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Full text of "Die Leben und die Lehre des Mohammed : nach bisher grösstentheils unbenutzten Quellen bearbeitet"

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DAS 

LEBEN  UND  DIE  LEHRE 


DES 


MOHAMMAD. 


DRITTKR  BAND. 


DAS 


LEBEN  UND  DIE  LEHRE 


DES 


MOHAMMAD 


NACH  BISHER  GRÖSSTENTHEILS  UNBENUTZTEN  QUELLEN 


BEARBEITET 


"  -i.',tPRENGER. 


ZWEITE    AUSGABE. 


DRITTER  BAND. 


BERLIN 
NICOLAISCHE  VERLAGSBUCHHANDLUNG. 

(a.    EFFEKT    &    L.    LINDTNER.) 
1869. 


V 


«f^   -^ 


Inhaltsverzeiclinifs  zum  dritten  Bande. 


Seite 

Vorrede i  —  clxxx 

Der  Koran xviii 

Die  Biographie liv 

Die  Sunna Lxxvii 

Die  Koräncommentare civ 

Die  Genealogie    ...     - cxx 

Siebzehntes  Kapitel 1 — 87 

Religiöse  und  politische  Einrichtungen  in  Madyna  von  der 
Flucht  bis  zur  Schlacht  von  Badr.     (A.  D.  622—624)     1—60 

Anhang  zudq  siebzehnten  Kapitel 61  —  87 

Die  Frauen  des  Propheten 61 

Achtzehntes  Kapitel 88—142 

Raubzüge  bis  zur  Schlacht  von  Badr.  (623—624)    ...       88 
Anhang  zum  achtzehnten  Kapitel 134 — 144 

I.     Tauschmittel  der  Araber 134 — 141 

II.     Brief  des  Orv?a  an  den  Chalyfen  'Abd  al-Malik     142 — 144 

Neunzehntes  Kapitel 145 — 216 

Meuchelmorde,  Vertreibung  zweier  jüdischer  Stämme,  klei- 
nere Kriege,  Oliodschlacht,  Belagerung  von  Madyna. 
(Vom  März  624  bis  April  627) 145 

Zwanzigstes  Kapitel 217—260 

Hinrichtung  von  sechshundert  Juden.  Raubzüge.  Pilger- 
fahrt bis  Hodaybiya.  (April  627  bis  März  628)    .     217—260 


Seite 

Einandzwanzigstes  Kapitel 261  —  311 

Gesandtschaften.  Eroberung  von  Chaybar.  Abfinden  mit 
einem  Nebenpropheten.  (April  628  bis  Ende  629)  .     .     261 

Zweiundzwanzigstes  Kapitel 312 — 358 

Eroberung  von  Makka.  Besiegung  der  Hawäzinstämme. 
Grundlage  der  Innern  Organisation  des  neuen  Staates. 
(Januar  bis  März  630) 312 

Dreiundzwanzigstes  Kapitel 359 — 474 

Viele  Stämme  huldigen  dem  Propheten.  Der  Feldzug  an 
die  byzautinische  Grenze.  (April  630  bis  Februar  631)      359 

Vierundzwanzigstes  Kapitel 475 — 554 

Kündigung  der  Verträge.  Disputation  mit  Christen.  Pil- 
gerfest.    Tod.     (März  631   bis  8.  Juni  632)    ....     475 

Register 555 


Vo  1  r  e  d  e. 


iJas  Innere  des  Menschen  giebt  sich  in  seinen  Worten  und 
Thaten  kund.  So  hinge  Mohammad  in  Makka  war,  fand  er 
kein  Feld  zum  Handehi,  aber  er  hat  viel  gedacht  und  ge- 
sprochen. Die  Resultate  seiner  Spekulationen  sind  im  Koran 
niederirelegt.  Da  wir  vou  seinen  Schicksalen  während  jener 
Periode  des  Dranges  nur  wenig  wissen,  so  bleibt  dem  Bio- 
graphen nichts  anderes  übrig,  als  seine  Inspirationen  ge- 
ordnet und  beleuchtet  dem  Leser  vorzulegen.  Indem  er 
dieses  thut,  zeigt  er  ihm  seinen  Helden  selbst  und  nicht  nur 
dessen  Bild. 

Wie  grofs  auch  die  Vortheile  einer  solchen  Behandlung 
des  Gegenstandes  sind,  so  hat  sie  doch  auch  ihre  Schatten- 
seiten. In  der  Anordnung  der  Koranstücke  fehlt  es  uns  an 
historischem  Boden  luid  wir  befinden  uns  in  der  Lage  eines 
Ingenieurs,  der  eine  Stral'se  durch  einen  Sumpf  führen  soll. 
Er  muls  endlose  Massen  von  Felsenstücken  und  Sand  ver- 
senken, um  einen  Grund  zu  bereiten;  so  auch  müssen  wir 
durch  zahlreiche  Seitenblicke  und  Yergleichungen  den  Boden 
befestigen;  ja  wir  dürfen  keine  auf  jene  Zeit  bezügliche  Nach- 
richt, keine  Koranstelle  unberücksichtigt  lassen,  denn  wir 
befinden  uns  auf  dem  Felde  der  Voraussetzungen,  und  eine 
Hypothese  verdient  nur  dann  Zutrauen,  wenn  alle  betrefien- 
den  Phänomene  durch  sie  erklärt  werden  können.  Durch 
diese  Methode  sind  die  vorigen  zwei  Bände  viel  mehr  zu 
einer  Reihe  von  Monographien,  als  zu  ehier  fortlaufenden 
III.  a 


II 


Lebensbeschreibung  herangewachsen.  Soviel  ist  aber  jeden- 
falls dadurch  erreicht  worden,  dals  in  Zukunft  nur  arbeits- 
scheue Menschen  es  wagen  werden,  den  Charakter  des  Mo- 
hanunad  nach  Schablonen  und  metaphysisch -theologischen 
Theorien  zu  beurtheiien.  Wenn  sich  auch  manche  seiner 
Oflenbarungen  anders  deuten  lassen,  so  mufs  der,  der  jetzt 
noch  in  dieser  Frage  mitsprechen  und  von  vorurtheilsfreien 
Leuten  gehört  werden  will,  alle  seine  Ergüsse  aus  der  Drang- 
periode nach  psychologischen  Grundsätzen  und  mit  Rück- 
sicht auf  die  Tradition  zusammenstellen  und  darauf  sein  Ur- 
theil  bauen. 

Mohammad's  Eintritt  in  Madyna,  womit  wir  den  vorigen 
Band  schlössen,  ist  sein  Eintritt  in  die  Weltgeschichte,  und 
die  Moslimc  haben  Recht,  damit  ihre  Aera  zu  beginnen.  In 
ALidyna  wurde  er  zum  Eroberer  und  Herrscher.  Wie  der 
schweigsame  Mann  in  den  Tuillerien,  welcher  seiner  Zeit 
auch  viel  geschrieben,  gesprochen  und  versprochen  hat,  re- 
dete er  jetzt  wenig:  That  trat  an  die  Stelle  des  Wortes, 
Genuis  stillt«'  das  Sehnen  und  Wirklichkeit  verdrängte  die 
Träume.  Wenn  er  aber  heilige  Bündnisse  auf  Befehl  Gottes 
bricht,  Meuchelmorde  verüben  lälst  und  an  einem  Tage  sechs- 
hundert schuldlose  Menschen  hinzurichten  befiehlt,  anderer- 
seits al)er  sell)st  in  seiner  höchsten  Macht  sich  zu  mäfsigen 
weil's,  Prachtliebe  verschmäht,  die  Anhänglichkeit  an  seine 
Freunde  bewahrt,  Beleidigungen  vergil'st,  umsichtsvolle  Rath- 
geber  wählt  und  vernünftigen  Eingebungen  ofi'en  ist,  stets 
den  rechten  Augenblick  benutzt,  immer  und  überall  (auch  in 
den  genannten  Verbrechen)  im  Geiste  seiner  Zeit  und  seines 
Volkes  handelt  und  endlich  sich  ganz  Arabien  unterwirft,  so 
sprechen  seine  Thaten.  Ich  bin  daher  um  so  mehr  der  Mühe 
überhoben,  lange  Koranstellen  zu  ül)ersetzen,  weil  die  Orakel 
dieser  Periode  einen  ganz  andern  Charakter  haben  und  fast 
gar  keine  psychologischen  Momente  enthalten. 

Für  luis  hat  Mohammad  nin*  in  solern  Interesse,  als  er 
der  Stifter  des  Islams  ist.  Der  Islam  ist  allerdings  an  und 
für  sieii  eine  beachtenswerthe  Ersclx-inung,  do<-h  würden  die 
meisten  von  \ms  sein  Studium  ruhig  den  Türken  überlassen, 
wenn  er  nicht  die  einzige  Weltreligion  wäre,  welche  im  vollen 
Tageslicht  entstanden  ist.     Die  Anfänge  des  Buddhismus,  des 


III 


Judeuthums  und  des  Christonthunis  sind  in  Dunkel  gehüllt, 
die  des  Islams  hingegen  können  wir  Schritt  für  Schritt  ver- 
folgen. Wenn  auch,  wie  Barthelemy  Saint -Hilaire  richtig 
bemerkt  ') ,  nicht  alle  Religionen  genau  denselben  Ursprung 
haben,  so  ist  es  doch  ein  greiser  Vortheil,  wenigstens  von 
einer  die  Entstehungsgeschichte  dokumentarisch  nachweisen 
zu  können.  Der  Islam  wird  dadurch  für  die  Religionsge- 
schichte, was  das  Planetensystem  der  Sonne  für  die  Astro- 
nomie der  Fixsterne  ist.  Soll  eine  Biographie  des  Moham- 
mad den  gerechten  Forderungen  entsprechen,  so  mufs  sie 
die  Frage  beantwosten :  Wie  ist  es  ihm  gelungen ,  seiner 
Lehre  Eingang  zu  verschaffen?  Die  Moslime  haben  die  Wich- 
tigkeit dieser  Frage  wohl  erkannt,  und  ihre  Beantwortung  ist 
der  leitende  Gedanke  unserer  Quellen.  Sie  halten  an  der 
von  ihrem  Meister  ausgesprochenen  Ueberzeugung  fest  „der 
Islam  ist  die  unwandelbare  Religion"  und  schreiben  seinen 
Sieg  einer  speciellen  Fügung  der  Vorsehung  zu.  Aber  wel- 
ches sind  die  Mittel,  deren  sich  Gott  bediente?  Er  schickte 
zwar  bisweilen  Engel,  um  für  seinen  Boten  zu  kämpfen,  und 
wenn  dieser  auch  niemals  Tausende  von  Menschen,  welche 
nicht  pariren  wollten,  mit  einer  Eselskinnbacke  niedersäbelte, 
so  hat  er  doch  hie  und  da  auch  Wunder  (in  dem  rohen  Sinne 
des  Wortes,  den  es  bei  uns  hat)  gewirkt.  Solche  äufseren 
Mittel  erscheinen  aber  in  den  Quellen  als  Nebensachen;  die 
Waffe,  durch  welche  Gott  seine  Religion  siegreich  machte, 
ist  die  Macht  des  Wortes  und  der  Wahrheit.    Diese  erhabene 


')  Mais  il  faudrait  prendre  garde  ä  ne  pas  tirer  de  ce  fait 
isole  et  infiniiuent  curieux  des  consequences  trop  generales,  et  qui 
pourraient  bien  etre  fausses.  Parceque  Je  mahomedanisme  est  ne 
d'une  certaine  fa^on ,  il  n'est  pas  a  dire  que  toutes  les  religions, 
Sans  excepter  auciuie,  sont  nees  de  la  merne  maiiiere.  Cette  hypo- 
these  est  specieuse  sans  aucun  deute,  niais  eile  n'est  pas  absolument 
vraie.  II  y  a  des  religions  qui  n'ont  point  eu  de  fondateurs  indi- 
viduels;  et  le  brahmanisme,  par  exemple,  a  ete  Toeuvre  d'une  race 
entiere;  c'est  une  succession  de  poetes  qui  Tont  forme,  dans  une 
longue  suite  de  generations  et  par  une  inspiration  commune  qui  a 
duree  plusieurs  siecles  sans  Interruption  (Journal  des  Savants,  Avril 
1863,  p.  212). 

a* 


IV 


Lehre  ist  uicht  ganz  das  Verdienst  der  Moslime.  Sie  kommt 
schon  in  den  Clementinen  vor,  und  Mohammad,  da  es  nicht 
in  seiner  Macht  stand  Kranke  zu  heilen  und  Todte  zu  er- 
wecken, konnte  sich  auf  kein  anderes  Zeichen  berufen,  als 
dals  ihm  Gott  den  Koran  ofienbarte,  welcher  sich  durch  In- 
halt und  Form  als  Gottes  Wort  erwies.  Dieser  Lehre  liegen 
alst)  die  Behauptungen  ihres  Meisters  und  auch  der  histo- 
rische Hergang  zum  Grunde,  denn  die  ersten  Gläubigen  sind 
durch  kein  anderes  Mittel  als  durch  die  Macht  des  Wortes 
bekehrt  worden.  Man  mufs  jedoch  den  Moslimen  immerhin 
nachrühmen,  dals  sie  sich  als  feine  Spiritualisten  erwiesen, 
indem  sie  diese  Lehre  auch  in  einigen  Dichtungen  festhielten. 
So  haben  sie  z.  B.  eine  Legende  erfunden,  um  die  Bekehrung 
ihres  grölsten  Glaubenshelden,  des  'Omar,  zu  verherrlichen 
(B.  11  S.  87).  Sie  lassen  sie  aber  weder  durch  eine  Stimme 
vom  Himmel,  noch  durch  die  Sendung  eines  Engels,  sondern 
durch  ein  Blatt  Pergament,  auf  dem  ein  Koranstück  steht, 
bewerkstelligt  werden,  obschon,  da  sie  einmal  dichteten,  es 
ebenso  leicht  gewesen  wäre,  ein  augenscheinlicheres  Wunder 
zu  erfinden,  als  diese  Geschichte. 

Dieser  Spiritualismus,  welcher  die  ganze  dogmatische 
Biographie  durchdringt  und  ihr  eine  Färbung  giebt,  welche 
die  Scheidekunst  der  Kritik  nur  schwer  vom  historischen 
Stofl'e  zu  treinien  vermag,  ist  gefiihrlicher  für  uns  als  grobe 
Unwahrheiten,  dergleichen  wir  in  den  Lebensbeschreibungen 
des  Buddha  und  anderer  lieligionsstifter  finden.  Stellen  wir 
in  Abrede,  dals  Mohannuad  ein  Werkzeug  in  den  Händen 
der  Vorsehung  war,  so  wird  er  selbst  zum  Gründer  des  Is- 
lams und  die  nüchternste  Antwort  auf  obige  Frage  „wie  ist 
es  ihm  gilungen,  seiner  Lehre  Eingang  zu  verschaffen?"  ist, 
wenn  wir  uns  blindlings  an  die  Quellen  halten:  Durch  die 
Macht  seines  Genies!  Sein  persönlicher  Einflul's  auf  die 
Geschicke  der  Menschheit  erhält  dadurch  übermenschliche  Pro- 
portionen, und  es  ist  gerade  als  hätten  die  Moslime  gewissen 
in  unserer  Zeit  verbreiteten  Theorien  vorarbeiten  wollen.  Wie 
ich  mich  in  der  Vorrede  zum  ersten  Bande  ausgesprochen 
habe,  soll  diese  Arbeit  ein  Beitrag  sein,  Ansichten  dieser  Art, 
die  ich  für  krankhall  und  jeder  historischen  Grundlage  ent- 
behrend luihe,  /,u  bekämpfen.     L'm  diesen  Zweck  zu  erreichen, 


ist  vor  allem  eine  auf  die  Entstoliunffsixeschiehte  jreffründete 
Kritik  der  Quellen  nothwendig,  dann  aber  die  Darstellung 
der  äuiseren  Verhältnisse,  unter  deren  nöthigender  Macht  der 
Islam  entstanden  ist. 

Der  Hauptstützpunkt  für  die  oberflächlichen  Bewunderer 
des  Propheten  sind  die  raschen  Siege,  die  weite  Verbreitung 
luid  die  lange  Dauer  der  von  ihm  gegründeten  Religion.  Es 
ist  wahr,  während  seiner  Lebzeit  hat  sich  ganz  Arabien  zu 
seiner  Lehre  bekehrt;  aber  nach  seinem  Tode  sind  drei  Viertel 
der  Halbinsel  abtrünnig  geworden,  und  zwar,  wie  sich  nach- 
weisen läJ'st,  aus  seiner  persönlichen  Schuld.  In  seiner 
Imbecilität  hat  er  gegen  den  Rath  seiner  Freunde  den 
Glauben  verrätherischer  Häuptlinge  erkauft,  welche  er  hätte 
zu  Boden  treten  sollen,  und  sein  theokratischer  Dünkel  machte 
ihn  blind  gegen  die  Absichten  von  Stämmen,  deren  Heuchelei 
am  Tage  lag.  Wenn  sie  ihm  ein  schönes  Weib  brachten  und 
sagten  „Du  bist  der  Bote  Gottes!"  machte  er  Zugeständnisse, 
welche  keine  andern  Folgen  als  Aufruhr  haben  konnten. 

Sein  Nachfolger  Abu  Bakr  hat  die  Mittel  angewandt, 
welche  Mohammad  hätte  anwenden  sollen  und  können,  um 
Arabien  nicht  nur  dem  Scheine  nach ,  sondern  thatsächlich 
zu  unterwerfen.  Ohne  das  energische  Vorgehen  Abu  Bakr's 
hätte  sich  der  Mohammadanismus  aufgelöst  oder  er  wäre 
eine  unbedeutende  Sekte  geblieben. 

Unter 'Omar  endlich,  welcher  auch  während  Abu  Bakr's 
kurzer  Regierung  die  Staatsgeschäfte  leitete,  haben  sich  die 
Moslime  über  Persien,  Syrien  xmd  Egypten  ergossen  und 
diese  Länder  für  die  neue  Religion  erobert.  'Omar  ist  der 
eigentliche  Stifter  der  moslimischen  Macht.  "Omar  steht  in 
meinen  Augen  in  jeder  Beziehung  höher  als  der  Prophet.  Er 
ist  frei  von  den  Schwächen  und  Ausschweifungen,  welche 
den  Charakter  des  letzeren  beflecken,  und  war  ein  Mann  voll 
männlichen  Ernstes  und  Thatkraft.  Nach  dem  Tode  des 
Propheten  hat  er  sich  das  Zutrauen  aller  Parteien  und  aller 
Stämme  durch  seine  Uneigennützigkeit,  Offenheit  und  durch 
seinen  gesunden  Blick  erworben,  und  sein  Wort  war  das 
Wort  der  Gesammtheit.  Schon  während  der  Lebzeit  des 
Propheten  hatte  er  gröfsere  Verdienste  für  den  Sieg  des  Is- 
lams, ja  für  die  Reinheit  der  Lehre,   als  Mohammad  selbst. 


VI 


Er  hat  seinen  Meister  vor  vielen  groben  MifsgriflPen  durch  ener- 
oisches  Einschreiten  bewahrt  und  sein  überlegener  Geist  mulstc 
auf  das,  wenn  auch  zähe,  doch  schwache  hysterische  Gemüth 
des  Mohammad  einen  ununterbrochenen  Einflufs  üben. 

Die  Generation  des  Mohammad  und  des  'Omar  ging 
dahin;  die  Fluth  der  arabischen  Eroberungen  hatte  aber  ihr 
Ende  noch  nicht  erreicht.  Es  wurde  von  den  folgenden  Ge- 
nerationen noch  Spanien,  Sind  und  Transoxanien  unterworfen. 
Selbst  mit  dem  Tode  des  Omar  war  die  Gährung,  welche 
der  Islam  unter  den  Arabern  hervorgerufen  hatte,  noch  nicht 
beendet. 

In  den  folgenden  Jahrhunderten  wurden  in  grofsen  Zwi- 
schenräumen die  Horden  von  Centralasien  von  der  Idee  des 
Ishim  entzündet.  Schwärm  auf  Schwärm  strömte  unter  dem 
Ruf  „Es  giebt  keinen  Gott  aufser  Allah"  aus  den  Steppen 
hervor;  sie  eroberten  endlich  Konstantinopel  und  Indien  und 
belaererten  Wien. 

Man  wird  zugeben,  dafs  ohne  äufsere  Machtentwickelung 
der  Islam  nie  zur  Weltreligion  geworden  wäre.  Besehen  wir 
nun  das  Phänomen,  welches  uns  mit  Staunen  erfüllt,  die 
weite  Ausdehnung  und  die  daraus  hervorgehende  Dauer  des 
Islams  näher,  so  erblicken  wir  darin  die  Summa  der  Kräfte 
aller  nomadischen  Nationen:  der  Araber,  der  Berber 
und  vieler  tatarischer  Horden.  Es  ist  aber  ein  von  Ibn 
C'haldun  entwickeltes  historisches  Gesetz,  dafs  die  Nomaden 
von  Zeit  zu  Zeit  ackerbautreibende  Länder  überfluthen  und 
Dynastien  gründen.  Ohne  mich  über  diesen  Gegenstand  zu 
vorbreiten,  will  ich  an  die  Unterwerfung  von  China  durch 
die  Tataren  erinnern ,  auch  will  ich  darauf  aufmerksam  -ma- 
chen, dafs  schon  PHnius  von  einem  arabischen  Könige  zu 
Charax  spricht,  dafs  die  Bedouinen  schon  lange  vor  Mo- 
hammad die  stolze  Biu'g  Hadhrä  erolx'rten  und  von  dort 
ans  dif  fiuchtbarcn  Ufer  der  Tigris  und  des  Euphrates  be- 
herrschten, und  (lals  die  Südaraber  gegen  Norden  vordrangen 
imd  das  liyrisehc  und  ghassänidische  Königreich  gründeten. 
Auch  in  den  moslimisclicn  Eroberungen  waren  die  Südaraber 
voran  (vergl.  Conquests  of  Syria  by  Pseudo-Wäkidi).  „Es 
giel)t  keinen  Gott  aulser  Allah"  war  das  Feldgeschrei  der 
erobernden  Söhne  der  Wüste,   aber  es  war  nicht  das  einzige 


vir 


Movens  in  ihrer  Bewegung.  Selbst  ein  moslimischer  Ge- 
schicbtspliilosoph,  Ibn  Chaldün,  erblickt  in  der  Religion  nur 
das  Einigungsniitttel  der  arabischen  Stämme  im  Kampfe  gegen 
das  Ausland.  Wie  in  der  Materie  die  vis  inertiae  liegt,  so 
schlummert  in  gewissen  Nationen  der  Trieb  der  Aggression. 

Obschon  das  Urtheil  gar  sehr  durch  diese  späteren  Er- 
folge bestochen  wird,  so  wird  man  mir  doch  sagen:  dafs 
Mohammad  Konstantinopel  nicht  erobert  und  Wien  nicht  be- 
lagert habe  ist  uns  wohl  bekannt,  aber  er  hat  jene  Lehre 
gepredigt,  welche  den  Orient  entflammte  und  zu  solchen 
Thaten  fähig  machte;  es  war  also  doch  etwas  Uebermensch- 
liches  in  ihm.  —  Wenn  eine  Feuersbrunst  eine  ganze  Stadt 
in  Asche  legt,  so  suchen  wir  doch  keine  übernatürliche 
Kraft  in  dem  zündenden  Funken.  Warum  sollen  wir  hier 
anders  urtheilen  ? 

Wie  entstand  der  zündende  Funken  und  wie  kam  er  in 
den  unermefslichen  Brennstofi"?  Diese  drei  Bände  sind  nicht 
eine  Geschichte  des  Ursprunges  des  Islams,  sondern  blofs 
eine  Biographie  des  Mohammad.  Die  Beantwortung  dieser 
Frage  liegt  daher  aul'ser  meinem  Gebiet,  doch  dürften  einige 
Andeutungen  hier  an  ihrer  Stelle  sein.  Der  Islam  ist  ganz 
vorzüglich  die  Religion  nomadischer  und  halbnomadischer 
Völker.  Im  ackerbautreibenden  Persien  hat  er  schon  früh 
eine  eigenthümliche,  die  schy  itische,  Form  angenommen,  und 
selbst  unter  den  abgelagerten  Nomaden,  nachdem  sie  einige 
Zeit  in  bleibenden  Wohnsitzen  gelebt  hatten ,  verlor  er  sehr 
bald  seine  Einfachheit.  In  Arabien  hingegen,  seinem  Heimath- 
lande, wurde  er  selbst  in  neuester  Zeit  zu  seiner  ursprüng- 
lichen Reinheit  zurückgeführt  ^).     Es    scheint  also   etwas   im 


')  Folgendes  ist  die  Geschichte  der  Reformation.  Der  Islam, 
wie  ihn  die  Türken  bekennen,  ist  mit  Aberglauben  überladen,  und 
die  gröfste  Immoralität,  Verbrechen  gegen  die  Natur,  werden  ge- 
duldet. Nicht  nur  Mohammad,  sondern  auch  berühmte  Heilige  em- 
pfangen eben  so  viele  Verehrung  als  Gott,  auf  ihren  Gräbern  stehen 
prachtvolle  Tempel,  in  welchen  der  Aberglaube  seit  Jahrhunderten 
Schätze  angehäuft  und  ausschweifende  Frömmler  ernährt.  Im  vorigen 
Jahrhundert  stand  im  Nagd  (Centralarabien)  ein  Mann  (Abd  al- 
Wahhäb,  f  1787)  auf,  welcher  gegen  diesen  Unfug  predigte  und  den 


VIII 


Boden  zu  sein,  was  seiner  Entwickelung  günstig  ist.  Jedei- 
Reisende,  welcher  so  glücklich  gewesen  ist,  einige  Zeit  in 
der  Wüste  zuzubringen,  schwärmt  über  den  EinfluCs  der  Luft 
auf  die  geistige  Stimmung.  Man  fühlt  sich  von  Wonne  be- 
rauscht und  von  jeder  Bürde  des  Lebens  befreit.  Obschon 
ich  als  Sohn  der  Alpen  eine  Vorliebe  für  die  Gebirge  habe, 
auf  dem  Meere  und  in  grofsen  Städten  tausendmal  von  un- 
sern  Gletschern  träumte  und  beim  Erwachen  den  Sennen  be- 
neidete, dessen  fröhliches  Jauchzen  in  hundertfachem  Echo 
wiederhallt,  so  mul's  ich  doch  gestehen, 'dafs  weder  die  Luft 
unserer  Hochalpen,  noch  die  des  Himalaya's  so  stärkend,  so 
belebend  auf  mich  wirkt,  als  die  der  Wüste.  Nach  dem 
Zeugnisse  Wallin's  ist  es  aber  nur  im  Nofüd  (siehe  Bd.  L 
S.  241),  wo  sich  die  Brust  vollends  öffnet;  das  Nofüd  ist  die 
Wüste  in  der  Wüste,  das  Paradies  im  Paradiese.    Ein  solches 

Glaulieii  an  den  einen  Gott  in  seiner  Reinheit  nach  den  Lehren 
des  Koran  wiedcrherstelUe.  Ibn  Sa'üd,  der  Fürst  von  Dereya,  von 
seiner  Lehre  hingerissen,  entschlofs  sich  dieselbe  mit  dem  Schwerte 
zu  verbreiten;  es  gelang  ihm  und  auch  seinen  Nachfolgern,  den 
Wahhabisnius  in  ganz. Arabien  —  mit  Ausnahme  von  Oman  und 
Hadhramawt  —  siegreich  zu  machen.  Die  Lehre  des  Abd  al- 
WahhAb  erreichte  also  durch  dieselben  Kräfte  und  Mittel  dasselbe 
Ziel ,  welches  der  Islam  zur  Zeit  des  Todes  des  Propheten  erlangt 
hatte.  Nehmen  wir  den  Erfolg  oder  die  Reinheit  der  Lehre  als 
Maafsstab  der  Gröfse  des  Mannes,  so  steht  Abd  al-Wahhäb  eben 
so  hoch  wie  sein  Vorbild.  Warum  aber  bleibt  Abd  al-Wahhab  in 
der  Dunkelheit,  während  Mohammad  zur  wellhistorischen  Persön- 
lichkeit wurde?  Weil  die  Lehre  des  einen  nach  seinem  Tode 
unterdrückt,  die  des  andern  siegreich  wurde.  Dieser  Unter- 
schied liegt  aber  nicht  in  der  Natur  des  zündenden  Funkens,  son- 
dern in  der  aufser  den  Stiftern  gelegenen  Zufälligkeit.  Dem  Wahhäb- 
ismus  (raten  am  persischen  Meerbusen  die  Engländer  (Capitain  Main- 
wrighf  und  Sir  Lionel  Smith)  und  im  westliehen  Arabien  die  mit 
europäischer  Disciplin  und  Waffen  ausgerüsteten  Truppen  des  Mehmed 
Aly  entgegen.  Der  Wahliäbismus  ist  übrigens  nicht  ausgestorben, 
er  zählt  noch  viele  tausend  Hekenner,  und  obschon  Diejenigen,  mit 
denen  ich  in  Herührnng  kam,  Leute  ohne  alle  Hildung  waren,  bo- 
safsen  sie  doch,  wie  ich  bereits  zu  erwähnen  Gelegenheit  hatte,  die 
reinsten  Begriffe  von  Gott  und  einen  Abscheu  gegen  jede  Art  von 
Aberglauben. 


IX 


Klinua  kann  nicht  ohne  mächtij^eii  EinflnI's  auf  die  physisclien 
und  geistigen  Eigenschaften  der  Bewohner  sein.  Die  Be- 
douinen  zeichnen  sich  durch  dieselbe  schnelle  gesunde  Wahr- 
nehmung, Elasticität  und  Zähigkeit  vor  den  übrigen  Na- 
tionen aus ,  wodurch  ihre  Pferde  alle  andern  übertrefien. 
Sie  sind  sich  auch  der  Vortheile  ihrer  Lage  wohl  bewufst. 
Die  Geschichtschreiber  berichten  scherzweise,  dals  es  wegen 
des  gesunden  Klimas  keinem  Könige  von  Hyra  gelungen  sei, 
eines  natürlichen  Todes  zu  sterben.  'Omar  bestand  daravif, 
dals  die  Militärstationen  Ba^ra  und  Küfa  am  Rande  der 
Wüste  angelegt  werden,  damit  die  Soldaten  nicht  degeneriren. 
Auch  in  Syrien  wählte  man  in  dieser  Absicht  anfangs  Kin- 
neseryn  und  Ma  arra  in  der  Wüste  als  Niederlassungen ,  ob- 
schon  die  Luft  von  IJom^  und  selbst  die  von  Damascus  sehr 
belebend  wirkt.  Aeufserst  geistreich  ist  eine  Bemerkung  des 
Ibn  Chaldün  über  die  Entwickelung  der  moralischen  Kräfte 
unter  dem  Einflufs  des  Lebens  in  Steppen.  Die  Israeliten, 
sagt  er,  waren  so  erniedrigt  als  sie  Egypten  verliei'sen,  dals 
sie  das  gelobte  Land  nicht  erobern  konnten.  Sie  muisten, 
um  für  dieses  Unternehmen  fähig  zu  werden,  in  der  Wüste 
herumirren  und  es  muiste  darin  eine  neue,  nomadische,  Gene- 
ration aufwachsen. 

Allerdings  wächst  der  durchsichtige  Monotheismus,  den 
wir  im  Islam  finden,  in  Arabien  aus  dem  Boden  empor  und 
pafst  ganz  für  die  Idiosyncrasie  der  Nomaden.  Wenn  die 
Araber  über  höhere  Gegenstände  nachdenken,  so  denken  sie 
klar  und  logisch,  aber  sie  leben  in  den  Tag  hinein,  und 
selbst  die  begabteren  beschäftigen  sich  äufserst  wenig  mit 
solchen  Spekulationen.  Ich  zweifle  nicht,  dafs  es  schon  in 
den  ältesten  Zeiten  Melchisedeke  und  Jethroe  gegeben  hat, 
welche  an  den  einen  Gott  glaubten.  Allein  der  Monotheis- 
mus an  und  für  sich  ist  noch  keine  Religion.  Das  Volk  be- 
darf Feste,  und  zur  Veranstaltung  derselben  ist  der  Aber- 
glaube, der  ungeachtet  des  Bodens  und  der  Luft  unter  den 
Massen  im  Ueberflufs  vorhanden  ist,  besser  als  eine  ungreif- 
bare Idee,  imd  so  Aveilten  nicht  nur  die  handeltreibenden 
Stämme,  welche  so  entai'tet  waren,  dafs  sie  einigen  jüdischen 
Ethnographen  für  Kuschiten  galten,  sondern  auch  die  reinen 
Araber  Jahrtausende  lang  in  formenlosem  Polytheismus,  und 


diejenigen,  welche  bessere  Ueberzeugungen  hatten,  sahen 
keinen  Grund,  warum  sie  dagegen  protestiren  sollten,  so 
lange  nicht  ein  anderes  Moment  dazu  kam,  ohne  welches, 
wie  Mohammad  sagt,  die  lieligion  ein  Spiel  und  Zeitvertreib 
fiir  die  Araber  war  und  geblieben  wäre. 

Dieses  neue  Moment,  welches  dem  Glauben  einen  dü- 
stern  Ernst  verlieh,  kam  von  Aufsen.  In  der  Zeit,  in  wel- 
cher Mohammad  lebte,  gab  es  überall  Anachoreten  und  Bülser, 
und  Jedermann  schien  einzig  und  allein  darauf  bedacht  zu 
sein,  für  das  Jenseits  zu  leben.  Die  Furcht  vor  der  ewigen 
Strafe  bewegte  die  Gemüther  noch  mehr,  als  die  Aussicht 
auf  die  Freuden  des  Paradieses,  und  obschon  die  Araber  viel 
schwächere  Ahnungen  von  einem  Fortleben  nach  dem  Tode 
haben  als  andere  Kationen,  so  wurden  doch  auch  sie  davon 
ergrifl'en,  denn  die  Furcht  ist  ansteckend.  Die  Aufgeklärten 
unter  ihnen  wurden  nachdenklich  imd  wollten  Vorsichtsmafs- 
regcln  anwenden,  im  Falle  es  wirklich  eine  Vergeltung  nach 
dem  Tode  gebe.  Man  wollte  sich  aber  nicht  Entsagungen 
und  Pflichten  auferlegen  ohne  Garantie,  dal's  man  sich  auf 
dem  rechten  Wege  befinde,  und  so  erwachte  das  Bedürfnifs 
nach  einer  Ilodä,  Leitung. 

Einige,  welche  vermöge  ihrer  geographischen  Lage  oder 
socialen  Stellung  mit  Fremden  mehr  in  Beriihrung  kamen 
oder  sich  mit  Industrie  beschäftigten,  schlössen  sich  dem 
Judenthume  oder  dem  Christenthume  an.  Dies  waren  aber 
nur  dürftige  Nothbchclfe,  denn  beide  Religionen  waren  zu 
comiilicirt,  zu  gelehrt,  zu  mysteriös,  und  so,  wie  sie  damals 
bekannt  wurden,  zu  unrein  für  die  einfachen  Araber.  Nebst 
der  Dreieinigkeit  war  die  Intercessionslehre  am  anstöfsigsten 
für  sie,  denn  nach  ihrer  Ueberzeugung  ist  Gott  dem  Men- 
schen näher  als  seine  eigene  Herzader  (Kor.  50,  15).  In  ab- 
gelegeneren Orten  gab  es  wahrscheinlich  schon  in  frühen 
Zeiten  Eklektiker,  welche  das  Prinzip  des  Monotheismus 
festhielten  und  aus  den  positiven  Religionen,  die  sie  nur 
sehr  oberflächlich  durch  mündliche  Mittheilungen  kannten, 
das  ihren  Bedürfnissen  entsprechende  auswählten  und  sich 
auf  Noah,  Abraham,  Moses,  Jesum  und  alle  Propheten  und 
Heiligen  beriefen,  um  für  ihr  Gemisch  eine  göttliche  Auto- 
rität  nachzuweisen.     Es   ist   einleuchtend,   dafs,   wenn   diese 


XI 


Religionsli'hrcr  alle  von  cleinsell)cii  Gott  gesandt  worden 
sind,  im  Grnnde  alle  dasselbe  gelehrt  haben  müssen,  inid 
dals  das  Gemeinsame  auch  das  Wesentliche  ist.  Dennoch 
konnte  ein  solches  Verfahren  nur  vor  der  Vernunft,  nicht 
aber  vor  der  historischen  Theologie  bestehen,  und  kein  Eklek- 
tiker konnte  seine  Ansichten  gegen  die  Rabbiner  oder  Bi- 
schöfe vertheidigen,  denn  die  geschriebenen  Urkunden,  auf 
die  er  sich  berief,  waren  gegen  ihn.  Solche  religiöse  Be- 
griÖe  waren  zeitgemäfs,  und  wenn  sie  auch  nie  festen  Fufs 
fassen  konnten,  tauchten  sie  doch  immer  von  neuem  auf,  so 
dafs  die  Makkaner  dem  Mohammad,  als  er  sie  ihnen  vor- 
trug, sagen  konnten:  Dieses  haben  wir  und  unsere  Väter 
alles  schon  gehört!  Aber  sie  konnten  nur  unter  der  Bedin- 
gung, dafs  eine  neue  göttliche  Autorität  dafür  bürgte,  Be- 
stand gewinnen. 

Das  Bedürfnifs  war  übrigens  gar  nicht  dringend,  denn 
nur  wenige  fühlten  dasselbe,  und  die  Massen  lebten  in 
sorglosem  Indifierentismus.  Die  Verbreitung  des  Islams  in 
Arabien  vmd  die  Reliffionskriege  des  Mohammad  haben  da- 
her  einen  ganz  eigenthümlichen  Charakter.  Der  Nucleus 
seiner  Gemeinde  bestand  aus  kaum  mehr  als  tausend  Män- 
nern. Diese  waren  Zeloten,  intimidirten  die  indifferente  Be- 
völkerung von  Madyna  und  verbreiteten  dann  den  Glauben 
durch  das  Schwert.  Bei  der  Zerfahrenheit  der  politischen 
Zustände  war  diese  Zahl  von  eifrigen  Gläubigen  hinreichend, 
die  Siegeslaufbahn  zu  eröfinen.  Sie  kämpften  mit  den  be- 
nachbarten Stämmen,  und  wenn  diese  Widerstand  leisteten, 
so  geschah  es  aus  Liebe  zur  Unabhängigkeit,  aber  nicht  aus 
Anhänglichkeit  an  die  Religion  ihrer  Väter.  In  allen  Reli- 
gionskriegen, welche  Mohammad  führte ,  waren  unter  seinen 
Gegnern  nicht  zwanzig  Menschen,  welche  den  Mätyrertod 
gestorben  sind,  ausgenommen  einige  Christen  und  die  ge- 
bornen  Juden.  Die  meisten  waren  in  Bezuar  auf  Relio^ion 
indiflferent;  wo  sich  aber  unter  den  Arabern  (wie  gesagt  mit 
Ausnahme  einiger  Christen)  eine  Ueberzengung  äufserte,  war 
sie  immer  zu  Gunsten  des  Islams,  denn  Diejenigen,  welche 
überhaupt  ein  Interesse  an  einer  Religion  nahmen,  fanden  im 
Islam  Befriedigung.  Erst  nach  Mohammad,  als  die  Nation 
durch  die  Kriege  gegen  das  Ausland  in   ein   neues  Stadium 


XII 


ciiif^oführt  wurde,  nahm  die  Gährung  überhand  und  jedes 
Individuum  wurde  von  Glaubenseifer  erfüllt;  der  Islam  erlitt 
aber  auch,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden,  wo  ich  von 
den  Quellen  spreche,  eine  sehr  bedeutende  zeitgemälse  Um- 
gestaltung. 

Uebersehen  wir  die  religiöse  Bewegung  vor,  während 
und  nach  Mohannnad's  Zeit,  so  überzeugen  wir  uns,  dals 
er  seinen  pathologischen  Zuständen  seine  welthistorische 
Bedeutung  verdankt.')  Weder  der  Ascet  Zayd,  der  Jo- 
hannes Baptista  des  Islams,  noch  der  Dichter  Omayya  waren 
die  recht<'n  Männer  für  ihre  Zeit,  obschon  der  erstere  den 
Mohammad  an  Sittenreinheit  und  der  letztere  an  Genie  über- 
traf. Die  Araber  bedurften  eines  Propheten,  und  die  hyste- 
rischen Anlagen  Mohammad''s  erfüllten  ihn  selbst  und  den 
Nucleus  seiner  Gemeinde  mit  der  Zuversicht,  dafs  er  ein  sol- 
cher sei.  Ohne  seine  Verdienste  läugnen  zu  w^ollen,  halte  ich 
es  doch  für  einen  groben  Irrthum,  die  Gründung  des  Islams 
seinem  Genie  zuschreiben  zu  wollen.  Das  oberflächlichste 
Studium  der  Entwickelung  seiner  Lehre  zeigt,  dals  er  sich 
unverzeihlicher  MilsgriÖe  schuldig  gemacht  hat,  welche  uns, 
wenn  nicht  au  seiner  Aufrichtigkeit,  aber  doch  an  seiner 
Kühnheit  zweifeln  lassen  und  welche  seine  Aufgabe  sehr  er- 
schwerten. Den  Götzendienst  wagte  er  anfangs  gar  nicht 
offen  anzugreifen  (vergl.  Bd.  I  S.  365),  und  noch  im  Jahre 
(iin  erklärte  er,  dafs  sie  Fürsprecher  vor  Gott  sind,  wodurch 
er  viele  von  seinen  aufrichtigen  Anhängern  zum  Wanken 
brachte,  ohne  seine  Gegner  zu  gewinnen.  Der  Gedanke,  der 
seine  ganze  Seele  erfüllte,  war  die  Vergeltung  nach  dem 
Tode.  Das  vernünftigste  wäre  gewesen :  an  dem  heidnischen 
Glauben,  dals  die  Seelen  der  Frommen'in  den  Körpern  grüner 
Vögel  fortleben,  anzuknüpfen  und  die  Unsterblichkeit  in  einer 
reineren  Gestalt  zu  lehren.     Statt  dessen  hielt  er  die   in  den 


')  Morley  in  dem  Moiithly  Review  of  Literature,  Science  and 
Art,  London  185()  S.  51)1,  sagt:  Mohammad's  fits,  liis  raania,  and 
bis  intervals  of  insanity,  contain  the  key  to  bis  actions.  Tbis  cannot 
be  too  strongly  urgL-d ;  but  it  has  never  been  clearly  advanced,  and 
even  Dr.  Sprenger  appears  to  have  failed  in  fulJy  grasping  its 
significance. 


XIII 


Augen  seiner  Mitbürger  höchst  lächerliche  (Bd.  II  S.  IIG)  Auf- 
erstehungstheorie fest,  und  wie  es  scheint  predigte  er  sie  an- 
fangs in  einer  ziemlich  unreinen  Form.  Er  sagt  nämlich 
nicht,  dufs  die  Seele  ein  eigenes  Leben  habe,  auch  nach  dem 
Tode  des  Körpers  fortbestehe  und  wieder  am  Gerichtstage 
mit  demselben  vereinigt  werde,  sondern  dafs  die  Menschen 
in  der  Auferstehung  wieder  zum  Leben  erweckt  werden. 
Nach  ihrer  zweiten  Geburt  leben  sie  allerdings  ewig  fort. 
Sein  Glaube  an  „das  Buch"  und  an  die  Identität  aller  ge- 
ofienbarten  Religionen  verleitete  ihn,  auf  die  Form  des  Cultus, 
in  sofern  er  dem  Allah  dargebracht  werde,  kein  Gewicht  zu 
legen.  Wie  schön  auch  diese  Lehre  ist,  so  ist  sie  doch  un- 
praktisch, und  seine  Religion  wäre  vne  frühere  derartige  Ver- 
suche zerronnen,  wenn  ihn  die  Umstände  nicht  genöthigt 
hätten,  ihr  einen  exclusiven  Character  zu  geben.  Sein  Augen- 
merk war  einige  Zeit  besonders  darauf  gerichtet,  die  Aner- 
kennung der  Juden  und  Christen  zu  gewinnen,  während,  wie 
der  Erfolg  zeigte,  und  er  hätte  voraussehen  können,  sein 
natürlicher  Wirkuno^skreis  unter  den  Arabern  la«-.  Nach 
seiner  persönlichen  Ansicht  war  Takwä,  Behutsamkeit,  furcht- 
sames Ausweichen  und  wohl  auch  Gottesfurcht  die  Haupt- 
tugend eines  Gläubigen.  Die  Umstände  haben  ihn  gezwun- 
gen, kriegerischem  Unternehmungsgeist  und  Todesverachtung 
die  Märtyrerkrone  und  die  höchste  Belohnung  im  Paradiese 
zuzusprechen.  Ohne  diesen  Umschwung  wäre  der  Islam  nie 
die  Religion  der  erobernden  nomadischen  Völker  geworden, 
denen  er  seine  Gröise  vei'dankt.  Kurz,  in  allen  seinen  Leh- 
ren, in  sofern  sie  die  Frucht  seines  eigenen  Genius  sind,  ver- 
mag ich  weder  Originalität,  noch  Genie,  noch  kluge  Berech- 
nung zu  entdecken.  Der  Geist  der  Schule,  aus  der  er  her- 
vorgegangen und  deren  Einfluls  ihm  bis  an  sein  Lebensende 
anhing,  ist  mönchische  Entsagung  und  Schwärmerei,  der  Geist 
der  Schule,  welche  er  stiftete,  ist  siegesgewisse  Kraft  und 
lOarheit.  Nicht  ihm,  sondern  thatkräftigen  Männern,  wie 
Omar,  Hamza,  Abd  al-Rahmän  b.  Awf,  deren  es  in  Ara- 
bien so  viele  giebt,  noch  mehr  aber  den  äufseren  Verhält- 
nissen verdankt  seine  Lehre  diesen  Umschwung,  und  es 
wäre  ein  grofses  Glück  für  sie,  wenn  er  seine  frühesten  Of- 
fenbarungen    mit    wenigen    Ausnahmen    hätte    unterdrücken 


XIV 


können.  Es  ist  allerdings  ein  Verdienst,  dafs  er  die  Bedürf- 
nisse der  Zeit  beredt  und  kräftig  aussprach,  aber  wahrschein- 
lich hätte  der  Dichter  Omayya  b.  Aby  Qalt  dasselbe  zu  lei- 
sten vermocht. 

Wenn  sich  einmal  das  Bestehende  überlebt  hat  und  eine 
gänzliche  Umänderung  noth  thut,  so  hängt  der  Erfolg  des 
Reformators  nicht  von  der  Form  seines  Programmes  (denn 
dieses  macht  sich  im  Verlaufe  der  Sache  von  selbst),  sondern 
von  ganz  andern  Dingen  ab.  Es  gehe  ein  Mann  nach  Deutsch- 
land mit  einem  tadellosen  Projekte  des  heifsersehnten  Bun- 
desstaates, so  wird  er  doch  nichts  ausrichten.  Wenn  aber 
ein  patriotischer  Fürst  wie  Victor  Emanuel,  ein  kluger  Staats- 
mann wie  Cavour  und  ein  enthusiastischer  uneigennütziger 
Haudegen  wie  Garibaldi  aufständen,  so  würde  sich  das  Er- 
reichbare auch  ohne  ein  philosophisch,  historisch,  ethnogra- 
phisch, staatsrechtlich,  politisch,  nationalökonomisch  ausge- 
arbeitetes Progranmi  finden. 

Die  hysterischen  Anlagen  stempelten  den  Mohammad 
aber  nicht  nur  zum  Propheten,  sondern  sie  gaben  ihm  an- 
dere Eigenschaften,  welche  unter  den  obwaltenden  Umstän- 
den einem  Führer  sehr  nützlich,  fast  unentbehrlich  waren; 
aber  wohl  gemerkt:  diese  Eigenschaften  sind  meistens  ne- 
gativ. Der  hysterische  Prophet  unterschied  sich  nur  wenig 
von  einer  gewissen  Klasse  von  hysterischen  Frauen. ')  Seine 
Begriffe  waren  weder  klar  noch  scharf  bestimmt,  flössen  aber 
alle  aus  einer  Idee  oder  vielmehr  aus  einem  Gefühle. 
Diese  Idee  erfafste  er  mit  Wärme  imd  sprach  sie  mit  weibi- 
scher Ueberschwänglichkeit  und  prophetischer  Verwirrtheit 
aus.      Er   war   so    zäh.    aber   auch    so    abhängig    von    seinen 


')  Gi'geii  das  Eiid(!  der  Lebzeit  und  nach  dem  Tode  des  Mo- 
liaininad  rief  die  Eifersucht  der  mäehtigereii  Stämme  gogen  die 
Moliammadaner  mcdirere  Afterpropheten  hervor.  Ungeachtet  der 
untergeordneten  Stellung,  welche  die  Frauen  im  Oriente  einnahmen, 
gehörten  doch  zwei  dieser  Propheten  dem  schönen  Geschlechte  an, 
und  eine,  SagAli,  fand  einen  sehr  grofsen  Anhang;  die  Ursache  ist 
Wdld,  dafs  unter  den  Frauen  die  nöthigen  Eigenschaften  für  den 
Fiiruf,  welchen  Mohammad  so  glücklicli  zu  Ende  führte,  viel  häu- 
liL.<'r  sind   als    uiitt  r  iMäiinern. 


XV 


Freunden  wie  eine  Frau,  und  in  Folge  der  divinatorischen 
Empfindsamkeit,  welclie  der  Hysterie  eigentliiunlich  ist,  nahm 
er  den  leisesten  Hauch  der  öfientlichen  Meinung  wahr;  dazu 
kamen  die  oft  erwähnte  Selbsttäuschung  und  die  damit  ver- 
wandte Verstelluno;so;abe  und  Gewandtheit  in  Ausflüchten. 
Ein  passenderer  Führer  für  eine  Gemeinde  voll  Thatkraft 
und  ein  geeigneteres  Organ  für  die  zeitgemälse  Gestaltung 
und  Verkörperung  der  national -religiösen  Gefühle  ist  nicht 
denkbar.  Wenn  der  Geist  der  Araber  der  Vater  des  Islams 
ist,  so  ist  Mohammad  die  Mutter.  Seine  Grölse  liegt  in  sei- 
nen Schwächen. 

Man  sieht,    dals    ich  den  Islam   für  eine  Schöpfung  des 
Geistes  der  Zeit  halte;    man  würde  mich  aber  ganz  mifsver- 
verstehen,   wenn  man  glaubte,   dals   ich   irgend  einen  Werth 
auf  solche  Allgemeinheiten  lege.     Der  Geist  ist  in  allen  Be- 
wegungen  die  Triebfeder,    aber  er    giebt   nur   wenigen  Aus- 
erwählten   die  Kraft   zur   That   und   die    Ausdavier   zur  Voll- 
endung.    Durch   wohlklingende  Worte   läist   sich   eine  grofse 
Armee  nur   schwer   zusammentrommeln  vmd   ganz  unmöglich 
zusammenhalten.    Wenn  sich  der  Geist  nicht  materielle  Mittel 
schafii't  seinen  Zweck  zu  erreichen,  oder  wenn  die  Träger  die 
Umstände  weder  zu  benutzen  noch  sich  darin  zu  fügen  wis- 
sen, so  verflüchtigt  er  sich  wirkungslos.    Wie  viel  haben  die 
deutschen  Patrioten    nicht    für    die    Einheit   und   Grölse    des 
Vaterlandes   gedichtet,    gesprochen,    gesungen    und    gezecht, 
aber  da  sie  bisher  keine  materiellen  Mittel  anwendeten,    um 
ihren  Zweck  zu    erreichen,   ist  das  Princip    „war  lassen  alles 
beim   Alten"    siegreich    geblieben.      Wer   etwas    leisten   will, 
mufs  mit   den  Umständen  rechnen,    er  mufs    die  Hindernisse 
würdigen,   nachgeben  wo  Widerstand   schadet,   die  Gelegen- 
heit benutzen,  seine  Ressourcen   entwickeln   und  umgestalten 
statt   zu   zerstören,   und   wer   die  Geschichte  verstehen   will, 
darf  sich  nicht  mit  Schlagwörtern  und  metaphysischen  Phra- 
sen abfertigen  lassen,   sondern   er   mufs    in   alle    diese  Dinge 
eingehen.      Würde    uns   die  Antwort   eines   Mechanikers   ge- 
nügen, wenn  wir  ihn  fragten:  Wie  vrird  das  Eisenwerk  oder 
die  Spinnerei  getrieben  ?  und  er  sagte :   Durch  Dampf !    Das 
Wasser   hat   sich    seit   Anfang   der  Welt    vmter  Einfluis   der 
Wärme   in   Dampf  verwandelt,   aber   die   Maschine,   mittelst 


XVI 


welcher  er  gezwungen  wird  den  Hammer  zu  schwingen  und 
die  Spindel  zu  drehen,  sind  eine  Erfindung  der  Neuzeit,  und 
über  diese  wollen  wir  Aufschlui's.  So  auch  müssen  wir  die 
mannigfaltigen  Mittel,  den  Mechanismus,  wodurch  der  Geist 
des  Islams  die  Massen  in  Bewegung  setzte,  aufzeigen,  und 
die  Bewegung  Schritt  für  Schritt  verfolgen,  wenn  unsere  Ar- 
beit etwas  anderes  sein  soll  als  eine  müssige  Spekulation ; 
denn  dadurch  unterscheidet  sich  die  Wissenschaft  von  blöd- 
sinniscen  Theorien,  die  noch  immer  in  der  Relisrionscreschichte 
spuken,  dafs  sie  sich  mit  Thatsachen  beschäftigt,  und  erst 
nach  deren  Erhebung  auf  dem  Wege  der  Induction  zu  allge- 
meinen Sätzen  schreitet. 

Unter  den  Thatsachen  aber  sind .  bei  allen  Umwälzungen 
die  äufseren  Verhältnisse  ein  eben  so  wichtiger  Factor,  als 
der  Charakter  der  an  der  Spitze  stehenden  Persönlichkeiten. 
Ich  habe  daher  in  diesem  Bande,  in  dem  ich  meinen  Hel- 
den auf  seiner  praktischen  Laufbahn  begleite,  besonders 
den  erstem  meine  Aufmerksamkeit  gewidmet;  ich  habe  es 
versucht,  die  Ereignisse  vom  Standi)unkte  des  Nationalöko- 
nomen, des  Politikers  und  des  Soldaten  anzusehen  und  die 
kulturhistorischen  Momente  hervorzuheben.  Letzteres  ist  um 
so  nothwendiger,  da  durch  den  Ishun  die  römische  Kultur 
aus  ganz  Asien  und  Afrika  verdrängt,  und  neue  politische 
und  sociale  Zustände,  welche  in  zeitgemäl'ser  Form  noch  fort- 
bestehen, an  ihre  Stelle  gesetzt  wurden,  und  es  ist  gewifs 
interessant,  die  Anfänge  derselben,  so  weit  sie  in  diese  Pe- 
riode fallen,  zu  verfolgen.  Unter  den  äufseren  Verhältnissen, 
welche  bestinunend  auf  den  Charakter  und  das  Schicksal  der 
Völker  wirken,  iiiinmt  die  Beschaffenheit  des  Bodens  die 
erste  Stelle  ein.  Ich  habe  diese  Arbeit  mehr  als  sechs  Mo- 
nate unterbrochen,  um  einen  lange  gehegten  Plan,  die  Post- 
und  Reiserouten  des  Orients  zusammenzustellen,  auszuführen. 
Sie  erscheinen  in  Leipzig  unter  den  Auspicicn  der  Deutschen 
morgenländischen  Gesellschaft,  und  die  beigefügten  Karten 
derselben  dürften  den  Leser  in  den  Stand  setzen,  sich  über 
die  Lage  der  Orte  zu  orientiren.  Die  erste  Nachricht  über 
die\olkszahl  der  arabischen  Halbinsel  habe  ich  zuerst  für 
General  Chesney's  Euphrates -Expedition,  dann  vollständiger 
für   die  /••itschi-.  dn-  D.    nior-reul.  (Jes.  Bd.  XVH  bearbeitet. 


xvir 


Ueber  den  Handol  finden  sich  Berechnungen  in  diesem  Bande, 
und  die  Ausbildunor  der  Taktik  und  des  Verwaltungswesens 
ist  an  mehreren  Stellen  berührt  worden.  Es  wäre  vielleicht 
zweckmäfsig  gewesen,  über  die  Regierungsformen,  welche  in 
verschiedenen  Theilen  von  Arabien  sehr  von  einander  ab- 
weichen, genauere  Auskunft  zu  geben.  Es  ist  dieses  aber 
ein  sehr  weitläufiges  Thema,  und  wer  darüber  Aufschlüsse 
wünscht,  wird  wohl  thun,  Burckhardt's  Notes  on  the  Be- 
douins,  wie  auch  Munziger's  trefl'liche  Bemerkungen  über  die 
Bogos  (deren  Regierungsform  der  der  Araber  gleicht)  nach- 
zulesen. Im  Allgemeinen  kann  man  behaupten,  dafs  jedes 
Bedouinenlager  eine  aristokratische  Verfassung  habe  und  der 
Erbadel  mit  dem  Verdienstadel  in  beständigem  Kampfe  sei. 
Die  politischen  Zustände,  wie  sie  in  den  Heldensagen  ge- 
schildert werden,  haben  eine  grofse  Aehnlichkeit  mit  dem 
Zeitalter  der  Heroen  bei  den  Griechen.  In  Gegenden,  wo 
Ackerbau  betrieben  wird,  herrscht,  je  ausgedehnter  und 
fruchtbarer  sie  sind,  um  so  mehr  das  monarchische  Princip 
vor,  doch  war  dieses  gerade  zur  Zeit  des  Mohammad  mehr 
im  Verfalle  als  jemals  vor  oder  nach  ihm,  denn  die  Fremdherr- 
schaft war  machtlos  geworden  und  die  einheimische  Kraft  hatte 
sich  noch  nirgends  concentrirt  und  gewann  erst  in  dem  Islam 
einen  Mittelpunkt. 

Seite  9  des  ersten  Bandes  habe  ich  die  Absicht  aus- 
gesprochen, über  die  Quellen  eine  Monographie  zu  geben. 
Wenn  sie  je  zu  Stande  kommt,  wird  es  wahrscheinlich  lange 
dauern,  bis  ich  die  gesammelten  Materialien  zusammenstelle, 
denn  sie  sind  sehr  zahlreich  und  es  liegt  in  der  Natur  der 
Sache,  dafs  sie  Gegenstände  berühren,  welche  nur  für  We- 
nige von  Interesse  sind.  Als  ich  schon  halb  entschlossen 
war,  die  Sache  einstweilen  ruhen  zu  lassen,  gewann  ich 
die  Ueberzeugung,  dafs,  wenn  vorliegende  Arbeit  ohne 
alle  Andeutungen  über  diesen  Gegenstand  zum  Abschlufs 
gebracht  wird,  dem  Leser  die  Mittel  fehlen,  sie  zu  beur- 
theilen,  und  manche  Mifsverständnisse  über  ihr  Verhältnifs 
zu  den  Leistungen  Anderer  entstehen  würden.  Ich  habe 
mich  daher  entschlossen,  die  Hauptresultate  meiner  For- 
schungen über  die  Quellen  hier  in  möglichst  populärer  Form 
wiederzugeben. 

III.  b 


XVIII 


Ich  theile  die  Quellen  in  sechs  Klassen:  1)  der  Koran, 
2)  die  Urkunden,  3)  die  Biographie,  4)  die  Sunna,  5)  die 
Koräncommentare,  und  6)  die  Genealogie. 

Ueber  die  Urkunden  habe  ich  wenig  zu  sagen  und  er- 
wähne sie  daher  zuerst.  Sie  sind  nicht  zahlreich  und  be- 
stehen aus  Verträgen,  Schenkungen  und  Briefen.  Einige 
mögen  untergeschoben  sein,  doch  als  man  anfing  Geschichte 
zu  schreiben,  waren  noch  mehrere  im  Original  vorhanden,  ja 
man  will  eine  in  neuester  Zeit  aufgefunden  haben,  und  mancher 
Vertrag,  wenn  auch  das  Dokument  verloren  gegangen  war, 
wurde  dennoch  von  der  Regierung  der  Chalyfen  respektirt 
und  die  überlieferten  Abschriften  als  richtig  anerkannt  '). 


Der  Koran. 

Die  Araber  haben  ein  feines  Gefühl  ftir  die  Schönheit 
der  Rede,  und  Gedichte,  wenn  sie  auch  nicht  gesungen  wer- 
den ,  gehen  von  Mund  zu  Mund ,  wie  bei  uns  Volkslieder. 
Ich  wolmtc  auf  dem  Libanon  in  dem  Hause  eines  Maroniten, 
welcher  alle  Gedichte,  alte  oder  neue,  deren  er  habhaft  wer- 
den konnte,  auswendig  lernte,  xmd  sobald  er  erwachte,  sie 
zu  recitiren  oder,  wenn  man  will,  zu  singen  anfing.  Dieser 
Sinn  ist  nicht  nur  den  Arabern,  sondern  auch  anderen  orien- 
talischen Völkern  eigen.  Der  Wanderer  in  Audh  besingt, 
während  er  einsam  seinen  Weg  verfolgt,  die  Thaten  des  Rama, 
mid  wenn  man  auf  einem  Boote  Nachts  den  Ganges  hinab- 
fährt, verninnnt  man  von  vielen  Dörfern  die  wehmüthige 
Stimme  eines  Mannes,  der  am  Ufer  sitzt  und  bis  Tages- 
anbrueh  singt.  Die  Melodie  der  Gesänge  ist  ein  Recitativ,  das 
auf  jedes  Gedicht  pafst.     Wie    solche  Compositionen   fortge- 


')  Es  gellt  dieses  aus  einer  Denkschrift,  welche  der  Reclits- 
gelehrte  Abu  Yusof  an  den  Chalyfen  Hsirun  al-Raschyd  richtete, 
hervor.  Es  werden  darin  mehrere  Urkunden  auf  Autorität  der  Tra- 
dition als  rechtskräftig  aiigefülirt.  TaharAny  (geb.  200,  f  360,  ein- 
hundert Jahre  und  zehn  Monate  alt)  und  Abu  'Abd  Allah  Ibn  Menda 
(geb.  310,  f  3ü5)  haben  die  Urkunden  gesammelt,  aber  ihre  Mo- 
nngraphicii   fehlen   uns. 


xrx 


pflanzt  werden,  wissen  wir  aus  Erfahrnng.  Einige  schreiben 
sie  auf,  die  Mehrzahl  prägt  sie  sich  durch  häufiges  Hören 
dem  Gedächtnisse  ein. 

Das  Leben  im  Orient  ist  einfacher,  ruhiger  und  unend- 
hch  viel  gemüthlicher  als  bei  uns.  Die  Aufmerksamkeit  wird 
nur  von  wenigen  Gegenständen  in  Anspruch  genommen  und 
deswegen  ist  der  Schatz  von  Volkslegenden,  Sprichwörtern 
und  Volkspoesien  (besonders  in  einsamen  Orten)  viel  grölser, 
als  unter  thätlgen  Völkern.  Es  ist  aber  unrichtig,  wenn  man 
den  Orientalen  ein  stärkeres  Gedächtnifs  oder  irgend  eine 
andere  natürliche  Eigenschaft  zu-  oder  abspricht  als  wir  be- 
sitzen. Sie  unterscheiden  sich  von  uns  in  Folge  der  Verhält- 
nisse —  Man  is  a  creature  of  circumstances. 

Die  ersten  Inspirationen  des  Mohammad,  sowohl  die  ly- 
rischen als  die  erzählenden  —  z.  B.  die  Ballade  vom  egypti- 
schen  Joseph  in  Süra  12  —  sind  ganz  dazu  angethan,  von 
Mund  zu  Mund  zu  gehen.  Die  Sprache  ist  melodisch,  der 
Reim  kunstreich  und  wohlklingend,  und  der  Sinn  so  oraku- 
lös,  dafs  jeder  Vers  wie  ein  Räthsel  ist.  Sie  mufsten  einen 
eigenen  Reiz  haben,  so  lange  sie  neu  waren.  Anfangs  ver- 
mied Mohammad  mit  der  gröfsten  Behutsamkeit  alles  was 
die  bestehenden  Vorurtheile  hätte  beleidigen  können;  er  pre- 
digte die  Einheit  Gottes,  aber  äufserst  schüchtern,  und  wagte 
es  nicht  den  Götzendienst  anzugreifen  (vergl.  Bd.  I  S.  356). 
Von  neuen  milsfälligen  Geboten  war  gar  keine  Rede.  Aylscha 
(bei  Boch.  S.  747)  sagt:  „Gott  hat  zuerst  Beschreibungen  der 
Hölle  vmd  des  Himmels  geoflFenbart,  um  die  Menschen  für 
den  Islam  geneigt  zu  machen,  und  erst  später  hat  er  Gebote 
herabgesandt.  Wenn  er  schon  zu  Anfang  den  Wein  oder  die 
Unzucht  verboten  hätte,  würden  die  Leute  gesagt  haben: 
Wir  werden  dem  Weine  und  der  Unzucht  nicht  entsagen" 
(vergl.  Bd.  I  S.  315).  Auf  diese  Weise  gelang  es  dem  Moham- 
mad, sich  Celebrität  zu  erwerben  (K.  94,  4)  und  seine  Inspi- 
rationen zu  verbreiten.  Selbst  Bedouinen,  welche  nach  Makl<a 
kamen,  lernten  einige  Verse  auswendig  und  brachten  nicht 
nur  die  Nachricht,  dafs  sich  in  der  heiligen  Stadt  ein  Mann 
für  einen  Propheten  ausgebe,  sondern  auch  Proben  seiner 
Orakel  mit  nach  Hause.  Durch  solche  Vermittelung  wurde 
es  einem  Knaben  aus    dem  Stamme  Garm  möghch,   mehrere 

b* 


XX 

Koränstücke  zu  erhalten  und  dem  Gedächtnisse  einzuprägen 
(Ihn  Sad  fol.  64). 

Obschon  anfangs  die  Inspirationen  nur  durch  das  Ge- 
dächtnils  aufbewahrt  wurden,  so  häuften  sie  sich  doch  all- 
mälig  dermafsen,  dafs  der  Verfasser  selbst  sich  ihrer  alle  kaum 
erinnern  konnte,  und  sowohl  er  als  seine  Schüler  schrieben, 
was  für  sie  gerade  am  meisten  Interesse  hatte,  nieder,  um 
das  Gedächtnifs  zu  unterstützen  ').  Doch  von  einer  regel- 
mälsigen  Sammlung  war,  so  lange  Mohammad  in  Makka 
weilte,  keine  Rede.  Solche  Notizen  wurden  ausgewaschen 
oder  weggeworfen,  wenn  man  den  Inhalt  auswendig  wufste 
oder  sich  nicht  länger  darum  kümmerte,  denn  sie  waren  etwas 
Zufällifres.  Die  Offenbarungen  sollten  nach  der  Absicht  des 
Propheten  „in  den  Herzen  der  Menschen  leben",  durch  das 
Gedächtnifs  aufbewahrt  und  durch  die  Zunge  fortgepflanzt 
werden  ^). 

Ursprünglich  theilte  Mohammad  seine  Inspirationen  in 
Mathaniy,    Wiederoffenbarungen  ^)     und    „den    gepriesenen 


')  Auf  die  Beschuldigung  gegen  Mohan)mad:  es  werden  ihra 
die  Asatyr  diktirt  und  er  schreibe  sie  auf,  antwortet  er  nicht  „Ich 
kann  ja  nicht  schreiben",  sondern  er  läfst  sich  K.  29,  47  von  Gott 
zurufen:  „Du  pflegtest  vor  diesem  (dem  Koran)  kein  Buch  zu  lesen, 
noch  eines  mit  deiner  Rechten  zu  schreiben ;  wäre  dem  nicht  so, 
80  könnten  die  Widersacher  [deiner  Lehre]  im  Zweifel  sein."  Ich 
glaube,  wir  dürfen  daraus  schliefsen,  dafs  er  einige  Offenbarungen 
aufschrieb.  Da  er  aber  im  Schreiben  wenig  Geschick  und  Uebung 
hatte,  diktirte  er  sie  schon  im  Makka  einem  seiner  Freunde  (vergl. 
Bd.  II  S.  408).  Wenn  es  aber  in  der  Tradition  heifst:  er  habe 
Süra  53  oder  Süra  26  vorgelesen,  so  könnte  dieses  möglicher  Weise 
wörtlich  zu  verstehen  sein.  Der  Erfinder  der  sehr  alten  Legende 
von  der  Bckelirung  'Omars  (Bd.  II  S.  87)  setzte  es  als  bekannte 
Thatsache  voraus,  dafs  die  Jünger  des  Mohammad  hie  und  da  Offen- 
barungen schriftlich  besafsen. 

^)  Unter  den  Jüngern,  welche  Mohammad  voraus  nach  Ma- 
dyna  schickte,  um  die  Leute  im  Koran  zu  unterrichten,  war  der 
blinde  Ibn  0mm  Maktüm,  welcher  nur  auswendig  gelernte  Stücke 
mittheiU-n  konnte. 

')  Einige  Exegeten  geben  zu,  dafs  Mathaniy  „Wiederoffen- 
banmg"  bedeute,  gl.'iubcn  aber,  dafs  die  erste  Süra  Mathaniy  ge- 


XXI 


Koran."  Von  den  ersteren  hatte  er  im  Jahre  617  sieben 
Stücke.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  clafs  die  früheste  aus- 
führliche Erzählung  der  Schicksale  vertilgter  Völker  dazu 
gehörte  ^) ,  aber  es  fehlen  uns  die  Mittel ,  sie  näher  zu  be- 
zeichnen ^). 

Für  den    „erhabenen  Koran"   oder    die    Originaloffenba- 
rungen  scheint    damals    noch    keine   Eintheilung    in  Kapitel 


nannt  wurde  (Boch.  S.  683),  und  behaupten,  sie  sei  zweimal,  ein- 
mal in  Makka,  und  einmal  in  Madyna  vom  Himmel  herabgesandt 
worden,  und  zwar  jedes  Mal  unter  einer  Escorte  von  70000  En- 
geln (Baghawy  15,  st). 

')  Vergl.  Bd.  I  S.  463.  Zu  dem  dort  Gesagten  ist  hinzuzufügen, 
dafs  der  arabische  Ausdruck  für  das  Wort  in  K.  39,  24,  welches  ich 
mit  Kunde  übersetze,  Hadyth,  Erzählung,  ist,  und  dafs  mit  diesem 
Ausdrucke  im  Koran  (20,8.  51,24.  79,  is.  85,  i7.  88,  i)  die  Pro- 
phetenlegenden bezeichnet  werden.  Auch  unter  den  Moslimen  giebt 
es  Exegeten ,  welche  die  warnenden  Beispiele  alter  Völker  für  die 
Mathaniy  hielten  (vergl.  ItL;än  S.  149). 

'')  Es  wurden  von  den  Moslimen  schon  in  früher  Zeit  zwanzig 
Suren,  welche  im  Codex  des  Ibn  Masüd  aufeinander  folgten,  Ma- 
thaniy geheifsen.  Man  darf  sich  durch  diese  Benennung  in  der  ur- 
sprünglichen Deutung  des  Wortes  „doppelte  Offenbarung"  d.  h. 
„Wiederoffenbarung"  nicht  irre  führen  lassen.  Diese  Suren  wurden 
Mathaniy,  d.h.  Doppelsüren  genannt,  weil  sie  doppelt  so  lang 
sind,  als  die  Natzäjir,  wovon  man  zwei,  oder  wenn  man  in  Eile 
ist,  eine  beim  Gottesdienste  vorliest.  Als  Beweis,  dafs  unter  den 
zwanzig  nicht  die  ursprünglichen  Mathaniy  zu  verstehen  sind,  kann 
angeführt  werden,  dafs  auch  die  achte  Süra  dazu  gerechnet  wird 
(vergl.  die  Tradition  des  Ibn  Masüd  im  Mischkät  S.  186,  engl.üebers. 
Bd.  I  S.  526  und  bei  Itkän  S.  141);  diese  aber  ist  erst  in  Madyna  ge- 
offenbart worden,  lange  nachdem  die  Eintheilung  in  sieben  „Matha- 
niy" und  „erhabenen  Koran"  in  Vergessenheit  verfallen  war. 

Die  Doppelsüren  sind:  die  8te,  13.,  14.,  15.,  19.,  22.,  24,  25., 
27.,  28.,  29.,  30.,  31.,  33.,  34.,  35.,  36.,  38.,  39.,  47.  Die  längste 
davon  hat  99  kurze  und  die  kürzeste  hat  34  lange  Verse. 

Wenn  wir  ausfindig  machen  wollen ,  welche  Koränstücke  Mo- 
hammad ursprünglich  als  Wiederoflfenbarungen  bezeichnete,  so  dürfen 
wir  nicht  vergessen,  dafs  er  in  der  ersten  Periode  denselben  Gegen- 
stand oft  fünf-  oder  sechsmal  bearbeitete,  und  es  ist  sehr  wahr- 
scheinlich,   dafs   er    alle    Bearbeitungen    ein   und   desselben   Gegen- 


XXII 


bestanden  zu  haben.  Ucber  den  Charakter  desselben  läfst 
uns  die  in  der  Note  Bd.  11  S.  38  angeführte  Probe  in  kei- 
nem Zweifel:  er  bestand  aus  Inspirationen,  welche  Moham- 
mad"s  heiligste  Empfindungen  ausdrücken.  Anfangs  erfüllten 
ihn  diese  Empfindungen  mit  seligem  Entzücken  und  er  konnte 
keine  Worte  dafür  finden,  denn  während  der  Extase  ver- 
mochte er  es  nicht,  sich  zu  sammeln,  und  sobald  er  sich  da- 
von erholt  hatte,  waren  die  Eindrücke  nicht  mehr  lebendig 
genug  im  Gedächtnisse  ').  Er  fühlte  jedoch  das  Bedürfnils 
und  die  Pflicht,  sie  andern  mitzutheilen  und  Gott  rief  ihm 
zu  (K.  87,  1-8):  „Lobpreise  den  Namen  deines  Herrn  des 
Höchsten,  welcher  erschaffen  hat,  und  wir  werden  dich  lesen 
machen  und  du  wirst  nicht  vergessen,  aufser  so  viel  Gott 
will."  Das  Gebet  und  die  Betrachtung  machte  ihn  mit  dem 
Göttlichen  vertraut,  die  Entzückungen  brachen  nicht  mehr 
so  plötzlich  ab  und  es  gelang  ihm,  während  sie  ebbten,  seine 
Stimmung  in  Begriffe  zu  sammeln  und  seine  Zunge  wurde 
gelöst.  Er  läfst  sich  nun  von  Gott  zurufen  (Kor.  96,  i-s): 
„Lies  im  Namen  deines  Herrn,  welcher  erschaffen  hat!  Lies, 
denn  er  ist  der  Edelmüthigste! "  ^)  Anfangs  erkannte  er  nur 
in  solchen  während  der  höchsten  Aufregung  empfangenen 
Inspirationen  die  unmittelbare  Stimme  Gottes  und  hielt  nur 
diese  für  Originaloffenbarungen  oder  Koran. 

Unter  dem  Einflüsse  äufserer  Umstände,  die  wir  kennen, 
ging  bei  Mohammad  die  Periode  reiner  jungfräulicher  Exal- 
tation etwas  schneller  vorüber  als  bei  manchen  andern  Schwär- 


standes, z.  B.  der  Geschichte  des  Moses,  für  eine  einzige  Wieder- 
ofifeiibarung  hielt.  Wir  hätten  also  nicht  sieben  Koränstücke ,  son- 
dern sieben  Gegenstände  zu  suchen. 

')  Man  vergleiche,  was  Ibn  Chaldun  über  den  Zustand  der 
Extase  sagt,  oben  Bd.  I  S.  228.  Vergl.  auch  die  Bemerkungen 
Bd.  II  S.  488. 

*)  Lesen  bedeutet  in  diesen  Stellen  „in  Worte  kleiden."  Kor. 
75,  17  sagt  Gott  in  denjselben  Sinne:  „Das  Sammeln  und  Lesen  ist 
unsere  Sache."  Diese  Worte  enthalten  die  Ueberzeugung  des  Moham- 
noad,  dafs  Gott  nicht  nur  die  Aufregung  in  seinem  Innern  hervor- 
rufe, sondern  auch  ihm  beistehe,  die  Empfindungen  zum  klaren  Be- 
wufstsein  zu  bringen  und  selbe  in  Worte  zu  kleiden. 


xxrii 


mern.  Schon  im  Jahre  617  hatte  er  den  wichtigsten  Wende- 
punkt seines  Seelenlebens  überwunden  und  war  über  Skrupel 
hinaus  ').  Er  erklärte  nun  auch  die  mit  klarem  Bewufstsein 
andern  nacherzählten  und  mit  vieler  Mühe  stylisirten  Pro- 
phetengeschichten nicht  länger  als  Wiederoffenbarungen,  son- 
dern als  direkte  Eingebungen  Gottes.  Die  damals  bearbei- 
tete Geschichte  Josephs  bezeichnet  er  in  der  Einleitung  als 
Koranstück  und  behauptet,  sie  sei  ihm  von  Gott  vorerzählt 
worden  ^). 

Da  nun  der  Unterschied  zwischen  Koran  und  Mathäniy 
aufhörte,  fing  er  an,  die  damals  vorhandenen  Offenbarungen 
in   Suren   einzutheilen  ^).     Er    hatte  zwei   Gründe   für   diese 


')  Eine  Ursache  dieser  neuen  Wendung  mag  gewesen  sein, 
dafs  man  ihm  nachwies,  die  Quellen,  aus  denen  er  die  Propheten- 
geschichten, z.  B.  die  von  Hüd  und  C'älih,  geschöpft  habe,  seien  un- 
rein und  folglich  nicht  eine  Offenbarung.  Er  hatte  daher  keinen 
andern  Ausweg  als  zu  sagen:  „Das  mag  seine  Richtigkeit  haben, 
aber  sie  sind  mir  von  Gott  mitgetheilt  worden  und  so  sind  sie  eine 
Originaloffenbarung  und  die  von  mir  erzählten  Thatsachen  bleiben 
wahr."  Mit  dieser  Erklärung  begegnete  er  schon  damals  häufig 
den  Heiden  und  in  Madyna  den  Juden  und  Christen.  Seine  Rede 
in  solchen  Fällen  ist:  y,Wifst  ihr  es  besser  oder  Gott?"  (z.  B.  Kor. 
2,  134).  Obschon  er  fortfuhr,  die  apokryphischen  Geschichten  von 
Hüd,  Qälih  u.  a.  m.  für  Offenbarungen  auszugeben,  so  hütete  er  sich 
doch  weislich,  auf  dieselben  später  wieder  anzuspielen. 

^)  Diese  Geschichte  bildet  die  12te  Süra  des  Koran.  Merk- 
würdig ist,  dafs  Mohammad  dem  Okba  b. 'Amir,  als  derselbe  ihn 
fragte,  ob  er  die  i2te  und  Ute  Süra  lesen  soll,  eine  ausweichende, 
fast  verneinende  Antwort  gab  (Mischkät  S.  180).  Vielleicht  bereute 
er  es,  die  I2te  Süra  verfafst  zu  haben,  weil  der  Betrug  doch  zu  hand- 
greiflich war. 

^)  Dafs  Mohammad  die  Offenbarungen  schon  in  Makka  in 
Suren  zusammenstellte,  unterliegt  keinem  Zweifel.  Als  der  Prophet 
nach  Madyna  kam,  hatte  der  eilfjährige  Zayd  b.  Thäbit  schon  17 
Suren  auswendig  gelernt. 

Säle  sagt,  dafs  Süra  der  Bedeutung  nach  dem  hebr.  Sedarim 
entspreche,  und  da  die  Juden  den  Pentateuch  in  53  Sedarim  ein- 
theilen,  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dafs  Mohammad,  als  er  die 
neue  Anordnung  traf,  aus  seinen  damaligen  Offenbarungen  eben  so 
viele  Suren  bildete. 

/ 


XXIV 


Mafsregel :  nicht  in  Erfüllung  gegangene  Weissagungen  weg- 
zuerklären  und  die  Liturgie  zu  verbessern.  Es  ist  Bd.  11 
S.  3-iO  fi'.  gezeigt  worden,  dals,  als  die  den  Makkanern 
"■edrohte  zeitliche  Strafe  nicht  eintreten  wollte,  er  die  Stellen? 
welche  die  Drohungen  enthalten,  auf  den  jüngsten  Tag 
bezog,  und  um  dieser  Verdrehung  Eingang  zu  verschaffen, 
ihnen  Beschreibungen  der  Auferstehung  anhängte.  Seine 
Aufgabe  bestand  darin,  beide  Elemente  fest  zusammen  zu 
kitten ;  dieses  war  aber  nicht  so  leicht,  wie  wir  uns  einbilden. 
ICs  kostete  dem  Schiller  nur  einen  Federstrich  „Freiheit  schö- 
ner Götterfunke"  in  „Freude  schöner  Götterfunke"  zu  ver- 
wandeln. Aber  setzen  wir  voraus,  dafs  seine  Lieder  weder 
gedruckt  noch  geschrieben,  sondern  im  Gedächtnisse  aufbe- 
wahrt und  mündlich  foi'tgepflanzt  worden  seien,  so  wäre  es 
ilini  unmöglich  gewesen,  dem  Gedichte  einen  andern  Sinn  zu 
geben.  Mohammad  versuchte  aber  noch  viel  Gröfseres.  Indem 
er  Suren  bildete,  stellte  er  Stücke  aus  verschiedenen  Zeiten 
und  von  verschiedenem  Inhalte  chaotisch  zusammen.  Nach- 
dem der  Inhalt  der  Offenbarungen  seine  momentane  Wirkung 
gcthan  oder  verfehlt  hatte,  soll  nun  das  daraus  gemachte 
Quodlibet  durch  Schwulst  wirken.  Man  sollte  denken,  dafs, 
da  der  Koran  damals  noch  nicht  schriftlich  fortgepflanzt 
wurde,  das  Unternehmen  auf  ebenso  grofse  Schwierigkeiten 
hätte  stofsen  müssen,  wie,  wenn  es  Jemandem  einfiele,  Volks- 
lieder willkürlich  zusammen  zu  setzen  und  dann  in  Kapitel 
zu  theilcn,  so  dafs  etwa  „Der  liebe  Augustin",  „Du,  du 
liegst  mir  am  Herzen"  und  „Der  Fischerchor"  ein  Kapitel, 
„Fridolin",  „Schleswig-Holstein",  „Hier  im  irdischen  Jammer- 
thal" und  „Mein  Schatz  ist  ein  Reiter"  ein  anderes  Kapitel 
l)iiden  sollten. 

Die  Sache  wäre  iniausführbar  gewesen,  wenn  ihm  die 
Bedürfnisse  der  Liturgie  nicht  zu  Hilfe  gekommen  wären. 
Jeder  Gottesdienst  der  Moslime  und  auch  ihre  Privatscebete 
bestehen  aus  einer  oder  mehreren  Rakä,  Inklinationen;  es 
gelu)rcn  zu  jeder  Raka  bestimmte  Gebete  und  die  Recitation 
(auswendig  oder  mit  dem  Buche  in  der  Hand)  von  belie- 
bigen Koränstücken,  In  der  Auswahl  der  Stücke  besteht 
keine  Regel,  aufser  dafs  man  gerne  wechselt  und  bei  feier- 
lichen Gelegenheiten,  etwa  an  Feiertagen,  längere  Stücke  liest. 


XXV 


Es  giebt  viele  Moslime,  welche  es  sich  zur  Regel  machen, 
in  einer  bestimmten  Zeit,  z.  B.  jeden  Monat  oder  jede  Woche, 
den  ganzen  Koran  zu  lesen.  Dieses  geschieht  in  Privat- 
andachten und  gewöhnlich  wird  das  Pensum  in  eine  be- 
stimmten Anzahl  von  Raka  eingetheilt.  Die  moslimische  Li- 
turgie also  war  das  Mittel,  die  Offenbarungen  den  Gläubigen 
im  Gedächtnisse  zu  erhalten  und  der  neuen  Eintheilung  Ein- 
gang zu  verschaffen. 

Ich  zweifle  nicht,  dafs  Mohammad  schon  vor  dieser  Zeit 
in  jeder  Raka  Koränstücke  im  engeren  Sinne  und  vielleicht 
auch  Mathäniy  vortrug;  wenigstens  sollen  wir  dieses  aus  der 
Tradition  des  Ibn  Mas'  ud  schliefsen :  Wir  wufsten  nicht,  wo 
eine  Süra  aufhöre  und  eine  andere  anfange,  ehe  das  „Im 
Namen  Gottes  des  milden  Rahmän"  geoff'enbart  und  an  den 
Anfang  jeder  Süra  gesetzt  wurde.  Mohammad  recitirte,  wie 
es  scheint,  bis  dahin  verschiedene  Offenbarungen,  die  ihm 
gerade  in's  Gedächtnils  kamen,  und  begreiflicher  Weise  wurde 
es  ihm  ziu*  Gewohnheit,  gewisse  Stücke  auf  einander  folgen 
zu  lassen,  wodurch  der  Eintheilung  in  Suren  vorgearbeitet 
wurde.  Ich  zweifle  jedoch  nicht,  dals  jede  Inspiration  bis 
dahin  ein  Ganzes  für  sich  bildete,  gerade  wie  bei  uns  jedes 
Volkslied,  jeder  traditionelle  Sittenspruch  und  jede  witzige 
Anekdote. 

Ibn  Mas'  üd  erwähnt  eine  Gruppe  von  20  Suren,  welche 
er  Natzäyir,  gleiche  nennt,  und  berichtet,  dafs  Mohammad 
diese  häufiger  als  andere  Stücke  im  Gottesdienste  vortrug, 
nämlich  je  zwei  davon  in  einer  Raka  ^).  Ich  finde  in  dieser 
Aeuiserung  den  Schlüssel  für  die  Weise,  wie  Mohammad  seine 
bereits  vorhandenen  Offenbarungen  in  Suren  gruppirte.  Die 
Natzäyir  sind  die  schwungvollsten  Kapitel  im  ganzen  Koran 
und  haben  gerade  die  rechte  Länge  für  ihren  liturgischen 
Zweck.  Die  meisten  von  ihnen  enthalten  jenes  Gemisch  von 
Drohungen  einer  zeitlichen  Strafe  und  von  Beschreibungen 
der  Schrecken    des   Gerichtstages,    welches   Mohammad    bei 


')  Bei  Bochäry  S.  107  und  747.  Nach  Kostoläny  sind  fol- 
gendes die  Natzäyir:  die  44ste,  51.,  52.,  53.,  54.,  55.,  56.,  68.,  69., 
70.,  73.,  74.,  75.,  76.,  78.,  79.,  80.,  81.,  83.  Jede  fuHt  in  Flügels 
Koranausgabe  durchschnittlich  eine  Seite. 


XXVI 


seiner  neuen  Eintheilung  vorzüglich  beabsichtigte.  Man  darf 
nicht  vergessen,  dafs  er  nicht  dem  Verstände,  sondern  den 
Herzen  predigen  wollte.  Er  wollte,  wie  er  sagt,  die  Leute 
mit  Angst  erfüllen,  um  das  Herz  für  den  Glauben  empfilng- 
lich  zu  machen.  Diesem  Zwecke  entsprechen  keine  an- 
dern Suren  besser  als  die  Natzäyir;  sie  enthalten  die  ganze 
Poesie  und  den  ganzen  Schwulst  des  Schreckensapparates, 
das  höchste  der  prophetischen  Kunst  des  Mohammad ').  Ich 
glaube  daher,  dafs  die  Natzäyir  die  ersten  Suren  sind,  welche 
er  fertig  machte.  Diesen  wurden  die  auserwählten  Stücke 
einverleibt,  die  übrigen  Suren  entstanden  dann  von  selbst  aus 
den  Abfällen. 

Ehe  ich  von  dem  Entstehen  der  letzteren  spreche,  mufs 
ich  der  Offenbarungen  erwähnen,  welche  keiner  Süra  ein- 
verleibt wurden.  Es  sind  dieses  Gebete,  welche  bei  ver- 
schiedenen Gelegenheiten  angewendet  werden,  wie  S.  1,  ii3, 
114*),  und  Inspirationen,  welche  besonders  ergreifend  sind, 
wie    S.    102,    und    deswegen    ihre     selbstständige    Existenz 

')  Um  den  Geist,  welcher  den  Mohammad  in  der  Sürenbil- 
dung  leitete,  zu  begreifen,  müssen  wir  besonders  jene  Kapitel  be- 
rücksichtigen, welche  er  der  Tradition  zufolge  besonders  anpries 
und  aufser  den  Natzäyir  am  häufigsten  recitirte,  wie  Süra  18,  32, 
36  u.  s.  w. 

Auch  ist  folgende  Tradition  des  Bochäry  zu  berücksichtigen, 
welche  den  Forderungen  gegenüber,  die  wir  machen,  ganz  die  An- 
sichten des  Propheten  und  seiner  Zeit  enthält:  „Es  kam  einst  ein 
Mann  aus  Irak  zu  Ayischa  und  sagte:  O  Mutter  der  Gläubigen, 
zeige  mir  dein  Koränexemplar!  Sie  antwortete:  Wozu  bedarfst  du 
es?  Er  erwiderte:  Damit  ich  die  Offenbarungen,  wie  sie  erschienen 
sind,  danach  ordne,  denn  ich  finde,  dafs  sie  durcheinander  gelesen 
werden.  Was  liegt  daran,  versetzte  sie,  welche  du  zuerst  und 
welche  du  zuletzt  liesest?" 

')  Dahin  gehören  auch  zwei  Gebete,  welche  einen  wesentlichen 
Theil  eines  jeden  Gottesdienstes  bilden  und  in  die  offizielle  Recen- 
cion  zwar  nicht  aufgenommen  worden  sind,  aber  wohl  in  der  des 
übayy,  in  welcher  jedes  eine  Süra  bildet.  Vergl.  Itkän  S.  151 
und   153. 

Merkwürdig  ist,  dafs  Il)n  Mas'ud  nicht  nur  diese  zwei  Gebete, 
sondern    auch    Süra    I  Kl    und   114    in    seinen    Codex   nicht   aufnahm. 


XXVII 


bewahrten.  Es  bildet  daher  jede  für  sich,  oder  zwei  oder  drei 
einander  ühnliciie  zusammen  eine  kleine  Sura.  Aufserdem 
hat  Mohammad  manche  früheren  Ofi'enbarungen ,  wie  Süra 
105,  106,  107,  bei  Seite  geschoben  und  wir  verdanken  ihre 
Erhaltung  nur  dem  Fleifse  der  Sammler  des  Korans,  welche 
dann  aus  jedem  Stücke  ein  Kapitel  machten  oder  auch  zwei 
zusammenstieisen.  Es  kommt  mir  vor,  dafs  sie  das  Wort 
nicht  in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  gebrauchten,  indem 
sie  solche  Analecten  Suren  nannten  '). 

In  der  Bildung  der  übrigen  Suren  verfolgte  Mohammad 
nicht  einen  Plan,  am  allerwenigsten  den  einer  sachlichen 
Zusammenstellung  ^),  sondern  er  liefs  sich  von  verschiedenen 
Rücksichten  und  auch  von  dem  Zufall  leiten  und  reihte,  was 
ihm  gerade  in  den  Sinn  kam,  an  einander.  Wahrscheinlich 
waren  die  ältesten  Doppelsüren  (siehe  Note  zu  S.  XXI)  die- 
jenigen, welche  zuerst  nach  den  Natzäyir  zum  Behufe  der 
Liturgie  gebildet  wurden,  denn  sie  sind,  wie  ihr  Name  an- 
zeigt, so  lang,  dafs  eine  davon  so  grofs  ist  als  zwei  Natzäyir 
und  also  für  eine  Raka  genügt.  Weil  diese  Suren  aus  die- 
sem Grunde  gewissermafsen  die  Längeneinheit  bilden,  wur- 
den auch  in  Madyna  noch  solche  aus  neuen  Oflfenbarungen 
zusammengestellt.  Daran  schliefsen  sich  die  etwas  kürzeren 
Momtahenät,  welche,  wie  es  scheint,  für  Gelegenheiten  be- 
stimmt waren ,  wenn  man  in  Eile  war.  Ich  lege  deshalb 
Gewicht  auf  die  Länge,  weil  der  Inhalt  der  Suren  ein  wahres 
Chaos  ist  und  weil  sie,  wie  wir  sehen  werden,  den  einzigen 
Eintheilungsgrimd  für  Ibn  Massud  imd  die  andern  Jünger  des 


Wahrscheinlich  hielt  er  sie  zwar  für  Offenbarungen,  erachtete  es 
aber,  da  sie  Jedermann  bekannt  sind,  für  überflüssig,  sie  nieder- 
zuschreiben. 

')  Als  ein  Beweis,  dafs  diese  Offenbarungen  dem  Mohammad 
nicht  als  einzelne  Suren  galten  und  dafs  es  den  Sammlern  frei- 
stand, sie  nach  Belieben  einzutheilen,  kann  erwähnt  werden,  dafs 
Obayy  105  und  106  in  eine  Süra  zusammenstellte. 

^)  Ibn  Syryn  erzählt:  Ich  fragte  den  Ikriraa,  ob  Alyy  den 
Koran  chronologisch  geordnet  habe?  Er  antwortete:  Wenn  sich  die 
Menschen 'und  die  Genien  vereinigen,  so  werden  sie  nicht  im  Stande 
sein,  dieses  zu  thuu  (Itkän  S.  135). 


k 


XX  vm 

Mohammad  bildete.  Wir  haben  jetzt  nur  noch  das  Ent- 
stehen der  ganz  langen  Suren  zu  erklären.  Die  Geschichte 
des  egyptischen  Joseph  ist  dreimal  so  lang  als  eine  Doppel- 
siira,  dennoch  wollte  man  sie  nicht  in  mehrere  Kapitel  tren- 
nen. Da  sie  nur  ein  Kapitel  bildet,  war  ein  Muster  für 
solche  Suren  vorhanden,  wovon  eine  nur  bei  feierlichen  Gele- 
genheiten im  Gottesdienste  ganz  vorgetragen  werden  konnte,  in 
gewöhnlichen  Tagen  konnte  man  aber  nur  einen  Theil  vor- 
lesen. Süra  26  füllt  zwar  nicht  ganz  sechs  Seiten,  hat  aber 
228  Verse ;  sie  hätte  also  in  etwa  drei  Doppelsüren  aufge- 
löst werden  sollen.  Dieses  war  aber  nicht  gut  thunlich.  Den 
Grund  bildet  die  erste  oder  zweite  Bearbeitung  der  Straf- 
legenden, denn  dieser  Theil  wurde  vor  der  neuen  Eintheilung 
der  Ofienbarungen  auf  einmal  vorgetragen.  Aus  den  be- 
kannten Ursachen  sind  dann  noch  Beschreibungen  des  Ge- 
richtstages und  andere  Adversaria  eingeschoben  worden. 
Auf  diese  Art  erhielt  sie  eine  übermäfsige  Länge.  Es  war 
aber  um  so  weniger  Grund  vorhanden,  sie  für  den  täglichen 
Gebrauch  brauchbar  zu  machen,  weil  sie  nicht  zu  den  vnrk- 
samen  gehört.  Dasselbe  gilt  von  Süra  19;  auch  hier  finden  wir 
eine  ältere  Grundlage,  der  gleichartige  Theile  beigefügt  wur- 
den. Endlich  schuf  Mohammad  auch  Mischsüren  (wie  6, 
10,  11),  in  welche  alle  Abfälle  hineingeworfen,  und  als  sie 
schon  gebildet  waren,  kurze  neue  Inspirationen  eingeschoben 
wurden.  In  einigen  scheinen  den  Nucleus  Zusammenstellun- 
gen von  Offenbarungen  zu  bilden,  welche  älter  sind  als  die 
Süronbildung,  in  anderen,  wie  in  Süra  17,  18,  sind  Anhäu- 
fungen von  Orakeln  wahrnehmbar,  welche  nach  einander  er- 
schienen; es  herrscht  also  bis  auf  einen  gewissen  Grad  eine 
chronologische  Reihenfolge  ^),  nur  wird  sie  häufig  durch  eine 
sächliche  Ordnung  gekreuzt,  weil  Mohammad  bisweilen  ältere 
Aussprudle  durch  neue  berichtigte  und  letztere  in  erstere 
einschob.     Begreiflicher  Weise   dauerte   es   einige   Zeit,   ehe 


')  Der  Charakter  von  Süra  17  uud  18  rechtfertigt  die  Ver- 
muthung,  dafs  sie,  nachdem  die  Sürenbildung  begonnen  hatte, 
geoffenbart  worden  sind.  Dieses  stimmt  mit  allem,  was  hier 
und  in  Hand  II.  nber  die  Chronologie  der  Inspirationen  gesagt 
wird,  übi-ri'iii. 


4 


XXIX 


die  Sürenbildiing  vollendet  war,  denn  sie  mufsten  in  der 
neuen  Eintheilung  dem  Gedächtnisse  eingeprägt  werden.  Sie 
wiu-de  aber,  so  weit  damals  das  vorhandene  Material  reichte, 
schon  in  Makka  zu  Stande  gebracht  und  darum  steht  in  den 
noch  vorhandenen  Koränexemplaren  in  der  Aufschrift  jeder 
Süra  nach  Umständen  „makkanisch"  oder  „madynisch". 

Als  Mohammad  nach  Madyna  kam,  änderte  sich  seine 
Läse  und  schon  in  wenigen  Monaten  der  Charakter  seiner 
Inspirationen.  Von  nun  an  beziehen  sie  sich  auf  Tages- 
ereignisse, enthalten  Gesetze,  Befehle,  Ermahnungen  und  Wei- 
sungen für  die  Gläubigen,  wie  sie  den  Erfolg  von  Schlachten 
und  andere  Begebenheiten  beurtheilen  sollen.  Der  Koran 
wurde  von  nun  an  zu  einer  Art  von  Moniteur,  nur  schade, 
dafs  nicht  jedem  Artikel  das  Datum  vorgesetzt  ist.  Die  Ent- 
stehung der  Offenbarungen  dieser  Periode  ist  verschieden. 
Auf  dem  Rückwege  von  Hodaybiya  ergriff"  Mohammad  die 
Initiative  und  stellte  in  einem  ziemlich  ausführlichen  Leit- 
artikel den  Gesichtspunkt  dar,  von  dem  die  Gläubigen  die 
Sache  ansehen  sollen  (Bd.  III  S.  251).  Diese  Entstebungs- 
weise  madynischer  Inspirationen  ist  aber  selten  und  erklärt 
sich  im  gegebenen  Falle  daraus,  dafs  er  ganz  isolirt  dastand 
und  genöthigt  war,  der  öffentlichen  Meinung  einen  Dämpfer 
aufzusetzen.  Auch  in  anderen  Fällen,  in  denen  er  die  Initia- 
tive ergriff  und  ausgearbeitete  Offenbarungen  veröffentlichte, 
läfst  sich  nachweisen,  dafs  er  für  sich  handeln  mufste. 
Gewöhnlich  verhielt  er  sich  ganz  anders  und  liefs  seine  Ora- 
kel über  Tagesereignisse  erst  vernehmen,  nachdem  sich  die 
öffentliche  Meinung  abgeklärt  hatte.  So  nach  der  Schlappe 
von  Ohod.  Begreiflicher  Weise  war  sie  einige  Zeit  das  Ta- 
gesgespräch und  Mohammad  wurde  in  die  Diskussion  hinein- 
gezogen. Obschon,  da  er  einen  Sieg  versprochen  und  eine 
Niederlage  erlitten  hatte,  seine  Autorität  auf  dem  Spiele  stand, 
griff  er  der  öffentlichen  Meinung  nicht  durch  ein  Expose  vor; 
er  vertheidigte  sich  als  Mensch  und  liefs  sich  von  seinen 
Freunden  vertheidigen ,  veröffentlichte  aber  von  Zeit  zu  Zeit 
einen  kurzen  Ausspruch  seines  Deus  ex  machina,  um  die 
Discussion  zu  leiten.  In  der  Polemik  gegen  die  Juden  und 
Christen  ergriff  er  bald  die  Initiative  und  vertheidigte  seine 
Lehre    in    längeren   Aufsätzen,    wie    z.  B.    im   Anfange    von 


XXX 


Süra  2;  bald  aber  erliefs  er  kurze  Orakel  in  Folge  der  Tages- 
ereignisse. 

Die  Gesetze  sind  fast  ohne  Ausnahme  auf  letztere  Weise 
entstanden  und  Mohammad  ergriff  hierin  nur  sehr  selten  die 
Initiative.  Erst  nachdem  ein  Gegenstand  reiflich  besprochen 
und  die  Verfügung  Gottes  darüber  einige  Zeit  erwartet  wor- 
den war,  erfolgte  sie  ').  Bisweilen  wurde  sie  dann  öffent- 
lich in  den  Stralsen  von  Madyna  proclamirt  (Wähidy,  As- 
bäb  5,  94). 

Der  Ausdruck,  sowie  der  Stoff  der  Inspirationen  dieser 
Periode  sind  ohne  Schwung,  unzusammenhängend  und  ge- 
künstelt. Die  salbungsreichen  Phrasen,  welche  hie  und  da 
eingestreut  werden,  sind  stereotyp  und  aus  der  früheren  Pe- 
riode, welcher  auch  fast  aller  theologische  Stoff  in  den  In- 
spirationen mit  Andersgläubigen  entlehnt  ist,  in  diese  her- 
übergenommen. Selbst  die  Sprache  ist  verschieden  und  wenn 
wir  die  madynischen  Koränstücke  systematisch  geordnet  vor 
uns  hätten  und  sie  mit  den  makkanischen  verglichen,  ohne 
die  Gewifsheit,  dafs  sie  von  demselben  Verfasser  herrühren, 
so  würden  wir  erstcre  nicht  nur  einem  andern  Manne,  son- 
dern auch  einem  andern  Jahrhundert  zuschreiben.  Charak- 
teristisch für  die  Pers<jnlichkeit  des  Mohammad  sind  unter 
den  madynischen  Inspirationen  mir  diejenigen,  welche  sich 
auf  die  Streitigkeiten  mit  seinen  Frauen  beziehen.  Diese  aber 
zeigen  ihn  uns,  abgesehen  von  unsern  Begriffen  der  Moral, 
viel  erbärmlicher  als  er  war.  Es  ging  ihm  wie  allen  Schwär- 
mern: auf  Momente  der  Aufregung  folgte  Abspannung.  Es 
ist  dieses  selbst  den  Moslimen  aufgefallen  und  Sady  sagt: 
Der  Projihet  war  in  ganz  anderer  Gemüthsverfassung,  wenn 
er  mit  Ayischa  und  Zaynab  spielte  und  wenn  er  mit  dem 
Engel    Gabriel   verkehrte,    so    auch,   föhrt   der   Dichter   fort, 


')  Ibn  Babawayh  (f  3^1)  hat  eine  Monographie  über  den  Ur- 
sprung der  mosliniischen  Gesetze  geschrieben,  welche  470  Folio- 
9eit(Ui  füllt  und  eine  so  grofse  Anzahl  von  Heispielen  für  meine 
Behauptung  liefert,  dafs  es  schwer  ist,  Ausnahmen  zu  finden.  Manche 
Gesetze  wurden  geradezu  auf  Verlangen  irgc^nd  eines  einflufsreichen 
Mhuih-s  geofTenbart. 


XXXI 


fluthet  und  ebbet  der  Geist  des  Theosophen  zwischen  Erhe- 
bung und  Abspannung. 

Ueber  das  Büchermachen  hatte  man  damals  ganz  andere 
Begriffe  als  jetzt,  und  wer  den  Koran  als  Quelle  benutzen 
will,  muls  sich  über  diesen  Punkt  vollkommen  klar  werden. 
Wenn  es  in  Makka  die  Ausnahme  war,  so  war  es  in  Ma- 
dyna  die  Regel,  dal's  die  Offenbarungen  sogleich  aufgezeichnet 
wurden  (Bochäry  S.  764).  In  den  letzten  Jahren  war  sein 
gewöhnlicher  Schreiber  Zayd  b.  Thäbit;  er  hatte  aber  auch 
andere.  Wenn  er  eine  Inspiration  formulirt  hatte,  liefs  er 
den  Schreiber  zu  sich  rufen  und  sagte  ihm,  wo  er  sie  eins- 
chalten soll  ^).  Manchmal  folgte  er  der  sachlichen  Ordnung 
und  pafste  auch  die  Redaktion  des  neuen  Satzes  der  des  be- 
reits vorhandenen  an.  Als  Beispiel  verweise  ich  auf  das 
Fastengebot.  Kor.  2,  179  enthält  den  ursprünglichen  Befehl, 
Vers  180  eine  später  erschienene  Dispensation  und  der  etwa 
ein  Jahr  darauf  geoffenbarte  Vers  I8i  eine  Abänderung  des 
Gebotes  (vergl.  Bd.  UI  S.  54  ff'.).  In  diesem  Falle  bildet  eine 
jede  Offenbarung  einen  eigenen  Vers.  Es  kommt  aber  auch 
vor,  dafs  mehrere  Offenbarungen,  die  zu  verschiedenen  Zeiten 
erschienen  sind,  in  einen  Vers  zusammengestellt  werden.  Wir 
wollen  zwei  Beispiele  namhaft  machen.  'Alyy  soll  sich  bei 
einem  Trinkgelage  so  sehr  vergessen  haben,  dafs  er  ausrief: 
Weder  ich  habe  eine  Religion,  noch  ihr  habt  eine  Religion! 
Darauf  wurde  geoffenbart:  „O  Gläubige!  nähert  euch  nicht 
dem  Gebete  im  Zustande  der  Trunkenheit,  ehe  ihr  wifst  was 
ihr  sagt"  (Soyüty  Durar  almanthür  4,46).  Dies  begab  sich 
sich  in  Madyna,  noch  ehe  der  Genufs  des  Weines  verboten 
war.  Bei  einem  Feldzuge  ereignete  es  sich,  dafs  die  Moslime 
kein  Wasser  hatten,  um  die  Ablution  zu  verrichten;  es  wurde 
geoffenbart:  y,Wenn  ihr  krank  oder  auf  einem  Marsch  seid 
und  findet  kein  Wasser,  so  verrichtet  die  Tayammom  mit 
feinem  Sand,  indem  ihr  damit  euer  Gesicht  und  eure  Hände 
reibet"  (Bochäry  S.  659).  Diese  zwei  Stücke  stehen  in  einem 
Verse  (Kor.  4,  46)  und  dazwischen  ist  ein  anderes  Gebot, 
welches  wahrscheinlich  weder  mit  dem  einen   noch  mit  dem 


')  Itkän  S.  141.    Baghawy,  Tafs.  9,  i.     Miscbkät,  engl,  üebers. 
Bd.  I  S.  526. 


xxxu 


andern  erschienen  ist ;  der  Vers  bestände  demnach  aus  drei 
Theilen;  am  Schlufs  stehen  die  Worte:  „Wahrlich,  Gott  hat 
sich  nachsichtig  und  verzeihend  erwiesen."  Dem  Sinne  nach 
zu  urtheilen  gehörten  sie  zu  den  Bemerkungen  über  Alyy's 
Betrunkenheit  und  die  andern  zwei  Offenbarungen  sind  erst 
später  eingeschoben  worden.  In  Vers  4,  97  spricht  er  ein 
Verdammungsurtheil  aus  über  diejenigen  Gläubigen,  welche 
zu  Hause  bleiben  und  nicht  in's  Feld  ziehen.  Ibn  0mm 
Maktüm  kam  zu  ihm  und  protestirte  gegen  die  Härte  des 
Verses,  „denn",  sagte  er,  „ich  bin  blind,  wie  kann  ich  in  den 
Krieg  gehen  ?  "  Mohammad  liel's  den  Zayd  mit  der  Aufzeich- 
nung des  Verses  zu  sich  kommen,  und  statt  die  nöthige  Ver- 
besserung in  einem  neuen  Verse  beizufügen,  sagte  er:  Sclialte 
die  Worte  ein  „Ausgenommen  Diejenigen,  welche  mit  einem 
Gebrechen  behaftet  sind"  (Bochäry  S.  746). 

Hier  haben  wir  zwei  von  den  zahlreichen  Fällen  sach- 
licher Zusammenstellung  ganz  kurzer  Inspirationen.  Süra  33 
hingegen  enthält  eine  Zusammenreihung  etwas  längerer  Offen- 
barungen, die  dem  Inhalte  nach  gar  nichts  mit  einander  ge- 
mein haben.  Es  kommt  darin  sein  Verhältnifs  mit  Zayd's 
Frau  zur  Sprache  (vergl.  Bd.  I  S.  403),  dann  die  Belagerung 
von  Madyna,  sowie  der  unmittelbar  danach  an  den  Juden 
von  dem  Stamme  Koraytza  verübte  Treubruch  und  Harem- 
scenen;  endlich,  weil  seine  Heirath  mit  Zayd's  Frau  immer 
noch  das  Tagesgespräch  war,  kehrt  er  auf  diesen  Gegenstand 
zurück.  Die  Inspirationen  erstrecken  sich  über  einen  Zeit- 
raum von  etwa  drei  Monaten  und  alle  bilden  in  der  Ord- 
nung, in  welcher  sie  erschienen  sind,  eine  Süra.  Vielleicht 
fallen  in  diese  Zeit  auch  andere  Offenbarungen,  die  er  in 
anderen  Stellen  eingereiht  hat.  Regel  scheint  zu  sein,  dafs 
er  ganz  kurze  Orakel,  welche  er  als  Verbesserung  oder  Ver- 
vollständigung von  früheren  veröffentlichte,  diesen  anreihte  ') ; 

')  Von  den  sehr  zahlreichen  Ausnahmen  dieser  Regel  will  ich 
nur  eine  erwähnen.  In  !),  4i  tadelt  Mohammad  die  im  Feldzuge  von 
Tabük  an  den  Tag  gelegte  Saumseligkeit,  in  den  Krieg  zu  ziehen. 
Der  Vers  machte  einen  sehr  tiefen  Eindruck  auf  die  Moslime  und 
der  Prophet  fand  sich  veranlafst  den  Tadel  zu  mildern.  Der  mil- 
dernde Vers  steht  nicht  beim  vorhergehenden,  sondern  in  9,  123. 


xxxm 

länjjere  hingceoren  bildetoii  einige  Zeit  ein  Ganzes  ftir  sich 
und  wurden,  wenn  sich  eine  Anzahl  derselben  anj^ehäuft 
hatte,  in  ein  Kapitel  von  der  Länge  einer  Doppelsüra  zusam- 
mengestellt, manches  Mal  auch  einer  bereits  vorhandenen 
Mischsüra,  wie  die  zweite,  einverleibt^).  Es  entstand  somit 
das  vollkommenste  Chaos,  das  man  sich  denken  konnte. 

Wir  haben  soeben  gesehen,  dal's  Mohammad  in  Madyna 
seine  Inspirationen  gewöhnlich  sogleich  einem  Schreiber  dik- 
tirte  und  es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dafs  hie  und  da  nach- 
träglich auch  eine  frühere  Süra  aufgezeichnet  wurde;  wir 
würden  uns  aber  sehr  täuschen,  wenn  wir  daraus  sclilöfsen, 
dal's  er  ein  Buch  publiciren  oder  auch  nur  den  Koran  durch 
die  Schrift  verbreiten  wollte.  Er  blieb  bei  der  Ansicht :  der 
Koran  soll  in  den  Herzen  der  Menschen  leben.  Wir  finden 
in  diesem  Bande  mehrere  Beispiele,  dafs  er  Apostel  an  die 
Stämme  schickte,  um  sie  im  Koran  und  in  den  Pflichten  des 
Islams  zu  unterrichten.  Wir  machen  in  allen  solchen  Fällen 
eine  beachtenswerthe  Beobachtung :  die  Steuergesetze  erhielten 
sie  schriftlich  und  auf  die  Wunderkräfte  ihres  Gedächt- 
nisses scheint  also  der  Prophet  kein  besonderes  Vertrauen 
gesetzt  zu  haben.  Vom  Koran  aber  nahm  keiner  eine  voll- 
ständige  Sammlimg  mit.  Manche  mögen  einige  Notizen  ge- 
habt haben,  aber  in  den  meisten,  vielleicht  in  allen  Fällen 
lehrten  sie  gerade  so  viel,  als  sie  auswendig  wnifsten  und  in 
den  Gebeten  zu  recitiren  pflegten.    Aus  der  K.  41,  45  (vergl. 


')  Die  dritte  Süra  z.  B.  fängt  mit  der  in  631  geofFenbarteu 
Disputation  mit  den  Nagräniten  an;  weiter  unten  folgen  die  auf 
die  in  625  gefochtene  Ohodschlacht  bezüglichen  Stücke.  Wahr- 
scheinlich bildeten  letztere  mit  einigem,  was  daran  hängt,  ursprüng- 
lich eine  Süra  und  die  Disputation  wurde  später  vorgesetzt. 

Solche  Mischsüren  blieben  oft  Jahre  lang  offen.  So  war  nach 
dem  Zeugnifs  des  Othmän  (bei  Baghawy  9,  i)  Süra  8  eine  der 
ersten,  welche  Mohammad  in  Madyna  anfing  und  bei  seinem  Tode 
war  sie  noch  nicht  abgeschlossen ,  weswegen  Othmän  alle  Inspi- 
rationen, die  jetzt  Süra  'J  bilden  und  welche  sehr  späten  Datums 
sind ,  daran  anschlofs.  In  der  Zwischenzeit  wurden  andere  Suren 
geoffenbart  und  kamen  zum  Abschlufs.  'Othmän  sagt  daher:  Es 
gab  Zeiten,  wo  dem  Propheten  viele  Suren  (zugleich)  geoffenbart 
wurden. 

III.  c 


XXXIV 

Bd.  II  S.  450)  ausgesprochenen  Ueberzeugung,  dafs  die  Juden 
deswegen  irre  gingen,  weil  sie  ein  geschriebenes  Buch  haben, 
darf  man  vielleicht  den  Schlufs  ziehen :  er  wünschte,  dafs  die 
Leute  so  wenig  als  möglich  an  dem  Koran  ihren  Scharf- 
sinn üben^),  sondern  einfach  an  dem  Grundsatz  „es  giebt 
nur  einen  Gott"  festhalten,  die  Gebote  tleifsig  beobachten 
und  die  Steuern  regclmälsig  entrichten  sollten.  Seine  An- 
sichten über  die  Schwäche  des  Unterthanenverstandes  waren 
also  vollkonnneu  correct.  So  lange  seine  Wandelungen  noch 
frisch  im  Ginlächtnisse  waren,  konnte  die  Kenntnil's  des  gan- 
zen Korans  auch  wenig  dazu  beitragen,  den  Glaul)en  zu 
stärken.  Hingegen  die  gelungensten  Rhapsodien  einzeln 
vorgetragen  nnifstcn  (>ine  unwiderstehliche  Macht  üben  ■). 
An  die  aufgeklärteren  Stäunne  schickte  er  allerdings  Apostel, 
welche  sich  durch  ihre  Kenntnifs  des  Korans  auszeichneten 
und  durch  Citate  daraus  Einwürfen  gegen  den  Islam  begegnen 
konnten.  So  z.  B.  ernannte  er  den  Mo  ädz  b.  Gabal  wel- 
chem nachgerühmt  wird,  dafs  Ci   schon  während  der  Lebzeit 


')  'Ainr  (-)-  IIH)  b  Sclio  ayl)  b.  MolianiinaLl  b. 'Abd  Allah  (wie 
es  scheint  soll  dieser  Name  ausfallen)  b.  Amr  b.  'A(,'.  erzählt  auf 
die  Autorität  seines  Giofsvaters  Anir  b.  'At;  (in  der  I(;aba  unter 
Hiscliain):  Wir  kamen  und  fanden,  dafs  viele  Menschen  über  den 
Koran  disputirlen  (vatarAgi'  iina).  Wir  hielten  uns  fern.  Der  Pro- 
phet war  hinter  seiner  Hütte  und  hörte  sie.  Dann  trat  er  voll  Zorn 
hervor  und  als  er  vor  ihnen  stand,  sagte  er:  Dadurch  (durch  Dis- 
putiren und  Grübeln)  sind  die  Religioiisgenieinden  vor  euch  in  Irr- 
thum  gerathen.  Der  Korfin  ist  niclit  geoffenbart  worden,  damit  ihr 
euch  einander  bekämpfet,  sondern  damit  ihr  euch  mit  Freundschaft 
behandeln  sollt. 

')  Wir  finden  die  Straf  legenden  ein  halbes  Dutzend  Mal  fast 
in  denselben  Worten  im  Koran  wiederholt.  Ich  habe  bereits  an- 
gedeutet, wie  ich  mir  die  Sache  erkläre:  Wenn  Mohammad  eine 
neue  Rhapsodie  dichtete,  war  sie  wie  eine  Predigt  darauf  berech- 
net, sogleich  zu  wirken,  er  setzte  aber  dabei  nicht  voraus,  dafs  den 
Hörern  alle  Rhapsodien  im  (Gedächtnisse  seien.  In  Madyna  ging 
er  schon  etwas  systematischer  zu  Werke  und  der  Koran  näherte 
sich  mehr  und  m(>hr  dem  Charakter  einer  Abhandlung.  Einig(!  Wie- 
derholungen sind  der  Sorglosigkeit  oder  Aengstlichkeit  der  Sammler 
zuznschreijjen. 


XXXV 


des  Propheten  den  Koran  sammelte,  zum  Glaubenslehrer  für 
Yaman;  er  gab  ihm  aber  den  Befehl:  Dispute,  wenn  sie  /a\ 
weit  gingen,  mit  solchen  Koränversen,  in  welchen  besonders 
auf  den  Glauben  an  einen  Gott  gedrungen  und  erklärt  wird, 
dafs  alles  andere  unwesentlich  sei,  beizulegen. 

Indem  Mohammad  die  Offenbarungen  aufschreiben  liefs, 
hatte  er  also  keine  andere  Absicht,  als  sein  eigenes  Gedächt- 
nifs  zu  unterstützen.  Ohne  dieses  Hilfsmittel  hätte  auch  er 
die  uöthige  Kenutnifs  seiner  eigenen  Inspirationen  verloren. 
Er  drückt  sich  darüber  (bei  Müatta  S.  70)  bildlich,  aber 
doch  recht  verständlich  aus:  ,.Der  Koränkundige  gleicht  dem 
Eigenthümer  eines  angebundenen  Kameeies,  wenn  er  es 
in  Acht  nimmt,  hat  er  es,  und  wenn  er  es  los  läfst,  läuft  es 
davon."  Er  wurde  altersschwach  und  die  Offenbarungen 
mehrten  sich,  sein  Gedächtnifs  genügte  also  nicht  mehr,  sie 
vom  Davonlaufen  zu  wahren,  er  befestigte  sie  daher  durch 
die  Banden  der  Schrift.  Wenn  er  dann  eine  halb  vergessene 
Offenbarung  renoviren  wollte,  so  sagte  er  sie  seinem  Schreiber 
Obayy  vor  und  dieser  sah  in  die  geschriebene  Notiz  und  half 
alf  ihm  nach.  Weil  diese  Studien  unter  den  Moslimen  hätten 
Aergernifs  erzeugen  können  —  denn  diese  wollten  nicht,  dafs 
der  Prophet  wie  andere  Menschen  sei  —  so  liefs  er  sich  von 
Gott  befehlen,  den  Koran,  oder  nach  einer  andern  Version 
Stücke   des  Korans,  mit  Obayy  zu  collationiren  ^). 


')  Tu  der  I^äba  Bd.  I  S.  30  und  bei  Ibn  Sa'd  f.  278  lauten 
die  Worte  des  Mohammad:  ^Ac  \.'i\  ...\  dSl\  ,  ^J-'«!  „Gott  hat  mir 
befohlen,  dir  vorzurecitiren."  Bei  Ibn  Sa'd  fol.  169,  wo  auch  die 
Varianten  angegeben  sind,  lauten  sie:  .-J^^  ijJ^Jlc  ij^^^  ,-J  o-ct, 
welches  denselben  Sinn  haben  könnte,  aber  wenn  von  einem  Buche 
die  Rede  ist,  bedeutet  aradha  immer  collationiren;  dieses  geschah 
gewöhnlich,  indem  der  Schüler  eine  Tradition,  welche  er  aus  dem 
Hefte  des  Lehrers  abgeschrieben  oder  auswendig  gelernt  hatte,  die- 
sem vortrug,  damit  dieser  sehe,  ob  er  keinen  Fehler  mache.  Diese 
Worte  haben  also  wohl  den  Sinn,  den  ich  ihnen  im  Texte  gegeben 
habe.  Begreiflicher  Weise  drehen  die  Moslime  die  Sache  um  und 
behaupten,  Mohammad  habe  den  Obayy  belehrt.  Ich  finde  den 
Schlüssel  zur  Tradition  in  den  Worten:  Es  ist  mir  befohlen 
worden.     Den  Obayy  zu   belehren,   bedurfte    es   keines   speciellen 


XXXVI 

Weuii  von  der  Treue  des  uns  vorliegenden  Koräntextes 
die  Rede  ist,  darf  man  sich  von  der  Auffassung  der  Moslinie 
nicht  irre  führen  lassen.  Nach  ihrem  Standpunkte  ist  jede 
Ofi'enbarung  treu  wiedergegeben,  wenn  sie  der  Prophet  ein- 
mal in  seinem  Leben  so  recitirt  hat.  Ich  halte  den  Text 
nur  dann  für  treu,  wenn  er  die  ursprüngliche  Redaktion  ge- 
nau wiedergiebt.  Aus  dem  Gesagten  geht  hervor,  dal's  er 
in  diesem  Sinne  weder  ganz  getreu  noch  vollständig  sein 
kann.  Mohammad  hat  die  meisten  vor  der  Eintheilung  des 
Korans  in  Suren  voriiandcneu  Ollenbarungen  bei  dieser  Ge- 
legenheit neu  redigirt,  manche  absichtlich  unterdrückt  oder 
abgeändert.  Da/.u  kommen  noch  die  durch  Schwäche  des 
Gedächtnisses  und  durth  Fahrlässigkeit  verursachten  Verluste 
und  Veränderungen  ').  Obschon  seine  Inspirationen  für  das 
Wort  Gottes  galten  und  seine  Gegner  bisweilen  daran  rüt- 
telten, herrschte  doch  bis  zu  seinem  Tode  in  dieser  Beziehung 
der  gemüthlichste  Schlendrian.  Hischäm  b.  Hakym  trug  einst 
die  25ste  Süra  so  unrichtig  vor,  dafs  'Omar  darüber  empört 
war.  Er  brachte  den  Ilischäm  zum  Propheten,  damit  er 
ihn  zurecht  weise.  Mohannnad  liels  ihn  die  Sura  hersagen, 
und  als  er  fertig  war,  bemerkte  er:  So  ist  sie  mir  geofl'enbart 
worden.  Dann,  zu  'Omar  gewendet,  fuhr  er  fort:  Lafs  sie 
uns  lum  auch  nach  deiner  Manier  hören!  Nachdem  auch 
dieser  seinen  ^'ortrag  vollendet  hatte,  welcher  von  dem  des 
Ilischam  weit  verschieden  war,  sagte  er  wieder:  „So  ist  sie 
mir  geoö'enbart  worden!  Der  Koran  ist  in  sieben  verschie- 
denen  Lesarten   vom   Himmel   gesandt  worden,    wählet   die- 


Befehls.  Um  den  Eindruck,  den  diese  Tradition  machte,  zu  ver- 
wischen und  zuj»lt;icli  um  die  Versicherung  zu  geben,  dafs  der  Text 
des  Korans  vollkommen  treu  sei,  erfand  man  dann  die  Tradition, 
Mohammad  habe  jährHch  einmal  und  im  letzten  Jahre  seines  Lebens 
zweimal  di-n  Koran  mit  dem  Engel  Gabriel  coUationirt. 

')  Kor.  2,  1(10.  Wenn  wir  einen  Vers  streichen  oder  in  Ver- 
gessenheit gerathen  lassen,  so  offenbaren  wir  einen  besseren  oder 
einen   ähnlichen. 

In  tiner  andern  Stelle  behält  sich  Gott,  als  der  Verfasser,  das 
Recht  vor  zu  streichen  oder  zu  verändern  was  ihm  gefällt. 


XXXVII 

jenige,  welche  eiich  am  leichtesten  ist"  ^).  In  anderen  Worten, 
wenn  ihr  nur  den  Sinn  wiedergebt,  kommt  es  auf  den  Aus- 
druck nicht  so  viel  an."  Diese  Aeufsorung  ist  ganz  im  Geiste 
der  Zeit,  denn  Leute,  welche  so  Grofses  leisten  wollen,  wie 
Mohammad  und  seine  Gefährten,  dürfen  alle  Fehler  an  sich 
haben,  nur  dürfen  sie  nicht  engherzige  Pedanten  sein,  sonst 
geht  es  ihnen  wie  den  lieben  Deutschen  imd  ihren  Herren 
Professoren  und  sie  werden  zum  Spott  der  Völker. 

Wir  dürfen  annehmen,  dafs  die  Natzäyir  und  andere 
Suren,  welche  häufig  im  Gebete  recitirt  wurden,  den  Wortlaut 
der  zweiten  Redaktion  mit  ziemlicher  Genauigkeit  bewahrt 
haben  ^).  Längere  vernachlässigte  Suren  hingegen,  wie  die 
zwölfte  (vgl.  Note  S.  XXIII),  haben  gewils  viele  Veränderun- 


')  Wie  diese  Tradition  in  Bochäry  (S.  326  und  747,  vergl. 
Muatta  S.  70)  erzählt  wird,  halte  ich  sie  für  eine  Dichtung.  Unter- 
dessen aus  allen  auf  diesen  Gegenstand  bezüglichen  Nachrichten  zu- 
sainraengenommen  geht  als  Thatsache  hervor,  dafs  sich  Mohammad 
eine  grofse  Freiheit  in  der  Wiedergabe  früherer  Offenbarungen  be- 
wahrte und  sie  auch  den  Gläubigen  gestattete.  Da  dieses  unkritische 
Verfahren  für  die  späteren  Generationen,  welche  sich  besonders  mit 
dem  Worte  beschäftigten,  anstöfsig  war,  hat  Ibn  'Abbäs  die  Schuld 
auf  Gott  geschoben  und  folgende  Tradition  erfunden:  „Der  Prophet 
sagt:  Gabriel  machte  mich  den  Koran  nach  einer  Lesart  (immer  in 
denselben  Worten)  vortragen.  Ich  machte  ihm  Vorstellungen  gegen 
diese  Einschränkung  und  er  machte  mehr  und  mehr  Zugeständnisse, 
bis  er  mir  erlaubte,  ihn  nach  sieben  (beliebig  vielen)  Lesarten  vor- 
zutragen"  (Bochäry  S.  746). 

Vollkommene  Freiheit  hatte  jeder  Moslim,  den  Koran  nach 
seinem  eigenen  Dialekt  zu  lesen ,  wie  z.  B.  in  Kor.  75,  7  balika 
oder  barika,  und  in  5,  92  Rigs  oder  Riks.  Man  durfte  auch  z.  B. 
Rahym  mit  Ghafür  verwechseln,  weil  sie  beide  dieselbe  Bedeu- 
tung haben  (Mälik,  angeführt  in  einer  Glosse  zu  Bochäry  S.  326). 
Es  ist  aber  ziemlich  klar,  dafs  Mohammad  viel  weiter  ging  und 
sich  begnügte,  wenn  der  Sinn  wiedergegeben  wurde.  Vielleicht  kam 
es  auch  auf  etwas  mehr  oder  weniger  nicht  an. 

')  Die  Häufigkeit  der  Recitation  schützte  den  Text  noch  nicht 
vor  Abweichungen  in  der  Lesart.  Obschon  keine  Sura  häufiger 
hergesagt  wird  als  die  erste,  das  Vaterunser  der  Moslime,  so  lesen 
doch  einige  man  an'amta  statt  alladzyna  an'amta. 


XXXVIII 

gon  erlitten ''),  Von  den  kleineren  vernachlässigten  Offen- 
barungen mögen  viele,  wie  „das  Kamcel  mit  aufgelösten  Ban- 
den" davon  gelaufen  und  für  immer  verloren  gegangen  sein. 
Üiese  Bemerkungen  beziehen  sich  auf  die  makkanischen  In- 
spirationen, weil  sie  lange  Zeit  fast  ausschliel'slich  durch  das 
Gedächtnii's  aufbewahrt  wurden.  Aber  auch  in  dem  Zu- 
stande des  Textes  der  madynischen  Inspirationen  läfst  sich 
manche  Abweichung  nachweisen  -). 

Mohammad  starb   und  die   Offenbarungen  für  die  Mos- 


')  Bochäry  S.  748  erzähh,  Ibii  Mas  ütl  habe  in  Hom(,',  einst  die 
zwölfte  Süra  vorgetragen.  Es  erhob  sich  ein  Mann  und  sagte:  der 
Text  ist  falsch.  Ibn  Masüd  betheuerte,  er  habe  die  Sura  so  vom 
Propheten  vernommen.  Der  Mann  wurde  arretirt,  denn  man  sagte, 
er  sei  betrunken  und  rieche  nacli  Wein.  Vielleicht  wäre  Mohammad 
nicht  so  strenge  gewesen  und  hätte  beide  Lesarten  gebilligt. 

')  Ich  stelle  aus  der  zweiten  Süra  einige  Beispiele  zusammen. 
O.  bedeutet  Obayy  und  M.  Ibn  Masud.  2,  19  L*ax  für  [j.>civ9  M. 
2,  58  ^j,ji  für  ^^  M.,   jj^jJlX^j!    für    ..jJiA/.;^'/*^j1  O.,   ^«x»  für  \.a=la> 

M.  U.O.,  (vgl.  12,  lüu).  2, 6u  \^s'-o  L,i;Äj^  M.,  \^s  U  i»j;iöl^  ü.,  für 
*-oU»  \^J3\^,  2,  63  ^  für  r,S\  M.  2,  6:,  i,i>^.^jLi,j  für  NjLxiJj"  O. 
2,  6;i  Lj-L«  für  sJ^  O.  2,  90  »«.aAI  für  ?5».^5*  O.  2,  '.»4  .\a12ä_j  für 
v<X^i  M.  2,  Ort  :<;jü  ^js-'  Ul  "^j.Äj  ^j.s^-  o.=>l  Q^  ^\jH\  ^JUj  u^ 
^j^  %^_^  jÄXj"  "^Is  O.  2,  luo  ^J<^/*^;j^l  O.,  Kji  ^J^  ti^.w.ÄiU)  M.,  für 
L^^Äj.  2,  lu,')  LoLAaJ^t  Lj^j  für  ^.Lcij»^  \^j^  O.  2,  los  lft>.i> 
für  ^j'wi>  O.  2,  113  JL-.J  ^J  M.,  ^»  f*.-^4  vL^^  Cr"*  ^^■'"  ^ 
^yÄj  L\i>!p-  O.,  für  ^:<^^  ^l^\  ^c  JLs^-  ^3.  2,  118  Q^ULil 
f"*"  ^^r4^^  ^^-  2,  121  Q_Jyb3  wird  vor  Uj,  eingeschoben  von  M. 
und  O.  2,  122  ^^j^  ^^\^  für  Ix^lx^  Ü^l^.  2,  126  M.  und  O. 
schieben  ^1  vor  Lj  ein.  2,  U3  iÜLii  J.^^  O.,  xJl.i  Ui*:>  J.xi^  M., 
für  isfc>^  J.^^.  2,  1S3  öj.jJS  für  vi^sJ!  M.  2,  i84  Obayy  schiebt 
"4  vor    IJjiwj    ein. 

Die  Varianten  sind  wenig  zahlreich,  weil  wir  sie  nicht  alle 
haben  und  weil  Obayy  und  Ibn  Mas'ud  die  unter  Abu  Bakr  ge- 
machte Recension  des  Zayd  benutzten  und  wohl  auch  ihn  darin 
unterstützt  hatten. 


XXXIX 

lime  waren  geschlossen.  Die  von  ihm  gemachten  Anfzeich- 
nungen  standen,  wie  behauptet  wird,  auf  Stücken  Leder  und 
Pergament,  Schiefertafehi,  Pahnhlättern  und  Kameelsschultern 
und  lagen  ohne  alle  Ordnung  durcheinander.  Vielleicht  wird 
die  Aermlichkeit  des  Schreibmaterials  von  den  Quellen  mit 
dem  Wunsche,  die  Zeit  recht  einfach  und  idyllisch  darzu- 
stellen, übertrieben,  aber  so  viel  ist  gewifs,  dafs  weder  Mo- 
hammad, noch  seine  Schreiber  sehr  wählerisch  waren,  denn 
sie  beabsichtigten  nicht  ein  Buch  zu  machen,  sondern  nur 
temporäre  Noten. 

Unter  der  Regierung  des  Abu  Bakr  wurden  blutige 
Kriege  geführt,  um  die  Abtrünnigen  zum  wahren  Glauben 
zurückzuführen,  und  viele  Korankundige  l)liel)en  in  den  Schlach- 
ten. Einst  fragte  Omar  um  den  Wortlaut  eines  Verses  und 
man  sagte  ihm,  N.  weils  ihn;  N.  war  aber  einer  der  Gefalle- 
nen. In  der  Furcht,  es  möchte  einiges  von  den  Ofienbarun- 
gen  verloren  gehen,  begab  er  sich  zu  Abu  Bakr  und  suchte 
ihn  zu  bewegen,  sie  sammeln  zu  lassen.  Dieser  hielt  es  für 
eine  Neuerung,  ging  aber  doch  endlich  auf  seinen  Vorschlag 
ein  und  übertrug  die  Arbeit  dem  Zayd  ').  Der  Nachlafs  des 
Mohammad  wurde  sortirt  und  in  Bündel  zusammengebunden-), 


' )  Zayd  war  aus  Madyna.  Sein  Vater  Thabit  fiel  in  der  Schlacht 
von  Bo'ath,  welche  fünf  Jahre  vor  der  Fluclit  gefochten  wurde.  Als 
der  Prophet  nach  Madyna  kam,  war  Zayd  erst  eilf  Jahre  alt,  wufste 
aber  schon  17  Suren  des  Korans  auswendig.  Wegen  seiner  zarten  Ju- 
gend durfte  er  den  Badrfeldzug  nicht  mitmachen.  Ob  er  bei  Ohod 
mitgefochten  hat,  ist  ungewifs.  Bei  der  Belagerung  von  Madyna  (A. 
H.  5)  vertraute  Mohammad  dem  sechzehnjährigen  Jüngling  die  Fahne 
der  Madyner  an  und  nach  dem  Friedensschlufs  schenkte  er  ihm  ein 
Kleid  von  egyptischem  Stoffe  (Kobtyya).  Mohammad  verwendete 
ihn  häufig  als  Schreiber  und  auf  seinen  Wunsch  erlernte  Zayd  die 
hebräische  Schrift  (nicht  die  Sprache,  denn  er  verwendete  nur 
drittehalb  Wochen  auf  dieses  Studium),  damit  er  ihm  die  Briefe 
der  Juden  vorlesen  könne.  Unter  den  Nachfolgern  des  Mohammad 
war  Zayd  besoldeter  Richter  (Kadhiy)  von  Madyna,  wo  er  in 
A.  H.  45  starb. 

')  Mohäsiby  bei  Itkan  S.  137.  Häkim  ibidem  S.  134  und  bei 
Comm.  zu  Bochäry  S.  745. 


XL 


da  er  aber  den  Text  nicht  vollständig  enthielt^),  forderte 
'Omar  die  Gläubigen  auf,  dal's  jeder,  welcher  weniger  be- 
kannte Theile  des  Korans  schriftlich  besitze  oder  auswendig 
wisse,  dieselben  niittheile.  Die  Traditionisten  sahen  wohl 
ein,  dafs  ein  solches  Verfahren  keine  Garantie  für  die  Aecht- 
heit  des  heiligen  Buches  biete  und  behaupten  daher,  dafs 
Omar  zugleich  die  Regel  aufstellte:  Jeder,  der  einen  oder 
mehrere  Verse  beitrage,  soll  einen  Zeugen  für  deren  Aecht- 
heit  bringen.  Ich  weils  den  Korjin  nicht  auswendig  und  wäre 
nicht  im  Stande,  Veränderungen  im  Ausdrucke  oder  Omis- 
sionen zu  entdecken,  aber  wenn  in  einem  Exemplar  unter- 
schobene Stellen  vorkämen,  glaube  ich,  dafs  ich  sie  augen- 
blicklich erkennen  würde.  Die  Korankenntnifs  des  Omar, 
Abu  Bakr  und  vieler  anderer  ging  gewifs  ebenso  weit.  Ich 
glaube  also  nicht,  dal's  Omar  von  vorne  herein  diese  Regel 
aufstellte,  wohl  aber  mögen  Verse  eingebracht  worden  sein 
die  er  bezweifelte  oder  für  deren  Aechtheit  Bürgen  forderte. 
Zur  BestätijTfuno;  der  Reffel  wird  eine  Ausnahme  erzählt.  Als 
Zayd  die  9te  Süra  zum  Abschlufs  bringen  wollte,  bemerkte 
Obayy :  er  erinnere  sich,  dafs  noch  zwei  Verse  dazu  gehören. 
Man  erkundigte  sich  allenthalben  nach  dem  Wortlaut  der- 
selben und  Abu  Chozayma^)  wufste  ihn,  aber  sonst  Niemand. 
Sie  wurden  auf  seine  vereinzelte  Bürcfschaft  hin  aufgenom- 
men,  weil  der  Prophet  erklärt  hatte,  sein  Zcugnifs  gelte  so 
viel  als  das  zweier  Männer  (Bochäry  S.  394.  705  746).  Durch 
diese  Mittel  gelang  es  dem  Zayd,  den  ganzen  Konin  zusam- 
menzubringen. In  mehreren  Traditionen  wird  behauptet,  Zayd 
habe  zugleich  eine  Abschrift  besorgt.  Aber  die  Beschreibun- 
gen derselben  sind  niclit  übereinstimmend.  Nach  Ibn  Okba 
war  sie  auf  Pergamentblättern '^)  oder  Rollen,  nach  Ibn 'Omar 
auf  Kartas,    welches    von   Charta   herkommt    und   Papyrus 


')  Zohry  bei  ItkAn  S.  133. 

'J  Es  ist  iingcwifs,  ob  dieser  Mann  Chozayma  oder  Abu  Clio- 
zayma  bicfs  (vergl.  Pxx  li.  S.  fiTb). 

')  Im  Origiriiil  Warak,  welclies  „lilalt  eines  Baumes"  oder 
.Tapicr"*,  in  jener  Zeit  aber  amb  .,Perganientbbitl''  bedeutete.  Es 
wird    z.  B.  (bei  Both.  S.  'J3)  gesagt,  dafs  das  Antlitz  des  Propheten 


XLI 


bedeutot.  Es  ist  mir  zwcifflluaft,  ob  man  damals  in  Arabien 
so  schreibselig  war,  dals  es  sieh  lohnte,  Papyrus  zu  impor- 
tiren.  Nach  Ibn  Aby  Däwud  bildete  Zayd's  Abschrift  sogar 
einen  Band  (Ma^haf)  und  nach  Oniara  b.  Azyya  brachte  er 
den  ganzen  Koran  auf  eine  einzige  Rolle.  Ich  glaube,  dafs 
Zayd  bei  dieser  Gelegenheit  den  Nachlals  des  Propheten  ge- 
ordnet und  etwa  unleserliche  oder  auf  schlechtes  Material  ge- 
schriebene Bruchstücke  copirt  habe,  dafs  aber  sein  Haupt- 
augenmerk daraufgerichtet  war,  ihn  zu  vervollständigen.  Was 
er  von  den  Gläubigen  sammelte,  hat  er  jedenfalls  aufgeschrie- 
ben und  dem  Nachlasse  einverleibt.  Es  steht  fest,  dals  bei 
dieser  Gelegenheit  die  bisher  nicht  vollends  durchgeführte 
Eintheilung  der  Offenbarungen  in  Sviren  vollendet  wurde.  Als 
Abu  Chozayma  die  zwei  Verse,  welche  Niemand  aufser  ihm 
wulste,  mittheilte,  erklärte  'Omar:  Wenn  es  drei  Verse  wären, 
würde  ich  eine  eigene  Süra  daraus  machen.  Man  fühlte  sich 
also  damals  noch  befugt,  in  die  Eintheilung  der  Suren  ein- 
zugreifen. Später  machte  man  keine  solche  Aenderung.  Der 
Codex  des  Ibn  Mas'üd  ist  älter  als  der  offizielle  Text,  von 
dem  wir  bald  sprechen  werden,  und  Ibn  Mas' üc^  befand  sich, 
als  dieser  redigirt  wurde,  nicht  in  Madyna;  dennoch  unter- 
scheidet sich  sein  Text  nur  in  der  Reihenfolge  der  Suren, 
so  viel  wir  aber  wissen,  nicht  im  Inhalte  derselben. 

Es  fehlt  nicht  an  Traditionen,  welche  behaupten  Zayd 
habe  seine  Arbeit  erst  unter  der  Regierung  Omars  gemacht. 
Die  meisten  jedoch  versetzen  sie  unter  die  Regierung  des  Abu 
Bakr,  in  dessen  Besitz  auch  die  Sammlung  bis  zu  seinem 
Tode  blieb;  dann  nahm  sie  sein  Nachfolger  Omar  in  seine 
Verwahrung  und  nach  dessen  Dahinscheiden  wurde  sie  der 
Obhut  seiner  Tochter  Haf9a,  einer  Wittwe  des  Propheten, 
anvertraut  ^). 


in  seiner  letzten  Krankheit  wie  ein  Warak  ausgesehen  habe.  In 
diesem  Vergleiche  kann  es  nur  Pergament  heifsen.  Das  Papier 
war  damals  im  westlichen  Asien  noch  nicht  bekannt. 

')  Am  ausführlichsten  wird  die  Geschichte  dieser  Sammlung 
des  Korans  in  einer  Tradition  des  Zohry  bei  Bochary  S.  676  und 
T4r)  erzählt.  Sie  ist  sehr  geschmückt  und  die  Redaktion  vielleicht 
nicht  alt,    aber   wie   aus  dem  Vergleich    mit   andern  Tradionen  her- 


XLII 


Der  einzige  Zweck  dieser  Sammlung  war,  die  Offenba- 
rungen so  rein  und  vollständig,  als  der  Prophet  sie  hinter- 
lassen hatte,  für  die  Nachwelt  zu  bewahren.  Nachdem  sie 
vollendet  war,  wurde  sie  gleichsam  ad  acta  p"elegt  und  nicht 
veröffentlicht;  denn  man  hielt  immer  noch  an  dem  Grundsatz: 
Das  Wort  Gottes  soll  in  den  Herzen  der  Menschen  leben 
uiul  nicht  Gegenstand  der  Disputation  werden.  Unter  den 
Ciläubigen  lernte  oder  sammelte  jeder  so  viel,  als  gerade  sei- 
nem Bedürfnisse  entsprach.  Die  meisten  begnügten  sich  mit 
den  nöthigsten  Gebetstücken  und  diese  konnten  sie  ii\  den 
Moscheen  so  oft  hören,  bis  sie  selbige  auswendig  wulsten. 
Das  Gesetz  verorduet,  dals  Derjenige,  welcher  am  meisten 
vom  Koran  im  Gedächtnisse  trägt,  Vorbeter  der  Gemeinde 
oder  Versammlung  sein  soll.  Dieses  war  ein  Stimulus  zum 
Sammeln  und  noch  mehr  zum  Auswendiglernen  vieler  Suren; 
es  geschah  aber  wohl  selten,  dafs  der  Candidat  die  Aufzeich- 
nung eines  andern  nahm  und  auswendig  lernte ,  sondern  er 
lleTs  sich  von  einem  Kundig<m  unterrichten  luid  notirte  für 
seinen  eigenen  Gebrauch,  was  er  nicht  sogleich  dem  Gedächt- 
nisse ein/.upuägen  v(!rmochte.  Dieser  Geist  der  Einfachheit 
konnte  jedoch  nicht  ewig  dauern. 

Ich  habe  S.  33  und  409  von  den  Heuchlern  und  der  C(»n- 
cun-enzmoschee  gesprochen.  Ihr  Vorbeter  war  ein  junger 
Mann  Namens  Mogammi'.  Er  betheuerte  zwar  später  vor 
dem  Chalyfen '  Omar,  dals  er  nur  das  Werkzeug  seiner  Partei 
gewesen,  doch  geht  so  viel  aus  der  Erzählung  hervor,  dafs 
der  Chalyfe  bis  dahin  auf  seine  Orthodoxie  nicht  viel  hielt '). 
Mogamnii'  hatte  schon,  als  er  noch  in  der  Concurrenzmoschee 


vorgeht  (vergl.  Boch.  S.  746,  Itkan  S.  135  ff.  und  Ihn  Atyya,  Einleit.), 
beruht  sie  auf  ganz  zuverlässigen  Angaben. 

')  Die  Erzählung  bei  Ibn  Isliak  S.  358  lautet:  „Es  wurde  mit 
'Omar  über  Mogammi'  gesprochen  und  er  wurde  um  die  Erlaubnifs 
angegangen,  dafs  Mogauuiii'  der  Vorbeter  der  ßanu  'Amr  b. 'Awf 
sein  dürfe.  Omar  erwiederte:  Wie,  war  er  nicht  der  Imäm  (Vor- 
beter) der  Heuchler  in  der  Concurrenzmoschee!  Mogammi'  sagte: 
O  Beherrscher  der  Gläubigen!  Ich  schwöre  bei  dem  einigen  Gott,  dafs 
mir  nichts  von  ihren  Tendenzen  bekannt  war.  Ich  war  ein  junger 
Mensch  und  pflegte  Koränstücke  zu  recitiren;  sie  hingegen  besafsen 


XLIII 


vorbetete,  den  gröfseren  Theil  der  Offenbarungen  gesam- 
melt (Ibn  Ishak  S.  358).  Nachdem  die  Moschee  auf  Befehl 
des  Mohanmuid  zerstört  und  seine  Partei  ^ezwunixen  Avorden 
war,  orthodox  zu  erscheinen,  fuhr  er  fort,  den  Inspirationen 
seine  Aufmerksamkeit  zu  schenken  und  zur  Zeit  des  Todes  des 
Propheten  war  seine  Sammlung  so  vollständig,  dafs  ihm  nur 
noch  zwei  oder  drei  (nach  einer  andern  Tradition  eine  oder 
zwei)  Suren  fehlten  (Schaby  bei  Ibn  Sad  fol.  172).  Es  unter- 
liegt wohl  keinem  Zweifel,  dafs  Mogammi'  ein  Forscher  war 
und  dafs  er  seine  Sammlung  in  der  Absicht,  sich  von  der 
Wahrheit  oder  Grundlosigkeit  der  Prätensionen  des  Moham- 
mad zu  überzeugen,  anlegte.  Sie  ist  die  einzige,  welche 
unser  Vertrauen  beanspruchen  könnte  und  wenn  sie  auch  ver- 
loren gegangen  ist  (wahrscheinlich  wurden  die  schriftlichen 
Notizen  auf  Befehl  des  'Othmau  zerstört),  so  haben  seine 
Arbeiten  doch  gewifs  auf  die  Recension,  welche  Zayd  unter 
Abu  Bakr  machte,  einen  grofsen  Einflufs  geübt.  Man  konnte 
doch  nicht  vor  seinen  Augen  Inspirationen,  welche  Mohammad 
der  Vergessenheit  preiszugeben  gedacht  hatte,  übergehen. 

Die  übrigen  Sammler  waren  fromme  Moslime  und  hatten 
keinen  andern  Wunsch ,  als  recht  viel  von  dem  Buche ,  wel- 
ches sie  Forkän,  die  Erlösung,  nannten  auswendig  zu  wissen 
und  zu  besitzen.  So  lange  Mohammad  lebte,  legte  gewil's 
keiner  von  ihnen  viel  Gewicht  darauf,  die  Offenbarungen 
vollständig  zu  haben,  es  war  ja  die  Quelle  derselben  in 
ihrer  Mitte.  Wie  spät  die  Moslime  angefjuigen  haben,  als 
Amateure  mehr  vom  Koran  zu  sammeln,  als  gerade  für  die 
Gebete  nöthig  war,  geht  daraus  hervor,  dafs  sich  mit  Aus- 
nahme des  Ibn  Mas  üd  kein  einziccer  Flüchtlino:  damit  be- 
schäftigte ;  die  übrigen  Sammler,  deren  Namen  genannt  werden. 


nichts  vom  Koran  und  deswegen  gingen  sie  mich  an,  ihnen  vorzu- 
beten.  Ich  glaubte  ihrem  Vorgeben  nnd  hielt  ihre  Zwecke  für  voll- 
kommen rein.  Man  fabelt,  fährt  Ibn  Ishäk  fort,  dafs  'Omar  ihm  auf 
diese  Erklärung  hin  erlaubt  habe,  seinem  Stamme,  den  Banü  'Amr 
b.  'Awf  vorzubeten.''  Es  ist  die  Gewohnheit  der  Tradition,  Jeden, 
welcher  als  MosUm  starb,  weifs  zu  waschen,  und  einige  Biographen 
(bei  I(;äba)  gehen  daher  noch  weiter  und  behaupten,  'Omar  habe 
den  Mogammi'  nach  Küfa  als  Vorbeter  geschickt. 


XLTV 


haben    sich    frühestens    im    Jahre    der    Fhicht    bekehrt    und 
waren    ans  Madyna    gebürtig  ').      Erst    nach    dem   Tode    des 


')  Alyy  soll  nach  dem  Tode  des  Propheten  einen  Eid  ge- 
schworen liaben,  seine  Wohnung  nicht  zu  verlassen,  ehe  er  den 
Koran  gesammelt  habe.  Das  ist  gewifs  eine  Unwahrheit.  Eine  an- 
dere Krage  ist:  Hat  Alyy  eine  Kecension  des  Korans  hinterlassen? 
Das  Gerücht  von  einer  solchen  ist  alt.  Ihn  Syryn  (f  110)  hatte 
davon  gehört,  suchte  sie  aufzutreiben  und  schrieb  deshalb  nach  Ma- 
dyna, aber  oline  Erfolg.  Doch  ein  Exemplar,  wahrscheinlich  das 
.Vutograph,  soll  sich  später  in  den  Händen  seines  Nachkommen, 
des  Abu  Ya  lä  Hamza  Hosayny  befunden  haben.  Tha'laby,  Tafsyr 
Hd.  I  S.  I'l  berichtet,  dafs  auch  in  dieser  Recension  die  Süra  Ra- 
kara  280  Verse  hatte.  Andere  Gelehrte  führen  daraus  unbedeutende 
Varianten  an,  z.B.  13,  so  ••^äj  statt  ^^v.L.j,  und  106,  i  v_;"b5i  statt 
i^^bSj  aber  gerade  die  Seltenheit  dieser  Citationen  erregen  Zweifel 
gegen  eine  selbstständige  Recension  des  Alyy.  Diese  V^arianten 
mögen  von  einem  Codex  der  'othmanischen  Recension,  den  'Alyy 
geschrieben  oder  doch  wenigstens  besessen  hat,  herrühren.  Man 
behauptet,  in  Alyy's  Recension  seien  die  Suren  chronologisch  ge- 
ordnet gewesen.  Wenn  dieses  wahr  wäre,  würden  die  Schy'iten 
gewifs  diese  Reihenfolge  beibehalten  haben,  statt,  wie  es  der  Fall 
ist,  die  Ausgabe  ihres  Feindes    Othman  zu  adoptiren. 

Im  Itkan  S.  135  wird  behauptet,  Sälim ,  ein  Chent  des  Abu 
Ilndzayla,  sei  der  erste  gewesen,  welcher  den  Koran  nach  dem 
Tode  des  Propheten  sammelte  und  in  ein  Huch  eintrug.  Er  berieth 
sich  mit  seinen  Freunden,  wie  er  dasselbe  benennen  solle  und  einige 
sagten:  „Sifr!  "  Er  verwarf  diese  Benennung,  weil  die  Juden  die 
Bibel  so  heifsen  und  wählte  abyssinische  das  "Wort  Mo(;haf.  Diese 
Behauptung  beruht  nur  auf  einer  Tradition  und  ist  deswegen  schwach. 
Dafs  aber  Siilini  selbst  den  Abu  Bakr  und  'Omar  an  Koränkunde 
übertraf  und  denselben  schon  so  schon  vortrug,  dafs  ihm  selbst 
Mohammad  grofses  Lob  spendete,  lesen  wir  in  Bochäry  S.  06  und 
74^;   vergl.  I(,niba  Bd.  U  S.  109  ff. 

Es  scheint,  dafs  mehrere  Gefährten  des  Propheten,  wie  z.  R. 
Abu  Musä,  sich  nach  Veröffentlichung  der  'othmanischen  Ausgabe 
Codices  anfertigten  und  hie  und  da  ihre  eigene  Lesart  der  officiellen 
vorzogen.  Das  mag  auch  mit  dem  Exemplar  des  Alyy  und  Sälim 
der  Fall  gewesen  sein,  lieber  das  Entstehen  solcher  Texte,  welche 
für  die  Kritik  des  Korans  jedenfalls  sehr  nützlich  waren,  giebt  eine 
Tradition  bei  ll)n  Sa'd  fol.  1(J!)  verso  Aufschlufs:  „Einige  Gefährten 


XLV 


Mohammad  bemühten  sich  einige  wenige  von  denen,  welche 
schon  früher  der  Sache  ihre  Antinerksamkeit  geschenkt  hatten, 
die  ihnen  noch  fehlenden  Inspirationen  zu  erhalten,  luid  zwei 
von  ihnen  machten,  zunächst  für  ihren  eigenen  Gebrauch, 
voUständioe  Handschriften  des  Korans.  Der  eine  von  diesen 
zweien,  Ibn  Mas'üd,  hat  sich  schon  früh  zum  Islam  bekehrt 
(ßd.  I  S.  440)  und  durfte  sich,  ohne  Widerspruch  zu  fürchten, 
rühmen,  aus  dem  Munde  des  Propheten  70  Suren  vernommen 
[und  auswendig  gelernt]  zu  haben  (Bochary  S.  748).  Diese 
bildeten  den  Anfang  seiner  Sammlung,  die  übrigen  erhielt  er 
von  Mogammi  (Ibn  Sad  fol.  172).  Er  hat  also  erst  kurz 
vor  dem  Tode  des  Propheten  den  Entschlul's  gefalst,  sie  voll- 
ständig zu  machen,  denn  Mogammi'  befand  sich  bis  Ende 
630  im  Lager  der  Heuchler.  Ibn  Mas'üd  hat  eine  Recension 
des  ganzen  Korans  hinterlassen,  welche,  als  man  den  Text 
einer  strengen  Kritik  unterwarf,  noch  im  Autograph  vorhan- 
gewesen  zu  sein  scheint  und  fleil'sig  benutzt  wurde.  Sein 
Text  ist  unabhängig  von  der  unter  'Othman  veranstalteten 
Ausgabe,  aber  es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dai's  er  die 
unter  Abu  Bakr  gemachte  Recension  benutzte. 

Unter  den  Madynern,  welche  schon  zur  Lebzeit  des  Pro- 
pheten die  Ofi'enbarungen  zu  sammeln  anfingen,  nenne  ich 
nur  einen,  nämlich  den  Obayy  b.  Mälik.  Er  war  einer  von 
denen,  welche  den  Propheten  dazu  bewogen,  nach  Madyna 
überzusiedeln;  er  konnte  schreiben,  stand  dem  Mohammad 
häufig  als  Secretär  zur  Seite  und  verbesserte  die  Form  der 
Briefe  und  Dokumente.  Ursprünglich  schrieb  man  am  An- 
fange von  Schriftstücken  „Von  Mohammad  an  N.  N.",  dann 


des  Propheten  waren  in  dem  Hause  des  Abu  Musä  Asch'ary  ver- 
sammelt und  verglichen  einen  Koräncodex.  Ibn  Mas'ud,  der  sich 
unter  ihnen  befand ,  stand  auf  und  entfernte  sich.  Abu  Musa 
sagte:  Er  weifs  unter  allen  noch  lebenden  Menschen  die  Offen- 
barungen am  besten."  Bei  solchen  Vergleichungen  werden  ohne 
Zweifel  bisweilen  vom  'othmänischen  Standardexemplare  Lesarten 
vertheidigt,  wie  z.  B.  J^-o-  (GibraVlla)  statt  J>.j>>.;s-,  doch  beschränkte 
man  sich  der  lieben  Einigkeit  willen  auf  ganz  untergeordnete  Punkte" 
Die  nachweisbaren  groben  Febler  des  Zayd  bat  Niemand  zu  be- 
rühren gewagt. 


XLVI 


folgte  der  Text  ohne  Uiiterschiift.  Oba}y  führte  die  Ge- 
wohnheit ein,  dals  der  Sekretär  seine  Unterschrift  unterfer- 
tigte: ^Der  Schreiber  ist  A.,  der  Sohn  des  B."  Mohammad 
spendete  ihm  das  Lob,  dals  er  der  korankundigste  Mann 
seiner  Gemeinde  sei;  er  pflegte  alle  acht  Tage  einmal  den 
ganzen  Koran  zu  beten.  Auch  er  hat  eine  Recension  des 
heiligen  Buches  hinterlassen.  Sie  ist  wahrscheinlich  ebrcnso 
abhängio:  von  der  auf  Befehl  des  Abu  Bakr  veranstalteten 
Sannnlung  als  die  des  Ibn  Ma'süd.  Von  der  bthmanischen 
Ausgabe  ist  sie  unabhängig,  weil  Obayy  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach,  ehe  diese  zu  Stande  kam,  starb.  Die  Recen- 
sion des  Obayy  und  die  des  Ibn  Mas'üd  sind  die  einzigen 
originellen  Aufzeichnungen,  welche  den  späteren  Kritikern 
des  Textes  aulser  der  offizielen  Ausgabe  zu  Gebote  standen. 

In  der  Hauptstadt  faud  jeder,  welcher  sich  mit  dem  Koran 
beschäftigen  wollte,  die  nöthigen  ITilfsmittel:  es  gab  Korän- 
kundigi',  welche  bereit  waren,  ihre  Keinitnissc  mitzutheilen 
und  es  befanden  sich  daselbst  die  Sammlung  des  Abu  Bakr 
und  der  Codex  des  Obayy.  Wie  es  mit  den  Provinzen  stand, 
lernen  wir  aus  einer  Tradition  des  Ibn  Sad  fol.  172.  'Omar 
erhielt  während  seiner  Regierung  einen  Brief  von  Yazyd  b. 
Aby  Sofyan,  seinem  Statthalter  in  Syrien,  in  welchem  er  ihm 
schrieb :  „Die  Araber  vermehren  sich  in  diesem  Lande  und 
füHcn  die  Städte.  Sie  bedürfen  Jemanden,  der  sie  im  Koran 
und  in  der  Religion  unterrichtet.  Unterstütze  mich,  o  Be- 
herrscher der  Gläubigen,  und  schicke  mir  Lehrer."  'Omar 
liels  fünf  Männer  zu  sich  konuuen,  welche  am  meisten  vom 
Koran  wulstcn,  und  fragte  sie:  ob  sie  Lust  hätten  nach  Sy- 
rien zu  gehen.  Zwei  davon  (nämlich  Abu  Ayyüb,  weil  er 
zu  alt  war,  und  Obayy,  weil  er  kränklich  war)  lehnten  ab 
und  drei  begaben  sich  nach  Ilom^,  nämUch'Obäda  b.  Qämit,, 
welcher  dasell)st  blieb;  Moädz,  welcher  sich  von  dort  nach' 
Palästina  verlügte,  und  Abu  Dardä,  welcher  sich  in  Damas- 
kus niederliefs.  Auch  in  andere  Provinzen  wurden  Religions- 
ichrer geschickt.  Wenn  sie  einige  Koränstücke  in  S(;hrift- 
lichen  Notizen  mitbrachten,  war  es  zufällig,  denn  die  Fort- 
pflanzung des  Korans  war  mündüch.  Auf  diese  Art  entstan- 
den grofse  Verschiedenheiten  des  Textes.  Li  einigen  Orten 
waren  die  NcMibckchi-tcu  weiter  in  der  Bildung  vorgeschritten 


XLVII 

als  ihre  Lehrer,  und  sie  fühlten  das  Bedürfuifs,  ein  voll- 
ständiges Küränexeuiplar  zu  haben.  So  wird  z.  B.  dem 
'Ata  in  Qan'ii,  dem  Sohne  eines  Persers,  nachgerühmt,  dafs 
er  der  erste  Mann  in  Yaman  war,  welcher  den  Koran  sam- 
melte (I^aba  unter  Wabar),  Auf  diese  Art  kam  es,  dals  zwar 
in  den  Moscheen  einer  Provinz  das  Wort  Gottes  ziemlich 
gleichmäfsig  vorgebetet  wurde,  dafs  sich  aber  der  Text  we- 
sentlich von  dem  einer  andern  Provinz  unterschied.  Diese 
Abweichungen  sind  nicht  alle  in  den  Provinzen  entstanden, 
sondern  rühren  von  den  dahin  geschickten  Missionären  her. 
Somit  reichen  sie  in  die  Zeit  des  Propheten  hinauf,  denn  die 
Lehrer  gehörten  zu  den  hervorraoi:endsten  seiner  Gefährten. 
Wie  verschiedentlich  aber  die  Zeitgenossen  des  Mohammad 
den  Koran  recitirten,  haben  wir  S.  XXXVII  gesehen. 

Li  der  Eroberung  von  x\rmenien  und  Adzarbaygan  waren 
syrische  und  'ii*akisclie  Truppen  beschäftigt.  Beide  beteten 
den  Koran  nach  ihrer  Art  und  da  sie  sehr  von  einander  ab- 
wichen, gerietlien  sie  in  Streit,  welcher  Text  richtig  sei  ^). 
Hodzayfa  b.  Yamän,  welcher  sich  bei  der  Armee  befand,  eilte 
nach  Madyna  und  sagte  zu 'Othmän:  „O  Beherrscher  der 
Gläubigen!  Hilf  diesem  Uebelstande  in  unsrer  Kirche  ab,  ehe 
Meinungsverschiedenheiten  einreifsen,  wie  unter  den  Juden 
und  Christen."  'Othmän  schickte  zu  Haf^a,  welche  seit  dem 
Tode  des  'Omar  die  von  Abu  Bakr  veranstaltete  Sammlung 
des  Korans  in  Verwahrung  hatte  und  liefs  ihr  sagen:  Sende 
mir  die  einzelnen  Blätter,  wir  wollen  sie  in  Bücher  abschreiben 
und  dir  dann  die  Blätter  zurückstellen.  Er  befahl  dann  dem 
Zayd  b.  Thäbit,  dem  Abd  Allah  b.  Zobayr,  dem  Sa  yd  b. 
'Ä9  und  dem  'Abd  al-Rahmän  b.  Härith  b.  Hischäm  Copien 
davon  in  Büchern  zu  machen.  Da  Zayd  ein  Madyner,  die 
andern  drei  aber  Korayschiten  waren,  gab  er  ihnen  den  Auf- 
trag :  Wenn  ihr  über  die  Lesart  verschiedener  Meinung  seid, 
so  folget  dem  korayschitischen  Dialekte,  denn  in  diesem  ist 
der  Koran  geoffenbart  worden.  Es  wurden  nun  von  diesen 
Männern  vier  oder  fünf,  nach  einer  Ueberlieferung  gar  sieben 


')  Ibn  'Atyya,  Einleitung;  vorgl.  liocliäry  S.  74G.    Jtkan  S.  139. 
Mischkät  Bd.  I  S.  525. 


XLVIII 

Exemplare  augefertigt,  wovon  jedes  einen  Band  bildete  ^). 
Ein  Exemplar  blieb  in  Madyna,  ein  anderes  schickte  'Oth- 
nian  an  jede  der  grofsen  Militärstationeu.  Der  Koran  hatte 
.somit  die  letzte  llecension  erhalten  und  war  edirt.  'Oth- 
nuhi  l)etahl,  dal's  diese  officielle  Ausgabe  in  Zukunft  maafs- 
gebend  sein  und  die  vorhandenen  auf  Blätter  geschriebenen 
Noti/en,  wie  die  in  einen  Band  eingetragenen  Koränexem- 
j)lare,  zerstört  werden  sollen.  Das  Datum  dieser  Ausgabe  ist 
wahrscheinlich  A.  IL  25  oder  80.  Sie  gründet  sich,  wie  wir 
gesehen  haben,  auf  Mohanmiad's  NachlaCs  und  Zayd's  Arbeit 
bestand  also  vorzüglich  in  der  Vervollständigung  und  Anord- 
nung der  Suren. 

Der  Interpolation  wollen  wir  den  Zayd  und  seine  Mit- 
arbeiter nicht  beschuldigen;  denn  wenn  die  S.  164  dieses 
Bandes  ausgesprochene  Vermuthung  begründet  ist,  fallt  die 
Schuld  auf '  Omar.  'Abd  Allah  b.  Zobayr  machte  den  Vor- 
schlag, den  Vers  2,  241  wegzulassen,  weil  er  durch  einen  andern 
abroglrt  wird.  'Üthmän  antwortete:  die  Schreiber  sollen  alles 
au  seinem  Orte  lassen.  Wir  haben  keine  Ursache  zu  glauben, 
dals  sie  dieser  "Weisung  zuwider  gehandelt  und  absichtlich 
Verse  ausgelassen  haben.  Auch  erweist  sich  der  Text,  so 
weit  wir  denselben  mit  den  Varianten  des  Ibn  Mas'üd  und 
Obayy  vergleichen  können,  als  der  beste  von  den  dreien. 
Der  einzige  Vorwurf,  den  w'ir  dem  Zayd  machen  können,  ist, 
dals  er  manchmal  recht  gedankenlos  arbeitete.  Von  den 
Uöenbarungen,  welche  Mohammad  nicht  bereits  irgend  einer 


')  In  solchen  Dingen  ist  immer  grofser  Segen  und  daher  kommt 
es,  dc'ifs  jetzt  die  Zahl  der  'otlimtinischen  Koräntexte  sehr  grofs  ist. 
Die.se  angebUchen  Ri-licjuien  werden  selir  InMÜg  gelialten  und  ich 
konnte;  nur  eine  davon  besehen,  nämlicli  den  Codex  von  Hom(,\ 
Er  ist  auf  steifes  Pergament  in  grofsem  Folio  geschrieben  und  un- 
vollständig. Die  Schriftzüge  sind  zwar  roh,  aber  gleichmäfsig,  und 
rühren  wohl  von  einei-  geübteren  Hand  her,  als  der  des  Zayd.  Es 
wäre  doch  möglich,  dal's  noch  ciin  ächl(;r  othmanischer  Codex  vor- 
handen ist  und  vielleicht  erleben  wir  es  noch,  dafs  wenigstens  ein 
Eacsimile  nach  Europa  kommt.  Zu  bemerken  ist  noch,  dafs  einer 
dieser  Codices  Imaui,  d.h.  Standardcxemplar  genannt  wurde 
(Tbalaby  2,  n). 


XL  IX 


Süra  einverleibt  hatte,  machte  Zayd,  wie  ich  iu  dem  zweiteu 
Bande  (besonders  S.  499)  nachwies,  manchmal  aus  einer  zwei 
und  dann  wieder  aus  zweien  eine,  auch  hat  er  bisweilen 
Verse  zweimal  eingeschaltet  ').  Diese  Fehler  hat  er  wohl 
schon  gemacht,  als  er  den  Koran  unter  Abu  Bakr  sammelte. 
Die  Veranlassung  dazu  ist  begreiflich,  wenn  wir  bedenken, 
dafs  der  Nachlals  des  Mohammad  in  euizelnen  Blättern  bestand, 
die  nicht  uumerirt  waren,  und  dal's  Zayd  gewohnt  war,  einen 
grolsen  Theil  des  Korans  in  Gebeten  abzuleiern.  Da  auch 
die  übrigen  Moslime,  wenn  sie  den  Koran  beteten,  den  Sinn 
nicht  verfolgten,  legten  sie  auf  solche  A^ersehen,  wenn  sie  die- 
selben auch  bemerkten,  kein  Gewicht. 

So  lange  der  Koran  auf  Blättern  stand,  war  jede  Süra 
die  erste  und  die  letzte.  Als  er  aber  in  einen  Band  zusam- 
mengetragen wurde,  mufste  man  sich  entschliefsen,  eine  Reihen- 
folge einzuführen.  Man  ordnete  sie  nach  der  Gröfse,  setzte 
die  längste  zuerst  und  die  kürzeste  zuletzt,  gab  sich  aber 
nicht  die  Mühe,  dieses  System  streng  durchzuführen  -). 

')  Der  deutlichsle  Fall  dieser  Art  ist  Koran  7,  i36  =  2,  26; 
7,  lüi  =  2,  55;  7,  162  =  2,  56;  7,  mu  ist  getheilt  worden  und  entspricht 
2,54  und  57.  Es  dürfen  aber  nur  wenige  Wiederholungen  auf  Rech- 
nung des  Zayd  gesetzt  werden,  denn  Mohammad  hat  häufig  frühere 
Koränverse  auf  neue  Ereignisse  angewendet  und  manchmal  in  neue 
Inspirationen  eingeschaltet. 

')  Ibn  Mas'ud  hat  es  etwas  besser  durchgeführt  als  Zayd  oder 
Obayy  und  hat  zugleich  die  Suren  in  Bezug  auf  ihre  Länge  in 
Gruppen  getheilt.  Die  der  ersten  Gruppe  (nämlich  Süra  2,  3,  4, 
5,  6,  7  und  10)  heifst  er  die  langen,  die  der  zweiten  (9,  11,  12,  16, 
17,  18,  20,  21,  23,  26,  37)  heifst  er  die  Centenarier,  denn  die 
kürzeste  von  ihnen  enthält  110  Verse.  Dann  folgen  die  Doppel- 
süren,  von  denen  ich  bereits  gesprochen  habe.  Hierauf  kommt  eine 
eigenthümliche  Gruppe,  deren  Glieder  fast  alle  dieselbe  Länge  haben, 
sich  aber  auch  durch  ihren  Inhalt  auszeichnen  und  alle  mit  Häm 
anfangen;  sie  werden  deswegen  die  Hämsüren  genannt  (nämlich 
40,  41,  42,  43,  44,  45,  46).  Die  Suren  der  nächsten  Gruppe  wer- 
den Momtahenät,  die  Prüfungsstücke,  genannt  und  sind  etwas  kürzer 
als  die  vorhergehenden  (32,  48,  49,  58,  59,  60,  61,  62,  63,  64,  65, 
66,  67,  68,  71,  72).  Den  Schlufs  bilden  die  Mofa^^al,  d.  h.  geglie- 
derte Suren,  nämlich  51,  52,  53,  54,  55,  56,  69,  70,  73,  74,  75, 
76,  77,  78,  79,  80,  81,  82,  83,  84,  85,  8fi,  87,  88,  89,  90,  91,  92, 
ui.  d 


I 


Zayd's  Ausgabe  wurde  bereitwillig  von  den  Moslimeu  an- 
genommen und  in  die  Moscheen  eingeführt;  deshalb  heifst 
man  sie  auch  al-Ma^haf  alniochtar,  den  anerkannten  oder 
officiellen  Codex,  gew()hnlicher  aber  wird  sie  als  der  oth- 
mänische  Codex  oder  Text  bezeichnet  Ibn  Mas'üd  verbarg 
seine  Eifersucht  gegen  Zayd  nicht,  doch  wuCste  er  nichts  Er- 
hebliches gegen  seinen  Text  vorzubringen.  Wir  sehen  aus 
einer  früheren  Note,  dafs  in  dem  Hause  des  Abii  Müsä  ein 
Koränexemplar  revidirt  wurde;  die  späteren  Kritiker  des 
Textes  haben  solche  Codices  l^enutzt  und  darin  abweichende 
Ijesarten  gefunden.  Es  ist  also  klar,  dafs  diese  Männer  den 
Codex  des  Zayd  in  sofern  verbesserten,  dal's  sie  hie  und  da 
ihre  eigenen  Lesarten  darein  eintrugen.  Ferner  zogen  einige 
Schüler  des  Ibn  'Abbäs  den  Text  des  Ibn  Masüd  vor  ^). 
Doch  gründete  sich  die  spätere  Kritik  auf  den  officiellen  Text 
und  soweit  wir  den  Gegenstand  verfolgen  können,  ergeben 
sich  auch  keine  bedeutende  Abweichiuigeu. 

Mit  der  Publikation  des  officiellen  Textes  war  die  Fest- 
stellung der  Lesarten  noch  nicht  beendet.  Im  arabischen 
Alphabet  werden  die  kurzen  Vocale  nicht  geschrieben  und 
mehrere  KonsonantiMi  nur  durch  Punkte,  welche  man  damals 
vernachlässigte,  unterschieden.  Die  Unbestimmtheit  ist  des- 
wegen so  grofs,  dals  dieselben  Schriflzeichen  in  7,  2  von 
einigen  tatabi'ü,  von  andern  tabtighü,  in  25,  50  noscho- 
ran  und  bo seh  ran,  in  2,34  azalla,  „straucheln  lassen",  und 
azäla,  „aufhören  machen",  gelesen  werden.  Diese  Dinge 
waren  aber  viel  zu  untergeordnet,  als  dafs  man  sich  im  ersten 
halben  Jaln-hundert  nach  dem  Tode  des  Propheten,  während 
welcher  man  die  Umrisse  des  Islams  im  Grol'sen  festsetzte, 
liätte  viel  darum  künnnern  sollen.  Ibn  Atyya  erzählt,  dafs  der 
Chalyfe  Abd  al-Malik  (regierte  Gb — 86)  seinen  Statthalter  in 
Babylonieu,  den  Ilaggäg,  beauftragte,  die  Punktirung  und 
Vocahsirung  zu  besorgen  und  dieser  den  Hasan  Bapry  (f  110) 


93,  04,  <)6,  !)7,  U«,  9!»,  100,  101,  103,  103,  104,  105,  103,  107,  108, 
109,  110,  111,  112.  Die  NatzAyir  bilden  eine  Uiitcrabtlieiinrig  dieser 
Gruppe,  deren  kürzeste  Süra  nur  drei  Verse  hat. 

')    Ibn    Afyya    bebatiplct ,    Ibn  Mas'nd's  Codex    habe    auch   Er- 
klJiriuiRcn  enthalten. 


LI 


und  den  Yahyä  b.  Yamar  Kädhiy  von  Bapra  (f  circa  100) 
damit  betraute  ').  Durclidrungen  von  der  Wichtigkeit  der 
Aufgabe,  arbeiteten  diese  zwei  Männer  mit  grofsem  Eifer 
und  richteten  ihr  Augenmerk  besonders  auf  die  Art,  wie 
der  Koran  in  den  Moscheen  verschiedener  Länder  gelesen 
wurde.  Sie  nahmen  aber  bald  wahr,  dafs  nicht  unbedeutende 
Verschiedenheiten  obwalteten,  welche  sich  nicht  nur  auf  die 
Vocalisation,  sondern  auch  auf  die  festen  Theile  der  Wörter 
erstreckten;  sie  fanden  es  daher  nöthig,  gründlich  in  die 
Varianten  einzugehen.  Yahyä  hat  dann  auch  ein  Buch  über 
„die  Lesarten"  geschrieben.  Obschon  sie  den  Koran  vocali- 
sirten,  so  war  der  Forschungsgeist  doch  damals  viel  zu  rege, 
als  dafs  man  ihre  Arbeit,  wie  die  Ausgabe  des  Zayd,  ohne 
Weiteres  allgemein  angenommen  hätte.  Es  beschäftigten  sich 
viele  Gelehrte  mit  den  Varianten  des  Korans  und  ihr  Studium 
bildet  einen  eigenen  Zweig  der  muslimischen  Theologie.  Die 
Hilfsmittel,  welche  man  anwendete,  sind  erstens:  die  Ver- 
gleichung  der  othmänischen  Codices  ^) ;  es  wurden  aber  auch 


')  Zobaydy  berichtet  auf  die  Autorität  des  Mobarrad,  dafs  Abül- 
Aswad  Dualy  (vergl.  Flügel,  gramm.  Schulen  Bd.  I  S.  13)  der  erste 
war,  der  den  Koran  punktirte;  ferner,  dafs  Ibn  Syryn  ein  von  Yahyä 
b.  Ya'raar  punktirtes  Exemplar  besafs. 

Dem  Abülfarag  (Ispahäny?)  zufolge  hat  Ziyäd  b.  Aby  Sofyän 
dem  Abül-Aswad  den  Befehl  gegeben,  den  Koran  zu  punktiren. 

Gähitz  behauptet,  Na9r  b.  A^im  habe  ihn  zuerst  punktirt  und 
er  wurde  deshalb  Na^r  alhorüf  (d.  h.  der  Sieger  in  der  Unbestimmt, 
heit  der  Lesarten)  genannt.  Na9r  war  der  Lehrer  und  Yahya 
Yamar  ein  Schüler  des  Abül-Aswad,  des  Gründers  der  arabischen 
Grammatik.  Die  Vocalisation  und  die  Erhebung  der  Varianten  des 
Korans  hängt  also  mit  dem  Studium  der  Grammatik  zusammen; 
dem  Fihrist  zufolge  halten  einige  den  Na^r  für  den  Gründer  der 
Grammatik.  Nach  meiner  Ueberzeugung  haben  die  ersten  Versuche, 
den  Koran  zu  vocalisiren  (aber  nicht  die  Besorgtheit,  die  reine 
arabische  Sprache  möge  verloren  gehen),  Anlafs  zum  Studium  der 
Grammatik  gegeben.  Das  reine  Arabisch  war  noch  im  vierten  Jahr- 
hundert in  der  Wüste  und  in  Yamäma  zu  finden,  und  diese  Besorgt- 
heit war  daher  etwas  vorzeitig  gewesen. 

')  Kisäy  veröffentlichte  die  Arbeit  seines  Lehrers,  enthaltend 
die  Vergleichung  des  Codex  von  Madyna,  Küfa  und  Ba^ra.  Der 
Grammatiker   Farrä    hinterliefs    ein    Ruch,     welches    aufserdem    die 

d* 


LH 


die  revidirten  Exemplare,  von  denen  so  eben  die  Rede  war, 
und  die  lleceusiouen  des  Ihn  Masüd  und  Obayy  zu  Rathe 
gezogen;  zweitens:  die  mündliche  Ueberlieferung.  Wir  wis- 
sen, dafs  Abu  Dardä  die  mosliniische  Gemeinde  von  Da- 
mascus  im  Koran  unterrichtete  und  daselbst  als  Vorbeter  fun- 
girte.  Als  der  othmänische  Codex  hingeschickt  wurde,  las 
mau  den  Koran  daraus  vor,  allein  die  von  Abu  Darda  ein- 
geführte und  üblich  gewordene  Lesart  bestimmte  die  Leute 
in  Fällen,  in  denen  ein  Wort  auf  verschiedene  Arten  ausge- 
sprochen werden  konnte,  in  der  Auflfassung  desselben.  Ja, 
selbst  wenn  Jemand  für  seinen  eigenen  Gebrauch  den  Koran 
abschrieb,  mag  er  in  Kapiteln,  die  er  auswendig  wuiste,  wohl 
häufiger  dem  Gedächtnisse,  als  dem  othmänischen  Codex  ge- 
folgt sein.  Der  Grund  der  Verschiedenheit  der  Lesarten  ') 
beruhte  also  in  letzter  Instanz  auf  der  Autorität  der  ersten 
Lehrer,  hervorragender  Gefährten  des  Propheten,  und  sie 
verdienten  daher  die  sorgfältigste  Berücksichtigung.  Aufser- 
dem   waren    noch    Traditionen    vorhanden,    wie   Mohammad 


Vergleichuiig  mit  dem  Codex  von  Damascus  enthielt.  Aehnliche 
Arbeiten  lieferten  Yali«,'iby,  Ciialaf.  Madayiny.  Abu  Dawud  Sigistäny 
imd  Mohammad  b.  Abd  al-Raliman  Ispahany.  Walirscheinlich 
beschäftigten  sich  diese  Gelehrten  auch  mit  der  Art,  wie  die 
Codices  in  den  betreffenden  Gemeinden  gelesen  wurden,  also  auch 
mit  den  Vocalen. 

')  Wenn  die  Commentatoren  von  den  Ahl  Makka,  d.h.  Einwohnern 
von  Makka,  Ahl  al-'Ah'ya  (ein  nur  in  dieser  Wissenschaft  gebrauchter 
Ausdruck  für  „Einwohner  von  Higäz  und  Syrien"),  Ahl  al-Madyna 
n.  dergl.  sprechen,  so  sind  darunter  nicht  die  Koranexemplare  zu 
verstehen,  sondern  die  Art,  wie  man  in  den  Moscheen  las.  Wenn 
die  Codices  (Ma(,'ahif)  der  Gemeinden  zu  verstehen  sind,  wird  es 
ausdrucklich  gesagt;  so  Tlia  laby  zu  2,  i2n:  Die  Einwohner  von  Ma- 
dyna  und  Syrien  lesen  .c*^^:,  (statt  ^o,^)  und  so  steht  auch  in 
ihren  Ma(,'ähif.  Abu  'Obayd  sagt,  dafs  er  diese  Lesart  auch  im 
Codex  des  'Othmän  gefunden  habe.  In  Ibn  Masüd's  Codex  steht 
^a3j.5.  Folgender  Fall  zeigt  den  EinHufs  der  Gemeinden:  Als  ich, 
erzählt  ein  Vorbeter,  das  erste  Mal  in  Makka  den  Koran  vorlas, 
sagt(!  ich  in  2,  i78  moway^in.  Meine  Zuhörer  hielten  sich  darüber 
auf  und  sagten,  müc^in  sei  die  richtige  Lesart.  Dies(;s  überzeugte 
mich,  dafs  ich   Unrecht  habe  und   ich   las  in   Zukunft  murin. 


Lni 


manche  Wörter    aussprach,    dafs    er   z.  B.    ba^ik   und    nicht 
bäsik  ]as. 

Die  historische  Begründung  der  verschiedenen  Lesarten 
und  die  danwilige  Ueborschätzung  der  mündlichen  Ueberliefe- 
rung  veranlaiste  die  Grammatiker,  willkürlicher  mit  dem  Texte 
des  Zayd  zu  verfahren,  als  für  uns  wünschenswerth  ist.  Sie 
stellten  Gleic;hförmigkeit  in  der  Orthographie  her,  verbesser- 
ten hie  und  da  die  Grammatik  und  griflen  in  sofern  in  die 
festen  Theile  des  Textes  ein.  Da  sie  sehr  behutsam  waren, 
konnte  kein  Mensch  an  ihrem  Rechte,  dieses  zu  thun,  zwei- 
feln, denn  der  Koran  ist  nicht  schriftlich  geoffenbart  worden, 
folglich  durfte  jeder  die  Laute  nach  seiner  Fa^on  schreiben. 
Aber  Unrecht  thaten  sie,  indem  sie  über  die  historische  Grund- 
lage hinausgingen.  Sa'd  b.  Aby  Wakkäp  las  in  2,  loo  ma 
tansiha,  „was  du  vergÜst".  Kasim  b.  Raby  a  sagte  zu  ihm: 
Sa  yd  b.  Mosayyib  liest  nunsihä,  „wir  bringen  es  in  Ver- 
gessenheit," Sad  antwortete,  der  Koran  sei  nicht  der  Fa- 
milie des  Mosayyib  geoffenbart  worden  und  erwcähnte  als  Be- 
weis seiner  Lesart  die  Anwendung  desselben  Wortes  in  Kor. 
87,  6  und  18,  23.  Obschon  in  diesem  Falle  die  vorgeschlagene 
Lesart  verwerflich  ist  und  die  betreffenden  zwei  Koränstellen 
nichts  beweisen,  so  liefse  man  es  sich  doch  gefallen,  wenn 
diese  Herren  sich  immer  auf  Parallelstellen  berufen  hätten. 
Sie  gingen  aber  bald  so  weit  in  ihrer  Willkür,  dafs  jede 
Lesart,  welche  die  Unbestimmtheit  der  Schrift  zuläfst,  in  Vor- 
schlag gebracht  und  vertheidigt  wurde.  Es  gab  einige  (man 
sagt  sieben,  es  sind  aber  deren  mehr)  Männer,  wovon  jeder 
die  ihm  am  besten  erscheinende  Lesart  in  sein  Koränexemplar 
eintrug  und  sie  in  einer  Monographie  vertheidigte;  so  ent- 
standen gleichsam  sieben  Ausgaben  des  heiligen  Buches,  die 
aber  nicht  sehr  wesentlich  von  einander  abweichen,  denn  die 
willkürlichsten  Vorschläge  fanden  keinen  Anklang.  Die  Schule 
wirkte  dann  auf  das  Leben  zurück,  die  traditionelle  Art,  den 
Koran  zu  lesen,  ging  verloren,  und  eine  dieser  sieben  Aus- 
gaben oder  Lesarten  trat  an  ihrer  Stelle  ').    Das  Studium  der 


')  In  Makka  war  im  vierten  Jahrhundert  der  Higra  der  Text 
des  Ibn  Kathyr  in  Gebrauch,  in  Yaman  der  des  A^im,  in  einigen 
Moscheen  jedoch  der  des  Abu    Amr,    in  Baghdäd    der   des  Haraza, 


LIV 


Geschichte  dieses  Gegenstandes  dürfte  für  Leute  von  Inter- 
esse sein,  welche  unbedingten  Ghiuben  auf  die  Vocalisation 
des  alten  Testamentes  und  die  damit  zusammenhängenden 
Grillen  der  hebräischen  Grammatiker  haben. 

Zu  bemerken  ist  noch,  dafs  jeder  Moslim  mit  heiliger 
Scheu  vor  einer  über  das  Grammatische  hinausgehenden 
Kritik  des  Textes  zurückschrack. 


Die  Biographie. 

Unter  den  Moslimen  unserer  Zeit  herrscht  die  fromme 
Sitte,  während  der  ersten  zehn  Tage  des  llaby*  L,  d.  h.  des 
Monats,  in  welchem  der  Prophet  geboren  wurde,  in  Familien- 
kreisen den  Vortrag  der  Geschichte  seiner  Jugend  und  seiner 
vorzüglichsten  Wunder  anzuhören.  In  wohlhabenden  Häusern 
bestellt  man  einen  Geschichtenerzähler  von  Profession  und 
dieser  trägt  sie  auswendig  und  nicht  selten  nach  eigener  Com- 
position  vor.  Wir  besitzen  eine  Anzahl  Bücher,  welche  den 
Erzählern  als  Hilfsmittel  dienen  (das  berühmteste  ist  von  Bekry, 
schrieb  763).  Sie  werden,  welchen  Titel  sie  auch  haben,  ge- 
wöhnlich Moled  scheryf,  die  edle  Geburt,  geheifsen,  und 
selbst  die  ältesten  derselben  entfernen  sich  so  sehr  von  aller 
geschichtlichen  Wahrheit,  dafs  sie,  wie  schon  Ibn  Hagar  be- 
merkt, neue  Namen  von  Personen  enthalten,  und  von  Orten, 
]./ändern,  Königen  und  Königreichen  sprechen,  welche  nie 
existirten. 

Es  läfst  sich  nicht  bestimmen,  wann  diese  Sitte  einge- 
führt wurde,  aber  Kazarüny  behauptet,  dafs  die  Feier  der 
Geburt  des  Mohammad  in  die  iUteste  Zeit  hinauf  reiche.  Ver- 
gleichen wir  Ibn  Ishak's  Darstellung  der  Jugendgeschichte 
des  Propheten  —  besonders  die  Ilalymalegende,  eine  reizende 
Jdylle  —  mit  dem  ältesten  uns  bekannten  Moled  scheryf,  so 
finden  wir  denselben  Geist,    denselben  Styl,  und  der  Untcr- 


in  Ba(,'ra  der  dos  Ya'kßb  Hadhramy,  in  Dainascus  der  des  Ibn 
Amir,  in  andern  syrischen  Städten  der  des  Abu  Anir  und  in  Egypten 
alle  sieben. 


LV 


schied  besteht  nur  im  Unterschied  der  Zeiten.  Das  Moled 
ist  nämhch  weiter  fortgeschritten  in  derselben  Riclitung.  Ich 
zweifle  also  nicht ,  dal's  Ibn  Ishäk  seine  Erzählung  aus  den 
frühesten  Evangelia  Infantiae  entnommen  habe  '). 

Es  handelt  sich  nicht  blos  darum,  den  Beweis  zu  führen, 
dafs  dieses  der  Ursprung  der  Darstellung  des  Ibn  Ishäk  sei, 
sondern  auch  zu  zeigen,  wie  früh  die  Moslime  in  der  Er- 
zählung der  Geschichte  ihres  Meisters  nach  dem  später  von 


')  Auch  der  Tod  des  Mohammad  wird  namentlich  von  den 
Persern  in  der  sogenannten  Wafclt-nämahs  auf  diese  Art  bearbeitet 
und  wir  haben  Traditionen  aus  dem  ersten  Jahrhundert,  in  denen 
folgende  Momente  vorkommen ,  welche  dann  von  den  Geschichten- 
erzählern weiter  ausgebildet  wurden.  1.  Im  Jahre  vor  seinem  Tode 
führte  Mohammad  auf  Befehl  des  Engels  Gabriel  beständig  Ejaku- 
lationen im  Munde,  wie:  Gottes  Glorie  und  sein  Lob!  Vergieb  mir 
meine  Sünden,  denn  du  bist  der  Milde,  der  Verzeihende!  2.  Im 
Monat  Ramadhän  eines  jeden  Jahres  collationirte  Gabriel  mit  ihm 
den  Koran,  im  letzten  Jahre  collationirte  er  ihn  zweimal,  und  Mo- 
hammad sagte  zu  'Ayischa:  Ich  schliefse  daraus,  dafs  ich  den  näch- 
sten Ramadhän  nicht  erleben  werde.  Jeder  Prophet,  fuhr  er  fort, 
lebt  nur  halb  so  lange  als  sein  Vorgänger:  Jesus  hat  125  Jahre 
gelebt  und  ich  werde  dieses  Jahr  [63  Jahre  alt]  sterben.  3.  Er 
wurde  nicht  Sans  ceremonie  weggenommen,  wie  gewöhnliche  Men- 
schen, sondern  es  wurde  ihm  die  Wahl  gelassen  zwischen  dem  Leben 
und  dem  Tode.  Als  er  seinen  Wunsch,  zu  sterben,  ausgesprochen 
hatte,  kam  der  Todesengel  und  fragte  ihn  ehrfurchtsvoll,  wann  er 
seine  Seele  wegnehmen  dürfe.  Diese  zwei  Mythen  werden  weit- 
läufig und  schön  erzählt.  4.  Da  aber  seine  Krankheit  schmerzlich 
und  er  in  solcher  Aufregung  war,  dafs  er  seine  Verzweiflung  nicht 
verbarg,  so  wird  mit  vielem  Geschick  ein  schwerer  Todeskampf 
als  eine  Gnade  Gottes  dargestellt.  5.  Dem  Delirium  liegt  ein  Zauber 
Seitens  der  Juden  zum  Grunde.  6.  Mit  grofser  Uebertreibung  wird 
die  Zärtlichkeit  seiner  Frauen  und  die  Hingebung  seiner  Freunde 
geschildert.  7.  Endlich  wird  sein  Krankenlager  als  ein  Vorbild  hin- 
gestellt, wie  fromme  Moslime  sich  auf  den  Tod  vorbereiten  und 
sterben  sollen. 

Da  nun  nicht  nur  die  Jugendgeschichte,  sondern  auch  der  Tod 
des  Propheten  als  eine  Legende  dargestellt  wurde,  haben  wir  auch 
die  Dichtungen  in  der  ersteren  nicht  dem  Mangel  an  Nachrichten, 
sondern  der  Vorliebe  für  Mythen  zuzuschreiben. 


LVI 


Schafi'y ')  offen  ausgesprochenen  Principe  „in  Traditionen  zur 
Verherrlichung  des  Propheten  ist  es  erlaubt,  zu  übertreiben" 
gehandelt  haben,  und  ferner  müssen  wir  zeigen,  dafs  ihre 
Dichtungen,  als  man  Bücher  zu  schreiben  anfing,  als  Ge- 
schichte betrachtet  wurden.  Der  Glanzpunkt  der  moslimi- 
schen  Legende  ist  der  Mi' rag  oder  Mohammad's  Reise  bis 
zum  siebenten  Himmel.  Er  ist  für  die  Moslime  das,  was 
die  Auferstehung  Christi  für  uns  ist :  der  würdigste  und  allein 
ausreichende  Beweis  für  sein  Prophetcnthum.  Sie  haben 
Recht;  während  die  Legenden  von  der  Jugendgeschichte  die 
Ideale  von  einem  Propheten  in  seiner  Berührung  mit  der 
Menschheit  enthält  und  gleichsam  vorbereitend  sind,  zeigt 
ihn  uns  der  Ml' rag  in  seinem  Verhältnisse  zur  Geisterwelt 
und  macht  uns  seine  göttliche  Weihe  anschaulich.  Der  Mi'rjig 
ist  die  Vollendmig  des  moslimischen  Evangelium  Infantiae 
und  weil  er  unzertrennlich  davon  ist,  wird  er  auch  immer 
nach  dem  Moled  scheryf  vorgetragen.  Beide  sind  also  wohl 
die  Schöpfung  derselben  Zeit")  und  desselben  Geistes,  ja 
der  Mi'  rag  mag  sogar  etwas  später  entstanden  sein.  Die  Ent- 
stehungsgeschichte des  Mi' rag  aber  können  wir  bis  in  das  erste 


')  Schäfi'y  starb  in  A,  H.  204  und  ist  der  Stifter  derjenigen 
der  vier  orthodoxen  Sekten,  welche  sich  am  meisten  der  Pflege  der 
Geschichte  gewidmet  hat.  Er  konnte  sein  Prinzip  durch  den  Aus- 
spruch des  Propheten  begründen:  Saget  von  mir  alles  Löbliche,  aus- 
genommen was  die  Christen  von  Jesu  sagen  (dafs  er  Gott  sei). 

*)  Es  liegt  zwar  im  Character  jeder  Legende,  den  Helden 
durch  übernatürliche  Kräfte  geleitet  und  geschützt  oder  gar  als  den 
Mittelpunkt  derselben  darzustellen.  Weissagungen  seiner  Geburt 
und  frühe  Anerkennung  Seitens  der  Eingeweihten  dürfen  daher  nicht 
fehlen.  In  den  ältesten  Legenden  über  die  Jugendgeschichte  des 
Mohammad  treten  aln-r  die  Beweise  für  seine  Mission  so  sehr  in 
den  Vordergrund,  dafs  mir  dieser  Umstand  bezeichnend  scheint  für 
die  Zeit  ihres  Entstehens;  sie  müssen  aus  einer  Periode  herrühren, 
zu  der  es  noch  viele  zweifelhafte  Moslime  gab.  Wir  wissen,  dafs 
der  gröfsere  Theil  der  Araber  sich  n.ach  dem  Tode  des  Propheten 
empörte,  weil  es  ihnen  mit  dem  Glauben  nicht  Ernst  war;  auch 
wissen  wir,  dafs  in  Folge  der  Eroberungskriege  viele  Feueranbeter 
und  Christen  das  (ilaubensbekenntnifs  ablegten.  Die  Beweise  schei- 
nen   also    zur    Erbauung    dieser    Neubekehrten    erfunden    und     die 


LVTI 


Jahrhundert  der  Higra  mit  Sicherheit  verfolgen.  Die  letzte 
Redaktion  wurde  von  Anas,  einem  Manne,  welcher  sich  rühmte 
der  Diener  des  Propheten  gewesen  zu  sein,  wenn  niclit  er- 
dichtet, doch  als  Avahr  anerkannt  und  verbreitet  und  durch 
drei  seiner  Schüler  (Katada,  IJaiuniikl  und  Zohry,  dazu  könnte 


Legenden  eingeschoben  worden  zu  sein.  Folglich  stammen  sie  ans 
der  ersten  Zeit   des  Islams. 

Ausschliefslich  für  die  vom  HeiHenthuiii  übergetretenen  Araber 
sind  die  von  den  Ginn,  Idolen  und  Wahrsagern  ausgegangenen  Weis- 
sagungen bestimmt.  Einige  haben  sich  in  die  Halymalegende  ein- 
geschlichen, sie  waren  aber  so  zahlreich,  dafs  es  Ibn  Aby  Dunyä 
(f  281)  und  nach  ihm  Abu  Bakr  Charäyity  der  Mühe  Merth  fanden, 
sie  in  einer  Monographie  (beide  gaben  ihr  den  Titel  HawTit^if 
algän)  zu  sammeln. 

Noch  zahlreicher  sind  die  Zeugnisse  der  Schriftbesitzer  für  den 
Propheten,  denn  diese  waren  für  alle  Parteien  erbaulich.  Sie  bilden 
den  Kern  der  Bahyralegende.  Eine  andere  ziemlich  sinnreiche  Er- 
zählung dieser  Art  ist  ein  Dialog  zwischen  Abu  Sofyän  (dem  Erz- 
feinde des  Islams)  und  Heraklius.  Der  Kaiser  legte  dem  ersteren 
Fragen  über  Mohammad  vor  und  er  mufste  wider  Willen  Antworten 
geben,  welche  den  Kaiser  überzeugten,  dafs  Mohammad  ein  Prophet 
sei.  Ibn  'Abbäs,  der  Erfinder  der  Erzählung,  behauptet,  sie  aus 
dem  Munde  des  Abu  Sofyän  vernommen  zu  haben.  In  abgekürzter 
Form  steht  sie  in  der  Sunna  (Bocbäry  und  Moslim,  es  steht  also  fest, 
dafs  sie  von  Ibn  'Abbäs  herrühre),  etwas  voller  in  der  Biographie 
(Tayray  S.  403)  und  am  ausführlichsten  im  Kitäb  alaghäniy. 

Für  die  Erbauung  der  Perser  sind  die  auch  von  Abulfidä  S.  6 
erwähnten  Erscheinungen  bei  der  Geburt  des  Propheten  bestimmt, 
welche  andeuteten,  dafs  das  Reich  der  Chosroen  durch  sein  Auftreten 
vernichtet  werden  würde.  Diese  Legende  ist  so  bestimmt,  dafs  man 
es  ihr  ansieht,  dafs  sie  erst  nach  der  Einnahme  von  Ctesiphon  er- 
funden worden  ist.  Einen  Gegensatz  zu  dieser  Prophezeihung  post 
factum  liefert  Gäbir  (bei  Moslim  und  Bochäry).  Er  ist  so  unbe- 
hutsam, den  Propheten  sagen  zu  lassen:  Nach  den  gegenwärtigen 
Chosroes  wird  es  keinen  Chosroes  und  nach  dem  gegenwärtigen 
Kaiser  keinen  Kaiser  mehr  geben.  Eine  solche  Zuversicht,  dafs 
die  Moslime  auch  Konstantinopel  erobern  würden,  konnte  Gäbir 
nur,  als  sie  sich  in  der  Höhe  ihrer  kriegerischen  Erfolge  befanden, 
hegen.  Es  giebt  mir  einen  sehr  günstigen  Begriff  von  der  üeber- 
lieferung:  dafs  solche  nicht  erfüllte  Weissagungen  aufbewahrt 
wurden. 


LA'III 


man  den  GArud  b.  Sabra  und  Scliorayh  b.  'Abd  Allah  zählen, 
wenn  der  Text  des  letztern  nicht  viel  zu  frei  wäre)  in  fast 
gleichen  Worten  fortgepflanzt.  Es  unterliegt  also  keinem 
Zweifel,  dals  Anas  die  Geschichte  ungefähr  so  erzählte,  wie 
wir  sie  noch  besitzen. 

Diese  Thatsache  giebt  uns  ein  Bild  von  der  Glaubwür- 
digkeit der  dogmatischen  Biographie.  Ich  brauche  nur  noch 
beizufügen,  dals  diese  Legenden  fast  alle  thatsächlichen  Be- 
richte über  Mohammads  eigenes  Leben  und  Streben  vor  der 
Flucht  verdrängt  haben.  Den  einzigen  historischen  Stofi' 
bieten  Persoiialuachrichten  über  seine  Begleiter. 

Ehe  wir  den  historischen  Geist  einer  jungen  Religions- 
gemeinde weiter  verfolgen,  müssen  wir  uns  von  den  Ueber- 
lieferungen  ri:ien  Begriff  machen.  Jeder  meiner  Leser  hat 
irgend  einen  Mann  unter  seinen  Bekannten,  der  es  sich  zur 
Aufgabe  macht,  seine  Freunde  zu  unterhalten  und  zu  diesem 
Zwecke  ein  paar  Erlebnisse  oder  Anecdoten  ganz  besonders 
einstudirt  hat  und  gut  vorzutragen  weil's.  Auch  giebt  es 
Professoren  dieses  Geschäfts  und  man  erzählt  von  einer  der 
früheren  Gröfsen  in  Göttingen,  dals  in  seinem  Collegienhefte 
häutig  die  Glosse  vorkam  „hier  ein  Witz",  und  der  Witz  wurde 
alljährlich  in  denselben  Worten  vorgetragen.  Der  träume- 
rische Orient  geht  hierin  weiter:  es  hat  seit  den  ältesten  Zei- 
ten Geschichtenerzähler  von  Profession  gegeben.  Viele  davon 
beschränken  sich  auf  eine  einzige  aber  lange  Geschichte.  So 
giebt  es  z.  B.  Antaries,  welche  den  ganzen  über  60  Bändchen 
ausfüllenden  Roman  von  Antar  auswendig  wissen ;  andere  er- 
zählen mehrere  aber  kürzere  Geschichten.  Das  Organ  dieser 
Leute  ist  meistens  angenehm ,  der  Styl  einfach ,  aber  kunst- 
reich, und  die  Declamation  lebendig,  mannichfaltig  und 
maal'svoll.  Nach  meinem  Geschmack  übertreffen  die  besse- 
ren von  ihnen  alle  unsere  Schauspieler,  die  ich  je  gehört 
habe,  ausgenommen  Demoiselle  Rachel.  Vergleicht  man  den 
Inhalt  ihrer  Erzählungen  mit  den  ältesten  Textbüchern,  so 
iindet  mau,  dals  sie,  sobald  einmal  ein  Text,  sei  es  durch 
eine  geschickte  Redaktion,  sei  es  durch  häufiges  Wieder- 
erzählen eine  gewisse  Vollkommenheit  erreicht  hat,  nur  wenig 
davon  abweichen.  Die  Abweichungen  bestehen  mehr  in  der 
Einschaltung  oder  Auslassung  ganzer  Episoden,    als   in  Ver- 


LIX 


änderungcn  der  Diction.    Kraftstcllen  werden  immer  treulich 
beibehalten. 

Wendet  man  diese  Erfahrung  auf  das  Entstehen  und  auf 
die  Fortpflanzung  der  Legeiulen  an,  so  konnnt  man  zu  dem 
Schluls,  dai's  eine  Erzählung  wie  die  Ilalymalegende,  so  bald 
sie  jene  Ausbildung  erhalten  hatte,  welche  den  Bedürfnissen 
der  Zeit  entsprach,  stereotyp  wurde,  und  obschon  man  sie 
nur  mündlich  überlieferte,  keine  grol'sen  Veränderungen  erlitt. 
Da  es  nun  sicher  ist,  dai's  schon  die  Zeitgenossen  des  Mo- 
hammad Dinge  von  ihm  erzählten,  welche  ganz  aus  der  Luft 
gegrifi'en  sind,  wie  der  Mi'  rag,  so  ist  das  Alter  der  Redaktion 
einer  Legende  noch  kein  Beweis  dafür,  dai's  ihr  irgend  etwas 
Thatsächliches  zum  Grunde  liege. 

Die  Moslime  haben  auch  historische  Romane,  namentlich 
die  dem  Wäkidy  zugeschriebenen  Kriege  und  Eroberungen, 
welche  wahrscheinlich  zur  Zeit  der  Kreuzzüge  entstanden 
sind.  Vergleichen  wir  sie  mit  der  Geschichte,  so  finden  wir, 
dafs  die  Thatsachen  nicht  zu  sehr  entstellt  sind.  Sie  grün- 
den sich  wirklich  auf  die  Forschungen  des  Wakidy,  stellen 
aber  die  Helden  so  dar,  wie  die  Krieger,  welche  gegen  die 
Franken  fochten,  hätten  sein  sollen. 

Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dai's  es  —  abgesehen 
von  den  religiösen  Legenden  aus  der  Jugendgeschichte  und 
dem  Mi' rag  —  schon  in  den  ersten  fünfzig  Jahren  nach  Mo- 
hanimads  Tod  Geschichtenerzähler  gab,  welche  Episoden  aus 
dem  Leben  des  Propheten  poetisch  darstellten,  mit  Versen, 
welche  nach  arabischer  Sitte  gewöhnlich  den  handelnden  Per- 
sonen in  den  Mund  gelegt  werden,  schmückten  und  zur  Er- 
bauung vortrugen.  Wir  lernen  aus  S.396  d.Bd.,  dafs  sich  Abu 
'Obayda  b.  Hodzayfa  durch  sein  Geschick,  die  Bekehrung 
des  'Adyy,  den  er  persönlich  gekannt  hatte,  zu  erzählen,  einen 
Namen  erworben  hat;  wir  besitzen  in  diesem  Style  von  einer 
Frau  die  Schilderung  der  Deputation  der  Schaybäniten  und 
in  Bd.  I  S.  336  haben  wir  gesehen,  dafs  der  Gegenchalyfe 
'Abd  Allah  b.  Zobayr  den  Obayd  (f  A.  H.  74)  zu  sich  kom- 
men liefs,  um  von  ihm  die  Geschichte  der  ersten  Ofienbarung 
zu  vernehmen,  gerade  wie  reiche  Leute  in  unsern  Tagen  einen 
Erzähler  konunen  lassen,  um  die  Geschichte  des  Sayf  almolük 
zu  hören.     Der  thatsächliche  Hergang    konnte    dem  Gegen- 


LX 


c'halyfon  nicht  unbekannt  sein,  denn  sein  Vater  war  einer  der 
ersten  Anhänger  des  Propheten  (vorgl.  Bd.  I  S.  374  und  422) 
lind  der  Gegenstand  war  zu  wichtig,  als  dafs  er,  ein  Mann 
von  Geist,  nicht  schon  früh  Interesse  daran  gewonnen  haben 
solhe.  Er  bestellte  also  den  '  Obayd  nicht  zur  Belehrung,  son- 
dern zur  Unterhaltung,  weil  ihm  sein  Vortrag  gefiel  und  seine 
poetische  Behandlung  des  Gegenstandes  erbaute. 

Die  für  uns  erhaltenen  künstlerischen  Bearbeitungen  von 
Episoden  aus  dem  Leben  des  Mohammad  erfüllen  uns  mit 
der  Zuversicht,  dafs  der  wirkliche  Sachverhalt  nicht  viel  mehr 
entstellt  sei,  als  in  den  soeben  genannten,  dem  Wakidy  zu- 
geschriebenen Romanen.  Die  Gelieinniisse,  Efiekt  zu  machen, 
sind  jedem,  der  ein  Dutzend  Schauspiele  gesehen  hat,  be- 
kannt. Da  sie  auf  psychologischen  Gründen  beruhen,  dürfen 
wir  voraussetzen,  dafs  auch  die  Araber  sie  anwendeten:  ein 
einheitlicher  idealer  Character  des  Helden,  grofse  Hindernisse, 
unerwartete  Lösung,  Unempfindlichkeit  der  Mitmenschen,  ge- 
paart mit  Anerkennung  der  Tugenden  des  Helden  u.  dgl.  m. 
In  Bezug  auf  die  Form  zeigen  die  arabischen  Stylisten  noch 
gröfsere  Vorliebe  als  unsere  Romanschreiber  für  dramatische 
Darstellung,  und  der  Dialog  ist  daher  nicht  nur  in  Erzäh- 
lungen, sondern  auch  in  den  Traditionen  der  Sunna  vor- 
herrschend '). 

Lesen  wir  nun  nach  diesen  Bemerkungen  das  Buch  des 

')  Eine  kurze  aber  interessante  Styliibung  ist  die  Beschreibung 
des  Aussehens  des  Propheten,  von  Hind  b.  Aby  HAla  (bei  Tirmidzy 
Schamfiyü  S.  16  und  bei  Ibn  Sa'd),  welchem  nachgerühmt  wird, 
dafs  er  sich  durch  sein  Talent  im  Beschreiben  auszeichnete.  In 
wenigen  Worten  entwirft  er  ein  vollständiges  und  wie  es  scheint 
richtiges  Portrait  seiner  Person.  Es  wurde  auch  schon  in  frühester 
Zeit,  aus  Bewunderung  der  Form,  schriftlich  überliefert,  und  des- 
wegen wissen  die  Traditionisten  nicht,  ob  in  einer  Stelle  säyil 
(xler  seh  Tibi  1  gelesen  werden  soll.  Diese  zwei  Wörter  lassen  sich 
nämlich,  wenn  ohne  Punkte  geschrieben,  im  Arabischen  nicht  von 
einander  unterscheiden.  Ein  anderes  ebenfalls  bewundertes  Portrait 
wird  dem  Alyy  zugeschrieben  und  es  zeichnet  sich  nicht  so  sehr 
durch  seine  Anschaulichkeit,  als  durch  den  Rhythmus  der  Sprache 
und  die  Anwendung  von  selbst  für  die  Araber  unverständlichen 
Provinzialismen  aus. 


LXI 


Ibn  Ishäk  ^) ,  welches  meine  b  e  s  o  n  n  c  ii  e  ii  Vorgänger  mit 
einigem  Pomp  als  „die  älteste  Quelle"  citirten,  als  wäre 
damit  der  Kritik  genüge  geleistet,  so  finden  wir,  dafs  mit 
Ausschluis  der  Feldzüge ,  wovon  später  die  Rede  sein  wird, 
es  fast  nur  die  Legenden  und  historischen  Romane  des  ersten 
Jahrhunderts  enthält.  Diese  [Teberlieferungen  waren  auch  so 
sehr  im  Geschmack  des  Verfassers,  dafs  er,  selbst  wenn  er 
bessere  Nachrichten  gehabt  hat,  sie  diesen  vorzog.  Seine 
Liebe  für  Dichtung  und  seine  Hintansetzung  der  Wahrheit 
ging  nämlich  so  weit,  dafs  er  Verse,  welche  einer  seiner 
Freiuide  handelnden  Personen  in  den  Mund  legte,  in  sein 
Werk  aufnahm  (vergl.  meine  Mitth.  in  der  Zeitschr.  d.  D.  m. 
Ges.  Bd.  XIV  S.  288). 

Die  bisher  betrachtete  Auffassung  und  Darstellung  der 
Prophetenbiographie  sind  die  Schöpfung  einer  spielenden  Phan- 
tasie, welche  sich  im  lebendigen  Glauben  um  das  Ideal  des  Pro- 
phetenthums  bewegte,  und  obschon  einige  völlig  aus  der  Luft 
gegriffen  sind,  können  wir  sie  kaum  als  freiwillige  Lügen  be- 
zeichnen. Anders  verhält  es  sich  mit  einigen  Wundern.  Ibn 
Mas'üd,  Gäbir,  Anas,  Abu  Horayra  und  viele  Andere,  alles  Zeit- 
genossen des  Propheten,  erzählen  ohne  alle  Poesie  Ereignisse 
und  betheuern,  sie  mit  Augen  angesehen  zu  haben,  welche 
dem  Lauf  der  Dinge  zuwider  sind.  Man  wird  mir  vielleicht 
sagen:  die  Wundergeschichten  sind  später  entstanden  und 
diesen  Männern  untergeschoben  worden!  Man  glaube  nicht, 
dafs  ich  irgend  eine  Behauptung  leichtsinnig  hinwerfe.  Meh- 
rere Wundergeschichten  sind  von  zwei,  drei  und  vier  Schü- 
lern der  genannten  Männer  gehört  und  fast  gleichlautend 
überliefert  und  dann  zu  einer  Zeit,  in  der  man  schon  Kritik 
der  Quellen  übte,  aufgeschrieben  worden. 

Legenden,  künstlerisch  bearbeitete  Episoden  und  Wunder 
waren   das  einzige,   was  von   der   Geschichte   des  Propheten 


')  Wenn  ich  hier  und  in  anderen  Fällen  den  Namen  des  Ibn 
Ishäk  nenne,  so  will  ich  nicht  damit  sagen,  dafs  er  der  einzige  ist, 
welcher  Legenden  erzählt.  Wir  finden  sie  auch  in  Ibn  Sa'd  und 
andern  mit  weit  zurückgehender  Isnäd.  Ich  nenne  den  Ibn  Ishäk; 
nur  deswegen,  weil  er  die  älteste  geschriebene  Quelle  ist,  die  wir 
besitzen. 


Lxn 


während  der  ersten  vier  oder  fünf  Decennien  nach  seinem  Tode 
formiUirt  wurde.  Nachdem  solche  Erzähhnigen  eine  gewisse 
Vollkommenheit  der  Darstollnng  erreicht  hatten,  pflanzte  man 
sie  systematisch  nach  den  Regeln  der  Tradition  fort  nnd  fügte 
hie  und  da  eine  neue  hinzu.  Die  Polemik  gegen  die  nach  den 
]5iirgerkriegen  aufgestandenen  Häretiker  und  die  Ausbildung 
der  Sunna  gab  den  Moslimen  einen  kritischen  Geist  und  sie 
fiusren  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  ersten  Jahrhnnderts  an, 
den  Thatsachen  und  selbst  der  Chronologie  im  Leben  des 
Propheten  ihre  Aufmerksamkeit  zu  schenken.  Der  erste  und 
jedenfalls  der  beste  Forscher  auf  diesem  Gebiete  war  'Orwa 
(geb.  A.  H.  24,  f  94),  ein  Bruder  des  soeben  genannten  Ge- 
genchalyfen.  Er  war  ein  naher  Verwandter  der  'Ayischa,  der 
Lieblingsl'rau  des  Propheten,  und  wenn  auch  nicht  aUe  Aus- 
sprüche, die  er  von  ihr  überliefert,  ät-ht  sind,  so  hat  er  oder 
seine  Schüler  es  doch  verstanden,  ihnen  die  Sprache  und  den 
Styl  einer  Frau  zu  gelxMi.  Die  Legenden  und  Wunder 
anzugreifen  scheint  er  so  wenig  als  irgend  ein  anderer  seiner 
Zeitgenossen  geneigt  gewesen  zu  sein.  Er  besafs  vielmehr  jene 
Eigenschaften,  welche  ihre  Bildung  und  Verbreitung  begün- 
stigen: einen  festen  Glauben  und  grofse  Liebe  für  Poesie. 
So  oft  er  Traditionen  vortrug,  rccitirte  er  auch  Verse  und 
wer  weifs,  ob  die  Verse  oder  die  Traditionen  mehr  den  Char- 
acter  der  Dichtung  hatten.  Glücklicherweise  können  vor  dem 
Glauben  widersprechende  Begrifte  freundlich  neben  einander 
bestehen,  und  so  hat  der  Glaube  weder  ihn  noch  seine  Schüler 
verliindert,  Thatsachen  zu  überUeferu,  welche  mit  den  von 
il)nen  selbst  nacherzählten  Legenden  im  Widerspruche  stehen. 
'Orwa  hat  über  alle  Theile  der  Geschichte  des  Mohanunad 
und  seiner  Zeitgenossen  Nachrichten  gesammelt  und  ist  der 
Gründer  seiner  Biograpliie.  I.I:'igiy  Chalyfa  Nr.  12464  be- 
hau[)tet,  er  habe  ein  13uch  darüber  geschrieben.  Das  lälst 
sich  aber  nicht  erweisen.  Er  hatte  manche  Tradition  notirt, 
um  dem  Gedächtnisse  zu  Hilfe  zu  kommen  und  vielleicht  die 
Notizen  auch  bei  seinen  Vorträgen  benutzt.  Aber  in  Folge 
der  Vorurtheile  seijier  Zeit  sagte  er  zu  seinen  Freunden: 
„Wir  wollen  kein  Buch  hal)en  aufser  dem  Buche  Gottes  (den 
Koran)"  und  löschte  seine  Pergamentrollen  aus.  Später  be- 
reute er  seine  Uebereilung,  es  ist  jedoch  nicht  wahrscheinlich, 


LXIII 


dals   er  sie    durch   nochmaliges   Niederschreiben   wieder   gut 
gemacht  habe. 

Tabary  hat  uns  zwei  Briefe  von  'Orwa  aufbewahrt,  welche 
ich  wegen  ihrer  AMchtigk(nt  für  die  Geschichte  der  Pro})heten- 
biographie  übersetzte  (Bd.  I  8.350;  Bd.  U  S.  42;  Bd.  IH 
S.  142).  Der  Styl  ist  schlecht  und  imzusammenhängend  und 
der  Inhalt  mager  und  luibefriedigend.  Es  ist  aber  vorauszu- 
setzen, dals  er  in  andern  Traditionen  dieselben  Gegenstände 
beleuchtete  und  die  Dürftigkeit  nur  dem  Mangel  der  Methode 
zuzuschreiben  ist.  Eine  zusammenhängende  Geschichtserzäh- 
lung lag  nämlich  durchaus  nicht  im  Character  seiner  Zeit,  in 
der  alles  Wissen  in  kurze  Sätze  gekleidet  wurde. 

Die  Verfasser  der  ältesten  Biographien,  wie  Ibn  Ishäk 
(f  151),  mochten  den  Orwa  in  ihrer  Jugend  wohl  gesehen 
haben,  aber  sicherlich  konnte  keiner  von  ihnen,  als  er  zu 
Schriftstellern  anfing,  seiner  Vorträge  sich  erinnern.  Unter 
den  zahlreichen  Schaychen,  deren  Vorlesungen  sie  besuchten, 
nenne  ich  nur  einen,  obschou  sie  sich  nie  auf  ihn  berufen: 
den  Schorahbyl  b.  Sad.  Er  lebte  in  Madyna,  dem  damaligen 
Sitze  der  moslimischen  Gelehrsamkeit,  und  kannte  viele  von 
den  jüngeren  Zeitgenossen  des  Propheten  —  es  werden  ge- 
nannt Zayd  b.  Thäbit,  der  Herausgeber  des  Korans,  f  48  oder 
50;  Gäbir,  f  70,  in  einem  Alter  von  94  Jahren;  'Abd  Allah 
b.  'Omar,  f  73;  Ibn  Abbäs,  f  68;  Abu  Sa  yd  Chodry,  f  74, 
und  Abu  Horayra,  f  59  —  mid  wenn  er  auch  von  diesen 
nur  wenige  Mittheilungen  erhalten  haben  kann  (er  starb  näm- 
lich erst  in  123,  er  kann  also,  obschou  er,  wie  berichtet  wird, 
ein  sehr  hohes  Alter  erreichte,  kaum  vor  A.  H.  30  geboren 
worden  sein),  so  konnte  es  ihm  doch  nicht  schwer  fallen,  in 
der  Stadt,  wo  die  Geschichte  gespielt  hatte,  Nachrichten  zu 
sammeln.  Die  Specialität  des  Schorahbyl  waren  die  Feld- 
züge :  er  erzählte  sie  in  der  grofsen  Moschee  seiner  Vaterstadt 
und  erfreute  sich  des  Rufes,  sie  am  vollständigsten  zu  kennen. 
Aber  mau  beschuldigte  ihn  grol'ser  Willkür  und  absichtlicher 
Fälschung  und  deswegen  wird  er  auch  nicht  als  Autorität 
angeführt,  es  sei  denn,  dai's  er  der  Bürge  ist,  welchen  Ibn 
Ishäk  (z.  B.  S.  643)  nicht  nennt,  aber  von  dem  er  sagt  „auf 
den  ich  kein  Mifstrauen  setze."  Es  ist  jedoch  wahrschein- 
lich, dafs  Ibn  Ishäk  nicht  inuner  dieselbe  Persönlichkeit  unter 
dieser  Beziehung  meint. 


LXIV 


Zur  Zeit  des  Schorahbyl  fing  die  Geschichte  der  Feldzüge, 
besonders  die  Chronologie  derselben  an,  eine  feste  Gestaltung 
zu  gewinnen.  Wie  viel  seinem  Einflüsse  zuzuschreiben  sei, 
vermag  ich  um  so  weniger  zu  bestimmen,  da  auch  andere 
Männer,  wie  Zohry  (f  125),  Yazyd  b.  Rüman  (f  129  oder 
135),  Äfim  b.  'Omar  b.  Katäda  (f  120  oder  129)  thätig  waren. 
Vieles  nötliigt  uns  zu  dem  Schlul's,  dal's  den  späteren  Bear- 
beitungen die  frühere  Redaktion  eines  Mannes  aus  dieser 
Periode  zum  Grunde  liege,  und  da  dieser  Mann  nirgends 
genannt  wird,  Schorahbyl  aber  zwar  grofse  Kenntnisse  be- 
sal's,  doch  so  verrufen  war,  dafs  mau  ihn  nicht  gern  als  Bür- 
gen anführte,  vermuthe  ich,  sie  rühren  von  ihm  her.  Ich 
will  jedoch  nicht  in  Abrede  stellen,  dal's  sich  diese  Ueber- 
einstimnumg  auch  daraus  erklären  lasse,  dal's  alle  Redaktionen 
der  Prophetengeschichte  aus  einer  Schule,  nämlich  der  von 
Madyna  hervorgingen,  dal's  im  Orient  alles  die  Tendenz  hat, 
eine  stereotype  Form  anzunehmen  und  in  derselben  Gemein- 
gut zu  werden. 

Was  nun  die  Feldzüge  betrifft,  so  bilden  sie  den  Kern 
der  clnonulu^iischen  Geschichte  des  Mohanunad  und  sind  fast 
der  einzige  historische  Stoff,  den  luis  die  systematische  Bio- 
graphie, z.  B.  die  des  Ihn  Ishäk,  liefert.  Ich  will  damit  nicht 
sagen,  dal's  wir  den  Nachrichten  darüber  unbedingten  Glauben 
schenken  dürfen,  noch  dafs  nicht  Episoden  daraus  in  früher 
Zeit  als  Romane  bearbeitet  worden  sind,  welche  die  Gründer 
der  Geschichte  als  historische  Kachrichten  hinnahmen  und 
in  abgekürzter  Form  wiedergaben.  Es  tragen  zu  viele  Tra- 
ditionen bei  Wakidy  und  Ibn  Ishak  diesen  Character,  als  dafs 
wir  dies  bezweifeln  k()nnten.  Aber  so  viel  ist  gewil's,  dafs 
die  Feldzüge  durchschnittlich  nicht  mit  der  Alisicht  zu  unter- 
lialten  und  zu  erbaut  ii,  sondern  um  die  Fäden  der  Ereignisse 
zu  bilden,  zusaimncngestellt  worden  sind.  Diese  Bedeutung 
der  Geschichte  der  Feldzüge  wird  auch  von  den  Moslimen 
erkannt  und  statt  „Biographie  des  Propheten'^  sagen  sie  (na- 
mentlich in  der  Sunna)  gewöhnlich  Ghazawät,  die  Feld- 
züge; sie  unterscheiden  daher  selbst  die  Geschichte  von  der 
Legende,  welche  sie  Siyar  und  in  späterer  Zeit  Moled 
nennen. 

Um   das  Entstehen    dieser   historischen  Grundlage   recht 


LXV 


ZU  begreifen,  denke  man  sich,  es  gebe  keine  geschriebene  Ge- 
schichte der  französischen  Revokition,  welche  uns  etwas  näher 
liegt  als  dem  Schorahbyl  und  seinen  Zeitgenossen  das  Wirken 
des  Mohammad  in  Madyna.  Die  Gräuel  der  Bastille,  das 
tragische  Ende  Ludwigs  XVI,  der  Heldenmuth  der  Marie 
Corday,  die  Grausamkeiten  des  Robespierre  und  die  Triumphe 
des  Napoleon,  sowie  auch  das  Schicksal  unseres  eigenen 
Vaterlandes  und  die  Hingebung  unserer  vorzüglichsten  Helden 
sind  uns  allen  bekannt  und  wenn  mündliche  Ueberlieferung 
den  Platz  der  Geschichtsschreibung  einnähme,  würden  sie  auch 
einzeln,  wie  die  Episoden  aus  dem  Leben  des  Mohammad, 
künstlerisch  bearbeitet  auf  öffentlichen  Plätzen  erzählt  werden. 
So  lange  man  sich  bei  Leuten,  welche  die  Ereignisse  selbst 
erlebt  haben,  Raths  erholen  kann,  würde  dies  auch  genügen, 
und  wollte  Jemand  die  Zeit  einer  dieser  Episoden  oder  den 
Zusammenhang  mit  andern  wissen,  so  könnte  er  leicht  Aus- 
kunft erhalten.  Sobald  aber  die  Zeit  so  weit  hinter  vms  läge, 
dafs  eine  Chronologie  nothwendig  ist,  würde  man  zuerst  die 
Reihenfolge  und  dann  das  Datum  der  Schlachten  und  einiger 
anderer  grofsen  Ereignisse  bestimmen  ').  An  diesem  Faden 
würde  sich  dann  die  frühere  Bearbeitung  einzelner  Scenen 
von  selbst  anreihen.  Auf  diese  Art  entstände  dann  eine  fort- 
laufende Geschichte.  Die  Behandlung  einzelner  Episoden  hat 
die  Moshme  auf  eine  Behandlungsweise  des  Gegenstandes  ge- 
bracht, welche  die  Herstellung  der  Chronologie,  selbst  als 
man  wissenschaftlich  zu  arbeiten  anfing,  bedeutend  verzögerte. 
Die  Traditionisten  behandelten  nämlich  den  Gegenstand  ka- 
pitelweise, wie  den  Stammbaum  des  Propheten,  seine  Hei- 
rathen,  seine  Frauen  und  Kinder,  seine  Wunder,  seine  Feld- 
züge, die  von  ihm  ausgestellten  Documente,  die  von  ihm  em- 
pfangenen Deputationen  u.  s.  w.  Nur  in  dem  Kapitel  über 
die  Feldzüge   wird   die  Reihenfolge  berücksichtigt,   während 


')  Zuerst  kümmerte  man  sich  blos  darum,  zu  wissen,  wie  viele 
Feldzuge  der  Prophet  selbst  mitgemacht  habe;  auch  fragte  man 
seine  noch  lebenden  Gefährten,  in  wie  vielen  sie  mitgekämpft  haben 
und  bildete  dann  eine  schulgerechte  Tradition  aus  ihrer  Antwort. 
Vergl.  Muslim  Bd.  2  S.  192. 

III.  e 


LXVI 


z.  B.  die  Deputationen  nach  Stämmen  geordnet  worden  sind 
ohne  alle  Rücksicht  auf  Chronologie. 

Die  frühesten  Zeitangaben  sind  sehr  unbestimmt.  Man 
sasrte  z.  B.  Abu  Afak  wurde  zwischen  der  Badr-  und  Ohod- 
Schlacht  ermordet.  Manchmal  drückte  man  sich  etwas  genauer 
aus,  so  K.  B.  Tabary  S.  330 :  ,,Einige  behaupten,  der  Prophet 
sei  nach  seiner  Rückkehr  von  Kodr  gegen  die  Solaymiten  zu 
Felde  ffezoffen."  Aus  solchen  Nachrichten,  welche  einander 
häufig  widersprachen,  suchte  man  zuerst  die  chronologische 
Reihenfolge  der  Feldzüjre  herzustellen.  Die  ersten  Versuche 
hat  wohl  schon '  Orwa  und  seine  Zeitgenossen  gemacht.  Zu- 
gleich bestimmte  man  das  Datum  der  wichtigen  Unterneh- 
mungen, nämlich  der  "Schlachten  von  Badr,  Ohod,  der  Bela- 
gerung von  Madyna,  des  Zuges  nach  Ilodaybiya,  der  Ein- 
nahme von  Makka  und  der  letzten  Pilgerfahrt.  Man  war  aber 
nicht  immer  sehr  gku^klich.  Ich  habe  S.  108  dieses  Bandes  ge- 
zeigt, dafs  sich  sämmtliche  Biographen  in  dem  Datum  der 
Schlacht  von  Badr  geirrt  haben  und  zwar,  was  uns  am  meisten 
in  Staunen  setzt,  in  Folge  der  falschen  Lesart  einer  Tradition, 
welche  Aswad  nach  der  Aussage  des  Ibn  Mas'üd  (welcher 
mitfocht)  aufgeschrieben  hatte.  Wir  folgern  daraus,  dafs  die 
Chronologen  allerdings  auf  gute  geschriebene  Quellen  das 
gehörige  Gewicht  legten,  dafs  aber  die  mündhche  Tradition 
über  diese  Gegenstände  so  schwach  war,  dafs  sie  die 
falsche  Lesart  nicht  entdeckten.  Da  aber  geschriebene  Nach- 
richten von  solcher  Autorität ,  wie  diese  Tradition ,  äufserst 
selten  waren,  so  verdienen  ihre  chronologischen  Angaben 
wenig  Zutrauen. 

Taymy,  welcher  überhaupt  wenig  Geschmack  an  der  Zeit- 
rechnung gehabt  zu  haben  scheint,  bestinnnt  die  Zeit  der 
meisten  Feldzüge  gar  nicht.  Er  hält  sich  an  die  schon  vor 
ihm  festgesetzte  Reihenfolge  und  s.agt:  „Nach  diesem  Kriege 
blieb  der  Prophet,  so  lange  es  Gott  gefiel,  in  Madyna,  dann 
unternahm  er  eine  Expedition  gegen  .  .  .  ."  Ibn  Ishak  be- 
rechnet die  Zeit,  wie  lange  er  in  Madyna  blieb,  und  gewöhn- 
lich das  Datum  des  Auszuges.  Wakidy  giebt  das  Datum 
immer  an,  und  wie  grofs  auch  unsere  Zweifel  gegen  seine 
Quellen  und  Berechnungen  sein  mögen,  bleibt  uns  doch  keine 
andere  Wahl  als  ihm    zu    foIt;en:    nur    dürfen  wir    den  Leser 


Lxvn 


nicht  betrügen  und  wo  wir  selbst  nicht  überzeugt  sind,  vor- 
geben, objective  Geschichte  zu  schreiben.  —  Alle  Geschichte 
ist  eine  Conventionelle  Lüge, 

Als  man  die  Chronologie  festzustellen  anfing,  hat  man 
auch  andere  Dinge  berücksichtigt:  Gegen  wen  und  wo  wur- 
den die  Kriege  geführt  ?  Wer  waren  die  Anführer  in  den 
Expeditionen,  welche  der  Prophet  nicht  selbst  kommandirte? 
Wer  der  Fahnenträger  und  sein  Statthalter  in  Madyna,  wenn 
er  den  Kriegszug  selbst  mitmachte ,  und  wie  groJ's  war  die 
moslimische  Mannschaft  und  die  errungene  Beute?  Auch  diese 
Fragen  werden  von  Wäkidy  vollständiger  und  bestimmter  be- 
antwortet als  von  seinen  Vorgängern,  und  Ibn  Sad  legt  so 
viel  Gewicht  darauf  und  so  wenig  auf  die  Nebenumstände, 
dafs  man  seine  Nachrichten  über  die  kleineren  Kriege  in 
tabellarischer  Form  darstellen  könnte.  Wir  sehen,  dafs  die 
Geschichtsschreibung  dieselbe  Ent^vickelung  hatte,  wie  Thiere 
imd  Pflanzen :  Wuchern  der  weichen  Theile,  Gestaltung  schö- 
ner Formen,  Bildung  von  festen  Theilen,  Verknöcherung  und 
Abmagerung  zum  Gerippe  und  völliges  Stillstehen  des  Le- 
bens. Wir  können  noch  hinzufügen  „Erzeugung  von  para- 
sitischen Gebilden",  denn  wenn  uns  Chronilcen,  vrie  die  des 
Abülfida,  das  leblose  Gerippe  darstellen,  so  sind  Arbeiten,  wie 
das  Nur  alnibräs  und  die  des  Halaby,  mit  Aftervegetationen 
zu  vergleichen. 

Ibn  'Okba  (f  141)  war  ein  Client  der  Mutter  oder  Stief- 
mutter des  Gründers  der  Prophetengeschichte  'Orwa.  Er 
schrieb  eine  Biographie  des  Mohammad,  welche  aufzufinden 
mir  leider  nicht  gelungen  ist,  obschon  ich  eine  Belohnung 
von  50  Pfd.  Sterl.  aussetzte  für  irgend  Jemanden,  der  mir 
auch  nur  sagen  könnte,  wo  sich  ein  Exemplar  befinde  und 
obgleich  ich  in  Makka  und  Madyna  Nachfragen  anstellen  liefs. 
Nach  dem  Urtheile  des  Mälik  und  Bochary  ist  es  nämlich 
das  einzige  zuverläfsige  Werk  über  diesen  Gegenstand.  Schäfiy' 
sagt:  „Die  Arbeiten  des  Wäkidy  sind  Lügen,  dasselbe  gilt 
von  denen  des  Ibn  Ishäk,  besonders  in  Betrefl'  des  Anfanges 
des  Buches ;  es  giebt  kein  zuverlässigeres  Buch  über  diesen 
Gegenstand  als  das  des  Ibn  'Okba."  Es  steht  zu  erwarten, 
dafs  Ibn  '  Okba  am  treuesten  die  Resultate  der  Forschungen 
des  'Orwa  und  seiner  Schule  aufbewahrt;  diese  Schule  aber, 


LXVIII 

an  deren  Spitze  nach  '  Orwa's  Tod  Zohry  stand,  erfreute  sich 
eines  sehr  hohen  Ansehns  unter  den  Moslimen.  Wie  sehr  Ihn 
'Okba  im  Geiste  derselben  schrieb,  geht  aus  einem  Ausspruche 
des  Moyn  hervor:  „Das  Buch  des  Müsa  Ibn  'Okba  von 
Zohry  gehört  zu  den  zuverläCsigsten  über  die  Prophetenbio- 
graphie" (..^xKii  «J\>^  ^^  a»  Lfj^j-^  o^  ^^'^  a-  L5*i>^  "-^'^  )• 

„Von"  bedeutet  hier  ungefähr  so  viel,  als  bestände  es  in  Col- 
legienheften  des  Zohry.  Dieses  Buch  wird  ziemlich  oft  citirt 
und  es  ist  zu  hofien ,  dals  noch  ein  Exemplar  aufgefunden 
wird.  Es  wäre  in  sofern  wichtig,  als  wir  dann  die  Lehren 
der  Schule  des  Orwa  von  denen  der  übrigen  Traditionisten 
trennen  könnten. 

Herr  von  Kremer  besitzt  eine  sehr  alte  Handschrift  der 
Feldzüge  des  Wäkidy,  sie  ist  incomplet,  aber  der  Gegenstand 
ist  von  einer  andern  Hand  dadurch  zu  Ende  geführt  worden, 
dafs,  wo  Wäkidy  abbricht,  eine  Abschrift  der  fehlenden  Partie 
aus  der  Siyar,  Biographie,  des  Taymy  angehängt  wurde; 
V.  Kremer  hat  uns  durch  eine  brauchbare  Ausgabe  (Calcutta 
1856)  der  ganzen  Handschrift  zu  groCsem  Dank  verpflichtet. 

Solaymän  Taymy  wurde  im  Jahre  46  geboren,  brachte 
die  gröfste  Zeit  seines  langen  Lebens  in  Bapra  zu  und  starb 
daselbst  im  Jahre  143.  Dem  Tlän  zufolge  wurde  sein  Buch, 
wie  es  scheint,  ahne  Zusätze  oder  wesentliche  Veränderung 
von  seinem  gelehrten  Sohne  Mo'atamir  (f  187,  achtzig  Jahre 
alt)  fortgepflanzt.  Es  war  inuner  jedoch  selten  und  wird  des- 
wegen nicht  oft  citirt.  Sohayly  führt  es  mehrere  Male  an; 
im  Mawiihib  wird  es  S.  319  und  im  Nur  alnibräs  S.  423  und 
1538,  wahrscheinlich  zweiter  Hand,  erwähnt.  Merkwürdig 
ist,  dafs  Taymy,  obschon  er  in  einer  Zeit  lebte,  in  der  man 
mit  solcher  Pedanterie  die  Isnäd  oder  Quellen  anführte,  von 
dieser  Gewohnheit  fast  ganz  absielit.  Es  gab  also  schon  da- 
mals populäre  Darstellungen,  welclie  die  Hauptmomente  des 
Lebens,  besonders  aber  die  Wunder  des  Propheten  enthielten. 
Taymy  zeigt  eine  so  grofse  Vorliebe  für  Legenden,  dafs  seine 
ganze  Arbeit  in  der  Zusammenstellung  luid  Abkürzung  der 
Berichte  von  ein  paar  Geschichtenerzählern,  wie  'Obayd, 
zu  bestehen  scheint;  über  viele  wichtige  Vorfälle,  weil  sie 
seine  Quellen  nicht  einstudirt  hatten,  schweigt  er  daher  ganz. 
Wenn   diese  Vermuthung    richtig    ist,    reicht   der   Inhalt   von 


LXTX 


Taymy's  Buch  über  die  Zeit  der  wissenschaftlichen  Bearbeitung 
des  Gegenstandes  hinaus.  Für  das  Alter  der  von  ihm  erzählten 
Legenden  bürgt  der  Umstand,  daCs  wir  einige  davon  in  Wä- 
kidy  und  Bochäry  mit  weit  zurückgehender  Isnäd  finden  ^). 
Zu  bemerken  ist  noch,  daJs  Taymy  aus  Ba9ra  gebürtig  und 
wahrscheinlich  nicht  ein  blinder  Anhänger  der'Orwa-Zohry- 
schen  Schule  war,  welche  in  Madyna  ihren  Sitz  hatte,  hin- 
gegen Manches  dem  Aswad  entlehnte  ^).  Dieser  Umstand 
wäre  aber  nur  wichtig,  wenn  wir  das  ganze  Werk  besäfsen. 
In  dem  uns  vorliegenden  Fragmente  werden  die  Feldzüge, 
aber  nicht  alle,  in  derselben  Ordnung  aufgezählt,  wie  von  an- 
dern Biographen. 

'  Das  Hauptwerk  für  die  dogmatische  Biographie  ist  das 
Syrat  alrasiil  des  Ibn  Ishäk  (f  A.  H.  151).  Es  ist  von  Ibn 
Hischäm  (f  213)  castigirt,  commentirt  und  completirt  wor- 
den.     Wüstenfeld    hat   uns    eine    vortreffliche    Ausgabe    der 


')  Da  es  wichtig  ist,  seine  Quellen  zu  kennen,  führe  ich  aus 
dem  Mawähib  folgende  Isnäd  an:  Taymy  von  Abd  Allah  b.  'Abd 
al-Rahmän  Täyfi,  von  seinem  Onkel  'Amr  b.  Am^s  (f  bald  nach  90) 
von  Othraän  b.  Aby-l-Ap.  Von  diesem  hat  er  aber  wahrschein- 
lich nur  eine  vereinzelte  Tradition  erhalten. 

Ein  Vergleich  jener  Stellen  des  Taymy,  welche  wir  in  anderen 
Werken  belegt  finden,  zeigt,  dafs  er  mit  Scho'ba  (geb.  82,  f  160) 
und  Awzä'y  (geb.  88,  f  157)  übereinstimme.  Sie  hatten,  wie  es 
scheint,  dieselben  Lehrer.  Scho'ba  war  derjenige,  welcher  am 
Tigris,  wo  auch  Taymy  sich  aufhielt,  die  Traditionslehre  zuerst  in 
Schwung  brachte,  und  ihm  gebührt  das  Verdienst,  der  Erste  ge- 
wesen zu  sein,  über  die  Glaubwürdigkeit  (lies  in  Wüstenfeld's  Dahabi 
S.  42  amr  statt  amyr)  der  Zeugen  Untersuchungen  angestellt  und 
somit  dem  Wäkidy  und  Ibn  Sa'd  vorgearbeitet  zu  haben.  Die  Nach- 
richten des  Awzä'y,  welcher  in  Beyrüt  lebte,  über  die  Propbeten- 
biographie  wurden  von  seinem  Schüler  Walyd  b.  Moslim  (f  194-6) 
gesammelt.  Abu  Zar'a  Räzy  (f  244)  sagt  dem  Walyd  nach ,  dafs 
er  die  Biographie  des  Mohammad  am  besten  wisse.  Er  war  also 
ein  Concurrent  des  Wäkidy,  denn  beide  lebten  zu  gleicher  Zeit. 

*)  Nebst  Taymy  ist  der  von  Ibn  Sa'd  oft  angeführte  Abu  Miglaz 
(f  106),  welcher  zu  Ba^ra  geboren  wurde  und  in  Persien  lebte,  die 
beste  Quelle,  aus  welcher  wir  sehen  können,  wie  die  Propheten- 
biographie aufser  Madyna  gelehrt  wurde. 


LXX 


wichtigen  Arbeit  dieser  zwei  Gelehrten  gegeben,  und  von  dem 
sorofältic'en  Philologen  und  getreuen  Geschichtsschreiber  Weil 
erwarten  wir  eine  deutsche  Uebersetzung.    Ibn  Ishäk  zeichnet 
sich  durch  seinen  Geschmack   und  seine  Gewandtheit  in  der 
Darstellung  aus.     Sein  Buch  liest  sich  wie    ein  Roman   und 
der  Anstrich  von  Gelehrsamkeit,  den  er  häufig  annimmt,  giebt 
ihm  Würze.    Er  war  eitel,  strebte  nach  Popularität  und  Ruhm 
und  nahm  es  mit  der  Wahrheit  nicht  so  genau  (vergl.  Ztschr. 
der  D.  m.  Ges.  Bd.  XIV  S.  288).     Obschon  wohl   mit  Recht 
behauptet  wird,    er   habe    Bürgen   angeführt,   von  denen   er 
keine  Tradition  gehört  hat,  so  kann  man  doch  nicht  leugnen, 
dafs  er  bedeutende  Studien  gemacht  hat.     Am  Anfange  von 
mehreren  Kapiteln  führt  er  seine  Quellen  an,  so  z.  B.  S.  669. 
Yazyd  b.  Rümän  (f  129),  „welcher  die  Erzählung  des  'Orwa 
überliefert",  Mohammad    b.  Ka'b  Koratzy    (f  108,    117  oder 
120),  Zohry  (f  125),  'Ä?im  b.'Omar  b.  Katada  (f  120),  Abd 
Allah  b.  Aby  Bakr  (f  130  oder  135;  er  und  sein  Vater  stan- 
den  in  Gunst   bei  '  Omar  IL,   und   der  letztere  war  Kadhiy 
von  Madyna),  und   einen  Mann,   in   welchen   er   kein  Mifs- 
trauen    setzte    und    welcher   sich    auf  Abd   Allah   b.  Ka  b    b. 
Mähk  (t  97  oder  98)  berief.    Diese  Autoritäten  kehren  meh- 
rere Male  wieder,    aber    manchmal   nicht   alle;    einige   hatten 
vielleicht  nicht  alle  Feldzüge  einstudirt,  sondern  nur  Episoden 
überliefert.     Ferner,    da   die  Mittheilung   meistens   mündlich 
gemacht  wurde,  mag  ihm  bisweilen  eine  Vorlesung  entgangen 
sein.     Berücksichtigen   wir    das    Sterbejahr   seiner   Schayche, 
so   zeigt   sich,    dafs   meine   Behauptung   richtig    ist  und  die 
Geschichte  der  Feldzüge  schon  gegen  Ende  des  ersten  Jahr- 
hunderts in  der  Moschee  von  Madyna  eine  bestimmte  Form 
erhalten  hat  und  daher  die   grofse  IJebereinstimmung  in  den 
frühesten  Büchern.    Ibn  Ishäk  hat  sich  übrigens  nicht  damit 
begnügt,   die  stereotype  Geschichte    wiederzugeben.     Er   hat 
Nachfragen  angestellt,  Zusätze  und  Berichtigungen  beigebracht. 
So  lernen  wir  aus  seinem  Buche,  dafs  er  sich  an  die  Nach- 
kommen des  Dichters  Hassan  gewendet  hat,  um  Aufkläuung 
über  ihren  berühmten  Ahnen  zu  erhalten. 

Von  Abu  Ma schar  (f  175)  weifs  ich  nur,  dafs  er  sich 
vorzüglich  auf  den  Exegeten  Mohaunnad  b.  Kab  Koratzy 
stützt.     Er  ist  in  sofern  wichtig  für  uns,   als   er  die  Grund- 


LXXI 


läge  des  gelehrten  Werkes  des  Wäkidy  ist  Aufserdem  hat 
WÄkidy  auch  die  Collegienhefte  des  Ihn  Aby  Zinnäd  (geb.  100, 
f  174)  und  des  Mamar  b.  Raschid  (f  154),  eines  der  ge- 
achtetsten  Schüler  des  Zohry,  viel  benutzt. 

Wäkidy  (geb.  zu  Madyna,  starb  in  Baghdäd  am  11.  Dzü- 
Ihigga  207  =  27.  April  823  in  einem  Alter  von  78  Jahren) 
war  ein  Mann  von  unermelslicher  Gelehrsamkeit.  Es  wurden 
fiir  ihn  um  2000  Dynäre  Bücher  angekauft  und  er  vermehrte 
diesen  Schatz,  indem  er  zwei  Sklaven  hielt,  welche  beständig 
mit  Abschreiben  beschäftigt  waren.  Sein  Nachlafs  bestand 
aus  600  Kisten  voll  Bücher,  jede  so  schwer,  dals  zwei 
Männer  daran  zu  tragen  hatten.  Man  fragt  sich:  worin  be- 
stand der  Inhalt  dieser  Schriften,  da  man  doch  kaum  hun- 
dert Jahre  früher  Bücher  zu  schreiben  angefangen  hat?  Die 
Antwort  ist  nicht  schwer.  Die  Traditionen  wurden  damals 
mit  einer  wahren  Wuth  gesammelt.  Eifrige  Männer  besuchten 
jeden  Sitz  der  Gelehrsamkeit,  hörten  jeden  Mann,  welcher 
Ueberlieferungen  gesammelt  hatte  und  schrieben  seine  Colle- 
gienhefte ab.  Manche  brachten  auf  diese  Art  mehrere  hun- 
derttausend Traditionen  zusammen.  Wäkidy's  Bibliothek  be- 
stand also  vorzüglich  aus  einer  Sammlung  solcher  Collegien- 
hefte. Begreiflicher  Weise  befanden  sich  darin  Dutzende  von 
Versionen  einer  und  derselben  Tradition,  Um  die  Vergleichimg 
zu  erleichtern,  bestand  damals  in  den  Schulen  die  schon  er- 
wähnte Sitte,  sie  in  Kapitel  zu  ordnen;  freilich  konnte  eine 
und  dieselbe  Tradition  unter  verschiedenen  Gesichtspunkten 
aufgefafst  und  in  verschiedene  Kapitel  eingetragen  werden. 
Dieses  geschah  auch,  wie  wir  aus  Ibn  Sa'd  und  noch  mehr 
aus  Bochäry  ersehen.  Dadm-ch  wurde  der  Umfang  der  Samm- 
lungen bedeutend  vergröfsert. 

Mit  diesem  Schatze  von  Urkunden  versehen,  fafste  Wä- 
kidy den  Plan,  die  gesammte  Ueberlieferungskunde  zu  sichten. 
Die  Grundlage  dieses  Unternehmens  bilden  biographische  No- 
tizen über  alle  Ueberlieferer  in  chronologischer  Ordnung  von 
Mohammad,  welcher  die  Reihe  eröffnet,  bis  auf  seine  Zeit. 
Der  letzte  von  Wäkidy  erwähnte  Mann  ist  ein  gewisser  Mo'  ä- 
wiya  aus  dem  westlichen  Afrika,  welchem  er  auf  seiner  Pil- 
gerreise begegnete.  Bei  jeder  Biographie  wird  angegeben, 
mit  welchen  Männern  der  Betreffende  in  Berührung  kam  imd 


Lxxn 


von  -wem  er  Traditionen  empfangen  konnte,  aber  mit  ganz 
besonderem  Fleifs  werden  die  Zeugnisse  der  Zeitgenossen  nnd 
berühmter  Nachfolger  über  die  Zuverlässigkeit  gesammelt, 
denn  die  Zuverlässigkeit  ist  die  Sache,  um  die  es  sich  eigent- 
lich handelt. 

Die  Prophetengeschichte,  welche  ihn  ganz  besonders  be- 
schäftigte, unterwarf  er  einer  neuen  Kritik.  Er  verfafste  eine 
Monographie  über  die  Chronologie,  eine  ebensolche  über  die 
Sendung  des  Propheten,  eine  andere  über  seine  Frauen  (ein 
Auszug  daraus  befindet  sich  im  zwölften  Bande  des  Ibn  Sa'  d 
und  ist  für  den  Anhang  zum  17.  Kapitel  dieses  Werkes  be- 
nutzt worden)  und  eine  über  die  Feldzüge.  Von  letzterer  sind 
zwei  Exemplare  erhalten,  aber  beide  unvollständig.  Das  eine 
ist  im  Besitze  des  Herrn  v.  Kremer  und  von  ihm  edirt  wor- 
den, das  andere  befindet  sich  im  British  Museum  in  London 
und  ich  habe  daraus  das  in  Kremer's  Ausgabe  Fehlende  für 
meinen  Gebrauch  abgeschrieben. 

Die  Kritik  des  Wäkidy  besteht  nicht  etwa  darin,  dafs 
er  die  bereits  vorhandenen  Werke  vergleicht  und  mit  Hilfe 
neuen  Materials  berichtigt  und  vervollständigt.  Weder  Wä- 
kidy noch  ein  anderer  Schriftsteller  jener  Zeit  erg'eht  sich  in 
Raisonnements.  Es  ist  ihr  Ehrgeiz,  mehr  Nachrichten  ge- 
sammelt zu  haben  und  sie  treuer  wiederzugeben,  als  Andere, 
und  nachdem  sie  eine  Anzahl  widersprechender  Berichte  an- 
geführt, sagen  sie  höchstens  „Nach  unserer  Ansicht  ist  Dieses 
oder  Jenes  begründet" ;  meistens  aber  fallen  sie  gar  kein  Ur- 
theil  und  lassen  den  Leser  wählen.  Wäkidy  bedient  sich  des 
Verfahrens,  welches  man  Istichräg  ')  nennt  und  eigentlich 


')  Nach  Hagy  Chalyfa  Nr.  11925  hat  Istichräg  eine  viel  be- 
schränktere Bedeutung.  Wenn  A.,  welcher  nach  Moslim  lebte,  eine 
Tradition,  die  auch  im  Moslim  vorkommt,  von  B.,  und  B.  vom 
Schayche  des  Moslims  erhalten  hat,  so  nennt  man  dies  nach  seiner 
Behauptung  Istichräg.  Andere  Autoren  heifsen  dieses  je  nach  Ne- 
benumständen, welche  zu  erwähnen  zu  weit  führen  würde,  Ibdäl, 
Mo^ähifa,  Mosäwa  oder  Mowäfika.  Nach  Hagy  Chalyfa  ist 
der  Ausdruck  Istichräg  nicht  anwendbar,  wenn  B.  die  Tradition 
vom  Lehrer  des  Schayches  des  Moslim  erhalten  hat.  Ich  habe  in 
dieseta  Augenblick  kein  Buch   zur  Hand,   um   die  Frage  aufklären 


Lxxm 

darin  besteht,  dafs  man  für  eine  Tradition  des  Ibn  'Abbäs 
oder  eines  andern,  welclie  z.  B.  auf  die  Autorität  des  Zohry 
von '  Orwa  erzählt  worden  ist,  eine  oder  mehrere  andere  Bürg- 
schaften, etwa  die  des  Mogähid  von  'Ikrima,  von  Ibn  'Abbäs 
anführt.  Begreiflicher  Weise  ergiebt  sich  gewöhnlich  einige 
Verschiedenheit  im  Wortlaut.  Ein  solches  Verfahren  hat  den 
Zweck,  den  Leser  von  dem  Alter  und  unter  Umständen  von 
der  Autenzität  zu  überzeugen  und  ihn  in  den  Stand  zu  setzen, 
mehrere  Versionen  zu  vergleichen.  Wäkidy  scheint  es  sich 
zum  Grundsatz  gemacht  zu  haben,  auf  die  Autorität  der  ihm 
vorliegenden  systematischen  Werke  so  wenige  Berichte  zu 
erzählen  als  möglich  und  für  jede  Angabe  andere  Bürgschaften 
und  Versionen  zu  liefern.  Seine  Gelehrsamkeit  machte  es 
ihm  auch  möglich,  von  manchen  Traditionen  zehn  Bürg- 
schaften und  abweichende  Texte  aufzubringen  und  manche 
interessante  Einzelnheiten  zu  geben,  welche  dem  Ibn  Ishäk 
und  wohl  auch  anderen  unter  seinen  Vorgängern  entgangen 
waren.  Wenn  wir  ihm  auch  nachweisen  können  (vergl.  Note 
S.  132  dieses  Bandes),  dafs  er  nicht  immer  ganz  redlich  war, 
so  müssen  w4r  doch  zugestehen,  dafs  seine  Principien  die 
einer  farblosen  wissenschaftlichen  Kritik  sind,  und  dafs  er 
uns  durch  seinen  Fleifs  und  seine  Methode  ein  wichtiges 
Material  zur  Beurtheilung  der  Quellen  hinterlassen  hat. 

Ibn  Ayidz  (geb.  150,  f  223)  hat  eine  Prophetenbiographie 
geschrieben,  welche  wir  leider  nicht  besitzen;  sie. wird  aber 
häutig  als  ein  Quellenwerk  angeführt.  Im  'Oyvm  kommt  oft 
die  Haupt-Isnäd  vor,  avif  welche  sich  Ibn  Ayidz  stützt.  Sein 
Lehrer  hiefs  Walyd  b.  Moslim  (f  194)  aus  Damascus,  wel- 
cher der  häufigen  Tadlys  (d.  h.  Anführung  von  Quellen, 
welche  er  nicht  benutzt  hat)  beschuldigt  wird.  Dessen  Bürge 
war  'Abd  Allah  Ibn  Lahy  a  (f  174),  Kädhiy  von  Fostät.  Er 
wird  als  zuverlässis^er  Traditionist  o;eschildert.  Allein  er  hatte 
das  Unglück,  seine  Schriften  in  einer  Feuersbrunst  zu  ver- 
lieren. In  den  Traditionen,  die  er  später  aus  dem  Gedächt- 
nisse lehrte,  hat  er  viele  Verwechselungen  gemacht.    Es  wer- 


zu  können  und  gebrauche  Istichräg   in  dem  Sinne,  in   welchem    ich 
es  immer  gehört  habe. 


LXXIV 

den  mir  zwei  von  seihen  Schülern  erwähnt,  welche  zuver- 
lässige Traditionen  von  ihm  überliefern.  Der  KAdhiy  bernft 
sich  auf  die  Autorität  des  Abu  Aswad  (f  zwischen  130  und 
140),  welchen  man  gewöhnlich  Yatym  (Waise)  des  'Orwa 
nennt.  Der  Lehrer  des  Abu  Aswad  war  endlich  '  Orwa.  Ich 
habe  deswegen  diesen  Stammbaum  des  Ibn  Ayidz  erörtert, 
weil  in  der  wegen  der  Auszüge  aus  verlorenen  Schriften  so 
werthvollen  Ifäba  viele  Nachrichten  auf  die  Autorität  des 
„Abu  Aswad  von  'Orwa"  mitgetheilt  werden.  Bd.  1  S.  255 
der  Ifaba  wird  gar  „'Orwa  in  den  Feldzügen  in  der  Ver- 
sion des  (Abd  Allah)  Ibn  Lahy  a  von  Abu  Aswad"  citirt. 
Es  imterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dal's  ein  Fall  von  Tadlys 
vorliegt  und  dals  unter  diesen  Citationen  das  Buch  des  Ibn 
A}adz  zu  verstehen  ist,  welciier  sich  wahrscheinlich  den  An- 
strich giebt,  die  Lehre  des 'Orwa  wörtlich  vorzutragen.  Dieser 
Umstand  mag  den  Hagy  Chalyfa  verleitet  haben,  dem  'Orwa 
ein  Werk  über  die  Prophetengeschichte  zuzuschreiben  ^). 

Ibn  Sa  d  (f  230),  der  Sekretär  des  Wäkidy,  hat  die  bio- 
graphischen Werke  seines  Meisters  besser  geordnet,  abgekürzt 
und  vervollständigt  vmd  unter  dem  Titel  Tabakät  in  12  oder 
15  Quartbänden  veröffentlicht.  Seine  Biographie  des  Moham- 
mad, welche  den  gröfseren  Theil  des  ersten  Bandes  füllt,  ist 
das  Gediegenste,  was  wir  über  den  Gegenstand  besitzen.  Die 
Feldzüge  bilden  ein  eigenes  Kapitel,  welches  keine  andere 
Nachricht  enthält,  als  die  Kriege.    Der  Verfasser  weicht  hier 


')  Auch  im  I  län  lesen  wir:  „Ibn  Lahy'a  überlieferte  die  Feld- 
züge  (d.  h.  Prophetenbiographie)  von  Abu  Aswad  von  'Orwa;  auch 
Zohry  überlieferte  sie  von  Orwa."  Solche  Behauptungen  ändern 
meine  Ueberzeugung  nicht.  Zu  einem  Buche  sind  die  mündlichen 
Nachrichten  des  Orwa  und  die  Notizen  des  Abu  Aswad  und  Zohry 
erst  in  der  nächst-  oder  zweitfolgenden  Generation  geworden.  Wir 
werden  weiter  unten  das  allmälige  Entstehen  von  Büchern  aus  Tra- 
ditionen näher  kennen  lernen. 

Haggag  b.  Aby  Many'  überlieferte  dem  I'lan  zufolge  die  Feld- 
züge (Biographie)  und  Yünos  b.  Yazyd  die  Maschähid  (Kriege,  in 
welchen  Mohammad  selbst  kommandirte)  von  Zohry.  Auch  diese 
zwei  Bücher  sind  Sammlungen  der  Vorträge  des  Zohry  über  diesen 
Gegenstand ,  welche  erst  später  veranstaltet  wurden  und  nie  ge- 
schätzt geworden  zu  sein  scheinen. 


LXXV 


von  der  sonst  im  ganzen  Werke  beobachteten  Behandlungs- 
weise  ab,  sagt  in  der  Einleitung,  dals  er  sich  aufWäkidy, 
Ibn  Ishak,  Tbn  ' Okba  und  Abu  Ma schar  stütze,  und  citirt 
dann  in  der  Erzähl una;  diese  Autoritäten  nicht  wieder.  Er 
erkennt  somit  an,  dals  dieser  Theil  der  Biographie  ein  Stück 
Geschichtsschreibung  in  unserm  Sinne  des  Wortes  ist;  man 
hatte  nämlich  schon  vor  ihm  die  zahlreichen  Berichte  erwogen, 
das  Datum  durch  Berechnungen  festgestellt,  Widersprüche  ge- 
löst und  das  Ganze  selbstständiof  verarbeitet.  Er  fol^t  fast 
ausschliel'slich  dem  Wakidy,  die  anderen  drei  Autoren  scheint 
er  nur  zur  Controle  benutzt  zu  haben.  Er  condensirt  den 
Text  seines  Lehrers  auf  eine  meisterhafte  Weise  und  schaltet 
werthvolle  geographische  Notizen  ein.  Am  Ende  von  wich- 
tigen Feldzügen  theilt  er  einige  Traditionen  mit,  welche  dem 
Wakidy  und  auch  seinen  andern  Vorgängern  entgangen  waren. 
Einige  enthalten  neuen  Stoff!,  andere  auf  besseren  Bürgschaften 
beruhende  Varianten  des  bereits  Bekannten. 

Das  wichtigste  Kapitel  für  uns  ist  das  der  Deputationen. 
Wakidy  wird  darin  so  oft  angeführt,  dafs  vorauszusetzen  ist, 
er  habe  eine  Monographie  darüber  geschrieben.  Seine  Haupt- 
quelle ist  jedoch  Ibn  Kalby  (d.  h.  Hischam  b.  Mohammad  b. 
Säyib),  von  dem  wir  bald  sprechen  werden.  Das  Kapitel  über 
die  Deputationen  und  noch  mehr  alle  andern  Kapitel  (mit 
Ausnahme  der  Feldzüge)  haben  ganz  den  Character  von  Tra- 
ditionensammlungen. Der  Verfasser  erzählt  nie  selbst,  giebt 
selten  eine  Meinung  ab  und  dann  nur  sehr  kurz,  führt  aber 
über  jeden  Gegenstand  die  Traditionen  an,  welche  auf  be- 
währtem ZeugnÜ's  beruhen,  wenn  sie  auch  einander  wider- 
sprechen, und  zwar  mit  voller  Isnäd.  Den  gröfsten  Theil 
der  Traditionen  hat  er  von  Wakidy  genommen,  aber  er  hat 
auch  manche  sehr  wichtige  selbst  gesammelt.  Dem  Ibn  Ishäk 
und  Ibn  *Okba  gegenüber  behauptet  auch  sein  Werk  den 
Charakter  der  Istichräg  und  ihre  Namen  kommen  daher  selten 
in  einer  Isnäd  vor. 

Wakidy  gilt  nach  den  Regeln  der  Traditionskritik  für 
unzuverlässig,  theils  weil  er  nicht  orthodox  war  —  er  neigte 
sich  zu  den  Schy'iten  hin  —  theils  weil  er  sehr  unkritisch 
war  in  der  Wahl  der  Autoritäten,  und  auch  nicht  immer  ge- 
treu.    Ibn  Sa'  d  gilt  hingegen  Vielen  für  so  zuverlässig,  dals 


LXXVI 

eine  Tradition  des  Wäkidy  Gangbarkeit  erhält,  wenn  er  sie 
aufgenommen  hat  (man  sagt  dann  „von  Wäkidy,  aber  bei 
Ibn  Sa'd"*).  Es  scheint  also,  dal's  er  das  von  seinem  Meister 
gesammelte  Material  kritisch  sichtete.  Bei  diesem  Prozesse 
ist  wohl  viel  bei  Seite  geblieben. 

Der  Werth  der  Forschungen  des  AVäkidy  und  Ibn  Sa  d 
besteht  nicht  etwa  darin,  dal's  sie  alle  Legenden  ausschieden 
und  ihre  Erzählung  weniger  die  Färbung  der  Zeit  an  sich 
trägt  als  Ibu  Ishäk.  Wenn  sie  auch  Einiges,  was  an  und  für 
sich  unwahrscheinlich  ist,  nicht  berühren,  weil  sie  kein  besseres 
Zeugnifs  als  das  des  Ibu  Ishäk  dafür  vorfanden,  so  haben  sie 
doch  manche  Legende,  welche  dem  Ibn  Ishäk  entgangen  war, 
nachgetragen,  und  viele,  die  er  erzählt,  mit  neuen  Zeugnissen 
belegt,  welche  über  das  Zeitalter  des  Um  Ishäk  hinaufgehen. 
Aber  gerade  darum  und  auch  wohl  in  dem  Mehr,  das  sie 
bieten,  besteht  ihr  Werth.  Indem  sie  (wie  auch  die  Sammler 
der  Sunna)  ältere  unvollständigere  Versionen  von  den  Legen- 
den in  ihre  Arbeiten  aufnahmen,  bahnen  sie  uns  den  Weg 
zur  Geschichte  ihres  Entstehens  und  setzen  uns  in  den  Stand, 
die  dogmatische  Biographie  zu  vernichten. 

In  dem  Fihrist  des  Ibn  Aby  Nadym  und  in  dem  des 
Tüsy  werden  noch  einige  wenige  andere  Prophetenl)iographien 
aus  jener  Periode  genannt;  da  sie  aber  von  ihren  Nachfolgern 
höchst  selten  angeführt  werden,  sind  sie  für  uns  ohne  Inter- 
esse, denn  sie  sind  erfolglos  verschollen.  Unter  den  späteren 
Schriftstellern,  welche  keinen  Anspruch  auf  den  Namen 
Quellen  haben,  hält  sich  der  Genealog  Balädzory  (im  An- 
sah alaschräf)  an  Wäkidy  und  an  Ibn  Sa'  d ;  alle  anderen  uns 
bekannten  Autoren  halten  sich  aber  ganz  vorzüglich  an  Ibn 
Ishäk  ^).  Er  ist  erbaulich,  der  Styl  ist  ausgezeichnet  und 
was  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts  noch  im  Ver- 
dacht stand  Legende  zu  sein,  war  in  der  Mitte  des  dritten 
Jahrhunderts  consolidirte  Geschichte,  und  ein  Geschichts- 
schreiber mulste  schon  ein  sehr  strenger  Kritiker  sein,  wenn 


')  Den  Ibn  Sa'd  benutzten  spätere  Biographen  besonders  dazu, 
den  Ibn  Ishäk  zu  ergänzen.  Diniyaty  und  Mogholtäy  scheinen  nach 
dem,  was  wir  wissen,  eine  Ausnahme  gemacht  und  ihn  etwas  mehr 
als  die  übrigen  benutzt  zu  haben. 


Lxxvn 

er  alle  in  der  Zwischenzeit  erfundenen  Legenden  beseitigte. 
Es  war  aber  noch  historischer  Stoff  in  den  Schulen  und  im 
Volke  zu  finden,  und  Tabary  (f  310)  z.  B.  hat  Einiges 
(darunter  die  bereits  erwähnten  Briefe  von  'Orwa)  aus  vor 
ihm  unbenutzten  Quellen  geschöpft  •'). 

Auf  die  Kritik  in  unserm  Sinne  des  Wortes  haben  sich 
die  Moslime  nie  verlegt,  und  da  doch  jede  Zeit  etwas  Neues 
schaffen  will,  so  hat  der  eine  von  den  späteren  Autoren  die 
Prophetenbiographie  in  tausend  Verse  zusammen  gedrängt, 
der  andere  einen  monströsen  Commentar  von  vielen  Bänden 
dazu  geschrieben.  Wie  unsinnig  auch  die  meisten  dieser  scho- 
lastischen Arbeiten  sein  mögen ,  so  hatten  die  Verfasser  (na- 
mentlich Sohayly,  f  581)  doch  eine  Masse  von  werthvollen 
Werken,  die  verloren  sind;  sie  enthalten  daher  viel  Nützliches. 


Die  Sunna. 

Svmna  bedeutet  Herkommen,  Gewohnheitsgesetz. 
Für  die  Moslime  sind  die  Aussprüche  und  das  Beispiel 
des  Propheten  und  seiner  Gemeinde  Sunna  und  haben 
volle  Gesetzeskraft,  vorausgesetzt,  dals  sie  mit  dem  Koran, 
dessen  Sinn  aber  durch  die  Sunna  bestimmt  wird,  nicht 
im  Widei'spruch  stehen.  Die  Orientalen,  besonders  die  Perser, 
fühlen  ein  viel  grösseres  Bedürfnils  nach  etwas  Positivem 
als  wir,  und  sie  wünschen  nicht  nur  über  eigentlich  reli- 
giöse Dinge,  sondern  auch  über  Civil-  und  Criminalgesetze 
und  Gewohnheiten  des  Lebens,  z.  B.  wie  man  essen  und 
trinken,  wie  man  sich  kleiden  soll,  von  Gott  ausgehende 
Weisung.  Weil  der  Koran  diesen  Forderungen  nicht  ent- 
spricht, so  wiu'den  schon  in  frühester  Zeit  auf  systematische 
Weise  eine  grofse  Zahl  Aussprüche  und  Berichte  von  Hand- 
lungen des  Propheten  und  seiner  Begleiter  überliefert,  welche 


')  Die  Maghäziy  oder  Feldzüge  des  Wäkidy  scheinen  ihm  gar 
nicht  bekannt  gewesen  zu  sein,  und  die  Citationen  aus  Wakidy  sind 
dessen  Tarych  oder  Chronologie  entnommen,  üeberhaupt  trägt 
dieser  Theil  der  Universalgeschichte  des  Tabary  weder  den  Cha- 
rakter der  Kritik,  noch  den  grofser  Quellenforschung. 


Lxxvin 

als  Sunna  dienten.  Jede  solche  Hadyth  oder  Nachricht,  vor- 
ausgesetzt, dafs  sie  auf  gutem  Zeugnisse  beruht,  ist  beweis- 
kräftig für  die  Sunna  und  kann  auch  selbst  Sunna  genannt 
werden,  und  wenn  zwei  oder  mehrere  mit  einander  im  Wi- 
derspruch stehen,  entscheidet  die  gröfsere  oder  schwächere 
Glaubwürdigkeit  der  Zeugen,  das  Urtheil  grofser  Rechts- 
gelehrten und  die  Uebereinstimmung  mit  anderen  allgemeine- 
ren Grundsätzen.  Wenn  man  das  Wort  Sunna  (wie  es  bis- 
weilen aber  unrichtig  geschieht)  auf  Schriften  anwendet,  so 
müfste  man  die  sechs  canonischen  Traditions- Sammlungen 
darunter  verstehen. 

Im  Koran  spricht  Gott,  und  nur  seine  Worte  galten  dem 
Mohammad  und  seinen  Freunden  für  unfehlbar.  Mohammad 
gab  bisweilen  vor,  selbst  die  Aussprüche  Gottes  nicht  ganz 
zu  verstehen  und  sich  in  der  Nothwendigkeit  zu  befinden, 
den  Engel  Gabriel  darüber  fragen  zu  müssen.  Auch  erkannte 
er  seinen  Freunden  ein  eben  so  gutes  Verständnifs  des  Ko- 
rans zu,  als  er  selbst  besafs.  Seine  persönlichen  Ansichten 
hielt  er  und  seine  Freunde  für  menschlich  und  er  beanspruchte 
keine  Unfehlbarkeit.  Ibn  '  Omar  wurde  gefragt :  Wer  hat  zur 
Zeit  des  Propheten  die  Gesetze  gedeutet  und  auf  bestimmte 
Fälle  angewendet  ?  Er  antwortete  :  Abu  Bakr,  '  Omar,  '  Oth- 
män  und  Alyy  ^).  Es  wäre  in  der  That  höchst  unklug  ge- 
wesen, wenn  Mohannnad  jede  Streitfrage  selbst  entschieden 
hätte;  denn  nicht  nur  Irrthümer,  sondern  auch  die  Unzu- 
friedenheit der  Parteien  würden  ihm  den  Nimbus  benommen 
haben.  Er  war  die  höchste  Instanz,  und  wenn  es  die  Nothwen- 
digkeit erheischte,  gab,  nachdem  die  Sache  lange  besprochen 
und  wohl  überdacht  worden  war,  ein  Traum,  eine  Weisung 
des  Gabriel  oder  gar  ein  Koran vers  den  Ausschlag. 

In  sofern  entbehrten  also  die  Aussprüche  des  Propheten 
der  Gesetzeskraft.  Allein  in  vielen  seiner  Eini'ichtungen  han- 
delte er  nach  höherer  Weisung,  wenn  auch  die  Worte  des 
Engels  nicht  so  formulirt  waren,  dafs  sie  im  Koran  einen 
Platz  finden  konnten  und  nur  in  vertraulichen  Mittheilungen 
bestanden.  Wenn  sich  nun  seine  Freunde  klare  Begriffe  über 
diese  Dinge  machten,  so  konnten  sie  voraussetzen,  dafs  alle 


')  Ibn  Sa'd  fol.  1G8  recto. 


LXXIX 

seine  Verfütjuno-en  im  Siune  Gottes  oretroffen  waren  und  dafs 
ihm,  so  oft  er  nicht  das  Richtige  traf,  eine  specielle  Weisung 
zuging,  um  ihn  auf  den  rechten  Weg  zu  bringen;  seine  Fehl- 
barkeit  war  also  nur  vorübergehend.  Ich  versetzte  einst 
einen  moslimischen  Gelehrten  in  grofse  Verlegenheit,  indem 
ich  die  Unfehlbarkeit  des  Propheten  leugnete,  aber  dennoch 
zugab,  dafs  seine  Aussprüche  Glaubensartikel  sind,  und  ihn 
um  Lösung  dieses  Widerspruches  fragte.  Er  bestand  darauf, 
dafs  die  Fehlbarkeit  eines  Gesandten  Gottes  eine  vernunft- 
widrige Behauptung  sei.  Ich  antwortete,  dafs,  da  meine  An- 
sicht auf  Traditionen  beruht  (siehe  S.  118  und  eine  Tradition 
des  Chatyb  Baghdädy),  nach  den  O9ÜI  alfikh  Vernunftgründe 
unzulässig  sind.  Er  wul'ste  sich  nicht  anders  zu  helfen, 
als  die  vor  mir  angeführten  Traditionen  anzufechten.  Ich  gab 
ihm  dann  die  vorstehende  Erklärung  und  er  war  freudig 
überrascht  und  stimmte  mir  vollends  bei.  Nach  einifjen  Tafjen 
theilte  er  mir  auch  mehrere  Thatsachen  zur  Begründung  der- 
selben mit.  Es  ist  kaum  nöthig  zu  sagen,  dafs  das  gemeine 
Volk  den  Mohammad  schon  während  seiner  Lebzeit  für  un- 
fehlbar hielt  und  ein  solches  Raisonnement  nur  für  Wenige 
nöthig  war,  welche  noch  dazu  durch  Pietät  und  Politik  geleitet 
wurden,  seine  Worte  für  die  höchste  Autorität  zu  halten. 

Jener  Geist  der  Aengstlichkeit,  welcher  eine  Vorschrift 
für  die  geringfügigste  Verrichtung  fordert,  hat  die  Moslime, 
als  sie  zu  altern  anfingen ,  beseelt.  In  der  Urzeit  waren  sie 
viel  thatkräftiger  und  dachten  viel  freier.  Mo  ädz  b.  Gabal 
erzählt:  „Als  mich  der  Prophet  als  Statthalter  nach  Yaman 
schickte,  fragte  er  mich:  Wenn  dir  Rechtsfälle  vorkommen, 
wie  wirst  du  sie  entscheiden  ?  Ich  antwortete :  Nach  den 
Bestimmungen  des  Korans!  —  Wenn  aber  im  Koran  keine  Be- 
stimmungen enthalten  sind?  Nach  den  Entscheidungen  des 
Propheten !  —  Wenn  aber  kein  ähnlicher  Fall  vorgekommen 
ist  ?  Nach  dem  Besten  meiner  Einsicht !  Darauf  klopfte 
er  mir  auf  die  Brust  vind  sprach :  Gott  sei  Dank,  dafs  er  mir 
einen  Mann  gegeben  hat,  mit  dem  ich  zufrieden  sein  kann! " 
(Ibn  Sad  fol.  278  v.).  In  demselben  Sinne  lauten  die  In- 
struktionen des '  Omar  an  Schorayh,  den  er  als  Kädhiy  (Rich- 
ter) nach  Küfa  sandte:  Wenn  sich  eine  Satzung  im  Buche 
Gottes  findet,  ist  sie  maafsgebend;  wenn  sich  kein  Bescheid 


LXXX 


darin  befiudet.  wende  die  Sunna  (das  Herkommen)  an ;  wenn 
auch  diese  nicht  ausreicht,  entscheide  nach  deinem  Ermessen 
(Kitäb  ahighäniy  Nr.  1178). 

Ganz  in  diesem  Geiste  wurden  imter  den  ersten  zwei 
oder  drei  Chal}  fen  die  staatlichen  und  kirchlichen  Angelegen- 
heiten geleitet  und  zwar  auf  den  Wunsch  des  Propheten. 
Hodzayfa  (f  3G)  erzählt:  Wir  salsen  einst  bei  dem  Propheten 
und  er  sprach:  Ich  weifs  nicht,  wie  lange  ich  noch  unter 
euch  weilen  werde;  wenn  ich  dahinscheide,  so  lasset  euch 
von  diesen  zweien  leiten  (dabei  deutete  er  auf  Abii  Bakr 
und  'Omar).  Diese  Tradition  und  auch  folgende  Aussprüche 
des  Propheten  „In  jeder  Religionsgemeinde  erweckt  Gott 
einen  oder  zwei  Religionslehrer;  in  meiner  Gemeinde  nimmt 
diese  Stelle  'Omar  ein",  „Gott  hat  die  Wahrheit  auf  die 
Zunge  und  in  das  Herz  des  'Omar  gelegt",  „Alle  Weisen 
sind  Kinder  im  Vergleiche  mit  'Omar"  mögen  sunnitische 
Dichtungen  sein,  aber  soviel  ist  gewils,  dals  'Omar  bis  zu 
seinem  Tode  die  öfi'entlichen  Geschäfte  zu  Aller  Zufrieden- 
heit leitete.  Er  folgte  dem  Princip,  welches  er  dem  Schorayh 
eingeprägt  hatte  und  machte  Satzungen,  an  die  Mohammad 
nie  gedacht  hatte;  sie  waren  aber  im  Geiste  des  Islams. 
Mit  der  Theologie  konnte  er  sich  weniger  befassen.  Unter 
den  Männern,  deren  Autorität  hierin  am  gröl'sten  war,  hebe 
ich  den  Ibn  Masüd  (siehe  seine  Biographie  Bd.  I  S.  440), 
den  Famulus  des  Projjheten,  hervor.  Er  ging  Hand  in  Hand 
mit  'Omar  und  während  dieser  von  ihm  sagte  „Er  ist  ein 
Gefäl's  voll  Wissen"  erklärte  Ibn  Masüd  „Wenn  man  die 
Kenntnisse  aller  Araber  auf  eine  Wagschaale  legt  und  die 
des  'Omar  auf  die  andere,  so  ist  diese  schwerer."  Auch  die 
theologischen  Ansichten  des  ll)n  Masüd  haben  ganz  den 
naturwüchsigen  Charakter  jener  Zeit.  Ich  behaupte  nicht, 
dafs  '  Omar  und  seine  Zeitgenossen  die  Weisungen  und  das 
Beispiel  des  Propheten  gering  schätzten ;  wenn  sie  dieses  ge- 
than  hätten,  würden  sie  sich  den  Boden  unter  ihren  Füfsen 
imtergraben  haben;  aber  sie  liefsen  sich  mehr  vom  Geiste 
als  von  Worten  leiten.  Die  Moslime  geben  zu,  dafs  diese 
Generation  ganz  im  Sinne  des  Islams  handelte,  aber  statt 
ihrem  Beispiele  zu  folgen,  nehmen  sie  auch  ihre  Thaten  und 
Aussprüche  als  Sunna  hin. 


LXXXI 

'  Den  ersten  Anstois  zu  einem  bestimmten  Festhalten  an 
den  Aussprüchen  mid  Antecedentien  des  Propheten  gab  die 
Gerichtsverwaltung.  Schon  unter  Abu  Bakr  kam  folgender 
Fall  vor:  Moghyra  b.  Scho'ba  stützte  seine  Ansprüche  auf 
Eigenthum  auf  eine  Aeufserung  des  Mohammad.  Abu  Bakr 
weigerte  sich,  selbe  anzuerkennen,  wenn  er  nicht  einen  Zeu- 
gen dafür  bringen  würde.  Als  auch  Ibn  Maslama  selbe 
aus  des  Propheten  Mund  vernommen  zu  haben  betheuerte, 
sprach  er  sein  Urtheil  im  Sinne  derselben.  In  Syrien  war  ein 
Todschlag  vorgekommen  unter  Umständen,  dai's  Mo  awiya  nicht 
wul'ste,  welches  Urtheil  er  fällen  soll.  Er  schrieb  an  Abu  Müsä 
und  bat  ihn,  die  Meinung  des  Alyy  einzuholen,  von  dem 
er  voraussetzte,  dafs  er  die  Sunna  am  besten  kenne  ^).  Bald 
erwachte  auch  die  Wii'sbegierde  und  trug  zur  Gründung  der 
Ueberlieferungskunde  bei.  Derselbe  Mo' awiya  schrieb  an 
Ibn  Abbäs  und  bat  ihn  um  Aufschlüsse  über  jenen  Fleck  der 
Erde ,  welchen  die  Sonne  nur  einmal  beschienen  habe  ^).  — 
Sobay'a  verlor  ihren  Mann.  Kurze  Zeit  nach  seinem  Tode 
putzte  sie  sich,  um  einen  andern  zu  finden.  Ein  frommer 
Moslim  bemerkte  es  und  sagte:  sie  dürfe  erst  vier  Monate 
nach  dem  Hinscheiden  ihres  ersten  Mannes  wieder  heirathen. 
Vier  Monate  war  ihr  eine  zu  lange  Zeit  und  deshalb  begab 
sie  sich  zum  Propheten,  um  zu  hören,  was  er  sage.  Als 
man  Traditionen  zu  sammeln  anfing,  schrieb  ein  Traditionist 
an  seinen  Freund  und  bat  ihn,  die  Sobay  a  zu  besuchen,  um 
aus  ihrem  eigenen  Munde  die  Entscheidung  des  Propheten 
in  dieser  Angelegenheit  zu  vernehmen  und  ihm  darüber  Bericht 
zu  erstatten  (Boch.  S.  569).  Nagda  Harüry,  Häuptling  der 
Rebellen,  schrieb  an  Ibn  Abbäs,  um  zu  lernen,  ob  ein  Sklave 


')    Muattä  S.  308. 

')  Tha'laby,  Tafs.  2,  47.  Ibn  'Abbäs  antwortete:  Dieser  Fleck 
ist  die  Stelle  des  rothen  Meeres,  durch  welche  die  Israeliten  ge- 
zogen sind.  Dieses  Beispiel  gehört  nur  in  sofern  hierher,  als  es 
zeigt,  wie  früh  sich  die  Moslirae  nicht  nur  mit  dem  Islam,  sondern 
auch  mit  unwürdigen  Spitzfindigkeiten  beschäftigt  haben.  Wahr- 
scheinlich wurde  das  Räthsel  den  Moslimen  in  Damascus  von  einem 
Rabbiner  aufgegeben  und  dann  zur  Ehre  des  Islams  von  dem  ge- 
lehrten Ibn    Abbäs  gelöst. 

ui.  f 


LXXXII 

oder  eine  Frau,  welche  sich  bei  der  Armee  befinden,  wie  freie 
Männer  einen  Antheil  au  der  Beute  beanspruchen  können.  Ibn 
'Abbäs  antwortete:  ,jEs  war  gebräuchlich,  dafs  Frauen  zur 
Pflege  der  Verwundeten  die  Armee  be2;leiteten.  Sie  erhielten 
ein  Geschenk  von  der  Beute,  aber  konnten  keinen  Antheil 
beanspruchen"  (Mischkat  S.  340).  Endlich  füllt  in  diese  Zeit 
die  Reise  eines  eifrigen  Moslinis  von  'Irak  nach  Madyna,  um 
dort  die  Sunna  zu  studiren  (Ibn  Sa' d  fol.209;  Bochäry  S.  531; 
Tirmidzy  S.  629),  doch  von  einer  systematischen  Aufbewah- 
rnng  der  Tradition  konnte  in  einer  Generation,  welche  die 
alexandrinische  Bibliothek  zerstörte,  die  in  den  Staub  gesvm- 
keneu  Christen  und  Juden  wegen  ihrer  Scholastik  verachtete 
und  selbst  den  Koran  erst  15  Jahre  nach  dem  Tode  des 
Verfassers  herausgab,  keine  Rede  sein. 

Die  Traditionswissenschaft  wurde  erst  durch  die  Bürger- 
kriege begründet.  Die  beiden  Parteien  verdammten  sich  ein- 
ander,  und  wenn  der  Koran  nicht  hinreichte  dasVerdammungs- 
urtheil  zu  rechtfertigen,  beriefen  sie  sich  auf  Aussprüche  des 
Propheten.  Unter  den  Anhängern  des  Alyy  entwiclcelten 
sich  abweichende  religiöse  Ansichten  und  im  Verlauf  der  Zeit 
stifteten  sie  eine  eigene  Kirche.  Sie  gebrauchten  zuerst  den 
Ausdruck  ma'püm,  unfehlbar,  und  wendeten  ihn  nicht  nur 
auf  Mohammad,  sondern  auch  auf  Alyy  und  seine  Nachfolger 
an.  Ihre  Gegner  beriefen  sich  diesen  Neuerungen  gegenüber 
auf  das  Herkommen,  Sunna,  ^)  und  um  zeigen  zu  können, 
was  Neuerung  imd  was  aus  der  Zeit  des  Propheten  stamme, 
mufsten  sie  der  Ueberlieferung  eine  feste  Gestalt  geben. 

Um  ein  bestimmtes  Datum  zu  haben,  nehme  ich  das 
Jahr  40  nach  der  Flucht  als  die  Zeit  an,  in  der  die  Ueber- 
lieferung erst  eigentlich  in  Aufschwung  kam.  Von  Zeitge- 
nossen des  Propheten,  welche  vor  dieser  Zeit  starben,  haben 


')  Sie  werden  daher  Sunniten  genannt;  man  heifst  sie  auch 
'Amraa,  während  die  Anliänger  'Alyy's  den  Namen  Schy'a  haben. 
Die  erstere  Benennung  bedeutet  ,,das  Volk"  im  Munde  der  Sunniten, 
und  „Plebs"  im  Munde  der  Scliy'iten;  die  letztere  Benennung  be- 
deutet „Sekte"  im  Munde  der  Sunniten,  und  „Anhänger"  oder  gleich- 
sam „Auserwählte  des  Alyy  und  seiner  Nachkommen"  im  Munde 
der  so   Bfnannten. 


LXXXIII 

wir  nur  wenige  Traditionen  und  sie  bestehen  meistens  in  zu- 
fälligen Aeufserungen  und  Erzählungen,  Von  einigen  Der- 
jenigen hingegen,  welche  später  starben,  haben  wir  sehr  viele 
Traditionen  und  es  ist  gewifs,  dals  sie  sich  ein  Geschäft  daraus 
machten  sie  zu  überliefern.  Um  diese  Behauptung  durch  einen 
corrccten  Fall  zu  erhärten,  erwähne  ich  den  in  A.  H.  58  ver- 
storbenen Abvi  Horayra,  doch  mit  dem  Bemerken,  dafs  ich  ihn 
nicht  als  den  Repräsentanten  seiner  Zeit  in  der  Traditionswissen- 
schaft ansehe,  denn  er  war  ein  Extrem  von  frommem  Betrug. 
Es  sind  nicht  weniger  als  3500  Traditionen,  die  er  zum  Theil  als 
Augenzeuge,  zum  Theil  auf  das  Zeugnifs  anderer  Zeitgenossen 
des  Mohammad  erzählte,  aufbewahrt  w^orden,  und  die  Zahl 
seiner  Schüler,  welche  sie  überlieferten,  beläuft  sich  auf  800. 
Diese  waren  nicht  zufällige  Zuhörer,  sondern  Leute,  welche 
aus  allen  Theilen  des  moslimischen  Reiches  zusammenströmten, 
um  den  grofscn  Traditionslehrer  zu  hören.  Es  herrschte  also 
eine  grolse  geistige  Thätigkeit,  ja,  wie  andere  Umstände  be- 
weisen, war  das  ganze  Volk  davon  ergriffen  und  die  Wissen- 
schaft, so  wie  sie  war,  war  Gemeingut  der  Nation. 

Die  Moslime  nehmen  an,  dafs  nicht  nur  die  Aussprüche 
des  Propheten  (welche  sie  für  wortgetreu  halten),  sondern 
auch  Berichte  von  seinen  Handlungen  von  Abu  Horayra  und 
seinen  Zeitgenossen  ungefähr  so  formulirt  werden,  wie  wir 
sie  noch  besitzen.  Dieses  ist  zwar  unrichtig,  wie  sich  durch 
die  Verschiedenheit  der  Versionen  ihrer  Vorträo;e  zeigen  läfst, 
allein  so  viel  ist  gewifs,  dafs  die  eigentlichen  Traditionen 
schon  damals  nicht  aus  langen  Erzählungen,  sondern  gröfsten- 
theils  aus  kurzen  Anekdoten  bestanden  und  dafs  sich  die  Leh- 
rer bemühten,  wenn  sie  dieselben  wiedererzählten,  sich  immer 
getreu  zu  bleiben.  Von  Abu  Horayra  wird  berichtet,  dafs  ihn 
Marwän  (wohl  ehe  er  zum  Chalyfat  gelangte)  zu  sich  berief 
und  Traditionen  vortrao;en  liefs.  Hinter  einem  Vorhange  safsen 
Schreiber,  welche  seine  Worte  heimüch  aufzeichneten.  Nach 
einem  Jahre  liefs  er  ihn  wiederkommen  und  dieselben  Tra- 
ditionen erzählen;  er  verglich  sie  mit  der  Schrift  und  fand, 
dafs  er  sie  buchstäblich  in  denselben  Worten  wiederholte.  ^) 


')  So  wird  diese  Anekdote  in  der  I^äba  erzählt.    Nach  Chatyb 
Baghdädy  und  Abu  Dawüd  Bd.  2  S.  158  war  es  Mo'äwiya,  welcher 

f* 


LXXXIV 

Wenn  diese  Anekdote  auch  unwahr  ist,  so  rührt  sie  doch 
von  seinen  Schülern  her  und  zeigt,  dafs  Abu  Horayra  allen 
Credit  bei  ihnen  verloren  haben  würde,  wenn  er  sich  im 
Wiedererzählen  grofse  Abweichungen  hätte  zu  Schulden 
kommen  lassen.  Weil  Abu  Horayra  über  alle  Fragen  welche 
damals  die  Gemüther  beschäftigten,  Auskunft  zu  geben 
wul'ste,  obschon  er  sich  erst  spät  bekehrt  hatte  und  keine 
hervorragende  Stellung  zur  Lebzeit  des  Propheten  einnahm, 
während  andere  seiner  Zeitgenossen  keinen  Bescheid  geben 
konnten,  wurden  seine  Schüler  stutzig.  Keiner  der  Flücht- 
linge und  Angärer,  sagten  sie,  weils  so  viele  Traditionen  zu 
erzählen,  wie  du;  wie  kommt  das?  Er  antwortete:  Meine 
Brüder,  die  Flüchtlinge,  befal'sten  sich  mit  Handel  und  be- 
suchten die  Märkte,  und  meine  Brüder,  die  Anpärer,  hatten 
mit  ihrem  Eigenthume  zu  thun.  Ich  hingegen  war  ein  armer 
Mann  und  war  zufrieden,  wenn  ich  zu  essen  fand  und  hielt 
mich  immer  beim  Propheten  auf,  während  sie  ihren  Beschäf- 
tigungen nachgingen ;  ich  prägte  dem  Gedächtnisse  ein,  was 
sie  vergafsen.  Einers  Tages  sprach  der  Bote  Gottes:  Wer  da 
will,  breite  seinen  Mantel  aus,  bis  ich  ausgeredet  habe,  dann 
drücke  er  den  Mantel  an  sich  und  er  wird  nie  etwas  ver- 
gessen, was  er  von  mir  gehört  hat.  Ich  that,  wie  mir  der 
Prophet  gesagt  hatte  und  keines  seiner  Worte  etwich  meinem 
Gedächtnisse. 

Da  wir  nicht  von  dem  starken  Glauben  der  Schüler  des 
Abu  Horayra  beseelt  sind,  halten  wir  solche  Erklärungen  für 
Bekenntnisse,  dafs  er  die  meisten  Nachrichten  erfunden  habe. 
Gehen  wir  auf  den  Inhalt  derselben  ein,  so  finden  wir  diesen 
lieblosen  Schluls  bestätigt.  Wir  haben  bereits  bemerkt,  dafs 
er  Wunder  erzählte,   die  er   mit   eigenen  Augen  gesehen   zu 


den  Abu  Horayra  zu  sich  beschied  und  die  Traditionen,  um  sie  zu 
erhalten,  heimlich  aufzuzeichnen  befahl.  Abu  Horayra  bemerkte  es, 
und  weil  er  es  mifsbilligtc,  dafs  die  Tradition  schriftlich  aufbewahrt 
werde,  weigerte  er  sich,  weiter  zu  erzählen  und  bestand  darauf, 
dafs  das,  was  schon  geschrieben  war,  ausgelöscht  werde.  Ihn  Sa'd 
fol.  173  erzählt  die  Anekdote  auf  dieselbe  Weise,  sagt  aber,  dafs  es 
Marwan  war,  weicher  auf  diese  hinterlistige  Art  der  VVissensciiaft 
dienen  wollte. 


LXXXV 

haben  vorgab ;  die  von  ihm  überlieferten  Xo-^ia  und  izpdyßa 
verdienen  also  gleichviel  Zutrauen.  Wie  hat  sich  die  mus- 
limische Gemeinde  solchen  Lügnern  wie  Abu  Horayra  und 
Ibn  'Abbas  (und  solche  hat  es  viele  gegeben)  gegenüber  be- 
nommen? Hunderten  mufste  es  bekannt  sein,  dals  sie  die  Un- 
wahrheit reden,  und  doch  haben  sie,  so  viel  wir  wissen,  alle 
geschwiegen.  Man  würde  sich  aber  sehr  täuschen,  wenn 
man  voraussetzte,  dals  die  ganze  Generation  gewissenlos  war. 
Die  Zahl  Derjenigen,  welchen  es  mit  der  Wahrheit  ernst  war, 
ist  sehr  grols,  nur  stand  allen  die  subjective  Wahrheit  viel 
höher  als  die  objective.  Sie  waren  viel  zu  gewissenhaft,  et- 
was in  Abrede  zu  stellen,  was  ihrem  Ideale  vom  Propheten- 
thum  entsprach,  zur  Verherrlichung  des  Islams  beitrug  und 
ihn  zeitgemäfs  stringent  machte.  Das  Verhalten  gewissenhafter 
Männer  gegen  Dichtungen  geht  am  besten  aus  folgender  Tra- 
dition (bei  Bochäry  S.  315)  hervor,  denn  es  opferte  einer  von 
ihnen  sein  persönliches  Interesse :  Es  entstand  ein  Streit  dar- 
über, ob  man  Land  verpachten  dürfe.  Räfi'  b.  Chadig  be- 
hauptete, dafs  es  verboten  sei  und  führte  einen  Ausspruch  des 
Propheten  an.  Ibn '  Omar  sagte,  dafs  zur  Zeit  des  Mohammad 
die  Moslime  Land  verpachteten  vuid  dafs  seine  hervorragend- 
sten Jünger,  wie  Abu  Bakr  und  Zobayr,  es  auch  nach  seinem 
Tode  thaten;  dennoch  unterliefs  er  es  in  Zukimft,  Land  zu 
verpachten,  weil  er  glaubte,  der  Prophet  könne  sich  über 
diesen  Gegenstand  geäufsert  haben  imd  seine  Worte  könnten 
unbeachtet  geblieben  sein. 

Die  Entwickelung  der  Moslime  überrascht  uns  durch  ihre 
Schnelligkeit.  Wenn  sie  einen  Gegenstand  ergriffen,  beschäf- 
tigten sich  Tausende  damit  mit  solcher  rastlosen  Thätigkeit, 
dafs  er  in  kurzer  Zeit  erschöpft  war.  Die  Tradition  machte 
während  der  Zeit,  die  uns  beschäftigt  (etwa  von  A.  H.  40 
bis  80),  eben  so  rasche  Fortschritte,  wie  früher  die  Eroberun- 
gen. Neben  Abu  Horayra  waren  alle  noch  lebenden  Ge- 
fährten des  Propheten  damit  beschäftigt,  Nachrichten  von 
ihm  zu  überliefern  und  wenn  sie  selbst  nicht  das  Talent  be- 
safsen,  zeitgemäfse  Dichtungen  zu  erfinden,  nahmen  sie  die 
Anderer  an  Kindes  Statt  an.  Auf  diese  Art  entstand  ein  un- 
übersehbarer Schatz  von  Traditionen.  Sie  drehten  sich  aber 
um   sehr  wenige    Fragen,    denn  Vielseitigkeit   lag    nicht    im 


LXXXVI 

Charakter  der  Zeit.  Während  uns  die  Sunna  über  viele 
der  wichtigsten  Verhältnisse  keinen  Aufschluls  zu  geben  weifs, 
sind  die  Nachrichten  über  die  Pantoffeln  des  Propheten  so 
zahlreich,  dafs  es  einem  späteren  Schriftsteller  gelungen  ist, 
zwei  Bände  damit  zu  füllen.  Diese  wichtige  Frage  scheint 
einige  Zeit  auf  der  Tagesordnung  gestanden  zu  haben,  und 
Jeder  gab  zum  Besten,  was  er  besafs.  Jede  Zeit  hat  ihre 
eigenen  Begriffe  über  das  Wissenswürdige,  aber  auch  jede  gei- 
stige Beschäftigung  gewährt  einen  Genufs.  Es  ist  daher  gar 
kein  Opfer,  sich  so  sehr  in  den  Geist  eines  Zeitabschnittes 
hincinzulesen,  dai's  man  in  einem  Streit,  etwa  in  der  Pautoffel- 
frage,  mit  inniger  Leidenschaft  Partei  ergreift.  Erst  nachdem 
man  auf  diese  Weise  geistig  mit  vergangenen  Geschlechtern 
gelebt  hat,  kann  man  das  für  uns  Interessante  herausheben. 
Diese  Forschungsmethode,  verbunden  mit  der  künstlerischen 
Darstellungsgabe,  bildet  den  unwiderstehlichen  Reiz  des  Re- 
nan'schen  Buches,  vmd  dieser  Methode  müssen  wir  uns  auch 
in  der  moslimischen  Literatur  befleil'sigen.  Die  Auflassung 
und  Darstellung  würde,  selbst  Avenn  Renan  vmsern  Gegen- 
stand in  die  Hand  nähme,  nie  denselben  Reiz  haben,  weil 
uns  der  Eigensinn  der  Thatsachen  hindert,  einen  interessanten 
idealen  Charakter   aus   dem  Helden  zu  machen. 

Wie  uns  die  Traditionen  vorliegen,  haben  sie  eine  ganz 
eigenthümliche  Form.  Sie  sind  selten  über  sechs  Zeilen  lang, 
bündig,  meistens  in  dialogischer  Form  und  kunstreich  styli- 
sirt.  Vergleicht  man  die  Nachrichten  über  denselben  Gegen- 
stand, so  sind  sich  nicht  nur  Aussprüche  des  Propheten,  son- 
dern auch  Erzählungen  von  Handlungen  einander  im  Wort- 
laute so  ähnlich,  dafs  sie  wie  die  disjecta  membra  des  Wer- 
kes eines  Mannes  aussehen.  Von  wem  wurden  die  Traditionen 
formulirt  und  woher  diese  Uebereinstimnnmg?  Die  Form  ver- 
danken wir  immer  Männern  vom  Fach  ^).  Wenn  der  Ur- 
heber sich  ausschlielslich  mit  diesem  Geschäfte  befafste,  wie 


')  Wenn  ich  hier  von  Kachmännern  spreche  und  anderswo  be- 
haupte, alle  Welt  habe  sich  mit  der  Ueberlieferung  beschäftigt,  wird 
man  hoffentlich  keinen  Widerspruch  darin  finden.  Bei  uns  singt  ja 
Jeder  ein  Liedchen  und  es  giebt  dennoch  Sänger  und  Componisten 
von  Profession. 


LXXXVII 

Abu  Horayra,  so  stylisirte  er  sie  und  sie  erlitten  in  der  Ueber- 
lieferung  nur  wenige  Verbesserungen.  Setzen  wir  aber :  einer 
der  Schüler  des  Abu  Horayra,  ein  Mann  vom  Fach,  ging  zu 
einem  schlichten  alten  Manne,  welcher  den  Propheten  ge- 
kannt hatte,  erkundigte  sich  über  einen  Gegenstand,  der  ge- 
rade an  der  Tagesordnung  stand,  und  erhielt  eine  weitläufige 
Antwort,  so  wurde  sie  von  diesem  im  Geiste  des  Abu  Ho- 
rayra und  anderer  Tonangeber  unter  den  Gründern  formulirt. 
Häutig  geschah  dieses  aber  in  der  dritten  Generation,  denn 
die  Fachmänner  zogen  auch  bei  den  Söhnen  und  Töchtern 
der  Gefährten  des  Mohammad  Erkundigungen  ein.  Einige 
Traditionisten  des  zweiten  Jahrhunderts  stellten  daher  den 
Grundsatz  auf,  sich  mit  dem  Sinne  zu  begnügen,  denn,  sagten 
sie,  wenn  wir  nur  wortgetreue  Ueberlieferungen  hinnehmen 
und  die  andern  verwerfen  wollten,  würden  wenige  übrig  blei- 
ben. Die  Varianten  der  von  den  Urhebern  formulirten  Tra- 
ditionen sind  der  Ungenauigkeit  der  Ueberlieferer  zuzuschrei- 
ben. Die  Uebereinstimnnuig  in  dem  Wortlaute  erklärt  sich 
zum  Theil  aus  dem  Entstehen  der  Form.  Wenn  eine  Frage 
an  die  Tagesordnung  kam,  wurde  sogleich  von  einem  der 
Führer  eme  Tradition  aufgestellt  und  die  übrigen  auf  die  be- 
sagte Weise  gesammelten  ihr  nachgebildet.  Ferner  aus  der 
Enge  des  Ideenkreises  und  der  damit  zusammenhängenden 
Einhelligkeit  der  Organe  des  Zeitgeistes:  wenn  Ibn  Abbäs 
eine  gute  Lüge  erdacht  hatte,  sprach  sie  ihm  Abu  Horayra 
nach.  Es  mag  auch  oft  vorgekommen  sein,  dafs,  wenn  zwei 
Schüler  eine  Erzählung  von  Abu  Horayra  gehört  hatten,  der 
eine  sie  viele  Jahre  später  von  Ibn  Abbäs  vernommen  zu 
haben  glaubte,  während  der  andere  sie  richtig  dem  Abu  Ho- 
rayra zuschrieb. 

Man  kann  annehmen,  dafs  zu  Ende  des  ersten  Jahr- 
hunderts bei  weitem  der  gröfsere  Theil  des  Schatzes  der  Tra- 
ditionen in  den  Händen  von  Fachmännern  und  schon  formu- 
Ih't  war  ^).     Doch    hatte   jede  Schule  nur   eine   beschränkte 


')  Grofsen  Einflufs  auf  die  Consolidirung  der  Traditionen  hatte 
Omar  II.  Er  regierte  zwar  nur  zwei  Jahre  (A.  H.  99  bis  101), 
aber  während  dieser  Zeit  reformirte  er  alle  Staatseinrichtungen  im 
Geiste  der  Sunna,  für  deren  Pflege  er  schon  früher  als  Gouverneur 


LXXXVIII 

Anzahl.  Im  Verlaufe  des  zweiten  Jahrhunderts  sammelten 
sich  diese  Bäche  in  Flüsse;  zugleich  war  man  immer  noch 
bestrebt,  neue  Quellen  zu  eröffnen,  indem  man  bei  den  Nach- 
kommen der  Gefährten  des  Mohammad  Nachfragen  anstellte 
und  hie  und  da  auch  eine  neue  Tradition  erfand.  Doch  letz- 
teres war  nicht  mehr  sicher,  denn  die  Concurrenz  war  grol's, 
und  wenn  Jemand  sagte,  ich  habe  solches  von  N.  N.  ge- 
hört, so  fragte  auch  sein  Nachbar  bei  N.  N.  nach  und  strafte 
ihn  der  Lüge,  wenn  er  die  Unwahrheit  gesprochen,  oder 
führte  den  Beweis  der  Grundlosigkeit,  wenn  N.  N.  schon 
todt  war.  Dieses  ist  dem  Ibn  Ishäk  und  vielen  Andern  be- 
gegnet, weswegen  sie  unter  ihren  Zeitgenossen  in  das  schwarze 
Buch  kamen. 

Wenn  wir  uns  einen  Begriff  von  dem  Vorrathe  der  Tra- 
ditionen, welcher  im  dritten  Jahrhunderte  vorhanden  war, 
machen  wollen,  so  müssen  wir  jene,  welche  sich  auf  die  Zeit 
des  Mohammad  beziehen,  von  denen,  welche  spätere  Ereig- 
nisse berichten,  unterscheiden.  Es  rils  nämlich  unter  den 
Moslimen  die  Gewohnheit  ein,  die  trivialste  Anekdote  aus 
der  Neuzeit  in  Form  einer  Tradition  mit  vollständiger  Isnäd 
zu  erzählen.  Selbstverständlich  reflektiren  wir  nur  auf  Tra- 
ditionen, betreffend  die  Zeit  des  Propheten.  Häschid  (f  258) 
erzählt:  „Ich  habe  die  Vorträge  von  1750  Schaychen  gehört, 
in  meiner  Mocannaf  (Sammlung)  habe  ich  aber  nur  von  310 
Schaychen  Traditionen  aufgenommen.  Die  Anzahl  von  Tra- 
ditionen,   die   ich   notirte  belauft    sich    auf    1,500,000,    aber 


vf)n  Madyna  thätig  gewesen  war.  Zu  seiner  Zeit  wurde  der  wissen- 
schaftliche Sinn  wach,  es  wurden  viele  Dichtungen  entfernt,  das  Sy- 
stem der  Gesetze  und  der  darauf  bezüglichen  Traditionen  erhielt 
eine  definitive  Form,  man  fing  an,  die  Isnud  mit  Genauigkeit  an- 
zugeben und  die  Texte  der  Ueberlieferungeu,  da  ihre  Form  schon 
eine  grofse  Vollendung  erbalten  hatte,  erlitten  nur  wenige  unwe- 
sentliche Veränderungen  mehr  und  es  kannten  sich  nur  wenige  ganz 
neu  erdichtfte  Traditionen  unter  den  Fachmännern  Geltung  ver- 
schaffen. Da  die  moslimischen  Gelehrten  zu  demokratisch  sind,  um 
eine  Periode  der  Literaturgeschichte  nach  einem  Fürsten  zu  be- 
nennen, heifsen  sie  diese  Periode  die  Zeit  des  Zohry.  Ich  würde 
sie  lieber  die  Zeit  des    Omar  II.  nennen. 


LXXXIX 

die  Zahl  derjenigen,  die  ich  aufnahm,  nur  auf  300,000.  Sie 
beziehen  sich  auf  Koranexegese,  Theologie  und  andere  Ge- 
genstände." Wakidy's  Sannnlung  mag  sich  auf  zwei  Millionen 
Traditionen  belaufen  haben,  aber  die  Zahl  seiner  Schayche 
ist  wahrscheinlich  verhältnifsmäfsig  sehr  gering.  Nach  Be- 
seitigung der  verschiedenen  Versionen  ein  und  derselben  Nach- 
richt mag  sich  die  Zahl  wahrscheinlich  auf  50,000  bis  60,000 
reducirt  haben  und  nach  Ausscheidung  der  unächten  wäre 
sie  etwa  auf  die  Hälfte  gesunken,  ja  ich  zweifle,  ob  zu  seiner 
Zeit  40,000  ächte  Traditionen  vorhanden  waren  und  selbst 
von  diesen  handelten  viele  über  denselben  Gegenstand.  Die 
Zahl  war  so  gering,  dafs  Männer  mit  gutem  Gedächtnisse  sie 
übersehen  und  sagen  konnten:  über  diesen  oder  jenen  Punkt 
ist  keine  Nachricht  vorhanden. 

Die  Regeln  der  Ueberlieferung  von  Traditionen  und  die 
Canone,  sie  zu  prüfen,  bilden  eine  eigene  Wissenschaft  und 
es  giebt  eine  Anzahl  Bücher  darüber  ^).  Ich  habe  ein  solches 
in's  Englische  übersetzt,  aber  unvollendet  gelassen  und  nicht 
veröfientlicht.  Man  wendete  die  Gesetze  der  gerichtlichen 
Evidenz  auf  die  Ueberlieferung  an,  fand  es  aber  nothwendig 
sie  zu  erleichtern.  Es  genügt  nämlich  Ein  wahrheitsliebender 
Zeuge  für  eine  Tradition,  doch  wurde  es  ursprünglich  gefor- 
dert, dafs  die  Mittheilung  mündlich  geschehe.     Wenn  also 

A.  als  wahrheitsliebender  Mann  bekannt  war  und  dem  B.  er- 
zählte,  der  Prophet  hat  dies  gesagt  oder  gethan,   so    konnte 

B.  ohne  ein  anderes  Zeugnifs  die  Aussage  hinnehmen  und  sie 
auf  die  Bürgschaft  des  A.  fortpflanzen.  Briefliche  Mittheilun- 
gen wurden  schon  früh  für  rechtmäfsig  gehalten ,  aber  der 
Benutzung  von  Notizen  oder  Büchern  wurde  lange  Zeit  gar 
keine,  später  aber  nur  wenn  sie  von  persönlicher  Bürgschaft 
für  die  Aechtheit  begleitet  war,  Gültigkeit  zugesprochen.  Diese 
Grille  der  Traditionisten,  welche,  wie  wir  sehen  werden,  auf 
alle  mögliche  Arten  umgangen  wurde,  hat  viel  Verwirrung  in 


•)  Die  Geschichte  der  Wissenschaft  steht  in  H.  Chalyfa  Bd.  4 
S.  248-52;  Pf  hat  aber  vergessen,  den  Chatyb  von  Bagbdäd  (f  463), 
der  am  meisten  dafür  getlian  hat,  zu  erwähnen.  Ich  habe  Ibn  (^'aläh's 
Fonün  oder  Olüra  in  Bombay  gesehen  und  gefunden,  dafs  ihn  Na- 
wawy  und  Andere  fast  wörtHch  abgeschrieben  haben. 


xc 


die  Wissenschaft  gebracht.  Eiuo  Tradition,  welche  Barä  dem 
Abu  Ishak,  Abu  Isiiak  dem  Yünos  und  Yünos  dem  Zohry 
erzählte,  war  also  für  Zohry  und  seine  Schüler  beweiskräftig. 
Wenn  aber  Zohry  eine  geschriebene  Notiz  von  Barä  gefunden 
hätte,  würde  diese  der  Beweiskraft  entbehrt  haben,  ausge- 
nommen wenn  Ishak  selbe  von  Barä  mit  der  Versicherung, 
dals  sie  richtig  sei,  erhalten  und  sie  auf  dieselbe  Weise  dem 
Yünos  und  Yünos  dem  Zohry  übergeben  hätte;  ja,  strenge 
Traditionisten  hielten  es  für  nothwendig,  dal's  die  Notiz  bei 
der  Uebergabe  entweder  von  dem  Eigentliümer  oder  Em- 
pfanger vorgelesen  werde.  Es  ist  bereits  im  ersten  Band  be- 
merkt worden,  dafs  die  Reihe  der  Zeugen  (wie:  Zohry  von 
Yunos,  von  Abu  Ishak,  von  Barä)  die  Isnäd  oder  Stütze  ge- 
nannt wird  ^). 

Es  ist  mm  freilich  eine  Bcdin2;unor  der  Glaubwürdio^keit 
eines  Bürgen,  dais  er  dafür  bekannt  sei,  Traditionen  gewissen- 
haft und  wortgetreu  zu  überliefern,  widrigen  Falls  man  allen 
seinen  Traditionen  wenig  Werth  beimessen  durfte.  Da  z.  B. 
Abu  Horayra  800  Schüler  hatte,  so  war  auch  eine  grofse 
Controle  vorhanden  und  man  konnte  Diejenigen,  welche  seine 
Berichte  genau  wiedergaben,  von  den  ungenauen  leicht  unter- 
scheiden. Viele  von  seinen  Schülern  ragten  in  die  Zeit  hin- 
ein, zu  der  man  anfing  die  Traditionen  aufzuschreiben,  und 
in  sofern  haben  wir  eine  ziemlich  grofse  Garantie,   dafs  uns 


')  Es  giebt  eine  Anzalil  feine  und  in  Bezug  auf  die  älteste 
Zeit  gewifs  unbegründete  Unterscliiede  in  der  Form  der  Isnäd.  Eine 
Isnäd,  wie  ich  sie  hinstelle,  indem  ich  blos  «von"  sage,  heifst  man 
mo'an'an  und  ist  eine  der  schwächsten  Formen.  Denn  wenn  Zohry 
sagt  „von  Yunos",  so  enthahun  diese  Worte  keine  Garantie,  dafs 
er  die  Tradition  direkt  von  Yünos  erhalten  habe;  um  dieses  aus- 
zudrücken, würde  er  gesagt  haben:  „Yünos  hat  mir  erzählt".  Manch- 
mal hat  man  zweideutige  Ausdrücke  gebraucht,  um,  ohne  eine  Un- 
wahrheit zu  sagen,  doch  den  Leser  irre  zu  führen.  So  pflegte  Hasan 
b.  Aby  Hasan  (f  88  Jahre  alt  in  113)  zu  sagen  „N.  N.  (den  er 
selbst  gesehen  hatte)  hat  uns  erzählt";  er  meinte  den  Ba^rier,  von 
dem  er  die  betreffende  Tradition  vernommen  hatte.  Es  liefse  sich 
eine  Anzalil  ähnlicher  Beispiele  von  Gelehrfeneitelkeit  und  feinen 
Distinktionen  in  der  Isnäd  oder  Quellenanführung  namhaft  machen, 
doch  OS  würde  uns  zu  weit  führen. 


XCI 


viele  seiner  Worte  ziemlich  getreu  überliefert  worden  sind. 
Wenn  es  auch  keinem  Zweifel  unterliegt,  dafs  die  meisten 
Lügen  von  den  jüngeren  Zeitgenossen  des  Propheten  erfun- 
den worden  sind,  so  war  doch  auch  nach  ihnen  grofser  Spiel- 
raum für  Dichtung.  Mancher  Traditionist  stand  in  einem 
besonders  innigen  Verhältnii's  zu  einem  der  Zeitgenossen  des 
Mohammad,  wie  z.  B.  'Orwa  zur  Ayischa,  'Ikrima  zu  Ibn 
'Abbas,  Abu  Ishak  zu  Bara,  und  er  ist  der  Einzige,  welcher 
eine  grofse  Anzahl  von  ihm  erzählter  Berichte  überliefert  hat. 
Ein  solches  Monopol  ist  oft  milsbraucht  worden,  und  ich 
glaube  z.  B.,  dals  '  Orwa  der  Ayischa  viele  Traditionen  zu- 
geschrieben hat,  an  die  sie  nie  dachte-^).  Weil  aus  solchen 
unlauteren  Quellen  manches  Mal  Lehren  und  Erzählungen 
auftauchten ,  welche  mit  den  allgemein  adoptirten  Ansichten 
im  Widerspruche  standen,  stellte  man  den  Grundsatz  auf, 
dafs  vereinzelte  Traditionen  (Ahad)  der  Beweiskraft  entbehren 
und  nicht  fortgepflanzt  werden  sollen.  Man  hat  aber  damit 
mehr  geschadet  als  genützt,  denn  im  Geiste  der  Zeit  erfun- 
dene Dichtungen,  wie  der  Mi' rag,  fanden  überall  Anklang 
und  Bestätigung,  und  wenn  die  Zeitgenossen  des  Zohry  den 
Ml  rag  auf  die  Autorität  des  Anas  erzählten,  gab  es  hie  und  da 
einen  Mann,  welcher  ihn  von  Gäbir  vernommen  zu  haben  be- 
theuerte. Glücklicher  Weise  hat  es  aufser  den  eigentlichen 
Lehrern  der  Sunna,  welche  sich  streng  an  die  Canone  der 
Kritik  hielten,  Männer  wie  Wäkidy,  Madäyiny,  Balädzory  ge- 
geben, welche  auch  die  Ahäd  und  überhaupt  schwache  Tra- 


')  Da  die  Frauen  sich  nicht  öffentlich  zeigen  dürfen,  ist  es  ein 
beliebtes,  auch  von  Ibn  Ishäk  ausgebeutetes  Mittel,  zu  behaupten, 
eine  Tradition  sei  durch  Frauen  fortgepflanzt  worden.  Von  dieser 
Art  ist  folgende  IsnAd:  Müsä  b.  Schayba,  ein  Lehrer  des  Wäkidy, 
behauptete,  er  habe  von  'Oinayra,  einer  Tochter  des  'Abd  Allah 
b.  Ka'b  b.  Mälik,  gehört,  dafs  ihr  von  Omni  Sa'd,  einer  Tochter 
des  Sa'd  b.  Rabya,  der  von  Nafysa  (einer  Tochter  des  Munya) 
stammende  Bericht  der  Heirath  des  Propheten  mit  Chadyga  in  fol- 
genden Worten  raitgetheilt  worden  sei:  „Als  der  u.  s.  w."  (vergl. 
Bd,  I  S.  183).  Es  mag  in  den  Haremen  eine  Geschichte  dieser  Art 
in  Umlauf  gewesen  sein,  aber  die  Tradition  ist  gewifs  von  Musä 
formulirt  worden. 


XCII 


ditionen  fortpflanzten   und   somit  manche   interessante  Nach- 
richt retteten. 

Nach  unseren  Ansichten  ist  die  wichtigste  Frage :  Wann 
sind  die  Traditionen  zuerst  aufgeschrieben  worden?  Ich  habe 
diese  Frage  in  dem  Aufsatze  „On  the  origin  and  progress 
of  writing  down  historical  facts  amoong  the  Muselmans"  im 
Journ.  As.  Soc.  Bengal  1856  einläfshch  erörtert.  Band  I 
S.  129  dieses  Werkes  habe  ich  von  dem  Ursprünge  der  ara- 
bischen Schrift  gespsochen;  bei  einer  Gelegenheit  habe  ich 
auf  den  Koränvers  aufmerksam  gemacht,  in  welchem  Moham- 
mad den  Gläubigen  Verträge  schriftlich  abzufassen  befiehlt, 
und  bei  vielen  andern  habe  ich  Beispiele  angeführt,  welche  uns 
einen  Begriff  von  der  Verbreitung  und  Anwendung  der  Schreib- 
kunst unter  den  Arabern  geben.  Ich  will  nun  hier  noch  eine 
Vorfrage,  nämlich  „über  das  Schreibmaterial"  in  Anregimg 
bringen  und  dann  einen  kurzen  Ueberblick  über  das  Entstehen 
geschriebener  Traditionensammlungen  geben. 

In  Egypten  verfertigte  man  noch  zur  Zeit  der  Omayyiden 
Papyruspapier  und  exportirte  es  nach  Konstantinopel 
(Baladzory,  Fotüh,  M.  von  Leiden);  in  Arabien  aber  war  zur 
Zeit  des  Mohammad  das  Bedürfnifs  so  gering,  dafs  es  wahr- 
scheinlich nicht  bekannt  war.  Später  benutzte  man  es,  aber 
nur  kurze  Zeit. 

Ueber  das  Schreibpapier  in  unserm  Sinne  des  Wortes 
lesen  wir  im  Fihrist:  „Das  choräsanische  Papier  wird  aus 
Flachs  gemacht.  Einige  sagen,  es  wurde  schon  unter  den 
Omayyiden  eingeführt;  Andere  behaupten,  dafs  es  unter  den 
Abbäsiden  eingeführt  worden  sei;  Einige  halten  die  Erfindung 
für  neu.  Andere  für  alt.  Man  versichert,  dafs  Arbeiter  aus 
China  es  in  Chorasan  verfertigten  nach  der  Art,  wie  man 
das  chinesische  Papier  macht.  Es  giebt  folgende  Arten  von 
chorasanischem  Papier:  solaymänisches,  talhisches,  nühisches, 
fir'awnisches,  ga  frisches  und  tahirisches."  Das  nühische  hat 
wahrscheinlich  von  dem  Samäniden  Nidi  (regierte  331  bis 
363)  und  das  tahirische  von  Tähir  b.  Abd  Allah  (f  230),  dem 
Statthalter  von  Chorasan,  seinen  Namen. 

„Im  ersten  Jahrhundert  schrieben  die  Moslime  Notizen 
auf  Tafeln  von  IIolz  und  Schiefer,  und  bleibende  Schriftstücke 
a\if  Leder   und   Pergament.      Ursprünglich    gerbte    man   das 


XCIU 


zum  Schreiben  bestimmte  Leder  mit  ungelöschtem  Kalk,  wes- 
wegen es  trocken  und  starr  war.  In  der  Küfischen  Gerberei 
benutzte  man  Datteln  zu  diesem  Zweck  und  das  Leder  wurde 
weich  und  sanft."  Wenn  hier,  wie  vorauszusetzen,  von  Per- 
gament die  Rede  ist,  welches  meistens  aus  Gazellhäuten  be- 
reitet wurde,  so  haben  wir  ein  Mittel,  alte  Codices  von  neuen 
zu  unterscheiden,  und  das  in  Homp  aufbewahrte  Korän- 
exemplar  gehört,  weil  das  Pergament  sehr  hart  ist,  zu 
den    alten. 

Leider  wurde  auch  bei  den  Arabern  beschriebenes  Per- 
gament gewaschen,  um  es  wieder  zu  gebrauchen,  und  der 
Nachlafs  manches  Mannes  mag  auf  diese  Weise  von  seiner 
eigenen  Familie  zerstört  worden  sein.  Abgewaschene  Per- 
gamente heilst  man  Torüs.  „Viele  Jahre",  so  lesen  wir  im 
Fihrist,  „wurde  in  Baghdad  nur  auf  Torüs  geschrieben."  Ob- 
sclion  Torüs  ganz  besonders  Pergamentrollen  bedeutet, 
aus  welchen  die  Schrift  abgewaschen  worden  ist,  dürfen  wir 
doch  nicht  auf  massenhafte  Bücherzerstörung  schliefsen,  denn 
der  Verfasser  fügt  bei:  „In  den  Tagen  des  Mohammad  b. 
Zobayda  waren  die  Dawädin  verboten.  Sie  waren  auf  Häute 
geschrieben  und  wurden  nun  ausgelöscht  und  die  Häute  zum 
Schreiben  verwendet."  Die  Bedeutung  von  Dawädin  ist  mir 
nicht  bekannt.  Dadau  heilst  Spiel;  man  könnte  sich  also 
unter  Dawädin  eine  Art  von  Brettspiel  einbilden,  aber  diese 
können  doch  nicht  so  zahlreich  gewesen  sein.  Vielleicht  be- 
deutet es  eine  Art  bunter  Wandgemälde,  oder  Ta- 
peten oder  Teppiche. 

Der  Verfasser  des  gelesensten  aller  Bücher,  die  je  ge- 
schrieben worden  sind  (des  Korans),  hatte  einVorurtheil  gegen 
das  Schriftthum  und  gegen  die  Gelehrsamkeit,  welches  viele 
von  seinen  Gefährten  theilten.  Ibn  Masüd,  Abu  Horayra 
und  andere  Gründer  der  Traditionen  behaupteten,  dafs  sie 
nicht  aufgeschrieben  werden  dürfen.  Dieser  Grundsatz  hat 
nicht  nur  das  Entstehen  von  geschriebenen  Traditionssamm- 
lungen verzögert,  sondern  der  betreffenden  Literatur  einen 
Character  gegeben,  den  zu  begreifen  uns  viele  Mühe  kostet. 
Wir  müssen  unterscheiden  zwischen  Notizen  zur  Unterstützung 
des  Gedächtnisses,  Collegienheften  und  publicirten  Büchern. 
Kotizen  zur  Unterstützung  des  Gedächtnisses  hatten  die  Mos- 


xcrv 


lime  schon  sehr  früh,  und  die  Vernünftigeren  hielten  sie  immer 
für  erlaubt.  Wir  haben  gesehen,  dals  einige  Jünger  des  Mo- 
hammad einige  Ofi'enbarungen  für  ihren  eigenen  Gebrauch 
aufzeichneten.  Man  behauptet  (Chatyb  Baghd.,  vergl.  Abu 
Dawüd  Bd.  2  S.  157),  dafs  'Abd  Allah  b.  'Amr  b.  A9  schon 
zur  Lebzeit  des  Propheten  seine  Aussprüche  aufschrieb. 
Dieses  ist  vielleicht  unrichtig,  aber  gewifs  ist,  dafs  er,  als 
man  die  Tradition  mit  Eifer  pfleg-te,  für  seinen  eigenen  Ge- 
brauch eine  Sammlung  hatte,  welche  er  (^ädika,  das  Wahr- 
hafte, nannte  und  über  Alles  hochschätzte  (I^äba  unter  Abu 
Horayra,  und  Chatyb  Baghdady).  Ibn  'Okba  erzählt  (bei 
Tahdzyb,  unter  Karyb),  Alyy,  der  Sohn  des  Ibn  'Abbäs, 
hatte  bei  Karyb  (f  98)  eine  ganze  —  nach  einer  Version  eine 
halbe  —  Kameelladung  Schriften  aus  dem  Nachlasse  seines 
Vaters  hinterlegt.  Wenn  er  eine  Rolle  benöthigte,  schrieb 
er  an  Karyb,  dieser  copirte  sie  und  überschickte  ihm  das 
Original  oder  die  Abschrift.  Auch  'Ikrima  hat  Manches  aus 
dem  Nachlasse  des  Ibn  Abbas  copirt  ('Oyim  Nr.  122  S.  517). 
Zwei  Fragmente  daraus  sind  aufbewahrt  worden,  beide  sind 
Urkunden  und  es  scheint,  Ibn  Abbäs  habe  vorzüglich  solche 
Materialien  schriftlicli  verzeichnet,  welche  wortgetreu  aufbe- 
wahrt werden  sollen,  und  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs 
diese  Schriften  nur  für  seinen  eigenen  Gebrauch  bestimmt 
waren  *).  Während  der  gelehrte  Ibn  Abbäs ,  von  dem  wir 
bald  mehr  hören  werden,  eine  ganze  Bibliothek  von  Notizen 
gesammelt  hatte,  war  der  literarische  Apparat  Anderer  sehr 


')  Bezeichnend  für  das  literarische  Treiben  jener  Periode  ist 
folgende  Tradition  des  Mihrän  b.  Mayniün  (f  117).  „Wenn  ich", 
erzählt  er,  „eine  Rolle,  auf  welcher  60  Traditionen  standen,  zu  Ibn 
Abbäs  brachte,  [über  deren  Werth  und  Sinn  ich  im  Zweifel  war, 
liefs  ich  sie  bei  ihm]  und  kehrte  nach  Hause  zurück,  ohne  ihn 
darüber  zu  befragen ,  denn  die  Leute  fragten  ihn  und  man  konnte 
durch  sie  genügenden  Aufschlufs  erhalten." 

Man  sieht  hieraus  nicbt  nur,  dafs  Schreiben  schon  vor  A.  H.  68 
häufig  war,  sondern  auch,  welche  untergeordnete  Rolle  jede  posi- 
tive Nachricht  im  Vergleiche  mit  den  Erklärungen  berühmter  Lehrer 
einnahm.  Ganz  so  würde  sich  ein  frommer  Katholik  benehmen, 
wenn  man  ihn  auf  Bibelstellen  aufmerksam  machte,  welche  mit 
seinen  Ueberzeugungen  nicht  übereinstimmen.     Er  würde  sich  selbe 


xcv 


einfach  und  die  Aufbewahrung  zum  Theil  originell.  Alyy, 
der  Schwiegersohn  des  Propheten,  hatte  sich  die  Satzungen 
über  Todschlag,  über  die  Erlösung  von  Gefangenen  (vergl. 
Tha'laby,  Tafsyr  2,  173)  und  über  die  Armensteuer  aufge- 
schrieben und  band  die  E,olle  an  seinen  Säbel  (Chatyb  Baghd. 
Nr.  47).  Ein  Anderer  trug  nach  tatarischer  Weise  immer  ein 
Buch  bei  sich  im  Stiefel.  Chahd  b.  Madan  (f  103)  hatte 
sich  eine  niedliche  Mappe,  Maphaf,  aus  Leder  machen  und 
mit  Knöpfen  versehen  lassen,  in  der  er  seine  Notizen  auf- 
bewahrte (vergl.  Tadzhyb).  Zohry,  wenn  es  ihm  an  Schreib- 
material fehlte,  notirte  die  Traditionen  auf  seinen  gelben  Stie- 
feln und  schrieb  sie  später  in's  Reine.  Gegen  Ende  des 
ersten  Jahrhunderts  war  der  Gebrauch  von  Notizen  ziemlich 
allgemein  und  es  wird  behauptet,  '  Omar  II.  habe  den  Befehl 
gegeben,  die  Traditionen  zu  sammeln.  Seine  Regierung  von 
zwei  Ja*ren  dauerte  nicht  lano;e  o-enua:  zur  Ausführuno;  dieses 
Planes.  Seine  Absicht  war  allem  Anscheine  nach  ganz  die- 
selbe, welche  Abu  Bakr  gehabt  hatte,  als  er  den  Koran  sam- 
meln liefs.  Die  Sammlung  soll  nicht  ein  Hilfsmittel  des  Stu- 
diums sein  und  am  allerwenigsten  das  Auswendiglernen  über- 
flüssig machen,  sondern  es  soll  nur  der  Verlust  der  Tradi- 
tionen verhütet  werden.  So  lange  man  sich  auf  Notizen  be- 
schränkte, trug  man  die  Traditionen  immer  aus  dem  Gedächt- 
nifs  vor.  Die  Eitelkeit  mancher  Ueberlieferer  ging  so  weit, 
dal's  sie  ihre  Aufzeichnungen  geheim  hielten,  und,  sobald  sie 
den  Inhalt  gut  auswendig  wul'sten,  selbe  zerstörten.  Andere 
trafen  im  Testamente  die  Anordnung,  dafs  sie  nach  ihrem 
Tode  vertilgt  werden  sollen.  Wenn  sie  dieses  auch  nicht 
thaten,  so  wurden  sie  doch,  da  nur  mündliche  Mittheihmg 
als  gültig  angesehen  wurde,  werthlos  und  gewöhnlich  ver- 
nachlässigt, wenn  sie  auf  Pergament  geschrieben  waren,  aus- 
gewaschen, und  wenn  das  Schreibmaterial  wenig  Werth  hatte, 
zerstört  ^).   Manchmal  ereignete  es  sich  jedoch,  dafs  der  Nach- 


von  einem  Geistlichen  erklären  lassen  und  würde,  weil  man  Bibel- 
stellen nicht  wie  Traditionen  auslöschen  kann,  die  Bibel  gar  nicht 
mehr  lesen. 

')    Beispiele    von    diesen  Verhaltungsarten    findet    man    in   der 
Schrift:  On  tlie  Origin  and  Progress  etc. 


XCVI 


lafs  eines  alten  Traditionisten  in  den  Besitz  eines  späteren  Li- 
teraten fiel  und  dieser  sich,  seinen  Fund  verheimlichend,  mit 
fremden  Federn  schmückte.  Dieser  Vorwurf  wird  dem  Wä- 
kidy  gemacht,  welcher  die  Schriften  des  Ibrahym  b.  Moham- 
mad b.  Aby  Yahya  (f  91)  auf  unredliche  Art  benutzt  haben 
soll  (vergl.  Tüsy,  f  460,  Ed.  Calc.  S.  16). 

Die  Gewohnheit,  aus  dem  Gedächtnisse  vorzutragen, 
dauerte  zwar  noch  lange  fort,  doch  wurden  schon  gegen  das 
Ende  des  ersten  Jahrhunderts  Collegienhefte  eingeführt,  aus 
denen  der  Lehrer  die  Traditionen  vorlas  ^).  Der  Schüler 
hatte  dann  die  Wahl,  sie  aufzuschreiben  oder  seinem  Gedächt- 
nisse zu  trauen.  Schon  'Orwa  scheint  sich  bisweilen  seiner 
Notizen  im  Vortrage  bedient  zu  haben.  Von  Zohry  wird  er- 
zählt, dafs  er  den  Chalyfen  Hischäm  (regierte  von  105  bis 
125)  auf  seinem  Schlosse  Ro^äfa  besuchte  und  hier  Vorträge 
hielt.  '  Obayd  Allah  b.  Ziyäd  Ilopäfy  Schäny  war  einer  seiner 
Schüler  und  hörte  seine  Bücher  (Collegienhefte),  »^jl 
&>.Äi  ^-t^^  (Ibn  Sa'd  bei  Nur  alnibräs  S.  175).  Vorlesungen 
aus  Heften  waren  aber  zu  allen  Zeiten  selten  ^).  Lehrer, 
welche  nicht  freie  Vorträge  hielten,  gaben  ihre  Hefte  den 
Schülern  zum  Abschreiben,  und  damit  dann  der  Bedingung 
der  mündlichen  Mittheilung  Genüge  geleistet  werde,  las  ein 
Schüler  dem  Lehrer  und  seinen  Commilitionen  das  Heft  vor. 
Man  setzte  voraus,  dal's  der  Lehrer  den  Lihalt  im  Gedächt- 
nifs  habe  und  Irrthümer  corrigire.  Ein  solches  Verfahren 
hiefs   man    Ardh,   Collation,    und   es   wurde   zu   Zohry 's 


')  Die  schriftliche  Fortpflanzung  wurde  im  zweiten  Jahrhundert 
so  allgemein,  dafs  Ausdrücke,  wie  folgender,  in  Aufnahme  kamen: 
„Ich  schreibe  von  N.  N.  keine  Tradition"  d.h.  ich  entnehme  ihm 
keine,  weil  er  kein  Vertrauen  verdient. 

')  Der  Grundsatz,  dafs  der  Lehrer  die  Traditionen,  die  er  auf 
irgend  eine  Weise  mittheilen  wollte,  auswendig  wisse,  dauerte  lange 
fort.  Ibn  Aby  Schayba  (f  235)  nahm  nur  solche  Ueberlieferungen 
in  seine  Mo^annaf,  Sammlung,  auf,  die  er  dem  Gedächtnisse  ein- 
geprägt hatte.  Damit  der  Leser  ja  wisse,  dafs  er  sie  auswendig 
kenne,  sagt  er  am  Anfange  vieler  Kapitel  „Das  ist  es,  was  ich  über 
diesen  Gegenstand  dem  Gedächtnisse  eingeprägt  habe." 


