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DAS
LEBEN UND DIE LEHRE
DES
MOHAMMAD.
DRITTKR BAND.
DAS
LEBEN UND DIE LEHRE
DES
MOHAMMAD
NACH BISHER GRÖSSTENTHEILS UNBENUTZTEN QUELLEN
BEARBEITET
" -i.',tPRENGER.
ZWEITE AUSGABE.
DRITTER BAND.
BERLIN
NICOLAISCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG.
(a. EFFEKT & L. LINDTNER.)
1869.
V
«f^ -^
Inhaltsverzeiclinifs zum dritten Bande.
Seite
Vorrede i — clxxx
Der Koran xviii
Die Biographie liv
Die Sunna Lxxvii
Die Koräncommentare civ
Die Genealogie ... - cxx
Siebzehntes Kapitel 1 — 87
Religiöse und politische Einrichtungen in Madyna von der
Flucht bis zur Schlacht von Badr. (A. D. 622—624) 1—60
Anhang zudq siebzehnten Kapitel 61 — 87
Die Frauen des Propheten 61
Achtzehntes Kapitel 88—142
Raubzüge bis zur Schlacht von Badr. (623—624) ... 88
Anhang zum achtzehnten Kapitel 134 — 144
I. Tauschmittel der Araber 134 — 141
II. Brief des Orv?a an den Chalyfen 'Abd al-Malik 142 — 144
Neunzehntes Kapitel 145 — 216
Meuchelmorde, Vertreibung zweier jüdischer Stämme, klei-
nere Kriege, Oliodschlacht, Belagerung von Madyna.
(Vom März 624 bis April 627) 145
Zwanzigstes Kapitel 217—260
Hinrichtung von sechshundert Juden. Raubzüge. Pilger-
fahrt bis Hodaybiya. (April 627 bis März 628) . 217—260
Seite
Einandzwanzigstes Kapitel 261 — 311
Gesandtschaften. Eroberung von Chaybar. Abfinden mit
einem Nebenpropheten. (April 628 bis Ende 629) . . 261
Zweiundzwanzigstes Kapitel 312 — 358
Eroberung von Makka. Besiegung der Hawäzinstämme.
Grundlage der Innern Organisation des neuen Staates.
(Januar bis März 630) 312
Dreiundzwanzigstes Kapitel 359 — 474
Viele Stämme huldigen dem Propheten. Der Feldzug an
die byzautinische Grenze. (April 630 bis Februar 631) 359
Vierundzwanzigstes Kapitel 475 — 554
Kündigung der Verträge. Disputation mit Christen. Pil-
gerfest. Tod. (März 631 bis 8. Juni 632) .... 475
Register 555
Vo 1 r e d e.
iJas Innere des Menschen giebt sich in seinen Worten und
Thaten kund. So hinge Mohammad in Makka war, fand er
kein Feld zum Handehi, aber er hat viel gedacht und ge-
sprochen. Die Resultate seiner Spekulationen sind im Koran
niederirelegt. Da wir vou seinen Schicksalen während jener
Periode des Dranges nur wenig wissen, so bleibt dem Bio-
graphen nichts anderes übrig, als seine Inspirationen ge-
ordnet und beleuchtet dem Leser vorzulegen. Indem er
dieses thut, zeigt er ihm seinen Helden selbst und nicht nur
dessen Bild.
Wie grofs auch die Vortheile einer solchen Behandlung
des Gegenstandes sind, so hat sie doch auch ihre Schatten-
seiten. In der Anordnung der Koranstücke fehlt es uns an
historischem Boden luid wir befinden uns in der Lage eines
Ingenieurs, der eine Stral'se durch einen Sumpf führen soll.
Er muls endlose Massen von Felsenstücken und Sand ver-
senken, um einen Grund zu bereiten; so auch müssen wir
durch zahlreiche Seitenblicke und Yergleichungen den Boden
befestigen; ja wir dürfen keine auf jene Zeit bezügliche Nach-
richt, keine Koranstelle unberücksichtigt lassen, denn wir
befinden uns auf dem Felde der Voraussetzungen, und eine
Hypothese verdient nur dann Zutrauen, wenn alle betrefien-
den Phänomene durch sie erklärt werden können. Durch
diese Methode sind die vorigen zwei Bände viel mehr zu
einer Reihe von Monographien, als zu ehier fortlaufenden
III. a
II
Lebensbeschreibung herangewachsen. Soviel ist aber jeden-
falls dadurch erreicht worden, dals in Zukunft nur arbeits-
scheue Menschen es wagen werden, den Charakter des Mo-
hanunad nach Schablonen und metaphysisch -theologischen
Theorien zu beurtheiien. Wenn sich auch manche seiner
Oflenbarungen anders deuten lassen, so mufs der, der jetzt
noch in dieser Frage mitsprechen und von vorurtheilsfreien
Leuten gehört werden will, alle seine Ergüsse aus der Drang-
periode nach psychologischen Grundsätzen und mit Rück-
sicht auf die Tradition zusammenstellen und darauf sein Ur-
theil bauen.
Mohammad's Eintritt in Madyna, womit wir den vorigen
Band schlössen, ist sein Eintritt in die Weltgeschichte, und
die Moslimc haben Recht, damit ihre Aera zu beginnen. In
ALidyna wurde er zum Eroberer und Herrscher. Wie der
schweigsame Mann in den Tuillerien, welcher seiner Zeit
auch viel geschrieben, gesprochen und versprochen hat, re-
dete er jetzt wenig: That trat an die Stelle des Wortes,
Genuis stillt«' das Sehnen und Wirklichkeit verdrängte die
Träume. Wenn er aber heilige Bündnisse auf Befehl Gottes
bricht, Meuchelmorde verüben lälst und an einem Tage sechs-
hundert schuldlose Menschen hinzurichten befiehlt, anderer-
seits al)er sell)st in seiner höchsten Macht sich zu mäfsigen
weil's, Prachtliebe verschmäht, die Anhänglichkeit an seine
Freunde bewahrt, Beleidigungen vergil'st, umsichtsvolle Rath-
geber wählt und vernünftigen Eingebungen ofi'en ist, stets
den rechten Augenblick benutzt, immer und überall (auch in
den genannten Verbrechen) im Geiste seiner Zeit und seines
Volkes handelt und endlich sich ganz Arabien unterwirft, so
sprechen seine Thaten. Ich bin daher um so mehr der Mühe
überhoben, lange Koranstellen zu ül)ersetzen, weil die Orakel
dieser Periode einen ganz andern Charakter haben und fast
gar keine psychologischen Momente enthalten.
Für luis hat Mohammad nin* in solern Interesse, als er
der Stifter des Islams ist. Der Islam ist allerdings an und
für sieii eine beachtenswerthe Ersclx-inung, do<-h würden die
meisten von \ms sein Studium ruhig den Türken überlassen,
wenn er nicht die einzige Weltreligion wäre, welche im vollen
Tageslicht entstanden ist. Die Anfänge des Buddhismus, des
III
Judeuthums und des Christonthunis sind in Dunkel gehüllt,
die des Islams hingegen können wir Schritt für Schritt ver-
folgen. Wenn auch, wie Barthelemy Saint -Hilaire richtig
bemerkt ') , nicht alle Religionen genau denselben Ursprung
haben, so ist es doch ein greiser Vortheil, wenigstens von
einer die Entstehungsgeschichte dokumentarisch nachweisen
zu können. Der Islam wird dadurch für die Religionsge-
schichte, was das Planetensystem der Sonne für die Astro-
nomie der Fixsterne ist. Soll eine Biographie des Moham-
mad den gerechten Forderungen entsprechen, so mufs sie
die Frage beantwosten : Wie ist es ihm gelungen , seiner
Lehre Eingang zu verschaffen? Die Moslime haben die Wich-
tigkeit dieser Frage wohl erkannt, und ihre Beantwortung ist
der leitende Gedanke unserer Quellen. Sie halten an der
von ihrem Meister ausgesprochenen Ueberzeugung fest „der
Islam ist die unwandelbare Religion" und schreiben seinen
Sieg einer speciellen Fügung der Vorsehung zu. Aber wel-
ches sind die Mittel, deren sich Gott bediente? Er schickte
zwar bisweilen Engel, um für seinen Boten zu kämpfen, und
wenn dieser auch niemals Tausende von Menschen, welche
nicht pariren wollten, mit einer Eselskinnbacke niedersäbelte,
so hat er doch hie und da auch Wunder (in dem rohen Sinne
des Wortes, den es bei uns hat) gewirkt. Solche äufseren
Mittel erscheinen aber in den Quellen als Nebensachen; die
Waffe, durch welche Gott seine Religion siegreich machte,
ist die Macht des Wortes und der Wahrheit. Diese erhabene
') Mais il faudrait prendre garde ä ne pas tirer de ce fait
isole et infiniiuent curieux des consequences trop generales, et qui
pourraient bien etre fausses. Parceque Je mahomedanisme est ne
d'une certaine fa^on , il n'est pas a dire que toutes les religions,
Sans excepter auciuie, sont nees de la merne maiiiere. Cette hypo-
these est specieuse sans aucun deute, niais eile n'est pas absolument
vraie. II y a des religions qui n'ont point eu de fondateurs indi-
viduels; et le brahmanisme, par exemple, a ete Toeuvre d'une race
entiere; c'est une succession de poetes qui Tont forme, dans une
longue suite de generations et par une inspiration commune qui a
duree plusieurs siecles sans Interruption (Journal des Savants, Avril
1863, p. 212).
a*
IV
Lehre ist uicht ganz das Verdienst der Moslime. Sie kommt
schon in den Clementinen vor, und Mohammad, da es nicht
in seiner Macht stand Kranke zu heilen und Todte zu er-
wecken, konnte sich auf kein anderes Zeichen berufen, als
dals ihm Gott den Koran ofienbarte, welcher sich durch In-
halt und Form als Gottes Wort erwies. Dieser Lehre liegen
alst) die Behauptungen ihres Meisters und auch der histo-
rische Hergang zum Grunde, denn die ersten Gläubigen sind
durch kein anderes Mittel als durch die Macht des Wortes
bekehrt worden. Man mufs jedoch den Moslimen immerhin
nachrühmen, dals sie sich als feine Spiritualisten erwiesen,
indem sie diese Lehre auch in einigen Dichtungen festhielten.
So haben sie z. B. eine Legende erfunden, um die Bekehrung
ihres grölsten Glaubenshelden, des 'Omar, zu verherrlichen
(B. 11 S. 87). Sie lassen sie aber weder durch eine Stimme
vom Himmel, noch durch die Sendung eines Engels, sondern
durch ein Blatt Pergament, auf dem ein Koranstück steht,
bewerkstelligt werden, obschon, da sie einmal dichteten, es
ebenso leicht gewesen wäre, ein augenscheinlicheres Wunder
zu erfinden, als diese Geschichte.
Dieser Spiritualismus, welcher die ganze dogmatische
Biographie durchdringt und ihr eine Färbung giebt, welche
die Scheidekunst der Kritik nur schwer vom historischen
Stofl'e zu treinien vermag, ist gefiihrlicher für uns als grobe
Unwahrheiten, dergleichen wir in den Lebensbeschreibungen
des Buddha und anderer lieligionsstifter finden. Stellen wir
in Abrede, dals Mohannuad ein Werkzeug in den Händen
der Vorsehung war, so wird er selbst zum Gründer des Is-
lams und die nüchternste Antwort auf obige Frage „wie ist
es ihm gilungen, seiner Lehre Eingang zu verschaffen?" ist,
wenn wir uns blindlings an die Quellen halten: Durch die
Macht seines Genies! Sein persönlicher Einflul's auf die
Geschicke der Menschheit erhält dadurch übermenschliche Pro-
portionen, und es ist gerade als hätten die Moslime gewissen
in unserer Zeit verbreiteten Theorien vorarbeiten wollen. Wie
ich mich in der Vorrede zum ersten Bande ausgesprochen
habe, soll diese Arbeit ein Beitrag sein, Ansichten dieser Art,
die ich für krankhall und jeder historischen Grundlage ent-
behrend luihe, /,u bekämpfen. L'm diesen Zweck zu erreichen,
ist vor allem eine auf die Entstoliunffsixeschiehte jreffründete
Kritik der Quellen nothwendig, dann aber die Darstellung
der äuiseren Verhältnisse, unter deren nöthigender Macht der
Islam entstanden ist.
Der Hauptstützpunkt für die oberflächlichen Bewunderer
des Propheten sind die raschen Siege, die weite Verbreitung
luid die lange Dauer der von ihm gegründeten Religion. Es
ist wahr, während seiner Lebzeit hat sich ganz Arabien zu
seiner Lehre bekehrt; aber nach seinem Tode sind drei Viertel
der Halbinsel abtrünnig geworden, und zwar, wie sich nach-
weisen läJ'st, aus seiner persönlichen Schuld. In seiner
Imbecilität hat er gegen den Rath seiner Freunde den
Glauben verrätherischer Häuptlinge erkauft, welche er hätte
zu Boden treten sollen, und sein theokratischer Dünkel machte
ihn blind gegen die Absichten von Stämmen, deren Heuchelei
am Tage lag. Wenn sie ihm ein schönes Weib brachten und
sagten „Du bist der Bote Gottes!" machte er Zugeständnisse,
welche keine andern Folgen als Aufruhr haben konnten.
Sein Nachfolger Abu Bakr hat die Mittel angewandt,
welche Mohammad hätte anwenden sollen und können, um
Arabien nicht nur dem Scheine nach , sondern thatsächlich
zu unterwerfen. Ohne das energische Vorgehen Abu Bakr's
hätte sich der Mohammadanismus aufgelöst oder er wäre
eine unbedeutende Sekte geblieben.
Unter 'Omar endlich, welcher auch während Abu Bakr's
kurzer Regierung die Staatsgeschäfte leitete, haben sich die
Moslime über Persien, Syrien xmd Egypten ergossen und
diese Länder für die neue Religion erobert. 'Omar ist der
eigentliche Stifter der moslimischen Macht. "Omar steht in
meinen Augen in jeder Beziehung höher als der Prophet. Er
ist frei von den Schwächen und Ausschweifungen, welche
den Charakter des letzeren beflecken, und war ein Mann voll
männlichen Ernstes und Thatkraft. Nach dem Tode des
Propheten hat er sich das Zutrauen aller Parteien und aller
Stämme durch seine Uneigennützigkeit, Offenheit und durch
seinen gesunden Blick erworben, und sein Wort war das
Wort der Gesammtheit. Schon während der Lebzeit des
Propheten hatte er gröfsere Verdienste für den Sieg des Is-
lams, ja für die Reinheit der Lehre, als Mohammad selbst.
VI
Er hat seinen Meister vor vielen groben MifsgriflPen durch ener-
oisches Einschreiten bewahrt und sein überlegener Geist mulstc
auf das, wenn auch zähe, doch schwache hysterische Gemüth
des Mohammad einen ununterbrochenen Einflufs üben.
Die Generation des Mohammad und des 'Omar ging
dahin; die Fluth der arabischen Eroberungen hatte aber ihr
Ende noch nicht erreicht. Es wurde von den folgenden Ge-
nerationen noch Spanien, Sind und Transoxanien unterworfen.
Selbst mit dem Tode des Omar war die Gährung, welche
der Islam unter den Arabern hervorgerufen hatte, noch nicht
beendet.
In den folgenden Jahrhunderten wurden in grofsen Zwi-
schenräumen die Horden von Centralasien von der Idee des
Ishim entzündet. Schwärm auf Schwärm strömte unter dem
Ruf „Es giebt keinen Gott aufser Allah" aus den Steppen
hervor; sie eroberten endlich Konstantinopel und Indien und
belaererten Wien.
Man wird zugeben, dafs ohne äufsere Machtentwickelung
der Islam nie zur Weltreligion geworden wäre. Besehen wir
nun das Phänomen, welches uns mit Staunen erfüllt, die
weite Ausdehnung und die daraus hervorgehende Dauer des
Islams näher, so erblicken wir darin die Summa der Kräfte
aller nomadischen Nationen: der Araber, der Berber
und vieler tatarischer Horden. Es ist aber ein von Ibn
C'haldun entwickeltes historisches Gesetz, dafs die Nomaden
von Zeit zu Zeit ackerbautreibende Länder überfluthen und
Dynastien gründen. Ohne mich über diesen Gegenstand zu
vorbreiten, will ich an die Unterwerfung von China durch
die Tataren erinnern , auch will ich darauf aufmerksam -ma-
chen, dafs schon PHnius von einem arabischen Könige zu
Charax spricht, dafs die Bedouinen schon lange vor Mo-
hammad die stolze Biu'g Hadhrä erolx'rten und von dort
ans dif fiuchtbarcn Ufer der Tigris und des Euphrates be-
herrschten, und (lals die Südaraber gegen Norden vordrangen
imd das liyrisehc und ghassänidische Königreich gründeten.
Auch in den moslimisclicn Eroberungen waren die Südaraber
voran (vergl. Conquests of Syria by Pseudo-Wäkidi). „Es
giel)t keinen Gott aulser Allah" war das Feldgeschrei der
erobernden Söhne der Wüste, aber es war nicht das einzige
vir
Movens in ihrer Bewegung. Selbst ein moslimischer Ge-
schicbtspliilosoph, Ibn Chaldün, erblickt in der Religion nur
das Einigungsniitttel der arabischen Stämme im Kampfe gegen
das Ausland. Wie in der Materie die vis inertiae liegt, so
schlummert in gewissen Nationen der Trieb der Aggression.
Obschon das Urtheil gar sehr durch diese späteren Er-
folge bestochen wird, so wird man mir doch sagen: dafs
Mohammad Konstantinopel nicht erobert und Wien nicht be-
lagert habe ist uns wohl bekannt, aber er hat jene Lehre
gepredigt, welche den Orient entflammte und zu solchen
Thaten fähig machte; es war also doch etwas Uebermensch-
liches in ihm. — Wenn eine Feuersbrunst eine ganze Stadt
in Asche legt, so suchen wir doch keine übernatürliche
Kraft in dem zündenden Funken. Warum sollen wir hier
anders urtheilen ?
Wie entstand der zündende Funken und wie kam er in
den unermefslichen Brennstofi"? Diese drei Bände sind nicht
eine Geschichte des Ursprunges des Islams, sondern blofs
eine Biographie des Mohammad. Die Beantwortung dieser
Frage liegt daher aul'ser meinem Gebiet, doch dürften einige
Andeutungen hier an ihrer Stelle sein. Der Islam ist ganz
vorzüglich die Religion nomadischer und halbnomadischer
Völker. Im ackerbautreibenden Persien hat er schon früh
eine eigenthümliche, die schy itische, Form angenommen, und
selbst unter den abgelagerten Nomaden, nachdem sie einige
Zeit in bleibenden Wohnsitzen gelebt hatten , verlor er sehr
bald seine Einfachheit. In Arabien hingegen, seinem Heimath-
lande, wurde er selbst in neuester Zeit zu seiner ursprüng-
lichen Reinheit zurückgeführt ^). Es scheint also etwas im
') Folgendes ist die Geschichte der Reformation. Der Islam,
wie ihn die Türken bekennen, ist mit Aberglauben überladen, und
die gröfste Immoralität, Verbrechen gegen die Natur, werden ge-
duldet. Nicht nur Mohammad, sondern auch berühmte Heilige em-
pfangen eben so viele Verehrung als Gott, auf ihren Gräbern stehen
prachtvolle Tempel, in welchen der Aberglaube seit Jahrhunderten
Schätze angehäuft und ausschweifende Frömmler ernährt. Im vorigen
Jahrhundert stand im Nagd (Centralarabien) ein Mann (Abd al-
Wahhäb, f 1787) auf, welcher gegen diesen Unfug predigte und den
VIII
Boden zu sein, was seiner Entwickelung günstig ist. Jedei-
Reisende, welcher so glücklich gewesen ist, einige Zeit in
der Wüste zuzubringen, schwärmt über den EinfluCs der Luft
auf die geistige Stimmung. Man fühlt sich von Wonne be-
rauscht und von jeder Bürde des Lebens befreit. Obschon
ich als Sohn der Alpen eine Vorliebe für die Gebirge habe,
auf dem Meere und in grofsen Städten tausendmal von un-
sern Gletschern träumte und beim Erwachen den Sennen be-
neidete, dessen fröhliches Jauchzen in hundertfachem Echo
wiederhallt, so mul's ich doch gestehen, 'dafs weder die Luft
unserer Hochalpen, noch die des Himalaya's so stärkend, so
belebend auf mich wirkt, als die der Wüste. Nach dem
Zeugnisse Wallin's ist es aber nur im Nofüd (siehe Bd. L
S. 241), wo sich die Brust vollends öffnet; das Nofüd ist die
Wüste in der Wüste, das Paradies im Paradiese. Ein solches
Glaulieii an den einen Gott in seiner Reinheit nach den Lehren
des Koran wiedcrherstelUe. Ibn Sa'üd, der Fürst von Dereya, von
seiner Lehre hingerissen, entschlofs sich dieselbe mit dem Schwerte
zu verbreiten; es gelang ihm und auch seinen Nachfolgern, den
Wahhabisnius in ganz. Arabien — mit Ausnahme von Oman und
Hadhramawt — siegreich zu machen. Die Lehre des Abd al-
WahhAb erreichte also durch dieselben Kräfte und Mittel dasselbe
Ziel , welches der Islam zur Zeit des Todes des Propheten erlangt
hatte. Nehmen wir den Erfolg oder die Reinheit der Lehre als
Maafsstab der Gröfse des Mannes, so steht Abd al-Wahhäb eben
so hoch wie sein Vorbild. Warum aber bleibt Abd al-Wahhab in
der Dunkelheit, während Mohammad zur wellhistorischen Persön-
lichkeit wurde? Weil die Lehre des einen nach seinem Tode
unterdrückt, die des andern siegreich wurde. Dieser Unter-
schied liegt aber nicht in der Natur des zündenden Funkens, son-
dern in der aufser den Stiftern gelegenen Zufälligkeit. Dem Wahhäb-
ismus (raten am persischen Meerbusen die Engländer (Capitain Main-
wrighf und Sir Lionel Smith) und im westliehen Arabien die mit
europäischer Disciplin und Waffen ausgerüsteten Truppen des Mehmed
Aly entgegen. Der Wahliäbismus ist übrigens nicht ausgestorben,
er zählt noch viele tausend Hekenner, und obschon Diejenigen, mit
denen ich in Herührnng kam, Leute ohne alle Hildung waren, bo-
safsen sie doch, wie ich bereits zu erwähnen Gelegenheit hatte, die
reinsten Begriffe von Gott und einen Abscheu gegen jede Art von
Aberglauben.
IX
Klinua kann nicht ohne mächtij^eii EinflnI's auf die physisclien
und geistigen Eigenschaften der Bewohner sein. Die Be-
douinen zeichnen sich durch dieselbe schnelle gesunde Wahr-
nehmung, Elasticität und Zähigkeit vor den übrigen Na-
tionen aus , wodurch ihre Pferde alle andern übertrefien.
Sie sind sich auch der Vortheile ihrer Lage wohl bewufst.
Die Geschichtschreiber berichten scherzweise, dals es wegen
des gesunden Klimas keinem Könige von Hyra gelungen sei,
eines natürlichen Todes zu sterben. 'Omar bestand daravif,
dals die Militärstationen Ba^ra und Küfa am Rande der
Wüste angelegt werden, damit die Soldaten nicht degeneriren.
Auch in Syrien wählte man in dieser Absicht anfangs Kin-
neseryn und Ma arra in der Wüste als Niederlassungen , ob-
schon die Luft von IJom^ und selbst die von Damascus sehr
belebend wirkt. Aeufserst geistreich ist eine Bemerkung des
Ibn Chaldün über die Entwickelung der moralischen Kräfte
unter dem Einflufs des Lebens in Steppen. Die Israeliten,
sagt er, waren so erniedrigt als sie Egypten verliei'sen, dals
sie das gelobte Land nicht erobern konnten. Sie muisten,
um für dieses Unternehmen fähig zu werden, in der Wüste
herumirren und es muiste darin eine neue, nomadische, Gene-
ration aufwachsen.
Allerdings wächst der durchsichtige Monotheismus, den
wir im Islam finden, in Arabien aus dem Boden empor und
pafst ganz für die Idiosyncrasie der Nomaden. Wenn die
Araber über höhere Gegenstände nachdenken, so denken sie
klar und logisch, aber sie leben in den Tag hinein, und
selbst die begabteren beschäftigen sich äufserst wenig mit
solchen Spekulationen. Ich zweifle nicht, dafs es schon in
den ältesten Zeiten Melchisedeke und Jethroe gegeben hat,
welche an den einen Gott glaubten. Allein der Monotheis-
mus an und für sich ist noch keine Religion. Das Volk be-
darf Feste, und zur Veranstaltung derselben ist der Aber-
glaube, der ungeachtet des Bodens und der Luft unter den
Massen im Ueberflufs vorhanden ist, besser als eine ungreif-
bare Idee, imd so Aveilten nicht nur die handeltreibenden
Stämme, welche so entai'tet waren, dafs sie einigen jüdischen
Ethnographen für Kuschiten galten, sondern auch die reinen
Araber Jahrtausende lang in formenlosem Polytheismus, und
diejenigen, welche bessere Ueberzeugungen hatten, sahen
keinen Grund, warum sie dagegen protestiren sollten, so
lange nicht ein anderes Moment dazu kam, ohne welches,
wie Mohammad sagt, die lieligion ein Spiel und Zeitvertreib
fiir die Araber war und geblieben wäre.
Dieses neue Moment, welches dem Glauben einen dü-
stern Ernst verlieh, kam von Aufsen. In der Zeit, in wel-
cher Mohammad lebte, gab es überall Anachoreten und Bülser,
und Jedermann schien einzig und allein darauf bedacht zu
sein, für das Jenseits zu leben. Die Furcht vor der ewigen
Strafe bewegte die Gemüther noch mehr, als die Aussicht
auf die Freuden des Paradieses, und obschon die Araber viel
schwächere Ahnungen von einem Fortleben nach dem Tode
haben als andere Kationen, so wurden doch auch sie davon
ergrifl'en, denn die Furcht ist ansteckend. Die Aufgeklärten
unter ihnen wurden nachdenklich imd wollten Vorsichtsmafs-
regcln anwenden, im Falle es wirklich eine Vergeltung nach
dem Tode gebe. Man wollte sich aber nicht Entsagungen
und Pflichten auferlegen ohne Garantie, dal's man sich auf
dem rechten Wege befinde, und so erwachte das Bedürfnifs
nach einer Ilodä, Leitung.
Einige, welche vermöge ihrer geographischen Lage oder
socialen Stellung mit Fremden mehr in Beriihrung kamen
oder sich mit Industrie beschäftigten, schlössen sich dem
Judenthume oder dem Christenthume an. Dies waren aber
nur dürftige Nothbchclfe, denn beide Religionen waren zu
comiilicirt, zu gelehrt, zu mysteriös, und so, wie sie damals
bekannt wurden, zu unrein für die einfachen Araber. Nebst
der Dreieinigkeit war die Intercessionslehre am anstöfsigsten
für sie, denn nach ihrer Ueberzeugung ist Gott dem Men-
schen näher als seine eigene Herzader (Kor. 50, 15). In ab-
gelegeneren Orten gab es wahrscheinlich schon in frühen
Zeiten Eklektiker, welche das Prinzip des Monotheismus
festhielten und aus den positiven Religionen, die sie nur
sehr oberflächlich durch mündliche Mittheilungen kannten,
das ihren Bedürfnissen entsprechende auswählten und sich
auf Noah, Abraham, Moses, Jesum und alle Propheten und
Heiligen beriefen, um für ihr Gemisch eine göttliche Auto-
rität nachzuweisen. Es ist einleuchtend, dafs, wenn diese
XI
Religionsli'hrcr alle von cleinsell)cii Gott gesandt worden
sind, im Grnnde alle dasselbe gelehrt haben müssen, inid
dals das Gemeinsame auch das Wesentliche ist. Dennoch
konnte ein solches Verfahren nur vor der Vernunft, nicht
aber vor der historischen Theologie bestehen, und kein Eklek-
tiker konnte seine Ansichten gegen die Rabbiner oder Bi-
schöfe vertheidigen, denn die geschriebenen Urkunden, auf
die er sich berief, waren gegen ihn. Solche religiöse Be-
griÖe waren zeitgemäfs, und wenn sie auch nie festen Fufs
fassen konnten, tauchten sie doch immer von neuem auf, so
dafs die Makkaner dem Mohammad, als er sie ihnen vor-
trug, sagen konnten: Dieses haben wir und unsere Väter
alles schon gehört! Aber sie konnten nur unter der Bedin-
gung, dafs eine neue göttliche Autorität dafür bürgte, Be-
stand gewinnen.
Das Bedürfnifs war übrigens gar nicht dringend, denn
nur wenige fühlten dasselbe, und die Massen lebten in
sorglosem Indifierentismus. Die Verbreitung des Islams in
Arabien vmd die Reliffionskriege des Mohammad haben da-
her einen ganz eigenthümlichen Charakter. Der Nucleus
seiner Gemeinde bestand aus kaum mehr als tausend Män-
nern. Diese waren Zeloten, intimidirten die indifferente Be-
völkerung von Madyna und verbreiteten dann den Glauben
durch das Schwert. Bei der Zerfahrenheit der politischen
Zustände war diese Zahl von eifrigen Gläubigen hinreichend,
die Siegeslaufbahn zu eröfinen. Sie kämpften mit den be-
nachbarten Stämmen, und wenn diese Widerstand leisteten,
so geschah es aus Liebe zur Unabhängigkeit, aber nicht aus
Anhänglichkeit an die Religion ihrer Väter. In allen Reli-
gionskriegen, welche Mohammad führte , waren unter seinen
Gegnern nicht zwanzig Menschen, welche den Mätyrertod
gestorben sind, ausgenommen einige Christen und die ge-
bornen Juden. Die meisten waren in Bezuar auf Relio^ion
indiflferent; wo sich aber unter den Arabern (wie gesagt mit
Ausnahme einiger Christen) eine Ueberzengung äufserte, war
sie immer zu Gunsten des Islams, denn Diejenigen, welche
überhaupt ein Interesse an einer Religion nahmen, fanden im
Islam Befriedigung. Erst nach Mohammad, als die Nation
durch die Kriege gegen das Ausland in ein neues Stadium
XII
ciiif^oführt wurde, nahm die Gährung überhand und jedes
Individuum wurde von Glaubenseifer erfüllt; der Islam erlitt
aber auch, wie wir weiter unten sehen werden, wo ich von
den Quellen spreche, eine sehr bedeutende zeitgemälse Um-
gestaltung.
Uebersehen wir die religiöse Bewegung vor, während
und nach Mohannnad's Zeit, so überzeugen wir uns, dals
er seinen pathologischen Zuständen seine welthistorische
Bedeutung verdankt.') Weder der Ascet Zayd, der Jo-
hannes Baptista des Islams, noch der Dichter Omayya waren
die recht<'n Männer für ihre Zeit, obschon der erstere den
Mohammad an Sittenreinheit und der letztere an Genie über-
traf. Die Araber bedurften eines Propheten, und die hyste-
rischen Anlagen Mohammad''s erfüllten ihn selbst und den
Nucleus seiner Gemeinde mit der Zuversicht, dafs er ein sol-
cher sei. Ohne seine Verdienste läugnen zu w^ollen, halte ich
es doch für einen groben Irrthum, die Gründung des Islams
seinem Genie zuschreiben zu wollen. Das oberflächlichste
Studium der Entwickelung seiner Lehre zeigt, dals er sich
unverzeihlicher MilsgriÖe schuldig gemacht hat, welche uns,
wenn nicht au seiner Aufrichtigkeit, aber doch an seiner
Kühnheit zweifeln lassen und welche seine Aufgabe sehr er-
schwerten. Den Götzendienst wagte er anfangs gar nicht
offen anzugreifen (vergl. Bd. I S. 365), und noch im Jahre
(iin erklärte er, dafs sie Fürsprecher vor Gott sind, wodurch
er viele von seinen aufrichtigen Anhängern zum Wanken
brachte, ohne seine Gegner zu gewinnen. Der Gedanke, der
seine ganze Seele erfüllte, war die Vergeltung nach dem
Tode. Das vernünftigste wäre gewesen : an dem heidnischen
Glauben, dals die Seelen der Frommen'in den Körpern grüner
Vögel fortleben, anzuknüpfen und die Unsterblichkeit in einer
reineren Gestalt zu lehren. Statt dessen hielt er die in den
') Morley in dem Moiithly Review of Literature, Science and
Art, London 185() S. 51)1, sagt: Mohammad's fits, liis raania, and
bis intervals of insanity, contain the key to bis actions. Tbis cannot
be too strongly urgL-d ; but it has never been clearly advanced, and
even Dr. Sprenger appears to have failed in fulJy grasping its
significance.
XIII
Augen seiner Mitbürger höchst lächerliche (Bd. II S. IIG) Auf-
erstehungstheorie fest, und wie es scheint predigte er sie an-
fangs in einer ziemlich unreinen Form. Er sagt nämlich
nicht, dufs die Seele ein eigenes Leben habe, auch nach dem
Tode des Körpers fortbestehe und wieder am Gerichtstage
mit demselben vereinigt werde, sondern dafs die Menschen
in der Auferstehung wieder zum Leben erweckt werden.
Nach ihrer zweiten Geburt leben sie allerdings ewig fort.
Sein Glaube an „das Buch" und an die Identität aller ge-
ofienbarten Religionen verleitete ihn, auf die Form des Cultus,
in sofern er dem Allah dargebracht werde, kein Gewicht zu
legen. Wie schön auch diese Lehre ist, so ist sie doch un-
praktisch, und seine Religion wäre vne frühere derartige Ver-
suche zerronnen, wenn ihn die Umstände nicht genöthigt
hätten, ihr einen exclusiven Character zu geben. Sein Augen-
merk war einige Zeit besonders darauf gerichtet, die Aner-
kennung der Juden und Christen zu gewinnen, während, wie
der Erfolg zeigte, und er hätte voraussehen können, sein
natürlicher Wirkuno^skreis unter den Arabern la«-. Nach
seiner persönlichen Ansicht war Takwä, Behutsamkeit, furcht-
sames Ausweichen und wohl auch Gottesfurcht die Haupt-
tugend eines Gläubigen. Die Umstände haben ihn gezwun-
gen, kriegerischem Unternehmungsgeist und Todesverachtung
die Märtyrerkrone und die höchste Belohnung im Paradiese
zuzusprechen. Ohne diesen Umschwung wäre der Islam nie
die Religion der erobernden nomadischen Völker geworden,
denen er seine Gröise vei'dankt. Kurz, in allen seinen Leh-
ren, in sofern sie die Frucht seines eigenen Genius sind, ver-
mag ich weder Originalität, noch Genie, noch kluge Berech-
nung zu entdecken. Der Geist der Schule, aus der er her-
vorgegangen und deren Einfluls ihm bis an sein Lebensende
anhing, ist mönchische Entsagung und Schwärmerei, der Geist
der Schule, welche er stiftete, ist siegesgewisse Kraft und
lOarheit. Nicht ihm, sondern thatkräftigen Männern, wie
Omar, Hamza, Abd al-Rahmän b. Awf, deren es in Ara-
bien so viele giebt, noch mehr aber den äufseren Verhält-
nissen verdankt seine Lehre diesen Umschwung, und es
wäre ein grofses Glück für sie, wenn er seine frühesten Of-
fenbarungen mit wenigen Ausnahmen hätte unterdrücken
XIV
können. Es ist allerdings ein Verdienst, dafs er die Bedürf-
nisse der Zeit beredt und kräftig aussprach, aber wahrschein-
lich hätte der Dichter Omayya b. Aby Qalt dasselbe zu lei-
sten vermocht.
Wenn sich einmal das Bestehende überlebt hat und eine
gänzliche Umänderung noth thut, so hängt der Erfolg des
Reformators nicht von der Form seines Programmes (denn
dieses macht sich im Verlaufe der Sache von selbst), sondern
von ganz andern Dingen ab. Es gehe ein Mann nach Deutsch-
land mit einem tadellosen Projekte des heifsersehnten Bun-
desstaates, so wird er doch nichts ausrichten. Wenn aber
ein patriotischer Fürst wie Victor Emanuel, ein kluger Staats-
mann wie Cavour und ein enthusiastischer uneigennütziger
Haudegen wie Garibaldi aufständen, so würde sich das Er-
reichbare auch ohne ein philosophisch, historisch, ethnogra-
phisch, staatsrechtlich, politisch, nationalökonomisch ausge-
arbeitetes Progranmi finden.
Die hysterischen Anlagen stempelten den Mohammad
aber nicht nur zum Propheten, sondern sie gaben ihm an-
dere Eigenschaften, welche unter den obwaltenden Umstän-
den einem Führer sehr nützlich, fast unentbehrlich waren;
aber wohl gemerkt: diese Eigenschaften sind meistens ne-
gativ. Der hysterische Prophet unterschied sich nur wenig
von einer gewissen Klasse von hysterischen Frauen. ') Seine
Begriffe waren weder klar noch scharf bestimmt, flössen aber
alle aus einer Idee oder vielmehr aus einem Gefühle.
Diese Idee erfafste er mit Wärme imd sprach sie mit weibi-
scher Ueberschwänglichkeit und prophetischer Verwirrtheit
aus. Er war so zäh. aber auch so abhängig von seinen
') Gi'geii das Eiid(! der Lebzeit und nach dem Tode des Mo-
liaininad rief die Eifersucht der mäehtigereii Stämme gogen die
Moliammadaner mcdirere Afterpropheten hervor. Ungeachtet der
untergeordneten Stellung, welche die Frauen im Oriente einnahmen,
gehörten doch zwei dieser Propheten dem schönen Geschlechte an,
und eine, SagAli, fand einen sehr grofsen Anhang; die Ursache ist
Wdld, dafs unter den Frauen die nöthigen Eigenschaften für den
Fiiruf, welchen Mohammad so glücklicli zu Ende führte, viel häu-
liL.<'r sind als uiitt r iMäiinern.
XV
Freunden wie eine Frau, und in Folge der divinatorischen
Empfindsamkeit, welclie der Hysterie eigentliiunlich ist, nahm
er den leisesten Hauch der öfientlichen Meinung wahr; dazu
kamen die oft erwähnte Selbsttäuschung und die damit ver-
wandte Verstelluno;so;abe und Gewandtheit in Ausflüchten.
Ein passenderer Führer für eine Gemeinde voll Thatkraft
und ein geeigneteres Organ für die zeitgemälse Gestaltung
und Verkörperung der national -religiösen Gefühle ist nicht
denkbar. Wenn der Geist der Araber der Vater des Islams
ist, so ist Mohammad die Mutter. Seine Grölse liegt in sei-
nen Schwächen.
Man sieht, dals ich den Islam für eine Schöpfung des
Geistes der Zeit halte; man würde mich aber ganz mifsver-
verstehen, wenn man glaubte, dals ich irgend einen Werth
auf solche Allgemeinheiten lege. Der Geist ist in allen Be-
wegungen die Triebfeder, aber er giebt nur wenigen Aus-
erwählten die Kraft zur That und die Ausdavier zur Voll-
endung. Durch wohlklingende Worte läist sich eine grofse
Armee nur schwer zusammentrommeln vmd ganz unmöglich
zusammenhalten. Wenn sich der Geist nicht materielle Mittel
schafii't seinen Zweck zu erreichen, oder wenn die Träger die
Umstände weder zu benutzen noch sich darin zu fügen wis-
sen, so verflüchtigt er sich wirkungslos. Wie viel haben die
deutschen Patrioten nicht für die Einheit und Grölse des
Vaterlandes gedichtet, gesprochen, gesungen und gezecht,
aber da sie bisher keine materiellen Mittel anwendeten, um
ihren Zweck zu erreichen, ist das Princip „war lassen alles
beim Alten" siegreich geblieben. Wer etwas leisten will,
mufs mit den Umständen rechnen, er mufs die Hindernisse
würdigen, nachgeben wo Widerstand schadet, die Gelegen-
heit benutzen, seine Ressourcen entwickeln und umgestalten
statt zu zerstören, und wer die Geschichte verstehen will,
darf sich nicht mit Schlagwörtern und metaphysischen Phra-
sen abfertigen lassen, sondern er mufs in alle diese Dinge
eingehen. Würde uns die Antwort eines Mechanikers ge-
nügen, wenn wir ihn fragten: Wie vrird das Eisenwerk oder
die Spinnerei getrieben ? und er sagte : Durch Dampf ! Das
Wasser hat sich seit Anfang der Welt vmter Einfluis der
Wärme in Dampf verwandelt, aber die Maschine, mittelst
XVI
welcher er gezwungen wird den Hammer zu schwingen und
die Spindel zu drehen, sind eine Erfindung der Neuzeit, und
über diese wollen wir Aufschlui's. So auch müssen wir die
mannigfaltigen Mittel, den Mechanismus, wodurch der Geist
des Islams die Massen in Bewegung setzte, aufzeigen, und
die Bewegung Schritt für Schritt verfolgen, wenn unsere Ar-
beit etwas anderes sein soll als eine müssige Spekulation ;
denn dadurch unterscheidet sich die Wissenschaft von blöd-
sinniscen Theorien, die noch immer in der Relisrionscreschichte
spuken, dafs sie sich mit Thatsachen beschäftigt, und erst
nach deren Erhebung auf dem Wege der Induction zu allge-
meinen Sätzen schreitet.
Unter den Thatsachen aber sind . bei allen Umwälzungen
die äufseren Verhältnisse ein eben so wichtiger Factor, als
der Charakter der an der Spitze stehenden Persönlichkeiten.
Ich habe daher in diesem Bande, in dem ich meinen Hel-
den auf seiner praktischen Laufbahn begleite, besonders
den erstem meine Aufmerksamkeit gewidmet; ich habe es
versucht, die Ereignisse vom Standi)unkte des Nationalöko-
nomen, des Politikers und des Soldaten anzusehen und die
kulturhistorischen Momente hervorzuheben. Letzteres ist um
so nothwendiger, da durch den Ishun die römische Kultur
aus ganz Asien und Afrika verdrängt, und neue politische
und sociale Zustände, welche in zeitgemäl'ser Form noch fort-
bestehen, an ihre Stelle gesetzt wurden, und es ist gewifs
interessant, die Anfänge derselben, so weit sie in diese Pe-
riode fallen, zu verfolgen. Unter den äufseren Verhältnissen,
welche bestinunend auf den Charakter und das Schicksal der
Völker wirken, iiiinmt die Beschaffenheit des Bodens die
erste Stelle ein. Ich habe diese Arbeit mehr als sechs Mo-
nate unterbrochen, um einen lange gehegten Plan, die Post-
und Reiserouten des Orients zusammenzustellen, auszuführen.
Sie erscheinen in Leipzig unter den Auspicicn der Deutschen
morgenländischen Gesellschaft, und die beigefügten Karten
derselben dürften den Leser in den Stand setzen, sich über
die Lage der Orte zu orientiren. Die erste Nachricht über
die\olkszahl der arabischen Halbinsel habe ich zuerst für
General Chesney's Euphrates -Expedition, dann vollständiger
für die /••itschi-. dn- D. nior-reul. (Jes. Bd. XVH bearbeitet.
xvir
Ueber den Handol finden sich Berechnungen in diesem Bande,
und die Ausbildunor der Taktik und des Verwaltungswesens
ist an mehreren Stellen berührt worden. Es wäre vielleicht
zweckmäfsig gewesen, über die Regierungsformen, welche in
verschiedenen Theilen von Arabien sehr von einander ab-
weichen, genauere Auskunft zu geben. Es ist dieses aber
ein sehr weitläufiges Thema, und wer darüber Aufschlüsse
wünscht, wird wohl thun, Burckhardt's Notes on the Be-
douins, wie auch Munziger's trefl'liche Bemerkungen über die
Bogos (deren Regierungsform der der Araber gleicht) nach-
zulesen. Im Allgemeinen kann man behaupten, dafs jedes
Bedouinenlager eine aristokratische Verfassung habe und der
Erbadel mit dem Verdienstadel in beständigem Kampfe sei.
Die politischen Zustände, wie sie in den Heldensagen ge-
schildert werden, haben eine grofse Aehnlichkeit mit dem
Zeitalter der Heroen bei den Griechen. In Gegenden, wo
Ackerbau betrieben wird, herrscht, je ausgedehnter und
fruchtbarer sie sind, um so mehr das monarchische Princip
vor, doch war dieses gerade zur Zeit des Mohammad mehr
im Verfalle als jemals vor oder nach ihm, denn die Fremdherr-
schaft war machtlos geworden und die einheimische Kraft hatte
sich noch nirgends concentrirt und gewann erst in dem Islam
einen Mittelpunkt.
Seite 9 des ersten Bandes habe ich die Absicht aus-
gesprochen, über die Quellen eine Monographie zu geben.
Wenn sie je zu Stande kommt, wird es wahrscheinlich lange
dauern, bis ich die gesammelten Materialien zusammenstelle,
denn sie sind sehr zahlreich und es liegt in der Natur der
Sache, dafs sie Gegenstände berühren, welche nur für We-
nige von Interesse sind. Als ich schon halb entschlossen
war, die Sache einstweilen ruhen zu lassen, gewann ich
die Ueberzeugung, dafs, wenn vorliegende Arbeit ohne
alle Andeutungen über diesen Gegenstand zum Abschlufs
gebracht wird, dem Leser die Mittel fehlen, sie zu beur-
theilen, und manche Mifsverständnisse über ihr Verhältnifs
zu den Leistungen Anderer entstehen würden. Ich habe
mich daher entschlossen, die Hauptresultate meiner For-
schungen über die Quellen hier in möglichst populärer Form
wiederzugeben.
III. b
XVIII
Ich theile die Quellen in sechs Klassen: 1) der Koran,
2) die Urkunden, 3) die Biographie, 4) die Sunna, 5) die
Koräncommentare, und 6) die Genealogie.
Ueber die Urkunden habe ich wenig zu sagen und er-
wähne sie daher zuerst. Sie sind nicht zahlreich und be-
stehen aus Verträgen, Schenkungen und Briefen. Einige
mögen untergeschoben sein, doch als man anfing Geschichte
zu schreiben, waren noch mehrere im Original vorhanden, ja
man will eine in neuester Zeit aufgefunden haben, und mancher
Vertrag, wenn auch das Dokument verloren gegangen war,
wurde dennoch von der Regierung der Chalyfen respektirt
und die überlieferten Abschriften als richtig anerkannt ').
Der Koran.
Die Araber haben ein feines Gefühl ftir die Schönheit
der Rede, und Gedichte, wenn sie auch nicht gesungen wer-
den , gehen von Mund zu Mund , wie bei uns Volkslieder.
Ich wolmtc auf dem Libanon in dem Hause eines Maroniten,
welcher alle Gedichte, alte oder neue, deren er habhaft wer-
den konnte, auswendig lernte, xmd sobald er erwachte, sie
zu recitiren oder, wenn man will, zu singen anfing. Dieser
Sinn ist nicht nur den Arabern, sondern auch anderen orien-
talischen Völkern eigen. Der Wanderer in Audh besingt,
während er einsam seinen Weg verfolgt, die Thaten des Rama,
mid wenn man auf einem Boote Nachts den Ganges hinab-
fährt, verninnnt man von vielen Dörfern die wehmüthige
Stimme eines Mannes, der am Ufer sitzt und bis Tages-
anbrueh singt. Die Melodie der Gesänge ist ein Recitativ, das
auf jedes Gedicht pafst. Wie solche Compositionen fortge-
') Es gellt dieses aus einer Denkschrift, welche der Reclits-
gelehrte Abu Yusof an den Chalyfen Hsirun al-Raschyd richtete,
hervor. Es werden darin mehrere Urkunden auf Autorität der Tra-
dition als rechtskräftig aiigefülirt. TaharAny (geb. 200, f 360, ein-
hundert Jahre und zehn Monate alt) und Abu 'Abd Allah Ibn Menda
(geb. 310, f 3ü5) haben die Urkunden gesammelt, aber ihre Mo-
nngraphicii fehlen uns.
xrx
pflanzt werden, wissen wir aus Erfahrnng. Einige schreiben
sie auf, die Mehrzahl prägt sie sich durch häufiges Hören
dem Gedächtnisse ein.
Das Leben im Orient ist einfacher, ruhiger und unend-
hch viel gemüthlicher als bei uns. Die Aufmerksamkeit wird
nur von wenigen Gegenständen in Anspruch genommen und
deswegen ist der Schatz von Volkslegenden, Sprichwörtern
und Volkspoesien (besonders in einsamen Orten) viel grölser,
als unter thätlgen Völkern. Es ist aber unrichtig, wenn man
den Orientalen ein stärkeres Gedächtnifs oder irgend eine
andere natürliche Eigenschaft zu- oder abspricht als wir be-
sitzen. Sie unterscheiden sich von uns in Folge der Verhält-
nisse — Man is a creature of circumstances.
Die ersten Inspirationen des Mohammad, sowohl die ly-
rischen als die erzählenden — z. B. die Ballade vom egypti-
schen Joseph in Süra 12 — sind ganz dazu angethan, von
Mund zu Mund zu gehen. Die Sprache ist melodisch, der
Reim kunstreich und wohlklingend, und der Sinn so oraku-
lös, dafs jeder Vers wie ein Räthsel ist. Sie mufsten einen
eigenen Reiz haben, so lange sie neu waren. Anfangs ver-
mied Mohammad mit der gröfsten Behutsamkeit alles was
die bestehenden Vorurtheile hätte beleidigen können; er pre-
digte die Einheit Gottes, aber äufserst schüchtern, und wagte
es nicht den Götzendienst anzugreifen (vergl. Bd. I S. 356).
Von neuen milsfälligen Geboten war gar keine Rede. Aylscha
(bei Boch. S. 747) sagt: „Gott hat zuerst Beschreibungen der
Hölle vmd des Himmels geoflFenbart, um die Menschen für
den Islam geneigt zu machen, und erst später hat er Gebote
herabgesandt. Wenn er schon zu Anfang den Wein oder die
Unzucht verboten hätte, würden die Leute gesagt haben:
Wir werden dem Weine und der Unzucht nicht entsagen"
(vergl. Bd. I S. 315). Auf diese Weise gelang es dem Moham-
mad, sich Celebrität zu erwerben (K. 94, 4) und seine Inspi-
rationen zu verbreiten. Selbst Bedouinen, welche nach Makl<a
kamen, lernten einige Verse auswendig und brachten nicht
nur die Nachricht, dafs sich in der heiligen Stadt ein Mann
für einen Propheten ausgebe, sondern auch Proben seiner
Orakel mit nach Hause. Durch solche Vermittelung wurde
es einem Knaben aus dem Stamme Garm möghch, mehrere
b*
XX
Koränstücke zu erhalten und dem Gedächtnisse einzuprägen
(Ihn Sad fol. 64).
Obschon anfangs die Inspirationen nur durch das Ge-
dächtnils aufbewahrt wurden, so häuften sie sich doch all-
mälig dermafsen, dafs der Verfasser selbst sich ihrer alle kaum
erinnern konnte, und sowohl er als seine Schüler schrieben,
was für sie gerade am meisten Interesse hatte, nieder, um
das Gedächtnifs zu unterstützen '). Doch von einer regel-
mälsigen Sammlung war, so lange Mohammad in Makka
weilte, keine Rede. Solche Notizen wurden ausgewaschen
oder weggeworfen, wenn man den Inhalt auswendig wufste
oder sich nicht länger darum kümmerte, denn sie waren etwas
Zufällifres. Die Offenbarungen sollten nach der Absicht des
Propheten „in den Herzen der Menschen leben", durch das
Gedächtnifs aufbewahrt und durch die Zunge fortgepflanzt
werden ^).
Ursprünglich theilte Mohammad seine Inspirationen in
Mathaniy, Wiederoffenbarungen ^) und „den gepriesenen
') Auf die Beschuldigung gegen Mohan)mad: es werden ihra
die Asatyr diktirt und er schreibe sie auf, antwortet er nicht „Ich
kann ja nicht schreiben", sondern er läfst sich K. 29, 47 von Gott
zurufen: „Du pflegtest vor diesem (dem Koran) kein Buch zu lesen,
noch eines mit deiner Rechten zu schreiben ; wäre dem nicht so,
80 könnten die Widersacher [deiner Lehre] im Zweifel sein." Ich
glaube, wir dürfen daraus schliefsen, dafs er einige Offenbarungen
aufschrieb. Da er aber im Schreiben wenig Geschick und Uebung
hatte, diktirte er sie schon im Makka einem seiner Freunde (vergl.
Bd. II S. 408). Wenn es aber in der Tradition heifst: er habe
Süra 53 oder Süra 26 vorgelesen, so könnte dieses möglicher Weise
wörtlich zu verstehen sein. Der Erfinder der sehr alten Legende
von der Bckelirung 'Omars (Bd. II S. 87) setzte es als bekannte
Thatsache voraus, dafs die Jünger des Mohammad hie und da Offen-
barungen schriftlich besafsen.
^) Unter den Jüngern, welche Mohammad voraus nach Ma-
dyna schickte, um die Leute im Koran zu unterrichten, war der
blinde Ibn 0mm Maktüm, welcher nur auswendig gelernte Stücke
mittheiU-n konnte.
') Einige Exegeten geben zu, dafs Mathaniy „Wiederoffen-
banmg" bedeute, gl.'iubcn aber, dafs die erste Süra Mathaniy ge-
XXI
Koran." Von den ersteren hatte er im Jahre 617 sieben
Stücke. Es unterliegt keinem Zweifel, clafs die früheste aus-
führliche Erzählung der Schicksale vertilgter Völker dazu
gehörte ^) , aber es fehlen uns die Mittel , sie näher zu be-
zeichnen ^).
Für den „erhabenen Koran" oder die Originaloffenba-
rungen scheint damals noch keine Eintheilung in Kapitel
nannt wurde (Boch. S. 683), und behaupten, sie sei zweimal, ein-
mal in Makka, und einmal in Madyna vom Himmel herabgesandt
worden, und zwar jedes Mal unter einer Escorte von 70000 En-
geln (Baghawy 15, st).
') Vergl. Bd. I S. 463. Zu dem dort Gesagten ist hinzuzufügen,
dafs der arabische Ausdruck für das Wort in K. 39, 24, welches ich
mit Kunde übersetze, Hadyth, Erzählung, ist, und dafs mit diesem
Ausdrucke im Koran (20,8. 51,24. 79, is. 85, i7. 88, i) die Pro-
phetenlegenden bezeichnet werden. Auch unter den Moslimen giebt
es Exegeten , welche die warnenden Beispiele alter Völker für die
Mathaniy hielten (vergl. ItL;än S. 149).
'') Es wurden von den Moslimen schon in früher Zeit zwanzig
Suren, welche im Codex des Ibn Masüd aufeinander folgten, Ma-
thaniy geheifsen. Man darf sich durch diese Benennung in der ur-
sprünglichen Deutung des Wortes „doppelte Offenbarung" d. h.
„Wiederoffenbarung" nicht irre führen lassen. Diese Suren wurden
Mathaniy, d.h. Doppelsüren genannt, weil sie doppelt so lang
sind, als die Natzäjir, wovon man zwei, oder wenn man in Eile
ist, eine beim Gottesdienste vorliest. Als Beweis, dafs unter den
zwanzig nicht die ursprünglichen Mathaniy zu verstehen sind, kann
angeführt werden, dafs auch die achte Süra dazu gerechnet wird
(vergl. die Tradition des Ibn Masüd im Mischkät S. 186, engl.üebers.
Bd. I S. 526 und bei Itkän S. 141); diese aber ist erst in Madyna ge-
offenbart worden, lange nachdem die Eintheilung in sieben „Matha-
niy" und „erhabenen Koran" in Vergessenheit verfallen war.
Die Doppelsüren sind: die 8te, 13., 14., 15., 19., 22., 24, 25.,
27., 28., 29., 30., 31., 33., 34., 35., 36., 38., 39., 47. Die längste
davon hat 99 kurze und die kürzeste hat 34 lange Verse.
Wenn wir ausfindig machen wollen , welche Koränstücke Mo-
hammad ursprünglich als Wiederoflfenbarungen bezeichnete, so dürfen
wir nicht vergessen, dafs er in der ersten Periode denselben Gegen-
stand oft fünf- oder sechsmal bearbeitete, und es ist sehr wahr-
scheinlich, dafs er alle Bearbeitungen ein und desselben Gegen-
XXII
bestanden zu haben. Ucber den Charakter desselben läfst
uns die in der Note Bd. 11 S. 38 angeführte Probe in kei-
nem Zweifel: er bestand aus Inspirationen, welche Moham-
mad"s heiligste Empfindungen ausdrücken. Anfangs erfüllten
ihn diese Empfindungen mit seligem Entzücken und er konnte
keine Worte dafür finden, denn während der Extase ver-
mochte er es nicht, sich zu sammeln, und sobald er sich da-
von erholt hatte, waren die Eindrücke nicht mehr lebendig
genug im Gedächtnisse '). Er fühlte jedoch das Bedürfnils
und die Pflicht, sie andern mitzutheilen und Gott rief ihm
zu (K. 87, 1-8): „Lobpreise den Namen deines Herrn des
Höchsten, welcher erschaffen hat, und wir werden dich lesen
machen und du wirst nicht vergessen, aufser so viel Gott
will." Das Gebet und die Betrachtung machte ihn mit dem
Göttlichen vertraut, die Entzückungen brachen nicht mehr
so plötzlich ab und es gelang ihm, während sie ebbten, seine
Stimmung in Begriffe zu sammeln und seine Zunge wurde
gelöst. Er läfst sich nun von Gott zurufen (Kor. 96, i-s):
„Lies im Namen deines Herrn, welcher erschaffen hat! Lies,
denn er ist der Edelmüthigste! " ^) Anfangs erkannte er nur
in solchen während der höchsten Aufregung empfangenen
Inspirationen die unmittelbare Stimme Gottes und hielt nur
diese für Originaloffenbarungen oder Koran.
Unter dem Einflüsse äufserer Umstände, die wir kennen,
ging bei Mohammad die Periode reiner jungfräulicher Exal-
tation etwas schneller vorüber als bei manchen andern Schwär-
standes, z. B. der Geschichte des Moses, für eine einzige Wieder-
ofifeiibarung hielt. Wir hätten also nicht sieben Koränstücke , son-
dern sieben Gegenstände zu suchen.
') Man vergleiche, was Ibn Chaldun über den Zustand der
Extase sagt, oben Bd. I S. 228. Vergl. auch die Bemerkungen
Bd. II S. 488.
*) Lesen bedeutet in diesen Stellen „in Worte kleiden." Kor.
75, 17 sagt Gott in denjselben Sinne: „Das Sammeln und Lesen ist
unsere Sache." Diese Worte enthalten die Ueberzeugung des Moham-
noad, dafs Gott nicht nur die Aufregung in seinem Innern hervor-
rufe, sondern auch ihm beistehe, die Empfindungen zum klaren Be-
wufstsein zu bringen und selbe in Worte zu kleiden.
xxrii
mern. Schon im Jahre 617 hatte er den wichtigsten Wende-
punkt seines Seelenlebens überwunden und war über Skrupel
hinaus '). Er erklärte nun auch die mit klarem Bewufstsein
andern nacherzählten und mit vieler Mühe stylisirten Pro-
phetengeschichten nicht länger als Wiederoffenbarungen, son-
dern als direkte Eingebungen Gottes. Die damals bearbei-
tete Geschichte Josephs bezeichnet er in der Einleitung als
Koranstück und behauptet, sie sei ihm von Gott vorerzählt
worden ^).
Da nun der Unterschied zwischen Koran und Mathäniy
aufhörte, fing er an, die damals vorhandenen Offenbarungen
in Suren einzutheilen ^). Er hatte zwei Gründe für diese
') Eine Ursache dieser neuen Wendung mag gewesen sein,
dafs man ihm nachwies, die Quellen, aus denen er die Propheten-
geschichten, z. B. die von Hüd und C'älih, geschöpft habe, seien un-
rein und folglich nicht eine Offenbarung. Er hatte daher keinen
andern Ausweg als zu sagen: „Das mag seine Richtigkeit haben,
aber sie sind mir von Gott mitgetheilt worden und so sind sie eine
Originaloffenbarung und die von mir erzählten Thatsachen bleiben
wahr." Mit dieser Erklärung begegnete er schon damals häufig
den Heiden und in Madyna den Juden und Christen. Seine Rede
in solchen Fällen ist: y,Wifst ihr es besser oder Gott?" (z. B. Kor.
2, 134). Obschon er fortfuhr, die apokryphischen Geschichten von
Hüd, Qälih u. a. m. für Offenbarungen auszugeben, so hütete er sich
doch weislich, auf dieselben später wieder anzuspielen.
^) Diese Geschichte bildet die 12te Süra des Koran. Merk-
würdig ist, dafs Mohammad dem Okba b. 'Amir, als derselbe ihn
fragte, ob er die i2te und Ute Süra lesen soll, eine ausweichende,
fast verneinende Antwort gab (Mischkät S. 180). Vielleicht bereute
er es, die I2te Süra verfafst zu haben, weil der Betrug doch zu hand-
greiflich war.
^) Dafs Mohammad die Offenbarungen schon in Makka in
Suren zusammenstellte, unterliegt keinem Zweifel. Als der Prophet
nach Madyna kam, hatte der eilfjährige Zayd b. Thäbit schon 17
Suren auswendig gelernt.
Säle sagt, dafs Süra der Bedeutung nach dem hebr. Sedarim
entspreche, und da die Juden den Pentateuch in 53 Sedarim ein-
theilen, ist es nicht unwahrscheinlich, dafs Mohammad, als er die
neue Anordnung traf, aus seinen damaligen Offenbarungen eben so
viele Suren bildete.
/
XXIV
Mafsregel : nicht in Erfüllung gegangene Weissagungen weg-
zuerklären und die Liturgie zu verbessern. Es ist Bd. 11
S. 3-iO fi'. gezeigt worden, dals, als die den Makkanern
"■edrohte zeitliche Strafe nicht eintreten wollte, er die Stellen?
welche die Drohungen enthalten, auf den jüngsten Tag
bezog, und um dieser Verdrehung Eingang zu verschaffen,
ihnen Beschreibungen der Auferstehung anhängte. Seine
Aufgabe bestand darin, beide Elemente fest zusammen zu
kitten ; dieses war aber nicht so leicht, wie wir uns einbilden.
ICs kostete dem Schiller nur einen Federstrich „Freiheit schö-
ner Götterfunke" in „Freude schöner Götterfunke" zu ver-
wandeln. Aber setzen wir voraus, dafs seine Lieder weder
gedruckt noch geschrieben, sondern im Gedächtnisse aufbe-
wahrt und mündlich foi'tgepflanzt worden seien, so wäre es
ilini unmöglich gewesen, dem Gedichte einen andern Sinn zu
geben. Mohammad versuchte aber noch viel Gröfseres. Indem
er Suren bildete, stellte er Stücke aus verschiedenen Zeiten
und von verschiedenem Inhalte chaotisch zusammen. Nach-
dem der Inhalt der Offenbarungen seine momentane Wirkung
gcthan oder verfehlt hatte, soll nun das daraus gemachte
Quodlibet durch Schwulst wirken. Man sollte denken, dafs,
da der Koran damals noch nicht schriftlich fortgepflanzt
wurde, das Unternehmen auf ebenso grofse Schwierigkeiten
hätte stofsen müssen, wie, wenn es Jemandem einfiele, Volks-
lieder willkürlich zusammen zu setzen und dann in Kapitel
zu theilcn, so dafs etwa „Der liebe Augustin", „Du, du
liegst mir am Herzen" und „Der Fischerchor" ein Kapitel,
„Fridolin", „Schleswig-Holstein", „Hier im irdischen Jammer-
thal" und „Mein Schatz ist ein Reiter" ein anderes Kapitel
l)iiden sollten.
Die Sache wäre iniausführbar gewesen, wenn ihm die
Bedürfnisse der Liturgie nicht zu Hilfe gekommen wären.
Jeder Gottesdienst der Moslime und auch ihre Privatscebete
bestehen aus einer oder mehreren Rakä, Inklinationen; es
gelu)rcn zu jeder Raka bestimmte Gebete und die Recitation
(auswendig oder mit dem Buche in der Hand) von belie-
bigen Koränstücken, In der Auswahl der Stücke besteht
keine Regel, aufser dafs man gerne wechselt und bei feier-
lichen Gelegenheiten, etwa an Feiertagen, längere Stücke liest.
XXV
Es giebt viele Moslime, welche es sich zur Regel machen,
in einer bestimmten Zeit, z. B. jeden Monat oder jede Woche,
den ganzen Koran zu lesen. Dieses geschieht in Privat-
andachten und gewöhnlich wird das Pensum in eine be-
stimmten Anzahl von Raka eingetheilt. Die moslimische Li-
turgie also war das Mittel, die Offenbarungen den Gläubigen
im Gedächtnisse zu erhalten und der neuen Eintheilung Ein-
gang zu verschaffen.
Ich zweifle nicht, dafs Mohammad schon vor dieser Zeit
in jeder Raka Koränstücke im engeren Sinne und vielleicht
auch Mathäniy vortrug; wenigstens sollen wir dieses aus der
Tradition des Ibn Mas' ud schliefsen : Wir wufsten nicht, wo
eine Süra aufhöre und eine andere anfange, ehe das „Im
Namen Gottes des milden Rahmän" geoff'enbart und an den
Anfang jeder Süra gesetzt wurde. Mohammad recitirte, wie
es scheint, bis dahin verschiedene Offenbarungen, die ihm
gerade in's Gedächtnils kamen, und begreiflicher Weise wurde
es ihm ziu* Gewohnheit, gewisse Stücke auf einander folgen
zu lassen, wodurch der Eintheilung in Suren vorgearbeitet
wurde. Ich zweifle jedoch nicht, dals jede Inspiration bis
dahin ein Ganzes für sich bildete, gerade wie bei uns jedes
Volkslied, jeder traditionelle Sittenspruch und jede witzige
Anekdote.
Ibn Mas' üd erwähnt eine Gruppe von 20 Suren, welche
er Natzäyir, gleiche nennt, und berichtet, dafs Mohammad
diese häufiger als andere Stücke im Gottesdienste vortrug,
nämlich je zwei davon in einer Raka ^). Ich finde in dieser
Aeuiserung den Schlüssel für die Weise, wie Mohammad seine
bereits vorhandenen Offenbarungen in Suren gruppirte. Die
Natzäyir sind die schwungvollsten Kapitel im ganzen Koran
und haben gerade die rechte Länge für ihren liturgischen
Zweck. Die meisten von ihnen enthalten jenes Gemisch von
Drohungen einer zeitlichen Strafe und von Beschreibungen
der Schrecken des Gerichtstages, welches Mohammad bei
') Bei Bochäry S. 107 und 747. Nach Kostoläny sind fol-
gendes die Natzäyir: die 44ste, 51., 52., 53., 54., 55., 56., 68., 69.,
70., 73., 74., 75., 76., 78., 79., 80., 81., 83. Jede fuHt in Flügels
Koranausgabe durchschnittlich eine Seite.
XXVI
seiner neuen Eintheilung vorzüglich beabsichtigte. Man darf
nicht vergessen, dafs er nicht dem Verstände, sondern den
Herzen predigen wollte. Er wollte, wie er sagt, die Leute
mit Angst erfüllen, um das Herz für den Glauben empfilng-
lich zu machen. Diesem Zwecke entsprechen keine an-
dern Suren besser als die Natzäyir; sie enthalten die ganze
Poesie und den ganzen Schwulst des Schreckensapparates,
das höchste der prophetischen Kunst des Mohammad '). Ich
glaube daher, dafs die Natzäyir die ersten Suren sind, welche
er fertig machte. Diesen wurden die auserwählten Stücke
einverleibt, die übrigen Suren entstanden dann von selbst aus
den Abfällen.
Ehe ich von dem Entstehen der letzteren spreche, mufs
ich der Offenbarungen erwähnen, welche keiner Süra ein-
verleibt wurden. Es sind dieses Gebete, welche bei ver-
schiedenen Gelegenheiten angewendet werden, wie S. 1, ii3,
114*), und Inspirationen, welche besonders ergreifend sind,
wie S. 102, und deswegen ihre selbstständige Existenz
') Um den Geist, welcher den Mohammad in der Sürenbil-
dung leitete, zu begreifen, müssen wir besonders jene Kapitel be-
rücksichtigen, welche er der Tradition zufolge besonders anpries
und aufser den Natzäyir am häufigsten recitirte, wie Süra 18, 32,
36 u. s. w.
Auch ist folgende Tradition des Bochäry zu berücksichtigen,
welche den Forderungen gegenüber, die wir machen, ganz die An-
sichten des Propheten und seiner Zeit enthält: „Es kam einst ein
Mann aus Irak zu Ayischa und sagte: O Mutter der Gläubigen,
zeige mir dein Koränexemplar! Sie antwortete: Wozu bedarfst du
es? Er erwiderte: Damit ich die Offenbarungen, wie sie erschienen
sind, danach ordne, denn ich finde, dafs sie durcheinander gelesen
werden. Was liegt daran, versetzte sie, welche du zuerst und
welche du zuletzt liesest?"
') Dahin gehören auch zwei Gebete, welche einen wesentlichen
Theil eines jeden Gottesdienstes bilden und in die offizielle Recen-
cion zwar nicht aufgenommen worden sind, aber wohl in der des
übayy, in welcher jedes eine Süra bildet. Vergl. Itkän S. 151
und 153.
Merkwürdig ist, dafs Il)n Mas'ud nicht nur diese zwei Gebete,
sondern auch Süra I Kl und 114 in seinen Codex nicht aufnahm.
XXVII
bewahrten. Es bildet daher jede für sich, oder zwei oder drei
einander ühnliciie zusammen eine kleine Sura. Aufserdem
hat Mohammad manche früheren Ofi'enbarungen , wie Süra
105, 106, 107, bei Seite geschoben und wir verdanken ihre
Erhaltung nur dem Fleifse der Sammler des Korans, welche
dann aus jedem Stücke ein Kapitel machten oder auch zwei
zusammenstieisen. Es kommt mir vor, dafs sie das Wort
nicht in seiner ursprünglichen Bedeutung gebrauchten, indem
sie solche Analecten Suren nannten ').
In der Bildung der übrigen Suren verfolgte Mohammad
nicht einen Plan, am allerwenigsten den einer sachlichen
Zusammenstellung ^), sondern er liefs sich von verschiedenen
Rücksichten und auch von dem Zufall leiten und reihte, was
ihm gerade in den Sinn kam, an einander. Wahrscheinlich
waren die ältesten Doppelsüren (siehe Note zu S. XXI) die-
jenigen, welche zuerst nach den Natzäyir zum Behufe der
Liturgie gebildet wurden, denn sie sind, wie ihr Name an-
zeigt, so lang, dafs eine davon so grofs ist als zwei Natzäyir
und also für eine Raka genügt. Weil diese Suren aus die-
sem Grunde gewissermafsen die Längeneinheit bilden, wur-
den auch in Madyna noch solche aus neuen Oflfenbarungen
zusammengestellt. Daran schliefsen sich die etwas kürzeren
Momtahenät, welche, wie es scheint, für Gelegenheiten be-
stimmt waren , wenn man in Eile war. Ich lege deshalb
Gewicht auf die Länge, weil der Inhalt der Suren ein wahres
Chaos ist und weil sie, wie wir sehen werden, den einzigen
Eintheilungsgrimd für Ibn Massud imd die andern Jünger des
Wahrscheinlich hielt er sie zwar für Offenbarungen, erachtete es
aber, da sie Jedermann bekannt sind, für überflüssig, sie nieder-
zuschreiben.
') Als ein Beweis, dafs diese Offenbarungen dem Mohammad
nicht als einzelne Suren galten und dafs es den Sammlern frei-
stand, sie nach Belieben einzutheilen, kann erwähnt werden, dafs
Obayy 105 und 106 in eine Süra zusammenstellte.
^) Ibn Syryn erzählt: Ich fragte den Ikriraa, ob Alyy den
Koran chronologisch geordnet habe? Er antwortete: Wenn sich die
Menschen 'und die Genien vereinigen, so werden sie nicht im Stande
sein, dieses zu thuu (Itkän S. 135).
k
XX vm
Mohammad bildete. Wir haben jetzt nur noch das Ent-
stehen der ganz langen Suren zu erklären. Die Geschichte
des egyptischen Joseph ist dreimal so lang als eine Doppel-
siira, dennoch wollte man sie nicht in mehrere Kapitel tren-
nen. Da sie nur ein Kapitel bildet, war ein Muster für
solche Suren vorhanden, wovon eine nur bei feierlichen Gele-
genheiten im Gottesdienste ganz vorgetragen werden konnte, in
gewöhnlichen Tagen konnte man aber nur einen Theil vor-
lesen. Süra 26 füllt zwar nicht ganz sechs Seiten, hat aber
228 Verse ; sie hätte also in etwa drei Doppelsüren aufge-
löst werden sollen. Dieses war aber nicht gut thunlich. Den
Grund bildet die erste oder zweite Bearbeitung der Straf-
legenden, denn dieser Theil wurde vor der neuen Eintheilung
der Ofienbarungen auf einmal vorgetragen. Aus den be-
kannten Ursachen sind dann noch Beschreibungen des Ge-
richtstages und andere Adversaria eingeschoben worden.
Auf diese Art erhielt sie eine übermäfsige Länge. Es war
aber um so weniger Grund vorhanden, sie für den täglichen
Gebrauch brauchbar zu machen, weil sie nicht zu den vnrk-
samen gehört. Dasselbe gilt von Süra 19; auch hier finden wir
eine ältere Grundlage, der gleichartige Theile beigefügt wur-
den. Endlich schuf Mohammad auch Mischsüren (wie 6,
10, 11), in welche alle Abfälle hineingeworfen, und als sie
schon gebildet waren, kurze neue Inspirationen eingeschoben
wurden. In einigen scheinen den Nucleus Zusammenstellun-
gen von Offenbarungen zu bilden, welche älter sind als die
Süronbildung, in anderen, wie in Süra 17, 18, sind Anhäu-
fungen von Orakeln wahrnehmbar, welche nach einander er-
schienen; es herrscht also bis auf einen gewissen Grad eine
chronologische Reihenfolge ^), nur wird sie häufig durch eine
sächliche Ordnung gekreuzt, weil Mohammad bisweilen ältere
Aussprudle durch neue berichtigte und letztere in erstere
einschob. Begreiflicher Weise dauerte es einige Zeit, ehe
') Der Charakter von Süra 17 uud 18 rechtfertigt die Ver-
muthung, dafs sie, nachdem die Sürenbildung begonnen hatte,
geoffenbart worden sind. Dieses stimmt mit allem, was hier
und in Hand II. nber die Chronologie der Inspirationen gesagt
wird, übi-ri'iii.
4
XXIX
die Sürenbildiing vollendet war, denn sie mufsten in der
neuen Eintheilung dem Gedächtnisse eingeprägt werden. Sie
wiu-de aber, so weit damals das vorhandene Material reichte,
schon in Makka zu Stande gebracht und darum steht in den
noch vorhandenen Koränexemplaren in der Aufschrift jeder
Süra nach Umständen „makkanisch" oder „madynisch".
Als Mohammad nach Madyna kam, änderte sich seine
Läse und schon in wenigen Monaten der Charakter seiner
Inspirationen. Von nun an beziehen sie sich auf Tages-
ereignisse, enthalten Gesetze, Befehle, Ermahnungen und Wei-
sungen für die Gläubigen, wie sie den Erfolg von Schlachten
und andere Begebenheiten beurtheilen sollen. Der Koran
wurde von nun an zu einer Art von Moniteur, nur schade,
dafs nicht jedem Artikel das Datum vorgesetzt ist. Die Ent-
stehung der Offenbarungen dieser Periode ist verschieden.
Auf dem Rückwege von Hodaybiya ergriff" Mohammad die
Initiative und stellte in einem ziemlich ausführlichen Leit-
artikel den Gesichtspunkt dar, von dem die Gläubigen die
Sache ansehen sollen (Bd. III S. 251). Diese Entstebungs-
weise madynischer Inspirationen ist aber selten und erklärt
sich im gegebenen Falle daraus, dafs er ganz isolirt dastand
und genöthigt war, der öffentlichen Meinung einen Dämpfer
aufzusetzen. Auch in anderen Fällen, in denen er die Initia-
tive ergriff und ausgearbeitete Offenbarungen veröffentlichte,
läfst sich nachweisen, dafs er für sich handeln mufste.
Gewöhnlich verhielt er sich ganz anders und liefs seine Ora-
kel über Tagesereignisse erst vernehmen, nachdem sich die
öffentliche Meinung abgeklärt hatte. So nach der Schlappe
von Ohod. Begreiflicher Weise war sie einige Zeit das Ta-
gesgespräch und Mohammad wurde in die Diskussion hinein-
gezogen. Obschon, da er einen Sieg versprochen und eine
Niederlage erlitten hatte, seine Autorität auf dem Spiele stand,
griff er der öffentlichen Meinung nicht durch ein Expose vor;
er vertheidigte sich als Mensch und liefs sich von seinen
Freunden vertheidigen , veröffentlichte aber von Zeit zu Zeit
einen kurzen Ausspruch seines Deus ex machina, um die
Discussion zu leiten. In der Polemik gegen die Juden und
Christen ergriff er bald die Initiative und vertheidigte seine
Lehre in längeren Aufsätzen, wie z. B. im Anfange von
XXX
Süra 2; bald aber erliefs er kurze Orakel in Folge der Tages-
ereignisse.
Die Gesetze sind fast ohne Ausnahme auf letztere Weise
entstanden und Mohammad ergriff hierin nur sehr selten die
Initiative. Erst nachdem ein Gegenstand reiflich besprochen
und die Verfügung Gottes darüber einige Zeit erwartet wor-
den war, erfolgte sie '). Bisweilen wurde sie dann öffent-
lich in den Stralsen von Madyna proclamirt (Wähidy, As-
bäb 5, 94).
Der Ausdruck, sowie der Stoff der Inspirationen dieser
Periode sind ohne Schwung, unzusammenhängend und ge-
künstelt. Die salbungsreichen Phrasen, welche hie und da
eingestreut werden, sind stereotyp und aus der früheren Pe-
riode, welcher auch fast aller theologische Stoff in den In-
spirationen mit Andersgläubigen entlehnt ist, in diese her-
übergenommen. Selbst die Sprache ist verschieden und wenn
wir die madynischen Koränstücke systematisch geordnet vor
uns hätten und sie mit den makkanischen verglichen, ohne
die Gewifsheit, dafs sie von demselben Verfasser herrühren,
so würden wir erstcre nicht nur einem andern Manne, son-
dern auch einem andern Jahrhundert zuschreiben. Charak-
teristisch für die Pers<jnlichkeit des Mohammad sind unter
den madynischen Inspirationen mir diejenigen, welche sich
auf die Streitigkeiten mit seinen Frauen beziehen. Diese aber
zeigen ihn uns, abgesehen von unsern Begriffen der Moral,
viel erbärmlicher als er war. Es ging ihm wie allen Schwär-
mern: auf Momente der Aufregung folgte Abspannung. Es
ist dieses selbst den Moslimen aufgefallen und Sady sagt:
Der Projihet war in ganz anderer Gemüthsverfassung, wenn
er mit Ayischa und Zaynab spielte und wenn er mit dem
Engel Gabriel verkehrte, so auch, föhrt der Dichter fort,
') Ibn Babawayh (f 3^1) hat eine Monographie über den Ur-
sprung der mosliniischen Gesetze geschrieben, welche 470 Folio-
9eit(Ui füllt und eine so grofse Anzahl von Heispielen für meine
Behauptung liefert, dafs es schwer ist, Ausnahmen zu finden. Manche
Gesetze wurden geradezu auf Verlangen irgc^nd eines einflufsreichen
Mhuih-s geofTenbart.
XXXI
fluthet und ebbet der Geist des Theosophen zwischen Erhe-
bung und Abspannung.
Ueber das Büchermachen hatte man damals ganz andere
Begriffe als jetzt, und wer den Koran als Quelle benutzen
will, muls sich über diesen Punkt vollkommen klar werden.
Wenn es in Makka die Ausnahme war, so war es in Ma-
dyna die Regel, dal's die Offenbarungen sogleich aufgezeichnet
wurden (Bochäry S. 764). In den letzten Jahren war sein
gewöhnlicher Schreiber Zayd b. Thäbit; er hatte aber auch
andere. Wenn er eine Inspiration formulirt hatte, liefs er
den Schreiber zu sich rufen und sagte ihm, wo er sie eins-
chalten soll ^). Manchmal folgte er der sachlichen Ordnung
und pafste auch die Redaktion des neuen Satzes der des be-
reits vorhandenen an. Als Beispiel verweise ich auf das
Fastengebot. Kor. 2, 179 enthält den ursprünglichen Befehl,
Vers 180 eine später erschienene Dispensation und der etwa
ein Jahr darauf geoffenbarte Vers I8i eine Abänderung des
Gebotes (vergl. Bd. UI S. 54 ff'.). In diesem Falle bildet eine
jede Offenbarung einen eigenen Vers. Es kommt aber auch
vor, dafs mehrere Offenbarungen, die zu verschiedenen Zeiten
erschienen sind, in einen Vers zusammengestellt werden. Wir
wollen zwei Beispiele namhaft machen. 'Alyy soll sich bei
einem Trinkgelage so sehr vergessen haben, dafs er ausrief:
Weder ich habe eine Religion, noch ihr habt eine Religion!
Darauf wurde geoffenbart: „O Gläubige! nähert euch nicht
dem Gebete im Zustande der Trunkenheit, ehe ihr wifst was
ihr sagt" (Soyüty Durar almanthür 4,46). Dies begab sich
sich in Madyna, noch ehe der Genufs des Weines verboten
war. Bei einem Feldzuge ereignete es sich, dafs die Moslime
kein Wasser hatten, um die Ablution zu verrichten; es wurde
geoffenbart: y,Wenn ihr krank oder auf einem Marsch seid
und findet kein Wasser, so verrichtet die Tayammom mit
feinem Sand, indem ihr damit euer Gesicht und eure Hände
reibet" (Bochäry S. 659). Diese zwei Stücke stehen in einem
Verse (Kor. 4, 46) und dazwischen ist ein anderes Gebot,
welches wahrscheinlich weder mit dem einen noch mit dem
') Itkän S. 141. Baghawy, Tafs. 9, i. Miscbkät, engl, üebers.
Bd. I S. 526.
xxxu
andern erschienen ist ; der Vers bestände demnach aus drei
Theilen; am Schlufs stehen die Worte: „Wahrlich, Gott hat
sich nachsichtig und verzeihend erwiesen." Dem Sinne nach
zu urtheilen gehörten sie zu den Bemerkungen über Alyy's
Betrunkenheit und die andern zwei Offenbarungen sind erst
später eingeschoben worden. In Vers 4, 97 spricht er ein
Verdammungsurtheil aus über diejenigen Gläubigen, welche
zu Hause bleiben und nicht in's Feld ziehen. Ibn 0mm
Maktüm kam zu ihm und protestirte gegen die Härte des
Verses, „denn", sagte er, „ich bin blind, wie kann ich in den
Krieg gehen ? " Mohammad liel's den Zayd mit der Aufzeich-
nung des Verses zu sich kommen, und statt die nöthige Ver-
besserung in einem neuen Verse beizufügen, sagte er: Sclialte
die Worte ein „Ausgenommen Diejenigen, welche mit einem
Gebrechen behaftet sind" (Bochäry S. 746).
Hier haben wir zwei von den zahlreichen Fällen sach-
licher Zusammenstellung ganz kurzer Inspirationen. Süra 33
hingegen enthält eine Zusammenreihung etwas längerer Offen-
barungen, die dem Inhalte nach gar nichts mit einander ge-
mein haben. Es kommt darin sein Verhältnifs mit Zayd's
Frau zur Sprache (vergl. Bd. I S. 403), dann die Belagerung
von Madyna, sowie der unmittelbar danach an den Juden
von dem Stamme Koraytza verübte Treubruch und Harem-
scenen; endlich, weil seine Heirath mit Zayd's Frau immer
noch das Tagesgespräch war, kehrt er auf diesen Gegenstand
zurück. Die Inspirationen erstrecken sich über einen Zeit-
raum von etwa drei Monaten und alle bilden in der Ord-
nung, in welcher sie erschienen sind, eine Süra. Vielleicht
fallen in diese Zeit auch andere Offenbarungen, die er in
anderen Stellen eingereiht hat. Regel scheint zu sein, dafs
er ganz kurze Orakel, welche er als Verbesserung oder Ver-
vollständigung von früheren veröffentlichte, diesen anreihte ') ;
') Von den sehr zahlreichen Ausnahmen dieser Regel will ich
nur eine erwähnen. In !), 4i tadelt Mohammad die im Feldzuge von
Tabük an den Tag gelegte Saumseligkeit, in den Krieg zu ziehen.
Der Vers machte einen sehr tiefen Eindruck auf die Moslime und
der Prophet fand sich veranlafst den Tadel zu mildern. Der mil-
dernde Vers steht nicht beim vorhergehenden, sondern in 9, 123.
xxxm
länjjere hingceoren bildetoii einige Zeit ein Ganzes ftir sich
und wurden, wenn sich eine Anzahl derselben anj^ehäuft
hatte, in ein Kapitel von der Länge einer Doppelsüra zusam-
mengestellt, manches Mal auch einer bereits vorhandenen
Mischsüra, wie die zweite, einverleibt^). Es entstand somit
das vollkommenste Chaos, das man sich denken konnte.
Wir haben soeben gesehen, dal's Mohammad in Madyna
seine Inspirationen gewöhnlich sogleich einem Schreiber dik-
tirte und es ist sehr wahrscheinlich, dafs hie und da nach-
träglich auch eine frühere Süra aufgezeichnet wurde; wir
würden uns aber sehr täuschen, wenn wir daraus sclilöfsen,
dal's er ein Buch publiciren oder auch nur den Koran durch
die Schrift verbreiten wollte. Er blieb bei der Ansicht : der
Koran soll in den Herzen der Menschen leben. Wir finden
in diesem Bande mehrere Beispiele, dafs er Apostel an die
Stämme schickte, um sie im Koran und in den Pflichten des
Islams zu unterrichten. Wir machen in allen solchen Fällen
eine beachtenswerthe Beobachtung : die Steuergesetze erhielten
sie schriftlich und auf die Wunderkräfte ihres Gedächt-
nisses scheint also der Prophet kein besonderes Vertrauen
gesetzt zu haben. Vom Koran aber nahm keiner eine voll-
ständige Sammlimg mit. Manche mögen einige Notizen ge-
habt haben, aber in den meisten, vielleicht in allen Fällen
lehrten sie gerade so viel, als sie auswendig wnifsten und in
den Gebeten zu recitiren pflegten. Aus der K. 41, 45 (vergl.
') Die dritte Süra z. B. fängt mit der in 631 geofFenbarteu
Disputation mit den Nagräniten an; weiter unten folgen die auf
die in 625 gefochtene Ohodschlacht bezüglichen Stücke. Wahr-
scheinlich bildeten letztere mit einigem, was daran hängt, ursprüng-
lich eine Süra und die Disputation wurde später vorgesetzt.
Solche Mischsüren blieben oft Jahre lang offen. So war nach
dem Zeugnifs des Othmän (bei Baghawy 9, i) Süra 8 eine der
ersten, welche Mohammad in Madyna anfing und bei seinem Tode
war sie noch nicht abgeschlossen , weswegen Othmän alle Inspi-
rationen, die jetzt Süra 'J bilden und welche sehr späten Datums
sind , daran anschlofs. In der Zwischenzeit wurden andere Suren
geoffenbart und kamen zum Abschlufs. 'Othmän sagt daher: Es
gab Zeiten, wo dem Propheten viele Suren (zugleich) geoffenbart
wurden.
III. c
XXXIV
Bd. II S. 450) ausgesprochenen Ueberzeugung, dafs die Juden
deswegen irre gingen, weil sie ein geschriebenes Buch haben,
darf man vielleicht den Schlufs ziehen : er wünschte, dafs die
Leute so wenig als möglich an dem Koran ihren Scharf-
sinn üben^), sondern einfach an dem Grundsatz „es giebt
nur einen Gott" festhalten, die Gebote tleifsig beobachten
und die Steuern regclmälsig entrichten sollten. Seine An-
sichten über die Schwäche des Unterthanenverstandes waren
also vollkonnneu correct. So lange seine Wandelungen noch
frisch im Ginlächtnisse waren, konnte die Kenntnil's des gan-
zen Korans auch wenig dazu beitragen, den Glaul)en zu
stärken. Hingegen die gelungensten Rhapsodien einzeln
vorgetragen nnifstcn (>ine unwiderstehliche Macht üben ■).
An die aufgeklärteren Stäunne schickte er allerdings Apostel,
welche sich durch ihre Kenntnifs des Korans auszeichneten
und durch Citate daraus Einwürfen gegen den Islam begegnen
konnten. So z. B. ernannte er den Mo ädz b. Gabal wel-
chem nachgerühmt wird, dafs Ci schon während der Lebzeit
') 'Ainr (-)- IIH) b Sclio ayl) b. MolianiinaLl b. 'Abd Allah (wie
es scheint soll dieser Name ausfallen) b. Amr b. 'A(,'. erzählt auf
die Autorität seines Giofsvaters Anir b. 'At; (in der I(;aba unter
Hiscliain): Wir kamen und fanden, dafs viele Menschen über den
Koran disputirlen (vatarAgi' iina). Wir hielten uns fern. Der Pro-
phet war hinter seiner Hütte und hörte sie. Dann trat er voll Zorn
hervor und als er vor ihnen stand, sagte er: Dadurch (durch Dis-
putiren und Grübeln) sind die Religioiisgenieinden vor euch in Irr-
thum gerathen. Der Korfin ist niclit geoffenbart worden, damit ihr
euch einander bekämpfet, sondern damit ihr euch mit Freundschaft
behandeln sollt.
') Wir finden die Straf legenden ein halbes Dutzend Mal fast
in denselben Worten im Koran wiederholt. Ich habe bereits an-
gedeutet, wie ich mir die Sache erkläre: Wenn Mohammad eine
neue Rhapsodie dichtete, war sie wie eine Predigt darauf berech-
net, sogleich zu wirken, er setzte aber dabei nicht voraus, dafs den
Hörern alle Rhapsodien im (Gedächtnisse seien. In Madyna ging
er schon etwas systematischer zu Werke und der Koran näherte
sich mehr und m(>hr dem Charakter einer Abhandlung. Einig(! Wie-
derholungen sind der Sorglosigkeit oder Aengstlichkeit der Sammler
zuznschreijjen.
XXXV
des Propheten den Koran sammelte, zum Glaubenslehrer für
Yaman; er gab ihm aber den Befehl: Dispute, wenn sie /a\
weit gingen, mit solchen Koränversen, in welchen besonders
auf den Glauben an einen Gott gedrungen und erklärt wird,
dafs alles andere unwesentlich sei, beizulegen.
Indem Mohammad die Offenbarungen aufschreiben liefs,
hatte er also keine andere Absicht, als sein eigenes Gedächt-
nifs zu unterstützen. Ohne dieses Hilfsmittel hätte auch er
die uöthige Kenutnifs seiner eigenen Inspirationen verloren.
Er drückt sich darüber (bei Müatta S. 70) bildlich, aber
doch recht verständlich aus: ,.Der Koränkundige gleicht dem
Eigenthümer eines angebundenen Kameeies, wenn er es
in Acht nimmt, hat er es, und wenn er es los läfst, läuft es
davon." Er wurde altersschwach und die Offenbarungen
mehrten sich, sein Gedächtnifs genügte also nicht mehr, sie
vom Davonlaufen zu wahren, er befestigte sie daher durch
die Banden der Schrift. Wenn er dann eine halb vergessene
Offenbarung renoviren wollte, so sagte er sie seinem Schreiber
Obayy vor und dieser sah in die geschriebene Notiz und half
alf ihm nach. Weil diese Studien unter den Moslimen hätten
Aergernifs erzeugen können — denn diese wollten nicht, dafs
der Prophet wie andere Menschen sei — so liefs er sich von
Gott befehlen, den Koran, oder nach einer andern Version
Stücke des Korans, mit Obayy zu collationiren ^).
') Tu der I^äba Bd. I S. 30 und bei Ibn Sa'd f. 278 lauten
die Worte des Mohammad: ^Ac \.'i\ ...\ dSl\ , ^J-'«! „Gott hat mir
befohlen, dir vorzurecitiren." Bei Ibn Sa'd fol. 169, wo auch die
Varianten angegeben sind, lauten sie: .-J^^ ijJ^Jlc ij^^^ ,-J o-ct,
welches denselben Sinn haben könnte, aber wenn von einem Buche
die Rede ist, bedeutet aradha immer collationiren; dieses geschah
gewöhnlich, indem der Schüler eine Tradition, welche er aus dem
Hefte des Lehrers abgeschrieben oder auswendig gelernt hatte, die-
sem vortrug, damit dieser sehe, ob er keinen Fehler mache. Diese
Worte haben also wohl den Sinn, den ich ihnen im Texte gegeben
habe. Begreiflicher Weise drehen die Moslime die Sache um und
behaupten, Mohammad habe den Obayy belehrt. Ich finde den
Schlüssel zur Tradition in den Worten: Es ist mir befohlen
worden. Den Obayy zu belehren, bedurfte es keines speciellen
XXXVI
Weuii von der Treue des uns vorliegenden Koräntextes
die Rede ist, darf man sich von der Auffassung der Moslinie
nicht irre führen lassen. Nach ihrem Standpunkte ist jede
Ofi'enbarung treu wiedergegeben, wenn sie der Prophet ein-
mal in seinem Leben so recitirt hat. Ich halte den Text
nur dann für treu, wenn er die ursprüngliche Redaktion ge-
nau wiedergiebt. Aus dem Gesagten geht hervor, dal's er
in diesem Sinne weder ganz getreu noch vollständig sein
kann. Mohammad hat die meisten vor der Eintheilung des
Korans in Suren voriiandcneu Ollenbarungen bei dieser Ge-
legenheit neu redigirt, manche absichtlich unterdrückt oder
abgeändert. Da/.u kommen noch die durch Schwäche des
Gedächtnisses und durth Fahrlässigkeit verursachten Verluste
und Veränderungen '). Obschon seine Inspirationen für das
Wort Gottes galten und seine Gegner bisweilen daran rüt-
telten, herrschte doch bis zu seinem Tode in dieser Beziehung
der gemüthlichste Schlendrian. Hischäm b. Hakym trug einst
die 25ste Süra so unrichtig vor, dafs 'Omar darüber empört
war. Er brachte den Ilischäm zum Propheten, damit er
ihn zurecht weise. Mohannnad liels ihn die Sura hersagen,
und als er fertig war, bemerkte er: So ist sie mir geofl'enbart
worden. Dann, zu 'Omar gewendet, fuhr er fort: Lafs sie
uns lum auch nach deiner Manier hören! Nachdem auch
dieser seinen ^'ortrag vollendet hatte, welcher von dem des
Ilischam weit verschieden war, sagte er wieder: „So ist sie
mir geoö'enbart worden! Der Koran ist in sieben verschie-
denen Lesarten vom Himmel gesandt worden, wählet die-
Befehls. Um den Eindruck, den diese Tradition machte, zu ver-
wischen und zuj»lt;icli um die Versicherung zu geben, dafs der Text
des Korans vollkommen treu sei, erfand man dann die Tradition,
Mohammad habe jährHch einmal und im letzten Jahre seines Lebens
zweimal di-n Koran mit dem Engel Gabriel coUationirt.
') Kor. 2, 1(10. Wenn wir einen Vers streichen oder in Ver-
gessenheit gerathen lassen, so offenbaren wir einen besseren oder
einen ähnlichen.
In tiner andern Stelle behält sich Gott, als der Verfasser, das
Recht vor zu streichen oder zu verändern was ihm gefällt.
XXXVII
jenige, welche eiich am leichtesten ist" ^). In anderen Worten,
wenn ihr nur den Sinn wiedergebt, kommt es auf den Aus-
druck nicht so viel an." Diese Aeufsorung ist ganz im Geiste
der Zeit, denn Leute, welche so Grofses leisten wollen, wie
Mohammad und seine Gefährten, dürfen alle Fehler an sich
haben, nur dürfen sie nicht engherzige Pedanten sein, sonst
geht es ihnen wie den lieben Deutschen imd ihren Herren
Professoren und sie werden zum Spott der Völker.
Wir dürfen annehmen, dafs die Natzäyir und andere
Suren, welche häufig im Gebete recitirt wurden, den Wortlaut
der zweiten Redaktion mit ziemlicher Genauigkeit bewahrt
haben ^). Längere vernachlässigte Suren hingegen, wie die
zwölfte (vgl. Note S. XXIII), haben gewils viele Veränderun-
') Wie diese Tradition in Bochäry (S. 326 und 747, vergl.
Muatta S. 70) erzählt wird, halte ich sie für eine Dichtung. Unter-
dessen aus allen auf diesen Gegenstand bezüglichen Nachrichten zu-
sainraengenommen geht als Thatsache hervor, dafs sich Mohammad
eine grofse Freiheit in der Wiedergabe früherer Offenbarungen be-
wahrte und sie auch den Gläubigen gestattete. Da dieses unkritische
Verfahren für die späteren Generationen, welche sich besonders mit
dem Worte beschäftigten, anstöfsig war, hat Ibn 'Abbäs die Schuld
auf Gott geschoben und folgende Tradition erfunden: „Der Prophet
sagt: Gabriel machte mich den Koran nach einer Lesart (immer in
denselben Worten) vortragen. Ich machte ihm Vorstellungen gegen
diese Einschränkung und er machte mehr und mehr Zugeständnisse,
bis er mir erlaubte, ihn nach sieben (beliebig vielen) Lesarten vor-
zutragen" (Bochäry S. 746).
Vollkommene Freiheit hatte jeder Moslim, den Koran nach
seinem eigenen Dialekt zu lesen , wie z. B. in Kor. 75, 7 balika
oder barika, und in 5, 92 Rigs oder Riks. Man durfte auch z. B.
Rahym mit Ghafür verwechseln, weil sie beide dieselbe Bedeu-
tung haben (Mälik, angeführt in einer Glosse zu Bochäry S. 326).
Es ist aber ziemlich klar, dafs Mohammad viel weiter ging und
sich begnügte, wenn der Sinn wiedergegeben wurde. Vielleicht kam
es auch auf etwas mehr oder weniger nicht an.
') Die Häufigkeit der Recitation schützte den Text noch nicht
vor Abweichungen in der Lesart. Obschon keine Sura häufiger
hergesagt wird als die erste, das Vaterunser der Moslime, so lesen
doch einige man an'amta statt alladzyna an'amta.
XXXVIII
gon erlitten ''), Von den kleineren vernachlässigten Offen-
barungen mögen viele, wie „das Kamcel mit aufgelösten Ban-
den" davon gelaufen und für immer verloren gegangen sein.
Üiese Bemerkungen beziehen sich auf die makkanischen In-
spirationen, weil sie lange Zeit fast ausschliel'slich durch das
Gedächtnii's aufbewahrt wurden. Aber auch in dem Zu-
stande des Textes der madynischen Inspirationen läfst sich
manche Abweichung nachweisen -).
Mohammad starb und die Offenbarungen für die Mos-
') Bochäry S. 748 erzähh, Ibii Mas ütl habe in Hom(,', einst die
zwölfte Süra vorgetragen. Es erhob sich ein Mann und sagte: der
Text ist falsch. Ibn Masüd betheuerte, er habe die Sura so vom
Propheten vernommen. Der Mann wurde arretirt, denn man sagte,
er sei betrunken und rieche nacli Wein. Vielleicht wäre Mohammad
nicht so strenge gewesen und hätte beide Lesarten gebilligt.
') Ich stelle aus der zweiten Süra einige Beispiele zusammen.
O. bedeutet Obayy und M. Ibn Masud. 2, 19 L*ax für [j.>civ9 M.
2, 58 ^j,ji für ^^ M., jj^jJlX^j! für ..jJiA/.;^'/*^j1 O., ^«x» für \.a=la>
M. U.O., (vgl. 12, lüu). 2, 6u \^s'-o L,i;Äj^ M., \^s U i»j;iöl^ ü., für
*-oU» \^J3\^, 2, 63 ^ für r,S\ M. 2, 6:, i,i>^.^jLi,j für NjLxiJj" O.
2, 6;i Lj-L« für sJ^ O. 2, 90 »«.aAI für ?5».^5* O. 2, '.»4 .\a12ä_j für
v<X^i M. 2, Ort :<;jü ^js-' Ul "^j.Äj ^j.s^- o.=>l Q^ ^\jH\ ^JUj u^
^j^ %^_^ jÄXj" "^Is O. 2, luo ^J<^/*^;j^l O., Kji ^J^ ti^.w.ÄiU) M., für
L^^Äj. 2, lu,') LoLAaJ^t Lj^j für ^.Lcij»^ \^j^ O. 2, los lft>.i>
für ^j'wi> O. 2, 113 JL-.J ^J M., ^» f*.-^4 vL^^ Cr"* ^^■'" ^
^yÄj L\i>!p- O., für ^:<^^ ^l^\ ^c JLs^- ^3. 2, 118 Q^ULil
f"*" ^^r4^^ ^^- 2, 121 Q_Jyb3 wird vor Uj, eingeschoben von M.
und O. 2, 122 ^^j^ ^^\^ für Ix^lx^ Ü^l^. 2, 126 M. und O.
schieben ^1 vor Lj ein. 2, U3 iÜLii J.^^ O., xJl.i Ui*:> J.xi^ M.,
für isfc>^ J.^^. 2, 1S3 öj.jJS für vi^sJ! M. 2, i84 Obayy schiebt
"4 vor IJjiwj ein.
Die Varianten sind wenig zahlreich, weil wir sie nicht alle
haben und weil Obayy und Ibn Mas'ud die unter Abu Bakr ge-
machte Recension des Zayd benutzten und wohl auch ihn darin
unterstützt hatten.
XXXIX
lime waren geschlossen. Die von ihm gemachten Anfzeich-
nungen standen, wie behauptet wird, auf Stücken Leder und
Pergament, Schiefertafehi, Pahnhlättern und Kameelsschultern
und lagen ohne alle Ordnung durcheinander. Vielleicht wird
die Aermlichkeit des Schreibmaterials von den Quellen mit
dem Wunsche, die Zeit recht einfach und idyllisch darzu-
stellen, übertrieben, aber so viel ist gewifs, dafs weder Mo-
hammad, noch seine Schreiber sehr wählerisch waren, denn
sie beabsichtigten nicht ein Buch zu machen, sondern nur
temporäre Noten.
Unter der Regierung des Abu Bakr wurden blutige
Kriege geführt, um die Abtrünnigen zum wahren Glauben
zurückzuführen, und viele Korankundige l)liel)en in den Schlach-
ten. Einst fragte Omar um den Wortlaut eines Verses und
man sagte ihm, N. weils ihn; N. war aber einer der Gefalle-
nen. In der Furcht, es möchte einiges von den Ofienbarun-
gen verloren gehen, begab er sich zu Abu Bakr und suchte
ihn zu bewegen, sie sammeln zu lassen. Dieser hielt es für
eine Neuerung, ging aber doch endlich auf seinen Vorschlag
ein und übertrug die Arbeit dem Zayd '). Der Nachlafs des
Mohammad wurde sortirt und in Bündel zusammengebunden-),
' ) Zayd war aus Madyna. Sein Vater Thabit fiel in der Schlacht
von Bo'ath, welche fünf Jahre vor der Fluclit gefochten wurde. Als
der Prophet nach Madyna kam, war Zayd erst eilf Jahre alt, wufste
aber schon 17 Suren des Korans auswendig. Wegen seiner zarten Ju-
gend durfte er den Badrfeldzug nicht mitmachen. Ob er bei Ohod
mitgefochten hat, ist ungewifs. Bei der Belagerung von Madyna (A.
H. 5) vertraute Mohammad dem sechzehnjährigen Jüngling die Fahne
der Madyner an und nach dem Friedensschlufs schenkte er ihm ein
Kleid von egyptischem Stoffe (Kobtyya). Mohammad verwendete
ihn häufig als Schreiber und auf seinen Wunsch erlernte Zayd die
hebräische Schrift (nicht die Sprache, denn er verwendete nur
drittehalb Wochen auf dieses Studium), damit er ihm die Briefe
der Juden vorlesen könne. Unter den Nachfolgern des Mohammad
war Zayd besoldeter Richter (Kadhiy) von Madyna, wo er in
A. H. 45 starb.
') Mohäsiby bei Itkan S. 137. Häkim ibidem S. 134 und bei
Comm. zu Bochäry S. 745.
XL
da er aber den Text nicht vollständig enthielt^), forderte
'Omar die Gläubigen auf, dal's jeder, welcher weniger be-
kannte Theile des Korans schriftlich besitze oder auswendig
wisse, dieselben niittheile. Die Traditionisten sahen wohl
ein, dafs ein solches Verfahren keine Garantie für die Aecht-
heit des heiligen Buches biete und behaupten daher, dafs
Omar zugleich die Regel aufstellte: Jeder, der einen oder
mehrere Verse beitrage, soll einen Zeugen für deren Aecht-
heit bringen. Ich weils den Korjin nicht auswendig und wäre
nicht im Stande, Veränderungen im Ausdrucke oder Omis-
sionen zu entdecken, aber wenn in einem Exemplar unter-
schobene Stellen vorkämen, glaube ich, dafs ich sie augen-
blicklich erkennen würde. Die Korankenntnifs des Omar,
Abu Bakr und vieler anderer ging gewifs ebenso weit. Ich
glaube also nicht, dal's Omar von vorne herein diese Regel
aufstellte, wohl aber mögen Verse eingebracht worden sein
die er bezweifelte oder für deren Aechtheit Bürgen forderte.
Zur BestätijTfuno; der Reffel wird eine Ausnahme erzählt. Als
Zayd die 9te Süra zum Abschlufs bringen wollte, bemerkte
Obayy : er erinnere sich, dafs noch zwei Verse dazu gehören.
Man erkundigte sich allenthalben nach dem Wortlaut der-
selben und Abu Chozayma^) wufste ihn, aber sonst Niemand.
Sie wurden auf seine vereinzelte Bürcfschaft hin aufgenom-
men, weil der Prophet erklärt hatte, sein Zcugnifs gelte so
viel als das zweier Männer (Bochäry S. 394. 705 746). Durch
diese Mittel gelang es dem Zayd, den ganzen Konin zusam-
menzubringen. In mehreren Traditionen wird behauptet, Zayd
habe zugleich eine Abschrift besorgt. Aber die Beschreibun-
gen derselben sind niclit übereinstimmend. Nach Ibn Okba
war sie auf Pergamentblättern '^) oder Rollen, nach Ibn 'Omar
auf Kartas, welches von Charta herkommt und Papyrus
') Zohry bei ItkAn S. 133.
'J Es ist iingcwifs, ob dieser Mann Chozayma oder Abu Clio-
zayma bicfs (vergl. Pxx li. S. fiTb).
') Im Origiriiil Warak, welclies „lilalt eines Baumes" oder
.Tapicr"*, in jener Zeit aber amb .,Perganientbbitl'' bedeutete. Es
wird z. B. (bei Both. S. 'J3) gesagt, dafs das Antlitz des Propheten
XLI
bedeutot. Es ist mir zwcifflluaft, ob man damals in Arabien
so schreibselig war, dals es sieh lohnte, Papyrus zu impor-
tiren. Nach Ibn Aby Däwud bildete Zayd's Abschrift sogar
einen Band (Ma^haf) und nach Oniara b. Azyya brachte er
den ganzen Koran auf eine einzige Rolle. Ich glaube, dafs
Zayd bei dieser Gelegenheit den Nachlals des Propheten ge-
ordnet und etwa unleserliche oder auf schlechtes Material ge-
schriebene Bruchstücke copirt habe, dafs aber sein Haupt-
augenmerk daraufgerichtet war, ihn zu vervollständigen. Was
er von den Gläubigen sammelte, hat er jedenfalls aufgeschrie-
ben und dem Nachlasse einverleibt. Es steht fest, dals bei
dieser Gelegenheit die bisher nicht vollends durchgeführte
Eintheilung der Offenbarungen in Sviren vollendet wurde. Als
Abu Chozayma die zwei Verse, welche Niemand aufser ihm
wulste, mittheilte, erklärte 'Omar: Wenn es drei Verse wären,
würde ich eine eigene Süra daraus machen. Man fühlte sich
also damals noch befugt, in die Eintheilung der Suren ein-
zugreifen. Später machte man keine solche Aenderung. Der
Codex des Ibn Mas'üd ist älter als der offizielle Text, von
dem wir bald sprechen werden, und Ibn Mas' üc^ befand sich,
als dieser redigirt wurde, nicht in Madyna; dennoch unter-
scheidet sich sein Text nur in der Reihenfolge der Suren,
so viel wir aber wissen, nicht im Inhalte derselben.
Es fehlt nicht an Traditionen, welche behaupten Zayd
habe seine Arbeit erst unter der Regierung Omars gemacht.
Die meisten jedoch versetzen sie unter die Regierung des Abu
Bakr, in dessen Besitz auch die Sammlung bis zu seinem
Tode blieb; dann nahm sie sein Nachfolger Omar in seine
Verwahrung und nach dessen Dahinscheiden wurde sie der
Obhut seiner Tochter Haf9a, einer Wittwe des Propheten,
anvertraut ^).
in seiner letzten Krankheit wie ein Warak ausgesehen habe. In
diesem Vergleiche kann es nur Pergament heifsen. Das Papier
war damals im westlichen Asien noch nicht bekannt.
') Am ausführlichsten wird die Geschichte dieser Sammlung
des Korans in einer Tradition des Zohry bei Bochary S. 676 und
T4r) erzählt. Sie ist sehr geschmückt und die Redaktion vielleicht
nicht alt, aber wie aus dem Vergleich mit andern Tradionen her-
XLII
Der einzige Zweck dieser Sammlung war, die Offenba-
rungen so rein und vollständig, als der Prophet sie hinter-
lassen hatte, für die Nachwelt zu bewahren. Nachdem sie
vollendet war, wurde sie gleichsam ad acta p"elegt und nicht
veröffentlicht; denn man hielt immer noch an dem Grundsatz:
Das Wort Gottes soll in den Herzen der Menschen leben
uiul nicht Gegenstand der Disputation werden. Unter den
Ciläubigen lernte oder sammelte jeder so viel, als gerade sei-
nem Bedürfnisse entsprach. Die meisten begnügten sich mit
den nöthigsten Gebetstücken und diese konnten sie ii\ den
Moscheen so oft hören, bis sie selbige auswendig wulsten.
Das Gesetz verorduet, dals Derjenige, welcher am meisten
vom Koran im Gedächtnisse trägt, Vorbeter der Gemeinde
oder Versammlung sein soll. Dieses war ein Stimulus zum
Sammeln und noch mehr zum Auswendiglernen vieler Suren;
es geschah aber wohl selten, dafs der Candidat die Aufzeich-
nung eines andern nahm und auswendig lernte , sondern er
lleTs sich von einem Kundig<m unterrichten luid notirte für
seinen eigenen Gebrauch, was er nicht sogleich dem Gedächt-
nisse ein/.upuägen v(!rmochte. Dieser Geist der Einfachheit
konnte jedoch nicht ewig dauern.
Ich habe S. 33 und 409 von den Heuchlern und der C(»n-
cun-enzmoschee gesprochen. Ihr Vorbeter war ein junger
Mann Namens Mogammi'. Er betheuerte zwar später vor
dem Chalyfen ' Omar, dals er nur das Werkzeug seiner Partei
gewesen, doch geht so viel aus der Erzählung hervor, dafs
der Chalyfe bis dahin auf seine Orthodoxie nicht viel hielt ').
Mogamnii' hatte schon, als er noch in der Concurrenzmoschee
vorgeht (vergl. Boch. S. 746, Itkan S. 135 ff. und Ihn Atyya, Einleit.),
beruht sie auf ganz zuverlässigen Angaben.
') Die Erzählung bei Ibn Isliak S. 358 lautet: „Es wurde mit
'Omar über Mogammi' gesprochen und er wurde um die Erlaubnifs
angegangen, dafs Mogauuiii' der Vorbeter der ßanu 'Amr b. 'Awf
sein dürfe. Omar erwiederte: Wie, war er nicht der Imäm (Vor-
beter) der Heuchler in der Concurrenzmoschee! Mogammi' sagte:
O Beherrscher der Gläubigen! Ich schwöre bei dem einigen Gott, dafs
mir nichts von ihren Tendenzen bekannt war. Ich war ein junger
Mensch und pflegte Koränstücke zu recitiren; sie hingegen besafsen
XLIII
vorbetete, den gröfseren Theil der Offenbarungen gesam-
melt (Ibn Ishak S. 358). Nachdem die Moschee auf Befehl
des Mohanmuid zerstört und seine Partei ^ezwunixen Avorden
war, orthodox zu erscheinen, fuhr er fort, den Inspirationen
seine Aufmerksamkeit zu schenken und zur Zeit des Todes des
Propheten war seine Sammlung so vollständig, dafs ihm nur
noch zwei oder drei (nach einer andern Tradition eine oder
zwei) Suren fehlten (Schaby bei Ibn Sad fol. 172). Es unter-
liegt wohl keinem Zweifel, dafs Mogammi' ein Forscher war
und dafs er seine Sammlung in der Absicht, sich von der
Wahrheit oder Grundlosigkeit der Prätensionen des Moham-
mad zu überzeugen, anlegte. Sie ist die einzige, welche
unser Vertrauen beanspruchen könnte und wenn sie auch ver-
loren gegangen ist (wahrscheinlich wurden die schriftlichen
Notizen auf Befehl des 'Othmau zerstört), so haben seine
Arbeiten doch gewifs auf die Recension, welche Zayd unter
Abu Bakr machte, einen grofsen Einflufs geübt. Man konnte
doch nicht vor seinen Augen Inspirationen, welche Mohammad
der Vergessenheit preiszugeben gedacht hatte, übergehen.
Die übrigen Sammler waren fromme Moslime und hatten
keinen andern Wunsch , als recht viel von dem Buche , wel-
ches sie Forkän, die Erlösung, nannten auswendig zu wissen
und zu besitzen. So lange Mohammad lebte, legte gewil's
keiner von ihnen viel Gewicht darauf, die Offenbarungen
vollständig zu haben, es war ja die Quelle derselben in
ihrer Mitte. Wie spät die Moslime angefjuigen haben, als
Amateure mehr vom Koran zu sammeln, als gerade für die
Gebete nöthig war, geht daraus hervor, dafs sich mit Aus-
nahme des Ibn Mas üd kein einziccer Flüchtlino: damit be-
schäftigte ; die übrigen Sammler, deren Namen genannt werden.
nichts vom Koran und deswegen gingen sie mich an, ihnen vorzu-
beten. Ich glaubte ihrem Vorgeben nnd hielt ihre Zwecke für voll-
kommen rein. Man fabelt, fährt Ibn Ishäk fort, dafs 'Omar ihm auf
diese Erklärung hin erlaubt habe, seinem Stamme, den Banü 'Amr
b. 'Awf vorzubeten.'' Es ist die Gewohnheit der Tradition, Jeden,
welcher als MosUm starb, weifs zu waschen, und einige Biographen
(bei I(;äba) gehen daher noch weiter und behaupten, 'Omar habe
den Mogammi' nach Küfa als Vorbeter geschickt.
XLTV
haben sich frühestens im Jahre der Fhicht bekehrt und
waren ans Madyna gebürtig '). Erst nach dem Tode des
') Alyy soll nach dem Tode des Propheten einen Eid ge-
schworen liaben, seine Wohnung nicht zu verlassen, ehe er den
Koran gesammelt habe. Das ist gewifs eine Unwahrheit. Eine an-
dere Krage ist: Hat Alyy eine Kecension des Korans hinterlassen?
Das Gerücht von einer solchen ist alt. Ihn Syryn (f 110) hatte
davon gehört, suchte sie aufzutreiben und schrieb deshalb nach Ma-
dyna, aber oline Erfolg. Doch ein Exemplar, wahrscheinlich das
.Vutograph, soll sich später in den Händen seines Nachkommen,
des Abu Ya lä Hamza Hosayny befunden haben. Tha'laby, Tafsyr
Hd. I S. I'l berichtet, dafs auch in dieser Recension die Süra Ra-
kara 280 Verse hatte. Andere Gelehrte führen daraus unbedeutende
Varianten an, z.B. 13, so ••^äj statt ^^v.L.j, und 106, i v_;"b5i statt
i^^bSj aber gerade die Seltenheit dieser Citationen erregen Zweifel
gegen eine selbstständige Recension des Alyy. Diese V^arianten
mögen von einem Codex der 'othmanischen Recension, den 'Alyy
geschrieben oder doch wenigstens besessen hat, herrühren. Man
behauptet, in Alyy's Recension seien die Suren chronologisch ge-
ordnet gewesen. Wenn dieses wahr wäre, würden die Schy'iten
gewifs diese Reihenfolge beibehalten haben, statt, wie es der Fall
ist, die Ausgabe ihres Feindes Othman zu adoptiren.
Im Itkan S. 135 wird behauptet, Sälim , ein Chent des Abu
Ilndzayla, sei der erste gewesen, welcher den Koran nach dem
Tode des Propheten sammelte und in ein Huch eintrug. Er berieth
sich mit seinen Freunden, wie er dasselbe benennen solle und einige
sagten: „Sifr! " Er verwarf diese Benennung, weil die Juden die
Bibel so heifsen und wählte abyssinische das "Wort Mo(;haf. Diese
Behauptung beruht nur auf einer Tradition und ist deswegen schwach.
Dafs aber Siilini selbst den Abu Bakr und 'Omar an Koränkunde
übertraf und denselben schon so schon vortrug, dafs ihm selbst
Mohammad grofses Lob spendete, lesen wir in Bochäry S. 06 und
74^; vergl. I(,niba Bd. U S. 109 ff.
Es scheint, dafs mehrere Gefährten des Propheten, wie z. R.
Abu Musä, sich nach Veröffentlichung der 'othmanischen Ausgabe
Codices anfertigten und hie und da ihre eigene Lesart der officiellen
vorzogen. Das mag auch mit dem Exemplar des Alyy und Sälim
der Fall gewesen sein, lieber das Entstehen solcher Texte, welche
für die Kritik des Korans jedenfalls sehr nützlich waren, giebt eine
Tradition bei ll)n Sa'd fol. 1(J!) verso Aufschlufs: „Einige Gefährten
XLV
Mohammad bemühten sich einige wenige von denen, welche
schon früher der Sache ihre Antinerksamkeit geschenkt hatten,
die ihnen noch fehlenden Inspirationen zu erhalten, luid zwei
von ihnen machten, zunächst für ihren eigenen Gebrauch,
voUständioe Handschriften des Korans. Der eine von diesen
zweien, Ibn Mas'üd, hat sich schon früh zum Islam bekehrt
(ßd. I S. 440) und durfte sich, ohne Widerspruch zu fürchten,
rühmen, aus dem Munde des Propheten 70 Suren vernommen
[und auswendig gelernt] zu haben (Bochary S. 748). Diese
bildeten den Anfang seiner Sammlung, die übrigen erhielt er
von Mogammi (Ibn Sad fol. 172). Er hat also erst kurz
vor dem Tode des Propheten den Entschlul's gefalst, sie voll-
ständig zu machen, denn Mogammi' befand sich bis Ende
630 im Lager der Heuchler. Ibn Mas'üd hat eine Recension
des ganzen Korans hinterlassen, welche, als man den Text
einer strengen Kritik unterwarf, noch im Autograph vorhan-
gewesen zu sein scheint und fleil'sig benutzt wurde. Sein
Text ist unabhängig von der unter 'Othman veranstalteten
Ausgabe, aber es unterliegt wohl keinem Zweifel, dai's er die
unter Abu Bakr gemachte Recension benutzte.
Unter den Madynern, welche schon zur Lebzeit des Pro-
pheten die Ofi'enbarungen zu sammeln anfingen, nenne ich
nur einen, nämlich den Obayy b. Mälik. Er war einer von
denen, welche den Propheten dazu bewogen, nach Madyna
überzusiedeln; er konnte schreiben, stand dem Mohammad
häufig als Secretär zur Seite und verbesserte die Form der
Briefe und Dokumente. Ursprünglich schrieb man am An-
fange von Schriftstücken „Von Mohammad an N. N.", dann
des Propheten waren in dem Hause des Abu Musä Asch'ary ver-
sammelt und verglichen einen Koräncodex. Ibn Mas'ud, der sich
unter ihnen befand , stand auf und entfernte sich. Abu Musa
sagte: Er weifs unter allen noch lebenden Menschen die Offen-
barungen am besten." Bei solchen Vergleichungen werden ohne
Zweifel bisweilen vom 'othmänischen Standardexemplare Lesarten
vertheidigt, wie z. B. J^-o- (GibraVlla) statt J>.j>>.;s-, doch beschränkte
man sich der lieben Einigkeit willen auf ganz untergeordnete Punkte"
Die nachweisbaren groben Febler des Zayd bat Niemand zu be-
rühren gewagt.
XLVI
folgte der Text ohne Uiiterschiift. Oba}y führte die Ge-
wohnheit ein, dals der Sekretär seine Unterschrift unterfer-
tigte: ^Der Schreiber ist A., der Sohn des B." Mohammad
spendete ihm das Lob, dals er der korankundigste Mann
seiner Gemeinde sei; er pflegte alle acht Tage einmal den
ganzen Koran zu beten. Auch er hat eine Recension des
heiligen Buches hinterlassen. Sie ist wahrscheinlich ebrcnso
abhängio: von der auf Befehl des Abu Bakr veranstalteten
Sannnlung als die des Ibn Ma'süd. Von der bthmanischen
Ausgabe ist sie unabhängig, weil Obayy aller Wahrschein-
lichkeit nach, ehe diese zu Stande kam, starb. Die Recen-
sion des Obayy und die des Ibn Mas'üd sind die einzigen
originellen Aufzeichnungen, welche den späteren Kritikern
des Textes aulser der offizielen Ausgabe zu Gebote standen.
In der Hauptstadt faud jeder, welcher sich mit dem Koran
beschäftigen wollte, die nöthigen ITilfsmittel: es gab Korän-
kundigi', welche bereit waren, ihre Keinitnissc mitzutheilen
und es befanden sich daselbst die Sammlung des Abu Bakr
und der Codex des Obayy. Wie es mit den Provinzen stand,
lernen wir aus einer Tradition des Ibn Sad fol. 172. 'Omar
erhielt während seiner Regierung einen Brief von Yazyd b.
Aby Sofyan, seinem Statthalter in Syrien, in welchem er ihm
schrieb : „Die Araber vermehren sich in diesem Lande und
füHcn die Städte. Sie bedürfen Jemanden, der sie im Koran
und in der Religion unterrichtet. Unterstütze mich, o Be-
herrscher der Gläubigen, und schicke mir Lehrer." 'Omar
liels fünf Männer zu sich konuuen, welche am meisten vom
Koran wulstcn, und fragte sie: ob sie Lust hätten nach Sy-
rien zu gehen. Zwei davon (nämlich Abu Ayyüb, weil er
zu alt war, und Obayy, weil er kränklich war) lehnten ab
und drei begaben sich nach Ilom^, nämUch'Obäda b. Qämit,,
welcher dasell)st blieb; Moädz, welcher sich von dort nach'
Palästina verlügte, und Abu Dardä, welcher sich in Damas-
kus niederliefs. Auch in andere Provinzen wurden Religions-
ichrer geschickt. Wenn sie einige Koränstücke in S(;hrift-
lichen Notizen mitbrachten, war es zufällig, denn die Fort-
pflanzung des Korans war mündüch. Auf diese Art entstan-
den grofse Verschiedenheiten des Textes. Li einigen Orten
waren die NcMibckchi-tcu weiter in der Bildung vorgeschritten
XLVII
als ihre Lehrer, und sie fühlten das Bedürfuifs, ein voll-
ständiges Küränexeuiplar zu haben. So wird z. B. dem
'Ata in Qan'ii, dem Sohne eines Persers, nachgerühmt, dafs
er der erste Mann in Yaman war, welcher den Koran sam-
melte (I^aba unter Wabar), Auf diese Art kam es, dals zwar
in den Moscheen einer Provinz das Wort Gottes ziemlich
gleichmäfsig vorgebetet wurde, dafs sich aber der Text we-
sentlich von dem einer andern Provinz unterschied. Diese
Abweichungen sind nicht alle in den Provinzen entstanden,
sondern rühren von den dahin geschickten Missionären her.
Somit reichen sie in die Zeit des Propheten hinauf, denn die
Lehrer gehörten zu den hervorraoi:endsten seiner Gefährten.
Wie verschiedentlich aber die Zeitgenossen des Mohammad
den Koran recitirten, haben wir S. XXXVII gesehen.
Li der Eroberung von x\rmenien und Adzarbaygan waren
syrische und 'ii*akisclie Truppen beschäftigt. Beide beteten
den Koran nach ihrer Art und da sie sehr von einander ab-
wichen, gerietlien sie in Streit, welcher Text richtig sei ^).
Hodzayfa b. Yamän, welcher sich bei der Armee befand, eilte
nach Madyna und sagte zu 'Othmän: „O Beherrscher der
Gläubigen! Hilf diesem Uebelstande in unsrer Kirche ab, ehe
Meinungsverschiedenheiten einreifsen, wie unter den Juden
und Christen." 'Othmän schickte zu Haf^a, welche seit dem
Tode des 'Omar die von Abu Bakr veranstaltete Sammlung
des Korans in Verwahrung hatte und liefs ihr sagen: Sende
mir die einzelnen Blätter, wir wollen sie in Bücher abschreiben
und dir dann die Blätter zurückstellen. Er befahl dann dem
Zayd b. Thäbit, dem Abd Allah b. Zobayr, dem Sa yd b.
'Ä9 und dem 'Abd al-Rahmän b. Härith b. Hischäm Copien
davon in Büchern zu machen. Da Zayd ein Madyner, die
andern drei aber Korayschiten waren, gab er ihnen den Auf-
trag : Wenn ihr über die Lesart verschiedener Meinung seid,
so folget dem korayschitischen Dialekte, denn in diesem ist
der Koran geoffenbart worden. Es wurden nun von diesen
Männern vier oder fünf, nach einer Ueberlieferung gar sieben
') Ibn 'Atyya, Einleitung; vorgl. liocliäry S. 74G. Jtkan S. 139.
Mischkät Bd. I S. 525.
XLVIII
Exemplare augefertigt, wovon jedes einen Band bildete ^).
Ein Exemplar blieb in Madyna, ein anderes schickte 'Oth-
nian an jede der grofsen Militärstationeu. Der Koran hatte
.somit die letzte llecension erhalten und war edirt. 'Oth-
nuhi l)etahl, dal's diese officielle Ausgabe in Zukunft maafs-
gebend sein und die vorhandenen auf Blätter geschriebenen
Noti/en, wie die in einen Band eingetragenen Koränexem-
j)lare, zerstört werden sollen. Das Datum dieser Ausgabe ist
wahrscheinlich A. IL 25 oder 80. Sie gründet sich, wie wir
gesehen haben, auf Mohanmiad's NachlaCs und Zayd's Arbeit
bestand also vorzüglich in der Vervollständigung und Anord-
nung der Suren.
Der Interpolation wollen wir den Zayd und seine Mit-
arbeiter nicht beschuldigen; denn wenn die S. 164 dieses
Bandes ausgesprochene Vermuthung begründet ist, fallt die
Schuld auf ' Omar. 'Abd Allah b. Zobayr machte den Vor-
schlag, den Vers 2, 241 wegzulassen, weil er durch einen andern
abroglrt wird. 'Üthmän antwortete: die Schreiber sollen alles
au seinem Orte lassen. Wir haben keine Ursache zu glauben,
dals sie dieser "Weisung zuwider gehandelt und absichtlich
Verse ausgelassen haben. Auch erweist sich der Text, so
weit wir denselben mit den Varianten des Ibn Mas'üd und
Obayy vergleichen können, als der beste von den dreien.
Der einzige Vorwurf, den w'ir dem Zayd machen können, ist,
dals er manchmal recht gedankenlos arbeitete. Von den
Uöenbarungen, welche Mohammad nicht bereits irgend einer
') In solchen Dingen ist immer grofser Segen und daher kommt
es, dc'ifs jetzt die Zahl der 'otlimtinischen Koräntexte sehr grofs ist.
Die.se angebUchen Ri-licjuien werden selir InMÜg gelialten und ich
konnte; nur eine davon besehen, nämlicli den Codex von Hom(,\
Er ist auf steifes Pergament in grofsem Folio geschrieben und un-
vollständig. Die Schriftzüge sind zwar roh, aber gleichmäfsig, und
rühren wohl von einei- geübteren Hand her, als der des Zayd. Es
wäre doch möglich, dal's noch ciin ächl(;r othmanischer Codex vor-
handen ist und vielleicht erleben wir es noch, dafs wenigstens ein
Eacsimile nach Europa kommt. Zu bemerken ist noch, dafs einer
dieser Codices Imaui, d.h. Standardcxemplar genannt wurde
(Tbalaby 2, n).
XL IX
Süra einverleibt hatte, machte Zayd, wie ich iu dem zweiteu
Bande (besonders S. 499) nachwies, manchmal aus einer zwei
und dann wieder aus zweien eine, auch hat er bisweilen
Verse zweimal eingeschaltet '). Diese Fehler hat er wohl
schon gemacht, als er den Koran unter Abu Bakr sammelte.
Die Veranlassung dazu ist begreiflich, wenn wir bedenken,
dafs der Nachlals des Mohammad in euizelnen Blättern bestand,
die nicht uumerirt waren, und dal's Zayd gewohnt war, einen
grolsen Theil des Korans in Gebeten abzuleiern. Da auch
die übrigen Moslime, wenn sie den Koran beteten, den Sinn
nicht verfolgten, legten sie auf solche A^ersehen, wenn sie die-
selben auch bemerkten, kein Gewicht.
So lange der Koran auf Blättern stand, war jede Süra
die erste und die letzte. Als er aber in einen Band zusam-
mengetragen wurde, mufste man sich entschliefsen, eine Reihen-
folge einzuführen. Man ordnete sie nach der Gröfse, setzte
die längste zuerst und die kürzeste zuletzt, gab sich aber
nicht die Mühe, dieses System streng durchzuführen -).
') Der deutlichsle Fall dieser Art ist Koran 7, i36 = 2, 26;
7, lüi = 2, 55; 7, 162 = 2, 56; 7, mu ist getheilt worden und entspricht
2,54 und 57. Es dürfen aber nur wenige Wiederholungen auf Rech-
nung des Zayd gesetzt werden, denn Mohammad hat häufig frühere
Koränverse auf neue Ereignisse angewendet und manchmal in neue
Inspirationen eingeschaltet.
') Ibn Mas'ud hat es etwas besser durchgeführt als Zayd oder
Obayy und hat zugleich die Suren in Bezug auf ihre Länge in
Gruppen getheilt. Die der ersten Gruppe (nämlich Süra 2, 3, 4,
5, 6, 7 und 10) heifst er die langen, die der zweiten (9, 11, 12, 16,
17, 18, 20, 21, 23, 26, 37) heifst er die Centenarier, denn die
kürzeste von ihnen enthält 110 Verse. Dann folgen die Doppel-
süren, von denen ich bereits gesprochen habe. Hierauf kommt eine
eigenthümliche Gruppe, deren Glieder fast alle dieselbe Länge haben,
sich aber auch durch ihren Inhalt auszeichnen und alle mit Häm
anfangen; sie werden deswegen die Hämsüren genannt (nämlich
40, 41, 42, 43, 44, 45, 46). Die Suren der nächsten Gruppe wer-
den Momtahenät, die Prüfungsstücke, genannt und sind etwas kürzer
als die vorhergehenden (32, 48, 49, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65,
66, 67, 68, 71, 72). Den Schlufs bilden die Mofa^^al, d. h. geglie-
derte Suren, nämlich 51, 52, 53, 54, 55, 56, 69, 70, 73, 74, 75,
76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 8fi, 87, 88, 89, 90, 91, 92,
ui. d
I
Zayd's Ausgabe wurde bereitwillig von den Moslimeu an-
genommen und in die Moscheen eingeführt; deshalb heifst
man sie auch al-Ma^haf alniochtar, den anerkannten oder
officiellen Codex, gew()hnlicher aber wird sie als der oth-
mänische Codex oder Text bezeichnet Ibn Mas'üd verbarg
seine Eifersucht gegen Zayd nicht, doch wuCste er nichts Er-
hebliches gegen seinen Text vorzubringen. Wir sehen aus
einer früheren Note, dafs in dem Hause des Abii Müsä ein
Koränexemplar revidirt wurde; die späteren Kritiker des
Textes haben solche Codices l^enutzt und darin abweichende
Ijesarten gefunden. Es ist also klar, dafs diese Männer den
Codex des Zayd in sofern verbesserten, dal's sie hie und da
ihre eigenen Lesarten darein eintrugen. Ferner zogen einige
Schüler des Ibn 'Abbäs den Text des Ibn Masüd vor ^).
Doch gründete sich die spätere Kritik auf den officiellen Text
und soweit wir den Gegenstand verfolgen können, ergeben
sich auch keine bedeutende Abweichiuigeu.
Mit der Publikation des officiellen Textes war die Fest-
stellung der Lesarten noch nicht beendet. Im arabischen
Alphabet werden die kurzen Vocale nicht geschrieben und
mehrere KonsonantiMi nur durch Punkte, welche man damals
vernachlässigte, unterschieden. Die Unbestimmtheit ist des-
wegen so grofs, dals dieselben Schriflzeichen in 7, 2 von
einigen tatabi'ü, von andern tabtighü, in 25, 50 noscho-
ran und bo seh ran, in 2,34 azalla, „straucheln lassen", und
azäla, „aufhören machen", gelesen werden. Diese Dinge
waren aber viel zu untergeordnet, als dafs man sich im ersten
halben Jaln-hundert nach dem Tode des Propheten, während
welcher man die Umrisse des Islams im Grol'sen festsetzte,
liätte viel darum künnnern sollen. Ibn Atyya erzählt, dafs der
Chalyfe Abd al-Malik (regierte Gb — 86) seinen Statthalter in
Babylonieu, den Ilaggäg, beauftragte, die Punktirung und
Vocahsirung zu besorgen und dieser den Hasan Bapry (f 110)
93, 04, <)6, !)7, U«, 9!», 100, 101, 103, 103, 104, 105, 103, 107, 108,
109, 110, 111, 112. Die NatzAyir bilden eine Uiitcrabtlieiinrig dieser
Gruppe, deren kürzeste Süra nur drei Verse hat.
') Ibn Afyya bebatiplct , Ibn Mas'nd's Codex habe auch Er-
klJiriuiRcn enthalten.
LI
und den Yahyä b. Yamar Kädhiy von Bapra (f circa 100)
damit betraute '). Durclidrungen von der Wichtigkeit der
Aufgabe, arbeiteten diese zwei Männer mit grofsem Eifer
und richteten ihr Augenmerk besonders auf die Art, wie
der Koran in den Moscheen verschiedener Länder gelesen
wurde. Sie nahmen aber bald wahr, dafs nicht unbedeutende
Verschiedenheiten obwalteten, welche sich nicht nur auf die
Vocalisation, sondern auch auf die festen Theile der Wörter
erstreckten; sie fanden es daher nöthig, gründlich in die
Varianten einzugehen. Yahyä hat dann auch ein Buch über
„die Lesarten" geschrieben. Obschon sie den Koran vocali-
sirten, so war der Forschungsgeist doch damals viel zu rege,
als dafs man ihre Arbeit, wie die Ausgabe des Zayd, ohne
Weiteres allgemein angenommen hätte. Es beschäftigten sich
viele Gelehrte mit den Varianten des Korans und ihr Studium
bildet einen eigenen Zweig der muslimischen Theologie. Die
Hilfsmittel, welche man anwendete, sind erstens: die Ver-
gleichung der othmänischen Codices ^) ; es wurden aber auch
') Zobaydy berichtet auf die Autorität des Mobarrad, dafs Abül-
Aswad Dualy (vergl. Flügel, gramm. Schulen Bd. I S. 13) der erste
war, der den Koran punktirte; ferner, dafs Ibn Syryn ein von Yahyä
b. Ya'raar punktirtes Exemplar besafs.
Dem Abülfarag (Ispahäny?) zufolge hat Ziyäd b. Aby Sofyän
dem Abül-Aswad den Befehl gegeben, den Koran zu punktiren.
Gähitz behauptet, Na9r b. A^im habe ihn zuerst punktirt und
er wurde deshalb Na^r alhorüf (d. h. der Sieger in der Unbestimmt,
heit der Lesarten) genannt. Na9r war der Lehrer und Yahya
Yamar ein Schüler des Abül-Aswad, des Gründers der arabischen
Grammatik. Die Vocalisation und die Erhebung der Varianten des
Korans hängt also mit dem Studium der Grammatik zusammen;
dem Fihrist zufolge halten einige den Na^r für den Gründer der
Grammatik. Nach meiner Ueberzeugung haben die ersten Versuche,
den Koran zu vocalisiren (aber nicht die Besorgtheit, die reine
arabische Sprache möge verloren gehen), Anlafs zum Studium der
Grammatik gegeben. Das reine Arabisch war noch im vierten Jahr-
hundert in der Wüste und in Yamäma zu finden, und diese Besorgt-
heit war daher etwas vorzeitig gewesen.
') Kisäy veröffentlichte die Arbeit seines Lehrers, enthaltend
die Vergleichung des Codex von Madyna, Küfa und Ba^ra. Der
Grammatiker Farrä hinterliefs ein Ruch, welches aufserdem die
d*
LH
die revidirten Exemplare, von denen so eben die Rede war,
und die lleceusiouen des Ihn Masüd und Obayy zu Rathe
gezogen; zweitens: die mündliche Ueberlieferung. Wir wis-
sen, dafs Abu Dardä die mosliniische Gemeinde von Da-
mascus im Koran unterrichtete und daselbst als Vorbeter fun-
girte. Als der othmänische Codex hingeschickt wurde, las
mau den Koran daraus vor, allein die von Abu Darda ein-
geführte und üblich gewordene Lesart bestimmte die Leute
in Fällen, in denen ein Wort auf verschiedene Arten ausge-
sprochen werden konnte, in der Auflfassung desselben. Ja,
selbst wenn Jemand für seinen eigenen Gebrauch den Koran
abschrieb, mag er in Kapiteln, die er auswendig wuiste, wohl
häufiger dem Gedächtnisse, als dem othmänischen Codex ge-
folgt sein. Der Grund der Verschiedenheit der Lesarten ')
beruhte also in letzter Instanz auf der Autorität der ersten
Lehrer, hervorragender Gefährten des Propheten, und sie
verdienten daher die sorgfältigste Berücksichtigung. Aufser-
dem waren noch Traditionen vorhanden, wie Mohammad
Vergleichuiig mit dem Codex von Damascus enthielt. Aehnliche
Arbeiten lieferten Yali«,'iby, Ciialaf. Madayiny. Abu Dawud Sigistäny
imd Mohammad b. Abd al-Raliman Ispahany. Walirscheinlich
beschäftigten sich diese Gelehrten auch mit der Art, wie die
Codices in den betreffenden Gemeinden gelesen wurden, also auch
mit den Vocalen.
') Wenn die Commentatoren von den Ahl Makka, d.h. Einwohnern
von Makka, Ahl al-'Ah'ya (ein nur in dieser Wissenschaft gebrauchter
Ausdruck für „Einwohner von Higäz und Syrien"), Ahl al-Madyna
n. dergl. sprechen, so sind darunter nicht die Koranexemplare zu
verstehen, sondern die Art, wie man in den Moscheen las. Wenn
die Codices (Ma(,'ahif) der Gemeinden zu verstehen sind, wird es
ausdrucklich gesagt; so Tlia laby zu 2, i2n: Die Einwohner von Ma-
dyna und Syrien lesen .c*^^:, (statt ^o,^) und so steht auch in
ihren Ma(,'ähif. Abu 'Obayd sagt, dafs er diese Lesart auch im
Codex des 'Othmän gefunden habe. In Ibn Masüd's Codex steht
^a3j.5. Folgender Fall zeigt den EinHufs der Gemeinden: Als ich,
erzählt ein Vorbeter, das erste Mal in Makka den Koran vorlas,
sagt(! ich in 2, i78 moway^in. Meine Zuhörer hielten sich darüber
auf und sagten, müc^in sei die richtige Lesart. Dies(;s überzeugte
mich, dafs ich Unrecht habe und ich las in Zukunft murin.
Lni
manche Wörter aussprach, dafs er z. B. ba^ik und nicht
bäsik ]as.
Die historische Begründung der verschiedenen Lesarten
und die danwilige Ueborschätzung der mündlichen Ueberliefe-
rung veranlaiste die Grammatiker, willkürlicher mit dem Texte
des Zayd zu verfahren, als für uns wünschenswerth ist. Sie
stellten Gleic;hförmigkeit in der Orthographie her, verbesser-
ten hie und da die Grammatik und griflen in sofern in die
festen Theile des Textes ein. Da sie sehr behutsam waren,
konnte kein Mensch an ihrem Rechte, dieses zu thun, zwei-
feln, denn der Koran ist nicht schriftlich geoffenbart worden,
folglich durfte jeder die Laute nach seiner Fa^on schreiben.
Aber Unrecht thaten sie, indem sie über die historische Grund-
lage hinausgingen. Sa'd b. Aby Wakkäp las in 2, loo ma
tansiha, „was du vergÜst". Kasim b. Raby a sagte zu ihm:
Sa yd b. Mosayyib liest nunsihä, „wir bringen es in Ver-
gessenheit," Sad antwortete, der Koran sei nicht der Fa-
milie des Mosayyib geoffenbart worden und erwcähnte als Be-
weis seiner Lesart die Anwendung desselben Wortes in Kor.
87, 6 und 18, 23. Obschon in diesem Falle die vorgeschlagene
Lesart verwerflich ist und die betreffenden zwei Koränstellen
nichts beweisen, so liefse man es sich doch gefallen, wenn
diese Herren sich immer auf Parallelstellen berufen hätten.
Sie gingen aber bald so weit in ihrer Willkür, dafs jede
Lesart, welche die Unbestimmtheit der Schrift zuläfst, in Vor-
schlag gebracht und vertheidigt wurde. Es gab einige (man
sagt sieben, es sind aber deren mehr) Männer, wovon jeder
die ihm am besten erscheinende Lesart in sein Koränexemplar
eintrug und sie in einer Monographie vertheidigte; so ent-
standen gleichsam sieben Ausgaben des heiligen Buches, die
aber nicht sehr wesentlich von einander abweichen, denn die
willkürlichsten Vorschläge fanden keinen Anklang. Die Schule
wirkte dann auf das Leben zurück, die traditionelle Art, den
Koran zu lesen, ging verloren, und eine dieser sieben Aus-
gaben oder Lesarten trat an ihrer Stelle '). Das Studium der
') In Makka war im vierten Jahrhundert der Higra der Text
des Ibn Kathyr in Gebrauch, in Yaman der des A^im, in einigen
Moscheen jedoch der des Abu Amr, in Baghdäd der des Haraza,
LIV
Geschichte dieses Gegenstandes dürfte für Leute von Inter-
esse sein, welche unbedingten Ghiuben auf die Vocalisation
des alten Testamentes und die damit zusammenhängenden
Grillen der hebräischen Grammatiker haben.
Zu bemerken ist noch, dafs jeder Moslim mit heiliger
Scheu vor einer über das Grammatische hinausgehenden
Kritik des Textes zurückschrack.
Die Biographie.
Unter den Moslimen unserer Zeit herrscht die fromme
Sitte, während der ersten zehn Tage des llaby* L, d. h. des
Monats, in welchem der Prophet geboren wurde, in Familien-
kreisen den Vortrag der Geschichte seiner Jugend und seiner
vorzüglichsten Wunder anzuhören. In wohlhabenden Häusern
bestellt man einen Geschichtenerzähler von Profession und
dieser trägt sie auswendig und nicht selten nach eigener Com-
position vor. Wir besitzen eine Anzahl Bücher, welche den
Erzählern als Hilfsmittel dienen (das berühmteste ist von Bekry,
schrieb 763). Sie werden, welchen Titel sie auch haben, ge-
wöhnlich Moled scheryf, die edle Geburt, geheifsen, und
selbst die ältesten derselben entfernen sich so sehr von aller
geschichtlichen Wahrheit, dafs sie, wie schon Ibn Hagar be-
merkt, neue Namen von Personen enthalten, und von Orten,
]./ändern, Königen und Königreichen sprechen, welche nie
existirten.
Es läfst sich nicht bestimmen, wann diese Sitte einge-
führt wurde, aber Kazarüny behauptet, dafs die Feier der
Geburt des Mohammad in die iUteste Zeit hinauf reiche. Ver-
gleichen wir Ibn Ishak's Darstellung der Jugendgeschichte
des Propheten — besonders die Ilalymalegende, eine reizende
Jdylle — mit dem ältesten uns bekannten Moled scheryf, so
finden wir denselben Geist, denselben Styl, und der Untcr-
in Ba(,'ra der dos Ya'kßb Hadhramy, in Dainascus der des Ibn
Amir, in andern syrischen Städten der des Abu Anir und in Egypten
alle sieben.
LV
schied besteht nur im Unterschied der Zeiten. Das Moled
ist nämhch weiter fortgeschritten in derselben Riclitung. Ich
zweifle also nicht , dal's Ibn Ishäk seine Erzählung aus den
frühesten Evangelia Infantiae entnommen habe ').
Es handelt sich nicht blos darum, den Beweis zu führen,
dafs dieses der Ursprung der Darstellung des Ibn Ishäk sei,
sondern auch zu zeigen, wie früh die Moslime in der Er-
zählung der Geschichte ihres Meisters nach dem später von
') Auch der Tod des Mohammad wird namentlich von den
Persern in der sogenannten Wafclt-nämahs auf diese Art bearbeitet
und wir haben Traditionen aus dem ersten Jahrhundert, in denen
folgende Momente vorkommen , welche dann von den Geschichten-
erzählern weiter ausgebildet wurden. 1. Im Jahre vor seinem Tode
führte Mohammad auf Befehl des Engels Gabriel beständig Ejaku-
lationen im Munde, wie: Gottes Glorie und sein Lob! Vergieb mir
meine Sünden, denn du bist der Milde, der Verzeihende! 2. Im
Monat Ramadhän eines jeden Jahres collationirte Gabriel mit ihm
den Koran, im letzten Jahre collationirte er ihn zweimal, und Mo-
hammad sagte zu 'Ayischa: Ich schliefse daraus, dafs ich den näch-
sten Ramadhän nicht erleben werde. Jeder Prophet, fuhr er fort,
lebt nur halb so lange als sein Vorgänger: Jesus hat 125 Jahre
gelebt und ich werde dieses Jahr [63 Jahre alt] sterben. 3. Er
wurde nicht Sans ceremonie weggenommen, wie gewöhnliche Men-
schen, sondern es wurde ihm die Wahl gelassen zwischen dem Leben
und dem Tode. Als er seinen Wunsch, zu sterben, ausgesprochen
hatte, kam der Todesengel und fragte ihn ehrfurchtsvoll, wann er
seine Seele wegnehmen dürfe. Diese zwei Mythen werden weit-
läufig und schön erzählt. 4. Da aber seine Krankheit schmerzlich
und er in solcher Aufregung war, dafs er seine Verzweiflung nicht
verbarg, so wird mit vielem Geschick ein schwerer Todeskampf
als eine Gnade Gottes dargestellt. 5. Dem Delirium liegt ein Zauber
Seitens der Juden zum Grunde. 6. Mit grofser Uebertreibung wird
die Zärtlichkeit seiner Frauen und die Hingebung seiner Freunde
geschildert. 7. Endlich wird sein Krankenlager als ein Vorbild hin-
gestellt, wie fromme Moslime sich auf den Tod vorbereiten und
sterben sollen.
Da nun nicht nur die Jugendgeschichte, sondern auch der Tod
des Propheten als eine Legende dargestellt wurde, haben wir auch
die Dichtungen in der ersteren nicht dem Mangel an Nachrichten,
sondern der Vorliebe für Mythen zuzuschreiben.
LVI
Schafi'y ') offen ausgesprochenen Principe „in Traditionen zur
Verherrlichung des Propheten ist es erlaubt, zu übertreiben"
gehandelt haben, und ferner müssen wir zeigen, dafs ihre
Dichtungen, als man Bücher zu schreiben anfing, als Ge-
schichte betrachtet wurden. Der Glanzpunkt der moslimi-
schen Legende ist der Mi' rag oder Mohammad's Reise bis
zum siebenten Himmel. Er ist für die Moslime das, was
die Auferstehung Christi für uns ist : der würdigste und allein
ausreichende Beweis für sein Prophetcnthum. Sie haben
Recht; während die Legenden von der Jugendgeschichte die
Ideale von einem Propheten in seiner Berührung mit der
Menschheit enthält und gleichsam vorbereitend sind, zeigt
ihn uns der Ml' rag in seinem Verhältnisse zur Geisterwelt
und macht uns seine göttliche Weihe anschaulich. Der Mi'rjig
ist die Vollendmig des moslimischen Evangelium Infantiae
und weil er unzertrennlich davon ist, wird er auch immer
nach dem Moled scheryf vorgetragen. Beide sind also wohl
die Schöpfung derselben Zeit") und desselben Geistes, ja
der Mi' rag mag sogar etwas später entstanden sein. Die Ent-
stehungsgeschichte des Mi' rag aber können wir bis in das erste
') Schäfi'y starb in A, H. 204 und ist der Stifter derjenigen
der vier orthodoxen Sekten, welche sich am meisten der Pflege der
Geschichte gewidmet hat. Er konnte sein Prinzip durch den Aus-
spruch des Propheten begründen: Saget von mir alles Löbliche, aus-
genommen was die Christen von Jesu sagen (dafs er Gott sei).
*) Es liegt zwar im Character jeder Legende, den Helden
durch übernatürliche Kräfte geleitet und geschützt oder gar als den
Mittelpunkt derselben darzustellen. Weissagungen seiner Geburt
und frühe Anerkennung Seitens der Eingeweihten dürfen daher nicht
fehlen. In den ältesten Legenden über die Jugendgeschichte des
Mohammad treten aln-r die Beweise für seine Mission so sehr in
den Vordergrund, dafs mir dieser Umstand bezeichnend scheint für
die Zeit ihres Entstehens; sie müssen aus einer Periode herrühren,
zu der es noch viele zweifelhafte Moslime gab. Wir wissen, dafs
der gröfsere Theil der Araber sich n.ach dem Tode des Propheten
empörte, weil es ihnen mit dem Glauben nicht Ernst war; auch
wissen wir, dafs in Folge der Eroberungskriege viele Feueranbeter
und Christen das (ilaubensbekenntnifs ablegten. Die Beweise schei-
nen also zur Erbauung dieser Neubekehrten erfunden und die
LVTI
Jahrhundert der Higra mit Sicherheit verfolgen. Die letzte
Redaktion wurde von Anas, einem Manne, welcher sich rühmte
der Diener des Propheten gewesen zu sein, wenn niclit er-
dichtet, doch als Avahr anerkannt und verbreitet und durch
drei seiner Schüler (Katada, IJaiuniikl und Zohry, dazu könnte
Legenden eingeschoben worden zu sein. Folglich stammen sie ans
der ersten Zeit des Islams.
Ausschliefslich für die vom HeiHenthuiii übergetretenen Araber
sind die von den Ginn, Idolen und Wahrsagern ausgegangenen Weis-
sagungen bestimmt. Einige haben sich in die Halymalegende ein-
geschlichen, sie waren aber so zahlreich, dafs es Ibn Aby Dunyä
(f 281) und nach ihm Abu Bakr Charäyity der Mühe Merth fanden,
sie in einer Monographie (beide gaben ihr den Titel HawTit^if
algän) zu sammeln.
Noch zahlreicher sind die Zeugnisse der Schriftbesitzer für den
Propheten, denn diese waren für alle Parteien erbaulich. Sie bilden
den Kern der Bahyralegende. Eine andere ziemlich sinnreiche Er-
zählung dieser Art ist ein Dialog zwischen Abu Sofyän (dem Erz-
feinde des Islams) und Heraklius. Der Kaiser legte dem ersteren
Fragen über Mohammad vor und er mufste wider Willen Antworten
geben, welche den Kaiser überzeugten, dafs Mohammad ein Prophet
sei. Ibn 'Abbäs, der Erfinder der Erzählung, behauptet, sie aus
dem Munde des Abu Sofyän vernommen zu haben. In abgekürzter
Form steht sie in der Sunna (Bocbäry und Moslim, es steht also fest,
dafs sie von Ibn 'Abbäs herrühre), etwas voller in der Biographie
(Tayray S. 403) und am ausführlichsten im Kitäb alaghäniy.
Für die Erbauung der Perser sind die auch von Abulfidä S. 6
erwähnten Erscheinungen bei der Geburt des Propheten bestimmt,
welche andeuteten, dafs das Reich der Chosroen durch sein Auftreten
vernichtet werden würde. Diese Legende ist so bestimmt, dafs man
es ihr ansieht, dafs sie erst nach der Einnahme von Ctesiphon er-
funden worden ist. Einen Gegensatz zu dieser Prophezeihung post
factum liefert Gäbir (bei Moslim und Bochäry). Er ist so unbe-
hutsam, den Propheten sagen zu lassen: Nach den gegenwärtigen
Chosroes wird es keinen Chosroes und nach dem gegenwärtigen
Kaiser keinen Kaiser mehr geben. Eine solche Zuversicht, dafs
die Moslime auch Konstantinopel erobern würden, konnte Gäbir
nur, als sie sich in der Höhe ihrer kriegerischen Erfolge befanden,
hegen. Es giebt mir einen sehr günstigen Begriff von der üeber-
lieferung: dafs solche nicht erfüllte Weissagungen aufbewahrt
wurden.
LA'III
man den GArud b. Sabra und Scliorayh b. 'Abd Allah zählen,
wenn der Text des letztern nicht viel zu frei wäre) in fast
gleichen Worten fortgepflanzt. Es unterliegt also keinem
Zweifel, dals Anas die Geschichte ungefähr so erzählte, wie
wir sie noch besitzen.
Diese Thatsache giebt uns ein Bild von der Glaubwür-
digkeit der dogmatischen Biographie. Ich brauche nur noch
beizufügen, dals diese Legenden fast alle thatsächlichen Be-
richte über Mohammads eigenes Leben und Streben vor der
Flucht verdrängt haben. Den einzigen historischen Stofi'
bieten Persoiialuachrichten über seine Begleiter.
Ehe wir den historischen Geist einer jungen Religions-
gemeinde weiter verfolgen, müssen wir uns von den Ueber-
lieferungen ri:ien Begriff machen. Jeder meiner Leser hat
irgend einen Mann unter seinen Bekannten, der es sich zur
Aufgabe macht, seine Freunde zu unterhalten und zu diesem
Zwecke ein paar Erlebnisse oder Anecdoten ganz besonders
einstudirt hat und gut vorzutragen weil's. Auch giebt es
Professoren dieses Geschäfts und man erzählt von einer der
früheren Gröfsen in Göttingen, dals in seinem Collegienhefte
häutig die Glosse vorkam „hier ein Witz", und der Witz wurde
alljährlich in denselben Worten vorgetragen. Der träume-
rische Orient geht hierin weiter: es hat seit den ältesten Zei-
ten Geschichtenerzähler von Profession gegeben. Viele davon
beschränken sich auf eine einzige aber lange Geschichte. So
giebt es z. B. Antaries, welche den ganzen über 60 Bändchen
ausfüllenden Roman von Antar auswendig wissen ; andere er-
zählen mehrere aber kürzere Geschichten. Das Organ dieser
Leute ist meistens angenehm , der Styl einfach , aber kunst-
reich, und die Declamation lebendig, mannichfaltig und
maal'svoll. Nach meinem Geschmack übertreffen die besse-
ren von ihnen alle unsere Schauspieler, die ich je gehört
habe, ausgenommen Demoiselle Rachel. Vergleicht man den
Inhalt ihrer Erzählungen mit den ältesten Textbüchern, so
iindet mau, dals sie, sobald einmal ein Text, sei es durch
eine geschickte Redaktion, sei es durch häufiges Wieder-
erzählen eine gewisse Vollkommenheit erreicht hat, nur wenig
davon abweichen. Die Abweichungen bestehen mehr in der
Einschaltung oder Auslassung ganzer Episoden, als in Ver-
LIX
änderungcn der Diction. Kraftstcllen werden immer treulich
beibehalten.
Wendet man diese Erfahrung auf das Entstehen und auf
die Fortpflanzung der Legeiulen an, so konnnt man zu dem
Schluls, dai's eine Erzählung wie die Ilalymalegende, so bald
sie jene Ausbildung erhalten hatte, welche den Bedürfnissen
der Zeit entsprach, stereotyp wurde, und obschon man sie
nur mündlich überlieferte, keine grol'sen Veränderungen erlitt.
Da es nun sicher ist, dai's schon die Zeitgenossen des Mo-
hammad Dinge von ihm erzählten, welche ganz aus der Luft
gegrifi'en sind, wie der Mi' rag, so ist das Alter der Redaktion
einer Legende noch kein Beweis dafür, dai's ihr irgend etwas
Thatsächliches zum Grunde liege.
Die Moslime haben auch historische Romane, namentlich
die dem Wäkidy zugeschriebenen Kriege und Eroberungen,
welche wahrscheinlich zur Zeit der Kreuzzüge entstanden
sind. Vergleichen wir sie mit der Geschichte, so finden wir,
dafs die Thatsachen nicht zu sehr entstellt sind. Sie grün-
den sich wirklich auf die Forschungen des Wakidy, stellen
aber die Helden so dar, wie die Krieger, welche gegen die
Franken fochten, hätten sein sollen.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dai's es — abgesehen
von den religiösen Legenden aus der Jugendgeschichte und
dem Mi' rag — schon in den ersten fünfzig Jahren nach Mo-
hanimads Tod Geschichtenerzähler gab, welche Episoden aus
dem Leben des Propheten poetisch darstellten, mit Versen,
welche nach arabischer Sitte gewöhnlich den handelnden Per-
sonen in den Mund gelegt werden, schmückten und zur Er-
bauung vortrugen. Wir lernen aus S.396 d.Bd., dafs sich Abu
'Obayda b. Hodzayfa durch sein Geschick, die Bekehrung
des 'Adyy, den er persönlich gekannt hatte, zu erzählen, einen
Namen erworben hat; wir besitzen in diesem Style von einer
Frau die Schilderung der Deputation der Schaybäniten und
in Bd. I S. 336 haben wir gesehen, dafs der Gegenchalyfe
'Abd Allah b. Zobayr den Obayd (f A. H. 74) zu sich kom-
men liefs, um von ihm die Geschichte der ersten Ofienbarung
zu vernehmen, gerade wie reiche Leute in unsern Tagen einen
Erzähler konunen lassen, um die Geschichte des Sayf almolük
zu hören. Der thatsächliche Hergang konnte dem Gegen-
LX
c'halyfon nicht unbekannt sein, denn sein Vater war einer der
ersten Anhänger des Propheten (vorgl. Bd. I S. 374 und 422)
lind der Gegenstand war zu wichtig, als dafs er, ein Mann
von Geist, nicht schon früh Interesse daran gewonnen haben
solhe. Er bestellte also den ' Obayd nicht zur Belehrung, son-
dern zur Unterhaltung, weil ihm sein Vortrag gefiel und seine
poetische Behandlung des Gegenstandes erbaute.
Die für uns erhaltenen künstlerischen Bearbeitungen von
Episoden aus dem Leben des Mohammad erfüllen uns mit
der Zuversicht, dafs der wirkliche Sachverhalt nicht viel mehr
entstellt sei, als in den soeben genannten, dem Wakidy zu-
geschriebenen Romanen. Die Gelieinniisse, Efiekt zu machen,
sind jedem, der ein Dutzend Schauspiele gesehen hat, be-
kannt. Da sie auf psychologischen Gründen beruhen, dürfen
wir voraussetzen, dafs auch die Araber sie anwendeten: ein
einheitlicher idealer Character des Helden, grofse Hindernisse,
unerwartete Lösung, Unempfindlichkeit der Mitmenschen, ge-
paart mit Anerkennung der Tugenden des Helden u. dgl. m.
In Bezug auf die Form zeigen die arabischen Stylisten noch
gröfsere Vorliebe als unsere Romanschreiber für dramatische
Darstellung, und der Dialog ist daher nicht nur in Erzäh-
lungen, sondern auch in den Traditionen der Sunna vor-
herrschend ').
Lesen wir nun nach diesen Bemerkungen das Buch des
') Eine kurze aber interessante Styliibung ist die Beschreibung
des Aussehens des Propheten, von Hind b. Aby HAla (bei Tirmidzy
Schamfiyü S. 16 und bei Ibn Sa'd), welchem nachgerühmt wird,
dafs er sich durch sein Talent im Beschreiben auszeichnete. In
wenigen Worten entwirft er ein vollständiges und wie es scheint
richtiges Portrait seiner Person. Es wurde auch schon in frühester
Zeit, aus Bewunderung der Form, schriftlich überliefert, und des-
wegen wissen die Traditionisten nicht, ob in einer Stelle säyil
(xler seh Tibi 1 gelesen werden soll. Diese zwei Wörter lassen sich
nämlich, wenn ohne Punkte geschrieben, im Arabischen nicht von
einander unterscheiden. Ein anderes ebenfalls bewundertes Portrait
wird dem Alyy zugeschrieben und es zeichnet sich nicht so sehr
durch seine Anschaulichkeit, als durch den Rhythmus der Sprache
und die Anwendung von selbst für die Araber unverständlichen
Provinzialismen aus.
LXI
Ibn Ishäk ^) , welches meine b e s o n n c ii e ii Vorgänger mit
einigem Pomp als „die älteste Quelle" citirten, als wäre
damit der Kritik genüge geleistet, so finden wir, dafs mit
Ausschluis der Feldzüge , wovon später die Rede sein wird,
es fast nur die Legenden und historischen Romane des ersten
Jahrhunderts enthält. Diese [Teberlieferungen waren auch so
sehr im Geschmack des Verfassers, dafs er, selbst wenn er
bessere Nachrichten gehabt hat, sie diesen vorzog. Seine
Liebe für Dichtung und seine Hintansetzung der Wahrheit
ging nämlich so weit, dafs er Verse, welche einer seiner
Freiuide handelnden Personen in den Mund legte, in sein
Werk aufnahm (vergl. meine Mitth. in der Zeitschr. d. D. m.
Ges. Bd. XIV S. 288).
Die bisher betrachtete Auffassung und Darstellung der
Prophetenbiographie sind die Schöpfung einer spielenden Phan-
tasie, welche sich im lebendigen Glauben um das Ideal des Pro-
phetenthums bewegte, und obschon einige völlig aus der Luft
gegriffen sind, können wir sie kaum als freiwillige Lügen be-
zeichnen. Anders verhält es sich mit einigen Wundern. Ibn
Mas'üd, Gäbir, Anas, Abu Horayra und viele Andere, alles Zeit-
genossen des Propheten, erzählen ohne alle Poesie Ereignisse
und betheuern, sie mit Augen angesehen zu haben, welche
dem Lauf der Dinge zuwider sind. Man wird mir vielleicht
sagen: die Wundergeschichten sind später entstanden und
diesen Männern untergeschoben worden! Man glaube nicht,
dafs ich irgend eine Behauptung leichtsinnig hinwerfe. Meh-
rere Wundergeschichten sind von zwei, drei und vier Schü-
lern der genannten Männer gehört und fast gleichlautend
überliefert und dann zu einer Zeit, in der man schon Kritik
der Quellen übte, aufgeschrieben worden.
Legenden, künstlerisch bearbeitete Episoden und Wunder
waren das einzige, was von der Geschichte des Propheten
') Wenn ich hier und in anderen Fällen den Namen des Ibn
Ishäk nenne, so will ich nicht damit sagen, dafs er der einzige ist,
welcher Legenden erzählt. Wir finden sie auch in Ibn Sa'd und
andern mit weit zurückgehender Isnäd. Ich nenne den Ibn Ishäk;
nur deswegen, weil er die älteste geschriebene Quelle ist, die wir
besitzen.
Lxn
während der ersten vier oder fünf Decennien nach seinem Tode
formiUirt wurde. Nachdem solche Erzähhnigen eine gewisse
Vollkommenheit der Darstollnng erreicht hatten, pflanzte man
sie systematisch nach den Regeln der Tradition fort nnd fügte
hie und da eine neue hinzu. Die Polemik gegen die nach den
]5iirgerkriegen aufgestandenen Häretiker und die Ausbildung
der Sunna gab den Moslimen einen kritischen Geist und sie
fiusren schon in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhnnderts an,
den Thatsachen und selbst der Chronologie im Leben des
Propheten ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Der erste und
jedenfalls der beste Forscher auf diesem Gebiete war 'Orwa
(geb. A. H. 24, f 94), ein Bruder des soeben genannten Ge-
genchalyfen. Er war ein naher Verwandter der 'Ayischa, der
Lieblingsl'rau des Propheten, und wenn auch nicht aUe Aus-
sprüche, die er von ihr überliefert, ät-ht sind, so hat er oder
seine Schüler es doch verstanden, ihnen die Sprache und den
Styl einer Frau zu gelxMi. Die Legenden und Wunder
anzugreifen scheint er so wenig als irgend ein anderer seiner
Zeitgenossen geneigt gewesen zu sein. Er besafs vielmehr jene
Eigenschaften, welche ihre Bildung und Verbreitung begün-
stigen: einen festen Glauben und grofse Liebe für Poesie.
So oft er Traditionen vortrug, rccitirte er auch Verse und
wer weifs, ob die Verse oder die Traditionen mehr den Char-
acter der Dichtung hatten. Glücklicherweise können vor dem
Glauben widersprechende Begrifte freundlich neben einander
bestehen, und so hat der Glaube weder ihn noch seine Schüler
verliindert, Thatsachen zu überUeferu, welche mit den von
il)nen selbst nacherzählten Legenden im Widerspruche stehen.
'Orwa hat über alle Theile der Geschichte des Mohanunad
und seiner Zeitgenossen Nachrichten gesammelt und ist der
Gründer seiner Biograpliie. I.I:'igiy Chalyfa Nr. 12464 be-
hau[)tet, er habe ein 13uch darüber geschrieben. Das lälst
sich aber nicht erweisen. Er hatte manche Tradition notirt,
um dem Gedächtnisse zu Hilfe zu kommen und vielleicht die
Notizen auch bei seinen Vorträgen benutzt. Aber in Folge
der Vorurtheile seijier Zeit sagte er zu seinen Freunden:
„Wir wollen kein Buch hal)en aufser dem Buche Gottes (den
Koran)" und löschte seine Pergamentrollen aus. Später be-
reute er seine Uebereilung, es ist jedoch nicht wahrscheinlich,
LXIII
dals er sie durch nochmaliges Niederschreiben wieder gut
gemacht habe.
Tabary hat uns zwei Briefe von 'Orwa aufbewahrt, welche
ich wegen ihrer AMchtigk(nt für die Geschichte der Pro})heten-
biographie übersetzte (Bd. I 8.350; Bd. U S. 42; Bd. IH
S. 142). Der Styl ist schlecht und imzusammenhängend und
der Inhalt mager und luibefriedigend. Es ist aber vorauszu-
setzen, dals er in andern Traditionen dieselben Gegenstände
beleuchtete und die Dürftigkeit nur dem Mangel der Methode
zuzuschreiben ist. Eine zusammenhängende Geschichtserzäh-
lung lag nämlich durchaus nicht im Character seiner Zeit, in
der alles Wissen in kurze Sätze gekleidet wurde.
Die Verfasser der ältesten Biographien, wie Ibn Ishäk
(f 151), mochten den Orwa in ihrer Jugend wohl gesehen
haben, aber sicherlich konnte keiner von ihnen, als er zu
Schriftstellern anfing, seiner Vorträge sich erinnern. Unter
den zahlreichen Schaychen, deren Vorlesungen sie besuchten,
nenne ich nur einen, obschou sie sich nie auf ihn berufen:
den Schorahbyl b. Sad. Er lebte in Madyna, dem damaligen
Sitze der moslimischen Gelehrsamkeit, und kannte viele von
den jüngeren Zeitgenossen des Propheten — es werden ge-
nannt Zayd b. Thäbit, der Herausgeber des Korans, f 48 oder
50; Gäbir, f 70, in einem Alter von 94 Jahren; 'Abd Allah
b. 'Omar, f 73; Ibn Abbäs, f 68; Abu Sa yd Chodry, f 74,
und Abu Horayra, f 59 — mid wenn er auch von diesen
nur wenige Mittheilungen erhalten haben kann (er starb näm-
lich erst in 123, er kann also, obschou er, wie berichtet wird,
ein sehr hohes Alter erreichte, kaum vor A. H. 30 geboren
worden sein), so konnte es ihm doch nicht schwer fallen, in
der Stadt, wo die Geschichte gespielt hatte, Nachrichten zu
sammeln. Die Specialität des Schorahbyl waren die Feld-
züge : er erzählte sie in der grofsen Moschee seiner Vaterstadt
und erfreute sich des Rufes, sie am vollständigsten zu kennen.
Aber mau beschuldigte ihn grol'ser Willkür und absichtlicher
Fälschung und deswegen wird er auch nicht als Autorität
angeführt, es sei denn, dai's er der Bürge ist, welchen Ibn
Ishäk (z. B. S. 643) nicht nennt, aber von dem er sagt „auf
den ich kein Mifstrauen setze." Es ist jedoch wahrschein-
lich, dafs Ibn Ishäk nicht inuner dieselbe Persönlichkeit unter
dieser Beziehung meint.
LXIV
Zur Zeit des Schorahbyl fing die Geschichte der Feldzüge,
besonders die Chronologie derselben an, eine feste Gestaltung
zu gewinnen. Wie viel seinem Einflüsse zuzuschreiben sei,
vermag ich um so weniger zu bestimmen, da auch andere
Männer, wie Zohry (f 125), Yazyd b. Rüman (f 129 oder
135), Äfim b. 'Omar b. Katäda (f 120 oder 129) thätig waren.
Vieles nötliigt uns zu dem Schlul's, dal's den späteren Bear-
beitungen die frühere Redaktion eines Mannes aus dieser
Periode zum Grunde liege, und da dieser Mann nirgends
genannt wird, Schorahbyl aber zwar grofse Kenntnisse be-
sal's, doch so verrufen war, dafs mau ihn nicht gern als Bür-
gen anführte, vermuthe ich, sie rühren von ihm her. Ich
will jedoch nicht in Abrede stellen, dal's sich diese Ueber-
einstimnumg auch daraus erklären lasse, dal's alle Redaktionen
der Prophetengeschichte aus einer Schule, nämlich der von
Madyna hervorgingen, dal's im Orient alles die Tendenz hat,
eine stereotype Form anzunehmen und in derselben Gemein-
gut zu werden.
Was nun die Feldzüge betrifft, so bilden sie den Kern
der clnonulu^iischen Geschichte des Mohanunad und sind fast
der einzige historische Stoff, den luis die systematische Bio-
graphie, z. B. die des Ihn Ishäk, liefert. Ich will damit nicht
sagen, dal's wir den Nachrichten darüber unbedingten Glauben
schenken dürfen, noch dafs nicht Episoden daraus in früher
Zeit als Romane bearbeitet worden sind, welche die Gründer
der Geschichte als historische Kachrichten hinnahmen und
in abgekürzter Form wiedergaben. Es tragen zu viele Tra-
ditionen bei Wakidy und Ibn Ishak diesen Character, als dafs
wir dies bezweifeln k()nnten. Aber so viel ist gewil's, dafs
die Feldzüge durchschnittlich nicht mit der Alisicht zu unter-
lialten und zu erbaut ii, sondern um die Fäden der Ereignisse
zu bilden, zusaimncngestellt worden sind. Diese Bedeutung
der Geschichte der Feldzüge wird auch von den Moslimen
erkannt und statt „Biographie des Propheten'^ sagen sie (na-
mentlich in der Sunna) gewöhnlich Ghazawät, die Feld-
züge; sie unterscheiden daher selbst die Geschichte von der
Legende, welche sie Siyar und in späterer Zeit Moled
nennen.
Um das Entstehen dieser historischen Grundlage recht
LXV
ZU begreifen, denke man sich, es gebe keine geschriebene Ge-
schichte der französischen Revokition, welche uns etwas näher
liegt als dem Schorahbyl und seinen Zeitgenossen das Wirken
des Mohammad in Madyna. Die Gräuel der Bastille, das
tragische Ende Ludwigs XVI, der Heldenmuth der Marie
Corday, die Grausamkeiten des Robespierre und die Triumphe
des Napoleon, sowie auch das Schicksal unseres eigenen
Vaterlandes und die Hingebung unserer vorzüglichsten Helden
sind uns allen bekannt und wenn mündliche Ueberlieferung
den Platz der Geschichtsschreibung einnähme, würden sie auch
einzeln, wie die Episoden aus dem Leben des Mohammad,
künstlerisch bearbeitet auf öffentlichen Plätzen erzählt werden.
So lange man sich bei Leuten, welche die Ereignisse selbst
erlebt haben, Raths erholen kann, würde dies auch genügen,
und wollte Jemand die Zeit einer dieser Episoden oder den
Zusammenhang mit andern wissen, so könnte er leicht Aus-
kunft erhalten. Sobald aber die Zeit so weit hinter vms läge,
dafs eine Chronologie nothwendig ist, würde man zuerst die
Reihenfolge und dann das Datum der Schlachten und einiger
anderer grofsen Ereignisse bestimmen '). An diesem Faden
würde sich dann die frühere Bearbeitung einzelner Scenen
von selbst anreihen. Auf diese Art entstände dann eine fort-
laufende Geschichte. Die Behandlung einzelner Episoden hat
die Moshme auf eine Behandlungsweise des Gegenstandes ge-
bracht, welche die Herstellung der Chronologie, selbst als
man wissenschaftlich zu arbeiten anfing, bedeutend verzögerte.
Die Traditionisten behandelten nämlich den Gegenstand ka-
pitelweise, wie den Stammbaum des Propheten, seine Hei-
rathen, seine Frauen und Kinder, seine Wunder, seine Feld-
züge, die von ihm ausgestellten Documente, die von ihm em-
pfangenen Deputationen u. s. w. Nur in dem Kapitel über
die Feldzüge wird die Reihenfolge berücksichtigt, während
') Zuerst kümmerte man sich blos darum, zu wissen, wie viele
Feldzuge der Prophet selbst mitgemacht habe; auch fragte man
seine noch lebenden Gefährten, in wie vielen sie mitgekämpft haben
und bildete dann eine schulgerechte Tradition aus ihrer Antwort.
Vergl. Muslim Bd. 2 S. 192.
III. e
LXVI
z. B. die Deputationen nach Stämmen geordnet worden sind
ohne alle Rücksicht auf Chronologie.
Die frühesten Zeitangaben sind sehr unbestimmt. Man
sasrte z. B. Abu Afak wurde zwischen der Badr- und Ohod-
Schlacht ermordet. Manchmal drückte man sich etwas genauer
aus, so K. B. Tabary S. 330 : ,,Einige behaupten, der Prophet
sei nach seiner Rückkehr von Kodr gegen die Solaymiten zu
Felde ffezoffen." Aus solchen Nachrichten, welche einander
häufig widersprachen, suchte man zuerst die chronologische
Reihenfolge der Feldzüjre herzustellen. Die ersten Versuche
hat wohl schon ' Orwa und seine Zeitgenossen gemacht. Zu-
gleich bestimmte man das Datum der wichtigen Unterneh-
mungen, nämlich der "Schlachten von Badr, Ohod, der Bela-
gerung von Madyna, des Zuges nach Ilodaybiya, der Ein-
nahme von Makka und der letzten Pilgerfahrt. Man war aber
nicht immer sehr gku^klich. Ich habe S. 108 dieses Bandes ge-
zeigt, dafs sich sämmtliche Biographen in dem Datum der
Schlacht von Badr geirrt haben und zwar, was uns am meisten
in Staunen setzt, in Folge der falschen Lesart einer Tradition,
welche Aswad nach der Aussage des Ibn Mas'üd (welcher
mitfocht) aufgeschrieben hatte. Wir folgern daraus, dafs die
Chronologen allerdings auf gute geschriebene Quellen das
gehörige Gewicht legten, dafs aber die mündhche Tradition
über diese Gegenstände so schwach war, dafs sie die
falsche Lesart nicht entdeckten. Da aber geschriebene Nach-
richten von solcher Autorität , wie diese Tradition , äufserst
selten waren, so verdienen ihre chronologischen Angaben
wenig Zutrauen.
Taymy, welcher überhaupt wenig Geschmack an der Zeit-
rechnung gehabt zu haben scheint, bestinnnt die Zeit der
meisten Feldzüge gar nicht. Er hält sich an die schon vor
ihm festgesetzte Reihenfolge und s.agt: „Nach diesem Kriege
blieb der Prophet, so lange es Gott gefiel, in Madyna, dann
unternahm er eine Expedition gegen . . . ." Ibn Ishak be-
rechnet die Zeit, wie lange er in Madyna blieb, und gewöhn-
lich das Datum des Auszuges. Wakidy giebt das Datum
immer an, und wie grofs auch unsere Zweifel gegen seine
Quellen und Berechnungen sein mögen, bleibt uns doch keine
andere Wahl als ihm zu foIt;en: nur dürfen wir den Leser
Lxvn
nicht betrügen und wo wir selbst nicht überzeugt sind, vor-
geben, objective Geschichte zu schreiben. — Alle Geschichte
ist eine Conventionelle Lüge,
Als man die Chronologie festzustellen anfing, hat man
auch andere Dinge berücksichtigt: Gegen wen und wo wur-
den die Kriege geführt ? Wer waren die Anführer in den
Expeditionen, welche der Prophet nicht selbst kommandirte?
Wer der Fahnenträger und sein Statthalter in Madyna, wenn
er den Kriegszug selbst mitmachte , und wie groJ's war die
moslimische Mannschaft und die errungene Beute? Auch diese
Fragen werden von Wäkidy vollständiger und bestimmter be-
antwortet als von seinen Vorgängern, und Ibn Sad legt so
viel Gewicht darauf und so wenig auf die Nebenumstände,
dafs man seine Nachrichten über die kleineren Kriege in
tabellarischer Form darstellen könnte. Wir sehen, dafs die
Geschichtsschreibung dieselbe Ent^vickelung hatte, wie Thiere
imd Pflanzen : Wuchern der weichen Theile, Gestaltung schö-
ner Formen, Bildung von festen Theilen, Verknöcherung und
Abmagerung zum Gerippe und völliges Stillstehen des Le-
bens. Wir können noch hinzufügen „Erzeugung von para-
sitischen Gebilden", denn wenn uns Chronilcen, vrie die des
Abülfida, das leblose Gerippe darstellen, so sind Arbeiten, wie
das Nur alnibräs und die des Halaby, mit Aftervegetationen
zu vergleichen.
Ibn 'Okba (f 141) war ein Client der Mutter oder Stief-
mutter des Gründers der Prophetengeschichte 'Orwa. Er
schrieb eine Biographie des Mohammad, welche aufzufinden
mir leider nicht gelungen ist, obschon ich eine Belohnung
von 50 Pfd. Sterl. aussetzte für irgend Jemanden, der mir
auch nur sagen könnte, wo sich ein Exemplar befinde und
obgleich ich in Makka und Madyna Nachfragen anstellen liefs.
Nach dem Urtheile des Mälik und Bochary ist es nämlich
das einzige zuverläfsige Werk über diesen Gegenstand. Schäfiy'
sagt: „Die Arbeiten des Wäkidy sind Lügen, dasselbe gilt
von denen des Ibn Ishäk, besonders in Betrefl' des Anfanges
des Buches ; es giebt kein zuverlässigeres Buch über diesen
Gegenstand als das des Ibn 'Okba." Es steht zu erwarten,
dafs Ibn ' Okba am treuesten die Resultate der Forschungen
des 'Orwa und seiner Schule aufbewahrt; diese Schule aber,
LXVIII
an deren Spitze nach ' Orwa's Tod Zohry stand, erfreute sich
eines sehr hohen Ansehns unter den Moslimen. Wie sehr Ihn
'Okba im Geiste derselben schrieb, geht aus einem Ausspruche
des Moyn hervor: „Das Buch des Müsa Ibn 'Okba von
Zohry gehört zu den zuverläCsigsten über die Prophetenbio-
graphie" (..^xKii «J\>^ ^^ a» Lfj^j-^ o^ ^^'^ a- L5*i>^ "-^'^ )•
„Von" bedeutet hier ungefähr so viel, als bestände es in Col-
legienheften des Zohry. Dieses Buch wird ziemlich oft citirt
und es ist zu hofien , dals noch ein Exemplar aufgefunden
wird. Es wäre in sofern wichtig, als wir dann die Lehren
der Schule des Orwa von denen der übrigen Traditionisten
trennen könnten.
Herr von Kremer besitzt eine sehr alte Handschrift der
Feldzüge des Wäkidy, sie ist incomplet, aber der Gegenstand
ist von einer andern Hand dadurch zu Ende geführt worden,
dafs, wo Wäkidy abbricht, eine Abschrift der fehlenden Partie
aus der Siyar, Biographie, des Taymy angehängt wurde;
V. Kremer hat uns durch eine brauchbare Ausgabe (Calcutta
1856) der ganzen Handschrift zu groCsem Dank verpflichtet.
Solaymän Taymy wurde im Jahre 46 geboren, brachte
die gröfste Zeit seines langen Lebens in Bapra zu und starb
daselbst im Jahre 143. Dem Tlän zufolge wurde sein Buch,
wie es scheint, ahne Zusätze oder wesentliche Veränderung
von seinem gelehrten Sohne Mo'atamir (f 187, achtzig Jahre
alt) fortgepflanzt. Es war inuner jedoch selten und wird des-
wegen nicht oft citirt. Sohayly führt es mehrere Male an;
im Mawiihib wird es S. 319 und im Nur alnibräs S. 423 und
1538, wahrscheinlich zweiter Hand, erwähnt. Merkwürdig
ist, dafs Taymy, obschon er in einer Zeit lebte, in der man
mit solcher Pedanterie die Isnäd oder Quellen anführte, von
dieser Gewohnheit fast ganz absielit. Es gab also schon da-
mals populäre Darstellungen, welclie die Hauptmomente des
Lebens, besonders aber die Wunder des Propheten enthielten.
Taymy zeigt eine so grofse Vorliebe für Legenden, dafs seine
ganze Arbeit in der Zusammenstellung luid Abkürzung der
Berichte von ein paar Geschichtenerzählern, wie 'Obayd,
zu bestehen scheint; über viele wichtige Vorfälle, weil sie
seine Quellen nicht einstudirt hatten, schweigt er daher ganz.
Wenn diese Vermuthung richtig ist, reicht der Inhalt von
LXTX
Taymy's Buch über die Zeit der wissenschaftlichen Bearbeitung
des Gegenstandes hinaus. Für das Alter der von ihm erzählten
Legenden bürgt der Umstand, daCs wir einige davon in Wä-
kidy und Bochäry mit weit zurückgehender Isnäd finden ^).
Zu bemerken ist noch, daJs Taymy aus Ba9ra gebürtig und
wahrscheinlich nicht ein blinder Anhänger der'Orwa-Zohry-
schen Schule war, welche in Madyna ihren Sitz hatte, hin-
gegen Manches dem Aswad entlehnte ^). Dieser Umstand
wäre aber nur wichtig, wenn wir das ganze Werk besäfsen.
In dem uns vorliegenden Fragmente werden die Feldzüge,
aber nicht alle, in derselben Ordnung aufgezählt, wie von an-
dern Biographen.
' Das Hauptwerk für die dogmatische Biographie ist das
Syrat alrasiil des Ibn Ishäk (f A. H. 151). Es ist von Ibn
Hischäm (f 213) castigirt, commentirt und completirt wor-
den. Wüstenfeld hat uns eine vortreffliche Ausgabe der
') Da es wichtig ist, seine Quellen zu kennen, führe ich aus
dem Mawähib folgende Isnäd an: Taymy von Abd Allah b. 'Abd
al-Rahmän Täyfi, von seinem Onkel 'Amr b. Am^s (f bald nach 90)
von Othraän b. Aby-l-Ap. Von diesem hat er aber wahrschein-
lich nur eine vereinzelte Tradition erhalten.
Ein Vergleich jener Stellen des Taymy, welche wir in anderen
Werken belegt finden, zeigt, dafs er mit Scho'ba (geb. 82, f 160)
und Awzä'y (geb. 88, f 157) übereinstimme. Sie hatten, wie es
scheint, dieselben Lehrer. Scho'ba war derjenige, welcher am
Tigris, wo auch Taymy sich aufhielt, die Traditionslehre zuerst in
Schwung brachte, und ihm gebührt das Verdienst, der Erste ge-
wesen zu sein, über die Glaubwürdigkeit (lies in Wüstenfeld's Dahabi
S. 42 amr statt amyr) der Zeugen Untersuchungen angestellt und
somit dem Wäkidy und Ibn Sa'd vorgearbeitet zu haben. Die Nach-
richten des Awzä'y, welcher in Beyrüt lebte, über die Propbeten-
biographie wurden von seinem Schüler Walyd b. Moslim (f 194-6)
gesammelt. Abu Zar'a Räzy (f 244) sagt dem Walyd nach , dafs
er die Biographie des Mohammad am besten wisse. Er war also
ein Concurrent des Wäkidy, denn beide lebten zu gleicher Zeit.
*) Nebst Taymy ist der von Ibn Sa'd oft angeführte Abu Miglaz
(f 106), welcher zu Ba^ra geboren wurde und in Persien lebte, die
beste Quelle, aus welcher wir sehen können, wie die Propheten-
biographie aufser Madyna gelehrt wurde.
LXX
wichtigen Arbeit dieser zwei Gelehrten gegeben, und von dem
sorofältic'en Philologen und getreuen Geschichtsschreiber Weil
erwarten wir eine deutsche Uebersetzung. Ibn Ishäk zeichnet
sich durch seinen Geschmack und seine Gewandtheit in der
Darstellung aus. Sein Buch liest sich wie ein Roman und
der Anstrich von Gelehrsamkeit, den er häufig annimmt, giebt
ihm Würze. Er war eitel, strebte nach Popularität und Ruhm
und nahm es mit der Wahrheit nicht so genau (vergl. Ztschr.
der D. m. Ges. Bd. XIV S. 288). Obschon wohl mit Recht
behauptet wird, er habe Bürgen angeführt, von denen er
keine Tradition gehört hat, so kann man doch nicht leugnen,
dafs er bedeutende Studien gemacht hat. Am Anfange von
mehreren Kapiteln führt er seine Quellen an, so z. B. S. 669.
Yazyd b. Rümän (f 129), „welcher die Erzählung des 'Orwa
überliefert", Mohammad b. Ka'b Koratzy (f 108, 117 oder
120), Zohry (f 125), 'Ä?im b.'Omar b. Katada (f 120), Abd
Allah b. Aby Bakr (f 130 oder 135; er und sein Vater stan-
den in Gunst bei ' Omar IL, und der letztere war Kadhiy
von Madyna), und einen Mann, in welchen er kein Mifs-
trauen setzte und welcher sich auf Abd Allah b. Ka b b.
Mähk (t 97 oder 98) berief. Diese Autoritäten kehren meh-
rere Male wieder, aber manchmal nicht alle; einige hatten
vielleicht nicht alle Feldzüge einstudirt, sondern nur Episoden
überliefert. Ferner, da die Mittheilung meistens mündlich
gemacht wurde, mag ihm bisweilen eine Vorlesung entgangen
sein. Berücksichtigen wir das Sterbejahr seiner Schayche,
so zeigt sich, dafs meine Behauptung richtig ist und die
Geschichte der Feldzüge schon gegen Ende des ersten Jahr-
hunderts in der Moschee von Madyna eine bestimmte Form
erhalten hat und daher die grofse IJebereinstimmung in den
frühesten Büchern. Ibn Ishäk hat sich übrigens nicht damit
begnügt, die stereotype Geschichte wiederzugeben. Er hat
Nachfragen angestellt, Zusätze und Berichtigungen beigebracht.
So lernen wir aus seinem Buche, dafs er sich an die Nach-
kommen des Dichters Hassan gewendet hat, um Aufkläuung
über ihren berühmten Ahnen zu erhalten.
Von Abu Ma schar (f 175) weifs ich nur, dafs er sich
vorzüglich auf den Exegeten Mohaunnad b. Kab Koratzy
stützt. Er ist in sofern wichtig für uns, als er die Grund-
LXXI
läge des gelehrten Werkes des Wäkidy ist Aufserdem hat
WÄkidy auch die Collegienhefte des Ihn Aby Zinnäd (geb. 100,
f 174) und des Mamar b. Raschid (f 154), eines der ge-
achtetsten Schüler des Zohry, viel benutzt.
Wäkidy (geb. zu Madyna, starb in Baghdäd am 11. Dzü-
Ihigga 207 = 27. April 823 in einem Alter von 78 Jahren)
war ein Mann von unermelslicher Gelehrsamkeit. Es wurden
fiir ihn um 2000 Dynäre Bücher angekauft und er vermehrte
diesen Schatz, indem er zwei Sklaven hielt, welche beständig
mit Abschreiben beschäftigt waren. Sein Nachlafs bestand
aus 600 Kisten voll Bücher, jede so schwer, dals zwei
Männer daran zu tragen hatten. Man fragt sich: worin be-
stand der Inhalt dieser Schriften, da man doch kaum hun-
dert Jahre früher Bücher zu schreiben angefangen hat? Die
Antwort ist nicht schwer. Die Traditionen wurden damals
mit einer wahren Wuth gesammelt. Eifrige Männer besuchten
jeden Sitz der Gelehrsamkeit, hörten jeden Mann, welcher
Ueberlieferungen gesammelt hatte und schrieben seine Colle-
gienhefte ab. Manche brachten auf diese Art mehrere hun-
derttausend Traditionen zusammen. Wäkidy's Bibliothek be-
stand also vorzüglich aus einer Sammlung solcher Collegien-
hefte. Begreiflicher Weise befanden sich darin Dutzende von
Versionen einer und derselben Tradition, Um die Vergleichimg
zu erleichtern, bestand damals in den Schulen die schon er-
wähnte Sitte, sie in Kapitel zu ordnen; freilich konnte eine
und dieselbe Tradition unter verschiedenen Gesichtspunkten
aufgefafst und in verschiedene Kapitel eingetragen werden.
Dieses geschah auch, wie wir aus Ibn Sa'd und noch mehr
aus Bochäry ersehen. Dadm-ch wurde der Umfang der Samm-
lungen bedeutend vergröfsert.
Mit diesem Schatze von Urkunden versehen, fafste Wä-
kidy den Plan, die gesammte Ueberlieferungskunde zu sichten.
Die Grundlage dieses Unternehmens bilden biographische No-
tizen über alle Ueberlieferer in chronologischer Ordnung von
Mohammad, welcher die Reihe eröffnet, bis auf seine Zeit.
Der letzte von Wäkidy erwähnte Mann ist ein gewisser Mo' ä-
wiya aus dem westlichen Afrika, welchem er auf seiner Pil-
gerreise begegnete. Bei jeder Biographie wird angegeben,
mit welchen Männern der Betreffende in Berührung kam imd
Lxxn
von -wem er Traditionen empfangen konnte, aber mit ganz
besonderem Fleifs werden die Zeugnisse der Zeitgenossen nnd
berühmter Nachfolger über die Zuverlässigkeit gesammelt,
denn die Zuverlässigkeit ist die Sache, um die es sich eigent-
lich handelt.
Die Prophetengeschichte, welche ihn ganz besonders be-
schäftigte, unterwarf er einer neuen Kritik. Er verfafste eine
Monographie über die Chronologie, eine ebensolche über die
Sendung des Propheten, eine andere über seine Frauen (ein
Auszug daraus befindet sich im zwölften Bande des Ibn Sa' d
und ist für den Anhang zum 17. Kapitel dieses Werkes be-
nutzt worden) und eine über die Feldzüge. Von letzterer sind
zwei Exemplare erhalten, aber beide unvollständig. Das eine
ist im Besitze des Herrn v. Kremer und von ihm edirt wor-
den, das andere befindet sich im British Museum in London
und ich habe daraus das in Kremer's Ausgabe Fehlende für
meinen Gebrauch abgeschrieben.
Die Kritik des Wäkidy besteht nicht etwa darin, dafs
er die bereits vorhandenen Werke vergleicht und mit Hilfe
neuen Materials berichtigt und vervollständigt. Weder Wä-
kidy noch ein anderer Schriftsteller jener Zeit erg'eht sich in
Raisonnements. Es ist ihr Ehrgeiz, mehr Nachrichten ge-
sammelt zu haben und sie treuer wiederzugeben, als Andere,
und nachdem sie eine Anzahl widersprechender Berichte an-
geführt, sagen sie höchstens „Nach unserer Ansicht ist Dieses
oder Jenes begründet" ; meistens aber fallen sie gar kein Ur-
theil und lassen den Leser wählen. Wäkidy bedient sich des
Verfahrens, welches man Istichräg ') nennt und eigentlich
') Nach Hagy Chalyfa Nr. 11925 hat Istichräg eine viel be-
schränktere Bedeutung. Wenn A., welcher nach Moslim lebte, eine
Tradition, die auch im Moslim vorkommt, von B., und B. vom
Schayche des Moslims erhalten hat, so nennt man dies nach seiner
Behauptung Istichräg. Andere Autoren heifsen dieses je nach Ne-
benumständen, welche zu erwähnen zu weit führen würde, Ibdäl,
Mo^ähifa, Mosäwa oder Mowäfika. Nach Hagy Chalyfa ist
der Ausdruck Istichräg nicht anwendbar, wenn B. die Tradition
vom Lehrer des Schayches des Moslim erhalten hat. Ich habe in
dieseta Augenblick kein Buch zur Hand, um die Frage aufklären
Lxxm
darin besteht, dafs man für eine Tradition des Ibn 'Abbäs
oder eines andern, welclie z. B. auf die Autorität des Zohry
von ' Orwa erzählt worden ist, eine oder mehrere andere Bürg-
schaften, etwa die des Mogähid von 'Ikrima, von Ibn 'Abbäs
anführt. Begreiflicher Weise ergiebt sich gewöhnlich einige
Verschiedenheit im Wortlaut. Ein solches Verfahren hat den
Zweck, den Leser von dem Alter und unter Umständen von
der Autenzität zu überzeugen und ihn in den Stand zu setzen,
mehrere Versionen zu vergleichen. Wäkidy scheint es sich
zum Grundsatz gemacht zu haben, auf die Autorität der ihm
vorliegenden systematischen Werke so wenige Berichte zu
erzählen als möglich und für jede Angabe andere Bürgschaften
und Versionen zu liefern. Seine Gelehrsamkeit machte es
ihm auch möglich, von manchen Traditionen zehn Bürg-
schaften und abweichende Texte aufzubringen und manche
interessante Einzelnheiten zu geben, welche dem Ibn Ishäk
und wohl auch anderen unter seinen Vorgängern entgangen
waren. Wenn wir ihm auch nachweisen können (vergl. Note
S. 132 dieses Bandes), dafs er nicht immer ganz redlich war,
so müssen w4r doch zugestehen, dafs seine Principien die
einer farblosen wissenschaftlichen Kritik sind, und dafs er
uns durch seinen Fleifs und seine Methode ein wichtiges
Material zur Beurtheilung der Quellen hinterlassen hat.
Ibn Ayidz (geb. 150, f 223) hat eine Prophetenbiographie
geschrieben, welche wir leider nicht besitzen; sie. wird aber
häutig als ein Quellenwerk angeführt. Im 'Oyvm kommt oft
die Haupt-Isnäd vor, avif welche sich Ibn Ayidz stützt. Sein
Lehrer hiefs Walyd b. Moslim (f 194) aus Damascus, wel-
cher der häufigen Tadlys (d. h. Anführung von Quellen,
welche er nicht benutzt hat) beschuldigt wird. Dessen Bürge
war 'Abd Allah Ibn Lahy a (f 174), Kädhiy von Fostät. Er
wird als zuverlässis^er Traditionist o;eschildert. Allein er hatte
das Unglück, seine Schriften in einer Feuersbrunst zu ver-
lieren. In den Traditionen, die er später aus dem Gedächt-
nisse lehrte, hat er viele Verwechselungen gemacht. Es wer-
zu können und gebrauche Istichräg in dem Sinne, in welchem ich
es immer gehört habe.
LXXIV
den mir zwei von seihen Schülern erwähnt, welche zuver-
lässige Traditionen von ihm überliefern. Der KAdhiy bernft
sich auf die Autorität des Abu Aswad (f zwischen 130 und
140), welchen man gewöhnlich Yatym (Waise) des 'Orwa
nennt. Der Lehrer des Abu Aswad war endlich ' Orwa. Ich
habe deswegen diesen Stammbaum des Ibn Ayidz erörtert,
weil in der wegen der Auszüge aus verlorenen Schriften so
werthvollen Ifäba viele Nachrichten auf die Autorität des
„Abu Aswad von 'Orwa" mitgetheilt werden. Bd. 1 S. 255
der Ifaba wird gar „'Orwa in den Feldzügen in der Ver-
sion des (Abd Allah) Ibn Lahy a von Abu Aswad" citirt.
Es imterliegt wohl keinem Zweifel, dal's ein Fall von Tadlys
vorliegt und dals unter diesen Citationen das Buch des Ibn
A}adz zu verstehen ist, welciier sich wahrscheinlich den An-
strich giebt, die Lehre des 'Orwa wörtlich vorzutragen. Dieser
Umstand mag den Hagy Chalyfa verleitet haben, dem 'Orwa
ein Werk über die Prophetengeschichte zuzuschreiben ^).
Ibn Sa d (f 230), der Sekretär des Wäkidy, hat die bio-
graphischen Werke seines Meisters besser geordnet, abgekürzt
und vervollständigt vmd unter dem Titel Tabakät in 12 oder
15 Quartbänden veröffentlicht. Seine Biographie des Moham-
mad, welche den gröfseren Theil des ersten Bandes füllt, ist
das Gediegenste, was wir über den Gegenstand besitzen. Die
Feldzüge bilden ein eigenes Kapitel, welches keine andere
Nachricht enthält, als die Kriege. Der Verfasser weicht hier
') Auch im I län lesen wir: „Ibn Lahy'a überlieferte die Feld-
züge (d. h. Prophetenbiographie) von Abu Aswad von 'Orwa; auch
Zohry überlieferte sie von Orwa." Solche Behauptungen ändern
meine Ueberzeugung nicht. Zu einem Buche sind die mündlichen
Nachrichten des Orwa und die Notizen des Abu Aswad und Zohry
erst in der nächst- oder zweitfolgenden Generation geworden. Wir
werden weiter unten das allmälige Entstehen von Büchern aus Tra-
ditionen näher kennen lernen.
Haggag b. Aby Many' überlieferte dem I'lan zufolge die Feld-
züge (Biographie) und Yünos b. Yazyd die Maschähid (Kriege, in
welchen Mohammad selbst kommandirte) von Zohry. Auch diese
zwei Bücher sind Sammlungen der Vorträge des Zohry über diesen
Gegenstand , welche erst später veranstaltet wurden und nie ge-
schätzt geworden zu sein scheinen.
LXXV
von der sonst im ganzen Werke beobachteten Behandlungs-
weise ab, sagt in der Einleitung, dals er sich aufWäkidy,
Ibn Ishak, Tbn ' Okba und Abu Ma schar stütze, und citirt
dann in der Erzähl una; diese Autoritäten nicht wieder. Er
erkennt somit an, dals dieser Theil der Biographie ein Stück
Geschichtsschreibung in unserm Sinne des Wortes ist; man
hatte nämlich schon vor ihm die zahlreichen Berichte erwogen,
das Datum durch Berechnungen festgestellt, Widersprüche ge-
löst und das Ganze selbstständiof verarbeitet. Er fol^t fast
ausschliel'slich dem Wakidy, die anderen drei Autoren scheint
er nur zur Controle benutzt zu haben. Er condensirt den
Text seines Lehrers auf eine meisterhafte Weise und schaltet
werthvolle geographische Notizen ein. Am Ende von wich-
tigen Feldzügen theilt er einige Traditionen mit, welche dem
Wakidy und auch seinen andern Vorgängern entgangen waren.
Einige enthalten neuen Stoff!, andere auf besseren Bürgschaften
beruhende Varianten des bereits Bekannten.
Das wichtigste Kapitel für uns ist das der Deputationen.
Wakidy wird darin so oft angeführt, dafs vorauszusetzen ist,
er habe eine Monographie darüber geschrieben. Seine Haupt-
quelle ist jedoch Ibn Kalby (d. h. Hischam b. Mohammad b.
Säyib), von dem wir bald sprechen werden. Das Kapitel über
die Deputationen und noch mehr alle andern Kapitel (mit
Ausnahme der Feldzüge) haben ganz den Character von Tra-
ditionensammlungen. Der Verfasser erzählt nie selbst, giebt
selten eine Meinung ab und dann nur sehr kurz, führt aber
über jeden Gegenstand die Traditionen an, welche auf be-
währtem ZeugnÜ's beruhen, wenn sie auch einander wider-
sprechen, und zwar mit voller Isnäd. Den gröfsten Theil
der Traditionen hat er von Wakidy genommen, aber er hat
auch manche sehr wichtige selbst gesammelt. Dem Ibn Ishäk
und Ibn *Okba gegenüber behauptet auch sein Werk den
Charakter der Istichräg und ihre Namen kommen daher selten
in einer Isnäd vor.
Wakidy gilt nach den Regeln der Traditionskritik für
unzuverlässig, theils weil er nicht orthodox war — er neigte
sich zu den Schy'iten hin — theils weil er sehr unkritisch
war in der Wahl der Autoritäten, und auch nicht immer ge-
treu. Ibn Sa' d gilt hingegen Vielen für so zuverlässig, dals
LXXVI
eine Tradition des Wäkidy Gangbarkeit erhält, wenn er sie
aufgenommen hat (man sagt dann „von Wäkidy, aber bei
Ibn Sa'd"*). Es scheint also, dal's er das von seinem Meister
gesammelte Material kritisch sichtete. Bei diesem Prozesse
ist wohl viel bei Seite geblieben.
Der Werth der Forschungen des AVäkidy und Ibn Sa d
besteht nicht etwa darin, dal's sie alle Legenden ausschieden
und ihre Erzählung weniger die Färbung der Zeit an sich
trägt als Ibu Ishäk. Wenn sie auch Einiges, was an und für
sich unwahrscheinlich ist, nicht berühren, weil sie kein besseres
Zeugnifs als das des Ibu Ishäk dafür vorfanden, so haben sie
doch manche Legende, welche dem Ibn Ishäk entgangen war,
nachgetragen, und viele, die er erzählt, mit neuen Zeugnissen
belegt, welche über das Zeitalter des Um Ishäk hinaufgehen.
Aber gerade darum und auch wohl in dem Mehr, das sie
bieten, besteht ihr Werth. Indem sie (wie auch die Sammler
der Sunna) ältere unvollständigere Versionen von den Legen-
den in ihre Arbeiten aufnahmen, bahnen sie uns den Weg
zur Geschichte ihres Entstehens und setzen uns in den Stand,
die dogmatische Biographie zu vernichten.
In dem Fihrist des Ibn Aby Nadym und in dem des
Tüsy werden noch einige wenige andere Prophetenl)iographien
aus jener Periode genannt; da sie aber von ihren Nachfolgern
höchst selten angeführt werden, sind sie für uns ohne Inter-
esse, denn sie sind erfolglos verschollen. Unter den späteren
Schriftstellern, welche keinen Anspruch auf den Namen
Quellen haben, hält sich der Genealog Balädzory (im An-
sah alaschräf) an Wäkidy und an Ibn Sa' d ; alle anderen uns
bekannten Autoren halten sich aber ganz vorzüglich an Ibn
Ishäk ^). Er ist erbaulich, der Styl ist ausgezeichnet und
was um die Mitte des zweiten Jahrhunderts noch im Ver-
dacht stand Legende zu sein, war in der Mitte des dritten
Jahrhunderts consolidirte Geschichte, und ein Geschichts-
schreiber mulste schon ein sehr strenger Kritiker sein, wenn
') Den Ibn Sa'd benutzten spätere Biographen besonders dazu,
den Ibn Ishäk zu ergänzen. Diniyaty und Mogholtäy scheinen nach
dem, was wir wissen, eine Ausnahme gemacht und ihn etwas mehr
als die übrigen benutzt zu haben.
Lxxvn
er alle in der Zwischenzeit erfundenen Legenden beseitigte.
Es war aber noch historischer Stoff in den Schulen und im
Volke zu finden, und Tabary (f 310) z. B. hat Einiges
(darunter die bereits erwähnten Briefe von 'Orwa) aus vor
ihm unbenutzten Quellen geschöpft •').
Auf die Kritik in unserm Sinne des Wortes haben sich
die Moslime nie verlegt, und da doch jede Zeit etwas Neues
schaffen will, so hat der eine von den späteren Autoren die
Prophetenbiographie in tausend Verse zusammen gedrängt,
der andere einen monströsen Commentar von vielen Bänden
dazu geschrieben. Wie unsinnig auch die meisten dieser scho-
lastischen Arbeiten sein mögen , so hatten die Verfasser (na-
mentlich Sohayly, f 581) doch eine Masse von werthvollen
Werken, die verloren sind; sie enthalten daher viel Nützliches.
Die Sunna.
Svmna bedeutet Herkommen, Gewohnheitsgesetz.
Für die Moslime sind die Aussprüche und das Beispiel
des Propheten und seiner Gemeinde Sunna und haben
volle Gesetzeskraft, vorausgesetzt, dals sie mit dem Koran,
dessen Sinn aber durch die Sunna bestimmt wird, nicht
im Widei'spruch stehen. Die Orientalen, besonders die Perser,
fühlen ein viel grösseres Bedürfnils nach etwas Positivem
als wir, und sie wünschen nicht nur über eigentlich reli-
giöse Dinge, sondern auch über Civil- und Criminalgesetze
und Gewohnheiten des Lebens, z. B. wie man essen und
trinken, wie man sich kleiden soll, von Gott ausgehende
Weisung. Weil der Koran diesen Forderungen nicht ent-
spricht, so wiu'den schon in frühester Zeit auf systematische
Weise eine grofse Zahl Aussprüche und Berichte von Hand-
lungen des Propheten und seiner Begleiter überliefert, welche
') Die Maghäziy oder Feldzüge des Wäkidy scheinen ihm gar
nicht bekannt gewesen zu sein, und die Citationen aus Wakidy sind
dessen Tarych oder Chronologie entnommen, üeberhaupt trägt
dieser Theil der Universalgeschichte des Tabary weder den Cha-
rakter der Kritik, noch den grofser Quellenforschung.
Lxxvin
als Sunna dienten. Jede solche Hadyth oder Nachricht, vor-
ausgesetzt, dafs sie auf gutem Zeugnisse beruht, ist beweis-
kräftig für die Sunna und kann auch selbst Sunna genannt
werden, und wenn zwei oder mehrere mit einander im Wi-
derspruch stehen, entscheidet die gröfsere oder schwächere
Glaubwürdigkeit der Zeugen, das Urtheil grofser Rechts-
gelehrten und die Uebereinstimmung mit anderen allgemeine-
ren Grundsätzen. Wenn man das Wort Sunna (wie es bis-
weilen aber unrichtig geschieht) auf Schriften anwendet, so
müfste man die sechs canonischen Traditions- Sammlungen
darunter verstehen.
Im Koran spricht Gott, und nur seine Worte galten dem
Mohammad und seinen Freunden für unfehlbar. Mohammad
gab bisweilen vor, selbst die Aussprüche Gottes nicht ganz
zu verstehen und sich in der Nothwendigkeit zu befinden,
den Engel Gabriel darüber fragen zu müssen. Auch erkannte
er seinen Freunden ein eben so gutes Verständnifs des Ko-
rans zu, als er selbst besafs. Seine persönlichen Ansichten
hielt er und seine Freunde für menschlich und er beanspruchte
keine Unfehlbarkeit. Ibn ' Omar wurde gefragt : Wer hat zur
Zeit des Propheten die Gesetze gedeutet und auf bestimmte
Fälle angewendet ? Er antwortete : Abu Bakr, ' Omar, ' Oth-
män und Alyy ^). Es wäre in der That höchst unklug ge-
wesen, wenn Mohannnad jede Streitfrage selbst entschieden
hätte; denn nicht nur Irrthümer, sondern auch die Unzu-
friedenheit der Parteien würden ihm den Nimbus benommen
haben. Er war die höchste Instanz, und wenn es die Nothwen-
digkeit erheischte, gab, nachdem die Sache lange besprochen
und wohl überdacht worden war, ein Traum, eine Weisung
des Gabriel oder gar ein Koran vers den Ausschlag.
In sofern entbehrten also die Aussprüche des Propheten
der Gesetzeskraft. Allein in vielen seiner Eini'ichtungen han-
delte er nach höherer Weisung, wenn auch die Worte des
Engels nicht so formulirt waren, dafs sie im Koran einen
Platz finden konnten und nur in vertraulichen Mittheilungen
bestanden. Wenn sich nun seine Freunde klare Begriffe über
diese Dinge machten, so konnten sie voraussetzen, dafs alle
') Ibn Sa'd fol. 1G8 recto.
LXXIX
seine Verfütjuno-en im Siune Gottes oretroffen waren und dafs
ihm, so oft er nicht das Richtige traf, eine specielle Weisung
zuging, um ihn auf den rechten Weg zu bringen; seine Fehl-
barkeit war also nur vorübergehend. Ich versetzte einst
einen moslimischen Gelehrten in grofse Verlegenheit, indem
ich die Unfehlbarkeit des Propheten leugnete, aber dennoch
zugab, dafs seine Aussprüche Glaubensartikel sind, und ihn
um Lösung dieses Widerspruches fragte. Er bestand darauf,
dafs die Fehlbarkeit eines Gesandten Gottes eine vernunft-
widrige Behauptung sei. Ich antwortete, dafs, da meine An-
sicht auf Traditionen beruht (siehe S. 118 und eine Tradition
des Chatyb Baghdädy), nach den O9ÜI alfikh Vernunftgründe
unzulässig sind. Er wul'ste sich nicht anders zu helfen,
als die vor mir angeführten Traditionen anzufechten. Ich gab
ihm dann die vorstehende Erklärung und er war freudig
überrascht und stimmte mir vollends bei. Nach einifjen Tafjen
theilte er mir auch mehrere Thatsachen zur Begründung der-
selben mit. Es ist kaum nöthig zu sagen, dafs das gemeine
Volk den Mohammad schon während seiner Lebzeit für un-
fehlbar hielt und ein solches Raisonnement nur für Wenige
nöthig war, welche noch dazu durch Pietät und Politik geleitet
wurden, seine Worte für die höchste Autorität zu halten.
