirche zum Unterschied von der schon vom h. Heribert im J. 101 9 der 
Abtei Deutz geschenkten Kirche in Ober-Zündorf erst im Liber valoris um i3oo; 
das Patronat lag in den Händen von S. Severin in Köln. In den J. i69o und i722 
wurde der alte Bau wiederhergestellt, dabei Chor und Sakristei neu errichtet Seit 
der Vollendung der neuen Kirche im J. i897 nach Plänen des Architekten Langen^ 
berg (t) in Bonn ist der alte Bau ausser Benutzung. 

Zweischiffiger romanischer Bau mit später eingebautem spätromanischem Beschreibung 
Westturm und einfachem barockem Chor, im Lichten 2i,7 m lang, io,5 m breit (An- 
sicht Fig. 60 — Grundriss Fig. 61 — Details Fig. 62). 

Das dem 11. Jh. angehörende Langhaus ist ganz schmucklos und mit derben 
Putzbewurf versehen; der einfache dreiseitige Chor aus. dem i7. Jh. ganz schlicht 
mit grossen Fenstern. An der Südseite sind zum Teil noch die kleinen rundbogigen 
Fenster erhalten; in der Mitte die alte jetzt vermauerte schmale ThÜr, deren linke 
Wange aus einem grossen Block Wolsdorfer Steins besteht und durch einen mächtigen 
breiten Sturz mit Randprofil abgedeckt ist; darüber ein kleiner Entlastungsbogen. 
Neben diesem Sturtz liegend eingemauert ein rund 75 cm hoher und 25 cm breiter 
Stein aus merovingisch-karolingischer Zeit, der eine aus einer Vase aufsteigende 
Pflanze mit grossen hängenden lanzettförmigen Blättern zeigt (Fig. 62). Das Stück 
ist eng verwandt den Skulpturen der Peterskirche auf der Zitadelle in Metz (Jahrb. 
d. Gesellsch. f. Lothring. Gesch. und Altertumskunde X, S. 120). 

Von besonderem Interesse ist die Einfügung des im 12. — 13. Jh. über der Süd- 
westecke des älteren Langhauses errichteten Westturmes; da die Mauern des alten 
Langhauses nicht tragfähig genug waren, ruht er auf drei schweren, nach aussen 
sichtbaren abgetreppten Strebepfeilern, die in der Höhe des Langhauses mit Rund- 
bogen schliessen und darüber die stärkeren Mauern der beiden Obergeschosse tragen. 



Äuueret 
Langhaus 



Turm 



8 



249 



114 KREIS MÜLHEIM 

I- Die Aussenseileii des ersten Übergeschosses haben einfache Lichtscharten ; die durcli 
den Dachstuhl des Langhauses verdeckten romanischen Doppelfenster deuten darauf 
hin, dass die Anfügung des Seitenschiffes noch später erfolgte. Das hohe Obcrge- 
schoss hat breite Ecklisenen und Rundbogenfries, an jeder Seite ein grosses Doppel- 
fenster. Die Giebel des Rhombendaches mit kräftigem Gesims, einem Doppelfenster, 



Fi(. 60. MiEdn-Zundorf. Aiiichl der all« iHthdlKhBi Pbrrkiret«. 

über dem noch ein kleines rundbogiges Fenster und zu dessen Seiten noch ninde 
Lucken angebracht sind. 

Neben dem Turm an der Westseite ist der spätere Anbau des Seitenschiffes 
noch deutlich wahrzunehmen; die Ecke des Seitenschiffes ist abgeschrägt und geht 
mit einem Schuppenrauster oben in die scharfe Kante über (Fig. 60). Die Fenster- 
f^ffhungen des Seitenschiffes sind mannigfacli verändert; von besonderem Interesse 
ist das Portal (Fig. 61}; auf dem breiten Sturz ein einfaches Kreuz mit dünnem langen 

a5o 



NIEDER-ZÜNDORF 



Il5 



Bauiuchrifcen 



Stiel, wie es z, B. auf den Taufsteinen aus Siebengebirgstrachyt in Lohmar und Neun- au© Kat 
kirchen, Kreis Sieg, vorkommt. Die angebaute Sakristei ist schmucklos. An dem 
Seitenschiff die beiden Bau in Schriften aus den J. i69o und i7i2: 

1. ANNO l69o ECCLESIA N. B. M. IN NIDERZUNDORF RENOVATA ET AUCTA PER R. 
D. WILHELMUM DACKWEILER, PASTOREM, ET PETRUM LULSTORFF, ADAMUM IMMEN- 
DORFF, BERTRAMUM ENGELS, GODEFRIDÜM LULSTORF, WILHELMUM OVOTTEüSCH, 
PETRUM OVOTTEÜSCH, KIRCHMEISTEREN, UND GANZER GEMEINDEN. 

2. J. N. J. X. ANNO l7l2 NAVIS ECCLESIAE IN NIEDERDORFF RENOVATA PER 
TILMANNUM STEGH, PASTOREM, ET WILHELMUM OVOTTEÜSCH, AEDILEM. 

Das Innere, in allen Teilen flach gedeckt, ist ganz schmucklos; der in das 
Hauptschiff hineingebaute Turm mit rundbogiger Öffnung nach Osten und einem 



hol. 
che 



Inneres 



f 





Fig. 61. Nie^Ier-Zündorf. Grundris« der ulten kathoUtchea Pfarrkirche. 



Kreuzgewölbe; in dem schmalen, übrig gebliebenen Raum nördlich vom Turm führt 
die Treppe zur Empore. Die Pfeiler zum Seitenschiff mit schlichten Laibungsge- 
simsen und Rundbogen; der letzte östliche Pfeiler ist weggebrochen. Die Sakristei 
mit einem Tonnengewölbe. 

Von der Ausstattung sind zu erwähnen: 

Kanzel um -1700, der grosse an die Wand angelehnte und an der Rückseite 
offene Kasten mit guten verkröpften Füllungen; er ruht auf reich profiliierten Beinen. 

Figur des h. Christophorus, zum Teil ergänzt; Holzskulptür aus der i. H. 
des 16. Jh., 1,10 m hoch. 

Von der Ausstattung der NEUEN PFARRKIRCHE sind zu erwähnen: 

Zwei Gemälde auf Holz, die Kreuzigung und die Anbetung der Könige, 
figurenreiche italienisierende Darstellungen aus der 2. H. des 16. Jh., je i m hoch, 
o,7o m breit. Sie stammen aus den Altären der alten Kirche. 



AuMtattuog 
Kanscl 

Skluptur 



Neue Kathol. 
Pfarrkirche 

AusstattttAf 



25l 



Ii6 



KREIS MÜLHEIM 



Nene Kathol 
Pfarrkirche 

GUdcc 



Fattfall 



Madonna auf Mondsichel sitzend, Holzskulptur des i5. bis i6. Jh., anschei- 
nend im i7. oder i8. Jh. überarbeitet, 1,20 m hoch. 

Die einzige ältere Glocke mit der Inschrift : Johann peter edel gos 
MICH i7o6. 

Auf dem Kirchhof sogen. Fussfall aus Trachyt, der Oberbau mit halbrundem 
Abschluss und einem Relief des Fussfalls Mariae vor Christus, unten die Inschrift: 

HEER WILHELM STEEG, BÜRGER-MEISTER UND SCHEFFEN DER FREYHEIT DEüTZ, UKD 
GUDULA OLLIGS, SEINE EHELIEBSTE, HABEN DIESSEN FUSSFALL LASSEN AUFRICHTEN 
ZU EHREN DER SCHMERZHAFTEN MUTTER MARIAE, WELCHE DURCH IHR BETRÜBTES 
ABSCHEID VON IHREM GELIEBTESTEN SOHN JESU DENSELBEN IN IHREM ZEITUCHEK 
HINSCHEIDEN WOLLE GNÄDIGST BEYSTEHEN. IM JAHR l72I, DEN 6. SEPTEM BRIS. 








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Fig. 62. Nieder-Zündorf 
Ah« kaihoHtche Pfarrkirche. Portale an der Nordteite und an der Sädseite. 



TÄ 



ZoUturm 
Geschichte 



Uetuhreibuni: 



ZOLLTURM. Im J. 1286 hatten Graf Adolf von Berg und sein Bruder 
Heinrich von Windeck sich verpflichtet, niemals eine Befestigung am Rhein zwischen 
Zündorf und Rheindorf anzulegen (Lacomblet, UB. II, Nr. 820); in den Streitig- 
keiten zwischen Adolf von Berg und der Stadt Köln verbündet sich diese im J. i4i6 
mit dem Erzbischof zur Aufrechterhaltung des Vertrages vom J. 1286 (ebendas. IV, 
Nr. 97). Dennoch errichtete Adolf von Berg einen neuen Zoll in Zündorf und 
wahrscheinlich zu dem Zwecke der Bewachung den noch bestehenden Turm; im 
J. i43o schreibt die Stadt Köln in der Angelegenheit an den Erzbischof (Mitteilungen 
aus dem Stadtarchiv zu Köln XIII, S. 72); der Zoll scheint auch eingegangen zu sein. 
Der Besitz kam später als Hofgut an die Wol ff- Mettern ich zur Gracht, die im J. 1816 
(las Gut an die Familie Courth veräusserte; der jetzige Eigentümer ist Herr Guts- 
besitzer Barthel Courth. 

Der schwere fünfgeschossige Turm (Fig. 63), im Lichten 6,3o m x 6,3o m 
messend, bei einer Mauerstärke von 1,20 m, besteht ganz aus Kopf basalten , die 



252 



NIEDER- ZUN DORF I [7 

Ecken haben eine regelmässige Quadening aus Ttachyt. Nach der Rheinseite hatte 
der Turm unten zwei Schieisscharten, und in den drei fönenden Geschossen je zwei 
kleine Fensterchen; die anderen Seiten in diesen Geschossen nur mit je einem 
kleinen Fensterchen. An der Ho^eite im dritten Geschoss der alte Zugang, eine 
jetzt vennauerte ThQr mit Hausteineinfassung, datunter Spuren von zwei gothischen 
Hausteinkonsolen, die ursprünglich wohl die hölzerne Treppe trugen. 

Das Obergeschoss des Turmes, jetzt verkürzt, zeigt an den Ecken noch die 
feinen, mit Nasen besetzten Konsolen, auf denen die EcktUrmchen TOrkragten : da- 
zwischen je zwei schmale Fenster. 



Aniiehl du ZalUuTBH »n der Rhiinicrrc. 

Die alten Fensteröffnungen sind jetzt fast alle vermauert, nach der Rheinseite 
hin einige neue Fenster, an der Hofseite im Erdgeschoss eine moderne Thür. 

Da Innere ist mit den Geschosshöhen ganz verändert; die an der Rheinseite 
gel^enen Kamine sind ausgebrochen, erhalten sind in den oberen Geschossen nur 
die Sitzbänke in den Fensternischen. 

Das an den Turm angelehnte Wohnhaus ist ein einfacher zweigeschossiger 
Ziegelbau von fünf Achsen mit einem Mansarddach. ^Über der Thür an der Rhein- 
seite das Allianzwappen Wollf- Mettern ich und von der Asseburg mit der Jahres- 
zahl i77i. [R.] 



KREIS MÜLHEIU 



OBER-ZÜNDORF. 

KATHOLISCHE ANNEXKIRCHE (s. t. s. Martini ep.). Binterim u. 
' Mooren, E. K. I, S, 447 ; II, S. i5i. — von Zuccalmaglio, Mülheim S. 374. 

Im J. ioo9 schenkt Erzbischof Heribert dem Kloster Deutz die Kirche in 
ZudendDrp, die von der Witwe Eveza, Gemahlin des Hugo, ihm übergeben worden 
war (Lacomblet, UB. I, Nr. i53); in der Folge erwirbt hier die Abtei Deutz grossen 
Grundbesitz. Im li-Jh. entstand der jetzige Bau der Kirche, deren Langhaus im 

18. Jh. umgebaut wurde; auch 
j im Liber valoris um i3oo er- 

scheint Ober-Zündorf als Pfarr- 
kirche. Im Anfang des i9. Jh. 
wurde die Pfarrei unterdrückt 
und der Pfarrei Nieder-ZOndorf 
Überwiesen. 

Der kraftige Westturm 
des la, Jh., der durch eine sel- 
tene teine Gliederung kusge- 
zeichnet ist, hat eine durch- 
laufende Eckquaderung in regel- 
mässigem Wechsel von Trachyt 
und Wobd orfer Stein. Die 
beiden Untergeschosse unge- 
gliedert mit einfachem West- 
portal in rund bogiger Blende 
und kleinen Rund bogen fensiem 
im zweiten Geschoss. Der obere 
^ Aufbau aus Tuff ist noch ein- 

mal durch ein Gesims geteilt 
und zeigt reine TuffBachen; die 
3, _^. . ,_ ^ schmalen Miltellisenen setzen 

.• ' "'' i^^^^^^^--^*"- ..■'*■ 31 "id endigen mit viertelkreis- 

■;^*^*'' - '~' --- , - förmigen Lappen. Über den 

"— «. ™ ,.,.,,...,■ . . ,■ ■ grossen romanischen Fenstern 

der Glockenstube ein Fries von 
grösseren und kleineren Rund- 
bogen so, dass die Fenster in den grösseren Bogen liegen; darüber noch ein kräftiger 
Zickzackfries und ein derbes Abschlussgesims aus Tuff. Kurze achtseitige geschie- 
ferte Haube. 

Das kleine Langhaus mit seinem einfachen Chorabschluss des 18. Jh. ist dick 
verputzt; an der Südseite zwei kleine Fensterchen, die vielleicht noch dem roma- 
nischen Bau angehören. 

Das Innere wahrscheinlich stark aufgehöht; die Turmhalle mit gratigem Kreuz- 
gewölbe, das Laiighaus ganz schmucklos. In dem oberen Geschoss des Turmes eine 
breite rundbogige Öffnung zum Schiff, die zu dem gewölbten Turmgeschoss hin reich 
ausgebildet ist: zwei Säulen mit leider ganz verstossenen Trachytkapitalchen tragen 
einen glatten rechteckigen Aufsatz, der mit einem Gesims abgeschlossen ist. 

354 



ODENTHAL 



Il9 



Von der Ausstattung sind zu nennen: 

In der Turmhalle ein feiner spätgothischer Taufstein aus der Zeit um i5oo, 
1,02 ra hoch, o,92 m Durchmesser. Der Fuss aus dem Viereck ins Achteck über- 
gehend, das achtseitige Becken mit vertieften Maasswerkfeldern, auf der Mitte jedes 
Feldes ein unten abgeschnittener gedrehter Säulenschaft, mit Profilplatte als Kapital 
in das reiche Kranzgesims des Beckens übergehend. 

Spätgothischer Kelch aus Kupfer mit silberner Kuppa, i9 cm hoch. Die 
Balken des Knaufes nielliert, sonst ganz einfach. 

Die drei Glocken vom J. i785 mit den Inschriften: 

1. IN HONOREM B. M. V. SÜB PASTORE F. URS. SEEFAHRER, BENEDICT. TUIT., 
NICOLAO WEISER ET HENR. PAFFRATH, K. M. DUM TRAHOR, AUDITE, DUM CONCIO, 
PRONUNCIO, DUM TANGOR, ORA, DUM PLANGO FUNERA, FLORA. ANNO l785 WURDE 
ICH ZUM DRITTEN MAHL ZUR GLOK GEGOSSEN. PETRUS LEGROS FECIT. 

2. S. MARTINE, PATRONE PRINCIP. HUIUS ECCLESIAE, O. P. N, PETRUS LEGROS 
FECIT ANNO l78S. 

3. A FULGURE ET TEMPESTATE LIBERA NOS, DOMINE. S. BARBARA ET S. DO- 
NATE, O. P. N. P. LEGROS FECIT ANNO l785. [R.] 



Kathol. 
A nne zkirehe 

AuattHttuag 

Taufvtetn 



Kelch 



Glocken 



ODENTHAL. 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Pancratii). Zuccalmaglio, /•»Hoi 

^ ' Pfarrkirche 



Mülheim S. 356. — Ders., Der Peter- und Paultag i796 in Odenthal, Solingen i842. 
— BiNTERiM u. Mooren, E. K. I, S. 446. — Kerper, Heimatskunde S. 63. — 
Clemen in d. Jahresbericht der Provinzialkommission f. d. Denkmalpflege S. 4i und 
B. J. 100, S. 181. — O. Schell in der Berg. Ms. VI, S. i69. — L. Schwoerbel, 
Die Cistercienser- Abtei Altenberg S. 9. — Berg. Ms. VII, S. 2 1 9. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Kirchenbuch vom J. i6o9, bez. a. xii 
NR. 10, darin Rechnungen über das Kirchenvermögen von i6o9 an, Register der 
Archivalien vom J. i673, Rechnungen der Brudermeister von 161 1 an etc. (vgl. 
Ann. h. V. N. XXXlI, S. 106). — Ordnungh dero Kirchen zu Odinthall und dero 
gerechtigkeit vom J. 16 14, Abschrift d. i7.Jh. Vgl. Tille, Übersicht S. 262. — Wd. 
Zs. I, S. 4i5. 

Im Freiherrlich von Weichsschen Archiv zu Burg Roesberg: Kirchenord- 
nung des Kirchspiels Odenthal von 161 6 im Kopiar aus Burg Scherven vom J. i7oi 
• Tille, Übersicht S. i64). 