XCVII 


Zeit  ziemlich  allgemein  ^).  Ein  lieft  hatte  gewöhnlich  40 
Seiten  vuid  konnte  also  in  einer  Sitzung  gelesen  werden. 
Manche  Schüler  schrieben  das  Datum  der  Sitzung  in  das 
Heft.  Das  älteste  mir  bekannte  Datum  ist  146.  In  diesem 
Jahre  hat  Abii  Afim  b.  Machlad,  wie  er  in  der  Isnäd  sagt 
(bei  Ibn  Sa  d  Btl.  12  fol.  46),  zu  Makka  in  dem  Hause  des 
Gomahiten  Hasan  b.Wahb  (f  212)  von  Sofyän  Traditionen 
empfangen.  Der  Inluilt  der  Hefte  war  entweder  sachlich  ge- 
ordnet, sie  bildeten  also  eigentlich  ein  Buch,  oder  nach 
den  Schaychen,  welche  die  Traditionen  gelehrt  hatten,  oder 
nach  dem  Datum.  In  letzterem  Falle  trug  der  Sammler  Tag 
für  Tag  die  Traditionen,  welche  er  gehört  hatte,  in  sein  Heft 
ein,  gleichviel  von  wem  oder  über  welchen  Gegenstand,  und 
lehrte  sie  dann  in  derselben  Ordnung. 

Ahmad  sagt:  „Die  ersten,  welche  Bücher  verfafsten, 
waren  Ibn  Goi'ayg  (f  150)  und  Ibn  Aby  Arüba"  (f  156). 
Wir  wissen,  dal's  dem  Mohammad  das  Megilla  (Buch  des) 
Lokmän  gezeigt  wurde,  dafs  'Omar  I.  ein  Buch  verbot,  wel- 
ches die  dem  Daniel  zugeschriebenen  Weissagungen  enthielt, 
dal's  Chälid,  ein  Enkel  des  ersten  omayyidischen  Chalyfen,  vier 


')  Unter  denen,  welche  diese  Lehrmethode  befolgten  und  gegen 
Andersdenkende  vertheidigten,  ist  Hasan  Ba^ry  (f  110).  Sein  Bei- 
spiel hat  viel  dazu  beigetragen,  ihr  Eingang  zu  verschaffen.  Wenn 
folgende  Tradition  richtig  ist  —  und  es  ist  kein  Grund  vorhanden 
sie  zu  bezweifeln  —  so  hat  schon  Ibn  'Abbäs  den  Grund  dazu 
gelegt. 

Balädzory  Ansah  alaschräf  von  Yazyd  Nahawy  von  Ikrima  sagt: 
Ibn  'Abbas  war  ein  Meer  des  Wissens.  Als  er  blind  geworden  war, 
kamen  die  Einwohner  von  Täyif  zu  ihm,  welche  etwas  von  dem, 
was  er  gelehrt  hatte,  auswendig  wufsten  —  nach  einer  Variante: 
welche  Theile  von  seinen  Schriften  bei  sich  hatten  —  und  ersuchten 
ihn,  (den  Inhalt)  vorzutragen,  (damit  sie  sagen  könnten:  ich  habe 
dies  von  Ibn  'Abbäs  selbst  gehört);  er  aber  machte  sich  Ver- 
wechselungen schuldig  und  sagte  das,  was  zuletzt  hätte  sein  sollen, 
zuerst.  Als  er  dies  bemerkte,  sagte  er:  Mein  Unglück  hat  mich  für 
diese  Aufgabe  unfähig  gemacht,  wer  etwas  weifs,  trage  es  mir  vor, 
denn  wenn  ich  es  bestätige,  ist  es  so  gut,  wie  wenn  ich  es  ihm 
vorgesagt  hätte.  —  So  lange  Ibn  'Abbäs  sehend  war,  scheint  er 
sich  seiner  Notizen  im  Vortrag  bedient  zu  haben. 

III.  g 


•  xcvm 

Abhandlungen  hinterliefs,  und  im  Fihrist  wird  ein  nicht  un- 
bedeutendes Schriftthum  namhaft  gemacht,  welches  älter  ist 
als  Ibn  Gorayg.  Was  wollte  Ahmad  mit  dieser  "Behauptung 
sagen  ?  Meinte  er  vielleicht :  die  ersten  Bücher  welche  Tra- 
ditionen enthalten  ?  Auch  geschriebene  Traditionssammlungen 
gab  es  vor  Um  Gorayg,  dieses  waren  aber  nur  Collegienhefte 
und  keine  Bücher.  Was  Alnuad  sagen  wollte,  ist:  Ibn  Gorayg 
gab  seine  Hefte  den  Schülern,  diese  schrieben  sie  ab  und 
benutzten  sie  ohne  die  Ardh  oder  ohne  dafs  eine  andere 
mündlifhe  Mittheilung  stattgefunden  hätte.  Nach  unseren 
Begriffen  luiterscheidtt  sich  ein  Collegienheft  von  einem  Buche 
dadurch,  dafs  ersteres  ein  Manuscript  und  nur  für  die  Zu- 
hörer bestimmt,  letzteres  hingegen  gedruckt  und  veröffent- 
licht ist.  Ahmad  machte  einen  ähnlichen  Unterschied  und 
heifst  die  Hefte  des  Ibn  Gorayg  Bücher,  weil  die  Schrift 
das  Medium  der  Mittheilung  war  im  Gegensatz  zum  Grund- 
sätze, dai's  die  miindliche  Uel^erlieferung  das  Medium  der 
Mittiieilung  sein  soll  und  die  Schrift  blos  zur  Unterstützung 
des  Gedächtnisses  benutzt  werden  darf*). 

Der  Hergang  ist  folgender:  Ibn  Gorayg  bekam  eine 
Rolle  des  Hischäm  b. '  Orwa  in  die  Hände,  welche  Traditio- 
nen enthielt.  Er  begab  sich  zum  Verfasser  mid  fragte  ihn, 
ob  der  Inhalt  wirklich  von  ihm  verbürgt  sei;  als  er  eine  be- 
jahende Antwort  erhalten  hatte,  pflanzte  er  sie  auf  die  Auto- 
rität  des  Hischiim    b. 'Orwa  weiter    fort,    obschon    keinerlei 


')  Gliazzfily  und  fast  alle  späteren  Moslinie,  welche  für  kultur- 
historische Studien  wenig  Sinn  hatten,  haben  die  Stelle  des  Ahmad 
inifsverstandon  und  geglaubt,  Ibn  Gorayg,  der  nicht  einmal  als 
fruchtbarer  Schriftsteller  bekannt  ist,  sei  der  erste  gewesen,  der 
eine  Schrift  verfafst  habe.  Die  Ursache  des  Mifsverständnisses  ist, 
dafs  man  später  die  Sache  ganz  anders  ausdrückte.  Mittheilung 
blofs  durch  Schrift  war  häufig,  um  ihr  aber  Gültigkeit  zu  geben, 
wurde  es  für  nöthig  erachtet,  dafs  sie  mit  der  Erlaubnifs  des  Ver- 
fassers begleitet  sei,  den  Inhalt  fortpflanzen  zu  dürfen.  Diese  Art 
Mittheilung  hiefs  man  Igäza.  CJhazzäly  erwartete  nuh,  dafs  Ahmad 
den  erst  später  entstandenen  Ausdruck  hätte  gebrauchen  und  sagen 
sollen:  Ibn  Gorayg  war  der  erste,  welcher  die  Igäza  einführte. 


XCIX 


mündliche  Mittheilung  stattgefunden  hatte  ^).  Er  vertheidigte 
nun  diese  Art  der  Ueberlieferung  und  es  folgte  seinem  Bei- 
spiele aufser  Ihn  Aby  'Arüba  auch  Sofyän  b. 'Oyayna  (f  198) 
welcher  sich  auf  die  von  Ayyüb  b.  Müsa  geschriebenen  Colle- 
gienhefte  des  Zohry  berief  (Bochäry  S.  528).  Auch  Hammäd 
b.  Salama  (f  167)  benutzte  ein  Collegienheft,  welches  Tra- 
ditionen des  Kays  b.  8a  d  (f  CO)  enthielt  und  von  einem  Schüler 
desselben  geschrieben  worden  war.  Diesen  und  vielleicht  auch 
einigen  anderen  grolseu  Gelehrten  liefs  man  diese  furcht- 
bare Neuerung  hingehen,  aber  Hanmiäd  b.  Osama  (f  201), 
welcher  sich  fremder  CoUectaneen  bediente  und  den  Inhalt 
für  selbst  gehörte  Traditionen  ausgab,  wird  der  Tadlys 
(Unredlichkeit)  beschuldigt  und  so  ging  es  andern  For- 
schern. Unter  keiner  Menschcnklasse  ist  der  scesunde  Men- 
sehen  verstand  seltner  als  unter  Gelehrten,  und  es  ist  tröst- 
lich, zu  wissen,  dal's  schon  vor  tausend  Jahren  Leute,  welche 
in  ihrer  Einfachheit  glaubten,  die  Wissenschaft  habe  die  Er- 
forschung der  Wahrheit  zur  Aufgabe,  von  den  Pedanten 
ebenso  wie  jetzt  mit  Verachtung  angesehen  wurden.  Die 
Neuerung  des  Ibn  Gorayg  wurde  anfangs  von  der  Schule 
nicht  angenommen  und  als  sie  endlich  Eingang  fand,  auf  die 
unsinnigste  Weise  ausgebildet. 


')  Bei  Ibn  Kotayba  S.  146  erzählt  Wäkidy:  Ibn  Aby  Zinnäd 
war  zugegen,  als  Ibn  Gorayg  zu  Hiscbum  b.  Orwa  kam  und  ihn 
fragte:  ob  die  Rolle,  welche  er  dem  N.  N.  gegeben,  von  ihm  über- 
lieferte Traditionen  enthalte?  Hischäm  antwortete:  Ja!  Später, 
fährt  Wäkidy  fort,  hörte  ich  den  Ibn  Gorayg  Traditionen  lehren  mit 
den  "Worten  „Hischäm  b.  'Orwa  hat  uns  erzählt",  von  denen  ich  an- 
nahm, dafs  sie  Hischäm  nicht  vorgetragen  habe;  ich  fragte  daher 
den  Ibn  Gorayg  über  die  Gültigkeit  der  üeberlieferungsmethode, 
wenn  der  Schüler  dem  Lehrer  die  Tradition  vorliest.  Er  drückte 
sein  Erstaunen  aus,  dafs  ein  Mann  wie  ich  ihm  eine  Frage,  die  schon 
lange  entschieden  sei,  vorlege  und  sagte:  In  Bezug  auf  schriftliche 
Mittheilung  sind  die  Gelehrten  allerdings  verschiedener  Ansicht,  ob 
nämlich  ein  Mann,  der  eine  Rolle  erhält,  den  Inhalt,  ohne  ihn  dem 
Lehrer  vorgelesen  zu  haben,  auf  seine  Autorität  fortpflanzen  dürfe. 
Wenn  ihm  aber  der  Schüler  den  Inhalt  vorliest,  so  ist  es  ganz  so 
gut,  als  wenn  er  ihn  aus  seinem  Munde  gehört  hätte. 


Jene  gräfsliche  Zunft:  Die  Fachmänner  betrachteten  noch 
zweihundert  Jahre  lang  die  Bücher  als  CoUegienhefte  und 
leirten  auf  den  mündlichen  Vortrao;  des  Vei'fassers  und  das 
Gedächtnils  des  Schülers  mehr  Werth,  als  auf  die  Schrift! 
Letztere  hielten  sie  nicht  für  etwas  Abgeschlossenes,  son- 
dern für  eine  Sammlung  mündlicher  Nachrichten,  wovon  der 
Schüler  nur  so  viele  fortpflanzte  als  ihm  überhaupt  gefiel, 
dazu  seine  eigenen  Bemerkungen  (aber  immer  mit  seinem 
Namen),  und  bisweilen  Traditionen,  die  er  anderwärts  ge- 
sannnelt  (auch  diese  mit  Angabe  der  Isnäd)  beifügte.  Dieses 
Schicksal  hatten  Azraky,  Ibn  Ishäk,  Bochäry  (dessen  Texte  in 
der  Zahl  der  Traditionen  sehr  auseinander  gehen)  und  andere 
Bücher,  am  meisten  aber,  so  viel  wir  aus  der  Beschreibung 
urtheilen  können,  die  Koräncommentare,  welche  in  den  Händen 
eines  jeden  der  successiven  Schüler  eine  ganz  neue  Gestalt 
annahmen.  Tabary  hat  seine  Geschichte  fast  ausschlielslich  aus 
Büchern  geschöpft.  Aber  er  war  ein  Traditionist  vom  Fach 
und  die  Schritt,  welche  vor  ihm  lag  und  aus  der  er  seine 
Auszüge  wörtlich  copirte,  war  für  ihn  Nebensache.  Er  ci- 
tirte  daher  nicht  diese,  sondern  den  obscuren  Schaych,  unter 
welchem  er  sie  gelesen,  als  seine  Autorität.  In  der  Isnsid 
kommt  dann  allerdings  der  Name  des  Verfassers  vor,  aber 
nur  als  einer  der  Ueberlieferer  der  Tradition,  die  er  gerade 
abschreibt,  z.  B.  von  Ibn  Ilomayd,  von  Salama,  von  Ibn  Ishäk, 
vonWahb  b.  Kaysän,  von  'Abd  Allah  b.Zobayr,  darauf  schreibt 
er  eine  Stelle  des  Ibn  Ishäk  ab.  Einige  Werke  hat  er  unter 
mehr  als  einem  Schayche  gelesen;  in  diesem  FaUe  nennt  er 
bald  den  einen,  bald  den  andern,  um  seine  Gelehrsamkeit  zu 
zeigen.  Es  konnnt  aber  auch  der  Fall  vor,  dals  er  ein  Buch 
besafs  und  es  unter  gar  keinem  Schaych  gelesen  hatte.  Hier 
half  er  sich  auf  andere  Weise.  Von  Sayfs  Kitäb  alridda  (Ge- 
schichte des  Abfalls)  hatte  er  zwei  Texte,  welche  nicht  immer 
genau  mit  andern  übereinstinunten;  den  einen  von  'Obayd 
Allah,  von  seinem  Onkel  von  Sayf,  den  andern  von  Sorry 
b.  Yahyä  von  Scho'ayb  von  Sayf  Nun  hatte  er  aber  den 
letzteren  nicht  ganz  imter  Sorry  gelesen,  und  nach  der  Regel 
durfte  er  nur  das  Gelesene  fortpflanzen.  Er  nimmt  aber  auch 
aus  dem  nicht  durch  mündliche  Mitthcihmg  erhaltenen  Theile 
Auszüge  in  seine  (lescliichle  aul',   und  da  es  (klaubt  war,  sich 


CI 


auf  brieflicho  Mittheilnnüi;en  zu  berufon,  sagt  er  (z.  B.  S.  140): 
„Es  hat  an  mich  Sony  von  Scho'ayl)  von  Sayf  geschrieben." 
Die  auf  diese  Weise  eingeleiteten  Traditionen  sind  viel  zu 
zahlreich,  als  dal's  wir  glauben  können,  sie  haben  den  Inhalt 
eines  Briefes  gebildet;  wir  müssen  annehmen,  er  habe  ein 
von  der  Hand  des  Sorry  geschriebenes  Exemplar  besessen  und 
es  als  Brief  betrachtet  ^). 

Zu  Ende  des  dritten  Jahrhunderts  gab  es  schon  eine  un- 
ermefsliche  Anzahl  von  systematischen  Traditionssammlungen, 
deren  Zweck  die  Feststellung  und  Aufbewahrung  der  Sunna 
war.  Begreiflicher  Weise  hat  weder  Mohammad  noch  seine 
Begleiter  bei  allen  Gelegenheiten,  selbst  in  wichtigen  Dingen 
dasselbe  Benehmen  beobachtet,  noch  sich  in  demselben  Sinne 
ausgesprochen.  Die  Theologen,  welche  für  jede  Handlung 
positive  Regeln  aufstellen  wollten,  hatten  also,  selbst  wenn 
sie  auf  historischem  Boden  blieben,  einen  grofsen  Spielraum. 
Schon  Sa  yd  b.  Mosayyib  (f  94),  Sa' yd  b.  Gobayr  (f  ebenfalls 
in  94)  und  ihre  Zeitgenossen  nahmen  den  Kiyäs  (Schlufs)  zu 
Hilfe,  das  heifst,  sie  unterschieden  zwischen  Grundsätzen  und 
Folgesätzen,  und  wenn  dann  in  Bezug  auf  letztere  verschie- 
dene Traditionen  vorhanden  waren,  hielten  sie  sich  an  jene, 
welche  mit  den  Grundsätzen  harmonirten.  Jeder  Theologe 
sammelte  also  vorzüglich  jene  Traditionen,  welche  sein  Sy- 
stem unterstützten.  Eine  solche  Sammlung,  deren  es  viele 
gab,  hiefs  man  Mosnad,  und  eine  solche  Mosnad  ist  die 
Muattä  des  Mälik  (f  179).  Aulser  Traditionen,  die  nicht 
sehr  zahlreich  sind,  enthält  sie  auch  kurze  Aussprüche  des 
Sammlers  über  die  Gesetze.  Wenn  es  auch  der  Hauptzweck 
der  Theologen,  welche  solche  Sammlungen  veranstalteten,  war, 
ihr  System  zu  unterstützen,  so  läl'st  sich  doch  nicht  leugnen, 
dal's  sie  mehr  Gewicht  auf  die  historische  Grundlage,  als  auf 
Folgerichtigkeit  legten,  und  in  sofern  haben  ihre  Sammlungen 
grofsen  Werth  ^). 

')  Beispiele  der  Lächerlichkeit,  zu  der  die  Pedanterie  der 
Schule  und  der  Charlatanismus  der  Gelehrten  führte,  habe  ich  in 
der  Zeitscbr.  der  Deutsch,  morgenl.  Ges.  Bd.  X  S.  9  ff.  aufgezählt. 

')  Man  wird  mich  um  die  Beweise  für  solche  Behauptungen 
fragen.      Im    Orient   sind    die   Mosnads   des   Schäfi'y  (f  204),    Abu 


CII 


Während  die  Theologen  ein  bestimmtes  Ziel  verfolgten, 
gab  es  Tausende  von  Männern,  welche  mit  wenig  oder  ganz 
ohne  bestimmte  Absicht  so  viele  Traditionen  sammelten,  als 
sie  auftreiben  konnten.  Lange  Zeit  aber  hielten  sie  sich  in 
der  Auswahl  an  keine  bestimmten  Regeln  der  Kritik. 

Bochary  (f  256)  war  der  erste,  welcher  für  sich  Canone 
der  Kritik  feststellte  und  es  sich  zur  Aufgabe  machte,  alle 
gesunden  Traditionen,  d.h.  solche,  welche  die  Probe  dieser 
später  allgemein  angenommenen  Canone  aushielten,  zusam- 
menzustellen. Sein  Corpus  traditionnni  unterscheidet  sich  zwar 
in  seinem  Plane  von  den  Mosnads,  insofern  er  kein  bestimmtes 
System  der  Theologie  im  Auge  hatte  und  einzig  und  allein  den 
Character  der  Bürgschaft  berücksichtigte.  Wenn  auch  sein 
Werk  in  sofern  sich  einer  Mosnad  näherte,  dafs  es  dieselben 
Rubriken  hat  wie  die  Gesetzbücher,  so  enthält  es  doch  auch 
Kapitel  über  die  Koränexegese,  über  die  Feldzüge  des  Moham- 
mad, über  die  alten  Propheten  u.  dgl.  m.  Allein  die  Theologen 
galten  ihm  für  die  zuverlässigsten  Ueberlieferer,  und  eine 
seiner  Regeln  war:  jede  Tradition  als  unächt  zu  verwerfen, 
welche  gegen  seine  Begriffe  von  Orthodoxie  kämpft.  Somit 
fällt  doch  im  Wesentlichen  sein  Corpus  mit  den  Mosnads  zu- 
sammen. Folglich,  wenn  Bochary  eine  Tradition  verworfen 
hat,  darf  man  daraus  nicht  schliefsen,  dafs  sie  schlecht  sei. 
Die  Sammlung  des  Bochary  enthält,  mit  Einschlufs  der  Wie- 
derholungen, 7275  Traditionen,  mit  Ausschlufs  derselben  4000, 
und  bildet  einen  ziemlich  dicken  Folioband. 


Hanyfa  (f  150)  und  Ibn  Hanbai  (f  234)  noch  vorhanden  und  es 
sind  keine  grofse  Studien  nöthig,  um  den  Zweck  ihrer  Sammlung 
zu  ergründen.  Von  den  älteren  'J'heologen  l)aben  wir  keine  Schriften 
und  wahrsclieinlich  liaben  sie  auch  keine  liinterlassen,  sondern  die 
für  ihren  Zweck  nötiiigen  Traditionen  in  Notizen  und  im  Gedächt- 
nisse gesammelt;  unterdessen  die  von  ihnen  gesammelten  Tradi- 
tionen stehen,  wie  zuversichtlich  anzunehmen  ist,  ziemlich  vollständig 
in  Bochary  und  andern  ColKctionen.  Wir  sind  dadurch  in  den 
Stand  gesetzt,  die  Ansichten  eines  jeden  derselben  und  die  ganze 
Dogmengeschichte  zu  verfolgen.  Das  Studium  der  Dogmengeschichte, 
wenigstens  in  ilinn  Ihiupttheilen,  ist  aber  unerläfslich  für  das  Ver- 
ständnifs  des  wissenschaftlichen  Treibens  jener  Zeit. 


cm 


Moslim  (f  26),  ein  Schüler  des  Bochary,  veranstaltete 
eine  Sammlung,  in  der  er  sich  auf  gesunde  Traditionen 
beschränkte.  Er  bestrebte  sich,  den  Bochary  zu  ergänzen 
und  einen  Istichräg  dazu  zu  liefern;  wenn  er  dieselben  Tra- 
ditionen anführt  wie  Bochary,  stützt  er  sie  so  viel  als  mög- 
lich auf  andere  ebenso  zuverlässige  Bürgen.  In  Spanien  und 
im  nördlichen  Afrika  schätzte  man  den  Moslim,  in  Egypten 
und  Asien  den  Bochary  als  die  beste  Sammlung.  Für  uns 
ist  das  Werk  des  Moslim,  welches  mit  Einschlufs  der  Wieder- 
holungen 12000,  mit  Ausschlufs  derselben  4000  Traditionen 
enthält,  nützlicher  als  das  seines  Lehrers,  denn  es  ist  viel 
zweckmälsiger  eingerichtet,  indem  in  demselben  eine  Anzahl 
von  Versionen  ein  imd  derselben  Tradition  zusammengestellt 
werden. 

Die  Sunniten  halten  aui'ser  Moslim  und  Bochary  auch 
die  Sammlungen  des  Abu  Dawüd  (f  275),  Tirmidzy  (f  279) 
und  Nasäy  (f  303)  für  canonisch.  Einige  fügen  den  Ibn 
Maga  (f  273)  oder  den  Ibn  Chozayma  (f  311)  hinzu.  Ge- 
genwärtig wird  diese  Ehre  ohne  Widerrede  dem  ersteren  zu- 
erkannt. Diese  vier  Sammlungen  enthalten  aufser  gesun- 
den Traditionen  auch  „ziemlich  gute",  beziehen  sich  aber 
noch  ausschliefslicher  auf  Theologie  als  .die  der  zwei  Grofs- 
meister. 

Aufser  den  sechs  canonischen  Sammluncren  giebt  es  noch 
eine  Anzahl  anderer,  welche  verschiedene  Zwecke  verfolgen. 
Einige  sind  Mostadrikät,  Supplemente  zu  Bochary  und  Moslim, 
andere  bemühen  sich,  das  Traditionswesen  zu  erschöpfen,  und 
wieder  andere  die  bereits  gesammelten  Traditionen  mittelst 
der  Istichräg  durch  neue  Bürgen  zu  unterstützen. 

Bisher  habe  ich  von  den  Sammlungen  der  Sunniten  ge- 
sprochen. Auch  die  Schyiten  haben  vier  canonische  Samm- 
lungen, sie  haben  aber  wenig  Werth;  denn  erstens  ist  die 
Pflege  der  Tradition  unter  ihnen  sehr  neuen  Datums;  zwei- 
tens halten  sie  ihre  Imäme  (Nachkommen  des  Alyy)  für  un- 
fehlbar, folglich  gelten  ihnen  ihre  Aussprüche  für  eben  so 
heilig,  wie  die  des  Propheten,  und  drittens  endlich  haben  sie 
zu  allen  Zeiten  ihre  Lehre  durch  Lügen  und  Fälschungen  zu 
vertheidigen  gesucht.  Von  Stockpersern  haben  wir  auch  nichts 
anders  zu  erwarten. 


CIV 


Nach  meinem  Urtheilc  enthält  die  Sunna  mehr  Wahres 
als  Falsches,  während  die  Biographie  mehr  Falsches  als 
Wahres  enthält.  Auch  bieten  uns  die  zahllosen  Versionen 
einer  und  derselben  Tradition  die  Mittel  der  Kritik ;  ich  halte 
daher  die  Sunna  nach  dem  Koran  und  den  Documenten  für 
die  zuverlässigste  Quelle.  In  Bezug  auf  die  Art  und  Weise, 
Traditionen  zu  gebrauchen,  muls  ich  noch  auf  die  Bemerkung 
in  der  Note  S.  65  dieses  Bandes  aufmerksam  machen. 


Die  Koräncommentare. 

Wetzsteins  Reisen  im  Hawrän  liefern  einen  neuen  Beweis 
(ältere  Beweise  sind  die  Ruinen  von  I*almyra  und  die  Ge- 
schichte der  Zcnobia),  dafs  die  griechische  und  römische  Kul- 
tur unter  den  nördhchen  arabischen  Stämmen  einigen  Fort- 
schritt gemacht  habe.  Chälid  hat  ihnen  unter  der  Regierung 
des  'Omar  auf  seinem  kühnen  Zuge  A^on  ITyra  am  Euphrates 
nach  Syrien  den  Islam  aufgedrungen.  Die  Bekehrung  dieser 
Stämme,  wie  auch  solcher,  welche  früher  das  Judenthum  (wie 
einige  Ilimyariten)  oder  Christenthum  bekannt  hatten,  wirkte 
wie  Sauerteig  auf  die  Gesanuntheit  der  Moslime  und  sie 
eilten  mit  einer  Schnelligkeit  ihrer  Volljährigkeit  entgegen, 
die  in  der  Geschichte  kaum  ihres  Gleichen  hat.  Das  erste  Stu- 
dium, welches  sie  aufgriffen,  war  das  des  Korans.  Selbst  wäh- 
rend der  thatkräftigen  Periode  des  lebendigen  Glaubens,  deren 
Repräsentant '  Omar  ist,  und  während  welcher  der  einzige  Satz 
„Es  giebt  nur  einen  Gott  und  Mohammad  ist  sein  Bote" 
um  den  man  sich  künnnerte,  durch  den  Säbel  bewiesen  wurde, 
vertrieb  sich  das  in  Persien  stehende  Ileer  die  lange  Weile 
eines  Waffenstillstandes  durch  Disputationen  über  den  Koran 
und  es  traten  so  grofse  Meinungsverschiedenheiten  an  den 
Tag,  dals  es  der  Chalyfe  zweckmäfsig  erachtete.  Befehle  zum 
Vordringen  ijegen  den  Feind  zu  schicken.  Diese  Armee  fre- 
hörte  aber  grcHstentheils  der  ersten  Generation  an.  In  der 
zweiten  Generation,  welche  im  Islam  erzogeii  worden  und 
weniger  thatkräftig,  aber  viel  fanatischer  war  als  die  erste, 
nahm  die  Kelh-xion  überhand;  man  beschäftigte  sich  mit  den 


cv 


cibsfeloitcten  Sätzen  und  uiitcruforcliioteu  Lehren,  zöge  Parul- 
lelen  zwischen  dem  IslAni  und  den  biblischen  Glaubensbe- 
kenntnissen und  suchte  ihn  so  darzustellen,  dal's  er  dein  da- 
maligen Ideale  einer  Oli'enbarnng  entspreche. 

Der  Koran  ist  innerhalb  zwanzig  Jahren  erschienen,  wäh- 
rend welcher  der  Prophet  manche  äui'sere  und  innere  Wand- 
lung durchmaclite;  dennoch  soll  er  das  Wort  Gottes  und 
die  ,,unwandelbare'^  Religion  enthalten.  Mohammad  war  zwar 
genöthigt,  zuzugeben,  dal's  es  Gott  gefallen  hat  bisweilen  tem- 
poräre Anordnungen  zu  trefi'en  und  sie  dann  später  durch 
permanente  zu  ersetzen,  aber  es  liegt  im  BegritFe  eines  gött- 
lichen Buches,  dafs  diese  Fälle  wenig  zahlreich  seien  und 
dal's  in  den  Lehrsätzen  Uebereinstimmung  herrsche.  Dieser 
Forderung  entsprechen  Mohammads  Orakel  keineswegs,  denn 
sie  sind  nicht  aus  einem  Gusse  hervorgegangen. 

Unter  diesen  Verhältnissen  trat  schon  zwei  Deccnnien, 
nachdem  'Othmän  den  Koran  edirt  hatte,  die  Nothwendigkeit 
ein,  dessen  Widersprüche  durch  die  Künste  der  Exegese  weg- 
zuerklären  und  ihn  mit  den  unterdessen  aufgewachsenen  Grund- 
sätzen der  Theologie  in  Einklang  zu  bringen.  Wenn  die 
Zeit  solche  Aufgaben  stellt,  beeifert  sich  immer  die  ganze 
Gesellschaft,  sie  zu  lössen;  imterdessen  je  ungebildeter  die 
Menschen  sind,  desto  geringer  ist  die  individuelle  Verschie- 
denheit und  desto  mehr  niüiern  sie  sich  den  Heerdenthicren. 
Sie  folgen  durch  Dick  und  Dünn  einem  Leithammel,  wo- 
durch sie  in  den  Stand  gesetzt  werden,  Grol'ses  zu  leisten. 
Im  gegebenen  Falle  waren  Alle  bestrebt,  den  Koran  als  das 
Wort  Gottes  darzustellen,  Alle  halfen  durch  Dichtungen  und 
Erklärungen  nach  wo  es  Noth  that,  und  Alle  waren  bereit 
die  Dichtungen  und  Erklärungen  Anderer  hinzunehmen,  wenn 
sie  besser  waren  als  ihre  eigenen;  denn  der  Ideeukreis  war 
so  eng,  dal's  sich  kein  grofser  Unterschied  herausstellte  ^). 


')  Wer  sich  nicht  gutwillig  in  die  von  der  öffentlichen  Meinung 
und  dem  Staate  als  richtig  ant-rkannte  Lehre  fügte,  wurde  dazu  ge- 
zwungen, wie  wir  aus  folgendem  Beispiele  ersehen.  Zayd  b.  Wahb 
(f  nach  80)  erzählt  bei  Bochäry  S.  18!»  und  672:  „Ich  ging  bei 
Abu  Dzarr  vorüber  als  er  zu  Rabadzu  wohnte,  und  fragte  ihn: 
Was  bat  dich  in  dieses  Nest  gebracht?    Er  antwortete:  Ich  war  in 


CVI 


Als  den  Leithammel  in  der  Koränexegese  betrachte  ich 
den  Ihn  'Abbäs  (f  68).  Er  war  ein  Vetter  des  Mohammad 
(ihre  Väter  waren  Brüder)  und  wurde  in  der  bedrängnils- 
vollen  Zeit,  als  sich  die  Häschimiten  zur  Vertheidigung  des 
Propheten  in  ihren  Stadttheil  zurückgezogen  hatten,  in  Makka 
geboren.  Beim  Tode  des  Propheten  war  er  13  Jahre  alt  und 
lebte  in  Madyna.  In  A.  H.  27  soll  er  den  Feldzug  nach  dem 
nordwestlichen  Afrika  mitgemacht  haben ;  in  35  vertrat  er  den 
Chalyfen  beim  Pilgerfest  imd  Alyy  ernannte  ihn  bald  darauf 
zum  Gouverneur  von  Ba^ra;  in  40,  nach  dem  Tode  des  Alyy, 
zog  er  sich  in  das  Privatleben  zurück  und  lebte  zu  Täyif 
ganz  dem  Studium.  Er  war  ein  Mann  von  kräftigem  Körper- 
bau, klarem  Verstand  und  energischem  Auftreten,  anmafsend, 
dabei  aber  klug  und  versöhnlich,  und  als  die  Omayyiden 
über  seine  Verwandten  den  Sieg  davon  getragen  hatten,  ver- 
liei's  er  die  letzteren  und  genofs  die  reichlichen  Einkünfte  und 
den  Einflul's,  welche  ihm  die  ersteren  zuwiesen.  Er  war  der 
Mann  seiner  Zeit  und  beherrschte  sie  in  geistlichen  Dingen, 
die  Politik  den  Stärkeren  überlassend. 


Syrien  (Damascus)  und  las  die  Worte  des  KorÄn  9,  35:  „Drohet 
Denen,  welche  Gold  und  Silber  sammeln  und  es  nicht  auf  dem 
Pfade  Gottes  ausgeben ,  eine  peinliche  Strafe".  Mo  äwiya  sagte 
darauf:  Dies  bezieht  sich  insbesondere  auf  die  Christen !  Ich  aber 
erklärte:  Es  bezieht  sich  auf  uns  und  auf  sie!  Dies  führte  zu  einem 
Streit  zwischen  uns  und  er  verklagte  mich  durch  einen  Brief  bei 
'Othraän.  Der  Chalyf  befahl  mir,  nach  Madyna  zu  kommen.  Hier 
besuchten  mich  so  viele  Leute^  dafs  es  schien,  als  ob  sie  mich  nie 
gesehen  hätten.  Ich  erzählte  es  dem  'Othmän  und  er  sprach:  Du 
kannst  dich  ja  nach  einem  Orte  zurückziehen,  wo  du  aus  dem  Wege 
und  doch  nahe  bist!  Das  ist  es,  was  mich  hieher  gebracht  hat. 
Wenn  sie  einen  Abyssinier  zu  meinem  Vorgesetzten  machten,  so 
wurde  ich  dennoch  gehorchen." 

Was  den  Abu  Dzarr  anbetrifft,  so  wird  seine  Orthodoxie,  d.  h. 
Uebereinstimmung  mit  der  Staatslehre,  zwar  von  den  Sunniten  nicht 
angegriffen,  aber  die  Mystiker  und  die  Schy'iten  wissen  so  viele 
Traditionen  von  ihm  zu  erzählen,  welche  die  Sunna  nicht  anerkennt, 
und  er  steht  in  so  grofsem  Ansehn  bei  diesen  zwei  Sekten,  dafs 
es  scheint,  er  habe  in  manchen  Dingen  eigenthümliche  Ansichten 
gehabt. 


cvn 


Selbst  als  er  sicli  noch  in  den  öflentlichen  Geschäften 
bewegte,  war  seine  Ausgleichung  der  Widersprüche  des  Ko- 
rans so  weit  gediehen,  dal's  Ibn  Masüd  (f  32),  sein  Vor- 
gänger im  Lehramte,  anerkannte,  er  sei  der  Erklärer  (Tar- 
gumän)  des  heiligen  Buches,  und  der  Sohn  des  'Omar  wies 
Leute,  welche  ihn  um  Aufklärung  dunkeler  Koranstellen  frag- 
ten, an  ihn.  Als  er  sich  ganz  dem  Lehramte  widmete  war 
sein  Ansehn  so  grofs,  dai's  Täwüs  (f  lOÜ)  erklärte:  Ich  kannte 
siebenzig  (jüngere)  Zeitgenossen  des  Propheten,  welche,  wenn 
sie  auf  Schwierigkeiten  stiefsen,  sich  an  Ibn  Abbas  um  Auf- 
schlufs  zu  wenden  pflegten.  Aus  einer  anderen  Tradition  er- 
fahren wir,  dal's  sich  darunter  der  eben  so  grofse  Lehrer  und 
Lügner  Abu  Horayra  befand.  Aus  diesem  Zusammenhalten 
und  dieser  Aufopferung  der  eigenen  Ueberzeugung,  sobald 
einmal  Jemand  eine  zweckmäfsigere  Lehre  aufgestellt  hatte, 
erklärt  sich  die  Uebereinstimmung  der  ältesten  Traditionen. 

Merkwürdig  ist,  dafs  Ibn  Abbäs  einige  Studien  machte. 
Er  revidirte  sein  Koränexemplar  unter  dem  Beistande  des 
Zayd,  welcher  den  ofßciellen  Text  redigirt  hatte,  nahm  die 
Recensionen  des  Ibn  Mas'üd  und  Obayy  und  den  Text  des 
Abu  Müsä  Asch'ary  zu  Hilfe  ^)  und  ging  so  weit,  dafs  er  nicht 
nur  die  Verse,  sondern  auch  die  Wörter  und  Buchstaben  des 
ganzen  Buches  zählte  (Itkän  S.  154).  Die  Tradition,  beson- 
ders die  Dichtungen  und  Legenden  seiner  Zeit,  haben  wohl 
Wenige  so  gut  gekannt  als  er.  In  der  arabischen  Poesie 
war  er  so  wohl  bewandert,  dals  Leute,  die  sich  ausschliefs- 
lich  damit  befafsten,  ihn  um  Aufschlufs  fragten.  Diese  Kennt- 
nifs  war  ihm  nothwendig,  nicht  zur  Erklärung  des  Korans, 
denn  die  Sprache  seines  Vetters  war  auch  die  seinige,  wohl 
aber  zur  Verdrehung.  Wenn  eine  Koränstelle  nicht  in  das 
System  pafste,  mufste  ein  Wort  in  dem  Dialect  der  Banü 
Tamym  oder    der  Himyariten,    oder   gar   der  Aethiopier  auf- 


')  Dasselbe  thaten  auch  die  Exegeten  Abu  Abd  al-Rahmän 
Solamy  und  Abu  Aliya  Riyäby  (Dzobaby,  Tahdzjb  unter  Zayd). 
Dieser  Umstand  giebt  den  Erklärungen  des  Ibn  'Abbäs  und  seiner 
Schüler,  wie  willkürlich  sie  auch  sein  mögen,  einigen  Werth  für  die 
Bestimmung  der  Vocalisation  des  Korans,  doch  haben  sie  sich  auch 
bierin  grofse  Freiheiten  genommen  (vergl.  Bd.  II  S.  20  Note). 


cvni 


gefalst  werden,  damit  sie  den  recliten  Sinn  gebe.  In  solchen 
Fällen  nun  belegte  man  die  Behauptung  gern  mit  Versen, 
ül)  inuiier  mit  ächten,  ist  freilich  die  Frage.  Band  II  S.  22 
iS'ote  enthält  ein  Beispiel  solch  gezwmigener  Erklärung;  die 
Schüler  bewunderten  in  solchen  Fällen  weder  den  Scharfsinn 
noch  die  Keckheit  des  Lehrers,  sondern  die  Weisheit  Gottes, 
welcher  es  gelungen  ist,  den  Sinn  so  mysteriös  auszudrücken, 
denn  die  Theologie  hatte  schon  jene  erfreulichen  Fortschritte 
gemacht,  dafs  man  gesunden  Verstand  für  Menschenverstand 
ansah  und  von  Gott  das  Entgegengesetzte  erwartete  ^). 

Den  wichtigsten  Theil  seiner  Vorbildung  machten  jedoch 
nicht  diese,  sondern  ganz  andere  Kenntnisse  aus.  Ibn  Chal- 
dün  (Proleg.  edit.  Quatremere  Bd.  11  S.  392)  sagt  in  Bezug 
auf  seine  Zeit  und  seine  Schule:  Die  Araber  waren  ein  Volk 
t)hne  Schriftthum  und  ohne  Wissenschaften,  dabei  roh  und 
unwissend.  Als  in  ihnen  das  Verlangen  nach  jenen  Kennt- 
nissen erwachte,  welche  ein  Bedürfniis  des  menschlichen  Gei- 
stes sind,  als:  Aufschlufs  über  die  letzten  Ursachen  der 
Dinge,  über  Cosmogenie  und  die  Geheimnisse  der  Schöpfung, 
wandten  sie  sich  an  die  Gemeinde,  welche  schon  vor  ihnen 
das  Buch  (eine  göttliche  Offenbarung)  besafs,  imd  hielten 
sich  an  ihre  Mittheilungen.  Diese  Gemeinde  kann  als  die 
der  Anhänger  der  Thora  bezeichnet  werden,  denn  sie  besteht 
aus  Juden  und  solchen  Christen,  welche  ihrem  Glauben  folgen. 
Die  Anhänger  der  Thora  aber,  welche  unter  den  Arabern  lebten, 
waren  ebenso  unscebildet  als  die  Araber  selbst  und  sie  be- 
sal'sen  von  allen  diesen  Dingen  keine  andern  Kenntnisse,  als 
der  gemeine  Haufe  der  Schriftbesitzer  eben  hat.  Am  geach- 
tetstcn  unter  ihnen  waren  die  Iliniyariten,  welche  sich  zum 
Judcnthum   bekehrt   hatten.      Obschon   diese   Leute,   als   sie 


')  Es  ist  sehr  bezeichnend  für  den  Geist  der  Moslime,  dafs 
sie,  ungeachtet  der  Aufmerksamkeit,  welche  sie  schon  in  so  früher 
Zeit  dem  Studium  des  Korans  widmeten,  doch  über  die  Monogramme, 
welche  am  Anfang  von  Suren  stehen,  wie  A.  L.  M.,  durchaus  keine 
befriedigende  Auskunft  zu  geben  wissen.  Wenn  meine  Erklärung 
des  Monogramms  zu  Sura  10  „Jesus  Nazarenus  Rex  Judacorum'' 
richtig  ist,  so  begreifen  wir  die  Ursache.  Ibn  Abbäs  und  seine  Zeit- 
genossen wollten  die  wahre  Erklärung  nicht  geben. 


CIX 


zum  Mohammadanismus  übergingen,  die  Dogmen  streng  be- 
wahrten, so  hielten  sie  doch  immer  in  Dingen,  welche  mit 
den  Dogmen  nichts  zu  thun  haben,  an  ihre  Lehren,  nament- 
lich an  ihre  Erzählungen  über  den  Anfang  der  Welt  und  die 
alten  Propheten,  an  ihre  Weissagungen  von  künftigen  Ereig- 
nissen und  Blutbädern"  *).  Der  Lehrer  des  Ibn  Abbas  in 
jiidischen  Ijcgenden  warKab,  ein  Ilimyarite  von  Geburt  imd 
ursprünglich  ein  Jude  von  Religion  ").  Ibn  Abbas  wufste 
diese  elastischen  Materialien  für  seine  Zwecke  zu  benutzen. 
Schon  Mohammad  hat  mehr  jüdische  Legenden  und  An- 
spielungen auf  Cosmogenie,  z.  B.  auf  den  Lehrsatz :  dals  Alles 


')  Ihn  Chaldün  zieht  gegen  die  alten  historischen  Koräncom- 
tiientare  zu  Felde  und  preist  die  scholastischen,  besonders  den  des 
Zamachschary,  in  welchem  die  jüdischen  Cosmogenien  und  Legenden 
über  den  Ursprung  der  Dinge  nicht  vorkommen,  dafür  aber  philo- 
sophische Ansichten  über  diese  Gegenstände.  Der  geistreiche  Ge- 
schichtsphilosoph geht  in  seinem  Urtheile  in  diesem  Falle  nicht  über 
seine  Zeit  hinaus.  Wäre  er  nicht  in  der  scholastischen  Philosophie 
befangen  gewesen,  so  würde  er  gesehen  haben,  dafs  die  Philoso- 
pheme  über  die  letzten  Ursachen  der  Dinge  und  die  Legenden  sich 
nur  in  der  Form  von  einander  unterscheiden  und  denselben  Grund- 
gedanken enthalten ;  die  Geschichte  der  Philosophie  hätte  ihn  be- 
lehrt, dafs  sie  beide  aus  derselben  (Quelle  fliefsen ,  denn  der  Theil 
der  moslimischen  Philosophie,  auf  den  er  hier  anspielt  und  welcher 
Falakyyät  geheifsen  wird,  ist  fast  unverändert  dem  Balynus  (Pseudo- 
Apollonius),  einem   christlichen  Philosophen,  entnommen. 

')  Ka'b  war  aus  Yaman  gebürtig,  legte  unter  Abu  Bakr,  als 
diese  Provinz  wieder  erobert  wurde,  das  Glaubensbekenntnifs  ab 
und  kam  nach  Madyna.  Er  wird  wegen  seiner  grofsen  Kenntnisse 
der  biblischen  Legenden  und  wegen  seiner  Geschicklichkeit,  neue 
zu  erfinden,  Ka'b  al-Ahbär  „der  Rabbiner -Ka'b"  geheifsen.  Ibn 
'Abbas  fragte  ibn  einst:  warum  er  sich  nicht  schon  zur  Lebzeit  des 
Propheten  bekehrt  habe,  und  er  antwortete:  Mein  Vater  schrieb  ein 
Buch  für  mich,  welches  einen  Auszug  aus  dem  Pentateuch  enthielt, 
versiegelte  seine  übrigen  Bücher  und  sagte:  Handle  diesem  Buche 
gemäfs,  gieb  mir  aber  das  Versprechen,  das  Siegel  nicht  zu  er- 
brechen und  die  andern  Bücher  nicht  zu  lesen.  Als  der  Islam  er- 
starkte und  ich  zu  der  Erkenntnifs  kam ,  dafs  sich  nichts  dagegen 
einwenden  lasse,  öffnete  ich  das  Siegel.  Ich  fand,  dafs  das  ver- 
schlossene Buch  der  Pentaleuch  war  und  dafs  es  eine  umständliche 


CS 

aus  Wasser  entstehe,  in  den  KorAn  einfliefsen  lassen,  als  klug 
war;  es  war  daher  die  Aufgabe  der  Exegese,  seine  Behaup- 
tungen zu  vertheidigen,  und  sie  konnte  nichts  Besseres  thun 
als  aus  derselben  Quelle  schöpfen.  Ibn  'Abbäs  hat  dieses 
gethan;  er  benahm  sich  aber  nicht  als  ein  blolser  Nachbeter 
jüdischer  Legenden,  sondern  änderte  sie  nach  Gutdünken, 
brachte  sie  in  Uebereinstimmung  mit  moslimischen  Begriflfen 
und  nöthigte  seine  Lehren  mit  despotischer  Macht  seinen  Zeit- 
genossen, ja  selbst  seinem  Lehrer  Kab  auf.  Tha'laby  (Ge- 
schichte der  Propheten,  Ms.  des  Sir  H.  Rawlinson  fol.  2  und 
8)  erzählt  einen  characteristischen  Fall :  Es  kam  ein  Mann  zu 
Ibn  'Abbäs  und  sagte :  Ich  habe  etwas  recht  Sonderbares  von 
Kab  sehört  in  Bezug  auf  die  Sonne  und  den  Mond.  Ibn 
Abbäs,  welcher  mit  untergeschlagenen  Beinen  an  ein  Kissen 
gelehnt  safs,  fragte :  Was  hast  du  gehört  ?  Er  antwortete : 
Kab  glaubt,  dals  die  Sonne  und  der  Mond  am  Tage  der 
Auferstehung  wie  zwei  verwundete  Stiere  hergeschleppt  und 
in  die  Hölle  geworfen  werden.  Ibn  Abbäs  war  wüthend 
über  diese  Worte,  verwünschte  den  Rabbiner,  welcher  jüdische 
Lehren  in  den  Islam  einschwärzen  wolle,  und  trug  seine 
eigene  Lehre  vor,  welche  er  vom  Propheten  gehört  zu  haben 
behauptete.  Als  'Ikrima  und  andere  Schüler  des  Ibn  'Abbäs 
dem  Kab  den  Vorfall  erzählten,  fand  er  es  zweckmäfsig,  dem 
Anathem,  welches  der  Vetter  des  Propheten  gegen  ihn  schleu- 
derte, zu  weichen.  Er  begab  sich  eilends  zu  ihm  und  sagte: 
Ich  habe  gehört,  wie  sehr  dich  meine  Angabe  bestürzt  habe. 
Ich  mui's  zwar  bekennen,  dafs  ich  mich  nicht  auf  den  Koran, 
noch  auf  eine  Erzählung  des  Propheten  gestützt  habe  —  Gott 
möge  mir  verzeihen  —  allein  ich  habe  sie  nicht  erfunden;  ich 
habe  sie  einem  veralteten  abrogirten  Buche  entnommen,  von 
dem  ich  nicht  zu  bestimmen  vermag,  ob  es  nicht  Verfäl- 
schungen der  Ungläubigen  und  Juden  enthalte:  Du  hin- 
gegen hast  deine  Angabe  aus  dem  Buche  eines  neuen  Bun- 
des  mit    dem    Kahmän,    wodurch     frühere    Bücher    abrogirt 

Beschreibung   des  Propheten    und    seiner   Kirche   enthalte.     Er   Hefa 
sich  später  in  Homi,'  nieder,  wo  er  A.  H.  32  starb. 

Ein   Sekretär   des   Ibn    Abbus   liiefs   Yazyd    b.  Hormoz   (vergl. 
Mischkät  S.  340). 


werden,  und  von  dem  gröfsten  aller  Propheten  entnommen  ^). 
Sei  so  geföllig  und  theile  mir  mit,  was  du  deinen  Schülern 
über  die  Sonne  und  den  Mond  gelehrt  hast,  und  wenn 
ich  wieder  über  diesen  Gegenstand  spreche,  will  ich  Das, 
was  ich  von  dir  höre,  vortragen,  und  nicht  meine  eigene 
Lehre  ^). 

Einer  Tradition  bei  Balädzory  zufolge  erklärte  zwar  Ibn 
'Abbäs,  dals  er  weder  der  Kirche  (Milla)  des  'Alyy,  noch  der 
des  '  Othman  folge ,  sondern  der  des  Mohammad ;  auch  soll 
er  einige  Koränauslegungen  nur  seinen  intimsten  Freunden 
mitgetheilt  und  gesagt  haben:  Wenn  ich  Alles  lehrte,  würden 
mich  die  Leute  steinigen!  Dennoch  glaube  ich,  daCs  er  sich 
nicht  einen  Plan  vorlegte  und  darnach  arbeitete;  aus  den  von 
ihm  überlieferten  Traditionen  geht  vielmehr  hervor,  dafs  er 
von  einem  Punkte  zum  andern  getrieben  wurde  und  dafs  all- 
mälig  unter  seinen  Händen  ein  ziemlich  consequentes  System 
entstand.  Der  leitende  Gedanke  seiner  Studien  war  selbstver- 
ständlich die  Theologie.  Hierin  ist  er  weit  entfernt  von  den 
natürlichen  Gefühlsanschauungfen  des  Ibn  Masüd.  Er  ver- 
gleicht,  wendet  Spitzfindigkeiten  und  selbst  Gelehrsamkeit  an. 
Es  ist  recht  bezeichnend,  dafs  er  von  seinen  Zeitgenossen  der 
arabische  Hibr  (Rabbiner)  genannt  wurde,  denn  er  war  der 
erste,  welcher  den  Islam  dialectisch  zu  begründen  suchte.   Wir 


')  Mokätil  hat  diese  Erzählung  von  Ikrima,  dem  Clienten  des 
Ibn  'Abbäs,  vernomoien  und  höchst  wahrscheinlich  schriftlich  hinter- 
lassen. Es  ist  daher  auch  der  Wortlaut  von  einigem  Werth.  Diese 
Stelle,  welche  eine  Idee  enthält,  die  im  Islam  nicht  ausgebildet 
wurde,  verdient  daher  im  Original  wiedergegeben  zu  werden:  y5o! 
Lyj^l  i-X~yw  .•j^*  ,i?wk*-Li  ...l^-^'lj  ^r*^^  vi/^.^A:>  v-jLxi    ^c  c:^iiA5*. 

')  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  Ibn  'Abbäs  und  seine 
Zeitgenossen  die  Legenden  der  Juden  sehr  veränderten ;  dennoch 
glaube  ich,  dafs  die  Ueberlieferung  derselben  durch  die  Moslime  für 
die  Religionsgeschichte  der  Juden  in  Arabien  einigen  Werth  hat. 
Nach  Ibn  'Abbäs  und  Ka'b  stand  ein  anderer  jüdischer  Lehrer,  Wahb 
b.  Monabbih  (f  bald  nach  110)  aus  Yaman,  in  diesem  Gebiete  auf, 
welcher,  wie  es  scheint,  etwas  unabhängiger  war  als  Ka'b,  und  die- 
sen drei  Männern  verdanken  wir  den  gröfsten  Theil  der  von  den 
Moslimen  aufbewahrten  Legenden. 


CXII 


haben  bereits  s^esehen,  dafs,  während  Ibn  Mas' üd  das  Schrei- 
ben verboten  hat,  Ibn  Abbäs  eine  sehr  grol'se  Menge  von 
sreschriebenen  Notizen  hinterheis.  Er  beschränkte  sich  in 
seinen  theologischen  Forschungen  nicht  darauf,  diese  oder 
jene  Lehre  auszubilden,  sondern  berücksichtigte  die  Tragweite 
einer  jeden,  bemühte  sich  Widersprüche  zu  lösen  und  stellte 
sich  auf  die  Gesichtspunkte  der  Polemik.  Wenn  er  auch 
sehr  weit  ging  in  der  Milsachtung  der  historischen  Wahrheit, 
so  stand  er  doch,  selbst  nach  dem  Hinscheiden  der  alten  Zeit- 
genossen, der  Zeit  des  Propheten  so  nahe,  dafs  er  manche 
Thatsache,  welche  später  geleugnet  wurde,  zugab.  Als  Bei- 
spiel verweise  ich  auf  seine  Bd.  II  S.  60  angeführte  Bürg- 
schaft für  Mohannnads  Rückfall  zum  Heidenthum. 

Das  Lehramt  wurde  damals  sehr  hoch  geschätzt  und  seine 
hervorragende  sociale  Stellung  hinderte  den  Ibn  'Abbäs  nicht, 
als  Lehrer  zu  wirken.  Balädzory,  welchem  wir  die  vollstän- 
digste Biographie  dieses  Mannes  verdanken,  giebt  uns  einige 
unerwartete  Aufschlüsse  über  seine  Thätigkeit.  Einst  erklärte 
er  vor  einer  Volksversammlung  (Mawsam)  die  24.  Süra.  In 
Bapra  hielt  er  Vorträge  über  die  zweite  Süra.  In  seinen  re- 
gelmäfsigen  Vorlesungen  sollen  die  Rechtsgelehrten,  Koran- 
kundigen  ,  Dichter  und  Genealogen  besondere  Gru])pen  ge- 
bildet haben.  Vielleicht  hielt  er  sich  an  die  jetzt  noch  übliche 
Sitte,  dafs  hochgestellte  Gelehrte  zu  gewissen  Stunden  des 
Tages  in  dem  Hofraum  ihres  Hauses,  oder  einer  Moschee,  Je- 
dermann empfangen  und  wissenschaftliche  Fragen  beantworten. 
Das  zahlreich  besuchte  Maglis  horcht  mit  Ehrerbietigkeit 
auf  ihre  Worte.  Gleichviel,  ob  Ibn  Abbäs  diese  Gewohnheit 
hatte  oder  nicht,  so  viel  geht  aus  verschiedenen  Nachrichten 
hervor,  dafs  er  schriftlich  und  mündlich  mit  Fragen  bestürmt 
wurde.  Er  war  auch  sehr  ausdauernd  im  Unterrichten,  und 
Mogähid  (f  102,  S3  Jahre  alt)  erzählt,  er  sei  mit  ihm  drei- 
mal den  ganzen  Koran  durchgegangen,  sei  bei  jedem  Worte 
stehen  geblieben  und  habe  sich  den  Sinn  erklären  lassen 
(Wähidy,  Asbäb  2,  22;};  Atyya  S.  11 ;  falsch  bei  Hagiy  Chal.  2 
S.  835).  Auf  diese  Weise  gewann  Ibn  Abbäs  sehr  grol'sen 
Einfluls  auf  die  Entwickelung  der  Theologie;  er  wurde  der 
Gründer  der  Koränexegese  und  hierin  das  Voibild  der  nieist<'n 
seiner  Na(hfo]<;er  währi'ud  der  ersten  vier  Jahrhunderte.    Es 


CXIII 


gab  zwar  schon  in  früher  Zeit  Männer,  welche  unfähig  waren 
dem  gesunden  Menschenverstände  so  viel  Gewalt  anzuthun,  als 
die  Theologie  forderte,  und  den  Koran  anders  deuteten.  Von 
diesen  aber  sagt  Thjilaby  in  der  Vorrede  zu  seinem  Korän- 
commentar,  dal's  sie  Ketzer  luid  Ungläubige  sind  und  nicht 
benutzt  werden  dürfen. 

Im  dritten  Jahrhundert  gab  es  mehrere  Koräncommen- 
tare,  welche  dem  Ihn  'Abbäs  zugeschrieben  wurden,  als: 

1.  Der  Text  des  'Ikrima  (f  107).  Er  war  ein  Berber  von 
Geburt,    verfiel   in    die  Sklaverei    und  kam    in    den   Besitz   des   Ibn 

Abbas,  welcher  ihm  seine  Freilieit  gab.  Im  Takryb  wird  er  der 
Lüge  beschuldigt,  aber  sein  Text  hatte  Werth,  weil  er  Zutritt  zum 
Nachlafs  seines  Herrn  hatte.  Er  erzählt  bei  Oyün  alathar  Nr.  122 
S.  517:  Ich  habe  diese  Schrift  (Kitab)  unter  den  Schriften  (Kotob) 
des  Ibn  'Abbäs  gefunden  und  sie  abgeschrieben.  Es  stand  darin: 
der  Prophet  schickte  den  'Olä  b.  Hadhramy  zu  Mondzir  b.  Säwä 
und  schrieb  an  ihn  w\e  folgt  etc.  Da  dieser  Nachlafs  unter  der 
Verwahrung  des  Karyb  (f  98)  in  dem  Hause,  in  welchem  Müsä 
b.  Okba  (f  140)  lebte,  deponirt  war,  haben  ihn  wahrscheinlich  auch 
Andere  benutzt.  Der  Text  des  Ikrima  wurde  von  dessen  Schüler, 
dem  Grammatiker  Yazyd  (f  131),  überliefert  und  dann  von  Hosayn 
b,  Wäkid  (f  157  oder  [)),  in  dessen  Hände  er  wahrscheinlich  seine 
definitive  Gestalt  erhielt.  Diesen  Text  führt  Soyüty  im  Itkän  S.  20 
für  die  Reihenfolge  der  Suren  an.  Dieses  Citat  ist  deswegen  inter- 
essant,  weil  daraus  hervorgeht,  dafs  Yazyd  nicht  nur  durch  Ikrima, 
sondern  auch  durch  Hasan  b.  Aby  Hasan  (f  113)  Traditionen  von 
Ibn  'Abbäs  diesem  Texte  einverleibt  habe. 

2.  Der  Text  des  "Awfy,  d.  h.  'Atyya  b  Sad  (f  111).  Er  mag 
den  Ibn  'Abbäs  gekannt  haben,  aber  gewifs  hat  er  seine  Korän- 
erklärungen  nicht  durch  persönliche  Mittheilungen  von  ihm  erhalten. 
Dieser  Text  wurde  von  den  Nachkommen  des  'Atyya  fortgepflanzt 
und  noch  circa  A.  H.  400  von  Mohammad  b.  Sad  b.  Moli.  b.  Hasan 
b.  'Atyya  gelehrt. 

3.  Der  Text  des  'Alyy  b.  Aby  Talha  Wäliby  (f  143).  Die 
Ueberlieferung  dieses  Traditionisten  gilt  für  die  beste  und  wurde 
auch  von  Bochäry  benutzt,  aber  der  Text  ist  wohl  von  seinem 
Schüler  'Abd  Allah  b.  Cälili  zusammengestellt  und  von  dessen  Schüler 
Därimy  (f  280)  vollendet  worden. 

4.  Der  Text  des  Abu  Mohammad  Bakr  b.  Sahl  Dimyaty.  Wie 
es  scheint,  ist  dieses  ein  Schriftsteller  des  vierten  Jahrhunderts,  der 

iti.  b 


CXIV 


die  Arbeit  eines  früheren  kritisch  sichtete  und  ergänzte.  Abu  Mo- 
hammad Müsä  b.  'Abd  al-Rahman  Can'äny  hat  nämlich  in  der 
letzten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  aus  den  Commentaren  des 
Ibn  Gorayg  (f  150),  eines  Schülers  des 'Ata  b.  Aby  Rabah  (f  114), 
und  des  Mokatil  b.  Solayman  (f  vor  160),  eines  Schülers  des  Dhah- 
häk  (f  100  oder  102)  die  Traditionen  des  Ibn  'Abbäs  ausgezogen 
und  diese  Arbeit  liegt  dem  Texte  zum  Grunde. 

5.  Der  Text  des  Mohammad  b.  Säyib  b.  Kalby  (f  146),  wel- 
cher seine  Mittheilungen  von  Abu  (^i\Vü\  b.  Badzan,  der  ein  Schüli'r 
des  Ibn  'Abbas  war,  erhalten,  und  zwar,  wie  es  scheint,  schriftlich. 
Kalby  fügte  so  viele  eig(;ne  Erklärungen  hinzu,  dafs  sein  Conimentar 
im  Fihrist  als  ein  unabhängiges  Werk  angesehen  wird.  Er  war  sehr 
gelehrt  in  der  Geschichte  und  Genealogie  (siehe  weiter  unfcn)  und 
wurde  von  Küfa,  seiner  Fleimath,  nach  Ba(;ra  berufen,  um  dort  Vor- 
lesungen über  den  Koran  zu  halten.  Seine  Zuhörer  schrieben  seine 
Erklärungen  nieder.  In  der  neunten  Sura  gab  er  einem  Verse  einen 
ganz  andern  Sinn  als  wie  er  gewölmlicli  aufgefafst  wurde  und  die 
Zuhörer  weigerten  sich,  seine  Deutung  niederzuschreiben.  Er  aber 
sagte:  er  werde  nicht  weiter  erklären,  wenn  sie  nicht  schreiben.  Abu 
Solayman,  welcher  den  Kalby  berufen  hatte,  rieth  ihnen,  Alles  zu  ver- 
zeichnen und  dann  daraus  zu  nelunen  was  sie  für  gut  hielten.  Von 
dem  Texte  gab  es  drei  Versionen,  a)  Die  des  Mohammad  b.  [AJju?] 
Kadhäyil,  eines  Schülers  des  Kalby.  Sie  wurde  von  zwei  Schaychen 
ohne  wesentliche  Verschiedenheit  fortgepflanzt.  Mohammad  b.  Fad- 
hayil  scheint  also  die  Collegienhefte  des  Kalby  in  ein  Buch  ver- 
wandelt zu  haben,  b)  Die  des  Yusof  b.  Bilal  Sa'dy,  welcher  die 
Vorträge  des  Kalby  durch  Mohammad  b.  Marwan  Soddy  (f  189) 
erhalten  hatte,  c)  Die  d(;s  Ilayyan  b. 'Alyy  Anezy,  eines  Schülers 
des  Kalby.  Ob  diese  drei  Versionen  stark  von  einander  abweichen, 
ist  uns  unbekannt.  Nach  den  Citafionen  zu  schliefsen,  war  der 
Unterschied  nicht  grofs.  Dieser  Text,  besonders  in  der  Version  des 
[jüngeren]  Soddy,  wird  von  den  Mosliinen  sehr  ungünstig  beurtheilt 
und  „Soddy  von  Kalby  von  Abi  Qalih"  wird  die  Lügenkette  ge- 
nannt. Wir  dürfen  uns  daran  nicht  stossen,  denn  eine  Ursache  ist, 
dafs  sie  sich  nicht  so  enge  an  das  herrschende  System  hielten,  wie 
Andere. 

nischiim ,  der  berühmte  Genealog,  ein  Sohn  des  Kalby  (des- 
wegen gewöhnlich  Ibn  Kalby  genannt),  verfafste  eine  Monographie 
über  die  Völker  und  Stämme,  auf  welche  im  Korjin  Anspielungen 
vorkommen. 

0.  Ein  Text  hiefs  Tafsyr  (,'aliliy,  weil  ihn  (,"alih  b.  Mo- 
hammad   Tirniidzy,    ein    Schüler    des    Kalby,    aus   früheren    Quellen 


cxv 


und  mündlichen  Nachrichten  gesammelt  hat.  Es  gab  zwei  Ver- 
sionen davon ,  wovon  die  eine  4ü()0  Traditionen  mehr  enthielt  als 
die  andere. 

Um  über  das  Entstehen  solcher  posthumen  Werke  einen 
BegriÖ'  zu  geben,  erwähne  ich,  dals  ein  Gelehrter  circa 
A.  H.  400  einen  Korancommentar  „des  Propheten"  heraus- 
gab. Er  hat  aus  den  ihm  zu  Gebote  stehenden  Quellen  die 
Aussprüche  des  Mohanmiad  gesammelt,  welche  auf  den  Sinn 
des  Korans  Licht  werfen,  und  dem  Buche  diesen  Titel  gegeben. 
Die  Commentare  des  Ibn  'Abbas  sind  entstanden,  indem  die 
Notizen  seiner  Schüler  zu  Heften  und  die  Hefte  zu  Büchern 
anwuchsen.  Dieses  geschah  innerhalb  zweier  oder  dreier 
Generationen.  Jeder  fügte  von  andern  Schaychen  auf  die 
Autorität  des  Ibn  A.bbäs  erzählte  Ueberlieferungen  hinzu  und 
unterschob  Eigenes.  Diese  Willkür  dauerte  fort  als  schon 
das  Buch  die  erste  Redaktion  erhalten  hatte,  und  daher  die 
verschiedeneu  Versionen.  Wir  begreifen  nun,  wie  es  kommt, 
dafs  bisweilen  eine  und  dieselbe  Koränstelle  in  einem  dem  Ibn 
Abbäs  zuoreschriebenen  Commentar  eine  diametrisch  entgeo-en- 
gesetzte  Erklärung  findet,  als  in  einem  andern.  Dennoch  unter- 
liegt es  keinem  Zweifel,  dafs  sie  vieles  von  dem  von  Ibn  'Abbäs 
gesammelten  Stoffe  enthalten.  Ich  habe  zwei  Commentare 
gesehen,  welche  den  Namen  des  Ibn  Abbäs  tragen,  wenn 
sie  aber  auch  nur  in  dem  beschränktesten  Sinne  des  Wortes 
acht  sind,  so  sind  sie  sehr  abgekürzt. 

Ich  nenne  nun  verlorene  Koräucommentare  der  ältesten 
Periode,  ^veil  sie  sehr  oft  citirt  w^erden,  doch  mit  dem  Be- 
merken, dafs  die  frühesten  davon  ebenfalls  erst  im  Verlaufe 
der  Zeit  aus  Collegieuheften  entstanden  sind.  Man  darf  mit 
Sicherheit  annehmen,  dafs  die  Exegeten  früher  und  häufiger 
die  Traditionen  aufschrieben  als  die  Bearbeiter  der  Sunna, 
aber  auch  dals  sie  viel  weniger  kritisch  und  wahrheitslie- 
bend waren. 

1.  Unter  den  Schülern  des  Ibn  Abbäs,  welche  selbstständig 
auf  demselben  Felde  fortarbeiteten,  gebührt  dem  Mogähid  b.  Gabr 
(geb.  A.  H.  '21,  f  100  oder  103)  der  erste  Rang;  er  wird  von  Män- 
nern wie  Bochäry  als  entscheidende  Autorität  angeführt.  Er  hielt 
sich    so    enge   an    seinen  Meister,    dafs   sein   Commentar   im  Fihrist 

h* 


CXVI 


dem  Ibn 'Abbäs  zugeschrieben  wird.  Es  scheint,  dafs  er  freie  Vor- 
träge hielt,  seine  Schüler  aber  schrieben  sie  nieder  (vergl.  On  the 
Origin  and  progr.  Nr.  68).  Dieses  war  jedoch  damals  so  unge- 
wöhnlich, dafs  es  einiges  Aufsehn  erregte.  Von  dem  Commentar 
des  Mogähid  gab  es  vier  Texte :  a)  Der  Text  des  Ibn  Aby  Nagyh 
(f  131),  eines  Schüler  des  Mogahid;  dieser  Text  wurde  von  meh- 
reren Schülern'  des  Ibn  Aby  Nagyh  fast  gleichlautend  fortgepflanzt, 
wie  von  'Ysä  b.Maymün,  Moslim  b.Chaüd  Rangy  und  Warkä  (blühte 
um  160),  b)  Der  Text  des  Ibn  Gorayg  (f  150),  welcher  auch  ein 
Schüler  des  Verfassers  war.  c)  Der  Text  des  Layth,  ebenfalls  ein 
Schüler  des  Mogahid.     d)  Der  Text  des  Homayd  b.  Kays  (f  130). 

2.  Dhahhäk  b.  Moziihim  (f  100  oder  103).  Nach  Einigen 
hat  er  den  ibn  Abbäs  gehört,  nach  Andern  nicht  Sein  vorzüg- 
lichster Lehrer  war  Ibn  (xobayr  (f  1)5),  einer  der  eifrigsten  und  zu- 
verlässigsten Sammler  von  Traditionen,  welcher  erzählt:  Ich  hörte 
Nachts  von  Ibn  Omar  und  Ibn  'Abbäs  Traditionen  und  notirte  sie 
auf  meine  Stiefel ,  am  näclisten  Morgen  schrieb  ich  sie  in's  Reine. 
Von  den  Vorträgen  des  Dhahhuk  gab  es  fünf  Texte:  a)  Der  grofse 
vollständige  Text  wurde  von  Gowaybir  b.  Sad  Balchy,  einem 
Schüler  des  Dhahhäk,  redigirt.  b)  Der  Text  des  Alyy  Ibn  Hakam. 
c)  Der  Text  des  Obayd  b.  Solaymän  (Salmän?)  Bähily.  d)  Der 
Text  des  AIjÜ  Rawk  b.  Härith,  welcher  im  Fihrist  als  ein  selbst- 
ständigcs  Werk  genannt  wird,     e)  Der  Text  des  Nahschal. 

3.  Ata  b.  Aby  Rabäh  (f  114  oder  115). 

4.  'Ata  b.  Aby  Moslim  Chorasäny  (f  135).  Seine  Arbeit 
wurde  von  seinem  Sohne    Othmän  überliefert. 

5.  'Ata  b.  Dynär  (f  126).  Er  hat  viele  Traditionen  aus  dem 
Hefte  (cahylä)  des  Sa'yd  Ibn  Gobayr  (f  04  oder  95)  entnommen. 
Weil  sie  ihm  nicht  mündlich  mitgetheilt  wurden,  wird  ihm  dieses 
zum  Fehler  angerechnet.  Im  Fihrist  wird  der  Commentar  des  Ibn 
Gobayr  als  ein  selbstständiges  Werk  genannt.« 

6.  Hasan  Ha«;',ry  (f  110). 

7.  Katäda  b.  Di'äma  (f  117).  Es  sind  folgende  Texte  vor- 
handen: a)  von  Chäriga  b.  Mo(;'ab  Sarachsy  (f  168);  er  war  nicht 
ein  Schüler  des  Katäda,  sondern  erhielt  sein  Buch  durch  Sa'yd  Ibn 
Aby  'Arüba  (f  156  oder  157)  und  schaltete  tausend  Traditionen 
ein;  b)  von  dem  Grammatiker  Schaybän  b. 'Abd  al-Ralimän,  einem 
Schüler  des  Katäda;  c)  von  Ma'mar;  dieser  Text  wurde  von  Mo- 
hammad b.  Thawr  fortgepflanzt;    d)  von  Sa'yd  b.  Baschyr. 

8.  Abu  'Äliya  Rofay  Riyähy  (f  00  oder  03)  und  Raby'  b. 
Atias  (f  140).     Der  letztere  war  ein  Schüler  des  ersteren,  sammelte 


CXVII 


seine  Vorträge  inid  fügle  neue  Traditionen  liinzu.  Hägiy  ChalyfH 
Bd.  2  S.  334  sagt:  „Der  ungefähr  A.  H.  20  verstorbene  Obayy  b. 
Ka'b  liinterliefs  eine  grofse  Schrift,  welche  von  Abu  Ah'ya  dem 
Raby'  b.  Anas,  und  von  diesem  dem  Abu  Ga'far  Räzy  überliefert 
wurde.  Diese  Isnad  ist  gesund."  Die  Angabe  bedarf  der  Be- 
stätigung. 

l).  Abu  Ga'far  Razy  (f  IGO);  vielleicht  identisch  mit  Abd 
Allah  b.  Obayd  Allah  Razy,  welcher  in  der  Prophetengeschichte 
des  Tha'Iaby  fol.  80  citirt  wird.  Ein  Schüler  dieses  Räzy  war 
A'masch. 

10.  Mohammad  b.  Ka  b  Koratzy  (geb.  40,  f  117  oder  120). 
Dieser  Comrnentar  wurde  von  dem  Biographen  des  Mohammad, 
Abu  Ma' schar  (f  170),  überliefert  und  von  allen  Biographen  häufig 
benutzt. 

11.  Mokätil   b.  Hayyän  (f  vor  150). 

12.  Mokatil  b.  Solayman  (f  vor  160).  Er  sammelte  die  Tra- 
ditionen von  dreifsig  Schaychen.  Es  wird  ihm  der  Vorwurf  gemacht, 
jafs  er  sich  von  jüdischen  Gelehrten  unterrichten  liefs.  Texte: 
a)  von  Habyb  b.  Aby  Cälih  Dendäny;  b)  von  Ishäk  b.  Ibrähym 
rhalaby;  c)  von  Abu  '0(jma.  Sowohl  Abu  'O^ma  als  die  zwei 
vorhergehenden  waren  Schüler  des  Mokätil. 

13.  Soddy  (f  127).    Scha  by  tadelt  ihn  wegen  seiner  Boruirtheit. 

14.  Hosayn  (Hasan?)  b.  Wäkid  Wäkidy  von  Marw  (f  157 
oder  159);  er  verfafste  auch  ein  Buch  über  die  abrogirten  Verse  im 
Koran.  Ibn  Chaldün  Bd.  2  S.  392  erwähnt  diesen  Wäkidy,  scheint 
aber  zu  glauben,  dafs  er  identisch  sei  mit  dem  Biographen  und 
Geschichtsschreiber,  was  ein  Irrthura  ist. 

15.  Ibn  Gorayg  (f  150). 

16.  Sofyän  Thawry  (f  161).  Auf  seinem  Todtenbette  befahl 
er  dem  Vollstrecker  seines  Testamentes,  seine  Bücher  nach  seinem 
Tode  zu  verbrennen,  was  auch  geschah.  Abu  Hodzayfa  (f  220)  hat 
den  Comrnentar,  wie  es  scheint  nach  seinen  eigenen  Collegien- 
heften,  fortgepflanzt. 

17.  Sofyän  b. 'Oyayna  (f  198). 

18.  Waky    b.  Garräh  (f  196  oder  197). 

19.  Schi bl  b.'Obbäd  Makky  (t  148).  Ueberliefert  von  dem 
unter  Nr.  16  erwähnten  Abu  Hodzayfa. 

20.  Warkä  b. 'Omar  blühte  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahr- 
hunderts. 

21.  Zayd  b.  Aslam  (f  136).  Der  Verfasser  des  Fihrist  sah 
eine  von  Sakry  geschriebene  Handschrift  dieses  Commentars. 


CXVIII 

22.  'Abd  Allah  Ibn  Wahb  Koraschy  (f  107). 

23.  Mohammad  Bäkir  (f  110),  eine  schy  itische  Autorität.  Ob 
die  noch  vorhandene  ihm  zugeschriebene  Exegese  acht  sei,  wage 
ich  nicht  zu  bestimmen.  Sein  Buch  wurde  von  Abu  Garud  Ziyad 
b.  Mondzir  (f  nach  150)  fortgepflanzt.  Er  war  blind  geboren  und 
konnte  also  die  Erklärungen  des  Bäkir  nur  aus  dem  Gedächtnisse 
lehren.    Tüsy  S.  14C  schreibt  diesen  Commentar  dem  Abu  Garud  zu. 

24.  Malik  b.  Anas,  der  Verfasser  der  Muattä  (f  179). 

25.  Dawüd  b.  Aby  Hind   (f  140). 

26.  Zayida  b.  Kodama  (f  160  oder  IGl). 

27.  Mohammad  b.  [Abu?]  al-Fadhayil  (f  105). 

28.  Israa'yl,  ein  Sohn  der'Alyya  (geb.  116,  f  zu  Baghdäd  103). 

29.  Ibn  Hanbai  (f  241). 

30.  Hoschaym  (nach  dem  Fihrist  Haschym)  b.  Baschyr  (f  183). 

Dieses  sind  die  Exegeten  der  ersten  zwei  Jahrhunderte.  Ich 
nenne  nun  noch  die  aus  dem  dritten  Jahrhundert  bis  Tabary,  dann 
einige,  deren  Zeit  nicht  bekannt  ist,  welche  aber  wahrscheinlich  im 
zweiten  und  dritten  Jahrhundert  lebten: 

Mohammad  b.Yusof  Firy  aby  (f  212);  Rawli  [Rawk?]  b.'Obada 
Kaysy  (t  206);  Kabyca  b. 'Okba  Soway  (f  215);  Abu  Ilodzayfa 
Müsa  b.  Mas  üd  Nahdy  (f  220);  Sa'yd  b.  Manyin-  (f  227);  Abu 
Riga  Mohammad  b.  Aby  Bakr  Mokaddamy  (f  234);  Ibn  Aby 
Schayba,  der  Verfasser  des  noch  vorhandenen  Moc^anuaf  (f  235); 
'Ya'küb  Dawraky  (f  252);  Yüsof  Kattan  (f  253);  Abu  Sa'yd 
Aschagg  (f  257);  Thäbit  b.  Dynär  Thomäiy,  ein  Schy'ite,  starb 
unter  dem  Chalyfen  Maneur;  Mohammad  b. 'Alyy  Gonny  (Gobby?) 
hinterliefs  einen  Commentar  in  6  Bänden  (S;:>Sj;  Ihn  Tl)a'lab;  Is- 
ma'yl  b.  Aby  Ziyäd;  Raschid  (Raschyd?)  b.  Dad;  der  Grammatiker 
Sayyär  b. 'Abd  al-Rahmän;  Abu  Karyma  b.  Mohallib;  Ibn  Aby 
No'ayra  Fadhl  b.  Dakan;  Mohammad  b.  Ayyüb  Razy;  A^amm, 
d.  h. 'Abd  Allah  b. 'Abd  al-Rahmann  b.  Kaysan,  ein  Dialektiker; 
Mosayyib  b.  Schoiayk.  Hierzu  sind  noch  nachzutragen  N.  25.  28 
und  126  aus  Soyuty's  Mofixssiryn. 

Nach  diesen  Männern  kam  der  Geschichtsschreiber  Tabary 
(f  310),  welcher  sich  auch  als  Exeget  auszeichnete.  Es  wird  ihm 
nachgerühmt,  dafs  er  die  Arbeiten  seiner  Vorgänger  sichtete  und 
das  Brauchbare  zu  einem  grofsen  Werke  zusammenstellte.  Die  asiat. 
Gesellschaft  von  Bengalen  besitzt  ein  grofses  Fragment  seines  Korän- 
coforaeotars  in  persischer  Uebersetzung.  Im  Cfltalog  wird  er  dem 
Hosayny  angeschrieben,    obschon    die   Ilaudsciirift   wenig.stens   drei- 


CXIX 


hundert  Jahre  älter  ist  als  Hosayny.  Auch  Abu  Dawüd  Sigistäny, 
dem  wir  eine  der  sechs  canonisohen  Traditionssauinilungen  ver- 
danken, sclirieli  einen  Korancoininentar,  welcher  noch  mehr  Ueber- 
lieferungen  als  der  des  Tabary  enthielt. 

Alle  diese  Commentare  stützen  sich  auf  die  Tradition, 
enthalten  die  von  den  Gründern  der  nioslimischen  Kirche  ge- 
gebenen Erklärungen  schwieriger  Koränstellen,  die  Geschichte 
der  Propheten  und  ausführliche  Erzählungen  der  Ereignisse, 
welche  zu  Ofi'enbarungen  Anlafs  gaben  und  auf  welche  darin 
Anspielungen  vorkommen.  Alle  in  späteren  Commentaren 
vorkommenden  geschichtlichen  Nachrichten  und  Legenden 
sind  daraus  entlehnt  und  man  könnte  diese  Schule  füglich 
die  historische  nennen.  Es  traten  auch  andere  Schulen  auf. 
Lange  vor  Tabary  schon  haben  sich  auch  die  Grammatiker 
mit  dem  Koran  beschäftigt.  Einige  von  ihnen  (wie  Nadhr 
b.  Schomayl,  Mo  arrig,  Ibn  Kotayba)  schrieben  Abhandlungen 
iiber  die  Gharyb,  d.  h.  seltene  im  Koran  vorkommende  Aus- 
drücke; Andere  (wie  Kotrob)  suchten  die  Schwierigkeiten 
(muschkil)  zu  lösen,  und  noch  Andere  (wie  Farrä,  Kisäy, 
Abu  '  Obayd,  Zaggag)  gingen  in  den  Styl  ein  und  erklärten 
den  Sinn  und  die  Redefiguren  dunkler  Stellen;  es  entstanden 
somit  gleichzeitig  mit  den  historischen  recht  nützliche  philo- 
logisch-exegetische Arbeiten^).  Beide  sind  von  dem  gelehr- 
ten Thalaby  (Tha'äliby?  f  427)  mit  Einsicht  benutzt  worden 
und  sein  Korancoramentar  ist  wahrscheinlich  der  beste  den  wir 
besitzen.  Baghaw^y  (f  516)  hat  davon,  leider  mit  zu  grofser 
Rücksicht  auf  Theologie,  einen  Auszug  gemacht,  welcher  in 
Bombay  in  A.  H.  1269  lithographirt  worden  ist.  Leider  ist 
diese  Ausgabe  sehr  incorrect.  Schon  zur  Zeit  des  Thalaby 
hat  man  angefangen,  die  Exegese  dialectisch  zu  bearbeiten; 
diese  Methode  hat  denn  auch  vom  fünften  Jahrhundert  bis 
auf  den  heutigen  Tag  die  Oberhand  behauptet,  doch  ver- 
danken wir  eine   der  wichtigsten  Sammlungen  von   auf  den 


')  Die  grammatische  Analyse  des  Korans  von  Safäkusy  (f  742) 
und  das  Wörterbuch  zum  Koran  von  Räghib  (blühte  im .  fünften 
Jahrhundert)  enthalten  vielen  von  den  Grammatikern  gesammelten 
Stoff.    Von  diesen  zwei  Werken  befinden  sich  Exemplare  in  Berlin. 


cxx 


Koran  bezüglichen  Tiaditionen  (den  Durar  almochtar)  einem 
Schriftsteller  des  zehnten  Jahrhnnderts,  dem  Soyüty. 

Die  Exegetcn  kommen,  nicht  in  sofern  sie  das  Verständ- 
nils  des  Korans  erleichterten,  sondern  in  sofern  sie  Nach- 
richten über  Mohammad  aufbewahrt  haben,  hier  in  Betracht. 
Die  von  ihnen  überlieferten  Traditionen  sind  so  zahlreich 
und  so  ausführlich,  dal's  es,  abgesehen  von  der  Chronologie 
und  den  Feldzügen,  fjist  leichter  wäre  ohne  die  Biographie, 
als  ohne  die  Korancommentare  das  Leben  des  Mohammad 
zu  beschreiben.  Die  Nachrichten  der  Exegeten  sind  auch 
häufig  etwas  zuverlässiger,  denn  sie  wurden  viel  früher  schrift- 
lich überliefert,  und  wenn  die  Exegeten  auch  ebenso  viele, 
ja  noch  mehr  Vorurtheile  hatten  als  die  Biographen,  so  waren 
diese  doch  anderer  Art;  auch  waren  sie  genöthigt,  manche 
Thatsache  zu  erwähnen,  weil  im  Koran  Anspielungen  darauf 
vorkommen,  welche  die  Biographen  mit  Stillschweigen  über- 
gehen konnten.  Die  Exegeten,  verbunden  mit  den  Biographen, 
setzen  uns,  wenn  auch  beide  untreu  sind,  oft  in  den  Stand, 
tiefer  auf  den  Gegenstand  einzugehen  und  wenigstens  die 
Unwahrheit  nachzuweisen.  Wenn  auch  die  Exegeten  zu  allen 
Zeiten  von  den  Biographen  benutzt  worden  sind,  so  ist  es 
doch  keine  Entschuldigung  für  uns,  sie  zu  vernachlässigen, 
denn  sie  haben  nur  so  viel  aus  ihnen  genommen,  als  für  ihre 
Zwecke  passend  war. 


Die  Genealogie. 

Die  verschiedenste  aller  Quellen,  die  Genealogie  oder 
Profangeschichte,  bietet  am  Ende  doch  ziemlich  zuverläs- 
sige Nachrichten  über  die  Zeit  des  Mohanunad. 

Wir  finden  in  Ihn  Ishäk  mehrere  Namensverzeichnisse, 
wie  das  der  friihesten  Bekehrungen,  der  Auswanderer  nach 
Abyssinien,  der  ersten  Flüchtlinge  nach  Madyna,  der  Badr- 
helden  u.  a.  m.,  und  es  scheint,  dafs  schon  Yazyd  b.  Rümän 
ähnliche  Verzeichnisse  hinterlassen  hat.  Diese  unerwarteten 
Details  bilden  einen  sonderbaren  Contrast  mit  der  Nebel- 
haftigkeit  der  Jugendgeseliichte  und  den  mangelhaften  Nach- 
richten   über    wichtige   Ereignisse,    selbst  solche,   welche   in 


CXXI 


die  letzten  Jahre  de-s  Propheten  fallen ,  w  ie  der  Feldzug 
nach  Tahiik,  und  es  wirft  sich  uns  die  Frage  auf:  Kann 
man  diesen  Naniensverzeiehnissen  Glauben  schenken,  und 
wann  und  wie  sind  sie  entstanden?  Ich  habe  gezeigt,  dafs 
Ibn  Ishäk's  Liste  der  ersten  Bekehrungen  unzuverlässicr  und 
die  der  Auswanderer  nach  Abyssinien  ziemlich  späten  Ur- 
sprunges ist.  Von  der  Musterrolle  der  Kämpfer  bei  Badr 
läfst  sich  dieses  nicht  beliaupten.  Die  Quellen  stimmen  fast 
vollkommen  mit  einander  übereiu  ^)  und  je  weiter  man  in  der 
Tradition  zurückgeht,  um  desto  mehr  überzeugt  man  sich, 
dafs  man  hier  auf  historischem  Boden  stehe.  Geht  man  dann 
auf  die  übrigen  Listen,  wie  die  der  Flüchtlinge  nach  Madyna, 
über,  so  sieht  man  bald,  dafs  das  Badrverzeichnifs  in  der 
Construction  derselben  die  Grundlage  bildet.  Diese  Erschei- 
nung verdient  erklärt  zu  werden,  und  da  sie  mit  der  Pflege 
der  Genealogie  oder  richtiger  der  Alterthumskunde  zusam- 
menhängt, welcher  wir  gigantische  Fictionen,  aber  auch  einige 
wichtige  Nachrichten  verdanken,  mufs  ich  die  Geschichte  der- 
selben übersichtlich  behandeln. 

So  lange  Abu  Bakr  regierte,  war  die  Verwaltung  der 
Finanzen  äufserst  einfach.  Wenn  die  Steuern  eingingen,  rief 
er  die  Gläubigen  zusammen  und  vertheilte  das  ganze  Geld 
unter  sie.  Männer,  Frauen  und  Kinder  erhielten  gleichviel. 
Jm  ersten  Jahre  kamen  9^,  im  zweiten  20  Dirheme  auf 
den  Kopf. 

Unter  dem  zweiten  Chalyfen,  'Omar,  vermehrten  sich 
die  Revenuen  in  Folge  der  grofsen  Eroberungen;  er  führte 
den   Dywän,    d.  h.  die  Kanzlei,   ein    und   gab    fixe    Gehälter. 


')  Nach  Ibn  Ishäk  wurde  die  Badrbeute  unter  314  Männer 
vertheilt,  darunter  waren  83  Flüchtlinge,  61  Awsiten  und  170  Chaz- 
ragiten.  Nach  Abu  Ma'schar  und  Wiikidy  war  die  Gesammtzahl 
313,  und  nach  Ibn  'Okba  316  Männer.  Statt  neue  Namen  hinzu- 
zufügen, hat  man  also  zuerst  zwei,  dann  drei  gestrichen.  In  der 
iQaj^a  finden  wir  auch  die  Angaben  des  Ibn  Kalby,  des  Abu  Aswad 
(nach  Ibn  Ayidz?)  und  anderer  Quellen.  Vergleichen  wir  sie  alle, 
so  Hnden  wir,  dafs  allerdings  liie  und  da  eine  Quelle  einen  Namen 
ausläfst  und  dafür  einen  andern  setzt,  a-ber  diese  Fälle,  sind  wenig 
zahlreich  und  übersteigen  kaum  ein  halbes  Dutzend. 


CXXII 


Jede  der  Wittwen  des  Propheten  erhielt  jährUch  12000  Dir- 
heme,  auch  einige  andere  Personen,  welche  dem  Prü[)heten 
sehr  nahe  standen,  M'ie  'Abbas,  wurden  bevorzugt.  Die  übri- 
gen Moslime  wurden  in  Klassen  eiugetheilt,  wovon  die  erste 
aus  den  Veteranen  bestand,  welche  bei  Badr  gefochten 
hatten;  sie  erhielten  5000  Dirheme.  Die  zweite  Klasse  be- 
griflf  die  ursprünglichen  Flüchtlinge  und  An^ärer,  welche  sich 
vor  der  Badrschlacht  bekehrt  hatten,  aber  nicht  ausgezogen 
waren;  sie  erhielten  4000  Dirheme.  Die  Söhne  der  Flücht- 
linge und  Auf.arer  erhielten  2000,  die  Einwohner  von  Makka 
und  einige  andere  Gläubige  erhielten  800  Dirheme.  Es  gab 
noch  weitere  Abstufungen,  welche  600,  400,  300  und  200 
Dirheme  erhielten.  'Omar  hatte  zwar  die  Absicht,  alle  Mos- 
lime in  ganz  Arabien  zu  bedenken,  dies  ist  jedoch  niemals  ge- 
schehen. Die  Früchte  der  Eroberungen  wurden  von  den  Ein- 
wohnern von  Madyua  und  Makka  und  von  dem  Kriegsheere 
verzehrt. 

Dieses  war  der  Anfang  eines  Systems,  welches,  wenn 
es  auch  grofse  Abänderungen  erlitt  und  nicht  redlich  durch- 
geführt wurde,  einige  Zeit  am  Leben  blieb.  Die  Eroberungs- 
kriege der  Araber  waren  eine  Art  Völkerwanderung.  Von 
den  meisten  Stämmen  zog  ein  Theil  mit  Weib  und  Kind  in's 
Feld.  Die  Armee  war  nicht  in  liegimenter  eiugetheilt,  son- 
dern ein  oder  mehrere  verwandte  Stämme  bildeten  ein  Corps. 
AVenn  sie  ein  Land  erol)ert  hatten,  liei'sen  sich  einige  Krieger 
mit  ihren  FamiHen  darin  nieder,  die  meisten  aber  zogen  sich 
in  die  grofsen  Militärstationen,  wie  Küfa,  Ba9ra,  Fostät,  mit 
Beute  l)eladen  zurück,  um  am  nächsten  Feldzuge  wieder  Theil 
zu  nehmen.  Wo  sie  immer  wohnen  mochten  blieben  sie  in 
Stämme  gesondert  und  fuhren  fort,  ihre  Gehälter  zu  beziehen. 
Die  Offiziere  erhielten  9000,  8000,  7000  und  GOOO  Dirheme. 
Wenn  ein  Knabe  geboren  wurde,  erhielt  er  100  Dirheme  und 
zwei  Gärybe  Getreide,  und  sobald  er  herangewachsen  war 
200  bis  600  Dirheme.  Es  scheint,  dafs  zu  dieser  Zeit  nur 
jene  Moslime  besoldet  wurden,  welche  irgend  einem  Stamme 
(Regiment)  angehöi-ten.  Es  gab  auch  Moslime,  welche  vom 
Dywan  ausgeschlossen  waren  und  Mofrah  genannt  wurden; 
wahrscheiiilicli  waren  es  solche,  welche  vou  keinem  Stamme 
als  der  Ihrige  anerkannt  wurden   und  gleichsam  heimathslos 


cxxm 

waren.  Don  in  der  Wüste  noiuadisirenden  Stämmen,  welche 
nicht  in  das  Fehl  zogen,  wurde  gewils  kein  Sold  zugeschickt, 
doch  erhielten  ihre  Scluiyche  oft  grolsartige  Geschenke  von 
den  omayyidischen  Chalyfen. 

Viele  von  denen,  welche  grölsere  Ansprüche  auf"  die 
Staatsrevenüen  machtc}i,  weil  ihre  Väter  den  Avichtigsten  Sieg 
des  Islams,  den  bei  IJadr,  durch  ihr  Blut  erkauft  hatten,  waren 
noch  am  Leben,  als  'Ürwa,  einer  von  ihnen,  anfing,  die  Ge- 
schichte des  Mohammad  zu  bearbeiten;  es  mufsten  also  in 
der  Kriegskanzlei  noch  Dokumente  vorhanden  sein,  welche 
ihre  Ansprüche  bestätigten  oder  entkräfteten.  Wenn  inui 
'  Orwa  eine  Liste  der  Badrhelden  construiren  wollte,  hatte  er 
weiter  nichts  zu  thuu  als  sie  im  Dywän  von  Madyna  ab- 
zuschreiben. Ob  gerade  'Orwa  dieses  gethan  habe,  wissen 
wir  nicht,  gewil's  ist  aber,  dafs  zu  seiner  Zeit  die  Liste 
der  Badrhelden  und  wahrscheinlich  auch  die  der  ersten  Flücht- 
linge und  der  verdienstvollsten  An^ärer  festgestellt  und  unter 
denen,  welche  sich  mit  der  Prophetengeschichte  beschäftigten, 
im  Umlaufe  war.  Dafs  man  sie  im  Gedächtnisse  aufbewahrte, 
wird  kein  vernünftiger  Mensch  glauben.  Sie  wurde  schriftlich 
überliefert  vnid  daher  die  Uebereinstimmimo:. 

Der  Dywän  hat  auch  zur  Pflege  der  Genealogie  den  An- 
stofs  gegeben.  Durch  diese  Bevoi'zugnng  der  Söhne  der  er- 
sten Kämpfer  für  den  Islam  hat  '  Omar  einen  neuen  Adel 
gegründet,  mid  den  Titel  Anpärer  kann  man  heute  noch 
hören.  Es  wurde  dadurch  die  neue  wie  die  alte  Aristokratie 
und  in  der  That  jeder  Araber  veranlafst,  seinen  Stammbaum 
aufzubewahren,  denn  Jeder  fühlte  sich  den  Unterjochten  ge- 
genüber adelig  und  Jeder  war  stolz  darauf,  gerade  diesem  und 
nicht  einem  anderen  Stamme  anzugehören.  In  den  Militär- 
stationen bewohnte  jeder  Stamm  sein  eigenes  Quartier.  Es 
wird  daher  als  etwas  Aufserordentliches  hervorgehoben,  dafs 
Mdatamir  b.  Solaymän  deswegen  den  Namen  Taymy  hatte, 
weil  er  zu  Ba^ra  im  Quartier  der  Taymiten  wohnte,  nicht 
aber  weil  er  ein  Taymite  von  Abkunft  war.  Die  Quartiere 
der  Stänmie  von  derselben  Race  waren  nebeneinander:  so 
wird  erzählt,  dafs  ein  politisches  Gedicht  des  Farazdak  wie 
Lauffeuer  durch  die  Quartiere  der  INizäriten  ging.  Durch 
die  militärische  Organisation  der  Stämme  wurde    daher  auch 


CXXIV 

der  ethnographischen  Genealogie  Vorscliub  geleistet.  Die 
Stämme  schaarten  sich  in  Rücksicht  auf  ihre  Aerwandtschaft 
zusammen.  Der  Islam  hatte  indefs  Alles  aus  den  Fugen  ge- 
bracht, neue  Combinationcn  herbeigeführt  und  diesen  wurde 
ebenso  wie  den  herkömmlichen  Traditionen  über  die  Ver- 
wandtschaft der  Stämme  und  Familien  Rechmmg  getragen. 
Als  Beispiel  sei  erwähnt,  dafs  die  Cholgiten  z.u'Omar  kamen, 
um  in  die  Zahlliste  aufgenommen  zu  werden;  sie  behaupteten 
sie  seien  nomadisirende  Korayschiten  aus  dem  Stamme  Bal- 
härith.  Da  sie  ursprünglich  den  'Adwaniten  angehörten  und 
dann  sich  dem  Hawazinstamme  Na^T  angeschlossen  hatten, 
erkannte  er  sie  nicht  als  Balharithitcn  an.  Sie  liefsen  sich 
dann  in  Madyna  nieder,  und  nachdem '  Othmän  zur  Regierung 
gekommen  war,  erhoben  sie  wieder  ihre  Ansprüche.  Er  gab 
ihren  Wünschen  nach  und  führte  eine  eigene  Rubrik  ein,  in 
welcher  die  Cholgiten  und  Balharithitcn  mit  einander  einge- 
tragen wurden  (Kitab  alaghaniy  Bd.  2  S.  237).  Auch  andere 
Familien  versuchten  es,  in  die  bevorzugten  Stämme  der  Ko- 
rayschiten einzudringen.  Die  Banü  Morra,  ein  Zweig  der 
Dzobyäniten,  deren  Genealogie  den  Dzobyaniten  zufolge  Morra 
b.  Awf  b.  Sad  b.  Dzobyän  lautet,  behaupteten,  'Awf  sei  ein 
Sohn  des  Lowayy  b.  Ghali b  1).  Koraysch  gewesen.  Auch  die 
Banü  Bonana  und  Ayidza,  Zw'eige  des  Schayban-Thalaba- 
stammes,  gaben  vor,  von  Lowayy  abzustammen  und  folglich 
Korayschiten  zu  sein.  Der  Chalyfe  'Omar  schenkte  ihren 
Behauptungen  keinen  Glauben,  aber  die  Genealogen  sahen 
sie  als  zulässig  an,  wahrscheinlich  weil  sie  wufsten,  wie  oft 
Stämme  sich  trennen  und  an  andere  anschliel'sen.  Weil  der 
von  '  Omar  gegründete  Dywän  für  die  Geschlechtsregister  der 
Stämme  ein  officielles  Document  war,  wird  im  Fihrist  in 
Bezug  auf  den  Genealogen  Scharkyy  1).  Katämy  hervorge- 
hoben, dafs  er  die  Einrichtung  der  Dywäne  gut  kannte  und 
eine  grofse  Autorität  über  diesen  Gegenstand  ist.  Er  blühte 
\un  110  und  hat  also  zu  joner  Zeit  der  Finanzverwaltung  seine 
Aufmerksamkeit  geschenkt,  in  welcher  noch  das  frühere  Sy- 
stem bestand,  aber  schon  anfing  zerrüttet  zu  werden.  Walyd 
b.  'Abd  al-Malik  (f  86)  ist  nämlich  der  erste,  von  dem  er- 
zählt wird,   dafs  er   so   schlecht  wirthschaftete,   dafs  er  dem 


cxxv 


Gond,  d.  h.  den  in  den  Militürstatiünen  angesiedelten  Stäm- 
men, den  Sold  nicht  ganz  auszahlen  konnte  ^). 

Im  ausgebildeten  Systeme  besteht  die  arabische  Genea- 
logie aus  drei  Theilen.  Biblische  oder  fingirte  Namen  bilden 
den  Stamm,  ethnographische  Symbole,  welche  die  Verwandt- 
schaft der  Stämme  ausdrücken,  die  Aeste,  imd  persönliche  Ge- 
schlechtsregister die  Zweige. 

Selbstachtung  ist  das  edle  Grundprincip  des  Islams. 
Jedes  Individuum  gilt  als  eine  Gröl'se  und  deswegen  haben 
die  Moslime  mehr  Biographien  und  Genealogien  geschrieben 
als  andere  Nationen  vor  und  neben  ihnen  zusammengenom- 
men. Obschon  seit  mehreren  Jahrhunderten  der  Islam  in 
einen  Winterschlaf  verfallen  ist,  so  wird  doch  auch  jetzt  noch 
hie  und  da  der  Stammbaum  aufbewahrt  und  fortgesetzt.  Ich 
gebe  ein  Beispiel.  Die  Bevölkerung  von  Panipat,  nördlich 
von  Dilly,  besteht  gröfstentheils  aus  Moslimen.  Sie  halten 
sich  für  eine  der  ältesten  mohammadanischen  Niederlassungen 
in  Indien,  besitzen  fast  alles  Landeigenthum  und  theilen  sich 
in  vier  Kasten  oder  Stämme:  angebliche  Abkömmlinge  vom 
Chalyfen  'Othmän,  angebliche  Abkömmlinge  von  Abu  Ayyüb 
An^äry,  bei  dem  Mohammad  in  Madyna  Absteigequai'tier  nahm, 
Afghanen  und  bekehrte  Ragputen.  Die  ersten  zwei  und  die 
letzten  zwei  schliefsen  unter  sich  Ehen  und  vermischen  sich, 
aber  kein  Familienvater  der  ersten  oder  zweiten  Kaste  würde 
seine  Tochter  einem  Afghanen  oder  Ragputen,  wäre  er  auch 
noch  so  reich,  zur  Frau  geben.  Jede  der  ersten  zwei  Kasten 
führt  ihren  Stamvibaum  fort  und  ich  habe  beide  untersucht 
und  die  Hauptreihe  abgeschrieben.     Der  eine  wie  der  andere 


')  Die  Nachrichten,  welche  ich  bisher  zu  benutzen  Gelegenheit 
hatte,  haben  mich  nicht  in  den  Stand  gesetzt,  die  Geschichte  des 
von  'Omar  eingesetzten  Resoldungssysteras  zu  verfolgen.  Für  Wä- 
kidy  waren  die  Dywäne  ein  Gegenstand  gelehrter  Forschung,  und 
wie  es  scheint,  hat  er  ihn  im  Zusammenhange  mit  den  Genealogien 
bearbeitet  in  der  Schrift  „Ueber  die  Einführung  der  Dywäne  durch 
'Omar,  über  die  Zusammensetzung,  Reihenfolge  und  Verwandtschaft 
der  arabischen  Stämme  und  über  die  Ansprüche  der  Korayschiten 
und  An^ärer  auf  Lehen"  («jLLäjI  ^%  .L^'^M^  o'^'J''^  (^^lA-o  v_j'u>;ii3 
LtjLMfci!^  L^j!-x»i  J^jL-äJ!  oi>^>oj^  ^j_ji^*>,Jl  j^c  «.^^^j. 


CXXVI 

wird  von  dem  Haupte  der  betroöenden  Kaste  gehalten,  welches 
die  Geburten  und  Todestalle,  hie  und  da  auch  die  Heiratheu 
einträgt,  und  zwar,  wenn  die  Betrefienden  seiner  Familie  nahe 
stehen,  mit  dem  Datum.  Das  Manuscript  der  zweiten  Kaste, 
welches  sich  in  den  Händen  des  Nawwab  Nacyr  aldyn  Ah- 
mad befindet,  ist  nicht  hundert  Jahre  alt,  das  früheste  ver- 
einzelte Datum  ist  1166  der  Higra.  Die  Ramificationen  fan- 
gen sehr  spät  an,  von  welchem  Gliede,  habe  ich  leider  nicht 
aufgeschrieben.  Von  Napyr  aldyn  Ahmad  bis  Abu  Ayyüb 
sind,  mit  Einschlul's  beider,  44  Generationen.  Es  kommen 
darin  folgende  Noten  vor,  die  Generationen  von  der  Gegen- 
wart rückwärts  gezählt:  Nr.  17  Malik  Alyy  kam  nach  Indien 
unter  Ala  aldyn  Schah  (reg.  von  695  bis  716);  Nr.  18  Myrak 
Schah  war  König  von  Herat ;  Nr.  23  Alyy  Sohayl  regierte 
über  Herät  „und  andere  Länder";  Nr.  28  Mahmud  Schah 
Angn,  mit  dem  Titel  Ak,  war  Beherrscher  von  Schyraz,  Färs, 
Kermän  „und  andern  Ländern",  unter  Sultan  Mas'üd  b.  Mah- 
mud flüchtete  er  sich  „nach  dem  Landstrich  zwischen  Per- 
sien und  Indien'"',  in  Persien  ist  Angü  unter  dem  Namen 
Myr  Sämän,  und  im  Türkenlande  unter  dem  Namen  Marwäryd 
bekannt;  Nr.  2i)  Amyr  Schaych  Abu  Ishäk  war  „König  des 
Kafaristan  (Heidenlandes)";  Nr.  36  Abu  Isinayil,  ein .  be- 
rühmter Cüfy,  begraben  in  Herat;  Nr.  37  Abu  Mohammad, 
begraben  zu  Balch.  Die  Bemerkung  zu  Nr.  18  mag  begründet 
sein,  auch  sind  einige  der  ül)rigen  Namen  historisch,  aber 
die  Abstamnuiiig  dieser  Familien  von  diesen  Königen  und 
Heiligen  ist  eine  Dichtung.  Dasselbe  gilt  von  allen  andern 
Stammbäumen,  die  ich  untersucht  habe;  sie  sind  aus  den 
mannichfaltigsten  Materialien  zusammengestoppelt  *).  Das 
Leben  im  Orient  ist  viel  zu  unsicher  und  die  Umwälzune:en 
viel  zu  gewaltsam,  als  dafs  mau  erwarten  dürfte,  Familien- 
lukundeu  von  mehreren  Jahrhunderten  zu  linden.  In  der 
Wüste  aber  sind  Familien -Archive  ganz  undenkbar  und  es 
wäre    Blödsinn   zu   glauben,    dafs    alle  Verzweigungen    eines 


')  Als  Beispiel  erwähne  ich,  dafs  ich  in  einem  aii(,*arischen 
StatiMubaimi  unter  den  entferntsten  Vorfahnn  den  in  l>d.  I  S.  14 
Note  'i.   erwähnten  Juden  Samuel  gefunden   habe. 


CXXVII 

Stammbaums     cUirch     das     Gedächtniis     aufbewahrt     werden 
können  ^). 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel ,  dafs  einige  Moslime  in 
Madyna.und  in  den  grofscn  Militärstationen,  wie  Küfa  und 
Ba^ira,  Gesclileclitsregistcr  führten,  \md  zwar  schriftlich'^). 
Wahrscheinlich  verfuhr  man  gerade  wie  in  Panipat,  und  der 
Schaych  des  Stannnes  war  gewöhnlich  auch  der  Genealog. 
Wenn  daher  von  irgend  einem  berühmten  Manne  des  zweiten 
oder  dritten  Jahrhunderts,  wie  es  immer  geschieht,  der  Stannn- 
baum  ano:eijeben  wird,  so  ist  er  bis  2ur  Zeit  des  Mohanmiad 
und  vielleicht  eine,  zwei  oder  sogar  drei  Generationen  darüber 
hinauf  beaTÜndet  und  stützt  sich  auf  solche  Aufzeichnuno;en. 
Wenn  die  persönliche  Genealogie  w^eiter  zurück  geht,  so  ist 
es  eine  Ausnahme.  In  der  Kegel  ist  der  persönliche  Stamm- 
baum von  Abkömmlingen  nomadischer  Familien  viel  kürzer 
als  der  von  Städtebewohnern.    Am  läno-sten  ist  der  der  Ma- 


')  In  Bezug  auf  meine  Zweifel  gegen  die  Richtigkeit  der  per- 
sönlichen Stammbäume,  welche  den  Zeitgenossen  des  Mohammad 
zugeschrieben  werden,  wird  man  mir  vielleicht  sagen,  dafs  die  Ara- 
ber selbst  die  Stammbäume  ihrer  Pferde  aufschrieben.  Mancher 
Europäer  mag  sich  durch  solchen  Schwindel  haben  betrügen  lassen. 
Burckhardt,  Notes  on  the  Bedouiiis  S.  116,  berichtet  hingegen,  dafs 
man  nur  die  Stute,  welclie  das  Pferd  geworfen  hat,  in  einem  Cer- 
tificat  nenne,  ohne  den  Stammbaum  weiter  zurückzuführen,  denn 
man  setze  voraus,  dafs  die  Reinheit  ihres  Blutes  im  Stamme  all- 
gemein bekannt  sei.  Im  Alterthume  wurden  solche  Certilicate  nicht 
einmal  geschrieben;  Kawkeby  erzählt  in  der  Igäba  Bd.  1  S.  6 :  „Zi- 
brikän  schenkte  dem  Chalyfen  'Abd  al-Mälik  25  Pferde.  Er  nannte 
die  Stute  und  den  Hengst,  von  dem.  ein  jedes  Pferd  abstammte,  und 
betlieuerte  seine  Aussage  durch  einen  Eid."  Hätte  Zibrikän  Certi- 
ficate mit  Zeugenunterschriften  gehabt,  so  wäre  der  Eid  überflüssig 
gewesen. 

*)  Als  Beweis  dient  die  Verschiedenheit  der  Lesarten,  welche 
nur  durch  Undeutlichkeit  der  Schrift  entstehen  konnten,  wie:  Sam- 
mäl  und  Schahhäl;  Kodad,  Kodar  und  Kodan;  Rahhai  und  Raggäl. 
Auch  erzählt  'Abd  Allah  b.  Wahb,  dafs  die  Leute  den  Namen  seines 
Ahnen,  eines  Zeitgenossen  des  Propheteti,  Kärib  aussprechen,  er 
habe  ihn  aber  in  seinem  Buche  Marib  geschrieben  gefunden. 


CXXVIII 

dyner  ^).  Als  die  Genealogie  Gegenstand  gelehrter  Forschun- 
gen wurde,  gab  man  sich  viele  Mühe  die  Wahrheit  zu  ermit- 
teln. Ich  führe  ein  Beispiel  an.  Man  wul'ste  nicht  wie  der  Vater 
des  Schorayh,  eines  berühmten  Mannes,  welcher  in  A.  H.  79 
starb,  hiels.  Schaby  behauptet,  sein  Name  sei  Haniy  gewesen, 
und  führt  einen  an  Schorayh  geschriebenen  Brief  des  Chalyfen 
'Omar,  in  dem  er  so  genannt  wird,  als  Beweis  an.  Der  be- 
rühmte Genealoge  Ilaythan)  b.  Adyy  (f  209)  sagt,  dieser  Brief 
sei  an  einen  andern  Schorayh  gerichtet  und  beruft  sich  auf 
sein  Siegel,  in  welchem'er  sich  Schorayh  b.Härith  nennt.  Man 
setzte  dann  folgende  Genealogie  fest:  Schorayh  b.  Harith  b. 
Kays  b.Gahiu  b.Mo'awiya  b. 'Aniir  b.Rayisch  b.Mojiwiyab. 
Thawr  b.  Moratti'  aus  dem  Geschlechte  Kinda,  und  zeigte  sie 
einem  Nachkommen  des  Schorayh,  welcher  ebenso  wie  Ibn 
Kalby  damit  einverstanden  war,  obschon  alle  Ursache  vorhan- 
den ist  zu  glauben,  dafs  er  nicht  von  kinditischer,  sondern 
von  persischer  Herkunft  war. 

Um  später  nicht  imterbrochen  zu  werden,  gehe  ich  so- 
gleich auf  den  biblischen  Theil  der  arabischen  Genealogie 
über  Arabien  wird  durch  das  unwegsame  Sandmeer  von 
Qayhed  in  zwei  Hälften  getheilt:  eine  südliche  und  eine  nörd- 
liche. Sie  werden  nur  durch  die  Gebirge  von  Yaman  und 
durch  Steppen  dem  persischen  Meerbusen  entlang  mit  ein- 
ander verbunden.  Die  somit  getrennten  Einwohner  des  Sü- 
dens, die  ^'amanitcn  oder  Kalitäniten,  unterscheiden  sich  in 
Physiognomie  und  Dialect  von  den  Nizäriten,  deren  Heimaths- 


')  Der  Au(;,iirer  'Abd  Allah  l>.  Moliaminad  b. 'Omära  liat  die 
Genealogie  der  Madyner  in  einer  Moiiogiapbie  (Kita.b  iiasab  alaiit^ar) 
bearbeitet  und  abweichend  von  dem  Systeme  jener  Zeit,  in  der  nur 
persönliche  Ueborlii'fcrunj:;  Werth  hatte,  wird  diese  Schrift  von  Ibn 
Sa'd  als  solche  und  nicht  in  der  Form  einer  Tiadilion  citirt.  So- 
weit ich  mich  erinnern  kann,  ist  dieses  das  einzige  Buch,  auf  das 
er  verweist,  obschon  er  viele  andere  benutzte;  in  andern  Fällen 
bezieht  er  sich  aber  auf  die  Personen.  Es  scheint  mir  dieses  zu 
beweisen,  dafs  in  diesem  Fache  immer  die  Schrift  als  das  geeig- 
nete Medium  der  Aufbewahrung  und  Ueberlieferuiig  anerkannt 
wurde. 


CXXIX 

land  nördlich  von  dem  Sandineer  ist  *).  Man  bat  daher  die 
Araber  schon  in  den  ähesten  Zeiten  in  zwei  Ra^en  getheilt. 
Die  Küsteubewohner  des  Südens  sind  zu  allen  Zeiten  auf 
ihren  Schifien  und  die  nomadischen  Horden  auf  Kameelen 
ausgewandert.  Das  Reiseziel  der  letzteren  war  der  Norden 
und  es  haben  sich  viele  südarabische  Stämme  zwischen  und 
nördlich  von  den  Nizäriten,  welche  wir  Centralaraber  heifsen, 
niedergelassen;  allein  wenn  ihre  neuen  Niederlassungen 
nicht  in  eine  zu  entfernte  Zeit  fielen,  wurden  sie  immer  noch 
zu  den  Südarabern  gerechnet  ^).  Die  Eintheilung  hat  somit 
den  rein  geographischen  Character  verloren.  Als  'Omar  den 
Dywän  gründete,  drängte  sich  ihm  die  Unterscheidung  der 
zwei  Rapen  von  selbst  auf,  denn  die  ersten  Ansprüche  auf 
die  öfl'entliche  Kassa  hatten  die  Flüchtlinge  und  die  Madyner, 
und  von  diesen  gehören  die  ersteren  zu  den  Central-  und  die 


')  Dem  Chalyfen  'Abd  al-Mälik  wurde  ein  Mann  beschrieben 
und  er  antwortete :  sjs.^  LliÄ5>»  KjL,.  L\^-,,  ä».Lo.  Äj,i,j  iüü  J^iÄj 
...L^^  'sJuD  „du  sagst,  dafs  er  den  nizärischen  Dialect  spreche,  viel 
bete  und  faste,  viele  Traditionen  und  Gedichte  auswendig  wisse  und 
ein  gutes  Gedächtnifs  habe.  Dieses  pafst  auf  'Imrän  (b.  Hittän, 
welcher  ein  Nizärite  aus  dem  Stamme  Wäyil  war,  sich  aber  für 
einen  Yamaniten  aus  dem  Stamme  Azd-Schanuat  ausgab)."  Dies  ist 
die  einzige  mir  bekannte  Tradition,  in  welcher  der  nizärische  Dialect 
erwähnt  wird;  der  yamanische  kommt  öfter  zur  Sprache.  Auch 
Mohammad  hat  sich  einiges  davon  angeeignet;  so  sagte  er  einmal, 
wie  die  Yamaniten,  welche  immer  Kaf  für  Gym  sprechen,  Naks 
statt  Nags  (vergl.  Mokaddasy,  Geogr.). 

')  Die  Kodhä'iten,  welche  früh  von  der  Südostküste  von  Ara- 
bien gekommen  waren  und  sich  am  Rothen  Meere  und  Idumäa 
niederliefsen,  hatten  sich  so  sehr  mit  den  dortigen  Arabern  ver- 
mischt, dafs  ihr  Ursprung  zweifelhaft  wurde.  Einige  zählten  sie 
zum  südarabischen  Volksstamm  Himyar,  Andere  hielten  sie  für 
Centralaraber.  Einige  Kodhä'iten  stimmten  der  ersten,  andere 
der  zweiten  Ansicht  bei  (Ibn  Säd  l'ol.  9).  Man  hat  diese  Meinungs- 
verschiedenheit dann  dadurch  ausgeglichen,  dafs  man  sagte,  Nizär 
und  Kodhä'a  seien  Stiefbrüder  gewesen;  sie  hatten  dieselbe  Mutter 
(nämlich  die  Gorhomitin  Mo'äua  bint  C4awscham  b.  Golhoma  b.  'Amr 
b.  Düh),  aber  verschiedene  Väter.  Andere  Vermittelungsversuche 
finden  wir  im  Ansäb  alaschräf  des  Balädzory  S.  6. 
lu.  i 


cxxx 


letzteren  zu  den  Südarabern.  Den  Einen  wie  den  Andern 
wies  er  den  ersten  Platz  in  der  betreffenden  Abtheilung  an 
und  die  Genealogen  folgten  seinem  Beispiele;  da  sie  aber 
zugleich  Alterthumsforscher  waren,  gingen  sie  weiter  und 
stellten  Untersuchungen  an  über  den  Ursprung  beider  Rafen. 
Ueber  diesen  Punkt  gab  es  zwei  Ansichten  unter  ihnen :  äl- 
tere Genealogen  und  Scharky  (bei  Baladzory  fol.  2)  hielten  alle 
Araber  für  Ismaeliten  und  behaupteten,  Kahtän,  der  Stamm- 
vater der  Südaraber,  sei  ein  Sohn  des  Hamaysa'  b.  Tayman 
b.  Naht  oder  Näbit  (Nebajot)  b.  Ismael  ^).  Andere  lehnten 
sich  an  den  Koran  und  machten  Kahtan  zum  Sohne  des  Abir, 
d.  h.  Hüd  (Kitab  alaghaniy  Nr.  1178),  oder  des  Abd  Allah, 
eines  Bruders  des  Propheten  Hüd  (Nur  alnibräs  S.  504). 
Am  Ende  wurde  folgende  Genealogie  angenommen:  Yarob 
(d.  h.  der  Araber)  b.  Kahtän  (d.  h.  Joktan)  b.  Fälegh  b.  Aber 
b.  Schälech  b.  Arfachschad  b.  Säm  b.  Noah.  Sie  stimmt  am 
besten  mit  der  Bibel  überein  und  ist  in  dieser  Form  wahr- 
scheinlich von  (Jem  Exegeten  Kalby,  der  mit  der  bibUschen 
Genealogie  sehr  gut  vertraut  war,  eingeführt  worden.  In 
einer    andern   Form    mit    abweichender   Orthographie    (z.  B. 


')  Ibn  Sa'd  fol.  262;  vergl.  Ibn  Hischäm  S.  5.  In  der  yamani- 
schen  Genealogie  wird  der  Name  des  Nebajot  Nabt  geschrieben, 
in  der  Aufzählung  der  Söhne  des  Ismael  bei  Ibn  Ishak  S.  4  hingegen 
Näbit.  Ibn  Sa'd  führt  diese  Stelle  an,  vergleicht  sie  mit  der  An- 
gabe des  Kalby  und  sagt  y,Nabt,  das  heilst  Näbit";  bei  dieser  Ge- 
legenheit führt  er  mehrere  andere  Varianten  an,  z.  H.  „Düniä,  nach 
welchem  Dümat  algandal  benannt  wurde"  statt  Ibn  Ishäk's  Lesart 
„Diraä."  Es  scheint  also,  dafs  Ibn  Ishäk  und  sein  Zeitgenosse 
Kalby  verschiedene  Quellen  benutzten,  wovon  die  des  Kalby  der 
biblischen  Orthographie  näher  kommt. 

Es  gab  auch  Genealogen,  welche  die  Kahtäniten  für  Nach- 
kommen des  Kaydzar  (Kedar),  des  Sohnes  des  Ismael,  hielten  (Nur 
alnibräs  8.504).  Die  meisten  aber  behaupteten,  sie  stammen  von 
Nebajoth,  dem  ältesten  Sohne  Ismaels.  Ibn  Sa'd  bemerkt:  Alle 
stimmen  darin  überein,  dafs  die  Nizäriten  von  Kedar  abstammen. 
Er  führt  aber  selbst  die  Stelle  des  Ibn  Ishäk  (in  Wüstenfeld's  Aus- 
gabe S.  6;  an,  nach  welcher  Nizär  von  Nebajot  abstammt.  Freilich 
erwähnt  er  auch  eine  andere  Version  dieser  Stelle,  in  welcher 
Kedar  statt  Nebajot  steht. 


CXXXI 

Fäleg  statt  Fälegh)  war  sie  aber  schon  vor  ihm  den  Mos- 
limen  bekannt  ^).  Auch  die  Theorie,  dals  auch  die  Südaraber 
von  Ismael  stammen,  scheint  bibhschen  Ursprungs  zu  sein; 
denn  unter  den  Genealogen,  welchen  der  Verfasser  der  Ge- 
nesis folgte,  ist  einer  (Gen.  25,  3),  welcher  die  Sabäer  zu 
zu  Abrahamiten  macht. 

Der  ismaelitische  Ursprung  der  Centralaraber  läl'st  sich 
aus  dem  Koran  nachweisen  und  darüber  herrschte  mithin  unter 
den  Moslimen  nie  ein  Zweifel.  Es  lag  also  den  Genealogen 
blos  die  Aufgabe  ob,  die  Mittelglieder  zwischen  Nizar  und 
Ismael  zu  finden.  Die  Ausbildung  des  ethnographischen 
Stammbaumes,  von  dem  wir  bald  sprechen  werden,  hat  sie 
schon  sehr  früh  bewogen,  dem  Nizär  den  Maadd  und  dem 
Ma  add  den  Adnan  zum  Vater  zu  geben ,  aber  es  dauerte 
einige  Zeit,  bis  sie  sieh  entschlossen,  darüber  hinauszugehen. 
Die  Entstehung  des  Stammbaumes  zwischen  'Adnän  mid  Is- 
mael fällt  in  das  zweite  Jahrhundert  und  wurde,  weil  er  nicht 
aus  der  Zeit  stammt,  dessen  Dichtungen  für  die  späteren  Ge- 
schlechter als  Glaubensartikel  galten,  nie  allgemein  angenom- 
men. Seine  Entstehung  ist  interessant  für  die  Geschichte  der 
Genealogie  und  wir  wollen  sie  deswegen  verfolgen. 

Ibn  Abbäs  legte  dem  Mohammad  eine  Tradition  in  den 
Mund,  in  welcher  er  die  Genealogen  für  Lügner  erklärt  und 
den  Versuch,  den  Stammbaum  über  Adnan  aufwärts  fortzu- 
setzen ,    mil'sbilliget  -).      Auch  '  Orwa    war    entschieden     der 


' )  Den  Theologen  dürfte  es  angenehm  sein,  Anhaltspunkte  zu 
finden,  die  Bibelübersetzung,  deren  sich  die  Mosh'me  bedienten,  zu 
ernaitteln.  Vielleicht  kann  eine  Note  zu  Sohayly  dazu  beitragen. 
Es  wird  darin  Moses  4,  20,  25  angeführt  wie  folgt:  Im  4ten  Sifr,  im 
7ten  Feräsa  (vergl.  Nur  alnibräs  S.  936). 

*)  Ibn  Masüd  soll,  indem  er  die  Worte  las  „die'Aditen  und  Tha- 
mudäer  und  Diejenigen,  welche  nach  ihnen  kamen'",  gesagt  haben: 
Niemand  weifs  etwas  von  ihnen  aufser  Gott  (d.  h.  Alles,  was  wir 
von  ihnen  wissen,  wissen  wir  aus  dem  Koran),  die  Genealogen  sind 
Lügner  (Ibn  Sa'd  fol.  9,  von  Abu  Ishäk,  von  Amr  b.  Maymun, 
f  146).  Ich  glaube  nicht,  dafs  Ibn  Masüd  die  Worte  gesprochen 
hat,  es  geht  ab^r  immerhin  aus  dieser  Tradition  wie  aus  der  des 
Ibn  "Abbäs  hervor,  dafs  die  Genealogen,  welche  sich  auch  mit  der 


CXXXIl 

Meiuimg,  dals  mau  über  'Adiiäu  nicht  hinausgehen  soll  (Ibn 
Säd  fol.  9).  ludefs  schon  zur  Zeit  des  'Orwa  hat  mau 
einen  Versuch  gemacht,  einige  Ahnen  des  'Adnän  aufzu- 
zählen, und  um  ihm  Eingang  zu  verschaffen,  legte  man 
ihn  dem  Mohammad  in  den  Mund  ^).  Er  verfehlte  jedoch 
seine  Wirkung  und  wurde  von  der  Nachwelt  unberücksich- 
tigt gelassen.  Mehr  Glück  machte  ein  Versuch  des  Zohry. 
Ihm  zufolge  war  Adndn  ein  Sohn  des  'Odad  b.  Hamaysa'  b. 
Yaschgob  b.  Näbit  b.  Kaydzar  (Kedar)  b.  Israael.  Merk- 
würdig ist,  dafs  diese  Namen,  mit  Ausnahme  von  Kedar,  alle 
dem  Stammbaume  der  Südaraber  entnommen  sind.  Dieser 
Umstand  bestärkt  mich  in  der  Ueberzeugung,  dafs  der  biblisch- 
mythische Theil  der  südarabischen  Genealogie  zuerst  ausge- 
bildet wurde  und  dafs  Theologen  wie  Zohry  auf  die  Lands- 
leute des  Kab  und  des  Wahb""  (oben  S.  CIX  u.  XCI)  beson- 
deres Vertrauen  setzten  '^).  Ibn  Ishäk  verbesserte  die  Genea- 
logie, indem  er  einige  Namen  einschaltete  (Tayrah,  Nähür  und 
Mokawwim,  wohl  identisch  mit  Yokaddim)  und  brachte  es 
auf  sieben  Mittelglieder  zwischen  Ismael  und  Adnän.  Eine 
andere  Verbesserung  brachte  es  auf  fünfzehn,  und  es  wird 
darin  die  Behauptung  ausgesprochen,  Maadd,  der  Vater  des 


alten  Geschichte  beschäftigten,  von  einigen  Traditionisten  und  Exe- 
geten  verdammt  wurden.  Dieses  geschah  gewifs  nicht  deswegen, 
weil  die  Genealogen  erfindungsreicher  waren  als  die  Theologen, 
sondern  wohl  nur  deswegen,  weil  sie  in  Bezug  auf  die  im  Koran 
erwähnten  Völker  und  Propheten  andere  Geschichten  erzählten.  Als 
Beispiel  der  Ileterodoxie  sei  erwähnt,  dafs  schon  Raby  b.  Chaschni 
(^^~>^  vielleicht  ein  Schreibfehler  füi  Chothaym,  *xÄ;>.  Raby'  b. 
Chotbaym  starb  in  63)  behauptete,  die  'Aditen  haben  das  ganze  Land 
zwischen  Syrien  und  Yanian  bewohnt,  während  sie  dem  Koran  zu- 
folge in  der  Wüste  Ahkäf  lebten,  wo  es  nie  Einwohner  gegeben 
haben  kann  (Balädzory  fol.  3  r.). 

')  Adnän  war  ein  Sohn  das'Odad  b.  Yazny  (nach  einer  Rand- 
glosse bei  Zobayr  b.  Bakkär:  Berry)  b.  Irak  b.  Tharyy. 

^)  Odad  wurde  schon  früh  als  Vater  des 'Adnän  erwähnt  und 
kommt  in  allen  Stammbäumen  vor.  Im  Kitäb  alaghäniy  steht  in 
dieser  Genealogie  üdd  zwischen  'Adnän  und  Odad;  dieser  Name 
fehlt  aber  in  Balädzory,  Ansah  alaschräf  fol.  9. 


cxxxrii 

Nizar,  sei  ein  Zeitgenosse  Christi.  Kall)y,  der  Vater,  hat 
das  Verdienst,  die  Chronologie  einigermaal'sen  berücksichtigt 
zu  haben.  Zwischen  Abraham  und  Moses,  sagt  er  (auf  die 
angebliche  Autorität  des  Ibn  Al)bas  gestützt),  waren  zehn 
Generationen,  jede  von  hundert  Jahren.  Von  Moses  bis 
Christus  verflossen  1900  Jahre  und  von  der  Geburt  Christi 
bis  zur  Geburt  des  Mohammad  569  Jahre.  Gestützt  auf 
diese  Chronologie  nahm  er  an,  dafs  zwischen  Ismael  und  Ad- 
nän,  dem  Grol'svater  des  Nizar,  etliche  dreifsig  Generationen 
verflossen  seien.  Es  wurden  bereits  vor  ihm  Berechnungen 
angestellt,  nach  denen  sich  aber  die  Zahl  der  Väter  von  Ad- 
nän  bis  Mohammad  auf  nur  21  beläuft.  Berechnet  man  diese 
Data,  so  stellt  sich  heraus,  dal's  Kalby  jede  Generation  (mit 
Ausnahme  der  ersten  zehn)  auf  etwas  mehr  als  40  Jahre 
veranschlagte.  Die  für  eine  solche  Genealogie  (zwischen  Is- 
mael und'Adnän)  nöthigen  Namen  scheint  er  nicht  erfunden 
zu  haben,  wenigstens  hat  sie  sein  Sohn  nicht  von  ihm  selbst 
vernommen ;  ein  Freund  des  Sohnes  war  aber  glücklicher :  er 
hat  sie  von  Kalby  gehört  und  nach  dessen  Tode  dem  Sohne 
raitgetheilt  und  dieser  hat  sie  aufbewahrt;  es  sind  deren  38. 
Dieses  Namensverzeichniis  hätte  vielleicht  nicht  einmal  den 
Ibn  Kalby  befriedigt;  glücklicherweise  fand  er  einen  jüdischen 
Renegaten  Namens  Abu  Yaiküb  aus  Palmyra,  welcher  aus 
den  Schriften  des  Büräh  b.  Näriyä,  Geheimschreibers  des 
Propheten  Jereraias,  dieselbe  Genealogie,  blos  mit  einigen  Dif- 
ferenzen in  der  Orthographie,  ausgezogen  hatte  (Ibn  Sad 
fol.  9).  Damit  sich  die  Moslime  nicht  blos  auf  die  Juden 
verlassen  müssen,  hat  man  einen  andern  Stammbaum  des  Ad- 
nän,  welcher  ebenfalls  38  Zwischenglieder  enthält  und  auf 
der  Autorität  des  Vaters  der  arabischen  Genealogie,  Daghfal  ^), 


')  Daghfal  b.  Hantzala  wurde  von  Moäwiya  an  seinen  Hof 
berufen.  Er  hinterliefs  kein  Werk  und  es  scheint,  dafs  ihm  keins 
unterschoben  wurde.  Seine  Geschichte  ist  in  Dichtungen  gehüllt, 
welche  am  vollständigsten  in  Yäküt's  Tabakät  alodabä  (Ms.  Lakbnau) 
erzählt  werden  (vergl.  Kitäb  alaghäniy  S.  11 ,  wo  allen  Ernstes  er- 
zählt wird,  er  habe  den  circa  A.  D.  576  verstorbenen  'Abd  al-Mottalib 
gesehen  und  ihn  dem  Moäwiya,   f  A.  D.  661 ,   beschrieben).     Weil 


CXXXIV 

beruht,  entdeckt  (Kitab  alaghaniy,  ed.  Kosogarten,  Bd.  I 
S.  12).  Es  war  somit  allen  vernünftigen  Forderungen  Genüge 
geleistet,  und  da  um  diese  Zeit  auch  der  ethnographische 
Theil  der  Genealogie  vollends  ausgebildet  war,  konnte  jeder 
Araber  mit  Leichtigkeit  seine  Ahnen  bis  Adam  aufzählen. 

Der  ethnographische  Theil  der  Genealogie  oder  die  Zu- 
sammenstellung der  arabischen  Stämme  bildet  den  eigentlichen 
Zweck  meiner  Bemerkungen,  und  dieses  ist  der  Theil,  wel- 
cher aus  dem  Dywan  des  'Omar  hervorgegangen  ist.  Die 
Tribuse  sind  in  beständigem  Kampfe  mit  einander  und  es  er- 
eignet sich  häutig,  dal's  einer  aufgerieben  oder  zerstreut  wird. 
Auch  Trockenheit  und  Mangel  an  Weiden  mag  einen  Stamm 
nöthigen,  sich  zu  vertheilen,  und  vielleicht  entfernen  sich  die 
Lager  so  weit  von  einander,  dafs  sie  sich  nie  wieder  ver- 
einen. Andererseits  gelingt  es  bisweilen  einem  entschlossenen 
Führer,  solche  Bruchstücke  zu  vereinen  und  einen  neuen 
Clan  zu  bilden  ^).  Mehrere  Stämme  verbinden  sich  im  Ver- 
laufe von  Jahren  und  bilden  grofse  Conföderationen,  wie  in 
unsrer  Zeit  die  Schammar,  die  Aneze  und  Asyr.  Bei  sol- 
chen Verbindungen  kommt  hauptsächlich  die  ethnographische 
Verwandtschaft  in  Betracht.  Es  können  jedoch  auch  an- 
dere Umstände  einen  Stamm  in  die  Conföderation  einführen. 
Die  Grenzen  solcher  Gruppen  sind  sehr  unbestimmt  und  der 
Zusammenhang   der  Mitglieder   sehr   locker  ^).     Eine  Anzahl 


Daghfal  selbst  zur  Mythe  wurde,  hat  man  ihn  am  h'ebsten  als 
Autorität  für  Legenden  genannt. 

')  Die  Geschichtsschreiber  behaupten,  der  Stamm  Koray seh  se 
auf  diese  Art  von  Koc^-ayy  zusammengebracht  worden.  Ich  sehe 
diese  Angabe  für  historisch  an,  denn  ich  halte  es  für  wahrschein- 
lich, dafs  die  Makkiinor  das  Entstehen  ihrer  eigenen  Gemeinde  im 
Gedächtnil's  aufbewahrten. 

')  Aufser  der  Vernichtung  eines  Stammes  im  Kriege  kommt 
es  nicht  selten  vor,  dafs  sich  gerade  die  angesehensten  Mitglieder 
eines  Stammes  von  ihren  Verwandten  entfernen  und  anderswo  natu- 
ralisiren.  Ich  hebe  ein  Beispiel  aus  Balädzory's  Ansäb  alaschräf 
hervor.  Es  bestand  eine  Blutfehde  zwischen  den  Asaditen  und 
ChoKa  iten.  Die  Ersteren  fühlten  sich  zu  scliwach  den  Letzteren  wi- 
derstehen zu  können  und  wünschten  mit  den  Kinäniten  ein  ßündnifs 


cxxxv 

von  Stämmen,  von  denen  es  zweifelhaft  ist,  ob  sie  zu  den 
'Asyr  gehören,  mögen  in  fünfzig  Jahren,  wenn  sie  sich  durch 
Muth  auszeichnen  und  vom  Kriegsglück  begünstigt  werden, 
den  Kern  dieser  gefürchteten  Conföderation  bilden.  Wir  sehen, 
dai's  wir  nicht,  wie  die  Genealogen,  Stämme  und  noch  we- 
niger Gruppen  von  Stämmen  gleichsam  als  Individuen  an- 
sehen dürfen,  sondern  dal's  dieses  sehr  wandelbare  Gröfsen 
sind.  Aus  der  beständigen  Mischung  der  Bevölkerung  er- 
klärt es  sich,  dal's  in  einem  so  grofsen  Lande  wie  Ara- 
bien nur  Eine  Sprache  und  wenig  dialektische  Verschieden- 
heit herrscht,  und  sich  letztere  jeden  Tag  mehr  ausgleicht. 
Am  längsten  erhalten  sich  Gebirgsstämme.  Unter  ihnen  fin- 
den wir  Einige,  welche  noch  denselben  Namen  haben  wie 
vor  zwölfhundert  Jahren,  wie  z.  B.  die  Adwäniten,  Hodzay- 
liten,  Ganbiten. 

In  unsrer  Zeit  haben  die  Namen  einiger  Stämme  Plural- 
form, wie  Sawälima,  d.  h.  die  Sälimiten;  Genäbyün,  die  Genä- 
biten;  Scharärät,  die  Scharäriten;  Sarwyya  die  Sarwiten,  und 
Gobür  die  Gabriten.  In  vielen  andern  Fällen  hat  der  Name 
zwar  nicht  die  Form,  aber  doch  die  Bedeutung  des  Plurals, 
wie  Aneze  (eigentlich  die  Lanze),  Asyr  (eigentlich  der  Name 
eines  Berges),  Schammar  (ebenfalls  ein  Berg).  Einige  nennen 


zu  scbliefsen.  Diese  aber  weigerten  sich.  Sie  wandten  sich  an 
die  Ghatafäniten  und  das  Bündnifs  kam  zu  Stande.  Der  Asadite 
Gahsch  b.  Riyäb  war  nicht  damit  einverstanden  und  erklärte,  er 
wolle  sich  in  Makka  niederlassen  und  sich  dort  mit  der  edelsten 
Familie  verbinden.  Weil  er  ein  Mann  voll  Einsicht  und  Unter- 
nehmungsgeist war,  wurde  er  von  Harb  b.  Omayya  in  den  Familien- 
verband  aufgenommen,  und  'Abd  al-Mottalib,  der  Grofsvater  dea 
Mohammad,  soll  ihm  seine  Tochter  Omayma  zur  Frau  gegeben  ha- 
ben. Es  folgte  ihm  die  ganze  Familie  Düdän  nach  Makka  und  Alle 
wurden  die  Verbündeten  der  Oraayyiden.  Der  Stamm  der  Asaditen 
wurde  somit  geschwächt  und  es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  sich 
auf  diese  Art  mancher  Tribus  auflöst.  Die  Omayyiden  hingegen  ge- 
wannen einen  neuetf  Zuwachs,  und  wenn  diese  Naturalisation  nicht 
so  nahe  der  historischen  Zeit  wäre,  wurden  die  Nachkommen  des 
Gahsch  und  der  ganzen  Familie  Düdän  in  den  Omayyiden  aufge- 
gangen sein. 


CXXXVI 

sich  die  Söhne  des  N.  N.,  wie  Banü  Tamym  Söhne  des 
Tamym,  oder  die  Kinder,  wie  Wold  'Alyy,  die  Kinder  des 
'Alyy;  Andere  nennen  sich  die  Familie,  wie  AI  Fädhil,  die 
Familie  des  Fädhil,  und  noch  Andere  nennen  sich  Dzü,  die 
Besitzer,  Leute :  wie  Dzüy  Hosayn  die  Leute  des  Hosayn.  In 
diesen  Fällen  mögen  die  Araber  häufig  an  Abkunft  von  einem 
Stammvater  denken,  aber  nicht  immer,  denn  es  kommen  Fälle 
vor,  in  denen  sie  sich  die  Söhne  oder  Familie  ihres  noch 
lebenden  Schayches  heilsen.  üeberblickt  man  die  Liste 
der  jetzt  lebenden  Stämme,  so  wird  man  sich  überzeugen, 
dafs  die  genealogischen  Theorien  in  ihren  Benennungen  wenig 
hervortreten,  und  wo  sie  hervortreten  meistens  ganz  unhisto- 
risch sind.  Es  giebt  z.  B.  Banü  Hosayn,  wahrscheinlich  so 
genannt  nach  einem  nicht  sehr  fernen  Schayche,  welcher  den 
Stamm  sammelte ;  sie  aber  behaupten  von  dem  Enkel  des 
Propheten  abzustammen,  obschon  seine  Nachkommen  nie  in 
der  Wüste  lebten  ^). 

Unbegründete  Theorien  nehmen  ihre  Zuflucht  gerne  in 
das  Dunkel  des  Alterthums.  Jetzt  allerdings,  wird  man  mir 
sagen,  sind  die  Araber  entartet  und  haben  ihre  authentischen 
Stammbäume  verloren,  es  war  aber  ganz  anders  in  der  glor- 
reichen Vorzeit.  Verfolgen  wir  die  Theorie  in  die  Vorzeit 
zurück,  so  finden  wir,  dafs  es  gerade  so  gewesen  ist.  Aus 
Hamdäny,  welcher  die  Kcnntnifs  der  arabischen  Stämme  aus 
dem  Leben  schöpfte,  geht  hervor,  dafs  auch  zu  seiner  Zeit 
die  Namen  fast  eben  so  vieler  Stämme  Plurale  (wie  Aswadyün, 
Sekäsik,  Akärib),  oder  Singulare  mit  pluraler  Bedeutung  (wie 


')  In  der  Wissenschaft  steht  leider  der  Name  für  die  Sache. 
Namen  werden  aber  oft  mifsbraucht.  Ich  gebe  ein  Beispiel.  Zwi- 
schen Aden  und  Can'a  lebten  Stämme  unbekannten  Ursprungs  (als 
O'ijüd,  A'häd,  Mohagir  und  Ohrüb),  welche  sich  unter  einander  Söhne 
des  Ga'd  hiefsen  und  behaupteten,  dafs  sie  von  Ga'd  b.  Ka'b,  dem 
angeblichen  Ahnen  der  bei  Nagran  lobenden  Ga'diten,  abstammen. 
Hamdäny  zeigt,  dafs  diese  Behauptung  ungegründet  ist  und  schliefst 
mit  den  Worten:  „Auf  gleiche  Weise  verbinde^jeder  Stamm  in  der 
Wüste  mit  seinem  Namen  den  Namen  eines  berühmten  Stammes 
und  behauptet,  seine  Abkunft  von  ihm  abzuleiten."  Dieser  Unfug 
wurde  also  im  Alterthum  eben  so  häufig  getrieben  als  jetzt. 


CXXXVII 

Hiniyar,  Kinda,  Chawlän,  Haindän,  Hadhramawt,  Qadif),  als 
Personennamen  mit  Banü  davor  waren.  Dieselbe  Beobach- 
tung machen  wir  in  Iptachry,  wo  wir  vor  Fazara,  Lachm, 
Godzam,  'Abd  Kays,  Tamym  nicht  das  schulgerechte  Banü, 
Söhne,  finden. 

Die  einzige  Zuflucht  für  die  Theorie  ist  also  noch  die 
dunkle  Zeit  vor  Mohammad.  Dais  man  auch  damals  nur 
selten  an  Abstammung  dachte,  geht  aus  Stammnamen  wie 
Chözaa,  die  Getrennten,  Cholg,  die  Weggenommenen, 
und  aus  Pluralen  wie  Kiläb,  die  Hunde,  An  mär,  die  Lö- 
wen, Agdzä,  die  Füllchen,  Hawäzin  und  andern  hervor. 
Wenn  sich  nun  andere  Stämme  Banü  Kalb,  Hundssöhne, 
Banü  Asad,  Löwensöhne,  Banü  Thalaba,  Fuchssöhne,  nennen, 
so  war  dieses  gewil's  ursprünglich  in  derselben  Bedeutung 
wie  Hunde,  Löwen,  Füchse.  Was  den  Gebrauch  des  Wortes 
Banü  vor  dem  Namen  des  Stammes  betrifft,  so  finden  wir, 
dafs,  je  sorgfältiger  sich  ein  früherer  Schriftsteller  an  die 
alte  Ausdrucksweise  hielt,  desto  öfter  Banü  fehlt;  so  sagt 
Bochäry  '0kl,  Ghatafän  u.  s.  w.  ohne  Banix,  während  andere 
weniger  genaue  Schriftsteller  schulgerecht  Banü  '0kl,  Banü 
Ghatafän  schreiben.  Doch  selbst  die  bigottesten  Verehrer  der 
Schule  sagen  nicht  Banü  Koraysch,  und  nur  Wenige  Banü 
Gohayna,  Banü  Balyy,  sondern  einfach  Koraysch  u.  s.  w. 
Schon  im  Alterthum  erschienen  Ortsnamen  als  Patriarchen 
von  Stämmen.  So  giebt  es  z.  B.  Banü  Na  it.  Ibn  Dorayd 
bemerkt :  „Dieses  ist  weder  der  Name  eines  Vaters,  noch  der 
einer  Mutter,  sondern  der  eines  Berges  in  Yaman."  Dasselbe 
gilt  von  Ghassän,  welches  der  Name  eines  Gewässers  in 
Yaman  ist,  wonach  die  Bewohner  benannt  werden.  Folgendes 
Beispiel  zeigt,  wie  man  Ortsnamen  in  Patriarchen  verwandelte. 
In  Yaman  ist  eine  Landschaft  welche  Rahä  heifst.  In  der 
Tradition  werden  die  Einwohner  Rahäwyyün,  Rahäwier,  ge- 
nannt. Die  Genealogen  hingegen  behaupten,  dals  die  Land- 
schaft Rohä,  der  Patriarch  hingegen  Rahä  heifse,  und  dafs 
er  ein  Sohn  des  Ganb  sei.  Durch  solche  feine  L^nterschiede 
gewannen  die  Genealogen  das  Vertrauen  der  Schule.  Die 
Vorstellung,  dafs  der  ganze  Stamm  denselben  Vater  habe, 
war,  so  viel  wir  aus  dem  Sprachgeb.rauche  urtheilen  können, 
im   Alterthume   häufig,    aber   doch   nicht  allgemein.     Vieles, 


cxxxvm 

was  die  Genealogen  vom  Facli  als  Tliatsaclie  hinstellen,  war 
für  ihre  Väter  Sprachgebrauch  und  Spiel  der  Phantasie.  Die 
Semiten  haben  noch  mehr  als  andere  unkultivirte  Völker  die 
Gewohnheit,  Begrifie  durch  Verwandtschaftsverhältnisse  aus- 
zudrücken ;  so  heifsen  sie  ein  euijlisches  Goldstück  Abü-lbint, 
Vater  des  Mädchens,  weil  es  das  Bildnifs  der  Königin  trägt; 
einen  Wanderer  heifsen  sie  Ibn  alsabyl,  Sohn  des  Weges, 
und  den  Schlaf  Achu-lmawt,  Bruder  des  Todes.  Wenn  nun 
Mohamnuid  die  bekehrten  Perser  Söhne  des  'Abd  Allah 
(Knechtes  Gottes)  und  einen  arabischen  Stamm  Söhne  des 
Geleiteten  hiefs,  und  wenn  man  einen  andern  Stamm,  wovon 
viele  Mitglieder  schreiben  konnten.  Söhne  des  Schreibers 
nannte,  so  sind  dies  nur  Benennungsweisen  und  man  dachte 
gewifs  nicht  auf  Abstammung. 

Die  persönliche  Genealogie  der  Araber  besteht  wie  über- 
all aus  Aufzeichnungen,  und  der  biblische  Theil  des  Stamm- 
baumes aus  einfachen  Dichtungen ;  weder  in  den  einen  noch 
in  den  andern  kann  von  einem  Systeme  die  Rede  sein.  An- 
ders ist  es  mit  den  ethnographischen  Symbolen  oder  der  Ge- 
nealogie der  arabischen  Stämme :  wir  nehmen  darin  ein  Sy- 
stem wahr,  welches  ungeachtet  seiner  Mängel  beim  ersten  An- 
blick doch  so  wahrscheinlich  erscheint,  dals  sich  selbst  Eich- 
horn hat  täuschen  lassen  und  die  Genealogie  für  die  Grund- 
lage der  alten  Geschichte  der  Araber  hielt.  Es  liegt  uns 
also  ob,  dieses  System  zu  erklären.  Indem  ich  den  Versuch 
mache,  beschränke  ich  mich  ganz  vorzüglich  auf  den  Stamm- 
baum der  Nizäriten,  weil  er  einfacher  ist  als  der  der  Kahtä- 
niten,  auch  weil  aus  ihnen  Mohammad  hervorgegangen  ist 
und  sie  für  uns  mehr  Interesse  bieten. 

Die  Seelenzahl  der  Nizäriten  mag  sich  zur  Zeit  des  Mo- 
hammad auf  fünf  bis  sechs  Millionen  Menschen  belaufen 
haben.  Ihre  Wohnsitze  waren  vorzüglich  in  Centralarabien, 
vom  rothen  Meere  bis  zum  persischen  Meerbusen,  dann  aber 
auch  von  dort  dem  Euphrates  entlang  bis  tief  in  die  Ebenen 
von  Mesopotamien  hinein.  Sie  thtülten  sich  in  zwei  Haupt- 
raf  en :  die  westliche,  welche  von  den  Genealogen  Modhar  ge- 
nannt wird  und  bis  an  den  persischen  Meerbusen  reicht, 
und  die  östliche,  die  Rabya  (auch  Faras  und  KascHam  ge- 
nannt), welche  ihre  Sitze  in  Mesopotamien  und  am  Euphrates 


CXXXIX 

hatten.  Einige  Stämme  von  dieser  Rape  lebten  neben  den 
Modliariten  in  Rahrayn ,  ja  es  wird  sogar  ein  Stamm  (die 
Bann  Hanyfa)  in  Vamäma  dazugezälilt.  Die  Modliariten  zer- 
fielen wieder  in  zwei  Haiiptabtlieilungen,  die  Cliindif,  welche 
sich  vom  rotheii  Meere  bis  an  den  Tigris  ausdehnten,  und 
die  Kays-'Aylan,  welche  südlich  von  den  Chindif  lebten, 
und  deren  Ausdehnung  ebenfalls  von  Westen  nach  Osten  geht 
und  zwar  von  Tayif  bis  an  den  persischen  Meerbusen.  Das 
Symbol  für  diese  Gruppen  ist  einfach  und  wie  es  scheint,  älter 
als  das  System,  nämlich : 

Adnän 

I 
Ma'add 

I 
Nizär 

Modhar  Raby'a 

Chindif        Kays  -' A y  1  ä n 

Diesem  Symbole  geraäfs  könnte  man  die  ganze  Rape  nach  Be- 
lieben Nizär,  Ma'dd  oder  Adnän  heifsen.  Es  kommen  auch  alle 
drei  Benennungen  in  diesem  Sinne  vor,  aber  die  letzte  sehr  selten 
und  nur  bei  späteren  Theoretikern.  Zur  Zeit  der  Omayyiden  wurde 
sie  Nizär  genannt.  Ma  add  kommt  als  Volksname  in  der  Propheten- 
biographie nicht  vor,  wohl  aber  bei  Procopius  bei  ihm  hat  aber 
Ma'additen  eine  viel  engere  Bedeutung.  Es  war  vielleicht  eine  Con- 
föderation  mehrerer  Stämmp,  welche  zur  Zeit  des  Mohammad  auf- 
gelöst war.  Die  Genealogen  haben  dann  die  alte  Benennung  in 
einer  neuen  Bedeutung  wieder  aufgefrischt,  wie  man  in  neuer  Zeit 
wieder   von    den  Lateinern,  Germanen   und  Teutonen   spricht. 

Die  Einthoilung  war  ursprünglich  binär  und  von  Nizär  stammen 
keine  andern  Tribuse  als  die  Modhariten  und  Raby'iten,  und  von 
Ma'add  und  'AdnAn  auch  keine  andern  als  die  Nizäriten.  Einige 
Genealogen  jedoch  geben  dem  'Adnän  aufser  dem  Ma'add  noch 
einen  andern  Sohn  Namens  Akk.  Die  Akkiten  sind  nach  Ihn  Hi- 
schäm  S.  6  dem  Dialecte  und  dem  Wohnorte  nach  mit  den  süd- 
arabischen Asch'ariern  verwandt.  Er  erklärt  dieses  dadurch,  dafs 
ihr  Patriarch  'Akk  nach  Yaman  auswanderte  und  sich  mit  den 
Asch'ariern  verschwägerte.  Andere  Genealogen  sind  weiter  ge- 
gangen  und    lassen  die  'Akkiten    aus   ihren  Stammsitzen  bei  Makka 


CXL 


nach  der  Tihäma  von  Yaman  wandern.     Beiläufig   gesagt  wird  von 
vielen  andern  Stämmen    behauptet,    sie    haben    sich    einige  Zeit    bei 
Makka  aufgehalten.     Was   die  'Akkiten    betrifft,    so   finden    wir   sie 
schon  bei  Ptolemäus  (welcher  sieJ^^^xitai,  Yar. ^yiizat,  und  J^;f'r««. 
nennt)  in  Yaman ,    und  soweit  reichen  nur   wenige  Traditionen   der 
Araber   über   die  Wanderungen  der   Stämme   zurück.     Die   in   Cho- 
räsän  ansäfsigen  'Akkiten    und  auch   einige  Genealogen    waren   ver- 
nünftiger,    sie    hielten    die    'Akkiten     für    Yamanenser    und    gaben 
folgende   Genealogie    an:    'Akk    b.  "Adniin    (^^'jiAcj   b.  'Abd  Allah 
b.  Azd;   eine  Variante   lautet  'Akk  b. 'Odthän  (^^LiAcj    (die  Wörter 
sind  nur  in  der  Schrift  ähnlich).    Das  Alter  der  Variante  geht  daraus 
hervor,   dafs  im  Kämus  ohne  sachlichen  Grund  behauptet  wird,   es 
habe    einen   'Akk    b. 'Odthän    und    einen  'Akk   b. 'Adnä.n   gegeben. 
Nach  dieser  Genealogie  sind  die    Akkiten  ein  Azdstamm,  d.  h.  Süd- 
araber.    Ihn  Ishak  S.  G  und  Balädzory  fol.  7  haben  einen  Vers  auf- 
bewahrt,  dem  zufolge  sie  identisch  sind  mit  dem   Azdstamm  Ghas- 
sän.    Aber  schon  von  Ptolemäus  werden  die  'Akkiten,  al-Asch'arier 
(Elisari)  und  die  Ghassäniten    als    verschiedene  Stämme   aufgeführt, 
ja,  er  kennt  selbst  die  Mäziniten,    welche  von  allen  arabischen  Ge- 
nealogen mit  den  Ghassäniten  identifizirt  werden ,   als  einen  selbst- 
ständigen Stamm.     Diese  vier  Völkerschaften  waren  dem  Ptolemäus 
zufolge  Nachbarn  und  es  ist  kein  Zweifel,   dafs  sie  alle  einer  Rape 
angehören;  es  hat  aber  den  Genealogen  gefallen,  die  'Akkiten  bald 
dieser  bald  jener  der  zwei  Hauptracjen  von  Südarabien  und  endlich 
gar  den  Nizäriten  zuzutheilen.     Nach  Ibn  Hischäm   sind  sie  Brüder 
der  Asch'arier  und  wir  dürfen    annehmen,    dafs    es  Genealogen   ge- 
geben hat,  welche  den  ersteren  die  Genealogie   der  letzteren  gaben. 
Der  Name    des  Asch'ar   war   Nabt   und   sein  Vater    hiefs    Odad   b. 
Zayd  b.  Hamaysa    b. 'Amr  b. 'Aryb  (d.h.  der  Araber)  b.  Yaschgob 
u.  8.  w.    In  dieser  Genealogie  finden  wir  alle  Elemente,  aus  welcher 
die   des  'Adnän  (S.  CXXXII)  zusammengesetzt  ist.    Ich  glaube  dafs 
die    gemeinsame  Grundlage  beider   ein    südarabisches   Symbol   war, 
welches  lautete:  'Odad  (der  Sohn  des  Hamaysa    b.  Yaschgob  b.  Näbit 
b.  Kedar   b.  Ismael)  hatte  zwei  Söhne,   den  Nabt  oder  Asch'ar  und 
den  'Adnän  (oder  'Odthän).     'Adnän  hatte  wieder   zwei  Söhne,  den 
Maadd  und  den  'Akk.    Andere  Genealogen  haben  dann  den  Stamm- 
baum  der  Asch'arier   erweitert,   und    weil   sie    nicht  zu    Denjenigen 
gehörten,  welche  auch  die  Südaraber  von  Ismael  abstammen  lassen, 
sie  zu  Sabäern   gemacht.     Für    die   Ma'additen   und  'Akkiten  wurde 
er  einige  Zeit  unverändert  beibehalten.    Nachträglich  habe  ich  einen 
Beleg   für   diese  Vermuthung   gefunden.     Baladzory  S.  2  sagt,    dafs 
Einige   den   Nabt,   den  Vater  der   Asch'arier,    für  einen   Sohn   des 


CXLI 


'Odad,  vou  dem  die  Ma'additen  (d.  h.  Nizäriten)  abstammen,  halten, 
während  Andere  ihn  mit  'Adnän  identificiren. 

Dem  Ma'add  geben  Einige  14  oder  gar  15  Söhne,  darunter  ist 
Konoc,  der  Vater  der  Könige  von  Hyra,  welche  sonst  allgemein  für 
Südaraber  gelten,  und  lyjid,  von  welchem  nach  Einigen  der  Bd.  I 
S.  43  und  1Ü2  erwähnte  Koss  abstammt;  aufserdem  kenne  ich  noch 
einen  lyäditen,  nämlich  den  heidnischen  (christlichen?)  Dichter  Abu 
Dawüd  (Abu  Dowäd?)  ').  Es  scheint,  dafs  die  Söhne  des  Ma'add, 
mit  Ausnahme  des  Nizär,  zerstreute  Stämme  sind,  von  denen  die 
Genealogen  nur  die  Namen  oder  hie  und  da  üeberbleibsel  vor- 
fanden. Der  fünfzehnte  Sohn  des  Ma'add  ist  Kodhaa.  Von  den 
Kodhaiten  ist  bereits  die  Rede  gewesen. 

Nizär  soll  aufser  Modhar  und  Raby'a  auch  den  Änraär  gezeugt 
haben.  Anmar  ist  der  Vater  der  Chath'amiten  und  der  Bagyliten. 
Beide  Stämme  wohnten  an  der  Grenze  zwischen  Central-  und  Süd- 
arabien und  scheinen  weder  der  einen  noch  der  andern  Bevölkerung 
entschieden  angehört  zu  haben.  Einige  sehen  auch  den  lyäd  nicht 
für  einen  Sohn  des  Ma'add,  sondern  für  den  des  Nizär  an.  ich 
halte  die  im  Symbole  S.  CXXXIX  angedeutete  binäre  Eintheilung 
(welche  auch  in  den  Unterabtheilungen  vorherrscht)  für  die  ursprüng- 
liche, und  die  Zuthaten  für  neue  Entdeckungen  und  Bedenken  der 
spätem  Genealogen. 

Die  meisten  Genealogen  halten  den  Kays  für  einen  Sohn  des 
'Aylän.  Das  ist  nach  dem  Kämüs  gegen  den  Sprachgebrauch,  denn 
man  sagt  Kays -Aylän  oder  Kays-Ghaylän  und  nicht  Kays  Ibn 
'Aylän.  Auf  ähnliche  Weise  sagte  man  auch  Sad-Hodzaym,  Sa'd- 
'Aschyra,  Bakr-Wäyil  u.  s.  w.  Diese  Zusätze  dienen  dazu,  um  diese 
Stämme  von  andern  Kaysiten,  Sa'diten,  Bakriten  zu  unterscheiden. 
Die  Genealogen  haben  überall  Ibn  dazwischen  gesetzt.  Sie  würden 
z.  B.  Hessen-Darmstadt  in  Hessen  Ibn  Darmstadt  aufgelöst  haben. 


')  Im  Kitäb  alaghäniy  Nr.  1178  lesen  wir:  „Ya'küb  b.  Sikkyt 
sagt:  Des  Dichters  Name  war  Gäriya  b.  Haggäg,  dessen  Beiname 
Hamdan  (bei  Wüstenfeld,  der  eine  eigene  Genealogie  daraus  macht, 
Homrän)  b.Yahya  (bei  Wüstenfeld  Bahr)  b.'I^äm  b.Binhän  (Nabhän) 
b.  Hodzäfa  b.  lyäd.  Ibn  Habayyib  sagt:  Der  Dichter  hiefs  Gäriya 
b.  Haggäg  und  gehörte  zu  den  Banü  Bard  (Badr?)  b.  Do'mä  b.  lyäd." 
Die  Schule  hat,  wie  es  scheint,  aus  den  verschiedenen  Angaben  — 
welche  alle  Dichtung  sind  —  separate  Genealogien  gemacht. 


CXLII 


Der  Zweck  jeder  ethnographischen  Genealogie  ist:  die 
Verwandtschaft  der  Völker  und  Stämme  auszudrücken.  In 
dem  soeben  angeführten  Symbole  hatten  die  Araber  auch 
keinen  andern  Zweck  im  Auge.  Wenn  die  Moslime  damit 
nicht  eine  andere  Absicht  verbunden  hätten,  würden  sie  fort- 
gefahren haben,  die  Namen  der  Stämme  und  ihrer  Verzwei- 
gungen auf  diese  einfache  Art  zusammenzustellen  und  sie 
würden  z.  B.  dem  Chindif  so  viele  Söhne  gegeben  haben,  als 
es  Gruppen  von  Chindifstämmen  giebt,  und  unter  jedem  Sohne 
des  Chindif  würden  sie  dann  die  einzelnen  Stännne  als  Enkel 
desselben  aufgezählt  haben.  Kach  dieser  Manier  sind  die 
Stammtafeln  der  Genesis,  besonders  in  Kap.  36,  construirt. 
Wollte  man  dann  den  Stammbavun  eines  Individuums  bis 
zum  Patriarchen  zurückführen,  so  niül'ste  man  (wie  bei  Matth. 
Kap.  1)  so  viele  'Abd  Allahs,  Zayd's  und  Amr"s  nennen,  bis 
die  Anzahl  der  Geschlechter  dem  muthmaCslichen  Zeitraum 
entspräche.  Unterdessen,  die  ersten  Moslime  waren  viel  mehr 
Dichter  als  Lügner^)   luid  wir  haben  gesehen,  wie  lange  es 


')  Doch  nebenbei  auch  grofse  Lügner.  Das  Grofsartigste,  was 
sie  in  dieser  Beziehung  geleistet  haben,  ist  die  Genealogie  der 
Mütter  der  l^ropheten.  Die  Anfänge  derselben  finden  wir  schon 
bei  Ibn  Isliak,  doch  vollständig  ausgebildet  wurde  sie  von  Ibn  Kalby, 
von  dem  sie  Ibn  Sad  entlehnt  hat,  welcher  sie  auch  aufbewahrte. 
Es  wird  nicht  nur  von  jedem  Vater,  sondern  auch  von  jeder  Mutter 
und  Mutters  Mutter  unter  seinen  Vorfahren,  in  Allem  von  500  Müt- 
tern, hinauf  bis  'Adnän  die  Genealogie  vollständig  angegeben.  Die 
Dichtung  ist  sehr  einfach:  nachdem  die  Tabelle  der  Patriarchen  der 
arabischen  Stämme  fertig  war,  nahm  man  die  zwei  ältesten  Stämme, 
und  der  eine  gab  den  Vater  und  der  andere  die  Mutter  her  für  die 
Frau  des  gleichzeitigen  Ahnen  des  Propheten;  so  ging  man  dann 
weiter  herunter  und  sorgte  dafür,  dafs  jeder  Stamm  je  nach  seinem 
Adel  eine  oder  mehrere  Mütter  und  Väter  der  Mütter  des  Propheten 
lieferte.  Begreiflicher  Weise  waren  sie  immer  aus  der  edelsten  Fa- 
milie des  betreffenden  Stammes.  Es  flofs  also  in  seinen  Adern  das 
Blut  von  jeder  adeligen  Familie  von  ganz  Arabien  und  er  war  der 
Inbegriff  des  Adels  der  Nation.  Sie  fanden  in  ihm  nicht  einen  Men- 
schensohn, sondern  einen  leibhaften   Arabersohn. 

Ilnggag  sagte  zum  Chalyfen  Abd  al-Mälik,  dafs  mit  Ausnahme 
der  llagar,  der  Mutter  des  Isniael,  keine  Sklavin  unter  seinen  (des 


CXLIII 

gedauert  hat  bis  sie  sich  entschlossen,  ein  solches  Geschlechts- 
register des  Propheten  von  'Adnän  bis  Ismael  zu  erfinden. 
Als  die  ethnographischen  Symbole  der  Nizärstümnie  eine  be- 
stimmte Form  erhielten,  fühlten  sie  aul'ser  der  Zweckmäfsigkeit, 
ihre  Verwandtschaftsverhältnisse  auszudrücken,  ein  anderes 
Bedürfnifs,  nämlich  die  Stammbäume  der  Zeitgenossen  des 
Mohammad  darzustellen.  Dieses  stellte  sich  ihnen  anfanocs 
nicht  in  seinem  ganzen  Umfange  vor  Augen.  Jeder  begnügte 
sich,  den  StamMil)aum  jener  Männer  und  Familien  zu  bearbeiten 
und  allenfalls  ihre  Verwandtschaft  zum  Propheten  nachzu- 
weisen ,  an  denen  er  wegen  besonderer  Verehrung  oder  Ab- 
kunft gröl'seres  Interesse  nahm.  War  der  Manu  oder  die  Fa- 
milie von  groi'ser  Wichtigkeit  in  der  Gründung  des  Islams, 
so  wurde  der  Stammbaum  mit  den  gehörigen  von  andern  Ge- 
nealogen vorgeschlagenen  und  von  der  öflentlichen  Meinung 
orebillio;ten  Modificationen  das  Gemeinii-ut  der  Moslime.  Im 
zweiten  Jahrhundert  hingegen  war  jeder  Zeitgenosse  des 
Propheten  von  Interesse  und  man  ging  dann  auch  so  weit, 
von  Jedem,  dessen  Name  noch  bekannt  war,  den  Stamm- 
baum zu  construiren  und  die  Genealogien  der  Araber,  wie 
wir  sie  haben,  sind  nichts  anderes  als  Geschlechtsregister 
sämmtlicher  bekannten  Zeitgenossen  des  Mohammad  bis  Adam. 
Ich  werde  auf  die  Geschichte  des  Entstehens  der  Wissen- 
schaft zurückkommen;  diese  Bemerkungen  waren  jedoch  noth- 
wendig  um  die  Eigenthttmlichkeit  der  ethnographischen  Sym- 
bole der  Araber  begreiflich  zu  machen. 

Ehe  ich  weiter  gehe,  will  ich  einen  Versuch  machen,  den 
Gegenstand  dem  deutschen  Leser  näher  zu  rücken.  Wir 
wollen  uns  zu  diesem  Zwecke  in  eine  deutsche  Reichsstadt, 
etwa  nach  Augsburg  vor  hundert  Jahren,  versetzen,  und 
einem  Fugger,  den  wir  Hans,  Sohn  des  Jakob  heifsen,  die 
Aufgabe  stellen,  einen  Stammbaum  seiner  ehrenwerthen  Mit- 
bürger und  des  ganzen  deutschen  Volkes  zu  schreiben.    Wir 


Haggag)  Müttern  war.  Ich  schliefse  aus  dieser  Aeufserung,  dafs 
raan  auch  für  andere  Famihen  den  Stammbaum  der  Mütter  festge- 
stellt habe,  doch  wohl  nur  den  der  Mütter  der  leiblichen  Ahnen  und 
nicht  den  der  Mütter  der  Mütter. 


CXLIV 

machen  ihm  aber   harte  Bedingungen.     Archive    und  Bücher 
soll  er  nicht  benutzen,  seine  einzige  Quelle  sollen  mündliche 
Ueberlieferungen    sein.     Seiner   Phantasie    und    seinen  Prädi- 
lectionen  für  sein  edles  Geschlecht,   für  die  Reichsstadt  und 
auch  für  das  deutsche  Volk  darf  er  freien  Lauf  lassen,   aber 
doch  soll  er  so  wenig  Namen  als  möglich  erdichten,  und  es  soll 
ihm  gelingen.  Jedermann,   wenigstens  in  Augsburg,    in    den 
Stand  zu  setzen,  seine  Genealogie  ohne  viele  Mühe  bis  Ger- 
mania zu  verfolgen.    Unser  Hans  Fugger  würde  den  Stamm- 
baum  selbstverständlich   mit    seinem    erlauchten  Geschlechte 
und  seiner  hochadeligen  Person  anfangen  und  (wenn  er  wie 
die  Araber  verführe)  würde  er  sagen:  Hans  b.  Jakob  b,  Otto 
b.  Fugger   b.  Graben    b.  Antiquus    b.  Patricius    b.  Augsburg. 
Wenn    er    ein    anderes    Geschlecht,    etwa    Gfattermann,    für 
ebenbürtig  hielte,  würde  er  auch  den  Gfattermann  zum  Sohn 
des  Graben   und  zum  Bruder   des  Fugger   machen.     Andere 
vornehme   mit   den  Fu^o-ern  verwandte  Geschlechter  würden 
je  nach   dem  Grade   der  Verwandtschaft  von  Antiquus  oder 
Patricius  abstammen,  die  Bürger  und  Proletarier  der  Reichs- 
stadt aber  würden  Abkönmilinge   des  Augsburg   durch  seine 
Söhne  Civis  und  Vilis  sein.    Die  Generationen  zwischen  Augs- 
burg und  seiner  eigenen  Zeit  könnte   er    dazu  benutzen,  um 
der  Genealogie    der  Plebejer   die   nöthige  Breitenausdehnung 
zu  geben,  dafs  alle  Familien  Platz  fänden.     Civis  könnte  z.  B. 
mehrere  Söhne  haben,  wie  Zünftig,  Nichtzünftig,  Dives,  Pau- 
per u.  dergl.  und  jedem  von   ihnen   könnten  wieder  mehrere 
Söhne  gegeben  werden,   bis  der  Genealog  auf  die  Familien- 
namen und   auf  die  Namen   gleichzeitiger  Personen  kommen 
würde.     Wenn   unser  Hans  Fugger   mit  allen   Eigenschaften 
der  Unwissenheit,  der  Anmalsung  und  des  SpieCsbürgersinnes, 
wodurch  die  Araber  glänzen ,    ausgestattet  wäre ,   so  würden 
die  Geschlechter  von  Augsburg  den  gröfseren  Theil  seines  ge- 
nealogischen  Berichtes   füllen,    und   das   übrige   Deutschland 
den  kleinern.    Augsburg  wäre  ein  Sohn  des  Schwab  b.  Michel 
b.  Deutsch    b.  Hermann   b.  Germania    b.  Teuto.      Frank    und 
Pfälzer  könnten   ebenfalls   als  Söhne  Michels   figuriren,   aber 
Hess   müfste    schon    eine  Linie   weiter  hinaufgerückt   werden 
und  Preuls  könnte    froh  sein,   als  Sohn  Germanias  bei  einer 
slavischen    Frau   angesehen    zu    werden.      Fänden   wir    einen 


CXLV 


solchen  Stammbaum  ohne  den  Namen  des  Verfassers,  so 
würde  uns  die  innere  Evidenz  überzeugen,  dafs  der  Verfasser 
ein  Augsburger  und  zwar  ein  Fugger  sei.  Dieses  ist  nun 
ganz  der  Character  der  arabischen  Genealogien,  nur  haben 
sie  nicht  eine  Person  zum  Verfasser,  sondern  sie  sind  mit 
Aufnahme  früherer  Elemente  aus  dem  Islam  herausgewachsen. 
Damit  man  nicht  glaube,  ich  beschuldige  die  Araber  in  die- 
sem Exempel  zu  grolser  Willkür,  gebe  ich  den  Stammbaum 
Alexanders  des  Grolsen,  wie  ihn  Thalaby  fol.  190  aufbewahrt 
hat,  zum  Besten:  Iskandar  b.  Fylifüs  (Philippus)  b.  Martabüs 
b.  Hirmas  b.  Hordos  b.  Mytiyün  b.  Rümy  (Römer)  b.  Latyy 
(Latinyy?)  b.  Yüuän  b.  Yäfeth  b.Thüya  b.  Sarhün  b.  Rümiya 
(Rom)  b.  Byzant  b.  Tukyl  b.  Rümy  b.  A^far  ^)  b.  Aylanfar 
b.  Esau  b.  Ishäk  b.  Abraham. 

Da  die  ethnographischen  Symbole  zu  gleicher  Zeit  mit 
den  Personalgenealogien  ausgebildet  wurden,  fühlte  man  die 
Noth wendigkeit,  den  Synchronismus  zu  berücksichtigen  und 
alle  Nizäriten,  welche  zur  Zeit  des  Propheten  lebten,  unge- 
fähr die  gleiche  Distanz  vom  gemeinsamen  Stammvater  zu 
entfernen.  Um  dieses  zu  erreichen,  liefsen  sich  die  Genea- 
logen in  der  Construction  von  zwei  Gedanken  leiten,  wofür 
sie  auch  technische  Ausdrücke  haben  —  die  einzigen  mir  in 
dieser  Wissenschaft  bekannten;  —  sie  bildeten  nämlich  eine 
Amüd  alnasab,  Säule  der  Genealogie,  und  berücksichtigten 
in  der  Einfügung  der  Aeste  die  Ko'dod,  Distanz. 

Die  Amüd  alnasab  für  die  Nizäriten  oder  wenigstens 
ftir  die  Chindif  ist  der  Stammbaum  des  Propheten.  Es  gilt 
für  die  Moslime  als  Pflicht,  ihn  dem  Gedächtnisse  emzuprä- 
gen  und  wenn  ihr  auch  selbst  unter  den  Gebildeten  nur  We- 
nige nachkommen,  so  besteht  sie  dennoch.  Wir  finden  schon 
gegen  Ende  des  zweiten  Jahrhunderts  ein  Beispiel  von  dieser 
Gewohnheit:  Kalby  sagte  seinem  Sohne,  als  dieser  noch  ein 
Knabe  war,  den  Stammbaum  des  Propheten  vor,  bis  er  ihn 
auswendig  wufste.  Mohammad  war  ein  Makkaner,  folglich 
nach    der   Logik  jener    Zeit    ein   Nachkomme    des    Gründers 


' )  Ueber  A^far  siehe  Zeitschrift  der  Deutschen  morgenl.  Gesell- 
schaft Bd.  II  S.  237  und  Bd.  III  S.  363.  381. 

lu.  k 


CXLVl 

dieser  Stadt;  er  war  ein  Korayschite  und  deswegen  mul'ste 
Koraysch  in  seiner  Genealogie  erscheinen.  Es  war  aber  be- 
kannt, dal's  Koraysch  nicht  der  Name  einer  Person  ist,  des- 
wegen setzte  man  Fihr  an  seine  Stelle  und  behauptete,  Ko- 
raysch sei  dessen  Beiname  gewesen.  Wahrscheinlich  nicht 
zur  Zeit  des  Mohammad,  aber  jedenfolls  als  sein  Stammbaum 
gebildet  wurde,  zählte  man  die  Korayschiten  zu  den  kinaniti- 
schen  Stänunen,  welche  wieder  eine  Unterabtheiluug  der 
Chindif  waren,  folglich  mul'sten  auch  diese  zwei  Namen  in 
dem  Stammbaum  aufgenommen  werden.  Chindif  wie  Ger- 
mania ist  ein  Femininum  und  man  hält  es  daher  für  den  Na- 
men der  Mutter  des  Volkes;  den  Vater  lieifst  man  el-Yäs  (viel- 
leicht Elias,  denn  beide  Wörter  werden  gleich  geschrieben). 
Diese  Elemente  bieten  nur  zehn  Namen  und  reichen  nicht 
hin,  ein  vollständiges  Geschlechtsregister  zu  bilden.  Es 
wurden  daher  andere  zehn  eingeschoben.  Der  Stammbaum 
des  Propheten  oder  die  'Amüd  alnasab  besteht  somit  aus  fol- 
genden zwanziir  Gliedern : 


1.  Nizär; 

11. 

Lowayy ; 

2.  Modhar; 

12. 

Ka'b; 

3.  Chin-dif; 

13. 

Morra ; 

4.  Modrika; 

14. 

Kilab; 

5.  Chozayma; 

15. 

Kopayy; 

6.   Kinäna; 

16. 

'Abd  Manät; 

7.  Nadhr; 

17. 

Häschim; 

8.  Mälik; 

18. 

'Abd  al-Mottalib; 

9.  Koraysch  (Fihr); 

19. 

'Abd  Allah; 

0.  Ghälib; 

20. 

Mohammad. 

Es  ist,  wie  wir  bald  sehen  werden,  von  der  gröi'sten 
Wichtigkeit,  in  jedem  Stammbaum  die  Symbole  für  die  Ver- 
wandtschaft der  Stämme  von  denen  für  die  Verwandtschaft  der 
Familien  zu  unterscheiden.  In  vorliegendem  Falle  hören  erstere 
mit  Malik  auf  und  fangen  letztere  mit  Koraysch  an.  Von  Nizär 
bis  Mälik  sind  nur  vier  Namen  als  Lückenbüfser  eingeschoben; 
wahrscheinlich  ist  keiner  von  diesen  vier  Namen  erfunden. 
Hobal  wurde  der  Götze  des  Chozayma  oder  viehuehr  des  Cho- 
zayma b.  Modrika  genannt  ^),  folglich  ist  Chozayma  ein  schon 

')  Es  ist  eine  Gewohnheit  der  Araber,  dem  Namen  einer  Person 
den  des  Vaters  beizusetzen ;  wenn  sie  letzteren  nicht  wissen,  sagen 


CXLVII 

früher  bekannter  Name,  welcher  von  den  Genealogen  ver- 
wendet wurde.  Auch  Nadhr  ist  ein  historischer  Name,  denn 
ehe  der  Korayschstamm  gebildet  wurde,  gab  es  einen  Nadhr- 
stamm;  er  löste  sich  auf  und  die  meisten  seiner  Mitglieder 
traten  in  die  korayschitische  Verbindung  ein  und  bildeten  den 
Kern  derselben.  Woher  Mälik  kömmt,  wissen  wir  nicht. 
Bei  Ptolemäus  leben  landeinwärts  neben  den  Cinaedokolpiten, 
von  denen  es  sicher  ist,  dafs  sie  die  Meeresküste  von  Makka 
bewohnten,  die  Malichae.  Zur  Zeit  des  Mohammad  finden 
wir  keinen  Stanun  dieses  Namens;  wie  es  scheint  hat  er  sich 
aufgelöst,  und  die  Cholgiten,  welche  sich  Banü  Cholg  b. 
Härith  b.  Mälik  nannten,  behaupteten,  ein  Fragment  davon 
zu  sein.  Vielleicht  ist  der  Name  Malik  erst  durch  die  Auf- 
nahme der  Cholgiten  und  Balharithiten,  welche  beide  von  Ma- 
lik (den  Malichae)  abzustammen  wähnten,  in  den  korayschi- 
tischen  Verband,  in  die  '  Amüd  alnasab  gekommen.  Ich  lasse 
hier  die  Tafel  der  korayschitischen  Familiengenealogie  folgen. 


sie  bisweilen :    N.,  der  Sohn  seines  Vaters  (Ibn  Abyhi) ;  oder  auch : 
N.,  der  Sohn  eines  Knechtes  Gottes  (Ibn  Abd  Allah). 


CXLVIII 


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CXLIX 

In   dieser   Tabelle    sind   Mohammad,  'Abd  Allah  (d.  h. 
Knecht  Gottes,   er   mag  auch   Knecht   irgend    eines   Götzen 
geheil'sen    haben),    und     wenn     nicht    die    ganze    Jugendge- 
schichte  des   Mohanmiad   eine  Fabel    ist,  'Abd    al-Mottalib 
Namen  von  Personen').     In  Bezug  auf  Häschim,   den  Vater 
des  'Abd  al-Mottalib,    läl'st    sich    dieses  schon   nicht   mit   so 
grol'ser  Bestimmtheit  behaupten.     Auch  über  die  Persönlich- 
keit   von    Häschims  Brüdern    Mottalib,    Nawfal    und    Abd- 
Schams,   welche  angeblich  alle   vier   Söhne   des  'Abd-Manäf 
waren,  waltet  ein  Zweifel  ob.    Die  Erörterung  dieses  Gegen- 
standes wirft  Licht   auf  die  Entstehungsgeschichte   der   Fa- 
miliengenealogie und  verdient  deshalb  hier  einen  Platz.    Nach 
Koran  8,  42  haben  die  Anverwandten  des  Propheten  auf  Un- 
terstützung aus  der  Staatskasse  Anspruch.     Schäfi'y,  gestützt 
auf  zwei  Traditionen  und  auch,  wie  es  scheint,  auf  die  Praxis 
in  alten  Zeiten,  versteht  hier  unter  „Anverwandte"  nur  Hä- 
schimiten  und  Mottalibiten.    In  dem  S.  361  Note  ang-eführten 
Documente    räumt  Mohammad    dem   Banü   Go'ayl    dieselben 
Privilegien    ein,    welche    die  ' Abd-Manäfiten    besitzen.      Es 
unterliegt  kaum   einem   Zweifel,   dafs   er  ihnen   hiermit  An- 
sprüche auf  die  Staatskasse  zuerkannte,  denn  die  Familie  des 
Mohammad  besafs    sonst    keine  Privilegien.     'Abd-Manäfiten 
wäre   demnach    ein  Name    für  Häschimiten    und  Mottalibiten 
zusammen.     Nach  der  Genealogie   müssen   wir   aber   unter 
Abd-Manäfiten   auiserdem   auch    die    Nawfaliten   und  'Abd- 
Schamsiten  verstehen.    Dieses  jedoch  hat  schon  Ibn  Mosayyab 
in  Abrede  gestellt,   indem   er   erklärte,   dafs   diese   zwei  Fa- 
milien keinen  Anspruch  auf  die  Staatskasse  haben;  er  konnte 
diese  Erklärung  nur  in  der  Ueberzeugung  abgeben,  dafs  sie 
nicht   zu   den   nahen  Verwandten   des  Mohammad,   nicht   zu 
den '  Abd-Manäfiten  gehören  ^).    Wenn  die  Genealogen  dessen- 


')  Nach  Masüdy  war  eines  der  fünfzehn  Gescblechter,  welche 
die  Bewohnerschaft  von  Makka  ausmachten,  Härith  b. 'Abd  al- 
Mottalib  und  ein  anderes  Omayya  b. 'Abd -Schanis.  Wenn  dieses 
schon  zu  Mohammads  Zeit  Namen  von  Familien  waren,  so  müssen 
wir  den  Grofsvater  des  Propheten  und  den  des  ersten  omayyidischen 
Chalyfen  für  mythische  Personen  ansehen. 

')  Ibn  Mosayyab  (f  94)  stützte  sich  auf  eine  Tradition,  welche 
ihm  von  Mohammad,  einem  Sohne  des  Vaters  der  arabischen  Genea- 


CL 


ungeachtet  den  Häschim  nnd  'Abd-Sohams  7a\  Brüdern  und 
zu  Söhnen  des  'Abd-Manäf  machen,  so  haben  sie  die  besten 
Absichten.  Mohammad  gehörte  nicht  zum  Patriciate  (K.43,3o)7 
für  welches  er,  wie  wir  aus  diesem  Bande  S.  333  und  353 
sehen,  die  höchste  Verehrung  hegte.  Die  '  Abd-Schamsiten 
hingegen  waren  die  mächtigste  Familie  in  Makka,  und  Abu 
Sofyän  b.  Omayya  b.' Abd-Schams  war  der  Schaych  seiner 
Vaterstadt.  Es  war  also  beiden  Familien  geholfen,  wenn 
ihre  Ahnen  zu  Brüdern  gemacht  wurden.  Den 'Abd-Scham- 
siten,  wovon  die  Omayyiden  ein  Zweig  waren,  wurde  der 
Weg  ziim  Chalyfate  gebahnt,  und  Mohammad  wurde  nach- 
träglich in  den  Adelsstand  erhoben.  Es  geht  aus  den  Le- 
genden hervor,  wo  wieder  und  wieder  versichert  wird,  der 
Prophet  sei  aus  dem  edelsten  Geschlechte  entsprossen,  dafs 
sein  Adel  ein  Bedürfnifs  jener  adelstollen  Zeit  war. 

Wir  haben  sehr  wenige  Anhaltspunkte,  die  Ausbildung 
des  makkanischen  Familienstammbaumes,  bis  er  obige  Ge- 
stalt erhielt,  zu  verfolgen.     Ziehen  wir  Alles,  was  wir  wissen, 

logie,  Gobayr  b.  Mot'im,  erzählt  wurde.  Von  dieser  Tradition  haben 
wir  ziemlich  verschiedene  Texte  (Baghawy  zu  8,  42;  Mischkät  S.  341 ; 
Taysyr  S.  103  und  Ipäba  Bd.  1  S.  461).  'Othmän,  ein  'Abd- Scham- 
site, und  Gobayr  b.  Mot'im,  ein  Nawfalite,  baten  den  Propheten, 
ihre  Familien  den  Mottalibiten  gleichzustellen  und  auch  sie  der  An- 
sprüche auf  die  Staatskasse  theilbaft  zu  machen.  Der  Prophet  gab 
ihnen  eine  abschlägige  Antwort  und  sagte:  Die  Häschimiten  (Fa- 
milie des  Mohamm.ad)  und  die  Mottalibiten  sind  eins.  Nach  einer 
Version  sagten  diese  zwei  Männer,  dafs  auch  'Abd-Schams  und 
Nawfal  Sühne  des  'Abd-Manäf  seien,  nach  einer  anderen  behaup- 
teten sie  blos,  dafs  auch  sie  (wie  alle  Korayschiten)  Verwandte  des 
Propheten  seien.  Das  Thatsächliche  ist  also  blos,  dafs  die  Ver- 
wandtschaft dieser  zwei  Familien  mit  den  Häschimiten  nicht  eng 
genug  war,  um  ihre  Ansprüche  zu  begründen;  in  diesem  Sinne  hat 
auch  'Abd-alhakk  Dihlawy  die  Tradition  aufgefafst.  Engherzigkeit 
war  gewifs  nicht  die  Ursache,  weswegen  Mohammad  diese  zwei 
Männer  abwies,  denn  er  war  beiden  Bittstellern  gewogen.  Der  eine 
war  sein  Schwiegersohn  und  der  andere  gehörte  zu  den  Besänftigten 
(Ibn  Kot.  S.  145),  das  heifst,  er  wurde  von  Mohammad  reichlich 
beschenkt.  Mit  dem  Gelde  war  Mohammad  nie  sparsam  und  er  hätte 
ja  den  'Abd-Schamsiten  und  Nawfaliten,  da  noch  keine  fixe  Ge- 
hälter eingeführt  waren,  geben  können,   was  er  wollte. 


CLI 


in  Betracht,  so  ergiebt  sich,  dafs  die  Familien  von  Makka 
schon  in  früher  Zeit  in  fünf  Gruppen  getheilt  waren,  wovon 
jede  ihr  eigenes  Viertel  bewohnte  und  einen  eigenen  Namen 
hatte  ^).  Jede  von  diesen  Gruppen  zerfiel  in  Unterabtheilun- 
gen und  auch  diese  hatten  Namen;  so  wurden  die  Mottali- 
biten  und  Häschimiten  zusammen  Söhne  des' Abd-Manäf  <re- 

')  Der  Genealogie  zufolge  waren  Folgendes  die  fünf  Gruppen: 
1.  Die  Patricier,  welche  vorn  Gründer  von  Makka  abzustammen 
wähnten.  Sie  bestanden  aus  den  Familien  Nawfal  und  Abd-Schams, 
welche  wahrscheinlich  mit  einander  Banü  Moghyra  hiefsen.  Die 
Genealogen  haben,  indem  sie  dieselben  zu  Brüdern  der  Abd-Manä- 
fiten  machten,  den  Moghyra  mit  'Abd-Manäf  identificirt.  Weniger 
vornehm  sind  die  Familien  'Abd  aldär  und  Abd.  Vielleicht  gehörten 
auch  die  Asaditen  zum  Patriciat,  doch  da  sie  dem  Bündnisse  der 
Motayyabün  beitraten  (vgl.  S.  313  Note),  ist  es  zweifelhaft.  2.  Die 
Zohriten,  die,  wie  die  Asaditen,  nicht  zu  den  Patriciern  gehörten. 
Vielleicht  hatten  alle  zur  zweiten  Klasse  gehörigen  Familien  den 
Sammelnamen  Kiläb.  3.  Die  Taymiten  und  Machzümiten.  4.  Die 
so  enge  mit  einander  verbundenen  Familien  Sahm  und  Gomah,  dafs 
sie  gewöhnlich  mit  einander  genannt  werden,  und  die  'Aditen. 
5.  Die 'Amiriten;  ihr  Quartier  bildete  gleichsam  eine  Vorstadt,  stöfst 
an  das  der  'Abd-Manäfiten  und  wird  jetzt  noch  Schi'b  Amir  ge- 
heifsen.  Von  den  'Amiriten  lebten  nur  die  Banü  Mayp  b.  Amir 
aufserhalb  Makka  und  waren,  wie  es  scheint,  Nomaden.  Die  ersten 
vier  Klassen  wurden  im  Gi'gensatz  zu  den  'Amiriten  Banü  Ka'b 
genannt  (vergl.  Bd.  II  S.  518  Note),  während  alle  fünf  Klassen  zu- 
sammen schon  von  Hassan  b.  Thäbit  Banü  Lowayy  geheifsen  wer- 
den. Der  biblische  Name  Levi  wird  zwar  im  Arabischen  gewöhn- 
lich Lä,wi  mit  langem  a  geschrieben ,  dennoch  ist  man  versucht  Lo- 
wayy als  Deminutiv  von  Levi  anzusehen  und  Banü  Lowayy  mit 
Levitchen  zu  übersetzen,  weil  sonst  die  Namen  Läwi  und  Lowayy 
gar  nicht  oder  höchst  selten  vorkommen  und  die  Banu  Lowayy 
wirklich  das  Amt  der  Leviten  beim  Pilgerfest  versahen.  Nach 
Azraky  S.  107  war  die  Gruppirung  etwas  verschieden.  Die  'Abd- 
Manäfiten  mögen  zu  der  zweiten  Klasse  gehört  haben,  welche  aber 
wahrscheinlich  nicht  den  zweiten,  sondern  den  dritten  oder  vierten 
Rang  einnahm.  Das  Quartier  der  "Abd-Manäfiten  war  N.  O.  von  der 
Ka'ba  und  sie  hielten  immer  treulich  zusammen  (vgl.  Bd.  II  S.  129). 
Die  Adramiten,  Mohäribiten  und  Balhärithiten  lebten  aufserhalb  der 
Stadt  wahrscheinlich  nomadisch.  Eine  Balhärithfamilie  hingegen,  zu 
der  Abu    Obayda  Ibn  Garräh  gehörte,  wohnte  in  der  Stadt. 


CLIT 


nannt.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  die  Mitglieder 
jeder  Gruppe  unter  sich  enge  verwandt  waren  und  ihre  Zu- 
sammengehörigkeit eine  natürliche  war;  doch  haben  wir  Fälle 
kennen  gelernt,  dafs  neue  Gruppen  in  den  korayschitischen 
Verband  eintraten  und  dafs  Familien  einer  Gruppe  einer  an- 
dern zugezählt  werden;  gerade  wie  sich  bei  uns,  als  noch 
aristokratische  Institutionen  vorherrschten,  bisweilen  eine  Fa- 
milie aus  dem  Bürgerstande  zum  Patriciat  empor  arbeitete, 
während  adelige  Familien  verarmten.  Die  Gruppirung  hatte 
ihren  eigentlichen  Halt  in  der  öffentlichen  Meinung  und  war 
weder  abgeschlossen,  noch  unveränderlich  festgestellt.  Es 
unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dafs  schon  unter  'Omar 
auch  in  Makka  ein  Dywän  war,  denn  wir  haben  die  be- 
stimmte Nachricht,  dals  auch  die  Makkauer  Gehälter  bezogen. 
Selbstverständlich  nahm  hier  die  Familie  des  Mohammad  und 
die  mit  ihr  enore  verbundenen  Mottalibiten  den  ersten  Rang 
ein.  'Othmän  war  ein 'Abd- Schamsite  und  hatte  es  schon 
früher  versucht,  für  seine  Angehörigen  die  Privilegien  der 
Häschimiten  zu  erlangen.  Ist  nicht  die  Voraussetzung  ge- 
rechtfertigt, dafs  im  Dywan  den  '  Abd-Schamsiten  unter  seiner 
Regierung  der  zweite  Platz  eingeräumt  wurde  und  die  übri- 
gen Familien  nach  der  alten  Eintheilung  aufeinander  folgten? 
Im  Leben  fanden  also  die  Genealogen  die  nöthigen  Materia- 
lien imd  im  Dywän  eine  officielle  Urkunde  für  die  Construc- 
tion   zusammenhängender  systematischer  Symbole. 

Aus  der  Familie  Häschim  ist  Mohammad,  und  aus  der 
Familie  Abd-Schams  sind  die  omayyidischen  Chalyfen  hervor- 
gegangen; CS  sind  dieses  also  die  wichtigsten  aller  nizäriti- 
schen  Geschlechter  und  dennoch  geht  ihr  persönlicher  Stamm- 
baum nur  zwei  oder  drei  Generationen  über  den  Anfang  des 
Lsläms  zurück!  Es  kommt  bisweilen  vor,  dafs  ein  Mann 
nur  unter  seinem  Titel  oder  Kunya  ^)  bekannt  ist,  wie  Abu 
Bakr,  Abu  Horayra.  Die  Genealogen  finden  es  in  diesen 
Fällen  gewöhnlich  schwer,  den  wirklichen  Namen  der  Person 
zu  ermitteln  und  si(^  überliefern  eine  Anzahl  abweichender 
Meinungen.     Auch   der  Name   des  Vaters  macht  ihnen  bis- 


')   Kunya  heifst  jeder  Name,  vor  welchem  Abu,  Vater,  steht, 
wie  Abu  Yusof,  der  Vater  des  Joseph. 


CLni 


weilen  Schwierigkeiten,  hIxt  je  weiter  sie  in  das  Alterthum 
zurückgehen,  desto  bestimmter  sprechen  sie  sich  aus  luid  desto 
besser  stiunnen  sie  mit  einander  überein  ').  Ein  schlechtes 
ZeugniCs  für  ihre  Behauptungen  ! 

Die  von  Mohammad  weiter  entfernten  Namen  bezeichnen 
durchschnittlich  gröl'sere  Geschlechter,  als  näherstehende. 
Selbst  die  Zoluiten  waren  so  zahlreich,  dal's  sie  100  Mann 
stark  gegen  Badr  marschirten.  Die  Kopfzahl  der  Mohäribiten, 
Adramiten  und  Balharithiten  war  viel  grölser  und  es  ist  nicht 
ganz  gewifs,  ob  sie  vor  Mohammad  zu  den  Korayschiten  ge- 
zählt wurden;  sie  scheinen  vielmehr  mit  einander  den  Stamm 
Fihr  constituirt  zu  haben.  Die  Ko'  dod  von  diesen  zahlreichen 
Geschlechtern  erhielt,  da  alle  Korayschiten  in  den  Dywän 
(aus  dem  die  Genealogie  herausgewachsen  ist)  eingetragen 
waren,  von  selbst  die  für  den  Synchronismus  der  Zeitgenossen 
des  Propheten  nöthige  Länge,  denn  es  gab  so  viele  Unter- 
abtheilungen (z.  B.  unter  den  Ämiriten:  May^,  Munkidz  und 
Hisl),  Gruppen  von  Familien  und  Familien,  dafs  man  eher 
um  Raum  als  um  Namen  nicht  verlegen  war  ^). 

Die  Zunahme  der  Kopfzahl  haben  die  Genealogen  ganz 
und  gar  unberücksichtigt  gelassen.  Die  Einwohner  von  Makka, 
also  die  Kinder  des  Lowayy,  können  zur  Zeit  des  Mohammad 
zu  etwa  12000  Seelen  veranschlasct  werden.     Wenn  alle  von 


')  Der  Stammbaum  der  Chindifstämme  gewährt  nach  meiner 
üeberzeugung  die  beste  Eiüsicht  in  die  Art,  wie  die  Verwandtschaft 
der  Stämme  symbolisch  dargestellt  wird.  Hingegen  wird  das  System, 
die  Verwandtschaft  der  Familien  eines  Stammes  durch  Symbole  an- 
schaulich zu  machen,  durch  Ibn  Sa'd's  xVufzählung  der  Familien  von 
Madyna  viel  besser  begreiflich. 

')  Als  man  die  Fihriten  als  Korayschiten  zu  betrachten  anfing, 
identificirte  man  Fihr  und  Koraysch.  Mit  diesem  Symbole  steht  im 
Widerspruch,  dafs,  nach  der  Behauptung  des  Gobayr  b.  Mot'im  bei 
Ibn  Sad  foi.  12,  Ko9ayy  der  erste  war,  welcher  Koraschy  genannt 
wurde  und  nach  ihn  erhielt  der  neue  Stamm  den  Namen  Koraysch. 
In  der  Prophetenbiographie  kommt  Fihrite  als  Nomen  gentile  auf 
eine  Art  vor,  dafs  man  leicht  sieht,  dafs  die  Fihriten  verschieden 
sind  von  den  Korayschiten.  So  auch  wird  von  den  Kinäniten  als 
von  Stämmen  gesprochen ,  welche  mit  den  Korayschiten  verbündet 
sind,  zu  denen  sich  aber  die  Korayschiten  nicht  zählen. 


CLIV 


Loway}'  abstammten,  hätten  sie  sich  in  jeder  Generation  un- 
ijefährt  um  das  2^  fache  vermehrt  imd  dreilsig  Jahre  vor 
Mohammad  hätte  Makka  nur  5000  Einwohner  gehabt  und 
Mohammad  selbst,  da  er  63  Jahre  alt  wurde,  hätte  die  Freude 
erlebt,  die  Seelenzahl  seines  Stammes  auf  das  vier-  oder 
fünffache  heranwachsen  zu  sehen. 

Die  übrigen  Chindifstämme  wurden  der  Amüd  nach  den- 
selben Principien  angehängt,  wie  die  gröfseren  korayschiti- 
scheu  Geschlechter,  nämlich  nach  dem  Grade  der  Verwandt- 
schaft und  nach  der  Gröfse  ihrer  Leistungen  für  den  Islam; 
der  Synchronismus  wurde  hergestellt  indem  man  aus  den 
Unterabtheilungen  und  Familien  eine  Neben -'Amüd  bildete. 
In  dem  folgenden  Symbole  sind  nur  die  vorzüglichsten  Chindif- 
stämme eingetragen. 


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Die  Bakriten,  wovon  Laytli  und  DoKl  Unterabthellungcn 
sind,  sollen  vor  den  Korayschiten  fremeinschaftlich  mit  dem 
kahtanischen  Stamme  Choza  a  Älakka  besessen  haben.  Die 
Hodzayliten  zählen  gegenwärtig  8000  waflE'enfahige  Männer, 
also  ungefähr  40000  Seelen;  wahrscheinlich  waren  sie  im 
Alterthume  ebenso  zahlreich.  Die  Unterabtheilungen,  Lager 
und  Familien  waren  hinlänglich,  für  einen  Stammbaum  der 
Zeitgenossen  des  Propheten  das  nöthige  Material  zu  bieten. 
Die  Genealogie  der  Tamymiten  bis  Täbicha  ist  wahrschein- 
lich älteren  Datums  und  wurde  dann  blos  in  die '  Amüd  em- 
gereiht.  Aus  solcher  Einreihung  erklärt  es  sich,  warum  Pa- 
triarchen manches  Mal  zwei  oder  gar  drei  Namen  haben. 
Wenn  die  Tamymiten  sagten:  wir  sind  Söhne  des  Täbicha 
b.  al-Yäs  b.  Modhar,  und  die  Hodzayliten:  wir  sind  Söhne 
des  Modrika  b.  Chindif  b.  Modhar,  so  behauptete  man,  al- 
Yäs  und  Chindif  sind  identisch,  oder,  wie  im  gegebenen  Falle, 
Chindif  war  die  Frau  des  al-Yäs. 

Die  Seelenzahl  aller  Chindifiten  erreicht  nicht  eine  Mil- 
lion,  es  kommen  also  auf  die  andere  Ra^e  die  Kay s  - 'Ayläniten 
etwa  vier  Millionen.  Dieser  Zahlenunterschied  ist  von  den 
Genealogen  ganz  unberücksichtigt  geblieben  und  sie  stellen 
in  dieselbe  Linie,  in  welcher  in  der  Haupt -Amüd  Familien 
stehen,  in  dem  kays -  aylänischen  Stammbaum  bedeutende 
Völkerschaften.  Ich  gebe  hier  den  Stammbaum  der  vor- 
züglichsten Kays- Aylänstämme,  und,  um  den  Mifsgrifif  der 
Genealogen  recht  anschaulich  zu  machen,  füge  ich  die  Ahnen 
des   Mohammad   bei  ^). 

' )  Ich  mache  aber  darauf  aufmerksam ,  dafs  wir  in  der  ur- 
sprünglichen Consrruetion  aller  nizärischen  Stammbäume  dasselbe 
Princip  entdecken.  Jedes  Glied  der  'Amüd  ist  der  Vater  des  fol- 
genden Gliedes  und  zugleich  des  Patriarchen  eines  Stammes.  Es 
ist  anzunehmen,  dafs,  vpenn  mehr  als  zwei  Söhne  genannt  werden, 
die  übrigen  eine  Zugabe  späterer  Genealogen  sind.  Durch  die  ur- 
sprüngliche binäre  Eintheilung  blickt  die  Einrichtung  des  Dywans, 
.aus  dem  sie  hervorgegangen  ist.  ganz  deuthch  durch.  Man  braucht 
n  der  Tabelle  S.  CXLVI  nur  von  unten  statt  von  oben  anzu- 
fangen, und  man  hat  eine  Inhaltsanzeige  eines  Theiles  des  Dywans. 
In  alten  genealogischen  Tabellen,  die  ich  in  Lakhnau  gesehen  habe, 
wird  auch  wirklich  von  unten,  also  mit  Mohammad  angefangen. 


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CLVII 


Hayda  und  Rokäd,  die  zwei  unterststehenden  Namen, 
sind  wirkliche  Personen,  welche  den  Mohammad  in  Madyna 
besuchten.  Der  erstere  ist  der  Enkel  und  der  andere  der 
Urenkel  des  Patriarchen  seines  Stammes.  Die  Koschayriten, 
der  Stamm  des  Hayda,  zählten  30-  bis  40000,  und  die  Gaditen 
etwa  60000  Seelen;  Koschayr,  welcher  auf  derselben  Linie 
steht,  wie  Kopayy,  der  angebliche  Vater  des  höchstens  1000 
Seelen  starken  Patriciates  von  Makka,  mül'ste  diesem  Sym- 
bole gemäis  beinahe  300,  und  jeder  seiner  Söhne  ebenso  viele 
Kinder  gehabt  haben.  Diese  Populationsvermehrung  ist  noch 
viel  wunderbarer  als  die  der  Israeten  zwischen  Jakob  und 
Moses.  Die  Genealogen  sind  übrigens  in  dieser  Hinsicht  nicht 
consequent,  denn  sie  haben  schwächere  Stämme  als  die  Ko- 
schayriten, wie  z.  B.  die  Thakyfiten  (welche  gegenwärtig  nur 
5000  Krieger  zählen)  und  die  Solaymiten  viel  weiter  hinauf- 
gesetzt und  ihnen  somit  gröfsere  Zeit  zur  Vermehrung  ge- 
gönnt. 

Was  ist  die  Ursache  dieser  Planlosigkeit  ?  Die  ge- 
hörige Breitenausdehnung  der  Familiengenealogie  ist 
nur  dann  möglich,  wenn  die  nöthige  Länge  vorhanden  ist; 
stände  z.  B.  Koschayr  sechs  Linien  höher,  also  unter  Nr.  9 
statt  unter  Nr.  15,  so  könnten  die  Familien  des  Stammes  einen 
eben  so  ausgebildeten  Stammbaum  haben  als  die  Korayschiteu, 
die  Bevölkerung  würde  sich  in  jeder  Generation  statt  um 
das  Dreihundertfache,  nur  um  das  Dreifache  vermehren,  mit 
andern  Worten:  man  könnte  dem  Koschayr  und  jedem  seiner 
Nachkommen  drei  Söhne  geben  und  man  würde  das  er- 
wünschte Ziel  erreichen.  Vergleichen  wir  nun  den  Raum, 
welcher  bei  den  verschiedenen  Stämmen  für  die  Ausbildung 
der  Familiengenealogie  vorhanden  ist,  so  finden  wir,  dafs  die 
arabische  Genealogie  einer  Perspectivzeichnung  gleicht.  Weil 
in  den  Militärstationen  Küfa  imd  Bapra  von  den  Söhnen  der 
siegreichen  Krieger  zuerst  die  arabische  Grammatik  gepflegt 
wurde,  so  glaubte  ich,  dafs  sich  aus  den  dortigen  Dywänen 
und  den  Traditionen  der  Einwohner  über  ihre  Abkunft  auch 
die  Genealogie  entwickelt  habe.  Meine  Vermuthung  stützte 
sich  auf  den  Umstand,  dafs  sich  die  Genealogen  bisweilen 
auf  die  Angaben  der  dortigen  Stämme  berufen.  Wären  aber 
die   S}Tnbole   in   Küfa   entstanden,    so  würde   man   die   dort 


CLVllI 

ausälsigon  Familien  von  Stämmen,  wie  z.  B.  von  den '  Okayliten, 
Koschayriten  u.  s.  w.  fast  alle  eingetragen  haben  und  es  wäre 
notb wendig  geworden,  die  Patriarchen  dieser  Stämme  sehr 
weit  hinaufzurücken,  um  den  nöthigen  Platz  für  die  Breiten- 
ausdehnung der  Familien  zu  gewinnen;  da  dieses  nicht  der 
Fall  ist,  müssen  wir  die  Heimath  des  Systems  andersw^o  su- 
chen. Am  ausorebildetsten  ist  die  Famiheno-enealoo-ie  der 
Madyner,  sie  hat  dreizehn  Linien  in  der  Länge;  dann  folgt 
die  der  Makkaner,  welche  zwölf  Linien  lang  ist.  Je  weiter 
ein  Stamm  von  Madyna  und  Makka  entfernt  ist,  desto  kürzer 
ist  in  der  Regel  seine  Familiengenealogie.  Li  Madyna  also 
ist  der  Mittelpunkt  des  Perspectivs,  und  in  Madyna,  dem 
ältesten  Sitze  moslimischer  Geistesthätigkeit ,  ist  die  Genea- 
logie entstanden. 

Den  ersten  Lnpuls  zu  der  gigantischen  Fiktion  der  Ge- 
nealogen hat  ohne  Zweifel  der  Dywän  des  'Omar  gegeben. 
'Omar  fühlte  schon  um  das  Jahr  20  der  Higra  die  Noth- 
weudigkeit,  um  Verwirrungen  in  der  Verabfolgung  des  Soldes 
vorzubeugen,  geschriebene  Namensverzeichnisse  einzu- 
führen. Er  befahl  zu  diesem  Zwecke  dem  Vater  der  arabi- 
schen Genealogie,  Gobayr  b.  Mötim,  und  zweien  andern 
('Akyl  b.  Abu  Tälib  und  Machrama  b.  Nawfal),  die  Namen 
der  Menschen  in  ihren  Wohnorten  aufzuschreiben  (Ibn  Sa'd 
fol.  237  r.).  Die  älteren  Schriftsteller  sprechen  von  dem 
Dywän  der  An^ärer,  der  Korayschiten,  dann  auch  von  dem 
der  Machzümiten,  Zohriten  u.  s.  w.  Es  sind  darunter  bald 
separate  Kanzleien,  bald  verscliiedcne  Register  zu  verstehen. 
Wir  lesen  daher  in  einer  Tradition  (Ihn  Sa'd  238  r.) ,  dafs 
'  Omar  sich  nach  Kodayd  begeben,  den  Dywän  (die  ZahUiste)  der 
Chozaiten  mitgenommen  und  selbst  den  Sold  ausbezahlt  habe. 
Nach  einer  andern  Tradition  wurde  für  die  llimyariten  ein 
eigener  Dywän  (Kanzlei)  gegründet.  Li  der  Reihenfolge  der 
Stämme  und  der  Familien  wurde  im  Dywän  die  Verwandt- 
schaft nicht  allein  berücksichtigt,  sondern  auch  die  Zahl 
und  die  Stellung  der  Repräsentanten  derselben  in  Madyna. 
Wenn  sich  von  einem  Stamme,  wie  von  den  Bann  Asad 
b.  Chozayma,  eine  grofsc  Anzahl  von  Lidividuen  in  Madyna 
befand,  so  bildeten  sie  wahrscheinlich  eine  eigene  Rubrik  und 
mufsten    in   Familien  weiter    abgetheilt   werden.     Wenn  aber 


CLIX 


aus  grol'ser  Ferne  nur  ein  Dutzend  Individuen  zugegen 
waren,  warf  man  sie  in  eine  Rubrik  unter  einem  Collectiv- 
namen  zusammen,  selbst  wenn  sie  ganz  verschiedenen  Stäm- 
men angehörten.  Alle  Moslime,  welche  sich  in  Madyna  nie- 
derliel'sen,  erhielten  ein  Gehalt  von  25  Dynären.  Dadurch 
angelockt  kamen  natürlich  von  benachbarten  Stämmen  viele, 
von  entfernten  wenigstens  einige  Ansiedler  in  die  Hauptstadt. 
Wir  begreifen  nun  leicht,  wie  in  den  aus  diesen  Materialien 
entstandenen  Genealogien  das  erwähnte  Perspectiv  mit  Ma- 
dyna als  Mittelpunkt  entstanden  ist. 

Während  der  Eroberungskriege  (welche  die  Einführung 
des  Dywäns  zur  Folge  hatten)  kam  es  vielleicht  nie  vor, 
dafs  ein  ganzer  Stamm  der  Armee  folgte.  Es  zog  nur  die 
kampflustige  Bevölkerung  in's  Feld.  Die  Krieger  eines  klei- 
nen Stammes,  wie  die  Banü  Bakr  b.  Abd-Manät,  wären  ganz 
verloren  gewesen  in  der  grol'sen  Heeresmasse,  wenn  sie  sich 
nicht  mit  andern  vereint  hätten.  Es  entstanden  somit  Coalitio- 
nen,  welche  in  den  Bürgerkriegen  eine  noch  viel  gröfsere  Aus- 
dehnung erhielten.  In  dem  Feldzuge  gegen  Damascus  war 
eine  Coalition  von  tausend  Mann  schon  eine  Gröfse,  aber 
während  der  Bürgerkriege,  wo  es  keine  Subordination,  keine 
Organisation  gab  als  das  Zusammenhalten  der  verbündeten 
Stämme  und  wo  jede  Partei  ihre  eigenen  Vortheile  verfolgte, 
waren  sie  machtlos,  wenn  sie  nicht  gemeinsame  Sache  mit 
andern  machten.  Unter  diesen  Umständen  also  wurden  die 
Gruppen  durch  Aufnahme  verwandter  Stämme  erweitert  ^). 
Um  dieses  durch  ein  Beispiel  zu  erläutern,  verweise  ich  auf 
die  Tafel  S.  CLVI.  Zur  Zeit  des  Mohammad  bestanden 
die  Hawäzin  aus  den  Thakyfiten,  Sa  diten,  Napr  und  Goscham. 
Ob  die  Salüliten  dazu  gehörten  ist  zweifelhaft.  Sie  nahmen 
nun  alle  Amiriten  in  ihren  Bund  auf.  Diese  bestanden  ur- 
sprünglich aus  den  Hiläliten  und  Kiläbiten,  hatten  sich  aber, 
wie  es  scheint,  schon   vor  ihrem  Beitritt  zum  Hawäzinbund 


')  Wir  haben  gesehen,  dafs  Othman  kleine  Stämme  in  die 
Zahl  der  Korayschiten  aufnahm.  Solche  Erweiterungen  lassen 
sich  schon  unter  'Omar  nachweisen.  Der  Dywän  ging  also  glei- 
chen Schrittes  mit  den  freiwilligen  Zusammenrottungen  und  för- 
derte sie. 


CLX 


durch  die  Koschayriten,  'Okayliteu  und  Gabiten  verstärkt. 
Durch  die  Coalition  so  vieler  Stämme  wurden  die  Hawäzin 
eine  so  formidable  Macht,  dai's  sie  in  den  Parteikämpfen  den 
Ausschlag  geben  konnten,  ja  selbst  nach  Beendigung  der- 
selben blieben  sie  das  herrschende  Volk  im  'Irak  bis  zu 
dem  Tode  des  Haggäg.  Es  ist  wichtig  für  die  Beurtheilung 
des  ethnographischen  Werthes  der  Genealogie,  zu  bedenken, 
dals  darin  die  unter  diesen  Umständen  entstandenen 
Coalitionen  berücksichtigt  wurden.  Verwandte  Stämme  haben 
sich  zwar  (jewifs  häufiijer  n^it  einander  verbündet  als  fremde 
und  die  Mitglieder  einer  Coalition  verschwägerten  sich  mit 
einander,  aber  es  handelte  sich  in  den  Bündnissen  um  reli- 
giöse und  politische  Principien,  und  Verwandtschaft  war  also 
nicht  das  einzige  Motiv  der  Zusammenrottung.  Wenn  sich 
einige  'Akkiten  für  Nizäriten  hielten,  so  können  wir  diese 
Anoraahe  nur  dadurch  erklären,  dais  sie  sich  von  ihren  Ver- 
wandten trennten  und  Fremden  anschlössen  und  sich  mit 
ihnen  vermengten. 

Die  Ausbildunof  der  Genealogcie  wurde  also  durch  die 
Parteistelhmg  der  Stänune  gefördert  und  beeinflulst.  Aus  dem 
Leben  entwickelt  sich  aber  nie  eine  Theorie,  dazu  gehören  ord- 
nende Geister.  Der  Erste,  welcher  sich  mit  dieser  Wissenschaft 
befafste,  war  ein  Zeitgenosse  des  Abu  Horayra  —  sie  starben 
in  demselben  Jahre.  Dem  Gobayr  b,  Mot'im,  welcher  einer 
der  Verfasser  der  Dywänlisten  war,  wird  die  Ehre  zuerkannt, 
die  Genealogie  der  Korayschiten  und  dann  auch  die  der  Chin- 
difiten  und  übrigen  Nizärstämme  geordnet  zu  haben;  die 
Amüd  ist  wahrs<;hninlich  sein  Werk,  jedenfalls  reicht  die 
Schöpfung  derselben  bis  zu  seiner  Zeit  hinauf). 


')  Ibn  Sa'tl  fol.  12  r.  hat  eine  Tradition,  welche  wahrscheinlich 
von  Gobayr  herrührt,  und  zeigt,  wie  frühe  man  Geschichte  und  Ge- 
nealogie mit  einander  verband.  Sei  der  Inhalt  wahr  oder  falsch, 
so  ist  die  Absicht  der  starken  Färbung  den  Adel  des  Patriciates 
von  Makka,  welchem  Gobayr  angehörte,  in  ein  ein  recht  helles  Licht 
zu  setzen.  Sie  lautet:  Von  Wäkidy  (geb.  130,  f  207)  von  'Abd  Allah 
b.  Ga  far  (geb.  100,  f  170),  aus  einem  Buche  (seines  Oheims)  Abu 
l'ukr  1).  Abd  alRahniäii  b.  Miswar  (f  bald  nacli  100)  von  Moham- 
mad b   (iobayr:  Kocayy  war  der  erste  unter  den  Nachkommen  des 


CLXI 


Gleichzeitig  mit  Gobayr  verschaflften  sich  südarabische 
Genealogen  Geltung,  welche,  wie  alle  Genealogen,  sich  zu- 
gleich mit  der  Erzählung  von  Volkssagen  beschäftigten.  Ich 
will  nur  einen  von  ihnen  erwähnen:  den  zwischen  65  und  86 
verstorbenen  'Obayd  b.  Scharyya.    Er  war  aus  Qaria  in  Ya- 


Ka'b  b.  Lowavy,  welcher  ein  Königthum  erlangte,  denn  es  gehorchte 
ihm  sein  Staram.  Er  war  der  vornehmste  Mann  in  Makka  und  das 
machte  ihm  Niemand  streitig;  er  baute  das  Ralhhaus  und  nmchte 
den  Eingang  gegen  die  Ka'ba  hin.  Hier  wurden  alle  Angelegen- 
heiten der  Korayschiten  abgemacht.  Wenn  Jemand  eine  Ehe  schliessen, 
sich  an  einem  Kriege  betheiligen  oder  sich  berathen  wollte,  kam  er 
in  das  Ralhhaus,  ja  wenn  ein  Mädchen  mannbar  wurde  so  zog  sie 
hier  die  Dir'  an  und  begab  sich  in  diesem  Kleide  zu  ihrer  Familie. 
Hier  wurden  die  Kriegsfahnen  für  die  Korayschiten  und  für  Ver- 
bündete an  den  Speer  gt^bunden  und  zwar  von  Ko9ayy's  Hand ;  hier 
wurden  die  Knaben  beschnitten ;  von  hieraus  traten  die  korayschiti- 
schen  Karawanen  ihre  Reisen  an  und  hierher  kehrten  sie  zurück, 
denn  das  Ratbhaus  war  ihnen  heilig  während  ihres  Lebens  und  nach 
ihrem  Tode.  Kogayy  war  im  Besitze  [der  Ehrenämter  von  Makka, 
nämlich]  er  war  der  Thorwächter  der  Ka'ba,  hatte  die  Pilgrimme 
mit  Wasser  zu  versehen  und  trug  die  Standarte  im  Kriege;  er 
herrschte  über  ganz  Makka.  Wenn  ein  Fremder  in  die  Stadt  kam, 
mufste  er  von  den  Waaren  den  Zehent  bezahlen.  Ko^ayy  theilte 
Makka  in  Viertel  für  seinen  Stamm.  Jeder  Zweig  desselben  nahm 
den  Stadttheil  ein,  welchen  er  noch  jtr-tzt  inne  hat.  Die  Stadt  war 
ihnen  zu  enge;  es  gab  viele  Bäume,  aber  die  Leute  scheuten  sich, 
selbe  niederzuhauen,  weil  das  Gebiet  heilig  war.  Er  erklärte  ihnen, 
dafs,  wenn  es  nicht  aus  Muthwillen  geschehe,  es  keine  Sünde  sei 
sie  za  entfernen  und  liefs  selbe  zum  Zwecke  der  Ausdehnung  der 
Stadt  niederhauen.  Er  wurde  Mogammf  (Sammler)  gpheifsen,  weil 
er  die  Korayschiten  sammelte.  Sie  ehrten  ihn  deswegen  und  machten 
ihn  zu  ihrem  Beherrscher.  Kopayy  machte  alle  Korayschiten ,  in 
der  Gegend  wohnen,  welche  Abtah  (Makka)  heifst,  weswegen  die  Ko- 
rayschiten Bitäh  genannt  werden.  Nur  einige  liefsen  sich  nicht  mit  ihm 
in  Abtah  nieder,  sondern  blieben  aufserhalb  Makka  und  wurden 
deshalb  Tzawähir   geheifsen :    nämlich  die    Banü  Ma'y^  etc. 

Die  Isnäd  ist  in  sofern  interessant,  als  daraus  hervorgeht,  dafs 
diese  Erzählung  circa  A.  H.  100  schon  schriftlich  vorhanden  war. 
Sie  mag  schon  von  Mohammad  b.  Gobayr  für  seinen  eigenen  Ge- 
brauch aufgeschrieben  worden  sein. 

in.  1 


CLXII 


man  gebürtig  und  von  Abkunft  ein  Gorhomite.  Der  Chalyfe 
Moäwiya,  welcher  sich  in  seinen  Mulsestunden  zum  Zeitver- 
treib Geschichten  (nameuthch  die  der  Himyariten)  vorerzählen 
lieis  (Masüdy,  im  Kapitel  Mo'awiya),  berief  ihn  an  seinen 
Hof  und  veranlalste  ihn  zwei  Bücher  zu  schreiben.  Eines 
bestand  nur  aus  fünf  Blättern  und  war  Amthäl  (Beispiele) 
betitelt;  das  andere  liiels  ,,Buch  der  Könige  und  Geschichte 
unserer  Vorfahren."  Die  Südaraber  hatten  eine  Vergangen- 
hoit  und  etwas  mehr  Bildung  als  die  Centralaraber,  denen 
sie  jetzt  den  Vorrang  zuerkennen  muCsten.  Ihre  Genealogie 
und  Geschichte  sollte  nun  auch  ihnen  Geltung  verschafi'en. 
In  Bezug  auf  die  Geschichte  habe  ich  bereits  erklärt,  dafs 
die  Erinnerungen  nur  bis  zur  Herrschaft  der  Himyariten  zu- 
rückgingen und  dafs  sie  den  Anfang  der  himyaritischen  Kö- 
nige in  das  graueste  Altcrthum  versetzten,  aber  aus  Mangel 
an  Erfindungsgabe  von  ihnen  dieselben  Eroberungen  er- 
zählten,  welche  die  Moslime  gemacht  hatten.  Das  Arabia 
Felix,  wie  wir  es  aus  den  Griechen  und  Römern  kennen, 
war  ihnen  unbekannt  und  die  Ausbildung  der  Genealogie 
ging  mit  der  Geschichte  Hand  in  Hand.  Wenn  wir  die 
Schöpfungen  des  Gobayr,  welcher  meistens  bekannte  Namen 
an  einander  reihte  um  Verwandtschaftssymbole  zu  schaffen, 
Dichtungen  nennen,  so  müssen  wir  die  des  'Obayd  und  sei- 
ner Landsleiite  als  Lügen  bezeichnen,  denn  sie  erfanden  Na- 
men und  Geschlechtsregister  nach  Willkür,  wie  ein  Blick  in 
Wüstenfeld"s  erste  Tabelle  beweist.  Wenn  auch  'übayd  nicht 
der  einzige  Urheber  aller  dieser  Erfindungen  ist,  so  übte  er 
doch  einen  grofsen  Eintluls :  die  Gorhomiten,  von  welchen  er 
entsprossen,  waren  einst  die  Herren  von  Makka,  sie  bauten  die 
Ka  ba  und  hielten  den  monotheistischen  Kultus  des  Abraham 
aufrecht;  Ki'la,  die  Mutter  der  IsmaeUten,  und  auch  die  Mütter 
grofser  Stämme,  waren  Gorhomitinnen.  Als  seine  Quelle 
führte  er  den  Gorhomiten   'Abd-Wodd  an. 

Der  ethnographische  ^)  Werth  der  südarabischen  Genea- 

')  Der  Rahmen  der  Genealogie  ist  folgender:  Alle  Südaraber 
stammen  von  dem  biblischen  Sabä  ab,  welcher  eigentlich  'Arair 
hiefs  und  wegen  seiner  Schönheit  auch  Abd-Schams  geheifsen  wurde. 
Sein  Vater  war  Yaschgob,    und  Yaschgob's  Vater  Yarob  (d.  h.  der 


CLXIII 


logien  ist  eben  so  gering  als  der  historische.  Wir  wissen, 
dafs  die  Mahnten  jetzt  noch  einen  eigenen  Dialect  sprechen 
und  Dr.  Carter  versicherte  mir,  dafs  sie  sich  auch  durch 
ihren   physischen  Character  von  ihren   Nachbarn   wesentlich 


Araber):  er  biefs  auch  Mar'af  und  war  ein  Sohn  des  Kahtän,  wel- 
cher auch  Mohrim  geheifsen  wird  und  mit  dem  biblischen  Joktan 
identificirt  wird.  Sabä  hatte  zwei  Söhne,  den  Hirayar  und  Kahlän, 
und  sie  sind  die  Patriarchen  der  zwei  Hauptracen  von  Südarabien. 
Zum  Behüte  des  Synchronismus  werden  zwischen  diesen  zwei  Pa- 
triarchen und  den  Stämmen ,  in  welche  sich  die  beiden  Ra(;en  ver- 
zweigten, nichtssagende  Namen  eingeschoben:  zwischen  Himyar  und 
Hadhramawt  nicht  weniger  als  vierzehn.  Diese  sind  meist  central- 
arabischen  Ursprungs  und  wohl  nicht  das  Werk  des  'Obayd,  sondern 
eines  späteren  Systematikers. 

So  lange  man  die  Südaraber  für  Israaeliten  hielt,  brauchte  man 
weniger  Namen  einzuschalten  um  den  Synchronismus  der  Zeitge- 
nossen des  Propheten  herzustellen;  als  man  sie  für  Joktaniten  er- 
klärte, waren  mehr  nöthig.  wir  finden  daher  in  den  meisten  Fällen 
eine  längere  und  eine  kürzere  Genealogie;  als  Beispiel  verweise 
ich  auf  die  des  Hadhramawtiten  Wäyil  b.  Hogr  bei  Ibn  Sa'd  fol.  68 
und  in  der  I(;aba,  und  führe  hier  die  allmälige  Ausbildung  des  Stamm- 
baumes der  Kinditen  au. 

Die  von  Ibn  A'raby  aufbewahrte  Genealogie  des  Dichters  Amrü- 
Ikays  ist  wahrscheinlich  die  älteste;  sie  lautet:  Amrü-lkays  b.  Hcgr 
b.  Amr  b.  Mo  äwiya  b.  Härith  b.  Kinda.  A9ma'y  kennt  eine  ver- 
besserte Form:  Amrü-lkays  b.  Hogr  b.  Härith  b. 'Amr  b.  Hogr 
(Akil  almorär?)  b.  Mo  äwiya  b.  Kinda.  Härith,  den  Grofsvater 
des  Dichters,  hielt  man  dann  mit  Recht  oder  Unrecht  für  den  König 
Härith,  welcher  im  'Oyün  S.  491  den  Beinamen  Akil  almorär  und 
folgende  Genealogie  hat:  Härith  b.  Amr  b.  Hogr  b. 'Amr  b.  Mo'ä- 
wiya  b.  Kinda.  Ibn  Habayyib  und  Ibn  Salläm  fanden  von  Hogr, 
welchem  Andere  den  Beinamen  Akil  almorär  gaben,  eine  fertige 
Genealogie.  Sie  schalteten  sie  also  in  die  des  Dichters  ein  und  so 
erhielt  sie  die  gehörige  Länge:  Amrü-lkays  b.  Hogr  b.  Härith  b.'Amr 
b.  Hogr  Akil  almorär  b.  Amr  b.  Mo'äwiya  b.  Härith  b.  Mo' äwiya 
b.  Thawr  b.  Moratti'  b.  Mo'äwiya  b.  Kinda.  Aufserdem  ist  noch 
eine  andere  Genealogie  von  dem  Dichter  vorhanden,  in  welcher 
weder  Hogr,  noch  ein  anderer  König  vorkommt  (vergl.  Kitäb  ala- 
ghäniy  fol.  .MO).     Das   gewöhnliche   Mittel    eine    Genealogie   zu    er- 

1* 


CLXIV 

unterscheiden;  sie  sollen  also  eine  eigene  Familie  bilden; 
statt  dessen  machen  Einige  sie  zu  Maadditen,  Andere  zu 
Kodhaiten.  Seite  447  wird  der  Ursprung  der  Kinditen 
nach  den  im  vierten  Jahrhundert  noch  in  Hadhramawt  be- 
kannten Erinnerungen  erzählt  imd  wir  sehen  daraus,  dal's 
die  ^adifiten  schon  vor  ihnen  in  Hadhramawt  von  Bedeutung 
waren.  Baladzory  fabelt:  Moratti''  b.  Mdäwiya  b.  Thawr 
Kindy,  von  welcliem  die  Kinditen  ihren  Namen  haben,  hei- 
rathete  eine  Hadhramawtitin ;  sein  Schwiegervater  nahm  ihm 
das  Versprechen  ab,  dai's  er  keine  andere  Frau  nehmen  und 
daCs  die  Kinder  aus  dieser  Ehe  in  Hadhramawt  bleiben  sollen. 
Moratti'  brach  sein  Wort  und  die  Sache  kam  vor  einen  Schieds- 
richter, welcher  (selbstverständlich)  ein  Gorhomite  war.  In 
Folge  des  Richterspruches  desselben  behielten  die  Hadhra- 
mawtiten  die  Frau  und  ihren  Sohn  Mälik,  den  Vater  der 
Qadifiten,  in  Hadhramawt.  Wie  überall  wirkten  die  Phan- 
tasien der  Gelehrten  auf  das  Leben  zvnlick:  die  ^^adifiten  in 
Hadhramawt  behaupteten,  sie  seien  Kinditen,  und  ihre  Brüder 
in  Küfa  hielten  sich  für  Hadhramawtiten.  Auch  in  vielen 
andern  Fällen  bemerken  wir,  dals  die  Ansichten  der  Stämme 
über  ihre  Verwandtschaft  sich  auf  die  Theorien  der  Genealo- 
gen stützen.  Die  einzige  Thatsache,  welche  wir  aus  diesem 
Symbole  ziehen  köinien,  ist,  daCs  sich  die  Hadhramawtiten, 
Qadifiten  und  Kinditen  stark  gemischt  haben.  Die  neuesten 
Forschunecen  der  Geologen  und  die  Pfahlbauten  in  den 
scliweizer  Seen  beweisen,  dafs  die  Menschheit  viele  Chi- 
liaden Jahre  alt  sei.     Wenn  wir  nun  bedenken,  dafs  Pflanzen 


halten,  ist:  Namen  cinzuschallcn,  von  denen  schon  ein  Stamm- 
baum.  vorlianden  ist;  lunu  j^ewiiint  liieninrcli  ein  gutes  Stück  fer- 
tiger Arbeit. 

Die  (ienealogien  der  Yamaniten  bk^ibeu  ungeachtet  dieser  Ver- 
besserung noch  viel  zu  kurz.  Ihn  Kalby  (bei  Ihn  Sa'd  fol.  262  v.) 
hat  sich  daher  damit  geholfen,  dafs  er  erklärte,  Joktan  sei  ein  Sohn 
des  Homaysa  b.  Tayainnion  b.  Nabajot  b.  Ismael  b.  Abraham.  Es 
kommen  also  zwischen  Araru-lkays  und  Abraham  30  Glieder  heraus 
und  dieselbe  Zahl  findet  man  zwischen  Mohammad  und  Abraham, 
wenn  man  nach  dem  Beispiele  der  alten  Genealogen  (siehe  Note 
S.  CXXX)  nur  aiht  Väter  zwischen   Adnän  und  Abraham  einschiebt. 


CLXV 


von    don    llinüilayas    bis    hierher    und    von    hier    bis    /.u    den 
Himahiyas  gewandert  sind,  so  werden  wir  es  für  unmöglich 
halten,  die  Wanderungen  und  Mischung  der  Völker  vor  Jahr- 
tausenden zu  erforschen,    und  jeder  Versuch,  ihre  Verwandt- 
schaft im  Sinne  der  arabischen  Genealogen  oder  auch  nur  un- 
serer Ethnographen  zu  bestimmen,  erscheint  lächerlich.    Wir 
müssen  uns  darauf  beschränken  die  Construction  und  Zusam- 
mengehörigkeit der  Stämme   zu  einer  gegebenen  Zeit   festzu- 
setzen.   Von  diesem  Gesichtspunkte  sind  die  arabischen  Ge- 
nealogien nicht  ohne  Werth.     Sie  zeigen  uns  die  Zusammen- 
gehörigkeit   der    aus    der   Heimath    ausgewanderten   Stämme 
während  und  nach  den  Eroberungskriegen.     Vergleichen  wir 
dann  die  verschiedenen  Angaben,  so  können  wir  auf  die  Zeit 
vor  dem  Islam  zurückgehen  und   die   damalige  Ethnographie 
mit  ziemhcher  Sicherheit  aufklären.    Es  ist  zu  bedauern,  dafs 
Wüstenfeld  in  seiner  übrigens  vortrefflichen  Arbeit  nur  darauf 
bedacht  war,  jene  Symbole,  welche  allgemein  als  richtig  an- 
erkannt wurden,  also  die  spätesten  Produkte  der  Schule,  wie- 
derzugeben.    Am   lehrreichsten  aber   sind  gerade  die  unvoll- 
kommensten Symbole,  denn  sie  sind  die  ersten  auf  Wahrneh- 
mung beruhenden  Versuche,  die  Verwandtschaft  der  Stämme 
bildlich  darzustellen.     Wir  finden   sehr   häufig  zwei  bis   drei 
Namen   für   denselben    symbolischen   Ahnen.      Es    läfst   sich 
nachweisen,  dafs  in  den  meisten  Fällen  dieser  Art  zwei  Sym- 
bole vorhanden  waren.     So   heilst  z.  B.  der  Vater  des  Abra- 
ham  im  Koran  Äzar   und  in  der  Bibel  Therah.     Um   die 
Angaben  zu  vereinen,  sagen  die   Genealogen,   er  habe   zwei 
Namen  gehabt,  wovon  der  eine  sein  Titel  war.    Solche  Syno- 
nyme gewähren  nicht   selten  für   die  Geschichte  der  Genea- 
logie und  selbst  für  die  Ethnographie  eine   schöne  Ausbeute 
vmd  sollten  berücksichtigt  werden.    Um  dieses  durch  ein  Bei- 
spiel zu  erläutern,  kann  erwähnt  werden,  dafs  jeder  der  Erz- 
väter  der   Madyner   zwei   Namen    hat,    und    es    ist    ziemlich 
wahrscheinlich,    dafs   einer  von  den  Madynern,   und  der  an- 
dere   von    den   Ghassäniden    erfunden    worden    ist.     Erstere 
waren,  wie  es  scheint,  eigentlich  Mäziniten,   aber  schon  der 
Dichter  Hassan   behauptet,    sie    seien   Ghassäniden    gewesen 
und    es   wurden   daher  Ghassän  und  Mäzin   und  dann   auch 
.  ihre  Väter  identificirt. 


CLXVI 

Während  'Obayd  und  Andere  über  das  graueste  Alter- 
thum  Aufschlul's  gaben,  arbeiteten  die  Madyuer  von  Unten 
nach  Oben.  Sie  stellten  die  persönlichen  Stammbäume  ihrer 
Väter  zusanmien  soweit  sie  eben  gingen  und  bildeten  im 
Geiste  des  Gobayr  eine  symbolische  Genealogie  der  Familien 
von  Madyna,  welche  sich  durch  ihre  Vollständigkeit,  Durch- 
sichtigkeit und  ethnographische  Wahrheit  (nur  wiu'den  die 
durch  den  Islam  herbeigeführten  neuen  Verbindungen  zu  sehr 
berücksichtigt)  vortheilhaft  vor  allen  andern  Arbeiten  der 
Moslime  dieser  Art  auszeichnet.  Da  die  Madyner  in  zwei 
Stämme  getheilt  waren,  bildeten  sie  zwei  Amüde,  die  Wurzel 
der  einen  ist  Sa'  d  b.  Mo  ädz  und  die  der  andern  Abu  Ayyüb, 
welche  Beide  diese  Würde  nicht  so  sehr  ihrer  Geburt  als 
ihrem  Eifer  für  den  Islam  verdanken.  Die  beiden  Amüde 
treffen  in  Ilaritha,  dessen  Frau  Kayla  war  (wonach  die  Ma- 
dyner Banü  Kayla  benannt  wurden),  zusammen  und  sie  sind 
um  ein  Glied  länger  als  die  Amüd  der  Korayschiten.  Weil 
sie  sich  für  Ghassäniten  hielten,  machen  sie  den  Häritha  zu 
einem  Nachkömmling  des  Ghassän  und  knüpfen  dann  an  die 
Symbole  des  "^  Obayd  an. 

Die  Zeitgenossen  des  Abu  Horayra  und  Ibn  Abbäs  ha- 
ben auch  in  der  Genealogie  die  Contouren  vorgezeichnet, 
welche  von  den  künftigen  Geschlechtern  als  unfehlbare  Wahr- 
heit hingenommen  und  ausgearbeitet  wurden.  Aus  den  hie 
und  da  vorkommenden  Citationen  aus  Dichtern,  welche,  wenn 
auch  nicht  acht,  doch  ziemlich  alt  sind,  sehen  wir.  dafs  man 
sich  •im  ersten  Jahrhundert  viel  mit  der  symbolischen  Ge- 
nealogie beschäftigte,  und  so  kommt  es,  dafs  die  Quellen  des 
Ibn  Ishäk,  des  Ibn  Sad  und  Anderer  über  die  Ahnen,  na- 
mentlich über  die  symbolischen,  der  Männer  die  sie  nennen, 
meistens  einig  sind :  es  waren  zur  Zeit,  aus  welcher  die  Quellen 
stammen,  die  betreffenden  Genealogien  schon  in's  Reine  ge- 
bracht. Es  scheint  jedoch,  dafs  in  der  zweiten  Periode  Jeder 
sich  nur  um  das  bekümmerte,  was  ihm  gerade  am  nächsten 
lag:  die  Abkunft  seiner  Familie  und  berühmter  Männer.  Die 
Schöpfungen  dieser  Periode,  die  es  sich  zur  Hauptaufgabe 
machte,  das  von  ihren  Vorgängern  Erfundene  zu  formuliren 
und  zu  überliefern,  waren  deswegen  ziemlich  ephemär.  Erst 
im  zweiten  Jahrhundert,   als   man  anfing   ein  Schriftthum  zu 


CLXVII 

gründen,  dehnte  man  den  Blick  wieder  weiter  aus,  sammelte 
und  vervollständigte,  indem  man  bald  diese  bald  jene  bereits 
vorliandenc  Fiktion  benutzte,  das  System.  Die  berühmtesten 
Namen  aus  jener  Zeit  sind  der  Exeget  Kalby  und  Scharkyy. 
Gegen  Ende  des  Jahrhunderts  war  man  schon  soweit  ge- 
kommen, dal's  man  nach  erschöpfender  Vollständigkeit  strebte : 
es  soll  die  Genealogie  jedes  Zeitgenossen  des  Mohammad  und 
jedes  berühmten  Mannes  vor  und  nach  ihm  hinauf  bis  Adam 
festgestellt  werden.  Ibn  Kalby  (f  206)  imd  Haj-tham  b. 
'Adyy  (f  209)  haben  es  so  weit  gebracht,  dafs  sie  apodiktische 
Aussprüche  machten  wie  folgender :  in  der  Familie  Machzüm 
hat  es  nie  einen  Mann  gegeben,  welcher  Ghawiy  hiefs.  Wie 
grundlos  ihre  AnmaJ'sungen  sind,  habe  ich  Bd.  I  S.  197  ff. 
gezeigt:  sie  wul'sten  nicht  einmal  wie  viele  leibliche  und 
Stiefkinder  ihr  Prophet  hatte  !  Doch  in  einem  gewissen  Sinne 
hatten  sie  Recht,  denn  sie  hatten  alle  Namen  gesammelt,  welche 
aus  dem  Alterthume  bekannt  waren.  Die  Zeit  des  Moham- 
mad, der  Anfang  der  historischen  Periode  der  Araber,  war 
gleichsam  die  Basis  ihrer  Operationen.  Aus  jener  Zeit  waren 
ungefähr  neuntausend  Personen  mit  Namen  bekannt  und  bald 
darnach  fing  man  auch  in  den  Städten  an,  die  Genealogien 
aufzubewahren;  diese  neuntausend  Personen  sind  die  Ahnen 
der  moslimischen  Familien.  Indem  die  Genealogen  die  Stamm- 
bäume weiter  zurückführten,  haben  sie  mehr  gedichtet  und 
systematisirt  als  gelogen,  denn  sonst  würden  sie  zwischen 
dem  S.  GL VII  erwähnten  Hayda  und  Koschayr  drei  oder  vier 
Namen  eingeschaltet  haben,  um  den  Synchronismus  mit  Mo- 
hammad vollständiger  zu  machen  und  auch  um  ihn  vom  Pa- 
triarchen weiter  zu  entfernen. 

Wenn  sich  die  Genealogen  blos  mit  den  Geschlechts- 
registern befafst  hätten,  würden  sie  keinen  Anspruch  haben 
unter  den  Quellen  der  Biographie  des  Mohammad  erwähnt 
zu  werden.  Während  der  schönen  orientahschen  Abende  er- 
götzen sich  die  Araber  mit  dem  Singen  von  Kriegs-  und 
Siegesliedern  und  mit  Mosämira,  Erzählung  von  Geschich- 
ten; der  Gegenstand  der  letzteren  sind  ganz  besonders  ihre 
eigenen  und  ihrer  Väter  Heldenthaten.  Versetzen  wir  uns  in 
eine  grol'se  Militärstation  wie  Küfa  unter  die  Krieger,  welche 
mit  Beute  beladen  von  der  Eroberimg  von  Choräsän  zurück- 


CLxvin 

kehrten  und  nun  im  Ueberflusse  und  im  erhebenden  Gedan- 
ken ihrer  eigenen  Macht  schwelgten.  Jeder  Stamm  rühmte 
nach  aharabischer  Sitte  seine  eigene  Gröfse.  Zunächst  machte 
wohl  Jeder  seine  Verdienste  für  den  Ishim  geltend,  aber  wenn 
Leute  reich  imd  mächtig  werden,  wollen  sie  auch  grofse 
Ahnen  haben;  es  wurden  also  auch  die  Sagen  von  den 
Schlachttagen,  Wanderungen  und  Liebesabenteuern  der  alten 
Araber  erzählt,  und  allmälig  erhielten  sie  durch  häufiges 
Wiedererzählen  eine  künstlerische  Form.  Wir  bemerken  in 
den  successiven  Umgestaltungen  der  Legenden  aus  dem  Leben 
des  Propheten,  dai's  die  Redaktion  einer  Legende  Vieles  aus 
andern  Legenden  entlehnt.  Ich  habe  die  Frage  nicht  unter- 
sucht, aber  wahrscheinlich  ist  es,  dafs  auch  in  den  Heldensa- 
gen solche  Plagiarismen  häufig  sind  und  dafs  etwa  ein  schöner 
Charakterzug  aus  'Antar  in  neuer  Darstellung  und  mit  gröfserer 
Uebertreibung  in  die  Banü  Hiläl  aufgenommen  wurde.  Ein 
solcher  Wetteifer  in  der  Verherrlichung  der  Helden  hatte  die 
Folge,  dafs  über  das  ganze  Alterthum  ein  poetisches  Licht  er- 
gossen wurde,  welches  die  Thatsachen  verdunkelte.  Wir  kön- 
nen die  Mosämira  jener  Periode  in  drei  KJassen  theilen:  die 
Ayäm  (Heldenthaten)  der  Araber  vor  dem  Islam,  die  Woffad, 
Deputationen  oder  Bekehrungen  der  Stämme,  und  die  Fotüh 
oder  Eroberung  von  Persien,  Syrien  u.  s.  w.  Die  letzte 
Klasse  ist  fast  ganz  historisch,  die  zweite  halb,  und  die  erste 
ist  Sage. 

Das  Kitäb  alaghäniy  (der  Verfasser  starb  in  356)  und 
ähnliche  Werke  enthalten  die  Inhaltsanzeige  einer  Anzahl  von 
solchen  Sagen.  Im  Journ.  as.  soc.  Bengal  B.  25  S.  199  habe 
ich  nachgewiesen,  dafs  das  von  den  Persern  mehrere  Male 
bearbeitete  romantische  Epos  Magnün  und  Laylä  zu  diesem 
Cyclus  gehörte,  und  ich  zweifle  nicht,  dafs  auch  die  Aben- 
teuer des 'Antar  und  die  der  Ililaliten,  wovon  die  ersteren 
noch  in  den  Kaffeehäusern  von  Damascus  und  die  letzteren 
in  Mosul  erzählt  werden,  aus  jener  schöpferischen  Zeit  stam- 
men. Wir  sind  also  in  den  Stand  gesetzt,  ein  Urtheil  über 
solche  Produkte  auszusprechen.  Die  Erzählung  seheint  immer 
in  einfacher  aber  kunstreicher,  durch  Dialoge  belebter  Prosa 
abgefafst  gewesen  zu  sein.  Die  Helden  aber  sprechen  ihre 
Betrachtungen  und  Empfindungen  in  Versen  aus,  welche  voll 


CLXIX 

Lebensweisheit  und  edler  Gcfülde  sind  und  mitunter  recht 
bedeutenden  poetischen  Werth  haben.  Solche  Erzähhnigen 
sind  die  Epopöen  der  Araber  und  onthaltcn  alles  Sinnreiche 
und  Edio,  was  in  der  Brust  der  Nation  lebte. 

Die  Geschichte  der  Deputationen  an  Mohammad  wurde 
bisweilen  auch  künstlerisch  bearbeitet,  aber  in  den  meisten 
Fällen  begnügten  sich  die  Nachkommen  der  Abgeordneten, 
die  Namen  ihrer  Ahnen  mit  oder  ohne  Einzelnheiten  in  Er- 
innerung zu  bewahren.  Weil  eine  Familie  an  Adel  gewann, 
wenn  ihr  Gründer  den  Propheten  besucht  hatte,  mögen  auch 
einige  Deputationen  nebst  den  Namen  der  Mitglieder  erdichtet 
sein,  doch  meistens  sind  sie  wahr.  Die  Biographen  des  Pro- 
pheten beschränkten  sich  meistens  darauf,  ihre  Nachrichten 
über  diesen  Gegenstand  in  Madyna  zu  sammeln.  Ibn  Ishäk 
erzählt  daher  die  Deputationen  von  nur  wenigen  Stämmen 
und  seine  Aufschlüsse  darüber  sind  fabelhaft.  Ibn  '  Okba  und 
die  andern  Biographen,  soweit  wir  sie  aus  Citationen  kennen, 
haben  nicht  mehr  geleistet  als  er.  Aus  diesen  Quellen  lernen 
wir  nur,  dafs  Mohammad  am  Ende  seines  Lebens  im  Besitze 
der  Herrschaft  über  ganz  Arabien  gewesen  ist.  Durch  wel- 
ches Wunder  er  daz.u  gekommen  sei,  deuten  ihre  Fabeln  nur 
beiläufig  an  —  nämlich  durch  die  überzeugende  Kraft  des 
Islams.  Fast  alles  Zuverlässige,  was  wir  über  die  Deputa- 
tionen wissen,  verdanken  wir  den  Genealogen.  Sie  haben 
sich  stets  mit  der  Geschichte  und  Alterthumskunde  beschäf- 
tigt; Einigen  wird  daher  nachgerühmt,  dafs  ihre  Stärke  in 
den  Achbär,  Erzählungen,  Andern  dafs  sie  in  der  Kenntnifs 
der  Stammbäume  bestand.  Im  zweiten  Jahrhundert  wurden 
schon  Monographien  über  einzelne  Stämme  und  die  Bojaität, 
Geschichte  vornehmer  Häuser,  verfafst,  und  dieses  lenkte 
ihre  Aufmerksamkeit  auf  die  Woffad,  denn  das  Wichtigste  für 
jeden  Stamm  und  jede  Familie  war  das  Verhältnifs  der  Ahnen 
zu  Mohammad.  Die  Genealogen,  statt  sich  an  die  pedanti- 
schen Regeln  der  Ueberlieferungswussenschaft  zu  halten,  sam- 
melten ihren  Stoff  in  den  Militärstationen  aus  dem  Munde 
des  Volkes.  Sie  condensirten  die  Erzählungen  der  Mosämira 
imd  nahmen  heraus,  was  sie  für  historisch  hielten.  Wenn 
wir  die  verschiedenen  Versionen  von  einigen  Traditionen  ver- 
folgen, so  finden  wir,  dafs  allmälig  in  wenige  Zeilen  zusam- 


CLXX 


mengedräugt  wurde,  was  ursprünglich  eine  Geschichte  war, 
welche  mehrere  Bände  gefüllt  haben  würde.  Sie  stellten 
Nachfragen  an  hei  hervorragenden  Familien,  und  was  das 
Wichtigste  ist,  sie  waren  unter  den  ersten,  welche  Briefen, 
Verträgen  und  andern  Urkunden  die  gehörige  Wichtigkeit  zu- 
erkannten und  sie  sammelten.  Da  die  Geschichte  von  Ara- 
bien in  Mohammad  culminirt,  ist  seine  Zeit  auch  diejenige 
Periode,  welche  sie  am  meisten  beschäftigte,  und  ihre  Nach- 
richten werfen  Licht  auf  die  damaligen  Zustände  der  ganzen 
Halbinsel.  Das  Material  für  die  Profangeschichte,  bestehend 
aus  kurzen  Notizen  über  Tausende  von  berühmten  Personen, 
wurde  von  Ibn  Kalby  (f  20G)  zur  selben  Zeit  erschöpfend 
zusammengebracht  ^),  zu  der  Wakidy  (f  207)  die  auf  die  Kir- 
chengeschichte bezüglichen  Traditionen  sammelte.  Ihr  Schüler 
war  Ibn  Sa  d ;  er  hat  die  Tabakät  verfafst  und  den  noch  vor- 
handenen Text  der  Gamhara  des  Ibn  Kalby  herausgegeben: 
ihm  verdanken  wir  fast  alles,  was  wir  über  die  Wofi'ad  wissen, 
wie  auch  die  meisten  Urkunden,  welche  aufbewahrt  worden 
sind,  und  die  zuverlässigsten  Personalnachrichten.  Für  seinen 
Bericht  der  Woffad  führt  er  fast  keine  Quellen  an  als  den  Ibn 
Kalby  und  den  Wakidy,  welcher  sich  auch  als  Genealog  aus- 
zeichnete. Die  Berichte  über  die  Zeitgenossen  des  Mohammad 
(mit  Einschluls  derer,  welche  an  der  Woffad  Theil  nahmen), 
sind  nach  ihm  vielfach  bearbeitet  worden ,  zuletzt  und  am 
vollständigsten  von  Ibn  Hagar  (f  852,  =  Febr.'1449).  Dessen 
I^iiba  ist  das  gelehrteste  und  systematischste  moslimische  Ge- 
schichtswerk, das  ich  kenne.  Sie  besteht  aus  vier  Foliobän- 
den, von  denen  der  erste  Band  aber  nicht  ganz  (etwa  ein 
Fünftel  des  ganzen  W(>rkes)  in  Calcutta  nach,  wie  ich  in  der 
Vorrede  dazu  sage,  nicht  sehr  correcten  Handschriften  ge- 
druckt  worden  ist   (der  erste   Band   dieser  Ausgabe   enthält 


')  Ibn  Kalby  bat  eine  sehr  grofse  Anzahl  von  Werken  hinter- 
lassen. Das  einzige,  das  wir  b(isitzen,  ist  die  Gamhara;  es  ist  dieses 
nach  deui  Zeugnisse  der  Mosliiue  das  vollständigste  genealogische 
Werk.  Obschon  die  Genealogie  sein  Hauptstreben  war,  so  hat  er 
sich  doch  auch  mit  Mosämira,  Gescliichtenerzählung,  beschäftigt  und 
Ibn  Hanbai  heifst  ihn  daher  (bei  Nur  alnibräs  S.  62)  Qähib  samar 
wal-uasab,  Geschichtenerzähler  und  Genealog. 


CLXXI 

1107  Seiten  grofs  Octav;  vom  zweiten  Bande  sind  nur  120 
Seiten  erschienen).  Sie  enthält  gegen  9000  Biographien  von 
Personen,  welche  den  Propheten  kannten,  und  es  sind  zum 
Theil  zweiter  und  dritter  Hand  fast  alle  Quellen  —  die  Ar- 
beiten der  Genealogen,  der  Biographen  und  der  Traditionisten 
im  engeren  Sinne  des  Wortes  —  benutzt  worden,  welche  die 
arabische  Literatur  einst  geboten  hat. 

Weil  sich  nicht  nur  die  Genealogen,  sondern  auch  Ibn 
Ishak  und  Ibn  Ilischani  häufig  auf  die  Dichter  berufen,  wird 
es  nicht  überflül'sig  sein,  auch  darüber  Einiges  zu  sagen. 
Wenn  die  Wissenschaft  in  jener  epischen  Periode,  in  welcher 
unsere  Nachrichten  über  die  Zeit  des  Mohammad  eine  feste 
Gestalt  annahmen,  Dichtung  ist,  so  ist  dieses  in  einem  weit 
gröCseren  Maal'se  von  der  Poesie  zu  erwarten.  Um  an  einem 
concreten  Falle  zu  zeigen,  auf  welche  Art  damals  die  Verse 
alter  Dichter  überliefert  wurden,  wähle  ich  den  Hammäd  Rä- 
wiya  (f  155  oder  158)  als  den  Repräsentanten  seiner  Zeit  in 
diesem  Fache  und  schalte  einige  Anekdoten  aus  seinem  Le- 
ben ein. 

Von  Abstammung  war  er  ein  Perser  und  gehörte  dem 
rauhen  und  verstockten  Gebirgsvolke  der  Daylemiten  an. 
Sein  Vater  soll  den  persischen  Namen  Säbür  getragen  haben. 
Hammäd  hatte  aber  das  Glück  von  Sahmän  b.  Raby  a  gefangen 
genommen  und  den  Schaybäniten  als  Kriegsgefangener  gegeben 
worden  zu  sein.  Sie  schenkten  ihm  seine  Freiheit  und  somit 
wurde  er  der  Client  eines  arabischen  Stammes  und  zum  Araber. 
Adoptivkinder  sind  gewöhnlich  dankbarer  als  natürliche  und 
als  er  Literat  geworden  war,  gab  es  keinen  Mann  der  en- 
thusiastischer für  den  Ruhm  der  Araber  eiferte  als  Hammäd ; 
er  übertraf  nach  dem  Zeugnisse  des  Madäyini  alle  seine  Zeit- 
genossen in  der  Kenntnils  der  Schlachttage,  Geschichte,  Poesie, 
Genealogie  und  Sprache  der  Araber. 

In  seiner  Juo;end  war  er  Mito-Hed  einer  Räuberbande. 
Eines  Tages  drang  selbe  in  ein  Haus  ein  und  plünderte  es. 
Unter  der  Beute  befand  sich  eine  Sammlung  der  Gedichte 
der  Anpärer.  Hammäd  las  sie,  lernte  sie  auswendig  und 
fand  so  viel  Geschmack  daran,  dals  er  sich  von  nun  an  dem 
Studium  der  schönen  Wissenschaften,  und  der  seltenen  Wörter 
imd  Phrasen  der  Araber  widmete. 


CLXXII 

Haytham  b.  Adyy  und  Andere  erzählen:  Walyd  b.  Ya- 
zyd  fragte  den  Hammäd,  warum  er  Rawiya,  d.  h.  Ueberlieferer 
geheifsen  werde?  und  er  antwortete:  Weil  ich  von  jedem 
Poeten,  den  du  kennst  oder  von  dem  du  gehört  hast,  Ge- 
dichte auswendig  weifs,  und  von  denen,  deren  Namen  du 
nie  gehört  hast,  weifs  ich  noch  mehr  als  von  denen  die  dir 
bekannt  sind!  Ferner,  wenn  ein  Gedicht  vorgetragen  wird, 
so  will  ich  mit  Bestimmtheit  sagen,  welcher  Periode  es  an- 
gehört. Der  Chalyf  erwiederte:  Bei  deinem  Vater,  du  bist 
sehr  gelehrti  Wie  viele  Verse  weifst  du  auswendig?  Der 
Kunstrichter  antwortete :  Sehr  viele  !  Jedenfalls  bin  ich  im 
Stande,  auf  jeden  Buchstaben  hundert  lange  Ka^yden  vor- 
zutragen, die  sich  darauf  reimen.  Aufser  den  Gedichten  der 
Zeit  des  Islams  weil's  ich  eine  Unzahl  Bruchstücke  von  den 
Gedichten  der  Heidenzeit.  Der  Chalyf  beftihl  ihm  nun,  Ge- 
dichte vorzutragen,  und  als  er  müde  war  anzuhören,  liei's  er 
einen  Andern  ihm  zuhorchen,  Hammäd  trug  2900  Ka^-yden 
aus  der  Zeit  des  Heidenthums  vor.  Der  Chalyf  liei's  ihm  zur 
Belohnung  100,000  Dirheme  auszahlen. 

Marwän  b.  Aby  Hafi^'a  erzählt:  Ich  ging  einst  mit  einer 
Anzahl  anderer  Dichter  zu  dem  Chalyfen  Walyd  b.  Yazyd. 
Er  safs  hinter  einem  Vorhang  auf.  einem  Ruhebett  und  konnte 
nicht  gesehen  werden.  So  oft  ein  Poet  ein  Gedicht  vortrug 
machte  Walyd  zu  jeden  Verse  Glossen:  dieser  Vers  kommt 
in  diesem  oder  jenem  Gedicht  vor,  oder  diese  Idee  ist  von 
diesem  oder  jenem  Poeten  entlehnt.  Er  bewies,  dafs  er  die 
Poesie  in  ihrem  ganzen  Umfange  kenne.  Unser  Erstaunen 
über  die  Keimtnisse  des  Chalyfen  hörte  aber  auf,  als  wir 
bemerkten,  dafs  Hammäd  bei  ihm  safs. 

Hammäd  erzählt:  Als  ich  im  Dienste  des  Yazyd  b. 
Abd  al  -  Mälik  stand ,  wurde  ich  von  Hischäm  'angefeindet, 
aber  nicht  von  den  übrigen  Omayyiden.  Nach  dem  Tode 
meines  Gönners,  als  Hischäm  zum  Chalyfate  gelangte,  blieb 
ich  ein  ganzes  Jahr  in  meinem  Hause  und  besuchte  nur  meine 
innigsten  Freunde,  und  zwar  heimlich.  Da  ich  das  ganze 
Jahr  nichts  gehört  hatte,  was  mich  beängstigen  konnte,  fafste 
ich  Muth  und  ging  aus.  Am  Freitag  begab  ich  mich  zur 
Moschee  um  das  Gebet  zu  verrichten.  Beim  Elephantenthor 
wurde   ich  von  zwei  Polizisten  angehalten.     Sie  bedeuteten 


CLXXIII 

mir,  daCs  mich  der  Gouverneur  Yüsof  b.  'Omar  zu  sehen 
wünsche.  Ich  bat  sie  zuerst,  nach  Hause  gehen  zu  dürfen, 
um  meiner  Familie  ein  evvio;es  Lebewohl  zu  sayfen.  Dies 
wurde  mir  jedoch  nicht  gestattet.  Ich  ergab  mich  und  ging 
mit  ihnen  zum  Emyr.  Ich  traf  ihn  im  rothen  Ywän  und  er 
grül'ste  mich  freundlich,  dann  gab  er  mir  eine  Depesche  fol- 
genden Inhalts :  „Im  Namen  des  allerbarmenden  Gottes.  Von 
dem  Knechte  Gottes  Ilischäm  an  Yüsof  b.'Omar.  Sobald 
du  diesen  Brief  gelesen  hast,  schicke  Jemand  der  den  Ham- 
mäd  b,  Rawiya  zu  dir  bringe.  Es  soll  ihm  aber  weder  Furcht 
noch  Schrecken  eingejagt  werden.  Gieb  ihm  500  Dyniire 
und  ein  Kameel  von  Mahra,  auf  dem  er  in  zwölf  Tagen  [von 
Küfa]  nach  Damascus  reite."  Das  Kameel  war  schon  ge- 
sattelt und  ich  ritt  in  zwölf  Tagen  nach  Damascus.  Ich  mel- 
dete mich  im  Palaste  des  Hischäm  und  wurde  gleich  vorge- 
lassen. Man  führte  mich  in  einen  grol'sen  Hof,  welcher  mit 
Marmor  gepflastert  war.  Der  Chalyf  safs  in  einem  präch- 
tigen Zimmer,  der  Boden  war  ebenfalls  von  Marmorplatten, 
welche  mit  Goldstreifen  verbunden  waren.  Die  Wände  waren 
auf  dieselbe  Art  gebaut.  Er  safs  auf  einem  rothen  Kissen, 
hatte  ein  rothes  Sammetkleid  (Purpur)  an  und  duftete  von 
Moschus  und  Ambra;  vor  ihm  stand  in  goldenen  Gefäfsen 
aufgelöster  Moschus.  Er  schüttelte  ihn  bisweilen  mit  der 
Hand  und  die  ganze  Halle  war  mit  Wohlo-eruch  erfüllt.  Er 
grül'ste  mich  und  befahl  mir  näher  zu  kommen.  Ich  küfste 
ihm  den  Fufs  und  erblickte  zwei  Sklavinnen  von  übermensch- 
licher Schönheit.  Sie  trugen  grofse  Ohrringe  mit  Rubinen, 
die  wie  Feuer  glänzten.  Er  fragte  mich  nach  meinem  Be- 
finden und  sagte,  dafs  er  mich  habe  rufen  lassen  weil  ihm 
ein  Vers  eingefallen  wäre  und  er  nicht  wisse  von  wem  er  sei. 
Ich  konnte  ihm  Bescheid  geben  und  war  im  Stande,  das  Ge- 
dicht, in  dem  er  vorkommt,  vorzutragen.  Er  war  sehr  er- 
freut darüber  und  befahl  mir  eine  Bitte  zu  thun.  Ich  erbat 
mir  eine  der  beiden  Sklavinnen.  Er  schenkte  sie  mir  beide, 
liefs  mir  ein  herrliches  Apartement  einrichten,  in  dem  ich 
Diener  und  Alles,  was  ich  wünschen  konnte,  vorfand,  und 
gab  mir  überdies  ein  Geschenk  von  100,000  Dirhemen. 

Auch   der    abbasidische  Chalyfe  Manpür  lud  den  Ham- 
mäd  pin,  an  seinen  Hof  in  Baghdäd  zu  kommen.     Der  Bote 


CLXXIV 

laud  ihn  in  Ba^ra  in  einer  Kneipe  (Ghana )  betrunken  und 
nakt,  mit  dem  Ende  eines  Dastyga  ^)  auf  seinen  Schaam- 
theilen.  Als  er  zum  Chalyfen  kam,  trug  er  auf  seinen  Be- 
fehl eine  Elegie  des  Habbän  (?)  mit  solchem  Pathos  vor, 
dafs  er  ihn  zum  Weinen  brachte. 

Der  Chalyf  Mahdiy  gab  eines  Tages  eine  Gesellschaft, 
zu  der  viele  Männer,  die  mit  der  Poesie  vertraut  waren,  ein- 
geladen wurden  Er  liel's  bei  dieser  Gelegenheit  dem  Harn- 
mäd  20,000  Dirheme  überreichen,  mit  dem  Bemerken,  dafs 
er  sehr  gute  Gedichte  mache,  aber  wenn  er  alte  Poesien 
vortrage,  viele  unächte  Verse  beimische.  Dem  Mofadhdhal 
Dhabby  aber  liefs  er  50,000  Dirheme  geben  wegen  seiner  kri- 
tischen Genauigkeit  in  der  Ueborlieferung  alter  Gedichte. 

Der  soeben  erwähnte  Mofadhdhal  lallt  ein  ungünstiges 
Urtheil  über  Hammäd.  Er  übte,  sagt  er,  einen  höchst  schäd- 
lichen Einflul's.  Er  hat  alte  Gedichte  fehlerhaft  und  in  ver- 
änderter Gestalt  überliefert.  Wenn  aber  das  Uebel  blos  darin 
bestände,  so  würden  gelehrte  Männer  die  richtige  Lesart 
wieder  herstellen  können.  Aber  er  ist  sehr  bewandert  hi 
den  sprachlichen  Eigenthünilichkeiten  der  Poesie  der  Araber 
und  kennt  die  Manier  der  verschiedenen  Dichter.  Er  machte 
daher  beständig  Gedichte  im  Geiste  alter  Poeten  und  giebt 
sie  als  acht  aus.  Sie  werden  mit  den  ächten  vermischt  fort- 
geflanzt  und  verbreiten  sich,  und  es  sind  nur  die  besten  Kri- 
tiker im  Stande,  das  Aechte  von  dem  Untergeschobenen  zu 
unterscheiden  ^). 


')  Dieses  Wort  kommt  auch  in  Baktük  S.  285  vor  und  heifst 
dort  eine  Art  Unodschuh  (pers.  Dastäna),  in  dem  jedoch  die 
Finger  nicht  getheilt  sind.  In  einer  andern  Stelle  des  Kitäb  ala- 
ghäniy  wird  von  einer  dastyga  nabydz  (ein  Krug  voll  Wein)  ge- 
sprochen; es  ist  wohl  ein  kleiner  lederner  Eimer. 

')  Die  Kritik  kam  viel  zu  spät,  um  das  Unächte  ausscheiden 
zu  können,  übschon  Hammäd  eine  schriftliche  Sammlung  von  Ge- 
dichten fand,  so  waren  solches  doch  nur  Notizen,  welche  ausge- 
löscht wurden,  um  das  Pergament  anders  zu  verwenden,  wenn  man 
sie  nicht  länger  benöthigte.  Die  erste  Sammlung  von  Gedichten, 
welche  die  Form  eines  Buches  und  einen  bleibenden  Character  hatte, 
war   nach    dem    Kita!»    alagh&niy    Bd.  I    8.  341    die   des  Mohammad 


CLXXV 

Nicht  nur  die  crwälmteu  vier  Wissenscluititeu,  sondern 
die  ganze  rein  moslimische  Literatur  ist  unter  Verhältnissen 
entstanden,  von  denen  man  sich  nur  schwer  eine  VorsteUung 
machen  kann,  und  sie  trägt  daher  ein  ganz  eigenthümHches 
Gepräge.  Wir  wissen,  dais  die  Ahen  ihren  heldenmütliigen 
Character  zum  Theil  der  Sklaverei  verdankten.  Die  Knechte 
und  Freigelassenen  nahmen  ihnen  nicht  nur  jede  erniedri- 
gende Beschäftitjun":  ab,  sondern  sie  wurden  den  Kindern 
der  Freien  gezeigt,  damit  diese  sich  ein  Beispiel  nehmen. 
Das  Selbstgefühl,  womit  den  jungen  Hellenen  der  Anblick 
eines  betrunkenen  Sklaven  beseelt  haben  mag,  verschwindet 
aber  im  Vergleiche  mit  dem  erhebenden  Bewui'stsein,  in  einem 
unterjochten  Lande  mit  einer  zahlreichen  verkommenen  Be- 
völkerung der  herrschenden  Nation  anzugehören.  Man  mul's 
in  Indien  gelebt  und  gewirkt  haben  um  zu  wissen,  welch 
grol'sartiges  Streben  es  erzeugt.  Die  heldenmüthige  Verthei- 
diofunff  der  Enjrländer  in  Lakhnau  und  die  kühne  Belao-eruno: 
von  Dilli  im  Jahre  1857  zeigen,  zu  welcher  Gröfse  des  Cha- 
rakters ein  Volk  unter  solchen  Einflüssen  gelangt.  Der  Stolz, 
der  herrschenden  Nation  anzugehören,  macht  Jeden  zum 
Helden,  und  auch  im  Gebiete  des  Geistes  wirkt  unter  sol- 
chen Verhältnissen  selbst  die  Mittelmäfsigkeit  Groi'ses.  Es 
hat  wohl  nie  eine  Periode  in  der  Geschichte  gegeben,  in 
welcher  die  Vei'hältnisse  mehr  an  das  Ideale  gestreift  hätten, 
als  die  Zeit  nach  Beendigung  der  moslimischen  Bürgerkriege. 
Der  umsichtige  Mo  äwiya  regierte  mit  fester  Hand  die  schön- 
sten Länder  der  Erde  und  verfügte  über  eine  Revenue  von 
mehr  als  vierzig  Millionen  Pfund  Sterling.     Die  im  Verhält- 


Makky,  eines  jüngeren  Zeitgenossen  des  Hammäd  Räwiya.  Sie 
enthielt  3000  Lieder.  Sie  wurde  später  von  Ahmad ,  einem  Sohne 
des  Verfassers,  welcher  viele  Fehler  darin  fand,  verbessert.  Dhabby 
und  Mohammad  Makky  blühten  zur  Zeit  oder  etwas  später  als  Ibn 
Ishäk,  der  Biograph  des  Propheten.  Vorausgesetzt  dafs  es  ihnen 
besser  Ernst  war,  das  Aechte  vom  Unterschobenen  zu  scheiden,  so 
war  die  Aufgabe  auch  viel  schwieriger,  denn  die  Dichtung  beschäf- 
tigt sich  einmal  mit  Dichten,  und  wie  wir  gesehen  haben,  wendete 
der  Hof  der  Omayyiden  auch  die  rechten  Mittel  an,  Leute  wie 
Hammäd  Räwiya  in  ihrem  Berufe  zu  ermuntern. 


CLXXVI 

uisse  zu  den  Unterjochten  wenig  zahlreichen  Araber  fühlten 
sich  nicht  nur  als  Herrscher,  sondern  auch  als  Bekenner  der 
wahren  Religion  und  Verwandte  des  Gottgesandten  weit  über 
alle  Menschen  erhaben.  Es  ist  schon  von  Baron  Slane  be- 
merkt worden,  dal's,  wie  sehr  sich  auch  ein  Nichtaraber  durch 
Frömmigkeit  und  Gelehrsamkeit  auszeichnen  mochte,  er  erst 
dann  die  ihm  gebührende  Position  erreichte,  wenn  er  sich 
als  Client  einer  arabischen  Familie  anschlofs,  denn  das  Na- 
tionalficefühl  war  noch  stärker  als  das  relicriöse. 

In  diese  Periode  des  nationalen  imd  religiösen  Ueber- 
muthes  fällt  das  Entstehen  der  moslimischen  Wissenschaften 
imd  sie  tragen  auch  ganz  ihren  Character.  Macht  verleiht 
Zuversicht  und  Zuversicht  führt  zum  Erfolg,  Die  Araber 
besafsen  auch  Edelmuth,  aber  ungeachtet  ihrer  Vorzüge  blei- 
ben sie  immer  nur  Barbaren.  Man  mul's  sich  hüten,  Schlau- 
heit im  praktischen  Leben,  und  gute  naturwüchsige  Einfälle 
im  Gebiete  der  Spekulation  und  Religion  für  Vernunft  zu 
halten.  Es  fehlte  ihnen,  wie  allen  andern  Völkern  ihrer  Zeit, 
der  Sinn  für  Beobachtung  und  die  ausgebildete  Vernunft, 
welche  eine  Reihe  Thutsachen  zu  überblicken  und  daraus  folge- 
richtige Schlüsse  zu  ziehen  vermag.  Wie  bei  Kindern  war  die 
Phantasie  überwiegend,  und  je  mehr  sie  sich  im  geistigen  Le- 
ben bewegten,  desto  mehr  gewann  sie  die  Herrschaft  über 
den  gesunden  Menschenverstand,  denn  die  übermüthige  Zu- 
versicht, womit  sie  sich  in  die  höchsten  Regionen  der  mensch- 
lichen Erkcnntnifs  hineinwagten,  war  weder  durch  Kenntnisse, 
noch  durch  Bildung  der  Vernunft  getragen  und  sie  konnten 
daher  keine  andern  Resultate  gewinnen,  als  kühne  Gebilde 
einer  ungezügelten  Phantasie:  Dichtungen  und  Lügen.  Es 
fehlte  ihnen  auch  ungeachtet  momentaner  Anflüge  von  Grol's- 
muth  und  Selbstverläugnung  an  Humanität  und  an  Sinn  für 
Recht  und  Gerechtigkeit. 

Dichtungen  wurden  während  der  ersten  sechzig  Jahre 
nach  der  Flucht  in  einem  Maafse  geboten,  welches  ganz 
jener  aufgeregten  Zeit  voll  Zuversicht  und  geistiger  Thätig- 
keit  entspricht  und  alle  Begriffe  übersteigt.  Wie  zahlreich 
auch  die  Legenden,  Traditionen,  Genealogien,  Koränerklärun- 
gen  und  unterschobene  Gedichte,  welche  wir  noch  besitzen, 
sein    ujögen,    so    geht   doch    aus    der  Vergleichung   derselben 


CLXXVII 

hervor,  dals  uns  nur  die  gelungensten  Versuche  aufbewahrt 
worden  sind.  Der  Geist  bewogte  sich  in  einer  sehr  engen 
Sphäre,  aber  innerhalb  derselben  wurde  dem  Volke  ein  un- 
endlicher Schatz  von  Dichtungen  geboten,  und  es  wählte  was 
seinen  Bedürfnissen  am  besten  entsprach.  Das  Entstehen 
der  moslimischen  Wissenschaften  bietet  daher  eine  grofse 
Analogie  mit  dem  Entstehen  einer  Sprache.  Es  entwickelt 
sich  ein  neuer  Begriff.  Man  fühlt  das  Bedürfnifs,  ihn  durch 
ein  Wort  zu  bezeichnen.  Der  eine  wählt  dieses,  der  Andere 
jenes  SymboL  endlich  findet  eines  Anerkennung  und  so  er- 
halten Humbug  und  Comfortable  in  aller  Welt  das  Bürger- 
recht, und  die  übrigen  Kandidaten  müssen,  selbst  wenn  sie 
einen  Anhang  gewonnen  hatten,  in  die  Vergessenheit  zurück- 
kehren. So  auch  wurden  einige  Legenden,  Lehrsätze,  Ge- 
nealogien u.  s.  w.  das  Gemeino^ut  der  Moslime  und  die  an- 
dem  wurden  vergessen  oder  nur  etwa  als  Raritäten  auf- 
bewahrt. 

Auf  die  Empfängnils  folgt  die  Gestation.  Die  Gebilde 
sind  noch  weich  und  der  Veredlung  und  Verschlechterung 
fähig.  Der  Gestationsperiode  entspricht  die  Zeit  der  moslimi- 
schen Tradition,  welche  in  ihrer  Regelmäl'sigkeit  und  Massen- 
haftigkeit  ganz  einzig  in  der  Geschichte  dasteht  und  ein  Zeug- 
nil's  ablegt  für  rastlose  geistige  Thätigkeit.  Tausende  und 
abermals  Tausende  beschäftigten  sich  mit  der  Ueberlieferung, 
in  allen  Moscheen  wurde  gelehrt  und  in  allen  geselligen  Zu- 
sammenkünften wurde  erzählt.  Alles  Wissen  war  Gemeingut 
der  Nation,  wurde  auswendig  gelernt  und  mündlich  über- 
liefert. Es  besafs  daher  den  gröfstmöglichen  Grad  der  Le- 
bendigkeit imd  Plasticität.  Bunsen  findet  das  Göttliche  der 
Bibel  darin,  dafs  sie  stets  ein  gemeindliches  Buch  war.  Wenn 
dieses  Criterium  entscheidend  ist,  so  hat  keine  Religion  mehr 
Anspruch  die  Vox  Dei  genannt  zu  werden  als  der  Islam, 
denn  keine  ist  in  einem  so  vollen  Sinne  die  Vox  populi. 
Diesen  Character  haben  auch  die  Schöpfungen  der  Periode, 
die  uns  beschäftigt,  für  hundert  Millionen  unserer  Mitmen- 
schen, denn  der  gegenwärtige  Islam  ist  von  dem  Geiste,  in 
welchem  der  Koran  verfafst  worden,  fast  ebenso  entfernt^ 
als  der  Katholicismus  von  dem  Geiste  des  Evangeliums,  und 
gründet  sich   auf  die  Tradition.     Wir  aber  finden  darin  nur 

m 


CLXXVIII 

Ideale,  Dichtung  und  Wahn.  Alle  historischen  Thatsachen 
werden,  wie  lebhaft  sie  zur  Zeit  des  Ihn  'Abbäs  und  der 
Gründer  der  Genealogie  dem  Volke  vorschweben  mochten, 
mit  Fülsen  getreten,  denn  man  wollte  die  Schranken,  welche 
sich  der  Selbstvergötterung  entgegensetzen  konnten ,  ent- 
fernen, und  von  den  Tausenden  von  Dichtungen,  welche 
jeder  Tag  hervorbrachte,  wurden  jene  als  wahr  anerkannt, 
die  dem  religiösen  und  nationalen  Uebermuthe  am  meisten 
schmeichelten. 

Die  Periode  der  schöpferischen  Thätigkeit,  das  Fötus- 
leben der  moslimischen  Wissenschaft  ging  vorüber.  Haggäg 
hat  das  junge  Leben  in  seinem  eigenen  Blute  erstickt  und 
die  'Abbäsiden  haben  mit  landesväterlichem  Patriotismus  die 
Erruno-enschaften  der  Nation  zuerst  an  die  Perser  und  dann 
an  ihre  türkischen  Sklaven  um  die  vermeinte  Sicherheit  ihres 
Thrones  verkauft.  Und  so  kam  auch  für  das  geistige  Leben 
eine   neue  Periode*).     Schon  Wäkidy   hat   angefangen,    den 


')  Die  politische  Geschichte  entwickelte  sich  wie  folgt.  An- 
fangs waren  Bürgerkriege;  diese  hielten  den  kriegerischen  Mutii  der 
Nation  aufrecht  und  die  Parteiführer  mufsten  dem  Willen  des  Volkes 
folgen.  Es  trug  am  Ende  jene  Partei  den  Sieg  davon,  welche  am 
gewissenlosesten  war,  aber  die  B'inanzen  am  zweckmäfsigsten  anzu- 
wenden wufste,  nämlich  die  Nachkommen  des  Abu  Sofyän,  des 
Erzfeindes  des  Islams.  Nach  Beendigung  der  Bürgerkriege  galt  es, 
den  üebermuth  der  Nation  zu  brechen.  Das  Hauptwerkzeug  war 
IlaggAg;  er  war  von  A.  H.  75  bis  !)ö  Gouverneur  von  Babylonien, 
von  ganz  Persicn  und  Sind,  und  liefs  während  dieser  Zeit  hundert 
und  zwanzig  Tausend  Mann  hinrichten.  Zugleich  trat  die  grenzen- 
loseste Verschwendung  bei  Hofe  mit  allen  ihren  Folgen  ein. 

Ich  habe  in  einem  Aufsatze  im  Journ.  as.  soc.  Bengal.  Bd.  XXV 
S.  133  gezeigt,  dafs  der  Druck  und  die  Verschwendung,  die  neue 
Wendung  der  geistigen  Thätigkeit,  die  naturgemäfs  folgen  mufste, 
beschleunigte.  Schon  gegen  Ende  des  ersten  «Jahrhunderts  (der 
erste  Repräsentant  ist  Hasan  Ba^ry,  f  HO)  fing  die  ascetische 
Richtung  und  die  von  ihr  unzertrennliche  Theosophie,  welche  man 
im  Arabischen  beide  zusammen  Sijfisnius  nennt,  an,  sich  zu  ent- 
wickeln. Der  Süfismus  machte  rasche  Fortschritte  und  wurde  zu 
Allfang  des  dritten  Jahrhunderts  Gegenstand  schriftlicher  Bearbei- 
tung.   Nach  dem  oben  Gesagten  wird  man  erwarten,  dafs  die  Mos- 


CLXXIX 

vorrütiiigen  Schatz  gelehrt  zu  bearbeiten,  und  nach  ihm  wurde 
er  Geirenstand  scholastischen  Fleilses.  In  der  Schule  waffte 
man  es  so  wenig  in  das  Wesen  einzudringen  oder  gar  etwas 
daran  zu  ändern,  als  wir  den  Organisnuis  eines  neugebornen 
Kindes  umzugestalten  untenielunen.  Wie  willkürlich  die 
Dichtung  des  Mi' rag  und  andere  Schöpfungen  des  ersten 
Jahrhunderts  auch  waren,  so  galten  sie  doch  für  das  Positive 
und  die  Seele  des  religiösen,  politischen  und  socialen  Lebens. 
Die  Schule  beschränkte,  wie  überall,  ihre  Thätigkeit  auf  das 
Sammeln,  Vergleichen,  Abkürzen,  Schematisiren  und  Com- 
meutiren.     Das   Gegebene    war    göttlich   und   vorurtheilsfreie 


lime  darin  das  Höchste  leisteten.  Ihre  Sufies  übertreffen  auch  in 
jeder  Hinsicht  sowohl  die  indischen  Dschogis  als  unsere  Mönche. 
Ihre  Ascese  ist  sy.stematischer,  ihre  pantheistischen  Lehren  sind  tiefer 
und  consequenter,  und  ihre  Laster  enormer  als  die  anderer  Völker. 
Selbst  der  ehrliche  Spinoza  und  der  geistreiche  Charlatan  Schelling 
bleiben  weit  hinter  Ibn  'Araby  zurück.  Man  raufs  sich  durch  solche 
Erscheinungen  nicht  irre  machen  lassen.  Es  gehört  wenig  Bildung 
dazu,  ein  tiefes  metaphysisches  System  zu  bauen.  Capt.  Latter  er- 
zählte mir  einst  von  der  Literatur  und  der  Theosopbie  der  Burmesen 
und  ich  drückte  mein  Erstaunen  über  letztere  aus.  Er  bemerkte: 
Dergleichen  linden  wir  auch  bei  andern  ungebildeten  Völkern,  denn 
der  Supernaturalist  braucht  nichts  zu  lernen,  ihm  genügen  seine 
Träume. 

Um  zu  zeigen,  wie  weit  es  die  Süfies  im  Cynismus  gebracht 
haben,  nehme  ich  eins  der  berühmtesten  ethischen  Werke  des  Orients, 
die  Mantik  altayr  des  Attär,  zur  Hand  und  wähle  die  erste  beste 
Geschichte.  Seite  73  wird  erzählt,  dafs  Schibly,  ein  Süfi  und  einer 
der  gröfsten  Heiligen  des  Islams,  einst  von  seinen  Verehrern  in 
einem  öffentlichen  Hause,  in  welchem  sich  Knaben  prostituirten, 
gefunden  wurde.  Als  sie  ihn  fragten,  wie  er  hierher  gekommen, 
sagte  er  (Vers  1904):  „Jeder,  der  für  sein  Seelenheil  besorgt  ist, 
öffnet  seine  Blöfse  vor  aller  Welt,  wie  der  Reisende  den  Beutel, 
welcher  seine  Nahrung  enthält  und  ihm  als  Tischtuch  dient,  an  der 
Seite  des  Weges  ausbreitet.'^  und  durch  eine  erbauliche  Rede  über 
die  Demuth  und  das  Verdienst,  die  Verachtung  der  Menschen  auf 
sich  zu  ziehen,  erreichte  der  cynische  Schalk  seinen  Zweck ,  in  der 
Achtung  seiner  Mitmenschen  zu  steigen,  welche  er  durch  seine  Hand- 
lungsweise hätte  verlieren  sollen.  —  Sanctis  omuia  sancta. 


CLXXX 

gesctiiclitliche  Forschung,  eine  einfache,  uaturgemälse  Auf- 
fassung des  Korans  oder  ein  freies  Urtheil  über  die  Tra- 
dition und  ihr  Entstehen  wurde  als  Unglauben  verdammt; 
die  einzige  Arbeit,  welche  also  übrig  blieb,  war  den  für 
positiv  gehaltenen  Stoff  dlalectisch  zu  bearbeiten.  Es  ent- 
stand somit  ein  unermefsliches  Schriftthuni,  welchem  fast  gar 
nichts  Thatsächliches  zum  Grunde  liegt.  Die  ganze  geistige 
Thätigkeit  der  Moshme  von  Mohammad  bis  auf  den  heutigen 
Tag  ist  ein  Traum,  aber  sie  ist  ein  Traiun,  den  ein  Theil  der 
Menschheit  gelebt  hat,  luid  als  solcher  hat  sie  all  das  Inter- 
esse, welches  überhaupt  menschliche  Dinge  für  Menschen 
haben. 


Siebenzehntes  Kapitel, 


Religiöse  und  politische  Einrichtungen  in  Madyna  von 
der  Flucht  bis  zur  Schlacht  von  Badr.  A.  D.  622-624. 

Am  eisten  März  1166  wurde  die  ganze  moslimische  Welt 
in  Schrecken  gesetzt  durch  vuliianische  Auswürfe,  welche 
sich  eine  leichte  Tagereise  nordöstlich  vom  Grabe  des  Pro- 
pheten zeigten.  In  den  Berichten  der  Zeitgenossen  ')  wird 
das  Fener  mit  einer  nngeheiiern  Flammenstadt  verglichen. 
Es  blieb  niclit  an  derselben  Stelle,  sondern  zog  aihnählig 
gegen  Norden  und  hörte  erst  nach  52  Tagen  auf,  nachdeni 
die  mächtigen  Lavaströme  ein  ganzes  i  hal  ausgefüllt  hat- 
ten. Die  BeschatTenheit  des  Ikxlens  beurkundet,  dals  in 
der  vorhistorischen  Zeit  viele  solche  Erruptionen  statt- 
gefunden haben.  Die  Harra  (vulkanische  Region)  dehnt 
sich  im  Halbkreise  um  Mad\na  nach  Südwesten  aus  und 
die  äufsersteu  Lavawellen  sind  vom  Radhwängebirge,  wel- 
ches der  Küste  entlang  läuft,  aufgehalten  worden.  Diese 
Höhungen  schliefsen  ein  Becken  ein,  welches  an  mehreren 
Stellen  Wasser  und  fruchtbares  Erdreich  hat.  Sowohl  das 
Becken  als  auch  der  Hauptort  hiefs  einst  Yathrib  ^).  Letzterer 


')  Bei  Wüstenfeld,  Gesch.  von  Madyna.  Die  Erruption  scheint 
von  keinem  Erdbeben  begleitet  gewesen  zu  sein.  Es  wird  wenig- 
stens in  Soyuty's  Geschichte  der  Erdbeben  (Journ.  As.  Soc.  Beng. 
Bd.  12.  S.  741)  in  diesem  Jahre  keines  erwähnt. 

^)    Toräb  bedeutet  Staub,  Erde,  und  Iträb  Reichthum,  üeppig- 
keit  einer  Landschaft;  Yathrib  würde  demnach  heifsen:  der  humus- 
reiche, üppige  Ort.    Dafs  man  Yathrib  mit  th  und  nicht  mit  t  schreibt, 
ui.  1 


war  schon  rleni  l^lolemaeus  iniler  dem  Namen  Jathrippa  be- 
kannt; bat  aber  seitdem  seine  frühere  Benennung  für  al- 
Madyna  »die  Stadt«  ansgetausdit.  Es  giebt  in  Arabien 
und  der  angrenzenden  syrischen  Wüste  eine  Anzahl  solcher 
Harra  ')  und  die  kidturfähigen  Theile  derselben  zeichnen 
sich  oft  durch  an's  Fabelhafte  grenzende  Fruchtbarkeit  aus: 
man  denke  an  den  Ha^^rän,  an  Salamyya  und  an  Wetz- 
stein's  Beschreibung  der  Kuhba!  Das  Becken  von  Yathrib 
ist  reich  an  Palmen  und  seine  kleinkörnigen  Datteln,  Agwa 
irenannt,  sehören  zu  den  besten  in  der  Welt.  Und  wenn 
auch  Wasser  und  Humus  so  sparsam  vertheilt  sind,  dafs 
eine  Quadratmeile  der  Lombardei  ergiebiger  ist,  als  das 
ganze  Becken,  so  sind  doch  die  Lokalverhältnisse  der  Art, 
dafs  wir  annehmen  dürfen,  die  Schaafhirten  des  Radhwan 
und  die  Kameeltreiber  des  benachbarten  Nofüd  haben  hier 
Datteln  gesammelt,  Korn  gesäet  und  Hütten  gebaut,  lange 
ehe  die  Po -Ebene  von  Menschenfüfsen  betreten  wurde. 
Die  Ansiedelungen  in  Yathrib  wie  die  von  Damascus  und 
Nisibis  sind  so  alt  als  die  Menschheit. 

Den  meisten  Lesern  dürfte  es  bekannt  sein,  dafs  die 
flegend,  in  welcher  die  in  diesem  l^ande  erzählte  Geschichte 
spielt,  äiifserst  trocken  und  arm  an  Vegetation  ist.  Wälder 
giebt  es  keine,  die  vereinzelten  wilden  Bäume  sind  klein 
und  haben  fast  gar  kein  Laub.     Ich   setzte   mich    einst   in 


mag  daher  kommen,  dafs  die  Bevölkerung  aramäisch  war  und  die 
Araber  das  t  in  von  den  Aramäern  gehörten  Wörtern  gern  wie  th 
aussprechen. 

•)  Wetzstein  theilt  im  Auszuge  eine  Stelle  aus  Yäküt  über  solche 
vulkanische  Gegenden  mit.  Die  Araber  haben  uns  auch  andere  Be- 
richte über  die  Th;iti£;keit  derselben  aufbewahrt.  Nicht  lange  vor 
Mohammad  stand  das  Ilarra  der'Absiten,  zwischen  Makka  und  Ba(;ra, 
einige  Zeit  in  Feuer.  Des  Nachts  erhoben  sich  Flamraensäulen  am 
riiriiniel  und  am  Tage  Rauchwolken.  —  Vergl.  Kalkaschandy  im 
Kap.:  „Die  Feuer  der  Araber".  Ihn  al-Mogawir  erwähnt  di<!  Tliä- 
tigkeit  von  drei  Vulkanen  in  Süd -Arabien,  welche  nicht  sehr  lange 
vor  seiner  Zeit,  A.  H.  630,  beobachtet  wurde.  Der  südlichste  da- 
von ist  der  (^yra-Berg  bei  'Aden. 


IiKÜen  mit  einem  Ha^y  unter  einen  Akazienbaum  und  klagte 
über  den  Manj^el  an  Schatten.  Sie  linden,  saj^te  er,  im 
ganzen  Higaz  keine  Akazie,  die  so  üppig  wäre  als  diese. 
Dort  ist  das  [^aub  so  klein,  dals  es  kaum  sichtbar  ist.  Dich- 
ten perenirenden  Rasen  lindet  man  höchstens  bei  Quellen 
und  längs  der  Bäche.  Die  ganze  (legend,  soweit  sie  nicht 
bewässert  wird,  ist  im  Sommer  kahl  und  nur  hie  und  da 
stehen  Disteln  und  verknunnerte  dornige  Sträucher.  In  Or- 
ten, wo  man  Wasser  lindet,  üieht  es  zwar  vereinzelte  Lehm- 
hütten,  allein,  wenn  nicht  ausdrücklich  von  Wohnungen  und 
permanenten  Ansiedelungen  gesprochen  wird,  müssen  wir 
annehmen,  dals  die  (Jegend  öde  sei.  Wenn  also  Orte  wie 
Malal,  Dhirär  u.  dgl.  m.  erwähnt  werden,  so  dürfen  wir  nicht 
an  Dörfer  denken,  sondern  es  sind  dies  Benennungen  für 
Thäler  oder  OertHchkeiten  in  der  Wüste,  Der  Anblick  jener 
Gegenden  ist  höchst  traurig,  und  dennoch  ist  vielleicht  der 
Mensch  nirgends  in  der  Welt  glücklicher.  Der  Himmel 
ist  immer  heiter,  die  Luft,  selbst  bei  heilsem  Wetter,  ist 
stärkend  und  erquickend.  Jeder  Athemzug  erfüllt  uns  mit 
Lebenslust  und  mit  Recht  sagt  Sa'dy:  «Jeder  Athem  ver- 
längert, indem  er  hinabsteigt,  das  Leben,  und  erquickt,  wenn 
er  wiederkommt,  unser  Wesen.  Es  sind  also  in  jedem 
Hauch  zwei  Wohlthaten  und  für  jede  Wohlthat  sind  Avir 
Gott  Dank  schuldig.«  Ein  1'ag  in  der  arabischen  Wüste 
gewährt  mehr  Genufs  als  eine  Woche  unter  der  riesie:en 
Vegetation  in  dem  schwülen  Ceilon. 

Es  giebt  vereinzelte  fruchtbare  Tiefländer,  wie  das  ausge- 
dehnte Wädiy  alkorä,  d.h.  das  Dörferthal,  oder  Wädiy  Fätima, 
in  denen  sich  eine  Anzahl  Hütten  befinden;  wenn  sie  aber 
nicht  eine  Stadt  mit  Mauern  oder  Festungswerken  bilden,  so 
sind  die  Einwohner  von  denjenigen  nomadischen  Stämmen  al>- 
hängig,  welchen  sie  angehören  und  an  und  für  sich  ohne  alle 
politische  Bedeutung.  Von AVichtigkeit  waren  feste  Orte,  wie 
Makka,  Madyna,  Chaybar  und  vor  Allem  Tayif  und  die 
Städte  von  Yaman,  dann  aber  auch  die  wandernden  Stämme. 

1* 


4 

Die  Leichtigkeit,  mit  der  sich  letztere  bewegen,  dem  Feinde 
ausweichen  und  ihn  unversehens  überfallen  können,  gewährt 
ihnen  dieselbe  Sicherheit  wie  den  Städtern  ihre  Mauern.  Der 
Besitz  von  Oasen,  in  welchen  ein  'j'heil  des  Stammes  dem 
Ackerbau  obliegt,  ist  eine  Quelle  von  Schwäche  liir  den 
Stamm.  Jede  Stadt  und  jedes  Beduinen -Lager  ist  eine 
Macht  für  sich  und  steht  mit  anderen  durch  Verwandtschaft 
und  Verträge  in  ziemlich  lockerer  Verbindung.  Wer  diese 
l  mrisse  des  Terrains  un<l  der  staatÜchen  Verhältnisse  im 
Auge  behält,  wird  die  in  diesem  Bande  enthaltenen  Einzel- 
heiten  leicht  in  ein  ziemlich  vollständiges  Bild  zu  verei- 
nen  im   Stande  sein. 

Die  ältesten  Einwohner  von  Yathrib  sollen  'Amalekiter 
gewesen  sein.  Man  findet  L^eberreste  von  tJräbern  mit  In- 
Schriften  in  der  Nähe  der  Stadt,  welche  die  Moslime  für 
Baudenkmale  dieses  Stammes  halten.  Beweisender  für  den 
aramäischen  Ursprung  der  ältesten  Bevölkerung  sind  ara- 
n)äische  Benennungen  für  Oertlichkeiten.  Der  Bibel  (Gen. 
36,  12)  zufolge  waren  die  'Amalekiter  ein  Zweig  des  Vol- 
kes Edom  oder  Esau.  Die  Araber  bestätigen  diesen  Be- 
richt, indem  sie  erklären,  die  'Amalekiter  von  Yathrib  seien 
mit  den  nördlich  von  Madjna  lebenden  Aditen  und  Thamü- 
däern  *),  Volkstämme,  welche  unbezweifelt  zu  den  Nach- 
kommen Esau's  gehören,  verwandt  gewesen.  Dieses  interes- 
sante halb  nomadische  und  halb  troglodytische  Handels- 
volk war  also  im  Altertlium  im  Besitze  aller  Oasen  vom 
'J'odten  Meere  bis  Yathrib,  ja  selbst  in  der  Nähe  von  Makka 
hatte  es  eine  Faktorei,  diese  aber  war  die  südlichste,  die 
es  besafs. 

Auf  die  der  aramäischen  Ra(;e  angehörigen  Nachkom- 
men   des  Esau    folgten    die  Kinder    seines   Bruders    Israel. 


')  Ich  hii\U'  Tli;iniud  für  die  arabische  Aussprache  von  ~"'/af1, 
welches  „dauerhaft",  „fortwälirend'*  bedeutet.  Vielleicht  sind  die 
Worte  des  an  die  Tliamudäer  gesandten  (,'älih:  „Glaubt  ihr  denn, 
ihr  werdet  ewig  in  diesen  Oenüssen  Ijleiben?"  eine  Anspielung  auf 
ihren  Namen. 


Im  sechsten  Jahrhundert  wohnten  und  herrschten  sie  in 
allen  den  genannten  Oasen,  welche  früher  ihre  Vettern  inne 
gehabt  hatten,  nur  die  in  Felsen  gehauenen  Wohnungen  von 
Higr  scheinen  leer  gestanden  zu  sein.  Die  üandelswege 
hatten  sich  geändert  und  eine  Feste  in  der  Wüste  könnte, 
wie  sicher  sie  auch  sein  mochte,  keine  Erwerbsquellen  für 
hunderttausend  Menschen  bieten.  Dennoch  hatte  noch  im- 
mer eine  handeltreibende  Bevölkerung  das  l  ebergewicht 
über  die  wilden  Araber.  Erst  die  Moslime  haben  die  Ju- 
den aus  jener  Gegend  vertrieben  oder  vertilgt,  und  wenn  sich 
auch  später  in  dem  nördlichen  Flecken  wieder  viele  Israeli- 
ten ansiedelten,  so  behielten  doch  die  Araber  seit  Moham- 
mad das  unbestrittene  Uebergewicht  über  die  fremde  ge- 
werbthätiure  Bevölkerunnr. 

Wir  können  nicht  erwarten,  dafs  die  Araber  günstig 
über  ilire  früheren  Herren  berichten.  Um  ihren  l  eber- 
nuith-  in  wenigen  Worten  zu  bezeichnen,  erzählen  sie,  dafs 
sich  Fityawn,  der  jüdische  König,  das  Jus  [)rimae  noctis 
vorbehalten  habe.  Die  abgedroschene  Geschichte  ist  hier 
schlecht  angebracht,  denn  die  Juden  wurden,  ungeachtet 
dieses  Frevels,  damals  noch  nicht  vertilgt,  sondern  als  Mo- 
hammad nach^  athrib  kam,  iand  er  noch  drei  jüdische  Stänune 
daselbst:  die  mächtigen  Banü  Nadhyr,  die  schwachen  Banü 
Koraytza  und  die  Banü  Kaynoka . 

Nach  Caussin  de  Perceval's  Ansicht  liefsen  sich  schon 
im  zweiten,  nach  meiner  Berechnung  ^)  aber  frühestens  im 
vierten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung,  unter  den  Juden 
Araber  aus  Yaman  in  Yathrib  nieder.  In  der  Geschichte 
des  Mohammad  heifsen  sie  Anc^'ärer,  Gehülfen,  ihr  frühe- 
rer Sammelname  war  Banü  Kayla.  Sie  theilten  sich  in 
zwei  Stämme,  Awsiten  und  Chazragiten,  nährten  sich  vom 
l.andbau,  besonders  Dattelpflanzungen,  schützten  die  Han- 
delsleute, mit  denen  sie  in  Bündnifs  standen,  und  beraubten 
die  übrigen,  wenn  sie  konnten,  trieben  aber  wenig  Handel 


')    Journ.  As.  Soc.  Beng.  Bd.  19.  S.  473. 


und  Gewerbe.  Für  den  Schutz  liefsen  sie  sicl>  begreifli- 
cher Weise  bezahlen  '). 

Obschon  die  An(;ärer  aus  dem  südlichen  Arabien  ge- 
kommen waren,  so  hatten  sie  doch  wenige  nahe  Verwand- 
ten daselbst.  Ihre  nächsten  Angehörigen  lebten  nördlich 
von  ihnen,  wo  sie  den  Königsthron  der  Ghassaniten  ge- 
gründet hatten.  Sie  sollen  ihnen  in  alten  Zeiten  einmal 
gegen  die  Juden  zu  Hülfe  gekommen  sein,  zur  Zeit  des 
Mohannnad  bestand  aber  keine  Verbindung  zwischen  ihnen 
und  ihren  mächtigen  Vettern. 

Seitdem  durch  die  ethnographischen  Studien  das  l*rin- 
ci|)  der  Nationalität  in  die  Mode  gekonmien  ist,  wird  es  un- 
seren Gelehrten  gar  nicht  schwer  werden,  aus  diesen  Angaben 
die  Geschichte  von  Yathrib  zu  construiren.  Wir  haben  hier 
zwei  Nationen,  die  noch  dazu  in  Religion  und  Beschäf- 
tigung von  einander  unterschieden  sind ,  folglich  wenn  es 
zuQj  Kample  kam,  hielten  es  die  Juden  mit  den  Juden  und 
die  Araber  mit  den  Arabern.  Dies  ist  allerdings  vorge- 
kommen, aber  in  Arabien  sind  es  gewöhnlich  Zwiste  zwi- 
schen grofsen  Faniilien,  welche  zur  Entscheidung  mit  dem 
Schwerte  führen,  und  deswegen  war  es  viel  häufiger,  dafs 
auf  beiden  Seiten  Juden  und  Araber  kämpften.  Zur 
Zeit  der  Ankunft  des  Mohammad  ANaren  die  politischen  Ban- 
den der  genannten  drei  jüdisclien  Stämme  unter  sich  viel 
lockerer  als  ihre  Bündnisse  mit  aiuärischen  Familien.  Die 
Banü  Nadiryr  kannten  keinen  rülnnlichern  Zweck  als  ihre 
Brüder,  die  Banü  Koraytza,  zu  unterdrücken.  Sie  schlös- 
sen sich  daher  den  mächfigen  Awsiten  an  und  mit  derer 
theuer  bezahlter  Hülle  gelang  es  ihnen  den  Usus  einzu- 
führen, dafs  wenn  ein  Koraytzitc  einen  Nadhyritcn  erschlug, 
der  Mörder  oder  ein  anderer  Koraytzite  zur  Sühne  ge- 
töiltet  wurde  und  die  Koravtzilen  überdies  noch  lOOWask 
—  ein  Wask  =  60  (,'ä' —  Datteln  an  die  Familie  des  Gemor- 


')    Die  Gesammtbevölkerung  von  Yathrib  liönnen  wir  auf  9000 
Araber  und  7UÜ0  — 8000  Juden  veranschlagen. 


deteii  end-icliten  iiiufslen.  Wenn  liiiij^e^en  ein  Nailhyrite 
einen  Koraytziten  ermordete,  su  dnilte  keine  Blulrache  j^e- 
iibt  werden  und  die  Siiline  uar  nur  GO  Wask   Datteln  '). 

Die  Kurzsiclitigkeit  der  im  Sonderinteresse  belanj^enen 
Juden  von  Yathrib  und  anderen  Orten  kam  dem  Moham- 
mad ■^),  als  er  die  Laulbalm  des  Eroberers  betrat,  sehr  zu 
statten.  Erst  naclidem  er  einzelne  Stämme  von  ihnen  ver- 
niclitet  und  die  Früchte  ihrer  hidustrie  an  sich  j^ezogen 
iiatte,  kamen  sie  zur  Einsicht,  dafs  sie  sich  nur  durch  festes 

')  Wähidy,  Asbäb  4,(33.  Nach  einer  anderen  Angabe  war  die 
Sühne  70  Wask. 

Solche  Tyrannei  des  stärkern  Stammes  über  den  sclnväcliern, 
bemerkt  Tha  laby  zu  2,  173,  war  allgemein  in  Arabien.  Es  kamen 
Fälle  vor,  dafs  der  mächtigere  Stamm  für  einen  ermordeten  Sklaven 
einen  Freien,  für  eine  Frau  einen  Mann  und  für  einen  Mann  zwei 
Männer  todtschlug  und  auch  für  Verwundungen  doppelte  Rache  nahm. 
Wenn  ein  Mann  aus  dem  mächtigeren  Stamme  eine  Frau  aus  dem 
schwächeren  heirathcte ,  so  wurde  ihr  kein  Mahr,  Morgeugabe ,  ge- 
währt. 

Soddy,  bei  Tha  laby  Tafsyr  2,  79,  giebt  uns  fernere  Nachrichten 
über  die  jüdischen  Zustände  in  Arabien: 

„Gott  hat  den  Juden  in  der  Thora  auferlegt,  einander  nicht  zu 
tödten,  einander  nicht  aus  der  Heimath  zu  vertreiben,  und  wo  sie 
immer  einen  Israeliten  oder  eine  Israelitin  in  Sklaverei  fänden,  sie 
um  den  darauf  stehenden  Preis  zu  kaufen  und  ihnen  die  Freiheit 
zu  schenken.  Die  in  Madyna  lebenden  jüdischen  Stämme  Koraytza 
und  Nadhyr  waren  respective  Verbündete  der  heidnischen  Stämme 
Aw8  und  Chazrag,  und  in  den  Reihen  ihrer  Alliirten  fochten  sie  im 
Somayr- Kriege  gegen  einander,  wo  dann  die  Sieger  die  Besiegten 
vertrieben  und  ihre  Wohnungen  zerstörten.  Dennoch ,  wenn  ein 
Kriegsgefangener  von  einer  der  beiden  Parteien  verkauft  wurde, 
vereinigten  sie  sich,  um  ihn  loszukaufen.  Die  Araber  tadelten  sie 
wegen  dieser  Inconsequenz  und  sagten:  Warum  kämpfet  ihr  gegen 
sie,  wenn  ihr  sie  dann  loskaufet?  Sie  antworteten:  Gott  hat  uns 
befohlen,  unsere  Leute  loszukaufen,  und  verboten,  gegen  sie  zu  käm- 
pfen. Die  Araber  fragten  sie :  Aber  warum  führt  ihr  dennoch  mit 
einander  Krieg?  Sie  sagten:  Wir  fürchten,  dafs  unsere  Verbünde- 
ten in  den  Staub  getreten  werden." 

^)  In  seinem  Eifer  für  das  Princip  der  Theokratie  war  er  ehr- 
lich genug,  die  Juden  wegen  ihrer  Uneinigkeit  zu  tadeln.    Kor.  2,79. 


8 

Zusammenhalten  retten  können.  Aber  es  war  zu  spät  und 
aus  Verzweiflung  und  V  erzagtheit  entfernten  sich  Viele  von 
der  religiös -nationalen  Fahne,  während  andere  nutzlos  den 
Heldentod  starben. 

Das  sute  Einverständnifs  zwischen  den  Juden  und  Ara- 
bern  hatte  wichtige  Resultate  zur  Folge.  Es  wurde  näm- 
lich von  den  jüdischen  Verbündeten  eine  nicht  unbedeutende 
Anzahl  von  Arabern  zur  mosaischen  Lehre  bekehrt.  Die 
Mitjjlieder  zweier  arabischer  Familien,  der  Banu  (Jafna  und 
Schotayba,  scheinen  sammt  und  sonders  dem  Judenthume 
beigetreten  zu  sein. 

Es  wäre  interessant  zu  wissen,  ob  sich  die  .luden  mit 
den  Arabern  mischten  und  in  welchem  Verhältnisse  Pro- 
selyten  zum  auserwählten  Volke  standen,  (»eiger  giebt  uns 
in  seiner  vortrelTlichen  Urschrift  Aufschlufs  über  dieses 
Verhältnifs  im  Alterthume.  Viele  angesehene  Juden  wa- 
ren durch  Heirathen  mit  den  Ammonitern,  Moabitern  und 
anderen  fremden  Stämmen  verbunden,  und  die  schöne  Idille 
llulli  hat  keine  andere  Tendenz  als  zu  zeigen,  dafs  eine 
Moabiterin,  weil  sie  zum  Ciott  Israel  Vertrauen  bewies,  den 
Vorzug  hatte,  Stammmutter  des  grofsen  Königs  David  zu 
werden.  V^iele  spätere  Propheten  hingegen  erblickten  in 
der  Ausschliefslichkeit  das  Heil  ihres  Volkes:  sie  eifern  ge- 
gen solche  Ehen  und  verachten  die  iSpröIslinge  derselben, 
die  Mamser.  Das  V^olk  tritt  immer  auf  die  Seite  des  Fa- 
natismus, und  der  Sprachgebrauch  beweist,  dafs  es  die  An- 
sichten dieser  Zeloten  theilte.  Benennungen,  welche  im 
Munde  der  benachbarten  \  ölker  heilige  Begriffe  ausdrück- 
ten, erhielten  bei  den  Juden  eine  entgegengesetzte,  schimpf- 
liche Bedeutung:  so  lieifst  Beizebub,  ursprünglich  der  Name 
der  Nationalgottheit  der  Philistäer,  bei  den  Israeliten  Feind, 
inid  aus  der,  Fremdling,  bildeten  sie  ein  Verbuu),  welches 
buhlen  bedeutet.  Am  interessantesten  für  uns  ist  die  vSin- 
nesänderung  von  Hanyf.  Der  geistvolle  und  gelehrte  Ken- 
ner des  jüdischen  Alterthumes  verwirft  in  seiner  Zeitschrift 


Hie  von  mir  im  ersten  Bande  vorgeschlaj^ene  Deutunj^-  und 
zeigt,  dals  Hanyf  urs|M'ünglicli  einen  löblichen  Sinn  hatte 
und  rein  bedeutete,  aber  erst  von  «Kmi  Juden  als  Sc-liimpl 
gebraucht  uurde,  ungelähr  wie  bigotte  Katholiken  »Luthe- 
raner^« anwenden.  Aus  dieser  Erklärung  ginge  hervor,  dafs 
das  Hanyfenthum  schon  viele  Jahrhunderte  vor  Mohammad 
bestanden  habe.  Ich  hagte  ihn,  o])  er  diesen  Schluls  bil- 
lige? er  antwortete,  er  sei  damit"  einverstanden  nnd  glaube, 
dals  es  die  Religion  eines  J'heiles  der  Aramäer  gewesen 
sei.  Ich  kann  mir  in  der  That  die  Ehen  zwischen  Juden 
und  Moabiterinnen,  wie  auch  anderen  Stämmen,  nur  unter 
der  Voraussetzung  einbilden,  dals  es  Familien  unter  den 
letzt ern  gab,  welche  dem  rohen  Götzendienst  entsagt  hatten 
und  dem  Hanyfenthume,  d.  h.  Monotheismus,  huldigten. 

Nach  dem  Entstehen  des  Christenthumes  waren  die 
Juden  nicht  mehr  so  s[)röde  gegen  »die  Völker«,  und  au- 
Iser  den  Proseivten  der  Gerechtigkeit,  welche  förmlich  zur 
Religion  des  Moses  übertraten,  gab  es  auch  Froselyten  des 
1  hores.  Diese  entsagten,  wie  wir  aus  Hase  lernen,  durch 
üebernahme  der  sogenannten  noachischen  Gesetze  dem 
Götzendienste  und  wurden  nach  dem  ITrtheile  der  milde- 
ren (lesetzlehrer  zu  Freunden  des  auserwählten  Volkes  und 
eines  'J'heiles  seiner  Hoffnungen  theilhalt  ohne  dem  Joche 
des  Gesetzes,  seiner  Engherzigkeit  und  Werkheiligkeit  ver- 
fallen zu  sein. 

Da  das  entscheidende  Merkmal  der  Proselyten  des 
Thores  einzig  und  allein  in  dem  Glauben  an  Einen  Gott 
und  in  der  Entsagung;  des  Götzendienstes  bestand,  so  mag- 
es  eben  so  viele  Schattirunnen  imter  ihnen  i^eg-eben  ha- 
ben,  als  unter  den  Dissenters  in  England,  und  alle  Hanyfe, 
wie  sehr  sie  sich  auch  von  einander  unterscheiden  moch- 
ten, konnten  in  diese  Kategorie  gerechnet  werden.  Um 
die  Stellung;  derselben  zum  Judenthume  zu  beurtheilen,  ver- 
setze  man  sich  in  die  Anschauungen  des  Mohammad  zur 
Zeit  als  er  die  Juden  als  das  auserwählte  Volk  anerkannte, 


10 

al)er  doch    auch ,    obschon    er  nie  lil  Jude    war,    durch    die 
Anerkeniniiig    des  wahren  (lodes  und  Gerinj^schätzuiig  al 
Um-  Formen,  sein  Heil  zu  linden  liolTte. 

Hier  jedoch  beschültigen  uns  nicht  die  religiösen,  son- 
dern die  politischen  und  socialen  Heziehungen  der  Juden 
zu  ihren  ISacldjarn.  Diese  mögen  sehr  verschieden  gewe- 
sen sein  in  verschiedenen  Zeiten  und  Orten.  Unter  den 
Arabern  war  es  Sitte,  um'  die  Wehrkralt  des  Stammes  zu 
vermehren,  Fremde  aulzunehmen.  Es  «^-eschali  dies  i^eAvölm- 
lieh  dadurch ,  dals  der  Fremde  von  einer  Familie  als  der 
Ihrige  adoj)tirt  und  ihm  eine  Tochter  zur  Frau  gegeben 
wurde.  Durch  die  Ado[)tion  trat  er  in  alle  Rechte  und 
\  erjdliclitungen  eines  geborenen  Stamnnuitgliedes  ein  und 
erhielt  den  Namen  Halyl.  Seine  Nachkommen  knüpften, 
um  den  Iremden  Ursprung  zu  verwischen,  ihre  Genea- 
logie gewöhnlich  an  den  der  Mutter.  Dieses  Beisjüel 
mochte  aul  die  Juden  ge\>irkt  haben  und  auch  sie  nioch- 
ten  Convertiten  oder  wenigstens  deren  Nachkommen  die 
Rechte  geborener  Israeliten  einräumen,  hi  der  Thal  lin- 
den wir,  dals  Araber  Jüdinnen  heiratheten  und  dafs  ihre 
.Nachkommen  nicht  nur  als  Religions-,  sondern  auch  als 
Stammgenossen  einer  israelitischen  Familie  angesehen  Avur- 
«len.  Ein  Beispiel  dieser  Art  ist  Ka  b  b.  Aschral,  der  Sohn 
eines  Arabers  aus  dem  edeln  Stamme  Tayy  und  einer  Is- 
raelitin. Er  wohnte  in  iMadyna  und  war  ein  fanatischer 
Jude.  Es  fragt  sich,  ob  seine  Mutter  einen  Araber  ge- 
heirathet  hätte,  wenn  dieser  ein  Heide  gewesen  wäre.  Viel- 
leicht war  Kab's  Vater  ein  Rakusier.  Diese  Sekte  zählte 
«Miter  den  Tayiten  mehrere  Anhänger,  und  mag,  weil  sie 
nicht  zur  christlichen  Staatskirche  gehörte,  zu  den  jüdi- 
schen  Proselyten  des  Thores  gerechnet  worden  sein. 

Während  Kab  als  Halyf  der  Juden  angesehen  wer- 
den mufs,  steht  es  fest,  dafs  die  Banü  (udiia  und  Schotayba 
fortfuhren,  gleichviel,  ob  sie  Proselyten  «les  Thores  oder 
l'roselyten  der  Gerechtigkeit  waren  (denn  dieses  läfst  sich 
nicht   en(scheiden),  ein  eigenes  Gemeindewesen  zu  bilden. 


11 

Docli  iiucli  bei  diesen  iiinl  walirsi-lieiiilicli  aiicli  hei  eiiiiii,en 
an<lereii  ('onvertileii  waren  «lie  Banden  des  Cdaidjens  stär- 
ker als  die  des  Blutes'),  nnd  sie  versclnvinden  mit  oder 
bald  nacii  den  Juden  aus  JMadyna  "). 

Wir  l)aben  gesehen,  «iafs  einst  alle  Oasen  von  Syrien 
his  Madyna  von  Juden  hewohnt  Avaren  und  dafs  ihre  Vor- 
gänger Aramäer  gewesen  sind.  Es  ist  allerdings  eine  That- 
sache,  dafs  in  Amerika  die  Ureinwohner  verschwinden  und 
den  Kinwanderern  von  Eurojta  Platz  machen.  Allein  ein 
solches  Aussterben  \ou  Karen  (ritt  nur  unter  sjteciUschen 
Verhältnissen  ein.  In  gewöhnlichen  Fällen  ist  es  schwer 
zu  erklären;  denn  wir  finden  z.  B.  in  Frankreich,  dafs  die 
Celten  nicht  verschwunden  sind,  sondern  sich  mit  den  Rö- 
mern und  Franken  gemischt  haben.  Die  biblischen  Ar- 
chäologen machen  sich  die  Sache  leicht.  Fm  einen  Aus- 
spruch der  Schrift  zu  erklären  und  ihren  ethnographischen 
Schablonen  getreu  zu  bleiben,  bevölkern  sie  nicht  nur  die 
Westküste  von  Arabien   inid  Van)an,  sondern  sogar  Susiana 


')  Wähidy,  Asbäb  2,  257,  von  Ibn 'Abbäs  mit  doppelter  Isnäd: 
„Es  gab  Weiber  unter  den  Ant^arern  (Arabern  von  Madyiia),  wel- 
che wahre  Mörser  waren:  jedes  Kiud  kam  in  der  Geburt  um.  Sie 
tbaten  daher  das  Gelübde,  wenn  ihnen  eines  am  Leben  bliebe,  es  im 
Judenthume  unterrichten  zu  lassen.  Als  nun  die  Banü  Nadhyr  aus 
Madyna  vertrieben  wurden,  befanden  sich  Söhne  der  Anyarer  unter 
ihnen.  Auch  diese  wollten  die  Pleimath  verlassen,  ihre  Verwandten 
aber  widt-rsetzten  sich  ihnen. 

Auch  Mogähid  berichtet  Aehnliches.  Im  Nur  alnibras,  S.  bau, 
wird  die  Tradition  des  Ihn  Abbäs  verallgemeinert.  In  dieser  Tra- 
dition scheint  mir  nur  soviel  historisch  zu  sein,  dafs  die  arabischen 
Convertiten  zum  Mosaismus  es  mit  ihren  Glaubensbrüdern  hielten. 
Die  angebliche  Veranlassung  zur  Bekehrung  beruht  auf  einer  fal- 
schen Auflassung  der  Qoränstelle  2,  257. 

-)  Aus  Ibn  Sa  d  geht  hervor,  dafs  selbst  als  Mohammad  Chay- 
bar  eroberte  und  die  in  Madyna  ansäfsigcn  israelitischen  Stämme 
schon  vertilgt  oder  vertrieben  waren,  es  dennoch  Juden  in  Madyna 
gab.  Wer  sie  waren  oder  was  aus  ihnen  geworden  ist,  wissen  wir 
nicht. 


12 

mit  Kiischiten,  und  ueiiii  diese  Mohren  ilire  Pflicht  ge- 
than  und  unsere  Gelehrten  in  den  Stand  gesetzt  haben,  ein 
paar  Bihelstellen  zu  erklären,  können  sie  gehen.  Diese 
Herren  sind  aber  Stubengelelirte,  welche  nur  Worte  und 
nicht  Thatsachen  zu  beurtlieilen  vermögen.  Ich  glaube, 
dafs  in  den  erwähnten  Oasen  die  Bevölkerung  nur  zum 
geringsten  Theil  aus  leiblichen  Kindern  Israels  bestand. 
Die  Mehrzahl  war  nach  wie  vor  aramäischen  Ursprungs; 
denn  die  frühere  Bevölkerung  wurde  allmählig  von  den  Ju- 
den absorbirt.  Es  ist  ein  historisches  Gesetz,  dafs  die  äl- 
tere, schwächere  INationalität  der  neueren,  kräftigeren  wei- 
chen mufs,  so  die  slavische  in  Preufsen  der  deutschen,  und 
die  deutsche  am  linken  Kheinuler  der  französischen.  Die- 
ses Gesetz  hat  sich  auch  in  den  von  den  Moslimen  erober- 
ten Ländern  geltend  gemacht.  Das  will  aber  nicht  sagen, 
dafs  die  Bevölkerung  verschwindet.  Im  Gegentheil,  wenn 
sich  Völker  mischen,  behalten  die  Spröfslinge  viel  von  dem 
mütterlichen  Charakter  der  absorbirten  Nationalität  bei.  Wenn 
man  dieses  Gesetz  im  Auge  hält,  so  wird  man  leicht  be- 
greifen, wie  die  Juden,  welche  vom  Norden  kamen  und  an 
('i\ilisation  und  Unternehnjungsgeist  den  Aramäern  überle- 
gen  waren,  diese  absorbiren  konnten. 

Nach  einem  Aufenthalte  von  drei  Tagen  zu  Kobä  un- 
ter den  Banü  'Amr  b.  *Awf  hielt  der  Prophet  auf  einem  Ka- 
meel  seinen  Einzug  in  ^'athrib.  Es  begleiteten  ihn  viele 
seiner  Anhänger,  welche,  um  die  Feier  des  Tages  zu  er- 
höhen, ihre  Walfen  trugen.  Auf  dem  Wege  überraschte  ihn 
die  Gebetstunde  und  er  stieg  am  Eingange  der  Stadt  ab, 
hielt  (Jottesdienst  und  setzte  dann  seinen  Marsch  fort.  Be- 
greiflicher Weise  wurde  er  in  jedem  Stadtviertel,  durch  das 
er  ritt,  von  den  Einwohnern  zu  Gast  gebeten.  Er  ant- 
wortete, das  Kameel  habe  Befehl,  ihn  dahin  zu  bringen,  wo 
er  absteigen  soll,  und  er  begab  sich  in  das  Haus  des  Abu 
Ayyub,  wo  er  das  Erdgeschofs  bewohnte,  während  sich 
der  Eigenthümer  mit  seiner  Frau  in  den  obern  Stock  zu- 
rückzog. 


13 

In  der  Nähe  der  zeitweiligen  Wolinung  des  Prophe- 
ten war  ein  Gehege,  welche«  zweien  Waisenknaben  geliörle. 
Es  schlofs  Gräber,  Schutlliani'eii  nnd  einige  PalnihÜinme 
ein  nnd  man  benutzte  es,  darin  zu  dreschen,  Dattehi  zu 
trocknen  und  Kameele  während  der  Nacht  anzubinden. 
Der  eilrige  Ibn  Zorära,  welclier  der  Vormund  der  beiden 
Knaben  war,  errichtete  darin  schon  vor  Mohammad's  An- 
kiudt  vier  Mauern  ohne  Dach  und  versammelte  in  diesem 
einlachen  Tempel  seine  gläubigen  Freunde  zum  Gottes- 
dienst. 

So  lange  der  Prophet  in  Makka  war,  hatte  er  keinen 
l)estimmten  Platz  für  seine  gottesdienstlichen  Handlungen, 
nach  seiner  Uebersiedlung  nach  Yathrib  aber  entsclilofs  er 
sich,  in   diesem  Gehege  die  erste  Moschee  zu  erbauen. 

Er  liefs  die  beiden  Knaben,  deren  Eigenthum  es  war, 
zu  sich  kommen  und  machte  ihnen  ein  Angebot  dafür.  Sie 
weigerten  sich,  etwas  anzunehmen.  Er  soll  aber  darauf 
bestanden  haben,  es  durch  Kauf  zu  erwerben  und  den  Abu 
Hakr  ersucht,  ihnen  10  Dinars  auszuzahlen.  Er  lies  nun 
die  Gräber  demoliren,  die  Knochen  unter  die  Erde  ver- 
scharren, die  Schutthaufen  ebnen  und  die  Palmen-  und 
Gharkad- Bäume  niederhauen,  auch  trug  er  Sorge,  dals  der 
Ort,  welcher  zum  Theil  sumplig  war,  gehörig  drainirt  wurde; 
dann  schritt  er  zum  Bau. 

Nach  einer  Angabe  soll  das  Gebäude  100  Dzirä'  (Ellen) 
lang  und  eben  so  breit  gewesen  sein ,  nach  anderen  aber 
war  es  nur  60  oder  70  Dzira  breit.  Die  Grundfesten  der 
Mauern  baute  er  von  Stein,  und  sie  erhoben  sich  3  Dzirä' 
über  die  Erde,  darauf  setzte  er  den  Bau  mit  in  der  Sonne 
getrockneten  Ziegeln  fort.  In  einiger  Entfernung  von  der 
Mauer  stellte  man  Palmenstämme  auf,  um  ein  Dach  aus 
Palmenzweigen  zu  unterstützen  ^).    Man  fragte  ihn,  warum 


')  Wenn  Mohammad  predigte,  lehnte  er  sich  an  eine  dieser 
Säulen.  Ungefähr  zwei  Jahre  vor  seinem  Tode  wurde  ihm  von 
Tamym  Däry  gerathen,  eine  Minbar  errichten  zu  lassen,  ähnlich  den 


14 

er  «las  Dach  nicht  hölier  iind  aus  «laiierbafterem  Material 
hauen  lasse?  Darauf  antwortete  er:  Mein  'JVnipel  soll  der 
liauhhiitte  ('Arysch)  des  Moses  ähnlich  werden,  welche  ans 
Holz  und  Stroh   hestand. 

Die  vordere  Wand  lief  von  Osten  nach  Westen,  weil 
die  Moslime  damals  im  Cebet  sich  gegen  Jerusalem  (Nor- 
<1e>i)  richteten.  (Jegenüher  war  der  Ilanpteingang  und  anlser- 
dem  liatte  der  J'emjiel  noch  zwei  Ihtu'e,  wovon  eines 
das  Thor  der  (inade  liiefs,  das  andere  «ist liehe  war  ein  Pri- 
vat-Eingang  von  der  Wohnung  Mohannnad's  und  wurde 
«las    riior  <les  Propheten  genannt. 

Vorne,  der  nördlichen  Mauer  entlang,  war  der  Boden 
etwas  h«)her,  und  ich  glaube,  dafs  das  Dach  nur  diese  Te- 
rasse  bedeckte;  wahrscheinlich  \varen  zwei  Drillheile  des 
Hethofes  unter  freiem  Himmel  ^).     Dies   ist  der  Plan  alier 


Kanzeln  in  den  Kirchen  in  Syrien.  Er  berieth  sich  über  diesen  Vor- 
schlug mit  seinen  Freunden,  und  da  sie  alle  demselben  beistimmten, 
befahl  er  eine  zu  bauen.  Man  nahm  zu  diesem  Zwecke  Tamariscus- 
IIolz  aus  dem  Ghäba  und  zimmene  Balken  daraus.  Die  Länge 
von  vorn  nach  hinten  betrug  am  Boden  drei  Ellen  (Dzira),  die 
Breite  wahrscheinlich  nur  eine  Elle  und  die  Höhe  zwei  Ellen  und 
drei  Finger.  Es  führten  zwei  Stufen  hinauf,  wovon  jede  eine  Elle 
tief  war,  der  Boden  zum  Stehen  oder  Sitzen  war  eine  Elle  im  Ge- 
viert, an  jeder  Seite  war  ein  Geländer  (Romnäna),  welches  man 
anfal'ste,  wenn  man  niedersafs.  Jedes  Geländer  war  eine  Spanne 
und  zwei  Finger  lang.  Die  ganze  Kanzel  bestand  aus  fünf  Balken, 
und  wie  es  scheint,  war  das  Geländer  nicht  befestigt,  sondern  die 
roh  zugeschnittenen  Stücken  Holz  wurden  blofs  auf  einander  gelegt. 
Bei  den  Christen  wird  die  Kanzel  Minjäh  genannt  (Halaby, 
fol.  214  V.)  und  Minbar  bedeutet  Richterstuhl  (Hist.  Jos.  Lign.  c.  13). 

')  Die  Nachrichten  über  diesen  Gegenstand  scheinen  von  Zohry 
gesammelt  und  redigirt  worden  zu  sein.  Später  sind  aus  seinem  Be- 
richte andere  Traditionen  mit  unabhängiger  Isnäd  gemacht  worden. 
Den  Text  des  Zohry  hat  am  reinsten  Ibn  Sa'd  fol.  46  wiedergege- 
ben, ziemlich  willkührliche  Varianten  linden  wir  bei  Halaby  S.  189. 
Der  erstere  sagt:  ^äü«»  c^lX.:>I  üiA^-c^  x_i.wo  .iiA;>i  iJ^Ij  J.*^»i 
^nJS  ,  c*i^^  o*»:?-*^  lA^-^  >3^  \ftÄ^*o  ^\  aJ  ^äi  !u\j,.>.  Die  ersten 
vier  Worte  werden  in  Halaby  paraphrasirt  wie  folgt:    \.\iX=>-  (3>-^^ 


15 

Moscheen  in  Indien,  rleren  ich  n)ich  erinnere.  Dieser  ein- 
lache 'renij>el  war  also  «las  Muster  liir  die  i^esclmiackvoll- 
sten  Hauten  in  der  Welt.  Nach  uieineni  (Jescliniacke  \ve- 
niirstens  stehen  alle  düstern  «-othischen  Kirchen  weit  hin- 
ter  dem  Moti  Masgid  von  Agra  zurück  und  der  Mailänder 
Dom  kann  sich  nicht  mit  dem  grofsartigen  Betliause  von 
Delhi  messen.  Der  jjjrölsere  Theil  einer  indischen  Mo- 
schee besteht  aus  einem  offenen  Hof.  (lesclilossene  Räume 
errichtet  man  nur  für  die  Todten.  Aber  selbst  in  dieser 
Dauart  übertrilft  das  Mausoleum  der  Tag  Muhall  Alles  was 
man  in  der  Welt  sehen  kann.  Auch  im  Thurmbau  sin<l 
die  elep^anten  Minarete  von  Ma'arra  in  Syrien  und  der  Ko- 
tob  von  Alt -Delhi  unerreicht. 

An    der    östlichen    Seite    des   Tempels    errichtete    der 


xAi'i  .lXs  xcLfij.i  ^-^^S  ^j:i  Kxiij'  ^  Die  Mauer  war  Mannshöhe  lang, 
d.  h.  die  Mauer  war  so  hoch  wie  ein  Mann."  Auch  an  einer  an- 
dern Stelle,  die  ebenfalls  auf  der  Angabe  des  Zohry  zu  beruhen 
scheint,  wird  gesagt,  dafs  man  das  Dach  mit  der  Hand  erreichen 
konnte.  Vorausgesetzt,  dafs  tul  statt  irtifä'  oder  'olüw  steht  und 
dafs  hast  soviel  als  Mannsgröfse  oder  die  Höhe  eines  Mannes  mit 
aufgehobener  Hand  bedeute,  so  bleibt  noch  immer  die  Schwierigkeit, 
dafs  sich  das  Pronomen  wie  in  'omodahu  auf  masgid  und  nicht  auf 
Mohammad  bezeichnen  mufs.  Die  richtige  Uebersetzung  des  Textes 
des  Ibn  Sa  d  scheint  mir  zu  sein:  „Mohammad  machte  die  ganze  Länge 
der  Mauer  zum  Bast  des  Tempels."  Unter  Bast  ist  wohl  eine  etwa 
einen  Fufs  hohe  Terasse  zu  verstehen,  auf  der  die  Gläubigen  ihre  Mat- 
ten und  Teppiche  ausbreiteten  (basatü),  um  darauf  zu  beten. 

Eine  andere  Schwierigkeit  verursacht  das  Dach.  Wenn,  wie 
Ibn  Sa'd  sagt,  Mohammad  ein  Dach  von  Palmenzweigen  gebaut  hatte, 
konnte  man  ihn  doch  nicht  fragen,  warum  er  kein  Dach  mache? 
Seine  Antwort  rechtfertigt  die  in  meiner  Uebersetzung  gegebene 
und  zum  Theil  auf  Halaby  gegründete  Auffassung.  Es  ist  aber  auch 
eine  andere  Erklärung  möglich.  Kostaläny  sagt:  „Es  war  in  der 
Moschee  ein  schattiger  Platz,  an  welchem  die  Armen  sich  aufhiel- 
ten und  welchen  man  Qoffa  nannte."  Das  Dach  dehnte  sich  also 
nicht  über  die  ganze  Moschee  aus,  sondern  blofs  über  die  Terasse, 
welche  dann  mit  Einschlufs  des  Daches  QofFa  genannt  wurde,  der 
übrige  Theil  der  Moschee  war  ein  offener  Hofiraum, 


16 

Prophet  Wolinungen  für  sich,  seine  Frau  Sa\v«la  und  seine 
Braut  'A^ischa.  Sie  Ijestanden  aus  zwei  Hütten.  Später, 
als  sein  Harem  immer  neuen  Zuwachs  erhielt,  vermehrten 
sich  dieselben  his  auf  neun.  Da  diese  Wohnungen  in  der 
zweiten  Hüllte  des  erten  Jahrhunderts  noch  standen,  so  ha- 
ben wir  eine  zuverlässige,  wenn  auch  dürftige  Beschrei- 
bung  derselben  ').     Jede  Hütte   bedeckte   einen   Flächen- 


')  Der  ITodzalite 'Abd  Allah  b.  Yazyd  erzählte  dem  Geschicht- 
schreiber Wäkidy:  „Ich  war  zugegen  als  Omar  b.  Abd  al-'Azyz 
Hilf  Befehl  des  Chalyfen  Walyd  die  Hütten  der  Frauen  des  Propheten 
abbrechen  liefs,  um  die  Moschee  auszudehnen.  Sie  waren  aus  unge- 
brannten Ziegeln  erbaut  und  hatten  eine  Varanda  vor  dem  Eingange 
aus  Falmenzweigen,  die  mit  Lehm  überstrichen  waren.  Ich  zählte 
neun  Häuser  mit  ihren  Varanden.  Sie  erstreckten  sich  von  der  Mo- 
schee, wo  die  Hütte  der  Ayischa  war,  bis  zum  Platz  der  Asma. 
Ich  bemerkte,  dafs  nicht  nur  die  Hütte,  sondern  auch  die  Varanda 
der  0mm  Salma  aus  ungebrannten  Ziegeln  bestand.  Ihr  Enkel 
erzählte  mir,  dafs  sie  dieselbe  aus  Ziegeln  erbaut  habe  während  der 
Prophet  abwesend  auf  seinem  Feldzuge  nach  Duma  war.  Als  dieser 
zurückkam,  sah  er  den  Ziegelbau,  und  0mm  Salma  war  die  erste 
seiner  Weiber,  die  er  besuchte.  Er  fragte  sie,  was  dieser  Neubau 
bedeute?  und  sie  antwortete:  Ich  wollte  es  den  Leuten  unmöglich 
machen,  hereinzusehen.  Hierauf  bemerkte  er:  Das  Schlimmste,  was 
ein  Moslim  thun  kann  ist:  sein  Geld  auf  T3auten  zu  verwenden." 

Wilkidy  fährt  fort:  Ich  erzählte  diesen  Bericht  dem  Moädz  b. 
Mohammad  Anrary  und  er  theilte  mir  mit:  „Ich  hörte  den  Ata  Cho- 
rasäny  in  einer  Gesellschaft,  in  der  sich'Imrän  b.  Aby  Anas  befand, 
sagen:  Ihn  Aby  Anas  erzählte  ganz  nahe  bei  dem  Grabe  des  Pro- 
pheten: Ich  kann  mich  der  Zeit  erinnern,  zu  der  die  Varanden 
der  Frauen  des  Propheten  noch  standen.  Sie  waren  aus  Palmen- 
zweigen erbaut  und  der  Eingang  war  vemittelst  eines  Vorhanges 
aus  grobem  schwarzen  Haartuche  geschlossen.  Ich  war  zugegen 
als  das  Schreiben  des  Chalyfen  Walyd  verlesen  wurde,  in  welchem 
er  die  Varanden  der  Frauen  des  Propheten  in  die  Moschee  einzu- 
schliefsen  befahl,  und  ich  habe  niemals  mehr  weinen  hören  als  an 
jenem  Tage.  Den  Theologen  Sa'yd  b.  Mosayyab  hörte  ich  sagen: 
Ich  wünschte,  man  hätte  diese  Hütten  stehen  lassen  wie  sie  waren, 
damit  die  neue  Generation  von  Madyna  und  die  Fremden,  welche 
von  fernen  Weltgegenden  hierher  konmien,  sehen  könnten,  womit 
sich  der  Prophet  während  seines  Lebens  begnügte,  und  damit  auch 


17 

räum  von  höchstens  zwölf  Fufs  im  Geviert.  Die  Mauern 
waren  aus  in  tler  Sonne  getrockneten  Ziegehi  gebaut,  wel- 
che verniittelst  feuchten  Lehms  mit  einander  verbunden 
wurden;  mit  andern  Worten:  es  waren  Lehmmauern.  Das 
Dach  bestand  aus  Palmenzweigen,  und  sah  ganz  wie  un- 
sere Strohdächer  aus.  Die  Hütte,  welche  'Ayischa  be- 
wohnte, soll  eine  Thüre  gehabt  haben,  die  Eingänge  zu 
den  übrigen  aber  waren  nur  durch  V^orhänge  von  grobem, 
schwarzem  Tuche  aus  Ziegen-  und  Kameelhaaren  geschlos- 
sen. Bei  fünf  Hütten  trat  man  sogleich  von  der  Gasse  aus 
in  den  bewohnten  Raum  ein,  vier  aber  hatten  eine  V^aranda, 
d.  h.  es  war  gegen  den  Hof  eine  äufsere  und  eine  innere 
Wand  und  die  Thüren  derselben  waren  so  angebracht,  dafs, 
wenn  sie  auch  beide  offen  waren,  man  doch  nicht  in  die 
Stube  hinein  sehen  konnte.  Die  äufsere  Wand  bestand,  mit 
einer  Ausnahme,  nicht  aus  sonnengetrockneten  Ziegeln,  son- 
dern aus  Palmenzweigen,  Avelche,  um  dem  Bau  ein  besse- 
res Aussehen  zu  geben  (lilintiba'  heifst  es  im  Original),  mit 
Lehm  überstrichen  wurden.  Ein  Berichterstatter  meldet,  die 
Hütten  seien  so  niedrig  gewesen,  dafs  er  das  Dach  mit  der 
Hand  erreichen  konnte.  Die  Wohnung  der  'Ayischa,  in 
Avelcher  auch  Mohammad  sich  gewöhnlich  aufhielt,  stand 
dicht  an  der  Moschee,  von  deren  Hof  sich  ein  Pförtchen 
öffnete,  das  nicht  direkt  in  die  Wohnung,  sondern  in  ein 
kleines  Vorhaus  (Schäri')  führte  '). 


später  die  Leute    sich   der  Enthalsamkeit  befleifsigten  und   vom   An- 
häufen und  der  Schaulust  abstehen  möchten." 