Jener Geist der Aengstlichkeit, welcher eine Vorschrift
für die geringfügigste Verrichtung fordert, hat die Moslime,
als sie zu altern anfingen , beseelt. In der Urzeit waren sie
viel thatkräftiger und dachten viel freier. Mo ädz b. Gabal
erzählt: „Als mich der Prophet als Statthalter nach Yaman
schickte, fragte er mich: Wenn dir Rechtsfälle vorkommen,
wie wirst du sie entscheiden ? Ich antwortete : Nach den
Bestimmungen des Korans! — Wenn aber im Koran keine Be-
stimmungen enthalten sind? Nach den Entscheidungen des
Propheten ! — Wenn aber kein ähnlicher Fall vorgekommen
ist ? Nach dem Besten meiner Einsicht ! Darauf klopfte
er mir auf die Brust vind sprach : Gott sei Dank, dafs er mir
einen Mann gegeben hat, mit dem ich zufrieden sein kann! "
(Ibn Sad fol. 278 v.). In demselben Sinne lauten die In-
struktionen des ' Omar an Schorayh, den er als Kädhiy (Rich-
ter) nach Küfa sandte: Wenn sich eine Satzung im Buche
Gottes findet, ist sie maafsgebend; wenn sich kein Bescheid
LXXX
darin befiudet. wende die Sunna (das Herkommen) an ; wenn
auch diese nicht ausreicht, entscheide nach deinem Ermessen
(Kitäb ahighäniy Nr. 1178).
Ganz in diesem Geiste wurden imter den ersten zwei
oder drei Chal} fen die staatlichen und kirchlichen Angelegen-
heiten geleitet und zwar auf den Wunsch des Propheten.
Hodzayfa (f 3G) erzählt: Wir salsen einst bei dem Propheten
und er sprach: Ich weifs nicht, wie lange ich noch unter
euch weilen werde; wenn ich dahinscheide, so lasset euch
von diesen zweien leiten (dabei deutete er auf Abii Bakr
und 'Omar). Diese Tradition und auch folgende Aussprüche
des Propheten „In jeder Religionsgemeinde erweckt Gott
einen oder zwei Religionslehrer; in meiner Gemeinde nimmt
diese Stelle 'Omar ein", „Gott hat die Wahrheit auf die
Zunge und in das Herz des 'Omar gelegt", „Alle Weisen
sind Kinder im Vergleiche mit 'Omar" mögen sunnitische
Dichtungen sein, aber soviel ist gewils, dals 'Omar bis zu
seinem Tode die öfi'entlichen Geschäfte zu Aller Zufrieden-
heit leitete. Er folgte dem Princip, welches er dem Schorayh
eingeprägt hatte und machte Satzungen, an die Mohammad
nie gedacht hatte; sie waren aber im Geiste des Islams.
Mit der Theologie konnte er sich weniger befassen. Unter
den Männern, deren Autorität hierin am gröl'sten war, hebe
ich den Ibn Masüd (siehe seine Biographie Bd. I S. 440),
den Famulus des Projjheten, hervor. Er ging Hand in Hand
mit 'Omar und während dieser von ihm sagte „Er ist ein
Gefäl's voll Wissen" erklärte Ibn Masüd „Wenn man die
Kenntnisse aller Araber auf eine Wagschaale legt und die
des 'Omar auf die andere, so ist diese schwerer." Auch die
theologischen Ansichten des ll)n Masüd haben ganz den
naturwüchsigen Charakter jener Zeit. Ich behaupte nicht,
dafs ' Omar und seine Zeitgenossen die Weisungen und das
Beispiel des Propheten gering schätzten ; wenn sie dieses ge-
than hätten, würden sie sich den Boden unter ihren Füfsen
imtergraben haben; aber sie liefsen sich mehr vom Geiste
als von Worten leiten. Die Moslime geben zu, dafs diese
Generation ganz im Sinne des Islams handelte, aber statt
ihrem Beispiele zu folgen, nehmen sie auch ihre Thaten und
Aussprüche als Sunna hin.
LXXXI
' Den ersten Anstois zu einem bestimmten Festhalten an
den Aussprüchen mid Antecedentien des Propheten gab die
Gerichtsverwaltung. Schon unter Abu Bakr kam folgender
Fall vor: Moghyra b. Scho'ba stützte seine Ansprüche auf
Eigenthum auf eine Aeufserung des Mohammad. Abu Bakr
weigerte sich, selbe anzuerkennen, wenn er nicht einen Zeu-
gen dafür bringen würde. Als auch Ibn Maslama selbe
aus des Propheten Mund vernommen zu haben betheuerte,
sprach er sein Urtheil im Sinne derselben. In Syrien war ein
Todschlag vorgekommen unter Umständen, dai's Mo awiya nicht
wul'ste, welches Urtheil er fällen soll. Er schrieb an Abu Müsä
und bat ihn, die Meinung des Alyy einzuholen, von dem
er voraussetzte, dafs er die Sunna am besten kenne ^). Bald
erwachte auch die Wii'sbegierde und trug zur Gründung der
Ueberlieferungskunde bei. Derselbe Mo' awiya schrieb an
Ibn Abbäs und bat ihn um Aufschlüsse über jenen Fleck der
Erde , welchen die Sonne nur einmal beschienen habe ^). —
Sobay'a verlor ihren Mann. Kurze Zeit nach seinem Tode
putzte sie sich, um einen andern zu finden. Ein frommer
Moslim bemerkte es und sagte: sie dürfe erst vier Monate
nach dem Hinscheiden ihres ersten Mannes wieder heirathen.
Vier Monate war ihr eine zu lange Zeit und deshalb begab
sie sich zum Propheten, um zu hören, was er sage. Als
man Traditionen zu sammeln anfing, schrieb ein Traditionist
an seinen Freund und bat ihn, die Sobay a zu besuchen, um
aus ihrem eigenen Munde die Entscheidung des Propheten
in dieser Angelegenheit zu vernehmen und ihm darüber Bericht
zu erstatten (Boch. S. 569). Nagda Harüry, Häuptling der
Rebellen, schrieb an Ibn Abbäs, um zu lernen, ob ein Sklave
') Muattä S. 308.
') Tha'laby, Tafs. 2, 47. Ibn 'Abbäs antwortete: Dieser Fleck
ist die Stelle des rothen Meeres, durch welche die Israeliten ge-
zogen sind. Dieses Beispiel gehört nur in sofern hierher, als es
zeigt, wie früh sich die Moslirae nicht nur mit dem Islam, sondern
auch mit unwürdigen Spitzfindigkeiten beschäftigt haben. Wahr-
scheinlich wurde das Räthsel den Moslimen in Damascus von einem
Rabbiner aufgegeben und dann zur Ehre des Islams von dem ge-
lehrten Ibn Abbäs gelöst.
ui. f
LXXXII
oder eine Frau, welche sich bei der Armee befinden, wie freie
Männer einen Antheil au der Beute beanspruchen können. Ibn
'Abbäs antwortete: ,jEs war gebräuchlich, dafs Frauen zur
Pflege der Verwundeten die Armee be2;leiteten. Sie erhielten
ein Geschenk von der Beute, aber konnten keinen Antheil
beanspruchen" (Mischkat S. 340). Endlich füllt in diese Zeit
die Reise eines eifrigen Moslinis von 'Irak nach Madyna, um
dort die Sunna zu studiren (Ibn Sa' d fol.209; Bochäry S. 531;
Tirmidzy S. 629), doch von einer systematischen Aufbewah-
rnng der Tradition konnte in einer Generation, welche die
alexandrinische Bibliothek zerstörte, die in den Staub gesvm-
keneu Christen und Juden wegen ihrer Scholastik verachtete
und selbst den Koran erst 15 Jahre nach dem Tode des
Verfassers herausgab, keine Rede sein.
Die Traditionswissenschaft wurde erst durch die Bürger-
kriege begründet. Die beiden Parteien verdammten sich ein-
ander, und wenn der Koran nicht hinreichte dasVerdammungs-
urtheil zu rechtfertigen, beriefen sie sich auf Aussprüche des
Propheten. Unter den Anhängern des Alyy entwiclcelten
sich abweichende religiöse Ansichten und im Verlauf der Zeit
stifteten sie eine eigene Kirche. Sie gebrauchten zuerst den
Ausdruck ma'püm, unfehlbar, und wendeten ihn nicht nur
auf Mohammad, sondern auch auf Alyy und seine Nachfolger
an. Ihre Gegner beriefen sich diesen Neuerungen gegenüber
auf das Herkommen, Sunna, ^) und um zeigen zu können,
was Neuerung imd was aus der Zeit des Propheten stamme,
mufsten sie der Ueberlieferung eine feste Gestalt geben.
Um ein bestimmtes Datum zu haben, nehme ich das
Jahr 40 nach der Flucht als die Zeit an, in der die Ueber-
lieferung erst eigentlich in Aufschwung kam. Von Zeitge-
nossen des Propheten, welche vor dieser Zeit starben, haben
') Sie werden daher Sunniten genannt; man heifst sie auch
'Amraa, während die Anliänger 'Alyy's den Namen Schy'a haben.
Die erstere Benennung bedeutet ,,das Volk" im Munde der Sunniten,
und „Plebs" im Munde der Scliy'iten; die letztere Benennung be-
deutet „Sekte" im Munde der Sunniten, und „Anhänger" oder gleich-
sam „Auserwählte des Alyy und seiner Nachkommen" im Munde
der so Bfnannten.
LXXXIII
wir nur wenige Traditionen und sie bestehen meistens in zu-
fälligen Aeufserungen und Erzählungen, Von einigen Der-
jenigen hingegen, welche später starben, haben wir sehr viele
Traditionen und es ist gewifs, dals sie sich ein Geschäft daraus
machten sie zu überliefern. Um diese Behauptung durch einen
corrccten Fall zu erhärten, erwähne ich den in A. H. 58 ver-
storbenen Abvi Horayra, doch mit dem Bemerken, dafs ich ihn
nicht als den Repräsentanten seiner Zeit in der Traditionswissen-
schaft ansehe, denn er war ein Extrem von frommem Betrug.
Es sind nicht weniger als 3500 Traditionen, die er zum Theil als
Augenzeuge, zum Theil auf das Zeugnifs anderer Zeitgenossen
des Mohammad erzählte, aufbewahrt w^orden, und die Zahl
seiner Schüler, welche sie überlieferten, beläuft sich auf 800.
Diese waren nicht zufällige Zuhörer, sondern Leute, welche
aus allen Theilen des moslimischen Reiches zusammenströmten,
um den grofscn Traditionslehrer zu hören. Es herrschte also
eine grolse geistige Thätigkeit, ja, wie andere Umstände be-
weisen, war das ganze Volk davon ergriffen und die Wissen-
schaft, so wie sie war, war Gemeingut der Nation.
Die Moslime nehmen an, dafs nicht nur die Aussprüche
des Propheten (welche sie für wortgetreu halten), sondern
auch Berichte von seinen Handlungen von Abu Horayra und
seinen Zeitgenossen ungefähr so formulirt werden, wie wir
sie noch besitzen. Dieses ist zwar unrichtig, wie sich durch
die Verschiedenheit der Versionen ihrer Vorträo;e zeigen läfst,
allein so viel ist gewifs, dafs die eigentlichen Traditionen
schon damals nicht aus langen Erzählungen, sondern gröfsten-
theils aus kurzen Anekdoten bestanden und dafs sich die Leh-
rer bemühten, wenn sie dieselben wiedererzählten, sich immer
getreu zu bleiben. Von Abu Horayra wird berichtet, dafs ihn
Marwän (wohl ehe er zum Chalyfat gelangte) zu sich berief
und Traditionen vortrao;en liefs. Hinter einem Vorhange safsen
Schreiber, welche seine Worte heimüch aufzeichneten. Nach
einem Jahre liefs er ihn wiederkommen und dieselben Tra-
ditionen erzählen; er verglich sie mit der Schrift und fand,
dafs er sie buchstäblich in denselben Worten wiederholte. ^)
') So wird diese Anekdote in der I^äba erzählt. Nach Chatyb
Baghdädy und Abu Dawüd Bd. 2 S. 158 war es Mo'äwiya, welcher
f*
LXXXIV
Wenn diese Anekdote auch unwahr ist, so rührt sie doch
von seinen Schülern her und zeigt, dafs Abu Horayra allen
Credit bei ihnen verloren haben würde, wenn er sich im
Wiedererzählen grofse Abweichungen hätte zu Schulden
kommen lassen. Weil Abu Horayra über alle Fragen welche
damals die Gemüther beschäftigten, Auskunft zu geben
wul'ste, obschon er sich erst spät bekehrt hatte und keine
hervorragende Stellung zur Lebzeit des Propheten einnahm,
während andere seiner Zeitgenossen keinen Bescheid geben
konnten, wurden seine Schüler stutzig. Keiner der Flücht-
linge und Angärer, sagten sie, weils so viele Traditionen zu
erzählen, wie du; wie kommt das? Er antwortete: Meine
Brüder, die Flüchtlinge, befal'sten sich mit Handel und be-
suchten die Märkte, und meine Brüder, die Anpärer, hatten
mit ihrem Eigenthume zu thun. Ich hingegen war ein armer
Mann und war zufrieden, wenn ich zu essen fand und hielt
mich immer beim Propheten auf, während sie ihren Beschäf-
tigungen nachgingen ; ich prägte dem Gedächtnisse ein, was
sie vergafsen. Einers Tages sprach der Bote Gottes: Wer da
will, breite seinen Mantel aus, bis ich ausgeredet habe, dann
drücke er den Mantel an sich und er wird nie etwas ver-
gessen, was er von mir gehört hat. Ich that, wie mir der
Prophet gesagt hatte und keines seiner Worte etwich meinem
Gedächtnisse.
Da wir nicht von dem starken Glauben der Schüler des
Abu Horayra beseelt sind, halten wir solche Erklärungen für
Bekenntnisse, dafs er die meisten Nachrichten erfunden habe.
Gehen wir auf den Inhalt derselben ein, so finden wir diesen
lieblosen Schluls bestätigt. Wir haben bereits bemerkt, dafs
er Wunder erzählte, die er mit eigenen Augen gesehen zu
den Abu Horayra zu sich beschied und die Traditionen, um sie zu
erhalten, heimlich aufzuzeichnen befahl. Abu Horayra bemerkte es,
und weil er es mifsbilligtc, dafs die Tradition schriftlich aufbewahrt
werde, weigerte er sich, weiter zu erzählen und bestand darauf,
dafs das, was schon geschrieben war, ausgelöscht werde. Ihn Sa'd
fol. 173 erzählt die Anekdote auf dieselbe Weise, sagt aber, dafs es
Marwan war, weicher auf diese hinterlistige Art der VVissensciiaft
dienen wollte.
LXXXV
haben vorgab ; die von ihm überlieferten Xo-^ia und izpdyßa
verdienen also gleichviel Zutrauen. Wie hat sich die mus-
limische Gemeinde solchen Lügnern wie Abu Horayra und
Ibn 'Abbas (und solche hat es viele gegeben) gegenüber be-
nommen? Hunderten mufste es bekannt sein, dals sie die Un-
wahrheit reden, und doch haben sie, so viel wir wissen, alle
geschwiegen. Man würde sich aber sehr täuschen, wenn
man voraussetzte, dals die ganze Generation gewissenlos war.
Die Zahl Derjenigen, welchen es mit der Wahrheit ernst war,
ist sehr grols, nur stand allen die subjective Wahrheit viel
höher als die objective. Sie waren viel zu gewissenhaft, et-
was in Abrede zu stellen, was ihrem Ideale vom Propheten-
thum entsprach, zur Verherrlichung des Islams beitrug und
ihn zeitgemäfs stringent machte. Das Verhalten gewissenhafter
Männer gegen Dichtungen geht am besten aus folgender Tra-
dition (bei Bochäry S. 315) hervor, denn es opferte einer von
ihnen sein persönliches Interesse : Es entstand ein Streit dar-
über, ob man Land verpachten dürfe. Räfi' b. Chadig be-
hauptete, dafs es verboten sei und führte einen Ausspruch des
Propheten an. Ibn ' Omar sagte, dafs zur Zeit des Mohammad
die Moslime Land verpachteten vuid dafs seine hervorragend-
sten Jünger, wie Abu Bakr und Zobayr, es auch nach seinem
Tode thaten; dennoch unterliefs er es in Zukimft, Land zu
verpachten, weil er glaubte, der Prophet könne sich über
diesen Gegenstand geäufsert haben imd seine Worte könnten
unbeachtet geblieben sein.
Die Entwickelung der Moslime überrascht uns durch ihre
Schnelligkeit. Wenn sie einen Gegenstand ergriffen, beschäf-
tigten sich Tausende damit mit solcher rastlosen Thätigkeit,
dafs er in kurzer Zeit erschöpft war. Die Tradition machte
während der Zeit, die uns beschäftigt (etwa von A. H. 40
bis 80), eben so rasche Fortschritte, wie früher die Eroberun-
gen. Neben Abu Horayra waren alle noch lebenden Ge-
fährten des Propheten damit beschäftigt, Nachrichten von
ihm zu überliefern und wenn sie selbst nicht das Talent be-
safsen, zeitgemäfse Dichtungen zu erfinden, nahmen sie die
Anderer an Kindes Statt an. Auf diese Art entstand ein un-
übersehbarer Schatz von Traditionen. Sie drehten sich aber
um sehr wenige Fragen, denn Vielseitigkeit lag nicht im
LXXXVI
Charakter der Zeit. Während uns die Sunna über viele
der wichtigsten Verhältnisse keinen Aufschluls zu geben weifs,
sind die Nachrichten über die Pantoffeln des Propheten so
zahlreich, dafs es einem späteren Schriftsteller gelungen ist,
zwei Bände damit zu füllen. Diese wichtige Frage scheint
einige Zeit auf der Tagesordnung gestanden zu haben, und
Jeder gab zum Besten, was er besafs. Jede Zeit hat ihre
eigenen Begriffe über das Wissenswürdige, aber auch jede gei-
stige Beschäftigung gewährt einen Genufs. Es ist daher gar
kein Opfer, sich so sehr in den Geist eines Zeitabschnittes
hincinzulesen, dai's man in einem Streit, etwa in der Pautoffel-
frage, mit inniger Leidenschaft Partei ergreift. Erst nachdem
man auf diese Weise geistig mit vergangenen Geschlechtern
gelebt hat, kann man das für uns Interessante herausheben.
Diese Forschungsmethode, verbunden mit der künstlerischen
Darstellungsgabe, bildet den unwiderstehlichen Reiz des Re-
nan'schen Buches, vmd dieser Methode müssen wir uns auch
in der moslimischen Literatur befleil'sigen. Die Auflassung
und Darstellung würde, selbst Avenn Renan vmsern Gegen-
stand in die Hand nähme, nie denselben Reiz haben, weil
uns der Eigensinn der Thatsachen hindert, einen interessanten
idealen Charakter aus dem Helden zu machen.
Wie uns die Traditionen vorliegen, haben sie eine ganz
eigenthümliche Form. Sie sind selten über sechs Zeilen lang,
bündig, meistens in dialogischer Form und kunstreich styli-
sirt. Vergleicht man die Nachrichten über denselben Gegen-
stand, so sind sich nicht nur Aussprüche des Propheten, son-
dern auch Erzählungen von Handlungen einander im Wort-
laute so ähnlich, dafs sie wie die disjecta membra des Wer-
kes eines Mannes aussehen. Von wem wurden die Traditionen
formulirt und woher diese Uebereinstimnnmg? Die Form ver-
danken wir immer Männern vom Fach ^). Wenn der Ur-
heber sich ausschlielslich mit diesem Geschäfte befafste, wie
') Wenn ich hier von Kachmännern spreche und anderswo be-
haupte, alle Welt habe sich mit der Ueberlieferung beschäftigt, wird
man hoffentlich keinen Widerspruch darin finden. Bei uns singt ja
Jeder ein Liedchen und es giebt dennoch Sänger und Componisten
von Profession.
LXXXVII
Abu Horayra, so stylisirte er sie und sie erlitten in der Ueber-
lieferung nur wenige Verbesserungen. Setzen wir aber : einer
der Schüler des Abu Horayra, ein Mann vom Fach, ging zu
einem schlichten alten Manne, welcher den Propheten ge-
kannt hatte, erkundigte sich über einen Gegenstand, der ge-
rade an der Tagesordnung stand, und erhielt eine weitläufige
Antwort, so wurde sie von diesem im Geiste des Abu Ho-
rayra und anderer Tonangeber unter den Gründern formulirt.
Häutig geschah dieses aber in der dritten Generation, denn
die Fachmänner zogen auch bei den Söhnen und Töchtern
der Gefährten des Mohammad Erkundigungen ein. Einige
Traditionisten des zweiten Jahrhunderts stellten daher den
Grundsatz auf, sich mit dem Sinne zu begnügen, denn, sagten
sie, wenn wir nur wortgetreue Ueberlieferungen hinnehmen
und die andern verwerfen wollten, würden wenige übrig blei-
ben. Die Varianten der von den Urhebern formulirten Tra-
ditionen sind der Ungenauigkeit der Ueberlieferer zuzuschrei-
ben. Die Uebereinstimnnuig in dem Wortlaute erklärt sich
zum Theil aus dem Entstehen der Form. Wenn eine Frage
an die Tagesordnung kam, wurde sogleich von einem der
Führer eme Tradition aufgestellt und die übrigen auf die be-
sagte Weise gesammelten ihr nachgebildet. Ferner aus der
Enge des Ideenkreises und der damit zusammenhängenden
Einhelligkeit der Organe des Zeitgeistes: wenn Ibn Abbäs
eine gute Lüge erdacht hatte, sprach sie ihm Abu Horayra
nach. Es mag auch oft vorgekommen sein, dafs, wenn zwei
Schüler eine Erzählung von Abu Horayra gehört hatten, der
eine sie viele Jahre später von Ibn Abbäs vernommen zu
haben glaubte, während der andere sie richtig dem Abu Ho-
rayra zuschrieb.
Man kann annehmen, dafs zu Ende des ersten Jahr-
hunderts bei weitem der gröfsere Theil des Schatzes der Tra-
ditionen in den Händen von Fachmännern und schon formu-
Ih't war ^). Doch hatte jede Schule nur eine beschränkte
') Grofsen Einflufs auf die Consolidirung der Traditionen hatte
Omar II. Er regierte zwar nur zwei Jahre (A. H. 99 bis 101),
aber während dieser Zeit reformirte er alle Staatseinrichtungen im
Geiste der Sunna, für deren Pflege er schon früher als Gouverneur
LXXXVIII
Anzahl. Im Verlaufe des zweiten Jahrhunderts sammelten
sich diese Bäche in Flüsse; zugleich war man immer noch
bestrebt, neue Quellen zu eröffnen, indem man bei den Nach-
kommen der Gefährten des Mohammad Nachfragen anstellte
und hie und da auch eine neue Tradition erfand. Doch letz-
teres war nicht mehr sicher, denn die Concurrenz war grol's,
und wenn Jemand sagte, ich habe solches von N. N. ge-
hört, so fragte auch sein Nachbar bei N. N. nach und strafte
ihn der Lüge, wenn er die Unwahrheit gesprochen, oder
führte den Beweis der Grundlosigkeit, wenn N. N. schon
todt war. Dieses ist dem Ibn Ishäk und vielen Andern be-
gegnet, weswegen sie unter ihren Zeitgenossen in das schwarze
Buch kamen.
Wenn wir uns einen Begriff von dem Vorrathe der Tra-
ditionen, welcher im dritten Jahrhunderte vorhanden war,
machen wollen, so müssen wir jene, welche sich auf die Zeit
des Mohammad beziehen, von denen, welche spätere Ereig-
nisse berichten, unterscheiden. Es rils nämlich unter den
Moslimen die Gewohnheit ein, die trivialste Anekdote aus
der Neuzeit in Form einer Tradition mit vollständiger Isnäd
zu erzählen. Selbstverständlich reflektiren wir nur auf Tra-
ditionen, betreffend die Zeit des Propheten. Häschid (f 258)
erzählt: „Ich habe die Vorträge von 1750 Schaychen gehört,
in meiner Mocannaf (Sammlung) habe ich aber nur von 310
Schaychen Traditionen aufgenommen. Die Anzahl von Tra-
ditionen, die ich notirte belauft sich auf 1,500,000, aber
vf)n Madyna thätig gewesen war. Zu seiner Zeit wurde der wissen-
schaftliche Sinn wach, es wurden viele Dichtungen entfernt, das Sy-
stem der Gesetze und der darauf bezüglichen Traditionen erhielt
eine definitive Form, man fing an, die Isnud mit Genauigkeit an-
zugeben und die Texte der Ueberlieferungeu, da ihre Form schon
eine grofse Vollendung erbalten hatte, erlitten nur wenige unwe-
sentliche Veränderungen mehr und es kannten sich nur wenige ganz
neu erdichtfte Traditionen unter den Fachmännern Geltung ver-
schaffen. Da die moslimischen Gelehrten zu demokratisch sind, um
eine Periode der Literaturgeschichte nach einem Fürsten zu be-
nennen, heifsen sie diese Periode die Zeit des Zohry. Ich würde
sie lieber die Zeit des Omar II. nennen.
LXXXIX
die Zahl derjenigen, die ich aufnahm, nur auf 300,000. Sie
beziehen sich auf Koranexegese, Theologie und andere Ge-
genstände." Wakidy's Sannnlung mag sich auf zwei Millionen
Traditionen belaufen haben, aber die Zahl seiner Schayche
ist wahrscheinlich verhältnifsmäfsig sehr gering. Nach Be-
seitigung der verschiedenen Versionen ein und derselben Nach-
richt mag sich die Zahl wahrscheinlich auf 50,000 bis 60,000
reducirt haben und nach Ausscheidung der unächten wäre
sie etwa auf die Hälfte gesunken, ja ich zweifle, ob zu seiner
Zeit 40,000 ächte Traditionen vorhanden waren und selbst
von diesen handelten viele über denselben Gegenstand. Die
Zahl war so gering, dafs Männer mit gutem Gedächtnisse sie
übersehen und sagen konnten: über diesen oder jenen Punkt
ist keine Nachricht vorhanden.
Die Regeln der Ueberlieferung von Traditionen und die
Canone, sie zu prüfen, bilden eine eigene Wissenschaft und
es giebt eine Anzahl Bücher darüber ^). Ich habe ein solches
in's Englische übersetzt, aber unvollendet gelassen und nicht
veröfientlicht. Man wendete die Gesetze der gerichtlichen
Evidenz auf die Ueberlieferung an, fand es aber nothwendig
sie zu erleichtern. Es genügt nämlich Ein wahrheitsliebender
Zeuge für eine Tradition, doch wurde es ursprünglich gefor-
dert, dafs die Mittheilung mündlich geschehe. Wenn also
A. als wahrheitsliebender Mann bekannt war und dem B. er-
zählte, der Prophet hat dies gesagt oder gethan, so konnte
B. ohne ein anderes Zeugnifs die Aussage hinnehmen und sie
auf die Bürgschaft des A. fortpflanzen. Briefliche Mittheilun-
gen wurden schon früh für rechtmäfsig gehalten , aber der
Benutzung von Notizen oder Büchern wurde lange Zeit gar
keine, später aber nur wenn sie von persönlicher Bürgschaft
für die Aechtheit begleitet war, Gültigkeit zugesprochen. Diese
Grille der Traditionisten, welche, wie wir sehen werden, auf
alle mögliche Arten umgangen wurde, hat viel Verwirrung in
•) Die Geschichte der Wissenschaft steht in H. Chalyfa Bd. 4
S. 248-52; Pf hat aber vergessen, den Chatyb von Bagbdäd (f 463),
der am meisten dafür getlian hat, zu erwähnen. Ich habe Ibn (^'aläh's
Fonün oder Olüra in Bombay gesehen und gefunden, dafs ihn Na-
wawy und Andere fast wörtHch abgeschrieben haben.
xc
die Wissenschaft gebracht. Eiuo Tradition, welche Barä dem
Abu Ishak, Abu Isiiak dem Yünos und Yünos dem Zohry
erzählte, war also für Zohry und seine Schüler beweiskräftig.
Wenn aber Zohry eine geschriebene Notiz von Barä gefunden
hätte, würde diese der Beweiskraft entbehrt haben, ausge-
nommen wenn Ishak selbe von Barä mit der Versicherung,
dals sie richtig sei, erhalten und sie auf dieselbe Weise dem
Yünos und Yünos dem Zohry übergeben hätte; ja, strenge
Traditionisten hielten es für nothwendig, dal's die Notiz bei
der Uebergabe entweder von dem Eigentliümer oder Em-
pfanger vorgelesen werde. Es ist bereits im ersten Band be-
merkt worden, dafs die Reihe der Zeugen (wie: Zohry von
Yunos, von Abu Ishak, von Barä) die Isnäd oder Stütze ge-
nannt wird ^).
Es ist mm freilich eine Bcdin2;unor der Glaubwürdio^keit
eines Bürgen, dais er dafür bekannt sei, Traditionen gewissen-
haft und wortgetreu zu überliefern, widrigen Falls man allen
seinen Traditionen wenig Werth beimessen durfte. Da z. B.
Abu Horayra 800 Schüler hatte, so war auch eine grofse
Controle vorhanden und man konnte Diejenigen, welche seine
Berichte genau wiedergaben, von den ungenauen leicht unter-
scheiden. Viele von seinen Schülern ragten in die Zeit hin-
ein, zu der man anfing die Traditionen aufzuschreiben, und
in sofern haben wir eine ziemlich grofse Garantie, dafs uns
') Es giebt eine Anzalil feine und in Bezug auf die älteste
Zeit gewifs unbegründete Unterscliiede in der Form der Isnäd. Eine
Isnäd, wie ich sie hinstelle, indem ich blos «von" sage, heifst man
mo'an'an und ist eine der schwächsten Formen. Denn wenn Zohry
sagt „von Yunos", so enthahun diese Worte keine Garantie, dafs
er die Tradition direkt von Yünos erhalten habe; um dieses aus-
zudrücken, würde er gesagt haben: „Yünos hat mir erzählt". Manch-
mal hat man zweideutige Ausdrücke gebraucht, um, ohne eine Un-
wahrheit zu sagen, doch den Leser irre zu führen. So pflegte Hasan
b. Aby Hasan (f 88 Jahre alt in 113) zu sagen „N. N. (den er
selbst gesehen hatte) hat uns erzählt"; er meinte den Ba^rier, von
dem er die betreffende Tradition vernommen hatte. Es liefse sich
eine Anzalil ähnlicher Beispiele von Gelehrfeneitelkeit und feinen
Distinktionen in der Isnäd oder Quellenanführung namhaft machen,
doch OS würde uns zu weit führen.
XCI
viele seiner Worte ziemlich getreu überliefert worden sind.
Wenn es auch keinem Zweifel unterliegt, dafs die meisten
Lügen von den jüngeren Zeitgenossen des Propheten erfun-
den worden sind, so war doch auch nach ihnen grofser Spiel-
raum für Dichtung. Mancher Traditionist stand in einem
besonders innigen Verhältnii's zu einem der Zeitgenossen des
Mohammad, wie z. B. 'Orwa zur Ayischa, 'Ikrima zu Ibn
'Abbas, Abu Ishak zu Bara, und er ist der Einzige, welcher
eine grofse Anzahl von ihm erzählter Berichte überliefert hat.
Ein solches Monopol ist oft milsbraucht worden, und ich
glaube z. B., dals ' Orwa der Ayischa viele Traditionen zu-
geschrieben hat, an die sie nie dachte-^). Weil aus solchen
unlauteren Quellen manches Mal Lehren und Erzählungen
auftauchten , welche mit den allgemein adoptirten Ansichten
im Widerspruche standen, stellte man den Grundsatz auf,
dafs vereinzelte Traditionen (Ahad) der Beweiskraft entbehren
und nicht fortgepflanzt werden sollen. Man hat aber damit
mehr geschadet als genützt, denn im Geiste der Zeit erfun-
dene Dichtungen, wie der Mi' rag, fanden überall Anklang
und Bestätigung, und wenn die Zeitgenossen des Zohry den
Ml rag auf die Autorität des Anas erzählten, gab es hie und da
einen Mann, welcher ihn von Gäbir vernommen zu haben be-
theuerte. Glücklicher Weise hat es aufser den eigentlichen
Lehrern der Sunna, welche sich streng an die Canone der
Kritik hielten, Männer wie Wäkidy, Madäyiny, Balädzory ge-
geben, welche auch die Ahäd und überhaupt schwache Tra-
') Da die Frauen sich nicht öffentlich zeigen dürfen, ist es ein
beliebtes, auch von Ibn Ishäk ausgebeutetes Mittel, zu behaupten,
eine Tradition sei durch Frauen fortgepflanzt worden. Von dieser
Art ist folgende IsnAd: Müsä b. Schayba, ein Lehrer des Wäkidy,
behauptete, er habe von 'Oinayra, einer Tochter des 'Abd Allah
b. Ka'b b. Mälik, gehört, dafs ihr von Omni Sa'd, einer Tochter
des Sa'd b. Rabya, der von Nafysa (einer Tochter des Munya)
stammende Bericht der Heirath des Propheten mit Chadyga in fol-
genden Worten raitgetheilt worden sei: „Als der u. s. w." (vergl.
Bd, I S. 183). Es mag in den Haremen eine Geschichte dieser Art
in Umlauf gewesen sein, aber die Tradition ist gewifs von Musä
formulirt worden.
XCII
ditionen fortpflanzten und somit manche interessante Nach-
richt retteten.
Nach unseren Ansichten ist die wichtigste Frage : Wann
sind die Traditionen zuerst aufgeschrieben worden? Ich habe
diese Frage in dem Aufsatze „On the origin and progress
of writing down historical facts amoong the Muselmans" im
Journ. As. Soc. Bengal 1856 einläfshch erörtert. Band I
S. 129 dieses Werkes habe ich von dem Ursprünge der ara-
bischen Schrift gespsochen; bei einer Gelegenheit habe ich
auf den Koränvers aufmerksam gemacht, in welchem Moham-
mad den Gläubigen Verträge schriftlich abzufassen befiehlt,
und bei vielen andern habe ich Beispiele angeführt, welche uns
einen Begriff von der Verbreitung und Anwendung der Schreib-
kunst unter den Arabern geben. Ich will nun hier noch eine
Vorfrage, nämlich „über das Schreibmaterial" in Anregimg
bringen und dann einen kurzen Ueberblick über das Entstehen
geschriebener Traditionensammlungen geben.
In Egypten verfertigte man noch zur Zeit der Omayyiden
Papyruspapier und exportirte es nach Konstantinopel
(Baladzory, Fotüh, M. von Leiden); in Arabien aber war zur
Zeit des Mohammad das Bedürfnifs so gering, dafs es wahr-
scheinlich nicht bekannt war. Später benutzte man es, aber
nur kurze Zeit.
Ueber das Schreibpapier in unserm Sinne des Wortes
lesen wir im Fihrist: „Das choräsanische Papier wird aus
Flachs gemacht. Einige sagen, es wurde schon unter den
Omayyiden eingeführt; Andere behaupten, dafs es unter den
Abbäsiden eingeführt worden sei; Einige halten die Erfindung
für neu. Andere für alt. Man versichert, dafs Arbeiter aus
China es in Chorasan verfertigten nach der Art, wie man
das chinesische Papier macht. Es giebt folgende Arten von
chorasanischem Papier: solaymänisches, talhisches, nühisches,
fir'awnisches, ga frisches und tahirisches." Das nühische hat
wahrscheinlich von dem Samäniden Nidi (regierte 331 bis
363) und das tahirische von Tähir b. Abd Allah (f 230), dem
Statthalter von Chorasan, seinen Namen.
„Im ersten Jahrhundert schrieben die Moslime Notizen
auf Tafeln von IIolz und Schiefer, und bleibende Schriftstücke
a\if Leder und Pergament. Ursprünglich gerbte man das
XCIU
zum Schreiben bestimmte Leder mit ungelöschtem Kalk, wes-
wegen es trocken und starr war. In der Küfischen Gerberei
benutzte man Datteln zu diesem Zweck und das Leder wurde
weich und sanft." Wenn hier, wie vorauszusetzen, von Per-
gament die Rede ist, welches meistens aus Gazellhäuten be-
reitet wurde, so haben wir ein Mittel, alte Codices von neuen
zu unterscheiden, und das in Homp aufbewahrte Korän-
exemplar gehört, weil das Pergament sehr hart ist, zu
den alten.
Leider wurde auch bei den Arabern beschriebenes Per-
gament gewaschen, um es wieder zu gebrauchen, und der
Nachlafs manches Mannes mag auf diese Weise von seiner
eigenen Familie zerstört worden sein. Abgewaschene Per-
gamente heilst man Torüs. „Viele Jahre", so lesen wir im
Fihrist, „wurde in Baghdad nur auf Torüs geschrieben." Ob-
sclion Torüs ganz besonders Pergamentrollen bedeutet,
aus welchen die Schrift abgewaschen worden ist, dürfen wir
doch nicht auf massenhafte Bücherzerstörung schliefsen, denn
der Verfasser fügt bei: „In den Tagen des Mohammad b.
Zobayda waren die Dawädin verboten. Sie waren auf Häute
geschrieben und wurden nun ausgelöscht und die Häute zum
Schreiben verwendet." Die Bedeutung von Dawädin ist mir
nicht bekannt. Dadau heilst Spiel; man könnte sich also
unter Dawädin eine Art von Brettspiel einbilden, aber diese
können doch nicht so zahlreich gewesen sein. Vielleicht be-
deutet es eine Art bunter Wandgemälde, oder Ta-
peten oder Teppiche.
Der Verfasser des gelesensten aller Bücher, die je ge-
schrieben worden sind (des Korans), hatte einVorurtheil gegen
das Schriftthum und gegen die Gelehrsamkeit, welches viele
von seinen Gefährten theilten. Ibn Masüd, Abu Horayra
und andere Gründer der Traditionen behaupteten, dafs sie
nicht aufgeschrieben werden dürfen. Dieser Grundsatz hat
nicht nur das Entstehen von geschriebenen Traditionssamm-
lungen verzögert, sondern der betreffenden Literatur einen
Character gegeben, den zu begreifen uns viele Mühe kostet.
Wir müssen unterscheiden zwischen Notizen zur Unterstützung
des Gedächtnisses, Collegienheften und publicirten Büchern.
Kotizen zur Unterstützung des Gedächtnisses hatten die Mos-
xcrv
lime schon sehr früh, und die Vernünftigeren hielten sie immer
für erlaubt. Wir haben gesehen, dals einige Jünger des Mo-
hammad einige Ofi'enbarungen für ihren eigenen Gebrauch
aufzeichneten. Man behauptet (Chatyb Baghd., vergl. Abu
Dawüd Bd. 2 S. 157), dafs 'Abd Allah b. 'Amr b. A9 schon
zur Lebzeit des Propheten seine Aussprüche aufschrieb.
Dieses ist vielleicht unrichtig, aber gewifs ist, dafs er, als
man die Tradition mit Eifer pfleg-te, für seinen eigenen Ge-
brauch eine Sammlung hatte, welche er (^ädika, das Wahr-
hafte, nannte und über Alles hochschätzte (I^äba unter Abu
Horayra, und Chatyb Baghdady). Ibn 'Okba erzählt (bei
Tahdzyb, unter Karyb), Alyy, der Sohn des Ibn 'Abbäs,
hatte bei Karyb (f 98) eine ganze — nach einer Version eine
halbe — Kameelladung Schriften aus dem Nachlasse seines
Vaters hinterlegt. Wenn er eine Rolle benöthigte, schrieb
er an Karyb, dieser copirte sie und überschickte ihm das
Original oder die Abschrift. Auch 'Ikrima hat Manches aus
dem Nachlasse des Ibn Abbas copirt ('Oyim Nr. 122 S. 517).
Zwei Fragmente daraus sind aufbewahrt worden, beide sind
Urkunden und es scheint, Ibn Abbäs habe vorzüglich solche
Materialien schriftlicli verzeichnet, welche wortgetreu aufbe-
wahrt werden sollen, und es unterliegt keinem Zweifel, dafs
diese Schriften nur für seinen eigenen Gebrauch bestimmt
waren *). Während der gelehrte Ibn Abbäs , von dem wir
bald mehr hören werden, eine ganze Bibliothek von Notizen
gesammelt hatte, war der literarische Apparat Anderer sehr
') Bezeichnend für das literarische Treiben jener Periode ist
folgende Tradition des Mihrän b. Mayniün (f 117). „Wenn ich",
erzählt er, „eine Rolle, auf welcher 60 Traditionen standen, zu Ibn
Abbäs brachte, [über deren Werth und Sinn ich im Zweifel war,
liefs ich sie bei ihm] und kehrte nach Hause zurück, ohne ihn
darüber zu befragen , denn die Leute fragten ihn und man konnte
durch sie genügenden Aufschlufs erhalten."
Man sieht hieraus nicbt nur, dafs Schreiben schon vor A. H. 68
häufig war, sondern auch, welche untergeordnete Rolle jede posi-
tive Nachricht im Vergleiche mit den Erklärungen berühmter Lehrer
einnahm. Ganz so würde sich ein frommer Katholik benehmen,
wenn man ihn auf Bibelstellen aufmerksam machte, welche mit
seinen Ueberzeugungen nicht übereinstimmen. Er würde sich selbe
xcv
einfach und die Aufbewahrung zum Theil originell. Alyy,
der Schwiegersohn des Propheten, hatte sich die Satzungen
über Todschlag, über die Erlösung von Gefangenen (vergl.
Tha'laby, Tafsyr 2, 173) und über die Armensteuer aufge-
schrieben und band die E,olle an seinen Säbel (Chatyb Baghd.
Nr. 47). Ein Anderer trug nach tatarischer Weise immer ein
Buch bei sich im Stiefel. Chahd b. Madan (f 103) hatte
sich eine niedliche Mappe, Maphaf, aus Leder machen und
mit Knöpfen versehen lassen, in der er seine Notizen auf-
bewahrte (vergl. Tadzhyb). Zohry, wenn es ihm an Schreib-
material fehlte, notirte die Traditionen auf seinen gelben Stie-
feln und schrieb sie später in's Reine. Gegen Ende des
ersten Jahrhunderts war der Gebrauch von Notizen ziemlich
allgemein und es wird behauptet, ' Omar II. habe den Befehl
gegeben, die Traditionen zu sammeln. Seine Regierung von
zwei Ja*ren dauerte nicht lano;e o-enua: zur Ausführuno; dieses
Planes. Seine Absicht war allem Anscheine nach ganz die-
selbe, welche Abu Bakr gehabt hatte, als er den Koran sam-
meln liefs. Die Sammlung soll nicht ein Hilfsmittel des Stu-
diums sein und am allerwenigsten das Auswendiglernen über-
flüssig machen, sondern es soll nur der Verlust der Tradi-
tionen verhütet werden. So lange man sich auf Notizen be-
schränkte, trug man die Traditionen immer aus dem Gedächt-
nifs vor. Die Eitelkeit mancher Ueberlieferer ging so weit,
dal's sie ihre Aufzeichnungen geheim hielten, und, sobald sie
den Inhalt gut auswendig wul'sten, selbe zerstörten. Andere
trafen im Testamente die Anordnung, dafs sie nach ihrem
Tode vertilgt werden sollen. Wenn sie dieses auch nicht
thaten, so wurden sie doch, da nur mündliche Mittheihmg
als gültig angesehen wurde, werthlos und gewöhnlich ver-
nachlässigt, wenn sie auf Pergament geschrieben waren, aus-
gewaschen, und wenn das Schreibmaterial wenig Werth hatte,
zerstört ^). Manchmal ereignete es sich jedoch, dafs der Nach-
von einem Geistlichen erklären lassen und würde, weil man Bibel-
stellen nicht wie Traditionen auslöschen kann, die Bibel gar nicht
mehr lesen.
') Beispiele von diesen Verhaltungsarten findet man in der
Schrift: On tlie Origin and Progress etc.
XCVI
lafs eines alten Traditionisten in den Besitz eines späteren Li-
teraten fiel und dieser sich, seinen Fund verheimlichend, mit
fremden Federn schmückte. Dieser Vorwurf wird dem Wä-
kidy gemacht, welcher die Schriften des Ibrahym b. Moham-
mad b. Aby Yahya (f 91) auf unredliche Art benutzt haben
soll (vergl. Tüsy, f 460, Ed. Calc. S. 16).
Die Gewohnheit, aus dem Gedächtnisse vorzutragen,
dauerte zwar noch lange fort, doch wurden schon gegen das
Ende des ersten Jahrhunderts Collegienhefte eingeführt, aus
denen der Lehrer die Traditionen vorlas ^). Der Schüler
hatte dann die Wahl, sie aufzuschreiben oder seinem Gedächt-
nisse zu trauen. Schon 'Orwa scheint sich bisweilen seiner
Notizen im Vortrage bedient zu haben. Von Zohry wird er-
zählt, dafs er den Chalyfen Hischäm (regierte von 105 bis
125) auf seinem Schlosse Ro^äfa besuchte und hier Vorträge
hielt. ' Obayd Allah b. Ziyäd Ilopäfy Schäny war einer seiner
Schüler und hörte seine Bücher (Collegienhefte), »^jl
&>.Äi ^-t^^ (Ibn Sa'd bei Nur alnibräs S. 175). Vorlesungen
aus Heften waren aber zu allen Zeiten selten ^). Lehrer,
welche nicht freie Vorträge hielten, gaben ihre Hefte den
Schülern zum Abschreiben, und damit dann der Bedingung
der mündlichen Mittheilung Genüge geleistet werde, las ein
Schüler dem Lehrer und seinen Commilitionen das Heft vor.
Man setzte voraus, dal's der Lehrer den Lihalt im Gedächt-
nifs habe und Irrthümer corrigire. Ein solches Verfahren
hiefs man Ardh, Collation, und es wurde zu Zohry 's
') Die schriftliche Fortpflanzung wurde im zweiten Jahrhundert
so allgemein, dafs Ausdrücke, wie folgender, in Aufnahme kamen:
„Ich schreibe von N. N. keine Tradition" d.h. ich entnehme ihm
keine, weil er kein Vertrauen verdient.
') Der Grundsatz, dafs der Lehrer die Traditionen, die er auf
irgend eine Weise mittheilen wollte, auswendig wisse, dauerte lange
fort. Ibn Aby Schayba (f 235) nahm nur solche Ueberlieferungen
in seine Mo^annaf, Sammlung, auf, die er dem Gedächtnisse ein-
geprägt hatte. Damit der Leser ja wisse, dafs er sie auswendig
kenne, sagt er am Anfange vieler Kapitel „Das ist es, was ich über
diesen Gegenstand dem Gedächtnisse eingeprägt habe."
XCVII
Zeit ziemlich allgemein ^). Ein lieft hatte gewöhnlich 40
Seiten vuid konnte also in einer Sitzung gelesen werden.
Manche Schüler schrieben das Datum der Sitzung in das
Heft. Das älteste mir bekannte Datum ist 146. In diesem
Jahre hat Abii Afim b. Machlad, wie er in der Isnäd sagt
(bei Ibn Sa d Btl. 12 fol. 46), zu Makka in dem Hause des
Gomahiten Hasan b.Wahb (f 212) von Sofyän Traditionen
empfangen. Der Inluilt der Hefte war entweder sachlich ge-
ordnet, sie bildeten also eigentlich ein Buch, oder nach
den Schaychen, welche die Traditionen gelehrt hatten, oder
nach dem Datum. In letzterem Falle trug der Sammler Tag
für Tag die Traditionen, welche er gehört hatte, in sein Heft
ein, gleichviel von wem oder über welchen Gegenstand, und
lehrte sie dann in derselben Ordnung.
Ahmad sagt: „Die ersten, welche Bücher verfafsten,
waren Ibn Goi'ayg (f 150) und Ibn Aby Arüba" (f 156).
Wir wissen, dal's dem Mohammad das Megilla (Buch des)
Lokmän gezeigt wurde, dafs 'Omar I. ein Buch verbot, wel-
ches die dem Daniel zugeschriebenen Weissagungen enthielt,
dal's Chälid, ein Enkel des ersten omayyidischen Chalyfen, vier
') Unter denen, welche diese Lehrmethode befolgten und gegen
Andersdenkende vertheidigten, ist Hasan Ba^ry (f 110). Sein Bei-
spiel hat viel dazu beigetragen, ihr Eingang zu verschaffen. Wenn
folgende Tradition richtig ist — und es ist kein Grund vorhanden
sie zu bezweifeln — so hat schon Ibn 'Abbäs den Grund dazu
gelegt.
Balädzory Ansah alaschräf von Yazyd Nahawy von Ikrima sagt:
Ibn 'Abbas war ein Meer des Wissens. Als er blind geworden war,
kamen die Einwohner von Täyif zu ihm, welche etwas von dem,
was er gelehrt hatte, auswendig wufsten — nach einer Variante:
welche Theile von seinen Schriften bei sich hatten — und ersuchten
ihn, (den Inhalt) vorzutragen, (damit sie sagen könnten: ich habe
dies von Ibn 'Abbäs selbst gehört); er aber machte sich Ver-
wechselungen schuldig und sagte das, was zuletzt hätte sein sollen,
zuerst. Als er dies bemerkte, sagte er: Mein Unglück hat mich für
diese Aufgabe unfähig gemacht, wer etwas weifs, trage es mir vor,
denn wenn ich es bestätige, ist es so gut, wie wenn ich es ihm
vorgesagt hätte. — So lange Ibn 'Abbäs sehend war, scheint er
sich seiner Notizen im Vortrag bedient zu haben.
III. g
• xcvm
Abhandlungen hinterliefs, und im Fihrist wird ein nicht un-
bedeutendes Schriftthum namhaft gemacht, welches älter ist
als Ibn Gorayg. Was wollte Ahmad mit dieser "Behauptung
sagen ? Meinte er vielleicht : die ersten Bücher welche Tra-
ditionen enthalten ? Auch geschriebene Traditionssammlungen
gab es vor Um Gorayg, dieses waren aber nur Collegienhefte
und keine Bücher. Was Alnuad sagen wollte, ist: Ibn Gorayg
gab seine Hefte den Schülern, diese schrieben sie ab und
benutzten sie ohne die Ardh oder ohne dafs eine andere
mündlifhe Mittheilung stattgefunden hätte. Nach unseren
Begriffen luiterscheidtt sich ein Collegienheft von einem Buche
dadurch, dafs ersteres ein Manuscript und nur für die Zu-
hörer bestimmt, letzteres hingegen gedruckt und veröffent-
licht ist. Ahmad machte einen ähnlichen Unterschied und
heifst die Hefte des Ibn Gorayg Bücher, weil die Schrift
das Medium der Mittheilung war im Gegensatz zum Grund-
sätze, dai's die miindliche Uel^erlieferung das Medium der
Mittiieilung sein soll und die Schrift blos zur Unterstützung
des Gedächtnisses benutzt werden darf*).
Der Hergang ist folgender: Ibn Gorayg bekam eine
Rolle des Hischäm b. ' Orwa in die Hände, welche Traditio-
nen enthielt. Er begab sich zum Verfasser mid fragte ihn,
ob der Inhalt wirklich von ihm verbürgt sei; als er eine be-
jahende Antwort erhalten hatte, pflanzte er sie auf die Auto-
rität des Hischiim b. 'Orwa weiter fort, obschon keinerlei
') Gliazzfily und fast alle späteren Moslinie, welche für kultur-
historische Studien wenig Sinn hatten, haben die Stelle des Ahmad
inifsverstandon und geglaubt, Ibn Gorayg, der nicht einmal als
fruchtbarer Schriftsteller bekannt ist, sei der erste gewesen, der
eine Schrift verfafst habe. Die Ursache des Mifsverständnisses ist,
dafs man später die Sache ganz anders ausdrückte. Mittheilung
blofs durch Schrift war häufig, um ihr aber Gültigkeit zu geben,
wurde es für nöthig erachtet, dafs sie mit der Erlaubnifs des Ver-
fassers begleitet sei, den Inhalt fortpflanzen zu dürfen. Diese Art
Mittheilung hiefs man Igäza. CJhazzäly erwartete nuh, dafs Ahmad
den erst später entstandenen Ausdruck hätte gebrauchen und sagen
sollen: Ibn Gorayg war der erste, welcher die Igäza einführte.
XCIX
mündliche Mittheilung stattgefunden hatte ^). Er vertheidigte
nun diese Art der Ueberlieferung und es folgte seinem Bei-
spiele aufser Ihn Aby 'Arüba auch Sofyän b. 'Oyayna (f 198)
welcher sich auf die von Ayyüb b. Müsa geschriebenen Colle-
gienhefte des Zohry berief (Bochäry S. 528). Auch Hammäd
b. Salama (f 167) benutzte ein Collegienheft, welches Tra-
ditionen des Kays b. 8a d (f CO) enthielt und von einem Schüler
desselben geschrieben worden war. Diesen und vielleicht auch
einigen anderen grolseu Gelehrten liefs man diese furcht-
bare Neuerung hingehen, aber Hanmiäd b. Osama (f 201),
welcher sich fremder CoUectaneen bediente und den Inhalt
für selbst gehörte Traditionen ausgab, wird der Tadlys
(Unredlichkeit) beschuldigt und so ging es andern For-
schern. Unter keiner Menschcnklasse ist der scesunde Men-
sehen verstand seltner als unter Gelehrten, und es ist tröst-
lich, zu wissen, dal's schon vor tausend Jahren Leute, welche
in ihrer Einfachheit glaubten, die Wissenschaft habe die Er-
forschung der Wahrheit zur Aufgabe, von den Pedanten
ebenso wie jetzt mit Verachtung angesehen wurden. Die
Neuerung des Ibn Gorayg wurde anfangs von der Schule
nicht angenommen und als sie endlich Eingang fand, auf die
unsinnigste Weise ausgebildet.
') Bei Ibn Kotayba S. 146 erzählt Wäkidy: Ibn Aby Zinnäd
war zugegen, als Ibn Gorayg zu Hiscbum b. Orwa kam und ihn
fragte: ob die Rolle, welche er dem N. N. gegeben, von ihm über-
lieferte Traditionen enthalte? Hischäm antwortete: Ja! Später,
fährt Wäkidy fort, hörte ich den Ibn Gorayg Traditionen lehren mit
den "Worten „Hischäm b. 'Orwa hat uns erzählt", von denen ich an-
nahm, dafs sie Hischäm nicht vorgetragen habe; ich fragte daher
den Ibn Gorayg über die Gültigkeit der üeberlieferungsmethode,
wenn der Schüler dem Lehrer die Tradition vorliest. Er drückte
sein Erstaunen aus, dafs ein Mann wie ich ihm eine Frage, die schon
lange entschieden sei, vorlege und sagte: In Bezug auf schriftliche
Mittheilung sind die Gelehrten allerdings verschiedener Ansicht, ob
nämlich ein Mann, der eine Rolle erhält, den Inhalt, ohne ihn dem
Lehrer vorgelesen zu haben, auf seine Autorität fortpflanzen dürfe.
Wenn ihm aber der Schüler den Inhalt vorliest, so ist es ganz so
gut, als wenn er ihn aus seinem Munde gehört hätte.
Jene gräfsliche Zunft: Die Fachmänner betrachteten noch
zweihundert Jahre lang die Bücher als CoUegienhefte und
leirten auf den mündlichen Vortrao; des Vei'fassers und das
Gedächtnils des Schülers mehr Werth, als auf die Schrift!
Letztere hielten sie nicht für etwas Abgeschlossenes, son-
dern für eine Sammlung mündlicher Nachrichten, wovon der
Schüler nur so viele fortpflanzte als ihm überhaupt gefiel,
dazu seine eigenen Bemerkungen (aber immer mit seinem
Namen), und bisweilen Traditionen, die er anderwärts ge-
sannnelt (auch diese mit Angabe der Isnäd) beifügte. Dieses
Schicksal hatten Azraky, Ibn Ishäk, Bochäry (dessen Texte in
der Zahl der Traditionen sehr auseinander gehen) und andere
Bücher, am meisten aber, so viel wir aus der Beschreibung
urtheilen können, die Koräncommentare, welche in den Händen
eines jeden der successiven Schüler eine ganz neue Gestalt
annahmen. Tabary hat seine Geschichte fast ausschlielslich aus
Büchern geschöpft. Aber er war ein Traditionist vom Fach
und die Schritt, welche vor ihm lag und aus der er seine
Auszüge wörtlich copirte, war für ihn Nebensache. Er ci-
tirte daher nicht diese, sondern den obscuren Schaych, unter
welchem er sie gelesen, als seine Autorität. In der Isnsid
kommt dann allerdings der Name des Verfassers vor, aber
nur als einer der Ueberlieferer der Tradition, die er gerade
abschreibt, z. B. von Ibn Ilomayd, von Salama, von Ibn Ishäk,
vonWahb b. Kaysän, von 'Abd Allah b.Zobayr, darauf schreibt
er eine Stelle des Ibn Ishäk ab. Einige Werke hat er unter
mehr als einem Schayche gelesen; in diesem FaUe nennt er
bald den einen, bald den andern, um seine Gelehrsamkeit zu
zeigen. Es konnnt aber auch der Fall vor, dals er ein Buch
besafs und es unter gar keinem Schaych gelesen hatte. Hier
half er sich auf andere Weise. Von Sayfs Kitäb alridda (Ge-
schichte des Abfalls) hatte er zwei Texte, welche nicht immer
genau mit andern übereinstinunten; den einen von 'Obayd
Allah, von seinem Onkel von Sayf, den andern von Sorry
b. Yahyä von Scho'ayb von Sayf Nun hatte er aber den
letzteren nicht ganz imter Sorry gelesen, und nach der Regel
durfte er nur das Gelesene fortpflanzen. Er nimmt aber auch
aus dem nicht durch mündliche Mitthcihmg erhaltenen Theile
Auszüge in seine (lescliichle aul', und da es (klaubt war, sich
CI
auf brieflicho Mittheilnnüi;en zu berufon, sagt er (z. B. S. 140):
„Es hat an mich Sony von Scho'ayl) von Sayf geschrieben."
Die auf diese Weise eingeleiteten Traditionen sind viel zu
zahlreich, als dal's wir glauben können, sie haben den Inhalt
eines Briefes gebildet; wir müssen annehmen, er habe ein
von der Hand des Sorry geschriebenes Exemplar besessen und
es als Brief betrachtet ^).
Zu Ende des dritten Jahrhunderts gab es schon eine un-
ermefsliche Anzahl von systematischen Traditionssammlungen,
deren Zweck die Feststellung und Aufbewahrung der Sunna
war. Begreiflicher Weise hat weder Mohammad noch seine
Begleiter bei allen Gelegenheiten, selbst in wichtigen Dingen
dasselbe Benehmen beobachtet, noch sich in demselben Sinne
ausgesprochen. Die Theologen, welche für jede Handlung
positive Regeln aufstellen wollten, hatten also, selbst wenn
sie auf historischem Boden blieben, einen grofsen Spielraum.
Schon Sa yd b. Mosayyib (f 94), Sa' yd b. Gobayr (f ebenfalls
in 94) und ihre Zeitgenossen nahmen den Kiyäs (Schlufs) zu
Hilfe, das heifst, sie unterschieden zwischen Grundsätzen und
Folgesätzen, und wenn dann in Bezug auf letztere verschie-
dene Traditionen vorhanden waren, hielten sie sich an jene,
welche mit den Grundsätzen harmonirten. Jeder Theologe
sammelte also vorzüglich jene Traditionen, welche sein Sy-
stem unterstützten. Eine solche Sammlung, deren es viele
gab, hiefs man Mosnad, und eine solche Mosnad ist die
Muattä des Mälik (f 179). Aulser Traditionen, die nicht
sehr zahlreich sind, enthält sie auch kurze Aussprüche des
Sammlers über die Gesetze. Wenn es auch der Hauptzweck
der Theologen, welche solche Sammlungen veranstalteten, war,
ihr System zu unterstützen, so läl'st sich doch nicht leugnen,
dal's sie mehr Gewicht auf die historische Grundlage, als auf
Folgerichtigkeit legten, und in sofern haben ihre Sammlungen
grofsen Werth ^).
') Beispiele der Lächerlichkeit, zu der die Pedanterie der
Schule und der Charlatanismus der Gelehrten führte, habe ich in
der Zeitscbr. der Deutsch, morgenl. Ges. Bd. X S. 9 ff. aufgezählt.
') Man wird mich um die Beweise für solche Behauptungen
fragen. Im Orient sind die Mosnads des Schäfi'y (f 204), Abu
CII
Während die Theologen ein bestimmtes Ziel verfolgten,
gab es Tausende von Männern, welche mit wenig oder ganz
ohne bestimmte Absicht so viele Traditionen sammelten, als
sie auftreiben konnten. Lange Zeit aber hielten sie sich in
der Auswahl an keine bestimmten Regeln der Kritik.
Bochary (f 256) war der erste, welcher für sich Canone
der Kritik feststellte und es sich zur Aufgabe machte, alle
gesunden Traditionen, d.h. solche, welche die Probe dieser
später allgemein angenommenen Canone aushielten, zusam-
menzustellen. Sein Corpus traditionnni unterscheidet sich zwar
in seinem Plane von den Mosnads, insofern er kein bestimmtes
System der Theologie im Auge hatte und einzig und allein den
Character der Bürgschaft berücksichtigte. Wenn auch sein
Werk in sofern sich einer Mosnad näherte, dafs es dieselben
Rubriken hat wie die Gesetzbücher, so enthält es doch auch
Kapitel über die Koränexegese, über die Feldzüge des Moham-
mad, über die alten Propheten u. dgl. m. Allein die Theologen
galten ihm für die zuverlässigsten Ueberlieferer, und eine
seiner Regeln war: jede Tradition als unächt zu verwerfen,
welche gegen seine Begriffe von Orthodoxie kämpft. Somit
fällt doch im Wesentlichen sein Corpus mit den Mosnads zu-
sammen. Folglich, wenn Bochary eine Tradition verworfen
hat, darf man daraus nicht schliefsen, dafs sie schlecht sei.
Die Sammlung des Bochary enthält, mit Einschlufs der Wie-
derholungen, 7275 Traditionen, mit Ausschlufs derselben 4000,
und bildet einen ziemlich dicken Folioband.
Hanyfa (f 150) und Ibn Hanbai (f 234) noch vorhanden und es
sind keine grofse Studien nöthig, um den Zweck ihrer Sammlung
zu ergründen. Von den älteren 'J'heologen l)aben wir keine Schriften
und wahrsclieinlich liaben sie auch keine liinterlassen, sondern die
für ihren Zweck nötiiigen Traditionen in Notizen und im Gedächt-
nisse gesammelt; unterdessen die von ihnen gesammelten Tradi-
tionen stehen, wie zuversichtlich anzunehmen ist, ziemlich vollständig
in Bochary und andern ColKctionen. Wir sind dadurch in den
Stand gesetzt, die Ansichten eines jeden derselben und die ganze
Dogmengeschichte zu verfolgen. Das Studium der Dogmengeschichte,
wenigstens in ilinn Ihiupttheilen, ist aber unerläfslich für das Ver-
ständnifs des wissenschaftlichen Treibens jener Zeit.
cm
Moslim (f 26), ein Schüler des Bochary, veranstaltete
eine Sammlung, in der er sich auf gesunde Traditionen
beschränkte. Er bestrebte sich, den Bochary zu ergänzen
und einen Istichräg dazu zu liefern; wenn er dieselben Tra-
ditionen anführt wie Bochary, stützt er sie so viel als mög-
lich auf andere ebenso zuverlässige Bürgen. In Spanien und
im nördlichen Afrika schätzte man den Moslim, in Egypten
und Asien den Bochary als die beste Sammlung. Für uns
ist das Werk des Moslim, welches mit Einschlufs der Wieder-
holungen 12000, mit Ausschlufs derselben 4000 Traditionen
enthält, nützlicher als das seines Lehrers, denn es ist viel
zweckmälsiger eingerichtet, indem in demselben eine Anzahl
von Versionen ein imd derselben Tradition zusammengestellt
werden.
Die Sunniten halten aui'ser Moslim und Bochary auch
die Sammlungen des Abu Dawüd (f 275), Tirmidzy (f 279)
und Nasäy (f 303) für canonisch. Einige fügen den Ibn
Maga (f 273) oder den Ibn Chozayma (f 311) hinzu. Ge-
genwärtig wird diese Ehre ohne Widerrede dem ersteren zu-
erkannt. Diese vier Sammlungen enthalten aufser gesun-
den Traditionen auch „ziemlich gute", beziehen sich aber
noch ausschliefslicher auf Theologie als .die der zwei Grofs-
meister.
Aufser den sechs canonischen Sammluncren giebt es noch
eine Anzahl anderer, welche verschiedene Zwecke verfolgen.
Einige sind Mostadrikät, Supplemente zu Bochary und Moslim,
andere bemühen sich, das Traditionswesen zu erschöpfen, und
wieder andere die bereits gesammelten Traditionen mittelst
der Istichräg durch neue Bürgen zu unterstützen.
Bisher habe ich von den Sammlungen der Sunniten ge-
sprochen. Auch die Schyiten haben vier canonische Samm-
lungen, sie haben aber wenig Werth; denn erstens ist die
Pflege der Tradition unter ihnen sehr neuen Datums; zwei-
tens halten sie ihre Imäme (Nachkommen des Alyy) für un-
fehlbar, folglich gelten ihnen ihre Aussprüche für eben so
heilig, wie die des Propheten, und drittens endlich haben sie
zu allen Zeiten ihre Lehre durch Lügen und Fälschungen zu
vertheidigen gesucht. Von Stockpersern haben wir auch nichts
anders zu erwarten.
CIV
Nach meinem Urtheilc enthält die Sunna mehr Wahres
als Falsches, während die Biographie mehr Falsches als
Wahres enthält. Auch bieten uns die zahllosen Versionen
einer und derselben Tradition die Mittel der Kritik ; ich halte
daher die Sunna nach dem Koran und den Documenten für
die zuverlässigste Quelle. In Bezug auf die Art und Weise,
Traditionen zu gebrauchen, muls ich noch auf die Bemerkung
in der Note S. 65 dieses Bandes aufmerksam machen.
Die Koräncommentare.
Wetzsteins Reisen im Hawrän liefern einen neuen Beweis
(ältere Beweise sind die Ruinen von I*almyra und die Ge-
schichte der Zcnobia), dafs die griechische und römische Kul-
tur unter den nördhchen arabischen Stämmen einigen Fort-
schritt gemacht habe. Chälid hat ihnen unter der Regierung
des 'Omar auf seinem kühnen Zuge A^on ITyra am Euphrates
nach Syrien den Islam aufgedrungen. Die Bekehrung dieser
Stämme, wie auch solcher, welche früher das Judenthum (wie
einige Ilimyariten) oder Christenthum bekannt hatten, wirkte
wie Sauerteig auf die Gesanuntheit der Moslime und sie
eilten mit einer Schnelligkeit ihrer Volljährigkeit entgegen,
die in der Geschichte kaum ihres Gleichen hat. Das erste Stu-
dium, welches sie aufgriffen, war das des Korans. Selbst wäh-
rend der thatkräftigen Periode des lebendigen Glaubens, deren
Repräsentant ' Omar ist, und während welcher der einzige Satz
„Es giebt nur einen Gott und Mohammad ist sein Bote"
um den man sich künnnerte, durch den Säbel bewiesen wurde,
vertrieb sich das in Persien stehende Ileer die lange Weile
eines Waffenstillstandes durch Disputationen über den Koran
und es traten so grofse Meinungsverschiedenheiten an den
Tag, dals es der Chalyfe zweckmäfsig erachtete. Befehle zum
Vordringen ijegen den Feind zu schicken. Diese Armee fre-
hörte aber grcHstentheils der ersten Generation an. In der
zweiten Generation, welche im Islam erzogeii worden und
weniger thatkräftig, aber viel fanatischer war als die erste,
nahm die Kelh-xion überhand; man beschäftigte sich mit den
cv
cibsfeloitcten Sätzen und uiitcruforcliioteu Lehren, zöge Parul-
lelen zwischen dem IslAni und den biblischen Glaubensbe-
kenntnissen und suchte ihn so darzustellen, dal's er dein da-
maligen Ideale einer Oli'enbarnng entspreche.
Der Koran ist innerhalb zwanzig Jahren erschienen, wäh-
rend welcher der Prophet manche äui'sere und innere Wand-
lung durchmaclite; dennoch soll er das Wort Gottes und
die ,,unwandelbare'^ Religion enthalten. Mohammad war zwar
genöthigt, zuzugeben, dal's es Gott gefallen hat bisweilen tem-
poräre Anordnungen zu trefi'en und sie dann später durch
permanente zu ersetzen, aber es liegt im BegritFe eines gött-
lichen Buches, dafs diese Fälle wenig zahlreich seien und
dal's in den Lehrsätzen Uebereinstimmung herrsche. Dieser
Forderung entsprechen Mohammads Orakel keineswegs, denn
sie sind nicht aus einem Gusse hervorgegangen.
Unter diesen Verhältnissen trat schon zwei Deccnnien,
nachdem 'Othmän den Koran edirt hatte, die Nothwendigkeit
ein, dessen Widersprüche durch die Künste der Exegese weg-
zuerklären und ihn mit den unterdessen aufgewachsenen Grund-
sätzen der Theologie in Einklang zu bringen. Wenn die
Zeit solche Aufgaben stellt, beeifert sich immer die ganze
Gesellschaft, sie zu lössen; imterdessen je ungebildeter die
Menschen sind, desto geringer ist die individuelle Verschie-
denheit und desto mehr niüiern sie sich den Heerdenthicren.
Sie folgen durch Dick und Dünn einem Leithammel, wo-
durch sie in den Stand gesetzt werden, Grol'ses zu leisten.
Im gegebenen Falle waren Alle bestrebt, den Koran als das
Wort Gottes darzustellen, Alle halfen durch Dichtungen und
Erklärungen nach wo es Noth that, und Alle waren bereit
die Dichtungen und Erklärungen Anderer hinzunehmen, wenn
sie besser waren als ihre eigenen; denn der Ideeukreis war
so eng, dal's sich kein grofser Unterschied herausstellte ^).
') Wer sich nicht gutwillig in die von der öffentlichen Meinung
und dem Staate als richtig ant-rkannte Lehre fügte, wurde dazu ge-
zwungen, wie wir aus folgendem Beispiele ersehen. Zayd b. Wahb
(f nach 80) erzählt bei Bochäry S. 18!» und 672: „Ich ging bei
Abu Dzarr vorüber als er zu Rabadzu wohnte, und fragte ihn:
Was bat dich in dieses Nest gebracht? Er antwortete: Ich war in
CVI
Als den Leithammel in der Koränexegese betrachte ich
den Ihn 'Abbäs (f 68). Er war ein Vetter des Mohammad
(ihre Väter waren Brüder) und wurde in der bedrängnils-
vollen Zeit, als sich die Häschimiten zur Vertheidigung des
Propheten in ihren Stadttheil zurückgezogen hatten, in Makka
geboren. Beim Tode des Propheten war er 13 Jahre alt und
lebte in Madyna. In A. H. 27 soll er den Feldzug nach dem
nordwestlichen Afrika mitgemacht haben ; in 35 vertrat er den
Chalyfen beim Pilgerfest imd Alyy ernannte ihn bald darauf
zum Gouverneur von Ba^ra; in 40, nach dem Tode des Alyy,
zog er sich in das Privatleben zurück und lebte zu Täyif
ganz dem Studium. Er war ein Mann von kräftigem Körper-
bau, klarem Verstand und energischem Auftreten, anmafsend,
dabei aber klug und versöhnlich, und als die Omayyiden
über seine Verwandten den Sieg davon getragen hatten, ver-
liei's er die letzteren und genofs die reichlichen Einkünfte und
den Einflul's, welche ihm die ersteren zuwiesen. Er war der
Mann seiner Zeit und beherrschte sie in geistlichen Dingen,
die Politik den Stärkeren überlassend.
Syrien (Damascus) und las die Worte des KorÄn 9, 35: „Drohet
Denen, welche Gold und Silber sammeln und es nicht auf dem
Pfade Gottes ausgeben , eine peinliche Strafe". Mo äwiya sagte
darauf: Dies bezieht sich insbesondere auf die Christen ! Ich aber
erklärte: Es bezieht sich auf uns und auf sie! Dies führte zu einem
Streit zwischen uns und er verklagte mich durch einen Brief bei
'Othraän. Der Chalyf befahl mir, nach Madyna zu kommen. Hier
besuchten mich so viele Leute^ dafs es schien, als ob sie mich nie
gesehen hätten. Ich erzählte es dem 'Othmän und er sprach: Du
kannst dich ja nach einem Orte zurückziehen, wo du aus dem Wege
und doch nahe bist! Das ist es, was mich hieher gebracht hat.
Wenn sie einen Abyssinier zu meinem Vorgesetzten machten, so
wurde ich dennoch gehorchen."
Was den Abu Dzarr anbetrifft, so wird seine Orthodoxie, d. h.
Uebereinstimmung mit der Staatslehre, zwar von den Sunniten nicht
angegriffen, aber die Mystiker und die Schy'iten wissen so viele
Traditionen von ihm zu erzählen, welche die Sunna nicht anerkennt,
und er steht in so grofsem Ansehn bei diesen zwei Sekten, dafs
es scheint, er habe in manchen Dingen eigenthümliche Ansichten
gehabt.
cvn
Selbst als er sicli noch in den öflentlichen Geschäften
bewegte, war seine Ausgleichung der Widersprüche des Ko-
rans so weit gediehen, dal's Ibn Masüd (f 32), sein Vor-
gänger im Lehramte, anerkannte, er sei der Erklärer (Tar-
gumän) des heiligen Buches, und der Sohn des 'Omar wies
Leute, welche ihn um Aufklärung dunkeler Koranstellen frag-
ten, an ihn. Als er sich ganz dem Lehramte widmete war
sein Ansehn so grofs, dai's Täwüs (f lOÜ) erklärte: Ich kannte
siebenzig (jüngere) Zeitgenossen des Propheten, welche, wenn
sie auf Schwierigkeiten stiefsen, sich an Ibn Abbas um Auf-
schlufs zu wenden pflegten. Aus einer anderen Tradition er-
fahren wir, dal's sich darunter der eben so grofse Lehrer und
Lügner Abu Horayra befand. Aus diesem Zusammenhalten
und dieser Aufopferung der eigenen Ueberzeugung, sobald
einmal Jemand eine zweckmäfsigere Lehre aufgestellt hatte,
erklärt sich die Uebereinstimmung der ältesten Traditionen.
Merkwürdig ist, dafs Ibn Abbäs einige Studien machte.
Er revidirte sein Koränexemplar unter dem Beistande des
Zayd, welcher den ofßciellen Text redigirt hatte, nahm die
Recensionen des Ibn Mas'üd und Obayy und den Text des
Abu Müsä Asch'ary zu Hilfe ^) und ging so weit, dafs er nicht
nur die Verse, sondern auch die Wörter und Buchstaben des
ganzen Buches zählte (Itkän S. 154). Die Tradition, beson-
ders die Dichtungen und Legenden seiner Zeit, haben wohl
Wenige so gut gekannt als er. In der arabischen Poesie
war er so wohl bewandert, dals Leute, die sich ausschliefs-
lich damit befafsten, ihn um Aufschlufs fragten. Diese Kennt-
nifs war ihm nothwendig, nicht zur Erklärung des Korans,
denn die Sprache seines Vetters war auch die seinige, wohl
aber zur Verdrehung. Wenn eine Koränstelle nicht in das
System pafste, mufste ein Wort in dem Dialect der Banü
Tamym oder der Himyariten, oder gar der Aethiopier auf-
') Dasselbe thaten auch die Exegeten Abu Abd al-Rahmän
Solamy und Abu Aliya Riyäby (Dzobaby, Tahdzjb unter Zayd).
Dieser Umstand giebt den Erklärungen des Ibn 'Abbäs und seiner
Schüler, wie willkürlich sie auch sein mögen, einigen Werth für die
Bestimmung der Vocalisation des Korans, doch haben sie sich auch
bierin grofse Freiheiten genommen (vergl. Bd. II S. 20 Note).
cvni
gefalst werden, damit sie den recliten Sinn gebe. In solchen
Fällen nun belegte man die Behauptung gern mit Versen,
ül) inuiier mit ächten, ist freilich die Frage. Band II S. 22
iS'ote enthält ein Beispiel solch gezwmigener Erklärung; die
Schüler bewunderten in solchen Fällen weder den Scharfsinn
noch die Keckheit des Lehrers, sondern die Weisheit Gottes,
welcher es gelungen ist, den Sinn so mysteriös auszudrücken,
denn die Theologie hatte schon jene erfreulichen Fortschritte
gemacht, dafs man gesunden Verstand für Menschenverstand
ansah und von Gott das Entgegengesetzte erwartete ^).
Den wichtigsten Theil seiner Vorbildung machten jedoch
nicht diese, sondern ganz andere Kenntnisse aus. Ibn Chal-
dün (Proleg. edit. Quatremere Bd. 11 S. 392) sagt in Bezug
auf seine Zeit und seine Schule: Die Araber waren ein Volk
t)hne Schriftthum und ohne Wissenschaften, dabei roh und
unwissend. Als in ihnen das Verlangen nach jenen Kennt-
nissen erwachte, welche ein Bedürfniis des menschlichen Gei-
stes sind, als: Aufschlufs über die letzten Ursachen der
Dinge, über Cosmogenie und die Geheimnisse der Schöpfung,
wandten sie sich an die Gemeinde, welche schon vor ihnen
das Buch (eine göttliche Offenbarung) besafs, imd hielten
sich an ihre Mittheilungen. Diese Gemeinde kann als die
der Anhänger der Thora bezeichnet werden, denn sie besteht
aus Juden und solchen Christen, welche ihrem Glauben folgen.
Die Anhänger der Thora aber, welche unter den Arabern lebten,
waren ebenso unscebildet als die Araber selbst und sie be-
sal'sen von allen diesen Dingen keine andern Kenntnisse, als
der gemeine Haufe der Schriftbesitzer eben hat. Am geach-
tetstcn unter ihnen waren die Iliniyariten, welche sich zum
Judcnthum bekehrt hatten. Obschon diese Leute, als sie
') Es ist sehr bezeichnend für den Geist der Moslime, dafs
sie, ungeachtet der Aufmerksamkeit, welche sie schon in so früher
Zeit dem Studium des Korans widmeten, doch über die Monogramme,
welche am Anfang von Suren stehen, wie A. L. M., durchaus keine
befriedigende Auskunft zu geben wissen. Wenn meine Erklärung
des Monogramms zu Sura 10 „Jesus Nazarenus Rex Judacorum''
richtig ist, so begreifen wir die Ursache. Ibn Abbäs und seine Zeit-
genossen wollten die wahre Erklärung nicht geben.
CIX
zum Mohammadanismus übergingen, die Dogmen streng be-
wahrten, so hielten sie doch immer in Dingen, welche mit
den Dogmen nichts zu thun haben, an ihre Lehren, nament-
lich an ihre Erzählungen über den Anfang der Welt und die
alten Propheten, an ihre Weissagungen von künftigen Ereig-
nissen und Blutbädern" *). Der Lehrer des Ibn Abbas in
jiidischen Ijcgenden warKab, ein Ilimyarite von Geburt imd
ursprünglich ein Jude von Religion "). Ibn Abbas wufste
diese elastischen Materialien für seine Zwecke zu benutzen.
Schon Mohammad hat mehr jüdische Legenden und An-
spielungen auf Cosmogenie, z. B. auf den Lehrsatz : dals Alles
') Ihn Chaldün zieht gegen die alten historischen Koräncom-
tiientare zu Felde und preist die scholastischen, besonders den des
Zamachschary, in welchem die jüdischen Cosmogenien und Legenden
über den Ursprung der Dinge nicht vorkommen, dafür aber philo-
sophische Ansichten über diese Gegenstände. Der geistreiche Ge-
schichtsphilosoph geht in seinem Urtheile in diesem Falle nicht über
seine Zeit hinaus. Wäre er nicht in der scholastischen Philosophie
befangen gewesen, so würde er gesehen haben, dafs die Philoso-
pheme über die letzten Ursachen der Dinge und die Legenden sich
nur in der Form von einander unterscheiden und denselben Grund-
gedanken enthalten ; die Geschichte der Philosophie hätte ihn be-
lehrt, dafs sie beide aus derselben (Quelle fliefsen , denn der Theil
der moslimischen Philosophie, auf den er hier anspielt und welcher
Falakyyät geheifsen wird, ist fast unverändert dem Balynus (Pseudo-
Apollonius), einem christlichen Philosophen, entnommen.
') Ka'b war aus Yaman gebürtig, legte unter Abu Bakr, als
diese Provinz wieder erobert wurde, das Glaubensbekenntnifs ab
und kam nach Madyna. Er wird wegen seiner grofsen Kenntnisse
der biblischen Legenden und wegen seiner Geschicklichkeit, neue
zu erfinden, Ka'b al-Ahbär „der Rabbiner -Ka'b" geheifsen. Ibn
'Abbas fragte ibn einst: warum er sich nicht schon zur Lebzeit des
Propheten bekehrt habe, und er antwortete: Mein Vater schrieb ein
Buch für mich, welches einen Auszug aus dem Pentateuch enthielt,
versiegelte seine übrigen Bücher und sagte: Handle diesem Buche
gemäfs, gieb mir aber das Versprechen, das Siegel nicht zu er-
brechen und die andern Bücher nicht zu lesen. Als der Islam er-
starkte und ich zu der Erkenntnifs kam , dafs sich nichts dagegen
einwenden lasse, öffnete ich das Siegel. Ich fand, dafs das ver-
schlossene Buch der Pentaleuch war und dafs es eine umständliche
CS
aus Wasser entstehe, in den KorAn einfliefsen lassen, als klug
war; es war daher die Aufgabe der Exegese, seine Behaup-
tungen zu vertheidigen, und sie konnte nichts Besseres thun
als aus derselben Quelle schöpfen. Ibn 'Abbäs hat dieses
gethan; er benahm sich aber nicht als ein blolser Nachbeter
jüdischer Legenden, sondern änderte sie nach Gutdünken,
brachte sie in Uebereinstimmung mit moslimischen Begriflfen
und nöthigte seine Lehren mit despotischer Macht seinen Zeit-
genossen, ja selbst seinem Lehrer Kab auf. Tha'laby (Ge-
schichte der Propheten, Ms. des Sir H. Rawlinson fol. 2 und
8) erzählt einen characteristischen Fall : Es kam ein Mann zu
Ibn 'Abbäs und sagte : Ich habe etwas recht Sonderbares von
Kab sehört in Bezug auf die Sonne und den Mond. Ibn
Abbäs, welcher mit untergeschlagenen Beinen an ein Kissen
gelehnt safs, fragte : Was hast du gehört ? Er antwortete :
Kab glaubt, dals die Sonne und der Mond am Tage der
Auferstehung wie zwei verwundete Stiere hergeschleppt und
in die Hölle geworfen werden. Ibn Abbäs war wüthend
über diese Worte, verwünschte den Rabbiner, welcher jüdische
Lehren in den Islam einschwärzen wolle, und trug seine
eigene Lehre vor, welche er vom Propheten gehört zu haben
behauptete. Als 'Ikrima und andere Schüler des Ibn 'Abbäs
dem Kab den Vorfall erzählten, fand er es zweckmäfsig, dem
Anathem, welches der Vetter des Propheten gegen ihn schleu-
derte, zu weichen. Er begab sich eilends zu ihm und sagte:
Ich habe gehört, wie sehr dich meine Angabe bestürzt habe.
Ich mui's zwar bekennen, dafs ich mich nicht auf den Koran,
noch auf eine Erzählung des Propheten gestützt habe — Gott
möge mir verzeihen — allein ich habe sie nicht erfunden; ich
habe sie einem veralteten abrogirten Buche entnommen, von
dem ich nicht zu bestimmen vermag, ob es nicht Verfäl-
schungen der Ungläubigen und Juden enthalte: Du hin-
gegen hast deine Angabe aus dem Buche eines neuen Bun-
des mit dem Kahmän, wodurch frühere Bücher abrogirt
Beschreibung des Propheten und seiner Kirche enthalte. Er Hefa
sich später in Homi,' nieder, wo er A. H. 32 starb.
Ein Sekretär des Ibn Abbus liiefs Yazyd b. Hormoz (vergl.
Mischkät S. 340).
werden, und von dem gröfsten aller Propheten entnommen ^).
Sei so geföllig und theile mir mit, was du deinen Schülern
über die Sonne und den Mond gelehrt hast, und wenn
ich wieder über diesen Gegenstand spreche, will ich Das,
was ich von dir höre, vortragen, und nicht meine eigene
Lehre ^).
Einer Tradition bei Balädzory zufolge erklärte zwar Ibn
'Abbäs, dals er weder der Kirche (Milla) des 'Alyy, noch der
des ' Othman folge , sondern der des Mohammad ; auch soll
er einige Koränauslegungen nur seinen intimsten Freunden
mitgetheilt und gesagt haben: Wenn ich Alles lehrte, würden
mich die Leute steinigen! Dennoch glaube ich, daCs er sich
nicht einen Plan vorlegte und darnach arbeitete; aus den von
ihm überlieferten Traditionen geht vielmehr hervor, dafs er
von einem Punkte zum andern getrieben wurde und dafs all-
mälig unter seinen Händen ein ziemlich consequentes System
entstand. Der leitende Gedanke seiner Studien war selbstver-
ständlich die Theologie. Hierin ist er weit entfernt von den
natürlichen Gefühlsanschauungfen des Ibn Masüd. Er ver-
gleicht, wendet Spitzfindigkeiten und selbst Gelehrsamkeit an.
Es ist recht bezeichnend, dafs er von seinen Zeitgenossen der
arabische Hibr (Rabbiner) genannt wurde, denn er war der
erste, welcher den Islam dialectisch zu begründen suchte. Wir
') Mokätil hat diese Erzählung von Ikrima, dem Clienten des
Ibn 'Abbäs, vernomoien und höchst wahrscheinlich schriftlich hinter-
lassen. Es ist daher auch der Wortlaut von einigem Werth. Diese
Stelle, welche eine Idee enthält, die im Islam nicht ausgebildet
wurde, verdient daher im Original wiedergegeben zu werden: y5o!
Lyj^l i-X~yw .•j^* ,i?wk*-Li ...l^-^'lj ^r*^^ vi/^.^A:> v-jLxi ^c c:^iiA5*.
') Es unterliegt keinem Zweifel, dafs Ibn 'Abbäs und seine
Zeitgenossen die Legenden der Juden sehr veränderten ; dennoch
glaube ich, dafs die Ueberlieferung derselben durch die Moslime für
die Religionsgeschichte der Juden in Arabien einigen Werth hat.
Nach Ibn 'Abbäs und Ka'b stand ein anderer jüdischer Lehrer, Wahb
b. Monabbih (f bald nach 110) aus Yaman, in diesem Gebiete auf,
welcher, wie es scheint, etwas unabhängiger war als Ka'b, und die-
sen drei Männern verdanken wir den gröfsten Theil der von den
Moslimen aufbewahrten Legenden.
CXII
haben bereits s^esehen, dafs, während Ibn Mas' üd das Schrei-
ben verboten hat, Ibn Abbäs eine sehr grol'se Menge von
sreschriebenen Notizen hinterheis. Er beschränkte sich in
seinen theologischen Forschungen nicht darauf, diese oder
jene Lehre auszubilden, sondern berücksichtigte die Tragweite
einer jeden, bemühte sich Widersprüche zu lösen und stellte
sich auf die Gesichtspunkte der Polemik. Wenn er auch
sehr weit ging in der Milsachtung der historischen Wahrheit,
so stand er doch, selbst nach dem Hinscheiden der alten Zeit-
genossen, der Zeit des Propheten so nahe, dafs er manche
Thatsache, welche später geleugnet wurde, zugab. Als Bei-
spiel verweise ich auf seine Bd. II S. 60 angeführte Bürg-
schaft für Mohannnads Rückfall zum Heidenthum.
Das Lehramt wurde damals sehr hoch geschätzt und seine
hervorragende sociale Stellung hinderte den Ibn 'Abbäs nicht,
als Lehrer zu wirken. Balädzory, welchem wir die vollstän-
digste Biographie dieses Mannes verdanken, giebt uns einige
unerwartete Aufschlüsse über seine Thätigkeit. Einst erklärte
er vor einer Volksversammlung (Mawsam) die 24. Süra. In
Bapra hielt er Vorträge über die zweite Süra. In seinen re-
gelmäfsigen Vorlesungen sollen die Rechtsgelehrten, Koran-
kundigen , Dichter und Genealogen besondere Gru])pen ge-
bildet haben. Vielleicht hielt er sich an die jetzt noch übliche
Sitte, dafs hochgestellte Gelehrte zu gewissen Stunden des
Tages in dem Hofraum ihres Hauses, oder einer Moschee, Je-
dermann empfangen und wissenschaftliche Fragen beantworten.
Das zahlreich besuchte Maglis horcht mit Ehrerbietigkeit
auf ihre Worte. Gleichviel, ob Ibn Abbäs diese Gewohnheit
hatte oder nicht, so viel geht aus verschiedenen Nachrichten
hervor, dafs er schriftlich und mündlich mit Fragen bestürmt
wurde. Er war auch sehr ausdauernd im Unterrichten, und
Mogähid (f 102, S3 Jahre alt) erzählt, er sei mit ihm drei-
mal den ganzen Koran durchgegangen, sei bei jedem Worte
stehen geblieben und habe sich den Sinn erklären lassen
(Wähidy, Asbäb 2, 22;}; Atyya S. 11 ; falsch bei Hagiy Chal. 2
S. 835). Auf diese Weise gewann Ibn Abbäs sehr grol'sen
Einfluls auf die Entwickelung der Theologie; er wurde der
Gründer der Koränexegese und hierin das Voibild der nieist<'n
seiner Na(hfo]<;er währi'ud der ersten vier Jahrhunderte. Es
CXIII
gab zwar schon in früher Zeit Männer, welche unfähig waren
dem gesunden Menschenverstände so viel Gewalt anzuthun, als
die Theologie forderte, und den Koran anders deuteten. Von
diesen aber sagt Thjilaby in der Vorrede zu seinem Korän-
commentar, dal's sie Ketzer luid Ungläubige sind und nicht
benutzt werden dürfen.
Im dritten Jahrhundert gab es mehrere Koräncommen-
tare, welche dem Ihn 'Abbäs zugeschrieben wurden, als:
1. Der Text des 'Ikrima (f 107). Er war ein Berber von
Geburt, verfiel in die Sklaverei und kam in den Besitz des Ibn
Abbas, welcher ihm seine Freilieit gab. Im Takryb wird er der
Lüge beschuldigt, aber sein Text hatte Werth, weil er Zutritt zum
Nachlafs seines Herrn hatte. Er erzählt bei Oyün alathar Nr. 122
S. 517: Ich habe diese Schrift (Kitab) unter den Schriften (Kotob)
des Ibn 'Abbäs gefunden und sie abgeschrieben. Es stand darin:
der Prophet schickte den 'Olä b. Hadhramy zu Mondzir b. Säwä
und schrieb an ihn w\e folgt etc. Da dieser Nachlafs unter der
Verwahrung des Karyb (f 98) in dem Hause, in welchem Müsä
b. Okba (f 140) lebte, deponirt war, haben ihn wahrscheinlich auch
Andere benutzt. Der Text des Ikrima wurde von dessen Schüler,
dem Grammatiker Yazyd (f 131), überliefert und dann von Hosayn
b, Wäkid (f 157 oder [)), in dessen Hände er wahrscheinlich seine
definitive Gestalt erhielt. Diesen Text führt Soyüty im Itkän S. 20
für die Reihenfolge der Suren an. Dieses Citat ist deswegen inter-
essant, weil daraus hervorgeht, dafs Yazyd nicht nur durch Ikrima,
sondern auch durch Hasan b. Aby Hasan (f 113) Traditionen von
Ibn 'Abbäs diesem Texte einverleibt habe.
2. Der Text des "Awfy, d. h. 'Atyya b Sad (f 111). Er mag
den Ibn 'Abbäs gekannt haben, aber gewifs hat er seine Korän-
erklärungen nicht durch persönliche Mittheilungen von ihm erhalten.
Dieser Text wurde von den Nachkommen des 'Atyya fortgepflanzt
und noch circa A. H. 400 von Mohammad b. Sad b. Moli. b. Hasan
b. 'Atyya gelehrt.
3. Der Text des 'Alyy b. Aby Talha Wäliby (f 143). Die
Ueberlieferung dieses Traditionisten gilt für die beste und wurde
auch von Bochäry benutzt, aber der Text ist wohl von seinem
Schüler 'Abd Allah b. Cälili zusammengestellt und von dessen Schüler
Därimy (f 280) vollendet worden.
4. Der Text des Abu Mohammad Bakr b. Sahl Dimyaty. Wie
es scheint, ist dieses ein Schriftsteller des vierten Jahrhunderts, der
iti. b
CXIV
die Arbeit eines früheren kritisch sichtete und ergänzte. Abu Mo-
hammad Müsä b. 'Abd al-Rahman Can'äny hat nämlich in der
letzten Hälfte des zweiten Jahrhunderts aus den Commentaren des
Ibn Gorayg (f 150), eines Schülers des 'Ata b. Aby Rabah (f 114),
und des Mokatil b. Solayman (f vor 160), eines Schülers des Dhah-
häk (f 100 oder 102) die Traditionen des Ibn 'Abbäs ausgezogen
und diese Arbeit liegt dem Texte zum Grunde.
5. Der Text des Mohammad b. Säyib b. Kalby (f 146), wel-
cher seine Mittheilungen von Abu (^i\Vü\ b. Badzan, der ein Schüli'r
des Ibn 'Abbas war, erhalten, und zwar, wie es scheint, schriftlich.
Kalby fügte so viele eig(;ne Erklärungen hinzu, dafs sein Conimentar
im Fihrist als ein unabhängiges Werk angesehen wird. Er war sehr
gelehrt in der Geschichte und Genealogie (siehe weiter unfcn) und
wurde von Küfa, seiner Fleimath, nach Ba(;ra berufen, um dort Vor-
lesungen über den Koran zu halten. Seine Zuhörer schrieben seine
Erklärungen nieder. In der neunten Sura gab er einem Verse einen
ganz andern Sinn als wie er gewölmlicli aufgefafst wurde und die
Zuhörer weigerten sich, seine Deutung niederzuschreiben. Er aber
sagte: er werde nicht weiter erklären, wenn sie nicht schreiben. Abu
Solayman, welcher den Kalby berufen hatte, rieth ihnen, Alles zu ver-
zeichnen und dann daraus zu nelunen was sie für gut hielten. Von
dem Texte gab es drei Versionen, a) Die des Mohammad b. [AJju?]
Kadhäyil, eines Schülers des Kalby. Sie wurde von zwei Schaychen
ohne wesentliche Verschiedenheit fortgepflanzt. Mohammad b. Fad-
hayil scheint also die Collegienhefte des Kalby in ein Buch ver-
wandelt zu haben, b) Die des Yusof b. Bilal Sa'dy, welcher die
Vorträge des Kalby durch Mohammad b. Marwan Soddy (f 189)
erhalten hatte, c) Die d(;s Ilayyan b. 'Alyy Anezy, eines Schülers
des Kalby. Ob diese drei Versionen stark von einander abweichen,
ist uns unbekannt. Nach den Citafionen zu schliefsen, war der
Unterschied nicht grofs. Dieser Text, besonders in der Version des
[jüngeren] Soddy, wird von den Mosliinen sehr ungünstig beurtheilt
und „Soddy von Kalby von Abi Qalih" wird die Lügenkette ge-
nannt. Wir dürfen uns daran nicht stossen, denn eine Ursache ist,
dafs sie sich nicht so enge an das herrschende System hielten, wie
Andere.
nischiim , der berühmte Genealog, ein Sohn des Kalby (des-
wegen gewöhnlich Ibn Kalby genannt), verfafste eine Monographie
über die Völker und Stämme, auf welche im Korjin Anspielungen
vorkommen.
0. Ein Text hiefs Tafsyr (,'aliliy, weil ihn (,"alih b. Mo-
hammad Tirniidzy, ein Schüler des Kalby, aus früheren Quellen
cxv
und mündlichen Nachrichten gesammelt hat. Es gab zwei Ver-
sionen davon , wovon die eine 4ü()0 Traditionen mehr enthielt als
die andere.
Um über das Entstehen solcher posthumen Werke einen
BegriÖ' zu geben, erwähne ich, dals ein Gelehrter circa
A. H. 400 einen Korancommentar „des Propheten" heraus-
gab. Er hat aus den ihm zu Gebote stehenden Quellen die
Aussprüche des Mohanmiad gesammelt, welche auf den Sinn
des Korans Licht werfen, und dem Buche diesen Titel gegeben.
Die Commentare des Ibn 'Abbas sind entstanden, indem die
Notizen seiner Schüler zu Heften und die Hefte zu Büchern
anwuchsen. Dieses geschah innerhalb zweier oder dreier
Generationen. Jeder fügte von andern Schaychen auf die
Autorität des Ibn A.bbäs erzählte Ueberlieferungen hinzu und
unterschob Eigenes. Diese Willkür dauerte fort als schon
das Buch die erste Redaktion erhalten hatte, und daher die
verschiedeneu Versionen. Wir begreifen nun, wie es kommt,
dafs bisweilen eine und dieselbe Koränstelle in einem dem Ibn
Abbäs zuoreschriebenen Commentar eine diametrisch entgeo-en-
gesetzte Erklärung findet, als in einem andern. Dennoch unter-
liegt es keinem Zweifel, dafs sie vieles von dem von Ibn 'Abbäs
gesammelten Stoffe enthalten. Ich habe zwei Commentare
gesehen, welche den Namen des Ibn Abbäs tragen, wenn
sie aber auch nur in dem beschränktesten Sinne des Wortes
acht sind, so sind sie sehr abgekürzt.
Ich nenne nun verlorene Koräucommentare der ältesten
Periode, ^veil sie sehr oft citirt w^erden, doch mit dem Be-
merken, dafs die frühesten davon ebenfalls erst im Verlaufe
der Zeit aus Collegieuheften entstanden sind. Man darf mit
Sicherheit annehmen, dafs die Exegeten früher und häufiger
die Traditionen aufschrieben als die Bearbeiter der Sunna,
aber auch dals sie viel weniger kritisch und wahrheitslie-
bend waren.
1. Unter den Schülern des Ibn Abbäs, welche selbstständig
auf demselben Felde fortarbeiteten, gebührt dem Mogähid b. Gabr
(geb. A. H. '21, f 100 oder 103) der erste Rang; er wird von Män-
nern wie Bochäry als entscheidende Autorität angeführt. Er hielt
sich so enge an seinen Meister, dafs sein Commentar im Fihrist
h*
CXVI
dem Ibn 'Abbäs zugeschrieben wird. Es scheint, dafs er freie Vor-
träge hielt, seine Schüler aber schrieben sie nieder (vergl. On the
Origin and progr. Nr. 68). Dieses war jedoch damals so unge-
wöhnlich, dafs es einiges Aufsehn erregte. Von dem Commentar
des Mogähid gab es vier Texte : a) Der Text des Ibn Aby Nagyh
(f 131), eines Schüler des Mogahid; dieser Text wurde von meh-
reren Schülern' des Ibn Aby Nagyh fast gleichlautend fortgepflanzt,
wie von 'Ysä b.Maymün, Moslim b.Chaüd Rangy und Warkä (blühte
um 160), b) Der Text des Ibn Gorayg (f 150), welcher auch ein
Schüler des Verfassers war. c) Der Text des Layth, ebenfalls ein
Schüler des Mogahid. d) Der Text des Homayd b. Kays (f 130).
2. Dhahhäk b. Moziihim (f 100 oder 103). Nach Einigen
hat er den ibn Abbäs gehört, nach Andern nicht Sein vorzüg-
lichster Lehrer war Ibn (xobayr (f 1)5), einer der eifrigsten und zu-
verlässigsten Sammler von Traditionen, welcher erzählt: Ich hörte
Nachts von Ibn Omar und Ibn 'Abbäs Traditionen und notirte sie
auf meine Stiefel , am näclisten Morgen schrieb ich sie in's Reine.
Von den Vorträgen des Dhahhuk gab es fünf Texte: a) Der grofse
vollständige Text wurde von Gowaybir b. Sad Balchy, einem
Schüler des Dhahhäk, redigirt. b) Der Text des Alyy Ibn Hakam.
c) Der Text des Obayd b. Solaymän (Salmän?) Bähily. d) Der
Text des AIjÜ Rawk b. Härith, welcher im Fihrist als ein selbst-
ständigcs Werk genannt wird, e) Der Text des Nahschal.
3. Ata b. Aby Rabäh (f 114 oder 115).
4. 'Ata b. Aby Moslim Chorasäny (f 135). Seine Arbeit
wurde von seinem Sohne Othmän überliefert.
5. 'Ata b. Dynär (f 126). Er hat viele Traditionen aus dem
Hefte (cahylä) des Sa'yd Ibn Gobayr (f 04 oder 95) entnommen.
Weil sie ihm nicht mündlich mitgetheilt wurden, wird ihm dieses
zum Fehler angerechnet. Im Fihrist wird der Commentar des Ibn
Gobayr als ein selbstständiges Werk genannt.«
6. Hasan Ha«;',ry (f 110).
7. Katäda b. Di'äma (f 117). Es sind folgende Texte vor-
handen: a) von Chäriga b. Mo(;'ab Sarachsy (f 168); er war nicht
ein Schüler des Katäda, sondern erhielt sein Buch durch Sa'yd Ibn
Aby 'Arüba (f 156 oder 157) und schaltete tausend Traditionen
ein; b) von dem Grammatiker Schaybän b. 'Abd al-Ralimän, einem
Schüler des Katäda; c) von Ma'mar; dieser Text wurde von Mo-
hammad b. Thawr fortgepflanzt; d) von Sa'yd b. Baschyr.
8. Abu 'Äliya Rofay Riyähy (f 00 oder 03) und Raby' b.
Atias (f 140). Der letztere war ein Schüler des ersteren, sammelte
CXVII
seine Vorträge inid fügle neue Traditionen liinzu. Hägiy ChalyfH
Bd. 2 S. 334 sagt: „Der ungefähr A. H. 20 verstorbene Obayy b.
Ka'b liinterliefs eine grofse Schrift, welche von Abu Ah'ya dem
Raby' b. Anas, und von diesem dem Abu Ga'far Räzy überliefert
wurde. Diese Isnad ist gesund." Die Angabe bedarf der Be-
stätigung.
l). Abu Ga'far Razy (f IGO); vielleicht identisch mit Abd
Allah b. Obayd Allah Razy, welcher in der Prophetengeschichte
des Tha'Iaby fol. 80 citirt wird. Ein Schüler dieses Räzy war
A'masch.
10. Mohammad b. Ka b Koratzy (geb. 40, f 117 oder 120).
Dieser Comrnentar wurde von dem Biographen des Mohammad,
Abu Ma' schar (f 170), überliefert und von allen Biographen häufig
benutzt.
11. Mokätil b. Hayyän (f vor 150).
12. Mokatil b. Solayman (f vor 160). Er sammelte die Tra-
ditionen von dreifsig Schaychen. Es wird ihm der Vorwurf gemacht,
jafs er sich von jüdischen Gelehrten unterrichten liefs. Texte:
a) von Habyb b. Aby Cälih Dendäny; b) von Ishäk b. Ibrähym
rhalaby; c) von Abu '0(jma. Sowohl Abu 'O^ma als die zwei
vorhergehenden waren Schüler des Mokätil.
13. Soddy (f 127). Scha by tadelt ihn wegen seiner Boruirtheit.
14. Hosayn (Hasan?) b. Wäkid Wäkidy von Marw (f 157
oder 159); er verfafste auch ein Buch über die abrogirten Verse im
Koran. Ibn Chaldün Bd. 2 S. 392 erwähnt diesen Wäkidy, scheint
aber zu glauben, dafs er identisch sei mit dem Biographen und
Geschichtsschreiber, was ein Irrthura ist.
15. Ibn Gorayg (f 150).
16. Sofyän Thawry (f 161). Auf seinem Todtenbette befahl
er dem Vollstrecker seines Testamentes, seine Bücher nach seinem
Tode zu verbrennen, was auch geschah. Abu Hodzayfa (f 220) hat
den Comrnentar, wie es scheint nach seinen eigenen Collegien-
heften, fortgepflanzt.
17. Sofyän b. 'Oyayna (f 198).
18. Waky b. Garräh (f 196 oder 197).
19. Schi bl b.'Obbäd Makky (t 148). Ueberliefert von dem
unter Nr. 16 erwähnten Abu Hodzayfa.
20. Warkä b. 'Omar blühte um die Mitte des zweiten Jahr-
hunderts.
21. Zayd b. Aslam (f 136). Der Verfasser des Fihrist sah
eine von Sakry geschriebene Handschrift dieses Commentars.
CXVIII
22. 'Abd Allah Ibn Wahb Koraschy (f 107).
23. Mohammad Bäkir (f 110), eine schy itische Autorität. Ob
die noch vorhandene ihm zugeschriebene Exegese acht sei, wage
ich nicht zu bestimmen. Sein Buch wurde von Abu Garud Ziyad
b. Mondzir (f nach 150) fortgepflanzt. Er war blind geboren und
konnte also die Erklärungen des Bäkir nur aus dem Gedächtnisse
lehren. Tüsy S. 14C schreibt diesen Commentar dem Abu Garud zu.
24. Malik b. Anas, der Verfasser der Muattä (f 179).
25. Dawüd b. Aby Hind (f 140).
26. Zayida b. Kodama (f 160 oder IGl).
27. Mohammad b. [Abu?] al-Fadhayil (f 105).
28. Israa'yl, ein Sohn der'Alyya (geb. 116, f zu Baghdäd 103).
29. Ibn Hanbai (f 241).
30. Hoschaym (nach dem Fihrist Haschym) b. Baschyr (f 183).
Dieses sind die Exegeten der ersten zwei Jahrhunderte. Ich
nenne nun noch die aus dem dritten Jahrhundert bis Tabary, dann
einige, deren Zeit nicht bekannt ist, welche aber wahrscheinlich im
zweiten und dritten Jahrhundert lebten:
Mohammad b.Yusof Firy aby (f 212); Rawli [Rawk?] b.'Obada
Kaysy (t 206); Kabyca b. 'Okba Soway (f 215); Abu Ilodzayfa
Müsa b. Mas üd Nahdy (f 220); Sa'yd b. Manyin- (f 227); Abu
Riga Mohammad b. Aby Bakr Mokaddamy (f 234); Ibn Aby
Schayba, der Verfasser des noch vorhandenen Moc^anuaf (f 235);
'Ya'küb Dawraky (f 252); Yüsof Kattan (f 253); Abu Sa'yd
Aschagg (f 257); Thäbit b. Dynär Thomäiy, ein Schy'ite, starb
unter dem Chalyfen Maneur; Mohammad b. 'Alyy Gonny (Gobby?)
hinterliefs einen Commentar in 6 Bänden (S;:>Sj; Ihn Tl)a'lab; Is-
ma'yl b. Aby Ziyäd; Raschid (Raschyd?) b. Dad; der Grammatiker
Sayyär b. 'Abd al-Rahmän; Abu Karyma b. Mohallib; Ibn Aby
No'ayra Fadhl b. Dakan; Mohammad b. Ayyüb Razy; A^amm,
d. h. 'Abd Allah b. 'Abd al-Rahmann b. Kaysan, ein Dialektiker;
Mosayyib b. Schoiayk. Hierzu sind noch nachzutragen N. 25. 28
und 126 aus Soyuty's Mofixssiryn.
Nach diesen Männern kam der Geschichtsschreiber Tabary
(f 310), welcher sich auch als Exeget auszeichnete. Es wird ihm
nachgerühmt, dafs er die Arbeiten seiner Vorgänger sichtete und
das Brauchbare zu einem grofsen Werke zusammenstellte. Die asiat.
Gesellschaft von Bengalen besitzt ein grofses Fragment seines Korän-
coforaeotars in persischer Uebersetzung. Im Cfltalog wird er dem
Hosayny angeschrieben, obschon die Ilaudsciirift wenig.stens drei-
CXIX
hundert Jahre älter ist als Hosayny. Auch Abu Dawüd Sigistäny,
dem wir eine der sechs canonisohen Traditionssauinilungen ver-
danken, sclirieli einen Korancoininentar, welcher noch mehr Ueber-
lieferungen als der des Tabary enthielt.
Alle diese Commentare stützen sich auf die Tradition,
enthalten die von den Gründern der nioslimischen Kirche ge-
gebenen Erklärungen schwieriger Koränstellen, die Geschichte
der Propheten und ausführliche Erzählungen der Ereignisse,
welche zu Ofi'enbarungen Anlafs gaben und auf welche darin
Anspielungen vorkommen. Alle in späteren Commentaren
vorkommenden geschichtlichen Nachrichten und Legenden
sind daraus entlehnt und man könnte diese Schule füglich
die historische nennen. Es traten auch andere Schulen auf.
Lange vor Tabary schon haben sich auch die Grammatiker
mit dem Koran beschäftigt. Einige von ihnen (wie Nadhr
b. Schomayl, Mo arrig, Ibn Kotayba) schrieben Abhandlungen
iiber die Gharyb, d. h. seltene im Koran vorkommende Aus-
drücke; Andere (wie Kotrob) suchten die Schwierigkeiten
(muschkil) zu lösen, und noch Andere (wie Farrä, Kisäy,
Abu ' Obayd, Zaggag) gingen in den Styl ein und erklärten
den Sinn und die Redefiguren dunkler Stellen; es entstanden
somit gleichzeitig mit den historischen recht nützliche philo-
logisch-exegetische Arbeiten^). Beide sind von dem gelehr-
ten Thalaby (Tha'äliby? f 427) mit Einsicht benutzt worden
und sein Korancoramentar ist wahrscheinlich der beste den wir
besitzen. Baghaw^y (f 516) hat davon, leider mit zu grofser
Rücksicht auf Theologie, einen Auszug gemacht, welcher in
Bombay in A. H. 1269 lithographirt worden ist. Leider ist
diese Ausgabe sehr incorrect. Schon zur Zeit des Thalaby
hat man angefangen, die Exegese dialectisch zu bearbeiten;
diese Methode hat denn auch vom fünften Jahrhundert bis
auf den heutigen Tag die Oberhand behauptet, doch ver-
danken wir eine der wichtigsten Sammlungen von auf den
') Die grammatische Analyse des Korans von Safäkusy (f 742)
und das Wörterbuch zum Koran von Räghib (blühte im . fünften
Jahrhundert) enthalten vielen von den Grammatikern gesammelten
Stoff. Von diesen zwei Werken befinden sich Exemplare in Berlin.
cxx
Koran bezüglichen Tiaditionen (den Durar almochtar) einem
Schriftsteller des zehnten Jahrhnnderts, dem Soyüty.
Die Exegetcn kommen, nicht in sofern sie das Verständ-
nils des Korans erleichterten, sondern in sofern sie Nach-
richten über Mohammad aufbewahrt haben, hier in Betracht.
Die von ihnen überlieferten Traditionen sind so zahlreich
und so ausführlich, dal's es, abgesehen von der Chronologie
und den Feldzügen, fjist leichter wäre ohne die Biographie,
als ohne die Korancommentare das Leben des Mohammad
zu beschreiben. Die Nachrichten der Exegeten sind auch
häufig etwas zuverlässiger, denn sie wurden viel früher schrift-
lich überliefert, und wenn die Exegeten auch ebenso viele,
ja noch mehr Vorurtheile hatten als die Biographen, so waren
diese doch anderer Art; auch waren sie genöthigt, manche
Thatsache zu erwähnen, weil im Koran Anspielungen darauf
vorkommen, welche die Biographen mit Stillschweigen über-
gehen konnten. Die Exegeten, verbunden mit den Biographen,
setzen uns, wenn auch beide untreu sind, oft in den Stand,
tiefer auf den Gegenstand einzugehen und wenigstens die
Unwahrheit nachzuweisen. Wenn auch die Exegeten zu allen
Zeiten von den Biographen benutzt worden sind, so ist es
doch keine Entschuldigung für uns, sie zu vernachlässigen,
denn sie haben nur so viel aus ihnen genommen, als für ihre
Zwecke passend war.
Die Genealogie.
Die verschiedenste aller Quellen, die Genealogie oder
Profangeschichte, bietet am Ende doch ziemlich zuverläs-
sige Nachrichten über die Zeit des Mohanunad.
Wir finden in Ihn Ishäk mehrere Namensverzeichnisse,
wie das der friihesten Bekehrungen, der Auswanderer nach
Abyssinien, der ersten Flüchtlinge nach Madyna, der Badr-
helden u. a. m., und es scheint, dafs schon Yazyd b. Rümän
ähnliche Verzeichnisse hinterlassen hat. Diese unerwarteten
Details bilden einen sonderbaren Contrast mit der Nebel-
haftigkeit der Jugendgeseliichte und den mangelhaften Nach-
richten über wichtige Ereignisse, selbst solche, welche in
CXXI
die letzten Jahre de-s Propheten fallen , w ie der Feldzug
nach Tahiik, und es wirft sich uns die Frage auf: Kann
man diesen Naniensverzeiehnissen Glauben schenken, und
wann und wie sind sie entstanden? Ich habe gezeigt, dafs
Ibn Ishäk's Liste der ersten Bekehrungen unzuverlässicr und
die der Auswanderer nach Abyssinien ziemlich späten Ur-
sprunges ist. Von der Musterrolle der Kämpfer bei Badr
läfst sich dieses nicht beliaupten. Die Quellen stimmen fast
vollkommen mit einander übereiu ^) und je weiter man in der
Tradition zurückgeht, um desto mehr überzeugt man sich,
dafs man hier auf historischem Boden stehe. Geht man dann
auf die übrigen Listen, wie die der Flüchtlinge nach Madyna,
über, so sieht man bald, dafs das Badrverzeichnifs in der
Construction derselben die Grundlage bildet. Diese Erschei-
nung verdient erklärt zu werden, und da sie mit der Pflege
der Genealogie oder richtiger der Alterthumskunde zusam-
menhängt, welcher wir gigantische Fictionen, aber auch einige
wichtige Nachrichten verdanken, mufs ich die Geschichte der-
selben übersichtlich behandeln.
So lange Abu Bakr regierte, war die Verwaltung der
Finanzen äufserst einfach. Wenn die Steuern eingingen, rief
er die Gläubigen zusammen und vertheilte das ganze Geld
unter sie. Männer, Frauen und Kinder erhielten gleichviel.
Jm ersten Jahre kamen 9^, im zweiten 20 Dirheme auf
den Kopf.
Unter dem zweiten Chalyfen, 'Omar, vermehrten sich
die Revenuen in Folge der grofsen Eroberungen; er führte
den Dywän, d. h. die Kanzlei, ein und gab fixe Gehälter.
') Nach Ibn Ishäk wurde die Badrbeute unter 314 Männer
vertheilt, darunter waren 83 Flüchtlinge, 61 Awsiten und 170 Chaz-
ragiten. Nach Abu Ma'schar und Wiikidy war die Gesammtzahl
313, und nach Ibn 'Okba 316 Männer. Statt neue Namen hinzu-
zufügen, hat man also zuerst zwei, dann drei gestrichen. In der
iQaj^a finden wir auch die Angaben des Ibn Kalby, des Abu Aswad
(nach Ibn Ayidz?) und anderer Quellen. Vergleichen wir sie alle,
so Hnden wir, dafs allerdings liie und da eine Quelle einen Namen
ausläfst und dafür einen andern setzt, a-ber diese Fälle, sind wenig
zahlreich und übersteigen kaum ein halbes Dutzend.
CXXII
Jede der Wittwen des Propheten erhielt jährUch 12000 Dir-
heme, auch einige andere Personen, welche dem Prü[)heten
sehr nahe standen, M'ie 'Abbas, wurden bevorzugt. Die übri-
gen Moslime wurden in Klassen eiugetheilt, wovon die erste
aus den Veteranen bestand, welche bei Badr gefochten
hatten; sie erhielten 5000 Dirheme. Die zweite Klasse be-
griflf die ursprünglichen Flüchtlinge und An^ärer, welche sich
vor der Badrschlacht bekehrt hatten, aber nicht ausgezogen
waren; sie erhielten 4000 Dirheme. Die Söhne der Flücht-
linge und Auf.arer erhielten 2000, die Einwohner von Makka
und einige andere Gläubige erhielten 800 Dirheme. Es gab
noch weitere Abstufungen, welche 600, 400, 300 und 200
Dirheme erhielten. 'Omar hatte zwar die Absicht, alle Mos-
lime in ganz Arabien zu bedenken, dies ist jedoch niemals ge-
schehen. Die Früchte der Eroberungen wurden von den Ein-
wohnern von Madyua und Makka und von dem Kriegsheere
verzehrt.
Dieses war der Anfang eines Systems, welches, wenn
es auch grofse Abänderungen erlitt und nicht redlich durch-
geführt wurde, einige Zeit am Leben blieb. Die Eroberungs-
kriege der Araber waren eine Art Völkerwanderung. Von
den meisten Stämmen zog ein Theil mit Weib und Kind in's
Feld. Die Armee war nicht in liegimenter eiugetheilt, son-
dern ein oder mehrere verwandte Stämme bildeten ein Corps.
AVenn sie ein Land erol)ert hatten, liei'sen sich einige Krieger
mit ihren FamiHen darin nieder, die meisten aber zogen sich
in die grofsen Militärstationen, wie Küfa, Ba9ra, Fostät, mit
Beute l)eladen zurück, um am nächsten Feldzuge wieder Theil
zu nehmen. Wo sie immer wohnen mochten blieben sie in
Stämme gesondert und fuhren fort, ihre Gehälter zu beziehen.
Die Offiziere erhielten 9000, 8000, 7000 und GOOO Dirheme.
Wenn ein Knabe geboren wurde, erhielt er 100 Dirheme und
zwei Gärybe Getreide, und sobald er herangewachsen war
200 bis 600 Dirheme. Es scheint, dafs zu dieser Zeit nur
jene Moslime besoldet wurden, welche irgend einem Stamme
(Regiment) angehöi-ten. Es gab auch Moslime, welche vom
Dywan ausgeschlossen waren und Mofrah genannt wurden;
wahrscheiiilicli waren es solche, welche vou keinem Stamme
als der Ihrige anerkannt wurden und gleichsam heimathslos
cxxm
waren. Don in der Wüste noiuadisirenden Stämmen, welche
nicht in das Fehl zogen, wurde gewils kein Sold zugeschickt,
doch erhielten ihre Scluiyche oft grolsartige Geschenke von
den omayyidischen Chalyfen.
Viele von denen, welche grölsere Ansprüche auf" die
Staatsrevenüen machtc}i, weil ihre Väter den Avichtigsten Sieg
des Islams, den bei IJadr, durch ihr Blut erkauft hatten, waren
noch am Leben, als 'Ürwa, einer von ihnen, anfing, die Ge-
schichte des Mohammad zu bearbeiten; es mufsten also in
der Kriegskanzlei noch Dokumente vorhanden sein, welche
ihre Ansprüche bestätigten oder entkräfteten. Wenn inui
' Orwa eine Liste der Badrhelden construiren wollte, hatte er
weiter nichts zu thuu als sie im Dywän von Madyna ab-
zuschreiben. Ob gerade 'Orwa dieses gethan habe, wissen
wir nicht, gewil's ist aber, dafs zu seiner Zeit die Liste
der Badrhelden und wahrscheinlich auch die der ersten Flücht-
linge und der verdienstvollsten An^ärer festgestellt und unter
denen, welche sich mit der Prophetengeschichte beschäftigten,
im Umlaufe war. Dafs man sie im Gedächtnisse aufbewahrte,
wird kein vernünftiger Mensch glauben. Sie wurde schriftlich
überliefert vnid daher die Uebereinstimmimo:.
Der Dywän hat auch zur Pflege der Genealogie den An-
stofs gegeben. Durch diese Bevoi'zugnng der Söhne der er-
sten Kämpfer für den Islam hat ' Omar einen neuen Adel
gegründet, mid den Titel Anpärer kann man heute noch
hören. Es wurde dadurch die neue wie die alte Aristokratie
und in der That jeder Araber veranlafst, seinen Stammbaum
aufzubewahren, denn Jeder fühlte sich den Unterjochten ge-
genüber adelig und Jeder war stolz darauf, gerade diesem und
nicht einem anderen Stamme anzugehören. In den Militär-
stationen bewohnte jeder Stamm sein eigenes Quartier. Es
wird daher als etwas Aufserordentliches hervorgehoben, dafs
Mdatamir b. Solaymän deswegen den Namen Taymy hatte,
weil er zu Ba^ra im Quartier der Taymiten wohnte, nicht
aber weil er ein Taymite von Abkunft war. Die Quartiere
der Stänmie von derselben Race waren nebeneinander: so
wird erzählt, dafs ein politisches Gedicht des Farazdak wie
Lauffeuer durch die Quartiere der INizäriten ging. Durch
die militärische Organisation der Stämme wurde daher auch
CXXIV
der ethnographischen Genealogie Vorscliub geleistet. Die
Stämme schaarten sich in Rücksicht auf ihre Aerwandtschaft
zusammen. Der Islam hatte indefs Alles aus den Fugen ge-
bracht, neue Combinationcn herbeigeführt und diesen wurde
ebenso wie den herkömmlichen Traditionen über die Ver-
wandtschaft der Stämme und Familien Rechmmg getragen.
Als Beispiel sei erwähnt, dafs die Cholgiten z.u'Omar kamen,
um in die Zahlliste aufgenommen zu werden; sie behaupteten
sie seien nomadisirende Korayschiten aus dem Stamme Bal-
härith. Da sie ursprünglich den 'Adwaniten angehörten und
dann sich dem Hawazinstamme Na^T angeschlossen hatten,
erkannte er sie nicht als Balharithitcn an. Sie liefsen sich
dann in Madyna nieder, und nachdem ' Othmän zur Regierung
gekommen war, erhoben sie wieder ihre Ansprüche. Er gab
ihren Wünschen nach und führte eine eigene Rubrik ein, in
welcher die Cholgiten und Balharithitcn mit einander einge-
tragen wurden (Kitab alaghaniy Bd. 2 S. 237). Auch andere
Familien versuchten es, in die bevorzugten Stämme der Ko-
rayschiten einzudringen. Die Banü Morra, ein Zweig der
Dzobyäniten, deren Genealogie den Dzobyaniten zufolge Morra
b. Awf b. Sad b. Dzobyän lautet, behaupteten, 'Awf sei ein
Sohn des Lowayy b. Ghali b 1). Koraysch gewesen. Auch die
Banü Bonana und Ayidza, Zw'eige des Schayban-Thalaba-
stammes, gaben vor, von Lowayy abzustammen und folglich
Korayschiten zu sein. Der Chalyfe 'Omar schenkte ihren
Behauptungen keinen Glauben, aber die Genealogen sahen
sie als zulässig an, wahrscheinlich weil sie wufsten, wie oft
Stämme sich trennen und an andere anschliel'sen. Weil der
von ' Omar gegründete Dywän für die Geschlechtsregister der
Stämme ein officielles Document war, wird im Fihrist in
Bezug auf den Genealogen Scharkyy 1). Katämy hervorge-
hoben, dafs er die Einrichtung der Dywäne gut kannte und
eine grofse Autorität über diesen Gegenstand ist. Er blühte
\un 110 und hat also zu joner Zeit der Finanzverwaltung seine
Aufmerksamkeit geschenkt, in welcher noch das frühere Sy-
stem bestand, aber schon anfing zerrüttet zu werden. Walyd
b. 'Abd al-Malik (f 86) ist nämlich der erste, von dem er-
zählt wird, dafs er so schlecht wirthschaftete, dafs er dem
cxxv
Gond, d. h. den in den Militürstatiünen angesiedelten Stäm-
men, den Sold nicht ganz auszahlen konnte ^).
Im ausgebildeten Systeme besteht die arabische Genea-
logie aus drei Theilen. Biblische oder fingirte Namen bilden
den Stamm, ethnographische Symbole, welche die Verwandt-
schaft der Stämme ausdrücken, die Aeste, imd persönliche Ge-
schlechtsregister die Zweige.
Selbstachtung ist das edle Grundprincip des Islams.
Jedes Individuum gilt als eine Gröl'se und deswegen haben
die Moslime mehr Biographien und Genealogien geschrieben
als andere Nationen vor und neben ihnen zusammengenom-
men. Obschon seit mehreren Jahrhunderten der Islam in
einen Winterschlaf verfallen ist, so wird doch auch jetzt noch
hie und da der Stammbaum aufbewahrt und fortgesetzt. Ich
gebe ein Beispiel. Die Bevölkerung von Panipat, nördlich
von Dilly, besteht gröfstentheils aus Moslimen. Sie halten
sich für eine der ältesten mohammadanischen Niederlassungen
in Indien, besitzen fast alles Landeigenthum und theilen sich
in vier Kasten oder Stämme: angebliche Abkömmlinge vom
Chalyfen 'Othmän, angebliche Abkömmlinge von Abu Ayyüb
An^äry, bei dem Mohammad in Madyna Absteigequai'tier nahm,
Afghanen und bekehrte Ragputen. Die ersten zwei und die
letzten zwei schliefsen unter sich Ehen und vermischen sich,
aber kein Familienvater der ersten oder zweiten Kaste würde
seine Tochter einem Afghanen oder Ragputen, wäre er auch
noch so reich, zur Frau geben. Jede der ersten zwei Kasten
führt ihren Stamvibaum fort und ich habe beide untersucht
und die Hauptreihe abgeschrieben. Der eine wie der andere
') Die Nachrichten, welche ich bisher zu benutzen Gelegenheit
hatte, haben mich nicht in den Stand gesetzt, die Geschichte des
von 'Omar eingesetzten Resoldungssysteras zu verfolgen. Für Wä-
kidy waren die Dywäne ein Gegenstand gelehrter Forschung, und
wie es scheint, hat er ihn im Zusammenhange mit den Genealogien
bearbeitet in der Schrift „Ueber die Einführung der Dywäne durch
'Omar, über die Zusammensetzung, Reihenfolge und Verwandtschaft
der arabischen Stämme und über die Ansprüche der Korayschiten
und An^ärer auf Lehen" («jLLäjI ^% .L^'^M^ o'^'J''^ (^^lA-o v_j'u>;ii3
LtjLMfci!^ L^j!-x»i J^jL-äJ! oi>^>oj^ ^j_ji^*>,Jl j^c «.^^^j.
CXXVI
wird von dem Haupte der betroöenden Kaste gehalten, welches
die Geburten und Todestalle, hie und da auch die Heiratheu
einträgt, und zwar, wenn die Betrefienden seiner Familie nahe
stehen, mit dem Datum. Das Manuscript der zweiten Kaste,
welches sich in den Händen des Nawwab Nacyr aldyn Ah-
mad befindet, ist nicht hundert Jahre alt, das früheste ver-
einzelte Datum ist 1166 der Higra. Die Ramificationen fan-
gen sehr spät an, von welchem Gliede, habe ich leider nicht
aufgeschrieben. Von Napyr aldyn Ahmad bis Abu Ayyüb
sind, mit Einschlul's beider, 44 Generationen. Es kommen
darin folgende Noten vor, die Generationen von der Gegen-
wart rückwärts gezählt: Nr. 17 Malik Alyy kam nach Indien
unter Ala aldyn Schah (reg. von 695 bis 716); Nr. 18 Myrak
Schah war König von Herat ; Nr. 23 Alyy Sohayl regierte
über Herät „und andere Länder"; Nr. 28 Mahmud Schah
Angn, mit dem Titel Ak, war Beherrscher von Schyraz, Färs,
Kermän „und andern Ländern", unter Sultan Mas'üd b. Mah-
mud flüchtete er sich „nach dem Landstrich zwischen Per-
sien und Indien'"', in Persien ist Angü unter dem Namen
Myr Sämän, und im Türkenlande unter dem Namen Marwäryd
bekannt; Nr. 2i) Amyr Schaych Abu Ishäk war „König des
Kafaristan (Heidenlandes)"; Nr. 36 Abu Isinayil, ein . be-
rühmter Cüfy, begraben in Herat; Nr. 37 Abu Mohammad,
begraben zu Balch. Die Bemerkung zu Nr. 18 mag begründet
sein, auch sind einige der ül)rigen Namen historisch, aber
die Abstamnuiiig dieser Familien von diesen Königen und
Heiligen ist eine Dichtung. Dasselbe gilt von allen andern
Stammbäumen, die ich untersucht habe; sie sind aus den
mannichfaltigsten Materialien zusammengestoppelt *). Das
Leben im Orient ist viel zu unsicher und die Umwälzune:en
viel zu gewaltsam, als dafs mau erwarten dürfte, Familien-
lukundeu von mehreren Jahrhunderten zu linden. In der
Wüste aber sind Familien -Archive ganz undenkbar und es
wäre Blödsinn zu glauben, dafs alle Verzweigungen eines
') Als Beispiel erwähne ich, dafs ich in einem aii(,*arischen
StatiMubaimi unter den entferntsten Vorfahnn den in l>d. I S. 14
Note 'i. erwähnten Juden Samuel gefunden habe.
CXXVII
Stammbaums cUirch das Gedächtniis aufbewahrt werden
können ^).
Es unterliegt keinem Zweifel , dafs einige Moslime in
Madyna.und in den grofscn Militärstationen, wie Küfa und
Ba^ira, Gesclileclitsregistcr führten, \md zwar schriftlich'^).
Wahrscheinlich verfuhr man gerade wie in Panipat, und der
Schaych des Stannnes war gewöhnlich auch der Genealog.
Wenn daher von irgend einem berühmten Manne des zweiten
oder dritten Jahrhunderts, wie es immer geschieht, der Stannn-
baum ano:eijeben wird, so ist er bis 2ur Zeit des Mohanmiad
und vielleicht eine, zwei oder sogar drei Generationen darüber
hinauf beaTÜndet und stützt sich auf solche Aufzeichnuno;en.
Wenn die persönliche Genealogie w^eiter zurück geht, so ist
es eine Ausnahme. In der Kegel ist der persönliche Stamm-
baum von Abkömmlingen nomadischer Familien viel kürzer
als der von Städtebewohnern. Am läno-sten ist der der Ma-
') In Bezug auf meine Zweifel gegen die Richtigkeit der per-
sönlichen Stammbäume, welche den Zeitgenossen des Mohammad
zugeschrieben werden, wird man mir vielleicht sagen, dafs die Ara-
ber selbst die Stammbäume ihrer Pferde aufschrieben. Mancher
Europäer mag sich durch solchen Schwindel haben betrügen lassen.
Burckhardt, Notes on the Bedouiiis S. 116, berichtet hingegen, dafs
man nur die Stute, welclie das Pferd geworfen hat, in einem Cer-
tificat nenne, ohne den Stammbaum weiter zurückzuführen, denn
man setze voraus, dafs die Reinheit ihres Blutes im Stamme all-
gemein bekannt sei. Im Alterthume wurden solche Certilicate nicht
einmal geschrieben; Kawkeby erzählt in der Igäba Bd. 1 S. 6 : „Zi-
brikän schenkte dem Chalyfen 'Abd al-Mälik 25 Pferde. Er nannte
die Stute und den Hengst, von dem. ein jedes Pferd abstammte, und
betlieuerte seine Aussage durch einen Eid." Hätte Zibrikän Certi-
ficate mit Zeugenunterschriften gehabt, so wäre der Eid überflüssig
gewesen.
*) Als Beweis dient die Verschiedenheit der Lesarten, welche
nur durch Undeutlichkeit der Schrift entstehen konnten, wie: Sam-
mäl und Schahhäl; Kodad, Kodar und Kodan; Rahhai und Raggäl.
Auch erzählt 'Abd Allah b. Wahb, dafs die Leute den Namen seines
Ahnen, eines Zeitgenossen des Propheteti, Kärib aussprechen, er
habe ihn aber in seinem Buche Marib geschrieben gefunden.
CXXVIII
dyner ^). Als die Genealogie Gegenstand gelehrter Forschun-
gen wurde, gab man sich viele Mühe die Wahrheit zu ermit-
teln. Ich führe ein Beispiel an. Man wul'ste nicht wie der Vater
des Schorayh, eines berühmten Mannes, welcher in A. H. 79
starb, hiels. Schaby behauptet, sein Name sei Haniy gewesen,
und führt einen an Schorayh geschriebenen Brief des Chalyfen
'Omar, in dem er so genannt wird, als Beweis an. Der be-
rühmte Genealoge Ilaythan) b. Adyy (f 209) sagt, dieser Brief
sei an einen andern Schorayh gerichtet und beruft sich auf
sein Siegel, in welchem'er sich Schorayh b.Härith nennt. Man
setzte dann folgende Genealogie fest: Schorayh b. Harith b.
Kays b.Gahiu b.Mo'awiya b. 'Aniir b.Rayisch b.Mojiwiyab.
Thawr b. Moratti' aus dem Geschlechte Kinda, und zeigte sie
einem Nachkommen des Schorayh, welcher ebenso wie Ibn
Kalby damit einverstanden war, obschon alle Ursache vorhan-
den ist zu glauben, dafs er nicht von kinditischer, sondern
von persischer Herkunft war.
Um später nicht imterbrochen zu werden, gehe ich so-
gleich auf den biblischen Theil der arabischen Genealogie
über Arabien wird durch das unwegsame Sandmeer von
Qayhed in zwei Hälften getheilt: eine südliche und eine nörd-
liche. Sie werden nur durch die Gebirge von Yaman und
durch Steppen dem persischen Meerbusen entlang mit ein-
ander verbunden. Die somit getrennten Einwohner des Sü-
dens, die ^'amanitcn oder Kalitäniten, unterscheiden sich in
Physiognomie und Dialect von den Nizäriten, deren Heimaths-
') Der Au(;,iirer 'Abd Allah l>. Moliaminad b. 'Omära liat die
Genealogie der Madyner in einer Moiiogiapbie (Kita.b iiasab alaiit^ar)
bearbeitet und abweichend von dem Systeme jener Zeit, in der nur
persönliche Ueborlii'fcrunj:; Werth hatte, wird diese Schrift von Ibn
Sa'd als solche und nicht in der Form einer Tiadilion citirt. So-
weit ich mich erinnern kann, ist dieses das einzige Buch, auf das
er verweist, obschon er viele andere benutzte; in andern Fällen
bezieht er sich aber auf die Personen. Es scheint mir dieses zu
beweisen, dafs in diesem Fache immer die Schrift als das geeig-
nete Medium der Aufbewahrung und Ueberlieferuiig anerkannt
wurde.
CXXIX
land nördlich von dem Sandineer ist *). Man bat daher die
Araber schon in den ähesten Zeiten in zwei Ra^en getheilt.
Die Küsteubewohner des Südens sind zu allen Zeiten auf
ihren Schifien und die nomadischen Horden auf Kameelen
ausgewandert. Das Reiseziel der letzteren war der Norden
und es haben sich viele südarabische Stämme zwischen und
nördlich von den Nizäriten, welche wir Centralaraber heifsen,
niedergelassen; allein wenn ihre neuen Niederlassungen
nicht in eine zu entfernte Zeit fielen, wurden sie immer noch
zu den Südarabern gerechnet ^). Die Eintheilung hat somit
den rein geographischen Character verloren. Als 'Omar den
Dywän gründete, drängte sich ihm die Unterscheidung der
zwei Rapen von selbst auf, denn die ersten Ansprüche auf
die öfl'entliche Kassa hatten die Flüchtlinge und die Madyner,
und von diesen gehören die ersteren zu den Central- und die
') Dem Chalyfen 'Abd al-Mälik wurde ein Mann beschrieben
und er antwortete : sjs.^ LliÄ5>» KjL,. L\^-,, ä».Lo. Äj,i,j iüü J^iÄj
...L^^ 'sJuD „du sagst, dafs er den nizärischen Dialect spreche, viel
bete und faste, viele Traditionen und Gedichte auswendig wisse und
ein gutes Gedächtnifs habe. Dieses pafst auf 'Imrän (b. Hittän,
welcher ein Nizärite aus dem Stamme Wäyil war, sich aber für
einen Yamaniten aus dem Stamme Azd-Schanuat ausgab)." Dies ist
die einzige mir bekannte Tradition, in welcher der nizärische Dialect
erwähnt wird; der yamanische kommt öfter zur Sprache. Auch
Mohammad hat sich einiges davon angeeignet; so sagte er einmal,
wie die Yamaniten, welche immer Kaf für Gym sprechen, Naks
statt Nags (vergl. Mokaddasy, Geogr.).
') Die Kodhä'iten, welche früh von der Südostküste von Ara-
bien gekommen waren und sich am Rothen Meere und Idumäa
niederliefsen, hatten sich so sehr mit den dortigen Arabern ver-
mischt, dafs ihr Ursprung zweifelhaft wurde. Einige zählten sie
zum südarabischen Volksstamm Himyar, Andere hielten sie für
Centralaraber. Einige Kodhä'iten stimmten der ersten, andere
der zweiten Ansicht bei (Ibn Säd l'ol. 9). Man hat diese Meinungs-
verschiedenheit dann dadurch ausgeglichen, dafs man sagte, Nizär
und Kodhä'a seien Stiefbrüder gewesen; sie hatten dieselbe Mutter
(nämlich die Gorhomitin Mo'äua bint C4awscham b. Golhoma b. 'Amr
b. Düh), aber verschiedene Väter. Andere Vermittelungsversuche
finden wir im Ansäb alaschräf des Balädzory S. 6.
lu. i
cxxx
letzteren zu den Südarabern. Den Einen wie den Andern
wies er den ersten Platz in der betreffenden Abtheilung an
und die Genealogen folgten seinem Beispiele; da sie aber
zugleich Alterthumsforscher waren, gingen sie weiter und
stellten Untersuchungen an über den Ursprung beider Rafen.
Ueber diesen Punkt gab es zwei Ansichten unter ihnen : äl-
tere Genealogen und Scharky (bei Baladzory fol. 2) hielten alle
Araber für Ismaeliten und behaupteten, Kahtän, der Stamm-
vater der Südaraber, sei ein Sohn des Hamaysa' b. Tayman
b. Naht oder Näbit (Nebajot) b. Ismael ^). Andere lehnten
sich an den Koran und machten Kahtan zum Sohne des Abir,
d. h. Hüd (Kitab alaghaniy Nr. 1178), oder des Abd Allah,
eines Bruders des Propheten Hüd (Nur alnibräs S. 504).
Am Ende wurde folgende Genealogie angenommen: Yarob
(d. h. der Araber) b. Kahtän (d. h. Joktan) b. Fälegh b. Aber
b. Schälech b. Arfachschad b. Säm b. Noah. Sie stimmt am
besten mit der Bibel überein und ist in dieser Form wahr-
scheinlich von (Jem Exegeten Kalby, der mit der bibUschen
Genealogie sehr gut vertraut war, eingeführt worden. In
einer andern Form mit abweichender Orthographie (z. B.
') Ibn Sa'd fol. 262; vergl. Ibn Hischäm S. 5. In der yamani-
schen Genealogie wird der Name des Nebajot Nabt geschrieben,
in der Aufzählung der Söhne des Ismael bei Ibn Ishak S. 4 hingegen
Näbit. Ibn Sa'd führt diese Stelle an, vergleicht sie mit der An-
gabe des Kalby und sagt y,Nabt, das heilst Näbit"; bei dieser Ge-
legenheit führt er mehrere andere Varianten an, z. H. „Düniä, nach
welchem Dümat algandal benannt wurde" statt Ibn Ishäk's Lesart
„Diraä." Es scheint also, dafs Ibn Ishäk und sein Zeitgenosse
Kalby verschiedene Quellen benutzten, wovon die des Kalby der
biblischen Orthographie näher kommt.
Es gab auch Genealogen, welche die Kahtäniten für Nach-
kommen des Kaydzar (Kedar), des Sohnes des Ismael, hielten (Nur
alnibräs 8.504). Die meisten aber behaupteten, sie stammen von
Nebajoth, dem ältesten Sohne Ismaels. Ibn Sa'd bemerkt: Alle
stimmen darin überein, dafs die Nizäriten von Kedar abstammen.
Er führt aber selbst die Stelle des Ibn Ishäk (in Wüstenfeld's Aus-
gabe S. 6; an, nach welcher Nizär von Nebajot abstammt. Freilich
erwähnt er auch eine andere Version dieser Stelle, in welcher
Kedar statt Nebajot steht.
CXXXI
Fäleg statt Fälegh) war sie aber schon vor ihm den Mos-
limen bekannt ^). Auch die Theorie, dals auch die Südaraber
von Ismael stammen, scheint bibhschen Ursprungs zu sein;
denn unter den Genealogen, welchen der Verfasser der Ge-
nesis folgte, ist einer (Gen. 25, 3), welcher die Sabäer zu
zu Abrahamiten macht.
Der ismaelitische Ursprung der Centralaraber läl'st sich
aus dem Koran nachweisen und darüber herrschte mithin unter
den Moslimen nie ein Zweifel. Es lag also den Genealogen
blos die Aufgabe ob, die Mittelglieder zwischen Nizar und
Ismael zu finden. Die Ausbildung des ethnographischen
Stammbaumes, von dem wir bald sprechen werden, hat sie
schon sehr früh bewogen, dem Nizär den Maadd und dem
Ma add den Adnan zum Vater zu geben , aber es dauerte
einige Zeit, bis sie sieh entschlossen, darüber hinauszugehen.
Die Entstehung des Stammbaumes zwischen 'Adnän mid Is-
mael fällt in das zweite Jahrhundert und wurde, weil er nicht
aus der Zeit stammt, dessen Dichtungen für die späteren Ge-
schlechter als Glaubensartikel galten, nie allgemein angenom-
men. Seine Entstehung ist interessant für die Geschichte der
Genealogie und wir wollen sie deswegen verfolgen.
Ibn Abbäs legte dem Mohammad eine Tradition in den
Mund, in welcher er die Genealogen für Lügner erklärt und
den Versuch, den Stammbaum über Adnan aufwärts fortzu-
setzen , mil'sbilliget -). Auch ' Orwa war entschieden der
' ) Den Theologen dürfte es angenehm sein, Anhaltspunkte zu
finden, die Bibelübersetzung, deren sich die Mosh'me bedienten, zu
ernaitteln. Vielleicht kann eine Note zu Sohayly dazu beitragen.
Es wird darin Moses 4, 20, 25 angeführt wie folgt: Im 4ten Sifr, im
7ten Feräsa (vergl. Nur alnibräs S. 936).
*) Ibn Masüd soll, indem er die Worte las „die'Aditen und Tha-
mudäer und Diejenigen, welche nach ihnen kamen'", gesagt haben:
Niemand weifs etwas von ihnen aufser Gott (d. h. Alles, was wir
von ihnen wissen, wissen wir aus dem Koran), die Genealogen sind
Lügner (Ibn Sa'd fol. 9, von Abu Ishäk, von Amr b. Maymun,
f 146). Ich glaube nicht, dafs Ibn Masüd die Worte gesprochen
hat, es geht ab^r immerhin aus dieser Tradition wie aus der des
Ibn "Abbäs hervor, dafs die Genealogen, welche sich auch mit der
CXXXIl
Meiuimg, dals mau über 'Adiiäu nicht hinausgehen soll (Ibn
Säd fol. 9). ludefs schon zur Zeit des 'Orwa hat mau
einen Versuch gemacht, einige Ahnen des 'Adnän aufzu-
zählen, und um ihm Eingang zu verschaffen, legte man
ihn dem Mohammad in den Mund ^). Er verfehlte jedoch
seine Wirkung und wurde von der Nachwelt unberücksich-
tigt gelassen. Mehr Glück machte ein Versuch des Zohry.
Ihm zufolge war Adndn ein Sohn des 'Odad b. Hamaysa' b.
Yaschgob b. Näbit b. Kaydzar (Kedar) b. Israael. Merk-
würdig ist, dafs diese Namen, mit Ausnahme von Kedar, alle
dem Stammbaume der Südaraber entnommen sind. Dieser
Umstand bestärkt mich in der Ueberzeugung, dafs der biblisch-
mythische Theil der südarabischen Genealogie zuerst ausge-
bildet wurde und dafs Theologen wie Zohry auf die Lands-
leute des Kab und des Wahb"" (oben S. CIX u. XCI) beson-
deres Vertrauen setzten '^). Ibn Ishäk verbesserte die Genea-
logie, indem er einige Namen einschaltete (Tayrah, Nähür und
Mokawwim, wohl identisch mit Yokaddim) und brachte es
auf sieben Mittelglieder zwischen Ismael und Adnän. Eine
andere Verbesserung brachte es auf fünfzehn, und es wird
darin die Behauptung ausgesprochen, Maadd, der Vater des
alten Geschichte beschäftigten, von einigen Traditionisten und Exe-
geten verdammt wurden. Dieses geschah gewifs nicht deswegen,
weil die Genealogen erfindungsreicher waren als die Theologen,
sondern wohl nur deswegen, weil sie in Bezug auf die im Koran
erwähnten Völker und Propheten andere Geschichten erzählten. Als
Beispiel der Ileterodoxie sei erwähnt, dafs schon Raby b. Chaschni
(^^~>^ vielleicht ein Schreibfehler füi Chothaym, *xÄ;>. Raby' b.
Chotbaym starb in 63) behauptete, die 'Aditen haben das ganze Land
zwischen Syrien und Yanian bewohnt, während sie dem Koran zu-
folge in der Wüste Ahkäf lebten, wo es nie Einwohner gegeben
haben kann (Balädzory fol. 3 r.).
') Adnän war ein Sohn das'Odad b. Yazny (nach einer Rand-
glosse bei Zobayr b. Bakkär: Berry) b. Irak b. Tharyy.
^) Odad wurde schon früh als Vater des 'Adnän erwähnt und
kommt in allen Stammbäumen vor. Im Kitäb alaghäniy steht in
dieser Genealogie üdd zwischen 'Adnän und Odad; dieser Name
fehlt aber in Balädzory, Ansah alaschräf fol. 9.
cxxxrii
Nizar, sei ein Zeitgenosse Christi. Kall)y, der Vater, hat
das Verdienst, die Chronologie einigermaal'sen berücksichtigt
zu haben. Zwischen Abraham und Moses, sagt er (auf die
angebliche Autorität des Ibn Al)bas gestützt), waren zehn
Generationen, jede von hundert Jahren. Von Moses bis
Christus verflossen 1900 Jahre und von der Geburt Christi
bis zur Geburt des Mohammad 569 Jahre. Gestützt auf
diese Chronologie nahm er an, dafs zwischen Ismael und Ad-
nän, dem Grol'svater des Nizar, etliche dreifsig Generationen
verflossen seien. Es wurden bereits vor ihm Berechnungen
angestellt, nach denen sich aber die Zahl der Väter von Ad-
nän bis Mohammad auf nur 21 beläuft. Berechnet man diese
Data, so stellt sich heraus, dal's Kalby jede Generation (mit
Ausnahme der ersten zehn) auf etwas mehr als 40 Jahre
veranschlagte. Die für eine solche Genealogie (zwischen Is-
mael und'Adnän) nöthigen Namen scheint er nicht erfunden
zu haben, wenigstens hat sie sein Sohn nicht von ihm selbst
vernommen ; ein Freund des Sohnes war aber glücklicher : er
hat sie von Kalby gehört und nach dessen Tode dem Sohne
raitgetheilt und dieser hat sie aufbewahrt; es sind deren 38.
Dieses Namensverzeichniis hätte vielleicht nicht einmal den
Ibn Kalby befriedigt; glücklicherweise fand er einen jüdischen
Renegaten Namens Abu Yaiküb aus Palmyra, welcher aus
den Schriften des Büräh b. Näriyä, Geheimschreibers des
Propheten Jereraias, dieselbe Genealogie, blos mit einigen Dif-
ferenzen in der Orthographie, ausgezogen hatte (Ibn Sad
fol. 9). Damit sich die Moslime nicht blos auf die Juden
verlassen müssen, hat man einen andern Stammbaum des Ad-
nän, welcher ebenfalls 38 Zwischenglieder enthält und auf
der Autorität des Vaters der arabischen Genealogie, Daghfal ^),
') Daghfal b. Hantzala wurde von Moäwiya an seinen Hof
berufen. Er hinterliefs kein Werk und es scheint, dafs ihm keins
unterschoben wurde. Seine Geschichte ist in Dichtungen gehüllt,
welche am vollständigsten in Yäküt's Tabakät alodabä (Ms. Lakbnau)
erzählt werden (vergl. Kitäb alaghäniy S. 11 , wo allen Ernstes er-
zählt wird, er habe den circa A. D. 576 verstorbenen 'Abd al-Mottalib
gesehen und ihn dem Moäwiya, f A. D. 661 , beschrieben). Weil
CXXXIV
beruht, entdeckt (Kitab alaghaniy, ed. Kosogarten, Bd. I
S. 12). Es war somit allen vernünftigen Forderungen Genüge
geleistet, und da um diese Zeit auch der ethnographische
Theil der Genealogie vollends ausgebildet war, konnte jeder
Araber mit Leichtigkeit seine Ahnen bis Adam aufzählen.
Der ethnographische Theil der Genealogie oder die Zu-
sammenstellung der arabischen Stämme bildet den eigentlichen
Zweck meiner Bemerkungen, und dieses ist der Theil, wel-
cher aus dem Dywan des 'Omar hervorgegangen ist. Die
Tribuse sind in beständigem Kampfe mit einander und es er-
eignet sich häutig, dal's einer aufgerieben oder zerstreut wird.
Auch Trockenheit und Mangel an Weiden mag einen Stamm
nöthigen, sich zu vertheilen, und vielleicht entfernen sich die
Lager so weit von einander, dafs sie sich nie wieder ver-
einen. Andererseits gelingt es bisweilen einem entschlossenen
Führer, solche Bruchstücke zu vereinen und einen neuen
Clan zu bilden ^). Mehrere Stämme verbinden sich im Ver-
laufe von Jahren und bilden grofse Conföderationen, wie in
unsrer Zeit die Schammar, die Aneze und Asyr. Bei sol-
chen Verbindungen kommt hauptsächlich die ethnographische
Verwandtschaft in Betracht. Es können jedoch auch an-
dere Umstände einen Stamm in die Conföderation einführen.
Die Grenzen solcher Gruppen sind sehr unbestimmt und der
Zusammenhang der Mitglieder sehr locker ^). Eine Anzahl
Daghfal selbst zur Mythe wurde, hat man ihn am h'ebsten als
Autorität für Legenden genannt.
') Die Geschichtsschreiber behaupten, der Stamm Koray seh se
auf diese Art von Koc^-ayy zusammengebracht worden. Ich sehe
diese Angabe für historisch an, denn ich halte es für wahrschein-
lich, dafs die Makkiinor das Entstehen ihrer eigenen Gemeinde im
Gedächtnil's aufbewahrten.
') Aufser der Vernichtung eines Stammes im Kriege kommt
es nicht selten vor, dafs sich gerade die angesehensten Mitglieder
eines Stammes von ihren Verwandten entfernen und anderswo natu-
ralisiren. Ich hebe ein Beispiel aus Balädzory's Ansäb alaschräf
hervor. Es bestand eine Blutfehde zwischen den Asaditen und
ChoKa iten. Die Ersteren fühlten sich zu scliwach den Letzteren wi-
derstehen zu können und wünschten mit den Kinäniten ein ßündnifs
cxxxv
von Stämmen, von denen es zweifelhaft ist, ob sie zu den
'Asyr gehören, mögen in fünfzig Jahren, wenn sie sich durch
Muth auszeichnen und vom Kriegsglück begünstigt werden,
den Kern dieser gefürchteten Conföderation bilden. Wir sehen,
dai's wir nicht, wie die Genealogen, Stämme und noch we-
niger Gruppen von Stämmen gleichsam als Individuen an-
sehen dürfen, sondern dal's dieses sehr wandelbare Gröfsen
sind. Aus der beständigen Mischung der Bevölkerung er-
klärt es sich, dal's in einem so grofsen Lande wie Ara-
bien nur Eine Sprache und wenig dialektische Verschieden-
heit herrscht, und sich letztere jeden Tag mehr ausgleicht.
Am längsten erhalten sich Gebirgsstämme. Unter ihnen fin-
den wir Einige, welche noch denselben Namen haben wie
vor zwölfhundert Jahren, wie z. B. die Adwäniten, Hodzay-
liten, Ganbiten.
In unsrer Zeit haben die Namen einiger Stämme Plural-
form, wie Sawälima, d. h. die Sälimiten; Genäbyün, die Genä-
biten; Scharärät, die Scharäriten; Sarwyya die Sarwiten, und
Gobür die Gabriten. In vielen andern Fällen hat der Name
zwar nicht die Form, aber doch die Bedeutung des Plurals,
wie Aneze (eigentlich die Lanze), Asyr (eigentlich der Name
eines Berges), Schammar (ebenfalls ein Berg). Einige nennen
zu scbliefsen. Diese aber weigerten sich. Sie wandten sich an
die Ghatafäniten und das Bündnifs kam zu Stande. Der Asadite
Gahsch b. Riyäb war nicht damit einverstanden und erklärte, er
wolle sich in Makka niederlassen und sich dort mit der edelsten
Familie verbinden. Weil er ein Mann voll Einsicht und Unter-
nehmungsgeist war, wurde er von Harb b. Omayya in den Familien-
verband aufgenommen, und 'Abd al-Mottalib, der Grofsvater dea
Mohammad, soll ihm seine Tochter Omayma zur Frau gegeben ha-
ben. Es folgte ihm die ganze Familie Düdän nach Makka und Alle
wurden die Verbündeten der Oraayyiden. Der Stamm der Asaditen
wurde somit geschwächt und es unterliegt keinem Zweifel, dafs sich
auf diese Art mancher Tribus auflöst. Die Omayyiden hingegen ge-
wannen einen neuetf Zuwachs, und wenn diese Naturalisation nicht
so nahe der historischen Zeit wäre, wurden die Nachkommen des
Gahsch und der ganzen Familie Düdän in den Omayyiden aufge-
gangen sein.
CXXXVI
sich die Söhne des N. N., wie Banü Tamym Söhne des
Tamym, oder die Kinder, wie Wold 'Alyy, die Kinder des
'Alyy; Andere nennen sich die Familie, wie AI Fädhil, die
Familie des Fädhil, und noch Andere nennen sich Dzü, die
Besitzer, Leute : wie Dzüy Hosayn die Leute des Hosayn. In
diesen Fällen mögen die Araber häufig an Abkunft von einem
Stammvater denken, aber nicht immer, denn es kommen Fälle
vor, in denen sie sich die Söhne oder Familie ihres noch
lebenden Schayches heilsen. üeberblickt man die Liste
der jetzt lebenden Stämme, so wird man sich überzeugen,
dafs die genealogischen Theorien in ihren Benennungen wenig
hervortreten, und wo sie hervortreten meistens ganz unhisto-
risch sind. Es giebt z. B. Banü Hosayn, wahrscheinlich so
genannt nach einem nicht sehr fernen Schayche, welcher den
Stamm sammelte ; sie aber behaupten von dem Enkel des
Propheten abzustammen, obschon seine Nachkommen nie in
der Wüste lebten ^).
Unbegründete Theorien nehmen ihre Zuflucht gerne in
das Dunkel des Alterthums. Jetzt allerdings, wird man mir
sagen, sind die Araber entartet und haben ihre authentischen
Stammbäume verloren, es war aber ganz anders in der glor-
reichen Vorzeit. Verfolgen wir die Theorie in die Vorzeit
zurück, so finden wir, dafs es gerade so gewesen ist. Aus
Hamdäny, welcher die Kcnntnifs der arabischen Stämme aus
dem Leben schöpfte, geht hervor, dafs auch zu seiner Zeit
die Namen fast eben so vieler Stämme Plurale (wie Aswadyün,
Sekäsik, Akärib), oder Singulare mit pluraler Bedeutung (wie
') In der Wissenschaft steht leider der Name für die Sache.
Namen werden aber oft mifsbraucht. Ich gebe ein Beispiel. Zwi-
schen Aden und Can'a lebten Stämme unbekannten Ursprungs (als
O'ijüd, A'häd, Mohagir und Ohrüb), welche sich unter einander Söhne
des Ga'd hiefsen und behaupteten, dafs sie von Ga'd b. Ka'b, dem
angeblichen Ahnen der bei Nagran lobenden Ga'diten, abstammen.
Hamdäny zeigt, dafs diese Behauptung ungegründet ist und schliefst
mit den Worten: „Auf gleiche Weise verbinde^jeder Stamm in der
Wüste mit seinem Namen den Namen eines berühmten Stammes
und behauptet, seine Abkunft von ihm abzuleiten." Dieser Unfug
wurde also im Alterthum eben so häufig getrieben als jetzt.
CXXXVII
Hiniyar, Kinda, Chawlän, Haindän, Hadhramawt, Qadif), als
Personennamen mit Banü davor waren. Dieselbe Beobach-
tung machen wir in Iptachry, wo wir vor Fazara, Lachm,
Godzam, 'Abd Kays, Tamym nicht das schulgerechte Banü,
Söhne, finden.
Die einzige Zuflucht für die Theorie ist also noch die
dunkle Zeit vor Mohammad. Dais man auch damals nur
selten an Abstammung dachte, geht aus Stammnamen wie
Chözaa, die Getrennten, Cholg, die Weggenommenen,
und aus Pluralen wie Kiläb, die Hunde, An mär, die Lö-
wen, Agdzä, die Füllchen, Hawäzin und andern hervor.
Wenn sich nun andere Stämme Banü Kalb, Hundssöhne,
Banü Asad, Löwensöhne, Banü Thalaba, Fuchssöhne, nennen,
so war dieses gewil's ursprünglich in derselben Bedeutung
wie Hunde, Löwen, Füchse. Was den Gebrauch des Wortes
Banü vor dem Namen des Stammes betrifft, so finden wir,
dafs, je sorgfältiger sich ein früherer Schriftsteller an die
alte Ausdrucksweise hielt, desto öfter Banü fehlt; so sagt
Bochäry '0kl, Ghatafän u. s. w. ohne Banix, während andere
weniger genaue Schriftsteller schulgerecht Banü '0kl, Banü
Ghatafän schreiben. Doch selbst die bigottesten Verehrer der
Schule sagen nicht Banü Koraysch, und nur Wenige Banü
Gohayna, Banü Balyy, sondern einfach Koraysch u. s. w.
Schon im Alterthum erschienen Ortsnamen als Patriarchen
von Stämmen. So giebt es z. B. Banü Na it. Ibn Dorayd
bemerkt : „Dieses ist weder der Name eines Vaters, noch der
einer Mutter, sondern der eines Berges in Yaman." Dasselbe
gilt von Ghassän, welches der Name eines Gewässers in
Yaman ist, wonach die Bewohner benannt werden. Folgendes
Beispiel zeigt, wie man Ortsnamen in Patriarchen verwandelte.
In Yaman ist eine Landschaft welche Rahä heifst. In der
Tradition werden die Einwohner Rahäwyyün, Rahäwier, ge-
nannt. Die Genealogen hingegen behaupten, dals die Land-
schaft Rohä, der Patriarch hingegen Rahä heifse, und dafs
er ein Sohn des Ganb sei. Durch solche feine L^nterschiede
gewannen die Genealogen das Vertrauen der Schule. Die
Vorstellung, dafs der ganze Stamm denselben Vater habe,
war, so viel wir aus dem Sprachgeb.rauche urtheilen können,
im Alterthume häufig, aber doch nicht allgemein. Vieles,
cxxxvm
was die Genealogen vom Facli als Tliatsaclie hinstellen, war
für ihre Väter Sprachgebrauch und Spiel der Phantasie. Die
Semiten haben noch mehr als andere unkultivirte Völker die
Gewohnheit, Begrifie durch Verwandtschaftsverhältnisse aus-
zudrücken ; so heifsen sie ein euijlisches Goldstück Abü-lbint,
Vater des Mädchens, weil es das Bildnifs der Königin trägt;
einen Wanderer heifsen sie Ibn alsabyl, Sohn des Weges,
und den Schlaf Achu-lmawt, Bruder des Todes. Wenn nun
Mohamnuid die bekehrten Perser Söhne des 'Abd Allah
(Knechtes Gottes) und einen arabischen Stamm Söhne des
Geleiteten hiefs, und wenn man einen andern Stamm, wovon
viele Mitglieder schreiben konnten. Söhne des Schreibers
nannte, so sind dies nur Benennungsweisen und man dachte
gewifs nicht auf Abstammung.
Die persönliche Genealogie der Araber besteht wie über-
all aus Aufzeichnungen, und der biblische Theil des Stamm-
baumes aus einfachen Dichtungen ; weder in den einen noch
in den andern kann von einem Systeme die Rede sein. An-
ders ist es mit den ethnographischen Symbolen oder der Ge-
nealogie der arabischen Stämme : wir nehmen darin ein Sy-
stem wahr, welches ungeachtet seiner Mängel beim ersten An-
blick doch so wahrscheinlich erscheint, dals sich selbst Eich-
horn hat täuschen lassen und die Genealogie für die Grund-
lage der alten Geschichte der Araber hielt. Es liegt uns
also ob, dieses System zu erklären. Indem ich den Versuch
mache, beschränke ich mich ganz vorzüglich auf den Stamm-
baum der Nizäriten, weil er einfacher ist als der der Kahtä-
niten, auch weil aus ihnen Mohammad hervorgegangen ist
und sie für uns mehr Interesse bieten.
Die Seelenzahl der Nizäriten mag sich zur Zeit des Mo-
hammad auf fünf bis sechs Millionen Menschen belaufen
haben. Ihre Wohnsitze waren vorzüglich in Centralarabien,
vom rothen Meere bis zum persischen Meerbusen, dann aber
auch von dort dem Euphrates entlang bis tief in die Ebenen
von Mesopotamien hinein. Sie thtülten sich in zwei Haupt-
raf en : die westliche, welche von den Genealogen Modhar ge-
nannt wird und bis an den persischen Meerbusen reicht,
und die östliche, die Rabya (auch Faras und KascHam ge-
nannt), welche ihre Sitze in Mesopotamien und am Euphrates
CXXXIX
hatten. Einige Stämme von dieser Rape lebten neben den
Modliariten in Rahrayn , ja es wird sogar ein Stamm (die
Bann Hanyfa) in Vamäma dazugezälilt. Die Modliariten zer-
fielen wieder in zwei Haiiptabtlieilungen, die Cliindif, welche
sich vom rotheii Meere bis an den Tigris ausdehnten, und
die Kays-'Aylan, welche südlich von den Chindif lebten,
und deren Ausdehnung ebenfalls von Westen nach Osten geht
und zwar von Tayif bis an den persischen Meerbusen. Das
Symbol für diese Gruppen ist einfach und wie es scheint, älter
als das System, nämlich :
Adnän
I
Ma'add
I
Nizär
Modhar Raby'a
Chindif Kays -' A y 1 ä n
Diesem Symbole geraäfs könnte man die ganze Rape nach Be-
lieben Nizär, Ma'dd oder Adnän heifsen. Es kommen auch alle
drei Benennungen in diesem Sinne vor, aber die letzte sehr selten
und nur bei späteren Theoretikern. Zur Zeit der Omayyiden wurde
sie Nizär genannt. Ma add kommt als Volksname in der Propheten-
biographie nicht vor, wohl aber bei Procopius bei ihm hat aber
Ma'additen eine viel engere Bedeutung. Es war vielleicht eine Con-
föderation mehrerer Stämmp, welche zur Zeit des Mohammad auf-
gelöst war. Die Genealogen haben dann die alte Benennung in
einer neuen Bedeutung wieder aufgefrischt, wie man in neuer Zeit
wieder von den Lateinern, Germanen und Teutonen spricht.
Die Einthoilung war ursprünglich binär und von Nizär stammen
keine andern Tribuse als die Modhariten und Raby'iten, und von
Ma'add und 'AdnAn auch keine andern als die Nizäriten. Einige
Genealogen jedoch geben dem 'Adnän aufser dem Ma'add noch
einen andern Sohn Namens Akk. Die Akkiten sind nach Ihn Hi-
schäm S. 6 dem Dialecte und dem Wohnorte nach mit den süd-
arabischen Asch'ariern verwandt. Er erklärt dieses dadurch, dafs
ihr Patriarch 'Akk nach Yaman auswanderte und sich mit den
Asch'ariern verschwägerte. Andere Genealogen sind weiter ge-
gangen und lassen die 'Akkiten aus ihren Stammsitzen bei Makka
CXL
nach der Tihäma von Yaman wandern. Beiläufig gesagt wird von
vielen andern Stämmen behauptet, sie haben sich einige Zeit bei
Makka aufgehalten. Was die 'Akkiten betrifft, so finden wir sie
schon bei Ptolemäus (welcher sieJ^^^xitai, Yar. ^yiizat, und J^;f'r««.
nennt) in Yaman , und soweit reichen nur wenige Traditionen der
Araber über die Wanderungen der Stämme zurück. Die in Cho-
räsän ansäfsigen 'Akkiten und auch einige Genealogen waren ver-
nünftiger, sie hielten die 'Akkiten für Yamanenser und gaben
folgende Genealogie an: 'Akk b. "Adniin (^^'jiAcj b. 'Abd Allah
b. Azd; eine Variante lautet 'Akk b. 'Odthän (^^LiAcj (die Wörter
sind nur in der Schrift ähnlich). Das Alter der Variante geht daraus
hervor, dafs im Kämus ohne sachlichen Grund behauptet wird, es
habe einen 'Akk b. 'Odthän und einen 'Akk b. 'Adnä.n gegeben.
Nach dieser Genealogie sind die Akkiten ein Azdstamm, d. h. Süd-
araber. Ihn Ishak S. G und Balädzory fol. 7 haben einen Vers auf-
bewahrt, dem zufolge sie identisch sind mit dem Azdstamm Ghas-
sän. Aber schon von Ptolemäus werden die 'Akkiten, al-Asch'arier
(Elisari) und die Ghassäniten als verschiedene Stämme aufgeführt,
ja, er kennt selbst die Mäziniten, welche von allen arabischen Ge-
nealogen mit den Ghassäniten identifizirt werden , als einen selbst-
ständigen Stamm. Diese vier Völkerschaften waren dem Ptolemäus
zufolge Nachbarn und es ist kein Zweifel, dafs sie alle einer Rape
angehören; es hat aber den Genealogen gefallen, die 'Akkiten bald
dieser bald jener der zwei Hauptracjen von Südarabien und endlich
gar den Nizäriten zuzutheilen. Nach Ibn Hischäm sind sie Brüder
der Asch'arier und wir dürfen annehmen, dafs es Genealogen ge-
geben hat, welche den ersteren die Genealogie der letzteren gaben.
Der Name des Asch'ar war Nabt und sein Vater hiefs Odad b.
Zayd b. Hamaysa b. 'Amr b. 'Aryb (d.h. der Araber) b. Yaschgob
u. 8. w. In dieser Genealogie finden wir alle Elemente, aus welcher
die des 'Adnän (S. CXXXII) zusammengesetzt ist. Ich glaube dafs
die gemeinsame Grundlage beider ein südarabisches Symbol war,
welches lautete: 'Odad (der Sohn des Hamaysa b. Yaschgob b. Näbit
b. Kedar b. Ismael) hatte zwei Söhne, den Nabt oder Asch'ar und
den 'Adnän (oder 'Odthän). 'Adnän hatte wieder zwei Söhne, den
Maadd und den 'Akk. Andere Genealogen haben dann den Stamm-
baum der Asch'arier erweitert, und weil sie nicht zu Denjenigen
gehörten, welche auch die Südaraber von Ismael abstammen lassen,
sie zu Sabäern gemacht. Für die Ma'additen und 'Akkiten wurde
er einige Zeit unverändert beibehalten. Nachträglich habe ich einen
Beleg für diese Vermuthung gefunden. Baladzory S. 2 sagt, dafs
Einige den Nabt, den Vater der Asch'arier, für einen Sohn des
CXLI
'Odad, vou dem die Ma'additen (d. h. Nizäriten) abstammen, halten,
während Andere ihn mit 'Adnän identificiren.
Dem Ma'add geben Einige 14 oder gar 15 Söhne, darunter ist
Konoc, der Vater der Könige von Hyra, welche sonst allgemein für
Südaraber gelten, und lyjid, von welchem nach Einigen der Bd. I
S. 43 und 1Ü2 erwähnte Koss abstammt; aufserdem kenne ich noch
einen lyäditen, nämlich den heidnischen (christlichen?) Dichter Abu
Dawüd (Abu Dowäd?) '). Es scheint, dafs die Söhne des Ma'add,
mit Ausnahme des Nizär, zerstreute Stämme sind, von denen die
Genealogen nur die Namen oder hie und da üeberbleibsel vor-
fanden. Der fünfzehnte Sohn des Ma'add ist Kodhaa. Von den
Kodhaiten ist bereits die Rede gewesen.
Nizär soll aufser Modhar und Raby'a auch den Änraär gezeugt
haben. Anmar ist der Vater der Chath'amiten und der Bagyliten.
Beide Stämme wohnten an der Grenze zwischen Central- und Süd-
arabien und scheinen weder der einen noch der andern Bevölkerung
entschieden angehört zu haben. Einige sehen auch den lyäd nicht
für einen Sohn des Ma'add, sondern für den des Nizär an. ich
halte die im Symbole S. CXXXIX angedeutete binäre Eintheilung
(welche auch in den Unterabtheilungen vorherrscht) für die ursprüng-
liche, und die Zuthaten für neue Entdeckungen und Bedenken der
spätem Genealogen.
Die meisten Genealogen halten den Kays für einen Sohn des
'Aylän. Das ist nach dem Kämüs gegen den Sprachgebrauch, denn
man sagt Kays -Aylän oder Kays-Ghaylän und nicht Kays Ibn
'Aylän. Auf ähnliche Weise sagte man auch Sad-Hodzaym, Sa'd-
'Aschyra, Bakr-Wäyil u. s. w. Diese Zusätze dienen dazu, um diese
Stämme von andern Kaysiten, Sa'diten, Bakriten zu unterscheiden.
Die Genealogen haben überall Ibn dazwischen gesetzt. Sie würden
z. B. Hessen-Darmstadt in Hessen Ibn Darmstadt aufgelöst haben.
') Im Kitäb alaghäniy Nr. 1178 lesen wir: „Ya'küb b. Sikkyt
sagt: Des Dichters Name war Gäriya b. Haggäg, dessen Beiname
Hamdan (bei Wüstenfeld, der eine eigene Genealogie daraus macht,
Homrän) b.Yahya (bei Wüstenfeld Bahr) b.'I^äm b.Binhän (Nabhän)
b. Hodzäfa b. lyäd. Ibn Habayyib sagt: Der Dichter hiefs Gäriya
b. Haggäg und gehörte zu den Banü Bard (Badr?) b. Do'mä b. lyäd."
Die Schule hat, wie es scheint, aus den verschiedenen Angaben —
welche alle Dichtung sind — separate Genealogien gemacht.
CXLII
Der Zweck jeder ethnographischen Genealogie ist: die
Verwandtschaft der Völker und Stämme auszudrücken. In
dem soeben angeführten Symbole hatten die Araber auch
keinen andern Zweck im Auge. Wenn die Moslime damit
nicht eine andere Absicht verbunden hätten, würden sie fort-
gefahren haben, die Namen der Stämme und ihrer Verzwei-
gungen auf diese einfache Art zusammenzustellen und sie
würden z. B. dem Chindif so viele Söhne gegeben haben, als
es Gruppen von Chindifstämmen giebt, und unter jedem Sohne
des Chindif würden sie dann die einzelnen Stännne als Enkel
desselben aufgezählt haben. Kach dieser Manier sind die
Stammtafeln der Genesis, besonders in Kap. 36, construirt.
Wollte man dann den Stammbavun eines Individuums bis
zum Patriarchen zurückführen, so niül'ste man (wie bei Matth.
Kap. 1) so viele 'Abd Allahs, Zayd's und Amr"s nennen, bis
die Anzahl der Geschlechter dem muthmaCslichen Zeitraum
entspräche. Unterdessen, die ersten Moslime waren viel mehr
Dichter als Lügner^) luid wir haben gesehen, wie lange es
') Doch nebenbei auch grofse Lügner. Das Grofsartigste, was
sie in dieser Beziehung geleistet haben, ist die Genealogie der
Mütter der l^ropheten. Die Anfänge derselben finden wir schon
bei Ibn Isliak, doch vollständig ausgebildet wurde sie von Ibn Kalby,
von dem sie Ibn Sad entlehnt hat, welcher sie auch aufbewahrte.
Es wird nicht nur von jedem Vater, sondern auch von jeder Mutter
und Mutters Mutter unter seinen Vorfahren, in Allem von 500 Müt-
tern, hinauf bis 'Adnän die Genealogie vollständig angegeben. Die
Dichtung ist sehr einfach: nachdem die Tabelle der Patriarchen der
arabischen Stämme fertig war, nahm man die zwei ältesten Stämme,
und der eine gab den Vater und der andere die Mutter her für die
Frau des gleichzeitigen Ahnen des Propheten; so ging man dann
weiter herunter und sorgte dafür, dafs jeder Stamm je nach seinem
Adel eine oder mehrere Mütter und Väter der Mütter des Propheten
lieferte. Begreiflicher Weise waren sie immer aus der edelsten Fa-
milie des betreffenden Stammes. Es flofs also in seinen Adern das
Blut von jeder adeligen Familie von ganz Arabien und er war der
Inbegriff des Adels der Nation. Sie fanden in ihm nicht einen Men-
schensohn, sondern einen leibhaften Arabersohn.
Ilnggag sagte zum Chalyfen Abd al-Mälik, dafs mit Ausnahme
der llagar, der Mutter des Isniael, keine Sklavin unter seinen (des
CXLIII
gedauert hat bis sie sich entschlossen, ein solches Geschlechts-
register des Propheten von 'Adnän bis Ismael zu erfinden.
Als die ethnographischen Symbole der Nizärstümnie eine be-
stimmte Form erhielten, fühlten sie aul'ser der Zweckmäfsigkeit,
ihre Verwandtschaftsverhältnisse auszudrücken, ein anderes
Bedürfnifs, nämlich die Stammbäume der Zeitgenossen des
Mohammad darzustellen. Dieses stellte sich ihnen anfanocs
nicht in seinem ganzen Umfange vor Augen. Jeder begnügte
sich, den StamMil)aum jener Männer und Familien zu bearbeiten
und allenfalls ihre Verwandtschaft zum Propheten nachzu-
weisen , an denen er wegen besonderer Verehrung oder Ab-
kunft gröl'seres Interesse nahm. War der Manu oder die Fa-
milie von groi'ser Wichtigkeit in der Gründung des Islams,
so wurde der Stammbaum mit den gehörigen von andern Ge-
nealogen vorgeschlagenen und von der öflentlichen Meinung
orebillio;ten Modificationen das Gemeinii-ut der Moslime. Im
zweiten Jahrhundert hingegen war jeder Zeitgenosse des
Propheten von Interesse und man ging dann auch so weit,
von Jedem, dessen Name noch bekannt war, den Stamm-
baum zu construiren und die Genealogien der Araber, wie
wir sie haben, sind nichts anderes als Geschlechtsregister
sämmtlicher bekannten Zeitgenossen des Mohammad bis Adam.
Ich werde auf die Geschichte des Entstehens der Wissen-
schaft zurückkommen; diese Bemerkungen waren jedoch noth-
wendig um die Eigenthttmlichkeit der ethnographischen Sym-
bole der Araber begreiflich zu machen.
Ehe ich weiter gehe, will ich einen Versuch machen, den
Gegenstand dem deutschen Leser näher zu rücken. Wir
wollen uns zu diesem Zwecke in eine deutsche Reichsstadt,
etwa nach Augsburg vor hundert Jahren, versetzen, und
einem Fugger, den wir Hans, Sohn des Jakob heifsen, die
Aufgabe stellen, einen Stammbaum seiner ehrenwerthen Mit-
bürger und des ganzen deutschen Volkes zu schreiben. Wir
Haggag) Müttern war. Ich schliefse aus dieser Aeufserung, dafs
raan auch für andere Famihen den Stammbaum der Mütter festge-
stellt habe, doch wohl nur den der Mütter der leiblichen Ahnen und
nicht den der Mütter der Mütter.
CXLIV
machen ihm aber harte Bedingungen. Archive und Bücher
soll er nicht benutzen, seine einzige Quelle sollen mündliche
Ueberlieferungen sein. Seiner Phantasie und seinen Prädi-
lectionen für sein edles Geschlecht, für die Reichsstadt und
auch für das deutsche Volk darf er freien Lauf lassen, aber
doch soll er so wenig Namen als möglich erdichten, und es soll
ihm gelingen. Jedermann, wenigstens in Augsburg, in den
Stand zu setzen, seine Genealogie ohne viele Mühe bis Ger-
mania zu verfolgen. Unser Hans Fugger würde den Stamm-
baum selbstverständlich mit seinem erlauchten Geschlechte
und seiner hochadeligen Person anfangen und (wenn er wie
die Araber verführe) würde er sagen: Hans b. Jakob b, Otto
b. Fugger b. Graben b. Antiquus b. Patricius b. Augsburg.
Wenn er ein anderes Geschlecht, etwa Gfattermann, für
ebenbürtig hielte, würde er auch den Gfattermann zum Sohn
des Graben und zum Bruder des Fugger machen. Andere
vornehme mit den Fu^o-ern verwandte Geschlechter würden
je nach dem Grade der Verwandtschaft von Antiquus oder
Patricius abstammen, die Bürger und Proletarier der Reichs-
stadt aber würden Abkönmilinge des Augsburg durch seine
Söhne Civis und Vilis sein. Die Generationen zwischen Augs-
burg und seiner eigenen Zeit könnte er dazu benutzen, um
der Genealogie der Plebejer die nöthige Breitenausdehnung
zu geben, dafs alle Familien Platz fänden. Civis könnte z. B.
mehrere Söhne haben, wie Zünftig, Nichtzünftig, Dives, Pau-
per u. dergl. und jedem von ihnen könnten wieder mehrere
Söhne gegeben werden, bis der Genealog auf die Familien-
namen und auf die Namen gleichzeitiger Personen kommen
würde. Wenn unser Hans Fugger mit allen Eigenschaften
der Unwissenheit, der Anmalsung und des SpieCsbürgersinnes,
wodurch die Araber glänzen , ausgestattet wäre , so würden
die Geschlechter von Augsburg den gröfseren Theil seines ge-
nealogischen Berichtes füllen, und das übrige Deutschland
den kleinern. Augsburg wäre ein Sohn des Schwab b. Michel
b. Deutsch b. Hermann b. Germania b. Teuto. Frank und
Pfälzer könnten ebenfalls als Söhne Michels figuriren, aber
Hess müfste schon eine Linie weiter hinaufgerückt werden
und Preuls könnte froh sein, als Sohn Germanias bei einer
slavischen Frau angesehen zu werden. Fänden wir einen
CXLV
solchen Stammbaum ohne den Namen des Verfassers, so
würde uns die innere Evidenz überzeugen, dafs der Verfasser
ein Augsburger und zwar ein Fugger sei. Dieses ist nun
ganz der Character der arabischen Genealogien, nur haben
sie nicht eine Person zum Verfasser, sondern sie sind mit
Aufnahme früherer Elemente aus dem Islam herausgewachsen.
Damit man nicht glaube, ich beschuldige die Araber in die-
sem Exempel zu grolser Willkür, gebe ich den Stammbaum
Alexanders des Grolsen, wie ihn Thalaby fol. 190 aufbewahrt
hat, zum Besten: Iskandar b. Fylifüs (Philippus) b. Martabüs
b. Hirmas b. Hordos b. Mytiyün b. Rümy (Römer) b. Latyy
(Latinyy?) b. Yüuän b. Yäfeth b.Thüya b. Sarhün b. Rümiya
(Rom) b. Byzant b. Tukyl b. Rümy b. A^far ^) b. Aylanfar
b. Esau b. Ishäk b. Abraham.
Da die ethnographischen Symbole zu gleicher Zeit mit
den Personalgenealogien ausgebildet wurden, fühlte man die
Noth wendigkeit, den Synchronismus zu berücksichtigen und
alle Nizäriten, welche zur Zeit des Propheten lebten, unge-
fähr die gleiche Distanz vom gemeinsamen Stammvater zu
entfernen. Um dieses zu erreichen, liefsen sich die Genea-
logen in der Construction von zwei Gedanken leiten, wofür
sie auch technische Ausdrücke haben — die einzigen mir in
dieser Wissenschaft bekannten; — sie bildeten nämlich eine
Amüd alnasab, Säule der Genealogie, und berücksichtigten
in der Einfügung der Aeste die Ko'dod, Distanz.
Die Amüd alnasab für die Nizäriten oder wenigstens
ftir die Chindif ist der Stammbaum des Propheten. Es gilt
für die Moslime als Pflicht, ihn dem Gedächtnisse emzuprä-
gen und wenn ihr auch selbst unter den Gebildeten nur We-
nige nachkommen, so besteht sie dennoch. Wir finden schon
gegen Ende des zweiten Jahrhunderts ein Beispiel von dieser
Gewohnheit: Kalby sagte seinem Sohne, als dieser noch ein
Knabe war, den Stammbaum des Propheten vor, bis er ihn
auswendig wufste. Mohammad war ein Makkaner, folglich
nach der Logik jener Zeit ein Nachkomme des Gründers
' ) Ueber A^far siehe Zeitschrift der Deutschen morgenl. Gesell-
schaft Bd. II S. 237 und Bd. III S. 363. 381.
lu. k
CXLVl
dieser Stadt; er war ein Korayschite und deswegen mul'ste
Koraysch in seiner Genealogie erscheinen. Es war aber be-
kannt, dal's Koraysch nicht der Name einer Person ist, des-
wegen setzte man Fihr an seine Stelle und behauptete, Ko-
raysch sei dessen Beiname gewesen. Wahrscheinlich nicht
zur Zeit des Mohammad, aber jedenfolls als sein Stammbaum
gebildet wurde, zählte man die Korayschiten zu den kinaniti-
schen Stänunen, welche wieder eine Unterabtheiluug der
Chindif waren, folglich mul'sten auch diese zwei Namen in
dem Stammbaum aufgenommen werden. Chindif wie Ger-
mania ist ein Femininum und man hält es daher für den Na-
men der Mutter des Volkes; den Vater lieifst man el-Yäs (viel-
leicht Elias, denn beide Wörter werden gleich geschrieben).
Diese Elemente bieten nur zehn Namen und reichen nicht
hin, ein vollständiges Geschlechtsregister zu bilden. Es
wurden daher andere zehn eingeschoben. Der Stammbaum
des Propheten oder die 'Amüd alnasab besteht somit aus fol-
genden zwanziir Gliedern :
1. Nizär;
11.
Lowayy ;
2. Modhar;
12.
Ka'b;
3. Chin-dif;
13.
Morra ;
4. Modrika;
14.
Kilab;
5. Chozayma;
15.
Kopayy;
6. Kinäna;
16.
'Abd Manät;
7. Nadhr;
17.
Häschim;
8. Mälik;
18.
'Abd al-Mottalib;
9. Koraysch (Fihr);
19.
'Abd Allah;
0. Ghälib;
20.
Mohammad.
Es ist, wie wir bald sehen werden, von der gröi'sten
Wichtigkeit, in jedem Stammbaum die Symbole für die Ver-
wandtschaft der Stämme von denen für die Verwandtschaft der
Familien zu unterscheiden. In vorliegendem Falle hören erstere
mit Malik auf und fangen letztere mit Koraysch an. Von Nizär
bis Mälik sind nur vier Namen als Lückenbüfser eingeschoben;
wahrscheinlich ist keiner von diesen vier Namen erfunden.
Hobal wurde der Götze des Chozayma oder viehuehr des Cho-
zayma b. Modrika genannt ^), folglich ist Chozayma ein schon
') Es ist eine Gewohnheit der Araber, dem Namen einer Person
den des Vaters beizusetzen ; wenn sie letzteren nicht wissen, sagen
CXLVII
früher bekannter Name, welcher von den Genealogen ver-
wendet wurde. Auch Nadhr ist ein historischer Name, denn
ehe der Korayschstamm gebildet wurde, gab es einen Nadhr-
stamm; er löste sich auf und die meisten seiner Mitglieder
traten in die korayschitische Verbindung ein und bildeten den
Kern derselben. Woher Mälik kömmt, wissen wir nicht.
Bei Ptolemäus leben landeinwärts neben den Cinaedokolpiten,
von denen es sicher ist, dafs sie die Meeresküste von Makka
bewohnten, die Malichae. Zur Zeit des Mohammad finden
wir keinen Stanun dieses Namens; wie es scheint hat er sich
aufgelöst, und die Cholgiten, welche sich Banü Cholg b.
Härith b. Mälik nannten, behaupteten, ein Fragment davon
zu sein. Vielleicht ist der Name Malik erst durch die Auf-
nahme der Cholgiten und Balharithiten, welche beide von Ma-
lik (den Malichae) abzustammen wähnten, in den korayschi-
tischen Verband, in die ' Amüd alnasab gekommen. Ich lasse
hier die Tafel der korayschitischen Familiengenealogie folgen.
sie bisweilen : N., der Sohn seines Vaters (Ibn Abyhi) ; oder auch :
N., der Sohn eines Knechtes Gottes (Ibn Abd Allah).
CXLVIII
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CXLIX
In dieser Tabelle sind Mohammad, 'Abd Allah (d. h.
Knecht Gottes, er mag auch Knecht irgend eines Götzen
geheil'sen haben), und wenn nicht die ganze Jugendge-
schichte des Mohanmiad eine Fabel ist, 'Abd al-Mottalib
Namen von Personen'). In Bezug auf Häschim, den Vater
des 'Abd al-Mottalib, läl'st sich dieses schon nicht mit so
grol'ser Bestimmtheit behaupten. Auch über die Persönlich-
keit von Häschims Brüdern Mottalib, Nawfal und Abd-
Schams, welche angeblich alle vier Söhne des 'Abd-Manäf
waren, waltet ein Zweifel ob. Die Erörterung dieses Gegen-
standes wirft Licht auf die Entstehungsgeschichte der Fa-
miliengenealogie und verdient deshalb hier einen Platz. Nach
Koran 8, 42 haben die Anverwandten des Propheten auf Un-
terstützung aus der Staatskasse Anspruch. Schäfi'y, gestützt
auf zwei Traditionen und auch, wie es scheint, auf die Praxis
in alten Zeiten, versteht hier unter „Anverwandte" nur Hä-
schimiten und Mottalibiten. In dem S. 361 Note ang-eführten
Documente räumt Mohammad dem Banü Go'ayl dieselben
Privilegien ein, welche die ' Abd-Manäfiten besitzen. Es
unterliegt kaum einem Zweifel, dafs er ihnen hiermit An-
sprüche auf die Staatskasse zuerkannte, denn die Familie des
Mohammad besafs sonst keine Privilegien. 'Abd-Manäfiten
wäre demnach ein Name für Häschimiten und Mottalibiten
zusammen. Nach der Genealogie müssen wir aber unter
Abd-Manäfiten auiserdem auch die Nawfaliten und 'Abd-
Schamsiten verstehen. Dieses jedoch hat schon Ibn Mosayyab
in Abrede gestellt, indem er erklärte, dafs diese zwei Fa-
milien keinen Anspruch auf die Staatskasse haben; er konnte
diese Erklärung nur in der Ueberzeugung abgeben, dafs sie
nicht zu den nahen Verwandten des Mohammad, nicht zu
den ' Abd-Manäfiten gehören ^). Wenn die Genealogen dessen-
') Nach Masüdy war eines der fünfzehn Gescblechter, welche
die Bewohnerschaft von Makka ausmachten, Härith b. 'Abd al-
Mottalib und ein anderes Omayya b. 'Abd -Schanis. Wenn dieses
schon zu Mohammads Zeit Namen von Familien waren, so müssen
wir den Grofsvater des Propheten und den des ersten omayyidischen
Chalyfen für mythische Personen ansehen.
') Ibn Mosayyab (f 94) stützte sich auf eine Tradition, welche
ihm von Mohammad, einem Sohne des Vaters der arabischen Genea-
CL
ungeachtet den Häschim nnd 'Abd-Sohams 7a\ Brüdern und
zu Söhnen des 'Abd-Manäf machen, so haben sie die besten
Absichten. Mohammad gehörte nicht zum Patriciate (K.43,3o)7
für welches er, wie wir aus diesem Bande S. 333 und 353
sehen, die höchste Verehrung hegte. Die ' Abd-Schamsiten
hingegen waren die mächtigste Familie in Makka, und Abu
Sofyän b. Omayya b.' Abd-Schams war der Schaych seiner
Vaterstadt. Es war also beiden Familien geholfen, wenn
ihre Ahnen zu Brüdern gemacht wurden. Den 'Abd-Scham-
siten, wovon die Omayyiden ein Zweig waren, wurde der
Weg ziim Chalyfate gebahnt, und Mohammad wurde nach-
träglich in den Adelsstand erhoben. Es geht aus den Le-
genden hervor, wo wieder und wieder versichert wird, der
Prophet sei aus dem edelsten Geschlechte entsprossen, dafs
sein Adel ein Bedürfnifs jener adelstollen Zeit war.
Wir haben sehr wenige Anhaltspunkte, die Ausbildung
des makkanischen Familienstammbaumes, bis er obige Ge-
stalt erhielt, zu verfolgen. Ziehen wir Alles, was wir wissen,
logie, Gobayr b. Mot'im, erzählt wurde. Von dieser Tradition haben
wir ziemlich verschiedene Texte (Baghawy zu 8, 42; Mischkät S. 341 ;
Taysyr S. 103 und Ipäba Bd. 1 S. 461). 'Othmän, ein 'Abd- Scham-
site, und Gobayr b. Mot'im, ein Nawfalite, baten den Propheten,
ihre Familien den Mottalibiten gleichzustellen und auch sie der An-
sprüche auf die Staatskasse theilbaft zu machen. Der Prophet gab
ihnen eine abschlägige Antwort und sagte: Die Häschimiten (Fa-
milie des Mohamm.ad) und die Mottalibiten sind eins. Nach einer
Version sagten diese zwei Männer, dafs auch 'Abd-Schams und
Nawfal Sühne des 'Abd-Manäf seien, nach einer anderen behaup-
teten sie blos, dafs auch sie (wie alle Korayschiten) Verwandte des
Propheten seien. Das Thatsächliche ist also blos, dafs die Ver-
wandtschaft dieser zwei Familien mit den Häschimiten nicht eng
genug war, um ihre Ansprüche zu begründen; in diesem Sinne hat
auch 'Abd-alhakk Dihlawy die Tradition aufgefafst. Engherzigkeit
war gewifs nicht die Ursache, weswegen Mohammad diese zwei
Männer abwies, denn er war beiden Bittstellern gewogen. Der eine
war sein Schwiegersohn und der andere gehörte zu den Besänftigten
(Ibn Kot. S. 145), das heifst, er wurde von Mohammad reichlich
beschenkt. Mit dem Gelde war Mohammad nie sparsam und er hätte
ja den 'Abd-Schamsiten und Nawfaliten, da noch keine fixe Ge-
hälter eingeführt waren, geben können, was er wollte.
CLI
in Betracht, so ergiebt sich, dafs die Familien von Makka
schon in früher Zeit in fünf Gruppen getheilt waren, wovon
jede ihr eigenes Viertel bewohnte und einen eigenen Namen
hatte ^). Jede von diesen Gruppen zerfiel in Unterabtheilun-
gen und auch diese hatten Namen; so wurden die Mottali-
biten und Häschimiten zusammen Söhne des' Abd-Manäf <re-
') Der Genealogie zufolge waren Folgendes die fünf Gruppen:
1. Die Patricier, welche vorn Gründer von Makka abzustammen
wähnten. Sie bestanden aus den Familien Nawfal und Abd-Schams,
welche wahrscheinlich mit einander Banü Moghyra hiefsen. Die
Genealogen haben, indem sie dieselben zu Brüdern der Abd-Manä-
fiten machten, den Moghyra mit 'Abd-Manäf identificirt. Weniger
vornehm sind die Familien 'Abd aldär und Abd. Vielleicht gehörten
auch die Asaditen zum Patriciat, doch da sie dem Bündnisse der
Motayyabün beitraten (vgl. S. 313 Note), ist es zweifelhaft. 2. Die
Zohriten, die, wie die Asaditen, nicht zu den Patriciern gehörten.
Vielleicht hatten alle zur zweiten Klasse gehörigen Familien den
Sammelnamen Kiläb. 3. Die Taymiten und Machzümiten. 4. Die
so enge mit einander verbundenen Familien Sahm und Gomah, dafs
sie gewöhnlich mit einander genannt werden, und die 'Aditen.
5. Die 'Amiriten; ihr Quartier bildete gleichsam eine Vorstadt, stöfst
an das der 'Abd-Manäfiten und wird jetzt noch Schi'b Amir ge-
heifsen. Von den 'Amiriten lebten nur die Banü Mayp b. Amir
aufserhalb Makka und waren, wie es scheint, Nomaden. Die ersten
vier Klassen wurden im Gi'gensatz zu den 'Amiriten Banü Ka'b
genannt (vergl. Bd. II S. 518 Note), während alle fünf Klassen zu-
sammen schon von Hassan b. Thäbit Banü Lowayy geheifsen wer-
den. Der biblische Name Levi wird zwar im Arabischen gewöhn-
lich Lä,wi mit langem a geschrieben , dennoch ist man versucht Lo-
wayy als Deminutiv von Levi anzusehen und Banü Lowayy mit
Levitchen zu übersetzen, weil sonst die Namen Läwi und Lowayy
gar nicht oder höchst selten vorkommen und die Banu Lowayy
wirklich das Amt der Leviten beim Pilgerfest versahen. Nach
Azraky S. 107 war die Gruppirung etwas verschieden. Die 'Abd-
Manäfiten mögen zu der zweiten Klasse gehört haben, welche aber
wahrscheinlich nicht den zweiten, sondern den dritten oder vierten
Rang einnahm. Das Quartier der "Abd-Manäfiten war N. O. von der
Ka'ba und sie hielten immer treulich zusammen (vgl. Bd. II S. 129).
Die Adramiten, Mohäribiten und Balhärithiten lebten aufserhalb der
Stadt wahrscheinlich nomadisch. Eine Balhärithfamilie hingegen, zu
der Abu Obayda Ibn Garräh gehörte, wohnte in der Stadt.
CLIT
nannt. Es unterliegt keinem Zweifel, dafs die Mitglieder
jeder Gruppe unter sich enge verwandt waren und ihre Zu-
sammengehörigkeit eine natürliche war; doch haben wir Fälle
kennen gelernt, dafs neue Gruppen in den korayschitischen
Verband eintraten und dafs Familien einer Gruppe einer an-
dern zugezählt werden; gerade wie sich bei uns, als noch
aristokratische Institutionen vorherrschten, bisweilen eine Fa-
milie aus dem Bürgerstande zum Patriciat empor arbeitete,
während adelige Familien verarmten. Die Gruppirung hatte
ihren eigentlichen Halt in der öffentlichen Meinung und war
weder abgeschlossen, noch unveränderlich festgestellt. Es
unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs schon unter 'Omar
auch in Makka ein Dywän war, denn wir haben die be-
stimmte Nachricht, dals auch die Makkauer Gehälter bezogen.
Selbstverständlich nahm hier die Familie des Mohammad und
die mit ihr enore verbundenen Mottalibiten den ersten Rang
ein. 'Othmän war ein 'Abd- Schamsite und hatte es schon
früher versucht, für seine Angehörigen die Privilegien der
Häschimiten zu erlangen. Ist nicht die Voraussetzung ge-
rechtfertigt, dafs im Dywan den ' Abd-Schamsiten unter seiner
Regierung der zweite Platz eingeräumt wurde und die übri-
gen Familien nach der alten Eintheilung aufeinander folgten?
Im Leben fanden also die Genealogen die nöthigen Materia-
lien imd im Dywän eine officielle Urkunde für die Construc-
tion zusammenhängender systematischer Symbole.
Aus der Familie Häschim ist Mohammad, und aus der
Familie Abd-Schams sind die omayyidischen Chalyfen hervor-
gegangen; CS sind dieses also die wichtigsten aller nizäriti-
schen Geschlechter und dennoch geht ihr persönlicher Stamm-
baum nur zwei oder drei Generationen über den Anfang des
Lsläms zurück! Es kommt bisweilen vor, dafs ein Mann
nur unter seinem Titel oder Kunya ^) bekannt ist, wie Abu
Bakr, Abu Horayra. Die Genealogen finden es in diesen
Fällen gewöhnlich schwer, den wirklichen Namen der Person
zu ermitteln und si(^ überliefern eine Anzahl abweichender
Meinungen. Auch der Name des Vaters macht ihnen bis-
') Kunya heifst jeder Name, vor welchem Abu, Vater, steht,
wie Abu Yusof, der Vater des Joseph.
CLni
weilen Schwierigkeiten, hIxt je weiter sie in das Alterthum
zurückgehen, desto bestimmter sprechen sie sich aus luid desto
besser stiunnen sie mit einander überein '). Ein schlechtes
ZeugniCs für ihre Behauptungen !
Die von Mohammad weiter entfernten Namen bezeichnen
durchschnittlich gröl'sere Geschlechter, als näherstehende.
Selbst die Zoluiten waren so zahlreich, dal's sie 100 Mann
stark gegen Badr marschirten. Die Kopfzahl der Mohäribiten,
Adramiten und Balharithiten war viel grölser und es ist nicht
ganz gewifs, ob sie vor Mohammad zu den Korayschiten ge-
zählt wurden; sie scheinen vielmehr mit einander den Stamm
Fihr constituirt zu haben. Die Ko' dod von diesen zahlreichen
Geschlechtern erhielt, da alle Korayschiten in den Dywän
(aus dem die Genealogie herausgewachsen ist) eingetragen
waren, von selbst die für den Synchronismus der Zeitgenossen
des Propheten nöthige Länge, denn es gab so viele Unter-
abtheilungen (z. B. unter den Ämiriten: May^, Munkidz und
Hisl), Gruppen von Familien und Familien, dafs man eher
um Raum als um Namen nicht verlegen war ^).
Die Zunahme der Kopfzahl haben die Genealogen ganz
und gar unberücksichtigt gelassen. Die Einwohner von Makka,
also die Kinder des Lowayy, können zur Zeit des Mohammad
zu etwa 12000 Seelen veranschlasct werden. Wenn alle von
') Der Stammbaum der Chindifstämme gewährt nach meiner
üeberzeugung die beste Eiüsicht in die Art, wie die Verwandtschaft
der Stämme symbolisch dargestellt wird. Hingegen wird das System,
die Verwandtschaft der Familien eines Stammes durch Symbole an-
schaulich zu machen, durch Ibn Sa'd's xVufzählung der Familien von
Madyna viel besser begreiflich.
') Als man die Fihriten als Korayschiten zu betrachten anfing,
identificirte man Fihr und Koraysch. Mit diesem Symbole steht im
Widerspruch, dafs, nach der Behauptung des Gobayr b. Mot'im bei
Ibn Sad foi. 12, Ko9ayy der erste war, welcher Koraschy genannt
wurde und nach ihn erhielt der neue Stamm den Namen Koraysch.
In der Prophetenbiographie kommt Fihrite als Nomen gentile auf
eine Art vor, dafs man leicht sieht, dafs die Fihriten verschieden
sind von den Korayschiten. So auch wird von den Kinäniten als
von Stämmen gesprochen , welche mit den Korayschiten verbündet
sind, zu denen sich aber die Korayschiten nicht zählen.
CLIV
Loway}' abstammten, hätten sie sich in jeder Generation un-
ijefährt um das 2^ fache vermehrt imd dreilsig Jahre vor
Mohammad hätte Makka nur 5000 Einwohner gehabt und
Mohammad selbst, da er 63 Jahre alt wurde, hätte die Freude
erlebt, die Seelenzahl seines Stammes auf das vier- oder
fünffache heranwachsen zu sehen.
Die übrigen Chindifstämme wurden der Amüd nach den-
selben Principien angehängt, wie die gröfseren korayschiti-
scheu Geschlechter, nämlich nach dem Grade der Verwandt-
schaft und nach der Gröfse ihrer Leistungen für den Islam;
der Synchronismus wurde hergestellt indem man aus den
Unterabtheilungen und Familien eine Neben -'Amüd bildete.
In dem folgenden Symbole sind nur die vorzüglichsten Chindif-
stämme eingetragen.
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CLV
Die Bakriten, wovon Laytli und DoKl Unterabthellungcn
sind, sollen vor den Korayschiten fremeinschaftlich mit dem
kahtanischen Stamme Choza a Älakka besessen haben. Die
Hodzayliten zählen gegenwärtig 8000 waflE'enfahige Männer,
also ungefähr 40000 Seelen; wahrscheinlich waren sie im
Alterthume ebenso zahlreich. Die Unterabtheilungen, Lager
und Familien waren hinlänglich, für einen Stammbaum der
Zeitgenossen des Propheten das nöthige Material zu bieten.
Die Genealogie der Tamymiten bis Täbicha ist wahrschein-
lich älteren Datums und wurde dann blos in die ' Amüd em-
gereiht. Aus solcher Einreihung erklärt es sich, warum Pa-
triarchen manches Mal zwei oder gar drei Namen haben.
Wenn die Tamymiten sagten: wir sind Söhne des Täbicha
b. al-Yäs b. Modhar, und die Hodzayliten: wir sind Söhne
des Modrika b. Chindif b. Modhar, so behauptete man, al-
Yäs und Chindif sind identisch, oder, wie im gegebenen Falle,
Chindif war die Frau des al-Yäs.
Die Seelenzahl aller Chindifiten erreicht nicht eine Mil-
lion, es kommen also auf die andere Ra^e die Kay s - 'Ayläniten
etwa vier Millionen. Dieser Zahlenunterschied ist von den
Genealogen ganz unberücksichtigt geblieben und sie stellen
in dieselbe Linie, in welcher in der Haupt -Amüd Familien
stehen, in dem kays - aylänischen Stammbaum bedeutende
Völkerschaften. Ich gebe hier den Stammbaum der vor-
züglichsten Kays- Aylänstämme, und, um den Mifsgrifif der
Genealogen recht anschaulich zu machen, füge ich die Ahnen
des Mohammad bei ^).
' ) Ich mache aber darauf aufmerksam , dafs wir in der ur-
sprünglichen Consrruetion aller nizärischen Stammbäume dasselbe
Princip entdecken. Jedes Glied der 'Amüd ist der Vater des fol-
genden Gliedes und zugleich des Patriarchen eines Stammes. Es
ist anzunehmen, dafs, vpenn mehr als zwei Söhne genannt werden,
die übrigen eine Zugabe späterer Genealogen sind. Durch die ur-
sprüngliche binäre Eintheilung blickt die Einrichtung des Dywans,
.aus dem sie hervorgegangen ist. ganz deuthch durch. Man braucht
n der Tabelle S. CXLVI nur von unten statt von oben anzu-
fangen, und man hat eine Inhaltsanzeige eines Theiles des Dywans.
In alten genealogischen Tabellen, die ich in Lakhnau gesehen habe,
wird auch wirklich von unten, also mit Mohammad angefangen.
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CLVII
Hayda und Rokäd, die zwei unterststehenden Namen,
sind wirkliche Personen, welche den Mohammad in Madyna
besuchten. Der erstere ist der Enkel und der andere der
Urenkel des Patriarchen seines Stammes. Die Koschayriten,
der Stamm des Hayda, zählten 30- bis 40000, und die Gaditen
etwa 60000 Seelen; Koschayr, welcher auf derselben Linie
steht, wie Kopayy, der angebliche Vater des höchstens 1000
Seelen starken Patriciates von Makka, mül'ste diesem Sym-
bole gemäis beinahe 300, und jeder seiner Söhne ebenso viele
Kinder gehabt haben. Diese Populationsvermehrung ist noch
viel wunderbarer als die der Israeten zwischen Jakob und
Moses. Die Genealogen sind übrigens in dieser Hinsicht nicht
consequent, denn sie haben schwächere Stämme als die Ko-
schayriten, wie z. B. die Thakyfiten (welche gegenwärtig nur
5000 Krieger zählen) und die Solaymiten viel weiter hinauf-
gesetzt und ihnen somit gröfsere Zeit zur Vermehrung ge-
gönnt.
Was ist die Ursache dieser Planlosigkeit ? Die ge-
hörige Breitenausdehnung der Familiengenealogie ist
nur dann möglich, wenn die nöthige Länge vorhanden ist;
stände z. B. Koschayr sechs Linien höher, also unter Nr. 9
statt unter Nr. 15, so könnten die Familien des Stammes einen
eben so ausgebildeten Stammbaum haben als die Korayschiteu,
die Bevölkerung würde sich in jeder Generation statt um
das Dreihundertfache, nur um das Dreifache vermehren, mit
andern Worten: man könnte dem Koschayr und jedem seiner
Nachkommen drei Söhne geben und man würde das er-
wünschte Ziel erreichen. Vergleichen wir nun den Raum,
welcher bei den verschiedenen Stämmen für die Ausbildung
der Familiengenealogie vorhanden ist, so finden wir, dafs die
arabische Genealogie einer Perspectivzeichnung gleicht. Weil
in den Militärstationen Küfa imd Bapra von den Söhnen der
siegreichen Krieger zuerst die arabische Grammatik gepflegt
wurde, so glaubte ich, dafs sich aus den dortigen Dywänen
und den Traditionen der Einwohner über ihre Abkunft auch
die Genealogie entwickelt habe. Meine Vermuthung stützte
sich auf den Umstand, dafs sich die Genealogen bisweilen
auf die Angaben der dortigen Stämme berufen. Wären aber
die S}Tnbole in Küfa entstanden, so würde man die dort
CLVllI
ausälsigon Familien von Stämmen, wie z. B. von den ' Okayliten,
Koschayriten u. s. w. fast alle eingetragen haben und es wäre
notb wendig geworden, die Patriarchen dieser Stämme sehr
weit hinaufzurücken, um den nöthigen Platz für die Breiten-
ausdehnung der Familien zu gewinnen; da dieses nicht der
Fall ist, müssen wir die Heimath des Systems andersw^o su-
chen. Am ausorebildetsten ist die Famiheno-enealoo-ie der
Madyner, sie hat dreizehn Linien in der Länge; dann folgt
die der Makkaner, welche zwölf Linien lang ist. Je weiter
ein Stamm von Madyna und Makka entfernt ist, desto kürzer
ist in der Regel seine Familiengenealogie. Li Madyna also
ist der Mittelpunkt des Perspectivs, und in Madyna, dem
ältesten Sitze moslimischer Geistesthätigkeit , ist die Genea-
logie entstanden.
Den ersten Lnpuls zu der gigantischen Fiktion der Ge-
nealogen hat ohne Zweifel der Dywän des 'Omar gegeben.
'Omar fühlte schon um das Jahr 20 der Higra die Noth-
weudigkeit, um Verwirrungen in der Verabfolgung des Soldes
vorzubeugen, geschriebene Namensverzeichnisse einzu-
führen. Er befahl zu diesem Zwecke dem Vater der arabi-
schen Genealogie, Gobayr b. Mötim, und zweien andern
('Akyl b. Abu Tälib und Machrama b. Nawfal), die Namen
der Menschen in ihren Wohnorten aufzuschreiben (Ibn Sa'd
fol. 237 r.). Die älteren Schriftsteller sprechen von dem
Dywän der An^ärer, der Korayschiten, dann auch von dem
der Machzümiten, Zohriten u. s. w. Es sind darunter bald
separate Kanzleien, bald verscliiedcne Register zu verstehen.
Wir lesen daher in einer Tradition (Ihn Sa'd 238 r.) , dafs
' Omar sich nach Kodayd begeben, den Dywän (die ZahUiste) der
Chozaiten mitgenommen und selbst den Sold ausbezahlt habe.
Nach einer andern Tradition wurde für die llimyariten ein
eigener Dywän (Kanzlei) gegründet. Li der Reihenfolge der
Stämme und der Familien wurde im Dywän die Verwandt-
schaft nicht allein berücksichtigt, sondern auch die Zahl
und die Stellung der Repräsentanten derselben in Madyna.
Wenn sich von einem Stamme, wie von den Bann Asad
b. Chozayma, eine grofsc Anzahl von Lidividuen in Madyna
befand, so bildeten sie wahrscheinlich eine eigene Rubrik und
mufsten in Familien weiter abgetheilt werden. Wenn aber
CLIX
aus grol'ser Ferne nur ein Dutzend Individuen zugegen
waren, warf man sie in eine Rubrik unter einem Collectiv-
namen zusammen, selbst wenn sie ganz verschiedenen Stäm-
men angehörten. Alle Moslime, welche sich in Madyna nie-
derliel'sen, erhielten ein Gehalt von 25 Dynären. Dadurch
angelockt kamen natürlich von benachbarten Stämmen viele,
von entfernten wenigstens einige Ansiedler in die Hauptstadt.
Wir begreifen nun leicht, wie in den aus diesen Materialien
entstandenen Genealogien das erwähnte Perspectiv mit Ma-
dyna als Mittelpunkt entstanden ist.
Während der Eroberungskriege (welche die Einführung
des Dywäns zur Folge hatten) kam es vielleicht nie vor,
dafs ein ganzer Stamm der Armee folgte. Es zog nur die
kampflustige Bevölkerung in's Feld. Die Krieger eines klei-
nen Stammes, wie die Banü Bakr b. Abd-Manät, wären ganz
verloren gewesen in der grol'sen Heeresmasse, wenn sie sich
nicht mit andern vereint hätten. Es entstanden somit Coalitio-
nen, welche in den Bürgerkriegen eine noch viel gröfsere Aus-
dehnung erhielten. In dem Feldzuge gegen Damascus war
eine Coalition von tausend Mann schon eine Gröfse, aber
während der Bürgerkriege, wo es keine Subordination, keine
Organisation gab als das Zusammenhalten der verbündeten
Stämme und wo jede Partei ihre eigenen Vortheile verfolgte,
waren sie machtlos, wenn sie nicht gemeinsame Sache mit
andern machten. Unter diesen Umständen also wurden die
Gruppen durch Aufnahme verwandter Stämme erweitert ^).