Die Kirche zu Odenthal (Udindar, Üdendare: Lacomblet, UB. I, Nr. 37o, 
388) gehört zu den ältesten des bergischen Landes, wiewohl sie erst im i3. Jh. als 
Pfarrkirche genannt wird (Urk. von I259 bei Lacomblet, UB. II, Nr. 472. — Um 
i3oo im Über valoris bei Binterim u. Mooren, E. K. I, S. 439). Der Bau stammt 
noch aus der Mitte des 11. Jh., der Turm ist im 12. Jh. erhöht worden. Die Kirche 
war ziemlich unversehrt auf das i9. Jh. gekommen, nur im J. i7oi waren die beiden 
Seitenschiffe erneut und mit grösseren Fenstern versehen worden, ebenso i755 der 
Turmhelm. In den J. i893 u. i894 wurde der alte Chor abgebrochen und die Kirche 
durch Anfügung eines neuen Querschiffes mit Chorhaus und Apsis erweitert; die 
Ausführung erfolgte nach einem Projekt des Königlichen Kreisbauinspektors Baurat 
Freyse. Gleichzeitig wurde der ganze Bau mit Ausnahme des Turmes restauriert 
und aussen vollständig neu in Gladbacher Kalkstein verblendet. Die Gesamtkosten 



Quellen 



Geschichte 



255 



HO KREIS MÜLHEIM 

*•'*•'- b«;tnigen 53ooo HL, der ProWoziallandug bcilliste im J. i894 hierzu eines Zu- 
■" ""* !^huss von 63oo Mk. 
■••*™^— « Dtei>thiffigc romanische Basilika mit vorgelagertem Westtnnn, vor dem Umbau 

im Lichten *»,8 m lang, ii m breit (Ansicht Fig. 65, Gniadriss Fig. 66-. 
Tva Der machtige Tnrm besteht aus zwei deutlich getrennten Teilen, dem uoge- 

gltederten zweistöckigen, aus Kalkstein aufgeführten Unterbau imd dem neistöck^en 
Aulsatz, der aus Tuff aufgeführt ist 



Fi|. t0. Odtnllul Chon>ikhidci kiihaliickcn Pfankiieh.. 

Das Erdgeschoss ist verputzt und srhliesst mit einem einfachen Gesims ab. 
Über dem in einer viereckigen Umrahmung sitzenden rundbogigen Turmportal ist 
ein vom Anfang des 18, Jh. stammender Aufbau eingemauert, der von dem Brücken- 
thor in Altenberg stammt: eine Innchrifttafel mit s. maria, dann zwei Wappen- 
schilder, Jetzt in die Gtsi-lzestafeln umgewandelt, endlich eine Kartouche (die Inschrift 
Kerstlrt), Hankiert von zwei Löwen. Darüber eine Nische mit Muse hei abschluss, 
darin die Madonnii, auf einer Schliinge stehend. Der zwcisiöckige Aufsatz des 1 2. Jh. 

*56 



zeigt die übliche Gliederung duich Ltsenen und Rundbogen friese, im obersten Ge- kh 
schoss je zwei Doppelfenster mit Mittelsaulen, die Würfelkapiläle und Eckblattbasen 
zeigen. Das Dachgesims von Holz, das niedrige Pyramidendach von i7SS geschiefert. 

Das Langhaus zeigt die Formen der reinen frühromanischen Pfeilerbasilika l."i 
mit Hacher Decke. Im Äusseren ganz einfache rundbogige Fenster, die des Mittel- 
schifies alt, die der Seitenschiffe l7oi verändert und erst iS93 wiederhergestellt. Die 
Odenthaler Kirche steht neben denen von Richrath und Bilk an der Spitze der 
grossen von Kaiserswerth abhängten Gruppe von flachgedeckten romanischen Kirchen 
im westlichen Teile der alten Grafschart Berg. Vier alte und eines diesen nach- 
gebildetes neues Pfeilerpaar tragen die Scheidemauem Die Pfeiler haben ganz 
niedrige Basen mit einem einzigen Pfühl und derbe Kämpfer, die aber in den 
Laibungen und nach dem Mittelschiff za herumgeführt smd (nur am ersten west- 
lichen Pfeilerpaar auch nach aussen). In den Seitenschiffen als Emrahmung des Arkaden- 
bogens noch ein flacher äusserer Rundbogen, in der Kampferhöhe mit einer kleinen 




1 66. Odinlli*] Giui 



Konsole aufsetzend (Fig. 67). In den westlichen Abschlussmauem der Seitenschiffe 
noch je eine grosse rundbogige Blende. Die Fenster haben nach innen ganz schlicht 
abgeschrägte Gewände, Die flachen Decken sind i894 durchweg erneuert. Das Innere 
ist l896 durch den Ma[eT FiscAer aus Köln mit Benutzung der Motive von Boppard 
und Sayn ausgemalt worden. 

Von der Ausstattung sind zu nennen: 

Taufstein vom Ende des is, Jh., achtseitiges Becken, auf kurzem Fuss, um- 
geben von acht Säulen aus schwarzem Granit auf einfachen Eckblattbasen mit Würfel- 
kapitalen (Fig, 68); auffällig der Mangel eines abschliessenden Gesimses. 

Torso einer schönen spätgothischen Steinfigur in Dreiviertellebensgtösse. 

Hölzerne Pieta des i8.Jh. in Dreiviertellebensgrösse. 

Krucifixus des i8. Jh. 

Thürflügel im Turmportal mit guten Eisenbesch lägen des i4. Jh., flache eng 
nebeneinanderliegende Bänder mit lilienförmigen Endigungen. 

Monstranz. 75cm hoch, Ende des iS.Jh, feines spätgothisches Werk aus 
vergoldetem Silber, angeblich aus Altenberg stammend. Der Fuss sechsteilig, der 



KREIS MÜLHEIM 




Schaft feinproriliert und reich mit geschnittenem Laubwerk verziert. Zur Seile des 
'Glascyl Inders zwei reiche Strebesysteme, darüber ein sechsseitiger Baldachin mit durdi- 
einandergesteckten Kielbögen. In dem achtseitigen Aufsatz eine (neue) Figur dt> 
h. Panoratius, als Abschluss ein Krucifix. 

Kasel von geschnittenem roten Sammetbrokat des l7. Jh. mit grossem Granat- 
apfelmuster, drei weitere geblümte des 18. Jh. 

Rundes Weihwasserbecken, in Gelbguss aus dem 16. Jh., an den Henkelci 
Engelshalb Gguren mit Wappen. 

Ein zweites Becken von gleicher Form mit grösseren Wappenschildern und der 
Inschrift: matheus reichenshoffen, pa.stor in odendal, anno domini i6o9. 

Glocken. Die älteste und 
; grösste i.oS m hoch, mit i,o3 m 

_J unterer Öffnung, von birnenför- 
miger Gestalt , nur mit einem 
schmalen Bandchen zwischen 
Schlagring und Mittelfeld, ohne 
Inschrift, aber der Form nach eine 
der frühesten Glocken der Rhein- 
lande, noch aus dem 12. Jh. Vgl, 
MoNTANus, Vorzeit I, S. i73. — 
O. Schell in der Berg. .Monats- 
schrift VI, S. i7o. — Kölnische 
Zeitung vom a9. September 18SJ. 
Die zweite mit der Inschrift 
ingothischen Kapitalen des i4.Jh.: 

J. U. J. S. PANCR.\CIUS. DEFUNCTOS 
PLANGO, VIVOS VOCO, FIJLGL'RA 
FR ANCO. 

Zwei weitere ohne Inschrift 
aus dem. l4.Jh. [C] 

BURG STRAU WEILER. 
^.4 VON ZuccALMAGLio, Mülheim 
S. 348. — Berg. Ms. VI, S. i67: 
VII, S. »i9. — VON Steikek. 
Westföl. Geschichte XVII. S. 5 1 1. 
— Berg.Zs.X, S.4z; XIX, S,87. - 
Fabricius, Karte von i789,S 33o. 
S trau weil er befindet sich in Schloss 



[. 68. Odcailul. 



. ACHENBACH 



i i84o, 18, 



Handschriitl. Qu. Das Archiv 
Gracht, Kreis Eoskirchen. Vgl. Tille, Übersicht S. zi3. 

Ältere Ansichten; 1. Ansicht mit Hund im Vordergrund, bez. 
i83i, i3xio,5cm gross. 

2. Malerische ungenaue Ansicht, Lithogr., bez. A. Schulten, 
X i3,5 cm gross. 

Das Geschlecht der de Udindar, das bis um ijoo genannt wird, und von dem 
zuerst Hcinricus de Udindar im J. ii5o erscheint (Lacomblet, ÜB. I, Nr. 37o), war 
vielleicht im Besitz eines nicht mehr vorhandenen Gutes im Dorf Odenthal selbst. 
Der Name Sirauweiler kommt i4i6 zuerst vor, es ward damals von den Kölnern 
niedergebrannt. 

j58 



ODENTHAL ll3 

Im zweiten Viertel des iS. Jh. ist der bergiäche Landdrost Johann von Quad 
Eigentümer von Strauweiler. Anna von Quad bringt es in der i. H. des iS.Jh. an 
Adolf Rost von Hall zu Ophoven, Aus dieser Zeit stammt noch das ältere Burg- 
haus, das im i6. und i7.Jh. erweitert wurde. Di© Erbtochter Margaretha Catharina 
von Hall heiratete im J. i6iS Johann Adolf von Wolff- Mettern ich zur Gracht; seit 
dem dem J. i63i bezw. i634 war Stauweiler der Sitz der den Grafen Wolff-Metter- 
nich verliehenen selbständigen Herracliaft. Die Burg blieb bis auf den heutigen Tag 
mit Schloss Gracht vereinigt und gehört zum Wolff- Mettemich sehen Fideikommiss. 
Der jetzige Eigentümer bt Herr Reichsgraf Ferdinand von Wolfl- Mettemich zur 
Gracht. Strauweiler erfuhr im J. 1861 durch den Architekten /. Minden in Köln 
eine etwas radikale Wiederherstellung. 

Die Burg (Ansicht Taf. X, Lageplan Fig. 69, erhebt sich über einem steilen 
Abhang überaus malerisch an der Dhünn; sie besteht aus drei im Lauf der Zeit 



an ein andergebauten Burghausem. Das älteste aus dem iS.Jh. an der Südwestecke 
(Fig. 69 A), viergeschossig mit einem dicken Verputz, trägt ein hohes dreigeschossiges 
Walmdach und runde Ecktürmchen mit spitzen Hauben; die beiden westlichen Eck- 
tQrmchen setzen in der Höhe des Dachgesimses an, die beiden östlichen sind zwei- 
geschossig und um ein Geschoss herabgezogen. Der Südgiebel ist bis zum Gesims 
der Ecktürmchen dieser Seite höher gezogen. Der an der 0:)lseite in der ganzen 
Breite vorgelegte, ungefähr gleich grosse Bau von vier Geschossen, mit zwei Fensler- 
achsen an der Schmalseite, drei an der Langseite (Fig. 69 C), trf^t ein einfaches 
Walmdach. An der Südseile ein grosser Erker mit Kreuzsprossen fenstem und ge- 
schweiftem Walmdach aus der Mitte des i7. Jh.; er verdeckt zum Teil eine Jahres- 
zahl in Eisenankern, von der die beiden letzten Ziffern 65 stehen blieben, also 
jedenfalls i565. Der an die Schmalseite des ältesten Baues nach Norden ange- 
schlossene FlUgel (Fig. 69 B) stammt aus dem i7. Jh., nach der Dhünn hin zeigt er 
noch die alten vergitterten kleinen Fenster, er ist um ein Geschoss niedriger als die 
anderen Bauten. 

359 



124 KREIS MÜLHEIM 

Bure Bei der Wiederherstellung im J. 1862 sind die Fenster am ganzen Bau in 

gothisierenden Formen, aber ohne die alten Steinsprossen erneuert worden. Gleich- 
zeitig wurde der kleine gothische Thorbau (Fig. 69 D) und die Mauern um den Hof 
ganz neu errichtet. Ausserhalb der Burg liegt ein langes Gebäude mit Scheunen, 
Stallen und Remisen aus dem 18. Jh. (Fig. 69£). 

Das Innere ist ganz schmucklos, zum Teil enthält es Reste der einfachen 
Ausstattung des 18. Jh., so die breite Barocktreppe, zum Teil wurde es im J. 1862 
neu eingerichtet als Wohnung des Oberförsters. Von besonderem Interesse ist nur 
das in dem einen durch zwei Geschosse reichenden Ecktürmchen angebrachte wohl- 
erhaltene Gefängnis; es ist nur durch eine mit schweren Eisenriegeln versehene 
Lücke von dem Dachgeschoss aus zugänglich; im Inneren noch die Kette zum An- 
schliessen. Von dem benachbarten Zimmer des gleichen Geschosses führt ein kleines 
rechteckiges Fensterchen in das Verliess. 

e ?"'/, BURG SCHERFFEN. Die Burg, jetzt ein einfacher Ackxrhof, ist Stammsitz 

Seherffea *' •' 

eines gleichnamigen, seit dem 12. und i3. Jh. oft genannten Geschlechts (z.B. La- 
COMBLET, ÜB. II, Nr. 472); im J. i592 erscheint Scherflfen im Besitz der von Metter- 
nich, durch Heirath kam es an Gottfried von Steinen (f i63o), diese Familie blieb 
bis i774 Eigentümerin; dann kam das Gut durch Heirat an die von Forstmeister 
und die von Weichs. Seit dem i9. Jh. ist die Burg mit Strauweiier vereinigt; das 
Burghaus wurde um i83o niedergelegt, die letzten Reste verschwanden erst vor 
wenigen Jahren (Mering, G. d. B. VIII, S. 1 16. — Berg. Ms. VI, S. i92). Ein grosses 
spätgothisches Krucifix aus der in den 60 er Jahren abgebrochenen Kapelle ist im 
Besitz der Frau Stabsarzt Ropertz in M.-Gladbach. [R.] 



OVERATH. 

Rom. u Ger«. RÖMISCHE UND GERMANISCHE FUNDE. In der Bleigrube 

Bliesenbach bei Overath sind angeblich Funde gemacht worden, die auf den Betrieb 
der Grube schon in römischer Zeit schliessen Hessen (B. J. LXXVII, S. 212). 

Am Abhang zwischen Overath und Marialinden finden sich die Spuren einer 
Wallburg (von Zuccalmaglio, Mülheim S. 36o). 

K.thoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Walburgis). Binterim und 

Pfarrkirche ^ ° 

Mooren, E. K. I, S. 422; II, S. 2S6. — Dumont, Descriptio p. 18. — Delvos, 
Gesch. der Pfarreien des Dekanates Siegburg S. 43 o. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Stiftungen, Akten u. s. w. vom i7.Jh. 
ab. Vgl. Tille, Übersicht S. 2^, 
Oeichichte Der Ort ist wahrscheinlich identisch mit dem Achera, das schon im J. io64 

bei der Stiftung der Abtei Siegburg genannt wird (Lacomblet, UB. I, Nr. 202, 2o3); 
unter dem Namen Ovirrode kommt der Ort erst im J. 12S6 vor (ebendort II, 
Nr. 428). Turm und Langhaus des noch bestehenden Baues stammen aus dem 12. Jh.; 
die Choranlage entstand wahrscheinlich um 1200. Auch der Liber valoris um i3oo 
nennt die Kirche. Im J. i353 wurde die Kirche der Abtei Siegburg und der 
dortigen Niederlassung, der Propstei S, Cyriacus (s. u.), inkorporiert (ebendort III, 
Nr. 5 18). Die Sakristei stammt aus dem i4. oder i5. Jh.; seitdem ist der Bau im 
wesentlichen unberührt geblieben. Im 18. Jh. baute man vor das Nordportal eine 
kleine Vorhalle; in der i. H. des i9. Jh. musste das nördliche Flankiertürmchen 

260 



OVERATK 135 

wegen BauPJlligkeit zum Teil abgetragen werden. Der Turmhelm entstand nach einem 
Brande nach der Mitte des 18. Jh. 

Dreischiffiger romanischer Bruchsteinbau mit vorgelagertem Weatturm und drei 
Apsiden, im Lichten 32,80 m lang, i3 m breit (Ansicht Fig. 7o, Gnindriss Fig. 7l). 



Der schlanke Westturm ist in den beiden unteren Geschossen ganz glatt; 
das grosse Portal mit Ecksaulchen und onjamentiertem Wust in rundbogiger Blende 
wurde in den So er Jahren erneuen, aber wohl nicht ganz getreu. Der Oberbau des 
Turmes in zwei Geschosse mit Eck- und Mittellisenen geteilt, das untere Geschoss 
ohne Fenster mit zwei Bogen über jedem Feld, im oberen Geschoss kleinerer Rund- 
bogenfries und grosse romanische Doppelfenster; schlanker achtsciliger Helm. 

361 



126 



KREIS MÜLHEIM 



I Langhaus ist im Äusseren ganz schlicht, in den Seitenschiffen und im 
n einfache randbogige Fenster, An der Südseite ein einfaches Portal mit 
schwerem Sturtz in rundbogiger Blende aus Trachyt und Sandstein {Fig. 7o)- Das 
reicher reit Eckaäulen und Kleeblattbogen ausgestattete Portal des Obergangsstiles 
an der Nordseite ist im i8. Jh. bei der Anlage der Vorhalle vermauert worden. 
Die Vorhalle, ein malerischer schlichter Bau, mit korbbogen förmigen Öffnungen nach 
drei Seiten und stumpfem Pyramiden dach. 

Besonders interessant und malerisch ist die zuletzt entstandene Chorpartie: 
die Seitenapsiden sind rechteckig ummauert und kommen an der Aus-senseite nicht 
zur Geltung ; die kleinen Ostfenater der Seitenapsiden sind vermauert. Das Chor- 
haus des Mittelschiffs mit einem Fenster an jeder Seite; in dem Winkel zwischen 



n 




|. 71. OTtnlh. Gnn 



Chorhaus und Seitenschiff sitzen die derben Pfeiler, auf denen sich über dem Dach- 
gesims die Flank ierlürmchen erhoben. Von ihnen ist nur das südliche erhalten, es 
ist in der Höhe des Hauptgesimses in das Rund übergeführt und hat oben vier kleine 
Rundbogenfenster. Das Innere, ein Schacht von nur 55 cm lichter Weite, ist vom 
Dachboden aus durch ein kleines Loch zugänglich. Die Apsis des Mittelschiffes ganz 
einfach mit drei Fenstern; der Giebel darüber mit spatromanisch era Fenster, einge- 
fasst von zwei Säulcheu mit Kleeblattbogen darüber. 