Nachdem  "Ata  so  gesprochen  hatte,  ergriff  'Imrän  b.  Aby  Anas 
das  Wort  und  sagte:  „Vier  der  Hütten  waren  mit  ungebrannten 
Ziegeln  erbaut  und  jede  derselben  hatte  eine  Varanda  von  Falmen- 
zweigen.  Die  fünf  andern  Hütten  bestanden  aus  mit  Lehm  über- 
strichenen  Palmenzweigen  und  hatten  keine  Varanda.  Vor  dem  Ein- 
gange hing  ein  grobes,  schwarzes  Haartuch.  Ich  habe  es  gemessen 
und  fand,  dafs  es  drei  Dzira  lang  und  ein  wenig  über  eine  Dzira 
breit  war."     'Imrän  b.  Aby  Anas  starb  A.H.  115. 

')    Nach    dem    Tode    des    Propheten   waren    diese   Hütten    das 
Eigenthum  der  Bewohnerinnen  und  wurden    zu   Ungeheuern  Preisen 
III.  2 


18 

Wenn  Jemand  mehrere  solche  Häuser  bewohnen  will, 
so  setzt  er  sie  «gewöhnlich  so,  dafs  sie  einen  kleinen  Hot 
einschliefsen.  Mohammad  scheint  die  seinigen  in  eine  Reihe 
irestellt  zu  hahen.  Da  seine  nächsten  Verwandten  —  seine 
Töchter  und  ihre  Ehemänner  Alyy  und  'Othmän  —  seine 
Nachbaren  waren,  so  bildeten,  wie  es  scheint,  die  Woh- 
nungen dieser  mit  den  seinigen  zusammen  einen  offenen 
Hof,  in  den  man  eintreten  mufste,  um  in  die  Hütten  zu 
gelangen  ^). 

Im  August  623,  also  eilf  Monate  nach  seiner  Ankunlt 
in  ^  athrib ,  bezog  der  Prophet  seine  neue  Wohnung.  Die 
Einrichtung  stand  im  Einklänge  mit  der  Bauart.  An  der 
Wand  hingen  Schläuche,  die,  wenn  sie  nicht  mit  Wasser, 
Mehl  oder  Butter  gefüllt  waren,  aufgeblasen  wurden.  Er 
und  seine  Frauen  schliefen  auf  ledernen,  mit  Lyf^)  ge- 
stopften Matratzen.  In  den  meisten  Hütten  lagen  diese 
auf  dem  Boden,  er  besafs  aber  auch  einen  oder  mehrere 
Tschär-päy,  wörtlich:  Vierfüfse.    Dies  sind  auf  vier  Beinen 


verkauft.  Die  Verwandten  der  Qofyya  bint  Hoyay  erhielten  180000 
Dirheme  von  Mo'äwiya  für  ihre  Hütte.  'Ayischa  erhielt  ebensoviel 
oder  200000  Dirh.  von  demselben  für  die  ihrige  nait  dem  Rechte 
der  Nutzniefsung  während  ihrer  Lebzeiten.  Ibn  'Omar  erbte  die 
Hütte  der  (^afwa,  nahm  aber  kein  Geld  dafür  als  der  Platz  der 
Moschee  einverleibt  wurde. 

')  Wer  ein  Haus  baut  mufs  für  alle  Bedürfnisse  sorgen.  Ge- 
kocht wurde  in  oder  vor  der  Hütte,  je  nach  der  Witterung.  Für 
andere  Bedürfnisse  hatten  die  Araber  keinen  besonderen  Ort,  son- 
dern sie  gingen  in  das  Freie  hinaus,  die  Familie  des  Propheten  na- 
mentlich nach  Manä(;ih,  aufserhalb  Madyna's.  Ungefähr  um  A.  H.  ü 
aber  baute  er,  weil  es  nicht  sicher  war,  seine  schönen  Gefährtinnen 
bei  Nacht  heruniwaiidern  zu  lassen,  eigene  Plätze  zu  diesem  Zwecke 
in  der  Nähe  der   Wohnungen.     Bochäry,  S.  595. 

')  Es  giebt  zwei  Arten  von  Lyf.  Hier  sind  l'^il)ern  von  Pal- 
men gemeint.  Das  weifse  Lyf,  welches  man  in  Bädern  zum  Abrei- 
ben der  Seife  vom  Körper,  gebraucht,  wird  aus  den  Fibern  einer  Art 
Kürbis  gewonnen. 


I 


19 

ruheinle  Rahmen  von  Holz  '),  über  die  Palmenstricke  ge- 
tlocliten  sind,  um  einen  Boden  zu  bilden,  bn  Winter  hüllte 
er  sich  in  eine  grobe  wollene  Decke.  Unter  dem  Kopie 
hatte  er  ein  ledernes  Kissen,  gelullt  mit  Lyf,  wie  die  Ma- 
tratzen. Als  Sitz  diente  eine  Strohmatte,  und  manchesmal 
unterstützte  er  den  linken  Arm  mit  dem  Schlafkissen.  Man 
bot  ihm  bessere  Möbel  an,  aber  er  wollte  ein  Beispiel  der 
Einfachheit  geben  und  verschmähte  sie. 

Als  Mohammad  die  erste  Moschee  einweihte,  hatten 
sich  die  meisten  Araber  in  Yathrib  zum  Islam  bekehrt,  nur 
die  Familien  Chotma,  Wäkif,  Wäyil  und  Omayya,  welche 
sämmtlich  dem  Stamme  Aws  angehörten,  blieben  noch  ei- 
nige Zeit  den  Göttern  ihrer  Väter  treu.  Die  Heiden  ver- 
einten sich  mit  Juden,  welche  Einsicht  und  Muth  genug 
hatten,  sich  den  Neuerungen  zu  Avidersetzen,  wie  der  Dich- 
ter Ka  b  b.  Aschraf,  und  bereiteten  für  die  Moslime  man- 
chen Schaden  und  Herzleid  ^).  Gott  ruft  daher  seinen  An- 
betern zu: 

K.  3, 183.  Wahrlich ,  ihr  leidet  an  eurem  Vermögen  und 
eurer  Person,  und  du  hast  von  Jenen,  welchen  das  Buch 
früher  gegeben  worden  ist,  wie  auch  von  den  Heiden  viele 
Beleidigungen  zu  hören.   Wenn  ihr  geduldig  und  versöhn- 


')  Merkwürdig  ist,  dafs  die  Beine  des  Tscbärpäy  von  Teak- 
(sprichTik-)  Holz  waren,  denn  dieses  Holz  kam  entweder  aus  In- 
dien oder  aus  Afrika.  Auch  das  Holz  in  dem  Pallaste  der  Chosroen 
zu  Ctesiphon  war  Teak.  Nach  dem  Tode  des  Propheten  benutzte  man 
den  Tschärpay,  welcher  ein  Geschenk  des  As' ad  b.  Zorära  aus  Madyna 
war,  als  Bahre,  um  die  Leichen  der  Gläubigen  darauf  nach  dem  Fried- 
hofe zu  tragen.  Unter  den  Omayyiden  wurde  er  für  4000  Dirli. 
verkauft.  Unter  dem  Bette  stand  ein  Topf  aus  Palmenholz.  Wenn 
nämlich  ein  Palraenstamm  trocknet,  so  bleibt  nur  eine  Schale,  die 
man  blofs  an  einem  Ende  zu  schliefsen  braucht,  um  einen  Topf  zu 
haben.     Die  Worte  des  Originals  lauten:    ^^lA-^  (j-.   — lAi  äJ   qL5» 

ßi  j»>jji  Q-»  V'  i3>^.  ^•ri-**'  i^Li^^  r^^- 

*)  Zohry,  bei  Ihn  Sad  fol.104  und  bei  Wähidy  3,  183.  Es  gab 
A.  H.  5  noch  Heiden  in  Madyna.   Ibn  Ishäk  S.  554.  Ipäba  Bd.l.  S.737 

2* 


20 

lieh  seid,  so  thut  ihr  wohl;  denn  ein  solches  Benehmen 
führt  zur  Erreichung  der  Zwecke. 

Während  Mohammad  im  Verlaufe  der  nächsten  Jahre 
einige  Heiden  durch  Versöhnlichkeit  für  den  Islam  gewann, 
mufsten  andere  seiner  wachsenden  Macht  nachgeben  und 
den  Glauben  heucheln. 

Bisher  war  die  Regierungsform  von  Vathrib  von  der 
Makka's  nicht  wesentlich  verschieden:  Jede  Familie  mufste 
sich  selbst  schützen.  Blutsverwandtschaft  und  Bündnisse 
zwischen  Individuen  und  wohl  auch  zwischen  ganzen  Fa- 
milien waren  die  einzigen  Bande,  welche  den  Menschen 
an  den  Menschen  knüpften  und  ihm  einigen  Schutz  sicherten. 
Die  Einwanderune:  so  vieler  Flüchtlino-e  aus  Makka  und  das 
feste  Zusammenhalten  der  Gläubigen  unter  einem  Gebieter 
machte  nun  eine  Verfassung  nöthig,  in  der  nicht  nur  den  bis- 
herigen Banden,  sondern  auch  denen  des  Glaubens  Rechnung 
getragen  wurde.  Die  neuen  Grundlagen,  auf  denen  die  Ge- 
sellschaft beruhen  soll,  hat  Mohammad  unter  der  Beistim- 
mung der  Einwohner  von  Yathrib  schriftlich  festgesetzt  und 
Ibn  Ishak  hat  uns  die  Verfassungsurkunde  aufbewahrt  '). 
Ich  schalte  eine  Uebersetzung  dieses  für  die  Geschichte  des 
moslimischen  Staatsrechtes  so  wichtigen  Dokumentes  ein: 

Im  Namen  Allahs  des  milden  Rahmän. 
Dieses  ist  ein  Dokument  von  Mohammad,  dem  Propheten 
[feststellend    die   Beziehungen]    zwischen    den   Gläubigen    und 
Moslimen  aus  dem  Stamme  Koraysch  und  denen  von  Yathrib  und 


')  Im  'Oyün  alathar  wird  gesagt,  dafs  dieses  Dokument  auch 
von  [Ahmad]  Ibn  Aby  Chaythama  [Zohayr]  aufbewahrt  worden  sei, 
welcher  die  Bürgschaft  des  Ahmad  b.  Ganab  Abu  Walyd  (f  230), 
von 'YsH  b.  Yünos,  von  Kathyr  b.  Abd  Allah  b. 'Amr  Mozany,  vom 
Vater,  vom  Grofsvater  anfülirt. 

Ahmad  Ibn  Aby  Chaylhania  Zohayr  lebte  in  Baghdäd  und  ist 
der  Verfasser  der  grofsen  Chronik  altarych  alkabyr,  Ibn  Al)y  Chay- 
thama war  in  der  Genealogie  ein  Schüler  des  Mo<,!'ab  und  in  der 
vorislamitischen  Geschichte  ein  Schüler  des  Madäyiny.  Er  starb 
94  Jahre  alt  A.  FI.  27S. 


I 


21 

denen,  die  ihnen  folgen,  zu  ihnen  gehören  und  auf  ihrer  Seite 
kämpfen : 

Alle  bilden,  anderen  Menschen  gegenüber,  eine  Gemeinde"). 

Die  korayschitischen  Flüchtlinge  verbleiben  im  Statu  quo 
und  steuern  unter  sich  zur  Abtragung  einer  ihnen  obliegenden 
Blutschuld  bei,  auch  kaufen  sie  ihre  Kriegsgefangenen  selbst 
los.  Allein  die  übrigen  Moslime  steuern  dazu  bei,  soweit  es 
billig  und  recht  ist. 

Die  Banü  Awf  verbleiben  im  Statu  quo  und  steuern  unter 
sich  zu  dem  bereits  verschuldeten  Blutgelde  bei. 

Jede  Partei  kauft  ihre  Kriegsgefangenen  los.  Allein  die 
übrigen  Moslime  steuern  dazu  bei,  so  weit  es  billig  und  recht  ist. 

Die  Banü  Harith  verbleiben  etc.  (dieselbe  Bestimmung.  So 
auch  in  Bezug  auf  die  Banü  Sa/ida,  Banü  Goscham,  Banü  Nag- 
gär, Banü  Amr  b.  'Awf,  Banü  Nabyt  und  Banü  Aws.  Dann 
folgt  in  Bezug  auf  die  Beisteuer  der  Moslime  zum  Loskauf 
der  Gefangenen:)  denn  unter  den  Gläubigen  giebt  es  keinen 
Mittellosen  ^),  für  den  sie  nicht  anständig  zum  Loskauf  [eines 
ihm  verwandten  Gefangenen]  und  zur  Bezahlung  einer  Blut- 
schuld beisteuerten. 

Ein  Gläubiger  schliefst  mit  dem  dienten  eines  anderen 
Gläubigen  kein  Bündnils  ohne  Genehmigung  des  letztern. 

Die  Gläubigen  nehmen  sich  in  Acht,  dafs  Niemand  von 
ihnen  zum  Schelm  wird  und  Vortheil  zu  ziehen  trachtet  von 
einer  Ungerechtigkeit,  einer  Sünde,  Feindschaft  oder  unter  den 
Gläubigen  stattfindenden  Zwietracht.     Alle    sollen  vereint  ihre 


')  Im  Original  Oinma  Wähida.  Es  wird  erklärt  durch:  iCcUs» 
itoJs.jW  Ä:C4J^äJs.5>i»  eine  in  Wort  und  That  einheitliche  Genossen- 
schaft. Es  entspricht  also  unserem  „Staat"  oder  ^Gemeinde".  Am 
öftesten  wird  es  auf  eine  religiöse  Genossenschaft  oder  Kirche  an- 
gewendet. 

*)  Mofrah  oder  Mafrah,  welches  ich  durch  mittellos  übersetze, 
steht  nach  Sohayly  statt  Mobräh,  andere  nehmen  auch  Mofrag  in 
derselben  oder  einer  ähnlichen  Bedeutung,  Es  heifst  ungefähr  so  viel 
als  Bankrotteur;  die  beiligsten  Pflichten  eines  Arabers  waren  aber  das 
Loskaufen  eines  Verwandten  aus  der  Gefangenschaft  oder  von  den 
Verfolgungen  der  Stammgenossen  eines  Ermordeten,  und  wer  diese 
nicht  erfüllen  konnte,  war  schümmer  daran  und  verachteter  als  bei 
uns  ein  Bankrotteur.      Es  bedeutet  auch  einen  Mann  ohne  Familie. 


22 

Hand  gegen  ihn  erheben,  selbst  wenn  er  der  Sohn  von  einem 
aus  ihrer  Mitte  ist. 

Kein  Gläubiger  darf  einen  Gläubigen  tödten,  um  das  Blut 
eines  Ungläubigen  an  ihm  zu  rächen,  und  keiner  darf  einem 
Ungläubigen  gegen  einen  Gläubigen  beistehen.  Die  Gewähr- 
leistung Gottes  ist  solidarisch;  folglich  hat  der  Gemeinste  un- 
ter ihnen  das  Recht,  Schutz  zu  gewähren,  und  der  von  ihm 
zugesagte  Schutz  muls  von  allen  respektirt  werden. 

Die  Gläubigen  sind  zunächst  die  Beschützer  und  Schütz- 
linge der  Gläubigen.  Denjenigen  Juden,  welche  uns  folgen, 
lassen  wir  Beistand  und  Gleichberechtigung  angedeihen:  es  darf 
ihnen  kein  Unrecht  geschehen  und  wir  dürfen  ihre  Feinde  im 
Kampfe  gegen  sie  nicht  unterstützen. 

Alle  Gläubigen  werden  durch  Friedensverträge  solidarisch 
gebunden,  und  es  kann  kein  Separatfriede  mit  einem  Gläubi- 
gen in  Religionskriegen  geschlossen  werden  und  die  Friedens- 
bedingungen müssen  der  Art  sein,  dafs  sie  alle  gleichmälsig 
afliciren. 

Die  Corps,  welche  in  offensiven  Kriegen  auf  unserer  Seite 
kämpfen  übernehmen  den  Felddieust  abwechselnd. 

Die  Gläubigen  rächen  mit  dem  Tode  das  Blut  ihrer  Mit- 
glieder, wenn  eines  von  ihnen  im  Kampfe  für  die  Religion  ge- 
fallen ist. 

Die  gottesfürchtigen  Moslime  folgen  der  besten  und  sicher- 
sten Leitung. 

Kein  Heide  [aus  Madyna]  darf  einem  Korayschiten  für  Gut 
oder  Blut  Schutz  gewähren,  noch  darf  er  sich  zwischen  ihn 
und  einen  Gläubigen  stellen  (d.  h.  ihn  vertheidigen,  der  Ver- 
folgung entziehen). 

Wer  einen  Gläubigen  ohne  genügende  Ursache  tödtet,  an 
dem  wird  die  Blutrache  geübt,  aulser  wenn  er  den  Vertreter 
des  Gemordeten  zufriedenstellt.  Die  Gläubigen  sind  verpflich- 
tet, sich  sammt  und  sonders  gegen  den  Thäter  zu  erheben 
bis  sie  seiner  habhaft  sind. 

Kein  Gläubiger,  welcher  Mitcontrahent  dieser  Schrift  ist 
und  an  den  jüngsten  Tag  glaubt,  darf  einem  Aufwiegler  bei- 
stehen oder  ihn  beherbergen,  wer  solches  thut,  den  trifft  am 
jüngsten  Tage  der  Fluch  und  Zorn  Gottes;  denn  weder  die 
Bekehrung  eines  solchen  Menschen,  noch  Ersatz  wird  berück- 
sichtiget. 


I 


23 

Wenn  ihr  über  irgend  einen  Gegenstand  getheilter  Meinung 
seid,  mu/s  die  Sache  Allah  und  Mohammad  zur  Entscheidung 
vorgelegt  werden. 

Die  Juden  steuern  wie  die  Gläubigen  bei,  so  lange  [letztere] 
in  Krieg  verwickelt  sind  '). 

Die  Juden  der  Banü  'Awf  gehören  wie  die  Gläubigen  zur 
Staats- Gesellschaft;  die  Juden  haben  ihren  Kultus  und  die 
Gläubigen  haben  ihren  Kultus.  Diese  Berechtigung  geniefsen 
sowohl  die  Juden  selbst,  als  auch  ihre  dienten.  Nur  wer  un- 
gerecht oder  illoyal  handelt,  macht  eine  Ausnahme,  und  ein 
solcher  ruinirt  Niemanden  als  sich  selbst  und  die  Mitglieder 
seines  Hauses. 

Die  Juden  der  Banii  Naggar  geni eisen  dieselben  Rechte,  wie 
die  Juden  der  Banü  'Awf. 

So  auch  die  Juden  der  Banü  Härith,  der  Banü  Sä'ida,  der 
Banü  Goscham,  der  Banü  Aws  und  der  Banü  Thalaba  -). 

Das  Geschlecht  Gafna,  welches  ein  Zweig  von  den  Banü 
Thalaba  ist,  hat  dieselben  Rechte  und  Pflichten  wie  die  Banü 
Thalaba  selbst. 

Die  Banü  Schotayba  (Schotba)  geniefsen  dieselben  Rechte 
wie  die  Juden  der  Banü  Awf;  aber  sie  müssen  loyal  und  nicht 
schlecht  handeln. 

Die  Clienten  der  Banü  Thalaba  genielsen  dieselben  Rechte 
wie  die  Banü  Thalaba  selbst. 

Der  Geheime-Rath  ^)  der  Juden  geniefst  die  Rechte  der  Juden, 


')  Sohayly  sagt,  dafs  die  Juden  dafür  auch  Anspruch  auf  ei- 
nen Theil  der  Beute  hatten. 

^)  Es  ist  hier  nicbt  die  Rede  von  geborenen  Juden,  sondern 
von  Arabern  der  genannten  Stämme,  welche  im  mosaischen  Glau- 
ben erzogen  worden  sind.    Nur  alnibräs,  S.  650. 

^)  Bitäna,  wörtlich:  das  Futter  des  Kleides;  dann  auch  ein  in 
die  Geheimnisse  eingeweihter  Vertrauter.  Einer  Glosse  zufolge  be- 
deutet es  hier  die  Rathsherren,  und  weil  der  Grundbegriff  des  Wor- 
tes „geheim"  ist,  so  entspricht  es  unserem  „Geheimen  Rath".  Also 
schon  vor  zwölf  hundert  Jahren  hat  es  Geheimräthe  gegeben! 

Was  Bitäna  immer  bedeuten  mag,  so  ist  es  auffallend,  dafs  sie 
ausdrücklich  genannt  werden ,  denn  man  sollte  erwarten ,  dafs  sie 
selbstverständlich  wenigstens  eben  so  grofse  Rechte  genossen  wie 
die  übrigen  Juden.    Es  wäre  möghch,  dafs  darunter  Juden  von  Chay- 


24 

aber  Keiner  darf  in  das  Feld  ziehen ,  ohne  die  Bewilligung 
des  Mohammad.  Es  ist  jedoch  Niemandem  verwehrt,  sich  für 
Verwundungen  zu  rächen.  Wer  aber  hinterlistig  handelt,  der 
mufs,  nebst  den  Mitgliedern  seines  Hauses,  die  Folgen  selbst 
tragen;  es  sei  denn,  dais  Jemandem  Unrecht  geschehen  war. 
Gott  begünstigt  das  loyalste  Benehmen  in  diesen  Sachen. 

Die  Juden  bestreiten  selbst  ihre  öffentlichen  Ausgaben  und 
die  Moslime  bestreiten  die  ihrigen,  aber  sie  sind  zu  gegensei- 
tiger Hülfe  verpflichtet  gegen  Jedermann,  der  die  Contrahenten 
dieser  Schrift  angreift.  Diese  übernehmen  nämlich  die  Pflicht, 
sich  einander  mit  Rath  und  That  beizustehen  und  loyal  gegen 
einander  zu  handeln.  Kein  Mann  darf  gegen  seinen  Verbün- 
deten illoyal  handeln.  Der  Unterdrückte  hat  auf  Beistand  An- 
spruch. 

So  lange  Krieg  ist,  steuern  die  Juden  wie  die  Gläubigen  bei. 

Für  die  Contrahenten  ist  das  Innere  von  Yathrib  ein  ge- 
heiligter Platz  (welcher  gegen  Feinde  vertheidigt  werden  mufs)» 

Dem  Gast  (Schützling)  darf  wie  dem  Mitcontrahenten  kein 
Schaden  zugefügt  werden  und  Niemand  darf  ihn  beleidigen. 
Eine  Frau  wird  aber  nur,  wenn  es  ihre  Familie  erlaubt,  als 
Gast  aufgenommen  (d.  h.  sie  darf  der  Jurisdiktion  der  Familie 
nicht  entzogen  werden). 

Wenn  unter  den  Contrahenten  Zwietracht  oder  ein  Streit 
entsteht  und  man  fürchtet  schlimme  Folgen,  so  soll  die  Sache 
Gott  und  dem  Mohammad  vorgelegt  werden;  denn  Gott  ist  zu 
Gunsten  der  behutsamsten  und  loyalsten  Deutung  des  Inhaltes 
dieser  Schrift. 

Den  heidnischen  Korayschiten  und  ihren  Bundesgenossen 
darf  man  keine  Gastfreundschaft  angedeihen  lassen,  denn  die 
Contrahenten  haben  sich  unter  einander  zur  wechselseitigen 
Hülfe,  gegen  Jeden,  welcher  Yathrib  bedroht,  verbunden. 

Wenn  sie  (die  Juden)  aufgefordert  werden,  mit  ihren  Fein- 
den Frieden  zu  schlieisen,  so  sollen  sie  ihn  schlieisen  und  sich 
darein  fügen,  und  wenn  sie  die  Aufforderung  zum  Friedens- 
schlufs  ergehen  lassen,  so  steht  ihnen  dasselbe  Recht  den  Gläu- 
bigen gegenüber  zu,  ausgenommen,  wenn  diese  einen  Religions- 
krieg führen. 


bar  oder  einer  andern  Ortschaft  verstanden  werden,  welche  nur  ge- 
legentlich zur  Besprechung  nach   Madyiia   kamen. 


25 

Jedes  Individuum  geht  die  solidarische  Verpflichtung  ein, 
die  Lasten  seiner  Partei  zu  tragen. 

Die  Juden  der  Awsiten,  wie  auch  die  dienten  derselben, 
haben  dieselben  Rechte,  wie  die  Contrahenten  dieser  Schrift, 
sie  müssen  sich  aber  mit  der  reinsten  Loyalität  gegen  sie  be- 
nehmen. Loyalität  ist  verschieden  von  Beeinträchtigung.  Wer 
sich  Freiheiten  herausnimmt,  der  thut  es  auf  eigene  Gefahr; 
Gott  ist  für  die  treueste  und  loyalste  Deutung  dieser  Schrift. 
Nur  ein  ungerechter,  ruchloser  Mensch  weicht  ihren  Bestim- 
mungen aus.  Wer  [in  den  Krieg]  auszieht,  ist  sicher,  und 
wer  zu  Hause  sitzen  bleibt,  ist  in  der  Madyna  [sicher],  aus- 
genommen der  Unterdrücker  und  Schuldige;  denn  Gott  ist  der 
Beschützer  des  Loyalen  und  Gewissenhaften,  und  Mohammad 
ist  der  Bote  Gottes. 

x\ngelegenheiten,  u  eiche  nur  die  Familie  berührten, 
wurden  noch  immer  dieser  anheimgestellt;  selbst  einen  Mord 
hatte  sie  zu  rächen,  uenn  der  That  nicht  religiöse  Mo- 
tive zum  Grunde  lagen.  Aber  sehr  bald  nahm  das  ganze 
Leben  einen  theokratischen  Charakter  an.  Die  Flüchtlinge 
waren  heimathlos,  Religion  ^^ar  ihr  Gewerbe  und  der  Pro- 
phet ihre  Stütze.  Auch  die  bigottesten  unter  den  Einwoh- 
nern von  Yathrib  v\'aren  ganz  dem  Propheten  ergeben,  jede 
Frage  wurde  in  das  religiöse  (Jebiet  gezogen:  hier  hatte 
Mohammad  allein  zu  entscheiden  und  seine  Janitsaren  wa- 
ren bereit,  jeden  seiner  Beschlüsse  auszuführen.  Somit 
wurde  er  in  einigen  Jahren  unumschränkter  Beherrscher 
der  ganzen  Bevölkerung,  auch  der  INichtgläubigen  ^).  Vathrib 

')  Zur  Befestigung  der  Theokratie  wurden  allraähhg  eine  An- 
zahl theokratischer  Titel  eingeführt  wie  An^är,  die  Gehülfen  (vergl. 
Bd.  IL  S.  532),  Ciddyk,  der  Gerechte,  für  Abu  Bakr,  Färük,  der 
Erlöser  (oder  Löser  der  Schwierigkeiten),  für  Omar,  Hawariy,  Jün- 
ger, für  Zobayr,  Amyn,  der  Zuverlässige,  für  'Obayda  b.  Garräh, 
Asad  Allah,  Löwe  Gottes,  für  Hanaza;  und  von  einer  grofsen  Anzahl 
von  Neubekehrten  wurden  die  Namen  geändert.  Vergl.  Moslim  Bd.  2. 
S.  456  —  457  und  S.  466. 

Um  seine  Streitkräfte  zu  vermehren,  legte  er  sehr  grofses  Ge- 
wicht   auf  die   Flucht.       Er   wollte   nicht    nur,    dafs   die   in   Makka 


26 

gestaltete  sich  auf  diese  Weise,  wie  am  Schlüsse  des  Do- 
kumentes recht  bedeutungsvoll  gesagt  wird;  »zur  Madyna«, 
d.  h.  zum  Orte,  wo  Gerichtsbarkeit  waltet  (vergl.  über  die 
Bedeutung  des  Wortes  Bd.  I,  S.  567). 

Es  lag  im  hiteresse  des  Propheten,  die  Geltung  der 
Banden  der  Religion  zu  verstärken,  um  die  der  Familie 
zu  schwächen.  Zu  diesem  Ende  wurde  im  Hause  des  Anas 
ein  Verbrüderungsfest  zwischen  An(.:ärern  und  Flüchtlingen 
gefeiert.  Es  hatte  nicht  jene  poetische  Allgemeinheit  mo- 
derner Feste  dieser  Art,  sondern  im  Geiste  der  arabischen 
Bündnisse  weihte  Mohammad  bei  dieser  Gelegenheit  45, 
nach  Andern  75  Brüderpaare,  bestehend  aus  je  einem  An- 
c;ärer  und  einem  Flüchtlinge,  ein,  und  das  Band  war  so 
enge,  dafs  sie  sich  einander,  mit  Ausschlufs  der  Blutsver- 
wandten, beerbten  ').  Wie  mächtig  auch  eine  religiöse 
Verbindung  sein  mag,  so  lassen  sicli  doch  angeborene  Ge- 
fühle, welche  die  Grundfesten  der  menschlichen  Gesellschaft 
bilden,  nicht  bleibend  mit  Füfsen  treten.  Diese  Verbrüde- 
rung scheint  daher  nur  bei  Wenigen  zu  herzlicher  Freund- 
schaft geführt  und  ersprielsliche  Früchte  getragen  zu  ha- 
ben ,  und  sie  mid'ste  nach  einiger  Zeit  wieder  aufgelöst 
werden. 

Wie  aufrichtig  auch  die  Mehrzahl  der  Einwohner  von 


zurückgebliebenen  Gläubigen  ihm  nach  Madyna  folgen  sollten,  sondern 
er  erklärte  auch  Araber  aus  anderen  Stämmen,  welche  sich  nicht 
in  seiner  Nähe  niederlassen  und  für  ihn  kämpfen  wollten,  als  Heuch- 
ler.  Vergl.  Kor.  8, 73-76.  4,  9ü.  loo. 

•)  Ibn  Sad  sagt,  die  Verbrüderung  habe  vor  der  Schlacht  von 
Hadr  stattgefunden  und  sei  nach  der  Schlacht  durch  den  Koranvers 
8,76  wieder  aufgelöst  worden.  Im  Mawahib,  S.  89,  wird  das  Da- 
tum näher  angegeben,  nämlich:  das  Fest  fand  fünf  Monate  nach  der 
Flucht  statt.  Allein  Salmän  hat  sich  erst  geraume  Zeit  nach  der 
iSchlacht  von  Badr  bekehrt,  und  Bochäry,  S.  561  ,  berichtet,  dafs 
Mohammad  denselben  mit  Abu  Dardä  verbrüdert  habe.  Ich  glaube, 
dafs  die  steigende  Unzufriedenheit  der  Juden  und  „Heuchler"  mit 
den  neuen  Institutionen  die  Veranlassung  zu  dieser  Verbrüde- 
rung war. 


I 


27 

Madyna  «lern  Islam  zugethan  war,  so  gab  es  doch  Leute  unter 
ihnen,  \velche  sich  zum  Schein  heivchrten,  oder,  wenn  es  ihnen 
auch  anfangs  ernst  war,  durcli  die  nähere  15 ekann tschaft 
mit  dem  Propheten  in  ilirem  Glauben  irre  gemacht  wur- 
den. Sie  werden  im  Koran  »die  Heuchler«  ')  genannt,  und 
wir  werden  noch  Vieles  von  ihnen  hören.  Das  Haupt 
dieser  Partei  war  Abd  Allah  b,  Obayy,  ein  Mann  von 
grofsem  EinlUils,  von  dem  die  Moslime  berichten,  wahr- 
scheinlich mit  der  Absicht,  ihn  zu  verdächtigen,  dafs  er, 
wenn  Mohammad  nicht  nach  jMadyna  gekommen  wäre,  Hoff- 
nung gehabt  hätte,  als  König  ausgerufen  zu  werden.  Die 
Heuchler  Avaren  meistens  Männer  von  gesundem  Verstände 
und  heldenmüthigem  Charakter.  Ihre  Lage  war  aber  wahr- 
haft trostlos:  ein  hergelaufener  Schwärmer  herrschte  über 
das  Gewissen  ihrer  jMitbürger  und  ging  jeden  Tag  weiter 
in  seinen  L^ebergriffen.  Die  Genugthuung,  dafs  Yathrib  zu- 
sehends an  ]Macht  gewann,  wurde  mehr  als  aufgewogen 
durch  die  Wahrnehmung,  dafs  die  Grundfesten  der  Gesell- 
schaft, treues  Zusammenhalten  der  Verwandten,  so  sehr  un- 
tergraben wurden,  dafs  sie  vor  der  Spionage  ihrer  näch- 
sten Verwandten  lyicht  sicher  waren  ^).  Ich  führe  ein  Bei- 
spiel an: 

')  Die  Biographen  verstehen  unter  „Heuchler"  in  den  meisten 
Koränstellen,  in  denen  es  vorkommt,  gewisse  Madyner.  Dies  ist 
nicht  richtig.  Auch  die  Nomadenstämme,  denen  es  mit  der  Bekeh- 
rung nicht  ernst  war,  und  auch  die  Juden,  mit  einem  Worte:  Jeder- 
mann, welcher  dem  Mohammad  nicht  unbedingten  Gehorsam  leistete, 
wird  der  Heuchelei  beschuldigt. 

')  Die  Zeloten  bemerkten,  dafs,  wenn  sie  sich  den  Juden  und 
„Heuchlern"  nahten  und  diese  im  Gespräch  begriffen  waren,  sie  sich 
mit  den  Augen  zuwinkten.  Mohammad  verbot  nun  jede  vertrauHche 
Unterhaltung,  und  da  sie  seinem  Befehle  nicht  nachkamen,  offen- 
barte Gott: 

K.  58,  9.  Siehst  du  nicht  Diejenigen,  welche,  nachdem  ihnen  ver- 
trauliche Gespräche  verboten  worden  sind ,  zu  dem ,  was  ihnen  un- 
tersagt ist ,  zurükkehren.  Der  Gegenstand  ihrer  Unterhaltung  ist  Il- 
loyalität, Feindschaft  und  Beleidigungen  gegen  den  Gottgesandten 
(vergl.  Kor.  4,  los.  iii). 


28 

(lolas  sprach  einst:  Wenn  dieser  Mann  nicht  ein  He- 
trüffer  ist,  so  sind  wir  schlechter  daran  als  Esel.  Sein 
Stiefsohn 'Omayr,  welchen  er  erzogen  hatte,  vernahm  des- 
sen Worte  und  sagte:  Es  giebt  keinen  Menschen,  der  mir 
theurer  wäre,  dem  ich  mich  lieber  unterwürfe  oder  mit 
dem  ich  aufrichtiger  sympathisirte,  wenn  ihm  etwas  Unan- 
genehmes zustiefse,  als  du,  0  Goläs;  aber  es  sind  Worte 
von  deinen  Lippen  gefallen,  welche  dir  zur  Schande  gerei- 
chen, wenn  ich  dich  anzeige.  Wenn  ich  aber  dazu  schweige, 
so  handele  ich  gegen  mein  Gewissen.  Das  Eine  ist  so 
schmerzhaft  für  mich  als  das  Andere.  Darauf  ging  er  zum 
IVopheten  und  hinterbrachte  ihm  die  Aeufserung  seines 
Stiefvaters.  Auch  (jJoläs  begab  sich  zu  ihm  und  schwor, 
dafs  die  Beschuldigung  nicht  begründet  sei,  er  fand  aber 
keinen  Glauben,  und  Gott  olTenbarte  einen  Koran vers  (9,75), 
welcher  mit  den  Worten  schliefst:  »wenn  sie  sich  reumü- 
thig  bekehren,  gereicht  es  zu  ihrem  Besten,  wenn  sie  sich 
aber  von  der  Ermahnung  abwenden,  wird  Gott  über  sie 
in  diesem  und  im  nächsten  Leben  eine  peinliche  Strafe 
verhängen,  und  auf  der  ganzen  Erde  werden  sie  weder 
Schutz  noch  Hülfe  linden«  '). 

Die  Interessen  ihres  Stammes  legten  diesen  Leuten 
die  Pflicht  auf,   für  ihre  Unterdrücker  zu  kämpfen  und  zu 


Nur  wenn  der  Gegenstand  Tugend  und  Achtung  vor  dem  Pro- 
pheten ist,  dürfen  sich  die  Gläubigen  vertraulich  unterhalten. 

Zugleich  erliefs  er  die  Verordnung  (Kor.  58,  is),  dafs  wer  eine 
Privat -Audienz  bei  ihm  wolle,  eine  Taxe  bezahlen  müsse.  Er  be- 
stimmte einen  Dynär,  Alyy  aber  erklärte,  dafs  die  Leute  mehr 
als  ein  Gran  Goldes  nicht  aufbringen  können  ( Taysyr  S.  79).  Seine 
Günstlinge  befreite  er  von  der  Taxe  (Kor.  58,  15). 

Begreiflicher  Weise  übte  er  diesen  furchtbaren  Gewissenszwang 
erst  als  seine  Macht  befestigt  war.  Wahrscheinlich  fallen  diese  Ver- 
ordnungen in  das  Jahr  625. 

')  Taymy,  S.  426,  versetzt  diesen  Vorgang  in  den  Feldzug 
nach  Tabük  und  giebt  eine  abweichende  Version. 


29 

sterben.  Kozmän,  einer  von  ihnen,  rückte  unter  der  Fahne 
des  Propheten  aus,  um  seine  Vaterstadt  bei  Ohod  j^egen 
die  Korayschiten  zu  vertlieidigen.  Er  kämpfte  wie  ein  Löwe 
und  erschlug  neun  Feinde,  endlich  aber  wurde  er  verwun- 
det und  man  truo;  ihn  in  die  Stadt.  Die  Gläubigen  riefen 
ihm  zu:  Freue  dich,  o  Kozmän,  du  hast  dich  ausgezeich- 
net im  Kampfe  zum  Schutz  der  Religion  und  jetzt  gehest 
du  in  das  Paradies  ein,  um  deinen  Lohn  zu  empfangen. 
Ich  habe  nidit  für  den  Glauben  gelochten,  antwortete  er, 
sondern  für  meinen  vom  Feinde  bedrohten  Stamm;  bald 
darauf,  als  die  Wunden  sehr  schmerzhaft  wurden ,  öffnete 
er  n)it  einem  Pfeile  die  Adern  am  Handgelenke  und  starb. 
Höchst  interessant  ist  die  Stellung,  welche  in  dieser 
Urkunde  den  Juden  angewiesen  wird:  »sie  sind  gleichbe- 
rechtigt mit  den  Gläubigen«.  Die  in  Makka  gepredigte 
Lehre:  »Gott  schickt  zu  jedem  Volke  einen  Boten«,  wurde 
fe^gehalten;  Moses  war  der  Prophet  für  die  Juden  und 
Mohanunad  ist  der  Prophet  für  die  L^mmier,  Heiden.  Durch 
ihn  wurde  nun  auch  für  diese  ein  Buch  zur  Richtschnur  ffe- 
offenbart  ').  Die  Juden  waren  in  den  meisten  Dingen  den 
Arabern  so  weit  voraus,  dafs  sie  diese,  so  oft  sie  in  Zwei- 
fel waren,  zu  ihren  Gewissensräthen  machten,  und  deswe- 
gen war  für  den  Propheten,  so  lange  er  seine  Macht  nicht 
befestigt  hatte,  das  Zeugnifs  der  Juden  unentbehrlich.  Es 
gelang  ihm  auch  durch  seine  Anerkennung  der  Vorzüge 
der    auserwählten    Nation    Viele    von    ihnen    für    sich    zu 


' )  Ich  erinnere  bei  dieser  Gelegenheit  an  eine  andere  Theorie : 
„Jeder  Prophet  ist  der  Vorbote  eines  grofsen  Drangsales ",  welches 
die  Frevler  betrifft ,  aus  der  aber  die  Gläubigen  gerettet  werden. 
Schon  in  Süra  37  (Bd.  II,  S.  261)  ist  diese  Lehre  so  vollständig  aus- 
geprägt, dafs  nicht  länger  von  einem  Drangsale,  sondern  von  dem 
Drangsale  die  Rede  ist.  Da  nun  keine  zeitliche  Strafe  eingetreten 
war,  so  lehrte  Mohammad  in  Madyna  (wie  einst  die  Apostel),  dafs 
er  der  Vorbote  des  Weltgerichtes  sei,  dessen  Eintreten  die  junge 
Generation  erleben  würde.  Den  Ibn  Qayyäd  hielt  er  für  den  Antichrist. 


30 

gewinnen;  die  Uebrigen  mufsten,  nie  die  Heuchler,  eine  gute 
Miene  zum   bösen  Spiele  machen  '). 


'  «  .4.ArfV<«  I 


')  Soddy  sagt  bei  Wähidy,  Asbäb  4,  G3:  öj^l\  q^  ,^wUJi  ^.^Li 
i.i^\  „Die  jüdische  Bevölkerung  hatte  den  Islam  bekannt''.  Wir 
könnten  hier  mit  Baghawy  die  Lesart  y/^Lüi  beanstanden  und  dafür 
(«Lj  lesen  und  übersetzen:  „Einige  Juden  hatten  den  Islam  bekannt", 
wenn  nicht  der  Sinn  der  Koranstelle,  worauf  sich  diese  Erklärung 
bezieht,  dagegen  wäre.  Ihn  Sa'd  Bd.  12.  fol.  160  sagt,  dal's  Mo- 
hammad einen  Unterschied  machte  zwischen  Moslim,  Gottergebener, 
Monotheist,  und  Mümin,  Gläubiger.  Erstere  Benennung  wendete  er 
auch  auf  die  Juden  und  Christen,  letztere  aber  ausschlielslich  auf 
seine  Anhänger  an.  Wegen  des  im  Kor.  4,  «3  enthaltenen  Vorwurfs: 
„die  Juden  wenden  sich  an  die  Taghüte,  Götzen",  und  wegen  der 
Beschuldigung,  dafs  sie  den  Ezra  anbeten,  entstand  ein  Bruch,  und 
sie  werden  nun  aus  der  Zahl  der  „Moslime"  ausgeschlossen  und  des 
Kofr,  d.h.  der  Verkennung  des  wahren  Gottes  beschuldigt.  Auch 
die  Christen,  als  sie  in  ihren  Disputen  mit  Mohammad  den  Glau- 
ben an  die  Dreieinigkeit  vertheidigten,  wurden  eventuel  aus  der  Zahl 
der  „Moslime"  ausgeschlossen,  somit  Avurde  Moslim  und  Mümin 
gleichbedeutend. 

Die  Moslime  erklären  einstimmig,  dafs  'Abd  Allah  b.  Hayyibän 
die  Juden  für  Mohammad  vorbereitet  habe.  Thalaby  bemerkt  zu 
Kor.  2,  17:  ,«jUa^  .-»j  ^-i^  Oy-c  \i  Jüb  ijo^-«^  i_co  q-.  ^J»^^  ^L-i^J  qI-^ 

»^.xaÜ^,   iJ^    1^T*J  -^'■^  T'j^  ^"^^    4>^-*    <\4-c>^  qU"^(^  iü.^jjo!  'iLi'o]^ 
. i-  Li  JS  xXa  UJuäs  (_5.-ÄJi  „3.i>  J^i  c^L;  \:>  .J>\  qI  «-«-bi  ci^Äi   lAi^ 

Wenn  wir  übersetzen  dürfen:  „Ihn  Hayyibän  war  ein  Israelite 
von  Geburt  und  der  Vater  des  al- Hayyibän.  Er  kam,  ehe  noch  der 
Prophet  eine  Offenbarung  erhalten  hatte,  jährlich  nach  Madyna  und 
munterte  die  dortigen  Juden  auf,  Gott  zu  gehorchen,  die  Thora  und 
den  Glauben  an  einen  Mohammad  (Messias)  aufrecht  zu 
erhalten  etc.",  so  erklärt  sich  der  Einflufs  dieses  Mannes  auf  un- 
gezwungenere Weise  als  dies  Bd.  I,  S.  55  geschehen  ist. 

In  der  Deutung  von  solchen  Aussprüchen  dürfen  wir  nicht  nur 
den  Sinn  berücksichtigen ,  welcher  dem  Ueberlieferer  vorleuchtete, 
sondern  den ,  welchen  der  Redakteur  desselben  ausdrücken  wollte. 
Ich  zweifele  nicht,  dafs  Thalaby  in  dieser  Stelle  Mohammad  als 
Eigenname  ansah,  aber  seine  Quellen  (er  führt  deren  vier  an)  mö- 
gen anders  gedacht  haben. 


31 

Es  le})te  zu  Madyua  ein  Judenknabe  von  etwa  13 
Jahren,  welcher  als  Visionär  bekannt  war.  Eines  Tages 
besuchte  ihn  Mohannnad.  Um  dessen  Sehergabe  zu  prüfen, 
sagte  er:  Kannst  du  mir  sagen,  was  ich  denke?  Der  Knabe 
stotterte:  AI -doch,  al-doch.  h\  <ler  'J'hat  dachte  der  Prophet 
gerade  an  die  Inspiration,  in  der  von)  al-Dochän,  Rauch, 
gesprochen  wird  (Kor.  44,  9.  Vergl.  Bd.  I,  S.  538).  Er 
fragte  ihn  nun:  Bezeugest  du,  dafs  ich  ein  Bote  Gottes  bin? 
Ibn  (,'av}äd,  dies  war  der  Name  des  jungen  Visionärs,  ant- 
wortete: Ich  bezeuge,  dafs  du  ein  Bote  für  die  Ummier 
bist.  Bezeugest  du  auch,  dafs  ich  ein  Bote  Gottes  bin? 
Mohammad  soll  eine  ausweichende  Antwort  gegeben  ha- 
ben: Ich  glaube  an  Gott  und  seine  Boten.  Wahrscheinlich 
erklärte  er,  dafs  er  der  Vorbote  des  jüngsten  Tages  für 
die  Juden  sei,  denn  später  behauptete  er,  er  sei  der  An- 
tichrist ^).  Ich  zweifele  nicht,  dafs  Ibn  Cayyäd  im  Geiste 
der  jüdischen  Bevölkerung  gesprochen  habe  ^). 


')  Mischkät,  S.  470.  Die  Traditionen  über  Ibn  Qayyäd  sind 
wohl  verbürgt. 

^)  Nach  dem  Bruche  mit  den  Juden  veröifenth'chte  Mohammad 
Verdammungsurtheile  gegen  sie,  und  in  einem  derselben,  Kor.  3, 
75-84,  sagt  er  ganz  deutlich:  „sie  haben  Zeugnifs  dafür  abgelegt, 
dafs  der  Bote  eine  Wahrheit  ist". 

Wenn  die  im  Anhang  zu  Kap.  2  ausgesprochene  Vermuthung, 
Mohammad  bedeute  so  viel  als  Messias  und  der  Prophet  habe  die- 
sen Titel  erst  in  Madyna  angenommen,  begründet  ist,  so  begreifen 
wir  nun  wie  es  kam,  dafs  sieh  die  Juden  mit  Widerstreben  darein 
fügten,  ihn  so  zu  nennen.  Die  Schwierigkeit,  dafs  er  sich  „einen 
Mohammad"  und  nicht  „den  Mohammad"  (al-Mohammad)  nannte, 
läfst  sich  dadurch  lösen,  dafs  er  nur  für  die  Heiden  ein  Messias  war. 
Die  Juden  würden  sich  dem  Titel  „der  Mohammad"  widersetzt  ha- 
ben. Seine  Anhänger  konnten  in  der  Auslassung  des  bestimmten 
Artikels  die  im  Arabischen  beliebte  Redefigur  (vergl.  Bd.  II,  S.  230 
Note)  finden,  welche  mam  Ibhäm  lilta'tzym,  Unbestimmtheit  zum 
Zwecke  der  Auszeichnung,  neiuit.  Wenn  nun  einmal  Mohammad 
ohne  den  bestimmten  Artikel  als  Titel  für  den  Propheten  unter  den 
Gläubigen  eingeführt  war,  so  hatten  sie  keinen  Beweggrund,  nach 
Unterdrückung  der  Juden  al-Mohammad  zusagen.    Mohammad  war 


32 

Die  dem  .Tudenthume  als  Proselyten  des  Thores  bei- 
getretenen Araber  hingen  selbstverständlich  ihrem  eigenen 
Boten  an.  Viele  von  ihnen  waren  jedoch  seine  bittersten 
Gegner.  Der  Führer  dieser  Partei,  welcher  auch  der  mäch- 
tige 'Abd  Allah  b.  Obayy  angehörte  '),  hiefs  Abu  'Ämir 
aus  der  awsitischen  Familie  Dhobay  a  b.  Zayd,  Vor  der 
Ankunft  der  Moslime  in  Madyna  «i;laubte  er  schon  an  die 
Auferstehung,  lebte  wie  ein  Ascet,  zog  Bufskleider  an  und 
wurde  daher  Rähib  genannt.  Er  stand  in  grofser  Achtung. 
Bei  einer  Zusammenkunft  mit  Mohammad  fragte  er  ihn: 
Welche  Religion  lehrest  du? 

Mohammad:   Die  Hanyferei,  die  Religion  des  Abraham. 

Abu  'Amir:  Auch  ich   bekenne  sie. 

Mohammad:   Deine  Religion  ist  nicht  die  Hanyferei. 

Abu  Ämir:  Allerdings  bekenne  ich  sie,  aber  du,  o 
Mohanmjad,  hast  Lehren   eingeführt,  die  ihr  fremd  sind. 

Mohammad :  Das  habe  ich  nicht  gethan,  sondern  ich 
verkünde  sie  in  ihrer  vollkommenen   Reinheit. 

Als  die  Macht  der  Moslime  zunahm,  begab  sich  Abu 
'Amir  mit  einer  Anzahl  (von  zehn  bis  fünfzig)  seiner  An- 
hänger nach  Makka,  um  die  Korayschiten  in  ihren  Kam- 
pfen  gegen  den  Islam  zu  unterstützen.  In  der  Schlacht 
von  Ohod  eröffnete  er  den  Angrilf.  Nach  der  Einnahme 
von  Makka  flüchtete  er  sich  mit  seinem  Anhange  nach 
Täyif,    und    als    auch    diese  Stadt   den    siegreichen  Waffen 


unterdessen  zum  Eigennamen  geworden.  Kor.  3,  i38  darf  man  viel- 
leicht übersetzen:  „Ein  Mohammad  ist  weiter  nichts  als  ein  Bote", 
in  den  übrigen  Koranstellen  i.st  aber  Mohammad  entschieden  ein 
Eigenname.  Die  arabische  Sprache  ist  in  dieser  Beziehung  sehr  will- 
kürlich: neben  al-'Aciy,  der  Widerspenstige,  al -Hasan,  der  Schöne, 
gebraucht  man  Alyy,  ein  Hoher,  God  an,  ein  Namenloser,  Mo'ayt  etc. 
als  Eigennamen.  Auch  Mozaykiya,  ein  Zerroifser,  Borayda  etc., 
welche  ebenfalls  Titel  und  herkömmliche  Eigennamen  sind,  werden 
ohne  Artikel  gebraucht. 

')    'Oyün,  S.  140  und   Ihn  Kotayba  S.  174. 


33 

nicht  länger  widerstehen  konnte,  nach  Syrien,  wo  er  zu 
Kinnasryn   ini  Jahre   631   starb'). 

In  der  Schlacht  bei  Badr  (März  624)  fochten  zwei 
Anhänger  des  Abu  'Äniir  aul  der  Seite  der  Moshme,  aber 
keiner  —  und  aucli  er  selbst  nicht  —  aul  der  Seite  der 
Feinde.  Ks  scheint  also,  dals  der  Ascet  und  seine  Ver- 
ehrer bis  dahin  dem  Mohammad  als  Propheten  anerkann- 
ten. Sie  warerj  gewils  nicht  alle  autrichtige  Moslime,  doch 
kan)  es  erst  später  zum  ollenen  Bruch.  Einige  darunter,  wie 
Hantzala,  ein  Sohn  des  x\bü  Amir,  blieben  auch  nach  der 
Spaltung  dem  Islam  treu,  einige  hingegen  verlielsen,  wie 
wir  gesehen  haben,  Madyna,  und  andere  fuhren  fort,  den 
Islam  zu  heucheln.  Als  Abu  'Amir  sich  nach  Syrien  be- 
gab, befahl  er  den  letzteren,  sich  zum  Kampfe  zu  rüsten 
und  für  ihn  ein  Bethaus  zu  bauen;  denn,  sagte  er,  ich  gehe 
zum  Kaiser,  liehe  um  seinen  Beistand  und  komme  mit  ei- 
nem byzantinischen  Heere  zurück,  um  euch  von  diesem 
Betrüger  zu   befreien. 

Mehrere  Männer  ^),  die  sich  Moslime  nannten,  folgten 
seiner  Weisung  und  errichteten  einen  Betplatz,  auf  dem  er. 


')  Baghawy,  Tafsyr  9,  108,  I^äba  S.  741 ,  Mas'udy  S  148  und 
Oyün  S.  72.  Baghawy  sagt,  dafs  er  sich  zum  Christenthume  be- 
kannte. Es  wird  dies  von  allen  Personen  behauptet  (so  auch  von 
Qanna),  welche  Rähib,  Ascet,  genannt  werden,  weil  man  glaubte, 
es  bedeute  einen  christlichen  Mönch. 

»)  Wähidy  sagt  zw^ölf:  1.  Chidzäm  b.  Chälid ,  2.  Tha'laba  b. 
Hätib,  3.  Mo'attib  b.  Koschayr,  4.  Abu  Habyba  b.  Az'ar,  5.  'Abbäd 
b.  Honayf,  6.  Gäriya,  7  u.  8.  seine  Söhne,  Mogammi'  und  Zayd, 
9.  Nabtal  b.  Härith,  10.  Bahzag,  11.  Bigäd  b.'Othmän,  12.  Wady'a 
b.  Thäbit.  Sie  gehörten  zu  verschiedenen  Familien  der  in  Kobä  woh- 
nenden Awsiten  (näher  bestimmt:  Amriten).  Am  thätigsten  waren 
die  unter  No.  l,  6,  7  u.  8  Genannten.  Die  letzteren  gehörten  zur 
Familie  Tha'laba,  in  der  es  mehrere  Convertiten  zum  Judenthume 
gab.  No.  2  und  3  hatten  bei  Badr  gefochten  und  waren  also  dem 
Mohammad,  so  lange  er  die  hanyfische  Lehre  nicht  verläugnete,  auf- 
richtig zugethan. 

ni.  3 


34 

bei  seiner  Ankunft  aus  Syrien  vorbeten  sollte,  in  der  Zwi- 
schenzeit wählten  sie  einen  jungen  Menschen,  JSamens  Mo- 
gammi',  der  den  gröfsten  Theil  des  Korans  gesammelt  hatte  ^), 
als  Vorbeter.  Als  Mohammad  von  Tabük  (A.D.  630),  wo  die 
Moslime  den  ersten  Sieg  über  die  griechischen  Truppen 
errungen  haben,  zurückkehrte,  verloren  die  Anhänger  des 
Abu  'Ämir  den  Muth,  begaben  sich  zum  Propheten  und 
sagten:  Wir  haben  ein  Hethaus  errichtet  für  die  Armen 
und  Dürltigen,  damit  sie  in  den  regnerischen  Winternäch- 
ten darin  ein  Obdach  linden.  Komm  zu  uns  und  bete  darin, 
um  es  einzuweihen;  er  aber  riel,  in  Folge  einer  Offenba- 
runa:,  wie  die  Moslime  dauben,  vier  von  seinen  Traban- 
ten  und  befahl  ihnen,  das  Beihaus  über  deren  Köpfen  an- 
zuzünden und   zu  zerstören  -) 


')  Ibn  Ishäk  S.  358.  Dieser  Umstand  scheint  mir  am  deut- 
lichsten zu  beweisen,  dafs  dieses  „Concurrenz-Bethaus"  (so  wird  es 
im  Koran  genannt)  durchaus  keine  christliche  Tendenz  hatte. 

*)  Auch  Abu  Kays  (,'arma  b.  Mä,lik  gehörte  der  hanytischen 
Sekte  an.  Wir  lesen  in  der  I(^äba:  „Er  war  vor  dem  Auftreten  des 
Propheten  einer  von  Denjenigen,  welche  ein  ascetisches  Leben  führ- 
ten und  sich  badeten,  wenn  sie  durch  die  Berührung  einer  Frau  sich 
verunreinigt  hatten.  Diese  Leute  bekannten  das  Christenthura.  Dann 
fiel  er  davon  ab  und  trat,  als  der  Prophet  nach  Madyna  kam,  dem 
Islam  bei.  Er  verkündete  die  Wahrheit  und  hat  schöne  Gedichte 
verfafst.  Er  betrat  kein  Haus,  in  welchem  sich  eine  unreine  Person 
oder  eine  menstruirende  Frau  befand.  Die  Leute  zollten  ihm  all- 
gemeine Achtung  und  er  war  schon  weit  im  Greisenalter  vorgerückt 
als  der  Islam  kam."  Ibn  Kotayba,  S.  173,  sagt,  dafs  er  der  erste 
war,  welcher  zu  Madyna  eine  Moschee  errichtete.  Er  meint  wohl 
das  hanyfische  Bethaus,  von  dem  Masüdy  S.  149  spricht. 

Es  werden  dem  Qarma  Verse  zugeschrieben,  in  welchen  es  heifst, 
dafs  Mohammad  „zehn  und  einige  Jahre"  in  Makka  lehrte.  Sie  ent- 
behren jedocli  der  Beweiskraft  für  die  Bestimmung  der  Chronologie; 
denn  erstens  werden  sie  auch  dem  Hassan  b. Thäbit  zugeschrieben; 
zweitens  führt  Tabary  eine  andere  Version  an,  in  welcher  es  heifst: 
„Zehn  und  fünf"  Jahre.  Gewifs  ist  also,  dafs  sie  schon  früh  ten- 
denziös verändert  worden  sind,  und  es  wäre  möglicli,  dafs  man  sie 
in  der  Absicht,  eine  vorgefafste  Meinung  zu  beweisen,  erfunden  hat; 
drittens   ist   ihnen    schon    von    Orwa   die    Beweiskraft   abgesprochen 


35 

Die  Gleichberechtigung  aller  monotheistischen  Bekent- 
nisse  wird  auch  im  Koran  ausgesprochen  und  Allen  Glau- 
bensfreiheit zugesichert: 

2,  257.  Kein  Zwang  im  Kultus!  Der  Unterschied  zwi- 
schen Leitung  und  hrthum  ist  ja  klar;  folglich  wer  die 
Täghüte  ((lölzen)  verläugnet  und  an  Gott  glaubt,  hat  die 
feste  Handhabe  ergriffen,  welche  unzerbrechbar  ist.  — 
Gott  hört  und  weifs  Alles. 

In  einem  anderen  Verse  werden  die  Kultuse,  die  an 
der  unzerbrechhchen  Handhabe  festhalten,  mit  ISamen  ge- 
nannt: 

2,  59.  Die  Gläubigen,  die  Juden,  die  Christen  und  die 
(,'äbier  —  kurz:  Jeder  der  an  Allah  und  den  jüngsten  Tag 
glaubt  und  etwas  Gutes  thut  —  erwartet  ihr  Lohn  bei 
ihrem  Herrn;  sie  haben  keinen  Grund  sich  zu  fürchten  und 
werden  nicht  trauern. 

Diese  Toleranz  ging  nicht  aus  einem  unbestimmten 
Gefühle  der  Humanität  hervor,  sondern  aus  der  üeberzeu- 
gung,  dafs  die  Bücher  der  genannten  Sekten  aus  ein  und 
derselben  Quelle  entsprungen  sind,  und  deswegen  glaubt 
Mohammad  an  dieselben,  so  lange  sie  nicht  als  Waffe  ge- 
gen ihn  gebraucht  wurden,  weil  er  sie  nicht  kannte: 

2,  285.  Der  Bote  (Mohammad)  glaubt  an  die  von  sei- 
nem Herrn  auf  ihn  selbst  herabgesandten  Offenbarungen 
und  so  auch  die  Gläubigen  —   alle   glauben   wir   an  Gott, 


worden.  'Amr  b.  Dynär  fragte  diesen  Gelehrten:  Wie  lange  blieb 
Mohammad  in  Makka?  Er  antwortete:  Zehn  Jahre.  'Amr  versetzte: 
Aber  Ihn 'Abbäs  behauptete:  Zehn  und  einige  Jahre?  'Orwa  sagte 
in  Bezug  auf  diese  Verse:  Er  hat  dieses  den  Dichtern  entnommen. 
(I(;äba  unter  Carma.)  Um  die  Mitte  des  ersten  Jahrhunderts  hat 
man  angefangen,  so  viele  Gedichte  älteren  Poeten  unterzuschieben, 
dafs  man  nicht  behutsam  genug  sein  kann,  Verse  als  historisches 
Zeugnifs  anzuführen.  Die  Grundlage  unserer  Kritik  müssen  theolo- 
gische Traditionen  sein,  denn  in  der  Ueberlieferung  derselben  wa- 
ren die  Moslime  am  gewissenhaftesten,  in  der  Ueberlieferung  von 
Versen  am  gewissenlosesten ;  auch  können  wir  tendenziöse  Traditio- 
nen leichter  erkennen,  als  untergeschobene  Verse. 

3* 


B6 

an  seine  Engel,  an  seine  Bücher  und  an  seine  Boten,  und 
machen  keinen  Unterschied  zwischen  irgend  einem  dersel- 
ben. Die  Gläubigen  sagen:  Wir  hören  dich  an,  o  Herr, 
und  gehorchen,  und  wir  flehen  zu  dir  um  Verzeiiiung  der 
Sünden:  denn  zu  dir  führt  der  Weg. 

Die  Juden  gaben  zu,  dals  er  ein  Bote  iür  die  Hei- 
den sei,  behaupteten  aber,  seine  Offenbarungen  haben  keine 
Geltung  für  sie.  Es  wäre  nicht  mehr  als  billig  gewesen, 
dals,  da  Mohammad  ihre  Offenbarungen  als  wahr  erklärte, 
sie  die  seinigen  auch  anerkennen  sollten.  Auf  ein  solches 
Entgegenkommen  hatte  er  um  desto  mehr  Anspruch,  da 
er  sie  noch  immer  als  die  auserwählte  Nation  ansah. 

2,  44.  0  Kinder  Israel,  erinnert  euch  der  Wohlthaten, 
welche  ich  euch  beschert  habe:  ich  habe  euch  nämlich 
vor  allen  Menschen   bevorzugt  (vergl.  Kor.  7,  ne). 

Es  war  durchaus  nicht  die  Absicht  des  für  die  Heiden 
accreditirten  Gesandten,  sich  in  fremde  Angelegenheiten  zu 
mischen,  aber  wenn  ihn  Gott  bisweilen  n)it  einer  Botschaft 
für  die  Juden  beauftragte,  so  konnte  er  sich  der  Pflicht,  sie 
auszurichten,  nicht  entziehen,  wie  sehr  es  auch  seinen  Ge- 
fühlen widerstreben  mochte;    denn   Gott  s[)richt: 

5,  71.  0  Bote,  richte  die  Botschaft  aus,  welche  dir  von 
deinem  Herrn  hinabgesandt  worden  ist,  denn  wenn  du  es 
nicht  thust,  so  erfüllst  du  deine  Mission  nicht  ^).  Gott 
macht  dich  unangreifbar  '^)  seitens  der  Menschen;  denn 
Gott  leitet  das  ungläubige  Volk  nicht  ^). 


')  Wörtlich:  so  überbringst  du  seine  Botschaft  nicht,  d.  h.  es 
ist  ebenso  wie  wenn  du  gar  keine  Botschaft  ausgerichtet  hättest, 
auch  die  für  die  Heiden  nicht. 

')  Die  Moslime  glauben  ^unangreifbar"  beziehe  sich  auf  An- 
fälle auf  das  Leben.  Die  Schy'iten  nennen  jedoch  die  Inrjäme  ma'^ün, 
unangreifbar,  unfehlbar,  in  demselben  Sinne,  in  dem  die  Katholiken 
diesen  Ausdruck  auf  den  Pabst  und  die  Konzilien  anwenden.  Der 
Sinn  ist:  die  Juden  werden  nicht  im  Stande  sein,  dich  zu  wider- 
legen. Um  ganz  sicher  zu  gehen,  verweist  er  sie  im  nächsten  Vers 
auf  die  Bibel. 

')    Dieser  Vers,  bemerkt  Baghawy,  soll  zur  Zurechtweisung  der 


37 

72.  Sprich:  0  Schriftbesitzer,  ihr  seid  ganz  und  gar 
auf  Irrwegen,  so  lange  ihr  nicht  die  Thora,  das  Evange- 
lium und  was  Gott  sonst  noch  für  euch  geoffenbart  hat 
[beiläufig  auch  die  Hotschaften  des  Mohammad  für  euch] 
aufrecht  erhaltet.  Allein  was  von  deinem  Herrn  dir  geof- 
fenbart  worden  ist,  hat  keinen  anderen  Erfolg,  als  ihren 
Frevel  um]  ihre  Undankbarkeit  zu  vermehren.  —  Kränke 
dich  nicht  wegen  des  Volkes  der  Frevler. 

liaghawi  bemerkt  zu  dieser  Stelle,  dafs  einige  Exe- 
geten  behaupten,  sie  sei  geoffenbart  worden  als  sich  un- 
ter den  Juden  ein  Streit  über  die  Blutrache  erhob.  Es 
hatte  nämlich  ein  Jude  aus  dem  Stamme  Nadhyr  einen 
Glaubensbruder  aus  dem  Stamme  Koraytza  erschlagen.  Die 
Korayziten  wollten  nach  den  Vorschriften  der  Bibel  Blut- 
rache üben;  die  Familie  des  Thäters  berief  sich  auf  den 
so  eben  erwähnten  Vertrag  und  bot  ihnen  60  Wask  Dat- 
teln als  Sühne.  Die  ganze  Bevölkerung  von  Madyna  war 
in   Aufregung  über  diesen  Fall. 

Die  Juden  von  Cliaybar  hatten  bei  einer  früheren  Ge- 
legenheit dem  Mohammad  einen  Ehebruch  zur  Aburthei- 
lung  vorgelegt  und  seine  F]ntscheidung  wurde  von  den 
Rabbinern  nicht  gebilligt  '),  es  war  also  zweifelhaft,  ob  ihm 


Juden  geoflfeubart  worden  sein.  Der  Prophet  forderte  sie  auf,  den 
Isiäm  anzunehmen,  sie  aber  machten  ihn  lächerlich  und  sagten: 
Wir  haben  ihn  schon  vor  dir  bekannt,  du  willst  aber,  dafs  wir  dich 
als  Vermittler  (Hanän,  vergl.  Bd.  I,  S.  125.  Bd.  II,  S.  184)  wählen 
sollen ,  wie  die  Christen  Jesum  für  ihren  Vermittler  halten.  Nach- 
dem Mohammad  diese  Erfahrung  gemacht  hatte,  schwieg  er;  darauf 
wurde  ihm  dieser  Vers  geoffenbart. 

')  Ibn'Okba,  von  Ibn'Omar,  bei  Bochäry  S.  G^: 
„Die  Juden  brachten  zwei  Ehebrecher  vor  den  Propheten.  Er 
fragte  sie:  Was  thut  ihr  mit  Ehebrechern?  Sie  antworteten:  Wir 
schwärzen  ihre  Gesichter  mit  Kohlen  und  schlagen  (geifseln)  sie. 
Er  erwiderte:  Wie,  findet  ihr  nicht  in  der  Thora,  dafs  ihr  sie  stei- 
nigen sollt?  Sie  antworteten:  Davon,  steht  nichts  in  der  Thora. 
'Abd  Allah  b.  Saläm  sprach:  Bringt  die  Thora  und  leset  darin,  wenn 
ihr  redlich  seid.     Ihr  Midräs,  welcher  sie  unterrichtete,   legte  seine 


38 

die  Nadhyriten  im  vorliegenden  Falle  das  Vertrauen  schen- 
ken würden.  Er  beschuldigt  nun  die  Ueberbringer  seines 
früheren  Ausspruches  der  Bestechlichkeit  und  giebt  mit  Hin- 
weisung auf  die  Thora  unaufgefordert  seine  Meinung  ab. 

Hand  auf  den  Vers,  in  welchem  das  Steinigen  verordnet  wird,  und 
las  was  vorhergeht  und  was  darauf  folgt,  liefs  aber  die  betreffende 
Stelle  aus.  Ibn  Saläm  nahm  die  Hand  weg  und  las  dieselbe.  Die 
Ehebrecher  wurden  daher  verdammt,  gesteiniget  zu  werden,  und  die 
Strafe  wurde  in  der  Nähe  der  Moschee,  wo  für  die  Leichen  ge- 
betet wird,  über  sie  verhängt.  Ibn  Omar  hat  die  Steinigung  selbst 
mit  angesehen." 

Moslim  und  Ibn  Aby  Schayba  erzählen: 

„Alyy  sah  einen  Juden  mit  geschwärztem  Gesicht,  der  gegei- 
fselt  wurde.  Er  rief  den  Juden  zu:  Ist  das  die  Strafe,  welche  eu- 
rem Buche  gemäfs  den  Ehebrecher  treffen  soll?  Sie  antworteten: 
Ja.  Er  rief  dann  einen  ihrer  Gelehrten,  Namens  Ibn  Cüriyä,  und 
sprach:  Ich  beschwöre  dich  bei  Gott,  sage  mir:  Ist  dies  die  Strafe, 
die  Gott  in  eurem  Buche  über  Ehebrecher  verhängt  hat?  Er  erwi- 
derte: Nein.  Aber  wenn  du  mich  nicht  bei  Gott  beschworen  hät- 
test, so  würde  ich  es  dir  nie  gesagt  haben.  In  unserem  Buche  wird 
die  Steinigung  vorgeschrieben.  Aber  es  kam  unter  uns  der  Ehe- 
bruch häufig  vor,  und  wenn  ein  vornehmer  Jude  der  Verbrecher  war, 
erliefsen  wir  ihm  die  Strafe,  wenn  es  aber  ein  armer  war,  mufste 
er  sie  erleiden.  Wir  haben  daher  die  Bestimmung  getroffen,  dafs 
statt  der  Steinigung  das  Gesicht  des  Verbrechers  geschwärzt  und 
er  gegeifselt  werden  soll.  Als  Mohammad  dies  hörte,  sagte  er:  Ich 
bin  der  erste,  der  dieses  Gesetz  wieder  belebt.  Es  wurde  darauf 
Kor.  5,  45  geoffenbart. " 

Nach  Baghawy  hatte  sich  ein  vornehmes  Judenpaar  von  Chay- 
bar  des  Ehebruchs  schuldig  gemacht.  Ihre  Mitbürger  wünschten  sie 
von  der  in  der  Thora  vorgeschriebenen  Strafe  zu  retten  und  sagten: 
In  dem  Buche  dieses  Mannes  wird  nicht  die  Steinigung,  sondern  das 
Geifseln  vorgeschrieben.  Sie  schickten  die  Ehebrecher  mit  anderen 
Personen  zu  Mohammad  mit  der  Weisung,  nur  wenn  er  ihren  Wün- 
schen gemäfs  Recht  spreche,  dessen  Urtlieil  zu  vollziehen.  Sie  be- 
gaben sich  zuerst  zu  ihren  Glaubensgenossen  in  Madyna  und  diese 
riethen  ihnen,  nicht  selbst  mit  dem  Propheten  zu  sprechen,  sondern 
die  Häuptlinge  der  madynischen  Juden  zu  ihm  zu  schicken.  Diese 
legten  ihm  auch  den  Fall  vor  und  der  Engel  Gabriel  sagte  zu  ihm, 
das  Gesetz   verordnet   die  Steinigung,   rieth   ihm    aber,   das  Urtheil 


39 

5,  45.  0  Bote,  lafs  dich  durch  Jene  nicht  betrüben, 
welche  sich  mit  einander  beeilen,  ihren  Unglauben  kund  zu 
geben.  Unter  Denjenigen  niunlich,  die  mit  ihren  Lippen 
den  CJIauben  bekennen,  im  Herzen  aber  ungläubig  sind, 
wie  auch  unter  den  Juden  giebt  es  Leute,  welche  dir  flei- 
Isig  zuhören,  um  dann  Lügen  zu  sagen.  Sie  hören  dir 
nämlich  für  Andere  zu,  die  nicht  zu  dir  kommen,  und  ver- 
drehen deine  Worte.     Diese  sagen  dann:  Wenn   er  dieses 


nicht  selbst  auszusprechen,  sondern  den  Fall  an  den  Rabbiner  von 
Fadak,  Ibn  Qüriya,  den  Mohammad  bisher  nicht  einmal  dem  Namen 
nach  gekannt  hatte,  zu  verweisen.  Ibn  Quriya  wurde  nach  Madyna 
berufen,  und  als  er  zu  Mohammad  kam,  beschwor  ihn  dieser  bei 
den  Wundern,  die  Gott  an  den  Israeliten  gewirkt  hat,  aufrichtig  zu 
erklären ,  ob  in  der  Thora  nicht  die  Steinigung  vorgeschrieben  sei. 
Bewogen  durch  diesen  Schwur,  sagte  er:  Ja,  die  Steinigung  wird 
vorgeschrieben,  allein  über  Vornehme  verhängten  wir  sie  nicht,  wohl 
aber  über  Arme.  Endlich  änderte  man  das  Gesetz  ab  und  gab  den 
Schuldigen  vierzig  Hiebe  mit  einer  mit  Pech  beschmierten  Geifsel, 
schwärzte  ihre  Gesichter  und  führte  sie  auf  zwei  Eseln  durch  die 
Stadt.  Als  Mohammad  dies  vernahm,  liefs  er  die  beiden  Ehebre- 
cher vor  der  Moschee  steinigen. 

Ich  glaube,  dafs  Mohammad  anfangs  wirklich  die  Strafe  des 
Geifselns  bestätigt  habe  und  die  Ehebrecher  dann,  als  er  seinen  Irr- 
thum  entdeckte,  gegen  den  Willen  der  Juden  steinigen  liefs.  Die 
angeführten  Versionen  der  Geschichte  (aufser  denen  noch  zwei  an- 
dere vorhanden  sind)  unterscheiden  sich  gerade  darin  von  einander, 
dafs  in  jeder  diese  Thatsache  auf  eine  andere  Weise  wegdemonstrirt 
wird.  Kalby  sagt,  um  jedem  Verdacht  dieser  Art  vorzubeugen: 
Unter  den  heidnischen  Arabern  und  unter  den  Moslimen  wurden 
die  Ehebrecher  gesteinigt,  und  deswegen  hat  es  auch  Mohammad 
in  diesem  Falle  befohlen;  unter  den  Juden  wurden  sie  gegeifselt. 
Es  wäre  allerdings  anzunehmen,  dafs  Mohammad  die  arabische 
Satzung  befolgt  hätte,  wenn  ihm  nicht  darum  zu  thun  gewesen  wäre, 
zu  zeigen,  dafs  er  das  Gesetz  des  Moses  kenne;  er  machte  aber 
einen  Mifsgriff,  und  der  Jude  Ibn  Qüriyä  war  es  gerade  selbst,  wel- 
cher ihn  darüber  zu  Rede  stellte.  Ibn  'Abbäs  bekennt  offen,  dafs 
Ibn  Qüriyä  und  seine  Freunde  es  darauf  angelegt  hatten,  den  Mo- 
hammad zu  versuchen. 


40 

lehrt,  so  nehmet  es  hin,  wenn  er  aber  dieses  nicht  lehrt, 
so  seid  auf  eurer  Hut.  Denjenigen,  welchen  Allah  versu- 
chen (irreführen)  will,  bist  du  nicht  im  Stande  gegen  Al- 
lah zn  bewahren  [wenn  du  auch  lehrest  was  er  wünscht]. 
Demjenigen,  dessen  Herz  (lott  nicht  gereiniget  haben  will, 
steht  in  dieser  Welt  Erniedrigung  und  in  jener  eine  grofse 
Strafe  bevor. 

46.  Solche,  welche  dir  zuhören,  um  dann  Lügen  zu 
■J   sagen,  sind  bestechliche  *)  Leute.    Wenn  sie  sich  an  dich 

wenden,  so  kannst  du  das  Richteramt  zwischen  ihnen  über- 
nehmen oder  dich  von  ihnen  abwenden.  Wenn  du  dich  von 
ihnen  abwendest,  so  schadet  es  dir  nichts:  wenn  du  aber 
das  Amt  übernimmst,  so  entscheide  nach  Recht,  denn  Gott 
liebt  die  Gerechten. 

47.  Aber  warum  sollen  sie  dich  als  Richter  wählen? 
Sie  haben  ja  die  Thora,  welche  das  Gesetz  Gottes  enthält. 
Schlielslich  lassen  sie  ohnedies  dein  Ürtheil  unbeachtet,  sie 
sind  ja  keine  Gläubigen. 

4i<.  Wir,  wir  haben  die  Thora  hinabgesandt,  sie  ent- 
hält eine  Leitung  und  ein  Licht,  und  die  Propheten,  wel- 
che Moslime  waren,  haben  für  die  Juden  [nicht  aber  für 
andere  Völker]  stets  darnach  Recht  gesprochen,  so  auch 
die  Rabbiner  und  Schriftgelehrten;  denn  diesen  ist  ein  Theil 
vom  Buche  Gottes  zur  Aufbewahrung  anvertraut  worden, 
und  sie  waren  damit  bekannt.  Fürchtet  nicht  die  Men- 
schen, sondern  fürchtet  mich  und  erkauft  nicht  «jerinee 
Vortheile  um  den  Preis  meiner  Zeichen.  Diejenigen,  welche 
nicht  nach  den  Erlassen  Gottes  ^)  Recht  sprechen,  sie,  sie 
sind  die   Lngläubigenl 

')  Wörtlich:  einer  der  Verderben  ifst.  Mohammad  gebraucht 
für  Verderben  das  hebräische  Wort  muj,  welches  wahrscheinlich 
auch  unter  den  Arabern  üblich  war.  Verderbenesser  mag  auch  ei- 
nen  Menschen  bedeuten,  der  sich  selbst  schadet. 

')  Ich  gebrauche  den  Ausdruck  ^Erlafs",  weil  Mohammad  in 
vielen  Fällen  an  schriftliche  Mittheilungen  dachte. 


41 

49.  In  der  Thora  haben  Avir  für  die  Juden  die  Vor- 
schrift gegeben:  Seele  für  Seele,  Auge  für  Auge,  Nase 
für  Nase,  Ohr  für  Ohr,  Zahn  liir  Zahn  tuid  Uache  für  Wun- 
den. Wenn  aber  Jemand  die  Rache  erläfst,  so  ist  dies  eine 
Sühnung  für  ihn  vor  CJott.  Diejenigen,  welche  nicht  nach 
den  Erlassen  Gottes  Recht  sprechen,  sie,  sie  sind  die  Un- 
gerechten I 

50.  Den  Propheten  gaben  wir  auf  ihrer  Bahn  einen 
Nachfolger  in  der  Person  Jesu,  des  Sohnes  der  Maria,  da- 
mit er  bestätige,  was  vor  ihm  in  der  Thora  erlassen  wor- 
den war,  und  wir  gaben  ihm  das  Evangelium.  Es  enthält 
eine  Leitung  und  ein  Licht,  bestätiget,  was  früher  in  der 
Thora  erlassen  worden  Avar,  und  ist  eine  Leitung  und  Un- 
terweisung für  die  frommen, 

51.  und  damit  Diejenigen,  für  welche  das  Evangelium 
bestimmt  ist  dem  gemäfs  Recht  sprechen,  was  darin  ent- 
halten ist.  Diejenigen,  welche  nicht  nach  den  Erlassen 
Gottes  Recht  sprechen,  sie,  sie  sind   die   Boshaften! 

52.  Und  wir  haben  an  dich  das  Buch,  enthaltend  die 
Wahrheit,  hinabgesandt,  auf  dafs  Dasjenige,  was  vom  Buche 
schon  früher  dort  war,  bestätiget  und  darüber  Amen  ge- 
sagt (d.  h.  eine  Garantie  für  die  Wahrheit  gegeben)  werde. 
Sprich  also  in  Gemälsheit  dessen,  was  Gott  hinabgesandt 
hat,  Recht,  und  lafs  dich  nicht  durch  ihre  Gelüste  von  dem, 
was  du  von  der  Wahrheit  erhalten  hast,  abwendig  machen. 
Für  Jeden  von  euch  (für  jede  orthoxe  Kirche)  haben  wir 
eine  eigene  Bahn  und  einen  Weg  eröffnet. 

53.  Wenn  es  Gott  so  gefallen  hätte,  würde  er  auch 
alle  in  eine  einzige  Kirche  vereint  haben.  Er  hat  es  aber 
so  eingerichtet,  um  euch  in  den  an  euch  erlassenen  Offen- 
barungen zu  prüfen.  Wetteifert  also  im  Guten:  denn  das 
Ziel  für  euch  alle  ist  Gott.  Er  wird  euch  aufklären  über 
die   Abweichungen  von  einander. 

54.  [Auch  deswegen  haben  wir  das  Buch  an  dich 
hinabgesandt]  auf  dafs  du  zwischen  ihnen  Recht  sprechest 


42 

in  Gemäfsheit  dessen,  was  Gott  erlassen  bat,  und  nicht  ih- 
ren Gelüsten  folgest.  Hüte  dich  vor  ihnen  und  lafs  dich 
nicht  in  Einzelheiten  von  dem,  was  Gott  an  dich  erlassen 
hat,  abbringen.  Wenn  sie  sich  dann  von  dir  wegwenden, 
so  wisse,  dafs  es  Gottes  Absicht  sei,  ihnen  wegen  einiger 
ihrer  Vergehen  ^)  Unglück  zuzufügen;  denn  wahrüch  viele 
von  den  Menschen  sind  boshaft. 

55.  Wie,  sie  verlangen  den  Urtheilspruch  der  Zeiten 
der  Unwissenheit  (des  Heidenthumes).  Wer  steht  bei  Leu- 
ten von  festem  Glauben  höher  im  Urtheilsprechen  als 
Gott? 

Wenn  man  die  so  eben  angeführte  Inspiration  aufmerksam 
liest,  so  findet  man,  dafs  sie  mit  grofser  Sorgfalt  redigirt 
ist;  es  lag  dem  \  erfasser  daran,  sich  nicht  zu  compromit- 
tiren.  Der  Stil  ist  jedoch  verschieden  von  den  makkani- 
schen  Offenbarungen  und  ZA^ar  wohl  wahrscheinlich,  weil 
er  andern  Mustern  nachahmte.  Nicht  zu  übersehen  ist, 
dafs  er  darin,  wohl  zum  ersten  Male,  behauptet,  dafs  ihm 
das  [ganze]  Buch,  den  Juden  aber  nur  ein  Theil  da- 
von geoffenbart  worden  sei.  Auf  dieser  Behauptung  be- 
harrte er  von  nun  an. 

Ungeachtet  seines  Bemühens,  wählten  die  Juden  auf 
Anstiften  der  Heuchler  doch  lieber  Abu  Borda,  den  heid- 
nischen Seher  der  Aslamiten,  als  Schiedsrichter.  Dieser 
verlangte  aber  ein  so  grofses  Honorar  dafür,  dafs  sie  von 
ihrem  Vorhaben  abstanden  ^).  Darauf  bezieht  sich  der  Ko- 
ränvers: 


')  Wenn  ich  diesen  Satz  in  Uebereinstimmung  mit  Baghawy 
übersetze,  enthält  er  eine  Anspielung  auf  die  Prädestinatiouslehre. 
Nach  Nasafy  und  Baydhawy  ist  der  Sinn:  „ihnen  wegen  eines  sol- 
chen Vergehens  etc."  In  diesem  Falle  enthält  er  eine  Drohung: 
Die  Juden  werden  es  büfsen,  dafs  sie  sich  von  dir  weggewendet 
haben. 

')  So  erzählt  Soddy  bei  Baghawy  und  Wähidy.  Letzterer  fügt 
hinzu,    dafs  Abu  Borda    sich   später   auf  das   Zureden    seiner   zwei 


II 


43 

4,  63.  Hast  du  nicht  nach  Jenen  hiniijeblickt,  welche 
meinen,  dafs  sie  an  die  an  <lich  erü;anü;enen  und  an  die  frü- 
heren Offenbarunj^en  glauben,  und  bemerkt,  wie  sie  willens 
waren,  ihre  Streitigkeiten  dem  Täghüt  ')  vorzulegen,  den  zu 
verläugnen  sie  doch  Befehl  hatten;  aber  der  Satan  will 
sie   auf  weite  Abwege  führen. 

64.  Wenn  man  ihnen  zuruft:  Kommt  her  zu  Gottes 
Oifenbarung  und  zum  Boten,  kannst  du  bemerken,  wie  sie 
die  Heuchler  auf  alle  Weise  von  dir  zurückhalten. 

Das  Lebensprinzijj  einer  jeden  Religion  ist  Fanatismus. 
Wozu  soll  der  Moslim  fasten  und  beten,    wenn  der,   wel- 


Söhne  zum  Islam  bekehrte  und  Mohammad  so  erfreut  darüber  war, 
dafs  er  in  Madyna  ausrufen  liefs:  Der  Kähin  der  Aslamiten  hat  das 
Glaubensbekenntnifs  abgelegt. 

Scha'by  berichtet,  dafs  sie  den  'Omar  als  Schiedsrichter  wähl- 
ten, dieser  aber  Demjenigen,  welcher  sich  weigerte  dem  Propheten 
die  Aburtheilung  zu  überlassen,  den  Kopf  abhieb.  Diese  Tradition 
hat  wenig  Wahrscheinliches.  Es  wäre  aber  möglich,  dafs  sie  sich, 
nachdem  sie  von  Abu  Borda  zurückkamen,  an  "Omar  wendeten. 

')  Auch  im  Koran,  4,  54,  wird  „Denen,  welchen  doch  ein  Theil 
des  Buches  gegeben  worden  ist,"  vorgeworfen,  dafs  „sie  an  den 
Gibt  und  Täghijt  glauben".  Täghüt  kommt  von  WJ  und  bedeutet 
„Verführung",  „Verführer".  Geiger  sagt  S.  203,  dafs  sich  die  Tar- 
gumim  dieses  Wortes  im  Plural  als  Benennung  für  die  Götzen  selbst 
und  nicht  für  den  Götzendienst  häufig  bedienen.  Die  Form  des 
Wortes  ist  aramäisch. 

Bochäry,  S.  669,  spricht  gelehrt  über  diesen  Gegenstand : 

„Gäbir  [b. 'Abd  Allah]  sagt:  Von  den  Täghuten ,  welchen  die 
Araber  ihre  Streitigkeiten  vorlegten,  war  einer  in  dem  Stamme  Go- 
hayna,  einer  im  Aslamstamrae  und  einer  in  jedem  andern  Stamme. 
Sie  waren  Kähine,  auf  welche  der  Satan  hinabstieg.  Omar  sagt: 
Gibt  bedeutet  Zauberei  und  Täghüt  bedeutet  Satan.  'Ikrima  sagt: 
Gibt  heifst  im  Abessynischen  Satan  und  Täghüt  Kähin." 

Baghawy,  2,  13,  giebt  die  Namen  dieser  Verführer:  Käb  b. 
Aschraf  unter  den  Juden  in  Madyna,  [Abu?]  Borda  im  Aslamstarae, 
Abd  aldär  unter  den  Gohayniten,  'Awf  b.  'Amir  bei  den  Asaditen 
und  'Abd  b.  Sawdä  in  Schäm. 


44 

eher  es  nicht  thut,  ebenso  «^ut  ist  als  er?  Wozu  sendet 
(Jott  Boten,  wenn  der  Mensch  mit  der  Vernunft  auskom- 
men kann.  Wenn  aber  der  Mensch  für  die  Kuigkeit  er- 
schatl'en  ist  und  wenn  Gott  zu  seiner  Vorbereitung  dafür 
alle  mögliche  Sorge  trägt,  so  ist  nur  zu  bedauern,  dafs  es 
nichts  Peinlicheres  giebt  als  Feuer  und  Schwert,  um  die, 
welche  diese  Anstalten  verschmähen  oder  gar  zu  vereiteln 
suchen,  zu  quälen  und  zu  vernichten,  denn  das  Leben  mit 
seinen  Genüssen  und  Leiden  steht  in  gar  keinem  Ver- 
hältnisse zur  Ewigkeit.  Wenn  man  einmal  glaubt,  so  ist 
Fanatismus  vor  der  Vernunft  gerechtfertigt,  geboten  'j;  die- 
ses ist  aber  nicht  die  Ursache,  warum  alle  Religionen,  so 
lange  sie  Lebenstrieb  haben,  fanatisch  sind.  Der  Grund 
ist,  dafs  der  Glaube  selbst  einer  Entwickelungsperiode  an- 
gehört, in  der  die  Leidenschait  die  Alleinherrschaft  behaup- 
tet. Der  Glaube  tritt  der  Leidenschaft  nicht  entgegen,  son- 
dern nimmt  sie  in  seine  Dienste;  er  bietet  dem  Coelibatär 
im  Hochmuth  und  in  der  Herrschsucht,  dem  opferbereit- 
willigen Laien  in  der  Verachtung  und  Verfolgung  Anders- 
gläubiger Ersatz.  In  neuester  Zeit  predigen  wandernde 
Jesuiten,  ehe  der  Klingelbeutel  herumgeht,  gegen  die  .luden 
oder  l'rotestanten  und  am  Abende  werden  zur  Ehre  Gottes 
deren  Fenster  eingeworfen.  Die  erhebende  Aufregung,  Avel- 
che  die  frommen  Seelen  dabei  empfinden,  ist  der  Ersatz  für 
in  die  den  Klingelbeutel  gefallene  Gabe. 

Mohammad's  Lehre  über  die  Gleichberechtigung  der 
unter  sich  verschiedenen  Keligionen  war  unhaltbar  in  der 
Praxis  und  er  hatte  nicht  die  Kenntnisse,  sie  durchzuführen. 


')  Baydhawy,  .'lü,  6,  bemerkt  ganz  richtig:  Alles  was  die  Gläu- 
bigen den  Ungläubigen  abnehmen  konnten,  gehörte  von  Rechtswegen 
dem  Propheten;  denn  Gott  hat  die  Menschen  erschaffen,  damit  sie 
ihn  anbeten.  Die  übrige  für  sie  bestimmte  Schöpfung  ist  dazu  vqr- 
handen,  um  als  Mittel  zu  diesem  Zwecke  zu  dienen,  folglich  gehört 
Alles  den  wahren    Anbetern  Gottes. 


45 

Da  er  vorgab,  dafs  ihm  das  Buch,  aus  dem  alle  wahren 
Relii^ionen  geflossen,  geoffenbart  worden  sei,  hätte  er  mit 
den  Gesetzen  der  Thora  und  des  Evangeliums  bekannt 
sein  sollen.  Er  wurde  aber  von  den  Juden  auf  die  Probe 
g-estellt  und  machte  einen  Mifsffriff  nach  dem  andern.  Man 
nöthigte  ihn  somit  dazu,  die  Juden  und  Christen  zu  ver- 
dammen und  den  Islam  selbststiindig  zu  machen.  Dieser 
Prozefs  dauerte  acht  Jahre,  und  eine  nicht  unbedeutende 
Anzahl  der  madynischen  Inspirationen  haben  darauf  Bezug. 
In  diesem  Kapitel  wollen  wir  einige  derjenigen  berücksich- 
tigen, welclie  er  vor  dem  vollständigen  Bruch,  ehe  er  die 
Juden  sammt  und  sonders  verdammte,  geoffenbart  hat.  Ich 
nehme  an,  dals  die  meisten  vor  die  Badrschlacht  zu  ver- 
setzen sind. 

Es  ist  weit  mehr  seiner  Unfähigkeit  als  seiner  Ab- 
sicht zuzuschreiben,  wenn  Mohammad  bisher  die  mosaische 
i^ehre  nicht  rein  und  vollständig  vorgetragen  hat.  Bis  623 
verarbeitete  er  die  von  den  Juden  erlauschten  Ideen  und 
ahmte  sie  selbst  in  seinem  Aeufsern  nach,  so  trug  er 
z.  B.  die  Haare  nicht  wie  die  Araber  gescheitelt,  sondern 
wie  die  Juden  über  die  Stirne  gekämmt,  und  als  man  ihn 
um  die  Ursache  fragte,  antwortete  er,  dafs  er  in  allen  Din- 
gen dem  Beispiele  der  Schriltbesitzer  folge,  wenn  er  nicht 
specielle  Aufträge  erhalte,  von  ihnen  abzuweichen.  Später 
hat  er  sich  in  seiner  Frisur  zu  der  arabischen  Mode  be- 
quemt ^).  'Omar  hat  das  Verdienst,  den  Islam  aus  einer 
schwärmerischen  judenchristlichen  Sekte  zur  selbstständi- 
gen Religion  gemacht  zu  haben.  Dieser  Uebergang  war 
auch  von  den  Umständen  geboten.  Seine  Mifsgriffe  nö- 
thigten,  wie  wir  gesehen  haben,  den  Mohammad  Macht 
Sprüche  zu  thun,  und  an  seinen  eigene  Inspirationen  zu  ap- 
pelliren.  Weil  nun  die  Schriftbesitzer  diese  nicht  anerkann- 
ten, mufsten  sie  als  Ungläubige  verdammt  werden. 


')    Tirmidzy,  Schamäyil  S.  46. 


46 

Am  16.  Januar  624,  nach  Sonnenuntergang,  trat  ein 
Mann  in  die  Moschee  und  riel  den  zum  Gottesdienst  ver- 
sammelten Gläubigen  zu:  Ich  komme  vom  Propheten  und 
bringe  euch  die  ISachricht,  dals  Gott  die  Kibla  abgeändert: 
wendet  euer  Angesicht  gegen  die  Ka  ba  von  Makka,  denn 
diese  ist  von  uun  an  eure  Kibla.  Alle  drehten  sich  um, 
so  dafs  die  Frauen  und  Kinder,  welche  sonst  in  den  letz- 
ten  Reihen  standen,  nun  vorne  waren. 

So  lange  iMohammad  in  Makka  war,  soll  er  gegen 
die  Ka  ba  gebetet  haben  ^);  als  er  nach  Madyna  kam,  folgte 
er  dem  Beispiele  der  Juden  und  wählte,  um  sie  zu  gewin- 
nen ^),  den  Tempel  von  Jerusalem  als  Kibla,  d.  h.  er  rich- 
tete das  Angesicht  im  Gebete  gegen  denselben;  nun  aber 
wendete  er  es  gegen  die  Kaba,  Sowohl  die  Moslime  als 
auch  die  Schrütbesitzer  legten  viel  Gewicht  auf  diese  Neue- 
rung. Die  ersteren  fürchteten,  dals  ihre  Angehörigen,  wel- 
che, ohne  ihr  Gebet  gegen  Makka  gerichtet  zu  haben,  star- 
ben, auf  ewig  verdammt  seien,  und  es  war  eine  Offenba- 
rung (K.  2,  lib)  zur  Beschwichtigung  ihrer  Skrupel  nö- 
tliig  ').  Zur  Besänftigung  der  letzteren  erklärte  Moham- 
mad, dafs  er  an  den  Grundsatz  der  Gleichberechtigung  aller 
Schriftbesitzer    festhalte   und    die   Juden    wegen   der   Ver- 


')  So  behaupten  die  Exegeten  bei  Tha'laby,  2,  139.  Es  ist 
sehr  unwahrscheinlich,  und  deswegen  sagen  einige  Traditionisten,  er 
habe  sich  auf  die  Südseite  der  Kaba  gestellt,  so  dafs  dieser  Tem- 
pel  und  Jerusalem  vor  ihm  waren. 

^)  Dieses  Motiv  wird  von  den  meisten  Exegeten  angegeben, 
sagt  Tha'laby.  Sie  mögen  Recht  haben,  aber  die  Darstellungsweise 
ist  dem  Koran  zuwider.  Aus  Kor.  2.  139  geht  hervor,  dafs  nicht  Mo- 
hammad, sondern  Gott  Jerusalem  als  die  Kibla  bestimmt  hatte,  sie 
aber  schrieben  dieses  Motiv  dem  Mohammad  zu.  Es  kommt  nun 
freilich  keine  Stelle  im  Koran  vor,  in  welcher  Jerusalem  zur  Kibla 
gemacht  wird,  aber  es  ist  zu  vermuthen,  dafs  Mohammad  zu  Anfang 
seiner  Mission  diese  Gewohnheit  mit  dem  fünfmaligen  Gebete,  den 
Ablutionen  und  dem  Almosen  in  globo  von  seinen  Vorgängern  als 
göttliche  Gebote  übernommen  habe. 

')    Ibn'Abbäs  bei   Abu  Däwüd,  Tirmidzy  und  den  Exgeten. 


I 


47 

schiedenheit  ihrer  Kibla  nicht  verdamme  ^).  Ja  selbst  als 
sich  diese  von  ihm  entfernten,  erlaubte  er  eine  Zeit  lang 
den  \venijj;en  ihm  treugebliebenen  Juden,  sich  gegen  Jerusa- 
lem zu  wenden.  Aber  die  Christen  von  Nagrän^)  und  die  Ju- 
den von  Madvna  sahen,  ^vie  Ibn'Abbäs  bemerkt,  wohl  ein, 
dafs  Mohammad  eine  neue  Richtung  einschlage,  dafs  er  sich 
von  ihnen  entrerne  und  dafs  die  Kluft  zwischen  ihnen  und 
dem  Islam  unausfüllbar  geworden  sei.  Es  entspann  sich 
daher  ein  heftiger  Streit  über  die  Kibla,  und  endlich  kam 
es  dahin,  dafs  sie  zur  Schibboleth  der  Rechtgläubigen  ge- 
macht wurde:  wer  wie  die  Mohammadaner  betete,  war  auf 
dem  Wege  des  Heiles,  wer  es  nicht  that,  war  ein  Käfir. 

Die  Abänderung  der  Kibla  ist  also  eine  Neuerung  von 
grofser  TragAveite.  Es  war  aber  dem  Chalyfen  'Omar  vor- 
behalten, die  Konsequenzen  vollends  zu  entwickeln.  Die 
Ka'ba,  zu  der  nun  die  Moshme  beteten,  war  ein  National- 
heiliirthum  der  Araber.  'Omar  bestimmte  die  Grenzen  der 
Halbinsel  und  verfügte,  dafs  alle  Einwohner  sich  bekehren 
mufsten.  Die  widerstrebenden  Heiden  sollen  hingerich- 
tet ,    die    Schriftbesitzer    des    Landes    verwiesen    werden. 


')  Kor.  2,138.  Wir  haben  die  Kibla,  gegen  die  du  dich  be- 
reits wendest,  blofs  deswegen  eingesetzt,  damit  wir  die,  welche  dir, 
dem  Boten,  folgen,  von  denen  unterscheiden  können,  welche  abfal- 
len. Allerdings  ist  dies  eine  unangenehme  Mafsregel,  aber  nicht 
für  Jene,  welche  Gott  leitet.  Es  war  nicht  die  Absicht  Gottes, 
euch  in  eurem  Glauben  irre  zu  machen,  denn  er  ist  gegen  die  Men- 
schen huldvoll  und  barmherzig. 

Dieser  Vers  ist  der  Anfang  zur  vollkommenen  Trennung  von 
den  Schriftbesitzern.     Eine  frühere  Inspiration  lautet  hingegen: 

Kor.  2,143.  Für  Jeden  haben  wir  eine  Kibla  gesetzt,  zu  der 
er  sein  Gesicht  kehrt.  Wetteifert  [mit  den  gleichberechtigten  Kir- 
chen, welche  eine  andere  Kibla  haben]  im  Guten. 

Ich  lese  mit  Ihn  Mas'üd:  likullin  ga'alnä  kiblatan. 

^)  Zu  Kor.  2,  lu  bemerken  die  Commentatoren,  dafs  auch  die 
Christen  von  Nagrän  gegen  Jerusalem  beteten;  in  ihrer  Erklärung 
von  Kor.  2,  140  aber  sprechen  sie  von  den  Christen  überhaupt  und 
sagen,  dieselben"  richten  das  Agesicht  gegen  Osten. 


48 

Religrion  war  somit  nicht  das  einzige  Band,  welches  die  Gläu- 
bigen  vereinigte,  sondern  der  Islam  gewann  auch  einen 
nationalen  und  örtlichen  Mittel|»unkt,  und  wenn  er  auch 
andern  Nationen  aufgedrungen  wurde,  so  waren  doch  die 
Araber  die  Hauptträger  desselben.  Diese  Idee  legte  der 
grofse  Staatsmann  dem  Steuerwesen  zu  Grunde,  machte 
die  Nichtaraber,  selbst  wenn  sie  sich  bekehrten,  mit  ge- 
ringer  Ausnahme  zu  Heloten,  welche  die  für  die  Verbrei- 
tung  des  Glaubens  kämplende  Nation  ernähren  mulsten. 

Die  Veränderung  der  Kibia  ist  nicht  von  Mohammad 
selbst  ausgegangen,  sondern  er  wurde  dazu  von  seinen 
Anhängern  überredet  ').  Daher  läfst  er  sich  auch  von 
Gott  zurufen: 

')  Bara  b.  Ma'iür  richtete  das  Angesicht  gegen  die  Kaba  als 
Moharamad  noch  in  Makka  war.  Er  starb  einen  Monat  vor  dessen 
Ankunft  in  Madyna  und  verordnete,  dafs  man  ihn  mit  dem  Gesicht 
gegen  Makka  gerichtet  begraben  soll.  So  weit  stimmen  alle  Tradi- 
tionen überein.  Zohry,  bei  Ibn  Sa'd  2W)  und  bei  I(;äba,  behauptet, 
dafs  Mohammad  denselben  aufforderte,  in  Zukunft  gegen  Jerusalem 
zu  beten  und  er  auch  gehorchte.  Andere  erwähnen  dies  nicht,  ja 
bei  Ibn  Ishak,  S.  2^)5,  stellen  es  Einige  geradezu  in  Abrede.  Aus 
der  Tradition  des  Zohry  geht  hervor,  dafs  dieser  Gelehrte  wie  wir 
der  Ansicht  war,  Mohammad  habe  in  Makka  gegen  Jerusalem  ge- 
betet, denn  er  setzt  ausdrücklich  hinzu:  der  Prophet  gab  ihm  die- 
sen Befehl  als  er  noch  in  Makka  war.  Ibn  Ishäk's  Angabe  der 
Zeit,  zu  der  Barä  die  Kaba  zur  Kibla  machte,  scheint  willkürlich 
zu  sein.  Die  Veraidassung  ist  wohl  der  Bd.  II,  S.  277  ff.  erzählte 
Einfall  des  Mohammad.  Wenn  Ibn  Isluiks  Bericht  begründet  ist, 
so  müssen  wir  den  Einfall  des  Mohammad  ein  Jahr  früher,  also 
März  621,  versetzen. 

Anas  b.  Malik  (bei  Bochäry,  Moslim  und  Tirmidzy)  bemerkt  zu 
Kor.  2,  U9,  dafs  Omar  dem  Propheten  gerathen  habe,  das  Angesicht 
gegen  den  Makäm,  Betplatz,  des  Abraiiam  zu  wenden.  Aus  dem 
Zusammenhange  geht  hervor,  dafs  im  Koran  unter  Makäm  des  Abra- 
ham der  Tempel  von  Makka  gemeint  sei  (dies  ist  auch  die  Ansicht 
des  Nocha'y  und  Yamän),  weil  aber  später  eine  Stelle  ganz  nahe 
bei  der  Ka  ba  so  genannt  wurde,  so  sagen  die  Moslime, 'Omar  habe 
dem  Mohammad  blos  gerathen,  sich  so  zu  stellen,  dafs  der  Makäm 
zwischen  ihm  und  der  Ka'ba  sei.  Das  Richtige  ist  wohl,  dafs  die 
Idee,  die  Kibla  zu  ändern,  von    Omar  ausgegangen  ist. 


49 

2,  139.  Wir  bemerken  seit  einiger  Zeit,  dafs  du  das  Ge- 
siebt gegen  den  Himmel  erhebest  [mit  dem  Wunsche,  eine 
Offenbarung  zu  erhalten].  Nun,  wir  wollen  tür  dich  eine 
Kibla  bestimmen,  mit  der  du  zufrieden  bist.  Wende  also 
dein  Angesicht  gegen  den  heiligen  Tempel.  Wo  ihr  im- 
mer sein  möget,  wendet  euer  Angesicht  gegen  denselben. 
Die  Schriltbesitzer  wissen,  dafs  dies  die  von  deinem  Herrn 
ausgehende  Wahrheit  ist.  Allah  läfst  nicht  unbeachtet,  Avas 
sie  thun. 

Den  Juden,  welche  ihn  wegen  dieser  Neuerung  ta- 
delten und  auch  die  Ciläubigen  aufhetzten,  gab  er  eine 
würdevolle  Antwort: 

2,172.  Die  Rechtschaffenheit  besteht  nicht  darin,  dafs 
ihr  das  Angesicht  gegen  Osten  und  Westen  wendet,  son- 
dern sie  kann  nur  Dem  zugeschrieben  werden,  welcher  an 
Gott,  den  jüngsten  Tag,  die  Engel,  das  Buch  und  die  Pro- 
pheten glaubt,  sein  Vermögen,  wie  theuer"  es  ihm  auch  ist, 
auf  seine  Verwandten,  die  Waisen,  Armen,  Heimathlosen 
und  Bettler,  sowie  zur  Loskaufung  von  Gefangenen  verwen- 
det, den  Gottesdienst  aufrecht  erhält,  das  Almosen  entrich- 
tet, seinen  Verträgen  treulich  nachkonnnt,  wenn  er  solche 
eino-euanffen,  und  in  INoth,  Widerwärtig-keiten  und  in  Zei- 
ten  der  Drangsale  geduldig  ist.  Diejenigen,  welche  auf- 
richtig sind,  sie,  sie  verdienen  fromm  genannt  zu  werden. 
An  einer  anderen  Stelle,  Kor.  2,  109,  sagt  er:  Gott 
jrehört  der  Osten  und  der  Westen,  wo  ihr  euch  immer  hin- 
wendet,  dort  ist  das  Angesicht  Gottes;  denn  Gott  ist  um- 
fassend und   wissend. 

Ungeachtet  dieser  freisinnigen  Ansicht  fand  er  sich 
doch  durch  <lie  Rinwendungen  der  Juden  bewogen,  in  eine 
ausführliche  Vertheidi^-uno;  der  neuen  Kibla  einzugehen. 
Er  besteht  darauf,  dafs  der  Tempel  zu  Makka  von  Abra- 
ham gegründet  worden  ist  (vergl.  I)d.  11.  S.  279)  inid  fährt 
dann   fort: 

114.     Wer  verschmäht  die  Religion  des  Abraham,  aus- 
genonm)(Mi    Derjenige,    welcher    sich    selbst    bethört  :*    Wir 
ni.  4 


50 

haben    ihn   in    dieser  Welt   auserkoren   und   in   jener  Welt 
gehört  er  zu  den  Gottseligen. 

125.  Als  sein  Herr  zu  ihm  sagte:  Sei  Moslim!  ant- 
wortete  er:  Ja,  ich  bin  Moslim  (unterthänig)  gegen  den 
Herrn  der  Welten. 

126.  Er  vermachte  diese  Lehre  seinen  Söhnen  und 
dem  Jakob  mit  den  Worten:  0  Söhne,  wahrlich  Gott  hat 
für  euch  das  Dyn  (die  Religion,  d.  h.  den  Islam)  als  Richt- 
schnur gewählt:  sterbet  nicht,  ohne  dafs  auch  ihr  Mos- 
lime  seid. 

127.  Wäret  ihr  zugegen  als  dem  Jakob  der  Tod  sich 
nahete?  Damals  sprach  er  zu  seinen  Söhnen:  Was  wer- 
det ihr  nach  mir  anbeten!*  Sie  antworteten:  Wir  werden 
deinen  Gott  anbeten  und  den  Gott  deiner  V'äter  Abraham, 
Lsmael  und  Ishak,  —  einen  Gott,  und  ihm  sind  wir  Mos- 
lime  (unterthänig). 

128.  Diese  Gemeinde  ist  dahingegangen.  Sie  hat  den 
Lohn  ihrer  Werke  geerntet;  ihr  werdet  den  Lohn  eurer 
Werke  ernten  und  nicht  darüber  befragt  werden,  was  sie, 
eure  V^orväter,  gethan   haben. 

129.  Sie  sagen:  Seid  Juden  oder  Christen  ')  und 
ihr  seid  auf  dem  rechten  Wege.  Antworte:  Nein,  folget 
vielmehr  der  Religion  des  Abraham  insofern  er  ein  Hanyf 
(d.  h.  weder  Jude  noch  Christ)  war;  denn  er  gehörte  nicht 
(wie  diese  zwei  Sekten)  zu  den  Vielgötterern. 

130.  Saget  (o  Muslime):  Wir  glauben  an  Allah  und 
an  das,  was  er  uns  geoffenbaret  hat,  was  er  dem  Abra- 
ham, lsmael,  Ishak,  Jakob  und  al-Asbät  geoffenbaret  hat, 
und  an  das,  was  dem  Moses  und  Jesu  mitgetheilt  worden 
ist,  und  an  das,  was  'den  Proj»heten  von  ihrem  Herrn  mit- 
getheilt worden  ist.  Wir  machen  keinen  Unterschied  zwischen 


')  Auch  in  K.  2,  los  läfst  er  die  Schriftbesitzer  sagen,  nur  die 
Juden  und  Christen  würden  in  das  Paradies  eingehen.  In  dem  ohne 
Zweifel  viel  späteren  Vers  2,  lo?  aber  verdamnien  sich  die  Juden 
und  Christen  einander. 


51 

irgenrl  einem  derselben  und  sind  gegen  Gott  Moslime  (un- 
terthänig). 

131.  Wenn  sie  (die  Juden  und  Christen)  Aehnliches 
glauben  wie  das,  was  ihr  glaubet,  so  sind  sie  auf  dem 
rechten  Wege,  wenn  sie  sich  aber  davon  wegwenden,  so 
sind  sie  auf  dem  Holzwege;  Gott  aber  wird  sie  es  füh- 
len lassen,  denn  er  ist  der  Hörende,  der  Wissende. 

132.  Die  Taufe  Gottes  [könnt  ihr  beobachten]  — 
wessen  Taufe  ist  besser  als  die  Taufe  Gottes?  Wir  sind 
seine  Anbeter. 

133.  Sprich:  Wollt  ihr  mit  uns  über  Allah  streiten? 
Er  ist  unser  Herr  und  euer  Herr;  wir  haben  unsere  Werke 
und  ihr  habt  eure  Werke,  und  wir  erkennen  nur  Ihn  an. 

134.  Behaupten  sie  etwa  gar,  dafs  Abraham,  Ismael, 
Ishak,  Jakob  und  Asbät  Juden  oder  Christen  waren?  Ant- 
worte ihnen :  Wisset  ihr  es  besser  oder  Gott  [welcher  aus 
mir  spricht].  Wer  ist  ungerechter  als  Derjenige,  welcher 
ein  göttliches  Zeugnifs  [wie  das,  dafs  Abraham  nicht  ein 
Jude,  sondern  ein  Hanyf  war]  bei  sich  verbürgt.  Gott 
läfst  nicht  unbeachtet  was  ihr  thut. 

136.  Die  Thoren  unter  den  Menschen  fragen:  Was 
hat  sie  (die  Moslime)  bewogen,  <1ie  Kibla,  welche  sie  hat- 
ten, zu  ändern?  Antworte:  Gott  gehört  der  Osten  und 
der  Westen.    Er  führt,  wen  er  will,  auf  den  geraden  Weg. 

137.  Auf  dieselbe  Art  [wie  einst  den  Abraham]  ha- 
ben wir  euch  zur  besten  Kirche  gemacht,  auf  dals  ihr 
Zeugnifs  ableget  über  die  Menschen,  der  Bote  Gottes  legt 
über  euch  Zeugnifs  ab  '). 

')  „Am  jüngsten  Tage",  sagen  die  Commentatoren,  „werden 
die  Ungläubigen  gefragt:  Sind  nicht  Boten  und  Warner  zu  euch  ge- 
kommen? Nein,  werden  sie  antworten,  Niemand  ist  zu  uns  gekom- 
men; dann  werden  die  Propheten  befragt  und  sie  antworten:  Wir 
haben  die  Aufträge  ausgerichtet.  Da  Gott  am  besten  die  Beweis- 
führung versteht,  so  wird  die  Gemeinde  des  Mohammad  vernom- 
men werden.  Sie  wird  Zeugnifs  ablegen  zu  Gunsten  der  Propheten. 
Die    früheren  Geschlechter  aber  werden  sagen:  Wie  können  diese 

4* 


52 

Später  setzte  er  «Jen  Juden  zu,  in  seine  Kirche  ein- 
zutreten; er  legte  nun  viel  mehr  Gewicht  auf  die  Kibia 
als  Früher  und  forderte  dieselben  auf,  die  seinige  anzuneh- 
men. Sie  versprachen  ihm  zu  willfahren,  wenn  er  ein 
Wunder  wirkte. 

2,  140,  Weini  <lu  auch  vor  Jenen,  welchen  das  Buch 
gegeben  \Nard,  jedes  erdenkliche  Zeichen  wirktest,  so  wür- 
den sie  doch  deiner  Kibla  nicht  ibigen,  noch  folgest  du 
ihrer  Kibla:  keiner  nimmt  die  Kibla  des  andern  an.  Wenn 
du  nach  der  Erkenntnifs,  welche  du  erlialten  hast,  ihren 
(lelüsten  folgtest,  so  würdest  du  wahrlich  einer  der  Un- 
gerechten sein. 

141.  Diejenigen,  denen  ^^ir  das  Buch  gegeben  haben, 
kennen  ihn  (den  Mohammad),  wie  sie  ihre  Söhne  kennen. 
Allein  ein  Theil  von  ihnen  verbirgt  wissentlich  die  Wahrheit. 

142.  [Diese  die  Kibla  betreifende  Olfenbarung]  ist 
das  von  deinem  Herrn  ausgehende  Wahre;  sei  daher  nicht 
einer  der  Zweifler. 

Um  den  Gläubigen  die  Gebetstunde  anzuzeigen,  ging 
allemal  «1er  Ausrufer  durch  die  Stadt  und  schrie:  Der  all- 
gemeine Gottes<lienst!  JNach  Abänderung;  der  Kibla  berieth 
sich  der  Prophet  mit  den  Gläubigen  über  eine  bessere  Ma- 
nier, seine  Herde  zusammenzurufen.  Einige  schlugen  vor, 
man  soll  wie  die  Jndiiu  IMeilen  zu  diesem  Zwecke  ge- 
lirauchen;  indessen  die  Gläubigen  sollten  den  Juden  nicht 
länger  nachahmen.  Der  Einfall,  ein  Feuer  anzuzünden,  wurde 
als  uii[)raktisch  verworfen.  [Mohammad  liefs  nun  ein  ISä- 
kus,  d.  h.  ein  langes  Stück  liolz,  auf  das  man  n)it  einem 
anderen  Holze   schlägl,  anlertigen.    Diese  einlache  Vorrich- 

wissen,  was  so  lange  vor  ihnen  geschehen  ist?  Die  Jünger  des 
Mohammad  werden  antworten:  Gott  hat  uns  darüber  Nachricht  ge- 
geben ;  sie  ist  uns  aus  dem  heih'gen  Buche  durch  die  Zunge  des 
Propheten  mitgetlieiit  worden.  Endlich  wird  Mohammad  verhört, 
und  er  wird  Zeugnifs  geben  über  die  Zustände  seiner  Gemeinde, 
sie  reinigen  und  ihre  Wahrhaftigkeit  bekräftigen".  (Abu  Sa  yd  bei 
Tha'laby.     In   kürzerer  Fassung  bei  Bochäry  und  Tirmidzy.) 


53 

tunj^  uiirrlo  von  den  ("lirisfen  gelnauclit ,  um  <lie  Gebet- 
stiinde  zu  vpikünrligcn.  Die  Moslime  wollten  aber  selbst- 
ständig sein  und  auch  die  Christen  nicht  älTeu.  Da  kam 
der  Chazragite 'Abd  Allah  I).  Zayd  zu  Mohamnia«!  und  sagte, 
er  habe  Im  Traume  einen  Mann  in  «grünen  Klei<lern  von 
dem  Dache  der  Moschee  rufen  hören:  («ott  ist  der  (iröfste! 
(jiott  ist  der  Grölste!  Ich  bezeuge,  dals  es  keinen  Gott 
oriebt  aufser  Allah:  ich  bezeuge,  dafs  Mohammad  ein  Bote 
Allah's  ist.  Auf  zum  Gebet,  auf  zum  Heil!  (Jott  ist  der 
(iröfste,  Gott  ist  der  Grölste!  F]s  giel)t  keinen  Gott  aufser 
Allah.  Omar  em[»fahl,  dafs  auf  diese  Weise  von  der  Mauer 
der  Moschee  die  Gebelstunde  verkündet  werden  soll;  sie 
wurde  eingeführt  »nid  ist  bis  auf  den  heutisren  Tag^  im  Ge- 
brauch. 

Ascetisclie  Hebungen  lagen  im  Geiste  der  Zeit.  Mo- 
hammad hielt  es  dalier  für  zweckmäfsia:,  als  er  nach  Ma- 
dyna  kam,  Fastlage  anzuordnen.  Weil  er  die  Juden  für 
sich  zu  gewinnen  wünschte,    wählte    er   ihren  Kipur  ^}  als 

' )  Die  Moslime  nennen  den  Kipur  oder  Versöhnungstag 
'Aschürä,  d.  h.  den  Zehnten  [des  Monats  Tischri].  Die  Form  ist 
chaldäisch,  kommt  aber  auch  in  Eigennamen  von  Oertlichkeiten  in 
Madyna  vor,  wie  z.  B.  Wädiy  Ränünä  (Ihn  Ishäk  S.  335).  Sie  ist 
nicht  verschieden  von  der  Form  von  Färük  (vergl.  Bd.  II.  S.  340. 
Note).  Auch  diese  kommt  in  Madyna  vor,  z.  B.  Gäsum  (Ibn  Ishäk 
S.  895).  Da  die  Bevölkerung  dieser  Stadt  ursprünglich  aramäisch 
war,  ist  das  Vorkommen  solcher  Formen  erklärlich. 

Ibn  Gobayr  behauptete  auf  die  Auktorität  des  Ibn  'Abbäs,  dafs 
Mohammad  erst  als  er  nach  Madyna  kam  die  Fasten  des  'Aschürä 
von  den  Juden  entlehnt  habe.  Weil  nun  eine  Version  dieser  Tra- 
dition (Mosiim  Bd.  1,  S.  640  und  Mischkät  S.  172)  lautet:  „Der 
Gottgesandte  kam  nach  Madyna  und  bemerkte,  dafs  die  Juden  den 
'Aschürä  fasten",  so  hat  schon  Ibn  Kalby  (bei  Ibn  Sad)  geglaubt, 
Mohammad  sei  auf  der  Flucht  gerade  am  Aschürä  in  Madyna  ein- 
getroffen ,  und  dessen  Ankunft  auf  den  8.  Raby  I  ( 20.  September 
622)  versetzt  (vergl.  Halaby  fol.  212).  Wir  haben  aber  andere  Ver- 
sionen dieser  Tradition,  welche  nicht  zu  diesem  Schlufs  berechtigen; 
so  bei  Mosiim  a.  a.  O.:  „Der  Gottgesandte  kam  nach  Madyna  und 
bemerkte,    dafs   die  Juden   den  'Aschürä  fasten    (ya^ümüna)";  bei 


54 

Bufstag,  aufserdem  sollten  die  Moslime  drei  Tage  in  je- 
dem Monate,  den  13.,  14.  nnd  15.,  sich  der  Speise  und  des 
Trankes  enthalten  und  desuegen  nurden  sie  al-Ayäm  al- 
bydh,  die  blanken  Tage,  genannt.  Die  Gründe,  welche  ihn 
bewogen,  die  jüdische  Kibla  aufzugeben,  liefsen  ihm  nach 
einiger  Zeit  auch  den  jüdischen  Fasttag  unstatthaft  erschei- 
nen, und  er  erklärte,  dafs  es  zwar  verdienstlich,  aber  nicht 
nothwendig  sei,  ihn  zu  beobachten. 

Wahrscheinlich  schon  im  Februar  623  führte  er  die 
Quadragesima  der  Christen  in  den  Islam  ein  durch  die  Ko- 
ränstelle: 

2,  179,  0  Gläubige,  es  sind  euch  die  Pasten  vorgeschrie- 
ben nach  der  Art  und  Weise,  wie  sie  euren  V^orgängern 
vorgeschrieben  waren,  auf  dafs  ihr  Gott  fürchtet  '). 


Bochäry  S.  268  und  Taysyr  S.  253:  „Der  Gottgesandte  kana  nach 
Madyna  und  sah,  dafs  die  Juden  den  Aschürä  fasten";  und  endlich 
bei  Abu  Dawüd  Bd.  1,  S.  330:  „Nachdem  der  Gottgesandte  nach 
Madyna  gekommen  war,  bemerkte  er,  dafs  die  Juden  den 'Aschürä 
fasten".  Die  Absicht  des  Ibn  Gobayr  war  nicht,  die  Zeit  der  An- 
kunft des  Mohammad  in  Madyna  zu  bestimmen,  sondern  den'Orwa 
zu  widerlegen,  welcher  behauptete,  Mohammad  habe  die  Fasten  des 
Aschurä  von  den  Heiden  entlehnt  und  also  schon  in  Makka  eingeführt. 

Mehrere  Jahre  nach  Einführung  dieses  Bufstages  beklagten  sich 
die  Moslime,  dafs  ihnen  ein  jüdisches  Fest  empfohlen  wurde.  Der 
Prophet  antwortete,  dafs,  wenn  er  im  folgenden  Jahre  noch  am 
Leben  sein  werde,  er  ihn  auf  den  neunten  [Tischri]  verlegen  wolle. 
In  der  Zwischenzeit  traf  er  aber  eine  andere  Maafsregel,  w^elche  diese 
Versetzung  überflüssig  machte.  Statt  ihn  am  10.  des  ersten  Monats 
nach  jüdischem  Kalender  zu  halten,  beging  er  ihn  am  10.  des  er- 
sten Monats  (Moharram)  des  reinen  Mondjahres.  Als  Grund  dieser 
Abänderung  wird  angegeben,  dafs  sich  die  Moslime  bei  den  Juden 
erkundigen  mufsten,  wann  der  'Aschürjitag  sein  würde. 

Mohammad  und  seine  Anhänger  begnügten  sich,  die  jüdischen 
und  christlichen  Observanzen  allmählig  zu  verlassen,  ihre  Nachfol- 
ger gingen  weiter  und  läugneten  den  fremden  Ursprung  derselben. 
Orwa,  bei  Bochäry  S.  268  und  Muaftä  S.  !)1,  erklärt  zu  diesem 
Zwecke,  der  Aschüra  sei  ein  heidnischer  Fasttag  gewesen. 

' )  Im  Jahre  H23  fiel  der  üstersonntag  (vorausgesetzt,  dafs  ihn 
Mohammad  m't  den  Christen,  welche  sich  an  die  Bestimmungen  des 


55 

»Unter  den  Vorgängern,  sagt  Hasan  (Bagry),  sind  die 
Christen  zu  verstehen,  unsere  Pasten  «fliehen  den  ihrigren 
sowohl  in  Bezug  auf  die  Dauer,  als  auch  auf  die  Wahl 
der  Zeit;  aber,  fügt  er  und  andere  Exegeten  hinzu:  Gott 
meinte  die  Fastenzeit,  welche  die  Christen  beobachten 
sollten,  nämlich  den  Monat  Ramadhän.  Sie  haben  sich 
von  dem  ursprünglichen  (Jebote  und  folglich  von  uns  ent- 
fernt und  nicht  wir  von  ihnen.  Manchesmal  nämlich  war 
der  Ramadhän  im  Sommer,  manchesmal  im  Winter.  Sie 
fanden  es  beschwerlich  in  der  Hitze  oder  in  der  Kälte  zu 
lasten  und  verlegten  daher  ihre  Bufstage  auf  den  Frühling. 
Zum  Ersatz  für  diese  Willkühr  vermehrten  sie  die  Fasten- 
zeit von  30  auf  40  und  wohl  gar  auf  50  Tage.«  Es  ist 
etwas  Wahres  in  dieser  Behauptung.  In  den  Jahren  624 
und  625,  als  Mohammad  die  Quadragesima  einführte,  faste- 
ten die  Christen  wirklich  im  Ramadhän.  Im  Jahre  624  war 
der  Aschermittwoch  am  4.  Ramadhän  (28.  Februar)  und 
im  Jahre  625  zwei  Tage  vor  dem  ersten  Ramadhän. 

Schon  im  Jähe  624  kam  die  Expedition  gegen  Badr 
dazwischen  und  die  Moslime  konnten  das  Fastengebot  nicht 
beobachten  (Wäkidy  S.  41),  deswegen  fügte  Gott  diesen 
Vers  hinzu: 

2,  180.  Eine  bestimmte  Anzahl  von  Tagen  ist  gememt; 
folglich  wer  von  uns  krank  oder  auf  einer  Expedition  ist, 
soll  eine  [entsprechende]  Anzahl  von  andern  Tagen  fasten. 


Conciliams  von  Nicaea  hielten,  feierte)  auf  den  27.  März,  welcher 
dem  19.  Ramadhän  entspricht.  Im  folgenden  Jahre  wurde  am  19. 
Ramadhän  die  Schlacht  von  Badr  gefochten.  Deswegen  sagt  Gott 
(Kor.  8,  42),  dafs  am  Tage  des  Forkän,  d.  h.  am  Erlösungstage  sich 
die  zwei  Heere  begegneten  (vergl.  Bd.  II.  S.  338  und  verbessere 
das  dort  Gesagte). 

Es  wäre  allerdings  möglich,  dafs  bei  den  orientalischen  von 
der  nicaeischen  Synode  abweichenden  Christen  im  Jahre  624  der 
19.  Ramadhän,  =  16.  März,  Charfreitag  war.  Auch  auf  diesen  würde 
die  Benennung  Erlösungstag  passen.  Allein  dafür,  dafs  sich  Mo- 
hammad an  Christen  hielt,  welche  Ostern  nach  den  Befehlen  der 
Synode  bestimmten,  sprechen  andere  Thatsachen. 


56 

Diejenij^en,  ^reiche  fasten  können  [aber  nicht  wollen]  müs- 
sen  als  Sühne  einen  Armen  nähren. 

Die    siegreichen   Moslime    kehrten  am   Mittwoch,    den 
21.  März    von    Badr   zurück  '),    dann    war  Mohammad  bis 


')  Diese  wichtige  Nachricht  hat  uns  Tabary,  S.  326,  aufbe- 
wahrt: „Nach  seiner  Zurückkunft  von  den  Banü  Kaynoka'  war  die 
Zeit  des  Opferfestes  (Adhha).  Der  Prophet  und  die  Wohlhabenden 
unter  seinen  Gefährten  schlachteten  Opfer  am  10.  Dzü-lhagg.  Er 
begab  sich  zu  diesem  Zwecke  hinaus  in  das  Mo^allä  und  verrich- 
tete daselbst  den  Gottesdienst.  Dies  war  der  erste  Gottesdienst,  wel- 
chen er  mit  den  Gläubigen  zu  Madyna  im  Mo^alla  zur  Feier  des 'Yd 
hielt.  Er  schlachtete  im  Mo^alla  mit  eigener  Hand  zwei  Schafe, 
nach  einigen  Nachrichten  aber  nur  ein  Schaf." 

Tabary  führt  dann  aus  Wakidy  eine  Tradition  des  Gäbir  b. 
'Abd  Allah  zur  Bestätigung  seiner  Behauptung  an.  Es  wird  auch 
darin  gesagt,  dafs  die  Moslime  das  Fest  am  Morgen  nach  der  Rück- 
kunft von  der  Belagerung  begingen.  Auch  in  dieser  Tradition  wird 
das  Datum,  der  10.  Dzü-lliagg,  angegeben.  Man  könnte  zwar  Dzu- 
Ihagg  „Festmonat",  anstatt  es  blofs  als  Eigenname  auf  die  letzte 
Lunation  des  Jahres  zu  beschränken,  in  seiner  allgemeinen  Bedeu- 
tung auffassen  und  sagen,  dafs  im  Jahre  624  der  Schawwäl  so  ge- 
nannt wurde,  weil  das  Pilgerfest  in  demselben  gefeiert  wurde,  allein 
es  erscheint  mir  viel  natürlicher,  diese  Zeitbestimmung  als  eine  spätere 
Einschaltung  anzusehen;  dafs  in  der  ursprünglichen  üeberlieferung  das 
Datum  nicht  angegeben  worden  war,  scheint  daraus  hervorzugehen, 
dafs  Ibn  Sad  die  Belagerung  am  zweiten  Sonnabend  im  Schawwäl 
(7.  April)  anfangen  läfst.  Ich  glaube,  sie  hat  am  ersten  Sonnabend 
(31.  März)  angefangen. 

Ibn  Hischäm  setzt  vier  Feldzüge  (Kodr,  Sawyk,  Dzü  Amarr 
und  Foro')  zwischen  die  Badrschlacht  und  die  Belagerung  der  Banii 
Kaynoka'.  Hierin  folgt  er  nicht  genau  dem  Ibn  Ishäk.  „Dieser", 
erzählt  Tabary,  „bestimmt  die  Zeit  der  Belagerung  nicht,  er  sagt 
nur:  sie  fand  zwischen  dem  Sawyk-  und  Foro' -Feldzuge  statt." 

Der  Umstand,  dafs  unmittelbar  nach  der  Belagerung  das  Opfer- 
fest gefeiert  wurde,  hat  Bicjgraphen,  welche  von  der  Voraussetzung 
ausgehen,  dafs  das  Pilgerfest  stets  in  der  zwölften  Lunation  began- 
gen wurde  und  Mohammad  die  Comniemoration  desselben  im  Sinne 
hatte,  bewogen,  die  Belagerung  zwei  Monate  später  zu  versetzen. 

Wir  werden  auf  diesen  Gegenstand  in  einer  Note  zu  Kapitel  19 
zurückkommen. 


57 

zum  27.  mit  den  (liiicli  diesen  Sie^  iiotliuendi«^  gewor- 
denen Anordnungen  heschältigt.  Schon  an)  Sonnabend, 
den  letzten  März,  schritt  er  zur  nelagerung  der  Juden  aus 
dem  Stamme  Kaynoka'.  Sie  dauerte  zwei  Wochen,  und 
als  sie  sich  ergahen,  war  gerade  Ostersonntag  (25.  A|Mil 
624)  und  er  beging  die  Feier  des  'Yd  oder  Opferfestes. 
Zwei  Tage  v(uher  pflegte  er,  Avenigstens  in  den  lolgenden 
Jahren,  eine  IVedigt  zu  iialten,  deren  bd)ait  eine  Autforde- 
rung  an  die  Cdäubigen  war,  Spen«]en  beizutragen.  Am 
Morgen  des  Festes  mufste  jede  Person,  Sklaven  wie  Freie, 
l'rauen  und  Kinder  ebensogut  \\\e  JMänner  und  Erwachsene, 
ein  (^'a  Datteln  oder  (Jerste  oder  Kosinen  '}  oder  zwei 
Modd  Weizen  mit  in  die  Moschee  bringen,  »damit  an 
diesem  Tage  die  Nothleidenden  der  Mühe,  umherzugehen 
und  zu  bettehi,  überhoben  sein  mögen«.  Nachdem  das 
Almosen  gesammelt  war,  begaben  sich  die  Gläubigen  in 
IVocession  aulserhalb  der  letzten  Häuser  der  Stadt,  um,  wie 
es  scheint,  die  Bereitwilligkeit,  die  JMIgergerlahrt  zu  ver- 
richten, anzudeuten.  Der  Prophet  zog  bei  dieser  Gele- 
genheit seine  Feiertagskleider  an  ^)  und  es  wurde  vor  ihm 


')  Das  Qä'  war  ursprünglich  ein  Getreidemaafs;  der  gröfseren 
Genauigkeit  wegen  hat  man  aber  das  Gewicht  eines  Qa  Korns  be- 
stimmt. 1  C'ä  =  4  Modd;  1  Modd  =  1|  Rotl  (Pfund)  von  Bagh- 
däd;  1  baghdädisches  Rotl  =  128*  Dirham.  Dies  ist  die  Angabe 
des  Schäfi'.  Andere  Rechtsgelehrte  weichen  von  ihm  ab.  Das  bagh- 
dädische  Pfund  wird  auf  90  oder  91  Mithkäl  gesetzt:  folglich  ent- 
hält 1  Pfund  6480  oder  6552  arabische  Gran  =  1,3&2  engl.  Pf.  Troy. 

Der  Weizen  war  in  Madyna  zweimal  so  theuer  als  die  Gerste 
oder  Datteln.  In  Persion  und  am  Tigris  war  er  wohlfeil  und  einige 
Theologen  riethen  den  Gläubigen,  bei  dieser  Gelegenheit  ein  ganzes 
Ca    Weizen  als  Almosen  zu  geben. 

*)  Ibn  Sa'd  beschreibt  dessen  Festtagskleider:  die  Schultern 
und  der  obere  Theil  des  Körpers  waren  in  eine  yamanische  Borda, 
sechs  Ellen  lang  und  drei  Ellen  breit,  gehüllt,  um  die  Lenden  war 
ein  in 'Oman  gewebtes  Tuch  gewunden,  welches  die  Beine  bedeckte, 
vier  Ellen  und  eine  Spanne  lang  und  zwei  Ellen  und  eine  Spanne 
breit  war. 


58 

ein  mit  Eisen  beschlagener  Wurtspiefs,  welchen  Zobayr 
mit  von  Abessynien  gebracht  hatte,  einhergetragen.  Dort 
angekommen  verrichteten  sie  das  Gebet,  aber  mit  einigen 
Abweichungen  von  «ler  gewöhnlichen  Liturgie,  und  dann 
hielt  er  eine  Anrede.  Darauf  wurden  ihm  zwei  weifs  und 
schwarz  gefleckte  Widder  vorgelührt  und  er  schlachtete 
den  einen  für  die  Gemeinde  der  Gläubigen  und  den  an- 
deren für  sich  und  seine  Familie.  Das  Fleisch  wurde  jje- 
braten  und  das  Fest  endete  mit  dem  Liebesmal,  zu  dem 
er   nebst  seinen  Freunden  auch  die  Armen  einlud. 

Auch  im  Jahre  625  wurden  die  Fasten  und  das  Yd 
auf  diese  Weise  gefeiert,  aber  wahrsclieinlich  schon  im 
Jahre  626  erliefs  er  eine  neue  Verordnung: 

K.  2,  181.  Jetzt  ist  der  Monat  Ramadhän,  in  welchem 
Gott  herabgesandt  hat  den  Koran  zur  Leitung  für  die  Men- 
schen und  zur  Erleuchtung,  welche  da  ist  ein  Theil  der 
Leitung  und  Erlösung.  Wer  also  diesen  Monat  daheim  ist, 
soll  ihn  fasten,  wer  aber  krank  oder  auf  Reisen  ist,  soll 
eine  [entsprechende]  Anzahl  von  Tagen  ein  anderes  Mal 
lasten.  Gott  will  es  für  euch  leicht  und  nicht  schwer  ma- 
chen. Ihr  müfst  aber  die  volle  Anzahl  Tage  fasten  und 
Gott  dafür  preisen,  dafs  er  euch  geleitet  hat,  und  dank- 
bar sein. 

Da  in  den  ersten  zwei  Jahren  zufällig  der  Monat  Ra- 
madhän in  die  Quadragesima  fiel,  machte  Mohammad  diesen 
zum  Fastenmonat,  reduzirte  die  Zeit  von  vierzig  Tagen 
auf  eine  Lunation  (29  oder  30  Tage)  und  hielt  an  das 
Moiidesjalir  fest,  weswegen  die  Fastenzeit  der  Moslime  in 
32  Jahren  durch  alle  Jahreszeiten  läuft.  Der  Hauptgrund 
dieser  Veränderung  war  wohl,  dafs  er  sich  auch  von  den 
Christen  trennen  und  seine  Religion  selbstständig  ausbil- 
den wollte.  Auch  fanden  es  die  Moslime,  da  sie  den  Oster- 
Kalender   nicht  berechnen  konnten  '),    unbequem   und  be- 


')    Nach  Thalaby,   2,  182,  gab  Mohammad  dieBen  Grund  für 
die  Abänderung   des  Fastengebotes  offen   an.      Seine   Worte  sind: 


59 


schämend    stets   die  Scliriltbesitzer   zu    fragen,    um  welche 
Zeit    ihre    Fasten    anlangen    und    das     Vd    «{-eleiert    uer- 


den  soll. 


Die  Ursache,  nelche  in  dem  so  eben  erwähnten  Ko- 
räntexte  für  die  AVahl  des  Kamadhän  anj^egeben  wird,  ist 
interessant.  In  diesem  Monate  hat  Gott  durch  die  Herab- 
sendung der  Offenbarung  das  Erlösungswerk  an  uns  voll- 
bracht. Die  Christen  betrachten  während  der  Fastenzeit 
die  Erlösung  durch  den  Heiland  und  nach  der  Ansicht  der 
Moslime  lasteten  die  Juden  am  Kipur  zur  Erinnerung  an 
ihre  Erlösung  aus  Egypten.  (\  ergl.  Anhang  zum  vor.  Kap.) 
Es  wollten  also  auch  sie  ihre  Erlösung  auf  ähnliche  Art 
feiern  '). 

Im  Jahre  626  Hng  der  Ramadhän  am  4.  Febr.,  im 
Jahre  627  am  24.  Januar,  im  Jahre  628  am  14.  Januar  an 
nnd  so  entfernte  er  sich  jedes  Jahr  weiter  vom  Filgerfeste 
oder  Osterfeste,  welches  die  Moslime  bis  A.  H.  10  im  Friih- 
linge  zu  feiern  fortfuhren,  weil  es  auch  die  Heiden  im  Früh- 
linge begingen.  Das 'Yd  löste  sich  somit  in  zwei  Festtage 
auf:  das  kleine,   welches  am  Schlüsse  der  P  asten,  und  das 


„Wir  sind  keine  Schriftgelehrten,  wir  halten  daher  keine  [Zeit-] Rech- 
nung und  schreiben  nicht  vor:  dieser  Monat  hat  so  und  so  viele 
Tage  — bei  diesen  Worten  drückte  er  die  Zahl  (29)  durch  Indigi- 
tation  aus,  indem  er  den  Daumen  an  den  dritten  Finger  legte  — 
und  dieser  Monat  hat  so  viele  Tage  —  hier  zeigte  er  die  volle 
Zahl  dreifsig  an.   —  " 

')  Die  Moslime  haben  die  Ansichten  des  Mohammad  schon 
in  früher  Zeit  weiter  entwickelt,  um  die  Heiligkeit  des  Ramadhän, 
gegenüber  der  christlichen  Fastenzeit  zu  vertheidigen.  Schon  Abu 
Dzarr  soll  gesagt  haben  (Tha'laby,  Tafs.  2,  181): 

„Die  Rollen  wurden  dem  Abraham  am  3.  Ramadhän,  die  Thora 
dem  Moses  am  5.,  das  Evangelium  Jesu  am  13.,  die  Psalmen  dem 
David  und  der  Koran  dem  Mohammad  am  24.  Ramadhän,  da  also 
noch  sechs  Tage  vom  Ramadhän  übrig  waren,  gegeben." 


60 

irrofse,  welches  am  Tajje,  an  dem  man  beim  makkanischen 
l'ilgerfeste  die  Opf'erthiere  schlachtet,  geleiert  wnrde.  Mo- 
hamn)ad  leierte  das  eine  auf  dieselbe  Weise  wie  das  an- 
<lere,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dals  er  am  ersten  das  Al- 
mosen sammelte  und  am  zweiten  das  Üsterlamm  schlachtete. 
Im  Jahre  624  hat  sich  der  Gesundheitszustand  des 
Propheten  bedeutend  verschlimmert.  Er  bildete  sich  ein, 
mit  Dingen  beschäftigt  zu  sein,  mit  denen  er  in  gar  keiner 
Berührung  stand  ').  Auch  hatte  er  die  Lust  an  seinen 
Frauen  verloren.  Gabriel  sagte  ihm,  dafs  seine  Schwäche 
und  Illusionen  die  Folge  eines  an  ihm  von  dem  Juden  La- 
byd  b.  A'(]am  aus  der  Familie  Zorayk  verübten  Zaubers 
seien,  und  dafs  der  Talisman  in  einem  Brunnen  vergraben 
liege.  Der  Zauber  wurde  zerstört  und  der  Prophet  gewann 
neue  Zuversicht  und  genas. 


')    Einige  wahnwitzige  Geschichten  fanden  Glauben,  wie  z.  B, 
ein  Dialog,  den  er  mit  einer  Kuh  führte.  Vergl.  Moslim  Bd. 2.  S.457. 


Anhang'  zum  siebenzelmten  Kapitel. 


Die  Frauen  des  Propheten. 

Statt  von  Jahr  zu  Jahr  den  Zuwachs  zu  Moliaramad's  Harem 
zu  registriren,  stelle  ich  hier  die  Nachrichten  über  seine  erbaulichen 
Familienverhältnisse  zusammen.  In  der  Anordnung  folge  ich  der 
Liste,  welche  uns  Ibn  Sad  (Bd.  12.  fol.  172  v.)  von  Zohry  aufbe- 
wahrt hat,  nur  stelle  ich  Zaynab  bint  Chozayma  unter  No.  4,  statt 
wie  Zohry  unter  No.  8. 

1.  Seine  erste  Frau  war,  wie  wir  wissen,  Chadyga,  und  er 
heirathete,  so  lange  sie  lebte,  keine  andere.  Er  verlor  sie  im  Jahre 
619,  nach  einer  glücklichen  Ehe  von  24  Jahren.  Sie  war  65  Jahre 
alt  als  sie  starb. 

2.  Sawdä.  Ihr  erster  Mann  war  Sakrän  (Bd.  n,  S.  177).  Nach 
dem  Tode  der  Chadyga  kam  die  lebenslustige  Frau  des 'Othmän  b- 
Matz'ün  (Bd.  I,  S.  38!))  zum  Propheten,  bot  ihm  ihre  Dienste  als 
Kuplerin  an  und  sagte ,  sie  glaube,  dafs  Sawdä  eine  passende  Frau 
für  ihn  wäre.  Er  war  sogleich  dabei,  und  ehe  Chadyga  zwei  Mo- 
nate unter  der  Erde  lag,  heirathete  er  jene  (nach  Ibn  Sa'd  im  Ra- 
raadhän,  April  619).  Zu  Anfang  des  Jahres  628  scheint  sie  noch 
in  Gunsten  gestanden  zu  haben,  denn  Mohammad  wies  ihr,  wie  der 
'Ayischa  und  anderen  Frauen,  aus  den  Revenuen  von  Chaybar  80 
Wask  Datteln  und  20  Wask  Gerste  oder  Weizen  zum  Unterhalte 
an  ').  Später  —  nach  Balädzory  A.  H.  8  =  A.  D.  629  —  wollte  er 
sie  verstofsen,  wie  die  Biographen  sagen:  wegen  ihres  vorgerückten 
Alters;  die  wahre  Ursache  scheint  gewesen  zu  sein,  dafs  sie  einen 
Schatz  hatte.  Da  ihr  Freund  ein  Eunuche  war  und  sie  auf  ihre 
ehelichen  Rechte  zu  Gunsten  der  'Ayischa  verzichtete,  gelang  es  ihr 
den  Propheten  zu  besänftigen.  Gott  billigte  im  Koran  4,  127  das 
neue  Uebereinkommen.     Mohammad   behielt  sie   und   am  Tage  der 


')    Solche  Geschenke  nennt  man  Talma,  Unterhaltsanweisungen.     Wäkidy 
hat   darüber  eine  Monographie,   Kitäb  alta'ima,   hinterlassen. 


62 

Auferstehung  wird  sie,  ihrem  Wunsche  gemäfs,  unter  seinen  Gemah- 
linnen erweckt  werden.  Sie  starb  eu  Madyna  ungefähr  im  J.  643. 
Wenn  die  Angabe  des  Ibn  Sa'd,  dafs  sie  erst  im  Jahre  674  starb, 
richtig  wäre,  mufste  sie  ein  sehr  hohes  Alter  erreicht  haben. 

3.  'Ayischa,  die  Tochter  des  Abu  Bakr.  Sie  war  6  Jahre  alt, 
als  der  fünfzigjährige  Mohammad  sich  mit  ihr  verlobte,  und  zu  neun 
Jahren  trat  sie  schon  in  den  Ehestand  ein.  „Ich  safs,  erzählte  sie, 
mit  anderen  Mädchen  in  einer  Schaukel  als  mich  die  Mutter  rief. 
Ich  ging  zu  ihr,  wufste  aber  nicht,  wozu  sie  mich  wollte.  Sie  nahm 
mich  bei  der  Hand  und  führte  mich  zur  Hausthüre.  Ahnungen  mach- 
ten mein  Herz  pochen,  doch  nach  einiger  Zeit  wurde  ich  wieder 
ruhig.  Ich  wasch  das  Gesicht  und  den  Kopf,  dann  führte  sie  mich 
in  das  Haus,  wo  mehrere  Frauen  versammelt  waren.  Sie  empfin- 
gen mich  mit  Glückwünschen  und  Segnungen  und  putzten  mich. 
Als  sie  fertig  waren,  übergaben  sie  mich  dem  Propheten."  Sie  ist 
die  einzige  unter  seinen  Gemahlinnen,  die  er  als  Jungfrau  gehei- 
rathet  hat. 

Civilisation  und  Bildung  entwickeln  manche  schöne  Eigenschaf- 
ten, aber  jene  naiven,  possierlichen  Wesen,  voll  schalkhaften  Ueber- 
muths,  natürlichen  Witzes  und  kindlicher  Unbefangenheit,  wieAyischa 
war,  gedeihen  am  besten  im  Orient.  Sie  brachte  ihr  Spielzeug  mit 
in  das  Haus  ihres  Gatten,  ergötzte  sich  an  Puppen  und  Kinderspie- 
len. Mohammad,  welcher  etwas  frühzeitig  in  die  zweite  Kindheit 
eintrat,  nahm  herzlichen  Antheil  an  ihrer  Unterhaltung,  gab  biswei- 
len eine  Anekdote  zum  Besten  und  belustigte  sie  durch  Wettlaufen. 
Er  war  so  sterblich  in  sie  verliebt,  dafs  er  selbst  in  der  Moschee 
während  des  Gottesdienstes  den  Kopf  unter  ihren  Schleier  steckte, 
sie  liebkoste  und  mit  ihren  Haaren  spielte  (Tha  laby,  Tafsyr  2,  183), 
und  er  verkündete  den  Gläubigen,  dafs  sie  auch  im  Paradiese  seine 
Frau  sein  werde. 

Im  Hause  trug  sie  nur  Beinkleider  (Nakba)  oder  sie  hatte  einen 
Schurz  (Izär)  um  die  Mitte  gebunden.  Höchstens  warf  sie  noch  ein 
Stück  Callico  wie  einen  Shawl  über  die  Schultern.  Wenn  sie  aus- 
ging, zog  sie  ein  Hemd  (Dir)  an,  hüllte  den  Hals,  das  Kinn  und 
den  untern  Theil  des  Gesichtes  in  ein  Tuch  (Chimar),  welches  auch 
einen  Theil  der  Brust  bedeckte.  Der  Kopf,  die  Stirne  und  der  Naken 
waren  in  ein  anderes  Tuch  (Gilbäb)  gewickelt,  welches  über  die 
Schultern  bis  auf  die  Brust  herabflofs.  Weniger  als  diese  drei  Klei- 
dungsstücke (Hemd,  Chimar  und  Gilbab),  sagte  sie,  soll  keine  Frau 
anhaben,  wenn  sie  die  Moschee  b<>sucht.  Selbst  dieser  Anzug  war 
dürftig  genug,  und  es  wird  deswegen  von  den  Biographen  hervor- 
gehoben,   dafs  Maymüna  einmal   in    einem  langen  Hemde  und  Chi- 


63 

mär,  ohne  Izär,  beim  Gebete  erschien.  Manchesmal  hüllte  sich 
Ayischa  in  einen  grofsen  Izär  '),  welcher  den  Kopf  und  die  ganze 
Person  bedeckte.  Sie  band  ihn  aber  nicht,  wie  es  schon  in  alten 
Zeiten  Sitte  war,  um  die  Mitte,  sondern  wickelte  ihn  um  den  Kopf 
wie  einen  Gilbäb  und  hielt  ihn,  wie  es  scheint,  vorne  mit  den  Hän- 
den zusammen.  Sie  hatte  auch  einen  Mantel  von  Floretseide  '), 
diesen  aber  hing  sie  ihrem  Neffen  um  und  schenkte  ihn  demselben. 

Die  Finger  und  Zehen  schmückte  sie  mit  goldenen  Ringen  ^). 
Die  Haare  waren  so  reichlich  mit  wohlriechenden  Salben  eingerie- 
ben, dafs  diese  ihr  bisweilen  über  die  Stirne  herabträufelten.  Ihre 
schönsten  Kleider  bestanden  aus  Sera,  einem  Stoffe  von  Baumwolle 
und  Seide,  nach  Anderen  bedeutet  Sera  schwerer  Atlas.  Sie  liebte, 
wie  alle  Orientalinnen,  die  gelbe  Farbe.  Häufig  trug  sie  sich  fast  ganz 
gelb,  bisweilen  war  das  Halstuch  (Chimär)  und  das  Hemd  rosen- 
roth  und  die  Beinkleider  gelb.  Die  gewöhnlichste  Farbe  der  Män- 
ner- und  Frauenkleider  scheint  übrigens,  wie  jetzt  noch  in  Indien, 
weifs  gewesen  zu  sein.  Wenn  man  gelbe  Kleider  (Mo^farät)  trägt, 
so  ist  diese  Farbe  nicht  dauerhaft,  sondern  die  Kleider  werden,  so 
oft  man  sie  wäscht,  in  einen  Absud  von  Safran  getaucht  oder  auch 
nur  damit  besprengt.  Dies  geschieht  namentlich  bei  Hochzeiten  und 
anderen  Festen.  Es  wurde  ihr  einst  ein  feiner  Pelz  zum  Geschenke 
angeboten  und  sie  haschte  gierieg  danach. 

Im  vierten  Jahre  der  Higra  (Januar  626)  hatte  sie  ein  kleines 
Liebesabenteuer,  welches  viel  Aufsehen  verursachte.  Wir  wollen  ihre 
Erzählung  hören.  Dieselbe  wurde  von  ihren  Bewunderern  verbes- 
sert (?)  und  von  Zohry  redigirt.  Ich  folge  dem  Texte  des  Bo- 
chäry  S.  594 : 

Wenn  der  Prophet  eine  Reise  machen  wollte,  looste  er  unter  sei- 
nen Frauen   und    nahm  diejenige  mit,    deren  Loos    herauskam.     So 


')  Izär  bedeutet  ursprünglich  jedes  Kleidungstück,  womit  man  die  Schaam 
verhüllt  (Kulla  mä  satarak);  speciell  wurde  der  um  die  Mitte  gebundene  Schurz, 
welchen  nicht  nur  Männer,  sondern  auch  Frauen  getragen  (vergl.  Bd.  I,  S.  405), 
so  genannt.  Weil  aber  durch  Mohamniad's  Gebot  des  Verschleierns  jeder  Theil 
des  weiblichen  Körpers  gleichsam  zur  Schaam  wurde,  so  wendete  man  (wenn  es 
nicht  schon  früher  aus  derselben  Rücksicht  geschah)  das  Wort  auch  auf  das 
Leinentuch  an,   in  welches  sich   die  Frauen  hüllen. 

In  einigen  Traditionen  wird  auch  eine  Milhafa  in  der  Garderobe  der  'Ayi- 
scha genannt ;  auch  dieses  ist  ein  grofses  Stück  Gallico,  womit  man  den  ganzen 
Körper  vehüllt,   oder  ein  Mantel. 

')  In  einer  Tradition  steht  Mitraf  chazzin  und  in  einer  andeem  Kisä  chaz- 
zin.  Chazz  bedeutet  die  Seide,  weche,  nachdem  die  langen  Faden  vom  Cocon  ab- 
gesponnen sind,   übrig  bleibt  und  wie  Wolle  mit  der  Spindel  gesponnen  wird. 

^)  Obschon  Chätim  eigentlich  Siegelring  heifst,  so  werden  doch  auch  die 
Ringe,  welche  die  Orientalinnen  an  den  Zehen  tragen,  so  genannt.  Vergl.  Ibn 
Sad  Bd.  12,   fol.  76  r. 


64 

that  er  auch  im  Feldzug  gegen  Moraysy'  und  das  Loos  fiel  auf  mich. 
Es  war  damals  schon  das  Gebot,  dafs  die  Frauen  sich  verschleiern 
müssen,  geoffenbart  worden ;  ich  setzte  mich  also  verschleiert  in  die 
Hauda,  man  hob  mich  darin  auf  das  Kameel,  band  dieselbe  auf 
dem  Thiere  fest  und  trat  daim  den  Marsch  an. 

Nach  Vollendung  des  Feldzuges  kehrten  wir  um  und  lagerten 
uns  nicht  sehr  weit  von  Madyna.  Nach  Einbruch  der  Nacht  liefs 
der  Prophet  den  Ruf  zum  Aufbruche  ergehen.  Als  ich  den  Ruf 
vernahm ,  stand  ich  auf,  ging  aufserhalb  des  Lagers  und  kehrte, 
nachdem  ich  meine  Bedürfnisse  verrichtet  hatte,  zu  meinem  Kameele 
zurück.  Unterwegs  fühlte  ich  an  meine  Brust  und  vermifste  meine 
llalsschnur  von  tzafarischen  Muscheln.  Ich  ging  zurück,  sie  zu  su- 
chen, und  meine  Sehnsucht  dieselbe  zu  finden,  hielt  mich  lange  auf. 
Unterdessen  hoben  die  Männer,  deren  Geschäft  es  war,  mich  in  der 
Hauda  auf  das  Kameel  zu  heben,  letztere  auf,  banden  sie,  in  der 
Meinung  ich  sitze  darin,  fest  und  der  Zug  setzte  sich  in  Bewegung. 
Ihr  Irrthum  ist  sehr  begreiflieh,  denn  zu  jener  Zeit  waren  die  Frauen 
leicht  und  mager  '),  weil  sie  äufserst  schlecht  genährt  wurden,  und 
aufserdem  war  ich  damals  noch  sehr  jung.  Sie  konnten  also  aus 
dem  Gewichte  der  Hauda  nicht  wahrnehmen,  dafs  sie  leer  sei.  Als 
ich  das  Halsband  gefunden  hatte,  eilte  ich  nach  dem  Lager,  fand 
aber  weder  einen  Rufenden,  noch  einen  Antwortenden.  Ich  dachte, 
wenn  sie  mich  vermissen,  werden  sie  zurückkehren,  und  setzte  mich 
auf  meinen  früheren  Platz  nieder.  Meine  Augen  wurden  schwer  und 
ich  schlief  ein. 

Der  Solaymite  Qafwän  b.  Mo'attal  hatte  sich  nicht  im  Lager  aufge- 
halten, sondern  war  zurückgebliebehi  und  ging  am  Morgen  vorüber.  Er 
bemerkte  mich,  ging  auf  mich  zu,  und  da  er  mich  ehe  noch  der  Schleier 
eingeführt  worden  war  gesehen  hatte,  erkannte  er  mich.  Er  weckte 
mich  mit  dem  Rufe:  „Wir  sind  Gottes  und  zu  ihm  kehren  wir  zu- 
rück" aus  dem  Schlafe.  Ich  zog  augenblicklich  mein  Kopftuch  (Gil- 
bäb)  über  das  Gesicht  und  kann  bei  Allah  schwören,  dafs  er  nicht 
ein  Wort  mit  mir  geredet  hat,  ausgenommen  den  erwähnten  Ruf. 
Er  stieg  vom  Kameele,  machte  es  niederknien,  ich  stieg  auf  und  er 
führte  es.  Wir  eilten  der  Armee  nach  und  holten  dieselbe  gegen 
Mittag  ein  als  sie  gerade  im  Begriffe  war,  sich  zu  lagern.  Ich  war 
noch  nicht  vermifst  worden.  Erst  da  man  mich  also  mit  einem  Manne 
daher  reiten  sah,  ging  der  Lärm  los.     Indem  sich  der  Zug  aber  in 

')  Bei  Soyü^y,  KujjiV  alschaj-cli  ilU  alscliabäba,  sagt  sie:  Als  icli  mit  dem 
Propheten  verlobt  war,  bemühte  sicli  meine  Mutter,  mich  fett  zu  machen  [die 
Araber  lieben  nämlich  beleibte  Frauen]  und  .sie  fand,  dafs  bei  mir  nichts  bes:- 
8er  anschlug  als  Gurken  und  frische  Datteln...;  durch  deren  Gonufs  wurde  ich 
rund. 


65 

Bewegung  setzte,  hatte  ich  keine  AlnuHii^  von  den  Verleumdungen, 
die  gegen  mich  ausgesprochen  wurden.  Nach  meiner  Ankunft  in 
Madyna  wurde  ich  schwer  krank  und  lag  fast  einen  Monat  darnie- 
der. Die  bösen  Gerüchte  kamen  dem  Propheten  und  meinen  Eltern 
zu  Ohren.  Sie  aber  sagten  nichts  zu  mir,  doch  fiel  es  mir  auf,  dafs 
der  Prophet  nicht  so  zärtlich  gegen  mich  war  wie  sonst,  wenn  ich 
krank  lag.  Er  besuchte  mich  zuweilen,  grüfste  mich  und  sagte  nichts 
weiter  als:  „Wie  geht's?"  und  entfernte  sich  wieder. 

Nach  ungefähr  zwanzig  Tagen  genas  ich  und  machte  mit  0mm 
Mistah  unseren  nächtlichen  Spaziergang  nach  Manäri'.  Auf  dem 
Rückwege  sprach  sie  von  der  Geschichte  und  fluchte  ihrem  eigenen 
Sohne,  weil  er  daran  glaubte.  Ich  bat  den  Propheten  um  die  Er- 
laubnifs,  zu  meinen  Eltern  gehen  zu  dürfen.  Von  meiner  Mutter  er- 
fuhr ich  denn  auch,  dafs  der  Vorfall  zum  Stadtgespräch  geworden  sei. 
Ich  weinte  die  ganze  Nacht.  Der  Prophet  liefs  den  'Alyy  und  Osama 
b.  Zayd  zu  sich  kommen  und  berieth  sich,  da  er  keine  Weisung  von 
Gott  erhalten  hatte,  mit  ihnen,  ob  er  sich  von  mir  nicht  trennen 
soll.  Alyy  rieth  ihm  dazu,  Osama  aber  sprach  seine  Ueberzeugung 
aus,  dafs  ich  unschuldig  sei.  Am  nächsten  Tage  kam  er  zu  mir  und 
fragte  mich,  ob  ich  schuldig  oder  unschuldig  sei?  Ich  bat  meine 
Eltern,  für  mich  zu  antworten.  Diese  wufsten  aber  nicht,  was  sie 
sagen  sollten.  Ich  sprach:  Ihr  habt  dieses  Gerücht  so  lange  gehört, 
dafs  ihr  euch  daran  gewöhnt  habt,  es  für  wahr  zu  halten.  Wenn 
ich  sage,  ich  bin  unschuldig,  so  glaubet  ihr  mir  nicht,  wenn  ich 
mich  aber  zu  etwas  bekenne,  woran  ich,  Gott  weifs  es,  unschuldig 
bin,  so  glaubet  ihr  es.  Ich  kann  daher  nichts  Anderes  sagen,  als 
der  Vater  des  Joseph,  welcher  sprach:  die  Geduld  ist  schön.  Darauf 
ging  ich  zu  Bette.  Ich  dachte,  vielleicht  wird  der  Prophet  ein  Traum- 
gesicht haben,  in  dem  ich  gerechtfertigt  werde,  aber  dafs  Gott  we- 
gen eines  armen  Wesens,  wie  ich  bin,  eine  Offenbarung  herabsenden 
würde,  habe  ich  nicht  erwartet.  Doch  ehe  der  Prophet  oder  sonst 
Jemand  das  Gemach  verliefs,  befiel  ihn  ein  Paroxysmus  wie  im  Fie- 
ber, und  er  dauerte  so  lange,  bis  ihm  Schweifstropfen  wie  Perlen 
grofs  hinabrollten.  Es  war  ein  Wintertag,  aber  dies  war  die  Wir- 
kung  des   Gevi^ichtes   der  Offenbarung,    die   er   erhielt  ').     Als   der 


')  Prof.  Weil  hat  i-s  in  Sybel's  Zeitschrift  für  Geschichte,  1862,  versucht, 
aus  Ihn  Ishnk's  Version  dieser  Stelle  zu  beweisen,  dafs  Mohanimad's  Anfälle 
nicht  cataleptischer,  sondern  epileptischer  Natur  waren.  Wenn  wir  mit  Gewifs- 
heit  sagen  könnten :  so  hat 'Äyischa,  oder  auch  nur  der  Redakteur  der  Erzählung 
über  diesen  Gegenstand  gesprochen,  dann  dürfte  man  solchen  Gebrauch  von  der 
Stelle  machen.  Traditionen  sind  aber  sehr  verschieden  von  geschriebenenen  Do- 
kumenten und  müssen  ganz  anders  benutzt  werden:  wir  müssen,  wenn  wir  mehr 
als  den   allgemeinen  Inhalt  venvenden  wollen ,   alle  Versionen  vergleichen.     Von 

III.  5 


66 

Allfall  vorüber  war,  lächelte  er,  und  das  Erste,  was  er  sagte,  war: 
O'Äyischa,  Gott  hat  dich  schuldlos  erklärl!  Meine  Mutter  sagte: 
Umarme  ihnl  Ich  aber  antwortete:  Nein,  ich  umarme  ihn  nicht, 
aber  ich  preise  Gott.  Die  Offenbarung,  welche  er  bei  dieser  Gele- 
genheit erhalten  hat,  ist  Kor.  24,  n- 21. 

In  dem  Originale,  welches  ich  in  diesem  Theile  abkurze,  wird 
besonders  viel  Mühe  darauf  verwendet,  die  Verschwiegenheit  des 
gekränkten  Ehemannes  und  der  beschämten  Eltern  der'Ayischa  ge- 
genüber zu  niotiviren.  Dies  ist  in  der  That,  da  aus  Koran  24,  15 
deutlich  hervorgeht,  dafs  sie  zum  Stadtgespräch  geworden  war,  die 
schwächste  Episode  in  der  ganzen  Geschichte.  Ihre  Mutter  hätte 
ihr  mit  der  gröfsten  Zartheit  sagen  können:  Höre  Kind,  deine  Feinde 
haben  böse  Gerüchte  in  Umlauf  gesetzt,  erzähle  mir  den  ganzen 
Hergang,  damit  ich  dich  rechtfertigen  kann,  und  wenn  Mohammad 
schon  anfangs  bereit  war,  ihr  auf's  Wort  zu  glauben,  so  hätte  er 
die  schmeichelhafte  Aufforderung,  offen  ihre  Unschuld  zu  betheuern, 
auch  während  ihrer  Krankheit  an  sie  ergehen  lassen  können.  Ich 
kann  die  Vermuthung  nicht  unterdrücken,  dafs'Ayischa  nicht  krank, 
sondern  auf  den  Rath'Alyj's  von  ihrem  Manne  verstofsen  worden. 
Daraus  würde  sich  der  Hafs,  welchen  sie  bis  an  das  Ende  ihres 
Lebens  gegen  Alyy  und  seine  Familie  hegte  und  welcher  schwere- 
res Unheil  über  die  Muslime  brachte,  als  Frim  Brunhild's  Zorn  gegen 
Siegfried  über  die  Nibelungen,   erklären. 

Entlassen  konnte  sie  Mohammad  auf  den  Verdacht  hin  oder 
auch  ohne  Ursache,  wenn  aber  ihre  Schuld  bewiesen  worden  wäre, 
hätte  sie  gesteiniget  werden  müssen.  Obschon  der  Prophet  an  dem 
ehebrecherischen  Judenpaar,  wie  auch  an  Ma  iz  und  einer  Gbamiditin 
das  Todesurtheil  ohne  Barmherzigkeit  hatte  vollziehen  lassen  '),  so 


dieser  Tradition  kenne  ich  deren  vier  (aul'scr  der  des  Ibn  Isliäk ,  Wäkidy  und 
Bochüry  :iueh  die  des  Moslini  Bd.  2,  S.  G31)  und  gerade  in  der  fragliehen  Stelle 
unterscheiden  sie  sich  so  wesentlich  von  einander,  dals  der  einzige  Schlnfs,  wel- 
chen man  daraus  zidien  darf,  der  ist:  der  Redakteur  der  Tradition  habe  geglaubt, 
dafs  Mohammad  die  Oftenbarungen  unter  Anfiillen  irgend  einer  Art  erhielt,  und 
diesen  Umstand  hat  er  benutzt,  um  seiner  Erzählung  mehr  Leben  zu  geben. 
Die  mehr  oder  weniger  ausführliclie  Besehreibung  der  Anfälle  ist  das  Werk  der 
Ueberlieferer  nach  ihm. 

')  Diese  zwei  bekannten  iiir  Vergehen  selbst  und  der  Prophet  hätte  es  genie 
gesehen,  wenn  sie  entgangen  wären.  Sie  wollten  aber  „gereinigt"  sein.  Mä'iz 
verlor  ilen  Muth,  als  Steine  auf  ihn  geworfen  wurden,  und  wollte  entlaufen. 
Ein  Moslim  schlug  ihn  mit  dem  Knochen  eines  Kameeis  nieder  und  die  Steini- 
gung wurde  vollzogen.  Der  Ghämidilin  wurde  Frist  gewährt,  die  Frucht  ihrer 
Liebe  zu  gebären  und  zu  stillen.  Als  sie  ihre  Pflidit  am  Kinde  gethan  Iiatte, 
gab  sie  ihm  ein  Stück  Brod  in  die  Hand,  um  zu  zeigen,  dafs  es  essen  kann, 
und  brachte  es  zu  Mohammad.  Er  gab  das  Kind  einem  Moslimen  und  befahl, 
sie  bis  an  die  Brust  einzugraben ;  dann  schlug  ihr  Chälid  mit  einem  Stein  an 
den   Kopf  iiud  dieses  war  das  Signal,  sie  zu  steinigen.  —  ISlisclikät  S.  308. 


67 

änderte  er  jetzt  das  Gesetz,  auffalJeiid  aus  Rücksicht  ffir  'Ayiscba 
und  ilire  Eltern,  dahin  ab,  dafs  der  Verführer  und  die  Verführte  mit 
hundert  Peitschenhieben  bestraft  werden  sollen  und  nach  verbüfster 
Strafe  sich  nur  an  Ehebrecher  und  Ungläubige  verheiratheii  dürfen 
(Kor.  24,  2).  Nach  überstandener  Strafe  hätte  also  'Ayischa  Qaf- 
wän's  Frau  werden  können.  Es  ist  merkwürdig,  dafs  Mohammad 
zur  Ehrenrettung  seiner  Geliebten  betheuert,  ^afwiin  habe  die  'Ayi- 
scha nie  in  ihrem  Hause  besucht,  ausgenommen  in  seinem  Beisein. 
Es  seheinen  also  wirklich  Besuche  und  Unterhandlungen  stattgefun- 
den zu  haben.  Der  Zeitraum  v-on  drei  Wochen  mochte  den  Zorn 
des  Proplieten  abgekühlt  und  ihn  zur  Ueberzeugung  gebracht  haben, 
dafs  er  ohne  seine  jugendliche  Gefährtin,  gegen  die  er  viel  mehr  die 
nachsichtige  Liebe  eines  Vaters,  als  die  Eifersucht  eines  Gatten  fühlte, 
nicht  leben  könne.  Er  liefs  sich  also  offenbaren  (Kor.  24,  4),  dafs 
wer  eine  keusche  Frau  eines  Vergehens  beschuldigt,  müsse  vier  Zeu- 
gen bringen,  welche,  wie  das  Gesetz  näher  bestimmt,  den  Akt  mit 
Augen  gesehen  haben;  gelingt  es  ihm  nicht,  diesen  Beweis  zu  füh- 
ren, so  wird  der  Verläumder  zu  achtzig  Peitschenhieben  verdammt. 
Mistah  und  Hamna,  die  Tochter  des  Gahsch,  zwei  der  Hauptanklä- 
ger, liefsen  sich  auch  wirklich  diese  Strafe  gefallen ,  weil  sie  auf- 
richtige Moslime  waren  '). 

Allein  der  böse  Leumund  wurde  dadurch  nicht  zum  Schweigen 
gebracht.  Die  „Heuchler'"  sprachen  nur  noch  schlimmer  von  'Ayi- 
scha. Unter  ihren  Verläumdern  war  Ibn  Obayy  am  thätigsten.  Mo- 
hammad versuchte  es  daher,  ihn  durch  einen  Staatsstreich  aus  dem 
"Wege  zu  räumen,  um  die  Uebrigen,  welche  das  neue  Dogma,  dafs 
'Ayischa  unschuldig  sein  müsse,  nicht  anerkennen  wollten,  zu  intimi- 
diren.  Zu  diesem  Zwecke  begab  er  sich  zu  Sa'd  b.  "Obäda,  wel- 
cher unter  den  aufrichtigen  Moslimen  den  gröfsten  Einflufs  auf  die 
Chazragiten  hatte,  nahm  ihn  bei  der  Hand,  führte  ihn  nebst  einigen 
anderen  angesehenen  Männern  in  das  Haus  des  orthodoxen  Führers 
der  Awsiten,  Sa'd  b.  Mo'ädz;  dieser  bewirthete  sie  und  Mohammad 
bestrebte  sich,  diese  zwei  Männer  von  der  Unschuld  seiner  Frau  zu 
überzeugen  und  das  gute  Einverständnifs  zwischen  ihnen  zu  befesti- 
gen. Einige  Tage  später  führte  er  den  letzteren  in  derselben  Ab- 
sicht in  das  Haus  des  ersteren.  Nach  diesen  Vorbereitungen  bestieg 
er  am  folgenden  Morgen  die  Kanzel  und  rief:  Wer  will  mich  ge- 
gen die  Folgen  schützen ,  wenn  ich  mich  an  einem ,  der  mich  ver- 
unglimpft hat,  räche?  Ich!  antwortete  Sa'd  b.  Mo'ädz,  wenn  es  ein 
Awsite  ist,  schlage  ich  ihm  den  Kopf  ab,   gehört  er  aber  zu   unse- 

')  Ibn  Ishäk  sagt,  aucli  (Ipf  Dichter  Hassan  sei  gcgcifsclt  worden,  Andere 
bezweifehi  es. 

5* 


68 

ren  Brüdern,  den  Chazragiten,  so  unternelimen  wir  gegen  ihn,  was 
du  uns  befehlen  magst.  Es  war  klar,  dafs  Mohammad  den  einflufs- 
reicben  'Abd  AUab  b.  Obayy  meinte,  und  deswegen  erwidert  der 
Chef  der  Chazragiten:  Es  ist  dir  nicht  ernst,  Sa'd,  und  wenn  es 
ein  Awsite  ist,  so  bist  du  weder  im  Stande,  noch  willens,  ihn  zu 
tödten.  Es  kam  in  der  Moschee  zu  heftigen  Auftritten  zw^ischen 
den  beiden  Stämmen,  während  welcher  Mohammad  schwieg.  Der 
Mordversuch  des  erbärmlichen  Theokraten  mifslang;  die  Chazragiten 
mit  dem  sonst  so  ergebenen  Sa  d  b.  Obäda  an  der  Spitze  traten  so 
energisch  auf,  dafs  es  Niemand  wagte,  den  Ibn  Obayy  zu  tödten. 

Es  war  eine  andere  für  uns  w^ichtige  Persönlichkeit,  der  Poet 
Hassan,  in  dieser  Sache  betheiligt.  Wenn  auch  die  Talente  dieses 
Mannes,  nach  seinen  Poesien  zu  urtheilen,  sehr  untergeordnet  wa- 
ren, so  übertraf  er  doch  alle  Dichter  von  Madyna.  Er  war  cha- 
rakterlos und  feig,  und  statt  in  den  Krieg  zu  ziehen,  blieb  er  im- 
mer bei  den  Weibern  zu  Hause,  selbst  als  seine  Vaterstadt  belagert 
wurde.  Aber  er  hatte  ein  böses  Maul ,  und  wie  arabische  Kritiker 
sagen,  war  kein  Poet  tapferer  in  seinen  Gedichten  als  er.  Sein 
Aeufseres  war  phantastisch:  die  Haupthaare  waren  vorwärts  ge- 
kämmt und  hingen  zwischen  den  Augen  herunter.  Den  Backenbart 
liefs  er  schwarz,  aber  den  Knebel-  und  Schnurbart  färbte  er  mit 
Henna  roth.  Man  fragte  ihn,  warum  er  sich  so  verunstalte?  Er 
antwortete:  damit  ich  wie  ein  Löwe  mit  blutiger  Schnauze  aussehe. 

Wenn  es  wahr  ist,  dafs  er  gegeifselt  wurde,  so  war  seine  Galle 
gewifs  aufgerüttelt,  und  das  Mifslingen  der  Mordpläne  des  Prophe- 
ten gegen  Ibn  Obayy  gab  ihn)  den  Muth,  ihr  in  einigen  Versen  ge- 
gen die  Stämme,  denen  Mohammad  angehört,  Luft  zu  machen.  Sein 
Spottgedicht  wurde  dem  Propheten  überbracht  und  er  fragte:  Wer 
will  mir  den  Hassan  aus  dem  Wege  räumen?  Der  beleidigte  Caf- 
wan  erbot  sich  zu  dem  blutigen  Geschäft  und  ging  zu  diesem  Zwecke 
in  die  Burg  Foray',  wo  sich  Hassan  aufhielt.  Dieser  ergriff  die 
Flucht,  als  Cafwan  sich  ihm  mit  gezücktem  Schwerte  nahte;  es 
wurde  ihm  jedoch  die  eine  Wade  gespalten.  Die  Familie,  welcher 
der  Dichter  angehörte,  die  Manu  Harith  b.  Chazrag,  ergriffen  den 
Thäter  und  hielten  ihn  einige  Zeit  gefangen.  Sa'd  b. 'Obäda  und 
seine  Verwandten  mischten  sich  in  diese  Angelegenheit  und  es  ge- 
lang ihrem  Zureden  oder  der  Gewalt,  die  Banu  Harith  zu  bewegen, 
den  Cafwän  loszulassen.  Sa'd  kleidete  ihn  und  brachte  ihn  zum 
Propheten.  Als  dieser  ihn  erblickte,  rief  er  ihm  entgegen:  Möge 
Gott  Den  kleiden,  der  Dich  gekleidet  hat  ').     Auch  Hassan  wollte 


')    In  Wäkidy,  Ms.  Brit.  Mus.  20737  fo).  105,  ist  eine  andere  Version  der 
Gcächiclite.      f^afwän    verwundet    den    Dichter    ohne    Vorwissen    des   Mohammad, 


69 

sich  zum  Propheten  bogeben.  Seine  Verwandten  trugen  ilin  zwei 
Mal  hin ,  er  wurde  aber  nicht  vorgehissen.  Er  hängte  den  anstöfsi- 
gen  Versen  andere  an,  in  denen  er  verspricht,  Salyren  gegen  die 
Korayschiten  zu  dichten  bis  sie  die  Lät  und  'Ozza  verlassen  und 
an  Mohammad  glauben  würden.  Er  liefs  sich  zum  dritten  Male 
zu  Mohammad  tragen  und  sprach:   (Verse) 

„Ich  habe  Satyren  gegen  Mohammad  gedichtet,  aber  ich  habe 
ihn  auch  gegen  Angriffe  vertheidiget.  Gott  wird  mich  dafür  belohnen. 

Mein  Vater,  meine  Ahnen  und  meine  Ehre  sollen  der  Schild 
Sein  für  die  Ehre  des  Mohammad  gegen  seine  Feinde." 

Er  fand  nun  Gehör  und  Genugthuung  und  erhielt  als  Entschä- 
digung für  seine  Wunde  ein  Gut  von  Mohammad,  welches  ihm  spä- 
ter Mo'äwiya  um  einen  enormen  Preis  abkaufte,  um  das  Kayr  al- 
därayn  (das  Schlofs  mit  den  zwei  Höfen,  nämlich  einen  für  die  Män- 
ner und  einen  für  die  trauen)  darauf  zu  errichten.  Hassan,  wel- 
cher schon  vor  diesem  Vorfall  Lobgedichte  auf  Mohammad  verfafst 
hatte,  machte  nun  Carriere,  wurde  zum  „Dichter  Gottes  und  des 
Propheten",  pries  die  hervorragenden  Persönlichkeiten  und  verspot- 
tete die  Feinde  des  Islam.  Er  erhielt  dafür  manche  werthvoUe  Ge- 
schenke. Als  der  Vicekönig  von  Egypten  dem  Propheten  zwei  kop- 
tische Concubinen  sandte,  behielt  dieser  die  eine  für  sich  selbst,  die 
andere,  Sirene,  aber  gab  er  dem  Dichter.  Auch  auf  Ayisciia  vei-- 
verfafste  dieser  ein  Lobgedicht.  Er  erreichte  seinen  Zweck.  'Ayischa 
vergab  ihm  und  sprach  später  nur  Gutes  von  ihm.  Ich  theile  noch 
einige  Anekdoten  über  Hassan  aus  dem  Kitab  alaghäny,  Bd.  1, 
fol.  201  ff.,  mit: 

Drei  Korayschiten,  'Abd  Allah  b.  Zibary,  Abu  Sofyän  b.  al- 
Härith  b,  'Abd  al-Mottalib  und  'Amr  b.  al- A9,  pflegten  auf  den 
Propheten  Satyren  zu  dichten.  Jemand  sagte  zu  'Alyy  b.  Aby  Tä- 
lib:  Mache  Spottgedichte  gegen  das  Volk,  das  uns  verspottet.  Alyy 
antwortete:  Ich  will  es  thun,  wenn  mir  der  Prophet  die  Erlaubnifs 
dazu  giebt.  Als  aber  der  Prophet  um  seine  Einwilligung  gefragt 
wurde,  sagte  er:  Al}^  ist  nicht  der  Mann  dazu!  Dann  wandte  er 
sich  zu  den  An^ärern  und  sprach:  Warum  solltet  ihr,  die  ihr  uns  mit 
euren  Waffen  helfet,  nicht  auch  mit  euren  Zungen  Beistand  leisten? 
Hassün  trat  hervor  und  bot  ihm  an,  die  Aufgabe  zu  übernehmen. 
Der  Prophet  berührte  die  Spitze  seiner  Zunge  und  sprach:  Bei  Gott, 
keine  Zunge  zwischen  Bo^rä  und  Qan'a  macht  mir  mehr  Freude  als 


wird  ergriffen  und  gebunden  und  zu  diesem  geführt.  Der  Prophet  befiehlt,  dafs 
er  eingekerkert  und  im  Falle,  dafs  Hassan  sterben  sollte,  hingerichtet  werde. 
Hassan  und  seine  Verwandten  werden  von  Sa'd  beschwichtiget.  Cafwän  erhält 
seine  Freiheit  und  ein  Ehrenkleid.  Mohammad  ist  höchlich  erfreut  darüber,  ent- 
schädigt aber  auch  den   Dichter. 


70 

diese.  Aber  wie  wirst  da  die  Korayschiten  verächtlich  machen  kön- 
nen, da  ich  doch  einer  von  ihnen  bin?  Hassiin  erwiderte:  Ich  nehme 
dich  aus  ihnen  heraus,  wie  man  ein  Haar  aus  dem  Teig  herau&- 
klaubt.  Drei  An^ärer  machten  Spottgedichte  auf  die  Korayschiten, 
Hassan,  Ka'b  b.  Miilik  und  'Abd  Allah  b.  Rawaha.  Die  zwei  ersten 
griffen  sie  auf  demselben  Boden  an,  auf  dem  sie  die  An^ärer  angrif- 
fen; sie  sprachen  von  ihren  Schlachten  und  Niederlagen,  und  be- 
schimpften sie.  Abd  Allah  b.  Rawaha  aber  warf  ihnen  ihren  Un- 
glauben vor.  So  lange  sie  Heiden  waren,  schmerzten  sie  am  meisten 
die  Angriffe  des  Hassan  und  Ka'b,  als  sie  sich  aber  bekehrt  hatten, 
die  des  'Abd  Allah. 

Der  Prophet  hatte  eine  so  grofse  Bewunderung  für  die  poeti- 
schen Schöpfungen  des  Hassan,  dafs  er  erklärte,  er  sei  mit  dem 
heiligen  Geiste  erfüllt.  Um  ihn  in  den  Stand  zu  setzen,  seine  An- 
griffe recht  persönlich  zu  machen,  befahl  er  dem  Abu  Bakr,  den 
Hassitn  mit  den  Familienverhältnissen  der  Makkaner  bekannt  zu  ma- 
chen, und  wohl  auch  eine  gelinde  Censur  zu  üben.  Wenn  den  Ko- 
rayschiten eine  beifsende  Satyre  zu  Ohren  kam,  sagten  sie:  dahatte 
wieder  Abu  Bakr  seine  Hand  im  Spiele.  Einst  machte  Mohammad 
eine  Reise  und  bat  den  Dichter,  ihn  zu  begleiten  und  ihm  seine 
Poesien  vorzutragen.  Der  Prophet  hörte  ihm  die  ganze  Nacht  mit 
der  gröfsten  Aufmerksamkeit  zu  und  sagte,  als  Hassan  seinen  Vor- 
trag vollendet  hatte:  Sie  sind  schmerzlicher  für  unsere  Feinde  als 
Pfeile.  Seiner  heftigen  Angriffe  wegen  und  weil  er  es  auch  mit  dem 
Propheten  nicht  immer  ganz  redlich  meinte,  nannten  ihn  einige  Gläu- 
bige nach  dem  Tode  seines  Beschützers  „den  Verfluchten*^.  Die 
Moslime  sind  sonst  mit  solchen  Ausdrücken  nicht  so  verschwende- 
risch als  wir. 

Als  Makka  erobert  war  und  die  Einwohner  sich  bekehrten, 
hatten  die  gegen  sie  gerichteten  Spottgedichte  ihr  Wirkung  ge- 
than.  Der  Chalyfe  'Omar  verbot  daher,  sie  zu  recitiren;  denn, 
sagte  er,  sie  können  jetzt  nur  noch  dazu  dienen,  die  alten  Feind- 
seligkeiten, welche  der  Islam  ausgeglichen  hat,  am  Leben  zu  er- 
halten. Einige  Zeit  nach  diesem  Verbote  kamen  der  Sahmite  'Abd 
Allah  b.  Zib'ary  und  der  Fihrite  Dhirar  auf  Besuch  zu  ihrem  Freunde 
Abu  Ahmad  b.  Galisih  nach  Madyna.  Sie  baten  diesen,  den  Hassan 
einzuladen,  um,  da  sie  jetzt  ausgesöhnt  waren,  dessen  Gedichte  aus 
seinem  eigenen  Munde  zu  hören  und  auch  ihm  die  ihrigen  vorzu- 
deklaniiren.  Der  Dichter  freute  sich,  die  nähere  Bekanntschaft  sei- 
ner früheren  Gegner  zu  machen  und  fragte  sie,  ob  sie  den  dichte- 
risclien  Kampf  eröffnen  wollten.  Sie  waren  damit  zufrieden  und 
recitirten  alle  Spottgedichte,  die  sie  gegen  ihn  verfafst  hatten.  Has- 
san platzte  fast  vor  Aerger,    als  er  all  den  Schimpf  vernahm,   und 


71 

selinte  sicli  nach  diTii  Augenblick,  wo  si«  ihre  Deklamation  vollen- 
det hätten  und  er  seine  Gedichte  recitiren  konnte.  Aber  als  sie 
fertig  waren,  schwangen  sie  sich,  ohne  ihn  zum  Worte  kommen  zu 
lassen,  auf  ihre  Kameele  und  eilten  gegen  Makka  zu.  Hassan  be- 
gab sich  nun  zum  Chalyfen  und  erzählte  ihm,  dafs  sein  Befehl  auf 
eine  solche  hinterlistige  Weise  übertreten  worden  sei. 

Dliirar  sah  die  Folgen  seines  Scherzes  voraus,  und  als  sie  in 
Rawhii,  40  arab.  Meilen  von  Madyna,  angekommen  waren,  sagte  er 
zu  seinem  Gefährten:  Du  wirst  sehen,  Hassan  wird  khig(Mi  und 
Omar  wird  uns  zur  Rechenschaft  ziehen ;  es  ist  daher  besser,  wir 
bleiben  hier  und  warten  den  Verlauf  der  Sache  ab.  Er  hatte  kaum 
ausgesprochen,  als  schon  ein  Bote  von  Omar  ankam  und  sie  nach 
Madyna  zurückzukehren  auftorderte.  Als  sie  zum  Chalyfen  kamen, 
wurde  auch  Hassan  gerufen.  Es  war  eine  grofse  Anzahl  von  Men- 
schen zugegen  und  Omar  befahl  dem  Hassan,  seine  Satyrcn  gegen 
die  zwei  Dichter  vorzutragen.  Als  dieser  fertig  war,  sagte  'Omar 
zu  den  beiden  Dichtern:  Ihr  könnt  jetzt  hier  bleiben  oder  nach 
Makka  zurückkehren.  Dem  Hassan  ist  Genugthuung  zu  Tlieil  ge- 
worden, denn  er  hat  den  Vortheil  gehabt,  seine  Gedichte  öffentlich 
vorzutragen,  während  ihr  die  eurigen  in  einer  Privat -Gesellschaft 
deklamirt  habt.  Dann  wendete  er  sich  zu  den  anwesenden  An^ärern 
und  fuhr  fort:  Ich  habe  euch  verboten  Verse  im  Gedächtnisse  zu 
erhalten,  welche  an  die  alten  Feindschaften  zwischen  den  Moslimen 
und  den  Heiden  erinnern.  Wenn  sich  aber  die  Gegenpartei  in  diese 
Verordnung  nicht  fügt,  so  müfst  ihr  eure  Gedichte  aufschreiben,  sie 
auswendig  lernen  und  in  einen  Dywän  sammeln. 

Um  die  Tochter  seines  treuesten  Freundes  und  besten  Rathge- 
bers,  ohne  sich  der  öffentlichen  Verachtung  preis  zu  geben ,  wieder 
zu  sich  nehmen  zu  können,  bestimmt  Mohammad  im  Koran  24,6, 
dafs  auch  der  Gatte  keinen  Verdacht  gegen  die  Keuschheit  seiner 
Frau  hegen  dürfe,  wenn  er  nicht  vier  Zeugen  hat.  Selbst  wenn  er 
sie  flagrante  delicto  ertappt,  hat  er  fünf  Eide  abzulegen,  welche  aber 
durch  fünf  Eide  der  Frau  entkräftet  werden  können.  Endlich  ver- 
öffentlichte er  folgende  wohlüberdachte  und  unpoetische  Offenbarung, 
in  der  Absicht,  die  Gemüther  wieder  zur  Ruhe  zu  bringen: 

K.  24,  11.  Diejenigen  von  euch,  welche  die  VerläumJung  ver- 
breiteten, sind  nicht  zahlreich,  etwa  zwei  oder  drei  Dutzend.  Glau- 
bet nicht,  dafs  sie  euch  schadet,  sie  ist  vielmehr  zu  eurem  Besten. 
Jeder  Verläumder  wird  den  Lohn  seines  Vergehens  ernten.  Den  am 
meisten  Gravirten  (Hassan)  erwartet  eine  grofse  Strafe  'j. 


')    lui  Original    stellt  ki'iii  Vcrbuni.      Weil    die    Meisten    eine  Verdamnuiug 
zur  Hölle   darunter  verstanden  haben  und  Hassan  als  Moslini  starb ,    so  glauben 


72 

vj.  Warum  habt  ihr,  gläubige  Männer  und  Frauen,  als  ihr  die 
Geschichte  hörtet,  nicht  gut  von  eurem  Nächsten  gedacht  und  ge- 
sagt:  Dies  ist  eine  offenbare  Verläumdung? 

13.  Warum  haben  die  Ankläger  nicht  vier  Zeugen  gebracht 
[um  den  Ehebruch  zu  beweisen];  da  sie  keine  Zeugen  haben,  so 
wisset,  dafs  sie  vor  Gott  als  Lügner  angesehen  werden. 

14.  Ruhte  nicht  die  Gnade  und  Barmherzigkkeit  Gottes  in  die- 
ser und  in  jener  Welt  auf  euch,  so  würde  euch  dieses  eures  Ge- 
schwätzes wegen ,  indem  ihr  die  Verläumdung  mit  euren  Zungen 
verbreitetet,  eine  grofse  Strafe  befallen  haben.  Ihr  sprechet  ja  mit 
eurem  Mund  über  Dinge,  wovon  ihr  nichts  wifst,  und  nehmet  die 
Sache  leicht,  die  doch  vor  Gott  von  grofsem  Gewichte  ist. 

15.  Warum  habt  ihr  nicht,  als  ihr  die  Geschichte  hörtet,  ge- 
sagt: Es  schickt  sich  nicht,  dafs  wir  uns  darüber  aussprechen.  Got- 
tes Glorie!  dies  ist  eine  ernste  Verdächtigung. 

IG.  Gott  warnt  euch,  nie  wieder  solches  zu  thun ,  wenn  ihr 
Gläubige  seid, 

17.  und  Gott  erklärt  euch  die  Zeichen,  denn  Gott  ist  wissend 
und  weise. 

18.  Wahrlich,  Diejenigen,  welche  sich  freuen,  wenn  sich  über 
die  Gläubigen  schmähliche  Gerüchte  verbreiten,  erwartet  eine  pein- 
liche Strafe 

19.  in  dieser  und  in  der  anderen  Welt.  Gott  ist  wissend,  ihr 
aber  nicht. 

20.  Ruhte  nicht  Gottes  Gnade  und  Barmherzigkeit  auf  euch, 
dann  —  —     Aber  Gott  ist  milde  und  barmherzig. 

21.  O  Gläubige,  folget  nicht  der  Fufsspur  des  Satans.  Wer 
der  Fufsspur  des  Satans  folget,  wisse,  dafs  er  das  Schändliche  und 
Unerlaubte  gebietet;  und  ruhte  nicht  Gottes  Gnade  und  Barmherzig- 
keit auf  euch,  so  würde  nie  Jemand  unter  euch  rein  bleiben.  Aber 
Gott  erhält  rein,  wen  er  will,  denn  er  hört  und  weifs  Alles. 

22.  Wahrlich,  Diejenigen,  welche  keusche,  arglose,  gläubige 
Frauen  verläumden,  werden  in  diesem  und  in  jenem  Leben  verflucht 
und   es  trifft  sie  eine  grofse  Strafe. 

Dafs  'Ayischa  des  Ehebruches  schuldig  war,  läfst  sich  nicht 
beweisen.      Aber   eine  Frau   von   fünfzehn   Jahren,   eine  Orientalin, 


sie,  dafs  sich  diese  Worte  auf 'Abd  Allah  b.  Obayy  bezielien.  Allein  Masruk 
sprach  über  diesen  Gegenstand  mit 'Äyischa  und  sie  verstand  eine  zeitliche  Strafe 
darunter.  Sic  sagte:  „Ist  das  Erblinden  nicht  eine  grofse  Strafe?"  Wenn  diese 
Inspiration  vor  die  Aussöhnung  des  Moljanimad  mit  Hassan  fällt,  so  kann  er 
die  Hölle  oder  seine  Älordpliine  gegen  Hassan  gemeint  haben.  Ist  der  Vers  spä- 
ter geoffenbart  worden,  so  kann  er  bedeuten:  er  verdiente  eine  grofse  Strafe,  und 
eiue  Rechtfertigung  des  ^afwän  enthalten. 


73 

ohne  Bildung  und  voll  Uebermutb,  und  schon  seit  sechs  Jahren  das 
Spielzeug  eines  sechszigjährigen  Wüstlings ,  befindet  sich  allein  mit 
einem  jungen  Manne,  und  der  junge  Mann  befindet  sich  allein  mit 
einem  schönen  Weibe!  Uns  liegt  übrigens  nicht  so  viel  an  der 
Treue  der  'Ayischa  als  an  der  Ueberzeugung  des  Mohammad.  Aus 
dem  Koran  scheint  deutlich  hervorzugehen,  dafs  sie  in  seinen  Aussen 
und  noch  mehr  in  den  Augen  des  Publikums,  wenn  nicht  schuldig, 
doch  höchst  verdächtig  war,  und  dafs  er  in  seiner  häuslichen  Ka- 
lamität zu  Offenbarungen  seine  Zuflucht  nahm.  Diese  Frivolität  ist 
verdammenswerth. 

Einige  Zeit  nach  diesem  Abenteuer  begleitete  sie  den  Prophe- 
ten wieder  auf  einen  Feldzug.  Sie  hatte  den  nicht  sehr  glücklichen 
Einfall  noch  einmal  ihr  Halsband  zu  verlieren.  Diesmal  machte  sie 
aber  Lärm  und  die  Gläubigen  gingen  es  suchen.  Es  kostete  ihnen  so 
viel  Zeit,  dafs  sie  das  Gebet  weit  vom  Lager  entfernt,  an  einem 
Platze  ohne  Wasser  verrichten  mufsten.  Da  sie  die  vorgeschriebe- 
nen Ablutionen  unterlassen  hatten,  trugen  sie  den  Vorfall  dem  Pro- 
pheten vor.  Er  erhielt  darauf  eine  Offenbarung,  in  welcher  vorge- 
schrieben wird ,  dafs  in  Ermangelung  des  Wassers  das  Reiben  des 
Gesichtes  und  der  Arme  mit  feinem  Sande  als  Ersatz  für  die  Ab- 
lution  gelte  '). 

Nach  dem  Tode  des  Propheten  war  'Aj-ischa  die  geheiligtste  Per- 
son im  ganzen  Islam  und  es  gab  keine  Staatsintrigue ,  in  der  sie 
nicht  die  Hauptrolle  übernahm,  noch  einen  Parteikampf,  den  sie 
nicht  schürte.  Sie  überlebte  den  Propheten  um  47  Jahre  und  ätarb 
67  Jahre  alt  zu  Madyna  am  13.  Juli  678.  Sie  konnte  lesen,  besafs 
ein  Korcinexem[  lar,  hatte  gröfsere  Kenntnisse  in  der  Theologie,  wie 
auch  in  der  Genealogie,  und  in  Sagen  und  Gedichten  der  Araber, 
als  alle  anderen  Wittwen  des  Mohammad  zusammen.  Ja,  sie  soll 
Gedichte,  besonders  des  Labyd,  von  hundert  und  zweihundert  Ver- 
sen auswendig  gewufst  haben.  Sie  hat  viele  Aussprüche  des  Pro- 
pheten und  Nachrichten  über  sein  Leben  überliefert,  und  die  mei- 
sten tragen  das  Gepräge  der  Authenticität.  Schon  während  der  Re- 
gierung ihres  Vaters  Abu  Bakr  und  noch  mehr  in  späterer  Zeit  galt 
sie  als  die  höchste  Instanz  in  religiösen  und  juristischen  Fragen. 

Das  Ansehen,  welches  sie  genofs,  verdankt  sie  übrigens  nicht 
ihren  Talenten  allein.  Sie  wurde  von  der  politischen  Partei  ihres 
Vaters  als  ein  Talisman  gegen  die  'Aliten  benutzt.  Diese  stellten 
ihr  eine  andere  Wittwe  des  Propheten,  die  0mm  Salama,  entgegen. 
'Alyy  ernannte  ihren  Sohn  'Omar  zum  Gouverneur  von  Bahrayn 
und  später  von  Masabdzän,  und  sie  stand  unter  dessen  Schutz.   Aber 


')    Bochdrj-  S.  532.     Ibn  Sad  fol.  85. 


74 

sie  besafs  weder  den  Geist  der  Intrigue  ihrer  Gegnerin,  noch  war 
'Alyy  und  seine  Partei  so  frei  von  Skrupehi,  wie  ihre  Feinde,  und 
der  Versuch,  ein  Gegengewicht  gegen  den  Einflufs  der  "Ayischa  zu 
finden,  mifslang  vollstcändig.  Als  die  'Abbäsiden  vereint  mit  den 
'Aliten  gegen  die  Oniayyiden  zu  intriguiren  anfingen,  war 'Ayischa 
schon  lange  todt,  und  nun  erfand  man  eine  Anzahl  Traditionen  zu 
Gunsten  der  Chadyga,  und  sie  mufste  die  Verehrung,  welche  etwa 
noch  für  'Ayischa  unter  den  Moslimen  fortlebte,  mit  der  Mutter  der 
Nachkommen  des  Alyy  theilen.  Einige  von  diesen  Traditionen  wur- 
den klüglich  der  'Ayischa  in  den  Mund  gelegt. 

4.  Zaynab  bint  Chozayma ,  die  Hilälerin ,  aus  einem  der  Ha- 
wäzinstämnic,  war  zuerst  die  Erau  des  Tofayl  b.  Härith,  er  entliefs 
sie  und  es  vermählte  sich  sein  Bruder  'Obayda  mit  ihr.  Nachdem 
dieser  bei  Badr  gefallen  war,  nahm  sie  im  Raniadhfm  A.  H.  3  (Febr. 
(i25)  der  Prophet  und  gab  ihr  ein  Heirathsgut  von  zwölf  und  einer 
halben  Unze  Goldes  ').  Achtzehn  Monate  darauf  wurde  sie  ihm 
durch  den  Tod  entrissen  in  einem  Alter  von  30  Jahren.  Anderen 
Nachrichten  zufolge  war  'Abd  Alh.ih  b.  Gahsch,  welcher  bei  'Ohod 
fiel,  der  Vorgänger  des  Mohammad,  und  sie  starb  schon  zwei  Mo- 
nate nach  der  Heirath. 

5.  IIaf(,^-a,  eine  Tochter  des  'Omar.  Sie  wurde  im  Jahre  ü07 
oder  G05  geboren  und  war  zuerst  an  Chonays  b.  Hodzäfa  verlieira- 
thet.  Er  starb  an  den  bei  Badr  oder  Ohod  erhaltenen  Wunden,  und 
nun  trug  Omar  ihre  Hand  nach  einander  dem  Abu  Bakr  und  dem 
'Othmän  (welcher  soeben  die  Rokayya  verloren  hatte)  an;  aber 
keiner  wollte  sie  haben.  Dann  ging  er  zum  Propheten,  welcher 
sogleich  auf  den  Vorschlag  einging.  Die  Heirath  fällt  in  Januar 
025,  so  dafs  sie  höchstens  zwanzig  Jahre  alt  war.  Mohammad 
wollte  sie  später  entlassen,  aber  dem  'Omar  zu  Liebe  behielt  er 
sie.     Sie  starb  A.  H.  4ö  oder  41  (A.D.Oct.  065  oder  001). 

6.  0mm  Salama  aus  der  Familie  Machzüm.  Die  Biographie 
ihres  Mannes  wird  Bd.  I.  S.  433  und  ihre  Reise  nach  Madyna  Bd.  IL 
S.  536  beschrieben.  Weil  der  Harem  des  Mohammad  so  reichlich 
besetzt  war,  weigerte  sie  sieh,  seine  Frau  zu  werden  und  gab  als 
Grund  an,  dafs  sie  zu  alt  sei,  viele  Kinder  habe  *)  und  an  Eifer- 
sucht leide.  Sie  war  sehr  schön  und  er  war  daher  entschlossen, 
sie  zu  bestitzen.  Darum  antwortete  er  ihr:  Ich  bin  viel  bejahrter 
als  du,  will  für  deine  Kinder  sorgen  und  Gott  bitten,  dafs  er  dich 


')  Zuliry  erwäliiit  nicht  das  O.ituiii  (K-r  lloiriilli,  in-init  abiT  ilircu  Namen 
nach  Zaynab  bint  Gahsch  und  vor  l-JayhAna.  Va-  scheint,  also  der  Ansicht  ge- 
wesen zu  sein,   dafs  die  Heirath  iin  Jahre   ü27   stattgefunden  haben. 

^)      Omar,   Salama  und  zwei   Miidchcn :   Zaynab   und   ISarra. 


75 

von  der  Eifersucht  befreie.  Nach  anderen  Nachrichten  betete  sclion 
ihr  erster  Mann  auf  dem  Todtenbette,  dafs  sein  Nachfolger  zu  ei- 
nem noch  höheren  Platze  im  Paradiese  bestimmt  sein  solle,  als  er 
selbst,  und  sie  wiederholte  dieses  Gebet  nach  seinem  Tode  mit 
solcher  Inbrunst,  dafs  Gott  das  Herz  des  Propheten  mit  Liebe  für 
sie  entflammte.  Nach  der  Hochzeit,  welche  im  März  626  gefeiert 
wurde,  Hefs  er  ihr  die  Wahl,  ob  er  drei  Tage  bei  ihr  wohnen,  dann 
der  Ordnung  gemärs  die  übrigen  Frauen  besuchen  soll  und  nachher 
wieder  zu  ihr  zurückkommen,  oder  ob  er  sich  sieben  Tage  bei  ihr 
aufhalten  soll;  in  diesem  Falle,  fügte  er  hinzu,  bleibe  ich  auch  bei 
deinen  Genossinnen  je  sieben  Tage.  Sie  wählte  das  erstere,  und 
es  wurde  daher  zur  Regel  für  die  Rechtgläubigen,  einer  neuen  Frau 
drei  Tage  zu  schenken.  Nach  einer  Tradition  erhielt  sie  als  Braut- 
geschenk eine  Handmühle,  einen  hölzernen  Napf,  ein  Bett  und  an- 
deres Geräth:  alles  zusammen  im  Werthe  von  40  Dirhemen.  Nach 
anderen  Nachrichten  war  Mohammad  viel  splendider  gegen  seine 
Frauen.  Ich  habe,  sagte  er  zu  0mm  Salaraa,  an  den  König  von 
Abessynien  ein  Geschenk,  bestehend  aus  mehreren  Unzen  Moschus 
und  einem  schönen  Unter-  und  Oberkleide,  geschickt.  Ich  bin  aber 
überzeugt,  dafs  er  schon  todt  ist.  Wenn  die  Geschenke  zurückkom- 
men, sollst  du  sie  haben.  Sie  kamen  auch  wirklich  zurück  und  er 
gab  jeder  seiner  Frauen  eine  Unze  Moschus  und  den  Rest  nebst  dem 
Kleide  der  0mm  Salama.  Sie  starb  im  Dzü-lkada  A.  H.  5'J  oder 
62,  84  Jahre  alt. 

7.  Gowayriya.  Im  Feldzuge  gegen  Moraysy'  (Januar  626)  He- 
len mehrere  Frauen  des  Mo(,"talikstammes  in  die  Gefangenschaft  der 
Moslinie.  Darunter  befand  sich  die  zwanzigjährige  Barra,  deren  An- 
muth  und  Heiterkeit  sie,  wie  Ayischa  versichert,  unwiderstehlich 
machte.  Bei  der  Vertheilung  der  Beute  hei  sie  dem  Thäbit  b.  Kays 
zu.  Sie  war  aus  einer  angesehenen  Familie  und  war  versichert, 
dafs  sie  losgekauft  werden  würde.  Sie  unterhandelte  daher  über 
den  Preis  ihrer  Freiheit  und  kam  mit  ihm  überein,  neun  oder  zehn 
Unzen  Goldes  zu  bezahlen.  Als  die  Bedingungen  festgesetzt  waren, 
begab  sie  sich  zum  Propheten,  um  sich  mit  ihm  darüber  zu  bespre- 
chen. Er  unterlag  beim  ersten  Anblicke  ihren  Reizen,  machte  ihr, 
um  sich  über  die  Untreue  der  'Ayischa  zu  trösten,  einen  Heiraths- 
antrag,  bezahlte  ihr  Lösegeld  und  gab  als  Brautgeschenk  mehreren 
ihrer  Schicksalsgenossinnen  die  Freiheit.  Die  Moslime  befreiten 
die  übrigen;  denn,  sagten  sie ,  die  Frauen  eines  Stammes,  mit  dem 
sich  unser  Meister  verschwägert  hat,  sollen  nicht  Sklavinnen  sein. 
Sie  starb  A.  H.  56  (A.  D.  676)  in  einem  Alter  von  60  oder  65  Jah- 
ren.    Ihr  erster  Mann  war  der  Mo(jtalikite  Mo^äfi'. 


76 

8.  Die  Asaditin  Zajnab,  eine  Tochter  des  Gahsch;  sie  liiefs 
ursprünglich  Barra,  der  Name  Zaynab  wurde  ihr  erst  vom  Pro- 
pheten gegeben.  Sie  war  an  seinen  Adoptivsohn  Zayd  verheiratbet. 
Wie  schon  Bd.  I.  S.  400  erzählt  worden  ist,  verliebte  sich  Moham- 
mad in  sie  und  bewog  jenen,  sie  zu  entlassen,  damit  sein  Meister  sie 
ehelichen  könne. 

Zaynab  war  von  ernster  Gemüthsart,  aufrichtig  von  der  Sen- 
dung des  Mohammad  überzeugt,  und  die  innige  Zuneigung  für  ihn 
war  eine  Frucht  der  Frömmigkeit.  Da  des  Propheten  Liebesver- 
hältnifs  mit  ihr  in  die  Zeit  der  Untreue  der  'Äyischa  fällt,  so  hat 
er  w^ahrscheinlich  auch  dieses  angefangen,  um  sich  zu  trösten.  Sie 
machte  es  zur  Bedingung  derHeirath,  dafs  sie  durch  eine  Offenba- 
rung sanctiouirt  werde.  Eine  solche  vorzuweisen,  kostete  dem  Mo- 
hammad wenig  Mühe.  Sie  rühmte  sich  daher  bis  an  das  Ii^nde  ih- 
res Lebens,  dafs  sie  diejenige  seiner  Frauen  sei,  deren  Ehe  von 
Gott  selbst  im  sieTjenten  Himmel  geschlossen  worden.  Auf  Erden 
wurde  sie  im  Jahre  4  der  Flucht  (April  626)  nach  dem  Feldzuge 
von  Moraysy  ')  durch  ein  Gastmahl  gefeiert,  zu  dem  mehrere  Fremde 
geladen  waren.  Die  ältere  Tradition  sagt,  dafs  ein  Lamm  geschlach- 
tet und  geröstet  wurde.  Nach  einer  jüngeren  Nachricht  brachte 
Anas  den  Brautleuten  ein  spärliches  Gericht  von  Butter  und  Dat- 
teln. Mohammad  befiehlt  ihm,  seine  Freunde  und  alles  Volk,  wel- 
ches in  der  Moschee  und  auf  der  Gasse  war,  zu  laden.  Der  Zu- 
drang  war  so  grofs,  dafs  die  Hütte  und  der  Hof  gedrängt  voll  von 
Menschen  war.  Der  Prophet  berührte  nun  das  (Bericht  mit  drei 
Fingern  und  es  vermehrte  sich  dermafsen,  dafs  alle  genug  zu  essen 
fanden.  Wahrscheinlich  sollte  dies  als  ein  Gegenstück  zur  Hoch- 
zeit von  Kana  dienen. 

Nach  dem  Mahle,  als  sicli  die  meisten  Gäste  entfernt  hatten,  be- 
suchte der  Prophet  die  Hütten  aller  seiner  Frauen  und  richtete  einige 
freundliche  Worte  an  sie.  Er  kehrte  dann  zu  seiner  Braut  zurück 
und  liofTte  jetzt  allein  mit  ihr  zu  sein.  Er  fand  aber  noch  zwei  oder 
mehrere  Gäste  im  Hofe.  Diese  Unbescheidenheit  veranlafste  ihn, 
den  Koränvers  33,  53  zu  veröffentlichen,  worin  er  ihnen  verbietet, 
ohne  Erlaubnifs  seine  Hütten  zu  betreten  und  ihnen  aufträgt,  sich 
zu  entfernen,  wenn  ihre  Geschäfte  vollendet  sind,  seine  Frauen  nicht 


')  Ibn  Sa'd  Bd.  12,  S.  89  und  173  v.  Dies  ist  wichtig,  denu  es  unter- 
liegt keinem  Zweifel,  dafs  das  Gebot  des  Verschloicrns  erst  nach  der  Hochzeit 
gegeben  worden  ist;  in  der  S.  64  angeführten  Tradition  über  das  Liebesabenteuer 
der  'Äyischa  aber,  welches  auf  dem  Rückwege  von  Moraysy'  stattfand,  wird 
angenommen,  dafs  das  Gebot  schon  bestand.  Für  den  Redakteur  der  Geschichte 
des  Abenteuers  war  diese  Annahme  recht  bequem,  weil  ein  Fehltritt,  wenn  sich 
'Äj-ischa  augenblicklich  verschleiert  hatte,  weniger  walirscheinlich  war. 


77 

anzusehen  und  nur  durch  einen  Vorhang  mit  ihnen  zu  sprechen. 
Dieses  ist  das  Gebot,  dafs  die  Frauen  sich  vor  den  Männern  ver- 
schleiern sollen.  Später  hörte  er,  dafs  Talha  ein  Auge  auf  'Ayischa 
habe  und  sie  nach  seinem  Tode  zu  heirathen  gedenke.  Er  verbot 
daher  in  einem  Zusätze  zu  diesem  Verse  die  Wiederverheirathung 
seiner  Weiber. 

Zaynab  war  sehr  arbeitsam;  sie  hatte  die  Gerberei  und  das 
SchuhflicUen  gelernt  und  fuhr  fort,  ihr  Gewerbe  auch  als  Frau  Gott- 
gesandtin  zu  betreiben,  gab  aber  den  Ertrag  den  Armen.  Als  der 
Chalyfe'Ümar  ihr  das  Wittwengehalt  von  12000  Dirhemen  zuschickte, 
liefs  sie  das  Geld  mit  einem  Tuche  bedecken  und  sagte  zu  einer 
ihrer  Freundinnen:  Stecke  die  Hand  unter  das  Tuch,  nimm  eine 
Hand  voll  Geld  und  trage  es  zu  den  Armen  der  Familie  N.  Sie 
fuhr  fort,  auf  diese  Art  das  Gold  zu  vertheilen  bis,  als  das  Tuch 
aufgehoben  wurde,  nur  noch  85  Dirherae  darunter  waren.  Einst 
schickte  ihr  Omar  aus  dem  Staatsschatze  fünf  Kleider.  Sie  wählte 
eins  aus,  welches  iiir  selbst  als  Leichenanzug  dienen  sollte,  und  ein 
anderes  gab  sie  zu  demselben  Zwecke  ihrer  Schwester  Hamna. 

Auf  dem  Todtenbette  drückte  sie  den  Wunscli  aus,  dafs  sie 
auf  der  Bahre,  auf  der  Mohammad  gelegt,  zur  letzten  Ruhestätte 
getragen  werde.  Diese  Auszeichnung  wurde  dann  auch  anderen 
Frauen  erwiesen.  Marwän  b.  Hakam  liefs  mehrere  Bahren  anferti- 
gen ,  vertheilte  sie  unter  die  Stadtviertel  von  Madyna  und  befahl, 
dafs  in  Zukunft  nur  hochgestellte  Personen  auf  die  Bahre  des  Pro- 
pheten gelegt  werden  sollen.  Es  scheint,  dafs  früher  das  Gesicht 
der  Leichen  unbedeckt  war.  Als  Zaynab  starb,  befahl  der  Chalyfe, 
dafs  sich  ihr  nur  ihre  nächsten  Verwandten  nahen  dürfen,  denn  es 
wäre  ein  arger  Verstofs  gegen  den  Anstand  gewesen,  wenn  sie  von 
fremden  Männern  gesehen  worden  wäre.  Die  Tochter  des  'Omays 
machte  den  Vorschlag,  welcher  dann  auch  allgemein  in  den  Islam 
eingeführt  wurde,  dafs  man  nach  abyssinischer  Sitte  die  Leichen  mit 
einem  Tuche  bedecke.  Ihre  Beerdigung  gab  zu  einer  anderen  Neue- 
rung Anlafs:  Es  war  sehr  heifs  und  Omar  liefs  daher  ein  Zelt  auf- 
schlagen, unter  welchem  die  Todtengräber  arbeiteten.  Später  wurde 
es  Sitte,  Zelte  über  die  Gräber  zu  errichten.  Zaynab  starb  A.  H. 
21  in  einem  Alter  von  53  Jahren,  sie  war  also  ungefähr  35  Jahre 
alt ,  als  sie  Mohammad  heirathete.  Sie  hinterliefs  kein  Vermögen 
aufser  ihrer  Hütte,  welche  ihre  Familie  an  den  Chalyfen  Walyd  um 
50000  Dirheme  verkaufte. 

9.  Die  Jüdin  Rayhäna  war  dieWittwe  eines  Koraytziten,  welchen 
Mohammad  im  April  627  grausam  hinrichten  liefs.  Sie  wurde,  wie 
die  übrigen  Koraytziten,  als  Sklavin  gefangen  gehalten,  weil  sie  aber 
Mohammad  bewunderte,   brachte    er   sie   bei   einer  Nachbarin   unter 


78 

und  machte  ihr  einen  Ileirathsantrag.  Anfangs  weigerte  sie  sich, 
die  Religion  ihrer  Väter  abzuschwören  und  ihm  die  Hand  reichen. 
Eines  Tages  jedoch  kam  der  abtrünnige  Jude  Ibn  Saya  und  mel- 
dete dem  Propheten  Rayhana's  Bekehrung.  Er  schenkte  ihr  nun 
die  Freiheit,  nahm  sie  zur  Frau  und  gab  ihr  ein  Brautgeschenk  von 
zwölf  und  eine  halbe  Unze  Gold.  Sie  starb  im  Jahre  632,  vor  Mo- 
hammad. 

10.  0mm  Habyba,  eine  Tochter  des  Abu  Sofyän.  Sie  beglei- 
tete ihren  Mann 'Obayd  Allah  b.  Gahsch  in  der  zweiten  Flucht  nach 
Abyssinien.  Er  bekehrte  sich  daselbst  zum  Christentbume  und  starb. 
A.  H.  7  oder  8  (627 — H)  schickte  Mohammad  einen  Boten,  'Amr  b. 
Omayya  Dhamry,  zum  Naggäschy  und  verlangte  die  Wittwe,  welche 
eine  Tochter,  Namens  Ilabyba,  geboren  hatte  und  schon  34  oder 
36  Jahre  alt  war,  zur  Frau.  Sie  wurde  an  ihn  in  Abyssinien  pro 
cura  verheirathet;  der  Naggilschy  vertrat  ihn  bei  der  Ceremonie  und 
überreichte  der  Braut  ein  Geschenk  von  400  Dyniir  oder  4000  Dir- 
hemen  und  schickte  sie  nach  Madyna.  Sie  starb  A.  II.  41  oder  44, 
als  ihr  Bruder  der  Beherrscher  des  Moslimen- Reiches  war. 

11.  Die  Jüdin  Qafyya,  eine  Tochter  des  Hoyyay,  war  zuerst 
an  Saliäm  b.  Mishkam  vermählt.  Dieser  verliefs  sie  und  sie  wurde 
die  Frau  des  jüdischen  Dichters  Kinana.  Sie  gehörte  dem  Stamme 
Nadhvr  an  und  begleitete  bei  der  Vertreibung  desselben  aus  Ma- 
dyna ihre  Familie  nach  Chaybar.  Ihr  zweiter  Mann  wurde  bei  der 
Einnahme  dieser  Stadt,  A.  H.  7  (Oct.  628),  getödtet  und  sie  fiel  nebst 
vielen  anderen  Töchtern  Israels  in  die  Hände  der  Moslirae.  Ihre 
Jugend  (sie  war  erst  17  Jahre  alt)  und  Schönheit  bezauberten  den 
Propheten  und  er  sclienkte  ihr  die  Freiheit  unter  der  Bedingung, 
dafs  sie  seine  Frau  werden  solle.  Sie  nahm  den  Antrag  mit  Wi- 
derwillen an.  Seine  Galanterie  ging  so  weit,  dafs  er  ihr  den  Schen- 
kel liinhielt,  damit  sie  vermittelst  desselben  auf  das  Kameel  steige, 
und  sie  auf  dem  Wege  mit  seinem  Mantel  bedeckte,  denn  er  safs 
vor  ihr.  Schon  zwei  Stunden  Weges  von  Chaybar  wollte  er  Hoch- 
zeit machen,  sie  aber  weigerte  sich,  was  er  begreiflicher  Weise  sehr 
übel  aufnahm.  Zu  (^ahba,  vier  Stunden  von  Chaybar,  wurde  Halt 
gemacht,  und  sie  fand  es  zweckmäfsig,  keinen  weiteren  Widerstand 
zu  leisten.  Sie  wurde  zwei  Frauen  übergeben,  welche  sie  wuschen, 
kämraten  und  putzten.  Unterdessen  schlug  man  ein  Zelt  auf,  oder 
wie  andere  berichten,  hängte  man  KU^ider  an  einen  Baum,  um  ei- 
nen abgeschlossenen  Platz  zu  bilden,  und  breitete  ein  Stück  Leder, 
welches  als  Thalamus  dienen  sollte,  auf  die  Erde  aus.  Hier  empfing 
der  Gesandte  Gottes  seine  Braut.  Er  war  so  entzückt,  dafs  er  die 
ganze  Nacht  mit  ihr  sprach  und  kein  Auge  schlofs.  Er  fragte 
sie  unter  Anderem,  warum  sie  sicli  in  der  früheren  Station  dagegen 


79 

gesträubt  liabe,  ilim  die  Hand  zu  reichen?  Sie  antwortete  klüglich, 
dafs  sie  seine  Verschwägerung  mit  den  Juden  für  unzweckmäfsig  hielt. 
Die  Moslinne  hatten  sich  von  seinem  Zelte  aus  Anstand  entfernt,  nur 
Abu  Ayyüb  blieb  in  der  Nähe  und  zwar  mit  dem  Säbel  in  der  Hand. 
Am  folgenden  Morgen  fragte  ihn  Mohammad  nach  der  Ursache.  Er 
antwortete :  Du  hast  die  Verwandten  dieser  Frau  hinrichten  lassen 
und  ich  dachte,  es  könnte  ihr  mit  dem  Islam  nicht  ernst  sein  und 
sie  möchte  die  Absicht  haben,  dich  zu  tödten.  Nach  der  Heirath 
lud  der  Bräutigam  seine  Freunde  zum  Schmaus  und  die  junge  Haus- 
frau bewirthete  die  Gäste  mit  Hays,  d.  i.  zerquetschten  Datteln  mit 
geröstetem  Mehl  (Sawyk)  und  Butter  zu  einem  Brei  vermischt,  und 
Dattelwasser  (Nabydz).  Um  letzteres  zu  bereiten,  zerstiefs  sie  am 
Abend  Datteln  in  einem  steinernen  Mörser  und  gofs  Wasser  darüber, 
am  folgenden  Morgen  gofs  sie  die  klare  Flüssigkeit  ab  und  reichte 
sie  zum  Trank. 

Den  Frauen  des  Propheten  machte  die  Ankunft  der  (^afyya  we- 
nig Freude.  Er  brachte  sie  in  dem  Hause  eines  Nachbarn  unter 
und  die  ganze  weibliche  Bevölkerung  von  Madyna  strömte  bin,  um 
die  neue  Mutter  der  Gläubigen  zu  sehen.  Auch  Ayischa  war  un- 
ter den  Neugierigen.  Mohammad  fragte  sie,  ob  sie  die  Qafyya  schön 
linde?  Sie  antwortete  mit  Verachtung:  Ach,  eine  Jüdin!  Ein  an- 
deres Mal  warf  sie  ihr  ihre  jüdische  Abkunft  vor  und  Mohammad 
sagte  zur  Cafyya,  warum  antwortest  du  nicht:  Mein  Vater  ist  Aaron 
und  mein  Onkel  Moses?  Zaynab,  die  Tochter  des  Gahsch,  fiel  in 
Ungnade,  weil  sie  sich  derselben  Indiscretion  schuldig  ma'chte,  und 
wurde  vom  Propheten  zwei  oder  drei  Monate  vernachlässigt,  (^afyya 
starb  A.  H.  52  und  hinterliefs  ein  Vermögen  von  100000  Dirheraen, 
wovon  sie  ein  Drittel  ihrem  Neffen,  einem  Juden,  hinterliefs.  Mau 
wollte  es  ihm  vorenthalten,  aber  Ayischa  sprach  für  strenge  Hand- 
habung der  Gerechtigkeit  und  es  wurde  ihm  verabfolgt. 

l'i.  Maymüna,  aus  dem  Stamme  Hiläl.  Sie  war  zweimal  ver- 
heirathet  gewesen,  als  sie  Mohammad  im  Schawwäl  oder  Dzu-lka'da 
A.  H.  7  (Jan.  od.  Febr.  629)  zu  Sarif,  auf  dem  Wege  nach  Makka, 
zehn  Meilen  von  dieser  Stadt,  zur  Frau  nahm.  Sie  starb  A.  H.  61 
(680  —  1),  80  Jahre  alt.     Sie  war  die  letzte  Wittwe  des  Propheten. 

13.  Fatima,  aus  dem  Stamme  Kihtb.  Die  Hochzeit  fand  im 
März  630  statt.  Sie  trennte  sich  von  ihm  nicht  lange  darauf,  un- 
ter Umständen,  welche  wir  ein  wenig  weiter  unten  erzählen  werden. 

14.  Asma,  aus  dem  königlichen  Stamme  der  Kinditen.  Ihr 
Vater  No'män  war  nämlich  ein  Sohn  des  Ibn  Aby  Gawn  b.  Aswad 
b.  Härith  b.  Scharahyl  b.  Gawn  b. 'Akil  alraerär.  Dieser  Akil  al- 
merar  war  ein  kinditischer  König. 


80 

Die  Familie  der  Braut  wohnte  im  Nagd  gegen  Scharyya  hin 
und  bekehrte  sich  zum  Islam.  No'man  machte  dem  Propheten  seine 
Aufwartung  und  sagte:  Ich  will  dir  meineTochter,  welche  das  schönste 
Weib  in  Arabien  ist,  zur  Frau  geben.  Sie  war  an  einen  Cousin 
verheirathet,  und  da  er  unlängst  gestorben  ist,  so  ist  sie  Wittwe 
und  hat  ein  grofses  Verlangen  nach  dir.  Mohammad  nahm  das  An- 
erbieten freudig  an  und  sagte,  er  wolle  ihr  ein  Brautgeschenk  von 
zwölf  und  einer  halben  Unze  Gold  geben.  Der  Vater  hielt  dies  für  zu 
wenig,  aber  auf  die  Versicherung,  dafs  er  aus  Grundsatz  keiner  sei- 
ner Frauen  mehr  gegeben,  und  auch  für  seine  Tochter  nicht  mehr 
gefordert  habe,  willigte  er  ein  und  der  Ehevertrag  wurde  abgeschlos- 
sen. Der  Prophet  schickte  den  Abu  Osayd  mit  dem  Vater  der  Braut, 
um  sie  abzuholen.  Bei  ihr  angekommen,  erklärte  ihr  Abu  Osayd, 
dafs  die  Frauen  des  Propheten  vor  keinem  Maane,  ausgenommen 
die  nächsten  Verwandten,  unverschleiert  erscheinen  dürfen.  Sie  fügte 
sich  in  die  Einrichtung,  und  nach  einem  Aufenthalte  von  drei  Ta- 
gen setzte  er  sie  verschleiert  in  die  auf  ein  Kameel  gebundene  Sänfte 
und  eilte  mit  ihr  nach  Madyna,  wo  er  sie  in  das  Haus  einer  sei- 
ner Verwandten  brachte.  Die  Frauen  der  Stadt  kamen,  um  sie  zu 
sehen  und  zu  beglückwünschen.  Sie  waren  entzückt  von  ihrer  Schön- 
lieit.  Eine  von  ihnen  hatte  die  Bosheit,  ihr  zu  sagen:  Wenn  du 
dich  dem  Propheten  recht  angenehm  machen  willst,  so  mufst  du 
ihm,  wenn  er  sich  dir  nahet,  entgegenrufen:  Gott  behüte  mich  vor 
dir!  Abu  Osayd  hatte  unterdessen  den  Mohammad  von  der  Ankunft 
seiner  Verlobten  benachrichtiget  und  dieser  ritt  sogleich  zu  dem 
Hause,  in  welchem  sie  wohnte,  sie  zu  besuchen.  Es  war  seine  Sitte, 
fährt  der  Erzähler  fort,  dafs,  wenn  eine  Braut  vor  ihm  den  Schleier 
abnahm,  er  sich  vor  dieselbe  hinsetzte  und  ihr  einen  Kufs  gab.  Er 
wollte  auch  der  Asmä  diesen  Ausdruck  der  Zärtlichkeit  erweisen, 
sie  aber  rief  ihm  entgegen:  Gott  behüte  mich  vor  dir!  Er  antwor- 
tete: Möge  mich  Gott  auch  vor  dir  behüten!  und  sprach  das  ver- 
hängtiifsvolle  Wort  der  Scheidung  aus. 

Dieses  ist  die  jüngste  Redaktion  einer  nicht  sehr  glücklich  er- 
fundenen Geschichte.  Eine  etwas  ältere  Version  erzählt:  Die  muth- 
willige  'Ayischa  und  ihre  Genossinnen  haben  der  arglosen  jungen 
Wittwe  vorgeschwatzt,  dafs  es  Sitte  sei,  Propheten  auf  diese  Weise 
zu  begrüfsen.  Mohammad  führte  sie  in  das  Brautgemach  und  statt 
ihm  entgegenzukommen,  sagte  sie:  Golt  behüte  mich  vor  dir!  Am 
nächsten  Tage  entliefs  er  sie  und  gab  ihr  als  Entschädigung  (Muta') 
zwei    Stuck    Mouslin    (Barazikyya,    es   wird    durch    Kirbäs    erklärt). 

Diese  lleirath  fand  im  Juli  Ü3ü,  also  ein  Jahr  vor  seinem 
Tode,  statt. 


81 

Dieselbe  Geschichte  wird  niif  einigen  Veränderungen  von  zwei 
anderen  Bräuton  des  Propheten  (Molajka  und 'Ainra)  erzählt.  Wenn 
man  alle  Nachrichten  vergleicht,  kommt  man  zum  Schlufs,  dafs  er 
sich  ein  oder  mehrere  Male  durch  die  Ungezogenheiten  seiner  Schö- 
nen bewogen  sah,  sie  am  Morgen  nach  der  Hochzeit  zu  entlassen. 
Diesen  ungebildeten  Araberinnen  scheint  weder  die  Geschichte  des 
Psalmisten,  noch  der  Spruch  des  weisen  Salomon:  O  Eitelkeit  der 
Eitelkeiten!  bekannt  gewesen  zu  sein,  und  von  einem  Propheten 
Wunder  erwartend,  nahmen  sie  die  Bereitwilligkeit  des  Geistes  nicht 
als  Ersatz  für  die  Schwäche  des  Fleisches  hin. 

Erfahrungen  dieser  Art  veranlafsten  den  Gottgesandten  zu 
Schritten,  aus  seinem  Harem  unbescheidene  Frauen,  welche  keine 
Rücksicht  hatten  für  die  Schwächen  des  Alters,  auszuscheiden.  Ei- 
nes Tages,  erzählt  Ayischa  (bei  Ihn  Sa'd  Bd.  12,  fol.  52  v. ;  vergl. 
Bocbäry  S.  792),  kam  der  Prophet  zu  mir  und  sagte:  Ich  mache 
dir  einen  Vorschlag,  deine  Entscheidung  eilt  aber  nicht  so  sehr, 
als  dafs  du  nicht  vorher  den  Rath  deiner  Eltern  einholen  solltest. 
Ich  fragte:  Was  hast  du  mir  zu  sagen?  P>  fing  an,  feierlich  fol- 
gende Ofl'enbarung  vorzutragen: 

33,  2t<.  O  Prophet,  sage  zu  deinen  Frauen:  Wenn  ihr  dieses  Le- 
ben und  seine  Freuden  liebet,  so  kommt,  ich  gebe  euch  eure  Entschä- 
digung (Mut'a)  und  entlasse  euch  auf  anständige  Weise. 

23.  Wenn  ihr  aber  Gott,  seinen  Boten  und  das  Jenseits  lie- 
bet, so  wisset,  dafs  Gott  für  die  Guten  von  euch  einen  schönen  Lohn 
bereitet  hat  '). 

Ich  fragte  ihn,  fährt  Ayischa  fort:  Worüber  soll  ich  meine  El- 
tern befragen?  Ich  liebe  Gott,  seinen  Propheten  und  das  Jenseits! 
Er  war  hoch  erfreut  über  meine  Antwort  und  sagte:  Ich  will  nun 
auch  deinen  Genossinnen  die  Wahl  lassen.  Du  mufst  ihnen  aber, 
fiel  ihm  'Ayischa  in's  Wort,  nicht  sagen,  was  ich  gewählt  habe.  Mo- 
hammad folgte  ihrem  Wunsche  nicht,  sondern  nachdem  er  ihnen 
die  zwei  Koriinverse  vorgetragen  hatte,  fügte  er  hinzu :  'Ayischa  hat 
Gott  und  seinen  Boten  gewählt! 

Auch  die  üebrigen  folgten  ihrem  Beispiele,  nur  Fätima  zog  die 
Genüsse  des  Lebens  dem  Propheten  vor.  Sie  gerieth  in  solche  Ar- 
rauth,  dafs  sie  genöthigt  war,  Kameelmist  (welcher  als  Brennmaterial 


')  Ihn  Sa'd,  Bd.  12,  fol.  143  u.  144,  hat  zwei  umständliche  Berichte  über 
die  Veranlassung  dieser  Offenbarung  aufbewalirt,  aber  beide  tragen  das  Gepräge 
der  Dichtung.  Sie  scheinen  schon  vor  Zohry  (f  125)  erfunden  worden  und  aus 
einem  Streit  über  die  Erklärung  dieses  Koränverses  hervorgegangen  zu  sein. 
Die  Offenbarung  dieser  Verse  fällt  in  das  Jahr  629. 

III.  6 


82 

gt'brauclit  wird  )  zu  sammeln,  um  ihren  Unterhalt  zu  erwerben.  Sie 
wird  deswegen  von  den  Mosh'men  Schakyka,  die  Elende,  genannt. 
Sie  starb  A.  H.  60  (679). 

Während  der  letzten  zwei  Jahre  seines  Lebens  war  Moham- 
niad's  ganze  Aufmerksamkeit  auf  die  Vergröfserung  seines  Harems 
gerichtet.  Wenn  er  von  einem  schönem  Weibe  hörte,  machte  er  ihr 
einen  Heirathsantrag,  und  einige  arabische  Häuptlinge,  welche  ein 
Anliegen  an  ihn  hatten,  schmeichelten  seiner  herrschenden  Leiden- 
schaft und  verlobten  ihre  Töchter  an  ihn.  Um  ihn  wegen  der  von 
Asma  ihm  zugefugten  Beleidigung  zu  besänftigen,  verheiratheten  die 
Kinditen  eine  andere  berühmte  Schönheit  ihres  Stammes  an  ihn, 
nämlich  Kotayla,  die  Tochter  des  Kays  aus  Hadhramawt,  aber  er 
starb,  als  sie  auf  dem  Wege  nach  Madyna  war.  Sie  kehrte  auf  die 
Nachricht  von  seinem  Tode  in  ihre  Heimath  zurück,  fiel  vom  Islam 
ab  und  tröstete  sich  durch  eine  andere  Heirath.  Ein  solaymitischer 
Häuptling  verlobte  seine  Tochter  SabTi  ')  an  ihn.  Sie  starb  aber 
bald  darauf  und  erlebte  nicht  die  Freude  der  Vereinigung  mit  ihrem 
Bräutigam.  Dasselbe  Schicksal  soll  die  Taghlibitin  Hawla  gehabt 
haben.  Aufserdem  wird  von  einer  Tochter  des  Gondob  und  der 
Kalbitin  Scharäf  behauptet,  sie  seien  ihm  angetraut  gewesen,  dafs 
aber  die  Ehe  nicht  vollzogen  wurde. 

Unter  den  Frauen,  um  deren  Hand  er  anhielt,  aber  vergebens, 
ist  seine  Cousine  Omm  Häniy,  eine  Tochter  des  Abu  Tälib.  Sie  hatte 
freilich  schon  einen  Mann  und  mehrere  Kinder.  Das  hatte  aber 
nichts  zu  sagen.  Sie  war  eine  Gläubige  und  ihr  Mann  ein  verstock- 
ter Heide.  Er  erklärte  daher,  dafs  die  Ehe  faktisch  aufgelöst  sei  ''). 
Auf  seine  Tochter  Zaynab,  welche  ebenfall.s  die  Frau  eines  Heiden 
war  (vergl.  Bd.  I.  S.  201)  fand  dieses  Princip  keine  Anwendung.  Omra 
Hslniy  erklärte,  dafs  sie  ihn  als  Gottgesandten  verehre,  dafs  sie  aber 
ihre  eheliche  Treue  und  Liebe  gegen  ihren  Mann  bewahren  wolle. 

Die  Anbaritin  C'afyya,  aus  dem  Stamme  Tamym,  fiel  in  die  Ge- 
fangenschaft der  Moslime.    Der  (iottgesandte  liefs  ihr  die  Wahl,  zu 


')  Sclion  in  alter  Zeit  wiiiilo  sie  von  einigen  Genealogen  »Sana  genannt. 
Solche  VcrscliiedenliL'iten  der  Aussprache  lassen  sich  nur  dadurch  erklüren,  dafs 
Namenslisten  schriftlich   fortgepflanzt  wurden. 

^)  Um  sie  zu  beschwichtigen  wurde  ihm  ein  Passus  in  K.  33,  4»  geoflen- 
bart,  in  welchem  gesagt  wird,  dafs  er  seine  Cousinen,  welche  sich  mit  ihm 
nachJIadyna  geflüchtet  haben  heiratlien  soll.  Er  wollte  damit  wohl  sagen: 
da  Omm  llaniy  »n  Madyna  und  ihr  ungläubiger  Mann  in  Makka  lebt,  so  darfst  du 
sie  heirathen.  Der  Ausdruck  „mit  ihm"  ist  zu  bestimmt  und  Omm  Häniy  sagte, 
dafs  die  Offenbarung  auf  sie  nicht  anwendbar  sei,  weil  sie  erst  nach  ihm  nach 
Madyna  gekommen.  Dieser  Passus  bezieht  sich  übrigens  auch  auf  ein  anderes 
Heirathsprojekt:  er  wollte  nämlich  auch  die  Omätna,  eine  Tochter  seines  Onkels 
Hamza.   /.iir  Frau   nehmen. 


83 

ihren  Verwandten  zurückzukehren  oder  seine  Frau  zu  werden;  auch 
sie  blieb  ihrem  Gatten  treu.  In  der  Geschichte  der  frühsten  Bekeh- 
rungen (Bd.I.  S.  388)  haben  wir  Chawla,  die  lebenslustige  Frau  des 
'Othinan  b.  Matz  ün,  kennen  lernen,  und  wir  haben  gesehen,  dafs 
ihr  Gemahl  auf  den  Gottgesandten  eifersüchtig  war.  Aus  dem  zwölf- 
ten Bande  des  Ibn  Sa'd  geht  hervor,  dafs  sie  in  der  Familie  des 
Mohammad  als  Magd  diente  und  dafs  dieser  ihr  einen  Heirathsan- 
trag  machte.  Kein  Wunder  also,  wenn  'Othmän  nicht  ganz  zufrie- 
den war. 

Während  einige  Weiber  eheliche  Treue  oder  gar  die  Freuden 
des  Lebens  den  Umarmungen  des  Propheten  vorzogen ,  gab  es  an- 
dere,  welche,  von  wahren  religiösen  Gefühlen  durchdrungen,  ihm 
ihre  Hand  anboten.  Von  diesen  will  ich  nur  eine  erwähnen:  0mm 
Scharyb  soll  eine  so  eifrige  Moslimin  gewesen  sein,  dafs  sie  sich  in 
die  Häuser  der  Makkaner  einschlicli,  um  unter  dem  zarten  Geschlechte 
für  die  neue  Religion  Propaganda  zu  machen.  Die  Männer  bemerk- 
ten es,  und  da  dieselbe  dem  Stamme  Daws  angehörte,  wurde  sie 
ergriffen,  unter  dem  Vorgeben,  man  wolle  sie  zu  ihrem  Stamme  zu- 
rückbringen, drei  Tagereisen  weit  in  die  Wüste  hinausgeführt  und 
dort  ohne  Speise  und  Trank  ihrem  Schicksale  überlassen.  Hier  war 
ein  Wunder  ganz  an  seinem  Orte  und  es  wurde  auch  bewirkt:  sie 
fand  einen  Schöpfeimer  voll  Wasser  und  wurde  gerettet.  Später  kam 
sie  nach  Madyna  und  „schenkte"  sich  dem  Propheten  '). 

Dieser  Fall,  welcher  sich  ein  paar  Mal  wiederholt,  bedarf  einer 
Erläuterung.  Die  Ehen  werden  in  Arabien  und  im  ganzen  Orient 
von  den  Angehörigen  der  Braut  abgeschlossen.  Wir  glauben,  dafs 
die  Frauen  verschachert  werden.  Dies  mag  oft  der  Fall  sein,  doch 
der  Sinn  dieser  Institution  ist  ein  anderer  und  bezweckt  deren  Si- 
cherstcllung  ^ ).  Es  wird  ein  Ehekontrakt  niedergeschrieben  und 
eine  Mahr,  Dotation,  festgestellt,  welche  der  Mann  entweder  so- 
gleich oder  im  Falle  der  Ehescheidung  bezahlt.  Wenn  die  Eheleute 
zusammen    leben    bis  zum  Tode   des  Mannes,    erhält   die   Frau    die 


')  Balädzory,  Ansäb  alaschräf,  erzählt,  dafs  Mohammad  sie  unmittelbar 
nach  Äyispha  geheirathet,  aber  nach  einiger  Zeit  verstofsen  habe  und  dafs  sie 
erst  nachher  nach  Makka  ging  und  dieses  Abenteuer  bestand. 

-)  Ibn  Sa'd  Bd.  12,  fol.  48.  Abu  Bakr  fragte  den  Mohammad,  warum  er 
seine  Braut  'Ayischa  nicht  heimführe?  Er  antwortete:  Ich  kann  keine  Dotation 
geben.  Abu  Bakr  gab  ihm  nun  12.1  Unze  Gold,  welches  der  Prophet  zu  uns 
sandte,  worauf  er  mich  dann  heimführte,  —  erzählt  'Äyischa.  Diese  an  und 
für  sich  zweifelhafte  Tradition  zeigt,  dafs  es  ein  Ehrenpunkt  war,  eine  Dotation 
zu  reichen,  dafs  aber  die  Töchter  nicht  verkauft  wurden;  denn  in  diesem  Falle 
kam  das  Geld  von  dem  Vater  der  Braut,  und  wenn  es  auch  von  dem  Bräuti- 
gam wieder  an  ihn  geschickt  wurdf.  ^o  hntte  <r  f.«  mir  für  seine  Tochter  auf- 
zubewahren. 

6* 


84 

Dotation,  vorausgesetzt,  dafs  sie  niclit  schon  bezahlt  worden  ist,  nnd 
erbt  dann  noch  ihren  Anthoil  an  der  übrigen   Verlassenschaft. 

Wer  die  Vortheile  dieser  Einrichtung  überdenkt,  wird  sie  nicht 
ohne  Weiteres  verdammen.  In  Indien  ist  es  unter  rospeiitablen  mos- 
limischen  Familien  ganz  gewöhnlich,  dafs  die  versprochene  Dotation 
das  Vermögen  des  Mannes  weit  übersteigt;  es  werden  dann  nicht 
selten  zwei  Klauseln  angehängt:  erstens,  dafs  sie  nur  im  Falle  ei- 
ner IChescheidung  ganz  bezahlt  werden  soll,  und  zweitens,  dafs  eine 
Ehescheidung  erfolgen  müsse,  wenn  er  eine  zweite  Frau  heirathet. 

Im  Orient  gehört  die  Frau  auch  nach  ihrer  Heirath  der  väter- 
lichen Familie  an.  Wir  haben  Bd.  If.  S.  585  einen  Fall  kennen  ge- 
lernt, dafs  eine  Frau  von  ihren  Anverwandten  gegen  ihren  Wunsch 
von  ihrem  Manne  getrennt  wurde,  weil  er  deren  Erwartungen  zu- 
wider gehandelt  hatte.  Die  Familie  verwaltet  das  Vermögen  der 
Fvna  mit  Einschlufs  der  Dotation,  sie  leitet  die  Unterhandlungen, 
wenn  es  zu  einer  Scheidung  kommt,  ist  verpflichtet,  die  geschiedene 
Frau  wieder  aufzunehmen  und  zu  beschützen  und  für  ihre  Wieder- 
verlieirathung  zu  sorgen.  Diese  Institutionen  sind  patriarchalisch,  die 
unserigen,  wo  in  solchen  Fällen  der  Beistand  der  Gerichte  angeru- 
fen wird,  staatlich.  Wenn  die  patriarchalischen  Gewohnheiten  gut 
gehandhabt  werden,  haben  sie  manchen  Vortheil.  Die  Handhabung 
aber  hängt  von  der  öffentlichen  Meinung,  von  dem  moralischen  Sinne 
des  V^olkes  ab;  in  sittenlosen  Ländern,  wie  Egypten  und  Syrien, 
welche  ohne  alles  Ehrgefühl  sind,  führen  sie  zur  tiefsten  Entwür- 
digung der  Frau. 

Wenn  sich  nun  eine  Frau  einem  Manne  schenkt,  so  heifst  das 
so  viel,  als  sie  entzieht  sich  der  Kontrolle  der  Familie  und  lauft 
mit  ihm  davon.  Es  steht  ihm  dann  frei,  sie  in  ein  paar  Tagen  wie- 
der zu  entlassen,  und  weil  sie  sich  ihm  „geschenkt"  hat,  kann  sie 
höchstens  eine  kleine  Entschädigung  (Mut'a)  beanspruchen.  Bei  den 
lieidiiischen  Arabern  würde  ein  Mann,  der  eine  solche  Gunst  an- 
nimmt, von  der  Familie  der  Frau  getödtet  worden  sein.  Bei  den 
Schy'iten  gelten  solche  Ehen,  welche  sie  Mut'a  nennen,  gesetzlich, 
und  es  kann  eine  Heirath  ohne  Zeugen  oder  elterliche  Einwilligung 
auf  eine  Stunde  geschlossen  werden.  Wenn  sich  der  Mann  von  der 
Frau  trennt,  giebt  er  ihr  eine  Mut'a  (Entschädigung). 

Da  dem  Mohammad  auch  andere  Frauen,  z.  B.  Laylä,  ein  Toch- 
ter des  Chatym  aus  Madyna,  ihre  Hand  anboten,  so  konnte  er  der 
Versuchung  nicht  widerstehen  und  liefs  sich  ott'enbaren  (K.  33,4!)): 
„Wenn  sich  eine  gläubige  Frau  dem  Propheten  schenkt,  so  kann 
sie  der  Prophet,  wenn  er  will,  heirathen.  Diese  Freiheit  ist  aber 
nur  ihm  und  nicht  anderen  Moslimen  gestattet."  Die  Verletzung 
der   JK  rgebrachten    Anstandsregeln    war   so    unverschämt,    dafs  ihm 


85 

Ayischa  ins  (Jcsiclit  sagte:  Diiii  Ihnv  beiill  sich,  deinen  Gelüsten 
zu  vvilltalircii.  Die  sittliche  Entrüstung  seiner  Anhänger  bewog  ihn 
zum  Theil  nachzugeben.  So  viel  wir  wissen,  nahm  er  keine  der 
Schönen,  welche  sich  ihm  schenkten,  in  seinen  Harem  auf,  obschou 
es  ziemlich  sicher  ist,  dafs  er  den  Antrag  wenigstens  einer  dersel- 
ben angenommen,  d.  h.  mit  ihr  gebuhlt  hat.  Um  sich  den  An- 
schein zu  geben,  als  handele  er  auch  hierin  auf  Befehl  Gottes,  liefs 
er  sich  offenbaren  (K.  33,  51):  „Solche  Frauen  kannst  du,  weini  es 
dir  gefällt,  auf  die  Zukunft  vertrösten,  oder  du  kannst  sie  sogleich 
heimführen.'' 

Von  den  drei  Concubinen,  welche  dem  Mohammad  das  Leben 
versüfsten,  will  ich  nur  einer  erwähnen:  Der  Vicekönig  von  Alexan- 
drien  machte  A.  H.  7  dem  Mohammad  ein  schönes  Geschenk:  Tau- 
send Mithkäl  Gold,  zwanzig  Stück  weiches  egyptisches  Kibaty-Tuch, 
einen  weifsen  Esel,  ein  Maulthier,  eine  Quantität  Honig  von  Bahna, 
den  Eunuchen  Mabür  ')  und,  was  das  Werthvollste  war,  zwei  Skla- 
vinnen. Sie  bekehrten  sich  beide  zum  Isliim.  Die  eine  Sirene  gab 
er  dem  Dichter  Hassan  zum  Geschenk,  ihre  Schwester  Milria  be- 
hielt er  für  sich  selbst.  Maria  war  aus  Hafn  im  Bezirke  Ancinä  in 
Oberegypten  ^).  Sie  war  weifs  und  hatte  krause  Haare.  Moham- 
mad liebte  sie  leidenschaftlich.  Anfangs  brachte  er  sie  bei  einem 
Nach^jar  unter.  Eines  Tages  unterhielt  er  sich  mit  ihr  in  der  Hütte 
der  Haf^a,  welche  bei  ihren  Eltern  zu  Besuch  war.  Hafea  kam  dazu 
und  sagte:  "Wie,  in  meiner  Hütte  und  an  meinem  Tage!  und  du 
nennst  dich  einen  Boten  Gottes?    Er  versprach  der  erzürnten  Frau, 


')  Es  wird  noch  eiu  anderer  Eunuch,  Kamens  Hyt,  in  dem  patriurelmli- 
schen  Arabien  erwähnt,  welcher  einem  Gefährten  des  Mohammad  die  verborge- 
nen Reize  einer  Frau  von  Täyif  beschrieb.  Es  scheint  also,  dafs  er  in  dieser 
Stadt  einen  Harem  bewachte.     Bochäry  S.  619. 

Die  arme  Sawdä,  die  zweite  Frau  des  Propheten,  hatte  einen  Eunuchen  zum 
Schatz.  Er  besuchte  sie  zuweilen  und  glaubte,  dafs  er  seiner  Unschädlichkeit 
wegen  von  dem  Ehemann  geduldet  würde.  Aber  Mohanmiad  verwies  ihn  nacli 
Hommä  bei  Dzu  Holayfa.  Die  Gefährten  des  Propheten  hatten  Mitleid  mit  ihm 
und  sagten:  Dort  in  der  Einöde  stirbt  er  vor  Hunger.  Er  erlaubte  ihm  daher 
wöchentlich  zweimal  in  die  Stadt  zu  kommen,  nm  Lebensmittel  zu  holen.  Er 
starb  in  seinem  Exil  während  des  Chalyfates  des  'Omar.  Dieser  Eunuch  wird 
Mochannas,  Zwitter,  genannt.  Vielleicht  war  er  nicht  ein  Verschnittener,  son- 
dern von  der  Natur  schlecht  bedacht  worden.  Einige  glauben,  dafs  er  nicht  ver- 
schieden sei  von  Hyt;  nach  Anderen  hingegen  war  sein  Name  Mati'  und  er 
ein  Client  der  IMachzümitin  Fächita  bint'Amr. 

-)  Abu  Hanyfa  sagt,  das  Labachholz  kommt  sonst  nirgends  als  in  Ancinä 
vor.  Dieses  Holz  wird  in  Balken  geschnitten  und  zum  Schiffbau  gebraucht.  Es 
ist  sehr  theuer  xmd  ein  einziger  Balken  wird  bisweilen  um  .50  Dynär  verkauft. 
Es  wird  erzählt,  dafs  wenn  mau  zwei  Balken  zusammennagelt  imd  sechs  Tage 
lang  in  das  Wasser  legt,  sie  so  fest  zusammeulialteu,  als  wäre  es  eiu  einziges 
Stück  Holz. 


86 

dafs  er  die  MÄri.a  nie  wieder  berühren  wolle.  Sie  forderte  ihm  ei- 
nen Eid  ab  und  er  leistete  ihn.  Sie  mufste  ihm  aber  versprechen, 
ihren  Genossinnen,  namentlich  der 'Ayischa,  nichts  von  dem  Vor- 
gange und  seinem  Eide  zu  sagen.  Sie  plauderte  aber  die  ganze  Ge- 
schichte aus,  und  zur  Strafe  hat  er  sowohl  sie  als  auch  die  'Ayi- 
scha einen  ganzen  Monat  nicht  besucht;  in  Bezug  auf  die  Koptin 
hingegen  offenbarte  ihm  Gott  (K.  66,1-2):  „O  Prophet,  versage  dir 
nicht,  deinen  Frauen  zu  Liebe,  was  dir  Gott  erlaubt  hat.  Gott  hat 
unterdessen  (seit  deinem  Schwur)  euch  vorgeschrieben,  eure  Schwüre 
durch  eine  Sühne  aufzulösen^  '). 

Er  wies  nun  seiner  Maria  in  dem  oberen  Theile  des  Stadtge- 
bietes, wo  er  ein  Gut  besafs,  eine  Wohnung  an  und  besuchte  sie 
ziemlich  häufig,  doch  würde  sie  sich  einsam  gefühlt  haben,  wenn 
nicht  ein  Landsmann  in  der  Nähe  gewohnt  hätte.  Dieser  schenkte  ihr 
viel  Aufmerksamkeit  und  versah  sie  mit  Holz  und  Wasser.  Dieses 
Verhältnifs  wurde  zum  Stadtgespräch  und  Mohammad  schickte  den 
'Alyy,  ihn  zu  ermorden.  Als  er  sich  mit  dem  Schwerte  in  der  Hand 
näherte,  sah  der  Kopte,  worauf  es  abgesehen  sei  und  liefs  seine 
Kleider  fallen.  Alyy  überzeugte  sich,  dafs  er  ein  Eunuch  sei  und 
kehrte  zurück,  ohne  ihm  ein  Leid  zu  thun.  Maria  wurde  gesegne- 
ten Leibes  und  gebar  im  April  630  einen  Sohn.  Der  Engel  Ga- 
briel kam  zu  Mohammad  und  beglückwünschte  ihn.  Er  war  nun 
ganz  sicher,  dafs  er  selbst  und  nicht  der  Kopte  oder  ein  Dritter  Va- 
ter des  Kindes  sei.  Eines  Tages  brachte  er  es  zu  seiner 'Ayischa  und 
sagte:  Hast  du  je  ein  Kind  gesehen,  welches  seinem  Vater  so  ähn- 
lich ist  wie  der  Junge?  sie  aber  fand  nicht  die  entfernteste  Aehn- 
lichkeit,  und  wer  weil's  was  die  böse  Frau  dabei  dachte.  Er  genofs 
die  Vaterfreuden  nicht  lange,  denn  Ibrahym  starb  am  16.  Juni  631. 
Es  soll  an  seinem  Begräbnifstage  eine  Sonnenfinsternifs  gewesen 
sein.  Die  Moslime  sagten,  die  Sonne  verschleiert  sich  aus  Trauer 
über  deinen  Verlust,  der  Prophet  aber  erklärte,  dafs  weder  das  Le- 
ben, noch  der  Tod  eines  Menschen  eine  Sonnenfinsternifs  verur- 
sache, aber,  setzte  er  hinzu,  mein  Sohn  ist  ein  (^'iddyk;  im  Para- 
diese und  wenn  er  gelebt  hätte,  würde  er  zum  (^iddyk  (Gerechten) 
und  Propheten  geworden  sein. 

Wenn  schon  Polygamie  unter  den  Arabern  auch  vor  Moham- 
mad üblich  war,  so  galten  doch  Excesse  für  unsittlich,  und  er  fand 
es  daher  nöthig,  die  öffentliche  Meinung  durch  eine  specielle  Offen- 
barung zu  beschwichtigen:     Gott  erlaubt   ihm  in  Kor.  30,  4y  in  der 


')  im  die  Profanation  der  religiösen  Ueberzeugungen  und  die  Erbärmlich- 
keit des  Mohammad  würdigen  zu  können,  muls  man  die  Verse  3  bis  H  und  10 
bis   12   dieser  Süra  nachlesen. 


87 

Anzahl  und  Wixhl  der  Frauen  eine  grölsere  Freiheit  als  anderen 
Menschen.  Die  Mosliinc  waren  schon  früh  darauf  bedacht,  ihn 
zu  rechtfertigen,  und  dies  würde  ihnen  viel  weniger  .Schwierigkeiten 
gemacht  haben ,  wenn  auch  nur  eine  seiner  späteren  Ehen  frucht- 
bar gewesen  wäre.  Er  mufste  aber  selbst  einsehen,  dafs  der  ihm 
zugeschriebene  Zweck,  Nachkommen  zu  erzielen,  durch  seine  Le- 
bensweise vereitelt  werde.  Das  wahre  Motiv  seiner  Excesse  spricht 
er  in  einer  wohlverbürgten  Tradition  selbst  aus:  Mein  einziges  Ver- 
gnügen auf  Erden,  sagt  er,  sind  Weiber,  Wohlgerüche  und  das  Ge- 
bet. Das  Prophetenthuni,  fügen  die  Gläubigen  hinzu,  ist  eine  so 
schwere  Aufgabe,  dafs  Gott  dem  Propheten  im  Liebesgenusse  einen 
Ersatz  gewährte.  Er  stattete  ihn  daher  mit  gröfserer  Kraft  aus, 
als  dreifsig  gewöhnliche  Männer  zusammengenommen  besitzen.  Sie 
vergessen  nicht,  den  Abraham,  David  und  Salomon  zu  nennen.  Von 
ersterem  erzählen  sie,  dafs  er  täglich  auf  dem  Boräk  nach  Makka 
ritt,  um  die  daselbst  zur  Pflege  des  Tempels  angesiedelte  Ilager  zu 
besuchen.  Die  Traditionen  über  die  zwei  letztern  sind  nicht  geeig- 
net, wiederholt  zu  werden.  Durch  diese  Beispiele  beweisen  sie,  dafs 
Excesse  im  Liebesgenufs  ein  Vorzug  der  Propheten  sei.  Da  aber 
Salomon  über  hundert  Frauen  halte,  so  gerathen  sie  auf  eine  ganz 
andere  Schwierigkeit  als  wir  erwarten  sollten:  Sie  halten  es  für 
ihre  Aufgabe,  zu  beweisen,  dafs  Mohammad,  obschon  sein  Harem 
nicht  so  gut  ausgestattet  war,  dennoch  nicht  geringer  sei,  als  der 
weise  König  oder  der  Psalmist. 

Der  Prophet  hatte  keine  Wohnung  für  sich  selbst.  Sein  Haupt- 
quartier war  in  der  Hütte  der  'Ayischa  und  die  öffentlichen  Ge- 
schäfte verrichtete  er  in  der  Moschee,  aber  er  brachte  jede  Nacht 
bei  einer  anderen  seiner  Frauen  zu  und  war,  wie  es  scheint,  auch 
ihr  Gast  beim  Essen.  Er  ging  aber  täglich,  wenn  er  bei  guter  Laune 
war,  bei  allen  seinen  Frauen  umher,  gab  jeder  einen  Kufs,  sprach 
einige  Worte  und  spielte  mit  ihr.  Wir  haben  gesehen,  dafs  seine 
FamiHe  neun  Hütten  besafs;  dies  war  auch  die  Anzahl  der  Frauen, 
welche  er  bei  seinem  Tode  hinterliefs.  Doch  gab  es  Zeiten,  zu  de- 
nen sein  Harem  stärker  war.  Er  brachte  dann  einige  seiner  Schö- 
nen in  den  Häusern  von  Nachbarn  unter.  Es  kam  auch  vor,  dafs 
zwei  Frauen  eine  Hütte  bewohnten.  Stiefkinder  wohnten,  so  lange 
sie  jung  waren,  bei  ihren  Müttern. 


Achtzehntes  Kapitel. 


Raubzüge  bis  zur  Schlacht  von  Badr.    (623  u.  624.) 

»Meinen  Mitbürgern  ist  es  wohl  bekannt«,  sagte  Sa'tl  b. 
Raby'  zu  seinem  Gast  'Abd  al-Rahmän  b.  Ani",  »dafs  ich 
einer  der  reichsten  Männer  meines  Stammes  bin.  Um  nicht 
engherzig  zu  erscheinen,  will  ich,  da  uns  seit  dem  Ver- 
briiderungsfeste  ein  heihges  Hand  umschlingt,  mein  Ver- 
möijen  in  zwei  Hälften  theilen;  du  nimmst  die  eine  Hälfte 
und  ich  behalte  die  andere.  Ferner  habe  ich  zwei  Frauen, 
sieh  sie  dir  an  und  sage  mir,  welche  dir  am  besten  ge- 
fällt. Ich  will  mich  von  ihr  scheiden,  auf  dafs  du  sie  hei- 
rathest«  '). 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  die  Flüchtlinge  in 
Madyna  mit  der  uneigennützigsten  Gastfreundschaft  aufge- 
nommen wurden.  Allein  die  Zahl  der  heimathlosen  Fami- 
lien war  grofs  und  auf  die  Dauer  konnten  sie  von  ihren 
Glaubensbrüdern  nicht  ernährt  werden.  Einige  von  den 
Emigranten  waren  thätig  und  unternehmend  und  es  gelang 
ihnen,  iliren  Lebensunterlialt  zu  erwerben.  So  hat  nament- 
lich dieser 'Abd  al-Rahmän  die  zweite  Frau  seines  Gast- 
freundes wirklich  geehelicht,  aber  er  hat  sie  durch  seine 
eigene  Arbeit  ernährt  (vergl.  I5d.  I.  S.  428);  ja  er  hat  nicht 
eher  Hochzeit  g(Mnacht,  als  bis  er  ihr  fünf  Drachmen  Sil- 
ber -)  als  Brautgeschenk  geben  konnte.   Auch  einige  andere 


')    Rochäry  S.  533. 

')  Nach  Ibn  Sa'd,  fol.  202,  das  Gewicht  eines  Dattelkorues 
Gold.  Die  fünf  Drachmen  sind  wahrsclioinlich  eine  Reduktion  die- 
ser Quantität  Gold. 


89 

Muslime  trieben  Ilaiulelsgcscliälte  ')•,  ilen  meisten  aber 
lehlte  das  Talent,  sicli  in  die  Verhältnisse  zu  linden,  und 
es  gab  daher  eine  Anzahl  von  Flüchtlingen,  ^veIche  in  «1er 
drückendsten   Armuth  lebte. 

Dreilsig,  nach  Anderen  siebenzig  Älänner  ^)  waren  ob- 
dachlos und  last  nackt.  Keiner  besals  einen  Mantel,  manche 
hatten  Fetzen,  aus  Baumwollenzeug  und  Leder  zusamnien- 
gellickt,  um  die  Mitte  gebunden,  andere  hatten  Hemden 
an,  welche  in  einem  solchen  Zustande  waren,  dafs  sie  die- 
selben mit  der  Hand  zusammenhalten  mufsten,  um  die  Schaam 
zu  bedecken.  Abends  riet  sie  der  Prophet,  wenn  sie  sonst 
nirgends  zu  essen  fanden,  in  den  offenen  Raum  zwischen 
der  Hütte  der  Äyischa  und  der  der  Omni  Saiania  und  stellte 
ihnen  einen  grofsen  Napf  geröstete  Gerste  vor.  Sie  schlie- 
len  unter  dem  Dache,  welches  einen  Theil  der  Moschee 
bedeckte,  und  weil  ein  solcher  Platz  (Joffa  genannt  wird, 
sind  sie  unter  dem  Namen:  »die  Leute  der  (jolTa«  be- 
kannt ^). 


')  In  der  I(jäba,  unter  Sowaybit,  wird  einer  Handelsreise  er- 
wähnt, welche  Abu  Bakr,  Sowaybit  und  No'aymän  gemeinscbaftlicb 
nach  Bo9ra  unternahmen. 

^)  Die  erste  Angabe  ist  von  Ibn  Sa  d,  die  zweite  von  Bochary; 
die  Exegeten  zu  Kor.  2,  2u  sagen  gar  vierhundert.  Begreif  lieber 
Weise  änderte  sich  die  Zahl,  denn  als  die  moslimischen  Waffen  sieg- 
reich wurden,  strömten  täglich  Abenteurer  nach  Madyna.  Viele  von 
diesen  waren,  wie  im  Koran  gesagt  wird,  nicht  im  Stande,  im  Lande 
umherzuziehen,  d.h.  in's  Feld  zu  rücken,  und  mufsten  von  Almo- 
sen leben;  denn  der  Islam  war  ihr  einziges  Gewerbe.  Mohammad 
forderte  die  Kampffähigen  auf,  sie  zu  unterstützen  und  führte  even- 
tuell, wie  wir  sehen  werden,  die  sehr  ergiebige  Armensteuer  ein. 
Der  Chalyfe  'Omar  endlich  verabfolgte  allen  Gläubigen  reichliche 
Pensionen,  so  dafs  sie  zu  grofsen  Herren  wurden.  Einige  von  ihnen, 
wie  Abu  Horayra,  verwendeten  ihre  Zeit  auf  das  Studium  des  Ko- 
ran und  pflanzten  nach  dem  Tode  des  Meisters  viele  Traditionen 
fort.     Sie  wurden  zu  Kirchenvätern. 

^)  Qoffa  wird  jetzt  noch  zu  Maskat  eine  von  drei  Seiten  ge- 
schlossene und  von  der  vierten  offene  Terasse  mit  einem  Dache  ge- 
nannt.    Auch    bei  Ihn   Bannä   hat  das  Wort  diese   Bedeutung.     In 


90 

Mohammad  forcierte  die  Gläubigen  in  mehreren  Korän- 
versen  auf,  ihre  notlileidenden  Brüder  zu  unterstützen.  Al- 
mosen, sagt  er  Kor.  2,  263-275,  ist  wie  ein  Saamenkorn, 
welches  sieben  Aehren  hervorbringt  und  wovon  jede  Aehre 
hundert  Körner  enthält:  so  auch  wird  der  Ersatz,  den  ihr  von 
Gott  in  dieser  und  jener  Welt  erhaltet,  hundertfach  sein.  Die 
Furcht,  dafs  ihr  durch  Freigiebigkeit  verarmt,  ist  eine  Ein- 
gebung des  Teufels  u.  s.  w.  Den  ]\othleidenden  ruft  er  zu: 
2,  209.  Ihr  hoffet  doch  in  das  Paradies  einzugehen  [als 
Ersatz  für  eure  Leiden].  Ihr  habet  aber  noch  nicht  so 
viel  erduldet  als  die  vor  euch  an  Noth  und  Drangsalen 
gelitten  haben  (er  meint  die  ersten  Christen).  Sie  zitter- 
ten, und  es  ging  so  weit,  dafs  endlich  der  Gottgesaudte 
un<l  seine  Gläubigen  ausriefen:  Wann  wird  der  Beistand 
Gottes  eintreten? —  x\ber  ist  der  Beistand  Gottes  niclitnahe? 

Die  einzige  Erwerbsquelle,  welche  allen  Moslimen 
offen  stand,  war  ilaub.  Sie  wählten  sie  und  der  Islam 
wurde  zur  Relii^ion  der  Aa-ij-ression. 

Die  Karawanen  der  makkanischen  Kaufleute  waren  das 
natürliche  Ziel  der  moslimischen  Räuberbanden,  und  ehe 
wir  weiter  gehen,  wollen  wir  es  versuchen,  uns  einen  Be- 
griff von  ihrem  Handelsverkehr  zu  machen:  Da  Makka 
die   einzige-  alte   semitische  Handelsstadt  ist,   über  welche 

Damascus  nennt  man  einen  solchen  Platz  Lywän.  Es  ist  dies  ein 
verdorbenes  persisches  Wort.  Qoffa  hat  in  Damascus  eine  ganz  an- 
dere Bedeutung.  Dennoch  kann  man,  bin  ich  versichert  worden, 
einen  solchen  Platz,  wenn  das  Dach  flach  ist  (gewöhnlich  hat  der 
Lywan  ein  schönes  Gewölbe)  (^offa  nennen.  Nach  Samhudy,  bei 
Wüstenfeld,  Gesch.  von  Mad.  S.  66,  war  das  Qoffa  hinter  der  Mo- 
schee und  nach  Ibn  Gobayr  gar  in  Kob/i.  Ihn  Sa'd,  fol.  49,  und 
Kostalany,  S.  H'J,  berichten,  dafs  das  (^'otla  in  der  Moschee  war. 
Vergl,  auch  Ibn  Ishäk  8.  469.  Für  Mohammad  war  die  Moschee 
nicht  das  Haus  Gottes,  sondern  der  Sammelplatz  der  Gläubigen,  in 
welchem  diese  auch  eine  Zufluchtstätte  fanden.  Auch  die  Alitrün- 
uigen,  welche  die  Concurrenz- Moschee  in  Koba  errichteten,  sagten, 
dafs  es  einer  der  Zwecke  ihres  liaues  sei,  den  Armen  ein  Obdach 
zu  bieten  (vergl.  oben  S.  34).  Ibn  Gobayr  wurde  wahrscheinlich 
durch  diese  Nachricht  verleitet,  das  (/utfa  nach  Kobfi  zu  versetzen. 


91 

Avir  einlsreNacliricliten  besitzen,  können  ForscIiuiisriMi  darüber 
als  Anhaltspunkte  benutzt  werden  für  die  Ueschichte  des 
alten  Avestasiatischen  Handels. 

In)  Altertliume  gab  es  in  Arabien  eine  Anzahl  blühen- 
der Handelsstädte.  Üie  Namen  des  durch  seine  pracht- 
vollen Ruinen  bekannten  Palmjra  und  des  in  der  Salomo- 
legende  er\vähnten  Scheba  zaubern  in  unserer  Phantasie 
ergötzliche  üilder  von  Luxus  und  Herrlichkeiten  herauf. 
Agatharchides,  der  älteste  Berichterstatter  über  Arabia  Fe- 
lix hält  es  für  das  reichste  Land  der  Erde,  und  für  Horaz 
(Od.  1,  27,  1.  II,  12,  -24.  III,  24,  2.  Epist.  I,  6,  c.  I,  7,  36)  sind 
die  Schätze  der  Araber  sprichAvörtlich.  Die  Römer  sand- 
ten endlich  eine  Expedition  dahin,  und  wenn  Aelius  Glallus 
auch  enttäuscht  zurückkam,  so  geht  aus  seinem  Berichte 
doch  hervor,  dals  die  arabischen  Handelskarawanen  so  grofs 
wie  Armeen  waren.  Eine  Quelle  des  Reichthums  war  der 
Sklavenhandel.  Was  Manchester  oder  Sheffield  für  Eng- 
land sind,  Avar  die  afrikanische  Küste  für  Arabien.  Die 
rauhen  Söhne  Ismael's  importirten  schAvarze  Sklaven  nach 
dem  JNorden  und  Aveifse  nach  dem  Süden,  und  da  der  Aveise 
Salomon  nicht  nur  ]Natur-  und  Kunstprodukte,  sondern  auch 
edle  Metalle  von  Ophir  holte,  so  möchte  ich  doch  auch 
Avissen,  Avas  er  an  Zahlung -Statt  reichte? 

Die  Einführung  des  Christenthumes  in  den  Ländern 
rino-s  um  Arabien  hat  den  Sklavenhandel  und  somit  die 
Industrie  der  Araber  sehr  beschränkt.  Sie  suchten  ein 
anderes  Feld  der  Thätigkeit  und  dienten  unter  persischer 
und  byzantinischer  Fahne  als  Miethsoldaten.  Es  kam  da- 
durch viel  Geld  in  die  Halbinsel,  und  Avenn  sie  auch  nicht 
gesittet  genug  Avaren,  sich  die  Bequemlichkeiten  des  Le- 
bens zu  verschaffen,  so  herrschte  doch  barbarischer  Luxus 
unter  den  Reichen.  Sie  waren  in  Sammet  und  Seide  ge- 
kleidet. 

Makka  lag  zwar  aufserhalb  des  Rayons  der  Condol- 
tieri,  dennoch  erstreckten  sich  dahin  die  Wirkungen  ihrer 
Wohlhabenheit,  und  Avie  gering  auch  die  Ueberbleibsel  des 


92 

alten  Handels  auT  jener  Stralse  von  Süden  nach  Norden 
sein  mochten,  so  tlieilte  es  doch  mit  Täyif  das  JMonopol 
desselben.  Es  lebte  ausschliel'slich  vom  Verkehr  und  machte 
ii^rölsere  Geschälte,  als  nuin  ge\\öhnlich  glaubt.  Weil  die 
Einwohner  sich  ausschliefslich  mit  Handel  beschältisten, 
nannte  man  sie  Koraysch,  die  Zusammenscharrer.  Für  un- 
seren Zweck  ist  es  unerläfslich,  den  Werth  seines  Han- 
dels zu  ermitteln;  denn  die  korayschitischen  Handelskara- 
wanen waren  anfangs  das  Hauptaugenmerk  der  moslimi- 
schen  Ränberbanden,  die  Makkaner  waren  die  einzigen, 
welche  es  zwei  JMal  versuchten,  die  Stadt  des  Pro])heten 
zu  erobern,  und  durch  den  Fall  von  IMakka  wurde  die 
Macht  des  Mohanunad  unangreifbar,  wenn  nicht  un\vider- 
steldich. 

Makka  verdankte  seine  Prosperität  hauptsächlich  sei- 
ner Lage  in  der  Mitte  zwischen  den  nördlichen  und  süd- 
lichen Stapelplätzen,  zum  Tlieil  aber  auch  der  Aucrken- 
nuns:  der  Heiliffthümer  seitens  der  benachbarten  halb- 
wilden  Stännue:  dem  Filgerfeste,  den  damit  verbundenen 
Jahrmärkten ,  der  Unverletzliclikeit  des  Monats  Ragab  und 
der  Monate,  in  welchen  die  Pilger  nach  Makka  wallfahr- 
teten.  Mohammad  hat  es  daher  nie  gewagt,  diese  Insti- 
tutionen des  Heidenthumes  anzugreifen  und  machte  seine 
Mitbürger  schon  früh  auf  die  Wohlthaten  Gottes,  welcher 
ihre  lleiligthümer  gegen  auswärtige  Feinde  schützte  (Kor. 
105,1-5;  vergl.  Bd.  LS.  461)  und  ihrem  Handel  Gedeihen 
schenkte,  aufmerksam.     Wir  lesen  im  Koran: 

106, 1.     Wegen  der  korayschitischen  Harmonie  '), 

')  Im  Arubisclu-u  Hat"  von  Alaf.  Der  Grundbegriff  der  Wur- 
zel scheint  zu  sein:  harmonisches  Zusammenfügen  von  gleicliartigeu 
Dingen;  daher  Talyf  Composition  (z.  B.  eines  Buches)  und  Alf  Tau- 
send. Tausend  ist  bei  den  Arabern  und  vielen  andern  Völkern  die 
gröfste  Zahl,  welche  durch  ein  einziges  Wort  ausgedrückt  wird,  und 
es  scheint,  sie,  erblickten  darin  die  gröfste  erdenkliche  Summe  von 
gleichartigen  Gegenständen.  Ulfa  heifst  dann  Freundschaft,  Ufa  Mai- 
tresse, Herrin  des  Herzens,  an  die  man  sich  gewöhnt  hat.  lliif  ist 
die  viert(j  Fonn   und  bedeutet    ein  Thier  zähmen.     Ninirat  man  Iljif 


93 

'2.  (Irr  ITarmonio  nämlicli  zum  nolmlc  (Um-  llaiidel.s- 
reisen  ii)i  Winter  und  im  Sommer, 

3.  sollen  sie  den  ITerrn  dieses  Tempels  anbeten,  wel- 
clter  sie  nährt  imd  vor  Hunn-er  schützt, 

1.     und  J2;egen  (Jelahr  [von   Seiten  der  Nomaden]   si 
eher  stellt. 

Die  orientalischen  Kaufleute  stehen  an  Zuverlässigkeit 
den  enijlischen  «leich  und  übertrelfen  die  des  Kontinents. 
In  Makka  jedoch  scheint  nicht  volle  Sicherheit  in  Handels- 
geschäften geherrscht  haben.  Es  kam  vor,  dafs  fremde  Krä- 
mer Waaren  dahin  brachten,  dieselben  verkauften  und  wenn 
sie  die  Bezahlung  verlangten,  mit  Hohn  fortgeschickt  ^vur- 
den.  Da  es  keine  fJerichte  gab,  nmfsten  sie  sich's,  wenn  sie 
nicht  mächtige  Geschäftsfreunde  in  Makka  hatten,  gefallen 
lassen.  Diese  IJebelstände  veranlafsten  einige  ritterliche 
Männer,  kurze  Zeit  ehe  Mohammad  als  Prophet  auftrat, 
einen  Tugendbnnd  zum  Schutze  der  Fremden  zu  schlielsen, 
zu  dessen  Mitjj^liedern  auch  Mohammad  gehört  haben  soll. 

Um  die  Mitte  November  fangen  in  Syrien  die  perio- 
dischen Resren  an  und  dauern  bis  Februar.  Während  die- 
ser  Jahreszeit  unternahmen  die  Korayschiten  ihre  Ilandels- 
ziige  gegen  Süden:  ^  anian  und  Abessvnien.  Wenn  die 
Regen  vorüber  waren,  sandten  sie  ihre  Karawanen  nach 
Syrien  (Ibn  Kalby  bei  Ibn  Sa  d  fol.  13  und  die  Exegeten 
zu  lOG,  l).  Im  November  oder  December  kamen  sie  in 
(ihazza  an.    Einige  der  reichsten  Kaufleute  blieben  daselbst 


in  seiner  allgemeinen  Bedeutung,  so  will  Mohammad  sagen:  Die 
Korayschiten  geniefsen  die  zwischen  ihnen  und  den  benachbarten 
Stämmen  von  Gott  durch  die  Heiligthümer  hergestellte  Harmonie 
und  sind  dadurch  in  den  Stand  gesetzt,  ihren  Unterhalt  zn  erwer- 
ben. Da  aber  der  Ausdruck  für  einen  so  bestimmten  Begriff  zu 
allgemein  wäre,  so  habe  ich  in  der  Z.  d.  d.  morgenl.  Ges.  die  Ver- 
muthung  aufgestellt,  dafs  unter  Iläf  die  Bildung  einer  den  edomiti- 
schen  Städten  ähnlichen  Handelsrepublik  bedeute,  welche  im  Stande 
ist,  mit  den  benachbarten  Bedouinen  Verträge  Jibzuschliefsen  und 
sie  „zahm"  zu  machen. 


u 

bis  die  llegenzeit  vorüber  war,  um  ilire  Einkäufe  zu  ma- 
chen und  kel)rten  erst  im  Frülilinge,  Avährend  der  heiligen 
Monate,  in  die  Ileimath  zurück.  CJhazza,  oder  wie  wir  den 
Namen  gewöhnlich  schreiben,  Gaza,  ist  die  südlichste  Ha- 
fenstadt in  Syrien.  P.  IMela  nennt  sie  urbs  inc:ens  und  Plu- 
tarch  die  grofste  Stadt  in  Syrien.  Im  eillten  Jahrhundert 
noch  war  sie  nach  dem  Zeugnisse  des  Mokaddasy  der 
Stapelplatz  des  griechischen,  italienischen,  egyptischen  und 
arabischen  Handels. 

Von  Ghazza  wurden  Tuchwaaren,  darunter  Seiden- 
zeuge und  Luxusartikel  nach  dem  Süden  geführt.  Man- 
chesnial  holten  sie  auch  Korn  aus  Syrien  ( Bocra).  Nach 
dem  Norden  führten  sie  Rosinen  und  edle  Metalle,  und 
zwar  nicht  nur  Gold,  welches  in  Arabien  verhältnifsmäfsig 
billig  war,  sondern  auch  Silber').  Der  Sklavenhandel  scheint 
seit  der  Einführung  des  Christenthums  nicht  sehr  lebhaft  ge- 
wesen zu  sein.  Der  wichtigste  Exportartikel  war  jedoch 
Leder  (Ibn  Ishäk  S.  716).  Von  Täyif  bis  'Aden  waren  in 
jeder  Stadt  zahlreiche  Gerbereien  und  die  Makkaner  schei- 
nen die  S[)edition  des  Leders  nach  dem  Norden  besorgt 
zu  haben.  Wir  haben  keine  gleichzeitigen  Nachrichten 
über  den  Lederhandel,  wir  finden  aber  wichtige  Aufschlüsse 
]>ei  einem  Schriftsteller,  welcher  im  Jahre  630  schrieb. 
Wir  dürfen  annehmen,  dals  vor  dessen  Zeit  die  Leder- 
fabrikation in  einem  viel  grofseren  Maalsstabe  betrieben 
wurde,  denn  er  sagt,  dafs  in  manchen  Städten  von  Süd- 
aral)ien  Mühlensteine  zum  Zermalmen  der  Lohe  gefunden 
werden,  welche  nur  von  Riesen  behauen  und  gebraucht 
worden  sein   können. 

Man  gerbte  vorzüglich  die  Häute  von  Kameelen,  dann 
nucli  von  Rindern  und  Ghazellen.  Des  Schafleders  wird 
nicht  erwähnt.    Wohl   aber  winden   in   (horasan  (östl.  Per- 


')  So  behauptet  der  in  splclu-n  Dingen  sehr  unzuverlässige  Um 
Isliak,  nach  Ibn  Sad,  tbl.  116v.,  hingegen  wurde  Silber  aus  Syrien 
nacli   Arabien  itnporlirt. 


95 

sien),  Mosul  und  Babylonieii  l»is  A.  II.  GIO  Maullliierliäiilc 
von  (Jcsc'liärtsreisendeii  eliiji;elvaurt  und  nach  IMakka  impoi- 
tirt,  um  dort  j^egerbt  zu  werden.  Man  unterscliied  dreierlei 
Felder  im  Leder:  Messerspuren  am  Hals,  sclilecliten  Haar- 
Avuclis  (sclia'ranv)  und  Runzeln  (mokaffa)  im  Cbai^rin,  fer- 
ner war  das  trockene  Leder,  welcliem  es  an  Oel  fehlte, 
wie  auch  das  leichte  und  schwarze  von  niederem  Werth. 
Am  meisten  schätzte  man  schweres,  reines  Leder,  mit  ver- 
schluncenen  Fasern  auf  der  Oberlläche. 

Im  Grofshandel  sj»rach  man  von  einem  »Kauf«  (Hay'a) 
von  Leder.  Ein  Kauf  bestand  aus  100  Mann  (etwa  an- 
derthalb Centner)  und  zwei  und  ein  halber  Kauf  bildete 
eine  Kameelladung.  In  Chawärezm,  wo  es  am  besten  be- 
zahlt wurde,  ualt  ein  Kauf  arabischen  Leders  erster  Quali- 
tat  70  Dynäre,  ein  i)a  vier  zangische  Dänike  und  ein  paar 
hohe  weite  Stiefel  zehn  Dynäre.  Der  Dynär  war  bedeu- 
tend geringer  als  der,  Avelchen  wir  weiter  unten  beschrei- 
ben Averden.  Dennoch  sind  dies  enorme  Preise.  In  Ara- 
bien, wie  auch  in  Abessynien  und  zu  Kaschak  (?)  in  In- 
dien wurden  die  gegerbten  Häute  (Takät)  per  Stück 
verkauft.  In  Rayy,  Babvlonien  und  Syrien  fanden  in  je 
neu  Zeiten  die  "erinüeren  Qualitäten  am  meisten  Absatz, 
denn  die  Bewohner  dieser  Landschaften  beimtzten  sie  blos 
zu  Ueberschuhen,  unter  denen  sie  weiche  gelbe  Stiefelchen 
trugen.  IN  ach  Chawärezm,  Choräsän  und  dem  byzantini- 
schen Reiche  wurde  aber  nur  die  erste  Qualität,  welche 
die  Perser  Adym-i-chosch  nannten  und  besonders  in  Tä- 
yif  fabricirt  wurde,  exportirt;  denn  diese  Jsationen  pflegten 
zu  sagen:  der  Kopf  ist  dein  Freund  und  die  Füfse  sind 
deine  Feinde;  deswegen  hielten  sie  viel  auf  gute  Fufs- 
bekleiduns:. 

Als  JMaafsstab  der  Ausdehnung  des  Handels  von  IMakka 
und  der  Schwesterstadt  Täyif  dient  uns  die  Nachricht,  dafs 
während  der  Saison  623  Mohammad  auf  nicht  weniger  als 
sechs  makkanische  Karawanen  Jacrd  machte.  Es  möo;en 
aufserdem  noch  andere  in   der  Nähe  von  Madyna  vorüber- 


96 

sezoffen  sein.  Einisre  bestanden  aus  niebr  als  zwei  Tau- 
send  Kameelen,  lieber  eine  derselben,  aus  Tausend  Ka- 
nieelen  bestehend,  welche  im  Februar  624  Ghazza  verliefs, 
haben  wir  nähere  Nachricht:  Den  Machzümiten  gehörten 
200  Kameele  und  der  Werth  der  Fracht  belief  sich  auf 
4  bis  5000  Mithkäl  (d.  h.  Dynär)  Goldes,  Härith  b.  'Amir 
b.  Nawfal  besafs  für  1000  und  Ommayya  b.  Chalaf  für  2000 
MitlikiU  Waaren,  und  der  Antheil  der  Banü  'Abd  Manäf 
war  10000  Mithkäl.  Der  Werth  der  ganzen  Karawane 
wird  auf  50000  Mithkäl  geschätzt.  Die  Last  eines  jeden 
Kameeies,  etwa  zwei  Zentner,  wäre  demgemäfs  durch- 
schnittlich 50  Dvnäre  im  Werth  gewesen.  Dem  Gesagten 
zufolge  müssen  wir  annehmen,  dafs  die  Makkaner  jährlich 
über  12000  Zentner  Waaren  nach  Syrien  schickten  und 
ebenso  viele  von  dort  bezogen.  Wir  dürfen  aber  den  Werth 
nur  zu  10  Mithkäl  ])er  Zentner  veranschlagen,  denn  sie  han- 
delten auch  mit  Korn.  Der  Export  und  bnport  in  jener 
Richtung  belief  sich  etwa  auf  eine  Viertel  Million  Mithkäl. 
Wenn  der  Handel  nach  Süden  ebenso  bedeutend  war,  so 
setzten  sie  jährlich  für  eine  halbe  IMillion  Waaren  um.  Der 
Profit  war  wohl  selten  unter  50  Procent  und  sie  erzielten 
somit  ein  Benefice  von  wenigstens  250000  Mithkäl. 

Kommissionshandel  war  unter  den  Arabern  unbekannt. 
Sie  kauften  die  Waaren  auf  eigenes  Risico  und  gaben  da- 
für entweder  Gold  oder  andere  Waaren.  Selbst  bei  rei- 
chen Karawanen  waren  nur  wenige  Handelsherren  —  man- 
chesmal nur  einer,  welcher  die  Geschäfte  für  alle  Bethei- 
ligten besorgte.  Grofse  Häuser  nahmen  Bestellungen  für 
andere  und  kauften  dann  die  Waaren  auf  Risico  ihrer  Con- 
stitueiiten.  Sie  thaten  dies  ebenso  sehr  aus  Gefälligkeit 
als  aus  Eigennutz.  Um  sich  populär  zu  machen,  nahmen 
Leute,  ^velche  Tausende  im  Geschälte  hatten,  ganz  kleine 
Summen  —  selbst  einen  halben  Dynär  —  von  ihren  Han- 
delsklienten  an  und  es  gab  daher  Karawanen,  in  denen  je- 
der Mann  und  jedi»  l'rau  von  Makka  (auch  verheirathete 
Francii  verwalteten  ihr  Vermögen  selbst)  mehr  oder  weniger 


97 

betheiligt  waren.  Sobald  die  Waaren  in  Makka  ankamen, 
wurden  sie  im  Rathhause  abgeladen;  jedes  Handelshaus 
nahm  die  seinigen  und  verkaufte  sie.  Wir  haben  keine  Nach- 
richt, wer  die  Käufer  waren.  Allem  Anscheine  nach  war 
dieses  blos  ein  Handel  pro  forma  und  die  Waaren  wur- 
den vom  Handelsstand  in  Makka  —  von  den  Verkäufern 
—  angekauft,  um  sie  dann  weiter  zu  spediren  und  an  ihre 
Kunden  zu  veräufsern.  Die  Handelshäuser  theilten  somit 
den  Ankauf  und  Verkauf  in  zwei  Transaktionen,  um  mit 
ihren  Klienten  die  Rechnung  abzuschliefsen.  Diese  erhiel- 
ten die  Hälfte  des  Bruttogewinnes  (die  andere  Hälfte  er- 
hielt der  Spekulant  für  Mühe  und  Auslagen)  und  hatten 
dann  die  Wahl,  sich  bei  der  zweiten  Operation  zu  bethei- 
ligen oder  nicht.  Am  liebsten  vertrauten  die  Makkaner 
ihr  Geld  grofsen  Kaufleuten  aus  ihrer  eigenen  Familie.  So 
liefs  die  erste  Frau  des  Mohammad  ihre  Geschäfte  durch 
ihren  Vetter,  den  reichen  Hakyni  b.  Hizäm,  besorgen.  Sie 
schickte  aber  einen  Agenten  mit,  welchem  die  Mühe  des 
Transportes  oblag.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs, 
wenn  ein  Mann  Glück  hatte  und  solid  war,  ihm  auch  von 
fremden  Familien  Geld  anvertraut  wurde.  Thätige  Kauf- 
leute nahmen  auch  Geld  auf  Monatszinsen  (von  wenigstens 
1  Proc.  per  mensem)  auf.  Dies  geschah  aber  häufiger,  um 
sich  aus  momentaner  Verlegenheit  zu  helfen  als  damit  zu 
spekuHren.  Die  Orientalen  haben  übrigens  so  grofse  Gierde 
Geld  zu  borgen,  dafs  sie,  selbst  wenn  sie  es  nutzlos  He- 
gen lassen  müssen,  ein  Angebot  selten  ausschlagen. 

Wenn  auch  die  Raub-  und  Eroberungszüge  der  Mos- 
lime  eventuell  ungeheure  Proportionen  annahmen,  so  wa- 
ren sie  doch  nichts  Neues  in  Arabien,  wo  nach  der  öffent- 
lichen Meinung  Raub  völkerrechtlich  berechtigt  ist.  Es 
sei  mir  erlaubt,  darüber  einige  Bemerkungen  zu  machen. 
Ueberall  vereinigen  sich  die  Menschen  zum  wechselseiti- 
gen Schutz  und  zum  Erwerb.  Gesellschaften,  deren  Haupt- 
erwerb im  Rauben  besteht,  haben  eine  natiiriiclie  Tendenz, 
sich  zu  Despotien  auszubilden.  Ein  grofser  Krieger  erbaut 
ni,  7 


98 

sich,  nie  die  Vorfahren  des  Hätim  Tayy,  ein  Schlols,  be- 
schützt die  Räuber  gegen  einen  Antheil  an  der  Beute 
und  unternimmt  mit  deren  Beistand  gröfsere  Züge.  So 
lanjre  die  Abürrenzung  der  Stämme  ihre  Ausschliefslichkeit 
bewahrt,  sind  dies  nur  Raubzüge.  Allein  wenn  ein  ande- 
res Princip,  z.  B.  Religion  (wie  dieses  bei  Mohammad  der 
Fall  war),  die  Scheidewand  niederreifst  und  sich  unter  der 
Fahne  eines  Mannes  Leute  aus  verschiedenen  Stämmen 
vereinen,  so  wird  der  Räuber  zum  Soldaten,  es  bilden  sich 
Armeen  und  es  ist  der  Weg  zu  Froberungen  geöifnet. 
Die  Ausdehnung  derselben  hängt  dann  von  dem  Genie  des 
Führers  ab. 

Es  giebt  noch  einen  anderen  Weg  zu  Eroberungen, 
welchen  uir  an  einem  konkreten  Falle  nachweisen  wollen. 
Ibn  Häyik  erzählt,  dafs  (ungefähr  anderthalb  Jahrhunderte) 
vor  Mohammad  dreifsij>tausend  waffenfähige  Kinditen  ihre 
Heimath,  Hahrayn,  jMoschakkar  un<]  (jlhan)r  dzü  Kinda,  am 
persischen  Meerbusen  verliefsen  —  wahrscheinlich  war  ih- 
nen die  Oberherrlichkeit  der  Perser  zuwider  —  und  gegen 
Südosten  nach  Hacihramawt  wanderten.  Ein  Theil  zer- 
streute sich  in  den  nordwestlich  davon  gelegenen  Hochlan- 
den und  nomadisirte,  ein  anderer  Theil  unterwarf  sich  die 
fruchtbaren  Thäler  und  baute,  besonders  im  Wädiy  Kisr 
und  dem  oberen  Theile  von  Pladhramawt,  Dörfer  und 
Schlösser  auf  den  Hügeln  und  verdrängte  oder  unterdrückte 
die  Bauern.  Mit  den  (.'adafiten,  welche  früher  die  Eigen- 
thümer  des  Landes  waren,  lebten  sie  in  Hader,  mit  den 
Himyariten,  den  Beherrschern  von  Vanian,  stifteten  sie 
Freundschaftsbündnisse.  Weil  Hadhramawt  eins  der  frucht- 
barsten Länder  der  Erde  ist  und  eine  uralte,  ganz  eigen- 
thümliche  Kultur  besafs,  wurden  die  kinditischen  Häupt- 
linge reich  und  mächtig,  und  es  gelang  ihnen,  den  Nagd, 
d.  h.  Central -Arabien,  und  selbst  das  weit  entfernte  Dümat- 
algandal  zu  unterwerfen.  Diese  neuen  Eroberungen  waren 
w  eder  Kolonien,  noch  blieben  sie  lange  Besitzungen  einer  kin- 
ditischen Centralregierung,  sondern  sie  gehörten  kinditischen 


99 

Häuptlijigen,  welche  durch  Abkunft  und  Verschuägerung-,  ge- 
»leinsanies  Interesse  und  Bündnisse  mit  einander  vereint  wa- 
ren, etwa  wie  die  drei  Dutzend  Dynastien  in  Deutschhand. 
Wenn  ein  arabischer  Stamm  eine  Landschaft  überfällt, 
so  begnügt  er  sich,  die  Einwoliner  zu  plündern  und  Skla- 
ven mit  sich  lortzuschleppcn.  Wenn  der  Stamm  uiächtig 
genug  ist,  wiederholt  er  allenfalls  alljährlich  den  Besuch, 
um  Brandschatzung  einzutreiben  oder,  wie  man  in  der  jetzi- 
gen Bedouinensprache  sagt,  das  Brudergeschenk  (Achuwa) 
in  Empfiuig  zu  nehmen.  Es  fehlt  aber  den  Nomaden  das 
Organisationstalent,  die  Macht  und  wohl  auch  der  Wille, 
bleibende  Eroberungen  zu  machen.  Die  Kinditen  hatten  in 
Hadhramawt  das  Herrschen  gelernt,  und  das  Zusammen- 
halten der  HäuptUnge  versah  sie  mit  der  nöthigen  Macht. 
Wenn  sie  eine  Oase,  wie  Dümat  algandal,  eroberten,  baute 
sich  der  Führer  ein  Schlols  oder  nahm  Besitz  von  einem 
bereits  vorhandenen  (denn  solche  Zustände  waren  schon 
früher  da  gewesen),  behielt  eine  ganz  geringe  Anzahl  sei- 
ner Leute  bei  sich  und  beherrschte  die  Einwohner.  In 
ihre  innere  Angelegenheiten  mischte  der  fremde  Häuptling 
sich  wenig  und  begnügte  sich,  die  Steuern  in  Empfang 
zu  nehmen.  Wollten  sie  das  Joch  abschütteln,  so  eilten 
ihm  seine  Stammgenossen  zur  Hülfe.  Auf  diese  Weise 
beherrschte  der  unternehmende  Stamm  der  Kinditen  einen 
grofsen  Theil  von  Arabien  und  hielt  die  Bedouinen  im 
Zaume.  Die  M-acht  der  Kinditen  trug  so  wenig  als  das 
Fürstenthum  Liechtenstein  den  Keim  in  sich,  grofse  Ero- 
berungen im  Auslande  zu  machen  und  war  zur  Zeit  des 
Mohammad  schon  im  Verfall.  Wohl  aber  konnte  ein  gro- 
fser  Räuberhauptmann,  ohne  dynastische  Banden,  zum  Hel- 
den und  Eroberer  werden,  und  im  hohen  Alterthurae  mag 
dieses    oft   vorgekommen    sein  ^).      Der   grofsartigste   und 


')  Die  'AbAsiden  haben  gezeigt,  wie  ein  grofser  BaiHleiiführer 
zum  Autokraten  wird.  Die  Araber,  welche  sie  auf  den  Chalyfen- 
thron    setzten    und    von    deren    öffentlichen    Meinung    sie    abhängig 

7* 


100 

bekannteste  Fall   dieser  Art   sind    die   moslimische  Erobe- 
rungen. 

So  lange  Mohammad  zu  schwach  war,  seinen  Fein- 
den die  Spitze  zu  bieten,  predigte  er  Geduld  als  die 
schönste  Zierde  eines  Gläubigen,  welcher  nach  einem  bes- 
seren Leben  strebt.  Als  ihm  aber  die  Madyner  Schutz 
gewährten,  liefs  er  sich  offenbaren^): 

22,40.     Denjenigen,    welche   kämpfen    wollen,   weil   sie 
milshandelt  worden  sind,  ist  die  Erlaubnifs  dazu  ertheilt; 

41.  nämlich  Denjenigen,  welche  ohne  Schuld  und  nur 
weil  sie  sagten:  Unser  Herr  ist  Allah!  aus  ihren  Wohn- 
sitzen vertrieben  worden  sind.  Wenn  es  Gott  gestattete, 
dafs  die  Menschen  sich  einander  zurückdrängen,  so  wür- 
den die  Klöster,  Kirchen,  Synagogen  und  Moscheen,  in 
denen  der  Name  Gottes  viel  angerufen  wird,  zerstört  wer- 
den. Gott  wird  sicherlich  Jenen  beistehen,  die  ihm  bei- 
stehen; denn  er  ist  stark  und   erhaben. 

Im  März  623  kehrten  gegen  300  makkanische  Kaufleute 
von  Syrien,  wo  sie  überwintert  hatten,  nach  der  Heimath 
zurück,  oder,  \\\e  die  Araber  sagen,  gingen  nach  Makka 
hinunter.  Auf  ihrem  Wege  nahten  sie  sich  der  Umgebung 
von  Madyna.  Hamza  stellte  sich  an  die  Spitze  von  dreifsig 
Flüchtlingen  ^)  und  lauerte  jenen  bei  'Yc;,  an  einer  Bucht 


waren,  wurden  ihnen  lästig.  Sie  erweiterten  nun  ihre  eigene  Fa- 
mih'e  durch  den  Ankauf  von  Hunderttausenden  von  türkischen  Skla- 
ven, welche,  wenn  sie  ihnen  auch  die  Freiheit  schenkten,  ihre  Ma- 
wäliy,  Klienten,  und  folglich  nach  herkömmlichen  Begriflen  Mitglie- 
der ihrer  Familie  waren.  Mit  deren  Hülfe  machten  sie  in  kurzer 
Zeit  der  arabischen  Unabhängigkeit  ein  Ende,  ruinirten  sich  aber, 
wie  bekannt  ist,  selbst;  denn  diese  Prätorianer  bemächtigten  sich 
aller  Macht  im  Staate,  auch  der:  den  Chalyfen  hinzurichten  und  ei- 
nen andern  einzusetzen. 

')  Moll.  Ibn  Ayidz  aus  Damascus  von  Moh.  b.  Walyd,  von  Zohry 
utid  Abu   Orüba.    Vergl.  die  Exegeten. 

')  Bei  Wäkidy,  S.  7,  heifst  es  Anc^ärer.  Es  ist  dies  ein  Ver- 
sehen eines  Räwiy;  denn  bei  Tabary,  S.  225,  wo  Wakidy  citirt  wird, 
Bjeht  ganz  richtig  „Flüchtlinge". 


101 

des  Meeres,  westlich  von  Madyna,  auf.  Es  wäre  ihm  ge- 
lungen,  sie  zu  überraschen;  aber'Yc;  liegt  im  (Jebiete  der 
Ciohayna  und  die  Kaulieute  hatten  die  Vorsicht  gebraucht, 
sich  von  dem  CJohayniten  Magdyy  begleiten  zu  lassen.  Ein 
Angriff  auf  die  Karawane  wäre  unter  diesen  Umständen  ein 
Treuebruch  gewesen,  denn  es  bestand  ein  Freundschafts- 
bündnifs  zAvischen  dem  Gohaynastamme  und  den  Einwoh- 
nern von  Madyna.  Hamza  mufste  also  ohne  Beute  zu- 
rückkehren. 

Auf  einer  zweiten  Expedition  (April  623)  stiefsen  die 
Moslime,  60  an  der  Zahl,  bei  Räbigh  auf  eine  200  Mann 
starke  Karawane,  als  sich  dieselbe  schon  gelagert  hatte. 
Die  Angreifenden  wären  also  entschieden  im  Nachtheile 
gewesen.  Beide  Parteien  schössen  also  einige  Pfeile  auf 
einander  —  eine  eitele  Demonstration  —  und  die  Räuber 
retteten  sich  auf  ihren  Dromedaren. 

Im  Mai  versuchten  zwanzig  Flüchtlinge  noch  einmal 
ihr  Glück.  Sie  marschirten,  wie  es  bei  solchen  Gelegen- 
heiten immer  geschieht,  bei  Nacht  und  verbargen  sich  bei 
Tagre.  Dieses  Mal  aber  war  die  Karawane  schon  vorüber 
als  sie  zu  Charär,  eine  Ravine  bei  Gohfa,  wo  sie  dieselbe 
überfallen  wollten,  ankamen. 

Erst  im  x\ugust  bot  sich  wieder  eine  Gelegenheit  Beute 
zu  machen.  Dieses  Mal  versuchte  Mohammad  selbst  sein 
Glück.  Er  war  von  60  Flüchtlingen  begleitet.  Die  Kauf- 
leute waren  aber  schon  zwei  Tage  früher  bei  Abwä  vor- 
übergezogen, als  er  daselbst  ankam.  Er  benutze  die  Ge- 
legenheit, mit  Machschj,  dem  Schaych  des  Dhamrastam- 
mes,  obschon  er  noch  Heide  war,  ein  Neutralitätsbündnifs 
zu  schliefsen  ^).      Die   beiden  Parteien  sollen  keine  Raub- 


')  Das  erste  Lager  der  Dhamriten,  welches  sich  zum  Islam 
bekehrte  (die  Zeit  der  Bekehrung  ist  nicht  bekannt),  waren  die 
Banü  Ghifär  [b.  Molayk  b.  Dhamra].  Ihre  Wohnsitze  waren  in  der 
südlich  von  Madyna  gelegenen  Landschaft  (^afrä  (Ibn  Hischäm  S.434), 
wo,  wie  wir  aus  der  Karte  ersehen,  eine  Sokyä,  Tränke,  nach  ihnen 
benannt  wurde.    Sie  waren  wenig  zahlreich  und  Mohammad  bestellte 


102 
ziiare  soffen  einander  iinternelimen  untl  keine  soll  die  Feinde 


r>'  n 


der  anderen  unterstützen.  Dieser  Vertrag  wurde  schriit- 
lich  abgefafst  und  war  eine  nicht  unbedeutende  Errungen- 
schaft, indem  dadurch  die  Korayschiten  des  Schutzes  die- 
ses mit  ihnen  verwandten  Stannnes  beraubt  wurden. 

Eine  Karawane  wird  gewöhnlich  überrumpelt,  wenn 
sie  durch  einen  Hohlweg  in  eine  die  Strafse  durchkreu- 
zende Ivavine  hinuntersteigt.  Die  Käuber  lauern  in  der 
Kavine  bis  zwei  oder  drei  Kameele  vorüber  sind,  dann 
stürzen  sie  unter  lautem  (ieschrei  auf  den  Zug.  Die  Last- 
thiere,  welche  wegen  der  Enge  der  Strafse  einzeln  oder 
zu  zweien  gehen,  kommen  in  Unordnung  und  versperren 
den  herbeieilenden  Eigentlnimern  den  Weg.  Die  Räuber, 
welche  sich  früher  mit  der  Umgebung  bekannt  gemacht 
haben,  verschwinden  unterdessen,  begünstigt  von  dem  Dun- 
kel der  Nacht,  mit  so  vieler  Heute,  als  sie  fortschleppen 
können. 

Auf  diese  Weise  kann  ein  Dutzend  entschlossener 
Männer  eine  grofse  Karawane  mit  bestem  Erfolge  angrei- 
fen. Es  giebt  jedoch  einfache  Mittel,  das  (lelingen  zu  ver- 
eiteln; gewöhnlich  reiten  gerade  vor  Ankunft  der  Kameele 
jene  Mitglieder  des  Zuges,  welche  zu  Pferde  und  gut  be- 
walhiet  sind  (ich  habe  diesen  Dienst  oft  mitgemacht),  den 
Hügel  hinauf,  welcher  den  Hohlweg  einschliefst,  und  über- 


daher  im  Jahre  630  für  sie  und  ihre  Nachbaren,  die  Aslamiten, 
nur  einen  Arniensteucrkoninjissarius.  Nach  ihrem  Beitritte  zum  Is- 
lam stellte  ihnen  Mohammad  folgende  Urkunde  aus; 

„Sie  gehören  zu  den  Muslimen  und  haben  dieselben  Rechte  und 
Pflichten,  wie  die  Moslime  Der  Rote  Gottes  läfst  ihnen  für  Per- 
son und  Eigenthum  seinen  und  Gottes  Schutz  angedeihen.  Sie  kön- 
nen auf  seine  Hülfe  rechnen,  wenn  ihnen  Unrecht  geschieht,  und 
wenn  er  ihren  Beistand  anruft,  sind  sie  verpflichtet,  ihn  zu  gewäh- 
ren. Sie  dürfen  aber  wegen  einer  Schuld  keinen  Krieg  anfangen. 
Dieser  Vertrag  dauert  so  lange,  als  das  Meer  genügt,  eine  Wollflocke 
zu  benetzen,  und  er  soll  nicht  ohne  Vergehen  bei  Seite  gesetzt  werden. 


103 

seilen  die  Ravine'),  nöthigenlalls  gehen  sie  in  dieselbe 
hinab  und  schlagen  Allarni,  Avenn  sie  Räuber  entdecken. 
Diese  müssen  sich   dann  zurückziehen. 

Obschon  die  Karawanen  bei  ]Nacht  reisen,  so  kommt 
es  doch  ol't  vor,  dafs  sie  sich  lange  vor  Tagesanbruch  la- 
gern. Auch  in  diesen  Fällen  sind  sie  in  Gleiahr.  Ks  wer- 
den zwar  immer  Wachen  gehalten,  und  wenn  man  Räuber 
in  der  Nähe  vernmthet,  so  wagen  es  nur  wenige  Leute 
so  lange  es  dunkel  ist  zu  schlafen.  Dessenungeachtet  ge- 
lingt es  den  Feinden  nicht  selten,  sich  an  das  Lager  hin 
anzuschleichen  und  \  erwirrunor  hervorzubrinuen. 

Nachdem  die  Korayschiten  zum  wiederholten  Male  ge- 
witzigt worden  waren,  konnten  die  Moslime  nur  von  Streil- 
zügen  in  grofsem  Maafsstabe ,  welche  auf  offenem  Felde 
den  Kampf  aufzunehmen  im  Stande  waren,  Erfolge  erwar- 
ten. \m  September  liefs  Mohammad  einen  Aufruf  an  die 
(jläubigen  ergehen  ^)  und  es  gelang  ihm  150  bis  200  Krie- 
ger zusammen  zu  bringen,  mit  denen  er  in  das  Feld  rückte, 
um  bei  Bowät  eine  vorüberziehende  Karawane  von  100 
Mann  und  2500  Kameelen  anzugreifen.  Die  Korayschiten 
w  aren  aber  schon  vorüber ,  als  die  jMoslime  daselbst  an- 
kamen ^j. 


')    Eine  solche  Patrouille  wird  Täli'a  genannt,  welches  die  Hin 
aufsteigende,  die  Ueberblickende,  bedeutet. 

^)  Kor.  2,  212.  Es  ist  auch  das  Kriegen  vorgeschrieben.  Es 
ist  euch  zwar  zuwider, 

213.  allein  es  wäre  möglich,  dafs  euch  etwas  zuwider  ist,  was 
zu  eurem  Besten  gereicht,  auch  ist  möglich,  dafs  ihr  etwas  liebt, 
was  euch  zum  Nachtheile  gereicht. 

')  In  der  Prophetenbiographie  werden  diejenigen  Feldzüge,  die 
er  selbst  kommandirte,  Ghazäh,  Plur.  Ghazawät  oder  Maghäziy,  ge- 
nannt. Das  Wort  ist  noch  im  Gebrauch  und  bedeutet  Raubzug  oder 
Kriegszug.  Die  Expeditionen,  an  denen  er  nicht  Theil  nahm,  und 
sonst  Jemandem  das  Kommando  übergab,  nennt  man  Saryya,  Plur. 
Sarävä:  es  bedeutet  einen  Ausfall  bei  Nacht,  während  Säriya  einen 
Angriff  bei   Tage    bezeichnet.      Saryya   wird   auch   eine   Abtheilung, 


104 

Das  Mifslingen  der  nioslimisclien  Waffen  ermuthigte 
den  Korz,  aus  dem  mit  den  Korayschiten  nahe  verwandten 
Fihr- Stamme,  im  September  623  die  Herden  der  Moslime, 
welche  nur  eine  starke  Stunde  von  Madyna  weideten,  weg- 
zutreiben. Vergebens  setzte  ihm  Mohammad  mit  seinen 
Getreueuen  bis  Sasawän  bei  Badr  nach;  er  konnte  ihn  nicht 
einholen. 

Die  im  November  nach  Syrien  ziehende  Karawane 
war  die  letzte  der  Saison  623.  Mohammad  versuchte,  ihr 
bei  Dzü  -  Toschayra  mit  derselben  Mannschaft  wie  das  vo- 
rige Mal  ^)  den  Weg  zu  versperren,  aber  auch  dieses  Mal 
kam  er  mehrere  Tage  zu  spat.  Er  schlofs  bei  dieser  Ge- 
legenheit ein  Bündnifs  mit  den  Banü  Modlig  und  denjeni- 
gen Dhamriten,  welche  deren  Verbündete  waren  und  unter 
ihnen  lebten.  Das  Dokument,  welches  die  Biographen  auf- 
bewahrt haben,  scheint  durch  Verwechselung  an  diese  Stelle 
gekommen  zu  sein:  es  bezieht  sich  auf  das  so  eben  er- 
wähnte  Bündnifs  mit  den  Banü  Dhamra  und  lautet: 

Von  Mohammad,  dem  Boten  Gottes,  an  die  Banü 
Dhamra  (ein  kleiner  Kinänastamm:  Dhamra  b.  F3akr  b.'Abd- 
Manäh   b.  Kinäna). 

Ihre  Person   und  Eigenthum    soll  vor  uns  sicher  sein 


welche  vom  Heere  detachirt  wird,  genannt,  und  der  Ausdruck  wird 
gebraucht,  wenn  sie  auch  nur  aus  fünf  Mann  oder  noch  weniger  be- 
steht. Die  Absicht  eines  solchen  Defachements  ist  immer  den  Feind 
zu  überrumpeln,  und  weil  es  seine  Bewegungen  heimlich  macht,  haben 
die  Etjraologen  das  Wort  mitSirr,  Geheimnifs,  in  Verbindung  gebracht. 
In  der  Prophetenbiographie  könnte  man  Ghazäh  mit  Feldzug  über- 
setzen, weil  es  sich  darum  handelte,  dem  Feinde  oftenen  Widerstand  zu 
leisten.  Die  Saräyä  des  Mohammad  bezweckten  Raub  und  Meuchel- 
mord, manches  Mal  auch  offene  Thätlichkeiten,  wie  die  Zerstörung 
der  Götzenbilder.  Der  Ausdruck  wird  auf  alle  vom  Propheten  nicht 
selbst  kommandirten  Unternehmungen  angewendet,  weil  man  an- 
nahm, dafs  er  stets  im  Hauptquartier  sei. 

')  Nach  Balädzory  hatten  die  Moslime  dieses  Mal  ein  Pferd 
bei  sich,  und  der  Prophet  wurde  von  den  Banü  Modlig  auf  das 
Freundschaftlichste  bewirthet. 


105 

und  sie  sollen  gegen  ihre  Feinde  unsern  Beistand  haben. 
Sie  verpflichten  sich  dagegen,  so  lange  das  Meer  eine 
Wollllocke  zu  benetzen  genügt,  nicht  gegen  die  Religion 
Gottes  zu  kämpfen  und  dem  Boten  Giottes  Hülfe  zu  leisten, 
wenn  er  sie  um  Hülfe  anruft.  Sie  haben  das  \  ersprechen 
Gottes  und  seines  Boten. 

In  dieser  Expedition  und  wohl  auch  in  der  vorher- 
gehenden hatten  die  Moslime  nur  30  Kameele.  Wenn  sie 
die  Korayschiten  eingeholt  hätten,  so  wäre  es  zu  einem 
Kampfe  auf  Leben  und  Tod  gekommen,  denn  Mohammad 
und  seine  Leute  hatten  darauf  gerechnet,  im  Siege  und 
nicht  in  der  Flucht  ihr  Heil  zu  finden.  Diesen  verzwei- 
felten Entschlufs  führten  sie  im  .nächsten  Frühling,  als  die- 
selbe Karawane  von  Syrien  zurückkehrte,  mit  dem  besten 
Erfolge  aus. 

Die  Moslime  hatten  nun  während  der  ganzen  Saison 
nicht  einen  einzigen  Erfolg  errungen,  ja  sie  waren  nicht 
einmal  im  Stande  gewesen,  den  von  Korz  an  ihnen  ver- 
übten Schimpf  zu  rächen.  Mohammad  fafste  nun  einen 
verzweifelten  Entschlufs.  In  der  Mitte  des  Mondjahres 
wurden,  nach  altem  Herkommen,  einen  Monat  lang  die  Waf- 
fen bei  Seite  gelegt  und  die  erbittertsten  Feinde  verhiel- 
ten sich  friedlich  gegen  einander.  Der  Monat  hiefs  der 
wRagab  (der  Geehrte)  der  Araber«  und  galt  auch  den  Mos- 
limen  für  heilig.  Die  Korayschiten  glaubten  daher,  dafs 
sie  während  desselben  ohne  grofse  Vorsichtsmafsregeln 
ihren  Geschäften  obliegen  könnten.  Weil  er  aber  in  den 
Winter  fiel  (er  fing  am  Abende  des  28.  Dec.  623  an)  gingen 
ihre  Züge  gegen  Süden.  Dieser  Monat  soll  verletzt  wer- 
den, um  wenigstens  eine  Siegesbeute  nach  Madyna  zu 
bringen  und  das  Versprechen  des  Beistandes  Gottes  zur 
Wahrheit  zu  machen. 

Mohammad  rüstete  eine  Expedition  von  zwölf  Mann 
und  sechs  Kameelen  aus  und  bot  das  Kommando  seinem 
Vetter  Abu  'Obayda  an,  und  als  dieser  es  ablehnte,  über- 
nahm  es  'Abd  x\llah  b.  Gahsch.     Während  der  Dauer  der 


106 

Expedition  soll  er  den  Titel  Amyr  al-müminyn,  Befehls- 
haber der  Gläubigen,  haben,  mit  welchem  Titel  später  die 
Chalyfen  begriilst  wurden.  Mohammad  übergab  ihm  ei- 
nen versiegelten  Befehl,  mit  dem  Auftrage,  auf  der  oberen 
Makkastrafse  zwei  Tage  gegen  Süden  vorzudringen,  dann 
den  Befehl  zu  öffnen  und  seinen  Leuten  vorzulesen.  Er 
öffnete  ihn  zu  iMalal,  21  arabische  Meilen  von  Madyna, 
und  fand  darin  folgenden  Inhalt:  »Geh  im  Namen  und  mit 
«lem  Segen  Uottes  nach  Naclila  und  laure  dort  auf  die 
korayschitischen  Karawanen.  Zwinge  Niemanden  von  dei- 
nen Leuten  dich  zu  begleiten,  komme  aber  meinem  Be- 
fehle mit  Denjenigen  nach,   welche  dir  freiwillig  folgen. ^< 

iVachla  ist  uns  schon  bekannt,  denn  dort  uurde  Mo- 
hammad auf  der  Rückkehr  von  Täyif  von  den  frommen 
tlinn  belauscht,  welche  sich  auch  bekehrten  (Bd.  IL  S.  245). 
Es  liegt  zwei  Tagereisen  östlich  von  Makka,  auf  der  Han- 
delsstrafse  von  Vaman.  Zwei  von  den  Gläubigen  verlie- 
fsen  die  Fahne  und  begaben  sich  nach  Bahrän,  wo  sie 
sich  lange  aufhielten.  Die  Uebrigen  erklärten  sich  bereit, 
die   Befehle  ihres  Meisters  auszuführen. 

Als  diese  in  Nachla  angekommen  waren,  bemerkten  sie 
am  Nachmittage  des  28.  Dec.  623  vier  korayschitische  Kauf- 
leute. Ihre  Kameele  waren  mit  Leder,  Rosinen  und  Wein 
beladen,  und  sie  waren  auf  dem  Wege  von  Täyif  nach 
Makka.  Die  leichte  Art,  wie  'Abd  Allah  b.  Gahsch  und 
seine  Begleiter  reisten,  war  nicht  dazu  angethan,  ihnen 
Vertrauen  einzudöfsen.  Die  Moslime  rasirten,  um  die  Kauf- 
leute irre  zu  führen,  einem  aus  ihrer  Mitte  das  Kopfhaar, 
damit  er  wie  ein  Pilgrim  zu  den  geheiligten  Orten  aus- 
sehe. Dieser  nälierte  sich  ihnen  so  weit,  dafs  sie  seinen 
geschorenen  Kopf  sehen  konnten.  Dieser  Anblick  erfüllte 
sie  mit  Zuversicht  und  sie  luden  ihre  Kameele  ab.  Unter- 
dessen wurde  es  Abend  und  es  zeigte  sich  der  Neumond, 
welcher  den  Anfang  des  geheiligten  Monats  verkündete. 
.letzt  fühlten  sie  sich  ganz  sicher.  Der  Moslim  Wäkid 
schlich    sich    innerhalb  Schufsueite    und  lödtete  einen  der 


107 

Kaufleute  mit  einem  Pfeile.  Dieses  nar  das  Siffiial  zum 
üeberl'all.  Einer  von  den  drei  [lehriüren  rettete  sich  aui" 
seinem  Pferde  und  kam  am  nächsten  Morgen  in  Makka 
an,  die  beiden  Anderen  mufsten  sich  als  Gefangene  erge- 
ben und  Avurden  nebst  den  Waaren  nach  Madvna  sre- 
schleppt. 

Dieser  Frevel  machte  einen  so  ungünstigen  Eindruck 
auf  die  nevölkerinio-  von  Madvna,  dafs  iMohannnad  eenö- 
thigt  war,  den  Gefangenen  ihre  Freiheit  zu  schenken,  die 
Beute  zurückzuerstatten,  den  Blutpreis  des  getödteten  Man- 
nes zu  bezahlen  und  die  That  seines  Befehlshabers  der 
Gläubio-en  zu  desavouiren.  Ich  habe  dir  keinen  Auftraar 
gegeben,  den  Raub  nach  Eintritt  des  Ragab  auszuführen, 
sagte  er;  du  hättest  den  Anfall  vor  Sonnenuntergans:  raa- 
chen  können.  Um  ihn  aber  zu  trösten,  liefs  er  sich  of- 
fenbaren : 

2,  214.  Sie  befragen  dich  über  den  heiligen  Monat 
(Ragab),  ob  das  Kämpfen  in  demselben  erlaubt  sei?  Ant- 
worte: Das  Kämpfen  in  demselben  ist  eine  grofse  Sünde. 
Aber  die  Menschen  von  dem  Pfade  Gottes  und  von  dem 
heiligen  Gotteshaus  (der  Ka'ba)  auszuschliefsen  und  sie 
daraus  zu  verjagen  (zur  Flucht  aus  Makka  zu  zwingen) 
und  Unglaube  sind  noch  gröfsere  Sünden  vor  Gott.  Auch 
Verführung  ist  eine  gröfsere  Sünde  als  Todschlag.  Sie 
aber  werden  nicht  eher  nachlassen  euch  zu  bekriegen,  als 
bis  sie  euch  von  eurem  Kultus  abwendig  gemacht  haben, 
wenn  sie  können.  Wer  von  euch  von  seiner  Religion  ab- 
fällt, ist  ein  Frevler,  und  die  Werke  solcher  Menschen  fal- 
len in  dieser  und  in  jener  Welt  dahin;  sie  sind  Genossen 
des  Höllenfeuers  und  werden  ewig  darin   bleiben. 

215.  Wahrlich  Diejenigen,  welche  glauben  und  aus- 
wandern und  auf  dem  Pfade  Gottes  kämpfen,  dürfen  die 
Barmherzigkeit  Gottes  erwarten;  denn  Gott  ist  verzeihend 
und  milde. 

Er  hielt  von  nun  an  die  Regel  fest,  dafs  in  seiner 
Lage  ein  Religionskrieg  ein  defensives  Vorgehen,  oder  wie 


108 

er  sich  Kor.  2, 190  ausdrückt,  eine  Vergeltung  sei,  und  griff 
seine  Feinde  in  jedem  Monate  des  Jahres  an.  Nur  der 
Kagab,  der  heiligste  von  allen  Monaten,  mag  eine  Aus- 
nahme gemacht  haben. 

Mohammad  wufste,  dafs  die  Karawane,  die  er  im  No- 
vember vergebens  verfolgt  hatte,  im  März  desselben  Jahres 
nach  Arabien  zurückkehren  würde.  Sie  bestand  aus  30 
(nach  Ibn  'Okba  aus  70)  Mann  unter  Anführung  des  Abu 
Sofyän,  und  1000  Kameelen.  Der  Werth  der  Waaren  be- 
belief sich  auf  50000  Mithkäle.  Mohammad  benutzte  die 
Zwischenzeit,  um  so  viele  Schayche  der  Stämme,  durch 
deren  Gebiet  sie  ziehen  mufste,  als  möglich  für  sich  zu  ge- 
winnen. Alles  was  er  von  ihnen  verlangte  war,  dafs  sie 
sich  neutral  verhalten  und  den  Kaufleuten,  wenn  er  diese 
auf  deren  Gebiete  angriffe,  keinen  Schutz  gewähren  sollten. 
Am  1.  März  ')  schickte  er  zwei  von  seinen  Gefährten  gegen 


')  Die  auf  diesen  Feldzug  bezüglichen  Data  hängen  von  dem  der 
Schlacht  ab.  Ueber  dieses  sind  zweierlei  Angaben  vorhanden,  welche 
Tabary  S.  242  zusammengestellt  hat.  Die  Mehrzahl  behauptet,  das 
Treffen  habe  am  Freitag  den  17.  Ramadhän  stattgefunden,  die  Min- 
derheit: am  Freitag  den  19.  Eine  ganz  vereinzelte,  dem  Tabary 
nicht  bekannte  Tradition  des 'Amr  b.  Yahya  (bei  I(jäba  unter 'Amir 
b.  Abd  Allah  und  bei  Nur  alnibräs  S.  744)  sagt:  am  Montag  den 
17. Ramadhän;  sie  verdient  aber  um  so  weniger  Berücksichtigung,  weil 
auch  sonst  die  auf  diesen  Krieg  bezüglichen  Wochentage  richtiger 
sind  als  die  Data  und  weil  auch  die  Exegeten,  sowie  Bochäry  und 
Moslim,  die  Schlacht  an  einem  Freitag  gefochten  werden  lassen. 
Wenn  der  Ramadhän -Neumond  erst  am  26.  Februar  624  sichtbar 
wurde  und  also  der  vorhergehende  Monat  30  Tage  hatte,  so  war 
der  19.  Ramadhän  (16.  März)  wirklich  ein  Freitag  und  das  richtige 
Datum.  Da  Wäkidy  und  Ibn  Sad  behaupten,  die  Schlacht  sei  am 
17.  gefochten  worden,  müssen  alle  ihre  Data  um  zwei  Tage  später 
gesetzt  werden.  Sie  behaupten  z.  B.  der  Auszug  des  Propheten  habe 
am  Sonntag  den  12.  Ramadhän  stattgefunden.  Dies  war  ein  Frei- 
tag. Wir  versetzen  ihn  also  in  den  14.  Ramadhän  (=  11.  März). 

Weil  sab'a  «.j^*«  sieben  und  tis'a  «^«.o  neun  in  der  Schrift  (be- 
sonders wenn   die  Punkte   ausgelassen  werden),  nicht  aber  in  der 


109 

Norden,  um  Nachrichten  über  die  Bewegungen  der  Ko- 
rayschiten  einzuziehen.  Sie  begaben  sich  nach  Taggadär 
(Nachbär)  an  der  Meeresküste,  nicht  weit  von  Hawrä,  wo 


Aussprache  leicht  mit  einander  verwechselt  werden  können,  so  liegt 
die  Vermuthung  nahe,  dafs  der  Irrthum  durch  eine  falsche  Lesart 
entstanden  sei,  und  eine  einläfsliche  Untersuchung  der  betreffenden 
Traditionen  könnte  uns  einigen  Aufschlufs  darüber  geben,  wie  früh 
historische  Nachrichten    schriftlich   aufbewahrt   wurden. 

Ihn  Ishak  S.  443  nimmt  keinen  Anstand  zu  sagen:  „Am  Frei- 
tag den  17.  Ramadhän".  Obschon  der  Verfasser  des'Oyün  den  Ibn 
'Okba,  Abu  Ma' schar,  Ibn  'Ayidz  und  Abu  'Orüba  vor  sich  hatte,  so 
spricht  er  doch  denselben  Fehler  nach;  es  scheint  also,  dafs  die 
falsche  Lesart  zur  Zeit  dieser  Biographen,  circa  A.  H.  135,  allge- 
meine Geltung  genofs.  Ja,  schon  Yazyd  b.  Rümän  (f  130)  und 
'A^im  b.  'Omar  b.  Kotäda  (f  bald  nach  120)  hielten  mit  solcher  Be- 
stimmtheit daran  fest,  dafs  sie  Zweiflern  antworteten:  Jedes  Weib 
weifs,  dafs  sie  am  17.  gefochten  wurde. 

'Oyayna  (f  198)  erzählt  eine  Tradition  von  Abu  Ishäk  (f  129) 
und  es  wird  der  19.  genannt.  Scho'ba  (f  160)  überliefert  dieselbe 
Tradition,  welche  er  von  Abu  Ishäk  gehört  haben  will,  und  sagt: 
„den  17."  Isräyl,  ein  Sohn  des  Abu  Ishäk,  theilt  eine  andere  Ver- 
sion dieser  Tradition  mit  und  hat  den  19.,  Thawry  hingegen,  wel- 
cher dieselbe  Version  aufbewahrt  hat,  sagt  den  17.  Es  scheint  also, 
dafs  Abu  Ishäk  zweifelhaft  war. 

Die  zwei  genanten  Versionen,  welche  Abu  Ishäk  lehrte,  stam- 
men beide  von  Aswad  (Nochay  f  74).  Erstere  hat  Abu  Ishäk 
durch  Aswad's  Sohn 'Abd  al-Rahmän  (f  99),  die  andere  durch  Ho- 
gayr  Tha'laby  vernommen,  in^  beiden  las  er  bald  „den  19.",  bald 
„den  17."  Es  scheint  also,  dafs  Aswad  das  Datum  schriftlich  hin- 
terlassen habe  und  die  Nachwelt  nicht  wufste,  wie  sie  lesen  soll. 
Als  ein  Beweis,  dafs  nicht  erst  Abu  Ishäk,  sondern  schon  die  Schü- 
ler Aswad's  rathlos  waren  und  einige  von  ihnen  sich  für  die  falsche 
Lesart  entschieden,  kann  erwähnt  werden,  dafs  Thawry,  welcher 
Forschungen  über  das  Datum  anstellte,  die  falsche  Lesart  nicht  durch 
Abu  Ishäk,  sondern  durch  Zobayr  b.  'Adyy,  von  Ibräh,  von  Aswad 
erhalten  hat. 

Es  lassen  sich  zwei  Traditionen  gegen  die  Vermuthung,  dafs 
Aswad's  schriftliche  Nachricht  undeutlich  war,  anführen:  Hogayr, 
welcher  auch  das  falsche  Datum  angiebt,  will  es  nicht  durch  Aswad, 


110 

sie  von  Kaschad,  einem  gohaynitischen  Schayche  der  Nieder- 
lassung, freundlich  aufgenommen  wurden.  Hier  wollten  sie 
abwarten,  bis  sich  die  Karawane  näherte.  Ihr  Wirth  aber 
truw;  Wassor  auf  beiden  Schultern  und  hielt  sie  im  Dun- 
kein.  Eines  Tages,  als  sie  einen  Hügel  bestiegen,  sahen 
sie  zu  ihrem  Staunen  die  beladenen  Kammele  vorüberzie- 
hen. Da  Abu  Sofyän  Tag  und  Nacht  marschirte,  so  Avar 
für  die  Moslime  keine  Möglichkeit,  ihn  einzuholen.  Die 
Kundschafter  kehrten  daher,  ohne  zu  eilen,  zu  den  Ihrigen 
zurück.  Kaschad  gab  ihnen  Geleit  und  Schutz  bis  Marvva. 
Dieser  war  ein  Mann  von  Einflufs  und  desAvegen  Avurde 
er  später,  ungeachtet  seines  zweideutigen  Benehmens,  vom 
l*ro|)heten  sehr  gut  aufgenommen  und  sein  Neft'e  erhielt 
von  ihm  Yanbo'  znm  Lehen.  Er  verkaufte  seine  Rechte  an 
'Abd  al-Rahman   b.  Sad   b.  Zorära  uni  30000  [Dirheme]. 

In  Madyna  traf  unterdessen  auf  anderem  Wege  die 
Nachricht  von  dem  Zuge  des  Abu  Sofvln  ein.  Moham- 
mad rief  seine  Getreuen  zu  den  Waffen,  um  die  Karawane 
auf  dem  Wege  nach  Makka  zu  verfolgen.  Es  war  aber 
vorauszusehen,  dafs  die  Koravschiten  zu  deren  Schutz  aus- 
rücken würden.  Die  Flüchtlinge  allein  genügten  nicht  für 
das  Unternehmen  und  gegen  die  Betheiligung  der  An(^ärer 
wurde  von  verschiedenen  Seiten  Einsprache  erhoben.  Der 
bei  der  'Akaba  abgeschlossene  Vertrag  lautete,  dafs  sie 
den  Propheten  gegen  Angriffe  in  Madyna  schützen,  nicht 
aber,  dafs  sie  mit  ihm  die  Offeysive  ergreifen  und  in  das 
Feld  rücken  sollten.  Allein  (Jott  befahl  ihnen,  dieses  Un- 
ternehmen   zu    unterstützen   ' ),    und   die   grofse   lieute,   die 

sondern  durcli  Alkaiiia  von  ll)ii  Mas'iul  crhaldMi  haben,  und  von 
Ihn  Aby  Zinnäd  wird  eine  Ver.sion  überliefert,  in  welcher  der  Name 
des  Aswad  nicht  genannt  wird.  Beides  halte  ich  für  Versehen  iu 
der  Isnäd,  im  ersten  Falle  mag  Tadlys  vorliegen,  denn  der  Ueber- 
lieferer  mochte  sich  die  Ehre  einer  neuen  Isnäd  zu  sichern  beab- 
sichtigt haben. 

')    Kor.  8, 5-6. 


111 

ihnen   bevorstand,  war  lockend  ').     Es  schlössen  sich  also 
175  Angärer  seiner  Fahne  an. 

Es  ist  eine  ziemlich  allgemeine  Sitte  im  Orient,  dafs 
sich  die  Menschen,  welche  eine  Reise  (was  auch  immer 
der  Zweck  sein  ma<^)  machen  wollen,  aulserhall)  der  Stadt 
treffen.  Für  das  Sammeln  von  Karawanen  bestehen  häufig 
SeraT  nicht  weit  von  den  Thoren.  Wenn  man  z.  B.  von 
Aie[)j)o  nach  Mosul  reisen  will,  geht  man  in  ersterer  Stadt 
zum  Thore  hinaus,  welches  gegen  Osten  führt,  und  man 
lindet  dort  Leute,  welche  dieselbe  Absicht  haben,  und  auch 
Miethskameele.  Sobald  die  Gesellschalt  grofs  genug  ist, 
bricht  die  Karawane  auf.  Wenn  man  einen  Raubzug  be- 
absichtiift,  ü;iebt  man  sich  geheim  ein  Rendez- vous  nach 
einem  fernen,  abgelegenen  Orte.  Kriegszüge,  welche  von 
fürstlichen  Hoflagern  ausgehen,  sammeln  sich  in  der  ^ähe 
der  Hauptstadt  und  der  Führer  schlägt  schon  einige  Tage, 
ehe  er  zu  marschiren  gedenkt,  daselbst  sein  Zelt  auf  In 
Indien  haben  solche  Orte  nicht  selten  den  Namen  Schäh- 
derä,  d.  h.  königliches  Zelt.  Auch  Mohammad  versammelte 
sein  Heer  aufserhalb  Madyna  bei  einem  Brunnen.  Es  stell- 
ten sich  310  Mann  ein.  Am  8.  IMärz  Abends  hielt  er  Muste- 
rung und  wies  sieben  Jünglinge  unter  16  Jahren  zurück. 
Die  übriiien  traten  ohne  V^erzu«r  den  Marsch  an.  Sie  hat- 
ten  zwei  Pferde  und  70  Kameele  (wovon  Sa'd  b.  Mo'adz 
20  geliefert  hatte),  so  dafs  auf  zwei  Mann  nicht  einmal 
ein  Kameel  kam.  Einige  mufsten  zu  Fufs  gehen,  Andere 
ritten  mit  einander  oder  abwechselnd.     Der  Zug  wendete 


')  Weil  dies  das  Motiv  war,  blieben  einige  der  eifrigsten  An' 
hfuiiic^r  des  Islams  zurück,  wie  Sa'yd  b.'Obäda,  Osayd  b.  Hodhayr, 
H;~iti  b.  Malik ,  Abd  Allah  b.  'Onays,  während  der  wegen  seiner 
Tapferkeit  berühmte  Chobayb  b.  Isaf,  obschon  er  noch  Heide  war, 
den  Zug  mitmachen  wollte,  und  weil  Mohammad  erklärte,  es  dür- 
fen nur  Moslime  Theil  nehmen ,  das  Glaubensbekenntnifs  ablegte, 
um  nicht  ausgeschlossen  zu  werden.  Auch  Kays  b.  Vfohrith  wünschte 
sich  zu  betheiligen,  da  er  sich  aber  weigerte  Moslim  zu  werden, 
mufste  er  zurückbleiben. 


112 

sich  gegen  Südwesten,  in  der  Hoffnung,  dem  Abu  Sofyän 
den  Weg  von  der  Küste  nach  dem  Innern  des  Landes 
abzuschneiden.  Auf  diesem  Wege  lag  Badr,  wo  man  Was- 
ser findet  und  jährlich  Älarkt  gehalten  wurde.  Es  hegt 
acht  Posten  und  zwei  arabische  Meilen  ^)  von  Madyna  und 
eine  starke  Tagereise  vom  Dorfe  üohfa  entfernt,  welches 
auf  dem  geraden  Wege  nach  Makka  und  nur  8  Meilen  vom 
Meere  entfernt  ist.  in  Badr  ruhten  die  Karawanen  ge- 
wöhnlich während  des  Tages  aus,  dann  setzten  sie  des 
Nachts  die  Reise  nach  Gohfa  fort.  Mohammad  erwartete 
nun,  dafs  er  in  jener  Gegend  den  Abu  Sofyän  einho- 
len würde. 