Um dieses durch ein Beispiel zu erläutern, verweise ich auf
die Tafel S. CLVI. Zur Zeit des Mohammad bestanden
die Hawäzin aus den Thakyfiten, Sa diten, Napr und Goscham.
Ob die Salüliten dazu gehörten ist zweifelhaft. Sie nahmen
nun alle Amiriten in ihren Bund auf. Diese bestanden ur-
sprünglich aus den Hiläliten und Kiläbiten, hatten sich aber,
wie es scheint, schon vor ihrem Beitritt zum Hawäzinbund
') Wir haben gesehen, dafs Othman kleine Stämme in die
Zahl der Korayschiten aufnahm. Solche Erweiterungen lassen
sich schon unter 'Omar nachweisen. Der Dywän ging also glei-
chen Schrittes mit den freiwilligen Zusammenrottungen und för-
derte sie.
CLX
durch die Koschayriten, 'Okayliteu und Gabiten verstärkt.
Durch die Coalition so vieler Stämme wurden die Hawäzin
eine so formidable Macht, dai's sie in den Parteikämpfen den
Ausschlag geben konnten, ja selbst nach Beendigung der-
selben blieben sie das herrschende Volk im 'Irak bis zu
dem Tode des Haggäg. Es ist wichtig für die Beurtheilung
des ethnographischen Werthes der Genealogie, zu bedenken,
dals darin die unter diesen Umständen entstandenen
Coalitionen berücksichtigt wurden. Verwandte Stämme haben
sich zwar (jewifs häufiijer n^it einander verbündet als fremde
und die Mitglieder einer Coalition verschwägerten sich mit
einander, aber es handelte sich in den Bündnissen um reli-
giöse und politische Principien, und Verwandtschaft war also
nicht das einzige Motiv der Zusammenrottung. Wenn sich
einige 'Akkiten für Nizäriten hielten, so können wir diese
Anoraahe nur dadurch erklären, dais sie sich von ihren Ver-
wandten trennten und Fremden anschlössen und sich mit
ihnen vermengten.
Die Ausbildunof der Genealogcie wurde also durch die
Parteistelhmg der Stänune gefördert und beeinflulst. Aus dem
Leben entwickelt sich aber nie eine Theorie, dazu gehören ord-
nende Geister. Der Erste, welcher sich mit dieser Wissenschaft
befafste, war ein Zeitgenosse des Abu Horayra — sie starben
in demselben Jahre. Dem Gobayr b, Mot'im, welcher einer
der Verfasser der Dywänlisten war, wird die Ehre zuerkannt,
die Genealogie der Korayschiten und dann auch die der Chin-
difiten und übrigen Nizärstämme geordnet zu haben; die
Amüd ist wahrs<;hninlich sein Werk, jedenfalls reicht die
Schöpfung derselben bis zu seiner Zeit hinauf).
') Ibn Sa'tl fol. 12 r. hat eine Tradition, welche wahrscheinlich
von Gobayr herrührt, und zeigt, wie frühe man Geschichte und Ge-
nealogie mit einander verband. Sei der Inhalt wahr oder falsch,
so ist die Absicht der starken Färbung den Adel des Patriciates
von Makka, welchem Gobayr angehörte, in ein ein recht helles Licht
zu setzen. Sie lautet: Von Wäkidy (geb. 130, f 207) von 'Abd Allah
b. Ga far (geb. 100, f 170), aus einem Buche (seines Oheims) Abu
l'ukr 1). Abd alRahniäii b. Miswar (f bald nacli 100) von Moham-
mad b (iobayr: Kocayy war der erste unter den Nachkommen des
CLXI
Gleichzeitig mit Gobayr verschaflften sich südarabische
Genealogen Geltung, welche, wie alle Genealogen, sich zu-
gleich mit der Erzählung von Volkssagen beschäftigten. Ich
will nur einen von ihnen erwähnen: den zwischen 65 und 86
verstorbenen 'Obayd b. Scharyya. Er war aus Qaria in Ya-
Ka'b b. Lowavy, welcher ein Königthum erlangte, denn es gehorchte
ihm sein Staram. Er war der vornehmste Mann in Makka und das
machte ihm Niemand streitig; er baute das Ralhhaus und nmchte
den Eingang gegen die Ka'ba hin. Hier wurden alle Angelegen-
heiten der Korayschiten abgemacht. Wenn Jemand eine Ehe schliessen,
sich an einem Kriege betheiligen oder sich berathen wollte, kam er
in das Ralhhaus, ja wenn ein Mädchen mannbar wurde so zog sie
hier die Dir' an und begab sich in diesem Kleide zu ihrer Familie.
Hier wurden die Kriegsfahnen für die Korayschiten und für Ver-
bündete an den Speer gt^bunden und zwar von Ko9ayy's Hand ; hier
wurden die Knaben beschnitten ; von hieraus traten die korayschiti-
schen Karawanen ihre Reisen an und hierher kehrten sie zurück,
denn das Ratbhaus war ihnen heilig während ihres Lebens und nach
ihrem Tode. Kogayy war im Besitze [der Ehrenämter von Makka,
nämlich] er war der Thorwächter der Ka'ba, hatte die Pilgrimme
mit Wasser zu versehen und trug die Standarte im Kriege; er
herrschte über ganz Makka. Wenn ein Fremder in die Stadt kam,
mufste er von den Waaren den Zehent bezahlen. Ko^ayy theilte
Makka in Viertel für seinen Stamm. Jeder Zweig desselben nahm
den Stadttheil ein, welchen er noch jtr-tzt inne hat. Die Stadt war
ihnen zu enge; es gab viele Bäume, aber die Leute scheuten sich,
selbe niederzuhauen, weil das Gebiet heilig war. Er erklärte ihnen,
dafs, wenn es nicht aus Muthwillen geschehe, es keine Sünde sei
sie za entfernen und liefs selbe zum Zwecke der Ausdehnung der
Stadt niederhauen. Er wurde Mogammf (Sammler) gpheifsen, weil
er die Korayschiten sammelte. Sie ehrten ihn deswegen und machten
ihn zu ihrem Beherrscher. Kopayy machte alle Korayschiten , in
der Gegend wohnen, welche Abtah (Makka) heifst, weswegen die Ko-
rayschiten Bitäh genannt werden. Nur einige liefsen sich nicht mit ihm
in Abtah nieder, sondern blieben aufserhalb Makka und wurden
deshalb Tzawähir geheifsen : nämlich die Banü Ma'y^ etc.
Die Isnäd ist in sofern interessant, als daraus hervorgeht, dafs
diese Erzählung circa A. H. 100 schon schriftlich vorhanden war.
Sie mag schon von Mohammad b. Gobayr für seinen eigenen Ge-
brauch aufgeschrieben worden sein.
in. 1
CLXII
man gebürtig und von Abkunft ein Gorhomite. Der Chalyfe
Moäwiya, welcher sich in seinen Mulsestunden zum Zeitver-
treib Geschichten (nameuthch die der Himyariten) vorerzählen
lieis (Masüdy, im Kapitel Mo'awiya), berief ihn an seinen
Hof und veranlalste ihn zwei Bücher zu schreiben. Eines
bestand nur aus fünf Blättern und war Amthäl (Beispiele)
betitelt; das andere liiels ,,Buch der Könige und Geschichte
unserer Vorfahren." Die Südaraber hatten eine Vergangen-
hoit und etwas mehr Bildung als die Centralaraber, denen
sie jetzt den Vorrang zuerkennen muCsten. Ihre Genealogie
und Geschichte sollte nun auch ihnen Geltung verschafi'en.
In Bezug auf die Geschichte habe ich bereits erklärt, dafs
die Erinnerungen nur bis zur Herrschaft der Himyariten zu-
rückgingen und dafs sie den Anfang der himyaritischen Kö-
nige in das graueste Altcrthum versetzten, aber aus Mangel
an Erfindungsgabe von ihnen dieselben Eroberungen er-
zählten, welche die Moslime gemacht hatten. Das Arabia
Felix, wie wir es aus den Griechen und Römern kennen,
war ihnen unbekannt und die Ausbildung der Genealogie
ging mit der Geschichte Hand in Hand. Wenn wir die
Schöpfungen des Gobayr, welcher meistens bekannte Namen
an einander reihte um Verwandtschaftssymbole zu schaffen,
Dichtungen nennen, so müssen wir die des 'Obayd und sei-
ner Landsleiite als Lügen bezeichnen, denn sie erfanden Na-
men und Geschlechtsregister nach Willkür, wie ein Blick in
Wüstenfeld"s erste Tabelle beweist. Wenn auch 'übayd nicht
der einzige Urheber aller dieser Erfindungen ist, so übte er
doch einen grofsen Eintluls : die Gorhomiten, von welchen er
entsprossen, waren einst die Herren von Makka, sie bauten die
Ka ba und hielten den monotheistischen Kultus des Abraham
aufrecht; Ki'la, die Mutter der IsmaeUten, und auch die Mütter
grofser Stämme, waren Gorhomitinnen. Als seine Quelle
führte er den Gorhomiten 'Abd-Wodd an.
Der ethnographische ^) Werth der südarabischen Genea-
') Der Rahmen der Genealogie ist folgender: Alle Südaraber
stammen von dem biblischen Sabä ab, welcher eigentlich 'Arair
hiefs und wegen seiner Schönheit auch Abd-Schams geheifsen wurde.
Sein Vater war Yaschgob, und Yaschgob's Vater Yarob (d. h. der
CLXIII
logien ist eben so gering als der historische. Wir wissen,
dafs die Mahnten jetzt noch einen eigenen Dialect sprechen
und Dr. Carter versicherte mir, dafs sie sich auch durch
ihren physischen Character von ihren Nachbarn wesentlich
Araber): er biefs auch Mar'af und war ein Sohn des Kahtän, wel-
cher auch Mohrim geheifsen wird und mit dem biblischen Joktan
identificirt wird. Sabä hatte zwei Söhne, den Hirayar und Kahlän,
und sie sind die Patriarchen der zwei Hauptracen von Südarabien.
Zum Behüte des Synchronismus werden zwischen diesen zwei Pa-
triarchen und den Stämmen , in welche sich die beiden Ra(;en ver-
zweigten, nichtssagende Namen eingeschoben: zwischen Himyar und
Hadhramawt nicht weniger als vierzehn. Diese sind meist central-
arabischen Ursprungs und wohl nicht das Werk des 'Obayd, sondern
eines späteren Systematikers.
So lange man die Südaraber für Israaeliten hielt, brauchte man
weniger Namen einzuschalten um den Synchronismus der Zeitge-
nossen des Propheten herzustellen; als man sie für Joktaniten er-
klärte, waren mehr nöthig. wir finden daher in den meisten Fällen
eine längere und eine kürzere Genealogie; als Beispiel verweise
ich auf die des Hadhramawtiten Wäyil b. Hogr bei Ibn Sa'd fol. 68
und in der I(;aba, und führe hier die allmälige Ausbildung des Stamm-
baumes der Kinditen au.
Die von Ibn A'raby aufbewahrte Genealogie des Dichters Amrü-
Ikays ist wahrscheinlich die älteste; sie lautet: Amrü-lkays b. Hcgr
b. Amr b. Mo äwiya b. Härith b. Kinda. A9ma'y kennt eine ver-
besserte Form: Amrü-lkays b. Hogr b. Härith b. 'Amr b. Hogr
(Akil almorär?) b. Mo äwiya b. Kinda. Härith, den Grofsvater
des Dichters, hielt man dann mit Recht oder Unrecht für den König
Härith, welcher im 'Oyün S. 491 den Beinamen Akil almorär und
folgende Genealogie hat: Härith b. Amr b. Hogr b. 'Amr b. Mo'ä-
wiya b. Kinda. Ibn Habayyib und Ibn Salläm fanden von Hogr,
welchem Andere den Beinamen Akil almorär gaben, eine fertige
Genealogie. Sie schalteten sie also in die des Dichters ein und so
erhielt sie die gehörige Länge: Amrü-lkays b. Hogr b. Härith b.'Amr
b. Hogr Akil almorär b. Amr b. Mo'äwiya b. Härith b. Mo' äwiya
b. Thawr b. Moratti' b. Mo'äwiya b. Kinda. Aufserdem ist noch
eine andere Genealogie von dem Dichter vorhanden, in welcher
weder Hogr, noch ein anderer König vorkommt (vergl. Kitäb ala-
ghäniy fol. .MO). Das gewöhnliche Mittel eine Genealogie zu er-
1*
CLXIV
unterscheiden; sie sollen also eine eigene Familie bilden;
statt dessen machen Einige sie zu Maadditen, Andere zu
Kodhaiten. Seite 447 wird der Ursprung der Kinditen
nach den im vierten Jahrhundert noch in Hadhramawt be-
kannten Erinnerungen erzählt imd wir sehen daraus, dal's
die ^adifiten schon vor ihnen in Hadhramawt von Bedeutung
waren. Baladzory fabelt: Moratti'' b. Mdäwiya b. Thawr
Kindy, von welcliem die Kinditen ihren Namen haben, hei-
rathete eine Hadhramawtitin ; sein Schwiegervater nahm ihm
das Versprechen ab, dai's er keine andere Frau nehmen und
daCs die Kinder aus dieser Ehe in Hadhramawt bleiben sollen.
Moratti' brach sein Wort und die Sache kam vor einen Schieds-
richter, welcher (selbstverständlich) ein Gorhomite war. In
Folge des Richterspruches desselben behielten die Hadhra-
mawtiten die Frau und ihren Sohn Mälik, den Vater der
Qadifiten, in Hadhramawt. Wie überall wirkten die Phan-
tasien der Gelehrten auf das Leben zvnlick: die ^^adifiten in
Hadhramawt behaupteten, sie seien Kinditen, und ihre Brüder
in Küfa hielten sich für Hadhramawtiten. Auch in vielen
andern Fällen bemerken wir, dals die Ansichten der Stämme
über ihre Verwandtschaft sich auf die Theorien der Genealo-
gen stützen. Die einzige Thatsache, welche wir aus diesem
Symbole ziehen köinien, ist, daCs sich die Hadhramawtiten,
Qadifiten und Kinditen stark gemischt haben. Die neuesten
Forschunecen der Geologen und die Pfahlbauten in den
scliweizer Seen beweisen, dafs die Menschheit viele Chi-
liaden Jahre alt sei. Wenn wir nun bedenken, dafs Pflanzen
halten, ist: Namen cinzuschallcn, von denen schon ein Stamm-
baum. vorlianden ist; lunu j^ewiiint liieninrcli ein gutes Stück fer-
tiger Arbeit.
Die (ienealogien der Yamaniten bk^ibeu ungeachtet dieser Ver-
besserung noch viel zu kurz. Ihn Kalby (bei Ihn Sa'd fol. 262 v.)
hat sich daher damit geholfen, dafs er erklärte, Joktan sei ein Sohn
des Homaysa b. Tayainnion b. Nabajot b. Ismael b. Abraham. Es
kommen also zwischen Araru-lkays und Abraham 30 Glieder heraus
und dieselbe Zahl findet man zwischen Mohammad und Abraham,
wenn man nach dem Beispiele der alten Genealogen (siehe Note
S. CXXX) nur aiht Väter zwischen Adnän und Abraham einschiebt.
CLXV
von don llinüilayas bis hierher und von hier bis /.u den
Himahiyas gewandert sind, so werden wir es für unmöglich
halten, die Wanderungen und Mischung der Völker vor Jahr-
tausenden zu erforschen, und jeder Versuch, ihre Verwandt-
schaft im Sinne der arabischen Genealogen oder auch nur un-
serer Ethnographen zu bestimmen, erscheint lächerlich. Wir
müssen uns darauf beschränken die Construction und Zusam-
mengehörigkeit der Stämme zu einer gegebenen Zeit festzu-
setzen. Von diesem Gesichtspunkte sind die arabischen Ge-
nealogien nicht ohne Werth. Sie zeigen uns die Zusammen-
gehörigkeit der aus der Heimath ausgewanderten Stämme
während und nach den Eroberungskriegen. Vergleichen wir
dann die verschiedenen Angaben, so können wir auf die Zeit
vor dem Islam zurückgehen und die damalige Ethnographie
mit ziemhcher Sicherheit aufklären. Es ist zu bedauern, dafs
Wüstenfeld in seiner übrigens vortrefflichen Arbeit nur darauf
bedacht war, jene Symbole, welche allgemein als richtig an-
erkannt wurden, also die spätesten Produkte der Schule, wie-
derzugeben. Am lehrreichsten aber sind gerade die unvoll-
kommensten Symbole, denn sie sind die ersten auf Wahrneh-
mung beruhenden Versuche, die Verwandtschaft der Stämme
bildlich darzustellen. Wir finden sehr häufig zwei bis drei
Namen für denselben symbolischen Ahnen. Es läfst sich
nachweisen, dafs in den meisten Fällen dieser Art zwei Sym-
bole vorhanden waren. So heilst z. B. der Vater des Abra-
ham im Koran Äzar und in der Bibel Therah. Um die
Angaben zu vereinen, sagen die Genealogen, er habe zwei
Namen gehabt, wovon der eine sein Titel war. Solche Syno-
nyme gewähren nicht selten für die Geschichte der Genea-
logie und selbst für die Ethnographie eine schöne Ausbeute
vmd sollten berücksichtigt werden. Um dieses durch ein Bei-
spiel zu erläutern, kann erwähnt werden, dafs jeder der Erz-
väter der Madyner zwei Namen hat, und es ist ziemlich
wahrscheinlich, dafs einer von den Madynern, und der an-
dere von den Ghassäniden erfunden worden ist. Erstere
waren, wie es scheint, eigentlich Mäziniten, aber schon der
Dichter Hassan behauptet, sie seien Ghassäniden gewesen
und es wurden daher Ghassän und Mäzin und dann auch
. ihre Väter identificirt.
CLXVI
Während 'Obayd und Andere über das graueste Alter-
thum Aufschlul's gaben, arbeiteten die Madyuer von Unten
nach Oben. Sie stellten die persönlichen Stammbäume ihrer
Väter zusanmien soweit sie eben gingen und bildeten im
Geiste des Gobayr eine symbolische Genealogie der Familien
von Madyna, welche sich durch ihre Vollständigkeit, Durch-
sichtigkeit und ethnographische Wahrheit (nur wiu'den die
durch den Islam herbeigeführten neuen Verbindungen zu sehr
berücksichtigt) vortheilhaft vor allen andern Arbeiten der
Moslime dieser Art auszeichnet. Da die Madyner in zwei
Stämme getheilt waren, bildeten sie zwei Amüde, die Wurzel
der einen ist Sa' d b. Mo ädz und die der andern Abu Ayyüb,
welche Beide diese Würde nicht so sehr ihrer Geburt als
ihrem Eifer für den Islam verdanken. Die beiden Amüde
treffen in Ilaritha, dessen Frau Kayla war (wonach die Ma-
dyner Banü Kayla benannt wurden), zusammen und sie sind
um ein Glied länger als die Amüd der Korayschiten. Weil
sie sich für Ghassäniten hielten, machen sie den Häritha zu
einem Nachkömmling des Ghassän und knüpfen dann an die
Symbole des "^ Obayd an.
Die Zeitgenossen des Abu Horayra und Ibn Abbäs ha-
ben auch in der Genealogie die Contouren vorgezeichnet,
welche von den künftigen Geschlechtern als unfehlbare Wahr-
heit hingenommen und ausgearbeitet wurden. Aus den hie
und da vorkommenden Citationen aus Dichtern, welche, wenn
auch nicht acht, doch ziemlich alt sind, sehen wir. dafs man
sich •im ersten Jahrhundert viel mit der symbolischen Ge-
nealogie beschäftigte, und so kommt es, dafs die Quellen des
Ibn Ishäk, des Ibn Sad und Anderer über die Ahnen, na-
mentlich über die symbolischen, der Männer die sie nennen,
meistens einig sind : es waren zur Zeit, aus welcher die Quellen
stammen, die betreffenden Genealogien schon in's Reine ge-
bracht. Es scheint jedoch, dafs in der zweiten Periode Jeder
sich nur um das bekümmerte, was ihm gerade am nächsten
lag: die Abkunft seiner Familie und berühmter Männer. Die
Schöpfungen dieser Periode, die es sich zur Hauptaufgabe
machte, das von ihren Vorgängern Erfundene zu formuliren
und zu überliefern, waren deswegen ziemlich ephemär. Erst
im zweiten Jahrhundert, als man anfing ein Schriftthum zu
CLXVII
gründen, dehnte man den Blick wieder weiter aus, sammelte
und vervollständigte, indem man bald diese bald jene bereits
vorliandenc Fiktion benutzte, das System. Die berühmtesten
Namen aus jener Zeit sind der Exeget Kalby und Scharkyy.
Gegen Ende des Jahrhunderts war man schon soweit ge-
kommen, dal's man nach erschöpfender Vollständigkeit strebte :
es soll die Genealogie jedes Zeitgenossen des Mohammad und
jedes berühmten Mannes vor und nach ihm hinauf bis Adam
festgestellt werden. Ibn Kalby (f 206) imd Haj-tham b.
'Adyy (f 209) haben es so weit gebracht, dafs sie apodiktische
Aussprüche machten wie folgender : in der Familie Machzüm
hat es nie einen Mann gegeben, welcher Ghawiy hiefs. Wie
grundlos ihre AnmaJ'sungen sind, habe ich Bd. I S. 197 ff.
gezeigt: sie wul'sten nicht einmal wie viele leibliche und
Stiefkinder ihr Prophet hatte ! Doch in einem gewissen Sinne
hatten sie Recht, denn sie hatten alle Namen gesammelt, welche
aus dem Alterthume bekannt waren. Die Zeit des Moham-
mad, der Anfang der historischen Periode der Araber, war
gleichsam die Basis ihrer Operationen. Aus jener Zeit waren
ungefähr neuntausend Personen mit Namen bekannt und bald
darnach fing man auch in den Städten an, die Genealogien
aufzubewahren; diese neuntausend Personen sind die Ahnen
der moslimischen Familien. Indem die Genealogen die Stamm-
bäume weiter zurückführten, haben sie mehr gedichtet und
systematisirt als gelogen, denn sonst würden sie zwischen
dem S. GL VII erwähnten Hayda und Koschayr drei oder vier
Namen eingeschaltet haben, um den Synchronismus mit Mo-
hammad vollständiger zu machen und auch um ihn vom Pa-
triarchen weiter zu entfernen.
Wenn sich die Genealogen blos mit den Geschlechts-
registern befafst hätten, würden sie keinen Anspruch haben
unter den Quellen der Biographie des Mohammad erwähnt
zu werden. Während der schönen orientahschen Abende er-
götzen sich die Araber mit dem Singen von Kriegs- und
Siegesliedern und mit Mosämira, Erzählung von Geschich-
ten; der Gegenstand der letzteren sind ganz besonders ihre
eigenen und ihrer Väter Heldenthaten. Versetzen wir uns in
eine grol'se Militärstation wie Küfa unter die Krieger, welche
mit Beute beladen von der Eroberimg von Choräsän zurück-
CLxvin
kehrten und nun im Ueberflusse und im erhebenden Gedan-
ken ihrer eigenen Macht schwelgten. Jeder Stamm rühmte
nach aharabischer Sitte seine eigene Gröfse. Zunächst machte
wohl Jeder seine Verdienste für den Ishim geltend, aber wenn
Leute reich imd mächtig werden, wollen sie auch grofse
Ahnen haben; es wurden also auch die Sagen von den
Schlachttagen, Wanderungen und Liebesabenteuern der alten
Araber erzählt, und allmälig erhielten sie durch häufiges
Wiedererzählen eine künstlerische Form. Wir bemerken in
den successiven Umgestaltungen der Legenden aus dem Leben
des Propheten, dai's die Redaktion einer Legende Vieles aus
andern Legenden entlehnt. Ich habe die Frage nicht unter-
sucht, aber wahrscheinlich ist es, dafs auch in den Heldensa-
gen solche Plagiarismen häufig sind und dafs etwa ein schöner
Charakterzug aus 'Antar in neuer Darstellung und mit gröfserer
Uebertreibung in die Banü Hiläl aufgenommen wurde. Ein
solcher Wetteifer in der Verherrlichung der Helden hatte die
Folge, dafs über das ganze Alterthum ein poetisches Licht er-
gossen wurde, welches die Thatsachen verdunkelte. Wir kön-
nen die Mosämira jener Periode in drei KJassen theilen: die
Ayäm (Heldenthaten) der Araber vor dem Islam, die Woffad,
Deputationen oder Bekehrungen der Stämme, und die Fotüh
oder Eroberung von Persien, Syrien u. s. w. Die letzte
Klasse ist fast ganz historisch, die zweite halb, und die erste
ist Sage.
Das Kitäb alaghäniy (der Verfasser starb in 356) und
ähnliche Werke enthalten die Inhaltsanzeige einer Anzahl von
solchen Sagen. Im Journ. as. soc. Bengal B. 25 S. 199 habe
ich nachgewiesen, dafs das von den Persern mehrere Male
bearbeitete romantische Epos Magnün und Laylä zu diesem
Cyclus gehörte, und ich zweifle nicht, dafs auch die Aben-
teuer des 'Antar und die der Ililaliten, wovon die ersteren
noch in den Kaffeehäusern von Damascus und die letzteren
in Mosul erzählt werden, aus jener schöpferischen Zeit stam-
men. Wir sind also in den Stand gesetzt, ein Urtheil über
solche Produkte auszusprechen. Die Erzählung seheint immer
in einfacher aber kunstreicher, durch Dialoge belebter Prosa
abgefafst gewesen zu sein. Die Helden aber sprechen ihre
Betrachtungen und Empfindungen in Versen aus, welche voll
CLXIX
Lebensweisheit und edler Gcfülde sind und mitunter recht
bedeutenden poetischen Werth haben. Solche Erzähhnigen
sind die Epopöen der Araber und onthaltcn alles Sinnreiche
und Edio, was in der Brust der Nation lebte.
Die Geschichte der Deputationen an Mohammad wurde
bisweilen auch künstlerisch bearbeitet, aber in den meisten
Fällen begnügten sich die Nachkommen der Abgeordneten,
die Namen ihrer Ahnen mit oder ohne Einzelnheiten in Er-
innerung zu bewahren. Weil eine Familie an Adel gewann,
wenn ihr Gründer den Propheten besucht hatte, mögen auch
einige Deputationen nebst den Namen der Mitglieder erdichtet
sein, doch meistens sind sie wahr. Die Biographen des Pro-
pheten beschränkten sich meistens darauf, ihre Nachrichten
über diesen Gegenstand in Madyna zu sammeln. Ibn Ishäk
erzählt daher die Deputationen von nur wenigen Stämmen
und seine Aufschlüsse darüber sind fabelhaft. Ibn ' Okba und
die andern Biographen, soweit wir sie aus Citationen kennen,
haben nicht mehr geleistet als er. Aus diesen Quellen lernen
wir nur, dafs Mohammad am Ende seines Lebens im Besitze
der Herrschaft über ganz Arabien gewesen ist. Durch wel-
ches Wunder er daz.u gekommen sei, deuten ihre Fabeln nur
beiläufig an — nämlich durch die überzeugende Kraft des
Islams. Fast alles Zuverlässige, was wir über die Deputa-
tionen wissen, verdanken wir den Genealogen. Sie haben
sich stets mit der Geschichte und Alterthumskunde beschäf-
tigt; Einigen wird daher nachgerühmt, dafs ihre Stärke in
den Achbär, Erzählungen, Andern dafs sie in der Kenntnifs
der Stammbäume bestand. Im zweiten Jahrhundert wurden
schon Monographien über einzelne Stämme und die Bojaität,
Geschichte vornehmer Häuser, verfafst, und dieses lenkte
ihre Aufmerksamkeit auf die Woffad, denn das Wichtigste für
jeden Stamm und jede Familie war das Verhältnifs der Ahnen
zu Mohammad. Die Genealogen, statt sich an die pedanti-
schen Regeln der Ueberlieferungswussenschaft zu halten, sam-
melten ihren Stoff in den Militärstationen aus dem Munde
des Volkes. Sie condensirten die Erzählungen der Mosämira
imd nahmen heraus, was sie für historisch hielten. Wenn
wir die verschiedenen Versionen von einigen Traditionen ver-
folgen, so finden wir, dafs allmälig in wenige Zeilen zusam-
CLXX
mengedräugt wurde, was ursprünglich eine Geschichte war,
welche mehrere Bände gefüllt haben würde. Sie stellten
Nachfragen an hei hervorragenden Familien, und was das
Wichtigste ist, sie waren unter den ersten, welche Briefen,
Verträgen und andern Urkunden die gehörige Wichtigkeit zu-
erkannten und sie sammelten. Da die Geschichte von Ara-
bien in Mohammad culminirt, ist seine Zeit auch diejenige
Periode, welche sie am meisten beschäftigte, und ihre Nach-
richten werfen Licht auf die damaligen Zustände der ganzen
Halbinsel. Das Material für die Profangeschichte, bestehend
aus kurzen Notizen über Tausende von berühmten Personen,
wurde von Ibn Kalby (f 20G) zur selben Zeit erschöpfend
zusammengebracht ^), zu der Wakidy (f 207) die auf die Kir-
chengeschichte bezüglichen Traditionen sammelte. Ihr Schüler
war Ibn Sa d ; er hat die Tabakät verfafst und den noch vor-
handenen Text der Gamhara des Ibn Kalby herausgegeben:
ihm verdanken wir fast alles, was wir über die Wofi'ad wissen,
wie auch die meisten Urkunden, welche aufbewahrt worden
sind, und die zuverlässigsten Personalnachrichten. Für seinen
Bericht der Woffad führt er fast keine Quellen an als den Ibn
Kalby und den Wakidy, welcher sich auch als Genealog aus-
zeichnete. Die Berichte über die Zeitgenossen des Mohammad
(mit Einschluls derer, welche an der Woffad Theil nahmen),
sind nach ihm vielfach bearbeitet worden , zuletzt und am
vollständigsten von Ibn Hagar (f 852, = Febr.'1449). Dessen
I^iiba ist das gelehrteste und systematischste moslimische Ge-
schichtswerk, das ich kenne. Sie besteht aus vier Foliobän-
den, von denen der erste Band aber nicht ganz (etwa ein
Fünftel des ganzen W(>rkes) in Calcutta nach, wie ich in der
Vorrede dazu sage, nicht sehr correcten Handschriften ge-
druckt worden ist (der erste Band dieser Ausgabe enthält
') Ibn Kalby bat eine sehr grofse Anzahl von Werken hinter-
lassen. Das einzige, das wir b(isitzen, ist die Gamhara; es ist dieses
nach deui Zeugnisse der Mosliiue das vollständigste genealogische
Werk. Obschon die Genealogie sein Hauptstreben war, so hat er
sich doch auch mit Mosämira, Gescliichtenerzählung, beschäftigt und
Ibn Hanbai heifst ihn daher (bei Nur alnibräs S. 62) Qähib samar
wal-uasab, Geschichtenerzähler und Genealog.
CLXXI
1107 Seiten grofs Octav; vom zweiten Bande sind nur 120
Seiten erschienen). Sie enthält gegen 9000 Biographien von
Personen, welche den Propheten kannten, und es sind zum
Theil zweiter und dritter Hand fast alle Quellen — die Ar-
beiten der Genealogen, der Biographen und der Traditionisten
im engeren Sinne des Wortes — benutzt worden, welche die
arabische Literatur einst geboten hat.
Weil sich nicht nur die Genealogen, sondern auch Ibn
Ishak und Ibn Ilischani häufig auf die Dichter berufen, wird
es nicht überflül'sig sein, auch darüber Einiges zu sagen.
Wenn die Wissenschaft in jener epischen Periode, in welcher
unsere Nachrichten über die Zeit des Mohammad eine feste
Gestalt annahmen, Dichtung ist, so ist dieses in einem weit
gröCseren Maal'se von der Poesie zu erwarten. Um an einem
concreten Falle zu zeigen, auf welche Art damals die Verse
alter Dichter überliefert wurden, wähle ich den Hammäd Rä-
wiya (f 155 oder 158) als den Repräsentanten seiner Zeit in
diesem Fache und schalte einige Anekdoten aus seinem Le-
ben ein.
Von Abstammung war er ein Perser und gehörte dem
rauhen und verstockten Gebirgsvolke der Daylemiten an.
Sein Vater soll den persischen Namen Säbür getragen haben.
Hammäd hatte aber das Glück von Sahmän b. Raby a gefangen
genommen und den Schaybäniten als Kriegsgefangener gegeben
worden zu sein. Sie schenkten ihm seine Freiheit und somit
wurde er der Client eines arabischen Stammes und zum Araber.
Adoptivkinder sind gewöhnlich dankbarer als natürliche und
als er Literat geworden war, gab es keinen Mann der en-
thusiastischer für den Ruhm der Araber eiferte als Hammäd ;
er übertraf nach dem Zeugnisse des Madäyini alle seine Zeit-
genossen in der Kenntnils der Schlachttage, Geschichte, Poesie,
Genealogie und Sprache der Araber.
In seiner Juo;end war er Mito-Hed einer Räuberbande.
Eines Tages drang selbe in ein Haus ein und plünderte es.
Unter der Beute befand sich eine Sammlung der Gedichte
der Anpärer. Hammäd las sie, lernte sie auswendig und
fand so viel Geschmack daran, dals er sich von nun an dem
Studium der schönen Wissenschaften, und der seltenen Wörter
imd Phrasen der Araber widmete.
CLXXII
Haytham b. Adyy und Andere erzählen: Walyd b. Ya-
zyd fragte den Hammäd, warum er Rawiya, d. h. Ueberlieferer
geheifsen werde? und er antwortete: Weil ich von jedem
Poeten, den du kennst oder von dem du gehört hast, Ge-
dichte auswendig weifs, und von denen, deren Namen du
nie gehört hast, weifs ich noch mehr als von denen die dir
bekannt sind! Ferner, wenn ein Gedicht vorgetragen wird,
so will ich mit Bestimmtheit sagen, welcher Periode es an-
gehört. Der Chalyf erwiederte: Bei deinem Vater, du bist
sehr gelehrti Wie viele Verse weifst du auswendig? Der
Kunstrichter antwortete : Sehr viele ! Jedenfalls bin ich im
Stande, auf jeden Buchstaben hundert lange Ka^yden vor-
zutragen, die sich darauf reimen. Aufser den Gedichten der
Zeit des Islams weil's ich eine Unzahl Bruchstücke von den
Gedichten der Heidenzeit. Der Chalyf beftihl ihm nun, Ge-
dichte vorzutragen, und als er müde war anzuhören, liei's er
einen Andern ihm zuhorchen, Hammäd trug 2900 Ka^-yden
aus der Zeit des Heidenthums vor. Der Chalyf liei's ihm zur
Belohnung 100,000 Dirheme auszahlen.
Marwän b. Aby Hafi^'a erzählt: Ich ging einst mit einer
Anzahl anderer Dichter zu dem Chalyfen Walyd b. Yazyd.
Er safs hinter einem Vorhang auf. einem Ruhebett und konnte
nicht gesehen werden. So oft ein Poet ein Gedicht vortrug
machte Walyd zu jeden Verse Glossen: dieser Vers kommt
in diesem oder jenem Gedicht vor, oder diese Idee ist von
diesem oder jenem Poeten entlehnt. Er bewies, dafs er die
Poesie in ihrem ganzen Umfange kenne. Unser Erstaunen
über die Keimtnisse des Chalyfen hörte aber auf, als wir
bemerkten, dafs Hammäd bei ihm safs.
Hammäd erzählt: Als ich im Dienste des Yazyd b.
Abd al - Mälik stand , wurde ich von Hischäm 'angefeindet,
aber nicht von den übrigen Omayyiden. Nach dem Tode
meines Gönners, als Hischäm zum Chalyfate gelangte, blieb
ich ein ganzes Jahr in meinem Hause und besuchte nur meine
innigsten Freunde, und zwar heimlich. Da ich das ganze
Jahr nichts gehört hatte, was mich beängstigen konnte, fafste
ich Muth und ging aus. Am Freitag begab ich mich zur
Moschee um das Gebet zu verrichten. Beim Elephantenthor
wurde ich von zwei Polizisten angehalten. Sie bedeuteten
CLXXIII
mir, daCs mich der Gouverneur Yüsof b. 'Omar zu sehen
wünsche. Ich bat sie zuerst, nach Hause gehen zu dürfen,
um meiner Familie ein evvio;es Lebewohl zu sayfen. Dies
wurde mir jedoch nicht gestattet. Ich ergab mich und ging
mit ihnen zum Emyr. Ich traf ihn im rothen Ywän und er
grül'ste mich freundlich, dann gab er mir eine Depesche fol-
genden Inhalts : „Im Namen des allerbarmenden Gottes. Von
dem Knechte Gottes Ilischäm an Yüsof b.'Omar. Sobald
du diesen Brief gelesen hast, schicke Jemand der den Ham-
mäd b, Rawiya zu dir bringe. Es soll ihm aber weder Furcht
noch Schrecken eingejagt werden. Gieb ihm 500 Dyniire
und ein Kameel von Mahra, auf dem er in zwölf Tagen [von
Küfa] nach Damascus reite." Das Kameel war schon ge-
sattelt und ich ritt in zwölf Tagen nach Damascus. Ich mel-
dete mich im Palaste des Hischäm und wurde gleich vorge-
lassen. Man führte mich in einen grol'sen Hof, welcher mit
Marmor gepflastert war. Der Chalyf safs in einem präch-
tigen Zimmer, der Boden war ebenfalls von Marmorplatten,
welche mit Goldstreifen verbunden waren. Die Wände waren
auf dieselbe Art gebaut. Er safs auf einem rothen Kissen,
hatte ein rothes Sammetkleid (Purpur) an und duftete von
Moschus und Ambra; vor ihm stand in goldenen Gefäfsen
aufgelöster Moschus. Er schüttelte ihn bisweilen mit der
Hand und die ganze Halle war mit Wohlo-eruch erfüllt. Er
grül'ste mich und befahl mir näher zu kommen. Ich küfste
ihm den Fufs und erblickte zwei Sklavinnen von übermensch-
licher Schönheit. Sie trugen grofse Ohrringe mit Rubinen,
die wie Feuer glänzten. Er fragte mich nach meinem Be-
finden und sagte, dafs er mich habe rufen lassen weil ihm
ein Vers eingefallen wäre und er nicht wisse von wem er sei.
Ich konnte ihm Bescheid geben und war im Stande, das Ge-
dicht, in dem er vorkommt, vorzutragen. Er war sehr er-
freut darüber und befahl mir eine Bitte zu thun. Ich erbat
mir eine der beiden Sklavinnen. Er schenkte sie mir beide,
liefs mir ein herrliches Apartement einrichten, in dem ich
Diener und Alles, was ich wünschen konnte, vorfand, und
gab mir überdies ein Geschenk von 100,000 Dirhemen.
Auch der abbasidische Chalyfe Manpür lud den Ham-
mäd pin, an seinen Hof in Baghdäd zu kommen. Der Bote
CLXXIV
laud ihn in Ba^ra in einer Kneipe (Ghana ) betrunken und
nakt, mit dem Ende eines Dastyga ^) auf seinen Schaam-
theilen. Als er zum Chalyfen kam, trug er auf seinen Be-
fehl eine Elegie des Habbän (?) mit solchem Pathos vor,
dafs er ihn zum Weinen brachte.
Der Chalyf Mahdiy gab eines Tages eine Gesellschaft,
zu der viele Männer, die mit der Poesie vertraut waren, ein-
geladen wurden Er liel's bei dieser Gelegenheit dem Harn-
mäd 20,000 Dirheme überreichen, mit dem Bemerken, dafs
er sehr gute Gedichte mache, aber wenn er alte Poesien
vortrage, viele unächte Verse beimische. Dem Mofadhdhal
Dhabby aber liefs er 50,000 Dirheme geben wegen seiner kri-
tischen Genauigkeit in der Ueborlieferung alter Gedichte.
Der soeben erwähnte Mofadhdhal lallt ein ungünstiges
Urtheil über Hammäd. Er übte, sagt er, einen höchst schäd-
lichen Einflul's. Er hat alte Gedichte fehlerhaft und in ver-
änderter Gestalt überliefert. Wenn aber das Uebel blos darin
bestände, so würden gelehrte Männer die richtige Lesart
wieder herstellen können. Aber er ist sehr bewandert hi
den sprachlichen Eigenthünilichkeiten der Poesie der Araber
und kennt die Manier der verschiedenen Dichter. Er machte
daher beständig Gedichte im Geiste alter Poeten und giebt
sie als acht aus. Sie werden mit den ächten vermischt fort-
geflanzt und verbreiten sich, und es sind nur die besten Kri-
tiker im Stande, das Aechte von dem Untergeschobenen zu
unterscheiden ^).
') Dieses Wort kommt auch in Baktük S. 285 vor und heifst
dort eine Art Unodschuh (pers. Dastäna), in dem jedoch die
Finger nicht getheilt sind. In einer andern Stelle des Kitäb ala-
ghäniy wird von einer dastyga nabydz (ein Krug voll Wein) ge-
sprochen; es ist wohl ein kleiner lederner Eimer.
') Die Kritik kam viel zu spät, um das Unächte ausscheiden
zu können, übschon Hammäd eine schriftliche Sammlung von Ge-
dichten fand, so waren solches doch nur Notizen, welche ausge-
löscht wurden, um das Pergament anders zu verwenden, wenn man
sie nicht länger benöthigte. Die erste Sammlung von Gedichten,
welche die Form eines Buches und einen bleibenden Character hatte,
war nach dem Kita!» alagh&niy Bd. I 8. 341 die des Mohammad
CLXXV
Nicht nur die crwälmteu vier Wissenscluititeu, sondern
die ganze rein moslimische Literatur ist unter Verhältnissen
entstanden, von denen man sich nur schwer eine VorsteUung
machen kann, und sie trägt daher ein ganz eigenthümHches
Gepräge. Wir wissen, dais die Ahen ihren heldenmütliigen
Character zum Theil der Sklaverei verdankten. Die Knechte
und Freigelassenen nahmen ihnen nicht nur jede erniedri-
gende Beschäftitjun": ab, sondern sie wurden den Kindern
der Freien gezeigt, damit diese sich ein Beispiel nehmen.
Das Selbstgefühl, womit den jungen Hellenen der Anblick
eines betrunkenen Sklaven beseelt haben mag, verschwindet
aber im Vergleiche mit dem erhebenden Bewui'stsein, in einem
unterjochten Lande mit einer zahlreichen verkommenen Be-
völkerung der herrschenden Nation anzugehören. Man mul's
in Indien gelebt und gewirkt haben um zu wissen, welch
grol'sartiges Streben es erzeugt. Die heldenmüthige Verthei-
diofunff der Enjrländer in Lakhnau und die kühne Belao-eruno:
von Dilli im Jahre 1857 zeigen, zu welcher Gröfse des Cha-
rakters ein Volk unter solchen Einflüssen gelangt. Der Stolz,
der herrschenden Nation anzugehören, macht Jeden zum
Helden, und auch im Gebiete des Geistes wirkt unter sol-
chen Verhältnissen selbst die Mittelmäfsigkeit Groi'ses. Es
hat wohl nie eine Periode in der Geschichte gegeben, in
welcher die Vei'hältnisse mehr an das Ideale gestreift hätten,
als die Zeit nach Beendigung der moslimischen Bürgerkriege.
Der umsichtige Mo äwiya regierte mit fester Hand die schön-
sten Länder der Erde und verfügte über eine Revenue von
mehr als vierzig Millionen Pfund Sterling. Die im Verhält-
Makky, eines jüngeren Zeitgenossen des Hammäd Räwiya. Sie
enthielt 3000 Lieder. Sie wurde später von Ahmad , einem Sohne
des Verfassers, welcher viele Fehler darin fand, verbessert. Dhabby
und Mohammad Makky blühten zur Zeit oder etwas später als Ibn
Ishäk, der Biograph des Propheten. Vorausgesetzt dafs es ihnen
besser Ernst war, das Aechte vom Unterschobenen zu scheiden, so
war die Aufgabe auch viel schwieriger, denn die Dichtung beschäf-
tigt sich einmal mit Dichten, und wie wir gesehen haben, wendete
der Hof der Omayyiden auch die rechten Mittel an, Leute wie
Hammäd Räwiya in ihrem Berufe zu ermuntern.
CLXXVI
uisse zu den Unterjochten wenig zahlreichen Araber fühlten
sich nicht nur als Herrscher, sondern auch als Bekenner der
wahren Religion und Verwandte des Gottgesandten weit über
alle Menschen erhaben. Es ist schon von Baron Slane be-
merkt worden, dal's, wie sehr sich auch ein Nichtaraber durch
Frömmigkeit und Gelehrsamkeit auszeichnen mochte, er erst
dann die ihm gebührende Position erreichte, wenn er sich
als Client einer arabischen Familie anschlofs, denn das Na-
tionalficefühl war noch stärker als das relicriöse.
In diese Periode des nationalen imd religiösen Ueber-
muthes fällt das Entstehen der moslimischen Wissenschaften
imd sie tragen auch ganz ihren Character. Macht verleiht
Zuversicht und Zuversicht führt zum Erfolg, Die Araber
besafsen auch Edelmuth, aber ungeachtet ihrer Vorzüge blei-
ben sie immer nur Barbaren. Man mul's sich hüten, Schlau-
heit im praktischen Leben, und gute naturwüchsige Einfälle
im Gebiete der Spekulation und Religion für Vernunft zu
halten. Es fehlte ihnen, wie allen andern Völkern ihrer Zeit,
der Sinn für Beobachtung und die ausgebildete Vernunft,
welche eine Reihe Thutsachen zu überblicken und daraus folge-
richtige Schlüsse zu ziehen vermag. Wie bei Kindern war die
Phantasie überwiegend, und je mehr sie sich im geistigen Le-
ben bewegten, desto mehr gewann sie die Herrschaft über
den gesunden Menschenverstand, denn die übermüthige Zu-
versicht, womit sie sich in die höchsten Regionen der mensch-
lichen Erkcnntnifs hineinwagten, war weder durch Kenntnisse,
noch durch Bildung der Vernunft getragen und sie konnten
daher keine andern Resultate gewinnen, als kühne Gebilde
einer ungezügelten Phantasie: Dichtungen und Lügen. Es
fehlte ihnen auch ungeachtet momentaner Anflüge von Grol's-
muth und Selbstverläugnung an Humanität und an Sinn für
Recht und Gerechtigkeit.
Dichtungen wurden während der ersten sechzig Jahre
nach der Flucht in einem Maafse geboten, welches ganz
jener aufgeregten Zeit voll Zuversicht und geistiger Thätig-
keit entspricht und alle Begriffe übersteigt. Wie zahlreich
auch die Legenden, Traditionen, Genealogien, Koränerklärun-
gen und unterschobene Gedichte, welche wir noch besitzen,
sein ujögen, so geht doch aus der Vergleichung derselben
CLXXVII
hervor, dals uns nur die gelungensten Versuche aufbewahrt
worden sind. Der Geist bewogte sich in einer sehr engen
Sphäre, aber innerhalb derselben wurde dem Volke ein un-
endlicher Schatz von Dichtungen geboten, und es wählte was
seinen Bedürfnissen am besten entsprach. Das Entstehen
der moslimischen Wissenschaften bietet daher eine grofse
Analogie mit dem Entstehen einer Sprache. Es entwickelt
sich ein neuer Begriff. Man fühlt das Bedürfnifs, ihn durch
ein Wort zu bezeichnen. Der eine wählt dieses, der Andere
jenes SymboL endlich findet eines Anerkennung und so er-
halten Humbug und Comfortable in aller Welt das Bürger-
recht, und die übrigen Kandidaten müssen, selbst wenn sie
einen Anhang gewonnen hatten, in die Vergessenheit zurück-
kehren. So auch wurden einige Legenden, Lehrsätze, Ge-
nealogien u. s. w. das Gemeino^ut der Moslime und die an-
dem wurden vergessen oder nur etwa als Raritäten auf-
bewahrt.
Auf die Empfängnils folgt die Gestation. Die Gebilde
sind noch weich und der Veredlung und Verschlechterung
fähig. Der Gestationsperiode entspricht die Zeit der moslimi-
schen Tradition, welche in ihrer Regelmäl'sigkeit und Massen-
haftigkeit ganz einzig in der Geschichte dasteht und ein Zeug-
nil's ablegt für rastlose geistige Thätigkeit. Tausende und
abermals Tausende beschäftigten sich mit der Ueberlieferung,
in allen Moscheen wurde gelehrt und in allen geselligen Zu-
sammenkünften wurde erzählt. Alles Wissen war Gemeingut
der Nation, wurde auswendig gelernt und mündlich über-
liefert. Es besafs daher den gröfstmöglichen Grad der Le-
bendigkeit imd Plasticität. Bunsen findet das Göttliche der
Bibel darin, dafs sie stets ein gemeindliches Buch war. Wenn
dieses Criterium entscheidend ist, so hat keine Religion mehr
Anspruch die Vox Dei genannt zu werden als der Islam,
denn keine ist in einem so vollen Sinne die Vox populi.
Diesen Character haben auch die Schöpfungen der Periode,
die uns beschäftigt, für hundert Millionen unserer Mitmen-
schen, denn der gegenwärtige Islam ist von dem Geiste, in
welchem der Koran verfafst worden, fast ebenso entfernt^
als der Katholicismus von dem Geiste des Evangeliums, und
gründet sich auf die Tradition. Wir aber finden darin nur
m
CLXXVIII
Ideale, Dichtung und Wahn. Alle historischen Thatsachen
werden, wie lebhaft sie zur Zeit des Ihn 'Abbäs und der
Gründer der Genealogie dem Volke vorschweben mochten,
mit Fülsen getreten, denn man wollte die Schranken, welche
sich der Selbstvergötterung entgegensetzen konnten , ent-
fernen, und von den Tausenden von Dichtungen, welche
jeder Tag hervorbrachte, wurden jene als wahr anerkannt,
die dem religiösen und nationalen Uebermuthe am meisten
schmeichelten.
Die Periode der schöpferischen Thätigkeit, das Fötus-
leben der moslimischen Wissenschaft ging vorüber. Haggäg
hat das junge Leben in seinem eigenen Blute erstickt und
die 'Abbäsiden haben mit landesväterlichem Patriotismus die
Erruno-enschaften der Nation zuerst an die Perser und dann
an ihre türkischen Sklaven um die vermeinte Sicherheit ihres
Thrones verkauft. Und so kam auch für das geistige Leben
eine neue Periode*). Schon Wäkidy hat angefangen, den
') Die politische Geschichte entwickelte sich wie folgt. An-
fangs waren Bürgerkriege; diese hielten den kriegerischen Mutii der
Nation aufrecht und die Parteiführer mufsten dem Willen des Volkes
folgen. Es trug am Ende jene Partei den Sieg davon, welche am
gewissenlosesten war, aber die B'inanzen am zweckmäfsigsten anzu-
wenden wufste, nämlich die Nachkommen des Abu Sofyän, des
Erzfeindes des Islams. Nach Beendigung der Bürgerkriege galt es,
den üebermuth der Nation zu brechen. Das Hauptwerkzeug war
IlaggAg; er war von A. H. 75 bis !)ö Gouverneur von Babylonien,
von ganz Persicn und Sind, und liefs während dieser Zeit hundert
und zwanzig Tausend Mann hinrichten. Zugleich trat die grenzen-
loseste Verschwendung bei Hofe mit allen ihren Folgen ein.
Ich habe in einem Aufsatze im Journ. as. soc. Bengal. Bd. XXV
S. 133 gezeigt, dafs der Druck und die Verschwendung, die neue
Wendung der geistigen Thätigkeit, die naturgemäfs folgen mufste,
beschleunigte. Schon gegen Ende des ersten «Jahrhunderts (der
erste Repräsentant ist Hasan Ba^ry, f HO) fing die ascetische
Richtung und die von ihr unzertrennliche Theosophie, welche man
im Arabischen beide zusammen Sijfisnius nennt, an, sich zu ent-
wickeln. Der Süfismus machte rasche Fortschritte und wurde zu
Allfang des dritten Jahrhunderts Gegenstand schriftlicher Bearbei-
tung. Nach dem oben Gesagten wird man erwarten, dafs die Mos-
CLXXIX
vorrütiiigen Schatz gelehrt zu bearbeiten, und nach ihm wurde
er Geirenstand scholastischen Fleilses. In der Schule waffte
man es so wenig in das Wesen einzudringen oder gar etwas
daran zu ändern, als wir den Organisnuis eines neugebornen
Kindes umzugestalten untenielunen. Wie willkürlich die
Dichtung des Mi' rag und andere Schöpfungen des ersten
Jahrhunderts auch waren, so galten sie doch für das Positive
und die Seele des religiösen, politischen und socialen Lebens.
Die Schule beschränkte, wie überall, ihre Thätigkeit auf das
Sammeln, Vergleichen, Abkürzen, Schematisiren und Com-
meutiren. Das Gegebene war göttlich und vorurtheilsfreie
lime darin das Höchste leisteten. Ihre Sufies übertreffen auch in
jeder Hinsicht sowohl die indischen Dschogis als unsere Mönche.
Ihre Ascese ist sy.stematischer, ihre pantheistischen Lehren sind tiefer
und consequenter, und ihre Laster enormer als die anderer Völker.
Selbst der ehrliche Spinoza und der geistreiche Charlatan Schelling
bleiben weit hinter Ibn 'Araby zurück. Man raufs sich durch solche
Erscheinungen nicht irre machen lassen. Es gehört wenig Bildung
dazu, ein tiefes metaphysisches System zu bauen. Capt. Latter er-
zählte mir einst von der Literatur und der Theosopbie der Burmesen
und ich drückte mein Erstaunen über letztere aus. Er bemerkte:
Dergleichen linden wir auch bei andern ungebildeten Völkern, denn
der Supernaturalist braucht nichts zu lernen, ihm genügen seine
Träume.
Um zu zeigen, wie weit es die Süfies im Cynismus gebracht
haben, nehme ich eins der berühmtesten ethischen Werke des Orients,
die Mantik altayr des Attär, zur Hand und wähle die erste beste
Geschichte. Seite 73 wird erzählt, dafs Schibly, ein Süfi und einer
der gröfsten Heiligen des Islams, einst von seinen Verehrern in
einem öffentlichen Hause, in welchem sich Knaben prostituirten,
gefunden wurde. Als sie ihn fragten, wie er hierher gekommen,
sagte er (Vers 1904): „Jeder, der für sein Seelenheil besorgt ist,
öffnet seine Blöfse vor aller Welt, wie der Reisende den Beutel,
welcher seine Nahrung enthält und ihm als Tischtuch dient, an der
Seite des Weges ausbreitet.'^ und durch eine erbauliche Rede über
die Demuth und das Verdienst, die Verachtung der Menschen auf
sich zu ziehen, erreichte der cynische Schalk seinen Zweck , in der
Achtung seiner Mitmenschen zu steigen, welche er durch seine Hand-
lungsweise hätte verlieren sollen. — Sanctis omuia sancta.
CLXXX
gesctiiclitliche Forschung, eine einfache, uaturgemälse Auf-
fassung des Korans oder ein freies Urtheil über die Tra-
dition und ihr Entstehen wurde als Unglauben verdammt;
die einzige Arbeit, welche also übrig blieb, war den für
positiv gehaltenen Stoff dlalectisch zu bearbeiten. Es ent-
stand somit ein unermefsliches Schriftthuni, welchem fast gar
nichts Thatsächliches zum Grunde liegt. Die ganze geistige
Thätigkeit der Moshme von Mohammad bis auf den heutigen
Tag ist ein Traum, aber sie ist ein Traiun, den ein Theil der
Menschheit gelebt hat, luid als solcher hat sie all das Inter-
esse, welches überhaupt menschliche Dinge für Menschen
haben.
Siebenzehntes Kapitel,
Religiöse und politische Einrichtungen in Madyna von
der Flucht bis zur Schlacht von Badr. A. D. 622-624.
Am eisten März 1166 wurde die ganze moslimische Welt
in Schrecken gesetzt durch vuliianische Auswürfe, welche
sich eine leichte Tagereise nordöstlich vom Grabe des Pro-
pheten zeigten. In den Berichten der Zeitgenossen ') wird
das Fener mit einer nngeheiiern Flammenstadt verglichen.
Es blieb niclit an derselben Stelle, sondern zog aihnählig
gegen Norden und hörte erst nach 52 Tagen auf, nachdeni
die mächtigen Lavaströme ein ganzes i hal ausgefüllt hat-
ten. Die BeschatTenheit des Ikxlens beurkundet, dals in
der vorhistorischen Zeit viele solche Erruptionen statt-
gefunden haben. Die Harra (vulkanische Region) dehnt
sich im Halbkreise um Mad\na nach Südwesten aus und
die äufsersteu Lavawellen sind vom Radhwängebirge, wel-
ches der Küste entlang läuft, aufgehalten worden. Diese
Höhungen schliefsen ein Becken ein, welches an mehreren
Stellen Wasser und fruchtbares Erdreich hat. Sowohl das
Becken als auch der Hauptort hiefs einst Yathrib ^). Letzterer
') Bei Wüstenfeld, Gesch. von Madyna. Die Erruption scheint
von keinem Erdbeben begleitet gewesen zu sein. Es wird wenig-
stens in Soyuty's Geschichte der Erdbeben (Journ. As. Soc. Beng.
Bd. 12. S. 741) in diesem Jahre keines erwähnt.
^) Toräb bedeutet Staub, Erde, und Iträb Reichthum, üeppig-
keit einer Landschaft; Yathrib würde demnach heifsen: der humus-
reiche, üppige Ort. Dafs man Yathrib mit th und nicht mit t schreibt,
ui. 1
war schon rleni l^lolemaeus iniler dem Namen Jathrippa be-
kannt; bat aber seitdem seine frühere Benennung für al-
Madyna »die Stadt« ansgetausdit. Es giebt in Arabien
und der angrenzenden syrischen Wüste eine Anzahl solcher
Harra ') und die kidturfähigen Theile derselben zeichnen
sich oft durch an's Fabelhafte grenzende Fruchtbarkeit aus:
man denke an den Ha^^rän, an Salamyya und an Wetz-
stein's Beschreibung der Kuhba! Das Becken von Yathrib
ist reich an Palmen und seine kleinkörnigen Datteln, Agwa
irenannt, sehören zu den besten in der Welt. Und wenn
auch Wasser und Humus so sparsam vertheilt sind, dafs
eine Quadratmeile der Lombardei ergiebiger ist, als das
ganze Becken, so sind doch die Lokalverhältnisse der Art,
dafs wir annehmen dürfen, die Schaafhirten des Radhwan
und die Kameeltreiber des benachbarten Nofüd haben hier
Datteln gesammelt, Korn gesäet und Hütten gebaut, lange
ehe die Po -Ebene von Menschenfüfsen betreten wurde.
Die Ansiedelungen in Yathrib wie die von Damascus und
Nisibis sind so alt als die Menschheit.
Den meisten Lesern dürfte es bekannt sein, dafs die
flegend, in welcher die in diesem l^ande erzählte Geschichte
spielt, äiifserst trocken und arm an Vegetation ist. Wälder
giebt es keine, die vereinzelten wilden Bäume sind klein
und haben fast gar kein Laub. Ich setzte mich einst in
mag daher kommen, dafs die Bevölkerung aramäisch war und die
Araber das t in von den Aramäern gehörten Wörtern gern wie th
aussprechen.
•) Wetzstein theilt im Auszuge eine Stelle aus Yäküt über solche
vulkanische Gegenden mit. Die Araber haben uns auch andere Be-
richte über die Th;iti£;keit derselben aufbewahrt. Nicht lange vor
Mohammad stand das Ilarra der'Absiten, zwischen Makka und Ba(;ra,
einige Zeit in Feuer. Des Nachts erhoben sich Flamraensäulen am
riiriiniel und am Tage Rauchwolken. — Vergl. Kalkaschandy im
Kap.: „Die Feuer der Araber". Ihn al-Mogawir erwähnt di<! Tliä-
tigkeit von drei Vulkanen in Süd -Arabien, welche nicht sehr lange
vor seiner Zeit, A. H. 630, beobachtet wurde. Der südlichste da-
von ist der (^yra-Berg bei 'Aden.
IiKÜen mit einem Ha^y unter einen Akazienbaum und klagte
über den Manj^el an Schatten. Sie linden, saj^te er, im
ganzen Higaz keine Akazie, die so üppig wäre als diese.
Dort ist das [^aub so klein, dals es kaum sichtbar ist. Dich-
ten perenirenden Rasen lindet man höchstens bei Quellen
und längs der Bäche. Die ganze (legend, soweit sie nicht
bewässert wird, ist im Sommer kahl und nur hie und da
stehen Disteln und verknunnerte dornige Sträucher. In Or-
ten, wo man Wasser lindet, üieht es zwar vereinzelte Lehm-
hütten, allein, wenn nicht ausdrücklich von Wohnungen und
permanenten Ansiedelungen gesprochen wird, müssen wir
annehmen, dals die (Jegend öde sei. Wenn also Orte wie
Malal, Dhirär u. dgl. m. erwähnt werden, so dürfen wir nicht
an Dörfer denken, sondern es sind dies Benennungen für
Thäler oder OertHchkeiten in der Wüste, Der Anblick jener
Gegenden ist höchst traurig, und dennoch ist vielleicht der
Mensch nirgends in der Welt glücklicher. Der Himmel
ist immer heiter, die Luft, selbst bei heilsem Wetter, ist
stärkend und erquickend. Jeder Athemzug erfüllt uns mit
Lebenslust und mit Recht sagt Sa'dy: «Jeder Athem ver-
längert, indem er hinabsteigt, das Leben, und erquickt, wenn
er wiederkommt, unser Wesen. Es sind also in jedem
Hauch zwei Wohlthaten und für jede Wohlthat sind Avir
Gott Dank schuldig.« Ein 1'ag in der arabischen Wüste
gewährt mehr Genufs als eine Woche unter der riesie:en
Vegetation in dem schwülen Ceilon.
Es giebt vereinzelte fruchtbare Tiefländer, wie das ausge-
dehnte Wädiy alkorä, d.h. das Dörferthal, oder Wädiy Fätima,
in denen sich eine Anzahl Hütten befinden; wenn sie aber
nicht eine Stadt mit Mauern oder Festungswerken bilden, so
sind die Einwohner von denjenigen nomadischen Stämmen al>-
hängig, welchen sie angehören und an und für sich ohne alle
politische Bedeutung. Von AVichtigkeit waren feste Orte, wie
Makka, Madyna, Chaybar und vor Allem Tayif und die
Städte von Yaman, dann aber auch die wandernden Stämme.
1*
4
Die Leichtigkeit, mit der sich letztere bewegen, dem Feinde
ausweichen und ihn unversehens überfallen können, gewährt
ihnen dieselbe Sicherheit wie den Städtern ihre Mauern. Der
Besitz von Oasen, in welchen ein 'j'heil des Stammes dem
Ackerbau obliegt, ist eine Quelle von Schwäche liir den
Stamm. Jede Stadt und jedes Beduinen -Lager ist eine
Macht für sich und steht mit anderen durch Verwandtschaft
und Verträge in ziemlich lockerer Verbindung. Wer diese
l mrisse des Terrains un<l der staatÜchen Verhältnisse im
Auge behält, wird die in diesem Bande enthaltenen Einzel-
heiten leicht in ein ziemlich vollständiges Bild zu verei-
nen im Stande sein.
Die ältesten Einwohner von Yathrib sollen 'Amalekiter
gewesen sein. Man findet L^eberreste von tJräbern mit In-
Schriften in der Nähe der Stadt, welche die Moslime für
Baudenkmale dieses Stammes halten. Beweisender für den
aramäischen Ursprung der ältesten Bevölkerung sind ara-
n)äische Benennungen für Oertlichkeiten. Der Bibel (Gen.
36, 12) zufolge waren die 'Amalekiter ein Zweig des Vol-
kes Edom oder Esau. Die Araber bestätigen diesen Be-
richt, indem sie erklären, die 'Amalekiter von Yathrib seien
mit den nördlich von Madjna lebenden Aditen und Thamü-
däern *), Volkstämme, welche unbezweifelt zu den Nach-
kommen Esau's gehören, verwandt gewesen. Dieses interes-
sante halb nomadische und halb troglodytische Handels-
volk war also im Altertlium im Besitze aller Oasen vom
'J'odten Meere bis Yathrib, ja selbst in der Nähe von Makka
hatte es eine Faktorei, diese aber war die südlichste, die
es besafs.
Auf die der aramäischen Ra(;e angehörigen Nachkom-
men des Esau folgten die Kinder seines Bruders Israel.
') Ich hii\U' Tli;iniud für die arabische Aussprache von ~"'/af1,
welches „dauerhaft", „fortwälirend'* bedeutet. Vielleicht sind die
Worte des an die Tliamudäer gesandten (,'älih: „Glaubt ihr denn,
ihr werdet ewig in diesen Oenüssen Ijleiben?" eine Anspielung auf
ihren Namen.
Im sechsten Jahrhundert wohnten und herrschten sie in
allen den genannten Oasen, welche früher ihre Vettern inne
gehabt hatten, nur die in Felsen gehauenen Wohnungen von
Higr scheinen leer gestanden zu sein. Die üandelswege
hatten sich geändert und eine Feste in der Wüste könnte,
wie sicher sie auch sein mochte, keine Erwerbsquellen für
hunderttausend Menschen bieten. Dennoch hatte noch im-
mer eine handeltreibende Bevölkerung das l ebergewicht
über die wilden Araber. Erst die Moslime haben die Ju-
den aus jener Gegend vertrieben oder vertilgt, und wenn sich
auch später in dem nördlichen Flecken wieder viele Israeli-
ten ansiedelten, so behielten doch die Araber seit Moham-
mad das unbestrittene Uebergewicht über die fremde ge-
werbthätiure Bevölkerunnr.
Wir können nicht erwarten, dafs die Araber günstig
über ilire früheren Herren berichten. Um ihren l eber-
nuith- in wenigen Worten zu bezeichnen, erzählen sie, dafs
sich Fityawn, der jüdische König, das Jus [)rimae noctis
vorbehalten habe. Die abgedroschene Geschichte ist hier
schlecht angebracht, denn die Juden wurden, ungeachtet
dieses Frevels, damals noch nicht vertilgt, sondern als Mo-
hammad nach^ athrib kam, iand er noch drei jüdische Stänune
daselbst: die mächtigen Banü Nadhyr, die schwachen Banü
Koraytza und die Banü Kaynoka .
Nach Caussin de Perceval's Ansicht liefsen sich schon
im zweiten, nach meiner Berechnung ^) aber frühestens im
vierten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, unter den Juden
Araber aus Yaman in Yathrib nieder. In der Geschichte
des Mohammad heifsen sie Anc^'ärer, Gehülfen, ihr frühe-
rer Sammelname war Banü Kayla. Sie theilten sich in
zwei Stämme, Awsiten und Chazragiten, nährten sich vom
l.andbau, besonders Dattelpflanzungen, schützten die Han-
delsleute, mit denen sie in Bündnifs standen, und beraubten
die übrigen, wenn sie konnten, trieben aber wenig Handel
') Journ. As. Soc. Beng. Bd. 19. S. 473.
und Gewerbe. Für den Schutz liefsen sie sicl> begreifli-
cher Weise bezahlen ').
Obschon die An(;ärer aus dem südlichen Arabien ge-
kommen waren, so hatten sie doch wenige nahe Verwand-
ten daselbst. Ihre nächsten Angehörigen lebten nördlich
von ihnen, wo sie den Königsthron der Ghassaniten ge-
gründet hatten. Sie sollen ihnen in alten Zeiten einmal
gegen die Juden zu Hülfe gekommen sein, zur Zeit des
Mohannnad bestand aber keine Verbindung zwischen ihnen
und ihren mächtigen Vettern.
Seitdem durch die ethnographischen Studien das l*rin-
ci|) der Nationalität in die Mode gekonmien ist, wird es un-
seren Gelehrten gar nicht schwer werden, aus diesen Angaben
die Geschichte von Yathrib zu construiren. Wir haben hier
zwei Nationen, die noch dazu in Religion und Beschäf-
tigung von einander unterschieden sind , folglich wenn es
zuQj Kample kam, hielten es die Juden mit den Juden und
die Araber mit den Arabern. Dies ist allerdings vorge-
kommen, aber in Arabien sind es gewöhnlich Zwiste zwi-
schen grofsen Faniilien, welche zur Entscheidung mit dem
Schwerte führen, und deswegen war es viel häufiger, dafs
auf beiden Seiten Juden und Araber kämpften. Zur
Zeit der Ankunft des Mohammad ANaren die politischen Ban-
den der genannten drei jüdisclien Stämme unter sich viel
lockerer als ihre Bündnisse mit aiuärischen Familien. Die
Banü Nadiryr kannten keinen rülnnlichern Zweck als ihre
Brüder, die Banü Koraytza, zu unterdrücken. Sie schlös-
sen sich daher den mächfigen Awsiten an und mit derer
theuer bezahlter Hülle gelang es ihnen den Usus einzu-
führen, dafs wenn ein Koraytzitc einen Nadhyritcn erschlug,
der Mörder oder ein anderer Koraytzite zur Sühne ge-
töiltet wurde und die Koravtzilen überdies noch lOOWask
— ein Wask = 60 (,'ä' — Datteln an die Familie des Gemor-
') Die Gesammtbevölkerung von Yathrib liönnen wir auf 9000
Araber und 7UÜ0 — 8000 Juden veranschlagen.
deteii end-icliten iiiufslen. Wenn liiiij^e^en ein Nailhyrite
einen Koraytziten ermordete, su dnilte keine Blulrache j^e-
iibt werden und die Siiline uar nur GO Wask Datteln ').
Die Kurzsiclitigkeit der im Sonderinteresse belanj^enen
Juden von Yathrib und anderen Orten kam dem Moham-
mad ■^), als er die Laulbalm des Eroberers betrat, sehr zu
statten. Erst naclidem er einzelne Stämme von ihnen ver-
niclitet und die Früchte ihrer hidustrie an sich j^ezogen
iiatte, kamen sie zur Einsicht, dafs sie sich nur durch festes
') Wähidy, Asbäb 4,(33. Nach einer anderen Angabe war die
Sühne 70 Wask.
Solche Tyrannei des stärkern Stammes über den sclnväcliern,
bemerkt Tha laby zu 2, 173, war allgemein in Arabien. Es kamen
Fälle vor, dafs der mächtigere Stamm für einen ermordeten Sklaven
einen Freien, für eine Frau einen Mann und für einen Mann zwei
Männer todtschlug und auch für Verwundungen doppelte Rache nahm.
Wenn ein Mann aus dem mächtigeren Stamme eine Frau aus dem
schwächeren heirathcte , so wurde ihr kein Mahr, Morgeugabe , ge-
währt.
Soddy, bei Tha laby Tafsyr 2, 79, giebt uns fernere Nachrichten
über die jüdischen Zustände in Arabien:
„Gott hat den Juden in der Thora auferlegt, einander nicht zu
tödten, einander nicht aus der Heimath zu vertreiben, und wo sie
immer einen Israeliten oder eine Israelitin in Sklaverei fänden, sie
um den darauf stehenden Preis zu kaufen und ihnen die Freiheit
zu schenken. Die in Madyna lebenden jüdischen Stämme Koraytza
und Nadhyr waren respective Verbündete der heidnischen Stämme
Aw8 und Chazrag, und in den Reihen ihrer Alliirten fochten sie im
Somayr- Kriege gegen einander, wo dann die Sieger die Besiegten
vertrieben und ihre Wohnungen zerstörten. Dennoch , wenn ein
Kriegsgefangener von einer der beiden Parteien verkauft wurde,
vereinigten sie sich, um ihn loszukaufen. Die Araber tadelten sie
wegen dieser Inconsequenz und sagten: Warum kämpfet ihr gegen
sie, wenn ihr sie dann loskaufet? Sie antworteten: Gott hat uns
befohlen, unsere Leute loszukaufen, und verboten, gegen sie zu käm-
pfen. Die Araber fragten sie : Aber warum führt ihr dennoch mit
einander Krieg? Sie sagten: Wir fürchten, dafs unsere Verbünde-
ten in den Staub getreten werden."
^) In seinem Eifer für das Princip der Theokratie war er ehr-
lich genug, die Juden wegen ihrer Uneinigkeit zu tadeln. Kor. 2,79.
8
Zusammenhalten retten können. Aber es war zu spät und
aus Verzweiflung und V erzagtheit entfernten sich Viele von
der religiös -nationalen Fahne, während andere nutzlos den
Heldentod starben.
Das sute Einverständnifs zwischen den Juden und Ara-
bern hatte wichtige Resultate zur Folge. Es wurde näm-
lich von den jüdischen Verbündeten eine nicht unbedeutende
Anzahl von Arabern zur mosaischen Lehre bekehrt. Die
Mitjjlieder zweier arabischer Familien, der Banu (Jafna und
Schotayba, scheinen sammt und sonders dem Judenthume
beigetreten zu sein.
Es wäre interessant zu wissen, ob sich die .luden mit
den Arabern mischten und in welchem Verhältnisse Pro-
selyten zum auserwählten Volke standen, (»eiger giebt uns
in seiner vortrelTlichen Urschrift Aufschlufs über dieses
Verhältnifs im Alterthume. Viele angesehene Juden wa-
ren durch Heirathen mit den Ammonitern, Moabitern und
anderen fremden Stämmen verbunden, und die schöne Idille
llulli hat keine andere Tendenz als zu zeigen, dafs eine
Moabiterin, weil sie zum Ciott Israel Vertrauen bewies, den
Vorzug hatte, Stammmutter des grofsen Königs David zu
werden. V^iele spätere Propheten hingegen erblickten in
der Ausschliefslichkeit das Heil ihres Volkes: sie eifern ge-
gen solche Ehen und verachten die iSpröIslinge derselben,
die Mamser. Das V^olk tritt immer auf die Seite des Fa-
natismus, und der Sprachgebrauch beweist, dafs es die An-
sichten dieser Zeloten theilte. Benennungen, welche im
Munde der benachbarten \ ölker heilige Begriffe ausdrück-
ten, erhielten bei den Juden eine entgegengesetzte, schimpf-
liche Bedeutung: so lieifst Beizebub, ursprünglich der Name
der Nationalgottheit der Philistäer, bei den Israeliten Feind,
inid aus der, Fremdling, bildeten sie ein Verbuu), welches
buhlen bedeutet. Am interessantesten für uns ist die vSin-
nesänderung von Hanyf. Der geistvolle und gelehrte Ken-
ner des jüdischen Alterthumes verwirft in seiner Zeitschrift
Hie von mir im ersten Bande vorgeschlaj^ene Deutunj^- und
zeigt, dals Hanyf urs|M'ünglicli einen löblichen Sinn hatte
und rein bedeutete, aber erst von «Kmi Juden als Sc-liimpl
gebraucht uurde, ungelähr wie bigotte Katholiken »Luthe-
raner^« anwenden. Aus dieser Erklärung ginge hervor, dafs
das Hanyfenthum schon viele Jahrhunderte vor Mohammad
bestanden habe. Ich hagte ihn, o]) er diesen Schluls bil-
lige? er antwortete, er sei damit" einverstanden nnd glaube,
dals es die Religion eines J'heiles der Aramäer gewesen
sei. Ich kann mir in der That die Ehen zwischen Juden
und Moabiterinnen, wie auch anderen Stämmen, nur unter
der Voraussetzung einbilden, dals es Familien unter den
letzt ern gab, welche dem rohen Götzendienst entsagt hatten
und dem Hanyfenthume, d. h. Monotheismus, huldigten.
Nach dem Entstehen des Christenthumes waren die
Juden nicht mehr so s[)röde gegen »die Völker«, und au-
Iser den Proseivten der Gerechtigkeit, welche förmlich zur
Religion des Moses übertraten, gab es auch Froselyten des
1 hores. Diese entsagten, wie wir aus Hase lernen, durch
üebernahme der sogenannten noachischen Gesetze dem
Götzendienste und wurden nach dem ITrtheile der milde-
ren (lesetzlehrer zu Freunden des auserwählten Volkes und
eines 'J'heiles seiner Hoffnungen theilhalt ohne dem Joche
des Gesetzes, seiner Engherzigkeit und Werkheiligkeit ver-
fallen zu sein.
Da das entscheidende Merkmal der Proselyten des
Thores einzig und allein in dem Glauben an Einen Gott
und in der Entsagung; des Götzendienstes bestand, so mag-
es eben so viele Schattirunnen imter ihnen i^eg-eben ha-
ben, als unter den Dissenters in England, und alle Hanyfe,
wie sehr sie sich auch von einander unterscheiden moch-
ten, konnten in diese Kategorie gerechnet werden. Um
die Stellung; derselben zum Judenthume zu beurtheilen, ver-
setze man sich in die Anschauungen des Mohammad zur
Zeit als er die Juden als das auserwählte Volk anerkannte,
10
al)er doch auch , obschon er nie lil Jude war, durch die
Anerkeniniiig des wahren (lodes und Gerinj^schätzuiig al
Um- Formen, sein Heil zu linden liolTte.
Hier jedoch beschültigen uns nicht die religiösen, son-
dern die politischen und socialen Heziehungen der Juden
zu ihren ISacldjarn. Diese mögen sehr verschieden gewe-
sen sein in verschiedenen Zeiten und Orten. Unter den
Arabern war es Sitte, um' die Wehrkralt des Stammes zu
vermehren, Fremde aulzunehmen. Es «^-eschali dies i^eAvölm-
lieh dadurch , dals der Fremde von einer Familie als der
Ihrige adoj)tirt und ihm eine Tochter zur Frau gegeben
wurde. Durch die Ado[)tion trat er in alle Rechte und
\ erjdliclitungen eines geborenen Stamnnuitgliedes ein und
erhielt den Namen Halyl. Seine Nachkommen knüpften,
um den Iremden Ursprung zu verwischen, ihre Genea-
logie gewöhnlich an den der Mutter. Dieses Beisjüel
mochte aul die Juden ge\>irkt haben und auch sie nioch-
ten Convertiten oder wenigstens deren Nachkommen die
Rechte geborener Israeliten einräumen, hi der Thal lin-
den wir, dals Araber Jüdinnen heiratheten und dafs ihre
.Nachkommen nicht nur als Religions-, sondern auch als
Stammgenossen einer israelitischen Familie angesehen Avur-
«len. Ein Beispiel dieser Art ist Ka b b. Aschral, der Sohn
eines Arabers aus dem edeln Stamme Tayy und einer Is-
raelitin. Er wohnte in iMadyna und war ein fanatischer
Jude. Es fragt sich, ob seine Mutter einen Araber ge-
heirathet hätte, wenn dieser ein Heide gewesen wäre. Viel-
leicht war Kab's Vater ein Rakusier. Diese Sekte zählte
«Miter den Tayiten mehrere Anhänger, und mag, weil sie
nicht zur christlichen Staatskirche gehörte, zu den jüdi-
schen Proselyten des Thores gerechnet worden sein.
Während Kab als Halyf der Juden angesehen wer-
den mufs, steht es fest, dafs die Banü (udiia und Schotayba
fortfuhren, gleichviel, ob sie Proselyten «les Thores oder
l'roselyten der Gerechtigkeit waren (denn dieses läfst sich
nicht en(scheiden), ein eigenes Gemeindewesen zu bilden.
11
Docli iiucli bei diesen iiinl walirsi-lieiiilicli aiicli hei eiiiiii,en
an<lereii ('onvertileii waren «lie Banden des Cdaidjens stär-
ker als die des Blutes'), nnd sie versclnvinden mit oder
bald nacii den Juden aus JMadyna ").
Wir l)aben gesehen, «iafs einst alle Oasen von Syrien
his Madyna von Juden hewohnt Avaren und dafs ihre Vor-
gänger Aramäer gewesen sind. Es ist allerdings eine That-
sache, dafs in Amerika die Ureinwohner verschwinden und
den Kinwanderern von Eurojta Platz machen. Allein ein
solches Aussterben \ou Karen (ritt nur unter sjteciUschen
Verhältnissen ein. In gewöhnlichen Fällen ist es schwer
zu erklären; denn wir finden z. B. in Frankreich, dafs die
Celten nicht verschwunden sind, sondern sich mit den Rö-
mern und Franken gemischt haben. Die biblischen Ar-
chäologen machen sich die Sache leicht. Fm einen Aus-
spruch der Schrift zu erklären und ihren ethnographischen
Schablonen getreu zu bleiben, bevölkern sie nicht nur die
Westküste von Arabien inid Van)an, sondern sogar Susiana
') Wähidy, Asbäb 2, 257, von Ibn 'Abbäs mit doppelter Isnäd:
„Es gab Weiber unter den Ant^arern (Arabern von Madyiia), wel-
che wahre Mörser waren: jedes Kiud kam in der Geburt um. Sie
tbaten daher das Gelübde, wenn ihnen eines am Leben bliebe, es im
Judenthume unterrichten zu lassen. Als nun die Banü Nadhyr aus
Madyna vertrieben wurden, befanden sich Söhne der Anyarer unter
ihnen. Auch diese wollten die Pleimath verlassen, ihre Verwandten
aber widt-rsetzten sich ihnen.
Auch Mogähid berichtet Aehnliches. Im Nur alnibras, S. bau,
wird die Tradition des Ihn Abbäs verallgemeinert. In dieser Tra-
dition scheint mir nur soviel historisch zu sein, dafs die arabischen
Convertiten zum Mosaismus es mit ihren Glaubensbrüdern hielten.
Die angebliche Veranlassung zur Bekehrung beruht auf einer fal-
schen Auflassung der Qoränstelle 2, 257.
-) Aus Ibn Sa d geht hervor, dafs selbst als Mohammad Chay-
bar eroberte und die in Madyna ansäfsigcn israelitischen Stämme
schon vertilgt oder vertrieben waren, es dennoch Juden in Madyna
gab. Wer sie waren oder was aus ihnen geworden ist, wissen wir
nicht.
12
mit Kiischiten, und ueiiii diese Mohren ilire Pflicht ge-
than und unsere Gelehrten in den Stand gesetzt haben, ein
paar Bihelstellen zu erklären, können sie gehen. Diese
Herren sind aber Stubengelelirte, welche nur Worte und
nicht Thatsachen zu beurtlieilen vermögen. Ich glaube,
dafs in den erwähnten Oasen die Bevölkerung nur zum
geringsten Theil aus leiblichen Kindern Israels bestand.
Die Mehrzahl war nach wie vor aramäischen Ursprungs;
denn die frühere Bevölkerung wurde allmählig von den Ju-
den absorbirt. Es ist ein historisches Gesetz, dafs die äl-
tere, schwächere INationalität der neueren, kräftigeren wei-
chen mufs, so die slavische in Preufsen der deutschen, und
die deutsche am linken Kheinuler der französischen. Die-
ses Gesetz hat sich auch in den von den Moslimen erober-
ten Ländern geltend gemacht. Das will aber nicht sagen,
dafs die Bevölkerung verschwindet. Im Gegentheil, wenn
sich Völker mischen, behalten die Spröfslinge viel von dem
mütterlichen Charakter der absorbirten Nationalität bei. Wenn
man dieses Gesetz im Auge hält, so wird man leicht be-
greifen, wie die Juden, welche vom Norden kamen und an
('i\ilisation und Unternehnjungsgeist den Aramäern überle-
gen waren, diese absorbiren konnten.
Nach einem Aufenthalte von drei Tagen zu Kobä un-
ter den Banü 'Amr b. *Awf hielt der Prophet auf einem Ka-
meel seinen Einzug in ^'athrib. Es begleiteten ihn viele
seiner Anhänger, welche, um die Feier des Tages zu er-
höhen, ihre Walfen trugen. Auf dem Wege überraschte ihn
die Gebetstunde und er stieg am Eingange der Stadt ab,
hielt (Jottesdienst und setzte dann seinen Marsch fort. Be-
greiflicher Weise wurde er in jedem Stadtviertel, durch das
er ritt, von den Einwohnern zu Gast gebeten. Er ant-
wortete, das Kameel habe Befehl, ihn dahin zu bringen, wo
er absteigen soll, und er begab sich in das Haus des Abu
Ayyub, wo er das Erdgeschofs bewohnte, während sich
der Eigenthümer mit seiner Frau in den obern Stock zu-
rückzog.
13
In der Nähe der zeitweiligen Wolinung des Prophe-
ten war ein Gehege, welche« zweien Waisenknaben geliörle.
Es schlofs Gräber, Schutlliani'eii nnd einige PalnihÜinme
ein nnd man benutzte es, darin zu dreschen, Dattehi zu
trocknen und Kameele während der Nacht anzubinden.
Der eilrige Ibn Zorära, welclier der Vormund der beiden
Knaben war, errichtete darin schon vor Mohammad's An-
kiudt vier Mauern ohne Dach und versammelte in diesem
einlachen Tempel seine gläubigen Freunde zum Gottes-
dienst.
So lange der Prophet in Makka war, hatte er keinen
l)estimmten Platz für seine gottesdienstlichen Handlungen,
nach seiner Uebersiedlung nach Yathrib aber entsclilofs er
sich, in diesem Gehege die erste Moschee zu erbauen.
Er liefs die beiden Knaben, deren Eigenthum es war,
zu sich kommen und machte ihnen ein Angebot dafür. Sie
weigerten sich, etwas anzunehmen. Er soll aber darauf
bestanden haben, es durch Kauf zu erwerben und den Abu
Hakr ersucht, ihnen 10 Dinars auszuzahlen. Er lies nun
die Gräber demoliren, die Knochen unter die Erde ver-
scharren, die Schutthaufen ebnen und die Palmen- und
Gharkad- Bäume niederhauen, auch trug er Sorge, dals der
Ort, welcher zum Theil sumplig war, gehörig drainirt wurde;
dann schritt er zum Bau.
Nach einer Angabe soll das Gebäude 100 Dzirä' (Ellen)
lang und eben so breit gewesen sein , nach anderen aber
war es nur 60 oder 70 Dzira breit. Die Grundfesten der
Mauern baute er von Stein, und sie erhoben sich 3 Dzirä'
über die Erde, darauf setzte er den Bau mit in der Sonne
getrockneten Ziegeln fort. In einiger Entfernung von der
Mauer stellte man Palmenstämme auf, um ein Dach aus
Palmenzweigen zu unterstützen ^). Man fragte ihn, warum
') Wenn Mohammad predigte, lehnte er sich an eine dieser
Säulen. Ungefähr zwei Jahre vor seinem Tode wurde ihm von
Tamym Däry gerathen, eine Minbar errichten zu lassen, ähnlich den
14
er «las Dach nicht hölier iind aus «laiierbafterem Material
hauen lasse? Darauf antwortete er: Mein 'JVnipel soll der
liauhhiitte ('Arysch) des Moses ähnlich werden, welche ans
Holz und Stroh hestand.
Die vordere Wand lief von Osten nach Westen, weil
die Moslime damals im Cebet sich gegen Jerusalem (Nor-
<1e>i) richteten. (Jegenüher war der Ilanpteingang und anlser-
dem liatte der J'emjiel noch zwei Ihtu'e, wovon eines
das Thor der (inade liiefs, das andere «ist liehe war ein Pri-
vat-Eingang von der Wohnung Mohannnad's und wurde
«las riior <les Propheten genannt.
Vorne, der nördlichen Mauer entlang, war der Boden
etwas h«)her, und ich glaube, dafs das Dach nur diese Te-
rasse bedeckte; wahrscheinlich \varen zwei Drillheile des
Hethofes unter freiem Himmel ^). Dies ist der Plan alier
Kanzeln in den Kirchen in Syrien. Er berieth sich über diesen Vor-
schlug mit seinen Freunden, und da sie alle demselben beistimmten,
befahl er eine zu bauen. Man nahm zu diesem Zwecke Tamariscus-
IIolz aus dem Ghäba und zimmene Balken daraus. Die Länge
von vorn nach hinten betrug am Boden drei Ellen (Dzira), die
Breite wahrscheinlich nur eine Elle und die Höhe zwei Ellen und
drei Finger. Es führten zwei Stufen hinauf, wovon jede eine Elle
tief war, der Boden zum Stehen oder Sitzen war eine Elle im Ge-
viert, an jeder Seite war ein Geländer (Romnäna), welches man
anfal'ste, wenn man niedersafs. Jedes Geländer war eine Spanne
und zwei Finger lang. Die ganze Kanzel bestand aus fünf Balken,
und wie es scheint, war das Geländer nicht befestigt, sondern die
roh zugeschnittenen Stücken Holz wurden blofs auf einander gelegt.
Bei den Christen wird die Kanzel Minjäh genannt (Halaby,
fol. 214 V.) und Minbar bedeutet Richterstuhl (Hist. Jos. Lign. c. 13).
') Die Nachrichten über diesen Gegenstand scheinen von Zohry
gesammelt und redigirt worden zu sein. Später sind aus seinem Be-
richte andere Traditionen mit unabhängiger Isnäd gemacht worden.
Den Text des Zohry hat am reinsten Ibn Sa'd fol. 46 wiedergege-
ben, ziemlich willkührliche Varianten linden wir bei Halaby S. 189.
Der erstere sagt: ^äü«» c^lX.:>I üiA^-c^ x_i.wo .iiA;>i iJ^Ij J.*^»i
^nJS , c*i^^ o*»:?-*^ lA^-^ >3^ \ftÄ^*o ^\ aJ ^äi !u\j,.>. Die ersten
vier Worte werden in Halaby paraphrasirt wie folgt: \.\iX=>- (3>-^^
15
Moscheen in Indien, rleren ich n)ich erinnere. Dieser ein-
lache 'renij>el war also «las Muster liir die i^esclmiackvoll-
sten Hauten in der Welt. Nach uieineni (Jescliniacke \ve-
niirstens stehen alle düstern «-othischen Kirchen weit hin-
ter dem Moti Masgid von Agra zurück und der Mailänder
Dom kann sich nicht mit dem grofsartigen Betliause von
Delhi messen. Der jjjrölsere Theil einer indischen Mo-
schee besteht aus einem offenen Hof. (lesclilossene Räume
errichtet man nur für die Todten. Aber selbst in dieser
Dauart übertrilft das Mausoleum der Tag Muhall Alles was
man in der Welt sehen kann. Auch im Thurmbau sin<l
die elep^anten Minarete von Ma'arra in Syrien und der Ko-
tob von Alt -Delhi unerreicht.
An der östlichen Seite des Tempels errichtete der
xAi'i .lXs xcLfij.i ^-^^S ^j:i Kxiij' ^ Die Mauer war Mannshöhe lang,
d. h. die Mauer war so hoch wie ein Mann." Auch an einer an-
dern Stelle, die ebenfalls auf der Angabe des Zohry zu beruhen
scheint, wird gesagt, dafs man das Dach mit der Hand erreichen
konnte. Vorausgesetzt, dafs tul statt irtifä' oder 'olüw steht und
dafs hast soviel als Mannsgröfse oder die Höhe eines Mannes mit
aufgehobener Hand bedeute, so bleibt noch immer die Schwierigkeit,
dafs sich das Pronomen wie in 'omodahu auf masgid und nicht auf
Mohammad bezeichnen mufs. Die richtige Uebersetzung des Textes
des Ibn Sa d scheint mir zu sein: „Mohammad machte die ganze Länge
der Mauer zum Bast des Tempels." Unter Bast ist wohl eine etwa
einen Fufs hohe Terasse zu verstehen, auf der die Gläubigen ihre Mat-
ten und Teppiche ausbreiteten (basatü), um darauf zu beten.
Eine andere Schwierigkeit verursacht das Dach. Wenn, wie
Ibn Sa'd sagt, Mohammad ein Dach von Palmenzweigen gebaut hatte,
konnte man ihn doch nicht fragen, warum er kein Dach mache?
Seine Antwort rechtfertigt die in meiner Uebersetzung gegebene
und zum Theil auf Halaby gegründete Auffassung. Es ist aber auch
eine andere Erklärung möglich. Kostaläny sagt: „Es war in der
Moschee ein schattiger Platz, an welchem die Armen sich aufhiel-
ten und welchen man Qoffa nannte." Das Dach dehnte sich also
nicht über die ganze Moschee aus, sondern blofs über die Terasse,
welche dann mit Einschlufs des Daches QofFa genannt wurde, der
übrige Theil der Moschee war ein offener Hofiraum,
16
Prophet Wolinungen für sich, seine Frau Sa\v«la und seine
Braut 'A^ischa. Sie Ijestanden aus zwei Hütten. Später,
als sein Harem immer neuen Zuwachs erhielt, vermehrten
sich dieselben his auf neun. Da diese Wohnungen in der
zweiten Hüllte des erten Jahrhunderts noch standen, so ha-
ben wir eine zuverlässige, wenn auch dürftige Beschrei-
bung derselben '). Jede Hütte bedeckte einen Flächen-
') Der ITodzalite 'Abd Allah b. Yazyd erzählte dem Geschicht-
schreiber Wäkidy: „Ich war zugegen als Omar b. Abd al-'Azyz
Hilf Befehl des Chalyfen Walyd die Hütten der Frauen des Propheten
abbrechen liefs, um die Moschee auszudehnen. Sie waren aus unge-
brannten Ziegeln erbaut und hatten eine Varanda vor dem Eingange
aus Falmenzweigen, die mit Lehm überstrichen waren. Ich zählte
neun Häuser mit ihren Varanden. Sie erstreckten sich von der Mo-
schee, wo die Hütte der Ayischa war, bis zum Platz der Asma.
Ich bemerkte, dafs nicht nur die Hütte, sondern auch die Varanda
der 0mm Salma aus ungebrannten Ziegeln bestand. Ihr Enkel
erzählte mir, dafs sie dieselbe aus Ziegeln erbaut habe während der
Prophet abwesend auf seinem Feldzuge nach Duma war. Als dieser
zurückkam, sah er den Ziegelbau, und 0mm Salma war die erste
seiner Weiber, die er besuchte. Er fragte sie, was dieser Neubau
bedeute? und sie antwortete: Ich wollte es den Leuten unmöglich
machen, hereinzusehen. Hierauf bemerkte er: Das Schlimmste, was
ein Moslim thun kann ist: sein Geld auf T3auten zu verwenden."
Wilkidy fährt fort: Ich erzählte diesen Bericht dem Moädz b.
Mohammad Anrary und er theilte mir mit: „Ich hörte den Ata Cho-
rasäny in einer Gesellschaft, in der sich'Imrän b. Aby Anas befand,
sagen: Ihn Aby Anas erzählte ganz nahe bei dem Grabe des Pro-
pheten: Ich kann mich der Zeit erinnern, zu der die Varanden
der Frauen des Propheten noch standen. Sie waren aus Palmen-
zweigen erbaut und der Eingang war vemittelst eines Vorhanges
aus grobem schwarzen Haartuche geschlossen. Ich war zugegen
als das Schreiben des Chalyfen Walyd verlesen wurde, in welchem
er die Varanden der Frauen des Propheten in die Moschee einzu-
schliefsen befahl, und ich habe niemals mehr weinen hören als an
jenem Tage. Den Theologen Sa'yd b. Mosayyab hörte ich sagen:
Ich wünschte, man hätte diese Hütten stehen lassen wie sie waren,
damit die neue Generation von Madyna und die Fremden, welche
von fernen Weltgegenden hierher konmien, sehen könnten, womit
sich der Prophet während seines Lebens begnügte, und damit auch
17
räum von höchstens zwölf Fufs im Geviert. Die Mauern
waren aus in tler Sonne getrockneten Ziegehi gebaut, wel-
che verniittelst feuchten Lehms mit einander verbunden
wurden; mit andern Worten: es waren Lehmmauern. Das
Dach bestand aus Palmenzweigen, und sah ganz wie un-
sere Strohdächer aus. Die Hütte, welche 'Ayischa be-
wohnte, soll eine Thüre gehabt haben, die Eingänge zu
den übrigen aber waren nur durch V^orhänge von grobem,
schwarzem Tuche aus Ziegen- und Kameelhaaren geschlos-
sen. Bei fünf Hütten trat man sogleich von der Gasse aus
in den bewohnten Raum ein, vier aber hatten eine V^aranda,
d. h. es war gegen den Hof eine äufsere und eine innere
Wand und die Thüren derselben waren so angebracht, dafs,
wenn sie auch beide offen waren, man doch nicht in die
Stube hinein sehen konnte. Die äufsere Wand bestand, mit
einer Ausnahme, nicht aus sonnengetrockneten Ziegeln, son-
dern aus Palmenzweigen, Avelche, um dem Bau ein besse-
res Aussehen zu geben (lilintiba' heifst es im Original), mit
Lehm überstrichen wurden. Ein Berichterstatter meldet, die
Hütten seien so niedrig gewesen, dafs er das Dach mit der
Hand erreichen konnte. Die Wohnung der 'Ayischa, in
Avelcher auch Mohammad sich gewöhnlich aufhielt, stand
dicht an der Moschee, von deren Hof sich ein Pförtchen
öffnete, das nicht direkt in die Wohnung, sondern in ein
kleines Vorhaus (Schäri') führte ').
später die Leute sich der Enthalsamkeit befleifsigten und vom An-
häufen und der Schaulust abstehen möchten."
Nachdem "Ata so gesprochen hatte, ergriff 'Imrän b. Aby Anas
das Wort und sagte: „Vier der Hütten waren mit ungebrannten
Ziegeln erbaut und jede derselben hatte eine Varanda von Falmen-
zweigen. Die fünf andern Hütten bestanden aus mit Lehm über-
strichenen Palmenzweigen und hatten keine Varanda. Vor dem Ein-
gange hing ein grobes, schwarzes Haartuch. Ich habe es gemessen
und fand, dafs es drei Dzira lang und ein wenig über eine Dzira
breit war." 'Imrän b. Aby Anas starb A.H. 115.
') Nach dem Tode des Propheten waren diese Hütten das
Eigenthum der Bewohnerinnen und wurden zu Ungeheuern Preisen
III. 2
18
Wenn Jemand mehrere solche Häuser bewohnen will,
so setzt er sie «gewöhnlich so, dafs sie einen kleinen Hot
einschliefsen. Mohammad scheint die seinigen in eine Reihe
irestellt zu hahen. Da seine nächsten Verwandten — seine
Töchter und ihre Ehemänner Alyy und 'Othmän — seine
Nachbaren waren, so bildeten, wie es scheint, die Woh-
nungen dieser mit den seinigen zusammen einen offenen
Hof, in den man eintreten mufste, um in die Hütten zu
gelangen ^).
Im August 623, also eilf Monate nach seiner Ankunlt
in ^ athrib , bezog der Prophet seine neue Wohnung. Die
Einrichtung stand im Einklänge mit der Bauart. An der
Wand hingen Schläuche, die, wenn sie nicht mit Wasser,
Mehl oder Butter gefüllt waren, aufgeblasen wurden. Er
und seine Frauen schliefen auf ledernen, mit Lyf^) ge-
stopften Matratzen. In den meisten Hütten lagen diese
auf dem Boden, er besafs aber auch einen oder mehrere
Tschär-päy, wörtlich: Vierfüfse. Dies sind auf vier Beinen
verkauft. Die Verwandten der Qofyya bint Hoyay erhielten 180000
Dirheme von Mo'äwiya für ihre Hütte. 'Ayischa erhielt ebensoviel
oder 200000 Dirh. von demselben für die ihrige nait dem Rechte
der Nutzniefsung während ihrer Lebzeiten. Ibn 'Omar erbte die
Hütte der (^afwa, nahm aber kein Geld dafür als der Platz der
Moschee einverleibt wurde.
') Wer ein Haus baut mufs für alle Bedürfnisse sorgen. Ge-
kocht wurde in oder vor der Hütte, je nach der Witterung. Für
andere Bedürfnisse hatten die Araber keinen besonderen Ort, son-
dern sie gingen in das Freie hinaus, die Familie des Propheten na-
mentlich nach Manä(;ih, aufserhalb Madyna's. Ungefähr um A. H. ü
aber baute er, weil es nicht sicher war, seine schönen Gefährtinnen
bei Nacht heruniwaiidern zu lassen, eigene Plätze zu diesem Zwecke
in der Nähe der Wohnungen. Bochäry, S. 595.
') Es giebt zwei Arten von Lyf. Hier sind l'^il)ern von Pal-
men gemeint. Das weifse Lyf, welches man in Bädern zum Abrei-
ben der Seife vom Körper, gebraucht, wird aus den Fibern einer Art
Kürbis gewonnen.
I
19
ruheinle Rahmen von Holz '), über die Palmenstricke ge-
tlocliten sind, um einen Boden zu bilden, bn Winter hüllte
er sich in eine grobe wollene Decke. Unter dem Kopie
hatte er ein ledernes Kissen, gelullt mit Lyf, wie die Ma-
tratzen. Als Sitz diente eine Strohmatte, und manchesmal
unterstützte er den linken Arm mit dem Schlafkissen. Man
bot ihm bessere Möbel an, aber er wollte ein Beispiel der
Einfachheit geben und verschmähte sie.
Als Mohammad die erste Moschee einweihte, hatten
sich die meisten Araber in Yathrib zum Islam bekehrt, nur
die Familien Chotma, Wäkif, Wäyil und Omayya, welche
sämmtlich dem Stamme Aws angehörten, blieben noch ei-
nige Zeit den Göttern ihrer Väter treu. Die Heiden ver-
einten sich mit Juden, welche Einsicht und Muth genug
hatten, sich den Neuerungen zu Avidersetzen, wie der Dich-
ter Ka b b. Aschraf, und bereiteten für die Moslime man-
chen Schaden und Herzleid ^). Gott ruft daher seinen An-
betern zu:
K. 3, 183. Wahrlich , ihr leidet an eurem Vermögen und
eurer Person, und du hast von Jenen, welchen das Buch
früher gegeben worden ist, wie auch von den Heiden viele
Beleidigungen zu hören. Wenn ihr geduldig und versöhn-
') Merkwürdig ist, dafs die Beine des Tscbärpäy von Teak-
(sprichTik-) Holz waren, denn dieses Holz kam entweder aus In-
dien oder aus Afrika. Auch das Holz in dem Pallaste der Chosroen
zu Ctesiphon war Teak. Nach dem Tode des Propheten benutzte man
den Tschärpay, welcher ein Geschenk des As' ad b. Zorära aus Madyna
war, als Bahre, um die Leichen der Gläubigen darauf nach dem Fried-
hofe zu tragen. Unter den Omayyiden wurde er für 4000 Dirli.
verkauft. Unter dem Bette stand ein Topf aus Palmenholz. Wenn
nämlich ein Palraenstamm trocknet, so bleibt nur eine Schale, die
man blofs an einem Ende zu schliefsen braucht, um einen Topf zu
haben. Die Worte des Originals lauten: ^^lA-^ (j-. — lAi äJ qL5»
ßi j»>jji Q-» V' i3>^. ^•ri-**' i^Li^^ r^^-
*) Zohry, bei Ihn Sad fol.104 und bei Wähidy 3, 183. Es gab
A. H. 5 noch Heiden in Madyna. Ibn Ishäk S. 554. Ipäba Bd.l. S.737
2*
20
lieh seid, so thut ihr wohl; denn ein solches Benehmen
führt zur Erreichung der Zwecke.
Während Mohammad im Verlaufe der nächsten Jahre
einige Heiden durch Versöhnlichkeit für den Islam gewann,
mufsten andere seiner wachsenden Macht nachgeben und
den Glauben heucheln.
Bisher war die Regierungsform von Vathrib von der
Makka's nicht wesentlich verschieden: Jede Familie mufste
sich selbst schützen. Blutsverwandtschaft und Bündnisse
zwischen Individuen und wohl auch zwischen ganzen Fa-
milien waren die einzigen Bande, welche den Menschen
an den Menschen knüpften und ihm einigen Schutz sicherten.
Die Einwanderune: so vieler Flüchtlino-e aus Makka und das
feste Zusammenhalten der Gläubigen unter einem Gebieter
machte nun eine Verfassung nöthig, in der nicht nur den bis-
herigen Banden, sondern auch denen des Glaubens Rechnung
getragen wurde. Die neuen Grundlagen, auf denen die Ge-
sellschaft beruhen soll, hat Mohammad unter der Beistim-
mung der Einwohner von Yathrib schriftlich festgesetzt und
Ibn Ishak hat uns die Verfassungsurkunde aufbewahrt ').
Ich schalte eine Uebersetzung dieses für die Geschichte des
moslimischen Staatsrechtes so wichtigen Dokumentes ein:
Im Namen Allahs des milden Rahmän.
Dieses ist ein Dokument von Mohammad, dem Propheten
[feststellend die Beziehungen] zwischen den Gläubigen und
Moslimen aus dem Stamme Koraysch und denen von Yathrib und
') Im 'Oyün alathar wird gesagt, dafs dieses Dokument auch
von [Ahmad] Ibn Aby Chaythama [Zohayr] aufbewahrt worden sei,
welcher die Bürgschaft des Ahmad b. Ganab Abu Walyd (f 230),
von 'YsH b. Yünos, von Kathyr b. Abd Allah b. 'Amr Mozany, vom
Vater, vom Grofsvater anfülirt.
Ahmad Ibn Aby Chaylhania Zohayr lebte in Baghdäd und ist
der Verfasser der grofsen Chronik altarych alkabyr, Ibn Al)y Chay-
thama war in der Genealogie ein Schüler des Mo<,!'ab und in der
vorislamitischen Geschichte ein Schüler des Madäyiny. Er starb
94 Jahre alt A. FI. 27S.
I
21
denen, die ihnen folgen, zu ihnen gehören und auf ihrer Seite
kämpfen :
Alle bilden, anderen Menschen gegenüber, eine Gemeinde").
Die korayschitischen Flüchtlinge verbleiben im Statu quo
und steuern unter sich zur Abtragung einer ihnen obliegenden
Blutschuld bei, auch kaufen sie ihre Kriegsgefangenen selbst
los. Allein die übrigen Moslime steuern dazu bei, soweit es
billig und recht ist.
Die Banü Awf verbleiben im Statu quo und steuern unter
sich zu dem bereits verschuldeten Blutgelde bei.
Jede Partei kauft ihre Kriegsgefangenen los. Allein die
übrigen Moslime steuern dazu bei, so weit es billig und recht ist.
Die Banü Harith verbleiben etc. (dieselbe Bestimmung. So
auch in Bezug auf die Banü Sa/ida, Banü Goscham, Banü Nag-
gär, Banü Amr b. 'Awf, Banü Nabyt und Banü Aws. Dann
folgt in Bezug auf die Beisteuer der Moslime zum Loskauf
der Gefangenen:) denn unter den Gläubigen giebt es keinen
Mittellosen ^), für den sie nicht anständig zum Loskauf [eines
ihm verwandten Gefangenen] und zur Bezahlung einer Blut-
schuld beisteuerten.
Ein Gläubiger schliefst mit dem dienten eines anderen
Gläubigen kein Bündnils ohne Genehmigung des letztern.
Die Gläubigen nehmen sich in Acht, dafs Niemand von
ihnen zum Schelm wird und Vortheil zu ziehen trachtet von
einer Ungerechtigkeit, einer Sünde, Feindschaft oder unter den
Gläubigen stattfindenden Zwietracht. Alle sollen vereint ihre
') Im Original Oinma Wähida. Es wird erklärt durch: iCcUs»
itoJs.jW Ä:C4J^äJs.5>i» eine in Wort und That einheitliche Genossen-
schaft. Es entspricht also unserem „Staat" oder ^Gemeinde". Am
öftesten wird es auf eine religiöse Genossenschaft oder Kirche an-
gewendet.
*) Mofrah oder Mafrah, welches ich durch mittellos übersetze,
steht nach Sohayly statt Mobräh, andere nehmen auch Mofrag in
derselben oder einer ähnlichen Bedeutung, Es heifst ungefähr so viel
als Bankrotteur; die beiligsten Pflichten eines Arabers waren aber das
Loskaufen eines Verwandten aus der Gefangenschaft oder von den
Verfolgungen der Stammgenossen eines Ermordeten, und wer diese
nicht erfüllen konnte, war schümmer daran und verachteter als bei
uns ein Bankrotteur. Es bedeutet auch einen Mann ohne Familie.
22
Hand gegen ihn erheben, selbst wenn er der Sohn von einem
aus ihrer Mitte ist.
Kein Gläubiger darf einen Gläubigen tödten, um das Blut
eines Ungläubigen an ihm zu rächen, und keiner darf einem
Ungläubigen gegen einen Gläubigen beistehen. Die Gewähr-
leistung Gottes ist solidarisch; folglich hat der Gemeinste un-
ter ihnen das Recht, Schutz zu gewähren, und der von ihm
zugesagte Schutz muls von allen respektirt werden.
Die Gläubigen sind zunächst die Beschützer und Schütz-
linge der Gläubigen. Denjenigen Juden, welche uns folgen,
lassen wir Beistand und Gleichberechtigung angedeihen: es darf
ihnen kein Unrecht geschehen und wir dürfen ihre Feinde im
Kampfe gegen sie nicht unterstützen.
Alle Gläubigen werden durch Friedensverträge solidarisch
gebunden, und es kann kein Separatfriede mit einem Gläubi-
gen in Religionskriegen geschlossen werden und die Friedens-
bedingungen müssen der Art sein, dafs sie alle gleichmälsig
afliciren.
Die Corps, welche in offensiven Kriegen auf unserer Seite
kämpfen übernehmen den Felddieust abwechselnd.
Die Gläubigen rächen mit dem Tode das Blut ihrer Mit-
glieder, wenn eines von ihnen im Kampfe für die Religion ge-
fallen ist.
Die gottesfürchtigen Moslime folgen der besten und sicher-
sten Leitung.
Kein Heide [aus Madyna] darf einem Korayschiten für Gut
oder Blut Schutz gewähren, noch darf er sich zwischen ihn
und einen Gläubigen stellen (d. h. ihn vertheidigen, der Ver-
folgung entziehen).
Wer einen Gläubigen ohne genügende Ursache tödtet, an
dem wird die Blutrache geübt, aulser wenn er den Vertreter
des Gemordeten zufriedenstellt. Die Gläubigen sind verpflich-
tet, sich sammt und sonders gegen den Thäter zu erheben
bis sie seiner habhaft sind.
Kein Gläubiger, welcher Mitcontrahent dieser Schrift ist
und an den jüngsten Tag glaubt, darf einem Aufwiegler bei-
stehen oder ihn beherbergen, wer solches thut, den trifft am
jüngsten Tage der Fluch und Zorn Gottes; denn weder die
Bekehrung eines solchen Menschen, noch Ersatz wird berück-
sichtiget.
I
23
Wenn ihr über irgend einen Gegenstand getheilter Meinung
seid, mu/s die Sache Allah und Mohammad zur Entscheidung
vorgelegt werden.
Die Juden steuern wie die Gläubigen bei, so lange [letztere]
in Krieg verwickelt sind ').
Die Juden der Banü 'Awf gehören wie die Gläubigen zur
Staats- Gesellschaft; die Juden haben ihren Kultus und die
Gläubigen haben ihren Kultus. Diese Berechtigung geniefsen
sowohl die Juden selbst, als auch ihre dienten. Nur wer un-
gerecht oder illoyal handelt, macht eine Ausnahme, und ein
solcher ruinirt Niemanden als sich selbst und die Mitglieder
seines Hauses.
Die Juden der Banii Naggar geni eisen dieselben Rechte, wie
die Juden der Banü 'Awf.
So auch die Juden der Banü Härith, der Banü Sä'ida, der
Banü Goscham, der Banü Aws und der Banü Thalaba -).
Das Geschlecht Gafna, welches ein Zweig von den Banü
Thalaba ist, hat dieselben Rechte und Pflichten wie die Banü
Thalaba selbst.
Die Banü Schotayba (Schotba) geniefsen dieselben Rechte
wie die Juden der Banü Awf; aber sie müssen loyal und nicht
schlecht handeln.
Die Clienten der Banü Thalaba genielsen dieselben Rechte
wie die Banü Thalaba selbst.
Der Geheime-Rath ^) der Juden geniefst die Rechte der Juden,
') Sohayly sagt, dafs die Juden dafür auch Anspruch auf ei-
nen Theil der Beute hatten.
^) Es ist hier nicbt die Rede von geborenen Juden, sondern
von Arabern der genannten Stämme, welche im mosaischen Glau-
ben erzogen worden sind. Nur alnibräs, S. 650.
^) Bitäna, wörtlich: das Futter des Kleides; dann auch ein in
die Geheimnisse eingeweihter Vertrauter. Einer Glosse zufolge be-
deutet es hier die Rathsherren, und weil der Grundbegriff des Wor-
tes „geheim" ist, so entspricht es unserem „Geheimen Rath". Also
schon vor zwölf hundert Jahren hat es Geheimräthe gegeben!
Was Bitäna immer bedeuten mag, so ist es auffallend, dafs sie
ausdrücklich genannt werden , denn man sollte erwarten , dafs sie
selbstverständlich wenigstens eben so grofse Rechte genossen wie
die übrigen Juden. Es wäre möghch, dafs darunter Juden von Chay-
24
aber Keiner darf in das Feld ziehen , ohne die Bewilligung
des Mohammad. Es ist jedoch Niemandem verwehrt, sich für
Verwundungen zu rächen. Wer aber hinterlistig handelt, der
mufs, nebst den Mitgliedern seines Hauses, die Folgen selbst
tragen; es sei denn, dais Jemandem Unrecht geschehen war.
Gott begünstigt das loyalste Benehmen in diesen Sachen.
Die Juden bestreiten selbst ihre öffentlichen Ausgaben und
die Moslime bestreiten die ihrigen, aber sie sind zu gegensei-
tiger Hülfe verpflichtet gegen Jedermann, der die Contrahenten
dieser Schrift angreift. Diese übernehmen nämlich die Pflicht,
sich einander mit Rath und That beizustehen und loyal gegen
einander zu handeln. Kein Mann darf gegen seinen Verbün-
deten illoyal handeln. Der Unterdrückte hat auf Beistand An-
spruch.
So lange Krieg ist, steuern die Juden wie die Gläubigen bei.
Für die Contrahenten ist das Innere von Yathrib ein ge-
heiligter Platz (welcher gegen Feinde vertheidigt werden mufs)»
Dem Gast (Schützling) darf wie dem Mitcontrahenten kein
Schaden zugefügt werden und Niemand darf ihn beleidigen.
Eine Frau wird aber nur, wenn es ihre Familie erlaubt, als
Gast aufgenommen (d. h. sie darf der Jurisdiktion der Familie
nicht entzogen werden).
Wenn unter den Contrahenten Zwietracht oder ein Streit
entsteht und man fürchtet schlimme Folgen, so soll die Sache
Gott und dem Mohammad vorgelegt werden; denn Gott ist zu
Gunsten der behutsamsten und loyalsten Deutung des Inhaltes
dieser Schrift.
Den heidnischen Korayschiten und ihren Bundesgenossen
darf man keine Gastfreundschaft angedeihen lassen, denn die
Contrahenten haben sich unter einander zur wechselseitigen
Hülfe, gegen Jeden, welcher Yathrib bedroht, verbunden.
Wenn sie (die Juden) aufgefordert werden, mit ihren Fein-
den Frieden zu schlieisen, so sollen sie ihn schlieisen und sich
darein fügen, und wenn sie die Aufforderung zum Friedens-
schlufs ergehen lassen, so steht ihnen dasselbe Recht den Gläu-
bigen gegenüber zu, ausgenommen, wenn diese einen Religions-
krieg führen.
bar oder einer andern Ortschaft verstanden werden, welche nur ge-
legentlich zur Besprechung nach Madyiia kamen.
25
Jedes Individuum geht die solidarische Verpflichtung ein,
die Lasten seiner Partei zu tragen.
Die Juden der Awsiten, wie auch die dienten derselben,
haben dieselben Rechte, wie die Contrahenten dieser Schrift,
sie müssen sich aber mit der reinsten Loyalität gegen sie be-
nehmen. Loyalität ist verschieden von Beeinträchtigung. Wer
sich Freiheiten herausnimmt, der thut es auf eigene Gefahr;
Gott ist für die treueste und loyalste Deutung dieser Schrift.
Nur ein ungerechter, ruchloser Mensch weicht ihren Bestim-
mungen aus. Wer [in den Krieg] auszieht, ist sicher, und
wer zu Hause sitzen bleibt, ist in der Madyna [sicher], aus-
genommen der Unterdrücker und Schuldige; denn Gott ist der
Beschützer des Loyalen und Gewissenhaften, und Mohammad
ist der Bote Gottes.
x\ngelegenheiten, u eiche nur die Familie berührten,
wurden noch immer dieser anheimgestellt; selbst einen Mord
hatte sie zu rächen, uenn der That nicht religiöse Mo-
tive zum Grunde lagen. Aber sehr bald nahm das ganze
Leben einen theokratischen Charakter an. Die Flüchtlinge
waren heimathlos, Religion ^^ar ihr Gewerbe und der Pro-
phet ihre Stütze. Auch die bigottesten unter den Einwoh-
nern von Yathrib v\'aren ganz dem Propheten ergeben, jede
Frage wurde in das religiöse (Jebiet gezogen: hier hatte
Mohammad allein zu entscheiden und seine Janitsaren wa-
ren bereit, jeden seiner Beschlüsse auszuführen. Somit
wurde er in einigen Jahren unumschränkter Beherrscher
der ganzen Bevölkerung, auch der INichtgläubigen ^). Vathrib
') Zur Befestigung der Theokratie wurden allraähhg eine An-
zahl theokratischer Titel eingeführt wie An^är, die Gehülfen (vergl.
Bd. IL S. 532), Ciddyk, der Gerechte, für Abu Bakr, Färük, der
Erlöser (oder Löser der Schwierigkeiten), für Omar, Hawariy, Jün-
ger, für Zobayr, Amyn, der Zuverlässige, für 'Obayda b. Garräh,
Asad Allah, Löwe Gottes, für Hanaza; und von einer grofsen Anzahl
von Neubekehrten wurden die Namen geändert. Vergl. Moslim Bd. 2.
S. 456 — 457 und S. 466.
Um seine Streitkräfte zu vermehren, legte er sehr grofses Ge-
wicht auf die Flucht. Er wollte nicht nur, dafs die in Makka
26
gestaltete sich auf diese Weise, wie am Schlüsse des Do-
kumentes recht bedeutungsvoll gesagt wird; »zur Madyna«,
d. h. zum Orte, wo Gerichtsbarkeit waltet (vergl. über die
Bedeutung des Wortes Bd. I, S. 567).
Es lag im hiteresse des Propheten, die Geltung der
Banden der Religion zu verstärken, um die der Familie
zu schwächen. Zu diesem Ende wurde im Hause des Anas
ein Verbrüderungsfest zwischen An(.:ärern und Flüchtlingen
gefeiert. Es hatte nicht jene poetische Allgemeinheit mo-
derner Feste dieser Art, sondern im Geiste der arabischen
Bündnisse weihte Mohammad bei dieser Gelegenheit 45,
nach Andern 75 Brüderpaare, bestehend aus je einem An-
c;ärer und einem Flüchtlinge, ein, und das Band war so
enge, dafs sie sich einander, mit Ausschlufs der Blutsver-
wandten, beerbten '). Wie mächtig auch eine religiöse
Verbindung sein mag, so lassen sicli doch angeborene Ge-
fühle, welche die Grundfesten der menschlichen Gesellschaft
bilden, nicht bleibend mit Füfsen treten. Diese Verbrüde-
rung scheint daher nur bei Wenigen zu herzlicher Freund-
schaft geführt und ersprielsliche Früchte getragen zu ha-
ben , und sie mid'ste nach einiger Zeit wieder aufgelöst
werden.
Wie aufrichtig auch die Mehrzahl der Einwohner von
zurückgebliebenen Gläubigen ihm nach Madyna folgen sollten, sondern
er erklärte auch Araber aus anderen Stämmen, welche sich nicht
in seiner Nähe niederlassen und für ihn kämpfen wollten, als Heuch-
ler. Vergl. Kor. 8, 73-76. 4, 9ü. loo.
•) Ibn Sad sagt, die Verbrüderung habe vor der Schlacht von
Hadr stattgefunden und sei nach der Schlacht durch den Koranvers
8,76 wieder aufgelöst worden. Im Mawahib, S. 89, wird das Da-
tum näher angegeben, nämlich: das Fest fand fünf Monate nach der
Flucht statt. Allein Salmän hat sich erst geraume Zeit nach der
iSchlacht von Badr bekehrt, und Bochäry, S. 561 , berichtet, dafs
Mohammad denselben mit Abu Dardä verbrüdert habe. Ich glaube,
dafs die steigende Unzufriedenheit der Juden und „Heuchler" mit
den neuen Institutionen die Veranlassung zu dieser Verbrüde-
rung war.
I
27
Madyna «lern Islam zugethan war, so gab es doch Leute unter
ihnen, \velche sich zum Schein heivchrten, oder, wenn es ihnen
auch anfangs ernst war, durcli die nähere 15 ekann tschaft
mit dem Propheten in ilirem Glauben irre gemacht wur-
den. Sie werden im Koran »die Heuchler« ') genannt, und
wir werden noch Vieles von ihnen hören. Das Haupt
dieser Partei war Abd Allah b, Obayy, ein Mann von
grofsem EinlUils, von dem die Moslime berichten, wahr-
scheinlich mit der Absicht, ihn zu verdächtigen, dafs er,
wenn Mohammad nicht nach jMadyna gekommen wäre, Hoff-
nung gehabt hätte, als König ausgerufen zu werden. Die
Heuchler Avaren meistens Männer von gesundem Verstände
und heldenmüthigem Charakter. Ihre Lage war aber wahr-
haft trostlos: ein hergelaufener Schwärmer herrschte über
das Gewissen ihrer jMitbürger und ging jeden Tag weiter
in seinen L^ebergriffen. Die Genugthuung, dafs Yathrib zu-
sehends an ]Macht gewann, wurde mehr als aufgewogen
durch die Wahrnehmung, dafs die Grundfesten der Gesell-
schaft, treues Zusammenhalten der Verwandten, so sehr un-
tergraben wurden, dafs sie vor der Spionage ihrer näch-
sten Verwandten lyicht sicher waren ^). Ich führe ein Bei-
spiel an:
') Die Biographen verstehen unter „Heuchler" in den meisten
Koränstellen, in denen es vorkommt, gewisse Madyner. Dies ist
nicht richtig. Auch die Nomadenstämme, denen es mit der Bekeh-
rung nicht ernst war, und auch die Juden, mit einem Worte: Jeder-
mann, welcher dem Mohammad nicht unbedingten Gehorsam leistete,
wird der Heuchelei beschuldigt.
') Die Zeloten bemerkten, dafs, wenn sie sich den Juden und
„Heuchlern" nahten und diese im Gespräch begriffen waren, sie sich
mit den Augen zuwinkten. Mohammad verbot nun jede vertrauHche
Unterhaltung, und da sie seinem Befehle nicht nachkamen, offen-
barte Gott:
K. 58, 9. Siehst du nicht Diejenigen, welche, nachdem ihnen ver-
trauliche Gespräche verboten worden sind , zu dem , was ihnen un-
tersagt ist , zurükkehren. Der Gegenstand ihrer Unterhaltung ist Il-
loyalität, Feindschaft und Beleidigungen gegen den Gottgesandten
(vergl. Kor. 4, los. iii).
28
(lolas sprach einst: Wenn dieser Mann nicht ein He-
trüffer ist, so sind wir schlechter daran als Esel. Sein
Stiefsohn 'Omayr, welchen er erzogen hatte, vernahm des-
sen Worte und sagte: Es giebt keinen Menschen, der mir
theurer wäre, dem ich mich lieber unterwürfe oder mit
dem ich aufrichtiger sympathisirte, wenn ihm etwas Unan-
genehmes zustiefse, als du, 0 Goläs; aber es sind Worte
von deinen Lippen gefallen, welche dir zur Schande gerei-
chen, wenn ich dich anzeige. Wenn ich aber dazu schweige,
so handele ich gegen mein Gewissen. Das Eine ist so
schmerzhaft für mich als das Andere. Darauf ging er zum
IVopheten und hinterbrachte ihm die Aeufserung seines
Stiefvaters. Auch (jJoläs begab sich zu ihm und schwor,
dafs die Beschuldigung nicht begründet sei, er fand aber
keinen Glauben, und Gott olTenbarte einen Koran vers (9,75),
welcher mit den Worten schliefst: »wenn sie sich reumü-
thig bekehren, gereicht es zu ihrem Besten, wenn sie sich
aber von der Ermahnung abwenden, wird Gott über sie
in diesem und im nächsten Leben eine peinliche Strafe
verhängen, und auf der ganzen Erde werden sie weder
Schutz noch Hülfe linden« ').
Die Interessen ihres Stammes legten diesen Leuten
die Pflicht auf, für ihre Unterdrücker zu kämpfen und zu
Nur wenn der Gegenstand Tugend und Achtung vor dem Pro-
pheten ist, dürfen sich die Gläubigen vertraulich unterhalten.
Zugleich erliefs er die Verordnung (Kor. 58, is), dafs wer eine
Privat -Audienz bei ihm wolle, eine Taxe bezahlen müsse. Er be-
stimmte einen Dynär, Alyy aber erklärte, dafs die Leute mehr
als ein Gran Goldes nicht aufbringen können ( Taysyr S. 79). Seine
Günstlinge befreite er von der Taxe (Kor. 58, 15).
Begreiflicher Weise übte er diesen furchtbaren Gewissenszwang
erst als seine Macht befestigt war. Wahrscheinlich fallen diese Ver-
ordnungen in das Jahr 625.
') Taymy, S. 426, versetzt diesen Vorgang in den Feldzug
nach Tabük und giebt eine abweichende Version.
29
sterben. Kozmän, einer von ihnen, rückte unter der Fahne
des Propheten aus, um seine Vaterstadt bei Ohod j^egen
die Korayschiten zu vertlieidigen. Er kämpfte wie ein Löwe
und erschlug neun Feinde, endlich aber wurde er verwun-
det und man truo; ihn in die Stadt. Die Gläubigen riefen
ihm zu: Freue dich, o Kozmän, du hast dich ausgezeich-
net im Kampfe zum Schutz der Religion und jetzt gehest
du in das Paradies ein, um deinen Lohn zu empfangen.
Ich habe nidit für den Glauben gelochten, antwortete er,
sondern für meinen vom Feinde bedrohten Stamm; bald
darauf, als die Wunden sehr schmerzhaft wurden , öffnete
er n)it einem Pfeile die Adern am Handgelenke und starb.
Höchst interessant ist die Stellung, welche in dieser
Urkunde den Juden angewiesen wird: »sie sind gleichbe-
rechtigt mit den Gläubigen«. Die in Makka gepredigte
Lehre: »Gott schickt zu jedem Volke einen Boten«, wurde
fe^gehalten; Moses war der Prophet für die Juden und
Mohanunad ist der Prophet für die L^mmier, Heiden. Durch
ihn wurde nun auch für diese ein Buch zur Richtschnur ffe-
offenbart '). Die Juden waren in den meisten Dingen den
Arabern so weit voraus, dafs sie diese, so oft sie in Zwei-
fel waren, zu ihren Gewissensräthen machten, und deswe-
gen war für den Propheten, so lange er seine Macht nicht
befestigt hatte, das Zeugnifs der Juden unentbehrlich. Es
gelang ihm auch durch seine Anerkennung der Vorzüge
der auserwählten Nation Viele von ihnen für sich zu
' ) Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an eine andere Theorie :
„Jeder Prophet ist der Vorbote eines grofsen Drangsales ", welches
die Frevler betrifft , aus der aber die Gläubigen gerettet werden.
Schon in Süra 37 (Bd. II, S. 261) ist diese Lehre so vollständig aus-
geprägt, dafs nicht länger von einem Drangsale, sondern von dem
Drangsale die Rede ist. Da nun keine zeitliche Strafe eingetreten
war, so lehrte Mohammad in Madyna (wie einst die Apostel), dafs
er der Vorbote des Weltgerichtes sei, dessen Eintreten die junge
Generation erleben würde. Den Ibn Qayyäd hielt er für den Antichrist.
30
gewinnen; die Uebrigen mufsten, nie die Heuchler, eine gute
Miene zum bösen Spiele machen ').
' « .4.ArfV<« I
') Soddy sagt bei Wähidy, Asbäb 4, G3: öj^l\ q^ ,^wUJi ^.^Li
i.i^\ „Die jüdische Bevölkerung hatte den Islam bekannt''. Wir
könnten hier mit Baghawy die Lesart y/^Lüi beanstanden und dafür
(«Lj lesen und übersetzen: „Einige Juden hatten den Islam bekannt",
wenn nicht der Sinn der Koranstelle, worauf sich diese Erklärung
bezieht, dagegen wäre. Ihn Sa'd Bd. 12. fol. 160 sagt, dal's Mo-
hammad einen Unterschied machte zwischen Moslim, Gottergebener,
Monotheist, und Mümin, Gläubiger. Erstere Benennung wendete er
auch auf die Juden und Christen, letztere aber ausschlielslich auf
seine Anhänger an. Wegen des im Kor. 4, «3 enthaltenen Vorwurfs:
„die Juden wenden sich an die Taghüte, Götzen", und wegen der
Beschuldigung, dafs sie den Ezra anbeten, entstand ein Bruch, und
sie werden nun aus der Zahl der „Moslime" ausgeschlossen und des
Kofr, d.h. der Verkennung des wahren Gottes beschuldigt. Auch
die Christen, als sie in ihren Disputen mit Mohammad den Glau-
ben an die Dreieinigkeit vertheidigten, wurden eventuel aus der Zahl
der „Moslime" ausgeschlossen, somit Avurde Moslim und Mümin
gleichbedeutend.
Die Moslime erklären einstimmig, dafs 'Abd Allah b. Hayyibän
die Juden für Mohammad vorbereitet habe. Thalaby bemerkt zu
Kor. 2, 17: ,«jUa^ .-»j ^-i^ Oy-c \i Jüb ijo^-«^ i_co q-. ^J»^^ ^L-i^J qI-^
»^.xaÜ^, iJ^ 1^T*J -^'■^ T'j^ ^"^^ 4>^-* <\4-c>^ qU"^(^ iü.^jjo! 'iLi'o]^
. i- Li JS xXa UJuäs (_5.-ÄJi „3.i> J^i c^L; \:> .J>\ qI «-«-bi ci^Äi lAi^
Wenn wir übersetzen dürfen: „Ihn Hayyibän war ein Israelite
von Geburt und der Vater des al- Hayyibän. Er kam, ehe noch der
Prophet eine Offenbarung erhalten hatte, jährlich nach Madyna und
munterte die dortigen Juden auf, Gott zu gehorchen, die Thora und
den Glauben an einen Mohammad (Messias) aufrecht zu
erhalten etc.", so erklärt sich der Einflufs dieses Mannes auf un-
gezwungenere Weise als dies Bd. I, S. 55 geschehen ist.
In der Deutung von solchen Aussprüchen dürfen wir nicht nur
den Sinn berücksichtigen , welcher dem Ueberlieferer vorleuchtete,
sondern den , welchen der Redakteur desselben ausdrücken wollte.
Ich zweifele nicht, dafs Thalaby in dieser Stelle Mohammad als
Eigenname ansah, aber seine Quellen (er führt deren vier an) mö-
gen anders gedacht haben.
31
Es le})te zu Madyua ein Judenknabe von etwa 13
Jahren, welcher als Visionär bekannt war. Eines Tages
besuchte ihn Mohannnad. Um dessen Sehergabe zu prüfen,
sagte er: Kannst du mir sagen, was ich denke? Der Knabe
stotterte: AI -doch, al-doch. h\ <ler 'J'hat dachte der Prophet
gerade an die Inspiration, in der von) al-Dochän, Rauch,
gesprochen wird (Kor. 44, 9. Vergl. Bd. I, S. 538). Er
fragte ihn nun: Bezeugest du, dafs ich ein Bote Gottes bin?
Ibn (,'av}äd, dies war der Name des jungen Visionärs, ant-
wortete: Ich bezeuge, dafs du ein Bote für die Ummier
bist. Bezeugest du auch, dafs ich ein Bote Gottes bin?
Mohammad soll eine ausweichende Antwort gegeben ha-
ben: Ich glaube an Gott und seine Boten. Wahrscheinlich
erklärte er, dafs er der Vorbote des jüngsten Tages für
die Juden sei, denn später behauptete er, er sei der An-
tichrist ^). Ich zweifele nicht, dafs Ibn Cayyäd im Geiste
der jüdischen Bevölkerung gesprochen habe ^).
') Mischkät, S. 470. Die Traditionen über Ibn Qayyäd sind
wohl verbürgt.
^) Nach dem Bruche mit den Juden veröifenth'chte Mohammad
Verdammungsurtheile gegen sie, und in einem derselben, Kor. 3,
75-84, sagt er ganz deutlich: „sie haben Zeugnifs dafür abgelegt,
dafs der Bote eine Wahrheit ist".
Wenn die im Anhang zu Kap. 2 ausgesprochene Vermuthung,
Mohammad bedeute so viel als Messias und der Prophet habe die-
sen Titel erst in Madyna angenommen, begründet ist, so begreifen
wir nun wie es kam, dafs sieh die Juden mit Widerstreben darein
fügten, ihn so zu nennen. Die Schwierigkeit, dafs er sich „einen
Mohammad" und nicht „den Mohammad" (al-Mohammad) nannte,
läfst sich dadurch lösen, dafs er nur für die Heiden ein Messias war.
Die Juden würden sich dem Titel „der Mohammad" widersetzt ha-
ben. Seine Anhänger konnten in der Auslassung des bestimmten
Artikels die im Arabischen beliebte Redefigur (vergl. Bd. II, S. 230
Note) finden, welche mam Ibhäm lilta'tzym, Unbestimmtheit zum
Zwecke der Auszeichnung, neiuit. Wenn nun einmal Mohammad
ohne den bestimmten Artikel als Titel für den Propheten unter den
Gläubigen eingeführt war, so hatten sie keinen Beweggrund, nach
Unterdrückung der Juden al-Mohammad zusagen. Mohammad war
32
Die dem .Tudenthume als Proselyten des Thores bei-
getretenen Araber hingen selbstverständlich ihrem eigenen
Boten an. Viele von ihnen waren jedoch seine bittersten
Gegner. Der Führer dieser Partei, welcher auch der mäch-
tige 'Abd Allah b. Obayy angehörte '), hiefs Abu 'Ämir
aus der awsitischen Familie Dhobay a b. Zayd, Vor der
Ankunft der Moslime in Madyna «i;laubte er schon an die
Auferstehung, lebte wie ein Ascet, zog Bufskleider an und
wurde daher Rähib genannt. Er stand in grofser Achtung.
Bei einer Zusammenkunft mit Mohammad fragte er ihn:
Welche Religion lehrest du?
Mohammad: Die Hanyferei, die Religion des Abraham.
Abu 'Amir: Auch ich bekenne sie.
Mohammad: Deine Religion ist nicht die Hanyferei.
Abu Ämir: Allerdings bekenne ich sie, aber du, o
Mohanmjad, hast Lehren eingeführt, die ihr fremd sind.
Mohammad : Das habe ich nicht gethan, sondern ich
verkünde sie in ihrer vollkommenen Reinheit.
Als die Macht der Moslime zunahm, begab sich Abu
'Amir mit einer Anzahl (von zehn bis fünfzig) seiner An-
hänger nach Makka, um die Korayschiten in ihren Kam-
pfen gegen den Islam zu unterstützen. In der Schlacht
von Ohod eröffnete er den Angrilf. Nach der Einnahme
von Makka flüchtete er sich mit seinem Anhange nach
Täyif, und als auch diese Stadt den siegreichen Waffen
unterdessen zum Eigennamen geworden. Kor. 3, i38 darf man viel-
leicht übersetzen: „Ein Mohammad ist weiter nichts als ein Bote",
in den übrigen Koranstellen i.st aber Mohammad entschieden ein
Eigenname. Die arabische Sprache ist in dieser Beziehung sehr will-
kürlich: neben al-'Aciy, der Widerspenstige, al -Hasan, der Schöne,
gebraucht man Alyy, ein Hoher, God an, ein Namenloser, Mo'ayt etc.
als Eigennamen. Auch Mozaykiya, ein Zerroifser, Borayda etc.,
welche ebenfalls Titel und herkömmliche Eigennamen sind, werden
ohne Artikel gebraucht.
') 'Oyün, S. 140 und Ihn Kotayba S. 174.
33
nicht länger widerstehen konnte, nach Syrien, wo er zu
Kinnasryn ini Jahre 631 starb').
In der Schlacht bei Badr (März 624) fochten zwei
Anhänger des Abu 'Äniir aul der Seite der Moshme, aber
keiner — und aucli er selbst nicht — aul der Seite der
Feinde. Ks scheint also, dals der Ascet und seine Ver-
ehrer bis dahin dem Mohammad als Propheten anerkann-
ten. Sie warerj gewils nicht alle autrichtige Moslime, doch
kan) es erst später zum ollenen Bruch. Einige darunter, wie
Hantzala, ein Sohn des x\bü Amir, blieben auch nach der
Spaltung dem Islam treu, einige hingegen verlielsen, wie
wir gesehen haben, Madyna, und andere fuhren fort, den
Islam zu heucheln. Als Abu 'Amir sich nach Syrien be-
gab, befahl er den letzteren, sich zum Kampfe zu rüsten
und für ihn ein Bethaus zu bauen; denn, sagte er, ich gehe
zum Kaiser, liehe um seinen Beistand und komme mit ei-
nem byzantinischen Heere zurück, um euch von diesem
Betrüger zu befreien.
Mehrere Männer ^), die sich Moslime nannten, folgten
seiner Weisung und errichteten einen Betplatz, auf dem er.
') Baghawy, Tafsyr 9, 108, I^äba S. 741 , Mas'udy S 148 und
Oyün S. 72. Baghawy sagt, dafs er sich zum Christenthume be-
kannte. Es wird dies von allen Personen behauptet (so auch von
Qanna), welche Rähib, Ascet, genannt werden, weil man glaubte,
es bedeute einen christlichen Mönch.
») Wähidy sagt zw^ölf: 1. Chidzäm b. Chälid , 2. Tha'laba b.
Hätib, 3. Mo'attib b. Koschayr, 4. Abu Habyba b. Az'ar, 5. 'Abbäd
b. Honayf, 6. Gäriya, 7 u. 8. seine Söhne, Mogammi' und Zayd,
9. Nabtal b. Härith, 10. Bahzag, 11. Bigäd b.'Othmän, 12. Wady'a
b. Thäbit. Sie gehörten zu verschiedenen Familien der in Kobä woh-
nenden Awsiten (näher bestimmt: Amriten). Am thätigsten waren
die unter No. l, 6, 7 u. 8 Genannten. Die letzteren gehörten zur
Familie Tha'laba, in der es mehrere Convertiten zum Judenthume
gab. No. 2 und 3 hatten bei Badr gefochten und waren also dem
Mohammad, so lange er die hanyfische Lehre nicht verläugnete, auf-
richtig zugethan.
ni. 3
34
bei seiner Ankunft aus Syrien vorbeten sollte, in der Zwi-
schenzeit wählten sie einen jungen Menschen, JSamens Mo-
gammi', der den gröfsten Theil des Korans gesammelt hatte ^),
als Vorbeter. Als Mohammad von Tabük (A.D. 630), wo die
Moslime den ersten Sieg über die griechischen Truppen
errungen haben, zurückkehrte, verloren die Anhänger des
Abu 'Ämir den Muth, begaben sich zum Propheten und
sagten: Wir haben ein Hethaus errichtet für die Armen
und Dürltigen, damit sie in den regnerischen Winternäch-
ten darin ein Obdach linden. Komm zu uns und bete darin,
um es einzuweihen; er aber riel, in Folge einer Offenba-
runa:, wie die Moslime dauben, vier von seinen Traban-
ten und befahl ihnen, das Beihaus über deren Köpfen an-
zuzünden und zu zerstören -)
') Ibn Ishäk S. 358. Dieser Umstand scheint mir am deut-
lichsten zu beweisen, dafs dieses „Concurrenz-Bethaus" (so wird es
im Koran genannt) durchaus keine christliche Tendenz hatte.
*) Auch Abu Kays (,'arma b. Mä,lik gehörte der hanytischen
Sekte an. Wir lesen in der I(^äba: „Er war vor dem Auftreten des
Propheten einer von Denjenigen, welche ein ascetisches Leben führ-
ten und sich badeten, wenn sie durch die Berührung einer Frau sich
verunreinigt hatten. Diese Leute bekannten das Christenthura. Dann
fiel er davon ab und trat, als der Prophet nach Madyna kam, dem
Islam bei. Er verkündete die Wahrheit und hat schöne Gedichte
verfafst. Er betrat kein Haus, in welchem sich eine unreine Person
oder eine menstruirende Frau befand. Die Leute zollten ihm all-
gemeine Achtung und er war schon weit im Greisenalter vorgerückt
als der Islam kam." Ibn Kotayba, S. 173, sagt, dafs er der erste
war, welcher zu Madyna eine Moschee errichtete. Er meint wohl
das hanyfische Bethaus, von dem Masüdy S. 149 spricht.
Es werden dem Qarma Verse zugeschrieben, in welchen es heifst,
dafs Mohammad „zehn und einige Jahre" in Makka lehrte. Sie ent-
behren jedocli der Beweiskraft für die Bestimmung der Chronologie;
denn erstens werden sie auch dem Hassan b. Thäbit zugeschrieben;
zweitens führt Tabary eine andere Version an, in welcher es heifst:
„Zehn und fünf" Jahre. Gewifs ist also, dafs sie schon früh ten-
denziös verändert worden sind, und es wäre möglicli, dafs man sie
in der Absicht, eine vorgefafste Meinung zu beweisen, erfunden hat;
drittens ist ihnen schon von Orwa die Beweiskraft abgesprochen
35
Die Gleichberechtigung aller monotheistischen Bekent-
nisse wird auch im Koran ausgesprochen und Allen Glau-
bensfreiheit zugesichert:
2, 257. Kein Zwang im Kultus! Der Unterschied zwi-
schen Leitung und hrthum ist ja klar; folglich wer die
Täghüte ((lölzen) verläugnet und an Gott glaubt, hat die
feste Handhabe ergriffen, welche unzerbrechbar ist. —
Gott hört und weifs Alles.
In einem anderen Verse werden die Kultuse, die an
der unzerbrechhchen Handhabe festhalten, mit ISamen ge-
nannt:
2, 59. Die Gläubigen, die Juden, die Christen und die
(,'äbier — kurz: Jeder der an Allah und den jüngsten Tag
glaubt und etwas Gutes thut — erwartet ihr Lohn bei
ihrem Herrn; sie haben keinen Grund sich zu fürchten und
werden nicht trauern.
Diese Toleranz ging nicht aus einem unbestimmten
Gefühle der Humanität hervor, sondern aus der üeberzeu-
gung, dafs die Bücher der genannten Sekten aus ein und
derselben Quelle entsprungen sind, und deswegen glaubt
Mohammad an dieselben, so lange sie nicht als Waffe ge-
gen ihn gebraucht wurden, weil er sie nicht kannte:
2, 285. Der Bote (Mohammad) glaubt an die von sei-
nem Herrn auf ihn selbst herabgesandten Offenbarungen
und so auch die Gläubigen — alle glauben wir an Gott,
worden. 'Amr b. Dynär fragte diesen Gelehrten: Wie lange blieb
Mohammad in Makka? Er antwortete: Zehn Jahre. 'Amr versetzte:
Aber Ihn 'Abbäs behauptete: Zehn und einige Jahre? 'Orwa sagte
in Bezug auf diese Verse: Er hat dieses den Dichtern entnommen.
(I(;äba unter Carma.) Um die Mitte des ersten Jahrhunderts hat
man angefangen, so viele Gedichte älteren Poeten unterzuschieben,
dafs man nicht behutsam genug sein kann, Verse als historisches
Zeugnifs anzuführen. Die Grundlage unserer Kritik müssen theolo-
gische Traditionen sein, denn in der Ueberlieferung derselben wa-
ren die Moslime am gewissenhaftesten, in der Ueberlieferung von
Versen am gewissenlosesten ; auch können wir tendenziöse Traditio-
nen leichter erkennen, als untergeschobene Verse.
3*
B6
an seine Engel, an seine Bücher und an seine Boten, und
machen keinen Unterschied zwischen irgend einem dersel-
ben. Die Gläubigen sagen: Wir hören dich an, o Herr,
und gehorchen, und wir flehen zu dir um Verzeiiiung der
Sünden: denn zu dir führt der Weg.
Die Juden gaben zu, dals er ein Bote iür die Hei-
den sei, behaupteten aber, seine Offenbarungen haben keine
Geltung für sie. Es wäre nicht mehr als billig gewesen,
dals, da Mohammad ihre Offenbarungen als wahr erklärte,
sie die seinigen auch anerkennen sollten. Auf ein solches
Entgegenkommen hatte er um desto mehr Anspruch, da
er sie noch immer als die auserwählte Nation ansah.
2, 44. 0 Kinder Israel, erinnert euch der Wohlthaten,
welche ich euch beschert habe: ich habe euch nämlich
vor allen Menschen bevorzugt (vergl. Kor. 7, ne).
Es war durchaus nicht die Absicht des für die Heiden
accreditirten Gesandten, sich in fremde Angelegenheiten zu
mischen, aber wenn ihn Gott bisweilen n)it einer Botschaft
für die Juden beauftragte, so konnte er sich der Pflicht, sie
auszurichten, nicht entziehen, wie sehr es auch seinen Ge-
fühlen widerstreben mochte; denn Gott s[)richt:
5, 71. 0 Bote, richte die Botschaft aus, welche dir von
deinem Herrn hinabgesandt worden ist, denn wenn du es
nicht thust, so erfüllst du deine Mission nicht ^). Gott
macht dich unangreifbar '^) seitens der Menschen; denn
Gott leitet das ungläubige Volk nicht ^).
') Wörtlich: so überbringst du seine Botschaft nicht, d. h. es
ist ebenso wie wenn du gar keine Botschaft ausgerichtet hättest,
auch die für die Heiden nicht.
') Die Moslime glauben ^unangreifbar" beziehe sich auf An-
fälle auf das Leben. Die Schy'iten nennen jedoch die Inrjäme ma'^ün,
unangreifbar, unfehlbar, in demselben Sinne, in dem die Katholiken
diesen Ausdruck auf den Pabst und die Konzilien anwenden. Der
Sinn ist: die Juden werden nicht im Stande sein, dich zu wider-
legen. Um ganz sicher zu gehen, verweist er sie im nächsten Vers
auf die Bibel.
') Dieser Vers, bemerkt Baghawy, soll zur Zurechtweisung der
37
72. Sprich: 0 Schriftbesitzer, ihr seid ganz und gar
auf Irrwegen, so lange ihr nicht die Thora, das Evange-
lium und was Gott sonst noch für euch geoffenbart hat
[beiläufig auch die Hotschaften des Mohammad für euch]
aufrecht erhaltet. Allein was von deinem Herrn dir geof-
fenbart worden ist, hat keinen anderen Erfolg, als ihren
Frevel um] ihre Undankbarkeit zu vermehren. — Kränke
dich nicht wegen des Volkes der Frevler.
liaghawi bemerkt zu dieser Stelle, dafs einige Exe-
geten behaupten, sie sei geoffenbart worden als sich un-
ter den Juden ein Streit über die Blutrache erhob. Es
hatte nämlich ein Jude aus dem Stamme Nadhyr einen
Glaubensbruder aus dem Stamme Koraytza erschlagen. Die
Korayziten wollten nach den Vorschriften der Bibel Blut-
rache üben; die Familie des Thäters berief sich auf den
so eben erwähnten Vertrag und bot ihnen 60 Wask Dat-
teln als Sühne. Die ganze Bevölkerung von Madyna war
in Aufregung über diesen Fall.
Die Juden von Cliaybar hatten bei einer früheren Ge-
legenheit dem Mohammad einen Ehebruch zur Aburthei-
lung vorgelegt und seine F]ntscheidung wurde von den
Rabbinern nicht gebilligt '), es war also zweifelhaft, ob ihm
Juden geoflfeubart worden sein. Der Prophet forderte sie auf, den
Isiäm anzunehmen, sie aber machten ihn lächerlich und sagten:
Wir haben ihn schon vor dir bekannt, du willst aber, dafs wir dich
als Vermittler (Hanän, vergl. Bd. I, S. 125. Bd. II, S. 184) wählen
sollen , wie die Christen Jesum für ihren Vermittler halten. Nach-
dem Mohammad diese Erfahrung gemacht hatte, schwieg er; darauf
wurde ihm dieser Vers geoffenbart.
') Ibn'Okba, von Ibn'Omar, bei Bochäry S. G^:
„Die Juden brachten zwei Ehebrecher vor den Propheten. Er
fragte sie: Was thut ihr mit Ehebrechern? Sie antworteten: Wir
schwärzen ihre Gesichter mit Kohlen und schlagen (geifseln) sie.
Er erwiderte: Wie, findet ihr nicht in der Thora, dafs ihr sie stei-
nigen sollt? Sie antworteten: Davon, steht nichts in der Thora.
'Abd Allah b. Saläm sprach: Bringt die Thora und leset darin, wenn
ihr redlich seid. Ihr Midräs, welcher sie unterrichtete, legte seine
38
die Nadhyriten im vorliegenden Falle das Vertrauen schen-
ken würden. Er beschuldigt nun die Ueberbringer seines
früheren Ausspruches der Bestechlichkeit und giebt mit Hin-
weisung auf die Thora unaufgefordert seine Meinung ab.
Hand auf den Vers, in welchem das Steinigen verordnet wird, und
las was vorhergeht und was darauf folgt, liefs aber die betreffende
Stelle aus. Ibn Saläm nahm die Hand weg und las dieselbe. Die
Ehebrecher wurden daher verdammt, gesteiniget zu werden, und die
Strafe wurde in der Nähe der Moschee, wo für die Leichen ge-
betet wird, über sie verhängt. Ibn Omar hat die Steinigung selbst
mit angesehen."
Moslim und Ibn Aby Schayba erzählen:
„Alyy sah einen Juden mit geschwärztem Gesicht, der gegei-
fselt wurde. Er rief den Juden zu: Ist das die Strafe, welche eu-
rem Buche gemäfs den Ehebrecher treffen soll? Sie antworteten:
Ja. Er rief dann einen ihrer Gelehrten, Namens Ibn Cüriyä, und
sprach: Ich beschwöre dich bei Gott, sage mir: Ist dies die Strafe,
die Gott in eurem Buche über Ehebrecher verhängt hat? Er erwi-
derte: Nein. Aber wenn du mich nicht bei Gott beschworen hät-
test, so würde ich es dir nie gesagt haben. In unserem Buche wird
die Steinigung vorgeschrieben. Aber es kam unter uns der Ehe-
bruch häufig vor, und wenn ein vornehmer Jude der Verbrecher war,
erliefsen wir ihm die Strafe, wenn es aber ein armer war, mufste
er sie erleiden. Wir haben daher die Bestimmung getroffen, dafs
statt der Steinigung das Gesicht des Verbrechers geschwärzt und
er gegeifselt werden soll. Als Mohammad dies hörte, sagte er: Ich
bin der erste, der dieses Gesetz wieder belebt. Es wurde darauf
Kor. 5, 45 geoffenbart. "
Nach Baghawy hatte sich ein vornehmes Judenpaar von Chay-
bar des Ehebruchs schuldig gemacht. Ihre Mitbürger wünschten sie
von der in der Thora vorgeschriebenen Strafe zu retten und sagten:
In dem Buche dieses Mannes wird nicht die Steinigung, sondern das
Geifseln vorgeschrieben. Sie schickten die Ehebrecher mit anderen
Personen zu Mohammad mit der Weisung, nur wenn er ihren Wün-
schen gemäfs Recht spreche, dessen Urtlieil zu vollziehen. Sie be-
gaben sich zuerst zu ihren Glaubensgenossen in Madyna und diese
riethen ihnen, nicht selbst mit dem Propheten zu sprechen, sondern
die Häuptlinge der madynischen Juden zu ihm zu schicken. Diese
legten ihm auch den Fall vor und der Engel Gabriel sagte zu ihm,
das Gesetz verordnet die Steinigung, rieth ihm aber, das Urtheil
39
5, 45. 0 Bote, lafs dich durch Jene nicht betrüben,
welche sich mit einander beeilen, ihren Unglauben kund zu
geben. Unter Denjenigen niunlich, die mit ihren Lippen
den CJIauben bekennen, im Herzen aber ungläubig sind,
wie auch unter den Juden giebt es Leute, welche dir flei-
Isig zuhören, um dann Lügen zu sagen. Sie hören dir
nämlich für Andere zu, die nicht zu dir kommen, und ver-
drehen deine Worte. Diese sagen dann: Wenn er dieses
nicht selbst auszusprechen, sondern den Fall an den Rabbiner von
Fadak, Ibn Qüriya, den Mohammad bisher nicht einmal dem Namen
nach gekannt hatte, zu verweisen. Ibn Quriya wurde nach Madyna
berufen, und als er zu Mohammad kam, beschwor ihn dieser bei
den Wundern, die Gott an den Israeliten gewirkt hat, aufrichtig zu
erklären , ob in der Thora nicht die Steinigung vorgeschrieben sei.
Bewogen durch diesen Schwur, sagte er: Ja, die Steinigung wird
vorgeschrieben, allein über Vornehme verhängten wir sie nicht, wohl
aber über Arme. Endlich änderte man das Gesetz ab und gab den
Schuldigen vierzig Hiebe mit einer mit Pech beschmierten Geifsel,
schwärzte ihre Gesichter und führte sie auf zwei Eseln durch die
Stadt. Als Mohammad dies vernahm, liefs er die beiden Ehebre-
cher vor der Moschee steinigen.
Ich glaube, dafs Mohammad anfangs wirklich die Strafe des
Geifselns bestätigt habe und die Ehebrecher dann, als er seinen Irr-
thum entdeckte, gegen den Willen der Juden steinigen liefs. Die
angeführten Versionen der Geschichte (aufser denen noch zwei an-
dere vorhanden sind) unterscheiden sich gerade darin von einander,
dafs in jeder diese Thatsache auf eine andere Weise wegdemonstrirt
wird. Kalby sagt, um jedem Verdacht dieser Art vorzubeugen:
Unter den heidnischen Arabern und unter den Moslimen wurden
die Ehebrecher gesteinigt, und deswegen hat es auch Mohammad
in diesem Falle befohlen; unter den Juden wurden sie gegeifselt.
Es wäre allerdings anzunehmen, dafs Mohammad die arabische
Satzung befolgt hätte, wenn ihm nicht darum zu thun gewesen wäre,
zu zeigen, dafs er das Gesetz des Moses kenne; er machte aber
einen Mifsgriff, und der Jude Ibn Qüriyä war es gerade selbst, wel-
cher ihn darüber zu Rede stellte. Ibn 'Abbäs bekennt offen, dafs
Ibn Qüriyä und seine Freunde es darauf angelegt hatten, den Mo-
hammad zu versuchen.
40
lehrt, so nehmet es hin, wenn er aber dieses nicht lehrt,
so seid auf eurer Hut. Denjenigen, welchen Allah versu-
chen (irreführen) will, bist du nicht im Stande gegen Al-
lah zn bewahren [wenn du auch lehrest was er wünscht].
Demjenigen, dessen Herz (lott nicht gereiniget haben will,
steht in dieser Welt Erniedrigung und in jener eine grofse
Strafe bevor.
46. Solche, welche dir zuhören, um dann Lügen zu
■J sagen, sind bestechliche *) Leute. Wenn sie sich an dich
wenden, so kannst du das Richteramt zwischen ihnen über-
nehmen oder dich von ihnen abwenden. Wenn du dich von
ihnen abwendest, so schadet es dir nichts: wenn du aber
das Amt übernimmst, so entscheide nach Recht, denn Gott
liebt die Gerechten.
47. Aber warum sollen sie dich als Richter wählen?
Sie haben ja die Thora, welche das Gesetz Gottes enthält.
Schlielslich lassen sie ohnedies dein Ürtheil unbeachtet, sie
sind ja keine Gläubigen.
4i<. Wir, wir haben die Thora hinabgesandt, sie ent-
hält eine Leitung und ein Licht, und die Propheten, wel-
che Moslime waren, haben für die Juden [nicht aber für
andere Völker] stets darnach Recht gesprochen, so auch
die Rabbiner und Schriftgelehrten; denn diesen ist ein Theil
vom Buche Gottes zur Aufbewahrung anvertraut worden,
und sie waren damit bekannt. Fürchtet nicht die Men-
schen, sondern fürchtet mich und erkauft nicht «jerinee
Vortheile um den Preis meiner Zeichen. Diejenigen, welche
nicht nach den Erlassen Gottes ^) Recht sprechen, sie, sie
sind die Lngläubigenl
') Wörtlich: einer der Verderben ifst. Mohammad gebraucht
für Verderben das hebräische Wort muj, welches wahrscheinlich
auch unter den Arabern üblich war. Verderbenesser mag auch ei-
nen Menschen bedeuten, der sich selbst schadet.
') Ich gebrauche den Ausdruck ^Erlafs", weil Mohammad in
vielen Fällen an schriftliche Mittheilungen dachte.
41
49. In der Thora haben Avir für die Juden die Vor-
schrift gegeben: Seele für Seele, Auge für Auge, Nase
für Nase, Ohr für Ohr, Zahn liir Zahn tuid Uache für Wun-
den. Wenn aber Jemand die Rache erläfst, so ist dies eine
Sühnung für ihn vor CJott. Diejenigen, welche nicht nach
den Erlassen Gottes Recht sprechen, sie, sie sind die Un-
gerechten I
50. Den Propheten gaben wir auf ihrer Bahn einen
Nachfolger in der Person Jesu, des Sohnes der Maria, da-
mit er bestätige, was vor ihm in der Thora erlassen wor-
den war, und wir gaben ihm das Evangelium. Es enthält
eine Leitung und ein Licht, bestätiget, was früher in der
Thora erlassen worden Avar, und ist eine Leitung und Un-
terweisung für die frommen,
51. und damit Diejenigen, für welche das Evangelium
bestimmt ist dem gemäfs Recht sprechen, was darin ent-
halten ist. Diejenigen, welche nicht nach den Erlassen
Gottes Recht sprechen, sie, sie sind die Boshaften!
52. Und wir haben an dich das Buch, enthaltend die
Wahrheit, hinabgesandt, auf dafs Dasjenige, was vom Buche
schon früher dort war, bestätiget und darüber Amen ge-
sagt (d. h. eine Garantie für die Wahrheit gegeben) werde.
Sprich also in Gemälsheit dessen, was Gott hinabgesandt
hat, Recht, und lafs dich nicht durch ihre Gelüste von dem,
was du von der Wahrheit erhalten hast, abwendig machen.
Für Jeden von euch (für jede orthoxe Kirche) haben wir
eine eigene Bahn und einen Weg eröffnet.
53. Wenn es Gott so gefallen hätte, würde er auch
alle in eine einzige Kirche vereint haben. Er hat es aber
so eingerichtet, um euch in den an euch erlassenen Offen-
barungen zu prüfen. Wetteifert also im Guten: denn das
Ziel für euch alle ist Gott. Er wird euch aufklären über
die Abweichungen von einander.
54. [Auch deswegen haben wir das Buch an dich
hinabgesandt] auf dafs du zwischen ihnen Recht sprechest
42
in Gemäfsheit dessen, was Gott erlassen bat, und nicht ih-
ren Gelüsten folgest. Hüte dich vor ihnen und lafs dich
nicht in Einzelheiten von dem, was Gott an dich erlassen
hat, abbringen. Wenn sie sich dann von dir wegwenden,
so wisse, dafs es Gottes Absicht sei, ihnen wegen einiger
ihrer Vergehen ^) Unglück zuzufügen; denn wahrüch viele
von den Menschen sind boshaft.
55. Wie, sie verlangen den Urtheilspruch der Zeiten
der Unwissenheit (des Heidenthumes). Wer steht bei Leu-
ten von festem Glauben höher im Urtheilsprechen als
Gott?
Wenn man die so eben angeführte Inspiration aufmerksam
liest, so findet man, dafs sie mit grofser Sorgfalt redigirt
ist; es lag dem \ erfasser daran, sich nicht zu compromit-
tiren. Der Stil ist jedoch verschieden von den makkani-
schen Offenbarungen und ZA^ar wohl wahrscheinlich, weil
er andern Mustern nachahmte. Nicht zu übersehen ist,
dafs er darin, wohl zum ersten Male, behauptet, dafs ihm
das [ganze] Buch, den Juden aber nur ein Theil da-
von geoffenbart worden sei. Auf dieser Behauptung be-
harrte er von nun an.
Ungeachtet seines Bemühens, wählten die Juden auf
Anstiften der Heuchler doch lieber Abu Borda, den heid-
nischen Seher der Aslamiten, als Schiedsrichter. Dieser
verlangte aber ein so grofses Honorar dafür, dafs sie von
ihrem Vorhaben abstanden ^). Darauf bezieht sich der Ko-
ränvers:
') Wenn ich diesen Satz in Uebereinstimmung mit Baghawy
übersetze, enthält er eine Anspielung auf die Prädestinatiouslehre.
Nach Nasafy und Baydhawy ist der Sinn: „ihnen wegen eines sol-
chen Vergehens etc." In diesem Falle enthält er eine Drohung:
Die Juden werden es büfsen, dafs sie sich von dir weggewendet
haben.
') So erzählt Soddy bei Baghawy und Wähidy. Letzterer fügt
hinzu, dafs Abu Borda sich später auf das Zureden seiner zwei
II
43
4, 63. Hast du nicht nach Jenen hiniijeblickt, welche
meinen, dafs sie an die an <lich erü;anü;enen und an die frü-
heren Offenbarunj^en glauben, und bemerkt, wie sie willens
waren, ihre Streitigkeiten dem Täghüt ') vorzulegen, den zu
verläugnen sie doch Befehl hatten; aber der Satan will
sie auf weite Abwege führen.
64. Wenn man ihnen zuruft: Kommt her zu Gottes
Oifenbarung und zum Boten, kannst du bemerken, wie sie
die Heuchler auf alle Weise von dir zurückhalten.
Das Lebensprinzijj einer jeden Religion ist Fanatismus.
Wozu soll der Moslim fasten und beten, wenn der, wel-
Söhne zum Islam bekehrte und Mohammad so erfreut darüber war,
dafs er in Madyna ausrufen liefs: Der Kähin der Aslamiten hat das
Glaubensbekenntnifs abgelegt.
Scha'by berichtet, dafs sie den 'Omar als Schiedsrichter wähl-
ten, dieser aber Demjenigen, welcher sich weigerte dem Propheten
die Aburtheilung zu überlassen, den Kopf abhieb. Diese Tradition
hat wenig Wahrscheinliches. Es wäre aber möglich, dafs sie sich,
nachdem sie von Abu Borda zurückkamen, an "Omar wendeten.
') Auch im Koran, 4, 54, wird „Denen, welchen doch ein Theil
des Buches gegeben worden ist," vorgeworfen, dafs „sie an den
Gibt und Täghijt glauben". Täghüt kommt von WJ und bedeutet
„Verführung", „Verführer". Geiger sagt S. 203, dafs sich die Tar-
gumim dieses Wortes im Plural als Benennung für die Götzen selbst
und nicht für den Götzendienst häufig bedienen. Die Form des
Wortes ist aramäisch.
Bochäry, S. 669, spricht gelehrt über diesen Gegenstand :
„Gäbir [b. 'Abd Allah] sagt: Von den Täghuten , welchen die
Araber ihre Streitigkeiten vorlegten, war einer in dem Stamme Go-
hayna, einer im Aslamstamrae und einer in jedem andern Stamme.
Sie waren Kähine, auf welche der Satan hinabstieg. Omar sagt:
Gibt bedeutet Zauberei und Täghüt bedeutet Satan. 'Ikrima sagt:
Gibt heifst im Abessynischen Satan und Täghüt Kähin."
Baghawy, 2, 13, giebt die Namen dieser Verführer: Käb b.
Aschraf unter den Juden in Madyna, [Abu?] Borda im Aslamstarae,
Abd aldär unter den Gohayniten, 'Awf b. 'Amir bei den Asaditen
und 'Abd b. Sawdä in Schäm.
44
eher es nicht thut, ebenso «^ut ist als er? Wozu sendet
(Jott Boten, wenn der Mensch mit der Vernunft auskom-
men kann. Wenn aber der Mensch für die Kuigkeit er-
schatl'en ist und wenn Gott zu seiner Vorbereitung dafür
alle mögliche Sorge trägt, so ist nur zu bedauern, dafs es
nichts Peinlicheres giebt als Feuer und Schwert, um die,
welche diese Anstalten verschmähen oder gar zu vereiteln
suchen, zu quälen und zu vernichten, denn das Leben mit
seinen Genüssen und Leiden steht in gar keinem Ver-
hältnisse zur Ewigkeit. Wenn man einmal glaubt, so ist
Fanatismus vor der Vernunft gerechtfertigt, geboten 'j; die-
ses ist aber nicht die Ursache, warum alle Religionen, so
lange sie Lebenstrieb haben, fanatisch sind. Der Grund
ist, dafs der Glaube selbst einer Entwickelungsperiode an-
gehört, in der die Leidenschait die Alleinherrschaft behaup-
tet. Der Glaube tritt der Leidenschaft nicht entgegen, son-
dern nimmt sie in seine Dienste; er bietet dem Coelibatär
im Hochmuth und in der Herrschsucht, dem opferbereit-
willigen Laien in der Verachtung und Verfolgung Anders-
gläubiger Ersatz. In neuester Zeit predigen wandernde
Jesuiten, ehe der Klingelbeutel herumgeht, gegen die .luden
oder l'rotestanten und am Abende werden zur Ehre Gottes
deren Fenster eingeworfen. Die erhebende Aufregung, Avel-
che die frommen Seelen dabei empfinden, ist der Ersatz für
in die den Klingelbeutel gefallene Gabe.
Mohammad's Lehre über die Gleichberechtigung der
unter sich verschiedenen Keligionen war unhaltbar in der
Praxis und er hatte nicht die Kenntnisse, sie durchzuführen.
') Baydhawy, .'lü, 6, bemerkt ganz richtig: Alles was die Gläu-
bigen den Ungläubigen abnehmen konnten, gehörte von Rechtswegen
dem Propheten; denn Gott hat die Menschen erschaffen, damit sie
ihn anbeten. Die übrige für sie bestimmte Schöpfung ist dazu vqr-
handen, um als Mittel zu diesem Zwecke zu dienen, folglich gehört
Alles den wahren Anbetern Gottes.
45
Da er vorgab, dafs ihm das Buch, aus dem alle wahren
Relii^ionen geflossen, geoffenbart worden sei, hätte er mit
den Gesetzen der Thora und des Evangeliums bekannt
sein sollen. Er wurde aber von den Juden auf die Probe
g-estellt und machte einen Mifsffriff nach dem andern. Man
nöthigte ihn somit dazu, die Juden und Christen zu ver-
dammen und den Islam selbststiindig zu machen. Dieser
Prozefs dauerte acht Jahre, und eine nicht unbedeutende
Anzahl der madynischen Inspirationen haben darauf Bezug.
In diesem Kapitel wollen wir einige derjenigen berücksich-
tigen, welclie er vor dem vollständigen Bruch, ehe er die
Juden sammt und sonders verdammte, geoffenbart hat. Ich
nehme an, dals die meisten vor die Badrschlacht zu ver-
setzen sind.
Es ist weit mehr seiner Unfähigkeit als seiner Ab-
sicht zuzuschreiben, wenn Mohammad bisher die mosaische
i^ehre nicht rein und vollständig vorgetragen hat. Bis 623
verarbeitete er die von den Juden erlauschten Ideen und
ahmte sie selbst in seinem Aeufsern nach, so trug er
z. B. die Haare nicht wie die Araber gescheitelt, sondern
wie die Juden über die Stirne gekämmt, und als man ihn
um die Ursache fragte, antwortete er, dafs er in allen Din-
gen dem Beispiele der Schriltbesitzer folge, wenn er nicht
specielle Aufträge erhalte, von ihnen abzuweichen. Später
hat er sich in seiner Frisur zu der arabischen Mode be-
quemt ^). 'Omar hat das Verdienst, den Islam aus einer
schwärmerischen judenchristlichen Sekte zur selbstständi-
gen Religion gemacht zu haben. Dieser Uebergang war
auch von den Umständen geboten. Seine Mifsgriffe nö-
thigten, wie wir gesehen haben, den Mohammad Macht
Sprüche zu thun, und an seinen eigene Inspirationen zu ap-
pelliren. Weil nun die Schriftbesitzer diese nicht anerkann-
ten, mufsten sie als Ungläubige verdammt werden.
') Tirmidzy, Schamäyil S. 46.
46
Am 16. Januar 624, nach Sonnenuntergang, trat ein
Mann in die Moschee und riel den zum Gottesdienst ver-
sammelten Gläubigen zu: Ich komme vom Propheten und
bringe euch die ISachricht, dals Gott die Kibla abgeändert:
wendet euer Angesicht gegen die Ka ba von Makka, denn
diese ist von uun an eure Kibla. Alle drehten sich um,
so dafs die Frauen und Kinder, welche sonst in den letz-
ten Reihen standen, nun vorne waren.
So lange iMohammad in Makka war, soll er gegen
die Ka ba gebetet haben ^); als er nach Madyna kam, folgte
er dem Beispiele der Juden und wählte, um sie zu gewin-
nen ^), den Tempel von Jerusalem als Kibla, d. h. er rich-
tete das Angesicht im Gebete gegen denselben; nun aber
wendete er es gegen die Kaba, Sowohl die Moslime als
auch die Schrütbesitzer legten viel Gewicht auf diese Neue-
rung. Die ersteren fürchteten, dals ihre Angehörigen, wel-
che, ohne ihr Gebet gegen Makka gerichtet zu haben, star-
ben, auf ewig verdammt seien, und es war eine Offenba-
rung (K. 2, lib) zur Beschwichtigung ihrer Skrupel nö-
tliig '). Zur Besänftigung der letzteren erklärte Moham-
mad, dafs er an den Grundsatz der Gleichberechtigung aller
Schriftbesitzer festhalte und die Juden wegen der Ver-
') So behaupten die Exegeten bei Tha'laby, 2, 139. Es ist
sehr unwahrscheinlich, und deswegen sagen einige Traditionisten, er
habe sich auf die Südseite der Kaba gestellt, so dafs dieser Tem-
pel und Jerusalem vor ihm waren.
^) Dieses Motiv wird von den meisten Exegeten angegeben,
sagt Tha'laby. Sie mögen Recht haben, aber die Darstellungsweise
ist dem Koran zuwider. Aus Kor. 2. 139 geht hervor, dafs nicht Mo-
hammad, sondern Gott Jerusalem als die Kibla bestimmt hatte, sie
aber schrieben dieses Motiv dem Mohammad zu. Es kommt nun
freilich keine Stelle im Koran vor, in welcher Jerusalem zur Kibla
gemacht wird, aber es ist zu vermuthen, dafs Mohammad zu Anfang
seiner Mission diese Gewohnheit mit dem fünfmaligen Gebete, den
Ablutionen und dem Almosen in globo von seinen Vorgängern als
göttliche Gebote übernommen habe.
') Ibn'Abbäs bei Abu Däwüd, Tirmidzy und den Exgeten.
I
47
schiedenheit ihrer Kibla nicht verdamme ^). Ja selbst als
sich diese von ihm entfernten, erlaubte er eine Zeit lang
den \venijj;en ihm treugebliebenen Juden, sich gegen Jerusa-
lem zu wenden. Aber die Christen von Nagrän^) und die Ju-
den von Madvna sahen, ^vie Ibn'Abbäs bemerkt, wohl ein,
dafs Mohammad eine neue Richtung einschlage, dafs er sich
von ihnen entrerne und dafs die Kluft zwischen ihnen und
dem Islam unausfüllbar geworden sei. Es entspann sich
daher ein heftiger Streit über die Kibla, und endlich kam
es dahin, dafs sie zur Schibboleth der Rechtgläubigen ge-
macht wurde: wer wie die Mohammadaner betete, war auf
dem Wege des Heiles, wer es nicht that, war ein Käfir.
Die Abänderung der Kibla ist also eine Neuerung von
grofser TragAveite. Es war aber dem Chalyfen 'Omar vor-
behalten, die Konsequenzen vollends zu entwickeln. Die
Ka'ba, zu der nun die Moshme beteten, war ein National-
heiliirthum der Araber. 'Omar bestimmte die Grenzen der
Halbinsel und verfügte, dafs alle Einwohner sich bekehren
mufsten. Die widerstrebenden Heiden sollen hingerich-
tet , die Schriftbesitzer des Landes verwiesen werden.
') Kor. 2,138. Wir haben die Kibla, gegen die du dich be-
reits wendest, blofs deswegen eingesetzt, damit wir die, welche dir,
dem Boten, folgen, von denen unterscheiden können, welche abfal-
len. Allerdings ist dies eine unangenehme Mafsregel, aber nicht
für Jene, welche Gott leitet. Es war nicht die Absicht Gottes,
euch in eurem Glauben irre zu machen, denn er ist gegen die Men-
schen huldvoll und barmherzig.
Dieser Vers ist der Anfang zur vollkommenen Trennung von
den Schriftbesitzern. Eine frühere Inspiration lautet hingegen:
Kor. 2,143. Für Jeden haben wir eine Kibla gesetzt, zu der
er sein Gesicht kehrt. Wetteifert [mit den gleichberechtigten Kir-
chen, welche eine andere Kibla haben] im Guten.
Ich lese mit Ihn Mas'üd: likullin ga'alnä kiblatan.
^) Zu Kor. 2, lu bemerken die Commentatoren, dafs auch die
Christen von Nagrän gegen Jerusalem beteten; in ihrer Erklärung
von Kor. 2, 140 aber sprechen sie von den Christen überhaupt und
sagen, dieselben" richten das Agesicht gegen Osten.
48
Religrion war somit nicht das einzige Band, welches die Gläu-
bigen vereinigte, sondern der Islam gewann auch einen
nationalen und örtlichen Mittel|»unkt, und wenn er auch
andern Nationen aufgedrungen wurde, so waren doch die
Araber die Hauptträger desselben. Diese Idee legte der
grofse Staatsmann dem Steuerwesen zu Grunde, machte
die Nichtaraber, selbst wenn sie sich bekehrten, mit ge-
ringer Ausnahme zu Heloten, welche die für die Verbrei-
tung des Glaubens kämplende Nation ernähren mulsten.
Die Veränderung der Kibia ist nicht von Mohammad
selbst ausgegangen, sondern er wurde dazu von seinen
Anhängern überredet '). Daher läfst er sich auch von
Gott zurufen:
') Bara b. Ma'iür richtete das Angesicht gegen die Kaba als
Moharamad noch in Makka war. Er starb einen Monat vor dessen
Ankunft in Madyna und verordnete, dafs man ihn mit dem Gesicht
gegen Makka gerichtet begraben soll. So weit stimmen alle Tradi-
tionen überein. Zohry, bei Ibn Sa'd 2W) und bei I(;äba, behauptet,
dafs Mohammad denselben aufforderte, in Zukunft gegen Jerusalem
zu beten und er auch gehorchte. Andere erwähnen dies nicht, ja
bei Ibn Ishak, S. 2^)5, stellen es Einige geradezu in Abrede. Aus
der Tradition des Zohry geht hervor, dafs dieser Gelehrte wie wir
der Ansicht war, Mohammad habe in Makka gegen Jerusalem ge-
betet, denn er setzt ausdrücklich hinzu: der Prophet gab ihm die-
sen Befehl als er noch in Makka war. Ibn Ishäk's Angabe der
Zeit, zu der Barä die Kaba zur Kibla machte, scheint willkürlich
zu sein. Die Veraidassung ist wohl der Bd. II, S. 277 ff. erzählte
Einfall des Mohammad. Wenn Ibn Isluiks Bericht begründet ist,
so müssen wir den Einfall des Mohammad ein Jahr früher, also
März 621, versetzen.
Anas b. Malik (bei Bochäry, Moslim und Tirmidzy) bemerkt zu
Kor. 2, U9, dafs Omar dem Propheten gerathen habe, das Angesicht
gegen den Makäm, Betplatz, des Abraiiam zu wenden. Aus dem
Zusammenhange geht hervor, dafs im Koran unter Makäm des Abra-
ham der Tempel von Makka gemeint sei (dies ist auch die Ansicht
des Nocha'y und Yamän), weil aber später eine Stelle ganz nahe
bei der Ka ba so genannt wurde, so sagen die Moslime, 'Omar habe
dem Mohammad blos gerathen, sich so zu stellen, dafs der Makäm
zwischen ihm und der Ka'ba sei. Das Richtige ist wohl, dafs die
Idee, die Kibla zu ändern, von Omar ausgegangen ist.
49
2, 139. Wir bemerken seit einiger Zeit, dafs du das Ge-
siebt gegen den Himmel erhebest [mit dem Wunsche, eine
Offenbarung zu erhalten]. Nun, wir wollen tür dich eine
Kibla bestimmen, mit der du zufrieden bist. Wende also
dein Angesicht gegen den heiligen Tempel. Wo ihr im-
mer sein möget, wendet euer Angesicht gegen denselben.
Die Schriltbesitzer wissen, dafs dies die von deinem Herrn
ausgehende Wahrheit ist. Allah läfst nicht unbeachtet, Avas
sie thun.
Den Juden, welche ihn wegen dieser Neuerung ta-
delten und auch die Ciläubigen aufhetzten, gab er eine
würdevolle Antwort:
2,172. Die Rechtschaffenheit besteht nicht darin, dafs
ihr das Angesicht gegen Osten und Westen wendet, son-
dern sie kann nur Dem zugeschrieben werden, welcher an
Gott, den jüngsten Tag, die Engel, das Buch und die Pro-
pheten glaubt, sein Vermögen, wie theuer" es ihm auch ist,
auf seine Verwandten, die Waisen, Armen, Heimathlosen
und Bettler, sowie zur Loskaufung von Gefangenen verwen-
det, den Gottesdienst aufrecht erhält, das Almosen entrich-
tet, seinen Verträgen treulich nachkonnnt, wenn er solche
eino-euanffen, und in INoth, Widerwärtig-keiten und in Zei-
ten der Drangsale geduldig ist. Diejenigen, welche auf-
richtig sind, sie, sie verdienen fromm genannt zu werden.
An einer anderen Stelle, Kor. 2, 109, sagt er: Gott
jrehört der Osten und der Westen, wo ihr euch immer hin-
wendet, dort ist das Angesicht Gottes; denn Gott ist um-
fassend und wissend.
Ungeachtet dieser freisinnigen Ansicht fand er sich
doch durch <lie Rinwendungen der Juden bewogen, in eine
ausführliche Vertheidi^-uno; der neuen Kibla einzugehen.
Er besteht darauf, dafs der Tempel zu Makka von Abra-
ham gegründet worden ist (vergl. I)d. 11. S. 279) inid fährt
dann fort:
114. Wer verschmäht die Religion des Abraham, aus-
genonm)(Mi Derjenige, welcher sich selbst bethört :* Wir
ni. 4
50
haben ihn in dieser Welt auserkoren und in jener Welt
gehört er zu den Gottseligen.
125. Als sein Herr zu ihm sagte: Sei Moslim! ant-
wortete er: Ja, ich bin Moslim (unterthänig) gegen den
Herrn der Welten.
126. Er vermachte diese Lehre seinen Söhnen und
dem Jakob mit den Worten: 0 Söhne, wahrlich Gott hat
für euch das Dyn (die Religion, d. h. den Islam) als Richt-
schnur gewählt: sterbet nicht, ohne dafs auch ihr Mos-
lime seid.
127. Wäret ihr zugegen als dem Jakob der Tod sich
nahete? Damals sprach er zu seinen Söhnen: Was wer-
det ihr nach mir anbeten!* Sie antworteten: Wir werden
deinen Gott anbeten und den Gott deiner V'äter Abraham,
Lsmael und Ishak, — einen Gott, und ihm sind wir Mos-
lime (unterthänig).
128. Diese Gemeinde ist dahingegangen. Sie hat den
Lohn ihrer Werke geerntet; ihr werdet den Lohn eurer
Werke ernten und nicht darüber befragt werden, was sie,
eure V^orväter, gethan haben.
129. Sie sagen: Seid Juden oder Christen ') und
ihr seid auf dem rechten Wege. Antworte: Nein, folget
vielmehr der Religion des Abraham insofern er ein Hanyf
(d. h. weder Jude noch Christ) war; denn er gehörte nicht
(wie diese zwei Sekten) zu den Vielgötterern.
130. Saget (o Muslime): Wir glauben an Allah und
an das, was er uns geoffenbaret hat, was er dem Abra-
ham, lsmael, Ishak, Jakob und al-Asbät geoffenbaret hat,
und an das, was dem Moses und Jesu mitgetheilt worden
ist, und an das, was 'den Proj»heten von ihrem Herrn mit-
getheilt worden ist. Wir machen keinen Unterschied zwischen
') Auch in K. 2, los läfst er die Schriftbesitzer sagen, nur die
Juden und Christen würden in das Paradies eingehen. In dem ohne
Zweifel viel späteren Vers 2, lo? aber verdamnien sich die Juden
und Christen einander.
51
irgenrl einem derselben und sind gegen Gott Moslime (un-
terthänig).
131. Wenn sie (die Juden und Christen) Aehnliches
glauben wie das, was ihr glaubet, so sind sie auf dem
rechten Wege, wenn sie sich aber davon wegwenden, so
sind sie auf dem Holzwege; Gott aber wird sie es füh-
len lassen, denn er ist der Hörende, der Wissende.
132. Die Taufe Gottes [könnt ihr beobachten] —
wessen Taufe ist besser als die Taufe Gottes? Wir sind
seine Anbeter.
133. Sprich: Wollt ihr mit uns über Allah streiten?
Er ist unser Herr und euer Herr; wir haben unsere Werke
und ihr habt eure Werke, und wir erkennen nur Ihn an.
134. Behaupten sie etwa gar, dafs Abraham, Ismael,
Ishak, Jakob und Asbät Juden oder Christen waren? Ant-
worte ihnen : Wisset ihr es besser oder Gott [welcher aus
mir spricht]. Wer ist ungerechter als Derjenige, welcher
ein göttliches Zeugnifs [wie das, dafs Abraham nicht ein
Jude, sondern ein Hanyf war] bei sich verbürgt. Gott
läfst nicht unbeachtet was ihr thut.
136. Die Thoren unter den Menschen fragen: Was
hat sie (die Moslime) bewogen, <1ie Kibla, welche sie hat-
ten, zu ändern? Antworte: Gott gehört der Osten und
der Westen. Er führt, wen er will, auf den geraden Weg.
137. Auf dieselbe Art [wie einst den Abraham] ha-
ben wir euch zur besten Kirche gemacht, auf dals ihr
Zeugnifs ableget über die Menschen, der Bote Gottes legt
über euch Zeugnifs ab ').
') „Am jüngsten Tage", sagen die Commentatoren, „werden
die Ungläubigen gefragt: Sind nicht Boten und Warner zu euch ge-
kommen? Nein, werden sie antworten, Niemand ist zu uns gekom-
men; dann werden die Propheten befragt und sie antworten: Wir
haben die Aufträge ausgerichtet. Da Gott am besten die Beweis-
führung versteht, so wird die Gemeinde des Mohammad vernom-
men werden. Sie wird Zeugnifs ablegen zu Gunsten der Propheten.
Die früheren Geschlechter aber werden sagen: Wie können diese
4*
52
Später setzte er «Jen Juden zu, in seine Kirche ein-
zutreten; er legte nun viel mehr Gewicht auf die Kibia
als Früher und forderte dieselben auf, die seinige anzuneh-
men. Sie versprachen ihm zu willfahren, wenn er ein
Wunder wirkte.
2, 140, Weini <lu auch vor Jenen, welchen das Buch
gegeben \Nard, jedes erdenkliche Zeichen wirktest, so wür-
den sie doch deiner Kibla nicht ibigen, noch folgest du
ihrer Kibla: keiner nimmt die Kibla des andern an. Wenn
du nach der Erkenntnifs, welche du erlialten hast, ihren
(lelüsten folgtest, so würdest du wahrlich einer der Un-
gerechten sein.
141. Diejenigen, denen ^^ir das Buch gegeben haben,
kennen ihn (den Mohammad), wie sie ihre Söhne kennen.
Allein ein Theil von ihnen verbirgt wissentlich die Wahrheit.
142. [Diese die Kibla betreifende Olfenbarung] ist
das von deinem Herrn ausgehende Wahre; sei daher nicht
einer der Zweifler.
Um den Gläubigen die Gebetstunde anzuzeigen, ging
allemal «1er Ausrufer durch die Stadt und schrie: Der all-
gemeine Gottes<lienst! JNach Abänderung; der Kibla berieth
sich der Prophet mit den Gläubigen über eine bessere Ma-
nier, seine Herde zusammenzurufen. Einige schlugen vor,
man soll wie die Jndiiu IMeilen zu diesem Zwecke ge-
lirauchen; indessen die Gläubigen sollten den Juden nicht
länger nachahmen. Der Einfall, ein Feuer anzuzünden, wurde
als uii[)raktisch verworfen. [Mohammad liefs nun ein ISä-
kus, d. h. ein langes Stück liolz, auf das man n)it einem
anderen Holze schlägl, anlertigen. Diese einlache Vorrich-
wissen, was so lange vor ihnen geschehen ist? Die Jünger des
Mohammad werden antworten: Gott hat uns darüber Nachricht ge-
geben ; sie ist uns aus dem heih'gen Buche durch die Zunge des
Propheten mitgetlieiit worden. Endlich wird Mohammad verhört,
und er wird Zeugnifs geben über die Zustände seiner Gemeinde,
sie reinigen und ihre Wahrhaftigkeit bekräftigen". (Abu Sa yd bei
Tha'laby. In kürzerer Fassung bei Bochäry und Tirmidzy.)
53
tunj^ uiirrlo von den ("lirisfen gelnauclit , um <lie Gebet-
stiinde zu vpikünrligcn. Die Moslime wollten aber selbst-
ständig sein und auch die Christen nicht älTeu. Da kam
der Chazragite 'Abd Allah I). Zayd zu Mohamnia«! und sagte,
er habe Im Traume einen Mann in «grünen Klei<lern von
dem Dache der Moschee rufen hören: («ott ist der (iröfste!
(jiott ist der Grölste! Ich bezeuge, dals es keinen Gott
oriebt aufser Allah: ich bezeuge, dafs Mohammad ein Bote
Allah's ist. Auf zum Gebet, auf zum Heil! (Jott ist der
(iröfste, Gott ist der Grölste! F]s giel)t keinen Gott aufser
Allah. Omar em[»fahl, dafs auf diese Weise von der Mauer
der Moschee die Gebelstunde verkündet werden soll; sie
wurde eingeführt »nid ist bis auf den heutisren Tag^ im Ge-
brauch.
Ascetisclie Hebungen lagen im Geiste der Zeit. Mo-
hammad hielt es dalier für zweckmäfsia:, als er nach Ma-
dyna kam, Fastlage anzuordnen. Weil er die Juden für
sich zu gewinnen wünschte, wählte er ihren Kipur ^} als
' ) Die Moslime nennen den Kipur oder Versöhnungstag
'Aschürä, d. h. den Zehnten [des Monats Tischri]. Die Form ist
chaldäisch, kommt aber auch in Eigennamen von Oertlichkeiten in
Madyna vor, wie z. B. Wädiy Ränünä (Ihn Ishäk S. 335). Sie ist
nicht verschieden von der Form von Färük (vergl. Bd. II. S. 340.
Note). Auch diese kommt in Madyna vor, z. B. Gäsum (Ibn Ishäk
S. 895). Da die Bevölkerung dieser Stadt ursprünglich aramäisch
war, ist das Vorkommen solcher Formen erklärlich.
Ibn Gobayr behauptete auf die Auktorität des Ibn 'Abbäs, dafs
Mohammad erst als er nach Madyna kam die Fasten des 'Aschürä
von den Juden entlehnt habe. Weil nun eine Version dieser Tra-
dition (Mosiim Bd. 1, S. 640 und Mischkät S. 172) lautet: „Der
Gottgesandte kam nach Madyna und bemerkte, dafs die Juden den
'Aschürä fasten", so hat schon Ibn Kalby (bei Ibn Sad) geglaubt,
Mohammad sei auf der Flucht gerade am Aschürä in Madyna ein-
getroffen , und dessen Ankunft auf den 8. Raby I ( 20. September
622) versetzt (vergl. Halaby fol. 212). Wir haben aber andere Ver-
sionen dieser Tradition, welche nicht zu diesem Schlufs berechtigen;
so bei Mosiim a. a. O.: „Der Gottgesandte kam nach Madyna und
bemerkte, dafs die Juden den 'Aschürä fasten (ya^ümüna)"; bei
54
Bufstag, aufserdem sollten die Moslime drei Tage in je-
dem Monate, den 13., 14. nnd 15., sich der Speise und des
Trankes enthalten und desuegen nurden sie al-Ayäm al-
bydh, die blanken Tage, genannt. Die Gründe, welche ihn
bewogen, die jüdische Kibla aufzugeben, liefsen ihm nach
einiger Zeit auch den jüdischen Fasttag unstatthaft erschei-
nen, und er erklärte, dafs es zwar verdienstlich, aber nicht
nothwendig sei, ihn zu beobachten.
Wahrscheinlich schon im Februar 623 führte er die
Quadragesima der Christen in den Islam ein durch die Ko-
ränstelle:
2, 179, 0 Gläubige, es sind euch die Pasten vorgeschrie-
ben nach der Art und Weise, wie sie euren V^orgängern
vorgeschrieben waren, auf dafs ihr Gott fürchtet ').
Bochäry S. 268 und Taysyr S. 253: „Der Gottgesandte kana nach
Madyna und sah, dafs die Juden den Aschürä fasten"; und endlich
bei Abu Dawüd Bd. 1, S. 330: „Nachdem der Gottgesandte nach
Madyna gekommen war, bemerkte er, dafs die Juden den 'Aschürä
fasten". Die Absicht des Ibn Gobayr war nicht, die Zeit der An-
kunft des Mohammad in Madyna zu bestimmen, sondern den'Orwa
zu widerlegen, welcher behauptete, Mohammad habe die Fasten des
Aschurä von den Heiden entlehnt und also schon in Makka eingeführt.
Mehrere Jahre nach Einführung dieses Bufstages beklagten sich
die Moslime, dafs ihnen ein jüdisches Fest empfohlen wurde. Der
Prophet antwortete, dafs, wenn er im folgenden Jahre noch am
Leben sein werde, er ihn auf den neunten [Tischri] verlegen wolle.
In der Zwischenzeit traf er aber eine andere Maafsregel, w^elche diese
Versetzung überflüssig machte. Statt ihn am 10. des ersten Monats
nach jüdischem Kalender zu halten, beging er ihn am 10. des er-
sten Monats (Moharram) des reinen Mondjahres. Als Grund dieser
Abänderung wird angegeben, dafs sich die Moslime bei den Juden
erkundigen mufsten, wann der 'Aschürjitag sein würde.
Mohammad und seine Anhänger begnügten sich, die jüdischen
und christlichen Observanzen allmählig zu verlassen, ihre Nachfol-
ger gingen weiter und läugneten den fremden Ursprung derselben.
Orwa, bei Bochäry S. 268 und Muaftä S. !)1, erklärt zu diesem
Zwecke, der Aschüra sei ein heidnischer Fasttag gewesen.
' ) Im Jahre H23 fiel der üstersonntag (vorausgesetzt, dafs ihn
Mohammad m't den Christen, welche sich an die Bestimmungen des
55
»Unter den Vorgängern, sagt Hasan (Bagry), sind die
Christen zu verstehen, unsere Pasten «fliehen den ihrigren
sowohl in Bezug auf die Dauer, als auch auf die Wahl
der Zeit; aber, fügt er und andere Exegeten hinzu: Gott
meinte die Fastenzeit, welche die Christen beobachten
sollten, nämlich den Monat Ramadhän. Sie haben sich
von dem ursprünglichen (Jebote und folglich von uns ent-
fernt und nicht wir von ihnen. Manchesmal nämlich war
der Ramadhän im Sommer, manchesmal im Winter. Sie
fanden es beschwerlich in der Hitze oder in der Kälte zu
lasten und verlegten daher ihre Bufstage auf den Frühling.
Zum Ersatz für diese Willkühr vermehrten sie die Fasten-
zeit von 30 auf 40 und wohl gar auf 50 Tage.« Es ist
etwas Wahres in dieser Behauptung. In den Jahren 624
und 625, als Mohammad die Quadragesima einführte, faste-
ten die Christen wirklich im Ramadhän. Im Jahre 624 war
der Aschermittwoch am 4. Ramadhän (28. Februar) und
im Jahre 625 zwei Tage vor dem ersten Ramadhän.
Schon im Jähe 624 kam die Expedition gegen Badr
dazwischen und die Moslime konnten das Fastengebot nicht
beobachten (Wäkidy S. 41), deswegen fügte Gott diesen
Vers hinzu:
2, 180. Eine bestimmte Anzahl von Tagen ist gememt;
folglich wer von uns krank oder auf einer Expedition ist,
soll eine [entsprechende] Anzahl von andern Tagen fasten.
Conciliams von Nicaea hielten, feierte) auf den 27. März, welcher
dem 19. Ramadhän entspricht. Im folgenden Jahre wurde am 19.
Ramadhän die Schlacht von Badr gefochten. Deswegen sagt Gott
(Kor. 8, 42), dafs am Tage des Forkän, d. h. am Erlösungstage sich
die zwei Heere begegneten (vergl. Bd. II. S. 338 und verbessere
das dort Gesagte).
Es wäre allerdings möglich, dafs bei den orientalischen von
der nicaeischen Synode abweichenden Christen im Jahre 624 der
19. Ramadhän, = 16. März, Charfreitag war. Auch auf diesen würde
die Benennung Erlösungstag passen. Allein dafür, dafs sich Mo-
hammad an Christen hielt, welche Ostern nach den Befehlen der
Synode bestimmten, sprechen andere Thatsachen.
56
Diejenij^en, ^reiche fasten können [aber nicht wollen] müs-
sen als Sühne einen Armen nähren.
Die siegreichen Moslime kehrten am Mittwoch, den
21. März von Badr zurück '), dann war Mohammad bis
') Diese wichtige Nachricht hat uns Tabary, S. 326, aufbe-
wahrt: „Nach seiner Zurückkunft von den Banü Kaynoka' war die
Zeit des Opferfestes (Adhha). Der Prophet und die Wohlhabenden
unter seinen Gefährten schlachteten Opfer am 10. Dzü-lhagg. Er
begab sich zu diesem Zwecke hinaus in das Mo^allä und verrich-
tete daselbst den Gottesdienst. Dies war der erste Gottesdienst, wel-
chen er mit den Gläubigen zu Madyna im Mo^alla zur Feier des 'Yd
hielt. Er schlachtete im Mo^alla mit eigener Hand zwei Schafe,
nach einigen Nachrichten aber nur ein Schaf."
Tabary führt dann aus Wakidy eine Tradition des Gäbir b.
'Abd Allah zur Bestätigung seiner Behauptung an. Es wird auch
darin gesagt, dafs die Moslime das Fest am Morgen nach der Rück-
kunft von der Belagerung begingen. Auch in dieser Tradition wird
das Datum, der 10. Dzü-lliagg, angegeben. Man könnte zwar Dzu-
Ihagg „Festmonat", anstatt es blofs als Eigenname auf die letzte
Lunation des Jahres zu beschränken, in seiner allgemeinen Bedeu-
tung auffassen und sagen, dafs im Jahre 624 der Schawwäl so ge-
nannt wurde, weil das Pilgerfest in demselben gefeiert wurde, allein
es erscheint mir viel natürlicher, diese Zeitbestimmung als eine spätere
Einschaltung anzusehen; dafs in der ursprünglichen üeberlieferung das
Datum nicht angegeben worden war, scheint daraus hervorzugehen,
dafs Ibn Sad die Belagerung am zweiten Sonnabend im Schawwäl
(7. April) anfangen läfst. Ich glaube, sie hat am ersten Sonnabend
(31. März) angefangen.
Ibn Hischäm setzt vier Feldzüge (Kodr, Sawyk, Dzü Amarr
und Foro') zwischen die Badrschlacht und die Belagerung der Banii
Kaynoka'. Hierin folgt er nicht genau dem Ibn Ishäk. „Dieser",
erzählt Tabary, „bestimmt die Zeit der Belagerung nicht, er sagt
nur: sie fand zwischen dem Sawyk- und Foro' -Feldzuge statt."
Der Umstand, dafs unmittelbar nach der Belagerung das Opfer-
fest gefeiert wurde, hat Bicjgraphen, welche von der Voraussetzung
ausgehen, dafs das Pilgerfest stets in der zwölften Lunation began-
gen wurde und Mohammad die Comniemoration desselben im Sinne
hatte, bewogen, die Belagerung zwei Monate später zu versetzen.
Wir werden auf diesen Gegenstand in einer Note zu Kapitel 19
zurückkommen.
57
zum 27. mit den (liiicli diesen Sie^ iiotliuendi«^ gewor-
denen Anordnungen heschältigt. Schon an) Sonnabend,
den letzten März, schritt er zur nelagerung der Juden aus
dem Stamme Kaynoka'. Sie dauerte zwei Wochen, und
als sie sich ergahen, war gerade Ostersonntag (25. A|Mil
624) und er beging die Feier des 'Yd oder Opferfestes.
Zwei Tage v(uher pflegte er, Avenigstens in den lolgenden
Jahren, eine IVedigt zu iialten, deren bd)ait eine Autforde-
rung an die Cdäubigen war, Spen«]en beizutragen. Am
Morgen des Festes mufste jede Person, Sklaven wie Freie,
l'rauen und Kinder ebensogut \\\e JMänner und Erwachsene,
ein (^'a Datteln oder (Jerste oder Kosinen '} oder zwei
Modd Weizen mit in die Moschee bringen, »damit an
diesem Tage die Nothleidenden der Mühe, umherzugehen
und zu bettehi, überhoben sein mögen«. Nachdem das
Almosen gesammelt war, begaben sich die Gläubigen in
IVocession aulserhalb der letzten Häuser der Stadt, um, wie
es scheint, die Bereitwilligkeit, die JMIgergerlahrt zu ver-
richten, anzudeuten. Der Prophet zog bei dieser Gele-
genheit seine Feiertagskleider an ^) und es wurde vor ihm
') Das Qä' war ursprünglich ein Getreidemaafs; der gröfseren
Genauigkeit wegen hat man aber das Gewicht eines Qa Korns be-
stimmt. 1 C'ä = 4 Modd; 1 Modd = 1| Rotl (Pfund) von Bagh-
däd; 1 baghdädisches Rotl = 128* Dirham. Dies ist die Angabe
des Schäfi'. Andere Rechtsgelehrte weichen von ihm ab. Das bagh-
dädische Pfund wird auf 90 oder 91 Mithkäl gesetzt: folglich ent-
hält 1 Pfund 6480 oder 6552 arabische Gran = 1,3&2 engl. Pf. Troy.
Der Weizen war in Madyna zweimal so theuer als die Gerste
oder Datteln. In Persion und am Tigris war er wohlfeil und einige
Theologen riethen den Gläubigen, bei dieser Gelegenheit ein ganzes
Ca Weizen als Almosen zu geben.
*) Ibn Sa'd beschreibt dessen Festtagskleider: die Schultern
und der obere Theil des Körpers waren in eine yamanische Borda,
sechs Ellen lang und drei Ellen breit, gehüllt, um die Lenden war
ein in 'Oman gewebtes Tuch gewunden, welches die Beine bedeckte,
vier Ellen und eine Spanne lang und zwei Ellen und eine Spanne
breit war.
58
ein mit Eisen beschlagener Wurtspiefs, welchen Zobayr
mit von Abessynien gebracht hatte, einhergetragen. Dort
angekommen verrichteten sie das Gebet, aber mit einigen
Abweichungen von «ler gewöhnlichen Liturgie, und dann
hielt er eine Anrede. Darauf wurden ihm zwei weifs und
schwarz gefleckte Widder vorgelührt und er schlachtete
den einen für die Gemeinde der Gläubigen und den an-
deren für sich und seine Familie. Das Fleisch wurde jje-
braten und das Fest endete mit dem Liebesmal, zu dem
er nebst seinen Freunden auch die Armen einlud.
Auch im Jahre 625 wurden die Fasten und das Yd
auf diese Weise gefeiert, aber wahrsclieinlich schon im
Jahre 626 erliefs er eine neue Verordnung:
K. 2, 181. Jetzt ist der Monat Ramadhän, in welchem
Gott herabgesandt hat den Koran zur Leitung für die Men-
schen und zur Erleuchtung, welche da ist ein Theil der
Leitung und Erlösung. Wer also diesen Monat daheim ist,
soll ihn fasten, wer aber krank oder auf Reisen ist, soll
eine [entsprechende] Anzahl von Tagen ein anderes Mal
lasten. Gott will es für euch leicht und nicht schwer ma-
chen. Ihr müfst aber die volle Anzahl Tage fasten und
Gott dafür preisen, dafs er euch geleitet hat, und dank-
bar sein.
Da in den ersten zwei Jahren zufällig der Monat Ra-
madhän in die Quadragesima fiel, machte Mohammad diesen
zum Fastenmonat, reduzirte die Zeit von vierzig Tagen
auf eine Lunation (29 oder 30 Tage) und hielt an das
Moiidesjalir fest, weswegen die Fastenzeit der Moslime in
32 Jahren durch alle Jahreszeiten läuft. Der Hauptgrund
dieser Veränderung war wohl, dafs er sich auch von den
Christen trennen und seine Religion selbstständig ausbil-
den wollte. Auch fanden es die Moslime, da sie den Oster-
Kalender nicht berechnen konnten '), unbequem und be-
') Nach Thalaby, 2, 182, gab Mohammad dieBen Grund für
die Abänderung des Fastengebotes offen an. Seine Worte sind:
59
schämend stets die Scliriltbesitzer zu fragen, um welche
Zeit ihre Fasten anlangen und das Vd «{-eleiert uer-
den soll.
Die Ursache, nelche in dem so eben erwähnten Ko-
räntexte für die AVahl des Kamadhän anj^egeben wird, ist
interessant. In diesem Monate hat Gott durch die Herab-
sendung der Offenbarung das Erlösungswerk an uns voll-
bracht. Die Christen betrachten während der Fastenzeit
die Erlösung durch den Heiland und nach der Ansicht der
Moslime lasteten die Juden am Kipur zur Erinnerung an
ihre Erlösung aus Egypten. (\ ergl. Anhang zum vor. Kap.)
Es wollten also auch sie ihre Erlösung auf ähnliche Art
feiern ').
Im Jahre 626 Hng der Ramadhän am 4. Febr., im
Jahre 627 am 24. Januar, im Jahre 628 am 14. Januar an
nnd so entfernte er sich jedes Jahr weiter vom Filgerfeste
oder Osterfeste, welches die Moslime bis A. H. 10 im Friih-
linge zu feiern fortfuhren, weil es auch die Heiden im Früh-
linge begingen. Das 'Yd löste sich somit in zwei Festtage
auf: das kleine, welches am Schlüsse der P asten, und das
„Wir sind keine Schriftgelehrten, wir halten daher keine [Zeit-] Rech-
nung und schreiben nicht vor: dieser Monat hat so und so viele
Tage — bei diesen Worten drückte er die Zahl (29) durch Indigi-
tation aus, indem er den Daumen an den dritten Finger legte —
und dieser Monat hat so viele Tage — hier zeigte er die volle
Zahl dreifsig an. — "
') Die Moslime haben die Ansichten des Mohammad schon
in früher Zeit weiter entwickelt, um die Heiligkeit des Ramadhän,
gegenüber der christlichen Fastenzeit zu vertheidigen. Schon Abu
Dzarr soll gesagt haben (Tha'laby, Tafs. 2, 181):
„Die Rollen wurden dem Abraham am 3. Ramadhän, die Thora
dem Moses am 5., das Evangelium Jesu am 13., die Psalmen dem
David und der Koran dem Mohammad am 24. Ramadhän, da also
noch sechs Tage vom Ramadhän übrig waren, gegeben."
60
irrofse, welches am Tajje, an dem man beim makkanischen
l'ilgerfeste die Opf'erthiere schlachtet, geleiert wnrde. Mo-
hamn)ad leierte das eine auf dieselbe Weise wie das an-
<lere, nur mit dem Unterschiede, dals er am ersten das Al-
mosen sammelte und am zweiten das Üsterlamm schlachtete.
Im Jahre 624 hat sich der Gesundheitszustand des
Propheten bedeutend verschlimmert. Er bildete sich ein,
mit Dingen beschäftigt zu sein, mit denen er in gar keiner
Berührung stand '). Auch hatte er die Lust an seinen
Frauen verloren. Gabriel sagte ihm, dafs seine Schwäche
und Illusionen die Folge eines an ihm von dem Juden La-
byd b. A'(]am aus der Familie Zorayk verübten Zaubers
seien, und dafs der Talisman in einem Brunnen vergraben
liege. Der Zauber wurde zerstört und der Prophet gewann
neue Zuversicht und genas.
') Einige wahnwitzige Geschichten fanden Glauben, wie z. B,
ein Dialog, den er mit einer Kuh führte. Vergl. Moslim Bd. 2. S.457.
Anhang' zum siebenzelmten Kapitel.
Die Frauen des Propheten.
Statt von Jahr zu Jahr den Zuwachs zu Moliaramad's Harem
zu registriren, stelle ich hier die Nachrichten über seine erbaulichen
Familienverhältnisse zusammen. In der Anordnung folge ich der
Liste, welche uns Ibn Sad (Bd. 12. fol. 172 v.) von Zohry aufbe-
wahrt hat, nur stelle ich Zaynab bint Chozayma unter No. 4, statt
wie Zohry unter No. 8.
1. Seine erste Frau war, wie wir wissen, Chadyga, und er
heirathete, so lange sie lebte, keine andere. Er verlor sie im Jahre
619, nach einer glücklichen Ehe von 24 Jahren. Sie war 65 Jahre
alt als sie starb.
2. Sawdä. Ihr erster Mann war Sakrän (Bd. n, S. 177). Nach
dem Tode der Chadyga kam die lebenslustige Frau des 'Othmän b-
Matz'ün (Bd. I, S. 38!)) zum Propheten, bot ihm ihre Dienste als
Kuplerin an und sagte , sie glaube, dafs Sawdä eine passende Frau
für ihn wäre. Er war sogleich dabei, und ehe Chadyga zwei Mo-
nate unter der Erde lag, heirathete er jene (nach Ibn Sa'd im Ra-
raadhän, April 619). Zu Anfang des Jahres 628 scheint sie noch
in Gunsten gestanden zu haben, denn Mohammad wies ihr, wie der
'Ayischa und anderen Frauen, aus den Revenuen von Chaybar 80
Wask Datteln und 20 Wask Gerste oder Weizen zum Unterhalte
an '). Später — nach Balädzory A. H. 8 = A. D. 629 — wollte er
sie verstofsen, wie die Biographen sagen: wegen ihres vorgerückten
Alters; die wahre Ursache scheint gewesen zu sein, dafs sie einen
Schatz hatte. Da ihr Freund ein Eunuche war und sie auf ihre
ehelichen Rechte zu Gunsten der 'Ayischa verzichtete, gelang es ihr
den Propheten zu besänftigen. Gott billigte im Koran 4, 127 das
neue Uebereinkommen. Mohammad behielt sie und am Tage der
') Solche Geschenke nennt man Talma, Unterhaltsanweisungen. Wäkidy
hat darüber eine Monographie, Kitäb alta'ima, hinterlassen.
62
Auferstehung wird sie, ihrem Wunsche gemäfs, unter seinen Gemah-
linnen erweckt werden. Sie starb eu Madyna ungefähr im J. 643.
Wenn die Angabe des Ibn Sa'd, dafs sie erst im Jahre 674 starb,
richtig wäre, mufste sie ein sehr hohes Alter erreicht haben.
3. 'Ayischa, die Tochter des Abu Bakr. Sie war 6 Jahre alt,
als der fünfzigjährige Mohammad sich mit ihr verlobte, und zu neun
Jahren trat sie schon in den Ehestand ein. „Ich safs, erzählte sie,
mit anderen Mädchen in einer Schaukel als mich die Mutter rief.
Ich ging zu ihr, wufste aber nicht, wozu sie mich wollte. Sie nahm
mich bei der Hand und führte mich zur Hausthüre. Ahnungen mach-
ten mein Herz pochen, doch nach einiger Zeit wurde ich wieder
ruhig. Ich wasch das Gesicht und den Kopf, dann führte sie mich
in das Haus, wo mehrere Frauen versammelt waren. Sie empfin-
gen mich mit Glückwünschen und Segnungen und putzten mich.
Als sie fertig waren, übergaben sie mich dem Propheten." Sie ist
die einzige unter seinen Gemahlinnen, die er als Jungfrau gehei-
rathet hat.
Civilisation und Bildung entwickeln manche schöne Eigenschaf-
ten, aber jene naiven, possierlichen Wesen, voll schalkhaften Ueber-
muths, natürlichen Witzes und kindlicher Unbefangenheit, wieAyischa
war, gedeihen am besten im Orient. Sie brachte ihr Spielzeug mit
in das Haus ihres Gatten, ergötzte sich an Puppen und Kinderspie-
len. Mohammad, welcher etwas frühzeitig in die zweite Kindheit
eintrat, nahm herzlichen Antheil an ihrer Unterhaltung, gab biswei-
len eine Anekdote zum Besten und belustigte sie durch Wettlaufen.
Er war so sterblich in sie verliebt, dafs er selbst in der Moschee
während des Gottesdienstes den Kopf unter ihren Schleier steckte,
sie liebkoste und mit ihren Haaren spielte (Tha laby, Tafsyr 2, 183),
und er verkündete den Gläubigen, dafs sie auch im Paradiese seine
Frau sein werde.