An der Südseite des Chorhauses die gothische Sakristei, ein unr^elmass^ 
viereckiger Bau mit hohem Dach und mit spater veränderten Fenstern; im Inneren 
ein Kreuzgewölbe. 

Das Innere des Langhauses ist ganz schlicht; die Turmhalle mit gratigem 
Kreuzgewölbe Öffnet sich fast in ganzer Breite zum Langhaus. Die Treppe zum 
Obergeschoss des Turmes setzt im Seitenschiff an und mündet nach einer vollkom- 
menen Umdrehung rechtwinkelig dazu in dem zweiten Turmgeschoss. 



OVERATH 



127 



Die Pfeiler des Langhauses schlicht mit glatter Sockelschräge und steilem ro- 
manischen Kämpfergesims; alle drei Schiffe haben flache Decken. 

Reicher ausgebildet ist nur das Chorhaus; vor den kleinen, ganz durch die 
Altäre eingenommenen Apsiden der Seitenschiffe ein schmales Gewölbejoch, aus dem 
jedesmal eine Thür durch die Scheidemauer in das Chorhaus führt. Der Gurtbogen 
dieses Gewölbejoches ruht nach dem flachgedeckten Seitenschiff auf halbrunden 
Diensten mit breiten Basen und einfachen Blattkapitälen des Übergangsstiles. 

Das quadratische, auch mit einem gratigen Kreuzgewölbe überspannte Chor- 
haus des Mittelschiffs öffnet sich nach dem Langhaus hin in einem ganz ent- 
sprechenden Bogen mit halbrunden Diensten. 

Im Chor links einfaches barockes Sakraments-Wandschränkchen mit der 
Inschrift: egge panis angelorum. — d. o. m., agno eugharistico, mannae ab- 

SCONDITO. IN MEMORIAM DILECTISSIMI CONJUGiS ET PARENTIS, FRANCISGI LUDOVIGI 
L. B. AB WESTERHOLT, DOMINI IN WILCKRATH, RELICTA GONJUX ET FILII LUGENTES 
POSUERUNT ANNO MDCCXVI. 

Von der Ausstattung sind zu erwähnen: 

Südlicher Seiten altar vom J. i639 mit mittelmässigem Gemälde der Anbetung 
der Könige zwischen zwei Barocksäulen und mit geschweiftem Aufsatz. Auf dem 
Retabel die Inschrift: anno i639 haben ich, broder johan aesser von grotten 

HERTEN, KELLER ZUR ZEIT DIESES GOTTES HAUSS, GIBT DIESEN ALTHAR DEM 
H. FREUNDT GOTTES, S. ALEXIUS, UND DISER KIRCHEN ZU DER EHREN GOTTES. Der 

nördliche Seitenaltar ganz entsprechend mit dem Gemälde der h. Familie und 
der Inschrift: anno i64i, den 3o. augusti, ist dieser altar zu lob und ehren 

GOTTES UND S. ANNAE VON MIR, BRUDER JOHAN ESSER VON GROITTEN HERTEN, GEBEN 

worden. Die beiden Altäre stammen angeblich aus der Alexianerkirche in Köln 
und kamen in den dreissiger Jahren nach Overath. 

Einfache Kanzel mit Barockfüllungen und der Inschrift: anno domini 1620. 

In der Turmhalle grosses Epitaph aus Schiefermarmor, 2,60 m hoch, i,3o m 
breit, oben zwei Engel, darunter das Allianz wappen in Renaissance- Kartusche, unten 
die Inschrift: das jähr 162?, den i i. September, starb der wolgeborner herr 

JOHAN FREYHERR VON WYLICH ZU GROSEN BERNSAW, LEHNHERR DES KEIRSPELS 
OVERADT, fürstlicher PFALTZ-NEWBURGISGHER DURGHLUCHT GULICHS und BER- 
GISCHER RHADT, CAMMER HERR UND AMBTMANN ZU BEYENBÜRG UND BORNEFELDT. 
— IM JAHR l649, DEN 8. FEBRUARIJ, STARB DIE WOLGEBORNE FRAUW SEBASTIANA 
FREY. VON BREMBT, FREYFRAW VON WYLICH, DEREN SELEN UND ALLEN NOCH KOM- 

^FENDEN DES HAUS GROSEN BERNSAW GOT GNADEN WOLLE. Zu beiden Seiten die 
Ahnenwappen mit den Unterschriften, rechts: wiilich, hochstede, bernsauw, 

HARTZFELD, BEILANDT, HARFF, WALPOTT, HORRICH, links: BREMBDT, PALLANDT, SEIN, 
KRUAIMEL, BOCHHOLS, LIMBURCH, ALPEN, BRENDT. 

Eine alte Glocke vom J. i752 mit der Inschrift: s. walburgis heise ich, die 

LEBENDIGEN BEROFEN ICH, DIE DOTTEN BELEUTEN ICH, DAS UNGEWETTER VERTREBEN 
ich. BARTHOLOMAEUS GUNDER GOS MICH IN COLLEN ANNO l7S2. 

GASTHAUS STEINHOF. Das Haus ist wahrscheinlich identisch mit dem in 
der Mitte des 16. Jh. auch im Besitz der von Wylich genannten Steinhause. Im J. 1662 
entstand der jetzige Bau. Das Haus ist jetzt Eigentum der Frau Witwe Gerhard Key. 

Das Haus ist ein grosser zweigeschossiger Bruchsteinbau von fünf Fenster- 
achsen an der Langseite, vier Fensterachsen an der Schmalseite; an der Rückseite 
über der Thür das Allianzwappen Wylich - Bemsau und die Jahreszahl 1662 in 
Eisenankem. Zu beiden Seiten an der Strasse entlang zwei lange Stallgebäude mit 
Schiefsscharten in dem Erdgeschoss, der Oberbau aus Fachwerk. 



Kathol. 
Pfarrkirche 



Sakramenu- 
schr&nkchen 



Ausstattung 
Altäre 



Kanzel 
Epitaph 



Olocke 



Gasthaus 
Steinhof 



263 



128 



ICREIS MÜLHEIM 



Propst«! 
Cir iaz 



Geschichte 



Beschreibung 



Gross- 
Berasnu 



Geschichte 



Beschreibung 



Alt' BernsM u 



Geschichte 



CIRIAX, EHEMALIGE PROBSTEI DER ABTEI SIEGBURG. 
BiNTERiM und Mooren, E. K. I, S. 436. — Delvos, Gesch. der Pfarreien des 
Dekanates Siegburg S. 92. 

Im J. 1256 gründet Abt Gottfried von Siegburg ,meritis inducti gloriosi martiris 
Ciriaci et sociorum eius, qui signis et miraculis claruenint in capella, que sita est in 
curte monasterii nostri apud Ovirrode' eine Propstei des Klosters (Lacomblet, 
ÜB. II, Nr. 428). Die Stiftung hatte viel zu leiden, auch scheinen die Mönche 
mehr bei der der Propstei inkorporierten Pfarrkirche in Overath gewohnt zu haben. 
Im J. 1626 musste die vollkommen zerstörte Kirche neu errichtet werden; der jetzige 
Bau von Kirche und Kloster scheint aber einem weiteren Neubau des 18. Jh. anzu- 
gehören. 

Die Kirche, jetzt als Stall dienend, ist ein vollkommen kunstloser kleiner Bau 
mit drei vermauerten Stich bogen fenstem an der Langseite. 

Das Kloster, ein gleichfalls ganz schmuckloser Bau des 18. Jh. von acht 
Fensterachsen und zwei Geschossen; auf dem Dach eiserne Wetterfahne mit unbe- 
kanntem Wappen. 

Vor der Thür Freitreppe mit unbekanntem Wappen, über der Thür Wappen 
mit der Inschrift: rudolphus de falckenstein anno i784, den 4. august. 

Der Altar der Kirche jetzt in der Kirche in Marialinden (s. o. S. 234). 

RUINE GROSS-BERNS AU. von Zuccalmaglio , Mülheim S. 36o. — 
Fahne, Gesch. der köln. Geschlechter I, S. 23. 

Handschriftl. Qu. Auf dem Bürgermeisteramt zu Overath: 6 Bände 
mit Protokollen des von Wylichschen, später Bernsauschen Hofgerichts zu Overath 
von 1 633— 1808. Vgl. Tille, Übersicht S. 263. — Beiträge zur Gesch. des Nieder- 
rheins VII, S. 449. 

Im Gräflich Schaesbergschen Archiv zu Thannheim. Archivalien über 
Bemsau und Overath, die Familie von Wylich u. s.w. (Ann. h. V. N. 66, S. 182). 

Die Burg ist der Sitz des Geschlechtes von Wylich. Im J. i54o ist Goedert 
von Wylich Eigentümer, der Barbara von Bemsau zu Bernsau heiratete. Die Fa- 
milie von Wylich blieb im Besitz der Burg bis zum J. i7i4; dann kam es an die 
Freiherren von Schaesberg und von Steinen. Der jetzige Eigentümer ist Herr Graf 
Schaesberg -Thannheim. 

Von der Burg steht ausser einigen kleinen Fundamentresten nur noch die 
Ecke eines mittelalterlichen Turmes, die sich sehr malerisch auf einer rechteckigen 
Erhöhung mitten im Thal erhebt, umgeben von breiten, jetzt als Wiesen trocken ge- 
legten Gräben. 

BURG ALT- BERNSAU. Zuccalmaglio, Mülheilm S. 36i. — Fahke, 
Gesch. der köln. Geschlechter I, S. 23, 28. 

Im Gräflich Nesselrodeschen Archiv zu Schloss Ehreshoven: Flurkarte 
aus der Mitte des 18. Jh. von Ehmanns mit Ansicht der Burg Alten Brensaw. 

Die Burg ist Stammsitz des Geschlechtes von Bemsau, das schon im J. 1222 
genannt wird; im J. i348 verpfänden Emmerich und Ulrich von Bernsau das Haus 
an die Abtei Siegburg. Später erscheint die Burg im Besitz der von Bellinghausen 
bis weit in das i7. Jh. hinein. In der i. H. des 18. Jh. besass sie der kurpfälzische 
Geheimrat von Codone (t i747), der die noch bestellenden Wirtschaftsgebäude er- 
richten Hess. Im J. i78o verkaufen dann die Erben Wilhelm Andreas Joseph von 
Schneidt und die Erben der Witwe J. A. von Heck Alt-Bemsau an die Grafen von 
Nesselrode-Ehreshoven, die noch heute im Besitz des Gutes sind. 



264 



PAFFRATH I 29 

Das Herrenhaus, das sich auf einer Terrasse am Abhang erhob, ist ganz Aii.Bernf*u 
abgebrochen. Nach der Flurkarte im Ehreshovener Archiv hatte das Haus wohl ß«««*»'«*»»"« 
im i8. Jh. seine letzte Ausgestaltung erfahren; es war ein zweiflügeliger Bau, an der 
einen Ecke ein übereckgestellter Turm mit barocker Haube. 

Die Wirtschaftsgebäude bestehen aus einem langen gegenüber liegenden 
Trakt und einem kleinen seitwärts gelegenen Haus, daran das Codonesche Wappen. 

Vor dem Gut ein Steinkreuz vom J. i743 mit dem Allianzwappen Codone 
und Bardenhewer (Johann Jacob von Codone, t i747, und seine zweite Gemahlin 
Helena Katharina von Bardenhewer, t i75i) und der Inschrift: InVenIt pIetas, 
zeLVs ponebat, Vt Isto sInt tVta aVspICIo LIttora, rVra, DoMVs (i743). 
— die andacht hats erfunden, der eyfer hats gesetzet, mögt bleiben 
unverletzet das ufer, haus und feld. 

BURG WILKRATH. Tille, Übersicht S. 297. Das Gut befand sich nach- BurgWükr.th 
einander im Besitz der von Binsfeld, Wyenhorst und eines Geschlechtes von Wilk- 
rath, seit dem 1 7. Jh. folgen die Walbott-Bassenheim, Hauff gen. Spich, Zumbach 
gen Coesfeld und Westerholt. Seit der Wende des 1 8. Jh. ist das Gut zerstückelt 
und das Haus ganz verschwunden; die jetzigen Eigentümer des Burgplatzes sind die 
Grafen von Schaesberg-Thannheim. 

Eine Abbildung des Burghauses, eines einfachen Barockbaues, in der unter 
Alt-Bemsau genannten Flurkarte im Ehreshovener Archiv. Heute steht auf dem 
Burgplatz nur noch ein Steinkreuz vom J. i78i mit der Inschrift: anno i78i, den 

28. MAY, haben die EINHABER DES FREYEN GUTS VIELICKRATH ZU EHREN DES 
LEIDEN CHRISTI DIS CREUZ GESETZT. [R.] 

PAFFRATH. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Clementis). Binterim und Kathoi. 
Mooren, E. K. I, S. 446; II, S. 252. — von Zuccalmaglio, Mülheim S. 326. — 
Ann. h.V. N. XV, S 162. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Das sogen, rote Buch aus dem i5. Jh. 
mit kirchlichen Texten, Rentenverzeichnissen, rechtlichen Aufzeichnungen u. s. w. 
Vgl. ausfiihrlich Tille, Übersicht S. 264. 

Die Kirche in Paffrath wird im J. 11 60 erwähnt, Coilator war damals schon Geschichte 
das Domkapitel in Köln (Lacomblet, UB. I, Nr. 4o3); aus der gleichen Zeit stammt 
im wesentlichen noch der ganze Bau. Im J. 161 7 wurde an die Nordseite des Chor- 
Hauses eine Sakristei angebaut, im Beginn des i9. Jh. die Seitenschifife -bis an die 
Westfront des Turmes verlängert. 

Dreischi ffiger Bruchsteinbau mit Stützen Wechsel , vortretendem Chorhaus Beschreibung 
und ehedem vorspringendem Westturm, im Lichten 1 7 m lang, 1 1 m breit (Ansicht 
Fig. 72, Grundriss Fig. 73). 

Der schwere viergeschossige Westturra ist in den drei unteren Geschossen Turm 
ungegliedert, über jedem Geschoss leicht eingerückt. Im Erdgeschoss das grosse, 
später veränderte rundbogige Portal mit abgetreppten Gewänden, darüber im ersten 
Obergeschoss ein Rundfenster. Die Turmstube mit Eck- und Mittellisenen, der ab- 
schliessende Rundbogen fries ist nur noch zum Teil erhalten; romanische Doppel- 
fenster mit erneuerten Säulchen. Die Turmhaube gleich am Anfang stark eingezogen 
und mit einer dünnen hohen Spitze versehen. 

9 
265 



l3o KREIS HOLHEIH 

Die Seitenschiffe, jetüt an dem Tunn vorbei verlängert, sind schmucklos, die 
Fensler durchweg vergrössert. An der Südseite eine ein&che romanische Thür in 
rund bogiger Blende. 



*'/• 



[. 7>. Puflimih. Aniichi dl 



An dem Obergaden der SUdaeite, der Schauseite, nindbt^ge Fenster, dazwischen 
Blenden in der Form romanischer Doppelfenster und ein jetzt stark beschädigter 
Rund bogen fries (Fig. 7i). Diese seltene Gliederung kommt in der Rheinprovirti 
sonst nur noch an der Pfarrkirche in Wipperfürth vor (Kunstdenkmaler der Kreise 



i66 



PAFFRATH 



l3l 



Gummersbach, Waldbroel und Wipperfürth S. i24). An der Nordseite des Obergadens Km hol. 
fehlen sowohl die Blenden wie der Rundbogenfries, ebenso wie in Wipperfürth. Die 
Gliederung erinnert stark an westfälische Bauten. 

Das Chorhaus mit Rundbogenfries und einem einfachen Gesims aus Tuff, das 
auch den Ostgiebel umzieht, in dem Giebel ein vermauertes Rundbogenfenster. Die 
Apsis gleichfalls mit Rundbogenfries und einem nachträglich vergrösserten Fenster. 
Die kleine, mit Satteldach versehene Sakristei schmucklos; auf dem Fenstergitter die 
Jahreszahl i6i7 (i677?). 

Im Inneren die Turmhalle mit gratigem Kreuzgewölbe; die Nord- und Süd- 
mauer mit nachträglich gebrochenen Öffnungen zu den Seitenschiffverlängerungen. 
Die Scheidemauern des Langhauses haben je einen schweren Mittelpfeiler mit um- 
laufendem Kämpfergesims; an jeder Seite von diesem Pfeiler ausgehend zwei grosse 



Innere« 




ft93 



^iHH 1 • ' ' 1 1 • 1 ' 1- 



4D. 



r II» 

Fig. 73. Paffrmth. Grandritt dar katholitchen PfWrrkirohe. 



Rundbogenblenden. In jeder derselben eine schwere romanische Säule mit hohen 
Basen mit Eckknollen und niedrigen schweren Würfelkapitälen; nur eine dieser 
Säulen hat ein schmaleres Würfelkapitäl mit hohem Hals. Das Tonnengewölbe im 
Mittelschiff, wahrscheinlich erst nachträglich im i3. Jh. entstanden, sitzt auf spätro- 
manischen Leistenkonsolen und hat an jeder Seite tief einschneidende Kappen, die 
sich bis fast zum Scheitel der Tonne erstrecken. Die Seitenschiffe und das Chor- 
haus mit einfachen gratigen Kreuzgewölben, ebenso die Sakristei. 