Abii  SoI}än  hatte  auf  der  Heimreise  schon  zu  Zarkä, 
im  petraeischen  Arabien,  erfalnen,  dafs  Mohammad  im  No- 
vember mit  seiner  Schaar  ausgerückt  sei,  um  ihn  anzu- 
greifen, und  er  wufste  wohl,  was  er  auf  dem  Rückwege 
zu  erwarten  habe.  Er  miethete  also  den  Ghifäriten  Dhara- 
dham  um  20  Mithkäl  und  schickte  ihn  als  Eilboten  nach 
Makka,  mit  dem  Auftrage,  dafs  er,  dort  angekommen,  dem 
Dromedar  die  Nase  und  die  Ohren  abschneide,  den  Sattel 
umkehre,  das  Hemd  zerreifse  und  Hülfe!  Hülfe!  rufe.  Dham- 
dham  that  wie  ihm  befohlen  worden  war.  Die  Nachricht, 
dafs  die  Karawane  in  Gefahr  sei,  verbreitete  sich  wie  ein 
Lauffeuer  durch  die  Stadt.  Einige  Familien  erwarteten 
Waare,  andere  hatten  den  Kaufleuten  Geld  vorgeschossen; 
Viele  wurden  also  durch  Interesse  zum  Ausmarsche  be- 
wogen, noch  mehr  aber  durch  Hafs  gegen  Mohammad. 
Man  rüstete  drei  Tage.  Die  Reichen  bewiesen  die  gröfste 
Opferbereitwilligkeit.  Sie  stellten  ihre  Kameele  und  Waf- 
fen den  Aern)ern  zur  \  erlügnng  und  Einer  gab  seinem 
Freunde  500  Djnäre,   mit  der  Bilte,    sie    zur  Ausrüstung 


')  Badr  liegt  im  Tbale  Bolayl  (Bolayd?)  und  gehörte  dem 
Yachlod  b.  Nadhr,  oder  nach  Anderen  einem  Gohayniten  (Balädzory, 
Ansäb  alascbräf  fol.  181). 


113 

zu  verwenden.  Wer  selbst  nicht  gehen  konnte,  stelUe  ei- 
nen Einstandsmann. 

Es  sammelte  sich  ein  Heer  von  950  Mann,  100  Pfer- 
den und  700  Dromedaren  '}.  Es  ist  auffallend,  dafs  sie 
so  wenig  Cavallerie  hatten.  Wegen  der  Unfruchtbarkeit 
von  Makka  mögen  die  ITnterhaltskosten  für  Pferde  sehr 
grofs  gewesen  sein.  Nur  die  Reichen  (darunter  30  Mach- 
zün)iten)  waren  zu  Pferde  und  in  Panzerhemden  geklei- 
det, auch  einige  Andere  hatten  Panzer  an.  Die  Führer 
sorgten  nicht  nur  für  den  Unterhalt,  sondern  auch  für  Be- 
lustigung. Jeden  Tag  schlachtete  ein  anderer  der  mak- 
kanischen  Grofsen  neun  oder  zehn  Kameele  und  bewir- 
thete  die  Armee  ^).  Sklavinnen  ergötzten  die  Krieger  durch 
ihren  mit  Handtrommeln  begleiteten  Gesang.  Selbst  im 
Koran  8,  49  wird  der  Prunk  und  die  Ostentation  der  ko- 
rayschitischen  Armee  gerügt.  Es  ist  ziemlich  klar,  dafs 
die  ärmere  Klasse  wenig  oder  gar  keinen  Antheil  an  dem 
Zug  genommen  hätte,  wenn  sie  nicht  fetirt  worden  wäre. 

In  der  Nacht  vom  13.  zum  14.  März  erreichte  Mo- 
hammad den  Brunnen  Rawhä  ^)  und  fing  einen  Spion  der 


')  Kameele,  welche  zum  Lasttragen  und  geschlachtet  zu  wer- 
den bestimmt  waren,  sind  in  dieser  Zahl  nicht  eingeschlossen. 

^)  Ibn'Okba,  bei 'Oyün  S.  87,  giebt  die  Namen  Derjenigen  an, 
welche  die  Armee  auf  dem  Wege  bewirtheten.  Einer  von  ihnen  ist 
'Abbäs,  der  Oheim  des  Propheten.  Auch  Wakidy,  S.  140,  schreibt 
die  Stelle  des  Ibn'Okba  ab,  läfst  aber  den  Namen  des  'Abbäs  aus 
und  setzt  dafür  Fulän  „irgend  Jemand".  Wir  sehen  daraus,  wie 
er  die  Quellen  benutzte.  Er  bekleidete  eine  einträgliche  Stelle  un- 
ter den  'Abbäsiden  und  war  ein  bigotter  Verehrer  des  Alyy;  dies 
waren  die  Gründe  seiner  Untreue. 

Es  ist  kein  Zweifel,  dafs  'Abbäs  und  andere  Mitglieder  seiner 
Familie  (z.  B.  'Akvl,  ein  Sohn  des  Abu  Tälib  und  Nawfal  b.  Härith 
b. 'Abd  al-Mottalib)  gegen  die  Moslime  fochten  und  gefangen  ge- 
nommen wurden. 

')  Nach  dem  Itinerar  des  Wakidy,  S.  30,  liegt  Rawhä  nur  zwei 
Tagemärsche  oder  40  Meilen  von  Badr,  also  ungefähr  50  Meilen 
ni.  8 


114 

Feinde  auf  ').  Von  diesem  erhielt  er  die  bestimmte  Nach- 
richt von  dem  Anmarsch  der  Korayschiten  aul'Badr,  wurde 
aber  in  Bezug  auf  deren  Zahl  irre  geführt.  Um  seine  kleine 
Schaar  zu  ernmthigen,  erzählte  er  derselben,  dafs  ihm  Gott 
in  einem  Traume  entweder  die  Karawane  als  Beute  oder 
den  Sieg  über  die  Armee  versprochen  (Kor.  8,7),  und  zu- 
gleich mitgetlieiit  habe,  dafs  letztere  nicht  sehr  zahlreich 
sei.  Da  es  später  sich  herausstellte,  dafs  die  Korayschi- 
ten zweimal  so  stark  waren  als  er  vorausgesagt  hatte  (Kor. 
3,  ll),  sagte  Gott,  er  habe  sich  absichtlich  eine  Unwahr- 
heit zu  Schulden  kommen  lassen,  um  die  Moslime  zu  er- 
muthigen  (Kor.  8,  43-45).  Selbst  Gott  erlaubt  sich,  um 
seinen  Zweck  zu  erreichen,  Nothlügen! 

Mohammad   hatte   zwei  Kundschafter  vorausgeschickt, 
welche   mehr  schadeten  als  nützten  ^).     Sie  erhielten   zwar 


von  Madyna.     Nach  Yaküt  aber  höchstens  40  Meilen  von  Madyna; 
er  meint  wahrscheinlich  Fagg  Rawhä;  vergl.  Ihn  Ishäk  S.  433. 

In  Rawlia  schickte  Mohammad  den  Amriten  Härith  b.  Hä- 
tib  nach  Koba  zurück,  um  seinen  Stamm,  die  Bauü  Amr  b.  Awf, 
zu  überwachen,  weil  er  in  Erfahrung  gebracht  hatte,  dafs  die  Gesin- 
nungen dieser  Leute,  welche  später  die  Concurrenz- Moschee  errich- 
teten (vergl.  oben  S.  34)  nicht  zuverlässig  seien. 

')  Baghawy,  Tafsyr  8,  5.  Dagegen  spricht  jedoch  'Orwa  und 
seine  Nachfolger. 

*)  Dem  Wäkidy,  Ihn  Sad  und  Balädzory  zufolge  sendet  Mo- 
hammad schon  von  Madyna  Kundschafter  voraus  und  diese  kommen 
ganz  nahe  bei  Badr  zu  ihm  zurück;  nach  Baghawy  schickt  er  sie 
von  Rawhä  und  nach  Ihn  Isliäk  erst  von  Dzafirän.  Da  dieser  Ort 
so  nahe  bei  Badr  liegt,  so  glaube  ich,  Ibn  Ishäk  hat  sich  eine  Ver- 
wechselung zu  Schulden  kommen  lassen.  Zu  bemerken  ist,  dafs  die 
Kundschafter  dem  Gohaynastamme,  welcher  in  jener  Gegend  lebte, 
angehörig  waren.  Es  war  ein  grofser  Vortheil  für  Mohammad,  dafs 
sich  ihm  Leute  von  allen  Stämmen  anschlössen.  Er  war  daher  im- 
mer wohl  unterrichtet  von  Allem,  was  vorging. 

Selbst  auf  den)  Rückzuge  von  Badr  schickte  Mohammad  Leute 
voraus,  das  Terrain  zu  sondiren  (Wäkidy  S.  107),  wie  viel  mehr 
wird  er  diese  Vorsichtsmafsregeln  bei  dem  Anmärsche  beobachtet 
haben. 


115 

Nachricht  über  die  Bewegungen  des  Abu  Sofjän,  indem 
sie  bei  Badr  zwei  gohaynitische  Mädchen  belauscliten,  wo- 
von eine  zur  andern  sagte:  Morgen  kommt  die  Karawane, 
da  giebt  es  was  zu  verdienen  und  ich  kann  dir  dein  Gut- 
haben bezahlen.  Allein  als  der  schlaue  Führer  schon  vor 
Sonnenaufgang  den  Brunnen  von  Badr  erreichte,  fragte  er 
den  Gohavniten  Magdy,  ob  Alles  geheuer  sei,  ehe  er  es 
wagte,  Halt  zu  machen,  und  als  dieser  antwortete,  es  seien 
zwei  verdächtige  bidividuen  beim  Brunnen  gewesen,  be- 
gab er  sich  zur  Stelle,  untersuchte  den  frischen  Kameei- 
mist  und  fand  Dattelkörner  darin  ^).  Die  Kameele  kom- 
men von  Äladjna!  rief  er  aus;  denn  nur  dort  füttert  man 
mit  Datteln:  Mohammad  ist  in  der  Nähe!  Er  setzte  schnell 
seine  Reise  fort,  und  zwar  gegen  das  Meer  zu;  denn  er 
setzte  voraus,  dafs  Dhamdham  und  der  korayschitische  Land- 
sturm sich  verspätet  habe. 

Bei  Dzafirän ,  welches  nur  noch  eine  Tasrereise  von 
Badr  ist,  brachten  die  Kundschafter  die  Nachricht  zurück, 
dafs  die  Karawane  entschlüpft  sei.  Die  meisten  jMoslime, 
heifst  es  im  Kor.  8,  7,  Avünschten  Beute  zu  erringen,  ohne 
sich  Gefahren  auszusetzen;  Gott  aber  wollte,  dafs  das  Recht 
durch  seine  Worte  siegreich  sein  und  die  Brut  der  Un- 
gläubigen ausgerottet  werden  soll.  JMohammad  trug  sei- 
nen Kriegern  die  Absicht  Gottes  vor  und  versicherte  sie, 
dafs  er  im  Geiste  schon  die  Stellen  sehe,  auf  welchen  ihre 
Feinde  fallen  würden.  Sie  antworteten:  Wir  wollen  dir 
folgen,  wenn  du  uns  in  die  Sandwirbel  von  Südarabien 
oder  in  die  Fluthen  des  Meeres  hineinführst.  Darauf  band 
er  drei  Liwä  ^)  an  die  Speere  der  Führer,   vertheilte  das 


')  Ein  Einfall  dieser  Art  gilt  den  Biographen  mehr  als  eine 
Thatsache.  Nach  Orwa  hat  Abu  Sofyän  Badr  gar  nicht  berührt 
und  es  ist  möglich,  dafs  ihn  die  Erzähler  blos  deswegen  zu  dem 
Brunnen  kommen  lassen,  um  den  Kameelmist  zu  finden. 

^)  „  Liwa  ist  das  Feldzeichen,  welches  im  Kriege  getragen 
wird,  damit  die  Armee  wisse,  wo  sich  der  Befehlshaber  befinde.  Die- 
ser trägt  es  entweder  selbst  oder  er  giebt  es  einem  Krieger,  welcher 

8* 


116 

Losungswort  und  rückte  «;ee:en  Badr  vor.  Mit  Gottes  Hülfe 
gelang  es  ihm  Einhelligkeit  und  Zuversicht  in  seiner  wSchaar 
herzustellen. 

Ganz  anders  war  die  Stimmung  im  Lager  der  Ko- 
rayschiten.  Auch  sie  pflogen  zu  Gohfa  Kriegsrath,  nach- 
dem ihnen  die  Nachricht  von  der  Sicherheit  der  Karawane 
durch  einen  Boten  des  Abu  Solyän  bekannt  geworden  war. 
Die  Zohriten,  etwa  hundert  Älann  stark,  kehrten  ohne  Wei- 
teres nach  Makka  zurück,  die  'Aditen  hatten  schon  früher 
die  Armee  verlassen.  Zu  den  beiden  Söhnen  des  Raby  a, 
welche  eine  hohe  Stellung  in  der  Republik  einnahmen, 
sprach  deren  christlicher  Sklave  'Addäs  so  viel  zu  Gunsten 
des  Mohammad,  dafs  sie  von  seiner  Mission  halb  und  halb 
überzeugt  waren,  und  in  der  Brust  von  einigen  Anderen 
war  die  Anhänglichkeit  an  ihre  Verwandten  und  die  Liebe 


mit  denistlben  vor  der  Armee  einherschreitet.  Den  Lexicographen 
zufolge  sind  Liwji  und  RAya  gleichbedeutend.  Aber  Ibn  Abbas  (bei 
Ahmad  und  Tirniidzy)  sagt,  dafs  das  Liwa  des  Propheten  weifs  und 
sein  Käya  schwarz  war  und  dafs  auf  dem  letztern  geschrieben  stand: 
Es  giebt  keinen  Gott  aufser  Allah  und  Mohammad  ist  sein  Gesand- 
ter. Daraus  erheilt,  dafs  diese  zwei  Wörter  verschiedene  Standar- 
ten bedeuteten.  Der  Unterschied  in  der  Bedeutung  beider  Wörter 
mag  ein  konventioneller  sein.  Dem'Orwa  (bei  Iba  Ishäk  und  Abü- 
1-Aswad)  zufolge,  hat  der  Gottgesandte  das  Raya  zuerst  bei  dem 
Feldzuge  gegen  Chaybar  eingeführt.  Früher  war  nur  das  Liwa  be- 
kannt."    Mawahib  allad.  S.  !I5. 

In  der  Schlacht  bei  Badr  trug  Mo«;' ab  das  Liwfi  der  Flüchtlinge, 
Hobäb  das  Liwa  der  Chazragiten  und  Sa'd  b.  Mo'iid  das  der  Aw- 
siten.  Die  Korayschiten  hatten  ebenfalls  drei  Liwa,  welche  alle 
von  'Abdariten  getragen  wurden,-  denn  das  Liwa  im  Kriege  zu  tra- 
gen, war  ein  Vorrecht  dieser  Familie. 

Es  ist  nicht  ganz  richlig,  wenn  behauptet  wird,  Ibn  Ishäk  er- 
erwähne das  Räya  erst  im  Feldzuge  gegen  Chaybar.  Er  spricht 
S.  433  schon  im  Badrkricgc  von  zwei  schwarzen  Räya,  welche  vor 
dem  Propheten  einhergetragen  wurden,  und  auch  von  einem  Räya 
der  Anpärer.  Wenn  ich  nicht  irre,  wurde  später  die  Standarte,  welche 
vor  den)  Propheten  hergetragen  wurde,  Räya,  die  der  einzelnen  Hee- 
resabtheiluugen  aber  Liwä  genannt. 


117 

zum  Leben  so  warm,  dafs  sie  sich  nur  ungern  entschlos- 
sen, oline  Nothwendigkeit  (Jas  Schwert  gegen  sie  ziehen  ^). 
Diese  Geluhle  beschworen  Träume  herauf  und  jedes  Omen 
wurde  von  den  Zaghaften  ungünstig  gedeutet.  Es  gelang 
jedoch  dem  Abu  Galil  mid  einigen  anderen  Führern,  wel- 
che von  Kampflust  und  Kachegefülil  glühten,  die  Armee 
zu  bestimmen,  dem  ursprünglichen  Plane  gemäfs  wenigstens 
bis  Badr  vorzurücken.  Dort  sollte  drei  Tage  gegessen, 
getrunken  und  gesungen  werden,  um  die  Beduuinen,  wel- 
che man  zu  diesem  Feste  laden  wollte,  durch  Gastfreund- 
schaft zu  gewinnen  und  ihnen  durch  entschlossenes  \  or- 
wärtsgehen  Respekt  einzuilöfsen.  Die  Korayschiten  brach- 
ten auch  viel  Leder  mit  und  hofften  bei  diesem  Feste  mit 
ihren  (jJästen  Geschäfte  zu  machen  -). 

In  Badr  sind  mehrere  Brunnen,  und  es  wäre  ein  \  or- 
theil für  die  Korayschiten  gew  esen ,  wenn  sie  sich  an  ei- 
nem derselben  gelagert  hätten.  Es  kam  aber  ein  hefti- 
ger Platzregen,  welcher  sie  im  Marsche  hinderte.  Weiter 
gegen  Süden  fiel  gerade  so  viel  Wasser,  um  den  Weg  für 
die  Moslime  recht  angenehm  zu  machen  (Kor.  8,  ll).  Diese 
hatten  also  den  \  ortheil,  Badr  früher,  nämlich  am  Abende 
des  15.  März,  zu  erreichen.  iMohammad  schickte  eine  Pa- 
trouille an  den  entferntesten  Inunnen,  um  Kundschalt  über 


•)  Abu  Lahab,  einer  der  bittersten  Feinde  des  Islams,  blieb 
daher  in  Makka  zurück. 

»)  Wakidy  bemerkt  zu  A.H.4  in  der  Erzählung  des  kleinen  Feld- 
zuges nach  Badr,  dafs  nach  dem  Pilgerfeste  ein  Jahrmarkt  zu  Badr 
gehalten  wurde.  Wenn  die  Opferthiere  im  Jahre  624  am  11.  März 
geschlachtet  wurden,  so  wäre  der  Markt  ungefähr  in  diese  Zeit  ge- 
fallen. Es  ist  sehr  begreiflich,  dafs  die  Biographen  bei  dieser  Ge- 
legenheit nichts  davon  sprechen.  Sie  gingen  von  dem  Grundsatze 
aus,  das  Pilgerfest  würde  stets  im  Dzü-lhagg  gefeiert  und  hielten 
alle  auf  den  Markt  bezügliche  Nachrichten,  wenn  solche  vorhan- 
den waren,  für  ungegründet  und  verwarfen  sie.  Vielleicht  pflegte 
sich  die  korayschitische  Frühlingskarawane  in  der  Messe  zu  Badr 
einen  Tag  aufzuhalten. 


118 

die  Bewegungen  des  Feindes  einzuziehen.  Sie  stiefs  auf 
einige  korayscbitische  Sklaven,  welche  Wasser  holten,  und 
es  gelang  ihnen,  zwei  derselben  gefangen  zu  nehmen.  Von 
ihnen  erfuhr  der  Prophet,  dafs  das  feindliche  Lager  hinter 
dem  Hügel  sei,  welcher  das  Thal  einschliefst.  Er  fragte: 
Wie  stark  ist  eure  Armee?  Sie  antworteten:  vSie  ist  zahl- 
reich, aber  ^^'n•  wissen  die  Stärke  nicht  genau  anzugeben. 
Vielleicht  könnt  ihr  mir  sagen,  fuhr  Mohammad  fort,  wie 
viele  Kameele  sie  täglich  schlachten?  Sie  erwiderten:  Ei- 
nen Tag  neun  und  den  andern  zehn.  Es  sind  also,  ver- 
setzte der  Prophet,  neunhundert  bis  tausend  Mann  ^). 

Die  Moslime  hatten  sich  in  der  Psähe  des  ersten  Brun- 
nens gelagert  und  wollten  hier  den  Feind  erwarten.  Ho- 
bäb  trat  vor  den  Propheten  und  sagte:  Wenn  du  diese 
Position  in  Folge  einer  göttlichen  Offenbarung  gewählt  hast, 
so  wollen  wir  nicht  einen  Schritt  vorwärts  oder  rückwärts 
gehen;  wenn  es  aber  erlaubt  ist,  nach  den  Regeln  der 
Kriegskunst  und  des  gesunden  Menschenverstandes  ein  Ur- 
theil  zu  fällen,  so  ist  dieses  Terrain  nicht  günstig.  Führe 
uns  dort  zum  Brunnen  hin,  welcher  dem  Lager  der  Ko- 
rayschiten  am  nächsten  i.st.  Wir  graben  ein  Becken  und 
füllen  es  mit  Wasser,  und  wenn  wir  angegrilfen  werden, 
können  wir  uns  erquicken.  Die  übrigen  Brunnen  verschüt- 
ten wir,  damit  die  Feinde  ohne  Wasser  sind.  Der  Vor- 
schlag fand  allgemeinen  Beifall  und  bald  kam  der  Engel 
Gabriel  zu  Mohanmiad,  denselben  zu  billigen. 

Die  Korayschiten  sagten  zum  Gomahiten  'Omayr  b. 
Wahl),  einem  Manne  von  gutem  Augcnmaafs:  Schätze  die 
Streitkräfte  unserer  Gegner.  Er  ritt  im  Thale  umher,  dann 
auf  die  Anhöhen.  Zu  den  Seinigen  zurückgekehrt,  sagte 
er:  Sie  haben  weder  Reserve  noch  Hinterhalt.  Sie  beste- 
hen aus  einem  Corps  von  300  Mann,  70  Kameelen  und 
zwei  Pferden.  0  Korayscliiten,  Bedrängnifs  birgt  das  Todes- 

')    Nach  Abzug   der  Zoliriton    und    Aditen    war   die   feindliche 
Armee  etwa  (iOO  Mann  stark.    Kor.  3,  ii. 


119 

verhängnils  (d.  h.  es  \viid  ein  Kampf  der  V'erzweiflimg  sein) 
und  die  Kameele  von  Yatlirib  sind  mit  dem  Tode  belastet 
hierher  gekomnien.  Diese  Leute  hal)en  keine  Schanze, 
keine  Zulhicht  als  ihre  Säbel.  Sie  sind  stumm  wie  das 
Grab  und  schlielsen  den  Mund  wie  Vipern.  Wenn  ein  Mann 
von  ihnen  iällt,  so  fällt  auch  einer  in  unseren  Reihen,  und 
wenn  wir  so  viele  Leute  verlieren  und  den  Sieg  so  theuer 
erkaufen,  so  hat  das  Leben  keinen  Werth  mehr.  Nun  fafst 
euern  Eutschlufs.  Selbst  jetzt  noch  riethen  die  zwei  Sühne 
des  Raby  a  zur  Rückkehr;  es  gelang  aber  dem  Abu  Gahl 
die  Leute  vorwärts  zum  ICampfe  zu  führen.  Sie  brachen 
früh  am  Morgen  des  16.  März  auf  und  marschirten  ge- 
gen Badr. 

Die  Moslime  stellten  sich  in  Schlachtordnung  und  Mo- 
hammad, mit  einem  Stab  in  der  Hand,  ging  vor  der  Fronte 
und  machte  die  Linie  gerade;  denn  da  der  Feind  einige 
Cavallerie  hatte,  war  es  nothw endig,  in  enggeschlossener 
Reihe  zu  fechten. 

Die  Korayschiten  rückten  heran  und  mehrere  von  ihnen 
nahten  sich  friedlich  dem  Becken ,  um  daraus  zu  trinken. 
Einigen  wurde  es  gestattet,  aber  dem  Machzümiten  Aswad 
kostete  der  Versuch  das  Leben.  In  Choräsän  hat  .Jeder- 
mann das  Recht,  die  durch  den  Wind  von  den  Bäumen 
geschüttelten  Früchte  zu  sammeln,  ausgenommen  der  Ei- 
genthümer  des  Gartens,  und  in  Arabien  ist  Labbän,  JMilch- 
verkäufer,  selbst  in  Städten  ein  Schimpfwort;  denn  3Iilch 
soll  umsonst  hergegeben  werden.  Es  war  daher  allerdings 
eine  etw  as  starke  jMaafsregel,  den  Feinden  das  Wasser  vor- 
zuenthalten; aber  sie  war  sehr  vortheilhaft  und  im  Kriege 
handelt  es  sich  um   das  Leben  und  ist  Alles  erlaubt. 

Wenn  die  Araber  ihren  Feind  nicht  unversehens  über- 
fallen, gleicht  ihre  Art,  den  Kampf  zu  beginnen,  einem  Stu- 
dentenduell und  hat  viel  Theatralisches.  Die  Parteien  ru- 
fen einander  zu,  fordern  sich  heraus  und  recitiren  wohl 
gar  Verse.  Die  Korayschiten  blieben  dieser  Gewohnheit 
getreu    und   ihr    ganzer    Kampf  war    viel    zu    phantastisch. 


120 

Doch  ihr  erstes  Manoeuvre  ^^ar  ganz  an  seinem  Platze. 
'Omayr  b.  Wahb,  gefolgt  von  der  Reiterei,  sprengte  auf 
die  Feinde  zu  und  suchte  ihre  Linie  zu  durchbrechen.  Da 
sie  aber  bei  seinem  Herannahen  nicht  wankten,  liefs  er  es 
bei  einem  blinden  AngiilTe  bewenden,  und  es  flofs  kein  Hlut. 

Nun  rückte  die  korayschitische  Armee  vor  und  der 
alten  Landessitte  geniäfs  begann  das  Vorspiel  der  Schlacht: 
die  Zweikämpfe.  Die  Moslime  hatten  einen  Sohn  des 
Hadhramy  ermordert  (s.  S.  107  u.  142).  Sein  Bruder  'Ämir 
war  der  eiste,  welcher  vom  Pferde  sprang  und  sich  zwi- 
schen die  feindlichen  Reihen  stellte.  Von  Seiten  der  Mos- 
lime trat  ihm  Mihga',  ein  Klient  des  'Omar,  entgegen  und 
fiel  ').  Dann  erschienen  Schayba  und  'Otba,  die  zwei  edeln 
Sühne  des  Raby  a,  auf  der  Arena.  Sie  wollten  beweisen, 
dafs  ihr  Bemühen,  die  Schlacht  zu  vermeiden,  nicht  der 
Feigheit  zuzuschreiben  sei.  ütba,  der  eine  von  ihnen, 
führte  auch  seinen  Sohn  Walyd  in  den  Kampf.  Drei  An- 
gärer  nahnjen  den  Handschuh  auf,  aber  Mohammad  befahl 
ihnen,  in  die  Linie  zurückzukehren,  denn  er  wünschte,  dafs 
sich  seine  nächsten  \  erwandten  am  meisten  der  Glefahr 
aussetzen  sollten.  Ilamza  und  Obayda,  zwei  Onkel,  und 
'Alyy,  ein  Neffe  des  Propheten,  traten  nun  hervor.  Die  tieg- 
ner,  welche  sie  ihrer  Visire  wegen  nicht  erkannten,  frag- 
ten sie,  wer  sie  seien?  Als  sie  ihre  Namen  hörten,  ant- 
worteten sie:  Ihr  seid  ebenbürtige  Recken.  Es  gelang 
dem  Schayba,  den  schon  bejahrten  Obayda  tödtlich  zu 
verwunden.  Hamza  und  Alyy,  welche  ihre  zwei  (legner 
schon  im  zweiten  (jiang  getödtet  hatten,  eilten  ihm  zur  Hülfe 
und  erschlugen  den  Schayba. 

Die  beiden  Armeen  rückten  einander  näher,  aber  nicht 
ziirn  allgemeinen  Angriffe;  bis  zum  Abende  blieb  der  Kampf 
persönlich.  Die  Helden  kämpften,  das  Clios  beider  Heere 
blieb    Zuschauer    und    Mohammad    hatte    den    Seinen   den 


')    Nach  Ibn  Isluik  ist  Miliga    durch  einen  Pfeil,  folglich  nicht 
im  Zweikampfe  getödtet  worden. 


121 

Auftrag  gegeben,  nicht  eher  zu  chargiren,  als  bis  er  die 
Ordre  dazu  ergehen  lassen  würde,  und  die  feindliche  Armee, 
wenn  sie  ihren  Kämpfern  zur  Hülfe  kommen  sollte,  mit 
Pfeilen  zu  vertreiben  (Ibn  Ishäk  S.  443).  Wie  die  Koray- 
schiten  ihren  Feldzug  begonnen  hatten,  so  endeten  sie  ihn 
auch:  es  war  eine  erbärmliche  Maskerade.  Sie  fochten  ohne 
Plan  und  Taktik.  Die  Führer  bewiesen  Todesverachtung, 
aber  noch  gröfsere  Verachtung  gegen  ihre  Feinde.  Sie  tra- 
ten einzeln  oder  in  kleinen  Grupj)en  hervor  gegen  die  Mos- 
lime  und  verpufften  ihren  Muth  in  Schimpfreden  und  er- 
folglosen Bravouren.  Die  moslimischen  Helden  stellten  sich 
ihnen  mit  kühlem  3Iuthe  entgegen  ').  Und  so  verging  der 
ganze  Tag  in  Plänkeleien.  Das  (üos  der  Gläubigen  hielt 
strenge  Disciplin  und  blieb  standhaft  in  den  Reihen,  zu 
denen  sich  die  Kämpfer,  Avenn  sie  im  Nachtheile  waren, 
zurückziehen  konnten.  Die  grofse  Uebermacht,  welche 
ihnen  ffegenüberstand,  machte  eine  solche  Taktik  noth- 
wendig.  Die  Korayschiten  hatten  keinen  iMittelpunkt,  als 
ihre  Fahnen,  um  die  sie  sich  ohne  alle  Ordnung  schaarten. 
Sie  folgten  der  alten  arabischen  Sitte,  welche  noch  jetzt 
unter  den  Bedouinen  aufrecht  erhalten  wird.    Diese  wilden 


')  Bei  solcher  Kriegführung  wäre  eine  Uniform  überflüssig  ge- 
wesen, denn  die  Kämpfer  kannten  sich  bei  Namen,  und  wenn  sie 
sich  nicht  kannten,  so  genügte  das  Loosungswort.  Hingegen  bestand 
eine  andere  Sitte:  Krieger,  welche  ein  Visir  trugen,  machten  sich 
durch  ein  Zeichen,  z.  B.  eine  farbige  Schleife  um  den  Helm,  eine 
Straufsfeder  an  der  Brust,  oder,  wie  'Alyy,  einen  weifsen  Büschel 
Wolle  kennbar.  Sie  thaten  dieses,  um  zu  zeigen,  dafs  sie  für  das 
Blut,  das  sie  vergossen,  selbst  verantwortlich  sein  wollten,  um  sich 
den  Feinden  bemerkbar  zu  machen,  und  um  während  der  Schlacht 
von  ebenbürtigen  Kriegern  zum  Zweikampf  aufgefordert  zu  werden. 
Wenn  einer  der  Führer  bemerkte,  dafs  der  Mann  mit  der  Straufs- 
feder Viele  erschlagen  hat,  mochte  er  ihm  zurufen:  O  Straufsfeder- 
träger,  du  Sohn  einer  geschändeten  Jungfrau,  komm  jetzt  mit  mir 
zum  Straufs,  wenn  du  den  Muth  hast;  ich  bin  der  Sohn  des  Lö- 
wen N.  N.  Gerade  weil  der  Zweikampf  der  wichtigste  Theil  der 
Schlachten  war,  galt  der  Säbel  für  die  Hauptwaffe. 


122 

Horden  wollen  sich  in  keine  Disciplin  fügen;  jeder  kämpft 
wie  es  ihm  gefällt,  und  wenn  er  in  Noth  kommt,  sucht  er 
bei  der  Fahne  Zuflucht.  Wenn  die  Hauptstandarte  genom- 
men wird,  gilt  die  Schlacht  für  verloren.  Unter  ihr  kommt 
es  daher  gegen  Ende  des  Treffens  gewöhnlich  zu  den  blu- 
tigsten Scenen. 

Die  Moslime  hatten  für  Mohammad  ein  Dach  von  Pal- 
menzweigen errichtet  und  vor  demselben  schnelle  Kameele 
angebunden,  damit  er  sich  im  schlimmsten  Falle  retten 
könne.  Er  zog  sich  nun  mit  seinem  Wärter  Abu  Bakr 
in  diese  Hütte  zurück.  Einige  Anc-ärer  hielten  Wache  vor 
derselben,  und  indem  sie  mit  ihren  langen  Pfeilen  die  ge- 
heiligte l^erson  des  Pro|»heten  schützten,  deckten  sie  den 
Rücken  der  Moslime.  Mohammad  hat  grofsen  moralischen 
Muth,  ja  Tollkühnheit  bewiesen,  indem  er  zu  so  unglei- 
chem Kanjple  vorrückte  ').  Aber  seine  Nerven  waren 
schwach  und  das  Schauspiel  war  ihm  neu.  Er  verfiel  in 
eine  Katalepsie.  Nachdem  er  sich  erholt  hatte,  betete  er 
unter  grofser  Bewegung. 

Als  sich  die  vSonne  dem  Intergange  nahte,  waren  die 
meisten  Führer  der  JMakkaner  erschlagen.  Die  Armee, 
welche  ihnen  mehr  aus  (iefälligkeit  als  aus  Kampflust  ge- 
folgt war,  scheint  sich  den  ganzen«  Tag  ziemlich  passiv 
verhalten  zu  haben.  Jetzt  war  sie  entmuthigt  durch  den 
Tod  ihrer  Vorkämpfer  und  zeigte  Neigung  zur  Flucht.  Mo- 
hammad gab  den  Befehl  zu  einem  allgemeinen  Angriff  und 
was  noch  wichtiger  ist,  er  warf  eine  Handvoll  Sand  ge- 
gen sie!  Die  Korayschiten  leisteten  nicht  einen  Augen- 
blick Widerstand.      Sie    ergriffen    die  Flucht   und    warfen 


')  Nach  der  ältesten  authentischen  Nachricht  wufste  Moham- 
mad nichts  vom  Ausrücken  des  korayschitischcn  Landsturmes  und 
er  entschlofs  sich  erst  zum  Kampfe ,  als  er  nicht  mehr  mit  Ehren 
zurückweichen  koimte  und  dem  Feinde  so  nahe  war,  dafs  ein  Flucht- 
versuch nur  für  den  berittenen  Theil  seines  Heeres  möglich  war. 
Es  ist  also  doch  zweifelhaft,  ob  er  bei  dieser  Gelegenheit  so  viel 
moralischen  Muth  bewiesen  habe. 


123 

sogar  ihre  Panzer  ab,  um  im  Davonlaufen  nicht  gehindert  zu 
sein.  Da  die  Korayschiten  selbst  nach  dem  Abzug  der  Banü 
Zohra  und  'Adyy  doch  immer  noch  siebenzig  Cavalleristen 
hatten,  so  ist  es  unbegreitlich,  dafs  diese  nicht  (hircli  eine 
P  lankenbewegung  den  Rücken  der  Feinde  bedrohten.  Aber 
diese  tapferen  Ritter  fürchteten  die  langen  Pfeile,  mit  de- 
nen sie  Mohammad  zu  empfangen  befohlen  hatte  (Baghauy 
8,  62).  Diejenigen  von  ihnen,  welche  sich  entschlossen, 
das  süfse  Leben  in  die  Schanze  zu  schlagen,  wollten  noch 
vor  ihrem  Tode  renommiren  und  den  Ruhm  ihrer  Helden- 
thaten  geniefsen;  sie  stellten  sich  daher  unter  dem  A[)plaus 
ihrer  WafTengefährten  zu  Fufs  zum  Zweikampf.  Ihre  Pferde 
benutzten  sie  als  es  zum  Fliehen  kam. 

JMan  kann  nicht  sagen,  dafs  die  Schlacht  sehr  blutig 
war.  Die  Moslime  verloren  den  ganzen  Tag  hindurch  nur 
vierzehn  IMann,  die  Korayschiten  hingegen  siebenzig.  Aufser- 
dem  haben  die  Moslime  ebenso  viele  g-efano-en  e-enommen. 

o  ci         <i 

Ihre  Hauptverluste  ereigneten  sich  erst  am  Abende  beim  all- 
gemeinen Angriff  und  auf  der  Flucht.  Mit  Ausnahme  der  Füh- 
rer haben  sich  die  Korayschiten,  nach  ihrem  eigenen  Bekennt- 
nisse, Avie  jMemmen  benommen  und  dadurch  ihren  Kredit  bei 
den  besten  Freunden  eingebüfst  (vergl.  Wäk.  S.  92). 

Ich  habe  die  Einzelheiten  über  diese  Schlacht  gesam- 
melt, weil  sie  die  erste  der  vielen  Treffen  war,  welche 
den  Islam  siegreich  machten  und  eine  wichtige  Epoche  in 
der  Geschichte  der  Kriegskunst  bildet.  Vor  Mohammad 
dienten  die  Araber  sowohl  den  Byzantinern  als  den  Per- 
sern als  Miethsoldaten,  und  in  den  Kämpfen  dieser  beiden 
Nationen  war  es  besonders  die  arabische  Cavallerie,  Avelche 
Wunder  wirkte.  Die  Nationalwaffe  ist  ein  zwölf  Fufs  lan- 
ger Speer.  Im  Stofsen  und  Werfen  bedienen  sie  sich  des- 
selben mit  so  grofser  Geschicklichkeit,  dafs  sie  in  vollem 
Galopp   eine  Schlange  treffen  ^).      Die  Schnelligkeit   ihrer 


')     Journ.  Royal  Geogr.  Society:   «Tour  to  the  Sinjar  moun- 
tains." 


124 

Pferde  ist  weltberühmt  und  diese  sind  so  gut  dressirt,  dafs 
sie  sich  in  vollem  Laufe  umzuwenden  vermögen.  Die  Charge 
von  zweitausend  solcher  wihlen  Reiter,  welche  auf  die  feind- 
liche Linie  sprengen,  ihre  Wurfspiefse  auf  sie  schleudern 
und  davon  eilen,  um  in  wenigen  Minuten  den  Angrilf  zu 
wiederholen,  mufs  für  die  tüchtigste  Armee  unwidersteh- 
lich sein.  Doch  in  der  Schlacht  bei  Badr  fochten  keine 
kriesserfahrene  Bedouinen  und  die  eine  Partei  hatte  gar 
keine,  die  andere  nur  eine  s^chlechte  Cavallerie.  Hier  war 
eine  iranz  andere  Taktik  nolhwendio-.  Ohne  die  bei  die- 
ser  Gelegenheit  zuerst  angewandten  und  später  systenia- 
tisch  ausgebildeten  Kampfweise  würden  die  durch  den  Is- 
lam vereinten  Araber  in  ihren  Kriegen  mit  den  benach- 
barten Nationen  wohl  in  Steppen  den  Sieg  errungen  ha- 
ben, aber  gegen  verschanzte  Lager  und  feste  Plätze  hät- 
ten sie  nichts  ausrichten  können.  Für  solche  Unterneh- 
mungen ist  eine  geübte  Infanlerie  unentbehrlich,  und  die 
Macht  der  Verhältnisse  hat  die  Moslime  gezwungen,  eine 
solche  zu  bilden.  Der  Keim  der  Organisation  dieser Watfe 
lao-  in  den  Madvnern.  Sie  nannten  sich  »die  Leute  der 
festen  Plätze  und  Kuirase«  xüi^^  o-?"^^^  i^^^-  ^^^  Land- 
bebauer  lag  ihnen  ob,  ihr  Eigenthum,  zunächst  ihre  Häu- 
ser und  Familien,  dann  aber  auch  ihre  Palmenpflanzun- 
iren  und  Herden  zu  schützen.  Da  ihre  natürlichen  Feinde, 
die  Nomadenstämme,  beritten  waren,  glich  ihr  Kampf  in 
schwerer  Rüstung  dem  eines  Carre's  ^^^^w  einen  Ca- 
vallerie-Angriff.  Wenn  sie  auf  olfenem  Felde  überwun- 
den wurden,  zogen  sie  sich  in  ihre  Thürme,  deren  jede 
Familie  einen  erbaut  hatte,  zurück  und  vertheidigten  sich 
hinter  den  Mauern.  Mohammad  begrift'  bald  die  Vortheile 
dieser  Taktik;  Gott  sagt  daher  im  Koran: 

61,4.  Gott  liebt  Diejenigen,  welche  auf  seinem  Pfade 
in  Reihen  kämpfen,  wie  wenn  sie  ein  festes  Gebäude 
wären. 

Ferner  predigte  er  seinen  Kriegern  stets  passiven  Wi- 
derstand und  Ausdauer.    Allein  jede  Taktik  ist  nutzlos  ohne 


125 

Disciplin.  Die  Disciplin  aber  verdankten  die  arabischen  Heere 
dem  Islam.  Wie  schon  Ihn  Chaldun  bemerkt,  \var  der  Glaube 
das  einzige  Band,  welches  im  Stande  war,  die  wilden  Hor- 
den zusammenzuhalten  und  nach  einem  Plane  handeln  zu 
machen.  Mohammad  war  so  tief  durchdrungen  von  der 
Kothwendigkeit  der  Disciplin,  dafs  er  den  Gläubigen  fast 
in  jeder  Oirenbarung  jener  Periode  zuruft:  Gehorcliet  Gott 
und  seinem  Boten!  Die  Ausbildung  der  Infanterie  und  die 
Anwendung  der  Disciplin  sind  die  beiden  Geheimnisse,  wo- 
durch die  Moslime  die  Schlacht  von  Badr  gewannen  und 
zehn  Jahre  später  den  ganzen  Orient  in  Schrecken  setzten. 

Nach  der  Schlacht  warfen  die  Sieger  die  Todten  der 
Feinde  in  einen  Brunnen.  Mohammad  rief  ihnen  zu  '):  Ihr 
habt  meine  Weissagungen  für  Lügen  gehalten,  jetzt  aber 
hat  euch  das  gedrohte  Strafgericht  erreicht!  Ihre  eigenen 
Gefallenen  schleppten  die  Moslime  fort  und  begruben  sie 
auf  dem  Heimwege.  Sie  sammelten  die  Beute,  knebelten 
die  Gefangenen  und  traten  nach  kurzer  Ruhe,  schon  in  der 
Nacht  nach  dem  Treffen,  den  Rückzug  gegen  Madyna  an. 

Das  Schicksal  der  Gefangenen  war  einige  Zeit  in  der 
vSchwebe.  Omar  war  der  Ansicht,  dafs  sie  alle  hingerich- 
tet werden  sollen,  und  zwar  von  Demjenigen,  welchem  sie 
sich  ergeben  hatten.  Wenn  Alyy  seinen  Bruder  Akyl  ge- 
fangen genommen  hat,  so  soll  er  ihm  mit  eigener  Hand 
den  Kopf  abhauen,  auf  dafs  die  Welt  wisse,  dafs  uns  die 
Religion  über  Alles  geht  und  wir  keine  Gnade  mit  den 
Ungläubigen  haben.  Bedenke,  o  Gottgesandter,  dafs  wir 
die  F'ührer  unserer  Feinde  in  unserer  Gewalt  haben.  Ei- 
nige   der    hervorragendsten    Angärer    unterstützten    diese 


')  'Abd  Allah  b.  Saydän  erzählt  von  seinem  Vater  (bei  I^äba): 
Der  Prophet  stand  vor  dem  Brunnen,  in  welchen  [nach  der  Schlacht 
von  Badr?]  die  Todten  geworfen  wurden,  und  sagte:  Ist  in  Erfül- 
lung gegangen,  was  euer  Herr  euch  verheifsen  hatte?  Die  Anwe- 
senden fragten:  Wie,  hören  die  Todten?  Er  erwiderte:  Allerdings, 
aber  sie  antworten  nicht.  —  Vielleicht  war  dieses  Gespräch  mit  den 
Todten  nur  Komödie. 


126 

Ansicht.  Abu  Bakr  hingegen  neigte  sich  zur  Milde  hin  und 
nach  einigem  Schvvanlcen  nahm  Älohammad  die  Rathschläge 
des  Abu  Bakr  an  und  schenkte  ihnen  das  Leben.  Sie 
wurden  nach  Madvna  gebracht  und  von  den  MosUmen  auf 
dem  Weffe  srut  behandelt.  Sie  theilten  mit  ihnen  das  Mor- 
gen-  und  Abendessen,  bestehend  aus  Brod  und  Dattehi, 
nahmen  sie  liinter  sich  auf  die  Kameele  und  gingen,  wenn 
die  Thiere  erschöpft  waren,  oft  selbst  zu  Fufs  und  hefsen 
die  Gefangenen  reiten. 

Das  Todesurlheil  sprach  der  Prophet  nur  über  zwei 
aus:  über  Nadhr  und  Okba  b.  Mo'ayt.  Sie  wurden  beide 
auf  dem  Wege  nach  IMadyna  hingerichtet,  der  letztere  ei- 
nen Tag  später  als  der  erstere.  Andere  Makkaner  hatten 
den  Propheten  gröblicher  beleidigt,  aber  diese  hatten  es 
gewagt,  seine  Lehre  mit  Vernunftgründen  zu  bekämpfen 
und  seine  Blöfsen  aufzudecken.  Ein  Herrscher  kann  Be- 
leidigungen vergeben,  aber  freie  Anwendung  der  Vernunft 
ist  unverträglich  mit  Absolutismus.  Gegen  ritterliche  Män- 
ner, welche  ihm  Schutz  gewährt  hatten,  namentlich  gegen 
Abu  Bachtary,  war  Mohammad  so  dankbar,  dafs  er  vor 
der  Schlacht  den  Befehl  gab,  sie  wenn  möglich  zu  scho- 
nen. Aber  gerade  die  edelsten  haben  gekämpft  und  sind 
gefallen. 

Unter  den  Arabern  scheint  die  Regel  gegolten  zu  ha- 
ben, dafs  wer  einen  Feind  in  der  Schlacht  tödtete  oder 
gefangen  nahm,  Anspruch  auf  sein  Salab  (spolia),  d.  h.  auf 
Alles  hatte,  was  er  an  sich  trug.  Alles  Figenthum,  wel- 
ches im  Lager  gefunden  oder  im  allgemeinen  Kanipfe 
errungen  wurde,  theilten  die  Krieger  gleichmäfsig.  Von 
Allem  jedoch  beanspruchte  der  Schutzherr  seinen  Anlheil. 
iMohaunnad  hat  diesen  von  dem  herkömmlichen  Viertel 
(Mirbä)  auf  ein  Fünftel  reduzirt.  Ferner  hat  er  in  vielen 
Fällen  das  Salab  veral)reicht,  ohne  etwas  davon  für  sich 
zu  behalten  ').     Wie   es  scheint,   bestand    auch    die  Sitte, 

')    Taysyr  S.  103. 


127 

dafs,  wenn  sich  Jemand  auszeichnete,  er  etwas  von  der 
Beute  im  Voraus  erhielt.  Eine  solche  Gratification  wurde 
JNalal  genannt. 

Vor  der  Schlacht  von  Badr  sagte  Mohammad:  Wer 
Dieses  oder  Jenes  thut,  erhält  so  und  so  viel  als  Naf'al. 
Die  jungen  Leute,  dadurch  ermuntert,  traten  vor  die  Linie, 
während  die  Veteranen  bei  den  Fahnen  blieben  und  die 
Reihen  nicht  verlielsen.  Als  der  Sieg  errungen  war,  sag- 
ten die  letzteren:  Wir  deckten  euch  den  Rücken;  Aväret 
ihr  geschlagen  worden,  so  hättet  ihr  euch  zu  uns  zurück- 
ziehen können.  Es  ist  also  nicht  billig,  dafs  ihr  jetzt  die 
Beute  allein  habt  und  wir  leer  ausgehen.  Die  jungen  Män- 
ner bestanden  aber  darauf,  dafs  der  Prophet  die  ihnen  ge- 
machten Verheifsungen  erfülle.  Dieser  Zwist  veranlafste 
die  Offenbarung  ^): 

8,1.  Sie  befragen  dich  wegen  der  Gratification;  ant- 
worte: Die  Zuerkennung  von  Gratificationen  steht  Gott  und 
seinem  Boten  zu.  Wenn  ihr  Gläubige  seid,  so  fürchtet  Gott, 


')  Ibn  'Abbäs,  bei  Abu  Dawüd  2,  S.  20  und  Baghawy  Tafs.  8,1. 
Eine  andere  Version  dieser  Tradition  hat  Ibn  "Ayidz  (bei  'Oyün 
S.  96)  von  Kalby  aufbewahrt:  „Der  Prophet  sagte:  wer  einen  Feind 
tödtet  oder  gefangen  nimmt,  soll  sein  Salab  haben.  Abu  Yasar 
brachte  zwei  Gefangene  [und  beanspruchte  ihren  Salab].  Sa'd  [ei- 
ner der  Veteranen]  sagte:  O  Prophet,  wenn  wir  in  den  Reihen  blie- 
ben, so  hat  uns  nicht  Feigheit  oder  Furcht  zurückgehalten,  dem 
Beispiele  unserer  Brüder  nachzuahmen.  Aber  wir  sahen,  dafs  du 
allein  warst  und  wollten  dich  nicht  der  Gefahr  preisgeben.  Der 
Prophet  befahl  nun,  jene  Beute  zu  vertheilen."  (Vergl.  Wäk.  S.  93, 
hier  heifst  es:  wer  einen  Gefangenen  macht,  dem  gehört  er.) 

Ibn  Masüd  (bei  Moslim  2,  S.  145)  sagt,  dafs  der  Koränvers 
8,  1  geofifenbart  wurde,  weil  ihm  Mohammad  einen  Säbel  als  Nafal 
gab  und  die  Uebrigen  dagegen  protestirten.  Ibn  Ayidz  erwähnt 
noch  zweier  Fälle  von  Gratificationen ,  welche  Unwillen  unter  den 
Gläubigen  erregten:  Zobayr  erhielt  das  Salab  eines  Mannes,  den  er 
getödtet  hatte,  und  Sad  b.  Aby  Wakkä9  einen  Säbel.  Diese  spe- 
ziellen Fälle  bestätigen  die  Richtigkeit  der  im  Text  aufgenommenen 
Version. 


128 

stellt  unter   euch   das  gute  Einvernehmen   ^vieder  her  und 
gehorchet  Gott  und  seinem  Boten. 

Durch  diesen  Koränvers  hat  sich  Mohammad  einen 
grofsen  Spielraum  beAvahrt  in  der  Verfügung  über  die  Beute. 
Er  konnte  so  viel  als  er  wollte  seinen  Günstlingen  als  Gra- 
tification  zuerkennen.  Es  war  dies  nicht  eine  Maafsregel 
persönlicher  Parteilichkeit,  sondern  einer  vernüftigen  Po- 
litik. Er  wufste,  auf  wen  er  bauen  konnte,  und  seine  Ze- 
loten mufsten  genährt  werden;  auch  läfst  sich  nicht  verken- 
nen, dafs  Muth  und  Entschlossenheit  nicht  so  häufig  waren, 
dafs  Ermunterungen  überllüssig  erscheinen  konnten.  Er 
hat  daher  auch  in  späteren  Schlachten  Kriegern,  welche 
sich  auszeichnen  würden,  das  INafal  und  Gratificationen  ver- 
sprochen (Moslim  Bd.  2,  S.  146).  Allein  er  ging  biswei- 
len so  weit  in  seiner  Willkür,  dafs  ihm  die  Moslime  ün- 
terschleile  zur  Schuld  legten  (Kor.  3,  I5.'j),  und  in  mehrern 
Feldzügen,  in  welchen  die  Zahl  seiner  Leibgarde  von  Ze- 
loten nicht  ausreichte,  ihm  den  Sieg  zu  sichern  (wie  Ohod, 
Honayn  und  Müta),  fand  er  es  nothAvendig,  von  vornherein 
zu  versprechen,  dafs  er  sich  an  die  herkömmliche  Regel 
halten  \vürde.  Was  die  Badrbeute  anbetrifft,  so  hatte  Mo- 
hammad allen  Grund,  sie  als  sein  Eigenthum  anzusehen, 
denn  er  wurde  von  tausend  Engeln  unterstützt  und  den 
Ausschlag  hat  am  Ende  doch  die  Handvoll  Sand  gege- 
ben, welche  er  gegen  die  Feinde  warf  *). 


')  Kor.  8,  9.  Die  Engel  kämpften  nicht  in  geschlossener  Reihe, 
sondern  hinter  einander.  Eine  solche  Schlachtordnung  war  noth- 
wendig,  denn  sonst  hätten  die  Ungläubigen  beim  ersten  Anprall 
geschlagen  werden  müssen.  Es  war  aber  von  jedem  erschlagenen 
Feinde  bekannt,  wer  ihn  gctödtet  hatte,  und  es  stellte  sich  heraus, 
dafs  sie  alle  durch  Menschenhand  gefallen  waren.  Gott  befiehlt  da- 
her den  Engeln  in  einer  späteren  Offenbarung  nicht  selbst  vom  Le- 
der zu  ziehen,  sondern  blos  die  Gläubigen  zu  stärken  und  die  Her- 
zen der  Feinde  mit  Furcht  zu  erfüllen  (K.  8,  12).  Der  Sieg  kam 
also  ganz  und  gar  von  Gott,  deswegen  läfst  ihn  Mohammad  sagen: 


120 

Obschon  die  Karawane  entwischte,  so  war  die  Beute 
doch  beträchthch:  10  Pferde,  150  Kameele,  schöne  Waf- 
fen und  Kleider  und  viel  Leder.  Einige  der  Dromedare 
waren  von  grofsem  Werthe,  namentlich  der  des  Alȟ  Ciahl, 
welcher  in  JMahra,  an  der  Südküste  von  Arabien,  wo  die 
schnellsten  und  ausdauerndsten  Kameele  in  der  Welt  vor- 
kommen, gekauft  worden  war.  Der  Prophet  erlas  ihn  für 
sich  selbst  aus  der  Beute  aus  und  ritt  ihn  in  allen  folgen- 
den Feldzüffen.  Auf  der  Wallfarth  nach  Hodavbiva  ge- 
lobte  er,  ihn  als  Opfer  zu  schlachten.  Als  die  Korayschi- 
ten  dies  vernahmen,  erboten  sie  sich,  ihm  dafür  1000  Ka- 
meele zu  geben.  Er  antwortete:  Wenn  ihr  mir  dies  An- 
erbieten früher  gemacht  hättet,  würde  ich  darauf  einge- 
gangen sein,  aber  jetzt  mufs  ich  mein  Gelübde  erfüllen. 

Den  gröfsten  Werth  hatten  die  Gefangenen.  Nach 
der  hergebrachten  Sitte  gehörte  ein  Gefangener  demjeni- 
gen Krieger,  welchem  er  sich  ergeben  hatte.  In  diesem 
Falle  war  die  Regel  nur  auf  Jene  anwendbar,  welche  in 
der  Flucht  eingeholt  wurden,  denn  die  meisten  fielen  beim 
Generalano-riffe  in  die  Hände  der  Siee:er  und  wurden  so- 
mit  das  Eigenthum  der  ganzen  Armee.  Mohammad  er- 
kannte   daher    einige    Gefangene   tapfern   Kriegern   zu  und 


8,  17.  Nicht  ihr  habet  sie  getödtet,  sondern  Allah  hat  sie  getöd- 
tet;  nicht  du  hast  [den  Sand]  geworfen,  sondern  Gott  hat  ihn  ge- 
worfen. 

Weil  aber  dieser  Beistand  doch  zu  mysteriös  war,  um  von  ro- 
hen Gemüthern  begriffen  werden  zu  können,  läfst  er  in  V.  52  die 
Engel  doch  dareinschlagen  und  zwar,  wie  die  Tradition  sagt,  mit 
einer  Peitsche. 

Auch  bei  anderen  Schlachten  betheiligten  sich  Engel.  Begreif- 
licher Weise  sind  diese  Behauptungen  in  der  Tradition  poetisch  aus- 
gebildet worden.  Sie  waren  besonders  für  die  Korayschiten  will- 
kommen, als  sie  sich  zum  Islam  bekehrten;  denn  sie  konnten  ihre 
Feigheit  entschuldigen,  indem  sie  sagten:  es  stand  ein  Engel  vor 
mir  und  ich  mufste  fliehen. 

III.  9 


130 

schlug  die  übrigen  zur  Gesammtbeiite  ').  Diese  Maafsregel 
machte  die  Klagen  Derjenigen,  Avelche  gegen  die  Verthei- 
hmg  von  Gratiticationen  protestirt  hatten,  verstummen. 

Den  Korayschiten  war  natürlich  daran  gelegen,  ihren 
unglücklichen  Verwandten  wieder  die  Freiheit  zu  verschaf- 
fen.  Abu  Sofyän,  der  reichste  Mann  in  Makka,  dessen 
Sohn 'Amr  in  der  Gefangenschaft  schmachtete,  rieth  ihnen, 
sich  nicht  zu  überstürzen;  denn  je  hitziger  sie  sich  zeigten, 
desto  mehr  Lösegeld  würde  gefordert  werden.  Es  liegt 
mir  nichts  daran,  sagte  er,  wenn  mein  Sohn  ein  Jahr  in 
Madyna  bleibt,  sobald  Mohammad  seiner  müde  wird,  läfst 
er  ihn  laufen.  Jedenfalls  will  ich  durch  zu  grofse  Eile 
Anderen  den  Handel  nicht  verderben.  Aber  Abu  Wadä'a, 
der  Vetter  des  Mottalib,  war  unter  den  Gefangenen  und 
der  Sohn  eilte  nach  Madyne,  um  ihn  zu  erlösen.  Die 
Moslime  sagten:  Er  ist  reich  und  kann  bezahlen.  Sie  nah- 
men ihm  viertausend  Dirheme  ^)  ab.  Drei  Tage  nach  ihm 
kamen  die  übrigen  Korayschiten,  fünfzehn  an  der  Zahl,  in 
Madyna    an  und  jeder  unterhandelte    über   die  Freilassung 


')  WAkidy  führt  S.  95  die  Tradition  an:  Der  Prophet  hefahl 
die  Gefangenen,  alles  Salab  und  was  immer  erbeutet  worden  war, 
abzugeben.  Die  Gefangenen  wurden  dann  durch  das  Leos  vertheilt. 
Das  Salab,  welches  durch  Zweikampf  ohne  Beistand  errungen  wor- 
den war,  gab  er  dem  betreffenden  als  Nafal  (ich  lese  naffala  statt 
kassama).  Was  aber  im  Lager  gefunden  worden  war,  vertheilte  er 
gleichmäfsig. 

WAkidy  ])emerkt  dazu:  Von  dieser  Angabe  steht  bei  uns  so 
viel  fest,  dafs  alle  jene  Gratificationen,  welche  er  für  die  Krieger 
bestimmt  hatte,  ihnen  schon  übergeben  worden  waren  [als  die  Ve- 
teranen Widerspruch  erhoben]  und  ihr  Eigenthum  blieben.  Die  ganze 
Beute  aber,  über  die  er  nicht  verfugt  hatte,  vertheilte  er,  nachdem 
sie  gesammelt  worden  war,  unter  die  Armen  (fakad  scheint  mir 
vor  kassamahu  ein  Fehler  zu  sein). 

Aus  den  Einzelheiten,  welche  Wäkidy  weiter  unten  anführt,  geht 
hervor,  dafs  eine  Anzahl  von  Gefangenen  jenen  Kriegern  blieb, 
welche  sie  gefangen  genommen  hatten. 

M    Scha'by  bei  Ibu  Sa'd  sagt  40  Unzen. 


131 

seiner  Angehörigen.  Der  Sohn  des  Abu  Wadä'a  hatte  ihnen 
das  Spiel  verdorben  und  die,  Avelche  es  aufbringen  konnten, 
inufsten  viertausend  Dirheme  per  Kopf  bezahlen;  für  die 
Unbemittelten  nahmen  die  Moslime  Aveniger.  Einem  armen 
Dichter,  welcher  fünf  unversorgte  Töchter  hatte,  schenkte 
Mohammad  die  Freiheit  unter  der  Bedingung,  dafs  er  nicht 
wieder  gegen  ihn  kämpfe.  Als  die  Korayschiten  ein  Jahr 
darauf  in's  Feld  zogen,  liefs  er  sich  von  Cafwän  bewegen, 
die  Hedouinen  gegen  die  Moslime  aufzureizen  und  selbst 
wieder  zu  fechten.  Er  fiel  wieder  dem  Mohammad  in  die 
Hände,  und  diesmal  Avurde  er  hingerichtet.  Einige  arme 
Makkaner  wurden  als  Schulmeister  verwendet.  In  Madyna 
konnten  nämlich  nur  wenie,e  Leute  arabisch  schreiben,  wäh- 
rend  diese  Kunst  in  Makka  häufig  war;  man  übergab  also 
jedem  zwölf  Knaben,  und  sobald  er  sie  im  Schreiben  un- 
terrichtet hatte,  schenkte  man  ihm  die  Freiheit.  Im  'Oyün 
wird  behauptet,  dafs  sich  mehrere  Kriegsgefangene  zum 
Islam  bekehrt  und  dadurch  der  Freiheit  würdig  gemacht 
haben  ^). 


')  Im  'Oyun  werden  folgende  Namen  aufgezählt:  j)  'Abbus 
b. 'Abd  al-Mottalib,  2)  'Akyl  b.  Aby  Talib,  ein  Vetter  des  Prophe- 
ten, 3)  Nawfal  b.  Härith  b. 'Abd  al-Mottalib,  4)  Abü-l-'Ac  b.  Raby 
(vergl.  Bd.  I.  S.  201),  5)  Abü-l-'Azyz  b.'Omayr 'Abdary,  G)  Savib 
b.  Aby  Cbobaysch,  7)  Chälid  b.  Hischäm  Machzümy,  8)  'Abd  Allah 
b.  Aby  Säyib,  9)  Mottalib  b.  Hantab,  10)  Abu  Wadaa  Sahmy, 
11)  'Abd  Allah  b.  Obayy  b.  Chalaf  Gomahy,  12)  Wahb  b. 'Omayr 
Gomahy,  13)  Sohayl  b.  'Amr  'Amiry,  14)  'Abd  b.  Zam'a,  ein  Bru- 
der der  Sawda,  15)  Kays  b.  Säyib  Machzümy,  16)  Nistäs,  ein  Client 
des  (Qafwän)  Omayya  b.  Chalaf. 

'Abbäs  war  ein  Onkel  des  Propheten  und  ein  Ahnherr  der  nach 
ihm  benannten  'abbäsidischen  Chalyfen.  Er  soll  sich  schon  früh  be- 
kehrt, aber  seinen  Glauben  verheimlicht  und  für  Mohammad  in  Makka 
als  Spion  gedient  haben.  Dies  ist  eine  Dichtung  der  'abbäsidischen 
Hoftraditionisten.  Wahr  ist ,  dafs  er  mit  nach  Badr  zog  und  einen 
Tag  das  Heer  bewirthete  und  dafs  er  bei  Badr  von  dem  Ancärer 
Ka'b  b.  'Amr  gefangen  genommen  wurdt».  So  berichtet  Ihn  Ishak 
bei  Tabary  S.  301,  aber  Ibn  Hischam  hat  die  zwei  anstöfsigen  Stellen 

9* 


132 

Zum  Behufe  der  Vertbeilinig  ^\lll•(]e  die  l^eute  von 
einem  ans  den  Ancarern  gewählten  Comniissaiins  in  313 
gleiche  Haufen  getheilt,  der  Preis  der  Gefangenen  wurde 
dabei  nach  den  Mitteln  ihrer  Familien  berechnet  und  dann 
wurden  die  Ilauien  durch  das  Loos  vertheilt  ^).    So  lange 

ausgelassen  und  zeigt  somit,  wie  früh  man  Alles,  was  zu  Ungun- 
sten des  'Abbäs  war,  verschwieg.  Auch  AVakidy  zeigt  sich  sehr 
parteiisch ,  und  verstümmelt  eine  Tradition  ,  in  welcher  dessen 
Name  vorkonimt  und  welche  wir  aus  einer  anderen  Quelle  vollstän- 
dig haben. 

Von  No.  2  behaupten  andere  Quellen,  er  habe  sich  erst  A.  H. 
6  oder  8  bekehrt.  Er  starb  unter  Yazyd.  No.  5  ist  nach  Anderen 
bei  Ohod  als  Heide  gefallen.  No.  7,  10,  11  und  15  haben  A.  H.  8 
gezwungen  den  Islam  angenommen.  No.  8  scheint  ein  Schreibfeh- 
ler zu  seüi.  Andere  Quellen  bestätigen  die  Bekehrung  von  No.  12 
nicht.  Nistäs  hat  sich  nach  Anderen  erst  nach  der  Schlacht  von 
Ohod  bekehrt. 

In  Bezug  auf  die  Befreiung  des  Ibn  Abbäs  aus  der  Gefangen- 
schaft sagt  Ibn  Isliäk:  'Abbäs  war,  wie  die  anderen  Gefangenen,  vor 
der  Thür  des  Propheten  in  Banden.  Dieser  schlief  die  ganze  Nacht 
nicht  und  die  Gläubigen  fragten  ihn  um  die  Ursache.  Er  antwor- 
tete: Weil  ich  meinen  Onkel  wehklagen  hörte.  Darauf  lösten,  sie 
ihm  die  Banden.  Kalby  erzählt:  Als  "Abbäs  nach  Madyna  gebracht 
worden  war,  sagte  Mohammad  zu  ihm:  Kaufe  dich  selbst,  deine 
beiden  Neffen,  Akyl  b.  Aby  Talib  und  Nawfal  b.  Härith,  und  deinen 
Verbündeten  Otba  b. 'Anir  b.  Galidam  los,  denn  du  bist  ja  reich. 
Er  antwortete:  Ich  war  ein  Moslira,  aber  die  Makkaner  haben  mich 
gezwungen  zu  kämpfen.  Mohammad  antwortete:  Ob  du  Moslim 
bist  oder  nicht,  weifs  Gott,  und  wenn  es  wahr  ist,  wird  er  dich  für 
deinen  Glauben  belohnen.  Wir  halten  uns  an  das  Aoufsero:  Du 
hast  gegen  uns  gekämpft,  kaufe  dich  also  los.  Der  Prophet  hatte 
ihm  20  Unzen  Gold  abgenommen  und  'Abbäs  wünschte,  dafs  er  sie 
als  sein  Lösegeld  betrachten  soll.  Er  weigerte  sich  mit  den  Wor- 
ten: Dieses  Geld  hat  mir  Gott  bescheert.  'Abbäs  sagte:  Ich  habe 
sonst  kein  Geld.  Mohammad  erwiderte:  Was  ist  aus  dem  Gelde 
geworden,  welches  du  deiner  Frau  0mm  Fadhl  gelassen  hast,  mit 
der  Verfügung:  wenn  ich  falle,  giebst  du  so  viel  dem  Fadhl,  so  viel 
dem  'Abd  Allah,  so  viel  dem  Kotham  und  so  viel  dem  'Obayd 
Allah? 

'  )  Die  Theilung  fand  auf  dem  Heimwege  bei  der  Madhya 
(,'afrä,  drei  Courier -Nachtreisen  von  Madyna  statt. 


133 

die  Beute  vereint  uar,  verfügte  Mohamniail  ziemlich  frei 
darüber,  nach  der  Vertheilung  aber  wurde  sie  zum  Privat- 
Eigenthume  ')  und  er  konnte  einem  Gefangenen  nur  mit 
der  Einwilligung  des  Besitzers  die  Freiheit  schenken.  Es 
fiel  ihm  übrigens  nicht  schwer,  selbe  zu  erhallen.  Ihn  Sa'd 
sagt,  dafs  auf  jeden  Krieger  ungefiUu-  zwei  Kameele  ka- 
men. Da  in  Allem  nur  150  Kameele  erbeutet  wurden,  so 
ist  dies  als  eine  Bestimmung  des  Werthes  der  Beute  an- 
zusehen. 


')  Nach  VVäkidy  nahmen  313,  nach  Ibn 'Okba  (bei  Ibn  Sa'd) 
31Ü  Krieger  an  der  Beute  Theil;  darunter  waren 'Othmän,  welcher 
wegen  der  Krankheit  seiner  Frau  den  Feldzug  nicht  mitmachen  konnte, 
und  die  zwei  Kundschafter,  welche  zu  spät  kamen.  Der  Werth  der 
Beute  hatte  sich  demnach,  nach  Abzug  der  Gratificationen  und  des 
für  den  Propheten  vorbehaltenen  Fünftels,  auf  etwa  8500  Dynäre 
oder  85000  Dirherae  belaufen,  wenn  wir  das  Kameel,  wie  in  der 
Zahlung  des  Blutgeldes,  zu  12  Dynäre  veranschlagen.  Zu  dieser 
Schätzung  sind  wir  berechtigt,  denn  es  steht  fest,  dafs  man  in  allen 
Fällen,  in  denen  Kameele  an  Zahlungstatl  gereicht  werden,  nur 
weibliche,  werthvolle  Kameele  im  Auge  hat. 


Anhang  zum  achtzehnten  Kapitel. 


II.    Tauschmittel  der  Araber. 

Im  westlichen  Arabien  bediente  raan  sich  zur  Zeit  des  Moham- 
mad ausländischer  Gold  -  und  Silbermünzen  und  auch  ungeprägter 
Metalle  als  Tauschmittel.  Der  Standard  war  der  römische  Aureus. 
Ursprünglich  prägte  man  48,  seit  Konstantin  72  Aurei  aus  einem 
römischen  Pfund  Gold.  Die  Araber  theilten  den  Aureus  wieder  in 
72  Gran;  folglich  1  röm.  Pfund  =  5184  arab.  Gran.  Nach  Gibbon 
ist  1  röm.  Pfund  =  525G  engl.  Gran  Troy;  folglich  1  arab.  Gran 
=  0,0657  Grarames;  nach  Böckh  1  röm.  Pf.  =  61G5  Par.  Gran;  folg- 
lich 1  arab.  Gran  =  0,ü(!32  Grammes.  Nehmen  wir  das  Mittel  und 
1  arab.  Gran  =  0,o644  Grammes.  Demnach  ergäbe  sich  der  Werth 
des  Aureus,  wenn  er  72  X  0,o644  Grammes  reinen  Goldes  enthält, 
zu  0,798  Napoleon  und  zum  jetzigen  Course  des  Goldes  15,97  Franken. 
Wenn  aber  der  Aureus  eine  Mischung  ist,  welche,  wie  die  französischen 
Goldmünzen,  nur  /^  reines  Gold  enthält,  so  ist  der  Aureus  14,3t 
Franken  im  Werthe  '). 


')  In  den  weiter  unten  anzuführenden  Urkunden  spricht  Mohammad  einige 
Male  von  Dynären  ohne  Beisatz,  so  wird  z.  B.  die  Steuer  der  Stadt  Ayla  auf  300 
Dynärc  festgesetzt,  und  da 'Omar  II.,  nach  Gründung  der  moslimischen  Münze, 
sich  immer  noch  mit  300  Dynären  begnügte,  wilre  anzunehmen,  dafs  das  Gewicht 
der  von  Mohammad  ausbedungenen  Dynäre  nicht  gröfser  war  als  das  der  vom 
Chalyfen 'Abd  al-Maliii  zuerst  geprägten.  Diese  aber  waren  nach  Stickcl,  wel- 
cher das  Gewiclit  des  koustantinischen  Dynärs  auf  4,8  7  2  Grammes  veranschlägt, 
um  0,7  22  Grammes  leichter  als  die  konstantinischen.  In  einem  Falle  bedingt 
sich  Mohammad  vollgewichtige  Dynäre  (Danänyr  wäfiya)  aus.  Unter  diesen 
mag  er  also  konstantinische  verstehen.  Da  aber  die  orientalischen  Fürsten  den 
Münzen  nur  selten  das  volle  Gewicht  gaben  und  schon  'Abd  al-Malik  mit  dem 
guten  Beispiele  vorangegangen  sein  mag,  und  da  'Omar  II.  immer  noch  darauf 
bestanden    Iiaben   mag,   dafs  das  volle   Gewicht  vun    300  Mithkäl  bezahlt  werde, 


135 

Die  Araber  nannten  den  Aureus  DynAr  und  aucli  Mithkal,  Ge- 
wicht, denn  die  Wechsler  bedienten  sich  eines  durch  ein  von  Mak- 
ryzy  beschriebenes  Verfahren  geprüften  Aureus  als  Gewichtseinheit, 
wenn  sie  Gold  und  Silber  wogen.  Die  ßruchtheile  des  Aureus  nann- 
ten sie  wie  wir  Karate  (Kyrat).  1  Kyrat  =  3,g  arab.  Gran;  20  Ky- 
rate  =  1  Mithkal.  Grüfsere  Suumien  bestimmten  sie  iu  Unzen,  in 
Zentnern,  Kintar,  von  100  röniischen  Pfunden  und  in  Bohären  (d.  h. 
Kuhhäuten)  von  3  Zentnern. 

Ueber  die  Silbermünzen  zur  Zeit  des  Mohammad  sind  wir  ziem- 
lich im  Dunkeln.  Im  Koran  12,  2u  kommt  die  Drachme  vor;  wir 
wissen  aber  nicht,  welchen  Werth  sie  hatte,  es  wird  nämlich  jede 
Silbermünze  von  den  Moslimen  Drachme  (Dirhem)  genannt  ').  Bei 
den  Persern  war  Silber  der  Standard,  und  es  behauptete  sich  als 
solcher  in  den  östlichen  Provinzen  auch  nach  den  moslimischen  Ero- 
berungen, ja  selbst  in  Madyna  fing  man  an  nach  Dirhemen  zu  rechnen. 
Kodäma  berichtet,  die  Dirheme  der  Perser  hatten  dreierlei  Gewicht: 
20  Karate,  12  Kar.  und  10  Kar.  Die  ersten  nannte  man  Dirheme 
des  lO-Dynärfufses,  weil  10  Dirheme  das  Gewicht  von  10  Dynären 
hatten;  die  zweiten  nannte  man  Dirheme  des  6-Dynärfufses,  und 
die  dritten  Dirheme  des  5  - Dynärfufses ,  denn  es  waren  nur  5  Dy- 
näre  nothwendig,  um  10  solche  Dirheme  aufzuwiegen.  Die  Moslime 
nahmen  zum  Behüte  des  Steuerwesens  das  Mittel  dieser  drei  Sor- 
ten von  Dirhemen  und  verfügten,  dafs  der  Dirhem  zu  14  Karaten 
berechnet  werde.  Anfangs  gab  es  keine  Münzen ,  welche  diesem 
Gewichte  entsprachen,  später  prägte  man  solche  und  nannte  sie  Dir- 
heme des  7- Dynärfufses  oder  moslimische  Dirheme.  Die  Scheide- 
münzen oder  Bruchtheile  des  Dirhem  wurden  nicht  Karate,  sondern 
Dänak  genannt;  6  Dänak  =14  Karate  =  50f  arab.  Gran  =  1  mos- 
limischen Dirhem  =  65  Centime  im  Werthe,  wenn  sie  denselben  Zu- 
satz gehabt  hatten  wie  der  Frank.  Einige  Dirheme  sind  aber  rei- 
nes Silber  und  folglich  72  Centime  werth ,  und  nach  diesen  wurde 
gerechnet. 


denn  das  Geld  wurde  gewogen  und  nicht  gezählt,  s^o  ist  eine  andere  Erklärung 
wahrscheinlicher:  unter  vollgewichtigen  DjTiäreu  mag  nämlich  Muhammad 
vorkonstantinische,  wovon  48  auf  ein  Pfimd  gingen,  und  unter  Dynären  ohne 
Beisatz  mag  er  konstantinische  geraeint  haben.  Auf  ähnliche  Weise  werden  in 
der  Tradition  die  urspmnglichen  Dirheme,  wovon  jeder  ein  Mithkal  wog  (also 
Dirheme  des  10-D\Tiärfufses),  im  Unterschied  mit  den  leichtern,  vollgewichtige, 
wäfiya,  geheifsen. 

')  Es  kommen  auch  Traditionen  vor  (z.  B.  Mischkät,  engl.  Uebers.  Bd.  2, 
S.  22),  aus  welchen  hervorgeht,  dafs  man  mit  dem  Agio  zwischen  Gold  und 
Silber  gute  Geschäfte  machen  konnte. 


136 

Zur  Zeit  des  Konstantin  bestand  nach  Gibbon  im  byzantini- 
schen Reiche  ein  Gesetz,  welches  den  Werth  des  Goldes  14|- Mal 
höher  bestimmte  als  den  des  Silbers.  In  der  arabischen  Gesetzge- 
bung, welche  bis  in  die  Zeit  des  zweiten  Chalyfen  hineinreicht,  fin- 
den wir  das  ganz  unerwartete  Verhältnifs  wie  1  zu  8f  und  wohl 
gar  wie  1  zu  7.     Ich  führe  einige  Einzelheiten  an: 

In  Ländern,  wo  Silber  der  Standard  war,  wie  in  Babylonien, 
betrug  die  Kopfsteuer,  je  nach  den  Vermögensverhältnissen:  48,  24 
und  12  moslimische  Dirheme;  in  Ländern,  wo  Gold  der  Standard 
war,  wie  im  westlichen  Mesopotamien:  4,  2  und  1  Dynar.  Auch 
in  den  Satzungen  über  den  Blutpreis,  welche  ich  später  anführe, 
gilt  1  Dynär  12  Dirheme  und  folglich  1  Pfund  Gold  8|  Pf.  Silber. 

Das  hanefitische  Gesetz  bestimmt,  dafs  das  Minimum  von  Gold, 
von  welchem  Kapitalsteuer  zum  Behufe  der  Armen  entrichtet  wer- 
den mufs,  20  Mithkäl  (im  Gewicht),  von  Silber:  200  Dirheme  (eben- 
falls im  Gewicht)  sei.  Es  wird  ausdrücklich  hinzugefügt,  dafs  der 
moslimische  Dirheni  zu  verstehen  sei.  Vorausgesetzt  nun,  dafs  beide 
edlen  Metalle  ganz  gleich  besteuert  wurden,  so  ergiebt  sich  dasWerth- 
verhältnifs  wie  1  zu  7. 

Wir  besitzen  Mittel,  von  diesem  Resultate  die  Probe  zu  ma- 
chen. Das  hanefitische  Gesetz  schreibt  ferner  vor:  „die  Steuer  des 
Silbers  wird  zu  5  Dirhemen  für  200  Dirheme  berechnet,  die  des 
Goldes  zu  zwei  Karaten  für  je  4  Mithkäl  (Dynär),  vorausgesetzt, 
dafs  die  Summe  20  Mithkäl  übersteigt";  folglich  niufste  man  für 
20  Mithkäl  10  Karate  Gold  bezahlen.  Die  Abgabe  für  200  Dirheme 
Silber  beträgt  in  Karaten  70  Karate  (denn  ein  Dirhem  wiegt  14  Ka- 
rate). "Wir  haben  also  10  Karate  Gold  gleich  70  Karaten  Silber  im 
Werthe.  Die  Abgabe  betrug,  wie  man  sieht,  in  beiden  Fällen  2^  Proc. 
oder  1   für  40. 

Weil  man  für  Gold  wie  für  Silber  runde  Zahlen  für  das  Mini- 
mum wählte,  so  ist  das  Resultat  1  zu  7  nicht  als  ein  streng  ge- 
naues anzusehen. 

Später  ist  der  Werth  des  Goldes  gestiegen,  aber  nicht  zu  der 
Höhe,  den  es  unter  Konstantin  im  byzantinischen  Reiche  hatte.  Ko- 
däma,  welcher  circa  A.  H.  300  schrieb,  sagt  an  zwei  Stellen:  „nach 
dem  Course  unserer  Zeit  gilt  1  Dynär  15  Dirheme".  Das  Gold 
stand  also  10^  Mal  so  lioch  als  das  Silber. 

Das  Gold  wird  in  den  Traditionen  gewöhnlich  nach  Unzen  be- 
stimmt. Obschon  dieses  Wort,  wie  Pfund  Sterling  im  Englischen 
und  Livre  im  Französischen,  eine  bestimmte  Summe  und  nicht  ein 
Gewiclit  bezeichnet,  so  kommt  doch  auch  Unze  Goldes  (und  aus- 
nahmsweise auch  in  demselben  Sinne  Unze  Silber)  vor.    Nach  dem 


137 

einstimmigen  Zeugnisse  der  Traditionen  galt  die  Unze  40  Dirheme. 
Aus  Ibn  Sa'd,  Bd.  12,  fol.  127  v. ,  geht  hervor,  dafs  schon 'Ayischa 
die  Unze  zu  diesem  Werthe  schäzte.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel, 
dafs  schon  zu  Mohamniad's  Zeit  die  Unze  in  Gold  und  nicht  in  Dir- 
hemen  bezahlt  wurde,  denn  es  sind  moslimische  Dirheme  zu  ver- 
stehen, welche  erst  von  'Omar  eingeführt  wurden.  Wenn,  wie  im 
erwähnten  Gesetze,  1  Dynar  gleich  10  Dirhemen  war,  bestand  die 
Unze  aus  vier  Konstantinischen  Dynaren,  welche  aber  nur  2^8  arab. 
Gran  wogen,  während  die  Gewichtunze  432  Gran  hat  und  also  0 
Konstantinischen  Dirhemen  gleich  ist.  Ich  glaube  nun,  dafs  die  Be- 
nennung Unze  für  die  Summe  von  40  Dirhemen  oder  4  Dynaren  da- 
durch entstanden  sei,  dafs  man  schon  vor  Konstantin,  als  man  aus 
dem  römischen  Pfund  noch  48  Aurei  (jeden  von  108  arab.  Gran) 
prägte,  die  Summe  von  4  Aurei  (Dynäre)  eine  Unze  nannte,  weil 
sie  auch  wirklich  ein  Zwölftel  eines  Pfundes  wogen  und  dafs  in  der 
Folge  diese  Benennung  auf  4  Konstantinische  Aurei  angewendet 
wurde,  obschon  sie  nur  der  achtzehnte  Theil  eines  Pfundes  waren. 

Sonderbar  ist,  dafs  grofse  Geschenke  gewöhnlich  aus  zwölf  und 
einer  halben  Unze  bestanden,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden, 
wo  von  den  Gesandtschaften  die  Rede  ist.  Es  war  dies  gewifs  eine 
runde  Summe,  aber  wozu,  um  sie  voll  zu  machen,  noch  die  halbe 
Unze?  In  moslimischen  Dirhemen  machen  124  Unze  allerdings  die 
runde  Summe  von  500  Dirhemen,  aber  die  moslimischen  Dirheme 
waren  damals  noch  nicht  bekannt.  Vor  Konstantin  machten  12  Unzen 
(auch  wenn  dieser  Ausdruck  4  Dyniire  bezeichnete)  ein  Pfund,  und 
es  war  also  gai*  keine  Ursache,  noch  eine  halbe  Unze  dazu  zu  le- 
gen. Ich  glaube,  dafs  man  zu  der  aus  vorkonstantinischen  Zeiten 
herkömmlichen  runden  Zahl  von  zw'ölf  Unzen,  d.h.  48  Dynaren, 
nachdem  der  Dynär  im  Gewichte  abgenommen  hatte,  noch  eine  halbe 
Unze  (oder  2  Dynäre)  beifügte,  um  die  runde  Zahl  fünfzig  zu  er- 
halten. 

Wir  begreifen,  dafs  der  Cours  des  Dynärs,  welcher  die  Münze 
der  Byzantiner  war,  durch  die  moslimische  Eroberung  von  Persien 
im  Werthe  sinken  mufste;  denn  die  Moslime,  welche  gröfstentheils 
nach  Dirhemen  rechneten,  wurden  unermefslich  reich  und  es  hob 
sich  auch  bald  der  Handel  und  die  Industrie.  Ich  kann  aber  nicht 
glauben,  dafs  schon  zur  Zeit  des  Mohammad  der  Cours  des  Goldes 
in  Arabien  so  niedrig  stand.  Folgende  Thatsache  macht  es  uns 
möglich  —  freilich  nur  unter  Voraussetzungen  —  das  damalige  Ver- 
hältnifs  zu  berechnen. 

Das  Lösegeld  für  jeden  wohlhabenden  bei  Badr  gefangenen  Ko- 
rayschiten  betrug  nach  einigen  Quellen  (Ibn  Ishak  S.  462,  Ibn  Sa  d 


138 

in  zwei  und  WAlpdy  in  mehreren  Stellen)  4000  Dirherae,  nach  An- 
deren (Ibn  Aby  Schayba  S.  77,  Scha'by  bei  Ibn  Sa'd  fol.  101  und 
und  Musa  b. 'Okba  bei  Mawahib  S.  110)  betrug  es  40  Unzen.  Ibn 
'Okba  sagt  deutlich  Unzen  Goldes.  Ibn  Aby  Schayba  fügt  hinzu, 
dafs  Unzen  von  40  Dirhemen  zu  verstehen  seien;  die  beiden  Nach- 
richten würden  sich  demnach  widersprechen,  denn  nach  der  zweiten 
hätte  sich  das  Lösegeld  nur  auf  1600  Dirhemen  belaufen.  Da  die 
mosliinischen  Dirheme,  welche  hier  genannt  sind,  erst  geraume  Zeit 
nach  dem  Tode  des  Propheten  eingeführt  wurden,  so  steht  fest,  dafs 
die  Angabe  „4000  Dirherae"  eine  Reduktion  einer  älteren  sei  und 
als  diese  ältere  betrachte  ich  „40  Unzen",  denn  es  unterliegt  kaum 
einem  Zweifel,  dafs  der  Preis  in  Gold  bestimmt  wurde.  Meines 
Dafürhaltens  sind  hier  Gewichtsunzen  gemeint,  wovon  12  ein  Pfund 
oder  72  Konstantinische  DynTire  ausmachten.  Wenn  diese  Voraus- 
setzung richtig  ist,  so  verhält  sich,  da  4000  Dirheme  so  viel  wiegen 
als  2800  Dynäre  und  6  Dynilre  auf  eine  Unze  Goldes  gehen,  der 
Werth  des  Goldes  zu  dem  des  Silbers  wie  1  zu  llf,  denn  dies  ist 
der  Quotient,  wenn  man  2800  mit  40  X  6  dividirt.  Vielleicht  haben 
wir  auch  in  manchen  anderen  Fällen,  wo  in  der  Tradition  von  Un- 
zen die  Rede  ist,  Gewichtsmünzen  zu  6  Dynären  und  nicht  eine  kon- 
ventionelle Quantität  im  Werthe  von  40  Dirhemen  zu  verstehen. 

Tha'laby,  Tafs.  2,  173,  hat  uns  eine  für  die  Berechnung  des  Wer- 
thes  der  Thiere  werthvoUe  Stelle  aufbewahrt.     Er  sagt: 

iüLo  J»j"!il  Q-i»   ^.J>  v.Äii   r^c-  L-iii^  ,»jjj^^  cy*^    i^-S^  ^^^  (J>^^  ^P^ 

„Der  Blutpreis  für  einen  erschlagenen  Moslim  beträgt  1000  Dy- 
näre, oder  12000  Dirheme,  oder  100  Kameele,  wovon  40  Chilfa, 
d.  h.  trächtige  Kameeistuten,  30  HilvJva,  und  30  Godza  sein  müssen. 
Ursprünglich  wird  der  Blutpreis  nach  Kameelen  berechnet." 

Da  Kameele  von  verschiedenem  Werth  genannt  werden,  müs- 
sen wir  uns  wieder  an  das  Gesetz  wenden,  um  den  mittleren  Preis 
einer  jeden  Sorte  zu  bestimmen.  Wir  fangen  mit  den  Schafen  an, 
weil  sie  gleichsam  als  Scheidemünze  dienten. 

Von  weniger  als  40  Schafen  bezahlt  mau  keine  Steuer.  Für 
eine  Herde  von  40  bis  120  Schafen  giebt  man  ein  Schaf  ab,  für 
eine  Herde  von  121  bis  200  zwei  Stück,  für  eine  Herde  von  201 
bis  300  drei  Stück,  und  wenn  die  Herde  aus  mehr  als  300  Scha- 
fen besteht,  giebt  man  für  je  100  ein  Stück  ab. 


139 

In  diesem  Gesetze  ist  eine  Inkonsequenz,  welche  durch  die  Um- 
stände motivirt  wurde.  Auch  die  reichen  Kameel-  und  Pferdezüch- 
ter hatten  kleine  Schafherden,  grofse  Herden  hingegen  besafsen  nur 
die  armen  Bewohner  der  Gebirge,  welche  keinen  anderen  Besitz 
hatten,  und  aus  dieser  Rücksicht  enthält  das  Gesetz  eine  Begünsti- 
gung für  grofse  Herden,  dergleichen  wir  sonst  im  Armensteuer-Ge- 
setze keine  finden. 

Abu  Yüsof ,  fol  43,  dem  ich  folge,  fährt  fort:  Weniger  als  5 
Kameele  sind  steuerfrei,  für  5  entrichtet  man  ein  Schaf  (folglich 
hatten  fünf  mittlere  Kameele  den  Werth  von  40  Schafen,  also  1  mitt- 
leres Kameel  =  8  Schafe,  weiter  unten  werden  wir  Fälle  kennen 
lernen,  in  welchen  1  Kameel  zu  10  Schafen  angeschlagen  wurde), 
für  10  Kameele  entrichtet  man  2  Schafe,  für  15  Kameele  drei 
Schafe  und  für  20  Kameele  4  Schafe.  Für  25  Kameele  und  darüber 
giebt  man  ein  junges,  für  35  ein  älteres  Kameelfüllchen  ab  für  45 
eine  Hikka  und  für  60  eine  Godz'a.  Für  75  liefert  man  2  Füllchen 
ab.  Von  grofsen  Herden  gab  man  von  je  50  Kameelen  eine 
Hikka  ab. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  eine  Chilfa  oder  trächtige 
Kameeistute  werthvoUer  war  als  eine  Godz'a,  und  konsequent  hätte 
sie  als  Steuer  für  75  Kameele  genommen  werden  sollen,  aber  es 
bestand  der  allgemeine  Grundsatz,  dafs  man  den  Züchter  der  träch- 
tigen Thiere  nicht  berauben  soll. 

Wäre  man  fortgefahren,  die  Steuer  auch  für  mehr  als  20  Ka- 
meele in  Schafen  zu  erheben,  so  kämen  auf  45  Kameele  9  Schafe 
und  auf  60  Kameele  12  Schafe.  Wir  haben  also  den  Werth  einer 
Hikka  und  einer  Godz'a  in  Schafen,  den  einer  trächtigen  Kameei- 
stute können  wir  mit  ziemlicher  Sicherheit  zu  15  Schafen  veran- 
schlagen. Wir  haben  also  für  den  Preis  des  Blutes  40  trächtige 
Kameele  =  600  Schafe;  30  Hikka  =  270  Schafe,  und  30  Godz'a 
=  360  Schafe:  das  macht  1230  Schafe.  Da  statt  Kameele  auch 
12000  Dirheme  bezahlt  werden  konnten,  so  stellt  sich  heraus,  dafs 
1  Schaf  zu  ungefähr  10  Dirhemen,  1  Hildka  zu  90  Dirhemen,  1  Go- 
dz'a zu  120  Dirhemen  und  eine  trächtige  Kameeistute  zu  etwas  we- 
niger als  150  Dirhemen  veranschlagt  wurde.  Der  mittlere  Werth 
eines  Kameeies  wird  deswegen  nur  zu  80  Dirhemen  angesetzt,  weil 
männliche  Kameele  wenig  Werth  haben.  Ich  kenne  zwei  Traditio- 
nen, in  denen  ein  Kameel  zur  Zeit  des  Propheten  um  10  Dynäre 
verkauft  wurde,  und  eine,  welcher  zufolge  er  ein  Kameel  von  Ga- 
bir  um  eine  Unze  Goldes  (nach  der  Version  des  Mischkat  um  40 
Dirheme)  kaufte.  Gute  Reitkameele  waren  aber  sehr  theuer,  so 
gab  Omayya  300  Dirheme   für  eins   (Wäk.  S.  29).     Ein  Schaf  soll 


140 

von  Hakym  b.  Hizäm  für  Mohammad  um  einen  Dynär  gekauft,  dann 
für  zwei  verkauft  worden  sein;  dann  soll  Hakym  um  einen  Dynär 
ein  anderes  Schaf  gekauft  und  das  ihm  zu  diesem  Zwecke  gegebene 
Geld  und  ein  Schaf  zurückgebracht  haben.  Die  Tradition  kennzeichnet 
sich  zwar  als  eine  Erfindung,  gerade  weil  der  grofse  Kaufmann  Ha- 
kym (vergl.  Bd.  I.  S.  192),  welcher  sich  erst  sehr  spät  bekehrte,  ge- 
nannt wird,  dennoch  ist  anzunehmen,  dafs  dem  Erfinder  der  mitt- 
lere Preis  eines  Schafes  bekannt  war. 

In  Arabien  hält  man  wenig  Rindvieh,  es  wird  entweder  gar 
nicht  oder  nur  von  Bauern  als  Tauschartikel  gebraucht  und  wenig 
Handel  damit  getrieben.  Die  Ra(;e  ist  klein  und  schlecht,  deswe- 
gen wird  im  Gesetze  das  Stuck  blos  zu  13  bis  14  Dirhcraen  ver- 
anschlagt. Der  mittlere  Preis  eines  Reitpferdes  hingegen  ist  nach 
dem  Steuergesetze  40  Dynare. 

Wir  werden  weiter  unten  einen  Fall  kennen  lernen,  in  welchem 
ein  Schlachtkameel  für  einen  Wisk  oder  Wask,  d.  h.  eine  Kameel- 
last  Datteln,  verkauft  wurde.  Datteln,  Gerste  und  Rosinen  waren 
in  Madyna  ungefähr  gleich  theuer,  und  es  wurde  daher  als  Almo- 
sen des  Fastenschlusses  ein  (^'a  (der  sechszigste  Theil  eines  Wask) 
irgend  einer  dieser  drei  Waaren  gefordert.  Weizen  war  in  Madyna 
zweimal  so  theuer,  und  wenn  man  daher  das  Almosen  in  Weizen 
entrichten  wollte,  hatte  man  nur  ein  halbes  Qä'  zu  geben.  In  Ba- 
bylonien  war  Weizen  viel  billiger  und  die  Theologen  erwarteten  da- 
her, dafs  man  mehr  als  ein  halbes  Ca'  Weizen  abgebe.  In  Bezug 
auf  die  Almosensteuer  setzte  der  Prophet  nach  einer  Tradition 
des  Gäbir,  das  Minimum  von  Saaten  (r.  ■)  und  Weinbergen,  von 
denen  die  Steuer  entrichtet  werden  mufs,  auf  fünf  Wask  fest.  Auch 
daraus  geht  hervor,  dafs  ein  Wask  und  ein  mittleres  Kameel  unge- 
fähr denselben  Werth  hatte.  Ein  Wask  Datteln  galt  also  etwa  80 
Dirheme,  und  folglich  ein  ^a    1  ^  Dirhem. 

Das  Qa  ist  ein  Cubikmaafs  für  Getreide  und  Datteln  und  die 
Rechtsgelehrten  haben  sich  bemüht,  den  Werth  des  (^a  des  Prophe- 
ten zu  ermitteln  und  haben  es  in  Pfunden  (Rotl)  ausgedrückt.  Es 
ist  anzunel)men,  dafs  sie  Gerste  gewogen  haben.  Sie  sind,  weil 
das  Maafs  verloren  war,  zu  verschiedenen  Resultaten  gekommen. 
Nach  Abu  Hanyfa  enthält  ein  Qa  8  'Iräk;y-Rotl;  nach  Schäfi'  (vcrgl. 
Makryzy  Hist.  Moiielae  ar.  S.  fi8)  ;);'  Rotl,  nach  den  Schy'iten  9  Rotl; 
Kolyny,  ein  Schy'itischer  Traditionist  sagt:  1  (,"a'  =  1170  Dirheme; 
1  Madyna-Rotl  =  195  Dirheme.  Nach  Makryzy  wiegen  128  mosli- 
mische  Dirheme  ein  Rotl.  Mohammad  Bakir  giebt  in  einer  Mono- 
graphie über  die  im  Gesetze  erwäimten  Muafse  und  Gewichte  den 
Werth  etwas  genauer  an;   1  'Iräky-Rotl  =  -^  Makka-Rotl  =  |  Ma- 


141 

dyna-Rotl  =  91  (nach  Änderen  90)  Mithkäl  =  128|  Dirheme  =  4 
Modd  (Vierling)  '). 

Das  in  dieser  Rechnung  genannte  'Iriildsche  Rotl  oder  Pfund 
wird  auch  das  Baghdädische  geheilsen,  und  das  Mithkal  ist  das  oben 
beschriebene.  Es  wird  auch  Schar'y  oder  kanonisches  Mithkrd  ge- 
nannt. Nach  Mohammad  Bakir  ist  1  Wechsler-  (Qayräfy-)  Mithkal 
=  1'.  gesetzliche  (Scha'ry)  Mithkal. 

Das  Irakische  Pfund  ist  demnach  =  409,53t5  Gramnies.  Neh- 
men wir  die  Berechnung  des  Abu  Hanyfa  als  die  richtige  an,  so 
wog  das  Qa  Getreide  6^  Pfund  badisch  (und  schweizerisch),  und 
da  diese  Quantität  Gerste  87  Centime  und  Weizen  1  Franken  und 
74  Centime  kostete,  so  stand  Gerstenbrod  etwas  billiger,  aber  Wei- 
zenbrod,  wovon  jetzt  in  Bern  6^  Pfund  1  Fr.  20  Cent,  kostet,  hö- 
her als  in  unserer  Zeit. 

Wir  begreifen  daher  wie  es  kam,  dafs  der  Tradition  zufolge 
es  für  den  höchsten  Wohlstand  galt,  täglich  Weizenbrod  zum  Essen 
zu  haben.  Die  Leute  lebten  sehr  ärmlich,  afsen  nur  selten  Fleisch 
(vergl.  Bochäry  S.  594)  und  die  Frauen  waren  schwach  und  abge- 
magert wegen  Mangel  an  Nahrung.  Sie  bestand  besonders  aus  Milch, 
Datteln  schlechter  Qualität  und  Gerste,  geröstet  oder  zu  Brod  ver- 
arbeitet. 

Der  Arbeitslohn  wird  in  solchen  Gegenden  selten  in  Geld  be- 
zahlt, sondern  in  Lebensmitteln,  besoders  Datteln  (vgl.  Bd.  I.  S.  275). 
In  allen  solchen  Fällen  schlägt  der  Producent  die  Waaren  nicht  hoch 
an  und  giebt  dem  Arbeiter  aufser  der  Kost  noch  Lebensmittel  für 
einige  Tage  als  Tagelohn.  Es  ist  aber  immer  eine  grofse  Dispropor- 
tion zwischen  einem  Tagelohne  und  vielen.  Ein  Mann,  der  einen 
Monat  für  einen  anderen  auf  dem  Felde  gearbeitet  hatte,  erhielt 
wahrscheinlich  nicht  viel  mehr  als  ein  anderer,  der  nur  eine  Woche 
gearbeitet.  In  Makka  kursirte  etwas  mehr  Geld  und  es  wurde  die 
Arbeit  bisweilen  in  Karaten  (Goldes)  berechnet,  in  Madyna  hinge- 
gen war  fast  Alles  Tauschhandel  und  deswegen  hat  Bidha ,  Waare, 
auch  die  Bedeutung  von  Tauschmittel,  Werth  und  Geld  (vergl. 
Kor.  12,19). 


')    Die  Apotheker-Unze  wog  daher  10t  Dirheme.     Annähernd  genau   wird 
im  Kitäb   al-'Aj-n  das  Gewicht  der  Apotheker-Unze  zu   7  Mithkäl  augegeben. 


142 


II.    Brief  des  'Orwa  an  den  Chalyfen  'Abd  al-Malik 
(regierte  von  A.  H.  65  bis  86). 

(Tabary  Bd.  4,   S.  247.) 

„Du  hast  an  mich  um  Aufklärung  über  den  Zug  des  Abu  So- 
fyän  geschrieben.  Er  kam  nebst  siebenzig  Männern  aus  verschiede- 
nen korayschitischen  Familien,  \velche  sich  in  Handelsgeschäften  nach 
Syrien  begeben  hatten,  und  nun  Gold  und  Waaren  zurückbrachten. 
Der  Prophet  und  seine  Gefährten  erhielten  Nachricht  von  den  Be- 
v?egungen  des  Abu  Sofyan. 

Die  Korayschiten  und  die  Moslime  befanden  sich  im  Kriege 
gegen  einander  und  es  war  Blut  geflossen.  Ibn  Hadhramy  und  An- 
dere waren  bei  Nachla  gelödtet  worden,  und  es  wurden  auch  Ge- 
fangene gemacht,  namentlich  Mitglieder  der  Familie  Moghyra,  darun- 
ter Ibn  Kaysan  ,  ein  Client  dieser  Familie;  dann  'Abd  Allah  b. 
Gahsch,  Wakid,  ein  Client  der  'Aditen,  und  Andere.  Gefährten  des 
Propheten,  welche  er  zu  diesem  Zwecke  nach  Nachla  geschickt 
hatte,  besiegten  sie.  Dadurch  wurde  das  Kriegsfeuer  entzündet, 
denn  dies  war  die  erste  Gewaltthätigkeit  und  sie  fand  vor  dem 
Marsche  des  Abu  Sofyan  nach  Syrien  statt. 

Abu  Sofyan  kehrte  also  nebst  den  korayschitischen  Häuptlingen, 
welche  ihn  begleiteten,  von  Syrien  nach  der  Heimath  zurück,  und 
sie  wählten  den  Weg  der  Küste  entlang.  Als  der  Prophet  davon 
Nachricht  erhalten  hatte,  rief  er  seine  Gefährten  unter  die  Waffen 
und  stellte  ihnen  vor,  dafs  jene  viele  Schätze  mit  sich  führen  und 
die  Anzahl  der  Vertheidiger  gering  sei.  Die  Moslime  zogen  aus 
und  hatten  keine  andere  Absicht,  als  den  Abu  Sofyan  und  die  Ka- 
rawane zu  überrumpeln.  Ihr  Zweck  war,  Beute  zu  machen  und 
sie  hofften,  es  würde  kein  bedeutendes  Gefecht  geben.  Gott  offen- 
barte daher  Koran  8,  7.  Als  Abu  Sofyan  von  den  Absichten  des 
Mohammad  hörte,  schickte  er  einen  Boten  nach  Makka.  Alle  von 
Ka'b  b.  Loway  abstammenden  Familien  hatten  Antheil  an  der  Ka- 
rawane. Diese  rückten  daher  zur  Vctheidigung  derselben  aus,  mit 
Aussclilufs  der  Nachkommen  des  'Amir,  von  welchen  nur  die  Banu 
Hisl  den  Landsturm  mitmachten.  Der  Prophet  erfuhr  nichts  von 
dem  Landsturm  der  Makkaner  bis  er  nach  Badr  kam. 

Die  korayschitischen  Karawanen  pflegten  schon  früher  biswei- 
len der  Küste  entlang  nach  Syrien  zu  reisen.   Abu  Sofyan  hielt  sich 


148 

an  diese  Strafse,  weil  er  fürchtete,  man  würde  ihm  bei  Badr  auf- 
passen. Der  Prophet  karapirte  nahe  bei  Badr  und  schickte  den  Zo- 
bayr  mit  einem  Detachement  zum  Brunnen  von  Badr.  Sie  hatten 
keine  Ahnung,  dafs  die  Korayschiten  ausgezogen  seien,  fanden  aber 
dort  einige  Leute,  welche  von  den  Korayschiten  geschickt  worden 
waren,  um  Wasser  zu  holen.  Darunter  war  ein  schwarzer  Sklave 
der  Familie  Ilaggag.  Zobayr  ergriff  den  Sklaven,  während  einige 
seiner  Gefährten  entkamen  und  zu  dem  korayschitischen  Landsturme 
zurückkehrten.  Sie  brachten  ihn  zu  Mohammad,  welcher  in  seiner 
Reisighütte  betete,  und  fragten  ihn,  wo  sich  Abu  Sofyan  befände? 
denn  sie  glaubten,  er  käme  von  der  Karawane.  Der  Sklave  aber 
erzählte  ihnen  von  dem  Landsturme,  mit  dem  er  ausgezogan  war. 
Da  sie  die  Karawane  überrumpeln  wollten,  so  war  ihnen  dessen 
Nachricht  äufserst  unwillkommen,  und  obschon  er  die  Wahrlieit 
sprach,  wollten  sie  es  nicht  glauben  und  prügelten  ihn,  um  ihn  zu 
zwingen,  über  die  Karawane  Auskunft  zu  geben,  wovon  er  nichts 
wufste.  Diese  befand  sich  damals,  wie  es  auch  im  Koriin  8,43 
heifst,  weiter  unten  gegen  das  Meer  zu.  Nothgedrungen  log  er  et- 
was von  Abu  Sofyan.  Der  Prophet,  welcher  noch  betete,  über- 
hörte was  vorging  und  soll,  den  Geschichtenerzählern  zufolge,  ge- 
sagt haben:  Wenn  er  euch  die  Wahrheit  sagt,  mifshandelt  ihr  ihn, 
wenn  er  aber  lügt,  lafst  ihr  ihn  in  Ruhe.  Er  liefs  nun  den  Sklaven 
zu  sich  kommen  und  befragte  ihn  über  die  Anzahl  der  Korayschiten. 
Er  antwortete:  Ich  kann  die  Zahl  nicht  genau  bestimmen,  aber 
es  sind  ihrer  viele.  Er  soll  ihn  weiter  gefragt  haben:  Wie  viele 
Kameele  schlachten  sie  und  wer  lieferte  sie  ihnen  gestern?  Als 
er  hörte,  dafs  sie  neun  schlachteten,  soll  er  bemerkt  haben:  Es 
sind  ihrer  zwischen  neunhundert  und  tausend.  In  der  That  be- 
stand damals  der  Landsturm  aus  950  Mann.  Der  Prophet  rückte 
vor  und  kampirte  am  Brunnen.  Er  füllte  einen  Wasserbeiiälter 
und  stellte  vor  demselben  seine  Gefährten  in  Reihen  auf.  Dann 
rückten  die  Feinde  an.  Als  der  Prophet  in  Badr  war,  sagte  er: 
Da  werden  die  Korayschiten  geschlachtet  werden!  Die  Feinde  fan- 
den, dafs  er  vor  ihnen  bei  dem  Brunnen  angekommen  war  und  ihn 
besetzt  hatte.  Als  sie  von  oben  herunter  kamen,  soll  er  gesagt 
haben:  Hier  kommen  die  Korayschiten,  die  Läugner  des  Boten 
Gottes,  schreiend  und  voll  Uebermuth;  o  Gott,  erfülle  dein  Ver- 
sprechen! Er  warf  darauf  eine  Hand  voll  Staub  gegen  sie  und 
Gott  schlug  sie  in  die  Flucht. 

Ehe  sie  heranrückten  hatte  Abu  Sofyan  ihnen  durch  einen 
Mann  sagen  lassen,  sie  sollen  zurückkehren.  Sie  waren  damals 
in  Gohfa  und  erwiderten:    Wir  wollen  nicht  zurückkehren,  sondern 


144 

uns  bei  Badr  lagern  und  daselbst  drei  Tage  bleiben  und  uns  den 
Einwohnern  vom  Higäz  zeigen;  denn  wenn  die  Feinde  die  Ar- 
mee sehen,  die  wir  zusammengebracht  haben,  mögen  sie  es  versu- 
chen, uns  anzugreifen,  wenn  sie  den  Muth  haben.  Darauf  bezieht 
sich  Koran  8,  49.  Gott  hat  dem  Propheten  den  Sieg  gegeben,  die 
Vertreter  des  Unglaubens  gedemüthigt  und  die  Herzen  der  Mos- 
lime  geheilt." 

Tabary  theilt  auch  den  Bericht  des  Abu  Ishäk  (f  129)  von  die- 
ser Schlacht  mit. 


Neunzehntes  Kapitel. 


Meuchelmorde,  Vertreibung  zweier  jüdischer  Stämme, 

kleinere  Kriege,  Ohodschlacht,  Belagerung  v.  Madyna. 

(Vom  März  624  bis  AprU  627). 

Das  Sprüchwort:  »nähre  den  Hund  und  er  frifst  dich  auf«, 
welches  die  vor  Wuth  knirschenden  Heuchler  so  oft  auf 
Mohammad  anwendeten,  wurde  zur  Wahrheit.  Er  herrschte 
nach  der  Badrschlacht  mit  unumschränkter  Macht  über  Ma- 
dyna. Der  erste  Gebrauch,  den  er  von  seiner  Gewalt  machte, 
war,  Einige,  welche  es  gewagt  hatten,  ihn  und  seine  Lehre 
zu  verspotten,  meuchlings  aus  dem  Wege  räumen  zu  las- 
sen, um  die  Anderen  zu  intimidiren 

Das  erste  Opfer  seiner  Rache  war  eine  Frau,  Ac;mA, 
aus  dem  Stamme  Chatma,  welcher  j)isher  dem  Isläme  fremd 
geblieben  war  ^).  Sie  verfafste  Spottgedichte  auf  die  Gläu- 
bigen. Der  blinde  Omayr,  das  einzige  Mitglied  ihres  Stam- 
mes, welches  den  Islam  bekannte,  erbot  sich  daher,  sie  zu 
tödten.  Er  führte  die  blutige  That  unmittelbar  nach  Mo- 
hammad's  Rückkehr  von  Badr  auf  dessen  Geheifs  aus.    In 


')  Nach  mehreren  Traditionen  war  A^mä  eine  Jüdin  und  hatte 
sich  ihr  Loos  dadurch  zugezogen,  dafs  sie  die  Moschee  der  Chatmi- 
ten  frevelhaft  verunreinigte.  Dafs  die  Chatmiten  nicht  Moslime  wa- 
ren und  also  keine  Moschee  hatten,  geht  schon  daraus  hervor,  dafs 
keiner  von  ihnen  bei  Badr  focht.  Dies  ist  also  blos  zur  Entschul- 
digung des  Mordes  erfunden  worden.  Andere  behaupten,  Omayr 
habe  sie  aus  eigenem  Antriebe,  in  Folge  eines  Gelübdes  für  die 
sichere  Rückkunft  des  Propheten,  ermordet,  und  Einige  behaupten 
sogar,  ihr  eigener  Mann  habe  sie  in  seinem  Eifer  für  den  Isläro 
getödtet. 

m.  10 


146 

der  Nacht  von  25.  zum  26.  März  624  schlich  er  sich  in 
ihr  Haus  und  fand  sie  von  ihren  Kindern  umgeben:  alle 
in  tielem  Scldate.  Ein  SäugHng-  lag  auf  ihrer  Brust.  Der 
Held  entfernte  ihn  und  stiefs  ihr  das  Schwert  durch  den 
Leib.  Am  iolgenden  Morgen  verrichtete  er  das  Frühge- 
bet mit  dem  Propheten  und  drückte  seine  Hesorgnifs  aus, 
dafs  ihm  (dem  Mohammad)  der  Mord  Verlegenheiten  (iltän) 
bereiten  könnte.  Dieser  antwortete:  Es  werden  sich  nicht 
zwei  Ziegen  darob  stolsen.  Diese  Aeufserung  wurde  zum 
Sprüchwort. 

Da  'Omayr  dem  Stamme  der  Ermordeten  angehörte, 
hätten  die  Kinder  den  Tod  ihrer  Mutter  an  ihm  rächen 
sollen.  Der  Familie  des  'Ihäters  hingegen  lag  die  l^ilicht 
ob,  ihn  zu  schützen.  Da  die  Moslime  für  Omayr  Partei 
ergriffen  liaben  würden,  so  mufsten  die  Verletzten  den  Mord 
ungerächl  lassen,  ja  die  meisten  Chatmiten  fanden  es  räth- 
lich,  das  CJJaubensbekenntnils  abzulegen:  dies  war  auch 
das  einzige  Mittel,  den  Schandlleck  der  Familie  zu  tilgen 
—  durch  ihre  Bekehrung  ertheilten  sie  dem  Morde  ihre 
nachträgliche  Sanktion. 

Wenige  Wochen  i^täter  wurde  der  greise  Abll  Afak 
ermordet.  Er  gehörte  dem  arabischen  tJeschlechte  'Amr 
b. 'Awf  an,  bekannte  sich  aber  zum  .Jndenthume.  Unter 
den  'Amriten  hatte,  wie  wir  im  vorigen  Kapitel  gesehen, 
der  hau)  tische  Ascet  viele  Anhänger  und  der  ganze  Stamm 
war  den»  Mohammad  so  wenig  zugethan,  dafs  er  auf  den« 
Marsche  nach  Badr  einen  Mann  zurückschicken  mufste,  ihn 
zu  beschwichtigen.  'Abu  'Alak  war  dem  JMohammad  durch 
seine  Talente  und  seinen  Freimuth  gefährlich:  er  sta- 
chelte die  Madyner  durch  seine  tJedichte  auf,  sich  dessen 
Auktorität  zu  widersetzen  und  treu  an  ihre  alten  Bündnisse 
lestzuhaltcn.  iMohannnad  t])at  daher  seinen  Wunsch  kund, 
dals  er  ihn  aus  dem  Wege  geräumt  wissen  wolle.  Auch 
diesmal  wurde  aus  dem  erwähnten  Clrunde  ein  Mitglied 
der    lamilie    des    zun»    Tode    Bestimmten    auserseheu,    die 


147 

That  zu  vollbrin<j^pn.  v^älim  ])/Omayr,  ein  armer 'Amrite, 
durchbohrte  den  Cireis  im  Schlafe,  als  dieser,  der  grolsen 
Hitze  neü^en,  die  Nacht  im  Hofe  des  Hauses  zubrachte. 

Die  Pflidit,  das  Blut  eines  ermordeten  Verwandten  zu 
rächen,  vererbt  sich  bei  <len  Arabern  auf  späte  Generatio- 
nen, und  so  lange  die  Familie  nicht  Rache  o-enommen  hat, 
haftet  ein  Schandtleck  auf  ihr,  der  nur  durch  IJlut  ausge- 
gelöscht  werden  kann.  Auch  die  Nachkommen  des  Mör- 
ders und  seiner  Verwandten  sind  also  keinen  Augenblick 
vor  dem  rächenden  Dolche  sicher.  Burckhardt  hat  die 
Nothwendigkeit  dieser  Strenge  gezeigt.  Das  Leben  sei- 
ner Ano-ehörigen  ist  dem  Bedouinen  so  lieb  wie  sein  ei- 
genes,  und  die  Furcht,  dafs  sie  für  ihn  büfsen  müssen,  hält 
ihn  vom  Frevel  zurück.  Die  steigende  Macht  der  Moslime 
befreite  sie  von  allen  diesen  Befürchtungen.  Da  es  Nie- 
mand  in  Madyna  Avagte,  seine  Hand  zu  erheben,  um  mit 
dem  Blute  eines  31oslimen.  den  Tod  der  Agma  und  des 
Abu  Afak  zu  sühnen,  so  fand  es  Mohammad  zweckmäfsig, 
im  Terrorismus  weiter  zu  o-ehen  und  zugleich  neue  Hülfs- 
((uellen   für  die  Gläubigen    zu  erschliefsen. 

Diesmal  galt  es  dem  jüdischen  Stamme  der  Banü 
Kaynoka.  Er  zählte  ungefähr  700  waffenfähige  Männer 
und  besafs  weder  Felder,  noch  Dattelbäume,  sondern  er- 
nährte sich  von  Juwelier-  und  Goldarbeiten.  Es  stand 
nun  freilich  ein  kleines  Hindernifs  im  Wege:  die  Banü  Kay- 
nokä'  waren  Mitunterzeichner  des  im  siebenzehnten  Kapitel 
erwähnten  \  ertrages.  Aber  wozu  das  Recht  zu  binden 
und  zu  lösen,  wenn  mau  es  nicht  benutzt?  Der  Prophet 
beschied  den  Engel  Gabriel  zu  sich  lujd  liefs  sich  folgende 
Verse  überbringen : 

8,  57.   Vor  Gott  sind  die  l  ndankbaren  die  schlechtesten 
Bestien;  denn  sie  wollen  nicht  glauben. 

.^s.  Diejenigen  von  ihnen,  mit  welchen  du  ein  Bünd- 
nifs  geschlossen  hast,  welches  sie  jeden  Augenblick  bre- 
chen —  sie  sind  nämlich  ohne  Furcht  — 

10* 


148 

59.     wirst  «lii  entweder  im  offenen  Kriege  dir  gegen- 
liher  sehen:   in   diesem  Falle  statuire  ein  Exempel,  auf  dafs' 
die    liinter    ihnen    intimidirt    Averden    und    es    zu    Herzen 
nehmen, 

()0.  oder  du  fürclitest,  dafs  ein  Stanmi  von  ihnen  Ver- 
rath  übe:  in  diesem  Falle  künde  ihm  das  Bündnifs,  damit 
du  und  er  [ehe  du  die  Feindseligkeiten  beginnst]  gleich- 
stehen; denn  Gott  liebt  nicht  die   Verräther. 

Mohammad  sagte  dem  Ueberbrinii'er,  dafs  er  wirk- 
lieh  Verrath  wittere  und  da  ihm  die  Alternative  gelassen 
sei,  wolle  er  nicht  erst  warten  bis  sie,  die  Banü  Kaynokä', 
angreiien,  sondern   ihnen   den   Krieg  erklären. 

Der  Krieg  hätte  jedoch  sehr  grofse  Dimensionen  au- 
nehmen  können,  denn  Ibn  Obayy  und  'Obäda  b.  ^ämit  stan- 
den seit  vielen  Jahren  in  engem  Inindnisse  mit  den  Banü 
Kaynokä'  und  in  zwei  früheren  Kriegen  rückte  ihre  ganze 
Mannschall  zum  Schutze  des  ersteren  in  das  Feld.  Ibn 
Obayy,  das  Haupt  der  noch  mächtigen  Partei  der  Heuch- 
ler, hielt  daher  an  seijie  Verpllichlungen  lest,  wenn  auch 
der  bigotte  Sa'd  b.  JMo'ädz  erklärte:  der  Islam  habe  alle 
früheren  Bündnisse  aufgelöst,  und  den  grofsten  Eifer  im 
Unternehmen  gegen  seine  früheren  Alliirlen  zeigte.  Ferner 
war  zu  vermulhen,  dafs  auch  die  zwei  anderen  jüdischen 
Stämme  von  Madyna  ihren  Brüdern  zur  Hülfe  kommen 
Avürden.  Vnu  die  Furcht  der  (Jläubigen  vor  solcher  Koa- 
lition zu   beschwichtigen,   oflenbarte  (jott: 

8,  (il.  Denke  nicht,  dafs  dir  die  Ungläubigen  zuvor- 
konnnen.  Sie  werden  deine  Bläue  nicht  zu  vereiteln  im 
Stande  sein. 

(ji.  0  (iläubige,  machet  alle  möglichen  Rüstungen 
gegen  sie  und  versehet  euch  niil  Rossen.  Ihr  werdet  sie, 
die  Feinde  (Jottes  und  eure  Feinde,  und  auch  die  hinter 
ihnen  [\^elch(5  ihre  (Jesinnungen  noch  nicht  offen  erklärt 
hallen]    durch    eure    Ki  icgsbereitschall   einschüchtern. 


149 

Die  Rüstungen  wurden  rastlos  betrieben,  namentlich 
verwendeten  die  GIäubii!,en  ihr  Augenmerk  aut  die  Kaval- 
lerie, an  der  es  ihnen   bisher  ganz  gefehlt  hatte. 

Unter  diesen  Verhältnissen  wufste  Ihn  Obayy  seinen 
Verbündeten  keinen  besseren  Rath  zu  geben,  als:  sich  in 
ihren  Thürmen  einzuscliiielsen,  aber  sich  des  Kampies  zu 
enthalten;  denn  er  kannte  die  Wuth  des  Tigers,  welcher 
l)lut  geschmeckt  hat.  Wenn  er  Zeit  gewänne,  hoffte  er 
etwas  iür  sie  thun  zu  können.  Mohammad  forderte  sie 
auf,  ihn  auch  als  ihren  Propheten  anzuerkennen,  und  als 
sie  sich  weigerten,  kündigte  er  das  Hündnifs,  erklärte  den 
Krieg  und  schritt  sogleich  zur  Belagerung.  Alle  Commu- 
nication  wurde  abgeschnitten.  Ibn  Obayy  konnte  nichts 
für  sie  thun.  Nach  fünfzehn  Tagen,  am  15.  April  624, 
ergaben  sie  sich,  da  sie  sich  verlassen  sahen,  auf  Diskre- 
tion, ohne  das  Schwert  trezocen  zu  haben.  Mohammad 
iiefs  sie  knebeln,  in  der  Absicht,  sie  Alle  hinzurichten.  Ks 
gelang  den  Bitten  und  Drohungen  des  Ibn  Obayy,  sie  vom 
Tode  zu  retten.  Sie  wurden  aus  IMadyna  verwiesen  und 
ihr  früherer  Beschhützer  Obäda  übernahm  das  Amt,  ihren 
Abzuü:  zu  überwachen  und  zu  bescbleunis:en.  Sie  reisten 
über  Wädiy  alkorä,  wo  sie  sich  einige  Zeit  bei  ihren  Glau- 
bensgenossen aufhielten,  nach  Adzra  ät  (dem  Edrei  der  Bi- 
bel) in  Syrien  und  liefsen  sich  dort  nieder.  Ihr  Eigen- 
thum,  darunter  die  Werkzeuge  ihrer  Profession,  und  viele 
Waffen   waren  die  Beute  der  übermüthigen  Sieger. 

Abu  'Awn  ^),  welcher  um  die  Mitte  des  zweiten  Jahr- 
hunderts blühte,  hat  es  für  zweckmäfsig  erachtet,  eine  vom 


')  In  dem  Texte  des  Ibn  Hischam  S.  545  haben  sich  zwei 
Wörter,  LiiAs^-^  und  das  zweite  ^^i^  eingeschlichen,  die  nicht  dahin 
gehören;  hingegen  ist  ein  anderes  ausgefallen.  Wie  der  Satz  jetzt 
steht,  hätte  Ibn  Hischcim  dem  Ibn  Ishak,  der  früher  lebte,  die  Er- 
zählung raitgetheilt.  Er  soll  lauten:  „Ibn  Hischam  bemerkt:  'Abd 
Allah  b.  Gafar  b.'Abd  al-RahmJln  Ibn  Miswar  b.  Machrama  [f  170] 
erzählt  auf  die  Auktorität  dos  Abu  'Awn."    Dem  Ibn    Ishäk  scheint 


150 

Koran  abweichende  Veranlassung  zu  diesem  Kriege  zu  er- 
finden. Eine  Mosliniin  kam  mit  Waaren  auf  den  Markt 
der  Band  Kaynokä'  und  setzte  sich  vor  die  Boutique  eines 
Goldschmiedes.  Die  nuithwilligen  Ju«len  >volhen  ihr  Ge- 
siclit  seilen,  und  da  sie  ihnen  widerstand,  schlich  sich  ei- 
ner von  ihnen  hinter  sie  und  heftete  ihr  mit  einem  Dorn 
den  Saum  des  Kleides  an  den  Rücken.  Als  sie  plötzlich 
aufstand,  entl>löfste  sie  sich  zum  allgemeinen  Gelächter.  h]iu 
Moslim  erschlug  den  Frevler.  Ks  entstand  ein  Auflauf,  in 
dem  der  Moslim  getödtet  wurde.  Dies  veranlafste  die 
Kriegserklärung  gegen  die  Bann  Ka\noka,  Der  Erfinder 
dieser  Geschichte  hat  vergessen,  dafs  damals  die  Arabe- 
rinnen noch   keinen  Schleier  trugen. 

Die  einzige  That,  welche  die  Schlacht  von  Badr  sei- 
tens der  Korayschiten  zur  Folge  gehabt  hat,  war  eine  schon 
Anfangs  Juni  unternommene  Expedition  des  Abu  Sof>än 
mit  40  oder  200  Mann  nach  JMadyna.  Er  schlich  Nachts 
in  die  Stadt,  verweilte  einige  Zeit  bei  einem  Juden,  ge- 
gen Morgen  steckte  er  zwei  Gartenhäuser  in  Brand,  mor- 
dete  einen  oder  zwei  Arbeiter  und  machte  sich  so  eilij*; 
aus  dem  Staube,  dafs  er  mehrere  Säcke  Sawyk  ')  abzu- 
werfen für  nöthig  hielt,  um  es  den  Kameelen  zu  erleichtern. 


die  Erzählung  noch  nicht  bekannt  gewesen  zu  sein,  sie  befindet  sich 
aber  in  Wäkidy,  unter  dessen  Schaychen  Ibn  Miswar  unter  No.  5 
genannt  wird. 

')  Sawyk,  nach  der  Aussprache  der  Banü  Tamym,  Qawyk. 
Man  weicht  Weizen  oder  Gerste,  in  Wasser  ein  oder  kocht  sie  bis  die 
Kürner  schwellen ,  dann  röstet  man  sie  und  mahlt  sie  zu  grobem 
Mehl :  dies  nennt  man  Sawyk.  Es  wird  aufbewahrt  bis  man  es 
nöthig  hat.  Man  benutzt  es  besonders  auf  Reisen.  Ehe  man  es 
geniefst,  feuchtet  man  es  mit  Wasser  oder  Butter,  mit  oder  ohne 
Honig,  an,  und  deswegen  sagt  man  Sawyk  trinken  (Nur  alnibräs 
S.  fll4).  Diese  Speise  ist  auch  jetzt  noch  in  Arabien  unter  diesem 
Namen  bekannt  (Burton  Piigrim.  Bd.  1,  S.  207).  In  einigen  Orten 
nannte  man  sie  Basysa.  In  Persien  wird  sie  Fischt  und  in  Indien 
Sattu  genannt.     In  Syrien  hat  ein  ähnliches  Gericht  den  persischen 


151 

Mohammad  setzte  ihm  iiacli,    konnte  ihn  aber  nicht  errei- 
clien;  er  niufste  sich   mit  den  Sawyk -Säcken   begnügten. 

Die  Ciohayniten  ')  und  andere  Stämme  zwisclien  Ma- 
djna    und    dem    Meere     hatten    Neiitralitätsbündnisse    mit 


Namen  Purghol.  Statt  das  Korn  einzuweichen  oder  zu  kochen  nimmt 
man  es  auch  grün,  ehe  es  ganz  reif  ist. 

Auf  Feldzügen  mufste  jeder  Krieger  für  seinen  eigenen  Unter- 
halt sorgen,  aber  reiche  Leute  machten  es  sich  zur  Aufgabe,  eine 
Anzahl  armer  Kameraden  zu  nähren.  Die  einfachste  Art  der  Pro- 
viantirung  war  in  diesem  Falle  Kameele  mit  Sawyk  zu  beladen  und 
so  oft  die  Last  eines  Kameeies  verzehrt  war,  es  zu  schlachten  und 
zu  essen. 

')  Eines  Vertrages  mit  den  Gohayniten  ist  bereits  erwähnt  wor- 
den. Die  Zeit  der  Bekehrung  des  'Arar  b.  Morr  aus  diesem  Stamme 
läfst  sich  nicht  bestimmen.  Er  soll  der  Priester  des  Stammidols 
gewesen  sein,  machte  sich  früh  in  Madyna  ansäfsig,  legte  das  Glau- 
bensbekenntnifs  ab  und  focht  bei  Ohod  und  in  mehreren  anderen 
Schlachten  auf  Seiten  der  Moslime.  Als  sich  der  Islam  unter  den 
Gohayniten  ausbreitete,  schickte  ihn  der  Prophet  zu  denselben,  den 
Koran  zu  predigen.  Es  gelang  seinem  Bemühen,  sie  zu  bewegen, 
eine  Deputation  an  den  Propheten  zu  senden,  an  deren  Spitze  der 
Schaych  der  Ghayyän-  (d.  h.  irrenden)  Familie  stand.  Mohammad 
fragte  ihn:  Wie  heifst  du?  Er  antwortete:  'Abd  al-'Ozzä  (Knecht 
der'Ozzä)  b.  Badr.  Dein  Name  sei  von  nun  an:  'Abd  Allah,  ver- 
setzte der  Gottgesandte,  und  der  deiner  Familie:  Raschdän  (die  Ge- 
leiteten) und  das  Thal,  in  welchem  ihr  wohnet,  heifse:  Wädiy  Raschd 
(das  Thal  der  Leitung),  und  nicht  länger  Wädiy  Ghawä  (Thal  der 
Verirrung).  Zugleich  erklärte  Mohammad  zwei  der  Familie  angehörige 
Berge  (Asch'ar  und  Agrad)  als  Berge  der  Ginn,  weswegen  es  nicht 
rathsam  sei,  sie  zu  bewohnen.  Nach  einer  Tradition  bei  Bochary 
hatte  Abd  al- Ozzä  aus  dem  Munde  des  Propheten  den  Befehl  ver- 
nommen, den  Kippur  zu  fasten.  Seine  Bekehrung  müfste  demnach 
sehr  früh  stattgefunden  haben. 

Es  scheint,  dafs  viele  Gohayna- Familien  nach  Madyna  über- 
siedelten. Mohammad  wies  ihnen  daselbst  einen  Platz  zu  einer  Mo- 
schee an. 

'Amr  b.  Morr  liefs  sich  später  in  Damascus  nieder  und  beweg 
den  Mo'äwiya  einen  Beamten  anzustellen,  dessen  Geschäft  es  war, 
Bittschriften  zu  empfangen.  Dem  Abd  al-'Ozzä  vertraute  der  Prophet 


152 

^lohamniad  abgeschlossen  und  seit  dem  Siege  bei  Badr 
uagtcn  sie  es  nicht,  ihn  zu  hintergehen.     Die  Stralse  der 

bei  dem  Angriff  auf  Maklja  die  Fahne  der  Gohayna  an.  Er  blieb 
in  seinem  Lande  und  wohnte  auf  dem  Berge  Kiblyya. 

Die  älteste  Vertragsurkunde  mit  den  Gohayniten,  welche  wir  be- 
sitzen, bezieht  sich  nicht  auf  den  ganzen  Stamm,  sondern  nur  auf 
eine  Abtheilung  und  lautet:  „An  die  gohaynitischen  Stämme  der 
Banü  Dzar'a  und  Banü  Rab'a.  Sie  geniefsen  Sicherheit  der  Person 
und  des  Eigenthums  und  haben  Anspruch  auf  Hülfe  gegen  solche, 
welche  sie  unterdrücken  oder  bekriegen,  ausgenommen,  wenn  es 
sich  um  Schulden  oder  Persönlichkeiten  handelt.  Der  nomadische 
Theil  der  Bevölkerung,  so  lange  er  sich  keine  üebergriffe  zu  schul- 
den kommen  läfst  und  besonnen  handelt,  hat  dieselben  Ansprüche 
wie  der  sefshafte.     Gott  ist  unsere  Zuversicht!" 

Dieser  Vertrag  wurde  abgeschlossen,  als  die  betreifenden  Stämme 
noch  Heiden  waren.  Der  folgende  bezieht  auf  bekehrte  Familien: 
„An  die  Banü  Gormoz  b.  Raby  a,  welche  Gohayniten  sind.  Sie  sol- 
len Sicherheit  geniefsen  in  ihrem  Lande  und  im  Besitze  dessen  blei- 
ben, was  sie  inne  hatten,  als  sie  sich  bekehrten.  Geschrieben  von 
Moghyra." 

In  einem  anderen,  wie  es  scheint,  um  einige  Jahre  späteren 
Dokumente  werden  aufser  diesen  noch  andere  Gobaynastämme  ge- 
nannt und  die  in  der  Zwischenzeit  eingeführten  Verpflichtungen  nä- 
her präcisirt:  Sie  müssen  sich  von  den  Ungläubigen  fern  halten, 
ein  Fünftel  der  Beute  an  Mohammad,  nachdem  er  sich  ein  beliebi- 
ges Stück  auserlesen  hat,  abgeben,  den  zehnten  Theil  der  Früchte 
unter  die  Armen  vertheilen  und  von  Schulden,  vorausgesetzt  dafs 
der  Schuldner  ein  Moslim  sei,  die  Zinsen  erlassen  und  sich  mit  dem 
Kapitale  begnügen.  Dafür  wird  ihnen  der  Schutz  des  Propheten  zu- 
gesichert. 

Endlich  sind  auch  noch  zwei  zu  Gunsten  von  mächtigen  Go- 
hayniten ausgefertigte  Schenkungsurkunden  vorhanden.: 

„Dieses  ist  es,  was  der  Bote  (Gottes)  dem  Gohayniten 'Awsega 
b.  ITarmala  vom  Gebiete  Marwa  geschenkt  hat:  das  Land  zwischen 
seinem  gegenwärtigen  Besitze  bis  Ma(;ria'a,  bis  Gaflat,  bis  Gadd  am 
südlichen  Berge.  Niemand  soll  es  ihm  streitig  machen.  Wer  es 
streitig  macht,  hat  kein  Recht,  Awsega  hingegen  hat  Recht.  Ge- 
schrieben und  bezeugt  von  'Okba  (Ola  b.  'Okba?).** 

Den  Bann  Schaych,  einer  gohaynitischen  Familie,  schenkt  er  das 
Land  von  (^^ofayna,  auf  welchem  sie  ihr  Lager  aufgeschlagen  haben, 
und  auch  die  Ländereien,  welche  sie  geackert  haben. 


153 

Makkaner  nach  Syrien,  welclie  duicli  «las  (Jebiet  dieser 
Stämme  lührt,  war  also  veisclilossen,  denn  die  Moslime 
konnten  frei  daiauC  raanoeuvriren.  Die  nächste  Auliijabe 
des  Mohannnad  uar,  den  Weg-  von  Makka  gegen  Osten 
zn  beherrschen.  Die  Dann  Solavm  und  die  ihnen  ver- 
wandten Dann  Ghatalän  ')  hatten  hier  das  Weide-  und 
Schutzrecht.  Der  llauptsitz  der  ersteren  ^var  eine  frucht- 
bare Harra,  d.  h.  vnlkanisclie  Gegend,  Avelche  das  Eden 
der  S«)la>n)iten  genannt  wird  und  die  siebente  Station  aid" 
dem  Wege  nach  !)ab^lonien  ist.  Die  Entfernung  von  Ma- 
dvna  beträgt  acht  Posten  (96  ar.  Meilen  =  32  Studen). 
Die  letzteren  dehnten  sich  gegen  NW.  aus  und  beherrsch- 
ten einen  Theil  tier  östlichen  Strafse  zwischen  Makka  und 
Madvna. 

Mehrere  makkanische  Häuser  waren  mit  solaymitischen 
Kameeleigenthümern  associirt  und  trieben  gemeinschaitlich 
Handelsgeschäfte-).  Wegen  dieser  Solidarität  der  Interessen 
waren    die  Solavmiten    unter   allen    nomadischen    Stämmen 

Die  Wohnsitze  der  Gohayniten  waren  sebr  ausgedehnt.  Ibu  Ha- 
yik,  tbl.  107,  rechnet  dazu  das  grol'se  und  vielverzweigte  Thal  Idham, 
zu  de.'^sen  Gebiet  Madyna  gehört,  (,"af'ra,,  Badr,  Rowaytha,  Rawlia,  Ma- 
rwa,  yanbo',"Y9,  Hawra,  die  Küste  von  Taymä  (?)  und  gegen  SO. 
erstreckten  sie  sich  bis  nach  Harra  alnär  gegen  Rabadza,  und  es 
grenzte  ihr  Gebiet  an  das  der  Solavmiten.  Die  westliche  Grenze 
der  Gohayniten  bilden  die  Berge  Radhwa  und  Asch'ar  bei  'Yambo. 
Sie  waren  aber  gewifs  nicht  im  ausschliefslichen  Besitze  dieser  gan- 
zen Gegend,  welche  Madyna  von  allen  Seiten  umgiebt.  Sie  leben 
noch  in  jenen  Gegenden  und  ihre  waffenfähige  Mannschaft  wird  von 
Bassani  auf  15000  Mann  geschätzt. 

')  Das  Verwandtschaftsverhältnifs  wird  durch  folgendes  genea- 
logisches Symbol  ausgedrückt:  Solaym  b.  Man^ür  b.  Ikrima  b.  Cha- 
yafa  b.  Kays-'Ay hin;  Ghatafän  b.  Sa'd  b.  Kays-'Ay län. 

'^)  So  war  z.  B.  der  Solaymite  Kays  b.  Nochba  ein  Handels- 
freund des  Onkels  des  Propheten,  der  Solaymite  'Abbas  b.  Anas 
stand  in  Geschäftsverbindung  mit  dem  Vetter  des  Propheten  und 
der  Solaymite  Midräs  war  mit  Harb  b.  Omayya,  dem  Ähnherrn  der 
Omayyiden,  associirt  und  sie  kamen  beide  an  demselben  Tage  in 
derselben  llaudelskarawaue  um. 


154 

die  bittersten  Feinde  des  Islam  nnd  wurden  auch  von  den 
Gläubijj-en  am  häufio-sten  heimgesucht. 

Nicht  weit  von  dem  so  eben  erwähnten  Eden  dehnt 
sich  die  Kodr-llaide  aus.  Hier  sammelten  sich  im  Sommer 
624  viele  Solaymiten  und  Cliatalaniten  mit  feindlichen  Ab- 
sichten gegen  Ma<lyna.  Mohammad  verliefs  am  8.  Juli  mit 
200  Mann  Madyna,  um  sie  zu  zerstreuen.  Als  er  hinkam, 
fand  er  die  Haidc  leer.  Kr  schickte  einige  seiner  Heglei- 
ter auf  die  Anhölicn  und  diese  erbeuteten  500  Kameele  und 
nahmen   einen   Hirten,   den  Sklaven  Yasär,  gelangen  ^). 

Bald  daraufhörte  der  Prophet,  dafs  sich  unter  der  Füh- 
rung des  wegen  seiner  Tapferkeit  berühmten  Do'thur  in 
der  (iegend  von  Amarr  im  jNagd  Leute  aus  den  ghatäfani- 
tischen  Sfänunen  Tha'laba  und  IMoharib  sammeln.  Im  Sep- 
tember liefs  er  ein  Aulijebot  ersrehen  und  es  stellten  sich 
450  Moslime  unt(u-  seine  Fahne.  Zu  Ka(;(;a  ^),  24  arab. 
Meilen  von  Madyna,  begegnete  ihm  der  Tha'labite  Gabbär. 
Fr  bekehrte  sich  zum  Islam  und  bot  dem  Propheten  seine 
Dienste  als  Führer  an,  sagte  ihm  aber  voraus,  dafs  sich 
seine  Stammgenossen  in  keinen  Kam])f  einlassen  werden. 
In  Aniarr  angekommen,  fand  er,  dafs  die  Feinde  ihre  Habe 
nnd  Familien  in  Sicherheit  gebracht  nnd  auf  den  Hergen 
eine  feste  Stellung  eingenommen  hatten.  Die  Gläubigen 
fanden  es  ebenso  wenig  räthlich  zu  ihnen  hinaufzusteigen, 
als  die  Nomaden  herunter  zu  konnnen,  und  Mohammad  zog 
nach  Hause  zurück,  wo  er  nach  einer  Abwesenheit  von 
11  Tagen  ankam. 


')  Der  Verfasser  der  Ipäba  hat  aus  diesem  Yasar  drei  oder 
vier  Personen  gemacht.  Nach  einer  Nachricht  soll  Mohammad  des- 
sen Namen  in  Asläm  verändert  haben.  Er  fiel  bei  Chaybar,  und  als 
die  Gläubigen  den  Leichnam  waschen  wollten,  sagte  der  Prophet: 
Gebet  euch  nicht  die  Mühe,  er  ergötzet  sich  schon  mit  den  Huries. 

^)  Der  Weg  dahin  führt  über  Makkä  zum  Engpasse  von  Cho- 
bayt,  aufserhalb  desselben,  auf  dem  Wege  gegen  Rabadza  bin,  Ka^cja 
oder  Dzü-l-ka(;(;a  liegt. 


155 

Es  fiel,  wie  die  Lei-eiKle  erziihlt,  als  Mohammad  in 
Aiuarr  nar,  ein  lieftiger  Regen  nnd  durclMiälsle  ihn.  Kr 
entlenite  sich  vom  Lager  nnd  zog  seine  Kleider  aus,  nin 
sie  zu  trocknen.  Die  Feinde  beobachteten  ihn  und  ihr  An- 
führer Do'thiir  sclilich  sich  an  ihn  liinan ,  stand  plötzlich 
mit  gezücktem  Schwerte  vor  ihm  und  sagte:  Wer  schützt 
dich  jetzt i'  Ciott!  antwortete  der  Prophet.  Es  erschien 
ein  Engel  vor  Do'thür  und  das  Schwert  fiel  ihm  aus  der 
Hand.  Mohammad  nahm  es  auf  und  sprach:  Wer  schützt 
jetzt  dichi*  {Niemand!  antwortete  der  Nomade.  Moharn- 
n)ad  gab  dem  Dothür  das  Schwert  zurück  und  ging  ru- 
hi«;  dem  Lajjer  zu.  Dieselbe  Geschichte  wird  auch  bei 
einer  anderen  Gelegenheit  erzählt.  Dort  heifst  der  Feind 
Ghawreth.  Es  scheint  also,  dafs  die  Legende  nicht  aus 
der  Geschichte  herausgewachsen,  sondern,  nachdem  sie 
selbstständig  ausgebildet  war,  in  dieselbe  hineingefügt  wor- 
den ist. 

Ka'b  b.  Aschraf  war  dem  edlen  arabischen  Geschlechte 
jNabhän-Tavy  entsprossen,  seine  Mutter  war  eine  Jüdin 
aus  dem  Nadhyrstamme  und  er  wohnte  in  Madyna.  Im 
Tayystamme  hat  es,  wie  wir  wissen,  Raküsier  gegeben, 
und  wahrscheinlich  war  Ka'b's  Vater  ein  Proselyt  des  Tho- 
res;  denn  wie  wäre  er  sonst  zu  einer  jüdischen  Frau  ge- 
kommen? Kab  wurde  im  jüdischen  Glauben  erzogen  und 
erkannte  bis  zur  Abänderung  der  Kibla  den  Mohammad  als 
Boten  Gottes  an,  ja  er  soll  sogar  einige  Zeit  das  Ange- 
sicht gegen  Makka  gewendet  haben  (Kalby,  IMogähid  und 
Mokätil,  bei  Wähidv  3,  65;  vergl.  auch  Baydhawy).  Es 
wird  freilich  behauptet,  dafs  Kab  sich  zur  neuen  Kibla 
mit  der  böswilligen  Absicht  be(juemt  habe,  damit  ihm, 
wenn  er  sie  verlielse,  andere  IMoslime  folgen  sollten.  So 
viel  ist  jedenfalls  klar,  dafs  er  bis  zu  der  durch  die  Aen- 
derung.  der  Kibla  verursachten  Spaltung,  den  Propheten 
anerkannte,  danach  aber  zu  seinem  entschlossensten  Wider- 
sacher w  urde    und    ihn  in  Versen   und   in  Prosa   bei  jeder 


156 

Gelegenheit  angriff  ^).  Mohanniiad  sagte  daher  im  Som- 
mer 624-):  Wer  will  mir  iiir  Kab  sorgen?  Ibn  Maslama 
stand  auf  und  fragte:  Willst  dii,  dafs  ich  ihn  morde?  Ja, 
antuortete  der  Prophet.  Dann  erlaube  mir,  fuhr  der  Jün- 
ger fort,  dafs  ich  gegen  dich  spreche.  Rede  was  du  willst, 
versetzte    der   Bote  Gottes.      Ibn  Maslama   begab   sich   zu 


')  Um  den  Meuchelmord  zu  motiviren,  sagen  die  Biographen, 
er  sei  nach  Makka  gegangen,  ura  die  Korayschiten  zum  Kampfe 
gegen  den  Islam  zu  ermuntern.  Wakidy  erzählt  diese  Geschichte 
sehr  ausführlich  und  führt  auch  Verse  des  Ibn  Aschraf  an.  Die  ur- 
sprüngliche Tradition  des  Stifters  der  Propheten -Biographie,  'Orwa, 
hat  Ibn  'Ayidz  (bei  "Oyün  S.  218)  aufbewahrt:  „Der  Prophet  sagte: 
Wer  will  mir  den  Kab  aus  dem  Wege  räumen?  er  macht  kein  Ge- 
heimnifs  aus  seiner  Feindschaft  und  ver<)ffentlicht  seine  Satyren  ge- 
gen uns.  Auch  ist  er  zu  den  Korayschiten  gegangen  und  hat  sie 
zum  Kampf  gegen  uns  vereint.  Dies  hat  mir  Gott  geoffenbart. " 
Auch  Tha'laby  5!),  1  berichtet,  dafs  die  Umtriebe  des  Kab  dem 
Mohammad  auf  übernatürliche  Weise  zur  Kenntnifs  kamen.  Dieser 
Umstand  macht  seine  Reise  nach  Makka  sehr  zweifelhaft.  Es  be- 
findet sich  aber  ein  anderer  Passus  in  der  Tradition,  welcher  die 
Behauptung  zu  erhärten  scheint.  Die  Korayschiten  sollen  ihn  ge- 
fragt haben:  Welche  Religion  ist  besser,  die  unserige  oder  der  Is- 
lam? und  er  antwortete:  Die  eurige.  Darauf  sollen  die  Koränverse 
4,54  geoffenbart  worden  sein:  „Beobachtest  du  nicht  Diejenigen, 
welchen  ein  Theil  des  Buches  gegeben  worden  ist.  Sie  glauben  an 
den  Gibt  und  Täghüt  und  sagen  zu  den  Ungläubigen,  ihr  seid  bes- 
ser geleitet  als  die  Moslime"  (etc.  bis  V.  59).  Indessen  wenn  man 
die  Saclie  genauer  untersucht,  so  findet  man,  dafs  K.  4,  64  mit  3,  22 
und  4,  öß  mit  3,  2:.  parallel  ist,  und  es  stellt  sich  heraus,  dafs  diese 
Stelle  sich  nicht  auf  Ka'b,  sondern  auf  die  Juden,  welche  den  Mo- 
hammad nicht  zum  Schiedsrichter  wählten  und  sich  an  einen  heid- 
nischen Kahin  wendeten,  bezieht:  Vergl.  oben  S.  42. 

^)  Bochäry  erzählt  diese  Mordgeschichte  unmittelbar  nach  dem 
Kriege  gegen  die  Banü  Nadhyr,  —  die  Schlacht  bei  Ohod  folgt  bei 
ihm  erst  später.  Ibn  Sa'd  giebt  folgende  Chronologie:  Mord  des 
Ka'b:  24.  August  624;  Ohod:  23.  März  625;  Feldzug  gegen  die  Na- 
dhyriten:  Juli  625.  Wenn  das  Gedicht  bei  Ibn  Ishäk  S.  658  echt 
ist,  so  wäre  Ka'b  vor  dem  Feldzuge  gegen  die  Nadhyriten  ermor- 
det worden;  das  ist  wahrscheinlich. 


157 

Ka'b  und  sagte:  Dieser  Mann  macht  uns  viel  IJeschuerde; 
er  hat  schon  ^vie(lel•  Ahnosen  von  uns  verlanü't  und  ich 
komme  zu  dir,  die  Mittel  dazu  zu  boroen.  üist  du  end- 
hch  seiner  müde?  versetzte  Kab.  Wir  hal)en  uns  eiiunal 
für  ihn  erklärt,  ant\vortete  Ibn  Maslama,  und  ^vollen  ihn 
nicht  verlassen,  ehe  \\\r  sehen,  uas  aus  der  Sache  heraus- 
kommt. Wir  sind  diesmal  gekonmien,  um  von  dir  ein  oder 
ZAvei  Wask  Datteln  zu  borgen  und  \\olhn  uns  ein  anderes 
Mal  besprechen.  Du  sollst  sie  haben,  sagte  der  Jude, 
aber  welches  Unterpfand  willst  du  mir  geben?  ISach  ei- 
nigem Hin-  und  Herreden  verstand  sich  Ibn  Moslama  dazu, 
seine  Waffen  zu  versetzen. 

Spät  am  Abende  kam  Ibn  Maslama  wieder  und  brachte 
Abu  Nägila  den  Milchbruder  des  Ka'b  mit  sich.  wSie  rie- 
fen ihn  zur  Frontmauer  des  Hauses,  welche  es  gleichsam 
zur  Festung  machte,  und  er  ging  hinunter.  Ich  höre  eine 
Stimme,  sagte  seine  Frau,  welche  mir  von  Blut  zu  triefen 
scheint.  Er  antwortete:  Es  ist  nur  mein  Bruder  Ibn  Mas- 
lama und  mein  Milchbcuder  Abu  Nägila,  und  der  Edle  ent- 
spricht, selbst  wenn  er  in  der  Nachf  zum  blutigen  Tur- 
nier gerufen  wird.  Er  liefs  den  verrätherischen  Freund 
mit  noch  zwei  Männern  in  das  Haus.  Du  duftest  von 
Wohlgeruch,  sagte  Ibn  Maslama  zu  Kab;  Avillst  du  mir 
erlauben,  dein  Haar  zu  riechen?  Dies  war  das  verabre- 
dete Zeichen  zum  Angriff.  Als  nämlich  Ibn  Maslama  seine 
Locken  fest  gepackt  hatte,  stürzten  seine  Begleiter  mit  den 
Waffen,  die  sie  unter  dem  Vorwande,  sie  versetzen  zu  wol- 
len, mit  sich  trugen,  auf  ihn  und  tödteten  ihn  (Bochäry 
S.  576). 

Auf  dem  Rückwege  von  Byr  Ma  üna  ruhte  'Amr,  ein 
eifriger  Anhänger  des  Propheten,  während  der  Hitze  des 
Tages  bei  Kanäh  aus.  Er  traf  zwei  Männer  und  liefs  sich 
in  ein  (Gespräch  mit  ihnen  ein.  Auf  seine  Frage,  wer  sie 
seien?  sagten  sie  ihm,  dafs  sie  den  Banü  'Amir  angehören, 
worauf  er  sie  als  Freunde  anerkannt«^    und   sich   mit  ihnen 


158 

zur  Mittagsruhe  l)egab.  Als  sie  aber  eingesclilafen  waren, 
ermordete  er  sie,  nahm  ihre  Habseligkeiten  und  setzte  seine 
Reise  fort.  Nach  einem  Berichte  hat  er  sie  nicht  meuch- 
lings im  wSchlale,  sondern  im  offenen  Kampfe  getodtet. 

\n  Madvna  angekommen,  erzählte  er  seine  Ilelden- 
that  dem  Propheten.  Was  hast  du  gethan?  rief  dieser  aus, 
\veifst  du  denn  nicht,  dafs  icli  mit  den  Amiriten  ein  Bünd- 
nils abjjesclilossen  habe?  Wir  sind  ü-enötliiiit,  für  den  Mord 
dieser  beiden  Männer  Genuü;tliuunif  zu  leisten!  f]s  stell- 
ten  sich  auch  bald  l3oten  des  betrelTenden  Stammes  ein, 
welche  die  Beute  und  den  Preis  des  Blutes  der  Erschla- 
genen forderten. 

Dem  S.  20  n.  angeführten  Vertrage  gemäfs  waren  die 
Äloslime  für  das  BlutgeM  verantwortlich,  doch  hatten  die 
Juden  sich  zu  freiwilligen  Beiträgen  anheischig  gemacht, 
bi  der  Absicht,  sie  an  ihre  Verpllichtungen  zu  erinnern, 
beiiab  sicli  i\bjhammatl  an  einem  Sonnabend  zu  den  zwei 
arabische  Meilen  aufserhalb  der  Stadt  in  Ghars  wolmenden 
Israeliten  aus  dem  Stamme  Nadhyr.  Sie  emplingen  ihn 
mit  Zuvorkommenheit  und  xersprachen,  zum  Blutgelde  nach 
Kräften  beizusteuern.  Zugleich  drückten  sie  ihre  Freude 
aus  über  seinen  Besuch  und  baten  ihn,  mit  seinen  Beglei- 
tern Erfrischungen  zu  sich  zu  nehmen.  Er  nahm  die  Ein- 
ladung an,  setzte  sich  vor  einem  Hause  nieder  und  lehnte 
<len  Kücken  an  die  iMauer.  Seine  Begleiter  und  einige 
Juden  naiinien  neben  ihm  Platz.  Nach  einiger  Zeit  stand 
er  auf  und  entfernte  sich.  Die  Anwesenden  glaubten,  er 
würde  bald  zurückkonunen;  als  er  jedoch  lange  ausblieb, 
suchten  sie  ihn.  Ein  Mann,  der  von  Madyna  kam,  sagte 
ihnen,  dafs  er  denselben  bei  der  Brücke  auf  dem  Wege 
nach  seiner  Wohnung  getroifen  habe.  Seine  Gefährten  eil- 
ten ihm  nach  und  fragten  ihn  um  die  Ursache  seines  plötz- 
lichen \  erschwindens.  Er  antwortete:  (Jott  hat  mir  geof- 
fenbarf,  dafs  die  .luden  meine  l-age  benutzen  und  auf  mich 
vom  Dache  einen  grofsen  Stein  herabwerfen  Avollten.    Sie 


159 

Avaren  nocli  im  Gespräclie  betrriffen  als  Ihn  iMaslama  ')  kam, 
Mohamma«!  halte  ihn  nämhch  unmittelbar  nach  seiner  An- 
kunlt  in  MacKna  zu  sich  bescheiden  lassen  und  er  gal»  ilim 
nmi  den  Befehl,  zu  den  Psadhyriten  zu  gehen  und  sie  auf- 
zufordern, sein  Land  zu  verlassen. 

Dieser  Erzähluni»  zulojo'e  hätte  Mohammad  Freund  und 
Feind  belogen,  un)  einen  Avohliiberdachten  Treuebrucli  zu 
rechtfertigen.  Idi  kami  kaum  glauben,  dafs  er  eines  sol- 
chen diabolischen  Benehmens  iähig  war;  doch  mein  Be- 
mühen, die  Bürgschaft  dafür  anzufechten,  war  vergebens. 
Sowohl  aus  den  Prophetenbiographien  als  auch  aus  den 
Koränkommentaren  (zu  Kor.  5,  h)  geht  liervor,  dafs  diese 


')  Ibn  Maslama  hiefs  Mohammad  und  er  soll  diesen  Namen 
von  Kindheit  auf  getragen  haben.  Er  war  ein  Awsite  und  fungirte 
als  Comniissarius  in  der  Landesverweisung  der  Bauü  Kaynoku. .  Die 
unerbittliche  Strenge,  die  er  damals  an  den  Tag  legte,  mag  ihn  dem 
Mohammad  für  das  gehässige  Amt,  den  Nadhyriten  die  Kriegserklä- 
rung zu  überbringen,  empfohlen  haben.  Wakidy  S.  358  erzählt,  dafs 
er  bei  dieser  Gelegenheit  die  Juden  erinnerte,  wie  sie  sich  bemüht 
haben,  ihn  in  seiner  Jugend  zu  ihrer  Religion  zu  bekehren,  und  als 
er  sich  nicht  dazu  bewegen  liefs,  gesagt:  Es  scheint,  dafs  du  ein 
Verlangen  hast  nach  der  Hanyferei,  von  der  du  vernommen  hast. 
Allein  Abu  'Amir  (vergl.  S.  32),  welchen  ihr  für  einen  Hanyfen  hal- 
tet, hat  sie  verschmäht  und  bekennt  sich  nicht  zu  ihr.  Der  Predi- 
ger derselben  wird  von  Yaman  (Süden)  zu  euch  kommen. 

Ich  halte  es  mit  Professor  Weil  für  eine  conveutionelle  Dich- 
tung, wenn  jeder  Erwähnung  der  Hanyferei  eine  auf  Mohammad 
bezügliche  Weissagung  angehängt  wird.  Aber  daraus  folgt  doch 
nicht,  dafs  es  vor  Mohammad  keine  Hanyfe  gegeben  hat.  Wir  fin- 
den Nachrichten  über  sie  in  Bochäry  und  anderen  Quellen,  mit  wel- 
chen, wenn  ihre  Angaben  ohne  hinreichenden  Grund  in  Ab- 
rede gestellt  werden,  die  ganze  Biographie  des  Mohammad  sich  in  Ne- 
bel auflöst.  Wir  sehen  leicht  den  Grund  ein  für  die  Weissagungen, 
aber  der  Bericht,  dafs  die  Lehre  des  Propheten  von  Zayd  und  an- 
deren in  ihren  wesentlichen  Bestandtheilen  schon  vor  ihm  vorhan- 
den war,  hätte  nur  von  seinen  Feinden  und  nicht  von  seinen  An- 
hängern erdichtet  werden  können. 


160 

Geschichte  schon  zu  Anlang-  des  zweiten  Jahrhunderts  all- 
ireniein  bekannt  ^var. 

Tha  laby  zu  Kor.  59,  i  hat  die  Nachrichten  der  alten 
Exej^eten  über  Mohamniad's  Treulosigkeit  gegen  die  Bann 
Nadhyr  zusaniuiengestelit,  und  wenn  seine  Erzählung  auch 
verworren  ist,  so  steht  doch  lest,  dals  man  damals  die 
Juden  auch  eines  anderen  Mordversuches  beschuldigte.  Als 
sie  die  Allorderung,  das  Land  zu  verlassen,  erhalten  hat- 
ten, erzählt  er,  schlugen  sie  eine  öllentliche  Disputation  vor 
und  versprachen  Madyna  zu  verlassen,  wenn  sie  unterlä- 
üen.  Mohammad  sollte  zu  diesem  Zwecke  mit  dreifsisr  sei- 
ner  Hegleiter  an  einem  oilenen  IMatze  erscheinen  und 
seine  Lehre  vertheidigen.  Sie  wollten  ebenso  viele  vSchrilt- 
gelehrte  schicken,  um  ihn  zu  widerlegen.  Gelänge  es  ihm, 
diese  von  seiner  Mission  zu  überzeugen,  so  versprachen 
sie  Alle,  dem  Islam  beizutreten.  Sie  hatten  die  Absicht, 
ihn  bei  dieser  (Jelegenheit  durcli  einen  kühnen  Handstreich 
zu  lödten.  Aber  der  Anblick  seiner  Begleiter  erschreckte 
sie  und  sie  sagten:  Wie  sollen  sechszig  Menschen  einander 
verstehen?  Es  soll  eine  Disputation  gehalten  werden,  in 
der  nur  drei  Männer  auf  jeder  Seite  theilnehmen.  Sie 
wollten  nämlich  drei  handfeste,  bewalbiete  Mörder  statt 
Rabbiner  schicken.  Ihre  Absicht  wurde  dem  Mohanunad 
durch  eine  P  rau  verrathen  und  er  zog  sich  rechtzeitig  von 
der  Zusannnenkuidt  zurück. 

Wenn  der  erste  Mordj)lan  rhatsache  ist,  so  war  die 
Erdichtung  des  zweiten  überflüssig.  Wahrscheinlich  sind 
beide  gleichzeitige  Erllndungen,  hervorgegangen  aus  dem 
Beilürhiisse,  das  Benehmen  des  Propheten  gegen  die  Ju- 
den zu  rechtlertigen.  Der  letzteren  Geschichte  mag  je- 
doch eine  historische  Wahrheit  zu  Grunde  liegen.  Dafs 
Mohammad  sich  anstrengte,  die  Juden  zu  bekehren,  geht 
aus  zahlreichen  Koränstellen  hervor,  mid  dals  sie  es  auf 
eine  ölVentliche  Dis|»nta(ion  ankonmien  lassen  wollten,  wird 
auch  in  anderen  Tradititmen  berichtet.  Die  Behauptung, 
dals  der  Koran  im  Wesentliclim  mit  d(M-  Bibel  iibereinstinime, 


161 

hätte  er  iinniöglicli  aufredit  erlialten  können,  und  danim 
niiifste  er  ein  solclies  Anerbieten  zurückweisen  und  sich 
hegniijjjen,  von  Zeit  zu  Zeit  ein  Verdanimungsurtheil  gegen 
das  auseruähhe  Volk  zu   schleudern. 

INach  Zolirv  (bei  Bochärv  S.  474)  hat  der  Peldzug 
gegen  die  Banu  Nadliyr  schon  im  Angust  624,  also  sieben 
Monate  vor  dem  nnlall  bei  l)yr  Ma  üna,  stattgefunden,  und 
aus  angeblicli  gleiclizeitigen  Veisen  geht  hervor,  dafs  die 
Moslime  zn  diesem  (Jewaltschritt  vollends  berechtigt  wa- 
ren. Die  jNadhyriten  liatten  ein  Bündnils  mit  deren  Fein- 
den, den  Korayschiten,  geschlossen:  Ihr  Treuebruch  war 
klar.  Mohammad  begnügte  sich  daher,  zur  Rechtfertigung 
seines  Benehmens,  im  Koran  59,  J  zu  sagen:  Sie  haben 
mit  Gott  und  seinen  l^oten  gebrochen,  und  (Kor.  59,  2)  sie 
der  Vielgötterei  zu  beschuMigen.  Die  praktische  Seite  sei- 
nes Vorhabens  scheint  ihm  gröfsere  Schwierigkeiten  ge- 
boten  zu  haben  als  die   rechtliche. 

Die  Juden  waren  geneigt,  der  Aufforderung  ins  Exil 
zu  gehen,  zu  wilHahren.  Sie  sannnelten  ihre  Kameele  und 
mietheten  solche  von  den  Arabern  und  bereiteten  sich 
zum  Auszüge  vor.  Unterdessen  kamen  zwei  Boten  von 
Ibn  Obayy  zu  ihnen  und  ermunterten  sie  zum  Widerstand. 
Versclianzet  euch  in  euren  Thürmen  und  Häusern!  Hefs 
ihnen  Ibn  Obayy  sagen;  ich  will  euch  mit  meinem  An- 
hange in  Madyna  und  den  Nomaden  aus  dem  Ghatafän- 
Stamme  beistehen.  Auch  dürfet  ihr  auf  die  Hülfe  eurer 
Brüder,  der  Juden  aus  dem  Stamme  Koravtza,  rechnen. 
Wir  werden  eine  Macht  von  2000  iMann  zusammen  brin- 
gen, womit  wir  dem  Mohammad  mit  Zuversicht  die  Spitze 
bieten  können. 

Ibn  Obayy  und  seine  Verbündeten  hatten  sich  wäh- 
rend des  Angriffes  auf  die  Juden  vom  Stamme  Kavnoka' 
auf  eine  Weise  benommen,  dafs  dem  Mohanuuad  ihre  Ein- 
helligkeit und  Energie  so  gut  bekannt  war,  wie  den  Dä- 
nen die  des  deutschen  Bundes.  Statt  sich  durch  das  Phan- 
tom einer  Coalition  abschrecken  zu  lassen,  beschwichtigte 
III.  11 


162 

er  im  Kor.  59,  11  IV.  die  Betleiiken  sclnvacber  Geniütlier 
lind  zoj^  ohne  Aufschub  mit  allen  ihm  zu  Cebote  stehenden 
Krälten  gegen  die  Nadhyriten.  Die  Häuser  von  Madyna 
Avaren  en":  an  einander  "ebaul  zum  Beiinfe  der  Verthei- 
diaunff,  und  jede  Gemeinde  halte  zu  diesem  Zwecke  einen 
oder  mehrere  Thürme.  Die  Angegriffenen  hatten  sich  hin- 
länjrlich  mit  Lebensmittehi  versehen;  sie  verHefsen  sich  auf 
die  Festigkeit  ilirer  ^  orsladt  und  barrikadirten  die  Ein- 
«ränire  in  ihre  Gassen,  bi  Belajjcrunüsarbeiten  liatten  es 
die  Moslime  noch  niclit  weit  gebracht;  sie  blokirten  da- 
her deren  Quartier,  bHe])en  aber  unthätig  davor  sitzen.  iVndi 
die  Belagerten  hielten  sich  ]»assiv,  in  «ler  Hoffnung,  ihre 
\"erl)ündeten  würden  zum  Entsatz  herbeieilen.  Um  ihnen 
zu  zeigen,  nie  uenig  sie  von  ihren  Freunden  zu  erwarten 
hätten,  verübte  Mohantmad  den  dem  Völkerrechte  wider- 
strebenden Frevel,  ihre  Dattelpllanzung  im  Bowayra  ver- 
brennen zu  lassen.  Sein  Dichter  Ilassän  machte  der  Welt 
bekainit,  dals  er  dan)it  die  Korayschiten  herausfordern  und 
beschimj)fen   wollte: 

»Und  die  gnädigen  Herren  der  Banü  Lowayy  (Ko- 
rayschiten)   künniiern    sich  wenig   \nn    den    verhee- 
renden   Iband   in   Bo\\ayra.«  '). 
Da   die  Juden  sahen,  dafs  auch  diese  Herausforderung 
der  Moslime   ihre  Freunde   nicht  zur  That  bewege,   kapi- 
tulirten   sie  nach   vierzehntägiger  Belagerung  unter  der  Be- 
dingung,   dals    sie   frei    abziehen    und,    mit    Ausnalime   der 
Waffen,  alle  bewegliche  Habe  mitnehmen  dürften''*).     Sie 


')  Die  Aochtlieit  dieser  Verso  wie  auch  der  Antwort  des  Abu 
Sofyäii  b.  Ilarith  ist  durch  eine  gute  lanfid  bei  Bochäry  S.  575  ver- 
bürgt.    Letztere  lautet: 

Möge  Gott  solche  Grofstbatcn  fortdauern  lassen  und  ein  Höl- 
lenfeuer in  jener  Gegend  anschüren;  du  wirst  dann  wissen,  wer  von 
uns  weiter  vom  Nachtheil  entfernt  ist,  und  du  wirst  wissen,  wessen 
Land  Schaden  leidet. 

')  Nacli  Ibn'Abbris,  bei  Tabary42l,  durften  je  drei  Männer 
einen  Säbel  und  ein  Kameel  nehmen. 


163 

rissen  sogar  ihre  Häuser  ah,  iiidon  das  Baumaterial  auf 
Kameele  und  zogen  mit  Klang  und  Sang  aus  Madyna  ge- 
gen Chajbar,  wo  einige  blieben,  wiilu'end  andere  nad)  Sy- 
rien auswanderten  und  sieh  in  Adzra'at  niederliefsen.  Zwei 
von  ihnen  bekehrten  siel)  zum  Islam  und  blieben  in  Ma- 
dyna. 

In  der  \ertheilung  der* den  ISadhyriten  abgenomme- 
nen Häuser,  Ländereien  und  Mobilien  wich  Mohammad  von 
der  hergebrachten  (jewohnheit  ah  und  hielt  sich  dazu  be- 
lugt,  weil  er  ein  Bote  Gottes  war: 

59,  (j.  Was  Gott  von  ihrer  Habe  eurem  Boten  zur  Beute 
gegeben ,  habt  ihr  weder  durch  das  Besteigen  eines  IM'er- 
des  noch  eines  Kameeies  errungen;  sondern  der  Allmäch- 
tige überliefert  der  Gewalt  seiner  Boten,  wen  er  will. 

7.  Folglich  gehört  es  Gott,  seinem  Boten,  den  Ver- 
wandten des  Boten,  den  Waisen,  Armen  und  Heimatlislo- 
sen,  damit  es  nicht  unter  den  Reichen  in  Umlauf  komme. 
Was  euch  der  l^rophet  giebt,  nehmet,  was  er  euch  ver- 
\vehrt,  lasset.     Pürchtet  Gott,  denn  er  straft  heftig. 

».  Es  gehört  nämlich  für  die  armen  Flüchtlinge,  wel- 
che von  ihrer  Heimath  vertrieben  und  ihres  Vermögens  be- 
raubt worden  sind. 

Mohammad  vertheilte  also  die  ganze  Beute  unter  die 
Flüchtlinge.  Bisher  hatten  ihm  einige  wohlhabende  Ein- 
wohner von  Madyna  Dattelptlanzungen  zur  Verfügung  ge- 
stellt, tlafs  er  von  dem  Ertrage  seine  Gefährten  ernähre;  die 
Kriege  gegen  die  madynischen  Juden  haben  ihn  so  sehr 
bereichert,  dafs  er  den  Wohlthätern  ihre  Pllanzungen  zu- 
rückgeben konnte  ').  Diese  willkürliche  Verfügung  über 
die  Beute  war  daher  billig  und  weise.  Sie  war  auch  von 
der  gröfsten  Tragweite,  und  im  ganzen  Koran  giebt  es 
keine  Stelle,  welche  einen  so  dauernden  Einflufs  auf  die 
Geschicke  des  moslimischen  Reiches  geübt  hat  als  obige. 
Als    die   Moslinie  vSyrien    und   die   fruchtbaren    Gefilde    am 


*)    Bochäry  S.  575  und  Kermäny's  Glosse  dazu. 

11* 


164 

Tigris  erobert  hatten,  waren  sie  darauf  und  daran,  alle 
Ländereien  unter  die  Krieger  zu  vertlieilen,  welche  am 
Kample  Theil  genommen  hatten.  Der  Chaljie  Omar  wi- 
dersetzte sich  und  nur  mit  Hülle  des  Präcedenslalles,  der 
uns  gerade  bescliältiget,  und  der  daraul  heziiglichen  Korän- 
stelle  *)  gelang  es  ihm,  diese  unheilvolle  Mafsregel  ab- 
zuwenden. Hätten  die  Kriegt"  ihre  Absichten  gegen'Omar 
durchgesetzt,  so  wären  die  besiegten  Nationen  zu  Tage- 
löhnern und  Skla\  en  iremacht  und  auluerieben  worden ; 
unter  den  Moslimen  aber  ^^ären  einige  Tausende  zu  un- 
ernielslichen  Iveiciithiimern  gelangt,  während  die  übrigen 
in  Arnuith  geschmachtet  hätten.  Weder  die  Kinen  noch 
die  Anderen  hätten  sich  regieren  lassen,  der  kriegerische 
(ieist  wäre  erloschen  und  in  wenigen  Jahren  hätte  der  neue 
Staat  seine  Existenz  beschlossen.  'Omar  verfügte,  dals  die 
Ländereien  den  früheren  Eigenthümern  zurückgestellt  wer- 
den, aber  dals  diese  die  Heloten  der  moslimischen  (Je- 
meinde  sein  sollen.  Jene  wurden  zum  Nähr-,  diese  zum 
Wehrstande.  Es  war  das  Privilegium  des  Imäu)  (Souve- 
rain),  die  Abgaben  der  ersteren  unter  die  letzteren  zu  ver- 
theilen.  Die  Regierung  wurde  somit  mächtig,  nur  zu  mäch- 
tig; denn  es  währte  nur  kurze  Zeit  bis  der  Hof  des  Cha- 
lyfen  und,  in  Ermangelung  einer  geregelten  Administration, 


')  Wenn  ich  die  Aechtheit  irgend  einer  Koränstelle  bezweifle, 
so  sind  es  die  Worte  im  K.  59,  7:  ^_$JB.^  J.^:!  ^J^  \\i\  ^j^^  *JJ!  s^\i,\  U 
„Was  Gott  seinem  Boten  von  den  Dörfer-  und  Städtebewohnern  zur 
Beute  giebt",  gehört  ihm,  seinen  Verwandten,  den  Waisen  etc.  Es 
wird  in  diesen  Worten  ein  Prinzip  ausgesprochen,  an  welches  Mo- 
hammad damals  gewifs  nicht  gedacht  hat.  Auch  die  Moslime  ge- 
ben zu,  dals  diese  Worte  nicht  auf  die  Zeit  passen,  in  der  sie  ge- 
offenbart worden  sein  sollen  und  finden  darin  eine  Weissagung  der 
Eroberung  von  Chaybar,  Fadak  etc.  Vergl.  Taymy  S.  374.  Der 
Disput  des  Omar  mit  den  siegreichen  Kriegern  wird  von  Abu  Yü- 
sof  fol.  Ib  und  theilweise  von  Bocha,ry  S.  575,  Ihn  Sa'd  S.  272  und 
Tha'laby  59,  7  erwähnt.  Er  macht  den  Eindruck,  als  hätte 'Omar 
kein  Mittel  gescheut,  um  seinen  edeln  Zweck  zu  erreichen;  vielleicht 
hat  er  diese  Worte  untergeschoben. 


165 

die  Statdialfer  Her  Provinzen  alle  Kräfte  des  Landes  ver- 
zehrten. 

Im  Üktoher  zog  Mohammad  mit  300  Mann  in  Eilmär- 
schen nach  der  fruchtbaren  Gegend  bei  ?oro',  8  Posten 
(9G  arab.  31eilen)  südlich  von  Madyna,  anf  dem  Wege 
nach  Makka.  Nach  Wäkidv  ^var  er  nur  zehn  'Jage  von 
der  lleimalh  abwesend  und  die  Expedition  galt  den  So- 
layniiten,  welche  sich  bei  seinem  Heranrücken  zerstreuten. 
INacli  Ibn  Ishäk  hingegen  hielt  er  sich  fast  zwei  Monate 
in  jenen  (Jegenden  auf,  um  den  korayschitischen  Kaufleu- 
ten aufzulauern.  Es  war  gerade  die  Zeit  für  den  Abmarsch 
der  Herbstkarawane  nach  Syrien,  und  da  Mohammad's 
Hauptaugenmerk  immer  auf  seine  Vaterstadt  gerichtet  Avar, 
so  schenke  ich  dem  Hericlite  des  Ibn  Ishäk  Glauben  und 
veiinufhe,  dafs  er  von  hier  aus  die  erfolgreiche  Expedition 
von  100  Mann  unter  Zayd  nach  Karada  geschickt  habe. 
Die   Expe<]ition  nach  Foro'   war  ohne  Erfolg. 

Die  Deschieil)uno;  der  La^e  des  Kaufmannstandes  in 
iMakka  legt  Wäkidy,  vS.  196,  einem  der  Betheiligten  in  den 
Mun<I:  Mohammad  und  seine  Gefährten  versperren  uns  un- 
sere Märkte.  Wir  bissen  nicht,  auf  welchem  Wege  wir 
nacli  Syrien  gelangen  können,  und  wenn  \\\r  unthätig  zu 
Hause  sitzen  bleiben,  essen  wir  unsere  KapitaHen  auf. 
Wenn  es  so  fortgeht,  wird  unser  fernerer  Aufenthalt  in 
Makka  zur  Unmöglichkeit;  denn  die  Vortheile  unserer  Lage 
bestehen  darin,  dafs  unsere  Karawanen  im  Sommer  Syrien 
und   Winter  Abyssinien  besuchen   können. 

Sie  sahen  sich  am  Ende  gezwungen  auf  Aveiten  Im- 
wegen  ihr  Ziel  zu  erreichen.  Sie  «jingren  östlich  bis  an 
den  Euphrates,  <lann  den  Flufs  entlanj»-  ueseri  Norden  und 
endlich  gegen  Westen,  wodurch  die  Entfernung  mehr  als 
verdoppelt  wurde.  Aulserdem  mufsten  sie  durch  eine 
wasserarme  ihnen  fast  unbekarnite  Gegend  ziehen.  Glück- 
licher Weise  fanden  sie  an  Forät,  aus  dem  an  der  neuen 
Strafse  lebenden  Iglstamme,  einen  Führer,  Avelcher  die 
Wege    und,    was    noch    wichtiger    ist,    auch    die    Stämme 


166 

kannte,  durch  deren  (lebiet  sie  gehen  durften  und  dieje- 
nigen, deren  Gebiet  sie  ausweichen  niulsten.  Der  Dich- 
ter Hassan  verspottet  sie  negen  ihrer  Verlegenheit: 

»Lasset  ab  von  den  qnellenreichen  Gegenden  Syriens, 
denn  z^viscl)en  euch  und  ihnen  giebt  es  Säbelhiebe, 
so  blutig  ^vie  die  Mäuler  Aräkblätter-ircssender  träch- 
tiger Kameeistuten.  Sie  werden  von  Männern  geschla- 
gen, welche  sich  zu  ihrem  Herrn  ilücliteten,  und  von 
den  Ancarern  und  ?]ngeln.  Wenn  sie  iil)er  'Alig  ge- 
hen, so  rufe  ihnen  zu:  Dieses  ist  niclit  der  Weg  nach 
Syrien!« 

Aber  auch  auf  diesem  Wege  waren  sie  nicht  immer 
vor  den  Äloslimen  siclier,  (tegen  Ende  November  624 
sandte  Mohammad  100  Mann  unter  dem  Kon)mando  sei- 
nes Adojttivsolmes  Zayd  und  es  gelang  ihnen,  die  koray- 
schitische  Herbstkarawane  bei  Karada,  etwa  50  arab.  Mei- 
len von  Makka,  zu  überraschen.  Die  Kaulleute  llüchteten, 
sich  und  die  Waaren  Helen  in  (\'u)  Hände  der  Jväuber.  Die 
Beute  war  reich  und  l)esland  grofsentheils  aus  edlen  Me- 
tallen. Abu  Zam'a  hatte  dem  Goniahiten  (jafwän  300  Mith- 
käl  Gold-  und  Silberbarren  mitKOffeben,  um  für  ihn  die 
Einkäufe  zu  machen.  Auch  andere  Korayschiteu  schickten 
zu  diesem  Zwecke  Silbergeschirre  und  Barren,  in  Allem 
30,000  Dirham  im  Gewichte.  Die  Beute  kam  sicher  nach 
Mad^na  und  das  dem  Propheten  angchörige  Fünftel  betrug 
20,0b0,  nach  Anderen  25,000  Dirham  im  Werthe.  Es 
kamen  also  auf  jeden  Krieger  1000  Dirham.  Wäkidy  be- 
hauptet, dals  1  orat  hei  di(;ser  Gelegenheit  gefangen  ge- 
nommen und  gezwungen  worden  sei,  den  Islam  anzuneh- 
men.     Dem   wird   jedoch   von   Anderen   widersprochen. 

Dieses  ist  der  erste  Fall,  dafs  es  den  JMoslimen  «re- 
lang,  eine  kora} schitische  Karawane  zu  {)lündern,  und  Zayd 
kam  dadurch  zu  solcher  Berühmtheit,  dals  er  in  vielen  der 
folgenden   Expeditionen  zum  Anliihrer   ernannt   wurde. 

Als  die  Trümmer  der  kora^schitischen  Armee  von 
Badr    zurückkamen,    begaben   sicii    mehrere  Häuptlinge  zu 


167 

Abu  Solyaii  und  umcliteu  ilun  <k'n  NOrscIilai;,  dals  der  l'rolit 
an  den  von  ilini  nach  IMakka  i^ebraclilen  Waaren,  welche 
noch  unvertheill  im  Rathhause  lai>oii ,  zu  Ivüstuuffen  für 
einen  /ug-  jj;es;en  Madvua  ver\v<'ndet  werden  soll.  Kr  uar 
damit  einverstanden  und  j»inp^  so  weit,  den  Band  /ohra 
ihren  Antheil  sowolil  an  ausgelegtem  Kapital  als  am  Profit 
vorzuenthalten.  Als  (Jrund  dieser  Eigenmächtigkeit  gab  er 
an,  dals  sie  ihren  \  erpllichtungen,  die  Karawane  zu  be- 
schützen, nicht  nachgekonnnen  und  bei  Badr  nicht  mitge- 
iochten  haben.  Sie  sagten,  dals  er  selbst  die  Botschaft 
gesandt  l)abe,  die  Karawane  sei  in  Sicherheit  und  die  zum 
Schutz  herbeigeeilte  Mannschaft  solle  nach  Hause  zurück- 
kehren. Auf  diese  Vorstellung  verabfolgte  er  ihnen  das 
Kapital.  Nur  die  ärmsten  Makkaner  nalinien  ihren  Antheil 
am  Profit,  die  Wohlhabenden  liefsen  ihn  in  den  Händen 
des  Abu  Sofyän  zum  er\^ ahnten  Zwecke.  Da  sie  100  Proc- 
gewonnen  hatten,  so  belief  sich  die  Summe  auf  ungefähr 
50,000  Dynäre  ').  \hi\  Sofyän  soll  in  Allem  vierzig  1  n- 
zen  Gold  beigesteuert  haben. 

Ungeachtet  dieser  Opferbereitwilligkeit  verschleppten 
die  bedächtiü;en  Kaufleute  das  Unternehmen  ein  üanzes  Jahr, 
und  x'vahrscheinlicli  hätten  sie  es  nocli  länger  \ersclioben, 
das  Blut  ihrer  Angehörigen  zu  rächen,  Avenn  es  dem  Zayd 
nicht  gelungen  wäre,  bei  Kaiada  ihre  Karawane  auszurau- 
ben. Es  war  ihnen  nun  jeder  Weg  nach  den  nördlichen 
Märkten  versperrt,  und  sie  mui'sten  siegen  oder  ihren  Han- 
del aufgeben. 

Sie  scliickten  vier  Abgeordnete,  darunter  einen  Dich- 
ter, an  ihre  Bundesgenossen,  nändich  an  die  Ahäbysch, 
web.'he  in  der  nächsten  Umu-ebuii";  von  Makka  lebten,  und 
an  die  wilden  Kinänastämme,  deren  Weideplätze  gegen 
das  Rothe  Meer  hin  lagen  und  sich  weit  gegen  Süden 
ausdehnten.     Da  sie   über  bedeutende  Geldmittel  verfügten, 

*)  Nach  dem  Nur  alnibras  wurden  nur  25,000  Dyniire  auf  die 
Rüstungen  verwendet. 


168 

gelang  es  ihnen  auch,  sie  zu  gewinnen.  Aufserdem  schlös- 
sen sich  ihnen  hundert  Einwohner  von  Tä^it"  an.  Sie 
brachten  eine  Armee  von  dreitausend  Mann,  eben  so  viele 
Kameele  und  zweihundert  Pferde  auf.  Siebenhundert  Mann 
waren  mit  Panzerhemden  und  Helmen  bekleidet.  Nach  ei- 
ner ziemlich  stürniischen  Debatte  ging  der  Reschlufs  durch, 
dafs  die  Führer  ihre  Frauen  mit  in  das  Feld  nehmen  sol- 
len, damit  diese  die  Krieger  zum  Kampf  entflammen.  Fünf- 
zehn edle  Kora^schitinnen  mit  Trommeln  und  Tanibourins 
begleiteten  die  Armee  und  ermunterten  sie  durch  Gesang 
und  Spiel  zur  Rache.  Wäkidy  versichert  uns,  dafs  'Ab- 
bäs  dem  IMohammad  einen  Uericht  über  die  Rüstungen 
geschickt  habe.  Da  Wakidy  aber  unter  den  'Abbäsiden 
geschrieben  hat,  so  ist  seine  Nachricht  sehr  verdächtig. 

Mohauuuad  erhielt  durch  seine  Freunde  unter  den 
Clioza  iten  zeitig  Nachricht  über  den  Anmarsch  der  Feinde, 
und  als  .sie  am  Donnerstage,  den  21.  März  625,  in  der  Nähe 
der  Stadt  erschienen,  hatten  die  Landleute  ihr  Vieh  und 
und  ihre  (Jeräthschaften  bereits  in  Sicherheit  gebracht. 
Die  Gerstenfelder  >\urden  von  den  Korayschiten  verheert, 
und  es  war  ihre  xVbsicht,  falls  sich  die  Moslime  in  der 
Stadt  verschanzen  sollten,  die  Dattel  bäume    niederzuhauen. 

Nachdem  der  Prophet  durch  Kundschafter  genaue 
Nachrichten  eingezogen  hatte  über  die  Stärke  und  liewe- 
gungen  der  Feinde,  bestieg  er  am  Freitag  Morgen  die  Kan- 
zel und  sagte:  »Ich  hatte  einen  Traum,  in  welchem  ich 
mich  in  einem  undurchdringlichen  Panzer  fühlte;  es  kam 
mir  ferner  vor,  als  wäre  mein  Säbel  nahe  bei  dem  Griffe 
gebrochen  und  als  uürde  ein  Rind  geschlachtet;  dara\d 
aber  tödtete  ich  einen  Widder.«  Die  (däubisen  Irag-ten  ihn, 
was  das  Gesicht  bedeute i'  und  er  antwortete:  »Der  feste 
Panzer  ist  die  Stadt:  ilir  sollt  darin  bleiben;  der  zerbro- 
chene Säbel  deutet  an,  dafs  mir  persönlich  Inheil  vvider- 
lahren  werde,  und  das  geschlachtete  Rind,  dafs  viele  von 
meinen  (iefährteii  den  Tod  finden:  im  Widder  hingegen  er- 
blicke   ich   die   Feinde,  die    wir    erschlagen   werden.«      Es 


169 

ist  zleiiilicli  sicher,  dafs  er  «len  GIäul)ij^en  zng^Ieich  den 
Beistand  von  dreitausend  Krii^eln  verhiefs.  Daraul  hielt  er 
Kriegsrath  und  schhig  vor,  dafs  man  sich  darauf  beschränke, 
die  Stadt  zu  vertheidigen.  Ibn  Obayy  stimmte  ihm  bei 
und  sagte:  So  haben  wir  in  früheren  Zeiten  j^efoditen; 
<lie  Häuser  der  Stadt  stehen  so  enge  beisanmien,  dafs  sie 
wie  eine  Festung  ist.  Wir  käm[»ten  n)it  dem  Schwerte  in 
der  Hand  in  den  Gassen,  die  Frauen  und  Kinder  bringen 
wir  auf  che  Terassen  der  Häuser  und  versehen  sie  mit 
Steinen,  welche  sie  auf  die  Feinde  schleudern.  Nie  ist 
es  einem  Feinde  gehmgen  bei  dieser  Kampfe  eise  in  un- 
sere Stadt  einzudringen:  sie  ist  noch  eine  Jungfrau.  Hin- 
gegen  so  oft  wir  ausrückten  und  den  Feind  im  olfenen 
Felde  angrilTen,  haben  \^ir  verloren.  Auch  andere  bedacht- 
same Männer  uaren  dieser  Ansicht.  Aber  die  jungen  Leute, 
besonders  diejenigen,  welche  nicht  Itei  Badr  mitgefochten 
hatten,  bestanden  darauf,  dem  Feinde  in  offener  Schlacht 
zu  begegnen.  Sie  haben,  sagten  sie,  bereits  unsere  Fel- 
der verwüstet.  Beschränken  wir  uns  auf  die  Vertheidi- 
gung  der  Stadt,  so  werden  ihre  Streilcorps  die  ganze  Um- 
gebung verheeren,  und  wenn  sie  dann,  ohne  uns  anzu- 
greifen, abziehen,  so  wird  man  uns  überall  der  Feigheit 
zeihen  und  die  ?Somaden  in  der  Fniffesend  werden  sich 
AehnHches  gegen  uns  erlauben.  Warum  sollen  wir  za- 
gen: Wir  haben  ja  den  Beistand  Gottes;  er  wird  uns 
den  Sieg  verleihen;  sterben  uir  aber  den  Märtyrertod,  so 
steht  uns  noch  gröfseres  Glück  bevor;  denn  wir  gehen  in 
das  Paradies  ein. 

Mohammad  liefs  sich  bewegen,  den  Feinden  die  Spitze 
zu  bieten.  Fr  hielt  eine  Anrede  an  seine  Gemeinde  und 
ermunterte  sie  zur  Standhaftigkeit,  dann  verrichtete  er  den 
Gottesdienst  und  begab  sich  in  seine  Wohnunnr.  Als  er 
in  voller  Rüstung  hervortrat,  bildeten  seine  Leute,  voll- 
ständig bewallnet,  Spalier  von  seiner  Hütte  zur  Kanzel. 
Die  Bedachtsamen  hatten  unterdessen  den  Peuerbränden 
Norv^ürle   gemacht,    dals   sie    den   Boten  Gottes   zu    einem 


170 

IMaiie  t^enöthigt  hatten,  der  nur  Verflerben  bringen  könne, 
nnd  diese  baten  ihn,  nnr  nach  seinem  eigenen  Willen  zu 
handeln  und  sieli  aul"  die  Vertheidisfunsr  der  Stadt  zu  be- 
sehriinken:  er  aber  antwortete:  Wenn  ein  Prophet  seinen 
Panzer  angezogen  hat,  zieht  er  ihn  nicht  ^vieder  aus.  (!ott 
wird  euch  den  Sieg  verleihen,  Avenn  ihr  tajder  käni|»rel. 
Kr  lieis  sich  drei  Speere  reiclien,  band  an  jeden  ein  wei- 
l'ses  Liwa  und  überreichte  sie  den  Führern  der  drei  Hee- 
resabtheilungen:  T  lüclitlingen,  Awsiten   und  Chazragiten. 

(legen  Abend  zog  er  aus  der  Statit.  Auch  die  jü- 
dischen Hundesgenossen  lolgten  dem  Heere.  Er  verbat 
sich  ihren  Beistand  und  schickte  sie  zurück.  Bei  der  dar- 
auf h>li»enden  Revue  sdiicd  er  einijj-e  iunj^e  Leute  atis. 
Hiernach  verrichtete  er  den  Abendgottesdienst  und  ver- 
traute dem  Ibn  Mashnnia  mit  rünizig  Mann  den  Wachtdienst 
an.  Während  der  Naclit  näherte  sich  die  feindliche  Kei- 
lerei der  Wache,  Avagte  es  aber  nicht  auf"  dem  vulkani- 
schen  Terrain  zu   manövriren. 

Am  nächsten  iMoriien  setzte  Mohammad  den  Marsch 
gegen  den  Berg  Ohod,  drei  Viertel  Stunde  von  Madyna, 
fort.  »\  on  vorn  angesehen«,  sagt  Burton,  »bietet  dieser 
heilige  Berg  einen  grausenhalten  Anblick  dar.  Der  dürre 
zackige  Abhang  steigt  wie  eine  Kisenmasse  aus  der  Ebene 
empor  und  die  Kluft,  in  welche  sich  die  moslimische  Ar- 
mee in  ihrer  Xoth  zurückzog,  ist  der  einzige  Einschnitt 
in  der  fürchterlich  (lüstern  Mauer«,  l  n^veit  des  Fufses 
des  Berges  Dielst  von  SO.  in  tiefem,  felsigem  Bette  ein 
Wildbach  gegen  INW\  und  fällt  bei  dem  Seehafen  Wegh 
in  das  Meer.  Ibn  Oba>y,  welcher  bis  hieher  der  Armee 
des  Propheten  gefolgt  war,  zog  sich  mit  den  dreihundert 
»Heuchlern«  seines  Staimnes  (den  Bann  Salama  und  Ha- 
ritha)  nach  Mad>na  zurück,  weil  er  nicht  nach  seinem 
Ivatlie,  sondern  nach  dem  unerfahrener  Kinder  handelte. 
Die  eifrigen  Moslime,  siebenhundert  Mann,  wovon  hundert 
Kuirasse  trugen,  setzten  den  Weg  bis  zum  (Jhod- l)erg  fort 
und   nahmen  an  dessen  Fufse  eine  feste  Stellung  ein.  Den 


171 

Rücken  «lockte  Hie  Felseiiwand,  zur  Linken  postirte  Mo- 
hammad auf  eine  kleine  Anliölie  ')  seine  liinlzi«^  Boi^en- 
scliülzen  mit  dem  lielelile,  die  Kavallerie  lern  zu  halten 
und  unler  keiner  Bedingung'  von  der  Stelle  zu  \>ei(hen. 
Wenn  wir  siegen  und  aul  die  Beute  stürzen,  sagte  er,  so 
nelniiet  nicht  l'heil  daran,  und  Avenn  ^vir  niedergehauen 
\\er<!en,  so  konuut  uns  nicht  zu  Midie,  sondern  bleibet 
aul   euren    Posten. 

Wenn  die  Korayschiten  vernünftig  geAvesen  wären, 
hätten  sie  den  Pro|»het(Mi  in  seiner  vortheilhalten  Stellung 
warten  lassen  und  einen  AnürilV  aul  Madyna  gemacht.  Die 
hundert  Schützen,  welche  sie  liesafsen,  hätten  mit  Fortheil 
am  linken  l  ler  der  Ravine,  in  welcher  der  Bach  fliefst, 
|»ostirt  werden  können.  Wenn  er  dann  zur  Hülfe  der  Stadt 
herbeigeeilt  wäre,  so  hätten  sie  ihn,  da  es  seine  Truppen 
gewifs  nicht  verstanden,  in  geschlossenen  Reihen  zu  niar- 
schiren,  ohne  Schv\ieri2;keit  aulreiben  können.  Ein  sol- 
eher  Kriegsplan  lag  jedoch  nicht  im  Geiste  der  Araber. 
Sie  waren  ebenso  ritterlich  in  ihrer  Taktik,  wie  sie  feig 
waren  im  Kample.  Sie  nahmen  das  ihnen  gebotene  Tref- 
fen an  und  marschirten  gerade  auf  den  Feind  los.  Die 
korav schitische  Armee  war  regelrecht  in  ein  Centruni,  einen 
rechten  und  einen  linken  Flügel  abgetheilt.  Ihre  zweihun- 
dert Reiter  deckten  die  Flanken  und  ihre  Schützen  bilde- 
ten ein  eigenes  Korps.  Jede  dieser  Abtheilungen  hatte 
ihren  eigenen  Führer.  Ungeachtet  dieser  Organisation  war 
doch  keine  Rede  von   Disciplin. 

')  Sie  heifst  'Aynayn.  Die  Makkaner  haben  gleich  bei  ihrer 
Ankunft  den  Fufs  dieser  xinhöhe  besetzt  und  ein  verschanztes  La- 
ger gebildet,  das  sie  auch  innehielten.  Es  ist  unbegreiflich,  wie  sie 
den  Mohammad  bei  ihrem  Lager  ruhig  vorüberziehen,  diesen  vor- 
theilhaften  Posten  einnehmen  lassen  und  warten  konnten,  bis  er 
schlachtbereit  war.  Ihre  Art  der  Kriegführung  scheint  eine  Art  Ko- 
mödie gewesen  zu  sein.  Man  wollte  nur  seine  Ehre  retten,  den 
Tod  gefallener  Verwandten  rächen  und  somit  Justiz  gegen  Mörder 
üben,  und  zwar  alles  nach  den  Regeln  eines  Duells,  aber  nicht  ein- 
ander zu  Grunde  richten. 


172 

Den  Kanipl'  eröffnete  der  Ascete  Abu  'Ämir  mit  sei- 
nen füntzijr  Anhängern,  weiche  sich  mit  ihm  nach  Makka 
geHüclitet  Itatten,  in  der  Hoffnun^^,  dafs  die  Mitgheder  sei- 
nes Stammes,  die  Awsiten,  zu  ihm  übergehen  würden. 
Er  täuschte  sich.  Der  Angriff  war  nicht  sehr  bUiti«»:.  Er 
und  sein  Korps  warfen  Steine  auf  die  Moshme  und  wur- 
den niit  gleicher  Waffe  zurückgetrieben,  olme  dafs  Jemand 
dabei  zu  Schaden  kam.  Die  makkanischen  Frauen  erho- 
ben  nnn   den   Schlachtgesang: 

Von  einem  Stern  entsprossen, 
Auf  Polster  hingegossen, 
Unuirmen  wir  die  Krieger, 
Die  vorwärts  gehn  als  Sieger, 
Verlassen  flüchtige  Memmen, 
Voll  Hafs  und  ohne  Grämen. 

Die  Fauiilie  des  'Abd  aldTir  hatte  das  Erl)recht  unter 
den  l\ora>scliiten,  <1as  Liwä  zn  tiagen.  Ini  sie  zur  Tapfer- 
keit anzustacheln,  sagte  Abu  SolVan  zu  ihnen:  »In  enrer 
Hand  war  bei  Baih-  das  i,i\\ä  nn<l  ihr  wisset  doch,  was 
uns  daselbst  betroffen  hat.  Die  I  eute  richten  sich  nach 
dem  Panier,  wenn  es  weiclit,  weichen  sie.  Thut  daher 
enre  Pflicht  \\  ie  Männer,  oder  überreiclit  es  uns  imd  ent- 
fernt encli.  Diese  Worte  thaten  Ihre  Wirkung.  Abu 
Scha>ba  trat  mit  dem  Li\^ä  in  der  Hand  vor  die  Reihen 
mit   den   Worten: 

Der  Liwäträger  hat  die  Pflicht, 
Mit  Blut  zu  färben  dessen  Schaft, 
Bis  er  in  seiner  Hand  zerbricht. 

Er  huderte  die  IMoslinu;  zum  Z\veikampr  Han)za, 
der  Onkel  des  Propheten,  stellte  sich  ihm  entgegen  und 
haute  ihn  mit  Einem  Säbelhiebe  nieder.  Es  ergriff  nun  Abu 
Schayba's  Ibiider  <lie  Fahiu*  und  \Mirde  \on  Sa'd  b.  Aby 
Wakkag  mit  einem  Pfeile  erschossen.  Darauf  nahmen  drei 
Neffen  der  vorigen  die  Fahne  und  theilten  deren  Scliick- 
sal.     Es  retteten  sie  nun  zwei  andere  Mitglieder  und  end- 


173 

lieh  ein  Skhne  derselltcn  l'auiilic,  und  sie  ^vlll•(l('n  alle  er- 
selilagen. 

Nun  trat  Kozmäii  (sielie  S.  29)  xor  die  Reihen,  nicht 
um  i.oibeni  auf  sein  IIau|»t  zu  sainiueln,  sondern  luii  sein 
Heldenlcben  zu  schlielsen.  Kr  halle  mit  ll)n  'Oba>  y  den 
Kamjdjdatz  a  erlassen  und  war  nach  Madyna  zuiückj^ekehrt. 
Die  Frauen  sa<j;ten  zu  ihm,  da  ihm  sein  Leben  so  uerth 
sei,  so  wollen  sie  sich  s  anj^elegeu  sein  lassen,  ihn  zu 
schützen.  Diesen  Scliim|>r  konnte  er  nicht  ertragen.  Kr 
eilte  zur  Armee  und  erreichte  sie  kurz  vor  Anlang  der 
Schlacht.  Wie  ein  verwundeter  Kber  drang  er  mitten  in 
die  rein«lliche  Scharen,  streckte  Jedermann  zu  Boden,  der 
ihm  im  Wege  stand,  und  kam,  nachdem  ihn  seine  Freunde 
schon  lilr  verloren  gehalten  hatten,  schwer  verwundet  zu 
den  Seinen  zurück,  wo  er  auf  die  bereits  erzählte  Weise 
starb. 

Die  Moslinie  stürmten  mit  solcher  Wuth  auf  die  feind- 
lichen Reihen,  dafs  die  Makkaner  die  Schlacht  für  verlo- 
ren hielten.  Ihre  Frauen  hngen  an  zu  heulen  und  die 
Männer  ergriifen  die  Flucht  und  wurden  von  den  Mosli- 
nien  ohne  Widerstand  niedergehauen.  Die  Schlacht  war 
gewonnen  und  sie  niachieri  sich  über  die  Beute  her.  Un- 
geachtet des  Zurulens  ihres  Führers,  'Abd  Allah  b.  Go- 
bayr,  stürzten  auch  die  Bogenschützen  auf  die  Beute.  Nur 
zehn  Mann   blieben  mit  'Abd  Allah   auf  ihrem   Posten. 

Kin  Sklave,  welcher  sich  damals  im  Lager  der  Un- 
gläubigen befand,  später  aber  dem  Islam  beitrat,  erzählt: 
»Nur  zwei  von  uns  durften  am  Kampfe  Theil  nehmen,  die 
übrigen  Sklaven  mufsten  das  Ge[»äck  hüten.  Auf  die  Ka- 
nieele  gaben  wir  nicht  Acht,  sondern  wir  trugen  die  Hab- 
seligkeiten auf  einen  Platz  zusammen.  Unsere  Herren  be- 
gaben sich  unterdessen  in  Schiachtordnung  in  den  Kampf. 
Als  sie  die  flucht  ergriffen  hatten  und  die  Weiber  den 
Berg  hinaufg«'klettert  waren,  drangen  die  Moslinie  in  un- 
ser Las:er,  un)rino:len  uns  und   tino-en  an  zu   plündern.    Sie 


174 

(liirchsiicliten  Alles  so  genau,  dafs  mich  einer  fragte:  Wo 
ist  die  Kasse  deines  Herrn  ^'afwän?  Ich  antwortete:  Er 
hat  nnr  so  viel  Geld  als  er  zur  Bestreitung  seiner  Aus- 
gaben bedarf,  mitgebracht,  und  dies  befindet  sich  im  Ge- 
päck. Hlr  brauchte  Gewalt  und  ich  holte  endlich  ^afwan's 
Kasse,  bestehend  in  150  Dynären,  hervor  und  gab  sie  ihm; 
denn  wir  waren  (Jefangene  und  hielten  unsere  llüchtigen 
Herren  für  verloren.  Widuend  ich  mich  ergal»,  sah  ich, 
dafs  unsere  Kavallerie  in  die  i'osition  der  Moslime  ein- 
drang. Der  lleruan«;  war  nändich  dieser:  Die  meisten 
Schützen  hatten  ihren  Posten  verlassen,  um  an  der  Plün- 
derung Theil  zu  nehmen.  Die  Reiterei  unter  Chtllid  über- 
fiel die  übrigen  und  haute  sie  nieder,  dann  grilf  sie  die 
Position  der  (iläubigen  im  Rücken  an.  Die  Moslime  zer- 
streuten sich  nach  allen  Seiten,  warfen  was  sie  erbeutet 
hatten  weg  und  liefsen  die  Gefangenen  zurück.  Wir  sam- 
melten das  Gepäck  und  vermifsten  nur  wenig.  Einem  Mos- 
lim  jedoch  war  es  gelungen,  einen  (Jürtel,  welcher  fünfzig 
Dynäre  enthielt,  um  die  Mitte  zu  binden,  und  einem  an- 
deren dreizehn  Dinare  in  die  Tasche  zu  stecken,  Sie  sind 
mit  ihrer  Beute  entkonmien.«  (Wakidy.  Vergl.  Soddy 
bei  Tabary  S.  365.) 

Die  Korayschiten  hatten  auf  den  Rath  des  Abu  'Amir 
aus  Madyna  an  verschiedenen  Orten  ihrer  Schlachtlinie  Gru- 
ben gegraben,  nicht  um  sich  zu  verschanzen,  sondern  da- 
mit die  Feinde,  wenn  sie  hastig  vordringen,  hineinfallen 
sollten.  Es  scheint  also  fast,  dafs  sie  absichtlich  wichen, 
um  die  unbeholfenen  Bauern  von  Madyna  in  die  Falle  zu 
locken.  Einfältige  Strategemc,  wie  diese,  waren  unter  un- 
gebildeten V  ölkern  stets  beliebt. 

Die  V^ervvirrung  unter  den  Moslimen  war  so  grofs, 
dafs  sie  gegen  einander  kämj)llen;  so  wurde  Osayd  von 
Abu  Borda  verwundet,  ohne  dafs  ihn  dieser  um  die  Lo- 
sung gefragt,  oder  wie  es  damals  üblich  war:  »Nimm  dies 
hin,  ich  bin,  Abu  Borda!«  zugerufen  hätte.  Auch  an- 
dere Fälle    di(!ser  Art  kamen  \or.     So  lange  die  Moslime 


175 

so  hart  bedrliniijt  uaion,  strichen  sie  ihre  FrMzoiclion. 
Als  aber  der  erste  Sclireeken  vorüber  ^^a^,  zoi;en  sieli 
die  ineistei)  in  ihre  h  üliere  Position  zurüek,  wo  ilnien  der 
IJeri»  den  Rücken  deckte  '),  und  entfalteten  wieder  ihre 
Fahnen.  Mohannnad  jedoch  hatte  keine  Lust,  sich  durch 
die  leindüche  Reiterei  einen  Weg'  zu  bahnen,  er  bliel» 
hinter  einer  der  erwähnten  Gruben  und  rief  seinen  Leu- 
ten zu,  sich  um  seine  Person  zu  sammeln.  Mocab,  der 
P'alinenlrüi^er  der  Auswanderer  und  etwa  ein  Dutzend  An- 
carer  blieben  bei  ihm  -),  die  übrigen  erwarteten,  dafs  er 
ihnen  nach  dem  Berge  lolijren  würde.  Obschon  ihre  Be- 
uegimii,-  viel  vernünftiger  war,  so  hat  er  doch  Recht,  sich 
im  iyorän  (3,  115)  über  Mangel  an  Disciplin  zu  beklagen 
und  ihnen  einen  Fheil  des  Mifsgeschickes  zuzuschreiben. 
Als  die  Kora^schiten  den  j\b)hammad  entdeckten,  suchten 
sie  ihn  mit  seiner  kleinen  Schaar  von  seinen  Anhängern 
abzuschneiden,  in  der  Hoffnung,  ihn  gefangen  nehmen  zu 
k(»nnen.  Während  sich,  wie  anzunehmen  ist,  die  Haupt- 
abtheilung der  Armee,  zwischen  ihn  und  die  am  Fulse 
des  Berges  stehenden  Moslime  warf,  drangen  andere  auf 
ihn  ein.  Statt  jedoch  einen  massenhaften  AngrilT  zu  ma- 
chen und  ihn  zu  erdrücken,  s[)rengte  babJ  ein  Reiter  auf 
ihn  zu,  bald  war  ein  Krieger  zu  Fuls  so  tapfer,  eine  Lanze 
mit  dessen  Vertheidigern  zu  brechen,  und  bald  schleuderte 
ihm  einer,  der  weniger  beherzt   war,  einen  Pfeil  zu. 

Seine  \"ertheidiger  übten  Wunder  der  Tapferkeit.  Von 
Moc/ab,  dem  Panierträger,  wird  erzählt,  er  habe  die  rechte 
Hand  verloren,  mit  der  er  die  Fahne  hielt,  und  er  nahm 
sie  in  die  Linke.  Als  auch  diese  abgehauen  war,  drückte 
er  sie  mit  beiden  Armen  gegen  den  Leib  bis  er  mit  einer 


')  Kor.  3, 147.  Ich  nehme  to(j'idüna  wörtlich:  „hinaufsteigen". 
Das  Uebrige  geht  aus  der  Lage  des  Schhichtfeldes  hervor 

^)  Nach  Soddy,  bei  Tabary  und  den  Exegeten,  waren  anfangs 
dreifsig  Krieger  bei  ihm,  sie  verliefsen  ihn  aber  alle,  ausgenommen 
Talha  und  Sahl  b.  Honayf. 


176 

Latize  (luic'liboliit  \vurdo.  Diese  Geschichte  wäre  wahr- 
scheinlicher, wenn  sie  nicht  auch  anderen  Helden  nachge- 
rülinit  würde.  Als  er  liel,  ergrilT  einer  seiner  Kameraden 
die  Fahne  und  käinpfle,  wie  Moc/ab  gethan  hatte,  jenseits 
des  Grabens.  Ebenso  tapfer,  aber  mit  mehr  Erfolg,  schlug 
sich  Abu  Doganna.  Er  trieb  jede  Schaar  von  Reitern,  die 
heransprengte,  zurück  und  deckte  endlich  den  Propheten 
mit  seinem  eigenen  Körper  gegen  die  feindlichen  Pfeile. 
Statt  seine  Kämpfe  zu  beschreiben,  wollen  wir  den  Hel- 
denmuth  einer  Frau  er\>  ahnen.  Nosayba  war  mit  ihrem 
Manne  und  z^vei  Söhnen  mit  in  das  Feld  gezogen,  um 
den  \  erwundeten  Wasser  zu  reichen  und  sie  zu  verbin- 
den. Sie  blieben  alle  vier  beim  Propheten.  Ein  Moslim 
welcher  auf  der  Flucht  bei  ihnen  vorbei  eilte,  hatte  einen 
Schild.  Sie  rief  ihm  nach:  Wirf  deinen  Schild  mir  zu, 
damit  ich  mit  demselben  kämpfe.  Er  that  es  und  sie  be- 
schützte damit  den  Mohammad.  Ein  feindlicher  Reiter  kam 
daliergesprengt  und  ^^olIte  sie  tödten.  Sie  j)arirte  den 
Hieb  und  verwundete  das  Pferd  als  er  es  uniwendete.  Er 
^vurde  zu  Hoden  geworfen  und  ihr  Sohn  tödtete  ihn.  Ein 
Mann  verwundete  ihren  Sohn  Zayd  b.  'A(;im  und  zog  sich 
zurück.  Sie  nahm  aus  ihrer  Schachtel  einen  Verband  her- 
aus, legte  ihn  an  und  befahl  ihrem  Sohne  fortzufahren  im 
Kampfe.  Der  Mann  erschien  wieder  und  es  gelang  ihm, 
diesen)  einen  Hieb  am  Schenkel  beizu])ringen.  Die  llebri- 
gen  tödteten  ihn  dann.  Sie  wurde  schwer  verwundet,  doch 
erliolte  sie  sich  unil  blieb  ein  (Jegenstand  der  Verehrung 
unter  den  Mosümen   bis   zu   ihrem   Tode. 

Die  Kriegluliruiig  der  Araber  bietet  äufserst  merk- 
würdige psychologische  Erscheinungen.  Sie  stürzen  sich 
unversehens  auf  ihre  Feinde,  um  sie  auszurauben.  Die 
Angefallenen  suchen,  wenn  ihnen  ein  Weg  zur  Flucht  of- 
fen steht,  auf  die  feigste  Art  <las  Weite,  wenn  sie  aber 
in  die  Enge  getrieben  werden,  fechten  sie  mit  Muth  und 
Geistesffeffenwart.  So  weit  unterscheiden  sie  sich  nicht 
von    Raubthieren.        Aber    sie    zeiaren    viel    Ehrgeiz    und 


177 

Aufopferung  für  die  Ihrigen,  doch  überwiegt  der  erstere 
so  selir,  dafs  sie,  um  persönhch  das  Lob  für  ilue  Ilelden- 
lliat  iu  ernten,  nur  einzehi  den  Kampf  aufnehmen.  Ob- 
^vohl  das  Gemeinwesen  der  Korayschiten  durch  den  Tod 
des  Mohammad  gerettet  worden  wäre,  grilVen  sie  ihn  nur 
einzeln  an.  Persöidicher  Ehrgeiz  ist  eine  menschliche  Re- 
gung, welche  das  erste  IJand  des  geselligen  I.ebens  ist, 
Aufopferung  der  Persönlichkeit  für  die  Gesellschaft  hingegen 
ist  nicht  eine  blofse  Leidenschaft,  sondern  eine  Jugend  und 
das  Höchste,  was  der  Krieger  erreichen  kann.  Die  religiöse 
Hingebung  erfüllte  die  Moslime  mit  dieser  Tugend  und 
machte  sie  der  niedrigen  menschlichen  Eigenschaft  gegen- 
über, welche  ihre  Eeinde  allein  besafsen,  unüberwindlich. 

Die  Völker  —  aber  nicht  die  Pfallen  und  Fürsten  — 
streben  in  unserer  Zeit  höhere  Tugenden  an,  als  die  für 
militärischen  Ruhm  nöthigen:  die  der  Mäfsigung,  der  wech- 
selseitigen Achtung  und  des  Friedens.  Nie  hat  die  Welt 
schönere  Trium[)fzüge  gesehen  als  die  Volksfeste,  bei  wel- 
chen eine  Nation  die  andere  gastfreundlich  empfängt.  So 
schreitet  der  Mensch  vorwärts,  und  wenn  auch  immer  wie- 
der Rückfälle  eintreten,  so  werden  sich  doch  in  Tausen- 
den  von  Jahren  manche  Ideale  verwirklichen. 

Mohammad  erhielt  mehrere  Verletzungen,  doch  keine 
war  gefährlich.  Ein  Pfeil  verwundete  seine  Unterlippe,  er 
verlor  einen  Schneidezahn,  zwei  Ringe  seines  Visirs  wur- 
den ihm  in  die  Backen  getrieben,  ein  Stofs  traf  ihn  an 
der  Stirn  und  zog  Blut,  und  endlich  versetzte  ihm  Ibn  Ka- 
miya  einen  so  heftigen  Säbelhieb,  dafs  er  in  die  Grube 
stürzte;  da  er  aber  zwei  Kuirasse  anhatte,  prallte  der  Hieb 
ab  und  Mohanmiad  kam  mit  einer  Quetschung  am  Kinne, 
welche  er  beim  Falle  erhielt,  davon. 

Mohammad's  Fall  in  die  Grube  unter  den  Hieben  des 
Ibn  Kamiya  ')    brachte    den    Moslimen    ebenso    viele  Vor- 


')    Nach  Ibi)  Isliäk  hielt  Ibn  Kamiya  den  Mo(,^'ab  für  Moham- 
mad  und    verkündete,   nachdem    er   den    Mo^'ab   getödtet  hatte,    er 
m.  12 


178 

(heile  als  Schaden.  Ihn  Kaniiya  eilte  zu  den  Korayschi- 
ten  und  riel'  ihnen  zu:  Ich  habe  den  Betrüger  getödtet! 
Statt  den  AngrilT  «^egen  ihn  und  seine  Vertheidiger*  fort- 
zusetzen, berathsclihigten  sie  sich,  ob  sie  nach  Madyna 
marscliir(ni,  oder,  da  sie  ihren  Hauptzweck  erreicht  hatten, 
den   Kampf  einstellen  sollten. 

Die  Kunde  von  dem  Falle  des  Propheten  verbreitete 
sich  aber  aucli  unter  die  Moslime.  Chäriga  b.  Zayd  und 
Omar  riefen  ihnen  zwar  zu:  Wenn  Mohammad  auch  todt 
ist,  so  lebt  doch  (lott.  Auch  die  Gottgesandten  vor  ihm 
siijd  gestorben  ').  Kv  hat  seine  Botschaft  ausgerichtet, 
käm[)fet  für  euren  (Jlanben!  Älehreren  je<]och,  darunter  dem 
schönen  'Othmän,  sank  der  Ähilh  und  sie  llüchteten  sich 
nach  Madyna.  Die  Frauen  emphngen  sie  mit  verdientem 
Schini])!'.  0mm  Aymän  ging  ihnen  entgegen,  warf  ihnen 
Staub  ins  Gesicht  und  sagte:  Nehmet  die  Sfundel,  ihr 
Helden,  und  spinnet.  Gebet  mir  den  Säbel  und  ich  will 
mit  den  Frauen  nach  Ohod  gehen  und  kämpfen. 

Ka'b  1).  Malik  rief  den  Gläubigen  zu:  Unser  Meister 
ist  nicht  todt,  er  lebet.  Mohanunad  aber  legte  den  Fin- 
ger auf  den  Mund  und  bedeutete  ihm  zu  schweigen.  Zu- 
üleich  bat  er  ihn,  den  Kuirais  mit  ihm  zu  wechseln.  Das 
Panzerhemd  des  Kab  zeichnete  sich  nämlich  unter  den 
übrigen  dadurch  aus,  dals  es  gelb  war.  Die  Moslime  be- 
nutzten die  eingetretene  Ruhe  und  brachten  den  Prophe- 
ten, noch  ehe  ihn  die  Feinde  erkaunten,  in  die  von  Bur- 
ion b(\schiiel)ene  Schluclit.  Die  entfernt  stehenden  Gläu- 
bigen Inelten  sie  für  Feinde,  aber  Abu  Dogana  winkte  ihnen 
mit  dem  Allen  bekannten   rollien  ']\nl)an,  und  bald  landen 


habe  den  Propheten  erschlagen.  Das  ist  sehr  unwahrscheinlich,  denn 
von  dem  Fahnenträger  erwartete  man ,  dafs  er  das  Leben  in  die 
Schanze  schlage,  und  gewifs  verlor  Moy'ab  das  seinige,  in  einer  Stel- 
welche  einzunehmen  weder  Freund  noch  Feind  dem  Mohammad  zu- 
muthete. 

')    Nach    Soddy    ist   die   Koranstelle    3,  138    ein   Echo    dieser 
Worte. 


179 

sich  auch  Omar  und  Andere  bei  der  Sclilucht  ein.  Chälid, 
welcher  die  Hälfte  der  feindlichen  Jveiterei  l»efehlii;te,  be- 
merkte zwar,  dafs  Mohammad  noch  am  I>eben  sei  und  sich 
dahin  flüchtete,  und  Abu  Solyän,  welcher  mit  Hülfe  des  Abu 
Amir  die  (lefallenen  einzeln  untersuchte,  fand  den  Propheten 
nicht  darunter;  dennoch  wurde  kein  ernstlicher  Anii;ritf  auf 
die  Schlucht  versucht  ').  Beide  Parteien  waren  des  Kampfes 
müde,  und  nach  arabischer  Sitte  ging  es  nun  an's  Schimpfen. 
Abu  Sofyän  rief  den  Moslimen  zu:  Gejuiesen  sei  der  (iott 
Hobal!  Wo  ist  der  Sohn  des  Abu  Kabscha  (ein  Schimpfname 
für  Mohammad)?  wo  ist  der  Sohn  des  Abu  Kohäfa  (Abu 
Bakr)?  wo  ist  der  Sohn  des  Chattäb  (Omar)?  Wir  haben  euch 
heute  die  Schlacht  von  Badr  ver2:olten.  Die  Tae-e  wech- 
sein  und  das  Kriesrsfflück  ändert  sich.  Der  Tod  unseres 
Hantzala  ist  durch  den  Tod  eures  Hantzala  gesühnt.  'Omar 
antwortete:  Gepriesen  sei  Allah!  Unser  Führer  ist  ein 
Bote  Gottes,  sein  Freund  heifst  Abu  Bakr  und  ich  heifse 
'Omar.  Wenn  ihr  auch  manchen  von  unseren  Kammeraden 
erschlagen  habt,  so  ist  doch  das  Schicksal  unserer  und 
eurer  Todten  nicht  dasselbe.  Diese  gehen  in  die  Hölle, 
jene  in  das  Paradies  ein.  Nach  einigem  Hin-  und  Her- 
reden sagte  Abu  Sofyän  :  Ueber's  .lahr  trelTen  wir  uns  bei 
Badr!  'Omar  antwortete  auf  den  Befehl  des  IMohammad: 
Wir  werden  uns  einfinden! 

Während  dieser  Unterredung  verstümmelten  die  Ko- 
rayschitinnen  die  Leichen  der  Feinde.  Sie  schnitten  ihnen 
die  Nasen,  Ohren  und  Lippen  ab  und  entstellten  sie  auf 
alle  mögliche  Weise.  Dann  zog  die  feindhche  Armee  ab. 
Die  iMoslime  waren  noch  immer  in  grofser  Besorgnifs,  die 
Feinde  möchten  gegen  Madyna  vorrücken.  »Wenn  sie  die 
Pferde  besteigen  und  die  Kameele  lühren«,  sagte  Moham- 
mad, »so  sieht  es  schlimm  aus;  reiten  sie  aber  auf  den 
Karaeelen    und    führen    die    Pferde,    so   ist    es    ihnen   ernst 


')    Nach  Tabary  S.  37!)  wurden  Dlojeiiigr-n,  wi^lclu»  es  versuch- 
ten, die  Schlucht  zu  erstürmen,  mit  Steinen  begrüfst. 

12* 


180 

mit  der  Rückkehr  nach  der  Heimath.«  Sie  thaten  letzte- 
res, ruhten  aber  zu  'Akyk,  einer  kurzen  Entfernung  von 
der  Stadt,  und  hielten  Krieüsrath.  Cafwan  sagte:  »Wir 
haben  einen  Sieg  erfochten  und  die  bei  Badr  Gefallenen 
gerächt.  Wir  wollen  uns  damit  begnügen,  denn  wer  weifs, 
ob  uns,  wenn  wir  Madyna  angreifen,  das  wSchicksal  wieder 
begünstigen  wird.«  Sein  Vorschlag  wurde  angenommen  und 
sie  kehrten  nach  Makka  zurück. 

Die  Ungläubigen  verloren  nur  dreiundzwanzig  Mann. 
Mohammad  hingegen  verlor  den  zehnten  Theil  seiner  Ar- 
mee, nämlich  75  Mann.  Die  Anpärer  haben  besonders 
schwer  gelitten.  Sie  zählten  siebenzig  Todte,  während  die 
Auswanderer  nur  fünf  hatten.  Der  Unterschied  fällt  auf. 
Letztere  waren  von  Hause  aus  behender  und  durch  ihre 
zahlreichen  Raubzüge  übten  sie  sich,  im  Augenblicke  der 
Gefahr  ihre  Geistesgegenwart  zu  bewahren.  Die  Mady- 
ner  hingegen  waren,  \\\e  alle  ackerbauenden  Stämme,  viel 
unbeholfener  und  gewohnt,  in  geschlossenen  Reihen  oder 
hinter  Mauern  zu  fechten.  In  diesem  Gewirre  wurden  sie 
also  ganz  hülflos. 

Unter  den  Gefallenen  war  Hamza,  der  Onkel  des  Pro- 
pheten. Wir  wollen  glauben,  dafs  er  tapfer  gekämpft  hat  und 
dafs  sein  Tod  von  den  Gläubigen  aufrichtig  beweint  wurde. 
Die  Erzählungen  der  Traditionisten  wollen  wir  nicht  an- 
führen, denn  sie  würden  ihn  bis  zu  den  Sternen  erheben, 
auch  wenn  er  es  nicht  verdiente,  biteressant  ist,  dafs  bei 
der  Beerdigung  diejenigen  Moslime,  welche  am  njeisten 
vom  Koran  auswendig  wufsten,  dadurch  ausgezeichnet  wur- 
den, dafs  man  sie  zuerst  in   die  Grube  legte. 

Schon  am  Sonntag,  den  24.  März,  verkündete  Biläl: 
»Versammelt  euch,  ihr  Glänbigen,  der  Bote  Gottes  gedenkt 
einen  Kriegszug  zu  unternehmen!  Es  dürfen  aber  nur 
Diejenigen  daran  Theil  nelnnen,  welche  bei  Ohod  gefoch- 
ten haben!"  Mohammad  hatte  sich  entschlossen,  den  Fein- 
den nachzujagen.  Als  Beweggrun<l  wird  von  einigen  Bio- 
graphen  erwähnt,  dafs  die  Korayschiten  zu  Hamrä  alasad, 


181 

drei  Stunden  von  Madjna  '),  sich  berietlien,  ob  sie  nicht 
zuriickkeiiren  und  die  Stadt  angreifen  sollten.  Er  wollte 
sich  ihnen  also  entgegenstellen.  Wenn  dieses  wahr  ist,  so 
konnte  Mohammad  am  Sonntag  Morgen  keine  Kunde  von 
ihrem  Plane  liahen,  und  es  Aväre  Wahnsinn  gewesen,  sich 
noch  einmal  aui  olTenem  Felde  mit  dem  überlegenen  Feinde 
zu  messen.  Ich  halte  diesen  Zug  für  eine  Komödie.  Er 
wollte  sich  in  den  Au^en  der  x\raber  das  Ansehen  jjeben, 
als  hätten  die  Korayschiten  die  Flucht  ergriffen  und  er 
verfolge  sie  nun.  Er  schickte  drei  Aslamiten  als  Kund- 
schafter voraus  und  marschirte  mit  seinen  Leuten  behut- 
sam bis  Hamrä  alasad.  Die  Korayschiten  tödteten  zwei 
von  den  Spionen  und  setzten  ihren  Weg  nach  Makka  fort. 
Um  seinen  Muth  zu  zeigen,  blieb  Mohammad  bis  Freitag 
in  Hamrä,  dann  kehrte  er  nach  Hause  zurück. 

Diese  Niederlage  gab  dem  Ansehen  des  Propheten 
selbst  in  Madyna  einen  empfindlichen  Stofs;  um  so  mehr, 
da  er  seinen  Anhängern  den  Beistand  der  Engel  und  einen 
Sieg  versprochen  hatte.  Merkwürdig  ist  seine  Rechtfer- 
tigung wegen  der  nichterfüllten  Weissagung: 

3,120.  Du  sagst  ja  immer  zu  den  Moslimen:  Soll  es 
euch  nicht  genügen,  dafs  euch  euer  Herr  mit  drei  Tausend 
Engeln,  welche  von   oben  herabgesandt  werden,  beisteht. 

121.  Allerdings  geschieht  dies  aber  nur,  Avenn  ihr 
tapfer  und  gottesfürchtig  seid.  Die  Feinde  rücken  mit 
furchtbarem  Ansatz  ^)   heran    und    euer  Herr  schickt  euch 


•)  Hamra  alasad  liegt,  nach  Ibu  Sa'd  fol.108,  zehn  Meilen  von 
Madyna  auf  dem  Weg  über  Akyk  nach  Makka,  Imks  von  Dzü-1- 
Holayfa,  wenn  du  durch  das  Wädiy  bei  diesem  Orte  vorübergehst. 
Nach  Anderen  beträgt  die  Entfernung  von  Madyna  nur  acht  Meilen. 

*)  Jetzt  bedeutet  fy-lfawr  oder  fawrän  plötzlich.  In  der  Tra- 
dition hat  es  den  der  ursprünglichen  Bedeutung  näher  kommenden 
Sinn:  Anfall.  So  sagt  Wäkidy  Ms.  von  London  fol.  110:  <^jAsu  "^ 
!t\?  j._4.5  J.  J^^^  Mohammad  wird  uns  in  diesem  Angriff  nicht  ent- 
gehen. 


182 

fiinr    Tausend     Engel     mit    Kennzeichen    versehen  ')    zur 
Hülfe. 

122.  CJott  hat  euch  diese  Verheifsung  nur  deswegen 
ireüreben,  dafs  sie  eine  IVohe  Botschaft  für  euch  sei  und 
auf  dafs  er  euch  Muth  einllüfse;  der  Sieg  aber  steht  ein- 
zis:  allein  in   Gottes  Hand. 

Er  sagt  ferner:  An  der  Niederlage  waren  nun  allerdings 
die  Gläubigen  selbst  schuld,  denn  zwei  Abtheilungen  der 
Armee  waren  feig  (Kor.  3,  llh),  allein  für  die  Braven  hatte 
sie  ihre  Vortheile,  denn  Gott  wollte  einige  von  ihnen  mit 
der  Märtyrerkrone  verherrlichen  (3, 134).  Sie  hatten  selbst 
gewünscht,  im  Kampfe  zu  fallen,  und  sie  hätten  daher  freu- 
dig in  die  Schlacht  gehen  sollen,  um  so  mehr,  da  das 
Lebensende  eines  jeden  Menschen  vorherbestimmt  ist. 
Nach  einiger  Zeit  liel  ihm  eine  viel  bessere  Erklärung 
des  Herganges  ein:  Gott  hat  sein  Versprechen  gehalten 
und  die  Gläubigen  haben  den  Sieg  erfochten,  aber  wegen 
ihrer  Gierde  nach  der  Beute  haben  sie  ihre  Vortheile  ver- 
loren. Da  jedoch  die  Hauptschuld  an  ihm  lag,  denn  er 
hatte  gegen  die  Zustimmung  seiner  Freunde  die  Stadt  ver- 
lassen und  war  nach  Ohod  gezogen,  so  empfiehlt  ihm  Gott, 
in  Zukunft  die  Gläubigen  in  solchen  Dingen  um  Rath  zu 
fragen. 

Nach  den  Begriffen  der  Bedouinen  hatten  die  Koray- 
schiten,  wie  resullallos  der  Kauipf  auch  war,  bei  Ohod 
ihren  Zweck  vollständig  erreicht:  sie  haben  den  Tod  der 
bei  Badr  Gefallenen  «gerächt.  Da.«  ist  es,  um  das  es  sich 
handelte  und  nicht  um  Eroberung  oder  reelle  V^ortheile. 
Diese  jSieflerlage  schwächte  daher  so'  sehr  das  Ansehen 
der  Moslimo,  dafs  sich  auf  allen  Seiten  ihre  Gegner  er- 
hoben, um  den  Gedemüthigten  eine  Schlappe  beizubrin- 
gen.    Die  Art  und  Weise,  wie    sie    sich  dabei  benahmen. 


')    Nur    diejenigen  Krieger,   welche   sich    im  Zweikampfe   aus- 
zeichnen wollten,  tragen  Zeichen,  Iblglich  nur  die  tapfersten. 


183 

zeui^t  von  ebenso  vieler  Hinterlist  als  Feigheit  nnd  Man- 
gel  an   Plan  und   Zusanjmenlialten. 

Im  Herzen  von  Arabien,  in  der  Umgebung  von  Fayd, 
lierrschten  die  Banü  Asad,  d.  li.  Söhne  des  Löwen.  Weil 
auch  andere  Stännue  diesen  sehreekenerregenden  Namen 
trugen,  wurden  sie  durch  den  Heisalz  »Ibn  Chozavma« 
unterschieden.  Zwei  einilufsreiche  JMänner  dieses  Stam- 
mes, Talha  (Tolavha)  und  Salama,  Söhne  des  Chowaylid, 
bemühten  sich,  ihre  Slammgenossen,  welche  in  mehrere 
i-ager  getheilt  und  über  die  Wüste  zerstreut  waren,  zu  ei- 
nem Kaubanlail  gegen  die  Moslime  zu  sammeln.  Wir  ha- 
ben Rosse,  sagten  sie,  und  Kameele,  welche  den  Rossen  an 
Schnelligkeit  nicht  nachstehen.  Wir  können  uns  also  ohne 
OJelahr  in  die  Nähe  von  Madyna  wagen,  die  Herden  weg- 
treiben und  selbst  die  Landleute  berauben;  denn  kommt 
es  zu  einem  Scharmützel,  so  haben  wir  den  \  ortheil  über 
<lie  Moslime,  welche  ohne  IMerde  sind,  und  werden  wir 
in  die  Flucht  geschlagen,  so  können  sie  uns  nicht  errei- 
chen. Ein  solches  Unternehmen  eröffnet  Aussicht  auf  Beute 
ohne  (Jelahr.  Die  Zeit  ist  um  so  ü'ünstiser,  da  die  Mos- 
lime  gerade  eine  vSchlappe  erhalten  haben.  Ein  anderer 
Schaych,  Kays  b.  Härith,  war  iedoch  bedächtiger  und  zeigte 
seinen  Leuten,  dafs  es  nicht  so  leicht  sein  dürfte,  auf  die- 
sem Felde  Lorberen  zu  pflücken.  Wir,  sagte  er,  können 
höchstens  300  Mann  zusammenbrincen  und  nicht,  wie  die 
Korayschiten,  drei  Tausend.  Die  Entfernung  ist  weit  und 
auf  einen  plötzlichen  Ueberfall  ist  nicht  zu  rechnen,  denn 
die  Nachricht  unserer  Rüstungen  wird  uns  sicher  voraus- 
eilen. 

Dies  Avar  auch  wirklich  der  Fall,  denn  während  beide 
Parteien  Anhänger  zu  linden  suchten:  die  eine  für  den 
Krieg,  die  andere  für  den  Frieden,  reiste  ein  Tayyite,  Wa- 
1yd  b.  Zühayr,  welcher  mit  einem  der  Gefährten  des  Mo- 
haüimad  verschwägert  war,  nach  Madyna  und  überbrachte 
die  Kunde.      Der  Prophet   sandte   sogleich    (um   die  Mitte 


184 

Juni  625)  den  Maclizümiten  Abu  Salama,  \velcher  sich  in 
der  Schlacht  von  Badr  durch  seine  Hingebung  ausgezeich- 
net hatte,  mit  hundert  und  fünfzig  Mann,  um  die  bereits 
versammehen  Feinde  zu  zerstreuen  und  die  übrigen  zur 
V^ernunft  zu  bringen.  Der  Tayyite  diente  als  Führer,  und 
um  die  Asaditen  zu  überraschen,  marschirten  sie  Tag  und 
Nacht,  aber  nicht  auf  der  gewöhnlichen  Strafse,  sondern 
durch  Einöden.  Es  gelang  ihnen  auch  Avirklich  unterhalb 
Katan  eine  Viehherde  zu  erbeuten  und  drei  von  den  Hir- 
ten, welche  Sklaven  waren,  gefangen  zu  nehmen.  Die 
übrigen  Hirten  flüchteten  sich  und  hinterbrachten  den  be- 
reits versammelten  Kriegern  die  Nachricht  vom  Anmärsche 
der  IMoslime.  Sie  gerielhen  in  Schrecken  und  flohen  nach 
allen  Seiten.  Abu  Salama  theilte  nun  seine  Mannschaft 
in  drei  Corps  und  befahl  jedem  eine  andere  Richtung  ein- 
zuschlagen und  abzufangen,  was  ihnen  in  den  Weg  kommen 
möge.  Sie  stiefsen  auf  keinen  Widerstand,  brachten  aber 
eine  bedeutende  Anzahl  Kameele  und  Schafe  zusammen. 
Abu  Salama  kehrte  ohne  bedeutenden  Verlust  ^)  hinun- 
ter nach  Madyna  zurück,  wo  er  nach  einer  Abwesenheit 
von  etwas  mehr  als  zehn  Tasten  ankam.  Er  Avar  in  der 
Schlacht  von  ühod  am  Arm  verwundet  worden.  Die  An- 
strengung dieser  Expedition  brachte  die  noch  nicht  vollends 
geheilte  Wunde  wieder  zum  Aufbruche  und  er  starb  daran, 
nach  einem  Krankenlager  von  sechs  Monaten.  Moham- 
mad heiralhete  siebenzehn  Wochen  nach  dessen  Tode  seine 
Wittwe. 

Auf  dem  Wege  nacli  der  Ileimath  vertheilte  Abu  Sa- 
lama, der  Sitte  gemäfs,  die  Beute.  Zuerst  wurde  der  Tay- 
yite  befriedigt,  welcher  als  Führer  gedient  hatte,  dann 
wurde  für  Mohamujad,  obschon  er  den  Zug  nicht  mitge- 
macht hatte,  ein  Sklave  als  Geschenk  auf  die  Seite  gethan, 


' )  Es  soll  Mas'ud  b.  'Orwa  auf  diesem  Feldzuge  gotödtet  worden 
sein.  Nach  anderen  Nacliricliten,  welchen  Ibn  Sa'd  beipflichtet,  hat 
jiein  Gefecht  stattgefunden  und  es  ist  also  Niemand  getödtet  worden. 


185 

daraul'  scbritten  die  Betheiligten  nach  Abzng  des  Fünftels 
zur  Veitheilung  des  übrigen  Eigenthunis. 

Dieses  war  nicht  das  einzige  Unglück,  welches  die 
Asaditen  trat".  Ihre  Schwäche  benutzend,  stürzten  nach 
den)  Rückzuge  der  Moslinie  deren  Naclibaren,  die  Tayyi- 
ten  von  ihren  Bergen  auf  sie  herab  und  nahmen  ihnen 
Alles,  was  sie  noch  besafsen.  So  arbeiteten  die  Araber, 
ohne  es  zu  wollen,  dem  Mohammad  in  die  Hände. 

Die  beiden  'Ämir  ('Ämir  b.  Mälik  und  Amir  b.  To- 
fayl)  erfreuten  sich  eines  grofsen  Ansehens  unter  einer 
Abtheilung  der  Banü  ^a'ga'a  und  es  gelang  ihnen  in  einem 
Kriege,  welcher  nicht  lange  vor  dem  Auftreten  des  Mo- 
hammad zwischen  den  Hauäzin,  zu  denen  ihr  Stamm  ge- 
hörte, und  den  Korayschiten  und  den  übrigen  Kinänastäm- 
men  geführt  wurde,  ihre  Verwandten  zu  vermögen,  die  Waf- 
fen zu  ergreifen,  und  der  ältere  Amir,  nämlich  der  Sohn 
des  Mälik,  wurde  damals  zum  Fahnenträger  gewählt  ^). 

Im  Juli  625  kam  dieser  Ämir  b.  Mälik  zum  Prophe- 
ten und  bat  ihn,  zwei  Pferde  und  zwei  Dromedare  als  Ge- 
schenk anzunehmen.  Er  verweigerte  es  mit  den  Worten: 
Wenn  ich  von  irgend  einem  Heiden  ein  Geschenk  empfinge, 
so  wäre  es  vom  tapfern  Lanzenspieler  Amir;  allein  ich 
halte  an  den  Grundsatz  fest,  von  Ungläubigen  nichts  an- 
zunehmen. Er  bemühte  sich,  ihn  zu  bekehren.  Amir  ant- 
\'s ortete:  Er  gebe  zu,  dafs  der  Islam  eine  schöne  Lehre 
sei,  könne  sich  aber  unter  den  bestehenden  \  erhältnissen 
nicht  dazu  entschliefsen,  das  Glaubensbekenntnifs  abzule- 
sen. Wenn  aber  Mohammad  eine  Anzahl  Missionäre  zu 
seinem  Stamme  zu  schicken  geneigt  sei,  wolle  er  ihnen 
seinen  Schutz  angedeihen  lassen. 

Es  waren  siebenzig  junge  Männer  in  Madyna,  mei- 
stens Angärer,  ^^ eiche  sich  früh  Morgens  zu  versammeln 
pflegten,  um  sich  wechselseitig  zu  unterrichten;  dann  be- 
gaben sie  sich  zu  den  Hütten  des  Propheten  und  versahen 


')    Wüstenfeld:   Gen.  Tab.  Index. 


186 

ihn  und  die  Seinen  mit  Holz  und  frischem  Wasser.  We- 
gen ihrer  grofsen  Kenntnifs  der  Olfenbarungen  —  denn 
diese  bildeten  den  (Jegenstand  ihres  wechselseitigen  Un- 
terrichtes —  ^vurden  sie  die  Koränleser  genannt.  Diese 
nun  sandte  er  als  Missionäre  mit  einem  Briefe  an  den  jün- 
ffern    Ämir,  den   Sohn  des  Tofayl. 

Der  Stamm  hatte  seine  Cezelte  in  der  Nähe  des  Brun- 
nens IMaüna  aufgeschlagen,  welcher  zwischen  dem  Gebiete 
der  l^anü  Amir  und  dem  Harra  (vulkanischen  Region)  der 
Banü  Solaym,  in  der  Nähe  von  Äla'dan,  liegt  und  den  So- 
laymiten  angehört  •).  Als  die  Missionäre  in  der  Nähe  des 
Lasers  waren,  schickten  sie  einen  von  ihnen  mit  dem 
Briefe  an  Ämir  b,  Tofayl  voraus.  Dieser  haute,  ohne  den 
Brief  zu  lesen,  den  Ueberbringer  nieder;  dann  rief  er  die 
Mitglieder  seiner  Familie,  die  Banü  Tofayl,  zu  den  Waifen, 
um  auch  die  übrigen  Muslime  zu  morden.  Die  'Amiri- 
ten weigerten  sich:  denn,  sagten  sie,  unser  Schaych,  der 
Sohn  des  Mälik,  als  er  von  Äladyna  kam  und  sich  nach 
dem  Nagd  begab,  hat  uns  bekannt  gemacht,  dafs  er  die- 
sen Männern  sicheres  Geleit  zugesagt  habe,  und  wir  wol- 
len nicht  verrätherisch  liaiideln.  Der  Sohn  des  Tofayl  rief 
nun  solaymitische  Stäumie,  namentlich  die  Familien  Ki'l 
und  'Oc;a\ya  zur  Hülfe.  Sie  folgten  seinem  Rufe,  um- 
gingen die  Älissitmäre,  Avelche,  da  ihr  Bote  so  lange  aus- 
blieb, bereits  ihr  Lager  verlassen  hatten  und  auf  dem  Wege 
waren,  ihn  zu  suchen,  mid  metzelten  sie  nieder.  Einem 
von  ihnen,  dem  Mondzir,  wollten  sie  das  Leben  schenken. 
Er  nahm  das  angebotene  sichere  Geleit  an  bis  er  den  Leich- 
nam des  ermordeten  Boten  erreichte,  dort  kündigte  er  den 
Frieden  und  kämpfte  gegen  seine  Feinde  bis  er  liel. 

Zwei  Muslime  waren  bei  den  Kameelen  während  das 


')  So  wird  diu  Lage  von  Ibii  Sa'd  angegeben.  Nach  den  Ma- 
täli'  law  der  Brunnen  Ma'iina  zwischen  'Osol'an,  Makka  und  dem 
Gebiete  der  Hodzavliten,  welchen  er  angehörte,  Dieses  ist  gewifs 
ein  Irrthum, 


187 

Massacre  stattfand.  Als  sie  sich  den»  Lager  niilioiten,  ver- 
kündeten ihnen  die  die  Leichen  nnikreisenden  Vögel  das 
Schicksal  ihrer  Freunde.  Sie  bestiegen  eine  Anhöhe,  er- 
blickten die  Todten  und  in  einiger  Entlernung  von  ihnen  die 
Mörder.  Nach  einer  kurzen  Berathung  entschlossen  sie  sich, 
lieber  das  Schicksal  ihrer  Gellihrten  zu  theilen,  als  durch  die 
Flucht  ihr  Leben  zu  retten.  Sie  nahten  sich  der  blut- 
dürstigen Bande  und  käniplten,  bis  sie  zwei  von  ihnen  er- 
schlagen hatlen.  Endlich  wurden  sie  gelangen  genommen 
und  man  wollte  sie  begnadigen.  Härith  lolgte  dem  Bei- 
spiele des  Älondzir,  und  als  er  unter  sicherem  Geleite  bei 
der  Leiche  des  Boten  angelangt  war,  forderte  er  die  Feinde 
zum  Kampfe  auf,  und  es  galang  ihn),  noch  zwei  zu  er- 
schlagen. Da  sie  ihm  mit  dem  Säbel  nicht  beikommen 
konnten,  mulsten  sie  ihn  mit  Lanzen  angreifen.  Endlich 
starb  er  den  Heldentod.  Sein  Begleiter  'Amr  erneuerte 
den  Kampf  nicht.  Der  Sohn  des  Tofayl  sagte:  Ich  habe 
bei  dem  Grabe  meiner  Mutter  einen  Gefangenen  zu  erlö- 
sen gelobt  und  gebe  dir  nun  die  Freiheit.  Darauf  schnitt 
er  ihm  die  Vorderlocke  ab  und  nahm  ihn  als  Gast  auf. 

Es  müfste  keinen  Gott  im  Himmel  geben,  wenn  sie- 
benzig  Märtyrer  hingeschlachtet  werden  könnten,  ohne  dafs 
ein  Wunder  areschähe.  Der  Sohn  des  Tofayl  führte  den 
begnadigten  'Amr  unter  den  Leichen  umher,  um  von  ihm 
die  Namen  und  Stämme  zu  erfahren,  welchen  sie  ange- 
hörten. Als  er  sie  alle  besehen  hatte,  fragte  er  diesen;  Ver- 
missest du  Niemanden?  In  der  That,  antwortete 'Amr,  Ihn 
Fohayra,  der  Client  des  Abu  Bakr  ist  nicht  unter  den  Tod- 
ten! Wie,  versetzte  der  Bedouine,  auch  er  war  unter  euch? 
Ja,  sagte 'Amr,  er  ist  einer  der  ausgezeichnetsten  Männer 
unserer  Gemeinde  und  einer  von  Denjenigen,  welche  sich 
am  frühesten  bekehrten.  Ich  will  dir,  sagte  der  Schaych, 
seine  Geschichte  erzählen:  Ein  Kiläbite  rannte  den  Speer 
durch  dessen  Leib,  und  als  er  sank,  rief  er  aus:  Es  win- 
ket mir  das  Faws!  Wir  wufsten  nicht,  was  er  damit  sa- 
gen wollte,  bis  uns  ein  anderer  Kiläbite  erklärte,  dafs  es 


188 

das  Paradies  bedeute.  Als  er  todt  war,  erhob  sich  sein 
Leichnam  und  stieg  in  den  Himmel  empor. 

Der  Tod  der  Gläubigen  hätte  gerächt  werden  sollen. 
Mohammad  fühlte  sich  nicht  mächtig  genug,  dieses  zu  thun. 
Seine  Anhänger  drangen  in  ihn,  dals  er  von  seinen  geist- 
lichen Waffen  Gebrauch  mache  und  sie  verfluche.  Der 
Fluch  des  Boten  Gottes,  hofften  sie,  soll  seine  Wirkung 
nicht  verfehlen.  Da  ausdrücklich  im  Koran  gesagt  wird, 
dafs  die  Engel  bei  Ba<lr  mitgefochten  haben,  erwarteten 
sie,  dafs  selbe  diese  Frevler  Gottes  Zorn  würden  fühlen 
lassen.  Vierzehn  Tage  lang  sprach  Mohammad  nach  dem 
Morgengottesdienst:  »0  Gott,  vertilge  die  Modharstämme! 
o  Gott,  scliicke  ihnen  IMifsjahre,  wie  du  zur  Zeit  des  Jo- 
seph Mifsjahre  verhänglest I  dir,  o  Gott,  überlasse  ich  die 
Banü  Lih}än,  'Adhl,  Kära,  Zi'b  (Zaghab),  Ri'l,  Dzakwän 
und  Ocjayya;  denn  sie  haben  mit  Gott  und  seinem  Boten 
Frevel  getrieben.«  Er  erhielt  auch  eine  auf  sie  bezügli- 
che Offenbarung,  welche  lange  von  den  Gläubigen  in  ihren 
Gebeten  mit  anderen  Koränstücken  recitirt  wurde;  endlich 
aber  hat  sie  Mohammad  gestrichen  und  sie  erscheint  nicht 
mehr  im  Koran.  Die  Tradition  hat  nur  folgende  Worte 
davon  aufbewahrt,  welche  den  im  Paradiese  lebenden  Mär- 
tyrern in  den  Mund  gelegt  werden:  »Saget  unseren  Leuten, 
wir  haben  unseren  Herrn  getroffen,  er  ist  mit  uns  und 
wir  sind  n)it  ihm  zufrieden.«  Diese  Stelle  hat  durchaus 
nichts  Anstüfsiges  und  es  war  kein  Grund  vorhanden,  sie 
zu  streichen.  Es  ist  anzunehmen,  dafs  Gott  in  einem  an- 
deren Verse  dem  Projjheten  versprochen  habe,  die  Frev- 
ler zu  züchtigen,  und  als  diese  sich  später  bekehrten,  mufste 
begreiflicher  Weise  der  ganze  Passus  wegfallen.  An  die 
Stelle  soll  Koran  3,  I())-164  gesetzt  worden  sein. 

Es  ist  so  schwer,  sich  in  ganz  andere  Zustände  zu 
versetzen,  dafs  wir  winzigen,  gemalsregelten  Theilchen  ei- 
ner grofsen  Staatsmaschinc,  obschoii  wir  wissen,  dafs  un- 
ter den  Bedouinen  keine  Regierung  besteht,  doch  immer 
von  den  Internehnunjgen  ganzer  Stämme  sprechen,  während 


189 

doch  nur  einzelne  Personen  handelten  und  so  Viele  mit 
sich  fortrissen,  als  ihr  moralischer  Kinünfs  erreichte.  In 
keinem  der  Kriege  des  Mohammad  gegen  die  Nomaden 
war  der  ganze  Stamm  betheiligt,  sondern  nur  die  Anhän- 
ger des  Führers,  \velcher  den  Kric";  heraufbeschwor.  Wenn 
er  fiel  oder  seine  Bande  zu  rechter  Zeit  zerstreut  wurde, 
fuhr  der  Stamm  fort,  seinen  friedlichen  Beschältiij-unKen 
nachzugehen   und   begnügte  sich  nebenbei  Schwächere  aus- 

n  OD 

zurauben,  denn  einen  höheren  Zweck  hatte  ein  nnprovo- 
zirter  Krieg  nie.  Folgendes  Beispiel  macht  uns  diese  Zu- 
stände recht  anscliaulich : 

Ein  Schaych  des  hodzajlitischen  Stammes  Jjhvän  er- 
hob zu  'Orana,  zwei  Tagereisen  östlich  von  Makka,  im 
Gebirge,  die  Kriegslahne  und  lud  alle  Feinde  des  Islams 
ein,  ihm  in  einem  Raubzuge  gegen  Madyna  zu  folgen.  Es 
versammelte  sich  auch  viel  Volk  von  seinem  und  von  an- 
deren Stämmen  um  ihn.  Mohammad  erfuhr  es  und  schickte 
am  16.  Juni  625  den  *Abd  Allah  b.  Onavs,  denselben  zu 
morden.  Beschreibe  n)ir  ihn,  sagte  Ibn 'Onays,  auf  dafs 
ich  ihn  erkenne.  Wenn  du  ihn  siehst,  antwortete  Moham- 
mad, wirst  du  in  Furcht  und  Schrecken  gerathen  und  glau- 
ben,  der  lebendige  Teufel  stehe  vor  dir.  Gefürchtet,  ver- 
setzte Ibn  Onays,  habe  ich  mich  bisher  von  Niemandem. 
Willst  du  mir  aber  erlauben  zu  sagen,  was  ich  für  gut 
halte?  Rede  was  du  willst,  erwiderte  der  Prophet.  Ich 
entfernte  mich,  erzählt  Ibn  Onays,  und  gab  mich  für  ei- 
nen Chozaiten  aus.  Gleich  nach  meiner  Ankunft  in  'Orana 
sah  ich  ihn  umgeben  von  einer  Anzahl  von  Ahäbysch 
(Bundesgenossen  der  Makkaner)  und  anderen  Männern, 
welche  sich  ihm  angeschlossen  hatten.  Ich  erkannte  ihn 
gleich  nach  der  Beschreilmng  des  Propheten,  und  es  sank 
mir  fast  das  Herz  bei  seinem  Anblicke.  Er  fragte  mich, 
wer  ich  sei?     Ich  antwortete:    Ein  Chozaite  ').    Ich  habe 


')    Um  sich   als  Mitglied  eines  anderen  Stammes  ausgeben  zu 
können,  raufs  man  denselben  Dialekt  sprechen.   Ibn  Onays  gehörte 


190 

gehört,  «lals  du  ein  Heer  o:e«>:en  Mohammad  sammelst  und 
bin  gekommen,  mich  unter  deine  Fahne  zu  stellen. 

Ich  folgte  ihm,  liefs  mich  in  ein  Gespräch  mit  ihm 
ein  und  er  wnv  ganz  bezaubert  von  meiner  Rede.  Wir 
kamen  endlich  zu  seinem  Gezelte  und  die  Leute,  welche 
bei  ihm  waren,  zerstreuten  sich,  denn  es  war  Zeit  zu  Bette 
zu  gehen.  x\ls  Alles  schlief  und  ich  sein  volles  Vertrauen 
gewonnen  hatte,  tödtete  ich  ihn  und  hieb  ihm  den  Kopf 
ab.  Ich  machte  mich  auf  die  Flucht,  verbarg  mich  bei 
Tage  und  reiste  des  Nachts,  bis  ich  Madyna  erreichte  und 
dessen  Kopf  dem   Propheten  zu  Füfsen  legte. 

Als  dieser  Häuptling  (sein  Name  ist  Sofyän  b.  Chä- 
lid  b.  Nogayh)  getödtet  war,  kehrten  die  Kampflustigen  zu 
ihren  Ileerden  zurück  und  überliefsen  seinen  Verwandten 
die  Blutrache  zu  üben. 

Im  Juli  625  schickte  Mohammad  zehn  seiner  Jünger, 
um  das  Land  gegen  Makka  hin  auszukundschaften  '),  viel- 
leicht hatten  sie  nebenbei  eine  Mission,  wie  die  des  'Abd 


den  Gohayniten  an.  Diese  waren  wie  die  Chozä'iten  von  südara- 
bischer Abkunft  und  ihre  nächsten  Nachbarn.  Es  sprachen  also 
wohl  beide  Stämme  denselben  Dialekt. 

')  So  Abu  Horayra  bei  Ibn  Aby  Schayba  S.  128  und  ßochäry 
S.  568.  Die  Biographen  erzählen  auf  die  Auktorität  des  A^-ira  b. 
'Omar  b.  Katäda:  Nach  der  Schlacht  von  Ohod  kamen  einige  Män- 
ner vom 'Adhal-  und  KärAstarame  zum  Propheten  und  sagten:  Der 
Islam  fängt  an,  sich  unter  uns  zu  verbreiten,  schicke  daher  einige 
deiner  Gefährten  mit  uns,  welche  uns  in  der  Glaubenslehre,  im  Koran 
und  in  den  Geboten  unterrichten.  Er  entsandte  darauf  zehn  Männer. 
Nach  Ibn  'Abbäs  bei  den  Exegeten  zu  K.  2,  2u3  waren  es  Korayschi- 
ten,  welche  diese  Bitte  an  Mohammad  stellten  in  der  Absicht,  die 
Missionäre,  welche  er  senden  würde,  durch  die  Liliyäniten  auf  dem 
Wege  auffangen  zu  lassen.  Der  Bericht  des  Ibn  'Abbäs  ist  wegen 
der  grofsen  Feindschaft,  welche  zwischen  den  Korayschiten  und  Mos- 
limen  bestand,  unwahrscheinlich,  und  die  Erzählung  der  Exegeten 
enthält  einen  Verstofs  gegen  die  damaligen  Gebräuche.  Wenn  die 
Moslime  mit  den  Männern,  welche  sie  eingeladen  hatten,  gegangen 
waren,  so  wären  diese  und  ihr  ganzer  Stamm  für  ihr  Leben  ver- 
antwortlich gewesen. 


191 

Allah  l)/Ona\s.  Sie  reisten  hei  Naclit  und  verharren  sich 
Avährencl  des  Tages  in  den  Schluchten  <ler  (lehirge.  Sie 
kamen  auf  diese  Art  bis  Hadda,  sielten  Meilen  jenseits 
Osolän.  Eine  lihyänitische  Schäferin  land  auf  dem  Platze, 
wo  sie  während  <ler  iNacht  einige  Stunden  ausgeruht  hat- 
ten, irische  Dattel körner,  und  weil  sie  ungewöhnlich  klein 
waren,  lief  sie  damit  in  das  I^ager  und  sagte :  Dies  sind 
Agwakörner,  welche  lun-  in  Madyna  vorkommen!  Sie  wit- 
terten, dafs  moslimische  tJäste  in  der  Nachbarschaft  seien, 
verfolgten  ihre  Fufstrilte  und  fanden  sie  in  dem  sieben 
Meilen  davon  entfernten  Kagy'.  Sie  umringten  sie  und 
forderten  sie  auf,  sich  zu  ergeben,  mit  dem  Versprechen, 
ihr  Leben  zu  schonen.  Sieben  von  ihnen  leisteten  Wider- 
stand und  wurden  sogleich  getödtet.  Drei,  darunter  Cho- 
bavb,  zogen  Gefangenschaft  dem  Tode  vor  und  ergaben 
sich.  Als  die  Lihyäniten  ihrer  habhaft  waren,  nahmen  sie 
die  Schnur  von  dem  Boi^en  und  banden  sie  damit.  Einer 
der  Gefauij-enen  sas-te  zu  seinen   Leidensi»;efährten :    Dieses 

CO  O 

ist  der  Anlani»;  der  Wortbrüchiürkeit  und  des  Verrathes. 
Bei  Marr-Tzahrän,  wo  sein  Grab  noch  jetzt  ein  Gegen- 
stand der  Verehrung  ist,  gelang  es  ihm,  sich  von  den  Ban- 
den los  zu  machen,  und  er  kämpfte  bis  er  tiel.  Chobavb 
und  sein  noch  übriüer  Scliicksals«i:enosse  wurden  nach 
Makka  geschleppt  und  dort  als  Kriegsgefangene  verkauft. 
Die  Käufer  benutzten  sie  aber  nicht  als  Sklaven,  sondern 
sie  schlachteten  sie  zur  Sühne  für  bei  Hadr  gefallene  Fa- 
milienmitglieder. 

Die  Banü  Mot;talik  sind  von  Abkunft  Choza'iten.  Sie 
standen  aber  im  Bunde  mit  den  Modlig  und  hatten  ihr 
Hauptquartier  am  Brunnen  Moraysy',  ungefähr  eine  Tage- 
reise von  Foro',  welches  96  ar.  Meilen  südlich  von  j\Ia- 
dyna  lieg-t.  Wahrscheinlich  hatten  sie  Hüter  um  diesen 
Brunnen  und  beschäftigten  sich,  wenigstens  theilweise,  mit 
Ackerbau.  Ihr  Say^id,  Härith  b.  Dhirär,  liefs  den  Aufruf  zu 
einem  Krieffszus:  oesren  die  iMoslime  eruehen  und  es  schlofs 
sich  sein  ganzer  Stamm  und  viele  andere  Kampflustige  ihm 


192 

an.  Mohammafl  hörte  davon  und  schickte  den  Aslaniiten 
Borayd  ab,  um  Erkundigungen  einzuziehen.  Dieser  gab  sich 
für  einen  Zuzügler  aus,  gewann  das  Vertrauen  des  Härith 
und  Avurde  in  den  Operationsplan  eingeweiht,  daraul  kehrte 
er  nach  Madyna  zurück  und  benachrichtigte  den  l^rophe- 
ten.  Dieser  rief"  sogleich  seine  («etreuen  zu  den  Waffen, 
um  das  Heer  der  Moctalikiten  zu  zerstreuen.  Dieses  Mal 
stellten  sich  viele  Heuchler  unter  seine  Fahne  und  er 
brachte  daher  eine  sehr  grofse  Armee  mit  dreifsig  Pfer- 
den zusammen. 

Die  Moslime  verliefsen  Madyna  am  Montage,  den 
2.  Scha  bau,  nach  Wäkidy  A.  H.  5,  ^lach  Ibn  'Okba  A.  H.  4 
und  nach  Ibn  Ishäk  A.  H.  6.  Wenn  im  Jahre  626  der 
2.  Scha'bän  auf  den  6.  Januar  fiel,  ist  die  Jahreszahl  des 
Ibn  Okba  die  richtige.  Ein  Spion  hinterbrachte  dem  Hä- 
rith zeitig  Nachricht  von  dem  Heranrücken  der  Moslime  und 
sie  verbreitete  solchen  grofsen  Schrecken,  dafs  die  meisten 
Zuzügler  sein  Lager  verliefsen;  nur  seine  Stammgenossen 
blieben  standhalt.  In  Moraysy'  angekommen,  liefs  Moham- 
mad für  sich  und  die  zwei  Frauen,  'Ayischa  und  Omni 
Salama,  welche  ihn  begleiteten,  ein  Gezelt  von  Leder  auf- 
schlagen, dann  stellte  er  seine  Leute  in  Schlachtordnung. 
Die  Mo(;talikiten  nahmen  das  Treffen  an  und  nachdem  ei- 
nige Pfeile  gewechselt  worden  waren,  chargirten  die  Mos- 
lime in  enger  Linie  wie  ein  Mann.  Die  Feinde  ergriffen 
ohne  Widerstand  zu  leisten  die  Flucht.  Es  fiel  daher  nur 
ein  einziger  Moslim  und  nur  zehn  Mo(;talikiten,  aber  sehr 
viele  wur<len  gefangen  und  ihre  Heerden  Helen  in  die 
Hände  der  Sieger.  Nach  einer  Nachricht,  welche  die  Wahr- 
scheinlichkeit für  sich  hat,  fand  gar  kein  Treffen  statt,  son- 
dern die  (jiläubigen  machten  die  Gefangenen  auf  Streif- 
zügen. 

Zu  Moraysy  ereignete  sich  eine  Schlägerei  zwischen 
zwei  Moslimen.  Die  Flüchtlinge  und  Madyner  mischten  sich 
darein  und  standen  als  entgegengesetzte  Parteien  sich  ge- 
genüber.     Ibn  Obayy,   das  Haupt   der  Heuchler,  wendete 


193 

sich  zu  den  Madynern,  tadelte  sie  wegen  ihrer  Frei*;;el)ig- 
keit  ffe^en  die  Fliiclitlin^e  und  sajfte:  Wenn  ihr  eure  Hand 
von  ihnen  abzieht,  so  werden  sie  ihn  verlassen.  Aber  war- 
tet nur,  fügte  er  hinzu,  wenn  wir  zu  Mause  ankommen, 
so  wird  der  Edle  den  Niedrigen  vertreiben.  Diese  Worte 
wurden  dem  Mohammad  hinterbracht.  Weil  die  (Jenuither 
in  grofser  Aufregung  waren,  gab  er  den  Befehl,  sogleich 
aufzubrechen,  obschon  es  um  die  heifse  Mittagszeit  war. 
Er  marschirte  die  ganze  Nacht  und  einen  JMieil  des  fol- 
genden Tages.  Als  er  Halt  machte,  waren  seine  Leute 
so  müde,  dafs  sie  an  die  Ruhe  statt  an  das  Vorgefallene 
dachten.  Auf  dem  AVege  begegnete  er  einigen  Männern 
aus  dem  Stamme  des  Ibn  Obayy  und  beklagte  sich  über 
seine  Aeufserungen.  vSie  trösteten  ihn  mit  den  Worten: 
Du  bist  der  Edle  und  er  ist  der  Niedrige.  Er  erhielt  dani) 
die  Offenbarung: 

63,  1.  Die  Heuchler  sind  wohl  zu  dir  gekommen  und 
haben  gesagt:  »Wir  bezeugen,  du  bist  der  Bote  Gottes!« 
Dafs  du  ein  Bote  Gottes  bist,  weifs  Gott,  aber  er  bezeu- 
get auch,  dafs  die  Heuchler  Lügner  sind. 

■2.  Sie  bergen  sich  hinter  ihrem  Eide  ')  und  machen 
die  Leute  vom  Pfade  Gottes  (dem  Kampfe  gegen  die  In- 
gläubigen)  abwendig.  —  Schlecht  sind  ihre  Thaten! 

3.  Der  Sachverhalt  ist:  Sie  haben  geglaubt,  dann  sind 
sie  ungläubiü;  o^eworden.  Deswegen  ist  ein  Siegel  auf  ihre 
Herzen  gedrückt  worden  und  sie  können  die  Wahrheit 
nicht  verstehen. 

4.  Wenn    du   sie    ansiehst,    macht   ihre    Erscheinung 


')  Unter  „ihrem  Eid"  ist  gewifs  nichts  anderes  zu  verstehen, 
als  ihr  Glaubensbekenntnifs  und  die  Huldigung.  Die  Biographen, 
welche  aus  dem  Koran  mehr  herauslesen,  als  darin  steht,  glauben, 
Ibn  Obayy  habe  durch  einen  Eid  betheuert,  dafs  er  die  beleidigenden 
Worte  nicht  gesprochen.  Aus  dem  Koran  gebt  hervor,  dafs  Ibn  Obayy 
dem  Mohammad  viel  entschiedener  entgegentrat,  als  ihn  die  Biogra- 
phen darstellen.  Ich  folge  dem  Berichte  des  Ibn  Aby  Schayba  S.  107, 
von  Abu  Osama,  von  Hischäm,  von  seinem  Vater  Orwa. 
ui.  13 


194 

(wörtlich:  ihr  Körper)  einen  günstio-en  Eindruck  auf  dich, 
und  wenn  sie  sprechen,  schenkest  du  ihren  Worten  (jie- 
hör.  Aber  sie  sind  [feig]  wie  ein  an  eine  Mauer  gelehn- 
tes Stück  Holz.  Wenn  sie  einen  Schrei  hören  '),  glauben 
sie,  er  gelte  ihnen.  Sie  sind  die  Feinde  [der  Moslime]. 
Hüte  dich  vor  ihnen.  Möge  sie  GJott  verdammen.  Wozu 
lassen  sie  sich  irre  führen. 

5.  Wenn  man  zu  ihnen  sagt:  Kommt,  der  Bote  Got- 
tes will  für  euch  zu  (lott  um  Verzeihung  bitten!  drehen 
sie  ihre  Köpfe,  und  du  kannst  sehen,  wie  sie  sich  aus 
Hochmuth  wegwenden. 

6.  Sie  sind  es,  welche  sagen :  Gewährt  den  x\nhän- 
gern  des  Boten  Gottes  keine  Unterstützung  und  sie  wer- 
den ihn  verlassen.  —  Aber  Gott  gehören  die  Schätze  der 
Himmel  und  der  Erde.  Allein  die  Heuchler  begreifen 
das  nicht. 

7.  Sie  sagen:  Wenn  wir  nach  Madyna  zurückge- 
kehrt sind ,  wird  der  Edle  den  Niedrigen  vertreiben.  — 
Aber  der  Adel  kommt  Gott,  seinem  Boten  und  den  Gläu- 
bigen zu  [und  nicht  den  Heuchlern];  allein  die  Heuchler 
scheinen   dies  nicht  zu  wissen. 

Die  Beute  bestand  aus  2000  Kameelen,  5000  Scha- 
fen, Kleidern  und  Geräthen.  Ferner  wurden  200  Frauen 
von  guter  Herkunft  gefangen  genommen.  Unter  ihnen  war 
Gowayriya,  die  Tochter  des  Anführers  Härith,  welche,  wie 
Avir  bereits  wissen,  Mohammad  zur  Frau  nahm.    Die  Kleider 


')  Weil  (,'aylia,  Schrei,  sonst  in)  Koran  für  Sturm  zur  Vertil- 
gung der  Ungläubigen  steht,  bat  man  es  zwcckmäfsig  gefunden,  wäh- 
rend dieses  Feldzuges  einen  heftigen  Sturmwind  wehen  zu  lassen. 
Als  der  Prophet  gefragt  wurde,  was  er  bedeute,  sagte  er:  Er  be- 
deutet den  Tod  eines  der  Häupter  der  Heuchler,  nämlich  des  Ju- 
den Rofä'  aus  dem  Stamme  Kaynoka,  welcher  in  Madyna  gestorben 
ist  (Taymy  S.  375). 

Solche  exegetische  Legenden  gewannen  in  kurzer  Zeit  selbst- 
ständiges Leben  und  wurden  auch  von  Leuten  nacherzählt,  welche 
die  betreffende  Korunsteile  anders  auffalsten. 


195 

und  Gerätlie  wurden  versteigert,  die  übrige  Reute  verloost 
und  zehn  Schafe  wurden  in  der  Theilung  zum  Werthe  von 
einem  Kameele  angeschlagen. 

Auf  diesem  Feldzuge  ereignete  sich  das  Liebesaben- 
teuer der   'Ayischa. 

Weder  Abu  Sofyän  noch  Mohammad  vergafsen  das 
nach  der  Schlacht  von  Ohod  verabredete  Stelldichein,  wel- 
ches »über's  Jahr«  ^)  zu  Badr  stattfinden  soll.  Die  An- 
strengungen   des  Abu  Sofyan,    eine  Armee    zusammen    zu 


•)  Im  Original:  Jj.:>l  ^J^\.  J^c  Die  Bestimmung  der  Zeit  wirft 
einiges  Licht  auf  die  Zeitrechnung  der  alten  Araber.  Nach  Ibn  'Ayidz 
wurde  die  Schlacht  von  Ohod  am  Samstag  den  11.  Schawwäl  A.  H.  3 
gefochten.  Es  war  dies  ein  Mittwoch.  Ibn  Sa'd  sagt  am  7.  des- 
selben Monats.  Dies  war  ein  Samstag  und  entspricht  dem  23.  März 
625.  Einige  verlegen  die  Schlacht,  wie  im  'Oyün  behauptet  wird, 
in  die  Mitte  des  Schawwäl,  also  auf  den  30.  März.  Wenn  nun 
„über's  Jahr"  zwölf  Lunationen  bedeutet,  d.  h.  wenn  die  Araber 
nach  reinen  Mondjahren  rechneten,  hätte  das  Stelldichein  wieder  im 
Schawwäl  stattfinden  sollen.  Dies  war  aber  nicht  der  Fall,  folg- 
lich hat  der  Ausdruck  eine  andere  Bedeutung.  Nach  Ibn  Ishäk 
und  Ibn  'Okba  (bei  Halaby  fol.  203  v.)  begab  sich  Mohammad  schon 
im  Schabän,  also  einen  Monat  vor  dem  Schawwäl  dahin,  und  nach 
Wäkidy  und  Balädzory  (Ansah  alaschräf)  war  der  erste  Dzü-lka'da 
(4.  April  626)  der  Tag.  Da  Wäkidy  tiefer  in  die  Sache  eingeht, 
halte  ich  seine  Angabe  für  richtig. 

Nach  Halaby  bedeuteten  die  Worte  des  Abu  Sofyän:  „Wir  tref- 
fen uns  übers  Jahr  zu  Badr"  soviel,  als:  bei  der  nächsten  Messe 
von  Badr.  Es  ist  bereits  gesagt  worden,  dafs  zu  Badr,  welches  auf 
der  Strafse  nach  Syrien  liegt,  jährlich  Markt  gehalten  wurde,  wel- 
cher vom  1.  bis  8.  Dzü-lka'da  dauerte  (vergl.  Wäkidy  fol.  93;  Ibn 
Sa'd  fol.  HO;  Baghawy,  Tafs.  3,  166  und  Balädzory  a.  a.  O.).  Gleich- 
zeitig fing  die  Messe  von  Okätz  an,  welches  auf  der  Strafse  nach 
Qan'ä  in  Yaman  liegt  und  ungefähr  ebensoweit  von  Makka  entfernt 
ist  als  Badr.  Diese  Märkte  standen  mit  dem  Pilgerfeste  in  Verbin- 
dung (vergl.  Wüstenfeld  Chron.  von  Makka  Bd.  1  S.  129).  Wenn 
das  Pilgerfest  wirklich  zehn  Tage  nach  dem  Neumond  der  Früh- 
lings-Tag-  und  Nachtgleiche  gefeiert  wurde,  so  fiel  es  im  J.  626 
auf  den   13.  April.    „Ueber's  Jahr"*  bedeutet  also  hier  weder  Mond- 

13* 


196 

bringen,  hatten  nicht  den  er\vünschten  Erfolg,  und  er  suchte 
daher  nach  einem  Ausweg:  Einem  jeden  Reisenden  der 
nach  Madyna  ging,  beschrieb  er  die  ungeheuren  Rüstun- 
gen, die  er  gemacht  habe,  und  die  Anzahl  von  Kriegern, 
welche  an  diesem  Zuge  Theil  nehmen  würden.  Als  die 
festgesetzte  Zeit  nahte,  sah  er  sich  nur  von  2000  Mann 
und  50  Pferden  umgeben.  Er  rückte  nach  Maganna,  bei 
Marr- Tzahrän,  eine  leichte  Tagereise  von  Makka  vor,  wo 
eine  Messe  gehalten  \vurde,  die  zwanzig  Tage  vor  dem 
Pilgerfeste  begann.  Hier  traf  er  den  Aschga'iten  No'aym 
und  er  erzählte  ihm,  dafs  sicli  Mohammad  durch  die  Gerüchte 
seiner  Üebermacht  nicht  habe  abhalten  lassen,  sein  Wort 
zu  lösen  und  schon  marschbereit  sei.  Abu  Sofyän  ver- 
sprach ihm  zwanzig  Kameele,  wenn  er  in  aller  Eile  zu  den 
Moslimen  reisen  und  sie  von  ihrem  Vorhaben  abwendig  ma- 
chen wolle  ^).  Er  nahm  die  Mission  an.  In  Madyna  an- 
gekommen, sagte  er:  Ich  habe  so  eben  die  Heiligthümer 
besucht  und  nar  erstaunt  über  die  zahllose  Menge  von 
Menschen,  Pferden,  Kameelen  und  Wallen,  welche  die  Ein- 
wohner zusammengebracht  haben.   Es  Aväre  Wahnsinn,  wenn 


noch  Sonnenjahre,  sondern  der  Ausdruck  bezieht  sich  auf  den  Fest- 
kalender, und  Dzü-Ikada  ist  überhaupt  die  dem  Feste  vorherge- 
hende Lunadon. 

Zur  Zeit  der  Jahrmärkte  und  des  Pilgerfestes  war  es  so  viel 
leichter,  die  Leute  zusammenzubringen,  als  in  einer  andern  Jahres- 
zeit, dafs  die  beiden  gröfsern  Unternehmungen  der  Korayscbiten  gegen 
Mohammad,  welcher  mit  dem  Beispiele,  die  heiligen  Monate  zu 
roifsacliten,  vorausgegangen  ist,  it)  diese  Zeit  fallen.  Die  Schlacht 
von  Ohod  wurde  am  2d.  März  (325  gefochten  und  unsre  Ostern  war 
am  31.  März;  Madyna  wurde  am  31.  März  627  belagert  und  Ostern 
war  am  5.  April.  Wenn  die  Badrschlacht  in  derselben  Zeit  geschla- 
gen wurde  (10.  März  624,  Ostern  war  am  Ib.  April),  so  ist  dies 
nicht  ganz  zufällig,  denn  die  Karawane  eilte  zu  den  Märkten  nach 
der  Heimath  zurück. 

')  Icii  folge  hier  dem  Berichte  des 'Ikrima  und  Mogälid  (bei 
Baghuwy),  welche  sich  mit  Recht  Kor.  3,  ig6  ff.  auf  diesen  Krieg  be- 
ziehen. Nach  Wäkidy  schickte  Abu  Sofyän  den  No'aym  von  Makka 
zu  den  Moslimen;  es  ist  aber  ein  Widerspruch  in  seiner  Erzählung. 


197 

ihr  unter  diesen  Verhältnissen  euren  Feinden  auf  ihrem 
eigenen  Terrain  und  zur  Zeit  der  Blesse,  zu  der  sich 
Schaaren  von  Menschen  versammeln  und  ihnen  beistehen, 
die  Spitze  bieten  Avolltet.  Ihr  würdet  bis  auf  den  letzten 
Mann  aufgerieben. 

Die  Moslime  \\aren  mit  Schrecken  erfüllt  und  riethen  dem 
Propheten  zu  Hause  zu  bleiben.  Omar  aber  stellte  ihm  vor, 
dafs  er  sich  Angesichts  von  ganz  Arabien  beschäme,  wenn 
er  sich  nicht  stelle.  Er  entschlofs  sich  also  auszurücken. 
Es  folgten  ihm  1500  Gläubige  mit  10  Pferden.  Sie  er- 
reichten Badr  am  festjjesetzten  Tae;e.  Abii  Sofyän  aber 
war  in  Moganna  geblieben,  und  da  ihm  seine  List  niclit 
geglückt  war  und  er  auch  keine  Aussicht  hatte,  die  Moslime 
zu  besiegen,  zog  er  von  dort,  als  die  zehntägige  Messe 
vorüber  war,  also  ungefähr  zur  selben  Zeit,  zu  der  Älo- 
hammad  in  Badr  eintraf,  friedlich  nach  Makka  zurück.  Viele 
Moslime  hatten  Waaren  mitgebracht  und  machten  glänzende 
Geschäfte.  Nach  Wakidv  ge^vannen  sie  100  Proc.  und 
nach  den  Exegeten  (vergl.  Mawähib  S.  141)  gar  200  Proc, 
was  wohl  eine  Uebertreibung  ist,  um  den  Koränvers  3,  i(5b 
glänzend  zu  rechtfertigen  ^). 

Tm  den  Schandfleck  auszuwaschen,  fing  nun  Abu  vSo- 
fyän  allen  Ernstes  an,  zu  rüsten.  Er  ging  von  Haus  zu 
Haus  Geld  zu  sammeln,  ächtete  in  der  oifentlichen  Mei- 
nung Diejenigen,  Avelche  keine  Bereitwilligkeit  zeigten,  bei- 
zusteuern und  nahm  von  Niemandem  weniger  als  eine  Unze 
Goldes.  Dies  waren  die  Vorbereitungen  zur  Belagerung 
von  Madyna,  welche  wir  wenige  Seiten  weiter  unten  be- 
sprechen werden. 


')  Merkwürdig  ist,  dafs  in  den  Traditionen  über  diesen  Krieg 
und  Jahrmarkt,  aber  nicht  in  andern  Fällen,  Badr-al-(;afrä  statt  ein- 
fach Badr  vorkommt.  Cafrä  ist  der  Name  der  Gegend,  in  welcher 
Badr  liegt.  Der  Ausdruck  ist  schon  früh  mifsverstanden  worden, 
und  wie  Balädzory  berichtet,  sagten  einige  Traditionisten  Badr  al- 
90ghrä,  welches  vielleicht  den  Sinn  haben  sollte:  der  kleine  Feld 
zug  nach  Badr. 


198 

Ein  Mann  aus  dem  Nagd  brachte  Waaren  auf  den 
Markt  der  Nabathäer  zu  Madyna  und  erzählte,  die  Stämme 
Anmär  und  Thalaba  ^)  ziehen  Truppen  zusammen,  um 
euch  anzugreifen,  ihr  aber,  Avie  ich  sehe,  machet  keineVor- 
bereitungen  und  lebt  in  tiefem  Frieden.  Als  der  Prophet 
diese  Nachricht  vernahm,  sammelte  er  vier-  oder,  nach  An- 
deren, sieben-  oder  achthundert  Mann  und  unternahm  ei- 
nen Kriegszu«?  gegen  sie.  Er  begab  sich  nach  dem  Eng- 
pals  und  von  da  in  das  Schokrathal,  von  wo  aus  er  kleine 
Abtheilungen  sandte,  die  (Jegend  zu  rekognosciren.  Am 
Abende  kehrten  sie  zurück  mit  der  Nachricht,  dafs  sie  zwar 
keinen  Feind  getroffen,  alter  wohl  Spuren  gefunden  haben, 
welche  anzeigen,  dafs  sich  die  Leute  kurz  vorher  an  die- 
sen Orten  aufgehalten  haben.  Mohammad  rückte  zu  ihren 
Lagerplätzen  vor  und  fand  nur  einige  Frauen,  welche  er 
gelangen  nahm  '^).  Die  Nomaden  hatten  auf  den  benachbar- 
ten Anhöhen  eine  vortheilhafte  Stellung  eingenommen  und 
waren  so  nahe,  dafs,  als  die  Zeit  des  Gottesdienstes  kam, 
die  Hälfte  der  Moslime  mit  den  Waffen  in  der  Hand,  ge- 
gen den  Feind  gekehrt,  Wache  halten  mufsten,  während 
die  andere  Hälfte,  gegen  die  Kaba  gekehrt,  das  Gebet  ver- 
richtete; als  diese  die  erste  Prosternation  gemacht  hatte, 
wendete  sie  sich  gegen  den  Feind  und  die  andere  drehte 
sich  gegen  die  Kaba  und  verrichtete  dieselben  Ceremonien. 
So  wechselten  sie  ab  bis  das  Gebet  vollendet  war.  Diese  Art, 
den  (Jottesdienst  zu  lialten,  nennt  man  das  Gefahr- Gebet, 
und  sie  war  darauf  berechnet,  auf  die  Feinde  einen  F^ndruck 
zu  machen  und  die  Gläubigen  durch  die  strikte  Disciplin  in 
religiösen  Beobachtungen  zu  erbauen.  Es  kam  zu  keinem 
Gefecht  und  Mohanimad  traf  nach  einer  Abwesenheit  von 
fünfzehn  Tagen   wieder  in   Madyna  ein. 

')  Nach  Ibn  Ishak:  Moharib  und  Tha'laba  von  den  Ghatafaniten. 

')  Die  Lagerplätze  waren  in  Dzüt  alrika,  d.  h.  in  der  weifs, 
roth  und  schwarz  gefleckten,  felsigen  Gegend.  Sie  ist  bei  Nochayl, 
zwischen  Schokra  und  Sa'd ,  welches  drei  Tage  von  Madyna  und 
dreifsig  Meilen  von  Kadyd,  auf  dem  Wege  nach  Fayd  liegt. 


199 

Wer  von  «1er  Miinduno^  des  Tis'ris  in  gerader  Ricbtuns: 
nach  der  JNordspitze  des  Ivotlien  IMeeres  reist,  lolgt  last 
i^enau  dem  dreifsigsten  Parallelkreise  und  hat  einen  Marsch 
von  200  Stunden.  Sein  Wei;-  liilirt  ihn  zuerst  über  tiefen 
Sand,  dann  über  steinigen  Boden.  Wasser  hndet  er  fast 
nirgends  und  Vegetation  höchst  selten,  docli  in  der  Mitte 
stöfst  er  auf  eine  Senkung,  >velche  einen  Halbkreis  bil- 
det, von  500  Fufs  hohen  Felsen  einer  Steinart,  welche  im 
Arabischen  Gandal  genannt  wird,  umgeben  ist,  und  Quellen, 
Oiärten  und  Felder  besitzt  und  die  allerschönsten  arabi- 
schen Pferde  liefert.  Sie  wird  die  Duma  (die  Stille,  Si- 
chere) von  Gandal  genannt,  zum  Lnterschiede  von  dem 
nördlicher  gelegenen  Diuua,  welches  Wetzstein  besuchte, 
und  eines  oder  zweier  anderer  Orte  dieses  Namens.  Wal- 
lin fand  dort  syrische  Bauart  und  syrische  CiviÜsation.  In 
der  Bibel  Avird  Duma  ein  Sohn  des  Ismael  geheifsen, 
d.  h.  die  Einwohner  wurden  zu  den  Ismaeliten  gerechnet. 
Zur  Zeit  des  Mohammad  lebte  ein  südarabischer  Volks- 
stamm: die  Kalbiten  in  l)üma:  die  Herrschaft  war  aber 
in  den  Händen  des  Ükaydir,  eines  Spröfslinges  des  mäch- 
tigen Geschlechtes  Kinda.  Es  ist  anzunehmen,  dafs  nicht 
lange  vor  Anfano-  unserer  Zeitrechnung  eine  mächtige  V  öl- 
kerwanderung  von  Yaman  gegen  Norden  stattfand  und  die 
Ismaeliten  verdrängt  wurden.  In  den  meisten  fruchtba- 
ren Orten,  in  Madyna,  in  Arabia  Petraea ,  auf  dem  Scham- 
mar- Gebirge,  finden  wir  südarabische  Stämme,  die  noch 
eine  deutliche  Erinnerung  an  ihren  Ursprung  hatten.  Selbst 
in  Damaskus  thaten  sie  unter  Heraclius  Garnisondienste. 
Zur  Zeit  der  moslimischen  Eroberungen  drangen  sie,  in 
Verbindung  mit  neuen  südarabischen  Horden,  welche  sich 
unter  die  Fahnen  der  ersten  zwei  Chaylfen  stellten,  wei- 
ter gegen  Norden  vor,  und  sie  bilden  den  Kern  der  jetzi- 
gen Bevölkerung  der  Städte  von  Syrien.  \  ielleicht  dür- 
fen wir  eine  Stelle  des  Plinius  zur  Zeitbestimmung  ihrer 
ersten  Wanderung  benutzen.  Nabatheis,  sagt  er  6,  32,  Thi- 
maneos  junxerunt  veteres;  nunc  sunt  Thaueni.  Wenn  unter 


200 

den  Thaueni  die  Tayyiten  zu  verstehen  sind,  so  hätte  ihre 
Einwanderung  nach  dem  Schammargebirge  nicht  sehr  lange 
vor  seiner  Zeit  stattgefunden.  Ihre  Verwandten,  die  Kalbi- 
ten  kamen  wenigstens  eben  so  früh  in  jene  Gegenden;  denn 
wir  finden  sie  schon  von  Strabo  erwähnt. 

Zu  Duma  war  ein  grofser  Markt  und  es  fanden  sich 
viele  Kaufleute  ein,  sagt  Wakidy  fol.  97  (vergl.  Igäba  un- 
ter ]Madzki!ir),  mit  denen  eine  Anzahl  von  Bedouinen  in 
Verbindung  standen.  Der  Prophet  hörte,  dafs  sich  viel 
Volk  daselbst  versammelt  habe,  welches  sich  gegen  die  vor- 
überziehenden Kameelverniiether  Erpressungen  erlaube  und 
wohl  gar  die  Absicht  hatte,  gegen  Madyna,  welches  fünf- 
zehn JMärsche  entlernt  ist,  vorzurücken.  Er  entschlofs  sich 
daher  um  desto  lieber,  dahin  einen  Feldzug  zu  unterneh- 
men, weil  man  ihm  sagte:  Es  liegt  am  Ende  der  syrischen 
Pässe,  und  dein  Erscheinen  wird  dem  Kaiser  Furcht  ein- 
jagen. Er  miethete  den  kundigen  Führer  IMadzkür  aus 
dem  'Odzrastamme  und  liefs  ein  Aufgebot  ergehen.  Tau- 
send Moslime  versanmielten  sich  unter  seine  Fahne.  Sie 
verliefsen  die  gewöhnliche  Strafse,  verbargen  sich  des  Ta- 
ges und  marschirten  zur  JNachtzeit.  Als  sie  nur  noch  ei- 
nen Marsch  von  der  Oase  entfernt  waren,  sagte  der  Füh- 
rer: Wir  sind  jetzt  bei  ihren  Ileerden  angekommen;  blei- 
bet hier,  ich  will  vorausgehen  und  Kundschaft  einziehen. 
Er  kam  bald  wieder  mit  der  Nachricht  zurück,  dafs  er 
die  Spuren  von  den  äufsersten  Heerden  gefunden  habe. 
Die  Moslime  überfielen  sie,  zersprengten  die  Hirten  und 
bemächtigten  sich  der  Thiere.  Als  das  Volk,  welches  sich 
in  Duma  versammelt  hatte,  davon  Nachricht  erhielt,  zer- 
streute es  sich,  und  Mohainniad  campirte  auf  dem  offenen 
Platze,  welchen  es  iime  gehabt  hatte.  Er  schickte  Streif- 
corps aus,  welche  einen  Zug  Kameele  erbeuteten,  aber  es 
gelang  ihnen  nur  einen  Mann  gelangen  zu  nelimen.  Dieser 
bekehrte  sich  zum  Islam  und  Mohanunad  kehrte  nach  Ma- 
dyna zurück.  Es  scheint  nicht,  dafs  er  in  die  Stadt  von 
Dütna  eingedrungen  ist. 


201 

Auf  dem  Riick\ve*^e  erlaubte  er  dem  mächtigen  Schaych 
des  Fazarastiiiiinies,  Oyayna  I).  Hi(,'n,  seine  lleerden  bei 
Talamyn  (laglilaiiiyn?)  und  Miräd  (auf  dem  Weji;e  nach 
Rabadza),  36  Meilen  von  Madyna,  zu  weiden,  weil  in  des- 
sen Lande  üjrofse    1  rocknifs  herrsche. 

Die  Müzayna,  ein  grörstentlieils  nomadischer  Stamm, 
betrieben  besonders  Schalzucht.  Ilir  Gebiet  lag  nur  zwan- 
zis;  Meilen  von  Madyna  entfernt  und  jijrenzte  an  das  der 
(lohayna.  Es  lag  am  östlichen  Abhänge  des  Sarat- Gebir- 
ges und  enthielt  mehrere  Quellen  und  Ortschaften.  Sie 
verehrten  einen  Götzen  iNamens  Nohm.  Die  Seelenzahl 
mag  man  auf  fünf  oder  sechs  Tausend  schätzen,  wovon 
ein  Tausend  mit  dem  Propheten  vor  Makka  zogen.  Ihre 
Mutter  Älozayna,  von  der  der  Stamm  den  Namen  erhalten 
hat,  war  eine  Tochter  des  Yamaniten  Kalb,  ihr  Vater  ge- 
hörte zu  den  Chindifstämmen.  In  anderen  Worten:  es  war 
kein  reiner  Modharstamm. 

Die  Mozayniten  rühmten  sich,  der  erste  Modharstamm 
gewesen  zu  sein,  welcher  dem  Propheten  seine  Huldi- 
gung darbrachte.  Nach  dem  Berichte  eines  ihrer  Schayche 
('Abd  Allah  b. 'Amr  b.  'Awf  b.  Zayd  b.  i\Iilha,  von  seinem 
Vater,  welcher  unter  Mo'äwiya  starb)  soll  dieses  schon  im 
Monat  Ragab  A.  H.  5,  also  unmittelbar  nach  dem  Raub- 
zuge nach  Duma,  geschehen  sein,  Chozäy,  der  Priester 
unseres  Götzen  Nohm,  erzählt  er,  fühlte  das  Bedürfnifs, 
den  wahren  Gott  anzubeten.  Er  zerbrach  das  Idol,  begab 
sich  mit  einer  Anzahl  angesehener  Stamms^enossen  nach 
Madyna,  das  Glaubensbekenntnifs  abzulegen.  Einige  von 
der  Gesellschaft  erboten  sich,  in  Madyna  zu  bleiben,  aber 
der  Prophet  bat  sie,  in  ihre  Heimath  zurückzukehren,  mit 
der  \  ersicherung,  dafs  sie  dennoch  des  Verdienstes  der 
Flucht  theilliait  seien.  Es  war  dies  eine  recht  weise  Ver- 
fügung, denn  sie  konnten  dem  Islam  in  ihrer  Heimath  viel 
nützlicher  sein,  als  in  Madyna. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  sich  nicht  alle  Mo- 
zayniten zum  Islam  bekehrt  haben,  so  lernen  wir  aus  Ibn 


202 

Ishäk,  dafs  der  Dichter  Ka'b  b.  Zobayr,  ein  Mozajnite,  die- 
sen Schritt  erst  im  Februar  631  that  •)  Jedenfalls  aber 
war,  >venn  nicht  sogleich  der  thätige  Beistand,  doch  die 
Neutralität  des  Stammes  gesichert,  und  Mohammad  hatte 
nun  zwischen  Mad>na,  dem  Rothen  Meere  und  Makka  kei- 
nen Feind  mehr;  er  konnte  daher  o])ne  Gelahr  mit  seinen 
Truppen  weitere  Expeditionen  unternehmen. 

Wir  finden,  dafs  die  Kundschafter  und  Wegweiser 
meistens  Bedouinenstämmen  angehörten.  Es  geht  daraus 
hervor,  dafs  der  Islam  in  verschiedeneu  Orten  Anhänger 
fand.  Einige  von  ihnen  liefsen  sich  in  Madyna  nieder, 
andere  verheimlichten  ihre  üeberzeugung  und  blieben  in 
der  Heimath.  Diese  Leute,  wie  wenig  zahlreich  sie  auch 
waren,  leisteten  dem  Propheten  sehr  wesentliche  Dienste, 
denn  sie  benachrichtigten  ihn  über  Alles,  was  in  der  Wüste 
vorging. 

Eine  vereinzelte  Bekehrung  dieser  Art  fällt  nach  Ibn 
Sa'd  ebenfalls  in  diese  Zeit  und  wird  von  einem  angebli- 
chen Augenzeugen  in  folgenden  Worten   erzählt: 

»Eines  Tages,  als  wir  in  der  Moschee  bei  einander 
safsen,  kam  ein  Bedouine  auf  einem  Kameele  dahergerit- 
ten.  Er  machte  dasselbe  in  (^dem  Hof]  der  Moschee  nie- 
derknieen  und  band  es  an.  Dann  näherte  er  sich  uns  und 
sagte:  Ist  Mohammad  unter  euch?  Wir  antworteten:  Es 
ist  der  weifse  Mann,  der  den  Ellenbogen  auf  das  Kissen 
stützt.   Er  fragte:  Bist  du  der  Sohn  des 'Abd  al-Mottahb? 


')  Der  Mozaynite  Biliil  b.  Harith  liefs  sich  in  Madyna  nieder 
und  der  Prophet  gab  ihm  ein  Stück  Land.  Die  Schenkungsurkunde 
lautet:  Ihm  gehört  der  Dattelhain  und  die  daranstofsenden  Felder 
und  vereinzelten  Dattelbäume,  wie  auch  das  Land,  welches  durch 
künstliche  Bewässerung  urbar  gemacht  werden  kann.  Ihm  gehört 
das  Madhdha  (im  'Akyk)  nebst  den  Schöpfrinnen  (Brunnen?)  und 
Quellen,  wenn  er  es  ehrlich  meint.     Geschrieben  von  Moäwiya. 

Da  der  Schreiber  sich  erst  im  Januar  630  bekehrte,  ist  diese 
Urkunde  und  wohl  auch  die  Unterwerfung  des  Biläl  sehr  späten 
Datums.  Die  Bekehrungsgeschichte  des  Nohmpriesters  ist  wohl  eine 
Fabel. 


203 

Ja,  der  bin  ich!  antwortete  der  Prophet.  Ich  hoffe,  du 
"wirst  mir  es  nicht  lür  ungut  liahcn,  wenn  ich  dir  einige 
Fragen  vorlege,  fuhr  der  Unbekannte  lort.  Der  Prophet 
erwiderte:  Frage  was  du  immer  willst.  Kr  sj)rach:  Ich 
beschwöre  dich  bei  deinem  Herrn  und  bei  dem  Herrn  Der- 
jenigen, die  vor  dir  waren,  sage  mir,  hat  dich  Allah  zu 
allen  Menschen  gesendet i'  Mohammad  antwortete:  Bei  Gott, 
ja!  —  Er  luhr  fort:  Ich  beschwöre  dich  bei  Allah,  sage 
mir,  hat  er  dir  befohlen,  dafs  man  diesen  Monat  fasten  soll? 
Mohammad  antwortete:  Bei  Gott,  ja!  —  Ich  beschwöre  dich 
bei  Gott,  hat  er  dir  belohlen,  dafs  du  von  den  Reichen 
den  Zehent  nehmen  und  ihn  unter  unsere  Armen  verthei- 
len  sollst?  Mohammad  entgegnete  wieder:  Bei  Gott,  ja! 
Darauf  sagte  der  Unbekannte:  Ich  glaube  an  das,  was  du 
offenbarest.  Ich  bin  Dhimäm,  der  Sohn  des  Thalaba  und 
der  Bote  meines  Stammes.  Nach  dem  Zusatz  des  'x\bbäs 
bekehrte  sich  der  ganze  Stamm  bei  seiner  Rückkunft  ^). 

Zur  Zeit,  in  welcher  Mohammad  »die  Flucht«,  d.  h.  den 
Aulenthalt  in  seiner  Madyna,  zur  Verstärkung  seiner  Macht 
noch  für  unerläfslich  hielt,  kamen  neun  angesehene  'Absi- 
ten  zu  ihm  und  liefsen  sich  daselbst  nieder.  Der  Prophet 
bedauerte,  dafs  ihrer  nicht  zehn  seien,  denn  in  diesem 
Falle,  sagte  er,  würdet  ihr  ein  eigenes  Corps  mit  eigenem 
Liwä  bilden.  Um  die  Zahl  voll  zu  machen,  schlofs  sich 
ihnen  der  Taymite  Talha  b.  'Obayd  Allah  an.  Sie  wur- 
den nun  »die  Zehn«  geheifsen  und  hatten  ihre  eigene  Fahne, 
welche  später  in  hohen  Ehren  gehalten  wurde.  Während 
der  Eroberungskriege  war  nämlich  der  Stamm  der  'Absiten 


')  Dhimäm  gehörte  dem  Sa'd-Bakrstararae  an,  aus  dem  auch 
Halyraa,  die  angebliche  Amme  des  Propheten,  entsprossen  war.  Die- 
ser Stamm  lebte  östlich  von  Makka  und  bekehrte  sich  erst  mit  den 
andern  Hawäziniten  im  J.  680.  Wenn  also  der  Zusatz  des  Ihn  Ab- 
bäs  richtig  ist,  so  mufs  auch  die  Bekehrung  des  Dhimäm  um  vier 
Jahre  später  gesetzt  werden.  Allein  die  Auktorität  des  Ibn  'Abbäs 
ist  sehr  zweifelhaft,  denn  Bochäry  nennt  Anas  als  den  Bürgen  die- 
ser Tradition  und  Nasay  schreibt  sie  dem  Abu  Horayra  zu. 


204 

nicht  zahlreich  genug,  um  eine  selbststäiulige  Heeresab- 
tlieihing  zu  bilden;  es  wurden  ihm  also  andere  kleine  Stämme 
zugetheilt.  In  solchen  Fällen  hatte  jeder  Stamm  sein  eige- 
nes Liuä,  und  die  ganze  Heeresabtheilung  zusammen  ein 
Räya,  Hauptfeldzeichen.  In  der  Heeresabtheilung,  in  wel- 
che die  'Absiten  eingereiht  wurden,  nahm  man  von  dieser 
Regel  Abstand  und  ihr  Liwä,  welches  immer  von  einem 
'Absiten  getragen  wurde,  galt  zugleich  als  das  Räya  der 
stanzen  Heeresabtheilung.  Der  Fahnenträger  war  nach  da- 
maliger Sitte  zugleich  der  Anführer  seiner  Schaar.  Zur 
Zeit  des  Propheten  und  auch  bei  Kädesiya  war  das  weifse 
Liwa  der  'Absiten  in  der  Hand  des  tapferen  'Abd  Allah  b. 
Mälik  ') 

Später  (die  Zeit  läfst  sich  nicht  bestimmen,  wahr- 
scheinlich im  J.  629)  kommen  drei  'absitische  Abgeord- 
nete nach  Madyna,  um  dem  Propheten  die  l  nterwiirfig- 
keit    des   ganzen    Stammes    zu   melden.      Sie   sagten,    die 

')  Die  hervorragendste  Persönlichkeit  unter  den 'Absiten  war 
Maysara  b.  Masrük.  Als  eifriger  Moslim  begleitete  er  den  Prophe- 
ten auf  der  letzten  Pilgerfahrt  nach  Makka.  Unter  Abu  Bakr  war 
er  Zehuteinnehmer  seines  Stf-mmes.  Er  verhinderte  die  Absiten,  an 
dem  Aufstande  gegen  den  Islam  Theil  zu  nehmen  und  hatte  ein  hohes 
Commando  unter  Chälid  in  der  Eroberung  von  Syrien,  ja  er  soll 
der  Erste  gewesen  sein,  welcher  das  Thomasthor  von  Damaskus 
erstieg  (vergl.  Lees'  Ausgabe  des  Abu  Isma'yl). 

Ein  anderer  Mann  von  den  Zehn  war  Kinan  b.  Därim,  wel- 
cher ebenfalls  in  der  Eroberung  von  Syrien  (Lees  p.  216)  genannt 
wird. 

Härilh  b.  Raby'  wurde  der  Vollkommene  genannt,  weil  er  schrei- 
ben, schwimmen  und  gut  Pfeil  schiefsen  konnte.  Er  war  von  einer 
guten  Familie  und  sein  Vater,  der  sich  durch  Ritterlichkeit  auszeich- 
nete, war  ein  Freund  des  Königs  No'män  b,  Mondzir,  an  dessen 
Hof  er  mit  dem  Poeten  Labyd  in  Berührung  kam. 

Die  Uebrigen  hiefsen  Bischr  b.  Härith  b.  'Obäda  b.  Soray ;  So'ba 
b.  Zayd;  Farwa  b.  Hosayn;  Hidm  b.  Mas'ada  und  Abu  Ho<;ayn  Lok- 
man  (oder  Abu  Hosayn  b.  Lokmän).  —  Vergl.  l^aba  Bd.  1   S.  306. 

Mohammad  verwendete  einst  diese  kleine  Schaar,  einer  Mak- 
kanischen  Karawane  aufzupassen,  es  scheint  aber,  dafs  sie  keinen 
Erfolg  hatte. 


205 

Koraiikuinliffen  versiclicrn  uns,  dafs  der  (Haube  unvollstäu- 
dig  sei,  ohne  Uebersiedelung  nach  Madyna.  Wenn  dem 
so  ist,  so  verkaulen  \\\t  unser  Vieh  und  lassen  uns  mit 
unseren  Familien  bei  dir  nieder.  Der  Prophet  versicherte 
sie,  dafs  dies  jetzt  unnölhiji;  sei,  und  fragte  sie,  ob  Chälid 
b.  Sinan  Kinder  hinterlassen  habe.  Sie  antworteten,  dafs 
er  nur  eine  Tochter  hatte  und  auch  diese  gestorben  sei  '). 
Er  erklärte  daraul":  Kr  war  ein  Prophet,  aber  sein  Volk 
bat  ihn  zu  Grunde  gerichtet. 

\m  J.  627  endlich  kamen  die  Feinde  des  Islams  zur 
Ueberzeumniü',  dafs  die  herkömmliche  Art  der  Krieoliilirung 
nutzlos,  und  dals  es  ihre  Aufgabe  sei,  sich  zu  vereini- 
gen, nicht  blos  um  Blutrache  zu  üben  und  den  Schimpf, 
der  einzelnen  Familien  angethan  worden  ist,  zu  rächen, 
sondern  die  neue  Gemeinde,  welche  die  bisherige  gesel- 
lige Ordnung  zu  zerstören  drohte,  auszurotten.  Das  Ver- 
dienst, das  Bediirfnifs  der  Zeit  verstanden  und  Anderen  be- 
greiflich  gemacht  zu  haben,  gebührt  den  Juden. 

Nachdem  die  Banü  Nadhyr  aus  jMadyna  vertrieben 
worden  waren,  liefsen  sich  die  meisten  in  Chaybar  nieder. 
Die  Einwohner  dieser  Stadt,  in  deren  Nähe  wahrschein- 
lich einst  Hiob  seine  Wohnstätte  hatte,  waren  ebenfalls  Ju- 
den. Sie  waren  tapfer  und  gut  bewaffnet,  aber  nicht  von 
so  guter  Abkunft,  als  die  Nadhyriten.  Diese  gehörten  zu 
dem  edelsten  Stamme  des  jüdischen  Volkes,  und  die  Ko- 
raytziten  rühmten  sich,  Nachkommen  des  Aaron  und  der 
Hohenpriester  zu  sein.  Als  sich  die  Nadhyriten  in  Chay- 
bar  heimisch  fühlten,  begaben  sich  Hoyay  und  Kinäna  b. 
Hokayk,  welche  Juden  von  Abstammung  waren,  wie  auch 
die  Araber  Hawdza,  der  Sohn  des  Kays  aus  der  awsiti- 
schen  Familie  Chotma,  und  der  uns  bereits  bekannte  Hanyfe 


')  Nach  einer  andern  Tradition  besuchte  sie  den  Mohammad. 
Die  Legenden  über  ihren  Vater,  welcher  ein  Monotheist  war,  sind 
aus  Masüdy  bekannt.  Vollständiger  finden  wir  sie  in  der  Itjäba 
Bd.  1   S.  95ü. 


206 

Abu  'Äniir  ')  nach  Makka,  um  den  Korayscliiten  und  deren 
Bundesgenossen  einen  Kieuzzug  gegen  Älohamniad  zu  pre- 
digen. Sie  deuteten  auf  das  Pilgerfest  (d.  h.  Osterfest) 
[und  wohl  auch  auf  Engelanbetung]  und  versicherten  sie,  dafs 
die  Religion  der  Makkaner  besser  sei,  als  der  Islam.  Die 
Korayschiten  schlössen  ein  Bündnifs  mit  ihnen,  den  Mo- 
hammad gemeinschaftlich  anzugreifen.  Die  Juden  besuch- 
ten nun  verschiedene  Bedouinenstämme  und  bemühten  sich, 
selbe  für  das  rnternehmen  zu  gewinnen.  Die  Solaymiten 
liefsen  sich  sogleich  herbei,  sich  den  Korayschiten  anzu- 
schliefsen;  die  Ghataläniten  verstanden  sich  dazu,  unter  der 
Bedingung,  dafs  ihnen  ein  Jahr  die  Dattelernte  von  Chay- 
bar  überlassen  werde.  Die  Ahäbvsch  und  einzelne  Kinäna- 
stämme  wurden  von  den  Korayschiten  gewonnen. 

Der  Ausmarsch  sollte,  wie  zwei  Jahre  früher,  beim 
Ohodkriege,  unmittelbar  nach  dem  Pilgerfeste  und  den  dar- 
auf folgenden  Messen,  um  die  Mitte  April,  stattfinden.  Die 
Korayschiten  mit  Einschluls  derjenigen  Ahäbysch  und  Be- 
douinen,  welche  ihnen  folgten,  waren  4000  Mann  stark 
und  sie  hatten  300  Pferde  und  1500  Kameele.  Ihr  An- 
führer war  Abu  Sofyän,  welcher  zugleich  das  Oberkom- 
mando über  die  ganze  Armee  führte.  Sie  banden  das  Liwä 
feierlich  im  Rathhause  an  einen  Speer  und  übergaben  es 
dem  'Othmän  b.  Talha  aus  der  Familie  *Abd  aldär.  Zu 
Marr-'J'zahran,  eine  Tagereise  von  Makka,  stiefscn  die  Banü 
Solayn),  700  Mann  stark,  unter  der  Anführung  des  Sofyän 
b.  'Abd  Schams,  eines  verbündeten  des  Vaters  des  Ober- 
kommandanten, zu  ihnen;  die  Asaditen  hatten  den  Tolayha 
b.  Chowaylid  zum  P  ührer,  die  Fazariten,  welche  sämmtlich 
zujjeeren  waren,  zählten  1000  Mann  und  wurden  von  dem 
später  zu  grofser  Berühmtheit  gelangten  'Oyayna  b.  Hi(:n 
angeführt;  von  den  Banü  Aschga'  schlofs  sich  nicht  der 
ganze  Stamm  an  und  es  waren  ihrer  nur  400  Mann  unter 
Mas'iid  b.  Bochayla.     Auch    die  Banü  Morra    sollen   unter 


')    So  bei  Wäkidy  fol.  lOÜ. 


207 

Häritb  b.  'Awf  ein  Kontiiii^ent  von  400  Mann  gestellt  ha- 
ben. Zohry  beliaii|)(et  jedoch,  tlafs  sie  sich  aiil  die  \  or- 
stellung  ihres  Führers,  IMohammad  sei  unüberwindlidi,  von 
den  Korayschiten  entfernt  haben.  Uie  Juden  scheinen  nicht 
niitgefochten  zu  liaben.  Die  ganze  Armee  belief  sich  auf 
10000  Mann  und  A\ar  in  drei  Lai>er  ü;elheilt.  Weil  so 
viele  StänuDC  vereint  ^varen,  wird  sie  im  Koran  die  Armee 
der   Ahzalt,  Ethnoi,  genannt. 

Mohammad  erhielt  durch  die  ChozäMten  zeitig  Nach- 
richt von  den  Hiistungen  seiner  Feinde.  Sie  verbreitete 
allgemeinen  Schrecken  in  Madyna,  die  EiuAvohner  zitterten 
wie  Kspenlaub,  es  verging  ihnen  Hören  und  Sehen,  und 
sie  konnten  kaum  athmen  vor  Angst.  Obschon  ihnen  der 
Prophet  den  endlichen  Sieg  über  alle  Hindernisse  verspro- 
chen hatte,  verloren  sie  schon  beim  Gedanken  an  diese 
ungeheure  Armee  alles  Vertrauen  auf  ihn  und  auf  Gott; 
denn  sie  hielten  es  für  eine  reine  Unmöglichkeit,  Yathrib 
gegen  sie  behauplen  zu  können  (Kor.  33,  lo-i'i),  t]s  lag 
auf  der  Hand,  dals  man  einer  solchen  Macht  nicht  entge- 
gengehen und  sie  auf  offenem  Felde  angreifen  konnte.  Man 
mufste  sich  auf  die  Vertheidigung  der  Stadt  beschränken; 
aber  es  war  immer  noch  die  Frage,  wie  sie  geführt  wer- 
den soll.  Das  Sicherste  Aväre  ge^vesen,  sich  in  die  befe- 
stigten Häuser  und  Ihürme  zurückzuziehen  und  von  den 
Dächern  und  Terassen  zu  kämpfen  Aber  die  Kräfte  wä- 
ren dadurch  zersplittert  worden,  und  es  war' vorauszusehen, 
dafs  in  der  Stimmung,  welche  unter  den  j^Heuchlern«  vor- 
herrschte, diese  sich  ohne  grofsen  Widerstand  ergeben  hät- 
ten und  vom  Glauben  abgefallen  wären  (Kor.  33,  14).  Für 
die  aufrichtigen  Moslime  wäre  es  dann  unmöglich  gewesen, 
sich  zu  behaupten.  Ein  Gassenkampf  würde  zu  denselben 
Resultaten  geführt  haben;  denn  die  Schwachgläubigen  hat- 
ten  sich  bald  von  den  Gassen  in  die  Häuser  und  Thürme 
geflüchtet.  Glücklicher  Weise  war  ein  verschmitzter  Per- 
ser, Salmän,  unter  den  Moslimen,  welcher  einen  vortreff- 
lichen \  orschlag  niachte.    Wenn  wir  uns  gegen  Kavallerie 


208 

zu  vertbeidigen  haben,  sagte  er,  als  Mohammad  Kriegsrath 
hielt,  so  verschanzen  Avir  uns  hinter  einem  Graben.  Ich 
rathe  euch  bei  dieser  Gelegenheit,  diese  Art  von  Kriegs- 
führuno;  anzuwenden  und  ein  verschanztes  Lager  zu  bilden. 
Sein  Vorschlag  fand  allgemeinen  Reifall,  und  da  die  Häu- 
ser eng  an  einander  standen,  war  er  auch  leicht  ausführbar. 
Mohammad  zos  die  Linie  um  die  vStadt,  welcher  entlang  der 
Graben  laufen  soll,  und  machte  sie  so  weit,  dafs  Platz  für 
ein  Lager  und  ein  Tummelplatz  für  den  Kampf  blieb,  ohne 
sich  in  die  Gassen  zu  vertheilen.  Jeder  Abtheilung  von 
Moslimen  wies  er  ein  Stück  des  Grabens  zum  Aufwerfen 
an.  Sie  borgten  Pickeln,  Schaufeln  und  Körbe  von  dem 
jüdischen  Stamme  Koraytza  und  schritten  zur  Ausführung 
des  Planes.  Der  Prophet  nahm  selbst  einen  Korb  und 
half  Steine  zusammen  tragen,  welche  hinter  dem  Graben 
aufgehäuft  wurden,  damit  man  sie  auf  den  Feind  schleudern 
könne:  denn  Steine  Agaren  bei  einem  Ancrriflfe  auf  eine 
Stadt  die  HauptwaiTe  der  Belagerten. 

In  sechs  Tagen  (nach  Anderen:  nach  einem  Monate) 
waren  die  Verschanzungen  fertig,  und  um  dieselbe  Zeit 
näherten  sich  die  Feinde.  Montag,  den  30.  März,  verlie- 
Isen  die  Moslime  ihre  Wohnungen  und  bezogen  das  La- 
ger, nachden)  sie  ihre  Frauen  und  Kinder  in  ihren  Thür- 
men  und  festen  Häusern  untergebracht  hatten.  Vorn  war 
ihre  Position  durch  den  Graben  geschützt,  den  Rücken 
lehnten  sie  an  den  Hügel  SaP.  Für  den  Propheten 
wurde  ein  Zelt  von  rothem  Leder  aufgeschlagen,  und  da- 
mit  ihm  die  Zeit  nicht  zu  lange  werde,  hatte  er  drei 
seiner  Frauen  ('Äyischa,  Omni  Salama  und  Zaynab  bint 
Gashch)  bestimmt,  ihm  abwechselnd  Gesellschaft  zu  leisten. 
Seine  Armee  zählte  3000  iMann.  Da  der  Krieg  ein  de- 
fensiver war,  konnten  sich  »die  Heuchler«  der  Theilnahme 
nicht  entschlagen.  Die  meisten  erschienen  im  Lager  und 
da  sie  mit  den  Zeloten  gemischt  waren,  mulsten  sie  auch 
käm|»fen.  Finige  von  ihnen  waren  jedech  sehr  lau.  So 
kamen  di»'   Banü  Harilha  zum  Propheten  und  sagten:  Kein 


209 

Stadtviertel  ist  so  sehr  dem  feinde  ausgesetzt,  als  das 
uiisrige.  Die  (Ihatafaniten  stehen  dicht  davor  und  kein 
jMensch  vertheidigt  unsere  Familien.  Erlaube  uns,  dals 
wir  hingehen  und  unsere  Häuser  gegen  ihre  Anfälle  be- 
schützen. Kr  gab  seine  Kinuilligung  und  sie  Ovaren  ge- 
rade, hocherireut,  im  HegrilVe  abzuziehen,  als  Sa  d  b.  Mo  ädz 
dazukam.  Er  sagte  zu  Mohammad:  So  oft  wir  und  sie 
in  Schwierigkeiten  waren,  haben  sie  sich  auf  diese  Weise 
benommen.  Lals  sie  nicht  gehen,  sondern  halte  sie  zum 
Kampfe  an.  Der  Prophet  befahl  ihnen  auch  im  Lager  zu 
bleiben. 

Der  noch  in  Madyna  wohnende  jüdische  Stamm  Ko- 
raytza  blieb  in  seinen  Häusern,  ob  er,  wie  bei  Ohod,  zum 
Kampfe  nicht  zugelassen  wurde,  oder  ob  er  aus  freiem  An- 
triebe neutral  blieb,  läfst  sich  nicht  bestimmen.  Das  erstere 
ist  wahrscheinlicher.  Hoyay  hatte  den  Korayschiten  verspro- 
chen, die  Banü  Koraytza  würden  sich  bei  ihrem  Annähern  zu 
ihren  (Junsten  erklären.  Er  begab  sich  auch  zu  deren  Füh- 
rern, um  sie  zum  Treuebruch  gegen  Mohammad  zu  verlei- 
ten; aber  wenn  auch  die  J'radition  Vieles  von  ihren  ver- 
rätherischen  Absichten  zu  erzählen  weifs,  so  ist  doch  ge- 
wifs,  dafs  es  bei  den  Absichten  blieb  und  dafs  sie,  wie 
günstig  auch  die  Gelegenheit  war,  es  nicht  wagten,  die 
WalTen  gegen  die  Moslime  zu  ergreifen.  Wahrscheinlich 
hatten  sogar  die  Juden  von  Chaybar  sich  nur  deswegen 
geweigert,  unter  den  Feinden  zu  kämpfen,  um  ihre  Brüder 
in   Madyna  nicht  zu  kompromittiren. 

Die  Feinde  waren  erstaunt,  als  sie  sich  der  Stadt  nä- 
herten, dieselbe  durch  einen  Graben  geschützt  und  den 
Mohanunad  in  einem  verschanzten  Lager  zu  finden.  Aul 
diese  Art,  riefen  sie  aus,  haben  die  Araber  bisher  noch 
nie  Krieg  geführt!  Auch  in  anderen  Erwartungen  fanden 
sie  sich  getäuscht.  Als  sie  bei  Ohod  kämpften,  fanden  sie 
noch  Saaten  auf  dem  Felde  und  konnten  ihre  Thiere  dar- 
auf weiden.  Diesmal  aber  hatte  die  Ernte  schon  einen 
in.  14 


210 

Monat  riiilier  begonnen  und  alles  (.Jedeicle  nar  in  die  Stadt 
in  Siclierheit  gebracht.  Sie  niursten  also  für  ihre  Pferde 
aus  weiter  Entfernung  Durra  (Büschelniais)  mit  grofsen 
Unkosten  kaufen  und  mit  vieler  Mühe  nach  dem  Lager 
transportiren.  Die  Kameele  aber  starl)en  fast  vor  Hunger. 
Sie  wufsten  sich  jedoch  bald  zu  finden  und  die  Belage- 
rung wurde  planmäfsig  geleitet.  Um  die  Gläubigen  durch 
lortgeselzte  Anstrengung  zu  erschöpfen,  vertheilten  sie  den 
Dienst  so,  dafs  stets  eine  Abtlieilung  von  allen  Seiten  die 
Stadt  berannte.  Sie  benutzten  besonders  ihre  Kavallerie, 
welche  sich,  mit  Einschlufs  der  ghatalänitischen,  auf  Tau- 
send Pferde  belaufen  haben  soll ,  zu  .diesem  Zwecke. 
Manchmal  vertheilten  sie  sich  um  die  ganze  Stadt  herum, 
dann  sammelten  sie  sich  wieder  plötzlich  an  einem  Punkte, 
als  wollten  sie  ihn  erstürmen.  Die  Moslime  eilten  zur 
Vertheidigung  herbei,  und  nun  zerstreuten  sich  die  Feinde, 
um  eine  andere  Stelle  zu  bedrohen.  So  ging  es  Tag  und 
iSacht  fort.  Den  Gläubigen  blieb  keine  andere  Wahl  als 
sich  ebenfalls  in  Corps  zu  (heilen,  welche  den  Vertheidi- 
gunsdienst  abwechselnd  unternahmen,  und  während  einige 
von  ihnen  patrouillirten,  ruhten  die  übrigen  aus,  waren 
aber  jeden  Augenblick  bereit ,  unter  die  Waffen  zu  ei- 
len. Weil  den  Juden  nicht  zu  trauen  war,  hielten  fünf- 
hundert  Mann  Wache    in    der    Stadt  ' )    und    zw  eihundert 

')  Folgende  Anekdote  zeigt,  wie  unsicher  es  in  Madyna  war 
und  beleuchtet  zugleich  den  Aberglauben  der  Zeit: 

Ibn  Aby  Sriyib,  ein  Client  des  Ilischarn  b.  Zohra,  besuchte  einst 
den  Abu  Sa  yd  Chodry.  Der  fromme  Mann,  erzählt  er,  war  gerade 
im  Gebete  vertieft,  und  ich  setzte  mich,  um  zu  warten,  bis  er  es 
vollendet  haben  würde.  Ich  hörte  ein  Gezisch  unter  seinem  Diwan 
und  siehe  da,  es  war  eine  Schlange.  Ich  wollte  sie  tödten,  aber 
Abu  Sa'yd  gab  mir  ein  Zeichen ,  davon  abzustehen  und  mich  zu 
setzen.  Darauf  sagte  er:  Siehst  du  jenes  Gemach  (bayt)  in  diesem 
Hause  (djir)?  Dort  wohnte  ein  junger  Mann,  welcher  sich,  als  Ma- 
dyna belagert  wurde,  eben  verheirathet  hatte.  Eines  Tages  bat  er 
den  Propheten ,  das  Lager  verlassen  und  seine  Frau  besuchen  zu 
dürfen.    Mohammad  ertheilte  ihm  die  Erlaubnifs,  aber  sagte:   Nimm 


211 

waren  beständig  um  das  Zelt  des  Propheten,  in  dem  Haupt- 
quartiere der  Armee,  gelagert. 

Nachdem  die  Feinde  einige  Tage  das  erwähnte  Ma- 
noeuvre  fortgesetzt  hatten,  schritten  sie  zu  einen)  (»eneral- 
angriff.  Sie  wurden  mit  Steinen  und  Pfeilen,  den  Haupt- 
watifen  der  Moslime,  empfangen,  und  es  gelang  ihnen  nicht, 
die  Schanze  zu  erstürmen.  Ein  anderes  Mal  erschallte 
von  einer  Seite  her,  wo  der  Graben  eng  und  schlecht  ver- 
theidigt  war,  ]ilützlich  der  Ruf:  Wer  will  sich  mit  mir 
schlagen?  Der  hochbejahrte  'Amr  b. 'Abd  Wodd  und  Naw- 
fal  b.  'Adb  Allah  mit  zwei  anderen  Reitern  hatten  eine 
Stelle  gefunden,  wo  der  Graben  eng  und  nicht  vertheidigt 
war.  Sie  setzten  über  denselben  und  befanden  sich  in- 
nerhalb der  Verschanzung.  Statt  für  die  übrige  Reiterei 
den  Eingang  zu  sichern  und  die  Gläubigen  zu  überrumpeln 
begingen  sie  die  unbegreifliche  Thorheit,  ihre  Bravour  zu 
zeigen  und  persönliche  Rache  zu  üben:  'Amr  war  nämlich 
bei  Badr  verwundet  worden.  'Aljy  eilte  herbei  und  hieb 
den  Greis  nach  kurzem  Kampfe  nieder;  die  Uebrigen  spreng- 
ten über  die  Schanze  und  retteten  sich,  mit  Ausnahme  des 
Nawfal,  welcher  im  Graben  erschlagen  wurde.  Die  Ko- 
rayschiten    sandten    zum   Propheten    und   hefsen  ihm  einen 


deine  Waffen  mit,  denn  ich  fürchte  die  Juden.  Er  that,  wie  ihm 
befohlen  worden  war,  und  als  er  zu  seinem  Hause  kam,  fand  er 
seine  Frau  zwischen  der  inneren  und  äufseren  Hausthüre.  Ent- 
flammt vor  Eifersucht,  richtete  er  die  Lanze  gegen  sie  und  wollte 
sie  tödten.  Halte  ein,  rief  sie  ihm  entgegen,  und  siehe  zuerst,  was 
in  deinem  Hause  ist.  Er  trat  hinein  und  erblickte  eine  Schlange 
zusammengerollt  auf  seinem  Bette.  Er  stach  ihr  den  Speer  durch 
den  Kopf  und  pflanzte  ihn  vor  dem  Hause  auf,  während  sie  sich 
darum  wand.  Der  junge  Mann  aber  fiel  zu  Boden  und  starb  noch 
vor  der  Schlange.  Wir  erzählten  den  Vorfall  dem  Propheten  und 
ersuchten  ihn,  für  das  Seelenheil  des  Verstorbenen  zu  beten.  Thut 
das,  antwortete  er,  aber  wisset,  dafs  es  in  Madyna  Ginn  (Schlan- 
gen) giebt,  welche  sich  zum  Islam  bekehrt  haben.  Wenn  ihr  nun 
einen  Ginn  sehet,  so  wartet  drei  Tage;  hat  er  sich  dann  nicht  ent- 
fernt, so  tödtet  ihn,  denn  er  ist  ein  Satan. 

14* 


212 

liohen  Preis  lür  die  Leiche  fies  Naulal  bieten.  Er  aber 
sagte:  Dieses  Eselsaas  hat  keinen  Werth,  unri  er  verablolote 
sie  ohne  etwas  dafür  zu  nehmen.  Der  grofse  Feldherr 
Amr  b.  'Ac,  welcher  später  den  Uvzantinern  Egvpten  ent- 
rifs,  wollte  die  schwache  Stelle  besser  benutzen  und  kam 
mit  hundert  Reitern,  um  in  die  Stadt  einzudringen.  Osayd 
b.  Hodhavr,  welcher  die  Wache  hatte,  bemerkte  zu  rech- 
ter Zeit  dessen  Dewegnng  und  trieb  ihn  zurück.  Darauf 
bejirab  sich  Siiiman,  der  Inuenieur  des  Mohammad  mit  meh- 
reren  Muslimen  dahin  und  gab  dem  Graben  die  gehörige 
Weite  und  Tiefe.  Ein  anderes  Mal  richteten  'Amr  und  der 
verwegene  und  geniale  Chalid  ihren  Angrill  aut  «las  Zelt 
des  Propheten.  Die  l)ogenschützen  erütlneten  den  Kampf 
und  suchten  die  Moslime  zurückzutreiben.  Wenn  ihnen  dies 
auch  nicht  gelang,  so  verursachten  ihre  wohl  gezielten 
Pfeile  doch  grofse  \  erwirrung  im  moslimischen  Lager.  Die 
Reiterei  rückte  nun  zum  Sturme  vor,  aber  die  \  ertheidi- 
ger  hatten  sich  unterdessen  gesammelt  und  es  gelang  ihnen, 
den  Anurrür  mit  ü:länzendem  Erfolge  zurück  zu  schlajiren. 
Dies  war  der  blntij»ste  Kampf  während  der  ganzen  !)ela- 
gerung  und  Sa  «I  b.  Moadz,  einer  der  eiirigsten  Häuptlinge 
der  Ancärer,  wurde  dabei  schwer  verwundet. 

Die  Moslime  wurden  Tai^  und  Nacht  im  Atliem  er- 
halten  und  waren,  als  die  Helageiung  schon  länger  als  zehn 
i'age  gedauert  hatte,  ganz  erschcipft.  Der  Pro|)het  Hellte 
zu  («Ott  und  sprach:  »Ich  beschwöre  dich  hei  dem  mir 
gewährten  Bunde  und  Versprechen:  hilf  uns,  sonst  wirst 
du  von  Niemandem  auf  Erden  angehetet ! «  Selbst  durch 
diese  Drohung  liels  sich  der  liebe  (jott  nicht  bewegen, 
Wunder  zu  wirken.  Mohammad  schickte  daher  zu  den 
Führern  der  Ghatafiiniten,  'O^ayna  und  Härith  b.  'Awf,  und 
sagte:  Ich  gebe  euch  ein  Drittel  der  Dattelernte  von  Ma- 
dyna,  wenn  ihr  eur«;  Kampljgenossen  im  Stiche  lasset.  Sie 
forderten  die  Hälft«',  aber  M<»hammad  bestand  darauf,  dafs 
si(^  sich  mit  dem  Drittel  begnügen  sollten.  Sie  gingen 
diuiMil  ein.    JSachdem  sie  das  Lager  verlassen  hatten,  kamen 


213 

sie  mit  zehn  Männern  aus  ihrem  Stamme  zuiiick,  um 
(ien  Kontrakt  abzuschhelMMi.  Sie  trafen  den  l*roj)heten; 
es  war  eine  INM'gamentroIle  und  Tinte  in  Bereitschaft, 
und  der  schöne  'Othmän  schickte  sich  an,  das  Dokument 
zu  schreiben.  Da  trat  zulälliii,-  Osayd  b.  Hodhayr  in  das 
Zelt,  und  ohne  zu  wissen,  was  vorging,  bemerkte  er,  daCs 
'Oyayna,  welcher  vor  Mohammad  safs,  übermüthig  die  Beine 
gegen  diesen  ausstreckte.  Er  rief"  ihm  zu:  So  benimmt 
man  sich  nidil  vor  dem  («esandten  Gottes.  Wenn  mich 
nicht  die  l^hrlurcht  vor  ihm  zurückhielte,  so  uiirde  ich 
dich  mit  diesem  Speere  durchbohren.  Als  er  erfahren 
hatte,  um  was  es  sich  handle,  sagte  er:  0  Prophet,  wenn 
dir  (Jott  befohlen  hat,  einen  solchen  \  ertrag  zu  schliefsen, 
so  thue  es;  wenn  es  aber  deine  persönliche  Eingebung  ist, 
so  wisse,  dafs  wir  entschlossen  sind,  den  Feinden  nichts 
zu  bieten  als  das  Schwert.  Mohammad  schwieg  und  liefs 
die  beiden  Sa'de  (Sad  b.  Mo'adz  und  Sa'd  b. 'Obäda)  ru- 
fen, auf  deren  Rath  er  ganz  besonderes  Vertrauen  setzte. 
Sie  sprachen  sich  in  demselben  Sinne  aus,  wie  Osayd: 
nicht  einmal  als  wir  Heiden  waren,  haben  wir  uns  je  er- 
niedriget, den  Feinden  ein  solches  Zugeständnifs  zu  ma- 
chen; wir  werden  uns  nicht  dazu  herbeilassen,  seitdem 
uns  Gott  durch  den  Islam  verherrlicht.  Einer  von  ihnen 
nahm  dann  die  Rolle  und  zerrifs  sie  mit  Einwilligung  des 
Mohammad. 

Die  Bereitwilligkeit  der  Ghatafäniten  zu  unterhandeln, 
erfüllte  die  Korayschiten  mit  Mifstrauen  gegen  sie.  Sie 
hatten  blos  auf  die  Einladung  ihrer  Bundesgenossen ,  der 
Juden,  die  Waffen  ergriffen,  und  es  lag  ihnen  wenig  daran, 
ob  die  moslimische  Macht  wachse.  Ihr  einziger  Zweck 
war.  Beute  zu  machen,  und  da  ihre  Pferde  und  Kameele 
wegen  Futtermangel  ganz  heruntergekommen  waren,  hat- 
ten sie  keine  Lust,  die  Belagerung  fortzusetzen. 

Der  Jude  Hoyay,  welcher  diesen  grofsartigen  Angriff 
heraufbeschworen  hatte,  machte  einen  letzten  Versuch,  die 
Armee  der  Verbündeten  zu  einem  allgemeinen  Angriffe  zu 


214 

vermögen.  Zugleich  bemühte  er  sicli,  «lie  Banü  Koraytza 
zu  bestimmen,  in  der  Stadt  das  Schlachtgeschrei  zu  erhe- 
ben und  die  Moslime  im  Rücken  anzufallen.  Wenn  sein 
Plan  mit  einigem  JMuthe  ausgeführt  ^vorden  wäre,  so  hät- 
ten die  tiläubiüren  erlie";en  müssen.  Aber  er  scheiterte  an 
der  Zaghaftigkeit  seiner  Glaubensbrüder.  Wenn  der  An- 
grifT  fehf  schlägt,  sagten  sie,  so  ziehen  die  Bundestruppen 
ab  und  Mohammad  wird  sich  bitter  an  uns  rächen.  Wir 
könnten  nur  unter  der  Bedingung,  dafs  die  Verbündeten 
uns  Geifseln  geben  bis  an's  Ende  mit  uns  auszuhalten,  uns 
dazu  verstehen,  die  WafTen  zu  ergreifen.  A  erweigern  sie 
uns  ein  solches  Unterpfand,  so  ist  es  besser,  wir  bleiben 
unserem  (Bündnisse  mit  Mohammad  treu  imd  verhalten  uns 
ruhig  '). 


')  Mohammad  beschuldigt  die  Banü  Koraytza  im  Kor.  33,  26, 
die  Feinde  unterstützt  zu  haben,  und  macht  es  somit  seinen  Bio- 
graphen zur  Pflicht,  Belege  zu  liefern.  Ich  zweifle  nicht,  dafs  ihr 
Benehmen  sehr  zweideutig  war.  Allein  was  Ibn  Ishäk  S.  680  und 
Wäkidy  fol.  116  von  den  Intriguen  des  No'aym  sagen,  ist  gewifs  reine 
Erfindung.  Wir  haben  mehrere  Versionen  dieser  Erzählung,  wovon 
die  des  Zohry  im  off"enen  Widerspruch  mit  der  später  zur  Geltung 
gekommenen  steht.  Die  Banü  Koraytza,  heifst  es  in  dieser  Version, 
liefsen  dem  Abu  Sofyän  sagen:  Mache  einen  Angriff,  und  wir  wol- 
len dir  im  Innern  der  Stadt  beistehen.  Der  Ghatafänite  No'aym, 
welcher  mit  dem  Propheten  heimlich  verbündet  war,  hörte  dies  und 
eilte  zu  ihm,  um  ihm  diese  Nachricht  zu  überbringen.  Mohammad 
antwortete:  Ich  habe  den  Juden  befohlen,  so  zu  handeln.  No'aym 
war  ein  Mann,  der  Alles,  was  er  hörte,  ausplauderte.  Er  machte 
sich  auf,  um  zu  seinen  Leuten  zurückzukehren.  Kaum  hatte  er  sich 
aber  entfernt,  als  ihn  Mohammad  zurückrufen  liefs  und  zu  ihm  sagte: 
Wiederhole  die  Worte,  die  ich  dir  gesagt  habe,  bei  Leibe  nicht  vor 
Abu  Sofyän.  No'aym  aber  erzählte  dem  korayschitischen  Führer 
nicht  nur,  dafs  die  Juden  auf  Befehl  des  Propheten  handeln,  sondern 
auch,  dafs  Mohammad  ihm  verboten  habe,  es  bekannt  zu  machen. 
Abu  Sofyän  hielt  sich  für  verrathen  und  liefs  den  Juden  sagen ,  er 
wolle  sich  nur  unter  der  Bedingung,  dafs  sie  Geifseln  in  sein  La- 
ger schickten,  herbeilassen,  einen  allgemeinen  Angriff  auf  die  Stadt 
zu  machen.     Sie  würden  sich  dazu  verstanden  haben,  aber  es  war 


215 

Wie  sehr  nucli  die  Interessen  aller  Parteien,  selbst 
der  Nomaden,  an!  dem  Spiele  standen,  und  wie  vernünftig 
der  JMan  auch  angelegt  Avar,  so  wollte  doch  keine  Par- 
tei es  zu  einer  Schlacht  kommen  lassen,  theils  \\e\\  sie 
sich  einander  nicht  trauten,  theils  aher,  weil  es  ihnen 
etwas  ganz  Fremdes  war,  einen  massenhaften  Angril!"  auf 
Leben  und  Tod  zu  machen.  Nachdem  sie  die  Stadt  zwei 
Wochen  vergebens  belagert  hatten,  erhob  sich  ein  furcht- 
barer Sturmwind;  der  Aulenthalt  wurde  ebenso  lästiff  als 
unfruchtbar  und  die  (ihatafäniten  packten  ihre  Kameele. 
Abu  Sofyän  war  unter  den  Makkanern  der  erste,  welcher 
seinen  Dromedar  bestieg  und  sich  reisefertig  machte.  Der 
Abzug  wurde  in  bester  Ordnung  ausgeführt:  die  Kavallerie 
deckte  regelrecht  den  Rücken,  während  das  Fufsvolk  und 
die  Lastthiere  abzogen,  und  bildete,  bis  die  ganze  Mann- 
schaft in  Sicherheit  war,  den  Nachtrab.  Die  Zahl  der  Tod- 
ten  zeigt  am  besten,  wie  hoch  diese  muthigen  Krieger  das 
Leben  schätzten:  von  den  Moslimen  fielen  sechs  Mann,  von 
den  Heiden  wurde  einer  tödtlich  verwundet,  und  wenn 
'Arar  und  NaAvfal  nicht  die  Thorheit  beijanoren  hätten, 
sich  in  einen  Zweikampf  einzulassen,  wäre  gar  Keiner  von 
ihnen  auf  dem  Schlachtfelde  geblieben. 

Nordöstlich  von  Madyna,  gegen  Chaybar  hin,  wohnte 


gerade  Sonnabend,  und  sie  erklärten,  dafs  sie  am  Sabbath  sich  je- 
des Geschäftes  enthielten.  Das  bestärkte  die  Heiden  in  ihrem  Mifs- 
trauen. 

Wahr  ist,  dafs  No'aym  die  Unterhandlungen  zwischen  Moham- 
mad und  den  Ghatafäniten  einleitete  und,  nachdem  sie  zu  keinem 
Resultate  geführt  hatten,  zwischen  den  Korayschiten  und  Ghatafä- 
niten Mifstrauen  stiftete,  bis  sie  abzogen  (Zohry  und  Ibn  Aby  Na- 
gyh  bei  Ibn  Sad  fol.  113  v.).  Daraus  scheinen  obige  und  ähnliche 
Dichtungen  entstanden  zu  sein. 

Auch  andere  Erzählungen  über  die  Treulosigkeit  der  Juden,  wie 
die  des  Wäkidy  fol.  109  und  des  Ibn  Ishäk  S.  689  —  690,  übergehe 
ich,  weil  ich  sie  für  unbegründet  haltCj  und  begnüge  mich  mit  der 
Behauptung :  in  der  Haltung  der  Banü  Koraytza  erblickten  die  Mos- 
lime  Gefahr,  aber  ein  offener  Treubruch  liegt  nicht  vor. 