Im Hause trug sie nur Beinkleider (Nakba) oder sie hatte einen
Schurz (Izär) um die Mitte gebunden. Höchstens warf sie noch ein
Stück Callico wie einen Shawl über die Schultern. Wenn sie aus-
ging, zog sie ein Hemd (Dir) an, hüllte den Hals, das Kinn und
den untern Theil des Gesichtes in ein Tuch (Chimar), welches auch
einen Theil der Brust bedeckte. Der Kopf, die Stirne und der Naken
waren in ein anderes Tuch (Gilbäb) gewickelt, welches über die
Schultern bis auf die Brust herabflofs. Weniger als diese drei Klei-
dungsstücke (Hemd, Chimar und Gilbab), sagte sie, soll keine Frau
anhaben, wenn sie die Moschee b<>sucht. Selbst dieser Anzug war
dürftig genug, und es wird deswegen von den Biographen hervor-
gehoben, dafs Maymüna einmal in einem langen Hemde und Chi-
63
mär, ohne Izär, beim Gebete erschien. Manchesmal hüllte sich
Ayischa in einen grofsen Izär '), welcher den Kopf und die ganze
Person bedeckte. Sie band ihn aber nicht, wie es schon in alten
Zeiten Sitte war, um die Mitte, sondern wickelte ihn um den Kopf
wie einen Gilbäb und hielt ihn, wie es scheint, vorne mit den Hän-
den zusammen. Sie hatte auch einen Mantel von Floretseide '),
diesen aber hing sie ihrem Neffen um und schenkte ihn demselben.
Die Finger und Zehen schmückte sie mit goldenen Ringen ^).
Die Haare waren so reichlich mit wohlriechenden Salben eingerie-
ben, dafs diese ihr bisweilen über die Stirne herabträufelten. Ihre
schönsten Kleider bestanden aus Sera, einem Stoffe von Baumwolle
und Seide, nach Anderen bedeutet Sera schwerer Atlas. Sie liebte,
wie alle Orientalinnen, die gelbe Farbe. Häufig trug sie sich fast ganz
gelb, bisweilen war das Halstuch (Chimär) und das Hemd rosen-
roth und die Beinkleider gelb. Die gewöhnlichste Farbe der Män-
ner- und Frauenkleider scheint übrigens, wie jetzt noch in Indien,
weifs gewesen zu sein. Wenn man gelbe Kleider (Mo^farät) trägt,
so ist diese Farbe nicht dauerhaft, sondern die Kleider werden, so
oft man sie wäscht, in einen Absud von Safran getaucht oder auch
nur damit besprengt. Dies geschieht namentlich bei Hochzeiten und
anderen Festen. Es wurde ihr einst ein feiner Pelz zum Geschenke
angeboten und sie haschte gierieg danach.
Im vierten Jahre der Higra (Januar 626) hatte sie ein kleines
Liebesabenteuer, welches viel Aufsehen verursachte. Wir wollen ihre
Erzählung hören. Dieselbe wurde von ihren Bewunderern verbes-
sert (?) und von Zohry redigirt. Ich folge dem Texte des Bo-
chäry S. 594 :
Wenn der Prophet eine Reise machen wollte, looste er unter sei-
nen Frauen und nahm diejenige mit, deren Loos herauskam. So
') Izär bedeutet ursprünglich jedes Kleidungstück, womit man die Schaam
verhüllt (Kulla mä satarak); speciell wurde der um die Mitte gebundene Schurz,
welchen nicht nur Männer, sondern auch Frauen getragen (vergl. Bd. I, S. 405),
so genannt. Weil aber durch Mohamniad's Gebot des Verschleierns jeder Theil
des weiblichen Körpers gleichsam zur Schaam wurde, so wendete man (wenn es
nicht schon früher aus derselben Rücksicht geschah) das Wort auch auf das
Leinentuch an, in welches sich die Frauen hüllen.
In einigen Traditionen wird auch eine Milhafa in der Garderobe der 'Ayi-
scha genannt ; auch dieses ist ein grofses Stück Gallico, womit man den ganzen
Körper vehüllt, oder ein Mantel.
') In einer Tradition steht Mitraf chazzin und in einer andeem Kisä chaz-
zin. Chazz bedeutet die Seide, weche, nachdem die langen Faden vom Cocon ab-
gesponnen sind, übrig bleibt und wie Wolle mit der Spindel gesponnen wird.
^) Obschon Chätim eigentlich Siegelring heifst, so werden doch auch die
Ringe, welche die Orientalinnen an den Zehen tragen, so genannt. Vergl. Ibn
Sad Bd. 12, fol. 76 r.
64
that er auch im Feldzug gegen Moraysy' und das Loos fiel auf mich.
Es war damals schon das Gebot, dafs die Frauen sich verschleiern
müssen, geoffenbart worden ; ich setzte mich also verschleiert in die
Hauda, man hob mich darin auf das Kameel, band dieselbe auf
dem Thiere fest und trat daim den Marsch an.
Nach Vollendung des Feldzuges kehrten wir um und lagerten
uns nicht sehr weit von Madyna. Nach Einbruch der Nacht liefs
der Prophet den Ruf zum Aufbruche ergehen. Als ich den Ruf
vernahm , stand ich auf, ging aufserhalb des Lagers und kehrte,
nachdem ich meine Bedürfnisse verrichtet hatte, zu meinem Kameele
zurück. Unterwegs fühlte ich an meine Brust und vermifste meine
llalsschnur von tzafarischen Muscheln. Ich ging zurück, sie zu su-
chen, und meine Sehnsucht dieselbe zu finden, hielt mich lange auf.
Unterdessen hoben die Männer, deren Geschäft es war, mich in der
Hauda auf das Kameel zu heben, letztere auf, banden sie, in der
Meinung ich sitze darin, fest und der Zug setzte sich in Bewegung.
Ihr Irrthum ist sehr begreiflieh, denn zu jener Zeit waren die Frauen
leicht und mager '), weil sie äufserst schlecht genährt wurden, und
aufserdem war ich damals noch sehr jung. Sie konnten also aus
dem Gewichte der Hauda nicht wahrnehmen, dafs sie leer sei. Als
ich das Halsband gefunden hatte, eilte ich nach dem Lager, fand
aber weder einen Rufenden, noch einen Antwortenden. Ich dachte,
wenn sie mich vermissen, werden sie zurückkehren, und setzte mich
auf meinen früheren Platz nieder. Meine Augen wurden schwer und
ich schlief ein.
Der Solaymite Qafwän b. Mo'attal hatte sich nicht im Lager aufge-
halten, sondern war zurückgebliebehi und ging am Morgen vorüber. Er
bemerkte mich, ging auf mich zu, und da er mich ehe noch der Schleier
eingeführt worden war gesehen hatte, erkannte er mich. Er weckte
mich mit dem Rufe: „Wir sind Gottes und zu ihm kehren wir zu-
rück" aus dem Schlafe. Ich zog augenblicklich mein Kopftuch (Gil-
bäb) über das Gesicht und kann bei Allah schwören, dafs er nicht
ein Wort mit mir geredet hat, ausgenommen den erwähnten Ruf.
Er stieg vom Kameele, machte es niederknien, ich stieg auf und er
führte es. Wir eilten der Armee nach und holten dieselbe gegen
Mittag ein als sie gerade im Begriffe war, sich zu lagern. Ich war
noch nicht vermifst worden. Erst da man mich also mit einem Manne
daher reiten sah, ging der Lärm los. Indem sich der Zug aber in
') Bei Soyü^y, KujjiV alschaj-cli ilU alscliabäba, sagt sie: Als icli mit dem
Propheten verlobt war, bemühte sicli meine Mutter, mich fett zu machen [die
Araber lieben nämlich beleibte Frauen] und .sie fand, dafs bei mir nichts bes:-
8er anschlug als Gurken und frische Datteln...; durch deren Gonufs wurde ich
rund.
65
Bewegung setzte, hatte ich keine AlnuHii^ von den Verleumdungen,
die gegen mich ausgesprochen wurden. Nach meiner Ankunft in
Madyna wurde ich schwer krank und lag fast einen Monat darnie-
der. Die bösen Gerüchte kamen dem Propheten und meinen Eltern
zu Ohren. Sie aber sagten nichts zu mir, doch fiel es mir auf, dafs
der Prophet nicht so zärtlich gegen mich war wie sonst, wenn ich
krank lag. Er besuchte mich zuweilen, grüfste mich und sagte nichts
weiter als: „Wie geht's?" und entfernte sich wieder.
Nach ungefähr zwanzig Tagen genas ich und machte mit 0mm
Mistah unseren nächtlichen Spaziergang nach Manäri'. Auf dem
Rückwege sprach sie von der Geschichte und fluchte ihrem eigenen
Sohne, weil er daran glaubte. Ich bat den Propheten um die Er-
laubnifs, zu meinen Eltern gehen zu dürfen. Von meiner Mutter er-
fuhr ich denn auch, dafs der Vorfall zum Stadtgespräch geworden sei.
Ich weinte die ganze Nacht. Der Prophet liefs den 'Alyy und Osama
b. Zayd zu sich kommen und berieth sich, da er keine Weisung von
Gott erhalten hatte, mit ihnen, ob er sich von mir nicht trennen
soll. Alyy rieth ihm dazu, Osama aber sprach seine Ueberzeugung
aus, dafs ich unschuldig sei. Am nächsten Tage kam er zu mir und
fragte mich, ob ich schuldig oder unschuldig sei? Ich bat meine
Eltern, für mich zu antworten. Diese wufsten aber nicht, was sie
sagen sollten. Ich sprach: Ihr habt dieses Gerücht so lange gehört,
dafs ihr euch daran gewöhnt habt, es für wahr zu halten. Wenn
ich sage, ich bin unschuldig, so glaubet ihr mir nicht, wenn ich
mich aber zu etwas bekenne, woran ich, Gott weifs es, unschuldig
bin, so glaubet ihr es. Ich kann daher nichts Anderes sagen, als
der Vater des Joseph, welcher sprach: die Geduld ist schön. Darauf
ging ich zu Bette. Ich dachte, vielleicht wird der Prophet ein Traum-
gesicht haben, in dem ich gerechtfertigt werde, aber dafs Gott we-
gen eines armen Wesens, wie ich bin, eine Offenbarung herabsenden
würde, habe ich nicht erwartet. Doch ehe der Prophet oder sonst
Jemand das Gemach verliefs, befiel ihn ein Paroxysmus wie im Fie-
ber, und er dauerte so lange, bis ihm Schweifstropfen wie Perlen
grofs hinabrollten. Es war ein Wintertag, aber dies war die Wir-
kung des Gevi^ichtes der Offenbarung, die er erhielt '). Als der
') Prof. Weil hat i-s in Sybel's Zeitschrift für Geschichte, 1862, versucht,
aus Ihn Ishnk's Version dieser Stelle zu beweisen, dafs Mohanimad's Anfälle
nicht cataleptischer, sondern epileptischer Natur waren. Wenn wir mit Gewifs-
heit sagen könnten : so hat 'Äyischa, oder auch nur der Redakteur der Erzählung
über diesen Gegenstand gesprochen, dann dürfte man solchen Gebrauch von der
Stelle machen. Traditionen sind aber sehr verschieden von geschriebenenen Do-
kumenten und müssen ganz anders benutzt werden: wir müssen, wenn wir mehr
als den allgemeinen Inhalt venvenden wollen , alle Versionen vergleichen. Von
III. 5
66
Allfall vorüber war, lächelte er, und das Erste, was er sagte, war:
O'Äyischa, Gott hat dich schuldlos erklärl! Meine Mutter sagte:
Umarme ihnl Ich aber antwortete: Nein, ich umarme ihn nicht,
aber ich preise Gott. Die Offenbarung, welche er bei dieser Gele-
genheit erhalten hat, ist Kor. 24, n- 21.
In dem Originale, welches ich in diesem Theile abkurze, wird
besonders viel Mühe darauf verwendet, die Verschwiegenheit des
gekränkten Ehemannes und der beschämten Eltern der'Ayischa ge-
genüber zu niotiviren. Dies ist in der That, da aus Koran 24, 15
deutlich hervorgeht, dafs sie zum Stadtgespräch geworden war, die
schwächste Episode in der ganzen Geschichte. Ihre Mutter hätte
ihr mit der gröfsten Zartheit sagen können: Höre Kind, deine Feinde
haben böse Gerüchte in Umlauf gesetzt, erzähle mir den ganzen
Hergang, damit ich dich rechtfertigen kann, und wenn Mohammad
schon anfangs bereit war, ihr auf's Wort zu glauben, so hätte er
die schmeichelhafte Aufforderung, offen ihre Unschuld zu betheuern,
auch während ihrer Krankheit an sie ergehen lassen können. Ich
kann die Vermuthung nicht unterdrücken, dafs'Ayischa nicht krank,
sondern auf den Rath'Alyj's von ihrem Manne verstofsen worden.
Daraus würde sich der Hafs, welchen sie bis an das Ende ihres
Lebens gegen Alyy und seine Familie hegte und welcher schwere-
res Unheil über die Muslime brachte, als Frim Brunhild's Zorn gegen
Siegfried über die Nibelungen, erklären.
Entlassen konnte sie Mohammad auf den Verdacht hin oder
auch ohne Ursache, wenn aber ihre Schuld bewiesen worden wäre,
hätte sie gesteiniget werden müssen. Obschon der Prophet an dem
ehebrecherischen Judenpaar, wie auch an Ma iz und einer Gbamiditin
das Todesurtheil ohne Barmherzigkeit hatte vollziehen lassen '), so
dieser Tradition kenne ich deren vier (aul'scr der des Ibn Isliäk , Wäkidy und
Bochüry :iueh die des Moslini Bd. 2, S. G31) und gerade in der fragliehen Stelle
unterscheiden sie sich so wesentlich von einander, dals der einzige Schlnfs, wel-
chen man daraus zidien darf, der ist: der Redakteur der Tradition habe geglaubt,
dafs Mohammad die Oftenbarungen unter Anfiillen irgend einer Art erhielt, und
diesen Umstand hat er benutzt, um seiner Erzählung mehr Leben zu geben.
Die mehr oder weniger ausführliclie Besehreibung der Anfälle ist das Werk der
Ueberlieferer nach ihm.
') Diese zwei bekannten iiir Vergehen selbst und der Prophet hätte es genie
gesehen, wenn sie entgangen wären. Sie wollten aber „gereinigt" sein. Mä'iz
verlor ilen Muth, als Steine auf ihn geworfen wurden, und wollte entlaufen.
Ein Moslim schlug ihn mit dem Knochen eines Kameeis nieder und die Steini-
gung wurde vollzogen. Der Ghämidilin wurde Frist gewährt, die Frucht ihrer
Liebe zu gebären und zu stillen. Als sie ihre Pflidit am Kinde gethan Iiatte,
gab sie ihm ein Stück Brod in die Hand, um zu zeigen, dafs es essen kann,
und brachte es zu Mohammad. Er gab das Kind einem Moslimen und befahl,
sie bis an die Brust einzugraben ; dann schlug ihr Chälid mit einem Stein an
den Kopf iiud dieses war das Signal, sie zu steinigen. — ISlisclikät S. 308.
67
änderte er jetzt das Gesetz, auffalJeiid aus Rücksicht ffir 'Ayiscba
und ilire Eltern, dahin ab, dafs der Verführer und die Verführte mit
hundert Peitschenhieben bestraft werden sollen und nach verbüfster
Strafe sich nur an Ehebrecher und Ungläubige verheiratheii dürfen
(Kor. 24, 2). Nach überstandener Strafe hätte also 'Ayischa Qaf-
wän's Frau werden können. Es ist merkwürdig, dafs Mohammad
zur Ehrenrettung seiner Geliebten betheuert, ^afwiin habe die 'Ayi-
scha nie in ihrem Hause besucht, ausgenommen in seinem Beisein.
Es seheinen also wirklich Besuche und Unterhandlungen stattgefun-
den zu haben. Der Zeitraum v-on drei Wochen mochte den Zorn
des Proplieten abgekühlt und ihn zur Ueberzeugung gebracht haben,
dafs er ohne seine jugendliche Gefährtin, gegen die er viel mehr die
nachsichtige Liebe eines Vaters, als die Eifersucht eines Gatten fühlte,
nicht leben könne. Er liefs sich also offenbaren (Kor. 24, 4), dafs
wer eine keusche Frau eines Vergehens beschuldigt, müsse vier Zeu-
gen bringen, welche, wie das Gesetz näher bestimmt, den Akt mit
Augen gesehen haben; gelingt es ihm nicht, diesen Beweis zu füh-
ren, so wird der Verläumder zu achtzig Peitschenhieben verdammt.
Mistah und Hamna, die Tochter des Gahsch, zwei der Hauptanklä-
ger, liefsen sich auch wirklich diese Strafe gefallen , weil sie auf-
richtige Moslime waren ').
Allein der böse Leumund wurde dadurch nicht zum Schweigen
gebracht. Die „Heuchler'" sprachen nur noch schlimmer von 'Ayi-
scha. Unter ihren Verläumdern war Ibn Obayy am thätigsten. Mo-
hammad versuchte es daher, ihn durch einen Staatsstreich aus dem
"Wege zu räumen, um die Uebrigen, welche das neue Dogma, dafs
'Ayischa unschuldig sein müsse, nicht anerkennen wollten, zu intimi-
diren. Zu diesem Zwecke begab er sich zu Sa'd b. "Obäda, wel-
cher unter den aufrichtigen Moslimen den gröfsten Einflufs auf die
Chazragiten hatte, nahm ihn bei der Hand, führte ihn nebst einigen
anderen angesehenen Männern in das Haus des orthodoxen Führers
der Awsiten, Sa'd b. Mo'ädz; dieser bewirthete sie und Mohammad
bestrebte sich, diese zwei Männer von der Unschuld seiner Frau zu
überzeugen und das gute Einverständnifs zwischen ihnen zu befesti-
gen. Einige Tage später führte er den letzteren in derselben Ab-
sicht in das Haus des ersteren. Nach diesen Vorbereitungen bestieg
er am folgenden Morgen die Kanzel und rief: Wer will mich ge-
gen die Folgen schützen , wenn ich mich an einem , der mich ver-
unglimpft hat, räche? Ich! antwortete Sa'd b. Mo'ädz, wenn es ein
Awsite ist, schlage ich ihm den Kopf ab, gehört er aber zu unse-
') Ibn Ishäk sagt, aucli (Ipf Dichter Hassan sei gcgcifsclt worden, Andere
bezweifehi es.
5*
68
ren Brüdern, den Chazragiten, so unternelimen wir gegen ihn, was
du uns befehlen magst. Es war klar, dafs Mohammad den einflufs-
reicben 'Abd AUab b. Obayy meinte, und deswegen erwidert der
Chef der Chazragiten: Es ist dir nicht ernst, Sa'd, und wenn es
ein Awsite ist, so bist du weder im Stande, noch willens, ihn zu
tödten. Es kam in der Moschee zu heftigen Auftritten zw^ischen
den beiden Stämmen, während welcher Mohammad schwieg. Der
Mordversuch des erbärmlichen Theokraten mifslang; die Chazragiten
mit dem sonst so ergebenen Sa d b. Obäda an der Spitze traten so
energisch auf, dafs es Niemand wagte, den Ibn Obayy zu tödten.
Es war eine andere für uns w^ichtige Persönlichkeit, der Poet
Hassan, in dieser Sache betheiligt. Wenn auch die Talente dieses
Mannes, nach seinen Poesien zu urtheilen, sehr untergeordnet wa-
ren, so übertraf er doch alle Dichter von Madyna. Er war cha-
rakterlos und feig, und statt in den Krieg zu ziehen, blieb er im-
mer bei den Weibern zu Hause, selbst als seine Vaterstadt belagert
wurde. Aber er hatte ein böses Maul , und wie arabische Kritiker
sagen, war kein Poet tapferer in seinen Gedichten als er. Sein
Aeufseres war phantastisch: die Haupthaare waren vorwärts ge-
kämmt und hingen zwischen den Augen herunter. Den Backenbart
liefs er schwarz, aber den Knebel- und Schnurbart färbte er mit
Henna roth. Man fragte ihn, warum er sich so verunstalte? Er
antwortete: damit ich wie ein Löwe mit blutiger Schnauze aussehe.
Wenn es wahr ist, dafs er gegeifselt wurde, so war seine Galle
gewifs aufgerüttelt, und das Mifslingen der Mordpläne des Prophe-
ten gegen Ibn Obayy gab ihn) den Muth, ihr in einigen Versen ge-
gen die Stämme, denen Mohammad angehört, Luft zu machen. Sein
Spottgedicht wurde dem Propheten überbracht und er fragte: Wer
will mir den Hassan aus dem Wege räumen? Der beleidigte Caf-
wan erbot sich zu dem blutigen Geschäft und ging zu diesem Zwecke
in die Burg Foray', wo sich Hassan aufhielt. Dieser ergriff die
Flucht, als Cafwan sich ihm mit gezücktem Schwerte nahte; es
wurde ihm jedoch die eine Wade gespalten. Die Familie, welcher
der Dichter angehörte, die Manu Harith b. Chazrag, ergriffen den
Thäter und hielten ihn einige Zeit gefangen. Sa'd b. 'Obäda und
seine Verwandten mischten sich in diese Angelegenheit und es ge-
lang ihrem Zureden oder der Gewalt, die Banu Harith zu bewegen,
den Cafwän loszulassen. Sa'd kleidete ihn und brachte ihn zum
Propheten. Als dieser ihn erblickte, rief er ihm entgegen: Möge
Gott Den kleiden, der Dich gekleidet hat '). Auch Hassan wollte
') In Wäkidy, Ms. Brit. Mus. 20737 fo). 105, ist eine andere Version der
Gcächiclite. f^afwän verwundet den Dichter ohne Vorwissen des Mohammad,
69
sich zum Propheten bogeben. Seine Verwandten trugen ilin zwei
Mal hin , er wurde aber nicht vorgehissen. Er hängte den anstöfsi-
gen Versen andere an, in denen er verspricht, Salyren gegen die
Korayschiten zu dichten bis sie die Lät und 'Ozza verlassen und
an Mohammad glauben würden. Er liefs sich zum dritten Male
zu Mohammad tragen und sprach: (Verse)
„Ich habe Satyren gegen Mohammad gedichtet, aber ich habe
ihn auch gegen Angriffe vertheidiget. Gott wird mich dafür belohnen.
Mein Vater, meine Ahnen und meine Ehre sollen der Schild
Sein für die Ehre des Mohammad gegen seine Feinde."
Er fand nun Gehör und Genugthuung und erhielt als Entschä-
digung für seine Wunde ein Gut von Mohammad, welches ihm spä-
ter Mo'äwiya um einen enormen Preis abkaufte, um das Kayr al-
därayn (das Schlofs mit den zwei Höfen, nämlich einen für die Män-
ner und einen für die trauen) darauf zu errichten. Hassan, wel-
cher schon vor diesem Vorfall Lobgedichte auf Mohammad verfafst
hatte, machte nun Carriere, wurde zum „Dichter Gottes und des
Propheten", pries die hervorragenden Persönlichkeiten und verspot-
tete die Feinde des Islam. Er erhielt dafür manche werthvoUe Ge-
schenke. Als der Vicekönig von Egypten dem Propheten zwei kop-
tische Concubinen sandte, behielt dieser die eine für sich selbst, die
andere, Sirene, aber gab er dem Dichter. Auch auf Ayisciia vei--
verfafste dieser ein Lobgedicht. Er erreichte seinen Zweck. 'Ayischa
vergab ihm und sprach später nur Gutes von ihm. Ich theile noch
einige Anekdoten über Hassan aus dem Kitab alaghäny, Bd. 1,
fol. 201 ff., mit:
Drei Korayschiten, 'Abd Allah b. Zibary, Abu Sofyän b. al-
Härith b, 'Abd al-Mottalib und 'Amr b. al- A9, pflegten auf den
Propheten Satyren zu dichten. Jemand sagte zu 'Alyy b. Aby Tä-
lib: Mache Spottgedichte gegen das Volk, das uns verspottet. Alyy
antwortete: Ich will es thun, wenn mir der Prophet die Erlaubnifs
dazu giebt. Als aber der Prophet um seine Einwilligung gefragt
wurde, sagte er: Al}^ ist nicht der Mann dazu! Dann wandte er
sich zu den An^ärern und sprach: Warum solltet ihr, die ihr uns mit
euren Waffen helfet, nicht auch mit euren Zungen Beistand leisten?
Hassün trat hervor und bot ihm an, die Aufgabe zu übernehmen.
Der Prophet berührte die Spitze seiner Zunge und sprach: Bei Gott,
keine Zunge zwischen Bo^rä und Qan'a macht mir mehr Freude als
wird ergriffen und gebunden und zu diesem geführt. Der Prophet befiehlt, dafs
er eingekerkert und im Falle, dafs Hassan sterben sollte, hingerichtet werde.
Hassan und seine Verwandten werden von Sa'd beschwichtiget. Cafwän erhält
seine Freiheit und ein Ehrenkleid. Mohammad ist höchlich erfreut darüber, ent-
schädigt aber auch den Dichter.
70
diese. Aber wie wirst da die Korayschiten verächtlich machen kön-
nen, da ich doch einer von ihnen bin? Hassiin erwiderte: Ich nehme
dich aus ihnen heraus, wie man ein Haar aus dem Teig herau&-
klaubt. Drei An^ärer machten Spottgedichte auf die Korayschiten,
Hassan, Ka'b b. Miilik und 'Abd Allah b. Rawaha. Die zwei ersten
griffen sie auf demselben Boden an, auf dem sie die An^ärer angrif-
fen; sie sprachen von ihren Schlachten und Niederlagen, und be-
schimpften sie. Abd Allah b. Rawaha aber warf ihnen ihren Un-
glauben vor. So lange sie Heiden waren, schmerzten sie am meisten
die Angriffe des Hassan und Ka'b, als sie sich aber bekehrt hatten,
die des 'Abd Allah.
Der Prophet hatte eine so grofse Bewunderung für die poeti-
schen Schöpfungen des Hassan, dafs er erklärte, er sei mit dem
heiligen Geiste erfüllt. Um ihn in den Stand zu setzen, seine An-
griffe recht persönlich zu machen, befahl er dem Abu Bakr, den
Hassitn mit den Familienverhältnissen der Makkaner bekannt zu ma-
chen, und wohl auch eine gelinde Censur zu üben. Wenn den Ko-
rayschiten eine beifsende Satyre zu Ohren kam, sagten sie: dahatte
wieder Abu Bakr seine Hand im Spiele. Einst machte Mohammad
eine Reise und bat den Dichter, ihn zu begleiten und ihm seine
Poesien vorzutragen. Der Prophet hörte ihm die ganze Nacht mit
der gröfsten Aufmerksamkeit zu und sagte, als Hassan seinen Vor-
trag vollendet hatte: Sie sind schmerzlicher für unsere Feinde als
Pfeile. Seiner heftigen Angriffe wegen und weil er es auch mit dem
Propheten nicht immer ganz redlich meinte, nannten ihn einige Gläu-
bige nach dem Tode seines Beschützers „den Verfluchten*^. Die
Moslime sind sonst mit solchen Ausdrücken nicht so verschwende-
risch als wir.
Als Makka erobert war und die Einwohner sich bekehrten,
hatten die gegen sie gerichteten Spottgedichte ihr Wirkung ge-
than. Der Chalyfe 'Omar verbot daher, sie zu recitiren; denn,
sagte er, sie können jetzt nur noch dazu dienen, die alten Feind-
seligkeiten, welche der Islam ausgeglichen hat, am Leben zu er-
halten. Einige Zeit nach diesem Verbote kamen der Sahmite 'Abd
Allah b. Zib'ary und der Fihrite Dhirar auf Besuch zu ihrem Freunde
Abu Ahmad b. Galisih nach Madyna. Sie baten diesen, den Hassan
einzuladen, um, da sie jetzt ausgesöhnt waren, dessen Gedichte aus
seinem eigenen Munde zu hören und auch ihm die ihrigen vorzu-
deklaniiren. Der Dichter freute sich, die nähere Bekanntschaft sei-
ner früheren Gegner zu machen und fragte sie, ob sie den dichte-
risclien Kampf eröffnen wollten. Sie waren damit zufrieden und
recitirten alle Spottgedichte, die sie gegen ihn verfafst hatten. Has-
san platzte fast vor Aerger, als er all den Schimpf vernahm, und
71
selinte sicli nach diTii Augenblick, wo si« ihre Deklamation vollen-
det hätten und er seine Gedichte recitiren konnte. Aber als sie
fertig waren, schwangen sie sich, ohne ihn zum Worte kommen zu
lassen, auf ihre Kameele und eilten gegen Makka zu. Hassan be-
gab sich nun zum Chalyfen und erzählte ihm, dafs sein Befehl auf
eine solche hinterlistige Weise übertreten worden sei.
Dliirar sah die Folgen seines Scherzes voraus, und als sie in
Rawhii, 40 arab. Meilen von Madyna, angekommen waren, sagte er
zu seinem Gefährten: Du wirst sehen, Hassan wird khig(Mi und
Omar wird uns zur Rechenschaft ziehen ; es ist daher besser, wir
bleiben hier und warten den Verlauf der Sache ab. Er hatte kaum
ausgesprochen, als schon ein Bote von Omar ankam und sie nach
Madyna zurückzukehren auftorderte. Als sie zum Chalyfen kamen,
wurde auch Hassan gerufen. Es war eine grofse Anzahl von Men-
schen zugegen und Omar befahl dem Hassan, seine Satyrcn gegen
die zwei Dichter vorzutragen. Als dieser fertig war, sagte 'Omar
zu den beiden Dichtern: Ihr könnt jetzt hier bleiben oder nach
Makka zurückkehren. Dem Hassan ist Genugthuung zu Tlieil ge-
worden, denn er hat den Vortheil gehabt, seine Gedichte öffentlich
vorzutragen, während ihr die eurigen in einer Privat -Gesellschaft
deklamirt habt. Dann wendete er sich zu den anwesenden An^ärern
und fuhr fort: Ich habe euch verboten Verse im Gedächtnisse zu
erhalten, welche an die alten Feindschaften zwischen den Moslimen
und den Heiden erinnern. Wenn sich aber die Gegenpartei in diese
Verordnung nicht fügt, so müfst ihr eure Gedichte aufschreiben, sie
auswendig lernen und in einen Dywän sammeln.
Um die Tochter seines treuesten Freundes und besten Rathge-
bers, ohne sich der öffentlichen Verachtung preis zu geben , wieder
zu sich nehmen zu können, bestimmt Mohammad im Koran 24,6,
dafs auch der Gatte keinen Verdacht gegen die Keuschheit seiner
Frau hegen dürfe, wenn er nicht vier Zeugen hat. Selbst wenn er
sie flagrante delicto ertappt, hat er fünf Eide abzulegen, welche aber
durch fünf Eide der Frau entkräftet werden können. Endlich ver-
öffentlichte er folgende wohlüberdachte und unpoetische Offenbarung,
in der Absicht, die Gemüther wieder zur Ruhe zu bringen:
K. 24, 11. Diejenigen von euch, welche die VerläumJung ver-
breiteten, sind nicht zahlreich, etwa zwei oder drei Dutzend. Glau-
bet nicht, dafs sie euch schadet, sie ist vielmehr zu eurem Besten.
Jeder Verläumder wird den Lohn seines Vergehens ernten. Den am
meisten Gravirten (Hassan) erwartet eine grofse Strafe 'j.
') lui Original stellt ki'iii Vcrbuni. Weil die Meisten eine Verdamnuiug
zur Hölle darunter verstanden haben und Hassan als Moslini starb , so glauben
72
vj. Warum habt ihr, gläubige Männer und Frauen, als ihr die
Geschichte hörtet, nicht gut von eurem Nächsten gedacht und ge-
sagt: Dies ist eine offenbare Verläumdung?
13. Warum haben die Ankläger nicht vier Zeugen gebracht
[um den Ehebruch zu beweisen]; da sie keine Zeugen haben, so
wisset, dafs sie vor Gott als Lügner angesehen werden.
14. Ruhte nicht die Gnade und Barmherzigkkeit Gottes in die-
ser und in jener Welt auf euch, so würde euch dieses eures Ge-
schwätzes wegen , indem ihr die Verläumdung mit euren Zungen
verbreitetet, eine grofse Strafe befallen haben. Ihr sprechet ja mit
eurem Mund über Dinge, wovon ihr nichts wifst, und nehmet die
Sache leicht, die doch vor Gott von grofsem Gewichte ist.
15. Warum habt ihr nicht, als ihr die Geschichte hörtet, ge-
sagt: Es schickt sich nicht, dafs wir uns darüber aussprechen. Got-
tes Glorie! dies ist eine ernste Verdächtigung.
IG. Gott warnt euch, nie wieder solches zu thun , wenn ihr
Gläubige seid,
17. und Gott erklärt euch die Zeichen, denn Gott ist wissend
und weise.
18. Wahrlich, Diejenigen, welche sich freuen, wenn sich über
die Gläubigen schmähliche Gerüchte verbreiten, erwartet eine pein-
liche Strafe
19. in dieser und in der anderen Welt. Gott ist wissend, ihr
aber nicht.
20. Ruhte nicht Gottes Gnade und Barmherzigkeit auf euch,
dann — — Aber Gott ist milde und barmherzig.
21. O Gläubige, folget nicht der Fufsspur des Satans. Wer
der Fufsspur des Satans folget, wisse, dafs er das Schändliche und
Unerlaubte gebietet; und ruhte nicht Gottes Gnade und Barmherzig-
keit auf euch, so würde nie Jemand unter euch rein bleiben. Aber
Gott erhält rein, wen er will, denn er hört und weifs Alles.
22. Wahrlich, Diejenigen, welche keusche, arglose, gläubige
Frauen verläumden, werden in diesem und in jenem Leben verflucht
und es trifft sie eine grofse Strafe.
Dafs 'Ayischa des Ehebruches schuldig war, läfst sich nicht
beweisen. Aber eine Frau von fünfzehn Jahren, eine Orientalin,
sie, dafs sich diese Worte auf 'Abd Allah b. Obayy bezielien. Allein Masruk
sprach über diesen Gegenstand mit 'Äyischa und sie verstand eine zeitliche Strafe
darunter. Sic sagte: „Ist das Erblinden nicht eine grofse Strafe?" Wenn diese
Inspiration vor die Aussöhnung des Moljanimad mit Hassan fällt, so kann er
die Hölle oder seine Älordpliine gegen Hassan gemeint haben. Ist der Vers spä-
ter geoffenbart worden, so kann er bedeuten: er verdiente eine grofse Strafe, und
eiue Rechtfertigung des ^afwän enthalten.
73
ohne Bildung und voll Uebermutb, und schon seit sechs Jahren das
Spielzeug eines sechszigjährigen Wüstlings , befindet sich allein mit
einem jungen Manne, und der junge Mann befindet sich allein mit
einem schönen Weibe! Uns liegt übrigens nicht so viel an der
Treue der 'Ayischa als an der Ueberzeugung des Mohammad. Aus
dem Koran scheint deutlich hervorzugehen, dafs sie in seinen Aussen
und noch mehr in den Augen des Publikums, wenn nicht schuldig,
doch höchst verdächtig war, und dafs er in seiner häuslichen Ka-
lamität zu Offenbarungen seine Zuflucht nahm. Diese Frivolität ist
verdammenswerth.
Einige Zeit nach diesem Abenteuer begleitete sie den Prophe-
ten wieder auf einen Feldzug. Sie hatte den nicht sehr glücklichen
Einfall noch einmal ihr Halsband zu verlieren. Diesmal machte sie
aber Lärm und die Gläubigen gingen es suchen. Es kostete ihnen so
viel Zeit, dafs sie das Gebet weit vom Lager entfernt, an einem
Platze ohne Wasser verrichten mufsten. Da sie die vorgeschriebe-
nen Ablutionen unterlassen hatten, trugen sie den Vorfall dem Pro-
pheten vor. Er erhielt darauf eine Offenbarung, in welcher vorge-
schrieben wird , dafs in Ermangelung des Wassers das Reiben des
Gesichtes und der Arme mit feinem Sande als Ersatz für die Ab-
lution gelte ').
Nach dem Tode des Propheten war 'Aj-ischa die geheiligtste Per-
son im ganzen Islam und es gab keine Staatsintrigue , in der sie
nicht die Hauptrolle übernahm, noch einen Parteikampf, den sie
nicht schürte. Sie überlebte den Propheten um 47 Jahre und ätarb
67 Jahre alt zu Madyna am 13. Juli 678. Sie konnte lesen, besafs
ein Korcinexem[ lar, hatte gröfsere Kenntnisse in der Theologie, wie
auch in der Genealogie, und in Sagen und Gedichten der Araber,
als alle anderen Wittwen des Mohammad zusammen. Ja, sie soll
Gedichte, besonders des Labyd, von hundert und zweihundert Ver-
sen auswendig gewufst haben. Sie hat viele Aussprüche des Pro-
pheten und Nachrichten über sein Leben überliefert, und die mei-
sten tragen das Gepräge der Authenticität. Schon während der Re-
gierung ihres Vaters Abu Bakr und noch mehr in späterer Zeit galt
sie als die höchste Instanz in religiösen und juristischen Fragen.
Das Ansehen, welches sie genofs, verdankt sie übrigens nicht
ihren Talenten allein. Sie wurde von der politischen Partei ihres
Vaters als ein Talisman gegen die 'Aliten benutzt. Diese stellten
ihr eine andere Wittwe des Propheten, die 0mm Salama, entgegen.
'Alyy ernannte ihren Sohn 'Omar zum Gouverneur von Bahrayn
und später von Masabdzän, und sie stand unter dessen Schutz. Aber
') Bochdrj- S. 532. Ibn Sad fol. 85.
74
sie besafs weder den Geist der Intrigue ihrer Gegnerin, noch war
'Alyy und seine Partei so frei von Skrupehi, wie ihre Feinde, und
der Versuch, ein Gegengewicht gegen den Einflufs der "Ayischa zu
finden, mifslang vollstcändig. Als die 'Abbäsiden vereint mit den
'Aliten gegen die Oniayyiden zu intriguiren anfingen, war 'Ayischa
schon lange todt, und nun erfand man eine Anzahl Traditionen zu
Gunsten der Chadyga, und sie mufste die Verehrung, welche etwa
noch für 'Ayischa unter den Moslimen fortlebte, mit der Mutter der
Nachkommen des Alyy theilen. Einige von diesen Traditionen wur-
den klüglich der 'Ayischa in den Mund gelegt.
4. Zaynab bint Chozayma , die Hilälerin , aus einem der Ha-
wäzinstämnic, war zuerst die Erau des Tofayl b. Härith, er entliefs
sie und es vermählte sich sein Bruder 'Obayda mit ihr. Nachdem
dieser bei Badr gefallen war, nahm sie im Raniadhfm A. H. 3 (Febr.
(i25) der Prophet und gab ihr ein Heirathsgut von zwölf und einer
halben Unze Goldes '). Achtzehn Monate darauf wurde sie ihm
durch den Tod entrissen in einem Alter von 30 Jahren. Anderen
Nachrichten zufolge war 'Abd Alh.ih b. Gahsch, welcher bei 'Ohod
fiel, der Vorgänger des Mohammad, und sie starb schon zwei Mo-
nate nach der Heirath.
5. IIaf(,^-a, eine Tochter des 'Omar. Sie wurde im Jahre ü07
oder G05 geboren und war zuerst an Chonays b. Hodzäfa verlieira-
thet. Er starb an den bei Badr oder Ohod erhaltenen Wunden, und
nun trug Omar ihre Hand nach einander dem Abu Bakr und dem
'Othmän (welcher soeben die Rokayya verloren hatte) an; aber
keiner wollte sie haben. Dann ging er zum Propheten, welcher
sogleich auf den Vorschlag einging. Die Heirath fällt in Januar
025, so dafs sie höchstens zwanzig Jahre alt war. Mohammad
wollte sie später entlassen, aber dem 'Omar zu Liebe behielt er
sie. Sie starb A. H. 4ö oder 41 (A.D.Oct. 065 oder 001).
6. 0mm Salama aus der Familie Machzüm. Die Biographie
ihres Mannes wird Bd. I. S. 433 und ihre Reise nach Madyna Bd. IL
S. 536 beschrieben. Weil der Harem des Mohammad so reichlich
besetzt war, weigerte sie sieh, seine Frau zu werden und gab als
Grund an, dafs sie zu alt sei, viele Kinder habe *) und an Eifer-
sucht leide. Sie war sehr schön und er war daher entschlossen,
sie zu bestitzen. Darum antwortete er ihr: Ich bin viel bejahrter
als du, will für deine Kinder sorgen und Gott bitten, dafs er dich
') Zuliry erwäliiit nicht das O.ituiii (K-r lloiriilli, in-init abiT ilircu Namen
nach Zaynab bint Gahsch und vor l-JayhAna. Va- scheint, also der Ansicht ge-
wesen zu sein, dafs die Heirath iin Jahre ü27 stattgefunden haben.
^) Omar, Salama und zwei Miidchcn : Zaynab und ISarra.
75
von der Eifersucht befreie. Nach anderen Nachrichten betete sclion
ihr erster Mann auf dem Todtenbette, dafs sein Nachfolger zu ei-
nem noch höheren Platze im Paradiese bestimmt sein solle, als er
selbst, und sie wiederholte dieses Gebet nach seinem Tode mit
solcher Inbrunst, dafs Gott das Herz des Propheten mit Liebe für
sie entflammte. Nach der Hochzeit, welche im März 626 gefeiert
wurde, Hefs er ihr die Wahl, ob er drei Tage bei ihr wohnen, dann
der Ordnung gemärs die übrigen Frauen besuchen soll und nachher
wieder zu ihr zurückkommen, oder ob er sich sieben Tage bei ihr
aufhalten soll; in diesem Falle, fügte er hinzu, bleibe ich auch bei
deinen Genossinnen je sieben Tage. Sie wählte das erstere, und
es wurde daher zur Regel für die Rechtgläubigen, einer neuen Frau
drei Tage zu schenken. Nach einer Tradition erhielt sie als Braut-
geschenk eine Handmühle, einen hölzernen Napf, ein Bett und an-
deres Geräth: alles zusammen im Werthe von 40 Dirhemen. Nach
anderen Nachrichten war Mohammad viel splendider gegen seine
Frauen. Ich habe, sagte er zu 0mm Salaraa, an den König von
Abessynien ein Geschenk, bestehend aus mehreren Unzen Moschus
und einem schönen Unter- und Oberkleide, geschickt. Ich bin aber
überzeugt, dafs er schon todt ist. Wenn die Geschenke zurückkom-
men, sollst du sie haben. Sie kamen auch wirklich zurück und er
gab jeder seiner Frauen eine Unze Moschus und den Rest nebst dem
Kleide der 0mm Salama. Sie starb im Dzü-lkada A. H. 5'J oder
62, 84 Jahre alt.
7. Gowayriya. Im Feldzuge gegen Moraysy' (Januar 626) He-
len mehrere Frauen des Mo(,"talikstammes in die Gefangenschaft der
Moslinie. Darunter befand sich die zwanzigjährige Barra, deren An-
muth und Heiterkeit sie, wie Ayischa versichert, unwiderstehlich
machte. Bei der Vertheilung der Beute hei sie dem Thäbit b. Kays
zu. Sie war aus einer angesehenen Familie und war versichert,
dafs sie losgekauft werden würde. Sie unterhandelte daher über
den Preis ihrer Freiheit und kam mit ihm überein, neun oder zehn
Unzen Goldes zu bezahlen. Als die Bedingungen festgesetzt waren,
begab sie sich zum Propheten, um sich mit ihm darüber zu bespre-
chen. Er unterlag beim ersten Anblicke ihren Reizen, machte ihr,
um sich über die Untreue der 'Ayischa zu trösten, einen Heiraths-
antrag, bezahlte ihr Lösegeld und gab als Brautgeschenk mehreren
ihrer Schicksalsgenossinnen die Freiheit. Die Moslime befreiten
die übrigen; denn, sagten sie , die Frauen eines Stammes, mit dem
sich unser Meister verschwägert hat, sollen nicht Sklavinnen sein.
Sie starb A. H. 56 (A. D. 676) in einem Alter von 60 oder 65 Jah-
ren. Ihr erster Mann war der Mo(jtalikite Mo^äfi'.
76
8. Die Asaditin Zajnab, eine Tochter des Gahsch; sie liiefs
ursprünglich Barra, der Name Zaynab wurde ihr erst vom Pro-
pheten gegeben. Sie war an seinen Adoptivsohn Zayd verheiratbet.
Wie schon Bd. I. S. 400 erzählt worden ist, verliebte sich Moham-
mad in sie und bewog jenen, sie zu entlassen, damit sein Meister sie
ehelichen könne.
Zaynab war von ernster Gemüthsart, aufrichtig von der Sen-
dung des Mohammad überzeugt, und die innige Zuneigung für ihn
war eine Frucht der Frömmigkeit. Da des Propheten Liebesver-
hältnifs mit ihr in die Zeit der Untreue der 'Äyischa fällt, so hat
er w^ahrscheinlich auch dieses angefangen, um sich zu trösten. Sie
machte es zur Bedingung derHeirath, dafs sie durch eine Offenba-
rung sanctiouirt werde. Eine solche vorzuweisen, kostete dem Mo-
hammad wenig Mühe. Sie rühmte sich daher bis an das Ii^nde ih-
res Lebens, dafs sie diejenige seiner Frauen sei, deren Ehe von
Gott selbst im sieTjenten Himmel geschlossen worden. Auf Erden
wurde sie im Jahre 4 der Flucht (April 626) nach dem Feldzuge
von Moraysy ') durch ein Gastmahl gefeiert, zu dem mehrere Fremde
geladen waren. Die ältere Tradition sagt, dafs ein Lamm geschlach-
tet und geröstet wurde. Nach einer jüngeren Nachricht brachte
Anas den Brautleuten ein spärliches Gericht von Butter und Dat-
teln. Mohammad befiehlt ihm, seine Freunde und alles Volk, wel-
ches in der Moschee und auf der Gasse war, zu laden. Der Zu-
drang war so grofs, dafs die Hütte und der Hof gedrängt voll von
Menschen war. Der Prophet berührte nun das (Bericht mit drei
Fingern und es vermehrte sich dermafsen, dafs alle genug zu essen
fanden. Wahrscheinlich sollte dies als ein Gegenstück zur Hoch-
zeit von Kana dienen.
Nach dem Mahle, als sicli die meisten Gäste entfernt hatten, be-
suchte der Prophet die Hütten aller seiner Frauen und richtete einige
freundliche Worte an sie. Er kehrte dann zu seiner Braut zurück
und liofTte jetzt allein mit ihr zu sein. Er fand aber noch zwei oder
mehrere Gäste im Hofe. Diese Unbescheidenheit veranlafste ihn,
den Koränvers 33, 53 zu veröffentlichen, worin er ihnen verbietet,
ohne Erlaubnifs seine Hütten zu betreten und ihnen aufträgt, sich
zu entfernen, wenn ihre Geschäfte vollendet sind, seine Frauen nicht
') Ibn Sa'd Bd. 12, S. 89 und 173 v. Dies ist wichtig, denu es unter-
liegt keinem Zweifel, dafs das Gebot des Verschloicrns erst nach der Hochzeit
gegeben worden ist; in der S. 64 angeführten Tradition über das Liebesabenteuer
der 'Äyischa aber, welches auf dem Rückwege von Moraysy' stattfand, wird
angenommen, dafs das Gebot schon bestand. Für den Redakteur der Geschichte
des Abenteuers war diese Annahme recht bequem, weil ein Fehltritt, wenn sich
'Äj-ischa augenblicklich verschleiert hatte, weniger walirscheinlich war.
77
anzusehen und nur durch einen Vorhang mit ihnen zu sprechen.
Dieses ist das Gebot, dafs die Frauen sich vor den Männern ver-
schleiern sollen. Später hörte er, dafs Talha ein Auge auf 'Ayischa
habe und sie nach seinem Tode zu heirathen gedenke. Er verbot
daher in einem Zusätze zu diesem Verse die Wiederverheirathung
seiner Weiber.
Zaynab war sehr arbeitsam; sie hatte die Gerberei und das
SchuhflicUen gelernt und fuhr fort, ihr Gewerbe auch als Frau Gott-
gesandtin zu betreiben, gab aber den Ertrag den Armen. Als der
Chalyfe'Ümar ihr das Wittwengehalt von 12000 Dirhemen zuschickte,
liefs sie das Geld mit einem Tuche bedecken und sagte zu einer
ihrer Freundinnen: Stecke die Hand unter das Tuch, nimm eine
Hand voll Geld und trage es zu den Armen der Familie N. Sie
fuhr fort, auf diese Art das Gold zu vertheilen bis, als das Tuch
aufgehoben wurde, nur noch 85 Dirherae darunter waren. Einst
schickte ihr Omar aus dem Staatsschatze fünf Kleider. Sie wählte
eins aus, welches iiir selbst als Leichenanzug dienen sollte, und ein
anderes gab sie zu demselben Zwecke ihrer Schwester Hamna.
Auf dem Todtenbette drückte sie den Wunscli aus, dafs sie
auf der Bahre, auf der Mohammad gelegt, zur letzten Ruhestätte
getragen werde. Diese Auszeichnung wurde dann auch anderen
Frauen erwiesen. Marwän b. Hakam liefs mehrere Bahren anferti-
gen , vertheilte sie unter die Stadtviertel von Madyna und befahl,
dafs in Zukunft nur hochgestellte Personen auf die Bahre des Pro-
pheten gelegt werden sollen. Es scheint, dafs früher das Gesicht
der Leichen unbedeckt war. Als Zaynab starb, befahl der Chalyfe,
dafs sich ihr nur ihre nächsten Verwandten nahen dürfen, denn es
wäre ein arger Verstofs gegen den Anstand gewesen, wenn sie von
fremden Männern gesehen worden wäre. Die Tochter des 'Omays
machte den Vorschlag, welcher dann auch allgemein in den Islam
eingeführt wurde, dafs man nach abyssinischer Sitte die Leichen mit
einem Tuche bedecke. Ihre Beerdigung gab zu einer anderen Neue-
rung Anlafs: Es war sehr heifs und Omar liefs daher ein Zelt auf-
schlagen, unter welchem die Todtengräber arbeiteten. Später wurde
es Sitte, Zelte über die Gräber zu errichten. Zaynab starb A. H.
21 in einem Alter von 53 Jahren, sie war also ungefähr 35 Jahre
alt , als sie Mohammad heirathete. Sie hinterliefs kein Vermögen
aufser ihrer Hütte, welche ihre Familie an den Chalyfen Walyd um
50000 Dirheme verkaufte.
9. Die Jüdin Rayhäna war dieWittwe eines Koraytziten, welchen
Mohammad im April 627 grausam hinrichten liefs. Sie wurde, wie
die übrigen Koraytziten, als Sklavin gefangen gehalten, weil sie aber
Mohammad bewunderte, brachte er sie bei einer Nachbarin unter
78
und machte ihr einen Ileirathsantrag. Anfangs weigerte sie sich,
die Religion ihrer Väter abzuschwören und ihm die Hand reichen.
Eines Tages jedoch kam der abtrünnige Jude Ibn Saya und mel-
dete dem Propheten Rayhana's Bekehrung. Er schenkte ihr nun
die Freiheit, nahm sie zur Frau und gab ihr ein Brautgeschenk von
zwölf und eine halbe Unze Gold. Sie starb im Jahre 632, vor Mo-
hammad.
10. 0mm Habyba, eine Tochter des Abu Sofyän. Sie beglei-
tete ihren Mann 'Obayd Allah b. Gahsch in der zweiten Flucht nach
Abyssinien. Er bekehrte sich daselbst zum Christentbume und starb.
A. H. 7 oder 8 (627 — H) schickte Mohammad einen Boten, 'Amr b.
Omayya Dhamry, zum Naggäschy und verlangte die Wittwe, welche
eine Tochter, Namens Ilabyba, geboren hatte und schon 34 oder
36 Jahre alt war, zur Frau. Sie wurde an ihn in Abyssinien pro
cura verheirathet; der Naggilschy vertrat ihn bei der Ceremonie und
überreichte der Braut ein Geschenk von 400 Dyniir oder 4000 Dir-
hemen und schickte sie nach Madyna. Sie starb A. II. 41 oder 44,
als ihr Bruder der Beherrscher des Moslimen- Reiches war.
11. Die Jüdin Qafyya, eine Tochter des Hoyyay, war zuerst
an Saliäm b. Mishkam vermählt. Dieser verliefs sie und sie wurde
die Frau des jüdischen Dichters Kinana. Sie gehörte dem Stamme
Nadhvr an und begleitete bei der Vertreibung desselben aus Ma-
dyna ihre Familie nach Chaybar. Ihr zweiter Mann wurde bei der
Einnahme dieser Stadt, A. H. 7 (Oct. 628), getödtet und sie fiel nebst
vielen anderen Töchtern Israels in die Hände der Moslirae. Ihre
Jugend (sie war erst 17 Jahre alt) und Schönheit bezauberten den
Propheten und er sclienkte ihr die Freiheit unter der Bedingung,
dafs sie seine Frau werden solle. Sie nahm den Antrag mit Wi-
derwillen an. Seine Galanterie ging so weit, dafs er ihr den Schen-
kel liinhielt, damit sie vermittelst desselben auf das Kameel steige,
und sie auf dem Wege mit seinem Mantel bedeckte, denn er safs
vor ihr. Schon zwei Stunden Weges von Chaybar wollte er Hoch-
zeit machen, sie aber weigerte sich, was er begreiflicher Weise sehr
übel aufnahm. Zu (^ahba, vier Stunden von Chaybar, wurde Halt
gemacht, und sie fand es zweckmäfsig, keinen weiteren Widerstand
zu leisten. Sie wurde zwei Frauen übergeben, welche sie wuschen,
kämraten und putzten. Unterdessen schlug man ein Zelt auf, oder
wie andere berichten, hängte man KU^ider an einen Baum, um ei-
nen abgeschlossenen Platz zu bilden, und breitete ein Stück Leder,
welches als Thalamus dienen sollte, auf die Erde aus. Hier empfing
der Gesandte Gottes seine Braut. Er war so entzückt, dafs er die
ganze Nacht mit ihr sprach und kein Auge schlofs. Er fragte
sie unter Anderem, warum sie sicli in der früheren Station dagegen
79
gesträubt liabe, ilim die Hand zu reichen? Sie antwortete klüglich,
dafs sie seine Verschwägerung mit den Juden für unzweckmäfsig hielt.
Die Moslinne hatten sich von seinem Zelte aus Anstand entfernt, nur
Abu Ayyüb blieb in der Nähe und zwar mit dem Säbel in der Hand.
Am folgenden Morgen fragte ihn Mohammad nach der Ursache. Er
antwortete : Du hast die Verwandten dieser Frau hinrichten lassen
und ich dachte, es könnte ihr mit dem Islam nicht ernst sein und
sie möchte die Absicht haben, dich zu tödten. Nach der Heirath
lud der Bräutigam seine Freunde zum Schmaus und die junge Haus-
frau bewirthete die Gäste mit Hays, d. i. zerquetschten Datteln mit
geröstetem Mehl (Sawyk) und Butter zu einem Brei vermischt, und
Dattelwasser (Nabydz). Um letzteres zu bereiten, zerstiefs sie am
Abend Datteln in einem steinernen Mörser und gofs Wasser darüber,
am folgenden Morgen gofs sie die klare Flüssigkeit ab und reichte
sie zum Trank.
Den Frauen des Propheten machte die Ankunft der (^afyya we-
nig Freude. Er brachte sie in dem Hause eines Nachbarn unter
und die ganze weibliche Bevölkerung von Madyna strömte bin, um
die neue Mutter der Gläubigen zu sehen. Auch Ayischa war un-
ter den Neugierigen. Mohammad fragte sie, ob sie die Qafyya schön
linde? Sie antwortete mit Verachtung: Ach, eine Jüdin! Ein an-
deres Mal warf sie ihr ihre jüdische Abkunft vor und Mohammad
sagte zur Cafyya, warum antwortest du nicht: Mein Vater ist Aaron
und mein Onkel Moses? Zaynab, die Tochter des Gahsch, fiel in
Ungnade, weil sie sich derselben Indiscretion schuldig ma'chte, und
wurde vom Propheten zwei oder drei Monate vernachlässigt, (^afyya
starb A. H. 52 und hinterliefs ein Vermögen von 100000 Dirheraen,
wovon sie ein Drittel ihrem Neffen, einem Juden, hinterliefs. Mau
wollte es ihm vorenthalten, aber Ayischa sprach für strenge Hand-
habung der Gerechtigkeit und es wurde ihm verabfolgt.
l'i. Maymüna, aus dem Stamme Hiläl. Sie war zweimal ver-
heirathet gewesen, als sie Mohammad im Schawwäl oder Dzu-lka'da
A. H. 7 (Jan. od. Febr. 629) zu Sarif, auf dem Wege nach Makka,
zehn Meilen von dieser Stadt, zur Frau nahm. Sie starb A. H. 61
(680 — 1), 80 Jahre alt. Sie war die letzte Wittwe des Propheten.
13. Fatima, aus dem Stamme Kihtb. Die Hochzeit fand im
März 630 statt. Sie trennte sich von ihm nicht lange darauf, un-
ter Umständen, welche wir ein wenig weiter unten erzählen werden.
14. Asma, aus dem königlichen Stamme der Kinditen. Ihr
Vater No'män war nämlich ein Sohn des Ibn Aby Gawn b. Aswad
b. Härith b. Scharahyl b. Gawn b. 'Akil alraerär. Dieser Akil al-
merar war ein kinditischer König.
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Die Familie der Braut wohnte im Nagd gegen Scharyya hin
und bekehrte sich zum Islam. No'man machte dem Propheten seine
Aufwartung und sagte: Ich will dir meineTochter, welche das schönste
Weib in Arabien ist, zur Frau geben. Sie war an einen Cousin
verheirathet, und da er unlängst gestorben ist, so ist sie Wittwe
und hat ein grofses Verlangen nach dir. Mohammad nahm das An-
erbieten freudig an und sagte, er wolle ihr ein Brautgeschenk von
zwölf und einer halben Unze Gold geben. Der Vater hielt dies für zu
wenig, aber auf die Versicherung, dafs er aus Grundsatz keiner sei-
ner Frauen mehr gegeben, und auch für seine Tochter nicht mehr
gefordert habe, willigte er ein und der Ehevertrag wurde abgeschlos-
sen. Der Prophet schickte den Abu Osayd mit dem Vater der Braut,
um sie abzuholen. Bei ihr angekommen, erklärte ihr Abu Osayd,
dafs die Frauen des Propheten vor keinem Maane, ausgenommen
die nächsten Verwandten, unverschleiert erscheinen dürfen. Sie fügte
sich in die Einrichtung, und nach einem Aufenthalte von drei Ta-
gen setzte er sie verschleiert in die auf ein Kameel gebundene Sänfte
und eilte mit ihr nach Madyna, wo er sie in das Haus einer sei-
ner Verwandten brachte. Die Frauen der Stadt kamen, um sie zu
sehen und zu beglückwünschen. Sie waren entzückt von ihrer Schön-
lieit. Eine von ihnen hatte die Bosheit, ihr zu sagen: Wenn du
dich dem Propheten recht angenehm machen willst, so mufst du
ihm, wenn er sich dir nahet, entgegenrufen: Gott behüte mich vor
dir! Abu Osayd hatte unterdessen den Mohammad von der Ankunft
seiner Verlobten benachrichtiget und dieser ritt sogleich zu dem
Hause, in welchem sie wohnte, sie zu besuchen. Es war seine Sitte,
fährt der Erzähler fort, dafs, wenn eine Braut vor ihm den Schleier
abnahm, er sich vor dieselbe hinsetzte und ihr einen Kufs gab. Er
wollte auch der Asmä diesen Ausdruck der Zärtlichkeit erweisen,
sie aber rief ihm entgegen: Gott behüte mich vor dir! Er antwor-
tete: Möge mich Gott auch vor dir behüten! und sprach das ver-
hängtiifsvolle Wort der Scheidung aus.
Dieses ist die jüngste Redaktion einer nicht sehr glücklich er-
fundenen Geschichte. Eine etwas ältere Version erzählt: Die muth-
willige 'Ayischa und ihre Genossinnen haben der arglosen jungen
Wittwe vorgeschwatzt, dafs es Sitte sei, Propheten auf diese Weise
zu begrüfsen. Mohammad führte sie in das Brautgemach und statt
ihm entgegenzukommen, sagte sie: Golt behüte mich vor dir! Am
nächsten Tage entliefs er sie und gab ihr als Entschädigung (Muta')
zwei Stuck Mouslin (Barazikyya, es wird durch Kirbäs erklärt).
Diese lleirath fand im Juli Ü3ü, also ein Jahr vor seinem
Tode, statt.
81
Dieselbe Geschichte wird niif einigen Veränderungen von zwei
anderen Bräuton des Propheten (Molajka und 'Ainra) erzählt. Wenn
man alle Nachrichten vergleicht, kommt man zum Schlufs, dafs er
sich ein oder mehrere Male durch die Ungezogenheiten seiner Schö-
nen bewogen sah, sie am Morgen nach der Hochzeit zu entlassen.
Diesen ungebildeten Araberinnen scheint weder die Geschichte des
Psalmisten, noch der Spruch des weisen Salomon: O Eitelkeit der
Eitelkeiten! bekannt gewesen zu sein, und von einem Propheten
Wunder erwartend, nahmen sie die Bereitwilligkeit des Geistes nicht
als Ersatz für die Schwäche des Fleisches hin.
Erfahrungen dieser Art veranlafsten den Gottgesandten zu
Schritten, aus seinem Harem unbescheidene Frauen, welche keine
Rücksicht hatten für die Schwächen des Alters, auszuscheiden. Ei-
nes Tages, erzählt Ayischa (bei Ihn Sa'd Bd. 12, fol. 52 v. ; vergl.
Bocbäry S. 792), kam der Prophet zu mir und sagte: Ich mache
dir einen Vorschlag, deine Entscheidung eilt aber nicht so sehr,
als dafs du nicht vorher den Rath deiner Eltern einholen solltest.
Ich fragte: Was hast du mir zu sagen? P> fing an, feierlich fol-
gende Ofl'enbarung vorzutragen:
33, 2t<. O Prophet, sage zu deinen Frauen: Wenn ihr dieses Le-
ben und seine Freuden liebet, so kommt, ich gebe euch eure Entschä-
digung (Mut'a) und entlasse euch auf anständige Weise.
23. Wenn ihr aber Gott, seinen Boten und das Jenseits lie-
bet, so wisset, dafs Gott für die Guten von euch einen schönen Lohn
bereitet hat ').
Ich fragte ihn, fährt Ayischa fort: Worüber soll ich meine El-
tern befragen? Ich liebe Gott, seinen Propheten und das Jenseits!
Er war hoch erfreut über meine Antwort und sagte: Ich will nun
auch deinen Genossinnen die Wahl lassen. Du mufst ihnen aber,
fiel ihm 'Ayischa in's Wort, nicht sagen, was ich gewählt habe. Mo-
hammad folgte ihrem Wunsche nicht, sondern nachdem er ihnen
die zwei Koriinverse vorgetragen hatte, fügte er hinzu : 'Ayischa hat
Gott und seinen Boten gewählt!
Auch die üebrigen folgten ihrem Beispiele, nur Fätima zog die
Genüsse des Lebens dem Propheten vor. Sie gerieth in solche Ar-
rauth, dafs sie genöthigt war, Kameelmist (welcher als Brennmaterial
') Ihn Sa'd, Bd. 12, fol. 143 u. 144, hat zwei umständliche Berichte über
die Veranlassung dieser Offenbarung aufbewalirt, aber beide tragen das Gepräge
der Dichtung. Sie scheinen schon vor Zohry (f 125) erfunden worden und aus
einem Streit über die Erklärung dieses Koränverses hervorgegangen zu sein.
Die Offenbarung dieser Verse fällt in das Jahr 629.
III. 6
82
gt'brauclit wird ) zu sammeln, um ihren Unterhalt zu erwerben. Sie
wird deswegen von den Mosh'men Schakyka, die Elende, genannt.
Sie starb A. H. 60 (679).
Während der letzten zwei Jahre seines Lebens war Moham-
niad's ganze Aufmerksamkeit auf die Vergröfserung seines Harems
gerichtet. Wenn er von einem schönem Weibe hörte, machte er ihr
einen Heirathsantrag, und einige arabische Häuptlinge, welche ein
Anliegen an ihn hatten, schmeichelten seiner herrschenden Leiden-
schaft und verlobten ihre Töchter an ihn. Um ihn wegen der von
Asma ihm zugefugten Beleidigung zu besänftigen, verheiratheten die
Kinditen eine andere berühmte Schönheit ihres Stammes an ihn,
nämlich Kotayla, die Tochter des Kays aus Hadhramawt, aber er
starb, als sie auf dem Wege nach Madyna war. Sie kehrte auf die
Nachricht von seinem Tode in ihre Heimath zurück, fiel vom Islam
ab und tröstete sich durch eine andere Heirath. Ein solaymitischer
Häuptling verlobte seine Tochter SabTi ') an ihn. Sie starb aber
bald darauf und erlebte nicht die Freude der Vereinigung mit ihrem
Bräutigam. Dasselbe Schicksal soll die Taghlibitin Hawla gehabt
haben. Aufserdem wird von einer Tochter des Gondob und der
Kalbitin Scharäf behauptet, sie seien ihm angetraut gewesen, dafs
aber die Ehe nicht vollzogen wurde.
Unter den Frauen, um deren Hand er anhielt, aber vergebens,
ist seine Cousine Omm Häniy, eine Tochter des Abu Tälib. Sie hatte
freilich schon einen Mann und mehrere Kinder. Das hatte aber
nichts zu sagen. Sie war eine Gläubige und ihr Mann ein verstock-
ter Heide. Er erklärte daher, dafs die Ehe faktisch aufgelöst sei '').
Auf seine Tochter Zaynab, welche ebenfall.s die Frau eines Heiden
war (vergl. Bd. I. S. 201) fand dieses Princip keine Anwendung. Omra
Hslniy erklärte, dafs sie ihn als Gottgesandten verehre, dafs sie aber
ihre eheliche Treue und Liebe gegen ihren Mann bewahren wolle.
Die Anbaritin C'afyya, aus dem Stamme Tamym, fiel in die Ge-
fangenschaft der Moslime. Der (iottgesandte liefs ihr die Wahl, zu
') Sclion in alter Zeit wiiiilo sie von einigen Genealogen »Sana genannt.
Solche VcrscliiedenliL'iten der Aussprache lassen sich nur dadurch erklüren, dafs
Namenslisten schriftlich fortgepflanzt wurden.
^) Um sie zu beschwichtigen wurde ihm ein Passus in K. 33, 4» geoflen-
bart, in welchem gesagt wird, dafs er seine Cousinen, welche sich mit ihm
nachJIadyna geflüchtet haben heiratlien soll. Er wollte damit wohl sagen:
da Omm llaniy »n Madyna und ihr ungläubiger Mann in Makka lebt, so darfst du
sie heirathen. Der Ausdruck „mit ihm" ist zu bestimmt und Omm Häniy sagte,
dafs die Offenbarung auf sie nicht anwendbar sei, weil sie erst nach ihm nach
Madyna gekommen. Dieser Passus bezieht sich übrigens auch auf ein anderes
Heirathsprojekt: er wollte nämlich auch die Omätna, eine Tochter seines Onkels
Hamza. /.iir Frau nehmen.
83
ihren Verwandten zurückzukehren oder seine Frau zu werden; auch
sie blieb ihrem Gatten treu. In der Geschichte der frühsten Bekeh-
rungen (Bd.I. S. 388) haben wir Chawla, die lebenslustige Frau des
'Othinan b. Matz ün, kennen lernen, und wir haben gesehen, dafs
ihr Gemahl auf den Gottgesandten eifersüchtig war. Aus dem zwölf-
ten Bande des Ibn Sa'd geht hervor, dafs sie in der Familie des
Mohammad als Magd diente und dafs dieser ihr einen Heirathsan-
trag machte. Kein Wunder also, wenn 'Othmän nicht ganz zufrie-
den war.
Während einige Weiber eheliche Treue oder gar die Freuden
des Lebens den Umarmungen des Propheten vorzogen , gab es an-
dere, welche, von wahren religiösen Gefühlen durchdrungen, ihm
ihre Hand anboten. Von diesen will ich nur eine erwähnen: 0mm
Scharyb soll eine so eifrige Moslimin gewesen sein, dafs sie sich in
die Häuser der Makkaner einschlicli, um unter dem zarten Geschlechte
für die neue Religion Propaganda zu machen. Die Männer bemerk-
ten es, und da dieselbe dem Stamme Daws angehörte, wurde sie
ergriffen, unter dem Vorgeben, man wolle sie zu ihrem Stamme zu-
rückbringen, drei Tagereisen weit in die Wüste hinausgeführt und
dort ohne Speise und Trank ihrem Schicksale überlassen. Hier war
ein Wunder ganz an seinem Orte und es wurde auch bewirkt: sie
fand einen Schöpfeimer voll Wasser und wurde gerettet. Später kam
sie nach Madyna und „schenkte" sich dem Propheten ').
Dieser Fall, welcher sich ein paar Mal wiederholt, bedarf einer
Erläuterung. Die Ehen werden in Arabien und im ganzen Orient
von den Angehörigen der Braut abgeschlossen. Wir glauben, dafs
die Frauen verschachert werden. Dies mag oft der Fall sein, doch
der Sinn dieser Institution ist ein anderer und bezweckt deren Si-
cherstcllung ^ ). Es wird ein Ehekontrakt niedergeschrieben und
eine Mahr, Dotation, festgestellt, welche der Mann entweder so-
gleich oder im Falle der Ehescheidung bezahlt. Wenn die Eheleute
zusammen leben bis zum Tode des Mannes, erhält die Frau die
') Balädzory, Ansäb alaschräf, erzählt, dafs Mohammad sie unmittelbar
nach Äyispha geheirathet, aber nach einiger Zeit verstofsen habe und dafs sie
erst nachher nach Makka ging und dieses Abenteuer bestand.
-) Ibn Sa'd Bd. 12, fol. 48. Abu Bakr fragte den Mohammad, warum er
seine Braut 'Ayischa nicht heimführe? Er antwortete: Ich kann keine Dotation
geben. Abu Bakr gab ihm nun 12.1 Unze Gold, welches der Prophet zu uns
sandte, worauf er mich dann heimführte, — erzählt 'Äyischa. Diese an und
für sich zweifelhafte Tradition zeigt, dafs es ein Ehrenpunkt war, eine Dotation
zu reichen, dafs aber die Töchter nicht verkauft wurden; denn in diesem Falle
kam das Geld von dem Vater der Braut, und wenn es auch von dem Bräuti-
gam wieder an ihn geschickt wurdf. ^o hntte <r f.« mir für seine Tochter auf-
zubewahren.
6*
84
Dotation, vorausgesetzt, dafs sie niclit schon bezahlt worden ist, nnd
erbt dann noch ihren Anthoil an der übrigen Verlassenschaft.
Wer die Vortheile dieser Einrichtung überdenkt, wird sie nicht
ohne Weiteres verdammen. In Indien ist es unter rospeiitablen mos-
limischen Familien ganz gewöhnlich, dafs die versprochene Dotation
das Vermögen des Mannes weit übersteigt; es werden dann nicht
selten zwei Klauseln angehängt: erstens, dafs sie nur im Falle ei-
ner IChescheidung ganz bezahlt werden soll, und zweitens, dafs eine
Ehescheidung erfolgen müsse, wenn er eine zweite Frau heirathet.
Im Orient gehört die Frau auch nach ihrer Heirath der väter-
lichen Familie an. Wir haben Bd. If. S. 585 einen Fall kennen ge-
lernt, dafs eine Frau von ihren Anverwandten gegen ihren Wunsch
von ihrem Manne getrennt wurde, weil er deren Erwartungen zu-
wider gehandelt hatte. Die Familie verwaltet das Vermögen der
Fvna mit Einschlufs der Dotation, sie leitet die Unterhandlungen,
wenn es zu einer Scheidung kommt, ist verpflichtet, die geschiedene
Frau wieder aufzunehmen und zu beschützen und für ihre Wieder-
verlieirathung zu sorgen. Diese Institutionen sind patriarchalisch, die
unserigen, wo in solchen Fällen der Beistand der Gerichte angeru-
fen wird, staatlich. Wenn die patriarchalischen Gewohnheiten gut
gehandhabt werden, haben sie manchen Vortheil. Die Handhabung
aber hängt von der öffentlichen Meinung, von dem moralischen Sinne
des V^olkes ab; in sittenlosen Ländern, wie Egypten und Syrien,
welche ohne alles Ehrgefühl sind, führen sie zur tiefsten Entwür-
digung der Frau.
Wenn sich nun eine Frau einem Manne schenkt, so heifst das
so viel, als sie entzieht sich der Kontrolle der Familie und lauft
mit ihm davon. Es steht ihm dann frei, sie in ein paar Tagen wie-
der zu entlassen, und weil sie sich ihm „geschenkt" hat, kann sie
höchstens eine kleine Entschädigung (Mut'a) beanspruchen. Bei den
lieidiiischen Arabern würde ein Mann, der eine solche Gunst an-
nimmt, von der Familie der Frau getödtet worden sein. Bei den
Schy'iten gelten solche Ehen, welche sie Mut'a nennen, gesetzlich,
und es kann eine Heirath ohne Zeugen oder elterliche Einwilligung
auf eine Stunde geschlossen werden. Wenn sich der Mann von der
Frau trennt, giebt er ihr eine Mut'a (Entschädigung).
Da dem Mohammad auch andere Frauen, z. B. Laylä, ein Toch-
ter des Chatym aus Madyna, ihre Hand anboten, so konnte er der
Versuchung nicht widerstehen und liefs sich ott'enbaren (K. 33,4!)):
„Wenn sich eine gläubige Frau dem Propheten schenkt, so kann
sie der Prophet, wenn er will, heirathen. Diese Freiheit ist aber
nur ihm und nicht anderen Moslimen gestattet." Die Verletzung
der JK rgebrachten Anstandsregeln war so unverschämt, dafs ihm
85
Ayischa ins (Jcsiclit sagte: Diiii Ihnv beiill sich, deinen Gelüsten
zu vvilltalircii. Die sittliche Entrüstung seiner Anhänger bewog ihn
zum Theil nachzugeben. So viel wir wissen, nahm er keine der
Schönen, welche sich ihm schenkten, in seinen Harem auf, obschou
es ziemlich sicher ist, dafs er den Antrag wenigstens einer dersel-
ben angenommen, d. h. mit ihr gebuhlt hat. Um sich den An-
schein zu geben, als handele er auch hierin auf Befehl Gottes, liefs
er sich offenbaren (K. 33, 51): „Solche Frauen kannst du, weini es
dir gefällt, auf die Zukunft vertrösten, oder du kannst sie sogleich
heimführen.''
Von den drei Concubinen, welche dem Mohammad das Leben
versüfsten, will ich nur einer erwähnen: Der Vicekönig von Alexan-
drien machte A. H. 7 dem Mohammad ein schönes Geschenk: Tau-
send Mithkäl Gold, zwanzig Stück weiches egyptisches Kibaty-Tuch,
einen weifsen Esel, ein Maulthier, eine Quantität Honig von Bahna,
den Eunuchen Mabür ') und, was das Werthvollste war, zwei Skla-
vinnen. Sie bekehrten sich beide zum Isliim. Die eine Sirene gab
er dem Dichter Hassan zum Geschenk, ihre Schwester Milria be-
hielt er für sich selbst. Maria war aus Hafn im Bezirke Ancinä in
Oberegypten ^). Sie war weifs und hatte krause Haare. Moham-
mad liebte sie leidenschaftlich. Anfangs brachte er sie bei einem
Nach^jar unter. Eines Tages unterhielt er sich mit ihr in der Hütte
der Haf^a, welche bei ihren Eltern zu Besuch war. Hafea kam dazu
und sagte: "Wie, in meiner Hütte und an meinem Tage! und du
nennst dich einen Boten Gottes? Er versprach der erzürnten Frau,
') Es wird noch eiu anderer Eunuch, Kamens Hyt, in dem patriurelmli-
schen Arabien erwähnt, welcher einem Gefährten des Mohammad die verborge-
nen Reize einer Frau von Täyif beschrieb. Es scheint also, dafs er in dieser
Stadt einen Harem bewachte. Bochäry S. 619.
Die arme Sawdä, die zweite Frau des Propheten, hatte einen Eunuchen zum
Schatz. Er besuchte sie zuweilen und glaubte, dafs er seiner Unschädlichkeit
wegen von dem Ehemann geduldet würde. Aber Mohanmiad verwies ihn nacli
Hommä bei Dzu Holayfa. Die Gefährten des Propheten hatten Mitleid mit ihm
und sagten: Dort in der Einöde stirbt er vor Hunger. Er erlaubte ihm daher
wöchentlich zweimal in die Stadt zu kommen, nm Lebensmittel zu holen. Er
starb in seinem Exil während des Chalyfates des 'Omar. Dieser Eunuch wird
Mochannas, Zwitter, genannt. Vielleicht war er nicht ein Verschnittener, son-
dern von der Natur schlecht bedacht worden. Einige glauben, dafs er nicht ver-
schieden sei von Hyt; nach Anderen hingegen war sein Name Mati' und er
ein Client der IMachzümitin Fächita bint'Amr.
-) Abu Hanyfa sagt, das Labachholz kommt sonst nirgends als in Ancinä
vor. Dieses Holz wird in Balken geschnitten und zum Schiffbau gebraucht. Es
ist sehr theuer xmd ein einziger Balken wird bisweilen um .50 Dynär verkauft.
Es wird erzählt, dafs wenn mau zwei Balken zusammennagelt imd sechs Tage
lang in das Wasser legt, sie so fest zusammeulialteu, als wäre es eiu einziges
Stück Holz.
86
dafs er die MÄri.a nie wieder berühren wolle. Sie forderte ihm ei-
nen Eid ab und er leistete ihn. Sie mufste ihm aber versprechen,
ihren Genossinnen, namentlich der 'Ayischa, nichts von dem Vor-
gange und seinem Eide zu sagen. Sie plauderte aber die ganze Ge-
schichte aus, und zur Strafe hat er sowohl sie als auch die 'Ayi-
scha einen ganzen Monat nicht besucht; in Bezug auf die Koptin
hingegen offenbarte ihm Gott (K. 66,1-2): „O Prophet, versage dir
nicht, deinen Frauen zu Liebe, was dir Gott erlaubt hat. Gott hat
unterdessen (seit deinem Schwur) euch vorgeschrieben, eure Schwüre
durch eine Sühne aufzulösen^ ').
Er wies nun seiner Maria in dem oberen Theile des Stadtge-
bietes, wo er ein Gut besafs, eine Wohnung an und besuchte sie
ziemlich häufig, doch würde sie sich einsam gefühlt haben, wenn
nicht ein Landsmann in der Nähe gewohnt hätte. Dieser schenkte ihr
viel Aufmerksamkeit und versah sie mit Holz und Wasser. Dieses
Verhältnifs wurde zum Stadtgespräch und Mohammad schickte den
'Alyy, ihn zu ermorden. Als er sich mit dem Schwerte in der Hand
näherte, sah der Kopte, worauf es abgesehen sei und liefs seine
Kleider fallen. Alyy überzeugte sich, dafs er ein Eunuch sei und
kehrte zurück, ohne ihm ein Leid zu thun. Maria wurde gesegne-
ten Leibes und gebar im April 630 einen Sohn. Der Engel Ga-
briel kam zu Mohammad und beglückwünschte ihn. Er war nun
ganz sicher, dafs er selbst und nicht der Kopte oder ein Dritter Va-
ter des Kindes sei. Eines Tages brachte er es zu seiner 'Ayischa und
sagte: Hast du je ein Kind gesehen, welches seinem Vater so ähn-
lich ist wie der Junge? sie aber fand nicht die entfernteste Aehn-
lichkeit, und wer weil's was die böse Frau dabei dachte. Er genofs
die Vaterfreuden nicht lange, denn Ibrahym starb am 16. Juni 631.
Es soll an seinem Begräbnifstage eine Sonnenfinsternifs gewesen
sein. Die Moslime sagten, die Sonne verschleiert sich aus Trauer
über deinen Verlust, der Prophet aber erklärte, dafs weder das Le-
ben, noch der Tod eines Menschen eine Sonnenfinsternifs verur-
sache, aber, setzte er hinzu, mein Sohn ist ein (^'iddyk; im Para-
diese und wenn er gelebt hätte, würde er zum (^iddyk (Gerechten)
und Propheten geworden sein.
Wenn schon Polygamie unter den Arabern auch vor Moham-
mad üblich war, so galten doch Excesse für unsittlich, und er fand
es daher nöthig, die öffentliche Meinung durch eine specielle Offen-
barung zu beschwichtigen: Gott erlaubt ihm in Kor. 30, 4y in der
') im die Profanation der religiösen Ueberzeugungen und die Erbärmlich-
keit des Mohammad würdigen zu können, muls man die Verse 3 bis H und 10
bis 12 dieser Süra nachlesen.
87
Anzahl und Wixhl der Frauen eine grölsere Freiheit als anderen
Menschen. Die Mosliinc waren schon früh darauf bedacht, ihn
zu rechtfertigen, und dies würde ihnen viel weniger .Schwierigkeiten
gemacht haben , wenn auch nur eine seiner späteren Ehen frucht-
bar gewesen wäre. Er mufste aber selbst einsehen, dafs der ihm
zugeschriebene Zweck, Nachkommen zu erzielen, durch seine Le-
bensweise vereitelt werde. Das wahre Motiv seiner Excesse spricht
er in einer wohlverbürgten Tradition selbst aus: Mein einziges Ver-
gnügen auf Erden, sagt er, sind Weiber, Wohlgerüche und das Ge-
bet. Das Prophetenthuni, fügen die Gläubigen hinzu, ist eine so
schwere Aufgabe, dafs Gott dem Propheten im Liebesgenusse einen
Ersatz gewährte. Er stattete ihn daher mit gröfserer Kraft aus,
als dreifsig gewöhnliche Männer zusammengenommen besitzen. Sie
vergessen nicht, den Abraham, David und Salomon zu nennen. Von
ersterem erzählen sie, dafs er täglich auf dem Boräk nach Makka
ritt, um die daselbst zur Pflege des Tempels angesiedelte Ilager zu
besuchen. Die Traditionen über die zwei letztern sind nicht geeig-
net, wiederholt zu werden. Durch diese Beispiele beweisen sie, dafs
Excesse im Liebesgenufs ein Vorzug der Propheten sei. Da aber
Salomon über hundert Frauen halte, so gerathen sie auf eine ganz
andere Schwierigkeit als wir erwarten sollten: Sie halten es für
ihre Aufgabe, zu beweisen, dafs Mohammad, obschon sein Harem
nicht so gut ausgestattet war, dennoch nicht geringer sei, als der
weise König oder der Psalmist.
Der Prophet hatte keine Wohnung für sich selbst. Sein Haupt-
quartier war in der Hütte der 'Ayischa und die öffentlichen Ge-
schäfte verrichtete er in der Moschee, aber er brachte jede Nacht
bei einer anderen seiner Frauen zu und war, wie es scheint, auch
ihr Gast beim Essen. Er ging aber täglich, wenn er bei guter Laune
war, bei allen seinen Frauen umher, gab jeder einen Kufs, sprach
einige Worte und spielte mit ihr. Wir haben gesehen, dafs seine
FamiHe neun Hütten besafs; dies war auch die Anzahl der Frauen,
welche er bei seinem Tode hinterliefs. Doch gab es Zeiten, zu de-
nen sein Harem stärker war. Er brachte dann einige seiner Schö-
nen in den Häusern von Nachbarn unter. Es kam auch vor, dafs
zwei Frauen eine Hütte bewohnten. Stiefkinder wohnten, so lange
sie jung waren, bei ihren Müttern.
Achtzehntes Kapitel.
Raubzüge bis zur Schlacht von Badr. (623 u. 624.)
»Meinen Mitbürgern ist es wohl bekannt«, sagte Sa'tl b.
Raby' zu seinem Gast 'Abd al-Rahmän b. Ani", »dafs ich
einer der reichsten Männer meines Stammes bin. Um nicht
engherzig zu erscheinen, will ich, da uns seit dem Ver-
briiderungsfeste ein heihges Hand umschlingt, mein Ver-
möijen in zwei Hälften theilen; du nimmst die eine Hälfte
und ich behalte die andere. Ferner habe ich zwei Frauen,
sieh sie dir an und sage mir, welche dir am besten ge-
fällt. Ich will mich von ihr scheiden, auf dafs du sie hei-
rathest« ').
Es unterliegt keinem Zweifel, dafs die Flüchtlinge in
Madyna mit der uneigennützigsten Gastfreundschaft aufge-
nommen wurden. Allein die Zahl der heimathlosen Fami-
lien war grofs und auf die Dauer konnten sie von ihren
Glaubensbrüdern nicht ernährt werden. Einige von den
Emigranten waren thätig und unternehmend und es gelang
ihnen, iliren Lebensunterlialt zu erwerben. So hat nament-
lich dieser 'Abd al-Rahmän die zweite Frau seines Gast-
freundes wirklich geehelicht, aber er hat sie durch seine
eigene Arbeit ernährt (vergl. I5d. I. S. 428); ja er hat nicht
eher Hochzeit g(Mnacht, als bis er ihr fünf Drachmen Sil-
ber -) als Brautgeschenk geben konnte. Auch einige andere
') Rochäry S. 533.
') Nach Ibn Sa'd, fol. 202, das Gewicht eines Dattelkorues
Gold. Die fünf Drachmen sind wahrsclioinlich eine Reduktion die-
ser Quantität Gold.
89
Muslime trieben Ilaiulelsgcscliälte ')•, ilen meisten aber
lehlte das Talent, sicli in die Verhältnisse zu linden, und
es gab daher eine Anzahl von Flüchtlingen, ^veIche in «1er
drückendsten Armuth lebte.
Dreilsig, nach Anderen siebenzig Älänner ^) waren ob-
dachlos und last nackt. Keiner besals einen Mantel, manche
hatten Fetzen, aus Baumwollenzeug und Leder zusamnien-
gellickt, um die Mitte gebunden, andere hatten Hemden
an, welche in einem solchen Zustande waren, dafs sie die-
selben mit der Hand zusammenhalten mufsten, um die Schaam
zu bedecken. Abends riet sie der Prophet, wenn sie sonst
nirgends zu essen fanden, in den offenen Raum zwischen
der Hütte der Äyischa und der der Omni Saiania und stellte
ihnen einen grofsen Napf geröstete Gerste vor. Sie schlie-
len unter dem Dache, welches einen Theil der Moschee
bedeckte, und weil ein solcher Platz (Joffa genannt wird,
sind sie unter dem Namen: »die Leute der (jolTa« be-
kannt ^).
') In der I(jäba, unter Sowaybit, wird einer Handelsreise er-
wähnt, welche Abu Bakr, Sowaybit und No'aymän gemeinscbaftlicb
nach Bo9ra unternahmen.
^) Die erste Angabe ist von Ibn Sa d, die zweite von Bochary;
die Exegeten zu Kor. 2, 2u sagen gar vierhundert. Begreif lieber
Weise änderte sich die Zahl, denn als die moslimischen Waffen sieg-
reich wurden, strömten täglich Abenteurer nach Madyna. Viele von
diesen waren, wie im Koran gesagt wird, nicht im Stande, im Lande
umherzuziehen, d.h. in's Feld zu rücken, und mufsten von Almo-
sen leben; denn der Islam war ihr einziges Gewerbe. Mohammad
forderte die Kampffähigen auf, sie zu unterstützen und führte even-
tuell, wie wir sehen werden, die sehr ergiebige Armensteuer ein.
Der Chalyfe 'Omar endlich verabfolgte allen Gläubigen reichliche
Pensionen, so dafs sie zu grofsen Herren wurden. Einige von ihnen,
wie Abu Horayra, verwendeten ihre Zeit auf das Studium des Ko-
ran und pflanzten nach dem Tode des Meisters viele Traditionen
fort. Sie wurden zu Kirchenvätern.
^) Qoffa wird jetzt noch zu Maskat eine von drei Seiten ge-
schlossene und von der vierten offene Terasse mit einem Dache ge-
nannt. Auch bei Ihn Bannä hat das Wort diese Bedeutung. In
90
Mohammad forcierte die Gläubigen in mehreren Korän-
versen auf, ihre notlileidenden Brüder zu unterstützen. Al-
mosen, sagt er Kor. 2, 263-275, ist wie ein Saamenkorn,
welches sieben Aehren hervorbringt und wovon jede Aehre
hundert Körner enthält: so auch wird der Ersatz, den ihr von
Gott in dieser und jener Welt erhaltet, hundertfach sein. Die
Furcht, dafs ihr durch Freigiebigkeit verarmt, ist eine Ein-
gebung des Teufels u. s. w. Den ]\othleidenden ruft er zu:
2, 209. Ihr hoffet doch in das Paradies einzugehen [als
Ersatz für eure Leiden]. Ihr habet aber noch nicht so
viel erduldet als die vor euch an Noth und Drangsalen
gelitten haben (er meint die ersten Christen). Sie zitter-
ten, und es ging so weit, dafs endlich der Gottgesaudte
un<l seine Gläubigen ausriefen: Wann wird der Beistand
Gottes eintreten? — x\ber ist der Beistand Gottes niclitnahe?
Die einzige Erwerbsquelle, welche allen Moslimen
offen stand, war ilaub. Sie wählten sie und der Islam
wurde zur Relii^ion der Aa-ij-ression.
Die Karawanen der makkanischen Kaufleute waren das
natürliche Ziel der moslimischen Räuberbanden, und ehe
wir weiter gehen, wollen wir es versuchen, uns einen Be-
griff von ihrem Handelsverkehr zu machen: Da Makka
die einzige- alte semitische Handelsstadt ist, über welche
Damascus nennt man einen solchen Platz Lywän. Es ist dies ein
verdorbenes persisches Wort. Qoffa hat in Damascus eine ganz an-
dere Bedeutung. Dennoch kann man, bin ich versichert worden,
einen solchen Platz, wenn das Dach flach ist (gewöhnlich hat der
Lywan ein schönes Gewölbe) (^offa nennen. Nach Samhudy, bei
Wüstenfeld, Gesch. von Mad. S. 66, war das Qoffa hinter der Mo-
schee und nach Ibn Gobayr gar in Kob/i. Ihn Sa'd, fol. 49, und
Kostalany, S. H'J, berichten, dafs das (^'otla in der Moschee war.
Vergl, auch Ibn Ishäk 8. 469. Für Mohammad war die Moschee
nicht das Haus Gottes, sondern der Sammelplatz der Gläubigen, in
welchem diese auch eine Zufluchtstätte fanden. Auch die Alitrün-
uigen, welche die Concurrenz- Moschee in Koba errichteten, sagten,
dafs es einer der Zwecke ihres liaues sei, den Armen ein Obdach
zu bieten (vergl. oben S. 34). Ibn Gobayr wurde wahrscheinlich
durch diese Nachricht verleitet, das (/utfa nach Kobfi zu versetzen.
91
Avir einlsreNacliricliten besitzen, können ForscIiuiisriMi darüber
als Anhaltspunkte benutzt werden für die Ueschichte des
alten Avestasiatischen Handels.
In) Altertliume gab es in Arabien eine Anzahl blühen-
der Handelsstädte. Üie Namen des durch seine pracht-
vollen Ruinen bekannten Palmjra und des in der Salomo-
legende er\vähnten Scheba zaubern in unserer Phantasie
ergötzliche üilder von Luxus und Herrlichkeiten herauf.
Agatharchides, der älteste Berichterstatter über Arabia Fe-
lix hält es für das reichste Land der Erde, und für Horaz
(Od. 1, 27, 1. II, 12, -24. III, 24, 2. Epist. I, 6, c. I, 7, 36) sind
die Schätze der Araber sprichAvörtlich. Die Römer sand-
ten endlich eine Expedition dahin, und wenn Aelius Glallus
auch enttäuscht zurückkam, so geht aus seinem Berichte
doch hervor, dals die arabischen Handelskarawanen so grofs
wie Armeen waren. Eine Quelle des Reichthums war der
Sklavenhandel. Was Manchester oder Sheffield für Eng-
land sind, Avar die afrikanische Küste für Arabien. Die
rauhen Söhne Ismael's importirten schAvarze Sklaven nach
dem JNorden und Aveifse nach dem Süden, und da der Aveise
Salomon nicht nur ]Natur- und Kunstprodukte, sondern auch
edle Metalle von Ophir holte, so möchte ich doch auch
Avissen, Avas er an Zahlung -Statt reichte?
Die Einführung des Christenthumes in den Ländern
rino-s um Arabien hat den Sklavenhandel und somit die
Industrie der Araber sehr beschränkt. Sie suchten ein
anderes Feld der Thätigkeit und dienten unter persischer
und byzantinischer Fahne als Miethsoldaten. Es kam da-
durch viel Geld in die Halbinsel, und Avenn sie auch nicht
gesittet genug Avaren, sich die Bequemlichkeiten des Le-
bens zu verschaffen, so herrschte doch barbarischer Luxus
unter den Reichen. Sie waren in Sammet und Seide ge-
kleidet.
Makka lag zwar aufserhalb des Rayons der Condol-
tieri, dennoch erstreckten sich dahin die Wirkungen ihrer
Wohlhabenheit, und Avie gering auch die Ueberbleibsel des
92
alten Handels auT jener Stralse von Süden nach Norden
sein mochten, so tlieilte es doch mit Täyif das JMonopol
desselben. Es lebte ausschliel'slich vom Verkehr und machte
ii^rölsere Geschälte, als nuin ge\\öhnlich glaubt. Weil die
Einwohner sich ausschliefslich mit Handel beschältisten,
nannte man sie Koraysch, die Zusammenscharrer. Für un-
seren Zweck ist es unerläfslich, den Werth seines Han-
dels zu ermitteln; denn die korayschitischen Handelskara-
wanen waren anfangs das Hauptaugenmerk der moslimi-
schen Ränberbanden, die Makkaner waren die einzigen,
welche es zwei JMal versuchten, die Stadt des Pro])heten
zu erobern, und durch den Fall von IMakka wurde die
Macht des Mohanunad unangreifbar, wenn nicht un\vider-
steldich.
Makka verdankte seine Prosperität hauptsächlich sei-
ner Lage in der Mitte zwischen den nördlichen und süd-
lichen Stapelplätzen, zum Tlieil aber auch der Aucrken-
nuns: der Heiliffthümer seitens der benachbarten halb-
wilden Stännue: dem Filgerfeste, den damit verbundenen
Jahrmärkten , der Unverletzliclikeit des Monats Ragab und
der Monate, in welchen die Pilger nach Makka wallfahr-
teten. Mohammad hat es daher nie gewagt, diese Insti-
tutionen des Heidenthumes anzugreifen und machte seine
Mitbürger schon früh auf die Wohlthaten Gottes, welcher
ihre lleiligthümer gegen auswärtige Feinde schützte (Kor.
105,1-5; vergl. Bd. LS. 461) und ihrem Handel Gedeihen
schenkte, aufmerksam. Wir lesen im Koran:
106, 1. Wegen der korayschitischen Harmonie '),
') Im Arubisclu-u Hat" von Alaf. Der Grundbegriff der Wur-
zel scheint zu sein: harmonisches Zusammenfügen von gleicliartigeu
Dingen; daher Talyf Composition (z. B. eines Buches) und Alf Tau-
send. Tausend ist bei den Arabern und vielen andern Völkern die
gröfste Zahl, welche durch ein einziges Wort ausgedrückt wird, und
es scheint, sie, erblickten darin die gröfste erdenkliche Summe von
gleichartigen Gegenständen. Ulfa heifst dann Freundschaft, Ufa Mai-
tresse, Herrin des Herzens, an die man sich gewöhnt hat. lliif ist
die viert(j Fonn und bedeutet ein Thier zähmen. Ninirat man Iljif
93
'2. (Irr ITarmonio nämlicli zum nolmlc (Um- llaiidel.s-
reisen ii)i Winter und im Sommer,
3. sollen sie den ITerrn dieses Tempels anbeten, wel-
clter sie nährt imd vor Hunn-er schützt,
1. und J2;egen (Jelahr [von Seiten der Nomaden] si
eher stellt.
Die orientalischen Kaufleute stehen an Zuverlässigkeit
den enijlischen «leich und übertrelfen die des Kontinents.
In Makka jedoch scheint nicht volle Sicherheit in Handels-
geschäften geherrscht haben. Es kam vor, dafs fremde Krä-
mer Waaren dahin brachten, dieselben verkauften und wenn
sie die Bezahlung verlangten, mit Hohn fortgeschickt ^vur-
den. Da es keine fJerichte gab, nmfsten sie sich's, wenn sie
nicht mächtige Geschäftsfreunde in Makka hatten, gefallen
lassen. Diese IJebelstände veranlafsten einige ritterliche
Männer, kurze Zeit ehe Mohammad als Prophet auftrat,
einen Tugendbnnd zum Schutze der Fremden zu schlielsen,
zu dessen Mitjj^liedern auch Mohammad gehört haben soll.
Um die Mitte November fangen in Syrien die perio-
dischen Resren an und dauern bis Februar. Während die-
ser Jahreszeit unternahmen die Korayschiten ihre Ilandels-
ziige gegen Süden: ^ anian und Abessvnien. Wenn die
Regen vorüber waren, sandten sie ihre Karawanen nach
Syrien (Ibn Kalby bei Ibn Sa d fol. 13 und die Exegeten
zu lOG, l). Im November oder December kamen sie in
(ihazza an. Einige der reichsten Kaufleute blieben daselbst
in seiner allgemeinen Bedeutung, so will Mohammad sagen: Die
Korayschiten geniefsen die zwischen ihnen und den benachbarten
Stämmen von Gott durch die Heiligthümer hergestellte Harmonie
und sind dadurch in den Stand gesetzt, ihren Unterhalt zn erwer-
ben. Da aber der Ausdruck für einen so bestimmten Begriff zu
allgemein wäre, so habe ich in der Z. d. d. morgenl. Ges. die Ver-
muthung aufgestellt, dafs unter Iläf die Bildung einer den edomiti-
schen Städten ähnlichen Handelsrepublik bedeute, welche im Stande
ist, mit den benachbarten Bedouinen Verträge Jibzuschliefsen und
sie „zahm" zu machen.
u
bis die llegenzeit vorüber war, um ilire Einkäufe zu ma-
chen und kel)rten erst im Frülilinge, Avährend der heiligen
Monate, in die Ileimath zurück. CJhazza, oder wie wir den
Namen gewöhnlich schreiben, Gaza, ist die südlichste Ha-
fenstadt in Syrien. P. IMela nennt sie urbs inc:ens und Plu-
tarch die grofste Stadt in Syrien. Im eillten Jahrhundert
noch war sie nach dem Zeugnisse des Mokaddasy der
Stapelplatz des griechischen, italienischen, egyptischen und
arabischen Handels.
Von Ghazza wurden Tuchwaaren, darunter Seiden-
zeuge und Luxusartikel nach dem Süden geführt. Man-
chesnial holten sie auch Korn aus Syrien ( Bocra). Nach
dem Norden führten sie Rosinen und edle Metalle, und
zwar nicht nur Gold, welches in Arabien verhältnifsmäfsig
billig war, sondern auch Silber'). Der Sklavenhandel scheint
seit der Einführung des Christenthums nicht sehr lebhaft ge-
wesen zu sein. Der wichtigste Exportartikel war jedoch
Leder (Ibn Ishäk S. 716). Von Täyif bis 'Aden waren in
jeder Stadt zahlreiche Gerbereien und die Makkaner schei-
nen die S[)edition des Leders nach dem Norden besorgt
zu haben. Wir haben keine gleichzeitigen Nachrichten
über den Lederhandel, wir finden aber wichtige Aufschlüsse
]>ei einem Schriftsteller, welcher im Jahre 630 schrieb.
Wir dürfen annehmen, dals vor dessen Zeit die Leder-
fabrikation in einem viel grofseren Maalsstabe betrieben
wurde, denn er sagt, dafs in manchen Städten von Süd-
aral)ien Mühlensteine zum Zermalmen der Lohe gefunden
werden, welche nur von Riesen behauen und gebraucht
worden sein können.
Man gerbte vorzüglich die Häute von Kameelen, dann
nucli von Rindern und Ghazellen. Des Schafleders wird
nicht erwähnt. Wohl aber winden in (horasan (östl. Per-
') So behauptet der in splclu-n Dingen sehr unzuverlässige Um
Isliak, nach Ibn Sad, tbl. 116v., hingegen wurde Silber aus Syrien
nacli Arabien itnporlirt.
95
sien), Mosul und Babylonieii l»is A. II. GIO Maullliierliäiilc
von (Jcsc'liärtsreisendeii eliiji;elvaurt und nach IMakka impoi-
tirt, um dort j^egerbt zu werden. Man unterscliied dreierlei
Felder im Leder: Messerspuren am Hals, sclilecliten Haar-
Avuclis (sclia'ranv) und Runzeln (mokaffa) im Cbai^rin, fer-
ner war das trockene Leder, welcliem es an Oel fehlte,
wie auch das leichte und schwarze von niederem Werth.
Am meisten schätzte man schweres, reines Leder, mit ver-
schluncenen Fasern auf der Oberlläche.
Im Grofshandel sj»rach man von einem »Kauf« (Hay'a)
von Leder. Ein Kauf bestand aus 100 Mann (etwa an-
derthalb Centner) und zwei und ein halber Kauf bildete
eine Kameelladung. In Chawärezm, wo es am besten be-
zahlt wurde, ualt ein Kauf arabischen Leders erster Quali-
tat 70 Dynäre, ein i)a vier zangische Dänike und ein paar
hohe weite Stiefel zehn Dynäre. Der Dynär war bedeu-
tend geringer als der, Avelchen wir weiter unten beschrei-
ben Averden. Dennoch sind dies enorme Preise. In Ara-
bien, wie auch in Abessynien und zu Kaschak (?) in In-
dien wurden die gegerbten Häute (Takät) per Stück
verkauft. In Rayy, Babvlonien und Syrien fanden in je
neu Zeiten die "erinüeren Qualitäten am meisten Absatz,
denn die Bewohner dieser Landschaften beimtzten sie blos
zu Ueberschuhen, unter denen sie weiche gelbe Stiefelchen
trugen. IN ach Chawärezm, Choräsän und dem byzantini-
schen Reiche wurde aber nur die erste Qualität, welche
die Perser Adym-i-chosch nannten und besonders in Tä-
yif fabricirt wurde, exportirt; denn diese Jsationen pflegten
zu sagen: der Kopf ist dein Freund und die Füfse sind
deine Feinde; deswegen hielten sie viel auf gute Fufs-
bekleiduns:.
Als JMaafsstab der Ausdehnung des Handels von IMakka
und der Schwesterstadt Täyif dient uns die Nachricht, dafs
während der Saison 623 Mohammad auf nicht weniger als
sechs makkanische Karawanen Jacrd machte. Es möo;en
aufserdem noch andere in der Nähe von Madyna vorüber-
96
sezoffen sein. Einisre bestanden aus niebr als zwei Tau-
send Kameelen, lieber eine derselben, aus Tausend Ka-
nieelen bestehend, welche im Februar 624 Ghazza verliefs,
haben wir nähere Nachricht: Den Machzümiten gehörten
200 Kameele und der Werth der Fracht belief sich auf
4 bis 5000 Mithkäl (d. h. Dynär) Goldes, Härith b. 'Amir
b. Nawfal besafs für 1000 und Ommayya b. Chalaf für 2000
MitlikiU Waaren, und der Antheil der Banü 'Abd Manäf
war 10000 Mithkäl. Der Werth der ganzen Karawane
wird auf 50000 Mithkäl geschätzt. Die Last eines jeden
Kameeies, etwa zwei Zentner, wäre demgemäfs durch-
schnittlich 50 Dvnäre im Werth gewesen. Dem Gesagten
zufolge müssen wir annehmen, dafs die Makkaner jährlich
über 12000 Zentner Waaren nach Syrien schickten und
ebenso viele von dort bezogen. Wir dürfen aber den Werth
nur zu 10 Mithkäl ])er Zentner veranschlagen, denn sie han-
delten auch mit Korn. Der Export und bnport in jener
Richtung belief sich etwa auf eine Viertel Million Mithkäl.
Wenn der Handel nach Süden ebenso bedeutend war, so
setzten sie jährlich für eine halbe IMillion Waaren um. Der
Profit war wohl selten unter 50 Procent und sie erzielten
somit ein Benefice von wenigstens 250000 Mithkäl.
Kommissionshandel war unter den Arabern unbekannt.
Sie kauften die Waaren auf eigenes Risico und gaben da-
für entweder Gold oder andere Waaren. Selbst bei rei-
chen Karawanen waren nur wenige Handelsherren — man-
chesmal nur einer, welcher die Geschäfte für alle Bethei-
ligten besorgte. Grofse Häuser nahmen Bestellungen für
andere und kauften dann die Waaren auf Risico ihrer Con-
stitueiiten. Sie thaten dies ebenso sehr aus Gefälligkeit
als aus Eigennutz. Um sich populär zu machen, nahmen
Leute, ^velche Tausende im Geschälte hatten, ganz kleine
Summen — selbst einen halben Dynär — von ihren Han-
delsklienten an und es gab daher Karawanen, in denen je-
der Mann und jedi» l'rau von Makka (auch verheirathete
Francii verwalteten ihr Vermögen selbst) mehr oder weniger
97
betheiligt waren. Sobald die Waaren in Makka ankamen,
wurden sie im Rathhause abgeladen; jedes Handelshaus
nahm die seinigen und verkaufte sie. Wir haben keine Nach-
richt, wer die Käufer waren. Allem Anscheine nach war
dieses blos ein Handel pro forma und die Waaren wur-
den vom Handelsstand in Makka — von den Verkäufern
— angekauft, um sie dann weiter zu spediren und an ihre
Kunden zu veräufsern. Die Handelshäuser theilten somit
den Ankauf und Verkauf in zwei Transaktionen, um mit
ihren Klienten die Rechnung abzuschliefsen. Diese erhiel-
ten die Hälfte des Bruttogewinnes (die andere Hälfte er-
hielt der Spekulant für Mühe und Auslagen) und hatten
dann die Wahl, sich bei der zweiten Operation zu bethei-
ligen oder nicht. Am liebsten vertrauten die Makkaner
ihr Geld grofsen Kaufleuten aus ihrer eigenen Familie. So
liefs die erste Frau des Mohammad ihre Geschäfte durch
ihren Vetter, den reichen Hakyni b. Hizäm, besorgen. Sie
schickte aber einen Agenten mit, welchem die Mühe des
Transportes oblag. Es unterliegt keinem Zweifel, dafs,
wenn ein Mann Glück hatte und solid war, ihm auch von
fremden Familien Geld anvertraut wurde. Thätige Kauf-
leute nahmen auch Geld auf Monatszinsen (von wenigstens
1 Proc. per mensem) auf. Dies geschah aber häufiger, um
sich aus momentaner Verlegenheit zu helfen als damit zu
spekuHren. Die Orientalen haben übrigens so grofse Gierde
Geld zu borgen, dafs sie, selbst wenn sie es nutzlos He-
gen lassen müssen, ein Angebot selten ausschlagen.
Wenn auch die Raub- und Eroberungszüge der Mos-
lime eventuell ungeheure Proportionen annahmen, so wa-
ren sie doch nichts Neues in Arabien, wo nach der öffent-
lichen Meinung Raub völkerrechtlich berechtigt ist. Es
sei mir erlaubt, darüber einige Bemerkungen zu machen.
Ueberall vereinigen sich die Menschen zum wechselseiti-
gen Schutz und zum Erwerb. Gesellschaften, deren Haupt-
erwerb im Rauben besteht, haben eine natiiriiclie Tendenz,
sich zu Despotien auszubilden. Ein grofser Krieger erbaut
ni, 7
98
sich, nie die Vorfahren des Hätim Tayy, ein Schlols, be-
schützt die Räuber gegen einen Antheil an der Beute
und unternimmt mit deren Beistand gröfsere Züge. So
lanjre die Abürrenzung der Stämme ihre Ausschliefslichkeit
bewahrt, sind dies nur Raubzüge. Allein wenn ein ande-
res Princip, z. B. Religion (wie dieses bei Mohammad der
Fall war), die Scheidewand niederreifst und sich unter der
Fahne eines Mannes Leute aus verschiedenen Stämmen
vereinen, so wird der Räuber zum Soldaten, es bilden sich
Armeen und es ist der Weg zu Froberungen geöifnet.
Die Ausdehnung derselben hängt dann von dem Genie des
Führers ab.
Es giebt noch einen anderen Weg zu Eroberungen,
welchen uir an einem konkreten Falle nachweisen wollen.
Ibn Häyik erzählt, dafs (ungefähr anderthalb Jahrhunderte)
vor Mohammad dreifsij>tausend waffenfähige Kinditen ihre
Heimath, Hahrayn, jMoschakkar un<] (jlhan)r dzü Kinda, am
persischen Meerbusen verliefsen — wahrscheinlich war ih-
nen die Oberherrlichkeit der Perser zuwider — und gegen
Südosten nach Hacihramawt wanderten. Ein Theil zer-
streute sich in den nordwestlich davon gelegenen Hochlan-
den und nomadisirte, ein anderer Theil unterwarf sich die
fruchtbaren Thäler und baute, besonders im Wädiy Kisr
und dem oberen Theile von Pladhramawt, Dörfer und
Schlösser auf den Hügeln und verdrängte oder unterdrückte
die Bauern. Mit den (.'adafiten, welche früher die Eigen-
thümer des Landes waren, lebten sie in Hader, mit den
Himyariten, den Beherrschern von Vanian, stifteten sie
Freundschaftsbündnisse. Weil Hadhramawt eins der frucht-
barsten Länder der Erde ist und eine uralte, ganz eigen-
thümliche Kultur besafs, wurden die kinditischen Häupt-
linge reich und mächtig, und es gelang ihnen, den Nagd,
d. h. Central -Arabien, und selbst das weit entfernte Dümat-
algandal zu unterwerfen. Diese neuen Eroberungen waren
w eder Kolonien, noch blieben sie lange Besitzungen einer kin-
ditischen Centralregierung, sondern sie gehörten kinditischen
99
Häuptlijigen, welche durch Abkunft und Verschuägerung-, ge-
»leinsanies Interesse und Bündnisse mit einander vereint wa-
ren, etwa wie die drei Dutzend Dynastien in Deutschhand.
Wenn ein arabischer Stamm eine Landschaft überfällt,
so begnügt er sich, die Einwoliner zu plündern und Skla-
ven mit sich lortzuschleppcn. Wenn der Stamm uiächtig
genug ist, wiederholt er allenfalls alljährlich den Besuch,
um Brandschatzung einzutreiben oder, wie man in der jetzi-
gen Bedouinensprache sagt, das Brudergeschenk (Achuwa)
in Empfiuig zu nehmen. Es fehlt aber den Nomaden das
Organisationstalent, die Macht und wohl auch der Wille,
bleibende Eroberungen zu machen. Die Kinditen hatten in
Hadhramawt das Herrschen gelernt, und das Zusammen-
halten der HäuptUnge versah sie mit der nöthigen Macht.
Wenn sie eine Oase, wie Dümat algandal, eroberten, baute
sich der Führer ein Schlols oder nahm Besitz von einem
bereits vorhandenen (denn solche Zustände waren schon
früher da gewesen), behielt eine ganz geringe Anzahl sei-
ner Leute bei sich und beherrschte die Einwohner. In
ihre innere Angelegenheiten mischte der fremde Häuptling
sich wenig und begnügte sich, die Steuern in Empfang
zu nehmen. Wollten sie das Joch abschütteln, so eilten
ihm seine Stammgenossen zur Hülfe. Auf diese Weise
beherrschte der unternehmende Stamm der Kinditen einen
grofsen Theil von Arabien und hielt die Bedouinen im
Zaume. Die M-acht der Kinditen trug so wenig als das
Fürstenthum Liechtenstein den Keim in sich, grofse Ero-
berungen im Auslande zu machen und war zur Zeit des
Mohammad schon im Verfall. Wohl aber konnte ein gro-
fser Räuberhauptmann, ohne dynastische Banden, zum Hel-
den und Eroberer werden, und im hohen Alterthurae mag
dieses oft vorgekommen sein ^). Der grofsartigste und
') Die 'AbAsiden haben gezeigt, wie ein grofser BaiHleiiführer
zum Autokraten wird. Die Araber, welche sie auf den Chalyfen-
thron setzten und von deren öffentlichen Meinung sie abhängig
7*
100
bekannteste Fall dieser Art sind die moslimische Erobe-
rungen.
So lange Mohammad zu schwach war, seinen Fein-
den die Spitze zu bieten, predigte er Geduld als die
schönste Zierde eines Gläubigen, welcher nach einem bes-
seren Leben strebt. Als ihm aber die Madyner Schutz
gewährten, liefs er sich offenbaren^):
22,40. Denjenigen, welche kämpfen wollen, weil sie
milshandelt worden sind, ist die Erlaubnifs dazu ertheilt;
41. nämlich Denjenigen, welche ohne Schuld und nur
weil sie sagten: Unser Herr ist Allah! aus ihren Wohn-
sitzen vertrieben worden sind. Wenn es Gott gestattete,
dafs die Menschen sich einander zurückdrängen, so wür-
den die Klöster, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in
denen der Name Gottes viel angerufen wird, zerstört wer-
den. Gott wird sicherlich Jenen beistehen, die ihm bei-
stehen; denn er ist stark und erhaben.
Im März 623 kehrten gegen 300 makkanische Kaufleute
von Syrien, wo sie überwintert hatten, nach der Heimath
zurück, oder, \\\e die Araber sagen, gingen nach Makka
hinunter. Auf ihrem Wege nahten sie sich der Umgebung
von Madyna. Hamza stellte sich an die Spitze von dreifsig
Flüchtlingen ^) und lauerte jenen bei 'Yc;, an einer Bucht
waren, wurden ihnen lästig. Sie erweiterten nun ihre eigene Fa-
mih'e durch den Ankauf von Hunderttausenden von türkischen Skla-
ven, welche, wenn sie ihnen auch die Freiheit schenkten, ihre Ma-
wäliy, Klienten, und folglich nach herkömmlichen Begriflen Mitglie-
der ihrer Familie waren. Mit deren Hülfe machten sie in kurzer
Zeit der arabischen Unabhängigkeit ein Ende, ruinirten sich aber,
wie bekannt ist, selbst; denn diese Prätorianer bemächtigten sich
aller Macht im Staate, auch der: den Chalyfen hinzurichten und ei-
nen andern einzusetzen.
') Moll. Ibn Ayidz aus Damascus von Moh. b. Walyd, von Zohry
utid Abu Orüba. Vergl. die Exegeten.
') Bei Wäkidy, S. 7, heifst es Anc^ärer. Es ist dies ein Ver-
sehen eines Räwiy; denn bei Tabary, S. 225, wo Wakidy citirt wird,
Bjeht ganz richtig „Flüchtlinge".
101
des Meeres, westlich von Madyna, auf. Es wäre ihm ge-
lungen, sie zu überraschen; aber'Yc; liegt im (Jebiete der
Ciohayna und die Kaulieute hatten die Vorsicht gebraucht,
sich von dem CJohayniten Magdyy begleiten zu lassen. Ein
Angriff auf die Karawane wäre unter diesen Umständen ein
Treuebruch gewesen, denn es bestand ein Freundschafts-
bündnifs zAvischen dem Gohaynastamme und den Einwoh-
nern von Madyna. Hamza mufste also ohne Beute zu-
rückkehren.
Auf einer zweiten Expedition (April 623) stiefsen die
Moslime, 60 an der Zahl, bei Räbigh auf eine 200 Mann
starke Karawane, als sich dieselbe schon gelagert hatte.
Die Angreifenden wären also entschieden im Nachtheile
gewesen. Beide Parteien schössen also einige Pfeile auf
einander — eine eitele Demonstration — und die Räuber
retteten sich auf ihren Dromedaren.
Im Mai versuchten zwanzig Flüchtlinge noch einmal
ihr Glück. Sie marschirten, wie es bei solchen Gelegen-
heiten immer geschieht, bei Nacht und verbargen sich bei
Tagre. Dieses Mal aber war die Karawane schon vorüber
als sie zu Charär, eine Ravine bei Gohfa, wo sie dieselbe
überfallen wollten, ankamen.
Erst im x\ugust bot sich wieder eine Gelegenheit Beute
zu machen. Dieses Mal versuchte Mohammad selbst sein
Glück. Er war von 60 Flüchtlingen begleitet. Die Kauf-
leute waren aber schon zwei Tage früher bei Abwä vor-
übergezogen, als er daselbst ankam. Er benutze die Ge-
legenheit, mit Machschj, dem Schaych des Dhamrastam-
mes, obschon er noch Heide war, ein Neutralitätsbündnifs
zu schliefsen ^). Die beiden Parteien sollen keine Raub-
') Das erste Lager der Dhamriten, welches sich zum Islam
bekehrte (die Zeit der Bekehrung ist nicht bekannt), waren die
Banü Ghifär [b. Molayk b. Dhamra]. Ihre Wohnsitze waren in der
südlich von Madyna gelegenen Landschaft (^afrä (Ibn Hischäm S.434),
wo, wie wir aus der Karte ersehen, eine Sokyä, Tränke, nach ihnen
benannt wurde. Sie waren wenig zahlreich und Mohammad bestellte
102
ziiare soffen einander iinternelimen untl keine soll die Feinde
r>' n
der anderen unterstützen. Dieser Vertrag wurde schriit-
lich abgefafst und war eine nicht unbedeutende Errungen-
schaft, indem dadurch die Korayschiten des Schutzes die-
ses mit ihnen verwandten Stannnes beraubt wurden.
Eine Karawane wird gewöhnlich überrumpelt, wenn
sie durch einen Hohlweg in eine die Strafse durchkreu-
zende Ivavine hinuntersteigt. Die Käuber lauern in der
Kavine bis zwei oder drei Kameele vorüber sind, dann
stürzen sie unter lautem (ieschrei auf den Zug. Die Last-
thiere, welche wegen der Enge der Strafse einzeln oder
zu zweien gehen, kommen in Unordnung und versperren
den herbeieilenden Eigentlnimern den Weg. Die Räuber,
welche sich früher mit der Umgebung bekannt gemacht
haben, verschwinden unterdessen, begünstigt von dem Dun-
kel der Nacht, mit so vieler Heute, als sie fortschleppen
können.
Auf diese Weise kann ein Dutzend entschlossener
Männer eine grofse Karawane mit bestem Erfolge angrei-
fen. Es giebt jedoch einfache Mittel, das (lelingen zu ver-
eiteln; gewöhnlich reiten gerade vor Ankunft der Kameele
jene Mitglieder des Zuges, welche zu Pferde und gut be-
walhiet sind (ich habe diesen Dienst oft mitgemacht), den
Hügel hinauf, welcher den Hohlweg einschliefst, und über-
daher im Jahre 630 für sie und ihre Nachbaren, die Aslamiten,
nur einen Arniensteucrkoninjissarius. Nach ihrem Beitritte zum Is-
lam stellte ihnen Mohammad folgende Urkunde aus;
„Sie gehören zu den Muslimen und haben dieselben Rechte und
Pflichten, wie die Moslime Der Rote Gottes läfst ihnen für Per-
son und Eigenthum seinen und Gottes Schutz angedeihen. Sie kön-
nen auf seine Hülfe rechnen, wenn ihnen Unrecht geschieht, und
wenn er ihren Beistand anruft, sind sie verpflichtet, ihn zu gewäh-
ren. Sie dürfen aber wegen einer Schuld keinen Krieg anfangen.
Dieser Vertrag dauert so lange, als das Meer genügt, eine Wollflocke
zu benetzen, und er soll nicht ohne Vergehen bei Seite gesetzt werden.
103
seilen die Ravine'), nöthigenlalls gehen sie in dieselbe
hinab und schlagen Allarni, Avenn sie Räuber entdecken.
Diese müssen sich dann zurückziehen.
Obschon die Karawanen bei ]Nacht reisen, so kommt
es doch ol't vor, dafs sie sich lange vor Tagesanbruch la-
gern. Auch in diesen Fällen sind sie in Gleiahr. Ks wer-
den zwar immer Wachen gehalten, und wenn man Räuber
in der Nähe vernmthet, so wagen es nur wenige Leute
so lange es dunkel ist zu schlafen. Dessenungeachtet ge-
lingt es den Feinden nicht selten, sich an das Lager hin
anzuschleichen und \ erwirrunor hervorzubrinuen.
Nachdem die Korayschiten zum wiederholten Male ge-
witzigt worden waren, konnten die Moslime nur von Streil-
zügen in grofsem Maafsstabe , welche auf offenem Felde
den Kampf aufzunehmen im Stande waren, Erfolge erwar-
ten. \m September liefs Mohammad einen Aufruf an die
(jläubigen ergehen ^) und es gelang ihm 150 bis 200 Krie-
ger zusammen zu bringen, mit denen er in das Feld rückte,
um bei Bowät eine vorüberziehende Karawane von 100
Mann und 2500 Kameelen anzugreifen. Die Korayschiten
w aren aber schon vorüber , als die jMoslime daselbst an-
kamen ^j.
') Eine solche Patrouille wird Täli'a genannt, welches die Hin
aufsteigende, die Ueberblickende, bedeutet.
^) Kor. 2, 212. Es ist auch das Kriegen vorgeschrieben. Es
ist euch zwar zuwider,
213. allein es wäre möglich, dafs euch etwas zuwider ist, was
zu eurem Besten gereicht, auch ist möglich, dafs ihr etwas liebt,
was euch zum Nachtheile gereicht.
') In der Prophetenbiographie werden diejenigen Feldzüge, die
er selbst kommandirte, Ghazäh, Plur. Ghazawät oder Maghäziy, ge-
nannt. Das Wort ist noch im Gebrauch und bedeutet Raubzug oder
Kriegszug. Die Expeditionen, an denen er nicht Theil nahm, und
sonst Jemandem das Kommando übergab, nennt man Saryya, Plur.
Sarävä: es bedeutet einen Ausfall bei Nacht, während Säriya einen
Angriff bei Tage bezeichnet. Saryya wird auch eine Abtheilung,
104
Das Mifslingen der nioslimisclien Waffen ermuthigte
den Korz, aus dem mit den Korayschiten nahe verwandten
Fihr- Stamme, im September 623 die Herden der Moslime,
welche nur eine starke Stunde von Madyna weideten, weg-
zutreiben. Vergebens setzte ihm Mohammad mit seinen
Getreueuen bis Sasawän bei Badr nach; er konnte ihn nicht
einholen.
Die im November nach Syrien ziehende Karawane
war die letzte der Saison 623. Mohammad versuchte, ihr
bei Dzü - Toschayra mit derselben Mannschaft wie das vo-
rige Mal ^) den Weg zu versperren, aber auch dieses Mal
kam er mehrere Tage zu spat. Er schlofs bei dieser Ge-
legenheit ein Bündnifs mit den Banü Modlig und denjeni-
gen Dhamriten, welche deren Verbündete waren und unter
ihnen lebten. Das Dokument, welches die Biographen auf-
bewahrt haben, scheint durch Verwechselung an diese Stelle
gekommen zu sein: es bezieht sich auf das so eben er-
wähnte Bündnifs mit den Banü Dhamra und lautet:
Von Mohammad, dem Boten Gottes, an die Banü
Dhamra (ein kleiner Kinänastamm: Dhamra b. F3akr b.'Abd-
Manäh b. Kinäna).
Ihre Person und Eigenthum soll vor uns sicher sein
welche vom Heere detachirt wird, genannt, und der Ausdruck wird
gebraucht, wenn sie auch nur aus fünf Mann oder noch weniger be-
steht. Die Absicht eines solchen Defachements ist immer den Feind
zu überrumpeln, und weil es seine Bewegungen heimlich macht, haben
die Etjraologen das Wort mitSirr, Geheimnifs, in Verbindung gebracht.
In der Prophetenbiographie könnte man Ghazäh mit Feldzug über-
setzen, weil es sich darum handelte, dem Feinde oftenen Widerstand zu
leisten. Die Saräyä des Mohammad bezweckten Raub und Meuchel-
mord, manches Mal auch offene Thätlichkeiten, wie die Zerstörung
der Götzenbilder. Der Ausdruck wird auf alle vom Propheten nicht
selbst kommandirten Unternehmungen angewendet, weil man an-
nahm, dafs er stets im Hauptquartier sei.
') Nach Balädzory hatten die Moslime dieses Mal ein Pferd
bei sich, und der Prophet wurde von den Banü Modlig auf das
Freundschaftlichste bewirthet.
105
und sie sollen gegen ihre Feinde unsern Beistand haben.
Sie verpflichten sich dagegen, so lange das Meer eine
Wollllocke zu benetzen genügt, nicht gegen die Religion
Gottes zu kämpfen und dem Boten Giottes Hülfe zu leisten,
wenn er sie um Hülfe anruft. Sie haben das \ ersprechen
Gottes und seines Boten.
In dieser Expedition und wohl auch in der vorher-
gehenden hatten die Moslime nur 30 Kameele. Wenn sie
die Korayschiten eingeholt hätten, so wäre es zu einem
Kampfe auf Leben und Tod gekommen, denn Mohammad
und seine Leute hatten darauf gerechnet, im Siege und
nicht in der Flucht ihr Heil zu finden. Diesen verzwei-
felten Entschlufs führten sie im .nächsten Frühling, als die-
selbe Karawane von Syrien zurückkehrte, mit dem besten
Erfolge aus.
Die Moslime hatten nun während der ganzen Saison
nicht einen einzigen Erfolg errungen, ja sie waren nicht
einmal im Stande gewesen, den von Korz an ihnen ver-
übten Schimpf zu rächen. Mohammad fafste nun einen
verzweifelten Entschlufs. In der Mitte des Mondjahres
wurden, nach altem Herkommen, einen Monat lang die Waf-
fen bei Seite gelegt und die erbittertsten Feinde verhiel-
ten sich friedlich gegen einander. Der Monat hiefs der
wRagab (der Geehrte) der Araber« und galt auch den Mos-
limen für heilig. Die Korayschiten glaubten daher, dafs
sie während desselben ohne grofse Vorsichtsmafsregeln
ihren Geschäften obliegen könnten. Weil er aber in den
Winter fiel (er fing am Abende des 28. Dec. 623 an) gingen
ihre Züge gegen Süden. Dieser Monat soll verletzt wer-
den, um wenigstens eine Siegesbeute nach Madyna zu
bringen und das Versprechen des Beistandes Gottes zur
Wahrheit zu machen.
Mohammad rüstete eine Expedition von zwölf Mann
und sechs Kameelen aus und bot das Kommando seinem
Vetter Abu 'Obayda an, und als dieser es ablehnte, über-
nahm es 'Abd x\llah b. Gahsch. Während der Dauer der
106
Expedition soll er den Titel Amyr al-müminyn, Befehls-
haber der Gläubigen, haben, mit welchem Titel später die
Chalyfen begriilst wurden. Mohammad übergab ihm ei-
nen versiegelten Befehl, mit dem Auftrage, auf der oberen
Makkastrafse zwei Tage gegen Süden vorzudringen, dann
den Befehl zu öffnen und seinen Leuten vorzulesen. Er
öffnete ihn zu iMalal, 21 arabische Meilen von Madyna,
und fand darin folgenden Inhalt: »Geh im Namen und mit
«lem Segen Uottes nach Naclila und laure dort auf die
korayschitischen Karawanen. Zwinge Niemanden von dei-
nen Leuten dich zu begleiten, komme aber meinem Be-
fehle mit Denjenigen nach, welche dir freiwillig folgen. ^<
iVachla ist uns schon bekannt, denn dort uurde Mo-
hammad auf der Rückkehr von Täyif von den frommen
tlinn belauscht, welche sich auch bekehrten (Bd. IL S. 245).
Es liegt zwei Tagereisen östlich von Makka, auf der Han-
delsstrafse von Vaman. Zwei von den Gläubigen verlie-
fsen die Fahne und begaben sich nach Bahrän, wo sie
sich lange aufhielten. Die Uebrigen erklärten sich bereit,
die Befehle ihres Meisters auszuführen.
Als diese in Nachla angekommen waren, bemerkten sie
am Nachmittage des 28. Dec. 623 vier korayschitische Kauf-
leute. Ihre Kameele waren mit Leder, Rosinen und Wein
beladen, und sie waren auf dem Wege von Täyif nach
Makka. Die leichte Art, wie 'Abd Allah b. Gahsch und
seine Begleiter reisten, war nicht dazu angethan, ihnen
Vertrauen einzudöfsen. Die Moslime rasirten, um die Kauf-
leute irre zu führen, einem aus ihrer Mitte das Kopfhaar,
damit er wie ein Pilgrim zu den geheiligten Orten aus-
sehe. Dieser nälierte sich ihnen so weit, dafs sie seinen
geschorenen Kopf sehen konnten. Dieser Anblick erfüllte
sie mit Zuversicht und sie luden ihre Kameele ab. Unter-
dessen wurde es Abend und es zeigte sich der Neumond,
welcher den Anfang des geheiligten Monats verkündete.
.letzt fühlten sie sich ganz sicher. Der Moslim Wäkid
schlich sich innerhalb Schufsueite und lödtete einen der
107
Kaufleute mit einem Pfeile. Dieses nar das Siffiial zum
üeberl'all. Einer von den drei [lehriüren rettete sich aui"
seinem Pferde und kam am nächsten Morgen in Makka
an, die beiden Anderen mufsten sich als Gefangene erge-
ben und Avurden nebst den Waaren nach Madvna sre-
schleppt.
Dieser Frevel machte einen so ungünstigen Eindruck
auf die nevölkerinio- von Madvna, dafs iMohannnad eenö-
thigt war, den Gefangenen ihre Freiheit zu schenken, die
Beute zurückzuerstatten, den Blutpreis des getödteten Man-
nes zu bezahlen und die That seines Befehlshabers der
Gläubio-en zu desavouiren. Ich habe dir keinen Auftraar
gegeben, den Raub nach Eintritt des Ragab auszuführen,
sagte er; du hättest den Anfall vor Sonnenuntergans: raa-
chen können. Um ihn aber zu trösten, liefs er sich of-
fenbaren :
2, 214. Sie befragen dich über den heiligen Monat
(Ragab), ob das Kämpfen in demselben erlaubt sei? Ant-
worte: Das Kämpfen in demselben ist eine grofse Sünde.
Aber die Menschen von dem Pfade Gottes und von dem
heiligen Gotteshaus (der Ka'ba) auszuschliefsen und sie
daraus zu verjagen (zur Flucht aus Makka zu zwingen)
und Unglaube sind noch gröfsere Sünden vor Gott. Auch
Verführung ist eine gröfsere Sünde als Todschlag. Sie
aber werden nicht eher nachlassen euch zu bekriegen, als
bis sie euch von eurem Kultus abwendig gemacht haben,
wenn sie können. Wer von euch von seiner Religion ab-
fällt, ist ein Frevler, und die Werke solcher Menschen fal-
len in dieser und in jener Welt dahin; sie sind Genossen
des Höllenfeuers und werden ewig darin bleiben.
215. Wahrlich Diejenigen, welche glauben und aus-
wandern und auf dem Pfade Gottes kämpfen, dürfen die
Barmherzigkeit Gottes erwarten; denn Gott ist verzeihend
und milde.
Er hielt von nun an die Regel fest, dafs in seiner
Lage ein Religionskrieg ein defensives Vorgehen, oder wie
108
er sich Kor. 2, 190 ausdrückt, eine Vergeltung sei, und griff
seine Feinde in jedem Monate des Jahres an. Nur der
Kagab, der heiligste von allen Monaten, mag eine Aus-
nahme gemacht haben.
Mohammad wufste, dafs die Karawane, die er im No-
vember vergebens verfolgt hatte, im März desselben Jahres
nach Arabien zurückkehren würde. Sie bestand aus 30
(nach Ibn 'Okba aus 70) Mann unter Anführung des Abu
Sofyän, und 1000 Kameelen. Der Werth der Waaren be-
belief sich auf 50000 Mithkäle. Mohammad benutzte die
Zwischenzeit, um so viele Schayche der Stämme, durch
deren Gebiet sie ziehen mufste, als möglich für sich zu ge-
winnen. Alles was er von ihnen verlangte war, dafs sie
sich neutral verhalten und den Kaufleuten, wenn er diese
auf deren Gebiete angriffe, keinen Schutz gewähren sollten.
Am 1. März ') schickte er zwei von seinen Gefährten gegen
') Die auf diesen Feldzug bezüglichen Data hängen von dem der
Schlacht ab. Ueber dieses sind zweierlei Angaben vorhanden, welche
Tabary S. 242 zusammengestellt hat. Die Mehrzahl behauptet, das
Treffen habe am Freitag den 17. Ramadhän stattgefunden, die Min-
derheit: am Freitag den 19. Eine ganz vereinzelte, dem Tabary
nicht bekannte Tradition des 'Amr b. Yahya (bei I(jäba unter 'Amir
b. Abd Allah und bei Nur alnibräs S. 744) sagt: am Montag den
17. Ramadhän; sie verdient aber um so weniger Berücksichtigung, weil
auch sonst die auf diesen Krieg bezüglichen Wochentage richtiger
sind als die Data und weil auch die Exegeten, sowie Bochäry und
Moslim, die Schlacht an einem Freitag gefochten werden lassen.
Wenn der Ramadhän -Neumond erst am 26. Februar 624 sichtbar
wurde und also der vorhergehende Monat 30 Tage hatte, so war
der 19. Ramadhän (16. März) wirklich ein Freitag und das richtige
Datum. Da Wäkidy und Ibn Sad behaupten, die Schlacht sei am
17. gefochten worden, müssen alle ihre Data um zwei Tage später
gesetzt werden. Sie behaupten z. B. der Auszug des Propheten habe
am Sonntag den 12. Ramadhän stattgefunden. Dies war ein Frei-
tag. Wir versetzen ihn also in den 14. Ramadhän (= 11. März).
Weil sab'a «.j^*« sieben und tis'a «^«.o neun in der Schrift (be-
sonders wenn die Punkte ausgelassen werden), nicht aber in der
109
Norden, um Nachrichten über die Bewegungen der Ko-
rayschiten einzuziehen. Sie begaben sich nach Taggadär
(Nachbär) an der Meeresküste, nicht weit von Hawrä, wo
Aussprache leicht mit einander verwechselt werden können, so liegt
die Vermuthung nahe, dafs der Irrthum durch eine falsche Lesart
entstanden sei, und eine einläfsliche Untersuchung der betreffenden
Traditionen könnte uns einigen Aufschlufs darüber geben, wie früh
historische Nachrichten schriftlich aufbewahrt wurden.
Ihn Ishak S. 443 nimmt keinen Anstand zu sagen: „Am Frei-
tag den 17. Ramadhän". Obschon der Verfasser des'Oyün den Ibn
'Okba, Abu Ma' schar, Ibn 'Ayidz und Abu 'Orüba vor sich hatte, so
spricht er doch denselben Fehler nach; es scheint also, dafs die
falsche Lesart zur Zeit dieser Biographen, circa A. H. 135, allge-
meine Geltung genofs. Ja, schon Yazyd b. Rümän (f 130) und
'A^im b. 'Omar b. Kotäda (f bald nach 120) hielten mit solcher Be-
stimmtheit daran fest, dafs sie Zweiflern antworteten: Jedes Weib
weifs, dafs sie am 17. gefochten wurde.
'Oyayna (f 198) erzählt eine Tradition von Abu Ishäk (f 129)
und es wird der 19. genannt. Scho'ba (f 160) überliefert dieselbe
Tradition, welche er von Abu Ishäk gehört haben will, und sagt:
„den 17." Isräyl, ein Sohn des Abu Ishäk, theilt eine andere Ver-
sion dieser Tradition mit und hat den 19., Thawry hingegen, wel-
cher dieselbe Version aufbewahrt hat, sagt den 17. Es scheint also,
dafs Abu Ishäk zweifelhaft war.
Die zwei genanten Versionen, welche Abu Ishäk lehrte, stam-
men beide von Aswad (Nochay f 74). Erstere hat Abu Ishäk
durch Aswad's Sohn 'Abd al-Rahmän (f 99), die andere durch Ho-
gayr Tha'laby vernommen, in^ beiden las er bald „den 19.", bald
„den 17." Es scheint also, dafs Aswad das Datum schriftlich hin-
terlassen habe und die Nachwelt nicht wufste, wie sie lesen soll.
Als ein Beweis, dafs nicht erst Abu Ishäk, sondern schon die Schü-
ler Aswad's rathlos waren und einige von ihnen sich für die falsche
Lesart entschieden, kann erwähnt werden, dafs Thawry, welcher
Forschungen über das Datum anstellte, die falsche Lesart nicht durch
Abu Ishäk, sondern durch Zobayr b. 'Adyy, von Ibräh, von Aswad
erhalten hat.
Es lassen sich zwei Traditionen gegen die Vermuthung, dafs
Aswad's schriftliche Nachricht undeutlich war, anführen: Hogayr,
welcher auch das falsche Datum angiebt, will es nicht durch Aswad,
110
sie von Kaschad, einem gohaynitischen Schayche der Nieder-
lassung, freundlich aufgenommen wurden. Hier wollten sie
abwarten, bis sich die Karawane näherte. Ihr Wirth aber
truw; Wassor auf beiden Schultern und hielt sie im Dun-
kein. Eines Tages, als sie einen Hügel bestiegen, sahen
sie zu ihrem Staunen die beladenen Kammele vorüberzie-
hen. Da Abu Sofyän Tag und Nacht marschirte, so Avar
für die Moslime keine Möglichkeit, ihn einzuholen. Die
Kundschafter kehrten daher, ohne zu eilen, zu den Ihrigen
zurück. Kaschad gab ihnen Geleit und Schutz bis Marvva.
Dieser war ein Mann von Einflufs und desAvegen Avurde
er später, ungeachtet seines zweideutigen Benehmens, vom
l*ro|)heten sehr gut aufgenommen und sein Neft'e erhielt
von ihm Yanbo' znm Lehen. Er verkaufte seine Rechte an
'Abd al-Rahman b. Sad b. Zorära uni 30000 [Dirheme].
In Madyna traf unterdessen auf anderem Wege die
Nachricht von dem Zuge des Abu Sofvln ein. Moham-
mad rief seine Getreuen zu den Waffen, um die Karawane
auf dem Wege nach Makka zu verfolgen. Es war aber
vorauszusehen, dafs die Koravschiten zu deren Schutz aus-
rücken würden. Die Flüchtlinge allein genügten nicht für
das Unternehmen und gegen die Betheiligung der An(^ärer
wurde von verschiedenen Seiten Einsprache erhoben. Der
bei der 'Akaba abgeschlossene Vertrag lautete, dafs sie
den Propheten gegen Angriffe in Madyna schützen, nicht
aber, dafs sie mit ihm die Offeysive ergreifen und in das
Feld rücken sollten. Allein (Jott befahl ihnen, dieses Un-
ternehmen zu unterstützen ' ), und die grofse lieute, die
sondern durcli Alkaiiia von ll)ii Mas'iul crhaldMi haben, und von
Ihn Aby Zinnäd wird eine Ver.sion überliefert, in welcher der Name
des Aswad nicht genannt wird. Beides halte ich für Versehen iu
der Isnäd, im ersten Falle mag Tadlys vorliegen, denn der Ueber-
lieferer mochte sich die Ehre einer neuen Isnäd zu sichern beab-
sichtigt haben.
') Kor. 8, 5-6.
111
ihnen bevorstand, war lockend '). Es schlössen sich also
175 Angärer seiner Fahne an.
Es ist eine ziemlich allgemeine Sitte im Orient, dafs
sich die Menschen, welche eine Reise (was auch immer
der Zweck sein ma<^) machen wollen, aulserhall) der Stadt
treffen. Für das Sammeln von Karawanen bestehen häufig
SeraT nicht weit von den Thoren. Wenn man z. B. von
Aie[)j)o nach Mosul reisen will, geht man in ersterer Stadt
zum Thore hinaus, welches gegen Osten führt, und man
lindet dort Leute, welche dieselbe Absicht haben, und auch
Miethskameele. Sobald die Gesellschalt grofs genug ist,
bricht die Karawane auf. Wenn man einen Raubzug be-
absichtiift, ü;iebt man sich geheim ein Rendez- vous nach
einem fernen, abgelegenen Orte. Kriegszüge, welche von
fürstlichen Hoflagern ausgehen, sammeln sich in der ^ähe
der Hauptstadt und der Führer schlägt schon einige Tage,
ehe er zu marschiren gedenkt, daselbst sein Zelt auf In
Indien haben solche Orte nicht selten den Namen Schäh-
derä, d. h. königliches Zelt. Auch Mohammad versammelte
sein Heer aufserhalb Madyna bei einem Brunnen. Es stell-
ten sich 310 Mann ein. Am 8. IMärz Abends hielt er Muste-
rung und wies sieben Jünglinge unter 16 Jahren zurück.
Die übriiien traten ohne V^erzu«r den Marsch an. Sie hat-
ten zwei Pferde und 70 Kameele (wovon Sa'd b. Mo'adz
20 geliefert hatte), so dafs auf zwei Mann nicht einmal
ein Kameel kam. Einige mufsten zu Fufs gehen, Andere
ritten mit einander oder abwechselnd. Der Zug wendete
') Weil dies das Motiv war, blieben einige der eifrigsten An'
hfuiiic^r des Islams zurück, wie Sa'yd b.'Obäda, Osayd b. Hodhayr,
H;~iti b. Malik , Abd Allah b. 'Onays, während der wegen seiner
Tapferkeit berühmte Chobayb b. Isaf, obschon er noch Heide war,
den Zug mitmachen wollte, und weil Mohammad erklärte, es dür-
fen nur Moslime Theil nehmen , das Glaubensbekenntnifs ablegte,
um nicht ausgeschlossen zu werden. Auch Kays b. Vfohrith wünschte
sich zu betheiligen, da er sich aber weigerte Moslim zu werden,
mufste er zurückbleiben.
112
sich gegen Südwesten, in der Hoffnung, dem Abu Sofyän
den Weg von der Küste nach dem Innern des Landes
abzuschneiden. Auf diesem Wege lag Badr, wo man Was-
ser findet und jährlich Älarkt gehalten wurde. Es hegt
acht Posten und zwei arabische Meilen ^) von Madyna und
eine starke Tagereise vom Dorfe üohfa entfernt, welches
auf dem geraden Wege nach Makka und nur 8 Meilen vom
Meere entfernt ist. in Badr ruhten die Karawanen ge-
wöhnlich während des Tages aus, dann setzten sie des
Nachts die Reise nach Gohfa fort. Mohammad erwartete
nun, dafs er in jener Gegend den Abu Sofyän einho-
len würde.
Abii SoI}än hatte auf der Heimreise schon zu Zarkä,
im petraeischen Arabien, erfalnen, dafs Mohammad im No-
vember mit seiner Schaar ausgerückt sei, um ihn anzu-
greifen, und er wufste wohl, was er auf dem Rückwege
zu erwarten habe. Er miethete also den Ghifäriten Dhara-
dham um 20 Mithkäl und schickte ihn als Eilboten nach
Makka, mit dem Auftrage, dafs er, dort angekommen, dem
Dromedar die Nase und die Ohren abschneide, den Sattel
umkehre, das Hemd zerreifse und Hülfe! Hülfe! rufe. Dham-
dham that wie ihm befohlen worden war. Die Nachricht,
dafs die Karawane in Gefahr sei, verbreitete sich wie ein
Lauffeuer durch die Stadt. Einige Familien erwarteten
Waare, andere hatten den Kaufleuten Geld vorgeschossen;
Viele wurden also durch Interesse zum Ausmarsche be-
wogen, noch mehr aber durch Hafs gegen Mohammad.
Man rüstete drei Tage. Die Reichen bewiesen die gröfste
Opferbereitwilligkeit. Sie stellten ihre Kameele und Waf-
fen den Aern)ern zur \ erlügnng und Einer gab seinem
Freunde 500 Djnäre, mit der Bilte, sie zur Ausrüstung
') Badr liegt im Tbale Bolayl (Bolayd?) und gehörte dem
Yachlod b. Nadhr, oder nach Anderen einem Gohayniten (Balädzory,
Ansäb alascbräf fol. 181).
113
zu verwenden. Wer selbst nicht gehen konnte, stelUe ei-
nen Einstandsmann.
Es sammelte sich ein Heer von 950 Mann, 100 Pfer-
den und 700 Dromedaren '}. Es ist auffallend, dafs sie
so wenig Cavallerie hatten. Wegen der Unfruchtbarkeit
von Makka mögen die ITnterhaltskosten für Pferde sehr
grofs gewesen sein. Nur die Reichen (darunter 30 Mach-
zün)iten) waren zu Pferde und in Panzerhemden geklei-
det, auch einige Andere hatten Panzer an. Die Führer
sorgten nicht nur für den Unterhalt, sondern auch für Be-
lustigung. Jeden Tag schlachtete ein anderer der mak-
kanischen Grofsen neun oder zehn Kameele und bewir-
thete die Armee ^). Sklavinnen ergötzten die Krieger durch
ihren mit Handtrommeln begleiteten Gesang. Selbst im
Koran 8, 49 wird der Prunk und die Ostentation der ko-
rayschitischen Armee gerügt. Es ist ziemlich klar, dafs
die ärmere Klasse wenig oder gar keinen Antheil an dem
Zug genommen hätte, wenn sie nicht fetirt worden wäre.
In der Nacht vom 13. zum 14. März erreichte Mo-
hammad den Brunnen Rawhä ^) und fing einen Spion der
') Kameele, welche zum Lasttragen und geschlachtet zu wer-
den bestimmt waren, sind in dieser Zahl nicht eingeschlossen.
^) Ibn'Okba, bei 'Oyün S. 87, giebt die Namen Derjenigen an,
welche die Armee auf dem Wege bewirtheten. Einer von ihnen ist
'Abbäs, der Oheim des Propheten. Auch Wakidy, S. 140, schreibt
die Stelle des Ibn'Okba ab, läfst aber den Namen des 'Abbäs aus
und setzt dafür Fulän „irgend Jemand". Wir sehen daraus, wie
er die Quellen benutzte. Er bekleidete eine einträgliche Stelle un-
ter den 'Abbäsiden und war ein bigotter Verehrer des Alyy; dies
waren die Gründe seiner Untreue.
Es ist kein Zweifel, dafs 'Abbäs und andere Mitglieder seiner
Familie (z. B. 'Akvl, ein Sohn des Abu Tälib und Nawfal b. Härith
b. 'Abd al-Mottalib) gegen die Moslime fochten und gefangen ge-
nommen wurden.
') Nach dem Itinerar des Wakidy, S. 30, liegt Rawhä nur zwei
Tagemärsche oder 40 Meilen von Badr, also ungefähr 50 Meilen
ni. 8
114
Feinde auf '). Von diesem erhielt er die bestimmte Nach-
richt von dem Anmarsch der Korayschiten aul'Badr, wurde
aber in Bezug auf deren Zahl irre geführt. Um seine kleine
Schaar zu ernmthigen, erzählte er derselben, dafs ihm Gott
in einem Traume entweder die Karawane als Beute oder
den Sieg über die Armee versprochen (Kor. 8,7), und zu-
gleich mitgetlieiit habe, dafs letztere nicht sehr zahlreich
sei. Da es später sich herausstellte, dafs die Korayschi-
ten zweimal so stark waren als er vorausgesagt hatte (Kor.
3, ll), sagte Gott, er habe sich absichtlich eine Unwahr-
heit zu Schulden kommen lassen, um die Moslime zu er-
muthigen (Kor. 8, 43-45). Selbst Gott erlaubt sich, um
seinen Zweck zu erreichen, Nothlügen!
Mohammad hatte zwei Kundschafter vorausgeschickt,
welche mehr schadeten als nützten ^). Sie erhielten zwar
von Madyna. Nach Yaküt aber höchstens 40 Meilen von Madyna;
er meint wahrscheinlich Fagg Rawhä; vergl. Ihn Ishäk S. 433.
In Rawlia schickte Mohammad den Amriten Härith b. Hä-
tib nach Koba zurück, um seinen Stamm, die Bauü Amr b. Awf,
zu überwachen, weil er in Erfahrung gebracht hatte, dafs die Gesin-
nungen dieser Leute, welche später die Concurrenz- Moschee errich-
teten (vergl. oben S. 34) nicht zuverlässig seien.
') Baghawy, Tafsyr 8, 5. Dagegen spricht jedoch 'Orwa und
seine Nachfolger.
*) Dem Wäkidy, Ihn Sad und Balädzory zufolge sendet Mo-
hammad schon von Madyna Kundschafter voraus und diese kommen
ganz nahe bei Badr zu ihm zurück; nach Baghawy schickt er sie
von Rawhä und nach Ihn Isliäk erst von Dzafirän. Da dieser Ort
so nahe bei Badr liegt, so glaube ich, Ibn Ishäk hat sich eine Ver-
wechselung zu Schulden kommen lassen. Zu bemerken ist, dafs die
Kundschafter dem Gohaynastamme, welcher in jener Gegend lebte,
angehörig waren. Es war ein grofser Vortheil für Mohammad, dafs
sich ihm Leute von allen Stämmen anschlössen. Er war daher im-
mer wohl unterrichtet von Allem, was vorging.
Selbst auf den) Rückzuge von Badr schickte Mohammad Leute
voraus, das Terrain zu sondiren (Wäkidy S. 107), wie viel mehr
wird er diese Vorsichtsmafsregeln bei dem Anmärsche beobachtet
haben.
115
Nachricht über die Bewegungen des Abu Sofjän, indem
sie bei Badr zwei gohaynitische Mädchen belauscliten, wo-
von eine zur andern sagte: Morgen kommt die Karawane,
da giebt es was zu verdienen und ich kann dir dein Gut-
haben bezahlen. Allein als der schlaue Führer schon vor
Sonnenaufgang den Brunnen von Badr erreichte, fragte er
den Gohavniten Magdy, ob Alles geheuer sei, ehe er es
wagte, Halt zu machen, und als dieser antwortete, es seien
zwei verdächtige bidividuen beim Brunnen gewesen, be-
gab er sich zur Stelle, untersuchte den frischen Kameei-
mist und fand Dattelkörner darin ^). Die Kameele kom-
men von Äladjna! rief er aus; denn nur dort füttert man
mit Datteln: Mohammad ist in der Nähe! Er setzte schnell
seine Reise fort, und zwar gegen das Meer zu; denn er
setzte voraus, dafs Dhamdham und der korayschitische Land-
sturm sich verspätet habe.
Bei Dzafirän , welches nur noch eine Tasrereise von
Badr ist, brachten die Kundschafter die Nachricht zurück,
dafs die Karawane entschlüpft sei. Die meisten jMoslime,
heifst es im Kor. 8, 7, Avünschten Beute zu erringen, ohne
sich Gefahren auszusetzen; Gott aber wollte, dafs das Recht
durch seine Worte siegreich sein und die Brut der Un-
gläubigen ausgerottet werden soll. JMohammad trug sei-
nen Kriegern die Absicht Gottes vor und versicherte sie,
dafs er im Geiste schon die Stellen sehe, auf welchen ihre
Feinde fallen würden. Sie antworteten: Wir wollen dir
folgen, wenn du uns in die Sandwirbel von Südarabien
oder in die Fluthen des Meeres hineinführst. Darauf band
er drei Liwä ^) an die Speere der Führer, vertheilte das
') Ein Einfall dieser Art gilt den Biographen mehr als eine
Thatsache. Nach Orwa hat Abu Sofyän Badr gar nicht berührt
und es ist möglich, dafs ihn die Erzähler blos deswegen zu dem
Brunnen kommen lassen, um den Kameelmist zu finden.
^) „ Liwa ist das Feldzeichen, welches im Kriege getragen
wird, damit die Armee wisse, wo sich der Befehlshaber befinde. Die-
ser trägt es entweder selbst oder er giebt es einem Krieger, welcher
8*
116
Losungswort und rückte «;ee:en Badr vor. Mit Gottes Hülfe
gelang es ihm Einhelligkeit und Zuversicht in seiner wSchaar
herzustellen.
Ganz anders war die Stimmung im Lager der Ko-
rayschiten. Auch sie pflogen zu Gohfa Kriegsrath, nach-
dem ihnen die Nachricht von der Sicherheit der Karawane
durch einen Boten des Abu Solyän bekannt geworden war.
Die Zohriten, etwa hundert Älann stark, kehrten ohne Wei-
teres nach Makka zurück, die 'Aditen hatten schon früher
die Armee verlassen. Zu den beiden Söhnen des Raby a,
welche eine hohe Stellung in der Republik einnahmen,
sprach deren christlicher Sklave 'Addäs so viel zu Gunsten
des Mohammad, dafs sie von seiner Mission halb und halb
überzeugt waren, und in der Brust von einigen Anderen
war die Anhänglichkeit an ihre Verwandten und die Liebe
mit denistlben vor der Armee einherschreitet. Den Lexicographen
zufolge sind Liwji und RAya gleichbedeutend. Aber Ibn Abbas (bei
Ahmad und Tirniidzy) sagt, dafs das Liwa des Propheten weifs und
sein Käya schwarz war und dafs auf dem letztern geschrieben stand:
Es giebt keinen Gott aufser Allah und Mohammad ist sein Gesand-
ter. Daraus erheilt, dafs diese zwei Wörter verschiedene Standar-
ten bedeuteten. Der Unterschied in der Bedeutung beider Wörter
mag ein konventioneller sein. Dem'Orwa (bei Iba Ishäk und Abü-
1-Aswad) zufolge, hat der Gottgesandte das Raya zuerst bei dem
Feldzuge gegen Chaybar eingeführt. Früher war nur das Liwa be-
kannt." Mawahib allad. S. !I5.
In der Schlacht bei Badr trug Mo«;' ab das Liwfi der Flüchtlinge,
Hobäb das Liwa der Chazragiten und Sa'd b. Mo'iid das der Aw-
siten. Die Korayschiten hatten ebenfalls drei Liwa, welche alle
von 'Abdariten getragen wurden,- denn das Liwa im Kriege zu tra-
gen, war ein Vorrecht dieser Familie.
Es ist nicht ganz richlig, wenn behauptet wird, Ibn Ishäk er-
erwähne das Räya erst im Feldzuge gegen Chaybar. Er spricht
S. 433 schon im Badrkricgc von zwei schwarzen Räya, welche vor
dem Propheten einhergetragen wurden, und auch von einem Räya
der Anpärer. Wenn ich nicht irre, wurde später die Standarte, welche
vor den) Propheten hergetragen wurde, Räya, die der einzelnen Hee-
resabtheiluugen aber Liwä genannt.
117
zum Leben so warm, dafs sie sich nur ungern entschlos-
sen, oline Nothwendigkeit (Jas Schwert gegen sie ziehen ^).
Diese Geluhle beschworen Träume herauf und jedes Omen
wurde von den Zaghaften ungünstig gedeutet. Es gelang
jedoch dem Abu Galil mid einigen anderen Führern, wel-
che von Kampflust und Kachegefülil glühten, die Armee
zu bestimmen, dem ursprünglichen Plane gemäfs wenigstens
bis Badr vorzurücken. Dort sollte drei Tage gegessen,
getrunken und gesungen werden, um die Beduuinen, wel-
che man zu diesem Feste laden wollte, durch Gastfreund-
schaft zu gewinnen und ihnen durch entschlossenes \ or-
wärtsgehen Respekt einzuilöfsen. Die Korayschiten brach-
ten auch viel Leder mit und hofften bei diesem Feste mit
ihren (jJästen Geschäfte zu machen -).
In Badr sind mehrere Brunnen, und es wäre ein \ or-
theil für die Korayschiten gew esen , wenn sie sich an ei-
nem derselben gelagert hätten. Es kam aber ein hefti-
ger Platzregen, welcher sie im Marsche hinderte. Weiter
gegen Süden fiel gerade so viel Wasser, um den Weg für
die Moslime recht angenehm zu machen (Kor. 8, ll). Diese
hatten also den \ ortheil, Badr früher, nämlich am Abende
des 15. März, zu erreichen. iMohammad schickte eine Pa-
trouille an den entferntesten Inunnen, um Kundschalt über
•) Abu Lahab, einer der bittersten Feinde des Islams, blieb
daher in Makka zurück.
») Wakidy bemerkt zu A.H.4 in der Erzählung des kleinen Feld-
zuges nach Badr, dafs nach dem Pilgerfeste ein Jahrmarkt zu Badr
gehalten wurde. Wenn die Opferthiere im Jahre 624 am 11. März
geschlachtet wurden, so wäre der Markt ungefähr in diese Zeit ge-
fallen. Es ist sehr begreiflich, dafs die Biographen bei dieser Ge-
legenheit nichts davon sprechen. Sie gingen von dem Grundsatze
aus, das Pilgerfest würde stets im Dzü-lhagg gefeiert und hielten
alle auf den Markt bezügliche Nachrichten, wenn solche vorhan-
den waren, für ungegründet und verwarfen sie. Vielleicht pflegte
sich die korayschitische Frühlingskarawane in der Messe zu Badr
einen Tag aufzuhalten.
118
die Bewegungen des Feindes einzuziehen. Sie stiefs auf
einige korayscbitische Sklaven, welche Wasser holten, und
es gelang ihnen, zwei derselben gefangen zu nehmen. Von
ihnen erfuhr der Prophet, dafs das feindliche Lager hinter
dem Hügel sei, welcher das Thal einschliefst. Er fragte:
Wie stark ist eure Armee? Sie antworteten: vSie ist zahl-
reich, aber ^^'n• wissen die Stärke nicht genau anzugeben.
Vielleicht könnt ihr mir sagen, fuhr Mohammad fort, wie
viele Kameele sie täglich schlachten? Sie erwiderten: Ei-
nen Tag neun und den andern zehn. Es sind also, ver-
setzte der Prophet, neunhundert bis tausend Mann ^).
Die Moslime hatten sich in der Psähe des ersten Brun-
nens gelagert und wollten hier den Feind erwarten. Ho-
bäb trat vor den Propheten und sagte: Wenn du diese
Position in Folge einer göttlichen Offenbarung gewählt hast,
so wollen wir nicht einen Schritt vorwärts oder rückwärts
gehen; wenn es aber erlaubt ist, nach den Regeln der
Kriegskunst und des gesunden Menschenverstandes ein Ur-
theil zu fällen, so ist dieses Terrain nicht günstig. Führe
uns dort zum Brunnen hin, welcher dem Lager der Ko-
rayschiten am nächsten i.st. Wir graben ein Becken und
füllen es mit Wasser, und wenn wir angegrilfen werden,
können wir uns erquicken. Die übrigen Brunnen verschüt-
ten wir, damit die Feinde ohne Wasser sind. Der Vor-
schlag fand allgemeinen Beifall und bald kam der Engel
Gabriel zu Mohanmiad, denselben zu billigen.
Die Korayschiten sagten zum Gomahiten 'Omayr b.
Wahl), einem Manne von gutem Augcnmaafs: Schätze die
Streitkräfte unserer Gegner. Er ritt im Thale umher, dann
auf die Anhöhen. Zu den Seinigen zurückgekehrt, sagte
er: Sie haben weder Reserve noch Hinterhalt. Sie beste-
hen aus einem Corps von 300 Mann, 70 Kameelen und
zwei Pferden. 0 Korayscliiten, Bedrängnifs birgt das Todes-
') Nach Abzug der Zoliriton und Aditen war die feindliche
Armee etwa (iOO Mann stark. Kor. 3, ii.
119
verhängnils (d. h. es \viid ein Kampf der V'erzweiflimg sein)
und die Kameele von Yatlirib sind mit dem Tode belastet
hierher gekomnien. Diese Leute hal)en keine Schanze,
keine Zulhicht als ihre Säbel. Sie sind stumm wie das
Grab und schlielsen den Mund wie Vipern. Wenn ein Mann
von ihnen iällt, so fällt auch einer in unseren Reihen, und
wenn wir so viele Leute verlieren und den Sieg so theuer
erkaufen, so hat das Leben keinen Werth mehr. Nun fafst
euern Eutschlufs. Selbst jetzt noch riethen die zwei Sühne
des Raby a zur Rückkehr; es gelang aber dem Abu Gahl
die Leute vorwärts zum ICampfe zu führen. Sie brachen
früh am Morgen des 16. März auf und marschirten ge-
gen Badr.
Die Moslime stellten sich in Schlachtordnung und Mo-
hammad, mit einem Stab in der Hand, ging vor der Fronte
und machte die Linie gerade; denn da der Feind einige
Cavallerie hatte, war es nothw endig, in enggeschlossener
Reihe zu fechten.
Die Korayschiten rückten heran und mehrere von ihnen
nahten sich friedlich dem Becken , um daraus zu trinken.
Einigen wurde es gestattet, aber dem Machzümiten Aswad
kostete der Versuch das Leben. In Choräsän hat .Jeder-
mann das Recht, die durch den Wind von den Bäumen
geschüttelten Früchte zu sammeln, ausgenommen der Ei-
genthümer des Gartens, und in Arabien ist Labbän, JMilch-
verkäufer, selbst in Städten ein Schimpfwort; denn 3Iilch
soll umsonst hergegeben werden. Es war daher allerdings
eine etw as starke jMaafsregel, den Feinden das Wasser vor-
zuenthalten; aber sie war sehr vortheilhaft und im Kriege
handelt es sich um das Leben und ist Alles erlaubt.
Wenn die Araber ihren Feind nicht unversehens über-
fallen, gleicht ihre Art, den Kampf zu beginnen, einem Stu-
dentenduell und hat viel Theatralisches. Die Parteien ru-
fen einander zu, fordern sich heraus und recitiren wohl
gar Verse. Die Korayschiten blieben dieser Gewohnheit
getreu und ihr ganzer Kampf war viel zu phantastisch.
120
Doch ihr erstes Manoeuvre ^^ar ganz an seinem Platze.
'Omayr b. Wahb, gefolgt von der Reiterei, sprengte auf
die Feinde zu und suchte ihre Linie zu durchbrechen. Da
sie aber bei seinem Herannahen nicht wankten, liefs er es
bei einem blinden AngiilTe bewenden, und es flofs kein Hlut.
Nun rückte die korayschitische Armee vor und der
alten Landessitte geniäfs begann das Vorspiel der Schlacht:
die Zweikämpfe. Die Moslime hatten einen Sohn des
Hadhramy ermordert (s. S. 107 u. 142). Sein Bruder 'Ämir
war der eiste, welcher vom Pferde sprang und sich zwi-
schen die feindlichen Reihen stellte. Von Seiten der Mos-
lime trat ihm Mihga', ein Klient des 'Omar, entgegen und
fiel '). Dann erschienen Schayba und 'Otba, die zwei edeln
Sühne des Raby a, auf der Arena. Sie wollten beweisen,
dafs ihr Bemühen, die Schlacht zu vermeiden, nicht der
Feigheit zuzuschreiben sei. ütba, der eine von ihnen,
führte auch seinen Sohn Walyd in den Kampf. Drei An-
gärer nahnjen den Handschuh auf, aber Mohammad befahl
ihnen, in die Linie zurückzukehren, denn er wünschte, dafs
sich seine nächsten \ erwandten am meisten der Glefahr
aussetzen sollten. Ilamza und Obayda, zwei Onkel, und
'Alyy, ein Neffe des Propheten, traten nun hervor. Die tieg-
ner, welche sie ihrer Visire wegen nicht erkannten, frag-
ten sie, wer sie seien? Als sie ihre Namen hörten, ant-
worteten sie: Ihr seid ebenbürtige Recken. Es gelang
dem Schayba, den schon bejahrten Obayda tödtlich zu
verwunden. Hamza und Alyy, welche ihre zwei (legner
schon im zweiten (jiang getödtet hatten, eilten ihm zur Hülfe
und erschlugen den Schayba.
Die beiden Armeen rückten einander näher, aber nicht
ziirn allgemeinen Angriffe; bis zum Abende blieb der Kampf
persönlich. Die Helden kämpften, das Clios beider Heere
blieb Zuschauer und Mohammad hatte den Seinen den
') Nach Ibn Isluik ist Miliga durch einen Pfeil, folglich nicht
im Zweikampfe getödtet worden.
121
Auftrag gegeben, nicht eher zu chargiren, als bis er die
Ordre dazu ergehen lassen würde, und die feindliche Armee,
wenn sie ihren Kämpfern zur Hülfe kommen sollte, mit
Pfeilen zu vertreiben (Ibn Ishäk S. 443). Wie die Koray-
schiten ihren Feldzug begonnen hatten, so endeten sie ihn
auch: es war eine erbärmliche Maskerade. Sie fochten ohne
Plan und Taktik. Die Führer bewiesen Todesverachtung,
aber noch gröfsere Verachtung gegen ihre Feinde. Sie tra-
ten einzeln oder in kleinen Grupj)en hervor gegen die Mos-
lime und verpufften ihren Muth in Schimpfreden und er-
folglosen Bravouren. Die moslimischen Helden stellten sich
ihnen mit kühlem 3Iuthe entgegen '). Und so verging der
ganze Tag in Plänkeleien. Das (üos der Gläubigen hielt
strenge Disciplin und blieb standhaft in den Reihen, zu
denen sich die Kämpfer, Avenn sie im Nachtheile waren,
zurückziehen konnten. Die grofse Uebermacht, welche
ihnen ffegenüberstand, machte eine solche Taktik noth-
wendig. Die Korayschiten hatten keinen iMittelpunkt, als
ihre Fahnen, um die sie sich ohne alle Ordnung schaarten.
Sie folgten der alten arabischen Sitte, welche noch jetzt
unter den Bedouinen aufrecht erhalten wird. Diese wilden
') Bei solcher Kriegführung wäre eine Uniform überflüssig ge-
wesen, denn die Kämpfer kannten sich bei Namen, und wenn sie
sich nicht kannten, so genügte das Loosungswort. Hingegen bestand
eine andere Sitte: Krieger, welche ein Visir trugen, machten sich
durch ein Zeichen, z. B. eine farbige Schleife um den Helm, eine
Straufsfeder an der Brust, oder, wie 'Alyy, einen weifsen Büschel
Wolle kennbar. Sie thaten dieses, um zu zeigen, dafs sie für das
Blut, das sie vergossen, selbst verantwortlich sein wollten, um sich
den Feinden bemerkbar zu machen, und um während der Schlacht
von ebenbürtigen Kriegern zum Zweikampf aufgefordert zu werden.
Wenn einer der Führer bemerkte, dafs der Mann mit der Straufs-
feder Viele erschlagen hat, mochte er ihm zurufen: O Straufsfeder-
träger, du Sohn einer geschändeten Jungfrau, komm jetzt mit mir
zum Straufs, wenn du den Muth hast; ich bin der Sohn des Lö-
wen N. N. Gerade weil der Zweikampf der wichtigste Theil der
Schlachten war, galt der Säbel für die Hauptwaffe.
122
Horden wollen sich in keine Disciplin fügen; jeder kämpft
wie es ihm gefällt, und wenn er in Noth kommt, sucht er
bei der Fahne Zuflucht. Wenn die Hauptstandarte genom-
men wird, gilt die Schlacht für verloren. Unter ihr kommt
es daher gegen Ende des Treffens gewöhnlich zu den blu-
tigsten Scenen.
Die Moslime hatten für Mohammad ein Dach von Pal-
menzweigen errichtet und vor demselben schnelle Kameele
angebunden, damit er sich im schlimmsten Falle retten
könne. Er zog sich nun mit seinem Wärter Abu Bakr
in diese Hütte zurück. Einige Anc-ärer hielten Wache vor
derselben, und indem sie mit ihren langen Pfeilen die ge-
heiligte l^erson des Pro|»heten schützten, deckten sie den
Rücken der Moslime. Mohammad hat grofsen moralischen
Muth, ja Tollkühnheit bewiesen, indem er zu so unglei-
chem Kanjple vorrückte '). Aber seine Nerven waren
schwach und das Schauspiel war ihm neu. Er verfiel in
eine Katalepsie. Nachdem er sich erholt hatte, betete er
unter grofser Bewegung.
Als sich die vSonne dem Intergange nahte, waren die
meisten Führer der JMakkaner erschlagen. Die Armee,
welche ihnen mehr aus (iefälligkeit als aus Kampflust ge-
folgt war, scheint sich den ganzen« Tag ziemlich passiv
verhalten zu haben. Jetzt war sie entmuthigt durch den
Tod ihrer Vorkämpfer und zeigte Neigung zur Flucht. Mo-
hammad gab den Befehl zu einem allgemeinen Angriff und
was noch wichtiger ist, er warf eine Handvoll Sand ge-
gen sie! Die Korayschiten leisteten nicht einen Augen-
blick Widerstand. Sie ergriffen die Flucht und warfen
') Nach der ältesten authentischen Nachricht wufste Moham-
mad nichts vom Ausrücken des korayschitischcn Landsturmes und
er entschlofs sich erst zum Kampfe , als er nicht mehr mit Ehren
zurückweichen koimte und dem Feinde so nahe war, dafs ein Flucht-
versuch nur für den berittenen Theil seines Heeres möglich war.
Es ist also doch zweifelhaft, ob er bei dieser Gelegenheit so viel
moralischen Muth bewiesen habe.
123
sogar ihre Panzer ab, um im Davonlaufen nicht gehindert zu
sein. Da die Korayschiten selbst nach dem Abzug der Banü
Zohra und 'Adyy doch immer noch siebenzig Cavalleristen
hatten, so ist es unbegreitlich, dafs diese nicht (hircli eine
P lankenbewegung den Rücken der Feinde bedrohten. Aber
diese tapferen Ritter fürchteten die langen Pfeile, mit de-
nen sie Mohammad zu empfangen befohlen hatte (Baghauy
8, 62). Diejenigen von ihnen, welche sich entschlossen,
das süfse Leben in die Schanze zu schlagen, wollten noch
vor ihrem Tode renommiren und den Ruhm ihrer Helden-
thaten geniefsen; sie stellten sich daher unter dem A[)plaus
ihrer WafTengefährten zu Fufs zum Zweikampf. Ihre Pferde
benutzten sie als es zum Fliehen kam.
JMan kann nicht sagen, dafs die Schlacht sehr blutig
war. Die Moslime verloren den ganzen Tag hindurch nur
vierzehn IMann, die Korayschiten hingegen siebenzig. Aufser-
dem haben die Moslime ebenso viele g-efano-en e-enommen.
o ci <i
Ihre Hauptverluste ereigneten sich erst am Abende beim all-
gemeinen Angriff und auf der Flucht. Mit Ausnahme der Füh-
rer haben sich die Korayschiten, nach ihrem eigenen Bekennt-
nisse, Avie jMemmen benommen und dadurch ihren Kredit bei
den besten Freunden eingebüfst (vergl. Wäk. S. 92).
Ich habe die Einzelheiten über diese Schlacht gesam-
melt, weil sie die erste der vielen Treffen war, welche
den Islam siegreich machten und eine wichtige Epoche in
der Geschichte der Kriegskunst bildet. Vor Mohammad
dienten die Araber sowohl den Byzantinern als den Per-
sern als Miethsoldaten, und in den Kämpfen dieser beiden
Nationen war es besonders die arabische Cavallerie, Avelche
Wunder wirkte. Die Nationalwaffe ist ein zwölf Fufs lan-
ger Speer. Im Stofsen und Werfen bedienen sie sich des-
selben mit so grofser Geschicklichkeit, dafs sie in vollem
Galopp eine Schlange treffen ^). Die Schnelligkeit ihrer
') Journ. Royal Geogr. Society: «Tour to the Sinjar moun-
tains."
124
Pferde ist weltberühmt und diese sind so gut dressirt, dafs
sie sich in vollem Laufe umzuwenden vermögen. Die Charge
von zweitausend solcher wihlen Reiter, welche auf die feind-
liche Linie sprengen, ihre Wurfspiefse auf sie schleudern
und davon eilen, um in wenigen Minuten den Angrilf zu
wiederholen, mufs für die tüchtigste Armee unwidersteh-
lich sein. Doch in der Schlacht bei Badr fochten keine
kriesserfahrene Bedouinen und die eine Partei hatte gar
keine, die andere nur eine s^chlechte Cavallerie. Hier war
eine iranz andere Taktik nolhwendio-. Ohne die bei die-
ser Gelegenheit zuerst angewandten und später systenia-
tisch ausgebildeten Kampfweise würden die durch den Is-
lam vereinten Araber in ihren Kriegen mit den benach-
barten Nationen wohl in Steppen den Sieg errungen ha-
ben, aber gegen verschanzte Lager und feste Plätze hät-
ten sie nichts ausrichten können. Für solche Unterneh-
mungen ist eine geübte Infanlerie unentbehrlich, und die
Macht der Verhältnisse hat die Moslime gezwungen, eine
solche zu bilden. Der Keim der Organisation dieser Watfe
lao- in den Madvnern. Sie nannten sich »die Leute der
festen Plätze und Kuirase« xüi^^ o-?"^^^ i^^^- ^^^ Land-
bebauer lag ihnen ob, ihr Eigenthum, zunächst ihre Häu-
ser und Familien, dann aber auch ihre Palmenpflanzun-
iren und Herden zu schützen. Da ihre natürlichen Feinde,
die Nomadenstämme, beritten waren, glich ihr Kampf in
schwerer Rüstung dem eines Carre's ^^^^w einen Ca-
vallerie-Angriff. Wenn sie auf olfenem Felde überwun-
den wurden, zogen sie sich in ihre Thürme, deren jede
Familie einen erbaut hatte, zurück und vertheidigten sich
hinter den Mauern. Mohammad begrift' bald die Vortheile
dieser Taktik; Gott sagt daher im Koran:
61,4. Gott liebt Diejenigen, welche auf seinem Pfade
in Reihen kämpfen, wie wenn sie ein festes Gebäude
wären.
Ferner predigte er seinen Kriegern stets passiven Wi-
derstand und Ausdauer. Allein jede Taktik ist nutzlos ohne
125
Disciplin. Die Disciplin aber verdankten die arabischen Heere
dem Islam. Wie schon Ihn Chaldun bemerkt, \var der Glaube
das einzige Band, welches im Stande war, die wilden Hor-
den zusammenzuhalten und nach einem Plane handeln zu
machen. Mohammad war so tief durchdrungen von der
Kothwendigkeit der Disciplin, dafs er den Gläubigen fast
in jeder Oirenbarung jener Periode zuruft: Gehorcliet Gott
und seinem Boten! Die Ausbildung der Infanterie und die
Anwendung der Disciplin sind die beiden Geheimnisse, wo-
durch die Moslime die Schlacht von Badr gewannen und
zehn Jahre später den ganzen Orient in Schrecken setzten.
Nach der Schlacht warfen die Sieger die Todten der
Feinde in einen Brunnen. Mohammad rief ihnen zu '): Ihr
habt meine Weissagungen für Lügen gehalten, jetzt aber
hat euch das gedrohte Strafgericht erreicht! Ihre eigenen
Gefallenen schleppten die Moslime fort und begruben sie
auf dem Heimwege. Sie sammelten die Beute, knebelten
die Gefangenen und traten nach kurzer Ruhe, schon in der
Nacht nach dem Treffen, den Rückzug gegen Madyna an.
Das Schicksal der Gefangenen war einige Zeit in der
vSchwebe. Omar war der Ansicht, dafs sie alle hingerich-
tet werden sollen, und zwar von Demjenigen, welchem sie
sich ergeben hatten. Wenn Alyy seinen Bruder Akyl ge-
fangen genommen hat, so soll er ihm mit eigener Hand
den Kopf abhauen, auf dafs die Welt wisse, dafs uns die
Religion über Alles geht und wir keine Gnade mit den
Ungläubigen haben. Bedenke, o Gottgesandter, dafs wir
die F'ührer unserer Feinde in unserer Gewalt haben. Ei-
nige der hervorragendsten Angärer unterstützten diese
') 'Abd Allah b. Saydän erzählt von seinem Vater (bei I^äba):
Der Prophet stand vor dem Brunnen, in welchen [nach der Schlacht
von Badr?] die Todten geworfen wurden, und sagte: Ist in Erfül-
lung gegangen, was euer Herr euch verheifsen hatte? Die Anwe-
senden fragten: Wie, hören die Todten? Er erwiderte: Allerdings,
aber sie antworten nicht. — Vielleicht war dieses Gespräch mit den
Todten nur Komödie.
126
Ansicht. Abu Bakr hingegen neigte sich zur Milde hin und
nach einigem Schvvanlcen nahm Älohammad die Rathschläge
des Abu Bakr an und schenkte ihnen das Leben. Sie
wurden nach Madvna gebracht und von den MosUmen auf
dem Weffe srut behandelt. Sie theilten mit ihnen das Mor-
gen- und Abendessen, bestehend aus Brod und Dattehi,
nahmen sie liinter sich auf die Kameele und gingen, wenn
die Thiere erschöpft waren, oft selbst zu Fufs und hefsen
die Gefangenen reiten.
Das Todesurlheil sprach der Prophet nur über zwei
aus: über Nadhr und Okba b. Mo'ayt. Sie wurden beide
auf dem Wege nach IMadyna hingerichtet, der letztere ei-
nen Tag später als der erstere. Andere Makkaner hatten
den Propheten gröblicher beleidigt, aber diese hatten es
gewagt, seine Lehre mit Vernunftgründen zu bekämpfen
und seine Blöfsen aufzudecken. Ein Herrscher kann Be-
leidigungen vergeben, aber freie Anwendung der Vernunft
ist unverträglich mit Absolutismus. Gegen ritterliche Män-
ner, welche ihm Schutz gewährt hatten, namentlich gegen
Abu Bachtary, war Mohammad so dankbar, dafs er vor
der Schlacht den Befehl gab, sie wenn möglich zu scho-
nen. Aber gerade die edelsten haben gekämpft und sind
gefallen.
Unter den Arabern scheint die Regel gegolten zu ha-
ben, dafs wer einen Feind in der Schlacht tödtete oder
gefangen nahm, Anspruch auf sein Salab (spolia), d. h. auf
Alles hatte, was er an sich trug. Alles Figenthum, wel-
ches im Lager gefunden oder im allgemeinen Kanipfe
errungen wurde, theilten die Krieger gleichmäfsig. Von
Allem jedoch beanspruchte der Schutzherr seinen Anlheil.
iMohaunnad hat diesen von dem herkömmlichen Viertel
(Mirbä) auf ein Fünftel reduzirt. Ferner hat er in vielen
Fällen das Salab veral)reicht, ohne etwas davon für sich
zu behalten '). Wie es scheint, bestand auch die Sitte,
') Taysyr S. 103.
127
dafs, wenn sich Jemand auszeichnete, er etwas von der
Beute im Voraus erhielt. Eine solche Gratification wurde
JNalal genannt.
Vor der Schlacht von Badr sagte Mohammad: Wer
Dieses oder Jenes thut, erhält so und so viel als Naf'al.
Die jungen Leute, dadurch ermuntert, traten vor die Linie,
während die Veteranen bei den Fahnen blieben und die
Reihen nicht verlielsen. Als der Sieg errungen war, sag-
ten die letzteren: Wir deckten euch den Rücken; Aväret
ihr geschlagen worden, so hättet ihr euch zu uns zurück-
ziehen können. Es ist also nicht billig, dafs ihr jetzt die
Beute allein habt und wir leer ausgehen. Die jungen Män-
ner bestanden aber darauf, dafs der Prophet die ihnen ge-
machten Verheifsungen erfülle. Dieser Zwist veranlafste
die Offenbarung ^):
8,1. Sie befragen dich wegen der Gratification; ant-
worte: Die Zuerkennung von Gratificationen steht Gott und
seinem Boten zu. Wenn ihr Gläubige seid, so fürchtet Gott,
') Ibn 'Abbäs, bei Abu Dawüd 2, S. 20 und Baghawy Tafs. 8,1.
Eine andere Version dieser Tradition hat Ibn "Ayidz (bei 'Oyün
S. 96) von Kalby aufbewahrt: „Der Prophet sagte: wer einen Feind
tödtet oder gefangen nimmt, soll sein Salab haben. Abu Yasar
brachte zwei Gefangene [und beanspruchte ihren Salab]. Sa'd [ei-
ner der Veteranen] sagte: O Prophet, wenn wir in den Reihen blie-
ben, so hat uns nicht Feigheit oder Furcht zurückgehalten, dem
Beispiele unserer Brüder nachzuahmen. Aber wir sahen, dafs du
allein warst und wollten dich nicht der Gefahr preisgeben. Der
Prophet befahl nun, jene Beute zu vertheilen." (Vergl. Wäk. S. 93,
hier heifst es: wer einen Gefangenen macht, dem gehört er.)
Ibn Masüd (bei Moslim 2, S. 145) sagt, dafs der Koränvers
8, 1 geofifenbart wurde, weil ihm Mohammad einen Säbel als Nafal
gab und die Uebrigen dagegen protestirten. Ibn Ayidz erwähnt
noch zweier Fälle von Gratificationen , welche Unwillen unter den
Gläubigen erregten: Zobayr erhielt das Salab eines Mannes, den er
getödtet hatte, und Sad b. Aby Wakkä9 einen Säbel. Diese spe-
ziellen Fälle bestätigen die Richtigkeit der im Text aufgenommenen
Version.
128
stellt unter euch das gute Einvernehmen ^vieder her und
gehorchet Gott und seinem Boten.
Durch diesen Koränvers hat sich Mohammad einen
grofsen Spielraum beAvahrt in der Verfügung über die Beute.
Er konnte so viel als er wollte seinen Günstlingen als Gra-
tification zuerkennen. Es war dies nicht eine Maafsregel
persönlicher Parteilichkeit, sondern einer vernüftigen Po-
litik. Er wufste, auf wen er bauen konnte, und seine Ze-
loten mufsten genährt werden; auch läfst sich nicht verken-
nen, dafs Muth und Entschlossenheit nicht so häufig waren,
dafs Ermunterungen überllüssig erscheinen konnten. Er
hat daher auch in späteren Schlachten Kriegern, welche
sich auszeichnen würden, das INafal und Gratificationen ver-
sprochen (Moslim Bd. 2, S. 146). Allein er ging biswei-
len so weit in seiner Willkür, dafs ihm die Moslime ün-
terschleile zur Schuld legten (Kor. 3, I5.'j), und in mehrern
Feldzügen, in welchen die Zahl seiner Leibgarde von Ze-
loten nicht ausreichte, ihm den Sieg zu sichern (wie Ohod,
Honayn und Müta), fand er es nothAvendig, von vornherein
zu versprechen, dafs er sich an die herkömmliche Regel
halten \vürde. Was die Badrbeute anbetrifft, so hatte Mo-
hammad allen Grund, sie als sein Eigenthum anzusehen,
denn er wurde von tausend Engeln unterstützt und den
Ausschlag hat am Ende doch die Handvoll Sand gege-
ben, welche er gegen die Feinde warf *).
') Kor. 8, 9. Die Engel kämpften nicht in geschlossener Reihe,
sondern hinter einander. Eine solche Schlachtordnung war noth-
wendig, denn sonst hätten die Ungläubigen beim ersten Anprall
geschlagen werden müssen. Es war aber von jedem erschlagenen
Feinde bekannt, wer ihn gctödtet hatte, und es stellte sich heraus,
dafs sie alle durch Menschenhand gefallen waren. Gott befiehlt da-
her den Engeln in einer späteren Offenbarung nicht selbst vom Le-
der zu ziehen, sondern blos die Gläubigen zu stärken und die Her-
zen der Feinde mit Furcht zu erfüllen (K. 8, 12). Der Sieg kam
also ganz und gar von Gott, deswegen läfst ihn Mohammad sagen:
120
Obschon die Karawane entwischte, so war die Beute
doch beträchthch: 10 Pferde, 150 Kameele, schöne Waf-
fen und Kleider und viel Leder. Einige der Dromedare
waren von grofsem Werthe, namentlich der des Alȟ Ciahl,
welcher in JMahra, an der Südküste von Arabien, wo die
schnellsten und ausdauerndsten Kameele in der Welt vor-
kommen, gekauft worden war. Der Prophet erlas ihn für
sich selbst aus der Beute aus und ritt ihn in allen folgen-
den Feldzüffen. Auf der Wallfarth nach Hodavbiva ge-
lobte er, ihn als Opfer zu schlachten. Als die Korayschi-
ten dies vernahmen, erboten sie sich, ihm dafür 1000 Ka-
meele zu geben. Er antwortete: Wenn ihr mir dies An-
erbieten früher gemacht hättet, würde ich darauf einge-
gangen sein, aber jetzt mufs ich mein Gelübde erfüllen.
Den gröfsten Werth hatten die Gefangenen. Nach
der hergebrachten Sitte gehörte ein Gefangener demjeni-
gen Krieger, welchem er sich ergeben hatte. In diesem
Falle war die Regel nur auf Jene anwendbar, welche in
der Flucht eingeholt wurden, denn die meisten fielen beim
Generalano-riffe in die Hände der Siee:er und wurden so-
mit das Eigenthum der ganzen Armee. Mohammad er-
kannte daher einige Gefangene tapfern Kriegern zu und
8, 17. Nicht ihr habet sie getödtet, sondern Allah hat sie getöd-
tet; nicht du hast [den Sand] geworfen, sondern Gott hat ihn ge-
worfen.
Weil aber dieser Beistand doch zu mysteriös war, um von ro-
hen Gemüthern begriffen werden zu können, läfst er in V. 52 die
Engel doch dareinschlagen und zwar, wie die Tradition sagt, mit
einer Peitsche.
Auch bei anderen Schlachten betheiligten sich Engel. Begreif-
licher Weise sind diese Behauptungen in der Tradition poetisch aus-
gebildet worden. Sie waren besonders für die Korayschiten will-
kommen, als sie sich zum Islam bekehrten; denn sie konnten ihre
Feigheit entschuldigen, indem sie sagten: es stand ein Engel vor
mir und ich mufste fliehen.
III. 9
130
schlug die übrigen zur Gesammtbeiite '). Diese Maafsregel
machte die Klagen Derjenigen, Avelche gegen die Verthei-
hmg von Gratiticationen protestirt hatten, verstummen.
Den Korayschiten war natürlich daran gelegen, ihren
unglücklichen Verwandten wieder die Freiheit zu verschaf-
fen. Abu Sofyän, der reichste Mann in Makka, dessen
Sohn 'Amr in der Gefangenschaft schmachtete, rieth ihnen,
sich nicht zu überstürzen; denn je hitziger sie sich zeigten,
desto mehr Lösegeld würde gefordert werden. Es liegt
mir nichts daran, sagte er, wenn mein Sohn ein Jahr in
Madyna bleibt, sobald Mohammad seiner müde wird, läfst
er ihn laufen. Jedenfalls will ich durch zu grofse Eile
Anderen den Handel nicht verderben. Aber Abu Wadä'a,
der Vetter des Mottalib, war unter den Gefangenen und
der Sohn eilte nach Madyne, um ihn zu erlösen. Die
Moslime sagten: Er ist reich und kann bezahlen. Sie nah-
men ihm viertausend Dirheme ^) ab. Drei Tage nach ihm
kamen die übrigen Korayschiten, fünfzehn an der Zahl, in
Madyna an und jeder unterhandelte über die Freilassung
') WAkidy führt S. 95 die Tradition an: Der Prophet hefahl
die Gefangenen, alles Salab und was immer erbeutet worden war,
abzugeben. Die Gefangenen wurden dann durch das Leos vertheilt.
Das Salab, welches durch Zweikampf ohne Beistand errungen wor-
den war, gab er dem betreffenden als Nafal (ich lese naffala statt
kassama). Was aber im Lager gefunden worden war, vertheilte er
gleichmäfsig.
WAkidy ])emerkt dazu: Von dieser Angabe steht bei uns so
viel fest, dafs alle jene Gratificationen, welche er für die Krieger
bestimmt hatte, ihnen schon übergeben worden waren [als die Ve-
teranen Widerspruch erhoben] und ihr Eigenthum blieben. Die ganze
Beute aber, über die er nicht verfugt hatte, vertheilte er, nachdem
sie gesammelt worden war, unter die Armen (fakad scheint mir
vor kassamahu ein Fehler zu sein).
Aus den Einzelheiten, welche Wäkidy weiter unten anführt, geht
hervor, dafs eine Anzahl von Gefangenen jenen Kriegern blieb,
welche sie gefangen genommen hatten.
M Scha'by bei Ibu Sa'd sagt 40 Unzen.
131
seiner Angehörigen. Der Sohn des Abu Wadä'a hatte ihnen
das Spiel verdorben und die, Avelche es aufbringen konnten,
inufsten viertausend Dirheme per Kopf bezahlen; für die
Unbemittelten nahmen die Moslime Aveniger. Einem armen
Dichter, welcher fünf unversorgte Töchter hatte, schenkte
Mohammad die Freiheit unter der Bedingung, dafs er nicht
wieder gegen ihn kämpfe. Als die Korayschiten ein Jahr
darauf in's Feld zogen, liefs er sich von Cafwän bewegen,
die Hedouinen gegen die Moslime aufzureizen und selbst
wieder zu fechten. Er fiel wieder dem Mohammad in die
Hände, und diesmal Avurde er hingerichtet. Einige arme
Makkaner wurden als Schulmeister verwendet. In Madyna
konnten nämlich nur wenie,e Leute arabisch schreiben, wäh-
rend diese Kunst in Makka häufig war; man übergab also
jedem zwölf Knaben, und sobald er sie im Schreiben un-
terrichtet hatte, schenkte man ihm die Freiheit. Im 'Oyün
wird behauptet, dafs sich mehrere Kriegsgefangene zum
Islam bekehrt und dadurch der Freiheit würdig gemacht
haben ^).
') Im 'Oyun werden folgende Namen aufgezählt: j) 'Abbus
b. 'Abd al-Mottalib, 2) 'Akyl b. Aby Talib, ein Vetter des Prophe-
ten, 3) Nawfal b. Härith b. 'Abd al-Mottalib, 4) Abü-l-'Ac b. Raby
(vergl. Bd. I. S. 201), 5) Abü-l-'Azyz b.'Omayr 'Abdary, G) Savib
b. Aby Cbobaysch, 7) Chälid b. Hischäm Machzümy, 8) 'Abd Allah
b. Aby Säyib, 9) Mottalib b. Hantab, 10) Abu Wadaa Sahmy,
11) 'Abd Allah b. Obayy b. Chalaf Gomahy, 12) Wahb b. 'Omayr
Gomahy, 13) Sohayl b. 'Amr 'Amiry, 14) 'Abd b. Zam'a, ein Bru-
der der Sawda, 15) Kays b. Säyib Machzümy, 16) Nistäs, ein Client
des (Qafwän) Omayya b. Chalaf.
'Abbäs war ein Onkel des Propheten und ein Ahnherr der nach
ihm benannten 'abbäsidischen Chalyfen. Er soll sich schon früh be-
kehrt, aber seinen Glauben verheimlicht und für Mohammad in Makka
als Spion gedient haben. Dies ist eine Dichtung der 'abbäsidischen
Hoftraditionisten. Wahr ist , dafs er mit nach Badr zog und einen
Tag das Heer bewirthete und dafs er bei Badr von dem Ancärer
Ka'b b. 'Amr gefangen genommen wurdt». So berichtet Ihn Ishak
bei Tabary S. 301, aber Ibn Hischam hat die zwei anstöfsigen Stellen
9*
132
Zum Behufe der Vertbeilinig ^\lll•(]e die l^eute von
einem ans den Ancarern gewählten Comniissaiins in 313
gleiche Haufen getheilt, der Preis der Gefangenen wurde
dabei nach den Mitteln ihrer Familien berechnet und dann
wurden die Ilauien durch das Loos vertheilt ^). So lange
ausgelassen und zeigt somit, wie früh man Alles, was zu Ungun-
sten des 'Abbäs war, verschwieg. Auch AVakidy zeigt sich sehr
parteiisch , und verstümmelt eine Tradition , in welcher dessen
Name vorkonimt und welche wir aus einer anderen Quelle vollstän-
dig haben.
Von No. 2 behaupten andere Quellen, er habe sich erst A. H.
6 oder 8 bekehrt. Er starb unter Yazyd. No. 5 ist nach Anderen
bei Ohod als Heide gefallen. No. 7, 10, 11 und 15 haben A. H. 8
gezwungen den Islam angenommen. No. 8 scheint ein Schreibfeh-
ler zu seüi. Andere Quellen bestätigen die Bekehrung von No. 12
nicht. Nistäs hat sich nach Anderen erst nach der Schlacht von
Ohod bekehrt.
In Bezug auf die Befreiung des Ibn Abbäs aus der Gefangen-
schaft sagt Ibn Isliäk: 'Abbäs war, wie die anderen Gefangenen, vor
der Thür des Propheten in Banden. Dieser schlief die ganze Nacht
nicht und die Gläubigen fragten ihn um die Ursache. Er antwor-
tete: Weil ich meinen Onkel wehklagen hörte. Darauf lösten, sie
ihm die Banden. Kalby erzählt: Als "Abbäs nach Madyna gebracht
worden war, sagte Mohammad zu ihm: Kaufe dich selbst, deine
beiden Neffen, Akyl b. Aby Talib und Nawfal b. Härith, und deinen
Verbündeten Otba b. 'Anir b. Galidam los, denn du bist ja reich.
Er antwortete: Ich war ein Moslira, aber die Makkaner haben mich
gezwungen zu kämpfen. Mohammad antwortete: Ob du Moslim
bist oder nicht, weifs Gott, und wenn es wahr ist, wird er dich für
deinen Glauben belohnen. Wir halten uns an das Aoufsero: Du
hast gegen uns gekämpft, kaufe dich also los. Der Prophet hatte
ihm 20 Unzen Gold abgenommen und 'Abbäs wünschte, dafs er sie
als sein Lösegeld betrachten soll. Er weigerte sich mit den Wor-
ten: Dieses Geld hat mir Gott bescheert. 'Abbäs sagte: Ich habe
sonst kein Geld. Mohammad erwiderte: Was ist aus dem Gelde
geworden, welches du deiner Frau 0mm Fadhl gelassen hast, mit
der Verfügung: wenn ich falle, giebst du so viel dem Fadhl, so viel
dem 'Abd Allah, so viel dem Kotham und so viel dem 'Obayd
Allah?
' ) Die Theilung fand auf dem Heimwege bei der Madhya
(,'afrä, drei Courier -Nachtreisen von Madyna statt.
133
die Beute vereint uar, verfügte Mohamniail ziemlich frei
darüber, nach der Vertheilung aber wurde sie zum Privat-
Eigenthume ') und er konnte einem Gefangenen nur mit
der Einwilligung des Besitzers die Freiheit schenken. Es
fiel ihm übrigens nicht schwer, selbe zu erhallen. Ihn Sa'd
sagt, dafs auf jeden Krieger ungefiUu- zwei Kameele ka-
men. Da in Allem nur 150 Kameele erbeutet wurden, so
ist dies als eine Bestimmung des Werthes der Beute an-
zusehen.
') Nach VVäkidy nahmen 313, nach Ibn 'Okba (bei Ibn Sa'd)
31Ü Krieger an der Beute Theil; darunter waren 'Othmän, welcher
wegen der Krankheit seiner Frau den Feldzug nicht mitmachen konnte,
und die zwei Kundschafter, welche zu spät kamen. Der Werth der
Beute hatte sich demnach, nach Abzug der Gratificationen und des
für den Propheten vorbehaltenen Fünftels, auf etwa 8500 Dynäre
oder 85000 Dirherae belaufen, wenn wir das Kameel, wie in der
Zahlung des Blutgeldes, zu 12 Dynäre veranschlagen. Zu dieser
Schätzung sind wir berechtigt, denn es steht fest, dafs man in allen
Fällen, in denen Kameele an Zahlungstatl gereicht werden, nur
weibliche, werthvolle Kameele im Auge hat.
Anhang zum achtzehnten Kapitel.
II. Tauschmittel der Araber.
Im westlichen Arabien bediente raan sich zur Zeit des Moham-
mad ausländischer Gold - und Silbermünzen und auch ungeprägter
Metalle als Tauschmittel. Der Standard war der römische Aureus.
Ursprünglich prägte man 48, seit Konstantin 72 Aurei aus einem
römischen Pfund Gold. Die Araber theilten den Aureus wieder in
72 Gran; folglich 1 röm. Pfund = 5184 arab. Gran. Nach Gibbon
ist 1 röm. Pfund = 525G engl. Gran Troy; folglich 1 arab. Gran
= 0,0657 Grarames; nach Böckh 1 röm. Pf. = 61G5 Par. Gran; folg-
lich 1 arab. Gran = 0,ü(!32 Grammes. Nehmen wir das Mittel und
1 arab. Gran = 0,o644 Grammes. Demnach ergäbe sich der Werth
des Aureus, wenn er 72 X 0,o644 Grammes reinen Goldes enthält,
zu 0,798 Napoleon und zum jetzigen Course des Goldes 15,97 Franken.
Wenn aber der Aureus eine Mischung ist, welche, wie die französischen
Goldmünzen, nur /^ reines Gold enthält, so ist der Aureus 14,3t
Franken im Werthe ').
') In den weiter unten anzuführenden Urkunden spricht Mohammad einige
Male von Dynären ohne Beisatz, so wird z. B. die Steuer der Stadt Ayla auf 300
Dynärc festgesetzt, und da 'Omar II., nach Gründung der moslimischen Münze,
sich immer noch mit 300 Dynären begnügte, wilre anzunehmen, dafs das Gewicht
der von Mohammad ausbedungenen Dynäre nicht gröfser war als das der vom
Chalyfen 'Abd al-Maliii zuerst geprägten. Diese aber waren nach Stickcl, wel-
cher das Gewiclit des koustantinischen Dynärs auf 4,8 7 2 Grammes veranschlägt,
um 0,7 22 Grammes leichter als die konstantinischen. In einem Falle bedingt
sich Mohammad vollgewichtige Dynäre (Danänyr wäfiya) aus. Unter diesen
mag er also konstantinische verstehen. Da aber die orientalischen Fürsten den
Münzen nur selten das volle Gewicht gaben und schon 'Abd al-Malik mit dem
guten Beispiele vorangegangen sein mag, und da 'Omar II. immer noch darauf
bestanden Iiaben mag, dafs das volle Gewicht vun 300 Mithkäl bezahlt werde,
135
Die Araber nannten den Aureus DynAr und aucli Mithkal, Ge-
wicht, denn die Wechsler bedienten sich eines durch ein von Mak-
ryzy beschriebenes Verfahren geprüften Aureus als Gewichtseinheit,
wenn sie Gold und Silber wogen. Die ßruchtheile des Aureus nann-
ten sie wie wir Karate (Kyrat). 1 Kyrat = 3,g arab. Gran; 20 Ky-
rate = 1 Mithkal. Grüfsere Suumien bestimmten sie iu Unzen, in
Zentnern, Kintar, von 100 röniischen Pfunden und in Bohären (d. h.
Kuhhäuten) von 3 Zentnern.
Ueber die Silbermünzen zur Zeit des Mohammad sind wir ziem-
lich im Dunkeln. Im Koran 12, 2u kommt die Drachme vor; wir
wissen aber nicht, welchen Werth sie hatte, es wird nämlich jede
Silbermünze von den Moslimen Drachme (Dirhem) genannt '). Bei
den Persern war Silber der Standard, und es behauptete sich als
solcher in den östlichen Provinzen auch nach den moslimischen Ero-
berungen, ja selbst in Madyna fing man an nach Dirhemen zu rechnen.
Kodäma berichtet, die Dirheme der Perser hatten dreierlei Gewicht:
20 Karate, 12 Kar. und 10 Kar. Die ersten nannte man Dirheme
des lO-Dynärfufses, weil 10 Dirheme das Gewicht von 10 Dynären
hatten; die zweiten nannte man Dirheme des 6-Dynärfufses, und
die dritten Dirheme des 5 - Dynärfufses , denn es waren nur 5 Dy-
näre nothwendig, um 10 solche Dirheme aufzuwiegen. Die Moslime
nahmen zum Behüte des Steuerwesens das Mittel dieser drei Sor-
ten von Dirhemen und verfügten, dafs der Dirhem zu 14 Karaten
berechnet werde. Anfangs gab es keine Münzen , welche diesem
Gewichte entsprachen, später prägte man solche und nannte sie Dir-
heme des 7- Dynärfufses oder moslimische Dirheme. Die Scheide-
münzen oder Bruchtheile des Dirhem wurden nicht Karate, sondern
Dänak genannt; 6 Dänak =14 Karate = 50f arab. Gran = 1 mos-
limischen Dirhem = 65 Centime im Werthe, wenn sie denselben Zu-
satz gehabt hatten wie der Frank. Einige Dirheme sind aber rei-
nes Silber und folglich 72 Centime werth , und nach diesen wurde
gerechnet.
denn das Geld wurde gewogen und nicht gezählt, s^o ist eine andere Erklärung
wahrscheinlicher: unter vollgewichtigen DjTiäreu mag nämlich Muhammad
vorkonstantinische, wovon 48 auf ein Pfimd gingen, und unter Dynären ohne
Beisatz mag er konstantinische geraeint haben. Auf ähnliche Weise werden in
der Tradition die urspmnglichen Dirheme, wovon jeder ein Mithkal wog (also
Dirheme des 10-D\Tiärfufses), im Unterschied mit den leichtern, vollgewichtige,
wäfiya, geheifsen.
') Es kommen auch Traditionen vor (z. B. Mischkät, engl. Uebers. Bd. 2,
S. 22), aus welchen hervorgeht, dafs man mit dem Agio zwischen Gold und
Silber gute Geschäfte machen konnte.
136
Zur Zeit des Konstantin bestand nach Gibbon im byzantini-
schen Reiche ein Gesetz, welches den Werth des Goldes 14|- Mal
höher bestimmte als den des Silbers. In der arabischen Gesetzge-
bung, welche bis in die Zeit des zweiten Chalyfen hineinreicht, fin-
den wir das ganz unerwartete Verhältnifs wie 1 zu 8f und wohl
gar wie 1 zu 7. Ich führe einige Einzelheiten an:
In Ländern, wo Silber der Standard war, wie in Babylonien,
betrug die Kopfsteuer, je nach den Vermögensverhältnissen: 48, 24
und 12 moslimische Dirheme; in Ländern, wo Gold der Standard
war, wie im westlichen Mesopotamien: 4, 2 und 1 Dynar. Auch
in den Satzungen über den Blutpreis, welche ich später anführe,
gilt 1 Dynär 12 Dirheme und folglich 1 Pfund Gold 8| Pf. Silber.
Das hanefitische Gesetz bestimmt, dafs das Minimum von Gold,
von welchem Kapitalsteuer zum Behufe der Armen entrichtet wer-
den mufs, 20 Mithkäl (im Gewicht), von Silber: 200 Dirheme (eben-
falls im Gewicht) sei. Es wird ausdrücklich hinzugefügt, dafs der
moslimische Dirheni zu verstehen sei. Vorausgesetzt nun, dafs beide
edlen Metalle ganz gleich besteuert wurden, so ergiebt sich dasWerth-
verhältnifs wie 1 zu 7.
Wir besitzen Mittel, von diesem Resultate die Probe zu ma-
chen. Das hanefitische Gesetz schreibt ferner vor: „die Steuer des
Silbers wird zu 5 Dirhemen für 200 Dirheme berechnet, die des
Goldes zu zwei Karaten für je 4 Mithkäl (Dynär), vorausgesetzt,
dafs die Summe 20 Mithkäl übersteigt"; folglich niufste man für
20 Mithkäl 10 Karate Gold bezahlen. Die Abgabe für 200 Dirheme
Silber beträgt in Karaten 70 Karate (denn ein Dirhem wiegt 14 Ka-
rate). "Wir haben also 10 Karate Gold gleich 70 Karaten Silber im
Werthe. Die Abgabe betrug, wie man sieht, in beiden Fällen 2^ Proc.
oder 1 für 40.
Weil man für Gold wie für Silber runde Zahlen für das Mini-
mum wählte, so ist das Resultat 1 zu 7 nicht als ein streng ge-
naues anzusehen.
Später ist der Werth des Goldes gestiegen, aber nicht zu der
Höhe, den es unter Konstantin im byzantinischen Reiche hatte. Ko-
däma, welcher circa A. H. 300 schrieb, sagt an zwei Stellen: „nach
dem Course unserer Zeit gilt 1 Dynär 15 Dirheme". Das Gold
stand also 10^ Mal so lioch als das Silber.
Das Gold wird in den Traditionen gewöhnlich nach Unzen be-
stimmt. Obschon dieses Wort, wie Pfund Sterling im Englischen
und Livre im Französischen, eine bestimmte Summe und nicht ein
Gewiclit bezeichnet, so kommt doch auch Unze Goldes (und aus-
nahmsweise auch in demselben Sinne Unze Silber) vor. Nach dem
137
einstimmigen Zeugnisse der Traditionen galt die Unze 40 Dirheme.
Aus Ibn Sa'd, Bd. 12, fol. 127 v. , geht hervor, dafs schon 'Ayischa
die Unze zu diesem Werthe schäzte. Es unterliegt keinem Zweifel,
dafs schon zu Mohamniad's Zeit die Unze in Gold und nicht in Dir-
hemen bezahlt wurde, denn es sind moslimische Dirheme zu ver-
stehen, welche erst von 'Omar eingeführt wurden. Wenn, wie im
erwähnten Gesetze, 1 Dynar gleich 10 Dirhemen war, bestand die
Unze aus vier Konstantinischen Dynaren, welche aber nur 2^8 arab.
Gran wogen, während die Gewichtunze 432 Gran hat und also 0
Konstantinischen Dirhemen gleich ist. Ich glaube nun, dafs die Be-
nennung Unze für die Summe von 40 Dirhemen oder 4 Dynaren da-
durch entstanden sei, dafs man schon vor Konstantin, als man aus
dem römischen Pfund noch 48 Aurei (jeden von 108 arab. Gran)
prägte, die Summe von 4 Aurei (Dynäre) eine Unze nannte, weil
sie auch wirklich ein Zwölftel eines Pfundes wogen und dafs in der
Folge diese Benennung auf 4 Konstantinische Aurei angewendet
wurde, obschon sie nur der achtzehnte Theil eines Pfundes waren.
Sonderbar ist, dafs grofse Geschenke gewöhnlich aus zwölf und
einer halben Unze bestanden, wie wir weiter unten sehen werden,
wo von den Gesandtschaften die Rede ist. Es war dies gewifs eine
runde Summe, aber wozu, um sie voll zu machen, noch die halbe
Unze? In moslimischen Dirhemen machen 124 Unze allerdings die
runde Summe von 500 Dirhemen, aber die moslimischen Dirheme
waren damals noch nicht bekannt. Vor Konstantin machten 12 Unzen
(auch wenn dieser Ausdruck 4 Dyniire bezeichnete) ein Pfund, und
es war also gai* keine Ursache, noch eine halbe Unze dazu zu le-
gen. Ich glaube, dafs man zu der aus vorkonstantinischen Zeiten
herkömmlichen runden Zahl von zw'ölf Unzen, d.h. 48 Dynaren,
nachdem der Dynär im Gewichte abgenommen hatte, noch eine halbe
Unze (oder 2 Dynäre) beifügte, um die runde Zahl fünfzig zu er-
halten.
Wir begreifen, dafs der Cours des Dynärs, welcher die Münze
der Byzantiner war, durch die moslimische Eroberung von Persien
im Werthe sinken mufste; denn die Moslime, welche gröfstentheils
nach Dirhemen rechneten, wurden unermefslich reich und es hob
sich auch bald der Handel und die Industrie. Ich kann aber nicht
glauben, dafs schon zur Zeit des Mohammad der Cours des Goldes
in Arabien so niedrig stand. Folgende Thatsache macht es uns
möglich — freilich nur unter Voraussetzungen — das damalige Ver-
hältnifs zu berechnen.
Das Lösegeld für jeden wohlhabenden bei Badr gefangenen Ko-
rayschiten betrug nach einigen Quellen (Ibn Ishak S. 462, Ibn Sa d
138
in zwei und WAlpdy in mehreren Stellen) 4000 Dirherae, nach An-
deren (Ibn Aby Schayba S. 77, Scha'by bei Ibn Sa'd fol. 101 und
und Musa b. 'Okba bei Mawahib S. 110) betrug es 40 Unzen. Ibn
'Okba sagt deutlich Unzen Goldes. Ibn Aby Schayba fügt hinzu,
dafs Unzen von 40 Dirhemen zu verstehen seien; die beiden Nach-
richten würden sich demnach widersprechen, denn nach der zweiten
hätte sich das Lösegeld nur auf 1600 Dirhemen belaufen. Da die
mosliinischen Dirheme, welche hier genannt sind, erst geraume Zeit
nach dem Tode des Propheten eingeführt wurden, so steht fest, dafs
die Angabe „4000 Dirherae" eine Reduktion einer älteren sei und
als diese ältere betrachte ich „40 Unzen", denn es unterliegt kaum
einem Zweifel, dafs der Preis in Gold bestimmt wurde. Meines
Dafürhaltens sind hier Gewichtsunzen gemeint, wovon 12 ein Pfund
oder 72 Konstantinische DynTire ausmachten. Wenn diese Voraus-
setzung richtig ist, so verhält sich, da 4000 Dirheme so viel wiegen
als 2800 Dynäre und 6 Dynilre auf eine Unze Goldes gehen, der
Werth des Goldes zu dem des Silbers wie 1 zu llf, denn dies ist
der Quotient, wenn man 2800 mit 40 X 6 dividirt. Vielleicht haben
wir auch in manchen anderen Fällen, wo in der Tradition von Un-
zen die Rede ist, Gewichtsmünzen zu 6 Dynären und nicht eine kon-
ventionelle Quantität im Werthe von 40 Dirhemen zu verstehen.
Tha'laby, Tafs. 2, 173, hat uns eine für die Berechnung des Wer-
thes der Thiere werthvoUe Stelle aufbewahrt. Er sagt:
iüLo J»j"!il Q-i» ^.J> v.Äii r^c- L-iii^ ,»jjj^^ cy*^ i^-S^ ^^^ (J>^^ ^P^
„Der Blutpreis für einen erschlagenen Moslim beträgt 1000 Dy-
näre, oder 12000 Dirheme, oder 100 Kameele, wovon 40 Chilfa,
d. h. trächtige Kameeistuten, 30 HilvJva, und 30 Godza sein müssen.
Ursprünglich wird der Blutpreis nach Kameelen berechnet."
Da Kameele von verschiedenem Werth genannt werden, müs-
sen wir uns wieder an das Gesetz wenden, um den mittleren Preis
einer jeden Sorte zu bestimmen. Wir fangen mit den Schafen an,
weil sie gleichsam als Scheidemünze dienten.