Obwohl keine direkten Beziehungen zwischen der Kirche in Paffrath und 
Westfalen nachzuweisen sind, so sprechen sowohl der für die Rheingegend sehr 
seltene Stützenwechsel wie auch die eigenartige Gliederung des Obergadens, zu der 
hier nur Wipperfürth eine Parallele bildet, für westfälische Einflüsse; grade in der 
Gegend von Dortmund stimmt eine Reihe kleinerer Dorfkirchen in der Gliederung 
mit einem Mittelpfeiler und zwei Säule;), wie auch in der Ausdehnung mit der Kirche 

267 



WürdigUBg 



l32 



KREIS MÜLHEIM 



KatlioL 
Pfnrrkirch« 



Auf stMttunc 
Altäre 

Triumphkreuz 



Vortragekreux 



Glocken 



Haus Blech 



Geechichte 



Beaehreibung 



in Paffrath überein. Von den beiden nächst gelegenen rheinischen Kirchen mit 
Stützenwechsel ist Knechtsteden älter, Rheinkassel jünger; beide zeigen keinerlei Ver- 
wandtschaft mit Paffrath. 

Von der Ausstattung sind zu erwähnen: 

Drei einfache Barockaltäre, derjenige im südlichen Seitenschiff mit Dedika- 
tiansinschrift und der Jahreszahl i659. 

Triumphkreuz in Lebensgrösse, polychromiert; der grosse Kopf des Ge- 
kreuzigten von morosem Ausdruck, der dünne Körper scharf modelliert, die Schultern 
unnatürlich hochgezogen. Mittelmässige Arbeit des i6. Jh. 

Romanisches Vortragekreuz aus Messing; das Kreuz mit breiteren Balken- 
enden, die Ränder erhöht und mit Perlenschnur versehen. Der Gekreuzigte einfach, 
mit langem Lendentuch, auf einem Fussbrett stehend; über ihm die Hand Gott- 
vaters. Die Rückseite graviert mit reichem Laubwerk, in der Mitte Medaillon mit 
dem Lamm, an den Enden solche mit den Evangelisten-Symbolen. Gute Arbeit aus 
der Zeit um laoo. 

Von den drei alten Glocken die mittlere ohne Inschrift, die beiden anderen 
von i474 und i747 tragen die Inschriften: 

1. SRNT CLEMENTZ HEIS ICH, IN DIE ERE GÖTZ LUDEN ICH, JOHAN VAN ALFTER 
GOS MICH ANNO DOMINI MCCCCLXXIIII. 

2. SANGT JOHANNES BAPDIST, ANNO 1 747 MEISTER ENGELBERTUS JOSEPHUS 
FUCHS GOS MICH IN COELLEN. 

HAUS BLECH, von Zuccalmaglio, Mülheim S. 327. — von Mering, 
Gesch. der Burgen in den Rheinlanden XII, S. i So. — Berg. Zs. III, S. 4. 

Von einem gleichnamigen Geschlechte erscheint zuerst Sibodo van den Blegge 
im J. 1262 (Ennen-Eckertz, Quellen II, S. 45o). Im J. i463 verkauft Konrad von 
Menzingen das Haus nebst dem „Bergfrid" im Dorf Paffrath an den Kölner Dom- 
propst Pfalzgraf Stephan bei Rhein, der es dem Domstift schenkt. Im J. i485 wird 
dann vom Domstift Wilhelm von der Reven damit belehnt; nach langen Erbstreitig- 
keiten, seit etwa i65o, erscheinen im 18. Jh. die von Kalkum gen. Lohausen und die 
von Bottlenberg gen. Kessel im Besitz des Hauses, nach ihnen nach der Mitte des 
18. Jh. ein Kaufmann Johann Jacob Bützler. Damals entstand das jetzige grosse 
Herrenhaus. Johann Bapt. de Caluwö, Schwiegersohn des Bützler, erbte das Haus 
Blech; nach dem Tode seines Sohnes (t 18S0) wurde es an Herrn Hermann Wever 
verkauft von dem es der jetzige Eigentümer, Herr Ernst Schmidt, im J. i863 erwarb. 

Das Herrenhaus ist ein fast quadratischer Bau von zwei Geschossen und 
mit hohem Mansarddach, an jeder Seite fünf Fensterachsen; er liegt auf hoher Auf- 
mauerung in einem grossen Weiher. Die Hauptfront im Südwesten wird von zwei 
viereckigen Türmen flankiert, die auch nur bis zum Hauptgesims des Hauses reichen 
und mit niedrigen geschweiften Dächern versehen sind. An dieser Seite eine reich 
geschnitzte Rokokothür in Hausteinumrahmung, über dem Hauptgesims ein Flach- 
giebel mit eisernem Aufsatz. Vor dieser Front ein geräumiger, von einem Gitter 
umgebener Vorplatz, auf den eine gemauerte Brücke führt. 

Von den Nebengebäuden ist nur ein einfacher, von grossem Thor durch- 
brochener niedriger Trakt erhalten, der sich der Strasse entlang zieht. 

Hinter dem Hause ein grosser, durch den Orkan vom J. i898 schwer beschä- 
digter alter Park. [R.] 



268 



REFRATH. 



ALTE KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Joannis Bapt.). 
Gesch. der merkwürdigea Wandlungen und Schicksale, welche die Pfaire Refirath, 
Kreis Malheim a. Rh., und ihr Gotteshaus im Laufe der Zdt erfahren, o. 0. u. J. 
(um 1860). — Rehse, Gesch. der evang. Gemeinde Berg. -Gladbach a. v. O. 



hoUKhtn Pbrrkiich 




ri(. TS. R«b*(h. GnndiiH dar ■ll«i 



Bensberg: Kirchenrechnungen 
I. — Kircheninventar von 1660. 



Händschrifrl. Qu. Im Pfarrarc 
von 1 596 ab. — Armenrechnungen von 
Vgl. Tille, Übersicht S. 34i. 

Ein grosser Teil des bestehenden Baues geht noch bis spätestens in das 11. jh. 
zurück; Refrath wird bereits im i7.Jh. als älteste Kirche der Gegend und Mutter- ' 
kirche von Bensberg beieichnet. Es scheinen Bensberg und Refrath jedoch schon früh 
vereinigt zu sein, da der Liber valoris um i3oo Bensberg als Pfarrkirche nennt (s. o. 
S. 60) und Refrath nicht erwähnt. Im J. i6ia ist für beide Orte ein evangelischer 



169 



l34 



KREIS MÜLHEIM 



Bctchr«ibuMg 



Äuts«res 



Inneres 



}^=ry^Y^ 




AiteKathoi. Pfarrer bestellt; im Anschluss an die Wiederherstellung des katholischen Bekennt- 

Pfarrkirche ° 

nisses im J. i6i4 wurde- dann Refrath Filialkirche von Bensbeig. Im i8. Jh. erfuhr 
der alte Bau wesentliche Umänderungen; im J. i845 wurde Refrath wieder zur Pfarrei 
erhoben und im J. 1860 mit dem Bau einer neuen Kirche, nach Plänen des Archi- 
tekten V. Stütz begonnen. Der alte Bau wurde dem Verfall preisgegeben, der be- 
sonders schnell voranschreitet, nachdem ein Orkan im J. i898 den Turmhelm abwehte 
und das Dach des Langhauses abdeckte. 

Einschiffiger flachgedeckter Bau mit halbrunder Apsis und vorgelagertem 
Turm, im Lichten i5 m lang, 6,5o m breit (Ansicht Fig. 74 — Grundriss Fig. 75 — 

Details Fig. 76). 

Der schwere dreigeschossige 

Turm ganz schlicht mit rund- 
bogigem Westportal aus Wolsdorfer 
Blöcken (Fig. 76), einzelnen Licht- 
schlitzen und je zwei ungegliederten 
Rundbogenfenstem in der Glocken- 
stube. Der Helm war ein stumpfes 
Pyramiden dach. Das Langhaus 
mit seinen Stichbogenfenslem 
stammt zum grössten Teil aus dem 
1 8. Jh. ; eingemauert an der Süd- 
seite einer jener frühen quadra- 
tischen Steine mit Kreuz und 
Punkten (Fig. 76), wie auch an 
der Kapelle in Lüssem (Kunstdenk- 
mäler des Kreises Euskirchen 
S. i4i, Fig. 66). Das kurze Chor- 
haus an den Seiten mit Lisenen 
und Rundbogen fries noch an einer 
Seite; hier auch noch die alten 
rundbogigen Fenster. Die Fenster 
in der Apsis sind später verändert 
worden. Angebaut an die Apsis 
eine kleine schmucklose Sakristei. 
Das Innere ist ganz schlicht; die Gewölbe des Chorhauses und der Apsis 
sind ausgebrochen. 

Als Material sind hauptsächlich Tuff, Rheinkiesel, Findlinge, Trachyt u. s. w. 
verwendet; das Chorhaus zeigt an den Aussenseiten noch eine feine, mit Ziegelmehl 
durchsetzte Putzhaut. [R.] 




ip^ 






-♦— t- 



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-•C4K. 



Fig. 76. Refrath. DeUtU der alten katholitchen P&rrkirche. 



ROESRATH. 



Ger man. 
Gräber 



GERMANISCHE GRABFELDER. Im J. i894 wurden die bei dem 
Gehöft Boxhohn gelegenen Rundhtigel angeschnitten; es zeigte sich jedoch, dass sie 
mit einer Ausnahme schon früher durchsucht waren; nur eine Aschenurne ge- 
wöhnlicher Form mit Deckel wurde gefunden. Auch die im Anschluss an diese Gra- 
bung vorgenommene Öffnung einer Reihe von i5 Langgräbern war ohne Erfolg 
(Korresp. Blatt der Wd. Zs. XIII, S. 2o7). 



2I0 



ROESRATH 



l35 



KATHOLISCHE PFARRKIRCHE, ehemalige AUGUSTINER- 
KLOSTERKIRCHE (s. t s. Nicolai Tolentini). Binterim u. Mooren, E. K. II, 
S. 249. — Berg. Ms. V, S. 73. — von Zuccalmaglio, Mülheim S. 365. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Liber conventus, handschriftl. Ge- 
schichte des Klosters von i672 ab. — Buch der Erzbruderschaft S. Mariae de con- 
solatione von 1682 ab. Im übrigen vgl. Tille, Übersicht S. 264. 

Im i7. Jh. bestand in Roesrath eine dem h. Vitus geweihte Kapelle^ die zu 
Altenberg gehörte. Da die bei Roesrath gelegene alte Kirche in Volberg dem refor- 
mierten Bekenntnisse gehörte, so versuchten die katholischen Adeligen der Umgegend, 
die Stael von Holstein zu Eulenbroich, von LoS zu Stade und von Belven zu Venauen, 
eine klösterliche Niederlassung in Roesrath zu veranlassen; die Gründung der Augustiner 
wurde im J. i672 von dem Landesherrn bestätigt. Am 5. Juli i677 wurde der Grund- 
stein zu dem Kloster gelegt, das aber erst im J. i7oo vollendet wurde; im J. i69i 
begann man mit dem Bau der jetzigen Kirche, die erst im J. i7o8 vollständig ein- 
gerichtet war. Im J. i795 erduldete das Kloster verschiedentiiche Plünderungen, bei einer 
derselben wurde der Prior des Klosters getötet. Im J. i83o wurde die Pfarrei 
begründet und im J. i832 ihr Kirche und Kloster überwiesen. 

Einfacher Saal bau aus Bruchsteinmauerwerk, mit dreiseitigem Chorabschluss, 
im Lichten 27 m lang, i i,5o m breit. 

Das Äussere ganz schlicht mit grossen rund bogigen Fenstern ; in der Giebel- 
mauer unten einfache Thür, darüber in Höhe der Orgelbühne zwei Rundbogen- 
fenster, ein Fenster im Giebel jetzt vermauert. Offener sechsseitiger Dachreiter mit 
schlanker Spitze. 

Das Innere einfach mit flach gewölbter Holztonne. 

Von der Ausstattung sind zu erwähnen: 

Hochaltar, die ganze Chornische füllend; zu den Seiten des Altartisches 
Thüren, darüber eine Säulenstellung mit grossen freistehenden Figuren, gute Arbeit 
aus der Mitte des 1 8. Jh. 

Kanzel aus dem Ende des i7. Jh., einfach mit Spätrenaissancefüllungen und 
Figuren. 

Einfache barocke Orgelbühne mit einer Pilaster- Brüstung; darauf kleines 
barockes Orgelgehäuse. 

Holzfigur der h. Ursula als Beschützerin, gute niederrheinische Arbeit aus der 
2. H. des i5. Jh., 85 cm hoch. 

In einer Wandnische Gruppe der Pietä aus dem i7. Jh., mittelmässige 
Barockarbeit. 

Einfacher Barockkelch von i648 aus vergoldetem Silber. Auf dem Fuss ein 
Doppelwappen mit der Inschrift: nicolaus cronenbergh, anno i648. Beschau- 
zeichen der Stadt Aachen mit der Beischrift: ach; Meisterstempel mit den zu- 
sammengezogenen Buchstaben v. k. b. 

Reicher Rokokokelch vom J. i76i aus vergoldetem Silber, 2 7 cm hoch, mit 
dreieckigem Knauf und reicher Fassung der Kuppe; das Ganze ist von breiten, 
unruhigen Muschelornamenten überzogen, von vorzüglicher Treibetechnik und Durch- 
arbeitung. Keine Stempel. 

In den Fenstern des Chores vier grosse gut gemalte Wappenscheiben vom 
J. i7o4, Stiftungen grosser rheinischer Klöster; dabei die Inschriften: 

I. REVERENDISSIMUS AC PERILLUSTRIS DOMINUS D. EUGENIUS THEODORUS 
ÜBER BARG AB HOCH EX ALT-FALCKENBURG, PERILLUSTRIS ABBATIAE SIEGBURGENSIS 



Kathol. 
Pfiirrkirche 



tieschichte 



Beschreibung 



Atttttattung 
Alur 



Kansel 

Orgel 

Skulpturea 



Kelch e 



Wnppenfenfter 



27l 



l36 KREIS MÜLHEIM 

Kathol. CONFIRMATUS DOMINUS, D. TEMPORALIS IN SIEGBURG, STRALLEN, GULS, EWENHEIM 
Pfiirrkirchc . ^ 

ET WEISKIRCHEN, ANNO 1 7o4. 

2. REVJ:RENDISS1MÜS AC AMPLISSIMÜS DOMINUS D. JOANNES J ACORUS LOHE, 
CELEBERRIMI MONASTERII B. M. VIRGINIS DE VETERI MONTE SACRI ORDINIS CISTER- 
TIENSIS ABBAS DIGNISSIMUS, DOMINUS TEMPORALIS IN RHEYLL ET DERMERSHEIM, 
ETC. D. D. ANNO 1 7o4. 

3. REVERENDISSIMUS ET AMPLISSIMÜS IN CHRISTO DOMINUS D. VITUS ZEILKEKS, 
CELEBERRIMI MONASTERII B. M. VIRGINIS ET S. HERIBERTI INTRA TUITIUM ORDINIS 
S. BENEDECTI UNIONIS BURSFELDENSIS ABBAS AC PRAELATUS DIGNISSIMUS, ARCHI- 
DIACONUS CIVITATIS UNNENSIS ET SATRAPIAE HAMMENSIS, FUNDI ET FEUDI DOMINUS 
IN VEHN, LEICHLING, VILKUMB, BSCH WEILER, LANGELL, ETC. D. D. ANNO l7o4. 

4. REVERENDISSIMUS IN CHRISTO ET AMPLISSIMÜS DOMINUS D. KONRADUS 
KOCHHEN, UBIUS, CELEBERRIMI ET ANTIQUISSIMI S. PANTALEONIS MART. INFRA COLO- 
NIAM ORDINIS S. BENEDICfl UNIONIS BURSFELDENSIS ABBAS AC PRAELATUS DIGNISSI- 
MUS, FUNDI DOMINUS IN SOCHTELN, ETC. D. D. ANNO 1 7o4. 

Grabsteia Im Chor die grosse Grabsteinplatte des einen Stifters des Klosters, von 

Belven, und seiner Gemahlin; oben das AUianzwappen, darunter die Grabinschrift: 

ANNO I . . . DEN IST DER HOCHWOHLGEBORNER HERR JOHAN CARL BERT- 

HOLFF FREYHERR VON BELVEN, H. ZU VEINAUEN, ERPP, WEIS U. ELTZFELT, IN GOTT 
S. ENTSCHLAFEN, DERO DER ALMÄCHTIG BEGNADIGE. — ANNO l689, DEN «9. SEP- 
TEMBRIS, IST DIE HOCHWOLGEBORNE FRAU ANNA KATHARINA BERTHOLF FREYFRAÜ 
VON BELVEN, GEB. VON SCHEIDT GENANT WESCHPFENNIG, DOCHTER VON HAUS RODT 
UND ELTZFELT, AUCH GEWESENE FRAU ZU VEINAUEN, ERPP, WEIS U. ELTZFELT, IN 
GOTT SELIG ENTSCHLAFFEN, DERO DER ALLMÄCHTIGE BEGNADIGE. Zu den Seiten die 

Ahnen Wappen, links : belven, schall von bell, strebach, friemersheim, krOmmel, 

HOCHERBACH, COURTIS, EFFEREN; rechtS : SCHEIDT G. WESCHPFENNIG, LÜNNING 
V. PLEIS, DERRENBACH, PLITTERSDORF, KALDENBACH, ELTZBACH, MEISSENBACH, 
TROISSDORF. 