216 

der  zum  Theil  nomadische,  zum  Theil  Ackerbau  treibende 
Stamm  Aschga.  Er  besafs  zwei  oder  drei  Dörfer  und 
lebte  so  nahe  beim  Nofüd,  dafs  er  die  Kanieele  in  jene 
üppigen  Weiden  treiben  konnte.  Das  Milslingen  des  An- 
griffes der  vereinigten  Heere  aut  Madyna  zeigte  ihm,  w\e 
furchtbar  ihre  Nachbaren  seien,  und  er  fand  es  räthlich, 
einen  Friedensvertrag  mit  ihnen  abzuschliessen.  Es  kamen 
also  hundert  Aschgaiten  nach  Madyna,  um  dem  Prophe- 
ten ihre  Unterwürfigkeit  und  ihren  Uebertritt  zum  Islam 
anzuzeigen  ').  An  der  S|)itze  stand  Masüd  b.  Rochayla, 
der  sie  in  die  Schlacht  geführt  hatte.  Sie  waren  in  den 
wSchi'b  SoT  gelagert.  Der  Prophet  ging  zu  ihnen  hinaus 
und  befahl,  sie  mit  Datteln  zu  versehen.  Sie  sprachen: 
Kein  Modharstamni  ist  dir  näher,  als  Avir;  noch  ist  einer 
zahlreicher  als  der  unsrige.  Die  Kriege  zwischen  dir  und 
deinem  Stamme,  den  Korayschiten,  (reiben  uns  in  die  Enge. 
Wir  wünschen  daher  mit  dir  ein  Bündnifs  der  Freund- 
schaft zu  schliefsen. 

Nach  Anderen  sollen  700  Aschga  nach  Madyna  ge- 
kommen sein,  und  zwar  erst  nachdem  JMohanimad  den 
Krieg  gegen  die  Koraytza  beendigt  hatte.  Den  Aschgai- 
ten scheint  es  mit  dem  Islam  ernst  gewesen  zu  sein;  denn 
sie  errichteten  zu  Mahlama  ein   Bethaus. 


')  In  der  Urkunde  ist  vom  Uebertritt  zum  Islam  nicht  die 
Rede.  Sie  lautet:  „Im  Namen  Gottes,  des  milden  Ilahmati!  Dies 
ist  das  von  No'aym,  dem  Sohne  des  Masüd  b.  Rochayla  beschwo- 
rene Uebereinkommen:  die  Aschga'ilen  und  Moslime  verpflichten 
sich,  gegenseitig  mit  Rath  und  That  beizustehen,  so  lange  das  Meer 
eine  Flocke  Wolle  zu  befeuchten  genügt.  Geschrieben  von  Alyy."  ( 
Wahrscheinlich  ging  die  Verabredung  nur  dahin,  dafs  solchen  Asch- 
ga iten,  welche  dem  Islam  beitreten  wollten,  keine  Gewalt  angethan 
werden  soll.     Es  war  somit  der  Grund  zur  Bekehrung  gelegt. 


Zwanzigstes  Kapitel. 


Hinrichtung  von  sechshundert  Juden.    Raubzüge. 

Pilgerfahrt  bis  Hodaybiya. 

(April  627  bis  März  628.) 

Die  tiläiibij^eii,  riet"  der  Herold  am  15.  April  G27  (an  dem- 
selben Tage,  an  Avelchem  sie  siegreich  vom  Graben  zu- 
rückgekehrt Avaren),  sollen  das  INacliniittagsgebet  an  kei- 
nem anderen  Orte,  als  in  dem  Stadtviertel  der  Banü  Ko- 
raytza  verrichten,  denn  der  Propliet  hat  beschlossen,  die- 
sen Judenstamm  zu  bekriegen.  Die  Moslime  ergriffen 
eiligst  die  Waffen,  welche  sie  kaum  abgelegt  hatten,  und 
zogen  nach  der  Vorstadt.  Viele,  nelche  autgehalten  Avur- 
den,  verrichteten  erst  Abends  das  Gebet,  weil  sie  dem 
Hefehle,  es  an  besagtem  Orte  zn  erledigen,  nachkommen 
wollten,  und  Mohammad  tadelte  sie  nicht  wegen  des  Ver- 
schiebens  ihrer  Andachtsübung  '). 

Der  Legende  zufolge  ging  dieser  Befehl  von  Gott  aus 
und  war  dem  Propheten  ebenso  unerwartet  wie  den  Gläu- 
bigen. Als  er  nämlich  vom  verschanzten  Lager  in  die 
Wohnung  der  'Ayischa  zurückgekommen  war,  nahm  er  die 
Waffen  ab,  wusch  und  räucherte  sich.  Da  kam  Gabriel 
zu  ihm  und  sagte:  Wie,  du  legest  die  Waffen  nieder?  wir 
Eno;el  haben  sie  noch  nicht  abfj:ele}»;t;  unternimm  einen 
Kriegszug  nach  jener  Richtung.    Mohammad,  w  elcher  keine 


■)  Bochäry  S.  590.  Weil  aus  dieser  Tradition  der  Schlufs  ge- 
zogen wird,  dafs  man  unter  Umständen  das  Gebet  verschieben  darf, 
ist  sie  eine  Hadyth  alahkäm  und  zuverlässiger  als  eine  blofse  Er- 
zählung. 


218 

Ahnung  von  dem  Beschlüsse  Gottes  liatte,  fragte:  wen  er 
meine?  und  der  Engel  antwortete:  gegen  die  Banü  Ko- 
raytza  '). 

Es  hat  den  Anschein,  dafs  Mohammad  die  Banü  Ko- 
raytza  überraschen  wollte.  Dies  gelang  ihm  jedoch  nicht. 
Sie  beschossen  die  Feinde  von  ihren  Dächern  und  Thür- 
men  mit  Pleik^n,  verrammelten  die  Eingänge  in  ihre  Vor- 
stadt und  verhinderten  sie,  in  ihre  Befestigungen  einzudrin- 
gen. Die  Moslime  waren  daher  genöthigt,  ein  Lager  auf- 
zuschlagen und  Beiagerungs- Operationen  zu  beginnen.  Sa'd 
1).  Obäda  schickte  mehrere  Kameellasten  Datteln  zum  Un- 
terhalt der  Moslime,  und  der  Prophet  setzte  sich  mit  ihnen 
zum  Mahl.  Die  Bogenschützen  trieben  jeden  Morgen  die 
Juden  von  ihren  Dächern  hinter  die  Mauern  zurück,  und 
obschon  die  Gläubigen  sich  den  Häusern  nähern  konnten, 
machten  sie  doch  keinen  Versuch,  die  Vorstadt  mit  Sturm 
zu  nehmen.  Sie  begnügten  sich,  wie  in  früheren  Fällen, 
mit  einer  hermetischen  Blokade,  und  übernahmen  den  Dienst 
abwechselnd. 

Die  Koraytziten  fühlten  sich,  um  den  Ausdruck  des 
Wäkidy  zu  benutzen,  wie  der  Fuchs  in  der  Falle,  und 
machten  Friedensvorschläge.  Wir  wollen,  sagte  Nabbäsch, 
ihr  Bote,  unter  denselben  Bedingungen  in's  Exil  wandern, 
wie  die  Banü  Nadhyr;  ja,  wir  sind  bereit,  mit  leeren  Hän- 
den abzuziehen,  wenn  nur  unser  Leben  gesichert  ist. 
Mohammad  wies  jede  Bedingung  ab  und  l)cstan<l  darauf, 
dafs  sie  sich  auf  Diskretion  ergeben.  Als  Nabbäsch  ihnen 
diese  Botschaft  zurückbrachte,  verbreitete  s\o.  allgemeine 
Verzweilehmu:.  Ka  b  b.  Asad  soll  uresaKt  haben:  Ihr  wis- 
set,  dafs  dieser  Mann  ein  IVophet  ist.  Wir  wollen  ihn 
anerkennen    un<l    wir    sind  frei  und   geborgen!     Wenn    ihr 


')  Bochäry  S.  500.  Bei  den  Biographen  kommt  Gabriel  auf 
einem  Maiiltbiere  mit  einer  Scbabrake  von  schwerem  Atlas  daher- 
gesprengt.  Er  reitet  dann  sogleich  nach  den  Banü  Koraytza  und 
wird  auch  von  Laien  gesellen. 


219 

euch  nicht  «lazii  entscliliofsen  könnet,  so  wollen  wir  un- 
sere Frauen  und  Kinder  tödten,  mit  dem  Scliweite  in  der 
Hand  die  Feinde  angreifen  und  wie  Männer  sterben  oder 
sieben.  Oder  wir  machen  in  der  Sabbathnacht,  in  der  sie 
sich  unseres  Feiertages  wegen  für  sicher  halten,  einen  Aus- 
fall. Keiner  dieser  Vorschläge  A\urde  angenommen.  Sie 
sahen  einer  Malhama  ')  (Vertilgung)  entgegen,  die  Män- 
ner waren  rath-  und  thatlos,  die  Frauen  zerrissen  die  Klei- 
der und  rauften  sich  die  Haare  aus  und  die  Kinder  wein- 
ten und  klammerten  sich  an  ihre  Mütter,  Schutz  suchend. 
Der  einzige  lähmende  Trost,  den  sie  in  ihrer  traurigen 
Lajre  hatten,  war:  dafs  Gott  es  so  bestimmt  habe,  und  ihr 
Schicksal  unvermeidlich  sei. 

Abu  Lobäba,  ihr  Verbündeter,  war  im  feindlichen  La- 
ger. Sie  baten  den  Mohammad,  denselben  zu  ihnen  zu 
schicken,  um  sich  mit  ihm  zu  berathen.  Er  kam,  und  selbst 
für  ihn,  einen  Zeloten,  war  der  Anblick  der  Verzweifelung 
überwältigend,  und  auf  die  f  rage,  ob  sie  sich  auf  Diskre- 
tion ergeben  sollen?  rieth  er  es  ihnen,  machte  aber  ein 
verdächtiges  Zeichen  mit  dem  Finger  um  den  Hals,  wel- 
ches sie  hätte  bewegen  können,  den  Widerstand  fortzu- 
setzen. Er  bereute  diesen  Verrath  an  seinem  IMeister  und 
leicte  sich  freiAvillis'  eine  schwere   Hufse  auf  ^). 

Es  war  Mohammad's  Absicht,  den  Juden  den  Islam 
aufzuzwinsren  und  ihren  Widerstand  mit  dem  Tode  zu  be- 
strafen.     Drei   oder   vier    erkauften    ihr    Leben    durch    den 


')  Es  ist  dies  ein  hebräisches  Wort,  welches  in  Weissagungen 
oder,  wenn  vom  Antichrist  die  Rede  ist,  gebraucht  wird. 

^)  Wäkidy  fol.  122  erzählt,  dafs  er  sich  schon  früher  einmal 
dem  Propheten  widersetzt  habe.  Er  hatte  nämlich  mit  einer  Waise 
einen  Streit  über  den  Brunnen  Ghadak.  Mohammad  entschied  zu 
seinem  Gunsten.  Die  Waise  machte  dem  Propheten  Vorstellungen 
und  dieser  bat  den  Abu  Lobaba  ihm  den  Brunnen  zu  schenken,  da- 
mit er  ihn  der  Waise  geben  könne  und  versprach  ihm  dafür  einen 
Brunnen  im  Paradiese.  Er  weigerte  sich.  Ibn  Dahdäha  kaufte  ihm 
nun  den  Brunnen  um  eine  Palmpflanzung  ab,  schenkte  ihn  dem 
Mohammad  und  dieser  der  Waise. 


220  _ 

1 
Abfall  von  der  ererl)ten  Religion;  die  übrigen  folgten  den 

Ermahnungen  ihres  Rabbiners  Hoyay  und  gingen  stand- 
haft ihrem  Schicksale  entgegen,  hatten  aber  nicht  die  Ent- 
schlossenheit, für  ihr  Leben  zu  kämpfen.  Nach  einer  Be- 
lagerung von  15  oder  25  Tagen,  in  der  nur  ein  Moslim 
fiel,  ergaben  sie  sich  auf  Gnade  und  Ungnade.  Ihre  Ver- 
bündeten, die  Awsiten,  bestürmten  den  Mohammad,  sich 
gnädig  zu  zeigen,  nie  er  sich  auf  die  Fürbitte  der  Chazra- 
^iten  gegen  die  Banü  Kaynokä'  gnädig  erwiesen  hatte.  Er 
antwortete:  Ich  hoffe,  ihr  werdet  zufrieden  sein,  wenn  ich 
deren  Schicksal  einem  Manne  aus  eurer  Mitte  überlasse. 
Sa'd  b.  Moädz  soll  entscheiden  '). 

Sa'd  war  bei  der  \  ertheidigung  von  Madyna  schwer 
verwundet  worden.  Rofayda,  eine  Aslamitin  -),  widmete 
sich  der  Pflege  verwundeter  Moslime,  und  sie  liatte  zu 
diesem  Zwecke  in  der  Moschee  ein  Zelt  aufgeschlagen, 
welches  als  Hospital  diente.  Sa'd  lag  in  diesem  Zelte  an 
einer  Pleilwunde  hoffnungslos  darnieder.  Seine  Stammge- 
nossen drangen  in  ihn,  <las  Urtel  zu  Gunsten  ihrer  Verbün- 
deten auszusprechen.  Aber  der  Glaube  war  stärker  als 
die  Menschlichkeit,  und  w  eil  der  Prophet  ihren  Tod  w  ünschte 
sprach  er:   Die  Männer  sollen  hingerichtet,  <lie  Frauen  und 


')  Nach  Taymy  S.  373  haben  die  Judcm  vor  der  Uebergabe 
ihr  Schicksal  dem  Sa'd  in  die  Hände  gelegt.  Bei  Bochäry  S.  591 
ist  eine  Tradition  des  'Orwa,  welche  die  Ansicht  des  Ibn  Ishäk  be- 
stätigt, und  eine  des  Scho'ba  (vergl.  Ibn  Sa'd  114),  welche  mit 
Taymy  übereinstimmt. 

')  So  heifst  diese  barmherzige  Schwester  bei  Ibn  Ishäk  und 
Bochary,  bei  Wäkidy  heifst  sie  Ko'ayba  bint  Sa  d  b.  Otba.  Er  sagt: 
Sie  heilte  die  Vervviuidetcn,  sammelte  die  Zerstreuten  und  stand 
den  Unglücklichen,  welclie  Niemanden  in  der  Welt  hatten,  bei.  Sie 
hatte  ein  Zelt  in  der  Moschee. 

Auch  bei  anderen  Gelegenheiten  widmeten  sich  die  Frauen  der 
Pflege  der  Verwundeten ;  ja  sie  zogen  sogar  zu  diesem  Zwecke  mit 
in  die  Schlacht  zuweilen  mit  einem  Hirschfänger  bewaffnet,  und  er- 
hielten dafür  einen  Antheil  an  der  Beute.  Um  das  Blut  zu  stillen, 
gebrauchten  sie  die  Asche  von  verbrannten  Matten. 


221 

Kinder  als  Sklaven  verkanft  wenJen.  Mohammad  versi- 
cherte ihn,  dals  sein  Beschlufs  mit  den  Wünschen  Gottes 
übereinstimme. 

Dem  Ibn  Maslama  wurde  die  Aufsicht  über  die  Ge- 
langcnen  anvertraut.  Die  Frauen  Ovaren  in  dem  Hause  der 
Hint  Harith  eini^esclilossen,  den  Männern  band  man  die 
Hände  aui  den  Rücken  und  führte  sie  in  das  Haus  des 
Osama  ab.  Sie  wurden  reichlich  mit  Dattehi  versehen  und 
brachten  die  Nacht  im  Gebete  zu;  sie  recitirten  Hibelstel- 
len  und  ermunterten  sich  gecrenseiti":  zur  Standhaitinkeit. 
x\m  nächsten  Morgen  begab  sich  der  Prophet  auf  den 
Marktplatz  und  befahl,  tiefe  Gräben  aufzuwerfen,  dann  liefs 
er  einen  Haufen  von  o-efansfenen  Männern  nach  dem  an- 
deren  vorführen  und  sie  in  den  Gräben  enthaupten.  Die 
Schlächterei  dauerte  den  ganzen  Tag  und  wurde  noch  des 
Nachts  bei  Fackelschein  fortgesetzt;  denn  es  Avurden  sechs- 
hundert Menschen  getödtet. 

Die  heldenmüthige  Frau  eines  Juden  wollte  den  Tod 
ihres  Mannes  nicht  überleben.  Unter  ihrem  Hause  safsen 
während  der  Belagerung  mehrere  Moslime  in  einem  Zelte, 
Sie  nahm  den  Stein  einer  Handmühle,  warf  ihn  auf  sie 
hinab  und  verwundete  einen  derselben.  AU  die  Männer 
hingerichtet  wurden,  rühmte  sie  sich  ihrer  That  und  for- 
derte den  Mohammad  auf,  sie  enthaupten  zu  lassen  und 
ging  freudig  auf  den  Richtplatz. 

Der  Jude  Zobayr  b.  Bätä  hatte  in  der  Schlacht  von 
Ro'äth  dem  Thäbit  b.  Kays  das  Leben  geschenkt.  Er  be- 
gab sich  nun  zu  diesem  und  fragte  ihn:  Kennst  du  mich 
noch?  Wie,  antwortete  Thäbit,  soll  ein  Mann  wie  ich  sei- 
nen Wohlthäter  vergessen?  Ich  will  dir  nun  vergelten,  was 
du  an  mir  gethan  hast.  Der  Edle,  versetzte  Zobayr,  ver- 
gilt <lie  Wohlthat  des  Edlen,  und  ich  bin  nie  hüllsbedürf- 
tiger  gewesen  als  jetzt.  Der  Moslim  begab  sich  zum  Pro- 
jiheten  und  sagte:  Schenke  mir  den  Zobayr,  denn  ich  habe 
\  erpllichtungen  gegen  ihn  und  wünsche  mich  dankbar  zu 
erweisen.     Seine  Bitte  wurde  ihm  gewährt  und  er  kehrte 


222 

freudig  zum  Gefangenen  zurück.  Dieser  sagte:  Ich  bin  alt, 
liabe  mein  Vermögen  verloren  und  meine  Frau  und  Kin- 
der sind  in  tJefangenscbaft.  Wozu  soll  mir  mein  Leben 
nützen?  Thäbit  ging  nieder  zum  l'ropheten  und  dieser 
schenkte  ihm  auch  dessen  Habe  und  Familie;  dann  kam  er 
zu  Zübayr  und  rief  ihnj  zu :  Alles  was  du  besessen  hast, 
wird  dir  zurückerstattet.  Der  Greis  fragte  ihn:  Was  ist 
aus  dem  Manne  geworden,  dessen  Antlitz  ein  chinesischer 
Sjnegel  ist,  in  welchem  Jungfrauen  den  Schamhaften  be- 
trachten, Asad  b.  Kab? —  Thäbit  antwortete:  Er  ist  todt! 

—  Was  macht  der  Herr  der  Nomaden  und  Stadtbewohner, 
der  Herr  der  beiden  Stämme,  der  sie  im  Kriege  anführte, 
und  im  Frieden  nährte,  Hoyay,  der  Sohn  des  Achtab?  — 
Er  ist  todt!  —  Wo  ist  der,  der  im  Angriffe  vorausgeht 
und  uns  auf  dem  Rückzuge  schützt,  Azzäl,  der  Sohn  des 
Samuel?  ■ —  Er  ist  todt!  —  Was  macht  der  Schlaue  und 
Verschmitzte,  welcher  nie  eine  Bande  verfolgt,  die  er  nicht 
ausgespürt,  und  dem  nie  ein  Knoten  vorgelegt  wurde,  den 
er  nicht  gelöst  hätte,  Nabbasch,  der  Sohn  des  Kays?  — 
Er  ist  todt!  —  Wo  weilt  der  Fahnenträger  der  .luden  und 
der  Heere,  Wahb  b.  Zajd?  —  Er  ist  todt!  —  Wie  beilu- 
det sich  der  Vertreter  jüdischer  Gastfreundschaft,  der  Va- 
ter der  Waisen  und  Armen, 'Okba  b.  Zayd?  —  Er  ist  todt! 

—  Und  sind  die  beiden  'Amr  noch  am  Leben,  welche  sich 
in  der  Erkläruns:  der  Thore  vereinigten? —  Auch  sie  sind 
todt!  —  Dann,  o  Thäbit,  gewährt  das  Leben  keinen  Ge- 
nufs  mehr;  ich  will  ihnen  in  die  Heimath  folgen,  in  welche 
sie  vorausgegangen  sind.  Ich  bitte  dich  bei  dem  Einlluls, 
den  ich  auf  dich  habe,  mich  nicht  zu  jenem  blutdürstigen 
Manne,  welcher  die  Häuptlinge  der  Koraytziten  hat  tödten 
lassen,  sondern  auf  den  Richt[>latz  zu  führen.  Ninmi  mei- 
nen vSäbel,  er  ist  scharf,  und  enthaupte  micli.  Aber  halte 
mir  den  Kopf  und  haue  hoch;  denn  der  Rum|)f  sieht  schön 
aus,  wenn  der  Hals  noch  daran  ist.  Ich  warte  mit  Unge- 
duld,  bis  der  Eimer    meines   licbens  ausjfeflossen  und  ich 


223 

mit  meinen  Fieundeu  vereinigt  })in.  Tliabit  antAvortete:  Ich 
bin  nicht  im  Stande,  dicli  zu  todten.  Es  liegt  wenig  daran 
sagle  Zohayr,  wer  mir  diesen  Dienst  erweist,  aber  geh  zu 
deinem  Meister  und  bitte  ihn,  meiner  Frau  und  meinen 
Kindern  die  Freiheil  und  ilir  Vermüüen  zu  schenken.  Thä- 
bit  übergab  ihn  dem  Sohne  des  'Awwän,  welcher  nebst 
'Alyy  bei  dieser  CJelegenheit  das  Scharhichleramt  übte, 
und  er  enthauptete  ihn.  Thäbit  gewährte  den  letzten  Wunsch 
des  Zobayr    und   nahm    dessen    Familie   in    sein  Haus    auf. 

Ich  bewundere  den  Heldenmuth  des  greisen  Juden, 
welcher  das  Schicksal  seiner  Freunde  theilen  wollte;  aber 
ich  bewundere  noch  mehr  die  Berichterstatter.  Diese  Dar- 
stellung ist  allmälig  von  den  Traditionisten  erweitert  wor- 
den, und  sie  ist  vollendeter  in  neueren  als  in  alten  Ver- 
sionen. Sie  ist  daher  nicht  Eigenthum  eines  Mannes, 
sondern  mehrerer  Generationen  von  graubärtigen  Traditio- 
nisten. Der  Soldat  hält  es  für  Ehrensache,  dem  Feinde 
Gerechtigkeit  widerfahren  zu  lassen,  yon  Verbrechern  wer- 
den oft  Züge  von  Grofsmuth  erzählt,  und  es  hat  Räuber 
gegeben,  welche  ihrer  Mildthätigkeit  wegen  berühmt  ge- 
worden sind,  selbst  Fürsten  und  ihre  Schergen  haben  in 
seltenen  Fällen  Achtung  für  die  Grundsätze  ihrer  politi- 
schen Gegner  an  den  Tag  gelegt;  aber  dies  ist  der  ein- 
zige mir  bekannte  Fall,  dafs  Theologen  Bewunderung  für 
den  Heldenmuth  eines  Andersgläubigen  ausgesprochen  ha- 
ben, und  ich  zweifele,  ob  in  allen  sechszig  Foliobänden 
der  Bolandisten  auch  nur  ein  Charakterzug  vorkommt,  wel- 
cher dem  menschhclien  Herzen  so  viel  Ehre  macht,  als 
diese  moslimische  Schilderung  des  Todes  eines  heldenmü- 
thigen  Juden.  Die  christliche  Liebe  hat  sich  stets  nur  in 
tlem  Eifer  gezeigt,  mit  dem  sie  Scheiterhaufen  anzündete. 

Die  Beute,  welche  die  jMosliuje  von  den  Koraytziten 
erbten,  war  sehr  werthvoU:  1500  Säbel,  300  Kuirasse, 
1000  Speere,  1500  kleinere  und  gröfsere  Schilde,  viele 
Gefäfse,  Teppiche  und  Kleider,  eine  Quantität  Wein,  einige 


224 

Tü[>fe  Zucker  '),  eine  grofse  x\nzalil  Kameele  und  andere 
Haustliiere,  fruchtbare  Ländereien  und  scliöne  Sklavinnen. 
Die  Juden  haben  für  den  Koran  einen  Theil  des  Stofles 
und  für  die  nioshniisclien  Heere  einen  Theil  des  Materiels 
geliefert.  Es  ist  das  der  Weltlauf:  das  junge  Leben  er- 
stickt das  alte  und  die  neue  Pflanze  verzehrt  die  vernio- 
derte. 

Einer  alten  Gewohnheit  gemäfs  wurde  die  den  Fein- 
den abgenommene  Beute  stets  ohne  V'^erzug  vertheilt;  bei 
entlernten  Kriegszügen  ge^vühnlich  ehe  die  Sieger  die  Hei- 
inath  erreichten,  aber  doch  nicht  früher,  als  sie  auf  eige- 
nem Boden  und  in  voller  Sicherheit  waren  ^).  Die  dabei 
beobachteten  Regeln  waren  sehr  praktisch.  Man  ernannte 
einen  Kommissarius,  welcher  sie  hütete,  und  die  \  ertheilung 
leitete.  Bei  dieser  Gelegenheit  übertrug  der  Prophet  dieses 
Amt  dem  Mahmiya  b.Gazä.  Dann  schied  man  das  für  Moham- 
mad bestimmte  Fünftel  aus.  Der  Kommissarius  sortirte  die 
Gegenstände  zu  diesem  Zwecke  in  Klassen:  Liegenschal- 
ten, Mobilien,  Thiere  und  Kriegsgefangene,  theilte  nach 
oberflächlicher  Schätzung  jede  Klasse  in  fünf  gleiche  Por- 
tionen, und  nun  looste  man  über  jede  Klasse  mit  fünf 
Pfeilen,  avovou  einer  die  Aufschrift  hatte  »für  (jiott«,  um 
zu  ermitteln,  welche  Portionen  dem  Propheten  zufallen  sol- 
len. Nach  Entfernung  des  Fünftels  schritt  der  Kommissa- 
rius zur  Vertheilung  der  übrigen  vier  Theile. 

')  Man  lüfst  den  Zucker  in  irdenen  Töpfen  krystallisiren  und 
bringt  ihn  auch  darin  auf  den  Markt. 

*)  Nach  Tayniy,  S.  374,  hat  Mohammad  sich  die  ganze  Beute 
angeeignet.  'Omar  soll  ihn  gefragt  haben:  Willst  du  nicht  das  Fünf- 
tel nehmen  und  die  Beute  vertheilen?  Nein,  antwortete  er,  nach 
Kor.  59,  7  gehört  sie  ganz  mir!  Taymy  versteht  unter  den  in  die- 
sem Verse  genannten  Dorfbewohnern  die  Koraytziten ,  Nadhyriten, 
die  Einwohner  von  Fadak  und  Chaybar.  Ibn  'Abbfis  bei  Tha  laby 
59,  7  stimmt  mit  ihm  überein  und  gebraucht  fast  dieselben  Worte. 

Ich  glaube,  dafs  Taymy's  Bericht  über  die  Verfügung  der  Beute 
irrig  sei  und  dafs  ihm  die  falsche  Anwendung  dieser  Koränstelle  zu 
Grunde  liege. 


225 

Drei  Tausend  Krieger  hatten  Anspruch  auf  Beute. 
'A\\r\  waren  zwar  todt,  einen  hatten  die  Feinde  getödtet 
und  einer  starli  \\älirend  der  Belagerung-  eines  natürlichen 
J  üdes.  Es  traten  aber  ilne  FaniiHen  in  ihre  Kechte  ein. 
im  die  iMoslinie  zu  ermuntern,  sich  mit  IMerden  zu  verse- 
hen, gewährte  Mohannnad  jedem  der  sechsunddreilsig  Kaval- 
leristen, welche  den  Feldzug  mitgemacht  hatten,  drei  Theile: 
einen  l'ür  den  Mann  und  zwei  lur  das  Pl'erd.  Es  war  da- 
her uothNNendiü-,  aus  der  Beute  3072  "leiche  Theile  zu 
machen.  Den  Werth  eines  Iheiles  ersehen  wir  aus  fol- 
gender Tradition  des  Ibu  Maslama.  Ich  kaufte,  erzählt  er, 
drei  gefangene  Frauen  mit  ihren  Kindern  für  45  Dynäre. 
Dieses  machte  gerade  den  Werth  meines  Antheiles;  denn 
ich  besals  ein  IMerd  und  hatte  also  auf  drei  Theile  An- 
spruch. Wenn  diese  Nachricht  begründet  ist,  hatte  die 
ganze  Beute  den  Werth  von  46080  Dynären.  Schlägt  man 
den  Werth  der  Sklavinnen  zu  15000  [)>naren  an,  und  zieht 
ihn  von  dieser  Summe  ab,  so  bleibt  das  (Jesammtvermögen 
aller  Hingerichteten.  Es  kommen  auf  jeden  etwa  50  Dy- 
näre, diesen  Werth  hatten  aber  ihre  Habseligkeiten  für  die 
Sieger;  der  reelle  Werth  war  gewifs  viel  grölser. 

Es  scheint,  dafs  man  die  Felder  den  Ancärern  um 
eine   äulserst  niedrige  Schätzung  überliefs  ^).    Die  Mobilien 

')  Wakidy  sagt:  „Die  Dattelpflanzungen  wurden  vertheilt.  Ei- 
nen Theil  erhielten  die  Banü  'Abd  Aschhai,  Tzafar,  Häritha  und 
Mo'avviya,  deren  Gesammtname  Nabyt  ist;  einen  Theil  die  Banü 
Amr  b. 'Awf  und  die  übrigen  Awsiten;  einen  Theil  die  Banü  Nag- 
gär, Mäzin,  Mälik,  Dynär  und  'Adyy,  und  einen  Theil  die  Banü 
Salima,  Zorayk  und   Balharith." 

Es  waren  dies  die  ursprünglichen  vier  Fünftel,  welche  der  Ar- 
mee zufielen;  die  Vertheilung  eines  jeden  derselben  überliefs  man 
den  betreffenden   Familien. 

Unter  den  Tlieihiehmern  au  der  Beute  finden  wir  hier  die  Banü 
Häritha;  es  gehörten  aber  zu  dieser  Familie  auch  Juden;  denn  Bo- 
cbäry  S.  Ö75  sagt,  dafs  Mohamnaad  die  Juden  der  Banü  Häritha 
aus  Madvna  vertrieben  habe.  Die  Zeit  ihrer  Vertreibung  wird  nicht 
genannt.     Vielleicht  kurz  vor  seinem  Tode. 

III.  15 


226 

und  die  Frauen  und  Kinder  wurden  an  den  Meistbietenden 
versteigert.  Ich  bilde  mir  ein,  dafs  die  Auktion  nur  un- 
ter den  Kriegern  stattfand  und  niclit  (leld  bezahlt  wurde, 
sondern  dafs  Jeder  auf  Abrechnung  ungefähr  so  viel  er- 
stand als  sein   Antheil  Averth   war. 

Die  Anzahl  der  gefangenen  Frauen  und  Kinder  (die 
ganz  kleinen  Kinder,  welche  mit  den  Müttern  verkauft  wur- 
den, niclit  eingerechnet)  belief  sich  auf  ungefähr  ein  'Pau- 
send. Der  Prophet  erhielt  davon  zweihundert.  Einigen 
gab  er  die  Preiheit,  andere  schenkte  er  seinen  Freunden, 
und  mehrere  sickte  er  nach  dem  Nagd  und  nach  Syrien, 
um  Waffen  und  Pferde  dalür  einzutauschen;  viele  aber  ver- 
kaufte er  an  seinen  Schwiegersohn  'Othmän.  Dieser  hatte 
sich  mit 'Abd  al-Kahmän  associirt  und  kaufte  auf  gemein- 
schaftliche Rechnung  von  JMohammad  und  den  Kriegern  so 
viele  Weiber  als  er  wohlfeil  erhalten  konnte,  unter  der  Be- 
dingung, dafs  der  Kaufpreis  erst  nach  einer  hestimmten 
Frist  bezahlt  werden  soll.  Fr  bat  dann  den  'Abd  al-Rah- 
män,  sie  in  zwei  gleiche  Haufen  zu  (heilen.  Dieser  that 
in  den  einen  Eaufen  die  jungen,  in  den  anderen  die  alten 
Weiber.  'Othmän  uählte  die  letzteren  und  'Abd  al-Rah- 
man  die  ersteren.  Nach  der  llieilung  stellte  es  sich  her- 
aus, dafs  die  alten  Jüdinnen  grofse  Summen  Geldes  bei 
sich  verborgen  trugen,  v\;ihrend  die  jungen  leer  waren. 
'Othniäii  nahm  ihnen  ihre  Habe  ab  und  verkaufte  sie.  Es 
eilten  unterdessen  die  Juden  aus  ("haybar,  Taymä  und  an- 
deren (lesenden  herbei,  um  ihre  Glaubensifenossinnen  los 
zu  kanleii,  und  der  Preis  stieg  bedeutend :  so  bezahlte  der 
Jude  Abu  Schahm  für  z\\ei  Frauen,  wovon  jede  drei  Kin- 
der hatte,  150  Dynare.  Da  sie  bei  der  Theilung  um  drei- 
fsig  bis  vierzig  Dynare  versteigert  worden  waren  und  die 
ersten  Käufer  sich  wahrscheinlich  mit  einem  geringen  Profit 
begnügten,  machten  die  zwei  Unternehmer  ein  schönes 
Geschäft. 

Ende  Mai  627  schickte  der  Prophet  den  Ibn  Maslanja, 
den  Kor{ästamm,  der  sieben  Tagereisen  von  Madyna  seinen 


227 

Wohnsitz  hatte  '),  zu  plündern.  Da  er  nur  bei  Kaeht 
reiste,  üjelang-  es  ihm,  sie  vor  Tagesanbruch  zu  iiberrum- 
pehi.  Er  tödtete  zehn  Männer,  die  übrigen  ergriHen  die 
P  lucht  und  lielsen  die  llcerdon  zurüc  k.  Den  Moshuien  fielen 
1500  Kauieele  und  3000  Schafe  in  die  Hände,  welche  sie 
in  Eilniärsclien  nach  Madyua  trieben.  Die  Frauen  nurden 
verschont.  Nachdem  das  Fünftel  für  den  Propheten  ab- 
gezogen worden  uar,  vertheilten  die  Sieger  die  Beute,  und 
auch  diesmal  schätzte  man  ein  Kameel  zu  zehn  Schafen. 
Der  Prophet  erhielt  also  den  Werth  von  360  Kameelen  und 
jeder  der  Theilnehmer  den   von  48  Kameelen. 

Ihn  Ishäk  versetzt  auch  in  diese  Zeit  die  Bekehrung 
eines  der  grolsten  (lenerale,  die  je  gelebt  haben,  des  Ero- 
berers von  Egypten  'Amr  b.  aq.  Er  wurde  von  den  Ko- 
rayschiten  nach  Abyssinien  geschickt.  Dort  bat  er  den 
INaggäschy,  ihm  zu  erlauben,  einen  Boten  des  Mohammad, 
welcher  gerade  am  Hofe  des  Naggäschy  war,  ermorden 
zu  dürfen.  Der  Köniff  uar  entrüstet  über  diese  Zumu- 
thung  und  hatte  eine  einläfsliche  Unterredung  mit  'Amr 
über  den  Islam.  Er  wurde  von  der  Wahrheit  desselben 
überzeu"!  und  lejite  das  Glaubensbekenntnifs  ab;  doch  ver- 
lieimlidite  er  es,  kehrte  nach  Makka  zurück  und  suchte 
daselbst  bei  einer  späteren  Gelegenheit  die  Korayschiten 
von  der  Wahrheit  der  0ffenbarun2:en  des  Mohammad  zu 
überzeugen.  Die  Geschichte  ist  albern,  und  wahr  ist  nur, 
dafs  'Amr  und  der  ebenso  grofse  General  Chälyd  b.  Wa- 
lyd  noch  vor  der  Eroberung  von  Makka,  nämlich  in  der 
ersten  Hälfte  des  Jahres  629,  als  nur  noch  Hitzköpfe  an 
die  ^Möglichkeit  eines  erfolgreichen  Widerstandes  glaubten, 
sich  dem  Mohammad  unter\>arlen. 


')  DiT  Kortastaiiim  wird  von  einigen  noch  zu  den  Hawäzin- 
stänimen  gerechnet.  Das  ethnographische  Symbol  ist:  Kort,  Korayt 
und  Koryt  werden  mit  einander  Kortä  genannt,  und  sie  waren 
böline  des  Abd  b. 'Ubayd,  d.  h.  Bakr  b.  Kiläb  von  den  Kaysiten.  Ihre 

15  • 


228 

Am  21.  Juli  627  unternahm  Mohammad  einen  Zug 
gegen  die  Lihyäniten,  um  das  Blut  der  von  ihnen  ermor- 
deten Gläubigen  zu  rächen.  Von  Madyna  marschirte  er 
gegen  NW.,  vorgebend,  dafs  das  Ziel  seiner  Expedition 
die  syrische  Grenze  sei;  dann  n endete  er  sich  plötzlich 
links  und  setzte  den  Weg  in  Eilmärschen  bis  zu  den  La- 
gerplätzen der  Lihvaniten  fort.  Sie  hatten  aber  zeitig 
iSachricht  von  seinen)  Vorhaben  erhalten  und  sich  auf  die 
öden  Hügel  gefliichtel,  wo  er  ihnen  nichts  anhaben  konnte. 
Weil  er  ganz  nahe  bei  Koro'  vorüberging,  welches  auf 
der  Makkastrafse  liefet,  benutzte  er  die  Gelegenheit  zu  ei- 
ner  Demonstration  gegen  die  Korayschiten,  er  wollte  sich 
nämlich  das  Ansehen  geben,  als  käme  er  die  Umgebung 
ihrer  Stadt  zu  plündern.  Sie  nahmen  aber  keine  INotiz 
davon  und  so   kehrte  er  nach  Madyna  zurück. 

Das  Regenwasser,  welches  in  der  vulkanischen  Re- 
gion der  Solavmiten,  wo  ihr  ]Ma  dan  liegt,  fällt,  (liefst  ge- 
gen NW.  und  llndet  eine  l*ost  (4  Stunden)  nördlich  von 
Madyna  einen  Weg  durch  das  Radhwan- Gebirge,  um  das 
Meer  zu  erreichen.  Wo  es  bei  Madyna  vorüberlliefst,  hat 
es  sich  ein  ziemlich  breites  Thal  gegraben,  welches  Ghäba 
genannt  wird.  Im  Alterthunie  benutzte  man  es  vorzüglich, 
wenn  nicht  ausschüefslich,  als  Sommerweiden.  Zobayr  hat, 
wie  wir  bereits  wissen,  das  'J  hal  urbar  gemacht  mid  seine 
Erben  haben  es  um  einen  enormen  Preis  verkault.  In  die- 
sem Ghäba  nun  besals  der  Prophet,  welchem  täglich  Beute 
zuströmte,  zwanzig  Zuchtkameele,  unter  der  Aufsicht  des 
Abu  Dzarr.  Der  nmthige  Fazarile  'Oyayna  wagte  am  22. 
Juli  627,  oder  einen  31onat  später,  an  der  Spitze  von  vier- 
zig gliatafänitischen  Reitern  einen  Ueberfall,  tödtete  einen 
Sohn  der  Abu  Dzarr,  nahm  seine  Frau  gefangen  und  trieb 
die  Kameele  fort. 


Wohnsitze    waren    bei    Bakrat,    es    sind    dies  Berge   nicht   weit   von 
Dharyya,  welches  eine  Station  an  der  Makka- Ra^rastrafse  ist. 


229 

Ein  Sklave  brachte  die  Nachriebt  des  Frevels  nach 
Madyna,  ehe  nocli  zum  Mori^eiip^ebet  gerufen  worden  war. 
Rr  bea^egnete  dem  Ibn  Akwa,  welcher  mit  Fleil  und  Bo- 
gen bewaffnet  war.  Dieser  rief  mit  mächtiger  Stimme: 
Schrecken!  Schrecken!  Auf,  Kavallerie  des  Propheten! 
Hann  eilte  er  den  Räubern  nach  (Bochäry  S.  603).  Der 
erste,  welcher  zur  Moschee  herbeisprengte,  war  Mikdäd. 
Der  Prophet  band  ihm  das  Liwä  an  den  Speer  und  befahl 
ihm,  mit  denen,  welche  zuerst  unter  den  Waffen  waren, 
voranzueilen;  er  selbst  wolle  mit  einer  zahlreicheren  Schaar 
nachkommen.  Dem  Sa'd  b.'Obada  gab  er  den  Befehl,  mit 
300  Mann  die  Stadt  zu  beschützen,  und  nachdem  sich  hin- 
länglich viele  Krieger  versammelt  hatten,  jagte  er  den  Frev- 
lern nach.  Rr  erreichte  den  Mikdäd  und  den  Vortrab,  wel- 
cher, wie  es  scheint,  schon  einige  Gefechte  mit  den  flüch- 
tigen Räubern  gehabt  hatte,  in  denen  ein  Moslim  und  vier 
Feinde  fielen,  bei  Dzü-Karad.  Dieser  Platz  liegt  in  der 
Gegend  von  Ghaybar,  gegen  Mostenäch  zu,  und  ist  etwa 
90  arab.  Meilen  von  Mad\na  entfernt.  Hier  machten  die 
Moslime  Halt,  um  für  sich  und  ihre  Thiere  Wasser  zu 
schöpfen,  und  es  stiefsen  noch  viele  Nachzügler  zu  ihnen; 
denn  der  Aufruf  zur  Wehr  war  auch  an  die  Banü  'Amr  b. 
'Awf  ergano-en,  und  da  sie  aufserhalb  Madyna  lebten,  konn- 
ten  sie  den  Propheten  nicht  früher  erreichen.  Weil  die 
Armee,  welche  aus  fünf-  bis  siebenhundert  Mann  bestand, 
keine  Lebensmittel  mitgenommen  hatte,  schickte  Sa'd  b. 
Obäda  Kameele,  beladen  mit  Datteln,  nach  und  Moham- 
mad liefs  für  je  hundert  Mann  ein  Kameel  schlachten.  INach 
einem  Aufenthalt  von  vierundzwanzig  Stunden,  während  wel- 
cher sich  viele  Feinde  sammelten  und  eine  drohende  Po- 
sition eiiuiahinen,  kehrten  die  Moslime  nach  Madyna  zu- 
rück, welches  sie  fünf  Tage  nach  ihrem  Auszuge  erreich- 
ten. Rs  ffelano;  ihnen  den  Räubern  die  Hälfte  der  Beute 
abzunehmen,  'mit  der  übrigen  Hälfte  der  Beute  zerstreuten 
sich  diese. 


230 

Unter  den  erschlagenen  Feinden  war  der  Fazärite 
Masada,  welcher  nach  Ibn  Okba  den  Raubzug  anführte. 
Seinen  Sohn  'Abd  finden  wir  später  an  dem  Hofe  des 
Moäwiya. 

Bald  nach  seiner  Rückkunft  schickte  der  Prophet  den 
Okascha  mit  vierzig  Mann  auf  einen  Raubzug  gegen  die 
Banü  Asad,  welche  bei  (ihamr  (d.h.  Ghann- Marzuk:  es 
liegt  zwei  Tagereisen  von  Fayd,  an  der  alten  Madyna- 
stralse)  kampirten.  Die  Asaditen  erhielten  zeitig  Nach- 
richt und  flüchteten  sich  auf  die  Anhöhen.  Die  Moslime 
fingen  eiuen  Kundschalter  auf,  weichen,  nachdem  er  die 
ganze  ISacht  gewacht  hatte,  der  Schlaf  überwältigte.  Um 
sein  Leben  zu  retten,  verrieth  er  die  hinter  einem  Hügel 
verborgene  Heerde  seines  Oheims.  Sie  bestand  aus  zwei- 
hundert Kameelen,  und  die  Moslime  nahmen  sie  ohne  Wi- 
derstand fort  und  brachten  sie  nach  Madyna  hinunter. 

Im    Lande    der   Banü  Tha  laba    und    Anmär    herrschte 
grolse  Trocknifs,  sie  trieben  «lalier  ihre  Heerden   nach   dem 
36  Meilen  von  Madyna,  an   der  Stralse  nach   Rabadza  und 
Irak  gelegenen  Marädh  und  dem  benachbarten  Taghlamayn, 
wo   reichlicher  Regen  gefallen  war.    Von  hier  breiteten  sie 
sich    bis  l)zü-Ka(;(;a   aus,    welclies    nur  24  ar.  Meilen  von 
Madyna    entfernt   ist.      Der   Prophet   schickte  Anfangs  Au- 
gust   den    Ibn    Maslama    an    der    Spitze    von    zehn    Mann 
auf  einen    Besuch    zu    seinen    neuen    Nachbarn.      Hundert 
IMann,    mit    Speeren    be\\aiTnet,    empfingen    ihre  Ciäste    auf 
gebührende  Weise,  und   statt  mit   Iknite   beladen  nach  Ma- 
dyna zurückzukehren,    wurde  ibn  Maslama   verwundet  zu- 
rückgebracht. \ 
Durch    diesen   F^rfolg  ermuthigt,    machten    die  Tha'la-   ^ 
biten  Vorbereitungen,    die    Heerden    von   Madyna,    welche   1^ 
in   lia^la,    sieben   ar.  Äleilen    von    der  Stadt    weideten,   zu  b 
überfallen.  Mohammad  beauftragte  daher  den  Abu  Obayda  i; 
Ibn  üarräh  an  der  Spitze  von  vierzig  Mann,  sie  zu  zerstreuen.  ,i 
Er    erreichte    Dzü-Ka(;(^*a    bei    Tagesanbruch.       Der   plötz- 


231 

liehe  Ueberfall  erfüllte  die  Feinde  mit  Schrecken  und  sie 
ergrilVen  die  Flucht.  'Abu  'Obayda  biaclite  ihr  Vieh,  ihre 
Kleider  und  einen  Gefangenen,  welcher  sich  zum  Islam  be- 
kehrte, nach  Madyna. 

Ende  August  oder  Anfang  September  rüstete  Moham- 
mad unter  der  Anführung  des  Zayd  b.  Häritha  einen  Raub- 
zng  gegen  die  Solaymiten  aus.  F]r  drang  bis  Gamüm,  Hnks 
von  Batn-lNachi,  welches  48  ar.  Meilen  von  Madyna  liegt, 
vor.  Dort  fing  er  die  Mozaynitin  Halyma  auf  und  sie  ver- 
rieth  ihm  den  Ort,  wo  die  Feinde  in  tiefem  Frieden  la- 
gerten. Zayd  erbeutete  die  Heerden  und  machte  mehrere 
Gefangenen,  darunter  den  Mann  der  Halyma.  Mohammad 
schenkte,  als  sie  nach  Madyna  gebracht  Avorden  waren, 
sowohl  ihm  als  ihr  die   Freiheit. 

Anfangs  Oktober  wurde  eine  korayschitische  Kara- 
wane von  Syrien  erwartet.  Mohammad  schickte  Zayd,  sie 
bei  Yq  zu  überfallen  ').  Es  gelang  ihm  auch  vollkom- 
men. Unter  den  Waaren,  welche  er  erbeutete,  befand  sich 
viel  Silber,  und  unler  den  Gefangenen  der  Tochtermann 
des  Propheten  Abu -Tag  (vergl.   Bd.  I,  S.  201). 

In  demselben  Monate  stattete  Zayd  an  der  Spitze  von 
fünfzehn  Mann  den  Tha'labiten  zu  Taraf  -)  einen  Besuch 
ab  und  brachte  nach  einer  Abwesenheit  von  vier  Tagen 
40  Kameele  zurück. 

Zayd  unternahm  einen  glücklichen  Feldzug  nach  dem 


')  'Y9  liegt  vier  Tagemärsche  von  Madyna  und  einen  Tage- 
marsch von  Marwa,  nicht  weit  vom  Meere.  Die  Einwohner  waren 
Gohayniten  und  Mozayniten. 

')  Ihn  Sa'd  sagt:  „Taraf  ist  ein  Wasser  nahe  bei  Mirädh  (An- 
dere schreiben  .Marädh)  diesseits  (dun)  Nochayl,  36  Meilen  von  Ma- 
dyna." Nach  Yäküt  ist  Nochayl  näher  zu  Madyna  als  Taraf.  Ihn 
Sa'd  scheint  also  Batn-Nachl  unter  Nochayl  zu  verstehen.  Man 
könnte  vielleicht  dun  mit  „jenseits"  übersetzen,  aber  in  einer  an- 
deren Stelle  sagt  Ihn  Sa'd:  al-Bilkä  dun  Dimischk,  es  mufsheifsen: 
Belkä  liegt  diesseits  Daniascus. 


232 

uns  aus  der  Bibel  bekannten  Midian.  Dieses  Mal  galt  es 
nicht  einem  Wanderstamme,  sondern  den  tViedtertigen  und 
liülflosen  Hütten-  und  Höblenbewohnern  an  der  Meeres- 
küste, welche  Myiiä  genannt  wird.  Er  brachte  eine  x\n- 
zahl  Gefanü^ene  mit,  trennte  die  Mütter  von  den  Kindern 
und  verkaufte  sie  einzeln.  Der  Prophet  verbot  diese  l  n- 
menschlichkeit  und  befahl,  dafs  Mütter  und  Kinder  mit 
einander  verkauft  werden  sollen. 

Ende  Psovember  wurde  der  unermüdliche  Zayd  nach 
Wädiy  alkorä  geschickt,  wo  sich  Krieger  aus  den  Stämmen 
Madhig  und  Kodhaa  sammelten,  um  einen  Streifzug  gegen 
Madyna  zu  unternehmen.  wSie  zerstreuten  sich  hei  seinem 
Heranrücken   ohne  Widerstand  ^). 

Wahrscheinlich  war  es  bei  dieser  (Jelesrenheit,  dafs 
er  versuchte,  Aveiter  gegen  Norden  vorzudringen,  um  Waa- 
ren,  welche  ihm  von  verschiedenen  Moslimen  zu  diesem 
Zwecke  anvertraut  worden  waren,  nach  den  Märkten  von 
Syrien  zu  bringen.  Er  wurde  aber  von  den  Fazäriten, 
welche  im  nördlichen  Theile  von  Wädiy  alkorä,  sieben 
Tagemärsche  von  Madyna,  kampirten,  tüchtig'  durchge- 
prügelt und  geplündert. 

Das  Jahr  628  wurde  von  Alyy  mit  einem  Raubzug 
nach  Fadak  eröffnet.  Der  Prophet  hatte  in  Erfahrung  ge- 
bracht, dafs  sich  daselbst  Sa'd-Bakriten  versamnieln,  um 
den  Juden  von  (Hiaybar  zu  Hülfe  zu  konunen.  Er  schickte 
also  den  Alyy  mit  hundert  Mann  dahin,  um  sie  zu  zer- 
streuen. Er  zog  in  nächtlichen  Märschen  his  nach  dem 
Wasser  düiamig,  welches  zwischen  Fadak  ^)  und  Chaybar 


')    Balädzory,  Ansäb  alaschnlf  S.  242. 

')  Die  Lage  von  Fadak  macht  einige  Schwierigkeiten,  Nach 
Ihn  Sa'd  liegt  es  sechs  Tageniärsche  von  Madyna,  nach  anderen 
Quellen  aber  nur  zwei  oder  drei  Tagenriärsche.  Der  Verfasser  des 
Nur  alnibräs  sagt  S.  12()'2,  dafs  er,  um  diesen  Zwiespalt  zu  lösen, 
einen    Einwohner    von    Madyna    gefragt    habe,    wo    es    liege?     Er 


233 

liefft.  Dort  fand  er  einen  Mann  nnd  IVaote  ihn,  wo  der 
Stamm  kampire.  Er  erklärte  si(rh  bereit,  die  nüthige  Aus- 
kunlt  zu  gehen,  wenn  er  ihm  Sicherheit  verspreche.  Daraul 
ging 'Alyy  gern  ein,  und  mit  dessen  Hülle  gelang  es  ihm, 
das  Lager  zu  iil)errum[)ehi  und  500  Kameele  und  2000 
Schaal'e  zu  erbeuten,  während  die  Eigenthümer  die  Flucht 
ergriffen.  Nach  Wäkidy  war  der  Verräther  ein  Bote  der 
der  Saditen  an  die  Juden  von  Chaybar,  welcher  ihnen  die 
Hülfe  seines  Stanunes  zusagen  soll,  unter  der  Bedingung, 
dafs  sie  an  den  Stamm  die  Dattelernte  abliefern.  tJegen 
die  ganze  Erzählung  erliebt  sich  die  Schwierigkeit,  dals 
die  Sad-Bakriten  ein  Hawäzinstamm  waren  und  im  Nagd, 
zwei  oder  drei  Tage  östlich  und  nicht  sechszehn  Tage 
nördlich  von  Makka  lebten. 

Im  Januar  628  schickte  Mohammad  den  'Al)d  al-Rah- 
män  b.  'Awf  mit  einer  Armee  gegen  die  in  Duma  leben- 
den Kalbiten  ^).    Sie  leisteten  keinen  Widerstand  und  nach 


antwortete:  Fadak  ist  eine  Stadt,  welche  jetzt  in  Ruinen  liegt,  zwei 
Tagemärsche  von  Madyna.  Es  tragt  sich  aber,  ob  in  diesem  Feld- 
zuge von  diesem  Städtchen  oder  einem  nördlich  von  Chaybar  gele- 
genen gleichen  Namens  die  Rede  ist.  Denn  Chaybar  liegt  acht 
Posten  (96  Meilen  oder  etwa  5  Tagemärsche)  von  Madyna  und  da 
Alyy  zuerst  nach  Ghamig  zog,  wäre  er  bei  Fadak  vorbeigegangen, 
wenn  dies  nicht  jenseits  Chaybar  läge. 

')  Die  Kalbiten,  ein  siidarabisches  Volk,  hatten  im  Alterthume 
ganz  genau  dieselben  Wohnsitze,  welche  jetzt  die'Aneze  inne  haben. 
Sie  waren  im  Besitze  der  syrischen  Wüste,  welche  damals  die  Wüste 
von  Samäwa  genannt  wurde.  Samäwa  ist  eigentlich  der  Name  ei- 
nes Wassers,  an  welchem  das  Hauptquartier  des  Stammes  lag,  und 
wo  ihr  König  (Malik),  der  Dylite  Farwa,  aus  dem  Herrscherstamme 
Ghassän,  einen  Theil  des  Jahres  zubrachte.  Die  nomadischen  Hor- 
den durchstreiften  das  Land  gegen  Süden  fast  bis  Taymä,  wo  die 
Dobyäniten ,  gemischt  mit  Tayyiten ,  ihre  Nachbarn  waren.  Sie 
bildeten  einen  Theil  der  Macht  des  ghassänitischeu  Königreiches, 
welches  unter  byzantinischer  Oberherrschaft  stand.  In  Duma  trie- 
ben einige  Kalbiten  Ackerbau.  Die  politische  Zusammengehörigkeit 
der  verschiedenen  kalbitischen  Stämme  war,  wie  die  der'Aneze,  sehr 


234 

drei  Tagen  Bedenkzeit  bekehrte  sich  ihr  König  ^)  Agbagh, 
ein   Christ,  und  viele  andere  zum  Islam;    die  übrigen  ver- 


1 


locker,  und  deswegen  kamen  die  Nomaden  ihren  in  Duma  lebenden 
Stanimgenossen  nicht  zur  Hülfe.  Diese  standen  ja  unter  kinditischer 
Herrschaft  und  waren  schon  lange  vor  Mohammad,  durch  eine  neue 
Invasion  von  Südarabien,  von  dem  politischen  Verband  ihrer  nörd- 
lichen Brüder  getrennt. 

Der  erste  uns  bekannte  Kalbite  von  den  nördlichen  Stämmen, 
welcher  sich  bekehrte,  ist  Dihyä.  Er  focht  zum  ersten  Male  bei  der 
Belagerung  von  Madyna.  Seine  Bekehrung  fällt  also  in  das  Jahr 
626.  Er  schenkte  dem  Propheten  bei  dieser  Gelegenheit  ein  paar 
Stiefel.  Wegen  seiner  Bekanntschaft  mit  Syrien  und  den  dort  le- 
benden Arabern  wählte  ihn  Mohammad,  wie  wir  sehen  werden,  als 
Gesandten  an  den  Kaiser.  Er  liefs  sich  nach  den  Eroberungskrie- 
gen zu  Mizza  bei  Damascus  nieder  und  starb   unter  Moäwiya. 

Die  Bekehrung  des'I(;äm,  eines  anderen  Kalbiten  (aus  dem 
Stamme  Rakkäsch),  erfolgte  viel  später,  und  sie  ist  uns  aus  ziem- 
lich unlauterer  Quelle  bekannt.  „Wir  hatten,  sagt  er  in  einer  Tra- 
dition, einen  Götzen,  Namens 'Amara,  und  ich  war  sein  Priester. 
Wir  hörten  eine  Stimme,  die  aus  dem  Innern  des  Götzen  kam:  O 
Iijäm,  es  ist  gekommen  der  Islam,  zu  Ende  ist  die  Anbetung  der 
A(jnäm  (Götzen),  die  Verwandten  schliefsen  sich  eng  aneinander 
an  in  jedem  Stamm.  Wir  waren  darüber  sehr  erschrocken  und  ich 
und  Abd  Amr  beeilten  uns,  nach  Madyna  zum  Gottgesandten  zu 
gehen." 

'Abd  Amr  erzählt:  Ich  und  Ii^äm  gingen  zum  Propheten  und 
er  ermunterte  uns,  den  Islam  anzunehmen.  Wir  legten  das  Glau- 
bensbekenntnifs  ab  und  er  sprach:  Ich  bin  der  Ummy  Prophet,  der 
Wahrhafte,  der  Reine.  Wehe,  wehe  denen,  die  mich  für  einen  Lüg- 
ner halten  und  sich  von  mir  abwenden;  aber  Heil  denen,  die  mir 
beistehen,  an  mich  glauben  und  von  der  Wahrheit  meiner  Worte 
überzeugt  sind  und  mit  mir  gegen  die  Ungläubigen  in's  Feld  zie- 
hen. Wir  antworteten:  Wir  glauben  an  dich,  wir  erklären,  dafs  du 
die  Wahrheit  redest  und  wir  sind  Moslime. 

üeber  die  Bekehrung  sämmtlicher  kalbitischen  Stämme  haben 
wir  keine  zuverlässigen  Nachrichten.  Ich  zweifle,  ob  sie  vor  dem 
Tode  des  Propheten  vollendet  wurde. 

')  König  hat  einen  so  weiten  Begriff,  dafs  die  Aristokraten 
von  Makka  in  mehreren  Traditionen  Könige  genannt  werden. 


235 

standen  sich  dazu,  die  Kopfsteuer  zu  entrichten.  'Ahd  al- 
Rahmän  heirathete  Tomädhir,  die  Tochter  des  Künij^s,  und 
kehrte  nach  Madyna  zurück. 

Es  scheint,  dafs  die  Moshme  in  diesem  Feldzuge  nicht 
die  ganze  Oase  erobert,  sondern  nur  die  Kall)iten,  einen 
Theii  der  Bevölkerung  derselben,  geplündert  haben,  bn 
Jahre  630  unternahmen  sie  daher,  wie  wir  später  sehen 
werden,  eine  andere  P^xpedition,  eroberten  die  Burg  des 
kinditischen  Fürsten  und  unterwarfen  die  ganze  Oase  dem 
Mohammad. 

Schon  Ende  Januar  628  war  Zayd  von  den  Wunden, 
welche  ihm  die  Fazäriten  im  November  beigebracht  hat- 
ten, so  weit  genesen,  dals  er  sich  an  ihnen  rächen  konnte. 
Er  überfiel  sie,  wie  es  bei  Raubzügen  gewöhnlich  ist,  vor 
Tagesanbruch,  und  es  gelang  einem  seiner  Waffengelährten, 
dem  Ibn  Akwa',  eine  alte  Frau,  0mm  Korrifa,  gefangen  zu 
nehmen.  Sie  mufste  seine  Rache  fühlen*.  Er  hefs  an  je- 
dem ihrer  Fülse  ein  Kameel  binden  und  sie  in  zwei  vStücke 
zerreilsen.      Auch    ihre    Tochter  Häritha    wurde    uefauKen. 

•  DO 

Mohammad  verschonte  sie  und  sie  ^^urde  die  Sklavin  des 
Häza  b.  Aby  Wahb. 

Der  Jude,  Abu  Räfi'  Salläm,  ein  Sohn  des  Abu  Ho- 
kayk,  aus  dem  Stamme  Nadhyr,  wohnte  nach  seiner  Ver- 
treibung aus  Madyna  zu  Chaybar  und  suchte  die  wilden 
Horden  der  benachbarten  Ghatafäniten  zu  einem  Krieffe 
gegen  die  Moslime  zu  bewegen.  Mohammad  beschlofs 
daher,  ihn  meucheln  zu  lassen,  und  weil  die  Awsiten  den 
Ibn  Aschraf  aus  dem  Wege  geräumt  hatten,  sollen  ihre 
Brüder,  die  Chazragiten,  das  Verdienst  dieses  Mordes  ha- 
ben. Mohammad  wählte  daher  fünf  entschlossene  Männer 
aus  ihrer  Mitte  und  schickte  sie  nach  Chaybar.  Dort  an- 
gekommen ,  schlichen  sie  Nachts  in  das  Haus  des  Salläm, 
verschlossen  alle  Thüren  und  stiegen  zum  obern  Gemache 
hinauf,  wo  er  schlief.  'Abd  Allah  b.  'Atyk,  welcher  die 
jüdische  Aussprache   nachahmen   konnte,   ging   voraus   und 


236 

sagte:  Ich  bin  gekommen  zu  bringen  ein  Geschenk  für 
Salläm.  Seine  Frau  kam  heraus,  und  als  sie  Waffen  sah 
wollte  sie  ein  Geschrei  erheben.  Einer  der  Mörder  drohte 
ihr,  er  würde  sie  in  Stücke  hauen,  wenn  sie  einen  Laut 
von  sich  "übe,  die  ühriüren  tödteten  ihren  Mann.  Als  sie 
das  Haus  verlassen  hatten,  machte  sie  Lärm,  und  bald 
versammelten  sich  dreihundert  Mann  und  eilten  mit  Fackeln 
den  Thätern  nach,  es  gelang  ihnen  aber  nicht,  sie  aufzu- 
finden '). 

Nach  dem  Tode  des  Salläm  wählten  die  .luden  von 
Chaybar  den  Osayr  b.  Rizäm  (oder  Yosayr  b.  Räzim)  als 
ihr  Oberhaupt.     Da    auch    er  die   Ghataläniten  aufwiegelte, 


')  Nach  Ihn  Sa'd  wurde  Salläm  im  Ramadhän  A.  H.  6  (Ja- 
nuar 628)  ermordet,  nach  Arideren  schon  im  Dzü-lhagga  A.  H.  4 
(Mai  626)  oder  A.  H.  5.  Ihn  Kalby  sagt  bei  Balädzory:  Nach  die- 
sem Monat  fand  der  Raubzug  nach  Dzat-Rika  statt;  dann  Moham- 
mad's  Expedition  nach  Düinat-algandal ;  dann  die  gegen  die  Mo^ta- 
likiten;  dann  die  Belagerung  von  Madyna  und  der  AngritT  auf  die 
Koraytziten.  Tabäry,  S.  342 ,  erzählt  die  Geschichte  nach  Abu  Is- 
hak  und  versetzt  sie  A.  H.  3  =  Dec.  624.  Die  Erzählung  des  Abu 
Ishäk  ist  ziemlich  unbestimmt:  Salläm  wohnt  in  einem  Schlosse  ir- 
gendwo im  Higäz ,  der  Mörder  heifst  'Abd  Allah  b, 'Okba  oder 
'Abd  Allah  b.  'Atyk  u.  s  w.  Insofern  ist  sie  einer  Legende  ähnlich, 
welche  allmähg  concrete  Gestalt  gewinnt.  Sie  ist  jedoch  farblos 
und  ohne  Tendenz,  was  sie  von  einer  Legende  wesentlich  unter- 
scheidet. Die  Ursache  der  Unbestimmtheit  der  Nachrichten  des  Abu 
Ishäk  scheint  zu  sein,  dafs  er  sie  fast  alle  dem  Barä  b. 'Azib  ent- 
nimmt, welcher  schon  A.  H.  72  starb,  während  Abu  Ishäk  bis  129 
lebte.  Er  hat  sie  also  in  seiner  frühen  Jugend  vernommen  und 
später  ohne  sie  mit  gehöriger  Sorgfalt  mit  anderen  Berichten  zu 
vergleichen  redigirt.  Diese  Unabhängigkeit  giebt  ihnen  einen  gro- 
fsen  Werth,  welcher  dadurch  erhöhet  wird,  dafs  Barä  in  Küfa  lebte, 
und  folglich  von  der  madynischen  Schule,  welche  schon  früh  zu 
dogmatisiren  anfing,  weniger  beeinflulst  wurde.  Seine  Erzählungen 
bilden  also  gewisscrmafsen  eine  Kontrolle  der  madynischen  Tradi- 
tion. Ziemlich  vollständig  finden  wir  die  Prophetenbiographie  des 
Abu  Ishäi:  bei  Ihn  Hibbän,  den  ich  in  Delhi  benutzte,  seitdem  aber 
vergebens  suchte. 


237 

schickte  Mohaniniad  den  'Abd  Allah  b.  Rawäha  mit  zwei 
Mann,  ihn  zu  morden.  Er  konnte  ihm  aber  nicht  zu  Leibe 
gehen  und  kelirte  nnverrichteter  Sache  zum  Propheten  zu- 
rück. Was  durch  List  unausführbar  war,  solUe  dem  \  er- 
rathe  gelingen.  Ibii  Rawalia  beüab  sich  Ende  Febr.  628 
wieder  nach  Chaybar  —  diesmal  ^var  er  von  zwanzig  Mos- 
limen  begleitet  —  und  sagte  zum  jüdischen  Häuptling:  Ich 
habe  eine  Botschaft  an  dich  auszurichten,  und  erbitte  mir 
bis  Avir  uns  verstän(hgt  haben,  freies  Geleit.  Auch  ich 
bedinge  niir  ein  solclies  aus,  erwiderte  Osayr,  indem  ich 
es  gewähre.  Der  Moslin)  fuhr  nun  fort:  Der  Prophet  ge- 
denkt, dich  zum  Statthalter  von  Chaybar  zu  ernennen  und 
wünscht,  dafs  du  zu  diesem  Zwecke  nach  Madyna  kommst. 
Osayr  war  erfreut  darüber  und  machte  sich  sogleich  mit 
einer  Begleitung  von  dreifsig  Juden  auf  den  Weg.  Es 
wurde  so  arrangirt ,  dafs  je  ein  Jude  und  ein  Moslim  mit 
einander  auf  einem  Kameele  safsen.  Auf  dem  Wege  wurde 
Osayr  und,  nach  einer  anderen  Nachricht  alle  dreifsig  Ju- 
den treulos  ermordet. 

Die  'Orayniten,  ein  Bagylastamm,  waren  in  grofser 
Noth.  Es  kamen  einige  Männer  dieses  Stammes  nach  Ma- 
dyna und  legten  das  Glaubensbekenntnifs  ab.  Da  sie  aus- 
gehungert und  kränklich  waren,  baten  sie  den  Propheten, 
sie  zu  seinem  Kameelgestüte  zu  schicken,  wo  sie  sich  zu 
erholen  hofften.  Er  willigte  ein.  Nachdem  sie  sich  einige 
Zeit  daselbst  aufgehalten  hatten,  tödteten  sie  den  Hirten, 
naimien  fünfzehn  Zuchtkameele  und  ergriffen  die  Flucht, 
^lohammad  schickte  ihnen  zwanzig  Reiter  nach  unter  der 
Anführunor  des  Fihriten  Korz.  Sie  wurden  eins^eholt  und 
nach  Madyna  gebracht.  Mohammad  liefs  ihnen  Hände  und 
Füfse  abhauen  und  die  Augen  ausstechen,  dann  wurden 
sie  auf  die  Lawafelsen  hinausgeworfen,  wo  sie  verschmach- 
teten (vergl.  Kor.  5,37)  '). 

')  Dieser  Stamm  fuhr  noch  lange  in  seinem  Widerstand  fort. 
Im  Juni  630  suchte  ihn  Mohammad  durch  Concessionen  zu  gewinnen 


238 

Das  gute  Beispiel  des  Propheten  ermuthigte  den  Abu 
Sofyän,  einen  Meuchelmörder  nach  Madyna  zu  schicken, 
den  Mohammad  zu  erdolchen.  Ein  Bedouine  bot  seine 
Dienste  an.  Ich  bin,  sagte  er,  kaltblütig,  behände  und 
niuthig;  ich  kann  schneller  laufen,  als  irgend  Jemand, 
und  da  ich  lange  als  Führer  gedient  habe,  kenne  ich  die 
Wüste   und    die  Wege,    auch    besitze    ich    einen    Dolch    so 


und  schickte  an  dessen  Schaych  Abd  Allah  b.  Awsega  eine 
Schenkungs- Urkunde.  Dieser  wusch  die  Schrift  von  der  Gazellen- 
haut, auf  welcher  sie  geschrieben  war,  ab  und  flickte  damit  einen 
Wassereinier.  Seine  Nachkommen  erhielten  daher  den  Namen  Banü 
alräki',  Söhne  des  Flickers.  Vereinigt  mit  den  widerspenstigen  Oray- 
niten  war  Sim'an  b.  'Amr  b.  Korayt  b.  Obayd  ('Abd?)  b.  Bakr  b. 
Kiläb,  d.  h.  ein  Kiläbite. 

Dieser  Frevel  wird  auch  bei  BochAry  erzählt  und  lautet  bei  ihm 
die  betr.  Rubrik:  „Geschichte  der  'ükliten  und  Orayniten".  Es  folgt 
dann  eine  Tradition  von  Anas  b.  Mälik,  welcher  zufolge  die  Räuber 
theils  dem  Stamme '0kl,  thcils  dem  Stamme  Orayna  angehörten.  In 
einer  für  dieTraditionsgeschichte  interessanten  Nachricht  hingegen  wird 
erzählt,  dafs  diese  Geschichte  vor  dem  Chalyfen'Omar  II.  zur  Sprache 
kam.  'Anbasa  b.  Sa'yd  sagte  bei  dieser  Gelegenheit:  Wisset  ihr 
nicht  die  Tradition  des  Anas  über  die  Orayniten  (fyl-'Oraynyyn)? 
Abu  Kohiba  (iel  ihm  in's  Wort:  „über  wen  erzählt  Anas?"  'Abd 
al-'Azyz  b.  (,'ohayb  (nahm  die  Partei  des 'Anbasa  und)  sagte:  „über 
die 'Orayna  (min 'Orayna)".  Abii  Kiläba  versetzte:  „nein,  über  die 
'Okliten". 

Es  war  also  ungewil's,  ob  die  Räuber  'Orayniten  oder  Okliten 
waren.  Ein  Theil  des  'Oklastammes  bekehrte  sich  später  zum  Is- 
lam  und  Mohammad    liefs  dann  folgende  Urkunde   ausfertigen: 

„Im  Namen  Gottes  des  milden  Rahmän.  Von  Mohammad,  dem 
Propheten,  an  die  Banü  Zohayr  b.  Okaysch  (nicht  Kays),  ein  Zweig 
des 'Okistammes.  Sie  bezeugen,  dafs  es  keinen  Gott  giebt  aufser 
Allah,  und  dafs  Mohammad  sein  Bote  ist,-  sie  trennen  sich  von  den 
Ungläubigen,  üben  Gastfreundschaft,  treten  ein  Fünftel  der  Beute, 
wie  auch  den  Theil  des  Propheten  ab,  und  erlauben  ihm,  etwas  da- 
von auszulesen,  dafür  geniefsen  sie  die  Sicherheit  Gottes  und  seines 
Boten."  Die  Wohnsitze  der  Okliten  sind  im  Gebirge  nördlich  von 
Goräsch. 


239 

fein,  wie  eine  Adlerfecler:  gebet  mir  also  die  nötbigen  Mit- 
tel und  ich  w\\\  den  Plan  auslühien.  Du  bist  unser  Mann, 
erwiderte  Abu  SolVän,  und  übergab  ihm  ein  Ivameel,  wel- 
ches ihn  am  sechsten  Tage,  nachdem  er  Makka  verlassen 
hatte,  nach  Madyna  brachte.  Er  legte  das  Glaubensbe- 
kenntnifs  ab:  dem  Mohammad  soll  aber  seine  Propheten- 
gabe zu  statten  gekonmien   sein    und    er  soll,    als  der  Be- 

DO  ' 

douine  zu  ihm  in  die  Moschee  trat,  ausgerufen  haben: 
Dieser  Mann  führt  Böses  im  Schilde!  Dem  sei  wie  ihm 
wolle,  der  ^  ersuch  milslang.  Der  Meuchelmörder  wurde 
ergriflen,  bekannte  seine  Schuld  und  wurde,  da  ihm  der 
Prophet  verzieh,  ein  aufrichtiger  Moslim. 

Mohammad  schickte  nun  auch  zwei  Meuchelmörder 
gegen  Abu  Sofyän  nach  Makka,  sie  wurden  aber  erkannt 
und  entkamen  mit  genauer  Koth  den  sie  verfolgenden  Ko- 
rayschiten. 

Im  Frühling  628,  als  sich  das  Pilgerfest  nahte,  ent- 
schlofs  sich  der  Prophet,  es  mitzufeiern,  und  somit  den 
Beweis  zu  liefern,  dals  seine  Religion  nicht  wesentlich  von 
der  seiner  heidnischen  Landsleute  verschieden  und  eine 
\  ereinbarunn^    möglich    sei.      Er    erwartete    grofse   Folgen 

Co  O  o 

von  seiner  J  heilnahme  an  dem  Nationalfeste,  und  obschon 
er  sein  \  orhaben  nur  halb  ausführen  konnte,  so  war  er 
in  seinen  Erwartungen  doch  nicht  ganz  getäuscht;  denn  in 
den  folgenden  drei  Jahren  bekehrten  sich  viele  Einwohner 
von  Makka  und  der  Umgebung  zum  Islam  (Zohry  bei  Ba- 
gha\vy,  Tafs.  48,  39).  Er  liefs  also  einen  Aufruf  an  die  Glau- 
bigen ergehen,  die  Wallfahrt  zu  verrichten  (K.  2,  192).  Er  und 
die  Flüchtlinge  gehörten  FamiHen  an,  welche  als  Homsiten 
gewisse  l^rivilegien  beim  Feste  hatten.  Diesen  entsagte  er'), 


')  Koran  2,  i85  und  194-195,  vorausgesetzt,  dafs  die  ganze  Ko- 
ränstelle  2,  iss  bis  199  bei  dieser  Gelegenheit  geoffenbart  wurde. 
Möglicher  Weise  aber  machte  er  dieses  Zugeständnifs  erst  im  fol- 
genden Jahre. 


240 

um  die  Ancärer  und  bekehrten  Nomaden  zu  gewinnen  '). 
Es  lag  besonders  viel  daran,  dafs  sich  die  letzteren  seinem 
Zuge  anschliefsen,  weil  die  Makkaner  nicht  mit  ihnen  bre- 
chen wollten,  und  weil  er  mit  einer  imposanten  Macht  zu 
erscheinen  wünschte;  denn  er  war  entschlossen,  sich  nö- 
thigenlalls  den  Zutritt  zu  den  Heiligthiimern  mit  Waffen- 
gewalt zu  erzwingen.  Weil  es  ebenso  sehr  aul"  einen  Kriegs- 
zug, als  auf  eine  friedliche  Wallfahrt  abgesehen  war,  so  liefs 
er  auch  bei  dieser  Gelegenheit  die  Aufforderung  an  die 
frommen  Seelen  ergehen,  Beisteuern  zur  Bewaffnung  zu 
leisten.  Um  ihren  Muth  zu  heben,  erzählte  er,  dafs  er  in 
einem  Fraume  gesehen  habe,  wie  er  in  Makka  eingezogen. 
Auf  die  lauen  Bedouinen  machten  seine  Predigten  ge- 
ringen   Eindruck,    und   nur  wenige   schlössen    sich    seinem 


')  Die  Exegeten  erzählen  (bei  Thalaby  und  Baghawy):  Im 
Heidenthume  und  zu  Anfang  des  Islams  pflegte  ein  Mann,  wenn  er 
den  Iliräm  anzog  behufs  des  Hagg  oder  der  'Omra,  nicht  durch  die 
Thüre  in  ein  Gehege,  oder  in  ein  Zelt,  oder  in  ein  Haus  einzutre- 
ten. Die  Häuserbewobner  gruben  ein  Loch  durch  die  hintere  Mauer 
des  Hauses,  um  ein-  und  auszugehen,  oder  sie  stiegen  mittelst  einer 
Leiter  über  die  Mauer.  Die  Zeltebewohner  betraten  das  Zelt  eben- 
falls von  hinten  und  nicht  durch  den  gewöhnlichen  Eingang.  Die- 
ses dauerte  so  lange  bis  sie  den  Ihräm  auszogen.  Die  Homsiten, 
d.  h.  die  Korayschiten,  Kinanitcn,  Chozä'iten,  Thakyfiten,  Choth  ami- 
ten  und  dieBanuAmir  b.  (.'aoa'a  machten  eine  Ausnahme  (und  sie 
traten  durch  die  Tliüre  in  das  Haus).  Eines  Tages  ging  der  Pro- 
phet mit  dem  Ihräm  in  das  Haus  eines  An^ärers,  und  Rifaa,  wel- 
cher nicht  zu  den  Honisifen  gehörte,  folgte  ihm.  Der  Prophet  .'•agte: 
Warum  gehst  du  durch  die  Thüre  in  das  Haus,  obschon  du  den 
Ihräm  anhast?  Er  antwortete:  Weil  ich  dich  so  eintreten  gesehen 
habe.  Ich  bin  aber  ein  Homsite,  erwiderte  Mohammad.  Auch  ich 
bin  ein  Homsite,  versetzte  Rifaa;  denn  meine  Religion  und  die  dei- 
nige  ist  dieselbe.  Darauf  wurde  geoffenbart:  „Die  Rechtschafifen- 
heit  besteht  nicht  darin,  dafs  ihr  in  die  Häuser  von  hinten  eintretet, 
sondern  etc."  Zohry  erzählt  diese  Tradition  etwas  verschieden  und 
sagt:  Der  Vorgang  habe  bei  Gelegenheit  des  Zuges  nach  Hoday- 
biya  stattgefunden. 


241 

Zuge,  welcher  Ma^lyna  am  14.  oder  15.  März  628  ver- 
liefs,  an;    denn  er  versprach  mehr  Gefahr  als  Beute  '). 

Als  die  Korayschilen  von  seinem  Vorhaben  hörten,  be- 
riethen  sie  sich  und  kamen  zum  Entschlnls,  ihn»  den  Ein- 
tritt in  das  heilige  («ebiet  zu  verwehren.  Sie  rieten  die 
Ahäbisch,  half)nomadische  Verbündete  aus  verschiedenen 
ihnen  verwandten  Stämmen,  unter  die  Waffen  und  diese 
zogen  mit  Weib  und  Kind  in's  Feld.  Es  sammelte  sich 
eine  ansehnliche  Armee  zur  Vertlieidiü^ung  der  Heilijrthü- 
mer  und  lagerte  sich  zu  Haldah  in  der  Nähe  der  Stadt. 
Zwei-  oder  dreihimdert  Reiter  unter  dem  Kommando  des 
furchtbaren   Chälid  zoji;en   dem  Älohammad   entgeifen. 

Mohammad  war  nur  etliche  dreifsig  arab.  Meilen  von 
dem  Ziele  seiner  Reise  entfernt,  als  ihm  der  Chozaite 
Bosr,  den  er  als  Kundschafter  nach  Makka  geschickt  hatte, 
die  Nachricht  von  der  Stimmung  und  den  Bewegungen 
der  Einwohner  überbrachte.  Er  versammelte  die  Gläubi- 
gen und  sagte:  Gebet  mir  euren  Rath,  sollen  wir  sie  nicht 
umgehen  und  unsern  Marsch  gegen  die  Familien  der  Frev- 
ler wenden,  welche  uns  den  Zutritt  zu  den  Heiligthümern 
Avehren?  Wenn  ihre  Armee  dazwischen  kommt  und  uns 
in  der  Ausführung  unseres  \  orhabens  stört,  so  ist  es  ge- 
rade so,  als  hätten  wir  die  von  Bosr  überbrachte  Kund- 
schaft nicht  benutzt.  Gelingt  es  uns  aber  die  Stadt  un- 
entdeckt  zu  überfallen,  so  können  wir  sie  ausrauben  und 
ihnen  Schaden  zufügen.  Abu  Bakr  erhob  sich  gegen  diese 
unehrliche  Art  der  Kriegführung  und  sagte:  Du  bist  ge- 
kommen, um  zum  heiligen  Tempel  zu  wallfahrten.  Wenn 
sie  dir  den  Zutritt  verwehren,  dann  wollen  wir  ihnen  im 
offenen   Kanipfe  begegnen  (Bochäry   S.  600j. 


' )    Es  schlössen  sich  dem   Zuge   einige  Aslaraiten   an    und   bil- 
deten den  achten  Theil  der  anwesenden  Flüchtlinge  (Bochäry  S.  598). 
Es  scheint,  dafs  sich  diese  it)  .Madyna  angesiedelt  hatten;  denn  sonst 
würden  sie  nicht  iMohägir,  Flüchtlinge,  genannt  worden  sein. 
m.  16 


242 

Bald  nach  diesem  Kriegsrathe  stiefs  er  auf"  die  feind- 
liche Reiterei.  Von  den  Moslimen  waren  nur  zwanzig  (nach 
einer  wahrscheinlicheren  Nachricht  dreihundert)  Mann  zu 
Pferde.  Sie  hatten  den  Vorpostendienst  zu  versehen  und 
in  Stellen,  wo  ein  plötzlicher  Ueberfall  möglich  war,  dem 
Zuge  vorauszureiten,  um  die  Gegend  zu  überblicken.  Mo- 
hammad befahl  ihnen,  vorzurücken  und,  sollten  die  Feinde 
einen  Angriff  versuchen,  den  ersten  Anprall  auszuhalten  bis 
er  seine  Leute  in  Schlachtordnung  gestellt  habe.  Cliälid 
^vagte  es  nicht,  sich  mit  den  Moslimen  zu  messen,  und 
diese  zogen  über  Felsen  und  Schluchten,  auf  denen  ihnea 
die  Kavallerie  nicht  folgen  konnte,  vorwärts  bis  Hodaybiya. 
Es  ist  dies  eine  Gegend  im  INachlathale  mit  einigen  Fel- 
dern und  Hütten,  neun  arab.  Meilen  von  Makka  entfernt. 
Ein  Theil  liegt  innerhalb,  der  andere  aufserhalb  des  heili- 
gen Gebietes  ').  Hier  machte  Mohammad  Halt  gegen  den 
Willen  seiner  Begleiter,  welche  vorzurücken  wünschten. 
Es  war  ein  kluger  Entschlufs;  denn  das  F^indringen  in  das 
heilige  Gebiet  hätte  blutige  Scenen  zur  Folge  gehabt,  auf 
einem  für  die  Moslime  ungünstigen  Terrain. 


')  Sie  lagerten  sich  bei  einer  fast  ausgetrockneten  Cisterne 
und  konnten  die  Thiere  nicht  tränken.  Glücklicher  Weise  fiel  ein 
Regen  und  sie  hatten  üeberflufs  an  Wasser.  So  berichten  die  äl- 
testen Quellen.  Bochary  S.  597  erzählt,  dafs  Mohammad  gesagt  habe: 
Wer  diesen  Regen  als  eine  Gabe  der  Vorsehung  ansieht,  glaubt  an 
Gott,  wer  ihn  dem  Einflufs  der  Gestirne  (Mondstationen)  zuschreibt, 
glaubt  nicht  an  Gott,  sondern  an  die  Gestirne.  Begreiflicher  Weise 
hielten  die  Gläubigen  den  Regen  nicht  nur  für  eine  specielle  Gnade 
Gottes,  sondern  für  ein  zur  Verherrlichung  des  Propheten  gewirk- 
tes Wunder.  Die  Legende  bildete  es  aus:  Der  Prophet  füllte  ein 
Gefäfs,  wusch  sich  darin,  spülte  den  Mund  aus,  spie  hinein  und  gofs 
das  Wasser  wieder  in  die  Cisterne.  Nun  war  sie  so  voll,  als  es  die 
Moslime  nur  immer  wünschen  konnten  (Bochary  S.  59H),  Später 
(bei  Ibn  Sa  d  und  Bochary  S.  598)  wurde  die  Legende  aus  einer 
anderen,  welche  wir  weiter  unten  werden  kennen  lernen,  verbessert 
und  man  sagte:  Es  strömte  zwischen  den  Fingern  Mohammad's  so 
viel  Wasser  hervor,  dafs  hunderttausend  Menschen  hätten  den  Durst 
löschen  können. 


243 

Unter  den  Feinden  gab  es  viele  Häuptlinge,  welche 
die  Intentionen  des  Mohammad  achteten  und  den  Frie- 
den zu  erhalten  uünschten  Sie  begaben  sich  zu  diesem 
Zwecke  in  das  nioslimisclie  Lager,  um  Unterhandlungen 
anzuknüpfen.  Zuerst  kam  l^odayl  aus  dem  dem  iMohani- 
mad  freundlichen  Chozä'astamme.  Er  legte  ihm  die  Ab- 
sichten der  Korayschiten  auseinander.  Der  Prophet  ant- 
wortete, dafs  er  durchaus  keine  leindlichen  Zwecke  verlolge, 
deutete  aut  die  siebenzig  Opferkameele  hin,  welche  er  zur 
Feier  des  Festes  mitgebracht  hatte,  und  bekannte  zugleich, 
dafs  er  entschlossen  sei,  sich  den  Weg  zum  Tempel  zu 
erkämpfen.  iiodayl  kehrte  nach  Makka  zurück,  hinter- 
brachte den  Einwohnern,  was  er  gehört  und  gesehen,  und 
drückte  zugleich  seine  üeberzeugung  aus,  dafs  es  Moham- 
mad ehrlich  meine.  Auch  Holays,  der  Häuptling  der  Ahä- 
bysch,  begab  sich  zu  den  Moslimen.  Als  ihn  Mohammad  von 
Weitem  erblickte,  sagte  er:  Da  nähert  sich  ein  Mann,  der 
einem  Volke  angehört,  welches  für  den  Allahdienst  eifert^), 
lasset  ihn  die  geschmückten  Opierthiere  sehen.  Als  er  die 
zum  Schlachten  bestimmten  Kameele  erblickte ,  kehrte  er 
nach  Makka  zurück,  ohne  im  Lager  gewesen  zu  sein,  und 
erklärte:  wenn  Leute,  welche,  wie  Mohammad,  die  ehr- 
liche Absicht  haben,  an  dem  zu  Ehren  Allah's  eing-esetz- 
ten  Feste  Theil  zu  nehmen,  davon  ausgeschlossen  würden, 
so  wolle  er  und  sein  Volk  sich  gegen  solche  Gewaltthä- 
tigkeit  auflehnen.  Wegen  seiner  Befangenheit  machten  die 
Vorstellungen  des  Holays  wenig  Eindruck  auf  die  Koray- 
schiten; sie  sandten  daher  den  energischen  Thakyfiten 
'Orwa  in  das  feindliche  Lager.  Die  Biographen  lassen  ihn 
sagen :  Du  marschirest  mit  Leuten  verschiedener  Stämme, 
welche  nicht  durch  die  Banden  des  Blutes  mit  dir  und 
unter    sich    verbunden    sind,    gegen    deine    Heimath.      Sie 


')    Bei    Ibn    Isbäk:    yatallahün;    nacb    einer    anderen  Version; 
„sie  halten  viel  auf  Schlachtthiere." 

16* 


244 

uertlen  dich  in  der  Noth  verlassen.  Wir  hingegen  sind  enge 
unter  einander  verknüpft.  Selbst  die  Mütter  mit  ihren  Säug- 
lingen an  der  Brust  sind  in  das  Lager  gezogen,  und  wir 
werden  uns  wehren  Avie  Panther.  Seine  Beschimpfungen 
wurden  von  den  Umstehenden  beantwortet.  Er  wurde  nun 
vertraulich  mit  Mohammad  und  ergriff,  nach  arabischer  Sitte, 
seinen  Bart.  Sein  nächster  Verwandter  Moghyra  b.  Scho'ba, 
der  schlaueste  Mann  in  Arabien,  verwies  ihm  diese  Ver- 
traulichkeit, und  'Orwa  verliefs  das  Lager  mit  der  Ueber- 
zeugung,  dafs  die  Moslime  ihren  letzten  Blutstropfen  für 
ihren  Meister  zu  vergiefsen  bereit  seien  ').  Kr  brachte  densel- 
ben Bescheid  nach  Makka,  welchen  Bodayl  erhalten  hatte. 

Die  erstgenannten  zwei  Männer,  Bodayl  und  Holays, 
repräsentirten  ihre  eigenen  Stämrnc,  Bundesgenossen  der 
Makkaner,  hatten  aber  keinen  Aultrag,  im  Namen  dieser  zu 
unterhandeln.  Krst'Orwa  hat  die  Unterhandlungen  im  Namen 
der  Makkaner,  der  eigentlichen  Cegner  der  Moslime,  ange- 
knüpft. Mohammad  entschlofs  sich  selbe  fortzusetzen  und 
sandte  seinen  Schwiegersohn  Othniän  nach  Makka,  um  die 
Betheuerungen,  dafs  die  (jlläubigen  nur  den  Tempel  besu- 
chen wollen,  zu  wiederholen.  Er  gehört  der  mächtigsten 
korayschitisch<!n  Familie  an  und  sein  Verwandter  Abän  nahm 
ihn  unter  seinen  Schutz,  als  er  sich  der  Stadt  näherte.  Auch 
bot  man  ihm  an,  die  Ceremonien  bei  der  Ka'ba  verrichten 
zu  dürfen.     Er  weigerte   sich,  dies  ohne  seinen  Meister  zu 


')  Die  Tradition  sagt  feiner,  dafs  sieli  die  Gläubigen  um  das 
Wasser,  in  welclieni  der  Propljet  sich  gebadet  hatte,  und  um  seinen 
Speichel  stritten,  und  dafs  Orwa,  nach  Makka  zurückgekehrt,  er- 
klärt haVje,  weder  der  Kaiser  noch  Chosroes  werde  so  sehr  verehrt, 
wie  Mohammad.  Die  ganze  Tradition  hat  die  Absicht  zu  zeigen, 
dafs  die  Moslime,  obschon  sie  Awbasch  waren,  d.h.  verschiedenen 
Stämmen  angehörten,  dennoch  für  ihren  Führer  zu  sterben  bereit 
waren,  und  folglich  die  Banden  des  Glaubens  stärker  sind,  als  die 
der  Stammverwandtschaft.  Das  haben  sie  schon  in  der  Schlacht 
von  Badr  bewiesen,  sie  wird  aber  hier  erzählt,  um  den  auf  diese  Ge- 
legenheit bezüglichen  Koränvei  8  48,  i'.»  zu  beleuchtin  und  ist  in  der 
Form,  in  der  wir  sie  haben,  eine    exegetische  Mythe. 


245 

thun.  Sein  Drängen,  die  Moslime  in  die  Stadt  zu  lassen, 
fand  kein  tielior,  ja  er  wurde  sogar  wider  Willen  einige 
Zeit  zurückgehalten.  Im  moslin)ischen  Lager  verbreitete 
sich  das  (Jeriicht,  er  sei  ermordet  worden.  Mohammad 
forderte  die  Cdänbigen  auf,  ihm  einen  Kid  zu  leisten,  dafs 
sie  dessen  Hlut  rächen  und,  wenn  es  zu  Kämpfen  käme, 
nicht  die  P'lucht  ergreifen  würden.  Er  stand  unter  einem 
l^aume  und  jeder  der  Anwesenden  trat  einzeln  hinzu  und 
legte  seine  Hand  in  die  Hand  des  Propheten.  Nur  ein 
Mann  soll  »den  Kid  unter  (lem  Baume«,  auf  welchen  spä- 
ter, als  es  sich  um  den  Rang  der  Gefährten  des  Moham- 
mad handelte,  grofses  Gewicht  gelegt  wurde,  verweigert 
haben. 

'Othmän  kam  zwar  unversehrt  zurück,  aber  es  ereis- 
nete  sich  ein  Zwischenfall,  welcher  geeignet  war,  Gewalt- 
thätii^-keiten  nach  sicli  zu  ziehen.  Kinio:e  Anhänjrer  des 
Propheten  begaben  sich  nach  Makka,  um  ihre  \^erwandten 
zu  besuc})en.  Sie  wurden  festgehalten.  Kin  moslimisches 
Corps  umging  das  feindliche  Lager  und  drang  in  die  Stadt. 
Bei  der  Ka'ba  fanden  sie  mehrere  Korajschiten.  Diese 
banden  sie  und  schlep])ten  sie  nach  Hodaybiya.  Abends 
als  es  dunkel  wurde,  .schössen  sechs  Hitzköpfe  Pfeile  in 
das  Lager  der  Gläubigen.  In  der  Vermuthung,  es  sei  dies 
der  Anfang  des  Kampfes,  ergriffen  die  Moslime  die  Waf- 
fen und  schleuderten  bei  Tagesanbruch  Pfeile  und  Steine 
auf  die  Feinde.  Sie  leisteten  nur  wenig  Widerstand  und 
flohen  in  die  Stadt.  Hierauf  zogen  sich  die  Angreifenden 
zurück.  Auf  diesen  Zwischenfall  bezieht  sich  nach  Taymy 
Kor.  48,  -24  »). 

Die  Korayschiten  schickten  den  Sohayl  als  Bevoll- 
mächtigten zu  Mohammad,  um  einen  Vertrag  zu  schliefsen. 
JSach  langem  Hin-  und  Herreden,  und  ungeachtet  der  hef- 
tigen Vorstellungen  des  Omar,  der  es  für  schimpflich  hielt 
nachzugeben,  diktirte  Mohammad  dem    Alyy: 


')    Anders  wird  dieses  Scharmützel  im    üyiin  erzahlt. 


246 

»Im  Namen  Allah's  des  milden  Hahmän!«  Wir  kennen 
den  Allah,  uissen  aber  nichts  vom  Kahmän,  fiel  ihm  Soha^l 
in's  Wort,  schreib:  »In  deinem  INamen,  o  Allah!«  Wohlan! 
sas^te  Mohammad,  schreib:  »In  deinem  Namen,  o  Allah!« 
und  fahre  iort:  »Dieses  sind  die  Bedingnn^en,  unter  de- 
nen Mohammad,  der  Bote  Gottes,  mit  Sohayl,  dem  Sohn 
des 'Amr,  Friede  schliefst«.  Wenn  ich  glaubte,  dafs  du 
ein  Bote  Gottes  seiest,  versetzte  Sohayl,  so  uürde  ich  nicht 
gegen  dich  kämpfen;  lafs  ihn  deinen  Namen  schreiben. 
Mohammad  diktirte  dann:  »Dieses  sind  die  Bedingungen, 
unter  denen  Mohammad,  der  Sohn  des'Abd  Allah,  mit  So- 
hayl, dem  Sohn  des 'Amr,  Frieden  schliefst:  Zehn  Jahre 
lang  soll  kein  Krieg  geführt  \verden.  Während  dieser  Zeit 
sollen  die  Leute  })eider  l'arteien  vor  einander  sicher  sein 
und  die  einen  dürfen  die  anderen  nicht  angreifen.  Wenn 
eine  Person  von  den  Korayschiten  ohne  Einuilligung  ihres 
Beschützers  zu  Mohammad  komu)t,  ist  er  verplliclitet,  sie 
auszuliefern,  wenn  hingegen  ein  Anhänger  des  Mohammad 
sich  zu  den  Korayscliiten  begiebt,  so  sind  sie  nicht  ver- 
pflichtet, ihn  herauszugeben.  Es  soll  zwischen  uns  ein 
aufrichtiges  Einverständnifs  bestellen,  und  es  soll  weder 
Raub  noch  Diebstahl  stattfinden.  Wer  mit  Mohammad  ein 
Bündnifs  schliefsen  will,  dem  stehe  es  frei,  und  wer  mit 
den  Korayschiten  ein  Bündnifs  scliliefsen  will,  dem  stehe 
es  ebenfalls  frei.  Dieses  Jahr  kehrst  du  zurück  und  kommst 
nicht  nach  Makka.  Im  nächsten  (Dzü-lka'da)  aber  verlas- 
sen wir  die  Stadt  und  du  betrittst  sie  mit  deinen  Anhän- 
gern und  weilest  daselbst  drei  Tage;  ihr  dürfet  aber  keine 
andere  WalTen,  als  die  eines  Reisenden,  nämlich  den  Säbel 
in  der  Scheide  '),  tragen. 

Die  Moslinie  waren  äufserst  ungehalten  über  diese  de- 
müthigenden  Bedingungen.  Am  meisten  schmerzte  sie,  dafs 
der  V^ertrag  nicht  einmal   vollständige  Reciprocität  bedingte. 


')    B«M  TayiDv  ist  der  Worllant  des  Vertrages  v«Tschieden   und 
der  Wafteiistillstand  sollte  nur  zwei  Jahre,  dauern. 


247 

Denn  die  Korayschiten  hatten  sich  nicht  verpflichtet,  Ue- 
berläufer  auszuherern,  wohl  aber  Mohammad.  Cnlückiicher- 
vveise  kam  last  unmittelbar  nach  Unterzeichnung  der  Ur- 
kunde Abu  Gandal  aus  i\hikka  in  das  moslimische  Lajrer, 
um  das  Cdaubensbekenntnils  abzulegen.  Seine  Angehöri- 
gen forderten  seine  Auslieferung  und  Mohammad  mufste 
ihnen  nilll'ahien.  Auf  Sahl  b.  Honayf  (bei  Hochärv  S.  602) 
machte  dieses  einen  so  schlimmen  Eindruck,  dafs  er  viele 
Jahre  später  noch  zugab,  dals  er,  wenn  er  gekonnt  hätte, 
sich  vom  Jsläm  losgesagt  haben  würde.  'Omar  erklärte 
zur  Zeit,  dafs  er  sich  dem  Vertrage  nicht  unterw erfen  würde, 
wenn  er  von  einem  Bevollmächtigten  und  nicht  von  Mo- 
hammad selbst  abgeschlossen  worden  wäre.  Nach  der  Er- 
zählung  des  Ibn  Ishäk  war  die  Gähruni^  so  grols,  dafs  die 
Moslime  darauf  und  daran  w aren ,  sich  ins  Verderben  zu 
stürzen,  d.  h.  den   Propheten  zu  verlassen. 

Mohammad  fuhr  fort,  seine  Zugeständnisse  als  einen 
Sieg  zu  erklären,  und  Gott,  welcher  ihn  in  allen  seinen 
Handlungen  bestimmte ,  unterstützte  seine  Behauptung  in 
einer  Offenbarung,  welche  wir  bald  werden  kennen  ler- 
nen ').  Es  ist  gewifs,  dals  der  Prophet  den  Vertrag  in 
einem  Augenblicke  der  Abspannung  geschlossen  hat  und 
dafs  es  ihm  an  Muth  und  Energ-ie  fehlte.  Der  Erfolg  war 
zwar  nicht  so  schlimm,  als  er  hätte  sein  können.  Das  Re- 
sultat ist  aber  nicht  der  einzige  Maafsstab  einer  Handlung. 
Der  Islam  Avar  ein  wucherndes  Gewächs  und  sein  Fort- 
schritt konnte  nicht  durch  einzelne  Mifsijriffe  gehemmt  wer- 
den.  Er  entschuldiget  im  Koran  48,  24.  ih  seine  Schwäche, 
aber  seine  Gründe  sind  unzureichend. 

Obschon  er  nicht  zum  Tempel  zugelassen  wurde,  ver- 
richtete Mohammad  dennoch  die  Ceremonien  des  Festes. 
Die  Zahl  der  Kameele,  welche  er  als  Opfer  schlachtete,  be- 
lief sich  auf  siebenzig.  Aufserdem  wurden  auch  Rinder 
und  Schafe   geopfert.      Dem  Wunsche   oder  vielmehr   den 


' )    Nämlich  Kor.  48,  i.     Man  vergl.  damit  Ibn  Ishäk  S.  748. 


248 

ausdrücklichen  Berlingungen  der  Makkaner  nachgebend, 
wurden  die  Opfer  nicht  in  dem  heiligen  Gebiete  geschlach- 
tet, sondern  aufserhalb  desselben,  obschon  er  auf  der  Grenze 
stand  und  die  Gebete  innerhalb  desselben  verrichtete.  Die 
meisten  Moslime  weigerten  sich,  unter  diesen  Verhältnissen 
Opfer  zu  schlachten  '),  und  statt,  wie  es  das  Ritual  des 
Festes  auferlegte,  das  Kopfhaar  rasiren  zu  lassen,  iiefsen 
sie  dasselbe  nur  ein  wenig  stutzen,  um  auszudrücken,  dafs 
sie  dieses  nicht  als  Pilgerfahrt  betrachteten.  Unter  den 
Widerspenstigen  war  selbst  Othmäii,  der  Schwiegersohn 
des  Propheten.  Wenn  Mohammad's  Gott  auch  nicht  im- 
mer die  Mittel  besitzt,  seinen  Willen  durchzusetzen,  so  weifs 
er  sich  doch  immer  zu  lielfen.  Er  schickte  einen  Wind, 
welcher  die  Haare  der  Gläubigen  in  das  heilige  Gebiet 
hinüberwehte,  und  so  wurde  das,  was  an  der  Ceremonie 
fehlte,  ergänzt.  Ungeachtet  dieses  hinreichenden  Auskunfts- 
mittels gab  Mohammad  seinen  AnhäDgern  doch  nach  und 
liefs  sich  zu  ihrer  Beruhigung  nachträglich  offenbaren: 

2,  192.    Vollendet  für  Allah  den  Hagg  und  die  Omra  ^). 
Wenn  ihr  nicht  zugelassen  werdet,  so  bringet  so  viel  Opfer 


')  So  nach  Mohammad  Ihn  'Obayd's  Version  der  Tradition 
des  Gäbir. 

*)  Es  giebt  zwei  Arten  von  Pilgerfahrten,  die  'Omra  und  der 
Hagg.  Erstere  sind  gelegentliche  Wallfahrten  einzelner  Personen, 
und  es  werden  keine  Opfer  geschlachtet.  Der  Hagg  oder  das  Pil- 
gerfest hingegen  wird  gemeinschaftlich  zu  einer  bestimmten  Zeit  ge- 
feiert und  nur  Derjenige,  welcher  ein  Opfer  schlachtet,  hat  das  Ver- 
dienst, es  begangen  zu  haben.  Da  Mohammad  auf  diesem  Zuge 
Opfer  mitbrachte  und  die  richtige  Zeit  beobachtete,  kann  es  Hagg 
genannt  werden;  weil  er  sie  aber  nicht  am  gehörigen  Orte  dar- 
brachte, so  wird  die  Ceremonie  von  den  meisten  Theologen  als  eine 
Omra  angesehen.  Was  die  Intention  des  Propheten  anbetrifft,  so 
geht  aus  dem  Koran  2,  iss  ff.  hervor,  dafs  er  den  Hagg  verrichten 
wollte,  später  aber  gab  er  seinen  Anhängern  nach  und  erklärte, 
dafs  weder  der  Hagg  noch  die  'Omra  vollendet  worden  sei. 

Die  Bedeutung  des  Wortes  Hagg,  Pilgerfest,  oder  vielmehr 
Osterfest,  läfst  sich  aus  dem  Arabischen  nicht  erklären.  Tha'laby 
zu  Koran  2,  145:    Hogga  (Beweis  und  auch  Contentio)  kommt  von 


249 

dar,  als  euch  leicht  \\\v(\.  Kasirt  aber  euer  Koyjl'haar  nicht 
eher,  als  bis  die  Opfer  an  ihrem   Platz  angelangt  sind. 

Auch  er  gab  damit  die  Erklärung  ab,  dafs  dieses  Jahr 
die  Feier  eines  Festes  nicht  vollendet  worden  sei,  und  es 
erst  im  künftigen  Jahre  geschehen  soll,  und  dafs  er  Un- 
recht hatte  zu  befehlen,  sie  möchten   die  Haare  rasiren. 

Erspriefsliche  Früchte  für  den  Islam  trug  die  Frei- 
heit, welche  jedem  Stamme  zuerkannt  Avurde,  mit  der  ei- 
nen oder  anderen  Partei  Bündnisse  schliefsen  zu  dürten. 
Die  Chozäiten,  welche  nur  eine  Tagereise  von  Makka  ent- 
fernt wohnten,  verbanden  sich  sogleich  mit  Mohammad, 
die  üakriten  hingegen  erklärten,  sie  wollen  auch  ferner 
mit  den  Korayschiten  vereint  bleiben. 

Der  Thakyfite  Abu  Bagyr  floh  von  Makka  zu  den 
Muslimen.  Er  wurde  reklamirt  und  Mohammad  lieferte  ihn 
aus.  Wenige  Meilen  von  Madyna  erschlug  er  einen  der 
zwei  Männer,  welche  gekommen  waren,  ihn  abzuholen,  und 


(dem  verbalen  Substantiv)  Higg  her,  welches  so  viel  bedeutet  als 
kagd  (dieses  Wort  entspricht  dem  Lat.  tendere,  contendere).  Von 
dieser  Wurzel  kommt  auch  Mihagga,  der  deutliche  Weg,  weil  man 
darauf  nach  seinem  Ziele  geht  (auch  im  Lateinischen  sagt  man: 
tendit  in  locum)  Einen,  der  mit  dem  Anderen  streitet,  nennt  man 
Mohagga,  weil  sich  jeder  von  zwei  Gegnern  anstrengt,  seine  ei- 
genen Gründe  aufrecht  zu  erhalten  und  die  des  Anderen  zu  wi- 
derlegen. 

Diese  Bedeutung  der  Wurzel  bringt  uns  nicht  zum  Pilgertest; 
wir  müssen  Hagg,  obwohl  der  Ausdruck  schon  bei  den  heidnischen 
Arabern  gebräuchlich  war,  für  hebräisch  halten.  Bisher  hat  man 
Hagg  mit  Pilgerfahrt  übersetzt.  Diese  Bedeutung  hat  es  allerdings 
für  die  Türken  und  andere  Völker,  von  denen  wir  Arabisch  gelernt 
haben.  Für  die  Makkaner  war  es  aber  die  Prozession,  der  Umgang 
(so  wird  in  einigen  katholischen  Orten  das  Frohnleichnan)sfest  ge- 
nannt); denn  man  begab  sich  nach  Minä  und  anderen  heiligen  Orten 
hinaus,  um  es  zu  begehen.  Gesenius  erklärt  auch  die  hebr.  Wurzel 
des  Wortes,  welches  Fest  bedeutet  und  von  welcher  Hagg  abzulei- 
ten ist,  wie  folgt:  j;ri  pr.  in  orbem  ivit  (vicinum  rad.  yn).  Bei 
den  Arabern  bestand  ein  Theil  der  Gottesverebrung  darin,  dafs  man 
um  die  Idole  und  ihre  Tempel  herumzog. 


250 

eilte  nach  Madyna.  Mohammad  nahm  ihn  nicht  in  seine 
Gemeinde  auf,  hielt  es  aber  auch  nicht  für  seine  Pflicht, 
seine  Freiheit  zu  beschränken.  Er  fand  fünf  andere  mak- 
kanische  Flüchtlinge,  welche  in  derselben  Lage  waren, 
und  sie  begaben  sich  mit  einander  in  die  tJegend  zwi- 
schen 'Yg  und  Marwa,  an  der  Meeresküste  westnord- 
westlich von  Madyna,  und  organisirten  auf  eigene  Faust 
eine  Räuberbande,  welcher  sich  bald  darauf  Abu  Gandal 
mit  siebenzig  anderen  Männern  aus  Makka  anschlofs.  Sie 
erhielt  noch  aus  den  benachbarten  Stämmen,  den  Gohay- 
niten,  in  deren  Gebiet  'Yc;  lag,  wie  auch  aus  den  Banü 
Ghifär  und  Aslam,  Zuwachs  und  zählte  bald  siebenzig  Mann, 
Die  Ilaupterrungenschaft  der  Makkaner  beim  Friedens- 
schlüsse war,  dafs  jetzt  ihre  Karawanen  ohne  Gefahr  auf 
dem  kürzesten  Wege  nach  Syrien  ziehen  konnten.  Diese 
an  der  Strafse  gelagerte  Räuberbande,  für  welche  Moham- 
mad nicht  verantwortlich  war,  machte  sich's  gerade  zum 
Geschäft,  jede  Karawane,  welche  in  ihre  Nähe  kam,  aus- 
zurauben, und  sie  tödteten  jeden  schonungslos,  der  ihnen 
in  die  IJände  fiel.  Am  Fnde  waren  die  klugen  Makkaner 
genöthigt,  den  Mohammad  zu  bitten,  ihre  Ausreifser  in  seine 
Gemeinde  aufzunehmen,  wodurch  sie  gegen  deren  Gewalt- 
thatcn  geschützt  wurden.  Abu  Hacyr  lag  auf  seinem  Tod- 
tenbelte,  als  er  des  Propheten  Befehl,  sich  nach  Madyna 
zu  begeben,  erhielt.  Die  Uebrigen  gehorchten  der  Ordre 
oder  kehrten  zu  ihren  Stämmen  zurück. 

Um  die  Unzufriedenheit  der  Gläubigen  zu  beschwich- 
tigen, entwarf  Mohammad  auf  dem  Rückwege  von  Hoday- 
biya  eine  Expedition,  welche  wenig  Gefahren,  aber  eine 
grofse  Beute  versprach.  \^on  dieser  sollen  die  Nomaden, 
welche  den  Zug  nach  Hodaybiya  nicht  mitgemacht  hatten, 
ausgeschlossen  sein,  an  den  späteren  Zügen  aber  —  denn 
die  Moslime  waren  immer  und  gegen  Jedermann  im  Kriege 
—  sollten  sie  wieder  Theil  nehmen.  Auch  diesmal  mufs- 
ten  die  gewerbfleifsigen  Juden  herhalten.  In  Madyna  gab 
es    wohl    einzelne    Juden,    aber    keine    israelitische   Macht 


251 

inelir.  (Ihn  Sad  fol.  121  verso.)  Die  nächste  jüdische  (Ge- 
meinde lehte  zu  Chayhai ■;  diese  sollte  nun  zum  Üpler  lallen 
und  die  Raubgier  der  JVIoslime  stillen.  Zu  Rokä'  al-Oha- 
mym,  etwa  anderthalb  Taj^ereisen  von  Makka  veröiVentlichte 
Mohammad  lolgentle  Ollenbarung: 

48, 1.     Wahrlich,  wir  haben  dir  eine  unläugbare  Erobe- 
rung bescheert, 

•i.  auf  dafs  dir  («ott  [in  Folge  der  Feier  des  Pil- 
gerfestes] alle  deine  Sünden,  die  früheren  und  sf)äteren, 
verzeihe 

.{.     und  dir  glänzenden   (beistand  gewähre. 

4.  Er  ist  es,  welcher  in  die  Herzen  der  (jläubigen 
die  Schechina  ')  herabgesandt  hat,  damit  sie  zum  Cilauben, 
der  sie  beseelt,  noch  neuen   Glauben   empfangen, 

5.  und  damit  er  sie  in  das  Paradies  einführe  und 
ihre  Missethaten  vergebe. 

6.  üeber  die  Heuchler  (Bedouinen)  und  lTngläul>i- 
gen  hingegen,  welche  eine  schlechte  Meinimg  von  Gott 
haben  [imd  glauben,  er  stehe  dem  Propheten  nicht  beij 
wird  er  eine  Strafe  verhängen.  Es  wird  sie  das  Schick- 
sal [dafs  sie  Gott  verläfst]  treifen  und  sie  werden  in  die 
Hölle  eingehen. 


')  Weil,  S.  18f,  bemerkt:  „Dieses  aus  dem  Rabbinischen  ent- 
nommene, und  daher  in  seiner  wahren  Bedeutung  den  späteren  Ko- 
ränauslegern  und  Lexicographen  unbekannte  Wort,  hat  schon  Geiger 
S.  54  u.  55  und  nach  ihm  noch  ausführlicher  Oettinger  in  der  Tü- 
binger Zeitschrift  für  Theologie  1834,  I.  S.  17,  erläutert.  „Es  drückt 
die  unmittelbare  Anwesenheit  eines  hulfreichen  Ausflusses  der  Gott- 
heit aus,  welcher  dem  menschlichen  Herzen  zuströmend,  seinen  Glau- 
ben stärkt,  und  ihm  dadurch  eine  innere  Gemüthsruhe  verleiht,  welche 
ihn  bei  allen  äufseren   Stürmen   und   Versuchungen   aufrecht  erhält." 

Gorgany  (Dict.  of  techn.  terms  S.  702)  sagt:  Sekyna  wird  eine 
Zuversicht  genannt,  welche  das  Herz  bei  dem  Herabsteigen  (Inne- 
werden) der  Mysterien  empfindet.  Sie  besteht  in  einem  Lichte,  wel- 
ches im  Herzen  aufgeht.  Das  Herz  ruht  bei  dem  überwältigenden 
Eindruck,  welchen  es  zurückläfst,  und  gewinnt  Zuversicht.  Diese 
Erscheinung  ist  der  Anfang  der  Gewifsheit  selbst  (d.  h.  des  Lebens 
der  Seele  in  Gott). 


252 

7.  Gott  gehören  rlie  Heerscharen  der  Himmel  und 
der   Krde. 

8.  Wahrlich,  wir  haben  dich  als  Zeuge,  als  Ueber- 
bringer  froher  Botschaft  und  als  Warner  gesandt. 

10.  Diejenigen,  welche  dir  den  Kid  der  Preue  leisteten, 
haben  ihn  tiott  geleistet.  Gottes  Hand  ist  über  ihre  Hände 
(d.  h.  er  und  nicht  sie  erringen  die  Siege).  Wer  den  Kid 
bricht,  briciit  ilin  zu  seinem  eigenen  Nachtheil;  wer,  was 
er  gelobet  hat,  hält,  wird   einen   grofsen  Lohn   empfangen. 

11.  Die  Non)aden,  welche  zurückgeblieben  sind,  wer- 
den sich  entschuldigen  und  sagen:  Unsere  Familien  und 
Geschälte  halten  es  uns  nicht  erlaubt,  an  dem  Zuge  Theil 
zu  nehmen.      Hitte  Gott,  uns  zu  verzeihen. 

12..  Die  Wahrheit  ist:  ihr  Nomaden  habt  gefürchtet, 
der  Prophet  und  die  (däubigen  \\ürden  nie  wieder  ihre 
Heimath  sehen,  und  ihr  habt  eine  schlechte  Meinung  von 
(Jott  gehabt  [und  geglau])t,  («otl  stehe  dem  Mohammad 
nicht  beij. 

13.  Für  die  Ungläubigen  haben  wir  die  Hölle  be- 
reitet. 

14.  .\ber  Gott  gehört  die  Herrschaft  der  Himmel  und 
der  Frde,  und  er  verzeihet,  wem  er  will,  und  bestrafet 
wen  er  will  [verzweifelt  daher  nicht,  sondern  lasset  euch 
beim  nächsten  Feldzug  brauchenj. 

15.  Die  zurückgebliebenen  Nomaden  werden,  wenn 
ihr  eine  Expe<1ition  unternehmet,  Avelche  Beute  verspricht, 
sajren:  Lasset  uns  auch  Fheil  nehmen.  Antworte  ihnen: 
Diesmal  dürfet  ihr  uns  nicht  folgen,  denn  Gott  hat  es  schon 
früher  so  befohlen.  Sie  werden  sagen:  »Ihr  schlielset  uns 
aus  Neid  aus.«      Sie  sind   ohne   Finsicht. 

i().  Sage  den  zurückgebliebenen  Nomaden:  Fin  an- 
deres Mal  werdet  ihr  gegen  ein  tapferes  Volk  aufgeboten 
werden,  auf  dafs  ihr  es  bekämpfet  oder  es  sich  bekehre, 
und  wenn  ihr  dann  folgsam  seid,  wird  euch  ein  grofser 
Lohn  zu  Theil,  wenn  ihr  euch  aber  wie  früher  zurück- 
ziehet, erwaitet  euch   eine  grofse  Strafe. 


253 

17.  Die  Blinden,  Lahmen  und  Kranken  jedocli  sind 
nicht  verpflichtet  ins  Feld  zu  ziehen. 

18.  Gott  iiatle  sein  Wohlüelallen  mit  den  (iläubijten, 
welche  dir  unter  dem  Baume  ')  den  Kid  der  Treue  leiste- 
ten. Er  wufste,  was  in  ihrem  Herzen  war,  sandle  die 
Schechina  au!  sie  herab  und  belohnt  sie  mit  einem  nahen 
Siege, 

Id.     und  p^rofser  Beute,  die  ihr  machen  werdet. 

•20.  Gott  hat  euch  viel  Beute  versprochen,  und  die 
Frist  beschleuni<i,et,  auf  dals  die  Feinde  es  nicht  \va<j;en, 
euch  anzugreifen,  und  aut  dals  es  ein  Zeichen  des  göttli- 
chen  Beistandes  sei. 

21.  Auch  andere  Beute  [zu  der  auch  die  Bedouinen 
zugelassen  werden,  vergl.  V.  IßJ  hat  er  euch  versprochen. 
Ihr  könnet  sie  zwar  gerade  jetzt  nicht  nehmen,  aber  Gott 
bewahrt  sie  für  euch. 

22.  Wenn  die  Ungläubigen  gegen  euch  kämpfen,  so 
kehren  sie  den   Rücken  und  finden   keinen   Beschützer. 

23.  Es  ist  dies  eine  Satzung  Gottes  aus  alten  Zeiten 
und   die  Satzungen   Gottes  erleiden  keine   Abänderung. 

24.  Er  ist  es,  welcher  in  dem  Thale  von  IMakka  die 
Waffen  der  Feinde  von  uns  und  eure  Waffen  von  den  Fein- 
den zurückhielt,  nachdem  er  euch  den  \  ortheil  über  sie 
gegeben  hatte. 

25.  Sie  sind  es,  welche  im  Unglauben  verharren, 
welche  euch  vom  heiligen  Tempel  ausschliefsen  und  wel- 
che es  verhindern,  dafs  die  Opferthiere  an  ihren  Ort 
(nach  Minä)  gelangen.  Gewifs  «ürden  wir  die  Ungläu- 
bigen arg  bestraft  haben,  wenn  nicht  gläubige  Männer 
und  Frauen  unter  ihnen  gewesen  wären,  die  ihr  [weil  sie 
ihren  Glauben  verbergenj  nicht  kanntet,  so  dals  ihr,  ohne 

')  Weil  der  Baum  im  Koran  genannt  wird,  wurde  er  ein  Ge- 
genstand der  Verehrung.  Um  dem  Unfug  Einhalt  zu  thun.  liefs  ihn 
Omar  niederhauen  Würde  sein  Zeitgenosse  Pabst  Gregor  der  Grofse 
ebenso  gehandelt  haben,  wenn  er  den  identischen  Oehlbaum  gefun- 
den hätte,  unter  dem  Jesus  Blut  geschwitzt  hatte? 


254 

euer  Wissen,  durch  den  Kampf  schlimme  Folgen  hättet  auf 
euch  laden  können,  und  Avenn  Gott  nicht  noch,  wen  er  Avill, 
in  seine  Gnade  |[in  den  Islam]  einzuführen  gesonnen  wäre. 
Wenn  aber  einmal  die  Gläubigen  und  die  zum  Glauben  Be- 
stimmten ausgeschieden  sind,  wird   er  sie  bestrafen. 

•26.  Sie  waren  vom  üebermuthe,  dem  Üebermuthe 
der  Unwissenheit,  beseelt.  Gott  aber  hat  auf  seinen  Bo- 
ten und  die  Gläubigen  die  Schechina  herabgesandt  und 
ihnen  das  Wort  der  Versöhnlichkeit  zur  Pflicht  gemacht, 
und   dieses  war  auch  ihrer  würdig  und  angemessen, 

'27.  Gott  hat  bereits,  auf  die  richtige  Weise,  den 
Traum  seines  i^oten  in  Erfüllung  gehen  lassen.  Wenn  es 
Gottes  Wille  ist,  werdet  ihr  wirklich  in  den  heiligen  Tem- 
pel eingehen  und  zwar  in  Friede  und  Sicherheit  (^ihr  wer- 
det nicht  wie  Krieger  Kopie  abhauen,  sondern  wie  Pil- 
grime]  damit  beschäftiget  sein ,  euch  einander  die  Köpfe 
zu  rasiren  und  zu  scheeren;  denn  ihr  werdet  in  keiner  Ge- 
fahr sein.  Gott  wufste  also  [^indem  er  den  Traum  auf 
eine  andere  Weise,  als  ihr  glaubtet,  in  Kriüllung  gehen 
läfstj,  was  ihr  nicht  wufstet.  Ferner  hat  er  für  euch  eine 
andere  nicht  ferne  Eroberung  bestimmt. 

28.  Er  ist  es,  welcher  seinen  Boten  mit  der  Leitung 
und  dem  Kultus  der  Wahrheit  gesandt  hat,  damit  er  ihn 
über  jeden  anderen  Kultus  siegreich  mache.  Aufser  dem 
Zeugnisse  Gottes  bedarf  diese  Behauptung  keiner  andern 
Büre:schalt. 

Während  der  Prophet  mit  den  Rüstungen  gegen  Chay- 
bar  beschäftigt  war,  kam  ein  Jüngling  von  etwa  zwanzig 
Jahren,  Abu  Tha'Iaba  aus  dem  Choschaynstamme,  nach  Ma- 
dyna,  legte  das  Glaubensbekenntriifs  ab  und  nahm  Theil 
an  dem  Feldzug.  Der  Stamm,  welchem  er  angehörte,  wird 
zu  den  'Odzriten  gerechnet  (vergl.  Wüstenf.  gen.  Taf.  2,17), 
lebte  unter  Christen  und  besafs  ein  Land  an  der  südlichen 
Grenze  von  Arabia  Petraea,  das  viel  Fischerei  hatte. 

Abu  Tha  laba  machte  sich  in  Madyna  ansäfsig  und  es 
gelang  ihm    einige  Jahre  später,    seine  Stammgenossen  zu 


255 

bekehren  untl  sie  zu  bewegen,  sieben  Abj^eordnete  an  den 
Propheten  zu  schicken,  Avelclie  die  Bekehrung  nnd  L  nter- 
uürligkeit  des  Stamojes  meldeten.  Später  liefs  er  sich  in 
Home;  nieder.  A.  H.  75  träumte  seine  7'ochter,  ihr  Vater 
sei  gestorben.  Als  sie  erwachte,  ging  sie  in  sein  Ge- 
mach und  fand  ihn  in  einer  betenden  Stellung,  aber  be- 
wetrunsslos.  Sie  rüttelte  ihn  und  fand,  dafs  ihr  Traum 
wahr  sei.  Er  starb,  wie  er  gelebt  hatte,  als  ein  äufserst 
frommer  Mann. 

Unter  den  Dawsiten,  deren  Wohnsitze  südlich  von  Tä- 
yif,  im  Gebirge,  liegen,  lebte  in  früherer  Zeit  'Amr  b.  Ho- 
mama,  welcher  sich  durch  seine  Weisheit  und  Gerechtig- 
keitsliebe auszeichnete,  und  der  Richter  seines  Stanunes 
war.  Auch  die  Bedouinen  pflegten  ihm  ihre  Streitigkei- 
ten zur  EntscheidnnsT  vorzulegen.  Aus  Achtung:  wurde 
nach  ihm  ein  Götze  des  Dawsstammes  Dzü-1-Kaffayn  des 
'Amr  b.  Homama  genannt  ').  Er  erreichte  ein  sehr  hohes 
Alter  und  war  gegen  das  Ende  seines  Lebens  so  abwe- 
send, dafs  man  es  für  nöthig  hielt,  mit  physischer  Gewalt 
seine  Aufmerksamkeit  zu  fesseln.  Darauf  bezieht  sich  der 
Vers  des  Dichters:  »Früher  Avurde  der  Weise  nicht  mit 
dem  Stock  getrieben.  Der  Mensch  weifs  nichts,  wenn  er 
nichts  lernt«.  Sein  Sohn  Gondob  hatte  schon  vor  Mo- 
hammad erklärt,  dafs  die  Schöpfung  einen  Schöpfer  ha- 
ben müsse,  er  wisse  aber  nicht,  wer  dieser  sei.  Es  gab 
einige  andere  Männer  im  Stamme,  welche  ihm  beistimm- 
ten, und  als  Mohammad  als  der  Gesandte  dieses  Schöpfers 
aufgetreten  war,  kam  Tofajl,  ein  Freund  des  Gondob,  nach 
Makka,  um  zu  hören,  wer  der  Schöftfer  sei.  Er  recitirte 
vor  Mohammad  einige  seiner  eigenen  Gedichte,  und  Mo- 
hammad las  ihm  die  letzten  drei  Suren  des  Koran  vor. 
Er  war  davon  so  ergriffen,  dafs  er  sogleich  das  Glaubens- 
bekenntnifs    ablegte.     Der  Prophet    trug    ihm  auf,   zu  den 


')    Aufserdem  hatten  sie  einen  anderen  Götzen,  welcher  Schary 
oder  Dzü- Schary  hief.s.  —  Siehe  I^äba  unter  Abü-Horayra. 


256 

Dawsiten  zurückzukeliren  und  ihnen  den  Islam  zu  pre- 
digen. 

Tolayl  erhielt  später  den  Beinamen  Dzü-hiür,  Licht- 
besitzer, was  zu  folgender  Legende  Anlals  gab:  V^om  Eiter, 
seinen  Stamm  zu  bekehren  und  für  Mohammad  eine  Zu- 
ttuchtstätte  zu  bereiten,  entflammt,  l)at  er  den  Propheten, 
ihn  mit  einem  Wunder  auszustatten.  Er  willfahrte  seinem 
Wunsche,  bat  Ciott  ein  Wunder  zu  wirken,  un<l  ein  Licht 
strahlte  zwischen  den  Augen  des  Tofayl  hervor.  Dieser 
hielt  es  für  un{)assend,  ja  für  seh)e  Zwecke  gefährlich,  und 
das  Licht  ging  auf  die  Spitze  seiner  Peitsche  über,  welche 
wie  eine  Lan)pe  leuchtete. 

Licht  und  Peitsche  hatten  anfangs  wenig  Erfolg,  und 
es  glang  dem  Tofayl  aulser  seinem  Vater,  seiner  Frau  un<l 
einigen  Freunden  (darunter  den  (Jondob  und  Abu  Horayra) 
nur  Wenige  dem  Islam  zuzuführen.  Er  begab  sich  daher 
zum  Propheten  und  sagte:  Die  Dawsiten  sind  hartnäckig, 
verfluche  sie.  Er  aber  rief  zum  Himmel:  0  Gott,  leite  die 
Da\\sitenl  Tofyyl  kehrte  nun  in  seine  Heimath  zurück, 
um  sein   Bekehrungswerk  fortzusetzen. 

Gondob  unterstützte  ihn  in  seinen  Bemühungen  und 
ging  von  Haus  zu  Haus,  das  Wort  Gottes  zu  predigen, 
und  es  gelang  ihnen  bis  628  einen  grofsen  Theil  des  Stam- 
mes zu  bekehren.  Zur  Zeit  des  Feldzuges  nach  Chaybar 
kamen  70  bis  80  Dawsiten,  mit  Tofayl  an  der  Spitze,  nach 
Ma<lyna ,  um  <lem  Propheten  ihre  Aufwartung  zu  machen, 
und  er  soll  ilinen  einen  Antheil  an  der  reichen  Chaybar- 
beute  gegeben  haben.  Sie  blieben  einige  Zeit  bei  ihm 
und  er  wies  ihnen  einen  Platz  in  der  Harra  (vulkanische 
Gegend),  Daggäg,  zum  Aufenthalsort  an  ').     Als  sie  in  die 


')  Nach  einer  Nachricht  blieben  sie  Alle  in  dieser  Harra.  Dies 
hat  die  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Es  wäre  demnach  anzunehmen, 
dafs  die  Bekehrten  nach  Madyna  auswanderten.  Der  ganze  Stamm 
bekehrte  sich  erst  nach  der  Unterwerfung  der  Hawäzinstämme 
(Febr.  631)  und  es  wurde  das  Idol  Dzu-lkaffayn  von  Tofayl,  auf 
Befehl    des   Propheten   zerstört.     Vier  Tage,    nachdem    Mohammad 


257 

Heimatli  zurückkehrten,  begleitete  sie  Tolayl;  er  kam  aber 
bald  nach  Mad^ua  zurück  und  siedelte  sich  daselbst  an. 
Obayy  b.Kab  unterrichtete  ihn  im  Koran  und  Toi'ayl  schenkte 
ihm  einen  Boo;en  iiir  seine  Mühe.  Er  nahm  an  dem  B'eld- 
zuge  gegen  Makka  Antheil,  und  während  des  Aufstandes 
begleitete  er  die  muslimische  Armee  nach  Yanian  gegen 
Tolayha,  und  dann  nach  Yamäma.  Er  hatte  einen  Traum, 
in  dem  es  ihm  vorkam,  sein  Gesicht  sei  gegen  den  Rücken 
gewendet,  ein  Vogel  fliege  aus  seinem  Munde  und  er  werde 
endlich  von  seiner  Mutter  verschlungen.  Der  Traum  ging  in 
Erfüllung;  denn  bald  darauf  verlor  er  sein  Leben:  sein  Kopf 
wurde  abgehauen,  seine  Seele  flog  zum  Paradies  empor  und 
seinen  Körper  nahm  die  Muttererde  auf.  Auch  sein  Sohn 
'Amr  zeichnete  sich  in  diesen  Kriegen  aus,  und  fiel  in  der 
Schlacht  bei  Yarmük  (Abu  Ismayl,  Conq.  of  Syria,  ed. 
Lees  S.  201). 

Den  Gondob  finden  wir  später  unter  den  Anhängern 
des  'Üthmän,  welcher  seine  Tochter  0mm  Abän  heirathete. 
Er  fiel  in  der  Schlacht  von  Agnadayn  am  30.  JuH  634. 
Gondob's  Zusammenhang  mit  der  regierenden  Partei  setzt 
die  Nachrichten  über  ihn  dem  Verdachte  aus,  dafs  wir 
Hoftraditiouen  vor  uns  haben.  Die  Verdienste  des  Tofayl 
für  den  Islam  sind  hingegen  aufser  allem  Zweifel.  Ihm 
ist  es  gelungen,  die  ersten  Anhänger  des  Mohammad  süd- 
lich  von  Makka  zu  erwecken. 

Die  Kinäniten  nomadisirten  von  Makka  bis  zum  Meere 
und  erstreckten  sich  der  Küste  entlang  von  Gidda  bis  etwa 


von  Täyif  zurückgekehrt  war,  stiefs  Tofayl  zu  seiuem  Heere  und 
brachte  40ü  Stararagenossen  als  Hülfstruppen  mit.  Auf  dessen  Rath 
übergab  Mohammad  die  Standarde  der  Azditen,  zu  welchen  der 
Dawsstamm  gehörte,  dem  Lihbiten  No'män,  weil  er  und  seine  Fa- 
milie auch  im  Heidenthume  das  Vorrecht,  sie  zu  tragen,  genossen 
hatten. 

Unter  den  frühbekehrten  Dawsiten  war  'Abd  Allah  b.  Ozayhir. 
Er  bat  den  Propheten ,  ihn  zum  Statthalter  über  die  Dawsiten  zu 
ernennen,  erhielt  aber  eine  abschlägige  Antwort. 

m.  17 


258 

zu  dem  18ten  Breitengrade  gegen  Süden.  Im  Peripliis, 
uo  sie  Kaniaiten  genannt  werden,  lesen  uir;  »Die  Dorf- 
bewohner wie  die  Hirten  sind  bosbalt  und  zweizünsis- 
wenn  ein  ScbiflVr  an  ihr  Ufer  geworfen  wird,  rauben  sie 
ihn  aus,  und  wenn  einer  Schiflbruch  leidet,  machen  sie  ihn 
zum  Si<laven.«  Obwohl  sich  die  Einwohner  von  Makka 
zu  ihren  Verwandten  rechneten,  so  waren  doch  einige  Ki- 
nänastänime  arm,  wild  und  räuberisch.  Einer  der  gröfseren 
Stämme  hiefs  Kalb;  weil  es  auch  andere  Kalbstänjme  gab, 
nennt  Ptolemäus  diesen  Stamm  Kinaedokolpitae,  d.  h.  kinä- 
nische  Kalbiten.  Eines  von  den  nördlichen  Kinänalagern,  die 
Banü  'Abd  Allah  b. 'Adyy,  schickte  schon  vor  der  Einnahme 
von  Makka  eine  Deputation  an  iMohammad,  während  die 
meisten  anderen,  so  lange  sie  konnten,  ihren  (Jöttern  treu 
blieben. 

Unter  den  Abgeordneten  waren  Härith  b.  Wahbän, 
Owaymir  b.  Achram  und  Habyb  und  Raby  a,  die  Söhne 
des  Molla.  Sie  schlössen  mit  dem  Propheten  ein  Neutra- 
litätsbündnifs.  Er  sollte  sie  und  sie  ihn  nicht  angreifen, 
ja  sie  sollten  ihm,  wenn  er  sie  dazu  auffordert,  gegen  seine 
Feinde  beistehen,  mit  Ausnahme  der  Korayschiten,  gegen 
welche  sie  nicht  kämpfen  wollten.  Sollte  auf  der  einen  oder 
anderen  Seite  Jemand  aus  Versehen  getödtet  werden,  so 
soll  das  Blutgeld  bezahlt  werden.  Zugleich  legten  sie  das 
Glaubensbekenntnifs  ab.  Ein  Mann  dieses  Lagers,  Namens 
Asyd  b.  Aby  Ayäs,  hatte  Elegien  auf  die  Korayschiten, 
welche  zu  Badr  fielen,  gedichtet,  und  Mohammad  hatte  ihn 
vogelfrei  erklärt.  Seiner  wurde  auch  in  diesem  V^ertrage  be- 
sonders erwähnt,  und  er  wurde  von  dem  ^Schutz  seines 
Stammes  ausgeschlossen.  Er  llüchtete  sich  daher  nach  Tä- 
yif,  legte  aber,  als  die  Moslime  jene  Stadt  eroberten,  das 
Glaubensbekenntnifs  ab,  welches  alle  Vergehen  tilgte. 

Wahrscheinlich  fällt  in  diese  Zeit  die  bereits  erwähnte 
Erklärung  der  Ghiläriten  und  ihrer  Nachbaren,  der  Asla- 
miten.  Die  letzteren  bildeten  das  südlichste  Lager  der 
dem  Mohammad  vom  Anlange  freundlichen  Chozaiten,  eines 


259 

yanianisclien  Stammes,  welcher  IVülier  die  Gegend  von  Makka 
beheirsclit  und  wahrsclieinlicli  die  lleilijjtliümer  einireführt 
hatte,  und  <lessen  Hauptort  Tzalirän  (die  Zabrana  Regia 
des  Ptol.)  war.  Von  Tzahran  dehnten  sich  den  Chozaiten 
verwandte  zahheiclie  siidarabische  Stämme  gegen  das  Meer 
liin  und  gegen  Norden,  der  Hügelkette  entlang,  aus,  und 
betrieben  mehr  Schal-  als  Kameelzucht. 

Die  Banü  Asiam  sandten  eine  Deputation,  an  deren 
Spitze  Onunr  b.  Afca  (oder  Akcä)  stand.  Sie  erklärten, 
dafs  der  Stamm  sich  zum  Islam  bekehrt  hal)e  und  baten 
ihn,  für  sie  solche  Bedingungen  ihrer  rnterwürfigkeit  zu 
machen,  die  sie  vor  anderen  Bedouinen  auszeichnen  wür- 
den; um  so  mehr,  da  sie  Verwandte  der  Ancärer  wären. 
Er  bat  Gott,  dals  er  ihnen  ihre  Sünden  verzeihen  möge 
und  gab  ihnen  eine  Rolle,  welche  von  Thäbit  b.  Kays  ge- 
schrieben war  und  für  deren  Inhalt  Abu  'Obayda  Ibn  al- 
Garräh  und  'Omar  b.  al-Chattäb  als  Zeugen   bürgten  ^). 

Von  dieser  Urkunde  besitzen  wir  keine  Abschrift, 
wohl  aber  von  einer  anderen,  wie  es  scheint  früheren: 
»Diejenigen  Asiamiten,  welche  das  Gebet  verrichten  und 
das  Almosen  (Zakät)  geben  und  den  Fortschritt  der  Reli- 
gion Gottes  beifünstieren,  haben  auf  unseren  Beistand  ge- 
gen  Unterdrückung  Anspruch;  aber  auch  sie  müssen  dem 
Propheten  Hülfe  leisten,  Avenn  er  sie  dazu  auffordert.  Die 
nomadischen  Mitglieder  des  Stammes  haben  dieselben  Rechte 
wie  die  Ansäfsigen.  Sie  werden,  wo  sie  sind,  als  Flücht- 
linge betrachtet  (brauchen  also  nicht  nach  Madyna  zu 
kommen).    Geschrieben  und  bezeugt  von'Olä  b.  Hadhramy '^). 


')  Die  Erzählung  dieser  Deputation  (die  wir  nicht  vollständig 
haben)  zeichnet  sich  durch  die  Archaismen  der  Diktion  aus,  und 
Abu  Ma  schar  (bei  l9Hba)  erhielt  sie  in  dieser  Form  von  Yazyd  b. 
Ruman  und  von  Moh.  b.  Ka'b  Koratzy. 

-)  Mohammad  stellte  zu  Gunsten  des  Asiamiten  Hocjayn  b. 
Aws  folgende  Schenkungsurkunde  aus:  „Er  erhält  Forghayn  und 
Dzat-A'schäsch  als  Geschenk,  welches  ihm  Niemand  streitig  machen 
darf.     Geschrieben  von  Alyy." 

17* 


260 

Die  Verträge  mit  dem  erwähnten  kinänitischen  Stamme 
und  mit  den  Gliifäriten  und  Asiamiten  öft'neten  dem  Mo- 
hannnad  den  Weg  bis  zum  makkanisclien  Gebiete.  Auf 
der  ganzen  Strecke  von  Madyna  bis  JMakka  hatte  er  Ver- 
bündete, und  überall  trat"  er  Freunde,  welche  die  Banden 
des  Glaubens  hoher  schätzten  als  die  des  Blutes,  und  wel- 
che an  ihren  eigenen  Ver\vandten  V  errath  zu  üben  bereit 
waren. 


Einundzwanzi^.sies  Uiipitel. 


Gesandtschaften.    Eroberung  von  Chaybar. 

Abfinden  mit  einem  Nebenpropheten. 

(April  628  bis  Ende  629.) 

JNacli  der  Iliickkelir  von  Hodaybiya  eiilsclilofs  sich  der 
l*io|>liet,  Scliieiben  an  die  benadibarten  Potentaten  zu  rich- 
ten. Seine  Gelahrten  sagten:  Sie  werden  deine  Briete 
nicht  enti^egennehmen,  wenn  kein  Siegel  daraul"  ist.  Kr 
hels  daher  einen  silbernen  Petschaft  anfertigen  mit  der  Auf- 
schrilt  in   drei   Zeilen:   jlohauimad  der   iJote  tiottes. 

Es  verlielsen  dann  sechs  üoten,  wovon  jeder  der  Sprache 
des  Landes  uiächtig  war,  in  welches  er  geschicki  wurde, 
an  einem  und  demselben  Tage  Äladyna,  niimlich  in  Mo- 
harram   A.  IL  7  (zwischen   dem  11.  Mai  und  9.  Juni  628)'). 


' )  Da  auch  auswärtige  Nachrichten  Licht  auf  die  Chronologie 
dieser  Gesandtschaften  werfen,  wollen  wir  einige  Bemerkungen  darü- 
ber machen. 

Wir  haben  drei  Data,  welche  sich  darauf  beziehen:  Das  erste 
ist  der  Feldzug  gegen  Chaybar.  Ehe  nämlich  Mohammad  von  Chay- 
bar zurückkehrte,  traf  schon  eine  Antwort  vom  König  von  Abyssi- 
nien  in  Madyna  ein.  Dieser  Feldzug  fand  im  Monat  Gomädä  I 
A.  H.  7  ( Sept  628)  statt.  Die  Gesandten  mufsten  also  spätestens 
im  Juni  G28  Madyna  verlassen  haben. 

Das  zweite  Datum  ist  der  Zug  des  Heraclius  nach  Jerusalem. 
Die  moslimischen  Schriftsteller  erzählen:  Der  Kaiser  hatte  aus  Dank- 
barkeit für  den  Sieg  über  die  Perser  das  Gelübde  gethan,  eine 
Pilgerreise  nach  Jerusalem  zu  unternehmen,  und  er  war  gerade 
in  Hom^,  auf  dem  Wege  nach  dem  heiligen  Orte,  als  Dihyä,  der 
Gesandte  des  Mohammad,  die  arabische  Grenze  überschritt.    Ihn  Sad 


262 

Der  Dhanirite  'Amr  b.  Omayya  begab  sich  zum  Ne- 
güsch  nach  Abyssinien,  mit  zwei  Brielen.  bi  dem  einen 
forderte  ihn  der  Froy)het  auf,  dem  Islam  beizutreten.  Er 
soll  das  Schreiben  mit  der  grölsten  Ehrerbietung  empfan- 
gen, vor  Cia'far,  dem  Vetter  des  Mohammad,  das  (ilaubens- 
bekenntnifs  abgelegt  und  gesagt  haben:  wenn  es  die  Ver- 
hältnisse möglich  machten,  würde  ich  selbst  nach  Madyna 
kommen,  bii  anderen  Briefe  trug  Mohammad  dem  Ke- 
gusch  auf,  an  ihn  die  0mm  Habyba  procura  zu  verheira* 
then.  Er  willfahrte  seinem  Wunsche  und  gab  ihr  ein  Braut- 
geschenk von  400  Dynaren.  Dann  versah  er  die  moslimi- 
schen  Flüchtlinge  mit  allem  Nöthigen  und  schickte  sie  auf 
zwei  Schiffen  nach  Arabien.     Die  Abyssinier  pflegten  von 


läfst  den  Kaiser  schon  im  Moharram  A.  H.  7,  welcher  am  11.  Mai 
628  anfing  und  am  9.  Juni  endete,  in  Hom^  weilen.  Petavius  und 
andere  Gescbichtschreiber  stützen  sich  auf  Theophanes  und  Cedre- 
nus  und  glauben,  er  habe  erst  im  Frübjabr  029  von  Konstantinopel 
aus  Jerusalem  besucht.  Weil  (Mohammed  der  Prophet  S.  199)  hält 
sich  an  Nicephorus,  welcher  sagt:  „Er  reiste  nach  dem  t>iedens- 
schlusse  (mit  din  Persern)  zuerst  nach  Jerusalem,  also  noch  im  J.  628, 
und  kehrte  dann  erst  in  die  Hauptstadt  zurück.  —  Ich  glaube  daher, 
bemerkt  Weil,  dafs  man  nicht,  wie  bisher  alle  neueren  Historiker,  He- 
raclius  Reise  in  den  Frühling  629,  sondern  in  den  Herbst  628  setzen 
sollte,  nur  nicht  vor  dem  Monat  September,  weil  Nicephorus  nach 
Darstellung  der  Feierlichkeiten  in  Jerusalem  hinzusetzt:  Es  war  die 
zweite  Indiktion,  als  dies  geschah ;  die  zweite  Indiktion  begann  aber 
mit  dem  ersten  September  628.  Dieses  stimmt  dann  auch  mit  den 
Kirchenhiiitorikern  üherein,  nach  welchen  Heracliiis  dem  Exaltations- 
feste beiwohnte,  das  am  14.  September  gefeiert  wurde."  Demnach 
könnte  Ihn  Sad  ganz  Recht  haben;  denn  da  der  Friede,  nach  Gib- 
bon, schon  im  März  geschlossen  wurde,  konnte  der  Kaiser  im  Juni 
in  Hom^  sein. 

Das  dritte  Datum  wäre  die  Thronbesteigung  des  Schyruye,  Kö- 
nigs von  Persien.  Nach  Ihn  Sad  mordete  er  seinen  Vater  um  1  Uhr 
in  der  Nacht  des  13.  Gomadk  I  A.  H.  7  =  19.  September  628.  Nach 
Gibbon  hingegen  bestieg  er  den  Thron  schon  am  25.  Februar  des- 
selben Jahres.  Wir  werden  sehen,  dafs  dieses  Ereignifs  auf  eine 
Art  in  die  Geschichte  des  Mohammad  hineingezogen  wird,  dafs  es 
keine  Berücksichtigung  verdient. 


263 

diesen  zwei  Briefen  zu  sjuechen  so  lange  sie  dieselben 
besafsen. 

Der  Asadite  Schuga  b.  Wahb  übernalun  die  Mission 
nach  dem  Hole  des  gliassänitisclien  Fürsten  Härith,  des 
Sohnes  des  Abu  Schinir  ')  in  Syrien.  Er  befand  sich  ge- 
rade im  (ihüta  von  Damascus,  um  den  Kaiser  auf  seiner 
Reise  nach  Jerusalem  zu  begriifsen  und  zu  beglückwün- 
schen. Der  Bote  wurde  daher  ein  paar  Tage  an  dessen 
Hofe  aulgehalten  und  hatte  eine  Unterredung  mit  des  Kö- 
nigs Kämmerer,  einem  Griechen,  Namens  Morry  (oder  Miry). 
Er  beschrieb  ihm  den  Propheten  und  seine  Lehre,  und  der 
Kämmerer  erklärte,  dals  er  im  Evangelium  vorausgesagt 
werde.  Als  der  Könio'  zurückkam  und  den  Brief  «jelesen 
hatte,  warf  er  ihn  weg  und  sagte:  Wer  wagt  es  meine 
Herrschaft  anzutasten?  Ich  will  gegen  ilm  marschiren,  selbst 
wenn  er  in  ^  aman  lebte.  Er  befahl  auch  seinen  Truppen, 
sich  marschbereit  zu  machen,  schrieb  aber  erst  an  den 
Kaiser  nach  Jerusalem.  Dieser  befahl  ihm,  auf  seinem  Po- 
sten zu  bleiben.  Er  wurde  etwas  besänftigt,  gab  dem  Ge- 
sandten ein  Geschenk  von  100  JMithkäl  Goldes  und  ent- 
liefs  ihn.  Morry  schickte  Grüfse  an  den  Propheten.  Als 
dieser  die  Worte  des  Ghassäniden  vernahm,  sagte  er: 
Sein  Köniürreich  ist  verloren!  Härith  starb  in  demselben 
Jahre,  in  welchem  Makka  erobert  wurde  (A.  D.  629—630). 
JSach  ihm  kam  Gabbala  auf  den   Thron. 

Mohammad  schrieb  dann  (wahrscheinlich  nach  dem 
Tabükfeldzuge,  im  Winter  630 — 31)  an  Gabbala.  Dieser 
bekehrte   sich    zum    Islam    und   schickte    Geschenke    nach 


')  So  heifst  der  Fürst  bei  Ibn  Sad.  Tabräny,  bei  I^äba,  nennt 
ihn  Mondzir  b.  HAritli  b.  Aby  Schimr.  Ich  glaube,  dafs  Härith  IV 
gemeint  sei.  Ob  dieser  oder  Härith  III,  der  Sohn  des  Abu  Schimr 
war,  lasse  ich  dahin  gestellt.  Ich  habe  mich  im  Bd.  19  S.  469  des 
Journ.  asiat.  Soc.  Bengal  bemüht,  die  Reihenfolge  der  ghassänitischen 
Könige  festzustellen.  Wenn  Caussin  de  Perceval  (Hist.  des  Arabes 
Bd.  2  S.  255)  dessenungeachtet  die  Widersprüche  des  Hamza  Isp. 
und  seiner  Nachfolger  wiederholt,  ist  es  seine  Sache. 


264 

Madyna.  Während  der  Regierung  des  Chalyfen  Omar  gab 
er,  nachdem  Syrien  erobert  nar,  einem  Mozayniten  auf 
offener  Strafse  in  Damascus  eine  Ohrfeige.  Gabbala  wurde 
vor  den  muslimischen  Militärgouverneur  Abu  Obayda  ge- 
schleppt und  verurtheilt,  den  Schim[)f  zu  büfsen.  Er  floh 
in  das  byzantinische  Gebiet  und  kehrte  zum  Christenthume, 
das  er  früher  bekannt  hatte,  zurück.  Als  der  Chalyfe'Omar 
ISachricht  davon  erhielt,  drückte  er  segen  den  Dichter  Has- 
sän  sein  Bedauern  über  den  Vorfall  aus.  Dieser  aber  sagte: 
Es  ist  ihm  Recht  geschehen.  Omar  gab  ihm  dafür  einige 
Peitschenhiebe,  als  den  besten  Beweis,  dafs  man  einen  Mos- 
lim  mifshandeln  dürfe.  Nach  anderen,  wahrscheinlicheren 
Nachrichten  berkehrte  sich  (labbala  erst  unter  Abu  Bakr, 
An  den  Hof  der  Chosroen  jjing:  der  Sahmite  'Abd 
Allah  b.  Hodzäfa  als  Gesandter  ').  Der  Schähanschäh 
nahm  den  Brief  des  Projdicten,  las  ihn  und  zerrifs  ihn. 
Dann  schrieb  er  an  Bädzän,  seinen  Gouverneur  inYamän: 
Schicke  zu  ei  tüchtige  Männer  zu  diesem  Abenteurer  im 
Higäz  und  erstatte  uns  nach  ihrer  Angabe  Bericht  über 
ihn.  Bädzän  schickte  seinen  Kahraman  (Schatzmeister)  nebst 
einem  anderen  Manne  mit  einem  Brief  nach  Madyna.  Der 
Prophet  lachte,  als  er  das  Schreiben  erhielt,  forderte  die 
Träger  auf,  dem  Isläin  beizutreten,  und  beschied  sie  auf 
den  folgenden  Tag.  Als  sie  erschienen,  sagte  er:  Wis- 
set, dafs  euer  Herr,  der  König  von  Persien,  heute  ISacht 
um  1  Thr  gestorben  ist,  und  sein  Sohn  Schyrüya  den  Thron 
bestiegen  hat.  Sie  überbrachten  die  Nachricht  dem  Bä- 
dzän, und  da  sich  die  Worte  des  Propheten  bestätigten, 
bekehrte  er  sich. 


')  Nach  Bochäry  S.  637  halte  er  den  Auftrag,  den  Brief  dem 
persischen  Gouverneur  von  Bahrayn  zu  übergeben.  Es  war  also 
keine  Kenntnifs  des  Persischen  nöthig.  Wahrscheinlich  ist  die  Sprach- 
kenntnifs  der  Gesandten  eine  Nachahmung  der  Sprachgabe  der  Apo- 
stel ,  welcher  auch  bei  dieser  Gelegenheit  in  der  moslimischen  Tra- 
dition erwähnt  wird. 


265 

Einer  der  sechs  Gesandten  war  der  Lachmite  Hätib 
I).  Haltaa.  Er  überbrachte  Mohammad's  Schreiben  dem 
Mokawkas,  »dem  Herrn  von  Alexandrien  und  Magnaten 
der  Kopten«.  Mokawkas  bedeutet  einen  Vogel  mit  einem 
schwarzen  Ring  um  die  weifse  Kehle,  wie  eine  Taube, 
und  war  ein  S[>itznan)e;  er  hiefs  eigenthch  Gorayg  (Georg?) 
und  war  ein  Kopte  ').  Dieser  empfing  den  Gesandten  in 
einem  PavilHon  am  Meere  und  sprach  mit  ihm  über  die 
neue  Religion.  Jesus,  sagte  Hätib,  hat  den  Mohammad 
vorausgesagt,  wie  Moses  Jesum  verkündete,  und  der  Islam 
hebt  das  Christenthum  nicht  auf,  sondern  bestätigt  es.  (lO- 
rayg  las  darauf  das  vSchreiben  und  legte  es  in  ein  Käst- 
chen von  Elfenbein.  Es  ist  Thatsache,  dafs  Mokawkas 
dem  Mohammad  zwei  Sklavinnen  und  andere  Geschenke 
übersandte;  aber  es  unterüegt  kaum  einem  Zweifel,  dafs 
er  dem  Christenthume  treu  blieb.  Als  später  die  Festung 
von  Alexandrien  von  den  Moslimen  erstürmt  wurde,  setzte 
er  sich  auf  ein  Schiff  und  floh  auf  dem  Meere  nach  den 
byzantinischen   Provinzen. 

Der  Kalbite  Dihyä,  der  schönste  Araber  seiner  Zeit, 
welcher  dem  Engel  Gabriel  glich,  beförderte  den  Brief  für 
Heraclius.  Er  hatte  den  Auftrag,  ihn  den  Magnaten  (Atzym) 
von  Bogrä  zu  überreichen,  und  dieser  beförderte  ihn  nach 
Homg   an   den    Kaiser.      Er  war,   behaupten   die   Moslime, 


')  Meine  Unbekanntschaft  mit  den  inneren  Einrichtungen  im 
byzantinischen  Reiche  hindert  mich,  die  Stellung  des  Mokawkas  zu 
ermitteln;  dennoch  kann  ich  mich  nicht  enthalten,  eine  Vermuthung 
auszusprechen.  Sollte  es  sich  herausstellen,  dafs  der  Gouverneur 
von  Egypten  ein  Grieche  war,  so  würde  ich  den  Mokawkas  für 
den  Schaych  oder  Bürgermeister  der  Kopten  ansehen.  Im  Orient 
hat  jede  Nationalität  und  religiöse  Sekte  ihr  vom  Staate  aner- 
kanntes Oberhaupt ,  welches  für  das  Benehmen  der  Mitglieder 
der  von  ihm  repräsentirten  Körperschaft  verantwortlich  ist.  Diese 
Stelle  mag  Mokawkas  bei  den  Kopten  von  ganz  Egypten  einge- 
nommen haben.  Dafs  die  Araber  den  Begünstiger  des  Islams 
eine  viel  höhere  Stellung  einräumen,  als  er  hatte,  finden  wir  sehr 
begreiflich. 


266 

von  der  Wahrheit  des  Islams  überzeugt,  aber  seine  bigot- 
ten Ünterlhanen  erhoben  die  Kreuze  und  wollten  nichts 
davon   hören  '). 

Der  Anirite  Salyt  b.  'Amr,  welcher  nach  Yamäma  zu 
Hawda,  aus  dem  Stamme  Hanyla,  geschickt  wurde,  wird 
auch  zu  den  sechs  (lesandtschalten  an  die  Potentaten  ge- 
rechnet; so  wichtig  war  damals  diese  Provinz  von  Central- 
Arabien.  Hawda  nahm  den  Boten  in  sein  Haus  auf,  gab 
ihm  aber  keine  bestimnite  Antwort  auf  seine  Aufforderung, 
dem  Jsläm  beizutreten.  Als  er  zurückkehrte,  machte  er 
ihm  (beschenke  und  kleidete  ihn  in  Stoffe  von  Hagar,  in 
Bahrayn,  und  schickte  durch  ihn  einen  Briet"  an  jMoham- 
mad,  in  welchem  er  sagte:  Ich  bin  der  Poet  und  Redner 
meines  Stammes,  und  die  Bedouinen  haben  grofse  Ehr- 
furcht vor  meiner  Stellung.  Wenn  du  mir  also  einen  Theil 
der  Herrschaft    einräumest,  so   will    ich   dir  folgen  '^).     Als 

')  Die  Moslime  behaupten,  dafs  der  griechische  Bischof  Dho- 
ghätir  oder  Tokadr  sich  für  Mohammad  ausgesprochen  und  dieser 
folgenden  Brief  an  ihn  gerichtet  habe:  Heil  denen,  welche  glauben! 
Jesus,  der  Sohn  der  Maria,  ist  der  Athem  Gottes  und  sein  Wort, 
welches  er  in  die  Maria,  die  Reine,  hinabgesandt  hat.  Ich  glaube 
an  Gott  und  an  das,  was  er  für  uns  geotfenbart  hat,  und  an  das, 
was  er  dem  Abraham,  Ismael,  Isaak,  Jakob  und  dem  Asbät  geofFen- 
bart  hat;  ferner  an  das,  was  dem  Moses  und  Jesu  und  den  Propheten 
von  ihrem  Herrn  gegeben  worden  ist.  Wir  machen  keinen  Unter- 
schied zwischen  einer  Offenbarung  und  der  anderen,  sondern  em- 
pfangen alle  als  Moslime.    Heil  denen,  welche  der  Leitung  folgen. 

Wahrscheinlich  fällt  die  Bd.  I,  S.  16  erwähnte  Bekehrung  des 
Godzamiten  Farwa  in  diese  Zeit.  Der  Prophet  liefs  dem  Boten 
Farwa's,  Mas  üd  b.  Sa'd,  zwölf  und  eine  halbe  Unzen  überreichen, 
und  schickte  durch  ihn  folgendes  Schreiben  an  Farwa: 

Von  Mohammad,  dem  Boten  Gottes,  an  Farwa  b.  'Amr.  Dein 
Bote  ist  zu  uns  gekommen,  hat  uns  deine  Geschenke  überbracht 
und  Nachricht  von  dir  gegeben;  auch  hat  er  gemeldet,  dafs  du  dem 
Islam  beigetreten  bist.  Gott  möge  dich  leiten,  auf  dafs  du  recht- 
schaffen handelst,  Gott  und  seinen  Boten  gehorchest,  das  Gebet  ver- 
richtest und  das  Almosen  gebest. 

')  Bei  Kodäma  im  Kitab  alcheräg,  Steuerbuche,  lautet  dieser 
Passus:    Hawda  bat  den  Propheten,    ihm  nach   seinem  Ableben  die 


267 

Mohaninijul  seine  Antwort  vernalnii,  soll  er  p;esai^t  haben: 
Nicht  um  eine  unieile  Dattel  würde  icli  seinen  Glauben 
erkauien.  Diese  Aeufserung  wäre  wal)rscheinlicher,  wenn 
er  nicht  selbst,  nachdem  er  IMakka  mit  WalVeniiewalt  be- 
zwun<i;en  halte,  den  Cdauben  der  Häuptlinge  <lurcli  unge- 
heure Geschenke  erkault  hätte  (ver*:,l.  K.  9,  «o). 

Hawda  starb  schon  ein  Jahr  darauf.  Ich  werde  am 
l^nde  dieses  Kapitels  zu  beweisen  suchen,  dafs  Mohammad 
wirklich  mit  Yamänia  paktirt  hat. 

Die  Briete  waren  im  Wesentlichen  gleichlautend.  Man 
will  das  Original  des  an  den  koptischen  Fürsten  von  Alexan- 
drien  geschriebenen,  in  neuester  Zeit  wieder  aulgeiunden 
haben  (vergl.  Journ.  asiatique  1854,  ■>).  Ich  übersetze  ihn 
nach  dem  Texte  des  Ibn  Sayyid  alnäs: 

»Im  Namen  Allah's,  des  barmherzigen  Rahmän.  Crufs 
von  Mohammad,  dem  Sohne  des  'iVbd  Allah,  an  Mokaw- 
kas,  den  Fürsten  der  Kopten,  und  diejenigen,  welche  der 
Leitung  folgen!  Dieses  ist  eine  Einladung  zum  Islam  (Mo- 
notheismus). Werde  Moslim,  und  du  bist  geborgen!  Werde 
Moslim,  und  Gott  giebt  dir  do|)pelten  Lohn!  Wendest  du 
dich  aber  davon  ab,  so  trägst  du  auch  die  Schuld  der 
Kopten.  0  Schriftbesitzer  kommt,  es  soll  z\vischen  uns 
und  euch  ein  versöhnliches  Wort  stattfinden:  Wir  wollen 
keinen  Gott  aufser  Allah  anbeten,  wir  wollen  ihm  kein  We- 
sen beigesellen  und  die  eine  J^artei  von  uns  soll  die  an- 
dere nicht  neben  Allah  als  Herren  anerkennen  (d.  h.  nach 
Kor.  3,  74  und  9,  31:  Obschon  ich  Pro[)het  bin,  mafse  ich 
mir  keine  Autorität  über  euch  an,  aber  wir  erkennen  auch 
Jesum,  die  Engel,  eure  Mönche  und  die  Heiligen  nicht  als 
göttliche  Wesen  an).     Wenn    ihr  euch  dazu  verstehet,    so 


Herrschaft  zu  hinterlassen.  Unter  dieser  Bedingung  wolle  er  sich 
zum  Islam  bekennen,  zu  ihm  kommen  und  ihm  beistehen.  Nein,  sagte 
der  Prophet,  weder  ihm,  noch  einem  seiner  Edeln.  O  Gott,  räume 
ihn  aus  dem  Wege!    Er  starb  auch  bald  darauf. 


268 
saget:  0  üläubige,  bezeuget,  dafs  Avir  Moslime  sind  (Kor. 

3,  57).« 

Der  Briet"  an  den  Kaiser  ist  Avörtlich  gleichlautend, 
und  soll  nach  Sohajly  als  eine  Merkwürdigkeit  aufbewahrt 
worden  und  später  nach  Spanien  gekommen  sein.  Die  im 
Briefe  angeführte  Koränstelle  fällt  um  so  mehr  durch  ihre 
Versöhnlichkeit  auf,  da  Mohammad  damals  gegen  die  Ju- 
den  einen  ganz  anderen  Ton  anschlug. 

Es  ist  recht  sonderbar,  dafs  Mohammad  den  griechi- 
schen Kaiser  früher  als  die  Raubgralen  in  Yaman,  und  den 
König  von  Persien  vor  den  Häuptlingen  arabischer  Stämme 
aufgefordert  habe,  ihn  als  Propheten  anzuerkennen.  Ich 
glaube,  dals  vor  dem  Abgange  der  soeben  genannten  Bo- 
ten ähnliche  Bekehrungsversuche  in  verschiedenen  Theilen 
von  Arabien  gemacht  worden,  und  dafs  Mohammad  die 
Pilgerfahrt,  auf  der  er  nur  bis  Hoda^biya  kam,  in  der  Ab- 
sicht unternommen  habe,  angeknüpfte  Unterhandlungen  mit 
Stämmen,  welche  sich  bei  dieser  (Jelegenheit  versammel- 
ten, zu   einem  gedeihlichen  Resultat  zu   führen. 

Dieses  ist  eine  \  ermuthung,  aber  so  viel  ist  gewifs, 
dafs  er  anch  an  arabische  Häuptlinge  Briefe  richtete,  wie 
z.  B.  an  den  Dyliten  Nolätha  b.  Farwa,  König  von  Samäwa, 
zwischen  Damaskus  und  dem  Euj»hrates,  und  ich  nehme 
den  Anfang  des  Jahres  628  als  das  Datum  derselben  an. 
\  on  zwei  solchen  Briefen  sind  Abschriften  vorhanden:  An 
die  Banü  Bakr-Wäjil,  welche  damals  noch  im  östlichen 
Theile  der  Halbinsel,  von  Bahrayii  bis  zur  Spitze  des  per- 
sischen (iolles,  lebten,  schrieb  er  die  lakonischen  Worte: 
»(ilaubet  und  ihr  seid  geborgen«,  und  übergab  den  Brief 
dem  Sadüsiten  Tzobyän  b  Marthad.  Ks  hatte  zwar  ein 
Poet  dieses  Stammes  von  den  Christen  in  H}ra  schreiben 
gelernt  (Kitäb  alaghäny  Bd.  1  S.  334 j,  dennoch  war,  als 
der  Brief  ankam,  Niemand  da,  der  ihn  lesen  konnte.  End- 
lich kam  ein  Mann  aus  dem  Stamme  Dhobay  a  b.  Raby  a, 
dessen  Mitglieder  wegen   ihrer  (Gelehrsamkeit  Banü  alkätib 


269 

(Süliiie  «les  Schreibers)  genannt  wurden,  und  las  ihn  vor. 
Welchen  Kindruck   er  n)achte,   uird  nicht  gemeldet. 

An  die  himyaritischen  Fürsten  Abu  Harith,  Masrüh 
und  No'av»  b. 'Abd  Koläl  schickte  er  einen  Machzümiten 
mit  umständlichen  histruktionen.  Kr  soll  nicht  während 
der  Nacht,  sondern  iMorgens  ihr  (Jebiet  betreten,  dann  zu 
Gott  um  Gelinsren  seiner  Mission  flehen,  den  Hrief  mit  der 
rechten  Hand  übergeben;  zugleich  soll  er  ihnen  die  ersten 
Verse  von  Süra  98  (siehe  Bd.  II,  S.  457)  vortragen  (denn 
sie  bekannten  sich  zur  mosaischen  oder  christlichen  Reli- 
gion). Sollten  sie  nach  Ablesung  des  Briefes  unter  sich 
eine  fremde  Sprache  (Himyaritisch?)  sprechen,  so  soll  er 
darauf  bestehen ,  dafs  sie  ihm  die  Worte  übersetzen  und 
er  soll  jede  Kontroverse  durch  den  Koränvers  42,  14  zu 
Boden  schlagen.     Kr  lautet: 

Ich  glaube  an  das,  was  Gott  herabgesandt  hat  von  ei- 
nem gewissen  Buche,  und  ich  habe  den  Auftraoj  allen  Recht 
widerfahren  zu  lassen.  Gott  ist  ja  unser  Herr  und  euer 
Herr,  Uns  gehören  unsere  Werke  und  euch  die  eurigen. 
Lassen  wir  alle  Kontroverse.  Gott  wird  uns  zusammen- 
bringen  und  zu  ihm  führt  der  Weg. 

Wenn  sie  den  Islam  annelunen,  soll  er  ihnen  die  Ba- 
läma,  einen  Stock  aus  Myricaholz,  vor  welchem  sie  sich 
aus  Verehrung  auf  die  F]rde  werfen,  wegnehmen  und  auf 
offenem  Markte  verbrennen.  Folgendes  war  der  Inhalt  des 
Briefes:  Friede  mit  euch,  so  lange  ihr  in  Gott  und  seinem 
Boten  seid!  Ks  giebt  nur  einen  Gott  und  er  hat  keinen 
Genossen.  Kr  hat  den  Moses  mit  seinen  Zeichen  gesandt, 
und  Jesum  durch  sein  Wort  erschaffen.  Die  Juden  be- 
haupten, Kzra  ist  der  Sohn  Gottes,  und  die  Christen  sa- 
gen: Gott  ist  der  dritte  von  dreien;  denn  Jesus  ist  der 
Sohn  Gottes. 

Ks  verstrich  einige  Zeit,  ehe  Mohammad  seinen  Raub- 
zug: ires:en  Chavbar  ausführte.  ]Nach  Ibn  »Sa  d  forderte  er 
seine  Getreuen  erst  im  September  G28  auf,  sich  marschbereit 


270 

zu  halten  ^).  Er  nahm  zwar  die  Dienste  aller  Gläubigen 
an,  aher  unter  der  ausdrücklielien  Bedino-ung',  dafs  nur  die- 
jenigen, welche  ihn  nach  Hodaybiya  begleitet  hatten,  An- 
spruch auf  die  Beute  haben  sollen.  An  diese  Bedingung 
war  Mohamntad  «lurch  die  soeben  angeführten  Koränverse 
gebunden.  Seine  Macht  wäre  aber  dem  l^nternehmen  kaum 
gewachsen  gewesen,  wenn  sich  die  Cihataläniten  zum  Schutz 
der  Chayberiten  zahlreicher  eingefunden  hätten.  Rs  scheint, 
dafs  er,  um  sie  zu  vermehren,  einen  Ausw  eg  fand  und  gläubige 
Bedouinenstänmie,  \velche  die  Pilgerfahrt  nicht  mitmachten, 
unter  dem  Einverständnisse,  dafs  sie  die  von  ihnen  selbst  er- 
beutete Habe  als  Eigenthum  beanspruchen  können,  mitzu- 
kämy)len  einlud.  Wenigstens  fochten  die  ßanü  Sahm  aus 
dem   Asiamstamme  unter  dieser  Redinf^nnii^. 

Chaybar  ist  eine  bedeutende  Stadt,  acht  Posten  nörd- 
lich von  Madyna,  in  einer  dattelreichen  (liegend.  Die  Be- 
völkerung war  jüdisch.  Die  Moslime  langten  während  der 
Nacht  in  aller  Stille  auf  der  die  Stadt  umgebenden  Ebene 
an.  Am  Morgen  oflneten  die  Einwohner,  \\\e  geAvöhnlich, 
die  Thore  ihrer  Festungen  und  waren  im  Begriffe,  mit 
ihren  Ackerbaugeräthschaften  sich  zur  Arbeit  zu  begeben. 
Ais  sie  aber  die  Feinde  erblickten,  eilten  sie  zurück  mit 
dem  Schreckensschrei:  Mohammad  und  das  Chamys  ^j! 
ergriffen  die  Waffen  und  griffen  die  Feinde  an,  wurden 
aber  bald  hinter  die  Mauern  zurückgetrieben. 

Nach  dieser  unbedeutenden  Affäre  hielt  der  Proj)het 
eine    Anrede   an    die    Krieger    und    theilte   die    Standarden 


')  Nacli  Ilin'Okba  unternahm  Mohammad  die  Expedition  nach 
einem  AiitVntlialt  von  nur  20  Tagen  in  Madyna,  und  nach  Taymy 
schon   nach   fünfzehn  Tagen. 

')  Clianiys,  fiinfilieilig,  bedeutet  die  Armee,  weil  sie  aus  Centrum, 
rechtem  und  linkem  Flügel,  Vorposten  und  Nachtrab  besteht.  Von 
der  Art,  wie  das  Wort  bei  Ibn  Sad  gebraucht  wird,  dürfte  man 
schliefsen ,  dafs  es  unter  den  Juden,  nicht  aber  unter  den  Arabern 
üblich   war. 


271 

und  (las  Losunf;\suort  aus.  Bisher,  sap^t  Ihn  Sa'd,  jj;f' brauchte 
er  nur  Liwäs  und  diese  uareii  weils.  Aul  diesem  Feld- 
zuge hatte  er  ziiui  ersten  Male  Käyas.  Sein  eigenes  Raya 
^var  schwarz  und  bestand  ans  einem  Shaw!  der  Äyischa; 
dies  vertraute  er  dem  'Alyy  an  ').  I^ju  Inr  eine  IJeeres- 
abtheibin"-  bestimmtes  Ivaya  iiberjiab  er  dem  Ilobab  b. 
Mondzir,  und  ein  anderes  dem  getreuen  Sa  d  b.  Obada. 
Dann  schritten  die  (Jläubigen  ohne  Verzug  zur  J'hat.  Fast 
jede  Familie  von  Chaybar  liatte  eine  Festung.  Man  muls 
sich  darunter  nichts  (Jrolsartiijes  einbilden  —  ein  aus  Stein 
erbautes  Haus  mit  flachem  Dach  oder  einem  niedrigen 
Thurme.  Ibrähymyya  und  einige  von  Kurden  bewohnte 
Dörfer  in  der  Ebene  unter  Marädyn  haben  schlechtgebaute 
Thürme,  etwa  zwanzig  FuTs  hoch,  verbunden  durch  Mauern, 
und  die  Einwohner  versicherten  mir,  dafs  sie  hinlänglich 
lest  seien,  um  die  Bedouinen  abzuhalten.  In  Tekryt  ist 
blos  ein  Graben,  etwa  drei  oder  vier  Fufs  weit,  und  eben 
so  tief,  um  die  Häuser,  und  selbst  dieser  reicht  zum  Schutz 
der  Stadt  hin.  Die  Festungswerke  von  Chaybar  waren 
allem  Anscheine  nach  nicht  viel  mächtiger  ^). 


')  Als  Liwä  band  man  gewöhnlich  ein  langes,  weifses  Tuch, 
dergleichen  man  um  den  Kopf  windet,  um  als  Turban  zu  dienen, 
an  einen  Speer.  Das  Räya  unterschied  sich  also  schon  durch  seine 
Gröfse  vom  Liwä,  und  wahrscheinlich  war  es  auch  durch  eine  Quer- 
stange ausgespannt. 

*)  Nach  Lautour  ist  Chaybar  52  Lieues  von  Madyna  entfernt. 
Mokaddasy  sagt:  Chaybar  ist  befestigt  wie  Marwa.  Es  hat  eine 
schöne  Moschee.  Zum  Gebiet  von  Chaybar  gehören  Marwa  und 
Hawra.  Marwa  (vier  Märsche  nördlich  von  Madyna  und  zwei  süd- 
lich von  Wädiy  alkorä)  ist  befestiget  und  reich  an  Datteln,  nament- 
lich kommen  die  Sorten,  welche  man  Berdy  und  Mokl  nennt,  von 
dort.  Es  giebt  dort  schöne  Wasserleitungen  in  Röhren.  Im  Som- 
mer ist  es  sehr  heifs.  Die  Banü  Ga'far  sind  die  vorherrschenden  Be- 
wohner. Hawrä  (Leucocome)  ist  der  Seehafen  vom  Chaybargebiete 
Hawra,  ist  befestiget  und  hat  eine  volkreiche  Vorstadt.  Der  Markt- 
platz läuft  dem  Meere  entlang. 

Die  Namen  der  vorzüglichsten  Festungswerke  von  Chaybar  wer- 
den von    den  Biographen   und  von  Yäküt   aufgezählt.     Chaybar  soll 


272 

Wenn  aucli  die  Juden  von  Chavbar  den  Tag  nicht 
wiifsten,  an  welchem  Mohammad  vor  ihren  Mauern  erschei- 
nen würde,  so  waren  sie  doch  nicht  ganz  unvorbereitet. 
Ihre  Cilaubensbrüder  in  Madyna,  welche  zwar  keine  Macht 
mehr  bildeten,  aber  doch  noch  nicht  ganz  ausgerottet  wa- 
ren, hatten  sie  von  ihrer  Gefahr  unterrichtet.  Sie  suchten 
sich  des  Beistandes  ihrer  nomadischen  l^undesgenossen,  der 
Banü  (Ihatalän,  und  der  Fazäriten  zu  sichern.  'Oyayna  b. 
Hi^n,  der  Schaych  der  erstem,  wie  auch  Tolayha  b. 
ChowayHd,  der  Häuj)tnng  der  letztern,  waren  schon  in  ihren 
Mauern,  aber  durch  eine  geschickte  Bewegung  wufste  Mo- 
hammad das  Gros  der  Ghataläniten  von  Chavbar  abzu- 
schneiden. 

Die  Mannschalt  des  Propheten  reichte  nicht  hin,  die 
Stadt  zu  blokiren.  Er  organisirte  daher  zwei  Corps  von 
IMänklern,  welche  abwechselnd  umherpatrouillirten  und  die 
Kommunikation,  soviel  als  möglich,  hinderten.  Auch  die 
Juden  hatten  ein  solches  Corps  gebildet,  welches  von  Mar- 
hab  kommandirt  wurde.  Er  uar  nicht  von  israelitischer 
Abkunft,  sondern  ein  Himyarite,  und  seine  kühnen  Ausfälle 
machten  den  Belagerern  viel  zu  schaffen.  Er  wurde  er- 
schlagen ^).     Sein   Bruder    übernahm   das  Kommando   und 


in  der  jüdischen  Sprache  Feste  bedeuten;  Balawy,  bei  Nur  alnihrfis 
S.  12r2,  hingegen  behauptet,  dafs  Chaybär  der  Name  eines  Amaliki- 
ters  (d.h.  Aramäors)  war  und  dafs  die  Stadt  nach  ihm  genannt  wurde. 
Nach  Ilazimy  liat  das  Gebiet  nicht  den  Namen  Chaybar,  sondern 
Chabäyir;  wahrscheinlich  ist,  dafs  das  Gebiet  ursprünglich  Chaybar 
hiefs  und  die  Sladt  einen  anderen  Namen  hatte,  und  dafs  der  Name 
des  Gebietes,  wie  dies  im  Orient  Sitte  ist,  allmälig  auf  die  Stadt 
übertragen  wurde. 

')  Der  Prophet  gab  die  Waffen  des  Marhab  dem  Mohammad 
b.  Maslama  als  Nafl.  Sie  wurden  von  seinen  Nachkommen  als  Sie- 
gestrophäe aufbewahrt.  Auf  dem  Säbel  war  eine  Inschrift  (in  he- 
bräischen Charakteren?),   welche  ein  Jude  las.     Sie  lautete: 

Dieses  ist  das  Schwert  des  Marhab;  wen  es  trifft,  der  ist  verloren. 


273 

hatte  dasselbe  Schicksal.  Die  Moslinie  eroberten  nun  ein 
Fort  nach  «lern  anderen.  Die  Vertheidijjer  scheinen  in  den 
n)eislen  Füllen,  wenn  ihre  Fai;e  verzweifelt  war,  sie  selbst 
ij;eräiinit  und  sich  in  ein  anderes  gellüchtet  zu  haben.  Die 
IJurg  der  Familie  Abu  Hokajk  wurde  jedoch  im  Sturm 
genommen. 

Die  (ihatalaniten  zogen  schon  nach  einem  Monate  ab 
und  iiberlielsen  die  Bundesgenossen  ihr<im  Schicksale.  Diese 
kämplten  noch    einen   ganzen  Monat,    aber    mit  Aveniff  Er- 

1  o  '  O 

lolii';  denn  es  fielen  in  Allem  nur  lünlzehn  oder  zwanzi» 
Moslime.  Mohammad  liefs  alle  Krieger,  deren  er  in  den 
mit  Walfengewalt  eroberten  Feslungen  habhaft  wurde,  liin- 
richten.  Dieses  Vorgehen  verfehlte  nicht  seine  Wirknua:. 
Als  die  Juden  nur  noch  zwei  feste  Plätze  inne  hatten,  er- 
gaben sie  sich  unter  der  Bedingung:  sie  sollen  mit  ihren 
Familien  frei  abziehen  und  ihre  bewei^lichen  Habseliükei- 
ten  mitnehmen  dürfen;  doch  alle  Waffen  und  alles  Gold  und 
Silber,  wie  auch  die  Ländereien  sollen  dem  Sieger  zufal- 
len, und  wer  Schätze  verbirgt,  soll  es  mit  dem  Leben  bü- 
fsen  und  dessen  Frauen  und  Kinder  zur  Sklaverei  ver- 
dammt sein.  Es  wird  behau|)tet,  dafs  Kinäna  auf  diese 
Weise  sein  Leben  verwirkt  habe;  der  eigentliche  Grund 
seiner  Hinrichtung  war  aber  wohl,  dafs  ^'afyja,  eine  Ma- 
dyner  Schönheit,  welche  der  Gottgesandte  bewunderte, 
seine  Frau  Avar. 

Die  Gesammtzahl  der  getödteten  Juden  belief  sich  auf 
903.     Nur  wenige    von    diesen    fielen    im  Kampfe.     L^nter 


Wenn  dies  wahr  ist,  so  folgt,  dafs  Chaybar  so  nahe  bei  einer 
Waftenfabrik  lag,  dafs  man  Säbel  V)estellen  konnte.  Vielleicht  waren 
die  Fabriken  in  Syrien:  es  waren  ja  auch  im  Mittelalter  die  üamasce- 
ner  Klingen  berühmt.  In  der  persischen  üebersetzung  des  Kamüs 
S.  2248  lesen  wir  folgende  Notiz:  Marg  alkala'a  ist  ein  Ort  in  Bä- 
diya  (syrischen  Wüste),  nach  welchem  vortrefl liehe  damascirte  Säbel 
kala'ische  genannt  werden. 

HI.  18 


274 

den  Schätzen  war  der  der  Familie  Abu  Hokayk  der  be- 
deutendste. Sie  hatte  ihn  in  eine  Kameelhaut  gepackt  und 
im  Schutt  begraben,  aber  ein  Gefangener  sagte  aus,  dafs 
er  das  Familienhaupt  oft  ängsthch  um  den  Schutthauten 
herumgehen  gesehen  hatte,  und  so  wurde  er  dem  Mo- 
hammad vom  Engel  CJabriel  verrathen.  Es  befand  sich  ein 
Geschmeide  darin,  weiches  auf  10,000  Dynäre  geschätzt 
wurde  und  welches  die  Frauen  von  Chaybar  sich  zu  borgen 
pflegten  —  versteht  sich  gegen  eine  Bezahlung  —  wenn  sie 
Hochzeit  machten. 

Waffen,  edle  Metalle  und  anderes  bewegliches  Eigen- 
thum  wurde  nach  der  hergebrachten  Sitte  vertheilt.  Der 
Biyädhite  Farwa  b. 'Ann-  wurde  zum  Beute- Kommissarius 
ernannt  und  Zayd  b.  Thäbit  hatte  die  Zählung  der  Krie- 
ger vorzunehmen.  Es  stellte  sich  heraus,  dafs  sechszehn- 
hundert  von  ihnen  Anspruch  auf  die  Beute  hatten,  davon 
waren  zweihundert  zu  Pferde  und  erhielten  also  doppel- 
ten Antheil  ').  Farwa  machte  fünf  Haufen  und  liefs  das 
Leos  werfen,  wer  zuerst  wählen  soll.  Es  fiel  auf  Moham- 
mad. Nachdem  er  sein  Fünftel  genonimen  hatte,  theilte 
der  Kommissarius  den  Rest  in  achtzehn  Haufen,  je  einen 
für   hundert   Mann    (mit  Einschlufs   der  Pferde)   und    dann 


'  )  Aufser  den  Kriegern,  welche  den  Zug  nach  Hodayhiya 
mitgemacht  und  auch  in  diesem  Kriege  gefocliten  hatten,  gewährte 
Müiiammad  auch  den  Gläuhigen  aus  den  Stämmen  Daws  (darunter 
waren  Ahü  Horayra  und  Tol'ayl  l).'An)r)  und  Asch  ar  einen  Antheil 
an  der  Beute.  Diese  stiefsen,  als  der  Kampf  gerade  vorüber  war, 
zur  Armee,  und  hatten  ihre  Ileimath  verhissen,  um  in  Madyna 
zu  leben.  Auch  Ga't'ar  kam  mit  den  Flüchtlingen,  welche  bis  zu 
dieser  Zeit  in  Abyssinien  geblieben  waren,  zum  Propheten. 

In  einer  Tradition  bei  Oyün  sagt  Abu  Horayra:  Wir  haben 
weder  Gold  noch  Silber,  sondern  nur  Hausrath  und  Liegenschaften 
als  Heute  erhalten.  Wenn  diese  Tradition  richtig  wiedergegeben  ist, 
so  sind  die  Mobilien  der  Personen,  welche  hingerichtet  worden  sind, 
zu  verstehen,  und  die  edlen  Metalle,  welche  Mohammad  erbeutet, 
hat  er  nicht  unter  die  Krieger  vertheilt. 


275 

wurden     die    Haufen    unter    denen,    welelie    Antlieil    daran 
liaüen,   versteigert. 

Aus  den  Liegensc-halten  wurden  seelisunddreifsig  Tlieile 
jijenjacht  und  Mohanuiiad  naliu)  liir  sieh  die  Hüllte  uinl  liefs 
die  andere  der  Armee.  Die  iMosliine  sahen  aber  hahl  ein, 
dafs  es  ihnen  an  Arbeitskrälten  leide  Sie  nahmen  daher 
den  \  orschlag  der  früheren  Ki^enthümer,  welche  den  Land- 
bau gut  verstanden,  an,  bestätij^ten  sie  in  ihrem  Be- 
sitz unter  der  Bedingung,  dafs  sie  die  Hälfte  des  Ertra- 
ges abliefern.  Ibn  Rawäha  wurde  bestimmt,  zur  Zeit  der 
Krnte  eine  Schätzung  zu  machen  und  die  Quantität  fest- 
zusetzen, welche  sie  zu  liefern  hatten.  Er  liefs  zu  diesem 
Zwecke  auf  jedem  Felde  zwei  gleiche  Haufen  machen  und 
wählte  einen  «lavon.  Wenn  die  Juden  nicht  zufrieden  wa- 
ren, so  sagte  er:  Behaltet  diesen  und  ich  nehme  den  an- 
deren. Es  ist  anzunehmen,  dafs  die  Revenuen,  welche  die 
Muslime  von  Chavbar  bezogen,  sich  auf  mehr  als  zehn 
Tausend  Wask  Datteln  und  etwas  über  Tausend  Wask 
Weizen   beliefen. 

Auf  diesem  F'eldzuge  wurde  ein  Versuch  gemacht,  den 
Mohammad  durch  Gift  aus  dem  Weg-e  zu  räumen.  Die  Jü- 
din  Zaynab  röstete,  w  ohi  erst  nachdem  der  Friede  zu  Stande 
gekommen  war,  ein  Lamm  für  ihn  und  seine  Freunde  und 
vergiftete  es.  vSie  hatte  sich  früher  erkundigt,  welchen 
Theil  er  am  liebsten  esse,  und  man  sagte  ihr:  die  Schul- 
ter. Sie  rieb  daher  mehr  von  dem  tödtlichen  Stoffe  in 
die  Schultern,  als  in  die  andere  Theile.  Mohammad  nahm 
einen  Rissen  in  den  Mund,  spie  ihn  aber  wieder  aus  und 
rief:  Gift!  Gift!  Bischr  b.  Barä  hatte  schon  davon  gegessen 
und  starb  nach  lanswierig-er  Krankheit.  Die  Jüdin  wurde  zu 
Rede  gestellt  und  sie  sagte:  Sie  habe  sich  überzeugen  wol- 
len, ob  er  ein  Prophet  sei  oder  nicht,  denn  im  ersten  Falle 
wulste  sie,  würde  der  Versuch  ihm  nicht  schaden,  im  zwei- 
ten verdiente  er  zu  sterben.  Da  er  die  Probe  bestanden 
habe,  bekenne  sie  sich  zum  Islam.  Der  kluge  Einfall  ret- 
tete ihr  und   den  Ihrigen   das  Leben. 

18» 


276 

Von  Cbaybar  wandte  sich  der  Prophet  nach  Wädiy 
alkorä,  d.h.  dem  Thah?  der  Ortschaften  (in  alter  Zeit  einfach 
Korä  genannt).  Es  ist  dieses  eine  ziemlich  au.sgedehnte  Ge- 
gend, welche  in  früheren  Zeiten  künstlich  bewässert  wurde 
und  noch  immer  reich  ist  an  Palmen.  Der  Ilauptort  oder 
Marktplatz  hiefs  l\orh.  Wir  erkennen  darin  das  Gen.  36,  14 
u.  15  erwähnte  Korach ^).  Die  landbauende  Bevölkerung  war 
jüdisch,  in  den  dazwischen  befindlichen  Steppen  weideten 
Nomaden  aus  dem  Faziirastamme  ilire  Heerden.  Halädzorv 
behauptet,  Mohammad  habe  Wädiy  alkora  mit  Waffenge- 
walt erobert  und  das  bewegliche  Eigenthum  nach  Abzug 
des  Fünftels  unter  die  Krieger  vertheilt.  Andere  berich- 
ten: die  Einwohner  haben  keinen  Widerstand  geleistet. 
Darin  stimmen  alle  überein,  dals  sie  unter  denselben  Be- 
dingungen, wie  die  Juden  von  Chaybar,  kapitulirten.  Die 
Lieferungen,  welche  sie  zu  leisten  hatten,  waren  nicht  ein 
Pachtzins,  sondern  eine  Staatsabgabe. 

Als  die  Juden  von  Tayma,  \velches  uns  ebenfalls  aus 
der  Bibel  bekannt  ist  imd  etwa  120  arab.  Meilen  nördlich 
von  Korh  liegt,  von  dem  I.oose  ihrer  Brüder  hörten,  un- 
terwarfen sie  sich  freiwillig  unter  denselben  Bedingungen. 


')  In  Bezug  :tiif  die  Lage  von  Wailiy  iilkoni  verweise  ich  auf 
meine  Post-  und  Reiserouten  des  Orients  Mokaddasy,  welcher  A.  H. 
375  schrieb,  sagt:  Die  Umgebung  von  Korli  nennt  man  Wady  al- 
kora, Es  giebt  gegenwärtig,  mit  Ausnahme  von  Makka,  keine  schö- 
nere, civilisirtere,  volkreichere,  commercieilere  und  reichere  Stadt  im 
Higjiz,  als  diese.  Sie  ist  mit  einer  Kestungsmauer  umgeben,  in  de- 
ren Nähe  ein  Kastell  steht,  welches  bereits  von  den  Häusern  um- 
geben wird  Rings  umher  sind  Palmenhaine,  welche  wohlfeile  Dat- 
teln liefern.  Das  Brod  ist  schön  und  das  Wasser  im  Ueberflufs,  die 
Häuser  sind  l)equem  und  die  Märkte  voll  Leben.  Sie  wird  von  ei- 
nem Graben  umgeben  und  hat  drei  mit  Eisen  beschlagene  Thore. 
Ks  ist  dieses  eine  syrische,  egyptische,  irakische,  higäzische  Stadt. 
Ihre  Nachtheile  sind,  dafs  das  "Wasser  schwer,  das  Obst  mitteltnä- 
fsig  und  das  Bad  aufserhalb  der  Mauern  ist,  und  dafs  die  Juden 
die  Mehrzahl  der  Bewohner  bilden. 


I 


277 

Die  Einwohner  von  FinJuk,  ebenfalls  Jinien,  lial»en  nnmit- 
telliar  nach  dem  Fall  von  Chaybar,  aul  die  Anffor<lerung 
einijj-er   Ahj^eordneten   des  Mohammad   kapitulirt  '). 

]Nach  Wädiy  alkoiä  scliickle  Mohammad  den  'Amr  h. 
Zayd  b.  Ap,  nnd  nach  Kadak  <len  ^  azyd  b.  Aby  Solyän 
als  (Jouverneure.  Beide  gehörten  denjenigen  makkaidschen 
Paniiiien  an,  ^^ eiche  nocii  immer  dem  Islam  am  leind- 
lichsten  uaren  nnd  von  den<Mi  sich  nnr  sehr  wenige  Mit- 
glieder bekehrt  hatten.  Kr  snchte  sie  ani  diese  Art  tür 
den  (dauben  zu  «-ewinnen  Diese  üni»erechti}ikeit  ijejien 
die  Heiden,  weiche  liir  den  (lianben  kämpften,  hat  ihre 
Früchte    getragen.      Der    Druder    dieses  Vazyd ,    liels    sich 

')  üeberdie  Lage  von  Fadak  siehe  Note  S.  233.  Dem  Qihäh 
zufolge  gehört  Fadak  zu  Chaybar. 

Kodänia  erzählt  die  Geschichte  von  Fadak  bis  zu  seiner  Zeit: 
Da  die  Einwohner  nicht  mit  Waffengewalt  unterworfen  worden  wa- 
ren, l;)etrachtete  Mohammad  die  Revenuen  als  sein  Eigenthum  und 
verwendete  sie  nach  seinem  Gutdünken.  Omar  vertrieb  die  Ein- 
wohner und  zahlte  ihnen  den  halben  Werth  der  Liegenschaften  aus. 
Sie  wanderten  nach  Syrien  aus.  Während  der  Regierung  des  Abu 
Bakr  bat  Fatima  den  Chalyfen,  ihr  Fadak  zu  schenken,  und  er  ge- 
währte ihre  Bitte.  Als  'Omar  b.  Abd  al-'Azyz  zum  Chalyfat  kam, 
hielt  er  eine  Anrede  an  das  Volk  und  erzählte  die  Geschichte  von 
Fadak.  'Omar  1  sagte,  er  bestätige  die  Fätime  in  dem  Besitze  (den 
Revenuen)  von  Fadak;  der  Chalyfe  Moäwiya  hingegen  schenkte  es 
dem  Marwän  b.  Hakam,  und  Marwän  schenkte  es  seinen  beiden  Söh- 
nen, Abd  al-'Azyz  und  Abd  al-Malik,  dann  kam  es  in  den  Besitz 
des  Walyd  und  Solaymän.  Als  Walyd  zur  Regierung  kam ,  bat  ihn 
["Omar  b.  Abd  al-'Azyz?]  um  seinen  Antheil,  und  er  schenkte  ihm 
denselben.  Solaymä.n  that  dasselbe  mit  seinem  Antheil.  Ich,  fuhr  Omar 
fort,  ziehe  diesen  Besitz  irgend  einem  anderen  vor  und  stelle  ihn 
in  dieselben  Hände  zurück,  in  welchen  er  ursprünglich  war.  Im 
Jahre  220  befahl  Mämün,  Fadak  den  Abkömmlingen  der  Fatima 
zu  geben  und  schrieb  in  dies  m  Sinfte  an  seinen  Gouverneur  zu  Ma- 
dyna,  Kotham  b.  Gafar.  Als  Motawakkil  zur  Regierung  kam,  stellte 
er  Fadak  in  die  Hände  zurück,  in  welchen  es  früher  war  (d.  h  er 
machte  es  zur  Staatsdomäne,  deren  Revenuen  zu  wohlthätigen  Zwek- 
ken  verwendet  werden  sollten,  wie  sie  Mohammad  verwendete). 


o 


278 

einige  Jalire  später  in  Daniascus  als  Clialyle  ausrufen  und 
veilülgte  die  Familie  des  jMohanimad  mit  Feuer  und 
Sclnvert. 

Weil  Wadiy  alkorä,  Taymä  und  Fadak  ohne  Schwert- 
streich kapitulirten,  so  hatte  die  Armee  keinen  Anspruch 
auf  die  Revenuen,  und  Mohammad  konnte  nach  seinem 
Gutdünken  darüber  verfügen.  Auch  von  den  Revenuen 
von  Chaybar  behielt  er  einen  grofsen  Theil  für  sich  selbst, 
denn  er  gab  seinen  Freunden  nur  ungeiidir  3000  Wask 
Datteln.  Er  hatte  also  eine  regelmäfsige  Jahresrevenue 
von  20000  bis  30000  Wask  Datteln  und  Weizen,  und  da 
ein  Wask  hinreicht,  einen  Alann  drei  Monate  zu  nähren, 
konnte  er  vier  bis  sechs  Jausend  Menschen  unterhalten. 
Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dals  er  die  ersten  drei  Jahre 
diese  Mittel  dazu  verwendete,  seine  Militärmacht  zu  ver- 
gröfsern.  Er  nährte  Hunderte  von  Abenteurern,  welche 
nach  Madyna  sironiten  und  erkaufte  die  Huldigung  ein- 
llulsreicher  Schayche  durch  glänzende  Geschenke  und  erb- 
liche Lehen.  Durch  solche  Mittel  gelang  es  ihm  weit  mehr, 
als  durch  seine  Inspirationen,  in  wenigen  Jahren  den  Is- 
lam über  ganz   Arabien  zu  verbreiten. 

Wir  haben  gesehen,  dals  er  Aidangs  bemüht  war,  die  Ju- 
den durch  Concessionen  zu  gewinnen  und  dann  durch  mas- 
senhafte Hinrichtungen  zum  Glauben  zu  nöthigen;  denn  er 
glaubte,  dafs,  wenn  sie  ihn  auch  als  ihren  Propheten  aner- 
kannten, die  Araber  ohne  Widerstand  ihrem  Heisjtiele  folgen 
würden.  Wenn  seine  Wünsche  in  Erfüllung  gegangen  wären, 
so  würde  «1er  Islam  nie  siegreich  geworden  sein;  denn  die 
Steitpen  von  Arabien  sind  der  unfruchtbarste  Boden  für 
eine  theologische  1  lieorie  ohne  materielle  Macht.  Seine 
Absichten  sind  an  dem  Widerstände  der  Juden  gescheitert, 
und  die  Umstände  haben  ihn  zum  Eroberer  gemacht.  Durch 
die  materiellen  Mittel  hat  der  Islam  Kräfte  gewonnen,  die 
auf  keine  andere  Weise  erreichbar  waren.  Wenn  die  jü- 
dische  Lehre  der  Embryo   des  Islams  war   und  durch  sie 


279 

die  Ideen  des  Stifters  desselben  anj^erej^t  wurden,  so  kön- 
nen wir  die  Palinenhaine  und  die  F'rolmarbeit  der  Israeli- 
tenden Dotter  nennen,  welcher  dem  jungen  (Jeier  die  er- 
ste Nahrung  bot. 

iSach  der  Einnahme  von  Makka,  als  von  allen  Seiten 
vSteuern  in  den  Staatsschatz  flössen,  hat  Mohammad  von 
den  bis  dahin  reservirten  Revenuen  von  Chaybar  einen 
VheW  seinen  Verwandten  geschenkt.  Es  hat  sich  folgen- 
des Aktenstück  erhalten: 

»Schenkungsurkunde  des  von  Chaybar  gelieferten  Wei- 
zens von  Mohammad,  dem  Propheten:  Seine  Frauen  sol- 
len 180  Wask  erhalten,  seine  Tochter  Fätima  85,  Osama, 
der  Sohn  des  Zayd  40,  Mikdäd  15,  und  0mm  Romaytha 
5  Wask.  Zeugen  sind  Othmän,  der  Sohn  des  'Afiän,  und 
'Abbäs,  welcher  dieses  Dokument  geschrieben  hat.«  ^). 

Die  Moslime  hatten  einige  liodzämiten,  welche  an  der 
syrischen  Grenze  ihre  Lager  hatten,  zu  Kriegsgefangenen 
gemacht  und  nach  Madyna  abgeführt.  Chalyfa  b.  Omayya 
und  Hayyän  b.  Milla  kamen  zum  Propheten,  um  sie  loszu- 
kaufen, und  nahmen  den  Islam  an.  Mohammad  wollte  ein 
Heer  n)it  ihnen  senden  zur  Bekehrung  des  Stammes.  Sie 
widersetzten  sich  aber  dieser  Malsregel,     Als  sie  zurück- 


')  Der  Chalyfe 'Omar  hat  die  Juden  von  Chaybar  aus  Arabien 
verbannt,  und  somit  den  von  Mohammad  geschlossene  Kontrakt  ge- 
brochen ;  es  ist  nämlich  wohl  zu  bemerken,  dafs  ihre  Abgaben  nicht 
als  Pachtzins ,  sondern  als  Steuern  betrachtet  wurden  und  sie  das 
Land  verkaufen  durften.  Denjenigen,  welche  Ansprüche  auf  die 
Revenuen  hatten,  gab  Omar  die  betreffenden  Ländereien  als  Eigen- 
thum;  die  übrigen  Ländereien  vertheilte  er  unter  die  um  den  Islam 
verdienten  arabischen  Häuptlinge.  Er  berief  sich  hierin  auf  das  Bei- 
spiel des  Propheten,  welcher,  wie  wir  sehen  vverden,  dem  Gamza  zu 
Chaybar  ein  Lehen  gegeben  hatte. 

Nach  Bochäry  wies  'Omar  den  Juden  von  Chaybar  in  Taymä 
Wohnplätze  an,  er  betrachtete  also  die  Gegend  von  Tayma  als  ei- 
nen Theil  von  Syrien. 


280 

kamen,  wurden  sie,  ihrer  Kelii:;ionsändeiung  wetijen,  ver- 
io\i^{,  unrl  Chalyla  lan«!  eine  '/uHueht  in  dem  Hause  des 
Ritäa  b.  Zayd,  an  den  seine  Schwester  0mm  Salmä  ver- 
heirathet  war. 

Es  gelang  dem  Rilaa,  die  Abtheilung  des  Stammes, 
welcher  er  selbst  angehörte,  die  Dhobaybiten,  liir  den  Is- 
lam geneigt  zu  machen,  und  er  begab  sich,  ehe  noch  der 
Prophet  den  Feldzug  gegen  Chaybar  —  welches  nicht  selir 
weit  von  der  (irenze  der  Ciodzamiten  liegt  —  unternalim, 
nach  Madyna,  um  dem  Propheten  die  Unterwürfigkeit  sei- 
ner \  erwandten  anzuzeiü:en.  Bei  dieser  tJelegenheit  soll 
ihm  der   Prophet  folgendes  Dokument  überreicht  haben: 

»Von  Mohamma<l,  dem  («ottffesandten,  an  Kiiä'a  b. 
Zayd.  Er  soll  der  Aniyr  seiner  Slammesabtheilung  sein 
und  an  den  ganzen  Stamm,  wie  auch  an  die  Fremden,  welche 
sich  dem  Stamme  angeschlossen  haben,  einen  Aulruf  erge- 
hen lassen,  den  Islam  anzunehmen.  Die,  welche  sich  be- 
kehren, gehören  zur  Gemeinde  (iottes;  denen,  die  sich  wei- 
gern,  werden  zwei  Monate  Bedenkzeit  gewährt.« 

Honayd,  der  Sohn  des  Üc  '),  und  der  Schaycli  der 
DhaTiten,  einer  anderen  Abtheilung  des  (lodzämstammes, 
waren  emj^ört  über  diese  peremptorische  Aufforderung  und 
rüsteten  sich  zum  Widerstand.  Es  schlössen  sich  ihnen  das 
godzämitische  Lager  Ghatalän  (b.  Sad  b.  Mälik  b.  Haräm 
b.  (lodzau),  zu  unterscheiden  von  dem  Modharstanime  (Jhata- 
fän),  wie  auch  die  Wayiliten  und  die  dort  lebenden  Sa- 
lämäniten  und  Sa'd-IIodzaymiten  an  und  die  Verbündeten 
nahmen  eine  feste  Stellung  in  der  Harra  Raglä  ^).  Rilaa 
und  seine  Anhänger  sammelten  sich  östlich  von  ihnen. 


')  Auch  Honayd's  Sohn  hiefs'Ü^.  Es  ist  dies  derselbe  Name, 
welcher  im  Hebräischen  Uz  geschrieben  wird.  In  alten  Zeiten  ge- 
hörten die  Wohnsitze  der  Godzan)iten  zum  Lande  der  Uziten. 

')  Dem  Ishak  scheint  die  (ieographie  jenes  Landes  ganz  klar 
gewesen  zu  sein,  weil  er  von  Madyna  nach  Damascus  gereist  war. 
Es  ist  uns  aber  keiner  der  \'on  ihm  erwälmten  Anhaltspunkte  be- 
kannt.   Die  vulkanische  Region  von  Ragla  liegt  am  Berge  Marda,  und 


281 

Diese  ieiiullitlie  Haltung  der  beiden  Abtlieilun^en  des 
(jlodzämstainmes  dauerte  loit,  als  der  Kalhite  Dihya  von 
seiner  (iesadtsclialtsieise  nach  Madyna  zurüekkeinte.  Kr 
wurde  hei  Hisiiia  von  Honayd  und  antieren  (Jodzaniiten  an- 
uejirilVen  und  ausj^erauht.  Ais  die  zum  Islani  iiherj'etre- 
tenen  Dhohayhiten,  von  diesem  Frevel  hörten,  eilten  sie  zu 
seinem  Schutze  herbei  und  stellten  ihm  seine  Habe  —  er 
soll  aulser  seinem  persönlichen  (iejüicke  auch  Handelsar- 
tikel bei  sich  gehabt  haben  —  zurück.  Kr  setzte  nun  seine 
Reise  nach  Madyna  fort  und  erzählte  «lern  Muhammad  sein 
Eriebnils  Der  Pro|)het  sandte  den  Zayd  mit  lünlhundert 
Mann,  um  den  Frevel  zu  rächen,  und  belahl  dem  Dihya 
die  Expedition  zu  begleiten.  Za^d  hatte  einen  Odzriten 
zum  Führer  und  marschirte  nach  seiner  Art  bei  iSacht. 
Er  berechnete  seinen  Marsch  so,  dals  er  die  Godzämiten 
kurz  vor  Tagesanbruch  überrumpele.    Es  gelang  ihm  auch 


es  strömt  davon  ein  Hergbacli  (Kora),  welcher  Rabbn  geiiainit  wird, 
durch  das  Thal  Midäu,  in  dem  die  Dbobaybiten  lebten,  gegen  Osten. 
Nach  Ibn  Ishäk  marschirte  Zayd  nach  Awlag  und  grifl"  die  Feinde 
zu  Makic;,  welches  vor  der  Harra  gelegen  ist,  an.  Ibn  Sad  schrieb 
in  Baghdäd  und  bereciinete  seine  geographischen  Angaben  für  Le- 
ser, welchen  das  nördliche  Arabien  weniger  bekannt  war.  Er  nennt 
daher  das  Dorf  Hisma  als  den  Ort,  in  dessen  Nähe  die  Schlacht 
gefochten  wurde,  und  setzt  uns  dadurch  in  den  Stand,  die  Lage  der 
genannten  Orte  ungefähr  zu  bestimmen.  Yäküt  sagt:  Hisma  liegt 
zwei  Tagereisen  (nördlich)  von  Wädiy  alkorä.  Die  Einwohner  von 
Tabük  sehen  den  Berg  von  Hisma  im  Westen  und  den  Scharawrä- 
Berg  in  Osten.  Aus  dem  Nur  alnibräs  lernen  wir,  dafs  die  Berge 
hoch  und  mit  schwarzem  Staub  bedeckt  sind.  Hisniii  hingegen  ist 
in  einer  sumpfigen  Gegend  gelegen,  und  man  behauptet  daher,  dafs 
das  Wasser  achtzig  Jahre  nach  der  Sündfluth  daselbst  ötehen  ge- 
blieben ist,  und  man  glaubt,  dafs  der  vielbesuchte  Brunnen  von 
Hisma  der  Brunnen  Iram  sei.  Hisma  ist  die  Grenze  zwischen  den 
Fazäriten  und  Godzämiten.  Diejenigen  Zweige  der  letzteren,  von 
denen  hier  die  Rede  ist,  lebten  also  in  der  Gegend,  wo  auf  der 
Karte  Mohaddatha  stellt.  Andere  Godzämiten  dehnten,  sich  dem 
Ibn  Häyik,  fol.  !13,  zufolge,  von  Nebek  und  Midian  bis  Mo' an  aus, 
wo  ihr  Stammgenosse  Farwa  griechischer  Statthalter  war. 


282 

vollständig^:  Honayd  und  sein  Sohn,  und  auch  Andere  wur- 
den getödtet;  100  Frauen  und  Kinder,  100  Kameele  und 
5000  Schafe  fielen  dem  Sieger  zur  Beute.  Unter  den 
Beschädigten  waren  aber,  wie  es  scheint,  nicht  nur  die 
Feinde,  sondern   auch   einige  Freunde  des  Islams. 

Der  Godzämite  Ibn  Rilaa  nebst  anderen  Häuptlingen 
des  Stammes  eilten  nach  Äladyna  zum  Propheten  und  zeig- 
ten ihm  die  Vertragsurkunde  und  sagten:  0  Bote  Gottes, 
hindere  uns  nicht,  das  Frlaubte  zu  thuii,  erlaube  aber  auch 
Nieujandem,  das  \  erbotene  gegen  uns  zu  verüben.  Mo- 
hammad mufste  gestehen,  dafs  Zayd  den  Vertrag  verletzt 
habe  und  erwiderte:  Was  soll  aber  in  Bezug  auf  die  Ge- 
fallenen geschehen?  Die  Abgeordneten  antworteten:  Dieie- 
nigen,  welche  leben,  leben,  und  die  Todten  ruhen  unter 
der  Erde.  Mohammad  war  damit  zufrieden  und  schickte 
den  Alyy  als  Bolen  an  Zayd,  um  ihm  zu  befehlen,  die 
den  Godzämiten  abgenommene  Beute  und  Kriegsgefange- 
nen zurückzustellen.  Alyy  traf  den  Zayd  auf  dem  Heim- 
wege, zu  Fahlatayn,  zwischen  Marvva  und  Madyna,  und 
die  Godzämiten  erhielten   ilii    Figenthum   wieder. 

Ibn  Sa  d  versetzt  <iiesen  Feldzug  in  Gomadä  II.  A.  H. 
6  (Oct.  627).  Balädzory  S.  241  bemerkt  aber,  dafs  einige 
Traditionisten  behaupten,  Zayd  habe  die  Lachmiten  und 
Godzämiten  A.  H.  7  bekriegt;  ich  nehme  daher  an,  er  habe 
einige  Monate   nach  Oktober  G27  stattgefunden. 

Im  December  628  versuchte  'Omar  mit  30  Reitern 
einen  Kaubanlall  auf  den  kleinen  Bedouiuenstanmi  Ogz, 
welcher  in  der  Nähe  von  Paraba,  vier  Tagereisen  südöstl. 
von  Makka,  an  der  Stralse  nach  ("anä  »und  Nagrän«, 
kampirte.  Die  Bedrohten  erhielten  zeitig  Kunde  und  ret- 
teten sich  durch  die  Flucht;  denn  ihre  Verbündeten,  die 
Banü  Goscham  b.  Mo  äwiya,  Nacr  b.  Mo  äwiya,  Sa'd  b.  Bakr 
und  Thakyf  liefsen  sie  in   Stich. 

Auch  Abii  Bakr  unternahm  in  demselben  Monate  ei- 
nen Raubzug,  und  zwar  mit  besserem  Erfolg  als  Omar. 
Es  gelang  ihm,  einen  kiläbitischen  Stamm  bei  Dharyya  im 


283 

ISagtl  zu  überrumpeln  und  n)elirere  (lelani^ene  zu  inaclien. 
Unter  diesen  war  eine  durcli  Schönheit  ausj^ezeichnete  Frau. 
Sie  liel  bei  der  \  erloosiing;  dem  Ibn  Ak\va  zu.  Der  Pro- 
phet bat  ilm,  sie  ilnn  zu  schenken  und  Ibu  Akwa'  wilhgte 
ein.  Mohammad  behielt  sie  aber  nicht  lür  sidi  selbst,  son- 
«lern  schickte  sie  nach  Makka,  um  dafür  die  in  die  Hände 
der  Feinde  gerathenen   JMoslime  auszulösen. 

Audi  bei  anderen  Gele<;enheiten  werden  zufällig  mos- 
limische  Kriegsgelangene  er^^ällnt.  Die  CJeschichte  hin-, 
uesen,  wie  sie  in  die  (Jelanjirenschalt  sreriethen,  wird  nir- 
•rends  erzählt.  Fs  erklärt  sich  dies  aus  der  Manier  der 
üeherlieferung.  Die  w  iisbegierigen  Scbayche  in  der  iMo- 
schee  von  Madyna,  welche  die  'J'radition  begründet  ha- 
ben, sammelten  die  Nachrichten  von  den  noch  übrigen 
Kaniplgenossen  des  Propheten  und  von  deren  Söhnen.  Je- 
der erzähte  seine  oder  seines  \  aters  HeMenthaten,  und 
die  Schayche  hörten  sie  auch  am  liebsten.  Die  Gründer  der 
systematischen  l'roplietenbiograjjhie  stellten  diese  Bruch- 
stücke in  der  Form  einer  Chronik  zusammen,  und  wenn 
wir  sie  lesen,  machen  sie  den  Findruck,  als  wäre  von  Tag 
zu  Tag  aufgezeichnet  worden,  Avas  vorgelallen  ist.  Wenn 
wir  im  Koran  die  auf  geschichtliche  lliatsachen  bezüglichen 
Verse  nachschlagen  und  zufällige  Aeufserungen  der  Tradi- 
tion berücksichtigen,  überzeugen  wir  uns,  dafs  die  \  erluste 
der  Moslime  nicht  immer  erwähnt  werden. 

Folgende  in  demselben  Monate  unternommene  P>x|)e- 
dition  fiel  schlimm  aus  und  macht,  dafs  sie  die  Biographen  er- 
zählen, eine  Ausnahme  von  der  so  eben  aufgestellten  Kegel: 
Baschyr  b.  Sa  d  raubte  mit  dreifsig  Mann  bei  Fadak  einige 
Heerden  der  Morriten.  Die  in  <len  Thälern  gelagerten  Figen- 
thümer,  erhielten  zeitig  Nachricht  davon,  setzten  den  Käubern 
nach  und  erreichten  sie  nach  Sonnenuntergang  Baschyr  und 
seine  Gefährten  vertheidigten  sich  mit  Pfeilen  bis  sie  diesel- 
ben alle  verschossen  hatten;  dann  fielen  einige  in  die  Hände 
der  Feinde.  Bachyr  selbst  wurde  verwundet  weggetragen 
und  fand  bei  Juden  eine  Zufluchtsstätte. 


284 

Als  der  Prophet  Nachricht  vom  der  Niederlande  seiner 
Leute  erhielt,  schickte  er  den  (diälib  aus  dem  Kinänastamnie 
f.ayth,  die  Schmach  zu  rächen.  Ks  gelang  ihm  auch,  ei- 
nen Sieg  zu  erfechten,  einige  zu  tödten  und  mehrere  Ue- 
tangene  hinah   nach   IMadyna   zu   bringen. 

Im  Januar  629  unternahm  derselbe  (ihälib  mit  130 
IManti  eine  Expedition  gegen  die  Hanu  'Ovväl  und  die  Banu 
'Abd  b.  Tlia  laba  ').  Ihr  Lager  befand  sich  zu  Ma'faa,  hin- 
ter Batn  Nacld,  gegen  IMadan-Nokra  zu,  24  arab.  Meilen 
von  Madyna.  Cdiälib  stürzte  sich  in  das  feindliche  Lager 
und  es  kam  zu  einem  (lelecht,  in  welchem  einige  Häuj>t- 
linge  der  Feinde  Helen.  Osama  b.  Zayd  erschlug  bei  die- 
ser Gelegenheit  einen  Mann,  obschon  dieser  ihm  das  Glau- 
bensbekenntnils  entgeiienrief.  Er  wurde  deshalb  vom  l*ro- 
pheten  getadelt.  Die  IMoslime  kehrten  mit  Beute  beladen, 
aber  ohne  Gefangene  nach  Madyna  zurück. 

Der  Fazärite  Oyayna  b.  Hic,'n  erfreute  sich  eines  gro- 
fsen  Rufes  unter  seinen  Nachbarn  wegen  seiner  Entschlos- 
senheit. Er  liels  an  die  Feiufle  des  Islams  den  Aufruf  er- 
gehen, sich  unter  seine  Fahne  zu  stellen,  und  es  sammelte 
sich  zu  Ginäb  eine  Anzahl  (diatalaniten.  Der  l^■ophet 
schickte  im  Februar  629  den  Baschyr  mit  300  Mann,  sie 
zu  vertreiben.  Er  drang  unbemerkt  bis  Van)n  und  Gabär, 
Oertlichkeiten,  ^\  eiche  im  Lande  der  Fazäriten,  gegenüber 
Siläh  ^),  ("haybar  uiul  Wädiy  alkora,  liegen,  vor  und  stürzte 
sich  zuerst  auf  ihre  llcerden,  dann  setzte  er  den  Marsch 
nach  dem  oberen  J  heile  ihres  Landes  zu  ihren  Lager- 
plätzen fort,  fand  sie  aber  leer.  Fr  kehrte  nun  mit  dem 
erbeuteten  Eigenthum  und  zwei  (iefangenen,  welche  durch 
Bekehrung  ihre  Freiheit  erkauften,  nach  Madyna  zurück. 

')  Nach  liochäry  612  htifst  der  Stainin  Ilurakät  und  gehörte 
zu  den  Goliaytiilen;  nach  Baladzory  heifst  er  Sa'd  b.  Dzobyan.  Der 
.'Vnlührer  (ilialib  b.  Abd  Allah  war  aus  dem  kiiiAiiitisch<ii  Starmiie 
Kalb  b.'Awf,  einem   Zweige  des  Laythstamnies. 

■■')  Siläh  ist,  wi(^  es  scheint,  ein  Dorf  und  liegt  ganz  nahe  bei 
Chaybar. 


285 

Als  (Jer  Neumond  des  Monats  Dzü-Ikada  (I.März 
629)  sirhtl)ar  winde  '),  liels  der  Propliet  den  Befehl  er- 
gehen, dals  alle  Diejenigen,  welche  Im  vorigen  Jahre  den 
Zug  nach  Hodayhiya  mitgeniachl  hatten,  nun  mit  ihm  die 
Pilgerfahrt  nach  Makka  antreten  sollten.  Sie  stellten  sich 
last  alle  ein,  und  die  Zahl  heliet"  sich  auf"  zwei  Tausend; 
auch  hatten  sie  hundert  I^ierde.  \  on  Dzü-Holayfa  aus 
eilte  die  Keiterci  unter  dem  ICommaiido  des  ihn  Maslama 
voraus  Ids  .'darr-Tzahrän.  Dort  trafen  sie  einige  Koray- 
schiten  und  sagten  ihnen,  dafs  am  folgenden  Morgen  der 
Prophet  ankommen  werde.  Die  Korayschiten  begaben  sich 
eilends  in  die  Stadt,  um  die  Kinwohner  davon  zu  benach- 
richtigen. Diese  verliefsen  ihre  Häuser  und  begaben  sich 
auf  die  umliegenden  Berge,  wo  sie  die  nächsten  drei  Tage 
im  Freien  zubrachten. 

')  Auch  im  vorigen  Jalire  trat  Mohau)iiiud  deu  Zug  an,  als 
der  Neumond  sichtbar  wurde,  und  liefs  sich  offenbaren:  Sie  befragen 
dich  über  die  Neumonde.  Antworte  ihnen:  Sie  dienen  zur  Zeitbe- 
stinin)ung  für  die  Menschen   und   des  Pilgerfestes. 

Baghawy  erklärt  diesen  Satz:  „Wir  haben  die  Neumonde  ein- 
gesetzt, damit  die  Menschen  die  Zeit  des  Hagg  der'Omra,  der  Fasten, 
des  Termins,  an  welchem  Schulden  fällig  sind,  und  wann 
sich  geschiedene  Frauen  wieder  verheirathen  dürfen,  wissen."  Ich 
glaube,  dafs  er  den  Sinn  richtig  aufgefafst  habe.  Wir  dürfen  also 
die  Worte:  „Zur  Zeitbestimmung  für  die  Menschen",  so  auffassen: 
ohne  den  Neumond  würden  sie  nicht  wissen,  wann  ein  Monat  auC- 
hört  und  ein  anderer  anfängt.  Es  folgt  daraus,  dals  sie  keinen  Ka- 
lender hatten  und  sich  ihre  Zeitrechnung  einzig  auf  die  Beobach- 
tung des  Mondes  und  gewisser  Sternbilder,  welche  man  die  Mond- 
stationen nennt  (vergl.  K.  10,  :■>),  gründete.  Wenn  nun  in  obiger 
Stelle  Mohammad  ausdrücklich  sagt,  dafs  die  Neumonde  zur  Zeit- 
bestimmung des  Pilgerfestes  dienen,  so  dürfen  wir  in  Rücksicht  auf 
die  specielle  Veranlassung  vielleicht  den  Schlufs  daraus  ziehen,  dafs 
das  Fest  eine  gewisse  Anzahl  von  Tagen  nach  dem  Neumond  be- 
gangen wurde,  vielleicht  dürfen  wir  weiter  gehen,  und  —  da  er  so- 
gleich nach  dem  Neumonde  aufbrach  und  die  Madynenser  wohl  die 
entferntesten  Theilnehmer  des  Festes  waren  —  folgern,  dafs  die  Zeit 
so  berechnet  wurde,  dafs  die  entferntesten  Stämme,  wenn  sie  am 
Neumond  ihre  Heimath  verliefsen,  noch  rechtzeitig  eintrafen. 


286 

In  Marr-Tzahrän  angekommen,  schickte  Mohammafl 
ilie  Waflen  seiner  Beo-leiter  nach  l^atii -Yäoijj"  voraus,  wo 
man  die  («renzsteine  des  heiligen  CJehietes  erhlickt,  und 
})efahl  dem  Ans  b.  Cl)a\vlä  mit  zweihundert  Mann  Wa- 
clie  dahei  zu  halten;  er  selbst,  umgeben  von  seinen  übri- 
gen Begleitern,  welche  blos  mit  Säbel  in  der  Sclieide  be- 
waffnet waren,  setzte  den  Weg  nach  Makka  lort  und  ver- 
richtete dort  die  (Vremonien.  Als  die  drei  Tage  vorüber 
waren,  erschienen  ZAvei  Koravschiten  und  forderten  ihn  aul", 
die  Stadt  zu  verlassen,  und  er  liefs  auch  sogleich  den  Be- 
fehl zum  Abmarsch   ergehen. 

bn  April  629  schickte  Mohammad  noch  einmal  eine 
Schaar  von  50  Mann  gegen  die  zähen  Solaymiten.  Diesmal 
war  ein  Konvertit  aus  deren  eigenem  Stamme,  Abu  'Awgä, 
der  Bandenführer.  Die  Solaymiten  waren  so  oft  gewitzigt 
worden,  dafs  sie  Kundschafter  ausschickten,  und  einer  von 
diesen  brachte  ihnen  zeitig  Nachricht  von  dem  Anmärsche 
der  Moslime.  Sie  empüngen  sie  kampfbereit  und  erhiel- 
ten während  der  Schlacht  Hülfe  von  benachbarten  Bedoui- 
nenlagern.  Die  Moslime  wurden  daher  aufgerieben,  Abu 
'Awgä  jedoch  kam   verwundet  nach   Madyna  zurück. 

Die  Solaymiten  waren  so  oft  von  den  Moslimen  heim- 
gesucht worden,  dafs  sie  es  noch  vor  Ende  dieses  Jahres 
räthlich  fanden,  sich  zu  bekehren,  um  so  n)ehr,  da  ilu-e 
(Jeschäftsfreunde,  die  Makkaner,  voraussichtlich  nicht  viel 
länger  den  moslimischen  Waffen  trotzen  konnten.  Die  von 
solaymitischen  Traditionisten  bewahrten  Nachrichten  lassen 
ihre  Bekehrung  aus  der  inneren  Ueberzeugung  ihrer  Häupt- 
linge hervorgehen.  Kays  b.  ]Voschl)a,  ein  grundgelehrter 
Mann,  verkaufte  einst,  wie  wir  sehen  werden,  Kameele  in 
Makka.  Der  Käufer,  ein  Schurke,  schob  die  Zahlung  hin- 
aus und  verweigerte  sie  endlich  ganz  und  gar.  'Abbäs, 
der  Oheim  des  Projdielen,  stand  Kays  bei,  und  durch  des- 
sen Vermittelung  erhielt  er  sein  (Jeld.  Er  dehnte  die  Dank- 
barkeit auf  die  ganze  Familie  des  'Abbäs  und  auch  auf 
den   Propheten  aus.   ' 


287 

Kays  kam  dalier  nacli  Madyna,  \volIte  sicli  al)er,  ehe 
er  «las  Cilaubensbekenntnifs  ablegte,  von  der  Walirheit  der 
Sendung  des  Mohammad  vollends  iiberzeujien,  und  leote 
ihm  zu  diesem  Zwecke  einii«e  Fraisen  vor,  darunter:  Was 
bedeutet  Kahl  und  Mahall  und  uem  gehören  siei'  Der  (lott- 
gesandte  antwortete:  Kahl  bedeutet  Himmel  und  Mahall  Hrde, 
un<l  sie  gehören  (Jott.  Die  Antwort  war  richtig  und  Kays 
legte  das  (ilaubensbekenntnifs  ab  und  kehrte  zu  seinem 
Stamme  zurück,  um  den  Islam  zu  predigen.  Ich  kenne, 
sagte  er  die  Hyna  der  Perser,  die  Targuma  (Uebersetzung) 
der  Griechen,  die  Kahäna  (Orakel)  der  Seher  und  die  Ma- 
kawil  der  Himyariten;  die  Worte  des  Mohammad  sind  aber 
ganz  anders  als  alles  dieses. 

Mach  einer  anderen  Tradition  gebührt  dem  Ghäwiy 
(d.h.  Irrenden),  einem  Sohne  des  'Abd  al-'Ozza  (Knecht 
der  Göttin  Ozza)  das  Verdienst,  zuerst  den  Solaymiten  die 
wahre  Religion  verkündet  zu  haben.  Er  sah  einst,  dafs 
ein  Fuchs  den  Stammgötzen,  welcher  zu  Foläh  verehrt 
wurde  und  dessen  Priester  Adyy  b.  Tzälim  war,  besudelte. 
Erbärmlich,  rief  er  aus,  ist  der  Mann,  welcher  einen  Gott 
anbetet,  der  sich  von  einem  Fuchs  besudeln  läfst.  Er  be- 
gab sich  nach  Madyna,  legte  das  Glaubensbekenntnifs  ab 
und  erhielt  den  Namen  Raschid  (der  Leitende),  vSohn  des 
'Abd  Rabbihi  (Knecht  seines  Herrn).  Mohammad  schenkte 
ihm  später  zwei  Landstriche  im  Rohät  ^),  und  er  benannte 
aus  Dankbarkeit  einen  Quell  in  seiner  neuen  Besitzung  den 
Quell  des  Gottgesandten. 

Auch  ein  anderer  Solaymite,  'Abbäs  b.  Mirdas,  selbst 
ein  Dichter,  und  der  Sohn  der  berühmten  Dichterin  Chansä, 
rühmte  sich,  durch  innere  leberzeugung  l\loslim  geworden 


')  Nacli  der  von  Chälid  b.  Sa'yd  geschriebenen  Schenkungs- 
urkunde erhielt  er  zwei  Ghalwa  Land  von  Sahm,  und  eine  Ghalwa 
von  Higr  in   Rohat. 

Eine  Ghalwa  bedeutet  die  Entfernung,  welche  ein  Pfeil  fliegt, 
oder  ein   h'ferd,  ohne  abzusetzen,  galoppiit,  also  ein  Stadium. 


288 

zu  sein.  Er  sah  im  Traume  den  Götzen  rahhär,  und  dies 
be\voo;  ihn  der  neuen  Rehfrion  beizutreten.  Er  war  ein 
iinithio-er  Krie*i;er,  und  Mohauuuad  schenkte  ihm  die  Län- 
derei  Madlu  '). 

F]s  ist  möglich,  dafs  sich  die  genannten  Männer  vor 
ihren  Stan)mp;enossen  bekehrten  und  auch  dazu  beitrugen, 
diese  dem  Islam  znziiliiin-en.  Aber  die  Unterhandlunuen 
wurden  erst  duich  den  Häupthng  Kodad,  aus  der  Familie 
Scliaryd  zu  einen»  gedeihlichen  Ende  gefiilirt.  Er  kam  nach 
Madyna  und  versprach  dem  Propheten,  mit  Tausend  Rei- 
tern zu  ilini  zu  stofsen  in  dem  beabsichtijjten  Feldzuj»*  sre- 
gen  Makka.  Dann  kehrte  er  zu  seinem  Stamme  zurück 
und  erzählte,  welches  Biindnils  er  !ür  sie  geschlossen  habe. 
Es  zo2:en  900  Reiter  mit  ihn)  aus:  er  aber  starb  auf  dem 
Wege,  ehe  er  die  moslimische  Armee  erreichte.  Der  Pro- 
phet fragte:  Wo  ist  jener  schmucke,  beredte  junge  Mann, 
der  vom  (ilauben  erlüllt  ist?  Als  sie  ihn  benachrichtigten, 
dafs  er  todt  sei,  betete  er  zu  (»ott,  dafs  er  sich  seiner  er- 
barmen möge.  Vor  seinem  Tode  rief  Kodad  drei  Häupt- 
linge, den  'Abbäs  b.  Midräs,  al-Achnas  und  Chobbäb  (?), 

')  So  nach  einer  Schenkungs-Urkunde,  welche  von  'Olä  b. 
'Okba  geschrieben  wurde.  Nach  einer  anderen  Urkunde  schenkte 
Mohammad  Madfü  dem  Solaymiten  Mälik  b. 'Amir  aus  der  Familie 
Haritha.  'Abbas  liefs  sich  später  in  der  Wüste,  nicht  weit  von  Bapra 
nieder,  vielleicht  stellte  er  dem  Mohammad  das  Lehen  zurück  und 
dieser  schenkte  es  dem  Mälik. 

Aufser  den  erwähnten  Urkunden  haben  wir  noch  folgende: 
Dem  Hawda  b.  Nobayscha,  aus  der  solaymitischen  Familie  O^ayya, 
schenkte  der  Prophet  Alles,  wa.«*  Gofr  enthält,  und  dem  Solaymiten 
Haräm  b.  'AwC  gab  er  Adzani  und  die  Besitzung,  welche  er  bereits 
in  Schawäk  hatte.  Ei-  und  die  Seinen,  heifst  es  in  der  Urkunde, 
sollen  weder   Unrecht  erfahren,  noch  Unrecht  üben. 

Der  Solaymile  Otba  b.  Farkad  war  ein  ausgezeichneter  Soldat, 
welchem  'Omar  A.  H.  \S  das  Kommando  über  die  Armee,  welche 
Mosul  eroberte,  anvertraute.  Er  focht  schon  gegen  Chaybar  auf 
Seiten  des  Mohammad.  Nach  der  Eroberung  von  Makka  wies  er 
ihm  daselbst  einen  Bauplatz  für  ein  Haus  an  und  stellte  ihm  eine 
Schenkungs-Urkunde  aus. 


289 

zu  sich  uirI  sagte:  Krlüllet  die  \  erplliclilunjjj,  die  ich  auf 
iiiicli  j^eijouinieu  hahe!  Er  gab  darauf  jedem  vou  ihuen 
das  Kommando  über  dreihundert  Mann.  Der  Prophet  fragte, 
warum  sie  nicht  Tausend  Mann  stark  seien?  Sie  antwor- 
teten, dafs  sie  hundert  Mann  im  Lager  zurücklassen  mufs- 
ten,  weil  sie  mit  dem  Stamme  Kinäna  im  Kriege  ständen. 
FjV  versicherte  sie,  dafs  ihnen  in  diesem  Jahre  nichts  \jn- 
ansenehmes  widerfahren  würde,  und  rieth  ihnen  die  An- 
zahl  von  Tausend  Mann  voll  zu  machen.  Die  übrigen  hun- 
dert stiefsen  auch  wirklich,  unter  dem  Kommando  des  Monki', 
dessen  Vater  Mälik  später  mit  Madfü  belehnt  wurde,  bei 
Hada  zu  ihm. 

Weil  sie  die  jüngsten  Moslime  waren,  baten  sie  den 
Propheten,  er  möge  sie  in  den  Vortrab  stellen,  ihnen  eine 
rolhe  Fahne  und  das  Loosungswort  »voran«  geben.  Er  ge- 
währte ihnen  ihre  Wünsche. 

Der  Gohaynite  Gondob  erzählt:  Der  Prophet  sandte 
uns  gegen  die  Banü  Molawwih,  einen  Zweig  der  Laythi- 
ten.  unser  Führer  war  der  Laythite  Ghälib.  Zu  Kadyd'), 
nicht  weit  von  dem  Aufenthaltsorte  der  Feinde,  begegne- 
ten wir  dem  Härith  b.  Baica.  Wir  fragten  ihn,  was  er  im 
Schilde  führe?  und  er  antwortete:  er  sei  W^illens,  das  Glau- 
bensbekeimtnils  abzulegen  und  reise  zu  diesem  Zwecke 
nach  Madyna.  Da  er  unser  Vorhaben  hätte  verrathen  kön- 
nen, sagten  wir:  W^enn's  dir  ernst  ist,  so  schadet  es  dir 
nicht,  wenn  du  einmal  vierundzwanzig  Stunden  gebunden 
bist.  Wir  banden  ihn  also  und  liefsen  ein  schwarzes,  arm- 
seHges  Männchen  aus  unserer  Mitte,  welches  den  Kamee- 
len nachlief,  bei  ihm  mit  dem  Auftrage,  ihm  den  Kopf  ab- 
zuhauen, wenn  er  sich  loszumachen  versuchen  sollte. 

Bald  darauf  kamen  wir  in  die  jNähe  der  Feinde.  Meine 
Kameraden  schickten  mich,  um  deren  Lage  auszuspioniren. 
Ich  bestieg  einen  hohen  Hügel,   legte   mich    auf  die  Erde 


')    Kadyd  liegt  nach  dem  Nur  alnibiäs  S.  1372  zweiundvierzig 
Meilen  von  Makka,  zwischen  Osofäu  und  Kodayd. 
III.  19 


290 

und  übersah  ihr  Lager.  Ein  Mann  wurde  meines  schwarzen 
Kopfes  gewahr,  ohne  jedoch  sicher  zu  sein,  was  es  sei. 
Er  schofs  Vorsicht«  halber  einen  Pfeil  auf  mich,  der  mich 
an  der  Stirn  traf.  Ich  zog  ihn  heraus,  ohne  mich  zu  be- 
wegen. Dann  schofs  er  einen  anderen  Pfeil  nach,  wel- 
cher in  die  Schulter  drang.  Auch  jetzt  bewegte  ich  mich 
nicht.  Er  sagte  zu  seiner  Frau:  Ich  habe  den  schwarzen 
Fleck  dort  oben  zweimal  getroffen,  und  da  er  sich  iiicht 
rührt,  bin  ich  versichert,  dafs  es  kein  lebendes  Wesen  ist. 
Er  e:ino:  wieder  in  sein  Zelt,  unterdessen  wurde  es  Abend 
lind  das  Vieh  kam  zu  dem  La2;er.  Man  melkte  es  und 
legte  sich,  ohne  (lelahr  zu  wittern,  zur  Ruhe.  Als  sie 
fest  schliefen,  machten  wir  einen  Angriff  und  trieben  die 
Heerden  fort. 

Der  llüileruf  verbreitete  sich  in  ein  benachbartes  La- 
ger und  die  Bedouinen  setzten  uns  nach.  Wir  hatten  schon 
den  Ibn  Bar(;ä  und  seinen  Hüter  zu  uns  genommen,  als 
sie  uns  nahe  kamen.  Nur  ein  Thal  trennte  uns  noch.  Gott 
fügte  es  so,  dafs  ein  Regenstrom  durchflofs,  und  sie  liefsen 
uns  ohne  Ang;riff  abziehen.  Im  Original  ist  diese  Erzäh- 
lung gut  stilisirt  und  wahrscheinlich  ein  Auszug  aus  einer 
weitläuftio-eren  Darstellunjj.  Wir  erblicken  darin  einen  hi- 
storischen  Roman  und  finden  es  unmöglich  zu  sagen,  wie 
viel  Wahres  darin  ist. 

Um  die  JNiederlage  der  Moslime  unter  Baschyr  zu 
rächen,  rüstete  Mohammad  noch  im  .luni  zweihundert  Mann 
aus  und  übergab  das  Kommando  dem  Zobayr.  Doch  ehe 
die  Expedition  aufbrach,  kam  Ghalib,  der  Held  des  Tages, 
siegreich  von  Kadvd  zurück  und  erhielt  den  Oberbefehl. 
Die  Morriten  wurden  wieder  bei  Fadak  unversehens  vor 
Sonuenaufi-ano;  überfallen,  (»hälib  hatte  seinen  Leuten  fe- 
stes  Zusammenhalten  und  strengen  Gehorsam  empfohlen 
und  je  zwei  mit  einander  für  die  Dauer  des  Feldzuges 
verbrüdert.  Mit  Hülfe  dieser  Maafsregeln  gelang  es  ihm, 
mehrere  Feinde  zu  tödten  und  auch  einige  Beute  zu  er- 
ringen. 


II 


291 

Im  Juli  629  stattete  der  Asadite  Scluipä'  1».  Wahb, 
an  der  vS|)itze  von  24  iMann,  den  Baiiü  'Ämir  einen  Besuch 
ab,  in  deren  Lager  zu  Sy  ')  sich  eine  Anzahl  Hawäzini- 
ten  in  feindlichen  Absichten  versammelt  hatte.  Es  gelang- 
ihm,  sich  unbemerkt  <]em  Lager  zu  nähern  und  sie  vor 
Tagesanbruch  zu  überraschen.  Die  Beute  an  Vieh  war 
so  beträchtlich,  dals  jedem  I  heilnehmer  der  Expedition, 
nach  Abzug  des  Fünftels,  fünfzehn  Kameele  zufielen.  Bei 
der  Vertlieilung  wurde  ein  Kameel  zehn  Schafen  gleich- 
geschätzt. Schuga  war  zwei  Wochen  von  Madyna  ab- 
wesend. 

In  demselben  Monate  wagte  der  Ghifärite  Kab  b. 
Omayr  mit  nur  fünfzehn  Mann  einen  Raubzua:  über  die 
damalige  (irenze  von  Arabien  hinaus,  nach  Schäm.  Unter 
dieser  Benennung  begrit!  man  damals  Arabia  Petraea  und 
Syrien.  Bei  Dzat  Atläh,  jenseits  Wädiy  alkorä,  im  unte- 
ren Theile  des  Balkä,  stiefs  er  auf  ein  e:rofses  Lager  von 
Bedouinen  und  wurde  mit  Pfeilschüssen  begrüfst.  Er  for- 
derte  sie  auf,  dem  Islam  beizutreten,  und  da  sie  sich  wei- 
gerten, nahm  er  mit  seinen  (Gefährten  den  Kampf  auf.  Die 
Moslime  fielen  Alle,  nur  einer  blieb  verwundet  auf  dem 
Schlachtlelde  liegen  und  wurde  nach  Madyna  gebracht. 
Mohammad  gedachte,  den  Fod  seiner  muthigen  Glaubens- 
helden  zu  rächen.  Er  hörte  aber,  dafs  die  Schuldigen  sich 
von  jener  Gegend  entfernt  haben,  und  so  gab  er  seine 
Absicht  auf. 

Der  Prophet  schickte  den  Härith  b.  Omayr  aus  dem 
azditischen  Stamme  Lihb  nach  Syrien,  mit  dem  Befehl,  ent- 

')  Sy  liegt  nach  Ibii  Sad  in  der  Gegend  von  Rokba  oder  Rakba 
liinter  Ma'dan  Banü  Solaym,  welches  fünf  Tagereisen  von  Madyna 
entfernt  ist.  Kostaläny  sagt:  In  der  Gegend  von  Dzät  'Irk  gegen 
Wagra  hin,  drei  Tagereisen  von  Makka.  Andere  sagen  übereinstim- 
mend mit  diesen  Angaben:  In  nicht  grofser  Entfernung  von'Omra. 
Der  Weg  von  Madyna  dahin,  scheint  also  über  Madan  und  dann 
gegen  SW.  zu  gehen. 

19* 


292 

weder  an  den  Kaiser  selbst  oder  an  dessen  Statthalter  in 
Bocra  die  Aufforderung  ergehen  zu  lassen,  dem  Islam  bei- 
zutreten. Auf  dem  Rückwege  nurde  er  von  dem  Ghaz- 
zäniten -Häuptling  Schorahbyl  b.'Amr  aufgefangen,  in  Ban- 
den gelegt  und  hingerichtet.  Im  Berichte  über  die  Ge- 
sandtschaften geschieht  des  Härith  b/Omayr  keine  Erwäh- 
nung. Wir  können  uns  auch  nicht  darüber  wundern;  denn 
diese  Berichte  sind  mit  der  Absicht,  die  unwiderstehliche 
üeberzeugungskraft  des  Islams  darzustellen,  verfafst  wor- 
den :  das  Schicksal  des  Härith  pafste  also  nicht  hinein. 
Nach  diesen  Berichten  ging  Dihyä  als  Mohammad's  Ge- 
sandter nach  dem  griechischen  Reiche.  Es  fragt  sich  nun, 
ob  Mohammad  nach  Dihyä  noch  einen  Gesandten,  nament- 
lich den  Omayr,  nach  dem  Norden  geschickt  habe  oder 
ob   Dihyä's  Mission  in  das  Reich   der  Erfindung  gehöre? 

Mohammad  entschlols  sich,  den  Mord  seines  Gesand- 
ten zu  rächen  und  rüstete  eine  Armee  von  3000  Mann  aus. 
Im  September  629  war  sie  marschbereit  und  er  übertrug 
das  Kommando  dem  Zayd  b.  Häritha;  für  den  Fall,  dafs  er 
umkommen  sollte,  hatte  Ga  far,  der  Vetter  des  Propheten,  den 
Auftrag,  das  weifse  Liwä  zu  führen,  und  nach  ihm  der 
Madyner  'Abd  Allah  b.  Rawäha.  Ein  Sandhügel  aufser- 
halb  Madyna,  wo  sich  die  Mannschaft  sammelte  und  wo 
der  Propliel  ihr  den  letzten  Segen  gab,  behielt  auch  spä- 
ter noch   den   Namen:  Hügel  des  Abschiedes. 

Den  Feinden  blieben  die  Bewegungen  der  Moslime 
nicht  unbekannt.  Schorahbyl  rief  über  100000  (?)  Mann 
unter  seine  Fahnen  und  schob  bedeutende  V  orposten  vor- 
wärts. Als  die  MosHme  Mo  an  erreicht  hatten,  vernah- 
men sie  überdies,  dafs  eine  kaiserliche  Armee  von  100000 
Mann,  bestehend  aus  Bahräiten,  Wayiliten,  Bakriten,  Lach- 
miten  und  Godzamiten  bei  Moäb  als  Reserve  stehe  ').    Die 


')    So  nach   Ihn  Sa'd.     Nach  Ihn  Ishäk  bestand  der  Kern  aus 
Griechen,  die  Hülfstruppen  aus  Lachmiten,  Godzamiten,  Kayniten, 


I 


293 

Moslime  machten  zwei  Tage  Halt  und  pflogen  Kriegsrath. 
Einige  uaren  dalilr,  dafs  man  einen  ßeiicht  an  den  Prophe- 
ten schicke,  fernere  J'ruppensendungen  retjuirire  und  dessen 
Befehle  abwarte.  'Abd  Allali  b.  Rawäha  sprach  seinen  (jie- 
fährten  Muth  ein,  und  sie  rückten  nach  Muta,  im  unteren 
Theile  des  Balkä,  vorwärts  ').  Hier  fanden  sie  eine  Ar- 
mee reichhch  ausgerüstet  mit  Waffen  und  Pferden  und  pran- 
gend in  Seide,  Atlas,  Gold  und  Silber. 

Die  Moslime  stellten  sich  in  gedrängten  Reihen  auf 
und  deren  Führer  stiegen  von  ihren  Pferden  und  kämpften 
zu  Fuls.  Gafar  lähmte  sogar  sein  Pferd,  um  zu  bewei- 
sen, dafs  er  es  nicht  zur  Flucht  benutzen  wolle.  Zayd 
der  Anführer,  wurde  von  einer  Lanze  zu  Boden  gestreckt, 
üa far,  der  zweite  im  Kommando,  ergriff  nun  das  Feldzei- 
chen, fiel  aber  in  kurzer  Zeit,  bedeckt  von  zahlreichen  Wun- 
den. iSun  ging  der  Oderbefehi  auf  'Abd  Allah  b.  Rawäha 
über.  Er  kämpfte  wie  ein  Löwe  und  ist  der  Held 
der  Sagengeschichte  dieses  grofsartigen  Feldzuges.  Auch 
von  ihm  wird,  wie  von  vielen  Anderen,  erzählt,  dafs  er, 
nachdem  er  beide  Hände  verloren  hatte,  die  Fahne  mit  den 
Armen  gegen  den  Körper  drückte  und  aufrecht  erhielt. 
Nachdem  auch  er  gefallen  war,  ergriffen  die  Moslime  die 
Flucht. 

Dies  war  nun  der  passende  Augenblick  für  ein  Wun- 
der. Es  öffnete  sich  vor  dem  Propheten  das  Land  und 
er  konnte  das  Schlachtfeld  sehen  und  den  Madynern  mit- 
theilen, was  vorfiel.    Es  ist  möglicher  Weise  etwas  Wahres 


Bahräiten  und  Balyiten.     Den  Oberbefehl   hatte  ein  Mann    aus  denn 
Balyischen  Stamme  Iräscba. 

')  Nach  Yäküt  ist  Müta  ein  Dort  im  Balkä;  man  sagt  auch: 
es  liegt  in  dem  Mascharif  (Hochland)  von  Syrien,  1  <?  arab.  Meilen 
von  Adzroh.  Es  ist  also  nicht  sehr  weit  vom  Todten  Meere.  Im 
Mascharif  waren  Säbelfabriken  und  Maschrafiya  bedeutet  auch  ohne 
Beisatz  einen  Säbel  aus  jenen  Fabriken. 


294 

in  (lieser  Erzählung;  denn  die  Nachricht  von  der  grofsen 
Uebermacht  der  Feinde  mag  Madyna  erreicht  und  den  Pro- 
pheten mit   Bangigkeit  erlüllt  haben. 

Ein  Madyner  rettete  die  Fahne,  pflanzte  sie  in  der 
Erde  auf  und  rief:  zu  mir,  zu  mir,  o  Moslime!  Die  Flüchti- 
gen sammelten  sich,  und  nun  überreichte  er  die  Fahne 
dem  urrofsen  General  Chalid  b.  Walyd.  Er  sträubte  sich, 
selbe  anzunehmen,  aber  der  Madyner  erklärte,  er  habe  sie 
nur  in  der  Absicht  ergriffen,  um  sie  ihm  zu  überreichen. 
Chalid  erneuerte  nun  den  Angriff.  Sieben  Klingen,  erzählte 
er  später,  zerbrach  ich  an  den  harten  Schädeln  der  Feinde, 
aber  eine  yamanische  bewährte  sich  als  unzerstörbar.  Es 
gelang  ihm  auch  das  Schlachtfeld  zu  behaupten  •). 

Schon  im  Oktober  war  ein  neuer  Feldzug  gegen  die 
militärischen  Stämme  im  jNorden  nöthig.  Die  Kodhaiten, 
der  südlichste  von  ihnen,  rüsteten  sich  zum  Kriege  gegen 
die  Moslime.  Mohammad  band  einem  seiner  besten  Feld- 
berrn,  dem  künftigen  Eroberer  Egyptens,  'Amr  b.  'Äc;,  ein 
weilses  LiA^ä  an  den  Speer  und  schickte  ihn  an  der  Spitze 
von  300  auserlesenen  Kriegern  und  30  Rossen,  sie  zu  zer- 
streuen.    Auf  dem  Wege    dahin    soll  er  den   Beistand    der 


')  Ueber  den  Ausgang  sind  zwei  Berichte  vorhanden:  Nach 
Ibn  Ishäk  und  Balädzory  gelang  es  dem  Chalid  blos  die  Moslime 
aus  der  Patsche  zu  ziehen  und  auf  dem  Rückzuge  vor  neuen  Angrif- 
fen zu  schützen.  Nach  Ibn  Sad  hingegen  hat  er  die  Feinde  in  die 
Flucht  geschlagen.  Für  seine  Tapferkeit  legt  Bocbäry,  S.  611,  Zeug- 
nifs  ab,  und  es  geht  aus  diesem  Traditionisten  auch  hervor,  dafs 
die  Moslime  das  Schlachtfeld  behaupteten  und  den  Leichnam  des 
Gafar  fanden.  Die  Moslime  befanden  sich  in  Feindesland,  einer 
geübten  Kavallerie  gegenüber,  ein  sicherer  Rückzug  ohne  Sieg  ist 
also  kaum  denkbar.  Ibn  Ishäk  mag  den  vielleicht  unentschiedenen 
Sieg  verschwiegen  haben,  um  die  düstere  Prophezeihung  des  Mo- 
hammad, welche  er,  ehe  eine  bestimmte  Nachricht  in  Madyna  ein- 
traf, aussagte  und  mit  der  sich  die  Tradition  viel  beschäftiget,  nicht 
Lüge  zu  strafen. 


295 

Verbündeten  in  den  Stämmen  Balyy,  Odzra  und  Kayn  re- 
quiriren.  'Amr  beobachtete  die  Taktik  der  Raubzüge,  mar- 
schirte  bei  Nacht  und  verbarg  sich  bei  Tage,  in  der  Hoft- 
nung,  sie  in  einem  plötzlichen  üeberlalle  zu  besiegen.  Als 
er  in  die  Nähe  kam,  erlulir  er,  dafs  sie  viel  zahlreicher 
seien,  als  er  vermuthet  hatte,  und  er  sandte  einen  (johay- 
niten  als  Boten  an  den  Propheten.  Dieser  sammelte  noch 
zweihundert  Mann  und  schickte  sie  unter  dem  Befehle  des 
künftigen  Eroberers  von  Damascus,  dem  Arnr,  zu  Hülfe. 
Mit  dieser  \  erstärkung  zog  'Amr,  jeden  Widerstand  beu- 
gend, durch  das  Gebiet  der  Balyiten  und  Odzriten  nach 
dem  Lande  der  Kayniten.  Bei  Dzät  Soläsil,  im  Gebiete 
der  (jiodzämiten,  zehn  Tagemärsche  von  Madyna,  also 
fast  in  der  Breite  von  Tabük,  stiefs  er  auf  eine  bedeu- 
tende feindliche  Armee.  Er  griff  dieselbe  an  und  zer- 
streute sie  ^). 

Im  November  verliefs  eine  andere  Expedition  von  gro- 
fsen  Dimensionen,  unter  dem  Oberbefehl  des  Abli  'Obayda, 
die  Prophetenstadt.  Sie  war  gegen  einen  Gohaynastamm, 
welcher  bei  Kabalyya  ^),  fünf  Tage  von  Madyna  gegen  das 
Meer  zu,  sein  Hauptquartier  hatte,  bestimmt,  und  bestand 
aus  der  ansehnlichen  Truppenzahl  von  achthundert  Mann. 
Der  bedrohte  Stamm  fand  es  zweckmäfsig,  den  Moslimen 
aus  dem  Wege  zu  gehen,  und  so  kehrte  Abu  Obayda  ohne 
Beute  und  Lorbern  zurück. 

Auf  diesem  Feldzuge  gingen  den  Moslimen  die  Lebens- 
mittel aus    und  sie  waren  in    solcher  INoth,    dafs  sie  Laub 


')  Nach  einem  Berichte  im'Oyan  befehligte  Abu 'Obayda  die  aus 
Madyna  ausgezogenen  Truppen  und  'Amr  die  bedouinischen  Hülfs- 
truppen.  Der  Prophet  befahl  ihnen,  gegen  die  Bakriten  zu  kämpfen, 
sie  aber  nahmen  den  Kampf  mit  den  Kodhaiten  auf,  weil  sie  mit 
den  Bakriten  verwandt  waren. 

^)  Dieser  Ort  kommt  noch  einmal  in  der  Tradition  vor.  Mo- 
hammad schenkte  ihn  nämlich  dem  Mozaniten  Biläl  b.  Harith.  Er 
liegt  in  der  Gegend  von  Foro"  oder  von  Yanbo'  (vergl.  Yaküt  und 
Nur  alnibräs  S.  1401). 


296 

afsen.  Einer  von  ihnen  kaufte  dann  fünf  Schlachtkameele 
und  versprach  dem  Verkäufer  ein  Wask  Datteln  für  je- 
des Stück.  Es  ist  dieses  die  einzige,  freihch  nicht  sehr 
zuverlässige  Nachricht  (Oyün  S.  402)  über  den  relativen 
Werth  der  Thiere  und  Früchte.  Die  Bedingung  war,  dafs 
die  Kameele  in   'Äl- Dolaym- Datteln  bezahlt  würden. 

Nach  Bochäry  bestand  die  F]xpedition  nur  aus  300 
Mann  und  wartete  einen  halben  Monat  auf  die  korayschi- 
tische  Karawane.  Die  Moslime  fingen  einen  gewaltig  gro- 
fsen  Fisch,  wovon  sie  einige  Zeit  lebten.  In  spätem  Kriegs- 
zügen versuchten  die  Moslime,  dem  Siyar  alkabyr  S.  267 
zufolge,  eine  Art  Einquartierung  einzuführen.  Wenn  eine 
Truppe  in  die  Nähe  eines  Dorfes  oder  Lagers  kam  und 
der  Führer  die  Lanze  in  den  Boden  steckte,  war  es  ein 
Zeichen,  dafs  sie  mit  Lebensmitteln  und  Futter  verpflegt 
werden  mufste.  Es  scheint  aber,  dafs  dieses  System  den 
Arabern  sehr  zuwider  war  und  wieder  aufgegeben  wurde, 
weswegen  es  auch  nur  wenige  Rechtsgelehrte  als  erlaubt 
ansehen. 

Die  Moslime  schlössen  das  Jahr  629  mit  einem  Raub- 
zug gegen  ein  grofses  ghatafänitisches  Lager  zu  Chodhra, 
im  Lande  der  Mohäribiten  im  Nagd  Es  gelang  dem  Ma- 
dyner  Abu  Kotäda,  an  der  Spitze  von  fünfzehn  Mann,  die 
Bewohner  unversehens  während  der  Nacht  zu  überrumpeln, 
die  wenigen,  welche  es  wagten  Widerstand  zu  leisten,  nie- 
derzumetzeln und  200  Kameele  und  2000  Schafe  wegzu- 
treiben. Nach  Abzug  des  Fünftels  kamen  12  Kameele  auf 
jeden  Theilnehmer;  denn  10  Schafe  galten  so  viel  als  ein 
Kameel.  Unter  den  (gefangenen  war  eine  schöne  Frau, 
welche  sich  Mohammad  vom  Anführer  als  Geschenk  er- 
bat, um  sie  dem  Mahmyya  b.  Gaza  zum  Präsent  zu  ma- 
chen. Dieser  Mahmyya,  welchen  Mohammad  schon  früher 
einmal  zum  Beutecommissär  ernannte,  zeichnete  sich  nicht 
durch  seine  Kriegsthaten  aus,  aber  er  war  einer  der  Füh- 
rer der  hanyfischen  Partei  in  Madyna.  Dies  schöne  Weib 
sollte  ihn  in  seinem  Glauben  an  Mohammad  stärken. 


297 

Wenn  der  Reisende  Nagrän  verläfst  und  gegen  NO. 
nach  Akyk  und  ^  aniäma  gebt,  hat  er  nach  einigen  Tage- 
reisen rechts  die  Hucliten  des  mächtigen  Sandnieeres  von 
'Älig  oder  (^ayhed,  zu  seiner  Linken  aber  erhebt  sich  ein  Ge- 
birgszug, welcher  zehn  Tagereisen  lang  ist,  gegen  NO.  läuft, 
und,  weil  er  einen  Winkel  mit  dem  Wege  bildet,  'Aridh, 
d.  h.  der  Transversale,  genannt  wird.  Wenn  man  vom  Nagrän 
gegen  Makka  reist,  hat  man  dieses  Gebirge  vier  Tage  lang 
zur  Rechten.  Auch  hier,  bildet  es  einen  Winkel  mit  der 
Strafse,  von  der  es  sich  immer  mehr  entfernt,  je  weiter 
man  vorwärts  geht.  Im  NO.  hat  der  'Aridh  verschiedene 
Ausläufer ,  w  eiche  sich  allmählig  abtlachen  und  in  ein- 
zelne Hügel  und  Hiigelgruppen  gliedern:  deswegen  geben 
einzelne  Geographen,  welche  auch  diese  Abflachung  dazu 
zählen,  die  Länge  desselben  zu  dreifsig  Tagen  an.  Einer 
der  Ausläufer  reicht  im  Osten  bis  über  Faky,  dem  letzten 
Orte  in  Yamäma  gegen  Bagra,  hinaus.  Weiter  gegen  Osten 
liegt  dann  das  Dahnä,  von  dem  Avir  bald  sprechen  werden, 
und  die  Landschaft  von  Cammän. 

NW.  von  'Aridh  läuft  eine  sehr  weite  Senkung  pa- 
rallel mit  ihm.  Sie  fängt  am  Fufse  der  Gebirge  von  Täyif 
und  Yaman  an  und  wird  im  NW.  vom  centralarabischen 
Hochlande,  Nagd,  begrenzt  und  reicht  bis  zum  Dahnä.  Der 
Anfang  ist  bewässert  und  es  liegen  darin  die  Städte  Ta- 
raba,  Tobäla  und  Bysche  Yoktän.  Die  Feuchtigkeit,  welche 
von  den  Gebirgen  in  die  Senkung  hinabfliefst,  wird  aber 
bald  von  dem  Sande  der  Wüste  Achdhar  verzehrt,  welche 
eine  starke  Tagereise  breit  und  drei  Tagereisen  lang  und 
unwegsam  ist.  Manche  Geographen  nennen  das  fruchtbare 
Becken  von  Tobäla  und  Taraba  Achdhar,  und  dies  scheint 
richtig  zu  sein;  denn  Achdhar  heifst  grün.  Die  Wüste 
hätte  demnach  diesen  Namen  blos,  weil  sie  das  Tanhiya 
(die  wasseraufnehmende  Grenze)  dieses  grünen  Beckens  ist. 
Unter  der  Wüste  (nordöstlich  davon)  wird  die  Senkung  stei- 
nig und  enthält  hie  und  da  fruchtbares  Erdreich.  Sie  nimmt 
im  Osten  die  spärhchen  Gew  ässer  des  'Aridh  und  im  Westen 


298 

die  des  Nagd  auf  und  führt  sie  l>ei  Süka  nicht  weit  von 
Häyil  ')  vorüber.  Sie  vertrocknen  aber  in  dem  Sande  des 
tiefer  gelegenen  Theiles  des  Nofüd  jener  Gegend. 

x\uch  an  der  südHchen  Seite  des  Äridh  befindet  sich 
eine  Tanhiya,  d.  h.  ein  Sand,  welcher  das  Wasser  des  Gle- 
biro;es  aufnimmt,  nämlich:  die  Wüste  Tüdhih,  eine  Bucht 
des  Sandes  von  Madznab.  Diese  Tanhiya  hat  aber  eine 
geringe  Ausdehnung  und  der  gröfsere  Theil  der  Gewässer 
des  'Äridh  und  seiner  Ausläufer  befeuchten  hier  fruchtba- 
rei^  Land.  Eine  Eigenthümlichkeit  dieses  Landes,  welches 
man  Yamäma  nennt,  sind  die  Falge.  Es  sind  dieses  runde 
Becken  von  verschiedener  Gröfse,  von  denen  üppige  Thä- 
ler  nach  dem  'Äridh  hinaufführen.  Während  der  Regenzeit 
stehen  sie  zum  Theil  unter  Wasser  und  sind  reich  an  Bäu- 
men und  Getreide.  Das  gröfste  Falg  hat  vier  Stunden  im 
Umfange  und  liegt  bei  Magäzar  ^).    Wenn  man  von  'Akyk 


' )  Es  ist  nicht  die  Stadt  Häyil  am  Fufse  des  Schammar- 
Gebirges,  sondern  Häyil  im  Lande  der  Koschayriten  zu  verstehen, 
welches  nach  Yaküt  ira  Wädiy  ist  und  seinen  Anfang  im  Dahnä 
nimmt.     Das  Dahnä  steht  in  der  Karte. 

*)  Ihn  Mogäwir  schreibt  Faläh  8^I5  statt  Falg,  scheint  aber 
unter  diesem  Ausdrucke  auch  die  Zweige  des  grofsen  oder  Central- 
Falg  zu  begreifen,  und  bei  ihm  (wie  auch  bei  Bassäm)  haben  „Nagd" 
und  „Yamäma"  eine  andere  Bedeutung  als  bei  älteren  Ethnographen. 
Er  zählt  folgende  Thäler  des  Nagd  auf:  Hisä,  Yamäma  und  wei- 
ter unten  Akyd  und  Dzät-Harmal,  dies  sind  hochgelegene  Thäler. 
Ferner  Awhal,  Awsahal  in  Yaman,  Sehl,  Häs, 'Ischrun  alrasul  zwi- 
schen Nagrän  und  Hogayra,  und  Wadha  (Wadhah?),  zwischen  Ho- 
gayra  und  Makka.  Während  der  Regenzeit,  fährt  er  fort,  fliefst  Was- 
ser in  diesen  Thälern ,  und  selbst  während  der  trockenen  Jahres- 
zeit ist  das  Wasser  sehr  nahe  der  Oberfläche  und  wenn  man  ein 
wenig  gräbt,  so  kommt  man  auf  Wasser  und  kann  die  Kameele 
tränken.  Diese  zehn  Thäler  ergiefsen  sich,  wenn  es  regnet,  in  das 
Faläh  vom  Nagd,  und  der  Ueberschufs  gelangt  in  das  (Persische) 
Meer. 

In  einer  anderen  Stelle  sagt  er:  «Die  Alten  haben  im  Nagd, 
nahe    bei    einander,     vierzig    Burgen    erbaut.      In    Baghdäd    nennt 


299 


nach  fler  StaHt  Yamama  fi^eht,  kann  man  es  <liirchscbnei- 
»len  oder  im  NW.  liegen  lassen.  Aiifser  dem  Falgen  sind 
auch  die  meisten  Thäler  und  viele  Berge  für  den  Land- 
bau geeignet,   und    zwischen    den    thurmhohen  Sandhaufen 


man  dieselben  die  Schlösser  (Ko^ür)  des  Nagd,  im  Lande  selbst 
aber  heifsen  sie  ,^y,^i^^[  oder  auch  *joL*/c.  Sie  sind  von  Steinen 
und  Gyps  erbaut  und  haben  Thürme.  Ein  Berichterstatter  erzählt: 
„Ich  bereiste  mit  den  Bedouinen  das  Faläh  von  Nagd  und  wir  fan- 
den zwischen  wilden  Waldbäumen  mit  Steinen  und  Gyps  (Kalk?) 
ausgemauerte  Brunnen,  und  es  stellte  sich  heraus,  dafs  zu  den  Ge- 
bäuden Teakholz  (welches  aus  Indien  bezogen  wird)  verwendet  wurde, 
von  dem  noch  Stücke  übrig  sind.  Wir  fanden  Reben,  welche  ver- 
schiedene Sorten  von  Trauben  tragen,  und  wild  wachsende  Dattel- 
palmen, wie  auch  Oelbäume,  Pflaumen  und  Birnen,  überhaupt  alle 
möglichen  Obstarten.  Es  unterliegt  also  keinem  Zweifel,  dafs  die- 
ses Land  einst  bebaut  war  und  dafs  mittelst  der  genannten  Brun- 
nen das  Land  bewässert  wurde." 

In  einer  anderen  Stelle  finden  wir  einen  Bericht  über  die  da- 
maligen Einwohner  von  jener  Gegend,  welcher  das  Bedauern,  das 
wir  über  den  Verfall  der  alten  Kultur  fühlen,  beschwichtiget: 

Unter  den  Nomaden  des  Falg  wird  die  Gastfreundschaft  am 
weitesten  getrieben.  Sie  frühstücken  erst  gegen  Mittag  und  nehmen 
das  Abendessen  gegen  Mitternacht,  weil  sie  warten,  ob  sich  nicht 
ein  Gast  einfinde.  Wenn  sich  eine  Karawane  einem  Bedouinenlager 
naht,  geben  sie  ihr  entgegen  und  jeder  nimmt  drei  oder  vier  Per- 
sonen der  Karawane.  Auch  Frauen  und  Kinder  laufen  zu  diesem 
Zwecke  hinaus.  Wenn  sie  die  Fremdlinge  sehen,  winken  sie  mit 
den  Händen  und  rufen  so  laut  sie  können:  Zu  mir,  o  Häuptlinge 
der  Araber,  Gott  segne  euch!  Wenn  der  Gast  eine  hochgestellte 
Person  ist,  wird  ein  Kameel  geschlachtet,  sonst  ein  Lamm.  Hat 
ein  Bedouine  mehrere  Fremde  in  seinem  Gezelte,  so  betrachtet  er 
nur  einen  als  seinen  Gast  und  die  anderen  als  die  Gäste  seines 
Gastes.  Man  nimmt  eine  Scheibe  Brod,  zerreifst  sie  in  drei  oder 
vier  Stück  und  legt  sie  vor  den  Hauptgast.  Das  Fleisch  wird  mit 
Wasser  und  Salz  gekocht  und  Brod  eingebrockt,  und  eine  grofse 
Quantität  Butter  darauf  gegossen.  Man  tränkt  alles  Fleisch  mit  der 
Suppe:  es  wird  nämlich  alles  Fleisch  auf  das  eingebrockte  Brod 
vertheilt.  Weil  dieses  das  Hauptgericht  der  Bedouinen  ist,  nennt 
man  es  Arabyya. 


300 


im  südlichen  Theile  von  Yamäma  giebt  es  viele  fruchtbare 
Oasen  ').  Die  für  Viehzucht  geeigneten  und  von  Noma- 
denstämmen durchzogenen  Steppen  sind  sowohl  im  Westen, 
besonders  aber  im  Osten  von  Yamäma  sehr  ausgedehnt,  und 
bei  dem  nie  versiegenden  Brunnen  Byr  alba'yr,  gegen  Bah- 
rayn  hin,  kamen  oft  zehn  Tausend  Kameele  zur  Tränke.  An 
der  Grenze  von  Yamäma  liegt  endlich  auch  die  Südspitze 
des  Nofud,  hier  Dahnä  genannt,  das  schönste  Weideland 
für  die  Kameele  in  der  Welt  '). 

Yan)äma  und  der  daranstofsende  Nagd  beginnt  in  der 
Mitte  der  Halbinsel,  und  hier  lebt  auch  der  Kern  der  se- 
mitischen Bevölkerung.  Selbst  im  fünften  Jahrhunderte  nach 
der  Flucht  besuchten  die  Gelehrten  von  Baghdäd  das  Städt- 
chen Mäuän,  bei  Magäza  und  nicht  weit  von  dem  gro- 
fsen  Faig,  um  das  reine  Arabisch  zu  lernen  ^);  denn  Ya- 
mäma ist  das  Heimathsland  der  Stämme,  deren  Idiom  durch 
den  Koran  zur  Schriftsprache  erhoben  wurde.  Die  Land- 
bebauer  von  Yamäma  sind  voll  Kraft  und  Energie,  aber 
sehr  fanatisch;  die  Bedouinen  sind  klein,  aber  überaus 
thätig  und  zäh.  Sie  zeichnen  sich  vor  anderen  Wüsten- 
bewohnern durch  Intelligenz  aus.    Hier  hat  sich  im  vorigen 


')  Die  Städte  und  der  Feldbau  im  Falg  sind  gänzlich  ver- 
schwunden, und  in  anderen  fruchtbaren  Ebenen  theilweise,  während 
die  Ansiedelungen  zwischen  den  Sandhaufen,  wie  Thädyk,  Yabryn 
u.  dgl.  m.,  noch  bestehen.  Die  Ursache  ist  sehr  leicht  zu  begreifen. 
In  den  Ebenen  herrschen  die  Bedouinen,  und  die  Raubsucht  dieser 
gastfreundlichen  Horden  richtet  jede  Kultur  zu  Grunde.  Die  Sand- 
hügel hingegen  sind  Schanzen  für  die  armen  Landbewohner. 

')  Nach  den  Berichten  der  Araber  ist  das  Nofüd  die  Heimath 
der  Heuschrecken.  Sie  halten  sie  für  die  in  der  Bibel  erwähnten 
Salwä  (Wachteln);  denn  sie  essen  sie  und  halten  so  viel  darauf, 
dafs  sie  schon  Kriege  geführt  haben  um  das  Recht,  Heuschrecken 
zu  sammeln. 

^)  Die  Einwohner  von  Mäwän  waren  Banu  Hazzän  und  Ra- 
by'a,  zwei  Namir-Kasitstämme.     In  Magäza  lebten   Anazes. 


301 

Jahrhundert  der  Wahbäbismus  erhoben,  dessen  Hauptzweck 
es  ist,  den  Heiligendienst  auszurotten. 

In  neuer  Zeit  ist  das  Land  so  sehr  zurückgekommen, 
dafs  es  nach  Bassäm  (vergl.  Zeitschr.  d.  d.  morgenl.  Ges.  17 
S.  220),  mit  Einschlufs  des  Schammargebirges  nicht  über 
76000  waffenfähige  Männer  enthält.  Da  Bassäm  nur  auf 
jenen  Theil  der  Bevölkerung  reflektirt,  welcher  grofsen 
Stämmen  angehört,  können  wir  zwar  die  Seelenzahl  auf 
etwa  eine  Million  veranschlagen,  sie  ist  aber  im  Verhält- 
nisse zur  Ausdehnung;  des  Landes  immer  noch  sehr  irerins:. 
Es  ist  charakteristisch,  dafs  im  Alterthume  das  reiche,  in- 
dustrielle und  handeltreibende  Gerrhaerland  (Bahrayn),  die 
Heimath  der  Phönizier,  zu  Yamäma  gerechnet  wurde  (Ibn 
Ishäk  S.  971)  während  Yamäma  seit  seinem  Verfall  als  ein 
Theil  des  Nomadenlandes  Nagd  betrachtet  wird.  Es  wird 
von  Ibn  Mogäwir  behauptet,  dafs  Yamäma  während  der 
Zeit  seiner  Blüthe  den  Modharstämmen  Gesetze  vor- 
schrieb und  ihnen  auftrug,    den  Ragab  zu  heiligen  '). 

Unter  den  in  Yamäma  zur  Zeit  des  Mohammad  leben- 
den Stämmen  müssen  wir  besonders  zwei  ins  Auge  fassen: 


')  Die  Einwohner  von  Bahrayn  sagten  zu  Mohammad,  dafs  die 
Modharstämme  ihre  Kommunikation  mit  Madyna,  ausgenommen  wäh- 
rend des  Ragab,  abschneiden.  Icli  lege  Gewicht  auf  diese  Stelle,  weil 
sie  von  Bochäry  bestätigt  wird.  Unter  den  Eroberungskriegen  und 
während  der  Parteikämpfe  der  arabischen  Soldaten  in  den  Militär- 
stationen hat  sich  der  Begriff  „Modharstamm"  sehr  erweitert,  indem 
Stämme  dazu  gerechnet  wurden,  wie  die  Kinäniten,  welche  ursprüng- 
lich nicht  dazu  gehörten.  Man  bediente  sich  für  den  neueren  wei- 
teren Begriff  nicht  selten  des  Ausdruckes  „Nizärstämme".  Die  Ge- 
nealogen betrachten  daher  den  Modhar  als  einen  Sohn  des  Nizär. 
Doch  bleiben  sie  auf  dem  Standpunkte  der  späteren  Zusammenrot- 
tung der  Stämme  stehen,  indem  sie  die  Hawäziniten  und  andere 
ältere  Verbindungen  verwandter  Stämme,  welche  zur  Zeit  des  Mo- 
hammad neben  den  Modhariten  stehen,  den  Modhariten  unterord- 
nen statt  zu  coordinirrn  oder,  um  in  ihrer  Sprache  zu  reden,  sie 
als  Söhne  statt  als  Brüd»'r  des  Modhar  ansehen. 


302 

den  sehr  zahlreichen  und  in  viele  Verzweiffunsen 
theilten  Hanjiastamm  und  den  Sohaymstamm.  Die  Mitglie- 
der des  letzteren  scheinen  irgend  einer  christlichen  JSekte 
angehört  zu  haben  und  lebten  in  üaNvw  (auch  Hadhrama 
und  ^  amäma  genannt),  einer  der  Hauptstädte  des  Landes, 
24  .Stunden  von  Hagr  entfernt,  und  in  Korrän,  einem  hoch 
in  einem  i  hale  des  Aridh  gelegenen  Städtchen,  nicht  sehr 
weit  vom  grolsen  falg.  Sie  dehnten  sich  also  weit  ge- 
gen den  Westen  hin  aus.  Die  Banü  Hanyfa  waren  über 
uiehrere  Städte  und  Dörfer,  wie  auch  über  die  Wüste  zer- 
streut, und  bildeten  den  herrschenden  Stamm.  Auch  sie 
scheinen  nicht  alle  Heiden  ite\vesen  zu  sein. 

Der  Prophet  schickte  einige  Reiter  auf  einen  Raub- 
zug nach  dem  INagd  und  es  gelang  ihnen  einen  iMann  aus 
dem  Stamme  Hanyfa  gelangen  zu  nehmen.  Es  war  die- 
ses Thomäma,  der  König  der  Banü  Hanyfa  (Ibn  Jshäk  S. 
971)  ^).  Sie  brachten  ihn  nach  Madyna  und  banden  ihn 
an  eine  Säule  der  Moschee.    Der  Prophet  ging  hinaus  zu 


')  Ich  vveifs  nicht,  wie  sich  dieser  König  Thomäma  zu  dem 
früher  genannten  König  Hawda  verhält.  Sa'dy  sagt:  Sieben  Dar- 
wysche  schlafen  friedlich  auf  einem  Teppich,  aber  nicht  zwei  Kö- 
nige finden  in  einem  Lande  Platz.  In  Arabien  war  es  anders.  Aus 
Ibn  Ishäk  geht  hervor,  dafs  Thomäma  der  Fürst  einer  Abtheilung  der 
Hanyfastämme  war  und  Hawda  König  der  anderen  Stämme.  Tho- 
mäma war  ein  Mitglied  des  Stammes  Yarbü',  welcher  zur  Abthei- 
lung Dual  gehörte.  Die  Macht  des  Thomäma  war  wahrscheinlich 
nicht  sehr  grofs,  er  war  wohl  nur  der  Schaych  eines  Bedouinenlagers, 
denn  sonst  wäre  es  nicht  so  leicht  gewesen,  ihn  gefangen  zu  neh- 
men, weil  auch  in  Arabien  Könige  immer  ein  grofses  Gefolge  hat- 
ten. Ibn  Sa  d  nennt  nur  den  König  Hawda  in  Yamäma.  Wenn  Ibn 
Ishäk  auch  den  Thomäma  König  nennt,  so  macht  er  ihm  dieses 
Kompliment,  weil  er  während  des  Aufstandes  von  Yamäma  dem 
Islam  treu  blieb.  Die  Zufuhr  von  Makka  konnte  auch  ein  Schaych 
abschneiden ,  der  sich  auf  den  Weg  zwischen  Yamäma  .und  dieser 
Stadt  postirte;  denn  von  einem  Ausfuhrsverbote  ist  gewifs  keine 
Rede. 


303 

ihm  und  fragte:  Was  bringst  du,  Thomäma?  Ich  bringe 
Gutes!  antuortete  er.  Wenn  du  mich  tödtest,  so  tödtest 
du  einen  Mann  von  Einllufs,  wenn  du  mich  begnadigst,  so 
begnadigst  du  einen  Danivbaren.  Verlangst  du  Geld  für 
meine  Belreiiu)«'-,  so  sollst  du  so  viel  haben  als  du  willst. 
Mohammad  entfernte  sich  und  liefs  ihn  in  Fesseln  bis  auf 
den  nächsten  Tag.  Morgens  stellte  er  dieselben  Fragen 
an  ihn  und  erhielt  dieselben  xVntworten.  Nach  dem  Früh- 
stück, als  Thomäma  dieselben  Worte  wiederholte,  befahl 
Mohammad,  ihn  loszulassen.  Thomäma  ging  in  den  Pal- 
menhain in  der  Nähe  der  Moschee,  wusch  sich  und  kehrte 
dann  in  die  Moschee  zurück.  Hier  sprach  er:  Ich  bezeuge, 
dafs  es  keinen  (»ott  ijiebt  aufser  Allah  und  Mohammad  ist 
der  Gesandte  des  Allah!  Dann  fuhr  er  fort:  Ich  habe  dich 
gehafst,  o  Mohammad,  und  ich  habe  deine  Religion  und 
dein  Land  gehafst,  jetzt  aber  giebt  es  keinen  aufrichtigeren 
\  erehrer  deiner  Person  und  keinen  eifrigem  Anhänger  dei- 
ner Lehre,  als  ich  bin.  Ich  war  im  Begriffe  nach  Makka 
zu  pilgern,  als  ich  von  deinen  Reitern  gelangen  genom- 
men wurde,  erlaube,  dafs  ich  mein  Vorhaben  ausführe.  Als 
Thomäma  nach  Makka  kam,  sagten  die  Einwohner:  Tho- 
mäma ist  zum  ("äbier  geworden.  Nein,  antA\  ortete  er,  ich 
bin  zum  Moslim  geworden.  Ihr  sollt  nicht  ein  Weizen- 
körnchen von  Yamäma,  der  Kornkanjmer  für  Makka,  be- 
kommen, ehe  Mohammad  die  Zufuhr  gestattet.  Nach  sei- 
ner Rückkehr  nach  Yamäma  schnitt  er  auch  wirklich  den 
Verkehr  ab  und  liefs  ihm  erst  wieder  freien  Lauf,  nach- 
dem Abu  Sofyan  den  3Iohan)mad  gebeten  hatte,  ihn  zu 
gestatten  (Boch.  S.  527). 

Die  Zeit    dieser    wichtigen  Bekehrung  wird  nicht  an- 
gegeben ').    Sie  läfst  sich  aber  mit  hinlänglicher  Präcision 


')  Nach  dem 'Oyün,  S.  320,  wurde  Thomäma  in  dem  Streif- 
zuge gegen  Korta  (Mai  627)  gefangen  genommen.  Solche  näheren 
Bestimmungen  stützen  sich  auf  die  Voraussetzung,  dafs  die  Nach- 
richten über  die  Geschichte  des  Propheten  vollständig  sei,  und  weil 


304 

bestimmen.  Sie  erfolgte  vor  Anfang  des  Jahres  630,  in  wel- 
chem Makka  erobert  wurde,  und  nach  December  628,  wo 
Mohammad  vergebens  an  'J'homäma  einen  Boten  sandte,  ihn 
zum  Islam  einzuladen  (Ibn  Ishäk  S.  971  und  Boch.  597): 
also  im  J.  629.  Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel,  dafs  die 
Unterhandlungen  mit  den  Banü  Hanyfa,  wovon  die  Biographen 
berichten,  in  Folge  dieser  Bekehrung  angeknüpft  wurden. 

Mosaylima  hatte  unter  allen  Afterpropheten,  welche 
nach  dem  Tode  des  Mohammad  sich  gegen  die  Autorität 
des  ersten  Chalyfen  erhoben,  den  grüfsten  Anhang,  und  es 
war  einige  Zeit  zweilelhaft,  ob  Mosayliniismus  oder  Mo- 
hammadanismus die  Religion  des  Orients  werden  würde. 
Es  gelang  jedoch  den  kriegsgeübten  Moslimen  Yamäma 
zu  erobern,  den  Pseudopropheten  zu  erschlagen  und  seine 
Anhänger  zur  wahren  Kirche  zurückzuführen.  Aus  der 
Tradition  geht  hervor,  dafs  Mosaylima  nicht  erst  nach  dem 
Tode  des  Mohammad  eine  neue  Religion  zu  predigen  an- 
fing, sondern  schon  während  dessen  Lebzeiten.  Nach  den 
Berichten  der  JMohamniadaner  bestand  die  Lehre  des  Ne- 
benpropheten darin,  dafs  er  die  Tugend  ächtete  und  das 
Laster  adelte.  Auch  wird  von  ihm  erzählt,  dafs  er  das 
Volk  durch  Taschenspielereien  zu  täuschen  suchte;  so 
soll  er  nan)entlich  der  erste  gewesen  sein,  welcher  ein 
Ei  in  eine  Flasche  mit  engem  Halse  hineinbrachte.  Wir 
kennen  den  Werth  dieser  Polemik;  denn  sie  Avurde  von 
den  Byzantinern  und  auch  von  den  abendländischen  Chri- 
sten ffeffen  Mohammad  an";e\\  endet.  Man  denke  an  die 
Taube,  welche  abgerichtet  gewesen  sein  soll,  Gersten- 
körner aus  seinem  Ohre  zu  fressen,  und  an  den  eiser- 
nen Sarg,  in  welchen  er,  auf  seinen  Wunsch,  nach  seinem 
Tode  eele^t  wurde,  und  welcher  durch  einen  im  Gewölbe 
der  Gruft,  in  die  er  beigesetzt  wurde,  angebrachten  Magneten 


diese  Voraussetzung  falsch  ist,  verdienen  sie  kein  Zutrauen.  Einen 
etwas  verschiedenen  Anstrich  hat  der  ganze  Hergang  bei  den  Exe- 
geten  zu  23,  78.    Vergl.  I^äba  Bd.  1   S.  413  und  Ibn  Ishäk  S.  996. 


305 

in  die  Höhe  u;ezo<^eii  \Mir(le.  In  der  Voraussetziino;,  dafs 
die  eigene  Religion  auf  die  überzeiigonde  Krall  von  Wun- 
dern, die  Religion  Andersgläubiger  auf  Betrug  beruhe, 
erfand  man  CJeschichtchen,  welche  den  Betrug  recht  an- 
schaulich machen. 

Es  ist  jedoch  den  Feinden  des  Mosaylima  eine  Aeu- 
Iserung  entschlüpft,  welche  ihn  uns  in  einem  ganz  ande- 
ren Lichte  zeigt.  Er  untersagte,  erzählen  sie,  den  eheli- 
chen Umgang  selbst  zwischen  Gatten,  ausgenommen  wenn 
vernünftige  Hoflnung  Söhne  zu  erzeugen  vorhanden  ist. 
Diese  Strenge  erinnert  uns  an  die  Grundsätze  der  asceti- 
schen  Sekten,  wovon  im  ersten  Kapitel  die  Rede  ist.  Das 
erdichtete  Liebesabenteuer  des  Mosaylima  mit  der  Pro- 
phetin Sagäh,  welche  drei  Tage  in  seinem  Zelte  verweilt 
haben  soll,  und  die  Verse,  welche  ihm  in  den  Mund  ge- 
legt werden  (vergl.  Abülfidä  Bd.  I  S.  211)  und  welche 
Prof  Weil  für  die  skandalösesten  in  der  arabischen  Lite- 
ratur hält,  sind  geradezu  eine  Bestätigung,  dafs  er  in  Be- 
zuff  auf  Moralität  viel  höher  stand  als  Mohammad.  Wenn 
irgend  etwas  Wahres  in  der  Bd.  1  S.  200  angeführten  Tra- 
dition ist,  so  wirkte  er  schon  um's  Jahr  618  wahrscheinlich 
nicht  als  Prophet,  sondern  als  Religionslehrer  in  Vamäma, 
gerade  wie  wenige  Jahre  früher  Zayd  in  Makka  und  Omayya 
b.  'Aby  ^alt  in  Täyif  gewirkt  hatten.  Die  Lehre  des  Mo- 
hammad mag  er  im  allgemeinen  gebilligt,  seine  Ansprüche 
auf  göttliche  Mission  bezweifelt  haben.  Als  im  Verlaufe 
der  Zeit  der  Mohammadanismus  zur  politischen  Macht  wurde, 
mögen  ihn  seine  mächtigen  und  stolzen  Stammgenossen, 
welche  vierzig  Tausend  Mann  in  das  Feld  stellen  konnten, 
vermocht  haben,  als  Gegenprophet  und  ihr  Führer  aufzu- 
treten. Sein  selbstgewählter  Namen  Rahmän,  vorausge- 
setzt, dafs  dieses  Wort  die  in  Bd.  II  S.  200  angegebene 
Bedeutung  hat,  zeigt  an,  dafs  er  sich  nun  für  den  Messias 
ausgab,  aber  in  Bezuff  auf  den  Rahmän  eine  andere  Lehre 
vortrug  als  sein  Nebenbuhler  in  Madyna.  Der  Schimpf- 
name Mosaylima,  d.  h.  das  Moslimchen,  welchen  ihm  die 
III.  20 


306 

Mohaniniadaner  gaben,  beweist,  dafs  auch  er  den  Islam,  d.h. 
den  Monotlieismus,  als  den  Hauptgrundsatz  der  wahren  Got- 
tesverehrung ansah. 

Die  Entfernung  zwischen  Madyna  und  Yaniäma  ist  zu 
serins;,  als  dafs  zwischen  den  Nebenbuhlern  Neutralität 
bestehen  konnte.  Sie  niufsten  entweder  Hand  in  Hand 
gehen  oder  sich  wechselseitig  verdammen  und  bekriegen. 
Mohammad  schickte  durch  'Amr  b.  Omayya  eine  schrift- 
liche Aufl'orderung  an  Mosaylima,  dem  Islam  beizntreten. 
Dieser  antwortete,  er  sei  ein  Prophet  wie  Mohammad  und 
schlug  ihm  vor,  das  Land  in  zwei  Hälften  zu  theilen,  \vo- 
von  die  eine  vom  Hanyfastamme,  welchem  Mosaylima  an- 
gehörte, die  andere  von  den  Korayschiten  regiert  werden 
soll.  Er  beklagte  sich  zugleich  über  die  Herrschsucht  der 
Korayschiten  ^). 

So-  viel  ist  gewifs,  dafs  zwischen  den  beiden  Gottge- 
sandten unterhandelt  wurde,  und  es  sind  uns  bereits  That- 
sachen  bekannt;  auch  werden  wir  noch  andere  kennen  ler- 
nen, welche  beweisen,  dafs  Mohammad  überaus  gefügig  war 
und  sich  zu  jeder  Concession  bereit  linden  liefs,  nm  den 
Glauben  an  seine  Sendung  oder  Avenigstens  die  Huldigung 
zu  erkaufen.  Nach  meiner  Ansicht  ist  der  einzig  mög- 
liche Schlufs  aus  den  zwei  Prämissen:   »Es  trat  ein  Neben- 


')  Diese  Anniafsungen  des  Mosaylima  sind  durch  zahlreiche 
Zeugnisse  konstatirt.  Ich  folge  dem  Ihn  Sad  fol.  52  v.  Im  Ma- 
wahib,  S.  323,  ist  die  Form  eines  Briefes,  dergleichen  Mosaylima 
an  Mohammad  zu  schreiben  pflegte  (käna  yaktob),  und  Bochäry, 
S.  628,  von  Ibn  Abbäs,  führt  die  Reden  an,  welche  Mosaylima  im 
Munde  führte,  nämlich:  „Wenn  mich  Mohammad  zu  seinem  Nach- 
folger macht,  will  ich  ihm  huldigen."  Begreiflicher  Weise  dürfen 
wir  auf  den  Wortlaut  von  Traditionen,  welche  so  vague  sind,  kein 
grofses  Gewicht  legen ,  namentlich  auf  die  Klagen  des  Mosaylima 
gegen  die  Herrschsucht  der  Korayschiten ,  da  diese  erst  viel  später 
hervortrat.  Allein,  dafs  etwas  Wahres  an  den  Anmafsungen  der 
Einwohner  von  Yamjima  ist,  geht  aus  dem  im  Anfange  dieses  Ka- 
pitels erwähnten  Forderungen  des  Kcinigs  Hauda  hervor,  worin  ich 
dieselbe  Tradition   in    einer  anderen  Form    erblicke. 


307 

prophet  inYamäma  auf  und  Mohammad  führte  keinen  Krieg 
•i;egen  ihn«,  dafs  sie  zu  einem  \  erständnils  gekommen  sind. 
Aus  dem  Charakter  des  Mohammad  und  der  Macht  und 
dem  Stolze  des  Stammes  des  Nebenproplieten  aber  schhe- 
fsen  wir,  dafs  nicht  luu-  dieser,  sondern  auch  Mohammad 
Zugeständnisse  gemacht  habe.  Es  kann  hinzugesetzt  wer- 
den, dafs  es  sich  weder  bei  dem  einen,  noch  bei  dem  an- 
deren  um    subtile    Dogmen,    sondern    um   Macht   handelte. 

Die  Orakel  zweier  gleichzeitiger  Propheten,  welche 
sich  einander  anerkannten,  mufsten  mit  einander  in  Wider- 
spruch gerathen.  Mosaylima  wufste  aber  Rath.  Moham- 
mad, sagte  er  zu  'Amr  b.  'A(;,  welcher  ihn  entweder  ehe 
er  sich  im  März  630  nach  'Oman  begab,  oder  auf  der 
Durchreise  dahin  besuchte,  ist  von  Gott  beauftragt,  die 
Hauptpunkte  festzustellen,  und  ich,  damit  ich  mich  auf  die 
Nebensachen  beschränke;  ferner  sollen  seine  Offenbarungen 
im  Einklänge  mit  dem  Grundsatze:  »Gott  schickt  zu  jedem 
Volke  seinen  eigenen  Propheten«,  nur  für  die  Einwohner 
von  Yamäma  mafsgebend  sein.  Er  liefs  sich  daher  offen- 
baren: »Wir  haben  dir  eine  Meny-e  Volkes  ueereben.  Be- 
halte  sie  für  dich  und  schreite  vorwärts.  Sei  aber  behut- 
sam und  strebe  nicht  nach  Zuviel;  lasse  dich  auch  in  kei- 
nen Wettkampf  ein.« 

Als  Ersatz  für  seine  Nachgiebigkeit  machte  aber  der 
neue  Prophet  die  Bedingung,  dafs  er  nach  dem  Tode  des 
Mohammad  sein  Nachfolger  sein  soll  ^).  Ich  glaube,  dafs 
er  diese  Zusage  von  Mohammad  auch  erlangt  hat  und  dafs 
der  blutige  Kampf,  der  sich  beim  Regierungsantritt  des 
Abu  Bakr  entspann,  die  Folge  der  Wortbrüchigkeit  der 
Mohammadaner  gewesen  sei  ^). 


')    Bochäry  S.  628,  von  'Abd  Allah  b.  Obayda  b.  Nascbyt. 

')  Die  einzige  Tradition,  welche  anzeigt,  dafs  Mohammad  die 
Ansprüche  des  Mosaylima  anerkannte,  ist  die  Erzählung  eines  Traum- 
gesichtes, -welche  wohl  erst  später,  um  der  Sache  eine  andere  Wen- 
dung  zu  geben,   erfunden    oder   zurecht   gemacht  worden   ist.     Mo- 

20* 


308 

Nach,  wie  es  scheint,    ziemlich  langen  Unterhandlun- 
gen '),  durch  welche  die  Hauptpunkte  festgesetzt  wurden, 


hammad  soll  zu  Mosaylima  gesagt  haben:  Ich  finde,  dafs  du  der- 
selbe bist,  welchen  ich  im  Traume  gesehen  habe.  'Abd  Allah  b. 
Obayda  b.  Naschyt,  welcher  dieses  erzählt,  fragte  den  Ihn 'Abbäs, 
worin  dieses  Traumgesicht  bestanden  habe?  und  er  antwortete:  Es 
schien  dem  Propheten ,  dafs  ihm  zwei  goldene  Braceletten  angelegt 
wurden.  Er  hielt  sie  anfangs  für  sehr  werthvoll,  nach  ei- 
niger Zeit  aber  erkannte  er,  dafs  sie  werthlos  seien,  blies  daran  und 
sie  zerstoben  im  Winde.  Diese  zwei  Braceletten,  sagte  der  Pro- 
phet, bedeuten  zwei  Betrüger,  welche  nach  mir  aufstehen  werden 
und  wovon  der  andere    Ansite  Aswad  ist. 

Eine  Zeit  lang  hat  er  sie  also  doch  für  golden  und  werthvoll 
gehalten.  Das  Traumgesicht  wird  bei  Bochäry  auch  von  Abu  Ho- 
rayra  erzählt.     Die  Geschichte  ist  also  jedenfalls  sehr  alt. 

Nach  den  Angaben  der  Mohammadaner  wäre  Mosaylima  mehr 
als  dreifsig  Jahre  älter  gewesen  als  Mohammad.  Ja  nach  Soyüty, 
bei  Weil,  soll  er  ein  Alter  von  150  Jahren  erreicht  haben  und 
also  85  Jahre  älter  als  Mohammad  gewesen  sein.  Ich  vermuthe, 
dafs  ihm  dieses  hohe  Alter  zugeschrieben  wird,  um  in  Abrede  zu 
stellen,  dafs  er  sein  Nachfolger  zu  sein  trachtete.  Dieses  zu  läug- 
nen,  wäre  unnöthig,  wenn  ihm  Mohammad  kein  Zugeständnifs  ge- 
macht hätte. 

'  )  Aufser  den  zwei  genannten  Boten  ('Amr  b.  Omayya  und 
'Amr  b.  Aq)  wurde  auch  Säyib  b.  'Awwäm  von  Mohammad  mit 
einem   Briefe  an  den  Mosaylima  geschickt. 

Unter  den  Boten,  welche  Mosaylima,  wahrscheinlich  nachdem  er 
dem  Mohammad  einen  Besuch  abgestattet  hatte,  nach  Madyna  schickte, 
sind  Ibn  Nawäha,  Ibn  So'äf  und  Wabar  Ihn  Moschir  zu  erwähnen. 
Der  letztere  erzählt:  Meine  zwei  Begleiter  waren  älter  als  ich  und 
sie  legten  das  Glaubensbekenntnifs  ab:  Mohammad  ist  der  Bote  Got- 
tes und  Mosaylima  sein  Nachfolger.  Es  kam  Alyy  und  sagte  zu 
mir:  Was  ist  dein  Glaube?  Ich  antwortete:  Ich  bleibe  bei  dem, 
was  ich  gesagt  habe,  stehen  und  nehme  kein  Wort  zurück.  Alyy 
sagte:  Ich  schwöre  bei  jedem  Sandkörnchen  der  Wüste  von  Dahnä, 
dafs  Mosaylima  ein  Betrüger  ist.  Ich  wiederhole,  dafs  ich  bei  mei- 
nen Worten  stehen  bleibe  und  nichts  zurücknehme.  Wabar  blieb 
in  Madyna  bis  Mohammad  starb  und  verlegte  sich  auf  das  Korän- 
studium,  seine  Begleiter  aber  wurden  auf  Befehl  des  Propheten  fort- 
geschickt und  kehrten  nach  Yamäma  zurück.  (I9äba  von  Bochäry 
und  Andern.) 


309 

kam  eine  Anzahl  von  Häuptlinj^en  des  Hanyfastammes  nach 
Madyna.  Unter  ihnen  war  aucli  MosayHma.  Seine  Gefähr- 
ten, um  ihre  Verehrung  für  ihn  an  den  Tag  zu  legen  und 
einen  Eindruck  auf  die  Anhänger  des  Mohammad  zu  ma- 
chen, verschleierten  ihn  und  behandehen  ihn  mit  der  «rröfs- 
ten  Hochachtung  ^).  Mosayhnia  hatte  eine  Madynerin  zur 
Frau  '^)  und  die  Deputation  wohnte  im  Hause  seiner  Schwä- 
gerin. Sie  wurden  vom  Propheten  reichlich  mit  Lebens- 
mitteln versehen,  bestehend  abwechselnd  aus  Brod  und 
Fleisch,  Brod  und  Milch  und  Brod  mit  Datteln  und  But- 
ter. Als  sie  ihm  in  der  Moschee  vorgestellt  wurden,  grüfs- 
ten  sie  ihn  wie  Muslime  mit  Saläm  'alayk  (Heil  dir!)  und 
legten  nach  kurzer  Unterredung  das  Glaubensbekenntnifs  ab. 


')  Die  Achtung,  mit  welcher  Mosaylima  von  seinen  Gefährten 
behandelt  wurde,  wird  von  einer  neueren  Tradition  in  Abrede  ge- 
stellt. Er  kommt  wohl  nach  Madyna,  war  aber  damals  noch  so  un- 
bedeutend ,  dafs  ihn  seine  Begleiter  beim  Gepäck  und  den  Kamee- 
len zurückliefsen  und  der  Prophet  ihn  kaum  bemerkte.  Als  Moham- 
mad die  Abgeordneten  mit  Geldgeschenken  entliefs,  baten  sie  ihn, 
dafs  er  doch  auch  dem  Manne  beim  Gepäcke  ebenso  viel  geben 
möge  als  den  übrigen. 

Um  die  Indignation,  mit  welcher  Mohammad  die  Anraafsungen 
des  Mosaylima  zurückwies,  oder  vielmehr  hätte  zurückweisen  sollen, 
recht  anschaulich  zu  machen,  hat  man  ihm  einen  dürren  Palmzweig 
in  die  Hand  gegeben  und  zu  seinem  Gegner  sagen  lassen:  Wenn 
du  diesen  Ast  als  Bedingung  deines  Glaubens  von  mir  verlangtest, 
würde  ich  dir  ihn  verweigern,  denn  mir  stehen  ganz  andere  Mittel 
zu  Gebote:  den  Widerspenstigen  erwartet  zeitliche  und  ewige  Strafe. 
Die  späteren  Unterredungen  wurden  dann  nicht  von  Mohammad  selbst, 
sondern  durch  einen  seiner  Freunde  geführt. 

^)  Nach  Bochäry  war  sie  eine  Tochter  des  Härith  b.  Korayz. 
Ibn  Ishäk  behauptet,  sie  gehöre  dem  Stamme  Naggär  an.  Sohayly 
sagt:  ihre  Heimath  war  im  Stadtviertel  des  jüdischen  Stammes  Ko- 
raytza  und  ihr  Name  war  Kasyya  (vergl.  Nur  alnibräs  S.  1643  und 
l9äba  unter  Kasyya). 

Das  Haus  der  Tochter  des  Härith,  d.h.  der  Schwägerin  des 
Mosaylima,  wurde  in  der  Folge  auch  anderen  Deputationen  zum 
Aufenthalt  angewiesen. 


310 

Wir  finden  nirgends,  dafs  ein  Steuereinnehmer  für  Yamäma 
angestellt  wurde.  Es  scheint  also,  dafs  die  Banü  Hanyfa 
von  der  Armensteuer  befreit  waren.  Da  sie  eine  separate 
Gemeinde  bildeten,  ist  dieses  auch  sehr  erklärlich. 

Aufser  Mosaylima  spielte  Raggäl  eine  wichtige  Rolle 
in  dieser  Deputation.  Er  war  ein  Mann  von  mildem  Cha- 
rakter, voll  Wifsbegierde  und  religiösen  Eifers.  Bei  den 
Unterhandlungen  soll  er  jedoch  gesagt  haben:  zwei  Wid- 
der stofseu  einander,  und  uns  ist  unser  Widder  am  liebsten. 
Nach  Ablegung  des  Glaubensbekenntnisses  nahm  er  bei 
Obayy  b.  Ka'b  Unterricht  im  Koran  und  brachte  ziemlich 
grofse  Kenntnisse  mit  zurück  nach  Vamäma;  nach  dem  Tode 
des  Mohammad  war  er  jedoch  einer  der  entschiedensten 
Gegner  der  Mohammadaner  und  fiel  im  Kampfe  gegen  sie. 

Ibn  Sad  behauptet,  dafs  zugleich  mit  den   Banü  Ha- 
nyfa auch  die  Abgeordneten  der  Sohaymiten  ihre  Aufwar- 
timg  machten.     Eine  Tradition    in  der  Igäba  Bd.  1   S.  116 
hingegen  berechtigt  uns  zu  dem  Schlüsse,  dafs  letztere  allein 
nach   Madyna    kamen.     Mohammad   gab   ihnen,   als   sie   in 
ihre  Heimath  zurückkehrten,   einen  Schlauch  voll  Wasser, 
welches  von  seiner  Ablution  übrig  geblieben  war,  und  sagte:  j 
Wenn  ihr  in  euer  Land  zurückkommt,  brechet  die  By  a  *) 
ab,   besprenget   den    Platz   mit   diesem  Wasser  und   bauet  j 
eine  Moschee  darauf.     Sie  thaten,   wie   er   ihnen  befohlen  I 
hatte,   und  Talk,   der  Gebetausrufer  der  neuen  Gemeinde,  | 
rief  sie  zum  Gottesdienste.    Als  der  Rähib  ^)  der  By'a  das  , 


')  Die  Maroiiiten  und  die  griechischen  Christen  zu  Damascus 
nennen  ihre  Kirche  Kanysa,  die  Jakobiten  2u  Maradyn  hingegen 
By  a.  Auch  in  den  Wörterbüchern  wird  By'a  durch  christliche  Kirche 
erklärt.  Sehr  unterrichtend  über  diesen  Gegenstand  ist  der  Artikel 
„Dayr"  in  Yäkut's  geogr.  Wörterbuch. 

In  der  I^äba  steht  in  dieser  Tradition  Masgid  statt  By'a.  Nach 
zwei  anderen  Versionen  soll  aber  an  der  Stelle  der  By'a  ein  Mas- 
gid erbaut  werden. 

')  Rähib  bedeutet  Ascet  oder  Mönch.  Nach  Nasay,  bei  Tay- 
syr  S.  356,  gehörte  er  dem  Stamme  Tayy  an.  Er  war  also  wohl 
ein  Raküsier. 


311 

Allah  akbar  vernalim,  sagte  er:  Dieses  ist  «1er  Riif  der 
Wahrheit!  dieses  ist  die  rechte  Lehre!  Darauf  lloh  er; 
denn  er  hatte  sein  Ende  erreicht.  Diese  Nachricht  wäre 
uerthvoller,  wenn  Talk  nicht  auch  in  Bahrayn  erschiene. 
Ks  wäre  möglich,  dafs  er  von  Yamäma  in  das  nahe  gele- 
gene fjahrayn  als  Glaubensapostel  gereist  ist.  Wenn  sich 
aber  die  Traditionisten  eine  Verwechselung  haben  zu  Schul- 
den kommen  lassen,  so  müssen  wir  ihn,  weil  er  dem  Stamme 
Hanyfa   angehörte,  als  Yamämiten  ansehen. 

Die  Legende  von  dem  Schlauch  Wasser  scheint  den 
Zweck  zu  haben  zu  zeigen,  dals  Kirchen  nicht  als  Moscheen 
benutzt  werden  dürfen,  und  dafs  selbst  der  Platz  auf  dem  sie 
standen,  gereinigt  werden  müsse.  Dieser  Lehrsatz  wurde 
von  andern  Theologen  verworfen  und  sie  führten  Traditionen 
an  (vergl.  Bochäry  S.  62),  welche  bewiesen,  dafs  die  Mos- 
lime  in  Kirchen,  in  welchen  keine  Bilder  sind  und  kein 
Heiligendienst  stattfindet,  Gottesdienst  halten  dürfen.  Da 
an  die  Bya  von  Yamäma  oder  Bahrayn  schon  früh  eine 
Legende  geknüpft  wurde,  so  können  wir  ihr  Vorhandensein 
nicht  bezweifeln. 


Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


Eroberung  von  Makka.    Besiegung  der  Hawäzin- 

Stämme.     Grundlage  der  Innern  Organisation 

des  neuen  Staates. 

(Januar  bis  März  630.) 

JNachdem  sich  der  Prophet  entschlossen  hatte,  einen  Hand- 
streich gegen  Makka  auszuführen,  schickte  er  den  im  vo- 
rigen Kapitel  erwähnten  Abu  Katäda  b.  Rib'y  mit  acht 
Mann  nach  Idhani.  Dieser  Ort  liegt  drei  l^osten  nördlich 
von  Madyna,  zwischen  Clioschob  und  Marwa,  aul"  der  Strafse 
nach  Syrien.  Es  uar  seine  Absicht,  die  Feinde  glauben 
zu  machen,  dafs  seine  Rüstungen  den  Vasallenstämmen  der 
Griechen  an  der  syrischen  Grenze  gelten,  und  dieses  ein 
Vorposten  sei. 

Bei  Idham  begegneten  sie  einem  Aschga'iten,  Namens 
'Amir  b.  Adhbat.  Kr  gab  durch  seinen  Grufs  »Saläm  alay- 
kom«  (Heil  euch!)  zu  erkennen,  dafs  er  ein  Moslim  sei, 
und  es  wurde  ihm  daher  nichts  in  den  Weg  gelegt.  Mo- 
hallim,  einer  der  mosliniischen  Krieger,  hatte  aber  eine 
persönliche  Rache  gegen  ihn,  ritt  ihm  nach,  tödtete  ihn 
und  nahm  seine  Habseligkeiten.  Als  der  Prophet  vom  Morde 
hörte,  veröflenf lichte  er  zur  Weisung  des  Mohallim  den 
Koränvers  4,  9(),  und  die  Sache  würde  dabei  ihr  Bewen- 
den gehabt  haben,  wenn  nicht  zwei  einflufsreiche  Schayche, 
welche  sich  um  diese  Zeit  bekehrten,  der  Fazärite  'Oyayna 
und  der  Tamymite  Akra',  der  eine  gegen  den  anderen  für 
<len  Mörd^ir  Partei  ergriffen  hätten.  Bei  Honayn  (im  Febr. 
d.  J.)  bestand  'Oyayna   darauf,  dafs  das  Blut  des  Erschia- 


313 

genen  gerächt  werde,  Akra'  erklärte,  er  wolle  den  Mörder 
vertheidigen,  und  es  gelang  dem  Propheten  mit  vieler  Mühe 
den  ersteren  zu  bewegen,  für  die  V^erwandten  des  Erschla- 
genen die  Sühne,  bestehend  in  hundert  Kameelen,  anzu- 
nehmen. Das  Leben  des  Mohallim,  welcher  sich  schon 
zum  Tode  vorbereitet  hatte,  wurde  somit  verschont,  aber 
es  traf  ihn  ein  viel  herberes  Loos:  Der  Kläger  hatte  es 
zur  13edingung  gemacht,  dafs  der  Prophet  für  ihn  nicht  die 
Verzeihung  seines  Verbrechens  von  Gott  erflehen  soll.  Mo- 
hammad liefs  ihn  daher  vor  sich  kommen  und  wiederholte 
dreimal  mit  feierlicher  Stimme.  0  Gott,  verzeihe  dem  Mo- 
hallim seine  Schuld  nicht!  Der  Unglückliche  starb  bald 
darauf  vor  Gram. 

Den  Makkanern  gegenüber  wäre  es  für  Mohammad 
vom  gröfsten  Nutzen  gewesen,  wenn  ihre  nächsten  Nach- 
baren, die  Choza'iten,  mit  denen  er  ein  Bündnifs  geschlos- 
sen hatte  (vergl.  S.  249),  dem  Isläni  beigetreten  wären. 
Um  diesen  Zw  eck  zu  erreichen,  richtete  er  folgendes  Schrei- 
ben an  drei  ihrer  Häuptlinge  (Bodayl  b.  Warka,  Bosr  und 
Sarawät):  »Ich  habe  mich  nie  an  eurem  Eigenthum  vergrif- 
fen und  hege  keine  Geringschätzung  gegen  euch,  vielmehr 
habe  ich  für  keinen  Stamm  im  ganzen  Küstenlande  eine 
höhere  Achtung,  noch  ist  mir  einer  näher  verwandt  als  ihr 
und  jene  Motayyabiten  '),  welche  euren  Anhang  bilden. 
Diejenigen  von  euch,  welche  unter  meinen  Flüchtlingen  sind, 
geniefsen  alle  Rechte,  welche  ich  selbst  geniefse.  Ich  ge- 
stehe diese  Privilegien  sogar  jenen  Moslimen  eures  Stam- 
mes zu,  welche  in  ihrer  Heimath  weilen,  ausgenommen, 
wenn  einer,  ohne  gerade  die  Heiligthümer  zu  besuchen, 
in  Makka  wohnt.  Wahrlich,  ich  hege  seit  wir  im  Frieden 
leben  keine  Geringschätzuns:  g:e2:en  euch,  und  ihr  braucht 
euch  vor  mir  nicht  zu  fürchten  oder  zu  schützen.   'Alkama 


')    Das  heifst  die  Banü  Häschim,  Zohra,  Härith  b.  Fihr,  Taym 
b.  Morra  und  Asad  b.  Abd  al'ozzä. 


314 

b.  'Olätha  und  die  zwei  Sohne  des  Hawda  (d.  h,  'Äddä  ') 
und  'Amr,  Söhne  des  ChäÜd  und  Enkel  des  Hawda)  ha- 
ben sich  hieher  übergesiedelt  und  sie  haben  auch  im  Na- 
men der  Familie  des  Ikrima  b.  Hac;ala  den  Eid  der  Treue 
geschworen ,  und  wir  gehen  daher  in  Recht  und  Unrecht 
Hand  in  Hand.  Ich  kann  euch  versichern,  dals  ich  euch 
nicht  für  Lügner  halte  und  dafs  euch  Allah,  euer  Herr, 
nicht  geringschätzt.« 

Wenn  die  Chozä'iten  auch  nicht  sogleich  sänmitlich 
dem  Islan»  beitraten,  so  wurden  sie  doch  im  Vertrauen  auf 
ihre  schlagfertigen  Verbündeten  übermüthig  und  verübten 
einen  Raubmord  an  einem  Kaufmann  aus  dem  mit  den 
Korayschiten  verbündeten  Stamme  Bakr-Kinäna.  Die  An- 
gehörigen des  Erschlagenen,  unterstützt  von  einigen  IVlak- 
kanern,  machten,  um  Hlutrache  zu  üben,  zweiundzwanzig 
iMonate  nach  dem  Friedensschlüsse  von  Hodaybiya  einen 
]Nachtül)erfall  auf  ein  chozaitisches  Lager  imd  erschlugen 
zwanzig  Mann.  Da  der  Zwist  so  grofse  Dimensionen  an- 
genommen hatte,  reklamirten  die  Chozaiten  den  Beistand 
ihrer  Bundesgenossen,  der  Moslime.  Die  Einwohner  von 
Makka  sahen  wohl,  was  ihnen  bevorstand  und  sandten  den 
Abu  Sofyän  zu  Mohammad,  um  den  Friedensvertrag  zu  er- 
neuern. Dieser  vermied  ebenso  sehr  in  den  Antrag  ein- 
zugehen, wie  den  Krieg  zu  erklären,  und  rüstete,  so  bald 
Abu  Sofyän  Madyna  verlassen  hatte,  in  der  gröfsten  Eile 
für  einen  Feldzüg  gegen  seine  Vaterstadt;  er  verheimlichte 
aber  selbst  vor  Abu  Bakr  seine  Absichten.    Es  war  jedoch 


')  In  einer  viel  späteren  Schenkungsurkunde  erhält  dieser  Addä 
das  Land  zwischen  (^'obaa  und  Zohh  und  Lowäna  (Lowäba?).  Nach 
der  I^äba  war  Addä  ein  für  den  Glauben  Erkaufter  und  Moham- 
mad schenkte  den  Lehen  Toraychych  oder  Nozaychych,  Er  gehörte 
dem  Stamme  'Amir  oder  Bakkä  (Ipäba  Bd.  1  S.  848)  an,  und  es 
werden  hier  seine  Söhne  nur  als  ermunterndes  Beispiel  für  die  Cho- 
zailen  erwähnt. 


315 

nicht  schwer,  sie  zu  erkennen,  und  es  beland  sich  unter 
den  Gliiubigen  ein  Verräther,  welcher  einer  nach  Makka 
reisenden  Frau  einen  Brief  an  die  Korayschiten  mitgab,  in 
welchem  er  sie  warnte.  Sie  wurde  auf  dem  Wege  von 
zwei  Häschern,  welche  Mohammad  zu  diesem  Zwecke 
abgesandt  hatte,  aufgefangen  und  das  in  ihren  Haaren  ver- 
borgene Schreiben  nach  Madyna  zurückgebracht.  Der 
Verräther  Ibn  Abu  Baltaa  war  geständig  und  fand  Gnade. 
Die  Rüstungen  wurden  in  grofsem  Maalsstabe  betrie- 
ben, und  aufser  den  in  Madyna  lebenden  Moslimen  wur- 
den auch  die  besiegten  und  zum  Theil  bekehrten  Koma- 
denstämme  unter  die  Waffen  gerufen.  Einige  kamen  nach 
Madyna,  andere  schlössen  sich  auf  dem  Zuge  dem  Heere 
an.  Die  ganze  Armee  wird  auf  zehn  Tausend  Mann  ge- 
schätzt. Mohammad  verliefs  Madyna  am  Mittwoch  den 
10.  (12.?)  Ramadhän  (1.  oder  3.  Januar  630)  Nachmittag') 
und  dispensirte  des  Feldzuges  wegen  die  Gläubigen  vom 
Fasten.    Zobayr  versah  mit  200  Mann  den  Vorpostendienst. 


')  Nach  WAkidy's  Chronologie  dauerte  der  Marsch  zehn  Tage 
und  Makka  wurde  am  Freitag,  den  20.  Ramadhän  (11.  Januar  630, 
es  war  dies  aber  ein  Donnerstag),  erobert.  Ich  halte  mich  an  Wä- 
kidy,  obschon  seine  Chronologie  der  Feldzüge  ziemlich  willkürlich 
ist,  weil  wir  nur  eine  noch  willkürlichere  an  ihre  Stelle  setzen 
könnten.  Man  würde  sich  aber  sehr  irren,  wenn  man  annähme, 
dafs  die  Quellen,  welche  ihm  vorlagen,  übereinstimmten.  Dafs  Makka 
im  Ramadhän  eingenommen  wurde,  steht  jedoch  fest.  Nach  einer 
Tradition  des  Zohry,  bei  Ibn  Sa'd,  verliefs  Mohammad  Madyna  am 
10.,  nach  einer  anderen  rief  er  die  Moslime  schon  am  2.  unter  die 
Waffen;  nach  einem  Berichte  verliefs  er  die  Stadt  am  17  oder  18. 
Als  der  Tag  der  Eroberung  von  Makka  wird  in  den  Traditionen 
auch  der  10.  genannt.  Nach  fünf  Traditionen  hielt  er  sich  15  Tage 
in  Makka  auf,  aber  einige  sagen  17  und  andere  18  Tage.  Der  Marsch 
nach  Honayn  hängt  vom  Datum  der  Eroberung  und  der  Länge  des 
Aufenthalts  in  Makka  ab.  Taymy's  Angabe  stimmt  mit  folgender 
Tradition  des  Ibn  Sa'd,  von  Fadhl  b.  Dokayn,  von  Mas'üdy,  von 
Hakam,   überein:    Der  Prophet  verliefs  Madyna  den  6.  Ramadhän, 


316 

Zu  Kodayd  ')  vertheilte  Mohammad  die  Feldzeichen  und 
rückte  bis  Marr-Tzahrän,  eine  leichte  Tagereise  von  Makka 
vor;  hier  befahl  er  zehn  Tausend  Feuer  anzuzünden. 

Den  EinAYohnern  von  Makka  war  übel  zu  Muthe  beim 
ISahen  dieser  grofsen  Heeresmacht.  Die  so  lange  gedrohte 
Katastrophe  war  nun  wirklich  im  Anzüge.  'Abbäs,  der  On- 
kel des  Propheten,  und  zwei  andere  seiner  Verwandten  gin- 
gen ihm  entgegen  und  legten  das  («laubensbekenntnifs  ab. 
Abu  Sofyän  und  Hakyni  b.  Hizäm,  überrascht  durch  die 
zehn  Tausend  Feuer,  streiften  auf  dem  Wege  umher,  um 
Kunde  einzuziehen.  Die  Gröfse  des  Heeres  überzeugte 
sie  von  dem  Ernst  der  Lage  und  der  Nothwendigkeit,  sich 
zu  unterwerfen.  'Abbäs  ritt  auf  dem  weifsen  Maulthiere 
des  Propheten  vor  das  Lager,  in  der  Hoftiiung,  Jemand 
zu  finden,  welcher  den  Korayschiten  die  Botschaft  hinter- 
bringe, dafs  aller  Widerstand  fruchtlos  sei.  Im  Dunkel  der 
Nacht  hörte  er  sprechen  und  erkannte  die  Stimme  des 
makkanischen  Häuptlings.  Kr  rief;  Ist  dies  nicht  Abu  So- 
fyän ? 

Labbayka!  (aufzuwarten!)  ISicht  wahr,  du  bist 'Abbäs? 
Wie  steht's? 

'Abbäs:  Schlimm  für  dich!  Mohammad  rückt  an  und 
ein  Morgen  des  Verderbens  geht  auf  für  die  Koray- 
schiten. 

Abu  Sofyän:  Was  ist  zu  thun? 

'Abbäs:  Wenn  du  mit  Waffengewalt  unterworfen  wirst, 
verlierst  du  deinen  Kopf.  Schicke  deinen  Begleiter  zu- 
rück und  setze  dich  hinter  mich  auf  das  Maulthier,  ich 
will  dich  zum  Propheten  bringen  und  für  dich  Amnestie 
erwirken. 


er  war  nur  sieben  Tage  auf  dem   Wege,    blieb  einen  halben  Monat 
zu  Makka  und  zog  zwei  Tage  vor  Ende  Ramadhän  gegen  Honayn. 

')    In  drei  Traditionen  steht,  vielleicht  richtiger,  al-Kadyd  statt 
Kodayd. 


317 

Sie  ritten  bei  mehreren  Wachtfeuern  vorüber  und  die 
Moslime  üefsen,  als  sie  das  Maulthier  ihres  Meisters  und 
darauf  den  Abbäs  erkannten,  sie  ungehindert  vorwärts  ge- 
hen. Endhch  kamen  sie  zum  Feuer  des  'Omar,  welchem 
jene  Nacht  die  Hauptwache  anvertraut  war.  Er  rief:  Wer 
da?  und  nahete  sich.  Als  er  den  Abu  Sofyän  erblickte, 
sagte  er:  Gottlob,  dafs  der  Feind  Gottes  ohne  sicheres 
Geleit  in  meine  Hände  gefallen  ist.  Sogleich  eilte  er  zum 
Propheten  und  'Abbäs  ritt  so  schnell  er  konnte,  um  ihm 
zuvorzukommen.  Kaum  hatte  er  mit  Abu  Sofyän  das  Ge- 
zeit  des  Proj)heten  erreicht,  als  auch  Omar  hereintrat  und 
sagte:  Erlaube  mir,  dafs  ich  ihm  den  Kopf  abhaue;  denn 
er  ist  ohne  Geleit  oder  Versprechen  gekommen,  'Abbäs 
fiel  ihm  in  das  Wort  und  sackte:  Ich  habe  ihm  meinen  Schutz 
zugesagt.  So  rettete,  wenn  die  Geschichte  wahr  ist,  der 
Ahnherr  der  abbäsidischen  Chalyfen  das  Leben  des  Stamm- 
vaters der  omayyidischen,  und  zum  Dank  dafür  haben  diese 
ein  Jahrhundert  lang  jene  ihrer  Rechte  beraubt  ').  Nach 
einigem  Hin-  und  Herreden  legte  Abu  Sofyän  das  Glaubens- 
bekenntnifs  ab.  Mohammad  schickte  ihn  nach  Makka  vor- 
aus, um  die  Einwohner  zu  friedlicher  Unterwerfung  zu  be- 
wegen, und  er  zeichnete  ihn  dadurch  aus,  dafs  er  sagte: 
Verkünde  den  Makkanern,  dafs  wer  in  dein  Haus  tritt,  wer 
seine  Thüre  verschliefst  und  wer  sich  zur  Ka'ba  begiebt, 
sicher  sei.  Zugleich  nannte  er  ein  halbes  Dutzend  per- 
sönliche Feinde,  welche  von  der  Amnestie  ausgenommen 
sein  sollten. 

Als  Abu  Sofyän  bei  dem  Engpässe  des  Thaies  ange- 


' )  Der  Streit  dieser  zwei  mächtigen  Familien  hat  zu  manchen 
Legenden  Anlafs  gegeben.  So  wird  erzählt,  dafs  ihre  Urgrofsväter 
Häscbim  und  Abd  Schams  Zwillingsbrüder  gewesen  seien.  Die  Hand 
des  einen  war  mit  der  Stirn  des  anderen  zusammengewachsen,  so 
dafs  schon  bei  der  Geburt  das  Schwert  zwischen  sie  treten  mufste 
(vergl.  Wüstenfeld,  Zeitscbr.  d.  d.  morgenl.  Ges.  Bd.  7  S.  28). 


318 

langt  war,  holte  ihn  'Abbäs  ein  und  sagte:  Der  Gottge- 
santlte  wiinsclit,  dafs  du  hier  Avartest,  bis  seine  Truppen 
vorbei  defilirt  sind,  damit  du  einen  Begriff  habest  von  sei- 
ner Macht.  Er  hatte  nur  kurze  Zeit  gewartet,  als  der 
Heereszug  ankam.  Voran  marschirten  die  Solaymiten,  700 
Mann  stark.  Ich  mache  mir  nichts  aus  diesen,  sagte  der 
korayschitische  Häuptling.  Dann  folgten  1000  Mozayniten. 
Auch  diese  können  nicht  viel  ausrichten,  sagte  er.  DaranI 
kamen  400  Aslamiten  mid  ebenso  viele  Ghifäriten  und  end- 
lich die  Gühayna,  Aschga'  und  einige  Krieger  aus  den  Ta- 
mym-  und  anderen  nomadischen  Stämmen.  Aber  alle  diese 
erfüllten  ihn  mit  wenig  Achtung.  Endlich  defilirten  in  krie- 
gerischer Haltung  und  vortrefflicher  Rüstung  die  Schaar 
des  Mohammad,  bestehend  aus  den  Anc;ärern  und  Flücht- 
linsen, vorbei.  »Diese  sind  unüberwindlich!«  rief  er  aus 
und  eilte  dem  Heere  voraus,  um  seine  Vaterstadt  zur  Un- 
terwerfung aufzufordern. 

Bei  Dzü-Towa  machte  Mohammad  Halt  und  ordnete 
seine  Truppen  für  den  Einzug  in  die  Stadt.  Chälid,  der 
Commandant  des  rechten  Flügels,  in  welchem  die  meisten 
nomadischen  Truppen  [»ostirt  \varen,  erhielt  Befehl,  von  un- 
ten einzurücken;  Zobayr,  welcher  den  rechten  Flügel  com- 
mandirte,  besetzte  den  entgegengesetzten  Theil  der  Stadt. 
Sa'd  b. 'Obäda  war  beauftragt,  von  Kodä  her,  welches,  wie 
es  scheint,  auf  der  Strafse  nach  Gidda  (westlich  von  Makka) 
liegt,  anzugreifen.  Er  sagte:  Heute  ist  der  Tag  des  Blut- 
bades, heute  werden  die  Heiligthümer  entheiligt.  Diese 
Worte  wurden  dem  i^ophetcn  hinterbracht,  und  weil  er 
fürchtete,  die  Madyner  würden  schonungslos  gegen  die 
Fin wohner  verfahren,  befahl  er  dem  Alyy,  die  Fahne  und 
das  Kommando  von  ihm  zu  übernehmen.  Mohammad  folgte 
auf  der  nordwestlichen  Strafse  und  vor  ihm  her  marschirte 
der  umsichtige  General  Abu  'Obayda  im  Kommando  des 
Fufsvolkes,  welches  den  Kern  der  Armee  bildete.  Im  obe- 
ren Theile  von  Makka  wurde  dessen  Zelt  aufgeschlagen. 


319 

Obschoii  die  Mehrzahl  der  Makkaner  sich  freiwiUiy: 
iinterwair,  so  falste  doch  der  proscrihirte  Ikiinia,  der  Sohn 
des  Abu  Gahl,  am  Fufse  des  Hügels  Chandaiiia  eine  feste 
Stellung-  und  versuchte  es,  den  Mosliniej)  den  Kingang  in 
die  Stadt  zu  verwehren.  Die  kleine  Schaar  wurde  aber 
von  Chälid  angegriiVen  und  nach  einem  kurzen  Gefecht, 
in  welchem  die  Moslime  zwei,  die  Heiden  achtundzwanzig 
Mann  verloren,  darunter  vier  Hodzayliten,  versprengt.  Mo- 
hammad hatte  nur  zehn  Personen,  darunter  vier  Frauen, 
von  der  Amnestie  ausgenommen.  Es  waren  dies  zum  Theil 
Abtrünnige,  welche  noch  dazu  einen  Moslimen  erschlagen 
oder  die  Schwächen  der  neuen  Religion  aufyredeckt  hat- 
ten,  zum  Theil  Leute,  welche  ihn  heftig  angegriffen  hatten. 
Von  Allen  wurden  nur  drei  Männer  hingerichtet,  die  übri- 
gen fanden  entweder  Gnade,  oder  retteten  sich  durch  die 
Flucht  i). 

Als  die  Bevölkerung  pacificirt  war,  hielt  Mohammad 
auf  seinem  Kameele  den  Einzug  in  die  Stadt  und  besuchte 
die  Ka'ba.  Er  ritt  sieben  Mal  um  dieselbe  herum  und  be- 
grüfste  jedes  Mal  den  schwarzen  Stein  mit  dem  Stocke, 
den  er  in  der  Hand  hatte;  dann  stieg  er  ab,  üefs  dieThüre 

')  1.  Ikrima,  ein  Sohn  des  Abu  Gabi.  2.  Habbär  b.  Aswad. 
3.  'Abd  Allah  b.  Sa'd  b.  Aby  Sarh  (vergl.  Bd.  II.  S.  407).  4.  Mi- 
kvas  b.  Dhobäba  Laythy.  5.  Howayrith  b.  Nokaydz.  6.  'Abd  Allah 
(al-'Ozzä?)  b.  Hilal  b.  Cbatal  Adramy.  7.  Hind,  eine  Tochter  des 
Otba.  8.  Sara,  eine  befreite  Sklavin  des'Amr  b.  Häschim.  9.  und 
10.  Fartanä  und  Karyba.  zwei  Sklavinnen  des  Ibn  Cbatal  (No.  6). 
Getödtet  Avurden  No.  4,  5  und  6.  No.  1  floh  nach  Yaman  und 
wurde  später  auf  die  Fürbitte  seiner  Frau  begnadigt.  No  8  wurde 
begnadigt.  No.  ü  floh  und  wurde  später  begnadigt.  No.  10  wurde 
hingerichtet.  Hind  bint  'Otba  (No.  7),  die  böse  Frau  des  Abu  So- 
fyan,  welche  den  Hamza  tödten  liefs,  bekehrte  sich  zum  Islam,  machte 
aber,  selbst  als  sie  das  Glaubensbekenntnifs  ablegte,  dem  Mohammad 
noch  Vorwürfe,  haute  jedoch  zur  Sühnung  den  Penaten  ihres  Hau- 
ses in  Stücke.  Sie  ist  die  Mutter  des  Chalyfen  Mo'awiya  und  starb 
während  der  Regierung  des'üthmun. 


320 

des  Tempels  öffnen  und  trat  in  das  Innere  mit  den  Wor- 
ten: Es  giebt  keinen  Gott  als  Allah,  den  einzigen.  Er  hat 
keinen  Genossen.  Er  hat  sein  Versprechen  gehalten,  sei- 
nem Knechte  den  Sieg  verliehen  und  die  Ethnoi  in  die 
Flucht  geschlagen  ' ).  Er  fand  eine  Taube  aus  einer 
Palmschale,  zerbrach  sie  und  warf  sie  weg.  Er  soll  auch 
Gemälde  oder  Statuen  ^)  von  Engeln  und  anderen  Wesen, 
darunter  das  Bild  von  Abraham  mit  den  Loosstäben  (vgl. 
Bd.  1  S.  259)  in  der  Hand,  gefunden  haben.  Er  liefs  diese 
Abbildung  zerstören  und  sagte:  Wie  kommt  Abraham  zu 
den  Pfeilen,  er  war  weder  Jude  noch  Christ,  sondern  ein 
Hanyf 

Mohammad  blieb  einen  halben  Monat  in  Makka  und 
benutzte  die  Zeit,  die  nöthigen  Neuerungen  zu  machen. 
Den  Chozaiten  Tamym  b.  Asad  beauftragte  er,  die  Grenz- 
steine des  heiligen  Gebietes  neu  herzustellen.  An  die  Ein- 
wohner liefs  er  den  Befehl  ergehen,  ihre  Hausgötter  zu 
zerstören,  und  am  16.  Januar  680  sandte  er  den  Chälid 
mit  dreilsig  Reitern  nach  Nachia,  um  die  Ozzä  zu  vernich- 
ten. Es  wird  erzählt,  dafs  Chälid,  nachdeni  er  seine  Pflicht 
gethan  zu  haben  glaubte,  zum  l^opheten  zurückkehrte  und 

')  Diese  Worte,  welche  die  Tradition  dem  Propheten  in  den 
Mund  legt,  beziehen  sich  auf  die  früheren  Drohungen  eines  Straf- 
gerichtes. Eine  Tradition  des  Abu  Horayra  bei  Ihn  Sa'd  geht  noch 
weiter:  Am  Tage  der  Einnahme  von  Makka  war  die  Stadt  in  Rauch 
gehüllt.  Darauf  beziehen  sich  die  Worte  des  Kor.  44,  9  (vergl.  Bd.  I. 
S.  538).  Nach  einer  Tradition  des  Scho'ba  hat  Mohammad  die  nun 
in  Erfüllung  gegangene  Süra  110  (vergl.  Bd.  I.  S.  560)  zweimal,  zu- 
erst im  höheren,  dann  im  tieferen  Tone  recitirt. 

')  Der  Ausdruck  „um  die  Ka'ba  herum",  hawl  alka  ba,  läfst  eine 
sehr  weite  Bedeutung  zu.  Ihn  Sa'd  sagt  von  Götzen,  die  viele  Stunden 
weit  von  Makka  standen,  wie'Ozza,  Manä,  Sowa,  Bowana  und  Dzü- 
Ikaffayn :  y,sie  waren  um  dieKaba";  es  fragt  sich  daher,  wie  es  in 
dieser  Legende  zu  verstehen  sei.  Nach  einer  anderen  Tradition  hat 
Mohammad  den  Omar  vorausgeschickt,  die  Bilder  auszulöschen  und 
die  Ka'ba  erst  dann  betreten,  als  sie  gereinigt  war.  Man  sieht,  dafs 
jeder  Traditionist  dasjenige  gethan  werden  läfst,  was  er  eines  Pro- 
pheten am  würdigsten  hält. 


321 

dieser  ihn  fragte:  Hast  du  etwas  Aufserordentliches  bemerkt? 
Chälid  antwortete:  Nein!  Dann  hast  du  deine  Arbeit  nicht 
vollendet,  fuhr  der  Prophet  fort;  geh  noch  einmal  hin. 
Als  Chälid  diesmal  nach  Nachia  kam,  ging  er  mit  dem 
Schwerte  auf  das  Heiiigthum  los  und  es  sprang  eine  nackte 
Frau  mit  tliegenden  Haaren  heraus.  Der  Priester  erhob 
ein  Geschrei,  Chälid  aber  hieb  sie  nieder.  Als  er  dem 
Propheten  Bericht  erstattete,  sagte  er:  Jetzt  ist  Alles  in 
Ordnung,  dies  war  die  'üzza;  sie  hat  keine  Hoffnung  in 
eurem  Lande  je  wieder  verehrt  zu  werden. 

'Amr  b.  'Äg  zertrümmerte  um  dieselbe  Zeit  die  Sowa, 
den  Götzen  der  Hodzayliten.  Seine  Gefährten  öffneten  die 
Schatzkammer,  fanden  sie  aber  leer.  Der  Priester  be- 
kehrte sich. 

Die  Manäh  wurde  von  einem  Madyner  zerstört.  ]Nach 
Ibn  Sad  soll  sie  nämlich  besonders  von  den  Einwohnern 
dieser  Stadt  und  den  Ghassäniten  (!)  angebetet  worden 
sein.  Auch  hier  soll  sich  ein  nacktes  Weib  mit  fliegenden 
Haaren  gezeigt  haben  und  niedergehauen   worden  sein. 

Chälid  erhielt  ferner  den  Auftrag,  die  benachbarten 
Stämme  aufzufordern,  dem  Glauben  beizutreten.  Er  war 
von  einer  hinlänglichen  Heeresmacht  begleitet,  um  seinen 
Predigten  Nachdruck  zu  geben,  hatte  aber  Befehl,  keine 
Gewalt  zu  gebrauchen.  Die  Modligiten  und  noch  nicht 
bekehrten  Solaymiten  willigten  sogleich  ein,  sich  zu  un- 
terwerfen. Einige  Mitglieder  des  kinänischen  Stammes 
Gadzyma  riefen  zwar  dem  Chälid  bei  seinem  Annähern 
entseoren:  Wir  sind  bereit,  uns  zum  Cabismus  zu  bekeh- 
ren!  Andere  jedoch  griffen  zu  den  Waffen.  Er  forderte 
sie  zur  Unterwerfung  auf,  und  nachdem  sie  die  Waffen  nie- 
dergelegt hatten,  liefs  er  Mehrere  hinrichten.  Mohammad, 
welcher  die  Macht  der  Versöhnlichkeit  und  des  Geldes 
kannte,  schickte  den  'Alyy  mit  dem  Blutpreise  der  Getöd- 
teten,  und  die  Gadzymiten  wurden  nun  gute  Moslime. 

Die  Banu  Koraydh,    ein  Zweig  des   sehr  zahlreichen, 
aber  zerstreuten  Modharstammes  Bähila,  waren  nebst  den 
111.  21 


322 

Banij  Hilal  und  Salül  im  Besitze  von  Bysche.  Nach  dem 
Fall  von  Makka  hatten  die  Koraydhiten  wenig  Aussicht, 
ihre  Unabhängigkeit  behaupten  zu  können.  Sie  sandten 
daher  Motarraf  als  Boten  an  den  Propheten,  um  ihm  ihre 
Unterwürfigkeit  und  den  Uebertritt  zum  Islam  anzuzeigen. 
Er  sprach:  0  Gesandter  Gottes,  wir  bezeugen,  dafs  Allah 
in  seinen  Himmeln  wohnt  und  dafs  es  keinen  Gott  giebt 
aufser  ihm.  Wir  glauben  an  dich  und  bekennen  uns  zu 
allem,  was  du  lehrest.  Gieb  uns  eine  Urkunde!  Der  Pro- 
phet schrieb:  \  on  Mohanimad,  dem  Boten  Gottes,  an  Mo- 
tarraf, den  Sohn  des  Kähin,  und  an  die  Bähiliten,  welche 
in  Bvsche  wohnen  ').  Wer  »weifses«  Land,  in  welchem 
sich  (lehege  befinden,  in  denen  Abends  Schafe  oder  Ka- 
meele  zum  Behufe  des  Melkens  zusammengetrieben  wer- 
den, urbar  macht,  erwirbt  dadurch  das  Eigenthumsrecht, 
und  er  hat  von  30  Rindern  ein  Stück,  von  40  Schaafen 
ein  Stück,  und  von  50  Kameelen  ein  Stück  zu  entrichten. 
Der  Armensteuer- Einnehmer  muls  das  Vieh  auf  den  Wei- 
den zählen  (und  er  hat  nicht  das  Recht  zu  verlangen,  dafs 
es  an  einem  bestimmten  Orte  zusammengetrieben  werde). 
Die  Bähiliten  geniefsen  Sicherheit  unter  dem  Schutze 
Gottes  ^). 


')  Yaküb,  bei  l9äba,  sagt:  Bysche  ist  ein  Thal,  welches  von 
den  Bergen,  die  sich  über  das  Tihama  erheben,  hinabsteigt.  Ein 
Theil  davon  gehört  den  Ililaliten  und  ein  Theil  den  Saläliten.  Seine 
Lage  wird  genauer  in  den  Post-  und  Reiserouten  S.  125  angegeben. 
Dies  waren,  wie  es  scheint,  die  ursprünglichen  Wohnsitze  der  Bä- 
hiliten, in  denen  auch  noch  einige  zurückgeblieben  waren ,  der  grö- 
fsere  Theil  hatte  sich  aber  vier  Tagereisen  südwestlich  von  Bacjra 
angesiedelt.  Sie  besafsen  in  ihren  neuen  Wohnsitzen  eine  Anzahl 
Dörfer,  wie  Awsega  und  Tolüh  bei  Dharyya.  Ihre  neuen  Wohn- 
sitze sind  reich  an  Datteln,  enthalten  aber  auch  eine  kleine  Sand- 
wüste und  zwei  Berge.  Innerhalb  ihres  Gebietes  lebten  die  ßanü 
Dhabba  (Ibn  Häyik  fol.  128). 