Von weniger als 40 Schafen bezahlt mau keine Steuer. Für
eine Herde von 40 bis 120 Schafen giebt man ein Schaf ab, für
eine Herde von 121 bis 200 zwei Stück, für eine Herde von 201
bis 300 drei Stück, und wenn die Herde aus mehr als 300 Scha-
fen besteht, giebt man für je 100 ein Stück ab.
139
In diesem Gesetze ist eine Inkonsequenz, welche durch die Um-
stände motivirt wurde. Auch die reichen Kameel- und Pferdezüch-
ter hatten kleine Schafherden, grofse Herden hingegen besafsen nur
die armen Bewohner der Gebirge, welche keinen anderen Besitz
hatten, und aus dieser Rücksicht enthält das Gesetz eine Begünsti-
gung für grofse Herden, dergleichen wir sonst im Armensteuer-Ge-
setze keine finden.
Abu Yüsof , fol 43, dem ich folge, fährt fort: Weniger als 5
Kameele sind steuerfrei, für 5 entrichtet man ein Schaf (folglich
hatten fünf mittlere Kameele den Werth von 40 Schafen, also 1 mitt-
leres Kameel = 8 Schafe, weiter unten werden wir Fälle kennen
lernen, in welchen 1 Kameel zu 10 Schafen angeschlagen wurde),
für 10 Kameele entrichtet man 2 Schafe, für 15 Kameele drei
Schafe und für 20 Kameele 4 Schafe. Für 25 Kameele und darüber
giebt man ein junges, für 35 ein älteres Kameelfüllchen ab für 45
eine Hikka und für 60 eine Godz'a. Für 75 liefert man 2 Füllchen
ab. Von grofsen Herden gab man von je 50 Kameelen eine
Hikka ab.
Es unterliegt keinem Zweifel, dafs eine Chilfa oder trächtige
Kameeistute werthvoUer war als eine Godz'a, und konsequent hätte
sie als Steuer für 75 Kameele genommen werden sollen, aber es
bestand der allgemeine Grundsatz, dafs man den Züchter der träch-
tigen Thiere nicht berauben soll.
Wäre man fortgefahren, die Steuer auch für mehr als 20 Ka-
meele in Schafen zu erheben, so kämen auf 45 Kameele 9 Schafe
und auf 60 Kameele 12 Schafe. Wir haben also den Werth einer
Hikka und einer Godz'a in Schafen, den einer trächtigen Kameei-
stute können wir mit ziemlicher Sicherheit zu 15 Schafen veran-
schlagen. Wir haben also für den Preis des Blutes 40 trächtige
Kameele = 600 Schafe; 30 Hikka = 270 Schafe, und 30 Godz'a
= 360 Schafe: das macht 1230 Schafe. Da statt Kameele auch
12000 Dirheme bezahlt werden konnten, so stellt sich heraus, dafs
1 Schaf zu ungefähr 10 Dirhemen, 1 Hildka zu 90 Dirhemen, 1 Go-
dz'a zu 120 Dirhemen und eine trächtige Kameeistute zu etwas we-
niger als 150 Dirhemen veranschlagt wurde. Der mittlere Werth
eines Kameeies wird deswegen nur zu 80 Dirhemen angesetzt, weil
männliche Kameele wenig Werth haben. Ich kenne zwei Traditio-
nen, in denen ein Kameel zur Zeit des Propheten um 10 Dynäre
verkauft wurde, und eine, welcher zufolge er ein Kameel von Ga-
bir um eine Unze Goldes (nach der Version des Mischkat um 40
Dirheme) kaufte. Gute Reitkameele waren aber sehr theuer, so
gab Omayya 300 Dirheme für eins (Wäk. S. 29). Ein Schaf soll
140
von Hakym b. Hizäm für Mohammad um einen Dynär gekauft, dann
für zwei verkauft worden sein; dann soll Hakym um einen Dynär
ein anderes Schaf gekauft und das ihm zu diesem Zwecke gegebene
Geld und ein Schaf zurückgebracht haben. Die Tradition kennzeichnet
sich zwar als eine Erfindung, gerade weil der grofse Kaufmann Ha-
kym (vergl. Bd. I. S. 192), welcher sich erst sehr spät bekehrte, ge-
nannt wird, dennoch ist anzunehmen, dafs dem Erfinder der mitt-
lere Preis eines Schafes bekannt war.
In Arabien hält man wenig Rindvieh, es wird entweder gar
nicht oder nur von Bauern als Tauschartikel gebraucht und wenig
Handel damit getrieben. Die Ra(;e ist klein und schlecht, deswe-
gen wird im Gesetze das Stuck blos zu 13 bis 14 Dirhcraen ver-
anschlagt. Der mittlere Preis eines Reitpferdes hingegen ist nach
dem Steuergesetze 40 Dynare.
Wir werden weiter unten einen Fall kennen lernen, in welchem
ein Schlachtkameel für einen Wisk oder Wask, d. h. eine Kameel-
last Datteln, verkauft wurde. Datteln, Gerste und Rosinen waren
in Madyna ungefähr gleich theuer, und es wurde daher als Almo-
sen des Fastenschlusses ein (^'a (der sechszigste Theil eines Wask)
irgend einer dieser drei Waaren gefordert. Weizen war in Madyna
zweimal so theuer, und wenn man daher das Almosen in Weizen
entrichten wollte, hatte man nur ein halbes Qä' zu geben. In Ba-
bylonien war Weizen viel billiger und die Theologen erwarteten da-
her, dafs man mehr als ein halbes Ca' Weizen abgebe. In Bezug
auf die Almosensteuer setzte der Prophet nach einer Tradition
des Gäbir, das Minimum von Saaten (r. ■) und Weinbergen, von
denen die Steuer entrichtet werden mufs, auf fünf Wask fest. Auch
daraus geht hervor, dafs ein Wask und ein mittleres Kameel unge-
fähr denselben Werth hatte. Ein Wask Datteln galt also etwa 80
Dirheme, und folglich ein ^a 1 ^ Dirhem.
Das Qa ist ein Cubikmaafs für Getreide und Datteln und die
Rechtsgelehrten haben sich bemüht, den Werth des (^a des Prophe-
ten zu ermitteln und haben es in Pfunden (Rotl) ausgedrückt. Es
ist anzunel)men, dafs sie Gerste gewogen haben. Sie sind, weil
das Maafs verloren war, zu verschiedenen Resultaten gekommen.
Nach Abu Hanyfa enthält ein Qa 8 'Iräk;y-Rotl; nach Schäfi' (vcrgl.
Makryzy Hist. Moiielae ar. S. fi8) ;);' Rotl, nach den Schy'iten 9 Rotl;
Kolyny, ein Schy'itischer Traditionist sagt: 1 (,"a' = 1170 Dirheme;
1 Madyna-Rotl = 195 Dirheme. Nach Makryzy wiegen 128 mosli-
mische Dirheme ein Rotl. Mohammad Bakir giebt in einer Mono-
graphie über die im Gesetze erwäimten Muafse und Gewichte den
Werth etwas genauer an; 1 'Iräky-Rotl = -^ Makka-Rotl = | Ma-
141
dyna-Rotl = 91 (nach Änderen 90) Mithkäl = 128| Dirheme = 4
Modd (Vierling) ').
Das in dieser Rechnung genannte 'Iriildsche Rotl oder Pfund
wird auch das Baghdädische geheilsen, und das Mithkal ist das oben
beschriebene. Es wird auch Schar'y oder kanonisches Mithkrd ge-
nannt. Nach Mohammad Bakir ist 1 Wechsler- (Qayräfy-) Mithkal
= 1'. gesetzliche (Scha'ry) Mithkal.
Das Irakische Pfund ist demnach = 409,53t5 Gramnies. Neh-
men wir die Berechnung des Abu Hanyfa als die richtige an, so
wog das Qa Getreide 6^ Pfund badisch (und schweizerisch), und
da diese Quantität Gerste 87 Centime und Weizen 1 Franken und
74 Centime kostete, so stand Gerstenbrod etwas billiger, aber Wei-
zenbrod, wovon jetzt in Bern 6^ Pfund 1 Fr. 20 Cent, kostet, hö-
her als in unserer Zeit.
Wir begreifen daher wie es kam, dafs der Tradition zufolge
es für den höchsten Wohlstand galt, täglich Weizenbrod zum Essen
zu haben. Die Leute lebten sehr ärmlich, afsen nur selten Fleisch
(vergl. Bochäry S. 594) und die Frauen waren schwach und abge-
magert wegen Mangel an Nahrung. Sie bestand besonders aus Milch,
Datteln schlechter Qualität und Gerste, geröstet oder zu Brod ver-
arbeitet.
Der Arbeitslohn wird in solchen Gegenden selten in Geld be-
zahlt, sondern in Lebensmitteln, besoders Datteln (vgl. Bd. I. S. 275).
In allen solchen Fällen schlägt der Producent die Waaren nicht hoch
an und giebt dem Arbeiter aufser der Kost noch Lebensmittel für
einige Tage als Tagelohn. Es ist aber immer eine grofse Dispropor-
tion zwischen einem Tagelohne und vielen. Ein Mann, der einen
Monat für einen anderen auf dem Felde gearbeitet hatte, erhielt
wahrscheinlich nicht viel mehr als ein anderer, der nur eine Woche
gearbeitet. In Makka kursirte etwas mehr Geld und es wurde die
Arbeit bisweilen in Karaten (Goldes) berechnet, in Madyna hinge-
gen war fast Alles Tauschhandel und deswegen hat Bidha , Waare,
auch die Bedeutung von Tauschmittel, Werth und Geld (vergl.
Kor. 12,19).
') Die Apotheker-Unze wog daher 10t Dirheme. Annähernd genau wird
im Kitäb al-'Aj-n das Gewicht der Apotheker-Unze zu 7 Mithkäl augegeben.
142
II. Brief des 'Orwa an den Chalyfen 'Abd al-Malik
(regierte von A. H. 65 bis 86).
(Tabary Bd. 4, S. 247.)
„Du hast an mich um Aufklärung über den Zug des Abu So-
fyän geschrieben. Er kam nebst siebenzig Männern aus verschiede-
nen korayschitischen Familien, \velche sich in Handelsgeschäften nach
Syrien begeben hatten, und nun Gold und Waaren zurückbrachten.
Der Prophet und seine Gefährten erhielten Nachricht von den Be-
v?egungen des Abu Sofyan.
Die Korayschiten und die Moslime befanden sich im Kriege
gegen einander und es war Blut geflossen. Ibn Hadhramy und An-
dere waren bei Nachla gelödtet worden, und es wurden auch Ge-
fangene gemacht, namentlich Mitglieder der Familie Moghyra, darun-
ter Ibn Kaysan , ein Client dieser Familie; dann 'Abd Allah b.
Gahsch, Wakid, ein Client der 'Aditen, und Andere. Gefährten des
Propheten, welche er zu diesem Zwecke nach Nachla geschickt
hatte, besiegten sie. Dadurch wurde das Kriegsfeuer entzündet,
denn dies war die erste Gewaltthätigkeit und sie fand vor dem
Marsche des Abu Sofyan nach Syrien statt.
Abu Sofyan kehrte also nebst den korayschitischen Häuptlingen,
welche ihn begleiteten, von Syrien nach der Heimath zurück, und
sie wählten den Weg der Küste entlang. Als der Prophet davon
Nachricht erhalten hatte, rief er seine Gefährten unter die Waffen
und stellte ihnen vor, dafs jene viele Schätze mit sich führen und
die Anzahl der Vertheidiger gering sei. Die Moslime zogen aus
und hatten keine andere Absicht, als den Abu Sofyan und die Ka-
rawane zu überrumpeln. Ihr Zweck war, Beute zu machen und
sie hofften, es würde kein bedeutendes Gefecht geben. Gott offen-
barte daher Koran 8, 7. Als Abu Sofyan von den Absichten des
Mohammad hörte, schickte er einen Boten nach Makka. Alle von
Ka'b b. Loway abstammenden Familien hatten Antheil an der Ka-
rawane. Diese rückten daher zur Vctheidigung derselben aus, mit
Aussclilufs der Nachkommen des 'Amir, von welchen nur die Banu
Hisl den Landsturm mitmachten. Der Prophet erfuhr nichts von
dem Landsturm der Makkaner bis er nach Badr kam.
Die korayschitischen Karawanen pflegten schon früher biswei-
len der Küste entlang nach Syrien zu reisen. Abu Sofyan hielt sich
148
an diese Strafse, weil er fürchtete, man würde ihm bei Badr auf-
passen. Der Prophet karapirte nahe bei Badr und schickte den Zo-
bayr mit einem Detachement zum Brunnen von Badr. Sie hatten
keine Ahnung, dafs die Korayschiten ausgezogen seien, fanden aber
dort einige Leute, welche von den Korayschiten geschickt worden
waren, um Wasser zu holen. Darunter war ein schwarzer Sklave
der Familie Ilaggag. Zobayr ergriff den Sklaven, während einige
seiner Gefährten entkamen und zu dem korayschitischen Landsturme
zurückkehrten. Sie brachten ihn zu Mohammad, welcher in seiner
Reisighütte betete, und fragten ihn, wo sich Abu Sofyan befände?
denn sie glaubten, er käme von der Karawane. Der Sklave aber
erzählte ihnen von dem Landsturme, mit dem er ausgezogan war.
Da sie die Karawane überrumpeln wollten, so war ihnen dessen
Nachricht äufserst unwillkommen, und obschon er die Wahrlieit
sprach, wollten sie es nicht glauben und prügelten ihn, um ihn zu
zwingen, über die Karawane Auskunft zu geben, wovon er nichts
wufste. Diese befand sich damals, wie es auch im Koriin 8,43
heifst, weiter unten gegen das Meer zu. Nothgedrungen log er et-
was von Abu Sofyan. Der Prophet, welcher noch betete, über-
hörte was vorging und soll, den Geschichtenerzählern zufolge, ge-
sagt haben: Wenn er euch die Wahrheit sagt, mifshandelt ihr ihn,
wenn er aber lügt, lafst ihr ihn in Ruhe. Er liefs nun den Sklaven
zu sich kommen und befragte ihn über die Anzahl der Korayschiten.
Er antwortete: Ich kann die Zahl nicht genau bestimmen, aber
es sind ihrer viele. Er soll ihn weiter gefragt haben: Wie viele
Kameele schlachten sie und wer lieferte sie ihnen gestern? Als
er hörte, dafs sie neun schlachteten, soll er bemerkt haben: Es
sind ihrer zwischen neunhundert und tausend. In der That be-
stand damals der Landsturm aus 950 Mann. Der Prophet rückte
vor und kampirte am Brunnen. Er füllte einen Wasserbeiiälter
und stellte vor demselben seine Gefährten in Reihen auf. Dann
rückten die Feinde an. Als der Prophet in Badr war, sagte er:
Da werden die Korayschiten geschlachtet werden! Die Feinde fan-
den, dafs er vor ihnen bei dem Brunnen angekommen war und ihn
besetzt hatte. Als sie von oben herunter kamen, soll er gesagt
haben: Hier kommen die Korayschiten, die Läugner des Boten
Gottes, schreiend und voll Uebermuth; o Gott, erfülle dein Ver-
sprechen! Er warf darauf eine Hand voll Staub gegen sie und
Gott schlug sie in die Flucht.
Ehe sie heranrückten hatte Abu Sofyan ihnen durch einen
Mann sagen lassen, sie sollen zurückkehren. Sie waren damals
in Gohfa und erwiderten: Wir wollen nicht zurückkehren, sondern
144
uns bei Badr lagern und daselbst drei Tage bleiben und uns den
Einwohnern vom Higäz zeigen; denn wenn die Feinde die Ar-
mee sehen, die wir zusammengebracht haben, mögen sie es versu-
chen, uns anzugreifen, wenn sie den Muth haben. Darauf bezieht
sich Koran 8, 49. Gott hat dem Propheten den Sieg gegeben, die
Vertreter des Unglaubens gedemüthigt und die Herzen der Mos-
lime geheilt."
Tabary theilt auch den Bericht des Abu Ishäk (f 129) von die-
ser Schlacht mit.
Neunzehntes Kapitel.
Meuchelmorde, Vertreibung zweier jüdischer Stämme,
kleinere Kriege, Ohodschlacht, Belagerung v. Madyna.
(Vom März 624 bis AprU 627).
Das Sprüchwort: »nähre den Hund und er frifst dich auf«,
welches die vor Wuth knirschenden Heuchler so oft auf
Mohammad anwendeten, wurde zur Wahrheit. Er herrschte
nach der Badrschlacht mit unumschränkter Macht über Ma-
dyna. Der erste Gebrauch, den er von seiner Gewalt machte,
war, Einige, welche es gewagt hatten, ihn und seine Lehre
zu verspotten, meuchlings aus dem Wege räumen zu las-
sen, um die Anderen zu intimidiren
Das erste Opfer seiner Rache war eine Frau, Ac;mA,
aus dem Stamme Chatma, welcher j)isher dem Isläme fremd
geblieben war ^). Sie verfafste Spottgedichte auf die Gläu-
bigen. Der blinde Omayr, das einzige Mitglied ihres Stam-
mes, welches den Islam bekannte, erbot sich daher, sie zu
tödten. Er führte die blutige That unmittelbar nach Mo-
hammad's Rückkehr von Badr auf dessen Geheifs aus. In
') Nach mehreren Traditionen war A^mä eine Jüdin und hatte
sich ihr Loos dadurch zugezogen, dafs sie die Moschee der Chatmi-
ten frevelhaft verunreinigte. Dafs die Chatmiten nicht Moslime wa-
ren und also keine Moschee hatten, geht schon daraus hervor, dafs
keiner von ihnen bei Badr focht. Dies ist also blos zur Entschul-
digung des Mordes erfunden worden. Andere behaupten, Omayr
habe sie aus eigenem Antriebe, in Folge eines Gelübdes für die
sichere Rückkunft des Propheten, ermordet, und Einige behaupten
sogar, ihr eigener Mann habe sie in seinem Eifer für den Isläro
getödtet.
m. 10
146
der Nacht von 25. zum 26. März 624 schlich er sich in
ihr Haus und fand sie von ihren Kindern umgeben: alle
in tielem Scldate. Ein SäugHng- lag auf ihrer Brust. Der
Held entfernte ihn und stiefs ihr das Schwert durch den
Leib. Am iolgenden Morgen verrichtete er das Frühge-
bet mit dem Propheten und drückte seine Hesorgnifs aus,
dafs ihm (dem Mohammad) der Mord Verlegenheiten (iltän)
bereiten könnte. Dieser antwortete: Es werden sich nicht
zwei Ziegen darob stolsen. Diese Aeufserung wurde zum
Sprüchwort.
Da 'Omayr dem Stamme der Ermordeten angehörte,
hätten die Kinder den Tod ihrer Mutter an ihm rächen
sollen. Der Familie des 'Ihäters hingegen lag die l^ilicht
ob, ihn zu schützen. Da die Moslime für Omayr Partei
ergriffen liaben würden, so mufsten die Verletzten den Mord
ungerächl lassen, ja die meisten Chatmiten fanden es räth-
lich, das CJJaubensbekenntnils abzulegen: dies war auch
das einzige Mittel, den Schandlleck der Familie zu tilgen
— durch ihre Bekehrung ertheilten sie dem Morde ihre
nachträgliche Sanktion.
Wenige Wochen i^täter wurde der greise Abll Afak
ermordet. Er gehörte dem arabischen tJeschlechte 'Amr
b. 'Awf an, bekannte sich aber zum .Jndenthume. Unter
den 'Amriten hatte, wie wir im vorigen Kapitel gesehen,
der hau) tische Ascet viele Anhänger und der ganze Stamm
war den» Mohammad so wenig zugethan, dafs er auf den«
Marsche nach Badr einen Mann zurückschicken mufste, ihn
zu beschwichtigen. 'Abu 'Alak war dem JMohammad durch
seine Talente und seinen Freimuth gefährlich: er sta-
chelte die Madyner durch seine tJedichte auf, sich dessen
Auktorität zu widersetzen und treu an ihre alten Bündnisse
lestzuhaltcn. iMohannnad t])at daher seinen Wunsch kund,
dals er ihn aus dem Wege geräumt wissen wolle. Auch
diesmal wurde aus dem erwähnten Clrunde ein Mitglied
der lamilie des zun» Tode Bestimmten auserseheu, die
147
That zu vollbrin<j^pn. v^älim ])/Omayr, ein armer 'Amrite,
durchbohrte den Cireis im Schlafe, als dieser, der grolsen
Hitze neü^en, die Nacht im Hofe des Hauses zubrachte.
Die Pflidit, das Blut eines ermordeten Verwandten zu
rächen, vererbt sich bei <len Arabern auf späte Generatio-
nen, und so lange die Familie nicht Rache o-enommen hat,
haftet ein Schandtleck auf ihr, der nur durch IJlut ausge-
gelöscht werden kann. Auch die Nachkommen des Mör-
ders und seiner Verwandten sind also keinen Augenblick
vor dem rächenden Dolche sicher. Burckhardt hat die
Nothwendigkeit dieser Strenge gezeigt. Das Leben sei-
ner Ano-ehörigen ist dem Bedouinen so lieb wie sein ei-
genes, und die Furcht, dafs sie für ihn büfsen müssen, hält
ihn vom Frevel zurück. Die steigende Macht der Moslime
befreite sie von allen diesen Befürchtungen. Da es Nie-
mand in Madyna Avagte, seine Hand zu erheben, um mit
dem Blute eines 31oslimen. den Tod der Agma und des
Abu Afak zu sühnen, so fand es Mohammad zweckmäfsig,
im Terrorismus weiter zu o-ehen und zugleich neue Hülfs-
((uellen für die Gläubigen zu erschliefsen.
Diesmal galt es dem jüdischen Stamme der Banü
Kaynoka. Er zählte ungefähr 700 waffenfähige Männer
und besafs weder Felder, noch Dattelbäume, sondern er-
nährte sich von Juwelier- und Goldarbeiten. Es stand
nun freilich ein kleines Hindernifs im Wege: die Banü Kay-
nokä' waren Mitunterzeichner des im siebenzehnten Kapitel
erwähnten \ ertrages. Aber wozu das Recht zu binden
und zu lösen, wenn mau es nicht benutzt? Der Prophet
beschied den Engel Gabriel zu sich lujd liefs sich folgende
Verse überbringen :
8, 57. Vor Gott sind die l ndankbaren die schlechtesten
Bestien; denn sie wollen nicht glauben.
.^s. Diejenigen von ihnen, mit welchen du ein Bünd-
nifs geschlossen hast, welches sie jeden Augenblick bre-
chen — sie sind nämlich ohne Furcht —
10*
148
59. wirst «lii entweder im offenen Kriege dir gegen-
liher sehen: in diesem Falle statuire ein Exempel, auf dafs'
die liinter ihnen intimidirt Averden und es zu Herzen
nehmen,
()0. oder du fürclitest, dafs ein Stanmi von ihnen Ver-
rath übe: in diesem Falle künde ihm das Bündnifs, damit
du und er [ehe du die Feindseligkeiten beginnst] gleich-
stehen; denn Gott liebt nicht die Verräther.
Mohammad sagte dem Ueberbrinii'er, dafs er wirk-
lieh Verrath wittere und da ihm die Alternative gelassen
sei, wolle er nicht erst warten bis sie, die Banü Kaynokä',
angreiien, sondern ihnen den Krieg erklären.
Der Krieg hätte jedoch sehr grofse Dimensionen au-
nehmen können, denn Ibn Obayy und 'Obäda b. ^ämit stan-
den seit vielen Jahren in engem Inindnisse mit den Banü
Kaynokä' und in zwei früheren Kriegen rückte ihre ganze
Mannschall zum Schutze des ersteren in das Feld. Ibn
Obayy, das Haupt der noch mächtigen Partei der Heuch-
ler, hielt daher an seijie Verpllichlungen lest, wenn auch
der bigotte Sa'd b. JMo'ädz erklärte: der Islam habe alle
früheren Bündnisse aufgelöst, und den grofsten Eifer im
Unternehmen gegen seine früheren Alliirlen zeigte. Ferner
war zu vermulhen, dafs auch die zwei anderen jüdischen
Stämme von Madyna ihren Brüdern zur Hülfe kommen
Avürden. Vnu die Furcht der (Jläubigen vor solcher Koa-
lition zu beschwichtigen, oflenbarte (jott:
8, (il. Denke nicht, dafs dir die Ungläubigen zuvor-
konnnen. Sie werden deine Bläue nicht zu vereiteln im
Stande sein.
(ji. 0 (iläubige, machet alle möglichen Rüstungen
gegen sie und versehet euch niil Rossen. Ihr werdet sie,
die Feinde (Jottes und eure Feinde, und auch die hinter
ihnen [\^elch(5 ihre (Jesinnungen noch nicht offen erklärt
hallen] durch eure Ki icgsbereitschall einschüchtern.
149
Die Rüstungen wurden rastlos betrieben, namentlich
verwendeten die GIäubii!,en ihr Augenmerk aut die Kaval-
lerie, an der es ihnen bisher ganz gefehlt hatte.
Unter diesen Verhältnissen wufste Ihn Obayy seinen
Verbündeten keinen besseren Rath zu geben, als: sich in
ihren Thürmen einzuscliiielsen, aber sich des Kampies zu
enthalten; denn er kannte die Wuth des Tigers, welcher
l)lut geschmeckt hat. Wenn er Zeit gewänne, hoffte er
etwas iür sie thun zu können. Mohammad forderte sie
auf, ihn auch als ihren Propheten anzuerkennen, und als
sie sich weigerten, kündigte er das Hündnifs, erklärte den
Krieg und schritt sogleich zur Belagerung. Alle Commu-
nication wurde abgeschnitten. Ibn Obayy konnte nichts
für sie thun. Nach fünfzehn Tagen, am 15. April 624,
ergaben sie sich, da sie sich verlassen sahen, auf Diskre-
tion, ohne das Schwert trezocen zu haben. Mohammad
iiefs sie knebeln, in der Absicht, sie Alle hinzurichten. Ks
gelang den Bitten und Drohungen des Ibn Obayy, sie vom
Tode zu retten. Sie wurden aus IMadyna verwiesen und
ihr früherer Beschhützer Obäda übernahm das Amt, ihren
Abzuü: zu überwachen und zu bescbleunis:en. Sie reisten
über Wädiy alkorä, wo sie sich einige Zeit bei ihren Glau-
bensgenossen aufhielten, nach Adzra ät (dem Edrei der Bi-
bel) in Syrien und liefsen sich dort nieder. Ihr Eigen-
thum, darunter die Werkzeuge ihrer Profession, und viele
Waffen waren die Beute der übermüthigen Sieger.
Abu 'Awn ^), welcher um die Mitte des zweiten Jahr-
hunderts blühte, hat es für zweckmäfsig erachtet, eine vom
') In dem Texte des Ibn Hischam S. 545 haben sich zwei
Wörter, LiiAs^-^ und das zweite ^^i^ eingeschlichen, die nicht dahin
gehören; hingegen ist ein anderes ausgefallen. Wie der Satz jetzt
steht, hätte Ibn Hischcim dem Ibn Ishak, der früher lebte, die Er-
zählung raitgetheilt. Er soll lauten: „Ibn Hischam bemerkt: 'Abd
Allah b. Gafar b.'Abd al-RahmJln Ibn Miswar b. Machrama [f 170]
erzählt auf die Auktorität dos Abu 'Awn." Dem Ibn Ishäk scheint
150
Koran abweichende Veranlassung zu diesem Kriege zu er-
finden. Eine Mosliniin kam mit Waaren auf den Markt
der Band Kaynokä' und setzte sich vor die Boutique eines
Goldschmiedes. Die nuithwilligen Ju«len >volhen ihr Ge-
siclit seilen, und da sie ihnen widerstand, schlich sich ei-
ner von ihnen hinter sie und heftete ihr mit einem Dorn
den Saum des Kleides an den Rücken. Als sie plötzlich
aufstand, entl>löfste sie sich zum allgemeinen Gelächter. h]iu
Moslim erschlug den Frevler. Ks entstand ein Auflauf, in
dem der Moslim getödtet wurde. Dies veranlafste die
Kriegserklärung gegen die Bann Ka\noka, Der Erfinder
dieser Geschichte hat vergessen, dafs damals die Arabe-
rinnen noch keinen Schleier trugen.
Die einzige That, welche die Schlacht von Badr sei-
tens der Korayschiten zur Folge gehabt hat, war eine schon
Anfangs Juni unternommene Expedition des Abu Sof>än
mit 40 oder 200 Mann nach JMadyna. Er schlich Nachts
in die Stadt, verweilte einige Zeit bei einem Juden, ge-
gen Morgen steckte er zwei Gartenhäuser in Brand, mor-
dete einen oder zwei Arbeiter und machte sich so eilij*;
aus dem Staube, dafs er mehrere Säcke Sawyk ') abzu-
werfen für nöthig hielt, um es den Kameelen zu erleichtern.
die Erzählung noch nicht bekannt gewesen zu sein, sie befindet sich
aber in Wäkidy, unter dessen Schaychen Ibn Miswar unter No. 5
genannt wird.
') Sawyk, nach der Aussprache der Banü Tamym, Qawyk.
Man weicht Weizen oder Gerste, in Wasser ein oder kocht sie bis die
Kürner schwellen , dann röstet man sie und mahlt sie zu grobem
Mehl : dies nennt man Sawyk. Es wird aufbewahrt bis man es
nöthig hat. Man benutzt es besonders auf Reisen. Ehe man es
geniefst, feuchtet man es mit Wasser oder Butter, mit oder ohne
Honig, an, und deswegen sagt man Sawyk trinken (Nur alnibräs
S. fll4). Diese Speise ist auch jetzt noch in Arabien unter diesem
Namen bekannt (Burton Piigrim. Bd. 1, S. 207). In einigen Orten
nannte man sie Basysa. In Persien wird sie Fischt und in Indien
Sattu genannt. In Syrien hat ein ähnliches Gericht den persischen
151
Mohammad setzte ihm iiacli, konnte ihn aber nicht errei-
clien; er niufste sich mit den Sawyk -Säcken begnügten.
Die Ciohayniten ') und andere Stämme zwisclien Ma-
djna und dem Meere hatten Neiitralitätsbündnisse mit
Namen Purghol. Statt das Korn einzuweichen oder zu kochen nimmt
man es auch grün, ehe es ganz reif ist.
Auf Feldzügen mufste jeder Krieger für seinen eigenen Unter-
halt sorgen, aber reiche Leute machten es sich zur Aufgabe, eine
Anzahl armer Kameraden zu nähren. Die einfachste Art der Pro-
viantirung war in diesem Falle Kameele mit Sawyk zu beladen und
so oft die Last eines Kameeies verzehrt war, es zu schlachten und
zu essen.
') Eines Vertrages mit den Gohayniten ist bereits erwähnt wor-
den. Die Zeit der Bekehrung des 'Arar b. Morr aus diesem Stamme
läfst sich nicht bestimmen. Er soll der Priester des Stammidols
gewesen sein, machte sich früh in Madyna ansäfsig, legte das Glau-
bensbekenntnifs ab und focht bei Ohod und in mehreren anderen
Schlachten auf Seiten der Moslime. Als sich der Islam unter den
Gohayniten ausbreitete, schickte ihn der Prophet zu denselben, den
Koran zu predigen. Es gelang seinem Bemühen, sie zu bewegen,
eine Deputation an den Propheten zu senden, an deren Spitze der
Schaych der Ghayyän- (d. h. irrenden) Familie stand. Mohammad
fragte ihn: Wie heifst du? Er antwortete: 'Abd al-'Ozzä (Knecht
der'Ozzä) b. Badr. Dein Name sei von nun an: 'Abd Allah, ver-
setzte der Gottgesandte, und der deiner Familie: Raschdän (die Ge-
leiteten) und das Thal, in welchem ihr wohnet, heifse: Wädiy Raschd
(das Thal der Leitung), und nicht länger Wädiy Ghawä (Thal der
Verirrung). Zugleich erklärte Mohammad zwei der Familie angehörige
Berge (Asch'ar und Agrad) als Berge der Ginn, weswegen es nicht
rathsam sei, sie zu bewohnen. Nach einer Tradition bei Bochary
hatte Abd al- Ozzä aus dem Munde des Propheten den Befehl ver-
nommen, den Kippur zu fasten. Seine Bekehrung müfste demnach
sehr früh stattgefunden haben.
Es scheint, dafs viele Gohayna- Familien nach Madyna über-
siedelten. Mohammad wies ihnen daselbst einen Platz zu einer Mo-
schee an.
'Amr b. Morr liefs sich später in Damascus nieder und beweg
den Mo'äwiya einen Beamten anzustellen, dessen Geschäft es war,
Bittschriften zu empfangen. Dem Abd al-'Ozzä vertraute der Prophet
152
^lohamniad abgeschlossen und seit dem Siege bei Badr
uagtcn sie es nicht, ihn zu hintergehen. Die Stralse der
bei dem Angriff auf Maklja die Fahne der Gohayna an. Er blieb
in seinem Lande und wohnte auf dem Berge Kiblyya.
Die älteste Vertragsurkunde mit den Gohayniten, welche wir be-
sitzen, bezieht sich nicht auf den ganzen Stamm, sondern nur auf
eine Abtheilung und lautet: „An die gohaynitischen Stämme der
Banü Dzar'a und Banü Rab'a. Sie geniefsen Sicherheit der Person
und des Eigenthums und haben Anspruch auf Hülfe gegen solche,
welche sie unterdrücken oder bekriegen, ausgenommen, wenn es
sich um Schulden oder Persönlichkeiten handelt. Der nomadische
Theil der Bevölkerung, so lange er sich keine üebergriffe zu schul-
den kommen läfst und besonnen handelt, hat dieselben Ansprüche
wie der sefshafte. Gott ist unsere Zuversicht!"
Dieser Vertrag wurde abgeschlossen, als die betreifenden Stämme
noch Heiden waren. Der folgende bezieht auf bekehrte Familien:
„An die Banü Gormoz b. Raby a, welche Gohayniten sind. Sie sol-
len Sicherheit geniefsen in ihrem Lande und im Besitze dessen blei-
ben, was sie inne hatten, als sie sich bekehrten. Geschrieben von
Moghyra."
In einem anderen, wie es scheint, um einige Jahre späteren
Dokumente werden aufser diesen noch andere Gobaynastämme ge-
nannt und die in der Zwischenzeit eingeführten Verpflichtungen nä-
her präcisirt: Sie müssen sich von den Ungläubigen fern halten,
ein Fünftel der Beute an Mohammad, nachdem er sich ein beliebi-
ges Stück auserlesen hat, abgeben, den zehnten Theil der Früchte
unter die Armen vertheilen und von Schulden, vorausgesetzt dafs
der Schuldner ein Moslim sei, die Zinsen erlassen und sich mit dem
Kapitale begnügen. Dafür wird ihnen der Schutz des Propheten zu-
gesichert.
Endlich sind auch noch zwei zu Gunsten von mächtigen Go-
hayniten ausgefertigte Schenkungsurkunden vorhanden.:
„Dieses ist es, was der Bote (Gottes) dem Gohayniten 'Awsega
b. ITarmala vom Gebiete Marwa geschenkt hat: das Land zwischen
seinem gegenwärtigen Besitze bis Ma(;ria'a, bis Gaflat, bis Gadd am
südlichen Berge. Niemand soll es ihm streitig machen. Wer es
streitig macht, hat kein Recht, Awsega hingegen hat Recht. Ge-
schrieben und bezeugt von 'Okba (Ola b. 'Okba?).**
Den Bann Schaych, einer gohaynitischen Familie, schenkt er das
Land von (^^ofayna, auf welchem sie ihr Lager aufgeschlagen haben,
und auch die Ländereien, welche sie geackert haben.
153
Makkaner nach Syrien, welclie duicli «las (Jebiet dieser
Stämme lührt, war also veisclilossen, denn die Moslime
konnten frei daiauC raanoeuvriren. Die nächste Auliijabe
des Mohannnad uar, den Weg- von Makka gegen Osten
zn beherrschen. Die Dann Solavm und die ihnen ver-
wandten Dann Ghatalän ') hatten hier das Weide- und
Schutzrecht. Der llauptsitz der ersteren ^var eine frucht-
bare Harra, d. h. vnlkanisclie Gegend, Avelche das Eden
der S«)la>n)iten genannt wird und die siebente Station aid"
dem Wege nach !)ab^lonien ist. Die Entfernung von Ma-
dvna beträgt acht Posten (96 ar. Meilen = 32 Studen).
Die letzteren dehnten sich gegen NW. aus und beherrsch-
ten einen Theil tier östlichen Strafse zwischen Makka und
Madvna.
Mehrere makkanische Häuser waren mit solaymitischen
Kameeleigenthümern associirt und trieben gemeinschaitlich
Handelsgeschäfte-). Wegen dieser Solidarität der Interessen
waren die Solavmiten unter allen nomadischen Stämmen
Die Wohnsitze der Gohayniten waren sebr ausgedehnt. Ibu Ha-
yik, tbl. 107, rechnet dazu das grol'se und vielverzweigte Thal Idham,
zu de.'^sen Gebiet Madyna gehört, (,"af'ra,, Badr, Rowaytha, Rawlia, Ma-
rwa, yanbo',"Y9, Hawra, die Küste von Taymä (?) und gegen SO.
erstreckten sie sich bis nach Harra alnär gegen Rabadza, und es
grenzte ihr Gebiet an das der Solavmiten. Die westliche Grenze
der Gohayniten bilden die Berge Radhwa und Asch'ar bei 'Yambo.
Sie waren aber gewifs nicht im ausschliefslichen Besitze dieser gan-
zen Gegend, welche Madyna von allen Seiten umgiebt. Sie leben
noch in jenen Gegenden und ihre waffenfähige Mannschaft wird von
Bassani auf 15000 Mann geschätzt.
') Das Verwandtschaftsverhältnifs wird durch folgendes genea-
logisches Symbol ausgedrückt: Solaym b. Man^ür b. Ikrima b. Cha-
yafa b. Kays-'Ay hin; Ghatafän b. Sa'd b. Kays-'Ay län.
'^) So war z. B. der Solaymite Kays b. Nochba ein Handels-
freund des Onkels des Propheten, der Solaymite 'Abbas b. Anas
stand in Geschäftsverbindung mit dem Vetter des Propheten und
der Solaymite Midräs war mit Harb b. Omayya, dem Ähnherrn der
Omayyiden, associirt und sie kamen beide an demselben Tage in
derselben llaudelskarawaue um.
154
die bittersten Feinde des Islam nnd wurden auch von den
Gläubijj-en am häufio-sten heimgesucht.
Nicht weit von dem so eben erwähnten Eden dehnt
sich die Kodr-llaide aus. Hier sammelten sich im Sommer
624 viele Solaymiten und Cliatalaniten mit feindlichen Ab-
sichten gegen Ma<lyna. Mohammad verliefs am 8. Juli mit
200 Mann Madyna, um sie zu zerstreuen. Als er hinkam,
fand er die Haidc leer. Kr schickte einige seiner Heglei-
ter auf die Anhölicn und diese erbeuteten 500 Kameele und
nahmen einen Hirten, den Sklaven Yasär, gelangen ^).
Bald daraufhörte der Prophet, dafs sich unter der Füh-
rung des wegen seiner Tapferkeit berühmten Do'thur in
der (iegend von Amarr im jNagd Leute aus den ghatäfani-
tischen Sfänunen Tha'laba und IMoharib sammeln. Im Sep-
tember liefs er ein Aulijebot ersrehen und es stellten sich
450 Moslime unt(u- seine Fahne. Zu Ka(;(;a ^), 24 arab.
Meilen von Madyna, begegnete ihm der Tha'labite Gabbär.
Fr bekehrte sich zum Islam und bot dem Propheten seine
Dienste als Führer an, sagte ihm aber voraus, dafs sich
seine Stammgenossen in keinen Kam])f einlassen werden.
In Aniarr angekommen, fand er, dafs die Feinde ihre Habe
nnd Familien in Sicherheit gebracht nnd auf den Hergen
eine feste Stellung eingenommen hatten. Die Gläubigen
fanden es ebenso wenig räthlich zu ihnen hinaufzusteigen,
als die Nomaden herunter zu konnnen, und Mohammad zog
nach Hause zurück, wo er nach einer Abwesenheit von
11 Tagen ankam.
') Der Verfasser der Ipäba hat aus diesem Yasar drei oder
vier Personen gemacht. Nach einer Nachricht soll Mohammad des-
sen Namen in Asläm verändert haben. Er fiel bei Chaybar, und als
die Gläubigen den Leichnam waschen wollten, sagte der Prophet:
Gebet euch nicht die Mühe, er ergötzet sich schon mit den Huries.
^) Der Weg dahin führt über Makkä zum Engpasse von Cho-
bayt, aufserhalb desselben, auf dem Wege gegen Rabadza bin, Ka^cja
oder Dzü-l-ka(;(;a liegt.
155
Es fiel, wie die Lei-eiKle erziihlt, als Mohammad in
Aiuarr nar, ein lieftiger Regen nnd durclMiälsle ihn. Kr
entlenite sich vom Lager nnd zog seine Kleider aus, nin
sie zu trocknen. Die Feinde beobachteten ihn und ihr An-
führer Do'thiir sclilich sich an ihn liinan , stand plötzlich
mit gezücktem Schwerte vor ihm und sagte: Wer schützt
dich jetzt i' Ciott! antwortete der Prophet. Es erschien
ein Engel vor Do'thür und das Schwert fiel ihm aus der
Hand. Mohammad nahm es auf und sprach: Wer schützt
jetzt dichi* {Niemand! antwortete der Nomade. Moharn-
n)ad gab dem Dothür das Schwert zurück und ging ru-
hi«; dem Lajjer zu. Dieselbe Geschichte wird auch bei
einer anderen Gelegenheit erzählt. Dort heifst der Feind
Ghawreth. Es scheint also, dafs die Legende nicht aus
der Geschichte herausgewachsen, sondern, nachdem sie
selbstständig ausgebildet war, in dieselbe hineingefügt wor-
den ist.
Ka'b b. Aschraf war dem edlen arabischen Geschlechte
jNabhän-Tavy entsprossen, seine Mutter war eine Jüdin
aus dem Nadhyrstamme und er wohnte in Madyna. Im
Tayystamme hat es, wie wir wissen, Raküsier gegeben,
und wahrscheinlich war Ka'b's Vater ein Proselyt des Tho-
res; denn wie wäre er sonst zu einer jüdischen Frau ge-
kommen? Kab wurde im jüdischen Glauben erzogen und
erkannte bis zur Abänderung der Kibla den Mohammad als
Boten Gottes an, ja er soll sogar einige Zeit das Ange-
sicht gegen Makka gewendet haben (Kalby, IMogähid und
Mokätil, bei Wähidv 3, 65; vergl. auch Baydhawy). Es
wird freilich behauptet, dafs Kab sich zur neuen Kibla
mit der böswilligen Absicht be(juemt habe, damit ihm,
wenn er sie verlielse, andere IMoslime folgen sollten. So
viel ist jedenfalls klar, dafs er bis zu der durch die Aen-
derung. der Kibla verursachten Spaltung, den Propheten
anerkannte, danach aber zu seinem entschlossensten Wider-
sacher w urde und ihn in Versen und in Prosa bei jeder
156
Gelegenheit angriff ^). Mohanniiad sagte daher im Som-
mer 624-): Wer will mir iiir Kab sorgen? Ibn Maslama
stand auf und fragte: Willst dii, dafs ich ihn morde? Ja,
antuortete der Prophet. Dann erlaube mir, fuhr der Jün-
ger fort, dafs ich gegen dich spreche. Rede was du willst,
versetzte der Bote Gottes. Ibn Maslama begab sich zu
') Um den Meuchelmord zu motiviren, sagen die Biographen,
er sei nach Makka gegangen, ura die Korayschiten zum Kampfe
gegen den Islam zu ermuntern. Wakidy erzählt diese Geschichte
sehr ausführlich und führt auch Verse des Ibn Aschraf an. Die ur-
sprüngliche Tradition des Stifters der Propheten -Biographie, 'Orwa,
hat Ibn 'Ayidz (bei "Oyün S. 218) aufbewahrt: „Der Prophet sagte:
Wer will mir den Kab aus dem Wege räumen? er macht kein Ge-
heimnifs aus seiner Feindschaft und ver<)ffentlicht seine Satyren ge-
gen uns. Auch ist er zu den Korayschiten gegangen und hat sie
zum Kampf gegen uns vereint. Dies hat mir Gott geoffenbart. "
Auch Tha'laby 5!), 1 berichtet, dafs die Umtriebe des Kab dem
Mohammad auf übernatürliche Weise zur Kenntnifs kamen. Dieser
Umstand macht seine Reise nach Makka sehr zweifelhaft. Es be-
findet sich aber ein anderer Passus in der Tradition, welcher die
Behauptung zu erhärten scheint. Die Korayschiten sollen ihn ge-
fragt haben: Welche Religion ist besser, die unserige oder der Is-
lam? und er antwortete: Die eurige. Darauf sollen die Koränverse
4,54 geoffenbart worden sein: „Beobachtest du nicht Diejenigen,
welchen ein Theil des Buches gegeben worden ist. Sie glauben an
den Gibt und Täghüt und sagen zu den Ungläubigen, ihr seid bes-
ser geleitet als die Moslime" (etc. bis V. 59). Indessen wenn man
die Saclie genauer untersucht, so findet man, dafs K. 4, 64 mit 3, 22
und 4, öß mit 3, 2:. parallel ist, und es stellt sich heraus, dafs diese
Stelle sich nicht auf Ka'b, sondern auf die Juden, welche den Mo-
hammad nicht zum Schiedsrichter wählten und sich an einen heid-
nischen Kahin wendeten, bezieht: Vergl. oben S. 42.
^) Bochäry erzählt diese Mordgeschichte unmittelbar nach dem
Kriege gegen die Banü Nadhyr, — die Schlacht bei Ohod folgt bei
ihm erst später. Ibn Sa'd giebt folgende Chronologie: Mord des
Ka'b: 24. August 624; Ohod: 23. März 625; Feldzug gegen die Na-
dhyriten: Juli 625. Wenn das Gedicht bei Ibn Ishäk S. 658 echt
ist, so wäre Ka'b vor dem Feldzuge gegen die Nadhyriten ermor-
det worden; das ist wahrscheinlich.
157
Ka'b und sagte: Dieser Mann macht uns viel IJeschuerde;
er hat schon ^vie(lel• Ahnosen von uns verlanü't und ich
komme zu dir, die Mittel dazu zu boroen. üist du end-
hch seiner müde? versetzte Kab. Wir hal)en uns eiiunal
für ihn erklärt, ant\vortete Ibn Maslama, und ^vollen ihn
nicht verlassen, ehe \\\r sehen, uas aus der Sache heraus-
kommt. Wir sind diesmal gekonmien, um von dir ein oder
ZAvei Wask Datteln zu borgen und \\olhn uns ein anderes
Mal besprechen. Du sollst sie haben, sagte der Jude,
aber welches Unterpfand willst du mir geben? ISach ei-
nigem Hin- und Herreden verstand sich Ibn Moslama dazu,
seine Waffen zu versetzen.
Spät am Abende kam Ibn Maslama wieder und brachte
Abu Nägila den Milchbruder des Ka'b mit sich. wSie rie-
fen ihn zur Frontmauer des Hauses, welche es gleichsam
zur Festung machte, und er ging hinunter. Ich höre eine
Stimme, sagte seine Frau, welche mir von Blut zu triefen
scheint. Er antwortete: Es ist nur mein Bruder Ibn Mas-
lama und mein Milchbcuder Abu Nägila, und der Edle ent-
spricht, selbst wenn er in der Nachf zum blutigen Tur-
nier gerufen wird. Er liefs den verrätherischen Freund
mit noch zwei Männern in das Haus. Du duftest von
Wohlgeruch, sagte Ibn Maslama zu Kab; Avillst du mir
erlauben, dein Haar zu riechen? Dies war das verabre-
dete Zeichen zum Angriff. Als nämlich Ibn Maslama seine
Locken fest gepackt hatte, stürzten seine Begleiter mit den
Waffen, die sie unter dem Vorwande, sie versetzen zu wol-
len, mit sich trugen, auf ihn und tödteten ihn (Bochäry
S. 576).
Auf dem Rückwege von Byr Ma üna ruhte 'Amr, ein
eifriger Anhänger des Propheten, während der Hitze des
Tages bei Kanäh aus. Er traf zwei Männer und liefs sich
in ein (Gespräch mit ihnen ein. Auf seine Frage, wer sie
seien? sagten sie ihm, dafs sie den Banü 'Amir angehören,
worauf er sie als Freunde anerkannt«^ und sich mit ihnen
158
zur Mittagsruhe l)egab. Als sie aber eingesclilafen waren,
ermordete er sie, nahm ihre Habseligkeiten und setzte seine
Reise fort. Nach einem Berichte hat er sie nicht meuch-
lings im wSchlale, sondern im offenen Kampfe getodtet.
\n Madvna angekommen, erzählte er seine Ilelden-
that dem Propheten. Was hast du gethan? rief dieser aus,
\veifst du denn nicht, dafs icli mit den Amiriten ein Bünd-
nils abjjesclilossen habe? Wir sind ü-enötliiiit, für den Mord
dieser beiden Männer Genuü;tliuunif zu leisten! f]s stell-
ten sich auch bald l3oten des betrelTenden Stammes ein,
welche die Beute und den Preis des Blutes der Erschla-
genen forderten.
Dem S. 20 n. angeführten Vertrage gemäfs waren die
Äloslime für das BlutgeM verantwortlich, doch hatten die
Juden sich zu freiwilligen Beiträgen anheischig gemacht,
bi der Absicht, sie an ihre Verpllichtungen zu erinnern,
beiiab sicli i\bjhammatl an einem Sonnabend zu den zwei
arabische Meilen aufserhalb der Stadt in Ghars wolmenden
Israeliten aus dem Stamme Nadhyr. Sie emplingen ihn
mit Zuvorkommenheit und xersprachen, zum Blutgelde nach
Kräften beizusteuern. Zugleich drückten sie ihre Freude
aus über seinen Besuch und baten ihn, mit seinen Beglei-
tern Erfrischungen zu sich zu nehmen. Er nahm die Ein-
ladung an, setzte sich vor einem Hause nieder und lehnte
<len Kücken an die iMauer. Seine Begleiter und einige
Juden naiinien neben ihm Platz. Nach einiger Zeit stand
er auf und entfernte sich. Die Anwesenden glaubten, er
würde bald zurückkonunen; als er jedoch lange ausblieb,
suchten sie ihn. Ein Mann, der von Madyna kam, sagte
ihnen, dafs er denselben bei der Brücke auf dem Wege
nach seiner Wohnung getroifen habe. Seine Gefährten eil-
ten ihm nach und fragten ihn um die Ursache seines plötz-
lichen \ erschwindens. Er antwortete: (Jott hat mir geof-
fenbarf, dafs die .luden meine l-age benutzen und auf mich
vom Dache einen grofsen Stein herabwerfen Avollten. Sie
159
Avaren nocli im Gespräclie betrriffen als Ihn iMaslama ') kam,
Mohamma«! halte ihn nämhch unmittelbar nach seiner An-
kunlt in MacKna zu sich bescheiden lassen und er gal» ilim
nmi den Befehl, zu den Psadhyriten zu gehen und sie auf-
zufordern, sein Land zu verlassen.
Dieser Erzähluni» zulojo'e hätte Mohammad Freund und
Feind belogen, un) einen Avohliiberdachten Treuebrucli zu
rechtfertigen. Idi kami kaum glauben, dafs er eines sol-
chen diabolischen Benehmens iähig war; doch mein Be-
mühen, die Bürgschaft dafür anzufechten, war vergebens.
Sowohl aus den Prophetenbiographien als auch aus den
Koränkommentaren (zu Kor. 5, h) geht liervor, dafs diese
') Ibn Maslama hiefs Mohammad und er soll diesen Namen
von Kindheit auf getragen haben. Er war ein Awsite und fungirte
als Comniissarius in der Landesverweisung der Bauü Kaynoku. . Die
unerbittliche Strenge, die er damals an den Tag legte, mag ihn dem
Mohammad für das gehässige Amt, den Nadhyriten die Kriegserklä-
rung zu überbringen, empfohlen haben. Wakidy S. 358 erzählt, dafs
er bei dieser Gelegenheit die Juden erinnerte, wie sie sich bemüht
haben, ihn in seiner Jugend zu ihrer Religion zu bekehren, und als
er sich nicht dazu bewegen liefs, gesagt: Es scheint, dafs du ein
Verlangen hast nach der Hanyferei, von der du vernommen hast.
Allein Abu 'Amir (vergl. S. 32), welchen ihr für einen Hanyfen hal-
tet, hat sie verschmäht und bekennt sich nicht zu ihr. Der Predi-
ger derselben wird von Yaman (Süden) zu euch kommen.
Ich halte es mit Professor Weil für eine conveutionelle Dich-
tung, wenn jeder Erwähnung der Hanyferei eine auf Mohammad
bezügliche Weissagung angehängt wird. Aber daraus folgt doch
nicht, dafs es vor Mohammad keine Hanyfe gegeben hat. Wir fin-
den Nachrichten über sie in Bochäry und anderen Quellen, mit wel-
chen, wenn ihre Angaben ohne hinreichenden Grund in Ab-
rede gestellt werden, die ganze Biographie des Mohammad sich in Ne-
bel auflöst. Wir sehen leicht den Grund ein für die Weissagungen,
aber der Bericht, dafs die Lehre des Propheten von Zayd und an-
deren in ihren wesentlichen Bestandtheilen schon vor ihm vorhan-
den war, hätte nur von seinen Feinden und nicht von seinen An-
hängern erdichtet werden können.
160
Geschichte schon zu Anlang- des zweiten Jahrhunderts all-
ireniein bekannt ^var.
Tha laby zu Kor. 59, i hat die Nachrichten der alten
Exej^eten über Mohamniad's Treulosigkeit gegen die Bann
Nadhyr zusaniuiengestelit, und wenn seine Erzählung auch
verworren ist, so steht doch lest, dals man damals die
Juden auch eines anderen Mordversuches beschuldigte. Als
sie die Allorderung, das Land zu verlassen, erhalten hat-
ten, erzählt er, schlugen sie eine öllentliche Disputation vor
und versprachen Madyna zu verlassen, wenn sie unterlä-
üen. Mohammad sollte zu diesem Zwecke mit dreifsisr sei-
ner Hegleiter an einem oilenen IMatze erscheinen und
seine Lehre vertheidigen. Sie wollten ebenso viele vSchrilt-
gelehrte schicken, um ihn zu widerlegen. Gelänge es ihm,
diese von seiner Mission zu überzeugen, so versprachen
sie Alle, dem Islam beizutreten. Sie hatten die Absicht,
ihn bei dieser (Jelegenheit durcli einen kühnen Handstreich
zu lödten. Aber der Anblick seiner Begleiter erschreckte
sie und sie sagten: Wie sollen sechszig Menschen einander
verstehen? Es soll eine Disputation gehalten werden, in
der nur drei Männer auf jeder Seite theilnehmen. Sie
wollten nämlich drei handfeste, bewalbiete Mörder statt
Rabbiner schicken. Ihre Absicht wurde dem Mohanunad
durch eine P rau verrathen und er zog sich rechtzeitig von
der Zusannnenkuidt zurück.
Wenn der erste Mordj)lan rhatsache ist, so war die
Erdichtung des zweiten überflüssig. Wahrscheinlich sind
beide gleichzeitige Erllndungen, hervorgegangen aus dem
Beilürhiisse, das Benehmen des Propheten gegen die Ju-
den zu rechtlertigen. Der letzteren Geschichte mag je-
doch eine historische Wahrheit zu Grunde liegen. Dafs
Mohammad sich anstrengte, die Juden zu bekehren, geht
aus zahlreichen Koränstellen hervor, mid dals sie es auf
eine ölVentliche Dis|»nta(ion ankonmien lassen wollten, wird
auch in anderen Tradititmen berichtet. Die Behauptung,
dals der Koran im Wesentliclim mit d(M- Bibel iibereinstinime,
161
hätte er iinniöglicli aufredit erlialten können, und danim
niiifste er ein solclies Anerbieten zurückweisen und sich
hegniijjjen, von Zeit zu Zeit ein Verdanimungsurtheil gegen
das auseruähhe Volk zu schleudern.
INach Zolirv (bei Bochärv S. 474) hat der Peldzug
gegen die Banu Nadliyr schon im Angust 624, also sieben
Monate vor dem nnlall bei l)yr Ma üna, stattgefunden, und
aus angeblicli gleiclizeitigen Veisen geht hervor, dafs die
Moslime zn diesem (Jewaltschritt vollends berechtigt wa-
ren. Die jNadhyriten liatten ein Bündnils mit deren Fein-
den, den Korayschiten, geschlossen: Ihr Treuebruch war
klar. Mohammad begnügte sich daher, zur Rechtfertigung
seines Benehmens, im Koran 59, J zu sagen: Sie haben
mit Gott und seinen l^oten gebrochen, und (Kor. 59, 2) sie
der Vielgötterei zu beschuMigen. Die praktische Seite sei-
nes Vorhabens scheint ihm gröfsere Schwierigkeiten ge-
boten zu haben als die rechtliche.
Die Juden waren geneigt, der Aufforderung ins Exil
zu gehen, zu wilHahren. Sie sannnelten ihre Kameele und
mietheten solche von den Arabern und bereiteten sich
zum Auszüge vor. Unterdessen kamen zwei Boten von
Ibn Obayy zu ihnen und ermunterten sie zum Widerstand.
Versclianzet euch in euren Thürmen und Häusern! Hefs
ihnen Ibn Obayy sagen; ich will euch mit meinem An-
hange in Madyna und den Nomaden aus dem Ghatafän-
Stamme beistehen. Auch dürfet ihr auf die Hülfe eurer
Brüder, der Juden aus dem Stamme Koravtza, rechnen.
Wir werden eine Macht von 2000 iMann zusammen brin-
gen, womit wir dem Mohammad mit Zuversicht die Spitze
bieten können.
Ibn Obayy und seine Verbündeten hatten sich wäh-
rend des Angriffes auf die Juden vom Stamme Kavnoka'
auf eine Weise benommen, dafs dem Mohanuuad ihre Ein-
helligkeit und Energie so gut bekannt war, wie den Dä-
nen die des deutschen Bundes. Statt sich durch das Phan-
tom einer Coalition abschrecken zu lassen, beschwichtigte
III. 11
162
er im Kor. 59, 11 IV. die Betleiiken sclnvacber Geniütlier
lind zoj^ ohne Aufschub mit allen ihm zu Cebote stehenden
Krälten gegen die Nadhyriten. Die Häuser von Madyna
Avaren en": an einander "ebaul zum Beiinfe der Verthei-
diaunff, und jede Gemeinde halte zu diesem Zwecke einen
oder mehrere Thürme. Die Angegriffenen hatten sich hin-
länjrlich mit Lebensmittehi versehen; sie verHefsen sich auf
die Festigkeit ilirer ^ orsladt und barrikadirten die Ein-
«ränire in ihre Gassen, bi Belajjcrunüsarbeiten liatten es
die Moslime noch niclit weit gebracht; sie blokirten da-
her deren Quartier, bHe])en aber unthätig davor sitzen. iVndi
die Belagerten hielten sich ]»assiv, in «ler Hoffnung, ihre
\"erl)ündeten würden zum Entsatz herbeieilen. Um ihnen
zu zeigen, nie uenig sie von ihren Freunden zu erwarten
hätten, verübte Mohantmad den dem Völkerrechte wider-
strebenden Frevel, ihre Dattelpllanzung im Bowayra ver-
brennen zu lassen. Sein Dichter Ilassän machte der Welt
bekainit, dals er dan)it die Korayschiten herausfordern und
beschimj)fen wollte:
»Und die gnädigen Herren der Banü Lowayy (Ko-
rayschiten) künniiern sich wenig \nn den verhee-
renden Iband in Bo\\ayra.« ').
Da die Juden sahen, dafs auch diese Herausforderung
der Moslime ihre Freunde nicht zur That bewege, kapi-
tulirten sie nach vierzehntägiger Belagerung unter der Be-
dingung, dals sie frei abziehen und, mit Ausnalime der
Waffen, alle bewegliche Habe mitnehmen dürften''*). Sie
') Die Aochtlieit dieser Verso wie auch der Antwort des Abu
Sofyäii b. Ilarith ist durch eine gute lanfid bei Bochäry S. 575 ver-
bürgt. Letztere lautet:
Möge Gott solche Grofstbatcn fortdauern lassen und ein Höl-
lenfeuer in jener Gegend anschüren; du wirst dann wissen, wer von
uns weiter vom Nachtheil entfernt ist, und du wirst wissen, wessen
Land Schaden leidet.
') Nacli Ibn'Abbris, bei Tabary42l, durften je drei Männer
einen Säbel und ein Kameel nehmen.
163
rissen sogar ihre Häuser ah, iiidon das Baumaterial auf
Kameele und zogen mit Klang und Sang aus Madyna ge-
gen Chajbar, wo einige blieben, wiilu'end andere nad) Sy-
rien auswanderten und sieh in Adzra'at niederliefsen. Zwei
von ihnen bekehrten siel) zum Islam und blieben in Ma-
dyna.
In der \ertheilung der* den ISadhyriten abgenomme-
nen Häuser, Ländereien und Mobilien wich Mohammad von
der hergebrachten (jewohnheit ah und hielt sich dazu be-
lugt, weil er ein Bote Gottes war:
59, (j. Was Gott von ihrer Habe eurem Boten zur Beute
gegeben , habt ihr weder durch das Besteigen eines IM'er-
des noch eines Kameeies errungen; sondern der Allmäch-
tige überliefert der Gewalt seiner Boten, wen er will.
7. Folglich gehört es Gott, seinem Boten, den Ver-
wandten des Boten, den Waisen, Armen und Heimatlislo-
sen, damit es nicht unter den Reichen in Umlauf komme.
Was euch der l^rophet giebt, nehmet, was er euch ver-
\vehrt, lasset. Pürchtet Gott, denn er straft heftig.
». Es gehört nämlich für die armen Flüchtlinge, wel-
che von ihrer Heimath vertrieben und ihres Vermögens be-
raubt worden sind.
Mohammad vertheilte also die ganze Beute unter die
Flüchtlinge. Bisher hatten ihm einige wohlhabende Ein-
wohner von Madyna Dattelptlanzungen zur Verfügung ge-
stellt, tlafs er von dem Ertrage seine Gefährten ernähre; die
Kriege gegen die madynischen Juden haben ihn so sehr
bereichert, dafs er den Wohlthätern ihre Pllanzungen zu-
rückgeben konnte '). Diese willkürliche Verfügung über
die Beute war daher billig und weise. Sie war auch von
der gröfsten Tragweite, und im ganzen Koran giebt es
keine Stelle, welche einen so dauernden Einflufs auf die
Geschicke des moslimischen Reiches geübt hat als obige.
Als die Moslinie vSyrien und die fruchtbaren Gefilde am
*) Bochäry S. 575 und Kermäny's Glosse dazu.
11*
164
Tigris erobert hatten, waren sie darauf und daran, alle
Ländereien unter die Krieger zu vertlieilen, welche am
Kample Theil genommen hatten. Der Chaljie Omar wi-
dersetzte sich und nur mit Hülle des Präcedenslalles, der
uns gerade bescliältiget, und der daraul heziiglichen Korän-
stelle *) gelang es ihm, diese unheilvolle Mafsregel ab-
zuwenden. Hätten die Kriegt" ihre Absichten gegen'Omar
durchgesetzt, so wären die besiegten Nationen zu Tage-
löhnern und Skla\ en iremacht und auluerieben worden ;
unter den Moslimen aber ^^ären einige Tausende zu un-
ernielslichen Iveiciithiimern gelangt, während die übrigen
in Arnuith geschmachtet hätten. Weder die Kinen noch
die Anderen hätten sich regieren lassen, der kriegerische
(ieist wäre erloschen und in wenigen Jahren hätte der neue
Staat seine Existenz beschlossen. 'Omar verfügte, dals die
Ländereien den früheren Eigenthümern zurückgestellt wer-
den, aber dals diese die Heloten der moslimischen (Je-
meinde sein sollen. Jene wurden zum Nähr-, diese zum
Wehrstande. Es war das Privilegium des Imäu) (Souve-
rain), die Abgaben der ersteren unter die letzteren zu ver-
theilen. Die Regierung wurde somit mächtig, nur zu mäch-
tig; denn es währte nur kurze Zeit bis der Hof des Cha-
lyfen und, in Ermangelung einer geregelten Administration,
') Wenn ich die Aechtheit irgend einer Koränstelle bezweifle,
so sind es die Worte im K. 59, 7: ^_$JB.^ J.^:! ^J^ \\i\ ^j^^ *JJ! s^\i,\ U
„Was Gott seinem Boten von den Dörfer- und Städtebewohnern zur
Beute giebt", gehört ihm, seinen Verwandten, den Waisen etc. Es
wird in diesen Worten ein Prinzip ausgesprochen, an welches Mo-
hammad damals gewifs nicht gedacht hat. Auch die Moslime ge-
ben zu, dals diese Worte nicht auf die Zeit passen, in der sie ge-
offenbart worden sein sollen und finden darin eine Weissagung der
Eroberung von Chaybar, Fadak etc. Vergl. Taymy S. 374. Der
Disput des Omar mit den siegreichen Kriegern wird von Abu Yü-
sof fol. Ib und theilweise von Bocha,ry S. 575, Ihn Sa'd S. 272 und
Tha'laby 59, 7 erwähnt. Er macht den Eindruck, als hätte 'Omar
kein Mittel gescheut, um seinen edeln Zweck zu erreichen; vielleicht
hat er diese Worte untergeschoben.
165
die Statdialfer Her Provinzen alle Kräfte des Landes ver-
zehrten.
Im Üktoher zog Mohammad mit 300 Mann in Eilmär-
schen nach der fruchtbaren Gegend bei ?oro', 8 Posten
(9G arab. 31eilen) südlich von Madyna, anf dem Wege
nach Makka. Nach Wäkidv ^var er nur zehn 'Jage von
der lleimalh abwesend und die Expedition galt den So-
layniiten, welche sich bei seinem Heranrücken zerstreuten.
INacli Ibn Ishäk hingegen hielt er sich fast zwei Monate
in jenen (Jegenden auf, um den korayschitischen Kaufleu-
ten aufzulauern. Es war gerade die Zeit für den Abmarsch
der Herbstkarawane nach Syrien, und da Mohammad's
Hauptaugenmerk immer auf seine Vaterstadt gerichtet Avar,
so schenke ich dem Hericlite des Ibn Ishäk Glauben und
veiinufhe, dafs er von hier aus die erfolgreiche Expedition
von 100 Mann unter Zayd nach Karada geschickt habe.
Die Expe<]ition nach Foro' war ohne Erfolg.
Die Deschieil)uno; der La^e des Kaufmannstandes in
iMakka legt Wäkidy, vS. 196, einem der Betheiligten in den
Mun<I: Mohammad und seine Gefährten versperren uns un-
sere Märkte. Wir bissen nicht, auf welchem Wege wir
nacli Syrien gelangen können, und wenn \\\r unthätig zu
Hause sitzen bleiben, essen wir unsere KapitaHen auf.
Wenn es so fortgeht, wird unser fernerer Aufenthalt in
Makka zur Unmöglichkeit; denn die Vortheile unserer Lage
bestehen darin, dafs unsere Karawanen im Sommer Syrien
und Winter Abyssinien besuchen können.
Sie sahen sich am Ende gezwungen auf Aveiten Im-
wegen ihr Ziel zu erreichen. Sie «jingren östlich bis an
den Euphrates, <lann den Flufs entlanj»- ueseri Norden und
endlich gegen Westen, wodurch die Entfernung mehr als
verdoppelt wurde. Aulserdem mufsten sie durch eine
wasserarme ihnen fast unbekarnite Gegend ziehen. Glück-
licher Weise fanden sie an Forät, aus dem an der neuen
Strafse lebenden Iglstamme, einen Führer, Avelcher die
Wege und, was noch wichtiger ist, auch die Stämme
166
kannte, durch deren (lebiet sie gehen durften und dieje-
nigen, deren Gebiet sie ausweichen niulsten. Der Dich-
ter Hassan verspottet sie negen ihrer Verlegenheit:
»Lasset ab von den qnellenreichen Gegenden Syriens,
denn z^viscl)en euch und ihnen giebt es Säbelhiebe,
so blutig ^vie die Mäuler Aräkblätter-ircssender träch-
tiger Kameeistuten. Sie werden von Männern geschla-
gen, welche sich zu ihrem Herrn ilücliteten, und von
den Ancarern und ?]ngeln. Wenn sie iil)er 'Alig ge-
hen, so rufe ihnen zu: Dieses ist niclit der Weg nach
Syrien!«
Aber auch auf diesem Wege waren sie nicht immer
vor den Äloslimen siclier, (tegen Ende November 624
sandte Mohammad 100 Mann unter dem Kon)mando sei-
nes Adojttivsolmes Zayd und es gelang ihnen, die koray-
schitische Herbstkarawane bei Karada, etwa 50 arab. Mei-
len von Makka, zu überraschen. Die Kaulleute llüchteten,
sich und die Waaren Helen in (\'u) Hände der Jväuber. Die
Beute war reich und l)esland grofsentheils aus edlen Me-
tallen. Abu Zam'a hatte dem Goniahiten (jafwän 300 Mith-
käl Gold- und Silberbarren mitKOffeben, um für ihn die
Einkäufe zu machen. Auch andere Korayschiteu schickten
zu diesem Zwecke Silbergeschirre und Barren, in Allem
30,000 Dirham im Gewichte. Die Beute kam sicher nach
Mad^na und das dem Propheten angchörige Fünftel betrug
20,0b0, nach Anderen 25,000 Dirham im Werthe. Es
kamen also auf jeden Krieger 1000 Dirham. Wäkidy be-
hauptet, dals 1 orat hei di(;ser Gelegenheit gefangen ge-
nommen und gezwungen worden sei, den Islam anzuneh-
men. Dem wird jedoch von Anderen widersprochen.
Dieses ist der erste Fall, dafs es den JMoslimen «re-
lang, eine kora} schitische Karawane zu {)lündern, und Zayd
kam dadurch zu solcher Berühmtheit, dals er in vielen der
folgenden Expeditionen zum Anliihrer ernannt wurde.
Als die Trümmer der kora^schitischen Armee von
Badr zurückkamen, begaben sicii mehrere Häuptlinge zu
167
Abu Solyaii und umcliteu ilun <k'n NOrscIilai;, dals der l'rolit
an den von ilini nach IMakka i^ebraclilen Waaren, welche
noch unvertheill im Rathhause lai>oii , zu Ivüstuuffen für
einen /ug- jj;es;en Madvua ver\v<'ndet werden soll. Kr uar
damit einverstanden und j»inp^ so weit, den Band /ohra
ihren Antheil sowolil an ausgelegtem Kapital als am Profit
vorzuenthalten. Als (Jrund dieser Eigenmächtigkeit gab er
an, dals sie ihren \ erpllichtungen, die Karawane zu be-
schützen, nicht nachgekonnnen und bei Badr nicht mitge-
iochten haben. Sie sagten, dals er selbst die Botschaft
gesandt l)abe, die Karawane sei in Sicherheit und die zum
Schutz herbeigeeilte Mannschaft solle nach Hause zurück-
kehren. Auf diese Vorstellung verabfolgte er ihnen das
Kapital. Nur die ärmsten Makkaner nalinien ihren Antheil
am Profit, die Wohlhabenden liefsen ihn in den Händen
des Abu Sofyän zum er\^ ahnten Zwecke. Da sie 100 Proc-
gewonnen hatten, so belief sich die Summe auf ungefähr
50,000 Dynäre '). \hi\ Sofyän soll in Allem vierzig 1 n-
zen Gold beigesteuert haben.
Ungeachtet dieser Opferbereitwilligkeit verschleppten
die bedächtiü;en Kaufleute das Unternehmen ein üanzes Jahr,
und x'vahrscheinlicli hätten sie es nocli länger \ersclioben,
das Blut ihrer Angehörigen zu rächen, Avenn es dem Zayd
nicht gelungen wäre, bei Kaiada ihre Karawane auszurau-
ben. Es war ihnen nun jeder Weg nach den nördlichen
Märkten versperrt, und sie mui'sten siegen oder ihren Han-
del aufgeben.
Sie scliickten vier Abgeordnete, darunter einen Dich-
ter, an ihre Bundesgenossen, nändich an die Ahäbysch,
web.'he in der nächsten Umu-ebuii"; von Makka lebten, und
an die wilden Kinänastämme, deren Weideplätze gegen
das Rothe Meer hin lagen und sich weit gegen Süden
ausdehnten. Da sie über bedeutende Geldmittel verfügten,
*) Nach dem Nur alnibras wurden nur 25,000 Dyniire auf die
Rüstungen verwendet.
168
gelang es ihnen auch, sie zu gewinnen. Aufserdem schlös-
sen sich ihnen hundert Einwohner von Tä^it" an. Sie
brachten eine Armee von dreitausend Mann, eben so viele
Kameele und zweihundert Pferde auf. Siebenhundert Mann
waren mit Panzerhemden und Helmen bekleidet. Nach ei-
ner ziemlich stürniischen Debatte ging der Reschlufs durch,
dafs die Führer ihre Frauen mit in das Feld nehmen sol-
len, damit diese die Krieger zum Kampf entflammen. Fünf-
zehn edle Kora^schitinnen mit Trommeln und Tanibourins
begleiteten die Armee und ermunterten sie durch Gesang
und Spiel zur Rache. Wäkidy versichert uns, dafs 'Ab-
bäs dem IMohammad einen Uericht über die Rüstungen
geschickt habe. Da Wakidy aber unter den 'Abbäsiden
geschrieben hat, so ist seine Nachricht sehr verdächtig.
Mohauuuad erhielt durch seine Freunde unter den
Clioza iten zeitig Nachricht über den Anmarsch der Feinde,
und als .sie am Donnerstage, den 21. März 625, in der Nähe
der Stadt erschienen, hatten die Landleute ihr Vieh und
und ihre (Jeräthschaften bereits in Sicherheit gebracht.
Die Gerstenfelder >\urden von den Korayschiten verheert,
und es war ihre xVbsicht, falls sich die Moslime in der
Stadt verschanzen sollten, die Dattel bäume niederzuhauen.
Nachdem der Prophet durch Kundschafter genaue
Nachrichten eingezogen hatte über die Stärke und liewe-
gungen der Feinde, bestieg er am Freitag Morgen die Kan-
zel und sagte: »Ich hatte einen Traum, in welchem ich
mich in einem undurchdringlichen Panzer fühlte; es kam
mir ferner vor, als wäre mein Säbel nahe bei dem Griffe
gebrochen und als uürde ein Rind geschlachtet; dara\d
aber tödtete ich einen Widder.« Die (däubisen Irag-ten ihn,
was das Gesicht bedeute i' und er antwortete: »Der feste
Panzer ist die Stadt: ilir sollt darin bleiben; der zerbro-
chene Säbel deutet an, dafs mir persönlich Inheil vvider-
lahren werde, und das geschlachtete Rind, dafs viele von
meinen (iefährteii den Tod finden: im Widder hingegen er-
blicke ich die Feinde, die wir erschlagen werden.« Es
169
ist zleiiilicli sicher, dafs er «len GIäul)ij^en zng^Ieich den
Beistand von dreitausend Krii^eln verhiefs. Daraul hielt er
Kriegsrath und schhig vor, dafs man sich darauf beschränke,
die Stadt zu vertheidigen. Ibn Obayy stimmte ihm bei
und sagte: So haben wir in früheren Zeiten j^efoditen;
<lie Häuser der Stadt stehen so enge beisanmien, dafs sie
wie eine Festung ist. Wir käm[»ten n)it dem Schwerte in
der Hand in den Gassen, die Frauen und Kinder bringen
wir auf che Terassen der Häuser und versehen sie mit
Steinen, welche sie auf die Feinde schleudern. Nie ist
es einem Feinde gehmgen bei dieser Kampfe eise in un-
sere Stadt einzudringen: sie ist noch eine Jungfrau. Hin-
gegen so oft wir ausrückten und den Feind im olfenen
Felde angrilTen, haben \^ir verloren. Auch andere bedacht-
same Männer uaren dieser Ansicht. Aber die jungen Leute,
besonders diejenigen, welche nicht Itei Badr mitgefochten
hatten, bestanden darauf, dem Feinde in offener Schlacht
zu begegnen. Sie haben, sagten sie, bereits unsere Fel-
der verwüstet. Beschränken wir uns auf die Vertheidi-
gung der Stadt, so werden ihre Streilcorps die ganze Um-
gebung verheeren, und wenn sie dann, ohne uns anzu-
greifen, abziehen, so wird man uns überall der Feigheit
zeihen und die ?Somaden in der Fniffesend werden sich
AehnHches gegen uns erlauben. Warum sollen wir za-
gen: Wir haben ja den Beistand Gottes; er wird uns
den Sieg verleihen; sterben uir aber den Märtyrertod, so
steht uns noch gröfseres Glück bevor; denn wir gehen in
das Paradies ein.
Mohammad liefs sich bewegen, den Feinden die Spitze
zu bieten. Fr hielt eine Anrede an seine Gemeinde und
ermunterte sie zur Standhaftigkeit, dann verrichtete er den
Gottesdienst und begab sich in seine Wohnunnr. Als er
in voller Rüstung hervortrat, bildeten seine Leute, voll-
ständig bewallnet, Spalier von seiner Hütte zur Kanzel.
Die Bedachtsamen hatten unterdessen den Peuerbränden
Norv^ürle gemacht, dals sie den Boten Gottes zu einem
170
IMaiie t^enöthigt hatten, der nur Verflerben bringen könne,
nnd diese baten ihn, nnr nach seinem eigenen Willen zu
handeln und sieli aul" die Vertheidisfunsr der Stadt zu be-
sehriinken: er aber antwortete: Wenn ein Prophet seinen
Panzer angezogen hat, zieht er ihn nicht ^vieder aus. (!ott
wird euch den Sieg verleihen, Avenn ihr tajder käni|»rel.
Kr lieis sich drei Speere reiclien, band an jeden ein wei-
l'ses Liwa und überreichte sie den Führern der drei Hee-
resabtheilungen: T lüclitlingen, Awsiten und Chazragiten.
(legen Abend zog er aus der Statit. Auch die jü-
dischen Hundesgenossen lolgten dem Heere. Er verbat
sich ihren Beistand und schickte sie zurück. Bei der dar-
auf h>li»enden Revue sdiicd er einijj-e iunj^e Leute atis.
Hiernach verrichtete er den Abendgottesdienst und ver-
traute dem Ibn Mashnnia mit rünizig Mann den Wachtdienst
an. Während der Naclit näherte sich die feindliche Kei-
lerei der Wache, Avagte es aber nicht auf" dem vulkani-
schen Terrain zu manövriren.
Am nächsten iMoriien setzte Mohammad den Marsch
gegen den Berg Ohod, drei Viertel Stunde von Madyna,
fort. »\ on vorn angesehen«, sagt Burton, »bietet dieser
heilige Berg einen grausenhalten Anblick dar. Der dürre
zackige Abhang steigt wie eine Kisenmasse aus der Ebene
empor und die Kluft, in welche sich die moslimische Ar-
mee in ihrer Xoth zurückzog, ist der einzige Einschnitt
in der fürchterlich (lüstern Mauer«, l n^veit des Fufses
des Berges Dielst von SO. in tiefem, felsigem Bette ein
Wildbach gegen INW\ und fällt bei dem Seehafen Wegh
in das Meer. Ibn Oba>y, welcher bis hieher der Armee
des Propheten gefolgt war, zog sich mit den dreihundert
»Heuchlern« seines Staimnes (den Bann Salama und Ha-
ritha) nach Mad>na zurück, weil er nicht nach seinem
Ivatlie, sondern nach dem unerfahrener Kinder handelte.
Die eifrigen Moslime, siebenhundert Mann, wovon hundert
Kuirasse trugen, setzten den Weg bis zum (Jhod- l)erg fort
und nahmen an dessen Fufse eine feste Stellung ein. Den
171
Rücken «lockte Hie Felseiiwand, zur Linken postirte Mo-
hammad auf eine kleine Anliölie ') seine liinlzi«^ Boi^en-
scliülzen mit dem lielelile, die Kavallerie lern zu halten
und unler keiner Bedingung' von der Stelle zu \>ei(hen.
Wenn wir siegen und aul die Beute stürzen, sagte er, so
nelniiet nicht l'heil daran, und Avenn ^vir niedergehauen
\\er<!en, so konuut uns nicht zu Midie, sondern bleibet
aul euren Posten.
Wenn die Korayschiten vernünftig geAvesen wären,
hätten sie den Pro|»het(Mi in seiner vortheilhalten Stellung
warten lassen und einen AnürilV aul Madyna gemacht. Die
hundert Schützen, welche sie liesafsen, hätten mit Fortheil
am linken l ler der Ravine, in welcher der Bach fliefst,
|»ostirt werden können. Wenn er dann zur Hülfe der Stadt
herbeigeeilt wäre, so hätten sie ihn, da es seine Truppen
gewifs nicht verstanden, in geschlossenen Reihen zu niar-
schiren, ohne Schv\ieri2;keit aulreiben können. Ein sol-
eher Kriegsplan lag jedoch nicht im Geiste der Araber.
Sie waren ebenso ritterlich in ihrer Taktik, wie sie feig
waren im Kample. Sie nahmen das ihnen gebotene Tref-
fen an und marschirten gerade auf den Feind los. Die
korav schitische Armee war regelrecht in ein Centruni, einen
rechten und einen linken Flügel abgetheilt. Ihre zweihun-
dert Reiter deckten die Flanken und ihre Schützen bilde-
ten ein eigenes Korps. Jede dieser Abtheilungen hatte
ihren eigenen Führer. Ungeachtet dieser Organisation war
doch keine Rede von Disciplin.
') Sie heifst 'Aynayn. Die Makkaner haben gleich bei ihrer
Ankunft den Fufs dieser xinhöhe besetzt und ein verschanztes La-
ger gebildet, das sie auch innehielten. Es ist unbegreiflich, wie sie
den Mohammad bei ihrem Lager ruhig vorüberziehen, diesen vor-
theilhaften Posten einnehmen lassen und warten konnten, bis er
schlachtbereit war. Ihre Art der Kriegführung scheint eine Art Ko-
mödie gewesen zu sein. Man wollte nur seine Ehre retten, den
Tod gefallener Verwandten rächen und somit Justiz gegen Mörder
üben, und zwar alles nach den Regeln eines Duells, aber nicht ein-
ander zu Grunde richten.
172
Den Kanipl' eröffnete der Ascete Abu 'Ämir mit sei-
nen füntzijr Anhängern, weiche sich mit ihm nach Makka
geHüclitet Itatten, in der Hoffnun^^, dafs die Mitgheder sei-
nes Stammes, die Awsiten, zu ihm übergehen würden.
Er täuschte sich. Der Angriff war nicht sehr bUiti«»:. Er
und sein Korps warfen Steine auf die Moshme und wur-
den niit gleicher Waffe zurückgetrieben, olme dafs Jemand
dabei zu Schaden kam. Die makkanischen Frauen erho-
ben nnn den Schlachtgesang:
Von einem Stern entsprossen,
Auf Polster hingegossen,
Unuirmen wir die Krieger,
Die vorwärts gehn als Sieger,
Verlassen flüchtige Memmen,
Voll Hafs und ohne Grämen.
Die Fauiilie des 'Abd aldTir hatte das Erl)recht unter
den l\ora>scliiten, <1as Liwä zn tiagen. Ini sie zur Tapfer-
keit anzustacheln, sagte Abu SolVan zu ihnen: »In enrer
Hand war bei Baih- das i,i\\ä nn<l ihr wisset doch, was
uns daselbst betroffen hat. Die I eute richten sich nach
dem Panier, wenn es weiclit, weichen sie. Thut daher
enre Pflicht \\ ie Männer, oder überreiclit es uns imd ent-
fernt encli. Diese Worte thaten Ihre Wirkung. Abu
Scha>ba trat mit dem Li\^ä in der Hand vor die Reihen
mit den Worten:
Der Liwäträger hat die Pflicht,
Mit Blut zu färben dessen Schaft,
Bis er in seiner Hand zerbricht.
Er huderte die IMoslinu; zum Z\veikampr Han)za,
der Onkel des Propheten, stellte sich ihm entgegen und
haute ihn mit Einem Säbelhiebe nieder. Es ergriff nun Abu
Schayba's Ibiider <lie Fahiu* und \Mirde \on Sa'd b. Aby
Wakkag mit einem Pfeile erschossen. Darauf nahmen drei
Neffen der vorigen die Fahne und theilten deren Scliick-
sal. Es retteten sie nun zwei andere Mitglieder und end-
173
lieh ein Skhne derselltcn l'auiilic, und sie ^vlll•(l('n alle er-
selilagen.
Nun trat Kozmäii (sielie S. 29) xor die Reihen, nicht
um i.oibeni auf sein IIau|»t zu sainiueln, sondern luii sein
Heldenlcben zu schlielsen. Kr halle mit ll)n 'Oba> y den
Kamjdjdatz a erlassen und war nach Madyna zuiückj^ekehrt.
Die Frauen sa<j;ten zu ihm, da ihm sein Leben so uerth
sei, so wollen sie sich s anj^elegeu sein lassen, ihn zu
schützen. Diesen Scliim|>r konnte er nicht ertragen. Kr
eilte zur Armee und erreichte sie kurz vor Anlang der
Schlacht. Wie ein verwundeter Kber drang er mitten in
die rein«lliche Scharen, streckte Jedermann zu Boden, der
ihm im Wege stand, und kam, nachdem ihn seine Freunde
schon lilr verloren gehalten hatten, schwer verwundet zu
den Seinen zurück, wo er auf die bereits erzählte Weise
starb.
Die Moslinie stürmten mit solcher Wuth auf die feind-
lichen Reihen, dafs die Makkaner die Schlacht für verlo-
ren hielten. Ihre Frauen hngen an zu heulen und die
Männer ergriifen die Flucht und wurden von den Mosli-
nien ohne Widerstand niedergehauen. Die Schlacht war
gewonnen und sie niachieri sich über die Beute her. Un-
geachtet des Zurulens ihres Führers, 'Abd Allah b. Go-
bayr, stürzten auch die Bogenschützen auf die Beute. Nur
zehn Mann blieben mit 'Abd Allah auf ihrem Posten.
Kin Sklave, welcher sich damals im Lager der Un-
gläubigen befand, später aber dem Islam beitrat, erzählt:
»Nur zwei von uns durften am Kampfe Theil nehmen, die
übrigen Sklaven mufsten das Ge[»äck hüten. Auf die Ka-
nieele gaben wir nicht Acht, sondern wir trugen die Hab-
seligkeiten auf einen Platz zusammen. Unsere Herren be-
gaben sich unterdessen in Schiachtordnung in den Kampf.
Als sie die flucht ergriffen hatten und die Weiber den
Berg hinaufg«'klettert waren, drangen die Moslinie in un-
ser Las:er, un)rino:len uns und tino-en an zu plündern. Sie
174
(liirchsiicliten Alles so genau, dafs mich einer fragte: Wo
ist die Kasse deines Herrn ^'afwän? Ich antwortete: Er
hat nnr so viel Geld als er zur Bestreitung seiner Aus-
gaben bedarf, mitgebracht, und dies befindet sich im Ge-
päck. Hlr brauchte Gewalt und ich holte endlich ^afwan's
Kasse, bestehend in 150 Dynären, hervor und gab sie ihm;
denn wir waren (Jefangene und hielten unsere llüchtigen
Herren für verloren. Widuend ich mich ergal», sah ich,
dafs unsere Kavallerie in die i'osition der Moslime ein-
drang. Der lleruan«; war nändich dieser: Die meisten
Schützen hatten ihren Posten verlassen, um an der Plün-
derung Theil zu nehmen. Die Reiterei unter Chtllid über-
fiel die übrigen und haute sie nieder, dann grilf sie die
Position der (iläubigen im Rücken an. Die Moslime zer-
streuten sich nach allen Seiten, warfen was sie erbeutet
hatten weg und liefsen die Gefangenen zurück. Wir sam-
melten das Gepäck und vermifsten nur wenig. Einem Mos-
lim jedoch war es gelungen, einen (Jürtel, welcher fünfzig
Dynäre enthielt, um die Mitte zu binden, und einem an-
deren dreizehn Dinare in die Tasche zu stecken, Sie sind
mit ihrer Beute entkonmien.« (Wakidy. Vergl. Soddy
bei Tabary S. 365.)
Die Korayschiten hatten auf den Rath des Abu 'Amir
aus Madyna an verschiedenen Orten ihrer Schlachtlinie Gru-
ben gegraben, nicht um sich zu verschanzen, sondern da-
mit die Feinde, wenn sie hastig vordringen, hineinfallen
sollten. Es scheint also fast, dafs sie absichtlich wichen,
um die unbeholfenen Bauern von Madyna in die Falle zu
locken. Einfältige Strategemc, wie diese, waren unter un-
gebildeten V ölkern stets beliebt.
Die V^ervvirrung unter den Moslimen war so grofs,
dafs sie gegen einander kämj)llen; so wurde Osayd von
Abu Borda verwundet, ohne dafs ihn dieser um die Lo-
sung gefragt, oder wie es damals üblich war: »Nimm dies
hin, ich bin, Abu Borda!« zugerufen hätte. Auch an-
dere Fälle di(!ser Art kamen \or. So lange die Moslime
175
so hart bedrliniijt uaion, strichen sie ihre FrMzoiclion.
Als aber der erste Sclireeken vorüber ^^a^, zoi;en sieli
die ineistei) in ihre h üliere Position zurüek, wo ilnien der
IJeri» den Rücken deckte '), und entfalteten wieder ihre
Fahnen. Mohannnad jedoch hatte keine Lust, sich durch
die leindüche Reiterei einen Weg' zu bahnen, er bliel»
hinter einer der erwähnten Gruben und rief seinen Leu-
ten zu, sich um seine Person zu sammeln. Mocab, der
P'alinenlrüi^er der Auswanderer und etwa ein Dutzend An-
carer blieben bei ihm -), die übrigen erwarteten, dafs er
ihnen nach dem Berge lolijren würde. Obschon ihre Be-
uegimii,- viel vernünftiger war, so hat er doch Recht, sich
im iyorän (3, 115) über Mangel an Disciplin zu beklagen
und ihnen einen Fheil des Mifsgeschickes zuzuschreiben.
Als die Kora^schiten den j\b)hammad entdeckten, suchten
sie ihn mit seiner kleinen Schaar von seinen Anhängern
abzuschneiden, in der Hoffnung, ihn gefangen nehmen zu
k(»nnen. Während sich, wie anzunehmen ist, die Haupt-
abtheilung der Armee, zwischen ihn und die am Fulse
des Berges stehenden Moslime warf, drangen andere auf
ihn ein. Statt jedoch einen massenhaften AngrilT zu ma-
chen und ihn zu erdrücken, s[)rengte babJ ein Reiter auf
ihn zu, bald war ein Krieger zu Fuls so tapfer, eine Lanze
mit dessen Vertheidigern zu brechen, und bald schleuderte
ihm einer, der weniger beherzt war, einen Pfeil zu.
Seine \"ertheidiger übten Wunder der Tapferkeit. Von
Moc/ab, dem Panierträger, wird erzählt, er habe die rechte
Hand verloren, mit der er die Fahne hielt, und er nahm
sie in die Linke. Als auch diese abgehauen war, drückte
er sie mit beiden Armen gegen den Leib bis er mit einer
') Kor. 3, 147. Ich nehme to(j'idüna wörtlich: „hinaufsteigen".
Das Uebrige geht aus der Lage des Schhichtfeldes hervor
^) Nach Soddy, bei Tabary und den Exegeten, waren anfangs
dreifsig Krieger bei ihm, sie verliefsen ihn aber alle, ausgenommen
Talha und Sahl b. Honayf.
176
Latize (luic'liboliit \vurdo. Diese Geschichte wäre wahr-
scheinlicher, wenn sie nicht auch anderen Helden nachge-
rülinit würde. Als er liel, ergrilT einer seiner Kameraden
die Fahne und käinpfle, wie Moc/ab gethan hatte, jenseits
des Grabens. Ebenso tapfer, aber mit mehr Erfolg, schlug
sich Abu Doganna. Er trieb jede Schaar von Reitern, die
heransprengte, zurück und deckte endlich den Propheten
mit seinem eigenen Körper gegen die feindlichen Pfeile.
Statt seine Kämpfe zu beschreiben, wollen wir den Hel-
denmuth einer Frau er\> ahnen. Nosayba war mit ihrem
Manne und z^vei Söhnen mit in das Feld gezogen, um
den \ erwundeten Wasser zu reichen und sie zu verbin-
den. Sie blieben alle vier beim Propheten. Ein Moslim
welcher auf der Flucht bei ihnen vorbei eilte, hatte einen
Schild. Sie rief ihm nach: Wirf deinen Schild mir zu,
damit ich mit demselben kämpfe. Er that es und sie be-
schützte damit den Mohammad. Ein feindlicher Reiter kam
daliergesprengt und ^^olIte sie tödten. Sie j)arirte den
Hieb und verwundete das Pferd als er es uniwendete. Er
^vurde zu Hoden geworfen und ihr Sohn tödtete ihn. Ein
Mann verwundete ihren Sohn Zayd b. 'A(;im und zog sich
zurück. Sie nahm aus ihrer Schachtel einen Verband her-
aus, legte ihn an und befahl ihrem Sohne fortzufahren im
Kampfe. Der Mann erschien wieder und es gelang ihm,
diesen) einen Hieb am Schenkel beizu])ringen. Die llebri-
gen tödteten ihn dann. Sie wurde schwer verwundet, doch
erliolte sie sich unil blieb ein (Jegenstand der Verehrung
unter den Mosümen bis zu ihrem Tode.
Die Kriegluliruiig der Araber bietet äufserst merk-
würdige psychologische Erscheinungen. Sie stürzen sich
unversehens auf ihre Feinde, um sie auszurauben. Die
Angefallenen suchen, wenn ihnen ein Weg zur Flucht of-
fen steht, auf die feigste Art <las Weite, wenn sie aber
in die Enge getrieben werden, fechten sie mit Muth und
Geistesffeffenwart. So weit unterscheiden sie sich nicht
von Raubthieren. Aber sie zeiaren viel Ehrgeiz und
177
Aufopferung für die Ihrigen, doch überwiegt der erstere
so selir, dafs sie, um persönhch das Lob für ilue Ilelden-
lliat iu ernten, nur einzehi den Kampf aufnehmen. Ob-
^vohl das Gemeinwesen der Korayschiten durch den Tod
des Mohammad gerettet worden wäre, grilVen sie ihn nur
einzeln an. Persöidicher Ehrgeiz ist eine menschliche Re-
gung, welche das erste IJand des geselligen I.ebens ist,
Aufopferung der Persönlichkeit für die Gesellschaft hingegen
ist nicht eine blofse Leidenschaft, sondern eine Jugend und
das Höchste, was der Krieger erreichen kann. Die religiöse
Hingebung erfüllte die Moslime mit dieser Tugend und
machte sie der niedrigen menschlichen Eigenschaft gegen-
über, welche ihre Eeinde allein besafsen, unüberwindlich.
Die Völker — aber nicht die Pfallen und Fürsten —
streben in unserer Zeit höhere Tugenden an, als die für
militärischen Ruhm nöthigen: die der Mäfsigung, der wech-
selseitigen Achtung und des Friedens. Nie hat die Welt
schönere Trium[)fzüge gesehen als die Volksfeste, bei wel-
chen eine Nation die andere gastfreundlich empfängt. So
schreitet der Mensch vorwärts, und wenn auch immer wie-
der Rückfälle eintreten, so werden sich doch in Tausen-
den von Jahren manche Ideale verwirklichen.
Mohammad erhielt mehrere Verletzungen, doch keine
war gefährlich. Ein Pfeil verwundete seine Unterlippe, er
verlor einen Schneidezahn, zwei Ringe seines Visirs wur-
den ihm in die Backen getrieben, ein Stofs traf ihn an
der Stirn und zog Blut, und endlich versetzte ihm Ibn Ka-
miya einen so heftigen Säbelhieb, dafs er in die Grube
stürzte; da er aber zwei Kuirasse anhatte, prallte der Hieb
ab und Mohanmiad kam mit einer Quetschung am Kinne,
welche er beim Falle erhielt, davon.
Mohammad's Fall in die Grube unter den Hieben des
Ibn Kamiya ') brachte den Moslimen ebenso viele Vor-
') Nach Ibi) Isliäk hielt Ibn Kamiya den Mo(,^'ab für Moham-
mad und verkündete, nachdem er den Mo^'ab getödtet hatte, er
m. 12
178
(heile als Schaden. Ihn Kaniiya eilte zu den Korayschi-
ten und riel' ihnen zu: Ich habe den Betrüger getödtet!
Statt den AngrilT «^egen ihn und seine Vertheidiger* fort-
zusetzen, berathsclihigten sie sich, ob sie nach Madyna
marscliir(ni, oder, da sie ihren Hauptzweck erreicht hatten,
den Kampf einstellen sollten.
Die Kunde von dem Falle des Propheten verbreitete
sich aber aucli unter die Moslime. Chäriga b. Zayd und
Omar riefen ihnen zwar zu: Wenn Mohammad auch todt
ist, so lebt doch (lott. Auch die Gottgesandten vor ihm
siijd gestorben '). Kv hat seine Botschaft ausgerichtet,
käm[)fet für euren (Jlanben! Älehreren je<]och, darunter dem
schönen 'Othmän, sank der Ähilh und sie llüchteten sich
nach Madyna. Die Frauen emphngen sie mit verdientem
Schini])!'. 0mm Aymän ging ihnen entgegen, warf ihnen
Staub ins Gesicht und sagte: Nehmet die Sfundel, ihr
Helden, und spinnet. Gebet mir den Säbel und ich will
mit den Frauen nach Ohod gehen und kämpfen.
Ka'b 1). Malik rief den Gläubigen zu: Unser Meister
ist nicht todt, er lebet. Mohanunad aber legte den Fin-
ger auf den Mund und bedeutete ihm zu schweigen. Zu-
üleich bat er ihn, den Kuirais mit ihm zu wechseln. Das
Panzerhemd des Kab zeichnete sich nämlich unter den
übrigen dadurch aus, dals es gelb war. Die Moslime be-
nutzten die eingetretene Ruhe und brachten den Prophe-
ten, noch ehe ihn die Feinde erkaunten, in die von Bur-
ion b(\schiiel)ene Schluclit. Die entfernt stehenden Gläu-
bigen Inelten sie für Feinde, aber Abu Dogana winkte ihnen
mit dem Allen bekannten rollien ']\nl)an, und bald landen
habe den Propheten erschlagen. Das ist sehr unwahrscheinlich, denn
von dem Fahnenträger erwartete man , dafs er das Leben in die
Schanze schlage, und gewifs verlor Moy'ab das seinige, in einer Stel-
welche einzunehmen weder Freund noch Feind dem Mohammad zu-
muthete.
') Nach Soddy ist die Koranstelle 3, 138 ein Echo dieser
Worte.
179
sich auch Omar und Andere bei der Sclilucht ein. Chälid,
welcher die Hälfte der feindlichen Jveiterei l»efehlii;te, be-
merkte zwar, dafs Mohammad noch am I>eben sei und sich
dahin flüchtete, und Abu Solyän, welcher mit Hülfe des Abu
Amir die (lefallenen einzeln untersuchte, fand den Propheten
nicht darunter; dennoch wurde kein ernstlicher Anii;ritf auf
die Schlucht versucht '). Beide Parteien waren des Kampfes
müde, und nach arabischer Sitte ging es nun an's Schimpfen.
Abu Sofyän rief den Moslimen zu: Gejuiesen sei der (iott
Hobal! Wo ist der Sohn des Abu Kabscha (ein Schimpfname
für Mohammad)? wo ist der Sohn des Abu Kohäfa (Abu
Bakr)? wo ist der Sohn des Chattäb (Omar)? Wir haben euch
heute die Schlacht von Badr ver2:olten. Die Tae-e wech-
sein und das Kriesrsfflück ändert sich. Der Tod unseres
Hantzala ist durch den Tod eures Hantzala gesühnt. 'Omar
antwortete: Gepriesen sei Allah! Unser Führer ist ein
Bote Gottes, sein Freund heifst Abu Bakr und ich heifse
'Omar. Wenn ihr auch manchen von unseren Kammeraden
erschlagen habt, so ist doch das Schicksal unserer und
eurer Todten nicht dasselbe. Diese gehen in die Hölle,
jene in das Paradies ein. Nach einigem Hin- und Her-
reden sagte Abu Sofyän : Ueber's .lahr trelTen wir uns bei
Badr! 'Omar antwortete auf den Befehl des IMohammad:
Wir werden uns einfinden!
Während dieser Unterredung verstümmelten die Ko-
rayschitinnen die Leichen der Feinde. Sie schnitten ihnen
die Nasen, Ohren und Lippen ab und entstellten sie auf
alle mögliche Weise. Dann zog die feindhche Armee ab.
Die iMoslime waren noch immer in grofser Besorgnifs, die
Feinde möchten gegen Madyna vorrücken. »Wenn sie die
Pferde besteigen und die Kameele lühren«, sagte Moham-
mad, »so sieht es schlimm aus; reiten sie aber auf den
Karaeelen und führen die Pferde, so ist es ihnen ernst
') Nach Tabary S. 37!) wurden Dlojeiiigr-n, wi^lclu» es versuch-
ten, die Schlucht zu erstürmen, mit Steinen begrüfst.
12*
180
mit der Rückkehr nach der Heimath.« Sie thaten letzte-
res, ruhten aber zu 'Akyk, einer kurzen Entfernung von
der Stadt, und hielten Krieüsrath. Cafwan sagte: »Wir
haben einen Sieg erfochten und die bei Badr Gefallenen
gerächt. Wir wollen uns damit begnügen, denn wer weifs,
ob uns, wenn wir Madyna angreifen, das wSchicksal wieder
begünstigen wird.« Sein Vorschlag wurde angenommen und
sie kehrten nach Makka zurück.
Die Ungläubigen verloren nur dreiundzwanzig Mann.
Mohammad hingegen verlor den zehnten Theil seiner Ar-
mee, nämlich 75 Mann. Die Anpärer haben besonders
schwer gelitten. Sie zählten siebenzig Todte, während die
Auswanderer nur fünf hatten. Der Unterschied fällt auf.
Letztere waren von Hause aus behender und durch ihre
zahlreichen Raubzüge übten sie sich, im Augenblicke der
Gefahr ihre Geistesgegenwart zu bewahren. Die Mady-
ner hingegen waren, \\\e alle ackerbauenden Stämme, viel
unbeholfener und gewohnt, in geschlossenen Reihen oder
hinter Mauern zu fechten. In diesem Gewirre wurden sie
also ganz hülflos.
Unter den Gefallenen war Hamza, der Onkel des Pro-
pheten. Wir wollen glauben, dafs er tapfer gekämpft hat und
dafs sein Tod von den Gläubigen aufrichtig beweint wurde.
Die Erzählungen der Traditionisten wollen wir nicht an-
führen, denn sie würden ihn bis zu den Sternen erheben,
auch wenn er es nicht verdiente, biteressant ist, dafs bei
der Beerdigung diejenigen Moslime, welche am njeisten
vom Koran auswendig wufsten, dadurch ausgezeichnet wur-
den, dafs man sie zuerst in die Grube legte.
Schon am Sonntag, den 24. März, verkündete Biläl:
»Versammelt euch, ihr Glänbigen, der Bote Gottes gedenkt
einen Kriegszug zu unternehmen! Es dürfen aber nur
Diejenigen daran Theil nelnnen, welche bei Ohod gefoch-
ten haben!" Mohammad hatte sich entschlossen, den Fein-
den nachzujagen. Als Beweggrun<l wird von einigen Bio-
graphen erwähnt, dafs die Korayschiten zu Hamrä alasad,
181
drei Stunden von Madjna '), sich berietlien, ob sie nicht
zuriickkeiiren und die Stadt angreifen sollten. Er wollte
sich ihnen also entgegenstellen. Wenn dieses wahr ist, so
konnte Mohammad am Sonntag Morgen keine Kunde von
ihrem Plane liahen, und es Aväre Wahnsinn gewesen, sich
noch einmal aui olTenem Felde mit dem überlegenen Feinde
zu messen. Ich halte diesen Zug für eine Komödie. Er
wollte sich in den Au^en der x\raber das Ansehen jjeben,
als hätten die Korayschiten die Flucht ergriffen und er
verfolge sie nun. Er schickte drei Aslamiten als Kund-
schafter voraus und marschirte mit seinen Leuten behut-
sam bis Hamrä alasad. Die Korayschiten tödteten zwei
von den Spionen und setzten ihren Weg nach Makka fort.
Um seinen Muth zu zeigen, blieb Mohammad bis Freitag
in Hamrä, dann kehrte er nach Hause zurück.
Diese Niederlage gab dem Ansehen des Propheten
selbst in Madyna einen empfindlichen Stofs; um so mehr,
da er seinen Anhängern den Beistand der Engel und einen
Sieg versprochen hatte. Merkwürdig ist seine Rechtfer-
tigung wegen der nichterfüllten Weissagung:
3,120. Du sagst ja immer zu den Moslimen: Soll es
euch nicht genügen, dafs euch euer Herr mit drei Tausend
Engeln, welche von oben herabgesandt werden, beisteht.
121. Allerdings geschieht dies aber nur, Avenn ihr
tapfer und gottesfürchtig seid. Die Feinde rücken mit
furchtbarem Ansatz ^) heran und euer Herr schickt euch
•) Hamra alasad liegt, nach Ibu Sa'd fol.108, zehn Meilen von
Madyna auf dem Weg über Akyk nach Makka, Imks von Dzü-1-
Holayfa, wenn du durch das Wädiy bei diesem Orte vorübergehst.
Nach Anderen beträgt die Entfernung von Madyna nur acht Meilen.
*) Jetzt bedeutet fy-lfawr oder fawrän plötzlich. In der Tra-
dition hat es den der ursprünglichen Bedeutung näher kommenden
Sinn: Anfall. So sagt Wäkidy Ms. von London fol. 110: <^jAsu "^
!t\? j._4.5 J. J^^^ Mohammad wird uns in diesem Angriff nicht ent-
gehen.
182
fiinr Tausend Engel mit Kennzeichen versehen ') zur
Hülfe.
122. CJott hat euch diese Verheifsung nur deswegen
ireüreben, dafs sie eine IVohe Botschaft für euch sei und
auf dafs er euch Muth einllüfse; der Sieg aber steht ein-
zis: allein in Gottes Hand.
Er sagt ferner: An der Niederlage waren nun allerdings
die Gläubigen selbst schuld, denn zwei Abtheilungen der
Armee waren feig (Kor. 3, llh), allein für die Braven hatte
sie ihre Vortheile, denn Gott wollte einige von ihnen mit
der Märtyrerkrone verherrlichen (3, 134). Sie hatten selbst
gewünscht, im Kampfe zu fallen, und sie hätten daher freu-
dig in die Schlacht gehen sollen, um so mehr, da das
Lebensende eines jeden Menschen vorherbestimmt ist.
Nach einiger Zeit liel ihm eine viel bessere Erklärung
des Herganges ein: Gott hat sein Versprechen gehalten
und die Gläubigen haben den Sieg erfochten, aber wegen
ihrer Gierde nach der Beute haben sie ihre Vortheile ver-
loren. Da jedoch die Hauptschuld an ihm lag, denn er
hatte gegen die Zustimmung seiner Freunde die Stadt ver-
lassen und war nach Ohod gezogen, so empfiehlt ihm Gott,
in Zukunft die Gläubigen in solchen Dingen um Rath zu
fragen.
Nach den Begriffen der Bedouinen hatten die Koray-
schiten, wie resullallos der Kauipf auch war, bei Ohod
ihren Zweck vollständig erreicht: sie haben den Tod der
bei Badr Gefallenen «gerächt. Da.« ist es, um das es sich
handelte und nicht um Eroberung oder reelle V^ortheile.
Diese jSieflerlage schwächte daher so' sehr das Ansehen
der Moslimo, dafs sich auf allen Seiten ihre Gegner er-
hoben, um den Gedemüthigten eine Schlappe beizubrin-
gen. Die Art und Weise, wie sie sich dabei benahmen.
') Nur diejenigen Krieger, welche sich im Zweikampfe aus-
zeichnen wollten, tragen Zeichen, Iblglich nur die tapfersten.
183
zeui^t von ebenso vieler Hinterlist als Feigheit nnd Man-
gel an Plan und Zusanjmenlialten.
Im Herzen von Arabien, in der Umgebung von Fayd,
lierrschten die Banü Asad, d. li. Söhne des Löwen. Weil
auch andere Stännue diesen sehreekenerregenden Namen
trugen, wurden sie durch den Heisalz »Ibn Chozavma«
unterschieden. Zwei einilufsreiche JMänner dieses Stam-
mes, Talha (Tolavha) und Salama, Söhne des Chowaylid,
bemühten sich, ihre Slammgenossen, welche in mehrere
i-ager getheilt und über die Wüste zerstreut waren, zu ei-
nem Kaubanlail gegen die Moslime zu sammeln. Wir ha-
ben Rosse, sagten sie, und Kameele, welche den Rossen an
Schnelligkeit nicht nachstehen. Wir können uns also ohne
OJelahr in die Nähe von Madyna wagen, die Herden weg-
treiben und selbst die Landleute berauben; denn kommt
es zu einem Scharmützel, so haben wir den \ ortheil über
<lie Moslime, welche ohne IMerde sind, und werden wir
in die Flucht geschlagen, so können sie uns nicht errei-
chen. Ein solches Unternehmen eröffnet Aussicht auf Beute
ohne (Jelahr. Die Zeit ist um so ü'ünstiser, da die Mos-
lime gerade eine vSchlappe erhalten haben. Ein anderer
Schaych, Kays b. Härith, war iedoch bedächtiger und zeigte
seinen Leuten, dafs es nicht so leicht sein dürfte, auf die-
sem Felde Lorberen zu pflücken. Wir, sagte er, können
höchstens 300 Mann zusammenbrincen und nicht, wie die
Korayschiten, drei Tausend. Die Entfernung ist weit und
auf einen plötzlichen Ueberfall ist nicht zu rechnen, denn
die Nachricht unserer Rüstungen wird uns sicher voraus-
eilen.
Dies Avar auch wirklich der Fall, denn während beide
Parteien Anhänger zu linden suchten: die eine für den
Krieg, die andere für den Frieden, reiste ein Tayyite, Wa-
1yd b. Zühayr, welcher mit einem der Gefährten des Mo-
haüimad verschwägert war, nach Madyna und überbrachte
die Kunde. Der Prophet sandte sogleich (um die Mitte
184
Juni 625) den Maclizümiten Abu Salama, \velcher sich in
der Schlacht von Badr durch seine Hingebung ausgezeich-
net hatte, mit hundert und fünfzig Mann, um die bereits
versammehen Feinde zu zerstreuen und die übrigen zur
V^ernunft zu bringen. Der Tayyite diente als Führer, und
um die Asaditen zu überraschen, marschirten sie Tag und
Nacht, aber nicht auf der gewöhnlichen Strafse, sondern
durch Einöden. Es gelang ihnen auch Avirklich unterhalb
Katan eine Viehherde zu erbeuten und drei von den Hir-
ten, welche Sklaven waren, gefangen zu nehmen. Die
übrigen Hirten flüchteten sich und hinterbrachten den be-
reits versammelten Kriegern die Nachricht vom Anmärsche
der IMoslime. Sie gerielhen in Schrecken und flohen nach
allen Seiten. Abu Salama theilte nun seine Mannschaft
in drei Corps und befahl jedem eine andere Richtung ein-
zuschlagen und abzufangen, was ihnen in den Weg kommen
möge. Sie stiefsen auf keinen Widerstand, brachten aber
eine bedeutende Anzahl Kameele und Schafe zusammen.
Abu Salama kehrte ohne bedeutenden Verlust ^) hinun-
ter nach Madyna zurück, wo er nach einer Abwesenheit
von etwas mehr als zehn Tasten ankam. Er Avar in der
Schlacht von ühod am Arm verwundet worden. Die An-
strengung dieser Expedition brachte die noch nicht vollends
geheilte Wunde wieder zum Aufbruche und er starb daran,
nach einem Krankenlager von sechs Monaten. Moham-
mad heiralhete siebenzehn Wochen nach dessen Tode seine
Wittwe.
Auf dem Wege nacli der Ileimath vertheilte Abu Sa-
lama, der Sitte gemäfs, die Beute. Zuerst wurde der Tay-
yite befriedigt, welcher als Führer gedient hatte, dann
wurde für Mohamujad, obschon er den Zug nicht mitge-
macht hatte, ein Sklave als Geschenk auf die Seite gethan,
' ) Es soll Mas'ud b. 'Orwa auf diesem Feldzuge gotödtet worden
sein. Nach anderen Nacliricliten, welchen Ibn Sa'd beipflichtet, hat
jiein Gefecht stattgefunden und es ist also Niemand getödtet worden.
185
daraul' scbritten die Betheiligten nach Abzng des Fünftels
zur Veitheilung des übrigen Eigenthunis.
Dieses war nicht das einzige Unglück, welches die
Asaditen trat". Ihre Schwäche benutzend, stürzten nach
den) Rückzuge der Moslinie deren Naclibaren, die Tayyi-
ten von ihren Bergen auf sie herab und nahmen ihnen
Alles, was sie noch besafsen. So arbeiteten die Araber,
ohne es zu wollen, dem Mohammad in die Hände.
Die beiden 'Ämir ('Ämir b. Mälik und Amir b. To-
fayl) erfreuten sich eines grofsen Ansehens unter einer
Abtheilung der Banü ^a'ga'a und es gelang ihnen in einem
Kriege, welcher nicht lange vor dem Auftreten des Mo-
hammad zwischen den Hauäzin, zu denen ihr Stamm ge-
hörte, und den Korayschiten und den übrigen Kinänastäm-
men geführt wurde, ihre Verwandten zu vermögen, die Waf-
fen zu ergreifen, und der ältere Amir, nämlich der Sohn
des Mälik, wurde damals zum Fahnenträger gewählt ^).
Im Juli 625 kam dieser Ämir b. Mälik zum Prophe-
ten und bat ihn, zwei Pferde und zwei Dromedare als Ge-
schenk anzunehmen. Er verweigerte es mit den Worten:
Wenn ich von irgend einem Heiden ein Geschenk empfinge,
so wäre es vom tapfern Lanzenspieler Amir; allein ich
halte an den Grundsatz fest, von Ungläubigen nichts an-
zunehmen. Er bemühte sich, ihn zu bekehren. Amir ant-
\'s ortete: Er gebe zu, dafs der Islam eine schöne Lehre
sei, könne sich aber unter den bestehenden \ erhältnissen
nicht dazu entschliefsen, das Glaubensbekenntnifs abzule-
sen. Wenn aber Mohammad eine Anzahl Missionäre zu
seinem Stamme zu schicken geneigt sei, wolle er ihnen
seinen Schutz angedeihen lassen.
Es waren siebenzig junge Männer in Madyna, mei-
stens Angärer, ^^ eiche sich früh Morgens zu versammeln
pflegten, um sich wechselseitig zu unterrichten; dann be-
gaben sie sich zu den Hütten des Propheten und versahen
') Wüstenfeld: Gen. Tab. Index.
186
ihn und die Seinen mit Holz und frischem Wasser. We-
gen ihrer grofsen Kenntnifs der Olfenbarungen — denn
diese bildeten den (Jegenstand ihres wechselseitigen Un-
terrichtes — ^vurden sie die Koränleser genannt. Diese
nun sandte er als Missionäre mit einem Briefe an den jün-
ffern Ämir, den Sohn des Tofayl.
Der Stamm hatte seine Cezelte in der Nähe des Brun-
nens IMaüna aufgeschlagen, welcher zwischen dem Gebiete
der l^anü Amir und dem Harra (vulkanischen Region) der
Banü Solaym, in der Nähe von Äla'dan, liegt und den So-
laymiten angehört •). Als die Missionäre in der Nähe des
Lasers waren, schickten sie einen von ihnen mit dem
Briefe an Ämir b, Tofayl voraus. Dieser haute, ohne den
Brief zu lesen, den Ueberbringer nieder; dann rief er die
Mitglieder seiner Familie, die Banü Tofayl, zu den Waifen,
um auch die übrigen Muslime zu morden. Die 'Amiri-
ten weigerten sich: denn, sagten sie, unser Schaych, der
Sohn des Mälik, als er von Äladyna kam und sich nach
dem Nagd begab, hat uns bekannt gemacht, dafs er die-
sen Männern sicheres Geleit zugesagt habe, und wir wol-
len nicht verrätherisch liaiideln. Der Sohn des Tofayl rief
nun solaymitische Stäumie, namentlich die Familien Ki'l
und 'Oc;a\ya zur Hülfe. Sie folgten seinem Rufe, um-
gingen die Älissitmäre, Avelche, da ihr Bote so lange aus-
blieb, bereits ihr Lager verlassen hatten und auf dem Wege
waren, ihn zu suchen, mid metzelten sie nieder. Einem
von ihnen, dem Mondzir, wollten sie das Leben schenken.
Er nahm das angebotene sichere Geleit an bis er den Leich-
nam des ermordeten Boten erreichte, dort kündigte er den
Frieden und kämpfte gegen seine Feinde bis er liel.
Zwei Muslime waren bei den Kameelen während das
') So wird diu Lage von Ibii Sa'd angegeben. Nach den Ma-
täli' law der Brunnen Ma'iina zwischen 'Osol'an, Makka und dem
Gebiete der Hodzavliten, welchen er angehörte, Dieses ist gewifs
ein Irrthum,
187
Massacre stattfand. Als sie sich den» Lager niilioiten, ver-
kündeten ihnen die die Leichen nnikreisenden Vögel das
Schicksal ihrer Freunde. Sie bestiegen eine Anhöhe, er-
blickten die Todten und in einiger Entlernung von ihnen die
Mörder. Nach einer kurzen Berathung entschlossen sie sich,
lieber das Schicksal ihrer Gellihrten zu theilen, als durch die
Flucht ihr Leben zu retten. Sie nahten sich der blut-
dürstigen Bande und käniplten, bis sie zwei von ihnen er-
schlagen hatlen. Endlich wurden sie gelangen genommen
und man wollte sie begnadigen. Härith lolgte dem Bei-
spiele des Älondzir, und als er unter sicherem Geleite bei
der Leiche des Boten angelangt war, forderte er die Feinde
zum Kampfe auf, und es galang ihn), noch zwei zu er-
schlagen. Da sie ihm mit dem Säbel nicht beikommen
konnten, mulsten sie ihn mit Lanzen angreifen. Endlich
starb er den Heldentod. Sein Begleiter 'Amr erneuerte
den Kampf nicht. Der Sohn des Tofayl sagte: Ich habe
bei dem Grabe meiner Mutter einen Gefangenen zu erlö-
sen gelobt und gebe dir nun die Freiheit. Darauf schnitt
er ihm die Vorderlocke ab und nahm ihn als Gast auf.
Es müfste keinen Gott im Himmel geben, wenn sie-
benzig Märtyrer hingeschlachtet werden könnten, ohne dafs
ein Wunder areschähe. Der Sohn des Tofayl führte den
begnadigten 'Amr unter den Leichen umher, um von ihm
die Namen und Stämme zu erfahren, welchen sie ange-
hörten. Als er sie alle besehen hatte, fragte er diesen; Ver-
missest du Niemanden? In der That, antwortete 'Amr, Ihn
Fohayra, der Client des Abu Bakr ist nicht unter den Tod-
ten! Wie, versetzte der Bedouine, auch er war unter euch?
Ja, sagte 'Amr, er ist einer der ausgezeichnetsten Männer
unserer Gemeinde und einer von Denjenigen, welche sich
am frühesten bekehrten. Ich will dir, sagte der Schaych,
seine Geschichte erzählen: Ein Kiläbite rannte den Speer
durch dessen Leib, und als er sank, rief er aus: Es win-
ket mir das Faws! Wir wufsten nicht, was er damit sa-
gen wollte, bis uns ein anderer Kiläbite erklärte, dafs es
188
das Paradies bedeute. Als er todt war, erhob sich sein
Leichnam und stieg in den Himmel empor.
Der Tod der Gläubigen hätte gerächt werden sollen.
Mohammad fühlte sich nicht mächtig genug, dieses zu thun.
Seine Anhänger drangen in ihn, dals er von seinen geist-
lichen Waffen Gebrauch mache und sie verfluche. Der
Fluch des Boten Gottes, hofften sie, soll seine Wirkung
nicht verfehlen. Da ausdrücklich im Koran gesagt wird,
dafs die Engel bei Ba<lr mitgefochten haben, erwarteten
sie, dafs selbe diese Frevler Gottes Zorn würden fühlen
lassen. Vierzehn Tage lang sprach Mohammad nach dem
Morgengottesdienst: »0 Gott, vertilge die Modharstämme!
o Gott, scliicke ihnen IMifsjahre, wie du zur Zeit des Jo-
seph Mifsjahre verhänglest I dir, o Gott, überlasse ich die
Banü Lih}än, 'Adhl, Kära, Zi'b (Zaghab), Ri'l, Dzakwän
und Ocjayya; denn sie haben mit Gott und seinem Boten
Frevel getrieben.« Er erhielt auch eine auf sie bezügli-
che Offenbarung, welche lange von den Gläubigen in ihren
Gebeten mit anderen Koränstücken recitirt wurde; endlich
aber hat sie Mohammad gestrichen und sie erscheint nicht
mehr im Koran. Die Tradition hat nur folgende Worte
davon aufbewahrt, welche den im Paradiese lebenden Mär-
tyrern in den Mund gelegt werden: »Saget unseren Leuten,
wir haben unseren Herrn getroffen, er ist mit uns und
wir sind n)it ihm zufrieden.« Diese Stelle hat durchaus
nichts Anstüfsiges und es war kein Grund vorhanden, sie
zu streichen. Es ist anzunehmen, dafs Gott in einem an-
deren Verse dem Projjheten versprochen habe, die Frev-
ler zu züchtigen, und als diese sich später bekehrten, mufste
begreiflicher Weise der ganze Passus wegfallen. An die
Stelle soll Koran 3, I())-164 gesetzt worden sein.
Es ist so schwer, sich in ganz andere Zustände zu
versetzen, dafs wir winzigen, gemalsregelten Theilchen ei-
ner grofsen Staatsmaschinc, obschoii wir wissen, dafs un-
ter den Bedouinen keine Regierung besteht, doch immer
von den Internehnunjgen ganzer Stämme sprechen, während
189
doch nur einzelne Personen handelten und so Viele mit
sich fortrissen, als ihr moralischer Kinünfs erreichte. In
keinem der Kriege des Mohammad gegen die Nomaden
war der ganze Stamm betheiligt, sondern nur die Anhän-
ger des Führers, \velcher den Kric"; heraufbeschwor. Wenn
er fiel oder seine Bande zu rechter Zeit zerstreut wurde,
fuhr der Stamm fort, seinen friedlichen Beschältiij-unKen
nachzugehen und begnügte sich nebenbei Schwächere aus-
n OD
zurauben, denn einen höheren Zweck hatte ein nnprovo-
zirter Krieg nie. Folgendes Beispiel macht uns diese Zu-
stände recht anscliaulich :
Ein Schaych des hodzajlitischen Stammes Jjhvän er-
hob zu 'Orana, zwei Tagereisen östlich von Makka, im
Gebirge, die Kriegslahne und lud alle Feinde des Islams
ein, ihm in einem Raubzuge gegen Madyna zu folgen. Es
versammelte sich auch viel Volk von seinem und von an-
deren Stämmen um ihn. Mohammad erfuhr es und schickte
am 16. Juni 625 den *Abd Allah b. Onavs, denselben zu
morden. Beschreibe n)ir ihn, sagte Ibn 'Onays, auf dafs
ich ihn erkenne. Wenn du ihn siehst, antwortete Moham-
mad, wirst du in Furcht und Schrecken gerathen und glau-
ben, der lebendige Teufel stehe vor dir. Gefürchtet, ver-
setzte Ibn Onays, habe ich mich bisher von Niemandem.
Willst du mir aber erlauben zu sagen, was ich für gut
halte? Rede was du willst, erwiderte der Prophet. Ich
entfernte mich, erzählt Ibn Onays, und gab mich für ei-
nen Chozaiten aus. Gleich nach meiner Ankunft in 'Orana
sah ich ihn umgeben von einer Anzahl von Ahäbysch
(Bundesgenossen der Makkaner) und anderen Männern,
welche sich ihm angeschlossen hatten. Ich erkannte ihn
gleich nach der Beschreilmng des Propheten, und es sank
mir fast das Herz bei seinem Anblicke. Er fragte mich,
wer ich sei? Ich antwortete: Ein Chozaite '). Ich habe
') Um sich als Mitglied eines anderen Stammes ausgeben zu
können, raufs man denselben Dialekt sprechen. Ibn Onays gehörte
190
gehört, «lals du ein Heer o:e«>:en Mohammad sammelst und
bin gekommen, mich unter deine Fahne zu stellen.
Ich folgte ihm, liefs mich in ein Gespräch mit ihm
ein und er wnv ganz bezaubert von meiner Rede. Wir
kamen endlich zu seinem Gezelte und die Leute, welche
bei ihm waren, zerstreuten sich, denn es war Zeit zu Bette
zu gehen. x\ls Alles schlief und ich sein volles Vertrauen
gewonnen hatte, tödtete ich ihn und hieb ihm den Kopf
ab. Ich machte mich auf die Flucht, verbarg mich bei
Tage und reiste des Nachts, bis ich Madyna erreichte und
dessen Kopf dem Propheten zu Füfsen legte.
Als dieser Häuptling (sein Name ist Sofyän b. Chä-
lid b. Nogayh) getödtet war, kehrten die Kampflustigen zu
ihren Ileerden zurück und überliefsen seinen Verwandten
die Blutrache zu üben.
Im Juli 625 schickte Mohammad zehn seiner Jünger,
um das Land gegen Makka hin auszukundschaften '), viel-
leicht hatten sie nebenbei eine Mission, wie die des 'Abd
den Gohayniten an. Diese waren wie die Chozä'iten von südara-
bischer Abkunft und ihre nächsten Nachbarn. Es sprachen also
wohl beide Stämme denselben Dialekt.
') So Abu Horayra bei Ibn Aby Schayba S. 128 und ßochäry
S. 568. Die Biographen erzählen auf die Auktorität des A^-ira b.
'Omar b. Katäda: Nach der Schlacht von Ohod kamen einige Män-
ner vom 'Adhal- und KärAstarame zum Propheten und sagten: Der
Islam fängt an, sich unter uns zu verbreiten, schicke daher einige
deiner Gefährten mit uns, welche uns in der Glaubenslehre, im Koran
und in den Geboten unterrichten. Er entsandte darauf zehn Männer.
Nach Ibn 'Abbäs bei den Exegeten zu K. 2, 2u3 waren es Korayschi-
ten, welche diese Bitte an Mohammad stellten in der Absicht, die
Missionäre, welche er senden würde, durch die Liliyäniten auf dem
Wege auffangen zu lassen. Der Bericht des Ibn 'Abbäs ist wegen
der grofsen Feindschaft, welche zwischen den Korayschiten und Mos-
limen bestand, unwahrscheinlich, und die Erzählung der Exegeten
enthält einen Verstofs gegen die damaligen Gebräuche. Wenn die
Moslime mit den Männern, welche sie eingeladen hatten, gegangen
waren, so wären diese und ihr ganzer Stamm für ihr Leben ver-
antwortlich gewesen.
191
Allah l)/Ona\s. Sie reisten hei Naclit und verharren sich
Avährencl des Tages in den Schluchten <ler (lehirge. Sie
kamen auf diese Art bis Hadda, sielten Meilen jenseits
Osolän. Eine lihyänitische Schäferin land auf dem Platze,
wo sie während <ler iNacht einige Stunden ausgeruht hat-
ten, irische Dattel körner, und weil sie ungewöhnlich klein
waren, lief sie damit in das I^ager und sagte : Dies sind
Agwakörner, welche lun- in Madyna vorkommen! Sie wit-
terten, dafs moslimische tJäste in der Nachbarschaft seien,
verfolgten ihre Fufstrilte und fanden sie in dem sieben
Meilen davon entfernten Kagy'. Sie umringten sie und
forderten sie auf, sich zu ergeben, mit dem Versprechen,
ihr Leben zu schonen. Sieben von ihnen leisteten Wider-
stand und wurden sogleich getödtet. Drei, darunter Cho-
bavb, zogen Gefangenschaft dem Tode vor und ergaben
sich. Als die Lihyäniten ihrer habhaft waren, nahmen sie
die Schnur von dem Boi^en und banden sie damit. Einer
der Gefauij-enen sas-te zu seinen Leidensi»;efährten : Dieses
CO O
ist der Anlani»; der Wortbrüchiürkeit und des Verrathes.
Bei Marr-Tzahrän, wo sein Grab noch jetzt ein Gegen-
stand der Verehrung ist, gelang es ihm, sich von den Ban-
den los zu machen, und er kämpfte bis er tiel. Chobavb
und sein noch übriüer Scliicksals«i:enosse wurden nach
Makka geschleppt und dort als Kriegsgefangene verkauft.
Die Käufer benutzten sie aber nicht als Sklaven, sondern
sie schlachteten sie zur Sühne für bei Hadr gefallene Fa-
milienmitglieder.
Die Banü Mot;talik sind von Abkunft Choza'iten. Sie
standen aber im Bunde mit den Modlig und hatten ihr
Hauptquartier am Brunnen Moraysy', ungefähr eine Tage-
reise von Foro', welches 96 ar. Meilen südlich von j\Ia-
dyna lieg-t. Wahrscheinlich hatten sie Hüter um diesen
Brunnen und beschäftigten sich, wenigstens theilweise, mit
Ackerbau. Ihr Say^id, Härith b. Dhirär, liefs den Aufruf zu
einem Krieffszus: oesren die iMoslime eruehen und es schlofs
sich sein ganzer Stamm und viele andere Kampflustige ihm
192
an. Mohammafl hörte davon und schickte den Aslaniiten
Borayd ab, um Erkundigungen einzuziehen. Dieser gab sich
für einen Zuzügler aus, gewann das Vertrauen des Härith
und Avurde in den Operationsplan eingeweiht, daraul kehrte
er nach Madyna zurück und benachrichtigte den l^rophe-
ten. Dieser rief" sogleich seine («etreuen zu den Waffen,
um das Heer der Moctalikiten zu zerstreuen. Dieses Mal
stellten sich viele Heuchler unter seine Fahne und er
brachte daher eine sehr grofse Armee mit dreifsig Pfer-
den zusammen.
Die Moslime verliefsen Madyna am Montage, den
2. Scha bau, nach Wäkidy A. H. 5, ^lach Ibn 'Okba A. H. 4
und nach Ibn Ishäk A. H. 6. Wenn im Jahre 626 der
2. Scha'bän auf den 6. Januar fiel, ist die Jahreszahl des
Ibn Okba die richtige. Ein Spion hinterbrachte dem Hä-
rith zeitig Nachricht von dem Heranrücken der Moslime und
sie verbreitete solchen grofsen Schrecken, dafs die meisten
Zuzügler sein Lager verliefsen; nur seine Stammgenossen
blieben standhalt. In Moraysy' angekommen, liefs Moham-
mad für sich und die zwei Frauen, 'Ayischa und Omni
Salama, welche ihn begleiteten, ein Gezelt von Leder auf-
schlagen, dann stellte er seine Leute in Schlachtordnung.
Die Mo(;talikiten nahmen das Treffen an und nachdem ei-
nige Pfeile gewechselt worden waren, chargirten die Mos-
lime in enger Linie wie ein Mann. Die Feinde ergriffen
ohne Widerstand zu leisten die Flucht. Es fiel daher nur
ein einziger Moslim und nur zehn Mo(;talikiten, aber sehr
viele wur<len gefangen und ihre Heerden Helen in die
Hände der Sieger. Nach einer Nachricht, welche die Wahr-
scheinlichkeit für sich hat, fand gar kein Treffen statt, son-
dern die (jiläubigen machten die Gefangenen auf Streif-
zügen.
Zu Moraysy ereignete sich eine Schlägerei zwischen
zwei Moslimen. Die Flüchtlinge und Madyner mischten sich
darein und standen als entgegengesetzte Parteien sich ge-
genüber. Ibn Obayy, das Haupt der Heuchler, wendete
193
sich zu den Madynern, tadelte sie wegen ihrer Frei*;;el)ig-
keit ffe^en die Fliiclitlin^e und sajfte: Wenn ihr eure Hand
von ihnen abzieht, so werden sie ihn verlassen. Aber war-
tet nur, fügte er hinzu, wenn wir zu Mause ankommen,
so wird der Edle den Niedrigen vertreiben. Diese Worte
wurden dem Mohammad hinterbracht. Weil die (Jenuither
in grofser Aufregung waren, gab er den Befehl, sogleich
aufzubrechen, obschon es um die heifse Mittagszeit war.
Er marschirte die ganze Nacht und einen JMieil des fol-
genden Tages. Als er Halt machte, waren seine Leute
so müde, dafs sie an die Ruhe statt an das Vorgefallene
dachten. Auf dem AVege begegnete er einigen Männern
aus dem Stamme des Ibn Obayy und beklagte sich über
seine Aeufserungen. vSie trösteten ihn mit den Worten:
Du bist der Edle und er ist der Niedrige. Er erhielt dani)
die Offenbarung:
63, 1. Die Heuchler sind wohl zu dir gekommen und
haben gesagt: »Wir bezeugen, du bist der Bote Gottes!«
Dafs du ein Bote Gottes bist, weifs Gott, aber er bezeu-
get auch, dafs die Heuchler Lügner sind.
■2. Sie bergen sich hinter ihrem Eide ') und machen
die Leute vom Pfade Gottes (dem Kampfe gegen die In-
gläubigen) abwendig. — Schlecht sind ihre Thaten!
3. Der Sachverhalt ist: Sie haben geglaubt, dann sind
sie ungläubiü; o^eworden. Deswegen ist ein Siegel auf ihre
Herzen gedrückt worden und sie können die Wahrheit
nicht verstehen.
4. Wenn du sie ansiehst, macht ihre Erscheinung
') Unter „ihrem Eid" ist gewifs nichts anderes zu verstehen,
als ihr Glaubensbekenntnifs und die Huldigung. Die Biographen,
welche aus dem Koran mehr herauslesen, als darin steht, glauben,
Ibn Obayy habe durch einen Eid betheuert, dafs er die beleidigenden
Worte nicht gesprochen. Aus dem Koran gebt hervor, dafs Ibn Obayy
dem Mohammad viel entschiedener entgegentrat, als ihn die Biogra-
phen darstellen. Ich folge dem Berichte des Ibn Aby Schayba S. 107,
von Abu Osama, von Hischäm, von seinem Vater Orwa.
ui. 13
194
(wörtlich: ihr Körper) einen günstio-en Eindruck auf dich,
und wenn sie sprechen, schenkest du ihren Worten (jie-
hör. Aber sie sind [feig] wie ein an eine Mauer gelehn-
tes Stück Holz. Wenn sie einen Schrei hören '), glauben
sie, er gelte ihnen. Sie sind die Feinde [der Moslime].
Hüte dich vor ihnen. Möge sie GJott verdammen. Wozu
lassen sie sich irre führen.
5. Wenn man zu ihnen sagt: Kommt, der Bote Got-
tes will für euch zu (lott um Verzeihung bitten! drehen
sie ihre Köpfe, und du kannst sehen, wie sie sich aus
Hochmuth wegwenden.
6. Sie sind es, welche sagen : Gewährt den x\nhän-
gern des Boten Gottes keine Unterstützung und sie wer-
den ihn verlassen. — Aber Gott gehören die Schätze der
Himmel und der Erde. Allein die Heuchler begreifen
das nicht.
7. Sie sagen: Wenn wir nach Madyna zurückge-
kehrt sind , wird der Edle den Niedrigen vertreiben. —
Aber der Adel kommt Gott, seinem Boten und den Gläu-
bigen zu [und nicht den Heuchlern]; allein die Heuchler
scheinen dies nicht zu wissen.
Die Beute bestand aus 2000 Kameelen, 5000 Scha-
fen, Kleidern und Geräthen. Ferner wurden 200 Frauen
von guter Herkunft gefangen genommen. Unter ihnen war
Gowayriya, die Tochter des Anführers Härith, welche, wie
Avir bereits wissen, Mohammad zur Frau nahm. Die Kleider
') Weil (,'aylia, Schrei, sonst in) Koran für Sturm zur Vertil-
gung der Ungläubigen steht, bat man es zwcckmäfsig gefunden, wäh-
rend dieses Feldzuges einen heftigen Sturmwind wehen zu lassen.
Als der Prophet gefragt wurde, was er bedeute, sagte er: Er be-
deutet den Tod eines der Häupter der Heuchler, nämlich des Ju-
den Rofä' aus dem Stamme Kaynoka, welcher in Madyna gestorben
ist (Taymy S. 375).
Solche exegetische Legenden gewannen in kurzer Zeit selbst-
ständiges Leben und wurden auch von Leuten nacherzählt, welche
die betreffende Korunsteile anders auffalsten.
195
und Gerätlie wurden versteigert, die übrige Reute verloost
und zehn Schafe wurden in der Theilung zum Werthe von
einem Kameele angeschlagen.
Auf diesem Feldzuge ereignete sich das Liebesaben-
teuer der 'Ayischa.
Weder Abu Sofyän noch Mohammad vergafsen das
nach der Schlacht von Ohod verabredete Stelldichein, wel-
ches »über's Jahr« ^) zu Badr stattfinden soll. Die An-
strengungen des Abu Sofyan, eine Armee zusammen zu
•) Im Original: Jj.:>l ^J^\. J^c Die Bestimmung der Zeit wirft
einiges Licht auf die Zeitrechnung der alten Araber. Nach Ibn 'Ayidz
wurde die Schlacht von Ohod am Samstag den 11. Schawwäl A. H. 3
gefochten. Es war dies ein Mittwoch. Ibn Sa'd sagt am 7. des-
selben Monats. Dies war ein Samstag und entspricht dem 23. März
625. Einige verlegen die Schlacht, wie im 'Oyün behauptet wird,
in die Mitte des Schawwäl, also auf den 30. März. Wenn nun
„über's Jahr" zwölf Lunationen bedeutet, d. h. wenn die Araber
nach reinen Mondjahren rechneten, hätte das Stelldichein wieder im
Schawwäl stattfinden sollen. Dies war aber nicht der Fall, folg-
lich hat der Ausdruck eine andere Bedeutung. Nach Ibn Ishäk
und Ibn 'Okba (bei Halaby fol. 203 v.) begab sich Mohammad schon
im Schabän, also einen Monat vor dem Schawwäl dahin, und nach
Wäkidy und Balädzory (Ansah alaschräf) war der erste Dzü-lka'da
(4. April 626) der Tag. Da Wäkidy tiefer in die Sache eingeht,
halte ich seine Angabe für richtig.
Nach Halaby bedeuteten die Worte des Abu Sofyän: „Wir tref-
fen uns übers Jahr zu Badr" soviel, als: bei der nächsten Messe
von Badr. Es ist bereits gesagt worden, dafs zu Badr, welches auf
der Strafse nach Syrien liegt, jährlich Markt gehalten wurde, wel-
cher vom 1. bis 8. Dzü-lka'da dauerte (vergl. Wäkidy fol. 93; Ibn
Sa'd fol. HO; Baghawy, Tafs. 3, 166 und Balädzory a. a. O.). Gleich-
zeitig fing die Messe von Okätz an, welches auf der Strafse nach
Qan'ä in Yaman liegt und ungefähr ebensoweit von Makka entfernt
ist als Badr. Diese Märkte standen mit dem Pilgerfeste in Verbin-
dung (vergl. Wüstenfeld Chron. von Makka Bd. 1 S. 129). Wenn
das Pilgerfest wirklich zehn Tage nach dem Neumond der Früh-
lings-Tag- und Nachtgleiche gefeiert wurde, so fiel es im J. 626
auf den 13. April. „Ueber's Jahr"* bedeutet also hier weder Mond-
13*
196
bringen, hatten nicht den er\vünschten Erfolg, und er suchte
daher nach einem Ausweg: Einem jeden Reisenden der
nach Madyna ging, beschrieb er die ungeheuren Rüstun-
gen, die er gemacht habe, und die Anzahl von Kriegern,
welche an diesem Zuge Theil nehmen würden. Als die
festgesetzte Zeit nahte, sah er sich nur von 2000 Mann
und 50 Pferden umgeben. Er rückte nach Maganna, bei
Marr- Tzahrän, eine leichte Tagereise von Makka vor, wo
eine Messe gehalten \vurde, die zwanzig Tage vor dem
Pilgerfeste begann. Hier traf er den Aschga'iten No'aym
und er erzählte ihm, dafs sicli Mohammad durch die Gerüchte
seiner Üebermacht nicht habe abhalten lassen, sein Wort
zu lösen und schon marschbereit sei. Abu Sofyän ver-
sprach ihm zwanzig Kameele, wenn er in aller Eile zu den
Moslimen reisen und sie von ihrem Vorhaben abwendig ma-
chen wolle ^). Er nahm die Mission an. In Madyna an-
gekommen, sagte er: Ich habe so eben die Heiligthümer
besucht und nar erstaunt über die zahllose Menge von
Menschen, Pferden, Kameelen und Wallen, welche die Ein-
wohner zusammengebracht haben. Es Aväre Wahnsinn, wenn
noch Sonnenjahre, sondern der Ausdruck bezieht sich auf den Fest-
kalender, und Dzü-Ikada ist überhaupt die dem Feste vorherge-
hende Lunadon.
Zur Zeit der Jahrmärkte und des Pilgerfestes war es so viel
leichter, die Leute zusammenzubringen, als in einer andern Jahres-
zeit, dafs die beiden gröfsern Unternehmungen der Korayscbiten gegen
Mohammad, welcher mit dem Beispiele, die heiligen Monate zu
roifsacliten, vorausgegangen ist, it) diese Zeit fallen. Die Schlacht
von Ohod wurde am 2d. März (325 gefochten und unsre Ostern war
am 31. März; Madyna wurde am 31. März 627 belagert und Ostern
war am 5. April. Wenn die Badrschlacht in derselben Zeit geschla-
gen wurde (10. März 624, Ostern war am Ib. April), so ist dies
nicht ganz zufällig, denn die Karawane eilte zu den Märkten nach
der Heimath zurück.
') Icii folge hier dem Berichte des 'Ikrima und Mogälid (bei
Baghuwy), welche sich mit Recht Kor. 3, ig6 ff. auf diesen Krieg be-
ziehen. Nach Wäkidy schickte Abu Sofyän den No'aym von Makka
zu den Moslimen; es ist aber ein Widerspruch in seiner Erzählung.
197
ihr unter diesen Verhältnissen euren Feinden auf ihrem
eigenen Terrain und zur Zeit der Blesse, zu der sich
Schaaren von Menschen versammeln und ihnen beistehen,
die Spitze bieten Avolltet. Ihr würdet bis auf den letzten
Mann aufgerieben.
Die Moslime \\aren mit Schrecken erfüllt und riethen dem
Propheten zu Hause zu bleiben. Omar aber stellte ihm vor,
dafs er sich Angesichts von ganz Arabien beschäme, wenn
er sich nicht stelle. Er entschlofs sich also auszurücken.
Es folgten ihm 1500 Gläubige mit 10 Pferden. Sie er-
reichten Badr am festjjesetzten Tae;e. Abii Sofyän aber
war in Moganna geblieben, und da ihm seine List niclit
geglückt war und er auch keine Aussicht hatte, die Moslime
zu besiegen, zog er von dort, als die zehntägige Messe
vorüber war, also ungefähr zur selben Zeit, zu der Älo-
hammad in Badr eintraf, friedlich nach Makka zurück. Viele
Moslime hatten Waaren mitgebracht und machten glänzende
Geschäfte. Nach Wakidv ge^vannen sie 100 Proc. und
nach den Exegeten (vergl. Mawähib S. 141) gar 200 Proc,
was wohl eine Uebertreibung ist, um den Koränvers 3, i(5b
glänzend zu rechtfertigen ^).
Tm den Schandfleck auszuwaschen, fing nun Abu vSo-
fyän allen Ernstes an, zu rüsten. Er ging von Haus zu
Haus Geld zu sammeln, ächtete in der oifentlichen Mei-
nung Diejenigen, Avelche keine Bereitwilligkeit zeigten, bei-
zusteuern und nahm von Niemandem weniger als eine Unze
Goldes. Dies waren die Vorbereitungen zur Belagerung
von Madyna, welche wir wenige Seiten weiter unten be-
sprechen werden.
') Merkwürdig ist, dafs in den Traditionen über diesen Krieg
und Jahrmarkt, aber nicht in andern Fällen, Badr-al-(;afrä statt ein-
fach Badr vorkommt. Cafrä ist der Name der Gegend, in welcher
Badr liegt. Der Ausdruck ist schon früh mifsverstanden worden,
und wie Balädzory berichtet, sagten einige Traditionisten Badr al-
90ghrä, welches vielleicht den Sinn haben sollte: der kleine Feld
zug nach Badr.
198
Ein Mann aus dem Nagd brachte Waaren auf den
Markt der Nabathäer zu Madyna und erzählte, die Stämme
Anmär und Thalaba ^) ziehen Truppen zusammen, um
euch anzugreifen, ihr aber, Avie ich sehe, machet keineVor-
bereitungen und lebt in tiefem Frieden. Als der Prophet
diese Nachricht vernahm, sammelte er vier- oder, nach An-
deren, sieben- oder achthundert Mann und unternahm ei-
nen Kriegszu«? gegen sie. Er begab sich nach dem Eng-
pals und von da in das Schokrathal, von wo aus er kleine
Abtheilungen sandte, die (Jegend zu rekognosciren. Am
Abende kehrten sie zurück mit der Nachricht, dafs sie zwar
keinen Feind getroffen, alter wohl Spuren gefunden haben,
welche anzeigen, dafs sich die Leute kurz vorher an die-
sen Orten aufgehalten haben. Mohammad rückte zu ihren
Lagerplätzen vor und fand nur einige Frauen, welche er
gelangen nahm '^). Die Nomaden hatten auf den benachbar-
ten Anhöhen eine vortheilhafte Stellung eingenommen und
waren so nahe, dafs, als die Zeit des Gottesdienstes kam,
die Hälfte der Moslime mit den Waffen in der Hand, ge-
gen den Feind gekehrt, Wache halten mufsten, während
die andere Hälfte, gegen die Kaba gekehrt, das Gebet ver-
richtete; als diese die erste Prosternation gemacht hatte,
wendete sie sich gegen den Feind und die andere drehte
sich gegen die Kaba und verrichtete dieselben Ceremonien.
So wechselten sie ab bis das Gebet vollendet war. Diese Art,
den (Jottesdienst zu lialten, nennt man das Gefahr- Gebet,
und sie war darauf berechnet, auf die Feinde einen F^ndruck
zu machen und die Gläubigen durch die strikte Disciplin in
religiösen Beobachtungen zu erbauen. Es kam zu keinem
Gefecht und Mohanimad traf nach einer Abwesenheit von
fünfzehn Tagen wieder in Madyna ein.
') Nach Ibn Ishak: Moharib und Tha'laba von den Ghatafaniten.
') Die Lagerplätze waren in Dzüt alrika, d. h. in der weifs,
roth und schwarz gefleckten, felsigen Gegend. Sie ist bei Nochayl,
zwischen Schokra und Sa'd , welches drei Tage von Madyna und
dreifsig Meilen von Kadyd, auf dem Wege nach Fayd liegt.
199
Wer von «1er Miinduno^ des Tis'ris in gerader Ricbtuns:
nach der JNordspitze des Ivotlien IMeeres reist, lolgt last
i^enau dem dreifsigsten Parallelkreise und hat einen Marsch
von 200 Stunden. Sein Wei;- liilirt ihn zuerst über tiefen
Sand, dann über steinigen Boden. Wasser hndet er fast
nirgends und Vegetation höchst selten, docli in der Mitte
stöfst er auf eine Senkung, >velche einen Halbkreis bil-
det, von 500 Fufs hohen Felsen einer Steinart, welche im
Arabischen Gandal genannt wird, umgeben ist, und Quellen,
Oiärten und Felder besitzt und die allerschönsten arabi-
schen Pferde liefert. Sie wird die Duma (die Stille, Si-
chere) von Gandal genannt, zum Lnterschiede von dem
nördlicher gelegenen Diuua, welches Wetzstein besuchte,
und eines oder zweier anderer Orte dieses Namens. Wal-
lin fand dort syrische Bauart und syrische CiviÜsation. In
der Bibel Avird Duma ein Sohn des Ismael geheifsen,
d. h. die Einwohner wurden zu den Ismaeliten gerechnet.
Zur Zeit des Mohammad lebte ein südarabischer Volks-
stamm: die Kalbiten in l)üma: die Herrschaft war aber
in den Händen des Ükaydir, eines Spröfslinges des mäch-
tigen Geschlechtes Kinda. Es ist anzunehmen, dafs nicht
lange vor Anfano- unserer Zeitrechnung eine mächtige V öl-
kerwanderung von Yaman gegen Norden stattfand und die
Ismaeliten verdrängt wurden. In den meisten fruchtba-
ren Orten, in Madyna, in Arabia Petraea , auf dem Scham-
mar- Gebirge, finden wir südarabische Stämme, die noch
eine deutliche Erinnerung an ihren Ursprung hatten. Selbst
in Damaskus thaten sie unter Heraclius Garnisondienste.
Zur Zeit der moslimischen Eroberungen drangen sie, in
Verbindung mit neuen südarabischen Horden, welche sich
unter die Fahnen der ersten zwei Chaylfen stellten, wei-
ter gegen Norden vor, und sie bilden den Kern der jetzi-
gen Bevölkerung der Städte von Syrien. \ ielleicht dür-
fen wir eine Stelle des Plinius zur Zeitbestimmung ihrer
ersten Wanderung benutzen. Nabatheis, sagt er 6, 32, Thi-
maneos junxerunt veteres; nunc sunt Thaueni. Wenn unter
200
den Thaueni die Tayyiten zu verstehen sind, so hätte ihre
Einwanderung nach dem Schammargebirge nicht sehr lange
vor seiner Zeit stattgefunden. Ihre Verwandten, die Kalbi-
ten kamen wenigstens eben so früh in jene Gegenden; denn
wir finden sie schon von Strabo erwähnt.
Zu Duma war ein grofser Markt und es fanden sich
viele Kaufleute ein, sagt Wakidy fol. 97 (vergl. Igäba un-
ter ]Madzki!ir), mit denen eine Anzahl von Bedouinen in
Verbindung standen. Der Prophet hörte, dafs sich viel
Volk daselbst versammelt habe, welches sich gegen die vor-
überziehenden Kameelverniiether Erpressungen erlaube und
wohl gar die Absicht hatte, gegen Madyna, welches fünf-
zehn JMärsche entlernt ist, vorzurücken. Er entschlofs sich
daher um desto lieber, dahin einen Feldzug zu unterneh-
men, weil man ihm sagte: Es liegt am Ende der syrischen
Pässe, und dein Erscheinen wird dem Kaiser Furcht ein-
jagen. Er miethete den kundigen Führer IMadzkür aus
dem 'Odzrastamme und liefs ein Aufgebot ergehen. Tau-
send Moslime versanmielten sich unter seine Fahne. Sie
verliefsen die gewöhnliche Strafse, verbargen sich des Ta-
ges und marschirten zur JNachtzeit. Als sie nur noch ei-
nen Marsch von der Oase entfernt waren, sagte der Füh-
rer: Wir sind jetzt bei ihren Ileerden angekommen; blei-
bet hier, ich will vorausgehen und Kundschaft einziehen.
Er kam bald wieder mit der Nachricht zurück, dafs er
die Spuren von den äufsersten Heerden gefunden habe.
Die Moslime überfielen sie, zersprengten die Hirten und
bemächtigten sich der Thiere. Als das Volk, welches sich
in Duma versammelt hatte, davon Nachricht erhielt, zer-
streute es sich, und Mohainniad campirte auf dem offenen
Platze, welchen es iime gehabt hatte. Er schickte Streif-
corps aus, welche einen Zug Kameele erbeuteten, aber es
gelang ihnen nur einen Mann gelangen zu nelimen. Dieser
bekehrte sich zum Islam und Mohanunad kehrte nach Ma-
dyna zurück. Es scheint nicht, dafs er in die Stadt von
Dütna eingedrungen ist.
201
Auf dem Riick\ve*^e erlaubte er dem mächtigen Schaych
des Fazarastiiiiinies, Oyayna I). Hi(,'n, seine lleerden bei
Talamyn (laglilaiiiyn?) und Miräd (auf dem Weji;e nach
Rabadza), 36 Meilen von Madyna, zu weiden, weil in des-
sen Lande üjrofse 1 rocknifs herrsche.
Die Müzayna, ein grörstentlieils nomadischer Stamm,
betrieben besonders Schalzucht. Ilir Gebiet lag nur zwan-
zis; Meilen von Madyna entfernt und jijrenzte an das der
(lohayna. Es lag am östlichen Abhänge des Sarat- Gebir-
ges und enthielt mehrere Quellen und Ortschaften. Sie
verehrten einen Götzen iNamens Nohm. Die Seelenzahl
mag man auf fünf oder sechs Tausend schätzen, wovon
ein Tausend mit dem Propheten vor Makka zogen. Ihre
Mutter Älozayna, von der der Stamm den Namen erhalten
hat, war eine Tochter des Yamaniten Kalb, ihr Vater ge-
hörte zu den Chindifstämmen. In anderen Worten: es war
kein reiner Modharstamm.
Die Mozayniten rühmten sich, der erste Modharstamm
gewesen zu sein, welcher dem Propheten seine Huldi-
gung darbrachte. Nach dem Berichte eines ihrer Schayche
('Abd Allah b. 'Amr b. 'Awf b. Zayd b. i\Iilha, von seinem
Vater, welcher unter Mo'äwiya starb) soll dieses schon im
Monat Ragab A. H. 5, also unmittelbar nach dem Raub-
zuge nach Duma, geschehen sein, Chozäy, der Priester
unseres Götzen Nohm, erzählt er, fühlte das Bedürfnifs,
den wahren Gott anzubeten. Er zerbrach das Idol, begab
sich mit einer Anzahl angesehener Stamms^enossen nach
Madyna, das Glaubensbekenntnifs abzulegen. Einige von
der Gesellschaft erboten sich, in Madyna zu bleiben, aber
der Prophet bat sie, in ihre Heimath zurückzukehren, mit
der \ ersicherung, dafs sie dennoch des Verdienstes der
Flucht theilliait seien. Es war dies eine recht weise Ver-
fügung, denn sie konnten dem Islam in ihrer Heimath viel
nützlicher sein, als in Madyna.
Es unterliegt keinem Zweifel, dafs sich nicht alle Mo-
zayniten zum Islam bekehrt haben, so lernen wir aus Ibn
202
Ishäk, dafs der Dichter Ka'b b. Zobayr, ein Mozajnite, die-
sen Schritt erst im Februar 631 that •) Jedenfalls aber
war, >venn nicht sogleich der thätige Beistand, doch die
Neutralität des Stammes gesichert, und Mohammad hatte
nun zwischen Mad>na, dem Rothen Meere und Makka kei-
nen Feind mehr; er konnte daher o])ne Gelahr mit seinen
Truppen weitere Expeditionen unternehmen.
Wir finden, dafs die Kundschafter und Wegweiser
meistens Bedouinenstämmen angehörten. Es geht daraus
hervor, dafs der Islam in verschiedeneu Orten Anhänger
fand. Einige von ihnen liefsen sich in Madyna nieder,
andere verheimlichten ihre üeberzeugung und blieben in
der Heimath. Diese Leute, wie wenig zahlreich sie auch
waren, leisteten dem Propheten sehr wesentliche Dienste,
denn sie benachrichtigten ihn über Alles, was in der Wüste
vorging.
Eine vereinzelte Bekehrung dieser Art fällt nach Ibn
Sa'd ebenfalls in diese Zeit und wird von einem angebli-
chen Augenzeugen in folgenden Worten erzählt:
»Eines Tages, als wir in der Moschee bei einander
safsen, kam ein Bedouine auf einem Kameele dahergerit-
ten. Er machte dasselbe in (^dem Hof] der Moschee nie-
derknieen und band es an. Dann näherte er sich uns und
sagte: Ist Mohammad unter euch? Wir antworteten: Es
ist der weifse Mann, der den Ellenbogen auf das Kissen
stützt. Er fragte: Bist du der Sohn des 'Abd al-Mottahb?
') Der Mozaynite Biliil b. Harith liefs sich in Madyna nieder
und der Prophet gab ihm ein Stück Land. Die Schenkungsurkunde
lautet: Ihm gehört der Dattelhain und die daranstofsenden Felder
und vereinzelten Dattelbäume, wie auch das Land, welches durch
künstliche Bewässerung urbar gemacht werden kann. Ihm gehört
das Madhdha (im 'Akyk) nebst den Schöpfrinnen (Brunnen?) und
Quellen, wenn er es ehrlich meint. Geschrieben von Moäwiya.
Da der Schreiber sich erst im Januar 630 bekehrte, ist diese
Urkunde und wohl auch die Unterwerfung des Biläl sehr späten
Datums. Die Bekehrungsgeschichte des Nohmpriesters ist wohl eine
Fabel.
203
Ja, der bin ich! antwortete der Prophet. Ich hoffe, du
"wirst mir es nicht lür ungut liahcn, wenn ich dir einige
Fragen vorlege, fuhr der Unbekannte lort. Der Prophet
erwiderte: Frage was du immer willst. Kr sj)rach: Ich
beschwöre dich bei deinem Herrn und bei dem Herrn Der-
jenigen, die vor dir waren, sage mir, hat dich Allah zu
allen Menschen gesendet i' Mohammad antwortete: Bei Gott,
ja! — Er luhr fort: Ich beschwöre dich bei Allah, sage
mir, hat er dir befohlen, dafs man diesen Monat fasten soll?
Mohammad antwortete: Bei Gott, ja! — Ich beschwöre dich
bei Gott, hat er dir belohlen, dafs du von den Reichen
den Zehent nehmen und ihn unter unsere Armen verthei-
len sollst? Mohammad entgegnete wieder: Bei Gott, ja!
Darauf sagte der Unbekannte: Ich glaube an das, was du
offenbarest. Ich bin Dhimäm, der Sohn des Thalaba und
der Bote meines Stammes. Nach dem Zusatz des 'x\bbäs
bekehrte sich der ganze Stamm bei seiner Rückkunft ^).
Zur Zeit, in welcher Mohammad »die Flucht«, d. h. den
Aulenthalt in seiner Madyna, zur Verstärkung seiner Macht
noch für unerläfslich hielt, kamen neun angesehene 'Absi-
ten zu ihm und liefsen sich daselbst nieder. Der Prophet
bedauerte, dafs ihrer nicht zehn seien, denn in diesem
Falle, sagte er, würdet ihr ein eigenes Corps mit eigenem
Liwä bilden. Um die Zahl voll zu machen, schlofs sich
ihnen der Taymite Talha b. 'Obayd Allah an. Sie wur-
den nun »die Zehn« geheifsen und hatten ihre eigene Fahne,
welche später in hohen Ehren gehalten wurde. Während
der Eroberungskriege war nämlich der Stamm der 'Absiten
') Dhimäm gehörte dem Sa'd-Bakrstararae an, aus dem auch
Halyraa, die angebliche Amme des Propheten, entsprossen war. Die-
ser Stamm lebte östlich von Makka und bekehrte sich erst mit den
andern Hawäziniten im J. 680. Wenn also der Zusatz des Ihn Ab-
bäs richtig ist, so mufs auch die Bekehrung des Dhimäm um vier
Jahre später gesetzt werden. Allein die Auktorität des Ibn 'Abbäs
ist sehr zweifelhaft, denn Bochäry nennt Anas als den Bürgen die-
ser Tradition und Nasay schreibt sie dem Abu Horayra zu.
204
nicht zahlreich genug, um eine selbststäiulige Heeresab-
tlieihing zu bilden; es wurden ihm also andere kleine Stämme
zugetheilt. In solchen Fällen hatte jeder Stamm sein eige-
nes Liuä, und die ganze Heeresabtheilung zusammen ein
Räya, Hauptfeldzeichen. In der Heeresabtheilung, in wel-
che die 'Absiten eingereiht wurden, nahm man von dieser
Regel Abstand und ihr Liwä, welches immer von einem
'Absiten getragen wurde, galt zugleich als das Räya der
stanzen Heeresabtheilung. Der Fahnenträger war nach da-
maliger Sitte zugleich der Anführer seiner Schaar. Zur
Zeit des Propheten und auch bei Kädesiya war das weifse
Liwa der 'Absiten in der Hand des tapferen 'Abd Allah b.
Mälik ')
Später (die Zeit läfst sich nicht bestimmen, wahr-
scheinlich im J. 629) kommen drei 'absitische Abgeord-
nete nach Madyna, um dem Propheten die l nterwiirfig-
keit des ganzen Stammes zu melden. Sie sagten, die
') Die hervorragendste Persönlichkeit unter den 'Absiten war
Maysara b. Masrük. Als eifriger Moslim begleitete er den Prophe-
ten auf der letzten Pilgerfahrt nach Makka. Unter Abu Bakr war
er Zehuteinnehmer seines Stf-mmes. Er verhinderte die Absiten, an
dem Aufstande gegen den Islam Theil zu nehmen und hatte ein hohes
Commando unter Chälid in der Eroberung von Syrien, ja er soll
der Erste gewesen sein, welcher das Thomasthor von Damaskus
erstieg (vergl. Lees' Ausgabe des Abu Isma'yl).
Ein anderer Mann von den Zehn war Kinan b. Därim, wel-
cher ebenfalls in der Eroberung von Syrien (Lees p. 216) genannt
wird.
Härilh b. Raby' wurde der Vollkommene genannt, weil er schrei-
ben, schwimmen und gut Pfeil schiefsen konnte. Er war von einer
guten Familie und sein Vater, der sich durch Ritterlichkeit auszeich-
nete, war ein Freund des Königs No'män b, Mondzir, an dessen
Hof er mit dem Poeten Labyd in Berührung kam.
Die Uebrigen hiefsen Bischr b. Härith b. 'Obäda b. Soray ; So'ba
b. Zayd; Farwa b. Hosayn; Hidm b. Mas'ada und Abu Ho<;ayn Lok-
man (oder Abu Hosayn b. Lokmän). — Vergl. l^aba Bd. 1 S. 306.
Mohammad verwendete einst diese kleine Schaar, einer Mak-
kanischen Karawane aufzupassen, es scheint aber, dafs sie keinen
Erfolg hatte.
205
Koraiikuinliffen versiclicrn uns, dafs der (Haube unvollstäu-
dig sei, ohne Uebersiedelung nach Madyna. Wenn dem
so ist, so verkaulen \\\t unser Vieh und lassen uns mit
unseren Familien bei dir nieder. Der Prophet versicherte
sie, dafs dies jetzt unnölhiji; sei, und fragte sie, ob Chälid
b. Sinan Kinder hinterlassen habe. Sie antworteten, dafs
er nur eine Tochter hatte und auch diese gestorben sei ').
Er erklärte daraul": Kr war ein Prophet, aber sein Volk
bat ihn zu Grunde gerichtet.
\m J. 627 endlich kamen die Feinde des Islams zur
Ueberzeumniü', dafs die herkömmliche Art der Krieoliilirung
nutzlos, und dals es ihre Aufgabe sei, sich zu vereini-
gen, nicht blos um Blutrache zu üben und den Schimpf,
der einzelnen Familien angethan worden ist, zu rächen,
sondern die neue Gemeinde, welche die bisherige gesel-
lige Ordnung zu zerstören drohte, auszurotten. Das Ver-
dienst, das Bediirfnifs der Zeit verstanden und Anderen be-
greiflich gemacht zu haben, gebührt den Juden.
Nachdem die Banü Nadhyr aus jMadyna vertrieben
worden waren, liefsen sich die meisten in Chaybar nieder.
Die Einwohner dieser Stadt, in deren Nähe wahrschein-
lich einst Hiob seine Wohnstätte hatte, waren ebenfalls Ju-
den. Sie waren tapfer und gut bewaffnet, aber nicht von
so guter Abkunft, als die Nadhyriten. Diese gehörten zu
dem edelsten Stamme des jüdischen Volkes, und die Ko-
raytziten rühmten sich, Nachkommen des Aaron und der
Hohenpriester zu sein. Als sich die Nadhyriten in Chay-
bar heimisch fühlten, begaben sich Hoyay und Kinäna b.
Hokayk, welche Juden von Abstammung waren, wie auch
die Araber Hawdza, der Sohn des Kays aus der awsiti-
schen Familie Chotma, und der uns bereits bekannte Hanyfe
') Nach einer andern Tradition besuchte sie den Mohammad.
Die Legenden über ihren Vater, welcher ein Monotheist war, sind
aus Masüdy bekannt. Vollständiger finden wir sie in der Itjäba
Bd. 1 S. 95ü.
206
Abu 'Äniir ') nach Makka, um den Korayscliiten und deren
Bundesgenossen einen Kieuzzug gegen Älohamniad zu pre-
digen. Sie deuteten auf das Pilgerfest (d. h. Osterfest)
[und wohl auch auf Engelanbetung] und versicherten sie, dafs
die Religion der Makkaner besser sei, als der Islam. Die
Korayschiten schlössen ein Bündnifs mit ihnen, den Mo-
hammad gemeinschaftlich anzugreifen. Die Juden besuch-
ten nun verschiedene Bedouinenstämme und bemühten sich,
selbe für das rnternehmen zu gewinnen. Die Solaymiten
liefsen sich sogleich herbei, sich den Korayschiten anzu-
schliefsen; die Ghataläniten verstanden sich dazu, unter der
Bedingung, dafs ihnen ein Jahr die Dattelernte von Chay-
bar überlassen werde. Die Ahäbvsch und einzelne Kinäna-
stämme wurden von den Korayschiten gewonnen.
Der Ausmarsch sollte, wie zwei Jahre früher, beim
Ohodkriege, unmittelbar nach dem Pilgerfeste und den dar-
auf folgenden Messen, um die Mitte April, stattfinden. Die
Korayschiten mit Einschluls derjenigen Ahäbysch und Be-
douinen, welche ihnen folgten, waren 4000 Mann stark
und sie hatten 300 Pferde und 1500 Kameele. Ihr An-
führer war Abu Sofyän, welcher zugleich das Oberkom-
mando über die ganze Armee führte. Sie banden das Liwä
feierlich im Rathhause an einen Speer und übergaben es
dem 'Othmän b. Talha aus der Familie *Abd aldär. Zu
Marr-'J'zahran, eine Tagereise von Makka, stiefscn die Banü
Solayn), 700 Mann stark, unter der Anführung des Sofyän
b. 'Abd Schams, eines verbündeten des Vaters des Ober-
kommandanten, zu ihnen; die Asaditen hatten den Tolayha
b. Chowaylid zum P ührer, die Fazariten, welche sämmtlich
zujjeeren waren, zählten 1000 Mann und wurden von dem
später zu grofser Berühmtheit gelangten 'Oyayna b. Hi(:n
angeführt; von den Banü Aschga' schlofs sich nicht der
ganze Stamm an und es waren ihrer nur 400 Mann unter
Mas'iid b. Bochayla. Auch die Banü Morra sollen unter
') So bei Wäkidy fol. lOÜ.
207
Häritb b. 'Awf ein Kontiiii^ent von 400 Mann gestellt ha-
ben. Zohry beliaii|)(et jedoch, tlafs sie sich aiil die \ or-
stellung ihres Führers, IMohammad sei unüberwindlidi, von
den Korayschiten entfernt haben. Uie Juden scheinen nicht
niitgefochten zu liaben. Die ganze Armee belief sich auf
10000 Mann und A\ar in drei Lai>er ü;elheilt. Weil so
viele StänuDC vereint ^varen, wird sie im Koran die Armee
der Ahzalt, Ethnoi, genannt.
Mohammad erhielt durch die ChozäMten zeitig Nach-
richt von den Hiistungen seiner Feinde. Sie verbreitete
allgemeinen Schrecken in Madyna, die EiuAvohner zitterten
wie Kspenlaub, es verging ihnen Hören und Sehen, und
sie konnten kaum athmen vor Angst. Obschon ihnen der
Prophet den endlichen Sieg über alle Hindernisse verspro-
chen hatte, verloren sie schon beim Gedanken an diese
ungeheure Armee alles Vertrauen auf ihn und auf Gott;
denn sie hielten es für eine reine Unmöglichkeit, Yathrib
gegen sie behauplen zu können (Kor. 33, lo-i'i), t]s lag
auf der Hand, dals man einer solchen Macht nicht entge-
gengehen und sie auf offenem Felde angreifen konnte. Man
mufste sich auf die Vertheidigung der Stadt beschränken;
aber es war immer noch die Frage, wie sie geführt wer-
den soll. Das Sicherste Aväre ge^vesen, sich in die befe-
stigten Häuser und Ihürme zurückzuziehen und von den
Dächern und Terassen zu kämpfen Aber die Kräfte wä-
ren dadurch zersplittert worden, und es war' vorauszusehen,
dafs in der Stimmung, welche unter den j^Heuchlern« vor-
herrschte, diese sich ohne grofsen Widerstand ergeben hät-
ten und vom Glauben abgefallen wären (Kor. 33, 14). Für
die aufrichtigen Moslime wäre es dann unmöglich gewesen,
sich zu behaupten. Ein Gassenkampf würde zu denselben
Resultaten geführt haben; denn die Schwachgläubigen hat-
ten sich bald von den Gassen in die Häuser und Thürme
geflüchtet. Glücklicher Weise war ein verschmitzter Per-
ser, Salmän, unter den Moslimen, welcher einen vortreff-
lichen \ orschlag niachte. Wenn wir uns gegen Kavallerie
208
zu vertbeidigen haben, sagte er, als Mohammad Kriegsrath
hielt, so verschanzen Avir uns hinter einem Graben. Ich
rathe euch bei dieser Gelegenheit, diese Art von Kriegs-
führuno; anzuwenden und ein verschanztes Lager zu bilden.
Sein Vorschlag fand allgemeinen Reifall, und da die Häu-
ser eng an einander standen, war er auch leicht ausführbar.
Mohammad zos die Linie um die vStadt, welcher entlang der
Graben laufen soll, und machte sie so weit, dafs Platz für
ein Lager und ein Tummelplatz für den Kampf blieb, ohne
sich in die Gassen zu vertheilen. Jeder Abtheilung von
Moslimen wies er ein Stück des Grabens zum Aufwerfen
an. Sie borgten Pickeln, Schaufeln und Körbe von dem
jüdischen Stamme Koraytza und schritten zur Ausführung
des Planes. Der Prophet nahm selbst einen Korb und
half Steine zusammen tragen, welche hinter dem Graben
aufgehäuft wurden, damit man sie auf den Feind schleudern
könne: denn Steine Agaren bei einem Ancrriflfe auf eine
Stadt die HauptwaiTe der Belagerten.
In sechs Tagen (nach Anderen: nach einem Monate)
waren die Verschanzungen fertig, und um dieselbe Zeit
näherten sich die Feinde. Montag, den 30. März, verlie-
Isen die Moslime ihre Wohnungen und bezogen das La-
ger, nachden) sie ihre Frauen und Kinder in ihren Thür-
men und festen Häusern untergebracht hatten. Vorn war
ihre Position durch den Graben geschützt, den Rücken
lehnten sie an den Hügel SaP. Für den Propheten
wurde ein Zelt von rothem Leder aufgeschlagen, und da-
mit ihm die Zeit nicht zu lange werde, hatte er drei
seiner Frauen ('Äyischa, Omni Salama und Zaynab bint
Gashch) bestimmt, ihm abwechselnd Gesellschaft zu leisten.
Seine Armee zählte 3000 iMann. Da der Krieg ein de-
fensiver war, konnten sich »die Heuchler« der Theilnahme
nicht entschlagen. Die meisten erschienen im Lager und
da sie mit den Zeloten gemischt waren, mulsten sie auch
käm|»fen. Finige von ihnen waren jedech sehr lau. So
kamen di»' Banü Harilha zum Propheten und sagten: Kein
209
Stadtviertel ist so sehr dem feinde ausgesetzt, als das
uiisrige. Die (Ihatafaniten stehen dicht davor und kein
jMensch vertheidigt unsere Familien. Erlaube uns, dals
wir hingehen und unsere Häuser gegen ihre Anfälle be-
schützen. Kr gab seine Kinuilligung und sie Ovaren ge-
rade, hocherireut, im HegrilVe abzuziehen, als Sa d b. Mo ädz
dazukam. Er sagte zu Mohammad: So oft wir und sie
in Schwierigkeiten waren, haben sie sich auf diese Weise
benommen. Lals sie nicht gehen, sondern halte sie zum
Kampfe an. Der Prophet befahl ihnen auch im Lager zu
bleiben.
Der noch in Madyna wohnende jüdische Stamm Ko-
raytza blieb in seinen Häusern, ob er, wie bei Ohod, zum
Kampfe nicht zugelassen wurde, oder ob er aus freiem An-
triebe neutral blieb, läfst sich nicht bestimmen. Das erstere
ist wahrscheinlicher. Hoyay hatte den Korayschiten verspro-
chen, die Banü Koraytza würden sich bei ihrem Annähern zu
ihren (Junsten erklären. Er begab sich auch zu deren Füh-
rern, um sie zum Treuebruch gegen Mohammad zu verlei-
ten; aber wenn auch die J'radition Vieles von ihren ver-
rätherischen Absichten zu erzählen weifs, so ist doch ge-
wifs, dafs es bei den Absichten blieb und dafs sie, wie
günstig auch die Gelegenheit war, es nicht wagten, die
WalTen gegen die Moslime zu ergreifen. Wahrscheinlich
hatten sogar die Juden von Chaybar sich nur deswegen
geweigert, unter den Feinden zu kämpfen, um ihre Brüder
in Madyna nicht zu kompromittiren.
Die Feinde waren erstaunt, als sie sich der Stadt nä-
herten, dieselbe durch einen Graben geschützt und den
Mohanunad in einem verschanzten Lager zu finden. Aul
diese Art, riefen sie aus, haben die Araber bisher noch
nie Krieg geführt! Auch in anderen Erwartungen fanden
sie sich getäuscht. Als sie bei Ohod kämpften, fanden sie
noch Saaten auf dem Felde und konnten ihre Thiere dar-
auf weiden. Diesmal aber hatte die Ernte schon einen
in. 14
210
Monat riiilier begonnen und alles (.Jedeicle nar in die Stadt
in Siclierheit gebracht. Sie niursten also für ihre Pferde
aus weiter Entfernung Durra (Büschelniais) mit grofsen
Unkosten kaufen und mit vieler Mühe nach dem Lager
transportiren. Die Kameele aber starl)en fast vor Hunger.
Sie wufsten sich jedoch bald zu finden und die Belage-
rung wurde planmäfsig geleitet. Um die Gläubigen durch
lortgeselzte Anstrengung zu erschöpfen, vertheilten sie den
Dienst so, dafs stets eine Abtlieilung von allen Seiten die
Stadt berannte. Sie benutzten besonders ihre Kavallerie,
welche sich, mit Einschlufs der ghatalänitischen, auf Tau-
send Pferde belaufen haben soll , zu .diesem Zwecke.
Manchmal vertheilten sie sich um die ganze Stadt herum,
dann sammelten sie sich wieder plötzlich an einem Punkte,
als wollten sie ihn erstürmen. Die Moslime eilten zur
Vertheidigung herbei, und nun zerstreuten sich die Feinde,
um eine andere Stelle zu bedrohen. So ging es Tag und
iSacht fort. Den Gläubigen blieb keine andere Wahl als
sich ebenfalls in Corps zu (heilen, welche den Vertheidi-
gunsdienst abwechselnd unternahmen, und während einige
von ihnen patrouillirten, ruhten die übrigen aus, waren
aber jeden Augenblick bereit , unter die Waffen zu ei-
len. Weil den Juden nicht zu trauen war, hielten fünf-
hundert Mann Wache in der Stadt ' ) und zw eihundert
') Folgende Anekdote zeigt, wie unsicher es in Madyna war
und beleuchtet zugleich den Aberglauben der Zeit:
Ibn Aby Sriyib, ein Client des Ilischarn b. Zohra, besuchte einst
den Abu Sa yd Chodry. Der fromme Mann, erzählt er, war gerade
im Gebete vertieft, und ich setzte mich, um zu warten, bis er es
vollendet haben würde. Ich hörte ein Gezisch unter seinem Diwan
und siehe da, es war eine Schlange. Ich wollte sie tödten, aber
Abu Sa'yd gab mir ein Zeichen , davon abzustehen und mich zu
setzen. Darauf sagte er: Siehst du jenes Gemach (bayt) in diesem
Hause (djir)? Dort wohnte ein junger Mann, welcher sich, als Ma-
dyna belagert wurde, eben verheirathet hatte. Eines Tages bat er
den Propheten , das Lager verlassen und seine Frau besuchen zu
dürfen. Mohammad ertheilte ihm die Erlaubnifs, aber sagte: Nimm
211
waren beständig um das Zelt des Propheten, in dem Haupt-
quartiere der Armee, gelagert.
Nachdem die Feinde einige Tage das erwähnte Ma-
noeuvre fortgesetzt hatten, schritten sie zu einen) (»eneral-
angriff. Sie wurden mit Steinen und Pfeilen, den Haupt-
watifen der Moslime, empfangen, und es gelang ihnen nicht,
die Schanze zu erstürmen. Ein anderes Mal erschallte
von einer Seite her, wo der Graben eng und schlecht ver-
theidigt war, ]ilützlich der Ruf: Wer will sich mit mir
schlagen? Der hochbejahrte 'Amr b. 'Abd Wodd und Naw-
fal b. 'Adb Allah mit zwei anderen Reitern hatten eine
Stelle gefunden, wo der Graben eng und nicht vertheidigt
war. Sie setzten über denselben und befanden sich in-
nerhalb der Verschanzung. Statt für die übrige Reiterei
den Eingang zu sichern und die Gläubigen zu überrumpeln
begingen sie die unbegreifliche Thorheit, ihre Bravour zu
zeigen und persönliche Rache zu üben: 'Amr war nämlich
bei Badr verwundet worden. 'Aljy eilte herbei und hieb
den Greis nach kurzem Kampfe nieder; die Uebrigen spreng-
ten über die Schanze und retteten sich, mit Ausnahme des
Nawfal, welcher im Graben erschlagen wurde. Die Ko-
rayschiten sandten zum Propheten und hefsen ihm einen
deine Waffen mit, denn ich fürchte die Juden. Er that, wie ihm
befohlen worden war, und als er zu seinem Hause kam, fand er
seine Frau zwischen der inneren und äufseren Hausthüre. Ent-
flammt vor Eifersucht, richtete er die Lanze gegen sie und wollte
sie tödten. Halte ein, rief sie ihm entgegen, und siehe zuerst, was
in deinem Hause ist. Er trat hinein und erblickte eine Schlange
zusammengerollt auf seinem Bette. Er stach ihr den Speer durch
den Kopf und pflanzte ihn vor dem Hause auf, während sie sich
darum wand. Der junge Mann aber fiel zu Boden und starb noch
vor der Schlange. Wir erzählten den Vorfall dem Propheten und
ersuchten ihn, für das Seelenheil des Verstorbenen zu beten. Thut
das, antwortete er, aber wisset, dafs es in Madyna Ginn (Schlan-
gen) giebt, welche sich zum Islam bekehrt haben. Wenn ihr nun
einen Ginn sehet, so wartet drei Tage; hat er sich dann nicht ent-
fernt, so tödtet ihn, denn er ist ein Satan.
14*
212
liohen Preis lür die Leiche fies Naulal bieten. Er aber
sagte: Dieses Eselsaas hat keinen Werth, unri er verablolote
sie ohne etwas dafür zu nehmen. Der grofse Feldherr
Amr b. 'Ac, welcher später den Uvzantinern Egvpten ent-
rifs, wollte die schwache Stelle besser benutzen und kam
mit hundert Reitern, um in die Stadt einzudringen. Osayd
b. Hodhavr, welcher die Wache hatte, bemerkte zu rech-
ter Zeit dessen Dewegnng und trieb ihn zurück. Darauf
bejirab sich Siiiman, der Inuenieur des Mohammad mit meh-
reren Muslimen dahin und gab dem Graben die gehörige
Weite und Tiefe. Ein anderes Mal richteten 'Amr und der
verwegene und geniale Chalid ihren Angrill aut «las Zelt
des Propheten. Die l)ogenschützen erütlneten den Kampf
und suchten die Moslime zurückzutreiben. Wenn ihnen dies
auch nicht gelang, so verursachten ihre wohl gezielten
Pfeile doch grofse \ erwirrung im moslimischen Lager. Die
Reiterei rückte nun zum Sturme vor, aber die \ ertheidi-
ger hatten sich unterdessen gesammelt und es gelang ihnen,
den Anurrür mit ü:länzendem Erfolge zurück zu schlajiren.
Dies war der blntij»ste Kampf während der ganzen !)ela-
gerung und Sa «I b. Moadz, einer der eiirigsten Häuptlinge
der Ancärer, wurde dabei schwer verwundet.
Die Moslime wurden Tai^ und Nacht im Atliem er-
halten und waren, als die Helageiung schon länger als zehn
i'age gedauert hatte, ganz erschcipft. Der Pro|)het Hellte
zu («Ott und sprach: »Ich beschwöre dich hei dem mir
gewährten Bunde und Versprechen: hilf uns, sonst wirst
du von Niemandem auf Erden angehetet ! « Selbst durch
diese Drohung liels sich der liebe (jott nicht bewegen,
Wunder zu wirken. Mohammad schickte daher zu den
Führern der Ghatafiiniten, 'O^ayna und Härith b. 'Awf, und
sagte: Ich gebe euch ein Drittel der Dattelernte von Ma-
dyna, wenn ihr eur«; Kampljgenossen im Stiche lasset. Sie
forderten die Hälft«', aber M<»hammad bestand darauf, dafs
si(^ sich mit dem Drittel begnügen sollten. Sie gingen
diuiMil ein. JSachdem sie das Lager verlassen hatten, kamen
213
sie mit zehn Männern aus ihrem Stamme zuiiick, um
(ien Kontrakt abzuschhelMMi. Sie trafen den l*roj)heten;
es war eine INM'gamentroIle und Tinte in Bereitschaft,
und der schöne 'Othmän schickte sich an, das Dokument
zu schreiben. Da trat zulälliii,- Osayd b. Hodhayr in das
Zelt, und ohne zu wissen, was vorging, bemerkte er, daCs
'Oyayna, welcher vor Mohammad safs, übermüthig die Beine
gegen diesen ausstreckte. Er rief" ihm zu: So benimmt
man sich nidil vor dem («esandten Gottes. Wenn mich
nicht die l^hrlurcht vor ihm zurückhielte, so uiirde ich
dich mit diesem Speere durchbohren. Als er erfahren
hatte, um was es sich handle, sagte er: 0 Prophet, wenn
dir (Jott befohlen hat, einen solchen \ ertrag zu schliefsen,
so thue es; wenn es aber deine persönliche Eingebung ist,
so wisse, dafs wir entschlossen sind, den Feinden nichts
zu bieten als das Schwert. Mohammad schwieg und liefs
die beiden Sa'de (Sad b. Mo'adz und Sa'd b. 'Obäda) ru-
fen, auf deren Rath er ganz besonderes Vertrauen setzte.
Sie sprachen sich in demselben Sinne aus, wie Osayd:
nicht einmal als wir Heiden waren, haben wir uns je er-
niedriget, den Feinden ein solches Zugeständnifs zu ma-
chen; wir werden uns nicht dazu herbeilassen, seitdem
uns Gott durch den Islam verherrlicht. Einer von ihnen
nahm dann die Rolle und zerrifs sie mit Einwilligung des
Mohammad.
Die Bereitwilligkeit der Ghatafäniten zu unterhandeln,
erfüllte die Korayschiten mit Mifstrauen gegen sie. Sie
hatten blos auf die Einladung ihrer Bundesgenossen , der
Juden, die Waffen ergriffen, und es lag ihnen wenig daran,
ob die moslimische Macht wachse. Ihr einziger Zweck
war. Beute zu machen, und da ihre Pferde und Kameele
wegen Futtermangel ganz heruntergekommen waren, hat-
ten sie keine Lust, die Belagerung fortzusetzen.
Der Jude Hoyay, welcher diesen grofsartigen Angriff
heraufbeschworen hatte, machte einen letzten Versuch, die
Armee der Verbündeten zu einem allgemeinen Angriffe zu
214
vermögen. Zugleich bemühte er sicli, «lie Banü Koraytza
zu bestimmen, in der Stadt das Schlachtgeschrei zu erhe-
ben und die Moslime im Rücken anzufallen. Wenn sein
Plan mit einigem JMuthe ausgeführt ^vorden wäre, so hät-
ten die tiläubiüren erlie";en müssen. Aber er scheiterte an
der Zaghaftigkeit seiner Glaubensbrüder. Wenn der An-
grifT fehf schlägt, sagten sie, so ziehen die Bundestruppen
ab und Mohammad wird sich bitter an uns rächen. Wir
könnten nur unter der Bedingung, dafs die Verbündeten
uns Geifseln geben bis an's Ende mit uns auszuhalten, uns
dazu verstehen, die WafTen zu ergreifen. A erweigern sie
uns ein solches Unterpfand, so ist es besser, wir bleiben
unserem (Bündnisse mit Mohammad treu imd verhalten uns
ruhig ').
') Mohammad beschuldigt die Banü Koraytza im Kor. 33, 26,
die Feinde unterstützt zu haben, und macht es somit seinen Bio-
graphen zur Pflicht, Belege zu liefern. Ich zweifle nicht, dafs ihr
Benehmen sehr zweideutig war. Allein was Ibn Ishäk S. 680 und
Wäkidy fol. 116 von den Intriguen des No'aym sagen, ist gewifs reine
Erfindung. Wir haben mehrere Versionen dieser Erzählung, wovon
die des Zohry im off"enen Widerspruch mit der später zur Geltung
gekommenen steht. Die Banü Koraytza, heifst es in dieser Version,
liefsen dem Abu Sofyän sagen: Mache einen Angriff, und wir wol-
len dir im Innern der Stadt beistehen. Der Ghatafänite No'aym,
welcher mit dem Propheten heimlich verbündet war, hörte dies und
eilte zu ihm, um ihm diese Nachricht zu überbringen. Mohammad
antwortete: Ich habe den Juden befohlen, so zu handeln. No'aym
war ein Mann, der Alles, was er hörte, ausplauderte. Er machte
sich auf, um zu seinen Leuten zurückzukehren. Kaum hatte er sich
aber entfernt, als ihn Mohammad zurückrufen liefs und zu ihm sagte:
Wiederhole die Worte, die ich dir gesagt habe, bei Leibe nicht vor
Abu Sofyän. No'aym aber erzählte dem korayschitischen Führer
nicht nur, dafs die Juden auf Befehl des Propheten handeln, sondern
auch, dafs Mohammad ihm verboten habe, es bekannt zu machen.
Abu Sofyän hielt sich für verrathen und liefs den Juden sagen , er
wolle sich nur unter der Bedingung, dafs sie Geifseln in sein La-
ger schickten, herbeilassen, einen allgemeinen Angriff auf die Stadt
zu machen. Sie würden sich dazu verstanden haben, aber es war
215
Wie sehr nucli die Interessen aller Parteien, selbst
der Nomaden, an! dem Spiele standen, und wie vernünftig
der JMan auch angelegt Avar, so wollte doch keine Par-
tei es zu einer Schlacht kommen lassen, theils \\e\\ sie
sich einander nicht trauten, theils aher, weil es ihnen
etwas ganz Fremdes war, einen massenhaften Angril!" auf
Leben und Tod zu machen. Nachdem sie die Stadt zwei
Wochen vergebens belagert hatten, erhob sich ein furcht-
barer Sturmwind; der Aulenthalt wurde ebenso lästiff als
unfruchtbar und die (ihatafäniten packten ihre Kameele.
Abu Sofyän war unter den Makkanern der erste, welcher
seinen Dromedar bestieg und sich reisefertig machte. Der
Abzug wurde in bester Ordnung ausgeführt: die Kavallerie
deckte regelrecht den Rücken, während das Fufsvolk und
die Lastthiere abzogen, und bildete, bis die ganze Mann-
schaft in Sicherheit war, den Nachtrab. Die Zahl der Tod-
ten zeigt am besten, wie hoch diese muthigen Krieger das
Leben schätzten: von den Moslimen fielen sechs Mann, von
den Heiden wurde einer tödtlich verwundet, und wenn
'Arar und NaAvfal nicht die Thorheit beijanoren hätten,
sich in einen Zweikampf einzulassen, wäre gar Keiner von
ihnen auf dem Schlachtfelde geblieben.
Nordöstlich von Madyna, gegen Chaybar hin, wohnte
gerade Sonnabend, und sie erklärten, dafs sie am Sabbath sich je-
des Geschäftes enthielten. Das bestärkte die Heiden in ihrem Mifs-
trauen.
Wahr ist, dafs No'aym die Unterhandlungen zwischen Moham-
mad und den Ghatafäniten einleitete und, nachdem sie zu keinem
Resultate geführt hatten, zwischen den Korayschiten und Ghatafä-
niten Mifstrauen stiftete, bis sie abzogen (Zohry und Ibn Aby Na-
gyh bei Ibn Sad fol. 113 v.). Daraus scheinen obige und ähnliche
Dichtungen entstanden zu sein.
Auch andere Erzählungen über die Treulosigkeit der Juden, wie
die des Wäkidy fol. 109 und des Ibn Ishäk S. 689 — 690, übergehe
ich, weil ich sie für unbegründet haltCj und begnüge mich mit der
Behauptung : in der Haltung der Banü Koraytza erblickten die Mos-
lime Gefahr, aber ein offener Treubruch liegt nicht vor.
216
der zum Theil nomadische, zum Theil Ackerbau treibende
Stamm Aschga. Er besafs zwei oder drei Dörfer und
lebte so nahe beim Nofüd, dafs er die Kanieele in jene
üppigen Weiden treiben konnte. Das Milslingen des An-
griffes der vereinigten Heere aut Madyna zeigte ihm, w\e
furchtbar ihre Nachbaren seien, und er fand es räthlich,
einen Friedensvertrag mit ihnen abzuschliessen. Es kamen
also hundert Aschgaiten nach Madyna, um dem Prophe-
ten ihre Unterwürfigkeit und ihren Uebertritt zum Islam
anzuzeigen '). An der S|)itze stand Masüd b. Rochayla,
der sie in die Schlacht geführt hatte. Sie waren in den
wSchi'b SoT gelagert. Der Prophet ging zu ihnen hinaus
und befahl, sie mit Datteln zu versehen. Sie sprachen:
Kein Modharstamni ist dir näher, als Avir; noch ist einer
zahlreicher als der unsrige. Die Kriege zwischen dir und
deinem Stamme, den Korayschiten, (reiben uns in die Enge.
Wir wünschen daher mit dir ein Bündnifs der Freund-
schaft zu schliefsen.
Nach Anderen sollen 700 Aschga nach Madyna ge-
kommen sein, und zwar erst nachdem JMohanimad den
Krieg gegen die Koraytza beendigt hatte. Den Aschgai-
ten scheint es mit dem Islam ernst gewesen zu sein; denn
sie errichteten zu Mahlama ein Bethaus.
') In der Urkunde ist vom Uebertritt zum Islam nicht die
Rede. Sie lautet: „Im Namen Gottes, des milden Ilahmati! Dies
ist das von No'aym, dem Sohne des Masüd b. Rochayla beschwo-
rene Uebereinkommen: die Aschga'ilen und Moslime verpflichten
sich, gegenseitig mit Rath und That beizustehen, so lange das Meer
eine Flocke Wolle zu befeuchten genügt. Geschrieben von Alyy." (
Wahrscheinlich ging die Verabredung nur dahin, dafs solchen Asch-
ga iten, welche dem Islam beitreten wollten, keine Gewalt angethan
werden soll. Es war somit der Grund zur Bekehrung gelegt.
Zwanzigstes Kapitel.
Hinrichtung von sechshundert Juden. Raubzüge.
Pilgerfahrt bis Hodaybiya.
(April 627 bis März 628.)
Die tiläiibij^eii, riet" der Herold am 15. April G27 (an dem-
selben Tage, an Avelchem sie siegreich vom Graben zu-
rückgekehrt Avaren), sollen das INacliniittagsgebet an kei-
nem anderen Orte, als in dem Stadtviertel der Banü Ko-
raytza verrichten, denn der Propliet hat beschlossen, die-
sen Judenstamm zu bekriegen. Die Moslime ergriffen
eiligst die Waffen, welche sie kaum abgelegt hatten, und
zogen nach der Vorstadt. Viele, nelche autgehalten Avur-
den, verrichteten erst Abends das Gebet, weil sie dem
Hefehle, es an besagtem Orte zn erledigen, nachkommen
wollten, und Mohammad tadelte sie nicht wegen des Ver-
schiebens ihrer Andachtsübung ').
Der Legende zufolge ging dieser Befehl von Gott aus
und war dem Propheten ebenso unerwartet wie den Gläu-
bigen. Als er nämlich vom verschanzten Lager in die
Wohnung der 'Ayischa zurückgekommen war, nahm er die
Waffen ab, wusch und räucherte sich. Da kam Gabriel
zu ihm und sagte: Wie, du legest die Waffen nieder? wir
Eno;el haben sie noch nicht abfj:ele}»;t; unternimm einen
Kriegszug nach jener Richtung. Mohammad, w elcher keine
■) Bochäry S. 590. Weil aus dieser Tradition der Schlufs ge-
zogen wird, dafs man unter Umständen das Gebet verschieben darf,
ist sie eine Hadyth alahkäm und zuverlässiger als eine blofse Er-
zählung.
218
Ahnung von dem Beschlüsse Gottes liatte, fragte: wen er
meine? und der Engel antwortete: gegen die Banü Ko-
raytza ').
Es hat den Anschein, dafs Mohammad die Banü Ko-
raytza überraschen wollte. Dies gelang ihm jedoch nicht.
Sie beschossen die Feinde von ihren Dächern und Thür-
men mit Pleik^n, verrammelten die Eingänge in ihre Vor-
stadt und verhinderten sie, in ihre Befestigungen einzudrin-
gen. Die Moslime waren daher genöthigt, ein Lager auf-
zuschlagen und Beiagerungs- Operationen zu beginnen. Sa'd
1). Obäda schickte mehrere Kameellasten Datteln zum Un-
terhalt der Moslime, und der Prophet setzte sich mit ihnen
zum Mahl. Die Bogenschützen trieben jeden Morgen die
Juden von ihren Dächern hinter die Mauern zurück, und
obschon die Gläubigen sich den Häusern nähern konnten,
machten sie doch keinen Versuch, die Vorstadt mit Sturm
zu nehmen. Sie begnügten sich, wie in früheren Fällen,
mit einer hermetischen Blokade, und übernahmen den Dienst
abwechselnd.
Die Koraytziten fühlten sich, um den Ausdruck des
Wäkidy zu benutzen, wie der Fuchs in der Falle, und
machten Friedensvorschläge. Wir wollen, sagte Nabbäsch,
ihr Bote, unter denselben Bedingungen in's Exil wandern,
wie die Banü Nadhyr; ja, wir sind bereit, mit leeren Hän-
den abzuziehen, wenn nur unser Leben gesichert ist.
Mohammad wies jede Bedingung ab und l)cstan<l darauf,
dafs sie sich auf Diskretion ergeben. Als Nabbäsch ihnen
diese Botschaft zurückbrachte, verbreitete s\o. allgemeine
Verzweilehmu:. Ka b b. Asad soll uresaKt haben: Ihr wis-
set, dafs dieser Mann ein IVophet ist. Wir wollen ihn
anerkennen un<l wir sind frei und geborgen! Wenn ihr
') Bochäry S. 500. Bei den Biographen kommt Gabriel auf
einem Maiiltbiere mit einer Scbabrake von schwerem Atlas daher-
gesprengt. Er reitet dann sogleich nach den Banü Koraytza und
wird auch von Laien gesellen.
219
euch nicht «lazii entscliliofsen könnet, so wollen wir un-
sere Frauen und Kinder tödten, mit dem Scliweite in der
Hand die Feinde angreifen und wie Männer sterben oder
sieben. Oder wir machen in der Sabbathnacht, in der sie
sich unseres Feiertages wegen für sicher halten, einen Aus-
fall. Keiner dieser Vorschläge A\urde angenommen. Sie
sahen einer Malhama ') (Vertilgung) entgegen, die Män-
ner waren rath- und thatlos, die Frauen zerrissen die Klei-
der und rauften sich die Haare aus und die Kinder wein-
ten und klammerten sich an ihre Mütter, Schutz suchend.
Der einzige lähmende Trost, den sie in ihrer traurigen
Lajre hatten, war: dafs Gott es so bestimmt habe, und ihr
Schicksal unvermeidlich sei.
Abu Lobäba, ihr Verbündeter, war im feindlichen La-
ger. Sie baten den Mohammad, denselben zu ihnen zu
schicken, um sich mit ihm zu berathen. Er kam, und selbst
für ihn, einen Zeloten, war der Anblick der Verzweifelung
überwältigend, und auf die f rage, ob sie sich auf Diskre-
tion ergeben sollen? rieth er es ihnen, machte aber ein
verdächtiges Zeichen mit dem Finger um den Hals, wel-
ches sie hätte bewegen können, den Widerstand fortzu-
setzen. Er bereute diesen Verrath an seinem IMeister und
leicte sich freiAvillis' eine schwere Hufse auf ^).
Es war Mohammad's Absicht, den Juden den Islam
aufzuzwinsren und ihren Widerstand mit dem Tode zu be-
strafen. Drei oder vier erkauften ihr Leben durch den
') Es ist dies ein hebräisches Wort, welches in Weissagungen
oder, wenn vom Antichrist die Rede ist, gebraucht wird.
^) Wäkidy fol. 122 erzählt, dafs er sich schon früher einmal
dem Propheten widersetzt habe. Er hatte nämlich mit einer Waise
einen Streit über den Brunnen Ghadak. Mohammad entschied zu
seinem Gunsten. Die Waise machte dem Propheten Vorstellungen
und dieser bat den Abu Lobaba ihm den Brunnen zu schenken, da-
mit er ihn der Waise geben könne und versprach ihm dafür einen
Brunnen im Paradiese. Er weigerte sich. Ibn Dahdäha kaufte ihm
nun den Brunnen um eine Palmpflanzung ab, schenkte ihn dem
Mohammad und dieser der Waise.
220 _
1
Abfall von der ererl)ten Religion; die übrigen folgten den
Ermahnungen ihres Rabbiners Hoyay und gingen stand-
haft ihrem Schicksale entgegen, hatten aber nicht die Ent-
schlossenheit, für ihr Leben zu kämpfen. Nach einer Be-
lagerung von 15 oder 25 Tagen, in der nur ein Moslim
fiel, ergaben sie sich auf Gnade und Ungnade. Ihre Ver-
bündeten, die Awsiten, bestürmten den Mohammad, sich
gnädig zu zeigen, nie er sich auf die Fürbitte der Chazra-
^iten gegen die Banü Kaynokä' gnädig erwiesen hatte. Er
antwortete: Ich hoffe, ihr werdet zufrieden sein, wenn ich
deren Schicksal einem Manne aus eurer Mitte überlasse.
Sa'd b. Moädz soll entscheiden ').
Sa'd war bei der \ ertheidigung von Madyna schwer
verwundet worden. Rofayda, eine Aslamitin -), widmete
sich der Pflege verwundeter Moslime, und sie liatte zu
diesem Zwecke in der Moschee ein Zelt aufgeschlagen,
welches als Hospital diente. Sa'd lag in diesem Zelte an
einer Pleilwunde hoffnungslos darnieder. Seine Stammge-
nossen drangen in ihn, <las Urtel zu Gunsten ihrer Verbün-
deten auszusprechen. Aber der Glaube war stärker als
die Menschlichkeit, und w eil der Prophet ihren Tod w ünschte
sprach er: Die Männer sollen hingerichtet, <lie Frauen und
') Nach Taymy S. 373 haben die Judcm vor der Uebergabe
ihr Schicksal dem Sa'd in die Hände gelegt. Bei Bochäry S. 591
ist eine Tradition des 'Orwa, welche die Ansicht des Ibn Ishäk be-
stätigt, und eine des Scho'ba (vergl. Ibn Sa'd 114), welche mit
Taymy übereinstimmt.
') So heifst diese barmherzige Schwester bei Ibn Ishäk und
Bochary, bei Wäkidy heifst sie Ko'ayba bint Sa d b. Otba. Er sagt:
Sie heilte die Vervviuidetcn, sammelte die Zerstreuten und stand
den Unglücklichen, welclie Niemanden in der Welt hatten, bei. Sie
hatte ein Zelt in der Moschee.
Auch bei anderen Gelegenheiten widmeten sich die Frauen der
Pflege der Verwundeten ; ja sie zogen sogar zu diesem Zwecke mit
in die Schlacht zuweilen mit einem Hirschfänger bewaffnet, und er-
hielten dafür einen Antheil an der Beute. Um das Blut zu stillen,
gebrauchten sie die Asche von verbrannten Matten.
221
Kinder als Sklaven verkanft wenJen. Mohammad versi-
cherte ihn, dals sein Beschlufs mit den Wünschen Gottes
übereinstimme.
Dem Ibn Maslama wurde die Aufsicht über die Ge-
langcnen anvertraut. Die Frauen Ovaren in dem Hause der
Hint Harith eini^esclilossen, den Männern band man die
Hände aui den Rücken und führte sie in das Haus des
Osama ab. Sie wurden reichlich mit Dattehi versehen und
brachten die Nacht im Gebete zu; sie recitirten Hibelstel-
len und ermunterten sich gecrenseiti": zur Standhaitinkeit.
x\m nächsten Morgen begab sich der Prophet auf den
Marktplatz und befahl, tiefe Gräben aufzuwerfen, dann liefs
er einen Haufen von o-efansfenen Männern nach dem an-
deren vorführen und sie in den Gräben enthaupten. Die
Schlächterei dauerte den ganzen Tag und wurde noch des
Nachts bei Fackelschein fortgesetzt; denn es Avurden sechs-
hundert Menschen getödtet.
Die heldenmüthige Frau eines Juden wollte den Tod
ihres Mannes nicht überleben. Unter ihrem Hause safsen
während der Belagerung mehrere Moslime in einem Zelte,
Sie nahm den Stein einer Handmühle, warf ihn auf sie
hinab und verwundete einen derselben. AU die Männer
hingerichtet wurden, rühmte sie sich ihrer That und for-
derte den Mohammad auf, sie enthaupten zu lassen und
ging freudig auf den Richtplatz.
Der Jude Zobayr b. Bätä hatte in der Schlacht von
Ro'äth dem Thäbit b. Kays das Leben geschenkt. Er be-
gab sich nun zu diesem und fragte ihn: Kennst du mich
noch? Wie, antwortete Thäbit, soll ein Mann wie ich sei-
nen Wohlthäter vergessen? Ich will dir nun vergelten, was
du an mir gethan hast. Der Edle, versetzte Zobayr, ver-
gilt <lie Wohlthat des Edlen, und ich bin nie hüllsbedürf-
tiger gewesen als jetzt. Der Moslim begab sich zum Pro-
jiheten und sagte: Schenke mir den Zobayr, denn ich habe
\ erpllichtungen gegen ihn und wünsche mich dankbar zu
erweisen. Seine Bitte wurde ihm gewährt und er kehrte
222
freudig zum Gefangenen zurück. Dieser sagte: Ich bin alt,
liabe mein Vermögen verloren und meine Frau und Kin-
der sind in tJefangenscbaft. Wozu soll mir mein Leben
nützen? Thäbit ging nieder zum l'ropheten und dieser
schenkte ihm auch dessen Habe und Familie; dann kam er
zu Zübayr und rief ihnj zu : Alles was du besessen hast,
wird dir zurückerstattet. Der Greis fragte ihn: Was ist
aus dem Manne geworden, dessen Antlitz ein chinesischer
Sjnegel ist, in welchem Jungfrauen den Schamhaften be-
trachten, Asad b. Kab? — Thäbit antwortete: Er ist todt!
— Was macht der Herr der Nomaden und Stadtbewohner,
der Herr der beiden Stämme, der sie im Kriege anführte,
und im Frieden nährte, Hoyay, der Sohn des Achtab? —
Er ist todt! — Wo ist der, der im Angriffe vorausgeht
und uns auf dem Rückzuge schützt, Azzäl, der Sohn des
Samuel? ■ — Er ist todt! — Was macht der Schlaue und
Verschmitzte, welcher nie eine Bande verfolgt, die er nicht
ausgespürt, und dem nie ein Knoten vorgelegt wurde, den
er nicht gelöst hätte, Nabbasch, der Sohn des Kays? —
Er ist todt! — Wo weilt der Fahnenträger der .luden und
der Heere, Wahb b. Zajd? — Er ist todt! — Wie beilu-
det sich der Vertreter jüdischer Gastfreundschaft, der Va-
ter der Waisen und Armen, 'Okba b. Zayd? — Er ist todt!
— Und sind die beiden 'Amr noch am Leben, welche sich
in der Erkläruns: der Thore vereinigten? — Auch sie sind
todt! — Dann, o Thäbit, gewährt das Leben keinen Ge-
nufs mehr; ich will ihnen in die Heimath folgen, in welche
sie vorausgegangen sind. Ich bitte dich bei dem Einlluls,
den ich auf dich habe, mich nicht zu jenem blutdürstigen
Manne, welcher die Häuptlinge der Koraytziten hat tödten
lassen, sondern auf den Richt[>latz zu führen. Ninmi mei-
nen vSäbel, er ist scharf, und enthaupte micli. Aber halte
mir den Kopf und haue hoch; denn der Rum|)f sieht schön
aus, wenn der Hals noch daran ist. Ich warte mit Unge-
duld, bis der Eimer meines licbens ausjfeflossen und ich
223
mit meinen Fieundeu vereinigt })in. Tliabit antAvortete: Ich
bin nicht im Stande, dicli zu todten. Es liegt wenig daran
sagle Zohayr, wer mir diesen Dienst erweist, aber geh zu
deinem Meister und bitte ihn, meiner Frau und meinen
Kindern die Freiheil und ilir Vermüüen zu schenken. Thä-
bit übergab ihn dem Sohne des 'Awwän, welcher nebst
'Alyy bei dieser CJelegenheit das Scharhichleramt übte,
und er enthauptete ihn. Thäbit gewährte den letzten Wunsch
des Zobayr und nahm dessen Familie in sein Haus auf.
Ich bewundere den Heldenmuth des greisen Juden,
welcher das Schicksal seiner Freunde theilen wollte; aber
ich bewundere noch mehr die Berichterstatter. Diese Dar-
stellung ist allmälig von den Traditionisten erweitert wor-
den, und sie ist vollendeter in neueren als in alten Ver-
sionen. Sie ist daher nicht Eigenthum eines Mannes,
sondern mehrerer Generationen von graubärtigen Traditio-
nisten. Der Soldat hält es für Ehrensache, dem Feinde
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, yon Verbrechern wer-
den oft Züge von Grofsmuth erzählt, und es hat Räuber
gegeben, welche ihrer Mildthätigkeit wegen berühmt ge-
worden sind, selbst Fürsten und ihre Schergen haben in
seltenen Fällen Achtung für die Grundsätze ihrer politi-
schen Gegner an den Tag gelegt; aber dies ist der ein-
zige mir bekannte Fall, dafs Theologen Bewunderung für
den Heldenmuth eines Andersgläubigen ausgesprochen ha-
ben, und ich zweifele, ob in allen sechszig Foliobänden
der Bolandisten auch nur ein Charakterzug vorkommt, wel-
cher dem menschhclien Herzen so viel Ehre macht, als
diese moslimische Schilderung des Todes eines heldenmü-
thigen Juden. Die christliche Liebe hat sich stets nur in
tlem Eifer gezeigt, mit dem sie Scheiterhaufen anzündete.
Die Beute, welche die jMosliuje von den Koraytziten
erbten, war sehr werthvoU: 1500 Säbel, 300 Kuirasse,
1000 Speere, 1500 kleinere und gröfsere Schilde, viele
Gefäfse, Teppiche und Kleider, eine Quantität Wein, einige
224
Tü[>fe Zucker '), eine grofse x\nzalil Kameele und andere
Haustliiere, fruchtbare Ländereien und scliöne Sklavinnen.
Die Juden haben für den Koran einen Theil des Stofles
und für die nioshniisclien Heere einen Theil des Materiels
geliefert. Es ist das der Weltlauf: das junge Leben er-
stickt das alte und die neue Pflanze verzehrt die vernio-
derte.
Einer alten Gewohnheit gemäfs wurde die den Fein-
den abgenommene Beute stets ohne V'^erzug vertheilt; bei
entlernten Kriegszügen ge^vühnlich ehe die Sieger die Hei-
inath erreichten, aber doch nicht früher, als sie auf eige-
nem Boden und in voller Sicherheit waren ^). Die dabei
beobachteten Regeln waren sehr praktisch. Man ernannte
einen Kommissarius, welcher sie hütete, und die \ ertheilung
leitete. Bei dieser Gelegenheit übertrug der Prophet dieses
Amt dem Mahmiya b.Gazä. Dann schied man das für Moham-
mad bestimmte Fünftel aus. Der Kommissarius sortirte die
Gegenstände zu diesem Zwecke in Klassen: Liegenschal-
ten, Mobilien, Thiere und Kriegsgefangene, theilte nach
oberflächlicher Schätzung jede Klasse in fünf gleiche Por-
tionen, und nun looste man über jede Klasse mit fünf
Pfeilen, avovou einer die Aufschrift hatte »für (jiott«, um
zu ermitteln, welche Portionen dem Propheten zufallen sol-
len. Nach Entfernung des Fünftels schritt der Kommissa-
rius zur Vertheilung der übrigen vier Theile.
') Man lüfst den Zucker in irdenen Töpfen krystallisiren und
bringt ihn auch darin auf den Markt.