Kiosterge. Die Klostergebäude, schlichte zweigeschossige Bauten mit Stichbogen- 

fenstern; der ältere Teil, jetzt Pfarrhaus, lehnt sich, einen kleinen quadratischen Hof 
umschliessend, an die Nordseite der Kirche an. Von diesem Gebäude aus erstreckt 
sich nach Norden der jetzt als Schule dienende jüngere Flügel des i8. Jh. 

H.ttfVeiiaueii HAUS VENAUEN. Berg. Ms. V, S. 249. — von Zuccalmaglio, Mül- 

heim S. 37o. 
Geschichte Die Anfänge des Hauses gehen wahrscheinlich nur bis zur Mitte des i6. Jh. 

zurück, da das Erkundigungsbuch vom J. 1535 schreibt: Peter von Bellinckhusen hat 
einen neuen seess angefangen zu bauen, gnant zu Finawen. Durch Heirat fiel Ve- 
nauen nach der Mitte des 1 8. Jh. an Johann Karl von Belven ; dessen Enkelin brachte 
das Gut durch Heirat vom J, i735 an Johann Werner von Francken, dessen Nach- 
kommen es im Anfang des i9. Jh. veräusserten. Venauen wechselte im i9. Jh. sehr 
schnell die Besitzer, bis es an Herrn von Linde und von diesem an den jetzigen 
Eigentümer, Herrn Felix Mayer, kam. 
Beschreibunf Das Herreuhaus ist ein einfacher zweigeschossiger Bau von sechs Achsen 

mit einem Mansarddach, im Äusseren und Inneren ganz modernisiert Die Fenster 
des Erdgeschosses an der Aussenseite sind mit schweren vorkragenden Barockgittem 
versehen; an der Hofseite über der Thür das Allianzwappen Belven und Belling- 
hausen mit der Jahreszahl i672. Rechtwinkelig zum Herrenhaus ansetzend an beiden 
Seiten einfache niedrige Wirtschaftsgebäude des i8. Jh.; die offene Seite des Hofes 
ist mit einem modernen Gitter abgeschlossen. Die Gräben der alten Anlage sind 
fast ganz zugeworfen. 

272 



KOESRATH 137 

HAUS EULENBROICH. von Zuccai.maglio, Mülheim S. 36[. — Berg. 
Ms. VI, S. 4. 

Haus Eulenbroich erscheint zuerst in der z.H. des iS. Jh. im Besitz des 
Wilhelm Stael von Holstein, der aus der auf dem benachbarten Haus Sülz sitzenden 
Familie abstammt {Berg. Ms. V, S, » 1 7). Der letzte Besitzer aus dieser Linie war 
Andreas Johann Heinrich (f i77i), vor dessen Tod aber Eulenbroich schon im Besitz 
des Johann Werner von Francken ist ( 1 764). Dieser errichtete den noch bestehenden 
Bau. Um iSoo wurde Eulenbroich veraussert; es kam nacheinander in verschiedene 
Hände, endlich an Herrn Haan, von dem es im J. l894 der jetzige Eigentümer, 
Herr Johannes Heuser erwarb, der das Haus einer durchgreifenden Wiederherstel- 
lung unterzog. 



FI(. 77. Hmu Eulnbraieh. Aniiclil 

Das Haus ist vollkommen von Wassergraben umgeben, die durch den Sülz- 
fluss gespeist werden, es besteht aus dem Herrenhaus und dem dem Herrenhaus 
gegenüberliegenden Thorbau {Ansicht Fig. 77). 

Der Thorbau ist zweigeschossig, eine breite gemauerte Brücke darauf zu- 
führend ; die Thoröffnung in Haustein mit dem von Franckenschen Wappen rfarüber, 
das Obergeschoss mit rechteckigem Fenster. Hohes abgewalrates Dach mit Laterne. 
An die beiden Seiten des Thores stossen zwei kleine Seilenbauten an, die Keste der 
Wirtschaftsgebäude, die die ganze Thorseite des Burgterrains und zum Teil wohl 
auch di« Schmalseiten einnahmen. 

Das Herrenhaus ist ein grosser zweigeschossiger Bau mit einem Walmdach, 
der sich über einem hohen Souterrain erhebt ; an der Langseite sieben, an der Schmal- 
seite vier Fensterachsen. Nach dem Hof hin lag vor der Mitte eine hohe zwei- 
flügelige Treppe von der ein Flügel jetzt durch eine halbrunde Terrasse ersetzt ist. 
An den beiden dem Hof zugekehrten Ecken sind niedrige FtQgelbauten von zwei 
Fensterachsen angebaut, die nur bis zum Obergeschoss reichen und von Walm- 
dächern bedeckt sind. ■ [R.] 



l38 KREIS MÜLHEIM 



SAND. 



K.thoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t.s. Severini). von Zuccalmaglio, 

Mülheim S. 329. — Binterim u. Mooren, E. K. II, S. 2S2. 

Im Pfarrarchiv; Präsentationen der Pfarrer von i5i6 an. — Akten über 
den Neubau der Kirche i6i9 — 1653. — Lagerbuch von i663, Register u. s. w. des 
i7. — 18. Jh. Im Einzelnen vgl. Tille, Obersicht S. 265. 
Geschichte Die Kirche ist angeblich eine Stiftung der Herren der Herrschaft Odenthal 

die auch das Patronat besassen ; ein Pfarrer wird im J. 1 5 1 6 ausdrücklich erwähnt. 
Nachdem bereits 161 9 und 1624 die Kirche stark baufclllig erscheint, wurde der im 
J. i653 geweihte und um i885 niedergelegte Bau errichtet. Es war ein einschiffiger 
kleiner Bruchsteinbau mit Dachreiter. Schon um i87o war nach den Plänen des 
Architekten Lange in Köln ein Neubau errichtet worden. 
Glocken Die beiden alten Glocken von i74i und i785 trugen die Inschriften: 

1. SUB PATROCINIO B. MARIAE ET S. JOANNIS BAPTISTAE PAROCH 

SUB DOMINO ANTONIO WILLMUNDT, PASTORE. MEI PATRINI SUNT DO- 
MINUS IN LERBACH ET MARIA URSULA BARONESSA DE HORDE EX JOHAN 

HEINRICH DIENCKELMEYER l74l. 

2. S. SEVERIN HEIS ICH, DIE LEBENDIGEN RUF ICH, DIE TODTEN BECLAG ICH, 

DAS DONNERWETTER VERJAG ICH, JESUS, MARIA, JOSEPH. DURCH CLÄREN' 

IN COLLEN GEGOSSEN ANNO l785. 

Reiiqnicnkiisteii • Aus der Kirche wurde im J. 1 868/69 ein Reliquienkasten vom Anfang des 
i3. Jh. mit Limoges - Email für das Germanische Museum in Nürnberg er^'orben 
(Beschreibung und zwei Abbildungen im Anzeiger für Kunde der deutschen Vor- 
zeit XVI, Sp. 61). 
Rochu« ROCHUSKAPELLE, im J. i69o von dem Freiherrn Philipp von Leers auf 

Haus Leerbach gestiftet, von dem jetzigen Eigentümer, Herrn Richard Zanders, neuer- 
dings wiederhergestellt. Rechteckiger Fachwerkbau des 18. — 19. Jh. mit malerischer 
offener Vorhalle an der einen Seite. [R.] 

STAMMHEIM. 

Kathoi. KATHOLISCHE REKTORATKIRCHE (s.t. natirit. G.Virg.). Binterim 

Rektorat- ^ o ' . 

kiTche und Mooren, E. K. IL S. 249. — von Zuccalmaglio, Mülheim S. 337. — Merino. 
Gesch. der Burgen VIII, S. 99. 

Handschriftl. Qu. Im Archiv des Rektorates: Eingehende Handschriftliche 
Chronik von Stammheim von Rektor Kahlen. 
Geiciiichte Nach der sehr zweifelhaften älteren Überlieferung der Abtei S. Martin in Köln 

hatte bereits im J. 959 Erzbischof Bruno der Abtei einen Hof in Stammheim über- 
wiesen (Ennen-Eckertz, Quellen I, S. 465); auf Veranlassung des Erzbischofs Annt« 
schenkt dann ein Amelricus, Diener des h. Petrus, der Abtei S. Martin im J. io75 
eine Kirche, ecclesiolam, quam ipse a fundamentis construxerat, in villa, que dicitur 
Stammheim (ebendort I, S. 486. — Bestätigt 11 58. Vgl. ebendort I, S. 549). Viel- 
leicht ist in dem unregelmässigen Mauerwerk des Turmerdgeschosses noch ein Rest 
eines älteren Baues erhalten. Stammheim gehört von Anfang an zur Pfarre Flittard. 
die schon 989 der Abtei Gross S. Martin in Köln geschenkt worden war. Nach der 

274 



STAMMKEIM l39 

Mitte des i3. Jh. entstand dann vielleicht das jetzige Langhaus, dessen Strebepfeiler und 
Fensteröffnungen im 1 5 — 1 6. Jh. mancherlei Veränderungen erfuhren. Aus der gleichen 
Zeit stammt auch der grSsste Teil des Turmmauerwerks. Ein letzter Umbau, bei dem 
das Langhaus weitere Änderungen erfuhr und der Turm den jetzigen Aufbau erhielt, 
fand im Anfang des i8. Jh. statt; im J. i7ia wurde die Kirche neu konsekriert. 

Einschiffiger Bau, teils aus Tuff, teils aus Ziegeln, mit Westturm und 
nördlich angebauter Sakristei, im Lichten i5,6o m lang, 6,7o m breit (Ansicht Fig. TS 
— Grundriss Fig. 79). 

Der Westturm besteht im Erdgeschoss aus unrege Im assigem Mauerwerk von 
Tuff. Basalt, Kieseln u. s. w., an der Westseite eine einfache Thür mit giebel förmigem 



.SturtK. Die drei weiteren Geschosse aus Ziegel mau er werk mit regelmässiger Eck- 
quaderung aus Trachyt, wenige Lichtscharten und in Trachytquader eingebundene 
Eisenanker. Die spater aufgesetzte Glockenstube mit zwei rundbogigen Fenstern 
an jeder Seite; hoher achtseitiger Schieferhelm. 

Das Langhaus ganz schlicht, verputzt mit hochsiizenden Spitzbogen- 
fenstern ohne Masswerk; die schlanken Strebepfeiler mit Trachylquaderung sind in 
der Höhe der Fensterbänke einmal al^etreppt und am Schluss pultförmig abgedeckt. 
Sie sind in der jetzigen Form wohl nicht ursprünglich. Der Chor mit grosseren 
zweiteiligen Masswerkfenstem des i6. Jh. An der Nordseite die einfache kleine 
Sakristei aus dem i6. Jh., mit zwei Strebepfeilern an den Ecken; an der Süd- 
seite sind die beiden mittleren Strebepfeiler verlängert und mit einem Pultdach 

z75 



Mo 



I^REIS MÜTHEIH 



Kathol. 
Rektorat 
kirche 



Inneres 



überdeckt. In der so geschaffenen Halle ein Cruzifixus des i7. Jh. in dreiviertel 
Lebensgrösse von sehr scharfer, harter Modellierung. Westlich dieser Vorhalle eine 
kleine moderne Thür, darüber ein spätgothisches Konsol und der Spitzbogen eines 
zerstörten gothischen Portals mit profilierten Gewänden. 

Das Innere des Langhauses ist jetzt — wahrscheinlich schon seit der Wieder- 
herstellung im Anfang des 18. Jh. — flach gedeckt; an den Wänden sitzen noch die 
schlanken Dreiviertel-Dienste auf hohen spätromanischen Basen und mit sehr ele- 
ganten, einfachen frühgothischen Knospenkapitälen aus der Zeit kurz nach 12 So, 
die vielleicht ursprünglich Kreuzgewölbe trugen (Fig. 79). Sonst ist das Innere jetzt 
ganz schlicht; nur im Chor an der Nordseite ein schönes Wandschränkchen; die 
rechteckige Öffnung von reichem Profil umgeben, das Bogenfeld darüber mit Mass- 




Fig. 79. Stammheim. GrundriM und Detail der katholUchen Rektormtkirche. 



Ausstattung 
Hochaltar 



werk und der stark vortretende Bogen selbst mit Krabben und Kreuzblume. In 
den Zwickeln seitlich des Bogens zwei Wappenschilde. Treffliche Steinmetzarbeit 
aus der Zeit um i4oo. 

Von der Ausstattung sind zu nennen: 

Hochaltar, im J. 1681 durch Catharina Liesendahl zu Flittard gestiftet, 
barocker Aufbau mit farbigem Renaissancerelief von einem früheren Altar, den 
der Abt Gerhard von Loen (i54o Pastor, i558 Abt) und ein Herr von Stammheim 
hatten errichten lassen (Korrespondenzblatt d. Gesamtvereins d. deutschen Geschichts- 
u. Altertumsvereine XII, S. 55). In der Mitte der Stammbaum Jesse, zur Seite 
knieend der Abt in Ordenstracht mit seinem Wappen, gegenüber ein Herr von 
Stammheim ganz gerüstet mit seinem Wappen. In der Bekrönung des Hochaltars 
die Himmelfahrt Maria. Im Hochaltar ist in einer Nische ein älteres frül^othisches, 
ehemals bekleidetes hölzernes M^ttergottesbild aufgestellt. 



276 



STAMUUBIM I4t 

Sakramentsschrank, spä^thisch, mit derber Hausteineinfassung. 
Die beiden alten Glocken von |453 und i4S4 tragen die Inschriften: 

1. MARIA, UATER GRACIE, UAT£R MISERICORDIE, TU N05 AB HOSTE PROTEGE. 
UCCCCI.III. 

2. JhESUS CHRISTUS, REX CELI ET TERRE. ANNO DOMINI MCCCCLIIII. [R.] 

SCHLOSS. VON ZuccALMAGUo; Mülheim S. 337. — von Mering, Gesch. 
der Burgen VIII, S. 99. — A. Fahne, Gesch. d. Kölnischen. Jülichschen u. Bergischen 
Geschlechter I, S. 4o9. 

Handschriftl. Qu. Das reichhaltige Archiv von Schloss Stammheim mit 
Materialien zur Geschichte der Familie von FQrstenberg, bisher noch nicht in- 
ventarisiert 

In Stammheim bestand schon am Ende des i. Jahrtausends ein königlicher 
Hof, der im J. 9S9 als Schenkung des Erzbischo^ Bruno an die Abtei Gross S. Martin 



in Köln kommt (Ennen-Eckertz, Quellen zur Gesch. der Stadt Köln I, S. 465). 
Die Abtei Gross S. Martin nennt sich seit dieser Zeit Grundherrin in Stammheim. 
Seit dem l»-Jh. ist der Herrenhof der Sitz der Herren und Ritter von Stammheim 
(zuerst ii36 genannt Edmund von Stammheim: von ZüCCaluaglio, Mülheim 
S. 337). Das Geschlecht blüht dann vor allem im i3. Jh.: Adolf stiftet die Marien- 
^(apelle in Altenberg (vgl, oben S. 57), sein Bruder Bruno war Schenk des Erz- 
bischofs von Köln. Adolfs gleichnamiger Sohn, bergischer Truchsess, sein Enkel 
focht bei Worringen. Das altere Geschlecht, das drei doppelt gezinnte Balken (das 
Wappen der ersten Grafen von Berg) im Wappen führt, scheint dann von einem 
jüngeren Geschlecht beerbt worden zu sein, das ein geteiltes Wappen oben drei 
Sterne, zum Teil auch ein aus beiden Wappten zusammengesetztes führt. Noch i65o 
werden die Herren von Stammheim in den Mülheimer Ratsprotokollen genannt. 

Des Johann von Stammheim Tochter Maria (t t698) heiratet i637 den nach- 
maligen Oberstlieutenant Wimar von der Sülzen, genannt Diependal und bringt ihm 
das Schloss Stammheim zu. Durch Heirat ihrer Enkelin Maria Katharina von Diepen- 

377 



I42 



KREIS MÜLHEIM 



Schloia 



BeschreibuBg 



Mftbd 



Elfenbein« 
nrbeiten 



dal mit Caspar von Weyhe, im J. i7oi, kommt es an die Herren von Weyhe. 
Zwischen i744 und i762 kaufte Friedrich Ferdinand (seit i746 Freiherr) von 
ScharfFenstein, genannt Pfeil das Schloss, wahrscheinlich nach dem Tode der letzten 
von Diependal im J. i75i. Der Sohn des Friedrich Ferdinand, Max August Freiherr 
von Pfeil, kurkölnLscher Kämmerer, verkaufte 1818 Stammheim an den Freihenn 
Theodor Hermann Adolf von Fürstenberg- Neheim, von diesem kam es an seinen 
Sohn, den Grafen Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim. Der jetzige Eigentümer 
ist dessen Sohn, Seine Excellenz Graf Gisbert von Fürstenberg-Stamm heim. 

Das ganze alte Schloss ist in der 2. H. des 18. Jh. abgebrochen und durch ein 
neues zweistöckiges Herrenhaus in den schlichtesten Rokokoformen ersetzt worden. 
Den Hauptbau bildet ein stattlicher zweistöckiger Trakt von neun Axen mit ge- 
brochenem Mansardendach. Die Fenster sind mit flachen Stichbogen überspannt. 
Nach der Rheinseite (Fig. 80) stossen rechts und links im rechten Winkel zwei 
kurze Flügel an ; die mittleren drei Axen des Mittelbaues sind als Risalit in die Höhe 
geführt und mit einem flachen Giebel abgeschlossen, in dem das Fürstenbergische 
und von Rombergische Wappen angebracht ist. Ein wohlgepflegter grosser Park, mit 
seltenen alten Bäumen, schliesst sich an, nach der Vorderseite zu eine geräumige 
Vorburg, die Wirtschaftsgebäude, Stallungen und Nebenräume, im Mittelflügel auch die 
Bibliothek enthält. Die grosse Allee wurde i832 durch den Garteninspektor Weyhe 
angelegt. 