')  Wir  haben  zwei  Versionen  dieses  Dokumentes,  welche  nur 
in  einem  Punkte  von  einander  abweichen.     Es  wird  spezifizirt,  wie 


323 

Auch  die  Wäbiliten  (Wäyiliten?),  ein  Zweig  des  Bähila- 
stammes, fanden  es  zweckmäfsis^,  sich  dem  Mohammad  zu 
unteiwerlen  und  den  Islärn  anzunelmien.  Sie  sandten  den 
Naschhai  b.  Mälik  als  iliren  Abgeordneten  nach  Madyna, 
und  der  Prophet  liels  für  ihn  und  seinen  Stamm  durch 
'Othmän  b.  Aflan  eine  Urkunde  schreiben,  welche  die  Grund- 
pflichten  des  Islams  enthielt  '). 

Drei  leichte  Tagereisen,  genau  östlich  von  Makka,  liegt 
auf  dem  Gebirge,  in  reizender  Umgebung,  die  Stadt  Tä- 
yif.  Südlich  davon  erhebt  sich  der  ^Ata^vad  a'tzam  oder 
grofste  Gebiigsstock,  von  welchem  eine  Gebirgskette  mit 
mehreren  Hochebenen  in  der  Richtung  des  Rotlien  Mee- 
res bis  an  den  südlichsten  Rand  der  Halbinsel  reicht,  und 
nebst  dem  Küstenlande  das  5) grüne«  Yaman  oder  Arabia 
Foelix  bildet. 

Der  Gebirgsstock  ist  der  Mittel])unkt  einer  Anzahl 
von  Stämmen,  Avelche  zur  Zeit  des  Mohammad  den  Sam- 
melnamen Hawäzin  hatten;  er  wurde  aber  nicht  von  diesen 
bewohnt;  in  den  unzugänglichen  Höhen  lebten  vielmehr 
wilde  südarabische  Stämme,  nämlich  die  Chath'amiten,  süd- 
lich von  ihnen  die  Dawsiten,  noch  weiter  gegen  Süden 
die  Ghämiditen,  dann   ein   Zweig  der  Azditen  und  endlich 


alt  das  Thier  sein  mufs,  welches  als  Steuer  entrichtet  wird,  in  der 
Uebersetzung  sind  diese  Details  übergangen  worden. 

')  Um  diese  Zeit  kamen  auch  'Abd  Allah  b.  'Alas  und  Mas- 
lama b.  Hazzän  zum  Propheten,  um  ihm  die  Unterwürfigkeit  ihrer 
Stämme,  der  Thomäla  und  Hobrän  (Goddän?),  welche  „an  der 
Meeresküste  (Asyäf)  und  in  den  Tiefländern  (Agwäf)  wohnten", 
anzuzeigen.  Er  liefs  ihnen  ein  Dokument  ausfertigen,  in  welchem 
ihnen  befohlen  wird,  von  je  lOWask  Datteln  einen  Wask  als  Steuer 
abzuliefern. 

Die  Thomäliten  waren,  wie  es  scheint,  ein  Azd-Schanüa-Stamm 
und  lebten  an  der  Küste  des  Rothen  Meeres  südlich  von  Makka,  wahr- 
scheinlich bei  Baysch  (nach  Ya'küby  S.  103:  die  zwölfte  Station  süd- 
lich von  Makka).  Aufser  Datteln  werden  in  der  Urkunde  keine  Pro- 
dukte genannt. 

21* 


324 

ein  himyaritischer  Stamm.  Nur  in  der  unmittelbaren  Nähe 
von  Täyif  trieb  sich  ein  mit  den  Einwohnern  dieser  Stadt 
Aveitläullig  verwandter,  wenig  zahheicher  Stamm,  die  'Ad- 
Avaniten,  umher. 

Die  Hawäzinstämme,  gröfstentheils  Nomaden,  waren 
im  Besitze  der  Abhänge  um  den  Gebirgsstock  herum,  und 
wohl  auch  einiger  zugänglichen  Höhen.  Die  Ebenen  aber, 
östlich  von  den  Gebirgen,  waren  last  sämmtlich,  westlich 
davon  zum  Theil  in  ihrer  Macht.  Ihre  nördliche  Grenze 
war  ungefähr  vier  oder  lünt  Tagereisen  im  Süden  von 
Gidda,  und  sie  dehnten  sich  bis  über  die  Hafenstadt  Dhan- 
kän  aus.  Hier  jedoch  waren  nicht  sie,  sondern  die  Kinä- 
niten  Meister.  Auch  das  Thal  Bysche  war  theilweise  von 
ihnen  besetzt.  Einen  Zweig  des  Hauäzinstammes,  die  Ga- 
diten,  linden  wir  in  der  jNähe  von  INigrän,  während  ein 
anderer,  <he  Kiläl)iten,  eine  grofse  Strecke  der  Makka- 
Ba(;ra  -  Strafse  beherrschte.  Die  ganze  Hochebene  zwischen 
Najiiäu  und  den  Kilubiten  wurde  last  ausschhefslich  von 
Hawäziniten  durchzogen,  und  mit  ihnen  verwandte  noma- 
dische  und  ackerbautreibende  Völker  dehnten  sich  von  die- 
ser last  ganz  unbekannten  Landschalt  gegen  JNO.  bis  an 
den   l*ersischeu   Meerbusen   aus. 

In  unserer  Zeit  haben  von  den  Hawäzinstämmen  ihre 
alten  Wohnsitze  und  Namen  bewahrt:  die  Thakyüten,  de- 
ren Welirkial't  aul"  3800  Reiter  geschätzt  wird;  die'Adwä- 
niten  8000  Reiter  und  25000  Mann  Fulsvolk,  und  die  So- 
la\miten,  wozu  jetzt  die  Väli'iten  gehören,  beide  zusammen 
20000  Mann   Fufsvolk. 

Die  Genealogen  zählen  auch  die  Ämirilen  (die  Banü 
'Ämir  b.  Gac^aa)  zu  den  Hawäzinstämmen.  Zur  Zeit  des 
Mohammad  bestand  jedoch  kein  politischer  Zusammenhang 
zwischen  ihnen  und  den  Einwohnern  von  Täyif,  welche 
Stadt  wir  als  den  Mittelpunkt  der  Hawäziniten  ansehen.  Ja 
die  Amiriten  grillen  einige  Zeit  früher  die  Stadt  Täyif 
mit  scdcher  I  ebermacht  an,  dals  die  Einwohner  ihre  näch- 
sten Verbündeten,    die  j\ac;riten,    um  Hülfe  anriefen.     Die 


325 

Stammvenvandtschaft  zwischen  den  'Amiriten  und  den  an- 
deren Stämmen  wollen  wir  niclil  läugnen,  aber  das  Be- 
wnlstsein  der  Zusammeni>:ehöriji:keit  entwickelte  sich  erst 
Avälirend  der  moslimisclien  Ernberuii'^skriege,  wo  sie  in 
ihrem  Wetteifer  mit  den  grofsen  nördlichen  Horden,  um 
ein  im[)osantes  Contingent  zur  Armee  liefern  zu  können, 
sich  vereinigten. 

Nach  dem  Falle  von  Makka  waren  die  Hawäzin  kei- 
nen Tag  vor  den   Rauhzügen   der  Moslime  sicher  ').      Die 


')  Taymy  läfst  die  Schlacht  von  Honayn  schon  im  Ramadhän 
geschlagen  werden  und  sagt  S.  423:  „Mohammad  belagerte  Täyif  ei- 
nen Monat  lang;  dann  als  der  Neumond  von  Dzü-lka'da  erschie- 
nen war,  kehrte  er  nach  Makka  zurück,  um  privatim  die  Wallfahrt 
zu  verrichten,  und  blieb  einige  Tage  in  Makka."  Auch  Azraky  S.  127 
versetzt  diese  Wallfahrt  in  den  Dzü-lka'da  und  sagt,  dafs  in  jenem 
Jahre  auch  das  Pilgerfest  in  jenem  Monat  gefeiert  wurde.  Es  ist 
anzunehmen,  Mohammad  habe  privatim  die  nöthigsten  Ceremonien 
des  Festes  verrichtet,  und  das  Datum  beleuchtet  somit  die  Osterfrage. 
Ibn  Sa'd  läfst  die  Schlacht  von  Honayn  mehr  als  eine  Woche  später 
gefochten  worden,  nämlich  am  8.  Schawwäl  (29.  Januar  630).  Die 
Belagerung  dauerte  nur  18  Tage;  darauf  hielt  sich  Mohammad  12 
Tage  in  Gi'irräna  auf,  was  zusammen  einen  Monat  macht.  „Am 
Mittwoch,  den  12.  Dzü-lka'da,  Abends,  begab  er  sich  nach  Makka, 
verrichtete  die  Ceremonien  und  kam  frühmorgens  schon  wieder  nach 
Gi'irräna.  Am  Donnerstag  brach  das  Lager  auf  und  kehrte  nach 
Madyna  zurück."  Der  zwölfte  war  ein  Sonnabend  und  nicht  ein 
Mittwoch.  Die  Angabe  verdient  daher  nicht  volles  Zutrauen.  So- 
fyän  Thawry  sagt  bei  Ibn  Sa'd:  die  Belagerung  dauerte  vierzig  Tage. 
Zählen  wir  dazu  zwölf  Tage  Aufenthalt  in  Gi'irrä,na  und  einen  oder 
mehrere  Tage  für  Märsche,  so  kommen  wir  in  den  Anfang  des  Mo- 
nats Dzü-lhagg,  welcher  am  22.  März  anfing,  und  Mohammad  mag 
die  Wallfahrt  ara  Mittwoch,  den  28.  März  630,  verrichtet  haben. 
Dieses  Datum  erscheint  mir  deswegen  wahrscheinlich,  weil  es  nä- 
her der  Tag-  und  Nachtgleiche  ist,  als  der  3.  März  oder  gar  Mitt- 
woch, der  28.  Febr.  Wenn  wir  die  Angabe  des  Ibn  Sa'd  mit  der 
des  Ibn  Kalby  bei  Azraky,  S.  127,  vergleichen,  so  finden  wir,  dafs 
sie  im  Wortlaute  zum  Theil  übereinstimmen.  Ibn  Kalby  hat  sich 
aber  durch  die  Theorie,  dafs  das  Pilgerfest  stets  nur  zwei  Jahre 
hintereinander  in  demselben  Monate  gefeiert  wurde,  irre  führen  las- 
sen,  und  da  es  A.  H.  9  u.  10  in  den  Monat  Dzü-lhagg  fiel,  hat  er 


326 

Einwohner  von  Täyif,  welche  dieser  Konföderation  ange- 
hörten, Hefsen  daher  einen  Aufruf  an  ihre  Verwandten  er- 
gehen, sich  zu  sammeln  und  dem  Feinde  vereint  die  Spitze 
zu  bieten,  um  die  Bedouinen  für  das  Unternehmen  zu 
gewinnen,  übertrugen  sie  dem  Schaych  der  nomadischen 
Nagriten,  einem  Manne  von  erst  dreifsig  Jahren,  das  Ober- 
komma ndo.  Von  den  Thak\fiten  und  Nacriten  und  Goscha- 
miten  stellte  sich  die  «janze  waffenfähis-e  Mannschaft  unter 
seine  Fahne.  Ihrem  Beispiele  folgten  auch  die  Banü  Sa'd 
b.  Bakr,  aber  nur  wenige  von  den  Banü  Hiläl;  andere 
Stämme  endlich,  wie  die  Kiläbiten  und  Kabiten,  hielten 
das  Unternehmen  für  gefährlich  und  blieben  zu  Hause. 
Das  ganze  Heer  bestand  aus  zwölftausend  Mann  und  schlug 
bei  Awtäs,  am  Fufse  des  Gebirges,  nordöstlich  von  Täyif 
ein  Lager  auf. 

Ungeachtet  der  Einwendungen  eines  ehrwürdigen,  er- 
fahrenen Greisen,  welcher  in  Folge  des  hohen  Alters  blind 
war  und  an  einem  Stocke  geführt  werden  mufste,  bestand 
der  Feldherr  darauf,  dafs  alle  Krieger  ihre  Familien  und 
ihre  Schätze  mit  in's  Feld  nehmen  sollen;  denn,  sagte  er: 
Es  soll  ein  Kampf  auf  Leben  und  Tod  sein.  Jeder  inufs 
seine  Lieben  und  seine  Habe  auf's  Spiel  setzen,  damit  ihm 
jeder  Gedanke  an  eine  Flucht  vergehe. 

Unterdessen  rüsteten  sich  die  Moslime.  An  die  zehn 
Tausend  Mann,  welche  die  Ka  ba  erobert  hatten,  schlössen 
sich  zwei  Pausend  Makkaner  an,  wovon  einige  noch  nicht 
das  Glaubensbekenntnifs  abgelegt  hatten  und  die  Neube- 
kehrten hatten  keine  tiefe  Koränstudien  gemacht.  Auf  dem 
Marsche  gingen  sie  an  einem  schönen  Zizyphusbaume  vor- 
über, und  sie  ersuchten  den  Propheten,  ihn  als  heiligen 
Baum  einzuweihen;  denn,  sagten  sie,  du  weifst  wohl,  dafs 
die  Korayschiten  und  andere  Araber  die  Dzät  Anwät,  einen 


behauptet,  es  sei  A.  H.  8  im  vorigen  Monat  (Dzü-lka"da)  gefeiert 
worden.  Ibn  Sa'd  folgte  ihm  und  berechnete  die  Zahlen  dera- 
gemäfs. 


327 

grünen  Baum,  verehrten,  sie  jährlich  einmal  besuchten,  ihre 
Waffen  daran  aufhingen,  darunter  Thiere  schlachteten  und 
sich  einen  Tag  dahei  aulhielten.  Auch  wir  wollen  be' 
einem  solchen  Heiligthume  ein  ähnliches  Fest  feiern.  Un- 
geachtet ihres  Hanges  zum  Heidentliume  unterstützten  sie 
die  Expedition  nach  Kräften,  und  (,'afwän  b.  Omayya  borgte 
dem  Mohammad,  auf  dessen  Verlangen,  hundert  Panzer- 
hemden und  andere  Waffen,  und  sein  Vater  Naufal  b.  Hä- 
rith  lieferte  ihm  drei  Tausend  Speere.  Sie  sahen  endlich 
ein,  dafs  durch  den  Islam  ihre  eigene  Gröfse  begründet 
würde. 

Sonnabend  den  27.  Januar  630  brach  Mohammad  von 
Makka  auf  und  marschirte  in  gerader  Richtung  ttegen  den 
Feind,  und  am  Dienstag  i^bend  erreichte  er  das  Thal  Ho- 
nayn,  durch  welches  das  Wasser  der  Hochebene  dem  Meere 
zufliefst  ').  Es  konnte  ihm  nur  angenehm  sein,  dafs  drei 
Spione  sein  Lager  umschlichen;  denn  die  Zahl  seiner  Trup- 
pen war  so  imposant  und  ihre  Ausrüstung  so  vollständig, 
dafs  der  Bericht  der  Spione  nur  Schrecken  unter  den  Fein- 
den erzeugen  mulste.  Auch  IMohammad  schickte  einen  As- 
lamiten,  um  die  Streitkräfte  und  Bewegungen  der  Hawä- 
zin  auszukundschaften.  ISachdem  die  Führer  Kenntnifs  von 
der  Position  ihrer  Gegner  erlangt  hatten,  schritten  sie  zur 
Organisation  ihrer  Heere  und  zur  Vertheilung  der  Feld- 
zeichen.  Die  Hauptlahne  der  Hawäzin  war  ein  schwarzes 
Räya,  und  ihr  Kommandant  Mälik  b.'Awf  ermahnte  sie  ganz 
besonders  gleichzeitig  anzugreifen,  aber  wie  es  scheint,  hat 
er  es  vergessen,  eine  Reserve,  welche  als  Basis  der  Ope- 
ration hätte  dienen  können,  aufzustellen.  Unter  den  Mos- 
limen  hatte  jeder  Stamm  entweder  ein  Räya  oder  ein  Liwä 
(hängende  oder  ausgespannte  Fahne).  Schon  beim  Auszuge 
aus  Makka  bildeten  die  jSomaden  aus  dem  Stamme  Solaym 


")  Das  Thal  Honayn  ist  drei  Tagereisen  von  Makka  (Ibn  Sad). 
Es  liegt  nahe  bei  Dzü-1-Magäz,  wo  nach  dem  Pilgerfest  jährlich 
Markt  gehalten  wurde,  und  nicht  weit  von  Täyif. 


328 

den  Vortrab  '),  und  sie  behielten  diese  Stellung  auch  als 
sie  sich  dem  Feinde  näherten.  Die  Hanäzin  hatten  bei 
einem  Engpasse  in  dem  Thaie,  durch  welches  Mohammad 
hinunterkam,  Position  gefafst,  und  ein  Theil  ihres  Heeres 
lag  im  Hinterhalte  in  Seitenschluchten  und  Felsenklülten. 
Bei  seinem  Heranrücken  stürzten  sie  auf  seine  Flanken 
und  die  Banü  Solaym  ergriffen  die  Flucht.  Die  neuen 
Truppen  aus  Älakka  folgten  ihrem  Beispiele  und  es  herrschte 
grofse  \  erwirrung  in  den  Reihen  der  Moslime.  Die  Zahl 
ihrer  Todten  —  es  fielen  nur  vier  moshmische  Krieger  im 
ganzen  Feldzuge  —  zeigt  jedoch,  dafs  der  Angriff  nicht 
sehr  ernst  ^var.  Die  (itetreuen ,  welche  den  Mohammad 
umgaben,  hielten  Stand,  und  bald  kehrten  auf  seinen  Angst- 
ruf auch  die  Flüchtigen  zu  seinem  Banner  zurück  ^).  Der 
Erfolg  der  Hawäzin  hatte  nur  dazu  gedient,    ihre  eigenen 


')  Für  die  Geschichte  der  Zusammensetzung  moslimischer  Heere 
ist   folgende  Angabe   des  Ihn  Sad    von  Wichtigkeit:    oOJ!   i3j-w«,   ...li^^ 

»,'i\.xJ-]  J).^  J:.:^  *JC,«t\iL«  (J.C  ^;.j  Ji  n^^^  Gesandte  Gottes  hatte 
von  dem  Tage,  an  welchem  er  Makka  verliefs,  den  Solaymstamm 
vorausgeschickt  und  den  Chälid  b.  Walyd  über  denselben  gesetz  t 
dieser  kommandirte  auch  den  Vortrab  bis  er  nach  Gi'irräna  kam." 
Weiter  unten  sagt  er,  indem  er  vom  Marsche  gegen  Täyif  spricht, 
welcher  vor  der  Ankunft  in  Gi'irräna  stattfand,  ._j  (AJLs*  (»J^ä^ 
^Ä/«L\Ä/«  (Jvc  »AAJiKJt  „und  Mohammad  schickte  den  Chälid  b.  Wä- 
1yd  im  Kommando  über  seinen  Vortrab  voraus." 

Chälid  war  ein  Korayschile  und  dennoch  der  Führer  der  Solay- 
miten.  Auch  in  den  Eroberungskriegen  galt  die  Regel  mit  wenigen 
Ausnahmen,  dafs  jeder  arabische  Stamm  gleichsam  eine  Division 
bildete  und  ihm  die  innere  Organisation  überlassen  blieb,  dafs  aber 
der  Feldherr  ihm  einen  Führer  gab,  und  zwar  in  den  meisten  Fäl- 
len einen  Korayschiten  oder  An^ärer.  Dadurch  wurde  das  Zusam- 
menwirken der  heterogenen  Theile ,  aus  welchen  die  moslimischen 
Armeen  bestanden,  gesichert. 

^)  Um  auf  die  Neubekehrten  einen  Eindruck  zu  machen,  be- 
hauptet Mohammad  Kor.  f),  26,  dafs  ihm  Engel  zu  Hülfe  gekommen 
sind,  zugleich  tadelt  er  die  Flüchtigen,  verspricht  ihnen  aber  für 
diesmal  die  Verzeihung  Gottes. 


329 

Klüfte  zu  zerstreuen.  Sobald  sich  die  Moslime  gesammelt 
hatten,  dranijen  sie  «rejjren  «^ie  Feinde  vor.  Die  nomadischen 
Verbündeten  der  Meiden  suchten  sogleich  das  Weite  und  lie- 
fsen  nur  zwei  Todte  auf  dem  Schlachtfeide.  Von  den  Kern- 
truppen bewiesen  einige  grofse  Todesverachtung.  Eine  Fa- 
miHe  aus  Täyif  wich  nicht  von  ihrem  Posten  und  es  lie- 
fsen  sich  siebenzig  Mann  von  der  gewaltigen  Tj  ebermacht 
niederhauen.  MäHk  b.  'Awf  soll  sich  mit  einigen  Reitern 
auf  eine  Anhöhe  postirt  und  den  Rückzug  des  Fufsvolkes 
gedeckt  haben.  Aber  der  Muth  und  die  Taktik  der  Ein- 
zelnen war  nutzlos;  denn  es  fehlte  das  Zusammenwirken, 
und  so  geschah  es,  dafs  die  Moslime  fast  ohne  Verlust 
einen  vollständigen   Sieg  erlochten! 

Die  zersprengte  Armee  der  Hawäzin  flüchtete  sich 
zum  Theil  hinter  die  Mauern  von  Täyif,  zum  Theil  nach 
Nachia  und  Awtäs.  Aus  den  letztgenannten  zwei  Orten 
wurden  sie  bald  vertrieben.  Die  Beute,  welche  Moham- 
mad in  die  Hände  fiel,  war  enorm:  sechs  Tausend  gefan- 
gene Frauen  und  Kinder,  24,000  Kameele,  mehr  a|s  40,000 
Schaafe  und  4000  Unzen  Silber.  Die  »anze  Deute  wurde 
nach  Gi'irräna  hinuntergebracht  und  dort  verwahrt  bis  nach 
Beendiguno;  des  Krieares;  denn  die  nächste  Aufgrabe  der 
Moslime  war,  Täyif  zu  erstürmen.  INur  Diejenigen,  welche 
einen  Feind  getödtet  hatten,  erhielten,  dem  von  Mohammad 
vor  der  Schlacht  gegebenen  Versprechen  gemäfs,  sogleich 
den  Salab  (S.  126). 

Täyif  bedeutet:  unmgeben,  befestigt.  Die  Stadt  soll 
früher  Gaww,  welches  zur  Zeit  des  Mohammad  noch  der 
Name  ihrer  Umgebung  war,  geheifsen,  und  die  neuere  Be- 
nennung erst  seit  sie  auf  den  Rath  des  landesflüchtigen 
Kinditen   Damün   mit  Mauern    umgeben  wurde  '),    erhalten 


')  Wenn  diese  Angabe  des  Sohayly  begründet  ist,  so  waren  die 
Stadtraauern  ganz  neu;  denn  Damün  b.  Obayd  b.  Malik  b.  Dihkil 
Cadify  Kindy  hatte  zwei  Söhne,  Kaby^a  und  Homayl,  welche  beide 
Zeitgenossen  und  Anhäger  des  Mohammad  waren. 


330 

haben.  Ich  habe  mich  in  Aleppo,  wo  ich  einen  Mann  traf, 
Avelcher  sich  einige  Zeit  in  Täyil"  aufhielt,  erkundigt,  ob 
Felisen -Wohnungen  daselbst  sind?  er  sagte,  er  habe  etwa 
zwanzig  künstliche  Grotten  gesehen  und  ein  l'heil  der  Ar- 
mee des  Ibrahym  Pascha  habe  darin  ihr  Quartier  gehabt. 
Die  früheren  Einwohner  von  Tayil  waren  'Adwäniten;  die 
Thakyfiten  (d.  h.  die  Gescheidten),  ein  FJawäzinstanmi,  dräng- 
ten diese  in  das  Gebirge  gegen  Süden  zurück  und  blieben 
von  nun  an  im  Besitze  der  Stadt.  Yäküt  glaubt,  dafs  Ho- 
nayn  von  einem  'Amalekiten  (d.  h.  einem  Aramäer)  seinen 
IN  amen  habe.  Wenn  dieses  begründet  ist,  so  reichte  die 
Macht  und  die  Civilisation  der  Söhne  des  Esau  bis  an  den 
grofsen   Gebirgsstock  ') 

In  der  Umgebung  der  Stadt  sprudeln  Quellen  aus  den 
Gebirgen  hervor,  und  es  ist  dies  der  fruchtbarste  und  an- 
genehmste Landstrich  im  ganzen  Higäz,  Es  wächst  Korn, 
aber  kaum  hinländich  für  das  Uedürfnifs  der  Einwohner. 
Hingegen  kommen  hier  die  schönsten  Südfrüchte,  beson- 
ders Trauben  vor.  Die  Rosinen  übertreflen  alle  anderen  an 
Schmackhaltigkeit  und  wurden  schon  im  Alterthume  nicht 
nur  nach  Abyssinien  und  dem  obstarmen  Egypten,  son- 
dern selbst  in   das   llosinenland   Syrien   exportirt. 

Während  Mohammads  Armee  gegen  Täyif  vorrückte, 
sandte  er  den  Dawsiten  Tofayl,  das  hölzerne  Götzer)bild 
Dzu -Ikalfayn,  welches  das  Eigenthum  des  Dawsiten 'Amr 
b.  Hamoma  war  (vergl.  S.  255)  zu  zerstören.  Tofayl  ver- 
brannte es  und  begab  sich  dann  ebenfalls  nach  Täyif,  wo 
er  vier  Tage  nach  Mohammad  eintraf  und  Belagerungsma- 
schinen, namentlich  eine  Katapulta  und  ein  aus  Holz  und 
Leder  geniachtes  Sturmdach  njitbrachte.  Wir  müssen  dar- 
aus schliefsen,  dafs  der  Götze  nur  ein  paar  Tagereisen  weit 


')  Es  scheint  aber,  dafs  Täyif  früher  zu  Yaman  gehörte.  Es 
wird  wenigstens  gesagt,  dafs  Gadzyma  b.  Mälik  b.  Fahm  b.  Ghanna 
b,  Daws  (Wüst,  in,  24)  König  von  Wagg  gewesen  sei  (Nur  alnibräs 
S.  1538^. 


331 

von  Täyif  entfernt  gewesen  und  die  Einwohner  jener  Ge- 
ilend einen  niclit  unbedeutenden  (Jrad  der  Civilisation  er- 
reicht liatten ;  denn  wo  hätten  sie  sonst  die  Belagerungs- 
niaschinen  hergenommen.  Mit  Tolayl  kamen  vierhundert 
Dawsiten  nach  Tävit"  »hinunter«  und  stiefsen  zur  Armee 
des  Mohammad. 

Den  heranziehenilen  Sturm  voraussehend,  hatten  die 
Thakyfiten  ihre  Festungswerke  ausgebessert  und  sich  mit 
Lebensmitteh)  für  ein  Jahr  versehen.  Sie  nahnien  auch 
Jene  von  ihren  Bundesgenossen,  welche  ihnen  folgen  ^voll- 
ten,  darin  auf.  Die  Moshme  lagerten  sich  nahe  an  den 
Mauern.  Mohammad  liefs  für  jede  seiner  zwei  Frauen  (0mm 
Salama  und  Zaynab),  welche  ihn  begleiteten,  ein  Gezelt  aus 
rothem  Leder  errichten,  und  in  dem  Räume,  welcher  sie 
trennte,  hielt  er  mit  den  Gläubigen  Gottesdienst.  Um  sich 
gegen  plötzhche  Ausfälle  der  feindlichen  Reiterei  zu  schützen, 
streute  er  rings  um  das  Lager  herum  Cheveaux  de  frise, 
und  nachdem  alle  nöthigen  Vorbereitunijen  getroffen  wa- 
reu,  fing  er  unter  dem  Sturmdache  zu  miniren  an.  Zu- 
gleich spielte  die  Katapulta  auf  die  Stadtmauern.  Die  Be- 
lagerten überschütteten  ihn  mit  einem  Regen  von  Pfeilen 
und  Steinen,  und  auf  die  Sturmdächer  warfen  sie  glühende 
Eisenstücke.  Er  verlor  zwölf  Mann,  während  er  den  Fein- 
den nichts  anhaben  konnte.  Er  befahl  nun,  dafs  jeder  Krie- 
ger wenigstens  fünf  Rebstöcke  niederhaue.  Sie  gingen  an 
das  Werk  der  Zerstörung,  aber  selbst  auf  die  Moslime 
machte  diese  barbarische  Krieoführung;  einen  so  schlimmen 
Eindruck,  dafs  er  bald  davon  abstehen  mufste:  denn  Men- 
schenleben ist  dem  Orientalen  nicht  so  heilig  als  Bäume. 

Sehr  schmerzlich  für  die  Belagerten  und  viel  huma- 
ner war  ein  anderes  Mittel,  zu  dem  Mohammad  griff.  Er 
liefs  ihren  Sklaven  bekannt  machen,  dafs  er  ihneü,  wenn 
sie  sich  zu  ihm  flüchten,  ihre  Freiheit  schenken  wolle. 
Viele  von  den  Sklaven  von  Makka  waren  durch  den  Is- 
lam zu  freien  geachteten  Männern  geworden.  Ein  ähnli- 
ches Glück  bot  sich  nun  auch  ihren  Schicksalgenossen  ip 


332 

Täyif.  DreiunHzwanzipj  derselben  ')  flüchteten  sich  von  der 
belagerten  Stadt  zum  Propheten  und  lef:;ten  das  Glaubens- 
bekenntnifs  ab.  Er  gab  ihnen  sogleich  ihre  Freiheit  und 
theilte  jedem  derselben  einen  Moslim  zu,  der  für  dessen 
Unterhalt  zu  sorgen  hatte.  Sie  waren  entschlossene  Krie- 
ger, und  manche  uurden  <lie  Häupter  von  mächtigen  Fa- 
milien. Azrak,  ein  Schmied  aus  Küm  '^),  welcher  ein  Sklave 
des  Arztes  Harilh  b.  Kaiada  gewesen,  wurde  dem  Chälid 
b.  Sa'yd  b.  Äg  zugetheilt;  trat  als  \  erbündeter  in  die  Fa- 
milie der  Omavyiden  ein  und  seine  Nachkommen  genos- 
sen den  Rang  von  Prinzen  und  standen  in  JMakka  in  gro- 
fsem  Ansehen. 

Ein  ähnliches  Schicksal  hatte  Wardän.  Er  war  ein 
Sklave  des'Abd  b.  Kabv'a  gewesen  und  wurde  dem  Abän 
b.  vSa  yd  b.  Ac  zugetheilt,  damit  er  ihn  im  Koran  unter- 
richte und  ernähre.  Sein  Enkel,  Forät  b.  Yazyd  b.  War- 
dän, war  einer  der  ausgezeichnetsten  Männer  seiner  Zeit  ^). 

Aber  nicht  blos  Sklaven,  sondern  auch  einijfe  wenige 
freie  angesehene  Männer  schlössen  sich  dem  Propheten  an, 
und  zwar  tlieils  aus  Ueberzeugung,  theils  weil  sie  sahen, 
dafs  die  Macht  des  Islams  unwiderstehlich  sei.  Diese  Ue- 
bertritte  verursachten  Mifstrauen  und  Uneinigkeit  unter  den 


')    Bochfiry  S.  620.     Ibn  Sad  sagt:   „mehr  als  zehn." 

')  Rum  bedeutet  bekannth'ch  das  byzantinische  und  römische 
Reich.  Wahrscheinlich  haben  wir  aber  in  der  Prophetengeschichte, 
so  ott  Rümier  vorkommen,  Syrer  od(>r  gar  dem  Kaiser  unterworfene 
Araber  zu  verstehen.  In  diesem  Falle  z.  B.  wird  gesagt,  dafs  der 
älteste  Sohn  des  Azrak  den  Namen  'Okba  hatte,  und  nicht  von  So- 
mayya,  sondern  von  einer  früheren  Frau  geboren  wurde  und  dafs 
er  von  dem  [arabischen]  Ghassäniden -Könige  Harith  b.  Aby  Schimr 
abstammte. 

')  Aufserdem  werden  mit  Namen  angeführt  Abu  Bokra  —  er 
hiefs  eigentlich  Nafy'  b.  Masrüh,  wurde  aber  Abu  Bokra  (Vater  des 
Morgens)  genannt,  weil  er  frühmorgens  (bokra)  im  Lager  der  Mos- 
lime  ankam  — ,  Ibrahym  b.  Gabir  und  Nfifi'  b.  Masruh,  der  wohl 
identisch  ist  mit  Abu  Bokra. 


333 

Tävifiten,  deniioch  hielten  sie  sich  noch  ungefähr  ein  Jahr. 
Da  (he  Belaj^eriing  keinen  FoiLschiitt  machte,  fragte  Mo- 
hammad den  Dyliten  Nawlal  b.  Mo'äwiya  nm  Kath.  Kr 
antwortete:  Sie  sind  wie  der  Pouchs  in  seinem  Loche,  wenn 
du  davor  sitzen  bleibst,  l'änü:st  (hi  ihn,  wenn  du  lorti- ehest, 
schadet  er  dir  nichts.  Er  l)elahl  die  Belagerunj^  aufzuhe- 
ben, nachdem  sie  länger  als  einen  Monat  gedauert  hatte. 
Seine  Leute  waren  unzufrieden,  unverrichteter  Dinge  wie- 
der nach  Hause  zu  gehen,  und  glaubten,  dafs  ein  Wunder 
hier  gut  ange\N  endet  uäre.  Sie  baten  den  l?roj)heten,  der 
Stadt  zu  fluchen.  Da  es  ihm  aber  zweifelhaft  erschien,  ob 
sein  (liebet  die  Thore  öffnen  würde,  sprach  er:  »0  Gott, 
erleuchte  die  Einwohner  von  Tävif,  und  bewege  sie,  sich 
freiwillig  deinem  Gesandten  zu  unterwerfen. «  Um  den  Muth 
seiner  Truppen  zu  kühlen,  erlaubte  er  ihnen,  den  folgen- 
den Tag  einen  Sturni  auf  die  Stadt  zu  unternehmen,  Sie 
erlitten  wieder  einio-en  Verlust  und  waren  nun  zufrieden, 
die  Belagerung  aufzuheben.     (Bochärv  S.  619.) 

Mohaumiad  begab  sich  nach  Gi'irräna  '),  um  die  Beute 
zu  vertheilen.  Er  wartete  absichtlich  mit  der  \  ertheilung 
der  Gefangenen,  bis  ihre  Angehörigen,  welche  sich  nach 
der  Schlacht  über  die  Wüste  zerstreut  hatten,  kommen  wür- 
den, wegen  der  Freilassung  zu  unterhandeln:  denn  er  wollte 
ihren  Glauben  erkaufen.  Sie  zögerten  jedoch  so  lange, 
dafs  er  es  nicht  ferner  aufschieben  konnte,  die  Ansprüche 
seiner  Krieger  zu  belriediijen.  Er  schritt  also  zur  \  er- 
theiluntj:.  Seine  Verehrun"-  für  die  Aristokratie  seiner  Va- 
terstadt  uar  so  grofs,  dafs  es  vom  Anfange  seiner  Mission 
sein  höchstes  Lebensziel  gewesen  war,  von  ihr  anerkannt 
zu  werden.  Jetzt  hatte  er  sich  selbe  unterworfen,  aber 
statt  sie  zu  demüthigen,  benahm  er  sich  ihr  gegenüber, 
wie    wenn    er    besiegt    worden    wäre,    und    erkaulte    ihren 


')  „Gi'irräna  ist  nach  Fäkihy  eine  Post  vou  Makka,  nach  Bä- 
chy  acht  Meilen.  Nach  Sohayly  wurde  der  Ort  von  einer  Frau  so 
genannt,  welche  den  Beinamen  Gi  irräna  hatti."     Mawiihib. 


334 

Glauben  auf  Unkosten  der  Rechte  der  Thoren,  welche  ihr 
Gut  und  Blut  geopfert  hatten,  um  ihm  zum  Sieg'e  zu  ver- 
hellen. Dem  Abu  Solyän  uies  er  aus  dem  Choms  (Fünf- 
tel) vierzig  [  nzen  Silber  und  hundert  Kameele  an,  und 
seine  zwei  Söhne  ^  azyd  und  Moäwiya  erhielten  ebenso 
viel,  und  andere  Grofsen  von  Makka  ^)  wurden  mit  der- 
selben Freigiebigkeit  bedacht,  nährend  die  eifrigen  Mos- 
lime  wenig  vom  Choms  erhielten.  Die  An(^ärer  beklagten 
sich  über  diese  Zurücksetzung,  liefsen  sich  aber  durch  er- 
bauliche Phrasen  abfertigen  -).    Mohammad  hat  bei  dieser 


•)  Die  Personen,  deren  Glauben  auf  diese  Weise  erkauft  wurde, 
nennt  man  die  ,, Besänftigten".  Ich  zähle,  nach  Ibn  Sad,  auch  An- 
dere auf,  welche  bei  dieser  Gelegenheit  beschenkt  wurden:  Hakym 
b.  Hizäm  bekam  200  Kameele,  der  Abdärite  Nacr  (Nocjayr?)  b. 
Harith  b.  Kaiada  100  Kameele,  der  Thakyfite  Osayd  b.  Häritha  100 
Kameele,  der  Thakyfite  Olä  b.  Gäriya  50  Kameele,  Machrama  b. 
Nawfal  50  Kameele,  HArith  b.  Hischäm  100  Kameele,  Sa  yd  b. 
Yarbü'  50  Kameele,  Qafwan  b.  Oniayya  100  Kameele,  Kays  b.'Adyy 
('Adyy  b.  Kays?)  100  Kameele, 'Omayr  b.  Wahb  100  Kameele,  So- 
hayl  b. 'Amr  100  Kameele,  Howaytib  b. 'Abd'Ozzä  100  Kameele, 
Hischäm  b. 'Amr  Amiry  50  Kameele,  Akra'  b.  Häbis  Tamyray  100 
Kameele,  'Oyayna  b.  Hi9n  100  Kameele,  Mälik  b. 'Awf  Napry  100 
Kameele,  'Abbäs  b.  Mirdäs  40  Kameele,  und  weil  er  nicht  zufrieden 
war  erhöhte  Mohammad  die  Zahl  auf  100.  Diese  waren  aber  nicht 
die  einzigen,  welche  beschenkt  wurden. 

*)  Nach  Tayray  hätten  sich  die  An9arer  darüber  beklagt,  dafs 
sie  Mohammad,  wie  sie  glaubten,  verlassen  und  nach  Makka  über- 
siedeln wolle.  Wenn  auch  Mohammad  fähig  gewesen  wäre,  so  un- 
politisch zu  handeln,  halte  ich  doch  den 'Omar  und  seine  anderen 
Rathgeber  für  zu  klug,  als  dafs  sie  so  etwas  zugegeben  hätten.  Fast 
ganz  Madyna  war  wie  eine  stehende  Armee,  stets  bereit,  auf  den 
ersten  Wink  den  Islam  zu  vertheidigen,  während  die  Aristokraten 
von  Makka  und  ihre  Nachbaren,  die  Thakyfiten  in  Täyif,  äufserst 
zweifelhafte  Gesinnungen  hegten. 

Viel  zuverlässiger  über  diesen  Punkt  ist  die  Nachricht  des  Bo- 
chäry  S.  445.  Er  giebt,  sagten  die  An^ärer,  manchem  Schayche 
der  Korayschiten,    von    deren  Blute   unsere  Säbel  noch  triefen,    bis 


335 

Gele*^enbeit  den  Grund  zu  jenem  vorzeitigen  wSittenverderb- 
nifs  gelegt,  welches  von  Omar  aulgeiialten,  von  'Othmän 
aber  (vergl.  Bd.  I  S.  413)  zur  Bliithe  gebracht  wurde,  und 
dessen  Früchte  Bürger  kriege  und  die  Einlührunq:  des  Kö- 
nigthums  in  seiner  schrecklichsten  Form  waren.  Der  so 
eben  genannte  Moäwi^a  benutzte  den  Islam,  an  den  er 
so  wenig  glaubte,  als  Gregor  VII.  an  die  Fabula  Christi, 
wie  er  das  Evangelium  nannte,  als  Werkzeug  seines  Ehr- 
geizes und  gründete  den  Thron  der  Omay^iden.  Seine  und 
seines  Hauses  Macht  stützte  sich,  den 'Aliten  gegenüber, 
nicht  auf  Fanatismus,  sondern  auf  eine  kluge,  aber  gewis- 
senlose Anwendung  der  Finanzen,  worin  ihm  Mohammad 
den  Weg  gezeigt  hatte. 

Nach  Abzug  des  Choms  wurde  die  Beute  vertheilt, 
und  es  kamen  auf  jeden  Krieger,  der  zu  Fufs  gekämpft 
hatte,  vier  Kameele  und  vierzig  Schaafe;  auf  jeden  Reiter 
zwölf  Kameele  und  hundert  und  zwanzig  Schaafe.  Bei  der 
\  ertheilung    berechnete    man    den  Werth    eines    Kameeies 


hundert  Kameele.  Diese  Aeufserungen  wurden  dem  Propheten  hin- 
terbracht, und  er  versammelte  die  Ancärer  mit  Ausschlufs  anderer 
Leute  in  ein  Zelt  und  fragte  sie,  was  sie  gesagt  hätten?  Die  Ver- 
nünftigen unter  ihnen  antworteten:  Es  giebt  Leute  unter  uns,  welche 
noch  ihre  Milchzähne  haben,  und  diese  haben  allerdings  solche  Worte 
fallen  lassen.  Er  sagte:  Ich  beschenke  allerdings  die  Neubekehrten, 
aber  seid  ihr  nicht  damit  zufrieden,  dafs  die  Leute  Habseligkeiten 
fortschleppen ,  ihr  aber  mit  dem  Boten  Gottes  in  eurer  Mitte  nach 
Hause  zurückkehrt?  Wahrlich,  was  ihr  nach  Hause  bringet  ist  viel 
besser  als  was  sie  mitnehmen.  In  der  That  riefen  alle  einstimmig: 
Wir  sind  zufrieden!  Mohammad  fuhr  dann  fort:  Jetzt  werdet  ihr 
erst  sehen,  wie  sehr  ich  die  Korayschiten  beschenken  werde.  Seid 
also  geduldig  und  ihr  werdet  als  Belohnung  Gott  und  seinen  Boten 
am  Teiche  im  Paradiese  treffen.  Der  Berichterstatter  Anas  fügt  hinzu: 
Wir  konnten  es  aber  nicht  mit  Geduld  ansehen. 

Die  Anspielung  auf  die  Bevorzugung,  dafs  seine  geheiligte  Per- 
son unter  den  An^ärern  weile,  ist  gewifs  keine  Drohung,  wie  sie 
fälschlich  gedeutet  wurde,  sondern  es  erinnert  an  unser  „Kämpfet 
und  sterbet  für  euren  König!" 


-     336 

gleich  dem  von  zehn  Schaafen,  und  wie  wir  unten  sehen 
werden,  galt  eine  gefangene  Frau  durchschnittlich  sechs 
Kameele. 

Es  erschienen  vierzehn  Abgeordnete  der  besiegten  Ha- 
wäziniten,  darunter  Zohayr,  Abu  ^'orad  und  Abu  Tharwän 
(oder  Hol  käu)  im  moslimischen  Lager  und  baten  um  die 
Wiedergabe  der  Gefangenen  und  ihrer  Habe.  Mohammad 
fragte  sie:  Was  ist  euch  lieber,  eure  Frauen  und  Kinder 
oder  euer  Vermögen?  Sie  antworteten:  Nichts  ist  uns  uer- 
ther,  als  unsere  Familien.  Der  Prophet  sagte:  Ich  schenke 
euch  die  mir  und  meinen  Augehörigen  zugetheilten  Gefan- 
genen; ferner  will  ich  die  Flüchtlinge  und  An^'ärer  bitten, 
dasselbe  zu  (hun.  Diese  willigten  sogleich  ein.  'Akra  aber 
erklärte  in  seinem  und  der  Banü  Tamjm  Namen  '),  dafs  er 
nichts  zurückerstatte.  Seinem  Beispiele  folgten  Oya}  na  und 
die  Banü  Fazära  und  'Abbäs  b.  Mirdäs,  der  Schaych  der 
Solaymiten.  Die  .Solaymiten  selbst  jedoch  erklärten  sich 
bereit,  ihre  Gefangenen  dem  Propheten  zu  schenken.  Er 
unterhandelte  nun  und  versprach  den  Widerstrebenden  von 
der  nächsten  Beute  sechs  Kameele  für  jede  Frau,  weicher 
sie  die  Freiheit  geben  w  ürden.  Die  genannten  drei  Schayche 
gingen  nach  einigem  Widerstand  darauf  ein ,  und  die  Ge- 
fangenen  wurden  vertheilt  und  dann  abgetreten  und  ihren 
Familien  zurückgestellt.  Weil  sich  die  Hawäziniten  (mit 
Ausnahme  der  Thakyflten)  dazu  verstanden  hatlen,  den  Is- 
lam anzunehmen,  schenkte  Mohammad  jeder  Frau  ein  Kleid 
von    leiner  koptischer   Leinwand. 

Der  Erfolg  bei  Honayn  ermuthigte  den  Mohammad 
seine  Eroberungen  im  Yaman  auszubreiten  und  er  beschlofs 
zu  diesem  Zwecke  Truppen  dahin  zu  senden.  Ein  Corps 
von  vierhundert  Reitern  organisirte  sich  in  Kanäh,  einem 
Wädiy,  nicht  weit  von  Madyna,  unter  dem  Kommando  des 


')  Dem  BochAry  zufolge  ist  Akra  und  die  Tamymiten  erst  ei- 
nige Monate  später  dem  Islam  beigetreten:  sie  haben  also  den  Feld- 
zug nicht  mifgeniacht. 


337 

Kays  b.  Sa'd  b/Ohäda,  welchem  Mohammad  ein  weifses 
Li\vä  und  ein  schwarzes  Räya  überreichle.  Dies  Corps 
war  bestimmt,  die  Lagerplätze  der  Todaiten,  eines  Sa'd - 
'Aschyrastammes,  zu  iiborrallen.  Ziväd  b.  Härith,  welcher 
jenem  Stamme  angeliörle  und  sich  in  der  Nähe  befand, 
eilte,  als  er  davon  gehört  hatte,  nach  Madyna  und  ver- 
sprach dem  Propheten,  den  Stamm  zu  bewegen,  sich  ihm 
zu  unterwerfen  und  den  Islam  anzunehmen,  wenn  er  die 
Truppen  zurückrufen  würde.  Der  Projdiet  ging  darauf  ein, 
und  es  kamen  fünfzehn  Abgeordnete.  Sa'd  b/Obäda  nahm 
sie  als  (Jäste  auf,  beschenkte  sie  und  stellte  sie  Abends 
dem  Gottgesandten  vor.  Sie  legten  das  (ilaubensbekennt- 
nifs  ab,  und  nach  ihrer  Rückkehr  verbreitete  sich  der  Is- 
lam so  rasch  in  dem  Stamme,  dafs  im  folgenden  Jahre 
bereits  hundert  Personen  zum  Pilgerfeste  nach  Makka 
kamen. 

Ziväd  begleitete  den  Mohammad  einmal  in  einer  Ex- 
pedition und  reichte  ihm  einen  Schlauch  Wasser  zum  Be- 
hufe  der  Ablution.  Dieser  Umstand  gab  Veranlassung  zu 
zwei  Legenden.  Es  soll  dem  Propheten,  als  er  sich  die 
Hände  wusch,  Wasser  zwischen  den  Fingern  herausgequol- 
len sein.  Auch  soll  er  dem  Ziväd  sieben  Steinchen  se- 
geben  haben,  welche  dieser,  seiner  Weisung  nach,  in  ei- 
nen Brunnen  mit  ^enig  Wasser  warf,  worauf  es  sich  au- 
genblicklich vermehrte.  AVenn  man  die  verschiedenen,  auf 
diesen  Gegenstand  bezüglichen  Traditionen  vergleicht,  so 
sieht  man  deutlich,  wie  die  Wundergeschichte  entstan- 
den  ist. 

Ein  Thalabite  erzählt:  Im  Jahre  8  nach  der  Flucht, 
als  der  Prophet  von  Gi'irräna  zurückkehrte,  machten  ihm 
vier  Männer  aus  unserem  Stamme  ihre  Aufwartung  und 
versicherten,  dafs  sie  auch  im  Namen  des  Stammes  kämen, 
in  welchem  Alle  den  Islam  angenommen  haben.  Er  be- 
wirthete  sie,  indem  er  ihnen  das  Essen  zuschickte,  sie 
wohnten  nämlich,  wie  fast  alle  Deputationen,  in  dem  Hause 
III.  22 


338 

der  Ranila,  einer  Tochter  des  Härith.  Es  bestand  aus 
Hrod  in  Milch  eingebrockt  mit  Kochbutter  darauf.  Sie 
blieben  einige  Tage  in  Madyna.  Als  sie  ihren  Abschieds- 
besuch machten,  befahl  der  Prophet  dem  Biläl,  ihnen  das 
gewöhnliche  Geschenk  zu  geben.  Er  brachte  ungepräg- 
tes  Silber  und  sagte,  dafs  keine  Silbermünzen  vorhanden 
seien.  Jeder  erhielt  fünf  Unzen  und  sie  kehrten  nach  Hause 
zurück.  Die  Wohnsitze  der  Thalabiten  sind  östlich  von 
der  Makka-Madynastrafse. 

Es  nahte  sich  der  Schlufs  des  Jahres  und  Mohammad 
bezeichnete  die  Zehenteinnehmer.  Nach  einigen  Quellen, 
sagt  Ibn  Sad,  traten  sie  die  Reise  zu  den  betretfen- 
den  Stämmen  am  1.  Moharram  ( Neujahrstage,  das  heifst 
20.  April)  an  '). 

Es  dürfte  hier  der  Ort  sein,  von  den  von  Mohammad, 
dem  Sieger,  eingeführten  Verwaltungsmafsregeln  zu  spre- 
chen. Die  Reerierunffsform  war  theokratisch -socialistisch, 
wuchs  aus  den  gesetzlosen  bistitutionen  der  Städte  Makka 
und  Madyna,  unter  dem  Einflüsse  von  Idealen  über  das 
Prophetenthum,   empor  und  nahm  manche  Einrichtungen  der 


')  Folgendes  sind  die  Namen  der  Eintreiber  und  Stämme: 
'Oyayna  b.  Hicn,  der  mächtige  Schaycb  des  Fazärastammes,  zu  den 
Banü  Tamym  ;  der  Asiamite  Borayda  b.  Ho(;ayb,  ein  eifriger  Mos- 
lim,  der  sich  nach  der  Schlacht  von  Badr  aus  eigenem  Antriebe 
bekehrte  und  A.  H.  63  starb,  zu  den  Aslamiten  und  Ghifäriten  oder 
zu  den  Banü  Ka'b  b.  Mälik;  Abbäd  b.  Bischr  aus  Madyna  zu  den 
Banü  Solaym  und  Mozayna;  Räfi'  b.  Makyth  aus  dem  Stamme  Go- 
hayna  zu  seinem  eigenen  Stamme;  Amr  b.  'A9  aus  Makka  zu  den 
Banu  Fazära;  Dhahhäk  b.  Sofyän,  der  Kiläbite,  zu  seinem  eige- 
nen Stamme;  Bosr  b.  Sofyän,  der  Ka'bite  (aus  dem  Choza  astamme), 
zu  den  Banü  Ka'b;  Ibn  Abtyya,  der  Azdite,  zu  den  Banü  Dzo- 
byän;  ein  Ungenannter  zu  den  Banü  Sa'd  b.  Hodzaym. 

Der  Geschicbtschreiber  greift  vor,  indem  er  sagt,  er  habe  alle 
diese  Steuereinnehmer  schon  zu  Anfang  dieses  Jahres  bezeichnet; 
denn  einige  derselben  haben  sich  erst  im  Verlaufe  des  Jahres  be- 
kehrt. Im  'Oyün  S.  446  ist  eine  vollständigere,  aber  unzuverlässi- 
gere Liste. 


339 

arabischen  Könige,  wie  der  Kinditen  auf.  Sobald  sich  ein 
Stamm  unterworfen  hatte,  übernahm  er  die  Verpflichtung, 
den  relij^iösen  Gesetzen  nachzukommen,  und  wenn  Moham- 
mad weit  ging  in  der  Einmischung  in  die  inneren  Angele- 
ffenheiten,  schickte  er  einen  Statthalter,  nicht  um  ihn  zu 
regieren,  sondern  zu  kontrolliren.  Zu  den  religiösen  Ver- 
pflichtungen gehört  auch  die  Ablieferung  des  Zehent,  wel- 
cher, der  ursprünglichen  Bestimmung  nach,  den  Armen  zu- 
fliefsen  sollte,  aber  schon  zur  Zeit  des  Mohammad  in  vie- 
len Fällen  eine  drückende  Staatssteuer  wurde. 

Nur  der  freie,  volljährige  Moslim,  nicht  aber  der  Sklave 
oder  Andersgläubige  (letztere  bezahlten  den  Cheräg  ^)  hat- 
ten den  Zehent  zu  entrichten.  Er  bestand  zum  Theil  in 
einer  Einkommen-,  zum  Theil  in  einer  Vermögenssteuer. 
Von  den  Erzeugnissen  des  Landes  lieferte  man  den  zehn- 
ten Theil  ab,  vorausgesetzt,  dafs  es  mit  fliefsendem  Was- 
ser oder  gar  nicht  bewässert  wurde,  wenn  aber  die  Be- 
wässerung künstlich,  durch  ein  Rad  oder  durch  Eimer,  be- 
werkstelligt wurde,  hatte  der  Eigenthümer  nur  den  zwan- 
zigsten Theil  zu  entrichten.  Die  Hälfte  des  Zehent  wurde 
in  diesem  Falle  zur  Vergütigrung:  für  die  Arbeit  erlassen. 

o       o      o 

Zur  Zeit  des  Mohammad  wurde  aufserdem  nur  noch 
die  Viehzucht  besteuert,  allein  wenn  auch  die  Armensteuer 
erst  unter 'Omar  auf  den  Handel  ausgedehnt  wurde,  so  trägt 


')  Es  kam  öfters  vor,  dafs  Sklaven  ein  Handwerk  verstanden 
und  von  dem  Eigenthümer  die  Ei'laubnifs  erhielten,  es  auf  eigene 
Rechnung  auszuüben,  doch  unter  der  Bedingung,  dafs  sie  ihm  einen 
Theil  des  Erwerbes  abgaben.  Dieser  Theil  nun  wurde  Cheräg  ge- 
nannt. Weil  die  unterjochten  Ungläubigen  gleichsam  die  Sklaven 
der  Moslime  waren,  wendete  man  auch  auf  die  von  ihnen  dem  mos- 
limischen  Staatsschatze  entrichteten  Steuern  den  Ausdruck  Cheräg 
an.  Man  sagt  zwar,  Cheräg  alräs  (Abgabe  des  Kopfes  =  Kopf- 
steuer); gewöhnlich  jedoch  wird  es  in  einem  engeren  Sinne  gebraucht 
und  bedeutet  die  von  den  Andersgläubigen  erhobene  Landtaxe.  Die 
von  den  Ungläubigen  erhobenen  Steuern  flössen  nicht  in  den  Armen- 
fonds, sondern  in  die  Staatskasse  und  hätten  hauptsächlich  zum  Un- 
terhalt der  Armee  verwendet  werden  sollen. 

22» 


340 

es  doch  zur  Deutlichkeit  hei ,  wenn  wir  das  System  in 
seiner  vollen  Entwicklung,  wie  es  in  den  Gesetzbüchern 
niedergelegt  wird,  darstellen;  denn  es  ist  kein  Zweifel, 
dafs  es 'Omar  im  Geiste  des  Mohammad  fortbildete,  ja  Mo- 
hammad hat  schon  manche  Verfügungen  dieser  Art  ge- 
troffen. 

Von  allem  produktiven  Eigenthuni,  aufser  Land,  hatte 
man  nicht  einen  Theil  des  Ertrages,  sondern  des  Kapitals 
zu  entrichten,  und  zwar  in  der  Regel  den  vierzigsten,  oder 
2^  Proc,  namentlich  von  edlen  Metallen,  von  zum  Verkauf 
bestimmten  Waaren  und  von  auf  der  Weide  befindlichem 
Vieh.  Angenommen  also,  dafs  die  Steuer  für  den  Land- 
mann, Kaufmann  und  Hirten  gleich  grofs  war,  so  ergiebt 
sich  aus  dieser  Taxation,  dafs  d(M'  Gesetzgeber  von  der 
Voraussetzung  ausging,  dafs  Handel  und  Viehzucht  25  Proc. 
eintrage. 

In  den  Gesetzbüchern  werden  folgende  Klassen  von 
versteuerbarem  Eigenthum  aufgezählt: 

1)  Edle  Metalle.  Wer  das  ganze  Jahr  hindurch  we- 
nigstens 20  Dynäre  Gold  im  Gewicht  (auch  zum  Verkauf 
bestimmtes  Geschmeide,  Gefäfse  und  Goldstaub  wurden  mit- 
eingerechnet) hatte,  mufste  einen  halben  Dynär  bezahlen, 
wer  weniger  hatte,  war  frei.  Die  geringste  Quantität  Silber, 
welche  versteuert  werden  mufste,  wird  von  den  Rechtsge- 
lehrten zu  200  moslimischen  Dirhemen  festgesetzt.  Man 
war  jedoch  steuerpflichtig,  wenn  das  (lold  und  Silber  zu- 
sammen 20  Dynäre  oder  200  Dirheme  werth  war. 

2)  Handelswaaren.  Der  Moslim  bezahlte,  wie  von 
edlen  Metallen,  nur  2^  Proc.  vom  Betrage  seines  Inventars 
nach  Abzug  der  Schulden.  Aber  nichtmoslimische  Kauf- 
leute, wenn  sie  Inländer  waren,  bezahlten  fünf,  und  wenn 
sie  Ausländer  waren,  zehn  Procent.  Die  Abgaben  der  Un- 
gläubigen flössen  jedoch  nicht  in  die  Armen-,  sondern  in 
die  Staatskasse,    d.  h.    sie    wurden    als   Beute   angesehen, 


341 

und    so    verwendet,    wie   das    dem    Propheten    entrichtete 
Fünftel  '). 

3  u.  4)  Kameele  und  Schaafe.  Die  Abgaben,  welche 
Viehzüchter  von  Kameel-  und  Schaalheerden  zu  entrich- 
ten hatten,  kennen  wir  bereits  (s.  S.  139).  \m  Gesetze  fin- 
den nir  keinen  Unterschied  zwischen  Ziegen  und  Schaa- 
fen,  und  zum  Behufe  der  Besteuerung  wurden  beide  Tliier- 
gattungen  zusanmiengezähh ;  es  ist  jedoch  unrichtig,  wenn 
indische  Tlieoh)gen  sowohl  in  der  Tradition,  als  in  der  Ju- 
risprudenz, wo  von  Schaafen  die  Rede  ist,  immer  Ziegen 
verstehen.  Die  Ziegenzucht  wurde  in  Arabien  nie  in's 
Grofse  getrieben,  und  es  mag  wohl  selten  vorgekommen 
sein,  dals  ein  Marjn  eine  hinlänglich  grolse  Ziegenheerde 
hatte,  um  ihn   dafür  allein   steuerpflichtig  zu  machen  -). 


')  Für  fremde  Kaufleute  war  dies  eine  Art  Zoll.  Sie  raufsten 
von  ihrer  Baarschaft  und  ihren  Waaren  in  der  ersten  moslimischen 
Stadt,  welche  sie  betraten,  den  zehnten  Theil  des  Werthes  bezahlen; 
dann  waren  sie  für  ein  Jahr  im  ganzen  moslimischen  Reiche  steuer- 
frei,  ausgenommen,  \A'enn  sie  ein  anderes  Mal  eine  gröfsere  Quanti- 
tät Waaren  im  Lager  hatten,  ein-  oder  ausführten.  Sie  erhielten 
keinen  Schein  für  die  geleie^tete  Zahlung,  aber  wenn  sie  in  eine  an- 
dere Stadt  kamen  und  die  Steuer  noch  einmal  gefordert  wurde,  galt 
ihr  Eid.  Weil  diese  Taxe  von  der  Armensteuer  verschieden  ist,  war 
auch  ein  anderer  Beamter  dafür  angestellt,  welcher  Aschir  hiefs, 
während  der  Armensteuer-Commissarius  Mo^addik  genannt  wurde. 

In  späteren  Zeiten  wurden,  im  Widerspruche  mit  den  Bestim- 
mungen des  Mohammad  sehr  hohe  Zölle  (Gawäliy,  jetzt  Gomruk) 
eingeführt. 

*)  S.  131)  dieses  Bandes,  wo  von  dem  Werthe  der  Schaafe  und 
den  verschiedenen  Arten  der  Kameele  die  Rede  ist,  ist  mir  eine 
wichtige  Tradition  (Bochäry  S.  1U5,  Abu  Dawüd  S.  217)  entgangen, 
welche  die  Grundlage  der  von  den  Rechtsgelehrten  aufgestellten 
Steuergesetze  bildet.  Der  Chalyfe  Abu  Bakr,  erzählt  Anas,  gab  mir, 
als  ich  mich  nach  Bahrayn  begab,  folgendes  Schreiben :  Von  24  Ka- 
meelen und  weniger  giebt  man  1  Schaaf  für  je  5  Stück.  Von  25  bis 
35  eine  Bint-Machädh,  d.h.  ein  weibliches  Kameelfüllchen;  von  36 
bis  45  eine  Bint-Labün,  d.h.  ein  etwas  älteres  weibliches  Füllchen. 


342 

Von  46  bis  60  eine  Hikka,  d.  h.  eine  Kameeistute,  welche  schon 
besprungen  werden  kann;  von  61  bis  75  eine  Godz'a  (richtiger  Ga- 
dza'a);  von  76  bis  90  zwei  Bint-Labün,  und  wenn  Jemand  91  bis 
120  Kameele  besitzt,  zwei  Hikka;  wenn  er  mehr  als  J20  besitzt, 
für  je  40  eine  Bint-Labün  und  für  je  50  eine  Hikka.  Wer  nur 
4  Kameele  besitzt,  ist  steuerfrei;  von  5  Kameelen  giebt  man  ein 
Schaaf  ab.  Wer  eine  Gadza'a  abliefern  soll  und  keine  hat,  der  kann 
eine  Hikka  und  zwei  Schaafe  oder  eine  Hikka  und  zwanzig  Dir- 
heme  geben.  Wer  eine  Hikka  abliefern  soll  und  keine  hat,  kann 
eine  Gadza'a  geben  und  der  Steuereinnehmer  giebt  ihm  20  Dirheme 
oder  zwei  Schaafe  heraus.  Wenn  Jemand  eine  Hikka  abgeben  soll 
und  er  hat  keine,  kann  er  eine  Bint-Labün  geben  und  noch  zwei 
Schaafe  oder  20  Dirheme  dazu. 

In  der  Tradition  werden  auf  diese  Weise  alle  Kameelgattungen 
wieder  aufgezählt  und  der  Preis  der  geringeren  wird  jedesmal  zu 
zwei  Schafen  oder  20  Dirhemen  weniger  veranschlagt,  als  die  nächst 
höhere;  folglich:  1  Bint-Machädh  =  5  Schaafen,  1  Bint-Labün 
(welche  iu's  dritte  Jahr  geht)  =  7  S.,  1  Hikka  (welche  in's  vierte 
Jahr  geht)  =  9  S.,  1  Gadza'a  (welche  in's  fünfte  Jahr  geht)  =  11  S. 
Am  Ende  ist  ein  Zusatz,  welcher  den  Unterschied  des  Werthes 
männlicher  und  weiblicher  Kameele  anzeigt:  Wenn  Jemand  eine 
Bint-Machädh  schuldig  ist  und  er  besitzt  kein  gehöriges  Stück,  so 
kann  er  einen  Ibn-Labün  abgeben;  er  wird  angenommen  ohne 
Zugabe. 

Ein  Ibn-Labün  ist  ein  männliches  Kameelfüllchen  ebenso  alt, 
wie  eine  Bint-Labün.  Ein  männliches  Füllchen  war  also  nur  zwei 
Schaafe  oder  zwanzig  Dirheme  weniger  werth,  als  ein  entsprechen- 
des weibliches. 

Vergleichen  wir  diese  Schätzung  mit  Tha'laby's  Angabe  (oben 
S.  138)  über  den  Preis  des  Blutes,  so  stellt  sich  heraus,  dafs  eine 
Chilfa  (trächtige  Kameeistute)  wirklich  zu  15  Schaafen  oder  150  Dir- 
hemen veranschlagt  wurde. 

Es  ist  so  interessant  über  die  ökonomischen  Verhältnisse  ande- 
rer Nationen  wohlbegründete  Aufschlüsse  zu  haben,  dafs  ich  diese 
Angaben  benütze,  um  als  Probe  des  S.  139  Gesagten  auch  daraus 
den  mittleren  Werth  eines  Kameeies  zu  bestimmen.  Wir  kennen  den 
Werth  aller  Altersstufen  weiblicher  Kameele.  Was  die  männlichen 
Kameele  anbetrifft,  so  ist  klar,  dafs  einer  trächtigen  Stute  keins  entspre- 
chen kann.  Wir  schlagen  aber  das  jüngste  männliche  Kameelfüllchen 
um  20  Dirheme  weniger  an,  als  ein  Bint-Machädh,  also  zu  3  Schaa- 
fen oder  30  Dirhemen.  Wenn  nun  auch  ein  männliches  Kameel 
jährlich  um  20  Dirheme  zunimmt  bis  es  im  sechsten  Jahre  das  volle 


343 

5)  Rindvieh  mit  Kinschliifs  von  Büffeln  ').  Weniger 
als  dreifsig  Stück  waren  frei,  von  dreifsig  lieferte  man  ein 
Kalb  ab,  das  in's  z^veite  Jahr  ging,  von  vierzig  Stück  eins, 
«las  in's  dritte  Jahr  ging. 

6)  Pferde.  Weil  in  der  (Jegend  von  Makka  und  Ma- 
dyna  keine  Stutereien  sind,  weicht  die  Besteuerung  von 
Pferden  insofern  von  den  anderen  Hausthieren  ab,  als  man 
die  Abgabe  in  Geld  entrichtete.  Ks  stand  dem  Eigenthü- 
mer  und  Stenereintreiber  frei,  für  jedes  Pferd  einen  Dy- 
när  zu  bezahlen  (vierzig  Dynäre  uaren  also  der  Durch- 
schnittspreis eines  Reitpferdes)  oder  es  schätzen  zu  lassen 
und  2^  Proc.  des  Schutzungspreises  zu  entrichten.  Kriegs- 
pferde der  Moslime  waren  steuerfrei  und  von  Andersgläu- 


Alter  erreicht  hat,  so  haben  wir  folgende  Preise  für  die  fünf  Alters- 
stufen: 30,  50,  70,  90,  110  Dirheme.  Setzen  wir  nun  voraus:  eine 
Heerde  bestand  aus  je  einem  weiblichen  und  männlichen  Kameele 
von  jeder  dieser  Altersstufen,  so  hatten  alle  zehn  mit  einander  den 
Werth  von  820  Dirhemen.  Dividiren  wir  diese  Summe  mit  10,  so 
ist  der  Durchschnittspreis  82  Dirheme. 

' )  Wahrscheinlich  gab  es  zur  Zeit  des  Mohammad  keine  Büf- 
fel in  Arabien.  Sie  waren  den  Römern  und  Griechen  unbekannt 
(Bochart  Hieroz.  Bd.  1  S.  973).  Ihre  Geschichte  wird  von  Kodäma 
erzählt:  Der  Thäyifite  Mohammad  b.  Käsim  schickte  dem  berüchtig- 
ten Haggäg  mit  den  Zott  (eine  Art  Zigeuner)  auch  Büffel  von  Sind. 
Man  verpflanzte  2000  in  die  Sümpfe  von  Kaskar  (am  Tigris).  Unter 
der  Regierung  des  Walyd  b. 'Abd  almalik  beklagten  sich  die  Einwoh- 
ner von  Ma9y9a  (zwischen  Syrien  und  Kleinasien),  dafs  die  Gegend 
wegen  der  grofsen  Anzahl  von  Löwen  unsicher  sei,  und  man  trieb 
als  Mittel  4000  Büffel  dahin. 

Ob  die  Büffel  aus  einer  Gegend  die  Löwen  zu  vertreiben  im 
Stande  sind,  weifs  ich  nicht;  aber  ich  zweifle  nicht,  dafs  der  indi- 
sche Büffel  (die  syrischen  sind  viel  kleiner  und  schwächer)  im  Kampfe 
mit  dem  Löwen  den  Sieg  davon  trägt.  In  den  Thiergefechten,  die 
ich  gesehen  habe,  wurde  der  bengalische  Tieger,  der  doch  ebenso 
stark  und  viel  behender  ist,  als  der  Löwe,  jedesmal  vom  Büffel 
überwunden.  Dem  Kazwyny  S.  383  zufolge  ist  auch  die  Seltenheit 
der  Krokodile  im  Nil  dem  Büffel  zuzuschreiben. 


344 

bigen   angehörigen  Pferden   zahlte   man  nach  dem  Werthe 
den  Cheiäg  '). 

In  den  Gesetzbüchern  wird  ein  eigenthüniHcher  Aus- 
druck für  »Hausthiere«  gebraucht,  nänihch  Sawäyinia  (Sin- 
gular Säyinia).  Ich  habe  keinen  moslimischen  Rechtsge- 
lehrten gekannt,  welcher  mir  den  Grund  dieser  Benennung 
anzugeben  wufste.  Schon  in  der  frühesten  Zeit  hat  man 
sich  in  den  Schulen  bemüht,  viel  Sinn  in  einem  oder  we- 
nigen Worten  zusammenzufassen,  und  dadurch  ist  der  Sinn 
nicht  selten  verloren  gegangen.  Säyima  bedeutet  »das 
Weidende«.  Der  Gesetzgeber  wollte  nämlich  nur  Vieh- 
züchter besteuern  und  hatte  alt-o  nur  jene  zahmen  Thiere 
im  Auge,  welche  in  den  Steppen  weideten,  also  gleichsam 
die  Stutereien.  Hausthiere  hingegen,  welche  man  zur  Ar- 
beit nöthig  hatte,  wie  Kameele,  welche  Wasser  ziehen,  zum 
Behufe  der  Beuässernng  der  Felder;  Ochsen,  welche  zum 
Ackerbau  nöthig  sind,  Bardziine  (Saumplerde),  d.  h.  Rosse 
von  niedriger  Race,  welche  zum  Reiten  untauglich  sind, 
und  nur  zum  [.asttragen  verwendet  werden,  und  Esel  und 
Maulthiere,  welche  man  stets  zum  Tragen  benutzt,  waren 
steuerfrei. 

')  Abu  Yusof,  welcher  am  ausführlichsten  über  diese  Gegen- 
stände handelt,  erzählt  einen  speziellen  Fall,  in  dem  ein  Pferd  ver- 
steuert wurde:  Ein  christlicher  Araber  kam  mit  einem  schönen  Rofs 
vor  den  Aschir;  dieser  schätzte  es  zu  20,000  Dirhenjen  und  sagte: 
"Wenn  du  willst,  bezahle  ich  dir  19,000  Dirheme  und  du  läfst  mir 
das  Pferd,  oder  du  erlegst  JOOO  Dirheme  als  Steuer.  Der  Eigen- 
thümer  wählte  das  letztere.  Nach  einiger  Zeit  kam  er  denselben 
Weg  mit  dem  Pferde  und  der  Aschir  verlangte  die  Steuer  noch 
einmal.  Die  Sache  wurde  vor  den  Chalyfen  "Omar  gebracht  und 
er  entschied,  dafs  der  Eigenthünier  in  diesem  Jahre  keine  Steuern 
mehr  für  das  Pferd  zu  entrichten  habe.  Es  wird  nicht  gesagt,  ob 
der  Eigenthümer  das  Pferd  verkaufen  wollte;  aber  es  ist  wahrschein- 
lich. Uebrigens  durften  die  Christen  nicht  in  der  Armee  dienen 
und  vielleicht  schon  damals  nirgends  zu  Pferde  erscheinen:  wenn 
sie  also  Pferde  hielten ,  konnte  es  nur  zum  Verkaufe  sein.  Jeden- 
falls war  Grund  vorhanden,  sie  strenger  zu  behandeln  als  die  Recht- 
gläubigen. 


345 

7)  Minen.  Steinbrüclie,  Perlfiscbereien  u.  dy;\.  sind 
frei.  Von  Metallen  lieferte  man  den  lünften  Tlieil  ab,  denn 
ilir  (leuinn  \viid  uie  Beute  betrachtet;  doch  llossen  die  Ab- 
gaben von  Minen  in  die  Armenkasse  und  nicht,  \vie  das 
Fünftel   der  Kriegsbeute,  in   den   Staatsfond. 

Gewerbe  der  Moslime  werden  nicht  besteuert,  weil 
sie  damals  keine  betrieben,  mit  Ausnahme  des  Räuber- 
handwerks. Dieses  durfte  nur  gegen  Andersgläubige  geübt 
werden,  und  man  mufste  ein  Fünftel  der  Beute  abliefern. 
Die  Gewerbe  der  unterworfenen  Juden  und  Christen  ^^ur- 
den  von  Mohammad  besteuert  und  man  mufs  sich  nur  wun- 
dern,  dafs  die  Gesetzgelehrten  nach  ihm,  auf  diesen  Vor- 
gang sich  stützend,  nicht  eine  reoelmäf>ige  Gewerbesteuer 
einführten.  Aullallend  ist,  dafs  Häuser,  welche  in  mosli- 
mischen  Städten  sehr  erträglich  sind,  keine  Steuer  entrich- 
ten. Die  Ursache  ist  wohl,  dafs  die  Gesetze  aus  einer 
Zeit  herrühren,  zu  der  jede  Familie  ihre  eigeue  Hütte  be- 
wohnte und  man  nur  Gäste,  nidit  aber  Miethsleute  in  sein 
Haus  aufnahm  ^). 

Es  ist  ein  gewaltiger  Irrthum,  zu  glauben,  dafs  unter 


')  'Omar  und  seine  Nachfolger,  welche  sich  an  den  Koran 
hielten,  würden  vielleicht  eine  Haussteuer  eingeführt  haben,  und  es 
hätte  nicht  schwer  fallen  können,  sie  zu  rechtfertigen,  wenn  raan 
die  Sache  vom  rechten  Standpunkte  angesehen  hätte.  Allein  eine 
folgerichtige  Auffassung  des  Miethsverhältnisses  hätte  die  Folge  ha- 
ben müssen,  dafs  kein  Spekulant  ein  Haus  gebaut  oder  gekauft,  und 
wenn  er  eines  besessen  hätte,  solches  nicht  vermiethet  haben  würde. 
Die  Moslime  sahen  nämlich  wohl  ein,  dafs  Miethszins  sich  nur  dem 
Namen  nach  vom  Geldzins,  welchen  Mohammad  als  Wucher  verbo- 
ten hat,  unterscheide.  Man  hielt  es  also  für  zweck mäfsig,  diesen 
delikaten  Punkt  gar  nicht  zu  berühren,  um  so  mehr,  da  Männer  wie 
Zobayr  und  andere  in  Häusern  spekulirten.  Später,  als  man  die 
Bestimmungen  des  Gesetzes  folgerichtig  zusammenstellte,  erhob  sich 
ein  Streit  darüber,  ob  es  erlaubt  sei,  Pachtzins  vom  Landeigenthum, 
welcher  auch  eine  Art  von  Geldzins  ist,  zu  nehmen,  und  Ibn'Omar 
war  so  gewissenhaft  kein  Land  mehr  zu  verpachten  (vergl.  Bochäry 
S.  313.) 


346 

iinffebildeten  Völkern  ein  lebendigeres  Gefühl  für  Recht 
und  Billigkeit  bestehe,  als  unter  uns.  Die  Erfahrung  zeigt, 
dafs  sie  viel  weiter  gehen  im  Klügeln,  als  gebildete  Natio- 
nen. Ich  gebe  ein  Beispiel:  Wenn  ein  Mann  4  Kameele, 
29  Rinder  und  39  Schaafe  besafs,  und  aufserdem  4  Wask 
Getreide,  ebensoviel  Hülsenfrüchte  und  Datteln  und  Oliven 
einerntete,  so  war  er  steuerfrei,  während  ein  anderer,  der 
nur  5  Kameele,  oder  nur  30  Rinder  besafs,  oder  nur  5 
Wask  Getreide  etc.  einerntete,  steuerpflichtig  war  (Muattä 
S.  117).  Der  Steuerfreie  hatte  in  diesem  Falle  ein  Ver- 
mögen von  mehr  als  2000,  und  der  Steuerpflichtige  von 
nur  200  Dirhemen.  Eine  ähnliche  Spitzfindigkeit  finden 
wir  in  dem  aus  dem  Heidenthume  stammenden  Gesetze,  dafs 
der  Enkel  auf  das  Erbe  seines  Grofsvaters  keinen  Anspruch 
hat,  wenn  das  Mittelglied  zwischen  Grofsvater  und  Enkel 
vor  dem  Tode  des  erstem  gestorben,  ist  es  aber  auch  nur 
einige  Augenblicke  darnach  gestorben,  so  erbt  der  Enkel 
den  Theil  des  Mittelgliedes.  Ich  könnte  eine  Anzahl  Fälle 
anführen,  welche  zeigen,  dafs  in  der  Anwendung  der  Ge- 
wohnheitsgesetze, wie  in  der  Ausbildung  derselben  unter 
dem  patriarchalischen  Naturvolke  Arabiens  die  raffinirteste 
Rabulistik  herrschte.  Wenn  man  dagegen  Beispiele  von 
Grofsmuth  citirt,  so  will  ich  sie  nicht  in  Abrede  stellen^ 
aber  ich  möchte  bemerken,  dafs  die  meisten  Nachrichten 
über  sogenannte  Naturvölker  aus  Zeiten  und  von  Leuten 
herrühren,  denen  sie  für  das  Ideal  der  Tugend  galten.  Ein 
vorurtheilfreies  Studium  ihrer  Zustände  weist  solche  sen- 
timentale Anschauungen  von  sich,  und  erkennt,  ohne  ihre 
guten  Eigenschaften  zu  läugnen,  ihre  viel  gröfseren  Laster 
bereitwillig  an,  und  in  der  wahren  Bildung  das  höchste 
Gut  des  Menschen  erblickend,  bemüht  es  sich  zur  Forde- 
rung derselben  beizutragen. 

Der  beiweitem  gröfsere  Theil  des  von  Mohammad  er- 
hobenen Zehent  bestand  in  Kameelen,  und  es  unterliegt 
keinem  Zweifel,    dafs    das  Kameel  (und  als  Scheidemünze 


347 

das  Schaaf)  die  Grundlage  der  Berechnung  des  nioslimi- 
sclien  Steuersystems  ist  ').  Man  dar!  aber  nur  ein  ^^enig 
in  den  Gegenstand  eingehen,  um  sich  zu  überzeugen,  dais 
eine  tiefere,  ältere  Grundlage  vorhanden  sei,  nämlich  der 
zehnte  Theil  der  FeldiVüchte,  und  dafs  die  Besteuerung 
der  Kameele  ein  daraus  abgeleiteter  Satz  ist.  Das  IVin- 
cip,  dafs  man  den  zehnten  Theil  dessen,  was  Gott  für 
den  Unterhalt  des  Menschen  wachsen  läfst,  Gott  zurück- 
gebe, wurde  dann  auch  auf  die  Viehzucht  ausgedehnt. 
Konsequent  hätte  man  auch  hier  den  zehnten  Theil  des 
Ertrages  fordern  sollen.  Moses  nahm  die  Erstlinge  und 
hat  sich  somit  der  konsequenten  Durchführung  des  Grund- 


')  Auch  die  Rechtsgelehrten  nach  Mohammad  haben  sich  in 
ihren  Berechnungen  besonders  an  die  Steuern  für  Kameel-  und  Schaaf- 
heerden  gehalten.  Mohammad  hat  die  in  einer  früheren  Note  ent- 
haltenen Bestimmungen  schriftlich  festgesetzt,  Abschriften  davon  sei- 
nen Steuereinnehmern  mitgetheilt  und  das  Original  bei  sich  behal- 
ten und  an  seinen  Säbel  gebunden  —  das  war  sein  Archiv!  — 
Nach  seinem  Tode  ging  dieses  Dokument  auf  Abu  Bakr  über  und 
dann  auf  Omar;  nach  dessen  Tode  haben  es  sich  seine  Kinder  an- 
geeignet. Es  war  zur  Zeit  Omars  II.  noch  in  ihrem  Besitze  und 
er  liefs  es  für  seinen  Gebrauch  copiren.  Dem  Zohry  hat  es  Sälim 
b.  'Abd  Allah  b.  'Omar  I.  zu  lesen  gegeben  (Abu  Dawüd  Bd.  1 
S.  219).  Aufser  dieser  Urkunde  hatte  sich  eine  Anzahl  Briefe,  die 
Mohammad  über  diesen  Gegenstand  an  die  Steuereinnehmer  schrieb, 
erhalten.  Diese  Materialien  waren  also  die  sicherste  Grundlage, 
welche  die  Rechtsgelehrten  wünschen  konnten,  und  sie  hielten  sich 
daran  (vergl.  Tirmidzy  S.  HO,  aus  seiner  Bemerkung  am  Schlüsse 
der  Tradition  ersehen  wir  auch,  warum  Bochäry  und  Moslim  dieses 
Dokument  nicht  in  ihre  Sammlungen  aufgenommen  haben:  weil  es 
eine  Urkunde  ist,  entsprach  es  nicht  ihrem  Canon,  welcher  ver- 
langte, dafs  die  Isnäd  ohne  Unterbrechung  bis  zu  einem  Zeitgenos- 
sen des  Propheten  hinaufreiche.  Hätte  Sälira  gesagt:  Mein  Vater 
'Abd  Allah  hat  mir  diese  Urkunde  mündlich  mitgetheilt,  und  er  hat 
sie  auf  gleiche  Weise  von  seinem  Vater  Omar  vernommen,  so  wür- 
den sie  Bochäry  und  Moslim  in  ihre  Sammlungen  aufgenommen  ha- 
ben.    Sonderbare  Begriffe  über  historische  Kritik!) 


348 

Satzes  genähert.  Die  Moslime  haben  es  schon  Aveiter  in 
der  Kechnungskunst  gebracht  und  ein  geregeltes  System 
eingeführt. 

Sie  berechneten  den  Durchschnittspreis  eines  Kamee- 
ies und  setzten  ihn  zu  8  Schaafen  oder  80  bis  82  Dirhe- 
men  fest,  ferner  machten  sie  einen  Leberschlag,  wie  viel 
ein  ^vachsendes  Kanieel  jährlich  im  Werthe  gewinne  und 
veranschlagten  den  Mehrwerth  zu  20  Diihemen  oder  2 
Schaafen,  Obschon  für  die  Arbeit  unbrauchbare  Kameele 
geschlachtet  wurden,  so  hätte  doch  ein  Abzug  gemacht 
werden  sollen  für  alternde  Thiere.  Aber  statt  einen  Ab- 
zug zu  machen,  nahmen  sie  in  der  Berechnung  der  Wert- 
zunahme einer  Heerde,  die  Trächtigkeit  der  Stuten  und 
einjährige  F'üUchen  nicht  in  Anschlag. 

Wenn  wir  den  Zehent  des  Ertrages  einer  Kameel- 
heerde  zu  berechnen  hätten,  würden  Avir  blos  auf  das  zweite 
der  obigen  beiden  Daten  rellektiren  und  sagen,  wenn  ein 
Kameel  jedes  Jahr  um  20  Dirheme  an  Werth  gewinnt,  so 
beträgt  der  Zehent  des  Ertrages  2  Dirheme,  folglich  ist 
die  Steuer  von  5  Kameelen  10  Dirheme  oder  ein  Schaaf. 
Ihre  Methode  war  etwas  coniplicirter,  theils  weil  sie  (wie 
sich  auch  aus  ihrer  Art,  Erbschaften  zu  vertheilen  ergiebt) 
eine  andere  Rechnungsmethode  befolgten  als  wir,  und  theils 
weil  der  Werth  der  Kameele  ursprünglich  auf  Schaafe  und 
nicht  auf  (udd  rcduzirt  wurde.  Da  jedes  Kameel  einer 
Heerde  durchschnittlich  8  Schaafe  werth  war  und  in  einem 
Jahre  um  zwei  Schaafe  im  Werthe  zunahm,  so  stieg  der 
Werth  der  ganzen  Heerde  in  vier  Jahren  auf  das  Doppelte, 
und  da  der  Ertrag  von  vier  Jahren  ebenso  grols  war,  als 
das  Kapital,  so  hätte  n)an  am  Ende  dieser  Periode  den 
zehnten  Theil  des  ursprünglichen  Kapitals  abgeben  sollen. 
Die  Jahresabgabe  belief  sich  also,  um  mich  eines  bezeich- 
nenden der  Tradition  (Misclikat  S.  151.  Abu  Dawud  Bd.  1 
S.  219)   entlehnten  Ausdruckes  zu  bedienen,  auf  ein  Viertel 


349 

des  Zehntels  (des  Kapitals  ^).  Die  [Besteuerung  des  Kapi- 
tals statt  des  Ertrai'es  \vui'de  dann  auf  andere  llausthiere 
und  edle  Metalle  überlraizen.  In  der  Besteuerung  der  letz- 
tern  ist  der  Gesetzgeher  von  der  V^oraussetzung  ausgegan- 
gen, dafs  sich,  wie  bereits  gesagt,  die  l*roduktivität  des 
Geldes  jährlich  aul  25  Proc.  helaufe.  Es  unterliegt  keinem 
Zweifel,  dal's  das  (Jeld  im  Orient  diesen  Weilh  hat  und 
immer  hatte.    Seihst  Avenn  man  sich  Geld  zu  12  Proc.  borgt 


')  Ich  benutze  diese  Gelegenheit,  um  ein  Versehen  in  der  Be- 
rechnung der  Preise  der  Lebensmittel  (S.  140)  zu  verbessern.  Von 
Datteln  und  Getreide  (die  mafsgebende  Tradition  ist  die  des  Abu 
Sayd  Chodry,  welche  daher  in  alle  Sammlungen  aufgenommen  ist, 
z.  B.  Bochäry  S.  1«9,  194  u.  201;  Tirmidzj  S.  110;  Abu  Dawüd 
Bd.  1  S.  216;  am  besten  Moslim  Bd.  1  S.  54«,  denn  er  stellt  nach 
seiner  löblichen  Methode  alle  Versionen  zusammen.  Der  Ausdruck 
Datteln  und  Getreide,  Habb,  kommt  nur  in  zwei  Versionen  vor) 
mufste  man  den  Zehent  entrichten,  wenn  sich  die  Ernte,  d.h.  der  Jah- 
resertrag, auf  wenigstens  5  Wask  belief,  von  Kameelen  hingegen, 
wenn  die  Heerde,  d.  h.  das  Kapital,  aus  wenigstens  5  Stücken 
bestand,  folglich  1  Wask  Datteln  =  J6  bis  20  Dirhemen. 

Der  Ausdruck  Getreide,  Habb,  hat  bei  den  Arabern  eine  sehr 
weite  Bedeutung  und  umfafst  aufser  Gerste,  Weizen,  Reis,  Büschel- 
mais und  Hirse  auch  Erbsen,  Bohnen  und  andere  Hülsenfrüchte 
(vergl.  Muattä  S.  118).  Zwanzig  Dirheme  per  Wask  ist  also  der 
mittlere  Preis  aller  dieser  Früchte.  Es  ist  jedoch  anzunehmen,  dafs 
Mohammad  bei  der  Feststellung  des  Zehent  besonders  auf  Datteln, 
Gerste  und  Weizen  reflektirte.  Der  Wask  Datteln  und  Gerste  mag 
demnach  in  Madyna  1 5,  der  Weizen   30  Dirheme  gekostet  haben. 

Was  nun  die  Auffassung  der  Rechtsgelehrten  anbelangt,  so  hal- 
ten sich  die  Schäfi'iten  und  Mälik  an  die  Tradition  des  Abu  Sa' yd, 
die  Hanj-fiten  hingegen  (doch  nicht  alle)  behaupten,  dafs  man  von 
den  Feldfrüchten  den  Zehent  entrichten  müsse,  sei  die  Quantität 
auch  noch  so  gering.  Sie  stützen  sich  auf  eine  Tradition,  welche 
in  keine  canonische  Sammlung  aufgenommen  ist,  welche  aber  vom 
Chalyfen  '  Omar  II.  überliefert  wurde,  und  vielleicht  hat  sich  dieser 
gerechte  Monarch  auch  daran  gehalten.  Auch  Mälik,  in  der  Muattä 
S.  117,  spricht  eine  mit  Abu  Sayd  nicht  ganz  übereinstimmende  An- 
sicht aus. 


350 

und  in  Land  anlegt,  kann  man  noch  recht  gute  Geschäfte 
dabei  machen.  Der  Gesetzgeber  hatte  aber  besonders  den 
Kaufmann  im  Auge,  dessen  Profite  sehr  grofs  waren.  Es 
traf  aber  auch  andere  Klassen  und  mufste  mitunter  sehr 
drückend  sein,  besonders  weil  Mohammad,  obschon  Kauf- 
mann, das  canonische  Recht  in  den  Islam  einführte  und 
jede  Art  von  Zinsen  für  Geld  als  Wucher  erklärte  ').  Setzen 
wir,  dafs  eine  Kaufmanns -Wittwe  mit  mehreren  unmündi- 
gen Kindern  ein  bedeutendes  Vermögen  in  baarem  Gelde 
ererbte,  so  war  dasselbe,  ehe  die  Kinder  das  Alter  er- 
reichten, um  mit  dem  Gelde  Geschäfte  treiben  zu  können, 
zur  Hälfte  als  Armensteuer  ausgegeben,  und  die  Familie 
kam  dann  wahrscheinlich  selbst  an  die  Armenkasse. 

Da  der  Zehent  von  Feldfrüchten  die  Basis  der  Armen- 
steuer ist,  sind  wir  zu  dem  Schlüsse  berechtigt,  dafs  sich  diese 
Pflicht,  welche  ursprünglich  für  die  Moslime  eine  rein  re- 
ligiöse ohne  Staatszwang  war,  unter  einer  ackerbautreiben- 
den Nation  entwickelt  habe.  Auch  die  Einwohner  von  Ma- 
dyna  lebten  vom  ]>andbau,  und  Mohammad  konnte  den 
Zehent  nach  seiner  Ankunft  in  dieser  Stadt  eingeführt  ha- 
ben. Er  predigt  aber  in  so  vielen  der  frühesten  makka- 
nischen  Inspirationen  mit  solcher  Bestimmtheit  die  Noth- 
wendigkeit  der  Verabreiclumg  des  Almosens  (und  immer 
mit  dem  bestimmten  Artikel),  dafs  man  deutlich  sieht,  er 
habe  schon  bei  seinem  Auftreten  es  für  eine  Pflicht  ge- 
halten, einen  gewissen  Theil  des  Einkommens  den  Armen 
zu  verabreichen.  Ferner  sind  beide  Ausdrücke  dafür,  Zakät 


')  Es  wird  dem  Leser  nicht  entgangen  sein,  dafs  man  von  Gold 
und  Silber,  wenn  der  Werth  sich  nur  auf  200  Dirheme  belief,  schon 
steuerpflichtig  war,  während  Kameele  oder  Schaafe  auf  den  doppel- 
ten Werth  steigen  inufsten,  ehe  man  davon  Abgaben  zu  entrichten 
hatte.  Im  socialistischen,  raubgierigen  Orient  hat  man  den  Kapifa- 
listen immer  geächtet.  Dieselbe  Tendenz  haben  in  neuerer  Zeit  rein 
demokratische  Institutionen. 


351 

und  ^adaka,  hebräischen  Ursprungs  ').  Ich  glaube  also,  dafs 
er  auch  diese  Pflicht  (wie  das  (Jebet)  von  seinen  Vorgän- 
gern, den  Hanyfen,   in   den  Islam  hinübergenommen  habe. 


')  Nach  dem  jetzigen  Sprachgebrauch  bedeutet  Zakät  Armen- 
steuer, d.  h.  die  Tantieme  (alkadr  almo'ayyan)  des  Vermögens  oder 
Einkommens,  welche  ein  Moslim  den  Armen  zu  geben  verpflichtet 
ist,  Qadaka  hingegen  bedeutet  Almosen.  Man  gebraucht  aber*(^'a- 
daka  auch  für  Sühne,  z.  B.  für  das  Tödten  eines  Insektes  oder  Ver- 
nachläfsigung  einer  religiösen  Pflicht  oder  zu  Gunsten  der  Seele  ei- 
nes Abgestorbenen. 

Beide  Ausdrücke  sind  hebräischen  Ursprunges.  Zakät  gebraucht 
Mohammad  schon  in  Makka,  C'adaka  hingegen  kommt  nur  in  raa- 
dynischen  Offenbarungen  und  nicht  häufig  vor,  und  es  bedeutet  im 
Koran  freiwilliges  Almosen  und  Armensteuer  (z.  B.  K.  9,  6o).  Im 
K.  2,  277  kommen  beide  Ausdrücke  vor  und  könnte  man  Qadaka 
mit  Wohlthätigkeit,  Zakät  hingegen  mit  „vom  Gesetze  vorgeschrie- 
benem Almosen"  übersetzen;  insofern  ist  also  der  neuere  Sprachge- 
brauch gerechtfertigt. 

Wenn  auch  Zakät  in  den  meisten  Koränstellen  diese  specifische 
Bedeutung  bat,  so  kommen  doch  auch  einige  vor,  in  welchen  es 
als  Almosen  im  weitern  Sinne  des  Wortes  aufgefafst  werden  niufs. 
Besonders  bezeichnend  ist  in  dieser  Hinsicht  Kor.  30^  38:  Mit  Geld, 
welches  ihr  auf  Zinsen  ausleget,  werdet  ihr  vor  Gott  nicht  gewin- 
nen, wenn  ihr  aber  Geld  Gott  zu  Liebe  als  Zakät  spendet,  so  ver- 
doppelt ihr  euer  Kapital  in  Wirklichkeit.  In  Koran  2,  277  wird  die- 
selbe Idee  wiederholt  und  Qadakät  (der  PI.  von  Q'adaka)  in  diesem 
Sinne,  Zakät  hingegen  für  „die  vorgeschriebene  Armensteuer"  ge- 
braucht: Zinsen  bringen  keinen  Segen  Gottes,  aber  das  Almosen 
trägt  Zinsen  ein.  Diejenigen,  welche  das  Gute  thun,  das  (vorge- 
schriebene) Gebet  verrichten  und  das  Zakät  abgeben  erwartet  ein 
grofser  Lohn. 

Dieses  von  Gott  vorgeschriebene  Almosen  blieb  bis  630  eine 
religiöse  Pflicht;  dann  aber  wurde  sie  zur  Staatssteuer,  und  nicht 
nur  im  Koran,  sondern  auch  in  Dokumenten  wendete  Mohammad 
den  für  ihn  ziemlich  neuen  Ausdruck  (^adaka  an,  ja  wie  ich  glaube 
und  weiter  unten  wieder  bemerken  werde,  im  Unterschiede  von  Za- 
kät, welches  noch  immer  das  blos  von  der  Religion  befohlene  Al- 
mosen, wie  z.  B.  das  im  kleinen  'Yd  vorgeschriebene,  bedeutet.  In 
sofern  ginge  also  der  neuere  vom  älteren  Spracbgebrauche  aus  einan- 
der.    Zu  bemerken  ist  noch,  dafs  in  Gesetzbüchern  Mo^addik  für 


352 

JNicht  zu  übersehen  ist,  dafs  nach  seiner  frühesten  Lehre 
«1er  Zelient  niclit  den  Priestern,  sondern  den  Armen  ver- 
abreicht Averden  sijll.  Wahrscheinlicli  lehrten  seine  Vor- 
gänger, welche  bettelnde  Asceten  und  keine  Bewunderer 
des   Priesterthums  waren,  dasselbe. 

Man  \ersetze  sich  in  die  sonderbaren  volkswirthschaft- 
lich^en  Zustände,  wo  jeder  Besitzende  jährlich  den  zehnten 
Theil  der  Ernte  und  den  vierzigsten  Theil  seines  produk- 
tiven Vermögens  an  die  Armen  abgeben  mufs,  und  aufser- 
dem  verpHichtet  ist,  an)  kleinen 'Yd  Almosen  zu  spenden! 
Wäre  das  CJesetz  durchführbar  gewesen,  so  hätte  der  sie- 
bente Theil  der  Bevölkerung  die  Hände  ruhig  in  den  Schoofs 
legen  und  von  der  Arbeit  seiner  Nachbarn  leben  können. 
Ein  Besitzender,  welcher  z.  B.  nichts -als  eine  Baarschaft 
von  200  Dirhemen  besafs,  war  so  hoch  besteuert,  dafs  er 
schlimmer  daran  war,  als  ein  Mann,  welcher  nichts  hatte 
und  von  der  Wohlthätigkeit  Anderer  lebte.  Die  Verhält- 
nisse geslalteten  sich  übrigens  bald  nach  Mohammad's  Tod 
so,  dafs  die  Armensteuer  die  wenigst  ergiebige  Quelle  des 
Einkommens,  des  nioslimischen  Proletariats  war;  denn  es 
flössen  die  Schätze  der  Chosroen  und  Egyptens  nach  Ma- 
dyna,  und  ein  Taugenichts,  welcher  nur  einen  Sklaven  zu 
seiner  Bedienung  und  ein  Pferd  zu  seinem  Vergnügen  hielt, 
hatte ,  nach  der  ausdrücklichen  Bestimmung  einiger  Ge- 
setzlehrer, nicht  nur  auf  seinen  Theil  an  den  vStaatseinkünf- 
ten,  sondern  auch  auf  die   Armenkasse  Anspruch. 

Eine  redliche  Vertheilung  einer  so  ergiebigen  Einkom- 
mensteuer ist,  so  lange  die  Menschen  IMenschen  sind,  so  we- 
nig denkbar,  als  die  Durchlührung  irgend  eines  anderen  so- 
cialistischen  Systemes,  Mohammad  verfügte  darüber  so  will- 
kürlich, dafs  er  es  nöthig  fand,  sich  im  Koran  gegen  die  Vor- 
würfe der  (llänbigen  zu  veitheidigen  (9,  .".,s)  und  die  unge- 
rechte Verwendung  derselben  von  (lott  bestätigen  zu  lassen. 

ArmcnstcuercintiohrntT   vorkoninit.      Neben    Moi;addik   koinirit    auch 
Aschir,  Zelieutuinuehmer,  Zollbeamter,  aber  nicht  Mozakkiy  vor. 


353 

9,  60.  Das  Almosen  ist  einer  Satzung  Gottes  gemäfs 
für  die  Nothleidenden,  für  die  Armen,  für  die  Entschädi- 
gung der  Einnehmer  desselben,  für  die  Besänitigten, 
für  die  Loskaufung  von  Gefangenen  und  Sklaven,  für  mit- 
tellose Schuldner  und  für  Reisende  bestimmt. 

Unter  den  Besänftigten,  welchen  in  dieser  Koränstelle 
Ansprüche  auf  das  »Almosen«  zuerkannt  werden,  waren 
mächtige  Männer,  die  durch  Geschenke  für  den  Islam  ge- 
wonnen wurden,  wie  Hakym  b.  Hizäm,  der  reichste  Mann 
in  Makka  (Taymy  S.420).  Auch  der  selbstsüchtige  Schaych 
der  Fazäriten,  'Oyayna,  welchen  Mohannnad  als  Steuerein- 
nehmer zu  den  wohlhabenden  Tamymiten  sandte,  und  an- 
dere Bedouinenhäuptlinge  gehörten  zu  den  Besänftigten. 
Seine  Statthalter,  meistens  aus  der  Zahl  der  Besänftigten 
gewählt,  erprefsten  so  viel  sie  konnten  und  verwendeten 
die  Revenuen,  wie  es  ihnen  gefiel.  Es  wurden  Klagen 
gegen  sie  geführt,  und  Mohammad  gab  den  Klägern  den 
bureaukratischen  Uescheid,  man  müsse  sich  der  Obrigkeit 
unterwerfen  (Moslim  Bd.  1  S.  554).  Ungeachtet  des  so- 
cialistischen  Namens  dieser  Steuer  wanderte  sie  doch,  wie 
alle  Steuern,  wenigstens  zum  Theil,  aus  den  Taschen  der 
Mittelklassen  in  die  Kotier  der  Reichen.  Ein  noch  grö- 
fserer  Theil  wurde  für  die  Armee  verwendet.  Soldaten, 
d.  h.  Leute,  welche  regelmäfsigen  Sold  bezogen,  gab  es 
keine.  Das  aus  Räuberbanden  enstandene  Kriegsheer  be- 
stand aus  Freiwilligen,  welche  in  der  l'eute  Ersatz  für  ihre 
Anstrengungen  fanden.  Der  Erfolg  der  moslimischen  Ban- 
den hatte  eine  Anzahl  Leute  nach  Madyna  gebracht,  de- 
ren einziges  Gewerbe  der  Krieg  war,  und  das  Gesetz  be- 
stimmt, dafs  Männer,  welche  sich  ausschliefslich  diesem 
Berufe  widmen  (mokäti  alghazät)  vor  allen  Andern  bei  der 
\  ertheilung  des  Almosens  bedacht  werden  sollen.  Durch 
die  Armensteuer  entstand  daher  eine  stehende  Armee,  frei- 
lich stand  es  den  Empfängern  bei  jeder  Gelegenheit  frei, 
in  das  Feld  zu  ziehen  oder  nicht;  denn  sie  erhielten  ihren 
ni.  23 


354 

Antheil  am  Almosen  mir  deswegen,  weil  sie  keine  Ünter- 
lialts((uelle  hatten,  ja  nach  einem  glückhchen  Rauhzug  hätten 
sie  ihn  verheren  sollen.  Nicht  zu  übersehen  ist,  dafs  dem 
Gesetze  gemäfs  arme  Häschimiten  und  Mottalibiten,  Anver- 
wandte des  Propheten,  vom  Almosen  ausgeschlossen  sind. 
Sie  hatten  nämlich,  gerade  Avie  bei  uns  die  Mitglieder  der 
türstlichen  Familien  '),  Anspruch  auf  die  Staatkasse  (Fay  al- 
moslimyn)  Das  Gros  der  j\rmensteuer  vertheilte  man  in  dem 
Stamme  oder  Orte,  wo  sie  erhoben  wurde,  ein  grofser  Theil 
wurde  jedoch  nach  Madyna  gebracht;  denn  es  war  das  Herz 
des  Islams  und  enthielt  den  Kern  der  Armee  ^).  Alles  hing 
hierin  von  dem  Uebereinkommen  ab,  welches  die  Stämme 
bei  ihrer  Unterwerfung  gemacht  hatten;  von  'Oman  z.  B. 
kam  anfangs  kein   Dirhem  nach   Madyna. 

Die  von  Mohammad  eingeführten  administrativen  Maafs- 
regeln  waren  sehr  einfach.  Die  späteren  Juristen  behaup- 
ten, dafs  die  Regel  bestanden  habe,  die  Zehenteintreiber 
jährlich  zu  wählen.  Ihr  Amt  horte  auf,  wenn  der  Zehent 
gesammelt  und  vertheilt  Avar.  Dies  ist  aber  nicht  ganz 
richtig  ^).  Nach  unserer  Auffassung  würden  wir  die  Be- 
sitzungren   des   Mohammad    in   unmittelbare  Provinzen   und 


')  Man  stellte  auch  Hilscbimiten  und  überhaupt  Verwandte  des 
Herrschers  nicht  gern  als  Finanzbeanite  an,  denn  man  hielt  dieses 
Geschäft  als  eine  Erniedrigung  für  sie.  Doch  weil  diese  Stellen  so 
einträglich  waren,  kamen  Ausnahmen  vor. 

^)  Wir  haben  gesehen,  dafs  es  Mohammad  den  Gläubigen  zur 
'Pflicht  machte,  die  Higra  zu  vollbringen,  d.  h.  sich  in  Madyna  nie- 
derzulassen. Nach  der  Einnahme  von  Makka,  sagen  die  meisten 
Theologen,  hörte  diese  Pflicht  auf,  und  wer  sich  erst  darnach  in 
Madyna  niederliefs,  hat  nicht  auf  den  Namen  Mohagir  Anspruch. 
Dennoch  hielt  er  immer  noch  viel  darauf,  dafs  sich  die  Gläubigen 
um  ihn  schaarten,  und  die  Madynenser  blieben  auch  nach  seinem 
Tode  noch  die  Kerntruppen. 

')  Wer  die  orientalischen  Zustände  kennt,  wird  leicht  begrei- 
fen ,  warum  sie  diese  Behauptung  aufstellen?  Viele  dieser  Herren 
(wie  z.  B.  Abu  Yüsof)  erfreuten  sich  des  Vertrauens  des  Hofes  und 


355 

Schutzländer  eintlieilen.  In  erstem  liielt  er  sich  ge^vcihn- 
Mch  an  diese  Regel,  aber  in  Yanjänia,  'Oman  und  in  den 
meisten  Theilen  von  Yaman  hatten  die  hühern  f  iirsten  zum 
Theil  das  vertragsmäfsige  Recht,  den  Zehent  zu  sammehr, 
denn  dieses  waren  Schutzländer.  Zwischen  dem  moslimi- 
schen  Staate  und  Yamäma  endlich  bestand  nur  Neutralität. 
In  die  inneren  Angelegenheiten  der  Stämme  und  Städte 
mischte  sich  Mohammad  bisweilen  als  Prophet,  höchst  sel- 
ten als  Herrscher.  Erobernde  Völker  im  Orient  besnüo-en 
sich  mit  dem  Tribut,  den  Frauen  und  den  Dienstleistun- 
gen der  unterjochten  Nationen,  und  regieren  nur,  wenn  es 
pecuniären  Nutzen  gewährt  oder  unerläfslich  ist.  Unge- 
achtet der  Raubsucht  der  Despoten  und  ihrer  Beamten  ge- 
niefsen  dennoch  die  Orientalen  mehr  persönliche  Freiheit 
als  Schutz,  nur  vermindert  sich  diese  in  dem  Maafse,  in 
welchem  der  Reichthum  des  Individuums  sich  vermehrt. 
Rs  ist  dieser  Freiheit  des  Individuums  und  der  Gemeinden 
zuzuschreiben,  dafs  einige  orientalische,  namentlich  persi- 
sche Provinzialstädte  eine  ung^laubliche  Zähigkeit  bewiesen 
und  sich  unter  den  trübsten  Verhältnissen  am  Leben  er- 
hielten. Auch  verfolgte  Religionsgemeinden,  wie  die  Ju- 
den und  Christen,  verdanken  dieser  Ursache  ihr  Fortbe- 
stehen. Wenn  Dynastien  alt  und  entkräftet  werden,  fangen 
sie  allerdings  an,  sich  in  die  Geschäfte  der  Gemeinden  zu 
mischen  und  zu  regieren.  Es  ist  dies  der  Dräne:  der  Selbst- 
erhaltung.  Aber  im  Orient  hat  es  nie  ein  System  des  politi- 
schen Gleichgewichtes,  ein  nur  scheinbar  grolsmüthiges,  und 
in  Wirklichkeit  um  Schonun«:  flehendes  Grofsmächteln  ge- 
geben.  Wenn  sich  ein  Machthaber  stark  genug  fühlte,  griff 
er  stets,  ohne  Rücksicht  auf  Verträge,  seine  schwächeren 


die  Zehenteintreiber  wurden  auf  ihre  Empfehlung  gewählt.  Da  nun 
alle  Stellen  im  Orient  verkauft  werden,  so  war  es  viel  vortheilbaf- 
ter  für  sie,  wenn  sie  jährlich  auf's  Neue  vergeben  wurden.  Wie 
viel  mag  der  verschmitzte  Abu  Yüsof  von  jedem  Zehenteinnehmer, 
welchen  er  empfohlen  hat,  erhalten  haben! 

23* 


356 

Nachbarn  an  und  stürzte  altersschwache  Dynastien.  Die 
Naturgesetze  hatten  somit  immer  ihren  freien  Lauf,  und 
wenn  die  rnuvälzungen  nicht  zu  häufig  vorgefallen  und 
zu  rücksichtslos  durchgeführt  worden  wären,  hätten  sie 
zum  Heile  der  Völker  gereicht. 

Mohammad  bestellte  für  jede  CJemeinde,  meistens  aus 
ihrer  Mitte,  einen  Vorbeter.  Wenn  sie  selbst  einen  passen- 
den fand,  liefs  er  ilin  gewähren.  Die  Regel  ist,  dafs  der- 
jenige Vorbeter  sein  soll,  der  am  meisten  vom  Koran  aus- 
wendig weifs.  Der  Vorbeter  unterrichtete  die  Gläubigen 
auch  in  der  Religion.  Dieser  Unterricht  war  aber  äufserst 
einfach;  Allah  ist  der  einzige  Gott,  du  mufst  die  fünf  täg- 
lichen Gebete  verrichten,  den  Ramadhän  fasten  und,  wie 
früher,  nach  Makka  wallfahrten  und  das  Almosen  entrich- 
ten. Letzteres  Gesetz  theilte  der  Prophet  den  Stämmen 
häufig  schriftlich  mit.  Das  Vorbeteramt  war  eine  unbe- 
zahlte, aber  mitunter  sehr  hohe  F^hrenstelle  ').  Wenn  der 
Vorbeter  arm  war,  hatte  er  auf  das  Almosen  Anspruch, 
oder  auch  auf  die  Staatskasse,  oder  vielmehr  der  Prophet 
machte  ihn)  bisweilen  Geschenke;  damals  wurden  nämlich 
die  Finanzen  sehr  gemüthlich  verw  altet  und  von  einer  Rech- 
nungslegung war  keine  Rede.  Die  Steuerkameele  wurden 
zum  Theil  sogleich  vertheilt,  zum  Theil  auf  die  Weide  ge- 
schickt, und  Biläl  hatte  die  ßaarschaft  in  Verwahrung  in 
Häuten  ohne  Schlofs  und  Riegel.  Wenn  ein  Moslim  in 
Noth  war,  erhielt  er,  so  lange  etwas  da  war,  was  er  be- 
durfte. 

Regelniäfsige  Besoldungen  wurden  erst  in)  Jahre  641 
von  'Omar  I.  eingeführt,  und  zwar  nicht  blos  für  die  Beam- 
ten, sondern  für  jeden  Moslim  (siehe  Vorrede). 

Ziemlich  früh  e)itwickelte  sich  meistens  aus  dem  Vor- 
beter-  und  Lehreramte   die  Gerich tspllege   (vergl.  Taymy 

')  Wenn  es  sich  auch  nicht  behaupten  läfst,  dafs  Ibn  Chaldün 
die  Zeit  des  Mohammad  vollends  verstanden  hat,  so  sind  doch  seine 
Bemerkungen  über  das  Lehramt  sehr  treffend  und  der  Berücksicfe- 
tigung  werth. 


357 

S.  423)  und  die  Polizei.  Ohschon  Mohammad  die  herge- 
brachten Rechte,  betreffend  Ehen,  Erbschaften,  Sklaverei 
und  andere  bürgerliche  Gesetze  verbesserte,  so  konnte  die 
Schlichtung  der  daraus  entstandenen  Streitigkeiten  lange 
Zeit  getrost  den  betreffenden  Familien  überlassen  werden; 
denn  \venn  sich  die  Familie  im  engern  Sinne  des  Wortes 
nicht  verständigen  konnte,  so  mischten  sich  die  Verwand- 
ten der  beiden  Parteien  hinein  und  es  entschied  am  Ende 
der  in  gesunden  (Gemeinden  unlehlbarste  Richter:  die 
öffentliche  Meinung  ').  Allein  die  Blutrache,  obschon  sie 
Mohammad  im  Prinzipe  bestätigte,  palste  nicht  lür  einen 
geregelten  Staat.  Sie  ist  das  Recht  des  Stärkeren  und 
führte  zu  Kriegen  unter  den  Stämmen.  Ihre  Abschaffung 
machte  zuerst  einen  Richterstand  nöthig,  dessen  Entschei- 
dungen vom  Staate  Geltung  verschafft  wurde.  Wir  finden 
daher  schon  unter 'Omar  Kädhies,  Richter. 

Das  Haujitgeschäft  der  Polizei  (Ihtisäb)  besteht  unter 
den  Moslimen  darin,  die  Beobachtung  der  kirchlichen  Ge- 
bote aufrecht  zu  erhalten:  dafs  man  keinen  Wein  trinke, 
und  dafs  kein  Schweintleisch  verkauft  werde:  dann  auch 
in  der  Beaufsichtigung  der  Märkte.  So  lange  der  Eifer 
für  den  Glauben  grofs  war,  machte  die  öffentliche  Meinung 
die  PoHzei  überflüssig;  sie  entstand  daher  erst  nach  Mo- 
hammad, nachdem  sich  in  grofsen  Städten  Leute,  die  sich 
einander  nicht  kannten,  angesammelt  hatten  -'). 


')  Wenn  die  Familie  einen  Streit  nicht  schlichten  konnte, 
wandte  man  sich  im  Heidenthume  häufig  an  einen  Seher  oder 
Schiedsrichter  (Häkira).  Da  diese  Einrichtungen  mit  dem  Götzen- 
dienste zusammenhingen,  so  mufsten  von  Staatswegen  für  solche 
Fälle  Richter  angestellt  werden,  deren  Gebiet  sich  erweiterte,  als 
die  Stämme  aufhörten  wie  eine  grofse  Familie  zu  leben. 

')  Ihn  Sa'd  führt  folgende  zwei  Traditionen  an,  wovon  die 
letztere  auf  der  Auktorität  des  Ibn  Görayg  beruht:  „Mohammad 
stellte  über  den  Markt  von  Makka,  als  er  die  Stadt  eroberte,  den 
Omayyiden  Sa  yd  b.  Sayd  an.  Als  der  Prophet  gegen  Täyif  zog, 
begleitete  ihn  Sayd  und  fiel  dort." 


358 

V^om  Militärkommando  ist  schon  die  Rede  gewesen. 
Wir  sehen  also,  dafs  es  einen  eigentlichen  bezahlten  Beam- 
tenstand unter  Mohammad  nicht  gab.  Er  ist  unnöthig,  so 
lange  das  Individuum  im  vStamme  aufgeht,  er  entwickelt 
sich  aber,  wenn  durch  Eroberungen  und  die  Gründung  des 
Staatslebens  die  Zusammengehörigkeit  der  Mitglieder  der 
Stämme  gelockert  wird.  Es  ist  dies  ein  historisches  Ge- 
setz, welches  wir  in  der  Urgeschichte  aller  Völker  wahr- 
nehmen, aber  nur  bei  den  Arabern  Schritt  für  Schritt  ver- 
folgen können.  Der  Nachweis  dafür  gehört  nicht  in  die 
Biographie  des  Mohammad,  sondern  in  die  Geschichte  sei- 
ner Nachfolger. 


„Als  der  Prophet  vor  Täyif  zog,  liefs  er  den  Thakyfiten  Ho- 
bayra  b.  Schibl  b.  'Aglän  als  Statthalter  in  Makka  zurück.  Nach 
seiner  Rückkunft  von  Täyif,  als  er  nach  Madyna  gehen  wollte,  ver- 
wendete er  den 'Attäb  b. 'Osayd  über  Makka  und  über  den  Hagg 
(das  Pilgerfest)  von  A.  H.  8." 

Aus  der  ersten  Tradition  könnte  gefolgert  werden,  dafs  dem 
Sa'yd  die  Marktpolizei  anvertraut  war.  Allein  von  Attäb  ist  es  be- 
kannt, dafs  er  als  Vorbeter  in  Makka  fungirte.  Sein  Vorgänger  in 
diesem  Amte  war  Hobayra  und  dessen  Vorgänger  war,  wie  es  scheint, 
Sa'yd.  Ich  glaube,  auch  er  war  Vorbeter  und  zwar  neben  Moham- 
mad. Der  Prophet  hielt  den  Gottesdienst  bei  der  Ka'ba  oder  bei 
seinem  Zelte,  da  aber  nicht  ganz  Makka  sich  daselbst  fünf  Mal  des 
Tages  versammeln  konnte,  wurden  die  Gebete  auch  auf  dem  Markte 
verrichtet,  und  hier  war  Sa'yd  Vorbeter. 


üreiundzwanzig'stes  Kapitel. 


Viele  Stämme  huldigen  dem  Propheten.    Feldzug  an 
die  byzantinische  Grenze. 
(April  630  bis  Febr.  631.) 

Das  neunte  Jahr  der  Flucht,  welches  am  20.  April  630 
begann,  wird  das  Jahr  der  Deputationen  ^)  genannt,  denn 
die  Stämme  und  Städte  x\rabiens  beeilten  sich  durch  Ab- 
geordnete dem  Propheten  ihre  l  nterwürfigkeit  anzuzeigen. 
Unter  den  Gesan(]ten  befand  sich  stets  der  Barde  des 
Stammes,  und  die  Konversation  wurde  durch  V^erse  und  ee- 
reimte  Prosa  verherrHdit.  Der  Dichter  besang  den  Ruhm 
seines  \  oikes  und  pries  zugleich  die  Moslime  und  ihre 
Heldenthaten.  Mohammad  bestellte  bei  solchen  Gelesen- 
heiten  seinen  Hofpoeten  Hassan,  dafs  er  für  ihn  und  die 
Gläubigen  antworte.  Als  er  Vorbereitungen  für  den  Em- 
pfang der  Tamymiten  machte,  liefs  er  für  Hassan  eine 
Tribüne  errichten,  auf  welcher  er  Platz  nahm  und  seine 
Komposition  deklamirte  -). 


')  Im  Arabischen  Woffad.  Kostoläny  S.  316  erklärt  dieses 
Wort:  „Eine  Anzahl  von  Leuten,  welche  gewählt  werden,  um  grofsen 
Herren  zu  huldigen."  Man  sagt  aber  auch  von  einer  einzelnen  Per- 
son, welche  eine  Reise  unternimmt,  um  einem  grofsen  Manne  ihre 
Aufwartung  zu  machen,  Wafada.  In  diesem  Sinne  kommt  der  Aus- 
druck häufig  im  Kitäb  alaghäny  vor. 

')  Kitäb  alaghäny  Bd.  1  fol.  202. 

Der  Prophet  erschien  bei  solchen  Gelegenheiten  in  seinem  besten 
Anzug.    Omar  wollte  für  ihn  zu  diesem  Zweck  ein  Kleid  von  schwerem 


360 

Die  steigende  Macht  der  Moslime  war  gewifs  der 
Hauptgrund,  warum  sich  die  arabischen  Stämme  dem  Mo-, 
hammad  unterwarfen.  Es  gab  aber  eine  andere  Ursache, 
welche  wir  so  oft  aus  dem  Munde  seiner  Feinde  hören, 
dafs  wir  sie  nicht  übersehen  dürfen  Die  Banden,  Avelche 
bisher  die  Stämme  vereint  hatten,  das  feste  Zusammenhal- 
ten der  Blutsverwandten,  wie  auch  die  Kraft  feierhcher 
Bündnisse  wurden  durch  den  Islam  gelockert.  Es  kam 
häufig  vor,  dafs  ein  Bedouine  aus  innerer  üeberzeugung  den 
Propheten  anerkannte  und  seine  Verwandten  und  Verbün- 
deten verrieth.  Früher  war  das  nie  vorgekommen,  denn 
die  Ehre  des  Individuums  besteht  bei  den  Bedouinen  in 
der  Ehre  des  Stammes,  und  ein  Verräther  wurde  auch  von 
den  Feinden  als  solcher  gebrandmarkt.  Ganz  anders  ge- 
staltete sich  die  öffentliche  Meinung  in  Madyna:  der  Zweck 
heihgte  das  Mittel  und  der  gröfste  Zelot  galt  als  der  beste 


Atlas  (Istabrak,  oder  Syrä  genannt)  kaufen,  aber  er  äufserte,  dafs 
seidene  Kleider  nicht  zum  Paradies  führen.  Nach  einiger  Zeit  be- 
sann er  sich  anders  und  schickte  dasselbe  oder  ein  anderes  Kleid 
dieser  Art  zu  Omar  und  bedeutete  ihm,  er  soll  es  kaufen,  Ob  es  ge- 
kauft und  ob  es  von  Mohammad  getragen  wurde,  geht  aus  der  Tradition 
nicht  hervor,  denn  die  Versionen  sind  sehr  verschieden.  Nach  Abu 
Dawüd  Bd.  2  S.  204  hat  weder  'Oinar,  noch  der  Prophet  ein  Atlas- 
kleid getragen.  Aus  Bochäry  S.  898  und  869  (vergl.  Moslim  und 
Taysyr  S.  437)  erhellt,  dafs  er  dem  'Omar  das  Kleid  zu  kaufen  rieth, 
aber  nicht  um  es  zu  tragen,  sondern  nur  dafs  er  beim  Wieder- 
verkauf Geld  verdiene.  Diesen  Zusatz  halte  ich  für  unbegründet, 
und  pflichte  dem  Tabaräny  (bei  I^äba  unter  'Utärid)  bei,  welcher 
sagt,  Mohammad  habe  dieses  Kleid  getragen  und  die  Gläubigen  haben 
es  sehr  bewundert,  er  aber  habe  sie  versichert,  dafs  der  verstorbene 
Sa  d  b.  Mo  ädz  viel  schönere  Kleider  im  Paradiese  trage.  Nach  Ihn 
Sad  fol.  114  v.  war  es  nicht  dieses  Kleid,  welches  Mohammad  trug 
und  die  Gläubigen  bewunderten,  sondern  eins  von  Sondos,  welches 
er  von  Duma  zum  Geschenk  erhalten  hatte.  Wir  haben  andere 
Traditionen,  in  welchen  der  Prophet  den  Gläubigen  erlaubt,  auf 
Feldzügen  seidene  Kleider  zu  tragen,  „weil  sie  weniger  Ungeziefer 
beherbergen."  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  der  Luxus  schon 
bei  Lebzeiten  des  Propheten  in  Madyna  sehr  überhand  nahm. 


361 

Mann,  wenn  er  auch  Verrath  geübt  hatte.  Nicht  nur  nach- 
denkende, religiöse  Männer,  sondern  auch  verwegene  Köpfe 
liihhen  sich  daher  von  der  neuen  llehgion  angezogen.  Die 
vielen  erfolgreichen  Raubzüge  übten  einen  unwiderstehli- 
chen Zauber  auf  Abenteurer  und  sie  strömten  von  allen 
Seiten  nach  öladyna.  Selbst  Verbrecher  fanden  es  be- 
quem, das  Glaubensbekenntnifs  abzulegen.  Es  tilgte  ihre 
früheren  Vergehen,  schützte  sie  vor  Verfolgung  und  die 
Raubzüge  »ewidirten  einen  reichlichen  Ersatz  für  die  Disci- 
plin,  welcher  sie  sich  unterwerfen  mulsten.  Wie  gegen- 
wärtig die  Banditen  im  süfllichen  Italien,  gestärkt  durch 
den  Segen  des  heiligen  Vaters,  sengen  und  brennen,  so 
auch  fuhren  sie  fort,  ihr  (iewerbe  im  Namen  Gottes  und 
seiries  Boten  zu  treiben.  Bigotterie  vermehrt  die  Fähig- 
keit für  Gewaltthaten  '). 

Durch  die  zahlreichen  heimlichen  und  öffentlichen  üe- 
berläufer  wurde  das  Vertrauen  der  Stämme  auf  ihre  durch 
Geist  oder  Thatenlust  hervorragenden  Mitglieder  zerstört, 
sie  wurden  vollends  demoralisirt,  und  konnten  nur  durch 
den  üebertritt  zum  Islam  regenerirt  werden.  Mohammad 
verstand  es  vortrefflich  die  Lage  zu  benutzen  und  machte 
berühmten  Häuptlingen  und  Stämmen  ungeheure  Conces- 
sionen,  um  ihre  Huldigung  zu  erkaufen  ^).    Einigen  wenigen 


')  Ich  erwähne  ein  Beispiel;  Kabyca,  ein  Verbündeter  der  Ein- 
wohner von  Täyif,  wo  sein  Vater  einen  Zufluchtsort  gefunden,  hatte 
in  einem  Streit  mit  dem  Batn  Mälik  b.  Härith  sein  Leben  verwirlit. 
Er  floh  mit  seinem  Bruder  Homayl  und  seinem  Halbbruder  Scharyd 
b.  Sowayd  nach  Madyna  und  huldigte  dem  Propheten.  Hier  stieg 
Scharyd  bald  so  hoch  in  Ehren,  dafs  ihm  der  stolze  Abü-l-'A9iy  b. 
Omayya,  aus  dem  vornehmen  Stamm  der  Karayschiten,  seine  Tochter 
zur  Frau  gab  (I^äba  unter  Homayl). 

*)  Folgendes  Document  enthält  die  gröfsten  Concessionen, 
welche  er  einem  Stamme  gemacht  hat:  „An  die  Banü  Go'ayl,  einem 
Balyy- Stamm.  Sie  sind  ein  Zweig  der  Korayschiten,  namentlich 
der  Familie  'Abd-Manäf,  und  haben  dieselben  Rechte  und  Verpflich- 
tungen wie   diese.     Sie    sind    nicht    verpflichtet  „sich   zu  sammeln", 


362 

Stämmen  wurde,  wie  wir  sehen  werden,  der  Islam  durch 
milttärische  Demonstrationen  begreiflich  gemacht. 

Als  der  Zehenteinnehmer  des  Mohammad  zu  dem  cho- 
zaitischen  Stamme  Ka'b  kam,  wurde  das  Vieh  mit  der 
gröfsten  Bereitwilligkeit  zur  Zählung  zusammengetrieben, 
doch  ehe  er  noch  sein  Geschäft  vollendet  hatte,  erschien 
ein  tamymitisches  Lager  in  jenen  Gegenden.  Es  mifsfiel 
den  Tamymiten,  dafs  man  den  Leuten  eine  Steuer  ab- 
nehme, und  sie  rüsteten  sich  zum  Kampfe.  Der  Steuer- 
entrichten keinen  Zehnten,  behalten  das  Eigenthum,  welches  sie  zur 
Zeit  ihrer  Bekehrung  besitzen,  und  beziehen  die  von  den  Na^riten, 
Sa  d-Bakriten,  Thomäliten  und  Hodzayliten  erhobene  Armensteuer. 
Unter  diesen  Bedingungen  haben  'A^ini  b.  Aby  ^'ayfy,  'Amv  b.  Aby 
Qayfy,  'Agara  b.  Sofyän  und  Alyy  b.  Sad  ihre  Unterwürfigkeit  ge- 
gen den  Propheten  erklärt.  Zeugen:  'Abbäs,  'Alyy  b.  Aby  Talib, 
Othmän  und  Abu  Sofyän." 

Ibn  Sad  erklärt  „sich  zu  sammeln"  durch  „wenn  der  Zehent 
eingetrieben  wird,  bleiben  die  Heerden  an  dem  Wasser,  an  welcliem 
sie  sind,  und  brauchen  nicht  von  einem  Wasser  zu  einem  andern 
getrieben  zu  werden'';  und  „entrichten  keinen  Zehnten"  durch  „sie 
entrichten  den  Zehnt  einmal  des  Jahres."  Ich  glaube,  dafs  der  Aus- 
druck „sie  brauchen  sich  nicht  zu  sammeln"  so  viel  bedeutet  als 
sie  sind  nicht  militärpflichtig,  und  dafs  der  Ausdruck  „sie  entrichten 
keinen  Zehnten"  wörtlich  zu  nehmen  sei.  Meine  Ansicht  gründet 
sich  auf  den  Umstand,  dafs  diese  zwei  Ausdrücke  auch  in  dem  für 
Christen  ausgefertigten  Documente  vorkommen,  wo  der  von  Ibn  Sa'd 
vorgeschlagene  Sinn  ganz  unzulässig  ist;  ferner  wird  einigen  neu- 
bekehrten Stämmen,  welche  sich  nicht  zu  sammeln  brauchen,  der 
Schutz  der  Moslime  zugesagt,  sie  werden  also  nicht  als  zur  politi- 
schen Gemeinde  der  Moslime  gehörig  betrachtet.  Ibn  Sa'd's  Gründe 
für  seine  Erklärung  mögen  gewesen  sein,  dafs  die  Entrichtung  des 
Zehent  eine  von  Gott  allen  Mosliraen  auferlegte  Pflicht  sei,  von 
der  Mohammad  keinen  Stamm  dispensiren  konnte.  Wir  Ungläubi- 
gen betrachten  die  Gebote  Gottes  als  Gebote  Moharamad's  und  ge- 
stehen ihm  das  Recht  der  Dispensation  zu.  Zuweilen  wird  den 
zehentfreien  Stämmen  die  Pflicht,  das  Almosen  zu  entrichten,  auf- 
erlegt, und  Ibn  Sad  hält  Almosen,  Zakät,  und  Zehent,  'Oschor,  für 
identisch.  Wir  halten  ersteres  für  eine  freiwillige,  letzteres  für  eine 
Staatssteuer,  welche  in  vielen  Fällen  nach  Madyna  gebracht  und  zu 
militärischen  Zwecken  verwendet  worden  ist. 


363 

einnehnier  eilte  zum  Propheten  und  erzählte  ihm  den  Vor- 
gang. Er  IVagte:  Wer  will  es  mit  den  Tamymiten  auf- 
nehmen? und 'Oyayna  erklärte  sich  dazu  bereit  'j. 

'Oyayna  gehörte  dem  nördlich  von  Madyna  lebende» 
Stamme  Fazära  an.  Als  Charakteristik  seiner  Kaltblütig- 
keit wird  von  ihm  erzählt:  Sein  Vater  Hicn  lag  an  einer 
schweren  Speerwunde  darnieder  und  ohne  llolVnung  litt  er 
grofse  Schmerzen.  Er  fragte  seine  zehn  Söhne :  wer  will 
mir  gehorchen?  Sie  alle  erklärten,  dafs  sie  bereit  seien, 
seine  Befehle  auszuführen,  was  sie  auch  immer  sein  mö- 
gen.    Der  'Jod,  fuhr  er  fort,   ist  süfser  für  mich,    als  das 


')  Diese  Geschichte  ist  wahrscheinlich  durch  Mifsverständnifs 
aus  folgendem  Ereignisse  entstanden:  der  chozaitische  Stamm  M09- 
talik  hatte  sich  zum  Islam  bekehrt  und  Moscheen  gebaut.  Als  sich 
der  Steuereinnehmer  ihrem  Aufenthaltsorte  näherte,  kamen  ihm 
zwanzig  Männer  mit  den  Kameelen  und  Schaafen,  welche  sie  als 
Steuer  abgeben  wollten,  entgegen.  Es  bestand  eine  alte  Feindschaft 
zwischen  dem  Steuereinnehmer  und  den  Mot^^talikiten,  und  er  dachte 
daher:  vielleicht  kommen  sie,  um  mich  zu  morden.  Zum  Theil  aus 
Bosheit  und  zum  Theil  aus  Feigheit  floh  er  zum  Propheten  und  be- 
nachrichtigte ihn  von  ihrem  zweideutigen  Benehmen.  Bald  darauf 
erschienen  auch  die  zwanzig  Mot^^talikiten  in  Madyna  und  klärten  das 
Mifsverständnifs  auf.  Darauf  bezieht  sich  Kor.  49,  i;  (vergl.  Ba- 
ghawy,  Tafsyr). 

In  der  ersten  Geschichte  haben  nun  freilich  der  chozaitische 
Stamm  und  der  Zehenteintreiber  andere  Namen  als  in  der  zweiten; 
der  letztere  heifst  in  der  ersten  Geschichte  Bischr  b.  Sofyän  „oder" 
Nachchäm,  während  er  in  der  zweiten  Walyd  b.  Okba  heifst.  Den- 
noch spielen  sie  beide  in  derselben  Gegend  und  Zeit,  und  sind  sich 
so  ähnlich,  dafs  ein  Irrthum  zu  vermuthen  ist.  Wenn  die  ersten  sechs 
Verse  von  Süra  49  in  chronologischer  Ordnung  stehen,  hat  'Oyayna's 
Feldzug  gegen  die  Tamymiten  vor  dieser  Geschichte  stattgefunden. 
Die  Tamymiten  lebten  viel  zu  weit  von  den  Chozaiten,  als  dafs  es 
wahrscheinlich  ist,  dafs  ein  Lager  der  ersteren  sich  in  der  Nähe  der 
letzteren  befunden  habe.  Die  Veranlassung  zu  dem  geographischen 
Irrthume  scheint  gewesen  zu  sein,  dafs  Oyayna  die  Tamymiten  bei 
einer  Sokyä,  Tränke,  überfiel;  die  Traditionisten  glaubten  nun,  dafs 
die  Sokyä  der  Banü  Ghifär  zwischen  Madyna  und  Makka  in  der 
Nähe  der  Chozaiten  gemeint  sei. 


364 

Leben :  es  nehme  einer  von  euch  seinen  Säbel  und  renne 
ihn  durch  meine  Brust.  Er  bat  sie  einzehi,  ihm  dies  zu 
thun,  aber  keiner  koinite  sich  entschMefsen,  seinen  Vater 
^u  tödten.  Endhcli  kam  er  an  den'Oyayna.  Dieser  sprach: 
Wäre  es  dir  ^virklich  Heb,  mein  tlieurer  Vater,  wenn  ich 
dich  mit  dem  Schuerte  durchl)ohrte?  und  würdest  du  dies 
von  mir  als  (lehorsan)  ansehen?  Der  Vater  zeigte  ihm,  wie 
er  ihn  erstechen  soll,  und  sagte,  dafs  er  es  als  Heweis  des 
Gehorsams  betrachten  wolle,  und  ihn  daliir  zum  Schaych 
des  Stammes  einsetze.  Kr  that,  wie  ihm  sein  Vater  be- 
fohlen hatte  und  später  gelang-  es  ihm  auch,  das  Blut  sei- 
nes Vaters  an  dem  'Okayliten  Korz,  welcher  ihn  verwun- 
det hatte,  zu  rächen. 

Wegen  seiner  Entschlossenheit  und  des  grofsen  Er- 
folges, den  er  auf  Raubzügen  hatte,  wurde 'Oyavna  einer 
der  berühmtesten  Helden  «ler  Wüste,  gefürchtet  von  den 
Feinden  und  geachtet  von  Freunden.  Obschon  er  so  we- 
nig Sinn  für  theologische  Spekulationen  hatte,  dafs  er  spä- 
ter vom  Islam  abfiel  und  gegen  Abu  Bakr  kämpfte,  so 
wurde  er  doch  durch  den  (Jlanz  der  n)oslimischen  Waffen 
angezogen,  und  es  gelang  dem  Mohammad  schon  gegen 
Ende  629,  bald  nachdem  Oyayna  zum  wiederholten  Male 
gegen  den  Islam  gekämpft  hatte  (S.  284),  dessen  Huldi- 
gung zu  erkaufen.  Er  kam  mit  mehreren  seiner  (Jetreuen 
nach  Madyna  und  machte  den  Feldzug  gegen  Makka  mit. 

Die  Tamymiten  gehörten  zur  Familie  der  Modhar- 
stämme  und  breiteten  sich  vom  Tigris  und  dem  persischen 
Meerbusen  bis  einige  Tagereisen  östlich  von  Makka  und 
bis  zu  dem  Landstrich  Tayman,  welcher  sie  von  Nagrän 
trennte,  aus.  Es  lebten  aber  zwischen  den  Tamymiten 
auch  andere  Stämme  in  diesem  weiten  Landstriche.  Einige 
der  östlichen  Tamymiten  wohnten  in  Dörfern  und  Städten, 
andere  nomadisirten  und  hatten  von  dem  Perserkönige  die 
Erlaubnifs  erhalten,  ihre  Heerden  während  der  trocknen 
Jahreszeit  im  Syf  an  der  Tigrismündung  zu  weiden.  In 
Centralarabien   besafsen  sie  die  südliche  Zunge  des  Nofüd, 


365 

welches  hier  Dahnä  genannt  uird,  abpr  einige  der  fruclitbar- 
sten  Stellen  dieser  Länder  scheinen  meistens  von  anderen 
Stämmen  bebaut  worden  zu  sein,  während  die  Thamymiten 
in  den  Steppen  nmherwanderten  und  Viehzucht  trieben.  Sie 
bihleten  das  Hauptkontingent  arabisclier  HüHstrupjjen  des 
Perserkönigs  und  lochten  für  ihn  sowohl  unter  der  Fahne 
des  Königs  von  Hvra,  als  auch  unter  der  des  Belierrschers 
von  Hahrayn.  Die  meisten  waren  Heiden.  Unter  den  in 
Dörfern  am  Tigris  lebenden  Tamymiteu  gal)  es  Christen  und 
Magier,  und  selbst  in  der  Wüste  finden  wir  einen  Häupt- 
ling (Akra'  b.  Habis),  welcher  das  Feuer  anbetete.  Am 
persischen  Meerbusen  mag  die  Religion  der  Perser  viele 
Anhänger  unter  ihnen  gefunden  haben.  [)a  die  Tamymi- 
ten,  im  l^ewufstsein  ihrer  grofsen  Macht,  sich  bisher  von 
dem  Islam  fern  gehalten  hatten,  schickte  Mohammad  zu 
Anfang  des  Jahres  630  ^)  den  Oyayna  mit  fünfzig  Reitern 
aus  seinem  (dem  fazärischen)  Stamme,  um  einen  nächtli- 
chen Feberfall  auf  das  tamymitische  Lager  der  Banü  'An- 
bar  zu  machen.  Es  gelang  ihm,  sie  zu  überrumpeln  und 
sich  eilf  Männer,  ebenso  vieler  Frauen,  dreifsig  Kinder 
und  fast  des  ganzen  Viehstandes  zu   bemächtigen  -). 

So  viele  Gefangenen  in  den  Händen  der  Feinde,  ohne 
die  Möglichkeit,  sie  zu  erlösen,  oder  soHten  die  Männer 
hingerichtet  werden,    ihr  Blut  zu  rächen,    war   ein  grofser 

')  Ibn  Sa'd  versetzt  zwar  diesen  Raubzug  in  den  Mai  630;  al- 
lein einige  Tamyraiten  sollen  bei  Honayn  auf  Seite  der  Moslime 
gefochten  haben,  und  ihr  Schaych  Akra'  erhielt  gegen  Ende  März  630 
von  Mohammad  hundert  Kameele  zum  Geschenk  (Bochäry  S.  446); 
ihre  Bekehrung  kann  daher  spätestens  zu  Anfang  des  Jahres  statt- 
gefunden haben. 

*)  Unter  den  Gefangenen  war  ein  schönes  Weib,  Namens  No'äma; 
der  Gottgesandtc  machte  ihr  einen  Heirathsautrag.  Sie  wies  ihn 
aber  zurück.  Kurz  darauf  kam  ihr  Gatte.  Er  war  ein  Mann  von 
schwarzer  Farbe  und  verkümmerter  Gestalt.  Die  Gläubigen  w'aren 
so  erbittert,  dafs  sie  den  Antrag  ihres  Propheten  ausgeschlagen 
hatte,  dafs  sie  ihr  fluchten.  Mohammad  entschuldigte  die  Frau  und 
befahl  ihnen,  sich  des  Fluchens  zu  enthalten. 


366 

Schlag  für  die  stolzen »Tamvmiten.  Sie  fügten  sich  in  das 
l  nvermeidliohe  und  ihre  berühmtesten  Häuptlinge,  in  allem 
siebenzig  Mann,  kamen  nach  Madyna.  Bei  ihrer  Ankunft 
begaben  sie  sich  zu  den  Hütten  des  Propheten,  deren  Rück- 
seite gegen  die  Strafse  gekehrt  war,  und  riefen  mit 
Ungestüm:  Heraus,  Mohanimad,  heraus!  Ihr  üebermuth 
war  so  kränkend,  dafs  er  sie  in  einer  Offenbarung  (Kor. 
49,  4)  tadelt  und   entschuldigt. 

Der  Prophet  blieb  ruhig  sitzen  bis  Biläl  zum  Mittags- 
ffebete  rief  Er  bejjrab  sich  in  die  Moschee  und  im  Vor- 
übergehen  s])rach  er  mit  den  Abgeordneten,  er  empfing 
sie  aber  erst  nach  dem  Gebete,  im  Hofe  der  Moschee,  wo 
bereits  Vorbereitungen  für  ihren  Empfang  gemacht  worden 
waren.  Wir  haben,  sagten  sie,  unseren  Redner  und  Dich- 
ter mitgebracht  und  der  Kan)pf  des  Wortes  soll  entschei- 
den, wer  von  uns  edler  ist.  Meine  Lobgedichte,  fügte 
Akra  hinzu,  ehren,  meine  Satyren  verheeren.  Als  sich 
Alle  gesetzt  hatten,  nahm  der  tamymische  Redner  ITtärid 
das  Wort  und  sprach : 

Lob  sei  dem  Allah,  denn  er  war  gnädig  gegen  uns; 
er  hat  uns  zu  Königen  der  Erde  gemacht  imd  durch  Adel 
über  alle  Einwohner  des  Ostens  (östlichen  Arabiens)  er- 
hoben. Kr  hat  uns  grofse  Reichthümer  verliehen  und  wir 
verwenden  sie,  wie  es  sich  gehört.  Es  giebt  kein  Volk 
wie  wir;  stehen  wir  nicht  auf  den  Höhen  der  Menschheit 
und  besitzen  wir  nicht  grofse  Vorzüge?  Will  sich  Jemand 
gegen  uns  brüsten,  so  nsöge  er  die  Anzahl  der  Köj>fe  oder 
die  Menge  der  Waffen  seines  Stanmies  n)it  den  unsrigen 
messen.  Wenn  wir  wollten,  könnten  wir  noch  viele  andere 
V^orzüge  aulzählen,  doch  wer  kann  nur  so  viel  von  sich 
sagen.  Ich  habe  gesprochen,  lasset  Jemand  ein  edleres 
Wort  reden,  als  das  meine,  oder  Thatsachen  erwähnen,  die 
deutlicher  sind  als  die,  welche  wir  vorbringen. 

Er  safs  nieder  und  Thubit  b.  Kays  b  Schammäs  ant- 
wortete für  die   Moslime: 


367 

Lob  sei  dem  Allah,  dessen  Werk  die  Himmel  und  die 
FjvAe  sind.  Er  boscliliefst,  was  darauf  sein  soll,  und  grofs 
ist  sein  Thron  und  umlassend  sein  Wissen,  Was  er  he- 
schliefst,  beschliefst  er  nach  seiner  Güte  und  Allmacht. 
Ein  Heschlufs  seiner  Allmacht  war,  dafs  er  uns  zu  Köni- 
gen gemacht  und  für  uns  aus  seinen  Geschöpfen  einen 
(lesandten  erkoren  hat,  der  an  Adel,  Wahrheitsliebe  und 
Einsicht  alle  Sterblichen  übertrifft.  Er  hat  ein  Buch  zu 
ihm  herabcresandt  und  ihn  zum  V^erwalter  e-emacht  über 
seine  Geschöpfe.  Gott  hat  dies  aus  Gnade  gegen  die 
Menschheit  gethan.  Der  Gottgesandte  hat  den  Menschen 
die  wahre  Religion  gepredigt  und  es  haben  sich  die  Mo- 
häglr  —  Männer  aus  seinem  eigenen  Stamme  —  die  sich 
eben  so  sehr  durch  den  Adel  ihrer  Abkunft,  als  durch  ihre 
Thaten  auszeichnen,  als  seine  Anhänger  erklärt;  daraufwa- 
ren wir,  die  Ant^ärer,  die  ersten  unter  allen  Arabern,  die 
seine  Lehre  annahmen.  Wir  sind  die  Gehülfen  Gottes  und 
die  Stütze  seines  Boten:  wir  kämpfen  mit  den  Menschen 
bis  sie  glauben  und  bis  sie  bekennen:  es  giebt  keinen  Gott 
als  Allah.  Wer  an  ihn  glaubt,  dessen  Gut  und  Blut  ist 
sicher.  Wer  aber  Gott  und  seinen  Boten  verläugnet,  dem 
erklären  wir  den  Krieg,  und  mit  dem  Beistand  Gottes  Avird 
es  uns  nicht  schwer,  ihn  zu  besiegen. 

Es  erhob  sich  Zibrikän  und  trug  folgende  Verse  vor: 

Wir  sind  die  Edeln,  und  es  giebt  keinen  Stamm,  der 
mit  uns  verglichen  werden  kann.  Aus  unserer  Mitte  ge- 
hen die  Könige  hervor,  und  in  unserem  Lande  erheben 
sich  (christliche)  Kirchen  '). 

Wie  viele  Stämme  haben  wir  auf  Raubzügen  bezähmt! 
Ruhm  und   Grofse  müssen   errungen  werden. 

Wir  sind  es,    deren  Wirthe    während   trockener  Mifs- 


')  Dieser  Halbvers  lautet  im  Kitjib  alaghäniy  Bd.  1  fol.  207: 
Unter  uns  wird  der  Mirbä'  vertheilt,  d.  h.  das  Viertel  der  Beute, 
welches  Schützlinge  an  die  Stanimhäuptcr  abliefern  müssen. 


368 

jähre,    wenn    sich    kehi  Wölkchen    am    Himmel    zeigt,    die 
Xothleidenden  mit  Braten  nähren. 

Siehst  du  nicht,  dafs  von  der  ganzen  Erde  die  Gro- 
fsen  Nachts  zu  uns  kommen  und  wir  sie  mit  Wohlthaten 
überhäufen? 

In  unserer  Heimath  schlachten  wir  ffrolshöckerige, 
junge  Kameele  lür  die  Gäste.  Wer  hei  uns  zum  Einkeh- 
ren gebracht  wird,  wird  gesättiget. 

Du  wirst  finden,  dafs,  wenn  wir  einem  Stamme  den 
Vorrang  streitig  machen,    er  sich    ergiebt  und  Haare  läfst. 

Wenn  uns  Jemand  den  \  orrang  streitig  macht,  so  wis- 
sen wir  wohl  was  die  Folge  ist.  Die  Leute  stehen  bald 
davon  ab  und  es  verbreitet  sich  das  Gerücht  ihres  Mifs- 
lingens. 

Wir  haben  Forderungen  verweigert,  uns  aber  wird 
keine  abgeschlagen.  So  erheben  wir  uns  in  gerechtem 
Stolze. 

Auf  den  Befehl  des  Propheten  erhob  sich  nun  Has- 
san und  antwortete  in  demselben  Reime: 

Die  Edlen  sind  aus  dem  Stamme  Koraysch  und  sei- 
nen Verwandten  hervorgegangen,  und  sie  haben  eine  Le- 
bensnorm für  die  Menschen  niedergelegt,  welche  befolgt 
wird. 

Jeder,  dessen  Inneres  mit  Gottesfurcht  erfüllt  ist,  hat 
Wohlgefallen  an  ihnen,  und  das  Gute  wird  gethan  u.  s.  w. 

Akra  gab  zu,  dafs  die  Moslime  im  Wettkampfe  des 
Wortes  den  Sieg  davon  getragen  haben  und  er  und  seine 
Begleiter  legten  feierlich  das  Glaubensbekenntnifs  ab.  Die 
Gefangenen  erhielten  ihre  Freiheit ')  und  die  Abgeordneten 


')  Nach  Ibii  AbbAs  befahl  der  Engel  Gabriel  dein  Propheten, 
wohl  aus  Rücksichten  für  'Oyayna  und  seine  Rande ,  welche  An- 
spruch auf  das  Lösegeld  hatten,  das  Schicksal  der  Gefangenen  einem 
Schiedsrichter  zu  überlassen.  Mohammad  schlug  den  Sabora  b.  Amr 
vor,  welcher  noch  Heide  war;  er  lehnte  aber  die  Ehre  ab,  und  nun 
wurde   A  war   b.  Baschänia   mit   beiderseitiger   Bewilligung   gewählt. 


369 

blieben  nocli  einige  Tage  in  Madyna,  um  sich  ntit  deni  Ko- 
ran und  (]en  Iveligionspilichten  bekannt  zu  machen,  dann 
entliefs  sie  der  Prophet  mit  Gesclienken  in  («ehl  und  Klei- 
dern. Er  bedachte  selbst  den  jüngsten  von  ihnen  (Amr 
b.  Ahtham),  welcher  die  Kameele  hütete,  und  schenkte  ihm 
lünl  Lnzen  (loldes,  während  die  Uebrigen  zwölf  und  eine 
halbe  erhielten  ^). 


Er  entschied,  dafs  die  eine  Hälfte  umsonst  und  die  andere  gegen 
Lösegeld  freigelassen  werden  soll.  Seine  Verfügung  wurde  ange- 
nommen. 

')  Unter  den  Mitgliedern  der  Deputation  werden  genannt:  der 
Poet  'ütärid.  Er  war  ein  schlechter  Moslim,  fiel  während  des  Auf- 
standes von  dem  Islam  ab  und  ging  mit  andern  Tamymiten  zu 
Saggah  über,  wurde  aber  durch  die  siegreichen  Waffen  des  Chälid 
wieder  bekehrt. 

Zibrikän  wurde  vom  Propheten  zum  Zehenteinnehmer  unter  den 
Tamymiten  ernannt.  Er  ist  einer  der  Schayche  des  östlichen  Ara- 
biens, weiche  vom  Islam  nicht  abfielen,  und  dem  Nachfolger  des 
Propheten  den  Zehenten  entrichteten.  Er  scheint  weder  die  Wild- 
heit, noch  die  Tugenden  der  Bedouinen  besessen  zu  haben :  so  liefs 
er  den  Mord  seines  Schützlings,  nämlich  des  Ibn  Mayya  nicht  nur 
ungerächt,  sondern  er  gab  sogar  dem  Mörder  seine  Schwester  zur 
Frau.  Seine  Anhänglichkeit  an  die  neue  Religion  ist  vielleicht  mehr 
dem  Interesse,  als  der  üeberzeugung  zuzuschreiben.  In  seinem 
Stamme  war  eine  Gegenpartei,  welche  nach  der  Schaychswürde  strebte, 
nämlich  die  Familie  des  Koray,  zu  welcher  Raghyd  und  der  Dichter 
Mochabbal  gehörten.  Letzterer  machte  Spottgedichte  auf  Zibrikän, 
aber  seine  Talente  scheinen  nicht  hinlänglich  grofs  gewesen  zu  sein, 
um  ihnen  viel  Wirkung  zu  verschaffen.  Es  gelang  seinen  Feinden 
jedoch  durch  eine  List,  den  geizigen  Hotayya,  einen  der  besten 
Dichter  seiner  Zeit,  zu  gewinnen.  Als  Zibrikän  auf  dem  Wege  nach 
Madyna  mit  dem  Zehenteu  war,  begegnete  ihm  Hotayya  mit  seiner 
ganzen  Familie.  Er  fragte  ihn,  wo  er  hinwolle,  der  Dichter  ant- 
wortete, nach  'Irak.  Ich  hoffe  dort  Jemanden  zu  finden,  der  mich 
und  meine  Familie  ernährt,  und  ich  will  dafür  Gedichte  zu  seinem 
Lobe  singen.  Zibrikän  sagte:  Ich  weifs  Jemanden,  der  dich  auf 
das  freigebigste  aufnehmen  will.  Wer?  fragte  der  Dichter.  Ich,  er- 
widerte Zibrikän,  und  gab  ihm  einen  Brief  an  seine  Frau,  in  dem 
er  ihr  auftrug,  ihn  mit  seiner  Familie  auf  das  ehrenvollste  aufzu- 
nehmen. Seine  Feinde  hörten  dies  und  sagten  zu  Zibrikän's  Frau, 
ni.  24 


370 

Der  Isläni  wirkte  in   den   meisten  Theilen  von  Arabien 
\vo  ihn  die  Einwohner  annahmen ,  Wnnder.      Die  Stämme, 

dal's  ihr  Mann  die  Tochter  des  Poeten  zu  heirathen  gedenke.  Das 
war  nicht  gerade  die  beste  Einführung  für  ihn  und  er  wurde  auf 
das  kälteste  empfangen.  Die  Familie  Koray  bot  ihm  Gastfreund- 
schaft, er  nahm  sie  auch  gerne  an  und  dichtete  Lieder  zum  Lobe 
seiner  Wohllhäter.  Er  kam  darauf  einmal  nach  Madyna  und  wurde 
vom  Chalyfen  Omar  wegen  einer  Satyre  auf  Zibrikän ,  dem  mos- 
limisch-chalyfischen  Zehenteinnehmer,  eingesperrt.  So  stand  es  da- 
mals mit  der  Freiheit  des  Wortes.  Die  Poesie,  die  die  Stelle  der 
Presse  einnahm ,  wurde  in  Fesseln  gelegt.  Er  war  klug  und  einer 
von  Denen,  welche  sich  schon  vor  dem  Islam  des  Weines  enthielten. 
Seine  Milde  w'ar  ganz  aufserordentlich.  Eines  Tages  wurde  ein 
Leichnam  und  ein  Mann,  mit  den  Armen  auf  den  Rücken  gebun- 
den, zu  ihm  gebracht.  Der  Todte  war  sein  Sohn  und  der  gebundene 
Mörder  —  sein  eigener  Neffe.  Du  hast  böse  gehandelt,  sagte  er 
zum  Neffen,  du  hast  dich  gegen  Gott  versündiget,  du  hast  dich 
deines  eigenen  Verwandten  beraubt,  und  du  hast  einen  Pfeil  auf  dich 
selbst  geschossen.  Darauf  wandte  er  sich  zu  einem  seiner  Söhne 
und  sprach:  „Löse  seine  Banden  und  treibe  hundert  Kameele  zu 
seiner  Mutter,  damit  sie  die  Blutsühne  für  ihren  Sohn  bezahlen  kann, 
denn  sie  ist  arm  und  ihre  Heerden  reichen  nicht  hin."  Ungeachtet 
dieser  Milde  soll  er  doch  der  erste  gewesen  sein,  der  seine  neuge- 
bornen  Töchter  lebendig  begrub.  Er  soll  deren  acht  auf  diese  Weise 
ermordet  haben,  und  als  man  ihn  fragte  warum  er  es  gethan,  ant- 
wortete er:  „Ich  fürchtete,  sie  möchten  unwürdigen  Männern  an- 
derer Stämme  in  die  Hände  fallen."'  Man  mufs  sich  erinnern,  dafs 
es  der  Zweck  der  meisten  Raubzüge  war,  die  Frauen  gefangen  weg- 
zuführen und  es  hätte  dieses  Loos  seinen  Töchtern  zu  Theil  werden 
können.  Er  war  reich,  hatte  mehrere  Frauen  und  hinterliefs  drei 
und  dreifsig  Kinder. 

Kays  Ibn  Apiui,  No'aym  b.  Bakr  und  der  Dichter  'Amr  b.  al- 
Ahtham,  welche  sich  ebenfalls  unter  den  Abgeordneten  befanden, 
hatten  schon  früher  dem  Propheten  ihre  Aufwartung  gemacht  und 
den  Islam  angenommen. 

Noch  ein  Mann  dieser  Deputation,  welche  im  Ganzen  aus  80 
oder  90  Mitgliedern  bestand,  verdient  genannt  zu  werden.  Dies  ist 
Akra  b.  Häbis,  welcher  ursprünglich  die  Religion  Zoroasters  be- 
kannt haben  soll,  aber  ein  eifriger  Moslira  wurde.  Er  befand  sich 
schon  zu  Madyna,  als  die  Kriegsgefangenen  dahin  gebracht  wurden, 
und    erfreute    sich   der   vollsten    Gunst    des    Propheten    und    seiner 


371 

vvelclie  bisher  in  Zwietracht  ^eh'bt  hatten^  vereinigten  sich 
•  nnter  seiner  Faline  und  ihre  Maclit  wurde  zu  einer  un- 
widerstehlichen. Die  vereinigten  Tamymiten  ')  wagten  es 
sogar  Hyra,  die  Hauptstadt  des  unter  persischem  Schutze 
stehenden  Lachmitenreiches,  anzugreifen.  Sie  wurden  zu- 
rückgeschlagen, aber  ihr  l  nternehmen  war  nicht  ohne  Er- 
folg; ge^vi^s  hätte  der  Islärn  in  Bahrayn  nicht  so  leicht 
Eingang  gefunden,  wenn  (hese  seine  beutegierigen  Apostel 
nicht  in  der  Nähe  gewesen  wären.  Auch  auf  die  Tayyi- 
ten  und  andere  benachbarte  Stämme  mufste  das  Beispiel 
der  Banii  Tamym  günstig  wirken,  denn  weit  und  breit 
konnte  sich  Niemand,  der  sich  nicht  zum  Islam  bekehrte, 
Abends  ruhig  zu   Bette  legen  -). 

Den  meisten  Berichten  zufolge  fing  der  Islam  um  diese 


Rathgeber.  Abu  Bakr  empfahl  ihn  sogar  zum  Chef  seines  Stammes. 
Es  scheint  jedoch,  dafs  Mohammad  dieser  Empfehlung  nicht  Folge 
geleistet  habe,  und  dafs  Akra  in  Madyna  geblieben  sei.  Denn  wir 
finden  ihn  in  der  Schlacht  von  Honayn  und  bei  der  Einnahme  von 
Makka  und  Täyif.  Nach  dem  Tode  des  Propheten  nahm  er  an 
dem  Kampf  gegen  Yamäma  Theil, 

')  Da  die  Bekehrungsgeschichte  der  meisten  Stämme  von  ihnen 
selbst  aufbewahrt  worden  ist,  wird  in  fast  allen  Fällen  behauptet, 
der  Stamm  habe  sich  sogleich  vollständig  bekehrt.  Bei  einem  so 
weit  ausgedehnten  und  vielverzweigten  Stamm,  wie  die  Tamymiten, 
ist  dieses  nicht  anzunehmen.  Gewifs  war  bei  allen  der  Glaube  an- 
fangs sehr  oberflächlich,  und  viele,  besonders  in  Dörfern  lebende 
Gemeinden  haben  sich  wahrscheinlich  erst  später  unterworfen.  Es 
fehlt  uns  aber  in  diesem  und  anderen  Fällen  an  Berichten,  diesen 
Gegenstand  erschöpfend  zu  verfolgen. 

■^)  Unter  den  Stämmen  jener  Gegend,  welche  mitgerissen  wur- 
den und  eventuell  eine  Deputation  nach  Madyna  sandten,  sind  die 
Schaybäniten  zu  nennen.  Es  hat  sich  folgende  Schenkungsurkunde 
erhalten: 

An  die  Banü  Korra  b.  'Abd  Allah  b.  Aby  Bogayr,  welche 
Schaybäniten  sind.  Der  Prophet  giebt  ihnen  ganz  Motzallala:  das 
Land,  die  Wasserplätze,  Ebenen  und  Berge  als  Weiden  für  ihr  Vieh. 
Geschrieben  von  Mo  äwiya, 

24* 


372 

Zeit  an,  in  Bahrayn,  am  persischen  Meerbusen,  Fortschritte 
zu  machen.  Die  Nachrichten  über  die  ersten  Bekehrungen 
im  alten  (lerrha  sind  in  Legenden  gehüllt.  Aschagg,  aus 
dem  Stamme  'Abd  Kays  (den  Abucaei  des  Ptol.),  hatte 
einen  Rahib  (Asceten)  zum  Freund,  uelcher  in  Därayn 
wohnte.  Einmal  traf  ich  Aschagg  zu  Zäza  und  der  Ra- 
hib sagte  zu  ihn),  dafs  ein  Prophet  in  Makka  aultreten 
werde,  der  zwar  Geschenke  annehnien,  aber  den  Zehenten 
nicht  für  sich  selbst  verwenden  werde.  Zwischen  seinen 
Schultern  sei  ein  Siegel  und  er  werde  über  alle  Religio- 
nen  siegen.  Der  Rähib  starb.  Aschagg  sandte  seinen  Nef- 
fen 'Amr  b. 'Abd  Kays  nach  Makka  mit  Datteln  von  Yaby'a 
und  mit  Älänteln,  und  befahl  ihm,  iSachrichten  darüber  zu 
sammeln.  Oravkit  war  sein  Führer  durch  die  Steppen  und 
Wüsten.  Sie  kamen  im  Jahre  der  Flucht  nach  Makka  und 
nahmen  den  Islam  an.  'Amr  lernte  die  Iste  und  96ste 
Süra  auswendig  und  kehrte  in  seine  Heimath  zurück.  Oray- 
k'it  aber  blieb  in  Makka.  'Amr  erzählte  dem  Aschagg  was 
er  gehört  halte,  und  auch  er  bekehrte  sich,  verbarg  aber 
seinen   (ilauben. 

Im  März  630  schickte  Mohammad  einen  Brief  an  Hi- 
läl,  den  Herrn  ((,'ähib)  von  Bahrayn:  Friede  mit  dir!  Ich 
preise  für  dich  Allah,  aufser  welchem  es  keinen  Gott  giebl, 
und  welcher  keinen  (»enossen  liat ,  und  ich  rufe  dich  zu 
dem  einzigen  (lott.  Glaube  an  (Jott.  (Jehorche  und  trete 
in  die  Gemeinschaft  der  Moslime  ein,  liierin  llndest  du  dein 
Heil.      Friede   mit  denen,   welche  der   Teilung  folgen. 

Es  kam  nun  eine  Deputation  von  z\vanzig 'Abd-Kay- 
siten  (nach  ibn  Sa'd  »Raby  a-'Abd-Kaysiten«)  nach  Ma- 
dyna,  darunter  war  auch  Aschagg  und  der  später  wegen 
der  Dien.ste,  welche  er  dem  Islam  im  Kample  gegen  die 
Abtrünnigen  leistete,  berühmt  gewordene  Garüd. 

Der  Prophet  war  schon  vor  ihrer  Ankunft  über  die 
in  Bahrayn  bewirkten  Bekehrungen  unterrichtet,  und  er  be- 
fand sich  soeben  in  der  Moscliee  als  sie  ankamen.  Kr 
freute  sich  so  sehr,    dafs  er  gegen  seine  Gewohnheit,  ehe 


373 

er  den  CJottesdienst  vollendet  hatte,  sich  beeilte,  sie  zu  be- 
willkommnen *). 

»Sie  wurden  in  der  Moschee  empfangen  und  wohnten, 
wie  die  übrigen  Deputationen,  in  dem  Hause  der  Ramla, 
wo  sie  vom   Biläl   verpllegt   wurden. 

(jlärüd  sagte  zum  Propheten:  Ich  war  nicht  ein  Heide» 
o  Mohammad,  sondern  Anhänji'er  einer  ffeoflenbarten  Reli- 
gion,  nämlich  der  christlichen,  und  ich  verlasse  sie  nur 
dem  Islam  zu  Liebe.  Stehest  du  mir  auch  dafür,  dafs  er 
wahr  ist?  Ich  stehe  dir  dafür,  erwiderte  der  Prophet,  dafs 
er  besser  sei  als  der  Kultus,  den  du  verläfst.  (jiärüd  blieb 
dem  Islam  bis  zu  seinem  Tode,  welcher  im  Jahre  21  auf 
dem  Schlacht  leide  oregen  die  Ungläubigren  erfolgte ,  treu, 
während  viele  von  seinen  Stammgenossen  zur  Zeit  des  Abu 
Bakr  davon  abHelen.  Sein  »Sohn  Mondzir  liefs  sich  in 
Bac;ra  nieder  und  war  einer  der  vornehmsten  Männer  je- 
ner Stadt.  Es  werden  dem  Gärüd  folgende  Verse  zujire- 
schrieben : 

»Ob  ich  zu  Hause  oder  auf  einem  Ausflug  bin,  sagt 
mir  mein  Gewissen,  dafs  Gott  das  Wahre  ist  und  mein  Herz 
wendet  sich  Ihm  zu.  Sage  dem  Mohammad,  dafs  ich,  in 
welchem  Winkel  der  Erde  ich  auch  leben  mös:e,  ein  Ha- 
nyf  bin.  Wenn  ich  auch  nicht  in  Yathrib  unter  euch  wohne, 
so  bin  ich  doch,  wenn  ich  aufstehe  und  wenn  ich  zu  Bette 
gehe,  der  eurige.  Ich  will  kein  Unglück  auf  euch  laden. 
Aufser  eurem  eigenen  Ehrgefühl  sei  mein  Ehrgefühl  euer 
Schild.« 

Auch  folgende  Verse  sollen  von  ihm  sein: 

»0  Prophet  der  Leitung,  Männer  sind  zu  dir  gekom- 
men durch  die  Wüste  und  den  Mirage.  Sie  sind  über 
kahle  Steppen  zu  dir  gereist.  Dir  zu  Lieb  machten  sie 
sich     nichts     aus    der    Ermüdung,     wenn     dieselbe     auch 


')  Eine  Tradition  der  'Ajischa,  in  ßochäry  p.  627.  Daraus  ist 
dann  die  Geschichte  entstanden,  dafs  Mohammad  schon  am  Morgen 
voraussagte,  dafs  eine  Deputation  vom  Osten  kommen  werde. 


374 

noch  so  grofs  war.  Jedes  iim'iberselibare  Dahnä  haben 
unsere  jungen  Kameele  schnellen  Schrittes  durchwan- 
dert, die  Pferde  sind  über  dieselben  gelaufen,  stolz  auf 
ihre  tapferen  Reiter,  welche  wie  Sterne  in  ihren  Waffen 
glänzen. 

Man  wünscht  den  Mühseliorkeiten  trüber  Tao;e  auszu- 
weichen  und  das  Herz  ist  beklommen,  wenn  man  sie  er- 
wähnt. Aber  diese  Furcht  verschwindet  [wenn  man  zu 
dir  reiset.]]«« 

Zwischen  dir  und  uns,  sagten  die  Deynitirten  zu  Mo- 
hammad, wohnen  Modharstämme  und  wir  können  nur  in 
den  heiligen  Monaten  zu  dir  kommen;  gieb  uns  daher  Re- 
geln, welche  wir  befolgen  müssen,  auf  dafs  wir  in  das  Pa- 
radies eingehen,  und  welche  wir  auch  unseren  Leuten  ein- 
prägen können.  Der  Prophet  erwiderte:  Ich  gebe  euch 
vier  Gebote:  den  Gilauben  an  Gott  —  wifst  ihr  aber,  worin 
er  besteht?  Er  besteht  darin,  dafs  ihr  bekennt:  es  giebt 
keinen  Gott  als  den  Allah!  —  die  Fasten,  das  Ramadhän, 
das  Almosen  (d.  i.  die  Abgabe  des  Zehenten)  und  die  Ab- 
gabe eines  Fünftels  der  Beute.  Ich  «jebe  euch  vier  Ver- 
böte:  enthaltet  euch  der  gährenden  Getränke,  die  in  leder- 
nen Gefäfsen  gähren,  derer,  die  in  Trügen  von  ausgehöl- 
ten Palmenstämmen  gähren,  derer,  die  in  irdenen  Gelälsen 
gähren,  und  derer,  die  in  mit  Pech  überzogenen  Gefäfsen 
gähren  '). 

Hahrayn,  auch  Hagar  genannt  (daher  das  griech.  Gerrlia), 
stand  damals  unter  persischer  Oberhoheit.  In  den  Städten, 
welche  Perleiilischerei  und  einigen  Handel  trieben,  lebten 
Christen  arabischen  Ursprungs  (besonders 'Abd- Kaysiten), 
Magier  aus  Persien,  und  Juden  '^).   Die  Wüste  war  besonders 


')  So  berichtet  BochAry  S.  626.  Es  mufs  sich  diese  Rede  auf 
die  erste  Deputation  beziehen,  denn  als  die  zweite  kam,  war  Central- 
arabien  mosliraisch  und  unter  Mohammads  Botmäfsigkeit. 

')  Die  ursprünglichen  Einwohner  der  Städte  gehörten  den  Abd- 
Kaysitischen  Stämmen    an.     In  llagar  hatten    die  ßanü  Raby'a  und 


375 

von  den  zablieiclien  'Ahd-Kaysstänimen,  dann  auch  von 
Hakr-Wäyiliten  ')  und  Tauiyniilen  bewohnt.  Auch  unter 
diesen  waren  einige  Christen.  Die  Stämme  hatten  ihre  ei- 
genen Schayche,  es  herrschte  aber  unter  persischer  Ober- 
herrschalt ein   Araber  als  König  über  sie,  nämlich  Mondzir 


Mohärib  die  Oberhand,  in  Katyf,  an  der  Meeresküste,  die  Banü 
Chodzayma,  in  'Okayr  die  Mohäribiten,  weiter  gegen  Norden,  im  Syf, 
welches  der  Insel  Awäl  gegenüber  liegt,  wohnten  schon  Tamymiten, 
welche  sich  weit  gegen  Norden  und  Westen  ausdehnten,  so  dafs 
die  zahlreichen  ihnen  angehörigcn  Dörfer  bis  Nibag  in  Central- 
arabien  noch  zu  Bahrayn  gerechnet  wurden. 

')  Der  Stamm  Bakr-Wayil  lebte  im  Innern  des  Landes  und 
hatte  Besitzungen  in  YamAnia.  Er  schickte  eine  eigene  Deputation 
nach  Madyna ,  welche  wahrscheinlich  später  als  die  der  Abd-Kay- 
siten  abging.  Unter  den  Abgeordneten  der  Bakr-Wäyiliten  befanden 
sich  Männer,  welche  von  innerem  Eifer  beseelt  waren.  Ein  Nach- 
komme des  Hassan  b.  Chiit  ist  stolz  darauf,  dafs  sein  Ahnherr  unter 
dieser  Anzahl  war  und  sagt:  „Ich  bin  der  Sohn  des  Hassan;  mein 
Vater  war  der  Bote  des  ganzen  Bakrstamraes  zum  Propheten."  Die 
Familie  Chüt  zeichnete  sich  durch  ihren  Eifer  für  die  Sache  des 
'Alyy  aus.  Ihnen  war  in  der  Schlacht  des  „Kameels"  die  Fahne 
des  Stammes  anvertraut  und  fünf  Fahnenträger  fielen  nach  einander 
in  ihrer  Vertheidigung. 

Auch  'Abd  Allah  b.  Aswad  Sadäy  war  ein  eifriger  Moslim. 
Er  war  in  Yamäma  ansäfsig,  aber  er  verkaufte  sein  Eigenthum  und 
siedelte  nach  Madyna  über,  um  dem  Gottgesandten  nahe  zu  sein. 
Er  brachte  ihm  ein  Körbchen  voll  von  den  schmackhaften  Datteln 
von  Yamäma  mit,  und  der  Prophet  gab  ihm  für  diese  Aufmerksam- 
keit seinen  Segen. 

Es  wird  auch  Forät  b.  Hayyän  zu  den  Abgeordneten  gerechnet. 
Dies  ist  jedoch  nicht  richtig.  Er  besafs  eine  grofse  Kenntnifs  der 
Wege  der  Wüste  und  diente  dem  Abu  Sofyän  in  seinen  Kriegen 
gegen  den  Islam  zum  Spion  und  Wegweiser.  In  der  Schlacht  des 
„Chandak"  focht  er  noch  auf  der  Seite  der  Ungläubigen.  Er  ging 
aber  zum  Islam  über  und  soll  ein  aufrichtiger  Moslim  gewesen  sein. 
Der  Prophet  belohnte  ihn  mit  einem  Stück  Lande  in  Yamäma,  wel- 
ches jährlich  4200  Dirhemen  eintrug.  Während  der  Eroberungs- 
kriege liefs  er  sich  in  Küfa  nieder  und  baute  sich  ein  Haus,  wel- 
ches auch  von  seinen  Nachkommen  bewohnt  wurde. 


376 

b.  Säwä,  welcher,  einigen  Genealogen  zufolge,  ein  Tamy- 
mite  (nämlich  aus  dem  Stamme  'Abd  Allah  b.  Darin»  b. 
Mälik  b.  Hantzala),  nach  anderen  ein  'Abd -Kaysite  uar. 
Es  befand  sich  aber  auch  ein  persischer  Statthalter,  der 
Marzobän  oder  Markgraf,  Sabacht,  in  Bahrayn,  welcher  in 
Haear  A>ohnte.  Wie  die  endischen  Residenten  an  den 
Höfen  einheimischer  Fürsten  in  Indien,  controllirte  er  die 
Mafsregeln  des  Königs,  und  vielleicht  standen  die  daselbst 
wohnenden  Perser  unter  seinem  unmittelbaren  Schutze. 
Die  Mittel,  welche  die  jtersische  Regierung  benutzte,  um 
die  Araber  zur  Unterwürfigkeit  zu  bewegen,  haben  wir 
im  zweiten  Bande,  S.  521,  kennen  gelernt.  Sie  erlaubten 
ihnen  während  der  trocknen  Jahreszeit  in  den  üppigen  Ge- 
genden des  Euphrates  und  des  persischen  Meerbusens  zu 
weiden. 

Als  die  Deputation  nach  Bahrayn  zurückkehrte,  schickte 
Mohammad  einen  seiner  Gefährten,  den 'Olä  b.  Hadhramy 
mit  und  versah  sie  mit  folgender  Urkunde :  Von  Mohammad, 
dem  Boten  Gottes,  an  den  Vorsteher  (Akbar)  der  'Abd- 
Kaysiten.  Sie  geniefsen  Sicherheit  unter  dem  Schutze  (Imän) 
Gottes  und  seines  Boten.  Die  vor  ihrer  Bekehrung  er- 
worbene Unabhängigkeit  (Fachm)  wird  ihnen  garantirt.  Sie 
müssen  aber  die  von  ihnen  einüjej'ani'enen  Bedinnunii^en  er- 
füllen.  Dagegen  darf  ihnen  die  Zufuhr  von  Lebensmitteln 
nicht  abgeschnitten,  noch  dürfen  sie  vom  harten  Boden 
der  Wüste  ausgeschlossen  Averden,  noch  sollen  ihnen  [In 
diesem  Landestheile  wild  \\achsende3  Früchte,  welche  bis- 
her als  Privateigenthum  betrachtet  wurden,  wenn  sie  reif 
sind,  verwehrt  werden. 

Olä,  der  Sohn  des  Hadhramv,  ist  im  Frieden,  wie 
auf  Raubzügen  und  bei  der  Beutevertheilung  der  Statthal- 
ter (Amyr)  des  Gottgesandten  über  ihr  Land  und  Meer. 
Die  Einwohner  von  Bahrayn  sollen  ihm  Schutz  gewähren 
gegen  Gewalt,  Beistand  gegen  jeden  Unterdrücker  und  Hülle 
in  gegen  sie  geführten  Kriegen.  Unter  diesen  Bedingun- 
gen   treten   sie    in  den  Bund  Gottes  ein.     Sie    sollen    kein 


377 

Wort  än<lprn,  docIi  sich  in  Parteien  spalten.  Daliir  haben 
sie  Anspiucli  auf  einen  Theil  <ler  Abgaben,  ^velc'he  durch 
die  Jlau[»tarmee  der  Moslinie  errungen   werden. 

Er  versah  sie  audi  mit  einem  Briefe  an  Mondzir,  in 
welchem  er  ihn  aulVordert,  dem  Islam  beizutreten,  und 
sagt:  »Wer  w'm  uir  betet,  sich  gegen  unsere  Kibia  wendet, 
und  das  Fleisch  von  Thieren  ilst,  welche  uir  schlachten, 
geniefset  den  Schutz  Gottes  und  seines  Boten.«  Er  ölT- 
nete  ihm  zugleich  die  schönsten  Aussichten  in  diesem  und 
im  zukünftigen   Leben. 

jMondzir  und  die  Araber  bekehrten  sich  zum  Islam 
und  viele  Nichtaraber  folgten  ihrem  Beispiele.  Zu  Ua- 
uäthä  wurde  eine  Kirche  in  eine  Moschee  verwandelt, 
und  Talk  aus  Yamäma  (er  gehörte  dem  Stamme  Hanyfa 
an)  fungirte  als  \  orbeter.  Diese  Moschee  der'Abd-Kay- 
siten,  sagt  Bochäry  S.  627,  war  die  erste  im  Islam,  nach 
dem  Bethause  in  Madyna.  Mondzir  richtete  ein  Antwort- 
schreiben an  Mohan)mad  und  berichtete  ihm  von  seinem 
und  seines  Volkes- Lebertritt.  In  der  Sladt  Hagar,  sagte 
er,  giebt  es  Leute,  welchen  der  Islam  gefällt  und  welche 
ihn  bekennen,  andern  milställt  er.  Ferner  giebt  es  in  mei- 
nem Lande  Magier  und  .luden.  Ich  erwarte  deinen  Be- 
fehl, wie  gegen   die   Xichtbekehrten  zu  verfahren   ist. 

Antwort  des  Propheten:  Thue  was  dir  gut  dünkt  und 
wir  werden  dich  von  deinem  Posten  nicht  absetzen.  Wer 
dem  Magismus  oder  Judenthume  treu  bleibt,  mufs  Kopf- 
steuer bezahlen. 

Er  schrieb  zugleich  an  die  Magier,  forderte  sie  auf, 
dem  Islam  beizutreten,  und  machte  auch  ihnen  bekannt, 
dafs  sie  im  Falle  der  Weigerung  Kopfsteuer  bezahlen  müs- 
sen, dafür  soll  die  Lnantastbarkeit  ihrer  Frauen  respektirt, 
und  kein  Leberfall  auf  ihre  Diyälig  (unterirdischen  Woh- 
nungen) gemacht  werden  '). 

')  Omar  schrieb  an  seinen  Statthalter  in  den  östlichen  Pro- 
vinzen in  Bezug  auf  die  Magier :  Tödtet  jeden  Zauberer,  löset  Ehen 


378 

Moiidzir  gewann  durch  seinen  Uebertritt  zum  Islam 
völlige  Unabhängigkeit  von  den  Persern,  denn  im  Falle  ei- 
nes Angriffes  konnte  er  auf  moslimische  Hülle  rechnen. 
Er  benutzte  seine  neue  Position  und  stellte  für  Anders- 
gläubige ziemhch  harte  Bedingungen.  Sie  mulsten  ihm  die 
Hälfte  der  Ernte  abgeben  und  jeder  Erwachsene  mufste 
einen   Dynär  Kopfsteuer  entrichten. 

Anfangs  trug  Mohammad  den  Ciläubigen  zwar  auf,  den 
zehnten  Theil  der  Ernte,  den  vierzigsten  ihres  Viehstandes 
und  2^  Proc.  ihrer  Baarschaft  unter  die  Armen  zu  verthei- 
ien;  er  überliefs  aber  die  Erfüllung  dieser  Pflicht  ihrem 
eigenen  Gewissen.  Nach  einiger  Zeit  verwandelte  er  auch 
in  Bahrayn  das  freiwillige  Almosen  in  eine  Steuer  und 
schrieb  an  seinen  Agenten  Olä  die  Bestimmungen,  wie 
viel  von  Kameelen,  Rindvieh,  Schaafen,  Früchten  und  Ver- 
mögren entrichtet  werden  müsse.  Olä  las  den  Brief  den 
Gläubigen  vor  und  trieb  die  Armensteuer  ein.  (Ibn  Sa'd 
fol.  51  r.) 

Zu  Anfang  des  Jahres  631,  als  sich  ihm  ganz  Arabien 
unterworfen  hatte,  ging  er  einen  Schritt  weiter.  Er  sandte 
zwei   Kommissäre,   den    Abu   Horayra    und   Kodäma,   nach 


zwiscljen  Blutsverwandten  auf  und  verbietet  den  Magiern  das  Brum- 
men vor  dem  Essen.  Wir  tödteten  demgemäfs,  erzählt  der  ßericiit- 
erstattc-r,  an  einem  Tage  drei  Zauberer,  lösten  die  nach  dem  Koran 
verbotenen  Ehen  auf  und  bereiteten  eine  grofse  Menge  Speisen  und 
riefen  sie  zum  Essen.  Der  Gouverneur  war  mit  gezücktem  Schwerte 
zugegen  und  sie  wagten  es  nicht  zu  brummen;  sie  boten  aber  eiiie 
oder  zwei  Maulthiorladungen  Silber,  wenn  es  ihnen  erlaubt  würde. 

Wir  sehen,  dafs  Omar  dem  Vertrag  zuwider  handelte,  ja  man 
behauptet,  dafs  er  noch  weiter  gegangen  und  den  Islam  den  Magiern 
mit  dem  Säbel  aufgedrungen  hätte,  wenn  'Abd  al-Rahmän  b. 'Awf 
nicht  betheuert  hätte,  dafs  Mohammad  von  den  Magiern  von  Hagar 
die  Kopfsteuern  angenommen  und  ihnen  dafür  Glaubensfreiheit  ga- 
rantirt  habe  (Abu  Üawüd  Bd.  2  S.  75).  Nach  einer  andern  Tra- 
dition kam  ein  Asabady,  welches  „durch  Magier  von  Bahrayn"  er- 
klärt wird,  nach  Madyna,  um  mit  Mohammad  zu  unterbandeln. 


379 

Rahrayii  und  forderte,  dafs  alle  Steuern  nach  Ma- 
dyua  geschickt  werden.  Er  schrieb  an  Mondzir:  Ich 
schicke  den  Kodänia  und  Abu  Horayra  zu  dir.  («ieb  ilmen 
die   Kopfsteuer,  weldie  in   deinem   l-aiide  eingeht. 

An  seinen  Statthaher  und  Armensteuer- Einnelirner 
Olä  schrieb  er: 

Ich  habe  zu  Mondzir  Leute  geschickt,  weiche  von  ihm 
die  Koy)rsteuer  in  Empfang  nehmen  sollen.  Sieh,  dals  er 
sich  beeile,  sie  einzutreiben  und  auszuhändigen.  Schicke 
zugleich  das  Almosen  und  den  Zehenten,  den  du  erho- 
ben hast. 

Die  Armensteuer  betrug  in  baarem  Gelde  (abgesehen 
von  Getreide  und  Vieh,  welches  gesanmielt  wurde)  achtzig 
Jausend  Oirheme.  Diese  Summe  sollte  nun,  statt  inj  Lande 
vertheilt  zu  werden,  nach  Madyna  gehen.  Diese  Maafs- 
regel  erregte  Unzufriedenheit  und  viele  scheinen  die  Steuer 
verweigert  zu  haben.  Es  kam  eine  Deputation  nach  Ma- 
dyna,  welche  niit  folgendem,  an  die  Einwohner  von  Ha- 
gar  gerichteten  Schreiben  in  ihre  Heimath  zurückkehrte: 

Ich  empfehle  euch  Ciott  und  eurem  eigenen  Gewissen, 
damit  ihr  nicht  irre  gehet,  nachdem  ihr  den  rechten  Weg 
gefunden,  und  damit  ihr  nicht  fehlet,  nachdem  ihr  getroffen. 
F^ure  Abgeordneten  sind  zu  mir  gekommen,  und  es  ist 
ihnen  meinerseits  nichts  widerfahren,  als  was  sie  freuen 
konnte.  Wenn  ich  mich  nun  auf  das  aufserste  anstrengte, 
einen  Kriegszug  gegen  euch  unternähme  und  Hagar  ero- 
berte, so  würde  ich  Diejenigen,  deren  ich  habhaft  würde, 
mit  Wohlthaten  überhäufen,  und  für  Flüchtlinge  die  Ent- 
schuldigungen ihrer  Freunde  annehmen.  Erinnert  euch  also 
der  Wohlthaten   Gottes  gegen  euch. 

Ich  habe  vernommen,  was  ihr  gethan.  Seid  versi- 
chert, dafs  die  Gutgesinnten  nicht  für  die  Schuld  der  Bösen 
zu  leiden  haben.  Wenn  meine  Amyre  (Beamten)  zu  euch 
kommen,  gehorchet  ihnen  und  unterstützet  sie  in  der  For- 
derung der  Sache   Gottes    auf  dem   Pfade  Gottes    (d.  h.  im 


380 

Kriege  gegen  die  Ungliiubigen).  Wer  von  euch  Gutes  thut 
irret  weder  in   Gottes,  noch  in  meinen  Augen  '), 

An  der  Spitze  der  Gutgesinnten  stand  der  eifrige  Ga- 
rüd,  welcher  von  nun  an  grofscn  Einllufs  in  seinem  Vater- 
land hatte,  und  seine  Tochter  dem  Abu  Horayra  zur  Frau 
gab.  Tnter  den  Widerspenstigen  nahm  der  frühere  Mar- 
zobän  Sabacht  oder  x\sbacht  die  hervorragendste  Stelle  ein, 
und  er  wurde  von  dem  mächtigen  Tamymiten  'Akra  un- 
terstützt. Mohan)mad  richtete  folgendes  Schreiben  an  Sa- 
bacht, welcher  sich  bekehrt  hatte  und  zum  Statthalter  über 
die  in  Bahrayn  wohnhaften   Perser  befördert  wurde: 

'Akra  hat  mir  deinen  Brief  und  deine  Entschuldiüruns: 
für  dein  Volk  überbracht.  Ich  nehme  die  Entschuldigung 
an,  und  dein  Bote  Akra  hat  mich  überzeugt,  dafs  deine 
für  dein  Volk  vorgetragenen  Erklärungen  begründet  sind. 
In  Bezug  auf  deine  Bitten  und  Wünsche  verkünde  ich  dir 
zvveckmälsige  Concessionen,  Es  schiene  mir  aber  am  besten, 
wenn  du  selbst  zu  mir  kämest,  auf  dafs  ich  dich  belehre. 
Solltest  du  mich  besuchen,  so  wird  dir  eine  ehrenvolle  Auf- 
nahme zu  Theil,  wenn  du  aber  bleibest,  wo  du  bist,  sollst 
du  dennoch  mit  Auszeichnung  behandelt  werden. 

Ich  verlange  von  Niemandem  ein  Geschenk,  bietest 
du  aber  eins,  so  nehme  ich  es  an.  Meine  Agenten  spre- 
chen höchlich  von  dir.  Ich  empfehle  dir,  feifsig  das  Ge- 
bet zu  verrichten,  das  Almosen  zu  geben  und  die  Moslime 
gastIVeundlich  aufzunehmen. 

Deinem  Volke  (den  Persern  in  Bahrayn)  habe  ich  den 
Namen  Banü  Abd  Allah  gegeben.     Befiehl  ihnen  das  Gebet 


')  'Ikrima  hat  eine  Abschrift  dieses  und  eines  der  vorher- 
gehenden Briefe  unter  den  nachgelassenen  Papieren  des  Ihn  Abbäs 
gefunden  und  sie  für  seinen  eigenen  Gebrauch  copirt.  Sie  sind  je- 
doch nicht  von  allen  Traditionisten  treu  aufbewahrt  worden,  und 
wir  haben  jetzt  zwei  Versionen  davon,  welche  sich  insofern  von 
einander  unterscheiden,  dafs  in  einer  Version  zwei  Briefe  des  Moham- 
mad in  einen  verschmolzen  sind. 


381 

zu  verrichten,  sich  gut  zu  benehmen,  und  seid  g^iiten  Muthes. 
Friede  sei  mit  dir  und  deinem  "liinhiüren  \  olke! 

Worin  die  Concessionen  bestanden,  wissen  wir  nicht, 
so  viel  ist  gewifs,  dafs  die  Steuern  nach  Madyna  geschickt 
werden  mufsten.  Die  erste  Lieferung  erreichte  die  Haupt- 
stadt wenige  Tage  nach  dem  Tode  des  Propheten  (Boch. 
S.  529).  Diese  Härte  hatte  die  Folge,  dafs  ein  Theil  der 
Einw  ohner  von  Bahravn ,  als  sie  von  dem  Ableben  des 
Mohammad  hörten,  abtrünnig  wurde  '). 


')  Kodama  theilt  uns  die  fernere  Geschichte  von  Bahrayn  mit. 
Nach  dem  Tode  des  Propheten  wurden  einige  Mitglieder  des  Stam- 
mes Kays  b.  Tha  laba  mit  Hotam.  als  ihrem  Führer,  abtrünnig,  und 
ihrem  Beispiele  folgten  viele  Mitglieder  des  Raby'astammes  in  Bah- 
rayn (es  ist  dieses  diejenige  Abtheilung  des  Abd-Kays- Stammes, 
welche  sich  zuerst  bekehrte).  Sie  wählten  zwei  Söhne  des  Königs 
von  Hyra,  No'män  b.  Mondzir,  als  ihre  Führer.  Bischr,  ein  Sohn 
des  Gärüd,  stellte  sich  an  die  Spitze  der  treugebliebenen  Moslime. 
Als  'Olä  von  dem  Aufstande  hörte,  nahm  er  mit  den  treugebliebe- 
nen Raby'iten  und  Freunden  in  Gawathä  eine  feste  Stellung.  Ga- 
wäthä  wird  die  befestigte  Hauptstadt  von  Bahrayn  geheifsen,  in 
welcher  auch  die  erste  Moschee  stand;  vielleicht  ist  es  der  Name 
nicht  der  ganzen  Stadt,  sondern  nur  jenes  Theiles  der  Hauptstadt 
Hagar,  (Hagar  ist  nämlich  der  Name  der  Provinz  und  der  Haupt- 
stadt), vi'elcher  befestigt  war,  und  die  Residenz  des  Königs  und 
Wohnungen  seiner  Leute  enthielt.  V^on  hier  machte  Olä  einen  Aus- 
fall, schlug  die  Rebellen  und  tödtete  Hotam.  Einer  der  Söhne  des 
No'män  flüchtete  sich  nach  Chatt,  und  als  auch  dieser  Ort  erobert 
wurde,  nach  Moschakkar,  umgab  diesen  Ort  mit  Wasser  und  ver- 
eitelte die  Bemühungen  der  Moslime,  ihn  zu  nehmen.  Nachdem  er 
einige  Zeit  belagert  worden  war,  capitulirte  er  und  floh  zu  Mosay- 
lima  nach  Yaraäma,  wo  er  sein  Leben  verlor. 

Eine  andere  Truppe  von  Rebellen  stand  unter  Mo'akbir,  dessen 
eigentlicher  Name  Dafyröz  war.  Der  persische  König  hatte  diesen 
General  gegen  die  Tamymiten  geschickt,  als  sie  unter  muslimischer 
Fahne  die  Stadt  Hyra  bedrohten,  und  er  befand  sich  noch  in  Ara- 
bien und  warf  sich  in  die  Stadt  Zäza.  Es  schlössen  sich  ihm  die 
Magier  an,  welche  sich  in  Katyf  gesammelt  und  die  Kopfsteuer  ver- 
weigert hatten.     Olä  belagerte  Zäza  lange  Zeit,  es  gelang  ihm  aber 


382 

Zugleich  mit  den  Glaubensboten  für  Bahrayn,  gingen 
im  März  630  zwei  nach  der  Schwester-Provinz 'Oman  ab. 
Der  herrschende  Stamm  daselbst  waren  die  Azditen.  Die 
damahgen  Pursten  von  Oman  waren  die  Brüder  Gaylar 
und  lyädh  (nach  einer  andern  Version  Abd)  aus  der  Fa- 
mihe  tfolondy.  Sie  residirten  in  (^'oliär  an  der  Meeres- 
küste und  standen,  wie  der  König  von  Dahrayn,  unter  per- 
sischer Oberherrschaft,  welche  sich  also  über  den  ganzen 
persischen  Meerbusen  ausdehnte.  Auch  in  moslimischen 
Zeiten  kam  'Oman  und  die  moslimischen  Städte  unter  die 
Botmäfsigkeit  der  Regenten  von  1  ärs,  und  unter  ihrem 
Schutze  erreichte  die  Industrie  und  der  Handel  eine  grofse 
Blüthe.  Eines  solchen  Aufschwunges  n)ag  sich  'Oman  auch 
zur  Zeit  des  Chosroes  Anüschirwän,  des  Gerechten,  erfreut 
haben,  aber  nach  seinem  Tode  eilte  das  Reich  der  Sasä- 
niden   unaufhaltsam  seinem  ünterüanije  entseeen. 

Die  zwei  Boten,  Abu  Zayd,  welcher  schon  während 
der  Lebzeiten  des  Propheten  die  Oirenbarungen  zu  sam- 
meln pflegte,  und  Amr  b.  Ac;,  waren  mit  einem  Briefe 
ihres  Meisters  versehen  und  wandten  sich  zuerst  an  lyädz, 
weil  er  \vegen  seiner  Milde  bekaimt  war.  Er  sagte:  Mein 
Bruder  ist  älter  als  ich  und  steht  über  mir,  ich  will  euch 


nicht,  sie  während  der  Regierung  des  Abu  Bakr  einzunehmen.  Unter 
der  R('fi;iorung  des  Omar  verrieth  ein  Ueberläufcr  den  Quell,  wel- 
cher die  Stadt  mit  Wasser  versah,  und  Olii  zerstörte  die  Wasser- 
leitung. Die  Stadt  ergab  sich  nun  unter  der  Bedingung,  dafs  sie 
dem  Sieger  ein  Viertel  der  Stadt  und  ein  Viertel  von  ihrem  Gold 
und  Silber,  und  die  Hälfte  ihres  aufser  der  Stadt  befindlichen  Eigen- 
thumes  abtreten  wollen.  Die  Familien  der  Vertheidiger  befanden 
sich  in  Därayn ,  und  da  im  Friedensvertrage  dieser  keine  Erwäh- 
nung geschul),  bemächtigte  sich  'Olä  dieses  Ortes,  tödtete  die  Männer 
und  führte  die  bVauen  und  Kinder  in  die  Sklaverei  ab.  Mo'akbir 
bekt-hrte  sich  zum  Islam ,  der  Marzobän  von  Zaza  hingegen  wurde 
im  Kampfe  verwundet  und  dann  auf  eine  schimpfiiche  Weise  getödtet. 
Olä  blieb  (Jouveineur  von  Hahrayu  bis  zu  seinem  Tod   A.  H.  21. 


383 

ihm  vorstellen.  Nach  einij^eii  Tagen  hielt  er  sein  Verspre- 
chen, und  'Anir  übergab  den  IJriel  dem  Ga\ iar.  Er  zerbrach 
das  vSiegel  und  las  ihn,  dann  gab  er  ihn  seinem  Bruder 
zu  lesen,  und  beschied  die  zwei  Gesandten  auf  den  näch- 
sten Tag  zu  sich.  Als  sie  wieder  vor  «ihm  erschienen, 
sagte  er:  Ich  besitze  nicht  die  Macht,  in  dieser  Sache  ei- 
nen Schritt  zu  thun.  Sie  erklärten,  dafs  sie  unter  diesen 
V^erhältnissen  ihre  Rückreise  antreten  werden.  Als  sie  reise- 
fertig waren,  liels  er  sie  wieder  rufen  und  legte  das  Glau- 
bensbekenntnifs  ab. 

Die  Bedingungen,  unter  denen  Gayiar  und  sein  Bru- 
der in  die  moslimische  Gemeinde  eintraten,  waren  sehr 
günstig.  Sie  sollen  mit  ungeschmälerten  Rechten  fortre- 
gieren, aber  begreiflicher  Weise  nicht  länger  unter  persi- 
scher Oberherrlichkeit.  Die  Armensteuer  mufste  erhoben 
werden,  aber  sie  hatten  das  Recht,  sie  unter  die  Armen 
zu  vertheilen.  Die  einzige  Verpflichtung,  welche  sie  über- 
nahmen, war:  den  Propheten  zu  unterstützen,  wenn  der 
Glauben  in  jenem  Theile  von  Arabien  auf  Widerstand  stofsen 
sollte.  Diese  Pflicht  war  gerade  ein  Vortheil  für  sie,  denn 
Streifzüge  gegen   die  Ungläubigen  versprachen  Beute. 

Die  neue  Religion  verbreitete  sich  schnell  unter  ihren 
Unterthanen  und  es  ging  eine  Deputation  an  den  Prophe- 
ten ab,  in  der  sich  Asad  Tähy  befand.  Die  zwei  Gesand- 
ten blieben  in  'Oman  als  politische  Agenten,  'Amr  komman- 
dirte  die  moslimische  Armee  ^)  und  Abii  Zayd  unterrichtete 

')  Das  Amt,  welches 'Amr  in 'Oman  bekleidete,  bedarf  einiger 
Erklärung.  Stehendes  Heer  gab  es  keines,  und  da  die  Souverainität 
des  Gayfa  nicht  angetastet  wurde,  standen  die  Trabanten  unter 
seiner  eigenen  Ordre;  welche  Thätigkeit  blieb  also  für  'Amr?  Die 
moslimischen  Armeen  waren  weder  in  Regimenter,  noch  Brigaden 
eingetheilt.  Sie  bestanden  aus  Stämmen,  und  jeder  Stamm  kämpfte 
unter  seinem  eigenen  Scbayche.  Diese  entsprachen  gewisser- 
mafsen  unseren  Obristen  und  Divisionscommandanten.  Der  Ge- 
neral wurde  aber  stets   von  Mohammad    selbst    und    nach    ihm    von 


384 

<3ie  Einwohner  im  Koran  und  kontrollirte  die  Armen- 
steiier. 

Auf  den  Wunsch  der  Deputation  schickte  Mohammad 
noch  einen  anderen  Lehrer  nach  (,'ohär.  Es  befand  sich 
ein 'Abd -Kn>sittt  in  Madyna,  welcher  in  der  Schlacht  von 
Gonüb  in  die  Hände  der  'Omäniten  gefallen  war.  Er  wurde 
während  seiner  Gefangenschaft  mit  der  gröfsten  Humanität 
von  ihnen  behandelt  und  nach  kurzer  Zeit  ohne  Lösegeld 
entlassen.  Diesen  von  Dankbarkeit  2:e2:en  seinen  Wohlthäter 
erfüllten  Mann  sandte  Mohammad  als  Lehrer  nach  'Oman. 

Wie  in  Bahrayn,  so  erlaubte  sich  Mohammad  auch  in 
'Oman,  als  der  Glauben  erstarkt  war,  Uebergriffe,  übertrug 
die  Erhebung  der  Steuern  dem  'Olä,  seinem  Statthalter  in 
Bahrayu,  und  verlangte,  dafs  sie  nach  Madyna  geschickt 
werden  sollen,  wo  sie  auch  zugleich  mit  denen  der  Schwe- 
sterprovinz nach  seinem  Tode  ankamen.  Auch  von  'Oman 
kam  eine  zweite  Deputation  nach  Madyna,  an  deren  Spitze 
Salama,  ein  Sohn  des  lyädz  stand.  Als  der  Zweck  der- 
selben wird  angegeben,  dafs  sich  Salama  über  einige  Glau- 
benspunkte unterrichten  w  ollte.  Vielleicht  hatten  die  'Onia- 
niten  auch   weltliche   Anliegen. 

Nach  dem  Tode  des  Propheten  Helen  die  Azditen  in 
'Oman  von  der  wahren  Religion  ab  und  konzentrirten  sich 
unter  ihrem  neuen  Fürsten  Kayt  b.  Malik  Dzü-ltäg  in  Rimil. 
Abu  Bakr  sandte  eine  Armee  uenen  sie,  welche  von  dem 
Azditen  Hodzavfa  b.  Mihcän  Dorky  und  von  ikrinia,  einem 
Sohne  des  Abu  Gabi,  kommandirt  wurde.  Sie  lieferten  den) 
Kayt  eine  Schlacht  und  schlugen  ihn.  Die  Azditen  kehr- 
ten   darauf  zum    Islam    zurück.       Ein  Theil    der    Omäniten 


dem  Chalyfi^n  (Miiaiiiit ,  und  zwar  anfangs  fast  ausschliefslich  aus 
der  Zalil  dt-r  Madyner  odor  der  Korayscliilen.  Schon  unter  'Omar 
wurde  allerdings  auch  Männern  aus  anderen  Stämmen  das  Ober- 
kommando anvertraut,  aber  gewöhnlich  nur  über  detachirte  Corps. 
'Amr's  Oeschäfl  war  also,  im  Falle  eines  Religionskrieges,  das  Kom- 
mando  über   die   Stämme   /u   übfuiiehmen. 


385 

jetloch  verharrten  in  ihrer  Ahtiiinnigkeit  und  flüchteten 
sich  nacli  Sdiihr.  Die  zu  ei  Feldherren  verfolgten  und 
schlugen  sie.  Den  letzten  Ueberrest  des  Aufstandes  bil- 
deten einige  Leute  vom  Stamme  Mahra  b.  Haydan  '). 
Ikrima  zog  gegen  sie  und  sie  unterwarfen  sich,  ohne  das 
Glück  der  Waflen  zu  versuchen,-^  und  sie  billigten  ein,  die 
Armensteuer  zu  bezahlen.  Abu  Bakr  ernannte  den  Ho- 
dzayia  zum  Gouverneur  von  Oman,  und  er  war  in  jener 
Stelle,  als  der  Chalyfe  starb.  Später  begab  er  sich  nach 
Yaman.  bi  Oman  ging  seit  jener  Zeit  Alles  seinen  rich- 
tigen Gang:  die  Moslime  entrichteten  die  Armensteuer  und 
die  Nicht -Moslime  die  Kopfsteuer.  Der  Chalyfe  Harun - 
al-Raschyd  ernannte  den  'Ysa  b.  Gal'ar  b.  .Solaymän  b. 'Alyy 
b.  'Abbäs  zum  Gouverneur  von  'Oman.  Er  wollte  mit  sei- 
nen Trabanten  von  Bacra  dahin  ziehen.  Es  waren  dies 
l^eute,  Avelche  die  Frauen  schändeten  und  allerlei  Gewalt- 
thaten  begingen.  Die  'Omäniten  hörten  dieses  und  ver- 
sperrten ihm  den  Eingang.  Sie  überwältigten  seine  Tra- 
banten und  tödteten  und  kreuzigten  ihn.    Sie  verweigerten 


')  Ein  Mahnte  Namens  Ma'mar  b.  Imrän  erzählte  dem  Ihn 
Kalby:  Von  unserem  Stamme  kam  Dzahban  b.  Kirdhim  aus  Schihr 
nach  Madyna.  Der  Prophet  behandelte  ihn,  wegen  der  weiten  Ent- 
fernung die  er  gekommen  war,  mit  grofser  Auszeichnung,  und  als 
er  zurückkehrte  übergab  er  ihm  ein  Schreiben,  welches  von  den 
Mahriten  noch  aufbewahrt  wird  (vergl.  I^äba  Bd.  1   S.  1004). 

Vielleicht  ist  dieser  Dzahban  nicht  verschieden  von  dem  Mahriten 
Abyadh  (d.  h.  dem  Weifsen) ,  von  welchem  erzählt  wird ,  ohne  An- 
gabe der  Zeit,  dafs  er  an  der  Spitze  einer  mahritischen  Deputation 
nach  Madyna  gekommen  sei  und  ihm  der  Prophet  folgendes  Schrei- 
ben überreicht  habe:  Von  Mohammad  dem  Boten  Gottes  an  den 
Mahriten  Abyadh  für  diejenigen  Mahriten,  welche  glauben.  Es  sollen 
keine  Raubzüge  gegen  sie  unternommen,  noch  sollen  sie  sonst  be- 
lästigt werden ,  so  lange  sie  die  Gesetze  des  Islams  aufrecht  er- 
halten. Wer  etwas  ändert,  führt  Krieg  gegen  Gott,  wer  glaubt, 
geniefst  den  Schutz  Gottes  und  seines  Boten.  Gefundenes  Gut  wird 
zurückgestellt.  Verirrte  Kameele  werdeü  nicht  aufgefangen.  Hurerei 
ist  ein  Verbrechen.  Geschrieben  von  Mohammad,  dem  Sohne  des 
Moslima,  dem  Ani^arer. 
m.  25 


386 

von    nun    an    dem   Chalyfen    (Ilmi  Gehorsam    und   ernannten 
einen  Fürsten  aus  ihrer  Mitte. 

Madäyiny  berichtet:  'Omar  schrieb  an  seinen  Statt- 
halter in  'Oman,  dafs  er  den  Zehent  der  Früchte  im  Lande 
selbst  zur  Unterstützung  der  Armen  verwenden  soll.  Es 
sollen  aber  auch  die  Bedouinen  und  P  remde,  welche  we- 
een  der  Unsicherheit  der  Wetire  nicht  weiter  können  und 
nach  'Oman  geworfen  werden,  Berücksichtigung  finden. 

Die  Tayyiten  sind  ein  südarabischer  Stamm  und  ste- 
llen in  der  Mitte  zwischen  den  zwei  grofsen  Racen  der 
Himvariten  und  Kahläniten,  in  welche  es  den  Genealogen 
gefallen  hat  die  aus  Yaman  stanimenden  Araber  einzuthei- 
len').  Die  Tayyiten  waren  nicht  so  zahlreich  als  ihre 
]Sachbarn,  die  Tamymiten,  aber  eben  so  kriegerisch  und 
tapfer,  und  poetischer  und  gebildeter.  Ihr  Hauptsitz  war 
das  Schammargebirge  (der  Mons  Zames  des  Ptol.),  und  von 
dort  dehnten  sie  sich  besonders  gegen  Osten  bis  an  den 
Eu])hratcs  aus,  wo  sie  einige  Dörfer  genieinschaftlich  mit 
den  Tamymiten  bewohnten,  an  deren  Seite  sie  auch  in  den 
Kriegen  der  Perser  gegen  die  Römer  fochten.  Ihr  Gebiet 
im  Innern  des  Landes  war  weniger  für  Ackerbau,  als  für 
Kameel-  und  l^ferdezucht  geeignet;  denn  sie  beherrschten 
einen  grofsen  Theil  des  Nofüd. 

Der  Fürst  dieses  schönen  Landes  und  dieses  ritterli- 
chen Volkes  war  'Adyy,  der  Sohn  des  Hätim.  Sein  Vater 
war  vor  allen  arabischen  IIiiuj)tlingen  durch  seine  Freige- 
bigkeit ausgezeichnet  und   ist  bis  auf  den  heutigen  Tag  der 


')  Den  Vater  des  Tayy  lassen  sie  von  Kahlan  abstammen,  von 
seiner  Mutter  hingegen  erzählen  sie,  um  die  Verwandtschaft  der 
Tayyiten  mit  den  Himyariten  auszudrücken:  sie  hiefs  Modiila  und 
war  eine  Tochter  des  Dzu-Hagschän  b.  Aryb  h.  Ghawth  b.  Zohayr 
b.  Wäyil  b.  Homaysa'  b.  Ilimyar. 

Wenn  unter  den  Taueni  die  Tayyiten  zu  verstehen  sind,  so 
giebt  folgende  Stelle  des  Plinius  Aufschlufs  über  die  Zeit  ihrer  Ein- 
wanderung nach  Norden:  Nabataeis  Thimanaeos  junxerunt  veteres; 
nunc  sunt  Taueni,  Suelleni  (Banü  Thu  äl  ?),  Araceni,  Areni. 


387 

Held  orientalisclier  Dichter.  'Atlyy  wav  ein  rakiisiscber  Christ 
unfl  einer  der  entschiedensten  Gegner  der  neuen  Relij^ion  '), 
Er  besafs  zwar  das  Recht  auf  das  IMirbä',  den  vierten  l'heil 
der  Heute,  aber  seine  Gröfse  ^var  l)h)s  eine  ererbte;  denn 
es  fehlte  ihm  an  Entschlossenheit.  Der  kühne  Häni)tlinü: 
Zayd  alchayl  erblickte  daher  im  Islam  eine  j^ünstiü^e  (Je- 
legenlieit,  eine  höhere  Stellung  in  dem  Tayystamme  zu  er- 
langen  und  verkaufte  sich  an  Mohammad  ^). 


')  Dieser  Religion  scheinen  mir  einzelne  Familien  zugetlian 
gewesen  zu  sein.  Die  Mehrzahl  der  Tayyiten  waren  Heiden.  Sie 
beteten  neben  anderen  Götzen  einen  Fols,  eine  Göttin  Ozzä  und 
einen  schwarzen  Berg  an,  und  hatten  Heiligthümer  in  einem  Thal- 
kessel des  Berges  Yaffa. 

*)  Die  Legende  erzählt:  Wir  waren  beim  Propheten,  als  ein 
Mann  auf  einem  Kameele  ankam.  Er  stieg  ab,  trat  herein  und  sagte: 
Ich  komme  neun  Tagereisen  weit,  um  dir  eine  Frage  vorzulegen. 
Wie  heilst  du?  fragte  der  Prophet.  Er  antwortete:  Mein  Name  ist 
Zayd  alchayl,  und  ich  wünsche  zu  wissen,  woran  man  erkennen 
kann,  dafs  Gott  an  einem  Wohlgefallen  hat  oder  nicht?  Der  Gott- 
gesandte beantwortete  seine  Frage  zu  seiner  Befriedigung  und  Zayd 
legte  das  Glaubensbekenntnifs  ab. 

Nach  dem  Nur  alnibräs  S.  1646  jedoch  war  er  einer  von  den 
„Erkauften"  (Muällafät  kolübohom),  wurde  jedoch  ein  aufrichtiger 
Moslim.  Der  Preis  für  seinen  Uebertritt  waren  die  zwei  reichen 
Lehen  Fayd,  eine  Stadt,  und  Ardhyn,  eine  Landschaft.  Als  er  dem 
Propheten  das  erste  Mal  seine  Aufwartung  machte,  wurden  iiim, 
wie  es  scheint,  die  Lehen  blos  versprochen.  Die  Schenkungsurkunde 
erhielt,  er,  nachdem  sich  jene  Länder  zum  Theil  unterworfen  hatten. 
Er  starb  auf  dem  Rückwege  von  seinem  letzten  Besuche  in  Madyna 
nach  seiner  Heimath,  und  seine  Frau  zerrifs  die  Urkunde.  Seine  Söhne 
Moknif  und  Horayth  traten  jedoch  dem  Islam  bei  und  fochten  später 
gegen  die  Al)trünnigen.  So  berichtet  Ibn  Kotayba  S  16!).  Dem 
Dzohaby  zufolge  focht  Horayth  in  den  Reihen  der  Abtrünnigen. 

Im  Kitäb  alaghäniy  lesen  wir:  'Omar  sandte  einen  Korayschiten 
Namens  Abu  Sofyän  (nicht  Harb's  Sohn)  in  das  Bädiya,  um  die 
Leute  im  Koran  zu  prüfen,  mit  dem  Befehl,  Diejenigen  zu  bestrafen, 
welche  gar  nichts  davon  wüfsten.  (Wahrscheinlich  sollte  er  sich 
überzeugen,  ob  sie  aufrichtige  Moslime  seien).  Er  kam  auch  zu  den 
Nalchäniten    und   fragte  den  Aws  b.  Chälid  b.  Yazyd,   einen  Neffen 

25» 


388 

Zayd  alchayl  t!;eliüite  dem  tayvitischeii  Stamme  Nabliän 
an  ').  Es  werden  viel  Heldenthaten  von  ihm  erzählt,  welche 
er  vor  seiner  Bekehrung-  verübte.  Eines  Tages  miternahm 
er  einen  Raubzug  gegen  die  Fazäriten  und  die  Banü  Abd 
Allah  b.  Cihatatän.  Er  war  mit  dem  besten  Erfolge  ge- 
krönt. Als  er  auf  der  Rückkehr  bei  Alam  angekommen 
war,  schritt  er  zur  Theilung  der  Beute.  Die  Theilnehmer 
gehörten  den  zwei  Nabhän- Familien  JXapr  und  Mälik  an. 
Die  ersteren  gestanden  ihm  seine  Ansprüche  auf  einen  grö- 
fseren  Theil  der  Beute  zu:  wegen  der  Anführung  der  Ex- 
pedition; die  letzteren  aber  verweigerten  ihm  denselben. 
Er  trennte  sich  daher  mit  den  Nagriten  von  den  Mälikiten. 
Unterdessen  aber  sammelten  sich  die  Fazäriten  und  Gha- 
tafäniten,  eilten  den  Räubern  nacli,  holten  die  Mälikiten  ein, 
brachten  ihnen  eine  grolse  Niederlage  bei  und  eroberten 
ihre  Beute  zurück.  Als  Zayd  dies  hörte,  eilte  er  seinen 
undankbaren  Stamn)genossen  zur  Hülfe,  erschlug  Abu  Dhabi), 
den  Schaych  der  (Ihataläniten,  und  nachdem  er  die  Beute 
wieder  errungen  hatte,  stellte  er  sie  den  Mälikiten  zu,  ohne 
etwas  davon  für  sich  zu  verlangen. 

Zayd  hatte  eine  Forderung  an  den  fazäritischen 
Stamm  Badr  und  befand  sich  gerade  in  ihrem  Lager,  um 
sie  einzutreiben,  als  'Ämir  b.  Tofayl  einen  Ausfall  auf  die 
Fazäriten  machte  und  eine  Frau,  Namens  Hind,  nebst  vie- 
len werthvollen  Sachen  raubte  und  fortschleppte.  Die  Badri- 
ten   sagten   zu    Zayd;     Wir    waren    noch    nie    in    grölserer 


des  Zayd,  ob  er  etwas  vom  Koran  wüfste?  Er  konnte  aber  gar 
nichts  aufsagen  und  wurde  dalier  hingerichtet.  Seine  Tochter  for- 
derte die  Verwandten  auf,  seinen  Tod  zu  rächen.  Horaydh,  ein 
Sohn  des  Zayd,  der  sich,  wie  sein  Vater,  als  Held  und  Dichter  aus- 
zeichnete, ermordete  den  Abu  Sofyän  und  mehrere  von  seinen  Leu- 
ten und  floh  nach  Schjim. 

')  Seine  Genealogie  lautet:  Zayd  alchayl  b.  Mohälil  b.  Zayd 
(Yazyd)  b.  Minhab  b.  Abd  Rodha  (Rodhä  oder  Ko(;ä  ist  der  Name 
eines  tayyitischen  Götzen)  b.  Mochtalis  (Mogaylis)  b.  Thawb  b.'Adyy 
b.  Kiuana  b.  Malik  b.  Nayil  b.  Nabhein,  d.  h.  Aswadan. 


389 

Notli,  als  «jjeratle  jetzt.  Der  ritterliclie  Zayd  schwang  sich 
sogh'ich  auf  sein  Pl'erd  iinrl  eilte  dem  verwegenen  Räuber 
nach.  Er  holte  ihn  ein,  und  seine  grofse  und  schöne  Ge- 
stalt machte  einen  mächtigen  Rindruck  auf  'Amir.  Zayd 
rief  ihm  nach:  (liel)  die  Frau  und  deinen  Rauh  wieder. 
'Äniir  fragte:  Wer  bist  du:'  Zayd  antwortete:  Ich  bin  ein 
Fazärite.  —  'Amir:  Du  bist  nicht  einer  von  jenem  Stamme 
mit  gell)en  Zähnen  im  Munde.  —  Zayd:  Ich  sage  dir,  gieb 
die  Beute  ab.  —  'Amir:  Sag  mir,  wer  du  bist?  —  Zavd: 
Ich  bin  ein  Asadite.  —  'Amir:  Nein,  du  gehörst  nicht  zu 
den  Leuten,  die  zusammengekrümmt  auf  ihren  Pferden  sitzen. 
Sag  mir,  wer  du  bist?  —  Zayd:  wohl  denn,  ich  bin  Zayd 
alchavl,  gieb  augenblicklich  deine  Beute  ab.  —  'Amir:  Du 
sprichst  (he  Wahrheit.  Tödte  mich  nicht,  denn  die  Banü 
Amir  werden  meinen  Tod  rächen.  Zayd  versprach  ihm, 
sein  Leben  zu  schonen,  wenn  er  die  Beute  abgeben 
wollte.  Amir  ergab  sicli.  Zayd  begnügte  sich,  ihm  die 
Locken  abzuschneiden  und  die  Lanze  abzunehmen,  und 
brachte  die  Beute  den  Badriten  zurück.  Als  'Amir  gescho- 
reu  zu  seinem  Stamme  zurückkam,  waren  sie  so  erbittert 
über  diesen  Schimjd",  dafs  sie  ihn  zu  rächen  beschlossen. 
Sie  vereinigten  sich  mit  den  Kaysiten,  rüsteten  sich  zum 
Kampfe  und  ernannten  den  'Alkama  b. 'Oläka  zu  ihrem  An- 
führer. 'Amir  sandte  aus  Dankbarkeit  dem  Zayd  Kunde 
von  diesem  Stnim.  Ei-  sanunelte  die  Tayyiten,  griff  die 
Feinde  beim  Engpals  an  und  richtete  eine  grofse  Verhee- 
rung unter  ihnen  an.  Er  nahm  mehrere  von  ihnen  gefan- 
gen, unter  anderen  die  Dichter  Kab  b.  Zohayr  und  Ho- 
tayya.  Letzterer  besang  nun  das  Lob  des  Siegers  und 
erhielt  dafür  seine  Freiheit.  Er  blieb  dem  Zayd  immer 
dankbar.  Später  entstand  ein  Zank  z^^ischen  den  Tavyiten 
und  Fazäriten.  Die  letztern  schickten  zu  den  beiden  Dich- 
tern, sie  zu  erkaufen  und  sie  zu  bewegen,  Satvren  auf  ihre 
Feinde  zu  machen.  Dem  Hotayva  versprachen  sie  hun- 
dert Kameele  für  ein  einziges  Gedicht  gegen  Zayd.  »Und 
wenn  ihr  mir  Tausend  gebt,«    erwiderte  der  entrüstete  Poet, 


390 

»so    Averde    ich    doch    nur    das    Lob    meines  Wohlthäters 
singen.« 

In  diesem  Kriege  focht  auf  Seiten  der  Fazäriten  'Ab- 
bäs  b.  Anas  Ri  ly,  welcher  ursprüngUch  dem  Stamme  So- 
laym  angehörte  und  sich  so  sehr  durch  seine  Heldentu- 
genden auszeichnete,  dafs  ihn  die  Solaymiten  »krönen« 
wollten;  dies  wurde  jedoch  von  seinem  Neffen  hintertrie- 
ben. 'Abbäs  verliels  deswegen  den  Stamm  und  schlols  sich 
den  Fazäriten  an.  Als  es  nun  zur  Schlacht  kam,  focht 
'Abbas  wie  ein  Löwe  und  die  Lage  der  Tayyiten  schien 
verzweifelt.  Zayd  rief  den  Nabhäniten  zu:  erkennt  mir  das 
Recht  des  Mirbä'  zu  und  ich  will  die  Feinde  stürzen.  Sie 
gewährten  seinen  Wunsch,  und  es  gelang  ihm,  die  Frau  des 
'Abbäs  gefangen  zu  nehmen  und  die  Feinde  in  die  Flucht 
zu  schlagen. 

Die  in  der  Kote  zu  S.  387  erzählte  Legende  scheint 
auf  der  Thatsache  zu  beruhen,  dafs  Anfangs  Zayd  allein 
nach  Madyna  kam.  Als  Mohammad  diesen  athletischen 
und  ziigleich  behenden  Mann  sah,  erklärte  er:  Ich  habe 
mich  noch  in  allen  berühmten  Helden  getäuscht.  Wenn  sie 
zu  mir  kamen,  habe  ich  gefunden,  dafs  keiner  ein  so  im- 
ponirendes  Aussehen  hatte,  als  ich  mir  vorstellte.  Zayd 
macht  aber  eine  Ausnahme;  er  übertrifft  meine  Erwartun- 
gen und  ist  gröfser  als  sein  Ruf.  Nachdem  ihm  die  ver- 
langten Zugeständnisse  gemacht  worden  waren,  legte  Zayd 
das   (jllaubensbekenntnifs  ab. 

Fin  späterer  Ethnograph  hat  dem  Zayd  folgende  Schil- 
derung der  Zustände  unler  den  Tayyiten,  welche  er  bei 
dieser  (Gelegenheit  auf  das  Verlangen  des  'Omar  entworfen 
haben  soll,  in  den  Mund  gelegt:  Unsere  Könige  sind  aus 
dem  Geschlechte  der  Banü  Haya.  Es  stehen  ihnen  viele 
Truppen  zu  Gebote,  und  sie  herrschen  nicht  nur  über  die 
Tayyiten,  sondern  auch  über  fremde  Stämme.  Aber  auch 
andere  tayyitische  Stämme  haben  ihre  Verdienste,  und  die 
IJanü  I  ho'al.  Hau  hau  und  Garm  sind  tapfere  Ritter,  besitzen 
schöne  Pferde  und  scharfe  Lanzen  und  unternehmen  grofse 


391 

Raubzüge.  Die  Banü  (ladyla  scheuen  keine  CJefahr,  sind 
unternehmend  und  behaupten  ihre  Würde.  In  dem  könig- 
lichen Stamme  Haya  zeichneten  sich  besonders  Ofayr,  der 
Beschützer  der  Könige,  'Amr,  der  Ehrgeizige,  Yazyd,  der 
Bhittrinker,  un«l  Molgim  aus;  docli  keiner  hat  den  grofs- 
müthigen  Hätim   übertrollen. 

Zayd  soll  gesagt  haben ,  Avenn  ihm  Mohammad  drei- 
hundert (sie!)  wackere  Reiter  gäbe,  wolle  er  die  Paläste 
der  Griechen  erobern.  Das  wäre  nun  doch  eine  etwas  zu 
schwere  Aufgabe  gewesen.  Der  Prophet  soll  ihm  aber 
aufgetragen  haben,  den  taghlibitischen  Fürsten  Gazzär  mit 
WalVengewalt  zum  Islam  zu  zwingen.  Er  gehorchte  sei- 
nem Befehle  und  Gazzär  fiel  in  der  Schlacht.  Es  wäre  mög- 
lich, dafs  nicht  Zayd,  sondern  einer  seiner  Söhne,  etwa  im 
J.  631,  die  Taghlibiten  besiegt  hat. 

Gleichzeitig  mit  Zayd,  oder  etwas  früher,  unterhandel- 
ten die  Häuptlinge  anderer  minder  mächtiger  Tayystämme 
und  schlössen  mit  Mohammad  Separatbündnisse.  So  z.  B. 
die  Maniten,  welchen  Mohammad  folgende  Urkunde  aus- 
stellte: Es  wird  ihnen  ihr  Land  und  ihre  Wasserplätze  ge- 
sichert. Sie  sollen  das  Recht  haben,  die  Schaafe  hinaus- 
zutreiben, soweit  sie  von  Frühmorgens  bis  Abends  gehen 
können,  und  das  ganze  Land  nebst  dem  Platze,  wo  sie 
übernachten,  soll  ihnen  gehören,  so  lange  sie  das  Gebet 
verrichten,  das  Almosen  geben  und  Gott  und  seinem  Bo- 
ten gehorchen,  sich  von  den  Ungläubigen  fern  halten,  ihren 
Glauben  offen  bekennen  und  die  Wege  sicher  halten.  Ge- 
schrieben und   bezeugt  von  'Olä. 

Aehnliche  Urkunden  erhielten  die  Banü  Moäwiya  b. 
(larwal,  von  denen  sich  nur  einzelne  Lager  bekehrt  hat- 
ten, die  Banü  Gowayn  und  der  Schaych  'Ämir  b.  Aswad 
für  sich  und  sein  Volk  '). 


' )  Ich  theile  bei  dieser  Gelegenheit  noch  zwei  Schenkungs- 
Urkunden  an  einzelne  Schayche  mit:  Dieses  ist  es,  was  Mohammad 
der  Bote  Gottes,    dem    Adawiten  Goaiayl  b.  Rizam   geschenkt    hat: 


392 

Nach  diesen  Vorgängen  machte  eine  grofse  Deputa- 
tion, bestehend  aus  vierzehn  HäuplHngen  der  Tayystämme 
mit  Zayd  an  der  Spitze,  dem  Proplieten  ihre  Aufwartung, 
um  ihm  ihre  Huldigung  darzubringen.  Nachdem  sich  die 
Abgeordneten  einige  Zeit  in  Madyna  aufgehahen  hatten 
(wo  Zayd  das  Fieber  bekam,  an  dem  er  auf  dem  Rück- 
wege zu  Karwa  starb)  wurden  sie  entlassen  und  jeder  er- 
hielt ein  Geschenk  von  fünf  Unzen  Gold;  Zayd  wurde  da- 
durch ausgezeichnet,  dafs  ihm  Biläl  zwölf  und  eine  halbe 
Unze  überreichte. 

Nach  der  Heimkehr  der  Deputation  widersetzten  sich 
nur  wenige  Tayyiten  der  Annahme  des  Islams.  Unter  den 
Widerspenstigen  war  der  Nabhänite  Wazr,  welcher  den 
Poeten  'Antara  'Absy  erschlagen  hatte.  Er  soll  sich  nach 
Syrien  gellüchtet  und  zum  Christenthume  bekehrt  haben. 
Auch  der  Fürst  des  Stammes,  Adyy,  wollte  den  Prophe- 
ten nicht  anerkennen  und  befahl  seinem  Hirten,  das  schnellste 
Kameel  in  Bereitschalt  zu  halten,  damit  er  flüchten  könne, 
wenn    sich    eine   bewaffnete  Macht  nähern  sollte,   um   ihm 


nämlich  das  Ramad,  auf  welches  sonst  Niemand  Ansprüche  erheben 
darf.     Geschrieben  von  'Alyy.     (I^aba  Bd.  1    S.  499.) 

Das  Ramad  ist  nach  Yakut  ein  Sand  (Weideplatz  an  der  äu- 
fserslen  Grenze  vom  Nofüd)  und  liegt  vor  Schyha,  zwischen  Dzät 
'Oschayra  (lies  Där'Oschar)  und  Baysua  (lies  Yansu  a). 

Ein  Aga'ite,  Namens  Habyb  b.  Amr,  machte  dem  Propheten 
seine  Aufwartung  und  dieser  liefs  ihm  folgende  Schenkungs-Urkunde 
ausfertigen:  Von  Mohammad,  dem  Boten  Gottes,  an  Ilabyb  b.'Amr, 
vom  Agä'stamme,  und  an  die  von  seinem  Stamme,  welche  sich  be- 
kehrt haben,  den  Gottesdienst  verrichten  und  das  Almosen  geben. 
Er  soll  im  Besitze  seines  Vermögens  (Heerden)  und  seiner  Wasser- 
plätze bleiben,  gleichviel  ob  ansäfsige  Araber  oder  Bedouinen  sich 
daran  gelagert  haben.  Als  Garantie  hat  er  den  Bund  Gottes  und 
den   Schutz  des  Propheten. 

Eine  ähnliche  Urkunde  stellte  er  zu  Gunsten  des  Walyd  b.  Gä- 
bir  b.  Tzälim  b.  Haritha  b. 'Attäb  b.  Aby  Häritha  b.  Godayy  b.  Ta- 
dül  b.  Boguyr  (Bolilor?)  aus.  Im  dritten  Jahrhundert  befand  sie 
sich  noch  im  Besitze  der  Familie  auf  dem  Schammargebirge. 


393 

den  Glauben    aufzudringen.      Dieser   Augenblick    liefs  nicht 
lange  auf  sich   \varten. 

Schon  Anfangs  August  630  sandte  Mohamniad  150 
oder  200  IMann  mit  weilseni  Liuä  und  schwarzer  llaupt- 
standarde,  unter  dem  Kommando  des  'Alyy,  um  den  Götzen 
Fols  zu  zerstören  und  die  Niclitbekehrten  zu  plündern  und 
in  die  Gefangenschaft  abzuführen  ^).  Bei  Tagesanbruch 
machten  sie  einen  Ausfall  auf  die  Residenz  des'Adyy,  aber 
sein  Hirt  hatte  ihm  schon  am  Abende  gesagt:  0  Adyy, 
die  Zeit  ist  gekommen,  dein  Vorhaben  auszuführen.  Es 
zeigen  sich  Mohammads  Feldzeichen  am  westlichen  Ho- 
rizont!  Die  Glieder  seiner  Familie  bestiegen  die  Kameele 
und  nahmen  so  viel  sie  konnten  von  ihren  Habseligkeiten 
mit.  Fr  floh  mit  ihnen  gegen  Syrien  (Arabia  Petraea). 
Seine  Schwester  Salfäna  aber  war  mit  anderen  Tayyiten 
bei  einem  Wasser  gelagert  und  fiel  in  die  Hände  des  Fein- 
des. Man  schleppte  sie  nach  Madyna  und  sperrte  sie  in 
den  Kameelstall,  der  vor  der  Moschee  war,  mit  den  an- 
deren Gefangenen  ein.  Am  nächsten  Tage  sah  sie  den 
Propheten  vorübergehen  und  sie  rief  ihm  zu:  Mein  edler 
Vater  ist  todt  und  mein  Beschützer  ist  entflohen,  habe  Mit- 
leid mit  mir  und  Allah  wird  mit  dir  Mitleid  haben.  Er 
fragte  sie,  wer  ihr  Beschützer  sei?  und  sie  sagte:  'Adyy, 
der  Sohn  des  Hätim.  Er  ging  vorüber,  ohne  ihre  Bitte 
zu  erhören.  Am  folgenden  und  am  dritten  Tage  that  sie 
dasselbe,  und  endlich  sagte  er  zu  ihr,    wenn  sie  eine   zu- 


')  In  der  Schatzkammer  des  Fols  fand  'Alyy  drei  Säbel  und 
ebenso  viele  Kuirasse,  wahrscheinlich  Votiv- Geschenke  geretteter 
Krieger. 

Die  Anzahl  der  Gefangenen  scheint  nicht  unbedeutend  gewesen 
zu  sein.  Sie  wurden  nebst  der  übrigen  Beute  zu  Rakyk  unter  die 
Sieger  vertheilt.  Nur  die  Schwester  und  andere  Anverwandte  des 
'Adyy  blieben  von  dieser  Schmach  frei  und  w'urden,  ohne  dafs  sie 
das  Eigenthum  eines  Kriegers  geworden,  nach  Madyna  gebracht. 


394 

verlässige  Person  fände,  wolle  er  ihr  erlauben,  nach  Sy- 
rien zu  ihrem  Bruder  zu  oehen.  Es  ereignete  sich,  dafs 
eine  kodhä'itische  (oder  baiische)  Deputation  nach  Madyna 
kam.  Sie  ging  zum  Propheten  und  sagte  ihm,  dafs  sich 
ein  Freund  ihrer  Famihe  darunter  befinde.  Er  kleidete  sie, 
versah  sie  mit  Allem,  was  sie  für  die  Reise  bedurfte,  und 
erlaubte  ihr,  dahin  zu  ziehen. 

Zayd  alchayl  war  todt  und  der  Sohn  des  Hätim  hatte 
unter  den  niächtigen  Tayystämmen,  deren  Bekehrung  ge- 
wils  sehr  oberflächlich  war,  noch  immer  ganz  bedeutenden 
Einlluls.  Es  lag  deuj  Propheten  daher  viel  <laran,  ihn  für 
seine  Sache  zu  gewinnen  ').  'Adyy  war  hoch  erfreut  als 
er  seine  Schwester  wiedersah.   Aber  sie  machte  ihm  bittere 


')  Man  hat  behauptet,  Mohammad  habe  bei  mehreren  seiner 
Heirathen  die  Absicht  gehabt,  sich  mit  mächtigen  Familien  zu  ver- 
binden. Leuten,  welche  überall  höhere  Motive  zu  entdecken  wissen, 
düiftc  meine  Darstellung  der  Ehen  des  Mohammad  im  Anhange 
zum  ITten  Kapitel  frivol  erscheinen.  Es  werden  allerdings  auch  in 
Arabien  I'^hen  geschlossin,  um  Familien  mit  einander  zu  verbinden, 
und  Mohammad's  Heirath  mit  Ayischa,  der  Tochter  des  Abu  Bakr, 
hatte  nebenbei  diesen  Zweck.  Aber  ein  mächtiger  Mann  hält  seine 
Tochter  für  seine  Ehre  und  für  die  Aehillesverse  der  Familie.  Des- 
wegen bedeutet  Hurma  P^hre  und  'Awra  Schaam  soviel  als  Frau. 
Die  Schwieligkeit,  Töchter  standesgemäfs  zu  verheiralhen,  und  die 
Schande,  dieses  nicht  zu  thun,  ist  so  grofs,  dafs  selbst  arabische 
Häuptlinge  die  Mädchen  gleich  nach  ihrer  Geburt  tödteten.  Es  ist 
weder  ehrenvoll  für  den  Vater,  wenn  seine  Tochter  an  einen  Mann 
unter  ihrem  Stande  verheirathet  ist,  noch  wenn  sie  einen  Mann  von 
ihrem  Stande  oder  von  einem  höheren  Stande  hat,  aber  sein  Bett 
mit  vielen  Nebenbuhlerinnen  theilt.  Man  denke  an  den  Chalyfen, 
welcher,  um  die  Gesellschaft  seiner  Schwester  und  seines  Günstlings 
zu  gleicher  Zeit  zu  geniefsen,  diese  an  jenen  verheirathete,  aber  un- 
ter einer  Bedingung,  deren  Nichterfüllung  dem  letztern  das  Leben 
kostete.  Die  Geschichte  mag  erdichtet  sein,  aber  sie  ist  eine  Dich- 
tung im  Geiste  der  Araber.  Ein  Mann  hingegen  setzt  seinen  gröfs- 
ten  Ehrgeiz  darin,  Töchter  edler  Familien,  sei  es  als  Frauen,  sei  es 
als  Concubinen  zu  besitzen.  In  letzterem  Falle  häuft  er  die  gröfste 
Schmach  auf  die  betrettenden  Familien.  Sehen  wir  nun  den  Kata- 
log der  Frauen  des  Propheten  durch,    so  erblicken  wir  z.  B.  in  der 


395 

Vorwürfe,  dafs  er,  ein  edler  Araber  und  Tayyite,  nur  auf 
seine   eii^ene    Sicherheit    denken    und    seine  Schwester  — 
seine  Elire  —  dem  Feinde  Preis  «^eben   konnte.     Was  hätte 
ihr  begei^nen,    welcher  Schandlleck    hätte   auf  den  vStamm 
fallen  können,  wenn  die  Tochter  des  Hätini  Wie  eine  Skla- 
vin vom  Feinde  mifsbraucht  worden  wäre!     Dem  Edelmuth 
des   JMohammad    allein    verdankte    sie   ihre    Rettung.     Oem 
'Adyy    war    der   Aulenthalt   in    Arabia   Petraea    schon    zum 
Ekel  geworden,    und   er  berathschlagte    sich    mit  ihr,    was 
zu  thun  sei.    Sie  sprach :   File  zu  Mohammad,  w  enn  er  ein 
Prophet  ist,  so  können    die,   welche  sich  zuerst  bekehren, 
nur  gewinnen,  wenn  er  aber  blos  ein  weltlicher  Herrscher 
ist,  so  verlierst  du  nichts  in  deiner  Stellung  unter  den  süd- 
arabischen Stämmen;  du  bleibst,  wer  du   warst.     Adyy  be- 
folgte ihren  Rath  und  ging  im  November  630,  ohne  Ver- 
sprechen  persönlicher  Sicherheit,  nach  Madyna.     Der  Pro- 
])het  war  in  der  Moschee,  als  er  ankam.    Adyy  trat  hin- 
ein und   hörte  von  allen  Seiten:   Das  ist  Adyy,  das  ist  der 
Sohn  des  Hätim!  und  er  wurde  mit  Ehrfurcht  empfangen. 
Mohammad    gab   ihm    die  Hand,    hörte    aber   die    Angele- 
genheit einer  armen  Frau  und  eines  armen  Kindes,   ehe  er 
ihm  Gehör  gab.     Dann  führte  er  ihn  in  sein  Haus  und  wies 
ihm  einen  mit  Lyf  gefüllten  Polster  zum  Sitz  an.    Er  selbst 
setzte  sich  auf  die  Erde.    Der  Gottgesandte  sprach:  Kennst 
du    einen    Gott    aufser    Allah?     'Adyy    antwortete:    Nein! 
Mohammad:   Glaubst  du,  dafs  es  etwas  Höheres  giebt,  als 
Gott?     'Advy    versetzte    wieder:    Nein!      jMohammad    fuhr 
dann   fort:    Auf  den  Juden   lastet  der  Hals  Gottes  und  die 
Christen   sind  im  Irrthume   (eine  Anspielung  auf  Kor.  1,17). 
Du   bist  ein  Raküsier  und  dennoch  nimmst  du   den   vierten 
Theil  dessen,    was    deine  Leute  rauben,    obwohl    es  deine 


Heirath  No.  14  S.  ?!•  den  Ausdruck  der  tiefsten  Unterwürfigkeit  ge- 
gen den  Propheten  seitens  des  No'aniän,  indem  er  ihm  eine  Ver- 
wandte opferte;  die  Heirath  No.  10  S.  78  hingegen  konnte  den  Abu 
Sofyan,  so  lange  er  Heide  war,  nur  kränken. 


396 

ReliüioT)  verbietet.  Bekelire  dich  und  du  bist  ijeretfet. 
Vielleicht  schreckt  dich  die  Armuth  der  Menschen  ab,  die 
mich  umgeben,  und  <Jer  Gedanke,  dafs  sich  die  verschie- 
densten Elemente  gegen  uns  vereinigt  liaben.  Aber  bist 
du  je  in  H>ra  genesen?  Der  Tag  \vird  kommen,  dafs 
eine  Frau  von  jener  Stadt  allein  und  ohne  Schutz  bis  Makka 
geben  kann,  ohne  Furcht  angegriiren  zu  Averden,  und  die 
Zeit  wird  kommen,  dafs  uns  die  Schätze  des  Chosroes, 
des  Sohnes  des  Hormuz,  angehören  werden. 

'Adyy  bekehrte  sich  zum  Islam  und  wurde  vom  Pro- 
pheten zum  Zehenteinnehmer  der  Tayyiten  ernannt.  Er 
blieb  seinem  neuen  Glauben  selbst  während  des  Abfalles 
der  benachbarten  Stämme  treu  und  überbrachte  dem  Abu 
Bakr  den  Zehenten.  Er  nahm  an  der  Eroberung  von  Fer- 
sien  Theil  und  sah  mit  eigenen  Augen  die  Einnahme  von 
Ctesiphon  und  die  Eroberung  der  Schätze  des  Chosroes. 
Dann  liefs  er  sich  in  Küla  nieder  und  .starb  im  hohen  Al- 
ter A.  11.  68.  Sein  etwas  jüngerer  Zeitgenosse  Abü'Obayda 
b.  Hodhayla  aus  Kula  ^\nv  einer  von  Denjenigen,  welclie 
die  Geschichte  seiner  Bekehrung  auf  eine  interessante  Art 
zu  erzählen  wufste.  Weil  diese  Geschichte  gleichsam  eine 
Monographie  bildete,  enthält  sie  alle  Gemein|ilätze  der  Ge- 
schichtenerzähler und  z\\ar,  wie  gewöhnlich,  im  Dialoge: 
die  überzeugende  Einlachheit  des  Islam,  die  Genügsamkeit 
des  l'ro[)heten,  seine  Herablassung  gegen  Arme  (er  gab 
zuerst  einer  Frau  und  danach  dem  'A(hy  (Jehör)  und  das 
stolze  Gefühl,  womit  die  Eroberungen  die  Herzen  «ler  Mos- 
lime  erfüllten  '). 

Welches  Wogen  und  Leben  mufs  damals  in  dem  frü- 
her so  stillen  Landstädtchen  gCAvesen  sein!  Hmiderte  von 
Abenteurern     waren    herbeiireströmt    und    lebten    theils  in 


')  Weil  sie  auf  so  guter  Autorität  beruht,  wird  sie  nicht  nur 
von  den  Biographen  und  im  Kitäb  alaghaniy,  sondern  in  abgekürz- 
ter Form  auch  von  Bochary  S.  ß3()  und  Ihn  Aby  Schayba  S.  35 
wiedergegeben. 


397 

Häusern ,  theils  in  Zelten  und  theils  im  Freien.  Täglich 
kamen  Deputationen  an  oder  trafen  siegreiche  Scliaaren  ein, 
welche  einen  Stamm  l)ez\vungen  orler  einen  Götzen  zerstört 
hatten,  der  grofse  Wohlstand  zos:  einige  Kantleute  von  ent- 
lernten  Orten  an,  welche  die  Stadt  nicht  nur  mit  Leltens- 
mitteln,  sondern  auch  mit  Luxusartikeln  versahen  und  Kiie«i;s- 
gelangene  kauften.  Den  CJläubigen  bereiteten  je(Jocli  die 
neuen  Offenbarungen,  welche  gegen  Ende  der  Carriere  des 
Propheten  viel  häufiger  wurden  als  früher,  gröfsere  Auf- 
regung als  alle  diese  weltlichen   Dinge. 

Nach  der  Einnahme  von  Makka  erklärte  zwar  Äloham- 
mad,  dafs  das  Gebot  »die  I'lucht  zu  machen«  d.  h.  sich  in 
Madyna  anzusiedeln,  aufser  Kraft  gesetzt  worden  sei,  aber 
er  und  seine  Anhänger  waren  immer  noch  sehr  freigiebig 
gegen  Neubekehrte,  und  ihre  Güte  wurde  mifsbraucht. 

Es  war  ein  trockenes  unfruchtbares  Jahr  und  Mangel 
herrschte  unter  den  Asaditen  ' ).  Einige  derselben  begaben 
sich  mit  Weib  und  Kind  nach  Madyna  und  bekannten  sich 
zum  Islam.  Sie  stellten  sich  hi#  Morgens  und  Abends 
beim  Propheten  zum  Essen  ein,  beschmutzten  die  öffentlichen 


')  Um  das  ausgedehnte  Gebiet,  auf  welchem  die  Banü  Asad 
b.  Chozayma  herumirrten,  zu  bezeichnen,  hebe  ich  aus  Wiistenfeld  die 
Orte  hervor,  welche  in  der  Karte  verzeichnet  sind.  Sie  bewohnten 
einen  Landstrich  zwischen  Makka  und  ßa(,Ta,  worin  folgende  Stämme 
sie  als  Nachbarn  umgaben:  die  Banü  Abs  im  Wädiy  Gorayya,  zwi- 
schen Nibag  und  Nokra;  die  Banü  Yarbu  bei  Dzat  Oschayra  (Dar 
'Oschar?).  Sie  besafsen  die  Berge  Habaschy,  östlich  von  Samyrä, 
und  Scharg,  östlich  von  Agfor,  in  der  Nähe  von  Fayd,  und  das 
Dorf  Dzü  Achthäl  mit  Feldern,  wo  man  über  Thala'byya  nach  Ba^ra 
kommt.  Von  ihren  Wassern  fliefsen  sechs  ( s.  Wüstenfeld )  nach 
Dharyya,  und  endlich  erstreckten  sie  sich  so  weit  gegen  Westen, 
dafs  sie  an  die  Banü  Kinana  anstiefsen. 

Die  eigentlichen  Herren  dieses  Landstriches  waren  nicht  die 
Asaditen,  sondern  die  Tamymiten,  ^'ayyiten  und  Solaymiten.  Zur 
Zeit  des  Ptolemaeus  finden  wir  die  JäouTr/voi  östlich  vom  Scham mar- 
gebirge.  Sie  wurden  aber  später,  wie  es  scheint,  versprengt,  zer- 
streut und  unterdrückt. 


398 

Plätze  der  Stadt  dermafsen,  dafs  es  kaum  auszuhalten  nar 
vor  Gestank,  und  machten  durch  die  grofse  Consumtion  die 
Lebensmittel  theuer.  Dabei  hielten  sie  dem  Propheten  vor, 
dafs  sie  nie  feindliche  Gesinnungen  gegen  ihn  gezeigt,  wie 
die  übrigen  Hedouinen,  und  dafs  sie  ganz  freiwillig,  ohne  be- 
waffnete Demonstration,  den  Islam   angenommen  hätten. 

Obschon  diese  Nachricht  durch  eine  Koräustelle  (49, 
14)  bestätigt  wird,  so  behaupten  doch  die  Asaditen,  dafs  nur 
neun  Schayche  ihrer  Stämme  nach  Madyna  gekommen  seien 
und  dafs  ihnen  der  Prophet  bei  dieser  Gelegenheit  einen 
schriftlichen  Vertrau;  ausgestellt  habe.  Die  asaditischen  La- 
ger  waren  so  zahlreich,  dafs  beide  Nachrichten  begründet 
sein  können.  Ein  Lager  mag  nach  Madyna  gezogen  sein, 
während  die  anderen  durch  Abgeordnete  ihre  LTuterwürfiff- 
keit  anzeigten.  Ihre  Behauptungen  werden  aber  durch 
Wundergeschichren  verdächtigt.  Kiner  ihrer  Abgeordneten 
(Nikäda  oder  Dhirar)  soll  dem  Propheten  eine  Kameelin 
geschenkt  und  dieser  ihre  Milch  bis  auf  einen  ganz  aufser- 
ordentlichen   (uad  vern#hrt  haben. 

Das  Benehmen  der  Asaditen  oegon  Mohammad  zeicli- 
nete  sich  weder  durch  ITnterwürhgkeit  noch  Offenheit  aus. 
TIadhramy,  einer  von  ihnen,  war  ein  Mann  von  jtoetischen 
Anlagen.  Er  lernte  die  80ste  Süra  des  Koran  auswendig 
und  schaltete  die  Worte  ein  »Er,  der  gütig  ist  gegen  die 
Schwangern,«  liefs  aber  dafür  zwei  andere  Worte  aus.  Der 
Prophet  tadelte  ihn  und  befahl  ihm  keine  Zusätze  zu  ma- 
chen. Tolavha  und  ein  anderer  ihrer  Schajche  gab  sich 
nach  dem  Tode  des  Mohauimad  in  Yamäma  für  einen  Pro- 
pheten aus  und  fand  einen  grofsen  Anhang,  wurde  aber  von 
den  Moslimen  besiegt.  Er  llüchlete  sich  nach  Syrien  und 
kam  später  als  Pilgrim  nach  Makka.  bi  den  persischen 
Kriegen  soll  er  sich  besonders  zu  JNohawand  ausgezeichnet 
haben.  Dhirar,  ebenfalls  ein  Asadite,  soll  sich  später  des 
Genusses  des  Weines  schuMig  gemacht  hal)en  und  zu  kör- 
perliclier  Züchtigung  verurtheilt  Avorden  sein.  Nach  an- 
deren wurde  er  von    Omar  zum  Tode  verdammt,  weil  er 


399 

ohne  rechtliche  Belugnils  eine  KriegsgeTanj^ene  wie  seine 
Frau  beliandelte.  Er  starb  ehe  das  Toih'surtheil  vollzo- 
gen  wurde. 

Unter  den  l)edenken  gegen  den  Islam,  welche  die  Asa- 
diten  dem  Propheten  vortrugen,  ist  uns  eines  aufbewahrt 
worden.  Sie  j'iagtc^n,  ob  sie  noch  lerner  sich  von  Kabinen 
( Wahrsag<'rn)  besliniuicn  lassen  diirlcn,  und  ob  sie,  \\ie 
Irüher,  der  Iväla  ( Wahrzeiclien,  die  aus  den»  \  ogelllng  ab- 
geleitet sind)  oder  tlen  auf  Sand  gezeichneten  F.inien  (ilau- 
ben  schenken  sollen.  Die  letztgenannte  Art  zu  Avahrsagen 
eeschali  auf  folgende  Weise.  Der  iMann,  welcher  wissen 
wollte  ol)  seine  iVngeleüenheit  einen  «uten  Aussrano^  neh- 
nien  \vürde,  kam  zum  Häziv  (Wahrsager)  und  gab  ihm  sei- 
nen Lohn  mit  der  Bitte,  das  Schicksal  zu  befragen.  Der 
Häziv  hatte  einen  Knaben  bei  sich,  dem  er  sagte,  mit  einem 
Stück  Eisen  in  den  weichen  Hoden  eine  grofse  Menge  von 
Linien  zu  machen,  aber  schnell  und  ohne  sie  zu  zählen. 
Dann  wurden  zwei  und  zwei  bedachtsam  verwischt,  bis  nur 
eine  oder  zwei  übrig  Avaren.  Blieben  zwei,  so  war  der 
Fragende  eines  sicheren  Erfolges  gewifs,  blieb  nur  eine,  so 
war  der  Ausgang  böse.  Eine  andere  Art,  die  Zukunft  zu 
bestimmen,  war,  dafs  man  drei  Linien  auf  den  Boden  zog 
und  Korn  daraufstreute,  inid  aus  der  Lage  desselben  Schlüsse 
zog.  Die  Asaditen  sagten,  dafs  diese  Art  die  Zukunft  zu 
erfahren,  unter  ihnen  von  jeher  üblich  war,  und  wünschten 
die  Ansicht  des  Mohammad  darüber  zu  wissen.  Er  ant- 
wortete: Einer  der  Propheten  ist  darin  unterrichtet  worden, 
und  wenn  Jemand  die  Kenntni.sse  besitzt,  die  er  besessen 
hat,  kann  er  allerdings  wahrsagen  ').  Wahrscheinlich  bildete 
die  Wahrsagekunst  einen  Theil  der  Lehre  des  Tolavha. 

Weder  das  Benehmen  gegen  den  Islam  noch  ihre  Stel- 
lung  unter  den  übrigen  Stämmen  des  Na^d   berechtigte  sie 


')  So  wird  die  Antwort  des  Propheten  im  Oyün  und  Nur  al- 
nibräs  gedeutet;  nach  Moslim  hat  sie  aber  einen  anderen,  etwas  ge- 
zwungenen Sinn. 


400 

zu  freunillicher  Behandlung  seitens  des  Mohammad.  Er 
sclirieb  an  sie:  Von  Mohammad  dem  Propheten  an  die  Banü 
Asad.  Friede  sei  mit  Euch.  Ich  preise  über  Euch  Allah, 
aufser  welchem  es  keinen  Gott  2:iebt,  iNähert  Euch  nicht 
den  Wasserplätzen  und  dem  Lande  der  Tayyiten.  Nur  wer 
bei  ihnen  Zuflucht  findet,  darf  ihr  Gebiet  betreten.  Wer 
(von  den  Tayyiten)  durch Ueberschreitungen  beschädigt  wird, 
seniefst  den  Schutz  des  Mohammad  a-eiiren  den  üebertreter. 
Kodhayb.'Amr  (nach  einer  anderen  Lesart  Kodhäy  b.'Ämir, 
aus  dem  L)y Istamme,  Statthalter  des  Mohammad  über  dieAsa- 
diten)  sehe,  dafs  dieses  Verbot  nicht  verletzt  werde. 

Der  Kiläbite  Dhahhak  war  so  tapfer,  dafs  man  ihm 
nachsagte,  er  könne  so  viel  ausrichten  als  hundert  Reiter. 
Er  stellte  sich  zu  Anfang  630  nebst  den)  Kiläbilen  A^*yad 
unter  die  moslimische  Fahne.  Im  Juli  desselben  Jahres 
schickte  sie  Mohammad  mit  einer  Armee,  um  ihre  Stamm- 
genossen von  der  Wahrheit  seiner  Lehre  zu  überzeugen. 
Sie  rückten  bis  Zooo-Läwa  vor  und  forderten  die  Kiläbiten 

CD 

auf,  dem  Islam  beizutreten.  Ihre  Zumuthung  wurde  mit 
Schimpf  zurückgewiesen  und  es  kam  zu  einer  Schlacht, 
welche  mit  solcher  Erbitterung  gefochten  wurde,  dafs  Ac;yad 
das  Pferd  seines  eigenen  Vaters  am  Kniegelenke  verwundete 
und  es  zum  Sturze  brachte.  Der  alte  Mann  versuchte  sich 
aufzurichten,  wurde  aber  von  den  herbeieilenden  Kampf- 
genossen des  A(^yad  erschlagen.  Die  Kiläbiten  ergriffen 
nach  hartnäckigem  Widerstände  die  Flucht,  und  die  Mus- 
lime blieben  Herren  des  Schlachtfeldes. 

Die  Kiläbiten  gehören  zu  dem  Zweig  der  Hawäzin- 
stämme,  welcher  Banü  Amir  geheifsen  wird  und  welcher 
sich  nicht  nur  durch  seine  Ta|»ferkeit,  sondern  auch  durch 
einen  höheren  Grad  von  Bildung  und  Fnabhängigkeitssinn 
vor  ihren  Nachbaren  auszeichneten.  Sie  fochten  nicht  wie 
die  Tamyn)iten  als  Miethsoldaten  unter  fremder  Fahne.  In 
Folffe  der  Niederlajie  kamen  nach  einander  zwei  'Amiriten 
nach  Madyna,  nämlich  der  uns  bereits  bekannte  Amir  b. 
Tolayl  und  'Alkama. 


401 

Pochend  auf  seine  Berülimtlieit  als  gescliickter  Reiter 
und    tapferer    Krieger    sagte    Äniir    zun»    Propheten:    Was 
giebst  du  mir,    wenn  ich   das  Glanbensbekenntnifs  ablege? 
Der  Prophet  antwortete :    Du    sollst    dieselben  Rechte  und 
Pflichten  geniefsen,  wie  die   übrigen  Moslime.     »Willst  du 
mich  zum  Nachfolger    in    der  Herrschaft   machen?«    fragte 
der  übermüthige  Häuptling  weiter.     »Weder  du,  noch  dein 
Stamm  hat  einen   Anspruch  auf  diese  Auszeichnung«    ant- 
wortete Mohammad.     Wohl  denn,  fuhr  'Amir  fort,  so  mache 
mich  zum  Fürsten  der  Nomaden  und  du  bleibst  das  Haupt 
der  Städtebewohner.     »Nein,«  versetzte  der  Prophet,   »aber 
ich  gebe  den  Zügel  der  Cavallerie  in  deine  Hände,    denn 
du  bist  ein  wackerer  Reiter.«     Der  stolze  Bedouine  schlug 
aber   dieses  Anerbieten    aus,   kehrte    mit  seinem  Begleiter 
Arbad    b.  Raby'a  b.  Mälik  b.  Ga  far   zurück    und    starb    als 
Heide  an  einer    schmerzlichen  Krankheit:    die  Zunge    hing 
ihm  aus  dem  Munde  heraus  so  grofs  wie  das  Euter  eines 
Schaafes.    Seine  Stammgenossen  bauten  um  sein  Grab  ein 
Gehege,    eine    arabische    Meile    lang   und    eben   so   breit, 
damit  kein  Mensch  den  Platz  betreten  und  kein  Thier  dar- 
auf grasen  soll.     Arbad  wurde   vom  Blitz   erschlagen   und 
der  Dichter  Labjd  dichtete  eine  Elegie  auf  ihn.    'Abd  Allah 
b.  Schichchyr   legte    das  Glaubensbekenntnifs   ab   und  war 
viel  unterthäniger,  aber  er  ging  auch  zu  weit.     Er  sagte: 
Gesandter  Gottes,    du   bist   unser  Herr  (Sayyid)  und  voll 
Langmuth.      Mohammad   antwortete:    Gott   ist   unser   Herr, 
lafst  euch  vom  Teufel  nicht  irre  führen. 

Wie  Amir  wegen  seines  Muthes  berühmt  w  ar,  so  zeich- 
nete sich  sein  Vetter  'Alkäma,  der  Sohn  des  'Olätha,  durch 
seine  Freigiebigkeit  aus.  Seine  V^oreltern  hatten  sich  durch 
ihren  Unternehmungsgeist  um  den  Stamm  bleibende  V^er- 
dienste  erworben,  welche  auf  ihn  vererbten.  Er  hatte  eine 
zahlreiche  Familie  —  eine  Quelle  der  Ehre  und  der  Macht 
unter  den  Arabern  —  und  hielt  treulich  seine  Versprechen, 
während  Amir  kinderlos  und  verrätherisch  war.  Beide 
ni.  26 


402 

besoldeten  Dichter,  die  ihr  Lob  sangen.  Ämir's  Name 
wurde  von  al-A'scha  und  Labyd  geleiert  und  Alkama  war 
der  Hehl  des  Hotavya.  Wuth  und  Ungestüm  erringen  bei 
den  Massen  die  Fahne,  und  so  machte  auch  'Amir  seinem 
Vetter  die  ererbte  Stammherrschalt  streitig.  Die  Dichter 
der  beiden  Gegner  mulsten  Satyren  schreiben,  und  end- 
Hch  i<am  es  so  weit,  dafs  ein  Schiedsrichter  entscheiden 
sollte,  wer  von  beiden  der  rühmlichste  sei.  Sie  baten 
mehrere  Schayche  '),  das  Amt  des  Schiedsrichters  zu  über- 
nehmen. Ihn  Kotba  Fazäry  nahm  es  endlich  an,  aber  sagte 
ihnen,  dafs  er  erst  nach  einem  Jahre  entscheiden  wolle. 
Ehe  sie  w  iederkamen ,  schickte  er  heimlich  zu  'Ämir  imd 
liefs  ihm  sajien:  wie  kannst  du  dich  mit  diesem  Manne 
messen,  da  doch  der  Uuhm  seiner  Familie  die  Zierde 
deines  Stammes  ist.  Dann  liels  er  dem  'Alkama  heimlich 
sagen:  wie  kannst  du  dich  mit  deinem  nächsten  Ver- 
wandten in  einen  Streit  einlassen,  da  er  doch  der  gröfste 
Mann  unter  den  'Ämiriten  ist.  Da  sie  nun  beide  vorbereitet 
waren  den  Kamp!"  zu  verlieren,  liefs  er  sie  zu  sich  kom- 
men und  sagte  leierlich  in  (.legenwart  des  Volkes:  Ihr 
habt  mich  gewählt,  dafs  ich  entscheide,  welcher  unter  euch 
der  Ausgezeichnetste  sei.  Ihr  seid  wie  die  Kniee  des  Ka- 
meeis, welche  zugleich  auf  den  Boden  fallen.  Ihr  seid 
beide   berühmt. 

Diese  Eifersucht  dauerte  fort  als  der  Islam  sich  unter 
die  arabischen  Stämme  ausbreitete,  und  da  die  ehrgeizigen 
Aiitiiige  des  Amir  von  Mohammad  zurückgewiesen  wurden, 
so  beniilzte  ihn  Alkama,  um  den  \  orrang  über  seinen  Cleg- 
ner  zu  behaupten. 

'Alkama  unternahm  einst  eine  Heise  nach  dem  grie- 
chischen Reiche  und   s]»racli  sich  dort,  wie  man  behauptet, 


')   Nämlicli  Abu  Sofyaii   von  Makka,    Oyayna  b.  Hi(;n,    Allan  b. 
Saluma  von  Täyif,  und   Ilarniala  b.  al-As'ar  vom  Mozaynastamm. 


403 

vor  dem  Kaiser  selbst  zu  (Junsten  des  Mohammad  aus  '). 
Es  kam  dieses  dem  Propheten  zu  Ohreu  und  er  hielt  es 
dem  'Alkama  zu  Gute.  Eines  Tages  als  Hassan  ein  Gedicht 
lies  A'scha  recitirte,  in  dem  'Ämir  gelobt  und  Alkama  ver- 
spottet Avird,  sagte  Mohammad:  »Lafs  mich  dies  Gedicht 
nicht  nieder  hören.«  Warum i'  erwiderte  Hassan,  mifsfällt 
dir  eine  Satyre  auf  einen  l  ngliiiibigen,  der  dem  Kaiser  den 
Hof  macht?  »Weil  er  löblich  von  mir  gesprochen  hat,« 
erwiederte  der  Prophet. 

Alkama  kam  nach  Madyna,  um  das  Glaubensbekennt- 
nils  abzulegen,  und  Avurde  von  dem  Propheten  bei  dieser 
und  bei  jeder  folgenden  Gelegenheit  mit  der  gröfsten  Aus- 
zeichnung behandelt.  Mit  dem  Islam  war  es  ihm  nicht 
ernst.  Nach  der  L  ebergabe  von  Täyif,  also  schon  im  Ja- 
nuar 631,  Avurde  er  abtrünnig  und  begab  sich  nach  Arabia 
Petrea.  Als  sich  unter  der  Regierung  des  Abu  13akr  Cen- 
tralarabien  empörte,  eilte  er  in  seine  Heimath  zurück  und 
organisirte  zwei  Armeen  gegen  die  Moslime.  Der  Chalyfe 
sandte  den  Kakaa  gegen  ihn  mit  dem  Befehl,  ihn  anzu- 
greifen, und  Avenn  er  sich  ergebe,  ihn  zu  schonen.  Es  ge- 
lang dem  moslimischen  Führer,  die  Frau  und  Kinder  des 
Gegners  gefangen  zu  nehmen.  Sie  Avurden  nach  Madyna 
gebracht  und  mit  vieler  Güte  behandelt.  Dies  bewog  den 
'Alkama,  Avelcher  noch  auf  freiem  Fufs  stand,  zum  Islam 
zurückzukehren.  Der  Chalyfe  'Omar  ernannte  ihn  zum 
Statthalter  über  den  Hawrän,  avo  er  auch  starb. 


')  Als  Veranlassung  dieser  Reise  wird  im  Kitäb  alaghäniy  an- 
geben, dafs  der  im  Kap.  17  erwähnte  Ascet  Abu  Amir,  welcher  sich 
von  Madyna  zuerst  nach  Nagrän  und  dann  nach  dem  byzantinischen 
Reiche  geflüchtet  hatte  und  dort  Christ  geworden  war,  gestorben 
sei  und  eine  bedeutende  Ei-bschaft  hinterlassen  habe,  welche  Alkania 
und  'Abd  Yälyl  aus  Täyif  beanspruchten.  Sie  plaidirten  beide  ihr 
Recht  vor  dem  Kaiser,  und  er  entschied  zu  Gunsten  des  Täyifiten, 
weil  er  wie  der  Erblasser  ein  Städtebewohner,  und  'Alkama  ein 
Nomade  war. 

26* 


404 

Nachdem  sich  'Alkama  bekehrt  hatte,  sandten  einige 
'Ämiriten  Abgeordnete  an  den  Propheten,  ihm  zu  huldigen. 
Er  nahm  sie  auf  das  treundhchste  auf  und  gab  ihnen  fol- 
genden Brief: 

»An  Bodayl,  Bosr  und  Sarawät,  Söhne  des  'Amr.  Ich 
habe  euer  Eigenthum  nie  angetastet,  noch  habe  ich  euch 
anseüriÖen ,  denn  ihr  seid  mir  die  geachtetsten  unter  den 
Einwohnern  des  Tihäma,  und  ich  betrachte  euch  und  die 
Motayjabiten  ^),  welche  euch  folgen,  als  meine  nächsten 
V^erwandten.  Ich  habe  den  Mitgliedern  eures  Stammes, 
welche  sich  in  Madyna  niederlassen  oder  auch  nach  Ab- 
leirunir  der  Glaubensbekenntnisse  in  ihre  Heimath  zurück- 
kehren,  alle  Rechte  zugestanden,  welche  ich  selbst  ge- 
niefse.  Ausgenommen  sind  Diejenigen,  welche  sich  in 
Makka  aufhalten,  es  sei  denn  zum  Besuch  der  Heilig- 
thümer  '^).  Seit  dem  Friedensschlüsse  habe  ich  euch  nicht 
angegrifl'en,  und  ihr  hattet  keine  Ursache  vor  mir  in  Angst 
zu  sein. 

'Alkama  und  die  beiden  Sohne  des  llawda  ^)  haben 
bereits  das  Glaubensbekenntnils  abgelegt,  und  letztere  sind 
nach  Madjna  gekommen,  haben    mir    für    sich    selbst   und 


')  Unter  den  Mojayyabiten  sind  die  makkanischen  Familien 
Ilaschim,  Zohra,  Harith  b.  Fihr,  Tayrn  und  Asad  zu  verstehen, 
welche  hier  als  Verbündete  oder  Schützlinge  dieser  Abtheilung  des 
Amirstammes  erscheinen. 

')  Obschon  die  'Amiriten  bei  Honayn  gegen  den  Mohammad 
fochten,  so  geht  doch  aus  dieser  Bedingung  hervor,  dafs  das  Docu- 
meiit  vor  der  Eroberung  von  Makka  geschrieben  worden  sei.  Wahr- 
scheinlich haben  sich  einige  der  vielen  'amiritischen  Lager  viel  früher 
bekehrt  als  andere,  oder  Banü  'Amir  hatte  eine  viel  beschränktere 
Bedeutung  als  später  bei  einigen  Genealogen. 

')  Unter  Banü  Hawda  sind  Addä  und  Amr  b.  Hawda  zu  ver- 
stehen. Dem  ersteren  und  seinem  Anhange  unter  der  Familie  'Amir 
b. 'Ikrinia  (d.h.  der  zu  den  Ikriniiten  gehörigen  Familie  Amir) 
schenkte  Mohammad  den  Landstrich  zwischen  (,.'oba'a  und  Zogg- 
Lawäna  (  Zogg-Läwa?),  worunter  das  Lawäna  von  Harrär  ge- 
meint ist. 


i 


405 

Namens  ihrer  Anhänger  im  Lager  der  'Ikrimiten  (welchem 
sie  angehörten)  gehuldigt  und  wir  haben  mit  einander  ein 
Bündnifs  geschlossen,  welches  in  gesetzlichen  und  unge- 
setzlichen  (Jnternehmungen   fortbestehen  soll«  ^). 

Die  Bakkäiten,  einer  dieser  Stämme  (der  Ämiriten), 
schickten  eine  eigene  Deputation.  Das  Haupt  derselben 
war  ein  alter  Mann  Namens  Mo äwiya  b.  Thawr  b.  Ibäda 
(sie!),  welchen  sein  Sohn  Hischr  begleitete.  Auf  die  Bitte 
des  Vaters  legte  der  Prophet  diesem  die  Hände  auf.  Seine 
Nachkommen  waren  stolz  auf  diese  Auszeichnung  und  ein 
Sohn  des  Bischr  sagt  (Vers):  »Es  war  mein  V^ater,  über 
dessen  Haupt  der  Prophet  die  Hände  strich  und  auf  dem 
er  Glück  und  Segen  vom  Himmel  herabrief." 

Dem  Alten  wies  er  den  Zehenten  des  Stammes  zum 
Geschenke  an,  er  stellte  ihn  aber  dem  Propheten  wieder 
zur  Verfügung,  denn  es  genügte  ihm  der  Fürst  des  Stam- 
mes zu  sein. 

Aufserdem  nahmen  nur  Fogay  b.  Abd  Allah  b.  Gondob 
und  Abd  Amr  al-Agamm  an  der  Deputation  Antheil.  Dem 
Fogay  gab  Mohammad  folgendes  Document:  »Von  Moham- 
mad dem  Propheten.  Dem  Fogay'  und  denen  die  ihm  fol- 
gen, die  das  Glaubensbekenntnifs  ablegen,  die  Gebete  ver- 
richten, den  Zehenten  bezahlen,  Gott  und  seinem  Propheten 
gehorchen,  den  Choms  Gottes  (i.  e.  den  fünften  Theil)  der 
Beute  abliefern,  dem  Propheten  und  seinen  Gefährten  Hilfe 
leisten,  öffentlich  ihren  Glauben  kund  geben  und  sich  von 
den  Heiden  trennen.  Sie  geniefsen  Sicherheit  unter  dem 
Schutz  Gottes  und  dem  Schutz  des  Mohammad.«  Dieses 
Document  wurde  in  der  Familie  des  Fogay  aufbewahrt, 
und  Abd  al-Malik  b. 'Ata  Bakkäy  [welcher  wahrscheinhch 
die  Tochter  des  Fogay  zur  Frau  hattej  zeigte  es  dem  Tra- 
ditionisten  Abu  No'aym. 


')  Dhahhäk  wurde  nach  dem  Abfall  des  Alkama  seiner  Ver- 
dienste wegen  zum  Steuereinnehmer  einiger  von  den  Stämmen,  de- 
ren Sammelmann  Banü   Amir  b.  (^acaa  war,  ernannt. 


406 

Abd  Amr  war  sehr  arm  und  wie  es  scheint,  hatte  er 
sich  schon  früher  dem  Propheten  angeschlossen  und  lebte 
zu  Madyna,  wo  er  zu  den  »Leuten  des  CoiTa«  ('»1^\  *— '^^^ 
KäaoJI  ^5.*J  vergl.  S.  89  d.  B.)  gehörte. 

Auch  die  Banü  Hiläl,  ebenfalls  ein  'Amirstamm,  schick- 
ten eine  eigene  Deputation  an  den  Propheten.  Sie  lebten 
in  dem  Küstenlande  und  den  sich  darüber  erhebenden  Ber- 
gen bei  Dhankän,  einige  Tagereisen  südlich  von  Makka, 
und  das  Lob  ihrer  Heldentugenden  bildet  den  bihalt  eines 
Romans,  welcher  noch  in  unsern  Tagen  in  den  Kalfee- 
häusern  des  Orients  erzählt  wird  ^). 

Von  den  Ga'diten,  einem  'Ämirstamme,  welcher  seine 
Wohnsitze  in  den  Steppen  bei  Nagrän  hatte,  wird  nur 
ein  Mann,  Rokäd,  erwähnt,  welcher  dem  Propheten  seine 
Aufwartung  machte.  Vielleicht  würde  auch  sein  Name  in 
V^ergessenheit  gerathen  sein,  aber  der  Prophet  wies  ihm  ein 
Stück  Landes  als  Lehen  an,  und  die  Schenkungsurkunde 
\^ar  im  dritten  Jahrhundert  noch  im  Besitze  seiner  Nach- 
kommen. 

Im  Juni  630  unternahm  Kotba  b.  'Amir  mit  zwanzig 
Mann  auf  zehn  Kameelen  einen  Raubzug  gegen  die  Chath  a- 


')  Von  ihren  Abgeordneten  werden  drei  Männer  genannt.  Einen 
davon  fragte  Mohammad  um  seinen  Namen,  und  er  antwortete:  Ich 
heifse  'Abd  'Awf  (der  Diener  des  Götzen  'Awf).  „Du  sollst  von 
nun  an  'Abd   Allah  heifsen",  erwiderte  der  Prophet. 

Der  zweite,  Kabyc^a,  gehörte  zwar  dem  Hilälstamme  an,  wird 
aber  auch  der  Bagylite  geheifsen.  Er  liefs  sich  später  in  Bac;ra 
nieder  und  besafs  dort  ein  grofses  Haus.  Sein  Sohn  Kotn  wurde 
zum  Statthalter  von  Sigistan  ernannt. 

Es  war  auch  ein  Neffe  der  Maymüna,  einer  der  Frauen  des 
Mohammad,  unter  den  Gesandten.  Er  besuchte  seine  Tante,  und 
als  der  Prophet  zufällig  in  das  Zimmer  trat,  war  er  sehr  aufgebracht 
über  den  Besuch  dieses  jungen  Menschen ,  er  beruhigte  sich  aber 
sogleich  als  ihm  Maymüna  sagte,  dafs  er  ihrer  Schwester  Kind  sei. 
Er  nahm  ihn  mit  in  die  Moschee  zum  Nachmittagsgebet,  legte  ihm 
die  Hände  auf  und  gab  ihm  seinen  Segen,  auf  den  seine  Familie 
immer  stolz  war. 


407 

miten  in  Bysche  bei  Tabiila.  Auf  dem  Wege  fiel  ein  Mann, 
der  nicht  gut  arabisch  spradi  (istagama)  in  ihre  Hände. 
Kr  schrie  und  machte  die  Bauern  auf  die  (Jefahr  aufmerk- 
sam; die  Moslime  enthaupteten  ihn  deswegen.  Sie  schhefen 
und  warteten,  bis  sich  die  Hauern  zur  Ruhe  begeben  hatten, 
dann  überHelen  sie  dieselben  und  es  kam  zu  einem  mör- 
derischen Kampf,  in  welchem  auf  beiden  Seiten  einige  fielen 
und  mehrere  verwundet  wurden.  Die  Moslime  erbeuteten 
einige  Frauen  und  so  viel  Vieh,  dafs  nach  Abzug  des  Fünf- 
tels vier  Kameele  (zehn  Schaale  zu  einem  Kameel  be- 
rechnet) auf  jeden  Betheiligten  kamen.  Die  Bekehrung 
der  Chath'amiten  erfolgte  erst  später  und  Avir  werden  am 
Ende  dieses  Kapitels  davon  hören. 

Da  dieser  Raubzu£r  nach  Yaman  nicht  die  unmittel- 
bare  Bekehrung  der  Einwohner  zur  Folge  hatte,  wenden 
wir  uns  zu  einem  anderen  Unternehmen  der  Moslime,  wel- 
ches einen  tiefen  Eindruck  auf  die  Bevölkerung  von  ganz 
Arabien  gemacht  zu  haben  scheint,  und  dann  erst  kehren 
wir  nach  dem  grünen  Yaman  zurück. 

Im  Spätsommer  ')  630  rüstete  Mohammad  für  einen 
Feldzug,  dessen  Zweck  kein  geringerer  war  als  den  By- 
zantinern  die   Spitze   zu   bieten.      Es    dürfte   zweckmäfsig 


')  Ibn  Sa'd,  Ibu  Ishäk  und  Baladzory  S.  235  versetzen  den 
Ausmarsch  in  den  Monat  Ragab  A.  H  9  und  die  Rückkehr  in  den 
Ramadhän.  Der  Ragab  fing  am  14.  October  an  und  der  Ramadhän 
endete  am  12.  Dezember  630,  Um  die  Mitte  October  wird  es  auch 
in  jenen  Gegenden  ein  wenig  kühl  und  in  der  zweiten  Hälfte  des 
des  November  fangen  die  Regen  an.  Von  grofser  Hitze  kann  also 
nicht  die  Rede  sein.  Dafs  es  aber  sehr  heifs  war  bestätigt  der 
Koran,  und  in  der  Tradition  hat  sich  die  Benennung  „der  Feldzug 
der  Beschwerde"  für  den  Marsch  nach  Tabük  erhalten.  Es  niufs 
also  ein  Irrthum  in)  Datum  sein. 

Ich  trage  kein  Bedenken  den  Feldzug  in  den  Sommer  zu  ver- 
setzen. Das  von  den  Biographen  einstimmig  angegebene  Datum 
hat  schon  den  moslimischen  Theologen  Anlafs  zu  Spekulationen  ge- 
geben. Während  des  Ragab,  sagen  sie,  durfte  man  nach  arabischer 
Sitte  und  nach  dem  Ausspruche  des  Koran  nicht  kämpfen.    Da  nun 


408 

sein,  auf  die  Bemerkungen  Bd.  II  S.  153-4  zu  erinnern 
und  daran  andere  anzuknüpfen.  Heraclius  war  622  kaum 
in  Iskanderün  gelandet,  als  Mohammad  den  Heiden,  deren 
Sympathien  auf  Seite  der  Perser  waren,  voll  Begeisterung 
zurief:  »Die  Byzantiner  sind  zwar  unterlegen,  aber  gewifs 
werden  sie  in  wenigen  Jahren  siegen.  Dann  werden  sich 
die  Gläubigen  freuen. «  Diese  Koränstelle  iäfst  keinen 
Zweifel,  dafs  damals  die  Moslime  in  den  christlichen  Völ- 
kern ihre  Brüder  erblickten.  Die  Christen  ihrerseits  er- 
munterten den  Propheten,  und  noch  im  Jahre  628  erhielt 
er  Geschenke  vom  Könige  von  Abyssinien  und  dem  copti- 
schen  Häuptling  in  Egypten. 

Es  war  aber  vorauszusehen,  dafs  ein  gewaltiger  Um- 
schlag der  Gesinnungen  eintreten  müsse.  Mit  einem  Theile 
der  Schriftbesitzer,  den  Juden,  hat  Mohammad  schon  im 
J.  624  zu  brechen  angefangen,  und  in  seiner  ferneren  selbst- 
ständigen Entwicklung  mufste  der  Islam  sich  auch  dem  Chri- 
stenthum  feindlich  entgegenstellen.  Im  J.  623  führte  der 
Prophet  die  christliche  Fasten  und  Osterfeier  in  den  Islam 
ein,  ungefähr  im  J.  626  traf  er  aber  schon  Abänderungen, 
offenbar  in  der  Absicht,  sich  von  den  Christen  zu  entfernen, 
und  im  J.  628  bemühte  er  sich  statt  Ostern  das  heidnische 
Pilgerfest  zu  begehen.  JNoch  in  demselben  Jahre  liefs  er 
durch  Gesandte  einen  Aufruf  an  die  benachbarten  Poten- 
taten ergehen,  ihn  als  Propheten  anzuerkennen.  Der  Erfolg 
war  der  Art,  dafs  er  zu  der  Einsicht  kam,  dafs  diese  Mittel 
nicht  zu  seinem  Ziele  führen.    Andererseits  trug  seine  neue 


der  Prophet  dennoch  während  dieses  Monats  einen  Feldzug  unter- 
nommen hat,  so  darf  man  daraus  folgern,  dafs  der  Kampf  gegen 
Andersgläubige  erlaubt  sei.  Es  unterliegt  wohl  keinem  Zweifel, 
dafs  dieses  der  Sinn  des  S.  107  angeführten  Koränverses  2,  2i4  ist. 
Wenn  man  die  Osterlunation  für  die  letzte  des  Jahres  ansieht,  so 
begann  der  Ragab,  die  siebente  des  folgenden  Jahres,  im  J.  630 
am  15.  September.  Der  ganze  September  aber  ist  nicht  nur  sehr 
heifs,  sondern  auch  der  trockenste  Monat  in  jenen  Gegenden. 


409 

Wendiinf^,  nämlich  die  Entfernung  von  dem  Jiidentliume  und 
Christenthume,  sein  Streben  eine  iSationalreli^^ion  zn  j^riin- 
den  und  sein  Anknüpfen  an  das  Heidentliuni  durch  den 
beabsichtigten  Besuch  des  Pilgerfestes  die  besten  Früchte: 
es  bekehrten  sich  viele  Araber  und  übernahmen  bereitwillig 
die  Verpflichtung,  die  Wahrheit  des  Islams  durch  den  Säbel 
zu  demonstriren.  Die  Umstände  haben  also  dem  Mo- 
hammad den  rechten  Weg  zur  Macht  und  zur  Verbreitung 
seiner  Lehre  gezeigt. 

Diese  Wendung  entfernte  aber  von  ihm  die  schwär- 
merischen Sekten,  in  deren  Geist  er  in  Makka  gepredigt 
hatte.  Abu  'Ämir,  das  Haupt  der  Hanyfen  in  Madyna,  ver- 
liefs  schon  früh  seine  Vaterstadt  und  flüchtete  sich  eventuell 
auf  griechisches  Gebiet.  Die  Bewunderer  des  Abia  'Ämir, 
»die  Heuchler,"  welche  einst  dem  Islam  aufrichtig  zugethan 
waren  (Kor.  9,  67),  vermehrten  sich  jeden  Tag,  und  wenn 
auch  einisre  sich  aus  Furcht  vor  dem  Dolche  der  Meuchel- 
mörder  den  Befehlen  des  Mohammad  unterwarfen,  wag- 
ten es  doch  andere  die  S.  34  dieses  Bandes  erwähnte  Con- 
currenzmoschee  zu  bauen.  Aus  einer  Stelle  des  Ibn  Ishäk 
seht  hervor,  dafs  zur  Zeit,  um  die  es  sich  hier  handelt 
(630),  die  Heuchler  in  Madyna  fast  eben  so  zahlreich  waren 
als  die  aufrichtigen   Gläubigen. 

Aufser  Abu  Ämir  hatten  sich  auch  andere  Männer  auf 
griechisches  Gebiet  geflüchtet,  namentlich  Adyy,  der  Fürst 
des  Nagd.  Wenn  zu  Damascus  der  JSagd  schon  damals, 
wie  jetzt,  als  der  Mittelpunkt  des  für  die  Städtebewohner 
immer  mysteriösen  Bedouinenlebens  sprichwörtlich  war  (und 
solche  Localverhältnisse  erfahren  nur  wenige  Aenderungen), 
so  dürfen  Avir  die  Stellung  des  Adyy  nicht  unterschätzen, 
gewifs  wurde  er  von  den  Vasallen  und  von  den  griechischen 
Behörden  mit  offenen  Armen  empfangen.  Arabische  Flücht- 
linge wie  Adyy  gaben  den  Christen  in  vSyrien  einen  ganz 
andern  Begriff  von  den  Tendenzen  des  Islam  als  sie  bisher 
schabt  hatten,  und  die  christlichen  Stämme  im  nördlichen 


410 

Arabien,  welche  in  beständiger  Furcht  vor  Raubanfällen 
seitens  der  Moslime  schwebten,  erkannten  die  jiraktische 
Seite  der  neuen  Religion  und  bestätigten  die  Herichte  der 
Flüchtlinge.  Das  Versprechen  des  Abu  Ämir:  er  wolle 
seine  Ciesinnungsgenossen  in  Madyna  mit  einer  byzantini- 
schen Armee  von  der  Usurpation  des  Mohammad  befreien, 
^var  also,  wenn  auch  eine  i  ebertreiinmg,  doch  nicht  ganz 
aus  der  Luft  gegrilfen. 

Heraclius,  sagt  Ibn  Sa'd,  hatte  seine  Soldaten  auf  ein 
Jahr  mit  Lebensmitteln  versehen;  es  zogen  mit  ihm  die 
arabischen  Stämme  der  Lachmiten,  Godzämiten,  Ämiliten 
und  Ghassäniten  in  das  Feld,  um  den  Islam  zu  unterdrücken, 
und  die  Vorposten  standen  bereits  in  ßelka,  östlich  vom 
todten  Meere.  L^nter  diesen  Verhältnissen  rief  der  Prophet 
die  Moslime  unter  die  Wallen  und  bestimmte  das  Stell- 
dichein, wo  sie  sich  sammeln  sollten.  Er  sandte  zu  diesem 
Zwecke  Boten  nach  Makka  und  zu  den  Wanderstämmen, 
um  die  Kampflustigen  zur  Theilnahme  an  dem  P  eldzug  auf- 
zufordern. 

Der  Sommer  war  sehr  trocken  gewesen.  Die  Weiden 
waren  dürre,  das  Vieh  abgemagert,  die  Hitze  war  uner- 
träglich und  die  Nomaden  zeigten  wenig  Lust  einen  Feld- 
zuo-  mitzumachen,  der  so  viele  Beschwerden  und  mehr  Ge- 
fahren  als  Beute  versprach.  Mohammad  strengte  alle  seine 
poetischen  Kräfte  an,  um  in  neuen  Inspirationen  die  Hölle 
für  die  Lauen  recht  heifs  zu  machen  und  das  Paradies  für 
mulhige  Krieger  auf  dem  Pfade  Gottes  mit  neuen  Freuden 
auszustatten  und    er    verlieh   den  Eifrigen  Ablässe  ^)    nicht 


')  Da  ich  der  katholischen  Kirche  das  Wort  Ablafs  entlehne, 
fordert  es  dio  Gerechtigkeit,  dafs  ich  den  Unterschied  zwischen  der 
Lehre  des  Islam  und  unsrer  Lehre  namhaft  mache.  Mohammad 
hat  nie  gesagt:  Ich  verzeihe  dir  die  Sünden  (ego  te  abaolvo),  son- 
dern :  ich  bitte  zu  Gott,  dafs  er  dir  deine  Sünden  verzeihe,  und  bald 
nach  diesem  Feldzuge  versichert  er  seine  Jünger,  dafs  in  einem 
Falle  seine  Bitte  nicht  erhört  wurde.  Wenn  es  ihm  gelang,  Gott  zu 
erweichen,  su  erhielt  der  Betreffende  die  Versicherung  der  erfolgten 


I 


411 

nur  für  die  begangenen,  sondern  auch  für  die  künftigen 
Sünden.  Wenn  alle  Stämme,  welche  sich  damals  zum  Is- 
lam bekannten,  ausgerückt  wären,  so  hätte  IMohammad  eine 
Armee  von  mehr  als  hunderttausend  Mann  zusammengebraclit. 
Aber  aus  Yamäma  und  Rahrayn  scheinen  gar  keine  Hilfs- 
trup[)en  gekommen  zu  sein,  und  von  den  Hawäziniten,  Ta- 
mvniiten  und  ihren  Nachbarn  scheinen  sich  nur  die  her- 
vorragendsten Männer  mit  ihrem  Gefolge  unter  seine  Fahne 
«restellt  zu  haben.  Die  neuen  Bekehrunjj-en  waren  viel  zu 
oberllächlich,  als  dafs  Inspirationen  und  Ablässe  ihre  Wir- 
kung thun  konnten. 

Die  Lauheit  der  Bedouinenstämme  machte  eine  ver- 
doppelte Thätigkeit  in  Madyna  nothwendig.  Uqi  uns  einen 
Begriff  zu  geben,  welche  Anstrengungen  die  hervorragen- 
den Männer  des  Islam  machten,  erzählt  ijalädzory,  dals  Abu 
Bakr  sein  ganzes  noch  übriges  Vermögen  zur  Ausrüstung 
von  Volontairen  beisteuerte  und  'Othmän  mit  einem  Auf- 
wand von  70000  Dirhemen  ein  Drittel  der  Amee  unter- 
hielt ^).  Dieses  sind  Uebertreibungen,  aber  so  viel  geht  aus 
dem  Koran  hervor,    dafs   alle  möglichen  Älittel  angeordnet 


Sündenvergebung  mittelst  einer  Offenbarung.  Ein  Sakrament,  das 
heifst  ein  sichtbares  Zeichen  einer  unsichtbaren  Gnade,  welche  Prie- 
ster nach  ihrer  Willkühr  austheilen  können,  giebt  es  im  Islam  nicht. 
Auch  hat  Mohammad  nie  solchen  Handel  mit  Ablässen  getrieben 
wie  die  Päbste,  ja,  die  wiederholte  Versicherung,  dafs  er  seine  eige- 
nen Eltern  nicht  aus  der  Hölle  zu  retten  vermöge,  verleiht  seiner 
Lehre  von  der  Nothwendigkeit  des  Glaubens  einen  düstern  Ernst, 
welcher  in  grellem  Gegensatz  mit  der  frivolen  Lehre  des  Katholicis- 
mus  steht. 

')  Im  Koran  kommt  der  Ausdruck  „die  Weinenden''  vor,  und 
die  Exegeten  und  Biographen  wissen  viel  von  ihnen  zu  erzählen. 
Die  Weinenden  sind  Leute,  welche  wegen  Mangel  an  Waffen  und 
Kameelen  den  Feldzug  nicht  mitmachen  konnten.  Es  ist  beachtens- 
werth,  dafs  der  Staatsschatz  so  leer  war,  dafs  Mohammad  diese 
eifrigen  Männer  nicht  ausrüsten  konnte.  Die  Ursache  ist  wohl,  dafs 
er  alle  Mittel  an  die  Deputationen  verschwendete.  Wenn  ein  be- 
rühmter Schaych  nach  Madyna  kam   und  seinen   und   des  Stammes 


412 

wurden,  eine  grofse  Armee  zusammenzubringen.  Sie  zählte 
auch  beim  Aufbruche  30000  Mann,  10000  Pferde  und 
12  000  Reitkameele. 

Wenn  es  wahr  ist,  dafs  Abu  'Amir  seinen  Anhängern 
den  Beistand  der  Griechen  versprochen  hat,  so  würden  die 
Heuchler  eine  Niederlage  des  Mohammad  als  einen  Sieg 
ihrer  Partei  angesehen  haben.  Ihre  Gesinnungen  waren 
dem  Mohammad  nicht  unbekannt  und  er  schleuderte  meh- 
rere Verdammungsurtheile  gegen  sie,  welche  wenigstens  auf 
die  Gläubigen  einen  heilsamen  Eindruck  machten.  Zugleich 
beobachtete  er  ihre  Bewegungen  mit  wachsamem  Auge. 
Einst  vernahm  er,  dafs  einige  von  den  Heuchlern  in  dem 
bei  Gäsüm  gelegenen  Hause  des  Juden  Sowaylim  Zusam- 
menkünfte hatten  und  die  Leute  vom  Feldzuge  abzuhalten 
bemüht  waren.  Er  sandte  sogleich  den  Talha  und  einige 
andere  Männer  hin  mit  dem  Befehl,  das  Haus  in  Brand  zu 
stecken.  Der  Auftrag  wurde  mit  so  viel  Geschick  ausge- 
führt, dafs  die  Versammelten  nur  mit  J\oth  ihr  Leben  retten 
konnten. 


Glauben  heuchelte,  erhielt  er  Geschenke  und  wurde  zum  Zehent- 
einnehmer ernannt  und  begreiflicher  Weise  kam  nichts  von  den 
Steuern  nach  Madyna. 

Es  war  ein  grofser  Fehler  von  Mohammad,  dafs  er  sich  mit 
diesen  oberflächlichen  Bekehrungen  begnügte,  und  selbst  wenn  er  die 
Macht  befafs,  einen  Stamm  mit  Waffengewalt  zu  unterwerfen,  seinen 
Glauben  erkaufte.    Ich  schreibe  diesen  Fehler  seiner  Eitelkeit  zu. 

Die  bei  dem  Feldzug  bewiesene  Gleichgültigkeit  der  Stämme 
und  die  Einsicht,  wie  nothwendig  es  sei,  sich  mit  materiellen  Hilfs- 
mitteln zu  versehen,  bewogen  ihn,  die  ursprünglichen  Verträge  mit 
Bahrayn  und  Oman  dabin  abzuändern,  dafs  in  Zukunft  die  Revenuen 
nach  Madyna  geschickt  werden  sollen.  In  diesen  zwei  Fällen  ge- 
lang es  ihm  nach  einigem  Widerstand.  Mächtige  nomadische  Stämme 
aber,  wenn  er  es  wagte  dieselbe  Maafsregel  anzuwenden,  mögen 
sich  widersetzt  haben.  Mohammad  starb  während  dieser  Umgestal- 
tung der  staatlichen  Einrichtungen ,  und  sein  Tod  war  das  Signal 
zur  Steuerverweigerung  des  gröfsern  Theiles  von  Arabien.  Sein 
Nachfolger  erst  hat  das  ganze  Land  unterworfen,  wie  es  Mohammad 
hätte  ursprünglich  unterwerfen  sollen. 


I 


413 

Wie  zahlreich  diese  Partei  auch  sein  mochte,  so  be- 
stand sie  doch  eben  nur  aus  Heuchlern  —  Leuten,  von 
denen  es  einigen,  wenn  sie  auch  von  Muth  und  Patriotis- 
mus beseeh  waren,  an  einer  Testen  Ueberzeugung,  andern 
an  Charakter  fehlte.  Selbst  ihr  Führer,  Ibn  Obayy,  war 
nicht  ganz  von  der  INichtiKkeit  der  Prätensionen  des  Mo- 
hammad  überzeugt  ').  Sie  wichen  daher,  wie  in  allen  Irühe- 
ren  Fällen,  der  Pression,  und  um  ihre  Wünsche  zu  ver- 
hehlen, rüsteten  auch  sie  für  den  Feldzug,  bildeten  aber 
unter  Ibn  Obayy  mit  ihren  Bundesgenossen,  den 
Juden,  ein  eigenes  Lager,  welches  nicht  kleiner  war  als 
das  des  Mohammad;  dem  letztern  hatten  sich  aber  die  Trup- 
pen von  Makka  und  den  Wanderstämmen  noch  mit  ange- 
schlossen. Als  es  zum  Abmarsch  kam,  kehrte  jedoch  Ibn 
Obayy  mit  seinen  Verbündeten  wieder  nach  Hause  zurück. 
Einige    von   den   Heuchlern    begleiteten    den   Propheten  ^), 


')  In  Ibn  Kotayba  S.  174  befindet  sich  eine  Stelle,  welche  um 
so  merkwürdiger  ist,  weil  er  dem  Plane  seines  Handbuches  gemäfs 
nur  das  allgemein  Bekannte  zusammenstellt.  Er  giebt  die  Namen 
von  einigen  Männern ,  welche  bei  dieser  Gelegenheit  im  Lager  des 
Ibn  Obayy  waren;  wir  finden  darunter  Makkaner.  Am  Schlüsse 
sagt  er:  „das  Haupt  dieser  Leute  war  Abu  Amir,  für  welchen  sie 
die  Concurrenzmoschee  bauten."  Aus  dieser  Stelle  geht  am  deut- 
lichsten der  Zusammenhang  der  religiösen  Ansichten  dieses  Asceten 
und  der  politischen  Bestrebungen  der  „Heuchler"  hervor.  Ibn  Ko- 
tayba, als  frommer  Moslim,  hebt  unter  den  Heuchlern  übelberüchtigte 
Leute  hervor,  wie  die  zwei  Diebe  Molayh  Taymy,  welcher  die 
Schätze  derKa'ba  gestohlen  hatte,  und  Hopayn  b.  Nomayr,  welcher 
einen  Raubanfall  auf  eine  als  Armensteuer  geschickte  Dattelsendung 
gemacht  hat.  Er  erwähnt  auch  den  Vater  des  'Abd  Allah  b.  Aby 
Sarh,  welcher  vom  Islam  abfiel,  weil  Mohammad  durch  seine  Irr- 
thümer  in  Bezug  der  verbotenen  Speisen  seine  ünkenntnifs  der  alten 
Schriften  an  den  Tag  legte  (vergl.  Bd.  II  S.  409).  Die  Verbindung 
des  Vaters  dieses  Mannes  mit  der  Partei  des  Abu  'Amir  deutet  auf 
eine  weite  Ausbreitung  hanyfischer  Glaubensansicht  hin. 

')  Ibn  Ishäk  führt  ein  Paar  von  ihnen  mit  Namen  an,  darunter 
den  S.  33  d.  Bd.  erwähnten  Wady'a  b,  Thäbit.  Sie  trieben,  sagt  er, 
Spott  mit  der  Lehre  des  Propheten,   und   gaben    sich  Mühe,   durch 


414 

aber  wie  es  scheint  nicht  mit  den  lautersten  Absichten. 
Es  ist  bezeichnend  lür  die  Haltung-  dieser  Partei,  dafs 
Mohammad  uno;eachtet  ihres  Rückzuges  keine  andern  Vor- 
sichtsmaafsregehi  ergriff,  als  dafs  er,  nachdem  er  sich  schon 
eine  Strecke  Weges  von  Madyna  entfernt  hatte,  den  'Alyy 
zurückschickte  zum  Schutze  seiner  FamiMe.  Des  einzisren 
Gewaltstreiches  also,  dessen  er  sie  für  fähig  hielt,  war, 
dafs  einer  oder  mehrere  von  ihnen  im  Dunkel  der  Nacht 
einen  Mordanfall  mache. 

Als  Kontrast  mit  der  Lauheit  der  einen  und  den  In- 
triguen  der  andern  unter  den  Heuchlern,  schalte  ich  die 
Geschichte  eines  eifrigen  Neubekehrten  ein.  Während  der 
Rüstungen  für  diesen  Feldzug  kam  ein  armer  junger  Mensch 
Namens  Wäthila  nach  Madyna.    Er  wohnte  dem  Morgengebet 


übertriebene  Schilderungen  der  Gefahren,  welchen  sie  entgegen  gin- 
gen, die  Krieger  zu  entmuthigen.  Selbst  auf  dem  Rückwege  trieben 
sie  manchen  Spuk.  Sie  kamen  einst  zu  einem  sehr  spärlichen  Wasser. 
Mohammad  hatte  schon  früher  den  Befehl  ergehen  lassen,  es  solle 
Niemand  daraus  schöpfen  bis  er  gekommen  und  sich  gelabt  habe. 
Sie  aber  eilten  voraus  und  schöpften  alles  Wasser.  Aufser  dem  Be- 
weis des  Ungehorsams  war  dies  von  weniger  Bedeutung,  denn  der 
liebe  Herr  Gott  war  gleich  mit  einem  Wunder  zur  Hand  und  ver- 
sah nicht  nur  seinen  Boten,  sondern  auch  die  Moslime  mit  Wasser. 
Ein  anderes  Mal  aber  würde  ihre  Arglist  die  schlimmsten  Folgen 
gehabt  haben,  wenn  ihn  Gott  nicht  zeitig  davon  unterrichtet  hätte« 
Er  ritt  im  Dunkel  der  Nacht  über  eine  Anhöhe,  während  die  Armee 
dem  Thale  entlang  ging.  Unter  seinem  Wege  war  ein  jäher  Ab- 
hang und  zwölf  vermummte  Heuchler  gedachten  ihn  über  den  Ab- 
hang hinabzustürzen.  Sie  eilten  zu  diesem  Zweck  hinter  ihm  her, 
er  aber,  weil  ihm  der  Engel  Gabriel  schon  früher  den  Plan  ver- 
rathen  hatte,  hörte  zeitig  das  Geräusch  und  sein  Reitkameel  galop- 
pirte  so  heftig  davon,  dafs  es  einen  Theil  vom  Gepäck  abschüttelte. 
Da  der  Feldzug  von  Tabuk  die  letzten  Hoffnungen  des  Abu  'Amir 
und  seiner  Partei  vereitelte,  so  ist  es  wohl  möglich,  dafs  sie  einen 
Mordversuch  machte,  aber  viel  wahrscheinlicher  ist,  dafs  dem  Mo- 
hammad plötzlich  ein  Grauen  ankam  und  dafs  die  vermummten 
Männer  ein  Phantom  seiner  hysterischen  Einbildung  waren.  Selbst 
in  diesem  Falle  aber  ist  seine  Furcht  bezeichnend  für  die  Stimmung 
in  Madyna. 


415 

bei  und  nach  dem  (lottesdienst  frai^te  ilin  der  Prophet:  Wer 
bist  du,  und  was  bringt  dich  daher  :'  V]v  antwortete,  dals  er 
vom  Kinanastamm  sei  und  dem  l^ager  Lajtli  angeliöre  und 
dals  er  das  Glaubensbekenntnifs  abzulegen  wünsche.  Nach- 
dem er  zum  MosHm  geworden  war,  kehrte  er  zu  seinem 
Stamme  zurück  und  erzählte  seinem  \  ater,  was  er  gethan 
liabe.  Sein  \  ater  antwortete  ihm,  dafs  er  nie  wieder  ein 
Wort  mit  ihm  reden  werde.  Seine  Schwester,  Avelche  dies 
hörte,  trat  ebenfalls  dem  Islam  bei.  Dadurch  wurde  sein 
üebertritt  bekannt  und  er  i'and  es  räthlich,  wieder  nach  Ma- 
dvna  zu  gehen.  Der  Prophet  war  aber  schon  gegen  Tabük 
gezogen.  Wäthila  versprach ,  seinen  Theil  der  Beute  an 
iri^end  Jemanden  abzutreten,  der  ihm  ein  Kameel  leihen 
wolle,  auf  dem  er  der  moslimischen  Armee  nacheilen  könne. 
Ka  b  b.  Ozra  verstand  sich  dazu  und  Wäthila  erreichte 
rechtzeitig  das  Lager  von  Tabük.  Der  Prophet  theilte  ihn 
der  Division  zu,  welche  unter  Chälid  die  Festung  von  Duma 
eroberte,  und  er  hatte  Anspruch  auf  einen  Antheil  der 
Beute.  Seinem  Versprechen  gemäfs  wollte  er  ihn  dem  Ka  b 
abtreten,  derselbe  aber  Aveigerte  sich  ihn  anzunehmen. 

Wäthila  blieb  in  Madjna  und  lebte  in  so  grofser  Ar- 
muth,  dafs  ihn  Ibn  Sa'd  (bei  Icäba)  zu  den  Leuten  der 
(,'oira  zählt.  Es  standen  ihm  jedoch  bessere  Tage  bevor. 
Er  begleitete  das  moslimische  Heer  nach  Syrien,  war  bei 
der  Eroberung  von  Damascus  und  Home*  und  liefs  sicli  in 
ersterer  Stadt  nieder,  wo  er  im  Ueberflufs  lebte  und  ein 
hohes  Alter  erreichte.  Er  starb  im  Jahre  85  der  Higra 
und  war  der  letzte  Mann  in  Damascus,  der  den  Propheten 
gekannt  hatte.  Welche  Verehrung  mag  ihm  gegen  das 
Ende  seines  Lebens  gezollt  w  orden  sein  ! 

Der  Wee:  des  Mohammad  führte  über  HijVr,  der  ver- 
ödeten  Hauptstadt  der  Thamüdaer.  Er  unterwarf  bei  dieser 
Gelegenheit  die  Disciplin  seiner  Anhänger  einer  etwas  star- 
ken Probe.  Sie  lagerten  sich  Abends  daselbst,  erschöpft 
von  Hunger  und  Durst,  bei  einem  Brunnen.  Er  verbot 
ihnen,  daraus  zu  schöpfen,    weil   er  von  Sündern,    welche 


416 

Gott  vertilgte,  ojegraben  worden  sei.  Sie  enthielten  sich 
auch  des  Wassers,  wenn  auch  nicht  aus  llehorsam,  doch  aus 
demselben  Aberglauben,  welcher  dem  Mohammad  diesen 
harten  Befehl  eingegeben  hatte.  Glücklicher  Weise  fiel 
einige  Zeit  später,  nach  einem  heftigen  Sturmwind,  ein 
reichlicher  Platzregen.  Wind  und  Regen  werden,  wie  es 
der  Leser  voraussetzen  wird,  dem  direkten  Einüusse  Gottes 
zugeschrieben. 

Die  Armee  rückte  bis  Tabük  ')  vor.  Dort  bestieg  der 
Fr()[>het  einen  Sandhaufen,  wandte  sich  gegen  Korden  und 
sprach:  Dieses  ist  Schäm  (Syrien  mit  Einschlufs  von  Arabia 
Petrea),  dann  wandte  er  sich  gegen  Süden  und  sprach: 
Dieses  ist  Yaman  ^).  Hier  also  war  die  Grenze  des  vom 
byzantinischen  Joche  freien  Arabien,  und  hier  erwartete  er 
seine  Feinde.  Die  Armee  blieb  zwanzig  Tage  in  ihrer 
herausfordernden  Position  bei  Tabük,  aber  statt  dafs  die 
Feinde  einen  Angrifl"  auf  sie  machten,  kam  auf  Mohammad's 
Aufforderung  ein  unter  griechischem  Schutze  stehender 
Fürst  Yohanna  von  Ayla  (jetzt  'Akaba),  um  sich  ihm  unter 
Bedinjrunjjen,  die  wir  bald  kennen  lernen,  zu  unterwerfen. 
Die  Erfahrungen,  welche  die  Moslime  bei  Müta  gemacht 
hatten,  waren  nicht  der  Art  sie  einzuladen,  den  Feind  auf- 
zusuchen. Da  also  ihre  Demonstration  ihren  Zweck  voll- 
ständig erreicht  hatte,  begab  sich  eine  Division  nach  Duma 
und  Mohammad  kehrte  mit  den  übrigen  Truppen  nach  Ma- 
dyna  zurück  ^). 


')  Der  Verfasser  des  Nur  aluibräs  S.  1589  sagt:  Nach  der  ge- 
wöhnlichen Angabe  liegt  Tabük  ungefähr  14  Tagemärsche  von  Ma- 
dyna.  Ich  habe  den  Weg  mit  der  Pilgerkarawane  in  12  Tagen  zu- 
rückgelegt.    Von  Damascus  nach  Tabük  sind   1 1    Märsche. 

*)  Bayhaky'sTraditionensamralung,  M.  von  Beyrüt  fol.  12.  Wir 
finden  in  dieser  Tradition  eine  Bestätigung  der  ptolemeischen  Ein- 
theilung  von  Arabien,  denn  Yaman  entspricht  seinem  Arabia  Foelix. 

')  Nach  einem  Berichte  ging  die  Expedition  gegen  Duma  einige 
Zeit  vor  dem  Rückzuge  des  Mohammad  ab,  und  er  empfing  den  ge- 
langeneu Fürsten  ükaydir  zu  Tabük. 


417 

Die  nach  Duma  beorderte  Mannschaft  wurde  von  Chälid 
coniniandiit.  Sie  bestand  aus  42U  Reitern  und  sollte  den 
kinditischen  König  jener  Oase,  Okaydir,  zum  Islam  bekeh- 
ren. Es  war  eine  mondhelle  Nacht,  als  die  Moslime  in 
Duma  anlangten,  und  Okavdir  war  mit  seinem  Bruder 
Hassan  aui"  der  Jagd  nach  wilden  Kühen.  Chälid  machte 
auf  den  Koni":  und  sein  Cielolü-e  einen  AngrilV.  Hassan 
wehrte  sich  und  wurcle  getödtet.  Das  (jletolge  ergrill  die 
Flucht  und  Okaydir  wurde  gelangen  genommen.  Der  mos- 
limische  Führer  schenkte  ihm  sein  Leben  unter  der  l^e- 
dingung,  dafs  er  ihn)  die  Stadt  und  das  Schlots  über- 
trebe.  Als  er  im  Besitze  der  Stadt  war  verschonte  er 
sie  unter  der  Bedinirun«^,  dafs  ihm  Okavdir  2800  Ka- 
n)eele  '),  400  Kuirasse  und  eben  so  viele  Speere  ablieiere. 
Mohammad  las  sich  einiges  aus  der  Beute  aus,  dann  nahm 
er  das  Füidtel  und  verschenkte  die  übrigen  Kameele  unter 
die  Krieger,  wovon  je<lei'  lünt  erhielt.  Chälid  führte  lien 
Okavdir  und  seinen  ßruder  Mocäd ,  den  er  im  Schlosse 
lestnahm,  nach  Madvna  ab  ■^).  Okavdir  erschien  daselbst 
in  Atlas  gekleidet  und  ein  Kreuz  von  Cold  auf  der  Brust 
trairend,  <lenn  er  war  Christ  0-  Fr  brachte  für  den  Pro- 
phelen  reiche  Geschenke  mit,  darunter  einen  Mantel  aus 
Svra  (Sericum,  Seidenzeng),  in  welchem  Gold  eingelebt 
war.  In  Madvna  traf  Okavdir  mit  Johanna  zusammen. 
Der  Prophet  forderte  sie  Beide  auf,   dem  Islam  beizutreten; 


')  Im  Original  2000  Ba  yr  (d.  h.  Last-Kameele)  und  800  Köpfe. 
Unter  den  Köpfen  müssen  Dromedare  zu  verstehen  sein,  denn  sonst 
wären  nicht  auf  jeden  Kriej2;er  nach  Abzug  des  Fünftels  5  Faräyidh 
(d.h.  Kameele  von  allen  Sorten,  dergleichen  man  als  Zehent  ab- 
giebt)  gekommen. 

*)    Ibn  Sa'd,  bei  Ihn  Ishäk  ist  der  Geschichte  viel  wunderbarer. 

ä)    Es  scheint,  dafs  es  unter  den  arabischen  Christen  Sitte  war, 
ein  Kreuz  zu  tragen.     Ibn   Magäwir  berichtet,  dafs  jeder  Einwohner 
von  Soeotra  mit  diesem  Symbol  des  Glaubens  geschmückt  war. 
ui.  27 


418 

nach  einer  Version  hat  sich  Okaydir  geweigert '),  nach  einer 
andern  hat  er  der  Aufforderung  entsprochen.  Mohammad 
bestätigte  ihn  in  der  Regierung  von  Duma,  und  seiner  Ge- 
wohnheit gemäfs  versah  er  ihn  mit  einer  Urkunde  des  Ueber- 
einkommens,  weiche  gelautet  haben  soll  : 

»Von  Mohammad,  dem  Boten  Gottes,  an  Okaydir. 
Ausgefertigt  als  er  den  Islam  annahm  und  den  Abgöttern 
und  Götzen  zur  Zeit,  da  Chälid  b.  Walyd,  das  Schwert 
Gottes,  in  Duma  und  der  Umgegend  einfiel,  entsagte.  Uns 
gehören  die  äufsern  Wasserplätze,  die  Wüste  und  Einöde 
und  Länder,  in  denen  keine  Spur  von  Kultur  ist,  wie  auch 
offensive  und  defensive  Waffen,  l^ferde  und  Festungen. 
Euch  gehören  die  Palmen  innerhalb  (des  Thalbeckens) 
und  alles  ICidturland  mit  tliefsendem  Wasser.  Eure  Ka- 
meele,  welche  auf  der  Weide  sind,  werden  zum  Behufe 
der  Abnahme  des  Zehenten  nicht  zusammengetrieben,  (son- 
dern sie  werden  auf  der  Weide  gezählt)  und  die  ver- 
einzelten sollen  nicht  gezählt  werden,  auch  soll  es  euch 
nicht  verboten  sein  eure  lieerden  zu  weiden  wo  ihr  wollt; 
beobachtet  das  Gebet  zur  rechten  Zeit  und  gebt  das  Al- 
mosen, wie  es  sich  gehört.«  '^)  Statt  des  Siegels  drückte 
Mohammad  den  Nagel  seines  Fingers  darauf. 

Aus  dieser  Urkunde  ginge  hervor,  dafs  sich  Okajdir 
zum  Islam  bekehrt  habe.  Es  wird  in  der  That  in  andern 
Traditionen  behauptet,  dafs  er  Moslim  geworden,  Avährend 
des  Aufstandes  in  Yamäma  wieder  vom  Islam  abgefallen, 
dann  nach  dem  Siege  der  Moslime  über  die  Rebellen  sich 
nach  Hyra  gellüchtet  und  endlich  von  Chälid  zu 'Ayn  Thamr, 
am  Euphrates,  getödtet  worden  sei  ^). 


')    Abu  Däwüd  Hd.  2  S.  74. 

*)  Diese  Urkunde  wurde  dem  Abu  'Obayda  in  Duma  gezeigt 
(vergl.  Sohayly  S.  101  ,  I(;äba  Bd.  1  S.  256  und  Kodäma,  Kitäb  al- 
charäg),  dennoch  zweifle  ich  an  der  Aechtheit. 

')  Wir  haben  ein  ähnliches  Dokument  wie  obiges,  welches 
nicht  für  Okaydir,  sondern  für  den  Kalbiten  Häritha  ausgestellt  ist; 


! 


419 

Die  Fischer  von  Maknä  ^)  und  anderen  benachbarten 
Dürtern  suchten  beim  Anmärsche  der  moshmischen  Armee 
gegen  die  syrische  Grenze  in  den  Mauern  von  Ayla  eine 
Zufluclit.  Als  die  Bevölkerung  sah,  dafs  es  die  Griechen 
nicht  wagten  dem  Feinde  entgegen  zu  treten,  ergab  sich 
jeder  Ort  einzeln  dem  Mohammad  und  suchte  gute  Be- 
dingungen zu  erhalten.  Folgende  Dokumente  geben  die 
zuverlässigsten  Aufschlüsse  über  diese  Vorgänge. 

An  den  jüdischen  Stamm  Ganba  zu  Maknä.  Eure  Yt 
(Gesandten)  sind  zu  mir  gekommen  und  kehren  nach  ihrem 
Dorfe  zurück.    Die  Ankunft  dieses  meines  Briefes  verkünde 


dieser  Häritha  soll  mit  seinen  Stammgenossen,  den  Hamaliten,  nach 
Madyna  gekommen  sein  (wahrscheinlich  vor  dem  Kriegszug  gegen 
Okaydir),  das  Glaubensbekenntnifs  abgelegt  und  mit  dem  Propheten 
einen  Vertrag  abgeschlossen  haben.     Das  Document  lautet: 

Ca  o 

„Von  Mohammad,  dem  Gottgesandten,  an  die  Einwohner  von 
Dümat-al-Gandal  und  den  benachbarten  Kalbstämmen,  welche  sich 
an  Häritha  b.  Katan  anschliefsen  wollen.  Uns  gehört  das  offene 
unbewässerte  Land  und  euch  die  Palmenpflanzungen  in  der  Nähe 
der  Dörfer.  Von  Feldern  und  Pflanzungen,  die  fliefsendes  Wasser 
haben,  bezahlet  ihr  den  Zehenten,  von  jenen  aber,  für  welche 
Wasser  aus  Brunnen  oder  Teichen  geschöpft  wird,  bezahlet  ihr  nur 
den  halben  Zehenten.  Das  Vieh  wird  zum  Behufe  des  Zehenterhebens 
nicht  zusammengetrieben,  noch  werden  einzelnstehende  Palmbäume 
in  Anschlag  gebracht.  Ihr  müsset  die  Gebete  zur  rechten  Zeit  be- 
obachten, und  das  Almosen  (den  Zehenten?)  richtig  geben.  Ihr  seid 
gesichert  gegen  nächtliche  Ueberfälle  und  braucht  keine  Abgaben  zu 
bezahlen  von  Hauseigenthum.     Ihr  habt  unser  Versprechen." 

')  Ptoleraaeus  kennt  Mduva,  versetzt  es  aber  einen  ganzen 
Grad  von  der  Meeresküste.  Es  ist  eine  Erscheinung,  die  sich  im 
Orient  häufig  vorfindet,  dafs  die  Städte  ihren  Platz  ändern,  das  heifst 
eine  Stadt  wird  zerstört  oder  verlassen  und  die  Einwohner  bauen 
eine  neue  und  geben  ihr  den  alten  Namen.  Auf  gleiche  Weise 
haben  Tabuk  und  andere  Orte  ihre  Lage  um  einige  Meilen  geän- 
dert, wie  es  scheint  in  Folge  politischer  oder  commercieller  Um- 
wälzungen. Das  alte  Makna  scheint  eine  Station  auf  dem  Wege 
von  Ayla  und  Egypten  nach  Egra  (Higr)  gewesen  zu  sein.  Das 
hier  erwähnte  Fischerdorf  scheint  in  der  Gegend  des  ptoleraäischen 
Onne  gelegen  zu  haben. 

27* 


420 

euch,  dafs  ihr  sicher  seid  und  den  Schutz  Gottes  und 
seines  Boten  geniefset;  denn  der  Bote  Gottes  verzeihet 
euch  eure  Schlechtigkeiten  und  all  eure  Vergehen  und  ihr 
genielset  den  Schutz  Gottes  und  seines  Boten,  und  keine 
Unterdrückung  oder  Feindsciialt  soll  euch  erreichen,  da 
euch  der  Bote  Gottes  gegen  alles  beschützt,  wovor  er  sich 
selbst  beschützt.  ^]uch  gehört  euer  Bazz,  aber  nicht  eure 
Sklaven  und  Halka,  ausgenommen  solche  Gegenstände  die- 
ser Art,  welche  er  oder  sein  Abgeordneter  euch  schenkt. 
In  Zukunft  müsset  ihr  ein  Viertel  vom  Ertrag  eurer  Palmen, 
und  ein  Viertel  von  den  Fischen,  welche  ihr  auf  euren 
Balken  fanget'),  abliefern.  In  Anbetracht  dieser  Abgabe 
seid  ihr  von  jeder  andern  Steuer  und  vom  Frohndienst 
frei,  ihr  müsset  aber  gehorchen.  Der  Bote  Gottes  ver- 
pflichtet sich ,  Personen  von  Stand  mit  Achtung  zu  be- 
handeln. Wer  von  den  Einwohnern  von  Maknä  die  Gläu- 
bigen (Müminün)  und  i\loslime  gut  behandelt,  dem  wird 
es  zum  Vortheil  gereichen,  wer  sie  nicht  gut  behandelt, 
dem  gereicht  es  zum  INachtheil.     Ihr   sollt    keinen    andern 


')  Nach  Ibn  Sa'd  bedeutet  hier  Halka  nicht  blofs  Kuirasse, 
sondern  alles  was  im  Hause  von  Waffen  oder  Wertbsachen  (Mal) 
ist.  Bazz,  welches  den  Lexicograpben  zufolge  auch  Waffen  heifst, 
hat  also  hier  die  ursprüngliche  Bedeutung:  Kleider,  Teppiche  u.  dgl. 
Das  arabische  Wort  für  Balken  ist'Orük;  es  wird  von  Kodäma  er- 
klärt: Holz,  auf  dem  man  fischt.  Vielleicht  ausgehöhlte  Baum- 
stämme oder  Canoes,  dergleichen  in  Ceylon  benutzt  werden,  oder 
blofs  ein  Stück  Holz,  auf  das  man  sich  setzt  und  die  Füsse  in  das 
Wasser  hängen  läfst,  dergleichen  man  an  der  Küste  von  Koro- 
mandel  sieht. 

Von  diesem  Briefe  ist  eine  verdorbene  Version  vorhanden,  welche 
Kodäma  in  das  Steuerbuch  aufgenommen  hat:  „Von  dem  Boten 
Gottes  an  die  Einwohner  von  Makna.  Sie  sind  sicher  und  geniefsen 
den  Schutz  (Iniän,  nicht  Dzimma,  wie  man  sonst  in  Bezug  auf  Un- 
gläubige sagt)  Gottes  und  seines  Boten.  Sie  sind  verpflichtet,  jähr- 
lich ein  Viertel  ihrer  Spinnereien  und  ihrer  Früchte  abzuliefern." 
Das  Wort,  welches  ich  mit  Spinnereien  übersetze  ist  ghozül  (es  mag 
ein  Fehler  sein  statt    orük). 


421 

Fürsten  (Amyr)  bnhen  als  einen  Mann  ans  eurer  Mitte 
oder  einen   Anhäiin^er  des  Projtheten.     Heil ! 

Anfserdeni  liahen  nir  Verträge  mit  zwei  jüdischen 
Stämmen,  von   denen   wir  nirlit  wissen  wo  sie  lebten  : 

Im  Namen  Gottes  des  milden  Rahmän.  Dieses  ist  ein 
F3riet  von  Mohammad,  dem  Roten  (Jottes,  an  (den  jüdischen 
Stamm)  Hanu  Ghadiyä.  Kr  gewährt  ihnen  Schutz  und  sie 
bezahlen  die  Kopfsteuer.  Es  soll  sie  weder  Krieg  noch 
Landesverweisung  betreffen.  Die  Nächte  mögen  euch  Er- 
frischung, die  Tage  neue  Kraft  bringen.  Geschrieben  von 
Chälid   b.  Sa  yd. 

Im  Namen  Gottes  des  milden  Rahmän.  Von  Moham- 
mad, dem  Boten  Gottes,  an  die  Banü  'Arvdh  (Juden).  Liefe- 
rungen an  den  Boten  Gottes:  Von  jeder  Ernte  zehn  Wask 
Weizen  und  zehn  Wask  Gerste,  und  jährlich  fünfzig  Wask 
Datteln.  Es  soll  ihnen  kein  unrecht  geschehen.  Geschrie- 
ben von  Chälid  b.  Sa'yd. 

Den  Fürsten  von  Avla  forderte  der  Prophet  peremtorisch 
auf,  sich  zu  unterwerfen,  und  schickte  Horayth,  den  Sohn 
des  mächtigen  tayyitischen  Häuptlings  Zavd  alchayl,  nebst 
anderen   Bevollmächtigten   zu   ihm  mit  folgendem  Brief: 

»An  .lohannä  b.  Rüba  und  die  Häuptlinge  von  Ayla. 
Ich  lobe  (jott,  aulser  \velchem  es  keinen  Gott  siebt.  Ich 
wollte  euch  nicht  bekriegen  ehe  ich  euch  nicht  geschrie- 
ben habe.  Glaube  oder  entrichte  die  Kopfsteuer.  Ehret 
Gott,  dessen  Propheten  und  dessen  Boten  an  euch:  gieb 
ihnen  schöne  Kleider,  nicht  aber  fadenscheinige.  Gieb  ein 
schönes  Kleid  dem  Zayd.  Ich  erkläre  niich  mit  allem  zu- 
frieden was  meine  Boten  gut  heifsen.  Die  Kopfsteuer  ist 
bekannt.  Wenn  du  willst,  dafs  die  See  sicher  sei,  so  ge- 
horche Gott  und  dem  Propheten,  er  wird  dich  gegen  jede 
Forderung  der  Araber  und  Ausländer  schützen  und  du 
sollst  nur  seine  Forderung  zu  entrichten  haben.  Wenn  es 
dir  nicht  gelingt  meine  Boten  zu  befriedigen  und  zu  einem 
Einverständnils  mit  ihnen  zu  kommen,  so  werde  ich  nichts 
von  dir  nehmen,  aber  ich  werde  euch  bekriegen,  die  Jungen 


422 

zu  Sklaven  machen  micl  die  Erwachsenen  über  die  Klinge 
springen  lassen.  Ich  bin  in  Wahrheit  ein  Bote  Gottes. 
Glaube  an  Gott,  an  die  Bücher,  an  seine  Boten,  an  den 
Messias,  den  Sohn  der  Maria,  welcher  das  Wort  Gottes 
ist;  ich  glaube,  dafs  er  ein  Bote  Gottes  sei.  Komme,  ehe  dich 
das  Unglück  übereilt.  Gieb  dem  Harmala  300  Wask  Gerste, 
denn  er  ist  euer  Gönner.  Wenn  ich  es  nicht  gut  mit  euch 
meinte,  so  würde  ich  nichts  von  euch  verlangen,  sondern 
ohne  Weiteres  vor  euren  Thoren  erscheinen.  Wenn  ihr 
meinem  Boten  gehorchet,  so  sind  Gott  und  Mohammad 
und  seine  Anhänger  eure  Beschützer.  Meine  Boten  sind 
Schorhabyl,  Harmala  und  der  Tayyite  Horayth  b.  Zayd. 
Ich  erkläre  mich  mit  jedem  Uehereinkommen  zufrieden, 
welches  sie  abschliefsen  mögen.  Seid  des  Schutzes  Gottes 
und  seines  Boten  sicher.  Der  Friede  sei  mit  euch,  wenn 
ihr  gehorchet.  Bringet  die  Einwohner  von  Makna  nach 
ihrem  Orte  zurück.« 

Die  Einwohner  von  Ayla  entschlossen  sich,  dem  Chri- 
stenthume  treu  zu  bleiben  und  ihr  Fürst  Yohannä  begab 
sich  in  das  moslimische  Lager  zu  Tabük  (oder  nach  Ma- 
dyna),  um  mit  dem  Propheten  zu  unterhandeln;  er  brachte 
ihm  ein  weifses  Maulthier  und  eine  Borda  (Shawl)  zum 
Geschenke  (Bochäry  S.  200).  Da  sich  die  Zahl  der  er- 
wachsenen Männer  von  Ayla  auf  etwa  300  belief,  ver- 
sprach ihnen  Mohammad  Sicherheit,  wenn  sie  ihm  jährlich 
300  Dynäre  bezahlten.  Dafs  dieses  die  bei  der  Kapitula- 
tion festgesetzte  vSumme  war,  beweist  der  Umstand,  dafs 
'Omar  11 ,  obschon  diese  Abgabe  nach  dem  Steuergesetze 
seiner  Zeit  viel  zu  gering  war,  sich  damit  in  Rücksicht  auf 
den  Vertrag  begnügte.  Mohammad  bestätigt  den  von  seinen 
Boten  geschlossenen  Verlrai?  in  einer  Urkunde,  in  der  aber 
die  jährliche  Abfindungssumme  nicht  erwähnt  wird: 

»Im  Namen  Gottes  des  milden  Rahmän.  Von  Moham- 
mad, dem  Boten  Gottes,  an  Johanna  b.  Rüba  und  die  Ein- 
wohner von  Ayla.  Sie  sollen  frei  zu  Land  und  Meer  ver- 
kehren können  und  sowohl  sie  als  die  Leute,   welche  bei 


423 

ihnen  sind,  Syrier,  Südaraber  und  Seeleute,  sollen  den 
Schutz  Gottes  und  seines  Boten  geniefsen.  Wenn  sich 
Jemand  eine  JNeuerung  zu  schulden  kommen  läfst,  so  ist 
nicht  nur  sein  Vermögen,  sondern  aucli  die  Sicherheit  sei- 
ner Person  verwirkt,  und  Avas  jenes  anbetrilTt  gehört  es 
dem,  der  davon  Besitz  nimmt  ^).  Niemand  soll  ihnen  ver- 
wehren irgend  einen  Wasserplatz  (Quell  oder  Brunnen)  zu 
besuchen,  und  sie  dürfen  sich  aufhalten  und  zu  Wasser 
und  zu  Land  hinbegeben  wohin  sie  Avollen.  Diese  Lrkunde 
ist  von  Gohaym  und  Schorhäbyl  mit  Genehmigung  des  Pro- 
pheten ausgestellt.« 

Die  Einwohner  von  Adzroh  ^),  ebenfalls  Christen,  ka- 
pitulirten  unter  ähnlichen  Bedingungen:  «Von  Mohammad, 
dem  Propheten,  an  die  Einwohner  von  Garbä  und  Adzroh. 
Sie  sollen  sicher  sein  und  den  Schutz  Gottes  und  des  Pro- 
pheten geniefsen.  Sie  bezahlen  jährlich  im  Monat  Ragab 
ein  hundert  gute  vollgewichtige  Dynäre  (<^z^j^  J,  ^Lov>  ^.jL 
*-^t^  ^5^).     Sie  sind  verpflichtet  den  Moslimen    mit  Rath 


')  Diese  Stelle  läfst  einen  andern  Sinn  zu,  welchen  Prof.  Weil, 
„Mohammad  der  Prophet"  S.  263,  vertheidigt.  Er  übersetzt:  „Wer 
von  ihnen  aber  sich  eine  Neuerung  erlaubt  (d.  h.  dem  Vertrage  zu- 
wider handelt),  der  kann  sein  Leben  nicht  mehr  durch  sein  Gut 
retten,  sondern  wer  ihn  ergreift,  der  darf  ihn  als  Gefangenen  be- 
handeln." Ich  habe  das  Pronomen  „in  achadzahu"  auf  Gut  bezogen, 
weil  es  mir  natürlicher  erscheint,  aber  Weil's  Ansicht,  dafs  achadza, 
nehmen,  auch  „zum  Gefangenen  machen"  bedeutet,  findet  einen 
Beleg  in  Kor.  9,  5,  wozu  Baydhawy  bemerkt:  achydz,  der  Genom- 
mene, bedeutet  so  viel  als  asyr,  der  Kriegsgefangene.  Auch  seine 
Erklärung  von  tayyib,  als  gleichbedeutend  mit  halal,  erlaubt,  ist 
ganz  richtig;  wir  lesen  in  der  Ipäba  unter  Obayd  b.  Qachr  lAä» 
üjJuJi  (ikJ  vi>y.Ai3  „du  darfst  Geschenke  annehmen",  wörtlich:  Ge- 
schenke sind  für  dich  erlaubt  gemacht.  Es  läfst  sich  also  gegen 
Weil's  Uebersetzung  nichts  einwenden  als  etwa,  dafs  häla  in  der 
Bedeutung  von  „dazwischentreten"  mit  bayn  construirt  werden  soll. 

*)  Wahrscheinlich  das  Adron  oder  Adru  des  Ptolemaeus.  Es 
liegt  zwischen  Ayla  und  Thoana  (Mo  an?),  zwei  Drittel  der  ganzen 
Entfernung  von  ersterer  Stadt. 


424 

und  Tbat  beizustehen,  wenn  sich  solche  in  Gefahr  zu  ihnen 
flüchten,  oder  wenn  sie  bemerken,  dafs  Moslime  in  Gefahr 
schweben.  Sollte  Mohammad  einen  Feldziif^  ?^egen  sie 
unternehmen ,  so  soll  dies  erst  nach  vorläufiger  Kriegs- 
erklaruno^  <>;eschehen:  bis  eine  Kriecrserkläruns:  erfolgt,  g:e- 
niefsen  sie  Sicherheit.« 

Wir  sehen,  dafs  die  Bedingungen  für  die  Adzrohiten  ^) 
viel  stringenter  sind  als  für  die  Ayliten.  Je  mächtiger  die 
Moslime  wurden,  desto  mehr  so£:en  sie  ihre  Unterthanen 
aus.  Die  christlichen  Städte,  welche  sich  dem  Chalyfen 
'Omar  I.  unterwarfen,  erhielten  so  harte  Bedingungen,  dafs 
ihr  Zustand   der   Leibeigenschaft  gleich   kam. 

Unter  den  arabischen  Stämmen,  welche  sich  in  Folge 
des  Feldzuges  von  Tabiik  bekehrten,  nenne  ich  zuerst  die 
nördlich  von  Madyna  lebenden  und  dann  erst  die  von 
Yaman,  obschon  der  Bote  der  Himvariten  unmittelbar  nach 
Mohammads  Rückkehr  nach  Madyna  daselbst  eintraf  Da 
wir  die  Chronologie  jeder  einzelnen  Bekehrung  nicht  wis- 
sen, so  haben  wir  keine  andere  Wahl,  als  sie  geographisch 
zu   ordnen. 

Die  nomadischen  Nachbarn  von  Ayla  waren  damals 
die  Lachmiten.  Ihre  südlichste  Station  war  Maghär,  nicht 
weit  von  Ayla,  hier  stiefsen  sie  an  die  Godzämiten.  Sie 
dehnten  sich  nach  Darum,  südlich  von  Ghazza,  eine  Stunde 
vom  mittelländischen  Meere,  und  dann  über  die  Wüste 
Gifär  bis  Ferma  aus.  wo  das  Land  der  Kopten  (Egypten) 


')  Die  Unterwerfung  von  Badä,  Midian  und  andrer  Orte  fällt 
■wahrscheinlich  in  dieselbe  Zeit.  Die  Biographen  und  Traditionisteii 
schweigen  davon,  wie  von  vielen  andern  wichtigen  Thatsachen. 
Bakry  (f  A.  H.  487  =  A.  D.  1094)  erzählt  in  seiner  Geographie: 
Die  Juden  von  Midian  zeigen  noch  einen  Brief  des  Propheten.  Er 
ist  auf  Leder  (Adym)  geschrieben  und  ganz  schwarz  vor  Alter,  aber 
man  kann  ihn  noch  lesen.  Am  Ende  steht:  „Geschrieben  von  Alyy, 
dem  Sohne  des  Abu  Tiilib."  Man  glaubt  aber  darin  die  Schrift- 
zuge des  Moäwiya  zu  erkennen. 


425 

anfänjjt.  (Jegen  Nor^len  erstreckten  sie  sioli  })is  Rnmla  und 
Zo^hor  am  Todten  Meere,  uaren  al)er  mit  Kiniiniten  ver- 
mischt. Auch  besalsen  sie  Chawlän  und  den  Hawrän  bis 
gegen  Hathnyya.  Hier  lebten,  wenigstens  im  vierten  Jahr- 
hundert der  Fbicht,  (lohavniten  und  Dzobvaniten  unter 
ihnen.  In  Hvra,  am  Euplirates,  safs  eine  lachmitische  Fa- 
mihe  auf  den  Königsthron  unter  persischer  Oberherrschaft. 

Die  eisten  Lachmiten,  welche  dem  Islam  beitraten, 
waren  einige  Mitglieder  des  Stammes  Hadas.  Sie  erhielten 
folgende  Urkunde:  Diejenigen  Hadasiten  von  den  Lachm- 
stämmen,  welche  glauben,  das  Gebet  verrichten,  und  das 
Almosen  (Zakät)  geben,  und  den  Theil  Gottes  und  des 
Propheten  (von  der  Beute)  verabfolgen  und  sich  von  den 
Ungläubigen  trennen,  geniefsen  Sicherheit  unter  dem  Schutze 
Gottes  und  des  Mohammad,  denn  sie  gehören  zur  Gemeinde 
der  Moslime.     Geschrieben  von   Abd  Allah  b.  Zayd. 

Mit  den  Banü  Fazära  und  Morra,  deren  Lagerplätze 
nördlich  von  Madyna  in  der  Gegend  von  Chaybar  waren, 
hatten  die  •Moslime  manche  Kämpfe  gehabt.  Aber  30000 
[>anzen  waren  ein  Beweis  für  die  göttliche  Sendung  des 
Mohammad,  dem  sie  nicht  zu  widerstehen  vermochten.  Sie 
sandten  daher  nach  seiner  Rückkehr  von  Tabük  eine  De- 
putation von  zehn  Schaychen  nach  Madyna,  unter  denen 
sich  Chariga,  ein  vSohn  des  Hicn  '),  und  Horr  b.  Kays,  ein 
Enkel  desselben,  befanden.  Sie  ritten  auf  ausgemagerten 
Kameelen,  und  Mohanjmad  fragte  sie,  wie  es  mit  ihrem 
Lande  stehe.  Sie  antworteten:  Wir  leiden  an  Trockenheit, 
unsere  Weiden  sind  dürre,  unser  Vieh  ist  gestorben  und 
unsere  Familien  hungern.  Bitte  deinen  Herrn  um  Regen 
für  uns!  Der  Proj)het  bestieg  die  Kanzel  und  sprach:  0 
Gott,  schenke  deinem  Lande  und  deinem  Vieh  Wasser. 
Oeffne    dein    Mitleid    und    belebe    den    erstorbenen    Boden. 


')    'Oyayna,  ein  Bruder  des  Chariga,  hatte  sich,  wie  wir  wissen, 
nebst  seinem   Anhang  schon  früher  bekehrt. 


426 

0  Gott,  sende  einen  ersprierslichen,  wohlthuenden,  leben- 
bringenden, fruchtbaren,  reichlichen  Regen!  Er  komme 
schnell,  aber  sei  nicht  verderblich.  Er  sei  nützlicli  ohne 
Schaden.  0  Gott,  sende  den  Regen  deines  Mitleids  und 
nicht  deiner  Strafe,  lafs  keine  Ueberschwemmung  eintreten. 
Sende  uns  Regen,  o  Gott,  .und  gieb  uns  Sieg  über  unsere 
Feinde!  Bald  darauf  fing  es  an  zu  regnen  und  sie  sahen 
eine  ganze  Woche  die  Sonne  nicht;  dann  bestieg  er  wie- 
der die  Kanzel  und  bat,  dafs  der  Regen  aufhöre,  und  der 
Himmel  Avurde  wieder  heiter  ^). 

ungeachtet  dieses  Wunders  schlug  doch  der  Islam 
keine  tiefen  Wurzeln  in  den  Herzen  dieser  Stämme.  Nach 
dem  Tode  des  Mohammad  verweigerten  sie  den  Zehent 
und  zwangen  den  Djliten  Nawfal  b.  Mo  äwiya  den  bereits 
bezahlten  Zehent  den  Leuten  zurück  zu  erstatten.  Als  die 
moslimischen  Waffen  siegreich  waren,  kehrten  sie  zum  Is- 
lam zurück. 

Unter  den  Morriten  war  ein  Schaych  Namens  Härith 
b.  'Awf,  um  dessen  Tochter  Mohammad  warb;  sie  wurde 
ihm  aber  abgeschlagen  ^). 

Der  Odzrite  Abu  Amr  b.  Horayth  erzählt  (bei  Ibn 
Sad    fol.  64):    Ich   habe    in    den    Papieren    meiner   Väter 


')  In  der  minder  ausgebildeten  Version  dieses  Wunders  wird 
blofs  gesagt,  die  Deputation  erfuhr  bei  ihrer  Rückkunft  in  die  Hei- 
niath,  dafs  es  an  demselben  Tage,  an  dem  der  Prophet  um  Regen 
gebeten,  in  ihrem  Lande  zu  regnen  anfing. 