*) Nach Tayniy, S. 374, hat Mohammad sich die ganze Beute
angeeignet. 'Omar soll ihn gefragt haben: Willst du nicht das Fünf-
tel nehmen und die Beute vertheilen? Nein, antwortete er, nach
Kor. 59, 7 gehört sie ganz mir! Taymy versteht unter den in die-
sem Verse genannten Dorfbewohnern die Koraytziten , Nadhyriten,
die Einwohner von Fadak und Chaybar. Ibn 'Abbfis bei Tha laby
59, 7 stimmt mit ihm überein und gebraucht fast dieselben Worte.
Ich glaube, dafs Taymy's Bericht über die Verfügung der Beute
irrig sei und dafs ihm die falsche Anwendung dieser Koränstelle zu
Grunde liege.
225
Drei Tausend Krieger hatten Anspruch auf Beute.
'A\\r\ waren zwar todt, einen hatten die Feinde getödtet
und einer starli \\älirend der Belagerung- eines natürlichen
J üdes. Es traten aber ilne FaniiHen in ihre Kechte ein.
im die iMoslinie zu ermuntern, sich mit IMerden zu verse-
hen, gewährte Mohannnad jedem der sechsunddreilsig Kaval-
leristen, welche den Feldzug mitgemacht hatten, drei Theile:
einen l'ür den Mann und zwei lur das Pl'erd. Es war da-
her uothNNendiü-, aus der Beute 3072 "leiche Theile zu
machen. Den Werth eines Iheiles ersehen wir aus fol-
gender Tradition des Ibu Maslama. Ich kaufte, erzählt er,
drei gefangene Frauen mit ihren Kindern für 45 Dynäre.
Dieses machte gerade den Werth meines Antheiles; denn
ich besals ein IMerd und hatte also auf drei Theile An-
spruch. Wenn diese Nachricht begründet ist, hatte die
ganze Beute den Werth von 46080 Dynären. Schlägt man
den Werth der Sklavinnen zu 15000 [)>naren an, und zieht
ihn von dieser Summe ab, so bleibt das (Jesammtvermögen
aller Hingerichteten. Es kommen auf jeden etwa 50 Dy-
näre, diesen Werth hatten aber ihre Habseligkeiten für die
Sieger; der reelle Werth war gewifs viel grölser.
Es scheint, dafs man die Felder den Ancärern um
eine äulserst niedrige Schätzung überliefs ^). Die Mobilien
') Wakidy sagt: „Die Dattelpflanzungen wurden vertheilt. Ei-
nen Theil erhielten die Banü 'Abd Aschhai, Tzafar, Häritha und
Mo'avviya, deren Gesammtname Nabyt ist; einen Theil die Banü
Amr b. 'Awf und die übrigen Awsiten; einen Theil die Banü Nag-
gär, Mäzin, Mälik, Dynär und 'Adyy, und einen Theil die Banü
Salima, Zorayk und Balharith."
Es waren dies die ursprünglichen vier Fünftel, welche der Ar-
mee zufielen; die Vertheilung eines jeden derselben überliefs man
den betreffenden Familien.
Unter den Tlieihiehmern au der Beute finden wir hier die Banü
Häritha; es gehörten aber zu dieser Familie auch Juden; denn Bo-
cbäry S. Ö75 sagt, dafs Mohamnaad die Juden der Banü Häritha
aus Madvna vertrieben habe. Die Zeit ihrer Vertreibung wird nicht
genannt. Vielleicht kurz vor seinem Tode.
III. 15
226
und die Frauen und Kinder wurden an den Meistbietenden
versteigert. Ich bilde mir ein, dafs die Auktion nur un-
ter den Kriegern stattfand und niclit (leld bezahlt wurde,
sondern dafs Jeder auf Abrechnung ungefähr so viel er-
stand als sein Antheil Averth war.
Die Anzahl der gefangenen Frauen und Kinder (die
ganz kleinen Kinder, welche mit den Müttern verkauft wur-
den, niclit eingerechnet) belief sich auf ungefähr ein 'Pau-
send. Der Prophet erhielt davon zweihundert. Einigen
gab er die Preiheit, andere schenkte er seinen Freunden,
und mehrere sickte er nach dem Nagd und nach Syrien,
um Waffen und Pferde dalür einzutauschen; viele aber ver-
kaufte er an seinen Schwiegersohn 'Othmän. Dieser hatte
sich mit 'Abd al-Kahmän associirt und kaufte auf gemein-
schaftliche Rechnung von JMohammad und den Kriegern so
viele Weiber als er wohlfeil erhalten konnte, unter der Be-
dingung, dafs der Kaufpreis erst nach einer hestimmten
Frist bezahlt werden soll. Fr bat dann den 'Abd al-Rah-
män, sie in zwei gleiche Haufen zu (heilen. Dieser that
in den einen Eaufen die jungen, in den anderen die alten
Weiber. 'Othmän uählte die letzteren und 'Abd al-Rah-
man die ersteren. Nach der llieilung stellte es sich her-
aus, dafs die alten Jüdinnen grofse Summen Geldes bei
sich verborgen trugen, v\;ihrend die jungen leer waren.
'Othniäii nahm ihnen ihre Habe ab und verkaufte sie. Es
eilten unterdessen die Juden aus ("haybar, Taymä und an-
deren (lesenden herbei, um ihre Glaubensifenossinnen los
zu kanleii, und der Preis stieg bedeutend : so bezahlte der
Jude Abu Schahm für z\\ei Frauen, wovon jede drei Kin-
der hatte, 150 Dynare. Da sie bei der Theilung um drei-
fsig bis vierzig Dynare versteigert worden waren und die
ersten Käufer sich wahrscheinlich mit einem geringen Profit
begnügten, machten die zwei Unternehmer ein schönes
Geschäft.
Ende Mai 627 schickte der Prophet den Ibn Maslanja,
den Kor{ästamm, der sieben Tagereisen von Madyna seinen
227
Wohnsitz hatte '), zu plündern. Da er nur bei Kaeht
reiste, üjelang- es ihm, sie vor Tagesanbruch zu iiberrum-
pehi. Er tödtete zehn Männer, die übrigen ergriHen die
P lucht und lielsen die llcerdon zurüc k. Den Moshuien fielen
1500 Kauieele und 3000 Schafe in die Hände, welche sie
in Eilniärsclien nach Madyua trieben. Die Frauen nurden
verschont. Nachdem das Fünftel für den Propheten ab-
gezogen worden uar, vertheilten die Sieger die Beute, und
auch diesmal schätzte man ein Kameel zu zehn Schafen.
Der Prophet erhielt also den Werth von 360 Kameelen und
jeder der Theilnehmer den von 48 Kameelen.
Ihn Ishäk versetzt auch in diese Zeit die Bekehrung
eines der grolsten (lenerale, die je gelebt haben, des Ero-
berers von Egypten 'Amr b. aq. Er wurde von den Ko-
rayschiten nach Abyssinien geschickt. Dort bat er den
INaggäschy, ihm zu erlauben, einen Boten des Mohammad,
welcher gerade am Hofe des Naggäschy war, ermorden
zu dürfen. Der Köniff uar entrüstet über diese Zumu-
thung und hatte eine einläfsliche Unterredung mit 'Amr
über den Islam. Er wurde von der Wahrheit desselben
überzeu"! und lejite das Glaubensbekenntnifs ab; doch ver-
lieimlidite er es, kehrte nach Makka zurück und suchte
daselbst bei einer späteren Gelegenheit die Korayschiten
von der Wahrheit der 0ffenbarun2:en des Mohammad zu
überzeugen. Die Geschichte ist albern, und wahr ist nur,
dafs 'Amr und der ebenso grofse General Chälyd b. Wa-
lyd noch vor der Eroberung von Makka, nämlich in der
ersten Hälfte des Jahres 629, als nur noch Hitzköpfe an
die ^Möglichkeit eines erfolgreichen Widerstandes glaubten,
sich dem Mohammad unter\>arlen.
') DiT Kortastaiiim wird von einigen noch zu den Hawäzin-
stänimen gerechnet. Das ethnographische Symbol ist: Kort, Korayt
und Koryt werden mit einander Kortä genannt, und sie waren
böline des Abd b. 'Ubayd, d. h. Bakr b. Kiläb von den Kaysiten. Ihre
15 •
228
Am 21. Juli 627 unternahm Mohammad einen Zug
gegen die Lihyäniten, um das Blut der von ihnen ermor-
deten Gläubigen zu rächen. Von Madyna marschirte er
gegen NW., vorgebend, dafs das Ziel seiner Expedition
die syrische Grenze sei; dann n endete er sich plötzlich
links und setzte den Weg in Eilmärschen bis zu den La-
gerplätzen der Lihvaniten fort. Sie hatten aber zeitig
iSachricht von seinen) Vorhaben erhalten und sich auf die
öden Hügel gefliichtel, wo er ihnen nichts anhaben konnte.
Weil er ganz nahe bei Koro' vorüberging, welches auf
der Makkastrafse liefet, benutzte er die Gelegenheit zu ei-
ner Demonstration gegen die Korayschiten, er wollte sich
nämlich das Ansehen geben, als käme er die Umgebung
ihrer Stadt zu plündern. Sie nahmen aber keine INotiz
davon und so kehrte er nach Madyna zurück.
Das Regenwasser, welches in der vulkanischen Re-
gion der Solavmiten, wo ihr ]Ma dan liegt, fällt, (liefst ge-
gen NW. und llndet eine l*ost (4 Stunden) nördlich von
Madyna einen Weg durch das Radhwan- Gebirge, um das
Meer zu erreichen. Wo es bei Madyna vorüberlliefst, hat
es sich ein ziemlich breites Thal gegraben, welches Ghäba
genannt wird. Im Alterthunie benutzte man es vorzüglich,
wenn nicht ausschüefslich, als Sommerweiden. Zobayr hat,
wie wir bereits wissen, das 'J hal urbar gemacht mid seine
Erben haben es um einen enormen Preis verkault. In die-
sem Ghäba nun besals der Prophet, welchem täglich Beute
zuströmte, zwanzig Zuchtkameele, unter der Aufsicht des
Abu Dzarr. Der nmthige Fazarile 'Oyayna wagte am 22.
Juli 627, oder einen 31onat später, an der Spitze von vier-
zig gliatafänitischen Reitern einen Ueberfall, tödtete einen
Sohn der Abu Dzarr, nahm seine Frau gefangen und trieb
die Kameele fort.
Wohnsitze waren bei Bakrat, es sind dies Berge nicht weit von
Dharyya, welches eine Station an der Makka- Ra^rastrafse ist.
229
Ein Sklave brachte die Nachriebt des Frevels nach
Madyna, ehe nocli zum Mori^eiip^ebet gerufen worden war.
Rr bea^egnete dem Ibn Akwa, welcher mit Fleil und Bo-
gen bewaffnet war. Dieser rief mit mächtiger Stimme:
Schrecken! Schrecken! Auf, Kavallerie des Propheten!
Hann eilte er den Räubern nach (Bochäry S. 603). Der
erste, welcher zur Moschee herbeisprengte, war Mikdäd.
Der Prophet band ihm das Liwä an den Speer und befahl
ihm, mit denen, welche zuerst unter den Waffen waren,
voranzueilen; er selbst wolle mit einer zahlreicheren Schaar
nachkommen. Dem Sa'd b.'Obada gab er den Befehl, mit
300 Mann die Stadt zu beschützen, und nachdem sich hin-
länglich viele Krieger versammelt hatten, jagte er den Frev-
lern nach. Rr erreichte den Mikdäd und den Vortrab, wel-
cher, wie es scheint, schon einige Gefechte mit den flüch-
tigen Räubern gehabt hatte, in denen ein Moslim und vier
Feinde fielen, bei Dzü-Karad. Dieser Platz liegt in der
Gegend von Ghaybar, gegen Mostenäch zu, und ist etwa
90 arab. Meilen von Mad\na entfernt. Hier machten die
Moslime Halt, um für sich und ihre Thiere Wasser zu
schöpfen, und es stiefsen noch viele Nachzügler zu ihnen;
denn der Aufruf zur Wehr war auch an die Banü 'Amr b.
'Awf ergano-en, und da sie aufserhalb Madyna lebten, konn-
ten sie den Propheten nicht früher erreichen. Weil die
Armee, welche aus fünf- bis siebenhundert Mann bestand,
keine Lebensmittel mitgenommen hatte, schickte Sa'd b.
Obäda Kameele, beladen mit Datteln, nach und Moham-
mad liefs für je hundert Mann ein Kameel schlachten. INach
einem Aufenthalt von vierundzwanzig Stunden, während wel-
cher sich viele Feinde sammelten und eine drohende Po-
sition eiiuiahinen, kehrten die Moslime nach Madyna zu-
rück, welches sie fünf Tage nach ihrem Auszuge erreich-
ten. Rs ffelano; ihnen den Räubern die Hälfte der Beute
abzunehmen, 'mit der übrigen Hälfte der Beute zerstreuten
sich diese.
230
Unter den erschlagenen Feinden war der Fazärite
Masada, welcher nach Ibn Okba den Raubzug anführte.
Seinen Sohn 'Abd finden wir später an dem Hofe des
Moäwiya.
Bald nach seiner Rückkunft schickte der Prophet den
Okascha mit vierzig Mann auf einen Raubzug gegen die
Banü Asad, welche bei (ihamr (d.h. Ghann- Marzuk: es
liegt zwei Tagereisen von Fayd, an der alten Madyna-
stralse) kampirten. Die Asaditen erhielten zeitig Nach-
richt und flüchteten sich auf die Anhöhen. Die Moslime
fingen eiuen Kundschalter auf, weichen, nachdem er die
ganze ISacht gewacht hatte, der Schlaf überwältigte. Um
sein Leben zu retten, verrieth er die hinter einem Hügel
verborgene Heerde seines Oheims. Sie bestand aus zwei-
hundert Kameelen, und die Moslime nahmen sie ohne Wi-
derstand fort und brachten sie nach Madyna hinunter.
Im Lande der Banü Tha laba und Anmär herrschte
grolse Trocknifs, sie trieben «lalier ihre Heerden nach dem
36 Meilen von Madyna, an der Stralse nach Rabadza und
Irak gelegenen Marädh und dem benachbarten Taghlamayn,
wo reichlicher Regen gefallen war. Von hier breiteten sie
sich bis l)zü-Ka(;(;a aus, welclies nur 24 ar. Meilen von
Madyna entfernt ist. Der Prophet schickte Anfangs Au-
gust den Ibn Maslama an der Spitze von zehn Mann
auf einen Besuch zu seinen neuen Nachbarn. Hundert
IMann, mit Speeren be\\aiTnet, empfingen ihre Ciäste auf
gebührende Weise, und statt mit Iknite beladen nach Ma-
dyna zurückzukehren, wurde ibn Maslama verwundet zu-
rückgebracht. \
Durch diesen F^rfolg ermuthigt, machten die Tha'la- ^
biten Vorbereitungen, die Heerden von Madyna, welche 1^
in lia^la, sieben ar. Äleilen von der Stadt weideten, zu b
überfallen. Mohammad beauftragte daher den Abu Obayda i;
Ibn üarräh an der Spitze von vierzig Mann, sie zu zerstreuen. ,i
Er erreichte Dzü-Ka(;(^*a bei Tagesanbruch. Der plötz-
231
liehe Ueberfall erfüllte die Feinde mit Schrecken und sie
ergrilVen die Flucht. 'Abu 'Obayda biaclite ihr Vieh, ihre
Kleider und einen Gefangenen, welcher sich zum Islam be-
kehrte, nach Madyna.
Ende August oder Anfang September rüstete Moham-
mad unter der Anführung des Zayd b. Häritha einen Raub-
zng gegen die Solaymiten aus. F]r drang bis Gamüm, Hnks
von Batn-lNachi, welches 48 ar. Meilen von Madyna liegt,
vor. Dort fing er die Mozaynitin Halyma auf und sie ver-
rieth ihm den Ort, wo die Feinde in tiefem Frieden la-
gerten. Zayd erbeutete die Heerden und machte mehrere
Gefangenen, darunter den Mann der Halyma. Mohammad
schenkte, als sie nach Madyna gebracht Avorden waren,
sowohl ihm als ihr die Freiheit.
Anfangs Oktober wurde eine korayschitische Kara-
wane von Syrien erwartet. Mohammad schickte Zayd, sie
bei Yq zu überfallen '). Es gelang ihm auch vollkom-
men. Unter den Waaren, welche er erbeutete, befand sich
viel Silber, und unler den Gefangenen der Tochtermann
des Propheten Abu -Tag (vergl. Bd. I, S. 201).
In demselben Monate stattete Zayd an der Spitze von
fünfzehn Mann den Tha'labiten zu Taraf -) einen Besuch
ab und brachte nach einer Abwesenheit von vier Tagen
40 Kameele zurück.
Zayd unternahm einen glücklichen Feldzug nach dem
') 'Y9 liegt vier Tagemärsche von Madyna und einen Tage-
marsch von Marwa, nicht weit vom Meere. Die Einwohner waren
Gohayniten und Mozayniten.
') Ihn Sa'd sagt: „Taraf ist ein Wasser nahe bei Mirädh (An-
dere schreiben .Marädh) diesseits (dun) Nochayl, 36 Meilen von Ma-
dyna." Nach Yäküt ist Nochayl näher zu Madyna als Taraf. Ihn
Sa'd scheint also Batn-Nachl unter Nochayl zu verstehen. Man
könnte vielleicht dun mit „jenseits" übersetzen, aber in einer an-
deren Stelle sagt Ihn Sa'd: al-Bilkä dun Dimischk, es mufsheifsen:
Belkä liegt diesseits Daniascus.
232
uns aus der Bibel bekannten Midian. Dieses Mal galt es
nicht einem Wanderstamme, sondern den tViedtertigen und
liülflosen Hütten- und Höblenbewohnern an der Meeres-
küste, welche Myiiä genannt wird. Er brachte eine x\n-
zahl Gefanü^ene mit, trennte die Mütter von den Kindern
und verkaufte sie einzeln. Der Prophet verbot diese l n-
menschlichkeit und befahl, dafs Mütter und Kinder mit
einander verkauft werden sollen.
Ende Psovember wurde der unermüdliche Zayd nach
Wädiy alkorä geschickt, wo sich Krieger aus den Stämmen
Madhig und Kodhaa sammelten, um einen Streifzug gegen
Madyna zu unternehmen. wSie zerstreuten sich hei seinem
Heranrücken ohne Widerstand ^).
Wahrscheinlich war es bei dieser (Jelesrenheit, dafs
er versuchte, Aveiter gegen Norden vorzudringen, um Waa-
ren, welche ihm von verschiedenen Moslimen zu diesem
Zwecke anvertraut worden waren, nach den Märkten von
Syrien zu bringen. Er wurde aber von den Fazäriten,
welche im nördlichen Theile von Wädiy alkorä, sieben
Tagemärsche von Madyna, kampirten, tüchtig' durchge-
prügelt und geplündert.
Das Jahr 628 wurde von Alyy mit einem Raubzug
nach Fadak eröffnet. Der Prophet hatte in Erfahrung ge-
bracht, dafs sich daselbst Sa'd-Bakriten versamnieln, um
den Juden von (Hiaybar zu Hülfe zu konunen. Er schickte
also den Alyy mit hundert Mann dahin, um sie zu zer-
streuen. Er zog in nächtlichen Märschen his nach dem
Wasser düiamig, welches zwischen Fadak ^) und Chaybar
') Balädzory, Ansäb alaschnlf S. 242.
') Die Lage von Fadak macht einige Schwierigkeiten, Nach
Ihn Sa'd liegt es sechs Tageniärsche von Madyna, nach anderen
Quellen aber nur zwei oder drei Tagenriärsche. Der Verfasser des
Nur alnibräs sagt S. 12()'2, dafs er, um diesen Zwiespalt zu lösen,
einen Einwohner von Madyna gefragt habe, wo es liege? Er
233
liefft. Dort fand er einen Mann nnd IVaote ihn, wo der
Stamm kampire. Er erklärte si(rh bereit, die nüthige Aus-
kunlt zu gehen, wenn er ihm Sicherheit verspreche. Daraul
ging 'Alyy gern ein, und mit dessen Hülle gelang es ihm,
das Lager zu iil)errum[)ehi und 500 Kameele und 2000
Schaal'e zu erbeuten, während die Eigenthümer die Flucht
ergriffen. Nach Wäkidy war der Verräther ein Bote der
der Saditen an die Juden von Chaybar, welcher ihnen die
Hülfe seines Stanunes zusagen soll, unter der Bedingung,
dafs sie an den Stamm die Dattelernte abliefern. tJegen
die ganze Erzählung erliebt sich die Schwierigkeit, dals
die Sad-Bakriten ein Hawäzinstamm waren und im Nagd,
zwei oder drei Tage östlich und nicht sechszehn Tage
nördlich von Makka lebten.
Im Januar 628 schickte Mohammad den 'Al)d al-Rah-
män b. 'Awf mit einer Armee gegen die in Duma leben-
den Kalbiten ^). Sie leisteten keinen Widerstand und nach
antwortete: Fadak ist eine Stadt, welche jetzt in Ruinen liegt, zwei
Tagemärsche von Madyna. Es tragt sich aber, ob in diesem Feld-
zuge von diesem Städtchen oder einem nördlich von Chaybar gele-
genen gleichen Namens die Rede ist. Denn Chaybar liegt acht
Posten (96 Meilen oder etwa 5 Tagemärsche) von Madyna und da
Alyy zuerst nach Ghamig zog, wäre er bei Fadak vorbeigegangen,
wenn dies nicht jenseits Chaybar läge.
') Die Kalbiten, ein siidarabisches Volk, hatten im Alterthume
ganz genau dieselben Wohnsitze, welche jetzt die'Aneze inne haben.
Sie waren im Besitze der syrischen Wüste, welche damals die Wüste
von Samäwa genannt wurde. Samäwa ist eigentlich der Name ei-
nes Wassers, an welchem das Hauptquartier des Stammes lag, und
wo ihr König (Malik), der Dylite Farwa, aus dem Herrscherstamme
Ghassän, einen Theil des Jahres zubrachte. Die nomadischen Hor-
den durchstreiften das Land gegen Süden fast bis Taymä, wo die
Dobyäniten , gemischt mit Tayyiten , ihre Nachbarn waren. Sie
bildeten einen Theil der Macht des ghassänitischeu Königreiches,
welches unter byzantinischer Oberherrschaft stand. In Duma trie-
ben einige Kalbiten Ackerbau. Die politische Zusammengehörigkeit
der verschiedenen kalbitischen Stämme war, wie die der'Aneze, sehr
234
drei Tagen Bedenkzeit bekehrte sich ihr König ^) Agbagh,
ein Christ, und viele andere zum Islam; die übrigen ver-
1
locker, und deswegen kamen die Nomaden ihren in Duma lebenden
Stanimgenossen nicht zur Hülfe. Diese standen ja unter kinditischer
Herrschaft und waren schon lange vor Mohammad, durch eine neue
Invasion von Südarabien, von dem politischen Verband ihrer nörd-
lichen Brüder getrennt.
Der erste uns bekannte Kalbite von den nördlichen Stämmen,
welcher sich bekehrte, ist Dihyä. Er focht zum ersten Male bei der
Belagerung von Madyna. Seine Bekehrung fällt also in das Jahr
626. Er schenkte dem Propheten bei dieser Gelegenheit ein paar
Stiefel. Wegen seiner Bekanntschaft mit Syrien und den dort le-
benden Arabern wählte ihn Mohammad, wie wir sehen werden, als
Gesandten an den Kaiser. Er liefs sich nach den Eroberungskrie-
gen zu Mizza bei Damascus nieder und starb unter Moäwiya.
Die Bekehrung des'I(;äm, eines anderen Kalbiten (aus dem
Stamme Rakkäsch), erfolgte viel später, und sie ist uns aus ziem-
lich unlauterer Quelle bekannt. „Wir hatten, sagt er in einer Tra-
dition, einen Götzen, Namens 'Amara, und ich war sein Priester.
Wir hörten eine Stimme, die aus dem Innern des Götzen kam: O
Iijäm, es ist gekommen der Islam, zu Ende ist die Anbetung der
A(jnäm (Götzen), die Verwandten schliefsen sich eng aneinander
an in jedem Stamm. Wir waren darüber sehr erschrocken und ich
und Abd Amr beeilten uns, nach Madyna zum Gottgesandten zu
gehen."
'Abd Amr erzählt: Ich und Ii^äm gingen zum Propheten und
er ermunterte uns, den Islam anzunehmen. Wir legten das Glau-
bensbekenntnifs ab und er sprach: Ich bin der Ummy Prophet, der
Wahrhafte, der Reine. Wehe, wehe denen, die mich für einen Lüg-
ner halten und sich von mir abwenden; aber Heil denen, die mir
beistehen, an mich glauben und von der Wahrheit meiner Worte
überzeugt sind und mit mir gegen die Ungläubigen in's Feld zie-
hen. Wir antworteten: Wir glauben an dich, wir erklären, dafs du
die Wahrheit redest und wir sind Moslime.
üeber die Bekehrung sämmtlicher kalbitischen Stämme haben
wir keine zuverlässigen Nachrichten. Ich zweifle, ob sie vor dem
Tode des Propheten vollendet wurde.
') König hat einen so weiten Begriff, dafs die Aristokraten
von Makka in mehreren Traditionen Könige genannt werden.
235
standen sich dazu, die Kopfsteuer zu entrichten. 'Ahd al-
Rahmän heirathete Tomädhir, die Tochter des Künij^s, und
kehrte nach Madyna zurück.
Es scheint, dafs die Moshme in diesem Feldzuge nicht
die ganze Oase erobert, sondern nur die Kall)iten, einen
Theii der Bevölkerung derselben, geplündert haben, bn
Jahre 630 unternahmen sie daher, wie wir später sehen
werden, eine andere P^xpedition, eroberten die Burg des
kinditischen Fürsten und unterwarfen die ganze Oase dem
Mohammad.
Schon Ende Januar 628 war Zayd von den Wunden,
welche ihm die Fazäriten im November beigebracht hat-
ten, so weit genesen, dals er sich an ihnen rächen konnte.
Er überfiel sie, wie es bei Raubzügen gewöhnlich ist, vor
Tagesanbruch, und es gelang einem seiner Waffengelährten,
dem Ibn Akwa', eine alte Frau, 0mm Korrifa, gefangen zu
nehmen. Sie mufste seine Rache fühlen*. Er hefs an je-
dem ihrer Fülse ein Kameel binden und sie in zwei vStücke
zerreilsen. Auch ihre Tochter Häritha wurde uefauKen.
• DO
Mohammad verschonte sie und sie ^^urde die Sklavin des
Häza b. Aby Wahb.
Der Jude, Abu Räfi' Salläm, ein Sohn des Abu Ho-
kayk, aus dem Stamme Nadhyr, wohnte nach seiner Ver-
treibung aus Madyna zu Chaybar und suchte die wilden
Horden der benachbarten Ghatafäniten zu einem Krieffe
gegen die Moslime zu bewegen. Mohammad beschlofs
daher, ihn meucheln zu lassen, und weil die Awsiten den
Ibn Aschraf aus dem Wege geräumt hatten, sollen ihre
Brüder, die Chazragiten, das Verdienst dieses Mordes ha-
ben. Mohammad wählte daher fünf entschlossene Männer
aus ihrer Mitte und schickte sie nach Chaybar. Dort an-
gekommen , schlichen sie Nachts in das Haus des Salläm,
verschlossen alle Thüren und stiegen zum obern Gemache
hinauf, wo er schlief. 'Abd Allah b. 'Atyk, welcher die
jüdische Aussprache nachahmen konnte, ging voraus und
236
sagte: Ich bin gekommen zu bringen ein Geschenk für
Salläm. Seine Frau kam heraus, und als sie Waffen sah
wollte sie ein Geschrei erheben. Einer der Mörder drohte
ihr, er würde sie in Stücke hauen, wenn sie einen Laut
von sich "übe, die ühriüren tödteten ihren Mann. Als sie
das Haus verlassen hatten, machte sie Lärm, und bald
versammelten sich dreihundert Mann und eilten mit Fackeln
den Thätern nach, es gelang ihnen aber nicht, sie aufzu-
finden ').
Nach dem Tode des Salläm wählten die .luden von
Chaybar den Osayr b. Rizäm (oder Yosayr b. Räzim) als
ihr Oberhaupt. Da auch er die Ghataläniten aufwiegelte,
') Nach Ihn Sa'd wurde Salläm im Ramadhän A. H. 6 (Ja-
nuar 628) ermordet, nach Arideren schon im Dzü-lhagga A. H. 4
(Mai 626) oder A. H. 5. Ihn Kalby sagt bei Balädzory: Nach die-
sem Monat fand der Raubzug nach Dzat-Rika statt; dann Moham-
mad's Expedition nach Düinat-algandal ; dann die gegen die Mo^ta-
likiten; dann die Belagerung von Madyna und der AngritT auf die
Koraytziten. Tabäry, S. 342 , erzählt die Geschichte nach Abu Is-
hak und versetzt sie A. H. 3 = Dec. 624. Die Erzählung des Abu
Ishäk ist ziemlich unbestimmt: Salläm wohnt in einem Schlosse ir-
gendwo im Higäz , der Mörder heifst 'Abd Allah b, 'Okba oder
'Abd Allah b. 'Atyk u. s w. Insofern ist sie einer Legende ähnlich,
welche allmähg concrete Gestalt gewinnt. Sie ist jedoch farblos
und ohne Tendenz, was sie von einer Legende wesentlich unter-
scheidet. Die Ursache der Unbestimmtheit der Nachrichten des Abu
Ishäk scheint zu sein, dafs er sie fast alle dem Barä b. 'Azib ent-
nimmt, welcher schon A. H. 72 starb, während Abu Ishäk bis 129
lebte. Er hat sie also in seiner frühen Jugend vernommen und
später ohne sie mit gehöriger Sorgfalt mit anderen Berichten zu
vergleichen redigirt. Diese Unabhängigkeit giebt ihnen einen gro-
fsen Werth, welcher dadurch erhöhet wird, dafs Barä in Küfa lebte,
und folglich von der madynischen Schule, welche schon früh zu
dogmatisiren anfing, weniger beeinflulst wurde. Seine Erzählungen
bilden also gewisscrmafsen eine Kontrolle der madynischen Tradi-
tion. Ziemlich vollständig finden wir die Prophetenbiographie des
Abu Ishäi: bei Ihn Hibbän, den ich in Delhi benutzte, seitdem aber
vergebens suchte.
237
schickte Mohaniniad den 'Abd Allah b. Rawäha mit zwei
Mann, ihn zu morden. Er konnte ihm aber nicht zu Leibe
gehen und kelirte nnverrichteter Sache zum Propheten zu-
rück. Was durch List unausführbar war, solUe dem \ er-
rathe gelingen. Ibii Rawalia beüab sich Ende Febr. 628
wieder nach Chaybar — diesmal ^var er von zwanzig Mos-
limen begleitet — und sagte zum jüdischen Häuptling: Ich
habe eine Botschaft an dich auszurichten, und erbitte mir
bis Avir uns verstän(hgt haben, freies Geleit. Auch ich
bedinge niir ein solclies aus, erwiderte Osayr, indem ich
es gewähre. Der Moslin) fuhr nun fort: Der Prophet ge-
denkt, dich zum Statthalter von Chaybar zu ernennen und
wünscht, dafs du zu diesem Zwecke nach Madyna kommst.
Osayr war erfreut darüber und machte sich sogleich mit
einer Begleitung von dreifsig Juden auf den Weg. Es
wurde so arrangirt , dafs je ein Jude und ein Moslim mit
einander auf einem Kameele safsen. Auf dem Wege wurde
Osayr und, nach einer anderen Nachricht alle dreifsig Ju-
den treulos ermordet.
Die 'Orayniten, ein Bagylastamm, waren in grofser
Noth. Es kamen einige Männer dieses Stammes nach Ma-
dyna und legten das Glaubensbekenntnifs ab. Da sie aus-
gehungert und kränklich waren, baten sie den Propheten,
sie zu seinem Kameelgestüte zu schicken, wo sie sich zu
erholen hofften. Er willigte ein. Nachdem sie sich einige
Zeit daselbst aufgehalten hatten, tödteten sie den Hirten,
naimien fünfzehn Zuchtkameele und ergriffen die Flucht,
^lohammad schickte ihnen zwanzig Reiter nach unter der
Anführunor des Fihriten Korz. Sie wurden eins^eholt und
nach Madyna gebracht. Mohammad liefs ihnen Hände und
Füfse abhauen und die Augen ausstechen, dann wurden
sie auf die Lawafelsen hinausgeworfen, wo sie verschmach-
teten (vergl. Kor. 5,37) ').
') Dieser Stamm fuhr noch lange in seinem Widerstand fort.
Im Juni 630 suchte ihn Mohammad durch Concessionen zu gewinnen
238
Das gute Beispiel des Propheten ermuthigte den Abu
Sofyän, einen Meuchelmörder nach Madyna zu schicken,
den Mohammad zu erdolchen. Ein Bedouine bot seine
Dienste an. Ich bin, sagte er, kaltblütig, behände und
niuthig; ich kann schneller laufen, als irgend Jemand,
und da ich lange als Führer gedient habe, kenne ich die
Wüste und die Wege, auch besitze ich einen Dolch so
und schickte an dessen Schaych Abd Allah b. Awsega eine
Schenkungs- Urkunde. Dieser wusch die Schrift von der Gazellen-
haut, auf welcher sie geschrieben war, ab und flickte damit einen
Wassereinier. Seine Nachkommen erhielten daher den Namen Banü
alräki', Söhne des Flickers. Vereinigt mit den widerspenstigen Oray-
niten war Sim'an b. 'Amr b. Korayt b. Obayd ('Abd?) b. Bakr b.
Kiläb, d. h. ein Kiläbite.
Dieser Frevel wird auch bei BochAry erzählt und lautet bei ihm
die betr. Rubrik: „Geschichte der 'ükliten und Orayniten". Es folgt
dann eine Tradition von Anas b. Mälik, welcher zufolge die Räuber
theils dem Stamme '0kl, thcils dem Stamme Orayna angehörten. In
einer für dieTraditionsgeschichte interessanten Nachricht hingegen wird
erzählt, dafs diese Geschichte vor dem Chalyfen'Omar II. zur Sprache
kam. 'Anbasa b. Sa'yd sagte bei dieser Gelegenheit: Wisset ihr
nicht die Tradition des Anas über die Orayniten (fyl-'Oraynyyn)?
Abu Kohiba (iel ihm in's Wort: „über wen erzählt Anas?" 'Abd
al-'Azyz b. (,'ohayb (nahm die Partei des 'Anbasa und) sagte: „über
die 'Orayna (min 'Orayna)". Abii Kiläba versetzte: „nein, über die
'Okliten".
Es war also ungewil's, ob die Räuber 'Orayniten oder Okliten
waren. Ein Theil des 'Oklastammes bekehrte sich später zum Is-
lam und Mohammad liefs dann folgende Urkunde ausfertigen:
„Im Namen Gottes des milden Rahmän. Von Mohammad, dem
Propheten, an die Banü Zohayr b. Okaysch (nicht Kays), ein Zweig
des 'Okistammes. Sie bezeugen, dafs es keinen Gott giebt aufser
Allah, und dafs Mohammad sein Bote ist,- sie trennen sich von den
Ungläubigen, üben Gastfreundschaft, treten ein Fünftel der Beute,
wie auch den Theil des Propheten ab, und erlauben ihm, etwas da-
von auszulesen, dafür geniefsen sie die Sicherheit Gottes und seines
Boten." Die Wohnsitze der Okliten sind im Gebirge nördlich von
Goräsch.
239
fein, wie eine Adlerfecler: gebet mir also die nötbigen Mit-
tel und ich w\\\ den Plan auslühien. Du bist unser Mann,
erwiderte Abu SolVän, und übergab ihm ein Ivameel, wel-
ches ihn am sechsten Tage, nachdem er Makka verlassen
hatte, nach Madyna brachte. Er legte das Glaubensbe-
kenntnifs ab: dem Mohammad soll aber seine Propheten-
gabe zu statten gekonmien sein und er soll, als der Be-
DO '
douine zu ihm in die Moschee trat, ausgerufen haben:
Dieser Mann führt Böses im Schilde! Dem sei wie ihm
wolle, der ^ ersuch milslang. Der Meuchelmörder wurde
ergriflen, bekannte seine Schuld und wurde, da ihm der
Prophet verzieh, ein aufrichtiger Moslim.
Mohammad schickte nun auch zwei Meuchelmörder
gegen Abu Sofyän nach Makka, sie wurden aber erkannt
und entkamen mit genauer Koth den sie verfolgenden Ko-
rayschiten.
Im Frühling 628, als sich das Pilgerfest nahte, ent-
schlofs sich der Prophet, es mitzufeiern, und somit den
Beweis zu liefern, dals seine Religion nicht wesentlich von
der seiner heidnischen Landsleute verschieden und eine
\ ereinbarunn^ möglich sei. Er erwartete grofse Folgen
Co O o
von seiner J heilnahme an dem Nationalfeste, und obschon
er sein \ orhaben nur halb ausführen konnte, so war er
in seinen Erwartungen doch nicht ganz getäuscht; denn in
den folgenden drei Jahren bekehrten sich viele Einwohner
von Makka und der Umgebung zum Islam (Zohry bei Ba-
gha\vy, Tafs. 48, 39). Er liefs also einen Aufruf an die Glau-
bigen ergehen, die Wallfahrt zu verrichten (K. 2, 192). Er und
die Flüchtlinge gehörten FamiHen an, welche als Homsiten
gewisse l^rivilegien beim Feste hatten. Diesen entsagte er'),
') Koran 2, i85 und 194-195, vorausgesetzt, dafs die ganze Ko-
ränstelle 2, iss bis 199 bei dieser Gelegenheit geoffenbart wurde.
Möglicher Weise aber machte er dieses Zugeständnifs erst im fol-
genden Jahre.
240
um die Ancärer und bekehrten Nomaden zu gewinnen ').
Es lag besonders viel daran, dafs sich die letzteren seinem
Zuge anschliefsen, weil die Makkaner nicht mit ihnen bre-
chen wollten, und weil er mit einer imposanten Macht zu
erscheinen wünschte; denn er war entschlossen, sich nö-
thigenlalls den Zutritt zu den Heiligthiimern mit Waffen-
gewalt zu erzwingen. Weil es ebenso sehr aul" einen Kriegs-
zug, als auf eine friedliche Wallfahrt abgesehen war, so liefs
er auch bei dieser Gelegenheit die Aufforderung an die
frommen Seelen ergehen, Beisteuern zur Bewaffnung zu
leisten. Um ihren Muth zu heben, erzählte er, dafs er in
einem Fraume gesehen habe, wie er in Makka eingezogen.
Auf die lauen Bedouinen machten seine Predigten ge-
ringen Eindruck, und nur wenige schlössen sich seinem
') Die Exegeten erzählen (bei Thalaby und Baghawy): Im
Heidenthume und zu Anfang des Islams pflegte ein Mann, wenn er
den Iliräm anzog behufs des Hagg oder der 'Omra, nicht durch die
Thüre in ein Gehege, oder in ein Zelt, oder in ein Haus einzutre-
ten. Die Häuserbewobner gruben ein Loch durch die hintere Mauer
des Hauses, um ein- und auszugehen, oder sie stiegen mittelst einer
Leiter über die Mauer. Die Zeltebewohner betraten das Zelt eben-
falls von hinten und nicht durch den gewöhnlichen Eingang. Die-
ses dauerte so lange bis sie den Ihräm auszogen. Die Homsiten,
d. h. die Korayschiten, Kinanitcn, Chozä'iten, Thakyfiten, Choth ami-
ten und dieBanuAmir b. (.'aoa'a machten eine Ausnahme (und sie
traten durch die Tliüre in das Haus). Eines Tages ging der Pro-
phet mit dem Ihräm in das Haus eines An^ärers, und Rifaa, wel-
cher nicht zu den Honisifen gehörte, folgte ihm. Der Prophet .'•agte:
Warum gehst du durch die Thüre in das Haus, obschon du den
Ihräm anhast? Er antwortete: Weil ich dich so eintreten gesehen
habe. Ich bin aber ein Homsite, erwiderte Mohammad. Auch ich
bin ein Homsite, versetzte Rifaa; denn meine Religion und die dei-
nige ist dieselbe. Darauf wurde geoffenbart: „Die Rechtschafifen-
heit besteht nicht darin, dafs ihr in die Häuser von hinten eintretet,
sondern etc." Zohry erzählt diese Tradition etwas verschieden und
sagt: Der Vorgang habe bei Gelegenheit des Zuges nach Hoday-
biya stattgefunden.
241
Zuge, welcher Ma^lyna am 14. oder 15. März 628 ver-
liefs, an; denn er versprach mehr Gefahr als Beute ').
Als die Korayschilen von seinem Vorhaben hörten, be-
riethen sie sich und kamen zum Entschlnls, ihn» den Ein-
tritt in das heilige («ebiet zu verwehren. Sie rieten die
Ahäbisch, half)nomadische Verbündete aus verschiedenen
ihnen verwandten Stämmen, unter die Waffen und diese
zogen mit Weib und Kind in's Feld. Es sammelte sich
eine ansehnliche Armee zur Vertlieidiü^ung der Heilijrthü-
mer und lagerte sich zu Haldah in der Nähe der Stadt.
Zwei- oder dreihimdert Reiter unter dem Kommando des
furchtbaren Chälid zoji;en dem Älohammad entgeifen.
Mohammad war nur etliche dreifsig arab. Meilen von
dem Ziele seiner Reise entfernt, als ihm der Chozaite
Bosr, den er als Kundschafter nach Makka geschickt hatte,
die Nachricht von der Stimmung und den Bewegungen
der Einwohner überbrachte. Er versammelte die Gläubi-
gen und sagte: Gebet mir euren Rath, sollen wir sie nicht
umgehen und unsern Marsch gegen die Familien der Frev-
ler wenden, welche uns den Zutritt zu den Heiligthümern
Avehren? Wenn ihre Armee dazwischen kommt und uns
in der Ausführung unseres \ orhabens stört, so ist es ge-
rade so, als hätten wir die von Bosr überbrachte Kund-
schaft nicht benutzt. Gelingt es uns aber die Stadt un-
entdeckt zu überfallen, so können wir sie ausrauben und
ihnen Schaden zufügen. Abu Bakr erhob sich gegen diese
unehrliche Art der Kriegführung und sagte: Du bist ge-
kommen, um zum heiligen Tempel zu wallfahrten. Wenn
sie dir den Zutritt verwehren, dann wollen wir ihnen im
offenen Kanipfe begegnen (Bochäry S. 600j.
' ) Es schlössen sich dem Zuge einige Aslaraiten an und bil-
deten den achten Theil der anwesenden Flüchtlinge (Bochäry S. 598).
Es scheint, dafs sich diese it) .Madyna angesiedelt hatten; denn sonst
würden sie nicht iMohägir, Flüchtlinge, genannt worden sein.
m. 16
242
Bald nach diesem Kriegsrathe stiefs er auf" die feind-
liche Reiterei. Von den Moslimen waren nur zwanzig (nach
einer wahrscheinlicheren Nachricht dreihundert) Mann zu
Pferde. Sie hatten den Vorpostendienst zu versehen und
in Stellen, wo ein plötzlicher Ueberfall möglich war, dem
Zuge vorauszureiten, um die Gegend zu überblicken. Mo-
hammad befahl ihnen, vorzurücken und, sollten die Feinde
einen Angriff versuchen, den ersten Anprall auszuhalten bis
er seine Leute in Schlachtordnung gestellt habe. Cliälid
^vagte es nicht, sich mit den Moslimen zu messen, und
diese zogen über Felsen und Schluchten, auf denen ihnea
die Kavallerie nicht folgen konnte, vorwärts bis Hodaybiya.
Es ist dies eine Gegend im INachlathale mit einigen Fel-
dern und Hütten, neun arab. Meilen von Makka entfernt.
Ein Theil liegt innerhalb, der andere aufserhalb des heili-
gen Gebietes '). Hier machte Mohammad Halt gegen den
Willen seiner Begleiter, welche vorzurücken wünschten.
Es war ein kluger Entschlufs; denn das F^indringen in das
heilige Gebiet hätte blutige Scenen zur Folge gehabt, auf
einem für die Moslime ungünstigen Terrain.
') Sie lagerten sich bei einer fast ausgetrockneten Cisterne
und konnten die Thiere nicht tränken. Glücklicher Weise fiel ein
Regen und sie hatten üeberflufs an Wasser. So berichten die äl-
testen Quellen. Bochary S. 597 erzählt, dafs Mohammad gesagt habe:
Wer diesen Regen als eine Gabe der Vorsehung ansieht, glaubt an
Gott, wer ihn dem Einflufs der Gestirne (Mondstationen) zuschreibt,
glaubt nicht an Gott, sondern an die Gestirne. Begreiflicher Weise
hielten die Gläubigen den Regen nicht nur für eine specielle Gnade
Gottes, sondern für ein zur Verherrlichung des Propheten gewirk-
tes Wunder. Die Legende bildete es aus: Der Prophet füllte ein
Gefäfs, wusch sich darin, spülte den Mund aus, spie hinein und gofs
das Wasser wieder in die Cisterne. Nun war sie so voll, als es die
Moslime nur immer wünschen konnten (Bochary S. 59H), Später
(bei Ibn Sa d und Bochary S. 598) wurde die Legende aus einer
anderen, welche wir weiter unten werden kennen lernen, verbessert
und man sagte: Es strömte zwischen den Fingern Mohammad's so
viel Wasser hervor, dafs hunderttausend Menschen hätten den Durst
löschen können.
243
Unter den Feinden gab es viele Häuptlinge, welche
die Intentionen des Mohammad achteten und den Frie-
den zu erhalten uünschten Sie begaben sich zu diesem
Zwecke in das nioslimisclie Lager, um Unterhandlungen
anzuknüpfen. Zuerst kam l^odayl aus dem dem iMohani-
mad freundlichen Chozä'astamme. Er legte ihm die Ab-
sichten der Korayschiten auseinander. Der Prophet ant-
wortete, dafs er durchaus keine leindlichen Zwecke verlolge,
deutete aut die siebenzig Opferkameele hin, welche er zur
Feier des Festes mitgebracht hatte, und bekannte zugleich,
dafs er entschlossen sei, sich den Weg zum Tempel zu
erkämpfen. iiodayl kehrte nach Makka zurück, hinter-
brachte den Einwohnern, was er gehört und gesehen, und
drückte zugleich seine üeberzeugung aus, dafs es Moham-
mad ehrlich meine. Auch Holays, der Häuptling der Ahä-
bysch, begab sich zu den Moslimen. Als ihn Mohammad von
Weitem erblickte, sagte er: Da nähert sich ein Mann, der
einem Volke angehört, welches für den Allahdienst eifert^),
lasset ihn die geschmückten Opierthiere sehen. Als er die
zum Schlachten bestimmten Kameele erblickte , kehrte er
nach Makka zurück, ohne im Lager gewesen zu sein, und
erklärte: wenn Leute, welche, wie Mohammad, die ehr-
liche Absicht haben, an dem zu Ehren Allah's eing-esetz-
ten Feste Theil zu nehmen, davon ausgeschlossen würden,
so wolle er und sein Volk sich gegen solche Gewaltthä-
tigkeit auflehnen. Wegen seiner Befangenheit machten die
Vorstellungen des Holays wenig Eindruck auf die Koray-
schiten; sie sandten daher den energischen Thakyfiten
'Orwa in das feindliche Lager. Die Biographen lassen ihn
sagen : Du marschirest mit Leuten verschiedener Stämme,
welche nicht durch die Banden des Blutes mit dir und
unter sich verbunden sind, gegen deine Heimath. Sie
') Bei Ibn Isbäk: yatallahün; nacb einer anderen Version;
„sie halten viel auf Schlachtthiere."
16*
244
uertlen dich in der Noth verlassen. Wir hingegen sind enge
unter einander verknüpft. Selbst die Mütter mit ihren Säug-
lingen an der Brust sind in das Lager gezogen, und wir
werden uns wehren Avie Panther. Seine Beschimpfungen
wurden von den Umstehenden beantwortet. Er wurde nun
vertraulich mit Mohammad und ergriff, nach arabischer Sitte,
seinen Bart. Sein nächster Verwandter Moghyra b. Scho'ba,
der schlaueste Mann in Arabien, verwies ihm diese Ver-
traulichkeit, und 'Orwa verliefs das Lager mit der Ueber-
zeugung, dafs die Moslime ihren letzten Blutstropfen für
ihren Meister zu vergiefsen bereit seien '). Kr brachte densel-
ben Bescheid nach Makka, welchen Bodayl erhalten hatte.
Die erstgenannten zwei Männer, Bodayl und Holays,
repräsentirten ihre eigenen Stämrnc, Bundesgenossen der
Makkaner, hatten aber keinen Aultrag, im Namen dieser zu
unterhandeln. Krst'Orwa hat die Unterhandlungen im Namen
der Makkaner, der eigentlichen Cegner der Moslime, ange-
knüpft. Mohammad entschlofs sich selbe fortzusetzen und
sandte seinen Schwiegersohn Othniän nach Makka, um die
Betheuerungen, dafs die (jlläubigen nur den Tempel besu-
chen wollen, zu wiederholen. Er gehört der mächtigsten
korayschitisch<!n Familie an und sein Verwandter Abän nahm
ihn unter seinen Schutz, als er sich der Stadt näherte. Auch
bot man ihm an, die Ceremonien bei der Ka'ba verrichten
zu dürfen. Er weigerte sich, dies ohne seinen Meister zu
') Die Tradition sagt feiner, dafs sieli die Gläubigen um das
Wasser, in welclieni der Propljet sich gebadet hatte, und um seinen
Speichel stritten, und dafs Orwa, nach Makka zurückgekehrt, er-
klärt haVje, weder der Kaiser noch Chosroes werde so sehr verehrt,
wie Mohammad. Die ganze Tradition hat die Absicht zu zeigen,
dafs die Moslime, obschon sie Awbasch waren, d.h. verschiedenen
Stämmen angehörten, dennoch für ihren Führer zu sterben bereit
waren, und folglich die Banden des Glaubens stärker sind, als die
der Stammverwandtschaft. Das haben sie schon in der Schlacht
von Badr bewiesen, sie wird aber hier erzählt, um den auf diese Ge-
legenheit bezüglichen Koränvei 8 48, i'.» zu beleuchtin und ist in der
Form, in der wir sie haben, eine exegetische Mythe.
245
thun. Sein Drängen, die Moslime in die Stadt zu lassen,
fand kein tielior, ja er wurde sogar wider Willen einige
Zeit zurückgehalten. Im moslin)ischen Lager verbreitete
sich das (Jeriicht, er sei ermordet worden. Mohammad
forderte die Cdänbigen auf, ihm einen Kid zu leisten, dafs
sie dessen Hlut rächen und, wenn es zu Kämpfen käme,
nicht die P'lucht ergreifen würden. Er stand unter einem
l^aume und jeder der Anwesenden trat einzeln hinzu und
legte seine Hand in die Hand des Propheten. Nur ein
Mann soll »den Kid unter (lem Baume«, auf welchen spä-
ter, als es sich um den Rang der Gefährten des Moham-
mad handelte, grofses Gewicht gelegt wurde, verweigert
haben.
'Othmän kam zwar unversehrt zurück, aber es ereis-
nete sich ein Zwischenfall, welcher geeignet war, Gewalt-
thätii^-keiten nach sicli zu ziehen. Kinio:e Anhänjrer des
Propheten begaben sich nach Makka, um ihre \^erwandten
zu besuc})en. Sie wurden festgehalten. Kin moslimisches
Corps umging das feindliche Lager und drang in die Stadt.
Bei der Ka'ba fanden sie mehrere Korajschiten. Diese
banden sie und schlep])ten sie nach Hodaybiya. Abends
als es dunkel wurde, .schössen sechs Hitzköpfe Pfeile in
das Lager der Gläubigen. In der Vermuthung, es sei dies
der Anfang des Kampfes, ergriffen die Moslime die Waf-
fen und schleuderten bei Tagesanbruch Pfeile und Steine
auf die Feinde. Sie leisteten nur wenig Widerstand und
flohen in die Stadt. Hierauf zogen sich die Angreifenden
zurück. Auf diesen Zwischenfall bezieht sich nach Taymy
Kor. 48, -24 »).
Die Korayschiten schickten den Sohayl als Bevoll-
mächtigten zu Mohammad, um einen Vertrag zu schliefsen.
JSach langem Hin- und Herreden, und ungeachtet der hef-
tigen Vorstellungen des Omar, der es für schimpflich hielt
nachzugeben, diktirte Mohammad dem Alyy:
') Anders wird dieses Scharmützel im üyiin erzahlt.
246
»Im Namen Allah's des milden Hahmän!« Wir kennen
den Allah, uissen aber nichts vom Kahmän, fiel ihm Soha^l
in's Wort, schreib: »In deinem INamen, o Allah!« Wohlan!
sas^te Mohammad, schreib: »In deinem Namen, o Allah!«
und fahre iort: »Dieses sind die Bedingnn^en, unter de-
nen Mohammad, der Bote Gottes, mit Sohayl, dem Sohn
des 'Amr, Friede schliefst«. Wenn ich glaubte, dafs du
ein Bote Gottes seiest, versetzte Sohayl, so uürde ich nicht
gegen dich kämpfen; lafs ihn deinen Namen schreiben.
Mohammad diktirte dann: »Dieses sind die Bedingungen,
unter denen Mohammad, der Sohn des'Abd Allah, mit So-
hayl, dem Sohn des 'Amr, Frieden schliefst: Zehn Jahre
lang soll kein Krieg geführt \verden. Während dieser Zeit
sollen die Leute })eider l'arteien vor einander sicher sein
und die einen dürfen die anderen nicht angreifen. Wenn
eine Person von den Korayschiten ohne Einuilligung ihres
Beschützers zu Mohammad komu)t, ist er verplliclitet, sie
auszuliefern, wenn hingegen ein Anhänger des Mohammad
sich zu den Korayscliiten begiebt, so sind sie nicht ver-
pflichtet, ihn herauszugeben. Es soll zwischen uns ein
aufrichtiges Einverständnifs bestellen, und es soll weder
Raub noch Diebstahl stattfinden. Wer mit Mohammad ein
Bündnifs schliefsen will, dem stehe es frei, und wer mit
den Korayschiten ein Bündnifs scliliefsen will, dem stehe
es ebenfalls frei. Dieses Jahr kehrst du zurück und kommst
nicht nach Makka. Im nächsten (Dzü-lka'da) aber verlas-
sen wir die Stadt und du betrittst sie mit deinen Anhän-
gern und weilest daselbst drei Tage; ihr dürfet aber keine
andere WalTen, als die eines Reisenden, nämlich den Säbel
in der Scheide '), tragen.
Die Moslinie waren äufserst ungehalten über diese de-
müthigenden Bedingungen. Am meisten schmerzte sie, dafs
der V^ertrag nicht einmal vollständige Reciprocität bedingte.
') B«M TayiDv ist der Worllant des Vertrages v«Tschieden und
der Wafteiistillstand sollte nur zwei Jahre, dauern.
247
Denn die Korayschiten hatten sich nicht verpflichtet, Ue-
berläufer auszuherern, wohl aber Mohammad. Cnlückiicher-
vveise kam last unmittelbar nach Unterzeichnung der Ur-
kunde Abu Gandal aus i\hikka in das moslimische Lajrer,
um das Cdaubensbekenntnils abzulegen. Seine Angehöri-
gen forderten seine Auslieferung und Mohammad mufste
ihnen nilll'ahien. Auf Sahl b. Honayf (bei Hochärv S. 602)
machte dieses einen so schlimmen Eindruck, dafs er viele
Jahre später noch zugab, dals er, wenn er gekonnt hätte,
sich vom Jsläm losgesagt haben würde. 'Omar erklärte
zur Zeit, dafs er sich dem Vertrage nicht unterw erfen würde,
wenn er von einem Bevollmächtigten und nicht von Mo-
hammad selbst abgeschlossen worden wäre. Nach der Er-
zählung des Ibn Ishäk war die Gähruni^ so grols, dafs die
Moslime darauf und daran w aren , sich ins Verderben zu
stürzen, d. h. den Propheten zu verlassen.
Mohammad fuhr fort, seine Zugeständnisse als einen
Sieg zu erklären, und Gott, welcher ihn in allen seinen
Handlungen bestimmte , unterstützte seine Behauptung in
einer Offenbarung, welche wir bald werden kennen ler-
nen '). Es ist gewifs, dals der Prophet den Vertrag in
einem Augenblicke der Abspannung geschlossen hat und
dafs es ihm an Muth und Energ-ie fehlte. Der Erfolg war
zwar nicht so schlimm, als er hätte sein können. Das Re-
sultat ist aber nicht der einzige Maafsstab einer Handlung.
Der Islam Avar ein wucherndes Gewächs und sein Fort-
schritt konnte nicht durch einzelne Mifsijriffe gehemmt wer-
den. Er entschuldiget im Koran 48, 24. ih seine Schwäche,
aber seine Gründe sind unzureichend.
Obschon er nicht zum Tempel zugelassen wurde, ver-
richtete Mohammad dennoch die Ceremonien des Festes.
Die Zahl der Kameele, welche er als Opfer schlachtete, be-
lief sich auf siebenzig. Aufserdem wurden auch Rinder
und Schafe geopfert. Dem Wunsche oder vielmehr den
' ) Nämlich Kor. 48, i. Man vergl. damit Ibn Ishäk S. 748.
248
ausdrücklichen Berlingungen der Makkaner nachgebend,
wurden die Opfer nicht in dem heiligen Gebiete geschlach-
tet, sondern aufserhalb desselben, obschon er auf der Grenze
stand und die Gebete innerhalb desselben verrichtete. Die
meisten Moslime weigerten sich, unter diesen Verhältnissen
Opfer zu schlachten '), und statt, wie es das Ritual des
Festes auferlegte, das Kopfhaar rasiren zu lassen, iiefsen
sie dasselbe nur ein wenig stutzen, um auszudrücken, dafs
sie dieses nicht als Pilgerfahrt betrachteten. Unter den
Widerspenstigen war selbst Othmäii, der Schwiegersohn
des Propheten. Wenn Mohammad's Gott auch nicht im-
mer die Mittel besitzt, seinen Willen durchzusetzen, so weifs
er sich doch immer zu lielfen. Er schickte einen Wind,
welcher die Haare der Gläubigen in das heilige Gebiet
hinüberwehte, und so wurde das, was an der Ceremonie
fehlte, ergänzt. Ungeachtet dieses hinreichenden Auskunfts-
mittels gab Mohammad seinen AnhäDgern doch nach und
liefs sich zu ihrer Beruhigung nachträglich offenbaren:
2, 192. Vollendet für Allah den Hagg und die Omra ^).
Wenn ihr nicht zugelassen werdet, so bringet so viel Opfer
') So nach Mohammad Ihn 'Obayd's Version der Tradition
des Gäbir.
*) Es giebt zwei Arten von Pilgerfahrten, die 'Omra und der
Hagg. Erstere sind gelegentliche Wallfahrten einzelner Personen,
und es werden keine Opfer geschlachtet. Der Hagg oder das Pil-
gerfest hingegen wird gemeinschaftlich zu einer bestimmten Zeit ge-
feiert und nur Derjenige, welcher ein Opfer schlachtet, hat das Ver-
dienst, es begangen zu haben. Da Mohammad auf diesem Zuge
Opfer mitbrachte und die richtige Zeit beobachtete, kann es Hagg
genannt werden; weil er sie aber nicht am gehörigen Orte dar-
brachte, so wird die Ceremonie von den meisten Theologen als eine
Omra angesehen. Was die Intention des Propheten anbetrifft, so
geht aus dem Koran 2, iss ff. hervor, dafs er den Hagg verrichten
wollte, später aber gab er seinen Anhängern nach und erklärte,
dafs weder der Hagg noch die 'Omra vollendet worden sei.
Die Bedeutung des Wortes Hagg, Pilgerfest, oder vielmehr
Osterfest, läfst sich aus dem Arabischen nicht erklären. Tha'laby
zu Koran 2, 145: Hogga (Beweis und auch Contentio) kommt von
249
dar, als euch leicht \\\v(\. Kasirt aber euer Koyjl'haar nicht
eher, als bis die Opfer an ihrem Platz angelangt sind.
Auch er gab damit die Erklärung ab, dafs dieses Jahr
die Feier eines Festes nicht vollendet worden sei, und es
erst im künftigen Jahre geschehen soll, und dafs er Un-
recht hatte zu befehlen, sie möchten die Haare rasiren.
Erspriefsliche Früchte für den Islam trug die Frei-
heit, welche jedem Stamme zuerkannt Avurde, mit der ei-
nen oder anderen Partei Bündnisse schliefsen zu dürten.
Die Chozäiten, welche nur eine Tagereise von Makka ent-
fernt wohnten, verbanden sich sogleich mit Mohammad,
die üakriten hingegen erklärten, sie wollen auch ferner
mit den Korayschiten vereint bleiben.
Der Thakyfite Abu Bagyr floh von Makka zu den
Muslimen. Er wurde reklamirt und Mohammad lieferte ihn
aus. Wenige Meilen von Madyna erschlug er einen der
zwei Männer, welche gekommen waren, ihn abzuholen, und
(dem verbalen Substantiv) Higg her, welches so viel bedeutet als
kagd (dieses Wort entspricht dem Lat. tendere, contendere). Von
dieser Wurzel kommt auch Mihagga, der deutliche Weg, weil man
darauf nach seinem Ziele geht (auch im Lateinischen sagt man:
tendit in locum) Einen, der mit dem Anderen streitet, nennt man
Mohagga, weil sich jeder von zwei Gegnern anstrengt, seine ei-
genen Gründe aufrecht zu erhalten und die des Anderen zu wi-
derlegen.
Diese Bedeutung der Wurzel bringt uns nicht zum Pilgertest;
wir müssen Hagg, obwohl der Ausdruck schon bei den heidnischen
Arabern gebräuchlich war, für hebräisch halten. Bisher hat man
Hagg mit Pilgerfahrt übersetzt. Diese Bedeutung hat es allerdings
für die Türken und andere Völker, von denen wir Arabisch gelernt
haben. Für die Makkaner war es aber die Prozession, der Umgang
(so wird in einigen katholischen Orten das Frohnleichnan)sfest ge-
nannt); denn man begab sich nach Minä und anderen heiligen Orten
hinaus, um es zu begehen. Gesenius erklärt auch die hebr. Wurzel
des Wortes, welches Fest bedeutet und von welcher Hagg abzulei-
ten ist, wie folgt: j;ri pr. in orbem ivit (vicinum rad. yn). Bei
den Arabern bestand ein Theil der Gottesverebrung darin, dafs man
um die Idole und ihre Tempel herumzog.
250
eilte nach Madyna. Mohammad nahm ihn nicht in seine
Gemeinde auf, hielt es aber auch nicht für seine Pflicht,
seine Freiheit zu beschränken. Er fand fünf andere mak-
kanische Flüchtlinge, welche in derselben Lage waren,
und sie begaben sich mit einander in die tJegend zwi-
schen 'Yg und Marwa, an der Meeresküste westnord-
westlich von Madyna, und organisirten auf eigene Faust
eine Räuberbande, welcher sich bald darauf Abu Gandal
mit siebenzig anderen Männern aus Makka anschlofs. Sie
erhielt noch aus den benachbarten Stämmen, den Gohay-
niten, in deren Gebiet 'Yc; lag, wie auch aus den Banü
Ghifär und Aslam, Zuwachs und zählte bald siebenzig Mann,
Die Ilaupterrungenschaft der Makkaner beim Friedens-
schlüsse war, dafs jetzt ihre Karawanen ohne Gefahr auf
dem kürzesten Wege nach Syrien ziehen konnten. Diese
an der Strafse gelagerte Räuberbande, für welche Moham-
mad nicht verantwortlich war, machte sich's gerade zum
Geschäft, jede Karawane, welche in ihre Nähe kam, aus-
zurauben, und sie tödteten jeden schonungslos, der ihnen
in die IJände fiel. Am Fnde waren die klugen Makkaner
genöthigt, den Mohammad zu bitten, ihre Ausreifser in seine
Gemeinde aufzunehmen, wodurch sie gegen deren Gewalt-
thatcn geschützt wurden. Abu Hacyr lag auf seinem Tod-
tenbelte, als er des Propheten Befehl, sich nach Madyna
zu begeben, erhielt. Die Uebrigen gehorchten der Ordre
oder kehrten zu ihren Stämmen zurück.
Um die Unzufriedenheit der Gläubigen zu beschwich-
tigen, entwarf Mohammad auf dem Rückwege von Hoday-
biya eine Expedition, welche wenig Gefahren, aber eine
grofse Beute versprach. \^on dieser sollen die Nomaden,
welche den Zug nach Hodaybiya nicht mitgemacht hatten,
ausgeschlossen sein, an den späteren Zügen aber — denn
die Moslime waren immer und gegen Jedermann im Kriege
— sollten sie wieder Theil nehmen. Auch diesmal mufs-
ten die gewerbfleifsigen Juden herhalten. In Madyna gab
es wohl einzelne Juden, aber keine israelitische Macht
251
inelir. (Ihn Sad fol. 121 verso.) Die nächste jüdische (Ge-
meinde lehte zu Chayhai ■; diese sollte nun zum Üpler lallen
und die Raubgier der JVIoslime stillen. Zu Rokä' al-Oha-
mym, etwa anderthalb Taj^ereisen von Makka veröiVentlichte
Mohammad lolgentle Ollenbarung:
48, 1. Wahrlich, wir haben dir eine unläugbare Erobe-
rung bescheert,
•i. auf dafs dir («ott [in Folge der Feier des Pil-
gerfestes] alle deine Sünden, die früheren und sf)äteren,
verzeihe
.{. und dir glänzenden (beistand gewähre.
4. Er ist es, welcher in die Herzen der (jläubigen
die Schechina ') herabgesandt hat, damit sie zum Cilauben,
der sie beseelt, noch neuen Glauben empfangen,
5. und damit er sie in das Paradies einführe und
ihre Missethaten vergebe.
6. üeber die Heuchler (Bedouinen) und lTngläul>i-
gen hingegen, welche eine schlechte Meinimg von Gott
haben [imd glauben, er stehe dem Propheten nicht beij
wird er eine Strafe verhängen. Es wird sie das Schick-
sal [dafs sie Gott verläfst] treifen und sie werden in die
Hölle eingehen.
') Weil, S. 18f, bemerkt: „Dieses aus dem Rabbinischen ent-
nommene, und daher in seiner wahren Bedeutung den späteren Ko-
ränauslegern und Lexicographen unbekannte Wort, hat schon Geiger
S. 54 u. 55 und nach ihm noch ausführlicher Oettinger in der Tü-
binger Zeitschrift für Theologie 1834, I. S. 17, erläutert. „Es drückt
die unmittelbare Anwesenheit eines hulfreichen Ausflusses der Gott-
heit aus, welcher dem menschlichen Herzen zuströmend, seinen Glau-
ben stärkt, und ihm dadurch eine innere Gemüthsruhe verleiht, welche
ihn bei allen äufseren Stürmen und Versuchungen aufrecht erhält."
Gorgany (Dict. of techn. terms S. 702) sagt: Sekyna wird eine
Zuversicht genannt, welche das Herz bei dem Herabsteigen (Inne-
werden) der Mysterien empfindet. Sie besteht in einem Lichte, wel-
ches im Herzen aufgeht. Das Herz ruht bei dem überwältigenden
Eindruck, welchen es zurückläfst, und gewinnt Zuversicht. Diese
Erscheinung ist der Anfang der Gewifsheit selbst (d. h. des Lebens
der Seele in Gott).
252
7. Gott gehören rlie Heerscharen der Himmel und
der Krde.
8. Wahrlich, wir haben dich als Zeuge, als Ueber-
bringer froher Botschaft und als Warner gesandt.
10. Diejenigen, welche dir den Kid der Preue leisteten,
haben ihn tiott geleistet. Gottes Hand ist über ihre Hände
(d. h. er und nicht sie erringen die Siege). Wer den Kid
bricht, briciit ilin zu seinem eigenen Nachtheil; wer, was
er gelobet hat, hält, wird einen grofsen Lohn empfangen.
11. Die Non)aden, welche zurückgeblieben sind, wer-
den sich entschuldigen und sagen: Unsere Familien und
Geschälte halten es uns nicht erlaubt, an dem Zuge Theil
zu nehmen. Hitte Gott, uns zu verzeihen.
12.. Die Wahrheit ist: ihr Nomaden habt gefürchtet,
der Prophet und die (däubigen \\ürden nie wieder ihre
Heimath sehen, und ihr habt eine schlechte Meinung von
(Jott gehabt [und geglau])t, («otl stehe dem Mohammad
nicht beij.
13. Für die Ungläubigen haben wir die Hölle be-
reitet.
14. .\ber Gott gehört die Herrschaft der Himmel und
der Frde, und er verzeihet, wem er will, und bestrafet
wen er will [verzweifelt daher nicht, sondern lasset euch
beim nächsten Feldzug brauchenj.
15. Die zurückgebliebenen Nomaden werden, wenn
ihr eine Expe<1ition unternehmet, Avelche Beute verspricht,
sajren: Lasset uns auch Fheil nehmen. Antworte ihnen:
Diesmal dürfet ihr uns nicht folgen, denn Gott hat es schon
früher so befohlen. Sie werden sagen: »Ihr schlielset uns
aus Neid aus.« Sie sind ohne Finsicht.
i(). Sage den zurückgebliebenen Nomaden: Fin an-
deres Mal werdet ihr gegen ein tapferes Volk aufgeboten
werden, auf dafs ihr es bekämpfet oder es sich bekehre,
und wenn ihr dann folgsam seid, wird euch ein grofser
Lohn zu Theil, wenn ihr euch aber wie früher zurück-
ziehet, erwaitet euch eine grofse Strafe.
253
17. Die Blinden, Lahmen und Kranken jedocli sind
nicht verpflichtet ins Feld zu ziehen.
18. Gott iiatle sein Wohlüelallen mit den (iläubijten,
welche dir unter dem Baume ') den Kid der Treue leiste-
ten. Er wufste, was in ihrem Herzen war, sandle die
Schechina au! sie herab und belohnt sie mit einem nahen
Siege,
Id. und p^rofser Beute, die ihr machen werdet.
•20. Gott hat euch viel Beute versprochen, und die
Frist beschleuni<i,et, auf dals die Feinde es nicht \va<j;en,
euch anzugreifen, und aut dals es ein Zeichen des göttli-
chen Beistandes sei.
21. Auch andere Beute [zu der auch die Bedouinen
zugelassen werden, vergl. V. IßJ hat er euch versprochen.
Ihr könnet sie zwar gerade jetzt nicht nehmen, aber Gott
bewahrt sie für euch.
22. Wenn die Ungläubigen gegen euch kämpfen, so
kehren sie den Rücken und finden keinen Beschützer.
23. Es ist dies eine Satzung Gottes aus alten Zeiten
und die Satzungen Gottes erleiden keine Abänderung.
24. Er ist es, welcher in dem Thale von IMakka die
Waffen der Feinde von uns und eure Waffen von den Fein-
den zurückhielt, nachdem er euch den \ ortheil über sie
gegeben hatte.
25. Sie sind es, welche im Unglauben verharren,
welche euch vom heiligen Tempel ausschliefsen und wel-
che es verhindern, dafs die Opferthiere an ihren Ort
(nach Minä) gelangen. Gewifs «ürden wir die Ungläu-
bigen arg bestraft haben, wenn nicht gläubige Männer
und Frauen unter ihnen gewesen wären, die ihr [weil sie
ihren Glauben verbergenj nicht kanntet, so dals ihr, ohne
') Weil der Baum im Koran genannt wird, wurde er ein Ge-
genstand der Verehrung. Um dem Unfug Einhalt zu thun. liefs ihn
Omar niederhauen Würde sein Zeitgenosse Pabst Gregor der Grofse
ebenso gehandelt haben, wenn er den identischen Oehlbaum gefun-
den hätte, unter dem Jesus Blut geschwitzt hatte?
254
euer Wissen, durch den Kampf schlimme Folgen hättet auf
euch laden können, und Avenn Gott nicht noch, wen er Avill,
in seine Gnade |[in den Islam] einzuführen gesonnen wäre.
Wenn aber einmal die Gläubigen und die zum Glauben Be-
stimmten ausgeschieden sind, wird er sie bestrafen.
•26. Sie waren vom üebermuthe, dem Üebermuthe
der Unwissenheit, beseelt. Gott aber hat auf seinen Bo-
ten und die Gläubigen die Schechina herabgesandt und
ihnen das Wort der Versöhnlichkeit zur Pflicht gemacht,
und dieses war auch ihrer würdig und angemessen,
'27. Gott hat bereits, auf die richtige Weise, den
Traum seines i^oten in Erfüllung gehen lassen. Wenn es
Gottes Wille ist, werdet ihr wirklich in den heiligen Tem-
pel eingehen und zwar in Friede und Sicherheit (^ihr wer-
det nicht wie Krieger Kopie abhauen, sondern wie Pil-
grime] damit beschäftiget sein , euch einander die Köpfe
zu rasiren und zu scheeren; denn ihr werdet in keiner Ge-
fahr sein. Gott wufste also [^indem er den Traum auf
eine andere Weise, als ihr glaubtet, in Kriüllung gehen
läfstj, was ihr nicht wufstet. Ferner hat er für euch eine
andere nicht ferne Eroberung bestimmt.
28. Er ist es, welcher seinen Boten mit der Leitung
und dem Kultus der Wahrheit gesandt hat, damit er ihn
über jeden anderen Kultus siegreich mache. Aufser dem
Zeugnisse Gottes bedarf diese Behauptung keiner andern
Büre:schalt.
Während der Prophet mit den Rüstungen gegen Chay-
bar beschäftigt war, kam ein Jüngling von etwa zwanzig
Jahren, Abu Tha'Iaba aus dem Choschaynstamme, nach Ma-
dyna, legte das Glaubensbekenntriifs ab und nahm Theil
an dem Feldzug. Der Stamm, welchem er angehörte, wird
zu den 'Odzriten gerechnet (vergl. Wüstenf. gen. Taf. 2,17),
lebte unter Christen und besafs ein Land an der südlichen
Grenze von Arabia Petraea, das viel Fischerei hatte.
Abu Tha laba machte sich in Madyna ansäfsig und es
gelang ihm einige Jahre später, seine Stammgenossen zu
255
bekehren untl sie zu bewegen, sieben Abj^eordnete an den
Propheten zu schicken, Avelclie die Bekehrung nnd L nter-
uürligkeit des Stamojes meldeten. Später liefs er sich in
Home; nieder. A. H. 75 träumte seine 7'ochter, ihr Vater
sei gestorben. Als sie erwachte, ging sie in sein Ge-
mach und fand ihn in einer betenden Stellung, aber be-
wetrunsslos. Sie rüttelte ihn und fand, dafs ihr Traum
wahr sei. Er starb, wie er gelebt hatte, als ein äufserst
frommer Mann.
Unter den Dawsiten, deren Wohnsitze südlich von Tä-
yif, im Gebirge, liegen, lebte in früherer Zeit 'Amr b. Ho-
mama, welcher sich durch seine Weisheit und Gerechtig-
keitsliebe auszeichnete, und der Richter seines Stanunes
war. Auch die Bedouinen pflegten ihm ihre Streitigkei-
ten zur EntscheidnnsT vorzulegen. Aus Achtung: wurde
nach ihm ein Götze des Dawsstammes Dzü-1-Kaffayn des
'Amr b. Homama genannt '). Er erreichte ein sehr hohes
Alter und war gegen das Ende seines Lebens so abwe-
send, dafs man es für nöthig hielt, mit physischer Gewalt
seine Aufmerksamkeit zu fesseln. Darauf bezieht sich der
Vers des Dichters: »Früher Avurde der Weise nicht mit
dem Stock getrieben. Der Mensch weifs nichts, wenn er
nichts lernt«. Sein Sohn Gondob hatte schon vor Mo-
hammad erklärt, dafs die Schöpfung einen Schöpfer ha-
ben müsse, er wisse aber nicht, wer dieser sei. Es gab
einige andere Männer im Stamme, welche ihm beistimm-
ten, und als Mohammad als der Gesandte dieses Schöpfers
aufgetreten war, kam Tofajl, ein Freund des Gondob, nach
Makka, um zu hören, wer der Schöftfer sei. Er recitirte
vor Mohammad einige seiner eigenen Gedichte, und Mo-
hammad las ihm die letzten drei Suren des Koran vor.
Er war davon so ergriffen, dafs er sogleich das Glaubens-
bekenntnifs ablegte. Der Prophet trug ihm auf, zu den
') Aufserdem hatten sie einen anderen Götzen, welcher Schary
oder Dzü- Schary hief.s. — Siehe I^äba unter Abü-Horayra.
256
Dawsiten zurückzukeliren und ihnen den Islam zu pre-
digen.
Tolayl erhielt später den Beinamen Dzü-hiür, Licht-
besitzer, was zu folgender Legende Anlals gab: V^om Eiter,
seinen Stamm zu bekehren und für Mohammad eine Zu-
ttuchtstätte zu bereiten, entflammt, l)at er den Propheten,
ihn mit einem Wunder auszustatten. Er willfahrte seinem
Wunsche, bat Ciott ein Wunder zu wirken, un<l ein Licht
strahlte zwischen den Augen des Tofayl hervor. Dieser
hielt es für un{)assend, ja für seh)e Zwecke gefährlich, und
das Licht ging auf die Spitze seiner Peitsche über, welche
wie eine Lan)pe leuchtete.
Licht und Peitsche hatten anfangs wenig Erfolg, und
es glang dem Tofayl aulser seinem Vater, seiner Frau un<l
einigen Freunden (darunter den (Jondob und Abu Horayra)
nur Wenige dem Islam zuzuführen. Er begab sich daher
zum Propheten und sagte: Die Dawsiten sind hartnäckig,
verfluche sie. Er aber rief zum Himmel: 0 Gott, leite die
Da\\sitenl Tofyyl kehrte nun in seine Heimath zurück,
um sein Bekehrungswerk fortzusetzen.
Gondob unterstützte ihn in seinen Bemühungen und
ging von Haus zu Haus, das Wort Gottes zu predigen,
und es gelang ihnen bis 628 einen grofsen Theil des Stam-
mes zu bekehren. Zur Zeit des Feldzuges nach Chaybar
kamen 70 bis 80 Dawsiten, mit Tofayl an der Spitze, nach
Ma<lyna , um <lem Propheten ihre Aufwartung zu machen,
und er soll ilinen einen Antheil an der reichen Chaybar-
beute gegeben haben. Sie blieben einige Zeit bei ihm
und er wies ihnen einen Platz in der Harra (vulkanische
Gegend), Daggäg, zum Aufenthalsort an '). Als sie in die
') Nach einer Nachricht blieben sie Alle in dieser Harra. Dies
hat die Wahrscheinlichkeit für sich. Es wäre demnach anzunehmen,
dafs die Bekehrten nach Madyna auswanderten. Der ganze Stamm
bekehrte sich erst nach der Unterwerfung der Hawäzinstämme
(Febr. 631) und es wurde das Idol Dzu-lkaffayn von Tofayl, auf
Befehl des Propheten zerstört. Vier Tage, nachdem Mohammad
257
Heimatli zurückkehrten, begleitete sie Tolayl; er kam aber
bald nach Mad^ua zurück und siedelte sich daselbst an.
Obayy b.Kab unterrichtete ihn im Koran und Toi'ayl schenkte
ihm einen Boo;en iiir seine Mühe. Er nahm an dem B'eld-
zuge gegen Makka Antheil, und während des Aufstandes
begleitete er die muslimische Armee nach Yanian gegen
Tolayha, und dann nach Yamäma. Er hatte einen Traum,
in dem es ihm vorkam, sein Gesicht sei gegen den Rücken
gewendet, ein Vogel fliege aus seinem Munde und er werde
endlich von seiner Mutter verschlungen. Der Traum ging in
Erfüllung; denn bald darauf verlor er sein Leben: sein Kopf
wurde abgehauen, seine Seele flog zum Paradies empor und
seinen Körper nahm die Muttererde auf. Auch sein Sohn
'Amr zeichnete sich in diesen Kriegen aus, und fiel in der
Schlacht bei Yarmük (Abu Ismayl, Conq. of Syria, ed.
Lees S. 201).
Den Gondob finden wir später unter den Anhängern
des 'Üthmän, welcher seine Tochter 0mm Abän heirathete.
Er fiel in der Schlacht von Agnadayn am 30. JuH 634.
Gondob's Zusammenhang mit der regierenden Partei setzt
die Nachrichten über ihn dem Verdachte aus, dafs wir
Hoftraditiouen vor uns haben. Die Verdienste des Tofayl
für den Islam sind hingegen aufser allem Zweifel. Ihm
ist es gelungen, die ersten Anhänger des Mohammad süd-
lich von Makka zu erwecken.
Die Kinäniten nomadisirten von Makka bis zum Meere
und erstreckten sich der Küste entlang von Gidda bis etwa
von Täyif zurückgekehrt war, stiefs Tofayl zu seiuem Heere und
brachte 40ü Stararagenossen als Hülfstruppen mit. Auf dessen Rath
übergab Mohammad die Standarde der Azditen, zu welchen der
Dawsstamm gehörte, dem Lihbiten No'män, weil er und seine Fa-
milie auch im Heidenthume das Vorrecht, sie zu tragen, genossen
hatten.
Unter den frühbekehrten Dawsiten war 'Abd Allah b. Ozayhir.
Er bat den Propheten , ihn zum Statthalter über die Dawsiten zu
ernennen, erhielt aber eine abschlägige Antwort.
m. 17
258
zu dem 18ten Breitengrade gegen Süden. Im Peripliis,
uo sie Kaniaiten genannt werden, lesen uir; »Die Dorf-
bewohner wie die Hirten sind bosbalt und zweizünsis-
wenn ein ScbiflVr an ihr Ufer geworfen wird, rauben sie
ihn aus, und wenn einer Schiflbruch leidet, machen sie ihn
zum Si<laven.« Obwohl sich die Einwohner von Makka
zu ihren Verwandten rechneten, so waren doch einige Ki-
nänastänime arm, wild und räuberisch. Einer der gröfseren
Stämme hiefs Kalb; weil es auch andere Kalbstänjme gab,
nennt Ptolemäus diesen Stamm Kinaedokolpitae, d. h. kinä-
nische Kalbiten. Eines von den nördlichen Kinänalagern, die
Banü 'Abd Allah b. 'Adyy, schickte schon vor der Einnahme
von Makka eine Deputation an iMohammad, während die
meisten anderen, so lange sie konnten, ihren (Jöttern treu
blieben.
Unter den Abgeordneten waren Härith b. Wahbän,
Owaymir b. Achram und Habyb und Raby a, die Söhne
des Molla. Sie schlössen mit dem Propheten ein Neutra-
litätsbündnifs. Er sollte sie und sie ihn nicht angreifen,
ja sie sollten ihm, wenn er sie dazu auffordert, gegen seine
Feinde beistehen, mit Ausnahme der Korayschiten, gegen
welche sie nicht kämpfen wollten. Sollte auf der einen oder
anderen Seite Jemand aus Versehen getödtet werden, so
soll das Blutgeld bezahlt werden. Zugleich legten sie das
Glaubensbekenntnifs ab. Ein Mann dieses Lagers, Namens
Asyd b. Aby Ayäs, hatte Elegien auf die Korayschiten,
welche zu Badr fielen, gedichtet, und Mohammad hatte ihn
vogelfrei erklärt. Seiner wurde auch in diesem V^ertrage be-
sonders erwähnt, und er wurde von dem ^Schutz seines
Stammes ausgeschlossen. Er llüchtete sich daher nach Tä-
yif, legte aber, als die Moslime jene Stadt eroberten, das
Glaubensbekenntnifs ab, welches alle Vergehen tilgte.
Wahrscheinlich fällt in diese Zeit die bereits erwähnte
Erklärung der Ghiläriten und ihrer Nachbaren, der Asla-
miten. Die letzteren bildeten das südlichste Lager der
dem Mohammad vom Anlange freundlichen Chozaiten, eines
259
yanianisclien Stammes, welcher IVülier die Gegend von Makka
beheirsclit und wahrsclieinlicli die lleilijjtliümer einireführt
hatte, und <lessen Hauptort Tzalirän (die Zabrana Regia
des Ptol.) war. Von Tzahran dehnten sich den Chozaiten
verwandte zahheiclie siidarabische Stämme gegen das Meer
liin und gegen Norden, der Hügelkette entlang, aus, und
betrieben mehr Schal- als Kameelzucht.
Die Banü Asiam sandten eine Deputation, an deren
Spitze Onunr b. Afca (oder Akcä) stand. Sie erklärten,
dafs der Stamm sich zum Islam bekehrt hal)e und baten
ihn, für sie solche Bedingungen ihrer rnterwürfigkeit zu
machen, die sie vor anderen Bedouinen auszeichnen wür-
den; um so mehr, da sie Verwandte der Ancärer wären.
Er bat Gott, dals er ihnen ihre Sünden verzeihen möge
und gab ihnen eine Rolle, welche von Thäbit b. Kays ge-
schrieben war und für deren Inhalt Abu 'Obayda Ibn al-
Garräh und 'Omar b. al-Chattäb als Zeugen bürgten ^).
Von dieser Urkunde besitzen wir keine Abschrift,
wohl aber von einer anderen, wie es scheint früheren:
»Diejenigen Asiamiten, welche das Gebet verrichten und
das Almosen (Zakät) geben und den Fortschritt der Reli-
gion Gottes beifünstieren, haben auf unseren Beistand ge-
gen Unterdrückung Anspruch; aber auch sie müssen dem
Propheten Hülfe leisten, Avenn er sie dazu auffordert. Die
nomadischen Mitglieder des Stammes haben dieselben Rechte
wie die Ansäfsigen. Sie werden, wo sie sind, als Flücht-
linge betrachtet (brauchen also nicht nach Madyna zu
kommen). Geschrieben und bezeugt von'Olä b. Hadhramy '^).
') Die Erzählung dieser Deputation (die wir nicht vollständig
haben) zeichnet sich durch die Archaismen der Diktion aus, und
Abu Ma schar (bei l9Hba) erhielt sie in dieser Form von Yazyd b.
Ruman und von Moh. b. Ka'b Koratzy.
-) Mohammad stellte zu Gunsten des Asiamiten Hocjayn b.
Aws folgende Schenkungsurkunde aus: „Er erhält Forghayn und
Dzat-A'schäsch als Geschenk, welches ihm Niemand streitig machen
darf. Geschrieben von Alyy."
17*
260
Die Verträge mit dem erwähnten kinänitischen Stamme
und mit den Gliifäriten und Asiamiten öft'neten dem Mo-
hannnad den Weg bis zum makkanisclien Gebiete. Auf
der ganzen Strecke von Madyna bis JMakka hatte er Ver-
bündete, und überall trat" er Freunde, welche die Banden
des Glaubens hoher schätzten als die des Blutes, und wel-
che an ihren eigenen Ver\vandten V errath zu üben bereit
waren.
Einundzwanzi^.sies Uiipitel.
Gesandtschaften. Eroberung von Chaybar.
Abfinden mit einem Nebenpropheten.
(April 628 bis Ende 629.)
JNacli der Iliickkelir von Hodaybiya eiilsclilofs sich der
l*io|>liet, Scliieiben an die benadibarten Potentaten zu rich-
ten. Seine Gelahrten sagten: Sie werden deine Briete
nicht enti^egennehmen, wenn kein Siegel daraul" ist. Kr
hels daher einen silbernen Petschaft anfertigen mit der Auf-
schrilt in drei Zeilen: jlohauimad der iJote tiottes.
Es verlielsen dann sechs üoten, wovon jeder der Sprache
des Landes uiächtig war, in welches er geschicki wurde,
an einem und demselben Tage Äladyna, niimlich in Mo-
harram A. IL 7 (zwischen dem 11. Mai und 9. Juni 628)').
' ) Da auch auswärtige Nachrichten Licht auf die Chronologie
dieser Gesandtschaften werfen, wollen wir einige Bemerkungen darü-
ber machen.
Wir haben drei Data, welche sich darauf beziehen: Das erste
ist der Feldzug gegen Chaybar. Ehe nämlich Mohammad von Chay-
bar zurückkehrte, traf schon eine Antwort vom König von Abyssi-
nien in Madyna ein. Dieser Feldzug fand im Monat Gomädä I
A. H. 7 ( Sept 628) statt. Die Gesandten mufsten also spätestens
im Juni G28 Madyna verlassen haben.
Das zweite Datum ist der Zug des Heraclius nach Jerusalem.
Die moslimischen Schriftsteller erzählen: Der Kaiser hatte aus Dank-
barkeit für den Sieg über die Perser das Gelübde gethan, eine
Pilgerreise nach Jerusalem zu unternehmen, und er war gerade
in Hom^, auf dem Wege nach dem heiligen Orte, als Dihyä, der
Gesandte des Mohammad, die arabische Grenze überschritt. Ihn Sad
262
Der Dhanirite 'Amr b. Omayya begab sich zum Ne-
güsch nach Abyssinien, mit zwei Brielen. bi dem einen
forderte ihn der Froy)het auf, dem Islam beizutreten. Er
soll das Schreiben mit der grölsten Ehrerbietung empfan-
gen, vor Cia'far, dem Vetter des Mohammad, das (ilaubens-
bekenntnifs abgelegt und gesagt haben: wenn es die Ver-
hältnisse möglich machten, würde ich selbst nach Madyna
kommen, bii anderen Briefe trug Mohammad dem Ke-
gusch auf, an ihn die 0mm Habyba procura zu verheira*
then. Er willfahrte seinem Wunsche und gab ihr ein Braut-
geschenk von 400 Dynaren. Dann versah er die moslimi-
schen Flüchtlinge mit allem Nöthigen und schickte sie auf
zwei Schiffen nach Arabien. Die Abyssinier pflegten von
läfst den Kaiser schon im Moharram A. H. 7, welcher am 11. Mai
628 anfing und am 9. Juni endete, in Hom^ weilen. Petavius und
andere Gescbichtschreiber stützen sich auf Theophanes und Cedre-
nus und glauben, er habe erst im Frübjabr 029 von Konstantinopel
aus Jerusalem besucht. Weil (Mohammed der Prophet S. 199) hält
sich an Nicephorus, welcher sagt: „Er reiste nach dem t>iedens-
schlusse (mit din Persern) zuerst nach Jerusalem, also noch im J. 628,
und kehrte dann erst in die Hauptstadt zurück. — Ich glaube daher,
bemerkt Weil, dafs man nicht, wie bisher alle neueren Historiker, He-
raclius Reise in den Frühling 629, sondern in den Herbst 628 setzen
sollte, nur nicht vor dem Monat September, weil Nicephorus nach
Darstellung der Feierlichkeiten in Jerusalem hinzusetzt: Es war die
zweite Indiktion, als dies geschah ; die zweite Indiktion begann aber
mit dem ersten September 628. Dieses stimmt dann auch mit den
Kirchenhiiitorikern üherein, nach welchen Heracliiis dem Exaltations-
feste beiwohnte, das am 14. September gefeiert wurde." Demnach
könnte Ihn Sad ganz Recht haben; denn da der Friede, nach Gib-
bon, schon im März geschlossen wurde, konnte der Kaiser im Juni
in Hom^ sein.
Das dritte Datum wäre die Thronbesteigung des Schyruye, Kö-
nigs von Persien. Nach Ihn Sad mordete er seinen Vater um 1 Uhr
in der Nacht des 13. Gomadk I A. H. 7 = 19. September 628. Nach
Gibbon hingegen bestieg er den Thron schon am 25. Februar des-
selben Jahres. Wir werden sehen, dafs dieses Ereignifs auf eine
Art in die Geschichte des Mohammad hineingezogen wird, dafs es
keine Berücksichtigung verdient.
263
diesen zwei Briefen zu sjuechen so lange sie dieselben
besafsen.
Der Asadite Schuga b. Wahb übernalun die Mission
nach dem Hole des gliassänitisclien Fürsten Härith, des
Sohnes des Abu Schinir ') in Syrien. Er befand sich ge-
rade im (ihüta von Damascus, um den Kaiser auf seiner
Reise nach Jerusalem zu begriifsen und zu beglückwün-
schen. Der Bote wurde daher ein paar Tage an dessen
Hofe aulgehalten und hatte eine Unterredung mit des Kö-
nigs Kämmerer, einem Griechen, Namens Morry (oder Miry).
Er beschrieb ihm den Propheten und seine Lehre, und der
Kämmerer erklärte, dals er im Evangelium vorausgesagt
werde. Als der Könio' zurückkam und den Brief «jelesen
hatte, warf er ihn weg und sagte: Wer wagt es meine
Herrschaft anzutasten? Ich will gegen ilm marschiren, selbst
wenn er in ^ aman lebte. Er befahl auch seinen Truppen,
sich marschbereit zu machen, schrieb aber erst an den
Kaiser nach Jerusalem. Dieser befahl ihm, auf seinem Po-
sten zu bleiben. Er wurde etwas besänftigt, gab dem Ge-
sandten ein Geschenk von 100 JMithkäl Goldes und ent-
liefs ihn. Morry schickte Grüfse an den Propheten. Als
dieser die Worte des Ghassäniden vernahm, sagte er:
Sein Köniürreich ist verloren! Härith starb in demselben
Jahre, in welchem Makka erobert wurde (A. D. 629—630).
JSach ihm kam Gabbala auf den Thron.
Mohammad schrieb dann (wahrscheinlich nach dem
Tabükfeldzuge, im Winter 630 — 31) an Gabbala. Dieser
bekehrte sich zum Islam und schickte Geschenke nach
') So heifst der Fürst bei Ibn Sad. Tabräny, bei I^äba, nennt
ihn Mondzir b. HAritli b. Aby Schimr. Ich glaube, dafs Härith IV
gemeint sei. Ob dieser oder Härith III, der Sohn des Abu Schimr
war, lasse ich dahin gestellt. Ich habe mich im Bd. 19 S. 469 des
Journ. asiat. Soc. Bengal bemüht, die Reihenfolge der ghassänitischen
Könige festzustellen. Wenn Caussin de Perceval (Hist. des Arabes
Bd. 2 S. 255) dessenungeachtet die Widersprüche des Hamza Isp.
und seiner Nachfolger wiederholt, ist es seine Sache.
264
Madyna. Während der Regierung des Chalyfen Omar gab
er, nachdem Syrien erobert nar, einem Mozayniten auf
offener Strafse in Damascus eine Ohrfeige. Gabbala wurde
vor den muslimischen Militärgouverneur Abu Obayda ge-
schleppt und verurtheilt, den Schim[)f zu büfsen. Er floh
in das byzantinische Gebiet und kehrte zum Christenthume,
das er früher bekannt hatte, zurück. Als der Chalyfe'Omar
ISachricht davon erhielt, drückte er segen den Dichter Has-
sän sein Bedauern über den Vorfall aus. Dieser aber sagte:
Es ist ihm Recht geschehen. Omar gab ihm dafür einige
Peitschenhiebe, als den besten Beweis, dafs man einen Mos-
lim mifshandeln dürfe. Nach anderen, wahrscheinlicheren
Nachrichten berkehrte sich (labbala erst unter Abu Bakr,
An den Hof der Chosroen jjing: der Sahmite 'Abd
Allah b. Hodzäfa als Gesandter '). Der Schähanschäh
nahm den Brief des Projdicten, las ihn und zerrifs ihn.
Dann schrieb er an Bädzän, seinen Gouverneur inYamän:
Schicke zu ei tüchtige Männer zu diesem Abenteurer im
Higäz und erstatte uns nach ihrer Angabe Bericht über
ihn. Bädzän schickte seinen Kahraman (Schatzmeister) nebst
einem anderen Manne mit einem Brief nach Madyna. Der
Prophet lachte, als er das Schreiben erhielt, forderte die
Träger auf, dem Isläin beizutreten, und beschied sie auf
den folgenden Tag. Als sie erschienen, sagte er: Wis-
set, dafs euer Herr, der König von Persien, heute ISacht
um 1 Thr gestorben ist, und sein Sohn Schyrüya den Thron
bestiegen hat. Sie überbrachten die Nachricht dem Bä-
dzän, und da sich die Worte des Propheten bestätigten,
bekehrte er sich.
') Nach Bochäry S. 637 halte er den Auftrag, den Brief dem
persischen Gouverneur von Bahrayn zu übergeben. Es war also
keine Kenntnifs des Persischen nöthig. Wahrscheinlich ist die Sprach-
kenntnifs der Gesandten eine Nachahmung der Sprachgabe der Apo-
stel , welcher auch bei dieser Gelegenheit in der moslimischen Tra-
dition erwähnt wird.
265
Einer der sechs Gesandten war der Lachmite Hätib
I). Haltaa. Er überbrachte Mohammad's Schreiben dem
Mokawkas, »dem Herrn von Alexandrien und Magnaten
der Kopten«. Mokawkas bedeutet einen Vogel mit einem
schwarzen Ring um die weifse Kehle, wie eine Taube,
und war ein S[>itznan)e; er hiefs eigenthch Gorayg (Georg?)
und war ein Kopte '). Dieser empfing den Gesandten in
einem PavilHon am Meere und sprach mit ihm über die
neue Religion. Jesus, sagte Hätib, hat den Mohammad
vorausgesagt, wie Moses Jesum verkündete, und der Islam
hebt das Christenthum nicht auf, sondern bestätigt es. (lO-
rayg las darauf das vSchreiben und legte es in ein Käst-
chen von Elfenbein. Es ist Thatsache, dafs Mokawkas
dem Mohammad zwei Sklavinnen und andere Geschenke
übersandte; aber es unterüegt kaum einem Zweifel, dafs
er dem Christenthume treu blieb. Als später die Festung
von Alexandrien von den Moslimen erstürmt wurde, setzte
er sich auf ein Schiff und floh auf dem Meere nach den
byzantinischen Provinzen.
Der Kalbite Dihyä, der schönste Araber seiner Zeit,
welcher dem Engel Gabriel glich, beförderte den Brief für
Heraclius. Er hatte den Auftrag, ihn den Magnaten (Atzym)
von Bogrä zu überreichen, und dieser beförderte ihn nach
Homg an den Kaiser. Er war, behaupten die Moslime,
') Meine Unbekanntschaft mit den inneren Einrichtungen im
byzantinischen Reiche hindert mich, die Stellung des Mokawkas zu
ermitteln; dennoch kann ich mich nicht enthalten, eine Vermuthung
auszusprechen. Sollte es sich herausstellen, dafs der Gouverneur
von Egypten ein Grieche war, so würde ich den Mokawkas für
den Schaych oder Bürgermeister der Kopten ansehen. Im Orient
hat jede Nationalität und religiöse Sekte ihr vom Staate aner-
kanntes Oberhaupt , welches für das Benehmen der Mitglieder
der von ihm repräsentirten Körperschaft verantwortlich ist. Diese
Stelle mag Mokawkas bei den Kopten von ganz Egypten einge-
nommen haben. Dafs die Araber den Begünstiger des Islams
eine viel höhere Stellung einräumen, als er hatte, finden wir sehr
begreiflich.
266
von der Wahrheit des Islams überzeugt, aber seine bigot-
ten Ünterlhanen erhoben die Kreuze und wollten nichts
davon hören ').
Der Anirite Salyt b. 'Amr, welcher nach Yamäma zu
Hawda, aus dem Stamme Hanyla, geschickt wurde, wird
auch zu den sechs (lesandtschalten an die Potentaten ge-
rechnet; so wichtig war damals diese Provinz von Central-
Arabien. Hawda nahm den Boten in sein Haus auf, gab
ihm aber keine bestimnite Antwort auf seine Aufforderung,
dem Jsläm beizutreten. Als er zurückkehrte, machte er
ihm (beschenke und kleidete ihn in Stoffe von Hagar, in
Bahrayn, und schickte durch ihn einen Briet" an jMoham-
mad, in welchem er sagte: Ich bin der Poet und Redner
meines Stammes, und die Bedouinen haben grofse Ehr-
furcht vor meiner Stellung. Wenn du mir also einen Theil
der Herrschaft einräumest, so will ich dir folgen '^). Als
') Die Moslime behaupten, dafs der griechische Bischof Dho-
ghätir oder Tokadr sich für Mohammad ausgesprochen und dieser
folgenden Brief an ihn gerichtet habe: Heil denen, welche glauben!
Jesus, der Sohn der Maria, ist der Athem Gottes und sein Wort,
welches er in die Maria, die Reine, hinabgesandt hat. Ich glaube
an Gott und an das, was er für uns geotfenbart hat, und an das,
was er dem Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und dem Asbät geofFen-
bart hat; ferner an das, was dem Moses und Jesu und den Propheten
von ihrem Herrn gegeben worden ist. Wir machen keinen Unter-
schied zwischen einer Offenbarung und der anderen, sondern em-
pfangen alle als Moslime. Heil denen, welche der Leitung folgen.
Wahrscheinlich fällt die Bd. I, S. 16 erwähnte Bekehrung des
Godzamiten Farwa in diese Zeit. Der Prophet liefs dem Boten
Farwa's, Mas üd b. Sa'd, zwölf und eine halbe Unzen überreichen,
und schickte durch ihn folgendes Schreiben an Farwa:
Von Mohammad, dem Boten Gottes, an Farwa b. 'Amr. Dein
Bote ist zu uns gekommen, hat uns deine Geschenke überbracht
und Nachricht von dir gegeben; auch hat er gemeldet, dafs du dem
Islam beigetreten bist. Gott möge dich leiten, auf dafs du recht-
schaffen handelst, Gott und seinen Boten gehorchest, das Gebet ver-
richtest und das Almosen gebest.
') Bei Kodäma im Kitab alcheräg, Steuerbuche, lautet dieser
Passus: Hawda bat den Propheten, ihm nach seinem Ableben die
267
Mohaninijul seine Antwort vernalnii, soll er p;esai^t haben:
Nicht um eine unieile Dattel würde icli seinen Glauben
erkauien. Diese Aeufserung wäre wal)rscheinlicher, wenn
er nicht selbst, nachdem er IMakka mit WalVeniiewalt be-
zwun<i;en halte, den Cdauben der Häuptlinge <lurcli unge-
heure Geschenke erkault hätte (ver*:,l. K. 9, «o).
Hawda starb schon ein Jahr darauf. Ich werde am
l^nde dieses Kapitels zu beweisen suchen, dafs Mohammad
wirklich mit Yamänia paktirt hat.
Die Briete waren im Wesentlichen gleichlautend. Man
will das Original des an den koptischen Fürsten von Alexan-
drien geschriebenen, in neuester Zeit wieder aulgeiunden
haben (vergl. Journ. asiatique 1854, ■>). Ich übersetze ihn
nach dem Texte des Ibn Sayyid alnäs:
»Im Namen Allah's, des barmherzigen Rahmän. Crufs
von Mohammad, dem Sohne des 'iVbd Allah, an Mokaw-
kas, den Fürsten der Kopten, und diejenigen, welche der
Leitung folgen! Dieses ist eine Einladung zum Islam (Mo-
notheismus). Werde Moslim, und du bist geborgen! Werde
Moslim, und Gott giebt dir do|)pelten Lohn! Wendest du
dich aber davon ab, so trägst du auch die Schuld der
Kopten. 0 Schriftbesitzer kommt, es soll z\vischen uns
und euch ein versöhnliches Wort stattfinden: Wir wollen
keinen Gott aufser Allah anbeten, wir wollen ihm kein We-
sen beigesellen und die eine J^artei von uns soll die an-
dere nicht neben Allah als Herren anerkennen (d. h. nach
Kor. 3, 74 und 9, 31: Obschon ich Pro[)het bin, mafse ich
mir keine Autorität über euch an, aber wir erkennen auch
Jesum, die Engel, eure Mönche und die Heiligen nicht als
göttliche Wesen an). Wenn ihr euch dazu verstehet, so
Herrschaft zu hinterlassen. Unter dieser Bedingung wolle er sich
zum Islam bekennen, zu ihm kommen und ihm beistehen. Nein, sagte
der Prophet, weder ihm, noch einem seiner Edeln. O Gott, räume
ihn aus dem Wege! Er starb auch bald darauf.
268
saget: 0 üläubige, bezeuget, dafs Avir Moslime sind (Kor.
3, 57).«
Der Briet" an den Kaiser ist Avörtlich gleichlautend,
und soll nach Sohajly als eine Merkwürdigkeit aufbewahrt
worden und später nach Spanien gekommen sein. Die im
Briefe angeführte Koränstelle fällt um so mehr durch ihre
Versöhnlichkeit auf, da Mohammad damals gegen die Ju-
den einen ganz anderen Ton anschlug.
Es ist recht sonderbar, dafs Mohammad den griechi-
schen Kaiser früher als die Raubgralen in Yaman, und den
König von Persien vor den Häuptlingen arabischer Stämme
aufgefordert habe, ihn als Propheten anzuerkennen. Ich
glaube, dals vor dem Abgange der soeben genannten Bo-
ten ähnliche Bekehrungsversuche in verschiedenen Theilen
von Arabien gemacht worden, und dafs Mohammad die
Pilgerfahrt, auf der er nur bis Hoda^biya kam, in der Ab-
sicht unternommen habe, angeknüpfte Unterhandlungen mit
Stämmen, welche sich bei dieser (Jelegenheit versammel-
ten, zu einem gedeihlichen Resultat zu führen.
Dieses ist eine \ ermuthung, aber so viel ist gewifs,
dafs er anch an arabische Häuptlinge Briefe richtete, wie
z. B. an den Dyliten Nolätha b. Farwa, König von Samäwa,
zwischen Damaskus und dem Euj»hrates, und ich nehme
den Anfang des Jahres 628 als das Datum derselben an.
\ on zwei solchen Briefen sind Abschriften vorhanden: An
die Banü Bakr-Wäjil, welche damals noch im östlichen
Theile der Halbinsel, von Bahrayii bis zur Spitze des per-
sischen (iolles, lebten, schrieb er die lakonischen Worte:
»(ilaubet und ihr seid geborgen«, und übergab den Brief
dem Sadüsiten Tzobyän b Marthad. Ks hatte zwar ein
Poet dieses Stammes von den Christen in H}ra schreiben
gelernt (Kitäb alaghäny Bd. 1 S. 334 j, dennoch war, als
der Brief ankam, Niemand da, der ihn lesen konnte. End-
lich kam ein Mann aus dem Stamme Dhobay a b. Raby a,
dessen Mitglieder wegen ihrer (Gelehrsamkeit Banü alkätib
269
(Süliiie «les Schreibers) genannt wurden, und las ihn vor.
Welchen Kindruck er n)achte, uird nicht gemeldet.
An die himyaritischen Fürsten Abu Harith, Masrüh
und No'av» b. 'Abd Koläl schickte er einen Machzümiten
mit umständlichen histruktionen. Kr soll nicht während
der Nacht, sondern iMorgens ihr (Jebiet betreten, dann zu
Gott um Gelinsren seiner Mission flehen, den Hrief mit der
rechten Hand übergeben; zugleich soll er ihnen die ersten
Verse von Süra 98 (siehe Bd. II, S. 457) vortragen (denn
sie bekannten sich zur mosaischen oder christlichen Reli-
gion). Sollten sie nach Ablesung des Briefes unter sich
eine fremde Sprache (Himyaritisch?) sprechen, so soll er
darauf bestehen , dafs sie ihm die Worte übersetzen und
er soll jede Kontroverse durch den Koränvers 42, 14 zu
Boden schlagen. Kr lautet:
Ich glaube an das, was Gott herabgesandt hat von ei-
nem gewissen Buche, und ich habe den Auftraoj allen Recht
widerfahren zu lassen. Gott ist ja unser Herr und euer
Herr, Uns gehören unsere Werke und euch die eurigen.
Lassen wir alle Kontroverse. Gott wird uns zusammen-
bringen und zu ihm führt der Weg.
Wenn sie den Islam annelunen, soll er ihnen die Ba-
läma, einen Stock aus Myricaholz, vor welchem sie sich
aus Verehrung auf die F]rde werfen, wegnehmen und auf
offenem Markte verbrennen. Folgendes war der Inhalt des
Briefes: Friede mit euch, so lange ihr in Gott und seinem
Boten seid! Ks giebt nur einen Gott und er hat keinen
Genossen. Kr hat den Moses mit seinen Zeichen gesandt,
und Jesum durch sein Wort erschaffen. Die Juden be-
haupten, Kzra ist der Sohn Gottes, und die Christen sa-
gen: Gott ist der dritte von dreien; denn Jesus ist der
Sohn Gottes.
Ks verstrich einige Zeit, ehe Mohammad seinen Raub-
zug: ires:en Chavbar ausführte. ]Nach Ibn »Sa d forderte er
seine Getreuen erst im September G28 auf, sich marschbereit
270
zu halten ^). Er nahm zwar die Dienste aller Gläubigen
an, aher unter der ausdrücklielien Bedino-ung', dafs nur die-
jenigen, welche ihn nach Hodaybiya begleitet hatten, An-
spruch auf die Beute haben sollen. An diese Bedingung
war Mohamntad «lurch die soeben angeführten Koränverse
gebunden. Seine Macht wäre aber dem l^nternehmen kaum
gewachsen gewesen, wenn sich die Cihataläniten zum Schutz
der Chayberiten zahlreicher eingefunden hätten. Rs scheint,
dafs er, um sie zu vermehren, einen Ausw eg fand und gläubige
Bedouinenstänmie, \velche die Pilgerfahrt nicht mitmachten,
unter dem Einverständnisse, dafs sie die von ihnen selbst er-
beutete Habe als Eigenthum beanspruchen können, mitzu-
kämy)len einlud. Wenigstens fochten die ßanü Sahm aus
dem Asiamstamme unter dieser Redinf^nnii^.
Chaybar ist eine bedeutende Stadt, acht Posten nörd-
lich von Madyna, in einer dattelreichen (liegend. Die Be-
völkerung war jüdisch. Die Moslime langten während der
Nacht in aller Stille auf der die Stadt umgebenden Ebene
an. Am Morgen oflneten die Einwohner, \\\e geAvöhnlich,
die Thore ihrer Festungen und waren im Begriffe, mit
ihren Ackerbaugeräthschaften sich zur Arbeit zu begeben.
Ais sie aber die Feinde erblickten, eilten sie zurück mit
dem Schreckensschrei: Mohammad und das Chamys ^j!
ergriffen die Waffen und griffen die Feinde an, wurden
aber bald hinter die Mauern zurückgetrieben.
Nach dieser unbedeutenden Affäre hielt der Proj)het
eine Anrede an die Krieger und theilte die Standarden
') Nacli Ilin'Okba unternahm Mohammad die Expedition nach
einem AiitVntlialt von nur 20 Tagen in Madyna, und nach Taymy
schon nach fünfzehn Tagen.
') Clianiys, fiinfilieilig, bedeutet die Armee, weil sie aus Centrum,
rechtem und linkem Flügel, Vorposten und Nachtrab besteht. Von
der Art, wie das Wort bei Ibn Sad gebraucht wird, dürfte man
schliefsen , dafs es unter den Juden, nicht aber unter den Arabern
üblich war.
271
und (las Losunf;\suort aus. Bisher, sap^t Ihn Sa'd, jj;f' brauchte
er nur Liwäs und diese uareii weils. Aul diesem Feld-
zuge hatte er ziiui ersten Male Käyas. Sein eigenes Raya
^var schwarz und bestand ans einem Shaw! der Äyischa;
dies vertraute er dem 'Alyy an '). I^ju Inr eine IJeeres-
abtheibin"- bestimmtes Ivaya iiberjiab er dem Ilobab b.
Mondzir, und ein anderes dem getreuen Sa d b. Obada.
Dann schritten die (Jläubigen ohne Verzug zur J'hat. Fast
jede Familie von Chaybar liatte eine Festung. Man muls
sich darunter nichts (Jrolsartiijes einbilden — ein aus Stein
erbautes Haus mit flachem Dach oder einem niedrigen
Thurme. Ibrähymyya und einige von Kurden bewohnte
Dörfer in der Ebene unter Marädyn haben schlechtgebaute
Thürme, etwa zwanzig FuTs hoch, verbunden durch Mauern,
und die Einwohner versicherten mir, dafs sie hinlänglich
lest seien, um die Bedouinen abzuhalten. In Tekryt ist
blos ein Graben, etwa drei oder vier Fufs weit, und eben
so tief, um die Häuser, und selbst dieser reicht zum Schutz
der Stadt hin. Die Festungswerke von Chaybar waren
allem Anscheine nach nicht viel mächtiger ^).
') Als Liwä band man gewöhnlich ein langes, weifses Tuch,
dergleichen man um den Kopf windet, um als Turban zu dienen,
an einen Speer. Das Räya unterschied sich also schon durch seine
Gröfse vom Liwä, und wahrscheinlich war es auch durch eine Quer-
stange ausgespannt.
*) Nach Lautour ist Chaybar 52 Lieues von Madyna entfernt.
Mokaddasy sagt: Chaybar ist befestigt wie Marwa. Es hat eine
schöne Moschee. Zum Gebiet von Chaybar gehören Marwa und
Hawra. Marwa (vier Märsche nördlich von Madyna und zwei süd-
lich von Wädiy alkorä) ist befestiget und reich an Datteln, nament-
lich kommen die Sorten, welche man Berdy und Mokl nennt, von
dort. Es giebt dort schöne Wasserleitungen in Röhren. Im Som-
mer ist es sehr heifs. Die Banü Ga'far sind die vorherrschenden Be-
wohner. Hawrä (Leucocome) ist der Seehafen vom Chaybargebiete
Hawra, ist befestiget und hat eine volkreiche Vorstadt. Der Markt-
platz läuft dem Meere entlang.
Die Namen der vorzüglichsten Festungswerke von Chaybar wer-
den von den Biographen und von Yäküt aufgezählt. Chaybar soll
272
Wenn aucli die Juden von Chavbar den Tag nicht
wiifsten, an welchem Mohammad vor ihren Mauern erschei-
nen würde, so waren sie doch nicht ganz unvorbereitet.
Ihre Cilaubensbrüder in Madyna, welche zwar keine Macht
mehr bildeten, aber doch noch nicht ganz ausgerottet wa-
ren, hatten sie von ihrer Gefahr unterrichtet. Sie suchten
sich des Beistandes ihrer nomadischen l^undesgenossen, der
Banü (Ihatalän, und der Fazäriten zu sichern. 'Oyayna b.
Hi^n, der Schaych der erstem, wie auch Tolayha b.
ChowayHd, der Häuj)tnng der letztern, waren schon in ihren
Mauern, aber durch eine geschickte Bewegung wufste Mo-
hammad das Gros der Ghataläniten von Chavbar abzu-
schneiden.
Die Mannschalt des Propheten reichte nicht hin, die
Stadt zu blokiren. Er organisirte daher zwei Corps von
IMänklern, welche abwechselnd umherpatrouillirten und die
Kommunikation, soviel als möglich, hinderten. Auch die
Juden hatten ein solches Corps gebildet, welches von Mar-
hab kommandirt wurde. Er uar nicht von israelitischer
Abkunft, sondern ein Himyarite, und seine kühnen Ausfälle
machten den Belagerern viel zu schaffen. Er wurde er-
schlagen ^). Sein Bruder übernahm das Kommando und
in der jüdischen Sprache Feste bedeuten; Balawy, bei Nur alnihrfis
S. 12r2, hingegen behauptet, dafs Chaybär der Name eines Amaliki-
ters (d.h. Aramäors) war und dafs die Stadt nach ihm genannt wurde.
Nach Ilazimy liat das Gebiet nicht den Namen Chaybar, sondern
Chabäyir; wahrscheinlich ist, dafs das Gebiet ursprünglich Chaybar
hiefs und die Sladt einen anderen Namen hatte, und dafs der Name
des Gebietes, wie dies im Orient Sitte ist, allmälig auf die Stadt
übertragen wurde.
') Der Prophet gab die Waffen des Marhab dem Mohammad
b. Maslama als Nafl. Sie wurden von seinen Nachkommen als Sie-
gestrophäe aufbewahrt. Auf dem Säbel war eine Inschrift (in he-
bräischen Charakteren?), welche ein Jude las. Sie lautete:
Dieses ist das Schwert des Marhab; wen es trifft, der ist verloren.
273
hatte dasselbe Schicksal. Die Moslinie eroberten nun ein
Fort nach «lern anderen. Die Vertheidijjer scheinen in den
n)eislen Füllen, wenn ihre Fai;e verzweifelt war, sie selbst
ij;eräiinit und sich in ein anderes gellüchtet zu haben. Die
IJurg der Familie Abu Hokajk wurde jedoch im Sturm
genommen.
Die (ihatalaniten zogen schon nach einem Monate ab
und iiberlielsen die Bundesgenossen ihr<im Schicksale. Diese
kämplten noch einen ganzen Monat, aber mit Aveniff Er-
1 o ' O
lolii'; denn es fielen in Allem nur lünlzehn oder zwanzi»
Moslime. Mohammad liefs alle Krieger, deren er in den
mit Walfengewalt eroberten Feslungen habhaft wurde, liin-
richten. Dieses Vorgehen verfehlte nicht seine Wirknua:.
Als die Juden nur noch zwei feste Plätze inne hatten, er-
gaben sie sich unter der Bedingung: sie sollen mit ihren
Familien frei abziehen und ihre bewei^lichen Habseliükei-
ten mitnehmen dürfen; doch alle Waffen und alles Gold und
Silber, wie auch die Ländereien sollen dem Sieger zufal-
len, und wer Schätze verbirgt, soll es mit dem Leben bü-
fsen und dessen Frauen und Kinder zur Sklaverei ver-
dammt sein. Es wird behau|)tet, dafs Kinäna auf diese
Weise sein Leben verwirkt habe; der eigentliche Grund
seiner Hinrichtung war aber wohl, dafs ^'afyja, eine Ma-
dyner Schönheit, welche der Gottgesandte bewunderte,
seine Frau Avar.
Die Gesammtzahl der getödteten Juden belief sich auf
903. Nur wenige von diesen fielen im Kampfe. L^nter
Wenn dies wahr ist, so folgt, dafs Chaybar so nahe bei einer
Waftenfabrik lag, dafs man Säbel V)estellen konnte. Vielleicht waren
die Fabriken in Syrien: es waren ja auch im Mittelalter die üamasce-
ner Klingen berühmt. In der persischen üebersetzung des Kamüs
S. 2248 lesen wir folgende Notiz: Marg alkala'a ist ein Ort in Bä-
diya (syrischen Wüste), nach welchem vortrefl liehe damascirte Säbel
kala'ische genannt werden.
HI. 18
274
den Schätzen war der der Familie Abu Hokayk der be-
deutendste. Sie hatte ihn in eine Kameelhaut gepackt und
im Schutt begraben, aber ein Gefangener sagte aus, dafs
er das Familienhaupt oft ängsthch um den Schutthauten
herumgehen gesehen hatte, und so wurde er dem Mo-
hammad vom Engel CJabriel verrathen. Es befand sich ein
Geschmeide darin, weiches auf 10,000 Dynäre geschätzt
wurde und welches die Frauen von Chaybar sich zu borgen
pflegten — versteht sich gegen eine Bezahlung — wenn sie
Hochzeit machten.
Waffen, edle Metalle und anderes bewegliches Eigen-
thum wurde nach der hergebrachten Sitte vertheilt. Der
Biyädhite Farwa b. 'Ann- wurde zum Beute- Kommissarius
ernannt und Zayd b. Thäbit hatte die Zählung der Krie-
ger vorzunehmen. Es stellte sich heraus, dafs sechszehn-
hundert von ihnen Anspruch auf die Beute hatten, davon
waren zweihundert zu Pferde und erhielten also doppel-
ten Antheil '). Farwa machte fünf Haufen und liefs das
Leos werfen, wer zuerst wählen soll. Es fiel auf Moham-
mad. Nachdem er sein Fünftel genonimen hatte, theilte
der Kommissarius den Rest in achtzehn Haufen, je einen
für hundert Mann (mit Einschlufs der Pferde) und dann
' ) Aufser den Kriegern, welche den Zug nach Hodayhiya
mitgemacht und auch in diesem Kriege gefocliten hatten, gewährte
Müiiammad auch den Gläuhigen aus den Stämmen Daws (darunter
waren Ahü Horayra und Tol'ayl l).'An)r) und Asch ar einen Antheil
an der Beute. Diese stiefsen, als der Kampf gerade vorüber war,
zur Armee, und hatten ihre Ileimath verhissen, um in Madyna
zu leben. Auch Ga't'ar kam mit den Flüchtlingen, welche bis zu
dieser Zeit in Abyssinien geblieben waren, zum Propheten.
In einer Tradition bei Oyün sagt Abu Horayra: Wir haben
weder Gold noch Silber, sondern nur Hausrath und Liegenschaften
als Heute erhalten. Wenn diese Tradition richtig wiedergegeben ist,
so sind die Mobilien der Personen, welche hingerichtet worden sind,
zu verstehen, und die edlen Metalle, welche Mohammad erbeutet,
hat er nicht unter die Krieger vertheilt.
275
wurden die Haufen unter denen, welelie Antlieil daran
liaüen, versteigert.
Aus den Liegensc-halten wurden seelisunddreifsig Tlieile
jijenjacht und Mohanuiiad naliu) liir sieh die Hüllte uinl liefs
die andere der Armee. Die iMosliine sahen aber hahl ein,
dafs es ihnen an Arbeitskrälten leide Sie nahmen daher
den \ orschlag der früheren Ki^enthümer, welche den Land-
bau gut verstanden, an, bestätij^ten sie in ihrem Be-
sitz unter der Bedingung, dafs sie die Hälfte des Ertra-
ges abliefern. Ibn Rawäha wurde bestimmt, zur Zeit der
Krnte eine Schätzung zu machen und die Quantität fest-
zusetzen, welche sie zu liefern hatten. Er liefs zu diesem
Zwecke auf jedem Felde zwei gleiche Haufen machen und
wählte einen «lavon. Wenn die Juden nicht zufrieden wa-
ren, so sagte er: Behaltet diesen und ich nehme den an-
deren. Es ist anzunehmen, dafs die Revenuen, welche die
Muslime von Chavbar bezogen, sich auf mehr als zehn
Tausend Wask Datteln und etwas über Tausend Wask
Weizen beliefen.
Auf diesem F'eldzuge wurde ein Versuch gemacht, den
Mohammad durch Gift aus dem Weg-e zu räumen. Die Jü-
din Zaynab röstete, w ohi erst nachdem der Friede zu Stande
gekommen war, ein Lamm für ihn und seine Freunde und
vergiftete es. vSie hatte sich früher erkundigt, welchen
Theil er am liebsten esse, und man sagte ihr: die Schul-
ter. Sie rieb daher mehr von dem tödtlichen Stoffe in
die Schultern, als in die andere Theile. Mohammad nahm
einen Rissen in den Mund, spie ihn aber wieder aus und
rief: Gift! Gift! Bischr b. Barä hatte schon davon gegessen
und starb nach lanswierig-er Krankheit. Die Jüdin wurde zu
Rede gestellt und sie sagte: Sie habe sich überzeugen wol-
len, ob er ein Prophet sei oder nicht, denn im ersten Falle
wulste sie, würde der Versuch ihm nicht schaden, im zwei-
ten verdiente er zu sterben. Da er die Probe bestanden
habe, bekenne sie sich zum Islam. Der kluge Einfall ret-
tete ihr und den Ihrigen das Leben.
18»
276
Von Cbaybar wandte sich der Prophet nach Wädiy
alkorä, d.h. dem Thah? der Ortschaften (in alter Zeit einfach
Korä genannt). Es ist dieses eine ziemlich au.sgedehnte Ge-
gend, welche in früheren Zeiten künstlich bewässert wurde
und noch immer reich ist an Palmen. Der Ilauptort oder
Marktplatz hiefs l\orh. Wir erkennen darin das Gen. 36, 14
u. 15 erwähnte Korach ^). Die landbauende Bevölkerung war
jüdisch, in den dazwischen befindlichen Steppen weideten
Nomaden aus dem Faziirastamme ilire Heerden. Halädzorv
behauptet, Mohammad habe Wädiy alkora mit Waffenge-
walt erobert und das bewegliche Eigenthum nach Abzug
des Fünftels unter die Krieger vertheilt. Andere berich-
ten: die Einwohner haben keinen Widerstand geleistet.
Darin stimmen alle überein, dals sie unter denselben Be-
dingungen, wie die Juden von Chaybar, kapitulirten. Die
Lieferungen, welche sie zu leisten hatten, waren nicht ein
Pachtzins, sondern eine Staatsabgabe.
Als die Juden von Tayma, \velches uns ebenfalls aus
der Bibel bekannt ist imd etwa 120 arab. Meilen nördlich
von Korh liegt, von dem I.oose ihrer Brüder hörten, un-
terwarfen sie sich freiwillig unter denselben Bedingungen.
') In Bezug :tiif die Lage von Wailiy iilkoni verweise ich auf
meine Post- und Reiserouten des Orients Mokaddasy, welcher A. H.
375 schrieb, sagt: Die Umgebung von Korli nennt man Wady al-
kora, Es giebt gegenwärtig, mit Ausnahme von Makka, keine schö-
nere, civilisirtere, volkreichere, commercieilere und reichere Stadt im
Higjiz, als diese. Sie ist mit einer Kestungsmauer umgeben, in de-
ren Nähe ein Kastell steht, welches bereits von den Häusern um-
geben wird Rings umher sind Palmenhaine, welche wohlfeile Dat-
teln liefern. Das Brod ist schön und das Wasser im Ueberflufs, die
Häuser sind l)equem und die Märkte voll Leben. Sie wird von ei-
nem Graben umgeben und hat drei mit Eisen beschlagene Thore.
Ks ist dieses eine syrische, egyptische, irakische, higäzische Stadt.
Ihre Nachtheile sind, dafs das "Wasser schwer, das Obst mitteltnä-
fsig und das Bad aufserhalb der Mauern ist, und dafs die Juden
die Mehrzahl der Bewohner bilden.
I
277
Die Einwohner von FinJuk, ebenfalls Jinien, lial»en nnmit-
telliar nach dem Fall von Chaybar, aul die Anffor<lerung
einijj-er Ahj^eordneten des Mohammad kapitulirt ').
]Nach Wädiy alkoiä scliickle Mohammad den 'Amr h.
Zayd b. Ap, nnd nach Kadak <len ^ azyd b. Aby Solyän
als (Jouverneure. Beide gehörten denjenigen makkaidschen
Paniiiien an, ^^ eiche nocii immer dem Islam am leind-
lichsten uaren nnd von den<Mi sich nnr sehr wenige Mit-
glieder bekehrt hatten. Kr snchte sie ani diese Art tür
den (dauben zu «-ewinnen Diese üni»erechti}ikeit ijejien
die Heiden, weiche liir den (lianben kämpften, hat ihre
Früchte getragen. Der Druder dieses Vazyd , liels sich
') üeberdie Lage von Fadak siehe Note S. 233. Dem Qihäh
zufolge gehört Fadak zu Chaybar.
Kodänia erzählt die Geschichte von Fadak bis zu seiner Zeit:
Da die Einwohner nicht mit Waffengewalt unterworfen worden wa-
ren, l;)etrachtete Mohammad die Revenuen als sein Eigenthum und
verwendete sie nach seinem Gutdünken. Omar vertrieb die Ein-
wohner und zahlte ihnen den halben Werth der Liegenschaften aus.
Sie wanderten nach Syrien aus. Während der Regierung des Abu
Bakr bat Fatima den Chalyfen, ihr Fadak zu schenken, und er ge-
währte ihre Bitte. Als 'Omar b. Abd al-'Azyz zum Chalyfat kam,
hielt er eine Anrede an das Volk und erzählte die Geschichte von
Fadak. 'Omar 1 sagte, er bestätige die Fätime in dem Besitze (den
Revenuen) von Fadak; der Chalyfe Moäwiya hingegen schenkte es
dem Marwän b. Hakam, und Marwän schenkte es seinen beiden Söh-
nen, Abd al-'Azyz und Abd al-Malik, dann kam es in den Besitz
des Walyd und Solaymän. Als Walyd zur Regierung kam , bat ihn
["Omar b. Abd al-'Azyz?] um seinen Antheil, und er schenkte ihm
denselben. Solaymä.n that dasselbe mit seinem Antheil. Ich, fuhr Omar
fort, ziehe diesen Besitz irgend einem anderen vor und stelle ihn
in dieselben Hände zurück, in welchen er ursprünglich war. Im
Jahre 220 befahl Mämün, Fadak den Abkömmlingen der Fatima
zu geben und schrieb in dies m Sinfte an seinen Gouverneur zu Ma-
dyna, Kotham b. Gafar. Als Motawakkil zur Regierung kam, stellte
er Fadak in die Hände zurück, in welchen es früher war (d. h er
machte es zur Staatsdomäne, deren Revenuen zu wohlthätigen Zwek-
ken verwendet werden sollten, wie sie Mohammad verwendete).
o
278
einige Jalire später in Daniascus als Clialyle ausrufen und
veilülgte die Familie des jMohanimad mit Feuer und
Sclnvert.
Weil Wadiy alkorä, Taymä und Fadak ohne Schwert-
streich kapitulirten, so hatte die Armee keinen Anspruch
auf die Revenuen, und Mohammad konnte nach seinem
Gutdünken darüber verfügen. Auch von den Revenuen
von Chaybar behielt er einen grofsen Theil für sich selbst,
denn er gab seinen Freunden nur ungeiidir 3000 Wask
Datteln. Er hatte also eine regelmäfsige Jahresrevenue
von 20000 bis 30000 Wask Datteln und Weizen, und da
ein Wask hinreicht, einen Alann drei Monate zu nähren,
konnte er vier bis sechs Jausend Menschen unterhalten.
Es unterliegt keinem Zweifel, dals er die ersten drei Jahre
diese Mittel dazu verwendete, seine Militärmacht zu ver-
gröfsern. Er nährte Hunderte von Abenteurern, welche
nach Madyna sironiten und erkaufte die Huldigung ein-
llulsreicher Schayche durch glänzende Geschenke und erb-
liche Lehen. Durch solche Mittel gelang es ihm weit mehr,
als durch seine Inspirationen, in wenigen Jahren den Is-
lam über ganz Arabien zu verbreiten.
Wir haben gesehen, dals er Aidangs bemüht war, die Ju-
den durch Concessionen zu gewinnen und dann durch mas-
senhafte Hinrichtungen zum Glauben zu nöthigen; denn er
glaubte, dafs, wenn sie ihn auch als ihren Propheten aner-
kannten, die Araber ohne Widerstand ihrem Heisjtiele folgen
würden. Wenn seine Wünsche in Erfüllung gegangen wären,
so würde «1er Islam nie siegreich geworden sein; denn die
Steitpen von Arabien sind der unfruchtbarste Boden für
eine theologische 1 lieorie ohne materielle Macht. Seine
Absichten sind an dem Widerstände der Juden gescheitert,
und die Umstände haben ihn zum Eroberer gemacht. Durch
die materiellen Mittel hat der Islam Kräfte gewonnen, die
auf keine andere Weise erreichbar waren. Wenn die jü-
dische Lehre der Embryo des Islams war und durch sie
279
die Ideen des Stifters desselben anj^erej^t wurden, so kön-
nen wir die Palinenhaine und die F'rolmarbeit der Israeli-
tenden Dotter nennen, welcher dem jungen (Jeier die er-
ste Nahrung bot.
iSach der Einnahme von Makka, als von allen Seiten
vSteuern in den Staatsschatz flössen, hat Mohammad von
den bis dahin reservirten Revenuen von Chaybar einen
VheW seinen Verwandten geschenkt. Es hat sich folgen-
des Aktenstück erhalten:
»Schenkungsurkunde des von Chaybar gelieferten Wei-
zens von Mohammad, dem Propheten: Seine Frauen sol-
len 180 Wask erhalten, seine Tochter Fätima 85, Osama,
der Sohn des Zayd 40, Mikdäd 15, und 0mm Romaytha
5 Wask. Zeugen sind Othmän, der Sohn des 'Afiän, und
'Abbäs, welcher dieses Dokument geschrieben hat.« ^).
Die Moslime hatten einige liodzämiten, welche an der
syrischen Grenze ihre Lager hatten, zu Kriegsgefangenen
gemacht und nach Madyna abgeführt. Chalyfa b. Omayya
und Hayyän b. Milla kamen zum Propheten, um sie loszu-
kaufen, und nahmen den Islam an. Mohammad wollte ein
Heer n)it ihnen senden zur Bekehrung des Stammes. Sie
widersetzten sich aber dieser Malsregel, Als sie zurück-
') Der Chalyfe 'Omar hat die Juden von Chaybar aus Arabien
verbannt, und somit den von Mohammad geschlossene Kontrakt ge-
brochen ; es ist nämlich wohl zu bemerken, dafs ihre Abgaben nicht
als Pachtzins , sondern als Steuern betrachtet wurden und sie das
Land verkaufen durften. Denjenigen, welche Ansprüche auf die
Revenuen hatten, gab Omar die betreffenden Ländereien als Eigen-
thum; die übrigen Ländereien vertheilte er unter die um den Islam
verdienten arabischen Häuptlinge. Er berief sich hierin auf das Bei-
spiel des Propheten, welcher, wie wir sehen vverden, dem Gamza zu
Chaybar ein Lehen gegeben hatte.
Nach Bochäry wies 'Omar den Juden von Chaybar in Taymä
Wohnplätze an, er betrachtete also die Gegend von Tayma als ei-
nen Theil von Syrien.
280
kamen, wurden sie, ihrer Kelii:;ionsändeiung wetijen, ver-
io\i^{, unrl Chalyla lan«! eine '/uHueht in dem Hause des
Ritäa b. Zayd, an den seine Schwester 0mm Salmä ver-
heirathet war.
Es gelang dem Rilaa, die Abtheilung des Stammes,
welcher er selbst angehörte, die Dhobaybiten, liir den Is-
lam geneigt zu machen, und er begab sich, ehe noch der
Prophet den Feldzug gegen Chaybar — welches nicht selir
weit von der (irenze der Ciodzamiten liegt — unternalim,
nach Madyna, um dem Propheten die Unterwürfigkeit sei-
ner \ erwandten anzuzeiü:en. Bei dieser tJelegenheit soll
ihm der Prophet folgendes Dokument überreicht haben:
»Von Mohamma<l, dem («ottffesandten, an Kiiä'a b.
Zayd. Er soll der Aniyr seiner Slammesabtheilung sein
und an den ganzen Stamm, wie auch an die Fremden, welche
sich dem Stamme angeschlossen haben, einen Aulruf erge-
hen lassen, den Islam anzunehmen. Die, welche sich be-
kehren, gehören zur Gemeinde (iottes; denen, die sich wei-
gern, werden zwei Monate Bedenkzeit gewährt.«
Honayd, der Sohn des Üc '), und der Schaycli der
DhaTiten, einer anderen Abtheilung des (lodzämstammes,
waren emj^ört über diese peremptorische Aufforderung und
rüsteten sich zum Widerstand. Es schlössen sich ihnen das
godzämitische Lager Ghatalän (b. Sad b. Mälik b. Haräm
b. (lodzau), zu unterscheiden von dem Modharstanime (Jhata-
fän), wie auch die Wayiliten und die dort lebenden Sa-
lämäniten und Sa'd-IIodzaymiten an und die Verbündeten
nahmen eine feste Stellung in der Harra Raglä ^). Rilaa
und seine Anhänger sammelten sich östlich von ihnen.
') Auch Honayd's Sohn hiefs'Ü^. Es ist dies derselbe Name,
welcher im Hebräischen Uz geschrieben wird. In alten Zeiten ge-
hörten die Wohnsitze der Godzan)iten zum Lande der Uziten.
') Dem Ishak scheint die (ieographie jenes Landes ganz klar
gewesen zu sein, weil er von Madyna nach Damascus gereist war.
Es ist uns aber keiner der \'on ihm erwälmten Anhaltspunkte be-
kannt. Die vulkanische Region von Ragla liegt am Berge Marda, und
281
Diese ieiiullitlie Haltung der beiden Abtlieilun^en des
(jlodzämstainmes dauerte loit, als der Kalhite Dihya von
seiner (iesadtsclialtsieise nach Madyna zurüekkeinte. Kr
wurde hei Hisiiia von Honayd und antieren (Jodzaniiten an-
uejirilVen und ausj^erauht. Ais die zum Islani iiherj'etre-
tenen Dhohayhiten, von diesem Frevel hörten, eilten sie zu
seinem Schutze herbei und stellten ihm seine Habe — er
soll aulser seinem persönlichen (iejüicke auch Handelsar-
tikel bei sich gehabt haben — zurück. Kr setzte nun seine
Reise nach Madyna fort und erzählte «lern Muhammad sein
Eriebnils Der Pro|)het sandte den Zayd mit lünlhundert
Mann, um den Frevel zu rächen, und belahl dem Dihya
die Expedition zu begleiten. Za^d hatte einen Odzriten
zum Führer und marschirte nach seiner Art bei iSacht.
Er berechnete seinen Marsch so, dals er die Godzämiten
kurz vor Tagesanbruch überrumpele. Es gelang ihm auch
es strömt davon ein Hergbacli (Kora), welcher Rabbn geiiainit wird,
durch das Thal Midäu, in dem die Dbobaybiten lebten, gegen Osten.
Nach Ibn Ishäk marschirte Zayd nach Awlag und grifl" die Feinde
zu Makic;, welches vor der Harra gelegen ist, an. Ibn Sad schrieb
in Baghdäd und bereciinete seine geographischen Angaben für Le-
ser, welchen das nördliche Arabien weniger bekannt war. Er nennt
daher das Dorf Hisma als den Ort, in dessen Nähe die Schlacht
gefochten wurde, und setzt uns dadurch in den Stand, die Lage der
genannten Orte ungefähr zu bestimmen. Yäküt sagt: Hisma liegt
zwei Tagereisen (nördlich) von Wädiy alkorä. Die Einwohner von
Tabük sehen den Berg von Hisma im Westen und den Scharawrä-
Berg in Osten. Aus dem Nur alnibräs lernen wir, dafs die Berge
hoch und mit schwarzem Staub bedeckt sind. Hisniii hingegen ist
in einer sumpfigen Gegend gelegen, und man behauptet daher, dafs
das Wasser achtzig Jahre nach der Sündfluth daselbst ötehen ge-
blieben ist, und man glaubt, dafs der vielbesuchte Brunnen von
Hisma der Brunnen Iram sei. Hisma ist die Grenze zwischen den
Fazäriten und Godzämiten. Diejenigen Zweige der letzteren, von
denen hier die Rede ist, lebten also in der Gegend, wo auf der
Karte Mohaddatha stellt. Andere Godzämiten dehnten, sich dem
Ibn Häyik, fol. !13, zufolge, von Nebek und Midian bis Mo' an aus,
wo ihr Stammgenosse Farwa griechischer Statthalter war.
282
vollständig^: Honayd und sein Sohn, und auch Andere wur-
den getödtet; 100 Frauen und Kinder, 100 Kameele und
5000 Schafe fielen dem Sieger zur Beute. Unter den
Beschädigten waren aber, wie es scheint, nicht nur die
Feinde, sondern auch einige Freunde des Islams.
Der Godzämite Ibn Rilaa nebst anderen Häuptlingen
des Stammes eilten nach Äladyna zum Propheten und zeig-
ten ihm die Vertragsurkunde und sagten: 0 Bote Gottes,
hindere uns nicht, das Frlaubte zu thuii, erlaube aber auch
Nieujandem, das \ erbotene gegen uns zu verüben. Mo-
hammad mufste gestehen, dafs Zayd den Vertrag verletzt
habe und erwiderte: Was soll aber in Bezug auf die Ge-
fallenen geschehen? Die Abgeordneten antworteten: Dieie-
nigen, welche leben, leben, und die Todten ruhen unter
der Erde. Mohammad war damit zufrieden und schickte
den Alyy als Bolen an Zayd, um ihm zu befehlen, die
den Godzämiten abgenommene Beute und Kriegsgefange-
nen zurückzustellen. Alyy traf den Zayd auf dem Heim-
wege, zu Fahlatayn, zwischen Marvva und Madyna, und
die Godzämiten erhielten ilii Figenthum wieder.
Ibn Sa d versetzt <iiesen Feldzug in Gomadä II. A. H.
6 (Oct. 627). Balädzory S. 241 bemerkt aber, dafs einige
Traditionisten behaupten, Zayd habe die Lachmiten und
Godzämiten A. H. 7 bekriegt; ich nehme daher an, er habe
einige Monate nach Oktober G27 stattgefunden.
Im December 628 versuchte 'Omar mit 30 Reitern
einen Kaubanlall auf den kleinen Bedouiuenstanmi Ogz,
welcher in der Nähe von Paraba, vier Tagereisen südöstl.
von Makka, an der Stralse nach ("anä »und Nagrän«,
kampirte. Die Bedrohten erhielten zeitig Kunde und ret-
teten sich durch die Flucht; denn ihre Verbündeten, die
Banü Goscham b. Mo äwiya, Nacr b. Mo äwiya, Sa'd b. Bakr
und Thakyf liefsen sie in Stich.
Auch Abii Bakr unternahm in demselben Monate ei-
nen Raubzug, und zwar mit besserem Erfolg als Omar.
Es gelang ihm, einen kiläbitischen Stamm bei Dharyya im
283
ISagtl zu überrumpeln und n)elirere (lelani^ene zu inaclien.
Unter diesen war eine durcli Schönheit ausj^ezeichnete Frau.
Sie liel bei der \ erloosiing; dem Ibn Ak\va zu. Der Pro-
phet bat ilm, sie ilnn zu schenken und Ibu Akwa' wilhgte
ein. Mohammad behielt sie aber nicht lür sidi selbst, son-
«lern schickte sie nach Makka, um dafür die in die Hände
der Feinde gerathenen JMoslime auszulösen.
Audi bei anderen Gele<;enheiten werden zufällig mos-
limische Kriegsgelangene er^^ällnt. Die CJeschichte hin-,
uesen, wie sie in die (Jelanjirenschalt sreriethen, wird nir-
•rends erzählt. Fs erklärt sich dies aus der Manier der
üeherlieferung. Die w iisbegierigen Scbayche in der iMo-
schee von Madyna, welche die 'J'radition begründet ha-
ben, sammelten die Nachrichten von den noch übrigen
Kaniplgenossen des Propheten und von deren Söhnen. Je-
der erzähte seine oder seines \ aters HeMenthaten, und
die Schayche hörten sie auch am liebsten. Die Gründer der
systematischen l'roplietenbiograjjhie stellten diese Bruch-
stücke in der Form einer Chronik zusammen, und wenn
wir sie lesen, machen sie den Findruck, als wäre von Tag
zu Tag aufgezeichnet worden, Avas vorgelallen ist. Wenn
wir im Koran die auf geschichtliche lliatsachen bezüglichen
Verse nachschlagen und zufällige Aeufserungen der Tradi-
tion berücksichtigen, überzeugen wir uns, dafs die \ erluste
der Moslime nicht immer erwähnt werden.
Folgende in demselben Monate unternommene P>x|)e-
dition fiel schlimm aus und macht, dafs sie die Biographen er-
zählen, eine Ausnahme von der so eben aufgestellten Kegel:
Baschyr b. Sa d raubte mit dreifsig Mann bei Fadak einige
Heerden der Morriten. Die in <len Thälern gelagerten Figen-
thümer, erhielten zeitig Nachricht davon, setzten den Käubern
nach und erreichten sie nach Sonnenuntergang Baschyr und
seine Gefährten vertheidigten sich mit Pfeilen bis sie diesel-
ben alle verschossen hatten; dann fielen einige in die Hände
der Feinde. Bachyr selbst wurde verwundet weggetragen
und fand bei Juden eine Zufluchtsstätte.
284
Als der Prophet Nachricht vom der Niederlande seiner
Leute erhielt, schickte er den (diälib aus dem Kinänastamnie
f.ayth, die Schmach zu rächen. Ks gelang ihm auch, ei-
nen Sieg zu erfechten, einige zu tödten und mehrere Ue-
tangene hinah nach IMadyna zu bringen.
Im Januar 629 unternahm derselbe (ihälib mit 130
IManti eine Expedition gegen die Hanu 'Ovväl und die Banu
'Abd b. Tlia laba '). Ihr Lager befand sich zu Ma'faa, hin-
ter Batn Nacld, gegen IMadan-Nokra zu, 24 arab. Meilen
von Madyna. Cdiälib stürzte sich in das feindliche Lager
und es kam zu einem (lelecht, in welchem einige Häuj>t-
linge der Feinde Helen. Osama b. Zayd erschlug bei die-
ser Gelegenheit einen Mann, obschon dieser ihm das Glau-
bensbekenntnils entgeiienrief. Er wurde deshalb vom l*ro-
pheten getadelt. Die IMoslime kehrten mit Beute beladen,
aber ohne Gefangene nach Madyna zurück.
Der Fazärite Oyayna b. Hic,'n erfreute sich eines gro-
fsen Rufes unter seinen Nachbarn wegen seiner Entschlos-
senheit. Er liels an die Feiufle des Islams den Aufruf er-
gehen, sich unter seine Fahne zu stellen, und es sammelte
sich zu Ginäb eine Anzahl (diatalaniten. Der l^■ophet
schickte im Februar 629 den Baschyr mit 300 Mann, sie
zu vertreiben. Er drang unbemerkt bis Van)n und Gabär,
Oertlichkeiten, ^\ eiche im Lande der Fazäriten, gegenüber
Siläh ^), ("haybar uiul Wädiy alkora, liegen, vor und stürzte
sich zuerst auf ihre llcerden, dann setzte er den Marsch
nach dem oberen J heile ihres Landes zu ihren Lager-
plätzen fort, fand sie aber leer. Fr kehrte nun mit dem
erbeuteten Eigenthum und zwei (iefangenen, welche durch
Bekehrung ihre Freiheit erkauften, nach Madyna zurück.
') Nach liochäry 612 htifst der Stainin Ilurakät und gehörte
zu den Goliaytiilen; nach Baladzory heifst er Sa'd b. Dzobyan. Der
.'Vnlührer (ilialib b. Abd Allah war aus dem kiiiAiiitisch<ii Starmiie
Kalb b.'Awf, einem Zweige des Laythstamnies.
■■') Siläh ist, wi(^ es scheint, ein Dorf und liegt ganz nahe bei
Chaybar.
285
Als (Jer Neumond des Monats Dzü-Ikada (I.März
629) sirhtl)ar winde '), liels der Propliet den Befehl er-
gehen, dals alle Diejenigen, welche Im vorigen Jahre den
Zug nach Hodayhiya mitgeniachl hatten, nun mit ihm die
Pilgerfahrt nach Makka antreten sollten. Sie stellten sich
last alle ein, und die Zahl heliet" sich auf" zwei Tausend;
auch hatten sie hundert I^ierde. \ on Dzü-Holayfa aus
eilte die Keiterci unter dem ICommaiido des ihn Maslama
voraus Ids .'darr-Tzahrän. Dort trafen sie einige Koray-
schiten und sagten ihnen, dafs am folgenden Morgen der
Prophet ankommen werde. Die Korayschiten begaben sich
eilends in die Stadt, um die Kinwohner davon zu benach-
richtigen. Diese verliefsen ihre Häuser und begaben sich
auf die umliegenden Berge, wo sie die nächsten drei Tage
im Freien zubrachten.
') Auch im vorigen Jalire trat Mohau)iiiud deu Zug an, als
der Neumond sichtbar wurde, und liefs sich offenbaren: Sie befragen
dich über die Neumonde. Antworte ihnen: Sie dienen zur Zeitbe-
stinin)ung für die Menschen und des Pilgerfestes.
Baghawy erklärt diesen Satz: „Wir haben die Neumonde ein-
gesetzt, damit die Menschen die Zeit des Hagg der'Omra, der Fasten,
des Termins, an welchem Schulden fällig sind, und wann
sich geschiedene Frauen wieder verheirathen dürfen, wissen." Ich
glaube, dafs er den Sinn richtig aufgefafst habe. Wir dürfen also
die Worte: „Zur Zeitbestimmung für die Menschen", so auffassen:
ohne den Neumond würden sie nicht wissen, wann ein Monat auC-
hört und ein anderer anfängt. Es folgt daraus, dals sie keinen Ka-
lender hatten und sich ihre Zeitrechnung einzig auf die Beobach-
tung des Mondes und gewisser Sternbilder, welche man die Mond-
stationen nennt (vergl. K. 10, :■>), gründete. Wenn nun in obiger
Stelle Mohammad ausdrücklich sagt, dafs die Neumonde zur Zeit-
bestimmung des Pilgerfestes dienen, so dürfen wir in Rücksicht auf
die specielle Veranlassung vielleicht den Schlufs daraus ziehen, dafs
das Fest eine gewisse Anzahl von Tagen nach dem Neumond be-
gangen wurde, vielleicht dürfen wir weiter gehen, und — da er so-
gleich nach dem Neumonde aufbrach und die Madynenser wohl die
entferntesten Theilnehmer des Festes waren — folgern, dafs die Zeit
so berechnet wurde, dafs die entferntesten Stämme, wenn sie am
Neumond ihre Heimath verliefsen, noch rechtzeitig eintrafen.
286
In Marr-Tzahrän angekommen, schickte Mohammafl
ilie Waflen seiner Beo-leiter nach l^atii -Yäoijj" voraus, wo
man die («renzsteine des heiligen CJehietes erhlickt, und
})efahl dem Ans b. Cl)a\vlä mit zweihundert Mann Wa-
clie dahei zu halten; er selbst, umgeben von seinen übri-
gen Begleitern, welche blos mit Säbel in der Sclieide be-
waffnet waren, setzte den Weg nach Makka lort und ver-
richtete dort die (Vremonien. Als die drei Tage vorüber
waren, erschienen ZAvei Koravschiten und forderten ihn aul",
die Stadt zu verlassen, und er liefs auch sogleich den Be-
fehl zum Abmarsch ergehen.
bn April 629 schickte Mohammad noch einmal eine
Schaar von 50 Mann gegen die zähen Solaymiten. Diesmal
war ein Konvertit aus deren eigenem Stamme, Abu 'Awgä,
der Bandenführer. Die Solaymiten waren so oft gewitzigt
worden, dafs sie Kundschafter ausschickten, und einer von
diesen brachte ihnen zeitig Nachricht von dem Anmärsche
der Moslime. Sie empüngen sie kampfbereit und erhiel-
ten während der Schlacht Hülfe von benachbarten Bedoui-
nenlagern. Die Moslime wurden daher aufgerieben, Abu
'Awgä jedoch kam verwundet nach Madyna zurück.
Die Solaymiten waren so oft von den Moslimen heim-
gesucht worden, dafs sie es noch vor Ende dieses Jahres
räthlich fanden, sich zu bekehren, um so n)ehr, da ilu-e
(Jeschäftsfreunde, die Makkaner, voraussichtlich nicht viel
länger den moslimischen Waffen trotzen konnten. Die von
solaymitischen Traditionisten bewahrten Nachrichten lassen
ihre Bekehrung aus der inneren Ueberzeugung ihrer Häupt-
linge hervorgehen. Kays b. ]Voschl)a, ein grundgelehrter
Mann, verkaufte einst, wie wir sehen werden, Kameele in
Makka. Der Käufer, ein Schurke, schob die Zahlung hin-
aus und verweigerte sie endlich ganz und gar. 'Abbäs,
der Oheim des Projdielen, stand Kays bei, und durch des-
sen Vermittelung erhielt er sein (Jeld. Er dehnte die Dank-
barkeit auf die ganze Familie des 'Abbäs und auch auf
den Propheten aus. '
287
Kays kam dalier nacli Madyna, \volIte sicli al)er, ehe
er «las Cilaubensbekenntnifs ablegte, von der Walirheit der
Sendung des Mohammad vollends iiberzeujien, und leote
ihm zu diesem Zwecke einii«e Fraisen vor, darunter: Was
bedeutet Kahl und Mahall und uem gehören siei' Der (lott-
gesandte antwortete: Kahl bedeutet Himmel und Mahall Hrde,
un<l sie gehören (Jott. Die Antwort war richtig und Kays
legte das (ilaubensbekenntnifs ab und kehrte zu seinem
Stamme zurück, um den Islam zu predigen. Ich kenne,
sagte er die Hyna der Perser, die Targuma (Uebersetzung)
der Griechen, die Kahäna (Orakel) der Seher und die Ma-
kawil der Himyariten; die Worte des Mohammad sind aber
ganz anders als alles dieses.
Mach einer anderen Tradition gebührt dem Ghäwiy
(d.h. Irrenden), einem Sohne des 'Abd al-'Ozza (Knecht
der Göttin Ozza) das Verdienst, zuerst den Solaymiten die
wahre Religion verkündet zu haben. Er sah einst, dafs
ein Fuchs den Stammgötzen, welcher zu Foläh verehrt
wurde und dessen Priester Adyy b. Tzälim war, besudelte.
Erbärmlich, rief er aus, ist der Mann, welcher einen Gott
anbetet, der sich von einem Fuchs besudeln läfst. Er be-
gab sich nach Madyna, legte das Glaubensbekenntnifs ab
und erhielt den Namen Raschid (der Leitende), vSohn des
'Abd Rabbihi (Knecht seines Herrn). Mohammad schenkte
ihm später zwei Landstriche im Rohät ^), und er benannte
aus Dankbarkeit einen Quell in seiner neuen Besitzung den
Quell des Gottgesandten.
Auch ein anderer Solaymite, 'Abbäs b. Mirdas, selbst
ein Dichter, und der Sohn der berühmten Dichterin Chansä,
rühmte sich, durch innere leberzeugung l\loslim geworden
') Nacli der von Chälid b. Sa'yd geschriebenen Schenkungs-
urkunde erhielt er zwei Ghalwa Land von Sahm, und eine Ghalwa
von Higr in Rohat.
Eine Ghalwa bedeutet die Entfernung, welche ein Pfeil fliegt,
oder ein h'ferd, ohne abzusetzen, galoppiit, also ein Stadium.
288
zu sein. Er sah im Traume den Götzen rahhär, und dies
be\voo; ihn der neuen Rehfrion beizutreten. Er war ein
iinithio-er Krie*i;er, und Mohauuuad schenkte ihm die Län-
derei Madlu ').
F]s ist möglich, dafs sich die genannten Männer vor
ihren Stan)mp;enossen bekehrten und auch dazu beitrugen,
diese dem Islam znziiliiin-en. Aber die Unterhandlunuen
wurden erst duich den Häupthng Kodad, aus der Familie
Scliaryd zu einen» gedeihlichen Ende gefiilirt. Er kam nach
Madyna und versprach dem Propheten, mit Tausend Rei-
tern zu ilini zu stofsen in dem beabsichtijjten Feldzuj»* sre-
gen Makka. Dann kehrte er zu seinem Stamme zurück
und erzählte, welches Biindnils er !ür sie geschlossen habe.
Es zo2:en 900 Reiter mit ihn) aus: er aber starb auf dem
Wege, ehe er die moslimische Armee erreichte. Der Pro-
phet fragte: Wo ist jener schmucke, beredte junge Mann,
der vom (ilauben erlüllt ist? Als sie ihn benachrichtigten,
dafs er todt sei, betete er zu (»ott, dafs er sich seiner er-
barmen möge. Vor seinem Tode rief Kodad drei Häupt-
linge, den 'Abbäs b. Midräs, al-Achnas und Chobbäb (?),
') So nach einer Schenkungs-Urkunde, welche von 'Olä b.
'Okba geschrieben wurde. Nach einer anderen Urkunde schenkte
Mohammad Madfü dem Solaymiten Mälik b. 'Amir aus der Familie
Haritha. 'Abbas liefs sich später in der Wüste, nicht weit von Bapra
nieder, vielleicht stellte er dem Mohammad das Lehen zurück und
dieser schenkte es dem Mälik.
Aufser den erwähnten Urkunden haben wir noch folgende:
Dem Hawda b. Nobayscha, aus der solaymitischen Familie O^ayya,
schenkte der Prophet Alles, wa.«* Gofr enthält, und dem Solaymiten
Haräm b. 'AwC gab er Adzani und die Besitzung, welche er bereits
in Schawäk hatte. Ei- und die Seinen, heifst es in der Urkunde,
sollen weder Unrecht erfahren, noch Unrecht üben.
Der Solaymile Otba b. Farkad war ein ausgezeichneter Soldat,
welchem 'Omar A. H. \S das Kommando über die Armee, welche
Mosul eroberte, anvertraute. Er focht schon gegen Chaybar auf
Seiten des Mohammad. Nach der Eroberung von Makka wies er
ihm daselbst einen Bauplatz für ein Haus an und stellte ihm eine
Schenkungs-Urkunde aus.
289
zu sich uirI sagte: Krlüllet die \ erplliclilunjjj, die ich auf
iiiicli j^eijouinieu hahe! Er gab darauf jedem vou ihuen
das Kommando über dreihundert Mann. Der Prophet fragte,
warum sie nicht Tausend Mann stark seien? Sie antwor-
teten, dafs sie hundert Mann im Lager zurücklassen mufs-
ten, weil sie mit dem Stamme Kinäna im Kriege ständen.
FjV versicherte sie, dafs ihnen in diesem Jahre nichts \jn-
ansenehmes widerfahren würde, und rieth ihnen die An-
zahl von Tausend Mann voll zu machen. Die übrigen hun-
dert stiefsen auch wirklich, unter dem Kommando des Monki',
dessen Vater Mälik später mit Madfü belehnt wurde, bei
Hada zu ihm.
Weil sie die jüngsten Moslime waren, baten sie den
Propheten, er möge sie in den Vortrab stellen, ihnen eine
rolhe Fahne und das Loosungswort »voran« geben. Er ge-
währte ihnen ihre Wünsche.
Der Gohaynite Gondob erzählt: Der Prophet sandte
uns gegen die Banü Molawwih, einen Zweig der Laythi-
ten. unser Führer war der Laythite Ghälib. Zu Kadyd'),
nicht weit von dem Aufenthaltsorte der Feinde, begegne-
ten wir dem Härith b. Baica. Wir fragten ihn, was er im
Schilde führe? und er antwortete: er sei W^illens, das Glau-
bensbekeimtnils abzulegen und reise zu diesem Zwecke
nach Madyna. Da er unser Vorhaben hätte verrathen kön-
nen, sagten wir: W^enn's dir ernst ist, so schadet es dir
nicht, wenn du einmal vierundzwanzig Stunden gebunden
bist. Wir banden ihn also und liefsen ein schwarzes, arm-
seHges Männchen aus unserer Mitte, welches den Kamee-
len nachlief, bei ihm mit dem Auftrage, ihm den Kopf ab-
zuhauen, wenn er sich loszumachen versuchen sollte.
Bald darauf kamen wir in die jNähe der Feinde. Meine
Kameraden schickten mich, um deren Lage auszuspioniren.
Ich bestieg einen hohen Hügel, legte mich auf die Erde
') Kadyd liegt nach dem Nur alnibiäs S. 1372 zweiundvierzig
Meilen von Makka, zwischen Osofäu und Kodayd.
III. 19
290
und übersah ihr Lager. Ein Mann wurde meines schwarzen
Kopfes gewahr, ohne jedoch sicher zu sein, was es sei.
Er schofs Vorsicht« halber einen Pfeil auf mich, der mich
an der Stirn traf. Ich zog ihn heraus, ohne mich zu be-
wegen. Dann schofs er einen anderen Pfeil nach, wel-
cher in die Schulter drang. Auch jetzt bewegte ich mich
nicht. Er sagte zu seiner Frau: Ich habe den schwarzen
Fleck dort oben zweimal getroffen, und da er sich iiicht
rührt, bin ich versichert, dafs es kein lebendes Wesen ist.
Er e:ino: wieder in sein Zelt, unterdessen wurde es Abend
lind das Vieh kam zu dem La2;er. Man melkte es und
legte sich, ohne (lelahr zu wittern, zur Ruhe. Als sie
fest schliefen, machten wir einen Angriff und trieben die
Heerden fort.
Der llüileruf verbreitete sich in ein benachbartes La-
ger und die Bedouinen setzten uns nach. Wir hatten schon
den Ibn Bar(;ä und seinen Hüter zu uns genommen, als
sie uns nahe kamen. Nur ein Thal trennte uns noch. Gott
fügte es so, dafs ein Regenstrom durchflofs, und sie liefsen
uns ohne Ang;riff abziehen. Im Original ist diese Erzäh-
lung gut stilisirt und wahrscheinlich ein Auszug aus einer
weitläuftio-eren Darstellunjj. Wir erblicken darin einen hi-
storischen Roman und finden es unmöglich zu sagen, wie
viel Wahres darin ist.
Um die JNiederlage der Moslime unter Baschyr zu
rächen, rüstete Mohammad noch im .luni zweihundert Mann
aus und übergab das Kommando dem Zobayr. Doch ehe
die Expedition aufbrach, kam Ghalib, der Held des Tages,
siegreich von Kadvd zurück und erhielt den Oberbefehl.
Die Morriten wurden wieder bei Fadak unversehens vor
Sonuenaufi-ano; überfallen, (»hälib hatte seinen Leuten fe-
stes Zusammenhalten und strengen Gehorsam empfohlen
und je zwei mit einander für die Dauer des Feldzuges
verbrüdert. Mit Hülfe dieser Maafsregeln gelang es ihm,
mehrere Feinde zu tödten und auch einige Beute zu er-
ringen.
II
291
Im Juli 629 stattete der Asadite Scluipä' 1». Wahb,
an der vS|)itze von 24 iMann, den Baiiü 'Ämir einen Besuch
ab, in deren Lager zu Sy ') sich eine Anzahl Hawäzini-
ten in feindlichen Absichten versammelt hatte. Es gelang-
ihm, sich unbemerkt <]em Lager zu nähern und sie vor
Tagesanbruch zu überraschen. Die Beute an Vieh war
so beträchtlich, dals jedem I heilnehmer der Expedition,
nach Abzug des Fünftels, fünfzehn Kameele zufielen. Bei
der Vertlieilung wurde ein Kameel zehn Schafen gleich-
geschätzt. Schuga war zwei Wochen von Madyna ab-
wesend.
In demselben Monate wagte der Ghifärite Kab b.
Omayr mit nur fünfzehn Mann einen Raubzua: über die
damalige (irenze von Arabien hinaus, nach Schäm. Unter
dieser Benennung begrit! man damals Arabia Petraea und
Syrien. Bei Dzat Atläh, jenseits Wädiy alkorä, im unte-
ren Theile des Balkä, stiefs er auf ein e:rofses Lager von
Bedouinen und wurde mit Pfeilschüssen begrüfst. Er for-
derte sie auf, dem Islam beizutreten, und da sie sich wei-
gerten, nahm er mit seinen (Gefährten den Kampf auf. Die
Moslime fielen Alle, nur einer blieb verwundet auf dem
Schlachtlelde liegen und wurde nach Madyna gebracht.
Mohammad gedachte, den Fod seiner muthigen Glaubens-
helden zu rächen. Er hörte aber, dafs die Schuldigen sich
von jener Gegend entfernt haben, und so gab er seine
Absicht auf.
Der Prophet schickte den Härith b. Omayr aus dem
azditischen Stamme Lihb nach Syrien, mit dem Befehl, ent-
') Sy liegt nach Ibii Sad in der Gegend von Rokba oder Rakba
liinter Ma'dan Banü Solaym, welches fünf Tagereisen von Madyna
entfernt ist. Kostaläny sagt: In der Gegend von Dzät 'Irk gegen
Wagra hin, drei Tagereisen von Makka. Andere sagen übereinstim-
mend mit diesen Angaben: In nicht grofser Entfernung von'Omra.
Der Weg von Madyna dahin, scheint also über Madan und dann
gegen SW. zu gehen.
19*
292
weder an den Kaiser selbst oder an dessen Statthalter in
Bocra die Aufforderung ergehen zu lassen, dem Islam bei-
zutreten. Auf dem Rückwege nurde er von dem Ghaz-
zäniten -Häuptling Schorahbyl b.'Amr aufgefangen, in Ban-
den gelegt und hingerichtet. Im Berichte über die Ge-
sandtschaften geschieht des Härith b/Omayr keine Erwäh-
nung. Wir können uns auch nicht darüber wundern; denn
diese Berichte sind mit der Absicht, die unwiderstehliche
üeberzeugungskraft des Islams darzustellen, verfafst wor-
den : das Schicksal des Härith pafste also nicht hinein.
Nach diesen Berichten ging Dihyä als Mohammad's Ge-
sandter nach dem griechischen Reiche. Es fragt sich nun,
ob Mohammad nach Dihyä noch einen Gesandten, nament-
lich den Omayr, nach dem Norden geschickt habe oder
ob Dihyä's Mission in das Reich der Erfindung gehöre?
Mohammad entschlols sich, den Mord seines Gesand-
ten zu rächen und rüstete eine Armee von 3000 Mann aus.
Im September 629 war sie marschbereit und er übertrug
das Kommando dem Zayd b. Häritha; für den Fall, dafs er
umkommen sollte, hatte Ga far, der Vetter des Propheten, den
Auftrag, das weifse Liwä zu führen, und nach ihm der
Madyner 'Abd Allah b. Rawäha. Ein Sandhügel aufser-
halb Madyna, wo sich die Mannschaft sammelte und wo
der Propliel ihr den letzten Segen gab, behielt auch spä-
ter noch den Namen: Hügel des Abschiedes.
Den Feinden blieben die Bewegungen der Moslime
nicht unbekannt. Schorahbyl rief über 100000 (?) Mann
unter seine Fahnen und schob bedeutende V orposten vor-
wärts. Als die MosHme Mo an erreicht hatten, vernah-
men sie überdies, dafs eine kaiserliche Armee von 100000
Mann, bestehend aus Bahräiten, Wayiliten, Bakriten, Lach-
miten und Godzamiten bei Moäb als Reserve stehe '). Die
') So nach Ihn Sa'd. Nach Ihn Ishäk bestand der Kern aus
Griechen, die Hülfstruppen aus Lachmiten, Godzamiten, Kayniten,
I
293
Moslime machten zwei Tage Halt und pflogen Kriegsrath.
Einige uaren dalilr, dafs man einen ßeiicht an den Prophe-
ten schicke, fernere J'ruppensendungen retjuirire und dessen
Befehle abwarte. 'Abd Allali b. Rawäha sprach seinen (jie-
fährten Muth ein, und sie rückten nach Muta, im unteren
Theile des Balkä, vorwärts '). Hier fanden sie eine Ar-
mee reichhch ausgerüstet mit Waffen und Pferden und pran-
gend in Seide, Atlas, Gold und Silber.
Die Moslime stellten sich in gedrängten Reihen auf
und deren Führer stiegen von ihren Pferden und kämpften
zu Fuls. Gafar lähmte sogar sein Pferd, um zu bewei-
sen, dafs er es nicht zur Flucht benutzen wolle. Zayd
der Anführer, wurde von einer Lanze zu Boden gestreckt,
üa far, der zweite im Kommando, ergriff nun das Feldzei-
chen, fiel aber in kurzer Zeit, bedeckt von zahlreichen Wun-
den. iSun ging der Oderbefehi auf 'Abd Allah b. Rawäha
über. Er kämpfte wie ein Löwe und ist der Held
der Sagengeschichte dieses grofsartigen Feldzuges. Auch
von ihm wird, wie von vielen Anderen, erzählt, dafs er,
nachdem er beide Hände verloren hatte, die Fahne mit den
Armen gegen den Körper drückte und aufrecht erhielt.
Nachdem auch er gefallen war, ergriffen die Moslime die
Flucht.
Dies war nun der passende Augenblick für ein Wun-
der. Es öffnete sich vor dem Propheten das Land und
er konnte das Schlachtfeld sehen und den Madynern mit-
theilen, was vorfiel. Es ist möglicher Weise etwas Wahres
Bahräiten und Balyiten. Den Oberbefehl hatte ein Mann aus denn
Balyischen Stamme Iräscba.
') Nach Yäküt ist Müta ein Dort im Balkä; man sagt auch:
es liegt in dem Mascharif (Hochland) von Syrien, 1 <? arab. Meilen
von Adzroh. Es ist also nicht sehr weit vom Todten Meere. Im
Mascharif waren Säbelfabriken und Maschrafiya bedeutet auch ohne
Beisatz einen Säbel aus jenen Fabriken.
294
in (lieser Erzählung; denn die Nachricht von der grofsen
Uebermacht der Feinde mag Madyna erreicht und den Pro-
pheten mit Bangigkeit erlüllt haben.
Ein Madyner rettete die Fahne, pflanzte sie in der
Erde auf und rief: zu mir, zu mir, o Moslime! Die Flüchti-
gen sammelten sich, und nun überreichte er die Fahne
dem urrofsen General Chalid b. Walyd. Er sträubte sich,
selbe anzunehmen, aber der Madyner erklärte, er habe sie
nur in der Absicht ergriffen, um sie ihm zu überreichen.
Chalid erneuerte nun den Angriff. Sieben Klingen, erzählte
er später, zerbrach ich an den harten Schädeln der Feinde,
aber eine yamanische bewährte sich als unzerstörbar. Es
gelang ihm auch das Schlachtfeld zu behaupten •).
Schon im Oktober war ein neuer Feldzug gegen die
militärischen Stämme im jNorden nöthig. Die Kodhaiten,
der südlichste von ihnen, rüsteten sich zum Kriege gegen
die Moslime. Mohammad band einem seiner besten Feld-
berrn, dem künftigen Eroberer Egyptens, 'Amr b. 'Äc;, ein
weilses LiA^ä an den Speer und schickte ihn an der Spitze
von 300 auserlesenen Kriegern und 30 Rossen, sie zu zer-
streuen. Auf dem Wege dahin soll er den Beistand der
') Ueber den Ausgang sind zwei Berichte vorhanden: Nach
Ibn Ishäk und Balädzory gelang es dem Chalid blos die Moslime
aus der Patsche zu ziehen und auf dem Rückzuge vor neuen Angrif-
fen zu schützen. Nach Ibn Sad hingegen hat er die Feinde in die
Flucht geschlagen. Für seine Tapferkeit legt Bocbäry, S. 611, Zeug-
nifs ab, und es geht aus diesem Traditionisten auch hervor, dafs
die Moslime das Schlachtfeld behaupteten und den Leichnam des
Gafar fanden. Die Moslime befanden sich in Feindesland, einer
geübten Kavallerie gegenüber, ein sicherer Rückzug ohne Sieg ist
also kaum denkbar. Ibn Ishäk mag den vielleicht unentschiedenen
Sieg verschwiegen haben, um die düstere Prophezeihung des Mo-
hammad, welche er, ehe eine bestimmte Nachricht in Madyna ein-
traf, aussagte und mit der sich die Tradition viel beschäftiget, nicht
Lüge zu strafen.
295
Verbündeten in den Stämmen Balyy, Odzra und Kayn re-
quiriren. 'Amr beobachtete die Taktik der Raubzüge, mar-
schirte bei Nacht und verbarg sich bei Tage, in der Hoft-
nung, sie in einem plötzlichen üeberlalle zu besiegen. Als
er in die Nähe kam, erlulir er, dafs sie viel zahlreicher
seien, als er vermuthet hatte, und er sandte einen (johay-
niten als Boten an den Propheten. Dieser sammelte noch
zweihundert Mann und schickte sie unter dem Befehle des
künftigen Eroberers von Damascus, dem Arnr, zu Hülfe.
Mit dieser \ erstärkung zog 'Amr, jeden Widerstand beu-
gend, durch das Gebiet der Balyiten und Odzriten nach
dem Lande der Kayniten. Bei Dzät Soläsil, im Gebiete
der (jiodzämiten, zehn Tagemärsche von Madyna, also
fast in der Breite von Tabük, stiefs er auf eine bedeu-
tende feindliche Armee. Er griff dieselbe an und zer-
streute sie ^).
Im November verliefs eine andere Expedition von gro-
fsen Dimensionen, unter dem Oberbefehl des Abli 'Obayda,
die Prophetenstadt. Sie war gegen einen Gohaynastamm,
welcher bei Kabalyya ^), fünf Tage von Madyna gegen das
Meer zu, sein Hauptquartier hatte, bestimmt, und bestand
aus der ansehnlichen Truppenzahl von achthundert Mann.
Der bedrohte Stamm fand es zweckmäfsig, den Moslimen
aus dem Wege zu gehen, und so kehrte Abu Obayda ohne
Beute und Lorbern zurück.
Auf diesem Feldzuge gingen den Moslimen die Lebens-
mittel aus und sie waren in solcher INoth, dafs sie Laub
') Nach einem Berichte im'Oyan befehligte Abu 'Obayda die aus
Madyna ausgezogenen Truppen und 'Amr die bedouinischen Hülfs-
truppen. Der Prophet befahl ihnen, gegen die Bakriten zu kämpfen,
sie aber nahmen den Kampf mit den Kodhaiten auf, weil sie mit
den Bakriten verwandt waren.
^) Dieser Ort kommt noch einmal in der Tradition vor. Mo-
hammad schenkte ihn nämlich dem Mozaniten Biläl b. Harith. Er
liegt in der Gegend von Foro" oder von Yanbo' (vergl. Yaküt und
Nur alnibräs S. 1401).
296
afsen. Einer von ihnen kaufte dann fünf Schlachtkameele
und versprach dem Verkäufer ein Wask Datteln für je-
des Stück. Es ist dieses die einzige, freihch nicht sehr
zuverlässige Nachricht (Oyün S. 402) über den relativen
Werth der Thiere und Früchte. Die Bedingung war, dafs
die Kameele in 'Äl- Dolaym- Datteln bezahlt würden.
Nach Bochäry bestand die F]xpedition nur aus 300
Mann und wartete einen halben Monat auf die korayschi-
tische Karawane. Die Moslime fingen einen gewaltig gro-
fsen Fisch, wovon sie einige Zeit lebten. In spätem Kriegs-
zügen versuchten die Moslime, dem Siyar alkabyr S. 267
zufolge, eine Art Einquartierung einzuführen. Wenn eine
Truppe in die Nähe eines Dorfes oder Lagers kam und
der Führer die Lanze in den Boden steckte, war es ein
Zeichen, dafs sie mit Lebensmitteln und Futter verpflegt
werden mufste. Es scheint aber, dafs dieses System den
Arabern sehr zuwider war und wieder aufgegeben wurde,
weswegen es auch nur wenige Rechtsgelehrte als erlaubt
ansehen.
Die Moslime schlössen das Jahr 629 mit einem Raub-
zug gegen ein grofses ghatafänitisches Lager zu Chodhra,
im Lande der Mohäribiten im Nagd Es gelang dem Ma-
dyner Abu Kotäda, an der Spitze von fünfzehn Mann, die
Bewohner unversehens während der Nacht zu überrumpeln,
die wenigen, welche es wagten Widerstand zu leisten, nie-
derzumetzeln und 200 Kameele und 2000 Schafe wegzu-
treiben. Nach Abzug des Fünftels kamen 12 Kameele auf
jeden Theilnehmer; denn 10 Schafe galten so viel als ein
Kameel. Unter den (gefangenen war eine schöne Frau,
welche sich Mohammad vom Anführer als Geschenk er-
bat, um sie dem Mahmyya b. Gaza zum Präsent zu ma-
chen. Dieser Mahmyya, welchen Mohammad schon früher
einmal zum Beutecommissär ernannte, zeichnete sich nicht
durch seine Kriegsthaten aus, aber er war einer der Füh-
rer der hanyfischen Partei in Madyna. Dies schöne Weib
sollte ihn in seinem Glauben an Mohammad stärken.
297
Wenn der Reisende Nagrän verläfst und gegen NO.
nach Akyk und ^ aniäma gebt, hat er nach einigen Tage-
reisen rechts die Hucliten des mächtigen Sandnieeres von
'Älig oder (^ayhed, zu seiner Linken aber erhebt sich ein Ge-
birgszug, welcher zehn Tagereisen lang ist, gegen NO. läuft,
und, weil er einen Winkel mit dem Wege bildet, 'Aridh,
d. h. der Transversale, genannt wird. Wenn man vom Nagrän
gegen Makka reist, hat man dieses Gebirge vier Tage lang
zur Rechten. Auch hier, bildet es einen Winkel mit der
Strafse, von der es sich immer mehr entfernt, je weiter
man vorwärts geht. Im NO. hat der 'Aridh verschiedene
Ausläufer , w eiche sich allmählig abtlachen und in ein-
zelne Hügel und Hiigelgruppen gliedern: deswegen geben
einzelne Geographen, welche auch diese Abflachung dazu
zählen, die Länge desselben zu dreifsig Tagen an. Einer
der Ausläufer reicht im Osten bis über Faky, dem letzten
Orte in Yamäma gegen Bagra, hinaus. Weiter gegen Osten
liegt dann das Dahnä, von dem Avir bald sprechen werden,
und die Landschaft von Cammän.
NW. von 'Aridh läuft eine sehr weite Senkung pa-
rallel mit ihm. Sie fängt am Fufse der Gebirge von Täyif
und Yaman an und wird im NW. vom centralarabischen
Hochlande, Nagd, begrenzt und reicht bis zum Dahnä. Der
Anfang ist bewässert und es liegen darin die Städte Ta-
raba, Tobäla und Bysche Yoktän. Die Feuchtigkeit, welche
von den Gebirgen in die Senkung hinabfliefst, wird aber
bald von dem Sande der Wüste Achdhar verzehrt, welche
eine starke Tagereise breit und drei Tagereisen lang und
unwegsam ist. Manche Geographen nennen das fruchtbare
Becken von Tobäla und Taraba Achdhar, und dies scheint
richtig zu sein; denn Achdhar heifst grün. Die Wüste
hätte demnach diesen Namen blos, weil sie das Tanhiya
(die wasseraufnehmende Grenze) dieses grünen Beckens ist.
Unter der Wüste (nordöstlich davon) wird die Senkung stei-
nig und enthält hie und da fruchtbares Erdreich. Sie nimmt
im Osten die spärhchen Gew ässer des 'Aridh und im Westen
298
die des Nagd auf und führt sie l>ei Süka nicht weit von
Häyil ') vorüber. Sie vertrocknen aber in dem Sande des
tiefer gelegenen Theiles des Nofüd jener Gegend.
x\uch an der südHchen Seite des Äridh befindet sich
eine Tanhiya, d. h. ein Sand, welcher das Wasser des Gle-
biro;es aufnimmt, nämlich: die Wüste Tüdhih, eine Bucht
des Sandes von Madznab. Diese Tanhiya hat aber eine
geringe Ausdehnung und der gröfsere Theil der Gewässer
des 'Äridh und seiner Ausläufer befeuchten hier fruchtba-
rei^ Land. Eine Eigenthümlichkeit dieses Landes, welches
man Yamäma nennt, sind die Falge. Es sind dieses runde
Becken von verschiedener Gröfse, von denen üppige Thä-
ler nach dem 'Äridh hinaufführen. Während der Regenzeit
stehen sie zum Theil unter Wasser und sind reich an Bäu-
men und Getreide. Das gröfste Falg hat vier Stunden im
Umfange und liegt bei Magäzar ^). Wenn man von 'Akyk
' ) Es ist nicht die Stadt Häyil am Fufse des Schammar-
Gebirges, sondern Häyil im Lande der Koschayriten zu verstehen,
welches nach Yaküt ira Wädiy ist und seinen Anfang im Dahnä
nimmt. Das Dahnä steht in der Karte.
*) Ihn Mogäwir schreibt Faläh 8^I5 statt Falg, scheint aber
unter diesem Ausdrucke auch die Zweige des grofsen oder Central-
Falg zu begreifen, und bei ihm (wie auch bei Bassäm) haben „Nagd"
und „Yamäma" eine andere Bedeutung als bei älteren Ethnographen.
Er zählt folgende Thäler des Nagd auf: Hisä, Yamäma und wei-
ter unten Akyd und Dzät-Harmal, dies sind hochgelegene Thäler.
Ferner Awhal, Awsahal in Yaman, Sehl, Häs, 'Ischrun alrasul zwi-
schen Nagrän und Hogayra, und Wadha (Wadhah?), zwischen Ho-
gayra und Makka. Während der Regenzeit, fährt er fort, fliefst Was-
ser in diesen Thälern , und selbst während der trockenen Jahres-
zeit ist das Wasser sehr nahe der Oberfläche und wenn man ein
wenig gräbt, so kommt man auf Wasser und kann die Kameele
tränken. Diese zehn Thäler ergiefsen sich, wenn es regnet, in das
Faläh vom Nagd, und der Ueberschufs gelangt in das (Persische)
Meer.
In einer anderen Stelle sagt er: «Die Alten haben im Nagd,
nahe bei einander, vierzig Burgen erbaut. In Baghdäd nennt
299
nach fler StaHt Yamama fi^eht, kann man es <liirchscbnei-
»len oder im NW. liegen lassen. Aiifser dem Falgen sind
auch die meisten Thäler und viele Berge für den Land-
bau geeignet, und zwischen den thurmhohen Sandhaufen
man dieselben die Schlösser (Ko^ür) des Nagd, im Lande selbst
aber heifsen sie ,^y,^i^^[ oder auch *joL*/c. Sie sind von Steinen
und Gyps erbaut und haben Thürme. Ein Berichterstatter erzählt:
„Ich bereiste mit den Bedouinen das Faläh von Nagd und wir fan-
den zwischen wilden Waldbäumen mit Steinen und Gyps (Kalk?)
ausgemauerte Brunnen, und es stellte sich heraus, dafs zu den Ge-
bäuden Teakholz (welches aus Indien bezogen wird) verwendet wurde,
von dem noch Stücke übrig sind. Wir fanden Reben, welche ver-
schiedene Sorten von Trauben tragen, und wild wachsende Dattel-
palmen, wie auch Oelbäume, Pflaumen und Birnen, überhaupt alle
möglichen Obstarten. Es unterliegt also keinem Zweifel, dafs die-
ses Land einst bebaut war und dafs mittelst der genannten Brun-
nen das Land bewässert wurde."
In einer anderen Stelle finden wir einen Bericht über die da-
maligen Einwohner von jener Gegend, welcher das Bedauern, das
wir über den Verfall der alten Kultur fühlen, beschwichtiget:
Unter den Nomaden des Falg wird die Gastfreundschaft am
weitesten getrieben. Sie frühstücken erst gegen Mittag und nehmen
das Abendessen gegen Mitternacht, weil sie warten, ob sich nicht
ein Gast einfinde. Wenn sich eine Karawane einem Bedouinenlager
naht, geben sie ihr entgegen und jeder nimmt drei oder vier Per-
sonen der Karawane. Auch Frauen und Kinder laufen zu diesem
Zwecke hinaus. Wenn sie die Fremdlinge sehen, winken sie mit
den Händen und rufen so laut sie können: Zu mir, o Häuptlinge
der Araber, Gott segne euch! Wenn der Gast eine hochgestellte
Person ist, wird ein Kameel geschlachtet, sonst ein Lamm. Hat
ein Bedouine mehrere Fremde in seinem Gezelte, so betrachtet er
nur einen als seinen Gast und die anderen als die Gäste seines
Gastes. Man nimmt eine Scheibe Brod, zerreifst sie in drei oder
vier Stück und legt sie vor den Hauptgast. Das Fleisch wird mit
Wasser und Salz gekocht und Brod eingebrockt, und eine grofse
Quantität Butter darauf gegossen. Man tränkt alles Fleisch mit der
Suppe: es wird nämlich alles Fleisch auf das eingebrockte Brod
vertheilt. Weil dieses das Hauptgericht der Bedouinen ist, nennt
man es Arabyya.
300
im südlichen Theile von Yamäma giebt es viele fruchtbare
Oasen '). Die für Viehzucht geeigneten und von Noma-
denstämmen durchzogenen Steppen sind sowohl im Westen,
besonders aber im Osten von Yamäma sehr ausgedehnt, und
bei dem nie versiegenden Brunnen Byr alba'yr, gegen Bah-
rayn hin, kamen oft zehn Tausend Kameele zur Tränke. An
der Grenze von Yamäma liegt endlich auch die Südspitze
des Nofud, hier Dahnä genannt, das schönste Weideland
für die Kameele in der Welt ').
Yan)äma und der daranstofsende Nagd beginnt in der
Mitte der Halbinsel, und hier lebt auch der Kern der se-
mitischen Bevölkerung. Selbst im fünften Jahrhunderte nach
der Flucht besuchten die Gelehrten von Baghdäd das Städt-
chen Mäuän, bei Magäza und nicht weit von dem gro-
fsen Faig, um das reine Arabisch zu lernen ^); denn Ya-
mäma ist das Heimathsland der Stämme, deren Idiom durch
den Koran zur Schriftsprache erhoben wurde. Die Land-
bebauer von Yamäma sind voll Kraft und Energie, aber
sehr fanatisch; die Bedouinen sind klein, aber überaus
thätig und zäh. Sie zeichnen sich vor anderen Wüsten-
bewohnern durch Intelligenz aus. Hier hat sich im vorigen
') Die Städte und der Feldbau im Falg sind gänzlich ver-
schwunden, und in anderen fruchtbaren Ebenen theilweise, während
die Ansiedelungen zwischen den Sandhaufen, wie Thädyk, Yabryn
u. dgl. m., noch bestehen. Die Ursache ist sehr leicht zu begreifen.
In den Ebenen herrschen die Bedouinen, und die Raubsucht dieser
gastfreundlichen Horden richtet jede Kultur zu Grunde. Die Sand-
hügel hingegen sind Schanzen für die armen Landbewohner.
') Nach den Berichten der Araber ist das Nofüd die Heimath
der Heuschrecken. Sie halten sie für die in der Bibel erwähnten
Salwä (Wachteln); denn sie essen sie und halten so viel darauf,
dafs sie schon Kriege geführt haben um das Recht, Heuschrecken
zu sammeln.
^) Die Einwohner von Mäwän waren Banu Hazzän und Ra-
by'a, zwei Namir-Kasitstämme. In Magäza lebten Anazes.
301
Jahrhundert der Wahbäbismus erhoben, dessen Hauptzweck
es ist, den Heiligendienst auszurotten.
In neuer Zeit ist das Land so sehr zurückgekommen,
dafs es nach Bassäm (vergl. Zeitschr. d. d. morgenl. Ges. 17
S. 220), mit Einschlufs des Schammargebirges nicht über
76000 waffenfähige Männer enthält. Da Bassäm nur auf
jenen Theil der Bevölkerung reflektirt, welcher grofsen
Stämmen angehört, können wir zwar die Seelenzahl auf
etwa eine Million veranschlagen, sie ist aber im Verhält-
nisse zur Ausdehnung; des Landes immer noch sehr irerins:.
Es ist charakteristisch, dafs im Alterthume das reiche, in-
dustrielle und handeltreibende Gerrhaerland (Bahrayn), die
Heimath der Phönizier, zu Yamäma gerechnet wurde (Ibn
Ishäk S. 971) während Yamäma seit seinem Verfall als ein
Theil des Nomadenlandes Nagd betrachtet wird. Es wird
von Ibn Mogäwir behauptet, dafs Yamäma während der
Zeit seiner Blüthe den Modharstämmen Gesetze vor-
schrieb und ihnen auftrug, den Ragab zu heiligen ').
Unter den in Yamäma zur Zeit des Mohammad leben-
den Stämmen müssen wir besonders zwei ins Auge fassen:
') Die Einwohner von Bahrayn sagten zu Mohammad, dafs die
Modharstämme ihre Kommunikation mit Madyna, ausgenommen wäh-
rend des Ragab, abschneiden. Icli lege Gewicht auf diese Stelle, weil
sie von Bochäry bestätigt wird. Unter den Eroberungskriegen und
während der Parteikämpfe der arabischen Soldaten in den Militär-
stationen hat sich der Begriff „Modharstamm" sehr erweitert, indem
Stämme dazu gerechnet wurden, wie die Kinäniten, welche ursprüng-
lich nicht dazu gehörten. Man bediente sich für den neueren wei-
teren Begriff nicht selten des Ausdruckes „Nizärstämme". Die Ge-
nealogen betrachten daher den Modhar als einen Sohn des Nizär.
Doch bleiben sie auf dem Standpunkte der späteren Zusammenrot-
tung der Stämme stehen, indem sie die Hawäziniten und andere
ältere Verbindungen verwandter Stämme, welche zur Zeit des Mo-
hammad neben den Modhariten stehen, den Modhariten unterord-
nen statt zu coordinirrn oder, um in ihrer Sprache zu reden, sie
als Söhne statt als Brüd»'r des Modhar ansehen.
302
den sehr zahlreichen und in viele Verzweiffunsen
theilten Hanjiastamm und den Sohaymstamm. Die Mitglie-
der des letzteren scheinen irgend einer christlichen JSekte
angehört zu haben und lebten in üaNvw (auch Hadhrama
und ^ amäma genannt), einer der Hauptstädte des Landes,
24 .Stunden von Hagr entfernt, und in Korrän, einem hoch
in einem i hale des Aridh gelegenen Städtchen, nicht sehr
weit vom grolsen falg. Sie dehnten sich also weit ge-
gen den Westen hin aus. Die Banü Hanyfa waren über
uiehrere Städte und Dörfer, wie auch über die Wüste zer-
streut, und bildeten den herrschenden Stamm. Auch sie
scheinen nicht alle Heiden ite\vesen zu sein.
Der Prophet schickte einige Reiter auf einen Raub-
zug nach dem INagd und es gelang ihnen einen iMann aus
dem Stamme Hanyfa gelangen zu nehmen. Es war die-
ses Thomäma, der König der Banü Hanyfa (Ibn Jshäk S.
971) ^). Sie brachten ihn nach Madyna und banden ihn
an eine Säule der Moschee. Der Prophet ging hinaus zu
') Ich vveifs nicht, wie sich dieser König Thomäma zu dem
früher genannten König Hawda verhält. Sa'dy sagt: Sieben Dar-
wysche schlafen friedlich auf einem Teppich, aber nicht zwei Kö-
nige finden in einem Lande Platz. In Arabien war es anders. Aus
Ibn Ishäk geht hervor, dafs Thomäma der Fürst einer Abtheilung der
Hanyfastämme war und Hawda König der anderen Stämme. Tho-
mäma war ein Mitglied des Stammes Yarbü', welcher zur Abthei-
lung Dual gehörte. Die Macht des Thomäma war wahrscheinlich
nicht sehr grofs, er war wohl nur der Schaych eines Bedouinenlagers,
denn sonst wäre es nicht so leicht gewesen, ihn gefangen zu neh-
men, weil auch in Arabien Könige immer ein grofses Gefolge hat-
ten. Ibn Sa d nennt nur den König Hawda in Yamäma. Wenn Ibn
Ishäk auch den Thomäma König nennt, so macht er ihm dieses
Kompliment, weil er während des Aufstandes von Yamäma dem
Islam treu blieb. Die Zufuhr von Makka konnte auch ein Schaych
abschneiden , der sich auf den Weg zwischen Yamäma .und dieser
Stadt postirte; denn von einem Ausfuhrsverbote ist gewifs keine
Rede.
303
ihm und fragte: Was bringst du, Thomäma? Ich bringe
Gutes! antuortete er. Wenn du mich tödtest, so tödtest
du einen Mann von Einllufs, wenn du mich begnadigst, so
begnadigst du einen Danivbaren. Verlangst du Geld für
meine Belreiiu)«'-, so sollst du so viel haben als du willst.
Mohammad entfernte sich und liefs ihn in Fesseln bis auf
den nächsten Tag. Morgens stellte er dieselben Fragen
an ihn und erhielt dieselben xVntworten. Nach dem Früh-
stück, als Thomäma dieselben Worte wiederholte, befahl
Mohammad, ihn loszulassen. Thomäma ging in den Pal-
menhain in der Nähe der Moschee, wusch sich und kehrte
dann in die Moschee zurück. Hier sprach er: Ich bezeuge,
dafs es keinen (»ott ijiebt aufser Allah und Mohammad ist
der Gesandte des Allah! Dann fuhr er fort: Ich habe dich
gehafst, o Mohammad, und ich habe deine Religion und
dein Land gehafst, jetzt aber giebt es keinen aufrichtigeren
\ erehrer deiner Person und keinen eifrigem Anhänger dei-
ner Lehre, als ich bin. Ich war im Begriffe nach Makka
zu pilgern, als ich von deinen Reitern gelangen genom-
men wurde, erlaube, dafs ich mein Vorhaben ausführe. Als
Thomäma nach Makka kam, sagten die Einwohner: Tho-
mäma ist zum ("äbier geworden. Nein, antA\ ortete er, ich
bin zum Moslim geworden. Ihr sollt nicht ein Weizen-
körnchen von Yamäma, der Kornkanjmer für Makka, be-
kommen, ehe Mohammad die Zufuhr gestattet. Nach sei-
ner Rückkehr nach Yamäma schnitt er auch wirklich den
Verkehr ab und liefs ihm erst wieder freien Lauf, nach-
dem Abu Sofyan den 3Iohan)mad gebeten hatte, ihn zu
gestatten (Boch. S. 527).
Die Zeit dieser wichtigen Bekehrung wird nicht an-
gegeben '). Sie läfst sich aber mit hinlänglicher Präcision
') Nach dem 'Oyün, S. 320, wurde Thomäma in dem Streif-
zuge gegen Korta (Mai 627) gefangen genommen. Solche näheren
Bestimmungen stützen sich auf die Voraussetzung, dafs die Nach-
richten über die Geschichte des Propheten vollständig sei, und weil
304
bestimmen. Sie erfolgte vor Anfang des Jahres 630, in wel-
chem Makka erobert wurde, und nach December 628, wo
Mohammad vergebens an 'J'homäma einen Boten sandte, ihn
zum Islam einzuladen (Ibn Ishäk S. 971 und Boch. 597):
also im J. 629. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dafs die
Unterhandlungen mit den Banü Hanyfa, wovon die Biographen
berichten, in Folge dieser Bekehrung angeknüpft wurden.
Mosaylima hatte unter allen Afterpropheten, welche
nach dem Tode des Mohammad sich gegen die Autorität
des ersten Chalyfen erhoben, den grüfsten Anhang, und es
war einige Zeit zweilelhaft, ob Mosayliniismus oder Mo-
hammadanismus die Religion des Orients werden würde.
Es gelang jedoch den kriegsgeübten Moslimen Yamäma
zu erobern, den Pseudopropheten zu erschlagen und seine
Anhänger zur wahren Kirche zurückzuführen. Aus der
Tradition geht hervor, dafs Mosaylima nicht erst nach dem
Tode des Mohammad eine neue Religion zu predigen an-
fing, sondern schon während dessen Lebzeiten. Nach den
Berichten der JMohamniadaner bestand die Lehre des Ne-
benpropheten darin, dafs er die Tugend ächtete und das
Laster adelte. Auch wird von ihm erzählt, dafs er das
Volk durch Taschenspielereien zu täuschen suchte; so
soll er nan)entlich der erste gewesen sein, welcher ein
Ei in eine Flasche mit engem Halse hineinbrachte. Wir
kennen den Werth dieser Polemik; denn sie Avurde von
den Byzantinern und auch von den abendländischen Chri-
sten ffeffen Mohammad an";e\\ endet. Man denke an die
Taube, welche abgerichtet gewesen sein soll, Gersten-
körner aus seinem Ohre zu fressen, und an den eiser-
nen Sarg, in welchen er, auf seinen Wunsch, nach seinem
Tode eele^t wurde, und welcher durch einen im Gewölbe
der Gruft, in die er beigesetzt wurde, angebrachten Magneten
diese Voraussetzung falsch ist, verdienen sie kein Zutrauen. Einen
etwas verschiedenen Anstrich hat der ganze Hergang bei den Exe-
geten zu 23, 78. Vergl. I^äba Bd. 1 S. 413 und Ibn Ishäk S. 996.
305
in die Höhe u;ezo<^eii \Mir(le. In der Voraussetziino;, dafs
die eigene Religion auf die überzeiigonde Krall von Wun-
dern, die Religion Andersgläubiger auf Betrug beruhe,
erfand man CJeschichtchen, welche den Betrug recht an-
schaulich machen.
Es ist jedoch den Feinden des Mosaylima eine Aeu-
Iserung entschlüpft, welche ihn uns in einem ganz ande-
ren Lichte zeigt. Er untersagte, erzählen sie, den eheli-
chen Umgang selbst zwischen Gatten, ausgenommen wenn
vernünftige Hoflnung Söhne zu erzeugen vorhanden ist.
Diese Strenge erinnert uns an die Grundsätze der asceti-
schen Sekten, wovon im ersten Kapitel die Rede ist. Das
erdichtete Liebesabenteuer des Mosaylima mit der Pro-
phetin Sagäh, welche drei Tage in seinem Zelte verweilt
haben soll, und die Verse, welche ihm in den Mund ge-
legt werden (vergl. Abülfidä Bd. I S. 211) und welche
Prof Weil für die skandalösesten in der arabischen Lite-
ratur hält, sind geradezu eine Bestätigung, dafs er in Be-
zuff auf Moralität viel höher stand als Mohammad. Wenn
irgend etwas Wahres in der Bd. 1 S. 200 angeführten Tra-
dition ist, so wirkte er schon um's Jahr 618 wahrscheinlich
nicht als Prophet, sondern als Religionslehrer in Vamäma,
gerade wie wenige Jahre früher Zayd in Makka und Omayya
b. 'Aby ^alt in Täyif gewirkt hatten. Die Lehre des Mo-
hammad mag er im allgemeinen gebilligt, seine Ansprüche
auf göttliche Mission bezweifelt haben. Als im Verlaufe
der Zeit der Mohammadanismus zur politischen Macht wurde,
mögen ihn seine mächtigen und stolzen Stammgenossen,
welche vierzig Tausend Mann in das Feld stellen konnten,
vermocht haben, als Gegenprophet und ihr Führer aufzu-
treten. Sein selbstgewählter Namen Rahmän, vorausge-
setzt, dafs dieses Wort die in Bd. II S. 200 angegebene
Bedeutung hat, zeigt an, dafs er sich nun für den Messias
ausgab, aber in Bezuff auf den Rahmän eine andere Lehre
vortrug als sein Nebenbuhler in Madyna. Der Schimpf-
name Mosaylima, d. h. das Moslimchen, welchen ihm die
III. 20
306
Mohaniniadaner gaben, beweist, dafs auch er den Islam, d.h.
den Monotlieismus, als den Hauptgrundsatz der wahren Got-
tesverehrung ansah.
Die Entfernung zwischen Madyna und Yaniäma ist zu
serins;, als dafs zwischen den Nebenbuhlern Neutralität
bestehen konnte. Sie niufsten entweder Hand in Hand
gehen oder sich wechselseitig verdammen und bekriegen.
Mohammad schickte durch 'Amr b. Omayya eine schrift-
liche Aufl'orderung an Mosaylima, dem Islam beizntreten.
Dieser antwortete, er sei ein Prophet wie Mohammad und
schlug ihm vor, das Land in zwei Hälften zu theilen, \vo-
von die eine vom Hanyfastamme, welchem Mosaylima an-
gehörte, die andere von den Korayschiten regiert werden
soll. Er beklagte sich zugleich über die Herrschsucht der
Korayschiten ^).
So- viel ist gewifs, dafs zwischen den beiden Gottge-
sandten unterhandelt wurde, und es sind uns bereits That-
sachen bekannt; auch werden wir noch andere kennen ler-
nen, welche beweisen, dafs Mohammad überaus gefügig war
und sich zu jeder Concession bereit linden liefs, nm den
Glauben an seine Sendung oder Avenigstens die Huldigung
zu erkaufen. Nach meiner Ansicht ist der einzig mög-
liche Schlufs aus den zwei Prämissen: »Es trat ein Neben-
') Diese Anniafsungen des Mosaylima sind durch zahlreiche
Zeugnisse konstatirt. Ich folge dem Ihn Sad fol. 52 v. Im Ma-
wahib, S. 323, ist die Form eines Briefes, dergleichen Mosaylima
an Mohammad zu schreiben pflegte (käna yaktob), und Bochäry,
S. 628, von Ibn Abbäs, führt die Reden an, welche Mosaylima im
Munde führte, nämlich: „Wenn mich Mohammad zu seinem Nach-
folger macht, will ich ihm huldigen." Begreiflicher Weise dürfen
wir auf den Wortlaut von Traditionen, welche so vague sind, kein
grofses Gewicht legen , namentlich auf die Klagen des Mosaylima
gegen die Herrschsucht der Korayschiten , da diese erst viel später
hervortrat. Allein, dafs etwas Wahres an den Anmafsungen der
Einwohner von Yamjima ist, geht aus dem im Anfange dieses Ka-
pitels erwähnten Forderungen des Kcinigs Hauda hervor, worin ich
dieselbe Tradition in einer anderen Form erblicke.
307
prophet inYamäma auf und Mohammad führte keinen Krieg
•i;egen ihn«, dafs sie zu einem \ erständnils gekommen sind.
Aus dem Charakter des Mohammad und der Macht und
dem Stolze des Stammes des Nebenproplieten aber schhe-
fsen wir, dafs nicht luu- dieser, sondern auch Mohammad
Zugeständnisse gemacht habe. Es kann hinzugesetzt wer-
den, dafs es sich weder bei dem einen, noch bei dem an-
deren um subtile Dogmen, sondern um Macht handelte.
Die Orakel zweier gleichzeitiger Propheten, welche
sich einander anerkannten, mufsten mit einander in Wider-
spruch gerathen. Mosaylima wufste aber Rath. Moham-
mad, sagte er zu 'Amr b. 'A(;, welcher ihn entweder ehe
er sich im März 630 nach 'Oman begab, oder auf der
Durchreise dahin besuchte, ist von Gott beauftragt, die
Hauptpunkte festzustellen, und ich, damit ich mich auf die
Nebensachen beschränke; ferner sollen seine Offenbarungen
im Einklänge mit dem Grundsatze: »Gott schickt zu jedem
Volke seinen eigenen Propheten«, nur für die Einwohner
von Yamäma mafsgebend sein. Er liefs sich daher offen-
baren: »Wir haben dir eine Meny-e Volkes ueereben. Be-
halte sie für dich und schreite vorwärts. Sei aber behut-
sam und strebe nicht nach Zuviel; lasse dich auch in kei-
nen Wettkampf ein.«
Als Ersatz für seine Nachgiebigkeit machte aber der
neue Prophet die Bedingung, dafs er nach dem Tode des
Mohammad sein Nachfolger sein soll ^). Ich glaube, dafs
er diese Zusage von Mohammad auch erlangt hat und dafs
der blutige Kampf, der sich beim Regierungsantritt des
Abu Bakr entspann, die Folge der Wortbrüchigkeit der
Mohammadaner gewesen sei ^).
') Bochäry S. 628, von 'Abd Allah b. Obayda b. Nascbyt.
') Die einzige Tradition, welche anzeigt, dafs Mohammad die
Ansprüche des Mosaylima anerkannte, ist die Erzählung eines Traum-
gesichtes, -welche wohl erst später, um der Sache eine andere Wen-
dung zu geben, erfunden oder zurecht gemacht worden ist. Mo-
20*
308
Nach, wie es scheint, ziemlich langen Unterhandlun-
gen '), durch welche die Hauptpunkte festgesetzt wurden,
hammad soll zu Mosaylima gesagt haben: Ich finde, dafs du der-
selbe bist, welchen ich im Traume gesehen habe. 'Abd Allah b.
Obayda b. Naschyt, welcher dieses erzählt, fragte den Ihn 'Abbäs,
worin dieses Traumgesicht bestanden habe? und er antwortete: Es
schien dem Propheten , dafs ihm zwei goldene Braceletten angelegt
wurden. Er hielt sie anfangs für sehr werthvoll, nach ei-
niger Zeit aber erkannte er, dafs sie werthlos seien, blies daran und
sie zerstoben im Winde. Diese zwei Braceletten, sagte der Pro-
phet, bedeuten zwei Betrüger, welche nach mir aufstehen werden
und wovon der andere Ansite Aswad ist.
Eine Zeit lang hat er sie also doch für golden und werthvoll
gehalten. Das Traumgesicht wird bei Bochäry auch von Abu Ho-
rayra erzählt. Die Geschichte ist also jedenfalls sehr alt.
Nach den Angaben der Mohammadaner wäre Mosaylima mehr
als dreifsig Jahre älter gewesen als Mohammad. Ja nach Soyüty,
bei Weil, soll er ein Alter von 150 Jahren erreicht haben und
also 85 Jahre älter als Mohammad gewesen sein. Ich vermuthe,
dafs ihm dieses hohe Alter zugeschrieben wird, um in Abrede zu
stellen, dafs er sein Nachfolger zu sein trachtete. Dieses zu läug-
nen, wäre unnöthig, wenn ihm Mohammad kein Zugeständnifs ge-
macht hätte.
' ) Aufser den zwei genannten Boten ('Amr b. Omayya und
'Amr b. Aq) wurde auch Säyib b. 'Awwäm von Mohammad mit
einem Briefe an den Mosaylima geschickt.
Unter den Boten, welche Mosaylima, wahrscheinlich nachdem er
dem Mohammad einen Besuch abgestattet hatte, nach Madyna schickte,
sind Ibn Nawäha, Ibn So'äf und Wabar Ihn Moschir zu erwähnen.
Der letztere erzählt: Meine zwei Begleiter waren älter als ich und
sie legten das Glaubensbekenntnifs ab: Mohammad ist der Bote Got-
tes und Mosaylima sein Nachfolger. Es kam Alyy und sagte zu
mir: Was ist dein Glaube? Ich antwortete: Ich bleibe bei dem,
was ich gesagt habe, stehen und nehme kein Wort zurück. Alyy
sagte: Ich schwöre bei jedem Sandkörnchen der Wüste von Dahnä,
dafs Mosaylima ein Betrüger ist. Ich wiederhole, dafs ich bei mei-
nen Worten stehen bleibe und nichts zurücknehme. Wabar blieb
in Madyna bis Mohammad starb und verlegte sich auf das Korän-
studium, seine Begleiter aber wurden auf Befehl des Propheten fort-
geschickt und kehrten nach Yamäma zurück. (I9äba von Bochäry
und Andern.)
309
kam eine Anzahl von Häuptlinj^en des Hanyfastammes nach
Madyna. Unter ihnen war aucli MosayHma. Seine Gefähr-
ten, um ihre Verehrung für ihn an den Tag zu legen und
einen Eindruck auf die Anhänger des Mohammad zu ma-
chen, verschleierten ihn und behandehen ihn mit der «rröfs-
ten Hochachtung ^). Mosayhnia hatte eine Madynerin zur
Frau '^) und die Deputation wohnte im Hause seiner Schwä-
gerin. Sie wurden vom Propheten reichlich mit Lebens-
mitteln versehen, bestehend abwechselnd aus Brod und
Fleisch, Brod und Milch und Brod mit Datteln und But-
ter. Als sie ihm in der Moschee vorgestellt wurden, grüfs-
ten sie ihn wie Muslime mit Saläm 'alayk (Heil dir!) und
legten nach kurzer Unterredung das Glaubensbekenntnifs ab.
') Die Achtung, mit welcher Mosaylima von seinen Gefährten
behandelt wurde, wird von einer neueren Tradition in Abrede ge-
stellt. Er kommt wohl nach Madyna, war aber damals noch so un-
bedeutend , dafs ihn seine Begleiter beim Gepäck und den Kamee-
len zurückliefsen und der Prophet ihn kaum bemerkte. Als Moham-
mad die Abgeordneten mit Geldgeschenken entliefs, baten sie ihn,
dafs er doch auch dem Manne beim Gepäcke ebenso viel geben
möge als den übrigen.
Um die Indignation, mit welcher Mohammad die Anraafsungen
des Mosaylima zurückwies, oder vielmehr hätte zurückweisen sollen,
recht anschaulich zu machen, hat man ihm einen dürren Palmzweig
in die Hand gegeben und zu seinem Gegner sagen lassen: Wenn
du diesen Ast als Bedingung deines Glaubens von mir verlangtest,
würde ich dir ihn verweigern, denn mir stehen ganz andere Mittel
zu Gebote: den Widerspenstigen erwartet zeitliche und ewige Strafe.
Die späteren Unterredungen wurden dann nicht von Mohammad selbst,
sondern durch einen seiner Freunde geführt.
^) Nach Bochäry war sie eine Tochter des Härith b. Korayz.
Ibn Ishäk behauptet, sie gehöre dem Stamme Naggär an. Sohayly
sagt: ihre Heimath war im Stadtviertel des jüdischen Stammes Ko-
raytza und ihr Name war Kasyya (vergl. Nur alnibräs S. 1643 und
l9äba unter Kasyya).
Das Haus der Tochter des Härith, d.h. der Schwägerin des
Mosaylima, wurde in der Folge auch anderen Deputationen zum
Aufenthalt angewiesen.
310
Wir finden nirgends, dafs ein Steuereinnehmer für Yamäma
angestellt wurde. Es scheint also, dafs die Banü Hanyfa
von der Armensteuer befreit waren. Da sie eine separate
Gemeinde bildeten, ist dieses auch sehr erklärlich.
Aufser Mosaylima spielte Raggäl eine wichtige Rolle
in dieser Deputation. Er war ein Mann von mildem Cha-
rakter, voll Wifsbegierde und religiösen Eifers. Bei den
Unterhandlungen soll er jedoch gesagt haben: zwei Wid-
der stofseu einander, und uns ist unser Widder am liebsten.
Nach Ablegung des Glaubensbekenntnisses nahm er bei
Obayy b. Ka'b Unterricht im Koran und brachte ziemlich
grofse Kenntnisse mit zurück nach Vamäma; nach dem Tode
des Mohammad war er jedoch einer der entschiedensten
Gegner der Mohammadaner und fiel im Kampfe gegen sie.
Ibn Sad behauptet, dafs zugleich mit den Banü Ha-
nyfa auch die Abgeordneten der Sohaymiten ihre Aufwar-
timg machten. Eine Tradition in der Igäba Bd. 1 S. 116
hingegen berechtigt uns zu dem Schlüsse, dafs letztere allein
nach Madyna kamen. Mohammad gab ihnen, als sie in
ihre Heimath zurückkehrten, einen Schlauch voll Wasser,
welches von seiner Ablution übrig geblieben war, und sagte: j
Wenn ihr in euer Land zurückkommt, brechet die By a *)
ab, besprenget den Platz mit diesem Wasser und bauet j
eine Moschee darauf. Sie thaten, wie er ihnen befohlen I
hatte, und Talk, der Gebetausrufer der neuen Gemeinde, |
rief sie zum Gottesdienste. Als der Rähib ^) der By'a das ,
') Die Maroiiiten und die griechischen Christen zu Damascus
nennen ihre Kirche Kanysa, die Jakobiten 2u Maradyn hingegen
By a. Auch in den Wörterbüchern wird By'a durch christliche Kirche
erklärt. Sehr unterrichtend über diesen Gegenstand ist der Artikel
„Dayr" in Yäkut's geogr. Wörterbuch.