Sammlungen. 

Unter den Möbeln sind eine Reihe guter Kabinetschränke des i7. u. 18. Jh. 
zu nennen, darunter einer mit Imitation von Landschaften in Onyx, in der Mitte 
zwischen gewundenen Säulen eine Nische mit der kleinen Figur der Madonna 
zwischen Spiegeln. 

Das Schloss enthält femer eine reiche Sammlung von Elfenbeinschnitzereien, 
Goldschmiedewerken, Emails, die zum grossen Teil erst von dem Grafen Franz Egon 
von Fürstenberg-Stammheim gesammelt sind. Unter den Elfenbeinarbeiten sind 
die folgenden als kunstgeschichtlich besonders bemerkenswerte Stücke zu nennen: 

Tafel vom Anfang des 12. Jh., i8,5xi2 cm, mit der Darstellung der Ver- 
kündigung Maria (Taf. XI), in reichem Rahmen, unter kleeblattbogenförmigem archi- 
tektonischen Baldachin. Zur Rechten sitzt auf einem erhöhten Kissenthron, über 
einem durchbrochenen Unterbau en face, die Madonna, beide Hände erhoben, von 
links naht der Engel, die Rechte erhoben, in der Linken die Weltkugel haltend. In 
der Höhe die Taube des h. Geistes und eine kleine Gestalt in einem Tuch, ähnlich 
der Darstellung der zum Himmel erhobenen Seele. Die Durchführung der durch- 
brochenen Arbeit ist ausserordentlich fein. 

Längliche Tafel aus der 2. H. des 10. Jh., 8,7 Xi9 cm, in schwarzem Rahmen 
mit der Darstellung Jesu im Tempel (Fig. 81). Rechts die Eltern, links der Hohe- 
priester und Hanna, um den Altar versammelt, die Figuren breit, in flatternder 
weicher Gewandung mit merkwürdig knieschüssiger Haltung. Wahrscheinlich rhei- 
nische Arbeit. 

Gothisches Diptychon des i4. Jh., zwei Täfelchen i7x7,5cm (Fig. 82), mit 
je zwei Darstellungen in architektonischer Umrahmung, auf der einen Tafel über 
einander Kreuzigung und Geburt Christi, auf der anderen Krönung der Jungfrau und 
Anbetung der Könige. 

Kleines Täfelchen des i4. Jh., 8,5x6 cm, flach, mit der Darstellung der 
Kreuzigung. 



278 



Romanische Elfenbeintafel. 



STAMMHEIM l43 

Sechs kleine Elfenbeinstatuetten, je i6 cm, kurz nach 1600, auf geschweiften Sehion 
hölzernen Füssen mit reichen Bronze- und Silberbeschlagen in Spätrenaissancefonnen. 
Die Figürchen sind reich bewegt und von guter Ausführung; sie 7.eigen Satum, 
Jupiter auf dem Adler, Mars, Diana, Merkur. Aphrodite mit Amor. 

Tafel des i7.Jh., ai,Sxi3,Scm, mit der Darstellung der Vision der h. Brigitta(?), 
der in der Höhe, von Engeln umgeben, ein Medaillon mit dem Bilde der Madonna 
erscheint. 

Relief vom Anfang des i7. Jh„ i3Xio cm, mit einer Pieta, in Spatrenais- 
sancerahmen. 

Tafel des i7.Jh„ 9x6,5 cm, mit der Halbligur eines lehrenden Bischofs, 
Dann eine Reihe kleinerer und spaterer Arbeiten, darunter die Medaillons Lud- 
wigs XIV. nach Puget und der Maria Antoinette, endlich eine reiche und kostbare 
Sammlung von Messergriffen und Bestecken, unter den Griffen eine Reihe alter Sttlcke. 



Unter den Emails ist in erster Linie i 
des II, Jh., 4i cm hoch, aus Rotkupfer, mit aufgeheftetem romanischem Kruzifixus, 
im Ganzen ziemlich derb. Die Füsse steif nebeneinander gestellt, darunter in Email 
die Figur Adams, beide Hände erhebend, an den vier Eckstiickchen sind rohe ver- 
goldete Bronzefigürchen aufgestiftet. sonst sind die Arme nur durch Ornamente in 
Email verziert. Auf der Rückseite in den Ecken die vier Evangelisten Symbole, in 
der Mitte ein Medaillon mit der Kniefigur eines ein Buch haltenden Engels (Fig. 33). 

Eine Reihe guter Emails von Limoges aus dem 16. und i7. Jh., darunter zu 



Emailplatte, 39 X 10 cm, Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes 
zeigend, Limoger Arbeit des 16, Jh. Platte mit der schmerzhaften Mutter, umgeben 
von einem Rosenkranz mit sieben Medaillons, die Darstellungen nur in feinem Gri- 
saille mit Gold ausgeführt, Ende des 16. Jh. Weiter ein Christuskopf im Profil 
nach links. 

Drei Gebetbücher mit schönen Silberdeckeln, das eine aus dem i7. Jh. mit 
der Datstellung Christi in Getsemane und der Geisselung, ein zweites nach i7i5 mit 
dUnnen Ornamenten im Anschluss an B^rain, ein drittes nach i753, eine grosse 

«79 



l44 KREIS MOLHEIH 

Sammlung von kostbaren Uhren und Dosen aller Art, mit schSnen Gravierungen, 
getriebenen und ciselierten Arbeiten und Emaits, einige datiert und genau be- 
zeichnet. 

Der reiche Silberschatz zeigt eine Reihe vortrefilicher StQcke des i7. und 
i8. Jh., unter den neueren Arbeiten namentlich gute Stücke im Empirestil. Besonders 



Fr[. 83 Schlau Sumnihda. EU«b*iBdipl 



1 eine Reiseservice des Fürstbischofs Franz Egon von Fürstenberg aus der 
I. H. des 18, Jh., ausserordentlich fein, sowie ein Essbesteck derselben Zeit, beide 
mit Augsburger Beschau und der Marke J r, ein vergoldetes Besteck vom Ende des 
18. Jh. mit Augsburger Beschau und der (undeuüichen) Marke i F H (?). Ein her- 
vorragendes kleines Stück ist dann ein Service aus bestem Meissner Porzellan für 
Chokcilade, bestehend aus Tasse, Glas und Zuckerdose, mit feinster silberner Rokoko- 
fassung. Beschau: Augsburg, i77i — 1773, Marke undeutlich. 



STAMMHEIH 



145 



Ein silberner Jagdbecher des l7. Jh., 3o cm hoch, mit dem Feingehalts- 
zeichen 1 2 und der Marke h w unter Krone (?), reich mit Jagdemblemen, mit Hirsch, 
Pferd, Stier- und Hundsköpfen geschmtkckt, auf dem Deckel zwei Jager. 

Elfenbeinpokal aus der a. H. des i7.Jh. zi cm hoch, mit der Darstel- 
lung eines üguren reichen lebhaften Reiterkampfes und der Inschrift: reverendissi- 

MltS ET ILLUSTRIS51UUS D. THEODORUS HENRICUS A NEHEM, OSNABR. ET MIHD. CA- 
NONICUS, SACELLANUS IN 

MELLE, AD S. JOANNEM p -" — 

PRAEPOSITUS ET ARCHl- 
DIACONUS, FAUILIA NE- | 

HEMIANE DE NEPOTI SUO 
HERUANNO THEODORO, 
QUEM E SACRO FÖNTE, 
HOC SCHEMA BELLICUM 
[lONAT. VOS ERGO NEHE- 

MIanI faVete sospItes, 
VoLete et Covstanter 
PRO Deo patrIaqVe 
pVgnate{[674). Auf der 
Silberfassung die Beschau : 
Rad {Mainz), Meister- 
marke V L H (undeutlich). 

Zwei weitere El- I 
fenbeinpokale vom | 
Anfang des 18, Jh., der 
eine mit dem Triumph- > 
zug Amors, der andere ! 
init drei Schaferpaaren. i 
,Die Fassung modern. | 
Eine ahnliche Elfenbein- i 
dose in Pyxidenform aus 
derselben Zeit, mit Dar- 
stellung ein er Jagd, in Fas- 
sung im Stile Louis XVI. 1 

Schöne silber ver- 
goldete Dose des 16. Jh., I 
16 cm hoch, auf drei 
Knäufen ruhend, mit drei 1 
Medaillonporträts, be- 1 
zeichnet:p.LiciNiusvAL., 

LICINIUS GAL.. PROBUS '^'"' ««"o» Su™li.!m. Ro-..i«S« K-ilkr.«. 

CAES. auf dem Mantel, auf 

dem Deckel mit drei Medaillons, bezeichnet: gordianus cae., uutius ander, 

ARCHiMED. rex. Beschau: Augsburg. Marke i s p. 

Ein zweiter ahnlicher Renaissancebecher des 16. Jh. mit drei Kaiserporträts 
in ovalen Medaillons, ein dritter Becher, 3o cm hoch, mit der Darstellung einer Jagd 
in phantastischem römischen Kostüm. 

Eine Standuhr, aus vergoldetem Rotkupfer, in Gestalt eines Kalvarienberges 
aus dem 1 7. Jh., eine zweite mit einer Säule, die mit Trophäen verziert ist, auf reich 

10 
281 



l46 



KREIS MÜLHEIM 



Schlots 



Kiipellcben 



Kette 



Bibliothek 



Bilderhnnd' 
ichriften 

Mitsule 



Diptychon 



ornamentiertem Fuss, auf dem Kapital eine Erdkugel tragend, bezeichnet: Matthias 

HÜNETIZ PRAGENSIS, HAMBURGI FECIT 1660. 

Ein Kapellchen im Stile Louis XVI. um i78o, dreiteiliger kleiner Kasten 
aus Ebenholz und Silber, gekrönt durch eine mit Festons behangene Urne. Im 
Inneren hinter Glas in reicher landschaftlicher Umgebung, den Krippen des i8. Jh. 
nachgebildet, in kleinen sehr feinen silbernen Figürchen links der Zug der hh. drei 
Könige, rechts die Flucht nach Ägypten, durch ein Uhrwerk aufzuziehen. 

Goldene Kette, für den Kurfürsten Clemens August aus der i. H. des 18. Jh., 
ein Kreuz mit acht kleinen emailierten Feldern tragend, die Kette wechselnd Glieder 
mit durchschlungenem c a und m w tragend. Beschau : Rad (Mainz). 

Die Bibliothek, zum grossen Teil von dem Fürstbischof Franz Egon von 
Fürstenberg zu Hildesheim stammend, ist vor allem reich an Werken der Juris- 
prudenz und der Theologie aus dem 18. Jh. 

Unter den kunstgeschichtlich wichtigen Handschriften vor allem zu nennen: 

Missale, aus Hildesheim, um 1200, einst den dortigen Benediktinern gehörig:, 
bereits die Messe des 11 93 kanonisierten Bischofs Bern ward enthaltend. Voran geht 
ein Kalender mit schöner Umrahmung, dann folgen eine Reihe von Zierblättem 
mit grossen Initialen und eine Anzahl von Vollbildern, die zu den künstlerisch wie 
technisch vollkommensten Leistungen dieser Schule gehören. Die Blätter sind zu- 
meist durch geometrische Rahmen in eine Anzahl von Feldern zerlegt, in denen 
die Figuren Platz finden -- mit Vorliebe sind dem Hauptvorgang typologische Parallel- 
scenen des alten und neuen Testamentes an die Seite gestellt, dazu treten allegorische 
Figuren. Am Schluss ein grosses Bild des h. Bernward, darüber in einem Giebel das 
Brustbild des Gevehardus presbiter. et monachus, darunter der Schreiber, oder Schenk- 
geber, bezeichnet als heinricus presbiter de midel, ein Spruchband haltend mit 
der Inschrift: memor esto congregationis tue. 

Auf der Innenseite des Deckels ist- ein höchst merkwürdiges Diptychon 
eingelassen (Taf. XII) aus Elfenbein, jede Tafel 24 x 8 cm gross (ursprünglich wohl 
die Aussenseite des Deckels schmückend). Auf der linken Hälfte ist dargestellt in 
der Höhe die Stadt Rom, gekennzeichnet durch einen Tempel mit steilem Giebel 
und eine Reihe von kuppel- und turmartigen Bauwerken. Der mittlere tempelartige 
Bau, vor dem in einem hufeisenartigen Rahmen, ein Kopf en face dargestellt ist, 
ist wohl die Lateranskirche mit dem sog. Constantinischen Kopf ihrer Apsis. Dar- 
unter in zwei Zeilen die Inschrift : roma ci vit as. In dem Hauptfelde erscheint links 
ein Geistlicher, eine Rolle in der Rechten haltend, mit der Linken die Thür eines 
Hauses oder eines hausartigen Schrankes öffnend oder schliessend, hinter ihm ein 
zweiter Geistlicher. Zur Seite eine kleinere weibliche Gestalt, die Flöte berührend, 
die ein ihr gegenübersitzender älterer bärtiger Kahlkopf bläst. Tiefer dann lehrender 
oder predigender Geistlicher, auf dem Schosse ein Buch haltend, unter ihm andächtig 
Zuhörende. Links unten endlich die Darstellung, wie ein Kleriker einen vor ihm 
liegenden halbentkleideten Schüler mit einem Rutenbündel züchtigt. 

Auf dem rechten Flügel ist das obere Viertel gleichfalls wieder durch einen 
Streifen abgeteilt; darüber die Darstellung einer Stadt (Tours?), ähnlich wie auf dem 
linken Flügel gekennzeichnet durch Türme und Kuppeln, in der Mitte ein basiltken- 
artiger Bau, in dessen rundbogigem Portal ein bärtiger Mann en face sitzt, in der 
Rechten einen Stab haltend. Darunter die Inschrift : sanctus martinus episcopus. 
Die Hauptdarstellung zeigt hier einen Geistlichen, in der Linken eine Rolle haltend. 



282 



URBACH l47 

mit der Rechten die geöffnete Rolle ergreifend, die ein junger Kleriker von rechts Schiosa 
mit der Rechten hält, während er die Linke mit lebhafter Geste erhebt. Im Hinter- 
grunde vier Geistliche. Vom rechts ein Schreiber, tiefer in einer säulengetragenen 
Schreibstube drei Kleriker bei der Arbeit, zwei einander gegenüber sitzend. In den 
beiden oberen Giebelfeldern und über dem Flötenspieler im linken Flügel finden 
sich die folgenden merkwürdigen Inschriften: 





Das erste Feld ist unzweifelhaft als t Roma zu lesen, das zweite nicht zu 
deuten, die Tafel mit den Buchstaben in der Schulstube erinnert an die Illustrationen 
in BoETHius, De arithmetica et de musica. Das Diptychon kann trotz der Archi- 
tekturformen, die zunächst zu späterer Datierung verleiten, doch nicht nach der 
I. H. des u. Jh. angesetzt werden. Es zeigt noch starke karolingische Traditionen. 
Es ist wohl französischen Ursprungs (vielleicht aus Tours). Die grossen Tonsuren 
der Kleriker deuten auf ein Benediktinerkloster. 

Evangeliar des ii.Jh., 2? X i9 cm. mit einfachen Kanonestafeln und roten 
und farbigen Initialen. 

Evangeliar vom Anfang des 12. Jh., i9X27 cm, mit roten Initialen, im 
Deckel ehemals das Relief mit der Verkündigung (s. o. S. i42). 

Psalter des i4. Jh., 1 1 X 8,5 cm, mit Kalender, und kleinen Darstellungen aus 
dem neuen Testament, von der Geburt Maria bis zur Himmelfahrt. 

Livre d'heures aus der 2. H. des i5. Jh., 2oXi5 cm, mit reichen Ein- 
rahmungen in Blumenranken und Miniaturen in blassen Farben. Frühere Eigen- 
tümerin eine Äbtissin von Montplainchamps in Niederprüm. [C] 



URBACH. 

KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t s. Bartholomaei). Binterim und K.thoi. 

PTarrkirche 

Mooren, E. K. I, S. 439; II, S. 252. — von Zuccalmaglto, Mülheim S. 373. 

Der Westturm stammte noch aus dem 12. Jh.; im Liber valoris um i3oo wird Geschichte 
die Pfarrei zuerst ausdrücklich genannt. Das jetzige Langhaus wurde in den J. 1 879/8 1 
nach Plänen des Architekten Nagelschmidt in Köln errichtet; im J. i899 wurde dann 
auch der Westturm niedergelegt, um neu errichtet zu werden. 

Der abgebrochene viergeschossige Westturm (Fig. 84) bestand ganz aus Tuff; Beschreibung 
das Erdgeschoss hatte ein einfaches später verändertes rundbogiges Portal mit abge- 
treppter Laibung; darüber ein kleines Vierpassfenster. Das dritte und vierte Geschoss 
waren leicht eingerückt. Die Glockenstube hatte an jeder Seite zwei grosse ganz 
heruntergehende Rundbogenblenden, in denen die romanischen Doppelfenster lagen. 
Achiseitiger geschieferter Turmhelm. Im Inneren die Turmhalle mit einfachem 
Kreuzgewölbe, sie öffnete sich in breitem Rundbogen, der nach jeder Seite nochmals 
in einer Blende lag, zu dem Langhaus hin. 

10* 

283 



I48 KREIS MÜLHEIM 

Von der Ausstattung ist nur eine alte Glocke von i457 zu erwähnen mit 
der Inschrift: dunre u. bix (so) verdriven ich, anno domini mcccclvu, severin 

HISCHENN ICH, IN DE IR r,OT2 LUDEN ICH, HERUAM VAN ALFTER GUS MICH. 






Nach dem Lagerbuch trug eine andere Clor "jp ^dif IiMchrift: 'zivriv kis 

ICK, HERRMANN VON CEULEN GUS MICK, DUNRE VERTRIF ICK, ICK UHT GOT FÜR ItK. 