')  Im  Kitab  alaghaniy  Bd.  1  fol.  204  wird  von  diesem  Härith 
b. 'Awf  b.  Aby  Haritha  erzählt:  Er  kam  nach  Madyna,  nahm  den 
Islam  an  and  sagte  zu  Mohammad:  Sende  einen  Mann  mit  mir, 
der  meinem  Stamme  deine  Religion  verkünde,  ich  will  ihm  Schutz 
gewähren.  Mohammad  sandte  einen  An^ärer  mit  ihm,  er  wurde 
aber  hinterlistiger  Weise  von  den  'Stammverwandten  des  Härith  er- 
mordet. Härith  eilte  nach  Madyna,  um  seine  Unschuld  zu  betheuern. 
Mohammad  hatte  es  sich  zur  Regel  gemacht,  gegen  Niemanden  grob 


427 

g^elesen ,  dafs  im  Juni  630')  zwölf  Ahgeortlnete  unseres 
Stammes  nach  Madyna  kamen.  Unter  ihnen  befanden  sicli 
tJamza  ■),  Solaym  und  Sa'd,  die  Söhne  des  iMaHk  und  Mälik 
b.  Ribäh.  Sie  begrüfsten  den  Propheten  und  sa«^ten:  Wir 
sind  Brüder  deines  Ahnen  Kogayv,  denn  uir  und  er  hatten 
dieselbe  iMutter.  Wir  haben  ihm  unsern  Beistand  gehehen 
um  die  ChozäMteii  und  Banü  Bakr  aus  Makka  zu  treiben. 
Wir  sind  also  deine  Verwandten  und  Verbündeten.  Mo- 
hammad hiefs  sie  herzlich  Avillkommen  und  fragte,  warum 
sie  ihn  nicht  wie  Ciläubiiire,  mit  Salami  bes;rüfsen.  Sie  ant- 
w orteten:  wir  sind  gekommen,  um  für  unsere  Angehörigen 
den  Weg  zu  bahnen,  und  stellten  Fragen  über  die  Religion 
ihrer  Väter  an  ihn.  Nachdem  er  sie  beantwortet  hatte, 
legten  sie  das  Glaubensbekenntnifs  ab  und  huldigten  ihm. 
Es  geschah  dieses  wie  in  allen  übrigen  Fällen,  indem  jeder 
seine  Hand  in  die  des  Propheten  legte. 


in's  Gesicht  zu  sein.  Er  liefs  daher  den  Hassan  kommen,  und 
als  sich  Härith  vom  Propheten  entfernte,  sprach  Hassan  folgende 
zwei  Verse: 

^Zu  meinem  Stamme  gehören  die  Leute,  welche  verrätherisch 
die  Pflichten  gegen  Gäste  vernachlässigen.  Mohammad  aber  ist  kein 
Verräther. 

Euer  Verrath  ist  ein  Schandfleck  für  euch.  Die  Wurzel,  aus 
welcher  Verrath  wächst,  heifst  Thorheit." 

Härith  bat  nun  den  Mohammad,  die  Sühne  für  den  Ermordeten, 
welche  sich  damals  in  solchen  Fällen  auf  70  Kameele  belief,  an- 
zunehmen und  sprach:  wenn  das  Meer  mit  seinen  Versen  vermischt 
werden  könnte,  so  würden  sie  ihm  ihren  Geschmack  mittheilen. 

')  Einzelne  Mitglieder  der  Stämme  'Odzra,  Balyy  und  Kayn 
kämpften  schon  im  October  629  bei  Dzat  Salasil  auf  Seite  der 
Moslime. 

*)  Gamza  oder  Gamara  blieb  der  Fürst  seines  Stammes  und 
soll  unter  den  Einwohnern  des  Higäz  der  erste  gewesen  sein,  wel- 
cher den  Zehenten  entrichtete.  Der  Prophet  gab  ihm  Ramya,  Sawta 
und  Hodhr-Faraschi  im  Wadiy  alkorä  als  Lehen.  Er  lebte  auf  die- 
sen Gutern  bis  zu  seinem  Tode. 


428 

Zomayl  '),  einor  von  den  Abgeordneten,  erzählte,  dals 
er  eine  Stimme,  Avelche  ans  dem  (lötzen  Chammäm  hervor- 
ging, vernommen  habe,  und  wünschte  Aufschhifs  darüber. 
Der  Prophet  antAvortete,  dafs  bei  solchen  Dingen  die  (iinn 
im  Spiele  seien  und  verbot,  die  Kabine  um  die  Zukunft 
zu  befragen  und  Opfer  zu  schlachten,  aulser  den  Opfern, 
welche  beim  Pilgerfeste  dargebracht  werden  ^). 


')  Den  Zomayl  oder  Ziml  machte  Mohammad  zum  Fahnen- 
träger des  Stammes.  In  den  Bürgerkriegen  schlofs  er  sich  den 
Omayyiden  an.  Moäwiya  verlieh  ihn  das  Kommando  über  die 
Schorta  (Polizei  und  Leibwache)  und  schenkte  ihm  ein  Gut  aufser- 
halb  Bäb  Tüma  in  Damasous.  Yazyd  ernannte  ihn  zum  Siegel- 
bewahrer.    Er  fiel  in  der  Schlacht  von  Marg  Rahit  in  A.  H.  64. 

*)  Ibn  Sa'd  erzählt:  „Im  Juli  630  unternahm  'Okäscha  b. 
Mih^jan  einen  Raubzug  nach  Ginab  im  Lande  der  'Odzriten  und 
Balyiten."  Er  giebt  aber  keine  fernere  Nachricht.  Im  Mawähib 
heifst  es:  Man  behauptet,  dafs  Ginäb  im  Lande  der  Fazäriten  und 
Kelbiten  sei,  dafs  aber  die  Odzriten  einen  Anfheil  daran  haben. 
Andere  Nachrichten  findet  man  über  Ginäb  in  Yäkut.  Ibn  Ishäk 
erwähnt  diesen  Raubzug  nicht,  und  wir  wissen  auch  nicht,  welche 
Folgen  er  hatte. 

Nach  Mohammad's  Herausforderung  der  Griechen  bei  Tabük 
mufsten  solche  Raubzüge  die  'Odzritpn  und  die  anderen  benach- 
barten Stämme  überzeugen,  dafs  es  keine  Sicherheit  mehr  gebe,  als 
unter  dem  Halbmonde. 

Im  Januar  632  kamen  auch  sieben  Abgeordnete  der  Saläraän- 
iten,  einem  Odzrastanime.  nach  .Madyna  und  trafen  den  Propheten 
auf  dem  Wege  von  der  Moschee  nach  einem  Leichenbegängnifs.  Sie 
grufsten  ihn  nach  moslimischer  Art ,  legten  sogleich  das  Glaubens- 
bekenntnifs  ab  und  brarhton  ihm  die  Huldigung  ihres  Stammes  dar. 
Mohammad  befahl  seinem  Sklaven  Thawbän ,  sie  in  das  Haus  der 
Ramla  zu  führen,  in  dem  auch  die  anderen  Deputationen  abzusteigen 
pflegten.  Bei  ihrem  Abschied  erhielt  jeder  fünf  Unzen  Silber,  und 
Bilal  entschuldigte  sich,  dafs  er  nicht  mehr  geben  könne,  weil  nicht 
Geld  genug  in  der  Kasse  sei. 

Yahyä  b.  Sahl  b.  Aby  Chaytham  behauptet,  <'r  habe  die  Nach- 
richt über  diese  Gesandtschaft  in  den  Papieren  (Kotob)  seiner  Väter 
gefunden   (vergl.  I<;äba    Bd    1    S.  630).      Im     Oyun    wird    noch    die 


429 

Von  dem  kodhä  itisclien  Stamm  Garm  begab  sich  Sa- 
lima  b.  Kavl  nach  Madsiia  um  die  l  nteruüifigkeit  des 
Stammes  zu  mehleii.  Er  kehrte  auch  mit  der  vollen  Ueber- 
zeugun«^-  zurück,  dals  Mohammad  ein  Prophet  sei.  Sein 
Sohn,  noch  ein  Knabe,  hatte  schon  iriiher  von  Reisenden 
viele  Koränstücke  «gehört  und  dem  Gedächtnisse  eingeprägt, 
und  obwohl  er  noch  sehr  jnng  war,  wurde  er  docli  der 
V  orbeter  seines  Stammes.  Der  arme  junge  Mensch  hatte 
keine  andere  Kleidung  als  einen  zerrissenen  Shawl,  und 
wenn  er  sich  prosternirte,  sah  er  so  unanständig  aus,  dals 
die  Frauen  sich  beschwerten.  Es  wurde  ihm  daher  ein 
Kamyg  (Hemd  oder  Blouse)  angezogen.  'Amr  pflegte  noch 
im  hohen  Alter  die  Freude  zu  schildern  die  er  hatte,  als 
er  (heses  Kleid  erhielt.     (Bochäry  S.  94). 

Auch  Acka'  und  J:ia\vda  begaben  sich  im  Auftrage 
dieses  Stammes  nach  iMadyna  und  erhielten  vom  Propheten 
eine  Urkunde,  in  der  er  die  Huldisung;  des  Stammes  an- 
nimmt  und  ihm  dafür  Sicherheit  verspricht. 

Ein  anderer  kodhaitischer  Stamm,  die  Sa'd-Hodzaym- 
iten,  lebten  in  der  Gegend  von  Hisma  (vgl.  S.  281  Note) 
und  waren  iSachbarn  der  Godzämiten.  Einer  ihrer  Schayche 
erzählt: 

Ich  ging  mit  anderen  Abgeordneten  meines  Stammes, 
<ler  Banü  Sa'd-Hodza\m,  zum  Propheten.  Wir  lagerten 
uns  in  der  Nähe  von  Madyna,  dann  gingen  wir  gerade  aui 
die  Moschee  zu  und  fanden  den  Propheten  bei  einem 
Leichenbegängnifs  (wahrscheinlich  machten  sie  ihm  gemein- 
schaftlich mit  den  Salämäniten  ihre  Aufuartung).  }Sach- 
dem  er  die  üblichen  Gebete  gesprochen  hatte,  fragte  er 
uns  wer  wir  seien.     Wir    antworteten:    wir   gehören    dem 


Erzählung  eines  Wunders  daran  geknüpft,  und  da  sich  dieses,  wie 
es  scheint,  in  den  Papieren  nicht  befand,  so  mag  es  wahr  sein, 
dafs  es  Familien  gab,  welche  schriftlich  Nachrichten  aufbewahrten, 
welche  älter  und  autentischer  sind  als  die   Legenden. 


430 

Stamme  Sa'd-Hodzavm  an  und  sind  gekommen,  das  Glau- 
benshekenntnifs  abzulegen  und  dir  zu  huldigen.  Nach  einer 
kurzen  Unterredung  kehrten  wir  in  unser  Lager  zurück. 
Er  aber  hiefs  uns  in  Madyna  zu  bleiben  und  betrachtete 
uns  als  seine  Gäste.  Wir  hielten  uns  drei  Tage  auf  und 
dann  machten  ww  ihm  unsern  Abschiedsbesuch.  Er  sagte 
uns,  wir  sollen  Jemand  von  unserm  Stamme  als  Amir  (Füh- 
rer) wählen  und  trug  dem  Biläl  auf,  einem  jeden  einige 
Unzen  Silber  zu  geben.  Wir  kehrten  zu  unsern  Leuten 
zurück  und  sie  bekehrten  sich  zum  Islam. 

In  dem  'Oyün  alathar  S.  497,  dem  Mawähib  S.  331, 
Halaby  fol.  375  und  anderen  Handbüchern,  welche  über- 
haupt alle  über  denselben  Leisten  geschlagen  sind,  finden  wir 
zu  dieser  Tradition  des  Wäkidy  folijenden  Zusatz:  »Der 
Prophet  hatte  unser  Land  überfallen  und  die  Bedouinen 
hatten  sich  mit  ihren  Heerden  darüber  zerstreut.  Die  Men- 
schen waren  überhaupt  von  zweierlei  Art:  einige  nahmen 
den  Islam  freiwillig  und  aus  L^eberzeugung  an,  andere  aus 
Furcht  vor  dem  Schwert.« 

Der  Prophet  schrieb  einen  Brief  an  den  Stamm,  wel- 
clier  auch  für  die  Godzämiten  Gültigkeit  hatte.  Er  dekre- 
tirte  darin  das  Armensteuergesetz,  accreditirte  den  Obayy 
und  'Anbasa  als  seine  Statthalter  und  befahl  den  zwei  Stäm- 
men, ihnen  oder  irgend  einer  Person,  welche  diese  zwei 
Conunissäre  ernennen  mögen,  die  Steuer  und  das  Fünftel 
der  etwaigen  Beute  zur  Uebersendung  nach  Madyna  zu 
übergeben. 

Im  Juni  oder  Juli  630  berichteten  die  Einwohner  von 
(Jidda,  dafs  sich  Abyssinier  an  der  Küste  gezeigt  hätten, 
welche  feindliche  Absichten  zu  hegen  scheinen.  Moham- 
mad schickte  unter  dem  Konunando  des  Modliffiten  'Alkama 
dr«'iliuiidert  iMaini  j^eijen  sie.  Es  i^elano;  ihnen,  eine  Insel, 
auf  welcher  sich  die  Abyssinier  aufhielten,  durch  Waten  zu 
erreichen.  Die  Feinde  ergrilFen  aber  die  Flucht,  und  'Al- 
kania   kehrte  nacli  Madyna  zurück. 


I 


431 

Die  Balyy  haben  ihre  Wohnsitze  seit  der  Zeit  des 
Mohammad  bis  aiil"  den  heutigen  Tas:  nicht  verändert.  Sie 
leben  dem  Rothen  Meere  entlan«-,  wo  sie  im  Süden,  un- 
gefähr  bei  Hawrä,  an  das  Gebiet  der  Gohayniten  und  im 
Norden  bei  Nebek  an  das  der  Godzamiten  grenzen.  Ihre 
Anzahl  wird  in  unserer  Zeit  auf  37000  waffenfähige  Män- 
ner s:eschätzt.  So  zahheich  waren  sie  im  Alterthum  wahr- 
scheinlich  nicht,  denn  die  Kultur  des  Bodens  Avurde  etwas 
besser  betrieben,  und  alles  Ackerland  gehörte  den  zwischen 
ihnen  enclavirten  Juden. 

Die  Abgeordneten  dieses  Stammes  trafen  im  Juli  630 
in  Madyna  ein  und  wurden  von  Rowayfi,  welcher  ihrem 
Stamme  angehörte,  aber  sich  in  Madyna,  in  dem  Stadttheil 
der  Gadyla,  niedergelassen  hatte,  gastfreundlich  aufgenom- 
men. Ich  führte  sie,  erzählt  er,  beim  Propheten  ein,  und 
ihr  Schaych  Abu  Dhobayb  (oder  Abu  Dhobays)  sagte, 
dafs  er  sich  besonders  der  Tugend  der  Gastfreundschaft 
beflissen  habe,  und  fragte,  ob  denn  darin  auch  ein  Verdienst 
sei?  Der  Gottgesandte  antwortete:  Allerdings,  jede  Gunst, 
die  du  den  Armen  oder  Reichen  erweisest,  ist  Cadaka 
(Almosen)  und  verdienstlich.  Die  Zeit  der  Gastfreundschaft 
dauert  drei  Tage,  wenn  du  den  Gast  länger  behältst,  so 
ist  es  ("adaka.  Seinerseits  mufs  sich  aber  der  Gast  in 
Acht  nehmen,  dafs  er  dich  nicht  beleidigt.  Der  Schaych 
fragte  ihn  auch:  wem  ein  Schaaf  gehöre,  welches  in  einer 
wasserlosen  Wüste  herumirre,  Mohammad  antwortete:  Es 
gehört  dem  Finder,  oder  seinem  Bruder,  oder  dem  Wolf. 
Aber  ein  irrendes  Kameel  gehört  dem  Eigenthümer.  Mo- 
hammad machte  den  Abgeordneten  eine  Gegenvisite  und 
brachte  ihnen  Datteln  zum  Geschenk.  Nach  drei  Tagen 
machten  sie  ihm  den  Abschiedsbesuch  und  erhielten  von 
Biläl  die  gewöhnlichen   Geschenke. 

Rowayfi'  liefs  sich  später  in  Egypten  nieder.  In 
A.  H.  46  war  er  Statthalter  von  Taräbolus,  im  Juni  folgen- 
den Jahres  machte  er  den  Feldzug  nach  Ifrykyya  njit  und 


432 

wurde  zum  Statthalter  von  ßarka  ernannt,  wo  er  in  Ä.  H. 
56  starb. 

Der  lachmitischi?  Stamm  der  Däriten  war,  obschon 
er  sich  zum  Christenthume  bekannte,  einer  der  ersten,  \\  el- 
cher nach  dem  Feldzuge  von  Tabük  Abgeordnete  nach 
Mad^na  schickte,  um  dem  Propheten  zu  huldigen.  Es 
waren  deren  zehn,  und  einer  von  ihnen,  Häny  b.  Habyb, 
brachte  Geschenke  mit,  bestehend  in  Pferden,  eine  mit  gol- 
denen Borden  verzierte  Koba  (Kaltan)  und  einem  Schlauch 
Wein.  Den  Rebensaft  verschmähte  er,  die  Pferde  und  das 
Kleiil  nahm  er  an;  letzteres  schenkte  er  seinem  Onkel  Ab- 
bäs,  gab  ihm  aber  den  Rath,  das  Gold  abzunehmen  und 
einzuschmelzen  und  den  Atlas  zu  verkaufen.  'Abbäs  gab 
es  aucli   einem  Juden  und  erhielt  dafür  8000   Dirhem. 

Unter  den  Abgeordneten  befand  sich  auch  J'amym 
Däry,  welcher  dem  Propheten  die  Geschichte  vom  Anti- 
christen (Daggal)  erzählte  (vergl.  Hd.  1  S.  460).  Er  rieth 
den  Moslimen  die  Moschee  Abends  n)it  Lampen  zu  be- 
leuchten, blieb  in  IMadyna,  focht  in  einigen  Feldziigen  mit 
und  liefs  sich  nach  'OtlMnans  Tod  in  Palästina  nieder.  Auch 
Tamyms  Bruder  No'aym  kanj  nach  Madyna.  Er  sagte 
einst  zum  Propheten:  \venn  du  wirst  Syrien  erobert  haben, 
so  schenke  mir  die  Dörfer  Hyry  nnd  Bayt  'Aynün  ^).  Mo- 
hammad gab  ihm  das  Versprechen,  und  nach  der  l'>roberung 
des  Landes  liefs  ilim  Abu  Bakr  eine  Schenkungsurkunde 
ausfertigen. 


')  Statt  Hyry  kommt  auch  Agra,  in  der  lijäba  Hyrayn  vor. 
Aynün  ist  nach  Soyüty  ein  Dorf  bei  Jerusalem.  Die  von  Alyy 
ausgefertigte  Schenkungsurkunde  lautet:  Ihm  und  seinen  Nach- 
kommen soll  Hyry  und  Aynün  in  Syrien  gehören,  nämlich  die 
ganze  Ortschaft,  die  Ebene,  der  Berg,  das  Wasser,  die  Felder,  Brun- 
nen und  das  Rindvieh.  Niemand  aufser  ihm  soll  einen  Antheil 
haben  oder  ihm  den  Besitz  streitig  machen.  Wer  gegen  ihn  und 
seine  Angehörigen  ungerecht  ist  und  wer  ihnen  etwas  wegnimmt, 
den  treffe  der  Fluch  Gottes,  der  Engel  und  aller  Menseben. 


433 

Die  zehn  Däriten  wellten  noch  in  Madyna  als  der 
IVopliet  starb  und  wurden  von  ihm  mit  einem  V^ermächt- 
nisse  bedacht.  Er  liefs  ihnen  ein  Document  ausstellen, 
dafs  sie  jährlich  von  den  Revenuen  des  von  ihrer  Heimath 
nicht  sehr  weit  entfernten  Chaybar  100  Wask  Datteln  er- 
halten sollen. 

Der  Bahrästamm  lebte  in  der  Ebene  von  Homg.  Ihre 
Nachbarn  gegen  Norden  und  gegen  Westen  bis  zu  dem 
Gebirge  der  Nogayrer,  welche  dem  Meere  entlang  laufen 
und  eine  Fortsetzung  des  J.ibanon  sind,  waren  die  Tanü- 
chiten ,  und  gegen  Süden  die  in  der  ISähe  von  Damascus 
nomadisirenden  Ghassäniten  ').  Diese  drei  Stämme  waren 
gröfstentheils  Christen.  Es  ist  wahrscheinlich,  dafs  es  auch 
in  Arabien  einige  Lager  des  Bahrästammes  gab,  und  dafs 
die  Abgeordneten,  welche  zum  Propheten  kamen,  nur  diese 
repräsentirten.  Es  waren  ihrer  dreizehn,  und  die  Geschichte 
ihrer  Deputation  enthält  nichts,  als  dafs  sie  während  ihres 
kurzen  Aufenthaltes  in  Madyna  die  Gäste  des  Mikdäd  b. 
'Amr  waren,  das  Glaubensbekenntnifs  ablegten  und  beim 
Abschied  die  gewöhnlichen   Geschenke  erhielten. 

In  den  Steppen  an  beiden  Ufern  des  Euphrates,  welche 
jetzt  von  den  Montafikarabern  bewohnt  werden,  nomadi- 
sirten  die  Taghlibiten,  ein  mit  den  südlich  von  ihnen  am 
persischen  Meerbusen  lebenden  Bakr-Wäyil  verwandter 
centralarabischer  Volksstamm.  Viele  Taghlibiten  bekannten 
sich  zum  Christenthum.    Es  ist  gewifs,  dafs  sich  nicht  alle 


')  Die  Ghassäniten  blieben  dem  Christenthume  und  dem  Kaiser 
treu  bis  zur  Schlacht  von  Yarmük,  welche  das  Loos  der  Griechen 
in  Syrien  entschied.  Nur  drei  Männer  dieses  Stammes  kamen  zur 
Zeit  des  Mohammad  nach  Madyna  und  legten  das  Glaubensbekennt- 
nifs ab,  mufsten  aber  ihren  Glauben  nach  der  Rückkehr  zu  ihren 
Verwandten  verbergen.  Zwei  davon  waren  schon  todt  als  die  Schlacht 
von  Yarmük  gefochten  wurde,  der  dritte  machte  dem  moslimischen 
General  seine  Aufwartung  und  wurde  von  ihm  mit  Auszeichnung 
empfangen. 

ni.  28 


434 

den  Moslimen  schon  bei  L.ebzeiteii  des  Mohammad  unter- 
warfen. Ihre  den  Tayyiten  am  nächsten  liegenden  Lager 
mögen  jedoch  im  Gefühle  ihrer  Unsicherheil  es  zweckmäfsig 
irefunden  haben,  zu  unterhandeln.  Sie  sandten  zu  diesem 
Zueck,  wie  uns  versichert  wird,  eine  aus  sechzehn  Personen 
bestehende  Deputation  nach  Madyna.  Einige  von  diesen 
waren  bereits  dem  Islam  beigetreten,  andere  blieben  dem 
Christenthume  treu  und  trugen  als  Zeichen  ihres  Bekennt- 
nisses ein  goldenes  Kreuz  auf  der  Brust.  Mit  den  letz- 
teren schlofs  der  Prophet  einen  Vertrag:  Sie  sollen  ihrem 
Glauben  treu  bleiben,  aber  ihre  Kinder  nicht  taufen  noch 
als  Christen  erziehen  lassen.  Die  vorüberziehenden  Mos- 
lime  sollen  sie  mit  Lebensmitteln  versehen. 

Der  Feldzng  nach  Tabük  machte,  wie  wir  gesehen 
haben,  den  Mohammad  zum  unumschränkten  Herrscher 
des  ganzen  nördlichen  Arabien,  von  Madyna  bis  an  die 
syrische  Grenze:  Auch  in  Madyna  selbst  mufste  jetzt  nicht 
nur  jeder  Widerstand,  sondern  auch  jede  freie  Meinungs- 
äufserunif  verstummen.  Die  von  einigen  Heuchlern  errich- 
tete  Concurrenzmoschee  wurde,  wie  wir  bereits  wissen, 
verbrannt  (vergl.  S.  34  d.  Bd.).  Bald  darauf  starb  auch 
Ibn  Obayy,  welcher  der  Mittelpunkt  dieser  Partei  war; 
die  noch  in  Madyna  lebenden  Juden  wurden  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  um  diese  Zeit  verbannt,  und  wenn  auch 
die  Zweifel  gegen  die  Mission  des  Mohammad  in  mancher 
Brust  fortleben  mochten,  so  war  es  doch  so  gefährlich 
sie  zu  äiilsern,  dafs  die  Heuchler  als  widerstrebende  Partei 
aufhörten. 

Nachdem  die  Griechen  ihre  Ohnmacht  bewiesen  und 
Nordarabien  sich  unterworfen  hatte,  konnte  auch  der  Süden 
nicht  länger  widerstehen;  ja  einige  Häuptlinge  waren  po- 
litisch genug,  sogleich  nach  dem  Feldzuge  von  Tabük,  noch 
vor  den  nördlichen  Stämmen  dem  Propheten  zu  huldigen. 
Sie  dachten  wie  die  Schwester  des  Adyy,  wenn  Moham- 
mad ein   Bote  Gottes    ist,    so  gewinnen  wir,    wenn  er  ein 


435 

Betrüger  ist,  so  verlieren  wir  nicht,  wenn  wir  uns  mo- 
mentan vor  dem  Sturme  beugen. 

Da  es  ganz  unmög-lich  ist  die  Bekehrung  Südarabiens 
und  seinen  Einfluls  auf  den  Islam  ohne  Kenntnifs  der  Geo- 
graphie und  der  Bewohner  des  Landes  zu  verstehen,  gebe 
ich  hier  einige  kurze  Andeutungen  darüber,  für  eine  ein- 
gehendere Besprechung  dieses  Gegenstandes  auf  den  Anhang 
zu  den  Post-  und  Reiserouten  verweisend.  Südöstlich  von 
Makka  erheben  sich  Gebirge,  vSarät  genannt,  welche  ohne 
Unterbrechung  bis  Aden,  der  südlichsten  Stadt  von  Ara- 
bien, fortlaufen  und  dort  ein  niedriges  \^orgebirge  bilden. 
Die  Bäche  laufen  in  tiefen  zackigen  Schluchten  Ost  und 
West  (nur  drei  südliche  Gewässer  fallen  in  den  Golf  von 
'Aden);  es  ist  also  nur  eine  Gebirgskette  und  nicht  drei 
oder  vier  parallel  laufende,  wie  man  zu  glauben  versucht 
ist,  wenn  man  das  Alpenland  vom  Rothen  Meere  aus  an- 
sieht. Die  Breite  der  Kette  beträgt  etwa  50  engl.  Meilen. 
Man  findet  darauf  fruchtbare  Thalkessel  mit  gesunder  Luft 
und  herrHchem  Klima.  Die  Berge  sind  meistens  angebaut 
und  nähren  zahlreiche  Dörfer. 

Im  Westen  wird  die  Alpenregion  durch  ein  flaches 
heifses  Küstenland,  Tihäma  genannt,  vom  Meere  getrennt. 
Auch  ehe  die  Gebirge  Aden  erreichen,  flachen  sie  sich  so 
sehr  ab,  dafs  man  die  Gegend  als  Tihäma  ansehen  kann. 
Obschon  die  arabischen  Geographen  die  Berge  bei  Aden 
zur  Alpenregion  von  Yaman  rechnen ,  so  ist  es  doch 
wahrscheinlich,  dafs  sie  geologisch  eine  Fortsetzung  der 
Gebirge  sind,  welche  die  Südostküste  von  Arabien  ein- 
fassen. Im  Osten  des  Sarät  dehnt  sich  eine  mit  tiefem 
Sand  bedeckte  Hochebene  fast  bis  Oman  und  dem  persi- 
schen Meerbusen  aus.  Es  befindet  sich  aber  zwischen  den 
Bergen  und  der  Hochebene  eine  Senkung,  welche  dem 
Tihäma  entspricht  und  Gezr  genannt  wird.  Das  Gezr  ist 
in  einigen  Orten  zum  Ackerbau,  in  allen  zu  Weideplätzen 
geeignet.  Zum  Theil  im  Gezr,  zum  Theil  jenseits  dessel- 
ben  sind  drei  Punkte,    welche   unsere  Aufmerksamkeit  in 

28* 


436 

Anspruch  nehmen:  Nagrän,  Märib  (Scheba)  und  Hadhra- 
nia\vt;  alles  übrige  ist  Wüste.  Nagrän  und  Märib  sind  Wä- 
dies  und  erhalten  das  Wasser,  welches  sie  fruchtbar  macht, 
von  Gebirffen.  Hadhramawt  hinjjeg-en  besteht  aus  tiefen 
plötzlichen  Einschnitten  in  der  Hochebene,  wie  das  Thal 
von  Bath  und  Bristol  in  England,  aber  auch  hier  sind  Höhen, 
welche  über  die  Hochebene  empor  ragen. 

Die  Configuration  von  Yaman  hat,  wie  wir  sehen,  eine 
grofse  Aehnlichkeit  mit  der  von  Syrien.  Der  Libanon  und 
Antilibanon  entsprechen  dem  Sarät  und  werden  von  den 
Arabern  mit  Recht  als  eine  Portsetzung  desselben  ange- 
sehen. Das  Tihäma  verschwindet  fast  ganz  an  der  syri- 
schen Küste,  aber  das  l)ekä',  in  welchem  Ba'lbek  liegt,  und 
die  Fortsetzung  desselben  gegen  Süden,  nach  dem  See 
Hüle,  ist  wahrscheinlich  gröfser  als  das  Thalbecken  von 
Qan  ä.  Das  Ohüta  von  Damascus  und  das  von  Wetzstein 
beschriebene  Ruhba  liegen  im  (lezr,  welches  sich  von  Pal- 
myra,  dem  Märib  von  Syrien,  mit  geringer  rnterbrechung 
zwischen  den  Gebirgen  und  der  Wüste  durch  Syrien  und 
ganz  Arabien  bis  Bygän  (zwischen  Hadhramawt  und  Aden) 
fortsetzt  und  überall  dieselbe  Formation  hat;  der  Boden 
besteht  niunlich  meistens  ans  ganz  neuen  Lavafeldern.  Die 
Einschnitte  in  Syrien,  nämlich  der  See  von  Tiberias,  das 
Jordanthal  und  das  Todte  Meer  sind  tiefer  als  die  von 
Hadhramawt. 

Dir  arabischen  Genealoü:en  kennen  eine  grofse  Anzahl 
von  Stäunnen  in  Südarabien,  aber  es  fehlt  ihnen  an  Ueber- 
sicht  und  wissenschaftlicher  Grnppirung,  und  man  kann  sagen, 
sie  haben  den  Wald  vor  den  Bäumen  nicht  gesehen.  Ich 
theile  die  f^evölkenmg  von  Südarabien  in  drei  Gruppen: 
schilVtahrt-  und  handeltreibende  Bewohner  der  Südostküste, 
Gebirgsvölker  und   Nomaden. 

Die  ersteren  hatten  ihre  eigene  Sprache,  welche  nach 
dem  Zeiiijnisse  des  Ibn  MojVäwir  auch  auf  Socotra  und 
wohl  auch  auf  allen  anderen  Inseln  einheimisch  \\ar,  und 
wie    aus    dem    Periplus    hervorgeht,    den    Seefahrern    von 


437 

Kgypt*""  •"!'  <las  Arabische  galt.  Ich  heifse  sie  die  süd- 
arabische 'j.  Sowohl  sie  als  die  zu  ihnen  gehörigen  Hirten 
und  Kameeleigenliiiirner  (welche  sich  mit  dem  Landhandel 
befafsten,  wie  die  Sabäer)  werden  im  Periplus  homines 
mansueti  genannt,  im  Gegensatz  zu  den  nördlichen  Horden, 
über  deren  Raubsucht  und  Treulosi"keit  bittere  Klaee  ije- 
führt  wird. 

Ks  läfst  sich  nachweisen,  dafs  sich  die  südarabische 
Sprache  über  die  Südostküste  von  Käs  Fartak  last  bis 
Bäb  al-Mandeb  ausdehnte.  Die  Mahriten,  welche  sich 
selbst  Sahriten  nannten  und  von  den  Griechen  Sachaliten 
geheifsen  werden,  sprechen  sie  jetzt  noch;  sie  leben  an 
dem  östlichen  Theile  dieser  Meeresküste.  Die  Himyar- 
iten  haben  einst  denselben  Dialekt  gesprochen,  wie  die 
Mahriten  ^).     Unter  ihnen  ist  er  aber  seit  Anfang  des  Islam 


')  Plinius  6,  28  heifst  die  Atramitae  einen  Theil  der  Sabäer, 
und  in  12,  3ü  sagt  er:  In  media  ejus  (Arabiae)  fere  sunt  Atramitae, 
pagus  Sabaeorum,  in  monte  excelso,  a  quo  octo  mansionibus  distat 
regio  eorum  thurifera,  Saba  appellata,  quod  significare  graeci  my- 
sterium  dicunt.  Diese  Stelle,  welche,  wie  man  aus  der  Fortsetzung 
derselben  sieht,  Plinius  dem  Eratosthenes  oder  einer  noch  älteren 
Quelle  entlehnt  hat,  würde  beweisen,  dafs  nicht  nur  Hadhramawt, 
sondern  auch  das  Land  der  Mahriten  „Saba"  genannt  wurde,  wenn 
nur  die  Lesart  Saba  nicht  durch  die  beigefügte  Erklärung  in  Zweifel 
gezogen  würde.  Der  alte  Name  von  Mahra  ist  nämlich  Sahra,  wel- 
ches, wie  Ibn  Mogäwir  sagt,  die  Einwohner  von  Sihr,  „Zauber" 
ableiten.  Aus  Zauber  mögen  die  Griechen  Mysterium  gemacht 
haben.  Unter  den  Varianten  in  Silligs  Ausgabe  kommt  auch  Sariba 
und  Sapa  vor.  Letzteres  mag  ein  Schreibfehler  für  Sara  sein.  Un- 
geachtet dieses  Zweifels  würde  ich  die  sudarabische  Sprache  die 
Sabäische  nennen,  wenn  nur  in  der  Genesis  die  Sabäer  und  Ha- 
dhramawtiten  nicht  coordinirt  und  unter  die  allgemeine  Benennung 
Yaktän  gebracht  würden.  Bei  den  arabischen  Genealogen  hat  Saba 
eine  viel  zu  grofse  Ausdehnung.  Man  folgte  einer  Theorie,  die  nicht 
auf  den  besonderen  Sprachgebrauch  begründet  war.  „Himyaritisch" 
scheint  mir  für  diese  Sprache  ein  unpassender  Ausdruck,  denn  die 
Himyariten  sind  nur  ein  Stamm  der  sie  sprach  und  der  letzte  wel- 
cher zu  Macht  und  Berühmtheit  gelangte. 

^)   Ibn  Dorayd  bei  Wüstenfeld,  Gen.  tab.  Register  S.  280. 


438 

auso-estorben  und  sie  selbst  sind  fast  ganz  verschwunden. 
Ptoleniaeus  nennt  nur  die  Bewohner  der  Küste  von  'Aden 
Honieritae  (Himyariten),  die  Einwohner  ihrer  Hauptstadt 
heifst  er  Sappharitae  (Variante:  Tappharitae)  und  ihre  näch- 
sten Nachbarn  Ratheni  (Rodaiten?).  Bei  den  Arabern 
werden  auch  diese  zwei  Stämme  Himyariten  genannt,  weil 
sie,  wie  es  scheint,  von  den  Himyariten  verschlungen  wur- 
den i),   wodurch,   wie    es    scheint   Himyarite,   wie   in   der 


')  Die  Sitze  der  Himyariten  waren  nach  den  arabischen  Quellen: 
die  Umgebung  von  'Aden;  es  lebten  namentlich  in  Lahag,  welches 
man  von  den  Hügeln  bei  'Aden  sehen  kann,  die  A^äbih,  ein  Zweig 
der  Himyariten;  die  Gegend  von  Tzofär  und  Roda,  eines  der  zwei 
Sarw  (östlich  von  Tzofär),  welches  daher  das  Sarw-Himyar  ge- 
nannt wird,  während  das  andere  Sarw-Madhig  heifst,  Nagd-Hirayar, 
östlich  vom  Sarw-Himyar,  und  einige  Dörfer  in  ünterhadhramawt; 
ferner  heifst  sich  ein  Stamm  im  Gebirge  im  nördlichen  Yaman 
Hiniyar,  ob  mit  Recht,  lasse  ich  dahingestellt. 

Beispiele,  dafs  zwei  oder  mehrere  benachbarte  Stämme  sich 
in  einen  vereinigten,  sind  nicht  sehr  selten.  Bei  Ptolemaeus  (und 
bei  Plinius)  finden  wir  die  Cassanitae  auf  der  Küste  von  Zebyd. 
Die  Araber  sagen,  sie  haben  ihren  Namen  von  dem  Wasser  Ghassän, 
etwa  sechs  Stunden  gegen  Norden  von  Zebyd,  am  nördlichen  Abhänge 
der  'arkischen  Gebirge.  Die  Identität  der  Cassaniten  und  Ghassän- 
iten  ist  daher  aufser  allem  Zweifel.  Bei  Ptolemaeus  erscheinen  un- 
mittelbar südlich  von  dem  Climax  mons  oder  Treppenberg  die 
Masonitae.  Climax  mons  hat  bei  Ptolemaeus  eine  doppelte  Bedeu- 
tung. Zunächst  meint  er  damit  den  'arkischen  Berg  (es  ist  dieses  die 
yainanische  Ansprache  für  'Argische,  und  es  wird  auch  'Argiscbe 
geschrieben;  Arg  heifst  Treppe,  Leiter),  einen  schmalen  Ausläufer 
von  O.  nach  W.,  zwischen  den  Thälern  Dowäk  und  Zebyd,  von  der 
Central-Kette,  dann  aber  bezeichnet  er  auch  den  ganzen  Sarät  mit 
diesem  Namen.  Da  nun  in  dieser  Stelle  Climax  gewifs  in  der  ersten 
Bedeutung  zu  nehmen  ist,  so  müfsen  die  Masonitae  gerade  hinter 
(östlich)  von  den  Ghassäniten  gewohnt  haben ,  welche  die  ganze 
iMeeresküste  bis  Adedu  (Hodayda)  inne  hatten.  Bei  den  arabischen 
Genealogen  ist  Ghassän  und  Mäzin  gleichbedeutend,  das  heifst  sie 
betrachten  beide  Stämme  als  einen,  weil  sie  sich  nach  Ptol.  ver- 
schmolzen haben.  Auf  ähnliche  Weise  haben  sich  mehrere  Stämme 
mit  einander  voreinigt,  um  den  Stamm  Tanüch  (die  Thanuitae  der 
Alten)  zu  bilden. 


439 

Neuzeit  Oesterreicher  neben  dem  eno;ern  Sinn  auch  einen 
weiteren  erhielt.  Schon  Plinius  wendet  es  im  letztern  Sinne 
an,  denn  sonst  könnte  er  die  Hiniyariten  nicht  gens  magna 
heifsen. 

Zwischen  den  Himyariten  und  IMahriten  sind  die  Ha- 
dhramawtiten.  Sie  sprechen  jetzt  centralarabisch  und  ich 
weifs  keine  Nachricht  eines  arabischen  Schriftstellers,  aus 
welcher  hervorginge,  dals  je  eine  andere  Sprache  unter 
ihnen  einheimisch  gewesen  ist.  Indessen  Hadhramawt 
wurde  lange  vor  Mohammad,  mit  welchem  die  arabische 
Geschichte  anfängt,  von  den  Kinditen,  welche  aus  Bahrayn 
kamen,  erobert  und  wahrscheinlich  wurde  durch  diese  die 
alte  Sprache  verdrängt.  Das  Vorhandensein  von  sogenannten 
himyaritischen ,  d.  h.  slidarabischen  hischriften  in  Hadhra- 
mawt scheint  mir  zu  beweisen,  dafs  das  Südarabische  einst 
die  Landessprache  war.  Es  ist  zwar  Thatsache,  dafs  die 
in  Siidarabien  aufgefundenen  Inschriften  nicht  im  jetzi- 
gen Dialecte  der  Mahriten  geschrieben  sind.  Dieses  wird 
man  auch  nicht  erwarten,  denn  sie  sind  wahrscheinhch 
zweitausend  Jahre  alt,  und  das  Südarabische  würde  eine 
Ausnahme  von  den  allgemeinen  Gesetzen  der  Entwicklung 
machen,  wenn  es  sich  seitdem  nicht  wesentlich  verändert 
hätte.  Ich  glaube  mit  Ibn  Dorayd,  dafs  das  Himyaritische 
und  Mahrische  ein  und  dieselbe  Sprache  —  vielleicht  mit 
dialektischen  Verschiedenheiten  —  waren;  ich  gehe  noch 
weiter  und  behaupte:  diese  Sprache  ist  längs  der  ganzen 
Südostküste  von  Arabien  und  auch  ziemhch  weit  landeinwärts 
gesprochen  worden.  Es  gehört  nämlich  auch  Märib  (Scheba) 
zu  diesem  Sprachgebiete,  und  auch  dort  findet  man  so- 
genannte himyaritische  Inschriften.  Wahrscheinhch  war 
Märib  im  Lande  der  Sabäer  ursprünglich  eine  mercantile 
Niederlassung  zur  Vermittelung  des  Landhandels  mit  dem 
Norden.  Sie  scheint  aber  schon  in  ältester  Zeit  über  das 
Mutterland  geherrscht  zu  haben. 

Die  Gebirgsbewohner  waren  immer  in  viele  Stämme 
getheilt.    In  den  Städten  betrieben  sie  Industrie,  besonders 


440 

Gerberei,  Spinnerei  und  Weberei  '),  auch  verfertigte  man 
in  alten  Zeiten  gute  Säbel  in  Yaman.  Die  im  nächsten  Ka- 
pitel zu  erwähnenden  Verhältnisse  von  Nagrän  gewähren 
uns  einen  Blick  in  die  staatlichen  Institutionen  in  den  Ge- 
birgen. So  viel  Freiheit  wie  die  entlegenen  Nagraniten 
hatten  aber  nicht  alle  Stämme,  viele  wurden  von  kleinen 
Baronen  regiert,  Avelche  einem  gröfseren  Despoten  zins- 
pflichtig waren,  lieber  die  Sprache  und  Abstammung  der 
Gebirgsbewohner  wissen  Avir  sehr  wenig.  Bezeichnend  ist, 
dafs,  wie  wir  S.  407  gesehen  haben,  die  ChatKamiten  in 
Bysche,  also  im  nördlichsten  Theile  von  ^  aman  nicht  rein 
centralarabisch  sprachen  -).     Ich  vermuthe,  dafs  der  Dialekt 


')  Die  berühmtesten  Gewebe  kamen  von  den  Ma'äfiriten  und 
von  Sahhül,  einem  Orte  sudlich  von  Tzofär.  Die  Ma'äfiriten  kennt 
Ptolemaeus  unter  dem  Namen  Maphoritae.  Nach  den  Arabern  sind 
ihre  Wohnsitze  im  Gebirge  östlich  von  der  von  Aden  nach  Sahhül 
und  Tzofär  führenden  Strafse  (einige  lebten  auf  den  Gebirgen  west- 
lich davon),  näher  bei  'Aden  als  bei  Tzofär.  Ptolemaeus  sagt:  juxta 
Homeritas  Sappharitae  et  Ratheni  (Einwohner  von  Tzofär  und  Rodä  ), 
supra  quos  sunt  Maphoritae,  a  quibus  ad  ortam  juxta  Chatrauionitas 
(Hadhramawtiten)  est  Smyrnofera  regio  exterior.  Bei  ihm  haben 
sie  also  dieselbe  östliche  Lage.  Nach  dem  Periplus  hingegen  läge 
Mapharitis  im  Winkel  der  Halbinsel  bei  Bäb  al-Mandeb.  Dieses 
scheint  mir  ein  Versehen  zu  sein.  Ptolemaeus  versetzt  in  jene  Ge- 
gend übereinstimmend  mit  den  arabischen  Geographen  die  Elesar' 
(el-Asch'arier)  mit  der  Hauptstadt  Save,  welche  im  Periplus  die  Re- 
sidenz des  Königs  von  Mapharitis  genannt  wird.  Save  ist  das  Sa  b 
der  Araber  (vergl.  Post-  und  Reiseroute  S.  150). 

*)  Wüstenfeld  sagt,  die  Chath'amiten  hatten  ihren  Wohnsitz  im 
Gebirge  Sarät,  besonders  am  Scby,  Bärik  und  den  angrenzenden 
Bergen,  bis  die  Azditen  bei  ihrer  Auswanderung  an  ihnen  vorüber 
zogen.  Von  diesen  wurden  die  Chath'amiten  angriffen  und  aus 
ihren  Gebirgen  und  Wohnplätzen  vertrieben,  von  denen  die  Adz- 
Schanüa,  Bärik,  Daws  und  andere  azditische  Stämme  Besitz  nahmen. 
Die  Chath'amiten  zogen  nun  in  das  Land  von  Wädiy  Bysche  in 
Tihäma  (soll  heifsen  Gezr,  östlich  von  den  Gebirgen)  bis  nach  To- 
raba  und  Umgegend. 

Wenn  die  arabischen  Genealogen  nur  irgend  einen  Werth  haben, 
müssen    auch    die   Verwandten    der    Chath'amiten    einen    ähnlichen 


441 

der  Gebirgsbevölkenmg-  die  Mitte  hielt  zwischen  dem  Süd- 
arabischeii   und   Centialarabischen. 

Die  eigentliche  lleiinath  der  siidarabisclien  Wander- 
stamme  ist  das  (iezr,  d.  h.  die  Senkung  östlich  vom  Ge- 
birge. Die  grofse  \  erkehrsstrafse  zwischen  dem  Süden 
und  Norden  Führte  durch  das  (Jezr,  weil  hier  der  Trans- 
port auf  Kanieelen  am  leichtesten  und  billigsten  war.  In 
diesen  Steppen  trieben  sich  zwar  die  gröfsten  nomadischen 
Stämme  herum,  es  wäre  aber  ein  grolser  Trrthnm  zu  glau- 
ben, sie  beschränkten  sich  darauf.  Das  ganze  Land,  die 
Küsten  und  die  Gebirge  wurden  von  den  Hedouinen  durch- 
streift; überall  sind  sie  zu  Hause  und  überall  herrschen  sie, 
wenn  die  staatlichen  Einrichtungen  der  ansäfsigen  Ein- 
wohner locker  und  schwach  sind.  Wie  in  Yamäma  be- 
sitzen einiife  Wanderstämme  auch  Felder  und  treiben  ne- 
benbei  Ackerbau;  es  scheint  daher  ein  beständiger  Üeber- 
sans:  von  der  nomadischen  zur  ansäfsi*j:en  und  wieder  nach 
Umständen  eine  Auflösung  von  der  ansäfsigen  zur  noma- 
dischen Lebensart  vor  sich  zu  gehen.  Dieses  ist  die  Ur- 
sache, warum  in  Yaman  wie  im  übrigen  Arabien  der  Na- 
tionalcharacter  essentiell  bedouinisch  ist,  obschon  jede  der 
drei  genannten  Klassen  (Schiffer,  Gebirgsbewohner  und 
Nomaden)  tiefgehende  EigenthüLiilichkeiten  hat. 

Die  Berichte  der  einheimischen  Geschichtsschreiber 
über  das  alte  Arabien  stehen  mit  allem,  ^\as  wir  über  das 
Alterthum  wissen,  im  Widerspruch  und  verdienen  keinen 
Glauben,  wie  schon  aus  ihrem  Entstehen  hervorgeht.  Der 
Chalyfe  Mo'äwiya,  sagt  Mas'üdy,  fand  grofses  Vergnügen 
daran,  Märchen  mit  anzuhören,  und  unter  den  Märchen, 
welche    ihm    vorerzählt    wurden     uar    die    Geschichte    der 


Dialekt  gesprochen  haben.  Die  Chath'amiten  werden  als  Bagyliten 
angesehen,  welches  Azdstämme  sind.  Aber  auch  die  Einwohner 
von  Madyna  gehörten  Adzstämmen  an  und  diese  sprachen  rein  cen- 
tralarabisch.  Wir  sehen  also,  dafs  die  Gruppirung  der  Genealogen 
wenig  Vertrauen  verdient. 


442 

Tobba's  (Könige  von  SüHarabien).  Besieht  man  die  Ge- 
schichte der  Himyariten  näher,  so  findet  man,  dafs  sie  sich 
auf"  diese  Märchen  gründet,  und  weiter  nichts  enthält  als 
einen  Reflex  der  moslimischen  Eroberungen,  versetzt  in 
das  graue  Alterthum.  Einer  der  Könige  erobert  Samarkand, 
der  andere  dringt  bis  zu  den  Säulen  des  Hercules  vor 
und  ein  noch  älterer  erbaut  eine  Feenstadt  in  der  Mitte 
der  Wüste. 

Im  Gegensatz  zu  diesen  Kriegszügen  der  alten  Yaman- 
iten  erklärt  Aelius  Gallus,  welcher  mit  einer  Armee  bis  Ha- 
dhramawt  vorgedrungen  ist,  dafs  sie  nicht  sehr  kriegerisch, 
sondern  viel  mehr  Kautleute  sind.  Das  ganze  Alterthum 
stimmt  der  Hehauptung  des  römischen  Generals  bei,  dafs 
sie  reiche  Kaufleute  waren,  und  die  Ueberreste  alter  Bau- 
denkmale in   Arabien  liefern  den   besten   Beweis  dafür. 

Ihn  Mogäwir  sagt:  »Zuerst  blühte  Raysub,  als  es  unter- 
ging kam  ^vohär  in  Aufschwung,  nach  dem  Verfall  von 
(Johär  wurden  Abyan  und  llormoz  grofse  Stapelplätze, 
und  nach  deren  Fall  wurde  'Aden  erbaut.«  Es  sind  dieses 
nicht  historische  Erinnerungen,  sondern  Vermuthungen  der 
Einwohner  der  betreffenden  Orte,  und  ich  zweifle  nicht, 
dafs  sie  im  Allgemeinen  richtig  sind.  Derselbe  Reisende 
erzählt:  Von  Hadhramawt  bis  'Oman  findet  man  sowohl  aut 
den  Mergen  als  auch  in  den  Thälern  Terrassen  von  Stein 
und  Gyps  erbaut.  Es  sind  dieses  Ueberbleibsel  uralter 
Wohnstätten  in  einer  Gegend,  welche  jetzt  eine  fast  un- 
unterbrochene Einöde  ist.  Ein  Grund  für  die  ehemalige 
Kultur  dieses  Küstenstriches  ist  gewifs,  dafs  hier  der  Weih- 
rauch wächst,  welcher  in  alten  Zeiten  sehr  theuer  ver- 
kauft wurde,  und  wie  wir  aus  Plinius  lernen,  sehr  viel  Geld 
in  s  Land  brachte.  Allein  die  Weihrauchgegend  nimmt  der 
Länge  nach  höchstens  ein  Drittel  des  ganzen  Küstenstriches 
ein:  lerner  ist  es  unzweifelhaft,  dafs  die  Weihrauchhändler 
auch  Sandelholz,  welches  von  Indien  kommt,  mit  nach 
EgNpten  und  Svrien  imj)ortirten.  Ich  bilde  mir  ein,  dafs 
in  ältester  Zeit   die  Indienfahrer   meistens   in  den  Häfen 


I 


443 

von  'Oman  ((^-obär  und  Maskat)  landeten  und  dafs  von 
dort  die  Waaren  auf  Kameelen  durch  die  erwälmte  Land- 
schaft nach  Hadhrainawt,  von  dort  nach  Märib  (Scheba) 
und  dann  durch  das  Gezr  nach  dem  Norden  geschafft  wur- 
den. Allmählich  dehnte  man  die  Seefahrt  weiter  gegen 
Westen  aus,  zuerst  bis  Ravsub  (bei  dem  östlichen  Tzolar), 
dann  nach  Abyan,  welches  schon  im  Gebiete  der  Himvar- 
iten  und  nur  eine  oder  zwei  Tagereisen  östlich  von  'Aden 
liegt  und  wo  noch  im  eilften  Jahrhunderte  unserer  Zeit- 
rechnung mächtige  Ruinen  zu  sehen  waren,  und  endlich 
nach  'Aden.  Zu  Anfang  der  christlichen  Aera  lernten  die 
griechischen  Kaufleute  in  Egypten  den  Südwestmansun  be- 
nutzen und  nun  verloren  die  Araber  ihr  Monopol  des  süd- 
lichen Handels. 

Wir  haben  noch  eine  andere  Wasserstrafse  zu  berück- 
sichtigen: die  von  Südarabien  nach  der  Südostküste  von 
Afrika.  Ibn  Häyik  sagt,  dafs,  wer  dahin  segeln  wolle,  von 
'Aden  aus  den  halben  Weg  verfolge,  wie  nach  Oman,  bis 
man  der  Insel  Socotra  gegenüber  ist,  dann  (wenn  man  das 
Ras  Fartak  erblickt)  segelt  man  gegen  Süden  und  lälst 
die  Insel  im  Westen  liegen,  und  endlich  gegen  Westen. 
Die  Ursache  dieses  Umweges  ist,  dafs  an  der  afrikanischen 
Küste  das  ganze  Jahr  Südwinde  vorherrschen.  Sehen  wir 
also  auf  die  Karte,  so  überzeugen  wir  uns,  dafs,  so  lange  die 
Schifffahrt  in  ihrer  Kindheit  war,  die  östlichen  Häfen  wie 
Cane  (Hic^n  Ghorab)  und  Raysüb  selbst  für  diesen  Handel 
eine  günstigere  Lage  hatten  als  Abyan  und  Aden,  und  wir 
kommen  zu  dem  Schlufs,  dafs  nach  'Oman  der  arabische 
Handel  in  Oman  und  Ravsub  zuerst  erblühte.  Märib,  der 
östlichste  bewohnbare  Punkt  vom  Alpenlande,  war  während 
dieser  Periode  das  grofse  Emporium  des  Landhandels.  Die 
himyaritischen  Häfen  Abyan  und  Aden  kamen  erst  zu  Wich- 
tigkeit, nachdem  die  Schifffahrt  sich  so  vervollkommnet  hatte, 
dafs  der  Transport  zur  See  nicht  viel  unsicherer,  aber  viel 
billiger  war  als  zu  Lande,  und  man  nicht  nur  Wohlgerüche, 
Gewürze  und  Seltenheiten,   sondern  auch  schwerere  Hau- 


444 

delsartikel  wie  Bauholz  (Teak)  aus  Indien  exportirte.  Je- 
mehr  diese  Häfen  in  Aufnahme  kamen,  «lesto  mehr  mufsten 
die    östlichen  Länder  verheien. 

Was  Märib  (Scheba)  und  die  Strafse  von  Scheba 
nach  JNorden  anbetrifft,  so  konnten  sie  länger  blühen  als 
die  Landstrafse  von  'Oman  nach  Hadhramaut  mit  ihren  Ter- 
rassen; denn  selbst  als  Cane  (Hicn  Cihoräb)  in  seiner  Bliithe 
stand,  war  die  'Omän-Hadhramawtstrafse  schon  verlas- 
sen, aber  der  nächste  Landweg  von  Cane  nach  Norden  führt 
immer  noch  durch  Scheba;  selbst  von  Äbvan  und  Aden 
macht  man  keinen  sehr  grofsen  Umweg,  wenn  man  über 
Märib  geht;  dennoch,  als  Aden  das  grolse  Emporium  von 
iSüdarabien  wurde,  mufste  Märib  verlieren,  denn  von  hier 
führt  ein  Weg  über  Tzoiär  und  Canä  durch  das  eigene 
(jiebiet  der  Himyariten  seiner  ganzen  Länge  nach  gegen 
den  Norden,  und  er  trifft  erst  jenseits  (Vda  rn>t  der  Märib- 
strafse  zusammen. 

Hadhramawt  und  Märib  waren  zur  Zeit  des  Plinius 
noch  sehr  wichtig.  Ungeachtet  der  grofsen  Entfernung 
zwischen  Sabota  '),  der  Hauptstadt  von  Hadhramawt  und 
dem  Weihrauchlande,  stand  letzteres  doch  so  ganz  unter 
der  Botmäfsigkeit  des  P'ürsten  von  Sabota,  dafs  aller  Weih- 
rauch dahin  gebracht  werden  mufste  (Plin.  12,  3i);  dieser 
Fürst  war  aber,  wie  es  scheint,  ein  V  asall  des  Königs  von 
Märib,  denn  nachdem  Plinius  Sabota  mit  seinen  60  Tem- 
peln erwähnt  hat,  sagt  er:  Regia  tamen  oninium  est 
Mariaba  '^). 


')  Ihn  Häyik  setzt  uns  in  den  Stand,  Sabota  mit  Sicherheit 
mit  Schibäm,  eine  der  zwei  Hauptstädte  von  Hadhramawt,  zu  iden- 
tificiren;  denn  er  sagt:  der  alte  Name  von  Schibäm  war  ä^^, 
welches  wir  Sabot  lesen  könnten,  wenn  er  nicht  beifugte,  dafs 
Schibäm  dadurch  entstanden  sei,  dafs  man  das  /  in  m  verwandelte; 
er  scheint  also  vorauszusetzen,  dafs  man  Schibwat  oder  Schibot 
sprach. 

')  Bei  den  Arabern  und  bei  den  Alten  ist  der  Name  der  Be- 
wohner  von   Märib   und    der   dazu    gehörigen   Landschaft:    Sabäer. 


445 

Zur  Zeit  des  Periplus  hatte  Märib  schon  seine  Selbst- 
ständigkeit verloren,  denn  iler  im  westlielien  Tzofär  (der 
Hauptstadt  der  Hirnyanten)  residirende  Charibael  herrschte 
nicht  nur  über  die  Hiniyariten,  sondern  auch  über  die  Sa- 
bäer.  Eleazus,  der  Könii^  von  Sabota  in  Hadhramavvt, 
war  unabhängig,  und  in  Save  (Sab)  residirte  der  König 
Cholaebus  (Kolayb).  Auch  bei  Ptolemaeus  finden  wir 
diese  drei  Hauptstädte  und  aufserdem  noch  im  Innern  der 
Gebirge  Menambis  (Canä?)  Metropolis  und  Mara  regia 
(Qa'da  oder  Mahgera?),  während  Mariama  (ein  Schreib- 
fehler für  Mariaba,  welche  Leseart  von  Wilberg  vorge- 
schlagen wird)  weder  das  Prädikat  regia  noch  metro- 
pol is  hat. 


Plinius  kennt  auch  Sabaei  Scenitae  in  dem  Lande  von  Ocelis  (bei 
Bäb  el-Mandeb).  Man  könnte  daraus  schliefsen,  dafs  sich  die  Herr- 
schaft des  Königs  von  Marib  bis  Ocelis  ausdehnte.  Es  ist  dieses 
nicht  wahrscheinlich,  denn  in  diesem  Falle  müfsten  ihnen  auch  die 
dazwischen  liegenden  Himyariten  unterworfen  gewesen  sein,  von 
denen  er  auf  die  Autorität  des  Aelius  Gallus  sagt:  numerosissimi 
Homeritae  et  Minaei.  Ich  glaube,  dafs  er  Sabaei  für  Südaraber  ge- 
braucht und  die  Sabaei  Scenitae  von  den  eigentlichen  Sabäern  zu 
unterscheiden  sind.  In  einer  andern  Stelle  nennt  er  die  Ilisanitae, 
welche  wohl  identisch  sind  mit  den  Elesari  des  Ptolemaeus  und  den 
el-Asch'ar  der  Araber  und  Herren  der  Küste  von  Ocelis  waren.  Aus 
dieser  Stelle  sehen  wir  wenigstens,  dafs  schon  zu  Plinius'  Zeit  die 
Elesari  bekannt  waren  und  von  dem  Sabäer  unterschieden  wurden. 

Plinius  hatte  viele  vortreffliche  Quellen  über  die  Geographie  von 
Arabien,  er  hat  sie  aber  auf  das  schändlichste  verballhornet.  Nach 
einer  Quelle  war  Mariaba  (in  Sillig's  Text  steht  hier  und  weiter 
unten  Mariva,  und  in  den  Varianten  Mariaba  und  Mariba.  Mariba 
ist  die  richtige  Leseart,  denn  er  sagt  „significat  dominos  omnium", 
eine  solche  Bedeutung  hat  nämlich  Marabba,  von  Rabb,  Herr)  die 
Hauptstadt  der  Calingii,  d.  h  der  Kahläniten.  Kahlän  ist  nach  den 
Arabern  ein  Sohn  des  Sabä,  von  dem  die  Einwohner  von  Märib  ab- 
stammten, während  Sabä  für  den  Vater  aller  Südaraber  gilt.  Man 
sieht,  dafs  schon  zur  Zeit  des  Plinius  die  Stammnamen  bald  eine 
engere,  bald  eine  weitere  Bedeutung  hatten,  denn  in  einer  andern 
Stelle  heifst  er  die  Einwohner  von  Märib  Sabaei. 


446 

Der  Seehandel  lag  darnieder;  die  Manufaktur  der  Ge- 
birgsbewüliner,  besonders  die  Gerbereien,  fristeten  ihre 
Existenz  noch  lange  Zeit.  Es  dehnte  sich  nun  das  an 
der  Meeresküste  entstandene  Reich  der  Himyariten  gegen 
Norden  hin  aus.  Auf  diese  Weise  ging  die  Kultur  und 
Macht  in  Südarabien  von  den  Schilfern  aul  die  Gebirgs- 
bewohner  über. 

Diese  Bemerkungen  scheinen  mir  die  älteste  Geschichte 
des  südlichen  Aral)iens  völlig  aufzuklären.  Die  Kultur-  und 
Machtentwickelung  wanderte  von  Osten  nach  Westen  und 
allmählig  ging  sie  von  den  Schiffern  der  Küste  zu  den 
Bergbewohnern  über.  Es  ist  ein  Punkt,  der  fernerer  Be- 
obachtungen bedarf,  aber  nach  dem  was  ich  von  der  Bau- 
art, der  Lebensweise  und  den  Sitten  der  Südaraber  weifs, 
ist,  das  Originelle  abgerechnet,  fast  gar  kein  Einflufs  vom 
Nilthale ,  aber  viel  vom  persischen  Meerbusen  her  darin 
wahniehnibar.  Die  Berichte  der  Römer  beziehen  sich  selbst- 
verständlich auf  eine  Zeit,  zu  der  sie  jene  Meere  besuchten 
und  Aden  zum  Emporium  Arabia  geworden  war;  dennoch 
—  denn  solche  Umgestaltungen  gehen  langsam  vor  sich  — 
scheinen  zur  Zeit  des  Plinius  Gaue  und  die  Seehäfen  an 
der  Mondsbucht  (Ghobb  alkamar)  von  den  Arabern  sehr 
besucht  gew  esen  zu  sein.  Die  westliche  Grenze  der  Monds- 
bucht ist  das  bei  den  Alten  so  berühmte  Promontorium 
Syagros  (Ras  P'artak),  und  am  östlichen  Ende  derselben 
liegen  Raysüb  und  «las  östliche  Tzofar  (zu  unterscheiden 
von   dem    izolär  der  nimyariten ). 

Wir  haben  soeben  gesehen,  dals  zur  Zeit  des  Ptole- 
niaeus  nördlich  von  dem  Tzofar  der  Himyariten  noch  zwei 
Hauj)tstädte  und  westlich  davon  eine  (Save)  war.  Ihr  Reich 
war  also  damals  noch  sehr  klein  und  entspricht  durchaus 
nicht  den  Berichten  ihrer  Sagengeschichte.  Später  stan- 
den allerdings  zwei  Könige  auf,  welche  mit  dem  Titel 
Tobba  au.sgezeichnet  wurden  und  welche  ihre  siegreichen 
Waffen  bis  Bahrayn  trugen  (Ihn  llischänj  S.  12).  Diese 
vorüliergehende    Eroberung   ist    das    einzige  Thatsächliche 


I 


447 

was  der  Sagengeschichte  zu  Grunde  liegt.  Zu  bemerken 
ist  noch  ,  dafs  unter  «len  Hiniyariten  das  .ludenthuni  Ein- 
gang fand. 

Die  Eroberungen  der  zwei  Tobba  s  sind  eine  ganz  natur- 
gemäfse  und  keineswegs  grofsartige  Erscheinung.  Durch 
<lie  Hiniyariten  ging  die  Hegemonie  von  Südarabien  zu 
nächst  von  den  Handelsstädten,  nachdem  die  Seefahrt  ihre 
frühere  Bedeutung  ganz  verloren  hatte,  auf  die  industriellen 
Bewolnier  des  südliclien  Sarät  iil>er.  Jemelu*  die  biduslrie 
und  der  Reichthum  des  Landes  sank,  desto  mehr  Bedeutung 
gewannen  die  halbnomadischen  und  die  nomadischen  Stämme. 
Die  letzteren  bilden  recht  eigentlich  das  Proletariat  der 
menschlichen  (Gesellschaft  und  tragen  nichts  zu  ihrer  Oeko- 
nomie  bei,  als  die  rohe  zerstörende  Gewalt.  Diese  haben 
nun  die  zwei  Tobba's  benutzt,  um  ihre  ehrgeizigen  Pläne 
durchzuführen.  Es  gehören  aber  grofse  Mittel,  eine  feste 
Hand  und  ein  ununterbrochenes  Vorwärtsgehen  dazu,  die 
zerstörenden  Kräfte  der  Nomaden  zusammenzuhalten  und 
zu  verwenden.  Sobald  die  von  der  bidustrie  gebotenen 
Mittel  erschöpft,  die  bidustrie  selbst  zerstört  und  das  natür- 
liche Ziel  der  Eroberungen  erreicht  war,  mufste  das 
Himyaritenreicli  in  sich  selbst  zerfallen,  denn  diese  letzte 
Anstrengung  war  wie  eine  Feuersbrunst. 

Den  ersten  empfindlichen  Stofs  erhielt  die  himyaritische 
Macht  durch  die  gewaltthätige  Besitznahme  der  Kinditen 
von  Hadhramawt.  Ungefähr  30000  waffenfähige  Kinditen 
wanderten  von  Bahrayn  aus  und  lielsen  sich  in  Oberha- 
dhramawt  nieder.  Caussin  de  Perceval  (Essai  sur  Thistoire 
des  Arabes  Bd.  II  S.  265)  versetzt  den  Anfang  der  kin- 
ditischen  Dynastie  zu  Dämiin  in  Hadhramawt  in  das  .Jahr 
460.  Die  himyaritischen  Niederlassungen  in  ünterhadhra- 
mawt,  namentlich  in  Schibäm,  beweisen  zwar,  dafs  die 
Himyariten  das  Land  erobert  hatten,  aber  sie  besafsen  es 
nicht  lange  und  wahrscheinlich  nie  ganz.  Caussin  de  Per- 
ceval  Bd.  I  S.  136  sagt:  Au  rapport  d'lbn  Khaldoun,  les 
Hadhrami,  pendant  toute  la  duree  de  la  puissance  himyarite. 


448 

avaient  ete  gouvernes  par  des  princes  particuliers,  tantöt 
vassaux,  tantot  independants  et  rivaux  des  rois  de  Himjar, 
quelquefois  maitres  de  Maieb  meme.  Er  giebt  dann  eine 
Liste  von   15  hadhramitiscben  Fürsten. 

Die  Kinditen  traten  mit  den  Himyariten  ffegen  die 
(,'adifiten,  welche,  wie  es  scheint,  vor  der  kinditischen  Ein- 
wanderune: Herren  von  Oberhadhraniawt  gewesen  waren, 
in  ein  F^ündnifs,  aber  nach  einiger  Zeit  beschränkten  sich 
die  neuen  Ansiedler  nicht  länger  aul  den  Besitz  von  Ober- 
hadhraniawt, sondern  sie  dehnten  sich  in  das  Stammland 
der  Himyariten  aus,  und  die  Sekäsik,  eine  Abtheilung  der 
Kinditen,  siedelte  sich  südlich  von  Taazz  an.  Auch  hier 
waren  sie  vielleicht  \  erblindete,  aber  gewils  nicht  ünter- 
thanen  der  Himyariten,  deren  Macht  sich  also  zu  Anfang 
des  sechsten  Jalirhunderts  auf  sehr  enge  Grenzen  be- 
schränkte. Die  Kinditen ,  wovon  einige  zum  Judenthum 
übergingen,  dehnten,  wie  gerade  vor  ihnen  die  zwei  Tobba's, 
ihre  Eroberungen  gegen  Norden  bis  Dumat  algandal  aus, 
aber  ihre  Macht  im  Nagd  war  von  sehr  kurzer  Dauer,  wie 
überhaupt  das  Terrain  und  der  Character  der  Bevölkerung 
eine  dauernde  Unterjochung  Arabiens  unmöglich  machen. 

Im  Jahre  525  machten  die  Abyssinier  dem  himyariti- 
schen  Reiche  ein  Ende  und  eroberten  Tan  ä.  (jregentius, 
Bischof  von  Tzofär,  predigte  mit  einigem  Erfolge  das 
rhristenthum.  Siebenzig  ,Iahre  später  llüchtete  sich  Sayf 
b.  Dzii-Yazan,  ein  hinjyaritischer  Prinz,  mit  seinem  Sohne 
Ma  diykarib  zuerst  nach  Konstantinopel,  dann  nach  Madäyin, 
um  Hülfe  gegen  die  Abyssinier  zu  erflehen  Er  starb  in 
Madäyin  (Ctesiphon),  aber  der  Perserkönig  bewilligte  sei- 
nen letzten  Wunsch  luid  schickte  unter  den)  Kommando 
des  Wahraz  eine  kleine  Armee  mit  Ma  diykarib  nach  Ya- 
man.  Sie  wurde  von  den  Arabern  unterstützt  und  die 
Abyssinier  wurden  geschlagen  und  mufsten  das  Land  ver- 
lassen. Die  Perser  sefzten  den  Ma  diykarib  als  König  ein, 
blieben  aber  im  Lande,  und  Wahraz  und  nach  ihm  Bädzän 
waren  persische   Resi«Jenten    in   Vaman,    wo    also   ungefähr 


I 


449 

dieselben  Einriclilun^eii  «^otrojTeii  wurden  Avie  in  Bahrayn 
(vergl.  oben   S.  375),  'On)un   und   11}  la 

Sohayly  S.  38  erzählt:  »Ma'diykarib  regierte  nur  vier 
Jahre.  Er  liatte  viele  Abyssinier  zu  Sklaven  geniacht  und 
sie  in  seinem  Dienste  behalten.  Diese  tötiteten  ihn  (un^-e- 
fähr  im  Jahre  601).  iSach  seinem  1  ode  löste  sich  das 
Königreich  von  Vaman  auf.  Die  Michläfe  (Distrikte)  mach- 
ten sich  unter  ihren  Makiuvil  unabhängig,  von  denen  kei- 
ner die  liotmäfsigkeit  des  andern  anerkannte.  Nur  Canä 
machte  eine  Ausnahme,  denn  dort  herrschten  die  Nach- 
kon)men  der  Perser,  bis  sich  die  Stadt  den  Moslimen  unter- 
warl."  Wir  finden  über  ganz  Yaman  eine  Anzahl  von  zum 
J'heil  sehr  festen  und  prachtvollen  Schlössern,  imd  es  scheint, 
dals  die  Stämme  und  jeder  Baron  des  Landes,  selbst  wenn 
das  ganze  Land  unter  einem  König  stand,  einen  grofsen 
Grad  von  Unabhängigkeit  genossen  haben. 

Zur  Zeit  des  Mohammad  war  es  für  Yaman  in  seiner 
Zerfahrenheit  geradezu  ein  Glück,  dals  im  Islam  eine  Macht 
erstanden  war,  welche  die  Fähigkeit  hatte,  es  in  sich  auf- 
zunehmen; denn  seine  Freiheit  war  Anarchie  und  Fehde 
zwischen  Stamm  und  Stamm,  Michläf  ( Distrikt,  deren  es 
siebenzig  gab)  und  Michläf  Zor'a,  ein  Nachkomme  des 
oben  erwähnten  Sayf,  welcher  «lie  Perser  zu  Hilfe  gerufen 
hatte,  war  wie  es  scheint,  noch  im  Besitze  des  Thaies 
Yazan,  des  Stammlandes  der  Familie,  imd  er  nebst  einigen 
ihm  verwandten  Baronen  ' )  hofften  mit  Hilfe  der  iMoslime 
ihre  Macht  zu  erweitern,  ja  Zor'a  mag  geträumt  haben 
wie  Ma'diykarib  ein  Vasallenreich  zu  gründen.  Er  sandte 
also ,  sobald  er  das  Resultat  des  Feldzuges  nach  Tabük 
vernommen  hatte,  in  seinem  und  im  Namen  seiner  V  ettern 
den  Ivaliilwier  Malik  b.  Morra  an  den  Propheten  um  ihm 
ihre  Unterwürfigkeit  anzuzeigen  ujid  dafür  möglichst  gute 
Bedingungen  zu  eruirken  ').     Mohammad  machte  ihm  einige 


')   Nicht  alle  llimyariten  bekehrtpii  sich  so  früh  uiul  bereitwillig. 
Weder  Sayf  noch  Ma'diykarib,  lioch  Zor'a  waren   die  Repräseiitaiiteu 
ni.  29 


450 

mündliche  Versprechen    und    schickte    Ibigendes   Schreiben 
an  ilni  und  seine  Genossen: 

»Von  Mohammad,  dem  Gottgesandten,  an  Härith  b. 
'Abd  Koläl,  Schorayg  b.  Abd  Koläl,  INo'aym  b.  'Abd  Koläl, 
Zora,  Herren  von  ^  azan,  und  Nomän,  dem  Kayl  (Fürsten) 
von  Dzü-Ko'avn,  von  Ma  älir  und  von  Hamdän  (d.  h.  der 
Maäfiriten  und  Hamdäniten?).  Ich  preise  für  eucl)  Allah, 
aufser  dem  es  keinen  Gott  giebt.  Euer  Bote  hat  uns  zu 
Madvna,  gerade  nach  unsrer  llückkehr  aus  dem  Römer- 
lande (Tabük),  getroffen,  und  hat  uns  eure  Botschaft  aus- 
gerichtet, über  die  Vorgänge  bei  euch  Aufschlüsse  gegeben 
und  uns  euern  Cebertritt  zum  Islam  Avie  auch  eure  Ver- 
folgung der  Ungläubigen  verkündet.  Gott  hat  euch  wahr- 
lich seine  Leitung  angedeihen  lassen.  Wenn  ihr  nun  recht- 
schaffen seid,  Gott  und  seinem  Boten  gehorchet,  den  Got- 
tesdienst aufrecht  erhaltet,  das  Almosen  entrichtet,  von  der 
Heute  das  Fünftel  abliefert,  wie  auch  den  Antheil  des  Pro- 
pheten, und  das  was  er  davon  ausliest  abgebet,  und  wenn 
ihr  die  von  Gott  vorgeschriebene  Almosensteuer,  nänilich 
von  Feldern,  welche  durch  Quellen  oder  Regen  bewässert 
werden,  den  Zehenlen  des  Frtrages,  mid  von  solchen, 
welche  künstlich  mittelst  Schöpfeimer  bewässert  werden, 
die  Hälfte  des  Zehenten,  und  von  Kameelen  (hier  werden 
die  l)ereits  bekannten  ßestinimungen  aulgezählt  und  dann 
beigefügt):  Dieses  ist  die  von  Gott  den  Gläubigen  aufer- 
legte  IMlicht,  wer  mehr  giebt,  dem  gereicht  es  zum  Heil. 


der  köiiigliclieii  Kuiiiilic  Dir  b^auiilie  Dzü-Yazaii  war  vielmehr 
eine  jüngere  Linie.  Der  direkte  Abkömmling  des  letzten  Tobba' 
war  Dzü-lkola  b.  Näkur  b.  Ilabyb  b.  Mälik  b.  Ilassan  b.  (?)  Tobba'. 
Seine  Frau  Dborayba  war  eine  Tochter  des  abyssinischen  Gouver- 
neurs .\braha  b.  (,'abiih.  Dzü-lkolä'  sowohl  als  Dzü  'Amr  wider- 
strebten dem  Beitritte  zum  Isljim ,  bis  Mohammad  den  Bagyliten 
Garyr  zu  ihnen  sandte.  Da  sie  keine  andisre  Wahl  hatten,  be- 
kehrten sie  sich,  und  Garyr  war  noch  an  ihrem  Hofe  als  der 
Prophet  starb;  auf  die  Nachriciit  von  seinem  Tode  eilte  Garyr  nach 
Madyna  zurück. 


451 

Wenn  ihr  allen  diesen  01)lii'i;(Milieiten  naclikon)nit,  den  Tsläm 
offen  bekennt,  uml  die  (däuljii>,en  im  Kample  gegen  die 
lJngläul)igen  unteistützel,  geliörl  iln*  zu  <]en  (däubigen  und 
geniefst  dieselben  Rechte  und  Pflichten  ^vie  die  (j laubigen 
und  erfreuet  euch  des  Schutzes  (lottes  und  seines  Boten. 
Wer  von  den  Juden  oder  Christen  sich  bekehrt,  gehört  zu 
den.  (iläubigen  und  hat  dieselben  Kechte  und  Pflichten  uie 
die  Gläubigen.  Wer  af)er  bei  dem  Judenthume  oder  Chri- 
stenthume  verharrt,  mufs  die  I\oplsteuer  entrichten:  nämlich 
jede  erwachsene  Person,  Mann,  Frau,  Sklaven  und  Freie, 
einen  vollgewichtigen  Dynär,  oder  er  nmfs  den  Werth 
eines  Dynär's  in  ma  älirifischen  Kleidungsstücken  liefern  '). 
Wer  diese  Abgaben  entrichtet,  geniefst  den  Schutz  Gottes 
und  seines  iJoten,  wer  sie  verweigert,  der  ist  ein  Peind 
Gottes  und   seines   Boten. 

Der  Bote  Gottes,  Mohammad  der  Prophet,  entbietet 
dem  Zor  a  von  Yazan  :  Wenn  meine  Kommissarien  zu  euch 
kommen,  behandelt  sie  gut;  es  sind:  Moädz,  der  Sohn  des 
Gabal,  Abd  Allah,  der  Sohn  des  Zayd;  Malik,  der  JSohn 
des  Übäda;  'Okba,  der  Sohn  des  Namr,  und  Mälik  b.  Morra 
nebst  Gefolge.  Bringet  die  Armensteuer  und  die  Kopf- 
steuer von  allen  euren  Provinzen  zusammen  und  gebet  sie 
meinen  Kommissarien,  an  deren  Spitze  Moädz,  der  Solm 
des  Gabal,  steht.     Er  soll   befriedigt  zurückkehren. 

Der  Rahäwier  Mälik,  ein  Sohn  des  Morra,  hat  mir 
gesagt,  dals  du,  o  Zora,  einer  der  ersten  der  Him^ariten 
warst,  welche  zum  Islam  übergetreten  und  dafs  du  die 
ünirläubijjen  üetödtet  hast.  Sei  frohen  Muthes!  Ich  em- 
pfehle  dir  die  Himyariten.  Seid  nicht  hinterlistig,  noch 
verrätherisch  gegen  einander!  Gott  ist  der  Beschützer  der 
Reichen  und  Armen  von  euch.  Die  Armensteuer  darf  nicht 
von  Alohammad  noch  von  seiner  Familie  verzehrt  wer- 
den,   sondern    sie    ist    ein  Almosen    für  den  Unterhalt   der 


')    Vergl.  Abu  Dawud  Bd.  2  S.  74. 


29* 


452 

armen  Moslime  iin(3  der  Obdachlosen.  Malik  hat  die 
Botschaft  frut  ansgerichtet  und  er  hült  reinen  Mund;  ich 
empfehle  ihn  euch  desweoen  bestens.  Icli  habe  euch  aus 
meinen  Leuten  rechtschaffene  rehgiöse  Männer  geschickt, 
welche  sich  durch  ihre  Kenntnifs  (des  Koran)  auszeichnen. 
Auch  diese  empfehle  ich  euch  bestens  und  es  ist  mein 
Wille,  dafs  sie  gut  behandelt  werdeii.  Heil  Euch!  und 
die  Gnade  und  der  Segen  Gottes.« 

Zor  a  unternahm  sogleich  Streifzüge  gegen  die  benach- 
barten Stämme,  zwang  sie,  dem  Islam  beizutreten  luid  die 
Aimosensteuer  zu  entrichten.  Der  Eifer  neubekehrter  liäupt- 
länge,  wenn  nicht  für  die  Verbreitung  des  Islam,  doch  für 
die  Hebung  ihrer  IMacht  und  Erwerbung  von  Beute,  machte 
auch  in   Vaman  die  neue   Religion  unwiderstehlich. 

(,'anä,  die  damalige  Hauptstadt  von  Vaman,  war,  wie 
wir  soeben  gesehen  haben,  noch  in  den  Händen  der  Nach- 
kommen der  persischen  Eroberer,  an  «leren  Sftitze  Badzän 
stand.  Den  meisten  Nachrichten  zufolge  hat  sich  Hädzän 
schon  im  Jahre  628  bekehrt  (vergl.  S.  264).  Dieses  er- 
scheint mir  unwahrscheinlich  und  ich  glaube,  dafs  der 
liebertritt  der  Perser  in  Tan'ä  in  diese  Zeit  falle.  Mo- 
hammad hat  den  Badzän  nicht  nur  in  seiner  Stelle  be- 
stätifft,  sondern  er  ordnete  ihm  alle  Fürsten  von  ^  aman 
unter  und  machte  sie  zu  seinen  Vasallen  ').  Der  zu  Zora 
und  andern  himyaritschen  Fürsten  geschickte  Moädz  b. 
Gabal  war  auch  für  den  Hof  des  Hädzän  als  Hevollmäch- 
tigter  accreditirt,  und   wenn   er  auch  mir   »Religionslehrer« 

')  So  behauptet  Tabary,  odit.  Kosegarten  Bd.  1  S.  Ö2.  Die 
Angaben  der  Biograplien  und  die  Documente  scheinen  mir  den 
Schlufs  zu  berechtigen,  dafs  Zora  und  andere  Fürsten  und  Statt- 
balter  unmittelbar  unter  Molianiniad  und  nicht  unter  Badzän  standen. 
Ich  bin  voUkoniraen  überzeugt,  dafs  sich  die  Herrschaft  des  Badzän 
nie  über  die  gröfseren  Stämme  wie  die  Balhärith  b.  Kab,  noch  über 
die  Nagräniten  ausdehnte.  Vielleicht  erkannte  ihm  Mohammad  einen 
Titel  zu,  welcher  die  Flerrschaft  von  ganz  Yaman  andeutete;  das 
war  aber  nur  ein  Titel. 


453 

geheifsen  wurde,  übte  er  «locli  unji;ef;iltr  dieselbe  Controle 
über  die  Fürsten,  wie  die  engliselien  und  liolländischen  Re- 
sidenten in  Indien  über  die  \  asallenstaaten. 

Muhammad  hätte  keinen  a-eeig-neteren  Mann  für  diesen 
wichtigen  l^osten  finden  können  als  den  Moädz.  Er  war 
noch  nicht  dreilsig  Jahre  alt,  hatte  eine  weilse  CJesiclits- 
larbe,  eine  schlanke  Figur,  war  elegant  in  seiner  Kleidung 
und  bestrich  die  Augenlider  mit  Stibium.  Fr  besafs  viel 
Geist  und  Thatkralt,  war  ta|)l"er  und  entschlossen,  folgte 
seinem  eigenen  Urtheile,  wai-  einer  von  den  vier  Männern, 
welche  am  meisten  üirenbarungen  des  Mohammad  gesam- 
melt und  auswendi":  o-eJernt  hatten.  Dabei  war  er  ver- 
schwenderisch,  und  als  er  Madjna  verliels,  tief  in  Schulden. 
Aul  seinem  neuen  Posten  nahm  er  von  den  yamanischen 
Fürsten  ganz  offen  Geschenke  an')  und  entlernte  sich  weiter 
von  der  bigotten  Engherzigkeit,  welche  in  seiner  Stellung 
nur  hätte  schaden  können,  als  man  von  einem  Stellvertreter 
des  Propheten  hätte  erwarten  sollen.  Mo  ädz  reiste  von  einem 
Orte  zum  andern,  doch  sein  Hauptquartier  war  Gannad,  wel- 
ches östlich  vom  niodernen  Ta'azz  gelegen  ist. 

Die  mächtigeren  Gemeinden  und  Stämme  zeigten  unge- 
achtet der  'I'hätigkeit  des  Zora  keine  Neigung,  sich  zur 
neuen  Religion  zu  bekehren,  noch  sich  dem  Bädzän  zu  nnter- 
Averfen.  Mohammad  sandte  daher  den  Chälid  b.  Walyd, 
welcher  während  des  Feldzuges  nach  Tabük  Dumat  al- 
gandal  erobert  hatte,  mit  einer  kleinen  aber  verwegenen 
Anzahl  von  Reitern,  um  ihre  Dörfer  auszurauben  und  sie 
zu  unterwerfen.  Ich,  erzählt  Barä  b,  'Äzib,  war  einer  der 
Krieger,    welche  unter    seiner  Fahne  dienten.     Wir  waren 


')  Mohammad  sclirieb  an  Mo'ädz :  Ich  kenne  die  Schwierig- 
keiten, mit  denen  du  zu  kämpfen  hast,  ich  kenne  auch  den  Mann, 
der  dich  deines  Vermögens  beraubt  und  dich  in  Schulden  gebracht 
hat.  Es  ist  dir  erlaubt  Geschenke  anzunehmen,  und  wenn  dir 
Jemand  etwas  schenkt,  so  nimm  es  an.  (I^äba  unter  'Obayd  b. 
Qachr). 


454 

sechs  Monate  im  Lande,  aber  unser  Bemühen  war  fruchtlos 
und  es  gelang  uns  nicht,  den  Islam  zu  verbreiten.  Der 
Prophet  sandte  nun  den  Alyy  mit  neuen  Truppen.  Die 
Armee  des  Chälid  uurde  aufgelöst  und  die  Krieger  er- 
hielten die  Weisung:  wenn  sie  Lust  hätten,  könnten  sie  sich 
unter  die  Fahne  des  Alyy  stellen.  Icli,  fährt  Barä  fort,  war 
einer  Derjenigen,  die  sich  dem  Alyy  anschlössen  und  in 
Yaman  blieben.  Wenn  sich  nun  ein  Stamm  uns  gegenüber 
in  Schlachtordnung  aufstellte,  so  bildete  'Alyy  aus  seinen 
Truppen  Kine  Reihe  und  verrichtete  mit  ihnen  das  Gebet, 
dann  trat  er  hervor  und  las  den  Feinden  die  Aufforderung 
des  Propheten  vor,  das  Glaubensbekenntnifs  abzulegen. 
Es  gelang  ihm  auf  diese  Art,  alle  Stämme  zu  bekehren. 
Er  meldete  dem  Gottgesandten  seinen  Erfolg  und  dieser  fiel 
beim  Empfange  des  Briefes  betend  auf  die  Erde,  dann 
erhob  er  das  Haupt  und  sprach:  Heil  sei  den  Hamdän- 
stämmen!  Heil  sei  den  Hamdänstämmen! 

Einige  Zeit  nach  seiner  Rückkunft  von  Tabuk  em- 
pfing Mohammad  eine  glänzende  Deputation  der  Hamdän- 
iten ')   von  dreihundert  (!)  Mitgliedern. 


')  Nach  einer  Tradition  hat  sich  'Abd  Allah  b.  Kays  b.  0mm 
Ghazzäl  vom  hamdäiiitischen  Stamme  Arhab  schon  vor  der  Higra 
zum  Islam  bekehrt.  Er  fand  es  aber  nöthig  seinen  Glauben  zu 
verbergen  und  wurde  vom  Zobayditen  Dzobäb  ermordet.  Der  Stamm 
Arhab  übte  dann  an  Dzobab  die  Blutrache. 

Nach  einer  andern  Tradition  kam  Kays  b.  Mälik  b.  Sa'd  b. 
Mälik  b.  Läy  nach  Makka  zum  Propheten  und  sagte:  Ich  wünsche 
das  Glaubensbekenntnifs  abzulegen  und  dich  zu  unterstützen.  Er 
schickte  ihn  zu  seinem  Stamm  zurück  um  denselben  zu  bekehren,  mit 
dem  Versprechen,  wenn  es  ihm  gelänge,  mit  ihm  zu  den  Hamdäniten 
zu  gelien.  Sein  Bemühen  war  mit  Erfolg  gekrönt:  die  Hamdäniten 
badeten  in  dem  See  von  Mahüra  und  wandten  sich  gegen  die  Kibla. 
Kays  eilte  nun  zum  Propheten,  um  ihm  ihren  Uebertritt  anzuzeigen; 
der  Prophet  berührte  seine  Locke  und  übergab  ihm  eine  Urkunde, 
in  der  er  ihn  zum  Statthalter  über  die  Hamdäniten,  nämlich  über 
die  Ahinür  (d.  h.  die  Stämme  oder  AI  von  Kidm,  Dzü-Morrän,  Üzü- 
La'wa  und  Dzü-Hamdan)  und  über  die  Gharbier  (d.  h.  die  Stämme 


455 


Zur  Zeit  des  Mohammad  hiefs  sich  die  Mehrzahl  der 
Stämme  von  ^'aman  Hamdäniteti.  hi  Städten  \\\e  ('an  ä 
ist  die  Bevölkerung-  «gemischt  und  die  Stannnverwandt- 
schalt  tritt  in  den  Hintergrund;  aber  in  Dörfern  und  noch 
mehr  in  der  Wüste  uird  greises  Gewicht  darauf  i^elegt, 
und  wenn  ein  Stamm  mächtig  ^vird,  so  zählen  sich  andere 
minder  mächtige  zu  seinen  \  eruandten.  Aul  diese  Weise 
sind  in  neuerer  Zeit  die  zahllosen  'Aneze-,  Schammar- 
und  'Asyrstämme  entstanden.  Die  Hamdäniten  scheinen 
ursprünglich  ein  (lebirgsvolk  gewesen  zu  sein.  Die  mei- 
sten wohnten  in  Dörfern,  einige  jedoch  trieben  sich  in  den 
daran  grenzenden  Steppen  herum.  Ihr  Mittelpunkt  war  ur- 
sprünglich der  Berg  Schibäm,  eine  Tagereise  von  ('an  ä.    Er 


Arhab,  Nihni ,  Schäkir,  Wädi'a,  Qarbyya,  üalan  und  Dachä)  und 
über  die  gemischte  Bevölkerung  und  Schützlinge  ernannte.  Sie  sollen 
ihm  gehorchen  und  unteilhänig  sein.  Sie  geniefsen  dafür,  so  lange  sie 
den  Gottesdienst  aufrecht  erhalten  und  das  Almosen  entrichten,  den 
Schutz  Gottes  und  des  Propheten.  Zu  seinem  Unterhalt  wies  er 
ihm  300  F'ark  an,  nämlich  vom  Chaywän  200  Fark  Rosinen  und 
einen  Schatran  Durra  (ßüschelmais)  und  vom  Omrän  algorf  (d.  h. 
den  bebauten  Theiien  des  Oberlandes)  100  Fark  Weizen. 

Diese  Tradition  und  Urkunde  erhielt  Ibn  Kalby  vom  Moslim 
b.  Kays  b.  Amr  b.  Mälik  b.  Läy,  also  einem  Verwandten  des  obigen 
Kays.  Sie  ist  eine  alberne  Erfindung;  denn  erstens  aus  dem  Ver- 
sprechen des  Mohammad,  „er  wolle  mit  Kays  zu  den  Hamdäniten 
gehen",  ersehen  wir,  dafs  die  Erfinder  die  Bekehrung  vor  die  Higra 
versetzen,  wir  wissen  aber  wohl,  dafs  Mohammad  damals  noch 
nicht  über  die  Revenuen  der  Städte  disponiren  konnte;  zweitens- 
selbst  auf  der  Höhe  seiner  Macht  hat  er  solche  Unterhaltsanweisun- 
gen blofs  auf  mit  Waffengewalt  unterworfene  andersgläubige  Orte 
gegeben. 

Die  Deputation  kann  frühestens  im  März  631  in  Madyna  ein- 
getroffen sein,  denn  es  ist  ziemlich  sicher,  dafs  weder  Chälid  noch 
'Alyy  vor  dem  Tabükfeldzuge  nach  Yaman  marschirten.  Chälid 
machte  diesen  Feldzug  mit  und  eroberte  Duma;  'Alyy  blieb  wäh- 
rend desselben  in  Madyna.  Also  erst  nach  der  Rückkehr  des  Mo- 
hammad bekriegte  Chälid  sechs  Monate  lang  die  Hamdäniten. 


456 

ist  hoch  und  am  Fiifse  so  steil  und  felsig,  dafs  nur  ein  Weg 
hinaiilT(ihrt.  Aul  den  Schultern  der  Felsen  sind  Iruchtbare 
Flächen,  welche  mit  Feldern  inid  Dörlern  bedeckt  sind. 
Einst  wurden  die  Hamdäniten  hart  bedrängt,  zogen  sich 
auf  diesen  Berg  zurück  und  leisteten  ihren  Feinden  erfolg- 
reichen Widerstand  (Kitab  alaghäniy  Bd.  1  S.  248).  Wahr- 
scheinlich erst  nach  diesem  Ereignisse  dehnte  sich  der 
JSame  Hamdäniten  über  die  nördlich  davon  gelegenen  Ge- 
birgsstämme  aus,  so  dafs  Chaywän,  drei  oder  vier  Tage- 
reisen nördlich  von  Fanä,  als  ihr  Mittel[»unkt  angesehen 
werden  kann;  sie  dehnten  sich  aber  weit  über  Chajwan, 
fast  bis  Täyif  aus.  Auch  mehrere  Stänune  der  Wüste  be- 
kannten sich   als  ihre  Verwandten. 

Die  Abgeordneten  der  im  (Jebirnre  wohnenden  Haujdän- 
iten,  von  welchen  hier  die  ivede  ist,  trugen  zugeschnittene, 
genähte  Kleider  aus  Hibara  und  eingelalst  mit  Atlas  '). 
Auf  dem  Kopfe  hatten  sie  Turbane  von  'Aden;  sie  ritten 
mahrische  und  arhabische  Kameele.  Mohammad  gab  ihnen 
den  Aullrag  Raubzüge  gegen  die  Einwohner  von  Täyif 
zu  unternehmen.  Sie  kamen  diesem  IJelehl  auf  das  bereit- 
willigste nach.  Die  Täyiliten  konnten  nicht  ein  Stück  Vieh 
aus  der  Stadt  treiben,  oline  dafs  es  von  ihren  Nachbarn 
weggenonniien  wurde.  Dadurch  wurden  sie  endlich  ge- 
zwungen   zu    kapituliren  -).     Der   IVophet   gab    den   Abge- 


')  Im  Original:  MokaUaat  alliiljara,  inokaffaf  bildybäg.  Das 
erste  Wort  bedeutet  „zugeschnitten",  ein  Kleid  mit  Fa9on,  im  Ge- 
gensatz von  einem  Shawl,  in  den  man  den  oberen  Theil  des  Kör- 
pers hüllt,  und  von  dem  Tuche  das  man  um  die  Lenden  windet 
(Nur  alnibräs  S.  1671). 

^)  An  der  Spitze  der  Deputation  der  Hamdäniten  standen 
Homra  und  Mälik  b.  Namat,  vveKher  nach  einigen  dem  Stamme 
Yäm,  und  nach  andern  dem  Stamme  Chärif  oder  Arliab  angehörte. 
Er  war  ein  Mann  von  poetischen  Talenten  und  wurde  von  Mo- 
hamnmd  zum  Statthalter  über  die  bekehrten  Hamdäniten  ernannt, 
llim  gebührt  das  Verdienst  die  Täyiliten  hinler  ihre  Mauern  zurück- 
getrieben zu  iiaben.     Ueber  den  Namen  des  Malik  b.  Namat  walten 


457 

ordneten  eine  ITrknnde,  in  welcher  er  ihnen  den  Besitz 
des  Michlales  (der  (ualschidt)  von  (Miaiil  und  Väni  garan- 
tiile.  Als  sie  zurückkehrten,  widersetzten  sich  ihnen  die 
Einwohner  von  liadhab  und  Cholal.  Ks  ist  ganz  gewifs,  dafs 
diese  Deputation  nicht  alle  haindänitischen  Stämme  vertrat. 

Dem  Faden  der  Erzälilung  des  Harä  folgend,  habe 
ich  die  l)ekeiirung  eines  Stammes,  welcher,  ehe  noch 
Chälid's  Armee  in  seine  Nähe  kam,  eine  Deputation  nach 
IVladvna  sandte,  übergangen. 

Im  ^November  630  kamen  zehn  Abgeordnete  vom  Ge- 
birgslande  C'hawlän  ')  in  Südarabien  nach  Madyna.  Der 
Wunsch,  sagten  sie,  dich  zu  loben  und  dir  zu  huldigen, 
hat  uns  die  Gefahren  und  Beschwerlichkeiten  der  Reise 
vergessen  machen.  Mohamnjad  antwortete:  Wer  mich  hier 
auf  Erden  besucht  wird  mir  auch  jenseits  nahe  und  unter 
meinem  Schutze  stehen,  und  für  jeden  Schritt  eurer  Ka- 
meele  werdet  ihr  eine  Wohlthat  Gottes  ernten.  Saget 
mir,  fuhr  er  fort,  ^vie  steht  es  mit  eurem  Götzen  'Amm 
Anasi^  Sie  erwiederten:  Freue  dich,  \vir  beten  jetzt,  seit- 
dem dir  die  Wahrheit  otfenbart  worden  ist,  Allah  statt 
seiner  an.  Nur  etwa  ein  alter  Mann,  oder  ein  altes  Weib, 
hängt  noch  au  dem  Götzen,  und  sobald  wir  zurückkehren, 
wollen  wir  ihn  zerstören*.  Wir  haben  ü'enuir  unter  dem 
Götzendienst  gelitten.  Während  wir  kaum  einen  Knochen  zu 
nagen  hatten,  schössen  wir  jeden  Heller,  den  wir  aufbringen 
konnten,  zusammen,  kauften  hundert  Rinder  und  oft  schlach- 
teten wir  sie  alle  an  einem  Morgen  dem  Götzen  zum  Opfer 
und  überliefsen  sie  wilden  Thieren  zum  Verzehren,  während 


Meinungsverschiedenheiten  ob,  was  den  Ihn  Hagar  bewog,  drei  Per- 
sonen daraus  zu  machen.  Nach  einigen  ist  seine  Genealogie  Mälik 
b.  Namat  b.  Kays  b.  Malik   b   Sa'd  b    Malik   b.  Läy. 

')  Es  giebt  zwei  Landschaften  Chawlan  in  Yaman.  Hier 
scheint  die  Gegend  westlich  von  C^da,  welche  zum  Unterschied 
Chawlan -dzü-Sohaym  genannt  wird,  zu  verstehen  zu  sein.  Nach 
den  Genealogen  waren  die  Chawläniten  ein  Madhigstamm. 


458 

wir  hungriger  \varen  als  die  wilden  Thiere.  Dann  reg- 
nete es  vielleicht  und  der  Graswiichs  in  unsern  schönen 
Thälern  war  so  üppig,  dafs  er  höher  war  als  ein  Mann. 
Wir  waren  thöricht  genug,  dies  der  twiade  des  'Amm  Anas 
zuzuschreiben  und  ihm  unser  Vieh  und  unsere  Saaten  zum 
Opfer  zu  bringen.  Den  besten  Theil  des  Ackers  weihten 
wir  dem  Amm  Anas  und  nannten  ihn  sein  Kigenthum.  Ein 
anderes  Gehege  setzten  wir  liir  Allah,  von  dem  wir  die 
sirmlichsten  Begriffe  hatten,  bei  Seite.  Wenn  der  Wind 
von  dem  Theil  Allah's  gegen  den  des  Götzen  Avehte,  so 
erhielt  der  Götze  alles.  Wenn  aber  der  Wind  die  ent- 
üreseniiesetzte  Richtung  nahm,  so  nahmen  wir  den  rheil 
des  Götzen  von  dem  Allah's  zurück.  Die  F^rnte  des  Allah 
wurde  verwendet  um  Reisende  und  Arme  zu  ernähren, 
aber  der  Antheil  des  Götzen  Avurde  den  Priestern  gegeben 
und  war  zu  ihrem  Unterhalt  und  zur  Erhaltung  der  Tempel 
und  zu  Festen  bestimmt  (Kor.  6,  1 17.  Vergl.  Bd.  II  S.  478). 
Wir  ])flegten  auch  unsere  Processe  den  Götzen  vorzutra- 
gen und  sie  gaben  Orakel  von  sich.  Der  Prophet  ant- 
wortete: Es  waren  Teufel,  welche  für  die  Götzen  redeten. 
Darauf  unterrichtete  er  sie  in  den  Pflichten  des  Islam. 
Ihr  müfst,  sagte  er,  Treue  bewahren,  eure  V^ersprechen 
halten,  anvertrautes  Gut  zurückstellen  und  jene  beschützen, 
denen  ihr  Schutz  schuldig  seid. 

Auch  sie  wohnten  in  dem  Hause  der  Ramla  während 
der  wenigen  Tage,  welche  sie  sich  in  Madyna  aufhielten. 
Sie  wurden  gut  bewirthet  und  als  sie  Abschied  nahmen, 
wurden  .ledern  12.'j  Unzen  Silber  als  Geschenk  überreicht. 
Nach  ihrer  Rückkehr  in  die  Ueimath  zerstörten  sie  den 
'Amm  Anas  noch  ehe  sie  ihre  Lastthiere  abluden.  Die  Na- 
men der  Deputirten  werden  nicht  genannt,  es  wird  aber 
eine  Urkunde  erwähnt,  in  \a elcher  Mohammad  dem  Für- 
sten Madi)karib  b.  Abraha  den  Besitz  aller  Ländereien, 
welche  er  zur  Zeit  seiner  Bekehrung  in  Chawiän  inne  hatte, 
zusichert. 


459 

Sad-Asclivra,  ein  in  den  (Jehirj^en  von  Yaman  wohn- 
hafter mä('hti*^er  Madhigsüinini ,  bekehrte  sieh  wahrschein- 
Hch  erst  in  Folge  der  kriegerischen  Demonstration  des 
*Alvy  zum  Islam.  Es  wird  aber  eine  Geschichte  erzälilt, 
welche,  wenn  sie  wahr  wäre,  beweisen  würde,  dals  Ozobäb, 
ein  Mitghed  dieses  Stammes,  einer  der  ersten  Anhänger 
des  Proplieten  war.  Ibn  Wakseha  war  der  Priester  des 
Uötzen  Farrädh  mid  es  besuchte  ihn  ein  Ray  ((»eist)  vom 
Ginnji-eschleclite,  welcher  ihm  die  Zukunft  mittheilte.  Kines 
Tages  kam  Ibn  Wakseha  zu  seinem  Freund  Dzobäb  aus 
der  Familie  Anas -Allah  und  erzählte  ihm  eine  von  seinem 
Kay  erhaltene  IMittheilunu;  in  folijenden  Worten :  Höre,  o 
Dzobab,  denn  Wunderbares  ich  zu  berichten  hab',  nämlich 
wie  Gott  dem  Mohammad  das  Buch  gab.  Er  prediget  zu 
Makka,  aber  die  Einwoliner  wiesen  ihn  ab.  Dzobäb  fragte 
den  Seher  um  ferneren  Aufschlufs,  aber  er  wufste  weiter 
nichts  zu  berichten.  Bald  darauf  verbreitete  sich  jedoch 
das  Gerücht  von  dem  Auftreten  des  Mohammad  in  Makka. 
Dzobäb  zertrümmerte  das  Idol,  eilte  zum  Propheten  und 
lejjte  das  (ilaubensbekenntnifs  ab.  Ihm  werden  die  Verse 
(welche  wahrscheinlich  zu  dieser  Legende  Anlafs  gegeben 
haben)  zugeschrieben: 

»Ich  folgte  dem  Gottgesandten  als  er  die  Wahrheit 
verkündete.  Den  Götzen  Farrädh  in  Där-Hauän  habe  ich 
zerbrochen  und  bin  mit  solcher  Heftigkeit  zu  Werk  ge- 
gangen, dafs,  als  ich  ihn  yerüels,  er  aussah  als  wäre  er 
nie  dagewesen.« 

Abd  Allah,  ein  Sohn  des  Dzobäb,  focht  bei  (j^yn 
unter  der  Fahne  des  Alyy. 

Die  Gofiten  werden  von  den  meisten  Genealogen  als 
ein  Sa'd -Aschyrastamm  angesehen.  Zwei  Gofiten,  Kays 
und  Salima,  hatten  dieselbe  Mutter  und  begaben  sich  mit 
einander  nach  Madyna,  um  das  Glaubensbekenntnifs  abzu- 
lesen. Da  es  nach  der  Ansicht  ihres  Stammes  verboten 
war  das  Herz  der  Thiere  zu  essen,   mufsten  sie  sich  der 


460 

Probe  unterwerfen  und  ein  Herz  verzehren.  Sie  fügten 
sich  darin  mit  Zittern.  Mohanunad  liefs  dann  für  Kays 
folgendes  Dokument  ausfertigen:  »Von  Mohammad,  dem 
(jottgesandten,  an  Kays  h.  Salima.  Icli  ernenne  dich  zum 
Statthalter  über  jenen  Theil  der  Stämme  Morrän  und  ihre 
Klienten,  Harym  und  ihre  Clienten  und  Kiläb  '),  weiche  die 
(jlebete  verrichten   und  den   Zehenten   bezahlen.« 

Sie  erzählten  darauf  dem  tJottgesandten,  dafs  ihre 
Mutter  eine  sehr  mildthätige  Frau  gewesen  sei,  aber  ein 
Mädchen  geboren  und  es  lebendig  begraben  habe;  sie 
Iraj'ten  ihn  ob  sie  nach  ihrem  Tode  in's  l^aradies  einjfe- 
gangen  sei.  Mohanunad  hatte  sein  Gewerbe  nicht  in  Rom 
gelernt  und  wulste  nicht,  wie  vortheilhaft  es  sei  heilig  zu 
sprechen.  Er  erklärte  daher:  Sie  ist  in  der  Hölle.  Sie 
waren  darüber  sehr  aufgebracht  und  verliefsen  ihn.  Weil 
sie  sowohl  wegen  ihrer  Jvitterlichkeit  als  auch  wegen  ihrer 
poetisclien  Talente  bei  ihren  Stammgenossen  in  hohem 
Ansehn  standen,  so  lag  ihm  viel  daran  sie  zu  besänftigen; 
er  rief  ihnen  deshalb  nach,  dafs  dieses  auch  das  Loos  sei- 
ner eigenen  Mutter  sei;  doch  alles  war  umsonst.  Aul 
dem  Wege  begegneten  sie  einem  Mann,  der  Zehenlkameele 
nach  Madyna  trieb;  sie  grillen  ihn  an  und  nahmen  die  Ka 
meele  weg.  Darauf  sprach  Mohammad  einen  ebenso  feier- 
lichen Fluch  über  sie  aus,  wie  er  einst  über  Ri  la  "^)  Dzak- 
wän,  'Ogayya  und   die  Banu   liihyan  ausgesprochen  hat. 


')  Diese  Banri  Kilab  waren  eine  Conföderation,  bestehend  aus 
den  drei  Sa  d-'Aschvrastämmen  Zobayd  b.  Gaz  b.  Sa  d-'Aschyra, 
Zayd-Allah  b.  Sa'd-'Aschyra  und  'Ayidz-Aliah  b.  Sa'd-'Aschyra, 
ferner  aus  dem  Härith-Ka'bstamme  Qaläh.  Unter  Clienten  versteht 
man  die  in  Dörfern  oder  Städten  ansäfsigen  Araber,  welche  mit  No- 
maden verbunden  sind  und  von  diesen  geschützt  werden. 

^)  Unter  den  Urkunden  befindet  sich  dennoch  eine,  welche  zu 
Gunsten  eines  Ri  liten  ausgestellt  wurde:  »Schenkungsurkunde  zu 
Gunsten  des  Sa  yd  b.  Sofyän  Ri'ly.  Dieses  ist  es,  was  der  Bote 
Gottes  dem  Ri' liten  Sa  yd  b.  Sofyän  schenkt,  nämlich  die  Palmen 
und    das  Schlofs   von  Sowarkyya.     Niemand    soll    es   beanspruchen, 


461 

Es  gab  ührigens  andere  («o' fiten,  denen  es  besser 
Ernst  war  mit  dem  Islam.  So  erzählt  Chaytiiama  (f  um 
A.  H.  80),  dafs  sein  Grofsvater  Abu  Sabra  seine  zwei 
Söhne  dem  Propheten  vorstellte.  Als  dieser  hörte,  dafs 
einer  von  ihnen  (der  Vater  des  Chaythama)  'Azyz,  d.  h. 
der  Erhabene  heifse,  bemerkte  er:  Dieser  Name  kommt 
nur  Gott  zu,  und  nannte  ihn  Abd  al-Rahmän.  Der  Gotlge- 
sandte  gab  dem  Abu  Sabra  das  Wädiy  Gardan,  welches 
dem  Stamme  gehörte,  als  Lehen,  und  soll  ihm  eine  Wunde 
geheilt  haben,  indem  er  sie  mit  Wasser  besprengte. 

Gola\ha  und  Awdz  kamen  nebst  andern  Ghäfikiten  ^) 
nach  Madyna  und  leisten  das  Glaubcnsbekenntiiifs  ab;  der 
Prophet  versicherte  ihnen,  dafs  sie  dieselben  Pflichten  und 
Rechte  haben  sollen   wie  die  andern  Moslime. 

Es  sind  nun  alle  Gebirgsstämme  vom  eigentlichen 
^'aman,  sowohl  ansäfsige  als  wandernde,  aulgezählt  worden, 
deren  Bekehrunsrsgieschichte  uns  bekannt  ist;  wir  wenden 
uns  nach  Hadhramawt,  dessen  Bewohner  im  Alterthum  zu 
den  Handelsvölkern  gehörten,  seit  der  Euiwanderung  der 
Kinditen  aber  all  ihre  Bedeutuni::  verloren.  [)ie  Kinditen 
liefsen  sich  weit  von  der  Küste  nieder,  rivalisirten  mit  den 
Himyariten  und  liefen  diesen  am  Ende  den  \  orrang  ab, 
denn  die  Kinditen  sind  weder  von  den  Abyssiniern  noch 
von  den   Persern   unterjocht  worden. 

Zur  Zeit  des  Mohammad  regierte  Asch'ath  in  Dämün 
über  die  Kinditen  und  die  ihnen  zinspHichtigen  vStämme 
und  hatte  das  Recht  des  JMirbä'  (Viertels  der  Heute).  Doch 
manche  Barone  (Kavl)  des  Landes  waren  mächtiger  als 
er.     Einer  von  diesen,  Wäyil,  kam   nach  Madyna  um  dem 


und   wenn   es   Jemand    beansprucht,    sei    das    Recht   auf   Seite    des 
Sayd.     Geschrieben  von  Chälid  b.  Sa  yd." 

')  Die  Ghäfikiten  sind  ein  'Akkstaram.  Die  Akkiten  lebten 
am  westlichen  Abhango  der  Gebirge  zwischen  den  Hiniyariten  von 
Tzofär  und  den  Ghassäniten.  Sie  werden  schon  von  Ptoleraaeus 
unter  dem  Namen  Achchitae  (Variante:  Anchitae)  erwähnt  und 
waren  einst  ein  mächtiger  Stamm. 


462 

Propheteil  zu  huldigen.  Man  ha(te  daselbst  schon  lange 
er\^ artet,  dafs  er  sich  unterwerfen  ^verde,  und  als  er  er- 
schien, war  Mühaniniad  so  sehr  erfreut,  dafs  er  ihn  zu  sich 
auf  die  Kanzel  führte  und  den  (jiläubigen  vorstellte.  Wäyil 
bat  ihn  um  den  ferneren  Besitz  seiner  Länder  und  Moham- 
mad liefs  ihm  folgende  Trlvunde  ausfertigen:  »Von  Mo- 
hammad dem  Propheten  an  Wäyil,  Kayl  in  Hadhramawt. 
Du  hast  dich  zum  Islam  bekehrt  und  ich  gebe  dir  alles 
Land  und  alle  festen  Plätze  die  du  besafsest  unter  der  Be- 
dingung, dafs  von  zehn  (des  Ertrages)  eins  genommen 
werde  unler  der  Aufsicht  eines  gerechten  Mannes.  So 
Ianü;e  die  Kelijfioii  besteht  sollst  du  nicht  mit  ünji-erechtiu:- 
keit  behandelt  \\  erden.  Der  Projdiet  und  die  Gläubigen 
sind  dein   Beistand.« 

Um  «len  Lebern)u(h  «ler  früheren  Fürsten  dieses  Lan- 
des zu  schildern  lassen  die  Traditionisten  die  Nachkommen 
des  Wäyil  erzählen:  Mo'äwiya  erhielt  den  Auftrag  unsern 
Obherrn  nach  Hadhran)awt  zu  begleiten  und  ihn  in  seinen 
Lehen  einzusetzen.  Moäwiva  war  baarfuls,  und  da  seine 
Füfse  wund  waren,  bat  er  den  Wä>il,  ihm  ein  Paar  Schuhe 
zu  leihen.  Lr  aber  schlug  es  ihm  ab  mit  <len  Worten: 
»Wie  soll  ich  Schuhe  tragen,  welche  du  angehabt  hast!« 
Darauf  bat  er,  ihn  hinler  sich  auf  sein  Kameel  zu  nehmen. 
Wie,  antwortete  der  l'iirst,  kannst  du  so  vei messen  sein, 
mit  einem  Könige  auf  demselben  Kameel  sitzen  zu  wollen, 
es  sei  «lir  Ehre  genug,  in  den  Schatten  meines  Kameeies 
«rehen  zu  dürfen.  iMan  hat  in  dieser  albernen  Krzähluuü;  den 
Moäwiya  ')    zum   Konnnissarius    des  iMohanjujad    gemacht, 


')  Moliaintnad  dictiite  dem  MoTiwiya  auch  einen  Brief  an  die 
übrigen  niclit  niediatisirteu  Fürsten  (alakya!  al'abahila),  in  denj  er 
die  Regeln ,  welche  bei  der  Eintreibung  des  Zehenten  beobachtet 
werden  sollen,  festsetzte  und  es  ihnen  zur  Pflicht  machte  den  Mos- 
limen  in  ihren  Raubzügen  beizustehen. 

Für  die  Fan)ilie  Dzü  Mai-Jiab  in  Hadhramawt  liefs  er  eine  Ur- 
kunde ausstellen,  in  welcher  ihr   ihre  liesitzungen  garantirt  werden 


I 


4G3 

ueil  er  sich  später  zu  Dainasciis  auf  den  Chalyfenthron 
schwang'  un«l  Wäyil  es  sich  zur  grofsen  Ehre  rechnete, 
an   seinem   Hole   Zutritt  zu   haben. 

Asch'ath,  tler  kinditische  König,  beanspruchte  ein  Thal, 
weiches  Wäyil  als  sein  Eiii:enthuni  betrachtete.  Er  kam 
daher  mit  etlichen  zehn  Begleitern  ')  nach  Mailyna.  Seine 
und  seiner  Freunde  Augenlider  waren  mit  Kohl  (Stibium) 
schwarz  gefärbt,  auf  dem  Kopfe  trugen  sie  Kronen,  sie 
hatten  (lobbas  (Röcke)  an  von  Hibara,  d.h.  feinen  gestreiften 
Stoffen,  Avelche  mit  Quasten  (Torra)  geziert  waren  und  trugen 
Mäntel  von  Atlas,  worauf  CJoldblättchen  genäht  waren. 

Sie  wurden  dem  Propheten  in  der  Moschee  vorgestellt 
und  er  fragte  sie:  Seid  ihr  nicht  bereits  Moslime.'^  Sie 
antworteten:  Allerdings!  Wozu  dann,  fuhr  iMohammad  fort, 
diese  seidenen  Fransen  und  der  Atlas. ^  Sie  rissen  sich  den 
Schmuck  sogleich  vom  Leibe.  Als  sie  in  ihre  Heimath 
zurückkehrten  liefs  er  dem  Aschalh  12^,  und  seinen  Be- 
reitem   10   Fnzen   OJold   überreichen. 

Nach  dem  Tode  des  Propheten  versuchte  auch  Asch'ath 
seine  l  nabhängigkeit  wieder  zu  gewinnen.  Er  wurde  aber 
von  den  Truppen  des  Islam  gefangen  genommen  und  ge- 
bunden zu  Abu  Bakr  geführt.  Der  Chalyf  schenkte  ihm 
seine  Freiheit,  und,  um  ihn  an  die  biteressen  der  Regierung 
zu  fesseln,  gab  er  ihm  seine  Schwester  0mm  Farwa  zur 
Ehe.  Der  AufAvand  den  ein  Mann  bei  der  Hochzeit  macht, 
soll  dem  Adel  der  Familie  der  Braut  entsprechen.  Um  zu 
zeigen,  wie  hoch  er  die  F^hre  schätze,  der  Schw ager  des  Cha- 
lyfen  und  der  'Äyischa  zu  sein ,  ging  er  mit  gezogenem 
Schwert  auf  den  Viehmarkt,  schnitt  jedem  Kameel  das  er 


und  der  Beistand  der  Moslime  versprochen   wird.     Sie   scheint   sich 
grofse  Verdienste  um  den   Islam  erworben  zu  haben. 

')  Wäkidy  von  Zobry.  Nach  Ibn  Ishäk  waren  ihrer  80  und 
nach  andern  70.  Mit  Asch'ath  kamen  auch  Hamda,  Machüsch,  Misrah 
und  Abdha'a,  Söhne  des  Madiykarib  b.  Waly  a  und  Könige  (Ba- 
rone) von  Hadhramawt. 


4G4 

finden  konnte,  die  Acliillessehne  ah  und  lud  die  Einwohner 
von  Madvna  ein  die  Kameele  zu  schlachten  und  sich  ein 
Mahl  zu  bereiten.  Wenn  ich  in  meinem  eigenen  Lande 
wäre,  sagte  er,  Avürde  ich  euch  ein  anderes^ (lastmahl  vor- 
setzen. Die  Eigenthümer  der  Kameele  hat  er  zu  ihm  zu 
kommen,  um  den  Preis  zu  empfangen. 

AscKath  hihrte  seine  Stammgenossen  und  Trabanten 
in  den  Eroberungskriegen  an  und  focht  mit  grofser  Aus- 
zeichnung bei  Yarmiik,  Kädesiya,  Madäyift,  Cialülä  und  No- 
häwand.  Dann  mnclite  er  sich  in  Küfa  ansäfsig  und  starb 
daselbst  in   A.  11.  42. 

Die  To^ybiten,  ein  kinditischer  in  Ober-Hadhramawt 
wohnhafter  Stamu)  aus  der  Abtheilung  Sakün,  haben  sich 
unter  allen  Arabern  am  schönsten  gegen  Mohammad  be- 
nommen. Sie  sandten  dreizehn  Abgeordnete  an  ihn,  welche 
zugleich  den  Zehenten  überbrachten.  Ei-  sagte  ihnen,  sie 
möchten  denselben  unter  ihren  eigenen  Armen  vertheilen; 
sie  antworteten,  dafs  sie  für  jene  schon  gesorgt  hätten  und 
nur  den  l  eberschufs  an  ihn  abliefern,  («ewisse  Privilegien, 
um  welclie  sie  baten,  wur<len  ihnen  bereitwillig  gewährt 
und  eine  Urkunde  ausgestellt.  Auch  ertheilte  ihnen  der 
Prophet  den  nöthigen  Unterricht  in  dem  Koran  und  in  der 
Sunna.  Sie  blieben  nur  so  lange  in  Madyna,  als  nothwendig 
war,  denn  es  drängte  sie,  zu  den  Ihrigen  zurück  zu  eilen 
und  ihnen  die  frohe  Botschaft,  dafs  sie  den  tlottgesaudten 
mit  Augen  gesehen  haben,  n»itzutheilen.  Während  ihres 
Aufenthalts  wurden  sie  aid"  «las  Liberalste  bewirthet,  und 
bei  ihrer  Abreise  erhielten  sie  ein  grölseres  (ieschenk  als 
die  Abgeordneten  anderer  Stämme.  Die  Togyb  blieben 
auch,  als  ihre  Nachbarn  abfielen,  dem   Islam  treu. 

Als  den  Abgeordneten  die  (Jeschenke  verabreicht  wor- 
den waren,  fragte  der  Prophet,  ob  Alle  bedacht  seien.  Sie 
sagten,  der  jüngste  von  uns  ist  bei  den  Kameelen  und  dem 
(lepäck  und  hat  noch  nichts  erhalten.  Er  liefs  ihn  kom- 
men und  der  .Jüngling  sagte:  Du  hast  den  andern  alles 
gewährt    um    uas    sie    dich    gebeten    haben,    gewähre   nun 


465 

auch  meinen  Wunsch:  Bitte  Gott,  dals  er  mir  meine  Sün- 
den vergehe  und  dafs  er  Zufriedenlieit  in  mein  Herz  pflanze. 
Der  Pro|)het  erlüUte  seine  Bitte  und  «.;ah  ihm  dasseihe 
Geschenk,  das  die  (ihrigen  Ahgeordneten  erlialten  hatten. 
Sie  kehrten  in  ilir  l^and  zurück  und  im  loigenden  Jahre 
begegnete  Mohammad  einigen  Togyhiten  beim  Pilgerleste; 
er  erkundigte  sicli  nacli  dem  lietinden  des  Jünghngs  und 
sie  antworteten:  Wir  haben  nie  einen  Menschen  gesellen, 
noch  von  einem  gehört,  der  so  genügsam  und  mit  seinem 
I.oose  so  zuh'ieden  ist  wie  er;  wenn  die  Menschen  die  Weit 
unter  sich  vertheiiten,  so  würde  er  sich  nicht  darum  küm- 
mern. Der  Gottgesandte  sagte:  Gott  sei  gelobt.  Ich 
wünsche,  dafs  ich  und  er  gleich  leicht  sterben  mögen. 
Die  Habsucht  treibt  die  Menschen  über  Berg  und  Thal, 
und  oft  werden  sie  frühzeitig,  Avährend  sie  nach  irdischen 
Gütern  haschen,  hinweuoei-aHt.  Nach  dem  Tode  des  Pro- 
pheten  predigte  der  junge  Mensch  den  Islam  und  es  ge- 
lang ihm,  als  die  übrigen  Stämme  abfielen,  in  dem  seinigen 
den  wahren  Glauben  zu  bewahren,  wofür  ihm  auch  Abu 
Bakr  durch   Ziyä'd   b.  Labyd  danken  liels. 

Auch  einer  der  Abgeordneten  von  Yamäma  ist  von 
den  Traditionisten  zum  Meal  hommer  Enthaltsamkeit  ge- 
macht worden  und  seine  Geschichte  wird  fast  in  denselben 
Worten  erzählt. 

Die  Abgeordneten  der  ^'adafiten  ^),  etwas  mehr  als 
zehn  an  der  Zahl,  ritten  auf  Kameelen  und  hatten  Bein- 
kleider und  Mäntel  an.  Sie  begegneten  dem  Propheten 
zwischen  der  Kanzel  und  seiner  Wohnung,  und  setzten  sich 
nieder  ohne  Salami  zu  sagen.    Der  Prophet  fragte  sie:  Seid 


')  Die  Qadafiten  oder  Qadititen  lebten  schon  vor  der  Einwan- 
derung der  Kinditen  in  Oberhadhraraawt  und  widersetzten  sich  deren 
Besitznahme  des  Bodens,  wurden  aber  besiegt  und  konnten  nur  den 
unabhängigen  Besitz  von  einigen  Dörfern  und  einer  oder  zweier 
Städte  behaupten.  Ihre  Genealogie  lautet  Cadif  b.  Do'miy  b.  Ziyäd 
b.  Hadhraniawt. 

111.  30 


466 

ihr  Moslime?  Sie  antworteten:  Ja.  Er  sagte:  Warum  grüfset 
ihr  nidit  wie  die  Gläubigen?  Daraiil  erhoben  sie  sich  und 
sauien:  Friede  mit  dir!  Als  sie  sich  wieder  «esetzt  hatten, 
wünschten  sie  zu  wissen,  um  welche  vStunden  man  die  Ge- 
bete verrichten  soll;  der  Prophet  belehrte  sie  darüber. 

Unter  den  Nomaden  von  Südarabien  scheinen  die 
Bagyliten  die  ersten  gewesen  zu  sein  ,  welche  dem  Mo- 
hammad als  Propheten  huldigten ,  und  ihr  heldenmüthiger 
Führer  Garyr  zwang  auch  seine  Nachbarn,  sowohl  in  der 
Ebene,  als  im  Gebirge,  den  Islam  anzuerkennen.  Die  Bagyl- 
iten wohnten  ursprünglich  an  <ler  Meeresküste,  im  \  erlanl 
der  Zeit  wurden  sie  daraus  vertrieben  nahmen  von  Gazr 
bei  Tobäla  und  Taraba  Besitz  und  dehnten  sich  gegen  Osten 
bis  Nagrän  aus. 

Kays  b.  Gharaba  (oder  Ghazyya),  der  Schaych  eines 
Bagylastammes,  kam  mit  fünlhundert,  und  Haggäg  b.  Dzü- 
Tanok  kam  mit  zweihundert  Mann  nach  Madyna.  Sie 
schliefen  beim  Propheten  und  er  fragte  sie  um  den  Namen 
ihres  Stanunes.  Sie  antworteten:  wir  heifsen  Ahmas  Allah, 
d.  h.  die  Streiter  für  Gott.  Mohammad  erwiderte:  .letzt  ge- 
hört ihr  wirklich  dem  Allah  an.  Er  forderte  die  beiden 
Schayche  auf,  unter  den  Bagyliten,  zu  denen  der  Stamm 
Ahmas  Allah  gehörte,  den  Islam  zu  verbreiten;  um  ihren 
Predlirten  mehr  Nachdruck  zu  neben,  sandte  er  dreihundert 
Ancarer  und  Bcdouinen  mit  ihnen. 

Entweder  in  Folge  dieser  Mission,  oder  eine  knrze 
Z(;it  früher,  kam  (Jaryr,  der  schönste  und  ta[)ferste  Mann 
in  ^  an)an,  welchen  die  Moslime  mit  .lose[)h  von  Egypten 
verglichen,  zum  Propheten.  Er  wohnte  bei  dem  Bayadli- 
iten  Farwa,  und  als  ihm  Mohammad  die  Hand  zum  Iluldi- 
gnngseide  reichte,  sagte  er:  Bezengest  du,  dafs  es  aufser 
Allall  keinen  Gott  i'iel)t  und  dafs  ich  sein  Bote  bin?  Willst 
du  das  Gebet  verrichten,  das  Almosen  verabreichen,  wäh- 
rend des  Jvamadhan  fasten,  den  Moslimen  mit  Ratli  und 
That  beistehen  und  meinem  Vertreter  gehorchen,  selbst 
wenn   er    ein    abyssinischer  Sklave    ist?    (iaryr   antwortete 


467 

»Ja«  und  legte  den  Eid  ab.  Er  orzähte  dem  Propheten, 
dafs  unter  den  Hagyliten  in  allen  Betliäusern  und  Gelieji^en 
(Sägät)  der  Ruf"  zum  Gebet  erschalle  und  dafs  die  Be- 
douinen  ihre  Götzen  zerstört  hätten.  Der  Prophet  fragte: 
Existirt  der  Dzü-Chalaga  noch?  Der  steht  noch,  antwortete 
Garyr.  Dieses  war  ein  heidnischer  Tempel,  welcher  »die 
Ka'ba  von  ^agrän«  genannt  Avurde,  während  man  den  Tem- 
pel von  Makka  »die  nördliche  Ka  ha«  hiefs.  Aul  den  Wunsch 
des  Propheten  zog  er  mit  fünfhundert  Ahmasiern  dahin, 
zerstörte  den  Tempel,  verbrannte  den  Götzen  imd  tödtete 
die  Diener  desselben;  dann  kehrte  er  zu  Mohammad  zu- 
rück imd  erhielt  seinen  Segen  (Bochäry  S.  539  und  433). 
Weil  Garyr  ein  ausgezeichneter  Reiter  war,  hat  man  später 
zu  dieser  Tradition  den  Zusatz  gemacht,  dafs  er  ursprüng- 
lich ganz  unfähig  war  ein  Pferd  zu  besteigen,  und  diese 
Expedition,  obschon  seine  Begleiter  zu  Pferde  waren,  zu 
Fufs  machte.  Seine  Fertigkeit  im  Reiten  erhielt  er  durch 
den  Segen  des  Mohammad.  Garyr  konunandirte  in  den 
Eroberungskriegen  sämmtliche  Bagyliten,  welche  sich  be- 
sonders in  der  Schlacht  von  Kädesiya  auszeichneten.  Er 
und  seine  Leute  hatten  ihr  Hauptquartier  in  Küfa  und 
traten  in  den  Bürgerkriegen  auf  die  Seite  des  Alyy,  wel- 
cher ihn  als  Gesandten  an  Mo'a\%iya  schickte.  Später  zog 
er  sich  von  beiden  Parteien  zurück  und  verlebte  seine 
letzten  Tasre  in  Kirkesia,  wo  er  in  A.  H,  51  oder  54  ge- 
storben  ist. 

Die  Bewohner  des  Hochgebirges  sind  Azditen,  welche 
im  Unterschied  von  den  zahlreichen  andern  Stämmen  welche 
sich  Azditen  heifsen,  unter  dem  jNamen  Adz-Schanüa  bekannt 
sind.  Ungeachtet  ihrer  geschützten  Lage  fanden  auch  sie 
es  zweckmäfsig,  sich  zu  unterwerfen.  Es  kamen  zehn  Ab- 
geordnete, an  deren  Spitze  Cord  stand,  nach  Madyna  und 
stiegen  bei  Farwa  b.  Amr  ab.  Sie  wurden  mit  dem  gröfs- 
ten  Zuvorkommen  aufgenommen  und  blieben  daselbst  zelm 
Tage.  Mohammad  ernannte  den  Gord  zum  Amyr  jenes 
Theiles  seines  Stammes,  der  sich  zum  Islam  bekannte,  und 

30* 


468 

•rab  ihm  <len  Auftrao:,  Raubzlis-e  gegreii  die  benachbarten  noch 
niclit  bekehrten  yanianischen  Araber  zn  machen.  Gleich 
nach  seiner  Rückkehr  grilf  er  die  befestigte  Stadt  (lorasch 
an,  in  die  sich  aiicli  bei  seinem  Anmärsche  die  Chath'am- 
iten  zurückzogen.  Er  behigerte  sie  einen  Monat,  aber 
ohne  Aussiclit  sie  einnehmen  zu  können.  Kr  trieb  daher 
ihre  lleerden  lort  und  zog  sich  plötzhdi  auf  den  l)erg 
Schakr  (Kasciir.^)  zurück.  Die  belagerten  glaubten,  er 
habe  die  Fhicht  ergriffen  und  verfolgten  ihn.  Kr  aber 
wendete  sich  um  und  nahm  ihnen  zwanzig  Pferde  ab. 
Seine  Leute  bestiegen  die  IMerde  und  hieben  viele  Feinde 
nieder. 

Kinige  Tage  vor  diesem  Treflen  liatten  die  Belagerten 
zwei  Schayche  zum  Profdieten  gesandt,  um  günstige  Frie- 
densbedinjiimiren  zu  erwirken.  INach  ihrer  Rückkehr  in 
ihre  \  aterstadt  lielsen  die  LJoraschiten  dem  Mohammad  ihre 
Unterwürfigkeit  und  den  Uebertritt  zum  Islam  melden.  Der 
i*rojdiet  nahm  sie  gnädig  auf  und  gai)  ihnen  ein  kleines 
(Jebiet  um  die  Stadt  herum,  dessen  («renzen  durch  Marken 
l)ezeichnel  wurden  und  in  das  die  Bedouinen  nicht  ein- 
dringen durften.  Den  (>'ord  ernannte  er  zum  Statthalter  von 
(jiorasch  '). 


')  Wir  haben  zwei  ürkundeu,  welche  zu  Gunsten  von  Azditen 
ausgestellt  sind: 

^An  den  Azditen  Gonslda,  seinen  Stamm  und  ihre  Schützlinge: 
So  lange  sie  das  Gebet  verrichten,  das  Almosen  verabreichen,  Gott 
und  seinem  Boten  gehorchen,  das  Fünftel  Gottes  und  den  Antheil 
des  Propheten  von  der  Beute  abliefern,  sich  von  den  Ungläubigen 
fern  halten,  geniefsen  sie  den  Schutz  Gottes  und  Mohanimad's  des 
Sohnes  des    Abd  Allah.     Geschrieben  von  Obayy." 

„Der  Azdite  Chalid  b.  Dhimät  soll  im  Besitze  der  Ländereien 
bleiben,  welche  er  zur  Zeit  seiner  Bekehrung  inne  hatte,  unter  der 
Bedingung,  dafs  er  an  AHah,  welcher  keinen  Gefährten  hat,  glaubt, 
dafs  er  bezeugt  dafs  Mohammad  AUah's  Knecht  und  Bote  ist,  das 
Gebet  verrichtet,  das  Almosen  verabreicht,  den  Monat  Ramadhän 
fastet,  zum  Tempel  wallfahrtet,  keine  Neuerung  unterstützt,  nicht 
zweifelt,  (4ott  und  .seinem  Boten    mit  Rath  und  That  an  die  Iland 


469 

Die  übrigen riiath'ainit('n,uelc}tpn'Okl)a  vergebens  einen 
Hesueb  aligestallet  batle  (vergl.  S.  4ÜG),  leblen  zinn  Flieil 
im  Hocb<'ebirü;e,  zum  Tbeil  z\\isdien  den  Baityliten  in  (b^r 
östlich  davon  neles-enen  Ebene  bei  Tobäla  und  Taraba  l>is 
gegen  Ciorascli  bin.  Zu  Anfang  632  zerstörte  Ciaryr  ilu'en 
(lützen  Dzu  Chalaea  un<l  es  kamen  mehrere  chatb'amitische 
Häuptbnge,  darunter  Athatb  und  der  Hebl  und  Dichter  Anas 
b.  Modrik,  nach  Madyna  uu)  dem  Propheten  die  Huldigung 
des  Stammes  darzubringen.  Er  liefs  ihnen  folgende  Ur- 
kunde ausfertigen:  »Von  Mohammad,  dem  Boten  Cottes,  an 
die  Chath'am  (sie  \verden  nicht  F^anü  Chatl/am  geheifsen). 
Alle  Blutschuld  der  vormoslimischen  Zeit  ist  ausgelöscht. 
Wer  sich  von  euch  freiwillig  oder  unfreiwillig  bekehrt  hat 
und  Feld  besitzt,  welches  vom  Regen  oder  Thau  befeuchtet 
wird  und  auf  w elchem  Cucumern  oder  'Arär  wachsen,  deren 
Gedeihen  selbst  in  gewöhnlichen  nicht  durch  Trocken- 
heit ausgezeichneten  Jahren  prekär  ist,  soll  die  Früchte 
(steuerfrei)  geniefsen.  Von  durch  Bäche  bewässertem 
Land  hingegen  mufs  der  Zehente,  und  für  durch  Röhren  be- 
wässertes Land  die  Hälfte  des  Zehenten  bezahlt  werden. 
Zeuge:  Garyr.« 

Die  Bärikiten ,  ein  selbstständiger  Chath'am- Stamm, 
welche  ihre  Wohnsitze  am  Fufse  des  Gebirges  nördlich 
von  Gorasch  hatten,  sahen,  dafs  Widerstand  nutzlos  sei 
und  sandten  eine  Deputation  an  Mohammad ,  um  ihm  ihre 
Unterwürfigkeit  anzuzeigen.  Sie  erhielten  folgendes  Doku- 
ment von  ihm: 

»Von  Mohammad,  dem  Gottgesandten,  an  die  Bärik- 
iten.   ihr  Obst  soll   nicht  gepflückt  und  ihr  Land  soll  weder 


geht,  die  Freuade  Gottes  liebet,  seine  Feinde  verabscheut.  Moham- 
mad der  Prophet  übernimmt  die  Verpflichtung  ihn  und  seine  Habe 
gegen  alles  zu  vertheidigen,  wogegen  er  sich  selbst  vertheidiget. 
Wenn  Chalid  die  in  dieser  Urkunde  festgesetzten  Verpflichtungen 
erfüllt,  geniefst  er  den  Schutz  Gottes  und  des  Propheten.  Ge- 
schrieben von  Obayy." 


470 

im  Frühling  noch  im  Sommer  [wenn  in  den  Bergen  noch 
Gras  ist,  aber  nicht  in  den  Steppen]  ohne  ihre  Erlaiibnifs 
von  den  Nomaden  der  Steppen  abgeweidet  werden.  Sie 
sind  aber  verpflichtet,  Moshme,  welche,  weil  sie  von  einem 
Unglück  betroffen  sind  oder  ein  trockenes  Jahr  haben  [und 
wegen  Futtermangel  nicht  durch  die  Wüste  reisen  können] 
durch  ihr  Land  ziehen,  und  ihnen  drei  Tage  die  Rechte  der 
Gastfreundschaft  angedeihen  zu  lassen,  und  wenn  das  Obst 
reif  ist,  dürfen  Hauslose  (und  Fremde)  vom  Baum  so  viel 
als  sie  wollen,  ohne  jedoch  Obst  wegzutragen.  Zeugen:  essen 
Hodzayfa  b.  Yamän  und  Obayy  b.  Kab.« 

Die  Regel  ist  allgemein:  der  Hungrige  darf  Obst  vom 
Baum  pflücken  und  so  viel  essen  als  er  bedarf,  aber  keins 
forttragen,  noch  darf  er  von  dem  bereits  gepflückten  Obst 
essen.  Dem,  der  um  zehn  Dirheme  vom  gepflückten  Obst 
nimmt,  wird  die  Hand  abgehauen  (siehe  Mischkät,  engl. 
Uebers.  II  S.  66). 

Wir  kennen  nun  die  Unterwerfung  des  nördlichen 
(nicht  zum  eigentlichen  Yaman  gehörigen)  Theiles  des 
Gazr.  Weiter  gegen  Süden,  zwischen  JNagran  und  Märib, 
doch  westlich  von  der  geraden  Linie,  welche  diese  zwei 
Städte  verbindet,  ist  die  Senkung  des  Gazr  bedeutend 
tiefer  als  anderwärts,  und  die  Gegend  heifst  daher  Gawf, 
Höhlung.  Sie  wird  von  zwei  Bächen  des  Sarat  be- 
wässert und  enthält  einige  Dörfer  und  üppigere  Weiden, 
als  irgend  ein  anderer  Theil  des  Gazr.  Die  vorzüglichsten 
Einwohner  dieses  abgelegenen  Landstriches  sind  die  Muräd- 
iten.  Sie  waren  im  Kriege  mit  den  westlich  von  ihnen 
gelegenen  Ilamdaniten,  und  obschon  sie  unter  kinditischer 
Oberherrschaft  standen,  leisteten  ihnen  diese  doch  keinen 
Beistand,  und  sie  erlitten  eine  fürcli(erliclie  IViederlage.  Der 
murilditische  Häuptling  Farwa  war  delshaib  sehr  ungehalten 
gegen  die  Kinditen,  und  um  besseren  Schutz  für  seinen 
Stamm  zu  finden,  begab  er  sich  Anfang  G31,  also  wahr- 
scheinlich schon  vor  Garyr  und  den  Bagyliten,  nach  Ma- 
dyna    und    huldigte   dem    Propheten. 


471 

Er  wurde  auf  das  Zuvorkommendste  aufijenommen. 
Als  Zeichen  der  llochacljlung  schenkte  ihm  Mohammad 
sein  Kleid,  welches  aus  omanischem  BaumwollenstüH"  be- 
stand, und  aul'serdem  zwölf  Unzen  Silber  und  stellte  ihm 
während  seines  Aufenthalts  sein  eigenes  Karneel  zur  V^er- 
fügung.  Zugleich  ernannte  er  ihn  zum  Statthalter  über  alle 
Muräditen,  Zobayditen,  Madhigiten,  die  zum  Islam  über- 
treten würden  ').  Er  sandte  aber  einen  seiner  Gefährten, 
den  Chälid  b.  Sa'yd  b.  al-'Ac  mit  ihm  als  Zehenteinnehmer. 
Bei  seiner  Abreise  übergab  er  dem  Farwa  eine  l  rkunde, 
welche  seine  Anstelhm'j:  und  die  vorzüglichsten  IMlichten  des 
Jsläm  enthielt  und  trug  ihm  zugleich  auf,  den  Islam  zu  pve- 
digen.  Um  aber  seinen  Lehren  Eingang  zu  verschallen,  solle 
er  die  Häuptlinge  durch  Geschenke  und  Concessionen  ge- 
winnen, und  wenn  er  sähe,  dafs  die  Ungläubigen  nicht  auf 
ihrer  Huth  sind,  soll  er  sie  überfallen,  plündern  und  ge- 
fangen wegführen. 

Als  Farwa  in  seine  Heimath  zurückkam,  fand  er  einen 
bedeutenden  Anhang  auch  unter  den  benachbarten  Stäm- 
men. Aber  der  Häuptling  der  Muräditen,  Kays  b.  Makschnh, 
und  der  Fürst  der  Zobayditen,  Amr,  ein  Sohn  des  Madiy- 
karib,  wollten  sich  die  Herrschaft  nicht  ohne  Kampf  ent- 
reifsen  lassen.  Sie  waren  Blutsverwandte,  denn  die  IMutter 
des  Kays  war  eine  Schwester  des  'Amr,  und  vereinigten 
sich  gegen  die  jNeuerungen.    'Amr  war  als  der  wackerste 


')  Ein  Madzhigstamm,  die  Banü  'Ans  b.  Malik,  hat  sich  wie 
es  scheint  freiwillig  bekehrt.  Ein  'Ansite  (der  I^äba  zufolge  hiefs 
er  Raby'a  b.  Rawwa)  kam  nach  Madyna  und  machte  dem  Propheten 
seine  Aufwartung.  Dieser  war  gerade  beim  Abendessen  und  lud 
ihn  ein  mit  ihm  zu  speisen.  Nach  dem  Essen  fragte  er  ihn,  ob  er 
an  Gott  und  seinen  Boten  glaube?  Er  antwortete:  Ja,  ich  glaube; 
deine  Armeen  können  zwar  unser  Land  nicht  erreichen,  aber  es 
hat  mich  eine  innere  Stimme  hierher  gebracht.  Mohammad  bemerkte 
darauf:  Dieses  ist  der  Krieger  der  'Ansiten.  Nach  einigem  Auf- 
enthalte in  Madyna  kehrte  Raby'a  zu  seinem  Stamme  zurück,  starb 
aber  auf  dem  Wege. 


472 

Dpjren  iiml  als  o^uter  Poet  bekannt;  es  scliaarten  sieb  unter 
seiner  Fabne  Krieger  aus  der  ganzen  Umgebung  zusam- 
men. Mohammad  sandte  daher  eine  Armee  dem  Farwa 
zu  Hülfe,  welche  aus  zwei  Kolonnen  bestand.  Die  eine 
wurde  von  Chälid  b.  Sa'vd,  und  die  andere  vou  Alyy  }>e- 
fehligt.  Wenn  sich  beide  vereinigen,  soll  Alyy  das  Ober- 
kommando führen.  Sie  liatten  den  Befehl,  ehe  sie  die 
Dörfer  oder  Lager  überfallen,  einen  Kundschafter  auszu- 
senden um  zu  erfahren,  ob  der  Gebetausruf  darin  erschalle 
und  nur  im  widrigen  Falle  den  Angrift  auszuführen  '). 

Es  gelang  den  moslimischen  Truppen  ein  zobayditi- 
sches  Dorf  zu  überrumpeln  und  die  Einwohner  gefangen 
zu  nehnjen.      Antr  stellte  sich  ihnen  mit  seiner  Mannschaft 


')  Ihn  Sa'd  l'ol.  134  sagt,  dafs  Alyy  einen  oder  zwei  Feld- 
züge gegen  Yaman  unternommen  habe.  Dann  erzählt  er  wie  folgt: 
Im  Ragab  A.  H.  10  (Oct.  G31)  schickte  der  Bote  Gottes  den  'Alyy 
nach  Yaman.  Er  band  ihm  das  Liwä  an  den  Speer,  wand  ihm 
mit  eigener  Hand  den  Turban  um  die  Schläfe  und  sagte:  Marschire 
vorwärts,  ohne  dich  umzuwenden.  Wenn  du  in  das  feindliche  Ge- 
biet eindringst  fange  den  Kampf  nicht  an  ehe  du  angegriffen  wirst. 
'Alyy's  Armee  bestand  aus  dreihundert  Reitern.  Es  war  dieses  die 
erste  moslimische  Reiterei,  welche  das  Land  der  Madhigitcn  be- 
treten hat.  Er  zertheilte  sie  in  kleine  Corps  und  schickte  sie  nach 
verschiedenen  Gegenden,-  sie  kamen  mit  Beute  beladen  zurück, 
Frauen,  Kinder  und  Schaafheerden  vor  sich  hertreibend.  Alyy  ver- 
traut»; die  Beute  (weil  sie  in  Feindesland  nicht  vertheilt  werden 
durfte)  der  Obhut  des  Aslamiten  Borayda  b.  IIo(;ayb  an  und  rückte 
vorwärts.  Er  stiefs  auf  die  feindliche  Armee  und  forderte  sie  auf, 
das  Glaubensbekenntnifs  abzulegen.  Sein  Aufruf  wurde  mit  Steinen 
und  Pfeilen  erwidert.  Er  stellte  seine  Leute  in  Schlachtordnung, 
übergab  das  Liwä  dem  Solaymiten  Mas' üd  b.  Sanän  und  stürzte  an 
der  Spitze  seiner  Leute  auf  den  Feind.  Es  wurden  zwanzig  Un- 
gläubige erschlagen  und  die  übrigen  ergriffen  in  wilder  Verwirrung 
die  Flucht.  Statt  sie  zu  verfolgen  rief  er  sie  wieder  zum  Islam. 
Sie  beeilten  sich  das  Glaubensbekenntnifs  abzulegen,  und  einer  der 
Führer  leistete  nicht  nur  für  die  welche  zugegen  waren,  sondern 
auch  für  die  Abwesenden  den  Huldigungseid.  Darauf  schritt  Alyy 
zur  Vertheilung  der  Beute    und   kehrte  zum  Propheten  zurück,   den 


473 

enlij;ei^ei) ,  und  in  der  IToiTnunsj  die  Maclit  seines  Namens 
würde  die  Feijide  zurückschrecken,  forderte  er  die  niosli- 
niisclien  Fülirer  zum  Zweikampf.  Aber  Alvv,  der  in  so 
vielen  Zweikämpfen  die  Palme  errunj^en  hatte,  nahm  den 
Handschuh  auf.  Amr  fand  es  daher  für  gerathen  zu  unter- 
hamleln.  Sie  Sache  wurde  friedlich  beigelegt.  Die  («e- 
fangenen  erhielten  ihre  Freiheit  \u\(]  'Anw  begab  sich  nach 
Madvna,  um  das  Glaubensbekenntnifs  abzulegen.  Moham- 
mad war  aber  schon  todt  als  er  daselbst  ankam. 

'Amr  kehrte  nun  zu  den  Seinen  zurück,  wurde  ab- 
trünnig und  stellte  sich  an  die  Spitze  der  aufständischen 
Hamdaniten.  Nach  einigem  Kample  wurde  er  von  JMohägir 
b.  Omayya  gefangen  genommen  und  vor  Abu  Bakr  ge- 
schleppt. Er  kehrte  nun  zum  Isläni  zurück  und  zeichnete 
sich  in  den  Eroberungskriegen  durch  seine  Tapferkeit  aus. 
In  der  Schlacht  bei  Yarmuk,  erzählt  ^lalik  b. 'Abd  Allah 
Fhath'amy,  «"in  Augenzeuge,  übertraf  er  alle  andern  durch 
seine  Entschlossenheit.  Er  forderte  die  Feinde  zum  Zwei- 
kampf auf.  Es  stellte  sich  ein  Helote  füg)  und  er  erschlug 
ihn.  Zwei  andere,  die  sich  ihm  entgegenstellten,  hatten  das- 
selbe Loos.  Die  Feinde  ergriffen  nun  die  Fbicht  und  er  ver- 
folgte sie.  Er  hatte  aber  das  Fnglück  in  dieser  Schlacht 
ein  Aui!:e  zu  verlieren.  Auch  in  der  Schlacht  bei  Kädisiya 
erlegte  er  einen  Perser  im  Zweikampf  und  nahm  ihm  seine 
Rüstung  ab.  Ein  anderer  schofs  einen  Pfeil  auf  ihn  und 
traf  den  Knopf  seines  Sattels.  Er  sprengte  auf  ihn  zu, 
ergriff  ihn,  leiile  ihn  über  den  Sattel,  wie  man  Weiber 
wegführt,  dann  brachte  er  ihn  hinler  die  moslimische  Reihe, 


er  in  Makka  fand,   wohin   er  gekommen  war  um  das  Pilgerfest  zu 
begehen. 

Der  eine  Feldzug  des  'Alyy  ist  wohl  der  Seite  454  erwähnte 
gegen  die  Hamdaniten,  in  welchem  er  aber  nicht  in  das  Gebiet  der 
Madhigiten  eingedrungen  ist.  Vielleicht  ist  aber  S.  453  Chalid  h. 
Sa'yd  statt  Chalid  b.  Walyd  zu  lesen  und  ist  dieser  und  jener  Feld- 
zug ein  und  derselbe,  nach  von  einander  abweichenden  Quellen 
erzählt. 


474 

sclinitt  ihm  den  Kopf  ab  mit  den  Worten :  so  müfst  ihr  es 
immer  machen.  Die  Schlacht  bei  Nohä^vand  wurde  durch 
seine  Tapferkeit  zu  Gunsten  der  Moshme  entschieden, 
aber  er  wurde  schwer  verwundet  und  starb  kurz  darnach 
in  A.  H.  21. 

Wesen  seiner  Heldenthaten  suchte  die  Legende  das 
Haupt  des  Amr  mit  dem  Heiligenschein  zu  umgeben  und 
es  wird  erzählt,  dafs  er  schon  früh  aus  innerer  Ueberzeu- 
gung  dem  Islam  beigetreten  sei. 

Sein  Schwestersohn  Kays  scheint  sicli  erst  nach  der 
Unterdrückung  des  Aulstandes  bekehrt  zu  haben. 


¥ierun(lzwaozi|;stes  Kapitel. 


Kündigung  der  Verträge.    Disputation  mit  Christen. 
Pilgerfest.    Tod. 

(März  631  bis  8.  Juni  632.) 

Der  Friililing  631  brachte  wieder  das  Pili^errest  ^).  Im 
Jahre  628  liatte  Mohammad  die  grofsteii  Anstrengungen 
gemacht,  das  Fest  mit  den  Heiden  zu  begehen,  und  im 
Jahre  629  besuchte  er  die  Ka'ba  unter  demüthigenden  Be- 
dingungen; man  hätte  also  erwarten  sollen,  dafs  er  in  630, 
da  er  Herr  von  Makka  war,  das  Yest  mit  grofsem  Pomp 
leiern  würde.  Er  war  zwar  gerade  in  einen  Krieg  ver- 
wickelt, aber  er  war  nicht  defensiv,  seine  Truppen  stan- 
den ganz  nahe  bei  Makka  und  liätten  die  Operationen  ohne 
Nachtheil  unterbrechen  können.  Dennoch  nahmen  nur  we- 
nige Moslime  unter  der  Führung  des  Statthalters  von  Makka 


')  Die  Tradition  ist,  so  viel  ich  weifs,  einstimmig  darüber,  dafs 
dieses  Pilgerfest  in  Dziilhagg  (fing  am  Montag  den  11.  März  631  an 
und  dauerte  bis  zum  9.  April)  begangen  wurde.  Spätere  Autoren 
haben  durch  Berechnung  gefunden ,  dafs  es  wegen  der  Näsiy  oder 
der  Intercalation  in  Dzü-lka'da  gefeiert  worden  sein  müsse.  Wenn 
ihre  Kalkulation  richtig  gewesen  wäre,  hätte  es  sich  herausgestellt, 
dafs  die  Tradition  zuverlässig  ist. 

Was  das  Datum  des  Opfertages  anbetrifft,  so  fehlt  es  uns  an 
Nachrichten  darüber.  Wenn,  wie  im  folgenden  Jahre  (632),  die  Opfer 
am  zehnten  Tage  nach  dem  Neumonde  geschlachtet  wurden,  so 
war  es  der  20.  März,  wenn  aber  auch  der  Wochentag  berücksichtigt 
wurde,  so  war  es  Ostersamstag,  der  23.  März. 


470 

am  Feste  Theil,  und  Mohammad  selbst  besuchte  den  Tem- 
])el  nur  aut  ein  paar  Stimden  ^^ä]lrend  der  Xacht,  wenn 
nberliaupt  an  seinem  Ritt  von  (jii'irräna  nach  Makka  etwas 
Wahres  ist.  In  dem  Jahre,  das  uns  jetzt  bescliältij^t  (63 Ij, 
schickte  er  den  Abu  ßakr  als  Führer  der  Pilgerkarawane. 
Ks  schlössen  sich  ihm  nur  300  Moslime  an.  Der  Prophet 
übergab  ihm  zwanzig  Kameele,  welche  er  mit  eigener  Hand 
geziert  hatte,  dan)it  sie  in  seinem  Namen  als  Opfer  ge- 
schlachtet werden  sollen.  Abu  Bakr  führte  fünf  Kameele  mit 
sich,  um  sie  für  sich  selbst  darzubringen.  Die  Zahl  der 
Opferthiere  der  übrigen  (iläubigen  wird  nicht  genannt. 
Jedenfalls  waren  die  Vorbereitungen  für  das  grofse  ISa- 
tionalfest  nicht  sehr  glänzend.  Wir  h'agen  uns,  woher  diese 
Lauheit  nach  so  grofsen)   Eifer? 

Es  ist  anzunehmen,  dafs  das  religiöse  Gefühl  den  po- 
litischen Absichten  untergeordnet  war.  Durch  seinen  Eifer 
und  durch  die  persönliche  Zusammenkunft  der  Flüchtlinge 
mit  ihren  Familien  wollte  er  in  628  auf  die  Makkaner  und 
ihre  \  erbündete  einen  Eindruck  machen.  jSach  der  Er- 
oberung Makka's  aber  hätte  das  Zusammentrefl'en  mit  den 
Heiden  beim  i^ilgerfest  mehr  schaden  als  nützen  können, 
und  somit  wurde  die  Feier  im  grofsen  Maafsstabe  ver- 
schoben, bis  die  neuen  Eroberungen   consolidirt  waren. 

Wir  haben  einige  wenige  Neutralitätsbündnisse  mit 
Stämmen,  von  denen  sich  Niemand  oder  nur  einzelne  Fa- 
milien bekehrt  hatten,  kennen  gelernt.  Mohammad  gewähr- 
leistet ihnen  vollkommene  Freiheit,  begreiflicher  Weise 
auch  der  Religion  und  der  Feier  des  IMIgerfestes.  Wahr- 
scheinlicli     waren     diese    l^ündnisse    ziemlich    zahlreich  '). 


')  Wonn  mit  einem  Stamme  ein  Hündnifs  geschlossen  wurde, 
so  wählte  der  Stamm  einen  oder  mehrere  Männer,  welche  ihn  ver- 
traten und  für  ihn  das  Dokument  unterzeichneten.  Hatte  man  Ur- 
sache, wegen  der  Verletzung  und  wilikührlichen  Deutung  des  Ver- 
trages zu  klagen,  so  wandte  man  sich  an  die  Vertreter.  Wurde  gegen 
den  betreffenden  Stamm  das  Bündnifs  verletzt  und  die  Sache  konnte 


477 

Wenn  nur  wenige  überlielert  \ver«len,  so  liegt  dieses  im 
CJeiste  der  'J'iadition  welche  nicht  die  Ceschichte  zu  er- 
zählen, sondern  nur  den  Islam  und  seine  Anhänger  zu  ver- 
herrlichen sich  zum  Zweck  setzte;  solche  Verträge  aber  tru- 
gen wenig  zu  diesem  Zweck  hei  und  w  urden  vergessen  '). 

Als  die  Pilgerkarawane  mit  Abu  l)akr  an  der  Spitze 
'Arg-)  erreicht  hatte,  holte  sie  'Alyy,  welcher  ihnen  auf 
dem  Keitkameele  des  Propheten  nach  geeilt  war,  ein.  Abu 
I5akr  rief  ihm  entgegen:  Ist  dir  das  Kommando  über  die 
Karawane  anvertraut  \vorden:'  und  habe  ich  mich  als  ab- 
gesetzt zu  betrachten?  »Nein«,  antwortete  Alyy,  »ich 
habe  nur  den  Auitrag,  den  Heiden  die  Bündnisse  zu  kün- 
digen.« 

Sie  setzten  mit  einander  die  Reise  Fort  und  fanden 
die  Heiden  ziemlich  zahlreich  bei  dem  Feste  vertreten. 
Weil  Mohammad  in  den  Ceremonien  weni*'  oder  nichts  se- 
ändert  hatte,  so  drängten  sich  die  Heiden  nahe  an  die  Mos- 
lime,  und  wenn  diese  die  Formel  des  (daubensbekenntnisses 
»es  giebt  keinen  (jott  als  Allah«  aussprachen,  riefen  jene, 
um  sie  irre  zu  machen,  so  laut  sie  konnten  die  herkömm- 
liche heidnische  Formel:  »Du,  o  Gott,  hast  keinen  Genossen, 
ausgenommen  einen  solchen,  welcher  dir  angehört  und  wel- 
chen du  beherrschest,  er  aber  hat  keinen  Antheil  au  der 
Herrschaft.«     (i^JU  U^  x^<--  ^  _^P  L\jy^  ^\  ^1  ^^jyi  ^). 

Am    Opfertage    wurde   die    Kündigung    der   Bündnisse 


nicht  gütlich  ausgeglichen  werden,  so  griffen  die  Vertreter  und  ihre  Fa- 
milien zu  den  Waffen  und  der  Rest  des  Stammes  hatte  die  moralische 
Verpflichtung  ihnen  zu  folgen.  Der  arabische  Ausdruck  für  Ver- 
treter ist  Qähib  'akd  Bany  F.  „Herr  des  Bündnisses  der  Söhne  N." 

')  Wahrscheinlich  wurden  mit  einigen  Anhängern  der  Tayifiten, 
nachdem  die  Belagerung  aufgehoben  worden  war,  Neutralitätsbünd- 
nisse geschlossen. 

*)  Arg,  Stufe,  ist  der  Name  eines  Abhanges,  78  arabische 
Meilen  von  Madyna,  über  welchem  der  Weg  in  das  Tihäma  (Tief- 
land), wo  aucli  Makka  liegt,  hinabführt.  Nach  Ibn  Ayidz  erreichte 
Alyy  den  Abu  Bakr  zu  Dhagnän,  einem  Pafs  vor  Makka. 


478 

allen  Anwesenden  diircli  Ausrufer  bekannt  gemacht  imd 
folgende  Proklamation  verlesen,  Avelche,  da  sie  dem  Mo- 
hammad geoffenbart  wurde,  im  Koran  einen  Platz  ge- 
funden hat.     9,  1. 

I.    Sicherheitsgelöbniss. 

Von  Gott  u  11  d  seinem  Boten  an  diejenigen 
\  ielgötterer,  mit  denen  ihr  lUindnisse  geschlos- 
sen liaht. 

■2.  (Weil  Verträge  bestehen)  könnet  ihr  noch  vier  Mo- 
nate frei  im  Lande  herumwandern.  Wisset  aber,  dafs  ihr 
nichts  gegen  Allah  vermöget,  dafs  aber  Allah  die  Frevler 
den)iithigt.  (Benutzet  also  die  Zeit  nicht  zu  Rüstungen 
gegen  die  Moslime). 

II.    Bekanntmachung. 

Von  Gott  und  seinen»  l)otcn  an  die  Mensch- 
heit, proklamirt  am  gröfsten  Tage  des  Pilger- 
f  e  s  t  e  s  : 

(Jott  sagt  sich  hiermit  los  von  allem  Verkehr  mit  den 
(ungläubigen,  so  auch  sein  Bote.  Wenn  ihr  cucli  bekehret, 
gereicht  es  zu  eurem  Heil.  Wenn  ihr  den  Ivücken  wendet 
so  wisset,  dafs  ihr  gegen  Allah  nichts  vermöget.  Verkün- 
dige den   Ungläubigen   eine  ]»einliche  Strafe. 

4.  Ausgenommen  sind  diejenigen  T^ngläubigen,  mit 
welchen  ihr  (Bündnisse  geschlossen  habt,  und  welche  sel- 
bige in  der  Folgezeit  auf  keine  Art  verletzt  und  Nieman- 
den gegen  mich  unterstützt  haben;  gegen  diese  beobaclitet 
die  Verträge  bis  si«;  (die  Ungläubigen)  ihren  Termin  er- 
reicht haben,  denn  Gott  liebet  die  Gemäfsigten  '). 


')  Was  unter  diosem  Termin  zu  verstehen  sei,  ist  ungewifs. 
Einif^e  glauben,  der  in  dem  Vertrage  genannte  Termin;  andere  das 
Ende  der  vier  Monate,  während  welcher  ihnen  Sicherheit  gelobt 
wird.      Aus    dem    Zusammenhang    ergiebt    sich    der    letztere   Sinn. 


479 

5.  Nach  Ablauf  der  unverletzbaren  (vier)  Monate 
(während  welcher  euch  Frist  gewährt  worden  ist)  tödlet 
die  Heiden  avo  ihr  sie  treffet,  nehmt  sie  i^elangen,  belagert 
sie  und  besetzet  jeden  strategischen  l\nikt.  Erst  wenn 
sie  sich  bekehren,  das  Gebet  verrichten  und  das  Almosen 
geben,  gewährt  ihnen  Freiheit  ihrer  Bewegungen,  denn 
Gott  ist  verzeihend  und  milde. 

6.  Wenn  dich  einer  der  Heiden  um  sicheres  Geleit 
bittet,  so  gewähre  es  ihm,  auf  dafs  er  das  Wort  Gottes 
hören  könne,  dann  bringe  ihn  zurück  in  seine  sichere  Stätte 
(ehe  du  ihn  bekriegest).  Dieses  Zugeständnifs  wird  ihnen 
bewilligt  weil  sie  unwissende  Leute  sind, 

7.  Wie  soll  vor  Gott  und  seinem  Boten  ein  V  ertrag 
mit  den  Heiden  —  ausgenommen  wenn  ihr  mit  ihnen  bei 
dem  unverletzlichen  Temjtel  von  Makka  ein  Bündnifs  ge- 
schlossen habt  —  Bestand  haben  ?  Doch  so  lange  sie  sich 
vertragsgemäfs  benehmen,  benehmet  euch  ebenso,  denn 
Gott  liebt  die  Gemäfsigten. 

8.  Wie,  sage  ich,  soll  ein  Vertrag  Bestand  haben,  da 
sie  doch,  wenn  sie  die  Oberhand  über  euch  hätten,  den 
Kontrakt  nicht  beobachten,  noch  ihr  Wort  halten  würden? 
Unter  obwaltenden  Umständen  suchen  sie  euch  durch  schöne 
Worte  zu  befriedio^en,  während  ihre  Herzen  mit  Widerwillen 
erfüllt  sind,  denn  die  meisten  sind  Schelme. 

9.  Sie  haben  die  Zeichen  Gottes  (seine  Offenbarungen) 
um  einen  geringen  Preis  verkauft  (wegen  weltlicher  Rück- 
sichten verläugnet)  und  seinen  Weg  (den  Weg  zur  wahren 
Religion)  versperrt.     Schlecht  sind  ihre  Werke! 


Gegon  die,  welche  kein  Bündnifs  geschlossen  hatten,  erklärte  Mo- 
hammad sogleich  den  Krieg  in  den  Worten :  Gott  sagt  sich  hiermit 
los  von  allem  Verkehr  mit  den  Ungläubigen.  Die  Bündnisse  waren 
wohl  zum  Theil  für  einen  gewissen  Zeitnuim  geschlossen,  aber 
manche  hätten  dauern  sollen  „so  lange  das  Meer  genügt,  eine 
Wollenflocke  zu  benetzen."  So  lange  aber  konnte  Mohammad 
nicht  warten. 


480 

10.  Es  ist  nicht  ihre  Gewohnheit  gegen  einen  Gläu- 
hij^en  Kid  oder  Vertrag  zu  lialten.  Sie,  sie  sind  die  über- 
tretende  Partei. 

11.  Wenn  sie  sich  belcehren,  den  Gottesdienst  auf- 
recht halten  \md  das  Ahiiosen  entrichten,  so  sind  sie  eure 
Hriirler  im  Glauben.  Wir  irclien  in  unsern  Oilenbarunoren 
in   das  Einzehie  ein  zur  Belehrun*;:  verniinitiger  l^eute. 

12.  Wenn  sie  sich  aber  nach  Abschlufs  ihrer  Bünd- 
nisse des  Treubruches  schuklig  machen  und  euren  Cultus 
verspotten,  so  ergreilet  gegen  (he  HäuptHiige  des  Unglau- 
bens, da  sie  aut  keine  Treue  Anspruch  haben,  die  Watten, 
aul  dals  sie  aufhören. 

13.  Wie,  ihr  solltet  nicht  gegen  Leute  fechten  wollen, 
welche  ihr  Wort  brechen  und  den  Boten  Gottes  zu  ver- 
treilxMi  trachten,  da  doch  sie  es  sind,  welche  euch  zuerst 
angegriiren  haben  ?  Oder  fürchtet  ihr  euch  vor  ihnen  ? 
Aber  wenn  ihr  gläubig  seid,  uisset  ihr  doch,  dafs  es  Gott 
mehr  verdiene,  dafs  man  sich  vor  ihm  fürchte,  als  sie. 

14.  Greifet  sie  an!  Gott  will  sie  durch  eure  Hände 
züchtigen,  sie  demütliigen  und  euch  über  sie  siegreicli 
machen  und   das  Innere  der  Gläubigen  heilen  und 

15.  den  bigrimm  ihrer  Herzen  vertilgen.  Gott  neigt 
sich  hin  zu  wem  er  will,  denn  er  ist  wissend  und  weise. 

H).  Glaubet  ihr  etwa,  ihr  dürfet  unthätig  zurückbleiben, 
da  doch  Gott  diejenigen  unter  euch  kennt,  welche  sich  an- 
strengen und  welche  aulser  Gott,  seinen)  Hoten  und  den 
(«laubigen  keine  Freunde  haben  i*    Gott  keimt  eine  Werke. 

17.  Die  Heiden  sind  nicht  berechtigt  nach  den  Heilig- 
thümern  Allahs  zu  wallfahrten,  während  sie  doch  jjeüren 
sich  selbst  das  Zeugnils  des  Unglaubens  ablegen:  denn 
ihre  guten  Werke  (wie  z.  1^.  die  Pilgerfahrt)  sind  fruchtlos; 
sie  linden   in  der  Hölle  einen   ewigen  Aufenthaltsort. 

IS.  Hip  Heiligthümer  besucht  Derp'iiige,  welcher  an 
Gdd  und  den  jüngsten  Tag  glaubt,  das  Gebet  verrichtet, 
das  Almosen  gicbt  und  Niemanden  fürchtet  als  (lott.  Solche 
können   möglicher  Weise   auf  dem   rechlen  Wege   sein. 


481 

Vers  ly  bis  27  wendet  sich  der  Prophet  an  die  Xeii- 
bekehrton,  denen  die  Händen  des  BIntcs,  der  Stannnver- 
wandtschalt  und  das  gegel)ene  Wort  heihger  waren  als  die 
neue  Religion,  von  deren  Wahrheit  sie  nicht  völHg  überzeugt 
sein  mochten;  er  (ordert  sie  auf  zu  kämpfen,  vers[)richt 
ilnien  dafür  das  Paradies  und  den  Heistand  der  Engel  und 
sagt,  dafs  die  moshmischen  Wallen  immer  siegreicli  waren, 
namentlidi  bei  Honayn,  wo  die  Zahl  der  Feinde  doch  so 
grofs  \\ar\  dann  spricht  er  das  in  den  Versen  17  und  1« 
berührte  Verbot  entschiedener  aus: 

28.  0  Gläubige!  Die  Heiden  sind  Unrath,  folglich 
dürfen  sie  sich  dem  heiligen  Tempel  nach  diesem  Jahre 
nicht  nähern. 

Weil  das  Pilgerfest  zur  Sicherstellung  des  Handels  ein- 
gesetzt  worden  ist  und  vorher  und  nachher  unter  Gewähr- 
leistung  der  an  dem  Feste  theilnehmenden  Stämme  Jahr- 
markte  gehalten  wurden,  die  Moslime  aber  diese  Zwecke 
durch  Kriegserklärung  vereitelten,  fährt  er  fort: 

Wenn  ihr  zu  verarmen  fürchtet,  so  wisset,  dafs  euch 
(lOtt  bald  durch  seine  Gnade,  wenn  es  ihm  gefällt,  reich 
machen  wird,  denn  Gott  ist  wissend  und  weise. 

Diese  Inspiration  ist  wahrlich  ein  Meisterstück  des 
theokratischen  Gewerbes!  Diesen  Mifsbrauch  der  göttlichen 
Gabe  der  Sprache,  diese  Widersprüche  zwischen  Absicht 
und  Vorgeben,  diese  verwirrenden  Umschweife,  und  diese 
Perfidie  werden  in  päpstlichen  Bullen  und  Allokutionen  an- 
gestrebt, aber  selten  erreicht  und  nie  übertroffen.  Der 
kurze  Sinn  der  langen  Rede  ist,  dafs  Mohammad  alle  V  er- 
träge  brechen  und  nach  vier  Monaten  die  Heiden  mit  dem 
Schwerte  zu  bekehren  bereit  sei.  Es  ist  also  nicht  ein 
Sicherheitsgelöbnifs,  sor)dern  eine  Kriegserklärung.  Der 
Hauptzweck  des  Mohammad  uar  jedoch,  bei  Gelegenheit 
des  Pilgerfestes  durch  bitimidation  den  Glauben  zu  ver- 
breiten,  und  die  Gläubigen,  welche  noch  an  Treue  hielten, 
zu  beschwichtigen. 

ui.  31 


482 

Da  nun  die  Heiden  in  Zukunft  von  dem  Feste  fern 
bleiben  niufsten,  beschlofs  Mohammad,  dasselbe  im  folgen- 
den Jahre  mit  giofsem   Pomp  zu  begehen, 

'Orwa,  Avelchen  die  Thakyfiten  nach  Gorasch  geschickt 
hatten  um  Kriegsmaschinen  zu  bestellen,  kehrte  von  seiner 
Mission  zurück,  als  Mohammad  die  Belagerung  schon  auf- 
gegeben hatte;  er  entschlofs  sich  nun  dem  Islam  beizu- 
treten und  verfügte  sich  in  das  Lager  der  Moslime.  Nach 
einem  Aufenthalt  von  mehreren  Monaten  in  Madyna  sagte 
er  zum  Propheten:  Ich  will  in  meine  Vaterstadt  zurück- 
kehren und  den  wahren  Glauben  predigen.  Ich  genielse 
das  Vertrauen  meiner  JMitbürger  und  bin  versichert,  dafs 
sie  mir  nichts  zu  Leide  thun  av erden.  Der  Prophet  soll 
es  versucht  halten,  ihn  von  seinem  gewagten  Vorhaben  ab- 
zurathen,  aber  das  Gegentheil  ist  viel  wahrscheinlicher. 
'Orwa  führte  seinen  Entschlufs  aus,  und  eines  Abends  er- 
reichte er  seine  Heimath.  Seine  Angehörigen  begrüfsten 
ihn  nach  der  Landessitte;  er  als  eifriger  Moslim  sagte:  Ge- 
})rauchet  den  Grufs  der  Bewohner  des  Paradieses  »Friede 
mit  Euch !  «  Am  folgenden  Morgen  bestieg  er  den  Balkon 
seines  Hauses  und  liefs  ohne  Weiteres  den  Ruf  zum  Ge- 
bet erschallen.  Die  Neuheit  der  Sache  zog  viel  Volk  her- 
bei; er  hatte  aber  seine  Predigt  kaum  eröffnet,  als  er  von 
Aws  b.  Awf  aus  der  Familie  Mälik  mit  einem  Pfeil  tödlich 
verwundet  wurde.  Ghaylän  und  andere  Häuptlinge  griffen 
zu  den  Waffen  um  ihn  zu  vertheidigen  und  zu  rächen,  er 
aber  sagte:  Lasset  meinen  Tod  ein  Friedensopfer  und  nicht 
eine  Ursache  des  Bürgerkrieges  sein;  ich  halle  es  für  das 
gröfste  Glück  für  den  Glauben  sterben  zu  können.  Viel- 
leicht ist  es  diese  Hingebung,  welche  dem  Mohammad  zu 
der  Erklärung  bewog:  Orwa  sehe  auf  das  Haar  Christo 
gleich. 

Abu  Molayh,  ein  Sohn,  und  Kärib,  ein  Neffe  des 
Märtyrers,  verliefsen  Täyif,  eilten  zum  Propheten  und  legten 
das  Glaubensbekenntnifs  ab.  Diese  beiden  jungen  lieute 
hatten    bei    llonayn,     wo    der    letztere    die    P'ahne    einer 


483 

Heeresahtheilinii^  trug  und  sich  durch  seine  Tapferkeit 
auszeichnete,  und  nährend  der  Belagerung  von  Täyif 
gegen  die  Mosliine  gelochten.  Obschon  sie  angesehenen 
Familien  angehörten,  scheinen  doch  ihre  Vermögensver- 
hältnisse nicht  sehr  glänzend  gewesen  zu  sein.  vSie  hatten 
von  ihren  Vätern  Schulden  ererbt,  welche  auf  Befehl  des 
Mohammad  nach  der  Zerstöruns;  der  'Ozzä  aus  dem  Schatze 
der  (Jüttin  bezahlt  wurden.  Als  sie  nach  Madyna  ka- 
men, fragte  sie  der  Prophet  nach  dem  Treiben  des  Mälik 
b.  'Awf.  Sie  aiitwortrten:  Er  hat  sich  nach  der  Schlacht 
von  Honayn  nach  Tayif  geflüchtet  und  befindet  sich  noch 
dort.  Der  Prophet  liefs  ihm  sagen,  wenn  er  sich  unter- 
werfe, wolle  er  ihm  seine  noch  in  Gefangenschaft  schmach- 
tenden Verwandten  zurückstellen  und  hundert  Kameele 
schenken. 

Mälik  nahm  das  Anerbieten  an,  kam  nach  Madyna  und 
sagte:  Ich  will  die  Einwohner  von  Tayif  zu  Paaren  treiben; 
ich  mache  Raubanfälle  auf  ihre  Weideplätze  bis  sie  sich 
unterwerfen.  Der  Prophet  befahl  den  gläubigen  Nomaden, 
ihn  in  diesem  Vorhaben  zu  unterstützen,  und  er  führte  es 
mit  so  viel  Nachdruck  aus,  dafs  die  Täyifiten  es  nicht  wagen 
durften,  ein  Stück  Vieh  aufsefhalb  der  Stadtmauern  zu  trei- 
ben. Auch  die  Hamdäniten  beugten  sich  und  dasselbe 
Schicksal  hatte  wohl  jede  feste  Stadt,  welche  Widerstand 
leisten  wollte. 

Aufs  Aeufserste  gebracht  versammelten  sich  die  Tä- 
yifiten im  Hause  ihres  Schayches  'Abd  Yälyl;  sie  kamen 
zu  dem  Entschlufs  eine  Deputation  an  den  Propheten  zu 
schicken  und  über  die  Bedingungen  ihrer  Interwürfigkeit 
zu  unterhandeln.  In  den  ersten  Tagen  des  Jahres  631 
nahten  sich  zwanzig  (nach  andern  siebenzig)  der  vornehm- 
sten Einwohner  von  Täyif  dem  Lager,  welches  damals  bei 
Gohfa  (nach  andern  in  Käna)  gestanden  haben  soll,  und  sie 
hatten  das  gute  Glück  ehe  sie  hineintraten  einem  Lands- 
manne,  den  Moghvra  b.  Scha'ba,  zu  begegnen,  welcher  sich 
schon  vor  dem  Frühling  628   bekehrt  hatte. 

31* 


484 

Moghyra  hatte  rothe  Haare,  aufgeworfene  Lippen, 
breite  Schultern,  gedrängten  Wuchs,  einen  bedeutenden 
Wanst  und  war  einer  der  schlauesten  unter  den  schlauen 
Arabern.  Durch  seine  Gewandtheit  bahnte  er  sich  und 
seinem  Stamme  den  Weg  zur  Herrschaft  von  'Irak,  wohin 
viele  von  ihnen  während  der  Eroberungskriege  auswan- 
derten. Beim  Propheten  scheint  er  nicht  in  grofsem  Ansehn 
gestanden  zu  haben.  Unter  'Omar  ging  er  zu  Harkä,  dem 
Thorwächter  des  Chalyfen  und  meldete  sich  für  eine  Au- 
dienz. Zugleich  bat  er  ihn,  seinen  Turban,  der  etwas  aus- 
gezeichnet war,  anzunehmen.  Der  Thorwächter  nahm  den- 
selben an,  setzte  ihn  auf  den  Kopf  und  wie  gewöhnlich 
nahm  er  innerhalb  der  olfenen  Thür  zu  dem  Hofraum,  in 
dem  'Omar  safs,  seinen  Platz.  Die  V^orübergehenden  glaubten, 
dafs  Moghyra  unter  dem  Turban  stecke  und  man  hielt 
dafür,  dafs  er  bei  dem  Chalyfen  zu  allen  Zeiten  Zutritt 
habe  und  wandte  sich  an  ihn  in  allen  Anliegen,  damit  er 
seinen  Einllufs  vor  dem  Beherrscher  der  (Jläubigen  gel- 
tend  mache. 

Nach  vielen  ähnlichen  IvunstgrilTcn  gelang  es  ihm, 
zum  Statthalter  von  Bahrayn  ernannt  zu  werden.  Das  Volk 
war  mit  seiner  Verwaltung  gar  nicht  zufrieden.  Sie  be- 
klagten sich  beim  Chalyfen  und  er  wurde  abberufen.  Um 
zu  verhindern,  dafs  er  wieder  seine  Stelle  erhalte,  schössen 
sie  hunderttausend  Dirheme  zusammen  und  der  Dihkän 
(Bürgermeister)  ging  mit  dieser  Summe  zu  'Omar,  sagte, 
dafs  sie  Moghyra  hinterlegt  habe  und  gab  ihm  zu  ver- 
stehen, dafs  es  unrecht  erworbenes  Gut  sei.  Er  wurde 
vorgeladen  und  gefragt.  Ich  habe,  sagte  Moghyra,  eine 
grofse  Familie  und  wollte  für  sie  sorgen;  aber  der  Dihkän 
ist  ein  Betrüger,  ich  habe  nicht  ein-,  sondern  zweihun- 
derttausend Dirheme  deponirt.  Der  Dihkän,  um  sich  zu 
retten,  erzählte  den  ganzen  V  organg  der  Sache.  Moghyra 
wurde  dann  von  Omar  zum  Statthalter  von  Ba(.;ra  ernannt, 
l^nter  Othmän  wurde  er  nach  Küfa  versetzt;  er  herrschte 
mit  k«iniglicher  (lewalt  über  jenes  schöne   I^and  und  starb 


485 

ums  Jahr  der  Flucht  50.  Später  tyrannisirte  sein  Stamm- 
Genosse,   der  lurcliterliche   Haggug,   über  jenes  Land. 

Als  sich  die  Deputation  von  Täyif  dem  mosHmischen 
Lager  näherte,  eilte  Moiiliyra  zum  Propheten,  um  ihm  die 
Freudenholschalt  zu  überbringen.  Aul  dem  Wege  be- 
gegnete ihm  Abu  l)akr,  und  als  er  von  ihm  die  Neuigkeit 
erfahren  hatte,  sprach  er:  Ich  schwöre  es  dir,  Niemand  soll 
mir  im  IJeberbrinoen  dieser  Nachricht  zuvorkommen.  Fr 
trat  in  das  (Jezelt  (\es  Mohammad  und  setzte  ihn  davon 
in  Kenntnils.  Fin  Thcil  der  Abgeordneten  nahm  bei  Mo- 
ghyra  ihr  Absteigequartier  und  landen  eine  sehr  Ireund- 
liche  Aulnahme.  Für  die  Uebrigen  liels  Mohammad  ein 
Zelt  aulschlagen  innerhalb  des  ollenen  Platzes,  in  dem  die 
(«ebete  verrichtet  nurden.  Fr  besuchte  sie  täglich  nach 
dem  Abendessen  und  man  sprach  von  den  trüberen  Feind- 
seligkeiten zs\ischen  Makka  \u\(\  TaNif,  auch  sagte  er  ihnen 
Stücke  aus  dem  Koran  vor,  auf  dals  sie  dieselben  aus- 
wendig lernen   sollten 

Die  Täyititen  liefsen  Mohanmiad  fühlen,  dals  er  ihre 
Stadt  vergebens  belagert  hatte.  Sie  kanjen  nicht  um  zu 
bitten,  sondern  um  zu  unterhandeln.  Moghyra,  ehe  sie  dem 
Propheten  vorgestellt  wurden,  lehrte  ihnen  die  moslimische 
Art  zu  grülsen,  sie  aber  behielten  die  heidnische  ')  bei,  und 
so  lange  sie  zu  keinem  Vergleich  gekommen  waren  alsen 
sie  nichts  von  dem,  was  ihnen  der  Proj)het  zum  Geschenk 
sandte.  Sie  wollten  nicht  seine  Gäste  sein,  denn  dieses 
ist  gleichbedeutend  mit  Schützling.  Die  Fnterhandlungen 
wurden  durch  Chälid  b.  Walyd  geführt.  Frst  als  das  Do- 
kument der  IJebereinkunft  geschrieben  wurde,  war  der 
(lottjresandte  in  Person  zu2:eo:en.  Die  Privileijien,  die  sie 
sich  ausbediniren  wollten,  sind  charakteristisch.  Sie  wil- 
listen  ein,  sich  dem  Mohammiui  zu  unterwerfen,  aber  ihr 
Götze    Lät    (nach    einigen    auch    al-'Ozza)    soll    noch    drei 

')    Sie  lautete:   'amm  (i.  e.  an  am)  (J'abähan    „guten  Morgen!" 
(Nibräs  S.  1627). 


486 

Jalire  stehen  bleiben.  Am  Ende  dieser  drei  Jalire  soll  er 
zwar  zerstört  werden,  aber  sie  sollen  niclit  genötliigt  sein, 
es  mit  eigener  Hand  zu  thun.  Sie  sollen  von  den  fünf 
täglichen  Gebeten  dispensirt  sein,  keinen  Zehenten  bezahlen 
und  Gewissensfreiheit  geniefsen.  x\uf  die  erste  Bedingung 
legten  sie  besonders  viel  Gewicht.  Die  Unterhandlungen 
wurden  zu  wiederholten  Malen  abgebrochen,  und  die  Zeit 
welche  ihnen  die  Lät  noch  bleiben  sollte,  auf  zwei  und 
auf  ein  Jahr,  und  endlich  auf  einige  Monate  herabgesetzt. 
Der  Gottgesandte  war  wirklich  bereit  ihnen  Zugeständnisse 
zu  machen,  aber  seine  Anhänger,  besonders  Häritha  b. 
No'män  und  'Omar  waren  heftig  dagegen,  und  er  zog 
die  bezüglich  der  Lät  zurück  ^}.  Dessen  ungeachtet  aber 
liefs  er  sich  herbei,  sie  dadurch  auszuzeichnen,  dafs  ein 
Thal  bei  Täyif  ebenso  geheiligt  sein  soll  wie  das  Gebiet 
von  Makka;  er  befahl  folgende  Proklamation  zu  schrei- 
ben: »Im  Kamen  Gottes  des  milden  Rahmän.  ¥on  Mo- 
hammad dem  Propheten  und  Boten  Gottes  an  die  Gläubi- 
gen. Die  Bäume  und  das  Wild  von  Wagg  sollen  nicht  be- 
schädigt werden.  Wer  so  etwas  thut,  wird  entblolst  und 
gegeifselt,  und  Avenn  er  Frevel  treibt,  so  wird  er  ergriffen 
und  zum  Propheten  Mohammad  geschle|)pt.  Denn  dieses 
ist  der  Befehl  des  Propheten  und  Boten  Gottes  Mohammad. 
Geschrieben  auf  Befehl  Mohammads,  des  Sohnes  'Abd  Allahs, 
von  Chälid  b.  Sa'd.  Niemand  soll  solchen  Frevel  verüben, 
sonst  schadet  er  sich  selbst,  denn  der  Befehl  des  Moham- 
mad wird  nicht  ungestraft  übertreten.« 


')  Nach  Tayniy  S.  424  sagte  Omar  zu  Mohammad:  Wi(>,  du 
willst  ihnen  das  Zugeständnifs  machen,  dafs  an  sie  kein  Auf- 
gebot ergehen  und  sie  vom  Zehent  frei  sein  sollen?  Er  antwortete: 
Ich  habe  am  Ende  des  Vertrages  schreiben  lassen ,  sie  sollen  die- 
selben Rechte  und  dieselben  Pflichten  haben  wie  die  übrigen  Mos- 
lirae.  Demgeraäfs  wären  sie  also  von  Mohammad  betrogen  worden, 
indem  er  mit  Vorbedacht  eine  allgemeine  Verbindlichkeit  aufstellte, 
welche  ihm,  sobald  er  Herr  der  Stadt  sein  würde,  einen  Vorwand 
geben  sollte,  sein  Zugeständnifs  zu  widerrufen. 


487 

Nach  diesem  Ziij^eständnisse  liefsen  sich  die  Einwohner, 
da  ihr  Schaych  'Abd  ^'aUl  'j  als  Wucherer  für  das  Amt 
nicht  wählbar  war,  einen  fremden  Gouverneur,  den  Othmän 
b.  Aby-IÄc;  aus  Makka  ji;erallen. 

Ich  füge  in  folgender  Note  '^)  Nachrichten  über  einen 
ihrer  Abgeordneten  bei.    Wenn  auch  Dichtung  mh  Wahrheit 


')  Kinäna,  einer  der  Söhne  des 'Abd  Yalyl,  hat  sich  nicht  zum 
Islam  bekehrt.  Er  floh,  als  seine  Vaterstadt  dem  Propheten  hul- 
digte, nach  Nagrän  und  von  dort  in  das  byzantinische  Reich,  wo 
er  Christ  wurde.  Er  soll  dort  die  Erbschaft  des  Asceten  Abu  'Amir 
reclamirt  haben. 

*)  Ghaylän  b.  Salima  war  ein  reicher  Kaufmann  und  bekleidete 
die  Stelle  eines  Befehlshabers  des  Thakyfstanimes,  als  er  von  dem 
Banü  'Amir  angegriffen  wurde.  Er  ging  siegreich  aus  dem  Kampfe 
hervor.  Die  Tliakyfiten  hatten  einigen  Handel  mit  den  Euphrates- 
ländern.  Wahrscheinlich  fand  schon  zu  jener  Zeit  ihr  Leder,  wie  auch 
ihre  Rosinen,  weil  in  Chaldäa  keine  guten  Reben  wachsen,  daselbst 
einen  Markt.  Wegen  dieser  Handelsverbindungen  hatten  auch  viele 
von  ihnen  Ctesiphon,  die  Hauptstadt  des  Perserreiches,  besucht  und 
Harith  b.  Kaleda  soll  sogar  in  Gondysäbiar  Medizin  studirt  haben. 
Es  wird  erzählt,  dafs  eine  Karawane,  bestehend  aus  Kaufleuten  von 
Tayif  und  Makka,  das  Euphratesgebiet  besuchte.  Sie  hatten  keine 
Erlaubnifs  das  Königreich  des  Chosroes  zu  betreten,  und  wurden 
defshalb  mifshandelt.  Ghaylän  zog  ein  gelbes  Kleid  an  und  setzte 
sich  vor  den  Palast  des  Königs,  bis  ihm  eine  Audienz  gewährt  wurde. 
Bei  der  Audienz  war  der  König  in  einem  andern  Gemach,  von  wel- 
chem ein  Pförtchen  in  den  Empfangssaal  ging.  Der  Dolmetsch 
fragte  ihn,  wie  sie  sich  unterstehen  konnten,  das  Land  ohne  Er- 
laubnifs zu  betreten?  Ghaylän  antwortete:  Wir  sind  weder  als  Feinde 
noch  als  Spione  hierhergekommen,  sondern  als  Kaufleute.  Gefallen 
dir  unsere  Waaren,  so  nimm  sie,  wo  nicht,  so  erlaube  uns  sie  zu 
verkaufen,  oder  befiehl,  dafs  vi'ir  sie  wieder  zurückführen.  Er  hörte 
darauf  eine  Stimme  im  nächsten  Gemach  und  warf  sich  sogleich 
auf  die  Erde  nieder.  Er  wurde  gefragt,  warum  er  dieses  thue?  Er 
antwortete:  weil  er  vermuth'e,  dafs  es  die  Stimme  des  Königs 
der  Könige  sei.  Es  wurde  ihm  darauf  ein  Kissen  gegeben,  dafs  er 
sich  darauf  niederlassen  solle.  Er  aber  legte  es  auf  seinen  Kopf, 
und  um  die  Ursache  gefragt,  erwiederte  er:  dafs  er  das  Bild  des 
Königs  darauf  bemerkt  habe.  Der  Chosroes  wurde  gesprächig  und 
fragte  ihn,   ob   er  Kinder   habe,   lyid  welches  ihm   das  liebste  sei? 


488 

gemischt  ist,  so  cbarakterisiren  sie  doch  immer  den  Geist 
der  Tradition  und  des  Landes. 

Nagrän  ist  der  Name  einer  fruchtbaren  Landschaft 
und  auch  ihrer  Hauptstadt.  Sie  ist  \veit  vom  Meere  und 
von  civiüsirten  Reichen  entfernt,  dennoch  wetteiferte  sie 
mit  andern  Städten  des  südHchen  Arabiens  in  Industrie. 
Ihre  Gerbereien  gehörten  zu  den  besten,  und  wenn  auch 
ihre  Webstühle  hinter  denen  von  Aden  und  'Oman  zurück- 
standen,   waren    sie   doch   nicht   olme    Bedeutung^).      Die 


Er  antwortete:  Ich  bin  mit  mehreren  Kindern  gesegnet  und  liebe 
das  kranke  am  meisten,  bis  es  gesund,  das  abwesende  bis  es  zu- 
rückgekommen und  das  kleinste  bis  es  grofs  geworden  ist. 

Ghaylän  hatte  zehn  Frauen;  als  er  sich  zum  Islam  bekannte, 
befahl  ihm  der  Prophet,  die  Zahl  auf  vier  zu  reduciren.  Einer  seiner 
Söhne,  Näfi',  focht  in  A.  H.  13  unter  Chälid  bei  Dümat  al-Gandal 
und  fiel.  Er  war  betrübt  über  diesen  Verlust  und  machte  einige 
schöne  Gedichte  auf  seinen  Tod.  Einige  Jahre  später  theilte  er 
sein  Vermögen  unter  seine  Söhne,  entliefs  seine  Frauen  und  zog 
sich  vom  Leben  zurück.  Eine  der  unglücklichsten  Störungen  in 
seinem  Familienglücke  verursachte  die  Treulosigkeit  eines  Sklaven, 
der  sein  Geld  in  Verwahrung  hatte.  Er  entwendete  ihm  eine  be- 
deutende Summe  und  gab  vor,  dafs  es  von  Amir,  Ghaylän's  Sohn, 
welcher  nach  Madyna  zu  Mohammad  gereist  war,  gestohlen  sei. 
Ghaylän  glaubte  ihm,  und  der  Sohn  schwur,  dafs  er  nie  mehr  seinem 
Vater  unter  die  Augen  treten  wolle.  Eine  Sklavin,  welche  gesehen, 
wohin  die  Diebe  das  Geld  verborgen  hatten ,  zeigte  den  Ort  an, 
wo  es  vergraben  lag  und  so  wurde  das  Geheimnifs  aufgeklärt.  Doch 
konnte  es  'Amir  dem  Vater  nie  vergessen,  dafs  er  auf  das  Wort 
eines  Sklaven  seine  Ehrlichkeit  bezweifelt  hatte.  'Amir  und  sein 
Bruder  'Ammär,  welcher  dieselbe  Mutter  hatte,  zeichneten  sich  in 
den  syrischen  Eroberungskriegen  aus. 

')  In  Maskat  und  andern  Theileii  von  Arabien  werden  jetzt 
noch  sehr  schöne  dicke  Baumwollenstoffe  verfertigt.  Sie  sind  carrirt 
und  zeichnen  sicli  durcli  den  prachtvollen  Schmuck  der  Farben  aus, 
weicht;  auf  das  Kühnste  gemischt  sind.  Die  Bordüren  sind  mit  Seide 
durchwebt.  Wahrscheinlich  wurden  ähnliche  Stoffe  im  Alterthum 
aucli  in  Nagran   fabrizirt. 


489 

Naöräniten  haben  sich  schon  im  vierten  Jahrhundert  zum 
arianischen  (.'hristenthunie  bekehrt  un«l  im  Jahre  522  starb 
eine  Nagranitin  mit  ihren  Kindern  «le>i  Flammentod  für 
ihren  Glauben  (Baronius,  Annal.  Eccl.  Lucae  \j.  IX  S.  309; 
vergl.  Procopius,  de  bello  Pers.  1,  20  und  Cedrenus  ad 
ann.  522;  Acta  Sanctorum   Holl.,   1.  Oct.  und  24  Oct.). 

Die  Einwohner  j^ehörten  nicht  wie  die  von  Makka 
oder  Tävif  einem  einzi<i^en  arabischen  Stamme  an,  sondern 
wie  es  in  vielen  Städten  Yaman's  der  Fall  war,  dreien  oder 
noch  mehreren.  Jeder  Stan)m  scheint  aber  das  Geiiihl  sei- 
ner Zusammeni>ehörigkeit,  welches  die  Stelle  einer  gesetz- 
lichen Oro^anisation  vertritt,  bewahrt  zu  haben,  und  desw  egen 
behau[)tete  die  abgeschlossene  Landschalt  in  manchen  Pe- 
rioden der  Geschichte  ihre  (nabhiingigkeit,  zu  der  sie  an- 
dere Städte  verloren  (vergl.  Ibn  Mogäwir).  Zur  Zeit  des 
Mohammad  scheinen  die  leitenden  Männer  der  Stämme 
einen  Rath  gebildet  zu  haben,  in  welchem  ein  Kindite 
mit  dem  Titel  Äkib  (Stellvertreter;  sein  Name  war  x\bd 
al-Masvh,  d.  h.  Kneclit  Christi)  präsidirte.  Er  gab  den 
Ausschlao;  in  allen  Unterhandluno-en  und  leitete  die  öffent- 
liehen  Geschälte.  Für  die  Belörderung  der  Karawanen 
und  für  die  Transportmittel  gab  es  ein  eigentliches  Amt. 
Der  Titel  des  Schajches,  welcher  dasselbe  bekleidete, 
war  Sayyid,  »der  Herr«,  und  sein  Name  war  Ayham.  Es 
ist  nicht  bekannt,  welchem  Stamme  er  angehörte.  Der  ge- 
achtetste  Mann  in  Nagrän  war  der  Bischof  Abü-1-Härith 
b.  Alkama,  ein  Bakr-Wävilite.  Aufser  den  kirchlichen 
Funktionen  lag  ihm  auch  die  Aufsicht  über  die  wSchulen 
ob;  er  zeichnete  sich  so  sehr  durch  Frömmigkeit  und  Ge- 
lehrsamkeit aus,  dafs  er  sich  das  Wohlwollen  des  griechi- 
schen Kaisers  erwarb,  welcher  ihm  Geld  zum  eigenen  Ge- 
brauch und  zur  Erbauung  von  Kirchen  schenkte  (Wä- 
hidy,  3,  i).  Merkwürdig  ist,  dafs  wenigstens  zwei  dieser 
Funktionäre,  der  'Äkib  und  der  Bischof,  fremden  Stämmen 
angehörten  und   wahrscheinlich  nicht   aus  Nagrän  gebürtig 


490 

waren,  denn  die  Kinditen  hatten  ihren  Hauptsitz  in  Hadhra- 
mant  und  die  Bakr-Wäyih'ten  in  Bahrayn. 

Nachdem  sich  die  in  den  Steppen  der  Landschaft 
Nagrän  und  in  deren  Umgebung  nomadisirenden  heidnischen 
Araber  gröfstentheils  unterworfen  hatten,  richtete  Moham- 
mad ein  Schreiben  an  die  Nagräniten;  sie  fühlten  sich  ge- 
nöthigt  vierzehn  Abgeordnete  nach  Madyna  zu  schicken. 
Es  befanden  sich  darunter  die  genannten  drei  Würdenträger 
und  aufser  ihnen  Kurz  (od.  Küz),  ein  Bruder  des  Bischofs, 
Ans,  ein  Bruder  des  Sayyid,  Zayd  b.  Kays,  Schayba, 
Chowayhd,  Chähd,  Amr  und  'Obayd  Allah.  Sie  trugen 
Kaftane  (Gobba)  von  Hibara  und  Mäntel  mit  Seide  einge- 
fafst.  Ihr  erster  Gang  Avar  in  die  Moschee,  wo  sie,  mit 
dem  Angesicht  gegen  Osten  gewendet,  beteten.  Als  sie 
zu  Mohammad  kamen,  wandte  er  sich  von  ihnen  ab  und 
sprach  nicht  ein  Wort.  'Othmän  erklärte  ihnen  die  Ursache. 
Er  mifsbilligte,  dafs  sie  in  Seide  gekleidet  waren.  Christen 
gegenüber  wollte  er  den  heiligen  Mann  spielen.  Sie  er- 
schienen wieder  vor  ihm,  diesmal  aber  wie  Mönche  ge- 
kleidet, und  grüfsten  ihn  mit  »Saläm  alayka«,  dem  Grufse 
des  Paradieses.  Der  Prophet  erwiederte  ihren  Grufs  und 
trug  einige  Koränstücke  vor  um  sie  zu  bekehren:  Eines 
derselben,  ein  Abklatsch  der  an  den  König  von  Abyssi- 
nien  geschickten  Inspirationen,  scheint  er  eigens  für  ihren 
Empfang  verfafst  zu  haben.  Merkwürdig  ist,  dafs  er  darin 
Jesum  einen  Boten  Gottes  an  die  Juden  nennt.  Vielleicht 
wollte  er  dadurch  sagen,  dafs  die  Nagräniten  als  Araber 
zu  seiner  Heerde  gehören ,  denn  er  war  ja  der  Bote  für 
die  Araber.  Dadurch  wird  auch  der  Vorwurf,  dafs  die 
Juden  ihren  Propheten  tödteten  (V.  '21,  siehe  weiter  unten) 
auf  die  Christen  ausgedehnt.  Es  verdient  ferner  beachtet 
zu  werden,  dafs  er  schon  in  dieser  Offenbarung  den  Sieg 
seiner  Religion  auf  Erden  als  einen  Beweis  ihrer  Wahrheit 
ansieht.  Gott  ruft  für  die  Religion  Anc;ärer,  Helfer,  Ver- 
theidiger,  hervor  und  schenkt  ihr  Gedeihen,  während  die 
L  ngläubigen  in  den  Staub  getreten  werden. 


491 

3,  30.  Walirlicli,  (jott  hat  den  Adam,  Noah,  die  Fa- 
milie, des  Abialiam  und  die  Familie  des  Imiäm,  Geschlecht 
nach  Geschlecht  vor  <ler  iil)ri«j;eii  Menschheit  auserwählt. 

.31.  Das  Weib  des  Imran  sprach:  Herr,  ich  hal)e  dir 
die  Frucht  meines  Leibes  geweiht.  Nimm  sie  an  von 
mir,  denn  du  bist  der  Erhörende.  Nachdem  sie  geboren 
hatte,  sagte  sie:  Es  ist  ein  Mädchen!  Gottweilsam  besten 
was  ich  geboren  habe.  Ein  Mädchen  ist  freilich  nicht  so 
willkommen  als  ein  Knabe.  Ich  heifse  es  Maria  und  em- 
pfehle es  dem  Schutze  Gottes  vor  dem  verfluchten  Satan. 

.32.  Gott,  ihr  Herr,  nahm  die  Weihunür  jjrnädi«:  an  und 
liefs  Maria  scliön  aufwachsen.  Zacharias  erzog  sie.  So 
oft  er  zum  Altar  hineintrat  fand  er  Nahrung  bei  ihr.  Er 
sagte:  Maria,  wo  kommt  dies  her?  Sie  antwortete:  Es  kommt 
von  meinem  Herrn,  denn  Allah  ernährt,  wen  er  will,  in 
Uebertiufs. 

33.  Dort  bat  Zacharias  zu  seinen  Herrn:  Herr,  schenke 
mir  einen  guten  Nachkommen,  denn  du  bist  der  Erhörende. 
Die  Engel  riefen  ihm  zu  als  er  beim  Altar  stand: 

34.  Gott  verkündet  dir  den  Johannes,  welcher  da 
Zeugnils  ablegen  soll  für  Jesum,  das  von  Gott  ausgegan- 
gene Wort,  und  welclier  da  sein  soll  ein  Herr,  ein  Ascet, 
ein   l*rophet  und  einer  der  Gottsehgen. 

35.  Er  antwortete:  Herr,  woher  soll  mir  ein  Sohn 
Averden?  ich  bin  Alterschwach  und  meine  Frau  ist  un- 
fruchtbar! 

36.  Er  fuhr  dann  fort:  Herr,  gewähre  mir  ein  Zeichen. 
Die  Stimme  sprach:  Dein  Zeichen  sei,  dafs  du  drei  Tage 
lang  mit  den  Menschen  nicht  s[)rechen  kannst,  sondern  nur 
Zeichen  gebest. 

37.  Ferner  sagten  bekanntlich  die  Engel  zur  Maria: 
Gott  hat  dich  auserwählt,  dich  gereiniget  und  dich  ausge- 
zeichnet vor  allen  Weibern. 

3».  0  iMaria!  sei  beständig  in  den  drei  Positionen  des 
Gebetes :  stehe,  kniee  und  prosternire  dich. 


492 

39.  Dieses  ist  einer  der  geheimen  Berichte,  welchen  wir 
dir  (o  Mohammad)  olleiibaren  und  den  du  nicht  wufstest; 
denn  du  warst  ja  nicht  zugegen,  als  sie  mit  ihren  Schreib- 
röhren  loosten  wer  die  Maria  erziehen  soll,  noch  warst  du 
zusregen  als  sie  darüber  stritten. 

40.  Die  Engel  haben  ja  zur  Maria  gesagt:  Gott  ver- 
kündet dir  die  Emplängnils  eines  von  ihm  kommenden 
Wortes,  dessen  IName  der  Messias  Jesus,  Sohn  der  Maria, 
sein  soll.  Er  soll  in  dieser  und  jener  Welt  eine  hervor- 
ragende Persönlichkeit  und  einer  der  Begünstigtsten  sein. 

41.  Schon   in   der  Wiecre    und    auch    im   Mannesalter 

o 

wird  er  mit  den  Menschen  sprechen;  er  wird  zu  den  Gott- 
seligen gehören. 

42.  Sie  antwortete:  Wie  soll  mir  ein  Kind  werden, 
da  mich  doch  kein  Mann  berührt  hat.  Der  Engel  sagte: 
So  ist  es.  —  Gott  erschalFt  was  ihm  gefällt;  wenn  er  etwas 
beschlossen  hat,  sagt  er:  Sei!  und  es  ist. 

vj.  Gott  wird  ihm  das  Buch  lehren,  die  Weisheit,  die 
Thora  und  das  Evangelium,  er  wird  ein  Bote  an  die  Kinder 
Israel  sein  und  wird  sagen:  ich  bin  mit  Wundern  ausgerüstet 
welche  von  meinem  Herrn  ausgehen;  ich  bilde  aus  Thon 
die  Gestalt  eines  Vogels,  dann  blase  ich  hinein  und  sie  soll 
mit  dem  Willen  Gottes  zum  wirklichen  Vogel  werden;  fer- 
ner: ich  heile  die  Bünden  und  Aussätzigen,  und  bringe  mit 
Gottes  Willen  die  Todten  zum  Leben  zurück;  ferner  will 
ich  euch  sagen  was  ihr  verzehret  und  was  ihr  in  euren 
Häusern  aulspeichert.  Hierin  sind  ^vahrlich  Zeichen  für 
euch,  wenn  ihr  gläubig  seid. 

44.  Ich  bestätige  die  Schriften  welche  ich  bereits  vor- 
finde, nämlich  die  Thora;  ich  erlaube  euch  manches,  was 
euch  verboten  war  und  ich  bin  ausgerüstet  mit  Zeichen 
von  meinem  Herrn.  Fürchtet  Allah  und  gehorchet  ihn), 
denn  Allah  ist  mein  Herr  und  euer  Herr:  betet  ihn  an, 
dieses  ist  eine  gerade  Strafse. 

45.  Als  Jesus  unter  ihnen  den  Unglauben  wahrnahm, 
sagte   er:    Welche   Männer  wollen  meine  Ant-ärer   sein   in 


493 

der  Sache  Gottes  P  Die  Apostel  antworteten:  Wir  sind  die 
Anc;ärer  (lottes,  wir  glaiihen  an  Gott,  bezeuge  dafs  wir 
iVIosIime  sind. 

4fi.  Herr,  wir  glauben  an  das  was  du  herabgesandt 
hast  und  folgen  deinem  Boten  (Jesus);  trage  unsere  iSa- 
men  in   die  Liste  der  Zeus-en  für  die  Wahrheit  ein. 

47.  Die  Juden  bedienten  sich  der  List,  aber  auch  Gott 
bediente  sich  der  List,  denn   er  übertrifft  alle  an   List. 

48.  Gott  sprach:  Ja,  o  Jesus,  wir  wollen  dich  sterben 
lassen,  dann  sollst  du  zu  uns  hinaufsteigen,  wir  wollen  dich 
entfernen  von  den  Ingläubigen  und  deine  Anhänger  bis 
an  den  Tag  der  Auferstehung  über  die  Ungläubigen  setzen 
(d.  h.  die  Christen  sollen  mächtiger  sein  auf  Erden  als  die 
unterdrückten  Juden.  In  der  ganzen  Stelle  hat  er  aber 
zugleich  sich  und  seine  eigene  Sekte  im  Auge,  welche  in 
Zukunft  die  herrschende  Stellung  der  Christen  einnehmen 
soll).  Am  Gerichtstage  Averde  ich  die  Fragen,  worüber 
ihr  in  Zwiespalt  wäret,  entscheiden. 

49.  Die  Ingläubigen  will  ich  in  dieser  und  in  jener 
Welt  mit  einer  heftigen  Strafe  züchtigen  und  sie  werden 
keine  Helfer  finden  (während  Jesus  und  Mohammad  An- 
cjärer,  Helfer,  gefunden  haben). 

.=>0.  Die  Gläubii»:en  hino-pgen  welche  Gutes  thun,  wer- 
den  ihren  Lohn  empfangen;  denn  Gott  liebt  nicht  die  Un- 
gerechten. 

51.     So  viel  haben  wir  von  den  Zeichen  und  der  wei- 
sen  Ermahnunü;  vor^etrao-en. 
o  ri         o 

In  einer  viel  früheren  Offenbarung  (43,  .»9  und  19,  M) 
hatte  Mohannnad  Jesum  einen  Knecht  Gottes  genannt,  und 
dieses  hat  nach  dem  Zeugnisse  der  Tradition  einen  höchst 
ungünstigen  Riiidruck  auf  die  Christen  gemacht').  Die 
Nagraniten     waren     also     durch     diese    Erklärungen    nicht 


')  Nach  Kalby  zu  Kor.  4,  no  behaupteten  die  Christen,  dafs 
sie  Jesum  nur  aus  Liebe  zu  Gott  anbeten .  und  dessen  ungeachtet 
Muslime,  Monotheisten,  seien. 


494 

befriefligt  iinrl  weigerten  sieb,  das  Glaubensbekenntnifs  ab- 
zulegen. Obsclion  sie  die  Macht  des  Propheten  fürchteten 
und  es  nicht  wagten,  seine  bispirationen  für  Betrug  zu  er- 
klären, Hefsen  sie  sich  doch  in  eine  Disputation  mit  ihm 
ein,  und  es  scheint,  dafs  das  Resultat  auf  einige  seiner  An- 
hänger einen  nicht  ganz  günstigen  Eindruck  gemacht  habe 
(Kor.  3,  84  und  96).  Er  fand  sich  daher  bewogen,  die  von 
ihm  gegen  sie  geltend  gemachten  Beweise  im  Koran  zur 
Erbauung  der  Gläubigen  zu  rekapiluliren.  Das  betreffende 
Koranstück  ist  nicht  zusammenhängend  und  wohl  auch  nicht 
ganz  zu  einer  Zeit  entstanden.  Sehen  wir  die  darin  ent- 
haltene Beweisführung,  so  reducirt  sie  sich  auf  Folgendes. 
Der  theologische  Ausdruck  Moslim  in  dem  oben  S.  20 
Note  erklärten  Sinne  war  auch  den  Christen  geläufig,  und 
da  er  von  Mohammad  und  von  ihnen  selbst  auch  auf  sie 
angewendet  wurde,  wählte  er  ihn  zum  Stützpunkt  seiner 
Angriffe  auf  ihre  Lehre.  Er  machte  ihnen,  dem  Scha'by 
und  Hassan  zufolge,  nicht  nur  die  Vergötterung  Jesu,  son- 
dern auch  die  Verehrung  des  Kreuzes  und  den  (Jenufs  des 
Schweinelleisches  und  des  Weines  zum  Vorwurf,  erklärte 
den  reinen  Monotheismus  als  den  höchsten  Zweck  und  als 
das  Criterium  der  wahren  Religion,  und  zog  aus  diesem 
Axiom  den  Folgesatz,  dafs  er  als  Wiederhersteller  dieses 
Kultus  eben  so  gut  wie  Abraham  und  Jesus,  die  doch 
nichts  anderes  als  diese  Lehre  vorgetragen  haben  können, 
als  Gottes  Bote  angesehen  werden  müsse,  besonders  da 
seine  Orakel  nebst  dem  Slemj>el  der  Wahrheit  auch  'l'hat- 
sachen  enthalten,  welche  ihm  nur  durch  Jlevclation  bekannt 
sein  können.  Auf  die  Forderung,  Wunder  zu  thun,  deutet 
er  auf  seine  Siege  und  läfst  zugleich  eine  Drohung  einüiefsen, 
die  gewifs  mehr  Eindruck  machte  als  alle  Beweise. 

3,  J.     A.  L.  M.  ')    Allah  —  es  gieht  keinen  Gott  aufser 
Ihm,  dem   Lebendigen,  dem  Unveränderlichen. 


')  Vielleiclit  Allaho  iiazzala  ali.slam,  „Gott  liat  den  Islam  ge- 
offenbaret." Wenn  dieses  richtig  ist,  so  bedeutet  das  Monogramm  in 
Süra  13:  Gott  hat  den  Koran  geoffenbart. 


495 

•2.  Rr  bat  auf  dich  das  Buch  voll  Walirlieit  herab- 
gesandt, welches  die  riübeien  Oirenbaruii«i;en  l)estätigt,  er 
hat  früher  die  Thora  und  das  Evan«rlium  herabüesandt  als 
Richtschnur  für  die  Menschen  und  er  hat  die  Erlösungr 
herabgesandt. 

5.  Er  ist  es,  der  dir  das  (im  Himmel  aufbewahrte) 
Buch  geoifenbart  hat.  Es  sind  darin  feststehende  Verse 
enthalten  und  sie  bilden  den  Text  (wörtlich  die  Mutter) 
des  Ruches,  andere  Verse  sin<]  nachgebildet.  ')  Diejenigen, 
in  deren  Herzen  eine  Schwäche  ist,  foltren  den  nachae- 
bildeten  Versen  um  Zwietracht  zu  säen  und  aus  Sucht  das 
Wort  Gottes  zu  deuteln.  Die  Deutung  aber  kennt  nur  Gott 
und  Diejenigen,  welche  stark  sind  im  Wissen,  diese  aber 
sagen:  wir  glauben  und  Alles  kommt  von  unserm  Herrn. 
[Die  in  diesem  Verse  gegebene  Erklärung  nöthigt  uns  zu 
<ler  Voraussetzung,  dafs  die  Nagräniten  Widersprüche  im 
Koran  nachwiesen.] 

11.  Sage  zu  den  Ungläubigen:  Ihr  werdet  (auf  Erden) 
überwunden  und  in  die  Hölle  verstofsen  werden. 

12.  Ihr  habt  bereits  ein  Zeichen  in  den  zwei  Heeren, 
welche  (bei  Badr)  zusammenstiefsen,  vor  Augen.  Ein  Heer 
kämpfte  auf  dem  Pfade  Gottes,  das  andere  war  ungläubig. 
Dem  letzteren  schien  das  erstere  zweimal  so  grofs  als  es 
war,  und  sie  sahen  es  so  mit  leiblichen  Augen.  Gott  unter- 
stützt mit  seinem  Beistande  wen  er  will.  ^) 

')  Im  Original  motaschäbih,  welches  ähnlich  bedeutet  (Kor. 
2,  23  und  6,  142).  Die  Bedeutung  welche  der  Ausdruck  hat,  geht 
aus  39,  24  hei'vor.  Dort  wagt  er  es  noch  nicht  zu  behaupten,  dafs 
ihm  das  Buch  geoffenbart  worden  sei,  denn  dieses  hat  nur  Moses 
schriftlich  erhalten,  sondern  ein  der  Thora  ähnliches  Buch,  und 
um  den  Sinn  recht  deutlich  zu  machen  setzt  er  bei,  eine  „Mischna" 
d.  h.  (wie  Bd.  I  S.  462  bemerkt  worden  ist)  eine  Wiederoffenbarung. 
Da  Wiederoffenbarungen  nur  in  Erleuchtungen  bestehen,  ist  nur  der 
Geist,  der  allgemeine  Sinn  derselben,  und  nicht  das  Wort  raaafs- 
gebend. 

')  Nach  einigen  Comraentatoren  beziehen  sich  diese  zwei  Verse 
auf  den  jüdischen  Stamm  Kaynokä'.    Weil  er  bald  nach  der  Schlacht 


496 

17.  Der  wahre  Kultus  vor  Gott  ist  der  Islam.  Die- 
jenigen, welchen  das  Buch  «gegeben  worden  ist,  theilten 
sich  erst,  nachdem  ihnen  das  Wissen  zu  Theil  geworden 
war.  Sie  trennten  sich  von  einander  aus  wechselseiti- 
gem Hasse. 

18.  Wenn  sie  also  mit  dir  streiten,  sage:  Ich  bin 
ein  Moslim. 

19.  Frajie  die  Schriftbesitzer  und  die  Heiden :  Seid 
ihr  Moslime  ?  Wenn  sie  Moslime  sind,  so  sind  sie  auf  dem 
rechten  Wege,  und  wenn  sie  sich  abwenden,  so  hast  du 
keine  andere  Aufgabe  als  die  Botschaft  zu  überbringen  (den 
Islam  zu  predigen). 

20.  Verkündige  denjenigen,  welche  die  Propheten 
ohne  Schuld  tödten  und  welche  Leute  tödten,  so  die  Ge- 
rechtigkeit einprägen,  eine  peinliche  Strafe. 


von  Badr  belagert  und  aus  Madyna  vertrieben  wurde,  ist  diese  An- 
vsrendung  sehr  wahrscheinlich.  Obschon  kein  Zweifel  ist,  dafs  die 
ersten  80  oder  90  Verse  von  Süra  3  gegen  die  Christen  geschleudert 
wurden,  so  finden  wir  doch  auch  andere  Stellen  darin,  welche  auf 
die  Juden  Bezug  haben.  Dieser  Umstand  hat  die  Commentatoren 
zu  der  Behauptung  veranlafst,  dafs  die  Rabbiner  und  Mönche  sich 
in  der  Disputation  vereinigt  haben.  Das  ist  gewifs  nicht  begründet. 
Ich  erkläre  mir  die  Mischung  von  antijüdischen  und  antichristlichen 
Versen  ganz  anders.  Mohammad  hatte  die  Gewohnheit,  aus  früheren 
Inspirationen  passende  Stellen  mit  oder  ohne  Veränderung  zu  be- 
nutzen und  es  giebt  deswegen  viele  Koränverse,  welche  drei-  oder 
viermal  wiederholt  werden.  Da  nun  die  madynischen  Inspirationen 
häufig  nur  in  einzelnen  Sätzen  bestehen,  so  ist  anzunehmen,  dafs, 
wenn  Mohammad  einen  abgerissenen  Satz  später  in  einer  längeren 
Inspiration  wiederholte,  er  nur  einmal  im  Koran  vorkomme  und 
zwar  in  der  längeren  Inspiration.  Wenden  wir  diese  Erklärung  auf 
obige  zwei  Verse  an,  so  sind  sie  ursprünglich  um  624  gegen  die 
Banü  Kaynokä'  geoffenbart,  dann  aber  um  631  auch  gegen  die 
Nagräniten  benutzt  worden.  Wäre  nun  der  Koran  chrünologis(;h 
geordnet,  so  müfaten  sie  zweimal  erscheinen,  da  aber  dieses  nicht 
der  Fall  ist,  kommen  sie  nur  in  der  Inspiration  vor  in  der  sie  wie- 
derholt wurden. 


497 

22.  Siebst  du  nicht  wie  Einige  von  denjenigen,  wel- 
chen ein  Theil  des  Huches  gegeben  AvordiMi  war,  da 
sie  nun  zum  (eigentlichen)  üuche  Gottes  geiiiren  werden, 
damit  es  ihre  Zwiste  entscheide,  sich  widerspenstig  da- 
von wee:wenden. 

In  Bezug  auf  die  Natur  Jesu  beharrt  er  auf  seiner 
früheren  Behauptung  und  schlägt  vor,  die  Wahrheit  der- 
selben durch  ein  (lottesgericlit  zu  entscheiden.  Er  soll 
einen  Fluch  gegen  sie,  und  sie  einen  Fluch  gegen  ihn  und 
seine  Familie,  namentlich  gegen  die  Kinder  seiner  Tochter 
Fätima,  aussprechen;  es  würde  sich  dann  zeigen,  wer  nach 
diesem  P^luche  gedeihe  (Exegeten  zu  3,  54  und  Bochäry 
S.  629).  Die  Tradition  behauptet,  dafs  es  die  Christen 
nicht  darauf  ankommen  lielsen.  Wenn  das  richtiü:  wäre, 
würde  ihr  Mangel  an  Ueberzeugung  wohl  im  Koran  her- 
vorgehoben werden.  Da  später  sein  Enkel  Hosavn,  Sohn 
der  Fätima,  wie  ein  Verbrecher  hingerichtet  wurde,  so 
hätten  die  Nagräniten  dieses  ihrem  Fluche  zuschreiben 
können,  wenn  sie  damals  nicht  so  geknechtet  gewesen 
wären,  dafs  sie  es  nicht  wagen  durften  einen  Laut  von 
sich  zu  geben. 

3,  52.  Jesus  ist  wie  Adam,  welchen  Gott  aus  Lehm 
gebildet,  und  zu  dem  er  gesagt  hat:  Sei!  und  er  war. 

53.  Dieses  ist  die  von  deinem  Herrn  ausgehende 
Wahrheit;  sei  also  nicht  einer  der  Zweifler. 

51.  Wenn  Jemand  mit  dir  darüber  disputirt,  nachdem 
dir  so  viel  vom  Wissen  zu  Theil  geworden  ist,  so  sage: 
Komn)t,  wir  wollen  unsere  Söhne  und  eure  Söhne,  unsere 
Frauen  und  eure  Frauen,  uns  selbst  und  euch  selbst  rufen, 
dann  wollen  wir  einen  Fluch  aussprechen  und  den  Zorn 
Gottes  auf  das  Haupt  der  Lügner  herabrufen. 

55.  Diese  Geschichten  enthalten  den  wahren  That- 
bestand  und  es  giebt  keinen  Gott  aufser  Allah. 

56.  Wenn  sie  (die  Nagränitien)  sich  wegwenden ,  so 
kennet  Gott,  die  Verderber. 

ui.  32 


-     498 

57.  Sa^e:  0  Scbrlftbesitzer!  kommt  zu  einem  billigen 
Vorschlag  zwischen  uns:  wir  wollen  nur  Allah  anbelen  und 
ihm  kein  Weseu  beigesellen,  und  keiner  von  uns  soll  den 
andern  als  seineu  Herrn  anerkennen,  Gott  allein  ist  der 
Herr  (aber  weder  Jesus  noch  Moliaujmad  ist  der  Herr). 
Wenn  sich  die  Schriltbesitzer  weowenden,  so  rufet  ihnen 
o   («laubige,  nach:    Hezeuget,  dafs  wir  Mosliuie  sind. 

i>8.  0  Schriftbesitzer!  warum  disputirt  ihr  in  iJezug 
auf  Abraham?  Die  Thora  und  das  l^^vangelium  sind  ja  erst 
nach  ihm  geotfeubart  worden  (l)e\veise,  die  ihr  daraus 
über  seine   Lehre  schö|)l('t,  sind   also  nidialtl»ar). 

59.  Wohlan,  ihr  köunt  über  Dinge  disputiren  ,  <lie 
ihr  wisset.  Disjiutiret  aher  nicht  über  Dinge  die  ihr  niclit 
wisset,   die  al)er  (lolt  weils  (und   mir  ollenbaret). 

()(».  Abraham  war  weder  Jude  noch  Christ,  soudern 
er  war  eiu  Hauyf  und  eiu  Moslim;  er  gehörte  nicht  zu 
den  Vielgötterern. 

(il.  Dem  Abraham  stehen  \\ahrlich  unter  allen  Men- 
schen seine  Anhänger  ')  und  dieser  [*rophet  und  diejenigen, 
welche  an  ihn  glauben,  am  nächsten.  Gott  ist  der  Be- 
schützer der  (Jläid)igen. 

62.  Vau  Theil  der  Schriftbesitzer  wünscht  euch  irre 
zu  führen,  aber  sie  führen   sich  nur  selbst  irre. 


')  Wörtlich:  „Wahrlich  am  nächsten  unter  d(^n  Men.schen  dem 
Abraham  sind  diejeiiigon,  welche  iimi  folgen,  und  dieser  Prophet." 
„Diejenigen  welche  ihm  folgen"  bedeutet  auch  oben  so  viel  als  An- 
häng(M-,  Nachfolger.  Haghawy  und  Nasafy  erklären  diesen  Aus- 
druck: „Das  hc-ifst  l)i<j(>nig('n,  welche!  ihm  zu  seiner  Zeit  folgten,  und 
seine  Milhi  (Religionsgemeinde)  nach  ihm."  Baydhawy  setzt  zu 
„Diejenigen  welche  ihm  folgen"  hinzu:  „von  seinem  Umma  (Volk, 
Kirche)."  Ich  halte  an  meiner  Ueberzengung  fest,  dafs  sich  Mo- 
hammad auf  (ine  gleichzeitige  Sekte,  die  QVibier  oder  Hanyfe,  be- 
ruft. Kr  will  sagen:  „Die  Juden  und  Arianer  wissen  nichts  von 
Abraham,  weil  sie  nur  die  Thora  und  das  Evangelium  kennen,  aber 
seine  Anhänger,  die  Ilanyfe,  kennen  seine  Lehre,  und  auch  ich 
kenne  sie,  weil  sie  mir  wi<'der  geotfeubart  worden  ist." 


499 

(iJ.  0  Schrirtbesilzor!  warum  iielimcf  ilir  tue  Zeichen 
(«oltes  (Moh;inima<rs  Inspirationen)  niclit  an,  da  ilu"  docli 
(laliir  Zengnils  aldogt  ? 

(il.  ()  Sclniltltesitzer!  waiiini  veimiscliet  ihr  Wahres 
und  l'alsches  und  verb('r«»et  ihr  die  Walniteit,  da  ihr  sie 
doch   kennt  ? 

()5.  Kinii>e  Sclnilthesitzer  sap;en :  Ghiul)et  an  das,  was 
h'ir  (he  (iläubigen  (Mohaniniadanei)  «^eoHeidjaret  worden  ist 
am  Morgen,  und  verwerfet  es  am  Abend,  vielleicht  kehren 
sie  (die  Cilänl)ii»en)   um  *). 

72.  Ks  <^i(d>t  eine  l^artei  unter  ihnen,  weldie  das  Buch 
verkehrt  lesen,  anl  dals  ihr  etwas,  was  nicht  im  Buche 
stellt,  lür  darin  enthalten  anseilen  sollt.  Sie  sagen:  dieses 
ist  von  (lott;  aber  es  kommt  niclit  von  (Jott  und  sie  sagen 
wissentlich   eine  Liijje  von   (Jott. 

73.  l^s  ist  nicht  möglich,  dals  ein  Mensch  (Jesus), 
welchem  Gott  das  Buch,  das  geistliche  Richteramt  und  das 
Prophetenthum  gegeben  hat,  zu  den  Menschen  sagen  soll: 
Seid  meine  und  nicht  (»ottes  Verehrer,  (dennoch  haben  die 
Nagräniten  uns  dieses  aus  der  Bibel  vorgelesen).  FAn  sol- 
cher Maim  sagt:  Werdet  zu  Rabbinern  indem  ihr  das  Buch 
lehret  und  indem  ihr   Unterricht  ertheilet. 

74.  Noch  befiehlt  er  euch,  die  Engel  und  Propheten 
(Heiligen)  als  eure   Herren   anzusehen.      Wie,   er  soll   euch 


')  Baydliawy  berichtet:  Ka'b  b.  Aschraf  und  Malik  b.  Qayf 
sagten  zu  ihren  Freunden  als  die  Kibla  geändert  wurde:  Nehmt  die 
neue  Kibla  an.  Sie  wandten  sich  ina  Gebete  gegen  Makka;  bald 
darauf  aber  wandten  sie  sich  gegen  den  Tempel  von  Jerusalem. 
Sie  hofften,  die  Gläubigen  würden  sagen  „diese  sind  gelehrter  als 
wir"  und  ihrem  Beispiele  folgen.  Dieses  mag  richtig  sein,  aber  ich 
zweilfle,  ob  sich  dieser  Vers  auf  eine  so  weit  entfernte  Begeben- 
heit beziehe  und  glaube  vielmehr,  dafs  die  Nagräniten,  so  weit  sie 
konnten,  dem  Mohammad  beistimmten  und  sich  auf  diese  Art  be- 
mühten, die  Moslime  zu  ihrer  Meinung  herüber  zu  führen  (vergl. 
V.  62),  dafs  sie  aber,  als  die  Rede  auf  die  Gottheit  Christi  kam,  sich 
von  ihm  trennten. 

32* 


500 

den  rnglauben  anemj)fehlen,  naclKlem  ihr  Moslime  ge- 
^vesen  ? 

75.  (lütt  hat  ja  den  l^ropheten  ')  folgendes  Biindnifs 
aljoenoninien:  Ich  g-ebe  euch  nun  etwas  von  einem  Buche 
und  der  Weisheit.  Später  wird  ein  Bote  kommen,  welcher 
das,  was  ihr  besitzet,  bestätigt.  An  ihn  miifst  ihr  glauben 
und  ihn  niiilst  ihr  unterstützen  Kr  sagte:  Leget  ihr  dieses 
Bekenntnifs  ab  und  tretet  ihr  darüber  mit  mir  in  ein  Bünd- 
nifs  ?  Sie  antworteten:  Wir  bekennen  es  und  sind  Zeugen 
dafür.     Gott  sprach:   Und  ich   bin   Zeuge  mit  euch. 

76.  Wer  darnach  nocli  Auswege  sucht,  ist  wortbrüchig. 

77.  Wollt  ihr  einen  andern  Kultus  als  den  Kultus 
Gottes  ?  Vor  ihm  beugt  sich  freiwillig  oder  gezwungen 
was  in  den  Himmeln  und  auf  Krden  ist,  und  vor  seinem 
Richterstuhl   müfst  ihr  dereinst  erscheinen. 

Die  letzten  Verse  sind  eine  folgerichtige  Ausbildung 
der  Lehre  des  Mohammad  und  schliefsen  selbe  gegen  alle 
andern  Religionen  ab.  V  on  einem  Bündnifs  hat  Mohammad 
schon  früher  (z.  B.  2,  7  7)  gesprochen,  aber  es  bestand  zu- 
nächst darin,  dafs  die  Schriftbesitzer  kein  Wesen  aufser 
Gott  anbeteten.  Allmählig  liefs  er  einlliefsen,  dafs  sie  auch 
ihm  Gehör  geben  sollen,  wenn  er  eine  Botschaft  für  sie 
überbringe.     Nach  der  letzten  Version  des  Bündnisses  aber 

o 

gab  es  kein  Heil  mehr  aufser  dem  Älohammadanismus  und  er 
erkannte  keine  iveligionsgemeinde  als  nioslimisch  an,  aufser 
der  seinigen.  Am  kräftigsten  wird  dieses  Verdammungs- 
urtheil  in  Kor.  9,  -9  IT.  ausgesprochen.  Dadurch  erhielt 
seine  Religionsgenieinde  ihre  naturgemälse  Begrenzung  und 
seine  Anhänger  wendeten  von  nun  an  auf  eine  heraus- 
fordernde Weise  den  .Ausdruck  Moslim  nur  auf  sich  selbst 
und   Islam   nur  auf  ihre   Religion   an. 


')  Im  Codex  des  Ibn  Masüd  und  dem  des  Obayy  stand  statt 
^Proplietcn"  v_jU^Jt  LiVi  ^yJy\J\  „Diejenigen,  welchen  Gott  das 
Buch  gegeben  hat."  Durch  diese  Lesart  wird  die  Anerkennung 
lür  die  Juden   und  Christen  bindender. 


501 

Mohaniniai]  wurde  zu  dieser  Conser(iienz  i^etrieben. 
Wir  können  aus  dem  oben  ang^elührten  Vers  5  ersehen,  dafs 
ihm  die  .\agräniten  Widers[)riiche  im  Koran  nachwiesen. 
Hier  waren  sie  auf  seinem  Terrain  und  er  konnte  sieh  zur 
ISoth  vertheidij^en.  Sie  bewiesen  ihm  aber,  dafs,  obsclion 
er  behaujitete  der  Koran  und  die  Hibel  seien  aus  demselben 
Irtexte  ents[)run<^en,  doch  ein  himmelweiter  Unterschied 
zwischen  beiden  sei.  Aus  den  Schlufsversen  der  Geschichte 
Christi  geht  klar  hervor,  dals  sie  ihm  Abweichungen  der- 
selben von  der  evangelischen  Erzählung  vorhielten.  Er  aji- 
pellirt  an  die  Aukturität  seiner  bispirationen  und  sagt,  dafs 
sich  ein  Prophet  wie  Jesus  war,  der  Gotteslästerung,  als 
Gott  verehrt  werden  zu  wollen,  nicht  habe  schuldig  machen 
können.  Sie  kamen  auch  wie  früher  auf  seine  Behauptungen 
über  die  verbotenen  Speisen  und  über  das  Pilgerlest,  die 
Verehrung  des  Tempels  von  Makka,  zu  sprechen: 

87.  Jede  Speise  war  den  Israeliten  erlaubt,  ausge- 
nommen diejenigen,  welche  Israel,  ehe  noch  die  Thora 
herabgesandt  worden  war,  für  sich  selbst  verboten  hat. 
Sage  ihnen:  Bringet  die  Thora  und  lehrt  sie,  wenn  ihr 
Recht  habet. 

8S.  Diejenigen,  welche  nach  diesem  noch  auf  Gott 
Lügen  erfinden,  sie,  sie  sind  die  Ungerechten  (und 
nicht  ich). 

89.  Sage  ihnen  ferner:  Gott  spricht  die  Wahrheit  (aus 
mir).  Folget  daher  der  iMilla  (Religion)  Abrahams  des 
Hanyfen,  denn   er  war  kein  \  ielgötterer. 

90.  Wahrlich,  der  erste  Tempel,  welcher  für  die  Men- 
schen errichtet  wurde,  ist  der  zu  Bakka  (Makka),  er  ist 
sesegnet  und   eine   Leitung  für  die  Welten. 

91.  Es  befinden  sich  daselbst  unverkennbare  Zeichen; 
daselbst  ist  der  Platz,  auf  dem  Abraham  gestanden;  wer 
hinein  ging  war  sicher.  Jeder  Mensch,  welchem  es  mög- 
lich ist  ihtliin  zu  kommen,  hat  gegen  Gott  die  \'erpflichtung 
das   Pilgerfest  beim    Lempel  zu  begehen. 


502 

Am  Ende  blieb  ihm  in  diespii  und  älmlichen  Contro- 
versen  kein  Ausweg,  als  zu  erklären:  Aus  mir  spricht  Gott, 
ujir  niülst  ihr  glauben  oder  ihr  seid  keine  Moslime. 

Da  die  Nagraniten  ihre  TJeberzeugung  nicht  opfern  woll- 
ten, so  mufsten  sie  sich  unterwerfen  ')  und  J'ribnt  zahlen. 
Nach   Abu  Yüsof  lautete  die  ünterwerinngsurkunde; 

„Dieses  ist  eine  Schrift  von  Mohammad  dem  Propheten  und 
Gottgesandten  an  die  Nagraniten.  Es  steht  ihn)  das  Recht  zu,  über 
alle  weifsen  und  gelben  Früchte  zu  verfügi'n,  oder  die  Einwohner 
zu  Sklaven  zu  machen.  Er  nimmt  aber  davon  Abstand,  will  sich 
gnädig  gegen  sie  erweisen  und  erläCst  ihnen  alles  dieses  unter  der 
Bedingung,  dafs  sie  ihm  jährlich  zwei  tausend  Holla  (Anzüge, 
bestehend  aus  einem  Kleidungsstück  für  den  oberen  Theil  des 
Körpers  und  aus  einem  für  den  unteren)  liefern,  von  der  Sorte, 
welche  man  Unzen -Holla  heifst,  und  zwar  ein  Tausend  im  Monat 
Ragab  und  ein  Tausend  im  Monat  Tafär.  Jede  Holla  mufs  eine 
Unze  Goldes  werth  sein.  Was  die  als  Cliarag  gelieferten  Holla  im 
Werthe  mehr  oder  weniger  betragen,  wird  auf  lieclinung  geschrieben. 
Was  sie  von  Panzerhemden,  Pferden  oder  Geräthen  liefern,  kommt 
auf  Rechnung  (d.  h.  sie  brauchen  dann  nicht  so  viele  Holla  zu  geben); 
ferner  ist  Nagrjin  verpflichtet,  meine  Kommissaricn  unentgeltlich 
mit  Nahrung  und  dem  nöthigen  Geschirr  zu  versehen.  Das  Maxi- 
mum der  Dauer  dieser  Verpflegung  ist  20  Tage.  Es  soll  die  Regel 
feststehen,  dafs  meine  Kommissarien  (welche  kommen  die  Steuer  ein- 
zutreiben) nicht  über  einen  Monat  aufgehalten  werden.  Sollte  in 
Yaman  ein  Krieg  geführt  oder  ein  Lager  gebildet  werden,  so  ist 
Nagran  verpflichtet,  unsern  Kommissarien  30  Panzerhemden,  30  Pferde 
und  30  Kameele  zu  leihen ;  was  von  den  geliehenen  Gegenständen, 
ehe  sie  zurückgestellt  worden,  zu  Grunde  geht,  dafür  sind  meine 
Kommissarien  verantwortlich.  Dafür  geniefst  Nagran  und  seine 
Untergebenen  *)   den    Schutz    Gottes    und    das   Hniidnils   des   Boten 


')  Der  Sayyid,  der  Akib  und  Aws,  ein  Bruder  des  Bischofs, 
sollen  später  nach  Madyna  gekommen  sein  und  das  Glaubensbe- 
kenntnifs  abgelegt  haben. 

'•')  Aus  Kodänia's  Steuerbuch  (Ü,  r.»)  leinen  wir,  dal's  die  Unti'r- 
gebiMien  (idcr  Schützlinge  der  Nagraniten  Juden  waren.  Der  jira- 
bische  Ausdruck  für  Schützlinge  ist  Atba',  er  bedeutet  in  den  mei- 
sten   Fällen   jene    Dörfer-    oder    Städtebewohner,     welclie    mit    dem 


503 

Gottes  zur  Sicherheit  ihres  Eigenthunis,  Lebens,  Grundbesitzes,  Glau- 
bens, der  Dinge  welche  vorliegen  und  verborgen  sind,  wie  auch 
ihres  Gottesdienstes,  ihrer  Kirchen,  ihrer  Bilder  und  alles  was  ihnen 
angehört,  sei  es  viel  oder  wenig.  Es  darf  [von  den  Moslimen]  kein 
Bischof  im  Episcopat,  kein  Mönch  im  Mönchthum  und  kein  Festtag 
in  der  Zeit  der  Feier  verändert  werden.  Die  noch  ausständigen, 
auf  Schulden  lastenden  Zinse  fallen  weg  und  in  Zukunft  dürfen 
sie  keine  Zinse  nehmen,  noch  Wuchergeschäfte  treiben.  Eine  et- 
waige aus  der  vor -islamitischen  Zeit  herstammende  Blutschuld  ist 
vergessen.  Es  darf  kein  Aufgebot  an  sie  ergehen  und  sie  haben 
keinen  Zehent  zu  bezahlen  und  kein  Heer  darf  ihr  Land  betreten. 
Wenn  ein  Moslim  eine  ihrer  Töchter  [heimlich  oder  gewaltsam]  zur 
Frau  nimmt,  so  bezahlt  er  nur  die  Hälfte  der  gesetzlichen  Ent- 
schädigung an  ihre  Familie.  Sie  sollen  in  Nagräu  weder  Unrecht 
thun  noch  Unrecht  leiden.  Wenn  jemand  von  ihnen  bis  jetzt  Zinse 
genommen  hat,  so  tilgt  mein  Bündnifs  seine  Verantwortlichkeit  (er 
braucht  sie  nicht  zurückzuzahlen).  Kein  Mann  soll  für  das  Unrecht 
eines  andern  leiden.  Unter  den  in  dieser  Schrift  festgesetzten  Be- 
dingungen geniefsen  sie  den  Schutz  Gottes  und  das  Bündnifs  des 
Propheten  für  immer,  bis  das  Walten  Gottes  eintritt  (der  jüngste 
Tag),  so  lange  sie  mit  bestem  Wissen  und  Gewissen  ihren  Obliegen- 
heiten nachkommen  und  sich  nicht  mit  Ungerechtigkeit  befassen. 

Die  Zeugen  sind:  Abu  Sofyan,  der  Sohn  des  Harb;  Ghaylän, 
der  Sohn  Omar;  Mälik,  der  Sohn  des  'Awf,  aus  dem  Nadhyr- 
stamme;  der  Hantzalite  Akra,  der  Sohn  des  Häbis,  und  Moghyra, 
der  Sohn  des  Scho'ba.  Dieses  Dokument  ist  für  sie  von  Abd  Allah, 
dem  Sohne  des  Abu  Bakr,  ausgefertigt  worden." 

Später  wandten  sie  sich  an  Abu  Bakr,  und  er  liefs  folgende 
Urkunde  für  sie  ausfertigen: 

„Im  Namen  Gottes  des  barmherzigen  Rahmän.  Dieses  ist  ein 
Brief  des  Knechtes  Gottes  und  Nachfolgers  des  Propheten  Moham- 
mad, Abu  Bakr,  für  die  Einwohner  von  Nagrän. 

Er  versichert  sie  des  Schutzes  Gottes  und  des  Bündnisses  Mo- 
hammad's,  des  Propheten  und  Boten  Gottes,  für  ihr  Leben,  Eigen- 
thum,  für  ihre  Untergebenen  und  ihre  Weise  Gott  zu  dienen,  der 
Dinge  welche  vorliegen  und  verborgen  sind,  für  ihre  Bischöfe,  Mönche, 
^^^rchen  und  alles  was  ihnen  augehört,  sei  es  viel  oder  wenig.     Es 


Bedouinenstamme,  von  welchem  sie  abstammen,  oder  auch  mit  einem 
andern  Stamme  ein  Bündnifs  zum  wechselseitigen  Schutz  geschlos- 
sen haben. 


504 

darf  kein  Aufgebot  an  sie  ergehen  und  sie  haben  keinen  Zebent  zu 
entrichten.  Kein  Bischof  soll  in  seinem  Episcopat,  kein  Mönch  in 
seinem  Mönchthum  geändert  werden.  Der  Chalyfe  behält  alles,  was 
ihnen  Mohammad  der  Prophet  schriftlich  versprochen  hat  und  was 
in  dieser  Rolle  enthalten  ist,  der  Schutz  Gottes  und  das  Bündnifs 
des  Propheten  sollen  stets  für  sie  dauern.  Ihnen  liegt  ob,  mit  bestem 
Wissen  und  Gewissen  ihren  Verpflichtungen  nachzukommen. 

Zeugen:  Mostawrid,  der  Sohn  des  'Arar,  aus  dem  Stamme 
Kayn;  'Amr,  ein  Client  des  Abu  Bakr;  Raschid  b.  Hodzayfa,  und 
Moghyra,  welcher  die  Schrift  ausgefertigt  hat." 

Nachdem  'Omar  zum  Chalyfat  gekommen  war,  vertrieb  er  die 
Nagräniten  aus  ihrem  Lande  in  Yaman  und  wies  ihnen  Plätze  in 
der  Nähe  von  Küfa  am  Euphrates  an  ').  Der  neue  Wohnsitz  wurde 
ebenfalls  Nagrän  geheifsen.  Der  vorgebliche  Grund  der  Vertreibung 
war,  dafs  sie  den  Moslimen  gefährtlich  sein  könnten;  aber  der 
wirkliche  Grund  war,  dafs  ganz  Arabien  moslimisch  sein  soll.  Er 
schrieb  an  sie: 

„Im  Namen  Gottes  des  barmherzigen  Rahmän.  Dieses  ist  es, 
was  der  Beherrscher  der  Gläubigen,  'Omar,  an  die  Nagräniten 
schreibt:  Wer  von  ihnen  aus  Arabien  fortgegangen,  geniefst  Sicher- 
heit unter  der  Gewähr  Gottes.  Niemand  von  den  Moslimen  soll 
ihnen  schaden,  und  was  ihnen  der  Prophet  Mohammad  und  Abu 
Bakr  schriftlich  verheifsen  haben,  wird  gehalten. 

Wenn  aber  ein  Officier  der  syrischen  und  'irakischen  Armee 
durch  ihr  Gebiet  geht,  so  sind  sie  verpflichtet  ihm  von  ihren  Feldern 
unentgeltlich  Getreide  zu  verabreichen,  als  Ersatz  für  das  ihnen  ge- 
schenkte Land,  in  welchem  sie  nicht  gestört  werden  dürfen. 

Ferner:  wenn  ein  Moslim  auf  ihrem  Gebiet  weilt,  so  sind  sie 
verpflichtet,  ihm  gegen  Unbill  beizustehen,  denn  sie  gehören  unter 
die  Schutzvölker.  Sie  sind  die  ersten  24  Monate  nach  ihrer  Nie- 
derlassung von  ihren  Abgaben  [bestehend  in  2000  Holla]  befreit. 
Nichts  soll  sie  abhalten  sich  ganz  der  Rechtschaffenheit  zu  widmen 
und  sie  sollen  keine  Ungerechtigkeit  zu  dulden  haben. 

Zeugen:  'Othman,  der  Sohn  des  Affän,  und  Mo'aykyb,  welcher 
das  Dokument  geschrieben  hat." 


')  Es  siedelten  sich  nicht  alle  landesverwiesene  Nagräniten  in 
Neu -Nagrän  an,  sondern  eiin'ge  begaben  sich  nach  Syrien  und  an- 
deren  Orten. 


505 

Das  in  Yaman  von  den  Nagmniten  verlassene  Land  betrachtete 
'Omar  als  Staatsdomaine.     Ya'lä  b.  Omayya  erzählt: 

'Omar  sandte  mich,  den  Charäg  von  Nagrän  einzutreiben,  näm- 
lich von  Nagrän  welches  bei  Yaraan  liegt;  er  schrieb  an  mich: 
Nimm  alles  Land,  welches  die  Einwohner  verlassen  haben,  in 
Augenschein.  Weifses  Land  (Ua-o  ij^M  welches  von  Bächen  oder 
vom  Regen  bewässert  wird  und  mit  Palmen  oder  [Frucht-]  Bäumen 
besetzt  ist,  theilst  du  ihnen  [den  neuen  Einwohnern  nicht  als  Eigcn- 
thum ,  sondern  als  Pachtland]  zu,  auf  dafs  sie  es  bewässern  und 
bearbeiten ;  sie  geben  von  dem  Ertrage  zwei  Drittel  dem  Omar  und 
den  Moslimen,  und  behalten  ein  Drittel  für  sich;  wenn  es  aber 
künstlich  bewässert  wird,  so  behalten  sie  zwei  Drittel  für  sich  und 
geben  ein  Drittel  dem  'Omar  und  den  Moslimen.  Die  Abgaben  von 
weifsem  Land,  welches  geackert  wird,  sind  dieselben. 

Nach  dem  Tode  des  Omar  kamen  die  Einwohner  von  Neu- 
Nagrän  zu  seinem  Nachfolger  Othmän;  er  gab  ihnen  einen  Brief 
an  seinen  Statthalter  Walyd  b. 'Okba,  welcher  lautete: 

Im  Namen  Gottes  des  barmherzigen  Rahmän. 

Vom  Knechte  Gottes,  Othmän,  dem  Beherrscher  der  Gläubigen, 
an  Walyd  b.  Okba. 

Friede  mit  dir!  Ich  preise  Gott  über  dich,  aufser  welchem  es 
keinen  Gott  giebt. 

Der  Bischof,  'Akib  und  die  Häuptlinge  der  Nagräniten,  welche 
im  'Irak  leben,  sind  zu  mir  gekommen;  sie  haben  sich  bei  mir  be- 
klagt und  mir  die  von  'Omar  ihnen  gestellten  Bedingungen  gezeigt. 
Ich  bin  unterrichtet  über  das,  was  sie  von  den  Moslimen  zu  ertragen 
haben.  Ich  habe  ihnen  von  ihrer  Abgabe,  Gott  zu  Liebe,  30  Holla 
erlassen  und  habe  ihnen  alles  Land  zugesichert,  welches  ihnen  'Omar 
sta't  ihres  Grundbesitzes  in  Yaman  gegeben  hatte.  Ich  wünsche 
ihnen  Wohlfahrt,  weil  sie  Schützlinge  sind  und  sich  bisher  mit  uns 
gut  vertragen  haben.  Berücksichtigt  den  Brief,  den  Omar  für  sie 
geschrieben,  und  gebt  ihnen  dieses  Dokument  zurück  nachdem  ihr 
es  gelesen. 

Geschrieben  von  Harn  ran  b.  Abän 
am  15.  Schawwäl  A.  H.  27. 

Als  'Alyy  die  Regierung  angetreten  und  nach  Madyna  ge- 
kommen war,  machte  ihm  der  Bischof  von  Nagrän  seine  Aufwartung 
und  überreichte  ihm  ein  Bittgesuch,  welches  auf  rothem  Leder  ge- 
schrieben war.  Er  sprach :  Ich  ersuche  dich  um  ein  Schreiben  von 
deiner  Hand  und  um  eine  Versicherung  von  deiner  Zunge.  Der  Wunsch 
der  Nagräniten  war,  in  ihre  Heimath  zurückkehren  zu  dürfen.     Alyy 


506 

weigerte  sich,  diese  Bitte  zu  gevvcähren,    liefs   aber  folgendes  Doku- 
ment ausfertigen: 

Im  Namen  Gottes  des  barmherzigen  Rahmän. 

Dieses  ist  ein  Brief  des  Knechtes  Gottes  und  Beherrschers  der 
Gläubigen    Alyy  an  die  Einwohner  von  Nagränyya  (sie!). 

Ihr  habt  einen  Brief  des  Propheten  zu  mir  gebracht,  in  wel- 
cliem  euch  Sicherheit  für  Person  und  Eigenthum  garantirt  wird. 
Ich  beobachte  euch  gegenüber  Gottesfurcht  in  meinem  Handeln  und 
respectire  was  der  Prophet,  Abu  Bakr  und  Omar  zu  euren  Gunsten 
geschrieben.  Wenn  Moslime  zu  den  Nagräniten  kommen,  so  sollen 
sie  ihnen  Schutz  angedeihen  lassen.  Sie  (die  Nagräniten)  sollen 
nicht  beeinträchtigt,  nicht  ungerecht  behandelt  und  in  keinem  ihrer 
Rechte  verkürzt  werden. 

Geschrieben  von  'Abd  Allah  b.  Aby  Räfi'  den  10,  Guniäda  II.  im 
Jahre  37  nach  des  Propheten  Eintritt  in  Madyna. 

Der  Vorsteher  der  Gemeinde  Nagrän  bei  Kufa  sandte  stets 
Boten  zu  den  in  Syrien  und  anderwärts  lebenden  Nagräniten,  sie 
aufzufordern,  ihren  Beitrag  zu  liefern  zu  den  Kleidungsstücken,  welche 
sie  zu  entrichten  hatten.  Während  der  Regierung  des  Mo'äw.iya 
oder  Yazyd  beklagten  sie  sich ,  dafs ,  obschon  sie  zerstreut  waren, 
viele  von  ihnen  gestorben  sind ,  und  viele  sich  zum  Islam  bekehrt 
hatten,  sie  dennoch  eine  so  grofse  Anzahl  von  Kleidungsstücken  als 
Tribut  entrichten  niufsten.  Zugleich  zeigten  sie  ihm  den  Brief  des 
'Üthraän.  Der  Chalyf  erleichterte  ihre  Abgabe  um  200  Kleidungs- 
stücke.    Sie  hatten  also  nur  1600  zu  entrichten. 

Als  Haggäg  Gouverneur  von  'Irak  war,  empörte  sich  Ihn  Asch'ath 
gegen  ihn.  Haggäg  hatte  die  Dihkane  (Gemeindevorsteher)  im 
Verdacht,  mit  ihm  im  Einverständnisse  gewesen  zu  sein;  er  forderte 
ihnen  daher  wieder  1800  Anzüge  ab. 

Als  Omar  b.  Abd  al-'Azyz  Chalyf  wurde,  klagten  sie,  dafs 
sich,  ihre  Zahl  vermindert"",  dafs  sie  viel  von  den  Raubanfällen  der 
Bedouinen  zu  leiden  liaben  und  dafs  sie  unter  Haggäg  grofsem  Druck 
ausgesetzt  gewesen.  Er  liefs  einen  Census  veranstalten  und  es  zeigte 
sich,  dafs  nur  der  zehnte  Theil  der  ursprünglichen  Bevölkerung  übrig 
sei.  Der  Chalyf  erklärte ,  dafs  der  Tribut  eine  Kopf-  und  nicht 
eine  Grundsteuer  sei  und  dafs  folglich  für  Todte  und  für  die  zum 
Islam  übergetretenen  kein  Tribut  zu  entrichten  sei.  Er  verordnete 
demgemäfs,  dafs  sie  nur  200  Anzüge  im  Gesammtwerthe  von  8000 
Dirhem  entrichten  sollen. 

Als  Yüsof  b. 'Omar   unter   der   Regierung   des  Walyd  b.  Yazyd 
Irak   verwaltete,    verlangte   er   denselben  Tribut,    welchen    Haggäg 


507 

bezogen  hatte,  denn  er  war  ein  Tliak^fite,  und  weil  Haggag  dem- 
selben Stamme  angehört  hatte,  pdiclitt-tc  er  ilirn  bei.  Endlich  wurde 
Al»u  l-'abbcis  Chalyf.  Sie  gingen  zu  iliin  und  streuten  wohlriechende 
Kräuter  auf  seinen  Weg.  Er  hatte  Fi-eude  daran,  und  nun  wagten 
sie  es  ihm  ihre  Angelegenheit  vorzutragen.  Er  besprach  die  Sache 
mit  'Abd  Allah  b.  Raby'  Harithy,  und  da  der  Rechtsgelehrte  und 
Theologe  Ibn  Arta  (i^S  -.j^  — l-^)  behauptete,  dafs  sie  Recht  haben, 
setzte  der  Beherrscher  der  Gläubigen  den  Tribut  wieder  auf  200 
Anzüge  im  Werthe  von  8000  Dirhem  herab.  Als  Harun  alraschyd 
auf  dem  Wege  nach  Makka  in  Küfa  anlangte,  beklagten  sie  sich 
über  die  Erpressungen  der  Finauzbeamten.  Er  liel's  ihnen  eine  Ur- 
kunde ausstellen,  dafs  sie  200  Anzüge  an  die  Staatskasse  in  Baghdüd 
zu  liefern  haben  und  dafs  die  Finanzbeamten  weiter  nichts  mit  ihnen 
zu  thun   haben. 

Das  an  den  Chalyfen  Ilarün  erstattete  rechtliche  Gutachten 
lautet:  Di«'  in  dem  Vertrage  mit  dem  Propheten  erwähnten  Holla 
werden  auf  alle  Nagraniten,  welche  dem  Islam  nicht  beigetreten 
sind  und  auf  das  Landeigenthum  repartirt.  Was  das  Landeigen- 
thum  betrifft,  so  ist  es  einerlei,  ob  es  noch  in  den  Händen  eines 
Nagraniten,  oder  ob  es  in  dem  Besitz  eines  Moslims,  eines  nicht- 
moslimisclien  Schützlings  oder  eines  christlichen  Taghlibiten  über- 
gegangen ist,  denn  in  Bezug  auf  die  Grundsteuer  macht  es  keinen 
Unterschied,  wem  das  Land  gehört.  Die  Kopfsteuer  hingegen  wird  von 
Frauen  und  Kindern  nicht  gefordert.  Gegenwärtig,  da  die  Nagran- 
iten in  dem  neuen  Nagran  leben,  liegt  ihnen  die  Pflicht,  die  Boten 
und  die  Verwalter  einzuquartieren  oder  Lieferungen  zu  machen,  nicht 
länger  ob.  Diese  Verpflichtung  bestand  zur  Zeit  des  Propheten  als 
sie  in  Nagran  in  Yaman  wohnten,  aber  nicht  jetzt. 

Wenn  ein  Nagränite  Charägland  kauft,  so  mufs  er 'davon  den 
Charag  entrichten;  die  Bezahlung  dieses  Charag  befreit  ihn  aber 
nicht  von  der  Abgabe  für  Landbesitz  in  Neu -Nagran,  noch  von 
seinem  Antheil  an  der  Kopfsteuer.  Diese  Abgaben  werden  in  Holla 
(Kleiderstoffen)  entrichtet,  denn  die  Holla  müssen  sowohl  statt  der 
Kopfsteuer  wie  der  Grundsteuer  des  Landbesitzes  in  Nagran  ge- 
liefert werden. 

Sei  gnädig  und  wohlwollend  gegen  sie,  beobachte  den  Vertrag, 
besteure  sie  nicht  über  ihre  Kräfte,  lege  ihnen  keinen  Zehent  und 
keine  Militärpflichten  auf,  zwinge  sie  nicht,  Lebensmittel  und  Con- 
tributionen  (1>Uj'ü)  zu  liefern,  und  wenn  ein  Steuereinnehmer  in  ihr 
Land  geschickt  wird,  so  darf  er  von  Weibern  und  Kindern  weder 
Holla,  noch  andere  Kopfsteuer  erheben. 


508 

In  diesem  Gutachten  wird  aus  dem  ursprünglichen  Vertrag  nur 
der  Grundsatz  festgehalten,  dafs  die  Steuer  in  Kleidungsstoffen  und 
nicht  in  Geld  entrichtet  werden  soll.  Von  der  Ansicht  des  "Omar  II. 
weicht  es  insofern  ab,  dafs  die  ursprüngliche  Abgabe  nicht  blos  als 
Kopfsteuer,  sondern  auch  als  Grundsteuer  angesehen  wird.  Abu 
Yüsof  sagt  uns  aber  nicht,  wie  viel  er  von  den  200  Kleidungsstoffen 
als  Grundsteuer,  und  wie  viel  er  als  Kopfsteuer  ansieht.  Wahr- 
scheinlich berechnete  der  Chalyf  Harun  nach  der  allgemeinen  Regel 
die  Kopfsteuer  je  nach  dem  Verhältnisse  der  Person,  zu  12,  24  und 
48  Dirhem,  und  reducirte  auch  den  Betrag  der  Grundsteuer  auf  das 
gewöhnliche  Maafs.  Wenn  wir  den  Betrag  der  Steuer  einer  Schätzung 
der  Bev('ilkerung  zu  Grunde  legen  und  annehmen,  dafs  die  Nagrän- 
iten  von  Mohammad  etwa  doppelt  so  hoch  besteuert  wurden  als  die 
Einwohner  von  Ayla,  so  können  wir  die  Bevölkerung  zu  ungefähr 
20000  Menschen  veranschlagen. 

Aiifser  den  christlichen  Einwohnern  der  Stadt  Nagrän 
gab  es  in  den  Dörfern  und  in  der  Wüste  jener  Landschaft 
Heiden,  welche  gröfstentheils  dem  mächtigen  Stamme  Härith 
b.  Ka'b  angehörten.  Zur  Zeit  als  die  Tradition  eine  feste 
Gestalt  annahm,  war  unter  den  Moslimen  der  Geist  für 
kühne  Kriegsthaten  erstorben  und  es  lebte  nur  noch  die 
Bewunderung  dafür  fort,  aber  der  Glaube  beherrschte  die 
Gemüther  so  vollständig,  dafs  den  üeberlieferern  die  Grün- 
der des  Weltreiches  nur  dann  in  ihrer  ganzen  Gröfse  er- 
schienen, wenn  der  Werth  ilirer  Heldenthaten  durch  die 
frühe  Ueberzeugung  der  Wahrheit  des  Islam  erhöht  wurde. 
Die  Dichtung  half  nach  und  verlieh  den  Kriegern,  welche 
im  Munde  des  Volkes  fortlebten,  die  Tugenden  welche 
ihnen  fehlen  mochten,  und  es  ^verden  von  n)ehreren  der- 
selben liegenden  erzählt,  wie  folü-ende:  Zwischen  dem 
l>agyliten  Garyr  und  dem  Ilärithiten  Abda  b.  Moshir  be- 
stand ein  so  inniges  Freundschaltsverhältnifs,  dafs  sie  wie 
Brüder  lehten.  Kines  Tages  sagte  Garyr  zu  Abda :  Du 
hast  gehört,  dafs  im  Higäz  ein  Mann  aufgestanden  ist, 
welcher  Olfenbarungen  vom  Himmel  erhält  und  den  Allah 
als  den  einigen  (Jott  predigt;  lafs  uns  mit  einander  hin- 
gelien  und  sehen,  was  an  der  Sache  Wahres  ist.  Abda 
lülilte     dasselbe     Hedürfnifs      und     sie     begaben     sich     mit 


509 

einandor  zu  Mohammad.  Alxla  sjuach  zu  ihm:  Wenn  du 
ein  Prophet  bist,  so  sag;e  mir  was  mir  am  Herzen  iie*i,t. 
Der  l^-ophet  antwortete:  Du  vermissest  deinen  Säbel,  dein 
Pferd  und  deinen  Sohn;  dein  Pferd  wirst  <lu  wiederfinden, 
dein  Sohn  ist  todt,  Miilik  b.  Mas'ada  hat  ihn  erschlaffen, 
und  dein  Säbel  ist  in  den  Händen  des  Mörders;  benutze 
dein  IMerd  im  Kampfe  iiir  die  Relii^ion  (Jottes,  und  wenn  du 
siehst,  dafs  die  Kinditen  abfallen,  so  hüte  dich,  ihrem  Bei- 
spiele zu  folgen,  sondern  bleibe  deinem  Dündnisse  treu. 

Thatsache  ist  nur,  dafs  beide  erst  im  Jahre  630  oder 
631  das  (Jlaubensbekenntnifs  ablegten.  Auch  der  Härithite 
Yazyd  b.  Abd  Madän,  ein  anderer  Häuptling  jener  Stämme, 
soll  von  Jugend  auf  reinere  Begrifle  über  Gott  gehabt  ha- 
ben. Ja,  schon  sein  Cirofsvater  hatte  den  Titel  Dayyän, 
welches  zwar,  wie  Kalby  bemerkt,  Schiedsrichter  be- 
deutet, doch  behauptet  man,  er  wurde  so  genannt,  weil  er 
zu  sagen  pflegte:  »Heute  ist  dieser,  morgen  ist  ein  an- 
derer Dyn,   Kultus,   der  beste  Kultus  ist  der  des  Allah.» 

Unter  dem  ^^influls  von  Männern  dieser  Art,  welche 
sich  jedenfalls  vor  ihren  Stammgenossen  bekehrten,  bildete 
sich  eine  mächtiije  Partei  von  Moslimen  in  den  betrerten- 
den  Ländern.  Nur  der  härithische  Stau)m  Abd  iMadän 
widerstand  den  Neuerungen.  Im  Juni  631  schickte  Mo- 
hammad eine  Armee  unter  Chälid  b.  Walvd  zur  Bekehrung 
der  'Abd-Madäniten  und  anderer  Härithstämme,  welche  im 
ünirlauben  verharrten,  und  ertheilte  ihm  folo-ende  Instruk- 
tionen:  Fordere  jedes  Lager  und  jedes  Dorf,  zu  dem  du 
kommst,  dreimal  auf,  den  Islam  anzunehmen,  wenn  sie  sich 
weijirern  schreite  sofort  zum   Ans:rift. 

Chälid  sandte  die  Reiterei  in  verschiedene  Richtun- 
gen und  fand  nirorends  Widerstand;  die  Leute  kamen  in 
sein  Lager,  um  im  Koran  und  den  Religionspflichten  Lnter- 
richt  zu  empfangen.  Der  Führer  schickte  den  Mozayniten 
Biläl  b.  Härith  mit  einem  Brief  nach  Madvna,  in  w  elchem 
er  dem  Propheten  über  den  Erfolg  seiner  Mission  Bericht 
erstattete    und    um    neue    bistruktionen    bat.      Mohammad 


510 

antwortete  ihm,  er  soll  <lie  Härithiten  ermuntern,  in  der  nnn 
hetrotenen  Rabn  fortziifabren,  zugleich  alier  ernst  mit  ihnen 
reden.  Er  ertlieilte  ihni  ferner  den  IJelelil:  Sobald  er  es 
für  zweckmäfsig  halte  Vaman  zu  verlassen,  nach  Madyna 
zurückzukehren  und  eine  Deputation  mitzuhrini'en,  welche 
im  Namen   der  Ihrigen   den  }lul(hii;ungeid   ablegen   würde. 

Unter  den  Abgeordneten,  welche  den  Chälid  nach  Ma- 
dyna begleiteten,  war  «ier  soeben  erwähnte  Yaz^d,  sein 
Bruder  Abd-alhagar '),  l)zii-lghuc;ea  (d.h.  »der  Heftige «, 
sein  Name  war  Kays  b.  Hocayu) -),  der  hocbgeaclitete 
Schaych  der  Härilhilen  und  ainlere  lläupllinge.  Chälid 
nahm  sie  in  Madyna  in  sein  Haus  als  Gäste  auf  und  stellte 
sie  dem  Projdieten  voi".  Als  dieser  sie  erblickle,  fragte 
er:  Wer  sind  diese  Leute,  welche  wie  Indier  aussehen? 
Chälid  antwortete:  Sie  sind  Härithiten.  Nachdeui  die  Hul- 
digung vorüber  war,  fragte  sie  der  Prophet:  Wie  ist  es 
euch  gelungen,  stets  siegreich  aus  den  Kän)plen  mit  euren 


')  Sein  Name  wird  auch  Abd  Higr  ausgesprochen;  Mohammad 
nannte  ihn  'Abd  Allah.  Er  war  ein  eifriger  Mosliui  und  die  Treue 
der  Härithiten  während  des  Aufr^taiides  wird  seinem  Einflüsse  zuge- 
schrieben. Während  der  Bürgerkriege  begab  er  sich  auf  Seite  'Alyy's, 
mit  dessen  Gouverneur  über  Yaman  er  in  enger  freundschaftlicher 
Beziehung  stand.  Er  vertheidigte  sein  Vaterland  gegen  Bosr  b.  Aby 
Astah,  bis  er  und  seine  Familie  von  ihm  getödtet  wurde. 

■')  Mohammad  ernannte  den  Dzü-lghu^ca  zum  Gouverneur  der 
Härithiten  und  übergab  ihm  folgende  Urkunde:  „Schutz  für  seinen 
eigenen  Stamm,  die  Banü  Härith,  und  für  die  Banü  Nahd  (ihre 
Verbündeten).  Sie  geniefsen  nämlich  den  Schutz  Gottes  und  den 
Schutz  seines  Boten;  sie  sind  frei  von  Zehent  und  Abgaben,  so 
lange  sie  das  Gebet  verrichten,  das  Almosen  verabreichen,  sich  von 
den  Ungläubigen  trennen  und  offen  den  Islam  bekennen.  Die  Mos- 
lime  k<")nnen   Unterstützung  beanspruchen.'^ 

Die  Banü  Mälik  und  Okba  hatten  iliren  eigcjncn  Stattlialter,  für 
welchen  folgende  Urkunde  ausgefertigt  wurde:  „Sie  sollen  Thamra 
und  die  darin  befindlichen  Wasserleilnngen ,  wie  auch  das  Wädiy 
RaliMian  besitzen.  Yazyd  b.  Mohaggal  Sf)ll  ihr  Anführer  sein  und 
sie  sind  von  Zehent  und  Abgaben  befreit.  Geschrieben  von  Moghyra 
b.  Scbo'bH.** 


511 

Feinden  hervoizui-elien  und  sie  zu  unterwerfen  ?  Sie  ant- 
noiteten:  Wir  liaben  nie  das  Klirj^eliilil  der  Menselien  ver- 
letzt, noch  liahen  wir  uns  seliwach  gezeiii;t  und  selbst  er- 
niedrigt; wir  sind  niclit  ülierniiithig  gewesen,  denn  l.eber- 
niutli  würde  zu  Neid   und  innerer  Zwietracht  ":el"iihrt  haben- 

O  1 

wir  waren  immer  einig  und  nie  entzweit;  wir  haben  nie 
Ungerechtigkeit  geübt  und  waren  ausdauernd  in  Wider- 
wärtigkeiten. 

Weil  die  Macht  dieses  Stammes  im  Verhältnifs  zu 
seiner  (Jrölse  sehr  bedeutend  war,  werden  ihren  Aho-eord- 
neten  auch  andere  lvei»ierunü:sn]axime  in  den  Mund  ireleiit 
Die  x\nzahl  von  Urkunden,  welche  JMohammad  zu  Gunsten 
von  Familien  dieses  Stammes  auslertiüen  liefs  und  wovon 
einige  walirscheinlich  von  früherem  Datum  sind  als  Chälid's 
Kriegszug,  zeugen  von  seiner  Wichtigkeit  für  den  Iskim  •). 


')  Schenkungsurkunde  zu  Gunsten  der  IJanu  Dhobab,  ein  Zweig 
des  Stammes  Hririth  b.  Ka'b  : 

„Ihnen  gehört  das  Sariya  und  das  dazu  gehörige  Räfi'.  Nie- 
mand anders  soll  es  beanspruchen  so  lange  sie  das  Gebet  verrichten, 
das  Ahiiosen  geben,  Gott  und  dein  Propheten  gehorchen  und  sich 
von  den  Ungläubigen  fern  halten.    Geschrieben  von  Moghyra." 

Dem  Harithiten  Yazyd  b.  Tofayl  schenkte  er  das  ganze  Madhdha 
unter  denselben  Bedingungen.  Die  Urkunde  wurde  von  Gohaym 
b.  (^'alt  geschrieben. 

Die  Banü  Ziyäd  b.  Härith  erhielten  eine  Schenkungsurkunde, 
in  welcher  ihnen  der  Besitz  von  Gamä  und  Adznaba  unter  den- 
selben Bedingungen  gesichert  wird. 

Dem  'Acim  b.  Härith  wurde  Lahma  in  Räkis  geschenkt. 

Für  den  harithischen  Stamm  Kanän  b.  Tha'laba  diktirte  der 
Prophet  dem  Mogbyra  folgende  Urkunde:  „Sie  bleiben  im  Besitz 
von  Mohassä  [Lv..^)  und  es  wird  ihnen  die  Sicherheit  ihres  Ver- 
mögens und  Lebens  garantirt."  Eine  andere  Urkunde  zu  Gunsten 
dieses  Stammes  lautet:  „Ihnen  gehört  Midvvad  und  die  darin  liegen- 
den Wasserleitungen  so  lange  sie  das  Gebet  verrichten,  das  Almosen 
verabreichen  sich  von  den  Ungläubigen  fern  halten,  den  sichern  Pfad 
gehen  und  den  Islam  öffentlich  bekennen." 

Dem  Abd  Yaghüth  b.  Ri'la  wurde  folgende  Urkunde  ausgestellt: 
„Er  bleibt  im  Besitz  des  Landes  und  der  Dattelpflanzungen  (Aschä), 
welche  er  zur  Zeit   seiner  Bekt-hrung    inne    hatte,    so    lange    er   das 


512 

Die  'Okayliten  bewohnen  den  südwestlichsten  Theil 
von  Yamäma.  Einige  von  ihnen  haben  sich  in  neuester  Zeit 
in  Haghdäd  niedergelassen  und  senden  häufig  Karawanen 
nach  Aleppo.  Ich  bin  zwei  Monate  mit  einer  derselben 
gereist  und  hatte  fast  jeden  x\bend  Gelegenheit  ihre  aus  der 
Heimath  mitgebrachten  Kriegsgesänge  zu  hören,  und  zu  be- 
obachten, wie  stolz  sie  auf  ihren  centralarabischen  Ursprung 
sind.  Sie  sprechen  ihren  Namen  'Agel  aus  und  nennen  wie 
Bassäm  ihr  ursprüngliches  Heimathsland  nicht  Yamäma,  son- 
dern Nagd. 

Der  Okaylite  Abu  Harb  b.  Chowa^lid  b.  'Okayl  war 
als  tapferer  Krieger  und  verwegener  Reiter  bekannt,  und 
es  lag  dem  Mohammad  daran,  ihn  für  seine  Religion  zu 
gewinnen.  Er  kam  nach  Madyna  und  Mohammad  trug 
ihm  Stücke  aus  dem  Koran  vor.  Er  antwortete:  Der 
Glaube,  dafs  ein  Mensch  in  so  enger  Verbindung  mit  Allah 
sei,  kample  gegen  seinen  Begrifl' von  der  Gottheit;  er  wolle 
aber  die  Wahrheit  erforschen.  Darauf  nahn»  er  zwei  Pfeile 
und  liels  den  einen  Islam,  den  andern  die  frühere  Re- 
ligion bedeuten,  verbarg  sie  und  zog  einen.  Es  kam  die 
»frühere  Religion«  heraus.  Er  befragte  das  Schicksal  noch 
zweimal  und  das  Resultat  war  beide  Male  dasselbe. 

Mohammad  nahm  nun  zu  andern  Mitteln  seine  Zullucht 
und  saote:  Wenn  du  dich  bekehrst,  schenke  ich  dir  das 
*Akyk.  Es  ist  dieses  eine  fruchtbare  Oase,  reich  an  Quellen 
und  Dattelliäumen  üeffen  Naiirän  hin.  Er  wollte  den  Glauben 
nicht  heucheln  und  schlug  das  Anerbieten  aus,  schlofs  aber 
einen  Neutralitätsvertrag:  Die  Moslime  sollen  die  'Ükayliten, 
und  diese  jene  weder  bekriegen  noch  berauben. 

Nach  seiner  Rückkunft  in  die  Heimath  erzählte  Abu 
Harb    seinem    Ilruder  'Okäl    die   Unterhandlungen.     Dieser 


Gebet  verrichtet,  da3  Almosen  verabreicht  und  ein  Fünftel  der  in 
Raubzügen  eroberten  Beute  abtritt.  Er  ist  frei  vorn  Zehent  für 
Land  und  Vieh.  Die  welche  ihm  folgen  (seine  Schützlinge)  geniefsen 
dieselben  Rechte.    Geschrieben  von  Arkam  b.  Aby  Arkam." 


513 

mifsbilligte  das  Benehmen  seines  Bruders,  begab  sich  in 
den  untern  Theil  des  Akyk,  und  weil,  wenn  ein  Araber 
vom  Plerde  steii;;t  um  sich  zu  laf^ern,  er  die  Lanze  in  den 
Boden  steckt,  pHanzte  auch  'Okäl  dort  seine  Lanze  auf  als 
Zeichen,  dafs  er  hier  seinen  Wohnsitz  aufschlage  und  für 
sich  und  seinen  Bruder  vom  Lande  Besitz  nehme.  Einige 
Zeit  darauf  verfügte  er  sich  nach  Madyna,  um  sich  diese 
Ländereien  vom  Propheten  verbriefen  zu  lassen.  Es  wa^en 
ihm  aber  schon  andere  'okaylitische  Schayche  zuvorge- 
kommen. 

Motarraf  und  zwei  andere  Männer  seines  Stammes 
kamen  nach  Madvna,  legten  das  Glaubensbekenntnils  ab 
und  huldigten  dem  Propheten  für  sich  und  ihre  Familien. 
Mohammad  liefs  ihnen  auf  rothem  Leder  folgende  Urkunde 
ausfertigen:  »Im  IXamen  AUah's  des  milden  Rahmän.  Schrift 
von  Mohammad,  dem  Gottgesandten,  für  Motarraf,  llaby 
(b.  Mo awiya)  und  Anas  (b.  Kays).  Er  schenkt  ihnen  das 
'Akyk,  es  soll  ihr  Eigenthum  sein,  so  lange  sie  die  Gebete 
verrichten,  das  Almosen  geben  und  gehorsam  und  folgsam 
sind.  Es  ist  jedoch  zu  bemerken,  dafs  durch  diese  Schen- 
kung kein  Rechtgläubiger  beeinträchtigt  werden  soll.« 

Im  vierten  Jahrhundert  der  Flucht  besafsen  die  Kin- 
diten  Ländereien  im  Akyk,  und  wahrscheinlich  war  es  schon 
zu  Mohammad's  Zeiten  eine  Domäne  der  kinditischen  Kö- 
nige. Weil  diese  in  der  Bekehrung  zauderten,  vergab  es 
Mohammad  und  überliefs,  wie  es  scheint,  die  Execution 
den  benachbarten  moslimischen  Stämmen.  Ob  diese  je  er- 
folgt ist,  läfst  sich  nicht  bestimmen.  Da  sich  auch  die 
Kinditen  bekehrten,  kam  es  wahrscheinlich  zu  einem 
\  ergleich. 

Solche  Schenkungen  mufsten  der  Ausbreitung  des  Is- 
läm's  sehr  förderlich  sein.  Strebsame  Schayche  fanden  in 
den  Muslimen  Bundesgenossen,  von  denen  sie  in  der  Aus- 
führunor  ihrer  ehrj^eiziiren  Pläne  seeren  die  herrschenden  Fa- 
milien  unterstützt  wurden;  ihr  neuerworbener  Besitz  hing 
m.  33 


514 

von  der  Dauer  des  Isläm's  ah  und  Avurde  durch  dessen  Fort- 
schritt befestigt.  Es  ist  übrigens  zieniHch  klar,  dafs  sich 
von  den  'Okavhten,  ^vie  auch  von  den  in  der  Note  ')  ge- 
nannten Montafikiten,  nur  einzelne  Familien  bekehrten.  Die 
übrigen  hefsen  sich  den  Islam  gefallen.  Vorausgesetzt  dafs 
die  Leute  ihm  huldigten,  lag  dem  Mohammad  \venig  daran 
ob  sie  glaubten;  in  sofern  zeigte  er  sich  vollends  demo- 
ralisirt.  Erst  nach  dem  blutigen  Bürgerkriege,  welchen  Abu 
Bakr  in  Yamäma  führte,  wurde  der  Islam  in  ganz  Arabien 
cousolidirt,  denn  die  Anhänger  des  Propheten  naren  von 
einem  viel  frischeren,  aufrichtigeren  Geiste  beseelt  als  er, 
und  begnügten  sich  nicht  mit  halben  Maafsregeln. 

Die  Koschayriten  bewohnten  den  nordwestlichen  Theil 
von  Yamäma  gegen  das  Dahnä  und  Samyra  (oder  Somayrä) 
hin.  Auch  unter  ihnen  huldigten  nur  einzelne  Schayche, 
welche  sich  durch  Charakterlosigkeit  auszeichneten,  dem 
Mohammad. 

Der  Koschayrite  Korra  b.  Hobayra  kam  nach  Madyna 
und  sagte:  Vor  deiner  Sendung  lieteten  wir  aufser  Allah 
(lötter  und  Göttinnen  an,  welche  auf  unser  Flehen  nicht 
achteten  und  unsere  Hitlen  nicht  erhörten;  nun  aber  hat 
uns  Allah  durch  dich  auf  den  rechten  Weg  geleitet.  Mo- 
hammad war  hoch  erfreut  über  seinen  Proselyten  und 
schenkte   ihm  die   Kleider,   die  er  eben    an   hatte.     Später 


')  Der  gute  Erfolg  dieser  drei  Männer  ermunterte  den  Abu 
Zaryn  b.  'Amir  b.  Montafik,  die  Reise  nadi  Madyna  zu  unternehmen 
und  dem  Propheten  zu  huldigen.  Mohamn)ad  schenkte  ihm  die 
Quelle  Natzym  im  'Aridhgebirge.  Entweder  auf  dieser  Reise,  oder 
auf  einer  späteren,  begleitete  ihn  Nohayk  b. 'Acim  b.  Malik  b.  Mon- 
tafik. Auch  der  Dichter  Dzu-lgawschan ,  aus  dem  Montifikslanim, 
machte  dem  Mohammad  seine  Aufwartung  und  legte  das  Glaubens- 
bekenntnifs  ab.  Die  Montafikaraber  leben  jetzt  am  Euphrates  und 
zählen  24000  waffenfähige  Männer.  Ich  lernte  sie  in  der  Nähe  von- 
Baera  kennen.  Sie  sind  ziemlich  grofs  und  schlank.  Die  Gesichts- 
farbe ist  etwas  dunkler  und  ihr  Aussehn  weniger  wild  als  das 
der  'Anezes. 


515 

sah  er  den  Korra  hei  der  Pilj^erfahrt:  er  hat  ihn,  seine 
erhauliche  Rede  zu  wiederliolen  inid  sandte  ihn  als  Zehent- 
einnehiner  zu  seinem  Staninie.  Dem  Korra  scheint  es  aber 
nicht  «^anz  ernst  ^^e^vesen  zu  sein  mit  seiner  Hekehrung, 
denn  Avährend  des  Aufstandes  schlofs  er  sich  dem  Mo- 
sayhma  an  und  kämpfte  gegen  die  Moslime,  bis  diese  sieg- 
reich waren,  dann  eilte  er  mit  dem  Zehent  nach  Madyna, 
betheuerte,  dafs  er  durch  die  Uebermacht  zum  Abfall  «je- 
nöthigt  gewesen  und  drückte  sein  Hedauern  aus,  dafs  er 
nicht  lieber  als  Märtyrer  gestorben  sei.  Abu  Bakr  gewährte 
ihm  Verzeihung  und  versah  ihn  mit  einem  Empfangsschein 
für  den  Zehent.  Als  'Amr  b.  Äc  in  sein  Land  kau),  ihn  zu 
züchtigen,  uies  er  ihm  die  Quittung  vor  und  er  konnte 
nicht  angetastet  werden. 

Der  Koschayrite  Thawr  b.  'Azra  erwarb  sich  ein  erb- 
liches Lehen  durch  seine  Reise  nach  Madyna  und  durch 
die  Huldigung.  Im  Verlaufe  des  Jahres  630  hielt  es  auch 
der  Koschayrite  Hayda  für  vortheilhaft,  dem  Propheten 
seine  Aufwartung  zu  machen.  Er  gewann  dadurch  die 
gute  Meinung  der  Zeloten  in  Madyna,  welche  ihm  in  spä- 
teren Jahren  vortrefl'lich  zu  statten  kam.  Hayda  wanderte 
zur  Zeit  der  Eroberungen  nach  Chorasän  aus,  erfreute  sich 
dort  des  gröfsten  üeberflufses  und  eines  langen  behaglichen 
Lebens.  Bei  seinem  Tode  beliefen  sich  seine  (männlichen?) 
Nachkommen  auf  tausend  Seelen! 

Im  Frühling  632  feierte  Mohammad  den  schönsten 
Triumpfzug,  der  je  einem  Sterblichen  zu  Theil  geworden 
ist^);  er  beging  nämlich  das  Pilgerfest.  \  on  allen  Theilen 
Arabiens  strömten  Tausende  von  Menschen  herbei,  um  den 
Propheten  zu  sehen  und  dieser  Nationalfeier  beizuwohnen. 
Es  wird  jetzt  gewöhnlich    das  Abschiedspilgerfest  (Higgat 


')  Dieser  Triumph  wurde  durch  die  freiwillige  Unterwerfung 
der  Moharibiten,  welche  in  der  Gegend  von  Rabadza  nomadisirten 
und  bisher  bittere  Feinde  des  Islam  gewesen  waren,  verherrlicht. 
Sie  erschienen  beim  Feste  um  dem  Propheten  zu  huldigen. 

33* 


516 

ahvada')  geheifsen,  weil  der  Prophet  bald  darauf  starb  ^). 
Ibn  'Abbäs  und  seine  Zeitgenossen  erkannten  aber  seine 
liolie  Bedeutung  besser  und  nannten  es  nie  anders  als  Higgat 
aüsläm,  das  Fest  des  Islams.  Schon  zu  Anfang  Februar 
liefs  der  Prophet  den  Gläubigen  seine  Absicht  bekannt 
machen  und  forderte  sie  auf,  sich  recht  zahh^eich  einzu- 
finden. Am  Samstao;  den  22.  Februar  Nachmittasrs  ver- 
liefs  er  an  der  Spitze  einer  unübersehbaren  Menschen- 
menge und  in  Begleitung  aller  seiner  Frauen  Madyna.  Kr 
hatte  sich  vorher  gebadet,  seine  Haare  waren  gekämmt 
und  parfümirt,  um  seine  Lenden  war  ein  cohärisches 
Tuch  «rewunden  und  ein  anderes  umhüllte  die  Schultern. 
Er  ritt  auf  einem  Kameel,  und  auf  jeder  Station,  wo  die 
Karawane  ausruhte,  hatten  die  Be^vohner  einen  Betplatz 
errichtet,  auf  welchem  er  vorbetete.  Am  Monta»;  den 
2.  März  erreichte  er  Marr-Tzahrän,  als  die  Sonne  gerade 
hinter  Sarif  unterging.  Am  nächsten  Morgen  (es  war  dieses 
der  6.  des  Dzü-lhagg  oder  Festmonats)  nahm  er  ein  Bad, 


')  Da  das  heidnische  Pilgerfest  Aehnlichkeit  mit  dem  Pascha 
der  Juden  und  unserm  Ostern  hat,  so  ist  es  interessant,  die  dabei 
üblichen  Gebräuche  zu  ermitteln.  Ein  gelehrter  Spanier,  Ibn  Huzni 
(Abu  Mohammad  'Alyy  b.  Ahmad  b.  Sa'yd  b.  Hazm  Farisy  Kortoby, 
geb.  zu  Cordova  384,  f  457  oder  456),  welcher  sich  ursprünglich 
zum  schäfi'itischen  Ritus  bekannte,  hat  den  Grundsatz  aufgestellt, 
dafs  Jeder  für  sich  selbst  prüfen  soll.  Er  bildete  sich  also  zum 
Mogtahid  (Doctor  ecciesiae)  aus  und  schlofs  sich  später  der  Sekte 
der  Tzähiriten  an.  Er  machte  auch  die  Ceremonien  der  Pilgerfahrt 
zum  Gegenstand  seiner  Studien,  und  da  die  von  Mohammad  beim 
letzten  Pilgerfest  festgesetzten  Beobachtungen  mafsgebend  sind, 
sammelte  er  alle  Nachrichten  darüber  und  schrieb  das  Buch:  Kitäb 
liiggat  alwada,  „das  Abschiedspilgerfest. "  Sayyid-alnäs  hat  uns 
einen  Auszug  daraus  aufbewahrt  und  dieser  bildet  die  Hauptquelle 
der  hier  wiedergegebenen  Nachrichten. 

Im  Begriff,  diesen  Bogen  zum  Druck  zu  befördern,  kommt  mir 
Dozy's  gelehrte  und  scharfsinnige  Schrift  „Die  Israeliten  in  Makka" 
zu  Gesicht,  in  welcher  die  Geschichte  des  Pilgerfestes  besprochen 
wird  und  auf  welche  ich  den  Leser  aufmerksam  mache. 


517 

dann  setzte  er  den  Weg  nach  Makka  fort.  Dort  angekoin- 
men  verrichtete  er  den  Lnigang  um  die  Kaba  und  die 
Cerenionien  zwischen  ('afä  und  Marwa,  dann  begab  er  sich, 
weil  er  müde  war,  in  sein  Quartier. 

Der  8.  des  Festmonats,  Donnerstag,  wird  der  Tag  von 
Minä  geheifsen;  IMohanimad  verHefs  am  Morgen  Makka  und 
begab  sich  in  das  drei  arabische  Meilen  entlernte  Thal  Minä. 
Hier  wurden  keinerlei  Ceremonien  beobachtet  und  viele 
moslimische  Einwohner  von  Makka  zogen  erst  an  diesem 
Tage  den  Ihram  an  ').  Es  scheint  also,  dafs  ursprünglich 
dies  der  Sammelplatz  der  Pilgrimme  war,  von  denen  viele, 
aus  der  Ferne  gekommen,  nicht  erst  Makka  besuchten. 
Dieser  Tag  wird  auch  Yawm  altarwyya,  der  Tag  des 
Wasserschöpfens  oder  Tränkens,  genannt. 

Am  9.  des  Monats,  Freitag,  begaben  sich  die  Wall- 
fahrter nach  Arafat,  welches  auf  dem  Wege  nach  Täyif, 
aufserhalb  des  heiligen  Gebietes,  Hegt.  Es  ist  dieses  eine 
grofse  Ebene  am  Fufse  eines  Berges,  und  man  heifst  sie 


' )  Einige  Traditionisten  gehen  noch  weiter.  So  sagt  Anas  bei 
Ihn  Sa'd  fol.  138:  Als  der  Prophet  nach  Makka  kam,  befahl  er  den 
Gläubigen,  den  Ihräm  abzulegen.  Erst  am  Tage  der  Tarwyya 
begannen  sie  das  Pilgerfest  und  zogen  ihn  wieder  an.  Nach  einer 
Nachricht  hat  selbst  der  Prophet,  als  er  in  Makka  predigte,  über 
den  Ihrära  einen  Mantel  getragen.  Ibn  'Abbäs  hingegen  behauptet, 
dafs  er  das  Fest  schon  in  Dzü-Holayfa  eröffnete  und  die  Moslime 
von  dort  bis  nach  Schlachtung  der  Thiere  den  Ihräm  trugen.  Dieses 
ist  Sunna,  Gesetz,  unter  den  Moslimen.  Es  scheint  aber,  dafs  die 
Heiden  und  Mohammad  nur  vom  Tage  der  Tarwyya  an  den  Ihrära 
für  obligatorisch  hielten. 

Burkhardt,  Travels  in  Arabia  Bd.  I  S.  160,  beschreibt  den  Ihräm: 
it  consists  of  two  pieces  of  linen,  or  woolen,  or  cotton  cloth,  one 
of  which  is  wrapped  round  the  loins  aud  the  other  thrown  over 
the  neck  and  schoulders,  so  as  to  leave  part  of  the  right  arm  un- 
covered.  Every  garment  must  be  laid  aside  before  this  is  put  on. 
Any  piece  of  cloth  will  answer  the  purpose,  but  the  law  Orders,  that 
there  sball  be  no  seams  in  it,  nor  any  silk  or  Ornaments;  and  white 
is  considered  preferable  to  any  other  colour.  The  head  remains 
totally  uncovered. 


518 

auch  den  Halteplatz,  Maukaf.  Zur  Zeit  des  Heidenthums 
waren  die  Pilgrimme  in  zwei  Klassen  getbeilt:  Homsiten, 
d.  h.  die  Strengen,  zu  welchen  die  Makkaner  und  ihre 
nächsten  Anverwandten  und  Verbündeten  gehörten,  und 
Hilla  oder  l  nheiiige,  Erstere  besuchten  'Arafat  nicht,  son- 
dern begleiteten  den  Zug  nur  bis  an  die  Grenze  des  hei- 
lijjen  Gebietes,  wo  sie  auf  ihre  Rückkunft  von  'Arafat  war- 
teten.  Ferner  durften  sie  Avährend  des  Festes  in  kein  Ge- 
zelt  von  Kameelliaartuch  treten,  denn  sie  nannten  sich 
»Häuserbewohner«,  während  die  Nomaden  »Haargezelt- 
bewohner« o-eheifsen  wurden.  Mohanunad  hat  diesen  Klas- 
senunterschied  aufgehoben:  er  besuchte  'Arafat,  obschon 
er  ein  Makkaner  war,  und  es  stand  daselbst  ein  Haar- 
gezelt  zu  seiner  Aufnahme  bereit;  ferner  gab  er  einigen 
Leuten  von  ISagd,  welche  ihn  über  die  Ceremonien  des 
Festes  befragten,  zur  An  wort:  dafs  der  Aufenthalt  in  'Arafat 
obligatorisch  sei.  Es  hatte  daselbst  von  jeher  jeder  Hilla- 
stamm  seinen  eigenen  Lagerplatz.  Um  Mittag  hielt  er  von 
seinem  Kameel  herab  eine  Anrede,  und  die  erste  Verordnung 
die  er  gab,  war:  »Wer  das  Blut  eines  Verwandten  zu 
rächen  habe,  solle  davon  abstehen.«  Er  ging  in  die  ein- 
zelnen Fälle  ein  und  naiuite  zuerst  den  eines  seiner  Ver- 
wandten, dessen  Vater  von  einem  Hodza^liten  erschlagen 
worden  war.  Auch  befahl  er,  dafs  alle  Zinse  erlassen 
werden;  auch  hier  fing  er  mit  seinem  Onkel,  'Abbäs,  an 
und  sagte  zu  ihm:  er  solle  die  ihm  schuldigen  Zinse  er- 
lassen. JNach  Vollendung  der  Predigt  und  dem  darauf  folgen- 
den Mittagsgebete  mufsten  die  Stäuuue  in  ihre  Lager[)lätze, 
Mascha  ir,  zurückkehren,  hn  Alterthum  scheint  der  Auf- 
entlialt,  woküf,  in  dieser  Ebene  dazu  bestimmt  gewesen  zu 
sein,  dafs  sich  die  Leute  in  voller  Sicherheit  einander 
begegnen,  persönlich  kennen  lernen,  und  ihre  Zwislig- 
keiten,  ehe  sie  zur  heiligen  Handlung  schreiten,  ausgleichen 
sollten.  'Arifa  heilst  kennen,  und  die  Legende  erzählt, 
dafs  der  Ort  deswegen  so  genannt  wurde,  weil  hier  Adam 
der  Eva,  nach  der  Vertreibung  aus  dem  Paradiese,  wieder 


519 

beseffnete  und  sie  sich  einander  erkannten.  Vielleicht  hat 
er  diesen  Namen,  weil  die  Pilgrimme  gegen  einander  Billig- 
keit, ma'rüf,  übten. 

Am  9.,  Abends  nach  Sonnenuntergang,  bestieg  Mo- 
hammad sein  Kameel,  nahm  den  Osama  b.  Zayd  hinter 
sich,  schlu«?  den  Riickuea:  o-egen  Minä  ein  und  ritt  bis 
Mozdalifa.  Auf  dem  Wege  verrichtete  er  eine  Ablution, 
und  nach  seiner  Ankunft  in  Mozdalila  das  Abendgebet. 
Die  Tradition  berichtet  mit  grofser  Genauigkeit,  in  wel- 
chem Schritt  der  Prophet  ritt  —  ziemlich  schnell,  aber 
nicht  im  Galopp.  liier  begann  im  Heidenthum  die  Pro- 
zession, Jlädha,  welche  einen  essentiellen  Bestandtheil  des 
Festes  bildete.  Der  Weg  führt  durch  einen  Engpafs,  wo 
die  Leute  nicht  neben  einander  gehen  können;  der  Qüfä- 
stamm  hatte  bei  dieser  Gelegenheit  das  Recht  des  Vor- 
trittes. Ein  Mitglied  desselben  rief:  Die  ('ufiten  voraus! 
und  wenn  diese  vorüber  waren,  rief  er:  Die  übrigen  Chin- 
difiten  sollen  folgen!  Erst  nach  den  Chindifiten  ')  durften 
die  andern  Stämme  ])assiren. 

Vom  Freitas:  bis  auf  den  Sonnabend  schlief  Moham- 
mad  in  Mozdalila.  Er  stand  sehr  früh  auf,  verrichtete  das 
Gebet  und  begab  sich  zum  heiligen  Zeichen  (IMascl/ar  al- 
haräm);  dort  angekommen  rief  er  aus:  »Dir  zu  Diensten,  o 
Gott«;  dann  setzte  er  in  demselben  Schritt,  in  dem  er 
von  'Arafat  gekommen,  den  Rückweg  nach  Minä  fort  und 
kam  um  Sonnenaufgang  daselbst  an. 

Auch  die  Heiden,  mit  Ausnahme  der  Homsiten,  pfleg- 
ten diese  Ceremonien  zu  beachten,  nur  verliefsen  sie  'Arafat 
etwas  früher  und  JMozdalifa  etwas  später;  auch  machte  Mo- 
hammad im  Schritt  eine  unbedeutende  Aenderung.  hn 
Koran  2,  194  wird  den  Gläubigen  nachdrückhch  empfohlen, 


')  Nach  den  Genealogen  bilden  die  Chindifsfänjme  eine  sehr 
zahlreiche  ethnographische  Abtheilung  der  mittelarabischeu  Bevöl- 
kerung. Ich  halte  sie,  wie  die  Homsiten  und  Hilla,  für  eine  Gruppe, 
welche  nur  bei  dem  Pilgerfeste  Bedeutung  hatte. 


520 

(lafs  sie  beim  heiligen  Zeichen  nach  moslimischer  Art 
heten  sollen,  so  dafs  anzunehmen  ist,  hier  sei  ein  Götze 
verehrt  worden,  ohschon  sonst  das  Pilgerfest  zu  Ehren 
Allahs  gefeiert  wurde.  Ks  ist  wahrscheinlich,  dafs  die 
Heiden  an  diesem  Tage  sich  der  Speise  und  des  Tranks 
enthielten,  denn  es  wird  besonders  hervorgehoben,  dafs 
sich  der  Prophet  während  der  Predigt  einen  Becher  voll 
Wasser  reichen  liefs,  und  dafs  den  Leuten  dadurch  klar 
wurde,  dafs  er  nicht  faste.  Wenn  dieses  gegründet  ist, 
so  wird  der  Tag  von  Minä  deswegen  yawm  altarwyya, 
Tag  des  Tränkens,  geheifsen,  weil  die  Leute  wie  Ka- 
meele  getränkt  wurden,  ehe  sie  in  die  wasserlose  Wüste 
eintraten,  um  den  Durst  bis  auf  den  zweitfolgenden  Tag 
ertragen  zu  können.  Der  Fasttag  scheint  unserm  Char- 
freitag  zu  entsprechen. 

Der  10.,  Samstag,  war  der  grofse  Tag  des  Festes, 
und  Mohammad  erklärte,  dafs,  wer  zu  spät  kam,  aber  doch 
noch  das  Morgengebet  dieses  Tages  erreiche,  habe  den 
Hagg  begangen.  Der  10.  wird  der  Tag  des  Opfers,  Kor- 
bän  oder  Dhahvya  '),  der  Tag  des  Schlachtens  Nähr,  der 
Üstertaü'  Yawm  alyd,  und  der  jjröfste  Tag  des  Festes  Yawm 
alhagg  alakbar  geheifsen.  Im  Thale  Minä  bemerkt  man, 
wenn  man  von  'Arafat  gegen  Makka  geht,  in  geringer  Ent- 
fernung von  einander  drei  Säulen  (Gamra),  gegen  jede 
derselben  werfen  die  Pilgrimme  sieben  Steinchen,  nicht 
gröfser  als  eine  Bohne.  Die  Ceremonie  ist  alt  und  der 
Prophet  verrichtete  sie,  ohne  vom  Kameel  zu  steigen. 
Auch  die  übrigen  Festlichkeiten  dieses  Tages  werden  in 
Minä  begangen. 

Mohammad  hielt   eine  Anrede   an  die  Gläubigen,  un- 


')  Dhaliu  bedeutet  Vormittag,  die  Zeit  ungofübr  um  li  iiacli 
unserer  Uhr,  und  dann  auch  das  Essen,  welches  man  zu  jener 
Zeit  zu  sicli  nimmt;  ursprünglich  mag  also  Dhahhyya  vielmehr  Lie- 
bes mahl  als  Opfer  bedeutet  haben.  Man  heifst  diesen  Tag  auch 
yawm   aladhha,   welches   dieselbe   l^cdeutuiig  hat. 


521 

gefähr  desselben  Inhalts,  >vie  am  vorigen  Tage  in  'Arafat, 
dann  befahl  er,  dafs  Jedermann  zu  seinem  Lagerplatz  zu- 
rückkehre. Er  that  dasselbe  und  schlachtete  mit  eigener 
Hand  drei  und  sechzig  Kameele,  die  übrigen  vierzig  o])ferte 
sein  Schwiegersohn  Alyy.  In  Allem  opferte  er  hundert. 
Im  iNamen  seiner  Frauen  schlachtete  er  eine  Kuh.  Indem 
er  Kameele  opferte,  folgte  er  dem  heidnischen  (Gebrauche. 
Aufserdem  brachte  er,  wie  früher  bei  Gelegenheit  der  'Vd- 
feier  zu  Madyna,  nach  jüdischem  Gebrauche  zwei  Widder 
als  Opfer  dar.  Auch  die  andern  Piigrimme  hatten  ein  oder 
mehrere  Oplerthiere  mitgebracht  und  Jedermann  schlach- 
tete sie.  Das  Fest  unterscheidet  sich  somit  wesentlich 
von  ähnlichen  religiösen  Feierlichkeiten  bei  uns,  wo  die 
Gemeinde  durch  den  Priester  repräsentirt  wird  und  das  In- 
dividuum und  die  Familie  in  derselben  aufgeht.  Moham- 
njad  liefs  von  jedem  Kameele  ein  Stückchen  abschneiden, 
in  einem  Kessel  kochen,  und  Alyy  als  mit  ihm  von  dem 
Gerichte,  dann  vertheilte  er  die  geschlachteten  Thiere 
mit  Haut  und  Haaren  unter  die  Armen.  Es  wäre  un- 
möglich gewesen,  alf  das  Fleisch,  welches  an  diesem  Tage 
verschenkt  wird,  zu  verzehren;  es  wurde  daher  in  der 
Sonne  gedörrt. 

Nach  dem  Schlachten  der  Thiere  liefs  er  sich  den 
Kopf  rasiren,  legte  den  Ihräm  ab,  zog  gewöhnliche  Fest- 
tagskleider an,  und  liefs  sich  von  'Äyischa  räuchern  und  mit 
Wohlgerüchen  salben.  Die  ursprüngliche  Bedeutung  von 
Ihräm  ist  Heil isrung:.  So  larnje  die  Gläubigen  den  Ihräm 
tragen,  dürfen  sie  ihre  Frauen  nicht  berühren  und  müssen 
sich  der  Wohl^erüche  enthalten.  Nach  Darbrins;un2:  der 
Opfer,  wozu  die  vorhergehenden  Ceremonien  die  \  orbe- 
reitung  waren,  hörte  die  Heiliübaltun":  der  Person  auf,  das 
allgemeine  Pilserfest  war  geschlossen  und  man  sjab  sich 
noch  drei  Tage  dem  Genüsse  und  nebenbei  dem  Handel 
hin.  Es  folgte  jedoch  eine  partikularistische  Nachfeier: 
jeder  Stamm  besuchte  nämlich,  ehe  er  in  die  Heimath  zu- 
rückkehrte, seine  Tutelargötter;  so  begaben  sich  z.  D.  die 


522 

Madyner  zu  ihrem  Scbiitzgötzen  Manäh  und  verehrten  ihn. 
Ja,  nach  einer  der  vielen  V'ersionen  der  Tradition  der 
'Äyischa  (bei  Moslim  Bd.  1  S.  471)  Hefsen  sie  sich  erst 
nach  Vollendung  der  Nachfeier  rasiren,  das  heifst,  sie  blie- 
ben bis  dahin  geheiligt.  Wenn  dieses  richtig  ist,  so  haben 
auch  sie  diese  partikularistische  Ceremonie  als  einen  we- 
sentlichen Theil  des  Festes  betrachtet.  Die  Makkaner  und 
die  andern  Homsiten  brachten  als  iSachleier  ihre  Verehrung 
dem  schwarzen  Steine  und  den  in  der  JSiihe  der  Ka'ba  auf 
den  Anhöhen  ^afä  und  Marwa  stehenden  Götzen  Isaf  und 
Näyila  dar  ^).  Dieses  that  auch  Mohammad  bei  Gelegenheit 
des   soeben    beschriebenen   Pilgerlest^s.     Nachdem  er  den 


')  Es  ist  gevvifs,  dafs  diese  zwei  Idole  nur  von  den  Makka- 
nern  und  ihren  engsten  Verbfindeten,  nicht  aber  von  den  Hilla  ver- 
ehrt wurden  (Azraky  S.  79;  Baghawy,  Tafs.  2,  153).  Mohammad 
hat  zwar  die  Götzen  entfernt,  aber  die  Cereraonien,  welche  bei 
ihnen  verrichtet  wurden,  durch  einen  Koränvers  allen  Moslimen  er- 
laubt, oder,  wie  Ajischa  und  seitdem  die  ganze  moslimische  Kirche 
behauptet,  zur  Pflicht  gemacht.  Ob  der  Besuch  der  Ka'ba  und  die 
Verehrung  des  an  einer  Ecke  der  Ka'ba  eingemauerten  schwarzen 
Steines  unter  den  Heiden  für  alle  als  ein  wesentlicher  Theil  des 
Pijgerfestes  galt,  ist  zweifelhaft.  Mohammad  hat,  um  die  Mak- 
kaner zu  gewinnen ,  schon  früh  die  Ka'ba  für  den  Tempel  des 
Abraham  erklärt,  und  ihr  Besuch  ist  daher  für  Moslime  der  Haupt- 
zweck des  Pilgerfestes. 

Sehr  lehrreich  ist  in  Bezug  hierauf  eine  Tradition  bei  Moslim 
Bd.  1  S.  715.  Abu  Müsa  kam  zu  spät  zum  Fest  und  verrichtete  die 
Ceremonien  nachträglich.  Mohammad  fragte  ihn:  Welcher  P'ornjel 
hast  du  dich  in  'Arafat  bedient,  um  Gott  zu  preisen?  Er  antwor- 
tete: Ich  habe,  wie  du,  Allahomm  labbayk  gerufen.  Es  scheint, 
dafs  Abu  Müsä,  weil  er  ein  Südaraber  war  und  zu  den  Hilla  ge- 
hörte, durch  diese  Ceremonie  und  das  Schlachten  eines  Opfer- 
thieres  seine  Pflicht  für  beendigt  ansah;  Mohammad  aber  sagte  zu 
ihm :  Jetzt  gehe  noch  um  die  Ka'ba  herum  und  verrichte  die  Cere- 
monie zwischen  Qafa  und  Marwa  (wo  die  zwei  Idole  standen), 
dann  erst  lege  den  Ihräm  ab.  Weil  Abu  Müsa  diesen  Befehl  vom 
Propheten  selbst  erhalten  hatte ,  lehrte  er  auch  nach  seinem  Tode, 
dafs  diese  zwei  Observanzen  nöthig  seien.     Omar  hingegen  erklärte, 


523 

Ihräm  abgelegt,  und  rasirt  und  parfümirt  worden  war,  be- 
gab er  sich  nach  JMakka,  ging  um  die  Ka'ba  herum  und 
verrichtete  den  Lauf  zwischen  den  zwei  Anhöhen,  aul  wel- 
chen die  zwei  Götzen  gestanden  hatten,  dann  kehrte  er 
an  demselben  Tage  (Samstag  Nachmittag)  noch  nach  Minä 
zurück  und  verweilte  daselbst  die  nächsten  drei  Tage  (Sonn- 
tag, Montag,  bis  Dienstag  Xachmiltag).  Diese  drei  Freuden- 
tage   heilst    man    Taschryktage  ')    und    A\ährend    derselben 


dafs  er  den  schwarzen  Stein  nicht  verehren  würde,  wenn  es  der 
Prophet  nicht  gethan  hätte. 

In  der  Kuba  selbst  wurde  angeblich  von  Chozayma,  dem  my- 
thischen Ahnherrn  der  Korajschiten  und  aller  andern  Kinänastämme, 
der  Hobal  aufgestellt,  welchen  Ihn  Sad  auf  so  prägnante  Weise 
den  Götzen  der  Nadhr,  d.  h.  der  Korayschiten ,  nennt,  dafs  fest- 
steht, er  sei  der  Tutelargott  dieses  Stammes  gewesen.  Um  die 
Ka'ba  waren  noch  360  Götzen  (nach  einer  Version  No^ob,  Sta- 
tuen, nach  einer  andern  A^ntlm,  Götzen,  bei  Ihn  Hischäm 
Qowar,  Gemälde.  Ueber  die  Bedeutung  dieses  Wortes  vgl.  Muattä 
S.  381).  Ich  habe  lange  gegen  die  Richtigkeit  dieser  Behauptung 
Zweifel  gehegt,  wir  haben  aber  aufser  den  Biographen  dafür  das 
Zeugnifs  des  Moslim  Bd.  2  S.  169  und  des  Gowaybir  von  Ibn  'Abbäs 
bei  Tha'laby,  Tafs.  2,  158. 

Wenn  auch  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  der  Besuch  der  Ka'ba 
unter  den  Heiden  nicht  einen  wesentlichen  Theil  des  Pilgerfestes 
bildete,  so  würden  wir  uns  doch  einen  falschen  Begriff  vom  Heiden- 
thum  machen,  wenn  wir  annähmen,  dafs  sie  nur  von  den  Makkanern 
oder  allenfalls  von  Homsiten  verehrt  wurde.  Gewifs  verrichteten 
alle  Araber,  vielleicht  selbst  einige  arabische  Juden  und  Christen, 
wenn  sie  gerade  in  Makka  waren,  Umgänge  und  andere  Ceremonien 
bei  der  Ka'ba. 

')  Taschryk  heifst  im  Arabischen  „Fleisch  in  der  Sonne  dörren" 
und  die  Tage  wurden  so  geheifseii,  vveil  das  Fleisch  der  Opferthiere 
während  derselben  gedörrt  wurde.  Sonderbar  ist,  dafs  wir  diese 
Bedeutung  leichter  aus  dem  Aramäischen,  als  aus  dem  Arabischen 
erklären  können.  In  ersterer  Sprache  heifst  Scharok  „braun"  und 
Taschryk  könnte  man  also  mit  „bräunen"  übersetzen,  während  im 
Arabischen  Aschkar  diese  Bedeutung  hat,  und  Schark  „Sonnen- 
aufgang", Schorük  „der  Siroco"  und  Scharyk  „einen  blühenden 
Jüngling"  bedeutet. 


524 

\\ir<l  in  Minä  Markt  gehalten.  Die  einzige  religiöse  Cere- 
nionie,  die  man  währen«!  dieser  Zeit  verrichtet,  besteht 
darin,  dafs  man  täglich  Steine  nach  der  Ciamra  wirlt.  Den 
zweiten  Taschryktag  heifst  man  yawm  aiakäri',  Tag  der 
Beine  oder  Extremitäten,  und  den  dritten  yawm  alnafa,  Tag 
des  Autbruchs.  An  diesem  Tage  kehrte  Mohammad  nach 
Makka  zurück,  und  am  nächsten  Tage,  Mittwoch,  trat  er 
die  ilückreise  nach  Madyna  an. 

Indem  ich  die  von  Mohammad  verrichteten  Ceremonien 
beschrieb,  habe  ich  mich  bemüht,  auch  das  heidnische  Fest 
zu  beleuchten.  Das  Interesse  des  Gegenstandes  wird  mich 
entschuldigen,  wenn  ich  noch  einige  Bemerkungen  darüber 
anknüpfe.  Unduldsamkeit  gegen  Andersgläubige  ist  ein 
ziemlich  spätes  Stadium  des  religiösen  Gefühls  einer  Na- 
tion. Der  Heide  folgt  ganz  seiner  Phantasie,  macht  jede 
fremde  Ceremonie  mit  und  verehrt  jeden  ausländischen 
Götzen,  wenn  seine  Einbildungskraft  davon  angeregt  wird, 
ja,  wo  keine  Priesterkaste  besteht,  wie  es  in  Makka  der 
Fall  war,  nehmen  die  Heiden  auf  das  Hereitwilligste  fremde 
Götzen  in  ihre  Tempel  auf  und  führen  fremde  Cere- 
monien ein.  Selbst  wo  eine  Priestcrschalt  herrscht,  trägt 
das  Volk  die  Fesseln  des  Religions-  und  Kastenunter- 
schiedes, ohne  die  Absicht,  nnt  der  sie  ihm  auferlegt  wer- 
den, zu  begreifen  oder  ihr  zu  entsprechen.  Die  Juden 
buhlten  mit  den  Göttern  ihrer  Nachbarn,  und  als  die 
Hindu's  nach  Egypten  kamen,  brachten  sie  den  alten  Göt- 
tern des  Nilthales  ihre  \  erehrung  dar;  in  ihrer  Ileimath 
feiern  einige  wenige  mit  den  Engländern  Weihnachten, 
schmücken  ihre  Läden  und  Häuser  mit  Blumen  und  grünen 
Zweigen,  und  Avalllahrten  zum  moslimischen  Heiligen  Nitzam 
aidyn  bei  Dillii.  Diese  Duldsamkeit  und  Liebe  zu  allem 
was  die  Phantasie  anregt,  ist  nicht  die  Folge  eines  Sy- 
stems, sondern  einer  gewissen  Bihhmgsstnfe  der  Völker; 
wir  finden  jetzt  noch  Beisjjiele,  dafs  die  Moslime  zu  christ- 
li<h('n  und  die  Christen  zu  moslimischen  Ileiligthümern  ihre 
Znllncht   nehmen. 


525 

Im  heidnisdien  Pilj^crfeste  erblicken  wir  den  höchsten 
Grad  von  •»etnütlilidier  heidnischer  Dnldsanikeil.  Ich  hahe 
es  für  einen  grofsen  Fehler,  wenn  die  Schule  die  alle  ara- 
bische Religion  nach  den  Schahionen  » i^olytheismus,  Mo- 
notheismus, Fetiscliismus«  beurtheilen  will.  Wir  linden  alle 
diese  drei  Systeme  in  Makka:  der  scliwarze  Stein  ist  ein 
Fetisch;  Manäh,  Isaf,  Nayila,  AIät,  Hobal  sind  Abgötter, 
und  doch  wurde  das  Fest  vorzüulicli  zu  Ehren  Allah's  tje- 
feiert,  »welcher  keinen  Genossen  hat,  ausgenommen  etwa 
einen,  der  deni  Allah  angehört  und  über  welchen  Allah 
herrscht;  der  Genosse  hat  aber  keinen  Antheil  an  der 
Herrschaft."  ') 

Das  Ileidenthum  war  so  plastisch,  dafs  die  Politik 
immer  mächtiger  war  als  das  Dogma.  In  Arabien,  wo 
wir  nirgends  eine  geschlossene  Priesterkaste  finden,  war 
die  Religion  dem  Handel  und  der  Industrie  dienstbar.  Pli- 
nius  erzählt,  dafs  in  Schibäm,  wo  sechzig  Tempel  standen, 
der  Weihrauch  gesammelt  wurde,  und  ehe  er  verkauft  wer- 
den durfte,  mufste  dem  Gotte  Sabin  der  Zehent  entrichtet 
werdei>.  Die  Gebaniten,  deren  Hauptstadt  Thomna  ein 
wenig  östlich  von  JMärib  (Scheba)  lag,  hatten  das  Monojtol, 
den  Weihrauch  nach  Norden  zu  exportiren,  und  ihre 
Karawanen    gingen    bis    nach    Ghazza    am     mittelländischen 


')  Einen  Beweis,  dafs  diese  Formel  stets  unter  den  Heiden 
gebräuchlich  war,  finden  wir  in  einer  Tradition  des  'Amr  b.  Ma'diy- 
karib  bei  I^äba.  Die  Moslime  haben  sie  zwar  abgeändert,  doch  ist 
es  merkwürdig,  dafs  sie  sonst  nie  in  ihrer  Liturgie  vorkommt,  aus- 
genommen beim  Pilgerfeste.  Sie  rufen  das  erste  Mal,  wenn  sie  den 
Ihräm  anziehen:  „Labbayk"  (dies  ist  das  erste  Wort  der  Formel), 
fabren  fort  es  bei  jeder  Gelegenheit  zu  wiederholen,  so  lange  sie 
ihn  tragen ,  und  es  kommt  das  letzte  Mal  aus  ihrem  Munde,  wenn 
sie  ihn  ablegen  (ßurton,  Pilgr.  Bd.  II  S.  223;  Ibn  Sa'd  fol.  135  r.; 
Mawahib  Bd.  2  fol.  200  r.).  Labbayk  wurde  auch  in  der  alten 
Umgangssprache  gebraucht;  es  bedeutet;  zweimal  zu  Diensten. 
So  auch  sagt  man  heut  zu  Tage  marhabatayn,  „zweimal  will- 
kommen", als  Antwort  auf  den  Grufs  mar  haha,  willkommen. 


526 

Meere;  auch  sie  gaben  einen  Tbeil  an  ihre  Priester  ah. 
Diese  Rehuiiösität  braclite  die  oedeihhchsten  Brüchte;  der 
ganze  Weihrauchhandel  wurde  als  etwas  Heiliges  angesehen, 
und  wie  kostspielig  damals  auch  dieses  Räucherwerk  war, 
konnte  man  es  doch  aul  offenem  Felde  liegen  lassen,  ohne 
Furcht,  dafs  etwas  davon  gestohlen  werde.  Das  Pilgerfest 
war  zu  ähnlichen  Zwecken  eingesetzt  worden  und  die  Mak- 
kaner  und  andere  dabei  interessirten  Stämme  widersetzten 
sich  dem  Islam  hauptsächlich  deswegen,  weil  sie  fürchteten, 
durcli  diese  Neuerung  werde  ihr  Handel  gestört  und  sie  wür- 
den in  Armuth  versinken  (l>or.  9,  28;  vergl.  oben  S.  481). 
Vor  und  nach  dem  Feste  wurden  in  mehreren  Orten  Jahr- 
märkte gehalten,  die  Streitigkeiten  der  Stämme  wurden  aus- 
geglichen, und  was  die  Hauptsache  war:  es  herrschte  wäh- 
rend des  Festes  allgemeiner  Landfriede  und  volle  Sicher- 
heit des  Verkehrs. 

Das  Pilgerfest  hatte  einen  föderalistischen,  und,  inso- 
fern die  Duldsamkeit  und  Plasticität  eine  Figenthümlichkeit 
des  Heidenthums  ist,  einen  acht  heidnischen  Charakter. 
Stämme,  von  denen  jeder  seine  eigenen  Gottheiten  und  Hei- 
ligthümer  besafs,  versammelten  sich,  um  den  von  allen  an- 
erkannten Allah  unter  freiem  Himmel  Opfer  zu  schlach- 
ten ^).  Es  ist  ganz  in  Uebereinstimmung  mit  diesem  Cha- 
rakter, aber  doch  immerhin  sehr  interessant,  dafs  wir  deut- 
lich jüdische  und  christliche  Elemente  darin  finden.  Der 
Kalender  wurde  zwar  auf  eigenthümliche  Art  berechnet,  aber 
er  stimmt  im   Ganzen  mit  deni  jüdischen   und   christlichen 


')  Es  war  oben  von  der  Eintheilung  der  Pilgrimme  in  Homs- 
iten  und  Ililla  die  Rede.  Diese  Eintheilung  ist  eine  Neuerung  der 
Korayschiten  und  nicht  nur  ein  Ausdruck  ihres  Uebermuthes,  son- 
dern auch  ihrer  Vorliebe  für  den  crassen  Polytheismus.  Alle  Ob- 
servanzen, welche  sie  durch  die  Neuerung  für  sich  einführten,  sind 
Verschlechterungen.  Vielleicht  wurden  schon  früher  Abänderungen 
in  demselben  Sinne  gemacht  und  somit  ein  ziemlich  reines  Fest 
verdorben. 


527 

überein.  iMan  feierte  das  PilgerCest  zur  Zeit  des  Frühlingäqui- 
noctiunis,  berücksichtigte  aber  zugleich  den  Mond  und  wahr- 
scheinlich audi  die  Wochentage.  Mohammad  hat  letzteres 
zwar  ausihiickhch  verboten,  aber  wenn  vor  iiim  keine  Rück- 
sicht darauf  genommen  word(Mi  Aväre,  so  hiilte  ein  solches 
Verbot  keinen  Zweck  gehabt  ').  Hagg,  die  Benennung  des 
Festes,  ist  hebräischen  oder  aramäischen  Ursprunges,  und 
andere  auf  das  Fest  bezügliche  Ausdrücke  tliefsen  aus  der- 
selben  Quelle  ").      Es    ist    schon    von  Caussin    de  Perceval 


')  In  sofern  wir  im  Stande  sind  die  Zeit  der  Ceremonie  in 
A.  H.  6  zu  berechnen,  haben  die  Heiden  sie  an  denselben  Tagen 
verrichtet  wie  die  Christen,  welche  die  Bestimmungen  des  Nicäischen 
Conciliuras  angenommen  hatten. 

*)  Das  Ausrufen  der  Formel  „Labbayk"  wird  Ihläl  geheifsen. 
Bei  den  Heiden  wurde  Ihläl  auch  auf  die  Verehrung  der  Tutelar- 
götter  angewendet  (Moslira  Bd.  1  S.  741  ;  vgl.  Kor.  2,  les).  Tha'laby 
Tafs.  2,  160  hält,  wie  Gesenius,  schreien  für  die  ursprüngliche 
Bedeutung  des  Wortes.  „Ihläl  und  Istihläl"  sagt  er  „bedeutet  das 
Schreien  eines  Kindes  (vergl.  Bochäry  S.  488),  dann  auch  das  Plät- 
schern des  Regens.  In  letzterer  Bedeutung  sagt  man  auch  In- 
hiläl."  Im  Hebräischen  heifst  dann  die  Wurzel  loben,  prahlen. 
Diese  allgemeine  Bedeutung  hat  sie  im  Arabischen  nicht,  und  man 
kann  nicht  sagen:  ahalla  ragolan  „er  hat  einen  Menschen  gepriesen", 
sondern  man  beschränkt  es  wie  tasbyh  blos  auf  Gott.  Es  fehlt 
also  das  Mittelglied  zwischen  „Schreien"  und  „Gott  lobpreisen"  und 
dieses  ist  im  Hebräischen  zu  suchen. 

Tahlyl  heifst,  die  Formel  „Es  giebt  keinen  Gott  aufser  Allah" 
hersagen.  Es  kommt  gewifs  her  von  Halelu-jah.  Ob  Tahlyl 
schon  im  Heidenthum  gebräuchlich  war,  weifs  ich  nicht.  Im  Koran 
kommt  es  nicht  vor. 

Es  wird  in  der  Tradition  auch  von  Fasten  der  Heiden  ge- 
sprochen und  stets  das  Wort  9a  wm  gebraucht.  Im  Arabischen  be- 
deutet die  Wurzel  ^äma  ruhen.  Man  sagt  9amat  alryh  „der  Wind 
hat  sich  gelegt",  cämat  alchayl  „die  Pferde  laufen  nicht  mehr", 
(jäma  alnihär  „der  Tag  ruht"  d.  h.  es  ist  Mittag  (Tha'laby  Tafs. 
2,  179).  In  der  Bedeutung  von  Fasten  ist  also  9a wm  als  ein  frem- 
des (hebräisches  oder  aramäisches)  Wort  zu  betrachten. 

Vielleicht  war  auch  Calla,  beten,  schon  unter  den  Heiden,  wenn 
auch  nicht  ausschliefslich  in  Bezug  auf  das  Pilgerfest,  gebräuchlich. 


528 

(Essai  Bd.  I  S.  198)  hei-vorgehoben  worden,  dafs  die  ara- 
bischen Geschiclitscbreiber  (denen  man  freiüch  nicht  viel 
trauen  kann)  unter  den  in  Makka  regierenden  gorhomiti- 
schen  Fürsten  auf  einen  'Abd  Yälyl  (Knecht  des  Götzen 
Yälyl),  und  auf  einen  Abd  Madän  (auch  'Abd  Rakyb  ge- 
nannt) einen  'Abd  Mas}h  (Knecht  Christi)  folgen  lassen. 
Er  bemerkt  dazu,  dafs  selbst  zur  Zeit  des  Mohammad  an 
einer  Säule  der  Ka'ba  das  Bildnifs  Christi  gemalt  war 
(vergl.  Azraky  S.  111-12).  Wir  linden  also  in  Makka  schon 
lange  vor  Mohammad  Anklänge  an  das  Christenthum,  und 
die  sporadische  Verbreitung  des  Judenthums  in  Süd-  und 
Nordarabien  ist  aufser  allem  Zweifel.  In  Bezug  auf  einen 
wahrscheinlichen  christlichen  Einllufs  verdient  eine  Tradition 
des  Gäbir  (-}■  bald  nach  70,  94  Jahre  alt)  Beachtung:  »Bei 
Mohassir  (auf  dem  Wege  von  'Arafat  nach  Minä  zurück), 
erzählt  er,  ging  Mohammad  bei  der  Feier  des  Festes  in 
A.  H.  10  schnellen  Schrittes  vorüber,  weil  die  Christen  ^) 
daselbst  einen  Wokuf,  Stillstand,   zu  halten  pflegten." 


In  den  semitischen  Sprachen  gilt  die  Regel,  dafs  das  Substantiv 
vom  Verbum  abgeleitet  vi'ird,  im  Arabischen  ist  sie  aber  nicht 
auf  Qalla  anwendbar.  Es  kommt  von  Qaljit,  Gebet,  welches  frem- 
den Ursprungs  ist,  und  bedeutet  „Gebet  machen". 

')  In  einer  Version  dieser  Tradition  steht  Araber  statt 
Christen;  es  läfst  sich  aber  leicht  begreifen,  wie  sich  „Araber" 
einschleichen  konnte,  wenn  es  ursprünglich  „Christen"  hiefs;  das 
entgegengesetzte  ist  aber  nicht  wahrscheinlich.  Ferner  wird  schon 
in  früher  Zeit  zur  Erklärung  der  Tradition  beigefügt:  „Es  ist  der 
christliche  Statthalter  von  Yaman,  welcher  mit  dem  Elephanten  nach 
Makka  kam,  zu  vorstehen."  Die  Erklärung  ist  ganz  unzulässig,  weil 
es  sich  in  der  Tradition  um  eine  Ceremonie  des  Pilgerfestes  han- 
delt, welche  die  Christen  zu  beobachten  pflegten,  aber  sie  zeigt, 
dafs  die  richtige  Lesart  „Christen"  ist. 

Ob  diese  Tradition  begründet  ist,  und  wer  die  Christen,  welche 
das  Pilgerfest  mitfeierten,  waren,  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  Was 
die  Tradition  anbelangt,  so  verdient  sie  ebenso  viel  und  ebenso  wenig 
Glauben,  als  die  übrige  moslimische  Geschichte  der  Kaba  und  des 
Pilgerfestes.     Bei   der  Beurtheilung   der  moslimischen  Berichte  über 


529 

Um  die  Gründung  des  Pilgerfestes  zu  erklären,  brau- 
chen wir  nicht  einen  begeisterten  Kehgionsstilter  voraus- 
zusetzen. Wenn  einige  Kaul'leute  eine  Anzahl  Ivameele 
schlachteten  und  die  iJedoninen  einluden  sie  zu  verzehren, 
so  konnten  sie  ihres  Hesuches  ganz  sicher  sein;  auch  wür- 
den die  Bedouinen  sich  bald  daran  gewöhnen,  dem  Allah 
zu  Ehren  einige  Ceremonien  mitzumachen.  Dem  Berichte 
der  Moslime  zufolge  gingen  aber  die  Korayschiten,  welche 
es  sich  zur  Aufgabe  machten ,  den  Nomaden  durch  ihre 
Feste  und  Gastfreundschaft  zu  imponiren  (vergl.  S.  117 
oben),  viel  weiter  und  versahen  ihre  Gäste  während  des 
ganzen  Festes  mit  Speise  und  Trank.  Ein  solcher  Kultus 
konnte  also  in  Arabien  zu  irgend  einer  Zeit  von  Kauf- 
leuten gegründet  werden.  Es  ist  jedoch  ein  Moment  vor- 
handen, welches  eine  mächtigere  Autorität  voraussetzt,  und 
das  ist  die  Heiligung  gewisser  Monate.  Ich  denke,  dafs 
man  die  Besucher  des  Festes  bewegen  konnte,  während 


die  alte  Geschichte  müssen  wir  uns  an  die  älteren  Urkunden  halten, 
wie  dürftig  diese  auch  sein  mögen;  wir  dürfen  namentlich  nicht  ver- 
gessen, dafs  zur  Zeit  des  Periplus  eine  römische  Garnison  in  Leu- 
cocome  (Hawrä)  stand  und  dafs  über  den  Felsenwohnungen  von  Higr 
der  römische  Adler  angebracht  war.  Ein  Abü-Karib  trat  dem  Ju- 
stinian  eine  an  Palmen  reiche  Landschaft  in  Arabien  ab,  welche  sich 
von  der  Grenze  Palästina's,  dem  rothen  Meere  entlang,  bis  zum 
Gebiete  der  Ma'additen  nach  Süden  und  zehn  Tagereisen  weit  nach 
Osten  erstreckte.  Der  römische  Einflufs  dehnte  sich  also  nicht  sehr 
lange  vor  Mohammad  weit  über  die  Halbinsel  hin  aus,  und  seit 
Constantin  ist  römische  Kultur  und  Christenthum  gleichbedeutend. 
Obschon  zur  Zeit  des  Mohammad  der  römische  Einflufs  fast  ganz 
aufgehört  hatte,  versuchte  es  dennoch  der  Hanyfe  'Othmän,  sich  in 
Makka  zum  König  aufzuwerfen  und  obgleich  er  sich  dem  Christen- 
thume  nur  wenig  näherte,  wurde  sein  Unternehmen  doch  von  den 
Byzantinern  begünstigt.  (Vergl.  aufser  den  Bd.  I  S.  89  angeführten 
Quellen  I^äba  unter  Sa'yd.  Es  wird  dort  die  Gefangennahme  des 
Sa'yd  b.  A^  durch  die  Byzantiner,  seine  Befreiung  durch  die  'Abd- 
Schamsiten  und  der  Tod  des  'Amriten  Hischäm  —  nicht  Häschim, 
wie  bei  Sohayly  —  erwähnt). 

ni.  •  34 


530 

(Jer  Zelt,  zu  der  es  gehalten  wurde,  die  Waffen  nieder- 
zulegen. Aber  nicht  nur  sie,  sondern  alle  Modharstämme 
heiligten  ganz  besonders  den  Ragab,  welcher,  wenn  ich 
mich  nicht  täusche,  der  Septemberlunation  entsprach.  Die 
Einsetzung  dieses  weit  verbreiteten  Gebrauches  wird  von 
Azraky  einem  kinditischen  Fürsten  zugeschrieben  ').  Weil 
in  dieser  Behauptung  keine  theologische  Tendenz  erkennbar 
ist,  glaube  ich,  dafs  sie  begründet  ist,  und  möglicher  Weise 
ist  die  Feier  des  Pilgerfestes  nur  eine  Erweiterung  dieser 
wohlthätigen  Institution. 

Ich  komme  nun  zur  Zeitrechnung  der  heidnischen  Ara- 
ber und  zu  ihrem  Festkalender.  Ich  glaube,  in  verschiede- 
nen Noten  zu  diesem  Bande  dargethan  zu  haben,  dafs  das 
Pilgerfest  stets  um  die  Zeit  der  Tag-  und  iS achtgleiche 
des  Frühlings  gefeiert  wurde;  es  fragt  sich:  wie  wurde  die 
Zeit  desselben  bestimmt  ?  Um  solche  Fragen  zu  begreifen, 
müssen  wir  uns  über  unsere  Zustände  hinwegsetzen  und  in 
die  Lage  eines  V^olkes  ohne  Kalender  und  ohne  Schriftthum 
hineindenken.  Als  ich  in  der  Wüste  reiste,  machte  ich  bis- 
weilen während  der  Nacht  Licht.  Ein  Bedouine  fragte 
mich:  was  dies  bedeute,  da  ich  doch  nicht  rauche?  Ich 
antwortete:  Fm  auf  der  Uhr  die  Zeit  zu  sehen!  Erspare 
dir  die  Mühe,  sagte  er,  wenn  diese  drei  in  einer  Linie 
stehenden    Sterne    (der    Adler)    gerade   über   unsern    Kopf 


')  Diese  Nacliriclit  läfst  sicli  mit  dor  Behauptung  des  Ibn  Mo- 
gawir  (siehe  S.  301  d.  IJ.)  vereinbaren,  wenn  man  annimmt,  dafs 
der  kinditische  Fürst  Hogr  Akil  altnorär  (regierte  nach  Caussin  de 
Perceval  von  A.  D.  460  bis  480)  die  Heiligung  des  Ragab  einge- 
führt, oder,  wenn  sie  schon  vor  ihm  bestand,  bestätigt  und  auf 
die  westlichen  Stämme  ausgedehnt  habe.  Hogr  eroberte  Bahrayn 
und  \<'ohl  auch  Yamärtia  und  das  Land  westlich  von  dieser  Pro- 
viriü;  er  wird  daher  der  König  der  Kinditen  und  Ma'additen  ge- 
nannt. ^Ma'additen"  war  damals  ein  Sammelname  für  die  Modhar- 
und  andere  Stämme  zwischen  der  Tigrismündung  und  dem  rothen 
Meere  (vei'gl.  Frocopius,  de  beilo  Fers.  lib.  I.  c.  10.  De  aedificiis, 
lib.  V.  c.  8). 


531 

stehen,  ist  es  Mitternacht.  Ge^en  Morffen  zeigrte  er  mir 
ein  anderes  Sternl)ild,  welches  eben  autging,  und  sagte: 
In  einer  Stunde  sehen  wir  die  Sonne!  Wallin  erzählt,  dafs 
die  Landleute  in  Dümat  al-Gandal  die  Zeit,  in  welcher 
jeder  den  Bach  zur  Bewässerung  seiner  Pflanzung  be- 
nutzen darf,  während  der  Nacht  nach  dem  Lauf  der  Ge- 
stirne bestimmen.  In  Indien  hatte  ich  einen  Mehtar,  wel- 
cher durch  den  Anblick  des  Himmels  am  Tage  und  in  der 
Nacht  die  Zeit  innerhalb  zehn  Minuten  anzugeben  wufste. 
Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dafs  die  alten  Araber  weder 
eine  andere  Uhr,  noch  einen  andern  Kalender  hatten,  als 
den  gestirnten  Himmel.  Die  Zeit  der  Gebete  Avird  im  Ge- 
setze nach  dem  Stand  der  Sonne  festgesetzt,  und  wenn 
auch  die  Moslime  jetzt  Kalender  haben,  so  erlegt  ihnen 
doch  das  Gesetz  auf,  den  Anfang  und  das  Ende  des  Fasten- 
monats nach  alter  Sitte  durch  Beobachtung  zu  bestimmen. 
Der  Fastenmonat  fängt  an,  wenn  sie  den  Neumond  er- 
blicken, und  endet,  wenn  er  wieder  erscheint;  es  ereignet 
sich  daher  häufig,  dafs  er  an  einem  Orte  früher  als  an 
einem  andern  beginnt;  so  war  im  Jahre  1855  zwischen 
Konstantinopel  und  Damascus  ein  Tag  Differenz. 

Man  würde  sich  sehr  täuschen,  wenn  man  glaubte, 
mein  Mehtar  Baldeo  habe  irijend  welche  astronomische 
Kenntnisse  besessen.  Solche  Pertigkeit  wird  durch  niüs- 
sige  Beobachtung  und  nicht  durch  systematischen  Lnter- 
richt  erlangt.  Im  Verlauf  der  Zeit  entstehen  allerdings  auch 
unter  rohen  Völkern  Namen  für  Sterngruppen  und  sogar 
phantastische  Theorien;  es  werden  auch  fremde  Begriffe 
aufgenommen.  Obschon  Mohammad  in  dieser  Beziehung 
seinen  Zeitgenossen  kaum  voraus  war,  spricht  er  doch  ge- 
lehrt über  Astronomie.  Er  kennt  die  Burgen  des  Himmels 
(den  Thierkreis),  aber  diese  dienen  nur  zur  Befestigung 
des  Gewölbes  und  zur  Zierde.  Die  Sonne  und  der  Mond 
befinden  sich  in  dicken  Sphären;  es  ist  dafür  gesorgt,  dafs 
sie  ffenau  ihre  Bahn  und  Zeit  einhalten  und  nicht  mit  ein- 
ander   in  Collision    kommen.      Die   Sonne   kehrt   alljährlich 

34* 


532 

zu  ihrem  Ausgangspunkte  zurück  und  der  Lauf  des  Mondes 
ist  in  28  Stationen  eiiigetheilt,  so  dafs  er  jeden  Tag  ein 
neues  Nachtquartier  bezieht  (Kor.  36,  39).  Endlich  wird 
noch  behauptet  (Kor.  10,  .5),  dafs  die  Sonne,  der  Mond  und 
die  Mondstationen  dazu  erschaffen  worden  sind,  damit 
die  Menschen  die  Zahl  der  Jahre  und  die  Zeitrechnung 
kennen.  Die  Nachrichten  im  Koran  sind  phrophetisch  ver- 
worren. Aus  der  Tradition  geht  hervor,  dafs  dem  Pro- 
jdieten  auch  die  auf  die  Mondstationen  gegründeten  Witte- 
rungsregeln der  Araber  bekannt  waren,  dafs  er  sie  aber, 
so  oft  ein  Regen  fiel,  den  er  als  Wunder  angesehen  haben 
wollte,  verdammte. 