In der I^äba steht in dieser Tradition Masgid statt By'a. Nach
zwei anderen Versionen soll aber an der Stelle der By'a ein Mas-
gid erbaut werden.
') Rähib bedeutet Ascet oder Mönch. Nach Nasay, bei Tay-
syr S. 356, gehörte er dem Stamme Tayy an. Er war also wohl
ein Raküsier.
311
Allah akbar vernalim, sagte er: Dieses ist «1er Riif der
Wahrheit! dieses ist die rechte Lehre! Darauf lloh er;
denn er hatte sein Ende erreicht. Diese Nachricht wäre
uerthvoller, wenn Talk nicht auch in Bahrayn erschiene.
Ks wäre möglich, dafs er von Yamäma in das nahe gele-
gene fjahrayn als Glaubensapostel gereist ist. Wenn sich
aber die Traditionisten eine Verwechselung haben zu Schul-
den kommen lassen, so müssen wir ihn, weil er dem Stamme
Hanyfa angehörte, als Yamämiten ansehen.
Die Legende von dem Schlauch Wasser scheint den
Zweck zu haben zu zeigen, dals Kirchen nicht als Moscheen
benutzt werden dürfen, und dafs selbst der Platz auf dem sie
standen, gereinigt werden müsse. Dieser Lehrsatz wurde
von andern Theologen verworfen und sie führten Traditionen
an (vergl. Bochäry S. 62), welche bewiesen, dafs die Mos-
lime in Kirchen, in welchen keine Bilder sind und kein
Heiligendienst stattfindet, Gottesdienst halten dürfen. Da
an die Bya von Yamäma oder Bahrayn schon früh eine
Legende geknüpft wurde, so können wir ihr Vorhandensein
nicht bezweifeln.
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Eroberung von Makka. Besiegung der Hawäzin-
Stämme. Grundlage der Innern Organisation
des neuen Staates.
(Januar bis März 630.)
JNachdem sich der Prophet entschlossen hatte, einen Hand-
streich gegen Makka auszuführen, schickte er den im vo-
rigen Kapitel erwähnten Abu Katäda b. Rib'y mit acht
Mann nach Idhani. Dieser Ort liegt drei l^osten nördlich
von Madyna, zwischen Clioschob und Marwa, aul" der Strafse
nach Syrien. Es uar seine Absicht, die Feinde glauben
zu machen, dafs seine Rüstungen den Vasallenstämmen der
Griechen an der syrischen Grenze gelten, und dieses ein
Vorposten sei.
Bei Idham begegneten sie einem Aschga'iten, Namens
'Amir b. Adhbat. Kr gab durch seinen Grufs »Saläm alay-
kom« (Heil euch!) zu erkennen, dafs er ein Moslim sei,
und es wurde ihm daher nichts in den Weg gelegt. Mo-
hallim, einer der mosliniischen Krieger, hatte aber eine
persönliche Rache gegen ihn, ritt ihm nach, tödtete ihn
und nahm seine Habseligkeiten. Als der Prophet vom Morde
hörte, veröflenf lichte er zur Weisung des Mohallim den
Koränvers 4, 9(), und die Sache würde dabei ihr Bewen-
den gehabt haben, wenn nicht zwei einflufsreiche Schayche,
welche sich um diese Zeit bekehrten, der Fazärite 'Oyayna
und der Tamymite Akra', der eine gegen den anderen für
<len Mörd^ir Partei ergriffen hätten. Bei Honayn (im Febr.
d. J.) bestand 'Oyayna darauf, dafs das Blut des Erschia-
313
genen gerächt werde, Akra' erklärte, er wolle den Mörder
vertheidigen, und es gelang dem Propheten mit vieler Mühe
den ersteren zu bewegen, für die V^erwandten des Erschla-
genen die Sühne, bestehend in hundert Kameelen, anzu-
nehmen. Das Leben des Mohallim, welcher sich schon
zum Tode vorbereitet hatte, wurde somit verschont, aber
es traf ihn ein viel herberes Loos: Der Kläger hatte es
zur 13edingung gemacht, dafs der Prophet für ihn nicht die
Verzeihung seines Verbrechens von Gott erflehen soll. Mo-
hammad liefs ihn daher vor sich kommen und wiederholte
dreimal mit feierlicher Stimme. 0 Gott, verzeihe dem Mo-
hallim seine Schuld nicht! Der Unglückliche starb bald
darauf vor Gram.
Den Makkanern gegenüber wäre es für Mohammad
vom gröfsten Nutzen gewesen, wenn ihre nächsten Nach-
baren, die Choza'iten, mit denen er ein Bündnifs geschlos-
sen hatte (vergl. S. 249), dem Isläni beigetreten wären.
Um diesen Zw eck zu erreichen, richtete er folgendes Schrei-
ben an drei ihrer Häuptlinge (Bodayl b. Warka, Bosr und
Sarawät): »Ich habe mich nie an eurem Eigenthum vergrif-
fen und hege keine Geringschätzung gegen euch, vielmehr
habe ich für keinen Stamm im ganzen Küstenlande eine
höhere Achtung, noch ist mir einer näher verwandt als ihr
und jene Motayyabiten '), welche euren Anhang bilden.
Diejenigen von euch, welche unter meinen Flüchtlingen sind,
geniefsen alle Rechte, welche ich selbst geniefse. Ich ge-
stehe diese Privilegien sogar jenen Moslimen eures Stam-
mes zu, welche in ihrer Heimath weilen, ausgenommen,
wenn einer, ohne gerade die Heiligthümer zu besuchen,
in Makka wohnt. Wahrlich, ich hege seit wir im Frieden
leben keine Geringschätzuns: g:e2:en euch, und ihr braucht
euch vor mir nicht zu fürchten oder zu schützen. 'Alkama
') Das heifst die Banü Häschim, Zohra, Härith b. Fihr, Taym
b. Morra und Asad b. Abd al'ozzä.
314
b. 'Olätha und die zwei Sohne des Hawda (d. h, 'Äddä ')
und 'Amr, Söhne des ChäÜd und Enkel des Hawda) ha-
ben sich hieher übergesiedelt und sie haben auch im Na-
men der Familie des Ikrima b. Hac;ala den Eid der Treue
geschworen , und wir gehen daher in Recht und Unrecht
Hand in Hand. Ich kann euch versichern, dals ich euch
nicht für Lügner halte und dafs euch Allah, euer Herr,
nicht geringschätzt.«
Wenn die Chozä'iten auch nicht sogleich sänmitlich
dem Islan» beitraten, so wurden sie doch im Vertrauen auf
ihre schlagfertigen Verbündeten übermüthig und verübten
einen Raubmord an einem Kaufmann aus dem mit den
Korayschiten verbündeten Stamme Bakr-Kinäna. Die An-
gehörigen des Erschlagenen, unterstützt von einigen IVlak-
kanern, machten, um Hlutrache zu üben, zweiundzwanzig
iMonate nach dem Friedensschlüsse von Hodaybiya einen
]Nachtül)erfall auf ein chozaitisches Lager imd erschlugen
zwanzig Mann. Da der Zwist so grofse Dimensionen an-
genommen hatte, reklamirten die Chozaiten den Beistand
ihrer Bundesgenossen, der Moslime. Die Einwohner von
Makka sahen wohl, was ihnen bevorstand und sandten den
Abu Sofyän zu Mohammad, um den Friedensvertrag zu er-
neuern. Dieser vermied ebenso sehr in den Antrag ein-
zugehen, wie den Krieg zu erklären, und rüstete, so bald
Abu Sofyän Madyna verlassen hatte, in der gröfsten Eile
für einen Feldzüg gegen seine Vaterstadt; er verheimlichte
aber selbst vor Abu Bakr seine Absichten. Es war jedoch
') In einer viel späteren Schenkungsurkunde erhält dieser Addä
das Land zwischen (^'obaa und Zohh und Lowäna (Lowäba?). Nach
der I^äba war Addä ein für den Glauben Erkaufter und Moham-
mad schenkte den Lehen Toraychych oder Nozaychych, Er gehörte
dem Stamme 'Amir oder Bakkä (Ipäba Bd. 1 S. 848) an, und es
werden hier seine Söhne nur als ermunterndes Beispiel für die Cho-
zailen erwähnt.
315
nicht schwer, sie zu erkennen, und es beland sich unter
den Gliiubigen ein Verräther, welcher einer nach Makka
reisenden Frau einen Brief an die Korayschiten mitgab, in
welchem er sie warnte. Sie wurde auf dem Wege von
zwei Häschern, welche Mohammad zu diesem Zwecke
abgesandt hatte, aufgefangen und das in ihren Haaren ver-
borgene Schreiben nach Madyna zurückgebracht. Der
Verräther Ibn Abu Baltaa war geständig und fand Gnade.
Die Rüstungen wurden in grofsem Maalsstabe betrie-
ben, und aufser den in Madyna lebenden Moslimen wur-
den auch die besiegten und zum Theil bekehrten Koma-
denstämme unter die Waffen gerufen. Einige kamen nach
Madyna, andere schlössen sich auf dem Zuge dem Heere
an. Die ganze Armee wird auf zehn Tausend Mann ge-
schätzt. Mohammad verliefs Madyna am Mittwoch den
10. (12.?) Ramadhän (1. oder 3. Januar 630) Nachmittag')
und dispensirte des Feldzuges wegen die Gläubigen vom
Fasten. Zobayr versah mit 200 Mann den Vorpostendienst.
') Nach WAkidy's Chronologie dauerte der Marsch zehn Tage
und Makka wurde am Freitag, den 20. Ramadhän (11. Januar 630,
es war dies aber ein Donnerstag), erobert. Ich halte mich an Wä-
kidy, obschon seine Chronologie der Feldzüge ziemlich willkürlich
ist, weil wir nur eine noch willkürlichere an ihre Stelle setzen
könnten. Man würde sich aber sehr irren, wenn man annähme,
dafs die Quellen, welche ihm vorlagen, übereinstimmten. Dafs Makka
im Ramadhän eingenommen wurde, steht jedoch fest. Nach einer
Tradition des Zohry, bei Ibn Sa'd, verliefs Mohammad Madyna am
10., nach einer anderen rief er die Moslime schon am 2. unter die
Waffen; nach einem Berichte verliefs er die Stadt am 17 oder 18.
Als der Tag der Eroberung von Makka wird in den Traditionen
auch der 10. genannt. Nach fünf Traditionen hielt er sich 15 Tage
in Makka auf, aber einige sagen 17 und andere 18 Tage. Der Marsch
nach Honayn hängt vom Datum der Eroberung und der Länge des
Aufenthalts in Makka ab. Taymy's Angabe stimmt mit folgender
Tradition des Ibn Sa'd, von Fadhl b. Dokayn, von Mas'üdy, von
Hakam, überein: Der Prophet verliefs Madyna den 6. Ramadhän,
316
Zu Kodayd ') vertheilte Mohammad die Feldzeichen und
rückte bis Marr-Tzahrän, eine leichte Tagereise von Makka
vor; hier befahl er zehn Tausend Feuer anzuzünden.
Den EinAYohnern von Makka war übel zu Muthe beim
ISahen dieser grofsen Heeresmacht. Die so lange gedrohte
Katastrophe war nun wirklich im Anzüge. 'Abbäs, der On-
kel des Propheten, und zwei andere seiner Verwandten gin-
gen ihm entgegen und legten das («laubensbekenntnifs ab.
Abu Sofyän und Hakyni b. Hizäm, überrascht durch die
zehn Tausend Feuer, streiften auf dem Wege umher, um
Kunde einzuziehen. Die Gröfse des Heeres überzeugte
sie von dem Ernst der Lage und der Nothwendigkeit, sich
zu unterwerfen. 'Abbäs ritt auf dem weifsen Maulthiere
des Propheten vor das Lager, in der Hoftiiung, Jemand
zu finden, welcher den Korayschiten die Botschaft hinter-
bringe, dafs aller Widerstand fruchtlos sei. Im Dunkel der
Nacht hörte er sprechen und erkannte die Stimme des
makkanischen Häuptlings. Kr rief; Ist dies nicht Abu So-
fyän ?
Labbayka! (aufzuwarten!) ISicht wahr, du bist 'Abbäs?
Wie steht's?
'Abbäs: Schlimm für dich! Mohammad rückt an und
ein Morgen des Verderbens geht auf für die Koray-
schiten.
Abu Sofyän: Was ist zu thun?
'Abbäs: Wenn du mit Waffengewalt unterworfen wirst,
verlierst du deinen Kopf. Schicke deinen Begleiter zu-
rück und setze dich hinter mich auf das Maulthier, ich
will dich zum Propheten bringen und für dich Amnestie
erwirken.
er war nur sieben Tage auf dem Wege, blieb einen halben Monat
zu Makka und zog zwei Tage vor Ende Ramadhän gegen Honayn.
') In drei Traditionen steht, vielleicht richtiger, al-Kadyd statt
Kodayd.
317
Sie ritten bei mehreren Wachtfeuern vorüber und die
Moslime üefsen, als sie das Maulthier ihres Meisters und
darauf den Abbäs erkannten, sie ungehindert vorwärts ge-
hen. Endhch kamen sie zum Feuer des 'Omar, welchem
jene Nacht die Hauptwache anvertraut war. Er rief: Wer
da? und nahete sich. Als er den Abu Sofyän erblickte,
sagte er: Gottlob, dafs der Feind Gottes ohne sicheres
Geleit in meine Hände gefallen ist. Sogleich eilte er zum
Propheten und 'Abbäs ritt so schnell er konnte, um ihm
zuvorzukommen. Kaum hatte er mit Abu Sofyän das Ge-
zeit des Proj)heten erreicht, als auch Omar hereintrat und
sagte: Erlaube mir, dafs ich ihm den Kopf abhaue; denn
er ist ohne Geleit oder Versprechen gekommen, 'Abbäs
fiel ihm in das Wort und sackte: Ich habe ihm meinen Schutz
zugesagt. So rettete, wenn die Geschichte wahr ist, der
Ahnherr der abbäsidischen Chalyfen das Leben des Stamm-
vaters der omayyidischen, und zum Dank dafür haben diese
ein Jahrhundert lang jene ihrer Rechte beraubt '). Nach
einigem Hin- und Herreden legte Abu Sofyän das Glaubens-
bekenntnifs ab. Mohammad schickte ihn nach Makka vor-
aus, um die Einwohner zu friedlicher Unterwerfung zu be-
wegen, und er zeichnete ihn dadurch aus, dafs er sagte:
Verkünde den Makkanern, dafs wer in dein Haus tritt, wer
seine Thüre verschliefst und wer sich zur Ka'ba begiebt,
sicher sei. Zugleich nannte er ein halbes Dutzend per-
sönliche Feinde, welche von der Amnestie ausgenommen
sein sollten.
Als Abu Sofyän bei dem Engpässe des Thaies ange-
' ) Der Streit dieser zwei mächtigen Familien hat zu manchen
Legenden Anlafs gegeben. So wird erzählt, dafs ihre Urgrofsväter
Häscbim und Abd Schams Zwillingsbrüder gewesen seien. Die Hand
des einen war mit der Stirn des anderen zusammengewachsen, so
dafs schon bei der Geburt das Schwert zwischen sie treten mufste
(vergl. Wüstenfeld, Zeitscbr. d. d. morgenl. Ges. Bd. 7 S. 28).
318
langt war, holte ihn 'Abbäs ein und sagte: Der Gottge-
santlte wiinsclit, dafs du hier Avartest, bis seine Truppen
vorbei defilirt sind, damit du einen Begriff habest von sei-
ner Macht. Er hatte nur kurze Zeit gewartet, als der
Heereszug ankam. Voran marschirten die Solaymiten, 700
Mann stark. Ich mache mir nichts aus diesen, sagte der
korayschitische Häuptling. Dann folgten 1000 Mozayniten.
Auch diese können nicht viel ausrichten, sagte er. DaranI
kamen 400 Aslamiten mid ebenso viele Ghifäriten und end-
lich die Gühayna, Aschga' und einige Krieger aus den Ta-
mym- und anderen nomadischen Stämmen. Aber alle diese
erfüllten ihn mit wenig Achtung. Endlich defilirten in krie-
gerischer Haltung und vortrefflicher Rüstung die Schaar
des Mohammad, bestehend aus den Anc;ärern und Flücht-
linsen, vorbei. »Diese sind unüberwindlich!« rief er aus
und eilte dem Heere voraus, um seine Vaterstadt zur Un-
terwerfung aufzufordern.
Bei Dzü-Towa machte Mohammad Halt und ordnete
seine Truppen für den Einzug in die Stadt. Chälid, der
Commandant des rechten Flügels, in welchem die meisten
nomadischen Truppen [»ostirt \varen, erhielt Befehl, von un-
ten einzurücken; Zobayr, welcher den rechten Flügel com-
mandirte, besetzte den entgegengesetzten Theil der Stadt.
Sa'd b. 'Obäda war beauftragt, von Kodä her, welches, wie
es scheint, auf der Strafse nach Gidda (westlich von Makka)
liegt, anzugreifen. Er sagte: Heute ist der Tag des Blut-
bades, heute werden die Heiligthümer entheiligt. Diese
Worte wurden dem i^ophetcn hinterbracht, und weil er
fürchtete, die Madyner würden schonungslos gegen die
Fin wohner verfahren, befahl er dem Alyy, die Fahne und
das Kommando von ihm zu übernehmen. Mohammad folgte
auf der nordwestlichen Strafse und vor ihm her marschirte
der umsichtige General Abu 'Obayda im Kommando des
Fufsvolkes, welches den Kern der Armee bildete. Im obe-
ren Theile von Makka wurde dessen Zelt aufgeschlagen.
319
Obschoii die Mehrzahl der Makkaner sich freiwiUiy:
iinterwair, so falste doch der proscrihirte Ikiinia, der Sohn
des Abu Gahl, am Fufse des Hügels Chandaiiia eine feste
Stellung- und versuchte es, den Mosliniej) den Kingang in
die Stadt zu verwehren. Die kleine Schaar wurde aber
von Chälid angegriiVen und nach einem kurzen Gefecht,
in welchem die Moslime zwei, die Heiden achtundzwanzig
Mann verloren, darunter vier Hodzayliten, versprengt. Mo-
hammad hatte nur zehn Personen, darunter vier Frauen,
von der Amnestie ausgenommen. Es waren dies zum Theil
Abtrünnige, welche noch dazu einen Moslimen erschlagen
oder die Schwächen der neuen Religion aufyredeckt hat-
ten, zum Theil Leute, welche ihn heftig angegriffen hatten.
Von Allen wurden nur drei Männer hingerichtet, die übri-
gen fanden entweder Gnade, oder retteten sich durch die
Flucht i).
Als die Bevölkerung pacificirt war, hielt Mohammad
auf seinem Kameele den Einzug in die Stadt und besuchte
die Ka'ba. Er ritt sieben Mal um dieselbe herum und be-
grüfste jedes Mal den schwarzen Stein mit dem Stocke,
den er in der Hand hatte; dann stieg er ab, üefs dieThüre
') 1. Ikrima, ein Sohn des Abu Gabi. 2. Habbär b. Aswad.
3. 'Abd Allah b. Sa'd b. Aby Sarh (vergl. Bd. II. S. 407). 4. Mi-
kvas b. Dhobäba Laythy. 5. Howayrith b. Nokaydz. 6. 'Abd Allah
(al-'Ozzä?) b. Hilal b. Cbatal Adramy. 7. Hind, eine Tochter des
Otba. 8. Sara, eine befreite Sklavin des'Amr b. Häschim. 9. und
10. Fartanä und Karyba. zwei Sklavinnen des Ibn Cbatal (No. 6).
Getödtet Avurden No. 4, 5 und 6. No. 1 floh nach Yaman und
wurde später auf die Fürbitte seiner Frau begnadigt. No 8 wurde
begnadigt. No. ü floh und wurde später begnadigt. No. 10 wurde
hingerichtet. Hind bint 'Otba (No. 7), die böse Frau des Abu So-
fyan, welche den Hamza tödten liefs, bekehrte sich zum Islam, machte
aber, selbst als sie das Glaubensbekenntnifs ablegte, dem Mohammad
noch Vorwürfe, haute jedoch zur Sühnung den Penaten ihres Hau-
ses in Stücke. Sie ist die Mutter des Chalyfen Mo'awiya und starb
während der Regierung des'üthmun.
320
des Tempels öffnen und trat in das Innere mit den Wor-
ten: Es giebt keinen Gott als Allah, den einzigen. Er hat
keinen Genossen. Er hat sein Versprechen gehalten, sei-
nem Knechte den Sieg verliehen und die Ethnoi in die
Flucht geschlagen ' ). Er fand eine Taube aus einer
Palmschale, zerbrach sie und warf sie weg. Er soll auch
Gemälde oder Statuen ^) von Engeln und anderen Wesen,
darunter das Bild von Abraham mit den Loosstäben (vgl.
Bd. 1 S. 259) in der Hand, gefunden haben. Er liefs diese
Abbildung zerstören und sagte: Wie kommt Abraham zu
den Pfeilen, er war weder Jude noch Christ, sondern ein
Hanyf
Mohammad blieb einen halben Monat in Makka und
benutzte die Zeit, die nöthigen Neuerungen zu machen.
Den Chozaiten Tamym b. Asad beauftragte er, die Grenz-
steine des heiligen Gebietes neu herzustellen. An die Ein-
wohner liefs er den Befehl ergehen, ihre Hausgötter zu
zerstören, und am 16. Januar 680 sandte er den Chälid
mit dreilsig Reitern nach Nachia, um die Ozzä zu vernich-
ten. Es wird erzählt, dafs Chälid, nachdeni er seine Pflicht
gethan zu haben glaubte, zum l^opheten zurückkehrte und
') Diese Worte, welche die Tradition dem Propheten in den
Mund legt, beziehen sich auf die früheren Drohungen eines Straf-
gerichtes. Eine Tradition des Abu Horayra bei Ihn Sa'd geht noch
weiter: Am Tage der Einnahme von Makka war die Stadt in Rauch
gehüllt. Darauf beziehen sich die Worte des Kor. 44, 9 (vergl. Bd. I.
S. 538). Nach einer Tradition des Scho'ba hat Mohammad die nun
in Erfüllung gegangene Süra 110 (vergl. Bd. I. S. 560) zweimal, zu-
erst im höheren, dann im tieferen Tone recitirt.
') Der Ausdruck „um die Ka'ba herum", hawl alka ba, läfst eine
sehr weite Bedeutung zu. Ihn Sa'd sagt von Götzen, die viele Stunden
weit von Makka standen, wie'Ozza, Manä, Sowa, Bowana und Dzü-
Ikaffayn : y,sie waren um dieKaba"; es fragt sich daher, wie es in
dieser Legende zu verstehen sei. Nach einer anderen Tradition hat
Mohammad den Omar vorausgeschickt, die Bilder auszulöschen und
die Ka'ba erst dann betreten, als sie gereinigt war. Man sieht, dafs
jeder Traditionist dasjenige gethan werden läfst, was er eines Pro-
pheten am würdigsten hält.
321
dieser ihn fragte: Hast du etwas Aufserordentliches bemerkt?
Chälid antwortete: Nein! Dann hast du deine Arbeit nicht
vollendet, fuhr der Prophet fort; geh noch einmal hin.
Als Chälid diesmal nach Nachia kam, ging er mit dem
Schwerte auf das Heiiigthum los und es sprang eine nackte
Frau mit tliegenden Haaren heraus. Der Priester erhob
ein Geschrei, Chälid aber hieb sie nieder. Als er dem
Propheten Bericht erstattete, sagte er: Jetzt ist Alles in
Ordnung, dies war die 'üzza; sie hat keine Hoffnung in
eurem Lande je wieder verehrt zu werden.
'Amr b. 'Äg zertrümmerte um dieselbe Zeit die Sowa,
den Götzen der Hodzayliten. Seine Gefährten öffneten die
Schatzkammer, fanden sie aber leer. Der Priester be-
kehrte sich.
Die Manäh wurde von einem Madyner zerstört. ]Nach
Ibn Sad soll sie nämlich besonders von den Einwohnern
dieser Stadt und den Ghassäniten (!) angebetet worden
sein. Auch hier soll sich ein nacktes Weib mit fliegenden
Haaren gezeigt haben und niedergehauen worden sein.
Chälid erhielt ferner den Auftrag, die benachbarten
Stämme aufzufordern, dem Glauben beizutreten. Er war
von einer hinlänglichen Heeresmacht begleitet, um seinen
Predigten Nachdruck zu geben, hatte aber Befehl, keine
Gewalt zu gebrauchen. Die Modligiten und noch nicht
bekehrten Solaymiten willigten sogleich ein, sich zu un-
terwerfen. Einige Mitglieder des kinänischen Stammes
Gadzyma riefen zwar dem Chälid bei seinem Annähern
entseoren: Wir sind bereit, uns zum Cabismus zu bekeh-
ren! Andere jedoch griffen zu den Waffen. Er forderte
sie zur Unterwerfung auf, und nachdem sie die Waffen nie-
dergelegt hatten, liefs er Mehrere hinrichten. Mohammad,
welcher die Macht der Versöhnlichkeit und des Geldes
kannte, schickte den 'Alyy mit dem Blutpreise der Getöd-
teten, und die Gadzymiten wurden nun gute Moslime.
Die Banu Koraydh, ein Zweig des sehr zahlreichen,
aber zerstreuten Modharstammes Bähila, waren nebst den
111. 21
322
Banij Hilal und Salül im Besitze von Bysche. Nach dem
Fall von Makka hatten die Koraydhiten wenig Aussicht,
ihre Unabhängigkeit behaupten zu können. Sie sandten
daher Motarraf als Boten an den Propheten, um ihm ihre
Unterwürfigkeit und den Uebertritt zum Islam anzuzeigen.
Er sprach: 0 Gesandter Gottes, wir bezeugen, dafs Allah
in seinen Himmeln wohnt und dafs es keinen Gott giebt
aufser ihm. Wir glauben an dich und bekennen uns zu
allem, was du lehrest. Gieb uns eine Urkunde! Der Pro-
phet schrieb: \ on Mohanimad, dem Boten Gottes, an Mo-
tarraf, den Sohn des Kähin, und an die Bähiliten, welche
in Bvsche wohnen '). Wer »weifses« Land, in welchem
sich (lehege befinden, in denen Abends Schafe oder Ka-
meele zum Behufe des Melkens zusammengetrieben wer-
den, urbar macht, erwirbt dadurch das Eigenthumsrecht,
und er hat von 30 Rindern ein Stück, von 40 Schaafen
ein Stück, und von 50 Kameelen ein Stück zu entrichten.
Der Armensteuer- Einnehmer muls das Vieh auf den Wei-
den zählen (und er hat nicht das Recht zu verlangen, dafs
es an einem bestimmten Orte zusammengetrieben werde).
Die Bähiliten geniefsen Sicherheit unter dem Schutze
Gottes ^).
') Yaküb, bei l9äba, sagt: Bysche ist ein Thal, welches von
den Bergen, die sich über das Tihama erheben, hinabsteigt. Ein
Theil davon gehört den Ililaliten und ein Theil den Saläliten. Seine
Lage wird genauer in den Post- und Reiserouten S. 125 angegeben.
Dies waren, wie es scheint, die ursprünglichen Wohnsitze der Bä-
hiliten, in denen auch noch einige zurückgeblieben waren , der grö-
fsere Theil hatte sich aber vier Tagereisen südwestlich von Bacjra
angesiedelt. Sie besafsen in ihren neuen Wohnsitzen eine Anzahl
Dörfer, wie Awsega und Tolüh bei Dharyya. Ihre neuen Wohn-
sitze sind reich an Datteln, enthalten aber auch eine kleine Sand-
wüste und zwei Berge. Innerhalb ihres Gebietes lebten die ßanü
Dhabba (Ibn Häyik fol. 128).
') Wir haben zwei Versionen dieses Dokumentes, welche nur
in einem Punkte von einander abweichen. Es wird spezifizirt, wie
323
Auch die Wäbiliten (Wäyiliten?), ein Zweig des Bähila-
stammes, fanden es zweckmäfsis^, sich dem Mohammad zu
unteiwerlen und den Islärn anzunelmien. Sie sandten den
Naschhai b. Mälik als iliren Abgeordneten nach Madyna,
und der Prophet liels für ihn und seinen Stamm durch
'Othmän b. Aflan eine Urkunde schreiben, welche die Grund-
pflichten des Islams enthielt ').
Drei leichte Tagereisen, genau östlich von Makka, liegt
auf dem Gebirge, in reizender Umgebung, die Stadt Tä-
yif. Südlich davon erhebt sich der ^Ata^vad a'tzam oder
grofste Gebiigsstock, von welchem eine Gebirgskette mit
mehreren Hochebenen in der Richtung des Rotlien Mee-
res bis an den südlichsten Rand der Halbinsel reicht, und
nebst dem Küstenlande das 5) grüne« Yaman oder Arabia
Foelix bildet.
Der Gebirgsstock ist der Mittel])unkt einer Anzahl
von Stämmen, Avelche zur Zeit des Mohammad den Sam-
melnamen Hawäzin hatten; er wurde aber nicht von diesen
bewohnt; in den unzugänglichen Höhen lebten vielmehr
wilde südarabische Stämme, nämlich die Chath'amiten, süd-
lich von ihnen die Dawsiten, noch weiter gegen Süden
die Ghämiditen, dann ein Zweig der Azditen und endlich
alt das Thier sein mufs, welches als Steuer entrichtet wird, in der
Uebersetzung sind diese Details übergangen worden.
') Um diese Zeit kamen auch 'Abd Allah b. 'Alas und Mas-
lama b. Hazzän zum Propheten, um ihm die Unterwürfigkeit ihrer
Stämme, der Thomäla und Hobrän (Goddän?), welche „an der
Meeresküste (Asyäf) und in den Tiefländern (Agwäf) wohnten",
anzuzeigen. Er liefs ihnen ein Dokument ausfertigen, in welchem
ihnen befohlen wird, von je lOWask Datteln einen Wask als Steuer
abzuliefern.
Die Thomäliten waren, wie es scheint, ein Azd-Schanüa-Stamm
und lebten an der Küste des Rothen Meeres südlich von Makka, wahr-
scheinlich bei Baysch (nach Ya'küby S. 103: die zwölfte Station süd-
lich von Makka). Aufser Datteln werden in der Urkunde keine Pro-
dukte genannt.
21*
324
ein himyaritischer Stamm. Nur in der unmittelbaren Nähe
von Täyif trieb sich ein mit den Einwohnern dieser Stadt
Aveitläullig verwandter, wenig zahheicher Stamm, die 'Ad-
Avaniten, umher.
Die Hawäzinstämme, gröfstentheils Nomaden, waren
im Besitze der Abhänge um den Gebirgsstock herum, und
wohl auch einiger zugänglichen Höhen. Die Ebenen aber,
östlich von den Gebirgen, waren last sämmtlich, westlich
davon zum Theil in ihrer Macht. Ihre nördliche Grenze
war ungefähr vier oder lünt Tagereisen im Süden von
Gidda, und sie dehnten sich bis über die Hafenstadt Dhan-
kän aus. Hier jedoch waren nicht sie, sondern die Kinä-
niten Meister. Auch das Thal Bysche war theilweise von
ihnen besetzt. Einen Zweig des Hauäzinstammes, die Ga-
diten, linden wir in der jNähe von INigrän, während ein
anderer, <he Kiläl)iten, eine grofse Strecke der Makka-
Ba(;ra - Strafse beherrschte. Die ganze Hochebene zwischen
Najiiäu und den Kilubiten wurde last ausschhefslich von
Hawäziniten durchzogen, und mit ihnen verwandte noma-
dische und ackerbautreibende Völker dehnten sich von die-
ser last ganz unbekannten Landschalt gegen JNO. bis an
den l*ersischeu Meerbusen aus.
In unserer Zeit haben von den Hawäzinstämmen ihre
alten Wohnsitze und Namen bewahrt: die Thakyüten, de-
ren Welirkial't aul" 3800 Reiter geschätzt wird; die'Adwä-
niten 8000 Reiter und 25000 Mann Fulsvolk, und die So-
la\miten, wozu jetzt die Väli'iten gehören, beide zusammen
20000 Mann Fufsvolk.
Die Genealogen zählen auch die Ämirilen (die Banü
'Ämir b. Gac^aa) zu den Hawäzinstämmen. Zur Zeit des
Mohammad bestand jedoch kein politischer Zusammenhang
zwischen ihnen und den Einwohnern von Täyif, welche
Stadt wir als den Mittelpunkt der Hawäziniten ansehen. Ja
die Amiriten grillen einige Zeit früher die Stadt Täyif
mit scdcher I ebermacht an, dals die Einwohner ihre näch-
sten Verbündeten, die j\ac;riten, um Hülfe anriefen. Die
325
Stammvenvandtschaft zwischen den 'Amiriten und den an-
deren Stämmen wollen wir niclil läugnen, aber das Be-
wnlstsein der Zusammeni>:ehöriji:keit entwickelte sich erst
Avälirend der moslimisclien Ernberuii'^skriege, wo sie in
ihrem Wetteifer mit den grofsen nördlichen Horden, um
ein im[)osantes Contingent zur Armee liefern zu können,
sich vereinigten.
Nach dem Falle von Makka waren die Hawäzin kei-
nen Tag vor den Rauhzügen der Moslime sicher '). Die
') Taymy läfst die Schlacht von Honayn schon im Ramadhän
geschlagen werden und sagt S. 423: „Mohammad belagerte Täyif ei-
nen Monat lang; dann als der Neumond von Dzü-lka'da erschie-
nen war, kehrte er nach Makka zurück, um privatim die Wallfahrt
zu verrichten, und blieb einige Tage in Makka." Auch Azraky S. 127
versetzt diese Wallfahrt in den Dzü-lka'da und sagt, dafs in jenem
Jahre auch das Pilgerfest in jenem Monat gefeiert wurde. Es ist
anzunehmen, Mohammad habe privatim die nöthigsten Ceremonien
des Festes verrichtet, und das Datum beleuchtet somit die Osterfrage.
Ibn Sa'd läfst die Schlacht von Honayn mehr als eine Woche später
gefochten worden, nämlich am 8. Schawwäl (29. Januar 630). Die
Belagerung dauerte nur 18 Tage; darauf hielt sich Mohammad 12
Tage in Gi'irräna auf, was zusammen einen Monat macht. „Am
Mittwoch, den 12. Dzü-lka'da, Abends, begab er sich nach Makka,
verrichtete die Ceremonien und kam frühmorgens schon wieder nach
Gi'irräna. Am Donnerstag brach das Lager auf und kehrte nach
Madyna zurück." Der zwölfte war ein Sonnabend und nicht ein
Mittwoch. Die Angabe verdient daher nicht volles Zutrauen. So-
fyän Thawry sagt bei Ibn Sa'd: die Belagerung dauerte vierzig Tage.
Zählen wir dazu zwölf Tage Aufenthalt in Gi'irrä,na und einen oder
mehrere Tage für Märsche, so kommen wir in den Anfang des Mo-
nats Dzü-lhagg, welcher am 22. März anfing, und Mohammad mag
die Wallfahrt ara Mittwoch, den 28. März 630, verrichtet haben.
Dieses Datum erscheint mir deswegen wahrscheinlich, weil es nä-
her der Tag- und Nachtgleiche ist, als der 3. März oder gar Mitt-
woch, der 28. Febr. Wenn wir die Angabe des Ibn Sa'd mit der
des Ibn Kalby bei Azraky, S. 127, vergleichen, so finden wir, dafs
sie im Wortlaute zum Theil übereinstimmen. Ibn Kalby hat sich
aber durch die Theorie, dafs das Pilgerfest stets nur zwei Jahre
hintereinander in demselben Monate gefeiert wurde, irre führen las-
sen, und da es A. H. 9 u. 10 in den Monat Dzü-lhagg fiel, hat er
326
Einwohner von Täyif, welche dieser Konföderation ange-
hörten, Hefsen daher einen Aufruf an ihre Verwandten er-
gehen, sich zu sammeln und dem Feinde vereint die Spitze
zu bieten, um die Bedouinen für das Unternehmen zu
gewinnen, übertrugen sie dem Schaych der nomadischen
Nagriten, einem Manne von erst dreifsig Jahren, das Ober-
komma ndo. Von den Thak\fiten und Nacriten und Goscha-
miten stellte sich die «janze waffenfähis-e Mannschaft unter
seine Fahne. Ihrem Beispiele folgten auch die Banü Sa'd
b. Bakr, aber nur wenige von den Banü Hiläl; andere
Stämme endlich, wie die Kiläbiten und Kabiten, hielten
das Unternehmen für gefährlich und blieben zu Hause.
Das ganze Heer bestand aus zwölftausend Mann und schlug
bei Awtäs, am Fufse des Gebirges, nordöstlich von Täyif
ein Lager auf.
Ungeachtet der Einwendungen eines ehrwürdigen, er-
fahrenen Greisen, welcher in Folge des hohen Alters blind
war und an einem Stocke geführt werden mufste, bestand
der Feldherr darauf, dafs alle Krieger ihre Familien und
ihre Schätze mit in's Feld nehmen sollen; denn, sagte er:
Es soll ein Kampf auf Leben und Tod sein. Jeder inufs
seine Lieben und seine Habe auf's Spiel setzen, damit ihm
jeder Gedanke an eine Flucht vergehe.
Unterdessen rüsteten sich die Moslime. An die zehn
Tausend Mann, welche die Ka ba erobert hatten, schlössen
sich zwei Pausend Makkaner an, wovon einige noch nicht
das Glaubensbekenntnifs abgelegt hatten und die Neube-
kehrten hatten keine tiefe Koränstudien gemacht. Auf dem
Marsche gingen sie an einem schönen Zizyphusbaume vor-
über, und sie ersuchten den Propheten, ihn als heiligen
Baum einzuweihen; denn, sagten sie, du weifst wohl, dafs
die Korayschiten und andere Araber die Dzät Anwät, einen
behauptet, es sei A. H. 8 im vorigen Monat (Dzü-lka"da) gefeiert
worden. Ibn Sa'd folgte ihm und berechnete die Zahlen dera-
gemäfs.
327
grünen Baum, verehrten, sie jährlich einmal besuchten, ihre
Waffen daran aufhingen, darunter Thiere schlachteten und
sich einen Tag dahei aulhielten. Auch wir wollen be'
einem solchen Heiligthume ein ähnliches Fest feiern. Un-
geachtet ihres Hanges zum Heidentliume unterstützten sie
die Expedition nach Kräften, und (,'afwän b. Omayya borgte
dem Mohammad, auf dessen Verlangen, hundert Panzer-
hemden und andere Waffen, und sein Vater Naufal b. Hä-
rith lieferte ihm drei Tausend Speere. Sie sahen endlich
ein, dafs durch den Islam ihre eigene Gröfse begründet
würde.
Sonnabend den 27. Januar 630 brach Mohammad von
Makka auf und marschirte in gerader Richtung ttegen den
Feind, und am Dienstag i^bend erreichte er das Thal Ho-
nayn, durch welches das Wasser der Hochebene dem Meere
zufliefst '). Es konnte ihm nur angenehm sein, dafs drei
Spione sein Lager umschlichen; denn die Zahl seiner Trup-
pen war so imposant und ihre Ausrüstung so vollständig,
dafs der Bericht der Spione nur Schrecken unter den Fein-
den erzeugen mulste. Auch IMohammad schickte einen As-
lamiten, um die Streitkräfte und Bewegungen der Hawä-
zin auszukundschaften. ISachdem die Führer Kenntnifs von
der Position ihrer Gegner erlangt hatten, schritten sie zur
Organisation ihrer Heere und zur Vertheilung der Feld-
zeichen. Die Hauptlahne der Hawäzin war ein schwarzes
Räya, und ihr Kommandant Mälik b.'Awf ermahnte sie ganz
besonders gleichzeitig anzugreifen, aber wie es scheint, hat
er es vergessen, eine Reserve, welche als Basis der Ope-
ration hätte dienen können, aufzustellen. Unter den Mos-
limen hatte jeder Stamm entweder ein Räya oder ein Liwä
(hängende oder ausgespannte Fahne). Schon beim Auszuge
aus Makka bildeten die jSomaden aus dem Stamme Solaym
") Das Thal Honayn ist drei Tagereisen von Makka (Ibn Sad).
Es liegt nahe bei Dzü-1-Magäz, wo nach dem Pilgerfest jährlich
Markt gehalten wurde, und nicht weit von Täyif.
328
den Vortrab '), und sie behielten diese Stellung auch als
sie sich dem Feinde näherten. Die Hanäzin hatten bei
einem Engpasse in dem Thaie, durch welches Mohammad
hinunterkam, Position gefafst, und ein Theil ihres Heeres
lag im Hinterhalte in Seitenschluchten und Felsenklülten.
Bei seinem Heranrücken stürzten sie auf seine Flanken
und die Banü Solaym ergriffen die Flucht. Die neuen
Truppen aus Älakka folgten ihrem Beispiele und es herrschte
grofse \ erwirrung in den Reihen der Moslime. Die Zahl
ihrer Todten — es fielen nur vier moshmische Krieger im
ganzen Feldzuge — zeigt jedoch, dafs der Angriff nicht
sehr ernst ^var. Die (itetreuen , welche den Mohammad
umgaben, hielten Stand, und bald kehrten auf seinen Angst-
ruf auch die Flüchtigen zu seinem Banner zurück ^). Der
Erfolg der Hawäzin hatte nur dazu gedient, ihre eigenen
') Für die Geschichte der Zusammensetzung moslimischer Heere
ist folgende Angabe des Ihn Sad von Wichtigkeit: oOJ! i3j-w«, ...li^^
»,'i\.xJ-] J).^ J:.:^ *JC,«t\iL« (J.C ^;.j Ji n^^^ Gesandte Gottes hatte
von dem Tage, an welchem er Makka verliefs, den Solaymstamm
vorausgeschickt und den Chälid b. Walyd über denselben gesetz t
dieser kommandirte auch den Vortrab bis er nach Gi'irräna kam."
Weiter unten sagt er, indem er vom Marsche gegen Täyif spricht,
welcher vor der Ankunft in Gi'irräna stattfand, ._j (AJLs* (»J^ä^
^Ä/«L\Ä/« (Jvc »AAJiKJt „und Mohammad schickte den Chälid b. Wä-
1yd im Kommando über seinen Vortrab voraus."
Chälid war ein Korayschile und dennoch der Führer der Solay-
miten. Auch in den Eroberungskriegen galt die Regel mit wenigen
Ausnahmen, dafs jeder arabische Stamm gleichsam eine Division
bildete und ihm die innere Organisation überlassen blieb, dafs aber
der Feldherr ihm einen Führer gab, und zwar in den meisten Fäl-
len einen Korayschiten oder An^ärer. Dadurch wurde das Zusam-
menwirken der heterogenen Theile , aus welchen die moslimischen
Armeen bestanden, gesichert.
^) Um auf die Neubekehrten einen Eindruck zu machen, be-
hauptet Mohammad Kor. f), 26, dafs ihm Engel zu Hülfe gekommen
sind, zugleich tadelt er die Flüchtigen, verspricht ihnen aber für
diesmal die Verzeihung Gottes.
329
Klüfte zu zerstreuen. Sobald sich die Moslime gesammelt
hatten, dranijen sie «rejjren «^ie Feinde vor. Die nomadischen
Verbündeten der Meiden suchten sogleich das Weite und lie-
fsen nur zwei Todte auf dem Schlachtfeide. Von den Kern-
truppen bewiesen einige grofse Todesverachtung. Eine Fa-
miHe aus Täyif wich nicht von ihrem Posten und es lie-
fsen sich siebenzig Mann von der gewaltigen Tj ebermacht
niederhauen. MäHk b. 'Awf soll sich mit einigen Reitern
auf eine Anhöhe postirt und den Rückzug des Fufsvolkes
gedeckt haben. Aber der Muth und die Taktik der Ein-
zelnen war nutzlos; denn es fehlte das Zusammenwirken,
und so geschah es, dafs die Moslime fast ohne Verlust
einen vollständigen Sieg erlochten!
Die zersprengte Armee der Hawäzin flüchtete sich
zum Theil hinter die Mauern von Täyif, zum Theil nach
Nachia und Awtäs. Aus den letztgenannten zwei Orten
wurden sie bald vertrieben. Die Beute, welche Moham-
mad in die Hände fiel, war enorm: sechs Tausend gefan-
gene Frauen und Kinder, 24,000 Kameele, mehr a|s 40,000
Schaafe und 4000 Unzen Silber. Die »anze Deute wurde
nach Gi'irräna hinuntergebracht und dort verwahrt bis nach
Beendiguno; des Krieares; denn die nächste Aufgrabe der
Moslime war, Täyif zu erstürmen. INur Diejenigen, welche
einen Feind getödtet hatten, erhielten, dem von Mohammad
vor der Schlacht gegebenen Versprechen gemäfs, sogleich
den Salab (S. 126).
Täyif bedeutet: unmgeben, befestigt. Die Stadt soll
früher Gaww, welches zur Zeit des Mohammad noch der
Name ihrer Umgebung war, geheifsen, und die neuere Be-
nennung erst seit sie auf den Rath des landesflüchtigen
Kinditen Damün mit Mauern umgeben wurde '), erhalten
') Wenn diese Angabe des Sohayly begründet ist, so waren die
Stadtraauern ganz neu; denn Damün b. Obayd b. Malik b. Dihkil
Cadify Kindy hatte zwei Söhne, Kaby^a und Homayl, welche beide
Zeitgenossen und Anhäger des Mohammad waren.
330
haben. Ich habe mich in Aleppo, wo ich einen Mann traf,
Avelcher sich einige Zeit in Täyil" aufhielt, erkundigt, ob
Felisen -Wohnungen daselbst sind? er sagte, er habe etwa
zwanzig künstliche Grotten gesehen und ein l'heil der Ar-
mee des Ibrahym Pascha habe darin ihr Quartier gehabt.
Die früheren Einwohner von Tayil waren 'Adwäniten; die
Thakyfiten (d. h. die Gescheidten), ein FJawäzinstanmi, dräng-
ten diese in das Gebirge gegen Süden zurück und blieben
von nun an im Besitze der Stadt. Yäküt glaubt, dafs Ho-
nayn von einem 'Amalekiten (d. h. einem Aramäer) seinen
IN amen habe. Wenn dieses begründet ist, so reichte die
Macht und die Civilisation der Söhne des Esau bis an den
grofsen Gebirgsstock ')
In der Umgebung der Stadt sprudeln Quellen aus den
Gebirgen hervor, und es ist dies der fruchtbarste und an-
genehmste Landstrich im ganzen Higäz, Es wächst Korn,
aber kaum hinländich für das Uedürfnifs der Einwohner.
Hingegen kommen hier die schönsten Südfrüchte, beson-
ders Trauben vor. Die Rosinen übertreflen alle anderen an
Schmackhaltigkeit und wurden schon im Alterthume nicht
nur nach Abyssinien und dem obstarmen Egypten, son-
dern selbst in das llosinenland Syrien exportirt.
Während Mohammads Armee gegen Täyif vorrückte,
sandte er den Dawsiten Tofayl, das hölzerne Götzer)bild
Dzu -Ikalfayn, welches das Eigenthum des Dawsiten 'Amr
b. Hamoma war (vergl. S. 255) zu zerstören. Tofayl ver-
brannte es und begab sich dann ebenfalls nach Täyif, wo
er vier Tage nach Mohammad eintraf und Belagerungsma-
schinen, namentlich eine Katapulta und ein aus Holz und
Leder geniachtes Sturmdach njitbrachte. Wir müssen dar-
aus schliefsen, dafs der Götze nur ein paar Tagereisen weit
') Es scheint aber, dafs Täyif früher zu Yaman gehörte. Es
wird wenigstens gesagt, dafs Gadzyma b. Mälik b. Fahm b. Ghanna
b, Daws (Wüst, in, 24) König von Wagg gewesen sei (Nur alnibräs
S. 1538^.
331
von Täyif entfernt gewesen und die Einwohner jener Ge-
ilend einen niclit unbedeutenden (Jrad der Civilisation er-
reicht liatten ; denn wo hätten sie sonst die Belagerungs-
niaschinen hergenommen. Mit Tolayl kamen vierhundert
Dawsiten nach Tävit" »hinunter« und stiefsen zur Armee
des Mohammad.
Den heranziehenilen Sturm voraussehend, hatten die
Thakyfiten ihre Festungswerke ausgebessert und sich mit
Lebensmitteh) für ein Jahr versehen. Sie nahnien auch
Jene von ihren Bundesgenossen, welche ihnen folgen ^voll-
ten, darin auf. Die Moshme lagerten sich nahe an den
Mauern. Mohammad liefs für jede seiner zwei Frauen (0mm
Salama und Zaynab), welche ihn begleiteten, ein Gezelt aus
rothem Leder errichten, und in dem Räume, welcher sie
trennte, hielt er mit den Gläubigen Gottesdienst. Um sich
gegen plötzhche Ausfälle der feindlichen Reiterei zu schützen,
streute er rings um das Lager herum Cheveaux de frise,
und nachdem alle nöthigen Vorbereitunijen getroffen wa-
reu, fing er unter dem Sturmdache zu miniren an. Zu-
gleich spielte die Katapulta auf die Stadtmauern. Die Be-
lagerten überschütteten ihn mit einem Regen von Pfeilen
und Steinen, und auf die Sturmdächer warfen sie glühende
Eisenstücke. Er verlor zwölf Mann, während er den Fein-
den nichts anhaben konnte. Er befahl nun, dafs jeder Krie-
ger wenigstens fünf Rebstöcke niederhaue. Sie gingen an
das Werk der Zerstörung, aber selbst auf die Moslime
machte diese barbarische Krieoführung; einen so schlimmen
Eindruck, dafs er bald davon abstehen mufste: denn Men-
schenleben ist dem Orientalen nicht so heilig als Bäume.
Sehr schmerzlich für die Belagerten und viel huma-
ner war ein anderes Mittel, zu dem Mohammad griff. Er
liefs ihren Sklaven bekannt machen, dafs er ihneü, wenn
sie sich zu ihm flüchten, ihre Freiheit schenken wolle.
Viele von den Sklaven von Makka waren durch den Is-
lam zu freien geachteten Männern geworden. Ein ähnli-
ches Glück bot sich nun auch ihren Schicksalgenossen ip
332
Täyif. DreiunHzwanzipj derselben ') flüchteten sich von der
belagerten Stadt zum Propheten und lef:;ten das Glaubens-
bekenntnifs ab. Er gab ihnen sogleich ihre Freiheit und
theilte jedem derselben einen Moslim zu, der für dessen
Unterhalt zu sorgen hatte. Sie waren entschlossene Krie-
ger, und manche uurden <lie Häupter von mächtigen Fa-
milien. Azrak, ein Schmied aus Küm '^), welcher ein Sklave
des Arztes Harilh b. Kaiada gewesen, wurde dem Chälid
b. Sa'yd b. Äg zugetheilt; trat als \ erbündeter in die Fa-
milie der Omavyiden ein und seine Nachkommen genos-
sen den Rang von Prinzen und standen in JMakka in gro-
fsem Ansehen.
Ein ähnliches Schicksal hatte Wardän. Er war ein
Sklave des'Abd b. Kabv'a gewesen und wurde dem Abän
b. vSa yd b. Ac zugetheilt, damit er ihn im Koran unter-
richte und ernähre. Sein Enkel, Forät b. Yazyd b. War-
dän, war einer der ausgezeichnetsten Männer seiner Zeit ^).
Aber nicht blos Sklaven, sondern auch einijfe wenige
freie angesehene Männer schlössen sich dem Propheten an,
und zwar tlieils aus Ueberzeugung, theils weil sie sahen,
dafs die Macht des Islams unwiderstehlich sei. Diese Ue-
bertritte verursachten Mifstrauen und Uneinigkeit unter den
') Bochfiry S. 620. Ibn Sad sagt: „mehr als zehn."
') Rum bedeutet bekannth'ch das byzantinische und römische
Reich. Wahrscheinlich haben wir aber in der Prophetengeschichte,
so ott Rümier vorkommen, Syrer od(>r gar dem Kaiser unterworfene
Araber zu verstehen. In diesem Falle z. B. wird gesagt, dafs der
älteste Sohn des Azrak den Namen 'Okba hatte, und nicht von So-
mayya, sondern von einer früheren Frau geboren wurde und dafs
er von dem [arabischen] Ghassäniden -Könige Harith b. Aby Schimr
abstammte.
') Aufserdem werden mit Namen angeführt Abu Bokra — er
hiefs eigentlich Nafy' b. Masrüh, wurde aber Abu Bokra (Vater des
Morgens) genannt, weil er frühmorgens (bokra) im Lager der Mos-
lime ankam — , Ibrahym b. Gabir und Nfifi' b. Masruh, der wohl
identisch ist mit Abu Bokra.
333
Tävifiten, deniioch hielten sie sich noch ungefähr ein Jahr.
Da (he Belaj^eriing keinen FoiLschiitt machte, fragte Mo-
hammad den Dyliten Nawlal b. Mo'äwiya nm Kath. Kr
antwortete: Sie sind wie der Pouchs in seinem Loche, wenn
du davor sitzen bleibst, l'änü:st (hi ihn, wenn du lorti- ehest,
schadet er dir nichts. Er l)elahl die Belagerunj^ aufzuhe-
ben, nachdem sie länger als einen Monat gedauert hatte.
Seine Leute waren unzufrieden, unverrichteter Dinge wie-
der nach Hause zu gehen, und glaubten, dafs ein Wunder
hier gut ange\N endet uäre. Sie baten den l?roj)heten, der
Stadt zu fluchen. Da es ihm aber zweifelhaft erschien, ob
sein (liebet die Thore öffnen würde, sprach er: »0 Gott,
erleuchte die Einwohner von Tävif, und bewege sie, sich
freiwillig deinem Gesandten zu unterwerfen. « Um den Muth
seiner Truppen zu kühlen, erlaubte er ihnen, den folgen-
den Tag einen Sturni auf die Stadt zu unternehmen, Sie
erlitten wieder einio-en Verlust und waren nun zufrieden,
die Belagerung aufzuheben. (Bochärv S. 619.)
Mohaumiad begab sich nach Gi'irräna '), um die Beute
zu vertheilen. Er wartete absichtlich mit der \ ertheilung
der Gefangenen, bis ihre Angehörigen, welche sich nach
der Schlacht über die Wüste zerstreut hatten, kommen wür-
den, wegen der Freilassung zu unterhandeln: denn er wollte
ihren Glauben erkaufen. Sie zögerten jedoch so lange,
dafs er es nicht ferner aufschieben konnte, die Ansprüche
seiner Krieger zu belriediijen. Er schritt also zur \ er-
theiluntj:. Seine Verehrun"- für die Aristokratie seiner Va-
terstadt uar so grofs, dafs es vom Anfange seiner Mission
sein höchstes Lebensziel gewesen war, von ihr anerkannt
zu werden. Jetzt hatte er sich selbe unterworfen, aber
statt sie zu demüthigen, benahm er sich ihr gegenüber,
wie wenn er besiegt worden wäre, und erkaulte ihren
') „Gi'irräna ist nach Fäkihy eine Post vou Makka, nach Bä-
chy acht Meilen. Nach Sohayly wurde der Ort von einer Frau so
genannt, welche den Beinamen Gi irräna hatti." Mawiihib.
334
Glauben auf Unkosten der Rechte der Thoren, welche ihr
Gut und Blut geopfert hatten, um ihm zum Sieg'e zu ver-
hellen. Dem Abu Solyän uies er aus dem Choms (Fünf-
tel) vierzig [ nzen Silber und hundert Kameele an, und
seine zwei Söhne ^ azyd und Moäwiya erhielten ebenso
viel, und andere Grofsen von Makka ^) wurden mit der-
selben Freigiebigkeit bedacht, nährend die eifrigen Mos-
lime wenig vom Choms erhielten. Die An(^ärer beklagten
sich über diese Zurücksetzung, liefsen sich aber durch er-
bauliche Phrasen abfertigen -). Mohammad hat bei dieser
•) Die Personen, deren Glauben auf diese Weise erkauft wurde,
nennt man die ,, Besänftigten". Ich zähle, nach Ibn Sad, auch An-
dere auf, welche bei dieser Gelegenheit beschenkt wurden: Hakym
b. Hizäm bekam 200 Kameele, der Abdärite Nacr (Nocjayr?) b.
Harith b. Kaiada 100 Kameele, der Thakyfite Osayd b. Häritha 100
Kameele, der Thakyfite Olä b. Gäriya 50 Kameele, Machrama b.
Nawfal 50 Kameele, HArith b. Hischäm 100 Kameele, Sa yd b.
Yarbü' 50 Kameele, Qafwan b. Oniayya 100 Kameele, Kays b.'Adyy
('Adyy b. Kays?) 100 Kameele, 'Omayr b. Wahb 100 Kameele, So-
hayl b. 'Amr 100 Kameele, Howaytib b. 'Abd'Ozzä 100 Kameele,
Hischäm b. 'Amr Amiry 50 Kameele, Akra' b. Häbis Tamyray 100
Kameele, 'Oyayna b. Hi9n 100 Kameele, Mälik b. 'Awf Napry 100
Kameele, 'Abbäs b. Mirdäs 40 Kameele, und weil er nicht zufrieden
war erhöhte Mohammad die Zahl auf 100. Diese waren aber nicht
die einzigen, welche beschenkt wurden.
*) Nach Tayray hätten sich die An9arer darüber beklagt, dafs
sie Mohammad, wie sie glaubten, verlassen und nach Makka über-
siedeln wolle. Wenn auch Mohammad fähig gewesen wäre, so un-
politisch zu handeln, halte ich doch den 'Omar und seine anderen
Rathgeber für zu klug, als dafs sie so etwas zugegeben hätten. Fast
ganz Madyna war wie eine stehende Armee, stets bereit, auf den
ersten Wink den Islam zu vertheidigen, während die Aristokraten
von Makka und ihre Nachbaren, die Thakyfiten in Täyif, äufserst
zweifelhafte Gesinnungen hegten.
Viel zuverlässiger über diesen Punkt ist die Nachricht des Bo-
chäry S. 445. Er giebt, sagten die An^ärer, manchem Schayche
der Korayschiten, von deren Blute unsere Säbel noch triefen, bis
335
Gele*^enbeit den Grund zu jenem vorzeitigen wSittenverderb-
nifs gelegt, welches von Omar aulgeiialten, von 'Othmän
aber (vergl. Bd. I S. 413) zur Bliithe gebracht wurde, und
dessen Früchte Bürger kriege und die Einlührunq: des Kö-
nigthums in seiner schrecklichsten Form waren. Der so
eben genannte Moäwi^a benutzte den Islam, an den er
so wenig glaubte, als Gregor VII. an die Fabula Christi,
wie er das Evangelium nannte, als Werkzeug seines Ehr-
geizes und gründete den Thron der Omay^iden. Seine und
seines Hauses Macht stützte sich, den 'Aliten gegenüber,
nicht auf Fanatismus, sondern auf eine kluge, aber gewis-
senlose Anwendung der Finanzen, worin ihm Mohammad
den Weg gezeigt hatte.
Nach Abzug des Choms wurde die Beute vertheilt,
und es kamen auf jeden Krieger, der zu Fufs gekämpft
hatte, vier Kameele und vierzig Schaafe; auf jeden Reiter
zwölf Kameele und hundert und zwanzig Schaafe. Bei der
\ ertheilung berechnete man den Werth eines Kameeies
hundert Kameele. Diese Aeufserungen wurden dem Propheten hin-
terbracht, und er versammelte die Ancärer mit Ausschlufs anderer
Leute in ein Zelt und fragte sie, was sie gesagt hätten? Die Ver-
nünftigen unter ihnen antworteten: Es giebt Leute unter uns, welche
noch ihre Milchzähne haben, und diese haben allerdings solche Worte
fallen lassen. Er sagte: Ich beschenke allerdings die Neubekehrten,
aber seid ihr nicht damit zufrieden, dafs die Leute Habseligkeiten
fortschleppen , ihr aber mit dem Boten Gottes in eurer Mitte nach
Hause zurückkehrt? Wahrlich, was ihr nach Hause bringet ist viel
besser als was sie mitnehmen. In der That riefen alle einstimmig:
Wir sind zufrieden! Mohammad fuhr dann fort: Jetzt werdet ihr
erst sehen, wie sehr ich die Korayschiten beschenken werde. Seid
also geduldig und ihr werdet als Belohnung Gott und seinen Boten
am Teiche im Paradiese treffen. Der Berichterstatter Anas fügt hinzu:
Wir konnten es aber nicht mit Geduld ansehen.
Die Anspielung auf die Bevorzugung, dafs seine geheiligte Per-
son unter den An^ärern weile, ist gewifs keine Drohung, wie sie
fälschlich gedeutet wurde, sondern es erinnert an unser „Kämpfet
und sterbet für euren König!"
- 336
gleich dem von zehn Schaafen, und wie wir unten sehen
werden, galt eine gefangene Frau durchschnittlich sechs
Kameele.
Es erschienen vierzehn Abgeordnete der besiegten Ha-
wäziniten, darunter Zohayr, Abu ^'orad und Abu Tharwän
(oder Hol käu) im moslimischen Lager und baten um die
Wiedergabe der Gefangenen und ihrer Habe. Mohammad
fragte sie: Was ist euch lieber, eure Frauen und Kinder
oder euer Vermögen? Sie antworteten: Nichts ist uns uer-
ther, als unsere Familien. Der Prophet sagte: Ich schenke
euch die mir und meinen Augehörigen zugetheilten Gefan-
genen; ferner will ich die Flüchtlinge und An^'ärer bitten,
dasselbe zu (hun. Diese willigten sogleich ein. 'Akra aber
erklärte in seinem und der Banü Tamjm Namen '), dafs er
nichts zurückerstatte. Seinem Beispiele folgten Oya} na und
die Banü Fazära und 'Abbäs b. Mirdäs, der Schaych der
Solaymiten. Die .Solaymiten selbst jedoch erklärten sich
bereit, ihre Gefangenen dem Propheten zu schenken. Er
unterhandelte nun und versprach den Widerstrebenden von
der nächsten Beute sechs Kameele für jede Frau, weicher
sie die Freiheit geben w ürden. Die genannten drei Schayche
gingen nach einigem Widerstand darauf ein , und die Ge-
fangenen wurden vertheilt und dann abgetreten und ihren
Familien zurückgestellt. Weil sich die Hawäziniten (mit
Ausnahme der Thakyflten) dazu verstanden hatlen, den Is-
lam anzunehmen, schenkte Mohammad jeder Frau ein Kleid
von leiner koptischer Leinwand.
Der Erfolg bei Honayn ermuthigte den Mohammad
seine Eroberungen im Yaman auszubreiten und er beschlofs
zu diesem Zwecke Truppen dahin zu senden. Ein Corps
von vierhundert Reitern organisirte sich in Kanäh, einem
Wädiy, nicht weit von Madyna, unter dem Kommando des
') Dem BochAry zufolge ist Akra und die Tamymiten erst ei-
nige Monate später dem Islam beigetreten: sie haben also den Feld-
zug nicht mifgeniacht.
337
Kays b. Sa'd b/Ohäda, welchem Mohammad ein weifses
Li\vä und ein schwarzes Räya überreichle. Dies Corps
war bestimmt, die Lagerplätze der Todaiten, eines Sa'd -
'Aschyrastammes, zu iiborrallen. Ziväd b. Härith, welcher
jenem Stamme angeliörle und sich in der Nähe befand,
eilte, als er davon gehört hatte, nach Madyna und ver-
sprach dem Propheten, den Stamm zu bewegen, sich ihm
zu unterwerfen und den Islam anzunehmen, wenn er die
Truppen zurückrufen würde. Der Projdiet ging darauf ein,
und es kamen fünfzehn Abgeordnete. Sa'd b/Obäda nahm
sie als (Jäste auf, beschenkte sie und stellte sie Abends
dem Gottgesandten vor. Sie legten das (ilaubensbekennt-
nifs ab, und nach ihrer Rückkehr verbreitete sich der Is-
lam so rasch in dem Stamme, dafs im folgenden Jahre
bereits hundert Personen zum Pilgerfeste nach Makka
kamen.
Ziväd begleitete den Mohammad einmal in einer Ex-
pedition und reichte ihm einen Schlauch Wasser zum Be-
hufe der Ablution. Dieser Umstand gab Veranlassung zu
zwei Legenden. Es soll dem Propheten, als er sich die
Hände wusch, Wasser zwischen den Fingern herausgequol-
len sein. Auch soll er dem Ziväd sieben Steinchen se-
geben haben, welche dieser, seiner Weisung nach, in ei-
nen Brunnen mit ^enig Wasser warf, worauf es sich au-
genblicklich vermehrte. AVenn man die verschiedenen, auf
diesen Gegenstand bezüglichen Traditionen vergleicht, so
sieht man deutlich, wie die Wundergeschichte entstan-
den ist.
Ein Thalabite erzählt: Im Jahre 8 nach der Flucht,
als der Prophet von Gi'irräna zurückkehrte, machten ihm
vier Männer aus unserem Stamme ihre Aufwartung und
versicherten, dafs sie auch im Namen des Stammes kämen,
in welchem Alle den Islam angenommen haben. Er be-
wirthete sie, indem er ihnen das Essen zuschickte, sie
wohnten nämlich, wie fast alle Deputationen, in dem Hause
III. 22
338
der Ranila, einer Tochter des Härith. Es bestand aus
Hrod in Milch eingebrockt mit Kochbutter darauf. Sie
blieben einige Tage in Madyna. Als sie ihren Abschieds-
besuch machten, befahl der Prophet dem Biläl, ihnen das
gewöhnliche Geschenk zu geben. Er brachte ungepräg-
tes Silber und sagte, dafs keine Silbermünzen vorhanden
seien. Jeder erhielt fünf Unzen und sie kehrten nach Hause
zurück. Die Wohnsitze der Thalabiten sind östlich von
der Makka-Madynastrafse.
Es nahte sich der Schlufs des Jahres und Mohammad
bezeichnete die Zehenteinnehmer. Nach einigen Quellen,
sagt Ibn Sad, traten sie die Reise zu den betretfen-
den Stämmen am 1. Moharram ( Neujahrstage, das heifst
20. April) an ').
Es dürfte hier der Ort sein, von den von Mohammad,
dem Sieger, eingeführten Verwaltungsmafsregeln zu spre-
chen. Die Reerierunffsform war theokratisch -socialistisch,
wuchs aus den gesetzlosen bistitutionen der Städte Makka
und Madyna, unter dem Einflüsse von Idealen über das
Prophetenthum, empor und nahm manche Einrichtungen der
') Folgendes sind die Namen der Eintreiber und Stämme:
'Oyayna b. Hicn, der mächtige Schaycb des Fazärastammes, zu den
Banü Tamym ; der Asiamite Borayda b. Ho(;ayb, ein eifriger Mos-
lim, der sich nach der Schlacht von Badr aus eigenem Antriebe
bekehrte und A. H. 63 starb, zu den Aslamiten und Ghifäriten oder
zu den Banü Ka'b b. Mälik; Abbäd b. Bischr aus Madyna zu den
Banü Solaym und Mozayna; Räfi' b. Makyth aus dem Stamme Go-
hayna zu seinem eigenen Stamme; Amr b. 'A9 aus Makka zu den
Banu Fazära; Dhahhäk b. Sofyän, der Kiläbite, zu seinem eige-
nen Stamme; Bosr b. Sofyän, der Ka'bite (aus dem Choza astamme),
zu den Banü Ka'b; Ibn Abtyya, der Azdite, zu den Banü Dzo-
byän; ein Ungenannter zu den Banü Sa'd b. Hodzaym.
Der Geschicbtschreiber greift vor, indem er sagt, er habe alle
diese Steuereinnehmer schon zu Anfang dieses Jahres bezeichnet;
denn einige derselben haben sich erst im Verlaufe des Jahres be-
kehrt. Im 'Oyün S. 446 ist eine vollständigere, aber unzuverlässi-
gere Liste.
339
arabischen Könige, wie der Kinditen auf. Sobald sich ein
Stamm unterworfen hatte, übernahm er die Verpflichtung,
den relij^iösen Gesetzen nachzukommen, und wenn Moham-
mad weit ging in der Einmischung in die inneren Angele-
ffenheiten, schickte er einen Statthalter, nicht um ihn zu
regieren, sondern zu kontrolliren. Zu den religiösen Ver-
pflichtungen gehört auch die Ablieferung des Zehent, wel-
cher, der ursprünglichen Bestimmung nach, den Armen zu-
fliefsen sollte, aber schon zur Zeit des Mohammad in vie-
len Fällen eine drückende Staatssteuer wurde.
Nur der freie, volljährige Moslim, nicht aber der Sklave
oder Andersgläubige (letztere bezahlten den Cheräg ^) hat-
ten den Zehent zu entrichten. Er bestand zum Theil in
einer Einkommen-, zum Theil in einer Vermögenssteuer.
Von den Erzeugnissen des Landes lieferte man den zehn-
ten Theil ab, vorausgesetzt, dafs es mit fliefsendem Was-
ser oder gar nicht bewässert wurde, wenn aber die Be-
wässerung künstlich, durch ein Rad oder durch Eimer, be-
werkstelligt wurde, hatte der Eigenthümer nur den zwan-
zigsten Theil zu entrichten. Die Hälfte des Zehent wurde
in diesem Falle zur Vergütigrung: für die Arbeit erlassen.
o o o
Zur Zeit des Mohammad wurde aufserdem nur noch
die Viehzucht besteuert, allein wenn auch die Armensteuer
erst unter 'Omar auf den Handel ausgedehnt wurde, so trägt
') Es kam öfters vor, dafs Sklaven ein Handwerk verstanden
und von dem Eigenthümer die Ei'laubnifs erhielten, es auf eigene
Rechnung auszuüben, doch unter der Bedingung, dafs sie ihm einen
Theil des Erwerbes abgaben. Dieser Theil nun wurde Cheräg ge-
nannt. Weil die unterjochten Ungläubigen gleichsam die Sklaven
der Moslime waren, wendete man auch auf die von ihnen dem mos-
limischen Staatsschatze entrichteten Steuern den Ausdruck Cheräg
an. Man sagt zwar, Cheräg alräs (Abgabe des Kopfes = Kopf-
steuer); gewöhnlich jedoch wird es in einem engeren Sinne gebraucht
und bedeutet die von den Andersgläubigen erhobene Landtaxe. Die
von den Ungläubigen erhobenen Steuern flössen nicht in den Armen-
fonds, sondern in die Staatskasse und hätten hauptsächlich zum Un-
terhalt der Armee verwendet werden sollen.
22»
340
es doch zur Deutlichkeit hei , wenn wir das System in
seiner vollen Entwicklung, wie es in den Gesetzbüchern
niedergelegt wird, darstellen; denn es ist kein Zweifel,
dafs es 'Omar im Geiste des Mohammad fortbildete, ja Mo-
hammad hat schon manche Verfügungen dieser Art ge-
troffen.
Von allem produktiven Eigenthuni, aufser Land, hatte
man nicht einen Theil des Ertrages, sondern des Kapitals
zu entrichten, und zwar in der Regel den vierzigsten, oder
2^ Proc, namentlich von edlen Metallen, von zum Verkauf
bestimmten Waaren und von auf der Weide befindlichem
Vieh. Angenommen also, dafs die Steuer für den Land-
mann, Kaufmann und Hirten gleich grofs war, so ergiebt
sich aus dieser Taxation, dafs d(M' Gesetzgeber von der
Voraussetzung ausging, dafs Handel und Viehzucht 25 Proc.
eintrage.
In den Gesetzbüchern werden folgende Klassen von
versteuerbarem Eigenthum aufgezählt:
1) Edle Metalle. Wer das ganze Jahr hindurch we-
nigstens 20 Dynäre Gold im Gewicht (auch zum Verkauf
bestimmtes Geschmeide, Gefäfse und Goldstaub wurden mit-
eingerechnet) hatte, mufste einen halben Dynär bezahlen,
wer weniger hatte, war frei. Die geringste Quantität Silber,
welche versteuert werden mufste, wird von den Rechtsge-
lehrten zu 200 moslimischen Dirhemen festgesetzt. Man
war jedoch steuerpflichtig, wenn das (lold und Silber zu-
sammen 20 Dynäre oder 200 Dirheme werth war.
2) Handelswaaren. Der Moslim bezahlte, wie von
edlen Metallen, nur 2^ Proc. vom Betrage seines Inventars
nach Abzug der Schulden. Aber nichtmoslimische Kauf-
leute, wenn sie Inländer waren, bezahlten fünf, und wenn
sie Ausländer waren, zehn Procent. Die Abgaben der Un-
gläubigen flössen jedoch nicht in die Armen-, sondern in
die Staatskasse, d. h. sie wurden als Beute angesehen,
341
und so verwendet, wie das dem Propheten entrichtete
Fünftel ').
3 u. 4) Kameele und Schaafe. Die Abgaben, welche
Viehzüchter von Kameel- und Schaalheerden zu entrich-
ten hatten, kennen wir bereits (s. S. 139). \m Gesetze fin-
den nir keinen Unterschied zwischen Ziegen und Schaa-
fen, und zum Behufe der Besteuerung wurden beide Tliier-
gattungen zusanmiengezähh ; es ist jedoch unrichtig, wenn
indische Tlieoh)gen sowohl in der Tradition, als in der Ju-
risprudenz, wo von Schaafen die Rede ist, immer Ziegen
verstehen. Die Ziegenzucht wurde in Arabien nie in's
Grofse getrieben, und es mag wohl selten vorgekommen
sein, dals ein Marjn eine hinlänglich grolse Ziegenheerde
hatte, um ihn dafür allein steuerpflichtig zu machen -).
') Für fremde Kaufleute war dies eine Art Zoll. Sie raufsten
von ihrer Baarschaft und ihren Waaren in der ersten moslimischen
Stadt, welche sie betraten, den zehnten Theil des Werthes bezahlen;
dann waren sie für ein Jahr im ganzen moslimischen Reiche steuer-
frei, ausgenommen, \A'enn sie ein anderes Mal eine gröfsere Quanti-
tät Waaren im Lager hatten, ein- oder ausführten. Sie erhielten
keinen Schein für die geleie^tete Zahlung, aber wenn sie in eine an-
dere Stadt kamen und die Steuer noch einmal gefordert wurde, galt
ihr Eid. Weil diese Taxe von der Armensteuer verschieden ist, war
auch ein anderer Beamter dafür angestellt, welcher Aschir hiefs,
während der Armensteuer-Commissarius Mo^addik genannt wurde.
In späteren Zeiten wurden, im Widerspruche mit den Bestim-
mungen des Mohammad sehr hohe Zölle (Gawäliy, jetzt Gomruk)
eingeführt.
*) S. 131) dieses Bandes, wo von dem Werthe der Schaafe und
den verschiedenen Arten der Kameele die Rede ist, ist mir eine
wichtige Tradition (Bochäry S. 1U5, Abu Dawüd S. 217) entgangen,
welche die Grundlage der von den Rechtsgelehrten aufgestellten
Steuergesetze bildet. Der Chalyfe Abu Bakr, erzählt Anas, gab mir,
als ich mich nach Bahrayn begab, folgendes Schreiben : Von 24 Ka-
meelen und weniger giebt man 1 Schaaf für je 5 Stück. Von 25 bis
35 eine Bint-Machädh, d.h. ein weibliches Kameelfüllchen; von 36
bis 45 eine Bint-Labün, d.h. ein etwas älteres weibliches Füllchen.
342
Von 46 bis 60 eine Hikka, d. h. eine Kameeistute, welche schon
besprungen werden kann; von 61 bis 75 eine Godz'a (richtiger Ga-
dza'a); von 76 bis 90 zwei Bint-Labün, und wenn Jemand 91 bis
120 Kameele besitzt, zwei Hikka; wenn er mehr als J20 besitzt,
für je 40 eine Bint-Labün und für je 50 eine Hikka. Wer nur
4 Kameele besitzt, ist steuerfrei; von 5 Kameelen giebt man ein
Schaaf ab. Wer eine Gadza'a abliefern soll und keine hat, der kann
eine Hikka und zwei Schaafe oder eine Hikka und zwanzig Dir-
heme geben. Wer eine Hikka abliefern soll und keine hat, kann
eine Gadza'a geben und der Steuereinnehmer giebt ihm 20 Dirheme
oder zwei Schaafe heraus. Wenn Jemand eine Hikka abgeben soll
und er hat keine, kann er eine Bint-Labün geben und noch zwei
Schaafe oder 20 Dirheme dazu.
In der Tradition werden auf diese Weise alle Kameelgattungen
wieder aufgezählt und der Preis der geringeren wird jedesmal zu
zwei Schafen oder 20 Dirhemen weniger veranschlagt, als die nächst
höhere; folglich: 1 Bint-Machädh = 5 Schaafen, 1 Bint-Labün
(welche iu's dritte Jahr geht) = 7 S., 1 Hikka (welche in's vierte
Jahr geht) = 9 S., 1 Gadza'a (welche in's fünfte Jahr geht) = 11 S.
Am Ende ist ein Zusatz, welcher den Unterschied des Werthes
männlicher und weiblicher Kameele anzeigt: Wenn Jemand eine
Bint-Machädh schuldig ist und er besitzt kein gehöriges Stück, so
kann er einen Ibn-Labün abgeben; er wird angenommen ohne
Zugabe.
Ein Ibn-Labün ist ein männliches Kameelfüllchen ebenso alt,
wie eine Bint-Labün. Ein männliches Füllchen war also nur zwei
Schaafe oder zwanzig Dirheme weniger werth, als ein entsprechen-
des weibliches.
Vergleichen wir diese Schätzung mit Tha'laby's Angabe (oben
S. 138) über den Preis des Blutes, so stellt sich heraus, dafs eine
Chilfa (trächtige Kameeistute) wirklich zu 15 Schaafen oder 150 Dir-
hemen veranschlagt wurde.
Es ist so interessant über die ökonomischen Verhältnisse ande-
rer Nationen wohlbegründete Aufschlüsse zu haben, dafs ich diese
Angaben benütze, um als Probe des S. 139 Gesagten auch daraus
den mittleren Werth eines Kameeies zu bestimmen. Wir kennen den
Werth aller Altersstufen weiblicher Kameele. Was die männlichen
Kameele anbetrifft, so ist klar, dafs einer trächtigen Stute keins entspre-
chen kann. Wir schlagen aber das jüngste männliche Kameelfüllchen
um 20 Dirheme weniger an, als ein Bint-Machädh, also zu 3 Schaa-
fen oder 30 Dirhemen. Wenn nun auch ein männliches Kameel
jährlich um 20 Dirheme zunimmt bis es im sechsten Jahre das volle
343
5) Rindvieh mit Kinschliifs von Büffeln '). Weniger
als dreifsig Stück waren frei, von dreifsig lieferte man ein
Kalb ab, das in's z^veite Jahr ging, von vierzig Stück eins,
«las in's dritte Jahr ging.
6) Pferde. Weil in der (Jegend von Makka und Ma-
dyna keine Stutereien sind, weicht die Besteuerung von
Pferden insofern von den anderen Hausthieren ab, als man
die Abgabe in Geld entrichtete. Ks stand dem Eigenthü-
mer und Stenereintreiber frei, für jedes Pferd einen Dy-
när zu bezahlen (vierzig Dynäre uaren also der Durch-
schnittspreis eines Reitpferdes) oder es schätzen zu lassen
und 2^ Proc. des Schutzungspreises zu entrichten. Kriegs-
pferde der Moslime waren steuerfrei und von Andersgläu-
Alter erreicht hat, so haben wir folgende Preise für die fünf Alters-
stufen: 30, 50, 70, 90, 110 Dirheme. Setzen wir nun voraus: eine
Heerde bestand aus je einem weiblichen und männlichen Kameele
von jeder dieser Altersstufen, so hatten alle zehn mit einander den
Werth von 820 Dirhemen. Dividiren wir diese Summe mit 10, so
ist der Durchschnittspreis 82 Dirheme.
' ) Wahrscheinlich gab es zur Zeit des Mohammad keine Büf-
fel in Arabien. Sie waren den Römern und Griechen unbekannt
(Bochart Hieroz. Bd. 1 S. 973). Ihre Geschichte wird von Kodäma
erzählt: Der Thäyifite Mohammad b. Käsim schickte dem berüchtig-
ten Haggäg mit den Zott (eine Art Zigeuner) auch Büffel von Sind.
Man verpflanzte 2000 in die Sümpfe von Kaskar (am Tigris). Unter
der Regierung des Walyd b. 'Abd almalik beklagten sich die Einwoh-
ner von Ma9y9a (zwischen Syrien und Kleinasien), dafs die Gegend
wegen der grofsen Anzahl von Löwen unsicher sei, und man trieb
als Mittel 4000 Büffel dahin.
Ob die Büffel aus einer Gegend die Löwen zu vertreiben im
Stande sind, weifs ich nicht; aber ich zweifle nicht, dafs der indi-
sche Büffel (die syrischen sind viel kleiner und schwächer) im Kampfe
mit dem Löwen den Sieg davon trägt. In den Thiergefechten, die
ich gesehen habe, wurde der bengalische Tieger, der doch ebenso
stark und viel behender ist, als der Löwe, jedesmal vom Büffel
überwunden. Dem Kazwyny S. 383 zufolge ist auch die Seltenheit
der Krokodile im Nil dem Büffel zuzuschreiben.
344
bigen angehörigen Pferden zahlte man nach dem Werthe
den Cheiäg ').
In den Gesetzbüchern wird ein eigenthüniHcher Aus-
druck für »Hausthiere« gebraucht, nänihch Sawäyinia (Sin-
gular Säyinia). Ich habe keinen moslimischen Rechtsge-
lehrten gekannt, welcher mir den Grund dieser Benennung
anzugeben wufste. Schon in der frühesten Zeit hat man
sich in den Schulen bemüht, viel Sinn in einem oder we-
nigen Worten zusammenzufassen, und dadurch ist der Sinn
nicht selten verloren gegangen. Säyima bedeutet »das
Weidende«. Der Gesetzgeber wollte nämlich nur Vieh-
züchter besteuern und hatte alt-o nur jene zahmen Thiere
im Auge, welche in den Steppen weideten, also gleichsam
die Stutereien. Hausthiere hingegen, welche man zur Ar-
beit nöthig hatte, wie Kameele, welche Wasser ziehen, zum
Behufe der Beuässernng der Felder; Ochsen, welche zum
Ackerbau nöthig sind, Bardziine (Saumplerde), d. h. Rosse
von niedriger Race, welche zum Reiten untauglich sind,
und nur zum [.asttragen verwendet werden, und Esel und
Maulthiere, welche man stets zum Tragen benutzt, waren
steuerfrei.
') Abu Yusof, welcher am ausführlichsten über diese Gegen-
stände handelt, erzählt einen speziellen Fall, in dem ein Pferd ver-
steuert wurde: Ein christlicher Araber kam mit einem schönen Rofs
vor den Aschir; dieser schätzte es zu 20,000 Dirhenjen und sagte:
"Wenn du willst, bezahle ich dir 19,000 Dirheme und du läfst mir
das Pferd, oder du erlegst JOOO Dirheme als Steuer. Der Eigen-
thümer wählte das letztere. Nach einiger Zeit kam er denselben
Weg mit dem Pferde und der Aschir verlangte die Steuer noch
einmal. Die Sache wurde vor den Chalyfen "Omar gebracht und
er entschied, dafs der Eigenthünier in diesem Jahre keine Steuern
mehr für das Pferd zu entrichten habe. Es wird nicht gesagt, ob
der Eigenthümer das Pferd verkaufen wollte; aber es ist wahrschein-
lich. Uebrigens durften die Christen nicht in der Armee dienen
und vielleicht schon damals nirgends zu Pferde erscheinen: wenn
sie also Pferde hielten , konnte es nur zum Verkaufe sein. Jeden-
falls war Grund vorhanden, sie strenger zu behandeln als die Recht-
gläubigen.
345
7) Minen. Steinbrüclie, Perlfiscbereien u. dy;\. sind
frei. Von Metallen lieferte man den lünften Tlieil ab, denn
ilir (leuinn \viid uie Beute betrachtet; doch llossen die Ab-
gaben von Minen in die Armenkasse und nicht, \vie das
Fünftel der Kriegsbeute, in den Staatsfond.
Gewerbe der Moslime werden nicht besteuert, weil
sie damals keine betrieben, mit Ausnahme des Räuber-
handwerks. Dieses durfte nur gegen Andersgläubige geübt
werden, und man mufste ein Fünftel der Beute abliefern.
Die Gewerbe der unterworfenen Juden und Christen ^^ur-
den von Mohammad besteuert und man mufs sich nur wun-
dern, dafs die Gesetzgelehrten nach ihm, auf diesen Vor-
gang sich stützend, nicht eine reoelmäf>ige Gewerbesteuer
einführten. Aullallend ist, dafs Häuser, welche in mosli-
mischen Städten sehr erträglich sind, keine Steuer entrich-
ten. Die Ursache ist wohl, dafs die Gesetze aus einer
Zeit herrühren, zu der jede Familie ihre eigeue Hütte be-
wohnte und man nur Gäste, nidit aber Miethsleute in sein
Haus aufnahm ^).
Es ist ein gewaltiger Irrthum, zu glauben, dafs unter
') 'Omar und seine Nachfolger, welche sich an den Koran
hielten, würden vielleicht eine Haussteuer eingeführt haben, und es
hätte nicht schwer fallen können, sie zu rechtfertigen, wenn raan
die Sache vom rechten Standpunkte angesehen hätte. Allein eine
folgerichtige Auffassung des Miethsverhältnisses hätte die Folge ha-
ben müssen, dafs kein Spekulant ein Haus gebaut oder gekauft, und
wenn er eines besessen hätte, solches nicht vermiethet haben würde.
Die Moslime sahen nämlich wohl ein, dafs Miethszins sich nur dem
Namen nach vom Geldzins, welchen Mohammad als Wucher verbo-
ten hat, unterscheide. Man hielt es also für zweck mäfsig, diesen
delikaten Punkt gar nicht zu berühren, um so mehr, da Männer wie
Zobayr und andere in Häusern spekulirten. Später, als man die
Bestimmungen des Gesetzes folgerichtig zusammenstellte, erhob sich
ein Streit darüber, ob es erlaubt sei, Pachtzins vom Landeigenthum,
welcher auch eine Art von Geldzins ist, zu nehmen, und Ibn'Omar
war so gewissenhaft kein Land mehr zu verpachten (vergl. Bochäry
S. 313.)
346
iinffebildeten Völkern ein lebendigeres Gefühl für Recht
und Billigkeit bestehe, als unter uns. Die Erfahrung zeigt,
dafs sie viel weiter gehen im Klügeln, als gebildete Natio-
nen. Ich gebe ein Beispiel: Wenn ein Mann 4 Kameele,
29 Rinder und 39 Schaafe besafs, und aufserdem 4 Wask
Getreide, ebensoviel Hülsenfrüchte und Datteln und Oliven
einerntete, so war er steuerfrei, während ein anderer, der
nur 5 Kameele, oder nur 30 Rinder besafs, oder nur 5
Wask Getreide etc. einerntete, steuerpflichtig war (Muattä
S. 117). Der Steuerfreie hatte in diesem Falle ein Ver-
mögen von mehr als 2000, und der Steuerpflichtige von
nur 200 Dirhemen. Eine ähnliche Spitzfindigkeit finden
wir in dem aus dem Heidenthume stammenden Gesetze, dafs
der Enkel auf das Erbe seines Grofsvaters keinen Anspruch
hat, wenn das Mittelglied zwischen Grofsvater und Enkel
vor dem Tode des erstem gestorben, ist es aber auch nur
einige Augenblicke darnach gestorben, so erbt der Enkel
den Theil des Mittelgliedes. Ich könnte eine Anzahl Fälle
anführen, welche zeigen, dafs in der Anwendung der Ge-
wohnheitsgesetze, wie in der Ausbildung derselben unter
dem patriarchalischen Naturvolke Arabiens die raffinirteste
Rabulistik herrschte. Wenn man dagegen Beispiele von
Grofsmuth citirt, so will ich sie nicht in Abrede stellen^
aber ich möchte bemerken, dafs die meisten Nachrichten
über sogenannte Naturvölker aus Zeiten und von Leuten
herrühren, denen sie für das Ideal der Tugend galten. Ein
vorurtheilfreies Studium ihrer Zustände weist solche sen-
timentale Anschauungen von sich, und erkennt, ohne ihre
guten Eigenschaften zu läugnen, ihre viel gröfseren Laster
bereitwillig an, und in der wahren Bildung das höchste
Gut des Menschen erblickend, bemüht es sich zur Forde-
rung derselben beizutragen.
Der beiweitem gröfsere Theil des von Mohammad er-
hobenen Zehent bestand in Kameelen, und es unterliegt
keinem Zweifel, dafs das Kameel (und als Scheidemünze
347
das Schaaf) die Grundlage der Berechnung des nioslimi-
sclien Steuersystems ist '). Man dar! aber nur ein ^^enig
in den Gegenstand eingehen, um sich zu überzeugen, dais
eine tiefere, ältere Grundlage vorhanden sei, nämlich der
zehnte Theil der FeldiVüchte, und dafs die Besteuerung
der Kameele ein daraus abgeleiteter Satz ist. Das IVin-
cip, dafs man den zehnten Theil dessen, was Gott für
den Unterhalt des Menschen wachsen läfst, Gott zurück-
gebe, wurde dann auch auf die Viehzucht ausgedehnt.
Konsequent hätte man auch hier den zehnten Theil des
Ertrages fordern sollen. Moses nahm die Erstlinge und
hat sich somit der konsequenten Durchführung des Grund-
') Auch die Rechtsgelehrten nach Mohammad haben sich in
ihren Berechnungen besonders an die Steuern für Kameel- und Schaaf-
heerden gehalten. Mohammad hat die in einer früheren Note ent-
haltenen Bestimmungen schriftlich festgesetzt, Abschriften davon sei-
nen Steuereinnehmern mitgetheilt und das Original bei sich behal-
ten und an seinen Säbel gebunden — das war sein Archiv! —
Nach seinem Tode ging dieses Dokument auf Abu Bakr über und
dann auf Omar; nach dessen Tode haben es sich seine Kinder an-
geeignet. Es war zur Zeit Omars II. noch in ihrem Besitze und
er liefs es für seinen Gebrauch copiren. Dem Zohry hat es Sälim
b. 'Abd Allah b. 'Omar I. zu lesen gegeben (Abu Dawüd Bd. 1
S. 219). Aufser dieser Urkunde hatte sich eine Anzahl Briefe, die
Mohammad über diesen Gegenstand an die Steuereinnehmer schrieb,
erhalten. Diese Materialien waren also die sicherste Grundlage,
welche die Rechtsgelehrten wünschen konnten, und sie hielten sich
daran (vergl. Tirmidzy S. HO, aus seiner Bemerkung am Schlüsse
der Tradition ersehen wir auch, warum Bochäry und Moslim dieses
Dokument nicht in ihre Sammlungen aufgenommen haben: weil es
eine Urkunde ist, entsprach es nicht ihrem Canon, welcher ver-
langte, dafs die Isnäd ohne Unterbrechung bis zu einem Zeitgenos-
sen des Propheten hinaufreiche. Hätte Sälira gesagt: Mein Vater
'Abd Allah hat mir diese Urkunde mündlich mitgetheilt, und er hat
sie auf gleiche Weise von seinem Vater Omar vernommen, so wür-
den sie Bochäry und Moslim in ihre Sammlungen aufgenommen ha-
ben. Sonderbare Begriffe über historische Kritik!)
348
Satzes genähert. Die Moslime haben es schon Aveiter in
der Kechnungskunst gebracht und ein geregeltes System
eingeführt.
Sie berechneten den Durchschnittspreis eines Kamee-
ies und setzten ihn zu 8 Schaafen oder 80 bis 82 Dirhe-
men fest, ferner machten sie einen Leberschlag, wie viel
ein ^vachsendes Kanieel jährlich im Werthe gewinne und
veranschlagten den Mehrwerth zu 20 Diihemen oder 2
Schaafen, Obschon für die Arbeit unbrauchbare Kameele
geschlachtet wurden, so hätte doch ein Abzug gemacht
werden sollen für alternde Thiere. Aber statt einen Ab-
zug zu machen, nahmen sie in der Berechnung der Wert-
zunahme einer Heerde, die Trächtigkeit der Stuten und
einjährige F'üUchen nicht in Anschlag.
Wenn wir den Zehent des Ertrages einer Kameel-
heerde zu berechnen hätten, würden Avir blos auf das zweite
der obigen beiden Daten rellektiren und sagen, wenn ein
Kameel jedes Jahr um 20 Dirheme an Werth gewinnt, so
beträgt der Zehent des Ertrages 2 Dirheme, folglich ist
die Steuer von 5 Kameelen 10 Dirheme oder ein Schaaf.
Ihre Methode war etwas coniplicirter, theils weil sie (wie
sich auch aus ihrer Art, Erbschaften zu vertheilen ergiebt)
eine andere Rechnungsmethode befolgten als wir, und theils
weil der Werth der Kameele ursprünglich auf Schaafe und
nicht auf (udd rcduzirt wurde. Da jedes Kameel einer
Heerde durchschnittlich 8 Schaafe werth war und in einem
Jahre um zwei Schaafe im Werthe zunahm, so stieg der
Werth der ganzen Heerde in vier Jahren auf das Doppelte,
und da der Ertrag von vier Jahren ebenso grols war, als
das Kapital, so hätte n)an am Ende dieser Periode den
zehnten Theil des ursprünglichen Kapitals abgeben sollen.
Die Jahresabgabe belief sich also, um mich eines bezeich-
nenden der Tradition (Misclikat S. 151. Abu Dawud Bd. 1
S. 219) entlehnten Ausdruckes zu bedienen, auf ein Viertel
349
des Zehntels (des Kapitals ^). Die [Besteuerung des Kapi-
tals statt des Ertrai'es \vui'de dann auf andere llausthiere
und edle Metalle überlraizen. In der Besteuerung der letz-
tern ist der Gesetzgeher von der V^oraussetzung ausgegan-
gen, dafs sich, wie bereits gesagt, die l*roduktivität des
Geldes jährlich aul 25 Proc. helaufe. Es unterliegt keinem
Zweifel, dal's das (Jeld im Orient diesen Weilh hat und
immer hatte. Seihst Avenn man sich Geld zu 12 Proc. borgt
') Ich benutze diese Gelegenheit, um ein Versehen in der Be-
rechnung der Preise der Lebensmittel (S. 140) zu verbessern. Von
Datteln und Getreide (die mafsgebende Tradition ist die des Abu
Sayd Chodry, welche daher in alle Sammlungen aufgenommen ist,
z. B. Bochäry S. 1«9, 194 u. 201; Tirmidzj S. 110; Abu Dawüd
Bd. 1 S. 216; am besten Moslim Bd. 1 S. 54«, denn er stellt nach
seiner löblichen Methode alle Versionen zusammen. Der Ausdruck
Datteln und Getreide, Habb, kommt nur in zwei Versionen vor)
mufste man den Zehent entrichten, wenn sich die Ernte, d.h. der Jah-
resertrag, auf wenigstens 5 Wask belief, von Kameelen hingegen,
wenn die Heerde, d. h. das Kapital, aus wenigstens 5 Stücken
bestand, folglich 1 Wask Datteln = J6 bis 20 Dirhemen.
Der Ausdruck Getreide, Habb, hat bei den Arabern eine sehr
weite Bedeutung und umfafst aufser Gerste, Weizen, Reis, Büschel-
mais und Hirse auch Erbsen, Bohnen und andere Hülsenfrüchte
(vergl. Muattä S. 118). Zwanzig Dirheme per Wask ist also der
mittlere Preis aller dieser Früchte. Es ist jedoch anzunehmen, dafs
Mohammad bei der Feststellung des Zehent besonders auf Datteln,
Gerste und Weizen reflektirte. Der Wask Datteln und Gerste mag
demnach in Madyna 1 5, der Weizen 30 Dirheme gekostet haben.
Was nun die Auffassung der Rechtsgelehrten anbelangt, so hal-
ten sich die Schäfi'iten und Mälik an die Tradition des Abu Sa' yd,
die Hanj-fiten hingegen (doch nicht alle) behaupten, dafs man von
den Feldfrüchten den Zehent entrichten müsse, sei die Quantität
auch noch so gering. Sie stützen sich auf eine Tradition, welche
in keine canonische Sammlung aufgenommen ist, welche aber vom
Chalyfen ' Omar II. überliefert wurde, und vielleicht hat sich dieser
gerechte Monarch auch daran gehalten. Auch Mälik, in der Muattä
S. 117, spricht eine mit Abu Sayd nicht ganz übereinstimmende An-
sicht aus.
350
und in Land anlegt, kann man noch recht gute Geschäfte
dabei machen. Der Gesetzgeber hatte aber besonders den
Kaufmann im Auge, dessen Profite sehr grofs waren. Es
traf aber auch andere Klassen und mufste mitunter sehr
drückend sein, besonders weil Mohammad, obschon Kauf-
mann, das canonische Recht in den Islam einführte und
jede Art von Zinsen für Geld als Wucher erklärte '). Setzen
wir, dafs eine Kaufmanns -Wittwe mit mehreren unmündi-
gen Kindern ein bedeutendes Vermögen in baarem Gelde
ererbte, so war dasselbe, ehe die Kinder das Alter er-
reichten, um mit dem Gelde Geschäfte treiben zu können,
zur Hälfte als Armensteuer ausgegeben, und die Familie
kam dann wahrscheinlich selbst an die Armenkasse.
Da der Zehent von Feldfrüchten die Basis der Armen-
steuer ist, sind wir zu dem Schlüsse berechtigt, dafs sich diese
Pflicht, welche ursprünglich für die Moslime eine rein re-
ligiöse ohne Staatszwang war, unter einer ackerbautreiben-
den Nation entwickelt habe. Auch die Einwohner von Ma-
dyna lebten vom ]>andbau, und Mohammad konnte den
Zehent nach seiner Ankunft in dieser Stadt eingeführt ha-
ben. Er predigt aber in so vielen der frühesten makka-
nischen Inspirationen mit solcher Bestimmtheit die Noth-
wendigkeit der Verabreiclumg des Almosens (und immer
mit dem bestimmten Artikel), dafs man deutlich sieht, er
habe schon bei seinem Auftreten es für eine Pflicht ge-
halten, einen gewissen Theil des Einkommens den Armen
zu verabreichen. Ferner sind beide Ausdrücke dafür, Zakät
') Es wird dem Leser nicht entgangen sein, dafs man von Gold
und Silber, wenn der Werth sich nur auf 200 Dirheme belief, schon
steuerpflichtig war, während Kameele oder Schaafe auf den doppel-
ten Werth steigen inufsten, ehe man davon Abgaben zu entrichten
hatte. Im socialistischen, raubgierigen Orient hat man den Kapifa-
listen immer geächtet. Dieselbe Tendenz haben in neuerer Zeit rein
demokratische Institutionen.
351
und ^adaka, hebräischen Ursprungs '). Ich glaube also, dafs
er auch diese Pflicht (wie das (Jebet) von seinen Vorgän-
gern, den Hanyfen, in den Islam hinübergenommen habe.
') Nach dem jetzigen Sprachgebrauch bedeutet Zakät Armen-
steuer, d. h. die Tantieme (alkadr almo'ayyan) des Vermögens oder
Einkommens, welche ein Moslim den Armen zu geben verpflichtet
ist, Qadaka hingegen bedeutet Almosen. Man gebraucht aber*(^'a-
daka auch für Sühne, z. B. für das Tödten eines Insektes oder Ver-
nachläfsigung einer religiösen Pflicht oder zu Gunsten der Seele ei-
nes Abgestorbenen.
Beide Ausdrücke sind hebräischen Ursprunges. Zakät gebraucht
Mohammad schon in Makka, C'adaka hingegen kommt nur in raa-
dynischen Offenbarungen und nicht häufig vor, und es bedeutet im
Koran freiwilliges Almosen und Armensteuer (z. B. K. 9, 6o). Im
K. 2, 277 kommen beide Ausdrücke vor und könnte man Qadaka
mit Wohlthätigkeit, Zakät hingegen mit „vom Gesetze vorgeschrie-
benem Almosen" übersetzen; insofern ist also der neuere Sprachge-
brauch gerechtfertigt.
Wenn auch Zakät in den meisten Koränstellen diese specifische
Bedeutung bat, so kommen doch auch einige vor, in welchen es
als Almosen im weitern Sinne des Wortes aufgefafst werden niufs.
Besonders bezeichnend ist in dieser Hinsicht Kor. 30^ 38: Mit Geld,
welches ihr auf Zinsen ausleget, werdet ihr vor Gott nicht gewin-
nen, wenn ihr aber Geld Gott zu Liebe als Zakät spendet, so ver-
doppelt ihr euer Kapital in Wirklichkeit. In Koran 2, 277 wird die-
selbe Idee wiederholt und Qadakät (der PI. von Q'adaka) in diesem
Sinne, Zakät hingegen für „die vorgeschriebene Armensteuer" ge-
braucht: Zinsen bringen keinen Segen Gottes, aber das Almosen
trägt Zinsen ein. Diejenigen, welche das Gute thun, das (vorge-
schriebene) Gebet verrichten und das Zakät abgeben erwartet ein
grofser Lohn.
Dieses von Gott vorgeschriebene Almosen blieb bis 630 eine
religiöse Pflicht; dann aber wurde sie zur Staatssteuer, und nicht
nur im Koran, sondern auch in Dokumenten wendete Mohammad
den für ihn ziemlich neuen Ausdruck (^adaka an, ja wie ich glaube
und weiter unten wieder bemerken werde, im Unterschiede von Za-
kät, welches noch immer das blos von der Religion befohlene Al-
mosen, wie z. B. das im kleinen 'Yd vorgeschriebene, bedeutet. In
sofern ginge also der neuere vom älteren Spracbgebrauche aus einan-
der. Zu bemerken ist noch, dafs in Gesetzbüchern Mo^addik für
352
JNicht zu übersehen ist, dafs nach seiner frühesten Lehre
«1er Zelient niclit den Priestern, sondern den Armen ver-
abreicht Averden sijll. Wahrscheinlicli lehrten seine Vor-
gänger, welche bettelnde Asceten und keine Bewunderer
des Priesterthums waren, dasselbe.
Man \ersetze sich in die sonderbaren volkswirthschaft-
lich^en Zustände, wo jeder Besitzende jährlich den zehnten
Theil der Ernte und den vierzigsten Theil seines produk-
tiven Vermögens an die Armen abgeben mufs, und aufser-
dem verpHichtet ist, an) kleinen 'Yd Almosen zu spenden!
Wäre das CJesetz durchführbar gewesen, so hätte der sie-
bente Theil der Bevölkerung die Hände ruhig in den Schoofs
legen und von der Arbeit seiner Nachbarn leben können.
Ein Besitzender, welcher z. B. nichts -als eine Baarschaft
von 200 Dirhemen besafs, war so hoch besteuert, dafs er
schlimmer daran war, als ein Mann, welcher nichts hatte
und von der Wohlthätigkeit Anderer lebte. Die Verhält-
nisse geslalteten sich übrigens bald nach Mohammad's Tod
so, dafs die Armensteuer die wenigst ergiebige Quelle des
Einkommens, des nioslimischen Proletariats war; denn es
flössen die Schätze der Chosroen und Egyptens nach Ma-
dyna, und ein Taugenichts, welcher nur einen Sklaven zu
seiner Bedienung und ein Pferd zu seinem Vergnügen hielt,
hatte , nach der ausdrücklichen Bestimmung einiger Ge-
setzlehrer, nicht nur auf seinen Theil an den vStaatseinkünf-
ten, sondern auch auf die Armenkasse Anspruch.
Eine redliche Vertheilung einer so ergiebigen Einkom-
mensteuer ist, so lange die Menschen IMenschen sind, so we-
nig denkbar, als die Durchlührung irgend eines anderen so-
cialistischen Systemes, Mohammad verfügte darüber so will-
kürlich, dafs er es nöthig fand, sich im Koran gegen die Vor-
würfe der (llänbigen zu veitheidigen (9, .".,s) und die unge-
rechte Verwendung derselben von (lott bestätigen zu lassen.
ArmcnstcuercintiohrntT vorkoninit. Neben Moi;addik koinirit auch
Aschir, Zelieutuinuehmer, Zollbeamter, aber nicht Mozakkiy vor.
353
9, 60. Das Almosen ist einer Satzung Gottes gemäfs
für die Nothleidenden, für die Armen, für die Entschädi-
gung der Einnehmer desselben, für die Besänitigten,
für die Loskaufung von Gefangenen und Sklaven, für mit-
tellose Schuldner und für Reisende bestimmt.
Unter den Besänftigten, welchen in dieser Koränstelle
Ansprüche auf das »Almosen« zuerkannt werden, waren
mächtige Männer, die durch Geschenke für den Islam ge-
wonnen wurden, wie Hakym b. Hizäm, der reichste Mann
in Makka (Taymy S.420). Auch der selbstsüchtige Schaych
der Fazäriten, 'Oyayna, welchen Mohannnad als Steuerein-
nehmer zu den wohlhabenden Tamymiten sandte, und an-
dere Bedouinenhäuptlinge gehörten zu den Besänftigten.
Seine Statthalter, meistens aus der Zahl der Besänftigten
gewählt, erprefsten so viel sie konnten und verwendeten
die Revenuen, wie es ihnen gefiel. Es wurden Klagen
gegen sie geführt, und Mohammad gab den Klägern den
bureaukratischen Uescheid, man müsse sich der Obrigkeit
unterwerfen (Moslim Bd. 1 S. 554). Ungeachtet des so-
cialistischen Namens dieser Steuer wanderte sie doch, wie
alle Steuern, wenigstens zum Theil, aus den Taschen der
Mittelklassen in die Kotier der Reichen. Ein noch grö-
fserer Theil wurde für die Armee verwendet. Soldaten,
d. h. Leute, welche regelmäfsigen Sold bezogen, gab es
keine. Das aus Räuberbanden enstandene Kriegsheer be-
stand aus Freiwilligen, welche in der l'eute Ersatz für ihre
Anstrengungen fanden. Der Erfolg der moslimischen Ban-
den hatte eine Anzahl Leute nach Madyna gebracht, de-
ren einziges Gewerbe der Krieg war, und das Gesetz be-
stimmt, dafs Männer, welche sich ausschliefslich diesem
Berufe widmen (mokäti alghazät) vor allen Andern bei der
\ ertheilung des Almosens bedacht werden sollen. Durch
die Armensteuer entstand daher eine stehende Armee, frei-
lich stand es den Empfängern bei jeder Gelegenheit frei,
in das Feld zu ziehen oder nicht; denn sie erhielten ihren
ni. 23
354
Antheil am Almosen mir deswegen, weil sie keine Ünter-
lialts((uelle hatten, ja nach einem glückhchen Rauhzug hätten
sie ihn verheren sollen. Nicht zu übersehen ist, dafs dem
Gesetze gemäfs arme Häschimiten und Mottalibiten, Anver-
wandte des Propheten, vom Almosen ausgeschlossen sind.
Sie hatten nämlich, gerade Avie bei uns die Mitglieder der
türstlichen Familien '), Anspruch auf die Staatkasse (Fay al-
moslimyn) Das Gros der j\rmensteuer vertheilte man in dem
Stamme oder Orte, wo sie erhoben wurde, ein grofser Theil
wurde jedoch nach Madyna gebracht; denn es war das Herz
des Islams und enthielt den Kern der Armee ^). Alles hing
hierin von dem Uebereinkommen ab, welches die Stämme
bei ihrer Unterwerfung gemacht hatten; von 'Oman z. B.
kam anfangs kein Dirhem nach Madyna.
Die von Mohammad eingeführten administrativen Maafs-
regeln waren sehr einfach. Die späteren Juristen behaup-
ten, dafs die Regel bestanden habe, die Zehenteintreiber
jährlich zu wählen. Ihr Amt horte auf, wenn der Zehent
gesammelt und vertheilt Avar. Dies ist aber nicht ganz
richtig ^). Nach unserer Auffassung würden wir die Be-
sitzungren des Mohammad in unmittelbare Provinzen und
') Man stellte auch Hilscbimiten und überhaupt Verwandte des
Herrschers nicht gern als Finanzbeanite an, denn man hielt dieses
Geschäft als eine Erniedrigung für sie. Doch weil diese Stellen so
einträglich waren, kamen Ausnahmen vor.
^) Wir haben gesehen, dafs es Mohammad den Gläubigen zur
'Pflicht machte, die Higra zu vollbringen, d. h. sich in Madyna nie-
derzulassen. Nach der Einnahme von Makka, sagen die meisten
Theologen, hörte diese Pflicht auf, und wer sich erst darnach in
Madyna niederliefs, hat nicht auf den Namen Mohagir Anspruch.
Dennoch hielt er immer noch viel darauf, dafs sich die Gläubigen
um ihn schaarten, und die Madynenser blieben auch nach seinem
Tode noch die Kerntruppen.
') Wer die orientalischen Zustände kennt, wird leicht begrei-
fen , warum sie diese Behauptung aufstellen? Viele dieser Herren
(wie z. B. Abu Yüsof) erfreuten sich des Vertrauens des Hofes und
355
Schutzländer eintlieilen. In erstem liielt er sich ge^vcihn-
Mch an diese Regel, aber in Yanjänia, 'Oman und in den
meisten Theilen von Yaman hatten die hühern f iirsten zum
Theil das vertragsmäfsige Recht, den Zehent zu sammehr,
denn dieses waren Schutzländer. Zwischen dem moslimi-
schen Staate und Yamäma endlich bestand nur Neutralität.
In die inneren Angelegenheiten der Stämme und Städte
mischte sich Mohammad bisweilen als Prophet, höchst sel-
ten als Herrscher. Erobernde Völker im Orient besnüo-en
sich mit dem Tribut, den Frauen und den Dienstleistun-
gen der unterjochten Nationen, und regieren nur, wenn es
pecuniären Nutzen gewährt oder unerläfslich ist. Unge-
achtet der Raubsucht der Despoten und ihrer Beamten ge-
niefsen dennoch die Orientalen mehr persönliche Freiheit
als Schutz, nur vermindert sich diese in dem Maafse, in
welchem der Reichthum des Individuums sich vermehrt.
Rs ist dieser Freiheit des Individuums und der Gemeinden
zuzuschreiben, dafs einige orientalische, namentlich persi-
sche Provinzialstädte eine ung^laubliche Zähigkeit bewiesen
und sich unter den trübsten Verhältnissen am Leben er-
hielten. Auch verfolgte Religionsgemeinden, wie die Ju-
den und Christen, verdanken dieser Ursache ihr Fortbe-
stehen. Wenn Dynastien alt und entkräftet werden, fangen
sie allerdings an, sich in die Geschäfte der Gemeinden zu
mischen und zu regieren. Es ist dies der Dräne: der Selbst-
erhaltung. Aber im Orient hat es nie ein System des politi-
schen Gleichgewichtes, ein nur scheinbar grolsmüthiges, und
in Wirklichkeit um Schonun«: flehendes Grofsmächteln ge-
geben. Wenn sich ein Machthaber stark genug fühlte, griff
er stets, ohne Rücksicht auf Verträge, seine schwächeren
die Zehenteintreiber wurden auf ihre Empfehlung gewählt. Da nun
alle Stellen im Orient verkauft werden, so war es viel vortheilbaf-
ter für sie, wenn sie jährlich auf's Neue vergeben wurden. Wie
viel mag der verschmitzte Abu Yüsof von jedem Zehenteinnehmer,
welchen er empfohlen hat, erhalten haben!
23*
356
Nachbarn an und stürzte altersschwache Dynastien. Die
Naturgesetze hatten somit immer ihren freien Lauf, und
wenn die rnuvälzungen nicht zu häufig vorgefallen und
zu rücksichtslos durchgeführt worden wären, hätten sie
zum Heile der Völker gereicht.
Mohammad bestellte für jede CJemeinde, meistens aus
ihrer Mitte, einen Vorbeter. Wenn sie selbst einen passen-
den fand, liefs er ilin gewähren. Die Regel ist, dafs der-
jenige Vorbeter sein soll, der am meisten vom Koran aus-
wendig weifs. Der Vorbeter unterrichtete die Gläubigen
auch in der Religion. Dieser Unterricht war aber äufserst
einfach; Allah ist der einzige Gott, du mufst die fünf täg-
lichen Gebete verrichten, den Ramadhän fasten und, wie
früher, nach Makka wallfahrten und das Almosen entrich-
ten. Letzteres Gesetz theilte der Prophet den Stämmen
häufig schriftlich mit. Das Vorbeteramt war eine unbe-
zahlte, aber mitunter sehr hohe F^hrenstelle '). Wenn der
Vorbeter arm war, hatte er auf das Almosen Anspruch,
oder auch auf die Staatskasse, oder vielmehr der Prophet
machte ihn) bisweilen Geschenke; damals wurden nämlich
die Finanzen sehr gemüthlich verw altet und von einer Rech-
nungslegung war keine Rede. Die Steuerkameele wurden
zum Theil sogleich vertheilt, zum Theil auf die Weide ge-
schickt, und Biläl hatte die ßaarschaft in Verwahrung in
Häuten ohne Schlofs und Riegel. Wenn ein Moslim in
Noth war, erhielt er, so lange etwas da war, was er be-
durfte.
Regelniäfsige Besoldungen wurden erst in) Jahre 641
von 'Omar I. eingeführt, und zwar nicht blos für die Beam-
ten, sondern für jeden Moslim (siehe Vorrede).
Ziemlich früh e)itwickelte sich meistens aus dem Vor-
beter- und Lehreramte die Gerich tspllege (vergl. Taymy
') Wenn es sich auch nicht behaupten läfst, dafs Ibn Chaldün
die Zeit des Mohammad vollends verstanden hat, so sind doch seine
Bemerkungen über das Lehramt sehr treffend und der Berücksicfe-
tigung werth.
357
S. 423) und die Polizei. Ohschon Mohammad die herge-
brachten Rechte, betreffend Ehen, Erbschaften, Sklaverei
und andere bürgerliche Gesetze verbesserte, so konnte die
Schlichtung der daraus entstandenen Streitigkeiten lange
Zeit getrost den betreffenden Familien überlassen werden;
denn \venn sich die Familie im engern Sinne des Wortes
nicht verständigen konnte, so mischten sich die Verwand-
ten der beiden Parteien hinein und es entschied am Ende
der in gesunden (Gemeinden unlehlbarste Richter: die
öffentliche Meinung '). Allein die Blutrache, obschon sie
Mohammad im Prinzipe bestätigte, palste nicht lür einen
geregelten Staat. Sie ist das Recht des Stärkeren und
führte zu Kriegen unter den Stämmen. Ihre Abschaffung
machte zuerst einen Richterstand nöthig, dessen Entschei-
dungen vom Staate Geltung verschafft wurde. Wir finden
daher schon unter 'Omar Kädhies, Richter.
Das Haujitgeschäft der Polizei (Ihtisäb) besteht unter
den Moslimen darin, die Beobachtung der kirchlichen Ge-
bote aufrecht zu erhalten: dafs man keinen Wein trinke,
und dafs kein Schweintleisch verkauft werde: dann auch
in der Beaufsichtigung der Märkte. So lange der Eifer
für den Glauben grofs war, machte die öffentliche Meinung
die PoHzei überflüssig; sie entstand daher erst nach Mo-
hammad, nachdem sich in grofsen Städten Leute, die sich
einander nicht kannten, angesammelt hatten -').
') Wenn die Familie einen Streit nicht schlichten konnte,
wandte man sich im Heidenthume häufig an einen Seher oder
Schiedsrichter (Häkira). Da diese Einrichtungen mit dem Götzen-
dienste zusammenhingen, so mufsten von Staatswegen für solche
Fälle Richter angestellt werden, deren Gebiet sich erweiterte, als
die Stämme aufhörten wie eine grofse Familie zu leben.
') Ihn Sa'd führt folgende zwei Traditionen an, wovon die
letztere auf der Auktorität des Ibn Görayg beruht: „Mohammad
stellte über den Markt von Makka, als er die Stadt eroberte, den
Omayyiden Sa yd b. Sayd an. Als der Prophet gegen Täyif zog,
begleitete ihn Sayd und fiel dort."
358
V^om Militärkommando ist schon die Rede gewesen.
Wir sehen also, dafs es einen eigentlichen bezahlten Beam-
tenstand unter Mohammad nicht gab. Er ist unnöthig, so
lange das Individuum im vStamme aufgeht, er entwickelt
sich aber, wenn durch Eroberungen und die Gründung des
Staatslebens die Zusammengehörigkeit der Mitglieder der
Stämme gelockert wird. Es ist dies ein historisches Ge-
setz, welches wir in der Urgeschichte aller Völker wahr-
nehmen, aber nur bei den Arabern Schritt für Schritt ver-
folgen können. Der Nachweis dafür gehört nicht in die
Biographie des Mohammad, sondern in die Geschichte sei-
ner Nachfolger.
„Als der Prophet vor Täyif zog, liefs er den Thakyfiten Ho-
bayra b. Schibl b. 'Aglän als Statthalter in Makka zurück. Nach
seiner Rückkunft von Täyif, als er nach Madyna gehen wollte, ver-
wendete er den 'Attäb b. 'Osayd über Makka und über den Hagg
(das Pilgerfest) von A. H. 8."
Aus der ersten Tradition könnte gefolgert werden, dafs dem
Sa'yd die Marktpolizei anvertraut war. Allein von Attäb ist es be-
kannt, dafs er als Vorbeter in Makka fungirte. Sein Vorgänger in
diesem Amte war Hobayra und dessen Vorgänger war, wie es scheint,
Sa'yd. Ich glaube, auch er war Vorbeter und zwar neben Moham-
mad. Der Prophet hielt den Gottesdienst bei der Ka'ba oder bei
seinem Zelte, da aber nicht ganz Makka sich daselbst fünf Mal des
Tages versammeln konnte, wurden die Gebete auch auf dem Markte
verrichtet, und hier war Sa'yd Vorbeter.
üreiundzwanzig'stes Kapitel.
Viele Stämme huldigen dem Propheten. Feldzug an
die byzantinische Grenze.
(April 630 bis Febr. 631.)
Das neunte Jahr der Flucht, welches am 20. April 630
begann, wird das Jahr der Deputationen ^) genannt, denn
die Stämme und Städte x\rabiens beeilten sich durch Ab-
geordnete dem Propheten ihre l nterwürfigkeit anzuzeigen.
Unter den Gesan(]ten befand sich stets der Barde des
Stammes, und die Konversation wurde durch V^erse und ee-
reimte Prosa verherrHdit. Der Dichter besang den Ruhm
seines \ oikes und pries zugleich die Moslime und ihre
Heldenthaten. Mohammad bestellte bei solchen Gelesen-
heiten seinen Hofpoeten Hassan, dafs er für ihn und die
Gläubigen antworte. Als er Vorbereitungen für den Em-
pfang der Tamymiten machte, liefs er für Hassan eine
Tribüne errichten, auf welcher er Platz nahm und seine
Komposition deklamirte -).
') Im Arabischen Woffad. Kostoläny S. 316 erklärt dieses
Wort: „Eine Anzahl von Leuten, welche gewählt werden, um grofsen
Herren zu huldigen." Man sagt aber auch von einer einzelnen Per-
son, welche eine Reise unternimmt, um einem grofsen Manne ihre
Aufwartung zu machen, Wafada. In diesem Sinne kommt der Aus-
druck häufig im Kitäb alaghäny vor.
') Kitäb alaghäny Bd. 1 fol. 202.
Der Prophet erschien bei solchen Gelegenheiten in seinem besten
Anzug. Omar wollte für ihn zu diesem Zweck ein Kleid von schwerem
360
Die steigende Macht der Moslime war gewifs der
Hauptgrund, warum sich die arabischen Stämme dem Mo-,
hammad unterwarfen. Es gab aber eine andere Ursache,
welche wir so oft aus dem Munde seiner Feinde hören,
dafs wir sie nicht übersehen dürfen Die Banden, Avelche
bisher die Stämme vereint hatten, das feste Zusammenhal-
ten der Blutsverwandten, wie auch die Kraft feierhcher
Bündnisse wurden durch den Islam gelockert. Es kam
häufig vor, dafs ein Bedouine aus innerer üeberzeugung den
Propheten anerkannte und seine Verwandten und Verbün-
deten verrieth. Früher war das nie vorgekommen, denn
die Ehre des Individuums besteht bei den Bedouinen in
der Ehre des Stammes, und ein Verräther wurde auch von
den Feinden als solcher gebrandmarkt. Ganz anders ge-
staltete sich die öffentliche Meinung in Madyna: der Zweck
heihgte das Mittel und der gröfste Zelot galt als der beste
Atlas (Istabrak, oder Syrä genannt) kaufen, aber er äufserte, dafs
seidene Kleider nicht zum Paradies führen. Nach einiger Zeit be-
sann er sich anders und schickte dasselbe oder ein anderes Kleid
dieser Art zu Omar und bedeutete ihm, er soll es kaufen, Ob es ge-
kauft und ob es von Mohammad getragen wurde, geht aus der Tradition
nicht hervor, denn die Versionen sind sehr verschieden. Nach Abu
Dawüd Bd. 2 S. 204 hat weder 'Oinar, noch der Prophet ein Atlas-
kleid getragen. Aus Bochäry S. 898 und 869 (vergl. Moslim und
Taysyr S. 437) erhellt, dafs er dem 'Omar das Kleid zu kaufen rieth,
aber nicht um es zu tragen, sondern nur dafs er beim Wieder-
verkauf Geld verdiene. Diesen Zusatz halte ich für unbegründet,
und pflichte dem Tabaräny (bei I^äba unter 'Utärid) bei, welcher
sagt, Mohammad habe dieses Kleid getragen und die Gläubigen haben
es sehr bewundert, er aber habe sie versichert, dafs der verstorbene
Sa d b. Mo ädz viel schönere Kleider im Paradiese trage. Nach Ihn
Sad fol. 114 v. war es nicht dieses Kleid, welches Mohammad trug
und die Gläubigen bewunderten, sondern eins von Sondos, welches
er von Duma zum Geschenk erhalten hatte. Wir haben andere
Traditionen, in welchen der Prophet den Gläubigen erlaubt, auf
Feldzügen seidene Kleider zu tragen, „weil sie weniger Ungeziefer
beherbergen." Es unterliegt keinem Zweifel, dafs der Luxus schon
bei Lebzeiten des Propheten in Madyna sehr überhand nahm.
361
Mann, wenn er auch Verrath geübt hatte. Nicht nur nach-
denkende, religiöse Männer, sondern auch verwegene Köpfe
liihhen sich daher von der neuen llehgion angezogen. Die
vielen erfolgreichen Raubzüge übten einen unwiderstehli-
chen Zauber auf Abenteurer und sie strömten von allen
Seiten nach öladyna. Selbst Verbrecher fanden es be-
quem, das Glaubensbekenntnifs abzulegen. Es tilgte ihre
früheren Vergehen, schützte sie vor Verfolgung und die
Raubzüge »ewidirten einen reichlichen Ersatz für die Disci-
plin, welcher sie sich unterwerfen mulsten. Wie gegen-
wärtig die Banditen im süfllichen Italien, gestärkt durch
den Segen des heiligen Vaters, sengen und brennen, so
auch fuhren sie fort, ihr (iewerbe im Namen Gottes und
seiries Boten zu treiben. Bigotterie vermehrt die Fähig-
keit für Gewaltthaten ').
Durch die zahlreichen heimlichen und öffentlichen üe-
berläufer wurde das Vertrauen der Stämme auf ihre durch
Geist oder Thatenlust hervorragenden Mitglieder zerstört,
sie wurden vollends demoralisirt, und konnten nur durch
den üebertritt zum Islam regenerirt werden. Mohammad
verstand es vortrefflich die Lage zu benutzen und machte
berühmten Häuptlingen und Stämmen ungeheure Conces-
sionen, um ihre Huldigung zu erkaufen ^). Einigen wenigen
') Ich erwähne ein Beispiel; Kabyca, ein Verbündeter der Ein-
wohner von Täyif, wo sein Vater einen Zufluchtsort gefunden, hatte
in einem Streit mit dem Batn Mälik b. Härith sein Leben verwirlit.
Er floh mit seinem Bruder Homayl und seinem Halbbruder Scharyd
b. Sowayd nach Madyna und huldigte dem Propheten. Hier stieg
Scharyd bald so hoch in Ehren, dafs ihm der stolze Abü-l-'A9iy b.
Omayya, aus dem vornehmen Stamm der Karayschiten, seine Tochter
zur Frau gab (I^äba unter Homayl).
*) Folgendes Document enthält die gröfsten Concessionen,
welche er einem Stamme gemacht hat: „An die Banü Go'ayl, einem
Balyy- Stamm. Sie sind ein Zweig der Korayschiten, namentlich
der Familie 'Abd-Manäf, und haben dieselben Rechte und Verpflich-
tungen wie diese. Sie sind nicht verpflichtet „sich zu sammeln",
362
Stämmen wurde, wie wir sehen werden, der Islam durch
milttärische Demonstrationen begreiflich gemacht.
Als der Zehenteinnehmer des Mohammad zu dem cho-
zaitischen Stamme Ka'b kam, wurde das Vieh mit der
gröfsten Bereitwilligkeit zur Zählung zusammengetrieben,
doch ehe er noch sein Geschäft vollendet hatte, erschien
ein tamymitisches Lager in jenen Gegenden. Es mifsfiel
den Tamymiten, dafs man den Leuten eine Steuer ab-
nehme, und sie rüsteten sich zum Kampfe. Der Steuer-
entrichten keinen Zehnten, behalten das Eigenthum, welches sie zur
Zeit ihrer Bekehrung besitzen, und beziehen die von den Na^riten,
Sa d-Bakriten, Thomäliten und Hodzayliten erhobene Armensteuer.
Unter diesen Bedingungen haben 'A^ini b. Aby ^'ayfy, 'Amv b. Aby
Qayfy, 'Agara b. Sofyän und Alyy b. Sad ihre Unterwürfigkeit ge-
gen den Propheten erklärt. Zeugen: 'Abbäs, 'Alyy b. Aby Talib,
Othmän und Abu Sofyän."
Ibn Sad erklärt „sich zu sammeln" durch „wenn der Zehent
eingetrieben wird, bleiben die Heerden an dem Wasser, an welcliem
sie sind, und brauchen nicht von einem Wasser zu einem andern
getrieben zu werden''; und „entrichten keinen Zehnten" durch „sie
entrichten den Zehnt einmal des Jahres." Ich glaube, dafs der Aus-
druck „sie brauchen sich nicht zu sammeln" so viel bedeutet als
sie sind nicht militärpflichtig, und dafs der Ausdruck „sie entrichten
keinen Zehnten" wörtlich zu nehmen sei. Meine Ansicht gründet
sich auf den Umstand, dafs diese zwei Ausdrücke auch in dem für
Christen ausgefertigten Documente vorkommen, wo der von Ibn Sa'd
vorgeschlagene Sinn ganz unzulässig ist; ferner wird einigen neu-
bekehrten Stämmen, welche sich nicht zu sammeln brauchen, der
Schutz der Moslime zugesagt, sie werden also nicht als zur politi-
schen Gemeinde der Moslime gehörig betrachtet. Ibn Sa'd's Gründe
für seine Erklärung mögen gewesen sein, dafs die Entrichtung des
Zehent eine von Gott allen Mosliraen auferlegte Pflicht sei, von
der Mohammad keinen Stamm dispensiren konnte. Wir Ungläubi-
gen betrachten die Gebote Gottes als Gebote Moharamad's und ge-
stehen ihm das Recht der Dispensation zu. Zuweilen wird den
zehentfreien Stämmen die Pflicht, das Almosen zu entrichten, auf-
erlegt, und Ibn Sad hält Almosen, Zakät, und Zehent, 'Oschor, für
identisch. Wir halten ersteres für eine freiwillige, letzteres für eine
Staatssteuer, welche in vielen Fällen nach Madyna gebracht und zu
militärischen Zwecken verwendet worden ist.
363
einnehnier eilte zum Propheten und erzählte ihm den Vor-
gang. Er IVagte: Wer will es mit den Tamymiten auf-
nehmen? und 'Oyayna erklärte sich dazu bereit 'j.
'Oyayna gehörte dem nördlich von Madyna lebende»
Stamme Fazära an. Als Charakteristik seiner Kaltblütig-
keit wird von ihm erzählt: Sein Vater Hicn lag an einer
schweren Speerwunde darnieder und ohne llolVnung litt er
grofse Schmerzen. Er fragte seine zehn Söhne : wer will
mir gehorchen? Sie alle erklärten, dafs sie bereit seien,
seine Befehle auszuführen, was sie auch immer sein mö-
gen. Der 'Jod, fuhr er fort, ist süfser für mich, als das
') Diese Geschichte ist wahrscheinlich durch Mifsverständnifs
aus folgendem Ereignisse entstanden: der chozaitische Stamm M09-
talik hatte sich zum Islam bekehrt und Moscheen gebaut. Als sich
der Steuereinnehmer ihrem Aufenthaltsorte näherte, kamen ihm
zwanzig Männer mit den Kameelen und Schaafen, welche sie als
Steuer abgeben wollten, entgegen. Es bestand eine alte Feindschaft
zwischen dem Steuereinnehmer und den Mot^^talikiten, und er dachte
daher: vielleicht kommen sie, um mich zu morden. Zum Theil aus
Bosheit und zum Theil aus Feigheit floh er zum Propheten und be-
nachrichtigte ihn von ihrem zweideutigen Benehmen. Bald darauf
erschienen auch die zwanzig Mot^^talikiten in Madyna und klärten das
Mifsverständnifs auf. Darauf bezieht sich Kor. 49, i; (vergl. Ba-
ghawy, Tafsyr).
In der ersten Geschichte haben nun freilich der chozaitische
Stamm und der Zehenteintreiber andere Namen als in der zweiten;
der letztere heifst in der ersten Geschichte Bischr b. Sofyän „oder"
Nachchäm, während er in der zweiten Walyd b. Okba heifst. Den-
noch spielen sie beide in derselben Gegend und Zeit, und sind sich
so ähnlich, dafs ein Irrthum zu vermuthen ist. Wenn die ersten sechs
Verse von Süra 49 in chronologischer Ordnung stehen, hat 'Oyayna's
Feldzug gegen die Tamymiten vor dieser Geschichte stattgefunden.
Die Tamymiten lebten viel zu weit von den Chozaiten, als dafs es
wahrscheinlich ist, dafs ein Lager der ersteren sich in der Nähe der
letzteren befunden habe. Die Veranlassung zu dem geographischen
Irrthume scheint gewesen zu sein, dafs Oyayna die Tamymiten bei
einer Sokyä, Tränke, überfiel; die Traditionisten glaubten nun, dafs
die Sokyä der Banü Ghifär zwischen Madyna und Makka in der
Nähe der Chozaiten gemeint sei.
364
Leben : es nehme einer von euch seinen Säbel und renne
ihn durch meine Brust. Er bat sie einzehi, ihm dies zu
thun, aber keiner koinite sich entschMefsen, seinen Vater
^u tödten. Endhcli kam er an den'Oyayna. Dieser sprach:
Wäre es dir ^virklich Heb, mein tlieurer Vater, wenn ich
dich mit dem Schuerte durchl)ohrte? und würdest du dies
von mir als (lehorsan) ansehen? Der Vater zeigte ihm, wie
er ihn erstechen soll, und sagte, dafs er es als Heweis des
Gehorsams betrachten wolle, und ihn daliir zum Schaych
des Stammes einsetze. Kr that, wie ihm sein Vater be-
fohlen hatte und später gelang- es ihm auch, das Blut sei-
nes Vaters an dem 'Okayliten Korz, welcher ihn verwun-
det hatte, zu rächen.
Wegen seiner Entschlossenheit und des grofsen Er-
folges, den er auf Raubzügen hatte, wurde 'Oyavna einer
der berühmtesten Helden «ler Wüste, gefürchtet von den
Feinden und geachtet von Freunden. Obschon er so we-
nig Sinn für theologische Spekulationen hatte, dafs er spä-
ter vom Islam abfiel und gegen Abu Bakr kämpfte, so
wurde er doch durch den (Jlanz der n)oslimischen Waffen
angezogen, und es gelang dem Mohammad schon gegen
Ende 629, bald nachdem Oyayna zum wiederholten Male
gegen den Islam gekämpft hatte (S. 284), dessen Huldi-
gung zu erkaufen. Er kam mit mehreren seiner (Jetreuen
nach Madyna und machte den Feldzug gegen Makka mit.
Die Tamymiten gehörten zur Familie der Modhar-
stämme und breiteten sich vom Tigris und dem persischen
Meerbusen bis einige Tagereisen östlich von Makka und
bis zu dem Landstrich Tayman, welcher sie von Nagrän
trennte, aus. Es lebten aber zwischen den Tamymiten
auch andere Stämme in diesem weiten Landstriche. Einige
der östlichen Tamymiten wohnten in Dörfern und Städten,
andere nomadisirten und hatten von dem Perserkönige die
Erlaubnifs erhalten, ihre Heerden während der trocknen
Jahreszeit im Syf an der Tigrismündung zu weiden. In
Centralarabien besafsen sie die südliche Zunge des Nofüd,
365
welches hier Dahnä genannt uird, abpr einige der fruclitbar-
sten Stellen dieser Länder scheinen meistens von anderen
Stämmen bebaut worden zu sein, während die Thamymiten
in den Steppen nmherwanderten und Viehzucht trieben. Sie
bihleten das Hauptkontingent arabisclier HüHstrupjjen des
Perserkönigs und lochten für ihn sowohl unter der Fahne
des Königs von Hvra, als auch unter der des Belierrschers
von Hahrayn. Die meisten waren Heiden. Unter den in
Dörfern am Tigris lebenden Tamymiteu gal) es Christen und
Magier, und selbst in der Wüste finden wir einen Häupt-
ling (Akra' b. Habis), welcher das Feuer anbetete. Am
persischen Meerbusen mag die Religion der Perser viele
Anhänger unter ihnen gefunden haben. [)a die Tamymi-
ten, im l^ewufstsein ihrer grofsen Macht, sich bisher von
dem Islam fern gehalten hatten, schickte Mohammad zu
Anfang des Jahres 630 ^) den Oyayna mit fünfzig Reitern
aus seinem (dem fazärischen) Stamme, um einen nächtli-
chen Feberfall auf das tamymitische Lager der Banü 'An-
bar zu machen. Es gelang ihm, sie zu überrumpeln und
sich eilf Männer, ebenso vieler Frauen, dreifsig Kinder
und fast des ganzen Viehstandes zu bemächtigen -).
So viele Gefangenen in den Händen der Feinde, ohne
die Möglichkeit, sie zu erlösen, oder soHten die Männer
hingerichtet werden, ihr Blut zu rächen, war ein grofser
') Ibn Sa'd versetzt zwar diesen Raubzug in den Mai 630; al-
lein einige Tamyraiten sollen bei Honayn auf Seite der Moslime
gefochten haben, und ihr Schaych Akra' erhielt gegen Ende März 630
von Mohammad hundert Kameele zum Geschenk (Bochäry S. 446);
ihre Bekehrung kann daher spätestens zu Anfang des Jahres statt-
gefunden haben.
*) Unter den Gefangenen war ein schönes Weib, Namens No'äma;
der Gottgesandtc machte ihr einen Heirathsautrag. Sie wies ihn
aber zurück. Kurz darauf kam ihr Gatte. Er war ein Mann von
schwarzer Farbe und verkümmerter Gestalt. Die Gläubigen w'aren
so erbittert, dafs sie den Antrag ihres Propheten ausgeschlagen
hatte, dafs sie ihr fluchten. Mohammad entschuldigte die Frau und
befahl ihnen, sich des Fluchens zu enthalten.
366
Schlag für die stolzen »Tamvmiten. Sie fügten sich in das
l nvermeidliohe und ihre berühmtesten Häuptlinge, in allem
siebenzig Mann, kamen nach Madyna. Bei ihrer Ankunft
begaben sie sich zu den Hütten des Propheten, deren Rück-
seite gegen die Strafse gekehrt war, und riefen mit
Ungestüm: Heraus, Mohanimad, heraus! Ihr üebermuth
war so kränkend, dafs er sie in einer Offenbarung (Kor.
49, 4) tadelt und entschuldigt.
Der Prophet blieb ruhig sitzen bis Biläl zum Mittags-
ffebete rief Er bejjrab sich in die Moschee und im Vor-
übergehen s])rach er mit den Abgeordneten, er empfing
sie aber erst nach dem Gebete, im Hofe der Moschee, wo
bereits Vorbereitungen für ihren Empfang gemacht worden
waren. Wir haben, sagten sie, unseren Redner und Dich-
ter mitgebracht und der Kan)pf des Wortes soll entschei-
den, wer von uns edler ist. Meine Lobgedichte, fügte
Akra hinzu, ehren, meine Satyren verheeren. Als sich
Alle gesetzt hatten, nahm der tamymische Redner ITtärid
das Wort und sprach :
Lob sei dem Allah, denn er war gnädig gegen uns;
er hat uns zu Königen der Erde gemacht imd durch Adel
über alle Einwohner des Ostens (östlichen Arabiens) er-
hoben. Kr hat uns grofse Reichthümer verliehen und wir
verwenden sie, wie es sich gehört. Es giebt kein Volk
wie wir; stehen wir nicht auf den Höhen der Menschheit
und besitzen wir nicht grofse Vorzüge? Will sich Jemand
gegen uns brüsten, so nsöge er die Anzahl der Köj>fe oder
die Menge der Waffen seines Stanmies n)it den unsrigen
messen. Wenn wir wollten, könnten wir noch viele andere
V^orzüge aulzählen, doch wer kann nur so viel von sich
sagen. Ich habe gesprochen, lasset Jemand ein edleres
Wort reden, als das meine, oder Thatsachen erwähnen, die
deutlicher sind als die, welche wir vorbringen.
Er safs nieder und Thubit b. Kays b Schammäs ant-
wortete für die Moslime:
367
Lob sei dem Allah, dessen Werk die Himmel und die
FjvAe sind. Er boscliliefst, was darauf sein soll, und grofs
ist sein Thron und umlassend sein Wissen, Was er he-
schliefst, beschliefst er nach seiner Güte und Allmacht.
Ein Heschlufs seiner Allmacht war, dafs er uns zu Köni-
gen gemacht und für uns aus seinen Geschöpfen einen
(lesandten erkoren hat, der an Adel, Wahrheitsliebe und
Einsicht alle Sterblichen übertrifft. Er hat ein Buch zu
ihm herabcresandt und ihn zum V^erwalter e-emacht über
seine Geschöpfe. Gott hat dies aus Gnade gegen die
Menschheit gethan. Der Gottgesandte hat den Menschen
die wahre Religion gepredigt und es haben sich die Mo-
häglr — Männer aus seinem eigenen Stamme — die sich
eben so sehr durch den Adel ihrer Abkunft, als durch ihre
Thaten auszeichnen, als seine Anhänger erklärt; daraufwa-
ren wir, die Ant^ärer, die ersten unter allen Arabern, die
seine Lehre annahmen. Wir sind die Gehülfen Gottes und
die Stütze seines Boten: wir kämpfen mit den Menschen
bis sie glauben und bis sie bekennen: es giebt keinen Gott
als Allah. Wer an ihn glaubt, dessen Gut und Blut ist
sicher. Wer aber Gott und seinen Boten verläugnet, dem
erklären wir den Krieg, und mit dem Beistand Gottes Avird
es uns nicht schwer, ihn zu besiegen.
Es erhob sich Zibrikän und trug folgende Verse vor:
Wir sind die Edeln, und es giebt keinen Stamm, der
mit uns verglichen werden kann. Aus unserer Mitte ge-
hen die Könige hervor, und in unserem Lande erheben
sich (christliche) Kirchen ').
Wie viele Stämme haben wir auf Raubzügen bezähmt!
Ruhm und Grofse müssen errungen werden.
Wir sind es, deren Wirthe während trockener Mifs-
') Dieser Halbvers lautet im Kitjib alaghäniy Bd. 1 fol. 207:
Unter uns wird der Mirbä' vertheilt, d. h. das Viertel der Beute,
welches Schützlinge an die Stanimhäuptcr abliefern müssen.
368
jähre, wenn sich kehi Wölkchen am Himmel zeigt, die
Xothleidenden mit Braten nähren.
Siehst du nicht, dafs von der ganzen Erde die Gro-
fsen Nachts zu uns kommen und wir sie mit Wohlthaten
überhäufen?
In unserer Heimath schlachten wir ffrolshöckerige,
junge Kameele lür die Gäste. Wer hei uns zum Einkeh-
ren gebracht wird, wird gesättiget.
Du wirst finden, dafs, wenn wir einem Stamme den
Vorrang streitig machen, er sich ergiebt und Haare läfst.
Wenn uns Jemand den \ orrang streitig macht, so wis-
sen wir wohl was die Folge ist. Die Leute stehen bald
davon ab und es verbreitet sich das Gerücht ihres Mifs-
lingens.
Wir haben Forderungen verweigert, uns aber wird
keine abgeschlagen. So erheben wir uns in gerechtem
Stolze.
Auf den Befehl des Propheten erhob sich nun Has-
san und antwortete in demselben Reime:
Die Edlen sind aus dem Stamme Koraysch und sei-
nen Verwandten hervorgegangen, und sie haben eine Le-
bensnorm für die Menschen niedergelegt, welche befolgt
wird.
Jeder, dessen Inneres mit Gottesfurcht erfüllt ist, hat
Wohlgefallen an ihnen, und das Gute wird gethan u. s. w.
Akra gab zu, dafs die Moslime im Wettkampfe des
Wortes den Sieg davon getragen haben und er und seine
Begleiter legten feierlich das Glaubensbekenntnifs ab. Die
Gefangenen erhielten ihre Freiheit ') und die Abgeordneten
') Nach Ibii AbbAs befahl der Engel Gabriel dein Propheten,
wohl aus Rücksichten für 'Oyayna und seine Rande , welche An-
spruch auf das Lösegeld hatten, das Schicksal der Gefangenen einem
Schiedsrichter zu überlassen. Mohammad schlug den Sabora b. Amr
vor, welcher noch Heide war; er lehnte aber die Ehre ab, und nun
wurde A war b. Baschänia mit beiderseitiger Bewilligung gewählt.
369
blieben nocli einige Tage in Madyna, um sich ntit deni Ko-
ran und (]en Iveligionspilichten bekannt zu machen, dann
entliefs sie der Prophet mit Gesclienken in («ehl und Klei-
dern. Er bedachte selbst den jüngsten von ihnen (Amr
b. Ahtham), welcher die Kameele hütete, und schenkte ihm
lünl Lnzen (loldes, während die Uebrigen zwölf und eine
halbe erhielten ^).
Er entschied, dafs die eine Hälfte umsonst und die andere gegen
Lösegeld freigelassen werden soll. Seine Verfügung wurde ange-
nommen.
') Unter den Mitgliedern der Deputation werden genannt: der
Poet 'ütärid. Er war ein schlechter Moslim, fiel während des Auf-
standes von dem Islam ab und ging mit andern Tamymiten zu
Saggah über, wurde aber durch die siegreichen Waffen des Chälid
wieder bekehrt.
Zibrikän wurde vom Propheten zum Zehenteinnehmer unter den
Tamymiten ernannt. Er ist einer der Schayche des östlichen Ara-
biens, weiche vom Islam nicht abfielen, und dem Nachfolger des
Propheten den Zehenten entrichteten. Er scheint weder die Wild-
heit, noch die Tugenden der Bedouinen besessen zu haben : so liefs
er den Mord seines Schützlings, nämlich des Ibn Mayya nicht nur
ungerächt, sondern er gab sogar dem Mörder seine Schwester zur
Frau. Seine Anhänglichkeit an die neue Religion ist vielleicht mehr
dem Interesse, als der üeberzeugung zuzuschreiben. In seinem
Stamme war eine Gegenpartei, welche nach der Schaychswürde strebte,
nämlich die Familie des Koray, zu welcher Raghyd und der Dichter
Mochabbal gehörten. Letzterer machte Spottgedichte auf Zibrikän,
aber seine Talente scheinen nicht hinlänglich grofs gewesen zu sein,
um ihnen viel Wirkung zu verschaffen. Es gelang seinen Feinden
jedoch durch eine List, den geizigen Hotayya, einen der besten
Dichter seiner Zeit, zu gewinnen. Als Zibrikän auf dem Wege nach
Madyna mit dem Zehenteu war, begegnete ihm Hotayya mit seiner
ganzen Familie. Er fragte ihn, wo er hinwolle, der Dichter ant-
wortete, nach 'Irak. Ich hoffe dort Jemanden zu finden, der mich
und meine Familie ernährt, und ich will dafür Gedichte zu seinem
Lobe singen. Zibrikän sagte: Ich weifs Jemanden, der dich auf
das freigebigste aufnehmen will. Wer? fragte der Dichter. Ich, er-
widerte Zibrikän, und gab ihm einen Brief an seine Frau, in dem
er ihr auftrug, ihn mit seiner Familie auf das ehrenvollste aufzu-
nehmen. Seine Feinde hörten dies und sagten zu Zibrikän's Frau,
ni. 24
370
Der Isläni wirkte in den meisten Theilen von Arabien
\vo ihn die Einwohner annahmen , Wnnder. Die Stämme,
dal's ihr Mann die Tochter des Poeten zu heirathen gedenke. Das
war nicht gerade die beste Einführung für ihn und er wurde auf
das kälteste empfangen. Die Familie Koray bot ihm Gastfreund-
schaft, er nahm sie auch gerne an und dichtete Lieder zum Lobe
seiner Wohllhäter. Er kam darauf einmal nach Madyna und wurde
vom Chalyfen Omar wegen einer Satyre auf Zibrikän , dem mos-
limisch-chalyfischen Zehenteinnehmer, eingesperrt. So stand es da-
mals mit der Freiheit des Wortes. Die Poesie, die die Stelle der
Presse einnahm , wurde in Fesseln gelegt. Er war klug und einer
von Denen, welche sich schon vor dem Islam des Weines enthielten.
Seine Milde w'ar ganz aufserordentlich. Eines Tages wurde ein
Leichnam und ein Mann, mit den Armen auf den Rücken gebun-
den, zu ihm gebracht. Der Todte war sein Sohn und der gebundene
Mörder — sein eigener Neffe. Du hast böse gehandelt, sagte er
zum Neffen, du hast dich gegen Gott versündiget, du hast dich
deines eigenen Verwandten beraubt, und du hast einen Pfeil auf dich
selbst geschossen. Darauf wandte er sich zu einem seiner Söhne
und sprach: „Löse seine Banden und treibe hundert Kameele zu
seiner Mutter, damit sie die Blutsühne für ihren Sohn bezahlen kann,
denn sie ist arm und ihre Heerden reichen nicht hin." Ungeachtet
dieser Milde soll er doch der erste gewesen sein, der seine neuge-
bornen Töchter lebendig begrub. Er soll deren acht auf diese Weise
ermordet haben, und als man ihn fragte warum er es gethan, ant-
wortete er: „Ich fürchtete, sie möchten unwürdigen Männern an-
derer Stämme in die Hände fallen."' Man mufs sich erinnern, dafs
es der Zweck der meisten Raubzüge war, die Frauen gefangen weg-
zuführen und es hätte dieses Loos seinen Töchtern zu Theil werden
können. Er war reich, hatte mehrere Frauen und hinterliefs drei
und dreifsig Kinder.
Kays Ibn Apiui, No'aym b. Bakr und der Dichter 'Amr b. al-
Ahtham, welche sich ebenfalls unter den Abgeordneten befanden,
hatten schon früher dem Propheten ihre Aufwartung gemacht und
den Islam angenommen.
Noch ein Mann dieser Deputation, welche im Ganzen aus 80
oder 90 Mitgliedern bestand, verdient genannt zu werden. Dies ist
Akra b. Häbis, welcher ursprünglich die Religion Zoroasters be-
kannt haben soll, aber ein eifriger Moslira wurde. Er befand sich
schon zu Madyna, als die Kriegsgefangenen dahin gebracht wurden,
und erfreute sich der vollsten Gunst des Propheten und seiner
371
vvelclie bisher in Zwietracht ^eh'bt hatten^ vereinigten sich
• nnter seiner Faline und ihre Maclit wurde zu einer un-
widerstehlichen. Die vereinigten Tamymiten ') wagten es
sogar Hyra, die Hauptstadt des unter persischem Schutze
stehenden Lachmitenreiches, anzugreifen. Sie wurden zu-
rückgeschlagen, aber ihr l nternehmen war nicht ohne Er-
folg; ge^vi^s hätte der Islärn in Bahrayn nicht so leicht
Eingang gefunden, wenn (hese seine beutegierigen Apostel
nicht in der Nähe gewesen wären. Auch auf die Tayyi-
ten und andere benachbarte Stämme mufste das Beispiel
der Banii Tamym günstig wirken, denn weit und breit
konnte sich Niemand, der sich nicht zum Islam bekehrte,
Abends ruhig zu Bette legen -).
Den meisten Berichten zufolge fing der Islam um diese
Rathgeber. Abu Bakr empfahl ihn sogar zum Chef seines Stammes.
Es scheint jedoch, dafs Mohammad dieser Empfehlung nicht Folge
geleistet habe, und dafs Akra in Madyna geblieben sei. Denn wir
finden ihn in der Schlacht von Honayn und bei der Einnahme von
Makka und Täyif. Nach dem Tode des Propheten nahm er an
dem Kampf gegen Yamäma Theil,
') Da die Bekehrungsgeschichte der meisten Stämme von ihnen
selbst aufbewahrt worden ist, wird in fast allen Fällen behauptet,
der Stamm habe sich sogleich vollständig bekehrt. Bei einem so
weit ausgedehnten und vielverzweigten Stamm, wie die Tamymiten,
ist dieses nicht anzunehmen. Gewifs war bei allen der Glaube an-
fangs sehr oberflächlich, und viele, besonders in Dörfern lebende
Gemeinden haben sich wahrscheinlich erst später unterworfen. Es
fehlt uns aber in diesem und anderen Fällen an Berichten, diesen
Gegenstand erschöpfend zu verfolgen.
■^) Unter den Stämmen jener Gegend, welche mitgerissen wur-
den und eventuell eine Deputation nach Madyna sandten, sind die
Schaybäniten zu nennen. Es hat sich folgende Schenkungsurkunde
erhalten:
An die Banü Korra b. 'Abd Allah b. Aby Bogayr, welche
Schaybäniten sind. Der Prophet giebt ihnen ganz Motzallala: das
Land, die Wasserplätze, Ebenen und Berge als Weiden für ihr Vieh.
Geschrieben von Mo äwiya,
24*
372
Zeit an, in Bahrayn, am persischen Meerbusen, Fortschritte
zu machen. Die Nachrichten über die ersten Bekehrungen
im alten (lerrha sind in Legenden gehüllt. Aschagg, aus
dem Stamme 'Abd Kays (den Abucaei des Ptol.), hatte
einen Rahib (Asceten) zum Freund, uelcher in Därayn
wohnte. Einmal traf ich Aschagg zu Zäza und der Ra-
hib sagte zu ihn), dafs ein Prophet in Makka aultreten
werde, der zwar Geschenke annehnien, aber den Zehenten
nicht für sich selbst verwenden werde. Zwischen seinen
Schultern sei ein Siegel und er werde über alle Religio-
nen siegen. Der Rähib starb. Aschagg sandte seinen Nef-
fen 'Amr b. 'Abd Kays nach Makka mit Datteln von Yaby'a
und mit Älänteln, und befahl ihm, iSachrichten darüber zu
sammeln. Oravkit war sein Führer durch die Steppen und
Wüsten. Sie kamen im Jahre der Flucht nach Makka und
nahmen den Islam an. 'Amr lernte die Iste und 96ste
Süra auswendig und kehrte in seine Heimath zurück. Oray-
k'it aber blieb in Makka. 'Amr erzählte dem Aschagg was
er gehört halte, und auch er bekehrte sich, verbarg aber
seinen (ilauben.
Im März 630 schickte Mohammad einen Brief an Hi-
läl, den Herrn ((,'ähib) von Bahrayn: Friede mit dir! Ich
preise für dich Allah, aufser welchem es keinen Gott giebl,
und welcher keinen (»enossen liat , und ich rufe dich zu
dem einzigen (lott. Glaube an (Jott. (Jehorche und trete
in die Gemeinschaft der Moslime ein, liierin llndest du dein
Heil. Friede mit denen, welche der Teilung folgen.
Es kam nun eine Deputation von z\vanzig 'Abd-Kay-
siten (nach ibn Sa'd »Raby a-'Abd-Kaysiten«) nach Ma-
dyna, darunter war auch Aschagg und der später wegen
der Dien.ste, welche er dem Islam im Kample gegen die
Abtrünnigen leistete, berühmt gewordene Garüd.
Der Prophet war schon vor ihrer Ankunft über die
in Bahrayn bewirkten Bekehrungen unterrichtet, und er be-
fand sich soeben in der Moscliee als sie ankamen. Kr
freute sich so sehr, dafs er gegen seine Gewohnheit, ehe
373
er den CJottesdienst vollendet hatte, sich beeilte, sie zu be-
willkommnen *).
»Sie wurden in der Moschee empfangen und wohnten,
wie die übrigen Deputationen, in dem Hause der Ramla,
wo sie vom Biläl verpllegt wurden.
(jlärüd sagte zum Propheten: Ich war nicht ein Heide»
o Mohammad, sondern Anhänji'er einer ffeoflenbarten Reli-
gion, nämlich der christlichen, und ich verlasse sie nur
dem Islam zu Liebe. Stehest du mir auch dafür, dafs er
wahr ist? Ich stehe dir dafür, erwiderte der Prophet, dafs
er besser sei als der Kultus, den du verläfst. (jiärüd blieb
dem Islam bis zu seinem Tode, welcher im Jahre 21 auf
dem Schlacht leide oregen die Ungläubigren erfolgte , treu,
während viele von seinen Stammgenossen zur Zeit des Abu
Bakr davon abHelen. Sein »Sohn Mondzir liefs sich in
Bac;ra nieder und war einer der vornehmsten Männer je-
ner Stadt. Es werden dem Gärüd folgende Verse zujire-
schrieben :
»Ob ich zu Hause oder auf einem Ausflug bin, sagt
mir mein Gewissen, dafs Gott das Wahre ist und mein Herz
wendet sich Ihm zu. Sage dem Mohammad, dafs ich, in
welchem Winkel der Erde ich auch leben mös:e, ein Ha-
nyf bin. Wenn ich auch nicht in Yathrib unter euch wohne,
so bin ich doch, wenn ich aufstehe und wenn ich zu Bette
gehe, der eurige. Ich will kein Unglück auf euch laden.
Aufser eurem eigenen Ehrgefühl sei mein Ehrgefühl euer
Schild.«
Auch folgende Verse sollen von ihm sein:
»0 Prophet der Leitung, Männer sind zu dir gekom-
men durch die Wüste und den Mirage. Sie sind über
kahle Steppen zu dir gereist. Dir zu Lieb machten sie
sich nichts aus der Ermüdung, wenn dieselbe auch
') Eine Tradition der 'Ajischa, in ßochäry p. 627. Daraus ist
dann die Geschichte entstanden, dafs Mohammad schon am Morgen
voraussagte, dafs eine Deputation vom Osten kommen werde.
374
noch so grofs war. Jedes iim'iberselibare Dahnä haben
unsere jungen Kameele schnellen Schrittes durchwan-
dert, die Pferde sind über dieselben gelaufen, stolz auf
ihre tapferen Reiter, welche wie Sterne in ihren Waffen
glänzen.
Man wünscht den Mühseliorkeiten trüber Tao;e auszu-
weichen und das Herz ist beklommen, wenn man sie er-
wähnt. Aber diese Furcht verschwindet [wenn man zu
dir reiset.]]««
Zwischen dir und uns, sagten die Deynitirten zu Mo-
hammad, wohnen Modharstämme und wir können nur in
den heiligen Monaten zu dir kommen; gieb uns daher Re-
geln, welche wir befolgen müssen, auf dafs wir in das Pa-
radies eingehen, und welche wir auch unseren Leuten ein-
prägen können. Der Prophet erwiderte: Ich gebe euch
vier Gebote: den Gilauben an Gott — wifst ihr aber, worin
er besteht? Er besteht darin, dafs ihr bekennt: es giebt
keinen Gott als den Allah! — die Fasten, das Ramadhän,
das Almosen (d. i. die Abgabe des Zehenten) und die Ab-
gabe eines Fünftels der Beute. Ich «jebe euch vier Ver-
böte: enthaltet euch der gährenden Getränke, die in leder-
nen Gefäfsen gähren, derer, die in Trügen von ausgehöl-
ten Palmenstämmen gähren, derer, die in irdenen Gelälsen
gähren, und derer, die in mit Pech überzogenen Gefäfsen
gähren ').
Hahrayn, auch Hagar genannt (daher das griech. Gerrlia),
stand damals unter persischer Oberhoheit. In den Städten,
welche Perleiilischerei und einigen Handel trieben, lebten
Christen arabischen Ursprungs (besonders 'Abd- Kaysiten),
Magier aus Persien, und Juden '^). Die Wüste war besonders
') So berichtet BochAry S. 626. Es mufs sich diese Rede auf
die erste Deputation beziehen, denn als die zweite kam, war Central-
arabien mosliraisch und unter Mohammads Botmäfsigkeit.
') Die ursprünglichen Einwohner der Städte gehörten den Abd-
Kaysitischen Stämmen an. In llagar hatten die ßanü Raby'a und
375
von den zablieiclien 'Ahd-Kaysstänimen, dann auch von
Hakr-Wäyiliten ') und Tauiyniilen bewohnt. Auch unter
diesen waren einige Christen. Die Stämme hatten ihre ei-
genen Schayche, es herrschte aber unter persischer Ober-
herrschalt ein Araber als König über sie, nämlich Mondzir
Mohärib die Oberhand, in Katyf, an der Meeresküste, die Banü
Chodzayma, in 'Okayr die Mohäribiten, weiter gegen Norden, im Syf,
welches der Insel Awäl gegenüber liegt, wohnten schon Tamymiten,
welche sich weit gegen Norden und Westen ausdehnten, so dafs
die zahlreichen ihnen angehörigcn Dörfer bis Nibag in Central-
arabien noch zu Bahrayn gerechnet wurden.
') Der Stamm Bakr-Wayil lebte im Innern des Landes und
hatte Besitzungen in YamAnia. Er schickte eine eigene Deputation
nach Madyna , welche wahrscheinlich später als die der Abd-Kay-
siten abging. Unter den Abgeordneten der Bakr-Wäyiliten befanden
sich Männer, welche von innerem Eifer beseelt waren. Ein Nach-
komme des Hassan b. Chiit ist stolz darauf, dafs sein Ahnherr unter
dieser Anzahl war und sagt: „Ich bin der Sohn des Hassan; mein
Vater war der Bote des ganzen Bakrstamraes zum Propheten." Die
Familie Chüt zeichnete sich durch ihren Eifer für die Sache des
'Alyy aus. Ihnen war in der Schlacht des „Kameels" die Fahne
des Stammes anvertraut und fünf Fahnenträger fielen nach einander
in ihrer Vertheidigung.
Auch 'Abd Allah b. Aswad Sadäy war ein eifriger Moslim.
Er war in Yamäma ansäfsig, aber er verkaufte sein Eigenthum und
siedelte nach Madyna über, um dem Gottgesandten nahe zu sein.
Er brachte ihm ein Körbchen voll von den schmackhaften Datteln
von Yamäma mit, und der Prophet gab ihm für diese Aufmerksam-
keit seinen Segen.
Es wird auch Forät b. Hayyän zu den Abgeordneten gerechnet.
Dies ist jedoch nicht richtig. Er besafs eine grofse Kenntnifs der
Wege der Wüste und diente dem Abu Sofyän in seinen Kriegen
gegen den Islam zum Spion und Wegweiser. In der Schlacht des
„Chandak" focht er noch auf der Seite der Ungläubigen. Er ging
aber zum Islam über und soll ein aufrichtiger Moslim gewesen sein.
Der Prophet belohnte ihn mit einem Stück Lande in Yamäma, wel-
ches jährlich 4200 Dirhemen eintrug. Während der Eroberungs-
kriege liefs er sich in Küfa nieder und baute sich ein Haus, wel-
ches auch von seinen Nachkommen bewohnt wurde.
376
b. Säwä, welcher, einigen Genealogen zufolge, ein Tamy-
mite (nämlich aus dem Stamme 'Abd Allah b. Darin» b.
Mälik b. Hantzala), nach anderen ein 'Abd -Kaysite uar.
Es befand sich aber auch ein persischer Statthalter, der
Marzobän oder Markgraf, Sabacht, in Bahrayn, welcher in
Haear A>ohnte. Wie die endischen Residenten an den
Höfen einheimischer Fürsten in Indien, controllirte er die
Mafsregeln des Königs, und vielleicht standen die daselbst
wohnenden Perser unter seinem unmittelbaren Schutze.
Die Mittel, welche die jtersische Regierung benutzte, um
die Araber zur Unterwürfigkeit zu bewegen, haben wir
im zweiten Bande, S. 521, kennen gelernt. Sie erlaubten
ihnen während der trocknen Jahreszeit in den üppigen Ge-
genden des Euphrates und des persischen Meerbusens zu
weiden.
Als die Deputation nach Bahrayn zurückkehrte, schickte
Mohammad einen seiner Gefährten, den 'Olä b. Hadhramy
mit und versah sie mit folgender Urkunde : Von Mohammad,
dem Boten Gottes, an den Vorsteher (Akbar) der 'Abd-
Kaysiten. Sie geniefsen Sicherheit unter dem Schutze (Imän)
Gottes und seines Boten. Die vor ihrer Bekehrung er-
worbene Unabhängigkeit (Fachm) wird ihnen garantirt. Sie
müssen aber die von ihnen einüjej'ani'enen Bedinnunii^en er-
füllen. Dagegen darf ihnen die Zufuhr von Lebensmitteln
nicht abgeschnitten, noch dürfen sie vom harten Boden
der Wüste ausgeschlossen Averden, noch sollen ihnen [In
diesem Landestheile wild \\achsende3 Früchte, welche bis-
her als Privateigenthum betrachtet wurden, wenn sie reif
sind, verwehrt werden.
Olä, der Sohn des Hadhramv, ist im Frieden, wie
auf Raubzügen und bei der Beutevertheilung der Statthal-
ter (Amyr) des Gottgesandten über ihr Land und Meer.
Die Einwohner von Bahrayn sollen ihm Schutz gewähren
gegen Gewalt, Beistand gegen jeden Unterdrücker und Hülle
in gegen sie geführten Kriegen. Unter diesen Bedingun-
gen treten sie in den Bund Gottes ein. Sie sollen kein
377
Wort än<lprn, docIi sich in Parteien spalten. Daliir haben
sie Anspiucli auf einen Theil <ler Abgaben, ^velc'he durch
die Jlau[»tarmee der Moslinie errungen werden.
Er versah sie audi mit einem Briefe an Mondzir, in
welchem er ihn aulVordert, dem Islam beizutreten, und
sagt: »Wer w'm uir betet, sich gegen unsere Kibia wendet,
und das Fleisch von Thieren ilst, welche uir schlachten,
geniefset den Schutz Gottes und seines Boten.« Er ölT-
nete ihm zugleich die schönsten Aussichten in diesem und
im zukünftigen Leben.
jMondzir und die Araber bekehrten sich zum Islam
und viele Nichtaraber folgten ihrem Beispiele. Zu Ua-
uäthä wurde eine Kirche in eine Moschee verwandelt,
und Talk aus Yamäma (er gehörte dem Stamme Hanyfa
an) fungirte als \ orbeter. Diese Moschee der'Abd-Kay-
siten, sagt Bochäry S. 627, war die erste im Islam, nach
dem Bethause in Madyna. Mondzir richtete ein Antwort-
schreiben an Mohan)mad und berichtete ihm von seinem
und seines Volkes- Lebertritt. In der Sladt Hagar, sagte
er, giebt es Leute, welchen der Islam gefällt und welche
ihn bekennen, andern milställt er. Ferner giebt es in mei-
nem Lande Magier und .luden. Ich erwarte deinen Be-
fehl, wie gegen die Xichtbekehrten zu verfahren ist.
Antwort des Propheten: Thue was dir gut dünkt und
wir werden dich von deinem Posten nicht absetzen. Wer
dem Magismus oder Judenthume treu bleibt, mufs Kopf-
steuer bezahlen.
Er schrieb zugleich an die Magier, forderte sie auf,
dem Islam beizutreten, und machte auch ihnen bekannt,
dafs sie im Falle der Weigerung Kopfsteuer bezahlen müs-
sen, dafür soll die Lnantastbarkeit ihrer Frauen respektirt,
und kein Leberfall auf ihre Diyälig (unterirdischen Woh-
nungen) gemacht werden ').
') Omar schrieb an seinen Statthalter in den östlichen Pro-
vinzen in Bezug auf die Magier : Tödtet jeden Zauberer, löset Ehen
378
Moiidzir gewann durch seinen Uebertritt zum Islam
völlige Unabhängigkeit von den Persern, denn im Falle ei-
nes Angriffes konnte er auf moslimische Hülle rechnen.
Er benutzte seine neue Position und stellte für Anders-
gläubige ziemhch harte Bedingungen. Sie mulsten ihm die
Hälfte der Ernte abgeben und jeder Erwachsene mufste
einen Dynär Kopfsteuer entrichten.
Anfangs trug Mohammad den Ciläubigen zwar auf, den
zehnten Theil der Ernte, den vierzigsten ihres Viehstandes
und 2^ Proc. ihrer Baarschaft unter die Armen zu verthei-
ien; er überliefs aber die Erfüllung dieser Pflicht ihrem
eigenen Gewissen. Nach einiger Zeit verwandelte er auch
in Bahrayn das freiwillige Almosen in eine Steuer und
schrieb an seinen Agenten Olä die Bestimmungen, wie
viel von Kameelen, Rindvieh, Schaafen, Früchten und Ver-
mögren entrichtet werden müsse. Olä las den Brief den
Gläubigen vor und trieb die Armensteuer ein. (Ibn Sa'd
fol. 51 r.)
Zu Anfang des Jahres 631, als sich ihm ganz Arabien
unterworfen hatte, ging er einen Schritt weiter. Er sandte
zwei Kommissäre, den Abu Horayra und Kodäma, nach
zwiscljen Blutsverwandten auf und verbietet den Magiern das Brum-
men vor dem Essen. Wir tödteten demgemäfs, erzählt der ßericiit-
erstattc-r, an einem Tage drei Zauberer, lösten die nach dem Koran
verbotenen Ehen auf und bereiteten eine grofse Menge Speisen und
riefen sie zum Essen. Der Gouverneur war mit gezücktem Schwerte
zugegen und sie wagten es nicht zu brummen; sie boten aber eiiie
oder zwei Maulthiorladungen Silber, wenn es ihnen erlaubt würde.
Wir sehen, dafs Omar dem Vertrag zuwider handelte, ja man
behauptet, dafs er noch weiter gegangen und den Islam den Magiern
mit dem Säbel aufgedrungen hätte, wenn 'Abd al-Rahmän b. 'Awf
nicht betheuert hätte, dafs Mohammad von den Magiern von Hagar
die Kopfsteuern angenommen und ihnen dafür Glaubensfreiheit ga-
rantirt habe (Abu Üawüd Bd. 2 S. 75). Nach einer andern Tra-
dition kam ein Asabady, welches „durch Magier von Bahrayn" er-
klärt wird, nach Madyna, um mit Mohammad zu unterbandeln.
379
Rahrayii und forderte, dafs alle Steuern nach Ma-
dyua geschickt werden. Er schrieb an Mondzir: Ich
schicke den Kodänia und Abu Horayra zu dir. («ieb ilmen
die Kopfsteuer, weldie in deinem l-aiide eingeht.
An seinen Statthaher und Armensteuer- Einnelirner
Olä schrieb er:
Ich habe zu Mondzir Leute geschickt, weiche von ihm
die Koy)rsteuer in Empfang nehmen sollen. Sieh, dals er
sich beeile, sie einzutreiben und auszuhändigen. Schicke
zugleich das Almosen und den Zehenten, den du erho-
ben hast.
Die Armensteuer betrug in baarem Gelde (abgesehen
von Getreide und Vieh, welches gesanmielt wurde) achtzig
Jausend Oirheme. Diese Summe sollte nun, statt inj Lande
vertheilt zu werden, nach Madyna gehen. Diese Maafs-
regel erregte Unzufriedenheit und viele scheinen die Steuer
verweigert zu haben. Es kam eine Deputation nach Ma-
dyna, welche niit folgendem, an die Einwohner von Ha-
gar gerichteten Schreiben in ihre Heimath zurückkehrte:
Ich empfehle euch Ciott und eurem eigenen Gewissen,
damit ihr nicht irre gehet, nachdem ihr den rechten Weg
gefunden, und damit ihr nicht fehlet, nachdem ihr getroffen.
F^ure Abgeordneten sind zu mir gekommen, und es ist
ihnen meinerseits nichts widerfahren, als was sie freuen
konnte. Wenn ich mich nun auf das aufserste anstrengte,
einen Kriegszug gegen euch unternähme und Hagar ero-
berte, so würde ich Diejenigen, deren ich habhaft würde,
mit Wohlthaten überhäufen, und für Flüchtlinge die Ent-
schuldigungen ihrer Freunde annehmen. Erinnert euch also
der Wohlthaten Gottes gegen euch.
Ich habe vernommen, was ihr gethan. Seid versi-
chert, dafs die Gutgesinnten nicht für die Schuld der Bösen
zu leiden haben. Wenn meine Amyre (Beamten) zu euch
kommen, gehorchet ihnen und unterstützet sie in der For-
derung der Sache Gottes auf dem Pfade Gottes (d. h. im
380
Kriege gegen die Ungliiubigen). Wer von euch Gutes thut
irret weder in Gottes, noch in meinen Augen '),
An der Spitze der Gutgesinnten stand der eifrige Ga-
rüd, welcher von nun an grofscn Einllufs in seinem Vater-
land hatte, und seine Tochter dem Abu Horayra zur Frau
gab. Tnter den Widerspenstigen nahm der frühere Mar-
zobän Sabacht oder x\sbacht die hervorragendste Stelle ein,
und er wurde von dem mächtigen Tamymiten 'Akra un-
terstützt. Mohan)mad richtete folgendes Schreiben an Sa-
bacht, welcher sich bekehrt hatte und zum Statthalter über
die in Bahrayn wohnhaften Perser befördert wurde:
'Akra hat mir deinen Brief und deine Entschuldiüruns:
für dein Volk überbracht. Ich nehme die Entschuldigung
an, und dein Bote Akra hat mich überzeugt, dafs deine
für dein Volk vorgetragenen Erklärungen begründet sind.
In Bezug auf deine Bitten und Wünsche verkünde ich dir
zvveckmälsige Concessionen, Es schiene mir aber am besten,
wenn du selbst zu mir kämest, auf dafs ich dich belehre.
Solltest du mich besuchen, so wird dir eine ehrenvolle Auf-
nahme zu Theil, wenn du aber bleibest, wo du bist, sollst
du dennoch mit Auszeichnung behandelt werden.
Ich verlange von Niemandem ein Geschenk, bietest
du aber eins, so nehme ich es an. Meine Agenten spre-
chen höchlich von dir. Ich empfehle dir, feifsig das Ge-
bet zu verrichten, das Almosen zu geben und die Moslime
gastIVeundlich aufzunehmen.
Deinem Volke (den Persern in Bahrayn) habe ich den
Namen Banü Abd Allah gegeben. Befiehl ihnen das Gebet
') 'Ikrima hat eine Abschrift dieses und eines der vorher-
gehenden Briefe unter den nachgelassenen Papieren des Ihn Abbäs
gefunden und sie für seinen eigenen Gebrauch copirt. Sie sind je-
doch nicht von allen Traditionisten treu aufbewahrt worden, und
wir haben jetzt zwei Versionen davon, welche sich insofern von
einander unterscheiden, dafs in einer Version zwei Briefe des Moham-
mad in einen verschmolzen sind.
381
zu verrichten, sich gut zu benehmen, und seid g^iiten Muthes.
Friede sei mit dir und deinem "liinhiüren \ olke!
Worin die Concessionen bestanden, wissen wir nicht,
so viel ist gewifs, dafs die Steuern nach Madyna geschickt
werden mufsten. Die erste Lieferung erreichte die Haupt-
stadt wenige Tage nach dem Tode des Propheten (Boch.
S. 529). Diese Härte hatte die Folge, dafs ein Theil der
Einw ohner von Bahravn , als sie von dem Ableben des
Mohammad hörten, abtrünnig wurde ').
') Kodama theilt uns die fernere Geschichte von Bahrayn mit.
Nach dem Tode des Propheten wurden einige Mitglieder des Stam-
mes Kays b. Tha laba mit Hotam. als ihrem Führer, abtrünnig, und
ihrem Beispiele folgten viele Mitglieder des Raby'astammes in Bah-
rayn (es ist dieses diejenige Abtheilung des Abd-Kays- Stammes,
welche sich zuerst bekehrte). Sie wählten zwei Söhne des Königs
von Hyra, No'män b. Mondzir, als ihre Führer. Bischr, ein Sohn
des Gärüd, stellte sich an die Spitze der treugebliebenen Moslime.
Als 'Olä von dem Aufstande hörte, nahm er mit den treugebliebe-
nen Raby'iten und Freunden in Gawathä eine feste Stellung. Ga-
wäthä wird die befestigte Hauptstadt von Bahrayn geheifsen, in
welcher auch die erste Moschee stand; vielleicht ist es der Name
nicht der ganzen Stadt, sondern nur jenes Theiles der Hauptstadt
Hagar, (Hagar ist nämlich der Name der Provinz und der Haupt-
stadt), vi'elcher befestigt war, und die Residenz des Königs und
Wohnungen seiner Leute enthielt. V^on hier machte Olä einen Aus-
fall, schlug die Rebellen und tödtete Hotam. Einer der Söhne des
No'män flüchtete sich nach Chatt, und als auch dieser Ort erobert
wurde, nach Moschakkar, umgab diesen Ort mit Wasser und ver-
eitelte die Bemühungen der Moslime, ihn zu nehmen. Nachdem er
einige Zeit belagert worden war, capitulirte er und floh zu Mosay-
lima nach Yaraäma, wo er sein Leben verlor.
Eine andere Truppe von Rebellen stand unter Mo'akbir, dessen
eigentlicher Name Dafyröz war. Der persische König hatte diesen
General gegen die Tamymiten geschickt, als sie unter muslimischer
Fahne die Stadt Hyra bedrohten, und er befand sich noch in Ara-
bien und warf sich in die Stadt Zäza. Es schlössen sich ihm die
Magier an, welche sich in Katyf gesammelt und die Kopfsteuer ver-
weigert hatten. Olä belagerte Zäza lange Zeit, es gelang ihm aber
382
Zugleich mit den Glaubensboten für Bahrayn, gingen
im März 630 zwei nach der Schwester-Provinz 'Oman ab.
Der herrschende Stamm daselbst waren die Azditen. Die
damahgen Pursten von Oman waren die Brüder Gaylar
und lyädh (nach einer andern Version Abd) aus der Fa-
mihe tfolondy. Sie residirten in (^'oliär an der Meeres-
küste und standen, wie der König von Dahrayn, unter per-
sischer Oberherrschaft, welche sich also über den ganzen
persischen Meerbusen ausdehnte. Auch in moslimischen
Zeiten kam 'Oman und die moslimischen Städte unter die
Botmäfsigkeit der Regenten von 1 ärs, und unter ihrem
Schutze erreichte die Industrie und der Handel eine grofse
Blüthe. Eines solchen Aufschwunges n)ag sich 'Oman auch
zur Zeit des Chosroes Anüschirwän, des Gerechten, erfreut
haben, aber nach seinem Tode eilte das Reich der Sasä-
niden unaufhaltsam seinem ünterüanije entseeen.
Die zwei Boten, Abu Zayd, welcher schon während
der Lebzeiten des Propheten die Oirenbarungen zu sam-
meln pflegte, und Amr b. Ac;, waren mit einem Briefe
ihres Meisters versehen und wandten sich zuerst an lyädz,
weil er \vegen seiner Milde bekaimt war. Er sagte: Mein
Bruder ist älter als ich und steht über mir, ich will euch
nicht, sie während der Regierung des Abu Bakr einzunehmen. Unter
der R('fi;iorung des Omar verrieth ein Ueberläufcr den Quell, wel-
cher die Stadt mit Wasser versah, und Olii zerstörte die Wasser-
leitung. Die Stadt ergab sich nun unter der Bedingung, dafs sie
dem Sieger ein Viertel der Stadt und ein Viertel von ihrem Gold
und Silber, und die Hälfte ihres aufser der Stadt befindlichen Eigen-
thumes abtreten wollen. Die Familien der Vertheidiger befanden
sich in Därayn , und da im Friedensvertrage dieser keine Erwäh-
nung geschul), bemächtigte sich 'Olä dieses Ortes, tödtete die Männer
und führte die bVauen und Kinder in die Sklaverei ab. Mo'akbir
bekt-hrte sich zum Islam , der Marzobän von Zaza hingegen wurde
im Kampfe verwundet und dann auf eine schimpfiiche Weise getödtet.
Olä blieb (Jouveineur von Hahrayu bis zu seinem Tod A. H. 21.
383
ihm vorstellen. Nach einij^eii Tagen hielt er sein Verspre-
chen, und 'Anir übergab den IJriel dem Ga\ iar. Er zerbrach
das vSiegel und las ihn, dann gab er ihn seinem Bruder
zu lesen, und beschied die zwei Gesandten auf den näch-
sten Tag zu sich. Als sie wieder vor «ihm erschienen,
sagte er: Ich besitze nicht die Macht, in dieser Sache ei-
nen Schritt zu thun. Sie erklärten, dafs sie unter diesen
V^erhältnissen ihre Rückreise antreten werden. Als sie reise-
fertig waren, liels er sie wieder rufen und legte das Glau-
bensbekenntnifs ab.
Die Bedingungen, unter denen Gayiar und sein Bru-
der in die moslimische Gemeinde eintraten, waren sehr
günstig. Sie sollen mit ungeschmälerten Rechten fortre-
gieren, aber begreiflicher Weise nicht länger unter persi-
scher Oberherrlichkeit. Die Armensteuer mufste erhoben
werden, aber sie hatten das Recht, sie unter die Armen
zu vertheilen. Die einzige Verpflichtung, welche sie über-
nahmen, war: den Propheten zu unterstützen, wenn der
Glauben in jenem Theile von Arabien auf Widerstand stofsen
sollte. Diese Pflicht war gerade ein Vortheil für sie, denn
Streifzüge gegen die Ungläubigen versprachen Beute.
Die neue Religion verbreitete sich schnell unter ihren
Unterthanen und es ging eine Deputation an den Prophe-
ten ab, in der sich Asad Tähy befand. Die zwei Gesand-
ten blieben in 'Oman als politische Agenten, 'Amr komman-
dirte die moslimische Armee ^) und Abii Zayd unterrichtete
') Das Amt, welches 'Amr in 'Oman bekleidete, bedarf einiger
Erklärung. Stehendes Heer gab es keines, und da die Souverainität
des Gayfa nicht angetastet wurde, standen die Trabanten unter
seiner eigenen Ordre; welche Thätigkeit blieb also für 'Amr? Die
moslimischen Armeen waren weder in Regimenter, noch Brigaden
eingetheilt. Sie bestanden aus Stämmen, und jeder Stamm kämpfte
unter seinem eigenen Scbayche. Diese entsprachen gewisser-
mafsen unseren Obristen und Divisionscommandanten. Der Ge-
neral wurde aber stets von Mohammad selbst und nach ihm von
384
<3ie Einwohner im Koran und kontrollirte die Armen-
steiier.
Auf den Wunsch der Deputation schickte Mohammad
noch einen anderen Lehrer nach (,'ohär. Es befand sich
ein 'Abd -Kn>sittt in Madyna, welcher in der Schlacht von
Gonüb in die Hände der 'Omäniten gefallen war. Er wurde
während seiner Gefangenschaft mit der gröfsten Humanität
von ihnen behandelt und nach kurzer Zeit ohne Lösegeld
entlassen. Diesen von Dankbarkeit 2:e2:en seinen Wohlthäter
erfüllten Mann sandte Mohammad als Lehrer nach 'Oman.
Wie in Bahrayn, so erlaubte sich Mohammad auch in
'Oman, als der Glauben erstarkt war, Uebergriffe, übertrug
die Erhebung der Steuern dem 'Olä, seinem Statthalter in
Bahrayu, und verlangte, dafs sie nach Madyna geschickt
werden sollen, wo sie auch zugleich mit denen der Schwe-
sterprovinz nach seinem Tode ankamen. Auch von 'Oman
kam eine zweite Deputation nach Madyna, an deren Spitze
Salama, ein Sohn des lyädz stand. Als der Zweck der-
selben wird angegeben, dafs sich Salama über einige Glau-
benspunkte unterrichten w ollte. Vielleicht hatten die 'Onia-
niten auch weltliche Anliegen.
Nach dem Tode des Propheten Helen die Azditen in
'Oman von der wahren Religion ab und konzentrirten sich
unter ihrem neuen Fürsten Kayt b. Malik Dzü-ltäg in Rimil.
Abu Bakr sandte eine Armee uenen sie, welche von dem
Azditen Hodzavfa b. Mihcän Dorky und von ikrinia, einem
Sohne des Abu Gabi, kommandirt wurde. Sie lieferten den)
Kayt eine Schlacht und schlugen ihn. Die Azditen kehr-
ten darauf zum Islam zurück. Ein Theil der Omäniten
dem Chalyfi^n (Miiaiiiit , und zwar anfangs fast ausschliefslich aus
der Zalil dt-r Madyner odor der Korayscliilen. Schon unter 'Omar
wurde allerdings auch Männern aus anderen Stämmen das Ober-
kommando anvertraut, aber gewöhnlich nur über detachirte Corps.
'Amr's Oeschäfl war also, im Falle eines Religionskrieges, das Kom-
mando über die Stämme /u übfuiiehmen.
385
jetloch verharrten in ihrer Ahtiiinnigkeit und flüchteten
sich nacli Sdiihr. Die zu ei Feldherren verfolgten und
schlugen sie. Den letzten Ueberrest des Aufstandes bil-
deten einige Leute vom Stamme Mahra b. Haydan ').
Ikrima zog gegen sie und sie unterwarfen sich, ohne das
Glück der Waflen zu versuchen,-^ und sie billigten ein, die
Armensteuer zu bezahlen. Abu Bakr ernannte den Ho-
dzayia zum Gouverneur von Oman, und er war in jener
Stelle, als der Chalyfe starb. Später begab er sich nach
Yaman. bi Oman ging seit jener Zeit Alles seinen rich-
tigen Gang: die Moslime entrichteten die Armensteuer und
die Nicht -Moslime die Kopfsteuer. Der Chalyfe Harun -
al-Raschyd ernannte den 'Ysa b. Gal'ar b. .Solaymän b. 'Alyy
b. 'Abbäs zum Gouverneur von 'Oman. Er wollte mit sei-
nen Trabanten von Bacra dahin ziehen. Es waren dies
l^eute, Avelche die Frauen schändeten und allerlei Gewalt-
thaten begingen. Die 'Omäniten hörten dieses und ver-
sperrten ihm den Eingang. Sie überwältigten seine Tra-
banten und tödteten und kreuzigten ihn. Sie verweigerten
') Ein Mahnte Namens Ma'mar b. Imrän erzählte dem Ihn
Kalby: Von unserem Stamme kam Dzahban b. Kirdhim aus Schihr
nach Madyna. Der Prophet behandelte ihn, wegen der weiten Ent-
fernung die er gekommen war, mit grofser Auszeichnung, und als
er zurückkehrte übergab er ihm ein Schreiben, welches von den
Mahriten noch aufbewahrt wird (vergl. I^äba Bd. 1 S. 1004).
Vielleicht ist dieser Dzahban nicht verschieden von dem Mahriten
Abyadh (d. h. dem Weifsen) , von welchem erzählt wird , ohne An-
gabe der Zeit, dafs er an der Spitze einer mahritischen Deputation
nach Madyna gekommen sei und ihm der Prophet folgendes Schrei-
ben überreicht habe: Von Mohammad dem Boten Gottes an den
Mahriten Abyadh für diejenigen Mahriten, welche glauben. Es sollen
keine Raubzüge gegen sie unternommen, noch sollen sie sonst be-
lästigt werden , so lange sie die Gesetze des Islams aufrecht er-
halten. Wer etwas ändert, führt Krieg gegen Gott, wer glaubt,
geniefst den Schutz Gottes und seines Boten. Gefundenes Gut wird
zurückgestellt. Verirrte Kameele werdeü nicht aufgefangen. Hurerei
ist ein Verbrechen. Geschrieben von Mohammad, dem Sohne des
Moslima, dem Ani^arer.
m. 25
386
von nun an dem Chalyfen (Ilmi Gehorsam und ernannten
einen Fürsten aus ihrer Mitte.
Madäyiny berichtet: 'Omar schrieb an seinen Statt-
halter in 'Oman, dafs er den Zehent der Früchte im Lande
selbst zur Unterstützung der Armen verwenden soll. Es
sollen aber auch die Bedouinen und P remde, welche we-
een der Unsicherheit der Wetire nicht weiter können und
nach 'Oman geworfen werden, Berücksichtigung finden.
Die Tayyiten sind ein südarabischer Stamm und ste-
llen in der Mitte zwischen den zwei grofsen Racen der
Himvariten und Kahläniten, in welche es den Genealogen
gefallen hat die aus Yaman stanimenden Araber einzuthei-
len'). Die Tayyiten waren nicht so zahlreich als ihre
]Sachbarn, die Tamymiten, aber eben so kriegerisch und
tapfer, und poetischer und gebildeter. Ihr Hauptsitz war
das Schammargebirge (der Mons Zames des Ptol.), und von
dort dehnten sie sich besonders gegen Osten bis an den
Eu])hratcs aus, wo sie einige Dörfer genieinschaftlich mit
den Tamymiten bewohnten, an deren Seite sie auch in den
Kriegen der Perser gegen die Römer fochten. Ihr Gebiet
im Innern des Landes war weniger für Ackerbau, als für
Kameel- und l^ferdezucht geeignet; denn sie beherrschten
einen grofsen Theil des Nofüd.
Der Fürst dieses schönen Landes und dieses ritterli-
chen Volkes war 'Adyy, der Sohn des Hätim. Sein Vater
war vor allen arabischen IIiiuj)tlingen durch seine Freige-
bigkeit ausgezeichnet und ist bis auf den heutigen Tag der
') Den Vater des Tayy lassen sie von Kahlan abstammen, von
seiner Mutter hingegen erzählen sie, um die Verwandtschaft der
Tayyiten mit den Himyariten auszudrücken: sie hiefs Modiila und
war eine Tochter des Dzu-Hagschän b. Aryb h. Ghawth b. Zohayr
b. Wäyil b. Homaysa' b. Ilimyar.
Wenn unter den Taueni die Tayyiten zu verstehen sind, so
giebt folgende Stelle des Plinius Aufschlufs über die Zeit ihrer Ein-
wanderung nach Norden: Nabataeis Thimanaeos junxerunt veteres;
nunc sunt Taueni, Suelleni (Banü Thu äl ?), Araceni, Areni.
387
Held orientalisclier Dichter. 'Atlyy wav ein rakiisiscber Christ
unfl einer der entschiedensten Gegner der neuen Relij^ion '),
Er besafs zwar das Recht auf das IMirbä', den vierten l'heil
der Heute, aber seine Gröfse ^var l)h)s eine ererbte; denn
es fehlte ihm an Entschlossenheit. Der kühne Häni)tlinü:
Zayd alchayl erblickte daher im Islam eine j^ünstiü^e (Je-
legenlieit, eine höhere Stellung in dem Tayystamme zu er-
langen und verkaufte sich an Mohammad ^).
') Dieser Religion scheinen mir einzelne Familien zugetlian
gewesen zu sein. Die Mehrzahl der Tayyiten waren Heiden. Sie
beteten neben anderen Götzen einen Fols, eine Göttin Ozzä und
einen schwarzen Berg an, und hatten Heiligthümer in einem Thal-
kessel des Berges Yaffa.
*) Die Legende erzählt: Wir waren beim Propheten, als ein
Mann auf einem Kameele ankam. Er stieg ab, trat herein und sagte:
Ich komme neun Tagereisen weit, um dir eine Frage vorzulegen.
Wie heilst du? fragte der Prophet. Er antwortete: Mein Name ist
Zayd alchayl, und ich wünsche zu wissen, woran man erkennen
kann, dafs Gott an einem Wohlgefallen hat oder nicht? Der Gott-
gesandte beantwortete seine Frage zu seiner Befriedigung und Zayd
legte das Glaubensbekenntnifs ab.
Nach dem Nur alnibräs S. 1646 jedoch war er einer von den
„Erkauften" (Muällafät kolübohom), wurde jedoch ein aufrichtiger
Moslim. Der Preis für seinen Uebertritt waren die zwei reichen
Lehen Fayd, eine Stadt, und Ardhyn, eine Landschaft. Als er dem
Propheten das erste Mal seine Aufwartung machte, wurden iiim,
wie es scheint, die Lehen blos versprochen. Die Schenkungsurkunde
erhielt, er, nachdem sich jene Länder zum Theil unterworfen hatten.
Er starb auf dem Rückwege von seinem letzten Besuche in Madyna
nach seiner Heimath, und seine Frau zerrifs die Urkunde. Seine Söhne
Moknif und Horayth traten jedoch dem Islam bei und fochten später
gegen die Al)trünnigen. So berichtet Ibn Kotayba S 16!). Dem
Dzohaby zufolge focht Horayth in den Reihen der Abtrünnigen.
Im Kitäb alaghäniy lesen wir: 'Omar sandte einen Korayschiten
Namens Abu Sofyän (nicht Harb's Sohn) in das Bädiya, um die
Leute im Koran zu prüfen, mit dem Befehl, Diejenigen zu bestrafen,
welche gar nichts davon wüfsten. (Wahrscheinlich sollte er sich
überzeugen, ob sie aufrichtige Moslime seien). Er kam auch zu den
Nalchäniten und fragte den Aws b. Chälid b. Yazyd, einen Neffen
25»
388
Zayd alchayl t!;eliüite dem tayvitischeii Stamme Nabliän
an '). Es werden viel Heldenthaten von ihm erzählt, welche
er vor seiner Bekehrung- verübte. Eines Tages miternahm
er einen Raubzug gegen die Fazäriten und die Banü Abd
Allah b. Cihatatän. Er war mit dem besten Erfolge ge-
krönt. Als er auf der Rückkehr bei Alam angekommen
war, schritt er zur Theilung der Beute. Die Theilnehmer
gehörten den zwei Nabhän- Familien JXapr und Mälik an.
Die ersteren gestanden ihm seine Ansprüche auf einen grö-
fseren Theil der Beute zu: wegen der Anführung der Ex-
pedition; die letzteren aber verweigerten ihm denselben.
Er trennte sich daher mit den Nagriten von den Mälikiten.
Unterdessen aber sammelten sich die Fazäriten und Gha-
tafäniten, eilten den Räubern nacli, holten die Mälikiten ein,
brachten ihnen eine grolse Niederlage bei und eroberten
ihre Beute zurück. Als Zayd dies hörte, eilte er seinen
undankbaren Stamn)genossen zur Hülfe, erschlug Abu Dhabi),
den Schaych der (Ihataläniten, und nachdem er die Beute
wieder errungen hatte, stellte er sie den Mälikiten zu, ohne
etwas davon für sich zu verlangen.
Zayd hatte eine Forderung an den fazäritischen
Stamm Badr und befand sich gerade in ihrem Lager, um
sie einzutreiben, als 'Ämir b. Tofayl einen Ausfall auf die
Fazäriten machte und eine Frau, Namens Hind, nebst vie-
len werthvollen Sachen raubte und fortschleppte. Die Badri-
ten sagten zu Zayd; Wir waren noch nie in grölserer
des Zayd, ob er etwas vom Koran wüfste? Er konnte aber gar
nichts aufsagen und wurde dalier hingerichtet. Seine Tochter for-
derte die Verwandten auf, seinen Tod zu rächen. Horaydh, ein
Sohn des Zayd, der sich, wie sein Vater, als Held und Dichter aus-
zeichnete, ermordete den Abu Sofyän und mehrere von seinen Leu-
ten und floh nach Schjim.
') Seine Genealogie lautet: Zayd alchayl b. Mohälil b. Zayd
(Yazyd) b. Minhab b. Abd Rodha (Rodhä oder Ko(;ä ist der Name
eines tayyitischen Götzen) b. Mochtalis (Mogaylis) b. Thawb b.'Adyy
b. Kiuana b. Malik b. Nayil b. Nabhein, d. h. Aswadan.
389
Notli, als «jjeratle jetzt. Der ritterliclie Zayd schwang sich
sogh'ich auf sein Pl'erd iinrl eilte dem verwegenen Räuber
nach. Er holte ihn ein, und seine grofse und schöne Ge-
stalt machte einen mächtigen Rindruck auf 'Amir. Zayd
rief ihm nach: (liel) die Frau und deinen Rauh wieder.
'Äniir fragte: Wer bist du:' Zayd antwortete: Ich bin ein
Fazärite. — 'Amir: Du bist nicht einer von jenem Stamme
mit gell)en Zähnen im Munde. — Zayd: Ich sage dir, gieb
die Beute ab. — 'Amir: Sag mir, wer du bist? — Zavd:
Ich bin ein Asadite. — 'Amir: Nein, du gehörst nicht zu
den Leuten, die zusammengekrümmt auf ihren Pferden sitzen.
Sag mir, wer du bist? — Zayd: wohl denn, ich bin Zayd
alchavl, gieb augenblicklich deine Beute ab. — 'Amir: Du
sprichst (he Wahrheit. Tödte mich nicht, denn die Banü
Amir werden meinen Tod rächen. Zayd versprach ihm,
sein Leben zu schonen, wenn er die Beute abgeben
wollte. Amir ergab sicli. Zayd begnügte sich, ihm die
Locken abzuschneiden und die Lanze abzunehmen, und
brachte die Beute den Badriten zurück. Als 'Amir gescho-
reu zu seinem Stamme zurückkam, waren sie so erbittert
über diesen Schimjd", dafs sie ihn zu rächen beschlossen.
Sie vereinigten sich mit den Kaysiten, rüsteten sich zum
Kampfe und ernannten den 'Alkama b. 'Oläka zu ihrem An-
führer. 'Amir sandte aus Dankbarkeit dem Zayd Kunde
von diesem Stnim. Ei- sanunelte die Tayyiten, griff die
Feinde beim Engpals an und richtete eine grofse Verhee-
rung unter ihnen an. Er nahm mehrere von ihnen gefan-
gen, unter anderen die Dichter Kab b. Zohayr und Ho-
tayya. Letzterer besang nun das Lob des Siegers und
erhielt dafür seine Freiheit. Er blieb dem Zayd immer
dankbar. Später entstand ein Zank z^^ischen den Tavyiten
und Fazäriten. Die letztern schickten zu den beiden Dich-
tern, sie zu erkaufen und sie zu bewegen, Satvren auf ihre
Feinde zu machen. Dem Hotayva versprachen sie hun-
dert Kameele für ein einziges Gedicht gegen Zayd. »Und
wenn ihr mir Tausend gebt,« erwiderte der entrüstete Poet,
390
»so Averde ich doch nur das Lob meines Wohlthäters
singen.«
In diesem Kriege focht auf Seiten der Fazäriten 'Ab-
bäs b. Anas Ri ly, welcher ursprüngUch dem Stamme So-
laym angehörte und sich so sehr durch seine Heldentu-
genden auszeichnete, dafs ihn die Solaymiten »krönen«
wollten; dies wurde jedoch von seinem Neffen hintertrie-
ben. 'Abbäs verliels deswegen den Stamm und schlols sich
den Fazäriten an. Als es nun zur Schlacht kam, focht
'Abbas wie ein Löwe und die Lage der Tayyiten schien
verzweifelt. Zayd rief den Nabhäniten zu: erkennt mir das
Recht des Mirbä' zu und ich will die Feinde stürzen. Sie
gewährten seinen Wunsch, und es gelang ihm, die Frau des
'Abbäs gefangen zu nehmen und die Feinde in die Flucht
zu schlagen.
Die in der Kote zu S. 387 erzählte Legende scheint
auf der Thatsache zu beruhen, dafs Anfangs Zayd allein
nach Madyna kam. Als Mohammad diesen athletischen
und ziigleich behenden Mann sah, erklärte er: Ich habe
mich noch in allen berühmten Helden getäuscht. Wenn sie
zu mir kamen, habe ich gefunden, dafs keiner ein so im-
ponirendes Aussehen hatte, als ich mir vorstellte. Zayd
macht aber eine Ausnahme; er übertrifft meine Erwartun-
gen und ist gröfser als sein Ruf. Nachdem ihm die ver-
langten Zugeständnisse gemacht worden waren, legte Zayd
das (jllaubensbekenntnifs ab.
Fin späterer Ethnograph hat dem Zayd folgende Schil-
derung der Zustände unler den Tayyiten, welche er bei
dieser (Gelegenheit auf das Verlangen des 'Omar entworfen
haben soll, in den Mund gelegt: Unsere Könige sind aus
dem Geschlechte der Banü Haya. Es stehen ihnen viele
Truppen zu Gebote, und sie herrschen nicht nur über die
Tayyiten, sondern auch über fremde Stämme. Aber auch
andere tayyitische Stämme haben ihre Verdienste, und die
IJanü I ho'al. Hau hau und Garm sind tapfere Ritter, besitzen
schöne Pferde und scharfe Lanzen und unternehmen grofse
391
Raubzüge. Die Banü (ladyla scheuen keine CJefahr, sind
unternehmend und behaupten ihre Würde. In dem könig-
lichen Stamme Haya zeichneten sich besonders Ofayr, der
Beschützer der Könige, 'Amr, der Ehrgeizige, Yazyd, der
Bhittrinker, un«l Molgim aus; docli keiner hat den grofs-
müthigen Hätim übertrollen.
Zayd soll gesagt haben , Avenn ihm Mohammad drei-
hundert (sie!) wackere Reiter gäbe, wolle er die Paläste
der Griechen erobern. Das wäre nun doch eine etwas zu
schwere Aufgabe gewesen. Der Prophet soll ihm aber
aufgetragen haben, den taghlibitischen Fürsten Gazzär mit
WalVengewalt zum Islam zu zwingen. Er gehorchte sei-
nem Befehle und Gazzär fiel in der Schlacht. Es wäre mög-
lich, dafs nicht Zayd, sondern einer seiner Söhne, etwa im
J. 631, die Taghlibiten besiegt hat.
Gleichzeitig mit Zayd, oder etwas früher, unterhandel-
ten die Häuptlinge anderer minder mächtiger Tayystämme
und schlössen mit Mohammad Separatbündnisse. So z. B.
die Maniten, welchen Mohammad folgende Urkunde aus-
stellte: Es wird ihnen ihr Land und ihre Wasserplätze ge-
sichert. Sie sollen das Recht haben, die Schaafe hinaus-
zutreiben, soweit sie von Frühmorgens bis Abends gehen
können, und das ganze Land nebst dem Platze, wo sie
übernachten, soll ihnen gehören, so lange sie das Gebet
verrichten, das Almosen geben und Gott und seinem Bo-
ten gehorchen, sich von den Ungläubigen fern halten, ihren
Glauben offen bekennen und die Wege sicher halten. Ge-
schrieben und bezeugt von 'Olä.
Aehnliche Urkunden erhielten die Banü Moäwiya b.
(larwal, von denen sich nur einzelne Lager bekehrt hat-
ten, die Banü Gowayn und der Schaych 'Ämir b. Aswad
für sich und sein Volk ').
' ) Ich theile bei dieser Gelegenheit noch zwei Schenkungs-
Urkunden an einzelne Schayche mit: Dieses ist es, was Mohammad
der Bote Gottes, dem Adawiten Goaiayl b. Rizam geschenkt hat:
392
Nach diesen Vorgängen machte eine grofse Deputa-
tion, bestehend aus vierzehn HäuplHngen der Tayystämme
mit Zayd an der Spitze, dem Proplieten ihre Aufwartung,
um ihm ihre Huldigung darzubringen. Nachdem sich die
Abgeordneten einige Zeit in Madyna aufgehahen hatten
(wo Zayd das Fieber bekam, an dem er auf dem Rück-
wege zu Karwa starb) wurden sie entlassen und jeder er-
hielt ein Geschenk von fünf Unzen Gold; Zayd wurde da-
durch ausgezeichnet, dafs ihm Biläl zwölf und eine halbe
Unze überreichte.
Nach der Heimkehr der Deputation widersetzten sich
nur wenige Tayyiten der Annahme des Islams. Unter den
Widerspenstigen war der Nabhänite Wazr, welcher den
Poeten 'Antara 'Absy erschlagen hatte. Er soll sich nach
Syrien gellüchtet und zum Christenthume bekehrt haben.
Auch der Fürst des Stammes, Adyy, wollte den Prophe-
ten nicht anerkennen und befahl seinem Hirten, das schnellste
Kameel in Bereitschalt zu halten, damit er flüchten könne,
wenn sich eine bewaffnete Macht nähern sollte, um ihm
nämlich das Ramad, auf welches sonst Niemand Ansprüche erheben
darf. Geschrieben von 'Alyy. (I^aba Bd. 1 S. 499.)
Das Ramad ist nach Yakut ein Sand (Weideplatz an der äu-
fserslen Grenze vom Nofüd) und liegt vor Schyha, zwischen Dzät
'Oschayra (lies Där'Oschar) und Baysua (lies Yansu a).
Ein Aga'ite, Namens Habyb b. Amr, machte dem Propheten
seine Aufwartung und dieser liefs ihm folgende Schenkungs-Urkunde
ausfertigen: Von Mohammad, dem Boten Gottes, an Ilabyb b.'Amr,
vom Agä'stamme, und an die von seinem Stamme, welche sich be-
kehrt haben, den Gottesdienst verrichten und das Almosen geben.
Er soll im Besitze seines Vermögens (Heerden) und seiner Wasser-
plätze bleiben, gleichviel ob ansäfsige Araber oder Bedouinen sich
daran gelagert haben. Als Garantie hat er den Bund Gottes und
den Schutz des Propheten.
Eine ähnliche Urkunde stellte er zu Gunsten des Walyd b. Gä-
bir b. Tzälim b. Haritha b. 'Attäb b. Aby Häritha b. Godayy b. Ta-
dül b. Boguyr (Bolilor?) aus. Im dritten Jahrhundert befand sie
sich noch im Besitze der Familie auf dem Schammargebirge.
393
den Glauben aufzudringen. Dieser Augenblick liefs nicht
lange auf sich \varten.
Schon Anfangs August 630 sandte Mohamniad 150
oder 200 IMann mit weilseni Liuä und schwarzer llaupt-
standarde, unter dem Kommando des 'Alyy, um den Götzen
Fols zu zerstören und die Niclitbekehrten zu plündern und
in die Gefangenschaft abzuführen ^). Bei Tagesanbruch
machten sie einen Ausfall auf die Residenz des'Adyy, aber
sein Hirt hatte ihm schon am Abende gesagt: 0 Adyy,
die Zeit ist gekommen, dein Vorhaben auszuführen. Es
zeigen sich Mohammads Feldzeichen am westlichen Ho-
rizont! Die Glieder seiner Familie bestiegen die Kameele
und nahmen so viel sie konnten von ihren Habseligkeiten
mit. Fr floh mit ihnen gegen Syrien (Arabia Petraea).
Seine Schwester Salfäna aber war mit anderen Tayyiten
bei einem Wasser gelagert und fiel in die Hände des Fein-
des. Man schleppte sie nach Madyna und sperrte sie in
den Kameelstall, der vor der Moschee war, mit den an-
deren Gefangenen ein. Am nächsten Tage sah sie den
Propheten vorübergehen und sie rief ihm zu: Mein edler
Vater ist todt und mein Beschützer ist entflohen, habe Mit-
leid mit mir und Allah wird mit dir Mitleid haben. Er
fragte sie, wer ihr Beschützer sei? und sie sagte: 'Adyy,
der Sohn des Hätim. Er ging vorüber, ohne ihre Bitte
zu erhören. Am folgenden und am dritten Tage that sie
dasselbe, und endlich sagte er zu ihr, wenn sie eine zu-
') In der Schatzkammer des Fols fand 'Alyy drei Säbel und
ebenso viele Kuirasse, wahrscheinlich Votiv- Geschenke geretteter
Krieger.
Die Anzahl der Gefangenen scheint nicht unbedeutend gewesen
zu sein. Sie wurden nebst der übrigen Beute zu Rakyk unter die
Sieger vertheilt. Nur die Schwester und andere Anverwandte des
'Adyy blieben von dieser Schmach frei und w'urden, ohne dafs sie
das Eigenthum eines Kriegers geworden, nach Madyna gebracht.
394
verlässige Person fände, wolle er ihr erlauben, nach Sy-
rien zu ihrem Bruder zu oehen. Es ereignete sich, dafs
eine kodhä'itische (oder baiische) Deputation nach Madyna
kam. Sie ging zum Propheten und sagte ihm, dafs sich
ein Freund ihrer Famihe darunter befinde. Er kleidete sie,
versah sie mit Allem, was sie für die Reise bedurfte, und
erlaubte ihr, dahin zu ziehen.
Zayd alchayl war todt und der Sohn des Hätim hatte
unter den niächtigen Tayystämmen, deren Bekehrung ge-
wils sehr oberflächlich war, noch immer ganz bedeutenden
Einlluls. Es lag deuj Propheten daher viel <laran, ihn für
seine Sache zu gewinnen '). 'Adyy war hoch erfreut als
er seine Schwester wiedersah. Aber sie machte ihm bittere
') Man hat behauptet, Mohammad habe bei mehreren seiner
Heirathen die Absicht gehabt, sich mit mächtigen Familien zu ver-
binden. Leuten, welche überall höhere Motive zu entdecken wissen,
düiftc meine Darstellung der Ehen des Mohammad im Anhange
zum ITten Kapitel frivol erscheinen. Es werden allerdings auch in
Arabien I'^hen geschlossin, um Familien mit einander zu verbinden,
und Mohammad's Heirath mit Ayischa, der Tochter des Abu Bakr,
hatte nebenbei diesen Zweck. Aber ein mächtiger Mann hält seine
Tochter für seine Ehre und für die Aehillesverse der Familie. Des-
wegen bedeutet Hurma P^hre und 'Awra Schaam soviel als Frau.
Die Schwieligkeit, Töchter standesgemäfs zu verheiralhen, und die
Schande, dieses nicht zu thun, ist so grofs, dafs selbst arabische
Häuptlinge die Mädchen gleich nach ihrer Geburt tödteten. Es ist
weder ehrenvoll für den Vater, wenn seine Tochter an einen Mann
unter ihrem Stande verheirathet ist, noch wenn sie einen Mann von
ihrem Stande oder von einem höheren Stande hat, aber sein Bett
mit vielen Nebenbuhlerinnen theilt. Man denke an den Chalyfen,
welcher, um die Gesellschaft seiner Schwester und seines Günstlings
zu gleicher Zeit zu geniefsen, diese an jenen verheirathete, aber un-
ter einer Bedingung, deren Nichterfüllung dem letztern das Leben
kostete. Die Geschichte mag erdichtet sein, aber sie ist eine Dich-
tung im Geiste der Araber. Ein Mann hingegen setzt seinen gröfs-
ten Ehrgeiz darin, Töchter edler Familien, sei es als Frauen, sei es
als Concubinen zu besitzen. In letzterem Falle häuft er die gröfste
Schmach auf die betrettenden Familien. Sehen wir nun den Kata-
log der Frauen des Propheten durch, so erblicken wir z. B. in der
395
Vorwürfe, dafs er, ein edler Araber und Tayyite, nur auf
seine eii^ene Sicherheit denken und seine Schwester —
seine Elire — dem Feinde Preis «^eben konnte. Was hätte
ihr begei^nen, welcher Schandlleck hätte auf den vStamm
fallen können, wenn die Tochter des Hätini Wie eine Skla-
vin vom Feinde mifsbraucht worden wäre! Dem Edelmuth
des JMohammad allein verdankte sie ihre Rettung. Oem
'Adyy war der Aulenthalt in Arabia Petraea schon zum
Ekel geworden, und er berathschlagte sich mit ihr, was
zu thun sei. Sie sprach : File zu Mohammad, w enn er ein
Prophet ist, so können die, welche sich zuerst bekehren,
nur gewinnen, wenn er aber blos ein weltlicher Herrscher
ist, so verlierst du nichts in deiner Stellung unter den süd-
arabischen Stämmen; du bleibst, wer du warst. Adyy be-
folgte ihren Rath und ging im November 630, ohne Ver-
sprechen persönlicher Sicherheit, nach Madyna. Der Pro-
])het war in der Moschee, als er ankam. Adyy trat hin-
ein und hörte von allen Seiten: Das ist Adyy, das ist der
Sohn des Hätim! und er wurde mit Ehrfurcht empfangen.
Mohammad gab ihm die Hand, hörte aber die Angele-
genheit einer armen Frau und eines armen Kindes, ehe er
ihm Gehör gab. Dann führte er ihn in sein Haus und wies
ihm einen mit Lyf gefüllten Polster zum Sitz an. Er selbst
setzte sich auf die Erde. Der Gottgesandte sprach: Kennst
du einen Gott aufser Allah? 'Adyy antwortete: Nein!
Mohammad: Glaubst du, dafs es etwas Höheres giebt, als
Gott? 'Advy versetzte wieder: Nein! jMohammad fuhr
dann fort: Auf den Juden lastet der Hals Gottes und die
Christen sind im Irrthume (eine Anspielung auf Kor. 1,17).
Du bist ein Raküsier und dennoch nimmst du den vierten
Theil dessen, was deine Leute rauben, obwohl es deine
Heirath No. 14 S. ?!• den Ausdruck der tiefsten Unterwürfigkeit ge-
gen den Propheten seitens des No'aniän, indem er ihm eine Ver-
wandte opferte; die Heirath No. 10 S. 78 hingegen konnte den Abu
Sofyan, so lange er Heide war, nur kränken.