[R.] 



VOLBERG. 



EVANGELISCHE PFARRKIRCHE. Binterim und Mooren, E.K.I. 
' S. 439. — VON ZuccALMAGLio, Malheim S. 365. — von Rec kling hausen, Ref. 
Gesch. III, S. Sa. 

Handsi:hriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Zehntregister von iS74. — Kircheii- 
rechnungen, Kirchenrenten u. s. w. des i7. und i8. Jh. — AktenstQck über das 
Wecken der Kirchen seh lafer vom J. i735. -- Baurechnungen von l7S8. Im übrigen 
vgl. Tille, Übersicht S. löS. 

z84 



149 

Von dem bestehenden Bau stammt der Ostturni mit der Apsis noch aus dem 
\2. Jh.; im Liber valoris um i3oo wird die Kirche unter dem Namen Vagilbei^ 
zuerst ausdrücklich genannt. Um i56o wurde unter dem Pfarrer Westermann (t 1S6T) 
die Reformation durchgeführt; es ist die einzige alte Pfarrhirche im Kreis Mülheim, 
die im Besitz der Reformierten geblieben ist. Das schon wesentlich umgeänderte 
Langhaus wurde im J. i788 durch einen grossen Saalbau ersetzt; ein Grundriss des 
alteren Langhauses befindet sich noch im Pfarrarchiv (Fig. 86). Der Turm hatte 
schon im J. 1 748/49 ein neues Obergeschoss erhalten. 

Romanische Ostturmanlage mit kleiner Apsis und grossem Saalbau im 
Westen {Ansicht Fig. 85, Grundrisse 86). 

Der noch in den zwei unteren Geschossen dem 12. Jh. angehörende Ostturm 
aus Bruchsteinmauerwerk ist 
ungegliedert, die Ecken zeigen 
cineregelmässigeEckquaderung. 
Die Apsis hat noch die ur- 
sprünglichen kleinen Rundbo- 
genfenster, dazwischen dünne 
Liscnen aus Tuff, die auf der 
einfachen SockelschrSge an- 
setzen und einen jetzt sehr ver- 
stümmelten Rundbogenfries tra- 
gen; über dem Rundbogenfries 
ein kraftiges einfach profiliertes 
Gesims. An der Nordseite des 
Turmes eine kleine Thür; in 
dem Obergeschoss über dem 
Apsidendach ein kleines Rund- 
bogenfenster. Das im J. i749 
aulgesetzte dritte Geschoss ganz 
schlicht mit je zwei schlanken 

Rundbogen fenstem an jeder < 

Seite und mit hohem achtsei- 
tigem Turmhelm. 

Das Langhaus vom 
J. 1788 ist ganz einfach, die beiden westlichen Ecken sind abgeschrägt, an jeder Lang- 
seite drei grosse Rund bogen fenster , je eines an der Ostseite zu beiden Seiten des 
Turmes und ein weiteres in der Westwand. In der Mitte jeder Langieite eine gut 
geschnitzte Louis XVL-Thür, über der südlichen die Jahreszahl i788. 

Im Inneren die Turmhalle mit zwei runden Eckdiensten und zwei Konsolen, 
die Ober den einfachen Blattkapitalen das gratige Kreuzgewölbe tragen; die Apsis 
glatt mit Halbkuppe Ige wölbe, die Ofhiung' zum Langh'aus mit Laibimgegeskn'sen. 
Jetzt ist der Raum als Sakristei benutzt und durch eine zur Kanzel führende Treppe 
verbaut. Das Innere des Langhauses hat an drei Seiten einfache, auf HoIzs&uJen 
ruhende Emporen. An der Ostseite der übliche Aufbau des Altartisches, darüber die 
von Säulen flankierte Kanzel mit guten Louis XVI. -Schnitzereien, das Ganze abge- 
schlossen durch den entsprechenden Orgel prospeki 

Die interessante Ostturmanlage scheint zeitlich und stilistisch in engem Zu- 
sammenhang mit der Gruppe von Kirchen am Siebengebirge zu stehen, die im J. 1 144 

i85 



l5o KREIS MULHEIU 

dem Stift Vilich inkorporiert wurden und im Anschluss daran die eigenartigen Chor- 
anlagen erhielten; es bestehen davon noch Ober- und Nieder-DoHendorf. Ver- 
sprengte Beispiele von schon dem Anfang des i3. Jh. angehörenden Ostturmanlagen 
sind Kesseling, Kreis Adenau und Ober- Hammerstein, Kreis Neuwied (Lehfeldt. 
Die Bau- und Kunstdenkmäler des Reg.-Bez. Koblenz, S. i5, S21. — Zeitschr. für 
chrisUiche Kunst VI, Sp. »57. — Jahresbericht der Provinzialkommissjon für die 
Denkmalpflege in der Rheinprovinz III, S. Si; V, S. 59). 
t Von der Ausstattung sind zu erwähnen: 

Sechs Sterbetafeln der Familie von L06 zum Stade, des FreifrSuleins Maria 




m^ 



H 


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4-^ 



Fig. 86 



B du Lanfhiiuei 



» J. ITM. 



von Loe {t i7i6), des Ludger Dietrich von LoS (t l73a), der Witwe Wilhelm. Ma^. 
von Belvcn, geb. von Log (t i737), des Max Wilhelm von Loe (t i742). der Frei- 
frau Lucia Anna von Lo« (t i749) und des Freifraulein Anna Clara von Loe (t (745). 

Sterbetafel des Pfarrers Dr. Gerhard Schreiber {t i694). 

Im Garten des Pfarrhauses in die Erde eingelassen ein romanisches Tauf- 
steinbecken aus Trachyt; jede der sechs Seiten mit zwei Rundbogen, an den 
Ecken einfache Würfel kapitälchen ; i,o5 m Durchmesser. Das Exemplar, jedenfalls 
noch dem 13. Jh. angehörend, ist eines der frühesten Stücke dieser Taufsteine aus 
S iebengebirgsirachy t. 

HAUS STADE. Berg. Ms. VI, S. 98. 

Das Haus Stade ist seit spätestens der Mitte des 16. Jh. in dem Besitz der 
schon früh im Bergischen genannten Familie von Log; diese Linie fvkhrt spater den 

z86 



VOLBERG 



l5l 



Namen Loe zum Stade. Das jetzt noch bestehende Haus entstand im J. i63i, ein Hau« Stade 

Anbau im i8. Jh. Die Linie starb im J. i749 mit Lucia Anna von Lo€ aus; Haus 

Stade fiel an einen Verwandten, Friedrich Leopold • Christian von Botlenberg oder 

an dessen Sohn, der es im J. i768 besass. Von seinen Erben wurde es im Anfang des 

1 9. Jh. verkauft ; es kam an Herrn Küppers aus Köln, dann an die Rcttungsgesell- 

schaft in Düsselthal und im J. i899 an Herrn Felix Mayer in Venauen. 

Die Besitzung bildet jetzt einen offenen Gutshof, auf dem nur das Wohnhaus Be«chreibung 
noch älteren Ursprunges ist, ein einfacher grosser Fachwerkbau mit hohen Giebeln; 







Fig. 87. Haus Ober-SfiLz. Grundriss des ErdgeschoMea. 





• Mit 



Fig. 88. Haus Ober-Sttlz. Grandriss« der Obergeschosse. 



-i 



SU 



in der Wetterfahne die Jahreszahl i67i. Über der Thür ein Wappenstein mit den 
vier Ahnenwappen Loö, Gevertzan,. Katterbach und Bellinghausen, der Jahreszahl 
i63i und den Buchstaben G. v. L. G. v. K. (Gerhard von Loe — Gertrud von 
Katterbach). Angefügt ist ein kleiner eingeschossiger Bau des i8. Jh., von einer 
Fensterachse mit zierlichem geschweiftem Dach, darauf eine eiserne Wetterfahne. 

HAUS OBER-SÜLZ (Heidenhaus), von Zuccalmaglio, Mülheim S. 367. 
— Müller. Siegkreis I, S. 3o8; H, S. 347, 353. — Rheinische Geschichts- Blätter I, S. 88. 

Die Geschichte des Burghauses ist nicht scharf von deijenigeti des nahege- 
legenen Hauses Sülz im Siegkreis zu unterscheiden. Im J. i367 verpfändet Gottfried 
Crevil die Hälfte des Hauses der Abtei Siegburg; dem i5. Jh. gehört der noch be- 



Haus 
Ober- Suis 

Geschichte 



287 



lS2 



KREIS MÜLHEIM 



JZI^JIZ 



H«u« Stehende Bau an. Damals angeblich im Besitz eines Geschlechtes von der Sülze 
kommt das Haus noch im iS.Jh. an die von Schette, von denen es um iSoo an 
die P'amilie von Ley überging, die es bis um i7oo besass. 
Bescbrcibuac Das kleine interessante Burghaus (Grundrisse Fig. 87 u. 88 — Details Fig. 89) 

aus schwerem Bruchsteinmaueru'erk, i3 m lang und lo m breit, umfasst noch drei 
Geschosse; im Erdgeschoss die kleine spitzbogige Thür, die Fenster sind hier erweitert 

woi den . Die beiden Oberge- 
schosse haben noch die alten 
schmalen hohen Fenster, die 
ursprünglich wohl nur durch 
eine Quersprosse geteilt wa- 
ren; in dem zweiten Ober- 
geschoss.die Langseiten nur 
mit Schiefsscharten. 

Von besonderem Inter- 
esse ist das Innere, das 
noch die ursprüngliche Holz- 
konstruktion bewahrt hat 
(Fig. 89). Das Ganze ruht 
auf einer schweren durch- 
gehenden hölzernen Mittel- 
stütze mit Kämpfer und Un- 
terzug. In den Fen.ster- 
nischen sind die Sitzbänke 
noch wohlerhalten, das zweite 
Obergeschoss umfasst einen 
grossen Saal. 

Das Haus gehört zu den 
im bergischen Land häufte 
vorkommenden kleinen Burg- 
häusern, wie Haus Hof (Die 
Kunstdenkmäler der Kreise 
Gummersbach, Waldbroel 
und Wipperfürth S. 8 1), femer 
Haus Overbach bei Much 
und Burg Weiterode im Siegkreis. Bei der letztgenannten ist die innere Konstruktion 
mit Mittelstütze auch noch zum Teil erhalten, aber bei weitem nicht so interessant 
wie bei dem Haus Ober- Sülz. [R.] 



Würdigung 




+■ 



4- 



t ' « ■ 



+ 



ir 



Fig. 89. Hau« Ober-SaU. Holskonatruktion im Inneren-. 



WAHN. 

Kiithoi. KATHOLISCHE PFARRKIRCHE (s. t. s. Aegidii). Binterim und 

Pfarrkirche j^j^^j^gj^, £ ^ jj^ g ,5, _ DumONT, DeSCriptio p. 2?. 

Handschriftl. Qu. Im Pfarrarchiv: Chronik der Pfarrei Urbach. Vgl. 
Tille, Obersicht S. 266. 
Geschichte Der Turm der alten Kirche gehörte in seinem Unterbau wohl noch dem 11. Jh. 

an; nach einer Notiz vom J. i672 in einem Messbuch war die Kapelle besonder:^ 



288 



im J. i389 durch Johann von Revelen dotiert worden. Die Kirclie war Filiale von 
Ober-ZOndorf und wurde erst im J. i835 zur Pfarrkirche erhoben. Im J. i893 wurde 
der garste Bau mit seinem um 1800 entstandenen schmucklosen kreuzförmigen Lang- 
haus niedergelegt und durch einen Neubau von A. Becker in Bonn ersetzi. Aul- 
nahmen der allen Kirche im Denkmalerarchiv der Rheinprovinz. 

Der Turm des alten Baues (Ansicht und Detail Fig. 9o) bestand in den unteren 
Teilen ganz aus Findlingen, schweren Kieseln, Basalten u. s. w, und hatte ein ganz 
einfaches rundbogiges Portal aus schweren Stücken von Wolsdorfer Stein: ein weiteres 
Geschoss aus Tuff mit Eckquaderung aus Trachyt gehörte auch noch der romanigchen 
Zeit an. Gleichzeitig mit dem 
kreuzförmigen Langhaus hatte der 
Turm ein weiteres Obergeschoss 
in Zi^elrohbau mit geschweiftem 
Schieferhelm erhalten. 

In der Turmhalle der neuen 
katholischen Pfarrkirche 
grosses Wandepitaph des Wil- 
helm von Zweifel und des Agnes 
Schall von Bell von schwarzem 
Marmor aus der 2. H. des i7. Jh., 
4,20 m hoch, 2,60 m breit. Oben 
das von Löwen gehaltene Alli- 
anzwappen, darunter die Drei- 
einigkeit, in der Mitte vor einem 
Altar knieend die Figuren der 
Ehegalten, das Ganze in flachem 
Relief Unten auf einem Vor- 
hang die I nschrift : an^no i 656, 

DEN II. APKILIS, IST DES WOL- 
GEBOBENER HERR WILHELM FREY- 
HERR VON ZWEVFFEL ZU WAHN, 
FL'RSTE. PFALTZ-NEWBURGISCHER 
RAT UN» CAMMERER, BERGISCHER 
OBERJAGERMEISTER, AMBTUAN ZV -- BLJB 

LEWENBURGH MID LULSTORFF, IN |_^ _, , . . |» 

GOTT SXLIG ENTSCHLAFFEN, DERO ■ VI ' 

SEEL DKR SLLIIÄCHTIG BEGNADIGE. ABiicbl ind I>elMl <Ut ■Ittn ki>'iholintnii Pfutrkiich«. 

— ANNO 1685, DEN l5, MARTY, 
IST DFE WOLGEBORNE FRAW AGNES 

FKEYFkAW VON ZWEIFFEL WITTIB, GEBORNE SCHALL VON BELL, TOCHTER VON 
MÜLHEIM UND SCHWADORFF, IN DEM HERREN ENTSCHLAFFEN UND BEY IHRO 
EHEHERREN IN DIESEM GOTTESHAUS BEIGESATZ, DERO SEEL DBR ALLMÄCHTIG BE- 
GNADIGE. Zu beiden Seiten die Ahnenwappen mit Beischriften, links: zweiffel, 

BELLINGHAUSEN, KECK, STAEL, HAUS, ELBERFF.LDT, OVERHEIDT und BREMBT; rechte: 
SCHALL VON BELL, FR1MER5HEIM, HOCHEKBACH, EFFEREN gen. HALL, GEIMMENJCH, 

HOLDTMULLEN, BuscHVELDT, scHWARTZ- BONGAR DT. Vgl. den ähnlichen Grabstein 
der Eltern der hier bestatteten Frau in der Kirche in Wichterich (Kunstdenkm3ler 
des Kreises Euskirchen, S. i96). 

BURG. VON ZuccALMAGLio, Kreis Mniheim S. 375. — Abg. Müller, Der 
Siegkreis I, S. 366. — Duncker, Rheinlands Schlösser und Burgen, mit Abbildung. 

>89 



l54 KREIS MÜLHEIM 

Handschriftl. Qu, Im Besitz des Herrn Freiherrn Clemens von Eltz- 
Rübenach das sehr reichhaltige und gut geordnete Archiv. Dasselbe umfasst zu- 
nächst Akten und Urkunden zur Geschichte der Familie Eltz-RQbenach und der 
Burg in Rübenach, die älteste Urkunde vom J. i j64; ferner Ober die im Lauf der Zeil 
in den Besitz der Familie gekommenen Besitzungen Schloss Balduiostein (von i339 
ab), Wahn (von iSia ab), Merheim (von 1661 ab), Weilerswist und Kühls^gen (von 
i648 ab). Ferner enthält das Archiv Materialien über die verwandten Familien von 
Heereman-Zuydwyck und die Herrschaft Zuydwyck (vom iS. Jh. ab), die Familie 
von Reiffenberg (von i569 ab) und endlich die Familie von G reiffen klau -Voll ratlis 
und deren Besitzungen ira Fürstbistum Würzburg (von iSao ab). Über die wich- 
tigeren Urkunden und Akten vgl. ausführlich Tille, Obersicht S. 166, 

Bereits im J. 1 187 wird ein Geschlecht de Wanda genannt (Lacombi.et. UB. I, 
Nr. 5o6}, im i4.— iS. Jh. scheinen die von Revelen im Besitz des Haukes gewesen zu 
sein, da sie im J. i389 die Kapelle in Wahn dotieren. 

Ira J. l5»a verkauft Wymmar von 
Loc das Haus Wahn an David \nn 
Zweiffei; die spanischen Truppen haben 
dann im J. i583 ,jonker ZweifTel sin haus 
hoff ohn den tom so gar verbrannt, dass 
nichtz davon überpKben ist'; der ,Tunn' 
ist wahrscheinlich der in dem jetzigen 
Bau erhaltene ältere Teil (Buch Welns- 
BERG, herausgegeben von Lau IV, S. 16). 
, Nach dem Tod des Wilhelm von Zweiffei 
(t i656) und seiner Gattin Agnes von 
Schall zu Bell (+ i685) fiel die Burg an 
die Familie der letzteren. Die Grafen 
Schall errichteten bald nach der Mitte 
des 1 8, Jh. das jetzige stattliche Rokoko- 
schloss, das der Graf von Schall und M^er 
schon im J. i785 nach seiner Übersiede- 
lung nach Saclisen an die von Heereman-Zuydwyck für 80000 Thl. veräusserte. 
Von dieser Familie erwarben den Besitz im J. i3zo die Freiherm von Eltz-Rübenach 
durch Heirat; jetziger Eigentümer ist Herr Freiherr Clemens von F. Itz- Rübenach. 