Die  Mondstntionen  sind  eine  Eintheilung  des  Thier- 
kreises  in  achtundzwanzig  Theile.  Sie  haben  den  Namen, 
weil  der  Mond  jeden  Tag  in  eine  andere  eintritt.  Da 
aber  der  Mond  die  Sterne  in  seiner  Nähe  unsichtbar 
macht,  so  führt  eine  solche  Eintheilung  in  Bezug  auf  den 
Lauf  des  Mondes  zu  keinem  praktischen  Resultat.  Die  Be- 
deutung der  Mondstationen  wird  also  durch  ihren  Namen 
nicht  angezeigt,  er  leitet  uns  vielmehr  irre.  Wenn  sich 
die  Sonne  einer  Mondstation  naht,  so  wird  sie  für  eine 
längere  Zeit  unsichtbar;  man  nennt  dies  den  heiischen 
Untergang  der  betreifenden  Station,  und  dieses  Phänomen 
ist  es,  Avorauf  die  Araber  ihre  Witterungsregeln  und  ihre 
Berechnung  des  Sonnenjahres  gründeten.  Die  Mondstatio- 
nen  waren   ihr  ewiger  Kalender. 

Obsclion  die  IJedouinen  keinen  Ackerbau  treiben,  so 
i.^t  es  doch  auch  für  sie  wichtig,  die  Jahreszeiten  zu  ken- 
nen wegen  der  Aendening  der  Weiden.  Die  Beobachtung 
der  Mondstationen  eignen  sich  viel  besser  für  diesen  Zweck 
als  <lie  Zeichen  des  Ihierkreises,  denn  da  deren  28  sind, 
so  geht  alle  13  Tage  eine  heiisch  unter  (defin  365  :  28  =  13) 
und  zwar  dieselbe  iniiMer  um  dieselbe  Jahreszeit.  In  tro- 
|»ischen  Ländern  ist  die  Witterung  viel  regelmälsiger  als 
bei  uns  und  die  periodischen  liegen  treten  jährlich  last  an 
demselben   Tage    ein.      Es    war    also  ganz    rationell,    wenn 


533 

die  Bedoninpn  sagten:  wenn  diese  Mondstation  untergeht, 
können  w'iv  liegen  oder  Stürme  eruarton.  Die  IVäcession 
haben  sie  vernachlässigt;  unsere  Kenntnils  derselben  setzt 
uns  in  den  Stand  zu  ermitteln,  um  weiche  Zeit  uneelähr 
die  von  alten  Schriftstellein  aulbewahrten  Wetterregeln  for- 
mulirt  wurden.  Wir  diirlen  nur  sehen,  in  welcher  Mond- 
station die  Winterregen,  welche  gewöhnlich  um  Mitte  Xo- 
vember  eintreten,  erlblo't  sind.  Ohne  mich  auf  die  Fragen 
einzulassen:  wie  alt  die  Mondstationen  sind,  wer  sie  er- 
funden habe  und  wie  sie  den  Arabern  bekannt  wurden? 
wiederhole  ich  die  Ueberzeugung,  dafs  sie  schon  zur  Zeit 
des  Mohammad  in  ganz  Arabien  für  die  Bestimmung:  der 
Witterung  und  der  Jahreszeit  und  wohl  auch  der  Zeit  des 
Pilgerfestes  benutzt  wurden.  Ich  schreite  nun  weiter  in 
der  Erörterung  des  Festkalenders. 

Bei  den  Heiden  war  es  üblich,  dafs  sich  nach  jedem 
Filgerfest  der  Repräsentant  einer  dazu  privilegirten  kinäni- 
schen  Familie,  welcher  Kalammas  (Meer  des  Wissens)  ge- 
heifsen  wurde,  erhob  und  verkündete,  wann  das  nächste 
Fest  stattfinden  und  welche  Monate  heilig  gehalten  Averden 
sollen.  l)a  nämlich  das  Mondjahr  um  eilf  Tage  kürzer  ist, 
als  das  Sonnenjahr,  so  ereignete  es  sich  zwei  oder  auch 
dreimal  (das  ist  unbestimmt),  dafs  das  Fest  nach  dem  zwölften 
und  dann  wieder  einmal,  dafs  es  nach  dem  dreizehnten  Neu- 
mond gehalten  wurde.  Dieses  zu  bestimmen  lag  nun  dem 
Kalammas  ob.  Durch  das  Pilgerfest  wurden  dann  die  hei- 
ligen Monate  von  selbst  bestimmt. 

Da  Mohammad  schon  in  A.  H.  9  beim  Feste  hatte 
verkünden  lassen,  dafs  in  Zukunft  alle  heidnischen  Privi- 
legien wegfallen,  so  war  dieses  das  letzte  Jahr,  in  welchem 
der  Kalammas  seine  Rechte  übte.  Im  Jahre  10  lag  dem 
Propheten  die  Pflicht  ob,  die  Zeit  des  folgenden  Festes  zu 
verkünden.  Er  hatte  schon  im  Jahre  622  den  Ragab  der 
Modhariten  gebrochen  und  dann,  nur  mit  Widerwillen  der 
ötfendichen  Meinung  nachgebend,  die  heiligen  Monate 
durch    einen    Koränvers   bestätigt    (vergl.  Dd.  III    S.  107). 


534 

Mohammad  kam  nun,  vorbereitet  auf  die  Kalender-  und 
HeiligenmonatsIVage,  zum  Pilgerfeste  und  brachte  folgende 
Koränstellen  mit: 

9,  36.  Wahrlich,  vor  Gott  ist  die  Zahl  der  Monate 
zwölf.  So  wurden  sie  im  Buche  Gottes  festgesetzt  an  dem 
Tage,  an  welchem  er  den  Himmel  und  die  Erde  ge- 
schaffen hat.  Vier  davon  sind  heiliir;  dieses  ist  die  un- 
wandelbare  Religion.  Seid  während  dieser  vier  [Monate] 
nicht  ungerecht  gegen  euch  selbst,  aber  kämpfet  gegen  die 
Ungläubigen. 

57.  Die  Nasy  ist  eine  Zugabe  im  Unglauben,  wo- 
durch sich  die  Ungläubigen  verirren;  ein  Jahr  halten  sie 
nämlich  dieselbe  für  zulässig,  ein  anderes  Jahr  hin- 
gegen verbieten  sie  dieselbe,  auf  dafs  sie  mit  der  Zahl 
der  zu  heiligenden  Monate  im  Einklang  bleiben,  aber  sie 
erklären  einen  Monat  erlaubt,  welchen  Gott  zu  heiligen  be- 
fohlen hat. 

Der  Tradition  zufolge  sagte  der  Prophet  in  seiner  An- 
rede an   die  Gläubigen  in  Minä:    »Welcher  'Wsi  ist  dieses? 

—  es  ist  der  Opiertag.  Welches  Gebiet  ist  dieses?  —  es 
ist  das  unverletzliche  Gebiet.      Welcher  Monat  ist  dieses? 

—  es  ist  ein  heiliger  Monat.  In  der  That  ist  dieses  der 
grofste  Festtag.  Aber  dieser  heilige  Tag  in  einem  heiligen 
Monat  und  auf  heiligem  Boden  ist  nicht  so  unverletzlich, 
wie  eure  Ehre,  euer  Leben  und  euer  Gut.  Habet  ihr  mich 
verstanden?«  Der  Sinn  der  kurzen  Hede  war:  Ihr  niüfst 
inimer  und  überall  zum  Kampfe  bereit  sein.  Die  Moslime 
haben  auch  stets  seine  Worte  in  diesem  Sinne  aufsefafst 
und  die  heiligen  Monate  haben  faktisch  aufgehört,  obschon 
sie  in  Rücksicht  auf  den  Koränvers  2,  214  in  der  Theorie 
noch  bestehen.  Sie  werden  nur  in  Bezug  auf  Kämpfe 
innerhalb  der  Gemeinde  der  Gläubigen  angewendet,  welche 
aber  durch  die  Einführung  des  Islams  und  einer  höheren 
Behörde  in  keinem  Monate  des  Jahres  erlaubt  sind. 

Den  Gnadenstofs  erhielt  aber  die  kaufmännische  Be- 
deutung des  Festes  durch  die  Abänderung  des  Kalenders, 


535 

denn  tliese  gescliali  in  dtMn  Sinne,  dafs  in  Zukunft  das 
Fest  niflit  länger  in  der  I' r(ililin<^slnnation  gehalten  werde, 
sondern  dals  es  in  33  Jahren  durch  alle  Jahreszeiten 
lief.  Was  konnten  aber  heilige  Monate  während  der  Win- 
terregen oder  Sommerhitze,  wenn  in  den  Nachharländern 
aller  Handel  darnieder  lag  und  das  Reisen  äulserst  he- 
schwerlieh  war,  nützen?  Ich  glaube  zwar  nicht,  dafs  Mo- 
hammad die  z\bsicht  hatte,  die  Sicherheit  der  Kaufleute  zu 
vermindern,  er  hatte  ja  die  Erwartung  ausgesj)roclien,  dafs 
unter  seinen  Neuerungen  das  Land  so  siclier  sein  werde, 
dals  eine  Frau  allein  und  ohne  tJefahr  von  Tanä  nach 
Makka  reisen  könne!  Aber  die  Sicherheit  soll  nicht  länger 
von  heidnischen  Institutionen  abhängen,  und  es  soll  der- 
selbe Kalender,  den  er  einige  Jahre  früher  iür  die  Fasten 
eingeführt  hatte,  auch  für  das  Pilgerfest  in  (jieltung  kom- 
men, nämlich  das  Fest  soll  immer  in  der  letzten  Lunation 
des  reinen   Mondjahres  gehalten   werden. 

In  der  bereits  erwähnten  Anrede  sagt  er  auch:  »Die- 
ses ist  ein  Tag,  an  welchem  die  Zeit  durch  den  C^clus 
zurückgekommen  ist  auf  ihre  CJestalt,  die  sie  hatte  an  dem 
Tage,  an  welchem  Gott  den  Himmel  und  die  Erde  er- 
schuf.« ^).  Um  diese  Worte  Mohammad's  zu  \vürdigen,  müs- 
sen wir  uns  die  Chronologie  vergegenwärtigen.  Da  das 
Mondjahr  um  eilf  Tage  kürzer  ist  als  das  Sonnenjahr,  so 
ereignete  es  sich  einmal  in  33  Jahren,  dafs  ein  Mondjahr  ohne 


')  Unter  den  verschiedenen  Texten  wähle  ich  den  des  Mogähid, 
obschon  er  einer  der  jüngsten  Zeugen  dafür  ist,  weil  er  wahr- 
scheinlich am  frühesten  aufgeschrieben  wurde.  Er  lautet:  ^j  IlX,^ 
(jT.^L  o|^*v.J!  cvin  oiJL.i>  ^jji,  ^i^r^.^  o^^^  ^^LX;Cv.i.  Wahrschein- 
lich hat  sich  Mohammad  nicht  genau  dieses  Ausdruckes  bedient, 
denn  es  ist  zweifelhaft,  ob  ihm  das  Wort  zamän  bekannt  war;  es 
kommt  jedoch  in  allen  Versionen  vor  und  der  Sinn  seiner  Worte 
ist  gewifs  richtig  aufbewahrt  worden,  denn  sie  wurden  vor  Tausen- 
den von  Menschen  gesprochen;  er  befahl,  die  Worte  denen  mitzu- 
theilen,  welche  ihn  nicht  gehört  haben,  denn  sie  sind  von  grofser 
Bedeutung  in  der  moslimischen  Theologie. 


536 

Pilfferfest  blieb.  Dieser  Fall  wäre  nun  im  folsrenden  Jahre 
(A.  H.  11)  eingetreten.  Es  fing  am  29.  März  632  an,  also 
nach  Vollendung  der  Wallfahrt,  und  endete  am  17.  März 
633.  Der  Opfertag  wäre  aber  auf  Sonnabend  den  27.  März 
633,  also  in  die  erste  Lunation  des  Jahres  12,  gefallen. 
Der  Cyclus  von  33  Jahren  endete  also  an  dem  Tage,  an 
welchem  er  die  Rede  hielt. 

Die  Worte  des  ersten  Koränverses  »vor  Gott  ist  die 
Zahl  der  Monate  zwölf«  scheinen  die  Ansicht  von  Caussin 
de  Perceval  zu  bestätigen,  dafs  es  unter  den  alten  Arabern, 
wie  unter  den  Juden,  auch  Jahre  von  dreizehn  Monaten 
gab,  und  dafs  die  Nasy  in  dem  Embolismus  eines  Monats 
alle  zwei  oder  drei  Jahre  bestand  zur  Ausgleichung  des 
Mondkalenders  mit  dem  Sonnenkalender.  Allein  Nasy 
bedeutet  nicht  einschalten  oder  vermehren,  sondern 
vergessen,  übergehen,  und  sie  bestand  darin,  dafs 
man  zwei  oder  drei  Jahre  das  IMlgerfest  in  demselben  Monat 
hielt,  ihn  dann  überhüpfte  und  das  Fest  auf  den  folgenden 
verlegte.  Das  Mond  -  und  Sonnenjahr  liefen  somit  un- 
ausgeglichen nebeneinander  fort.  Das  erstere  benutzte  man 
in  der  Berechnung  von  Zinsen,  welche  im  Orient  häufiger 
nach  Monaten  als  nach  Jahren  festgesetzt  werden,  und  in 
Wechselgeschäften  (vergl.  Tabary  Bd.  4  S.  205);  das  letz- 
tere zur  Bestimmuna:  des  Pilijerfestes  und  wohl  auch  zur 
Zeitrechnung,  wenn  es  sich  um  gröfsere  Perioden  handelte 
(Kor.  28,  2T,  wo  nach  Pilgerfesten  gerechnet  wird;  vergl. 
auch  die  Note  S.  195  dieses  Bandes).  Dafs  Mohammad 
unter  Nasy  nicht  Embolismus  verstand,  geht  aus  dem 
zweiten  Verse  hervor.  Unter  Jahr  müssen  wir  hier  einen 
Zeitraum  von  zwölf  Lunationen  verstehen,  denn  er  sagt, 
dafs  die  Heiden  alljährlich  die  Anzahl  der  heiligen  Mo- 
nate beobachten,  Avelclie  nach  der  Anordnung  (Jottes, 
der  das  Jahr  in  zwölf  Tunationen  eintheilte,  gehalten 
werden  sollen. 

De  Sacy  "imd  Caussin  de  Perceval  haben  die  Zeit- 
rechnung der  Araber  besprochen,  aber  n)it  gröfserer  Gelehr- 


537 

samkeit  als  Kenntnifs.  Statt  zu  den  Originalquellen ,  der 
Tradition,  zurückzugeben,  liibren  sie  aus  diesem  und  aus 
jenen)  späteren  Scbrütsteller  Beweise  an,  obne  zu  bemer- 
ken, dafs  sie  entweder  aus  älteren  uns  zugänglicben  Quellen 
fliefsen  oder  wertblose  Spekulationen  darüber  enthalten. 
Maafsgebend  ist  die  Tradition  des  Mogabid.  Kr  sagt,  dafs 
das  Fest  zwei  Jabre  nacb  einander  in  demselben  Monat, 
z.  B.  im  zebtnen,  geleiert  wurde,  dann  rückte  man  es  einen 
Monat  vor,  also  auf  den  eilften.  Der  Febler  dieser  Nach- 
riebt ist  blos  der  Mano-el  an  Ausfübrlicbkeit.  Wenn  regel- 
mäfsig  alle  zwei  Jabre  das  Fest  um  eine  Lunation  vorge- 
rückt worden  ist,  so  war  kein  Kalammas  nötbig,  und  der 
Zweck,  dasselbe  immer  in  derselben  Jabreszeit  zu  baben, 
ist  verfeblt  worden.  Mogäbid  bätte  beisetzen  sollen:  Mancb- 
mal  wurde  es  erst  nacb  drei  Jabren  vorgerückt. 

Kalby  (bei  Azraky  S.  125  ff.)  Iiält  diese  Tradition  für 
vollständig  und  erklärt,  dafs  die  Heiden  einen  Cyclus  von 
24  Jabren  batten.  Daraus  aber  wäre  der  soeben  erklärte 
Uebelstand  bervoro:eü:anffen,  denn  der  Cvclus  beträort  etwas 
mebr  als  33  Jabre.  Ferner  behauptet  er,  dafs,  wenn  das 
Fest  in  die  erste  Lunation  des  Jabres  fiel,  sie  selbige  über- 
sprangen, d.  h.  intercabrten,  und  der  zweite  Monat  den 
Namen  des  ersten  (nämlicb  Moharram,  oder,  ^vie  man  da- 
mals sagte,  ('afar  I.)  erbielt,  der  dritte  erhielt  den  Namen 
des  zweiten,  u.  s.  f  Er  scbeint  dabei  nicht  daran  gedacbt 
zu  haben,  dafs  zwei  oder  drei  Jabre  nacb  dieser  Inter- 
kalation  derselbe  Uebelstand  wieder  eingetreten  wäre  und 
dafs  man  das  Fest  endlich  docb  auf  die  erste  Lunation  des 
Jabres  versetzen  oder  wieder  einen  Monat  bätte  einschalten 
müssen.  Seine  ganze  Theorie,  welche  später  von  Astro- 
nomen vollständig  ausgebildet  wurde,  beruht  auf  einer  fal- 
schen Aulfassung  der  obigen  Koränstelle  und  der  Tradition 
des  Moöäbid;  dafs  sie  unbe^-ründet  ist,  o-ebt  aus  Koran 
2,  r-i  und  noch  deutlicher  aus  einer  Tradition  des  Ibn  'Omar 
bervor.  Mohammad  sagte  im  Koran,  ehe  er  den  Kalender 
änderte:       »Das     Pilgerlest     wird    in     bekannten    iMonaten 


538 

gefeiert;  wer  nun  das  Fest  zu  begehen  sich  auferlegt,  der 
darf  während  der  Dauer  desselben  keine  P'rau  berühren, 
nicht  raufen  etc.«  Jbn  'Omar  bemerkt  zu  dieser  Korän- 
stelle,  dafs  diese  Monate  die  letzten  drei  des  Jahres  sind. 
Als  guter  Moslim  hatte  er  nichts  mit  den  heidnischen  Ge- 
bräuchen zu  schaffen,  sondern  nur  mit  der  Sunna,  oder 
dem  mosli mischen  Gcwohnheitsgesetze.  Er  reflektirt 
daher  blos  auf  jene  Jahre,  in  denen  das  Fest  nach 
Veröffentlichung  dieses  Koränverses  geleiert  wurde.  In 
A.  H.  3,  als  der  Vers  geoffenbart  wurde,  begingen  es 
die  Heiden  im  zehnten  Monat,  dann  kam  es  in  den  eilften 
und  nachher  in  den  zwölften.  Jedenfalls  geht  aus  dieser 
Koränstelle  und  Tradition*)  hervor,  dafs  die  Ansicht  des 
Kalby  falsch  sei  und  dafs  das  reine  Mondjahr  von  zwölf 
Lunationen  ohne  Literkalation  neben  dem  Festkalender 
bestand;  denn  wenn  einmal  das  Fest  auf  den  letzten 
Monat  gefallen  wäre,  hätte  es  nach  Kalby's  Theorie  nie 
wieder  auf  den  zehnten  oder  eilften  früheren  kommen 
können. 

Besieht  man  die  Sache  genau,  so  handelt  es  sich  in 
dem  Streit  gegen  Kalby  nur  um  die  Benennung  der  Mo- 
nate, denn,  wie  gesagt,  im  Koran  wird  auch  nach  Fest- 
jahren, d.  h.  Sonnenjahren,  gezählt.  Ich  glaube,  dafs  Kalby 
insofern  Recht  hat,  dafs  der  Monat,  in  welchem  das  Fest 
gehalten  wurde,  gleichviel,  ob  es  der  erste,  der  letzte  oder 
ein  anderer  war,  stets  Dzü-lhagg,  d.  h.  Festmonat,  genannt 
wurde,  auch  glaube  ich,  dafs  wir  unter  »Ragab  der 
Modhar«  gewöhnlich  die  Lunation  des  Herbstäquinoc- 
tiums    zu   verstehen   haben ,    dafs    aber    die  Juden  '^)  und 


')  Diese  Tradition  ist  vollkommen  zuverlässig,  kommt  in  den 
canonischen  Sammlunigen  vor  und  ist  im  Gesetz  berücksichtigt  wor- 
den. Vergl.  Baydhawy  zu  K.  2,  i93,  wo  die  Meinungen  der  ver- 
schiedenen Sekten  über  diesen  Punkt  kurz  aber  ungenügend  ver- 
glichen werden. 

*)  Die  Modharstäinme  lebten  vorzüglich  in  Centralarabien 
und  nach  der  Tigrismündung   hin,    und   standen    mit  Babylonien   in 


539 

ihre  Nacli!)arn  den  Namen  »der  j^eehrte  Kagab«  au^ 
ihren  Nisän  oder  auf  die  Liinallon  des  1' riildiii<;sä(|uinoetiums 
anwendeten.  Letztere  hatten  also  wirkhch  einen  En)hohs- 
mus  und  ein  Sonnenjahr,  denn  wie  ich  in  der  Zeitschrilt 
der  Deutschen  morj^^enländischen  Gesellsch.  Hd.  XIII  S.  159 
nachgewiesen  liabe,  entsprechen  die  arabischen  Älonats- 
namen  dem  syrischen  Kalender,  nach  welchem  das  Jahr 
im  November  anlin«^,  und  da  der  Kagab  der  siebente  Älonat 
ist,  entsprach  er  der  Märzlunation.  Vür  einen  Beweis  ver- 
weise ich  auf  die  im  Mischkat  S.  121  über  das  'Atyra 
(».jjic)  aufbewahrten  Traditionen.  Dieses  Wort  bedeutet 
Opferlamm  und  ist  wahrscheinlich  fremden  Ursprungs. 
Im  Hebräischen  heilst  es  Rauchopfer.  Da  die  Wurzel, 
von  der  es  herkommt,  mit  dem  arabischen  j^  zusammen- 
hängt, so  sollte  man  eigentlich  «-^^c  schreiben.  Bei  Ibn 
Ishäk  S.  659  ist  ein  Gedicht,  welches,  wenn  es  auch  von 
einem  Moslim  verfafst  wurde,  doch  einem  Juden  zuge- 
schrieben wird  und  voraussichtlich  in  jüdischer  Phraseo- 
logie ist.  Es  werden  darin  die  Israeliten  von  Madyna  mit 
»den  'Atyren  des  '\d -Tages«  verglichen;  wir  konnten 
es  also  mit  Osterlämmer  übersetzen,  denn  das  *\d  ist 
Ostern.  Von  den  Arabern  wurde  das  'Atyra  auch  Raga- 
byya  genannt,  weil  es  im  Ragab,  dem  siebenten  Monate 
des  Jahres,  dargebracht  wurde.  Der  Verfasser  des  Kämüs 
behauptet  nun  freilich,  dafs  sie  es  den  Ciötzen  opferten, 
allein  auch  viele  unter  den  ersten  Moslimen  blieben  dem 
Gebrauche,  'Atyre  zu  schlachten,  treu,  und  nach  einigen 
Traditionisten  hat  es  Mohammad  erlaubt;  auch  ist  es  son- 
derbar, dafs  er  selbst  beim  Pilgerfest  in  A.  H.  10  aufser 
hundert  Kameelen  noch  zwei  Widder  opferte.  Was  die 
Zeit  der  Darbringung  dieses  Ragabyya  oder  Ragabopfers 
anbelangt,  so  ist  nicht  zu  übersehen,  dafs  die  Sache  beim 


Berührung;  die  Juden  hingegen,  von  denen  hier  die  Rede  ist,  lebten 
in  Madyna  und  nördlich  davon  und  verkehrten  mit  Syrien, 


540 

Pilgerfeste  A.  H.  10,  welches  im  Nisän  gefeiert  wurde, 
zur  Sprache  kam. 

Das  reine  Mondjahr  für  bürgerhche  Geschäfte  wurde, 
wie  ich  glaube,  von  den  Makkanern  und  dann  auch  von 
den  Moslimen  festgehalten,  ja  Mohammad  hat,  wie  wir 
S.  58  dieses  Bandes  gesehen  haben,  schon  in  626  ange- 
fangen, auch  seinen  kirchlichen  Kalender  darauf  zu  gründen 
und  632  hat  er  ihn  in  diesem  Sinne  vollendet.  Für  uns 
waren  diese  Untersuchungen  über  die  Chronologie  noth- 
wendig,  weil,  wenn  Kalby  recht  hätte,  die  Zeitbestimmung 
der  Feldzüge  allen  Boden  verlieren  würde,  denn  wenn  die 
uns  vorliegenden  Data  Reductionen  wären,  dürften  wir 
ihnen  nur  wenig  \^ertrauen  schenken. 

Unmittelbar  nach  seiner  Rückkehr  vom  Pilgerfeste  er- 
hielt Mohammad  die  Nachricht  von  dem  Tode  des  Bädzäm, 
seines  Vicekönigs  über  Yaman.  Er  benutzte  diese  Veran- 
lassung, um  eine  neue  Eintheilung  des  Landes  und  eine 
gänzliche  Veränderung  in  der  Administration  eintreten  zu 
lassen.  Alle  eingeborenen  Fürsten  wurden  me- 
diatisirt,  obschon  sich  ihre  Rechtstitel  auf  Verträge  mit 
Mohammad  gründeten.  Er  bestätigte  zu  diesem  Zwecke 
Moädz  als  Religionslehrer  über  ganz  Yaman  und  Hadhra- 
mawt.  Da  die  Regierungsform  theokratisch  war,  so  war 
dieses  die  höchste  Stelle  im  Lande,  und  er  hatte  als  Stell- 
vertreter des  Propheten  die  allgemeine  Controle  über  alle 
Lokalregierungen.  Bei  der  neuen  Eintheilung  des  Landes 
in  Provinzen  wurde  zum  Theil  die  geographische,  zum 
Theil  die  ethnographische  Zusammengehörigkeit  berück- 
sichtigt und  jede  Provinz  wurde  von  einem  Statthalter 
des  Mohammad,  statt  wie  bisher  von  dem  angestammten 
Fürsten,    regiert.')      In     einigen    Traditionen    werden    die 


')  1)  Abu  Müsii  (vergl.  Bd.  II.  S.  164)  war  Gouverneur  von 
Märib,  des  gegen  Süden  laufenden  Gazr,  dem  Küstenlande  von 
'Aden  und  des  Landes  weiter  gegen  Westen.  2)  Der  Tamymite 
Yala    b.  Omayya   wurde    nach    Gannad   geschickt   und    die    Provinz 


541 

Gouverneure  zwar  nicht,  wie  bei  Tabary,  'Ommal,  Agen- 
ten, oder  Omarä,  IJefeliKshaljer,  Sündern  blos  Zehent- 
eintreiber  gelieifsen  und  ich  zweifle,  ob  sie  sich  viel  in 


des  Abu  Müsa  bildete  einen  Halbkreis  um  die  seinige.  3)  Tähir 
b.  Aby  Häla.  Er  war  ein  Sohn  oder  Stiefsohn  der  ersten  Frau 
des  Mohammad.  Sein  Name  kommt  sonst  in  der  Biographie  des 
Propheten  nicht  vor.  Er  hatte  bis  zu  dieser  Zeit  wahrscheinlich 
im  Lande  des  Tamymstammes,  dem  er  angehörte,  gelebt.  Sein 
Gebiet  umfafste  die  Stämme  'Akk  und  Asch'ar,  deren  Lage  wir  be- 
reits kennen.  4)  Chälid  b.  Sa'yd  (vergl.  Bd.  I.  S.  446)  war  Gou- 
verneur über  die  Madhigstämme  und  des  ganzen  mittleren  Land- 
striches von  Nagrän  bis  Rim'a  und  Zabyd;  seine  Provinz  war  also 
unmittelbar  nördlich  von  den  genannten.  5)  Der  Hamdänite  'Amir 
b.  Schahr,  welcher  wahrscheinlich  der  Stammesabtheilung  Bikyl  an- 
gehörte, war  nicht  einer  der  alten  Gefährten  des  Mohammad  und 
seine  Provinz  dehnte  sich  über  das  Gebiet  der  Hamdäniten  aus.  In 
territorialer  Hinsicht  mag  sie  zum  Theil  von  der  des  Chälid  ein- 
geschlossen gewesen  sein.  Dasselbe  gilt  von  der  Provinz  des 
6)  Schahr  b.  Bädzäm ,  der  seinen  Sitz  in  Qan'ä  hatte  und  dessen 
Gebiet  sich  wahrscheinlich  nur  über  die  gemischte  Bevölkerung  in 
der  Nähe  der  Stadt  erstreckte.  7)  'Amr  b.  Hazm  war  Gouverneur 
oder  vielmehr  Resident  von  Nagrän. 

In  Hadhramawt  waren  drei  Gouverneure:  1)  Der  Bayädhite 
Ziyäd  b.  Labyd,  ein  eifriger  Moslira ,  welcher  bei  der  'Akaba  dem 
Propheten  gehuldigt  und  bei  Badr  gefochten  hatte ,  über  Unter- 
hadbramawt.  2)  'Okäscha  b.  Thawr  über  die  kinditischen  Stämme 
Sakün  und  Sakäsik  in  Oberhadhramawt;  wahrscheinlich  standen  noch 
die  (j.'adafiten  unter  ihm.  3)  Mohägir  b.  'Abd  Allah,  ein  Bruder  der 
0mm  Salama,  einer  Frau  des  Propheten  (vergl.  oben  S.  74),  über 
die  kinditischen  Stämme,  welche  den  Sammelnamen  Banü  Mo'äwiya 
hatten  und  vorzüglich  im  westlichen  Hadhramawt  lebten. 

Merkwürdig  ist,  dafs  die  Gouverneure  von  Mohammad  schrift- 
liche Instruktionen  empfingen,  enthaltend  die  Gesetze  der  Armen- 
steuer, der  Blutrache,  des  Erbrechtes  und  andere  Satzungen.  So 
wird  in  der  I^äba  unter  'Amr  b.  Hazm  berichtet,  welcher  das  von 
ihm  erhaltene  Schreiben  überliefert  hat.  Abu  Yüsof  theilt  in  der 
an  den  Chalyfen  Härün  al-Raschyd  gerichteten  Denkschrift  fol.  42  v. 
nach  dem  von  den  Nagräniten  aufbewahrten  Original  den  Wortlaut 
einer  Urkunde  mit:  „Im  Namen  Gottes  des  milden  Rahmän.  Dieses 
ist  ein  Dokument  der  Sicherheit  von  Gott  und  seinem  Boten.  O  Ihr, 
die  ihr  glaubet,  haltet  eure  Verträge.    Die  Instruktionen  Mohammad's 


542 

<Jie  Angelegenheiten  ihrer  IJnterthanen  mischten;  aber  die 
Erhebung  der  Steuern  und  der  Umstand,  dafs  dieselben 
jetzt,  statt  im  Lande  verzehrt  zu  werden,  wenn  nicht  gänz- 
lich, so  doch  gröfstentheils  nach  Madyna  fliefsen  sollen, 
war  lür  die  Bewohner  ein  grofser  Druck,  den  besonders  die 
Fürsten  fühlten,  denn  sie  waren  nicht  nur  ihrer  Macht, 
sondern  auch  ihrer  Einkünfte  beraubt.  Es  unterliegt  kei- 
nem Zweifel,  dafs  sie  bisher  den  gröfsten  Theil  der  Ar- 
mensteuer für  sich  selbst  behalten  haben. 

bi  Folge  dieser  Mafsregeln  entstand  etwa  vier  Mo- 
nate vor  dem  Tode  des  Mohammad  eine  Revolution.  Wir 
haben  oben  gesehen,  dafs  Mohammad  den  Aswad  für  »sehr 
werthvoU"  hielt.  Er  gehörte  dem  Stamme  'Ans  an,  einer 
Abtheilung  der  Madhigiten.  Aswad  stellte  sich  an  die  Spitze 
der  Bewegung.     Seine  f^ehre  und  Vergangenheit  sind  uns 


des  Propheten  an  Amr  b.  Hazm,  als  er  diesen  nach  Yaman  schickte, 
gehen  dahin,  dafs  er  ihm  aufträgt,  in  all  seinem  Thun  Gottesfurcht 
zu  beobachten,  energisch  zu  handeln,  von  der  Kriegsbeute  das  Fünftel 
und  von  den  Feldfrüchten  die  den  Moslimen  vorgeschriebene  Armen- 
steuer zu  erheben."  Dieses  Schreiben  war  für  die  Moslime  in  Nagrän 
bestimmt.  Die  Instruktionen  des  'Amr  scheinen  viel  ausführlicher 
gewesen  zu  sein. 

Selbstverständlich  erhielten  die  Gouverneure  von  Zeit  zu  Zeit 
schriftliche  Befehle  von  Madyna.  So  nahm  z.  B.  Wäyil  b.  Hogr 
auf  der  Rückkehr  von  seiner  (zweiten  ?)  Reise  nach  Madyna 
drei  Briefe  mit.  Einer  davon,  welcher  ihn  selbst  anging,  fing 
an:  „Im  Namen  Gottes  des  milden  Rahmän.  Von  Mohammad, 
dem  Boten  Gottes,  an  Mohagir,  dem  Sohne  des  Omayya.  Wäyil 
soll  vollkommene  Freiheit  und  den  Vorrang  vor  den  übrigen 
Fürsten  eines  jeden  Ortes  in  Hadhraraawt  geniefsen."  Es  war 
dieses,  wie  es  scheint,  eine  Entschädigung  für  seine  Souverainitäts- 
rechte,  welche  er,  bis  MohAgir  nach  Hadhramawt  gesandt  wurde, 
unter  moslimischem  Schutz  genossen  hatte.  Tabary  S.  54  sagt, 
dafs  Mohagir  durch  Krankheit  verhindert  wurde,  Madyna  zu  ver- 
lassen ,  dafs  daher  Ziyäd  seine  Provinz  nebst  seiner  eigenen  ver- 
waltete,  und  dafs  sich  Mohagir  erst  nach  dem  Tode  des  Propheten 
nach  Yaman  verfügte.  Entweder  ist  dieses  ungegründet  oder  obiger 
Brief  unächt. 


543 

leider  so  wenig  bekannt,  als  die  irgend  eines  andern  Neben- 
proplieten;  doch  das  Schweigen  der  IMoshnie  ist  um  so 
beredter:  da  ihnen  doch  der  Heruan":  beivannt  sein  nuirste 
und  sie,  statt  ihn  zu  erzählen,  nur  abgeschmackte  Fabela 
mittheilen.  (Jewifs  ist,  dafs  er  Moslirn  war  und  den  Mo- 
hammad als  l^ropheten  anerkarnite  und  es  unterliegt  kaum 
einem  Zweifel,  dafs  er  schon  vor  seiner  Bekehrung:  zum 
Islam  für  einen  vSeher  galt,  denn  selbst  seine  Feinde  er- 
kennen in  ihm  diese  (iabe  an,  schreiben  sie  aber  dem 
Einflüsse  des  Teufels  zu.  Anfano-s  war  die  Heweffunir 
politisch  und  einzig  und  allein  eine  Nothwehr  gegen  die 
vertragswidrigen  Uebergrifle  des  Mohammad  und  der  Raub- 
gierde  der  Zeloten  in  Madyna.  \n  Folge  einer  Einladung 
von  Nagrän  (Abülfida  S.  198)  begab  er  sich  mit  einigen 
Madhigiten  dahin,  setzte  sich  in  Besitz  der  Stadt  und 
vertrieb  Mohammad's  Statthalter  *Amr  b.  Hazm,  welcher 
nebst  seinem  Kollegen  in  der  benachbarten  Provinz,  dem 
Chalid  b,  Sad,  nach  Madyna  floh.  Zugleich  schrieb  er 
vom  Dorfe  Chobbän  bei  Nagrän  aus  an  Moädz:  »Gebt 
uns  das  Land  heraus,  ihr  Eindringlinge,  welches  ihr  uns 
entrissen  habt,  und  stattet  uns  Alles  (die  Almosensteuer) 
vollständig  zurück,  was  ihr  uns  abgenommen  habt!«  Zwan- 
zig Tage  nach  seinem  ersten  Aultreten  stand  er  schon 
vor  Can  ä.  Bisher  war  er  überall  mit  offenen  Armen  em- 
pfangen worden  und  seine  Siegeslaufbahn  war,  wie  der 
Berichterstatter  sagt,  so  rasch  wie  eine  Feuersbrunst.  Canä 
wurde  aber  gegen  ihn  von  Mohammad's  Statthalter  Schahr, 
dem  vSohne  des  Bädzäm,  an  der  Spitze  der  Abkömmlinge 
der  Perser  vertheidigt.  Der  Kampf  dauerte  nur  fünf  Tage. 
Schahr  fiel,  und  Aswad,  welcher  überall  die  alten  Rechte 
wieder  einsetzte,  übergab  die  Regierung  nicht  einem  Manne 
aus  seinem  Gefolge,  sondern  zwei  Persern,  dem  Fayrüz 
und  dem  Dädawayh.  Weil  Amir,  Mohammad's  Statthalter 
über  die  Hamdäniten,  nicht  ein  Eindringling  war,  son- 
dern dem  Stamme  Hamdän  angehörte,  liefs  er  ihn  ruhig 
im    Besitze    seiner    Provinz.      Es    erklärte    sich    nun    mit 


544 

wenigen  Ausnahmen  ganz  wSüdarabien ,  von  fler  Grenze 
der  Provinz  Tayif  bis  Aden  und  vom  rotlien  Meere  bis 
Bahrayn,  zu  seinen  Gunsten.  Seine  Armee  bestand  zwar 
jiur  aus  siebenhundert  Mann  Kavallerie,  aber  aufserdem 
waren  noch  viele  Kameelreiter  dabei.  Das  Kommando 
darüber  hatte  er  unter  mehreren  Führern  aus  verschiede- 
nen Stämmen  vertheilt. ')  Nach  diesen  Erfolgen  wurde 
er  von  zwei  Seiten  bearbeitet.  Die  Abtrünnigen  suchten 
ihn  zu  bewegen,  dem  Mohanmiadanismus  zu  entsagen 
und  eine  andere  Sekte  zu  gründen  und  die  Gläubigen 
gaben  ihm  den  Rath,  der  Lehre  des  makkanischen  Pro- 
pheten treu  zu  bleiben.  Er  folgte  den  Rathschlägen  der 
ersteren  und  verscherzte  somit  die  Anhänglichkeit  der 
letzteren,  IS  ach  dem  Beispiele  des  Mosaylinja,  welchen 
man  den  Rahmän  (Heiland)  von  Yamäma  hiefs,  wurde  er 
der  Rahmän  von  Yaman  genannt  (Balädzory,  Liber  expugn. 
regionum  S.  105). 

'Obayd  b.  Tachr,  dem  wir  diese  Nachrichten  verdan- 
ken '^),  war,  wie  es  scheint,  ein  Begleiter  und  Gehülfe  des 


')  Die  Namen  der  Führer  und  Stämme  sind:  Kays  b.  'Abd 
Yäghüth  aus  dem  Stamme  Muräd,  er  hatte  den  Oberbefehl;  Mo'äwiya 
b.  Kays,  aus  dem  Stamme  Ganb;  Yazyd  b.  Mohrim,  Stamm  unbe- 
kannt, vielleicht  von  den  Madhig;  Yazyd  b.  Ilo^ayn,  von  dem 
Stamme  Harith  b.  Ka'b,  und  Yazyd  b.  Afkal,  vom  Stamme  Azd 
(-Schanua).  Wie  es  scheint,  bestand  die  Armee  besonders  aus  den 
Nomaden  des  Gazr. 

')  Diese  und  andere  Traditionen  über  diesen  Gegenstand  sind 
von  Sayf  b. 'Omar,  welcher  unter  dem  Chalyfen  Harun  al-Raschyd 
starb,  gesammelt  worden.  Sayf  hat  zwei  Werke  hinterlassen,  das 
Kitäb  alridda  oder  Geschichte  der  Apostasie,  und  das  Kitab  alfotuh 
oder  Geschichte  der  moslimischen  Eroberungen.  Tabary  scheint 
beide  benutzt  zu  haben.  Von  der  Geschichte  der  Eroberungen  hatte 
auch  Ibn  Ilagar  ein  Exemplar;  er  citirt  es  sehr  oft,  während  er 
das  andere  Werk  des  Sayf  zweiter  Hand,  nämlich  nach  Baghawy? 
Ibn  Sakan  und  andern  Vorgängern  anführt.  Diese  zwei  Bücher 
galten,  wie  es  scheint,  schon  in  uralten  Zeiten  bei  den  Traditio- 
nisten  für  beweiskräftig  und  vielleicht  können  sie  wieder  aufge- 
futiden  werden. 


545 

Mo'ädz.  Wir  betandjMi  uns,  erzählt  er,  in  Üannad  ^),  hatten 
die  Statthalter  installiit  und  sie  mit  einander  in  Correspon- 
denz  gesetzt,  als  wir  das  erwähnte  Schreiben  des  Aswad 
erhielten.  Wir  niachten  einen  Ueberblick  über  unsere 
Streitkräite,  als  schon  die  Nachricht  eintraf",  Aswad  befinde 
sich  bereits  in  wSchaüb,  einem  Schlosse  bei  (^'anä.  Wir 
warteten  noch  den  Aus«i;ang  des  Kampfes  zwischen  ihm 
und  Schahr  ab,  dann  tliichtete  sich  Moadz  nach  Märib 
und  von  dort  mit  Abu  Müsä  nach  Oberhadhramawt,  dessen 
Ein\\ohner  dem  Mohammad  treu  blieben.  Die  übrigen  ma- 
dynischen  Stattlialter  mit  ihrem  (Jetolge  Hüchteten  sich  zu 
Tähir,  denn  die  Akkiten,  welche  zu  seiner  Provinz  ge- 
hörten, hatten  sich  ebenfalls  gegen  den  Aufstand  erklärt. 

Das  so  rasch  entstandene  Königreich  Aswad's  entbehrte 
jeder  Bedingung  der  Dauer.  Denen,  welche  ihn  dazu  be- 
wogen, sich  als  Prophet  auszugeben,  war  es  am  wenigsten 
Ernst  mit  dem  Glauben  an  ihn,  während  Diejenigen,  welche 
ein  inneres  Dedürlnils  nach  einer  Offenbarung  fühlten,  nach 
wie  vor  dem  Propheten  von  Makka  treu  blieben.  Die  vor- 
züglichste Stütze  des  Aswad  waren  die  Nomaden  des  Gazr 
zwischen  Nagrän  und  (,'anä;  diese  unstäten  und  unzuver- 
lässigen Söhne  der  Wüste  waren  aber  ebensowenig  geneigt, 
dem  Aswad  länger  zu  gehorchen  als  dem  Mohammad,  und 
derselbe  Geist  des  Widerstandes,  der  sie  veranlalste,  sich 
der  Autorität  des  letztern  zu  widersetzen,  verleidete  ihnen 
auch  bald  die  des  ersteren.  Mohammad  hatte  Männer  um 
sich,  welche  im  Glauben  an  seine  Mission  Jahre  lang  sich 
allen    möglichen    Prüfungen    unterzogen    hatten    und    deren 


■)  Tabary  S.  54.  Die  Lesart  Gannad  ohne  die  Conjunction 
„wa**  davor  geht  aus  dem  Zusammenhange  hervor  und  ich  habe 
sie  später  auch  in  der  I^äba  bestätigt  gefunden.  Um  den  Sinn  der 
Tradition  zu  verstehen,  mufs  man  sie  im  Zusammenhange  mit  der 
ebenfalls  von  'Obayd  herrührenden  S.  52  lesen,  denn  sie  bilden  beide 
nur  eine  Erzählung,  welche  durch  Einscbiebung  einer  andern  Tra- 
dition unterbrochen  worden  ist. 
III.  35 


546 

Schicksal  unzertrennlich  war  von  dem  seinia^en.  Wenn 
aucli  die  Zahl  dieser  IMänner  anfangs  klein  war,  so  wuchs 
sie  doch  alhiiälig  und  bildete  den  Kern  jener  Macht,  die 
sich  ganz  Arabien  unterwarf.  Die  Gefährten  des  Aswad 
hingegen  waren  überniüthige  Stammt iirsten,  von  denen  jeder 
seine  eigenen  Interessen  verfolgte  und  die  sehr  wohl  wufs- 
ten,  dals  nicht  sie  von  ihm,  sondern  er  von  ihnen  abhängig 
sei.  Aufserdem  njachte  Aswad  grobe  Fehler;  statt  seinen 
Sieg  zu  verlogen,  die  Mohammadaner  aus  Yaman  zu  ver- 
treiben  und  die  wilden  Horden  beständig  in  Athem  zu 
halten,  blieb  er  in  (,'an  ä  sitzen  und  spielte  den  mächtigen 
König. 

Ihn  Abbas  fafst  den  Anfang  des  Endes  in  wenigen 
Worten  zusammen:  »Die  ersten,  welche  sich  von  Aswad 
lossagten  und  ihm  beschwerlich  wurden,  waren  Amir  b. 
Schahr  in  seiner  l'rovinz  (im  Lande  der  Hamdaniten)  und 
Fyrüz  und  Dädawayh  in  ihrer  Provinz  (in  Can'ä).  Ihrem 
Beispiele  folgten  dann  auch  andere,  welche  in  Sendschrei- 
ben von  Mohammad  und  Mo  ädz  auf  ihre  Pflicht  aufmerk- 
sam geniacht  wurden«  ').  Die  Auflösung,  Aveil  sie  natur- 
gemäfs  war,  fing  von  allen  Seiten  gleichzeitig  an.  In  den 
Provinzen  vereinten  sich  auch  die  hin>yaritischen  Häupt- 
linge Dzü-Ikalä,  [)zü-Züd,  Dzü-Morrän  und  Dzü-Tzolaym 
hein)lich  n)it  dem  Hamdaniten  Amir,  und  in  der  Haupt- 
stadt beleidigte  Aswad  durch  sein  Mifstrauen  nicht  nur  die 
genannten  zwei  l^erser  Fyrüz  und  Dädawayh,  sondern 
aucli  seinen  Heereslührer  Kavs.  Mohanmiad  war  nicht  un- 
tliätig.  Er  schickte  Aeu  Wabar  als  lloten  an  Mo'ädz  nach 
Hadhramawt  und  forderte  ihn  auf,  die  getreuen  Moslime 
zu    sammeln    und    seinen    Rivalen    zu    bekriegen.      Moädz 


')  Diese  Tradition  des  Ibn  'Abbäs  ist  bei  Tabary  S.  54;  dort 
steht:  i'taradha  'anhu,  „sich  von  ihm  lossagten",  in  der  l9äba 
hingegen,  wo  sie  abgekürzt  vorkommt,  i'taradha  alayhi,  „sich  ihm 
widersetzten".  Statt  kätharahu  lese  ich  käbarahu  und  nehme 
das  Wort  in  dem  Sinne,  welchen  kabyr  im  Kor.  2,  42  hat. 


547 

sandle  denselben  Höfen  an  Kays  nach  Tan  ä.  ISacli  einem 
Rerichte  ging  Wabar  ')  direkt  von  IMohanimad  zu  Kays  und 
nicht  erst  zu  Moädz. 

Die  (Jegner  des  Aswad  >varen  schon  uiit  einander  in 
Corresj)ondenz  getreten,  um  sich  über  einen  IMan,  ihn  zu 
Grunde  zu  richten,  zu  verständigen,  als  der  gelährlichste 
Feind  in  seiner  eigenen  Familie  auftrat.  Es  kommt  im 
Orient  sehr  häuHo:  vor,  dafs  der  Siearer  die  Wittwe  oder  die 
Tochter  des  erschlagenen  Feindes  zur  Frau  nimmt.  Auch 
Alexander  hat  es  gethan.  Aufser  den  Gründen,  welche 
Jedermann  einleuchten,  ist  stets  auch  ein  gewisser  Ueber- 
muth  im  Spiele.  Die  Frau  hat  im  Orient  eine  ganz  eigen- 
thümliche  Stellung,  welche  wenige  Europäer  begreifen: 
sie  wird  Harma,  die  Ehre,  und  Awra,  die  Schwäche 
der  Familie  genannt,  weil  diese  keine  heiligere  Pflicht 
kennt,  als  ihre  Frauen  gegen  Insulte  zu  schützen.  Wenn 
ein  Fürst  die  Tochter  eines  Tagelöhners  zur  Frau  nimmt, 
so  vergiebt  er  sich  nichts,  und  wenn  auch  der  Schwieger- 
vater zu  Ehren  kommt,  so  adelt  doch  eine  solche  Ver- 
bindung die  Familie  der  Frau  noch  nicht  an  und  für  sich, 
sondern  erst  durch  ihre  Folgen.  Ganz  anders  ist  es,  wenn 
ein  Fürst  einem  Manne  unter  seinem  Stande  seine  Tochter 
zur  Frau  giebt;  es  ist  dieses  die  höchste  (freilich  sehr 
lästige,  ja  gefährliche)  Ehre,  welche  ihm  widerfahren  kann. 
Arabische  Romane  drehen  sich  sehr  häufig  um  dieses  Thema. 
Der  Beweggrund  des  freigelassenen  Sklaven  Antar,  seine 
Abenteuer  zu  vollbringen,  war  die  Hand  Ibla's,  der  Tochter 
eines   Schayches,    mit  der    er    ein    Liebesverhältnifs    hatte, 


')  Dieser  Wabar  ist  interessant  für  uns,  weil  sein  Vater  einen 
christlichen  Namen,  und  zwar  in  griechischer  Form,  trug.  Er  hiefs 
nämlich  Johannes  (,  *^Äjsr).  Wir  kennen  aufserdem  die  sabäische 
Form  Yahyä,  welche  im  Koran  vorkommt,  und  die  syrische  Form 
Yohanna,  in  welcher  ihn  der  christliche  Fürst  von  Ayla  trug.  Nach 
Tabary  war  Wabar  ein  Azdite,  nach  einem  Berichte  der  I^äba  war 
er  von  Sabä  (Märib),  nach  einem  andern  war  er  ein  Kalbite  und 
folglich  in  der  syrischen  Wüste  oder  in  Duma  zu  Hause. 


548 

zu  gewinnen,  und  «las  erhabene  Ziel  fies  kühnen  Sajl 
war,  eine  grofse  Anzahl  von  Prinzessinnen  in  seinem 
Harem  zu  vereinen  ').  Feine  Politiker,  welche  sich  mit 
Mohammad  beschäftigen,  haben  Staatsgründe  in  einigen 
seiner  Heirathen  entdeckt:  er  wollte,  sagen  sie  z.  ß., 
durch  seine  Heirath  mit  On)m  Habyba  ihren  Vater  Abu 
Sotyän  gewinnen.  Wenn  sie  den  ganzen  Hergang  über- 
legt hätten,  so  würden  sie  eingesehen  haben,  dals  diese 
Heirath  geradezu  ein  Schimpf  für  Abu  Sofyän  war.  Ein 
so  hochgestellter  Mann,  wie  Abu  Solyän,  giebt  wohl  bis- 
weilen seine  Tochter  einem  weniger  vornehmen  Verbün- 
deten, aber  dieser  mufste  sich  dann  wohl  hüten,  eine  an- 
dere Frau  neben  ihr  zu  haben.  Wenn  arabische  Häupt- 
linge dem  Mohammad  ihre  Töchter  anboten,  so  war  dies 
ein  Ausdruck  der  vollkommensten  Hochschätzung  und  Unter- 
würfigkeit. Fin  Mann,  welcher  eine  Frau  gewaltsam  nimmt, 
zeigt  dadurch,  dafs  er  so  mächtig  ist,  dafs  sich  die  Familie 
der  Frau  seinen  Wünschen  fügen  mufs,  und  geschieht  es 
auf  eine  brutale  Weise,  so  ist  dies  der  gröfste  Schimpf, 
den  man   der  Familie  anthun   kann. 

Aswad  hat  sich  mit  der  Wittwe  des  von  ihm  er- 
schlagenen Schahr,  Mohamma<rs  Statthalter  von  (,'an  ä,  ver- 
heirathet  -).     Sie  hegte  den  bittersten  Hafs  gegen  ihn  und 


')  Der  Roman  von  'Antar  ist  auszüglich  von  Hanoilton  in's 
Englische  übersetzt  worden  (London  1820;  vier  Bände).  Er  ver- 
dient mehr  gelesen  zu  werden  als  dieses  geschieht.  Den  Roman 
Sayf  altygän,  Glaive  des  couronnes,  hat  Perron  in's  Französische 
übersetzt  (Paris  1862). 

*)  In  der  I^äba  wird  gesagt,  er  hat  sich  selbe  auserlesen. 
Dieser  Ausdruck  wird  gebraucht,  wenn  sich  der  Feldherr  einen  Theil 
der  Beute  zueignet.  Es  scheint  also,  dafs  die  Heirath  von  ihrer 
Familie  nicht  gebilligt  wurde.  Ihr  Name  ist  Azäd,  sie  wurde  aber 
Marzobäna  (Markgräfin)  titulirt.  Nach  einem  Berichte  in  der  I(,'äba 
Bd.  1  S.  981  hat  sie  die  Verschwörung  angezettelt,  und,  um  die 
Ausführung  zu  erleichtern,  den  Aswad  Abends  betrunken  gemacht. 
In  diesem,  dem  Ya  küb  b.  Solyän  entlehnten  Berichte  werden  noch 


549 

verschwor  sich  mit  Fvruz,  dessen  Cousine  sie  war,  zu  sei- 
nem ünteri^aii».  Auch  I)a(Ia\\avl],  Ka>s  und  Wabar  waren 
mit  in's  Vertrauen  "ezoo-en.  Das  Schlols  des  As\va<l  war 
mit  Waclien  umstellt,  doch  ein  Gemach  hatte  eine  todte 
Mauer  j^e^en  die  Strafse  hin  und  war  niclit  beuacht.  Das 
Weib  rieth  den  Verschworenen,  (hese  Mauer  zu  (hircli- 
brechen  und  von  hier  in  das  Haus  einzudringen.  Die  \  er- 
schworenen  handelten  nach  ihrer  Weisung  und  landen  eine 
brennende  Lampe  in  dem  Gemache,  welche  sie  dorthin 
«gestellt  hatte,  damit  sie  sich  zurechtfinden  konnten.  Fyrüz 
ging  in  das  Schlalgemach  des  Aswad  und  seiner  Frau  und 
brach  ihm,  ehe  er  i^anz  erwacht  war,  das  Genick.  Ks  ka- 
men nun  auch  die  andern  zwei,  trennten  den  Kojd  vom 
Rumple,  wallen  denselben  beim  Morgengebet  vor  das 
\  ülk  und  [)roklamirten  Mohammad  als  den  Boten  Gottes 
und  Herrn  des  Landes. 

Aswad  wurde  einen  Tag  vor  Mohammad'»  Tod,  also 
am  7.  Juni  632  ermordet,  vier  Monate,  nach<lem  er  zuerst 
die  Fahne  der  Revolution  erhoben  hatte.  P  vrüz  und 
seine  Gelahrten  standen  im  Einverständnils  mit  'Amir  und 
den  eben  genannten  Fürsten,  und  es  unterliegt  keinem 
Zweifel,  dafs  diese  im  Falle  des  Mifslingens  des  Meuchel- 
mordes an  der  Spitze  der  flamdäniten  und  Hirnjariten  und 
vereint  mit  den  Truppen,  welche  etwa  Moädz  in  Ober- 
hadhramawt  und  Tähir,  im  Lande  der  Akkiten,  hätte  sam- 
meln können,  auf  (^anä  raarschirt  wären.  Für  die  Herr- 
schaft des  Aswad  war  also  keine  Rettung  möglich.  Hätten 
aber  Fyrüz  und  seine  zwei  Freunde  den  Mord  nur  einen 
Tag  verschoben,  so  hätte  sie  nur  die  Flucht  retten  kön- 
nen. Aswad  hatte  am  Tage  vor  seinem  Tode  hundert 
Rinder  und  Kameele  geschlachtet  und   dieselben   unter  die 


zwei  andere  Verschworene  genannt,  und  es  wird  behauptet,  dafs 
Bädzän  (nicht  sein  Sohn  Schahr)  von  Aswad  erschlagen  wurde 
und  dafs  Azäd  die  Wittwe  des  Bädzän  war.  Hiermit  stimmt  auch 
Wäk;idy  übereia. 


550 

Kinn  ohrier  von  Tan  ä  \  prtbeilen  lassen ,  um  sich  populär 
zu  machen,  und  er  sj)racb  ollen  die  Absicht  aus,  den 
Kays  und  Fyruz,  von  deren  Verratb  er  überzeugt  war,  hin- 
richten zu    lassen. 

Der  Tod  des  Nebenpropheten  erregte  viel  mehr  Be- 
friedigung als  Entrüstung  in  Canä.  Seine  Trabanten  nah- 
men zwar  die  Söhne  der  Familien,  bei  denen  sie  einquar- 
tirt  waren,  gewaltsam  weg,  setzten  sie  hinter  sich  auf  die 
Pferde  oder  Kameele  und  suchten  das  Weite.  Es  gelang 
hingegen  den  Einuohnern,  siebenzig  Mann  aus  ihrer  Mitte 
gewaltsam  zurückzuhalten.  Da  somit  beide  Parteien  Gei- 
fseln  in  Händen  hatten,  war  der  Weg  zu  einem  Vergleiche 
angebahnt.  Den  Trabanten  wurden  ihre  Leute  zurückge- 
stellt, sie  durften  mit  heiler  Haut  abziehen  und  <1ie  Be- 
wohner der  Stadt  erhielten  ihre  Kinder  und  Habe  wieder 
zurück.  Das  heifse  Blut  der  Südländer  ist  sprichwörtlich 
bei  uns.  Dieses  ist  einer  der  tausend  Fälle,  welche  viel- 
mehr für  ihre  ruhige  Ueberlegung  Zeugnils  ablegen.  Die 
Araber  kennen  keine  Skrupel,  und  wenn  sie  eine  blutige 
That  für  zweckdienlich  erachten,  verüben  sie  dieselbe  mit 
unbegreiflicher  Kallblütisrkeit,  aber  sie  lassen  sich  nur  selten 
von  der  Hitze  des  Augenblickes  hinreifsen  und  dann  leichter 
von  edlen  als  von  rach.süchtigen   Impulsen. 

Wahrscheirdich,  ermuntert  durch  die  Erfolge  des  As- 
wad,  erhob  sich  noch  während  Mohammad's  Febzeit  unter 
den  Asaditen,  östlich  von  Madyna,  Tola^ha  als  (.»egenprophet, 
aber  er  kam  erst  nach  seinem  Tode  zur  Bedeutung  und 
deswegen  gehört  seine  Geschichte  nicht  hierher. 

Die  letzte  Krankheit  des  Propheten  war  ein  remit- 
tirendes  Fieber  (Febris  subcontinua).  Diese  durch  Miasma 
verursachte  Krankheit  ist  in  Tropenländern  häulig  und  hat 
in  Bezug  auf  ihren  Verlauf  und  die  edeln  Theile,  in  denen 
sie  sich  localisirt,  in  jeder  Gegend  einen  eigenen  Charakter. 
Madyna  war  verrufen  als  ein  Fieberort  und  besonders  ge- 
fährlich für  Fremde;  (lennoch  war  die  Sterblichkeit  unter 
den  Flüchtlingen   gering  und    es   scheint,   dafs  das  Fieber 


551 

gewöhnlich  einen  milden  Charakter  annahm:  wahrscheinlich 
ging  es  nach  einiger  Zeit  in  Qnartanheber  mit  Milz- 
vergröfseriing  über. 

Am  Montag  den  25.  Mai  632  hielt  Mohammad  eine 
Predigt  und  ermunterte  die  Gläubigen,  sich  zu  einem  Raub- 
zusje  seifen  die  (Jriechen  zu  rüsten.  Am  folgenden  l'aire 
liefs  er  Osama,  den  Sohn  des  Zav<l,  zu  sicli  konunen  und 
sagte:  Ich  ernenne  dich  zum  Führer  der  Armee,  welche 
sich  sammelt;  ziehe  hin  nach  dem  Orte,  wo  dein  Vater  im 
Kamf)fe  gelalleu  ist,  aber  mit  solcher  Schnelligkeit,  dafs 
du  die  Kiuwohner  von  Obrä,  ehe  sie  iSachricht  von  deiner 
Annäherung  haben,  überrumpelst;  stecke  ihre  Häuser,  Fel- 
der und  Palmenpflanzungen  in   Brand. 

Am  Dienstag  begab  er  sich  um  Mitternacht  nach  dem 
Friedhoie  von  Baky'  und  erflehte  den  Segen  des  Himmels 
»über  seine  dort  ruhenden  Gelahrten.«  Dann  sa^te  er  zu 
seinem  Begleiter:  »Es  ist  mir  die  Wahl  £:elassen  Avorden 
zwischen  den  Schätzen  der  Welt  und  den  Freuden  des 
Paradieses:  ich  habe  letztere  gewählt.«  Wenn  etwas  Wah- 
res an  diesem  nächtlichen  Ausfluge  ist,  so  hat  ihn  wohl 
die  Rastlosigkeit,  ein  Symptom  der  anfangenden  Krankheit, 
in's  Freie  getrieben.  Als  er  zu  seiner  'Ayischa  zurückkam, 
klagte  er  über  heftiges  Kopfweh,  dann  besuchte  er  noch 
alle  seine  Frauen  un(]  brachte  den  Rest  der  ^acht  in  der 
Hütte  der  Maymuna  zu.  Am  folgenden  Tage  erschien  er 
in  der  Moschee,  um  dem  Osama  das  Liwä  an  den  Speer 
zu  binden  und  ihn  als  Feldherrn  zu  installiren.  Es  hatten 
sich  die  hervorragendsten  Männer  entschlossen,  den  Zug 
mitzumachen  und  viele  beklagten  sich  darüber,  dafs  ihnen 
der  Sohn  eines  freigelassenen  Sklaven  zum  Führer  gegeben 
werde.  Der  Prophet  war  sehr  erbittert  über  diese  Ein- 
wendungen und  hielt  eine  ziemlich  gereizte  Rede  'j.  Die 
Armee  hatte  kaum  angefangen    sich    im  Gorf  zu  sammeln, 


' )  Ibn  Sa'd  läfst  ihn  diese  Rede  am  4.  oder  gar  am  6.  Juni, 
also  zwei  Tage  vor  seinem  Tode,  halten.  Dieses  ist  aber  physisch 
unmöglich. 


552 

als  sein  Zustand  so  bedenklich  wurde,  dafs  zuerst  seine 
Freunde  nach  der  Stadt  zurückkehrten  und  endhch  auch 
Osama,  dem  von  seiner  Mutter  gesagt  wurde,  dafs  der 
Prophet  dem  Tode  nahe  sei. 

Das  einzige  Mittel,  welches  zu  seiner  Heilung  ange- 
wendet wurde,  war,  dals  man  ihn  auf  seinen  Wunsch  in 
eine  Badewanne  setzte  und  aus  sieben  Schläuchen  Wasser 
aul  ihn  gofs.  Die  englischen  Aerzte  in  Indien  wenden  nun 
freilich,  wenn  im  Fieber  der  Kopf  angegriffen  ist,  kalte 
(  mschläge  an,  aber  diese  Kaltwasserkur  war  doch  etwas 
zu  stark  und  er  deutete  auch  bald  mit  der  Hand,  man 
solle  aufhören.  Er  soll  auch  später  noch  in  die  Moschee 
gegangen  sein,  unterstützt  von  zwei  Anverwandten;  er 
mulste  aber  nach  der  Hütte  der  'Ayischa,  in  welcher  er, 
seitdem  seine  Leiden  einen  ernsten  Charakter  angenommen 
hatten,  mit  Einwilligung  seiner  übrigen  Frauen  sein  Kranken- 
lager hatte,  in  seine  Kleider  gehüllt  zurückgetragen  wer- 
den. Das  Fieber  wurde  so  heftig,  dafs  man  die  Hitze  durch 
die  Decke  fühlen  konnte.  Ks  stellten  sich  auch  Seiten- 
wehen ein.  Wahrs(  heinlich  bildete  sich  eine  Congestion 
der  Milz,  was  nicht  grade  das  ungünstigste  Symptom  ist. 
Aber  sein  Nervensysteni  uar  so  furchtbar  angegriffen,  dafs 
Aveniy:  Hoffnun«-  war,  die  Krisis  überstehen  zu  können.  Er 
war  äufserst  aufgeregt,  wälzte  sich  verzweifelnd  auf  seinem 
Lager,  schrie  und  jammerte.  Seine  Frauen,  welche  nicht 
einsahen,  dafs  die  Aufregimg  ein  böses  Symptom  der  Krank- 
heit sei,  fragten  ihn:  Was  würdest  du  sagen,  wenn  eine 
von  uns  sich  so  benähme?  Er  antwortete:  Wisset  ihr  nicht, 
dafs  Niemand  mehr  zu  dulden  hat,  als  die  Propheten?  Der 
eine  ist  vom  Ungeziefer  verzehrt  worden,  der  andere  starb 
in  solcher  Armuth,  dafs  er  nichts  besafs  als  einen  Lumpen, 
um  seine  Schaam  zu  bedecken;  aber  ihr  Lohn  in  dem  jen- 
seitigen  Leben   wird  um  so  gröfser  sein. 

Am  Donnersta":  den  4.  Juni  erreichte  seine  Krankheit 
<lie  gröfsle  Heftigkeit  und  er  verlangte  Schreibzeug,  um 
ein   Testament  zu  schreiben.      Die  Angaben   über   das,   was 


553 

er  zu  verordnen  gedachte,  sind  sehr  verschieden,  aber  so 
viel  ist  gewifs,  dafs  seine  Freunde  seinem  Befehle  nicht 
nachkamen  und  ihm  kein  Schreibzeug  reichten.  Vielleicht 
hatte  er  das  Delirium,  vielleicht  lürchteten  sie,  er  uürde 
Bestimmungen  trellen,  welche  ihren  Wünschen  zuwider 
wären.  Mir  lallt  unwillkürlich  der  Vertrag  mit  Mosaylima 
bei;  denn  es  ist  last  unbegreiflich,  dafs  er  nicht  für  die 
Nachfolge  gesorgt  haben  soll,  obschon,  wie  erzählt  wird,  er 
Anordnungen  getrotren  habe  über  sein  Leichenbegängnifs  und 
seinen  Begräbnilsplatz.  Er  drückte  den  Wunsch  aus,  dafs 
sein  Leichnam  von  seinen  Anverwandten  gewaschen,  dann  in 
egyptisches  oder  yamanisches  Tuch  gewickelt  und  auf  die 
Bettlade,  in  der  er  während  seiner  Krankheit  lag,  zurück- 
gebracht werde.  Darauf  sollten  sie  ihn  alle  auf  eine  kurze 
Zeit  verlassen,  damit  die  Engel  für  ihn  beten  können. 
Die  Krankheit  ging  nun  in  das  Stadium  des  Typhus  über. 
Am  Sonntag  verfiel  er  in  eine  lange  anhaltende  Ohnmacht 
und  seine  Frauen  träufelten  ihm  Olivenöl,  in  Avelchem  in- 
discher Aloe  und  Safran  aufgelöst  war,  in  den  Mund.  Als 
er  sich  erholt  hatte,  war  er  sehr  aufgebracht  darüber,  denn 
Medizin  in  den  Mund  träufeln  galt  für  ein  Zaubermittel 
und  es  wurde  bei  Menschen  angewendet,  welche  verun- 
reinigt waren  und  mit  denen  der  Teufel  sein  Spiel  trieb. 
»Glaubet  nicht«,  sagte  er,  »dafs  Gott  es  zuläfst,  dafs  ich, 
sein  Bote  unrein  sei;  dieses  Mittel  hat  euch  Asmä,  die 
Tochter  des  'Omays,  angerathen  und  sie  hat  es  in  Abys- 
sinien  kennen  gelernt.«  Um  ihn  zu  besänftigen,  legte  sich 
eine  seiner  Frauen  nach  der  andern  nieder  und  liefs 
sich  von  ihren  Gefährtinnen  ebenfalls  etwas  in  den  Mund 
träufeln. 

x\m  Montag  wendete  'Avischa  eine  Zauberformel  an, 
welche  sich  sonst  immer  wirksam  erwiesen  hatte.  Sie 
nahm  seine  rechte  Hand,  strich  ihm  damit  über  sein  Ge- 
sicht und  über  die  Brust  und  sprach:  0  Gott,  der  Menschen 
Hort,  schaff  dieses  Uebel  fort;  denn  du  bist  der  Heiler  und 
es  giebt  keine  Heilung  als  deine  Heilung  mid  dein  Heilen 


554 

gestattet  der  Krankheit  kein  Weilen.     Als   sie   seine  Hand 
sinken  liefs  war  sie  kalt  und  todt. 

Mohammad  starb  am  8.  Juni  632  Nachmittags  und 
wurde  am  Dienstag  Abend  in  der  Hütte  der  'Ayischa  auf 
dem  Fleck,  avo  er  gestorben  war,  begraben.  Sie  fuhr  fort 
die  Hütte  zu  bewohnen,  aber  es  wurde  eine  Wand  zwi- 
schen ihr  und  dem  Grabe  gebaut.  Später  wurde  die  Hütte 
niedergerissen  und  der  Platz  der  Moschee  einverleibt. 


Register. 


Aaron,   I,  66.  84.  485.     II,   103.  106. 

186.  189.  252.  259.  264.  357. 
Abän  b.  Abu   Ohavha,    siehe  Abän.  b. 

Sayd. 
Abän  b.'Othmän.   I,  413. 
Abän  b.  Sayd,  II,  Hin.  163.   111,332. 
'Abbäd  b. 'Äbd  Allah  b.Zobayr,   1,425. 
"Abbäd  b.  Bischr,   II,  408  n.    "lll,  338n. 
'Abbäd  b.  Cohayb,   I,  453. 
"Abbäd  b.  Honayf,   HI,  33  n. 
'Abbäs  b.'Abd  al-Mottalib,    1,440.527. 

II,  317.401.529.    III,  113  n.    131  n. 
286.  316.  432.  518. 

'Abbäs  b.  'Alyy,  I,  397. 
'Abbäs  b.  Anas  Ri'Iy,   III,   390. 
'Abbäs  b.  Anas  Solaniy,   IlI,    153  n. 
'Abbäs    b.  Mirdäs,   I,  316  n.     III,  287. 

334  n.   336. 
'Abbäsiden,   II,  74.  129  u.    III,  74.99  n. 
'Abd  b.  Mas'ada,   III,  230. 
'Abd  b.  Raby'a,   III,  332. 
'Abd  b.  Sawdä,   III,  43. 
'Abd  b.  Tbalaba,   ein  Tribus,  III,  284. 
'Abd  b.  Wafdän,  II,   177. 
'Abd  b.  Zama,   III,    131  n. 
'Abda  b.  Moshir,   III,   508. 
Abdäl,   II,    467. 
'Abd    Allah,    (ohne  Beisatz,    steht    für 

Ibn  Masüd). 
'Abd    Allah  (Banü),    d.h.   die    Perser, 

III,  380. 

'Abd  Allah  b.  'Abbäs,  siehe  Ibn  'Abbäs. 
'Abd  Allah  b.    Abd  Allah,   II,  166. 
Abd  Allah   b. 'Abd-Madän,   III,   510. 
'Abd  Allah  b.'Abd  al-Mottalib,  I,  139. 
'Abd  Allah  b.  'Abd  al-Rahmän,   I,  430. 
'Abd  Allah  b.  'Abd  al-Rahmän  A9amni, 

III,   cxviii. 
'Abd    Allah     b.    Abu     Bakr.     I,    408. 

III,    LXX. 

III. 


Abd  Allah  b.  Abu  Omayya,   II,  116  n. 

416  n. 
'Abd  Allah   b.  Abu  Raby'a,   II,  41. 
'Abd  Allah  b.  Abu  Sabra,   II,    176. 
Abd  Allah  Ibn  Abu  Sarh,   siehe  'Abd 

Allah  b.  Sad. 
'Abd  Allah  b.  Abu  Säyib,  III,    131  n. 
'Abd  Allah  b.'Adyy,  ein  Tribus,  III,  258. 
'Abd  Allah  b.Aläs,   III,   323  n. 
'Abd  Allah  b.   Alyy,   I,  397. 
'Abd  Allah  b. 'Ämir,   I,   416.420. 
'Abd  Allah  b.  'Amr  b.  'Ä9,  III,  xciv. 
'Abd  Allah  b.  Arkam,   I,   434. 
'Abd  Allah  b.  Arkat,  II,    545. 
'Abd   Allah   b.  Aswad,    II,    164.     III, 

375  n. 
'Abd  Allah  b.  'Atyk,   III,    235. 
'Abd  Allah  b.  'Awsaga,  III,   238  n. 
'Abd  Allah   b. 'Ayj'äsch,  I,   443. 
Abd  Allah  b.  Bad'r,   III,    151  n. 
"Abd  Allah  b.  Cälih,  III,  cxnr. 
"Abd  Allah  b.  Cämit,   I,   454.  456. 
'Abd  Allah  b.  Chabbäb,  I,   440. 
Abd    Allah     b.    Därim,     ein    Tribus, 

III.    376. 
'Abd  Allah  b.  Dzobäb,  III,  459. 
'Abd  Allah  b.  Ga'far,  I,  425.    II,  162  n. 
'Abd  Allah  b.  Gahsch,   I,  444  f.   11,146. 

163.  536  n.      HI,  74.  105. 
'Abd    Allah    b.  Ghatafän,    ein    Tribus, 

III,  388. 
'Abd  Allah  b.  Gohayr,   III,    173. 
"Abd    AUah    b.  Go'dän,    I,   76  n.    111. 

149.   316.  451. 
'Abd  Allah  b.  Härith  b.  Kays,   II,  173. 
'Abd  Allah  b.  Hiläl,   III,   319  n. 
'Abd  Allah    b.  Hodzafa,    II,  174.     III, 

264. 
'Abd  Allah  b.Hosayn  Ma9y9y,  II,  247n. 
'Abd  Allah  b.Ka'b  b.  Mälik,  III,  lxx. 

36 


556 


'Abd     Allah     b.    Kays,     ein    Dichter, 

II,  163  n. 

'Abd  Allah    b.  Kays  b.  0mm   Ghazzal, 

III,  454  n. 

'Abd   Allah  b.  Koläba,   I,    513. 
'Abd  Allah  b.  Lahy  a,   III,  lxxiii. 
'Abd  Allah  b.Machrama,  II,  146  n.  176. 
'Abd  Allah   b.  Mälik,   III,   204. 
'Abd    Allah     Ibn     Masüd,    siehe     Ihn 

Mas  üd. 
'Abd  Allah  b.  Matz' im.   I,   437  f. 
'Abd  Allah,    Sühn  des  Moh.,   I,  199  ff. 
'Abd  Allah    b.  Mohammad    b.  'Omara, 

III,   cxxvii.   cxxviii  n. 
'Abd  Allah  b.  Mottalib,  11,  169.  175. 
'Abd     Allah    b.  'Öbayd     Allah     Räzy, 

III,   cxviii. 
'Abd  Allah  b.  Obayy,  siehe  Ibn  Obayy. 
'Abd    Allah    b.   Obayy  Gomahyy,    III, 

131  n. 
'Abd  Allah  b.    Omar,  siehe  Ibn  '  Omar. 
'Abd  Allah  b.  Onays,   III,  Hin.    189. 
'Abd  Allah  b. 'Othmän,   I,   413. 
'Abd    Allah     b.     Othmän      b.    Arkam, 

I,   435. 
'Abd  Allah  b.  Ozayhir,   III,    257. 
'Abd  Allah  b.  Kaby,   III,   507. 
'Abd  Allah  b.  Rawr.ha,  I,  399.     111,70. 

236.  292. 
'Abd  Allah  b.  Sa'd,  I,  164. 
'Abd  Allah  b.  Sad,    I,  417.  420.  431. 
'Abd    Allah     Ibn    Sa'd    b.  Aby    Sarh, 

I,   416.  449.     II,   20  n.   319"n.  407. 
'Abd  Allah    b.  Saläm ,    I,  46.  54.  420. 

III,  37  n. 
'Abd  Allah  b.  Sargis,   II,   385  n. 
'Abd  Allah  b.  Sayd  b. 'Ä?,   I,  448. 
'Abd  Allah  b.  Sayd  b.  Zayd,    I,  438  n. 
'Abd   Allah  b.  Schammas,"  II,    170. 
'Abd  Allah  b.  Schichehyr,   III,   401. 
'Abd   Allah   b.  Schihäb,"  II,    179. 
'Abd  Allah   b.  Scr-ius;   II,  79. 
'Abd   Allah   b.  SofyAn,   II,  170. 
'Abd  Allah   b.  Sohayl,   H,  146.    176  n. 
'Abd  Allall   b.  Wahb,   III,    cxviii. 
'Abd  Allah   b.  Yäsir,   I,   448. 
'Abd    Allah    b.  Yazyd    b.  Abu    Sofyän, 

I,   413. 
'Abd  Allah   b.  Zayd,   III,  53.   451. 
Abd  Allah  b.Zobayr,   1,336.339.375. 

422.  423.  424.  439.     III,   xi.vii.  lix. 
Abd  'Amr,    ein  'Ämirite,   III,   406. 
'Abd  'Amr  Kalby,   III,   234  n. 
'Abdäriten,  III,  cLi  n.    116  n.    172.206. 
"Abd   Asad,   eine  Familie,   II,    535. 
'Abd  Aschhai,    eine  Familie,    II,    523. 

III.    225  n. 
'Abd   al-dnr   Gohany,    HI,    43  n. 


Abd  al-Gän,  II,    179. 
'Abd  alhagar  b. 'Abd-MadSn,  III,  510. 
'Abditen,   III,  cli  n. 
'Abd   al-Kaba  b.  Abu  Bakr,   II,  326. 

Abd  al-Kays,   ein  Tribus,    I,  103.  104. 

110.  II,   385.     III,   372. 

'Abd  Madän,   ein  Gorhomite,   III,    528. 
'Abd     Madän,    ein    Tribus,     I,     76  n. 

111,  509. 

'Abd  al-Mälik,   Chalyfe,  I,  170.     III,  t,. 

'Abd  al-Mälik   b. 'Atk,   III,  405. 

'Abd  al-Mälik   b. 'Othmän,   I,  413. 

'Abd  Manäf,  Sohn  des  Moh.,  I,  153. 
199  f. 

'Abd-Manätiten,ir,  518.  542.  III,  cxlix. 
CLin.   CLx.    96.  361  n. 

'Abd  Masyh,   ein   Gorhomite,   III,    528. 

'Abd  al-Masyh  b. 'Amr,  I,  134  f.  [den 
Aiilafs  zur  Legende  mag  das  bei 
Hyra  gelegene  „Dayr  (Kloster)  'Abd 
al-Masyh"  gegeben  haben]. 

'Abd  al-Mottalib,  Grofsvater  des  Moh., 
I,  130.  139.  146.  175.  179.    II,  516. 

III,   CXLl.X. 

'Abd  al-Mottalib  b.  Raby ,   II,  174. 
'Abd  al-'Ozzk  b.  Badr,   III,  151  n. 
'Abd  al-Rahmän    b. 'Abd    al-Rahmän, 

I,  430. 

'Abd  al-Rahmän  b.  Abu   Bakr,  I,   350. 

II,  326.  332.  376.  406.  544. 

'Abd    al-Rahmän  b.   Awf,  I,  316.  400. 

405.  410.  427.  428  f.    II,  43  f.  146. 

168.   ni,  88.  226.  233.  378  n. 
'Abd  al-Rahmän  b.  Härith,   III,  xi.vii. 
'Abd  yl-Rahmän  b.'Ödays,  I,  417.  418. 
'Abd  al-Rahmän  b.  Othmän  b.Matz'un, 

I,  387  n. 

'Abd     al-Rahmän     b.    Sa'd,      I,    431. 

III,  110. 

'Abd  al-Rahmän  b.  Sayd,   I,  438  n. 
'Abd   Rakyi),   ein  Gorhomite,   III,  528. 
'Abd-Schamsiten,   III,  cxi.ix. 
'Abd-Wodd  b. 'Awf,   I,   362. 
'Abd  Wodd,   ein   Gorhomite,   III,  clxii. 
"Abd-Yaghüth  b.  Ri'la,   III,  511  n. 
'Abd  Yälyl,   ein   Gorhomite,   III,  528. 
'AbdYälyl    b. 'Amr,    II,    516  n.     III, 

403  n."  483.   487. 
'Abd -Yälyl  b.  Koläl,   II,   516  n. 
Abd -Yazyd  b.  Iläschim,   II,    170. 
'Abkar,   ein   Ort,   II,  222  n. 
Ablak  Azdy,  I,    255  n. 
Ablak  Zohiy,   I,   255  n. 
Abraha,   Statthalter  in  Yaman,   I,  461. 
Abraha  b.  Cabäh,   II,   379.   382. 
Abraham,   l",   66.  68.  72.  88.  175.  495. 

II,  188.    196.   216.    252.   258.   262. 
271.  486.      III,   49.   320.   498. 


557 


'Absiten,    III,   203.  397  n. 

Abu,  I,   6. 

Abu  'Abd     al-Rahman     Solainy,     IIP, 

cvii  n. 
Abu    Abyadh    b.  'Abd    al-Rahman,    I, 

430. 
Abü-1- A9  b.  Omayya,   III,   36!  n. 
Abü-1-'Ä9  b.  Raby',   I,  201.  427.    III, 

131  n.   231. 
Abu  'A9im  b.  Machlad,  III,  xc\'it. 
Abu  'Afak,   III.    146. 
Abu    Ahmad     b.    Gahsch ,     I,     444   f. 

III,   70. 
Abu    Allya   Riyähy.   III,  cvit  n.   cx\  r. 
Abu  'Ämir    Fäsik  i    I,    74  n.     III,   32. 
109.  n.    172.    174.    179.  206.  403  n. 
409.  412.  487  n. 
Abu  'Amr  b.  Horayth,   III,   426. 
Abü-1-Aschaddi  II,"  113.  114. 
Abü-I-Aswad,  III,   r.x.xiii. 
Abü-1-Aswad  b.  'Abd   al-Rahmän,   II, 

165. 
Abü-1-Aswad  Düaly,  III,    i.  n. 
Abu  A'war,  I,   411. 
Abu  'Awgä.   III,   286. 
Abu  'Awn,   III,    149. 
Abu  Ayyüb,  III,  xi.vi.    12.   79. 
Abü-1-Azyz  b.    Oraayr,   III,    131  n. 
Abu  Bachtary,  II,  111. 158.  406.  416  n. 

534. 
Abu  Ba9yr,   I,    201  n.    249. 
Abu  Bakr,  I,  344.  350.  365.  366.  370  f. 
397.   407  f.     II,    69.  119.  131.   326. 
520.   541.   545.     III,  xli.  cxxi.   70. 
89  n.    122.    124.   277  n.    282.    314. 
341  n.    384.   411.   477.   514. 
Abu  Bakr  b.  'Abd  al-Rahmän,   I,  430. 
Abu  Bakr  b.  Abu  Müsk,   II,    165. 
Abu  Bakr  b. 'Alyy,   I,   397. 
Abu  Bakr  Charayty,  III,   i.vi  n. 
Abu  Bakr,   der  Hodzaylite,   I,    112. 
Abu  Bakra,  I,   448. 
Abu  Bischr  Matk  b.  Yünos,   I,  346  n. 
Abu  Bokayr,  I,   444.   447. 
Abu  Bokrä,    ein   Sklave.   III,   332  n. 
Abu  Borda  b.  Abu  Müsa,  II,  53  n.  165. 

III,   42  n.   43.    174. 
Abu  Borkän,   III,   336. 
Abucaei,   III,    372. 
Abu  Cälih  b.  Bädzän,   III,   cxi^'  bis. 
Abü-l'-Chasehchäsch,    I,   430. 
Abu  Chozayma,   III,   xl. 
Abu   ^orad  Zohayr   b.  Corad ,    I,    173. 

III,   336. 
Abu  Dabb,   III,   388. 
Abu  Dardä,   III,   xi.vi.  i.ii.    26  u. 
Abu  Däwüd  Sigistäny,    III,   li  n.   cii. 

CXVIII. 


Abu  Dhobayb,   ein   Balyite,   III,   431. 

Abu   Doganna,   IIT,    176.    178. 

Abu  Dzarr  Ghifäry,    I,    368  n.    454  f. 

582.      II,    399."   III,  cvi  n.   228. 
Abu  Dzarr  Hirawy,   II,   399. 
Abu   Dzobäb  b.  'Äbd  Allah,   I,    147  n. 
Abu    Dzowayb    Härith    b.    Abd    Allah, 

I,    165. 
Abu     Dzowayb    Häschim     b.  Scho'ba, 

I,   90  n. 
Abülfidä,   III,    r.x^■|I. 
Abu  Fokayha  Yasär,   II,  119  n.   387  n. 

388.,   siehe  Yasär. 
Abu   Gafar,   Chalyfe,   I,   434.  435. 
Abu   Gafar  Chowärezmy,   III,   iii  n. 
Abu   Gafar  Räzy,   III,   cxvii. 
Abu   Gahl,   I,   373.     II,   70.   79  n.   81. 

87.  114  f.  159.160.317.  393.416  n. 

515.   518.    540.   542  n.     III,    117. 
Abu   Gandal,   III,   247. 
Abu    Gärüd    Ziyäd     b.    Mondzir,    III, 

cxvir. 
Abu   6ondob,   I,    202. 
Abu  Habyba  b.  Azar,  III.   33  n. 
Abü-1-Hakam,    siehe    Abu    Gahl    (II, 

82  n.) 
Abü-1-Hakam   b.  Achnas,   I,   444. 
Abu  Häla  Zorära  b.  Nabbäsch,  I,  196. 
Abu  Hanyfa,   III,    ci  n. 
Abu   Harb   b.  Chowaylid,   III,    512. 
Abü-1-Härith  b.'Alkama,    Bischof  von 

Nagrän,   III,   489. 
Abu  Härith,  ein  Himyarite,   III,   269. 
Abu  Hätib   b.  'Amr,   I,   446  f. 
Abu  Haysar,   II,    522. 
Abu  Haytham  b.  Tav'yahän,  II,  525   n. 
Abu  Ho'db,   I,   524." 
Abu  Hodzayfa,   I,  447  f.     II,  43.  145. 

164. 
Abu  Hodzayfa,  der  Exeget,   III,  cxvii. 

cxvin. 
Abu  Hokayk,  III.   273.   274. 
Abu  Horayra,  I,  436.     III,  lxi.  lxiii. 

Lxxxii  f.  CVI.   256.  378. 
Abu  Hosayn  Lokmän,   III,   204  n. 
Abu  Idrys  Chawlän)',   I,    50. 
Abu  Ishkk,   III,    109  n.   236  n.    396  n. 
Abu  Kabscha.   III,    179. 
Abu  Karib,   III,   529  n. 
Abu  Karvma  b.  Mohallab,   III,   cxvni. 
Abü-Ikäsim,    ein  Name  des  M.,   I,  157. 
Abu  Katäda  b.  Rib'y,   III,   296.   312. 
Abu    Kays     b. 'Abd-Manäf ,     I,     129. 

130! 
Abu  Kays  b.  Asiat,   II,  527. 
Abu  Kays   C^'arma,   I,    75  n. 
Abu  Kays  b.  Fäkih,   II,    70.    116  n. 
Abu  Kays  b.  Hodzäfa,   II,   174. 


558 


Abu  Kobays,  ein  Berg,  II,    517  n. 
Abu  Kohäfa,  I,   408. 
Abu  Labab,  I,  144  n.  19  5.  309  n.  400. 
484.526.    11,70.78.515.519.542. 
Abu  Lobiida,  III,   219. 
Abu  Mahdzüra,  I,   453. 
Abu    Mamar   Gomayl    b.  Ma'mar,    I, 

404  n. 
Abu  Ma' schar,  der  Astrolog,  I,   in  n. 
Abu  Ma' schar,  der  Biograph,   III,  i.xx  f. 

cxvi  n.    109. 
Abu  Miglaz,   III,   i,xix  n. 
Abu  Mob.  Bakr  b.  Sahl,   III,   cxiv. 
Abu  Mob.  Müsk  Cariäny,   III,   cxiv. 
Abu  Molayh   b.  Aws,  III,   482. 
Abu  MüskÄsctf ary,  I,  394.     II,   53  n. 

164  f.   383.     lil,  XT.IV  n.   540  n. 
Abu  Nägila,   III,    157. 
Abu  Nagyh  b.  'Anbasa,   I,   456. 
Abu  Nawfal  b.  Mosähik,   II,    176. 
Abu  No'aym,  III,  405. 
Abu  'Obayd,  III,  cxix. 
Abu  'Obayda  b.  Garrah,   I,   432  f.     II, 

69.  146"  n.  178.     III,  230.  295.  318. 
Abu  "Obayda  b.  Hodzayfa,  III,    396. 
Abu  '09ma,  III,  cxvii. 
Abu    Ohayha    Sa'yd,     I,    316.    359  n. 

365  n. "  II,   50.   58.   111  n. 
Abu  'Omayr,   siehe  Ibn  Tayyahän. 
Abu  Osayd,   III,   80. 
Abu  Raff   Salläm,   III,   235.   546. 
Abu  Rawk,   III,   cxvi. 
Abu  Riga  'Ämir    Utaridy,   I,   393. 
Abu  Riga  Mol?.,   III,   cxviii. 
Abu  Righäl,   525. 
Abu  Rum  b. 'Omayr,   II,    168  f. 
Abu  Sabra  b.  Abu"  Rohm,    II,  43.   45. 

146.    176  f. 
Abu  Sabra   Gofy,  III,   461. 
Abu    Salama    b.  'Abd    Asad,     I,    144. 

433  f.      11,   43.   44.    78.    146.    170. 

535  n.   536  n.      III,    183. 
Abu    Salama    b.    Abd   al-Ra^man,    I, 

430. 
Abu  Sanäbil  b.  Rakak,   II,    178. 
Abu  Sa'yd  Aschagg,   III,   cxviii. 
Abu  Sa'yd  Chodry,    III,   ixiii.  210  n. 
Abu  Schachm,   III,   226. 
Abu  Scharwän  b.   Abd  Allah,   I,    173. 
Abu  Schayba,   III,    172. 
Abu  Schiinr  b.  Abraha,   II,   382. 
Abu  Schimr  b.  Hogr,  II,    169. 
Abu  Sofyän,  I,  113.  257.  540  n.  541  n. 

II,    110  f.    160  n.   3»1  n.    393.   401. 

416  n.     III,    i.vii  n.    69.    108.    110, 

142.    150.  169.  172.  179.  195.  206. 

214.  215.    238.  303.  314.  316.  384. 

548. 


Abu  Solaymän,  III,  cxiv. 

Abu   Tälii),    I,    146.    149.   179.  353. 

II,   48.  73.   74.  126.   143.    147    157.  . 

392.   515. 
Abu  Tayba  Näfi',  I,  275. 
Abu  Tha'laba  Choschayny,  III,   254. 
Abu  Tharwän,    III,    336. 
Abu  Wadäa,  III,    130.   131  n. 
Abu  Ya'küV,   ein   Jude,  III,  cxxxiii. 
Abu  Yasär,   III,    12  7. 
Abu  Yoktzän,  siehe  'Ammär. 
Abu  Yüsof,  III,   xvHi  n.    508. 
Abu  Zam'a,  I,  89.  521.    II,  111.    III, 

166. 
Abu  Zaryn  b. 'Ämir,   III,    514  n. 
Abu  Zayd,   III,   382 
Abwä,   ein  Ort,  I,    146.     III,    101. 
Abyadh,   der  Mahrite,   III,   385  n. 
Abyan,   Stadt,  III,   442.   443. 
Abyssinien,  I,  350.    II,  41  f.     III,  262. 

379.   448. 
'Ä9  b.  Abu  Ohayha,  II,    111  n.,    siehe 

auch  'Ä9  b.  Sa'yd. 
'Ä9   b.  Hischäm,  I,   484  B. 
'Ä9  b.  Sa  yd,  II,   70.    118. 
'Ä9  b.  Wävil,   I,  439.     II,  4.  20  n.   56. 

70.   80.91.  92.  118.  160.  191.  406. 
A9äbih,   ein  Tribus,   III,   438  n. 
A9amm,   III,   cxviii. 
A9bagh,   III,   234. 
A9bahiten,  II,    164. 
A9häb,  II,   582  n. 
Achdhar,   eine  Wüste,   III,   297. 
Achnas,   I,   360.     II,  406.  496.  518  n. 
Achschab,   ein  Berg,  II,   517. 
Achtal,   ein  Dichter,    I,   448. 
Achuwa,    III,   99. 
'Ä9im  b.  Abu  (^ayfy,  III,   362  n. 
'Ä9im  b.  Harith,   III,   511  n. 
'Ä9ini  b.'Omar,  III,  i.xiii.  i.xx.   109  n. 
'Ä9im  b.  Zobayr,  I,  422. 
A9ka\    Garmite,   III,   429. 
A9m!i,   III,    145. 
A9näin,   III,    523  n. 
A9yad   Kiläby,   III,   400. 
Adam,   II,    189.   242.    547. 
Addä  b.  Hawda,   III,   314.   404  n. 
Addäs,   II,    389.    517.     III,    116. 
Adedu,  Stadt,  III,  438. 
Adelardus  Bathoniensis,   I,   11,  iii  n. 
Aden,   I.   517.      111,435.   438  n.   442. 
Adhä,  III,   520  n. 
Adhl,   ein  Tribus,   III,    188.    190  n. 
'Aditen,  s.  'Advy  b.  'Ämir. 
'Äditen,   I,  61.  "62.  64.  100.  125.  470  f. 

505  f.  537.  556.     II,   97.  98.  523. 

III,  CXXXIII  n.  4. 
'Adn,  n,  607  n. 


559 


'Adnfin  b.  Odad,  III,  cxxxiii. 

Adramiten,  III,  cu  n. 

'Adwaniten,  III,  cxxin.  324.  330. 

Adym-i-chosch,   III,   95. 

Adyy  b. 'Ämir,   eine  Familie,  II,   118. 

III,  CLi  n.    116.    225  n. 
'Adyy  b.  Asad,  II,   175. 
'Adyy  b.  Hamra,   I,  195.     II,  70.  80  n. 

l'l8.   495. 
'Adyy  b.  Hätim,   III,    386.   392.  409. 
'Adyy  b.  Kays,   II,    157.   334  n. 
'Adyy  b.  Nadhla,   II,    175. 
'Adyy  b.  Naggär,  eine  Familie,  I,  139. 

145. 
'Adyy  b.  Raby'a,  II,  406. 
'Adyy  b.  Tzälim,   III,   287. 
Adzäm,  ein  Ort,  III,  288  n. 
Adznaba,   ein  Ort,   III,    511  n. 
Adzra'ät,   ein   Ort,   III,    149.    163. 
Adzroh,   Stadt,  III,    423. 
Aelius   Gallus,   III,   442. 
'Afyf  b.  Ma  diykarib,   I,   316. 
Aga'iten,   III,   392  n. 
'Agam  b.  Sofyän,   III,   362  n. 
A'garay,   I,   482  n.     III,   407. 
Agdäl   (Dzät),   ein   Ort,   I,   437. 
Agfor,   ein  Ort,   III,   397  n. 
'Ägila,   II,   496  n. 
Agnadayn,  ein  Ort,  I,   348.   365.     II, 

166. 
Agrä,  siehe  Hyry. 
'Agwa,   III,   2."  191. 
Agyäd,  I,   306.   343. 
Ahäbysch,   II,  131.    III,  167.189.206. 

241. 
Abäd,  III,  xct. 

Ahkäif,   eine  Wüste,   I,   505.   517. 
Abi  alkitäb,  II,  289  n. 
Ahmad,  ein  Name  des  M.,  I,  106.  156  f. 

159.    164.    175.  303.  383.     II,  150. 
Ahmad,  d.  h.  Ibn  Hanbai,  III,  xcviii. 

cxvni. 
Ahmad  b.  'Abd  Allah  Ingyly,   I,  56  n. 
Ahmad  b.   Abd  Allah  b.  Saläm,   I,  46. 

56. 
Ahmas  Allah,   ein   Tribus,   III,  466. 
Ahmür,   ein  Tribus,  III,   454  n. 
Ahwan,  Montag,   I,   624. 
Ahzäb,  I,   471  n.     III,   207. 
,'Akaba,   II,   523.   529. 
'Akaba,   d.  h.  Ayla,   III,   416. 
Ak'än',   III,    524. 
'Äkib,   III,   489. 
'Äkil  b.  Bokayr,  I,   447. 
'Akkiten,    II,   164.      III,   cxxxix.    461. 

541n.   545. 
Akra  b.Häbis,  I,  274.    III,  312.  334  n. 

336.   365.   368.   370  n.  380. 


I    Aktam  b.  Cayfy,  I,  316. 

Akwäb,  II,'  507  n. 
1  'Akyk,  ein  Ort  in  Yamäma,  III,  512. 

'Akyka,   Gebiirtsfeier,  I,    155. 

'Akyl  b.  Abu  Tälib,  I,  146n.   III,  clviii. 
113  n.    131  n. 
,    A'lä,   eine  Familie,   I,   362. 
i     Alam.   ein  Ort,   III,   388. 
I    'Älami   mithäl.   II,   492  n. 
1     Älamyn,  Welten,   I,  xxii.   300  n. 
j    Albertus  Magnus,   1,    ii. 

Äl   Cadd,   I.    509. 

Äl-Dolaym-Datteln,   III,    296. 

Alexander  der  Grofse,   II,   464. 

Alexandrieu,  I,   345  n. 

Alh,   I,   287.   290. 

'Älig,   I,   517.     III,    166.    297. 

Alilat,   I,   292   n. 

'Älij'a,  III.  i.ii  n. 

'ALkama  Cho99y,   I,   437. 

'Alkama,   Modligite,   III,  430. 

'Alkama  b.  'Olätha,   III,  314.  389.  400. 
401. 

'Alkama,   ein  Täbry,   I,   442. 

Al  Kidm,  ein   Tribus,   III,   454  n. 

Allah,   I,   286  f.   299.     II,   33. 

Allahomm,   I,   286  n. 

'Allan  b.  Salama,   III,   402  n. 

'Alyiden,   ihr  Einflufs  auf  die  Tradition, 
U,    74.    129  n. 

'Alyy    b.   Abd   Allah    b.  'Abbäs,    III, 

XCIII. 

'Alyy  b.  Abu  Talha  Wäliby,   III,  cxiii. 
■  Alyv  b.  Abu  Tälib,  I,  47  n.    355.  395. 

415.  527  n.'     II,   73.  399.  520.  541. 

544.     III,  xxvfi.  XXXI.  XI. VI  n.  65. 

69.  74.  86.  211.  232.  245.  271.  282. 

318.   393.   414.   454.   477.  521. 
'Alyy  b.    Ahmad  b.  Sa'yd,   III,   516  n. 
Alv}-  b.  Hakam,   III,    cxv. 
Alyy  b.  Moh.  b. 'Amr,   I,    197. 
'Alyy  b.  Sad,  III,   362  n. 
'Amalikiter.  I,   508.     III,   4.   330. 
Amäma  bint  Abü-rä9,  I,   398. 
Amäniy,   II,    25.   402. 
Amarr,   ein  Ort,   III,    154. 
'Amara,   III,   234  n. 
A'masch,   III,   cxvji. 
Amat  al-Rahmän  bint 'Abd  al-Rahmän, 

I,   430. 
'Ämiliten.  III,   410. 
Ämina,   Mutter  des  M.,   I,    138.  142. 
Amina      bint     'Abd      al-Kabmän,     I, 

430. 
Ämina  bint  Chälid,  I,   422. 
'Ämir  b.  Abd-Wadd,   I,    362. 
'Ämir  b.  Abu  Wakkäf,   II,    169  f. 
'Ämir  b.  Adhbat,   l'll,  312. 


560 


'Äniir  b.  Adram,   IIF,  CLi  n. 
^Ämir  al-Agdar,   I,   362. 
'Ämir  b.  Aswad,    III,   391. 
'Ämir  b.  Bokayr,   I,   447. 
'Äuiir  b.  Ca'^a  a,   ein  Tribus,   III,  cLix. 
157.186.240n.   291.  324.  400.487n. 
'Ämir  b.  Dynär,   III,   35  n. 
'Ämir    b.  Fohayra,    I,     366  n.    446  f. 

II,  91.  120  n.  121  n.  187.  545. 
'Ämir  b.  Gadara,  I,    129.    130. 
'Ämir  b.  Ghaylän,   III,   488  n. 
'Ämir  b.  Hadhramy,   III,    120. 

'Ämir  b.Lowayy,  eine  Familie,  II,  518  n. 

III,  142. 

'Ämir  b.  Mälik,   III,    185  f. 

'Ämir  b.  Raby  a,  I,  44  f    122.     II,  43. 

44.  146  n.   167.    175.    536  n. 
'Ämir  b.  Sad,  I,   431. 
"Ämir  b.  Schahr,   III,    541  n.   546. 
'Ämir  b.  Schammäch,   II,    164. 
'Ämir  b.  Tofayl,   III,    185  f.   338.  400. 
'Ämir  b.  Tzärib  'Adwany,   I,   316. 
'Amm  Anas,   ein   Götze,   III,   457. 
'Ämma,   III,    lxxxii  n. 
Ammär  b.  Ghaylän,  III,   488  n. 
'Ammär  b.  Yäsir,   I,   366.   442.   447  f. 

II,  40  n.  41.  44.  119  n.  120  n.  146  n. 

179.   536  n. 
Ammoniter,   III,   8. 
Amr,   Geschäft,  II,   232. 
'Amr,  eine  thämüdische  Familie,  I,  519. 
'Amr  b. 'Abd   Kays,   III,   372. 
'Amr  b. 'Abd  Wodd,  III,  211. 
'Amr  b.  Abu   Cayfy,   III,    362  n. 
'Amr  b.  Abu  Ohayha,   II,    111  n.    163  f. 
'Amr  b.  Abü-1-Rabv'a,   I,    111. 
'Amr  b.  Abu  Sarh,"  II,    146  n.    178. 
'Amr  b.  Abu   Sofyän,   III,    130. 
'Amr  b. 'Ä9,   I,    112.  345  n.   400.     II, 

41.    148.    160  n.      III,    xxxfv.    69. 

212.    227.    294.    307.     321.    338  n. 

382.  515. 
'Amr  b.  Ahtam,   III,   369.   370  n. 
'Amr  b. 'Anba.sa,   I,   368  n.   456. 
'Amr  b.  Asad,  I,   194. 
'Amr  b. 'Awf,  ein  Tribus,  I,  379.    III, 

XLit  n.    12.    21.    33  n.    114  n.    146. 

225  n.   229. 
'Amr  b.  Gafna  Gha.ssäny,   I,   89  n. 
'Amr  b.  Gahm,   II,    168. 
'Amr  b.  Hamama,   III,   255.   330. 
'Amr  b.  Hämik,   I,   417.   418.    421. 
'Amr  b.  Härith,   II,    146  n.    179. 
'Amr   b.  Häritha,   I,   401. 
Amr  b.  Hawda   (Hawdza),    III,    314. 

404  n. 
'Amr  b.  Hazm,   III,   421.   541  n. 
Amr  b.  Lol^ayy,   I,   362. 


'Amr  b.  Ma'diykarib.  I,  365  n.  471. 

'Amr  b.  Morr,   III,   151  n, 

'Amr  b.  Omayya.   I,  110.     II,  52.  166. 

III,    78.    262.    308  n. 
'Amr  b.  0mm  Maktüm,   I,   453. 
I   'Amr  b.'Olhmän,  I,  413.  426.    II,  170. 
'Amr  b.  Sad,  I,   431. 
'Amr  b.  Salima,   III,   429. 
'Amr  b.  Sayd  b.  Zayd,   I,  439  n. 
'Amr   b.  Thä'laba,  II",    169. 
'Amr  b.  Tofavl,   III,   257. 
'Amr  b.  Zayd  b.    Ä?,   III,   277. 
I    'Amr  b.  Zorära   b. 'Odos,   I,    129. 
'Amra  bint  Sad,  I,   431. 
'Amra  bint  Sa'dy,   II,    178. 
'Amrän,     Bruder    des    Mozaykiya,     I, 

255  n. 
Amru-lkays  b.  Hogr,  I,    14  n. 
'Aniüd  alnasab,   III,  cxlv. 
'Amwäs,   Pest  von,   I,  433. 
Amyn,   III,   25  n. 
Amyr,   III,   379. 
AmjT  almuminyn,    III,    106. 
An  am,   eine  Familie,   I,   362. 
Anas -Allah,   ein  Tribus,  III,   459. 
Anas  b.  Kays,  III,  513. 
Anas  b.  Mäl^k,  I,  166.      III,  r.vii.  i.xi. 

341  n. 
Anas  b.  Modrik,  III,   469. 
Anas  b.  Räfi',   I,    316. 
Anbär,   eine  Stadt,   I,    129.    130. 
'Anbariten,   III,   365. 
Anbasa,   III,   430. 

An9äb,   Altäre  oder  Statuen,   I,    119. 
An^är,  II,  532.     III,  5.  25  n.  110.  240. 

318.   334.   490. 
An9inä  in  Epypten,   III,   85  n. 
'Aneze,   III,   233  n.   300  n. 
Angab,   eine  Familie,   I,    363  n. 
Anmär,  ein  Tribus,   III,  cxr>i.  198.  2.'!0. 
Ans   aus  Nagrän,   III,   490. 
'Ans  b.  Mälik,   ein   Tribus,   III,   471  n. 
'Ansy,   d.  h.  Aswad  b.  Ka  b,  III,  308  n. 
'Antara,   ein  Dichter,   I,  111.     III,  392. 

548  n. 
Antary,   III,    i.V!ii. 
Antichrist,   I,   460. 
Antilibanon,   III,   436. 
Antiochien,   I,    345  n. 
'Anz,   ein  Tribus,   I,   481  n. 
'Anza,  I,   453. 
Apollonius,   I,   345. 
Arabia  Felix,  III,   416  n, 
Arabyya,  III,  299  n. 
Arafa,  ein  Ort,  I,   121.     II,  19.     III, 

518  f. 
Aramäer,   I,  505;   siehe  auch   Iram. 
Arbad  b.  Rabya,  III,  401. 


561 


*Ardh,  III,  xcvi. 

ArdhjTi,   ein  Ort,   III,   387  n. 

'Arg,   ein  Ort,   III,   477. 

'Argische   Gebirge,   III,    438  n. 

Arhab,   ein  Ort  und  hanuiänisclier  Tri- 

bus,   III,   454  n.    455  n.   456. 
'Aridh,   ein   Gebirge,    III,    297. 
'Ärif,  Theo.soph,   I,   261. 
Aristoteles,  I,  ii. 

Arkam   b.  'Abd  Yaghüth.   I,   422  n. 
Arkam    b.  Abu  Arkam,    I,    351.   369. 

434.      II,    78.   81.   93. 
'Arkisehe   Gebirge,   III,   438  n. 
'Arräf,  I,   255  n. 
'Arsch,  Thron   Gottes,   II,   236. 
'Arüba,   Freitag,   I,    524. 
Arwä  bint'Abd  al-Mottalib,  11,81.  166. 
Arwa   bint  Kaiada,   II,    166  n. 
Arwk  bint  Korayz,   I,    400.  413. 
Arwa  bint   Onays,   I,    438. 
Arwa,  Mutter  des  Tolayb,   I,    82  n. 
'Arydh,  jüdischer  Stamm,    III,   421. 
Aryga  bint  Howayrith,   I,    436  n. 
Asabadv,   III,    378  n. 
Asad  Allah,   III,   25  n. 
Asad   b. 'Abd  al-'Ozzk,   ein  Geschlecht, 

1,    151.     II,    111.     III,   CLL     313  n. 

404  n. 
Asad    b.   Chozayma ,     ein    Tribus ,    III, 

183.   206.   330.    389.    397. 
A.sad  b.  Kab,  III,  222. 
Asad  b. 'Obayd,   I,    55  n. 
Asad   Tähy,   III,   383. 
As'ad  b,  Zorära,   II,   167,  1G8.  525  n., 

siehe  Ibn  Zorära. 
Asäf,   II,   9. 

Asätyr,   II,    376.   389.    390. 
Asbacht,   III,   380. 
Asbät,  II,   275. 
'Äsch,  II,   388. 

Ascha,    Dattelpflanzungen,   III,  511   n. 
A'scha  Maymün,   I,  14  n.   402. 
Aschagg,  III,  372. 
Aschagg,   der  Exeget,   III,  cxvaii. 
Asch'ar,   ein  Berg,   III,  153  n. 
Asoh'arier,    III,    cxl.     274  n.     440  n. 

445  n.   541  n. 
Asch'ath   b.  Kaj-s,    I,  408.    III,  461. 

463. 
Aschgaiten,   III,  206.   216.   318. 
'Äschir,   III,  341  n.   344  n.   352  n. 
Aschmaat,   ein  Buch,   I,  49.    53.   59. 
Aschraf,   II,  379.    380. 
Aschtar,   siehe  Mälik. 
'Äschürä,   III,  53   n. 
Aslam   b.   Sidra,   I,  129.    130. 
Aslamiten,  III,  102  n.  181.  241  n.  250. 

258.    318.    338  n. 


Asma,   I,  147  n.    II,  43.    162. 

Asmu  bint  Abu  Bakr,  I,  375.  408.  422. 

439.  II,  545. 
Asma  bint  No'niän,   III,  79. 
Asmä  bint    Omays,    I,   397.  445  f.    III, 

553. 
Asmä  bint  Salama,   I,  430. 
Aswad  b.  'Abd-Aswad,  II,  70. 
Aswad    b.  'Abd  Yaghüth,    I,   403.    II, 

70.   80.    118.    160.    169.   406. 
Aswad  b.  Asad  b.  'Abd    Ozzä,   I,  89  n. 
Aswad  b.  Bachtary,   II,  160   n. 
Aswad  b.  Kab,   III,  542. 
Aswad  b.  Mottalib,  II,  56.   111.   160. 
Aswad  b.  Nawfal  II,  165  f. 
As3'd   b.  Aby  Ayäs,    III,  258. 
Ata  aus   Canä,    III,  .\lvil 
'Ata,  b.  Abu  Moslim,   III,  cxv. 
'Atä  b.   Abu  Rabäh,   III,  cxiv.  cxvi. 
'Atä  b.   Dynär,    III,  cxvi. 
Atawad,   III,  323. 
■'Ath.a,   I,  481    n. 

Athäth,   ein  Chath'amite,   III,  469. 
xVthym,    II,  36. 
Äti'ka   biut   Sa  yd,   I,  438   n. 
'Ätika  bint  Wahb,   I,  383  n. 
'Ätilfa  bint  Zayd,   I,  130. 
Ätiy,  I,  229   n. 
Atramitae  III,  437  n. 
'Attäb  b.   Osayd,  III,  358. 
'Atyk,   Beiname   des  Abu  Bakr,  I,  408' 
'Atyk  b.  'Äyidz,   I,  196. 
'Atyra,   III,  539. 
Atyya  b.   Sa'd,   III,  cxiii. 
Aureus,   III,  134. 
Avempace,   II,  398. 
Averrhoes,   I,  ii. 
Avicenna,   I,   ii.  iv. 
"Awä^im  I,  136  n. 
Awäl  (Owäl),   eine  Insel,   III,  375   n. 
A'war  b.   Baschäma,   III,  368  n. 
'Awdz   Ghäfiky  III,  461. 
'Awf,   eine  Familie,   III,  21.   23. 
'Awf  b.  'Ämir  Asad\%   III,  43  n. 
'Awf  b.'Odzra,   I,  362. 
'Awfy,   III,  cxii  n. 
'Awlial,   ein  Ort,   III,  298  n. 
Awläg,   ein  Ort,   III,  281   n. 
Awn  b.  'Alyy,  I,  397. 
'Awn   b.    Ga:"far,   II,  162  n.    163  n. 
'Awn  b.  'Obayda,  I,  437   n. 
'Awrat,   III,  394  n. 
Aws  b.  'Awf,  III,   482. 
Aws  b.   Chälid,   III,  387   n. 
Aws  b.   Chawlä,   III,  286, 
'Awsahal,   ein   Ort,    III,  298  n. 
Awsega,   ein   Ort,   III,  322  n. 
'Awsega  b.   Harmala,   III,  152   n. 


562 


Awsiten,  III,  21.  23.  25.  33  n.   III,  5. 

172.   220.   235. 
Awtäs,   ein   Ort,   III,  326.   329. 
Awwal,   Sonntag,   I,  524. 
Awzä'y,  III,  LXix  n. 
'Ay9y,   ein  Ascet,   I,  175. 
Ayham  von  Nagrän,  III,  489. 
'Ayhama  b.  'Awf,  II,  171. 
'Äyidz-AUahb.Sad-'Aschyra,  III,460n. 
'Äyidza,   ein  Tribus,  III,  cxxiv. 
"Äyif,   Wahrsager,  I,  175. 
"Ayischa  bintAbüBakr,  I,  151.315.337. 

339.   386.   408.   409.  416.  417.    II, 

333.    III,   XXVI  n.   Lxvii.    62  f.    192. 

521.   551. 
Äyischa  bint  Harith,  II,  170. 
'Äyischa  bint  Kodäma,  I.  436  n. 
'Äyischa    bint    Othniän,   I,  413. 
'Äyischa  bint  Sa'd,   I,  431. 
'Äyischa  bint  Sa  yd.   I,  439   n. 
'Äj'ischa  bint  Zoba3T,   I,  422. 
Ayka,   I,  471.   480."' 499. 
Ayla,    eine    Stadt,    I,   100.    568.   569. 

"lll,  416.   419.   421. 
'Aylän,   ein  Schlofs  in  Tayif,  I,  118. 
Aylan  b.   Salania,   I,  129. 
Ayman,  II,  379. 
Ayman  b.  'Obayd,   I,  407. 
'A}'nayn,   III,  171   n. 
'Ayn   Gadwal,   I,  437. 
'AJm-Thamr,   Stadt,   III,  418. 
'Aynün,   ein   Ort  in   Syrien,   III,  432. 
Ayya,   II,  418.  419  n' 
'Ayyäsch    b.  Aby  Rabya,   I,  443  f.    II, 

146  n.   171.   173.   539.  540. 
Ayyüb  b.  Müsk,  III,  xcix. 
Äzäd,  III,  548  n. 
Azar,    II,  257. 
Azditen,    III,  323.    382.    440  n.    467. 

544  n. 
Azrak,   ein   Sklave,   I,  448.   III,  332. 
'■Azzft  II,  523   n. 
"Azzäl  b.  Samuel,   III,  222. 


Baal,  II,  264. 

Ba^wä,   ein  Wasserplatz,   I,  44. 

Bädiya,   I,  410. 

Bädiya  bint   Ghayl&n,   I,  430. 

Badr,   III,  112f.  166.  143.  150.  153  n. 

166.    179.    195  n. 
Badr  al9afrä,    III,  197    n. 
Badr   alyoghra   III,  197   n. 
Badr-Fazüriten,  III,  388. 
Badzän,  III,  264.  448.  452.  540.  549  n. 
Baghawy,   III,  cxix. 
Baghydh   b.    Ämir,   II,  166  d. 


Bagy,  II,  398. 

Bagyliten,   III,  CXLI,   441  n.   466. 

Bahd  bint  Yazyd,   I,  430. 

Bäliiliten,   III,  321.   322. 

Bahr  bint  Yazyd,   I,  430. 

Bahräiten,  III,'292.  433. 

Bahrän,   III,  106. 

BahrajTi,   III,  98.  301.  310.  365.  371. 

372f.   411.   439.   446.  447.   484. 
Bahryya  bint  Häniy,  I,  430. 
Bahyra,   eine  Art  Kameel,   II,  477. 
Bahyrä,  I,  46.  178  f.  304.  II,  21.  79  n. 

210.   363f.   375.   379.   380f. 
Bahzag,  III,  33  n. 
Bakka,   II,  281.   502. 
Bakkäiten,   III,  405. 
Bakr-Kinänitcn,   III,  clv.    314. 
Bakr  b.   Sahl   Dimyaty  III,   cxiii. 
Bakr-Wäyiliten.  III,"2S8.  292.  375.  433. 
Bakrät,   ein  Ort,  III,  228  n. 
Bäküin,   II,  344.   345  n. 
Baky',   ein  Ort,   I,  391.   III  551. 
Balädzory,   III,   lxxvi. 
Baläma,   III,  269. 
Balcha,   ein   Ort,  I,  363   n. 
Baldah,   ein  Wädiy,   I,  119.  III,  241. 
Balhärith,  siehe  Härith. 
Balhärithiten,  d.  h.  Banü  Harith  b.  Fihr, 

III,  CLi  n. 
Balk^,    ein  Land,    III,  291.   293.   410. 
Balyk,   II,  467. 

Balyitcn,   I,  417.  III,  293  n.   295.431. 
Balynus,   III,   cix  n.,    s.  Pseudo-Apol- 

lonius. 
Barä  b.  'Äzib,    III,  453. 
Bara  b.   Marür.   II,  530.   III,  48  n. 
Barahilt,  I,  514.  II,  511. 
Baraka  0mm  Ayman,  I,  406. 
Baraka  bint  Yasär,   II,  164. 
Barathrum,   II,  511   n. 
Bardziky\-a,   III,  80. 
Bard,   ein  Tribus,   I,  44. 
Bardzün,   III,  344. 
Bärik,    Berg  und  Stamm,    III,  440  n. 

469.   470. 
Barka,   Thorwächter  'Omar 's,    III,  484. 
Barka  in  Afrika,   III,  431. 
Barra    bint  'Abd   al-Mottalib,    I,   433. 

II,    176. 
Barra,   d.  h.    Gowayryya,   III,  75. 
Barzach,   II,  491    n. 
Baschyr  b.   Sa'd,   III,  283.   284.     ^ 
Bast,  III,  15  n. 
Basysa,   III,    150. 
Batha,   ein  Thal,   I,  139.   526. 
Bathth,   ein   langer  Mantel,   II,  541. 
Batil,  II,   438  n. 
Batn-Mä^ig,   II,  533. 


563 


Batn-Nachl,  III,  231. 

Batn-Yagijj,   ein   Ort,   1,  201.    III,  286. 

Batscha,   Angriff,   I,  538.   557.    559   n. 

.561. 
Bawadir,   1,  333   n. 
Hawhan,   ein  Tribus,   IIF,  390. 
Bawlä,   d.  h.  Gär,   ein  Seeiiafon,    II,  52. 
Bawläniten,   I,  130. 
Baya,   III,  95. 
Bayclliä,    weil's,   ardii-l)aydlia   III.  322. 

505. 
Baydha   bint  'Abd  al-Mottalib,   I,  413. 
Baysch,   ein   Ort,   III,  323   n. 
Bayt,   III.  210   n. 
Bayyina,  1,474.  11,367.375.418;   sit-he 

Erleuchtung. 
Beginnt,   II,  410. 
Bekä,   III,  436. 
Bekry,   III,  liv. 
Beizebub,   III,  8. 
Berdy,   III,  271  n. 
Bidh'a,   III,  141. 
Bigad  b.'Othniäu,   IIF,  33  n. 
Bikyl.   ein  Tribus,   III,  541  n. 
Bildl,   I,    125.  182.     II,    120  n.    121  n. 

536  n.    III,  338.  356.366.  430. 
Biläl  b.'Abd  al-Rahnum,  I,  430. 
Biläl  b.  Härith.   III,  202  n.   510. 
Bilal  b.  Rabäh,   I,  453  f. 
Bile'äni,   II,  388. 
Bint  Härith,   III,  221.  309  u. 
Bint-Labün,   III,  341  n. 
Bint-Machäd,   III,  341  n. 
Bischr  b.'Abd  al-Mälik,    I,  129. 
Bischr  b.  Barä,   III,  275. 
Bischr  b.  Gärüd,  III,  381  n. 
Bischr  b.  Härith,   II,  174.   III,  204  n. 
Bischr  b.  Mo'äwiya,   III,  405. 
Bischr  b.  Sofyän,   III,  363  n. 
Bismak  Allahonini,   I,  112.  115 
Bitäb,   III,  CLXi  n. 
Bitäna,   III,  23  n. 
Bo'äth,   II,  522. 
Bochäry,   III,  ci. 
Bo^ra,   Stadt,    I,  150.  164.  184.  189  n. 

II,  385.    III,  265.  292. 
Bodayl.  III,  243.313.  404.   (S.  404  steht 

das  Docunient   im   falsclien  Ort). 
Bogayr  b.  Sad,    I,  431. 
BühaV,   III,  135. 
Bohavr  b.  Sad,   I,  431. 
Bolayl,   ein  Ort,   III,  112  n. 
Bonäna,   ein  Tribus,   III,  c.xxiv. 
Boräk,   I,  167. 
Borayd  Aslaniy,   III,  192. 
Bora'yda  b.  Hofayb,   III,  338  n.   472  n. 
Borda,   ein  Kleidungsstück,   III,  57  n. 
Borhan,   I,  108. 


Bosr  b.  Aby  Astah,   III,  510. 

Bosr  Chozay,   III,   24.313.404;  siehe 

Bodayl. 
Bosr  b.  Sotyün,   III,  338  n. 
Bowäna,   ein   Idol,   I,  81  n. 
Bowäna,   ein   Ort,   I,  121. 
Bowät,   III,  103. 
Bowayb,   ein   Ort,   I,  417. 
Bowayra,   III,  162. 
Büffel",   III,  343  n. 

Bündnifs  der  Propheten,   III,  500.501. 
By'a,    Kirche,   I,  ^9  n.     III,  310  n. 

BycUi,  nr,  54. 

Bygan,    Land,   III,  436. 

Byr  albayr,   III,  300. 

Byr  Ma'u'na,   IIF,  157.  161.  186. 

Bysche,    III,  3.:2  n.  324.  407.  440  n. 

Bysche  Yoktän,   III,  297. 

Byzantiner,   II,  154. 


Ca,   III,  57.  95.  140. 

Ca'ba  bint'Abd  Allah,  I,  383  n. 

Ca  ba  bint  Talha,   I,  383  n. 

Cäbier,   I,  21 .  37.  40.  47.  72.  408.  454. 

579.     II,  87.  92  n.  184  n.   515.  519. 

531.    IIF,  35.303.  498  n. 
Cabyha   b.  Härith,   I,  386. 
(^sl(;aa,  ein  Tribus,   III,  185. 
Gada,   Stadt,   III,  444. 
(jadaka,  Zeheut,   I,  410.  II,  195  n.   III, 

351. 
Cadiliten,   IIF,  98.  448.  465.  541  n. 
Cädika,   III,  xciv. 
(ladiif  bint   Mohabbä,   I,  520. 
Cafä,   ein  Ort,   f,  476.  525.    II,  9.     III, 

517.522. 
Cafrä,  ein  Ol  t,  1,437.    III,  101  n.  153  n. 
Cafwän  b.  Mo'attal,   III,  64.  67. 
Cafwän  b.  Omayya,   I,   316.     II,   116. 

III,  166.  174.' 180.  327.  334  n. 
Cafyya,   Tante   des  M.,   I,  527. 
Cafyya,   eine 'Anbaritin,   III,  82. 
Cafyya  bint'Abyd,   I,  448  n. 
Cafyya  bint   Chattäb,   I,  436  n. 
Cafyya   bint   Hadhraniy,    I,  86. 
Cafyya  bint  Hoyay,   HI,   18.  78  f.   273. 
Cafyya   bint  ISFahniij-a,   II,  175. 
Cäfyxa   bint  ]Ma  niar,    II,  516  n. 
Cafyya  bint    Obayda,   I,  437  n. 
Cafyya  bint  Rabj'a,   II,  170. 
Cahäba,  II,  532  n. 
(lahäby,   II,  532  n. 
^ahba,   ein  Ort,   III,  78. 
Cahba  bint  Raby'a,  I,  397. 
Cahhiir,   III,  288. 
Cähib    akd,  III,  477  n. 
gähiby,   i,  229. 

36* 


564 


Caläh,   ein   Balhärithstamni,   III,  460  n. 
Caläit,   I,  323.   in,  528  n. 
Cälih,   gottseelifr,   II,  135  n.  193. 
Cälih,   ein  Prophet,   I,  419.  478.  518. 

II,'  98. 
Cälih   b.  pohayb,   I,  453. 
Cälih  b.  Moh.  Tirmidzy,   III,  cxiv. 
Cälih  b.  Sa'd,   I,  431." 
Cälih   b.  Talha,   I,  383  n. 
Calinj^ii,   III,  445  n. 
Camad,   II,  33  n. 
('animän,   III,  297. 
Campanus,   I,  in  n. 
gatniid,   I,  508.  512.  II,  34  n. 
Canä,  III,  195  n.  452.  541  n.  543.,. 
Canan  b.'Obayd,  eine  Familie,  I,  520. 
(j"an'äny  Abu  Moh.  Miisä,   III,  cxiv. 
Cane,   eine   Stadt,   III,  443. 
Carcha  b.  Ghanm,   II,  1 3  n. 
Qarhyya,  ein  Tribus,   III,  455  n. 
Carlyle,   I,  ix. 
Carma,   III,  34  ii. 
(;ary,   II,  521. 
Caryh,   II,  518  n. 
Cassanitae,   III,  4  38  n. 
^awm,   III,  5  "2  7  n. 
Cawma'a,    I,    179  n. 
Cayfy  b.  Cohavb,   I,  4  53. 
gayha,   der  Huf,   I,  563.     II,  492.    III, 

194  n. 
^'ayhed,  III,  cxxviii.  297. 
('entralaraber,   III,  cxxix. 
Chabbäb,   I,  366.  439  f.    II,  87.  120  n. 

191  n. 
Chadhir,   II,  466  n.,  s.  Chidr. 
Chadyga,   I,   124.  149.  151.  168.  183. 

194  f.   302.   330  f.    353.    355.    394. 

II,  147.  515.    III,  61.  74. 
Chadyga  bint'Alyy,  I,  398. 
Chadyga  bint'Obayda,   I,  437  n. 
Chadvga  bint  Zob.iyr,   I,  422.  423. 
Clialilf,   III,  i.i  u. 
Chälid  b.  Bokayr,   I,  447. 
Chälid   b.  Dhiinat,   III,  469  n. 
Chälid  b.  Ilawda,   III,  314. 
Chälid  b.  Hischäm,   III,  131  n. 
Chälid  b.  Kay.s,   II,  118. 
Chälid  b.  Ma'dän,   III,  xtv. 
Chälid   b.    Otlimän,   I,  413. 
Chälid    b.  Sa  yd,    d.  i.   Sohn    des    Abu 

O^ay^a,    J,  359  u.   364.  439.  446  f. 

II,  1.  52.  111  n.  143.   163.    III,   72. 

332.  471.  541  n.  543. 
Chälid  b.  Sinän,   III,  205. 
Chälid  b.  AValyd,   II,  537  n.     III,   174. 

179.  212.  2*27.  241.   274.  318.  320. 

328.  417.  473.  485.  490.  509. 
Chälid  b.  Zobayr,   I,  422. 


Chalük,  I,  270. 
Chalyfa  b.  Omayya,  III,  279. 
Chammäm,   Götze,   III,  428. 
Chamys,  III,  270. 
Chandama,  ein   Ort,   III,  318. 
Chansä,   eine  Dichterin,  III,  287. 
Charär,  III,  101. 
Charibael,   König,  III,  445. 
Chärif,   ein  Tribus,   III,  456  n.  457. 
Chäriga  b.  Hi^n,   III,  425. 
Chäriga  b.  M09  ab,   III,  cxvi. 
Chäriga  b.  Zayd,   III,  178. 
Chath'amiten,  II,  240  n.   III,  cxu.  323, 

400.  440  n.  468.  469. 
Chätim,   Ring,  III,  63  n. 
Chätim,  ein  Name  des  M.,  I,  156. 
Chätir,   eine  Art  Ginn,  I,  114. 
Chatma  b.  Goscham    b.  Mälik    b.  Aws, 

eine  Familie,   III,  19.  145.  167.  205. 
Chatr  b.  Mälik,   I,  74  n. 
Chatt,   ein  Ort,  III,   381  n. 
Chattäb,   I,  86.  133. 
Chatyb   Baghdädy,  III,  lxxxix  n. 
Chawf,  II,  494. 
Chawla  bint'Amr,   I,  431. 
Chawla  bint  Halym,   I,  387  n.   III,  83. 
Chawla  bint  Hokayni,   I,  445  f. 
Chawla  bint  Kaka,  I,  383  n. 
Chawla  bint  Thowayb,   I,  389  n. 
Chawlän,  Landschaft,   III,  457  n. 
Chaybar,  I,  64.  506.   III,  61.  163.  205. 

226.229.233.  251  f.  235.  261.  269  f. 
Chaybary,   I,  509. 

Chayf  Bany  Kinäna,    ein  Ort,   II,  158. 
Chaythama  b.'Abd  al-Rahmän,  III,  461. 
Chaywän,  eine  Stadt,  I,  362.  III,  455  n. 
Cb.avzarän,   Mutter   des  Müsh,   I,  435. 
Chazragiten,   II,  523.    III,  5.  220. 
Cheräg,   III,  339.  344. 
Cherubim,   II,  226.  506  n. 
Chidhr,   II,  466. 
Chidzäm   b.  Chälid,   III,  33  n. 
Chilfa,   III,  138. 

Chimär,    Halstuch,   I,  405.    III,  62. 
Chindif,   ein  Tribus,  III,  cxxxix. 
Chindifiten,   III,  cxxxvii.  201.  519. 
Chirär,   ein   Ort,   II,  547. 
Chobayb  b.'AbdAlIah  b. Zobayr,  I,  425. 
Chobayb   b. 'Adyy,   III,  191." 
Chobayb  b.  Isaf,   III,  Hin. 
Chobayt,   ein   Ort,   III,  154  n. 
Chobbän,   ein  Ort,   III,    543. 
Chodhra,   ein  Ort.   III,  296. 
Chofäf,   ein  Ort,   III,  457. 
Cholaebus,   III,  445. 
Cholgän,   I,   510. 
Cholgiten,   III,  cxxiv. 
Chomäm,   ein  Idol,   I,  1 78. 


565 


Choms,   Iir,  334.  335.  341. 

Chonäs  biut  Mülik,   II,  1G6. 

Chonays  b.  Hod/.äfa,  I,  443  f.    II,  14G. 

173.    III,  74. 
Choräsän,   III,  94. 
Choschayniten,   III,  254. 
Chotiim,   eine  Familie,  I,  177. 
Chotma,   eine  Familie,   s.  Chatma. 
Chowaylid,  I,  151. 
Chozä'iten,   I,  417.   III,  168.  189.  191. 

201.  240  n.  249.  258.  313  f. 
Chozäma  bint  Gahui,  II,  168. 
Chozaynia  Cliatniy,   I,  358  n. 
Chozaynia  bint  Gahm,   II,  168. 
Chozaynia  b.  Hakym,   I,  150.  190. 
Chozayina  b.  Modrika,   III,  c.xlvi. 
Chozaynia  b.  Thabil,   I,  190. 
Christus,   I,  28.  29.  460. 
Christen,  III,  35.  408. 
Chüla  bint  Gafar,   I,  397. 
^iddyk,   I,   189.    193.  438.    III,   25  n. 

86'.' 
ginw,   I,  523. 
Qirät,   Strafse,   I,  563.    II,  26.  62.  63. 

65. 
Climax  mons,   III,  438  n. 
Qobä'a,   ein   Ort,   III,  314  u.  404  n. 
godä,  I,  508.  512. 
godäiten,   III,  337. 
(^ofayna,   ein  Ort,   III,  152  n. 
(poffa,   III,  I5n.  89. 
Cobär,   eine  Stadt,   III,   382.  442.  443. 
(j^ohayb  b.  Sinäu,    I,   366.  449.  451  f. 

11,  120  n. 
gohof,   II,  297  n.  362.  367. 
(^ontom  b.  Heräwa,  I,  520. 
Cord  der  Azdite,  III,  467. 
Qowar,   III,  523  n. 
Ctesiphon,   III,  448.  487  ii. 
Cütismus,   I,  261. 
Cüfiten,   I,  21.   III,  518. 
(^yghün  b. 'Ankä,   I,  480  n. 
^yra,  ein  Berg,   III,  2. 


Däb   b.  Mihräg,  I,  521. 

Dachä,   ein  Tribus,   III,  455  n. 

Da'd  bint  Gahdain,   II,  178. 

Dädawayh,   III,  546. 

Dafyrozj^  III,  381  n. 

Daggäg,   ein  Harra,   III,  256. 

Daggäl,   I,  46Ö.     II,  203. 

Daghfal,  1,514.515.516.  III,  cxxxni  n. 

cxxxiv  n. 
Dahnä,   I,  517.   III,  297. 
Dalän,   ein  Tribus,  III,  455  n. 
Damascus,   III,  199. 
Dämün,  eine  Stadt,  III,  461. 


Damün  b. 'Obayd,   III,  329. 

Dänii<,   III,  95. 

Dar,   III,  210  n. 

Där-IIawän,  ein  Ort,   III,  459. 

Där-Oschar,  ein  Ort,  III,  392  n.  397  n. 

Därayn,   ein   Ort,   III,  372.  382  n. 

Darb,   Weg,   SLadtthor,   II,  62  n. 

Darg,    II,  418. 

Därimy,   III,  cxiii.  cxiv. 

Däriten,   III,  432. 

Darum,   ein   Ort,   III,  42t. 

Darys,   I,  187.  II,  379.  380.  381  n. 

David,  I,  148.321  n.  406.  II,  95.  255  n. 

258.  266.  273.  482.  III,  322  n. 
Dawädin,   III,  xciii. 
Dawraky,  III,  cxviii. 
Dawsiten,  II,  164.   III,  255.  274.  440  n. 
Däwüd  b.  Abu  Hind,   III,  cxviii. 
Dayr,   I,  178.   III,  310  n. 
Dayyän,   III,  509. 
Decälog,   II,  482.  484. 
Dhabbiten,   III,  322  n. 
Dhagnan,   ein   Ort,   II,  86.  III,  477  n. 
Dhahhäk   b.  Müzähim,  III,  cxiv.  cxvi. 
Dhahhäk   b.  Sofyän,   III,  338  n.  400. 
Dhahyya,   III,  520. 
Dbafiten,   III,  280. 
Dhamdham,  III,  112. 
Dhamriten,  III,  104. 
Dhankän,   ein   Ort,  III,  324.  406. 
Dhary,  II,  504. 

Dharyya,   III,  228  n.  282.  397  n. 
Dhiniäm   b.  Thalaba,   III,  203. 
Dhirär,  ein  Asadite,   III,  398. 
Dhirär,   ein   Fihrite,    III,  70.  398. 
Dhobaa  bint  Zobayr,   II,  169. 
Dhobabitcn,   III,  511  n. 
Dhobay  a  b.  Raby'a,  ein  Tribus,  III,  268. 
Dhübaybiten,  III,  280.  281  n. 
Dhommah   bint  A9bagh,   I,  439  n. 
Dhorayba  bint  Abraha,   III,  450  n. 
Dihkän,   II,  64.  162.   III,  484. 
Dihya,    III,    234  n.    261  n.   265.   281. 

292. 
Dir,   I,  405.   III,  62. 
Diräsa,  II,  289  n. 
Dirham,   III,  135.  340. 
Dirham  Wäfiy,   III,  135  n. 
Diyälig,   III, '377. 
Diyän,   ein  Tribu.«,   I,  76  n. 
Do'ayr  b.  Ghanini,   I,  521. 
Dobär,   Dienstag,   I,  524. 
Dobyäniten,  III,  233  n. 
Doghätir,   III,  266  n. 
Dorayd,   ein  Christ,   II,  381. 
Dornük.   I,  337. 

Dorra  bint  Aby  Lahab,  I,  400. 
Dorra,  Frau  des  Zayd,  I,  403, 


566 


Dothür,   III,  lo4. 

Dowäk,   ein   Thal,   III,  438  n. 

Dowär,   II,  343  n. 

Doyal  b.  Bakr    ein  Tribus,   II,  545. 

Drachme,   III,  135. 

Du'ä,   Gebet,   I,  323  n. 

Diulän,  eine  Farn.,  1,444.   III,  cxxxvn. 

Dual,   ein  Tribus,   IF,  302  n. 

Düläby,   I,  138  n. 

Dümat  al-Gandal,   I,   361  n,  363.    III, 

98.  199.  233.  416.  417.448.  581. 
Dün,  III,  231  n. 

Dyb,   eine  ghass.  Familie,   1,  136. 
Dyliten,  I,  448. 

D^Ti,  I,  122  n.  566  f.  571.    III,  50. 
Dynär,  eine  madyn.  Familie,  III,  225  n. 
Dynär,   III,  95.  134.  135.  340. 
Dynar  Wäfiy,   III,  134  n. 
Dywän,  III,  cxxi.  cxxiii.  clviii.  71. 
Dzafirän,   III,  114  n.  115. 
Dzahbän  b.  Kirdhim,   III,  385  n. 
Dzakwän,   ein  Tribus,   I,  161.   III,  188. 

460. 
Dzakwän  b.'Abd  Kays,  II,  525  n. 
Dzar  a,   eine  Familie,    III,  152  n. 
Dzary'a   bint  Silk,   I,  524. 
Dzaryya,  II,  252  n. 
Dzät-Anwät,   III,  326. 
Dzät  A'schäsch,   ein   Ort,   III,  259  n. 
Dzät  Atlah,   III,  291. 
Dzät-Harmal,    III,  298  n. 
Dzät-'irk,   III,  291  n. 
Dzät   alnitaka^Ti,   I,  408. 
Dzät  alrika,   III,  198  n. 
Dzät  Saläsil,   III,  295. 
Dzikr,  I,  818.  553  n.   II,  298.  420.  444. 

445  n. 
Dzira,  Elle,   II,  342. 
Dzobäb,   ein   Sa'd- Aschyrite,   III,  459. 
Dzobäb   Zobaydy,   III,  454  n. 
Dzobj'äniten,   III,  cxxiv.  338  n. 
Dzowab  b.'Amr,   I,  519. 
Dzü-Achthal,   ein  Ort,   III,  397  n. 
Dzü-'Amr  Himyary,   III,  450  n. 
Dzii-I-Chaia(,a',   III,  467. 
Dzü   Choschf.b,   ein  Ort,   I,  417.  418. 
Dzü-lgawselian,   ein  Dichter,  III,  514  n. 
Dzii-lghu99a,   III,  510. 
Dzü-Holayf;i,  II,  528n.   III,  85n.  181  n. 

285.  516  n. 
Dzü-Ka?9a,   III,  230. 
Dzü-lkaflayn,   III,  255.  330. 
Dzu-Karad.   III,  229. 
Dzfi-Ikarnayn,    II,  335.  464. 
Dzü-lkifl,   II,  270.  274.  335. 
Dzil-lkolä  b.  Näkür,   III,  450  n.  546. 
Dzü-La'wa,   ein   Tribus,   III,  454  n. 
Dzü-Magäz,   II,  519  n.   III,  327  n. 


Dzu-Marhab,   eine   Familie,  III,  462  n. 

Dzii-Morrän,  ein  Tiibus,  III,  454  n.  546. 

Dzii-Nowäs,   I,  468. 

Dzu-lnün,  II,  270  n    274.  335. 

Dzu-lnür,    III,  256. 

Dzü-l'oschayra,  III,  104. 

Dzü-Ro'ayn,   III,  4  50. 

Dzü-ltäg,"  III,  384. 

Dzu-Towa,   ein   Ort,   I,  201.   III,  818. 

Dzii-Tzolaym,   III,  546. 

DziVZiid,  "lll,  546. 


Ebioniten   (Ebjoniten),   I,  1 5  n.  22.  64. 

295.   II,  254. 
Ebjon,    d.  h.  arm,   I,  22. 
Eden,   II,  507  n. 
Edomiter,  III,  4. 
Egyptcn    exportirt   Korn    nach  Makka, 

I,  150. 
Eleazus,   König,   III,  446. 
Elesari,   III,  440  n.  445  n. 
Elias,   II,  264.  335. 
Elisa,   II,  259. 
Elisaeus,   IT,  255  n. 
Eliyah,   II,  335. 
Elliesäer,  I,  30. 
Elxai,  ein  Prophet,  I,  30  n.  32.  35.  42. 

93.  195.  II,  20«.  232. 
Eremiyä,   III,  cxxxii. 
Erleuchtung,  I,  474.   (Die  Judenchristcn 

wählten   den  Ausdruck  Intelligenz 

für  diesen  Begriff,   I,  44  ;   vgl.  I,  20). 
Essäer,   I,  18.  19  u.  ff.  64.  II,  255. 
Ethnoi,  I,  471  n.    II,  95. 
Euclides,   Uebersetzung,   I,  iii  n. 
Exusia,   II,  260  n. 
Ezra,   11,  448. 


Fachita   bint'Ämir,   II,  176  t'. 

Fächita  bint'Amr,   III,  85  n. 

Fächita  bint  Ghazwän,  I,  413. 

Fadak,   ein   Ort,   III,  232.  277.  283. 

Fadhl  b. 'Abbäs,  II,  174. 

Fadhl   b.  Dakan,   III,  cxvm. 

Fagg-Rawhä,   III,  114  n. 

Fahlatayn,   ein   Ort,   III,  282, 

Faky,   Jin   Ort,   III,  297. 

Falag,   III,  298. 

Falakvyät,   II,  303.   III,  cix  n. 

Falh.'l,  560. 

Falwdt,   I,  513. 

Far'a,   eine  Taghlibitin,   I,  883  n. 

Farazdak,    Dichter,   I,  394. 

Füri'a  bint  Abu  Sofyan,   I,  383  n. 

Färigh  albal,   II,  353  n. 

Farigha  bint  Aby-l-^alt,   I,  118. 


567 


Fark,   ein  Hohlmaafs,   III,  455  n. 

Farrä,   III,  Li  n.  cxix. 

P'arrädli,   ein   Idol,   III,  459. 

Fartana,   eine  Sklavin,   III,  311)  n. 

Fänik,   IT,  340.  III,  25  n. 

Farwa  b.  Aby  'Amr,   I,  16.   III,  -IGCt  n. 

281  n. 
Farwa  b. 'Amr,   III,  274.  466.  468. 
Farwa   Dylv,   III,   233  n. 
Farwa  b.  Hosayn,   III,  204  n. 
Farwa  Murädy,  III,  470. 
Farya  bint'Adyy,   II,  165. 
Faryäby,  Philosoph,   I,  346  n. 
Fatäna,"  II,  130  n.  III,  146. 
Fätima  (Wädiy),   III,  3. 
Fätima  bint  Abn  Sofyän,   I,  436  n. 
Fätima  bint  Asad,  I,  147  n.   397. 
Fätima  bint  Cafwän,   II,  163. 
Fätima  bint  Chattäb,   I,  439 
Fätima  bint  Härith,   II,  170. 
Fätima   Kiläbyya,   III,  79  f.  81. 
Fätima  bint  Kodäma,   I,  436  n. 
Fätima  bint  Ma'ga,   I,  438  n. 
Fätima  bint  Mogallad,   I,  445.  II,  171. 
Fätima  bint  Mohammad,   I,  199  f.  397. 

il,  462.  546.   III,  279. 
Fätima  bint  Walyd,  I,  413. 
Faws,   III,  187.   ' 
Fay  almoslimyn,   I,  409.   III,  354. 
Fayd,   eine  Stadt,   III,  183.  189  n.  230. 

387  n. 
Fayrüz,   III,  543;  siehe  Fyrüz. 
Fazäriten,  III,  201.  206.  272.  276.  281  n. 

338  n.  363.  388.  389.  425. 
Figärkrieg,   I,  351.  423. 
Fihriten,   III,  ct.lif  n. 
Finchä?  b.'Azurä,   II,  294  n. 
Firäs  b.  Nadhr,  II,  108  f. 
Fir'awp,   siehe  Pharao. 
Firyäby,   III,  cxvii. 
Fityawn,   III,  5. 
Flucht,   siehe  Higra,   II,  53. 
Fogay    b. 'Abd  Allah,   III,  405. 
Fokayha  bint  Yasär,   I,  445.   II,  172. 
Foläh,   ein   Ort,   III,  287. 
Fols,   ein   Götze,  III,  387  n.  393. 
Föns  Stygis,  I,  514. 
Forät  b.  Hayyän.   III,  :  75  n.  165. 
Foray,   III,  68. 

Forghayn,   ein   Ort,  III,  259  n. 
Forkän",  II,  261  n.  271.  III,  XLiii.  55  n. 
Foro',   III,  165.  191.  228. 
Fyrüz,   III,  546 ;  siehe  Fayriiz. 


Gabal   alnur,  I,  296. 
Gabär,    ein  Ort,  III,  284. 
Gabary,  I,  xvi. 


Gabbala,  III,  263. 

Gabbala  b.  Häritiia.   I,  401. 

Gabbär,  ein  Tha'labite,   I,  154. 

Gilbir,   III,  i.vii  n.  i.xi.  i.xiii. 

Gabir  b.  Sofyän,  II,   172. 

Gabr,   ein   Sklave,   II,  388. 

Gabriel  I,  166.  167.   II,  234.  386.  461. 

Oadd,   III,  152  n. 

Ga'diten,   III,  ci.vii.  324.  406. 

Gadyla,   ein   Tribus,   III,  391.  431. 

Gadysiten,   I,  512.  518. 

Gadzaa,   III,  342  n. 

Gadzyma  b.  Mälik,   III,  330  n. 

Gadzymiten,  III,  321. 

Ga'far   b,  Abu    Tälib,     I,    147  n.    399. 
445  f.   li,  43.  4.-..  148.  156.  162.   III, 
I         262.  271  n.  274  n.  292. 

Ga'far  b.   Alyy,   I,  397. 

Ga'far  b.  Musä,   I,  435. 

Gafar  b.  Zobayr,   I,  423. 

Gafna,   eine  Familie,    III,  8.  10.  23. 
'    Gähitz,   II,  468. 

Gahm   b.  Calt,   II,  168. 

Gahm  b.  Kays,   II.  168. 
i    Gahsch,   eine  Familie,   II,  538. 
I    Gahsch   b.  Riyäb,   III,  cxxxv  n. 
I    Gahym,  II,  217  n. 
'    Galyya  bint  Sowayd,   I,  438  n. 
'    Gamä,   ein  Ort,   III,  511  n. 

Gämi',  Synagoge,  Hauptmoschee,  I,29n. 
j    Gamra,   III,  529. 
,    Gamüm,  III,  231. 

Gämüs,   Büffel,   III,  343  n. 

Gamza,   III,  427. 

Gän,   II,  244.  471. 

Ganba,  jüdischer  Stamm,  III,  419. 

Ganbiten,  III,  544  n. 

Gandal,  III,  199. 

Gannad,   Stadt,  III,  453.  545. 

Gär,   Seeliafen,   II,  5  2. 

Garba,   Stadt,   III,  423. 

Garbä  0mm  Haritli  bint  Kasäma,  I,  383  n. 

Gardän,    ein  Wädiv,   III,  461. 

Gäriya,   III,  33  n. 

Garm,   ein   Tribus,   III,  xx.  390.  429. 

Gärud,   I,  104.  436.   111,  372.  373. 

Garyb,   III.  Cxxii. 

Garyr  Bagaly,   III,  450  n.  466.  508. 

Gassäsa,   I,  460. 

Gäsüm,   III,  53  n.  412. 

Gawäliy,   III,  341  n. 

Gawärih,   II,  492  n. 

Gawätha,   ein  Ort,   s.  Gowatha. 

Gawf  in  Yaman,   III,  470. 

Gaww,   eine   Stadt,   H',  302. 

Gayfar  Golondy,   III,  382. 

Gazr,   III,   435.  441.  443.  466.  540  n. 
544  n.  545. 


568 


Gazzär,  III,  391. 

Gebaniten,   III,  525. 

Geist,  derhtilige,  I,  305.   II,  208.  213  n. 

229  f.  473  n.,   siehe  Ruh. 
Genius,  I,  221  n. 
Ger,   III,  8. 
Gerrha,  III,  372. 
Gerrhaeer,   III,  301. 
Ghäba,   ein  Ort,   I,  425.    III,  228. 
GbäbirCin,   I,  493. 
Ghadal?,   III,  219  n. 
Ghädiyä,  jüdischer  Stamm,   III,  421. 
Ghäfil'  b.  Bokayr,  I,  447. 
Gliäfikiten,   III,"  461. 
Ghälib,   III,  284.  289.  290. 
Ghalwa,    III,  287  n. 
Ghämiditeii,   III,  323. 
Ghaniig,   ein   Ort,   III,  232. 
Ghamr  Dzy-Kiuda,   III,  98. 
Gbamr   [Mar/.ük],   III,  230. 
Ghamry  b.  "Amr  Murädy,   I,  362. 
Ghanm,  ein   Götze.    I,  83. 
fihanm   b.  Düdän,  eine  Familie,   I,  444. 
Gharänyk,   II,  17.  46.  57. 
Gliarbier,   III,  454  n. 
Ghar.s,   III,  158. 
Gharydh,   Dichter,  I,  14. 
Ghäschiya,   II,  503. 
Ghassän,   ein   Ort,   III,  4  38  n. 
Ghassan  b.'Abbäd,   I,  435. 
Gha.ssäniten,  I,  131.   III,  cxr..  ci.xv.  6. 

233n.  321.  410.  433.  438. 
Ghatafän,   ein   Godzäm.stamm,   III,  280. 
Ghatafäniten,  II,  10.  III,  cxxxvii.  153. 

161.  206.   212.   213.  215.  235.  270. 

272.  284.  388. 
Ghatyt,   I,  270. 

Ghäwiy  b. 'Abd  al-'Ozza,   III,  287. 
Ghawr'pth,    III,  155. 
Ghaylän   b.  Salima,   III,  482.  487  u.  f. 
GhayyäiT,   eine  Familie,    III,  151  n. 
Gha'ziih,   III,  103  n. 
Ghazawät,   III,  i.xiv. 
Ghazza,   Stadt,   I,  139.   III,  92.  526. 
Ghazzal  bint  Ki.srii,   I,  430. 
Ghazzaly,   I,  ii.  266.   II,  304. 
Ghifär,'ein  Tribus,   1,454.    III,  101  n. 

250.  258.  318.  338  n. 
Ghobb   alkamar,   III,  466. 
Ghül,   Waldteufel,  I,  221  n. 
Ghuta  von   Dainascus,   III,  436. 
Gibt,   III,  43  n. 

Gidda,   III,  318;   siehe  Godda. 
Gidz    b. 'Obayd,   eine  Familie,  I,  520. 
Gifär,  WU.ste,"  III,  424. 
Gi'irräna,    ein   Ort,     I,   172.  173.  269. 

III,  329.  333. 
Gilbäb,   III,  62. 


Ginäb,   ein  Ort,   III,  284.  428  n. 
Ginn,   I,   221.  251  f.    II,  31.  238.  412. 

422.  478.  III,  211  n. 
Go'ayliten,  III,  361  n. 
Gübär,   Mittwoch,   I,  524. 
Gobayr  b.  Motim,  I,  448.  542  n.    II, 

534.  III,  er.  n.  CLViii. 
Gobba,   I,  269  n. 
Godda,   I,  362.  II,  318.  344. 
Goddän,   ein  Tribus,  III,  323  n. 
Godz'a,   III,  138. 
Godzäina  bint  Härith,   I,  165. 
Godzämiten,    1,460.    III,  279.  281  n. 

292.  410.  430. 
Gofiten,   ein  Tribus,   III,  459.  461. 
Gofr,   ein   Ort,   III,  288  n. 
Gog  und  Älagog,   II,  474. 
Gohaym  b.  Kays,  II,  168. 
Gohavna,   eine  Seherin,  I,  255  n. 
Gohayniten,   III,  106.  161.  190  n.  201. 

25Ö.  284  n.  318.  338  n.  431. 
Gohfa,    III,  101.  116.  143.  483. 
Golas,   III,  28. 
Golaha  Ghäfiky,  III,  461. 
Golhoma   b.  Chaybary,   I,  509. 
Golondy,   III,  382. 
Gomäna   bint  Aby  Tälib,   I,  147  n. 
Goniana  bint 'Alyj',   I,  398. 
Gomayl  bint  Ha'rb,   I,  484. 
Gomayl  b.  Ma'mar,   I,  404  n. 
Gomayl  b.  Rizäm,   III,  391  n. 
Gomorrha,   I,  62.  472.  473  n. 
Gomrük,   III,  341  n. 
Gonäda,  ein  Azdite,   III,  468  n. 
Gonäda   1>.  Sofyän,   II,  172. 
Gonayd,   I,  207. 
Gond',   II,  358. 
Gonda    b. 'Amr,   I,  519. 
Gondob  b. 'Amr,   III,  255.  , 

Goiidob   Gohany,   III,  289. 
Gondysübir,    III,  487  n. 
Conny  (GobbyV),  III,  cxviii. 
Gonüd,   I,  470.  471. 
Gorasch,   eine  Stadt,   I,  149.  192.  362. 

III,  238  n.  468. 
Goravya,  III,  397  n. 
Gorf,"  Hochland,  I,  424.  428.    II,  170. 

III,  551. 
Gormoz  b.  Raby'a,    eine    Familie,    HI, 

152  n. 
Goscham,  eine  Familie,  III,  21.  23.  282. 

:i26. 
GowäthJi,  Ort,   H,  177.   III,  377.  381  n. 
Gowaybir  b.  Sad   Balchy,   III,  cxv. 
Gowayn,   ein   Tribus,   III,  391. 
Gowayriya  bint  Abd  al-Kahmän,  I,  430. 
Gowayriya  bint  Härith,  III,   75  f.   195. 
Gregentius,  Bischof,  III,  448. 


569 


Güdy,   ein  Häuptling,   II,  332. 
Güdy,  ein  Berg,  I,  124.  II,  331. 


Habaschy,   ein  Berg,  III,  397  n. 

Habb,   lil,  349  n. 

Habbar  b.  Aswad,  I,  201.  III,  319  n. 

Habbar  b.  Sofyan,   II,  170. 

Habyb  b.Abü  CäVih  Dendäny,  HI,c.\vii. 

Habyb   b. 'Ami-,   II.  516  n."  III.  392  n. 

Habyb  b.  Cohayb,   I,  453. 

Habyb   b.  Gorwa,  eine  Familie,   I,  196. 

Habyb   b.  Mulla.   III,  258. 

Habyba,   Frau   des  Abu   Bakr,   I,  408. 

Habyba  bint  Zobayr,   I,  422. 

Ha9ha9,   ein   Ort,  I,  37. 

Hadas ,    ein  laclimitischer  Stamm,   III, 

425. 
Hadda,   ein   Ort,   III,  191.  289. 
Hadhab,  ein  Ort,  III,  457. 
Hadhba,   d.  h.   einzelnstehender  Felsen- 

hUgel,   I,  121  n. 
Hadhra,   Schlofs,   I,  133. 
Hadhramawt,  I,  515.   III,  98.486.439. 

442.  447.  461. 
Hadbramy,   ein  Asadite,   111,  398. 
Hadyth,   III,  xxi  n.  r.xx\  ii.  35.  217  n. 
Hafya   bint  Kodäma,   I,  4.S6  n. 
Haf9a  bint  'Omar,   I,  443  n.    III,  xi.ii. 

74  f. 
Haf9a  bint  Sa'd,  I,  431. 
Haf^a  bint  Sa  yd,  I,  439  n. 
Hagar,   II.  279. 

Hagar  in  Bahrayn,  III,  266.  374.  381  n. 
Hagg,  III,  240''n.  248.  285  n.  527. 
Haggäg,  eine  Familie,   III,  143. 
Haggäg  b.  Aby  Many ,   III,  i.xxiv   n. 
Haggäg  b.  Dzü-1'anok,   III,  466. 
Haggäg  b.  Matar,  I,  in  n. 
Haggäg    b.  Yüsof,  III.  l.   343  n.  484. 

506. 
Hagr  in  Yamäma,   III,  302. 
Hagün,  Begräbnifsplatz,  I,  146.   II.  158. 
Hakam  b.  Abü-1- Ä9,   I,  382  n.    II,  70. 

111  f.  542  n. 
Hakam   b.Abü  Ohayha,   II,  111  n. 
Häkim,   III,  357  n.  ' 
Hakk,   II,  186  n.  438  n. 
Hakyk   od.  Hakyk- Agma  ,  1,379.424. 

438.   II,  539."  in,  l&O.  202  n. 
Hakym  b.  Hizam,  I,  192.193.401.425. 

11",  156  n.   Iir,  97.  334  n.  353. 
Häla  bint  Chowaylid,   l,  198. 
Halaby,   III,  lxvii. 
Haleluja,   III,  527  n. 
Halyf,   II,  518  n.  III,  10. 
Halyma,  Amme  des  M.,   I,  144.  162  fl. 

lil,  203  n. 


j    Halyma  Mozanyya,   III,  231. 
I    Hämän,   II,  352. 

Ilamazät,   II,  27  n. 

Hamda  aus  Hadhramawt,   III,  463  n. 
j    Hamdäniten,   I,   362.    III,   450.  454  n. 
455.  470. 

Hämiy,    II,  476. 

Hammad  b.  Osama,   III,  xcix. 
I    Hammäd  Räwiya,   III,  cr.Xxl. 
I    Hammäd  b.  Salania,   III,  xcix. 
;    Hamama,   eine   Sklavin,   I,  453. 
I    Hamna  bint  Abu   Sofvän ,   I,   431.     II, 
1G9. 

Hamna  bint  Gahsch,  I,  383  n.   II,  166. 
III,   67.  77. 

Hamna  bint  Sa'd,   I,  431. 

Hamrä  alasad,   III,  180. 

Hämsüren,   III,  xi.ix  n. 

Hamyd  b.   Abd  al-Rahmän,   II,  300  n. 

Hamyda  bint 'Abd  al-Rahmän,   I,  430. 

Hamyda  bint  Sa'd,   I,  431. 

Haraza  b. 'Abd  al-Mottalib,   I,  144  u. 

II,  7n.   69.   81  f.   82!  88.    III,    100. 
120.  172.  180. 

Hamza  b.  Cohayb,   I,  453. 

Hamza  b.  Zobayr,   I,  422. 

Hanän,  I,  125.  581.   II,  184  n.   III,  37n. 

Häniy  b.  Kaby9a,  II,  521. 

Hantzala  b.  Abu  'Ämir,   III,  33. 

Hany  b.  Habyb,   III,  432. 

Hanyfa,  ein  Tribus,  III,  266.302.  305  f. 

Hauyfe,   I,   43.  45  f.  67.  120.    II,  486. 

III,  8.    50.   159  n.   351.  373.  413  n. 
498  n. 

Haräm,  das  Gebiet  von  Makka,   I,  106. 

IL  527. 
Haräm  b.  'Awf,   III,  288  n. 
Haräm   aus  den   Banü  Yächlod.   I,  130. 
Harb   b. 'Ämir,   II,  393. 
Härb  b.  Omayya,   I,  130.    III,  153  n. 
Härith    b. 'Abd  Allah,    Abu  Dzowayb, 

I,  165.  173. 
Härith  b. 'Abd  Kays,   II,  179. 
Härith  b.  'Abd  Koläl,   III,  450. 
Härith  b.  'Abd  al-Mottalib,  I,  139. 143. 
Härith   b.  Abu   Dhirär,    III,  191.  195. 
Härith    b.Abü   Schimr,    I,    14  n.    173. 

III,  263. 
Härith   b.  'Ämir,    III,  '.»6. 
Härith  b. 'Awf,   III,  207.  212.  426. 
Härith   h.  Bar9a,   III,  289. 
Härith  b.  Chälid,   I,  484  n.   II,  170. 
Härith  b.  Chazrag.  eine  Familie,  I,  362. 

III,  21.  23.  68.  225. 
Härith  b.  Cimma.   III,  187. 
Härith- Fihriten,     III,     cxxiv.    313  n 

404  n. 
Härith  b.  Härith,   II,  174.  534. 


570 


Härith  b.  Hätib,   11,  172.   III,  114  n.    , 
Härith  b.Hischäm,  1,272.   II,  114.116. 

540.   III,  334  11. 
Härith    b.  Ka'b,    ein   Tribus,    I,   7G  n. 

III,  508.  510. 
Härith    b.  Kaiada,    I,  448.     III.   332. 

48  7  II. 
Härith  b.  Kays,   II,  70.  118. 
Härith  b.  Korayz,   III,  309  n. 
Härith   b.  No'män,   III,  486. 
Härith   b. 'Obayda,   I,  437  u. 
Härith   b. 'OmaVr  Lihby,   III,  291. 
Härith  b.'Othmän  b.  Nawfal,  II,  16  n. 
Härith  b.  Raby  'Absy,   III,  204  n. 
Härith  b.  Tohltila,  11,  118. 
Häritli  b.  Tzäliin,   I,  14  n. 
Härith   b.  AVahbän,   III,  258. 
Härith  b.  Yäsir,   I,  447. 
Häritlia,  ein   Seher,   I,  255  n. 
Häritha,   eine   Sklavin,   III,  235. 
Häritha,  eine  luadyn.  Familie,  III,  170. 

208.  225  n. 
Häritha,  eine  solaniitische  Familie,   III, 

288  n. 
Häritha   b.  Katan,   Kalbite,   III,  418  n. 
Häritha  b.  Modhanib,   I,  440. 
Harmala,   III,  422. 
Harmala  b.  Asar,   III,  402  n. 
Harmala  bint  Hischäm,   II,  173. 
Harra,   III,  1. 

Harra  der  Hanü  Solaym,  III,  186. 
Harra   alnär,  III,  153  n. 
Hanau,   I,  346  n. 
Hanär,   ein   Ort,   III,  401  n. 
H.irün,   siehe  Aaron. 
Härün   al-Raschyd,   III,  385. 
Harj'm,   ein   Tribus,   III,  460. 
Häs!|   ein   Ort,   III,  298. 
Hasan   b.  Abu  Hasan,   III,  cxii  n. 
Hasan   b.  ' Alyy,'383  n.   397.420. 
Hasan  Ba^ry,   II,  494  n.   III,  l.  xcvii  n. 

cxvi. 
Hasan  b.  Walib,   III,  cxvii, 
Hasan  b.  Wäkid,    III,  cxvi. 
Hasan   b.  Z.iyd,   I,  395  n. 
Hasana,   II,  172. 
Häscliiil,   III,  i.xxxviii. 
Häschim  b.Abd   Manäf,   I,  139.  140. 
Häsehim   b.  Aby  Hodzayfa,   II,  171. 
Häschiiniton,   II,  128.  157.     III,  cxi.ix. 

313  n.  317.  354.  404  n. 
Haschir,   ein  Name  des  M.,  I,  156.158. 
Ilaschym  b.  Basclij-r,    III,  cxviii. 
Hassan   b.  Chüt,   III,  375  n. 
Hassan   Kindy,   III,  417. 
Hassan   b.  Thabit,    III,   67  n.  68.  162. 

106.  264.  359.  368.  371.  427  n. 
Uätif,   I,  216. 


Hätib  b.  'Amr,  I,  446  f.    II,  43  f.  178. 

Hätib  b.  Balta'a,  III,  265. 

Hätim   Tayy,   III,  98.  386. 

Hattäb  "b.  Härith,    I,   445  f.     II,    171. 

i72. 
Hatym,   II,  341. 

Hawäryy,    I,  377.  II,  222  n.   III,  25  n. 
Hawätif,   III,  i.vii  n. 
Hawäzin,   III,  ci.ix. 
Hawäzin,  ein  Tribus,  I,  173.   II,  12.14. 

III,  185.  301  n.  323. 
Hawda  od.  Hawdza,   eine  Familie,   III, 

314.  404. 
Ilawda    od.   Hawdza  b. 'Alyy,    I,   366. 

443. 
Ilawda  od.  Hawdza,    Garmite,  III,  429. 
Hawdza  b.  Kays,   III,  205. 
Hawda    (Hawdza)    b.  Nobaysch ,    III, 

288  n. 
Häwiya,   II,  503. 
Hawl^  Jahr,   III,  195  n. 
Hawla,   eine  Taghlibitin,  III,  82. 
Hawrä,   I,  62.    III,    109.  153  n.  222  n. 

271  n.   529  n. 
Hawrän,   ein   Land,   I,  150.   III,  2. 
Haya,  eine  Familie,   III,  390. 
Haydä  der  Koschayrite,   III,  515. 
Hayda  b.  Mo  äwiya,   III,  CLVir. 
Hayfä,   III,  230.  " 
Häyil,   ein  Ort,   III,  298. 
Hays,   III,  79. 

Haytham  b. 'Adyy,  III,  ci.xvii. 
Hayyän  b.  'Alyy  'Anezy,   III,  cxiv. 
Havyän  b.  MiÜa,   III,  279. 
Häza  b.  Aby  Wahb,   III,  235. 
Hazma  bint  Kays,  I,  438  n. 
Hazwara,   Ort,   II,  90. 
Hazzän  (Hizzän),  ein  Tribus,   III,  300  n. 
Heraclius,  II,  154.   III,  261  n.   III,  265. 

408. 
Ilemerobaptistae,   I,  36.  37. 
Hibara,   ein   Kleid,   I,  167  n. 
Hi(,n-Ghoräb,   III,  443. 
llidm   b.  Mas'ada,   III,  204  n. 
Hi^'gat  alisläm,   III,  516. 
Higgat  alwadä,   III,  516;   siehe  Hagg. 
Higr  od.  Hfgr,   Stadt,    I,  62.  64.499. 

518.   Ili,  5.  415.  529  n. 
Higr,    Gehege  an   der  Seite  der  Kaba, 

1,  167.  315.   II,  90.  341. 
nigra,   II,  63.    III,  354  n. 
Hikka,   III,  138.  342  n. 
Hiläi,    Herr  von   Ba^irayn,   III,  372. 
Hiläl  bint  Kays,   I,  423. 
Ililäliten,   III,  322.  326.  406. 
Hilla,   III,  518.  526  n. 
Himyariten,    I,   363  n.     III,    98.437. 

447. 


571 


Hind  bint'Abd,   I,  440  n. 

Hind   bint'Abd  Allah,   I,  434. 

Hind  b.  Abu  Häla ,    I,    196.  197.  198. 

III,  LX  n. 
Hind  bint  Abu  Tälib,   I,  147  n. 
Hind  bint  'Awwäm.   I,  400. 
Hind,  Frau  des  Fäkih,   I,  256. 
Hind  b.  Haräin,   eine   Fauülie,   I,  178. 
Hind  bint'Otba,   III,  319  n. 
Hind  bint  Sad,   I,  431. 
Hind  bint  Walyd,   I,  436  n.  437. 
Hind,   Frau  des  Zayd,   I,  403. 
Hind  bint  Zobayr,   I,  422. 
Iliob,   I,  505.  506. 
Hira,   ein  BerR,   I,  86.  296.  305.  330. 

332.  343.    II,  517  n. 
Hisä,  ein  Ort,  III,  298  n. 
Hischäm  b.  Aby  Hodzayfa,  II,  171. 
Hischäm  h/k(;',  I,"  434."  II,  146  n.  173. 

539. 
Hischäm    b.  "Amr  'Ämiry,    III,   334  n. 

529  n. 
Hischäm   b.  Hakym,   III,  xxxvi. 
Hischäm  b.  Moghyra    enthält   sich    des 

Weins,  I,  316. 
Hischäm  b.  Moh.  Kalby,   s.  Ibn  Kalby. 
Hischäm  b.  'Orwa,  III,  xcviii. 
Hisl,   ein  Gesclilecht,   III,  142. 
Hisma,   Brunnen,   III,  281  n.  429. 
Hizäm  b.  Chowaylld,   I,  425. 
Hübu,  I,  508.  512. 
Hobäb,   ein  Thamudäer,   I,  520. 
Hobäb  b.Mondzir,  III,  1 16  n.  1 18.  271. 
Hobal,   I,  143.  II,  9.   III,  523. 
Hubär,  I,  519. 

Hobayra  b.  Schibl,   III,  358  n. 
Hobbay,   I,  397. 
Hobrän,   ein  Tribus,   III,  323  n. 
Ho^ayn   b.  Aws,   II,  59  n. 
Ho9ajT)   b.  Härith,   I,  437. 
Ho9ayn  b.  NomajT,  III,  413  n. 
Hodä",   I,  67.  508.  512. 
Hodaybiya,  III,  242  f.  268.  285.  399. 
Hodayda,   eine  Stadt,   III,  438  n. 
Hüdhr-Faraschi,   ein  Ort,   III,  427  n. 
Hodzayfa  b.  Mih9än,  III,  384.  385. 
Hodzayfa  b.  Yamän,   I,  327.  442.    III, 

XLVII.  LXXIX.  470. 

Hodzayliten,   I,    164.     III,  186  n.   318. 

32 f.  362  n. 
Hogayra,   III,  298  n. 
Hogr  Äkil   almorär,  III,  530  n. 
Hokaym  b.  Gabbala,   I,  418. 
Hoknl,   II,  260  u. 
Holays,  III,  243. 
Holla,  Anzug.   III,  502. 
Homayd  b.   Abd  al-Rahmän,  1,430. 
Homayd  b.  Kays,  III,  cxv. 

III. 


Homayl  b.  Damün,   III,  329  n.  361  n. 
Iloinayna  bint  Chalaf,   I,  446. 
Hom^,   III,  XLVi.  XLViii  n.  261  n. 
Homrä,  ein  Hamdänite,   III,  456  n. 
Homsiteu,   II,  9.    III,  239.  240  n.  518. 

526. 
Honayd  b. 'U9,   III,  280. 
Honayn,   ein  Thal,   III,  327. 
Horakät,  ein  Tribus,  III,  284  n. 
Horayth   b.  Zayd,   III,  387  n.  421. 
Horayth  b.  Yäsir,   I,  448. 
Hormoz,   eine  Stadt,   III,  442. 
Hormüz,   ein  pers.  König,   I,  125. 
Horr  b.  Kays,  III,  425. 
Hosayn  b. 'Alyy,   I,  397.   III,  497. 
Hosayn  b.  Wäkid,  III,  cxii  n.  cxvn. 
Hoschaj'm  b.  Basch}T,   III,  cxviii. 
Hotara,   III,  381  n. 
Hotäma,  II,  HO.  111  n. 
Hotayya,   ein  Dichter,   III,  369  n.  389. 

402. 
Howayl  b.  Myla,   I,  521. 
Howayrith  b.  Abu  Dzobäb,   I,  147  n. 
Howayrith  b.  Nokaydz,   III,  319  n. 
Howaytät,   ein  Tribus,   I,  244. 
Howaytib    b.  'Abd  al-Ozzä.    II,    118. 

388.  III,  334  n. 
Howayya,   I,  253  n. 
Hoyay,  III,    205.  209.  213.  220.  222. 

435. 
Hozayla,   I,  511. 
Hüd,    ein  Prophet,    I,  419.477.508. 

II,  97. 
Hüries,  II,  222  n. 
Hurma,   III,  394  n. 
Hyna,   III,  287. 
Hyra,  eine  Stadt,  I,  129.  132.   III,  365. 

371.  381  n.  396. 
Hyravn  oder  Hvry,   III,  432. 
HJt,"ni,  85  n.' 


Ibhäm  liltatzym,  III,  31  n. 

Iblys,   I,  547."  II,  240.  242. 

Ibn,  I,  5. 

Ibn  'Abbäs  CAbd  Allah),  I,  xvii.  112. 

530.    II,  383.    III,  Lxiii.  xciii.  cvif. 

und  cxv   132  n. 
Ibn  Abtyya  Azd>7',   III,  338  n. 
Ibn  Abu  'Arüba,  III,  xcvn.  cxvi. 
Ibn  Abu  Ballaa,   III,  315. 
Ibn  Abu  Dunyä,   III,  lvi  n. 
Ibn  Abu  Kabscha,  I,  359  n. 
Ibn  Abu  Nagyh,  III,  cxvi. 
Ibn  Abu  Xo  aym,  III,  cxvm. 
Ibn  Abu  Sarh,   II,  407. 
Ibn  Abu  Schayba,   III,  xcvi  n.  cxviir. 
Ibn  Abu  Zinnäd,  III,  r.x.v.  xcix  n. 

37 


572 


Ibn  Afady,  II,  70.  83.  118. 

Ibn  Akwa,  III,  229.  235.  283. 

Ibn  'Araby,  II,  302. 

Ibn  Arta,'lII,  507. 

Ibn  Asch'ath,  III,  506. 

Ibn  Aschraf,  s.  Ka'b  b.  Aschraf. 

Ibn  'Äyidz,   III,  i.xiii.  109  n. 

Ibn  Bäbawayh,   III,  xxx. 

Ibn  Bayya,"l,  417. 

Ibn   Cayyäd,   III,  29  n.   31. 

Ibn  Chaldün,   I,  ix. 

Ibn  Chatal,  II,  407  n. 

Ibn  Chozayma,   III,  cii. 

Ibn  Cüriyä,  III,  38  n. 

Ibn  Dahdaha,  III,  219  n. 

Ibn  Dihyk,   II,  399. 

Ibu   Doghonna,   II,  131. 

Ibn  Fohayra,   III,  187;   s. 'Äniir. 

Ibn  Ghaytbala,   II,  70.  542  n. 

Ihn  Gobayr,   III,  cxv ;  s.  auch  Sa' yd. 

Ibn  Godän,   s.'Abd  Allah, 

Ibn  Gorayg,  III,  xcvii.  xcviii.  cxiv.  Cxvi. 

Ibn  Hagar,  III,  clxx. 

Ibn  Hanbai,    d.  h.  Ahmad,  III,  xcvii. 

ci  n.  cxvn. 
Ibn  Hayyebän,  III,  30  n. 
Ibn  Ha'zin,   III,  516  n. 
Ibn  Hischäm,  III,  149. 
Ibn  Ishäk,  II,  74.  III,  liv  f.  i.xvi.  lxvii. 

I.XIX  f. 
Ibn    Kalby,    II,   54.     III,   i.xxv.  cxiv. 

CLXVII.   CI.XX. 

Ihn  Kaniiya,   III,  177. 

Ibn  Kamniata,   II,  389. 

Ibn  Kotayba,   III,  cxix. 

Ibn  Labün,   III,  342  n. 

Ibn  Mäga,   III,  cii. 

Ibn  Maslania,   I,   417.    III,   i.xxx.  156. 

159.  170.  221.  225.  230.  285. 
Ibn  Mas  Cid  fAbd  Allah),  I,  392  n.  415. 

427.  440  f.  450.    II,  43.  51.  146  n. 

164  f.  169.  III,  XXI  n.  xxxvui.  xi.iv. 

i.xi.  ixxx.  cvii.  127  n. 
Ibn  Mavya,   III,  369  n. 
Ibn  Menda,   III,  xviii  n. 
Ibn  Jlonaggini,   I,  49. 
Ibn  Nawäha,   III,  308  n. 
Ibn   Obayy,    IIF,   27.  32.  67.  148.  149. 

161.  169.  192.  413.  434. 
Ibn  'Okba,  III,  i.xvii  f.  cxii  n.  109  n. 
Ibn 'Omar  (AbdAllahJ,  I,  120  n.  352. 

419.  II,  92.  300  n.  III,  i.xiii.  Lxxxv. 

CVII.  345  n. 
Ibn  0mm  Maktüm,  I,  270.  440  n.    II, 

317.  536  n.  III,  xx-  xxxu. 
Ibn  Onay»,  III,  189. 
Ibn  Rawäha,   III,  275. 
Ibn  Sa'd,  III,  lxvii.  lxxiv  f. 


Ibn  Saläm,  s.  'Abd  Allah  b.  Saläm. 

Ibu  Saya,   III,  78. 

Ibn  So'äf,  III,  308  n. 

Ibn  Synoi,   III,  Li  n. 

Ibn  Tayyahän,  I,  38.  46.  55.  II,  525  n. 

Ibn   Thalab,   III,  cxvii. 

Ibn  Tolätila,  II,  81. 

Ibn  Wakschä,   III,  459. 

Ibn  Walyd  Bägy,   II,  398. 

Ibn  Zam'a,   I,  426. 

Ibn  Zi'bary,  II,  406.  447.  III,  69.  70. 

Ibn  Zobayr,  I,  315. 

Ibn  Zorära,   III,  13.  18  n. 

Ibrahäm,   I,  580. 

Ibrähym  der  Patriarch,  s.  Abraham. 

Ibrähym,   ein  Christ,  II,  380. 

Ibrähym  b.  'Abd  al-Rabmän,  I,  430. 

Ibrähym   b.  Abu  Müsk,   II,  165. 

Ibrähym   b.  Gäbir,   III,  332  n. 

Ibräyhm   b.  Härith,  II,  170. 

Ibrähym  Marwazy,  Philosoph,  I,  346  n. 

Ibrähym  b.  Mohammad,   III,  86. 

Ibrähym  b.  Mohammad  b.  Aby  Yahya, 

111,  xcv. 

Ibrähym  b. 'Obayda,  I,  437  n. 

Ibrähym  b.  Sa'd,  I,  431. 

Ibrähym  b.  Sa'yd,   I,  438  n. 

Ibrähyinyya,   III,  271. 

Ibryk,   li,  506  n. 

I9äba,  III,  cxxL. 

'I^äm  Kalby,   III,  234  n. 

Idäwa,   Schlauch  oder  Flasche,   I,  417. 

Idham,   ein  Wädiy,   III,  153  n.  312. 

Idrys,   ein   Christ,   II,  379.  380. 

Idrys,  der  Prophet,   II,  189.  196.  242  n. 

252.  274.  336. 
'Ifryt,  I,  222. 
Igäza,   III,  XCVIII  H. 
'Igl,   ein   Tribus,   III,  165. 
Ihläl.   III,  527  n. 
Ihräm,   III,  240  n.  517  n. 
Ihtisäb,   III,  357. 
'Ikabb,   eine  Familie,   I,  448. 
'Ikrima,  ein  Client  des  Ibn'Abbäs,   I, 

112.  III,  cxiii. 

'Ikrima  b.  Abu  Gahl,  III,  318.  319  n. 

384. 
Ikrima  b. 'Ämir,  II,  156  n. 
'Ikrima    b.  Ha9afa,    eine   Familie,    III, 

314.  405." 
Iläf,   III,  92  n. 
'Ilg,  III,  473. 
Ilisanitae,  III,  445  n. 
Imäm,    II,    290.  445.  457.  458.    III, 

164. 
Imäme  der  Schy  iten,  III,  cm. 
Imän,  III,  376. 
'Imlyk,  Vater  der  Amalekiter,  I,  508. 


573 


'Imrnn,  III,  491. 

'Itnran  b.  Hittän,  III^  cxxix  n. 

'Imrän  b.  Sad,   I,  431. 

'Imrän  b.  Schaddäd,   I,  480  n. 

'Imrän  b.  Talha,  I,  383  n. 

'Imräii    Utäridy,   I,  393. 

Indier,   III,  510. 

Irain,   I,  470.  515.  516. 

Iramäer,   d.  h.  Araraäer,   I,  63.   II,  523. 

Iräscha,  ein  Balyystamm,  III,  293  n. 

I8aak,   II,  252.  263.  28  2.  336. 

Isaf,  III,  522. 

Isagoge  Minor,  I,  iii  n. 

Ischräk,  II,  492  n. 

'Ischrün  alrasül,   ein  Ort,   III,  298  n. 

Isfendiyär,  11,  393. 

Ishäk  b.  Ibrähym  Tha'laby,  III,  cxvii. 

Is^äk  b.  Sa'd,  I,  431. 

Ishäk   b.  Talha,   I,  383  n. 

Islam,  I,  69.  III,  500 ;  s.  Moslim. 

Israael,   II,  189.  252.  256.  259.  274. 

279.  336. 
Isma'yl  b. 'Abd  al-Rahmän,   I,  430. 
Isma'yl  b.  Abu  Ziyäd,  III,  cxviii. 
Ismayl  b.  Sa'd,  1,431. 
Ismayl  b.  Taltia,  I,  383  n. 
Isnäd,  I,  11.  III,  xc. 
Istabrak,   III,  360  n. 
Istära,   II,  395. 
Istichräg,  III,  lxxii. 
Istidräg,  II,  418  n. 
Istithnä,   II,  322  n. 
lyäd,  ein  Tribus,  III,  cxli. 
'lyädh,  Verfasser  des  Schifä,   I,  24. 
'lyädh  b.  Tamym,  II,  178. 
'lyädh  b.  Zoha'yr,  II,  178. 
lyäditen,    I,    44.  103.  130.   131.     III, 

CXXXIX.    CXI.T. 

lyadz  Golondy,   III,  382. 

lyäs  b.  Bokayr,  I,  447. 

lyäs  b.  Mo'ädz,  II,  523. 

Izär,  III,  62.  63  n.  405. 

Jakob,  II,  182.  188.  252.  281.  336.  ' 

Jamba,  s.  Yanbo\ 

Jerusalem,  II,  527. 

Jesus,  I,  24.  28.  29.  127.  166.  II,  151. 

185.  202.  203  n.  252.  259.  447.  481. 

497.  506  n.  III,  lv.  41.  320  n.  492. 

497.  500. 
Jexeus,  I,  36.  42. 
Job,  II,  258.  269.  274. 
Johanna,  Fürst  von  Ayla,  III,  417.  421. 
Johannes,  I,  21.24.  11,  183.251.  259. 

274.  335.   III,  491.  547  n. 
Johannes  Grammaticus,  I,  345  n. 
Jonas,    I,  85.    II,    30.  32.  259.  313. 

335. 
Joseph,  II,  259.  336. 


Jourdain,  I,  iv  n. 

Juden,  I,  490  n.   III,  29  f.  35.  377.  408. 

Ju>^tinian,   III,  529  n. 


Ka'b  Ahbär,  1,  49.  516.  III,  cix. 

Kab  b.  A'sad,   III,  218. 

Kab  b.Aschraf,  II,  116.  294  n.   III,  10. 

19.  43  n.  155  f.  499  n. 
Kab   b.  Lowayy,   II,  518  n.  III,  142. 
Kab  b.  Mälik,'lII,  70.  178. 
Kab  b.  Mälik,  ein  Choza  a-Stamm,  III, 

338  n.  362;  auch  II,  12  n. 
Kab  b. 'Ogra,  III,  415. 
Kab  b.  Omayr,  III,  241. 
Kab  b.  Raby'a,  ein  Hawäzinstamm,  III, 

326. 
Kab  b.  Scharähyl,  I,  402. 
Kab  b.  Zohayr,  "lll,  202.  389. 
Kaba,   II,  340.  III,  317.  319. 
Ka'ba  von  Nagrän,  III,  467. 
Kabäl,  I,  523. 
Kabalyya,  III,  295. 
Ka'biten,  III,  cli  n. 
Kaby9a  Bagaly,  III,  406  n. 
Kaby^a  b.  Damün,  III,  329  n.  361  n. 
Kaby9a  b. 'Okba,   III,  cxviii. 
Ka99a,   ein  Ort,  III,  154. 
Ka9r  aldärajTi,   III,  69. 
Kad,  schon,  I,  475. 
Kädesiya,   Schlacht  von,   III,  467. 
kadyd,   ein  Ort,  III,  198  n.  289.  315  n. 
Käf,  II,  469. 
Kahä,  ein  Ort,  I,  275. 
kahäna,  I,  255  n.  III,  287. 
Kähin,  I,  254.  II,  89.  109.  244.  411. 
Kähil,   eine  Familie,   I,  424. 
Kahl,   III,  287. 
Kahlän,  III.  445. 
Kahramän,  II,  163  n. 
Kahtäniten,  III,  cx.xvill.  CXXIX. 
Kakaa,  III,  403. 
kalada  b.'Abd  Manäf,  II,  166  n. 
Kalaisch,  III,  273  n. 
Kalammas,  III,  533. 
Kalb,  Herz,  I,  404. 
Kalb  b.  Awf,    ein   Kinänastamm,   HI, 

258.  284  n. 
Kalbiten,  I,  136.508.    m,  199.200. 

233. 
Kalby,  III,  cxiv.  CLxni.  540;  s.  auch 

Moh.  b.  Säyib. 
Kalhadza  bint  Chaybary,  I,  509. 
Kalym  Allah,   II,  354  n. 
Kalys,  i.  e.  ecclesia,  I,  29  n. 
kameel,  Schlacht  des,  I,  423. 
Kan  ä,   ein  Thal,   I,  386. 
Kanäh,  III,  157.  336. 


574 


Kanän  b.  Thalaba,  III,  511  n. 

Känit,  II,  277  n. 

kanraiten,   III,  258. 

Kanysa,  ein  hebräisches  (nicht  griechi- 
sches) Wort  für  Synagoge,  Kirche, 
I,  29.  III,  310  n. 

Kära,  ein  Tribus,  III,  188.  190  n. 

Kära,  ein  Berg,  I,  523. 

Karaä,  lesen,  I,  298  n.  462.  III,  xxii  n. 

Karada,  III,  165.  166. 

Karäfiga  b.  Ahwa9,  eine  Farn.,  I,  361  n. 

karäma,   II,  418. 

Käri'a,   II,  502. 

kärib  aus  Täyif,  III,  482. 

Kam   almandzil,  II,  517  n. 

Kam  altha'älib,   II,  517  n. 

Kartäs,   III,  xli. 

Karwa,   ein   Ort,   III,  392. 

Karyb,   III,  xciv.  cxin  n. 

Karyb  b.  Abraha,   II,  383. 

Karyb  b.  Aby  Moslim,   II,  383. 

Karyb  b.  Cabüh,   II,  384. 

Karyb  b.  Karyb,  II,  384. 

Karyba,   eine   Sklavin,   III,  319. 

Karyba  bint  'Abel  AUah,   II,  166. 

Karyba  bint  Abu  Kohafa,  I,  408. 

Karyba   bint  Abii  Omayya,   II,  165. 

kasehad,   III,  110. 

Kaschr,  ein  Berg,  III,  468. 

Käsim,  ein   Christ,   11,  381. 

Kasiin,   Sohn   des  M..  I,  153.  199. 

Käsim   b.  Omayya,   I,  110. 

Käsim  b.  Raby'a,  III,  i.iii. 

Kaskar,   ein   Ort,   III,  343  u. 

Kasyya  bint  Härith,  III,  309  n. 

Katäda  b.  Di  äma,   III,  cwi. 

katäm,   I,  529. 

katan,   ein   Ort,   III,  184. 

katäyif,   Ueberkleider,   I,  410. 

käthiba,   ein   Ort,   I,  519. 

Katib,   ein  Tribus,  III,  268. 

Katyf,   ein  Ort,   III,  375  n.  381  n. 

Kawä9im,   I,  136  n. 

Kawl,  Wort,   II,  186  n. 

Kawthar,  II,  3.  4. 

Kaydama,  ein  Ort,  I,  428. 

Kayl  b.  "Amr,  ein  'Ädite,  I,  100  ii. 

kayl  b.  "Itr,  I,  509. 

Kayla,  ein  Tribus,  III,  6. 

Kayn  b.  Gasr,  ein  Tribus,  I,  401,  III, 
292  n.  295. 

Kaynokä,   III,  5.  147  f.  496  n. 

Kays  b.   Abd  Allah,  II,  163. 

Kays  b.  'Abd  Yaghiitli,   III,  544  n. 

Kays  b.  *Ä<;ini,   I,  316.    III,  370  n. 

Kays  b. 'Adyy,   III.  334  u. 

kays-'Aylan',  ein  Tribus,  I,  148.  III, 
cxxxvni.  cxxxix. 


Kays  b.  Gharaba  (Ghazyya?),  III,  466. 

Kays  b.  Härith,   III,  183. 

Kays  b.  Häritha,  \  401. 

k.ays  b.  Ho9ayn,  III,  510. 

Kays  b.  Hodzäfa,   II,  173. 

Kays  b.  lilakschiih,   III,  471. 

Kays  b.  Mohrith,   III,  Hin. 

Kays  b.  Noschba,   III,  153  n.  286. 

Kays  b.  Sa  d,   III,  xcviii. 

Kays  b.  Sad  b.   Obäda,  III,  337. 

Kays  b.  Salima,   ein   Go'iite,   III,  459. 

Kays  b.  Säyib,   I,  193.   III,  131  n. 

Kays  b.Tha'laba,  ein  Tribus,  111,  381  n. 

kayt  b.  Mälik,   III,  384. 

Kazarüny,   III,  i.iv. 

Kelä,   ein  Flufs,  I,  387. 

Kibäty,   III,  85. 

Kibla,  III,  46.  377. 

kiblyya,   ein  Berg,   III,  152  n. 

Kiläb ,  eine  Conföderation  von  Sa'd- 
'Asch^'rastiimmen,  III,  460. 

Kilabiten,   III,  324.  326.  338  n. 

Kinaedokolpitae,   III,  258. 

Kinäna  b.   Abd  Yälyl,   III,  487  n. 

Kinüna  b.  Abu  Hokayk,  III,  205;  viel- 
leicht Kinäna  b.  Kaby'  b.  Abu  H. 

Kinäna  b.  Baschr,   I,  418.  421. 

Kinäna  b.  Därini,  III,  204  n. 

Kinäna  b.  Raby    b. 'Abd'Ozzä,   I,  201. 

Kinäna  b.  Raby'  b.  Abu  Hokayk,  III, 
78.  273;   auch   205? 

Kinäniten,  I,  139  n.  148.  II,  10.  III, 
167.  185.  206.  240  n.  '^57.  289. 
324. 

Kinditen,  I,  418.  III,  ciJCiv.  98.  199. 
338.  439.  447.  461.  470.  489.  614. 

Kintär,   III,  135. 

kipur,  III,  53  n. 

Kirän   alsa'dayn,  I,  vr. 

kirbäs,   III,  80. 

Kisä,   III,  63  n. 

Kisay,   III,  cxix. 

Kisr,'  ein  Ort,  III,  98. 

Küst,   II,  219  n. 

kitäb,  II,  285. 

Kifr,   II,  476  n. 

kiyäs,   III,  c. 

ko'ayba   bint  Sad,  III,  220  n. 

Koaykaän.   II,  517  n. 

kobä,   II,  537.  647  n. 

Kobtvya,   III,  xxxix. 

Ko9ayba,   eine  Quelle,  I,  121  n. 

ko9ayy,  II,  417  n.  III,  cux.  427. 
]    kodä","ein  Ort,   III,  318. 
I    Kodad  Solaniy,   III,  288. 
I    KodÄnia  b.  Matziin,  I,  436.   H,  146  n. 
I         171;  auch  III,  378  V 
i    Kodär  b.  Sälif,   I,  521.  622.  656. 


575 


Kodayd,  ein  Ort,    II,   12.     III,  289  n. 

315  n. 
Kodayra,  I,  521. 
Koddüs,    der   Heilige,    d.  h.    Gott,     I, 

107. 
Kodhä'iten,  I,  131.    III,  txxix  n.  232. 

294. 
Kodhay  b.  "Amr,   III,  400. 
Ko'dod,  III,  cxLV. 
kodr,  III,  154. 
Kohen,  I,  254  n. 
Komasch,   IF,  342. 
Kono9,  III,  cxxxix. 
Kono9,  eine  Familie,   III,  cxli. 
Korä,  ein  Ort,  I,  296. 
korach,   III,  276. 
Korah,  ein  Ort,  I,  524. 
Koran,  I,  xv.  462.  II,  421.  461.     III, 

xviii  f. 
Koray,  eine  Familie,   III,  369  n.  370. 
Koraydhiten,   III,  321.  322. 
Korayschiteu ,    I,    140.    III,   cxlvi.   20. 

240  n.  361  n. 
Koraytza,    ein  Tribus,    III,   5.  6.  205. 

208.  209.  214.  217  f. 
Korh,   I,  62.  64.  III,  276. 
Korra  b.  'Abd  Allah,   eine  Familie,   III, 

371  n. 
Korra  b.  Hobayra,  III,  515. 
Kortä,   ein  Tribus,   III,  226. 
korz  Fihry,   III,  104.  237. 
Korz  aus  Nagrän,   III,  490. 
Korz,  ein    Okaylite,   III,  364. 
Koschayriteu,   III,  clvii.  515. 
koschayry,  I,  319. 
koss,   I,  43.  45.  93.  102  f. 
kotayla,   Frau   der  Abu  Bakr,    I,  408. 
kotayla  bint  Kays,   III,  8-.'. 
Kotayla  bint  Matz  im,   I,  445. 
kotb",   II,  467. 
kotba  b.  'Ämir,   III,  406. 
Kotham,    der   ursprüngliche  Name   des 

M.,  I,  155;  nach  Balädzory  fol.  53  v. 

wurde  '  Abd  Allah  der  Vater  des  Mob. 

Abu  Kodham ,    d.  h.  Vater    des  Ko- 

dhani,  geheil'sen. 
Kodham,   ein  Christ,  II,  381. 
kodham   b.'Abbäs,  III,  132  n. 
kotn  b.  Kaby9a,   III,  406  n. 
kotob,   II,  297  n. 
Kotrob,   III,  cxviii. 
kozmän,   III,  29.  173. 
Kranich,   II,  17  n. 
Krokodil,   III,  343  n. 
Küfa,  III,  467. 
KuU,  II,  37  n. 
Kunya,  I,  6.    III,  clii  n. 
Kuschiten,  III,  12. 


Küz  aus  Nagrän,  III,  490. 

Kyrät,   I,  148  n.  II,  342.   III,  135. 

Labachholz,   III,  85  n. 

Labbän,   III,  119. 

Labbayka,  I,  250  n.  III,  316.  525  n. 

Labun,  III,  341  n. 

Labyd,  der  Dichter,  I,  13.  390.   III,  73. 

204  n.  402. 
Labyd  b.  A'fam,   III,  60. 
Lachmiten,   I,  460.   III,  282.  292.  371. 

410.  424. 
Lähä,   I,  287. 
Lahag,   III,  438  n. 
Lahma,   ein  Ort,    III,  511  n. 
Lät,   ein  Idol,   I,  33.   II,  13.  17.  46.  57. 

III,  485. 
Lata,   es  ist  nicht,   II,  94  n. 
Layla  bint  Abu  Hathma,  I,  122  n.  444. 

II,  45.  91.  175.  536  n. 
La_vlä,  bint  Chatym,   III,  84. 
Laylä  bint  Giidy,   II,  332. 
Layla  bint  Mas'üd,   I,  397. 
Laysa,   „es  ist  nicht",   II,  94  n. 
Layth,   ein   Kinänastamm,  III,  284. 
Layth,   der  E.xeget,   III,  cxv. 
Leucocomc,   III,  529  n. 
Libanon,   III,  436. 
Libellus  des  Albertus  Magnus,   I,  ii. 
Lihb,   ein  Tribus,  I,  175. 
Lihyän,  ein  Tribus,  III,  188.  189.  190 n. 

228.  460. 
Liwä,   III,  115.  203.  271.  327. 
Lizäm,    I,  563. 
Lobad,  I,  511. 

Lokaym  b.  Hodzäl,  1.  509.  510. 
Lokmän,  ein  'Absite,  III,  204  n. 
Lokmiin  b.  'Äd,    I,  93  f.  327.  509.  522. 

522. 
Lot,   I,  66.  471  ff.  554.  557.     II,   124. 

259.  264.  273. 
Lowäna,   ein  Ort,   III,  314  n.  404  n. 
Lowayy  b.  Ghälib,   III,  cli  n.  cliv. 
Lowayy,  eine  Familie,   I,  177.   III,  162. 
Lubad,   ein  Adler,  I,  94. 
Ludziya,  eine  Familie,   I,  510. 
Lüt,   siehe  Lot. 
Lwh,   I,  287.  291. 
Lvf,   III,  18  n. 
Lyh,   I,  287.  291. 
Lywan,   III,  90  n. 

Maad,   II,  22. 

Ma'additen,    III,    xviii.  cxxxix.   cxM. 

529  n.  530  n. 
Ma'ädin   GohajTia,   I,  410. 
Maäliriteu,  III,  440.  450. 
Ma'än,  I,  16. 


576 


Mabad  b. 'Amr,  11,  174. 

Ma  bad  Gohany,  II,  300  n. 

Mäbür,   IIT,  85. 

Ma9allä,   III,  56  n, 

Ma^äni ,    III,  65. 

Macbäd,   III,  341  n. 

Ma^haf,  III,  xciv. 

Machaf  mochtär,  III,  l. 

Machrania  b.  Nawfal,  III,  clviii.  334  n. 

Machschy,   ein  Dhanirlte,   III,  101. 

Machüsch  aus  Hadhramawt,   III,  463  n. 

Machziiiiiitcn ,    I,    359.     II,    111.     III, 

CLi  n.  96. 
Ma  9Üm,   III,  Lxx.xii.  36  n. 
Ma'dan  Kabalyya,  ein   Ort,  I,  410. 
Ma'dan    der    Solaymiten,   I,   410.     III, 

153.  186.  228.  291  n. 
Madäyin,   III,  448. 
Madöyny,  IIF,  li  n. 
Madbdha,   ein   Ort,   III,  202  n.  511  n. 
Madhigiten,  I,  362.  446.   III,  232.  288. 

471.  541.  541  n.  543. 
Madhya  (^afrä,  III,  132  n. 
Madin,   II,  507. 

Ma'diykarib   b.  Abraha,   III,  458. 
Madiykarib   aus   der  Familie  Ro'ayn,   I, 

363  n. 
Madiy-Karib   b.  Sayf,   III,  448.  449. 
Madiykarib  b.  Waly'a,  III,  463  n. 
Madraga,   II,  418. 
Madyan,   s.  Midian. 
Madyna,   I,  567  n.   II,  522.  III,  2. 
Madynat  alnohns,  I,  514. 
Madyner,   I,  110. 
Madzhigiten,   s.  Madhigiten. 
Mädziya  bint  Kays,   I,  431. 
Madzkur,   III,  200. 
Mafrah,   III,  21  n. 
Mafruif,   II,  520. 

Magalla,   das  liebr.  Magilla,   I,  94. 
Maganna,   III,  196.  197.  II,  519  n. 
Magäz,   eine  Quelle,   I,  121. 
Magäza,   III,  298. 
Magdy,   ein   Goliaynite,   III,  115. 
Maghär,   Station,  III,  424. 
Maghäziy,   III,  103  n. 
Magier,  HI,  377. 
Magilla,   Buch,   I,  94. 
Magniin,  II,  109.  410.  412. 
Matall,  III,  287. 
Mahdiy,  Chalyfe,   I,  435. 
Mahga,  Client  des  'Omar,  11,  133  n. 
Mähij',  ein  Name  des  M.,  I,  156. 
Mahlama,  III,  216. 
Mahmiya  b.  Gaza,   II,  174  f.  III,  224. 

296." 
Mahr,   III,  83.  84. 
Mahra,  ein  Land,  III,  129. 


Mahra  b.  Haydfin,  III,  385. 

Mahnten,   III,  ci-xn.  437. 

Mahüra,  ein  See,  III,  454  n. 

Maiz,   III,  66. 

Mala,  Aristokratie,  II,  72.  76.  93  f.  161. 

406.  412. 
Mala,   ein  Kleidungsstück,   I,  414. 
Malakiit,   II,  117.  257  n. 
Maläl,   III,  106. 
Malhama,   III,  319. 
Mälik,  II,  309  n. 

Mälik,  eine  niadyn.  Familie,  III,  225  n. 
I    Mälik  b.' Abd  AHah  Chath'amy,  III,  473. 
Mälik   b. 'Ämir,   III,  288  n.  " 
Mälik  b.  Anas,  III,  ci.  cxviii. 
Mälik  Aschtar,   I,  418.  420. 
Mälik    b.  'Awf,    III,   326.327.  334  n. 

483. 
Mälik  b.  Cayd,  III,  499. 
Mälik   b.  bhayf  (Cayf?),  II,  294. 
Mälik  b.  Hanbai,   ein  Tribus,   II,  164. 
Mälik  b.Härith,  eine  Familie,  III,  361  n. 

473. 
Mälik  b    Mas  ada,  III,  509. 
Mälik  b.  Morra,  III,  449.  451. 
Mälik-Nabhän,  ein  Tribus,   III,  388. 
Mälik  b.  Namat,   III,  456  n. 
Mälik  b. 'Obltda,  III,  451. 
Mälik  b.  Ribäh,   III,  427. 
Mälik  b.  Yäsir,   I,  447. 
Mälik  b.  Zam'a,   II,  177. 
Mälikiten,   III,  511  n. 
Malkä,  I,  523. 
Malkän,  II,  467. 
Makäm  Ibrähym ,     II,   85  n.   280.    III, 

48  n. 
Makäwil,  III,  287. 
Makäwil,  Titel  der  Barone  von  Yaman, 

lil,  449. 
Makka,  II,  281.    III,  91.  281  n.  314  f. 
Maknä,  eine  Stadt,  III,  419.  422, 
Makr,   II,  324  n. 
Ma'mar,  der  Exeget,   III,  cxvi. 
Ma'mar  b. 'Abd  Allah,  II,  175. 
Ma'mar  b.  Abu  Sarh,  II,  178. 
Ma'mar  b.  Härith,   I,  445.   11,  174. 
Ma'mar  b.  'Imrän,   III,  385  n. 
Ma'mar  b.  Raschid,  III,  lxx. 
Mamser,   III,  8. 

Man  b. 'Abd  al-Rahmän,  1,430. 
Manä9ih,   III,  18  n. 
Manäh,'  II,   12.  17.  46.   57.    III,  321. 

522. 
Man^ür  b.  'Amir,   II,  156  n. 
Man^iir  b.'Ikrima,   II,  166. 
Mandab,  Handelsstadt,  II,  345  n. 
Maniten,  I,  401.   III,  391. 
Manüsa,  II,  247  n. 


577 


Mapboritae,  III,  440  n. 

Mara,   eine  Stadt,   III,  445. 

Marädh,   III,  230.  231  n. 

Marat,  s.  Mart. 

Marda,   ein   Berg,   III,  280  n. 

Margal9ofor,   ein   Ort,   I,  365. 

Mark  alkalaa,  ein   Ort,  III,  2  73  n. 

Mar^ab,   ein  Himyarite,  III,  272. 

MarhabS,   I,  250  n 

Maria,  II,  185.  196.  252.  274.337.  481. 

III,  320  n.  491. 
Maria,   Sohn   der,   siehe  Jesus. 
Mariaba,  eine  Stadt,   III,  444. 
Märib,   III,  436.  439.  443.  525.  540  u. 

545. 
Märiyä,   die  Egypterin,   III,  85. 
Märiyä  bint  Kays,   I,  431. 
Marr-Tzahrän,    ein   Ort,    I,   175.  184. 

III,  191.  196.  206.  285.  316.  517. 
Marl,    I,  580. 
Marthad  b.  Äd,  I,  515. 
Marthad  b.  Sad,  I,  100.  509. 
Marthana,   I,  35.  580. 
Marthus,   I,  35.  580. 
Märtyrer,  II,  194. 
Marwa,   II,   9.    III,  110.  152  n.  153  n. 

250.  271  n.  517.  522. 
Marwän    b.  Hakaui ,    I,   436.     III,   77. 

277  n. 
Maryam  bint  'Abd  al-Kahniäu,   I,  430. 
Maryam  bint  Arkam,   I,  434. 
Maryan»   b.   Othmän,   I,  413. 
Marzobän,   III,  376.  548  n. 
Mas'ada  Fazäry,   III,  230. 
Mä-alsamä,   I,  136  n. 
Maschair,   III,  519. 
Masch'ar  alharam,   III,  519. 
Maschärif   von   Svrien,    I,   135.  365  n. 

III,  293  n. 
Maschrafiya,  III,  293  n. 
Maskat,   III,  443.  488  n. 
Maslama  b.  Hazzän,   III,  323  n. 
Masonitae,   III,  438  n. 
Masruh,   ein  Himyarite,   III,  269. 
Masrüh,   Sohn  der  Thowayba,  I,  144  n. 
Masrük,   III,  7  2  n. 
Mas'üd  b. 'Amr,   II,  516  n. 
Masüd   b. 'Orwa,  III,  184. 
Mas'üd  b.  Raby ,   I,  443. 
Masüd  b.  Rochayla,   III,  206.  216. 
Mas'üd  b.  Sa  d,  .III,  266  n. 
Mas'üd  b.  Sanän,  III,  472  n. 
Mathalan,  11,  510  n. 
Mathäniy,   I,  462.   III,  xxi. 
Mati,   lil,  85  n. 
Matn,   I,  11. 

Mattä,   Vater  des  Jonas,   II,  389. 
Ma'üna,  s.  Byr  Maüna. 


Mäwän,  ein  Ort,  III,  300  n. 

Mawkaf,   Ilaltpltz,   III,  518. 

Mayfaa,   eine  Stadt,   I,  87. 

Maykyl,   I,  480  n. 

Maymüna,   III,  79  f.  551. 

Maysara,   I,  183. 

May^ara  b.  Masrük,   III,  204  n. 

Mäzin   b.  Ghadhüba,   I,  74  n.  177. 

Mäziu,   eine  mad.  Familie,   III,  225  n. 

Mäziniteu,   II,  165.    III,  clxv. 

Mäziniten  in  Yaman,  III,  cxl.  438  n. 

Mazrük,  I,  417. 

Menambis,  eine  Stadt,  III,  4')5. 

Mesias,   II,  523. 

Mi(^da'    b.  Mihräg,   I,  520. 

Midän,   ein  Wädiy,   III,  281  n. 

Midian,  I,  4  73.  480  n.  543.   II,  99.  355. 

III,  232.  281  n.  424  n. 
Midräs,   IUI,  37  n. 
Midwad,   ein   Ort,   III,  511  n. 
Mihga,   in,  120. 
Mihrän  b.  Maymün,   III,  xciv  n. 
Mihscham   b.  '"Otba,   I,  447. 
Mikdäd  b.  'Amr,  I,  403. 
Mikdäd  b.  'Amr,  ein  Kindite,   II,  169  f. 
Mikdäd  b.  Aswad,  I,  427.   II,  146.  169. 

III,  229.  433. 
Mikyas  b.  Cobäba,    I,   316      II,  407  n. 

lil,  3 1 9  n. 
Milhafa,  III,  63. 
Milla,  II,  2  76  n. 

Minä,   II,  9.  523.  529.  III,  517  f. 
Minbar,   III,  13  n.  14  n. 
Miräd.   III,  201. 

Mirdä-s  b.'Obayd,   eine  Familie,  I,  520. 
Ml  rag,   II,  528.  III,  lvi. 
Mirdäs,   III,  153  n. 
Mirba,   III,  126.  387.  :^90.  461. 
Mirkah,   III,  14  n. 
Mirrych,   II,  197  n. 
Mischnä,   I,  462. 

Misrah   aus  Hadhrainawt,   III,  463  n. 
Missy^,   11,  198  D. 
Mistäh,    I,  437.   III,  65.  67. 
Mithl,  II,  510  n. 
Mithkäl,   III,  135. 
Mitraf,   III,  63  n. 
Mizza,   I,  399  n.   III,  234  n. 
Moäb,   III,  292. 
Moabiter,   III,  8. 
Mo'ädz  b.  'Afrä,   II,  525  n. 
Moädz    b.  Gabal,  I,  433.  441  n.    III, 

XXXV.  xLvi.  Lxxxix.  451.  452.  540. 
Moakbir,   III,  381  u. 
Mo'än,  eine  Stadt,  I,  414.  III,  281  n. 

292. 
Mo'äna  bint  Gawscham,  III,  cxxix  n. 
Mo' an' an,  III,  xc  n. 


578 


Mo'arrig,   III,  cxviii. 
Mo  ataniir  b.  Solayniän,   III,  cxxiii. 
Moattib   b. 'Awf,  "ll,  146  n.  171, 
Mo'attib  b.  al-Homrk,  II,  171. 
Mo'attib  b.  Koschayr,  III,  33  n. 
Moäwiya,  ein  Tribus  in  Hadhraniawt, 

III,  541  n. 
Mo'äwiya  b.  Abu  Sofyän,   II,  257.  416. 
426."  III,  i.x.\x.225n.  334.441.4  62. 
Moäwiya  b.  Bai^r,   I,  509. 
Mo'äwiya    b.  Garwal,    ein  Tiibus,    III, 

391." 
Mo'äwiya  b.  Kays,   III,  544  n. 
Jlo'äwiya  b. 'Obayda,   I,  437  n. 
Mo'äwiya  b.  Thawr,   III,  405. 
Moayläb  b.  Aby  Fätinia,   II,  164. 
Mo'ayt,    II,  148. 
Mobrah,   III,  21  n. 
Mobyn,   II,  352  n. 
Mov'ab   b.  'Abd  al-Rahmäii,   I,  430. 
Mo^ab    b.'Omayr,    II,  43.  44.  146  n. 

166  f.  527.   lil,  116  n.  175. 
Mo^'ab  b.  Sad,   I,  431. 
Mo9'ab   b.  Zobayr,  I,  422. 
Mo^ad,   ein  Kindite,  III,  417. 
Müvaddiy,   III,  341  n.  351  n. 
Mu^äiV  Mo9talil5y,   III,  75. 
Mo^annaf,   III,  Lxx.xvni.  xcvi  n. 
Mu^farät,  III,  63. 

Mochabbal,   ein   Dichter,   III,  369  n. 
Mo<;haf,   III,  XLiv  n. 
Mocbannas,  III,  85  n. 
Moclili?,   Puriht,   I,  67.  68. 
Moclitär  b.  Aby'Obayd,  I,  397.  4.^9  n. 
Mo9talikiten.   III,  191.  363  n. 
Modd,  in,  57. 

Modhar,   ein  Tribus,   III,  cxxxviii, 
Modharstäninie,  III,  rxxxs'ii.  187.  201. 

300.  374. 
Modlig,   ein   Tribus,   I,  175.     III,  104. 

191.  321. 
Mofaijcal,   III,  XLix  n. 
Mofadiidiial   Dhabby,   III,  Ci.xxiv. 
Mofrag  oder  Mofrah,   nothleidend,   III, 

cxxii.  21  n. 
Mogabid  b.  Gabr,  III,  cxii.  cxv.  535  n. 

537. 
Mogammi'  b.  Gäriya,  III,  xi.ii.  33  n.  34. 
Mogbyra  b.  Achnas,   I,  419. 
Moghyra  b.  Ko^ayy,    eine  Familie,    II, 

53.^.    III,  cLi  n.   142. 
Moghyra  Maehzümy,   I,  154. 
Moghj'ra   b.  Scho'ba,    III,  i.xxx.  244. 

484. 
Moghytb,   ein   Thal,   I,  510. 
Mohavvab,   II,  158. 
Mohaddatha,   III,  281  n. 
Mohügir,  Flüchtling,  III,  318.  344  n. 


Mohägir    b.  'Abd    Allah,    III,    541  n. 

542  n. 
Mohägir  b.  Omayya,   III,  473. 
Mohägir  b.  Zobayr,  I,  422. 
Mohallim,   III,  312. 
Mohammad,   Etyniol.,   I,  159. 
Mohammad  b.   Abd  Allah  b.  Hasan.   I, 

435. 
Mohammad  b.  'Abd  al-Rahmän,  I,  430. 
Mohammad  b.' Abd  al-Rahmäu  b. 'Abd 

Allah  b.  Masüd,  I,  443. 
Moljaiumad    b. 'Abd    al-Rahmän    Ispa- 

häny,   III,  Li  n. 
Mohammad  b.  Abu  Bakr,  I,  408.  421. 
Mohammad    b.  Abu  Hodza^'fa,   II,  43. 

164. 
Mohammad  b.  Abii   Sabra,   II,   176. 
Mohammad  b.  'Alyy,   I,  397. 
Mohammad  b.'Alyy  Gonny,   III,  i.xviii. 
Mohammad  b.  'Alyya,   III,  cxviii. 
Molaammad  b.  Ayyiib  Räzj',  III,  cxviii. 
Mohammad  b.  Bäkir,  III,  cxviir. 
Mohammad   b.  Chozaynia,   I,  161. 
^loliammad  b.  Cohayb,   I,  453. 
Mohammad     b.    Fadhäyil,     III,     cxiv. 

CXVIII. 

Mohammad  b.  Ga'lar,  II,  103  n.  162  n. 

Moliammad  b.  Gobayr,   III,  CLxi  u. 

Mohammad  Goschamy,  I,  161. 

Mohammad  b.  Hanyfyya,   I,  396  n. 

Moliammad  b. Hasan  b.  Osama,  I,  399  n. 

Mohanunad  b.  Hätib,   II,  171. 

Mohammad  b.  Ibrähyni,  II,  170. 

Mohammad  b.  Ka'^b  Koratzy,   III,  lxx. 

cxvu. 
Mohammad    b.  Kernyb,    Philosoph,    I, 

346  n. 
Mohammad  b.  MakliV,  III,  cxxiv  n. 

Mohammad  b.Marwän  Soddy,  III,  cxm. 

CXIV. 

Mohammad  b.  Maslama,  s.Ibn  Maslaina. 
Moliammad    b.  Mohammad    b.  No'niän, 

li,  398  n. 
Mohammad   b.  'Obayda,   I,  437  n. 
Mohammad  b.  Sad,   I,  431. 
MohaiDinad    b.   Sad    b.  Moh.   b.  Hasan 

b.  'Atyya,  III,  xctii. 
Mohanunad  b.  Sayd,   I,  438. 
IMohammad  b.  Säyib  Kalby,   III,   cxiv. 
Älohammad  b.  Sofyän,   I,  161. 
Mohammad  b.  Talha  Saggäd,  I,  383  n. 
Mohammad   b.  Thawr,   III,  cxvi. 
iNIohaunnad  b.Yüsot'Firyäby,  III,  cxvirr. 
Mohärib ,    ein  Tribus  in   Bahrayn ,   III, 

375  n. 
Mohärib,   eine  ghat.  Familie,   III,  164. 

198.  296.  375  n. 
Mol^äsiby,  I,  267.  II,  454  u. 


579 


Mohassa,  ein   Ort,  III,  511  n. 

Mohassir,  ein   Ort,   III,  528. 

Mohayj'a  bint  Amrü-lkays,   I,  308. 

Mobdad,   I,  510. 

Mokaddaniy,   III,  cxviit. 

Mokaffh,  ein  Name  des  M.,   I,  15G. 

Mokaffa*,   gerunzelt,   III,  95. 

MokafFaf,   eingefafst,   III,  456  n. 

Mokarrab,   II,  506  n. 

Mokäti'    alghazAt,   III,  353. 

Mokätil  b.  Hayyan,    III,  cxvii. 

Mokätil  b.  Solaymän,   IFI,  cxiv.  cxvii. 

Mokatta',  mit  Fafon,   III,  456  n. 

Mokawkas,   III,  85.  265. 

Mokl,   III,  271  n. 

Moknif  b.  Zayd,   III,  387  n. 

Molawwih,   ein  Laytlistanuii,   III,  289. 

Molayh,  eine  Familie,  II,  238.  344.  448. 

Molayh  Taymy,   III,  413  n. 

Moled   scheryf,   III,  i. iv.  i.X!\. 

Molgim,   III,  391. 

Molh.Tna  bint  Gäbir,    II,  407  n. 

Momtahenät,  III,  x.wii.  xlix  n. 

Monabbih  b.Haggäg,  II,  70.  11  8.  542  n. 

Mondsbucht,   III,  446. 

Mondzir  b. 'Amr,   II,  533.   III,  186. 

Moudzir  b.  Gäriid,   III,  373. 

Mondzir  b.  Härith,   III,  263. 

Mo;idzir  b.  Säwa,   III,  375. 

Mondzir  b.  Zobayr,   I,  422.  426. 

Monkidz   b.  Harith,    I,  437  n. 

Montafik,   ein   Stamm,   III,  433.  514. 

Moramir  b.  Marwa,   I,  129.  130. 

Moraysy,   ITI,  64.  75.  76.  191. 

Morley,   I,  w. 

Morra',  ein  Tribus,   III,  206.  283.  290. 

425. 
ISIorrän,   ein   Tribus,    III,  460. 
Morry,  III,  263. 

Mosähik  b.'Abd  Allah,   II,  176. 
Mosämira,   III,  clxvi. 
Mos'ar,  II,  248  n.  ^ 

Mosaylima,  IF,  200.    III,  304  f.  381  n. 

544  f.  553. 
Mo.sayyib   b.  Schorayk,   III,  cxvii. 
Mosciiäkkar,   ein   Ort,   III,  98.  381  n. 
Moschallal,   II,  12. 
Mo.ses,    I,   66.84.148.473.     II,   102. 

106.  252.  259.  264.  295.   352.  465. 

497.    III,  29. 
Moslim,  IMouotheist,  I,  69.   III,  50.494. 

500. 
Moslim,   der  Traditionist,   III,  ein. 
Moslim   b.  Chälid  Rangy,   III.  (  xvi. 
Mosnad,  III,  <.i. 
Mosnadschrift.   I,  515. 
Mostadh'afün,   II,  119  n. 
Mostadrikät,  III,  cm. 


Mostenäch,   III,  229. 

Mosul,  III,  95. 

Motamir     b.    Solaymän     Taymy,     III, 

LXVIII. 

Motarraf  b.  Kähin,   TU,  322. 

Motarraf,   ein  'Okaylite,   III,  513. 

Motaschäbih,   ähnlich,   III,  495  n. 

Motayyabilen,   III,  404. 

Mothannä,   II,  521. 

Mot'im  b. 'Adyv,    II,  118.  127  n.  157. 

518. 
Motrafün,   Wohlhabende.   II,  72. 
Mottalib   b.'Abd  'Awf,    II,  179. 
Mottalib    b.  Azhar,    1,  445.      II,    169. 

175. 
Mottalib   b.  Hantab,   III,  131  n. 
Mottalibiten,   II,  157.    III,  cxLix. 
Moty    b.  Aswad,  I,  427. 
Motzallala,   ein  Ort,   III,  371  n. 
Mozayniten,  III,  201.  317.  338  n. 
Mozdalifa,   ein  Ort,   III,  518. 
Müattä,   III,  ci. 
Müfis,   Donnerstag,   I,  524. 
Mugiza,   II,  418  n. 
Muräditen,   I,  417.  III,  470.  544  n. 
Müsa,   siehe   Moses. 
Müsk  b.  Abu  Müsa,   II,  165. 
Müsä  b.  Härith,   II,  170. 
Müsk  b. 'Okba,    siehe   Ibn  'Okba. 
MusK  b.  Säd,   I,  431. 
Müsä  b.  Talha,   I,  383  n. 
Müta,   I,  399.  III,  80.  293. 
Mütafika,   I,  492  n. 
Myda    b.  Härim,   I,  524. 
M'vnä,  III,' 232. 


Nabathäer,   III,  198.  199.  386  n. 

Nabbäsch  b.  Kays.   III,  218.  222. 

Nabhäniten,   Ol,  387  n. 

Xäbigha  Dzobyäny,   I,  13. 

Näbigha   Ga'dy,  I,  74  n. 

Näbit,   III,  cxxx  n. 

>abt,   III,  cxxx  n. 

Nabtal  b.  Härith,   III,  33  n. 

Nabydz,   IH,  79. 

Nabvt,   eine  Familie,   III,  21.  225  n. 

Nabyy,  II,  26.  251. 

Na9ärä,   I,  22.  28.   II,  533  u. 

Nachaiten  in  Küfa,  I,  418. 

Nachbär,  III,  109. 

Nachchäm,   III,  363  n. 

Nachla,   ein   Ort,   II,  10.  246.  517.   ill, 

106.  320.  329. 
Na^r  b.  A^im,   III,  Li  n. 
Na^r  b.  Härith,   III,  334  n. 
Nacr-Nabhän,   ein  Tribus,  III,  388. 

37* 


580 


Na9riten,   III,  282.  324.  326.  362  n. 

Na^yr  aldyn  Tüsy,  I,  iii  n. 

Nadhr,  ein  Name  der  Korayschiten,   III, 

523  n. 
Nadhr  b.  Härith,   I,   534.  536.    II,  70. 

112.    160  n.  393.  406.    416  n.   440. 

447.  542  n.   III,  126. 
Nadhr  b.  Schomayl,   III,   cxix. 
Nadhriten,   III,  cxr.\i. 
Nadhvr,    eiu    Tribiis,    III,    5.  6.  158  f. 

III^  205. 
Nafa,   III,  524. 
Nafal,   III,  127. 
Näfi,   II,  379. 

Näli'    b. 'Abd  Kays,   II,  179. 
Näfi'    Abu  Tayba,   I,  275. 
NAß'    b.  Ghäyiän,   III,   488  n. 
Nafi'    b.  Masröh,    III,  332. 
Nafysa,   I,  183.  184.  194  ff. 
Nafysa  bint  'Alyy,   I,  398. 
Nagd,    III,  98.  298  n. 
Nagd-Himyar,   III,  438  n. 
Nagda  Harfiry,   III,  lxxxi. 
Naggär,  eine  Familie,  III,  21.  23.  225  n. 
Naggäschy,    II,    42  ff.    148.    150.    180. 

III,  78. 
Nagrän,    II,  379.    III,   47  n.   324.  40(5. 

436.  468.  488  f.  502.  541.  543. 
Nahditen,  III,  510  n. 
Nahdy,  Abu  Hodzayfa,  III,  cxvii.  cxviii. 
Nahdyya  bint  Omayma  bint  Rokayka. 

Der  Vater    der  Nahdyya  war  Habyb 

b.  Ko'ayb    b.  '  Otayr    Thakafy,    und 

Omayma's  Vater  war    Abd  Allah   b. 

Bigäd  b. 'Om.ayr  b.  Härith  b.  Häritha 

b.  Sad   b.  Taym  b.  Morra,   II,  121  n. 
Nahham    b. 'Abd   Allah,    I,   44G  f.      II, 

540  n. 
Nähr,   IlT,  520. 
Nahschal,   III,  cxv. 
Na  im,   ein   Ber<r,    11,  537  n. 
Nä'it,   III,  cx.xxvi. 
Näit,   ein   Tribus,   III,  cxxxvii. 
Nakba,   III,  62. 
N.ikus,   III,  52. 

Nakyb,   II,  532.  ^ 

Namärik,   II,  504  n. 
Namira,  Mantel,   II,  167  n. 
N.imüs,    I,    124.    125.  333.  335.  338. 

343.  344.  345  f. 
Nas.iy,   II,  cii. 

Xasciihal   b.  Mälik,    III,  323. 
Nasr,   I,  361.  363. 
Natzäyir,   III,  xxv. 
Natzym,   eine  Quelle,   III.  514  n. 
Nawfal   b. 'Abd  Allnh.    III,  211. 
Nawfal  b.  Chowaylid,   I,  376.  384. 
Nawfal   b.  Härith,"  III,  113  n.  327. 


Nawfal  b.  Mo'&wiya,   III,  333.  426. 

Nawfaliten,    III,  cxi.ix. 

Nawö,   II,  17  n. 

Näyila,   II,  9.    III,  522. 

Näyila  bint  Faräfifa,   I,  413. 

Na'ym,   ein  Berg,   II,  537  n. 

Nazaräer,   I,  28.  34.  40. 

Nebek,   III,  281  n. 

Negüs,  III,  262;   s.  Naggäschy. 

Nestor,    I,  184.    II,  388. 

Nibäg,  III,  375  n.  397  n. 

Nihm,   ein  Tribus,  III,  455  n. 

Nikäda,   III,  398. 

Ninive,   II,  389. 

Nistäs,   III,  131  n. 

Nizäriten,  III,  cxxiii.  cxxviir.  cxxxvii. 
301  n. 

Noah,  I,  66.  473  f.  555.  II,  97.  189. 
262.273.276.313.316.  Arche  des 
N.,   I,  34.  472  n.  559. 

No"ä.ma,  III,  365  n. 

No'aym   b.  'Abd   Koläl,    III,   269.  450. 

No'aym,  ein  Aschga'ite,  III,  196.  216  n. 

No'aym   b.  Bakr,    III,  37  0  n. 

No  aj-ni    Fiäry,    III,  432. 

No'aym,   ein   Ghatafänite,   III,  214  n. 

No'aym  b.  Nahbäm,   I,  446  n. 

No'aymän,   III,  89  n. 

Nobayh  b.  Haggäg,   II,  118.  542  n. 

Nofayr  b.  Härith,   III,  334  n. 

No9ayrer,   HI,  433. 

Nochayl,   III,  198  n.  231  n. 

No9ob,   III,  523  n. 

Nofäta  b.  Farwa  Dyly,   III,  268. 

Nofüd,   I,  241,    III,"  300  n. 

Nohäm   b.   Abd  Allah,   I,  446  n. 

Nohayk   b.  Ä9im,   III,  514  n. 

Nohni,   III,  201. 

Nokra,   ein   Ort,   III,  397  n. 

No'män,   ein   Ort,   II,  537  n. 

No"'män  b. 'Adyy,   II,  175. 

No'män   von   Dzü-Ro'ayn,   II,  450. 

No'män  Lihby,   III,  257. 

No'män    b.  Mondzir,   I,   135.  173.     IH, 

204.  381  n. 
Nomayr  b.  Härith,   H,   174. 
Nosayba,   Ilf,  176. 
Nostäs,   I,  373  n. 
Nowayb,   I,  480  n. 
Nüh,   siehe  Noah. 
NQr-Mohamniad,   I,  294. 
Nur  alnibräs,   III,  i.xvii. 


Oaditae,  I,  62. 

Obäda  b.  ^amit,    II,  525  n.    III,  xi.vi. 

148.  149. 
"Obayd  b.  Aby  Kays,   II,  170. 


581 


'Obayd  b.  fachr,  III,  544. 

'Obayd  b.  Mohill,   ein  Tribiis,   I,  520. 

'Obayd    b.  "Oinayr    b.  Katäda,    I,   336. 

339.  340. 
'Obayd   b.  Scharyya,   IIT,  ci.xi. 
'Obayd   b.  Solaymän,    III,  txvi. 
'Obayd  Allah   b. 'Abbas,   III,  132  ii. 
'Obayd  Allah   b.    Alyy,   I,  397. 
'Obayd  Allah   b.  Arkani,   I,  434.  436. 
'Obayd    Allah    b.    Gahsch,    I,    81.   82. 

134.  444.    II,  163.    III,  78. 
'Obayd  Allah   b.  Ziyäd,   III,  xcvi. 
'Obayd-al-Chidhr,   II,  389. 
'Obayda  b.  Härith  Hiläly,    III,  74. 
'Obayda  b.  Härith   b. '  Abd  al-Muttalib, 

I,  437  f.    in,  120. 
'Obayda  b.  Zobayr,   T,  423. 
Obayy  b.  Chalaf,'   II,   70.  79.  80.  116. 

117.  160  n.  214  n.  317.  393. 
Obayy  b.  Ka  b  (wahrs  heinlich  ist  nicht 

Obayy    b.  Mälik    gemeint),    I,   342. 

III,  XXXV.  XLV.  cxvi.  257. 
OboUa,   eine  Stadt,   II,  165. 
Obrk,   ein  Ort,   III,  551. 
'Obfid,   I,  509. 
'O^ayya,    eine  Familie.    HI,  186.  188. 

288.  460. 
Oceli«,   Stadt,   III,  445  n. 
'Odthän,   III,  CXI,. 
'Odzriten,    I,  178.    III,  200.  254.  295. 

427. 
'Ofayr,   ein  Tayyite,   III,  391. 
'Ogz,   ein  Tribiis,   III,  282. 
Otiaymir,   ein  Titel,   I,  556. 
Ohod,   II,  168.   III,  170  f.  196  u. 
'Okäl  b.  Chowaylid,   III,  512. 
'Okäscha  b.  Mih^an,   III,  230.  428  n. 
'Okascha   b.  Thawr,   III,  541. 
'Okätz,    I,   102.  164.  401.     II,  519  n. 

III,  J95  n. 
Okaydir,   III,  199.  417. 
Okayliten,  III,  512. 
'Okayr,    ein   Ort,   III,  37  5  n. 
'Okba,   ein   Tribus,   III,  510  n. 
'Okba    b.  Abu    Moayt,    II,    70.   79  n. 

80  n.    118.   159.  160  n.  214  n.   516. 

542  n. 
'Okba  b.   Ämir,  III,  x.\in  n. 
'Okba   b.  Azrak,   I,' 448. 
'Okba  b.  Namr,   III,  451. 
'Okba  b.  Zayd,   III,  222. 
'Okliten,   lU,  238  n. 
01a  b.  Öäriya,   TU,  334  n. 
01k  b.  Hadhramy,  III.  376.  382  n.  384. 
Olarna,!,  147  li. 
Omäma  bint  Abü-l-'Ä?,   I,  202. 
Omänia   bint  Hamza,   III,  82  u. 
Omäma  bint  Ragyh,  I,  438  n. 


'Oman,   III,  307.  354.  355.  382  f.  442. 

443. 
Omar  II.   b.  Abd  al-'Azyz,  III.  i.\xx\  ii 

n.  227  n.  347  n. 
Omar  b.   Abd  al-Rahmän,    I,  430. 
'Omar  b.  "Alyy,   I,  39  7. 
'Omar  b.  Azrak,   I,  448. 
Omar  I.   b.  Chattäb,   I,  123.  133.  270. 
351.  369.  371.  411.  436.   II,  69.  83. 
176.  536.  539.   III,  xx.wi.  xi..  i  xxrx- 
cxxr.  cxxii.  45.  48  n.  70.  125.  164. 
178.  197.  245.  264.  277.  279  n.  282. 
316.  331  n.  335.  339.  344  n.  345  n. 
370  n.  386. 
"Omar  b.  Kodäma,   I,  436  n. 
'Omar  b.    Othniän,   I,  413. 
'Omar  b.  Sa'd,  I.  431. 
Omar   b.  Sa  yd,   I,  438  n. 
Omar  b.  Zobaj-r,   I,  422. 
'Omära    b.  Walyd,    II,    41.    126.    151. 

159. 
Oniayma    bint    Abd   al-Härith,    I,  434. 
Omayma  bint    Abd  al-Mottalib,   I,  81. 

444. 
Omayma  bint  Chalaf,   I,  446.    II,  163. 
Omayr  b.  Abu  Wakkä9,   I,  379.  440  f. 
Omayr  b.   Adyy,   III,  145. 
'Omayr  b.  Afyä,"  III,  259. 
Omayr  b.  Riyäb,   II,  174. 
Omayr  b.  Sa'd,   III,  28. 
Omayr  b.  Sa'd  b.  Abu  Wakkä?,  I,  431. 
'Omayr  b.  Wahb,  III,  118.  120.  334  n. 
'Omayra  bint  Sady,   II,  178. 
Omay3'a,   eine  madynische  Familie,   III, 

19. 
Omayya  b.  Abu  Galt,   I,  76  f.  84.  110  f. 
169.  193.     II,'  36  n.   112.  311.  367. 
404.  406.  413. 
Omayya  b.  Arkam,   I,  434. 
Omayya  b.  Chalaf,   I,  316.  453.  II,  59. 
70.    79  n.    116.    160  n.    214  u.   317. 
393.  416  n.  542  n.  III,  96. 
Omayyiden,   II,   74.   110.     III,   cl.   74. 

417". 
Omm,  I,  6. 

0mm  Abän  bint  'Othmän,   I,  413. 
Omm  'Abd  bint  'Abd  Wodd,   I,  440  n. 
Omm    Abd  Mawlk,   I,  439  n. 
Omm  'Amir  bint    Amr,   I,   431. 
Omm    Amr  bint   Gondob,   I,  413. 
Omm    Amr  bint    Othmän,   I,  413. 
Omm  'Amr  bint  Sa'd,   J,  431. 
Omm  Anmär,   eine   Chozaitin,   I,  439. 
Omm    Aymän,    I,    140.   146.  400.     II, 

54  n.  "lll,  178. 
Omm    Aymän    bint    Mohyin .     I,    403. 

406  ff. 
Omm  Ayyüb  bint  Sad,  I,  431. 


582 


Omni   al-banyn  bint  Hizäni,   I,  397. 
Omm   al-banjTi  bint  '  Othinäu,   1,413. 
Omra  al-banyn   bint    Oyayna,   I,  413. 
Omm    Baschyr    bint    Abu    Masüd,     I, 

439  n. 
Omm  Chälid  bint   Chälid   b.  Sa  yd,    I, 

422. 
Omm  Chälid  bint  Sa'j'd,   I,  364.  439  n. 
Omm  Fadhl,   III,  132  n. 
Omm  Farwa  bint  Abu   Kohüfa,   I,  408. 

III,  4  63. 
Omm   Crafar  bint  'Alyy,   I,  398. 
Omm    Ga'far  bint  Marthad.   I,  422. 
Omm   Gamyl   bint  Clialtäb,   I,  438  n. 
Omm  Gamyl  bint  Harb,   I,  309  n. 
Omm   Gamyl  bint  Mogallad,   I,  4  45. 
Omni  Ghaiim,   I,  523. 
Omm   Goliis  bint  Mocharriba ,    II,  156. 
Omni  Habyb  bint  Sayd,  I,  438  n.    11, 

170.' 
Omm  Habyba  bint  Abu  Sofyän,   I,  134. 

II,  52.  163.   III,  78  f.  262.  548. 
Omm  Haggäg,   II,  174. 

Omm  Hakam   bint  Sad,   I,  431. 
Omm  Hakym   bint  Käritz,   I,  430.  431. 
Omm   Ilaniy  bint  'Alyy,    I,  398. 
Omni  Iläniv,    d.h.  Fächita,   I,    147  n. 

III,  82.  ' 

Omm  Harmala,   II,  168. 

Omm  Hasan   bint  'Alyy,   I,  398. 

Omm  Hasan   bint  Sayd,   I,  438  n. 

Omm  Hasan   bint  Zobayr,    I,  422. 

Omni   Hilal  bint  Kaby  ,    I,  431. 

Omm   Hogayr,    I,  431. 

Omni   Hokayni   Baydhä,   I,  413. 

Omm   Horayth,    I,  430. 

Omm  'Imrän,   I,  431. 

Omm  Ishiäk  bint  Sad,    I,  431. 

Omm   Ishük   bint  Talha,  I,  383  n. 

Omni   Käsim  bint  'Abd   al-Rahmün,    I, 

430.' 
Omm  Käsim  bint  Sad,   I,  431. 
Omm  Kiräni   bint  'Alyy,   I,  398. 
Omm  Kolthüm  bint  Abu  Bakr,  I,  383  n. 

408  n. 
Omm   Kolthum   bint  'Alyy,  I,  397. 
Omm  K(dthüm  bint  Mohammad,  I,  199  f. 

382.    II,  546  n. 
Omm  Kolthüm  bint 'Okba,  I,  40i).  403. 

423.  430. 
Omm   Kolthüm  bint  'Otba,   I,  430. 
Omni   Kolthüm   bint   Sad,   I,  431. 
Omm  Kolthüm  bint  Sohayl,  II,  43.  176. 
Omm  Koirifa,   III,  235.  " 
Omm  Maryam   bint  Tal^a,   I,  383  n. 
Omm  Mistäh,    III,  65. 
Omm   Müsii   bint  Sad,   I,  431. 
Omm  Musä  bint  Sa' yd,  I,  438  n. 


Omm  No  man  bint  Sa' yd,   I,  439  n. 

Omm   Obays,   II,  121  n. 

Omm   Romaytha,   III,  279. 

Omm  Rümän ,  Frau  des  Abu  Bakr ,  I, 

408. 
Omm  Salama  bint  Abu  Oma)'ya,   II,  44. 

85  n.   535.     III,   16.   73.   74  f.   192. 

331. 
Omm   Salama   bint  'Alyy,   I,  398 
Omm   Salama   Godzämyya,  III,  280. 
Omm  Salama  bint  Sa'yd,   I,  438  n. 
Omm   Sad  bint  'Orwa,   I,  398. 
Omm   Sayd  aus  Madyna,   II,  537  n. 
Omm  Sayd  bint  'Otlimän,   I,  413. 
Omm   Sayd  bint  Sayd,   I,  439  n. 
Omm   Scharyb,   III,  83  f. 
Omm   Siba',   I,  439. 
Omm  Yahyk  bint  'Abd  al-Rahmän,  I, 

430. 
Omm  Yakatza   bint    Alkama,   I,  443  ii. 
Omm  Zobayr  bint   Sad,   I,  431. 
Omma,   III,  21  n. 
'Ommäl,  III,  541. 
Ommawy,   II,  401  n. 
Onimy,   I,   301.     H,   224  n.    389.  401. 

ni,  31. 

'Omni,  III,  240  n.  248.  285  n. 

'Omra,   ein   Ort,   III,  291  n. 

'Onirän   algorf,   Distrikt,   III,  455  n. 

Onays  Ghifäry,   I,  454. 

Onaysa   bint  Häritli,   I,  165. 

'Onayza  bint  Ghanni,   I,  520.  532. 

Onnc,   Stadt,  III,  419. 

'Onüd,   I,  509. 

'Orana,  III,   189. 

Oraykit,  III,  372. 

'Oräyniten,   III,  237. 

'Orwa   b. 'Abd  al-'Ozzä,   II,  175. 

'Orwa  'Abd  al-Rahmän,   I,  430. 

'Orwa   b.  Mas  Üd,   111,243.482. 

'Orwa   b.  Othatha,   II,  175. 

'Orwa  b.  Zayd  Azdy,   I,  255  n. 

'Orwa  b.  Zobayr,   1,  339.  356.  422.   II, 

53.        III,     LXII.     LXVl.     I,XVII.     LXXIV. 

cxxii.  34. 
Osama   b.  Zayd,    I,   399.  406.     II,  65. 

III,  279.  284.  518.  551. 
Osayd  b.  Haritha,   III,  334  n. 
Osayd  b.  Hodhayr,  1,  411.    III,  111  n. 

212.  213. 
Osayd  b.  Saya,   I,  55  n.  411. 
Osayr  b.  Rizäni,  III,  236. 
"O.schor,   III,  362  n. 
Osofän,  II,  546.   III,  186.  191.  289  n. 
Ossener,   siehe  Essäer. 
Ojärid,    III,  366.  369. 
'Otäridy,   I,  393. 
'Otaybä,  Sohn  des  Abu  Lahab,  I,  203. 


583 


'Otayl  b.  Cadd,  I,  509. 

'Otba  b.  Abu  Labab,  I,  202. 

'Otba  b.  Abu  Wakka.;,    I,  379. 

'Otba   b.  'Anir,   III,   132  n. 

'Otba  b.  Farkad,    IH,  288  n. 

'Otba  b.  Ghazwüu,   II,  105  f.  140  ii. 

'Otba  b.  Masiul,  II,  169  f. 

'Otba  b.  Ruby'a,    I,    113.     II.    7  ii.  70. 

79  n.    111  V.   317.   393.    416  n.   517. 

518.  525  n.   III,  116.  119.  120. 
'Othmän  b. 'Abd  al-Kahm:ui,   I,  430. 
'Otbmän  b.  Aby   Ghanni,   II,  179. 
'Othuläu   b.  Aby-1-Ä9,   III,  487. 
'Othmän   b. 'Affän,   I,  380  f.  413  f.    II, 

20  n.  42.  44.  47.  51.  56.  69.    145  n. 

163.   III,  -XLVii.  cLn.  178.  213.226. 

244.  248.  335.  411.  490. 
'Othmän  b.'Alyy,    I,  397. 
'Othmän  b.  Arkani,   I,  433. 
'Othmän  b.   Atä,   III,  cxvi. 
'Othmän  b.  Cohayb,  I,  453. 
'Othmiin  b.  Howavrith,   I,  81.  82.  88  ft'. 

III,  529  n'. 
"Otlimän  b.  Matz  im,  I,  273.  316.  387  f. 

II,  43.  44.  70.  146  n.  171. 
'Othmän  b.  Raby,   II,  173. 
Othmän   b.  Sa'd',   I,  431. 
Othmän   h.  Talba,   II,  537.   III,  206. 
'Othmänischer  Codex,   III,  l. 
'Owaym   b.  Sä'ida,   II,  525  n. 
'Owaymir  b.  Achrani,   III,  258. 
'Oyayna  b.  Hifn,    III,   201.  206.   212. 

228.  272.  284.  312.  334n.  336.  338«. 

353.  363.  368  n.  425  n. 
'Ozayr,  II,  448. 
"Ozzk,   I,   83.     II,  10.  17.  46.  57.     III, 

320.  387  n.  483.  485. 


Palmyra,  III,  91.  4:36. 

Panipat,   III,  c.x.viv. 

Pella,  I,  22. 

Petra,   Stadt,   I,  02. 

Pharao,  I,  66.  84.  470.  538.  552.  557. 

II,  102.  106.  352.  435  n. 
Philo,  I,  20.    II,  232. 
Ple jaden,   II,  17. 
Procopius,"  I,  296. 

Pseud-Apollonius,   I,  345.    II,  430  n. 
Purghol,    IIL  150. 


Rab'a,   eine  Familie,  III,  152  n. 

Rabad  bint  Häri:h,   I,  431. 

Rabadza,   Ort,   I,   422.  456.     III,  cv  n. 

153  n.  201.  230.  516  n. 
Rabba,    III,  281  n. 
Räbigh,   ein  Ort,  III,  101. 


Raby   b.  Anas,   III,  c.wi. 

Raby   b.  Chothaym,   III,  txx.vi  n. 

Raby'   b.  Moäwiya,   III,  513. 

Raby'a-Abd-Kaysiten,   III,  372.  374  n. 

Raby'a  b. 'Abd-Schams,   II,  111. 

Raby'a  b.  Molla,   III,  258. 

Raby'a,    ein    Xamir  -  Kasitstamm  ,    III, 

300  n. 
Raby'a  b.  Nizär,  ein  Volk,  III,  cxxxvii. 
Raby'a  b.  Omayya,   I,  HO. 
Raby'a    b.  Rawwa,   III,  471  n. 
Radhwängebirg,   III,   1.  153  n. 
Raiael,   II,  470. 
Räfi',   ein  Ort,   III,  511  n. 
RälV   b.  Chädig,   III,  lxxxv. 
Räti'    b.  Makyth,  III,  338  n. 
Rali'    b.  Mäli'k,   II,  525  n.   III,  Hin. 
Ragab,   I,  295.   III,   105.  407.  538. 
Ragabyya,   III,  539. 
Raghib,   III,  cxix  n. 
Raghyd,   III,  369  n. 
Ragl,'  I,  216. 
Ragla,   ein  Ort,   III,  280, 
Ragla   bint  Sa  yd,   I,  439  n. 
Ragy,   III,  191. 
Rahä,   ein  Land,   III,  cxxxvii. 
Rahäwier,  III,  cxxxvi. 
Rähib,   Aseet,   I,  178.   III,  310  n.  372. 
Rahma,   Gnade,   II,  309. 
Rahmän,  Name  eines  Thaies,  III,  510  n. 
Rahmän,   I,    79.  84.  87.     II,    186.  188. 

198.  420.    III,  305.  544. 
Raka  ,   III,  xxiv. 
Räkis,   ein  Ort,  III,  511  n. 
Rakkäsch,   ein  Tribus,   III,  234  n. 
Rakäsier,   I,  43.   II,  255,  III,  387.  395. 
Rakyk,   ein  Ort,  III,  393  n. 
Rakym,  I,  480  n. 
Rakyyät,   ein  Dichter,  II,  103  n. 
RamVd,   ein  Ort,  III,  392  n. 
Ramla  bint  Abu  'Awf,  I,  445.  II,  109. 
Ramla  bint  'Alyy,   I,  398. 
Ramla  bint  Chattäb,   I,   438  n. 
Ramla  bint  Härith,   III,  338.  373. 
Ramla  bint  Kodäma,   I,  436  n. 
Ramla  bint  Sa'd,   I,  431. 
Ramla  bint  Schayba,   I,  413. 
Ramla  bint  Waky'a,  I,  454. 
Ramla  bint  Zobayr,   I,  422, 
Ranniiäh  b.   Agla,   I,  255  n, 
Ramya,   ein   Ort,  III,  427  n. 
Ranüna,   III,  53  n. 
Ras  Fartak,   III,  443.  446. 
Raschd,   ein  Wädiy.   III,  151.n. 
Raschdän,   eine  Familie,   III,  151  n. 
Raschid  b.   Abd  Rabbihi,   III,  287. 
Rächid  b.  Däd,  III,  cxvm. 
Rass,  I,  473.  514  n. 


584 


Ratheni,  III,  438.  440  n. 

Ra-.vh   (Kawk?)   b.    Obada,    III,  c.wni. 

Kawhä,   ein  Ort,    III,  71.  113  n.  153  n. 

Käya,    III,  116  ii.  271.  201.  327. 

Rayhäna,   III,    77  f. 

Raysüb  (KaysütV),   eine  Stadt,  III,  442. 

443. 
Rayta   biiit  Häritli,   II,  170. 
Rayta  biiit  'Obayda,   I,  437  n. 
Rayy,   I,  22'J. 
Ridi,    Shawl,   I,  405. 
Ridhwän,   II,  424. 
RiCaa  b.  Täbut,    III,  240  ii. 
Riläa   b.  Zayd,   III,  280. 
Rig-,   II,  313  11. 
Ril,   ein   Tribus,    III,  188.  460. 
Riuiä,   ein   Ort  in  'Oman,    III,  38  L 
Itiyab   b.  (;'aiii'ar,   I,  519. 
Riyaby,    III,  cxvi. 
Rübäb   bint  Onayf,   I,  422. 
Roda,   ciny   Stadt,    III,  438  n. 
Rofaa  b.   Abd  Mondzir,   II,  539. 
Rotaa  b.  Bätür,   III,  194  n. 
Rofaj-da,  eine  A^:lanlitin,  IH,  220. 
Ro^'z",   I,  293  n.  347  n.    II,  313  n. 
Robä,   ein   Tribus,   III,  cxxxvjl. 
Rohät,   Ort,   I,  362.    III,  287. 
Koka   al-Ghaniym,   III,  251. 
Rokäd   Gady,  'lII,  406. 
Ro)<ad   b.  Raby'a,   III,  ci.vii. 
Rokaysch  b. 'Äbd   Allah,  II,  163. 
Rükayya  bint  'Abd-Schanis,    1,   IUI. 
Kokay\'a  bint  Abu   Oniayya,    I,  383  n. 
Rokayya  bint    Alyv,   I,  .39  7. 
Rokayya  bint  ^lohaniniad,  I,  199  f.     II, 

43!  44.  47.  16.!.  546. 
Rokba,   ein   Ort,   111,  291  n. 
Rokn   yamäny,    II,  341. 
Komnäna,   III,  14  n. 
Ro-stäm,   II,  393. 
Rütl,   III,  57  n.  140. 
RowaylV,   Balyite,   III,  431. 
Rawaytba,   Ort,   III,  153  n. 
Royä,   Traunigcsiclit ,    zu  unterscheiden 

von  Royah,   Anblick,   (vgl.  Mawähib, 

Bd.  II,  "S.  1),   I,  212. 
Ruh,   II,  459. 
Ru^-i-a  tzam,   II,  492  n. 
Ruhba,   III,  2.  436. 
Rinn,   III,  332  n. 


SS'a,  Rinde,   I,  572.    II,  i'e. 
Sa'aliy,  Draclien,   I,  222  n. 
Sab,   eine    Stadt,   III,  440  n. 
Sabä,   eine   Solaraitin,   III,  82. 
Sabacht,   III,  376. 
Sabäer,  I,  363  n.    III,  437. 


Sabäsib.  II,  460. 

Sabal,   II,  430  n. 

Sabbath,   II,  486. 

Sabin,   III,  525. 

Sabora  b.   Amr,   III,  368  u. 

Sabota,   Stadt,  III,  444.  445. 

Sabyl,   II,  60. 

Saciialiten,   III,  437. 

Sachyla  bint  'Anbis,   I,  436  n. 

Sad,  ein   Ort,   III,  198  n. 

Sa'd  b.  Abd  Allah  b.  Aby  Sarg,   I,  416. 

418. 
Sad  b.  Abd-Kays,  II,  189. 
Sa  d  b.  Abu  Sabra,   II,  176. 
Sa'd    b.  Abu  Wakkä9,    I,    134.   365  f. 

3  79  f.  392  n.  431  f.  436.   II,  327  n. 

536  n.   III,  Liii.  127  n.  172. 
Sa'd-'Aschyra,  ein  Tribus,  III,  337.  459. 
Sad-Bakri'ten,   I,  145.  162.    III,  203  n. 

232.  282.  326.  362  n. 
Sad   b.  Chawla,   I(,  146  n.  178. 
Sad  b.  Chaythama,   I,  452.   II,  168. 
Sad  b.  Cohayb,   I,  453. 
Sa  d  b.  Dzobyän,  ein  Tribus,  III,  284  n. 
Sa  d-IIodzaymiten,  ITT,  280.  338  n.  429. 
Sad   b.  Mälik,   I,  415. 
Sa'd   b.  Mälik,  'Odzrite,  III,  427. 
Sa'd    b.  Mo'ädz,    III,   67.   111.   116  n. 

148.  209.  212.  219.  220. 
Sad  b.   Obäda,  I,  408.     II,  533.     III, 

67.  213.  218.  229.  271.  318.  337. 
Sad  b.  Raby,   III,  88. 
Sa'd   b.  Tzälim,   II,  11  n. 
Sadäy,  III,  375  n. 
Sadüsiten,   II,  83. 
Sa'dy,   I,  267. 
Sadyf  b.  Hernäs,   I,  255  n. 
Safäkusy,    III,  cxix  n. 
Saffiinabint  Hatim,   III,  393 
Sägät,   Gehege,   III,  467. 
Saggäb,   III,  305.  369  n. 
Sagius,   II,  430  n. 
Sahhül,   Stadt,  III,  440  n. 
Sahir,    II,  89  n    412. 
Sähira,   II,  514. 
Sahl,   ein   Ort,   III,  298  n. 
Sahl  b.  Honayf,   III,  175  n.  24  7. 
Sahla  bint  'Ä9im,   I,  430. 
Sahla   bint  Sohayl,   I,  430.    II,  43.  44. 

146.  164  f. 
Sahniiten,   II,  118.   III,  ci.i  n.  270. 
Sahriten,    III,  437. 
Sähiir,   Etym.,   I,  111. 
Saida,   eine  Familie,   III,  21.  23. 
I    Sakar,   I,  558  n.    II,  113. 
Sakäsikiten,   III,  418.^541  u. 
Saküniten,   III,  464.  541  n. 
Sakyna,  I,  167.    III,  251  n. 


585 


Sar,  III,  208. 

Salab,  III,  12G.  329. 

Salama,   eine  Faniilio,   III,  170. 

Salama  b.  Azrak,   I,   448. 

Salaniii  b.  Ilischäni,   II,  146  ii.  171. 

Salämäniten,   III,  280.  428  ii. 

Salaiiiyya,   ein  Ort,    III,  2. 

Sälim,    ein  Client    des    Abu  Hodzayfa, 

II,  20  n.   III,  xLiv  n. 
Salim   b. 'Abd  al-Ral.ininn,   I,  430. 
Sälim  b.  'Omayr,   III,  147. 
Salima,    eine  madyni.sche  Familie,   III, 

225  n. 
Salima,   ein   Gofite,   III,  459. 
Salima  b.  Kayl,   III,  429. 
Salhlm   b.  Hokayk,   III,  235. 
Sallfim   b    Mischkam,   II r,  78. 
Salmä  bint  'Ämir,   II,  178. 
Salmä  bint  'Amr,   I,  145  n. 
SalmJi   bint  Cha9afa,   I,  431. 
Salmä  bint  Kayd,  I,  451. 
Salmä  0mm   alchayr,   I,  408. 
Salmä  Taghlibyya,"  I,  431. 
Salman,    I,   44"2.     111,  26  n.   207.  212. 

387  n. 
Salomo,   II,  258.  268.  273.  335. 
Salüliten,   III,  322. 
Salwä,   III,  300. 
Salyl,   Ort,   I,  428. 
Salyt  b. 'Abd  Allah,   II,  164. 
Salyt    b. 'Amr,   I,   443.     II,   43  f.  177. 

266. 
Saht  b.  Salyt,   I,  443  f. 
Samalka,   I,  255  n. 
Samäma,   II,  5  21. 
Samäwä,   I,  136.  III,  233  n.  268. 
Samhag,   II,  247  n. 
Sammäl,   ein  Idol,  I,  177. 
Sampsäer,  I,  30. 
Samuel  von   Taymä,   I,  14  n. 
Samünä  bint  'Alyy,  I,  398. 
Samyrä,   ein  Ort,   III,  397  n. 
Sana,  III,  82  n. 
Saphar,  siehe  Tzofär. 
Sappharitae,   III,  438.  440  n. 
Sara,   eine   Sklavin,   III,  319. 
Sarätgebirge,   III,  201.  435. 
Sarawät  b. 'Amr,   III,  313.  404. 
Sarif,   ein   Ort,  III,  79.  517. 
Säriya,   ein   Ort,   III,  511  n. 
Säriya,   III,  103  n. 
Sarw,   Land,   III,  438  n. 
Saryya,  III,  103  n. 
Sasawän,   ein  Ort,   III,  104.' 
Satan,   II,  242  n.  422.    III,  211  n. 
Satar,  II,  395. 
Satyh,   I,  135.  136.  225  n. 
Säwa.  "Stadt,   I,  135. 


Säwa,   ein   See,   I,  134.  136. 

Sawa  b.  Härith,   I,  358  n. 

Sawää,   ein   Ilamdänstamni,   I,  161. 

Sawäd  b.  Karib,   I,  176. 

Sawäyima,   III,  344. 

Sawd'ä    bint    Zam'a,    I,    446.     II,    177. 

546  n.    III,  61  f.  85  n. 
Sawdä  bint   Zobayr,   I,  422. 
Sawta,   Ort,  III,  427  n. 
Sawyk,   III,  79.  150. 
Sa  yd  b. 'Abd   Kays,   II,  179. 
Sa  yd    b.   Abu  'Arüba,    siehe    Ihn   Abu 

'Arüba. 
Sa'yd   b. 'A9,    I,    90  n.  416.448.     II, 

164.    III,  xLvii.  529  n. 
Sa'yd  b. 'Amr  b.  Sayd,   II,  2  n.  174. 
Sa' yd  b.  Basehyr,  III,  cxvi. 
Sa'yd    b.   Gobayr,    III,  c.  cxvr;    siehe 

Ibn   Gobayr. 
Sa'yd  b.  Härith,  II,  174. 
Sa'yd   b.  Man9Ür,   III,  cxviii. 
Sa'yd   b.  Mosayyib,   III,  uii.  c. 
Sa'yd  b.  'Obädä,   III,  Hin. 
Sa'yd  b.  Sa'yd,   III,  357  n. 
Sa'd  b.  Sofyän  Ri'ly,   III,  460. 
Sa'yd  b.  Yarbu",   III,  334  n. 
Sa'yd  b.  Zayd,   I,  130.  367.  411.  438  f. 

II,  87.  91. 
Sayf  b.  Dzii-Yazan,   I,  111.     III,   448. 

449  n. 
Sayf  b.'Omar,   III,  c.  544  n. 
Säyib  b.  Abu  Chobayseh,   III,  331  n. 
Säyib   b.'Awwäm,   III,  308  n. 
Sayib   b.  Cayfy,   II,  70.  118. 
Säyib   b.  Matz'ün,   I,  445. 
Säyib  b.  'Othmän,   I,   387  n.  413.  445. 

II,  146  n.  171. 
Säyib  b.  Yazyd,   II,  169. 
Säyiba,  II,  476. 
Säyima,   III,  344. 
Sa'yr,   II,  217. 

Sayyär  b.   Abd  al-Rahmän,   III,  cxviii. 
Sayyid,   ein  Titel  in  Nagrän,   III,  489. 
Sehaddäd,  I,  512.  515.  516. 
Schadyd,  I,  512  n.  516. 
.SchäfTy,   III,  Lv.  ci  n. 
Schähdera,   III,  111. 
Schahr   b.  Badzäm,    III,    541   n.   543. 

545.  549  n. 
Schalir\-räz,  II,  155. 
Schahy.l,   I,  438. 
Schäkir,   ein   Tribus,   III,  455  n. 
Schakk,   II,  457  n. 
Schakr,  ein  Berg,  III,  468. 
Schakyka,  III,  82. 
Schäm,   III,  291.  379.  416, 
Schama'atä,   ein   Buch,   I,  49. 
Schammach  b.  Sa'yd,   II,  164. 


58  6 


Schammargebirge,  T,  43.  507.   TU,  386. 

Schammäs  b. 'Othniän,  11,  146.  170. 

Schän,    II,  220  n. 

Scharäf,   ein  Kalbite,   III,  82. 

Scharany,   III,  95. 

Scharawra,   ein   Berg,   III,  281  n. 

Scharg,   ein   Ort,   III,  397  n. 

Schärf,  III,  17. 

Scharkyy  b.Katämy,  III,  cx.xiv.  clxvii. 

Schary,   III,  255  n. 

Scharyd  b.  Sowayd,   III,  361  n. 

Scharyya,   ein  Ort,   III,  80. 

Schaträn,   ein   Hohlmaaf.s,   III,  455  n. 

Schattärier,    II,  492  n. 

Sehaüb,   ein   Ort,   III,  545. 

Schawäk,   ein   Ort,   III,  288  n. 

Schay,   Ding,   11,  232  n. 

Schayba  aus  Nagrun,   III,  490. 

Schayba  b.  "Othmän,   II,  537  n. 

Schayba  b.Rabya,   II,  70.  79  n.  1 1 1  f . 

316.  393.  430.     III,    116.  119.  120. 
Schaybän    b.    Abd     al  -  Ralimän ,    III, 

cxvi. 
Schaybanitcn,   11,  10.  521.     III,  cxxiii. 

37*1  n. 
Schaybathor,   I,  1  54. 
Schaych,   eine   Familie,    III,  152  ii. 
Schaych   Älofyd,   II,  398  n. 
Schayma,   Tochter   der  Halyma,    I,   172. 
Schaytiin,   II,  242  n. 
Scheba,    III,  91.  436. 
Schechina,   III,  251.  254. 
Sche'yrym,   I,  221. 
Schi'b,   II,   129.  157. 
Schi'b   Sr.r    (Sal?),   III,  216. 
Schibäm,   Stadt    III,  444.  449.  525. 
Schibäm,   ein   Berg,   III,  4  55. 
SchibI   b.  'Obbäd,   III,  cxvii. 
Schidäd,   II,  430  n 
Schihäb   b. 'Abd   Allab,    I,  431. 
Schih.ib   b. 'Abd  Kabb,   I,  435. 
Schihab   b.  Chalyfa,   I,  519. 
Schihr,   I,  517.  in,  385. 
Scliikäk,   Zwiespalt,    II,  93. 
Schikk,   I,  137.  255  n. 
Schiyär,   Sonnabeml,    I,  524. 
Schoayb,   I,  480.    II,  99. 
Schoa'yba,   Seehafen,   II.  43.  40.  344. 
»Scho'ba,   III,  LXix  n. 
Schokra,   ein  Wädiy,   III,  198. 
Schorahbvl,   III,  4  22. 
Sehorahbyl  b. 'Abd  Allah,    II,  172. 
SclK.rahbyl  b.  'Ainr,   III,  292. 
Sehorahbyl  b.  Sad,   III,  Lxiii.' 
Schorayg'b. 'Abd   Kolal,   111,450. 
Schorayg  b.  Samuel,   I,  14  n. 
Schorayh  b.  Härith,  III,  Lxxix.  cxxvir. 
Schorfä,   T.  134. 


Schotayba,   eine  Familie,  IIT,  8.  10.  23. 
Schriftbesitzer,   I,  71.  301. 
Schuga   b.  Wahb,   III,  2  63.  291. 
Schürh,,   Conclave,   I,  415. 
Schy ,   ein  Berg,   III,  440  n. 
Sch^v'a,   III,  Lxxxii  n. 
Schyha,   ein   Ort,   III,  392  n. 
Schyrüya  b.Hormüz,  I,  136.   III,  262  n. 

264." 
Sera,   III,  63. 
Sergius,   II,  385. 
Sibä    b. 'Abd  al-Ozzh,   1,439. 
Sidra,   ein  Baum,   I,  306. 
Siebenschläfer,   II,  473  n. 
Siggyl,   I,  462.  498.  503. 
Sihr,"  II,  108.  112  n. 
Sikran  b.'Anir,  II,  146  n.  177.   III,  61. 
Silah,   ein  Ort,  III,  284. 
Siltyt,   der  Allmächtige,   I,  79.  104. 
Sim'än,   ein  Berg,   I,  104. 
Sim'än  b. 'Amr,    III,  238  n. 
Sinai,  I,  568, 
Sirene,  III,  69.  85. 
Sitty  Zaytün,   II,  10. 
Sivar,   III,  lxiv. 
Soba  b.  Zayd,   III,  204  n. 
Sobay'abintHuiith,  II    187.    III,  i.xxxi. 
Sobhän,   Glorie,   I,  107. 
Sochayla,   I,  387  n. 
Sochayla   bint  Choza'y,   I,  437  n. 
Sochayla  bint  'Obayda,   I,  4  37  n. 
Socotra,   Insel,   III,  4 1 7  n.  436.  443. 
SoMh,  bint  'Awf,   I,  383  n. 
So'dh,   eine  Manitin,  I,  401. 
Soddy   der  ältere,   III,  cxvii. 
Soddy  der  jüngere,   III.  cxiii.  cxiv. 
Sodonia,   I,  62.  4  72.  473  n. 
Sofyän  b.  'Abd   Sehams,   III,  206. 
Sofynn   b.  Chälid,   III,  190. 
Sofyän   b.  Mamar,   II,  172. 
Sofyän  b.  Omayya,   I,  129. 
Sofyän  b.  "Oyayna,    III,  xcviii.  cx\u. 
Sofyän  Thawry,   III,  c.vvi. 
Sohayl  b. 'Abd"  al-Rahmän,  I,  43(1.  431. 
Sohayl  'Äniiry,   II,  177  f. 
Sohayl    b.  'Amr    Gomahy ,    II,    IIG  n. 

518  n.    III,  245.  334  n. 
Sohayl    b.  B.aydhä,   II,  43.  140  ii.  178. 
Sohayly,   III,  i,.xxvn. 
Sohaymitcn,   III,  310. 
Sokyä,   III,  363  n. 
Sokya   Ghifär,   III,  101  n. 
Sola"ym  b.  Mälik,   III,  427. 
Solaymän,   Chalyfe,    I,  170. 
Solaymän   b.  Chaythama,   II,  175. 
Solaymiten,    II,  l"o.   III,  153.165.  206. 

231.    286.    317.    327.   338  n.    390. 

397  n. 


587 


Solayt  b.  "Amr,   siehe  Salyt  b.   Aiur. 

Soniayr  I,  480  n. 

Somayrkrieg,   III,  7  n. 

Soinayya  bint  Chobbäta,   I,  366.  447. 

II,"l20. 
Sondos,  III,  360  n. 
Sonlj,  ein  Ort,  I,  410. 
Soräka,  II,  547. 
Sorar,  ein  Wädiy,  I,  165. 
Sowa,  I,  361.  363.    III,  321. 
Sowarkyya,   III,  460  n. 
Sowaybit,   III,  89  n. 
Sowaybit  b.  Sad,    II,  146.  168  f. 
Sowayd  b.  Cäniit,   I,  94.    II,  522. 
Sowaylim,   III,  412. 
Soyüty,   III;  cxx. 
Sudan  b.  Homrän,   I,  417.  421. 
SueUeni,  l'll,  386  n. 
Sük  Hobäscha,  Ort,   I,  149.  191. 
Süia,"  ein   Ort,   III,   297. 
Sultan,  Macht,  I,  108.  II,  260  n. 
Sündfluth,   I,  472  fF. 
Sunna,  III,  lxxvii. 
Sunniten,   III,  lxxxii  n. 
Süra.  III,  XXIV  n. 
Save,  Stadt,  III,  440  n.  445. 
Sy ,   ein  Ort,  III,  291. 
Syagros,   Prom.,   III,  446. 
Syf,  Plur.  Asyäf,  III,  323  n.  375  n. 
Syra,  Seide,  HI,  360  n. 
Syrien,  II,  528. 


Taäloh,  I,  289. 

Taazz,  Stadt,   III,  453. 

Tabaräny,  III,  xvin  n. 

Tabary,  III,  lxxvi.  xcix.  cxix. 

Tabicha,  ein  Kelbstamm,  I,  129. 

fäbfy,   I,  229. 

Tabük,  I,  480  n.  III,  415  f.  419. 

Tadlys,  III,  110  n. 

Taf9yl,   II,  286  n. 

Tag^adär,  III,  109. 

TaghlamjT,   III,  201. 

Taghlibiten,   III,  391.  433. 

Täghüt,  I,  569.  III,  30  n.  35.  43  n. 

Tahannoth,  I,  330. 

Tähir  b.  Aby  Hala,   III,  540  n. 

T4hir  b.  Mohammad,  I,  119. 

Tahlyl,  III,  527  n. 

Ta'ima,   III,  61. 

Täkät,   III,  95. 

Takmyl  alnafs,   II,  494  n. 

Takwa,   II,  453  n. 

Taiamyn,  III,  201. 

Talha  b.  "Abd  Allah,  I,  446. 

Talha   b.  Chowaylid,   III,  183. 

Tal^ia  b.  Hasan  "b.   Alyy,  I,  383  n. 

III. 


Talha  b.'Obayd  Allah,   I,  383  f  415. 

li,  88.  547."  III,  77.  175  n.  203. 
Talha  b.  Sa  yd,   I,  439  n. 
fälia,   III,  103  n. 
Tälib,   Cousin  des  M.,    I,  146  n. 
Talk,   III,  310.  377. 
Tann-m,   ein   Christ,   II,  379. 
Tamym   b.  Asad,   III,  320. 
TamymDäry,  1,408.  460.   III,  13n.  432. 
Tamym  b.  Härith,   II,  174. 
TamjTniten,    III,    338  n.    362  f.    375. 

397  n. 
Tanädhnb,  II,  539. 
Tanhiya    III,  297. 
Tanüchiten,   III,  433.  438  n. 
Tan'ym,   ein  Ort,  I,  119.  II,  537. 
Taraba,  ein  Ort,  III,  282.  297.  440  n. 

466. 
Tarabolus  in  Afrika,   ITI,  431. 
Taraf,  III,  231. 
Targuma,   III,  287. 
Tarwyya,   III,  518.  520. 
Tarj'k,'  Weg,  II,  62. 
faschryk,   III,  523. 
Tasmiten,  I,   512. 
faueni,  III,  199.  386  n. 
Tawüs,  III,  c\a. 
Tayammon,  III,  xxxi.  73. 
Tarif,  ein  Genius,  I,  229  n. 
Täyif,   Stadt,   zwei  Tage  östlich  von 

Makka,   I,   76.   148  n.  296.    II,   13. 

14.  516.     III,   92.   168.  318.  323  f. 

483.  487  n. 
Taym  b.  Morra,  eine  Familie,  III,  313  n. 

404  n. 
Tayma,   Stadt,  I,  64.  66.  456.  457.    II, 

364.  387.  III,  226.  233.  276.  279  n. 
Tayman,   ein   Ort,   III,  364. 
Taymy,  III,  lxvi.  lxviii  f.  cx.viii. 
Taymiten,   III,  CLi  n. 
Tayvär  al-Forät,  I,  383  n. 
Tayyib,   Sohn  des  M.,  I,  199. 
TaWiba  bint  Wahb,   II,  164. 
Tayyiten,  I,  43.  507.  III,  10.  185.  200. 

233  n.  371.  386  f.   397  n. 
Teakholz,   III,  19  n. 
Tekryt,  eigentlich  Tikryt,   III,  271. 
Thäbit  b.  Dynär,   III,  cxviii. 
Thäbit  b.  Kays,   III,  75.  221.  259.  366. 
Thäbit  b.  Korra,   I,  m  n. 
Thabyr,   ein  Berg.  I,  305.  343. 
Thädyk,   ein   Ort,  III,  300  n. 
Thakyiiten,   I,  HO.   III,  324.  326.  483. 
Thälaba  b.  Amr,   ein  madynisehes  Ge- 
schlecht, III,  23.  33  n. 
Tha'laba  b.  Hatib,   III,  33  n. 
Thalaba  b.  Sad,  ein  Tribus.   III,  154. 
198.  230.  231.  337. 

38 


588 


Tha'laba  b.  Sa"^ya,  I,  55  n. 
Tha'laby,  III,  cxix. 
Thamra,  ein  Ort,  III,  510  n. 
Thamüdäer,  I,  61.  62.  64.  470  f.  518. 

537.  554.  556.    II,  98.  99.    III,  4. 

418. 
Thanuitae,  III,  438  n. 
Thany,   Ort,   I,  451. 
Thäräu,   Sohn   des  Lokmän,  I,  100  n. 
Thawbän,  Sklave,  III,  428  n. 
Thawr,  ein  Berg,  II,  54  G. 
Thimanaei,   III,  199.  386  n. 
Tho  äl,   ein  Tribus,   III,  386  n.   390. 
Tho'bän,   Schlange,  I,  108. 
Thomäliten,   III,  323  n.   362  n. 
Thomäly,   III,  cxvii. 
Thomäni,   I,  187.  II,  379.  380.  381. 
Thomäma,  III,  302. 
Thomna,  Stadt,  III,  526. 
Thowayba,  Amme  des  M.,   I,  144  n. 
Tihäma,   Küstenland,      ,   435. 
Tirmidzy,  IIT,  cii. 
Toayma  b.'Ad_yy,  II,  542. 
Tobäla,  Ort,  Ili,'297.  466. 
Tobba  ,  I,  473.   II,  442.  446.  512. 
Tofayl  b.  'Abd  Allah,  I,  446. 
'iofayl  Dawsy,   III,  255.  330. 
Tofayl  b.  Härith,   III,  74. 
Tofayl   b.  Härith   b. 'Abd   al-MotUIib, 
'  I,  437. 

Togj'biten,  III,  464. 
Tokätir,  III,  266  n. 
Tolayb  b.'Abd    Awf,  II,  179. 
Tolayb  b.'Omayr,  II,  81.  146.  166  f. 
Tolayha    b.  Chowaylid,   III,    183.206. 

272.  398.  550. 
Tolayk,  Cousin  des  M.,  I,  147  n. 
Toledo,   Sitz  der  Gelehrsamkeit,  I,  iv. 
Tolüh,   III,  322  n. 
Tomadhir,   I,  430.   III,  235. 
Tomädhir  bint  Hidj'ani,   I,  434. 
Toraba,  III,  440  n. 
Torrahät,  II,  395. 
Torüs,   III,  xcii. 
Towä,  ein  Thal.  I,  488. 
Tüdhih,   III,  298. 
Tür,   I,  356.  542. 
Tyna  bint  "Ämir,   I,  431. 
Tzafar,   eine  Familie,   III,  225  n. 
Tzahr,  ein  Ort,   I,  440. 
Tzahrän,  III,  259;   siehe  Marr-Tzalirän. 
Tzaryfa,  I,  255  n. 
Tzawähir,   III,  cLXi. 
Tzobyan   b.  Martliad. 
Tzofär,   Stadt,   HI,  438  n.  440  n.  443. 

446. 
Tzof&rische  Muscheln.    III.  64. 


Umma,  Ummier,  Ummy,   siehe   Omma, 

0mm)'. 
Unze,  III,  135.  136.  141  n. 
'Utarid,   siehe  'Otärid. 
'Uz,   ein  Volk,  1,506. 


Wabar  b.  Johannes,  III,  547. 
Wab.ar  b.  Moshir,  III,  308  n. 
Wabara,  ein  Tribus,  I,  361  n. 
Wäbil,  eine  Familie,  II,  167.  III,  324. 
Wa^yla,  II,  477. 
Wadd,  I,  361.  362. 
Wadha,   ein  Ort,  III,  298  n. 
Wädi'a,   ein  Tribus,  III,  455  n. 
Wädiy  alkora,    I,   62.  362.   506.  524. 

III,  3.  232.  276. 
Wädiy  Rahmän,  III,  510  n. 
Wady'a  b.  Thäbit,   III,  33  n.  413  n. 
Wafät-näma,  III,  liv  n. 
Wafdän  b.'Abd  Schanis,  II,  177. 
Wagg,  III,  586. 
Wagh,  III,  170. 
Wagra,  ein  Ort,  III,  291  n. 
Wahb  b.  Kaysän,  I,  339. 
Wahb    b.   Monabbih,    I,    46.   55.   136. 

III,  ex  n. 
Wahb   b.'Omayr,   III,  131  n. 
Wahb  b.  Omayya,  I,  110. 
Wahb  b.  Eabyä,  II,  178. 
AVahb   b.  Zayd,  III,  222. 
Wahhäbi.smus,   III,  300. 
Wähidy,  I,  xvi. 
Wahraz,  III,  448. 
Wäliby,  III,  cxiii. 
Wakdän  b.'Abd  Allah,  I,  447  f. 
Wäkid  b.'Abd  Allah,  I,  4  17.  III,  106. 
Wakidy,  I,  350.  369.     III,   ux.   L.xvr. 

LXVII.      LXX    f.     XCV.      CXXIV.       CLXX. 

113  n.    132  n. 
Wäkidy  (Ilosayn),   III,  cxvii. 
Wäkif,'  eine  Familie,   III,  19.  167. 
Waky    b.  Garräh,   cxvii. 
Walyd  b.  Gäbir,'  III,  392  u. 
Walyd  b.  Moghyra,    I,  90  n.  316.  359. 
361.    II,  19. '21.  36  n.  40  n.  46.  48. 
56.  57.  70.  75.  76.  80.  89  n.   109. 
111.  161.  320.  345.  347.  393.  405. 
Walyd  b.  Moslim,   III,  i.xix  n.  i.xxiii. 
Walyd  b. 'Okba,   III,  363  n. 
Walyd  b.   Otba,  III,  120. 
Walyd  b.'Othman,   I,  413. 
Walyd  b.  Zohayr,  IH,  183. 
i    Warak,  III,  xi.i  n. 

!    Waraka  b.  Nawfal ,    I,  2  1.  81.  82.  87. 
I        88  n.    91  f.    124  f.    166.    302.    303. 
I        316.  330  f.  387  n. 
i    Wardän,   ein  Sklave,   III,  332. 


589 


Warkä  b.'Omar,   III,  cxvi.  cxvii. 

Wask,   III,  140. 

Wätliila,   III,  4H. 

Wiiyil,  eine  niadynisclic  Familie,  welehe 
nebst  den  OCba  (OkbaV),  Cliatma, 
Wäkif,  Omayvii-b.-Zayd  und  den  jü- 
dischen Stämmen  Koraytza  und  Na- 
dhir  im    Aliya   vvolinte,   III,  19. 

Wäyil,   ein  Tiibus,   III,  280.  292. 

Wäyil  b.  Hogr,  III,  462.  463.  542  n. 

Wazr  Nabhäny,   III,  392. 

Wazzän,   (Jcldwieger,   I,  410. 

Wisk,  III,  140;  siehe  Wask. 

Witr,   I,  327. 

Wodd,   I,  509. 

Womid,   III,  359  n. 

Wokiif,   III,  519.  529. 

Yabryn,   ein   Ort,   I,  517.   III,  300  n. 

Yaby',   III,  372. 

Yachlod  b.  Xadhr,   ein  Tribus,   I,  130. 

III,   112  n. 
Yaffa  ,  III,  387  n. 
Yafiiten,   III.  324. 
Yaghüth,  I,  361.  362. 
Yah9iby,   III,  Li  n. 
Y'ahya,'  III,  547  n. 
Yahyk,   II,  183;  s.  au.  h  Johannes. 
Yahyä  b.  'Abd   al-Rahmän,   I,  430. 
Yahyä  b.  'Alyy,   I,  397. 
Yaljyä  b.  Mata,   I,  14  n. 
Yahyä  b.  Sahl,  III,  428  n. 
Y'ahyä  b.  Talha,   I,  383  n. 
Yahyä  b.  Ya  mor,   II,  300  n.  III,  l. 
Y'a'küb   Dawraky,  III,  cxvii. 
Ya'küb   b.  Talha,  I,  383  n. 
Yakyn,  I,  224.  261. 
Yak    b.  Omayya,    I,  269.  270.    III, 

540  n. 
Yäm,    ein  Hamdänstamm,   HI,  456  n. 

457. 
Yamäma,  II,  521.  III,  266.  297.  298  n. 

355.  375  n.  411.  441.  545. 
Yaman,   III,  416.  435. 
Yamaniten,   III,  cxxviii. 
Y'amn,  ein   Ort,  III,  384. 
YamvTi  b.  Y'amyn,  I,  46.  54. 
Yanbo,  III,  153  n. 
Yansü'a,  ein  Ort,  III,  392. 
Yarbuiten,   III,  302.  397  n. 
Ya'rob,  III,  cxxx. 
Yasär  Abu  Fokayha,   I,  366  n. 
Yasär,   ein   Sklave,   III,  154. 
Yäsir  b. 'Ämir,   I,  448. 
Yathrib,  II,  522.  III,  1.  20. 
Yatym  'Orwa,  II,  165.  III,  lxxui. 
Ya'ük,  I,  361.  362. 
Yawm  aldyn,  Gerichtstag,  I,  570. 


Y^azan,  ein  Thal  und  eine  Familie,  III,  449. 
Yazyd  b. 'Abd-Madän,   III,  509.  510. 
Yazyd   b.  Abu  Sofyän ,   III,   xr.vi.  277. 

334. 
Yazyd  b.  Hovayn,   III,  544  n. 
Yazyd  b.  llormoz.   III,  cix  n. 
Y'azyd  b.  Ka  b,   I,  401. 
Tazyd  b.  Mohaggal,   III,  510  u. 
Y'azyd  b.  MohriTn,   III,  544  n. 
Y'azyd  Nahawy,   III,  cxii  n. 
Y'azyd  b.Rümän,  I,  351.369.   III,  r.xfir. 

i.xx.  cxx.  109  n. 
Y'azyd  b.  Tha'laba,  II,  525  n. 
Yazyd  b.  Tofayl,   III,  511  n. 
Y'azyd  b.  Zam'a,  II,  165  f. 
■Y9,'ein  Ort,   I,   201.     Ill,  100.  153  n. 

231.  250. 
Yd,  III,  56  n.  57.  59.  351  n.  352.  520. 
Y'ohannä,  III,  416.  547  n.;    siehe  auch 

Johannes. 
Y'osayr  b.  Käzini,   III,  236. 
'Ysä  b.  Ga'far,  III,  385. 
'  Ysä  b.  Maymün,  III,  cxv. 
'Y'sä  b.  Talha,   I,  383  n. 
Yühannä  b.  Ghaylän,   I,  346  n. 
Yiinos  b.  Yazyd,  III,  i.xxiv  n. 
Yüräh  b.  Näriyä,   III,  cxxxir. 
Y'iisof,  siehe  Joseph. 
Y'üsof  b.  Biläl  Sa'dy,  III,  cxiv.  cxviii. 
Yüsof  Kattän,  III,  cxvin. 
Yüsof  b.  "Omar,  III,  506. 

Zabad  bint  Härith,  I,  431. 

Zabäny,  II,  114. 

Zabrana,   III,  259. 

Zabür,  II,  255  n.  298. 

Zabyd,  Stadt,   III,  438  n. 

Zacharias,  II,  182.  251.  259.  274.  336. 

lII,  491. 
Zaggäg,  III,  cxxix. 
Zakät,  III,  350.  351  n.  362  n. 
Zakküm,  II,  509.  512.  514. 
Zam'a  b.  Aswad,  II,  158.  406.  542  n. 
Zamachsehary,  I,  xvi. 
Zames,  mons,  III,  386. 
Zamzam,  II,  346. 
Zära,  III,  372.  381  n. 
Zarkä,  Ort,  I,  414.    III.  112. 
Zawbi'at,  I,  255  n. 
Zayd  b.  'Abd  al-Rahmän,  I,  430. 
Zayd  b. 'Ä9im,  III,  176. 
Zayd  b.'Amr,  I,  81.  82  f.  119  f.  133. 

296.  476. 
Zayd  alchayl  b.  Mohalhal,  III,  387  f. 
Zayd  b.  Gäriya,  III,  33  n. 
Zayd  b.  Häritha,  I,  201.  355.  398.  II, 

160.  516.  546  n.     III,  xxxu.   166. 

231.  232.  235.  281.  292. 


590 


Zayd  b.  Kays,   III,  -190. 

Zayd  b.  Sa  yd,  I,  438  n. 

Zayd  b.  Thäbit,  I,  130.  270.  271.  III, 

xxiv  n.  xxxj.  XXXIX  f.  i,xiii.  274. 
Zayd  b.  Wahb,  III,  cv  n. 
Zayd  b.  Zaina,   II,  165. 
Zayd  Allah  b.  Sa'd-'Aschyra,  ein  Tri- 

bu.s   III,  460  n. 
Zäyida  b.  Kodäma,   III,  cxviii. 
Zaynab  bint  'Alyy,   I,  397. 
Zaynab   bint  Cabbäh,   I,  430. 
Zaynab  bint  Chozayrna,   III,  74  f. 
Zaynab  bint  Gahsch,  I,  400.  403.    III, 

76  f.  331. 
Zaynab   bint  Härith,   III,  275. 
Zaynab  bint  Härith  b.  Chälid,   II,  170. 
Zaynab  bint  Marthad,   I,  422. 
Zaynab   bint  Mo^ab,   II,  166. 
Zaynab   bint  Mohammad  I,  199  ft". 
Zaynab  bint  Raby'a,  II,  178. 
Zaynab   bint  Sa'yd,   I,  439  n. 
Zaynab  bint  Zobayr,   I,  423. 
Zayta,  ein  Berg,  I,  542  n. 
Zi'b,  ein  Tribus,   III,  188. 
Zibrikän    b.  Badr,    I,   316.     III,   367. 

369  n. 
Ziml,   ein   Götze,  I,  509. 
Ziml  (Zomayl)    b. 'Amr,  I,   178.     III, 

428. 
Ziyäd  b.  Abu  Sofyän,  III,  Li  n. 
Ziyäd  b.  Cayfy,  I,  543. 
Ziyäd   b.  Härith,   III,  337. 
Ziyäd  b.  Härith,  ein  Tribus,  III,  511  n. 
Ziyäd  b.  Labyd,  III,  465.  541  n. 


Ziyäd  b.  Mondzir,   III,  cxviu. 

Ziyäd  b.'Obayd,  I,  448  n. 

Zobayd    b.   Gäz,    ein    Tribus,    I,  460. 

III,  471. 
Zobayr  b. 'Abd  al-Mottalib,  1,  194. 
Zobayr  b.  Abu  Omayya,  II,  113  n. 
Zobayr   b.    Awwäm,    I,  336  n.    374  f. 

400,  415.  422  f.   II,  44.  146  n.  165. 

547  n.    III,   127  n.  143.  223.  228. 

290.  315.  318. 
Zobayr  b.  Bätä,  III,  221. 
Zobor,  II,  297. 

Zogg-Lawäna,  ein   Ort,  III,  404  n. 
Zohayr  b.  Abu  Omayya,  II,  70.  158. 
Zohayr  b.  Corad,  I,  173.  III,  336. 
Zohayr    b.  Okaysch,    ein    Tribus,    III, 

238  n. 
Zohh,  ein  Ort,  III,  314  n. 
Zohriten,  I,  142.  II,  87.  III,  ci.i  n.  116. 

167.  313  n.  404  n. 
Zohry,  II,  53.  386  n.    III,  lxiii.  i.xvii. 

Lxx.  i.xxiv  n.  xcv.  61. 
Zoniayl,  ein   Odzrite,   III,  i:l8. 
Zonuayr,   II,  121  n. 
Zora,  Fürst  von  Yazan,  III,  449.  451. 

453. 
Zorära  b.  Nabbäsch,  I,  196. 
Zorayk,  eine  Familie,  I,  435.    II,  625  n. 

111,60.  225  n. 
Zorayr,   I,  187.   II,  381. 
Zott,   II,  249  n.    III,  434  n. 
Zur,  II,  377. 
Zynä,  ein  Berg,  I,  542  n. 


Verzeichnifs  der  angeführten  und  übersetzten 
Koränstellen. 


Süra   1.     III,  xxvii. 

1—7     II,  309. 

3  I,  572. 

4  II,  205. 

5  II,   64. 

Süra  2. 

1—5     II,  287.  352. 
2     II,  300. 
,  10     II,  18. 

14  II,  144. 

15  I,  153. 

19     III,  x.xxviii. 

22     II,  453. 

26     III,  XLix. 

30     I,  109. 

32     II,  248. 

32-34     II,  249. 

34     III,   I.. 

44     I,  300.    III,  36. 

46-60     I,  474. 

50     I,  58.    II,  338. 

54—56     III,  XLIX. 

57  II,  285.   III,  xLix. 

58  I,  581.    III, 

XXXVIII. 

59  III,  35. 

60  III,  XXXVIII. 

61  I,  568. 

63     III,  XXXVIII. 
65     I,  463.     III, 

XXXVIII. 

69  III,  XXXVIII. 

73  II,  401. 

79  III,  7. 

81  II,  234. 

83  I,  160. 

90  m,  XXXVIII. 

94  ibid. 


V. 

96 

I,  581.     III, 

V. 

192     III,  239.  248. 

XXXVIII. 

V. 

194     III,  519. 

V. 

100 

II,  377.     III, 

V. 

203      III,  190. 

XXXVI.  XXXVIII.  i.m. 

V. 

204     II,  214. 

V. 

102 

II,  40.  451. 

V. 

209      III,  90. 

V. 

105 

II,  25.     III, 

V. 

211      II,  496. 

XXXVIII. 

V. 

212  —  13      III,  103. 

V. 

108 

in,  XXXVIII. 

V. 

214     II,  496. 

V. 

109 

III,  49. 

V. 

214  —  15     III,  107. 

V. 

111 

II,  232. 

V. 

216     II,  496. 

V. 

113 

II,  439.     III, 

V. 

241      III,  xL\nii. 

XXXVIII. 

V. 

246     I,  153. 

V. 

114 

III,  47. 

V. 

247     II,  72. 

V. 

118 

II,  242.     III, 

V. 

250     II,  358. 

xxxvin. 

V. 

254     II,  234.  254. 

V. 

119 

II,  85. 

V. 

257     III,  11.  35. 

V. 

119- 

-123     II,  280. 

V. 

263—75     III,  90. 

V. 

121- 

-122   III,xxxvni. 

V. 

285     III,  35. 

V. 

124 

11,  276. 

V. 

V. 

124- 
126 

-142     III,  49. 
I,  572,     II,  282. 

Süra  3     III,  xxxin. 

III,  xxxvm.  LH. 

V. 

1—22     III,  494. 

V. 

127 

II,  284. 

V. 

2     II,  338. 

V. 

129 

II,  276. 

V. 

11     III,  114. 

V. 

134 

in,  xxiii. 

V. 

22     III,  156. 

V. 

138- 

-140     III,  467. 

V. 

25     II,  309. 

V. 

141 

I,  146. 

V. 

30—51     III,  491. 

V. 

143 

III,  XXXVIII.  47. 

V. 

34     II,  251. 

V. 

145 

III,  248. 

V. 

37     I,  300. 

V. 

158 

II,  33  ff.   201. 

V. 

40     II,  506. 

V. 

172 

III,  49. 

V. 

62—77     III,  497. 

V. 

178 

III,  LH. 

V. 

57     III,  268. 

V. 

179- 

-181     III,    XXXI. 

V. 

69      II,  66. 

54. 

V. 

73     II,  260. 

V. 

180 

m,  55. 

V. 

75  —  84     III,  31. 

V. 

181 

II,  338.    III,  58. 

V. 

87—91     III,  501. 

V. 

181- 

-  183     II,  460. 

V. 

89     II,  276. 

V. 

183- 

-184   III,  xxxvm. 

V. 

89—90     II,  281. 

V. 

185 

II,  496.   III,  248. 

V. 

120—122      III,  181 

V. 

190 

III,  108. 

V. 

138     III,  32.  178. 

592 


V. 

145     III,  175. 

V. 

147     m,  175. 

V. 

155     III,  128. 

V. 

163—64      III,  188. 

V. 

168      III,  l'^l. 

V. 

183      III,  10. 

V. 

188     I,  319. 

Süra  4. 

V. 

2      I,  250. 

V. 

46     in,  XXXI. 

V. 

54     III,  43.  156. 

V. 

58      II,  217. 

V. 

63     III,  30. 

V. 

63—64      111,43. 

V. 

71      II,  135.  193. 

V. 

90     III,  26. 

V. 

97     III,  xxxn. 

V. 

100     III,  26. 

V. 

108.  111      III,  27. 

V. 

124     II,  276. 

V. 

145      I,  572. 

V. 

156     II,  457. 

V. 

161  —  162     II,  275. 

V. 

167     II,  62. 

V, 

169     II,  233. 

V. 

170     II,  506. 

Süra  5. 

V. 

5     II,  397. 

V. 

6     U,  496. 

V. 

14     III,  159. 

V. 

15     I,  66. 

V, 

37     III,  237. 

V. 

45—55     III,  39. 

V. 

65     I,  569.  II,  310 

V. 

71  —  72     III,  36. 

V. 

79     II,  196. 

V. 

85—88     II,  380. 

V. 

92     III,  xxxvii. 

V. 

92—93     I,  388. 

V. 

109     II,  234. 

V. 

116     I,  109. 

V. 

118     I,  328. 

Süra  6. 

I,  249.    III,  xxviii. 

V.  5  II,  438. 

V.  7  II,  451.  458. 

V.  8—9  II,  425. 

V.  14  I,  72. 

V.  19   II,  361. 

V.  19—21  II,  374.  426. 

V.  25  —  27   II,  392. 

V.  32—37  II,.415. 

V.  35  I,  542. 


40—43  I,  249.  50. 
42—44  II,  3Ü2. 
50  —  54  II,  315.  426. 
52  —  53  I,  392. 
56  I,  474. 

56  —  69  11,441. 

57  II,  375.  440. 
59  II,  848. 

65  —  67  II,  144.  440. 
74—90  II,  257. 
79  II,  277. 

81  II,  260. 

82  II,  378. 
84.  86  II,  282. 

87  II,  257. 

88  —  90  11,  255. 

89  I,  490.  II,  260. 
91—92  II,  294. 

92  I,  358. 

93  II,  361. 

106  —  8  II,  143. 
109  11,416. 
109  —  114  II,  421. 
112  I,  255. 

114  11,300.361.374. 

438. 

115  II,  195. 
115—122  II,  480. 

121  I,  255.  II,  480. 

122  —  127  11,320.510. 
124  11,417. 

137  I,  249.  50.  II, 

253. 
137—145  II,  476. 
139  I,  319. 
146  —  65  II,  483. 
155-  56  II,  295.364. 
156—58  II,  289. 
158  I,  474. 
162  II,  276.  278. 


1- 

2 

5- 

15 

25 

28 

32 

34 

36 

52 

57- 

69 

72 

73 

77 


Süra  7. 

4     II,  96. 

III,  I.. 

9      II,  97. 

II,  63. 

II,  454. 

I,  68. 

I,  572. 

II.  63. 
II,   126. 
II,  236. 

-77      II,  97. 
II,  260. 

I,  518. 

II,  93. 
I,  563. 


83 

83- 

84 

87 

92 

98 

103 

111 

112 

113 

121 

123 

125 

128 

130 

133 

136 

139 

140 

142 

144 

158 

160 

162 

163 

174 

175 

178 

179 

181 

186 

198 

204 

205 


I.  300. 

82     I,  494. 

I,  476. 

133      II,  99. 

II,  64. 

I,  560. 

II,  322. 
II,  445. 

II,  420. 
II,  506. 
II,  28. 
U,  108. 
I,  289. 

I,  71. 

II,  445. 
II,  322. 
II,  286. 

II,  119.  445. 

III,  xLix.  36. 
I,  489. 

I,  109. 

II,  184. 
II,  418. 

II,  257. 

III,  XLIX. 
III,  XLIX. 

-166     I,  568. 
—  186     1,  78. 

II,  510. 

II,  253. 

II,  201. 

II,  418. 

I,  577. 

204     II,  444. 

I,  319. 

II,  445. 


Süra  8 

III,  XXI.    XXXIII. 

I  III,  127. 
6—6     III,  HO. 
7     III,  115. 

9     III,  128. 

II  III,  117. 
17     III,  129. 
29     II,  339. 
30—33     II,  127. 

31  11,390.396.397. 

32  I,  534. 

42     II,  338.  III,  55. 
43—45     in,  117. 
57—62     III,  148. 
73—76     III,  26. 

Süra   9. 

1—28     III,  478. 
5     III,  423. 


593 


11      11,130. 

16     II,  358. 

26     III,  328. 

36     II,  278. 

36.  37     III,  534. 

41     III,  XXXII. 

60      III,  267.  353. 

67      III,  409. 

71      I,  473.  476.  492. 

75  III,  28. 

76  II,  135. 
85      II,  85. 
109      11,  454. 
118     I,  572. 
123     IIT,  xxxii. 

Süra   10. 
11,  445.    III,  xxvii. 

3     11,  236. 
7     I,  358. 
13     I,  250. 
16     I,  358. 
21.  22     11,  322. 
33     II,  438. 
38     II,  286. 
46     I,  572. 
47—57     II,  434. 
50     II,  572. 
55      I,  559. 
69      II,  260. 
73     I.  72. 
76—92      II,  106. 
79     II,  105. 
84.  90     I,  71. 
94     II,  361. 
94—109     II,  312. 
105     n,  277. 

Suva   11. 
,  127.    III,  XXIII.  xxvn. 

,   1—4     II,  433. 

,   9     IT,  236. 

,    11      I,  542.   II,  311. 

.    12—14     II,  325. 

.   20     I,  471.     II,    310. 

367.  375, 
.   26     II,  510. 
,   29—32     11,  316. 
.   30     I,  474.    II,  375. 
.   31      I,  332. 
.   37     I,  284. 
.   38—41     n,  312. 
.  4-2     II,  189. 
.   42—50     II,  330 
.  43      II,  205. 
.   51      II,  332. 
.   66      II,  375. 


V.  70  I,  564. 

V.  72-84     I,  502. 

V.  73  I,  496. 

V.  74  II,  282. 

V.  84  I,  493. 

V.  85  I,  476. 

V.  90  II,  375. 

V.  97  I,  564. 

V.  99  II,  235.  260. 

V.  112     I,  58.  II,  295. 

Süra   12. 
II,  211.  in,  XXIII.  xxxvii. 

V.   1—4     II,  350. 

V.  2     II,  363. 

V.  6     n,  282, 

V.   19     III,  141. 

V.   -20     III,  135. 

V.   37.  38     II,  276. 

V.   40     II,  260.  278. 

V.   46     II,  196. 

V.    66     II,  503. 

V.   82     II,  195. 

V.    100     III,  XXX vin. 

V.    101      II,  235. 

V.   102     I,  371.  II,  135. 

V.   103-111      II,  350. 

V.   104     II,  299. 

V.   106     I,  252. 

V.   107     I,  578.   II,  503. 

V.    108     I,  109. 

V.    111      II,  310. 

Süra  13     III,  XXI. 

V.  1      II,  429. 

V.  26.27     I,  471.   11,231. 

V.  27  —  30     II,  420. 

V.  29      n,  207. 

V.  30     I,  542.  546. 

III,  XLIV- 

31—34     II,  502. 
36—39     I,  547. 
36—40     II,  371. 
37     U,  260. 
38.  39     II,  288.  464. 
40  —  42      II,  437. 
42.  43     II,  373. 
,  43     II,  363. 

Süra   14 
II,  283.     III,  XXI. 

1_20     II,  261. 
,   9     I,  64. 
.   38—42     II.  280. 
,   40     I,  314. 
,   47     I,  546. 


I         Süra  15     III,  xxr. 


1— 

15  11,  437. 

19 

II,  429. 

26- 

-31  II,  243. 

29 

II,  231. 

35 

I,  571. 

49- 

-99  I,  497. 

51 

I,  495. 

60 

I,  493. 

62 

I,  496. 

74 

I,  493. 

78 

I,  476. 

83 

I,  564. 

85 

I,  573. 

87 

T,  463.  II,  4 

88 

II.  6. 

94 

I,  528. 

95 

II,  80. 

I    V. 


Sura   16     II,  230. 

1—29      II,  426. 

1     I,  533.558.  11,233. 

4     II,  117. 

12.  13     II,  252. 

15      1,546. 

20—27      II,  388. 

26.  27     II,  393. 

42  n, 117. 

43  II,  120.  130. 

45      I,  546.     II,  298. 
446. 

54  I,  564. 

55  T,  250. 
58     I,  251. 
63     I,  572. 
79      II,  497. 
82.  83     II,  519. 
92     I,  273. 

103  II,  229. 

104  1,297.  II,  229  ff. 

105  I,  470.     II,  364. 

388.  411. 
108—109  II,  130. 
111   II,  120.  130. 
115  —  128  11,485. 
121  I,  72. 
121  —  124  11,277. 

123  II,  135. 

124  I,  72.  II,  276. 
126—128  II,  145. 


Süra  17     III,  XXVIII. 

V.   1     II,  527. 
V.  2     I,  58. 
V.   13     II,  286. 


594 


V.  19     II,  496. 

V.  34     II,  66. 

V.  41     II,  445. 

V.  42     II,  240. 

V.  44     II,  236. 

V.  48     II,  393. 

V.  58     II,  497. 

V.  57     II,  255.  286. 

V.  60     II,  395. 

V.  61     I,  274. 

V.  62     II,  423.  530. 

V.  66     II,  243. 

V.  73     II,  95. 

V.  75-77     n,  15. 

V.  75-79     II,  125. 

V.  78.  79      I,  532. 

V.  82     II,  195. 

V.  87     II,  230.  232.  235. 

V.  89     II,  232. 

V.  92—94     I,  544. 
II,  417. 

V,  92—98     n,  425. 

V.  95.  96      II,  372. 

V.  99     II,  217. 

V.  106—111     II,  372. 

V.  107     I,  453. 

V.  108     II,  299. 

V.  HO     1,   79.     IT,   201. 
207. 

Süra  18 
II,  232.    III,  XXVIII. 

V.  23     III,  LH. 

V.  32.  36     III,  XXVI. 

V.  48     II,  243. 

V.  55     II,  393. 

V.  59—81     II,  464. 

V.  82—97     II,  473. 

V.  95     II,  297. 

Süra  19 
I,  24.  II,  251.    III,  XXI. 

V.   1—96     II,  182. 

V.   11     II,  419. 

V.   13     I,    24.       II,  255. 

260.  290. 
V.  14   I,  581. 
V.  18.  27  II,  198. 
V.  28  II,  290. 
V.  30.  31  I,  24.  II,  254. 
V.  31  II,  290.  III,  493. 
V.  38  I,  471. 
V.  42  II,  196. 
V.  45.  46  II,  198. 
V.  50  II,  282. 
V.  55.  56  II,  195.  283. 
V.  57  II,  196. 


V.  59     II,  252.  254.  257. 

310. 

V,  60.  61     II,  256.  310. 

V.  62     I,  559.  II,  309. 

V.  65     II,  190.  473. 

V.  74—79     II,  321. 

V.  76.  77     I,  574. 


V.   77 


78 


V.   91- 


I,  532.     II,  233. 
359. 

II,  309. 
II,  204. 

-92      I,  546. 


Süra  20     II,  32. 

V.  1  —  7     II,  207. 

V.  8     III,  XXI. 

V.  15     I,  576.  II,  497. 

V.  17     II,  231. 

V.  22      II,  356. 

V.  23—24     I,  489. 

V.  60     II,  28. 

V.  79     II,  62, 

V.  81      II,  358. 

V.  92      II,  202. 

V.  97     I,  547. 

V.  105  —  127     I,  546  f. 

V.  107—108      II,  204. 

V.  108      II,  451. 

V.  109  —  112     II,  204. 

V.  113.  114     I,  547. 

V.  114—127     II,  243. 

V.  121     II,  27. 

V.  128  ff.     I,  562. 

V.  129     II,  456. 

V.  131  —  137     II,  5. 

V.  133      I,  60.  474. 

Süra  21. 

V.  1      I,  534. 

V.  1—15     I,  563. 

V.  1—46     I,  573. 

V.  7     II,  445. 

V.  16—48     II,  226. 

V.  22      II,  236. 

V.  25      I,  490. 

V.  26  -30     II,  450. 

V.  29.  30     II,  204.  .S38. 

V.  32     I,  546.  II,  66. 

V.  34      I,  107. 

V.  38     II,  205. 

V.  49     I,  58. 

V.  49  —  94      II,  271. 

V,  50     I,  572. 

V.  51      II,  299. 

V.  51  —  56     II,  480. 

V.  72     II,  282. 

V.  76     II,  261. 


V.  77     II,  276. 

V,  85     II,  282. 

V.  87     I,  109. 

V.  91      II,  233. 

V.  98  —  103      II,  447  f. 

V.  104—112     II,  445. 

V.  105     II,  286. 

v.«112     II,  205. 

Süra  22     III,  xxi. 

V.   1     I,  576. 

V.  4     II,  530. 

V.  5     I,  302.    II,  530. 

V.  8—13     ibid. 

V.   17      I,  248. 

V.  20     II,  530. 

V.   21      I,  293. 

V.  25     II,  530. 

V.   27  —  32     II,  278. 

V.  31     I,  309.     II,  377. 

530. 
V.  32     I,  68.  II,  276. 
V.  40—41     m,  100. 
V.  42—48     II,  24. 
V.   43     I,  473.  476. 
V.  46     I,  551. 
V.   51  —  55     n,  25. 
V.   52     II,  423. 
V.   54     I,  573. 
V.   66     II,  530. 


Süra  23. 


V.  12- 
V.  24. 
V.  24- 
V.  32- 
V.  34- 
V.  38 
V.  43 
V.  47 
V.  51 
V.  51- 
V.  55 
V.  74 
V.  76 
V.  82- 
V.  83 
V.  86- 
V.  95- 
V,  101 
V.  117 


-16 

25 
-27 
-47 
-38 


II,  408. 
II,  97.  410. 
II,  412. 
II,  405. 
I,  629. 
II.  236. 

I,  564. 

II,  260. 
II,  295. 

-56  II,  481. 

I,  471.  II,  297. 

II,  410. 
II,  64. 

-85  II,  388. 
II,  123.  397. 
-91  I,  250. 
-100  II,  26. 
—  103  II,  491. 
II,  236.  438. 


Süra  24  III,  xxi. 

V.  2  I,  664. 

V.  11—21   III,  66  f. 

V.  14  I,  562. 


595 


V.  24.  25     I,  567. 
V.  32     II,  135. 

Süra  25 

V.  1     II,  338. 

V.  5—6     II,  377. 

V.  8-12      II,  423. 

V.  18—21      II,  245. 

V.  19     I,  109. 

V.  23     II,  425. 

V.  24     I,  496. 

V.  24  —  33     II,  214. 

V.  28     II,  203. 

V.  29  —  33     II,  80. 

V.  32—42     II,  452. 

V.  35     II,  405. 

V.  37     I,  58.    II,  291. 

V.  40     I,  473. 

V.  43—60     II,  429. 

V.  50     III,  L. 

V.  55     II,  220.  468. 

V.  60     II,  205.  236.  363. 

V.  61      II,  199. 

V.  6-2—68     II,  210. 

V.  64     II;  202. 

V.  72—76     II,  211. 

V.  77     I,  559.  562. 

Süra   26 
1,300.  11,366.  III,xxnn. 

V.  9—68     I,  485. 

V.   14     n,  419. 

V.  20     II,  260. 

V.  41     II,  506. 

V.  59     II,  445. 

V.   82      I,  571. 

V.  83     II,  135. 

V.   95     II,  241  f.  358. 

V.    105  —  220      I,  476. 

V.   111-113     II,  315. 

V.  117  ff.     I,  559. 

V.   128     II,  418. 

V.   137     n,  396. 

V.   160  ff.     I.  494. 

V.   165     I,  300. 

V.   176     I,  476. 

V.  187—189     I,  542. 

V.   193     I,  229.  231.297. 

V.  196     I,  60. 

V.   197     II,  362. 

V.  214     I,  314.  525. 

V.  221     n,  411. 

V.  221—226      II,  412. 

V.  222     II,  36  f. 

Süra  27 
I,  300.     III,  XXI. 
V.   12     II,  356. 

III. 


V.  17.  18      II,  358. 

V.  23.  26      III,  236. 

V.  29      II,  72. 

V.  30     II,  205. 

V.  31     I,  71. 

V.  37     II,  358. 

V.  38     I,  71.   II,  236. 

V.  41.  42.45.      ibid. 

V.  49      I,  521. 

V.  55  ff.     I,  494. 

V.  58     I,  493. 

V.  60—77     II,  390.  39:). 

V.  70      II,  397. 

V.  73      I,  72.  332. 

V.  78     II,  404. 

V.  93      I,  72.   II,  404. 

Süra  28 

V.   1  —  29      I,  491. 

V.    1—52     II,  352. 

V.  4.  5.  7     II,  358  (445). 

V.   13.  14     II,  260. 

V.  27     III,  536. 

V.   35.  36.     II,  260.  419. 

V.   39.  40     II,  358. 

V.  43     I,  58.  II,  295. 

V.   44—53     II,  379. 

V.  48     II,  362. 

V.  48—59     II,  455. 

V.   52—56     II,  370. 

V.  53     I,  71. 

V.   57     I,  314.    II,  16. 

V.   57—61      II,  39. 

V.   68     I,  109. 

V.  85—88     II,  20. 

Süra  29     III,  xxi. 

V.  1     I,  450. 

V.  1  —  12     II,  130. 

V.  7     II,  134.  327. 

V.  13—26     II,  136. 

V.  26     n,  135.  254. 

V.  27     III,  XX. 

V.  27—34     I,   501,     II, 

124. 

V.  28     n,  63. 

V.  32     I,  496. 

V.  35      I,  476. 

V.  39     I,  564. 

V.  44     I,  320.  326. 

V.  44—69     II,  139. 

V.  45.  46     I,  70.  11,289. 

378. 

V.  47     II,  369.  398. 

V.  60     II,  3. 


V.  63     I,  2  50. 

V.  65     II,  190. 

Süra   30 
I,  561.     III,  XXI. 

V.  1     I,  599. 

V.  1—4     II,  154. 

V.  11     I,  577. 

V.  16.  17     I,  109. 

V.  17  ff.     II,  429. 

V.  20     II,  309. 

V.  27      II,  286. 

V.  29      II,  277. 

V.  31      I,  471. 

V.  40      II,  278. 

V.  47     I,  544. 

V.  55     I,  572. 


Süra  31     III,  XXI 

18     II,  326. 
II,  394. 
II,  393. 

I,  350. 

II,  328. 
II,  37. 

I,  250. 

II,  438. 
I,  250. 


V.  1  — 

V.  5 

V.  6 

V.  13 

V.  14 

V.  17 

V.  24 

V.  29 

V:  31 


Süra  32 

V.  3     II,  236. 

V.  8     II,  233. 

V.  19      I,  306.   II,  507. 

V.  21.  22     I,  560. 

V.  22—25     n,  290. 

V.  23     I,  58. 

V.  23—25     II,  457. 

V.  26     I,  560. 

V.  30     ibid. 

Süra   33 

III,    XXI.    XXXII. 

V.  1—5      I,  403. 

V.  9     II,  358. 

V.  15      I,  306. 

V.  26     III,  214. 

V.  27     II,  445. 

V.  35—41     I,  505. 

V.  28—29     III,  81. 

V.  41     I,  319. 

V.  49     III,  84. 

V.  51     III,  85. 

V.  53     II,  85. 

Süra  34     III,  xxi. 
V.  6     II,  373. 
V.  8     n,  410. 

38» 


596 


V.   9     I,  543. 

V.   13     I,  255. 

V.   19     II,  242. 

V.  39,  40     I,  109.  244. 

V.  43     II,  297. 

Süra  35     III,  xxi. 

V.  21     II,  414. 
V.  22  —  24     II,  298. 
V.   28.  29     II,  290. 
V.  35     II,  290. 
V.  38     II,  375. 
V.  40     I,  250. 

Süra  36     III,  xxi. 

V.   12     I,  567. 
V.  29     I,  25. 
V.  36—61     I,  60. 
V.  40     I,  107. 
V  .48—50     I,  564. 
.  51.  52     I,  559. 
V.  51—53     II,  203. 
V.   66     II,  63. 
V.  69     II,  299. 
V.   77—83      II,  116. 


Süra  37     III,  29. 


V.  1- 

V.  1- 

V.  8 

V.  17 

V.  20 

V.  23 

V.  29 

V.  35 

V.  61- 

V.  67- 

V.  73. 

V.  103 

V.  112 

V.  117 

V.  118 

V.  137 

V.  139 

V.  143 

V.  149 

V.  150 

V.  157 

V.  167 

V.  174 


3  I,  31. 
11  11,  245. 
II,  73. 
II,  122. 

I,  571. 

II,  63. 

II,  196.  260. 
II,  411. 

-66  II,  614. 
-138  II,  261. 
81   II,  276. 

I,  70  f. 

II,  282. 
II,  296. 
II,  64. 

38  I,  492. 
-166  II,  30. 

I,  43.  II,  30. 
60   II,  240. 

—  166  II,  18. 

II,  260. 

—  182   II,  122. 
I,  532. 


V.  8 

V.  11 

V.  12 

V.  14 

V.  15 

V.  16 

V.  21 

V.  48 

V.  49 

V.  62 

V.  65 

V.  67 

V.  69 

V.  71 

V.  72 

V.  86 

V.  87 


II,  77. 

-13     I,  471. 
I,  476. 

I,  564. 

II,  98.  433. 
—48      II,  266. 

II,  66.  438. 

II,  282. 

II,  299. 
-64     I,  392. 
-67     II,  240. 
-70     II,  850. 

II,  73. 
-85     II,  240. 

II,  233. 

I,  540. 

II,  299. 


Süra  39     III,  xxi. 

V.  4  I,  253. 

V.  7  II,  429. 

V.  11      I,  250.  II,  145. 

V.  24     I,  463.  503. 

V.  39     I,  250. 

V.  44.  45      I,  254. 

V.  74     II,  445. 

V.  75      II,  236. 

Süra  40      II,  89.  127. 


V. 

5 

I,  471.  II,  139. 

V. 

7.  S 

I,  254.  II,  236 

V. 

16 

II,  233  ff. 

V. 

16 

II,  309. 

V. 

18 

II,  18. 

V. 

24 

II,  260. 

V. 

31 

I,  471. 

V. 

37 

II,  260. 

V. 

56 

II,  296. 

V. 

77 

II,  28. 

V. 

77- 

-85  II,  436. 

V. 

79 

II,  476. 

V. 

83 

II,  404. 

Süra  38     III,  xxi. 

V.  1  ft-.  II,  9'). 
V.  4.  7  II,  97. 
V.   5     II,  101. 


Süra  41. 

V.  1—3      II,  8. 

V.  1  —  11      11,  223. 

V.  1-37     II,  6. 

V.  8—11      II,  225. 

V.  10—11      II,  226. 

V.  12  —  18     I,  537. 

V.  13      II,  6. 

V.  16     I,  563. 

V.  18—24     II,  224. 

V.  30     II,  328. 

V.  33—36     II,  443. 

V.  40  —  45      II,  450. 


V.  44     II,  286.  365.  387. 
V.  45     I,  68.    II,  295. 

III,  XXXII. 

V.  47     I,  576. 

V.  49—54     II,  324. 

Süra  42. 

V.  6     II,  311. 

V.  9     II,  33. 

V.  11      II,  276. 

V.  13     n,  467. 

V.  16     I,  575. 

V.  19     II,  321. 

V.  26.  27     II,  322. 

V.  39.  40     II,  66. 

V.  47     II,  322. 

V.  50—52     II,  233. 

V.  52     II,  234. 

Süra  43. 


V. 

1- 

-2  II,  288. 

V. 

1— 

-12  II,  365. 

V. 

1- 

-30  II,  215. 

V. 

8 

I,  250. 

V. 

12 

I,  109. 

V. 

16 

II,  204. 

V. 

18. 

19  II,  240. 

V. 

30 

I,  141. 

V. 

30- 

-56  II,  317. 

V. 

31 

II,  96. 

V. 

35 

II,  224. 

V. 

40 

II,  28. 

V. 

44 

II,  254. 

V. 

57- 

-65  II,  448. 

V. 

59 

III,  493. 

V. 

61 

I,  575. 

V. 

65 

I,  471. 

V. 

66 

I,  575. 

V. 

77 

II,  309, 

V. 

79- 

-87  II,  460. 

V. 

82 

II,  236. 

V. 

88. 

89  II,  122.  204 

Süra  44      III,  xxv. 
V.    1-5      II,  458. 
V.  6—32     I,  538. 
V.  9     I,    545.   559. 
31.  320. 
V.   12     I,  559. 
V.    13     II,  364.  411. 
V.   15     T,  559. 
V.    18      II,  260. 
V.   23     IT,  358. 
V.   27     II,  445. 
V.   33      I,  529. 
V.   36.  37      I,  474. 
V.   36—46      II,  512. 


III, 


597 


Süra  45     II,  287. 

V.  1  —  14     I,  431. 

V.  14—20     II,  295. 

V.  15     II,  254.  60. 

V.  16     II,  333. 

V.  18     II,  291. 

V.  26     I,  576. 

V.  31      I,  574. 

Süra  46. 

V.  9—11     11,  363. 

V.  10     II,  397. 

V.  11     I,  58.    II,  310. 

V.   12—16     II,  329. 

V.   13     II,  195. 

V.  14     I,  178.  349. 

V.   16     II,  394. 

V.   17     II,  69. 

V.  20—27     I,  502. 

V.  28—31     II,  249. 

V.  29     n,  63.  64. 

V.  35     I,  572. 

Süra  47     HI,  xxi. 

V.  11     I,  536. 

V.   15     II,  376. 

V.   20     I,  575.  II,  497. 

Süra  48. 

V.  1  —  28     III,  254. 
V.  4.  7     n,  359. 
V.  24     in,  245. 
V.  26     II,  455. 
V.   28.  29     I,  159. 

Süra  49. 

V.  4     III,  366. 
V.    14     in,  398. 

Süra  50. 

V.  1     n,  564. 

V.  1  —  11     II,  431. 

V.  1—28     II,  38. 

V.   11—13     I,  473. 

V.  13     I,  476. 

V.   14—17     II,  431. 

V.  15     I,  254.    III,  X. 

V.  18     I,  558. 

V.   38—45     I,  564. 

Süra  51     III,  X.XV. 

V.   1     I,  559. 
V.  1—6     I,  568. 


V.  12  I,  571. 

V.  24—37     I,  495. 

V.  27  11,  506. 

V.  36  I,  71. 

V.  38  II,  260. 

V.  39  1,  470. 

V.  40  I,  543.    II,  358. 

Süra  52     III,  xxv. 

V.   1  —  13     I,  542  f. 
V.  29     I,  261.  357. 

II,  411. 
V.  38  II,  260. 
V,  44—49     I,  543  ff. 

Süra  53 
I,  60.     III,  XXV. 

V.   1—5     II,  17. 

V.   1—12     I,  306. 

V.  5     I,  297.     II,  231. 

V.   18     I,  489. 

V.  18—22     11,  17. 

V.  21—32     II,  28. 

V.  23     II,  260. 

V.  28     II,  240. 

V.  34—38     II,  20. 

V.   37.  38     I,  60. 

V.  37—55     I,  61. 

V.   46—58     I,  302. 

V.  50     I,  559. 

V.  54     I,  492. 

V.  56—62     II,  17. 

Süra  54 
I,  503.     ni,  -xxv. 

V.   1     I,  533. 

II,  113.  296. 
V.  1—53     I,  554. 
V.   15     I,  472.  561. 
V.  24     II,  217. 
V.  31     I,  563. 
V.  36     I,  561. 
V.  46     I,  577. 
V.  48     II,  113. 
V.  54.  55     I,  558. 

Süra  55     III,  xxv. 
V.   1—78     II,  219. 

Süra  56     III,  xxv. 

V.  1_73     II,  505. 

v.  5     I,  546. 

V.  13     II,  180. 

V.  17     II,  506. 

V.  88     II,  180. 


V.  56     I,  571. 
V.   64     II,  253. 

Süra  57. 

v.  4     II,  236. 
V.   6     II,  220. 
v.   16.  18     II,  195. 
v.   17     I,  31. 

Süra  58. 

v.  2     II,  377. 

v.  9     III,  27. 

V.  10     II,  454. 

v.  13.  15     III,  28. 

v.  22      II,  234. 

Süra  59. 

V.  1      III,  160. 

V.  6  —  8      III,  163. 

V.  7      III,  224. 

V.  9     II,  357. 

V.  22—24     II,  201. 

Süra  60. 

V.   1     II,  66. 
V.   3     I,  569. 

Süra  61. 
V.  4     III,  124. 
V.   6     I,  158. 

Süra  63. 

V.   1—7     m,  193. 
V.  4     I,  563. 

Süra  65     II,  66. 

Süra  66. 

V.  1.  2     III,  86. 

V.  5     II,  85. 

V.  10     I,  493. 

V.  12     n,  233. 

Süra  67. 

V.  1—30     n,  217. 

V.  3     II,  205.  225. 

V.  16—18     II,  217. 

V.  28     II,  126. 

Süra  68     III,  xxv. 

V.  1—6     I,  308. 

V.  7  —  16     II,  36. 

V.  17—33     II,  321. 

V.  35     I,  69.  n,  268. 


598 


Sura  69 
II,  89.     III,  XXV. 

V.  1  — 12     I,  472. 

V.  13—17     II,  505. 

V.  14     I,  546. 

V.  17     II,  236. 

V.  19     II,  95. 

V.  38—52     II,  411. 

V.  40—43     I,  261. 

V.  42     I,  357. 

V.  43      I,  300. 

Süra  70     III,  xxv. 

V.  1  —  18     I,  545. 

V.  4     II,  229. 

V.  9     I,  546. 

V.  19     II,  66. 

V.  26     I,  571. 

V.  40-44     I,  550. 

Süra  71. 

V.   1—29     I,  491. 
V.  5  ff.     I,  361. 

Süra  72. 

V.   1  —  15     II,  246. 
V.  8     I,  255. 
V.   11     II,  63. 
V.  26.  27     I,  576. 

Süra   73      III,  xxv. 

V.  1—9     I,  317. 

V.  3.  4     I,  321. 

V.  5     I,  270. 

V.  10-13     I,  551. 

V.  14     I,  546. 

V.  14  —  19     I,  551. 

V.  20     I,  323. 

Süra  74 
II,  113.     III,  XXV. 

V.  1  —  7     I,  309. 

V.  4     I,  37. 

V.  5     I,  293. 

V.  11—30     II,  112. 

V.  18—20     I,  493. 

V.  31.  32     II,  113. 

V.  32     II,  374. 

V.  33     II,  114. 

V.  34     II,  359. 

V.  41—49     II,  113. 

V.  47     I,  571. 

V.  60—55     II,  463. 

V.  62     I,  58. 


Süra  75     III,  xxv. 

V.  1—6     n,  495. 

V.  7     III,  XXXVII. 

V.  7—25      II,  498. 

V.  16  ff.     I,  272.   11,495. 

V.  17     III,  XXX. 

V.  20.  21      II,  496. 

V.  31  —  40      II,  116. 

Süra  76     III,  xxv. 

V.  4     11,  217. 

V.   23  —  31     II,  35. 

V.   30.  31.     II,  315. 

Süra  77. 

V.  1—3     I,  31. 

V.  1—7     I,  549. 

V.  8—19     II,  501. 

V.  10     I,  546. 

Süra   78 
U,  204.    III,  XXV. 

V.  6—16     II,  430. 

V.  20     I,  546. 

V.  26     I,  358. 

V.  37—41     II,  213. 

V.  38     II,  208.  229  f. 

Süra   79      III,  xxv. 

V.  1  —  14     II,  513. 

v.  15—26     I,  488. 

V.  15     ni,  XXI. 

V.  32     I,  546. 

V.  42     I,  577. 

V.  42—46     II,  498. 

Süiö,  80 
II,  113.     III,  XXV.  398. 

V.  1  —  10  II,  317. 

V  11  —  15     II,  453  ff. 

V.  13.  14  I,  58. 

V.  16—23     I,  301. 

Süra  81 
I,  43.    II,  6G.    III,  25. 

V.  1  —  14     II,  499. 

V.  3      I,  546. 

V.  10      II,  297. 

V,  11     I,  58. 

V.  12—13     II,  217. 

V.  15—29     I,  311. 

V.  20     II,  236. 

V.  21      I,  297.   II,  231. 

V.  27      II,  299. 


Süra  81. 
V.   29      I,  300. 

Süra  82. 

V.   1—5     II,  499. 
V.  6—19     I,  570. 

Süra  83     III,  xxv. 

V.   11     I,  571. 

v.   12.  13     II,  392. 

V.  28     II,  506. 

Süra  84. 

V.   1—5     II,  499. 
V.   7     II,  95. 

Süra  85. 

V.    1  —  9     I,  31.  464. 
V.    12—16     I,  561. 
V.   16     II,  236. 
V.   17     II,  358.  III,  XXI. 
V.    17—20     1,471. 
V.  21—22     II,  455. 
V.  22     II,  296. 

Süra   86. 
V.   11—17     II,  433. 

Süra  87. 

V.  1  —  5     I,  60. 

V.  1—8     III,  XXII. 

V.  6     III,  Liir. 

V.  14  —  19      I,  60. 

V.  15     I,  319. 

Süra  88. 

V.     1        III,  XXI. 

V.   1  —  16     II,  504. 
V.    17—26     II,  429. 

Süra  89. 

V.   5.  6     I,  505. 
V.  5—12     I,  470. 

Süra  90. 
V.   1—20     II,  114. 

Süra  91. 
V.  8     II,  454. 

Süra  92. 
V.    1  —  21      I,  373. 


I 


599 


s 

üra 

93 

I, 

293. 

", 

5 

V. 

1- 

-11 

I, 

310. 

V. 

6 

I, 

152. 

V. 

7 

I, 

148. 

168. 

Süra  94. 

V.  1     I,  168. 

V.   1-  8     I,  310. 

V.  4     I,  357.    III,  XIX. 

Süra  95. 

V.   1     I,  34. 

V.   1—7     I,  568. 

Süra  96. 

V.   1  —  5     I,  298. 

III,  xxn. 
V,  6—8     II,  117. 
V.  9  —  19     II,  115. 

Süra  97. 

V.   1—5     n,  459. 
V.  4     II,  229. 


Süra   98. 
I,  58.     ni,  269. 

V.  1—4     II,  457. 

V.  4     I,  572.    II,  278. 

V.  7.  8     II,  507. 

Süra  101. 

V.   1—8     II,  503. 
V.   4     I,  546. 

Süra  102     III,  xxvi. 

Süra  104. 
V.   1—9     II,  HO. 

Süra  105     III,  xxvu. 
V.   1—5     I,  461.  III,  92. 

Süra   106     III,  xxvn. 

V.     1        III,   XLIV. 

V.   1—4     III,  92. 
Süra  107     III,  xxvu. 


Süra   108      II,  118. 

V.   1     I,  152. 
V.   1—3     II,  3. 


I  Süra  109. 

'  V.  1     II,  6. 

I  V.  1  —  6     II,  35. 

i  V.  4     I,  332. 


Süra  HO. 
V.   1—3     I,  560. 

Süra   111. 
V.   1  —  5     I,  484. 

Süra  112. 
V.   1  —  4     n,  33. 

Süra  113     III,  XXVI. 

Süra   114     III,  XXVI. 


Gedruckt  bei  A.W.  Schade  in  Berlin,  Stallschreiberstrarse  47. 


In  der  Nicolarschen  Verlagsbuchhandlung   in   Berlin   sind 
folgende  Werke  erschienen: 

Aeschyli  Persae  cum  scholiis  Mediceis.  In  usiim  praelectiouum  curavit 
A.  Meineke.  h  Thlr. 

Aristophanis  Pax  ed.  Julius  Richter.  2  Thlr. 

Bopp,  F.,  Vocalisraus,  oder  sprachver^leichende  Kritiken  über  .1.  Grimm's 
deutsche  Grammatik  und  Graff's  althochdeutschen  Sprachschatz,  mit  Be- 
gründung einer  neuen  Theorie  des  Ablauts.  1.'   Thlr. 

Eusebii  Painphyli  Episcopi  Caesariensis  Ouomasticon  urbium  et  locorum 
sacrac  scripturae.  Graece  cum  latina  Hieronymi  interpretatione  edid. 
F.  Larsow  et  G.  Parthey.     Accedit  tabula  geographica.  3  Thlr. 

Forchhamntcr,  F.  W,,  Halkyonia.  Wanderungen  an  den  Ufern  des  halkyo- 
nischen  Meeres.     Mit  Holzschnitten  und  Inschriften-Tafeln.    "         12  Sgr. 

HelJenika,  Griechenland  im  Neuen    das  Alte.     Ister  Band.     Mit 

1  Kupfertafel  und  1  Karte  von  Bootien.  2  Thlr. 

die  Athener  und  Sokrates;  die  Gesetzlichen  und  der  Revolutionär. 

I  Thlr. 

Franz,  J.,   Elementa  Epigraphices   graecae    (mit    vielen   Holzschnitten  und 

Kupfertafeln).  3  Thlr. 

Fünf  Inschriften  und  fünf  Städte  in  Kleinasien.  Eine  Abhand- 
lung topographischen  Inhalts.  Nebst  1  Karte  von  Phrygien  und  1  Ent- 
würfe nach  Ptolemäos,  gez.  von  H.  Kiepert.  -7  Thlr. 

Gosche,  R.,   De   Ariana   linguae    gentisque   Arraenicae   indole   Prolegomena. 

I  Thlr. 

(iraö",  E.  G.,  alt -hochdeutscher  Sprachschatz  oder  Wörterbuch  der  althoch- 
deutschen Sprache.  Mit  vollständigem  Index  von  H.  F.  Mafsmann. 
7  Bände.  18  Thlr. 

Guhl,  E.,  Ephesiaca.     Accedunt  tabulae  tres.  1]  Thlr. 

Handschriften -Verzeichnisse,  die,  der  Königlichen  Bibliothek  zu  Berlin. 
Herausgegeben  von  dem  Königl.  Ober-Bibliothekar  Geh.  Regieruugs-Rath 
Dr.  Pertz. 

Ister  Band: 
Verzeichnifs   der   Sanskrit -Handschriften   vom   Prof.  Dr.  Weber.     Mit  6 
Schrifttafelu  in  Bunt-  und  Tondruck.  12  Thlr. 

Hieroclis  Synecdemus  et  Notitiae  graecae  episcopatuum.  Accedunt  Nili 
Doxapatrii  notitia  patriarchatuum  et  Locorum  nomina  immutata.  Ex  re- 
cognitione  G.  Parthey.  3  Thlr. 

Hermetis  Trismegisti  Poemander.  Ad  fidem  codicum  manuscriptorum  re- 
cognovit  G.  Parthey.  '   Thlr. 

Homeri  Ilias  et  Odyssea  ex  recognitione  Imm.  Bekkeri.     2  Voll.      1|  Thlr. 
(Jeder  Band  ä  |  Thlr.) 

Janiblichi  de  mysteriis  über.  Ad  fidem  codicum  manuscriptorum  recogno- 
vit  G._ Parthey.  3  Thlr. 

Jtinerariani  Antouini  Augusti  et  Hierosolymitanum  ex  libris  manuscriptis 
ediderunt  G.  Parthey  et  M.  Pinder.    Accedunt  duae  Tabulae.     5  Thlr. 

Klenze,  C.  Ä.  C,  philologische  Abhandlungen,  herausgegeben  von  K.  Lach- 
mann.  I5  Thlr. 

Kramer,  G.,  über  Styl  und  Herkunft  der  bemalten  griechischen  Tongefäfse. 
Eine  kunstgeschichtliche  Abhandlung.  1  Thlr. 

Lepsius,  R.,  Denkmäler  aus  Aegypten  und  Aethiopien  nach  den  Zeichnungen 
der  von  dem  Könige  von  Preufsen  Friedrich  Wilhelm  IV.  nach  diesen  Län- 
dern gesendeten  und  in  den  Jahren  1842 — 1845  ausgeführten  wissenschaft- 
lichen Expedition,  auf  Befehl  Sr.  Majestät  herausgegeben  und  erläutert. 
90  Lieferungen  ä  10  lithogr.  Tafeln  in  Bunt-  und  Tondruck  Royal-Fol. 
ä  Lieferung  7y  Thlr. 


Lepsias,  R.,  die  Chronologie  der  Aegypter.  Einleitung  und  erster 
Theil.     Kritik  der  Quellen.  9j  Thlr. 

das  Todtenbuch  der  Aegypter,  nach  dem  hieroglyphi- 
schen Papyrus  in  Turin,  mit  einem  Vorworte  zum  ersten  Male  heraus- 
gegeben 10  Thlr. 
Inscriptiones  Umbricae  et  Oscae  quotquot  adhuc  repertae 


sunt  omnes.     Ad  ectypa  monumentorum  a  se  confecta  edidit.     Mit  einem 
Atlas  von  32  lithographirten  Tafeln.  10  Thlr. 

Auswahl  der  wichtigsten  Urkunden  des  Aegyp tischen 


Altert  hu  ms,    theils  zum  ersten  Male,   theils   nach  den  Denkmälern  be- 
richtigt herausgegeben  und  erläutert.  8  Thlr. 
Paläographie  als  Mittel  für  die  Sprachforschung.    Zunächst  am 


Sanskrit  nachgewiesen.     2te  Auflage.  5   Thlr. 

Meineke,  A.,  Vindiciarum  Strabonianarum  Über,  1^   Thlr. 

Miliin,  A.  L..  mythologische  Gallerie.  Eine  Sammlung  von  mehr  als  750 
antiken  Denkmälern,  Statuen,  geschnittenen  Steinen,  Münzen  und  Gemäl- 
den. 3.  Auflage  (Herausgeg.  von  G.  Parthey).  2  Bände  (Band  I  den 
Text,  Band  II  die  Kupfertafeln  enthaltend).  8  Thlr. 

Partliey,  G.,  das  Alexandrinische  Museum.  Eine  von  der  Königl.  Akademie 
der  Wissenschaften  zu  Berlin  gekrönte  Preisschrift.  Mit  1  Plan  von 
Alexandrien.  1{   Thr. 

de   Philis  Insula    ejusque    monumentis    commentatio.     Accedunt 

duae  Tabulae     (fol.  maj.)  1  Thlr. 

Vocabularium   coptico-latinum   et  latino-copticum  e  Peyroni   et 

Tattami  lexicis  concinuavit.  Accedunt  elenchus  episcopatuum  Aegypti,  in- 
dex Aegypti  geograph.  coptico-latinus,  index  Aegypti  geograph.  latiao- 
copticus,  vocabula  Aegyptia  a  scriptoribus  graecis  explicata,  vocabula  Ae- 
gyptia  a  scriptoribus  latina  explicata.  6  Thlr. 

Siciliae  antiquae   Tabula  emeudata.     (Die   dazu   gehörige  Karte 


ist  in  kl.  Folio.)  1  Thlr. 

Aegyptische  Personennamen  bei  den  Klassikern  in  Papyrusrollen 

und  auf  Inschriften.  1  Thlr. 

Pertz,  K.  A.  Fr.,  de  Cosmographia  Ethici  libri  tres.    Accedit  tabula,     l  Thlr. 

Plutarch,  über  Isis  und  Osiris,  nach  neu  verglichenen  Handschriften  mit 
Uebersetzung  und  Erläuterungen  herausgeg.  von  G.  Parthey.       2  Thlr. 

Pollucis,  Jul.,  Onomasticon  ex  recensione  Imm.  Bekkeri.  2  Thlr, 

Raveniiatis  anonymi  cosmographia  et  Guidonis  geographica.  Ex  libris  manu 
scriptis  ediderunt  M.  Binder  et  G.  Parthey.    Accedit  tabula.     3^  Thlr. 

Solini,  C.  Jul.,  Collectanea  rerum  memorabilium.  Recognovit  Th.  Mommsen. 

3  Thlr. 

Strabonis  Geograiihica  recensuit  commontario  critico  instruxit  Gustavus 
Kram  er.     3  Voll.  11  Thlr. 

Der  3te  Band  dieser  neuesten  und  besten  Ausgabe  des  Strabo  enthält  zu- 
gleich einen  historisch-geographischen  Index  über  das  ganze  Werk. 

recensuit  indicem  geographicum  et  historicum  adiecit  Gust.  Kra- 
mer.   Editio  minor.    2  Voll.  23  Thlr. 

Strabou's  Flrdbeschreibung  in  17  Büchern.  Nach  berichtigtem  griechischen 
Texte  unter  Begleitung  kritischer  und  erklärender  Anmerk.  verdeutscht 
von  0.  G.  Groskurd.     4  Thle.  5  Thlr. 

Vater,  Joh.  Scver.,  Literatur  der  Grammatiken,  Lexica  und  Wörter- Samm- 
lungen aller  Sprachen  der  Erde.  2te  völlig  umgearbeitete  Ausgabe  von 
B.  Jülff.  3  Thlr. 

Wcstltlial,  .loll.  II.,  die  l^öniischc  Kampagne,  in  topographischer  und  anti- 
qnarisclier  Uiasiclit  dargestellt.  Nebst  1  Karte  der  Römischen  Kampagne 
(Contorni  di  Roma  moderna)  und  1  Wegkarte  des  alten  Lazium  (Ager 
Romanus).     Die  Karten  sind  in  gr.  Fol.  3j  Thlr. 


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UNIVERSITY  OF  TORONTO  LIBRARY 


Sprenger,   Aloys 

Das  Leben  imd  die  Lehre 
des  Mohammed