Grosse einheitliche Rokokoanlage, einen rechteckigen Hof umschliessend 
(Lageplan Fig. 9i — Ansicht des Herrenhauses Fig. 9a). 

Das überaus stattliche Herrenhaus ist ein zweigeschossiger Backsteinbau mit 
hohem Mansarddach, an der Langseite mit elf, an der Schmalseite mit fünf Feitster- 
achsen. Die Hauptfassade, nach dem alten schOnen Park hin, hat einen breiten 
Mittelrisalit mit abgerundeten Ecken und einem Flachgiebel, an den Seiten je ein 
nur wenig vortretender Risalit (Fig. 9i). Der Bau hat durchweg Fenstereinfassungen 
in Haustein, an der Hauptfront mit reichen Rokokokartuschen auf den Seh luissteinen. 
In der Mitte der Hofseite ein reicheres Portal mit Freitreppe. 

An das Herrenhaus angelehnt zwei fast quadratische Bauten mit vier Fenster- 
achsen an jeder Seift, je drei Geschosse hoch und gleichfalls mit Mansarddach er n 
bedeckt; von ihnen ist der östliche Bau noch das alte aus dem iS, — 16, Jh. stam- 
mende Burghaus aus schwerem Bruchsteinmauerwerk, die Fensteröffnungen, Dach. 
Thüren und Inneneinrichtung rühren jedoch vom Neubau des 18. Jh. her. Diesem 

29o 



Flf. 91. Hurg Wihn. L«t*plaD. 



WAHN l55 

alteren Teil entsprechend ist an der anderen Ecke der gleiche Bau im iS. Jh. in 
Ziegelmauerwerk aufgeführt worden. 

Die übrigen drei Seiten des Hofes sind von eingeschossigen niedrigen Wirt- 
schaftsgebäuden des 18. Jh. umzogen, in neuerer Zeit verschiedentlich verändert, 
ohne jede Kunstformen. Der westliche Trakt ist von dem breiten Thorweg durch- 
brochen; das Thor selbst einfach rundbogig in rechteckiger Blende aus Haustein, 
darüber ein breiter Fries. Eine lange gemauerte Brücke führt auf das Thor zu. 

Im Inneren des Herrenhauses nach der Hofseite hin ein grosses Vestibül, 
daneben das grosse Treppenhaus. Von besonderem Interesse sind nur zwei Räume im 
Erdgeschoss Der grosse den ganzen Mittelrisalit einnehmende Saal zeichnet sich durch 
seine besondere Erhaltung aus; er hat eine sehr gute Stuckdecke und eine durchgehende 



Fii. 93. Buic Wahn. Autchl d« K.rT>iih.i.(» TOm G.roD aui. 

Boiserie in dunklem Eichenholz, von den Thüren ist namentlich die zum Vestibül 
führende reich geschnitzt. Die Wände sind mit grossen Ölgemälden auf I^inwand 
bedeckt, grosse Seestücke, Hafenscenerien, Jahrmärkte mit malerischen Slädteansichten, 
Gartenlandschaften u. s. w.; die Supraporten enthalten Schaferspiele von derselben 
Hand. Die gesamten Malereien, als Ersatz für Gobelins gedacht, sind in einem dem 
ganzen Raum sich anpassenden blaugrOnen Ton gehalten. In diesem Raum eine 
sehr gute Rokokokommode mit Bronzebeschlagen. 

Ein anstossendes Zimmer ist mit grossen Panneaus geschmückt, die, gleichfalls 
auf Leinewand gemalt, grosses Rokoko -Ranken werk mit Chinoiserien enthalten; hier 
ein wohl ursprünglich zugehöriger grosser japanischer Schrank mit Lackmalereien. 

In einem anderen Zimmer derselben Flucht eine grössere Anzahl von Fa- 
milienporträts der von Eltz- Rübe nach, meist dem 18. Jh. angehörend. [R.] 

39l 



KREIS MULHEIM, KARTE 



A 



I. Ortsregister. 



(Dio stärkeren Ziffern bexeiohnen die Stelle, an der über den Ort im Zusammenhang erehandelt wir<1.j 



Seite 

Alt-Bernsau, Burg 128 

Alteburg, Feldlager 58 

Altenberg 3, 12 

Bensberg 1, 2, 59 

Berge, Burg 58 

Bergisch-Gladbach 1, 3, 4, 77 

Blech, Haus 132 

Bliesenbach 124 

Ciriax, Probstei 128 

Delbrück 99 

Dünnwald 3, 4, 78 

Dürscheid 2, 83 

Ensen 84 

Erbericher Burg, Feldlager 58 

Erdenburg, Wall bürg 75 

Eulenbroich, Haus 137 

Flittord 1, 2, 85 

Gross-Bernsau, Ruine 128 

Hahn, Haus 83 

Heidenhaus, Hau<( 152 

Herkenrath 87 

Herl, Haus 1, 101 

Herrenstrunden 90 

Heumar 3, 93 

Ilsfelder Hardt, Germanische Grabfunde . 99 

Immekeppel 2, 95 

Isenburg, Haus 99 

Langel 96 

Leerbach, Haus 76 

Leidenhausen, Haus 94 

Liebour 96 

Marialinden 1, 96, 124 



Seite 

Merheim 99 

Mielenforst, Haus 102 

Mülheim 1, 3, 4, 5, 102 

Nieder-Zündorf 2, 113 

Ober-Sttlz, Haus 151 

Ober-Zündorf 3, 4, 11^ 

Odenthal 2, 3, 5, 119 

Ostheim, Kapelle 93 

Overath 3, 5, 124 

Paffrath 1, 2, 88, 129 

Rath, Haus, Kapelle 93 

Refrath 2, 133 

Roesrath 134 

Röttchen, Hau^ 95 

Sand 138 

Scherffen, Burg 124 

Schlagbaum, Gut 102 

Spitz, Kapelle 84 

Stade, Haus ... 150 

Stammheim 2, 138 

Steinhof, Gasthaus 127 

Strauweiler, Burg 122 

Thal, Haus 95 

Thurn 99 

Thurner Hof 100 

Urbach 1, 4, 147 

Venauen, Haus 136 

Vollberg 2, 148 

Wahn 2, 152 

Westhoven, Kapelle 2, 85 

Wilkrath, Burg 129- 

Zweiifelstrunden, Burg 91 



II. Sammlungen. 



Seite 
Mülheim. Sammlung des Herrn Sanitäts- 
rates Dr. Hoelscher 111 

Mülheim. Sammlung des Königlichen 
Landrates, Herrn Geheimen Regierungs- 



Seite 



rates von Niesewand 111 

Stammheim, Schloss. Sammlungen 
Seiner Excellenz des Herrn Grafen Gis- 
bert von Fürstenberg-Stammheim . . 142 



293 



i58 



KREIS MÜLHEIM 



IlL Abbildungen im Text. 



Seite 

Fig. 1. Altenberg. Älteste Ansicht der 

Abtei von 1517 11 

Fig. 2. Altenberg. Westansicht der Ab- 
teikirche 17 

Fig 3. Altenberg. Grundrisx der Abtei- 
kirche 21 

Fig. 4. Altenberg. Choransicht der Ab- 
teikirche 23 

Fig. 5. Altenberg. Zwei Joche der Nord- 
seite 24 

Fig. 6. Altenberg. Verkündigung vom 

Portal der Abteikirche .... 25 

Fig. 7. Altenberg. Blick in den Chor . 27 

Fig. 8. Altenberg. Querschnitt durch die 

Abteikirche 29 

Fig. 9. Altenberg. Sakramentshäuschen 

im Chor 31 

Fig. 10. Altenberg. Grabmal des Erz- 
bischofs Bruno 34 

Fig. 11. Altenberg. Grabmal des Grafen 

Adolph VIII 35 

Fig 12 Altenberg. Blick in den Chor 

des Domes 38 

Fig. 13. Altenberg. Aus dem Couronne- 

ment eines Hochchorfensters . 43 

Fig. 14. Altenberg. Grisaillefenster im 

Obergaden des Hochchors . . 44 

Fig. 15. Altenberg. Grisaillefenster im 

Obergaden des Hochchors . . 44 

Fig. 16. Altenberg. Zwickel au» dem 

Couronnement des Westfensters 45 

Fig. 17. Altenberg. Zwickel aus dem 

Couronnement des Westfensters 46 

Fig. 18. Altenberg. Zwickel aus dem 

Couronnement des Westfensters 46 

Fig. 19. Altenberg. St. Gereon aus dem 

Westfenster 47 

Fig. 20. Altenberg. Die heilige Familie 

aus dem Westfenster .... 47 

Fig. 21. Altenberg. Die Klostergebäude 
(Kreuzgang und Dormitorium) vor 
der Zerstörung des Jahres 1816 51 

Fig. 22. Altenberg. Grundriss der ehe- 
maligen Abteigebäude (oben das 
Dormitorium) 53 

Fig. 23. Altenberg. Architekturteile aus 

den abgerissenen Klostergebäuden 54 

Fig. 24. Altenberg. Die Markuskapelle . 55 



Seite 

Fig. 25. Altenberg. Grundriss und Längen- 
schnitt der Markuskapelle ... 56 

Fig. 26. Altenberg. Querschnitt der Mar- 
kuskapelle S'f 

Fig. 27. Altenberg. Wandmalerei in der 

Markuskapelle vor der Restauration 58 

Fig. 28. Bensberg. Medaille mit dem 
neuen Schloss in der Handschrift 
des Raparini von 1709 ... 59 

Fig. 29. Bensberg. Grundriss des alten 

Schlosses 61 

Fig. 30. Bensberg. Hofansicht des alten 

Schlosses im J 1826 .... 62 

Fig. 31. Bensberg. Das alte Schloss von 

Westen 63 

Fig. 32. Bensberg. Bergfried d^ alten 

Schlosses 64 

Fig. 33. Bensberg. Gesamtansicht des 

neuen Schlosses 65 

Fig. 34. Bensberg. Ostfa9ade des neuen 

Schlosses 69 

Fig. 35. Bensberg. Grundriss des Haupt- 
baus des neuen Schlosses vor dem 
Umbau 70 

Fig. 36. Bensberg. Grundriss des neuen 

Schlosses nach dem Umbau . 71 

Fig. 37. Bensberg. Portal aas der süd- 
lichen Durchfahrt 72 

Fig. 38. Bensberg. Stuckdekoration aus 

dem Treppenhaas 73 

Fig. 39. Bensberg. Stackdekorationen aus 

dem aQdlichea Korridor ... 74 

Fig. 40. Haus Leerbach bei Bensberg. An- 
sicht nach einer Flarkarte v. J. 1731 75 

Fig. 41. Haas Leerbach bei Bensberg. 
Ansicht des im J. 1900 abge- 
brochenen Herrenhauses 76 

Fig. 42. Bergisch-Gladbach. Ansicht 
der evangelischen Pfarrkirche vor 
dem Umbau 77 

Fig. 43. Kloster Dannwald. Lageplan 79 

Fig. 44. Dünnwald. Ansicht der katho- 
lischen Pfarrkirche von Nordosten 80 

Fig. 45. Dünnwald. Grundriss der katho- 
lischen Pfarrkirche 81 

Fig. 46. Dürscheid. Ansicht der katho- 
lischen Pfarrkirche vor dem Neu- 
bau des Langhauses .... 84 



294 



VERZEICHNISSE 



l59 



Seite 

Fig. 47. Flittard. Turmansicht der katho- 
lischen Pfarrkirche vor dem Neu- 
bau des Langhauses .... 86 

Fig 48. Herkenrat h. Ansicht der katho- 
lischen Pfarrkirche 87 

Fig. 49. Herkenrath. Grundriss der katho- 
lischen Pfarrkirche vor dem Umbau 88 

Fig. 50. Herkenrath. Pfeilersystem der 

katholischen Pfarrkirche ... 89 

Fig. 51. Herkenrath. Taufstein in der 

katholischen Pfarrkirche ... 89 

Fig. 52. Herrenstrunden. Ansicht und 
Grundrisse der katholischen Rek- 
toratkhche 91 

Fig. 53. Heumar. Ansicht und Grundriss 
des Turmes der alten katholischen 
Pfarrkirche 93 

Fig. 54. Marialinden. Choransicht der 
katholischen Pfarrkirche vor dem 
Umbau 97 

Fig. 55. Marialinden. Grundriss der ka- 
tholischen Pfarrkirche vor dem 
Umbau 97 

Fig. 56. Maiialinden. Katholische Pfarr- 
kirche. Altar vom J. 1626 aus 
der Probstei Ciriax 98 

Fig. 57. Haus Isenburg. Ansicht des 

Turmes am Herrenhaus . . . 100 

Fig. 58. Mal heim. Ansicht der alten 
katholischen Pfarrkirche vom 
Rhein aus 105 

Fig. 59. Mülheim. Gartenpavillon im ehe- 
maligen Andreaeschen Hause . 109 

Fig. 60. Nieder-ZQndorf. Ansicht der 

alten katholischen Pfarrkirche . 114 

Fig. 61. Nieder-Zündorf. Grundriss der 

alten katholischen Pfarrkirche . 115 

Fig. 62. Nieder-Zündorf. Alte katholische 
Pfarrkirche. Portale an der Nord- 
seite und an der Südseite . .116 

Fig. 63. Nieder-Zündorf. Ansicht des 

Zollturmes von der Rheinseite . 117 

Fig. 64. Ober- Zündorf. Ansicht der 

katholischen Annexkirche . . .118 

Fig 65. Odenthal. Choransicht der ka- 
tholischen Pfarrkirche . . . .120 

Fig. 66. Odenthal. Grundriss der katho- 
lischen Pfarrkirche nach der Er- 
weiterung 121 

Fig. 67. Odenthal. Katholische Pfarr- 
kirche. Gesims an den Pfeilern 
der Scheidemauern 122 



Seite 

Fig. 68. Odenthal. Taufstein in der ka- 
tholischen Pfarrkirche . . . .122 
Burg Strau Weiler. Lageplan . 123 
Overath. Nordansicht der ka- 
tholischen Pfarrkirche und Aufriss 

des Südportals 125 

Overath. Grundriss der katho- 
lischen Pfarrkirche 126 

Paffrat h. Ansicht der katho- 
lischen Pfarrkirche 130 

Paffiath. Grundriss der katho- 
lischen Pfarrkirche 131 

Kefrath. Ansicht der alten ka- 
tholischen Pfarrkirche im J. 1893 133 
Refrath. Grundriss der alten ka- 
tholischen Pfarrkirche . . . .133 
Refrath. Details der alten ka- 
tholischen Pfarrkirche .... 134 
Haus Eulenbroich. Ansicht. 137 
Stammheim. Ansicht der ka- 
tholischen Rektoratkircke . .139 
Stammheim. Grundriss und Detail 
der katholischen Rektoratkirche 140 
Stammheim. Ansicht des Schlosses 
von der Gartenseite .... 141 
Schloss Stamm heim. Elfenbein- 
tafel mit der Darbringtmg Christi 

im Tempel 143 

Schloss Stammheim. Elfenbein- 
diptychon des 14. Jh 144 

Schloss Stammheim. Romanisches 

Emailkreuz 145 

U r b a c h. Ansicht der katholischen 
Pfarrkiche vor dem Neubau des 

Turmes 148 

V o 1 b e r g. Seiten ansieht der 
evangelischen Pfarrkirche . . . 149 
Volberg. Grundrisse der evange- 
lischen Pfarrkirche vor und nach 
dem Neubau des Langhauses im 
J. 1788 150 

Fig. 87. Haus Ober-Sülz. Grundriss des 

Erdgeschosses 151 

Fig. 88. Haus Ober-Sülz. Grundrisse der 

Obergeschosse 151 

Fig. 89. Haus Obersülz. Holzkonstruktion 

im Inneren 152 

Fig. 90. Wahn. Ansicht und Detail der 

alten katholischen Pfarrkirche . 153 

Fig. 91. Burg Wahn. Lageplan . . .154 

Fig. 92. Burg Wahn. Ansicht des Herren- 
hauses vom Garten aus . . .155 



Fig. 


69. 


Fig. 


70. 


Fig. 


71. 


Fig. 


72. 


Fig. 


73. 


Fig. 


74. 


Fig. 


75. 


Fig. 


76. 


Fig. 


77. 


Fig. 


78. 


Fig. 


79. 


Fig. 


80. 


Fig. 


81. 


Fig. 


82. 


Fig. 


83. 


Fig. 


84. 


Fig. 


85. 


Fig. 

1 


86. 



295 



i6o 



KREIS MÜLHEIM 



IV. Tafeln. 



\ 



S«ite 

Tafel I. Altenberg. Ansicht der Abtei 

aiu der Vogelschau . . . . 16 

Tafel II. Altenberg. Ansicht der Abtei- 
kirche von Nordosten ... 25 

Tafel III. Altenberg. Das Innere der Ab- 
teikirche 29 

Tafel IV. Alten berg. Längenschnitt durch 

die Abteikirche 31 

Tafel V. Altenberg. Hochgrab des Grafen 
Gerhard I. und seiner Gemahlin 
Margaretha 33 

Tafel VI. Altenberg. Abdruck der ver- 
schwundenen Grabplatte des Bi- 



S«ice 
schofs Wicbold 41 

* Tafel VII. Bensberg. Ansicht von Ploen- 

nies vom J. 1715 61 

"^Tafel VIII. Scbloss Bensbei^. Stuckdekora- 
tion im Treppenhause .75 

'Tafel IX. Schloss Beosberg. Deckenge- 
mälde von Pellegrini im Treppen- 
hause 75 

Tafel X. Odenthal. Burg Strauweiler . 125 

■ Tafel XI. Schloss Stammheim. Roma- 
nische Elfenbeintafel .... 143 

^afel XII. Schloss Stammheim. Elfenbein- 
diptychon 147 



^ 



296 



^* •- -.