396
ReliüioT) verbietet. Bekelire dich und du bist ijeretfet.
Vielleicht schreckt dich die Armuth der Menschen ab, die
mich umgeben, und <Jer Gedanke, dafs sich die verschie-
densten Elemente gegen uns vereinigt liaben. Aber bist
du je in H>ra genesen? Der Tag \vird kommen, dafs
eine Frau von jener Stadt allein und ohne Schutz bis Makka
geben kann, ohne Furcht angegriiren zu Averden, und die
Zeit wird kommen, dafs uns die Schätze des Chosroes,
des Sohnes des Hormuz, angehören werden.
'Adyy bekehrte sich zum Islam und wurde vom Pro-
pheten zum Zehenteinnehmer der Tayyiten ernannt. Er
blieb seinem neuen Glauben selbst während des Abfalles
der benachbarten Stämme treu und überbrachte dem Abu
Bakr den Zehenten. Er nahm an der Eroberung von Fer-
sien Theil und sah mit eigenen Augen die Einnahme von
Ctesiphon und die Eroberung der Schätze des Chosroes.
Dann liefs er sich in Küla nieder und .starb im hohen Al-
ter A. 11. 68. Sein etwas jüngerer Zeitgenosse Abü'Obayda
b. Hodhayla aus Kula ^\nv einer von Denjenigen, welclie
die Geschichte seiner Bekehrung auf eine interessante Art
zu erzählen wufste. Weil diese Geschichte gleichsam eine
Monographie bildete, enthält sie alle Gemein|ilätze der Ge-
schichtenerzähler und z\\ar, wie gewöhnlich, im Dialoge:
die überzeugende Einlachheit des Islam, die Genügsamkeit
des l'ro[)heten, seine Herablassung gegen Arme (er gab
zuerst einer Frau und danach dem 'A(hy (Jehör) und das
stolze Gefühl, womit die Eroberungen die Herzen «ler Mos-
lime erfüllten ').
Welches Wogen und Leben mufs damals in dem frü-
her so stillen Landstädtchen gCAvesen sein! Hmiderte von
Abenteurern waren herbeiireströmt und lebten theils in
') Weil sie auf so guter Autorität beruht, wird sie nicht nur
von den Biographen und im Kitäb alaghaniy, sondern in abgekürz-
ter Form auch von Bochary S. ß3() und Ihn Aby Schayba S. 35
wiedergegeben.
397
Häusern , theils in Zelten und theils im Freien. Täglich
kamen Deputationen an oder trafen siegreiche Scliaaren ein,
welche einen Stamm l)ez\vungen orler einen Götzen zerstört
hatten, der grofse Wohlstand zos: einige Kantleute von ent-
lernten Orten an, welche die Stadt nicht nur mit Leltens-
mitteln, sondern auch mit Luxusartikeln versahen und Kiie«i;s-
gelangene kauften. Den CJläubigen bereiteten je(Jocli die
neuen Offenbarungen, welche gegen Ende der Carriere des
Propheten viel häufiger wurden als früher, gröfsere Auf-
regung als alle diese weltlichen Dinge.
Nach der Einnahme von Makka erklärte zwar Äloham-
mad, dafs das Gebot »die I'lucht zu machen« d. h. sich in
Madyna anzusiedeln, aufser Kraft gesetzt worden sei, aber
er und seine Anhänger waren immer noch sehr freigiebig
gegen Neubekehrte, und ihre Güte wurde mifsbraucht.
Es war ein trockenes unfruchtbares Jahr und Mangel
herrschte unter den Asaditen ' ). Einige derselben begaben
sich mit Weib und Kind nach Madyna und bekannten sich
zum Islam. Sie stellten sich hi# Morgens und Abends
beim Propheten zum Essen ein, beschmutzten die öffentlichen
') Um das ausgedehnte Gebiet, auf welchem die Banü Asad
b. Chozayma herumirrten, zu bezeichnen, hebe ich aus Wiistenfeld die
Orte hervor, welche in der Karte verzeichnet sind. Sie bewohnten
einen Landstrich zwischen Makka und ßa(,Ta, worin folgende Stämme
sie als Nachbarn umgaben: die Banü Abs im Wädiy Gorayya, zwi-
schen Nibag und Nokra; die Banü Yarbu bei Dzat Oschayra (Dar
'Oschar?). Sie besafsen die Berge Habaschy, östlich von Samyrä,
und Scharg, östlich von Agfor, in der Nähe von Fayd, und das
Dorf Dzü Achthäl mit Feldern, wo man über Thala'byya nach Ba^ra
kommt. Von ihren Wassern fliefsen sechs ( s. Wüstenfeld ) nach
Dharyya, und endlich erstreckten sie sich so weit gegen Westen,
dafs sie an die Banü Kinana anstiefsen.
Die eigentlichen Herren dieses Landstriches waren nicht die
Asaditen, sondern die Tamymiten, ^'ayyiten und Solaymiten. Zur
Zeit des Ptolemaeus finden wir die JäouTr/voi östlich vom Scham mar-
gebirge. Sie wurden aber später, wie es scheint, versprengt, zer-
streut und unterdrückt.
398
Plätze der Stadt dermafsen, dafs es kaum auszuhalten nar
vor Gestank, und machten durch die grofse Consumtion die
Lebensmittel theuer. Dabei hielten sie dem Propheten vor,
dafs sie nie feindliche Gesinnungen gegen ihn gezeigt, wie
die übrigen Hedouinen, und dafs sie ganz freiwillig, ohne be-
waffnete Demonstration, den Islam angenommen hätten.
Obschon diese Nachricht durch eine Koräustelle (49,
14) bestätigt wird, so behaupten doch die Asaditen, dafs nur
neun Schayche ihrer Stämme nach Madyna gekommen seien
und dafs ihnen der Prophet bei dieser Gelegenheit einen
schriftlichen Vertrau; ausgestellt habe. Die asaditischen La-
ger waren so zahlreich, dafs beide Nachrichten begründet
sein können. Ein Lager mag nach Madyna gezogen sein,
während die anderen durch Abgeordnete ihre LTuterwürfiff-
keit anzeigten. Ihre Behauptungen werden aber durch
Wundergeschichren verdächtigt. Kiner ihrer Abgeordneten
(Nikäda oder Dhirar) soll dem Propheten eine Kameelin
geschenkt und dieser ihre Milch bis auf einen ganz aufser-
ordentlichen (uad vern#hrt haben.
Das Benehmen der Asaditen oegon Mohammad zeicli-
nete sich weder durch ITnterwürhgkeit noch Offenheit aus.
TIadhramy, einer von ihnen, war ein Mann von jtoetischen
Anlagen. Er lernte die 80ste Süra des Koran auswendig
und schaltete die Worte ein »Er, der gütig ist gegen die
Schwangern,« liefs aber dafür zwei andere Worte aus. Der
Prophet tadelte ihn und befahl ihm keine Zusätze zu ma-
chen. Tolavha und ein anderer ihrer Schajche gab sich
nach dem Tode des Mohauimad in Yamäma für einen Pro-
pheten aus und fand einen grofsen Anhang, wurde aber von
den Moslimen besiegt. Er llüchlete sich nach Syrien und
kam später als Pilgrim nach Makka. bi den persischen
Kriegen soll er sich besonders zu JNohawand ausgezeichnet
haben. Dhirar, ebenfalls ein Asadite, soll sich später des
Genusses des Weines schuMig gemacht hal)en und zu kör-
perliclier Züchtigung verurtheilt Avorden sein. Nach an-
deren wurde er von Omar zum Tode verdammt, weil er
399
ohne rechtliche Belugnils eine KriegsgeTanj^ene wie seine
Frau beliandelte. Er starb ehe das Toih'surtheil vollzo-
gen wurde.
Unter den l)edenken gegen den Islam, welche die Asa-
diten dem Propheten vortrugen, ist uns eines aufbewahrt
worden. Sie j'iagtc^n, ob sie noch lerner sich von Kabinen
( Wahrsag<'rn) besliniuicn lassen diirlcn, und ob sie, \\ie
Irüher, der Iväla ( Wahrzeiclien, die aus den» \ ogelllng ab-
geleitet sind) oder tlen auf Sand gezeichneten F.inien (ilau-
ben schenken sollen. Die letztgenannte Art zu Avahrsagen
eeschali auf folgende Weise. Der iMann, welcher wissen
wollte ol) seine iVngeleüenheit einen «uten Aussrano^ neh-
nien \vürde, kam zum Häziv (Wahrsager) und gab ihm sei-
nen Lohn mit der Bitte, das Schicksal zu befragen. Der
Häziv hatte einen Knaben bei sich, dem er sagte, mit einem
Stück Eisen in den weichen Hoden eine grofse Menge von
Linien zu machen, aber schnell und ohne sie zu zählen.
Dann wurden zwei und zwei bedachtsam verwischt, bis nur
eine oder zwei übrig Avaren. Blieben zwei, so war der
Fragende eines sicheren Erfolges gewifs, blieb nur eine, so
war der Ausgang böse. Eine andere Art, die Zukunft zu
bestimmen, war, dafs man drei Linien auf den Boden zog
und Korn daraufstreute, inid aus der Lage desselben Schlüsse
zog. Die Asaditen sagten, dafs diese Art die Zukunft zu
erfahren, unter ihnen von jeher üblich war, und wünschten
die Ansicht des Mohammad darüber zu wissen. Er ant-
wortete: Einer der Propheten ist darin unterrichtet worden,
und wenn Jemand die Kenntni.sse besitzt, die er besessen
hat, kann er allerdings wahrsagen '). Wahrscheinlich bildete
die Wahrsagekunst einen Theil der Lehre des Tolavha.
Weder das Benehmen gegen den Islam noch ihre Stel-
lung unter den übrigen Stämmen des Na^d berechtigte sie
') So wird die Antwort des Propheten im Oyün und Nur al-
nibräs gedeutet; nach Moslim hat sie aber einen anderen, etwas ge-
zwungenen Sinn.
400
zu freunillicher Behandlung seitens des Mohammad. Er
sclirieb an sie: Von Mohammad dem Propheten an die Banü
Asad. Friede sei mit Euch. Ich preise über Euch Allah,
aufser welchem es keinen Gott 2:iebt, iNähert Euch nicht
den Wasserplätzen und dem Lande der Tayyiten. Nur wer
bei ihnen Zuflucht findet, darf ihr Gebiet betreten. Wer
(von den Tayyiten) durch Ueberschreitungen beschädigt wird,
seniefst den Schutz des Mohammad a-eiiren den üebertreter.
Kodhayb.'Amr (nach einer anderen Lesart Kodhäy b.'Ämir,
aus dem L)y Istamme, Statthalter des Mohammad über dieAsa-
diten) sehe, dafs dieses Verbot nicht verletzt werde.
Der Kiläbite Dhahhak war so tapfer, dafs man ihm
nachsagte, er könne so viel ausrichten als hundert Reiter.
Er stellte sich zu Anfang 630 nebst den) Kiläbilen A^*yad
unter die moslimische Fahne. Im Juli desselben Jahres
schickte sie Mohammad mit einer Armee, um ihre Stamm-
genossen von der Wahrheit seiner Lehre zu überzeugen.
Sie rückten bis Zooo-Läwa vor und forderten die Kiläbiten
CD
auf, dem Islam beizutreten. Ihre Zumuthung wurde mit
Schimpf zurückgewiesen und es kam zu einer Schlacht,
welche mit solcher Erbitterung gefochten wurde, dafs Ac;yad
das Pferd seines eigenen Vaters am Kniegelenke verwundete
und es zum Sturze brachte. Der alte Mann versuchte sich
aufzurichten, wurde aber von den herbeieilenden Kampf-
genossen des A(^yad erschlagen. Die Kiläbiten ergriffen
nach hartnäckigem Widerstände die Flucht, und die Mus-
lime blieben Herren des Schlachtfeldes.
Die Kiläbiten gehören zu dem Zweig der Hawäzin-
stämme, welcher Banü Amir geheifsen wird und welcher
sich nicht nur durch seine Ta|»ferkeit, sondern auch durch
einen höheren Grad von Bildung und Fnabhängigkeitssinn
vor ihren Nachbaren auszeichneten. Sie fochten nicht wie
die Tamyn)iten als Miethsoldaten unter fremder Fahne. In
Folffe der Niederlajie kamen nach einander zwei 'Amiriten
nach Madyna, nämlich der uns bereits bekannte Amir b.
Tolayl und 'Alkama.
401
Pochend auf seine Berülimtlieit als gescliickter Reiter
und tapferer Krieger sagte Äniir zun» Propheten: Was
giebst du mir, wenn ich das Glanbensbekenntnifs ablege?
Der Prophet antwortete : Du sollst dieselben Rechte und
Pflichten geniefsen, wie die übrigen Moslime. »Willst du
mich zum Nachfolger in der Herrschaft machen?« fragte
der übermüthige Häuptling weiter. »Weder du, noch dein
Stamm hat einen Anspruch auf diese Auszeichnung« ant-
wortete Mohammad. Wohl denn, fuhr 'Amir fort, so mache
mich zum Fürsten der Nomaden und du bleibst das Haupt
der Städtebewohner. »Nein,« versetzte der Prophet, »aber
ich gebe den Zügel der Cavallerie in deine Hände, denn
du bist ein wackerer Reiter.« Der stolze Bedouine schlug
aber dieses Anerbieten aus, kehrte mit seinem Begleiter
Arbad b. Raby'a b. Mälik b. Ga far zurück und starb als
Heide an einer schmerzlichen Krankheit: die Zunge hing
ihm aus dem Munde heraus so grofs wie das Euter eines
Schaafes. Seine Stammgenossen bauten um sein Grab ein
Gehege, eine arabische Meile lang und eben so breit,
damit kein Mensch den Platz betreten und kein Thier dar-
auf grasen soll. Arbad wurde vom Blitz erschlagen und
der Dichter Labjd dichtete eine Elegie auf ihn. 'Abd Allah
b. Schichchyr legte das Glaubensbekenntnifs ab und war
viel unterthäniger, aber er ging auch zu weit. Er sagte:
Gesandter Gottes, du bist unser Herr (Sayyid) und voll
Langmuth. Mohammad antwortete: Gott ist unser Herr,
lafst euch vom Teufel nicht irre führen.
Wie Amir wegen seines Muthes berühmt w ar, so zeich-
nete sich sein Vetter 'Alkäma, der Sohn des 'Olätha, durch
seine Freigiebigkeit aus. Seine V^oreltern hatten sich durch
ihren Unternehmungsgeist um den Stamm bleibende V^er-
dienste erworben, welche auf ihn vererbten. Er hatte eine
zahlreiche Familie — eine Quelle der Ehre und der Macht
unter den Arabern — und hielt treulich seine Versprechen,
während Amir kinderlos und verrätherisch war. Beide
ni. 26
402
besoldeten Dichter, die ihr Lob sangen. Ämir's Name
wurde von al-A'scha und Labyd geleiert und Alkama war
der Hehl des Hotavya. Wuth und Ungestüm erringen bei
den Massen die Fahne, und so machte auch 'Amir seinem
Vetter die ererbte Stammherrschalt streitig. Die Dichter
der beiden Gegner mulsten Satyren schreiben, und end-
Hch i<am es so weit, dafs ein Schiedsrichter entscheiden
sollte, wer von beiden der rühmlichste sei. Sie baten
mehrere Schayche '), das Amt des Schiedsrichters zu über-
nehmen. Ihn Kotba Fazäry nahm es endlich an, aber sagte
ihnen, dafs er erst nach einem Jahre entscheiden wolle.
Ehe sie w iederkamen , schickte er heimlich zu 'Ämir imd
liefs ihm sajien: wie kannst du dich mit diesem Manne
messen, da doch der Uuhm seiner Familie die Zierde
deines Stammes ist. Dann liels er dem 'Alkama heimlich
sagen: wie kannst du dich mit deinem nächsten Ver-
wandten in einen Streit einlassen, da er doch der gröfste
Mann unter den 'Ämiriten ist. Da sie nun beide vorbereitet
waren den Kamp!" zu verlieren, liefs er sie zu sich kom-
men und sagte leierlich in (.legenwart des Volkes: Ihr
habt mich gewählt, dafs ich entscheide, welcher unter euch
der Ausgezeichnetste sei. Ihr seid wie die Kniee des Ka-
meeis, welche zugleich auf den Boden fallen. Ihr seid
beide berühmt.
Diese Eifersucht dauerte fort als der Islam sich unter
die arabischen Stämme ausbreitete, und da die ehrgeizigen
Aiitiiige des Amir von Mohammad zurückgewiesen wurden,
so beniilzte ihn Alkama, um den \ orrang über seinen Cleg-
ner zu behaupten.
'Alkama unternahm einst eine Heise nach dem grie-
chischen Reiche und s]»racli sich dort, wie man behauptet,
') Nämlicli Abu Sofyaii von Makka, Oyayna b. Hi(;n, Allan b.
Saluma von Täyif, und Ilarniala b. al-As'ar vom Mozaynastamm.
403
vor dem Kaiser selbst zu (Junsten des Mohammad aus ').
Es kam dieses dem Propheten zu Ohreu und er hielt es
dem 'Alkama zu Gute. Eines Tages als Hassan ein Gedicht
lies A'scha recitirte, in dem 'Ämir gelobt und Alkama ver-
spottet Avird, sagte Mohammad: »Lafs mich dies Gedicht
nicht nieder hören.« Warum i' erwiderte Hassan, mifsfällt
dir eine Satyre auf einen l ngliiiibigen, der dem Kaiser den
Hof macht? »Weil er löblich von mir gesprochen hat,«
erwiederte der Prophet.
Alkama kam nach Madyna, um das Glaubensbekennt-
nils abzulegen, und Avurde von dem Propheten bei dieser
und bei jeder folgenden Gelegenheit mit der gröfsten Aus-
zeichnung behandelt. Mit dem Islam war es ihm nicht
ernst. Nach der L ebergabe von Täyif, also schon im Ja-
nuar 631, Avurde er abtrünnig und begab sich nach Arabia
Petrea. Als sich unter der Regierung des Abu 13akr Cen-
tralarabien empörte, eilte er in seine Heimath zurück und
organisirte zwei Armeen gegen die Moslime. Der Chalyfe
sandte den Kakaa gegen ihn mit dem Befehl, ihn anzu-
greifen, und Avenn er sich ergebe, ihn zu schonen. Es ge-
lang dem moslimischen Führer, die Frau und Kinder des
Gegners gefangen zu nehmen. Sie Avurden nach Madyna
gebracht und mit vieler Güte behandelt. Dies bewog den
'Alkama, Avelcher noch auf freiem Fufs stand, zum Islam
zurückzukehren. Der Chalyfe 'Omar ernannte ihn zum
Statthalter über den Hawrän, avo er auch starb.
') Als Veranlassung dieser Reise wird im Kitäb alaghäniy an-
geben, dafs der im Kap. 17 erwähnte Ascet Abu Amir, welcher sich
von Madyna zuerst nach Nagrän und dann nach dem byzantinischen
Reiche geflüchtet hatte und dort Christ geworden war, gestorben
sei und eine bedeutende Ei-bschaft hinterlassen habe, welche Alkania
und 'Abd Yälyl aus Täyif beanspruchten. Sie plaidirten beide ihr
Recht vor dem Kaiser, und er entschied zu Gunsten des Täyifiten,
weil er wie der Erblasser ein Städtebewohner, und 'Alkama ein
Nomade war.
26*
404
Nachdem sich 'Alkama bekehrt hatte, sandten einige
'Ämiriten Abgeordnete an den Propheten, ihm zu huldigen.
Er nahm sie auf das treundhchste auf und gab ihnen fol-
genden Brief:
»An Bodayl, Bosr und Sarawät, Söhne des 'Amr. Ich
habe euer Eigenthum nie angetastet, noch habe ich euch
anseüriÖen , denn ihr seid mir die geachtetsten unter den
Einwohnern des Tihäma, und ich betrachte euch und die
Motayjabiten ^), welche euch folgen, als meine nächsten
V^erwandten. Ich habe den Mitgliedern eures Stammes,
welche sich in Madyna niederlassen oder auch nach Ab-
leirunir der Glaubensbekenntnisse in ihre Heimath zurück-
kehren, alle Rechte zugestanden, welche ich selbst ge-
niefse. Ausgenommen sind Diejenigen, welche sich in
Makka aufhalten, es sei denn zum Besuch der Heilig-
thümer '^). Seit dem Friedensschlüsse habe ich euch nicht
angegrifl'en, und ihr hattet keine Ursache vor mir in Angst
zu sein.
'Alkama und die beiden Sohne des llawda ^) haben
bereits das Glaubensbekenntnils abgelegt, und letztere sind
nach Madjna gekommen, haben mir für sich selbst und
') Unter den Mojayyabiten sind die makkanischen Familien
Ilaschim, Zohra, Harith b. Fihr, Tayrn und Asad zu verstehen,
welche hier als Verbündete oder Schützlinge dieser Abtheilung des
Amirstammes erscheinen.
') Obschon die 'Amiriten bei Honayn gegen den Mohammad
fochten, so geht doch aus dieser Bedingung hervor, dafs das Docu-
meiit vor der Eroberung von Makka geschrieben worden sei. Wahr-
scheinlich haben sich einige der vielen 'amiritischen Lager viel früher
bekehrt als andere, oder Banü 'Amir hatte eine viel beschränktere
Bedeutung als später bei einigen Genealogen.
') Unter Banü Hawda sind Addä und Amr b. Hawda zu ver-
stehen. Dem ersteren und seinem Anhange unter der Familie 'Amir
b. 'Ikrinia (d.h. der zu den Ikriniiten gehörigen Familie Amir)
schenkte Mohammad den Landstrich zwischen (,.'oba'a und Zogg-
Lawäna ( Zogg-Läwa?), worunter das Lawäna von Harrär ge-
meint ist.
i
405
Namens ihrer Anhänger im Lager der 'Ikrimiten (welchem
sie angehörten) gehuldigt und wir haben mit einander ein
Bündnifs geschlossen, welches in gesetzlichen und unge-
setzlichen (Jnternehmungen fortbestehen soll« ^).
Die Bakkäiten, einer dieser Stämme (der Ämiriten),
schickten eine eigene Deputation. Das Haupt derselben
war ein alter Mann Namens Mo äwiya b. Thawr b. Ibäda
(sie!), welchen sein Sohn Hischr begleitete. Auf die Bitte
des Vaters legte der Prophet diesem die Hände auf. Seine
Nachkommen waren stolz auf diese Auszeichnung und ein
Sohn des Bischr sagt (Vers): »Es war mein V^ater, über
dessen Haupt der Prophet die Hände strich und auf dem
er Glück und Segen vom Himmel herabrief."
Dem Alten wies er den Zehenten des Stammes zum
Geschenke an, er stellte ihn aber dem Propheten wieder
zur Verfügung, denn es genügte ihm der Fürst des Stam-
mes zu sein.
Aufserdem nahmen nur Fogay b. Abd Allah b. Gondob
und Abd Amr al-Agamm an der Deputation Antheil. Dem
Fogay gab Mohammad folgendes Document: »Von Moham-
mad dem Propheten. Dem Fogay' und denen die ihm fol-
gen, die das Glaubensbekenntnifs ablegen, die Gebete ver-
richten, den Zehenten bezahlen, Gott und seinem Propheten
gehorchen, den Choms Gottes (i. e. den fünften Theil) der
Beute abliefern, dem Propheten und seinen Gefährten Hilfe
leisten, öffentlich ihren Glauben kund geben und sich von
den Heiden trennen. Sie geniefsen Sicherheit unter dem
Schutz Gottes und dem Schutz des Mohammad.« Dieses
Document wurde in der Familie des Fogay aufbewahrt,
und Abd al-Malik b. 'Ata Bakkäy [welcher wahrscheinhch
die Tochter des Fogay zur Frau hattej zeigte es dem Tra-
ditionisten Abu No'aym.
') Dhahhäk wurde nach dem Abfall des Alkama seiner Ver-
dienste wegen zum Steuereinnehmer einiger von den Stämmen, de-
ren Sammelmann Banü Amir b. (^acaa war, ernannt.
406
Abd Amr war sehr arm und wie es scheint, hatte er
sich schon früher dem Propheten angeschlossen und lebte
zu Madyna, wo er zu den »Leuten des CoiTa« ('»1^\ *— '^^^
KäaoJI ^5.*J vergl. S. 89 d. B.) gehörte.
Auch die Banü Hiläl, ebenfalls ein 'Amirstamm, schick-
ten eine eigene Deputation an den Propheten. Sie lebten
in dem Küstenlande und den sich darüber erhebenden Ber-
gen bei Dhankän, einige Tagereisen südlich von Makka,
und das Lob ihrer Heldentugenden bildet den bihalt eines
Romans, welcher noch in unsern Tagen in den Kalfee-
häusern des Orients erzählt wird ^).
Von den Ga'diten, einem 'Ämirstamme, welcher seine
Wohnsitze in den Steppen bei Nagrän hatte, wird nur
ein Mann, Rokäd, erwähnt, welcher dem Propheten seine
Aufwartung machte. Vielleicht würde auch sein Name in
V^ergessenheit gerathen sein, aber der Prophet wies ihm ein
Stück Landes als Lehen an, und die Schenkungsurkunde
\^ar im dritten Jahrhundert noch im Besitze seiner Nach-
kommen.
Im Juni 630 unternahm Kotba b. 'Amir mit zwanzig
Mann auf zehn Kameelen einen Raubzug gegen die Chath a-
') Von ihren Abgeordneten werden drei Männer genannt. Einen
davon fragte Mohammad um seinen Namen, und er antwortete: Ich
heifse 'Abd 'Awf (der Diener des Götzen 'Awf). „Du sollst von
nun an 'Abd Allah heifsen", erwiderte der Prophet.
Der zweite, Kabyc^a, gehörte zwar dem Hilälstamme an, wird
aber auch der Bagylite geheifsen. Er liefs sich später in Bac;ra
nieder und besafs dort ein grofses Haus. Sein Sohn Kotn wurde
zum Statthalter von Sigistan ernannt.
Es war auch ein Neffe der Maymüna, einer der Frauen des
Mohammad, unter den Gesandten. Er besuchte seine Tante, und
als der Prophet zufällig in das Zimmer trat, war er sehr aufgebracht
über den Besuch dieses jungen Menschen , er beruhigte sich aber
sogleich als ihm Maymüna sagte, dafs er ihrer Schwester Kind sei.
Er nahm ihn mit in die Moschee zum Nachmittagsgebet, legte ihm
die Hände auf und gab ihm seinen Segen, auf den seine Familie
immer stolz war.
407
miten in Bysche bei Tabiila. Auf dem Wege fiel ein Mann,
der nicht gut arabisch spradi (istagama) in ihre Hände.
Kr schrie und machte die Bauern auf die (Jefahr aufmerk-
sam; die Moslime enthaupteten ihn deswegen. Sie schhefen
und warteten, bis sich die Hauern zur Ruhe begeben hatten,
dann überHelen sie dieselben und es kam zu einem mör-
derischen Kampf, in welchem auf beiden Seiten einige fielen
und mehrere verwundet wurden. Die Moslime erbeuteten
einige Frauen und so viel Vieh, dafs nach Abzug des Fünf-
tels vier Kameele (zehn Schaale zu einem Kameel be-
rechnet) auf jeden Betheiligten kamen. Die Bekehrung
der Chath'amiten erfolgte erst später und Avir werden am
Ende dieses Kapitels davon hören.
Da dieser Raubzu£r nach Yaman nicht die unmittel-
bare Bekehrung der Einwohner zur Folge hatte, wenden
wir uns zu einem anderen Unternehmen der Moslime, wel-
ches einen tiefen Eindruck auf die Bevölkerung von ganz
Arabien gemacht zu haben scheint, und dann erst kehren
wir nach dem grünen Yaman zurück.
Im Spätsommer ') 630 rüstete Mohammad für einen
Feldzug, dessen Zweck kein geringerer war als den By-
zantinern die Spitze zu bieten. Es dürfte zweckmäfsig
') Ibn Sa'd, Ibu Ishäk und Baladzory S. 235 versetzen den
Ausmarsch in den Monat Ragab A. H 9 und die Rückkehr in den
Ramadhän. Der Ragab fing am 14. October an und der Ramadhän
endete am 12. Dezember 630, Um die Mitte October wird es auch
in jenen Gegenden ein wenig kühl und in der zweiten Hälfte des
des November fangen die Regen an. Von grofser Hitze kann also
nicht die Rede sein. Dafs es aber sehr heifs war bestätigt der
Koran, und in der Tradition hat sich die Benennung „der Feldzug
der Beschwerde" für den Marsch nach Tabük erhalten. Es niufs
also ein Irrthum in) Datum sein.
Ich trage kein Bedenken den Feldzug in den Sommer zu ver-
setzen. Das von den Biographen einstimmig angegebene Datum
hat schon den moslimischen Theologen Anlafs zu Spekulationen ge-
geben. Während des Ragab, sagen sie, durfte man nach arabischer
Sitte und nach dem Ausspruche des Koran nicht kämpfen. Da nun
408
sein, auf die Bemerkungen Bd. II S. 153-4 zu erinnern
und daran andere anzuknüpfen. Heraclius war 622 kaum
in Iskanderün gelandet, als Mohammad den Heiden, deren
Sympathien auf Seite der Perser waren, voll Begeisterung
zurief: »Die Byzantiner sind zwar unterlegen, aber gewifs
werden sie in wenigen Jahren siegen. Dann werden sich
die Gläubigen freuen. « Diese Koränstelle iäfst keinen
Zweifel, dafs damals die Moslime in den christlichen Völ-
kern ihre Brüder erblickten. Die Christen ihrerseits er-
munterten den Propheten, und noch im Jahre 628 erhielt
er Geschenke vom Könige von Abyssinien und dem copti-
schen Häuptling in Egypten.
Es war aber vorauszusehen, dafs ein gewaltiger Um-
schlag der Gesinnungen eintreten müsse. Mit einem Theile
der Schriftbesitzer, den Juden, hat Mohammad schon im
J. 624 zu brechen angefangen, und in seiner ferneren selbst-
ständigen Entwicklung mufste der Islam sich auch dem Chri-
stenthum feindlich entgegenstellen. Im J. 623 führte der
Prophet die christliche Fasten und Osterfeier in den Islam
ein, ungefähr im J. 626 traf er aber schon Abänderungen,
offenbar in der Absicht, sich von den Christen zu entfernen,
und im J. 628 bemühte er sich statt Ostern das heidnische
Pilgerfest zu begehen. JNoch in demselben Jahre liefs er
durch Gesandte einen Aufruf an die benachbarten Poten-
taten ergehen, ihn als Propheten anzuerkennen. Der Erfolg
war der Art, dafs er zu der Einsicht kam, dafs diese Mittel
nicht zu seinem Ziele führen. Andererseits trug seine neue
der Prophet dennoch während dieses Monats einen Feldzug unter-
nommen hat, so darf man daraus folgern, dafs der Kampf gegen
Andersgläubige erlaubt sei. Es unterliegt wohl keinem Zweifel,
dafs dieses der Sinn des S. 107 angeführten Koränverses 2, 2i4 ist.
Wenn man die Osterlunation für die letzte des Jahres ansieht, so
begann der Ragab, die siebente des folgenden Jahres, im J. 630
am 15. September. Der ganze September aber ist nicht nur sehr
heifs, sondern auch der trockenste Monat in jenen Gegenden.
409
Wendiinf^, nämlich die Entfernung von dem Jiidentliume und
Christenthume, sein Streben eine iSationalreli^^ion zn j^riin-
den und sein Anknüpfen an das Heidentliuni durch den
beabsichtigten Besuch des Pilgerfestes die besten Früchte:
es bekehrten sich viele Araber und übernahmen bereitwillig
die Verpflichtung, die Wahrheit des Islams durch den Säbel
zu demonstriren. Die Umstände haben also dem Mo-
hammad den rechten Weg zur Macht und zur Verbreitung
seiner Lehre gezeigt.
Diese Wendung entfernte aber von ihm die schwär-
merischen Sekten, in deren Geist er in Makka gepredigt
hatte. Abu 'Ämir, das Haupt der Hanyfen in Madyna, ver-
liefs schon früh seine Vaterstadt und flüchtete sich eventuell
auf griechisches Gebiet. Die Bewunderer des Abia 'Ämir,
»die Heuchler," welche einst dem Islam aufrichtig zugethan
waren (Kor. 9, 67), vermehrten sich jeden Tag, und wenn
auch einisre sich aus Furcht vor dem Dolche der Meuchel-
mörder den Befehlen des Mohammad unterwarfen, wag-
ten es doch andere die S. 34 dieses Bandes erwähnte Con-
currenzmoschee zu bauen. Aus einer Stelle des Ibn Ishäk
seht hervor, dafs zur Zeit, um die es sich hier handelt
(630), die Heuchler in Madyna fast eben so zahlreich waren
als die aufrichtigen Gläubigen.
Aufser Abu Ämir hatten sich auch andere Männer auf
griechisches Gebiet geflüchtet, namentlich Adyy, der Fürst
des Nagd. Wenn zu Damascus der JSagd schon damals,
wie jetzt, als der Mittelpunkt des für die Städtebewohner
immer mysteriösen Bedouinenlebens sprichwörtlich war (und
solche Localverhältnisse erfahren nur wenige Aenderungen),
so dürfen Avir die Stellung des Adyy nicht unterschätzen,
gewifs wurde er von den Vasallen und von den griechischen
Behörden mit offenen Armen empfangen. Arabische Flücht-
linge wie Adyy gaben den Christen in vSyrien einen ganz
andern Begriff von den Tendenzen des Islam als sie bisher
schabt hatten, und die christlichen Stämme im nördlichen
410
Arabien, welche in beständiger Furcht vor Raubanfällen
seitens der Moslime schwebten, erkannten die jiraktische
Seite der neuen Religion und bestätigten die Herichte der
Flüchtlinge. Das Versprechen des Abu Ämir: er wolle
seine Ciesinnungsgenossen in Madyna mit einer byzantini-
schen Armee von der Usurpation des Mohammad befreien,
^var also, wenn auch eine i ebertreiinmg, doch nicht ganz
aus der Luft gegrilfen.
Heraclius, sagt Ibn Sa'd, hatte seine Soldaten auf ein
Jahr mit Lebensmitteln versehen; es zogen mit ihm die
arabischen Stämme der Lachmiten, Godzämiten, Ämiliten
und Ghassäniten in das Feld, um den Islam zu unterdrücken,
und die Vorposten standen bereits in ßelka, östlich vom
todten Meere. L^nter diesen Verhältnissen rief der Prophet
die Moslime unter die Wallen und bestimmte das Stell-
dichein, wo sie sich sammeln sollten. Er sandte zu diesem
Zwecke Boten nach Makka und zu den Wanderstämmen,
um die Kampflustigen zur Theilnahme an dem P eldzug auf-
zufordern.
Der Sommer war sehr trocken gewesen. Die Weiden
waren dürre, das Vieh abgemagert, die Hitze war uner-
träglich und die Nomaden zeigten wenig Lust einen Feld-
zuo- mitzumachen, der so viele Beschwerden und mehr Ge-
fahren als Beute versprach. Mohammad strengte alle seine
poetischen Kräfte an, um in neuen Inspirationen die Hölle
für die Lauen recht heifs zu machen und das Paradies für
mulhige Krieger auf dem Pfade Gottes mit neuen Freuden
auszustatten und er verlieh den Eifrigen Ablässe ^) nicht
') Da ich der katholischen Kirche das Wort Ablafs entlehne,
fordert es dio Gerechtigkeit, dafs ich den Unterschied zwischen der
Lehre des Islam und unsrer Lehre namhaft mache. Mohammad
hat nie gesagt: Ich verzeihe dir die Sünden (ego te abaolvo), son-
dern : ich bitte zu Gott, dafs er dir deine Sünden verzeihe, und bald
nach diesem Feldzuge versichert er seine Jünger, dafs in einem
Falle seine Bitte nicht erhört wurde. Wenn es ihm gelang, Gott zu
erweichen, su erhielt der Betreffende die Versicherung der erfolgten
I
411
nur für die begangenen, sondern auch für die künftigen
Sünden. Wenn alle Stämme, welche sich damals zum Is-
lam bekannten, ausgerückt wären, so hätte IMohammad eine
Armee von mehr als hunderttausend Mann zusammengebraclit.
Aber aus Yamäma und Rahrayn scheinen gar keine Hilfs-
trup[)en gekommen zu sein, und von den Hawäziniten, Ta-
mvniiten und ihren Nachbarn scheinen sich nur die her-
vorragendsten Männer mit ihrem Gefolge unter seine Fahne
«restellt zu haben. Die neuen Bekehrunjj-en waren viel zu
oberllächlich, als dafs Inspirationen und Ablässe ihre Wir-
kung thun konnten.
Die Lauheit der Bedouinenstämme machte eine ver-
doppelte Thätigkeit in Madyna nothwendig. Uqi uns einen
Begriff zu geben, welche Anstrengungen die hervorragen-
den Männer des Islam machten, erzählt ijalädzory, dals Abu
Bakr sein ganzes noch übriges Vermögen zur Ausrüstung
von Volontairen beisteuerte und 'Othmän mit einem Auf-
wand von 70000 Dirhemen ein Drittel der Amee unter-
hielt ^). Dieses sind Uebertreibungen, aber so viel geht aus
dem Koran hervor, dafs alle möglichen Älittel angeordnet
Sündenvergebung mittelst einer Offenbarung. Ein Sakrament, das
heifst ein sichtbares Zeichen einer unsichtbaren Gnade, welche Prie-
ster nach ihrer Willkühr austheilen können, giebt es im Islam nicht.
Auch hat Mohammad nie solchen Handel mit Ablässen getrieben
wie die Päbste, ja, die wiederholte Versicherung, dafs er seine eige-
nen Eltern nicht aus der Hölle zu retten vermöge, verleiht seiner
Lehre von der Nothwendigkeit des Glaubens einen düstern Ernst,
welcher in grellem Gegensatz mit der frivolen Lehre des Katholicis-
mus steht.
') Im Koran kommt der Ausdruck „die Weinenden'' vor, und
die Exegeten und Biographen wissen viel von ihnen zu erzählen.
Die Weinenden sind Leute, welche wegen Mangel an Waffen und
Kameelen den Feldzug nicht mitmachen konnten. Es ist beachtens-
werth, dafs der Staatsschatz so leer war, dafs Mohammad diese
eifrigen Männer nicht ausrüsten konnte. Die Ursache ist wohl, dafs
er alle Mittel an die Deputationen verschwendete. Wenn ein be-
rühmter Schaych nach Madyna kam und seinen und des Stammes
412
wurden, eine grofse Armee zusammenzubringen. Sie zählte
auch beim Aufbruche 30000 Mann, 10000 Pferde und
12 000 Reitkameele.
Wenn es wahr ist, dafs Abu 'Amir seinen Anhängern
den Beistand der Griechen versprochen hat, so würden die
Heuchler eine Niederlage des Mohammad als einen Sieg
ihrer Partei angesehen haben. Ihre Gesinnungen waren
dem Mohammad nicht unbekannt und er schleuderte meh-
rere Verdammungsurtheile gegen sie, welche wenigstens auf
die Gläubigen einen heilsamen Eindruck machten. Zugleich
beobachtete er ihre Bewegungen mit wachsamem Auge.
Einst vernahm er, dafs einige von den Heuchlern in dem
bei Gäsüm gelegenen Hause des Juden Sowaylim Zusam-
menkünfte hatten und die Leute vom Feldzuge abzuhalten
bemüht waren. Er sandte sogleich den Talha und einige
andere Männer hin mit dem Befehl, das Haus in Brand zu
stecken. Der Auftrag wurde mit so viel Geschick ausge-
führt, dafs die Versammelten nur mit J\oth ihr Leben retten
konnten.
Glauben heuchelte, erhielt er Geschenke und wurde zum Zehent-
einnehmer ernannt und begreiflicher Weise kam nichts von den
Steuern nach Madyna.
Es war ein grofser Fehler von Mohammad, dafs er sich mit
diesen oberflächlichen Bekehrungen begnügte, und selbst wenn er die
Macht befafs, einen Stamm mit Waffengewalt zu unterwerfen, seinen
Glauben erkaufte. Ich schreibe diesen Fehler seiner Eitelkeit zu.
Die bei dem Feldzug bewiesene Gleichgültigkeit der Stämme
und die Einsicht, wie nothwendig es sei, sich mit materiellen Hilfs-
mitteln zu versehen, bewogen ihn, die ursprünglichen Verträge mit
Bahrayn und Oman dabin abzuändern, dafs in Zukunft die Revenuen
nach Madyna geschickt werden sollen. In diesen zwei Fällen ge-
lang es ihm nach einigem Widerstand. Mächtige nomadische Stämme
aber, wenn er es wagte dieselbe Maafsregel anzuwenden, mögen
sich widersetzt haben. Mohammad starb während dieser Umgestal-
tung der staatlichen Einrichtungen , und sein Tod war das Signal
zur Steuerverweigerung des gröfsern Theiles von Arabien. Sein
Nachfolger erst hat das ganze Land unterworfen, wie es Mohammad
hätte ursprünglich unterwerfen sollen.
I
413
Wie zahlreich diese Partei auch sein mochte, so be-
stand sie doch eben nur aus Heuchlern — Leuten, von
denen es einigen, wenn sie auch von Muth und Patriotis-
mus beseeh waren, an einer Testen Ueberzeugung, andern
an Charakter fehlte. Selbst ihr Führer, Ibn Obayy, war
nicht ganz von der INichtiKkeit der Prätensionen des Mo-
hammad überzeugt '). Sie wichen daher, wie in allen Irühe-
ren Fällen, der Pression, und um ihre Wünsche zu ver-
hehlen, rüsteten auch sie für den Feldzug, bildeten aber
unter Ibn Obayy mit ihren Bundesgenossen, den
Juden, ein eigenes Lager, welches nicht kleiner war als
das des Mohammad; dem letztern hatten sich aber die Trup-
pen von Makka und den Wanderstämmen noch mit ange-
schlossen. Als es zum Abmarsch kam, kehrte jedoch Ibn
Obayy mit seinen Verbündeten wieder nach Hause zurück.
Einige von den Heuchlern begleiteten den Propheten ^),
') In Ibn Kotayba S. 174 befindet sich eine Stelle, welche um
so merkwürdiger ist, weil er dem Plane seines Handbuches gemäfs
nur das allgemein Bekannte zusammenstellt. Er giebt die Namen
von einigen Männern , welche bei dieser Gelegenheit im Lager des
Ibn Obayy waren; wir finden darunter Makkaner. Am Schlüsse
sagt er: „das Haupt dieser Leute war Abu Amir, für welchen sie
die Concurrenzmoschee bauten." Aus dieser Stelle geht am deut-
lichsten der Zusammenhang der religiösen Ansichten dieses Asceten
und der politischen Bestrebungen der „Heuchler" hervor. Ibn Ko-
tayba, als frommer Moslim, hebt unter den Heuchlern übelberüchtigte
Leute hervor, wie die zwei Diebe Molayh Taymy, welcher die
Schätze derKa'ba gestohlen hatte, und Hopayn b. Nomayr, welcher
einen Raubanfall auf eine als Armensteuer geschickte Dattelsendung
gemacht hat. Er erwähnt auch den Vater des 'Abd Allah b. Aby
Sarh, welcher vom Islam abfiel, weil Mohammad durch seine Irr-
thümer in Bezug der verbotenen Speisen seine ünkenntnifs der alten
Schriften an den Tag legte (vergl. Bd. II S. 409). Die Verbindung
des Vaters dieses Mannes mit der Partei des Abu 'Amir deutet auf
eine weite Ausbreitung hanyfischer Glaubensansicht hin.
') Ibn Ishäk führt ein Paar von ihnen mit Namen an, darunter
den S. 33 d. Bd. erwähnten Wady'a b, Thäbit. Sie trieben, sagt er,
Spott mit der Lehre des Propheten, und gaben sich Mühe, durch
414
aber wie es scheint nicht mit den lautersten Absichten.
Es ist bezeichnend lür die Haltung- dieser Partei, dafs
Mohammad uno;eachtet ihres Rückzuges keine andern Vor-
sichtsmaafsregehi ergriff, als dafs er, nachdem er sich schon
eine Strecke Weges von Madyna entfernt hatte, den 'Alyy
zurückschickte zum Schutze seiner FamiMe. Des einzisren
Gewaltstreiches also, dessen er sie für fähig hielt, war,
dafs einer oder mehrere von ihnen im Dunkel der Nacht
einen Mordanfall mache.
Als Kontrast mit der Lauheit der einen und den In-
triguen der andern unter den Heuchlern, schalte ich die
Geschichte eines eifrigen Neubekehrten ein. Während der
Rüstungen für diesen Feldzug kam ein armer junger Mensch
Namens Wäthila nach Madyna. Er wohnte dem Morgengebet
übertriebene Schilderungen der Gefahren, welchen sie entgegen gin-
gen, die Krieger zu entmuthigen. Selbst auf dem Rückwege trieben
sie manchen Spuk. Sie kamen einst zu einem sehr spärlichen Wasser.
Mohammad hatte schon früher den Befehl ergehen lassen, es solle
Niemand daraus schöpfen bis er gekommen und sich gelabt habe.
Sie aber eilten voraus und schöpften alles Wasser. Aufser dem Be-
weis des Ungehorsams war dies von weniger Bedeutung, denn der
liebe Herr Gott war gleich mit einem Wunder zur Hand und ver-
sah nicht nur seinen Boten, sondern auch die Moslime mit Wasser.
Ein anderes Mal aber würde ihre Arglist die schlimmsten Folgen
gehabt haben, wenn ihn Gott nicht zeitig davon unterrichtet hätte«
Er ritt im Dunkel der Nacht über eine Anhöhe, während die Armee
dem Thale entlang ging. Unter seinem Wege war ein jäher Ab-
hang und zwölf vermummte Heuchler gedachten ihn über den Ab-
hang hinabzustürzen. Sie eilten zu diesem Zweck hinter ihm her,
er aber, weil ihm der Engel Gabriel schon früher den Plan ver-
rathen hatte, hörte zeitig das Geräusch und sein Reitkameel galop-
pirte so heftig davon, dafs es einen Theil vom Gepäck abschüttelte.
Da der Feldzug von Tabuk die letzten Hoffnungen des Abu 'Amir
und seiner Partei vereitelte, so ist es wohl möglich, dafs sie einen
Mordversuch machte, aber viel wahrscheinlicher ist, dafs dem Mo-
hammad plötzlich ein Grauen ankam und dafs die vermummten
Männer ein Phantom seiner hysterischen Einbildung waren. Selbst
in diesem Falle aber ist seine Furcht bezeichnend für die Stimmung
in Madyna.
415
bei und nach dem (lottesdienst frai^te ilin der Prophet: Wer
bist du, und was bringt dich daher :' V]v antwortete, dals er
vom Kinanastamm sei und dem l^ager Lajtli angeliöre und
dals er das Glaubensbekenntnifs abzulegen wünsche. Nach-
dem er zum MosHm geworden war, kehrte er zu seinem
Stamme zurück und erzählte seinem \ ater, was er gethan
liabe. Sein \ ater antwortete ihm, dafs er nie wieder ein
Wort mit ihm reden werde. Seine Schwester, Avelche dies
hörte, trat ebenfalls dem Islam bei. Dadurch wurde sein
üebertritt bekannt und er i'and es räthlich, wieder nach Ma-
dvna zu gehen. Der Prophet war aber schon gegen Tabük
gezogen. Wäthila versprach , seinen Theil der Beute an
iri^end Jemanden abzutreten, der ihm ein Kameel leihen
wolle, auf dem er der moslimischen Armee nacheilen könne.
Ka b b. Ozra verstand sich dazu und Wäthila erreichte
rechtzeitig das Lager von Tabük. Der Prophet theilte ihn
der Division zu, welche unter Chälid die Festung von Duma
eroberte, und er hatte Anspruch auf einen Antheil der
Beute. Seinem Versprechen gemäfs wollte er ihn dem Ka b
abtreten, derselbe aber Aveigerte sich ihn anzunehmen.
Wäthila blieb in Madjna und lebte in so grofser Ar-
muth, dafs ihn Ibn Sa'd (bei Icäba) zu den Leuten der
(,'oira zählt. Es standen ihm jedoch bessere Tage bevor.
Er begleitete das moslimische Heer nach Syrien, war bei
der Eroberung von Damascus und Home* und liefs sicli in
ersterer Stadt nieder, wo er im Ueberflufs lebte und ein
hohes Alter erreichte. Er starb im Jahre 85 der Higra
und war der letzte Mann in Damascus, der den Propheten
gekannt hatte. Welche Verehrung mag ihm gegen das
Ende seines Lebens gezollt w orden sein !
Der Wee: des Mohammad führte über HijVr, der ver-
ödeten Hauptstadt der Thamüdaer. Er unterwarf bei dieser
Gelegenheit die Disciplin seiner Anhänger einer etwas star-
ken Probe. Sie lagerten sich Abends daselbst, erschöpft
von Hunger und Durst, bei einem Brunnen. Er verbot
ihnen, daraus zu schöpfen, weil er von Sündern, welche
416
Gott vertilgte, ojegraben worden sei. Sie enthielten sich
auch des Wassers, wenn auch nicht aus llehorsam, doch aus
demselben Aberglauben, welcher dem Mohammad diesen
harten Befehl eingegeben hatte. Glücklicher Weise fiel
einige Zeit später, nach einem heftigen Sturmwind, ein
reichlicher Platzregen. Wind und Regen werden, wie es
der Leser voraussetzen wird, dem direkten Einüusse Gottes
zugeschrieben.
Die Armee rückte bis Tabük ') vor. Dort bestieg der
Fr()[>het einen Sandhaufen, wandte sich gegen Korden und
sprach: Dieses ist Schäm (Syrien mit Einschlufs von Arabia
Petrea), dann wandte er sich gegen Süden und sprach:
Dieses ist Yaman ^). Hier also war die Grenze des vom
byzantinischen Joche freien Arabien, und hier erwartete er
seine Feinde. Die Armee blieb zwanzig Tage in ihrer
herausfordernden Position bei Tabük, aber statt dafs die
Feinde einen Angrifl" auf sie machten, kam auf Mohammad's
Aufforderung ein unter griechischem Schutze stehender
Fürst Yohanna von Ayla (jetzt 'Akaba), um sich ihm unter
Bedinjrunjjen, die wir bald kennen lernen, zu unterwerfen.
Die Erfahrungen, welche die Moslime bei Müta gemacht
hatten, waren nicht der Art sie einzuladen, den Feind auf-
zusuchen. Da also ihre Demonstration ihren Zweck voll-
ständig erreicht hatte, begab sich eine Division nach Duma
und Mohammad kehrte mit den übrigen Truppen nach Ma-
dyna zurück ^).
') Der Verfasser des Nur aluibräs S. 1589 sagt: Nach der ge-
wöhnlichen Angabe liegt Tabük ungefähr 14 Tagemärsche von Ma-
dyna. Ich habe den Weg mit der Pilgerkarawane in 12 Tagen zu-
rückgelegt. Von Damascus nach Tabük sind 1 1 Märsche.
*) Bayhaky'sTraditionensamralung, M. von Beyrüt fol. 12. Wir
finden in dieser Tradition eine Bestätigung der ptolemeischen Ein-
theilung von Arabien, denn Yaman entspricht seinem Arabia Foelix.
') Nach einem Berichte ging die Expedition gegen Duma einige
Zeit vor dem Rückzuge des Mohammad ab, und er empfing den ge-
langeneu Fürsten ükaydir zu Tabük.
417
Die nach Duma beorderte Mannschaft wurde von Chälid
coniniandiit. Sie bestand aus 42U Reitern und sollte den
kinditischen König jener Oase, Okaydir, zum Islam bekeh-
ren. Es war eine mondhelle Nacht, als die Moslime in
Duma anlangten, und Okavdir war mit seinem Bruder
Hassan aui" der Jagd nach wilden Kühen. Chälid machte
auf den Koni": und sein Cielolü-e einen AngrilV. Hassan
wehrte sich und wurcle getödtet. Das (jletolge ergrill die
Flucht und Okaydir wurde gelangen genommen. Der mos-
limische Führer schenkte ihm sein Leben unter der l^e-
dingung, dafs er ihn) die Stadt und das Schlots über-
trebe. Als er im Besitze der Stadt war verschonte er
sie unter der Bedinirun«^, dafs ihm Okavdir 2800 Ka-
n)eele '), 400 Kuirasse und eben so viele Speere ablieiere.
Mohammad las sich einiges aus der Beute aus, dann nahm
er das Füidtel und verschenkte die übrigen Kameele unter
die Krieger, wovon je<lei' lünt erhielt. Chälid führte lien
Okavdir und seinen ßruder Mocäd , den er im Schlosse
lestnahm, nach Madvna ab ■^). Okavdir erschien daselbst
in Atlas gekleidet und ein Kreuz von Cold auf der Brust
trairend, <lenn er war Christ 0- Fr brachte für den Pro-
phelen reiche Geschenke mit, darunter einen Mantel aus
Svra (Sericum, Seidenzeng), in welchem Gold eingelebt
war. In Madvna traf Okavdir mit Johanna zusammen.
Der Prophet forderte sie Beide auf, dem Islam beizutreten;
') Im Original 2000 Ba yr (d. h. Last-Kameele) und 800 Köpfe.
Unter den Köpfen müssen Dromedare zu verstehen sein, denn sonst
wären nicht auf jeden Kriej2;er nach Abzug des Fünftels 5 Faräyidh
(d.h. Kameele von allen Sorten, dergleichen man als Zehent ab-
giebt) gekommen.
*) Ibn Sa'd, bei Ihn Ishäk ist der Geschichte viel wunderbarer.
ä) Es scheint, dafs es unter den arabischen Christen Sitte war,
ein Kreuz zu tragen. Ibn Magäwir berichtet, dafs jeder Einwohner
von Soeotra mit diesem Symbol des Glaubens geschmückt war.
ui. 27
418
nach einer Version hat sich Okaydir geweigert '), nach einer
andern hat er der Aufforderung entsprochen. Mohammad
bestätigte ihn in der Regierung von Duma, und seiner Ge-
wohnheit gemäfs versah er ihn mit einer Urkunde des Ueber-
einkommens, weiche gelautet haben soll :
»Von Mohammad, dem Boten Gottes, an Okaydir.
Ausgefertigt als er den Islam annahm und den Abgöttern
und Götzen zur Zeit, da Chälid b. Walyd, das Schwert
Gottes, in Duma und der Umgegend einfiel, entsagte. Uns
gehören die äufsern Wasserplätze, die Wüste und Einöde
und Länder, in denen keine Spur von Kultur ist, wie auch
offensive und defensive Waffen, l^ferde und Festungen.
Euch gehören die Palmen innerhalb (des Thalbeckens)
und alles ICidturland mit tliefsendem Wasser. Eure Ka-
meele, welche auf der Weide sind, werden zum Behufe
der Abnahme des Zehenten nicht zusammengetrieben, (son-
dern sie werden auf der Weide gezählt) und die ver-
einzelten sollen nicht gezählt werden, auch soll es euch
nicht verboten sein eure lieerden zu weiden wo ihr wollt;
beobachtet das Gebet zur rechten Zeit und gebt das Al-
mosen, wie es sich gehört.« '^) Statt des Siegels drückte
Mohammad den Nagel seines Fingers darauf.
Aus dieser Urkunde ginge hervor, dafs sich Okajdir
zum Islam bekehrt habe. Es wird in der That in andern
Traditionen behauptet, dafs er Moslim geworden, Avährend
des Aufstandes in Yamäma wieder vom Islam abgefallen,
dann nach dem Siege der Moslime über die Rebellen sich
nach Hyra gellüchtet und endlich von Chälid zu 'Ayn Thamr,
am Euphrates, getödtet worden sei ^).
') Abu Däwüd Hd. 2 S. 74.
*) Diese Urkunde wurde dem Abu 'Obayda in Duma gezeigt
(vergl. Sohayly S. 101 , I(;äba Bd. 1 S. 256 und Kodäma, Kitäb al-
charäg), dennoch zweifle ich an der Aechtheit.
') Wir haben ein ähnliches Dokument wie obiges, welches
nicht für Okaydir, sondern für den Kalbiten Häritha ausgestellt ist;
!
419
Die Fischer von Maknä ^) und anderen benachbarten
Dürtern suchten beim Anmärsche der moshmischen Armee
gegen die syrische Grenze in den Mauern von Ayla eine
Zufluclit. Als die Bevölkerung sah, dafs es die Griechen
nicht wagten dem Feinde entgegen zu treten, ergab sich
jeder Ort einzeln dem Mohammad und suchte gute Be-
dingungen zu erhalten. Folgende Dokumente geben die
zuverlässigsten Aufschlüsse über diese Vorgänge.
An den jüdischen Stamm Ganba zu Maknä. Eure Yt
(Gesandten) sind zu mir gekommen und kehren nach ihrem
Dorfe zurück. Die Ankunft dieses meines Briefes verkünde
dieser Häritha soll mit seinen Stammgenossen, den Hamaliten, nach
Madyna gekommen sein (wahrscheinlich vor dem Kriegszug gegen
Okaydir), das Glaubensbekenntnifs abgelegt und mit dem Propheten
einen Vertrag abgeschlossen haben. Das Document lautet:
Ca o
„Von Mohammad, dem Gottgesandten, an die Einwohner von
Dümat-al-Gandal und den benachbarten Kalbstämmen, welche sich
an Häritha b. Katan anschliefsen wollen. Uns gehört das offene
unbewässerte Land und euch die Palmenpflanzungen in der Nähe
der Dörfer. Von Feldern und Pflanzungen, die fliefsendes Wasser
haben, bezahlet ihr den Zehenten, von jenen aber, für welche
Wasser aus Brunnen oder Teichen geschöpft wird, bezahlet ihr nur
den halben Zehenten. Das Vieh wird zum Behufe des Zehenterhebens
nicht zusammengetrieben, noch werden einzelnstehende Palmbäume
in Anschlag gebracht. Ihr müsset die Gebete zur rechten Zeit be-
obachten, und das Almosen (den Zehenten?) richtig geben. Ihr seid
gesichert gegen nächtliche Ueberfälle und braucht keine Abgaben zu
bezahlen von Hauseigenthum. Ihr habt unser Versprechen."
') Ptoleraaeus kennt Mduva, versetzt es aber einen ganzen
Grad von der Meeresküste. Es ist eine Erscheinung, die sich im
Orient häufig vorfindet, dafs die Städte ihren Platz ändern, das heifst
eine Stadt wird zerstört oder verlassen und die Einwohner bauen
eine neue und geben ihr den alten Namen. Auf gleiche Weise
haben Tabuk und andere Orte ihre Lage um einige Meilen geän-
dert, wie es scheint in Folge politischer oder commercieller Um-
wälzungen. Das alte Makna scheint eine Station auf dem Wege
von Ayla und Egypten nach Egra (Higr) gewesen zu sein. Das
hier erwähnte Fischerdorf scheint in der Gegend des ptoleraäischen
Onne gelegen zu haben.
27*
420
euch, dafs ihr sicher seid und den Schutz Gottes und
seines Boten geniefset; denn der Bote Gottes verzeihet
euch eure Schlechtigkeiten und all eure Vergehen und ihr
genielset den Schutz Gottes und seines Boten, und keine
Unterdrückung oder Feindsciialt soll euch erreichen, da
euch der Bote Gottes gegen alles beschützt, wovor er sich
selbst beschützt. ^]uch gehört euer Bazz, aber nicht eure
Sklaven und Halka, ausgenommen solche Gegenstände die-
ser Art, welche er oder sein Abgeordneter euch schenkt.
In Zukunft müsset ihr ein Viertel vom Ertrag eurer Palmen,
und ein Viertel von den Fischen, welche ihr auf euren
Balken fanget'), abliefern. In Anbetracht dieser Abgabe
seid ihr von jeder andern Steuer und vom Frohndienst
frei, ihr müsset aber gehorchen. Der Bote Gottes ver-
pflichtet sich , Personen von Stand mit Achtung zu be-
handeln. Wer von den Einwohnern von Maknä die Gläu-
bigen (Müminün) und i\loslime gut behandelt, dem wird
es zum Vortheil gereichen, wer sie nicht gut behandelt,
dem gereicht es zum INachtheil. Ihr sollt keinen andern
') Nach Ibn Sa'd bedeutet hier Halka nicht blofs Kuirasse,
sondern alles was im Hause von Waffen oder Wertbsachen (Mal)
ist. Bazz, welches den Lexicograpben zufolge auch Waffen heifst,
hat also hier die ursprüngliche Bedeutung: Kleider, Teppiche u. dgl.
Das arabische Wort für Balken ist'Orük; es wird von Kodäma er-
klärt: Holz, auf dem man fischt. Vielleicht ausgehöhlte Baum-
stämme oder Canoes, dergleichen in Ceylon benutzt werden, oder
blofs ein Stück Holz, auf das man sich setzt und die Füsse in das
Wasser hängen läfst, dergleichen man an der Küste von Koro-
mandel sieht.
Von diesem Briefe ist eine verdorbene Version vorhanden, welche
Kodäma in das Steuerbuch aufgenommen hat: „Von dem Boten
Gottes an die Einwohner von Makna. Sie sind sicher und geniefsen
den Schutz (Iniän, nicht Dzimma, wie man sonst in Bezug auf Un-
gläubige sagt) Gottes und seines Boten. Sie sind verpflichtet, jähr-
lich ein Viertel ihrer Spinnereien und ihrer Früchte abzuliefern."
Das Wort, welches ich mit Spinnereien übersetze ist ghozül (es mag
ein Fehler sein statt orük).
421
Fürsten (Amyr) bnhen als einen Mann ans eurer Mitte
oder einen Anhäiin^er des Projtheten. Heil !
Anfserdeni liahen nir Verträge mit zwei jüdischen
Stämmen, von denen wir nirlit wissen wo sie lebten :
Im Namen Gottes des milden Rahmän. Dieses ist ein
F3riet von Mohammad, dem Roten (Jottes, an (den jüdischen
Stamm) Hanu Ghadiyä. Kr gewährt ihnen Schutz und sie
bezahlen die Kopfsteuer. Es soll sie weder Krieg noch
Landesverweisung betreffen. Die Nächte mögen euch Er-
frischung, die Tage neue Kraft bringen. Geschrieben von
Chälid b. Sa yd.
Im Namen Gottes des milden Rahmän. Von Moham-
mad, dem Boten Gottes, an die Banü 'Arvdh (Juden). Liefe-
rungen an den Boten Gottes: Von jeder Ernte zehn Wask
Weizen und zehn Wask Gerste, und jährlich fünfzig Wask
Datteln. Es soll ihnen kein unrecht geschehen. Geschrie-
ben von Chälid b. Sa'yd.
Den Fürsten von Avla forderte der Prophet peremtorisch
auf, sich zu unterwerfen, und schickte Horayth, den Sohn
des mächtigen tayyitischen Häuptlings Zavd alchayl, nebst
anderen Bevollmächtigten zu ihm mit folgendem Brief:
»An .lohannä b. Rüba und die Häuptlinge von Ayla.
Ich lobe (jott, aulser \velchem es keinen Gott siebt. Ich
wollte euch nicht bekriegen ehe ich euch nicht geschrie-
ben habe. Glaube oder entrichte die Kopfsteuer. Ehret
Gott, dessen Propheten und dessen Boten an euch: gieb
ihnen schöne Kleider, nicht aber fadenscheinige. Gieb ein
schönes Kleid dem Zayd. Ich erkläre niich mit allem zu-
frieden was meine Boten gut heifsen. Die Kopfsteuer ist
bekannt. Wenn du willst, dafs die See sicher sei, so ge-
horche Gott und dem Propheten, er wird dich gegen jede
Forderung der Araber und Ausländer schützen und du
sollst nur seine Forderung zu entrichten haben. Wenn es
dir nicht gelingt meine Boten zu befriedigen und zu einem
Einverständnils mit ihnen zu kommen, so werde ich nichts
von dir nehmen, aber ich werde euch bekriegen, die Jungen
422
zu Sklaven machen micl die Erwachsenen über die Klinge
springen lassen. Ich bin in Wahrheit ein Bote Gottes.
Glaube an Gott, an die Bücher, an seine Boten, an den
Messias, den Sohn der Maria, welcher das Wort Gottes
ist; ich glaube, dafs er ein Bote Gottes sei. Komme, ehe dich
das Unglück übereilt. Gieb dem Harmala 300 Wask Gerste,
denn er ist euer Gönner. Wenn ich es nicht gut mit euch
meinte, so würde ich nichts von euch verlangen, sondern
ohne Weiteres vor euren Thoren erscheinen. Wenn ihr
meinem Boten gehorchet, so sind Gott und Mohammad
und seine Anhänger eure Beschützer. Meine Boten sind
Schorhabyl, Harmala und der Tayyite Horayth b. Zayd.
Ich erkläre mich mit jedem Uehereinkommen zufrieden,
welches sie abschliefsen mögen. Seid des Schutzes Gottes
und seines Boten sicher. Der Friede sei mit euch, wenn
ihr gehorchet. Bringet die Einwohner von Makna nach
ihrem Orte zurück.«
Die Einwohner von Ayla entschlossen sich, dem Chri-
stenthume treu zu bleiben und ihr Fürst Yohannä begab
sich in das moslimische Lager zu Tabük (oder nach Ma-
dyna), um mit dem Propheten zu unterhandeln; er brachte
ihm ein weifses Maulthier und eine Borda (Shawl) zum
Geschenke (Bochäry S. 200). Da sich die Zahl der er-
wachsenen Männer von Ayla auf etwa 300 belief, ver-
sprach ihnen Mohammad Sicherheit, wenn sie ihm jährlich
300 Dynäre bezahlten. Dafs dieses die bei der Kapitula-
tion festgesetzte vSumme war, beweist der Umstand, dafs
'Omar 11 , obschon diese Abgabe nach dem Steuergesetze
seiner Zeit viel zu gering war, sich damit in Rücksicht auf
den Vertrag begnügte. Mohammad bestätigt den von seinen
Boten geschlossenen Verlrai? in einer Urkunde, in der aber
die jährliche Abfindungssumme nicht erwähnt wird:
»Im Namen Gottes des milden Rahmän. Von Moham-
mad, dem Boten Gottes, an Johanna b. Rüba und die Ein-
wohner von Ayla. Sie sollen frei zu Land und Meer ver-
kehren können und sowohl sie als die Leute, welche bei
423
ihnen sind, Syrier, Südaraber und Seeleute, sollen den
Schutz Gottes und seines Boten geniefsen. Wenn sich
Jemand eine JNeuerung zu schulden kommen läfst, so ist
nicht nur sein Vermögen, sondern aucli die Sicherheit sei-
ner Person verwirkt, und Avas jenes anbetrilTt gehört es
dem, der davon Besitz nimmt ^). Niemand soll ihnen ver-
wehren irgend einen Wasserplatz (Quell oder Brunnen) zu
besuchen, und sie dürfen sich aufhalten und zu Wasser
und zu Land hinbegeben wohin sie Avollen. Diese Lrkunde
ist von Gohaym und Schorhäbyl mit Genehmigung des Pro-
pheten ausgestellt.«
Die Einwohner von Adzroh ^), ebenfalls Christen, ka-
pitulirten unter ähnlichen Bedingungen: «Von Mohammad,
dem Propheten, an die Einwohner von Garbä und Adzroh.
Sie sollen sicher sein und den Schutz Gottes und des Pro-
pheten geniefsen. Sie bezahlen jährlich im Monat Ragab
ein hundert gute vollgewichtige Dynäre (<^z^j^ J, ^Lov> ^.jL
*-^t^ ^5^). Sie sind verpflichtet den Moslimen mit Rath
') Diese Stelle läfst einen andern Sinn zu, welchen Prof. Weil,
„Mohammad der Prophet" S. 263, vertheidigt. Er übersetzt: „Wer
von ihnen aber sich eine Neuerung erlaubt (d. h. dem Vertrage zu-
wider handelt), der kann sein Leben nicht mehr durch sein Gut
retten, sondern wer ihn ergreift, der darf ihn als Gefangenen be-
handeln." Ich habe das Pronomen „in achadzahu" auf Gut bezogen,
weil es mir natürlicher erscheint, aber Weil's Ansicht, dafs achadza,
nehmen, auch „zum Gefangenen machen" bedeutet, findet einen
Beleg in Kor. 9, 5, wozu Baydhawy bemerkt: achydz, der Genom-
mene, bedeutet so viel als asyr, der Kriegsgefangene. Auch seine
Erklärung von tayyib, als gleichbedeutend mit halal, erlaubt, ist
ganz richtig; wir lesen in der Ipäba unter Obayd b. Qachr lAä»
üjJuJi (ikJ vi>y.Ai3 „du darfst Geschenke annehmen", wörtlich: Ge-
schenke sind für dich erlaubt gemacht. Es läfst sich also gegen
Weil's Uebersetzung nichts einwenden als etwa, dafs häla in der
Bedeutung von „dazwischentreten" mit bayn construirt werden soll.
*) Wahrscheinlich das Adron oder Adru des Ptolemaeus. Es
liegt zwischen Ayla und Thoana (Mo an?), zwei Drittel der ganzen
Entfernung von ersterer Stadt.
424
und Tbat beizustehen, wenn sich solche in Gefahr zu ihnen
flüchten, oder wenn sie bemerken, dafs Moslime in Gefahr
schweben. Sollte Mohammad einen Feldziif^ ?^egen sie
unternehmen , so soll dies erst nach vorläufiger Kriegs-
erklaruno^ <>;eschehen: bis eine Kriecrserkläruns: erfolgt, g:e-
niefsen sie Sicherheit.«
Wir sehen, dafs die Bedingungen für die Adzrohiten ^)
viel stringenter sind als für die Ayliten. Je mächtiger die
Moslime wurden, desto mehr so£:en sie ihre Unterthanen
aus. Die christlichen Städte, welche sich dem Chalyfen
'Omar I. unterwarfen, erhielten so harte Bedingungen, dafs
ihr Zustand der Leibeigenschaft gleich kam.
Unter den arabischen Stämmen, welche sich in Folge
des Feldzuges von Tabiik bekehrten, nenne ich zuerst die
nördlich von Madyna lebenden und dann erst die von
Yaman, obschon der Bote der Himvariten unmittelbar nach
Mohammads Rückkehr nach Madyna daselbst eintraf Da
wir die Chronologie jeder einzelnen Bekehrung nicht wis-
sen, so haben wir keine andere Wahl, als sie geographisch
zu ordnen.
Die nomadischen Nachbarn von Ayla waren damals
die Lachmiten. Ihre südlichste Station war Maghär, nicht
weit von Ayla, hier stiefsen sie an die Godzämiten. Sie
dehnten sich nach Darum, südlich von Ghazza, eine Stunde
vom mittelländischen Meere, und dann über die Wüste
Gifär bis Ferma aus. wo das Land der Kopten (Egypten)
') Die Unterwerfung von Badä, Midian und andrer Orte fällt
■wahrscheinlich in dieselbe Zeit. Die Biographen und Traditionisteii
schweigen davon, wie von vielen andern wichtigen Thatsachen.
Bakry (f A. H. 487 = A. D. 1094) erzählt in seiner Geographie:
Die Juden von Midian zeigen noch einen Brief des Propheten. Er
ist auf Leder (Adym) geschrieben und ganz schwarz vor Alter, aber
man kann ihn noch lesen. Am Ende steht: „Geschrieben von Alyy,
dem Sohne des Abu Tiilib." Man glaubt aber darin die Schrift-
zuge des Moäwiya zu erkennen.
425
anfänjjt. (Jegen Nor^len erstreckten sie sioli })is Rnmla und
Zo^hor am Todten Meere, uaren al)er mit Kiniiniten ver-
mischt. Auch besalsen sie Chawlän und den Hawrän bis
gegen Hathnyya. Hier lebten, wenigstens im vierten Jahr-
hundert der Fbicht, (lohavniten und Dzobvaniten unter
ihnen. In Hvra, am Euplirates, safs eine lachmitische Fa-
mihe auf den Königsthron unter persischer Oberherrschaft.
Die eisten Lachmiten, welche dem Islam beitraten,
waren einige Mitglieder des Stammes Hadas. Sie erhielten
folgende Urkunde: Diejenigen Hadasiten von den Lachm-
stämmen, welche glauben, das Gebet verrichten, und das
Almosen (Zakät) geben, und den Theil Gottes und des
Propheten (von der Beute) verabfolgen und sich von den
Ungläubigen trennen, geniefsen Sicherheit unter dem Schutze
Gottes und des Mohammad, denn sie gehören zur Gemeinde
der Moslime. Geschrieben von Abd Allah b. Zayd.
Mit den Banü Fazära und Morra, deren Lagerplätze
nördlich von Madyna in der Gegend von Chaybar waren,
hatten die •Moslime manche Kämpfe gehabt. Aber 30000
[>anzen waren ein Beweis für die göttliche Sendung des
Mohammad, dem sie nicht zu widerstehen vermochten. Sie
sandten daher nach seiner Rückkehr von Tabük eine De-
putation von zehn Schaychen nach Madyna, unter denen
sich Chariga, ein vSohn des Hicn '), und Horr b. Kays, ein
Enkel desselben, befanden. Sie ritten auf ausgemagerten
Kameelen, und Mohanjmad fragte sie, wie es mit ihrem
Lande stehe. Sie antworteten: Wir leiden an Trockenheit,
unsere Weiden sind dürre, unser Vieh ist gestorben und
unsere Familien hungern. Bitte deinen Herrn um Regen
für uns! Der Proj)het bestieg die Kanzel und sprach: 0
Gott, schenke deinem Lande und deinem Vieh Wasser.
Oeffne dein Mitleid und belebe den erstorbenen Boden.
') 'Oyayna, ein Bruder des Chariga, hatte sich, wie wir wissen,
nebst seinem Anhang schon früher bekehrt.
426
0 Gott, sende einen ersprierslichen, wohlthuenden, leben-
bringenden, fruchtbaren, reichlichen Regen! Er komme
schnell, aber sei nicht verderblich. Er sei nützlicli ohne
Schaden. 0 Gott, sende den Regen deines Mitleids und
nicht deiner Strafe, lafs keine Ueberschwemmung eintreten.
Sende uns Regen, o Gott, .und gieb uns Sieg über unsere
Feinde! Bald darauf fing es an zu regnen und sie sahen
eine ganze Woche die Sonne nicht; dann bestieg er wie-
der die Kanzel und bat, dafs der Regen aufhöre, und der
Himmel Avurde wieder heiter ^).
ungeachtet dieses Wunders schlug doch der Islam
keine tiefen Wurzeln in den Herzen dieser Stämme. Nach
dem Tode des Mohammad verweigerten sie den Zehent
und zwangen den Djliten Nawfal b. Mo äwiya den bereits
bezahlten Zehent den Leuten zurück zu erstatten. Als die
moslimischen Waffen siegreich waren, kehrten sie zum Is-
lam zurück.
Unter den Morriten war ein Schaych Namens Härith
b. 'Awf, um dessen Tochter Mohammad warb; sie wurde
ihm aber abgeschlagen ^).
Der Odzrite Abu Amr b. Horayth erzählt (bei Ibn
Sad fol. 64): Ich habe in den Papieren meiner Väter
') In der minder ausgebildeten Version dieses Wunders wird
blofs gesagt, die Deputation erfuhr bei ihrer Rückkunft in die Hei-
niath, dafs es an demselben Tage, an dem der Prophet um Regen
gebeten, in ihrem Lande zu regnen anfing.
') Im Kitab alaghaniy Bd. 1 fol. 204 wird von diesem Härith
b. 'Awf b. Aby Haritha erzählt: Er kam nach Madyna, nahm den
Islam an and sagte zu Mohammad: Sende einen Mann mit mir,
der meinem Stamme deine Religion verkünde, ich will ihm Schutz
gewähren. Mohammad sandte einen An^ärer mit ihm, er wurde
aber hinterlistiger Weise von den 'Stammverwandten des Härith er-
mordet. Härith eilte nach Madyna, um seine Unschuld zu betheuern.
Mohammad hatte es sich zur Regel gemacht, gegen Niemanden grob
427
g^elesen , dafs im Juni 630') zwölf Ahgeortlnete unseres
Stammes nach Madyna kamen. Unter ihnen befanden sicli
tJamza ■), Solaym und Sa'd, die Söhne des iMaHk und Mälik
b. Ribäh. Sie begrüfsten den Propheten und sa«^ten: Wir
sind Brüder deines Ahnen Kogayv, denn uir und er hatten
dieselbe iMutter. Wir haben ihm unsern Beistand gehehen
um die ChozäMteii und Banü Bakr aus Makka zu treiben.
Wir sind also deine Verwandten und Verbündeten. Mo-
hammad hiefs sie herzlich Avillkommen und fragte, warum
sie ihn nicht wie Ciläubiiire, mit Salami bes;rüfsen. Sie ant-
w orteten: wir sind gekommen, um für unsere Angehörigen
den Weg zu bahnen, und stellten Fragen über die Religion
ihrer Väter an ihn. Nachdem er sie beantwortet hatte,
legten sie das Glaubensbekenntnifs ab und huldigten ihm.
Es geschah dieses wie in allen übrigen Fällen, indem jeder
seine Hand in die des Propheten legte.
in's Gesicht zu sein. Er liefs daher den Hassan kommen, und
als sich Härith vom Propheten entfernte, sprach Hassan folgende
zwei Verse:
^Zu meinem Stamme gehören die Leute, welche verrätherisch
die Pflichten gegen Gäste vernachlässigen. Mohammad aber ist kein
Verräther.
Euer Verrath ist ein Schandfleck für euch. Die Wurzel, aus
welcher Verrath wächst, heifst Thorheit."
Härith bat nun den Mohammad, die Sühne für den Ermordeten,
welche sich damals in solchen Fällen auf 70 Kameele belief, an-
zunehmen und sprach: wenn das Meer mit seinen Versen vermischt
werden könnte, so würden sie ihm ihren Geschmack mittheilen.
') Einzelne Mitglieder der Stämme 'Odzra, Balyy und Kayn
kämpften schon im October 629 bei Dzat Salasil auf Seite der
Moslime.
*) Gamza oder Gamara blieb der Fürst seines Stammes und
soll unter den Einwohnern des Higäz der erste gewesen sein, wel-
cher den Zehenten entrichtete. Der Prophet gab ihm Ramya, Sawta
und Hodhr-Faraschi im Wadiy alkorä als Lehen. Er lebte auf die-
sen Gutern bis zu seinem Tode.
428
Zomayl '), einor von den Abgeordneten, erzählte, dals
er eine Stimme, Avelche ans dem (lötzen Chammäm hervor-
ging, vernommen habe, und wünschte Aufschhifs darüber.
Der Prophet antAvortete, dafs bei solchen Dingen die (iinn
im Spiele seien und verbot, die Kabine um die Zukunft
zu befragen und Opfer zu schlachten, aulser den Opfern,
welche beim Pilgerfeste dargebracht werden ^).
') Den Zomayl oder Ziml machte Mohammad zum Fahnen-
träger des Stammes. In den Bürgerkriegen schlofs er sich den
Omayyiden an. Moäwiya verlieh ihn das Kommando über die
Schorta (Polizei und Leibwache) und schenkte ihm ein Gut aufser-
halb Bäb Tüma in Damasous. Yazyd ernannte ihn zum Siegel-
bewahrer. Er fiel in der Schlacht von Marg Rahit in A. H. 64.
*) Ibn Sa'd erzählt: „Im Juli 630 unternahm 'Okäscha b.
Mih^jan einen Raubzug nach Ginab im Lande der 'Odzriten und
Balyiten." Er giebt aber keine fernere Nachricht. Im Mawähib
heifst es: Man behauptet, dafs Ginäb im Lande der Fazäriten und
Kelbiten sei, dafs aber die Odzriten einen Anfheil daran haben.
Andere Nachrichten findet man über Ginäb in Yäkut. Ibn Ishäk
erwähnt diesen Raubzug nicht, und wir wissen auch nicht, welche
Folgen er hatte.
Nach Mohammad's Herausforderung der Griechen bei Tabük
mufsten solche Raubzüge die 'Odzritpn und die anderen benach-
barten Stämme überzeugen, dafs es keine Sicherheit mehr gebe, als
unter dem Halbmonde.
Im Januar 632 kamen auch sieben Abgeordnete der Saläraän-
iten, einem Odzrastanime. nach .Madyna und trafen den Propheten
auf dem Wege von der Moschee nach einem Leichenbegängnifs. Sie
grufsten ihn nach moslimischer Art , legten sogleich das Glaubens-
bekenntnifs ab und brarhton ihm die Huldigung ihres Stammes dar.
Mohammad befahl seinem Sklaven Thawbän , sie in das Haus der
Ramla zu führen, in dem auch die anderen Deputationen abzusteigen
pflegten. Bei ihrem Abschied erhielt jeder fünf Unzen Silber, und
Bilal entschuldigte sich, dafs er nicht mehr geben könne, weil nicht
Geld genug in der Kasse sei.
Yahyä b. Sahl b. Aby Chaytham behauptet, <'r habe die Nach-
richt über diese Gesandtschaft in den Papieren (Kotob) seiner Väter
gefunden (vergl. I<;äba Bd 1 S. 630). Im Oyun wird noch die
429
Von dem kodhä itisclien Stamm Garm begab sich Sa-
lima b. Kavl nach Madsiia um die l nteruüifigkeit des
Stammes zu mehleii. Er kehrte auch mit der vollen Ueber-
zeugun«^- zurück, dals Mohammad ein Prophet sei. Sein
Sohn, noch ein Knabe, hatte schon iriiher von Reisenden
viele Koränstücke «gehört und dem Gedächtnisse eingeprägt,
und obwohl er noch sehr jnng war, wurde er docli der
V orbeter seines Stammes. Der arme junge Mensch hatte
keine andere Kleidung als einen zerrissenen Shawl, und
wenn er sich prosternirte, sah er so unanständig aus, dals
die Frauen sich beschwerten. Es wurde ihm daher ein
Kamyg (Hemd oder Blouse) angezogen. 'Amr pflegte noch
im hohen Alter die Freude zu schildern die er hatte, als
er (heses Kleid erhielt. (Bochäry S. 94).
Auch Acka' und J:ia\vda begaben sich im Auftrage
dieses Stammes nach iMadyna und erhielten vom Propheten
eine Urkunde, in der er die Huldisung; des Stammes an-
nimmt und ihm dafür Sicherheit verspricht.
Ein anderer kodhaitischer Stamm, die Sa'd-Hodzaym-
iten, lebten in der Gegend von Hisma (vgl. S. 281 Note)
und waren iSachbarn der Godzämiten. Einer ihrer Schayche
erzählt:
Ich ging mit anderen Abgeordneten meines Stammes,
<ler Banü Sa'd-Hodza\m, zum Propheten. Wir lagerten
uns in der Nähe von Madyna, dann gingen wir gerade aui
die Moschee zu und fanden den Propheten bei einem
Leichenbegängnifs (wahrscheinlich machten sie ihm gemein-
schaftlich mit den Salämäniten ihre Aufuartung). }Sach-
dem er die üblichen Gebete gesprochen hatte, fragte er
uns wer wir seien. Wir antworteten: wir gehören dem
Erzählung eines Wunders daran geknüpft, und da sich dieses, wie
es scheint, in den Papieren nicht befand, so mag es wahr sein,
dafs es Familien gab, welche schriftlich Nachrichten aufbewahrten,
welche älter und autentischer sind als die Legenden.
430
Stamme Sa'd-Hodzavm an und sind gekommen, das Glau-
benshekenntnifs abzulegen und dir zu huldigen. Nach einer
kurzen Unterredung kehrten wir in unser Lager zurück.
Er aber hiefs uns in Madyna zu bleiben und betrachtete
uns als seine Gäste. Wir hielten uns drei Tage auf und
dann machten ww ihm unsern Abschiedsbesuch. Er sagte
uns, wir sollen Jemand von unserm Stamme als Amir (Füh-
rer) wählen und trug dem Biläl auf, einem jeden einige
Unzen Silber zu geben. Wir kehrten zu unsern Leuten
zurück und sie bekehrten sich zum Islam.
In dem 'Oyün alathar S. 497, dem Mawähib S. 331,
Halaby fol. 375 und anderen Handbüchern, welche über-
haupt alle über denselben Leisten geschlagen sind, finden wir
zu dieser Tradition des Wäkidy folijenden Zusatz: »Der
Prophet hatte unser Land überfallen und die Bedouinen
hatten sich mit ihren Heerden darüber zerstreut. Die Men-
schen waren überhaupt von zweierlei Art: einige nahmen
den Islam freiwillig und aus L^eberzeugung an, andere aus
Furcht vor dem Schwert.«
Der Prophet schrieb einen Brief an den Stamm, wel-
clier auch für die Godzämiten Gültigkeit hatte. Er dekre-
tirte darin das Armensteuergesetz, accreditirte den Obayy
und 'Anbasa als seine Statthalter und befahl den zwei Stäm-
men, ihnen oder irgend einer Person, welche diese zwei
Conunissäre ernennen mögen, die Steuer und das Fünftel
der etwaigen Beute zur Uebersendung nach Madyna zu
übergeben.
Im Juni oder Juli 630 berichteten die Einwohner von
(Jidda, dafs sich Abyssinier an der Küste gezeigt hätten,
welche feindliche Absichten zu hegen scheinen. Moham-
mad schickte unter dem Konunando des Modliffiten 'Alkama
dr«'iliuiidert iMaini j^eijen sie. Es i^elano; ihnen, eine Insel,
auf welcher sich die Abyssinier aufhielten, durch Waten zu
erreichen. Die Feinde ergrilFen aber die Flucht, und 'Al-
kania kehrte nacli Madyna zurück.
I
431
Die Balyy haben ihre Wohnsitze seit der Zeit des
Mohammad bis aiil" den heutigen Tas: nicht verändert. Sie
leben dem Rothen Meere entlan«-, wo sie im Süden, un-
gefähr bei Hawrä, an das Gebiet der Gohayniten und im
Norden bei Nebek an das der Godzamiten grenzen. Ihre
Anzahl wird in unserer Zeit auf 37000 waffenfähige Män-
ner s:eschätzt. So zahheich waren sie im Alterthum wahr-
scheinlich nicht, denn die Kultur des Bodens Avurde etwas
besser betrieben, und alles Ackerland gehörte den zwischen
ihnen enclavirten Juden.
Die Abgeordneten dieses Stammes trafen im Juli 630
in Madyna ein und wurden von Rowayfi, welcher ihrem
Stamme angehörte, aber sich in Madyna, in dem Stadttheil
der Gadyla, niedergelassen hatte, gastfreundlich aufgenom-
men. Ich führte sie, erzählt er, beim Propheten ein, und
ihr Schaych Abu Dhobayb (oder Abu Dhobays) sagte,
dafs er sich besonders der Tugend der Gastfreundschaft
beflissen habe, und fragte, ob denn darin auch ein Verdienst
sei? Der Gottgesandte antwortete: Allerdings, jede Gunst,
die du den Armen oder Reichen erweisest, ist Cadaka
(Almosen) und verdienstlich. Die Zeit der Gastfreundschaft
dauert drei Tage, wenn du den Gast länger behältst, so
ist es ("adaka. Seinerseits mufs sich aber der Gast in
Acht nehmen, dafs er dich nicht beleidigt. Der Schaych
fragte ihn auch: wem ein Schaaf gehöre, welches in einer
wasserlosen Wüste herumirre, Mohammad antwortete: Es
gehört dem Finder, oder seinem Bruder, oder dem Wolf.
Aber ein irrendes Kameel gehört dem Eigenthümer. Mo-
hammad machte den Abgeordneten eine Gegenvisite und
brachte ihnen Datteln zum Geschenk. Nach drei Tagen
machten sie ihm den Abschiedsbesuch und erhielten von
Biläl die gewöhnlichen Geschenke.
Rowayfi' liefs sich später in Egypten nieder. In
A. H. 46 war er Statthalter von Taräbolus, im Juni folgen-
den Jahres machte er den Feldzug nach Ifrykyya njit und
432
wurde zum Statthalter von ßarka ernannt, wo er in Ä. H.
56 starb.
Der lachmitischi? Stamm der Däriten war, obschon
er sich zum Christenthume bekannte, einer der ersten, \\ el-
cher nach dem Feldzuge von Tabük Abgeordnete nach
Mad^na schickte, um dem Propheten zu huldigen. Es
waren deren zehn, und einer von ihnen, Häny b. Habyb,
brachte Geschenke mit, bestehend in Pferden, eine mit gol-
denen Borden verzierte Koba (Kaltan) und einem Schlauch
Wein. Den Rebensaft verschmähte er, die Pferde und das
Kleiil nahm er an; letzteres schenkte er seinem Onkel Ab-
bäs, gab ihm aber den Rath, das Gold abzunehmen und
einzuschmelzen und den Atlas zu verkaufen. 'Abbäs gab
es aucli einem Juden und erhielt dafür 8000 Dirhem.
Unter den Abgeordneten befand sich auch J'amym
Däry, welcher dem Propheten die Geschichte vom Anti-
christen (Daggal) erzählte (vergl. Hd. 1 S. 460). Er rieth
den Moslimen die Moschee Abends n)it Lampen zu be-
leuchten, blieb in IMadyna, focht in einigen Feldziigen mit
und liefs sich nach 'OtlMnans Tod in Palästina nieder. Auch
Tamyms Bruder No'aym kanj nach Madyna. Er sagte
einst zum Propheten: \venn du wirst Syrien erobert haben,
so schenke mir die Dörfer Hyry nnd Bayt 'Aynün ^). Mo-
hammad gab ihm das Versprechen, und nach der l'>roberung
des Landes liefs ilim Abu Bakr eine Schenkungsurkunde
ausfertigen.
') Statt Hyry kommt auch Agra, in der lijäba Hyrayn vor.
Aynün ist nach Soyüty ein Dorf bei Jerusalem. Die von Alyy
ausgefertigte Schenkungsurkunde lautet: Ihm und seinen Nach-
kommen soll Hyry und Aynün in Syrien gehören, nämlich die
ganze Ortschaft, die Ebene, der Berg, das Wasser, die Felder, Brun-
nen und das Rindvieh. Niemand aufser ihm soll einen Antheil
haben oder ihm den Besitz streitig machen. Wer gegen ihn und
seine Angehörigen ungerecht ist und wer ihnen etwas wegnimmt,
den treffe der Fluch Gottes, der Engel und aller Menseben.
433
Die zehn Däriten wellten noch in Madyna als der
IVopliet starb und wurden von ihm mit einem V^ermächt-
nisse bedacht. Er liefs ihnen ein Document ausstellen,
dafs sie jährlich von den Revenuen des von ihrer Heimath
nicht sehr weit entfernten Chaybar 100 Wask Datteln er-
halten sollen.
Der Bahrästamm lebte in der Ebene von Homg. Ihre
Nachbarn gegen Norden und gegen Westen bis zu dem
Gebirge der Nogayrer, welche dem Meere entlang laufen
und eine Fortsetzung des J.ibanon sind, waren die Tanü-
chiten , und gegen Süden die in der ISähe von Damascus
nomadisirenden Ghassäniten '). Diese drei Stämme waren
gröfstentheils Christen. Es ist wahrscheinlich, dafs es auch
in Arabien einige Lager des Bahrästammes gab, und dafs
die Abgeordneten, welche zum Propheten kamen, nur diese
repräsentirten. Es waren ihrer dreizehn, und die Geschichte
ihrer Deputation enthält nichts, als dafs sie während ihres
kurzen Aufenthaltes in Madyna die Gäste des Mikdäd b.
'Amr waren, das Glaubensbekenntnifs ablegten und beim
Abschied die gewöhnlichen Geschenke erhielten.
In den Steppen an beiden Ufern des Euphrates, welche
jetzt von den Montafikarabern bewohnt werden, nomadi-
sirten die Taghlibiten, ein mit den südlich von ihnen am
persischen Meerbusen lebenden Bakr-Wäyil verwandter
centralarabischer Volksstamm. Viele Taghlibiten bekannten
sich zum Christenthum. Es ist gewifs, dafs sich nicht alle
') Die Ghassäniten blieben dem Christenthume und dem Kaiser
treu bis zur Schlacht von Yarmük, welche das Loos der Griechen
in Syrien entschied. Nur drei Männer dieses Stammes kamen zur
Zeit des Mohammad nach Madyna und legten das Glaubensbekennt-
nifs ab, mufsten aber ihren Glauben nach der Rückkehr zu ihren
Verwandten verbergen. Zwei davon waren schon todt als die Schlacht
von Yarmük gefochten wurde, der dritte machte dem moslimischen
General seine Aufwartung und wurde von ihm mit Auszeichnung
empfangen.
ni. 28
434
den Moslimen schon bei L.ebzeiteii des Mohammad unter-
warfen. Ihre den Tayyiten am nächsten liegenden Lager
mögen jedoch im Gefühle ihrer Unsicherheil es zweckmäfsig
irefunden haben, zu unterhandeln. Sie sandten zu diesem
Zueck, wie uns versichert wird, eine aus sechzehn Personen
bestehende Deputation nach Madyna. Einige von diesen
waren bereits dem Islam beigetreten, andere blieben dem
Christenthume treu und trugen als Zeichen ihres Bekennt-
nisses ein goldenes Kreuz auf der Brust. Mit den letz-
teren schlofs der Prophet einen Vertrag: Sie sollen ihrem
Glauben treu bleiben, aber ihre Kinder nicht taufen noch
als Christen erziehen lassen. Die vorüberziehenden Mos-
lime sollen sie mit Lebensmitteln versehen.
Der Feldzng nach Tabük machte, wie wir gesehen
haben, den Mohammad zum unumschränkten Herrscher
des ganzen nördlichen Arabien, von Madyna bis an die
syrische Grenze: Auch in Madyna selbst mufste jetzt nicht
nur jeder Widerstand, sondern auch jede freie Meinungs-
äufserunif verstummen. Die von einigen Heuchlern errich-
tete Concurrenzmoschee wurde, wie wir bereits wissen,
verbrannt (vergl. S. 34 d. Bd.). Bald darauf starb auch
Ibn Obayy, welcher der Mittelpunkt dieser Partei war;
die noch in Madyna lebenden Juden wurden aller Wahr-
scheinlichkeit nach um diese Zeit verbannt, und wenn auch
die Zweifel gegen die Mission des Mohammad in mancher
Brust fortleben mochten, so war es doch so gefährlich
sie zu äiilsern, dafs die Heuchler als widerstrebende Partei
aufhörten.
Nachdem die Griechen ihre Ohnmacht bewiesen und
Nordarabien sich unterworfen hatte, konnte auch der Süden
nicht länger widerstehen; ja einige Häuptlinge waren po-
litisch genug, sogleich nach dem Feldzuge von Tabük, noch
vor den nördlichen Stämmen dem Propheten zu huldigen.
Sie dachten wie die Schwester des Adyy, wenn Moham-
mad ein Bote Gottes ist, so gewinnen wir, wenn er ein
435
Betrüger ist, so verlieren wir nicht, wenn wir uns mo-
mentan vor dem Sturme beugen.
Da es ganz unmög-lich ist die Bekehrung Südarabiens
und seinen Einfluls auf den Islam ohne Kenntnifs der Geo-
graphie und der Bewohner des Landes zu verstehen, gebe
ich hier einige kurze Andeutungen darüber, für eine ein-
gehendere Besprechung dieses Gegenstandes auf den Anhang
zu den Post- und Reiserouten verweisend. Südöstlich von
Makka erheben sich Gebirge, vSarät genannt, welche ohne
Unterbrechung bis Aden, der südlichsten Stadt von Ara-
bien, fortlaufen und dort ein niedriges \^orgebirge bilden.
Die Bäche laufen in tiefen zackigen Schluchten Ost und
West (nur drei südliche Gewässer fallen in den Golf von
'Aden); es ist also nur eine Gebirgskette und nicht drei
oder vier parallel laufende, wie man zu glauben versucht
ist, wenn man das Alpenland vom Rothen Meere aus an-
sieht. Die Breite der Kette beträgt etwa 50 engl. Meilen.
Man findet darauf fruchtbare Thalkessel mit gesunder Luft
und herrHchem Klima. Die Berge sind meistens angebaut
und nähren zahlreiche Dörfer.
Im Westen wird die Alpenregion durch ein flaches
heifses Küstenland, Tihäma genannt, vom Meere getrennt.
Auch ehe die Gebirge Aden erreichen, flachen sie sich so
sehr ab, dafs man die Gegend als Tihäma ansehen kann.
Obschon die arabischen Geographen die Berge bei Aden
zur Alpenregion von Yaman rechnen , so ist es doch
wahrscheinlich, dafs sie geologisch eine Fortsetzung der
Gebirge sind, welche die Südostküste von Arabien ein-
fassen. Im Osten des Sarät dehnt sich eine mit tiefem
Sand bedeckte Hochebene fast bis Oman und dem persi-
schen Meerbusen aus. Es befindet sich aber zwischen den
Bergen und der Hochebene eine Senkung, welche dem
Tihäma entspricht und Gezr genannt wird. Das Gezr ist
in einigen Orten zum Ackerbau, in allen zu Weideplätzen
geeignet. Zum Theil im Gezr, zum Theil jenseits dessel-
ben sind drei Punkte, welche unsere Aufmerksamkeit in
28*
436
Anspruch nehmen: Nagrän, Märib (Scheba) und Hadhra-
nia\vt; alles übrige ist Wüste. Nagrän und Märib sind Wä-
dies und erhalten das Wasser, welches sie fruchtbar macht,
von Gebirffen. Hadhramawt hinjjeg-en besteht aus tiefen
plötzlichen Einschnitten in der Hochebene, wie das Thal
von Bath und Bristol in England, aber auch hier sind Höhen,
welche über die Hochebene empor ragen.
Die Configuration von Yaman hat, wie wir sehen, eine
grofse Aehnlichkeit mit der von Syrien. Der Libanon und
Antilibanon entsprechen dem Sarät und werden von den
Arabern mit Recht als eine Portsetzung desselben ange-
sehen. Das Tihäma verschwindet fast ganz an der syri-
schen Küste, aber das l)ekä', in welchem Ba'lbek liegt, und
die Fortsetzung desselben gegen Süden, nach dem See
Hüle, ist wahrscheinlich gröfser als das Thalbecken von
Qan ä. Das Ohüta von Damascus und das von Wetzstein
beschriebene Ruhba liegen im (lezr, welches sich von Pal-
myra, dem Märib von Syrien, mit geringer rnterbrechung
zwischen den Gebirgen und der Wüste durch Syrien und
ganz Arabien bis Bygän (zwischen Hadhramawt und Aden)
fortsetzt und überall dieselbe Formation hat; der Boden
besteht niunlich meistens ans ganz neuen Lavafeldern. Die
Einschnitte in Syrien, nämlich der See von Tiberias, das
Jordanthal und das Todte Meer sind tiefer als die von
Hadhramawt.
Dir arabischen Genealoü:en kennen eine grofse Anzahl
von Stäunnen in Südarabien, aber es fehlt ihnen an Ueber-
sicht und wissenschaftlicher Grnppirung, und man kann sagen,
sie haben den Wald vor den Bäumen nicht gesehen. Ich
theile die f^evölkenmg von Südarabien in drei Gruppen:
schilVtahrt- und handeltreibende Bewohner der Südostküste,
Gebirgsvölker und Nomaden.
Die ersteren hatten ihre eigene Sprache, welche nach
dem Zeiiijnisse des Ibn MojVäwir auch auf Socotra und
wohl auch auf allen anderen Inseln einheimisch \\ar, und
wie aus dem Periplus hervorgeht, den Seefahrern von
437
Kgypt*"" •"!' <las Arabische galt. Ich heifse sie die süd-
arabische 'j. Sowohl sie als die zu ihnen gehörigen Hirten
und Kameeleigenliiiirner (welche sich mit dem Landhandel
befafsten, wie die Sabäer) werden im Periplus homines
mansueti genannt, im Gegensatz zu den nördlichen Horden,
über deren Raubsucht und Treulosi"keit bittere Klaee ije-
führt wird.
Ks läfst sich nachweisen, dafs sich die südarabische
Sprache über die Südostküste von Käs Fartak last bis
Bäb al-Mandeb ausdehnte. Die Mahriten, welche sich
selbst Sahriten nannten und von den Griechen Sachaliten
geheifsen werden, sprechen sie jetzt noch; sie leben an
dem östlichen Theile dieser Meeresküste. Die Himyar-
iten haben einst denselben Dialekt gesprochen, wie die
Mahriten ^). Unter ihnen ist er aber seit Anfang des Islam
') Plinius 6, 28 heifst die Atramitae einen Theil der Sabäer,
und in 12, 3ü sagt er: In media ejus (Arabiae) fere sunt Atramitae,
pagus Sabaeorum, in monte excelso, a quo octo mansionibus distat
regio eorum thurifera, Saba appellata, quod significare graeci my-
sterium dicunt. Diese Stelle, welche, wie man aus der Fortsetzung
derselben sieht, Plinius dem Eratosthenes oder einer noch älteren
Quelle entlehnt hat, würde beweisen, dafs nicht nur Hadhramawt,
sondern auch das Land der Mahriten „Saba" genannt wurde, wenn
nur die Lesart Saba nicht durch die beigefügte Erklärung in Zweifel
gezogen würde. Der alte Name von Mahra ist nämlich Sahra, wel-
ches, wie Ibn Mogäwir sagt, die Einwohner von Sihr, „Zauber"
ableiten. Aus Zauber mögen die Griechen Mysterium gemacht
haben. Unter den Varianten in Silligs Ausgabe kommt auch Sariba
und Sapa vor. Letzteres mag ein Schreibfehler für Sara sein. Un-
geachtet dieses Zweifels würde ich die sudarabische Sprache die
Sabäische nennen, wenn nur in der Genesis die Sabäer und Ha-
dhramawtiten nicht coordinirt und unter die allgemeine Benennung
Yaktän gebracht würden. Bei den arabischen Genealogen hat Saba
eine viel zu grofse Ausdehnung. Man folgte einer Theorie, die nicht
auf den besonderen Sprachgebrauch begründet war. „Himyaritisch"
scheint mir für diese Sprache ein unpassender Ausdruck, denn die
Himyariten sind nur ein Stamm der sie sprach und der letzte wel-
cher zu Macht und Berühmtheit gelangte.
^) Ibn Dorayd bei Wüstenfeld, Gen. tab. Register S. 280.
438
auso-estorben und sie selbst sind fast ganz verschwunden.
Ptoleniaeus nennt nur die Bewohner der Küste von 'Aden
Honieritae (Himyariten), die Einwohner ihrer Hauptstadt
heifst er Sappharitae (Variante: Tappharitae) und ihre näch-
sten Nachbarn Ratheni (Rodaiten?). Bei den Arabern
werden auch diese zwei Stämme Himyariten genannt, weil
sie, wie es scheint, von den Himyariten verschlungen wur-
den i), wodurch, wie es scheint Himyarite, wie in der
') Die Sitze der Himyariten waren nach den arabischen Quellen:
die Umgebung von 'Aden; es lebten namentlich in Lahag, welches
man von den Hügeln bei 'Aden sehen kann, die A^äbih, ein Zweig
der Himyariten; die Gegend von Tzofär und Roda, eines der zwei
Sarw (östlich von Tzofär), welches daher das Sarw-Himyar ge-
nannt wird, während das andere Sarw-Madhig heifst, Nagd-Hirayar,
östlich vom Sarw-Himyar, und einige Dörfer in ünterhadhramawt;
ferner heifst sich ein Stamm im Gebirge im nördlichen Yaman
Hiniyar, ob mit Recht, lasse ich dahingestellt.
Beispiele, dafs zwei oder mehrere benachbarte Stämme sich
in einen vereinigten, sind nicht sehr selten. Bei Ptolemaeus (und
bei Plinius) finden wir die Cassanitae auf der Küste von Zebyd.
Die Araber sagen, sie haben ihren Namen von dem Wasser Ghassän,
etwa sechs Stunden gegen Norden von Zebyd, am nördlichen Abhänge
der 'arkischen Gebirge. Die Identität der Cassaniten und Ghassän-
iten ist daher aufser allem Zweifel. Bei Ptolemaeus erscheinen un-
mittelbar südlich von dem Climax mons oder Treppenberg die
Masonitae. Climax mons hat bei Ptolemaeus eine doppelte Bedeu-
tung. Zunächst meint er damit den 'arkischen Berg (es ist dieses die
yainanische Ansprache für 'Argische, und es wird auch 'Argiscbe
geschrieben; Arg heifst Treppe, Leiter), einen schmalen Ausläufer
von O. nach W., zwischen den Thälern Dowäk und Zebyd, von der
Central-Kette, dann aber bezeichnet er auch den ganzen Sarät mit
diesem Namen. Da nun in dieser Stelle Climax gewifs in der ersten
Bedeutung zu nehmen ist, so müfsen die Masonitae gerade hinter
(östlich) von den Ghassäniten gewohnt haben , welche die ganze
iMeeresküste bis Adedu (Hodayda) inne hatten. Bei den arabischen
Genealogen ist Ghassän und Mäzin gleichbedeutend, das heifst sie
betrachten beide Stämme als einen, weil sie sich nach Ptol. ver-
schmolzen haben. Auf ähnliche Weise haben sich mehrere Stämme
mit einander voreinigt, um den Stamm Tanüch (die Thanuitae der
Alten) zu bilden.
439
Neuzeit Oesterreicher neben dem eno;ern Sinn auch einen
weiteren erhielt. Schon Plinius wendet es im letztern Sinne
an, denn sonst könnte er die Hiniyariten nicht gens magna
heifsen.
Zwischen den Himyariten und IMahriten sind die Ha-
dhramawtiten. Sie sprechen jetzt centralarabisch und ich
weifs keine Nachricht eines arabischen Schriftstellers, aus
welcher hervorginge, dals je eine andere Sprache unter
ihnen einheimisch gewesen ist. Indessen Hadhramawt
wurde lange vor Mohammad, mit welchem die arabische
Geschichte anfängt, von den Kinditen, welche aus Bahrayn
kamen, erobert und wahrscheinlich wurde durch diese die
alte Sprache verdrängt. Das Vorhandensein von sogenannten
himyaritischen , d. h. slidarabischen hischriften in Hadhra-
mawt scheint mir zu beweisen, dafs das Südarabische einst
die Landessprache war. Es ist zwar Thatsache, dafs die
in Siidarabien aufgefundenen Inschriften nicht im jetzi-
gen Dialecte der Mahriten geschrieben sind. Dieses wird
man auch nicht erwarten, denn sie sind wahrscheinhch
zweitausend Jahre alt, und das Südarabische würde eine
Ausnahme von den allgemeinen Gesetzen der Entwicklung
machen, wenn es sich seitdem nicht wesentlich verändert
hätte. Ich glaube mit Ibn Dorayd, dafs das Himyaritische
und Mahrische ein und dieselbe Sprache — vielleicht mit
dialektischen Verschiedenheiten — waren; ich gehe noch
weiter und behaupte: diese Sprache ist längs der ganzen
Südostküste von Arabien und auch ziemhch weit landeinwärts
gesprochen worden. Es gehört nämlich auch Märib (Scheba)
zu diesem Sprachgebiete, und auch dort findet man so-
genannte himyaritische Inschriften. Wahrscheinhch war
Märib im Lande der Sabäer ursprünglich eine mercantile
Niederlassung zur Vermittelung des Landhandels mit dem
Norden. Sie scheint aber schon in ältester Zeit über das
Mutterland geherrscht zu haben.
Die Gebirgsbewohner waren immer in viele Stämme
getheilt. In den Städten betrieben sie Industrie, besonders
440
Gerberei, Spinnerei und Weberei '), auch verfertigte man
in alten Zeiten gute Säbel in Yaman. Die im nächsten Ka-
pitel zu erwähnenden Verhältnisse von Nagrän gewähren
uns einen Blick in die staatlichen Institutionen in den Ge-
birgen. So viel Freiheit wie die entlegenen Nagraniten
hatten aber nicht alle Stämme, viele wurden von kleinen
Baronen regiert, Avelche einem gröfseren Despoten zins-
pflichtig waren, lieber die Sprache und Abstammung der
Gebirgsbewohner wissen Avir sehr wenig. Bezeichnend ist,
dafs, wie wir S. 407 gesehen haben, die ChatKamiten in
Bysche, also im nördlichsten Theile von ^ aman nicht rein
centralarabisch sprachen -). Ich vermuthe, dafs der Dialekt
') Die berühmtesten Gewebe kamen von den Ma'äfiriten und
von Sahhül, einem Orte sudlich von Tzofär. Die Ma'äfiriten kennt
Ptolemaeus unter dem Namen Maphoritae. Nach den Arabern sind
ihre Wohnsitze im Gebirge östlich von der von Aden nach Sahhül
und Tzofär führenden Strafse (einige lebten auf den Gebirgen west-
lich davon), näher bei 'Aden als bei Tzofär. Ptolemaeus sagt: juxta
Homeritas Sappharitae et Ratheni (Einwohner von Tzofär und Rodä ),
supra quos sunt Maphoritae, a quibus ad ortam juxta Chatrauionitas
(Hadhramawtiten) est Smyrnofera regio exterior. Bei ihm haben
sie also dieselbe östliche Lage. Nach dem Periplus hingegen läge
Mapharitis im Winkel der Halbinsel bei Bäb al-Mandeb. Dieses
scheint mir ein Versehen zu sein. Ptolemaeus versetzt in jene Ge-
gend übereinstimmend mit den arabischen Geographen die Elesar'
(el-Asch'arier) mit der Hauptstadt Save, welche im Periplus die Re-
sidenz des Königs von Mapharitis genannt wird. Save ist das Sa b
der Araber (vergl. Post- und Reiseroute S. 150).
*) Wüstenfeld sagt, die Chath'amiten hatten ihren Wohnsitz im
Gebirge Sarät, besonders am Scby, Bärik und den angrenzenden
Bergen, bis die Azditen bei ihrer Auswanderung an ihnen vorüber
zogen. Von diesen wurden die Chath'amiten angriffen und aus
ihren Gebirgen und Wohnplätzen vertrieben, von denen die Adz-
Schanüa, Bärik, Daws und andere azditische Stämme Besitz nahmen.
Die Chath'amiten zogen nun in das Land von Wädiy Bysche in
Tihäma (soll heifsen Gezr, östlich von den Gebirgen) bis nach To-
raba und Umgegend.
Wenn die arabischen Genealogen nur irgend einen Werth haben,
müssen auch die Verwandten der Chath'amiten einen ähnlichen
441
der Gebirgsbevölkenmg- die Mitte hielt zwischen dem Süd-
arabischeii und Centialarabischen.
Die eigentliche lleiinath der siidarabisclien Wander-
stamme ist das (iezr, d. h. die Senkung östlich vom Ge-
birge. Die grofse \ erkehrsstrafse zwischen dem Süden
und Norden Führte durch das (Jezr, weil hier der Trans-
port auf Kanieelen am leichtesten und billigsten war. In
diesen Steppen trieben sich zwar die gröfsten nomadischen
Stämme herum, es wäre aber ein grolser Trrthnm zu glau-
ben, sie beschränkten sich darauf. Das ganze Land, die
Küsten und die Gebirge wurden von den Hedouinen durch-
streift; überall sind sie zu Hause und überall herrschen sie,
wenn die staatlichen Einrichtungen der ansäfsigen Ein-
wohner locker und schwach sind. Wie in Yamäma be-
sitzen einiife Wanderstämme auch Felder und treiben ne-
benbei Ackerbau; es scheint daher ein beständiger Üeber-
sans: von der nomadischen zur ansäfsi*j:en und wieder nach
Umständen eine Auflösung von der ansäfsigen zur noma-
dischen Lebensart vor sich zu gehen. Dieses ist die Ur-
sache, warum in Yaman wie im übrigen Arabien der Na-
tionalcharacter essentiell bedouinisch ist, obschon jede der
drei genannten Klassen (Schiffer, Gebirgsbewohner und
Nomaden) tiefgehende EigenthüLiilichkeiten hat.
Die Berichte der einheimischen Geschichtsschreiber
über das alte Arabien stehen mit allem, ^\as wir über das
Alterthum wissen, im Widerspruch und verdienen keinen
Glauben, wie schon aus ihrem Entstehen hervorgeht. Der
Chalyfe Mo'äwiya, sagt Mas'üdy, fand grofses Vergnügen
daran, Märchen mit anzuhören, und unter den Märchen,
welche ihm vorerzählt wurden uar die Geschichte der
Dialekt gesprochen haben. Die Chath'amiten werden als Bagyliten
angesehen, welches Azdstämme sind. Aber auch die Einwohner
von Madyna gehörten Adzstämmen an und diese sprachen rein cen-
tralarabisch. Wir sehen also, dafs die Gruppirung der Genealogen
wenig Vertrauen verdient.
442
Tobba's (Könige von SüHarabien). Besieht man die Ge-
schichte der Himyariten näher, so findet man, dafs sie sich
auf" diese Märchen gründet, und weiter nichts enthält als
einen Reflex der moslimischen Eroberungen, versetzt in
das graue Alterthum. Einer der Könige erobert Samarkand,
der andere dringt bis zu den Säulen des Hercules vor
und ein noch älterer erbaut eine Feenstadt in der Mitte
der Wüste.
Im Gegensatz zu diesen Kriegszügen der alten Yaman-
iten erklärt Aelius Gallus, welcher mit einer Armee bis Ha-
dhramawt vorgedrungen ist, dafs sie nicht sehr kriegerisch,
sondern viel mehr Kautleute sind. Das ganze Alterthum
stimmt der Hehauptung des römischen Generals bei, dafs
sie reiche Kaufleute waren, und die Ueberreste alter Bau-
denkmale in Arabien liefern den besten Beweis dafür.
Ihn Mogäwir sagt: »Zuerst blühte Raysub, als es unter-
ging kam ^vohär in Aufschwung, nach dem Verfall von
(Johär wurden Abyan und llormoz grofse Stapelplätze,
und nach deren Fall wurde 'Aden erbaut.« Es sind dieses
nicht historische Erinnerungen, sondern Vermuthungen der
Einwohner der betreffenden Orte, und ich zweifle nicht,
dafs sie im Allgemeinen richtig sind. Derselbe Reisende
erzählt: Von Hadhramawt bis 'Oman findet man sowohl aut
den Mergen als auch in den Thälern Terrassen von Stein
und Gyps erbaut. Es sind dieses Ueberbleibsel uralter
Wohnstätten in einer Gegend, welche jetzt eine fast un-
unterbrochene Einöde ist. Ein Grund für die ehemalige
Kultur dieses Küstenstriches ist gewifs, dafs hier der Weih-
rauch wächst, welcher in alten Zeiten sehr theuer ver-
kauft wurde, und wie wir aus Plinius lernen, sehr viel Geld
in s Land brachte. Allein die Weihrauchgegend nimmt der
Länge nach höchstens ein Drittel des ganzen Küstenstriches
ein: lerner ist es unzweifelhaft, dafs die Weihrauchhändler
auch Sandelholz, welches von Indien kommt, mit nach
EgNpten und Svrien imj)ortirten. Ich bilde mir ein, dafs
in ältester Zeit die Indienfahrer meistens in den Häfen
I
443
von 'Oman ((^-obär und Maskat) landeten und dafs von
dort die Waaren auf Kameelen durch die erwälmte Land-
schaft nach Hadhrainawt, von dort nach Märib (Scheba)
und dann durch das Gezr nach dem Norden geschafft wur-
den. Allmählich dehnte man die Seefahrt weiter gegen
Westen aus, zuerst bis Ravsub (bei dem östlichen Tzolar),
dann nach Abyan, welches schon im Gebiete der Himvar-
iten und nur eine oder zwei Tagereisen östlich von 'Aden
liegt und wo noch im eilften Jahrhunderte unserer Zeit-
rechnung mächtige Ruinen zu sehen waren, und endlich
nach 'Aden. Zu Anfang der christlichen Aera lernten die
griechischen Kaufleute in Egypten den Südwestmansun be-
nutzen und nun verloren die Araber ihr Monopol des süd-
lichen Handels.
Wir haben noch eine andere Wasserstrafse zu berück-
sichtigen: die von Südarabien nach der Südostküste von
Afrika. Ibn Häyik sagt, dafs, wer dahin segeln wolle, von
'Aden aus den halben Weg verfolge, wie nach Oman, bis
man der Insel Socotra gegenüber ist, dann (wenn man das
Ras Fartak erblickt) segelt man gegen Süden und lälst
die Insel im Westen liegen, und endlich gegen Westen.
Die Ursache dieses Umweges ist, dafs an der afrikanischen
Küste das ganze Jahr Südwinde vorherrschen. Sehen wir
also auf die Karte, so überzeugen wir uns, dafs, so lange die
Schifffahrt in ihrer Kindheit war, die östlichen Häfen wie
Cane (Hic^n Ghorab) und Raysüb selbst für diesen Handel
eine günstigere Lage hatten als Abyan und Aden, und wir
kommen zu dem Schlufs, dafs nach 'Oman der arabische
Handel in Oman und Ravsub zuerst erblühte. Märib, der
östlichste bewohnbare Punkt vom Alpenlande, war während
dieser Periode das grofse Emporium des Landhandels. Die
himyaritischen Häfen Abyan und Aden kamen erst zu Wich-
tigkeit, nachdem die Schifffahrt sich so vervollkommnet hatte,
dafs der Transport zur See nicht viel unsicherer, aber viel
billiger war als zu Lande, und man nicht nur Wohlgerüche,
Gewürze und Seltenheiten, sondern auch schwerere Hau-
444
delsartikel wie Bauholz (Teak) aus Indien exportirte. Je-
mehr diese Häfen in Aufnahme kamen, «lesto mehr mufsten
die östlichen Länder verheien.
Was Märib (Scheba) und die Strafse von Scheba
nach JNorden anbetrifft, so konnten sie länger blühen als
die Landstrafse von 'Oman nach Hadhramaut mit ihren Ter-
rassen; denn selbst als Cane (Hicn Cihoräb) in seiner Bliithe
stand, war die 'Omän-Hadhramawtstrafse schon verlas-
sen, aber der nächste Landweg von Cane nach Norden führt
immer noch durch Scheba; selbst von Äbvan und Aden
macht man keinen sehr grofsen Umweg, wenn man über
Märib geht; dennoch, als Aden das grolse Emporium von
iSüdarabien wurde, mufste Märib verlieren, denn von hier
führt ein Weg über Tzoiär und Canä durch das eigene
(jiebiet der Himyariten seiner ganzen Länge nach gegen
den Norden, und er trifft erst jenseits (Vda rn>t der Märib-
strafse zusammen.
Hadhramawt und Märib waren zur Zeit des Plinius
noch sehr wichtig. Ungeachtet der grofsen Entfernung
zwischen Sabota '), der Hauptstadt von Hadhramawt und
dem Weihrauchlande, stand letzteres doch so ganz unter
der Botmäfsigkeit des P'ürsten von Sabota, dafs aller Weih-
rauch dahin gebracht werden mufste (Plin. 12, 3i); dieser
Fürst war aber, wie es scheint, ein V asall des Königs von
Märib, denn nachdem Plinius Sabota mit seinen 60 Tem-
peln erwähnt hat, sagt er: Regia tamen oninium est
Mariaba '^).
') Ihn Häyik setzt uns in den Stand, Sabota mit Sicherheit
mit Schibäm, eine der zwei Hauptstädte von Hadhramawt, zu iden-
tificiren; denn er sagt: der alte Name von Schibäm war ä^^,
welches wir Sabot lesen könnten, wenn er nicht beifugte, dafs
Schibäm dadurch entstanden sei, dafs man das / in m verwandelte;
er scheint also vorauszusetzen, dafs man Schibwat oder Schibot
sprach.
') Bei den Arabern und bei den Alten ist der Name der Be-
wohner von Märib und der dazu gehörigen Landschaft: Sabäer.
445
Zur Zeit des Periplus hatte Märib schon seine Selbst-
ständigkeit verloren, denn iler im westlielien Tzofär (der
Hauptstadt der Hirnyanten) residirende Charibael herrschte
nicht nur über die Hiniyariten, sondern auch über die Sa-
bäer. Eleazus, der Könii^ von Sabota in Hadhramavvt,
war unabhängig, und in Save (Sab) residirte der König
Cholaebus (Kolayb). Auch bei Ptolemaeus finden wir
diese drei Hauptstädte und aufserdem noch im Innern der
Gebirge Menambis (Canä?) Metropolis und Mara regia
(Qa'da oder Mahgera?), während Mariama (ein Schreib-
fehler für Mariaba, welche Leseart von Wilberg vorge-
schlagen wird) weder das Prädikat regia noch metro-
pol is hat.
Plinius kennt auch Sabaei Scenitae in dem Lande von Ocelis (bei
Bäb el-Mandeb). Man könnte daraus schliefsen, dafs sich die Herr-
schaft des Königs von Marib bis Ocelis ausdehnte. Es ist dieses
nicht wahrscheinlich, denn in diesem Falle müfsten ihnen auch die
dazwischen liegenden Himyariten unterworfen gewesen sein, von
denen er auf die Autorität des Aelius Gallus sagt: numerosissimi
Homeritae et Minaei. Ich glaube, dafs er Sabaei für Südaraber ge-
braucht und die Sabaei Scenitae von den eigentlichen Sabäern zu
unterscheiden sind. In einer andern Stelle nennt er die Ilisanitae,
welche wohl identisch sind mit den Elesari des Ptolemaeus und den
el-Asch'ar der Araber und Herren der Küste von Ocelis waren. Aus
dieser Stelle sehen wir wenigstens, dafs schon zu Plinius' Zeit die
Elesari bekannt waren und von dem Sabäer unterschieden wurden.
Plinius hatte viele vortreffliche Quellen über die Geographie von
Arabien, er hat sie aber auf das schändlichste verballhornet. Nach
einer Quelle war Mariaba (in Sillig's Text steht hier und weiter
unten Mariva, und in den Varianten Mariaba und Mariba. Mariba
ist die richtige Leseart, denn er sagt „significat dominos omnium",
eine solche Bedeutung hat nämlich Marabba, von Rabb, Herr) die
Hauptstadt der Calingii, d. h der Kahläniten. Kahlän ist nach den
Arabern ein Sohn des Sabä, von dem die Einwohner von Märib ab-
stammten, während Sabä für den Vater aller Südaraber gilt. Man
sieht, dafs schon zur Zeit des Plinius die Stammnamen bald eine
engere, bald eine weitere Bedeutung hatten, denn in einer andern
Stelle heifst er die Einwohner von Märib Sabaei.
446
Der Seehandel lag darnieder; die Manufaktur der Ge-
birgsbewüliner, besonders die Gerbereien, fristeten ihre
Existenz noch lange Zeit. Es dehnte sich nun das an
der Meeresküste entstandene Reich der Himyariten gegen
Norden hin aus. Auf diese Weise ging die Kultur und
Macht in Südarabien von den Schilfern aul die Gebirgs-
bewohner über.
Diese Bemerkungen scheinen mir die älteste Geschichte
des südlichen Aral)iens völlig aufzuklären. Die Kultur- und
Machtentwickelung wanderte von Osten nach Westen und
allmählig ging sie von den Schiffern der Küste zu den
Bergbewohnern über. Es ist ein Punkt, der fernerer Be-
obachtungen bedarf, aber nach dem was ich von der Bau-
art, der Lebensweise und den Sitten der Südaraber weifs,
ist, das Originelle abgerechnet, fast gar kein Einflufs vom
Nilthale , aber viel vom persischen Meerbusen her darin
wahniehnibar. Die Berichte der Römer beziehen sich selbst-
verständlich auf eine Zeit, zu der sie jene Meere besuchten
und Aden zum Emporium Arabia geworden war; dennoch
— denn solche Umgestaltungen gehen langsam vor sich —
scheinen zur Zeit des Plinius Gaue und die Seehäfen an
der Mondsbucht (Ghobb alkamar) von den Arabern sehr
besucht gew esen zu sein. Die westliche Grenze der Monds-
bucht ist das bei den Alten so berühmte Promontorium
Syagros (Ras P'artak), und am östlichen Ende derselben
liegen Raysüb und «las östliche Tzofar (zu unterscheiden
von dem izolär der nimyariten ).
Wir haben soeben gesehen, dals zur Zeit des Ptole-
niaeus nördlich von dem Tzofar der Himyariten noch zwei
Hauj)tstädte und westlich davon eine (Save) war. Ihr Reich
war also damals noch sehr klein und entspricht durchaus
nicht den Berichten ihrer Sagengeschichte. Später stan-
den allerdings zwei Könige auf, welche mit dem Titel
Tobba au.sgezeichnet wurden und welche ihre siegreichen
Waffen bis Bahrayn trugen (Ihn llischänj S. 12). Diese
vorüliergehende Eroberung ist das einzige Thatsächliche
I
447
was der Sagengeschichte zu Grunde liegt. Zu bemerken
ist noch , dafs unter «len Hiniyariten das .ludenthuni Ein-
gang fand.
Die Eroberungen der zwei Tobba s sind eine ganz natur-
gemäfse und keineswegs grofsartige Erscheinung. Durch
<lie Hiniyariten ging die Hegemonie von Südarabien zu
nächst von den Handelsstädten, nachdem die Seefahrt ihre
frühere Bedeutung ganz verloren hatte, auf die industriellen
Bewolnier des südliclien Sarät iil>er. Jemelu* die biduslrie
und der Reichthum des Landes sank, desto mehr Bedeutung
gewannen die halbnomadischen und die nomadischen Stämme.
Die letzteren bilden recht eigentlich das Proletariat der
menschlichen (Gesellschaft und tragen nichts zu ihrer Oeko-
nomie bei, als die rohe zerstörende Gewalt. Diese haben
nun die zwei Tobba's benutzt, um ihre ehrgeizigen Pläne
durchzuführen. Es gehören aber grofse Mittel, eine feste
Hand und ein ununterbrochenes Vorwärtsgehen dazu, die
zerstörenden Kräfte der Nomaden zusammenzuhalten und
zu verwenden. Sobald die von der bidustrie gebotenen
Mittel erschöpft, die bidustrie selbst zerstört und das natür-
liche Ziel der Eroberungen erreicht war, mufste das
Himyaritenreicli in sich selbst zerfallen, denn diese letzte
Anstrengung war wie eine Feuersbrunst.
Den ersten empfindlichen Stofs erhielt die himyaritische
Macht durch die gewaltthätige Besitznahme der Kinditen
von Hadhramawt. Ungefähr 30000 waffenfähige Kinditen
wanderten von Bahrayn aus und lielsen sich in Oberha-
dhramawt nieder. Caussin de Perceval (Essai sur Thistoire
des Arabes Bd. II S. 265) versetzt den Anfang der kin-
ditischen Dynastie zu Dämiin in Hadhramawt in das .Jahr
460. Die himyaritischen Niederlassungen in ünterhadhra-
mawt, namentlich in Schibäm, beweisen zwar, dafs die
Himyariten das Land erobert hatten, aber sie besafsen es
nicht lange und wahrscheinlich nie ganz. Caussin de Per-
ceval Bd. I S. 136 sagt: Au rapport d'lbn Khaldoun, les
Hadhrami, pendant toute la duree de la puissance himyarite.
448
avaient ete gouvernes par des princes particuliers, tantöt
vassaux, tantot independants et rivaux des rois de Himjar,
quelquefois maitres de Maieb meme. Er giebt dann eine
Liste von 15 hadhramitiscben Fürsten.
Die Kinditen traten mit den Himyariten ffegen die
(,'adifiten, welche, wie es scheint, vor der kinditischen Ein-
wanderune: Herren von Oberhadhraniawt gewesen waren,
in ein F^ündnifs, aber nach einiger Zeit beschränkten sich
die neuen Ansiedler nicht länger aul den Besitz von Ober-
hadhraniawt, sondern sie dehnten sich in das Stammland
der Himyariten aus, und die Sekäsik, eine Abtheilung der
Kinditen, siedelte sich südlich von Taazz an. Auch hier
waren sie vielleicht \ erblindete, aber gewils nicht ünter-
thanen der Himyariten, deren Macht sich also zu Anfang
des sechsten Jalirhunderts auf sehr enge Grenzen be-
schränkte. Die Kinditen , wovon einige zum Judenthum
übergingen, dehnten, wie gerade vor ihnen die zwei Tobba's,
ihre Eroberungen gegen Norden bis Dumat algandal aus,
aber ihre Macht im Nagd war von sehr kurzer Dauer, wie
überhaupt das Terrain und der Character der Bevölkerung
eine dauernde Unterjochung Arabiens unmöglich machen.
Im Jahre 525 machten die Abyssinier dem himyariti-
schen Reiche ein Ende und eroberten Tan ä. (jregentius,
Bischof von Tzofär, predigte mit einigem Erfolge das
rhristenthum. Siebenzig ,Iahre später llüchtete sich Sayf
b. Dzii-Yazan, ein hinjyaritischer Prinz, mit seinem Sohne
Ma diykarib zuerst nach Konstantinopel, dann nach Madäyin,
um Hülfe gegen die Abyssinier zu erflehen Er starb in
Madäyin (Ctesiphon), aber der Perserkönig bewilligte sei-
nen letzten Wunsch luid schickte unter den) Kommando
des Wahraz eine kleine Armee mit Ma diykarib nach Ya-
man. Sie wurde von den Arabern unterstützt und die
Abyssinier wurden geschlagen und mufsten das Land ver-
lassen. Die Perser sefzten den Ma diykarib als König ein,
blieben aber im Lande, und Wahraz und nach ihm Bädzän
waren persische Resi«Jenten in Vaman, wo also ungefähr
I
449
dieselben Einriclilun^eii «^otrojTeii wurden Avie in Bahrayn
(vergl. oben S. 375), 'On)un und 11} la
Sohayly S. 38 erzählt: »Ma'diykarib regierte nur vier
Jahre. Er liatte viele Abyssinier zu Sklaven geniacht und
sie in seinem Dienste behalten. Diese tötiteten ihn (un^-e-
fähr im Jahre 601). iSach seinem 1 ode löste sich das
Königreich von Vaman auf. Die Michläfe (Distrikte) mach-
ten sich unter ihren Makiuvil unabhängig, von denen kei-
ner die liotmäfsigkeit des andern anerkannte. Nur Canä
machte eine Ausnahme, denn dort herrschten die Nach-
kon)men der Perser, bis sich die Stadt den Moslimen unter-
warl." Wir finden über ganz Yaman eine Anzahl von zum
J'heil sehr festen und prachtvollen Schlössern, imd es scheint,
dals die Stämme und jeder Baron des Landes, selbst wenn
das ganze Land unter einem König stand, einen grofsen
Grad von Unabhängigkeit genossen haben.
Zur Zeit des Mohammad war es für Yaman in seiner
Zerfahrenheit geradezu ein Glück, dals im Islam eine Macht
erstanden war, welche die Fähigkeit hatte, es in sich auf-
zunehmen; denn seine Freiheit war Anarchie und Fehde
zwischen Stamm und Stamm, Michläf ( Distrikt, deren es
siebenzig gab) und Michläf Zor'a, ein Nachkomme des
oben erwähnten Sayf, welcher «lie Perser zu Hilfe gerufen
hatte, war wie es scheint, noch im Besitze des Thaies
Yazan, des Stammlandes der Familie, imd er nebst einigen
ihm verwandten Baronen ' ) hofften mit Hilfe der iMoslime
ihre Macht zu erweitern, ja Zor'a mag geträumt haben
wie Ma'diykarib ein Vasallenreich zu gründen. Er sandte
also , sobald er das Resultat des Feldzuges nach Tabük
vernommen hatte, in seinem und im Namen seiner V ettern
den Ivaliilwier Malik b. Morra an den Propheten um ihm
ihre Unterwürfigkeit anzuzeigen ujid dafür möglichst gute
Bedingungen zu eruirken '). Mohammad machte ihm einige
') Nicht alle llimyariten bekehrtpii sich so früh uiul bereitwillig.
Weder Sayf noch Ma'diykarib, lioch Zor'a waren die Repräseiitaiiteu
ni. 29
450
mündliche Versprechen und schickte Ibigendes Schreiben
an ilni und seine Genossen:
»Von Mohammad, dem Gottgesandten, an Härith b.
'Abd Koläl, Schorayg b. Abd Koläl, INo'aym b. 'Abd Koläl,
Zora, Herren von ^ azan, und Nomän, dem Kayl (Fürsten)
von Dzü-Ko'avn, von Ma älir und von Hamdän (d. h. der
Maäfiriten und Hamdäniten?). Ich preise für eucl) Allah,
aufser dem es keinen Gott giebt. Euer Bote hat uns zu
Madvna, gerade nach unsrer llückkehr aus dem Römer-
lande (Tabük), getroffen, und hat uns eure Botschaft aus-
gerichtet, über die Vorgänge bei euch Aufschlüsse gegeben
und uns euern Cebertritt zum Islam Avie auch eure Ver-
folgung der Ungläubigen verkündet. Gott hat euch wahr-
lich seine Leitung angedeihen lassen. Wenn ihr nun recht-
schaffen seid, Gott und seinem Boten gehorchet, den Got-
tesdienst aufrecht erhaltet, das Almosen entrichtet, von der
Heute das Fünftel abliefert, wie auch den Antheil des Pro-
pheten, und das was er davon ausliest abgebet, und wenn
ihr die von Gott vorgeschriebene Almosensteuer, nänilich
von Feldern, welche durch Quellen oder Regen bewässert
werden, den Zehenlen des Frtrages, mid von solchen,
welche künstlich mittelst Schöpfeimer bewässert werden,
die Hälfte des Zehenten, und von Kameelen (hier werden
die l)ereits bekannten ßestinimungen aulgezählt und dann
beigefügt): Dieses ist die von Gott den Gläubigen aufer-
legte IMlicht, wer mehr giebt, dem gereicht es zum Heil.
der köiiigliclieii Kuiiiilic Dir b^auiilie Dzü-Yazaii war vielmehr
eine jüngere Linie. Der direkte Abkömmling des letzten Tobba'
war Dzü-lkola b. Näkur b. Ilabyb b. Mälik b. Ilassan b. (?) Tobba'.
Seine Frau Dborayba war eine Tochter des abyssinischen Gouver-
neurs .\braha b. (,'abiih. Dzü-lkolä' sowohl als Dzü 'Amr wider-
strebten dem Beitritte zum Isljim , bis Mohammad den Bagyliten
Garyr zu ihnen sandte. Da sie keine andisre Wahl hatten, be-
kehrten sie sich, und Garyr war noch an ihrem Hofe als der
Prophet starb; auf die Nachriciit von seinem Tode eilte Garyr nach
Madyna zurück.
451
Wenn ihr allen diesen 01)lii'i;(Milieiten naclikon)nit, den Tsläm
offen bekennt, uml die (däuljii>,en im Kample gegen die
lJngläul)igen unteistützel, geliörl iln* zu <]en (däubigen und
geniefst dieselben Rechte und Pflichten ^vie die (j laubigen
und erfreuet euch des Schutzes (lottes und seines Boten.
Wer von den Juden oder Christen sich bekehrt, gehört zu
den. (iläubigen und hat dieselben Kechte und Pflichten uie
die Gläubigen. Wer af)er bei dem Judenthume oder Chri-
stenthume verharrt, mufs die I\oplsteuer entrichten: nämlich
jede erwachsene Person, Mann, Frau, Sklaven und Freie,
einen vollgewichtigen Dynär, oder er nmfs den Werth
eines Dynär's in ma älirifischen Kleidungsstücken liefern ').
Wer diese Abgaben entrichtet, geniefst den Schutz Gottes
und seines iJoten, wer sie verweigert, der ist ein Peind
Gottes und seines Boten.
Der Bote Gottes, Mohammad der Prophet, entbietet
dem Zor a von Yazan : Wenn meine Kommissarien zu euch
kommen, behandelt sie gut; es sind: Moädz, der Sohn des
Gabal, Abd Allah, der Sohn des Zayd; Malik, der JSohn
des Übäda; 'Okba, der Sohn des Namr, und Mälik b. Morra
nebst Gefolge. Bringet die Armensteuer und die Kopf-
steuer von allen euren Provinzen zusammen und gebet sie
meinen Kommissarien, an deren Spitze Moädz, der Solm
des Gabal, steht. Er soll befriedigt zurückkehren.
Der Rahäwier Mälik, ein Sohn des Morra, hat mir
gesagt, dals du, o Zora, einer der ersten der Him^ariten
warst, welche zum Islam übergetreten und dafs du die
ünirläubijjen üetödtet hast. Sei frohen Muthes! Ich em-
pfehle dir die Himyariten. Seid nicht hinterlistig, noch
verrätherisch gegen einander! Gott ist der Beschützer der
Reichen und Armen von euch. Die Armensteuer darf nicht
von Alohammad noch von seiner Familie verzehrt wer-
den, sondern sie ist ein Almosen für den Unterhalt der
') Vergl. Abu Dawud Bd. 2 S. 74.
29*
452
armen Moslime iin(3 der Obdachlosen. Malik hat die
Botschaft frut ansgerichtet und er hült reinen Mund; ich
empfehle ihn euch desweoen bestens. Icli habe euch aus
meinen Leuten rechtschaffene rehgiöse Männer geschickt,
welche sich durch ihre Kenntnifs (des Koran) auszeichnen.
Auch diese empfehle ich euch bestens und es ist mein
Wille, dafs sie gut behandelt werdeii. Heil Euch! und
die Gnade und der Segen Gottes.«
Zor a unternahm sogleich Streifzüge gegen die benach-
barten Stämme, zwang sie, dem Islam beizutreten luid die
Aimosensteuer zu entrichten. Der Eifer neubekehrter liäupt-
länge, wenn nicht für die Verbreitung des Islam, doch für
die Hebung ihrer IMacht und Erwerbung von Beute, machte
auch in Vaman die neue Religion unwiderstehlich.
(,'anä, die damalige Hauptstadt von Vaman, war, wie
wir soeben gesehen haben, noch in den Händen der Nach-
kommen der persischen Eroberer, an «leren Sftitze Badzän
stand. Den meisten Nachrichten zufolge hat sich Hädzän
schon im Jahre 628 bekehrt (vergl. S. 264). Dieses er-
scheint mir unwahrscheinlich und ich glaube, dafs der
liebertritt der Perser in Tan'ä in diese Zeit falle. Mo-
hammad hat den Badzän nicht nur in seiner Stelle be-
stätifft, sondern er ordnete ihm alle Fürsten von ^ aman
unter und machte sie zu seinen Vasallen '). Der zu Zora
und andern himyaritschen Fürsten geschickte Moädz b.
Gabal war auch für den Hof des Hädzän als Hevollmäch-
tigter accreditirt, und wenn er auch mir »Religionslehrer«
') So behauptet Tabary, odit. Kosegarten Bd. 1 S. Ö2. Die
Angaben der Biograplien und die Documente scheinen mir den
Schlufs zu berechtigen, dafs Zora und andere Fürsten und Statt-
balter unmittelbar unter Molianiniad und nicht unter Badzän standen.
Ich bin voUkoniraen überzeugt, dafs sich die Herrschaft des Badzän
nie über die gröfseren Stämme wie die Balhärith b. Kab, noch über
die Nagräniten ausdehnte. Vielleicht erkannte ihm Mohammad einen
Titel zu, welcher die Flerrschaft von ganz Yaman andeutete; das
war aber nur ein Titel.
453
geheifsen wurde, übte er «locli unji;ef;iltr dieselbe Controle
über die Fürsten, wie die engliselien und liolländischen Re-
sidenten in Indien über die \ asallenstaaten.
Muhammad hätte keinen a-eeig-neteren Mann für diesen
wichtigen l^osten finden können als den Moädz. Er war
noch nicht dreilsig Jahre alt, hatte eine weilse CJesiclits-
larbe, eine schlanke Figur, war elegant in seiner Kleidung
und bestrich die Augenlider mit Stibium. Fr besafs viel
Geist und Thatkralt, war ta|)l"er und entschlossen, folgte
seinem eigenen Urtheile, wai- einer von den vier Männern,
welche am meisten üirenbarungen des Mohammad gesam-
melt und auswendi": o-eJernt hatten. Dabei war er ver-
schwenderisch, und als er Madjna verliels, tief in Schulden.
Aul seinem neuen Posten nahm er von den yamanischen
Fürsten ganz offen Geschenke an') und entlernte sich weiter
von der bigotten Engherzigkeit, welche in seiner Stellung
nur hätte schaden können, als man von einem Stellvertreter
des Propheten hätte erwarten sollen. Mo ädz reiste von einem
Orte zum andern, doch sein Hauptquartier war Gannad, wel-
ches östlich vom niodernen Ta'azz gelegen ist.
Die mächtigeren Gemeinden und Stämme zeigten unge-
achtet der 'I'hätigkeit des Zora keine Neigung, sich zur
neuen Religion zu bekehren, noch sich dem Bädzän zu nnter-
Averfen. Mohammad sandte daher den Chälid b. Walyd,
welcher während des Feldzuges nach Tabük Dumat al-
gandal erobert hatte, mit einer kleinen aber verwegenen
Anzahl von Reitern, um ihre Dörfer auszurauben und sie
zu unterwerfen. Ich, erzählt Barä b, 'Äzib, war einer der
Krieger, welche unter seiner Fahne dienten. Wir waren
') Mohammad sclirieb an Mo'ädz : Ich kenne die Schwierig-
keiten, mit denen du zu kämpfen hast, ich kenne auch den Mann,
der dich deines Vermögens beraubt und dich in Schulden gebracht
hat. Es ist dir erlaubt Geschenke anzunehmen, und wenn dir
Jemand etwas schenkt, so nimm es an. (I^äba unter 'Obayd b.
Qachr).
454
sechs Monate im Lande, aber unser Bemühen war fruchtlos
und es gelang uns nicht, den Islam zu verbreiten. Der
Prophet sandte nun den Alyy mit neuen Truppen. Die
Armee des Chälid uurde aufgelöst und die Krieger er-
hielten die Weisung: wenn sie Lust hätten, könnten sie sich
unter die Fahne des Alyy stellen. Icli, fährt Barä fort, war
einer Derjenigen, die sich dem Alyy anschlössen und in
Yaman blieben. Wenn sich nun ein Stamm uns gegenüber
in Schlachtordnung aufstellte, so bildete 'Alyy aus seinen
Truppen Kine Reihe und verrichtete mit ihnen das Gebet,
dann trat er hervor und las den Feinden die Aufforderung
des Propheten vor, das Glaubensbekenntnifs abzulegen.
Es gelang ihm auf diese Art, alle Stämme zu bekehren.
Er meldete dem Gottgesandten seinen Erfolg und dieser fiel
beim Empfange des Briefes betend auf die Erde, dann
erhob er das Haupt und sprach: Heil sei den Hamdän-
stämmen! Heil sei den Hamdänstämmen!
Einige Zeit nach seiner Rückkunft von Tabuk em-
pfing Mohammad eine glänzende Deputation der Hamdän-
iten ') von dreihundert (!) Mitgliedern.
') Nach einer Tradition hat sich 'Abd Allah b. Kays b. 0mm
Ghazzäl vom hamdäiiitischen Stamme Arhab schon vor der Higra
zum Islam bekehrt. Er fand es aber nöthig seinen Glauben zu
verbergen und wurde vom Zobayditen Dzobäb ermordet. Der Stamm
Arhab übte dann an Dzobab die Blutrache.
Nach einer andern Tradition kam Kays b. Mälik b. Sa'd b.
Mälik b. Läy nach Makka zum Propheten und sagte: Ich wünsche
das Glaubensbekenntnifs abzulegen und dich zu unterstützen. Er
schickte ihn zu seinem Stamm zurück um denselben zu bekehren, mit
dem Versprechen, wenn es ihm gelänge, mit ihm zu den Hamdäniten
zu gelien. Sein Bemühen war mit Erfolg gekrönt: die Hamdäniten
badeten in dem See von Mahüra und wandten sich gegen die Kibla.
Kays eilte nun zum Propheten, um ihm ihren Uebertritt anzuzeigen;
der Prophet berührte seine Locke und übergab ihm eine Urkunde,
in der er ihn zum Statthalter über die Hamdäniten, nämlich über
die Ahinür (d. h. die Stämme oder AI von Kidm, Dzü-Morrän, Üzü-
La'wa und Dzü-Hamdan) und über die Gharbier (d. h. die Stämme
455
Zur Zeit des Mohammad hiefs sich die Mehrzahl der
Stämme von ^'aman Hamdäniteti. hi Städten \\\e ('an ä
ist die Bevölkerung- «gemischt und die Stannnverwandt-
schalt tritt in den Hintergrund; aber in Dörfern und noch
mehr in der Wüste uird greises Gewicht darauf i^elegt,
und wenn ein Stamm mächtig ^vird, so zählen sich andere
minder mächtige zu seinen \ eruandten. Aul diese Weise
sind in neuerer Zeit die zahllosen 'Aneze-, Schammar-
und 'Asyrstämme entstanden. Die Hamdäniten scheinen
ursprünglich ein (lebirgsvolk gewesen zu sein. Die mei-
sten wohnten in Dörfern, einige jedoch trieben sich in den
daran grenzenden Steppen herum. Ihr Mittelpunkt war ur-
sprünglich der Berg Schibäm, eine Tagereise von ('an ä. Er
Arhab, Nihni , Schäkir, Wädi'a, Qarbyya, üalan und Dachä) und
über die gemischte Bevölkerung und Schützlinge ernannte. Sie sollen
ihm gehorchen und unteilhänig sein. Sie geniefsen dafür, so lange sie
den Gottesdienst aufrecht erhalten und das Almosen entrichten, den
Schutz Gottes und des Propheten. Zu seinem Unterhalt wies er
ihm 300 F'ark an, nämlich vom Chaywän 200 Fark Rosinen und
einen Schatran Durra (ßüschelmais) und vom Omrän algorf (d. h.
den bebauten Theiien des Oberlandes) 100 Fark Weizen.
Diese Tradition und Urkunde erhielt Ibn Kalby vom Moslim
b. Kays b. Amr b. Mälik b. Läy, also einem Verwandten des obigen
Kays. Sie ist eine alberne Erfindung; denn erstens aus dem Ver-
sprechen des Mohammad, „er wolle mit Kays zu den Hamdäniten
gehen", ersehen wir, dafs die Erfinder die Bekehrung vor die Higra
versetzen, wir wissen aber wohl, dafs Mohammad damals noch
nicht über die Revenuen der Städte disponiren konnte; zweitens-
selbst auf der Höhe seiner Macht hat er solche Unterhaltsanweisun-
gen blofs auf mit Waffengewalt unterworfene andersgläubige Orte
gegeben.
Die Deputation kann frühestens im März 631 in Madyna ein-
getroffen sein, denn es ist ziemlich sicher, dafs weder Chälid noch
'Alyy vor dem Tabükfeldzuge nach Yaman marschirten. Chälid
machte diesen Feldzug mit und eroberte Duma; 'Alyy blieb wäh-
rend desselben in Madyna. Also erst nach der Rückkehr des Mo-
hammad bekriegte Chälid sechs Monate lang die Hamdäniten.
456
ist hoch und am Fiifse so steil und felsig, dafs nur ein Weg
hinaiilT(ihrt. Aul den Schultern der Felsen sind Iruchtbare
Flächen, welche mit Feldern inid Dörlern bedeckt sind.
Einst wurden die Hamdäniten hart bedrängt, zogen sich
auf diesen Berg zurück und leisteten ihren Feinden erfolg-
reichen Widerstand (Kitab alaghäniy Bd. 1 S. 248). Wahr-
scheinlich erst nach diesem Ereignisse dehnte sich der
JSame Hamdäniten über die nördlich davon gelegenen Ge-
birgsstämme aus, so dafs Chaywän, drei oder vier Tage-
reisen nördlich von Fanä, als ihr Mittel[»unkt angesehen
werden kann; sie dehnten sich aber weit über Chajwan,
fast bis Täyif aus. Auch mehrere Stänune der Wüste be-
kannten sich als ihre Verwandten.
Die Abgeordneten der im (Jebirnre wohnenden Haujdän-
iten, von welchen hier die ivede ist, trugen zugeschnittene,
genähte Kleider aus Hibara und eingelalst mit Atlas ').
Auf dem Kopfe hatten sie Turbane von 'Aden; sie ritten
mahrische und arhabische Kameele. Mohammad gab ihnen
den Aullrag Raubzüge gegen die Einwohner von Täyif
zu unternehmen. Sie kamen diesem IJelehl auf das bereit-
willigste nach. Die Täyiliten konnten nicht ein Stück Vieh
aus der Stadt treiben, oline dafs es von ihren Nachbarn
weggenonniien wurde. Dadurch wurden sie endlich ge-
zwungen zu kapituliren -). Der IVophet gab den Abge-
') Im Original: MokaUaat alliiljara, inokaffaf bildybäg. Das
erste Wort bedeutet „zugeschnitten", ein Kleid mit Fa9on, im Ge-
gensatz von einem Shawl, in den man den oberen Theil des Kör-
pers hüllt, und von dem Tuche das man um die Lenden windet
(Nur alnibräs S. 1671).
^) An der Spitze der Deputation der Hamdäniten standen
Homra und Mälik b. Namat, vveKher nach einigen dem Stamme
Yäm, und nach andern dem Stamme Chärif oder Arliab angehörte.
Er war ein Mann von poetischen Talenten und wurde von Mo-
hamnmd zum Statthalter über die bekehrten Hamdäniten ernannt,
llim gebührt das Verdienst die Täyiliten hinler ihre Mauern zurück-
getrieben zu iiaben. Ueber den Namen des Malik b. Namat walten
457
ordneten eine ITrknnde, in welcher er ihnen den Besitz
des Michlales (der (ualschidt) von (Miaiil und Väni garan-
tiile. Als sie zurückkehrten, widersetzten sich ihnen die
Einwohner von liadhab und Cholal. Ks ist ganz gewifs, dafs
diese Deputation nicht alle haindänitischen Stämme vertrat.
Dem Faden der Erzälilung des Harä folgend, habe
ich die l)ekeiirung eines Stammes, welcher, ehe noch
Chälid's Armee in seine Nähe kam, eine Deputation nach
IVladvna sandte, übergangen.
Im ^November 630 kamen zehn Abgeordnete vom Ge-
birgslande C'hawlän ') in Südarabien nach Madyna. Der
Wunsch, sagten sie, dich zu loben und dir zu huldigen,
hat uns die Gefahren und Beschwerlichkeiten der Reise
vergessen machen. Mohamnjad antwortete: Wer mich hier
auf Erden besucht wird mir auch jenseits nahe und unter
meinem Schutze stehen, und für jeden Schritt eurer Ka-
meele werdet ihr eine Wohlthat Gottes ernten. Saget
mir, fuhr er fort, ^vie steht es mit eurem Götzen 'Amm
Anasi^ Sie erwiederten: Freue dich, \vir beten jetzt, seit-
dem dir die Wahrheit otfenbart worden ist, Allah statt
seiner an. Nur etwa ein alter Mann, oder ein altes Weib,
hängt noch au dem Götzen, und sobald wir zurückkehren,
wollen wir ihn zerstören*. Wir haben ü'enuir unter dem
Götzendienst gelitten. Während wir kaum einen Knochen zu
nagen hatten, schössen wir jeden Heller, den wir aufbringen
konnten, zusammen, kauften hundert Rinder und oft schlach-
teten wir sie alle an einem Morgen dem Götzen zum Opfer
und überliefsen sie wilden Thieren zum Verzehren, während
Meinungsverschiedenheiten ob, was den Ihn Hagar bewog, drei Per-
sonen daraus zu machen. Nach einigen ist seine Genealogie Mälik
b. Namat b. Kays b. Malik b Sa'd b Malik b. Läy.
') Es giebt zwei Landschaften Chawlan in Yaman. Hier
scheint die Gegend westlich von C^da, welche zum Unterschied
Chawlan -dzü-Sohaym genannt wird, zu verstehen zu sein. Nach
den Genealogen waren die Chawläniten ein Madhigstamm.
458
wir hungriger \varen als die wilden Thiere. Dann reg-
nete es vielleicht und der Graswiichs in unsern schönen
Thälern war so üppig, dafs er höher war als ein Mann.
Wir waren thöricht genug, dies der twiade des 'Amm Anas
zuzuschreiben und ihm unser Vieh und unsere Saaten zum
Opfer zu bringen. Den besten Theil des Ackers weihten
wir dem Amm Anas und nannten ihn sein Kigenthum. Ein
anderes Gehege setzten wir liir Allah, von dem wir die
sirmlichsten Begriffe hatten, bei Seite. Wenn der Wind
von dem Theil Allah's gegen den des Götzen Avehte, so
erhielt der Götze alles. Wenn aber der Wind die ent-
üreseniiesetzte Richtung nahm, so nahmen wir den rheil
des Götzen von dem Allah's zurück. Die F^rnte des Allah
wurde verwendet um Reisende und Arme zu ernähren,
aber der Antheil des Götzen Avurde den Priestern gegeben
und war zu ihrem Unterhalt und zur Erhaltung der Tempel
und zu Festen bestimmt (Kor. 6, 1 17. Vergl. Bd. II S. 478).
Wir ])flegten auch unsere Processe den Götzen vorzutra-
gen und sie gaben Orakel von sich. Der Prophet ant-
wortete: Es waren Teufel, welche für die Götzen redeten.
Darauf unterrichtete er sie in den Pflichten des Islam.
Ihr müfst, sagte er, Treue bewahren, eure V^ersprechen
halten, anvertrautes Gut zurückstellen und jene beschützen,
denen ihr Schutz schuldig seid.
Auch sie wohnten in dem Hause der Ramla während
der wenigen Tage, welche sie sich in Madyna aufhielten.
Sie wurden gut bewirthet und als sie Abschied nahmen,
wurden .ledern 12.'j Unzen Silber als Geschenk überreicht.
Nach ihrer Rückkehr in die Ueimath zerstörten sie den
'Amm Anas noch ehe sie ihre Lastthiere abluden. Die Na-
men der Deputirten werden nicht genannt, es wird aber
eine Urkunde erwähnt, in \a elcher Mohammad dem Für-
sten Madi)karib b. Abraha den Besitz aller Ländereien,
welche er zur Zeit seiner Bekehrung in Chawiän inne hatte,
zusichert.
459
Sad-Asclivra, ein in den (Jehirj^en von Yaman wohn-
hafter mä('hti*^er Madhigsüinini , bekehrte sieh wahrschein-
Hch erst in Folge der kriegerischen Demonstration des
*Alvy zum Islam. Es wird aber eine Geschichte erzälilt,
welche, wenn sie wahr wäre, beweisen würde, dals Ozobäb,
ein Mitghed dieses Stammes, einer der ersten Anhänger
des Proplieten war. Ibn Wakseha war der Priester des
Uötzen Farrädh mid es besuchte ihn ein Ray ((»eist) vom
Ginnji-eschleclite, welcher ihm die Zukunft mittheilte. Kines
Tages kam Ibn Wakseha zu seinem Freund Dzobäb aus
der Familie Anas -Allah und erzählte ihm eine von seinem
Kay erhaltene IMittheilunu; in folijenden Worten : Höre, o
Dzobab, denn Wunderbares ich zu berichten hab', nämlich
wie Gott dem Mohammad das Buch gab. Er prediget zu
Makka, aber die Einwoliner wiesen ihn ab. Dzobäb fragte
den Seher um ferneren Aufschlufs, aber er wufste weiter
nichts zu berichten. Bald darauf verbreitete sich jedoch
das Gerücht von dem Auftreten des Mohammad in Makka.
Dzobäb zertrümmerte das Idol, eilte zum Propheten und
lejjte das (ilaubensbekenntnifs ab. Ihm werden die Verse
(welche wahrscheinlich zu dieser Legende Anlafs gegeben
haben) zugeschrieben:
»Ich folgte dem Gottgesandten als er die Wahrheit
verkündete. Den Götzen Farrädh in Där-Hauän habe ich
zerbrochen und bin mit solcher Heftigkeit zu Werk ge-
gangen, dafs, als ich ihn yerüels, er aussah als wäre er
nie dagewesen.«
Abd Allah, ein Sohn des Dzobäb, focht bei (j^yn
unter der Fahne des Alyy.
Die Gofiten werden von den meisten Genealogen als
ein Sa'd -Aschyrastamm angesehen. Zwei Gofiten, Kays
und Salima, hatten dieselbe Mutter und begaben sich mit
einander nach Madyna, um das Glaubensbekenntnifs abzu-
lesen. Da es nach der Ansicht ihres Stammes verboten
war das Herz der Thiere zu essen, mufsten sie sich der
460
Probe unterwerfen und ein Herz verzehren. Sie fügten
sich darin mit Zittern. Mohanunad liefs dann für Kays
folgendes Dokument ausfertigen: »Von Mohammad, dem
(jottgesandten, an Kays h. Salima. Icli ernenne dich zum
Statthalter über jenen Theil der Stämme Morrän und ihre
Klienten, Harym und ihre Clienten und Kiläb '), weiche die
(jlebete verrichten und den Zehenten bezahlen.«
Sie erzählten darauf dem tJottgesandten, dafs ihre
Mutter eine sehr mildthätige Frau gewesen sei, aber ein
Mädchen geboren und es lebendig begraben habe; sie
Iraj'ten ihn ob sie nach ihrem Tode in's l^aradies einjfe-
gangen sei. Mohanunad hatte sein Gewerbe nicht in Rom
gelernt und wulste nicht, wie vortheilhaft es sei heilig zu
sprechen. Er erklärte daher: Sie ist in der Hölle. Sie
waren darüber sehr aufgebracht und verliefsen ihn. Weil
sie sowohl wegen ihrer Jvitterlichkeit als auch wegen ihrer
poetisclien Talente bei ihren Stammgenossen in hohem
Ansehn standen, so lag ihm viel daran sie zu besänftigen;
er rief ihnen deshalb nach, dafs dieses auch das Loos sei-
ner eigenen Mutter sei; doch alles war umsonst. Aul
dem Wege begegneten sie einem Mann, der Zehenlkameele
nach Madyna trieb; sie grillen ihn an und nahmen die Ka
meele weg. Darauf sprach Mohammad einen ebenso feier-
lichen Fluch über sie aus, wie er einst über Ri la "^) Dzak-
wän, 'Ogayya und die Banu liihyan ausgesprochen hat.
') Diese Banri Kilab waren eine Conföderation, bestehend aus
den drei Sa d-'Aschvrastämmen Zobayd b. Gaz b. Sa d-'Aschyra,
Zayd-Allah b. Sa'd-'Aschyra und 'Ayidz-Aliah b. Sa'd-'Aschyra,
ferner aus dem Härith-Ka'bstamme Qaläh. Unter Clienten versteht
man die in Dörfern oder Städten ansäfsigen Araber, welche mit No-
maden verbunden sind und von diesen geschützt werden.
^) Unter den Urkunden befindet sich dennoch eine, welche zu
Gunsten eines Ri liten ausgestellt wurde: »Schenkungsurkunde zu
Gunsten des Sa yd b. Sofyän Ri'ly. Dieses ist es, was der Bote
Gottes dem Ri' liten Sa yd b. Sofyän schenkt, nämlich die Palmen
und das Schlofs von Sowarkyya. Niemand soll es beanspruchen,
461
Es gab ührigens andere («o' fiten, denen es besser
Ernst war mit dem Islam. So erzählt Chaytiiama (f um
A. H. 80), dafs sein Grofsvater Abu Sabra seine zwei
Söhne dem Propheten vorstellte. Als dieser hörte, dafs
einer von ihnen (der Vater des Chaythama) 'Azyz, d. h.
der Erhabene heifse, bemerkte er: Dieser Name kommt
nur Gott zu, und nannte ihn Abd al-Rahmän. Der Gotlge-
sandte gab dem Abu Sabra das Wädiy Gardan, welches
dem Stamme gehörte, als Lehen, und soll ihm eine Wunde
geheilt haben, indem er sie mit Wasser besprengte.
Gola\ha und Awdz kamen nebst andern Ghäfikiten ^)
nach Madyna und leisten das Glaubcnsbekenntiiifs ab; der
Prophet versicherte ihnen, dafs sie dieselben Pflichten und
Rechte haben sollen wie die andern Moslime.
Es sind nun alle Gebirgsstämme vom eigentlichen
^'aman, sowohl ansäfsige als wandernde, aulgezählt worden,
deren Bekehrunsrsgieschichte uns bekannt ist; wir wenden
uns nach Hadhramawt, dessen Bewohner im Alterthum zu
den Handelsvölkern gehörten, seit der Euiwanderung der
Kinditen aber all ihre Bedeutuni:: verloren. [)ie Kinditen
liefsen sich weit von der Küste nieder, rivalisirten mit den
Himyariten und liefen diesen am Ende den \ orrang ab,
denn die Kinditen sind weder von den Abyssiniern noch
von den Persern unterjocht worden.
Zur Zeit des Mohammad regierte Asch'ath in Dämün
über die Kinditen und die ihnen zinspHichtigen vStämme
und hatte das Recht des JMirbä' (Viertels der Heute). Doch
manche Barone (Kavl) des Landes waren mächtiger als
er. Einer von diesen, Wäyil, kam nach Madyna um dem
und wenn es Jemand beansprucht, sei das Recht auf Seite des
Sayd. Geschrieben von Chälid b. Sa yd."
') Die Ghäfikiten sind ein 'Akkstaram. Die Akkiten lebten
am westlichen Abhango der Gebirge zwischen den Hiniyariten von
Tzofär und den Ghassäniten. Sie werden schon von Ptoleraaeus
unter dem Namen Achchitae (Variante: Anchitae) erwähnt und
waren einst ein mächtiger Stamm.
462
Propheteil zu huldigen. Man ha(te daselbst schon lange
er\^ artet, dafs er sich unterwerfen ^verde, und als er er-
schien, war Mühaniniad so sehr erfreut, dafs er ihn zu sich
auf die Kanzel führte und den (jiläubigen vorstellte. Wäyil
bat ihn um den ferneren Besitz seiner Länder und Moham-
mad liefs ihm folgende Trlvunde ausfertigen: »Von Mo-
hammad dem Propheten an Wäyil, Kayl in Hadhramawt.
Du hast dich zum Islam bekehrt und ich gebe dir alles
Land und alle festen Plätze die du besafsest unter der Be-
dingung, dafs von zehn (des Ertrages) eins genommen
werde unler der Aufsicht eines gerechten Mannes. So
Ianü;e die Kelijfioii besteht sollst du nicht mit ünji-erechtiu:-
keit behandelt \\ erden. Der Projdiet und die Gläubigen
sind dein Beistand.«
Um «len Lebern)u(h «ler früheren Fürsten dieses Lan-
des zu schildern lassen die Traditionisten die Nachkommen
des Wäyil erzählen: Mo'äwiya erhielt den Auftrag unsern
Obherrn nach Hadhran)awt zu begleiten und ihn in seinen
Lehen einzusetzen. Moäwiva war baarfuls, und da seine
Füfse wund waren, bat er den Wä>il, ihm ein Paar Schuhe
zu leihen. Lr aber schlug es ihm ab mit <len Worten:
»Wie soll ich Schuhe tragen, welche du angehabt hast!«
Darauf bat er, ihn hinler sich auf sein Kameel zu nehmen.
Wie, antwortete der l'iirst, kannst du so vei messen sein,
mit einem Könige auf demselben Kameel sitzen zu wollen,
es sei «lir Ehre genug, in den Schatten meines Kameeies
«rehen zu dürfen. iMan hat in dieser albernen Krzähluuü; den
Moäwiya ') zum Konnnissarius des iMohanjujad gemacht,
') Moliaintnad dictiite dem MoTiwiya auch einen Brief an die
übrigen niclit niediatisirteu Fürsten (alakya! al'abahila), in denj er
die Regeln , welche bei der Eintreibung des Zehenten beobachtet
werden sollen, festsetzte und es ihnen zur Pflicht machte den Mos-
limen in ihren Raubzügen beizustehen.
Für die Fan)ilie Dzü Mai-Jiab in Hadhramawt liefs er eine Ur-
kunde ausstellen, in welcher ihr ihre liesitzungen garantirt werden
I
4G3
ueil er sich später zu Dainasciis auf den Chalyfenthron
schwang' un«l Wäyil es sich zur grofsen Ehre rechnete,
an seinem Hole Zutritt zu haben.
Asch'ath, tler kinditische König, beanspruchte ein Thal,
weiches Wäyil als sein Eiii:enthuni betrachtete. Er kam
daher mit etlichen zehn Begleitern ') nach Mailyna. Seine
und seiner Freunde Augenlider waren mit Kohl (Stibium)
schwarz gefärbt, auf dem Kopfe trugen sie Kronen, sie
hatten (lobbas (Röcke) an von Hibara, d.h. feinen gestreiften
Stoffen, Avelche mit Quasten (Torra) geziert waren und trugen
Mäntel von Atlas, worauf CJoldblättchen genäht waren.
Sie wurden dem Propheten in der Moschee vorgestellt
und er fragte sie: Seid ihr nicht bereits Moslime.'^ Sie
antworteten: Allerdings! Wozu dann, fuhr iMohammad fort,
diese seidenen Fransen und der Atlas. ^ Sie rissen sich den
Schmuck sogleich vom Leibe. Als sie in ihre Heimath
zurückkehrten liefs er dem Aschalh 12^, und seinen Be-
reitem 10 Fnzen OJold überreichen.
Nach dem Tode des Propheten versuchte auch Asch'ath
seine l nabhängigkeit wieder zu gewinnen. Er wurde aber
von den Truppen des Islam gefangen genommen und ge-
bunden zu Abu Bakr geführt. Der Chalyf schenkte ihm
seine Freiheit, und, um ihn an die biteressen der Regierung
zu fesseln, gab er ihm seine Schwester 0mm Farwa zur
Ehe. Der AufAvand den ein Mann bei der Hochzeit macht,
soll dem Adel der Familie der Braut entsprechen. Um zu
zeigen, wie hoch er die F^hre schätze, der Schw ager des Cha-
lyfen und der 'Äyischa zu sein , ging er mit gezogenem
Schwert auf den Viehmarkt, schnitt jedem Kameel das er
und der Beistand der Moslime versprochen wird. Sie scheint sich
grofse Verdienste um den Islam erworben zu haben.
') Wäkidy von Zobry. Nach Ibn Ishäk waren ihrer 80 und
nach andern 70. Mit Asch'ath kamen auch Hamda, Machüsch, Misrah
und Abdha'a, Söhne des Madiykarib b. Waly a und Könige (Ba-
rone) von Hadhramawt.
4G4
finden konnte, die Acliillessehne ah und lud die Einwohner
von Madvna ein die Kameele zu schlachten und sich ein
Mahl zu bereiten. Wenn ich in meinem eigenen Lande
wäre, sagte er, Avürde ich euch ein anderes^ (lastmahl vor-
setzen. Die Eigenthümer der Kameele hat er zu ihm zu
kommen, um den Preis zu empfangen.
AscKath hihrte seine Stammgenossen und Trabanten
in den Eroberungskriegen an und focht mit grofser Aus-
zeichnung bei Yarmiik, Kädesiya, Madäyift, Cialülä und No-
häwand. Dann mnclite er sich in Küfa ansäfsig und starb
daselbst in A. 11. 42.
Die To^ybiten, ein kinditischer in Ober-Hadhramawt
wohnhafter Stamu) aus der Abtheilung Sakün, haben sich
unter allen Arabern am schönsten gegen Mohammad be-
nommen. Sie sandten dreizehn Abgeordnete an ihn, welche
zugleich den Zehenten überbrachten. Ei- sagte ihnen, sie
möchten denselben unter ihren eigenen Armen vertheilen;
sie antworteten, dafs sie für jene schon gesorgt hätten und
nur den l eberschufs an ihn abliefern, («ewisse Privilegien,
um welclie sie baten, wur<len ihnen bereitwillig gewährt
und eine Urkunde ausgestellt. Auch ertheilte ihnen der
Prophet den nöthigen Unterricht in dem Koran und in der
Sunna. Sie blieben nur so lange in Madyna, als nothwendig
war, denn es drängte sie, zu den Ihrigen zurück zu eilen
und ihnen die frohe Botschaft, dafs sie den tlottgesaudten
mit Augen gesehen haben, n»itzutheilen. Während ihres
Aufenthalts wurden sie aid" «las Liberalste bewirthet, und
bei ihrer Abreise erhielten sie ein grölseres (ieschenk als
die Abgeordneten anderer Stämme. Die Togyb blieben
auch, als ihre Nachbarn abfielen, dem Islam treu.
Als den Abgeordneten die (Jeschenke verabreicht wor-
den waren, fragte der Prophet, ob Alle bedacht seien. Sie
sagten, der jüngste von uns ist bei den Kameelen und dem
(lepäck und hat noch nichts erhalten. Er liefs ihn kom-
men und der .Jüngling sagte: Du hast den andern alles
gewährt um uas sie dich gebeten haben, gewähre nun
465
auch meinen Wunsch: Bitte Gott, dals er mir meine Sün-
den vergehe und dafs er Zufriedenlieit in mein Herz pflanze.
Der Pro|)het erlüUte seine Bitte und «.;ah ihm dasseihe
Geschenk, das die (ihrigen Ahgeordneten erlialten hatten.
Sie kehrten in ilir l^and zurück und im loigenden Jahre
begegnete Mohammad einigen Togyhiten beim Pilgerleste;
er erkundigte sicli nacli dem lietinden des Jünghngs und
sie antworteten: Wir haben nie einen Menschen gesellen,
noch von einem gehört, der so genügsam und mit seinem
I.oose so zuh'ieden ist wie er; wenn die Menschen die Weit
unter sich vertheiiten, so würde er sich nicht darum küm-
mern. Der Gottgesandte sagte: Gott sei gelobt. Ich
wünsche, dafs ich und er gleich leicht sterben mögen.
Die Habsucht treibt die Menschen über Berg und Thal,
und oft werden sie frühzeitig, Avährend sie nach irdischen
Gütern haschen, hinweuoei-aHt. Nach dem Tode des Pro-
pheten predigte der junge Mensch den Islam und es ge-
lang ihm, als die übrigen Stämme abfielen, in dem seinigen
den wahren Glauben zu bewahren, wofür ihm auch Abu
Bakr durch Ziyä'd b. Labyd danken liels.
Auch einer der Abgeordneten von Yamäma ist von
den Traditionisten zum Meal hommer Enthaltsamkeit ge-
macht worden und seine Geschichte wird fast in denselben
Worten erzählt.
Die Abgeordneten der ^'adafiten ^), etwas mehr als
zehn an der Zahl, ritten auf Kameelen und hatten Bein-
kleider und Mäntel an. Sie begegneten dem Propheten
zwischen der Kanzel und seiner Wohnung, und setzten sich
nieder ohne Salami zu sagen. Der Prophet fragte sie: Seid
') Die Qadafiten oder Qadititen lebten schon vor der Einwan-
derung der Kinditen in Oberhadhraraawt und widersetzten sich deren
Besitznahme des Bodens, wurden aber besiegt und konnten nur den
unabhängigen Besitz von einigen Dörfern und einer oder zweier
Städte behaupten. Ihre Genealogie lautet Cadif b. Do'miy b. Ziyäd
b. Hadhraniawt.
111. 30
466
ihr Moslime? Sie antworteten: Ja. Er sagte: Warum grüfset
ihr nidit wie die Gläubigen? Daraiil erhoben sie sich und
sauien: Friede mit dir! Als sie sich wieder «esetzt hatten,
wünschten sie zu wissen, um welche vStunden man die Ge-
bete verrichten soll; der Prophet belehrte sie darüber.
Unter den Nomaden von Südarabien scheinen die
Bagyliten die ersten gewesen zu sein , welche dem Mo-
hammad als Propheten huldigten , und ihr heldenmüthiger
Führer Garyr zwang auch seine Nachbarn, sowohl in der
Ebene, als im Gebirge, den Islam anzuerkennen. Die Bagyl-
iten wohnten ursprünglich an <ler Meeresküste, im \ erlanl
der Zeit wurden sie daraus vertrieben nahmen von Gazr
bei Tobäla und Taraba Besitz und dehnten sich gegen Osten
bis Nagrän aus.
Kays b. Gharaba (oder Ghazyya), der Schaych eines
Bagylastammes, kam mit fünlhundert, und Haggäg b. Dzü-
Tanok kam mit zweihundert Mann nach Madyna. Sie
schliefen beim Propheten und er fragte sie um den Namen
ihres Stanunes. Sie antworteten: wir heifsen Ahmas Allah,
d. h. die Streiter für Gott. Mohammad erwiderte: .letzt ge-
hört ihr wirklich dem Allah an. Er forderte die beiden
Schayche auf, unter den Bagyliten, zu denen der Stamm
Ahmas Allah gehörte, den Islam zu verbreiten; um ihren
Predlirten mehr Nachdruck zu neben, sandte er dreihundert
Ancarer und Bcdouinen mit ihnen.
Entweder in Folge dieser Mission, oder eine knrze
Z(;it früher, kam (Jaryr, der schönste und ta[)ferste Mann
in ^ an)an, welchen die Moslime mit .lose[)h von Egypten
verglichen, zum Propheten. Er wohnte bei dem Bayadli-
iten Farwa, und als ihm Mohammad die Hand zum Iluldi-
gnngseide reichte, sagte er: Bezengest du, dafs es aufser
Allall keinen Gott i'iel)t und dafs ich sein Bote bin? Willst
du das Gebet verrichten, das Almosen verabreichen, wäh-
rend des Jvamadhan fasten, den Moslimen mit Ratli und
That beistehen und meinem Vertreter gehorchen, selbst
wenn er ein abyssinischer Sklave ist? (iaryr antwortete
467
»Ja« und legte den Eid ab. Er orzähte dem Propheten,
dafs unter den Hagyliten in allen Betliäusern und Gelieji^en
(Sägät) der Ruf" zum Gebet erschalle und dafs die Be-
douinen ihre Götzen zerstört hätten. Der Prophet fragte:
Existirt der Dzü-Chalaga noch? Der steht noch, antwortete
Garyr. Dieses war ein heidnischer Tempel, welcher »die
Ka'ba von ^agrän« genannt Avurde, während man den Tem-
pel von Makka »die nördliche Ka ha« hiefs. Aul den Wunsch
des Propheten zog er mit fünfhundert Ahmasiern dahin,
zerstörte den Tempel, verbrannte den Götzen imd tödtete
die Diener desselben; dann kehrte er zu Mohammad zu-
rück imd erhielt seinen Segen (Bochäry S. 539 und 433).
Weil Garyr ein ausgezeichneter Reiter war, hat man später
zu dieser Tradition den Zusatz gemacht, dafs er ursprüng-
lich ganz unfähig war ein Pferd zu besteigen, und diese
Expedition, obschon seine Begleiter zu Pferde waren, zu
Fufs machte. Seine Fertigkeit im Reiten erhielt er durch
den Segen des Mohammad. Garyr konunandirte in den
Eroberungskriegen sämmtliche Bagyliten, welche sich be-
sonders in der Schlacht von Kädesiya auszeichneten. Er
und seine Leute hatten ihr Hauptquartier in Küfa und
traten in den Bürgerkriegen auf die Seite des Alyy, wel-
cher ihn als Gesandten an Mo'a\%iya schickte. Später zog
er sich von beiden Parteien zurück und verlebte seine
letzten Tasre in Kirkesia, wo er in A. H, 51 oder 54 ge-
storben ist.
Die Bewohner des Hochgebirges sind Azditen, welche
im Unterschied von den zahlreichen andern Stämmen welche
sich Azditen heifsen, unter dem jNamen Adz-Schanüa bekannt
sind. Ungeachtet ihrer geschützten Lage fanden auch sie
es zweckmäfsig, sich zu unterwerfen. Es kamen zehn Ab-
geordnete, an deren Spitze Cord stand, nach Madyna und
stiegen bei Farwa b. Amr ab. Sie wurden mit dem gröfs-
ten Zuvorkommen aufgenommen und blieben daselbst zelm
Tage. Mohammad ernannte den Gord zum Amyr jenes
Theiles seines Stammes, der sich zum Islam bekannte, und
30*
468
•rab ihm <len Auftrao:, Raubzlis-e gegreii die benachbarten noch
niclit bekehrten yanianischen Araber zn machen. Gleich
nach seiner Rückkehr grilf er die befestigte Stadt (lorasch
an, in die sich aiicli bei seinem Anmärsche die Chath'am-
iten zurückzogen. Er behigerte sie einen Monat, aber
ohne Aussiclit sie einnehmen zu können. Kr trieb daher
ihre lleerden lort und zog sich plötzhdi auf den l)erg
Schakr (Kasciir.^) zurück. Die belagerten glaubten, er
habe die Fhicht ergriffen und verfolgten ihn. Kr aber
wendete sich um und nahm ihnen zwanzig Pferde ab.
Seine Leute bestiegen die IMerde und hieben viele Feinde
nieder.
Kinige Tage vor diesem Treflen liatten die Belagerten
zwei Schayche zum Profdieten gesandt, um günstige Frie-
densbedinjiimiren zu erwirken. INach ihrer Rückkehr in
ihre \ aterstadt lielsen die LJoraschiten dem Mohammad ihre
Unterwürfigkeit und den Uebertritt zum Islam melden. Der
i*rojdiet nahm sie gnädig auf und gai) ihnen ein kleines
(Jebiet um die Stadt herum, dessen («renzen durch Marken
l)ezeichnel wurden und in das die Bedouinen nicht ein-
dringen durften. Den (>'ord ernannte er zum Statthalter von
(jiorasch ').
') Wir haben zwei ürkundeu, welche zu Gunsten von Azditen
ausgestellt sind:
^An den Azditen Gonslda, seinen Stamm und ihre Schützlinge:
So lange sie das Gebet verrichten, das Almosen verabreichen, Gott
und seinem Boten gehorchen, das Fünftel Gottes und den Antheil
des Propheten von der Beute abliefern, sich von den Ungläubigen
fern halten, geniefsen sie den Schutz Gottes und Mohanimad's des
Sohnes des Abd Allah. Geschrieben von Obayy."
„Der Azdite Chalid b. Dhimät soll im Besitze der Ländereien
bleiben, welche er zur Zeit seiner Bekehrung inne hatte, unter der
Bedingung, dafs er an AHah, welcher keinen Gefährten hat, glaubt,
dafs er bezeugt dafs Mohammad AUah's Knecht und Bote ist, das
Gebet verrichtet, das Almosen verabreicht, den Monat Ramadhän
fastet, zum Tempel wallfahrtet, keine Neuerung unterstützt, nicht
zweifelt, (4ott und .seinem Boten mit Rath und That an die Iland
469
Die übrigen riiath'ainit('n,uelc}tpn'Okl)a vergebens einen
Hesueb aligestallet batle (vergl. S. 4ÜG), leblen zinn Flieil
im Hocb<'ebirü;e, zum Tbeil z\\isdien den Baityliten in (b^r
östlich davon neles-enen Ebene bei Tobäla und Taraba l>is
gegen Ciorascli bin. Zu Anfang 632 zerstörte Ciaryr ilu'en
(lützen Dzu Chalaea un<l es kamen mehrere chatb'amitische
Häuptbnge, darunter Athatb und der Hebl und Dichter Anas
b. Modrik, nach Madyna uu) dem Propheten die Huldigung
des Stammes darzubringen. Er liefs ihnen folgende Ur-
kunde ausfertigen: »Von Mohammad, dem Boten Cottes, an
die Chath'am (sie \verden nicht F^anü Chatl/am geheifsen).
Alle Blutschuld der vormoslimischen Zeit ist ausgelöscht.
Wer sich von euch freiwillig oder unfreiwillig bekehrt hat
und Feld besitzt, welches vom Regen oder Thau befeuchtet
wird und auf w elchem Cucumern oder 'Arär wachsen, deren
Gedeihen selbst in gewöhnlichen nicht durch Trocken-
heit ausgezeichneten Jahren prekär ist, soll die Früchte
(steuerfrei) geniefsen. Von durch Bäche bewässertem
Land hingegen mufs der Zehente, und für durch Röhren be-
wässertes Land die Hälfte des Zehenten bezahlt werden.
Zeuge: Garyr.«
Die Bärikiten , ein selbstständiger Chath'am- Stamm,
welche ihre Wohnsitze am Fufse des Gebirges nördlich
von Gorasch hatten, sahen, dafs Widerstand nutzlos sei
und sandten eine Deputation an Mohammad , um ihm ihre
Unterwürfigkeit anzuzeigen. Sie erhielten folgendes Doku-
ment von ihm:
»Von Mohammad, dem Gottgesandten, an die Bärik-
iten. ihr Obst soll nicht gepflückt und ihr Land soll weder
geht, die Freuade Gottes liebet, seine Feinde verabscheut. Moham-
mad der Prophet übernimmt die Verpflichtung ihn und seine Habe
gegen alles zu vertheidigen, wogegen er sich selbst vertheidiget.
Wenn Chalid die in dieser Urkunde festgesetzten Verpflichtungen
erfüllt, geniefst er den Schutz Gottes und des Propheten. Ge-
schrieben von Obayy."
470
im Frühling noch im Sommer [wenn in den Bergen noch
Gras ist, aber nicht in den Steppen] ohne ihre Erlaiibnifs
von den Nomaden der Steppen abgeweidet werden. Sie
sind aber verpflichtet, Moshme, welche, weil sie von einem
Unglück betroffen sind oder ein trockenes Jahr haben [und
wegen Futtermangel nicht durch die Wüste reisen können]
durch ihr Land ziehen, und ihnen drei Tage die Rechte der
Gastfreundschaft angedeihen zu lassen, und wenn das Obst
reif ist, dürfen Hauslose (und Fremde) vom Baum so viel
als sie wollen, ohne jedoch Obst wegzutragen. Zeugen: essen
Hodzayfa b. Yamän und Obayy b. Kab.«
Die Regel ist allgemein: der Hungrige darf Obst vom
Baum pflücken und so viel essen als er bedarf, aber keins
forttragen, noch darf er von dem bereits gepflückten Obst
essen. Dem, der um zehn Dirheme vom gepflückten Obst
nimmt, wird die Hand abgehauen (siehe Mischkät, engl.
Uebers. II S. 66).
Wir kennen nun die Unterwerfung des nördlichen
(nicht zum eigentlichen Yaman gehörigen) Theiles des
Gazr. Weiter gegen Süden, zwischen JNagran und Märib,
doch westlich von der geraden Linie, welche diese zwei
Städte verbindet, ist die Senkung des Gazr bedeutend
tiefer als anderwärts, und die Gegend heifst daher Gawf,
Höhlung. Sie wird von zwei Bächen des Sarat be-
wässert und enthält einige Dörfer und üppigere Weiden,
als irgend ein anderer Theil des Gazr. Die vorzüglichsten
Einwohner dieses abgelegenen Landstriches sind die Muräd-
iten. Sie waren im Kriege mit den westlich von ihnen
gelegenen Ilamdaniten, und obschon sie unter kinditischer
Oberherrschaft standen, leisteten ihnen diese doch keinen
Beistand, und sie erlitten eine fürcli(erliclie IViederlage. Der
murilditische Häuptling Farwa war delshaib sehr ungehalten
gegen die Kinditen, und um besseren Schutz für seinen
Stamm zu finden, begab er sich Anfang G31, also wahr-
scheinlich schon vor Garyr und den Bagyliten, nach Ma-
dyna und huldigte dem Propheten.
471
Er wurde auf das Zuvorkommendste aufijenommen.
Als Zeichen der llochacljlung schenkte ihm Mohammad
sein Kleid, welches aus omanischem BaumwollenstüH" be-
stand, und aul'serdem zwölf Unzen Silber und stellte ihm
während seines Aufenthalts sein eigenes Karneel zur V^er-
fügung. Zugleich ernannte er ihn zum Statthalter über alle
Muräditen, Zobayditen, Madhigiten, die zum Islam über-
treten würden '). Er sandte aber einen seiner Gefährten,
den Chälid b. Sa'yd b. al-'Ac mit ihm als Zehenteinnehmer.
Bei seiner Abreise übergab er dem Farwa eine l rkunde,
welche seine Anstelhm'j: und die vorzüglichsten IMlichten des
Jsläm enthielt und trug ihm zugleich auf, den Islam zu pve-
digen. Um aber seinen Lehren Eingang zu verschallen, solle
er die Häuptlinge durch Geschenke und Concessionen ge-
winnen, und wenn er sähe, dafs die Ungläubigen nicht auf
ihrer Huth sind, soll er sie überfallen, plündern und ge-
fangen wegführen.
Als Farwa in seine Heimath zurückkam, fand er einen
bedeutenden Anhang auch unter den benachbarten Stäm-
men. Aber der Häuptling der Muräditen, Kays b. Makschnh,
und der Fürst der Zobayditen, Amr, ein Sohn des Madiy-
karib, wollten sich die Herrschaft nicht ohne Kampf ent-
reifsen lassen. Sie waren Blutsverwandte, denn die IMutter
des Kays war eine Schwester des 'Amr, und vereinigten
sich gegen die jNeuerungen. 'Amr war als der wackerste
') Ein Madzhigstamm, die Banü 'Ans b. Malik, hat sich wie
es scheint freiwillig bekehrt. Ein 'Ansite (der I^äba zufolge hiefs
er Raby'a b. Rawwa) kam nach Madyna und machte dem Propheten
seine Aufwartung. Dieser war gerade beim Abendessen und lud
ihn ein mit ihm zu speisen. Nach dem Essen fragte er ihn, ob er
an Gott und seinen Boten glaube? Er antwortete: Ja, ich glaube;
deine Armeen können zwar unser Land nicht erreichen, aber es
hat mich eine innere Stimme hierher gebracht. Mohammad bemerkte
darauf: Dieses ist der Krieger der 'Ansiten. Nach einigem Auf-
enthalte in Madyna kehrte Raby'a zu seinem Stamme zurück, starb
aber auf dem Wege.
472
Dpjren iiml als o^uter Poet bekannt; es scliaarten sieb unter
seiner Fabne Krieger aus der ganzen Umgebung zusam-
men. Mohammad sandte daher eine Armee dem Farwa
zu Hülfe, welche aus zwei Kolonnen bestand. Die eine
wurde von Chälid b. Sa'vd, und die andere vou Alyy }>e-
fehligt. Wenn sich beide vereinigen, soll Alyy das Ober-
kommando führen. Sie liatten den Befehl, ehe sie die
Dörfer oder Lager überfallen, einen Kundschafter auszu-
senden um zu erfahren, ob der Gebetausruf darin erschalle
und nur im widrigen Falle den Angrift auszuführen ').
Es gelang den moslimischen Truppen ein zobayditi-
sches Dorf zu überrumpeln und die Einwohner gefangen
zu nehnjen. Antr stellte sich ihnen mit seiner Mannschaft
') Ihn Sa'd l'ol. 134 sagt, dafs Alyy einen oder zwei Feld-
züge gegen Yaman unternommen habe. Dann erzählt er wie folgt:
Im Ragab A. H. 10 (Oct. G31) schickte der Bote Gottes den 'Alyy
nach Yaman. Er band ihm das Liwä an den Speer, wand ihm
mit eigener Hand den Turban um die Schläfe und sagte: Marschire
vorwärts, ohne dich umzuwenden. Wenn du in das feindliche Ge-
biet eindringst fange den Kampf nicht an ehe du angegriffen wirst.
'Alyy's Armee bestand aus dreihundert Reitern. Es war dieses die
erste moslimische Reiterei, welche das Land der Madhigitcn be-
treten hat. Er zertheilte sie in kleine Corps und schickte sie nach
verschiedenen Gegenden,- sie kamen mit Beute beladen zurück,
Frauen, Kinder und Schaafheerden vor sich hertreibend. Alyy ver-
traut»; die Beute (weil sie in Feindesland nicht vertheilt werden
durfte) der Obhut des Aslamiten Borayda b. IIo(;ayb an und rückte
vorwärts. Er stiefs auf die feindliche Armee und forderte sie auf,
das Glaubensbekenntnifs abzulegen. Sein Aufruf wurde mit Steinen
und Pfeilen erwidert. Er stellte seine Leute in Schlachtordnung,
übergab das Liwä dem Solaymiten Mas' üd b. Sanän und stürzte an
der Spitze seiner Leute auf den Feind. Es wurden zwanzig Un-
gläubige erschlagen und die übrigen ergriffen in wilder Verwirrung
die Flucht. Statt sie zu verfolgen rief er sie wieder zum Islam.
Sie beeilten sich das Glaubensbekenntnifs abzulegen, und einer der
Führer leistete nicht nur für die welche zugegen waren, sondern
auch für die Abwesenden den Huldigungseid. Darauf schritt Alyy
zur Vertheilung der Beute und kehrte zum Propheten zurück, den
473
enlij;ei^ei) , und in der IToiTnunsj die Maclit seines Namens
würde die Feijide zurückschrecken, forderte er die niosli-
niisclien Fülirer zum Zweikampf. Aber Alvv, der in so
vielen Zweikämpfen die Palme errunj^en hatte, nahm den
Handschuh auf. Amr fand es daher für gerathen zu unter-
hamleln. Sie Sache wurde friedlich beigelegt. Die («e-
fangenen erhielten ihre Freiheit \u\(] 'Anw begab sich nach
Madvna, um das Glaubensbekenntnifs abzulegen. Moham-
mad war aber schon todt als er daselbst ankam.
'Amr kehrte nun zu den Seinen zurück, wurde ab-
trünnig und stellte sich an die Spitze der aufständischen
Hamdaniten. Nach einigem Kample wurde er von JMohägir
b. Omayya gefangen genommen und vor Abu Bakr ge-
schleppt. Er kehrte nun zum Isläni zurück und zeichnete
sich in den Eroberungskriegen durch seine Tapferkeit aus.
In der Schlacht bei Yarmuk, erzählt ^lalik b. 'Abd Allah
Fhath'amy, «"in Augenzeuge, übertraf er alle andern durch
seine Entschlossenheit. Er forderte die Feinde zum Zwei-
kampf auf. Es stellte sich ein Helote füg) und er erschlug
ihn. Zwei andere, die sich ihm entgegenstellten, hatten das-
selbe Loos. Die Feinde ergriffen nun die Fbicht und er ver-
folgte sie. Er hatte aber das Fnglück in dieser Schlacht
ein Aui!:e zu verlieren. Auch in der Schlacht bei Kädisiya
erlegte er einen Perser im Zweikampf und nahm ihm seine
Rüstung ab. Ein anderer schofs einen Pfeil auf ihn und
traf den Knopf seines Sattels. Er sprengte auf ihn zu,
ergriff ihn, leiile ihn über den Sattel, wie man Weiber
wegführt, dann brachte er ihn hinler die moslimische Reihe,
er in Makka fand, wohin er gekommen war um das Pilgerfest zu
begehen.
Der eine Feldzug des 'Alyy ist wohl der Seite 454 erwähnte
gegen die Hamdaniten, in welchem er aber nicht in das Gebiet der
Madhigiten eingedrungen ist. Vielleicht ist aber S. 453 Chalid h.
Sa'yd statt Chalid b. Walyd zu lesen und ist dieser und jener Feld-
zug ein und derselbe, nach von einander abweichenden Quellen
erzählt.
474
sclinitt ihm den Kopf ab mit den Worten : so müfst ihr es
immer machen. Die Schlacht bei Nohä^vand wurde durch
seine Tapferkeit zu Gunsten der Moshme entschieden,
aber er wurde schwer verwundet und starb kurz darnach
in A. H. 21.
Wesen seiner Heldenthaten suchte die Legende das
Haupt des Amr mit dem Heiligenschein zu umgeben und
es wird erzählt, dafs er schon früh aus innerer Ueberzeu-
gung dem Islam beigetreten sei.
Sein Schwestersohn Kays scheint sicli erst nach der
Unterdrückung des Aulstandes bekehrt zu haben.
¥ierun(lzwaozi|;stes Kapitel.
Kündigung der Verträge. Disputation mit Christen.
Pilgerfest. Tod.
(März 631 bis 8. Juni 632.)
Der Friililing 631 brachte wieder das Pili^errest ^). Im
Jahre 628 liatte Mohammad die grofsteii Anstrengungen
gemacht, das Fest mit den Heiden zu begehen, und im
Jahre 629 besuchte er die Ka'ba unter demüthigenden Be-
dingungen; man hätte also erwarten sollen, dafs er in 630,
da er Herr von Makka war, das Yest mit grofsem Pomp
leiern würde. Er war zwar gerade in einen Krieg ver-
wickelt, aber er war nicht defensiv, seine Truppen stan-
den ganz nahe bei Makka und liätten die Operationen ohne
Nachtheil unterbrechen können. Dennoch nahmen nur we-
nige Moslime unter der Führung des Statthalters von Makka
') Die Tradition ist, so viel ich weifs, einstimmig darüber, dafs
dieses Pilgerfest in Dziilhagg (fing am Montag den 11. März 631 an
und dauerte bis zum 9. April) begangen wurde. Spätere Autoren
haben durch Berechnung gefunden , dafs es wegen der Näsiy oder
der Intercalation in Dzü-lka'da gefeiert worden sein müsse. Wenn
ihre Kalkulation richtig gewesen wäre, hätte es sich herausgestellt,
dafs die Tradition zuverlässig ist.
Was das Datum des Opfertages anbetrifft, so fehlt es uns an
Nachrichten darüber. Wenn, wie im folgenden Jahre (632), die Opfer
am zehnten Tage nach dem Neumonde geschlachtet wurden, so
war es der 20. März, wenn aber auch der Wochentag berücksichtigt
wurde, so war es Ostersamstag, der 23. März.
470
am Feste Theil, und Mohammad selbst besuchte den Tem-
])el nur aut ein paar Stimden ^^ä]lrend der Xacht, wenn
nberliaupt an seinem Ritt von (jii'irräna nach Makka etwas
Wahres ist. In dem Jahre, das uns jetzt bescliältij^t (63 Ij,
schickte er den Abu ßakr als Führer der Pilgerkarawane.
Ks schlössen sich ihm nur 300 Moslime an. Der Prophet
übergab ihm zwanzig Kameele, welche er mit eigener Hand
geziert hatte, dan)it sie in seinem Namen als Opfer ge-
schlachtet werden sollen. Abu Bakr führte fünf Kameele mit
sich, um sie für sich selbst darzubringen. Die Zahl der
Opferthiere der übrigen (iläubigen wird nicht genannt.
Jedenfalls waren die Vorbereitungen für das grofse ISa-
tionalfest nicht sehr glänzend. Wir h'agen uns, woher diese
Lauheit nach so grofsen) Eifer?
Es ist anzunehmen, dafs das religiöse Gefühl den po-
litischen Absichten untergeordnet war. Durch seinen Eifer
und durch die persönliche Zusammenkunft der Flüchtlinge
mit ihren Familien wollte er in 628 auf die Makkaner und
ihre \ erbündete einen Eindruck machen. jSach der Er-
oberung Makka's aber hätte das Zusammentrefl'en mit den
Heiden beim i^ilgerfest mehr schaden als nützen können,
und somit wurde die Feier im grofsen Maafsstabe ver-
schoben, bis die neuen Eroberungen consolidirt waren.
Wir haben einige wenige Neutralitätsbündnisse mit
Stämmen, von denen sich Niemand oder nur einzelne Fa-
milien bekehrt hatten, kennen gelernt. Mohammad gewähr-
leistet ihnen vollkommene Freiheit, begreiflicher Weise
auch der Religion und der Feier des IMIgerfestes. Wahr-
scheinlicli waren diese l^ündnisse ziemlich zahlreich ').
') Wonn mit einem Stamme ein Hündnifs geschlossen wurde,
so wählte der Stamm einen oder mehrere Männer, welche ihn ver-
traten und für ihn das Dokument unterzeichneten. Hatte man Ur-
sache, wegen der Verletzung und wilikührlichen Deutung des Ver-
trages zu klagen, so wandte man sich an die Vertreter. Wurde gegen
den betreffenden Stamm das Bündnifs verletzt und die Sache konnte
477
Wenn nur wenige überlielert \ver«len, so liegt dieses im
CJeiste der 'J'iadition welche nicht die Ceschichte zu er-
zählen, sondern nur den Islam und seine Anhänger zu ver-
herrlichen sich zum Zweck setzte; solche Verträge aber tru-
gen wenig zu diesem Zweck hei und w urden vergessen ').
Als die Pilgerkarawane mit Abu l)akr an der Spitze
'Arg-) erreicht hatte, holte sie 'Alyy, welcher ihnen auf
dem Keitkameele des Propheten nach geeilt war, ein. Abu
I5akr rief ihm entgegen: Ist dir das Kommando über die
Karawane anvertraut \vorden:' und habe ich mich als ab-
gesetzt zu betrachten? »Nein«, antwortete Alyy, »ich
habe nur den Auitrag, den Heiden die Bündnisse zu kün-
digen.«
Sie setzten mit einander die Reise Fort und fanden
die Heiden ziemlich zahlreich bei dem Feste vertreten.
Weil Mohammad in den Ceremonien weni*' oder nichts se-
ändert hatte, so drängten sich die Heiden nahe an die Mos-
lime, und wenn diese die Formel des (daubensbekenntnisses
»es giebt keinen (jott als Allah« aussprachen, riefen jene,
um sie irre zu machen, so laut sie konnten die herkömm-
liche heidnische Formel: »Du, o Gott, hast keinen Genossen,
ausgenommen einen solchen, welcher dir angehört und wel-
chen du beherrschest, er aber hat keinen Antheil au der
Herrschaft.« (i^JU U^ x^<-- ^ _^P L\jy^ ^\ ^1 ^^jyi ^).
Am Opfertage wurde die Kündigung der Bündnisse
nicht gütlich ausgeglichen werden, so griffen die Vertreter und ihre Fa-
milien zu den Waffen und der Rest des Stammes hatte die moralische
Verpflichtung ihnen zu folgen. Der arabische Ausdruck für Ver-
treter ist Qähib 'akd Bany F. „Herr des Bündnisses der Söhne N."
') Wahrscheinlich wurden mit einigen Anhängern der Tayifiten,
nachdem die Belagerung aufgehoben worden war, Neutralitätsbünd-
nisse geschlossen.
*) Arg, Stufe, ist der Name eines Abhanges, 78 arabische
Meilen von Madyna, über welchem der Weg in das Tihäma (Tief-
land), wo aucli Makka liegt, hinabführt. Nach Ibn Ayidz erreichte
Alyy den Abu Bakr zu Dhagnän, einem Pafs vor Makka.
478
allen Anwesenden diircli Ausrufer bekannt gemacht imd
folgende Proklamation verlesen, Avelche, da sie dem Mo-
hammad geoffenbart wurde, im Koran einen Platz ge-
funden hat. 9, 1.
I. Sicherheitsgelöbniss.
Von Gott u 11 d seinem Boten an diejenigen
\ ielgötterer, mit denen ihr lUindnisse geschlos-
sen liaht.
■2. (Weil Verträge bestehen) könnet ihr noch vier Mo-
nate frei im Lande herumwandern. Wisset aber, dafs ihr
nichts gegen Allah vermöget, dafs aber Allah die Frevler
den)iithigt. (Benutzet also die Zeit nicht zu Rüstungen
gegen die Moslime).
II. Bekanntmachung.
Von Gott und seinen» l)otcn an die Mensch-
heit, proklamirt am gröfsten Tage des Pilger-
f e s t e s :
(Jott sagt sich hiermit los von allem Verkehr mit den
(ungläubigen, so auch sein Bote. Wenn ihr cucli bekehret,
gereicht es zu eurem Heil. Wenn ihr den Ivücken wendet
so wisset, dafs ihr gegen Allah nichts vermöget. Verkün-
dige den Ungläubigen eine ]»einliche Strafe.
4. Ausgenommen sind diejenigen T^ngläubigen, mit
welchen ihr (Bündnisse geschlossen habt, und welche sel-
bige in der Folgezeit auf keine Art verletzt und Nieman-
den gegen mich unterstützt haben; gegen diese beobaclitet
die Verträge bis si«; (die Ungläubigen) ihren Termin er-
reicht haben, denn Gott liebet die Gemäfsigten ').
') Was unter diosem Termin zu verstehen sei, ist ungewifs.
Einif^e glauben, der in dem Vertrage genannte Termin; andere das
Ende der vier Monate, während welcher ihnen Sicherheit gelobt
wird. Aus dem Zusammenhang ergiebt sich der letztere Sinn.
479
5. Nach Ablauf der unverletzbaren (vier) Monate
(während welcher euch Frist gewährt worden ist) tödlet
die Heiden avo ihr sie treffet, nehmt sie i^elangen, belagert
sie und besetzet jeden strategischen l\nikt. Erst wenn
sie sich bekehren, das Gebet verrichten und das Almosen
geben, gewährt ihnen Freiheit ihrer Bewegungen, denn
Gott ist verzeihend und milde.
6. Wenn dich einer der Heiden um sicheres Geleit
bittet, so gewähre es ihm, auf dafs er das Wort Gottes
hören könne, dann bringe ihn zurück in seine sichere Stätte
(ehe du ihn bekriegest). Dieses Zugeständnifs wird ihnen
bewilligt weil sie unwissende Leute sind,
7. Wie soll vor Gott und seinem Boten ein V ertrag
mit den Heiden — ausgenommen wenn ihr mit ihnen bei
dem unverletzlichen Temjtel von Makka ein Bündnifs ge-
schlossen habt — Bestand haben ? Doch so lange sie sich
vertragsgemäfs benehmen, benehmet euch ebenso, denn
Gott liebt die Gemäfsigten.
8. Wie, sage ich, soll ein Vertrag Bestand haben, da
sie doch, wenn sie die Oberhand über euch hätten, den
Kontrakt nicht beobachten, noch ihr Wort halten würden?
Unter obwaltenden Umständen suchen sie euch durch schöne
Worte zu befriedio^en, während ihre Herzen mit Widerwillen
erfüllt sind, denn die meisten sind Schelme.
9. Sie haben die Zeichen Gottes (seine Offenbarungen)
um einen geringen Preis verkauft (wegen weltlicher Rück-
sichten verläugnet) und seinen Weg (den Weg zur wahren
Religion) versperrt. Schlecht sind ihre Werke!
Gegon die, welche kein Bündnifs geschlossen hatten, erklärte Mo-
hammad sogleich den Krieg in den Worten : Gott sagt sich hiermit
los von allem Verkehr mit den Ungläubigen. Die Bündnisse waren
wohl zum Theil für einen gewissen Zeitnuim geschlossen, aber
manche hätten dauern sollen „so lange das Meer genügt, eine
Wollenflocke zu benetzen." So lange aber konnte Mohammad
nicht warten.
480
10. Es ist nicht ihre Gewohnheit gegen einen Gläu-
hij^en Kid oder Vertrag zu lialten. Sie, sie sind die über-
tretende Partei.
11. Wenn sie sich belcehren, den Gottesdienst auf-
recht halten \md das Ahiiosen entrichten, so sind sie eure
Hriirler im Glauben. Wir irclien in unsern Oilenbarunoren
in das Einzehie ein zur Belehrun*;: verniinitiger l^eute.
12. Wenn sie sich aber nach Abschlufs ihrer Bünd-
nisse des Treubruches schuklig machen und euren Cultus
verspotten, so ergreilet gegen (he HäuptHiige des Unglau-
bens, da sie aut keine Treue Anspruch haben, die Watten,
aul dals sie aufhören.
13. Wie, ihr solltet nicht gegen Leute fechten wollen,
welche ihr Wort brechen und den Boten Gottes zu ver-
treilxMi trachten, da doch sie es sind, welche euch zuerst
angegriiren haben ? Oder fürchtet ihr euch vor ihnen ?
Aber wenn ihr gläubig seid, uisset ihr doch, dafs es Gott
mehr verdiene, dafs man sich vor ihm fürchte, als sie.
14. Greifet sie an! Gott will sie durch eure Hände
züchtigen, sie demütliigen und euch über sie siegreicli
machen und das Innere der Gläubigen heilen und
15. den bigrimm ihrer Herzen vertilgen. Gott neigt
sich hin zu wem er will, denn er ist wissend und weise.
H). Glaubet ihr etwa, ihr dürfet unthätig zurückbleiben,
da doch Gott diejenigen unter euch kennt, welche sich an-
strengen und welche aulser Gott, seinen) Hoten und den
(«laubigen keine Freunde haben i* Gott keimt eine Werke.
17. Die Heiden sind nicht berechtigt nach den Heilig-
thümern Allahs zu wallfahrten, während sie doch jjeüren
sich selbst das Zeugnils des Unglaubens ablegen: denn
ihre guten Werke (wie z. 1^. die Pilgerfahrt) sind fruchtlos;
sie linden in der Hölle einen ewigen Aufenthaltsort.
IS. Hip Heiligthümer besucht Derp'iiige, welcher an
Gdd und den jüngsten Tag glaubt, das Gebet verrichtet,
das Almosen gicbt und Niemanden fürchtet als (lott. Solche
können möglicher Weise auf dem rechlen Wege sein.
481
Vers ly bis 27 wendet sich der Prophet an die Xeii-
bekehrton, denen die Händen des BIntcs, der Stannnver-
wandtschalt und das gegel)ene Wort heihger waren als die
neue Religion, von deren Wahrheit sie nicht völHg überzeugt
sein mochten; er (ordert sie auf zu kämpfen, vers[)richt
ilnien dafür das Paradies und den Heistand der Engel und
sagt, dafs die moshmischen Wallen immer siegreicli waren,
namentlidi bei Honayn, wo die Zahl der Feinde doch so
grofs \\ar\ dann spricht er das in den Versen 17 und 1«
berührte Verbot entschiedener aus:
28. 0 Gläubige! Die Heiden sind Unrath, folglich
dürfen sie sich dem heiligen Tempel nach diesem Jahre
nicht nähern.
Weil das Pilgerfest zur Sicherstellung des Handels ein-
gesetzt worden ist und vorher und nachher unter Gewähr-
leistung der an dem Feste theilnehmenden Stämme Jahr-
markte gehalten wurden, die Moslime aber diese Zwecke
durch Kriegserklärung vereitelten, fährt er fort:
Wenn ihr zu verarmen fürchtet, so wisset, dafs euch
(lOtt bald durch seine Gnade, wenn es ihm gefällt, reich
machen wird, denn Gott ist wissend und weise.
Diese Inspiration ist wahrlich ein Meisterstück des
theokratischen Gewerbes! Diesen Mifsbrauch der göttlichen
Gabe der Sprache, diese Widersprüche zwischen Absicht
und Vorgeben, diese verwirrenden Umschweife, und diese
Perfidie werden in päpstlichen Bullen und Allokutionen an-
gestrebt, aber selten erreicht und nie übertroffen. Der
kurze Sinn der langen Rede ist, dafs Mohammad alle V er-
träge brechen und nach vier Monaten die Heiden mit dem
Schwerte zu bekehren bereit sei. Es ist also nicht ein
Sicherheitsgelöbnifs, sor)dern eine Kriegserklärung. Der
Hauptzweck des Mohammad uar jedoch, bei Gelegenheit
des Pilgerfestes durch bitimidation den Glauben zu ver-
breiten, und die Gläubigen, welche noch an Treue hielten,
zu beschwichtigen.
ui. 31
482
Da nun die Heiden in Zukunft von dem Feste fern
bleiben niufsten, beschlofs Mohammad, dasselbe im folgen-
den Jahre mit giofsem Pomp zu begehen,
'Orwa, Avelchen die Thakyfiten nach Gorasch geschickt
hatten um Kriegsmaschinen zu bestellen, kehrte von seiner
Mission zurück, als Mohammad die Belagerung schon auf-
gegeben hatte; er entschlofs sich nun dem Islam beizu-
treten und verfügte sich in das Lager der Moslime. Nach
einem Aufenthalt von mehreren Monaten in Madyna sagte
er zum Propheten: Ich will in meine Vaterstadt zurück-
kehren und den wahren Glauben predigen. Ich genielse
das Vertrauen meiner JMitbürger und bin versichert, dafs
sie mir nichts zu Leide thun av erden. Der Prophet soll
es versucht halten, ihn von seinem gewagten Vorhaben ab-
zurathen, aber das Gegentheil ist viel wahrscheinlicher.
'Orwa führte seinen Entschlufs aus, und eines Abends er-
reichte er seine Heimath. Seine Angehörigen begrüfsten
ihn nach der Landessitte; er als eifriger Moslim sagte: Ge-
})rauchet den Grufs der Bewohner des Paradieses »Friede
mit Euch ! « Am folgenden Morgen bestieg er den Balkon
seines Hauses und liefs ohne Weiteres den Ruf zum Ge-
bet erschallen. Die Neuheit der Sache zog viel Volk her-
bei; er hatte aber seine Predigt kaum eröffnet, als er von
Aws b. Awf aus der Familie Mälik mit einem Pfeil tödlich
verwundet wurde. Ghaylän und andere Häuptlinge griffen
zu den Waffen um ihn zu vertheidigen und zu rächen, er
aber sagte: Lasset meinen Tod ein Friedensopfer und nicht
eine Ursache des Bürgerkrieges sein; ich halle es für das
gröfste Glück für den Glauben sterben zu können. Viel-
leicht ist es diese Hingebung, welche dem Mohammad zu
der Erklärung bewog: Orwa sehe auf das Haar Christo
gleich.
Abu Molayh, ein Sohn, und Kärib, ein Neffe des
Märtyrers, verliefsen Täyif, eilten zum Propheten und legten
das Glaubensbekenntnifs ab. Diese beiden jungen lieute
hatten bei llonayn, wo der letztere die P'ahne einer
483
Heeresahtheilinii^ trug und sich durch seine Tapferkeit
auszeichnete, und nährend der Belagerung von Täyif
gegen die Mosliine gelochten. Obschon sie angesehenen
Familien angehörten, scheinen doch ihre Vermögensver-
hältnisse nicht sehr glänzend gewesen zu sein. vSie hatten
von ihren Vätern Schulden ererbt, welche auf Befehl des
Mohammad nach der Zerstöruns; der 'Ozzä aus dem Schatze
der (Jüttin bezahlt wurden. Als sie nach Madyna ka-
men, fragte sie der Prophet nach dem Treiben des Mälik
b. 'Awf. Sie aiitwortrten: Er hat sich nach der Schlacht
von Honayn nach Tayif geflüchtet und befindet sich noch
dort. Der Prophet liefs ihm sagen, wenn er sich unter-
werfe, wolle er ihm seine noch in Gefangenschaft schmach-
tenden Verwandten zurückstellen und hundert Kameele
schenken.
Mälik nahm das Anerbieten an, kam nach Madyna und
sagte: Ich will die Einwohner von Tayif zu Paaren treiben;
ich mache Raubanfälle auf ihre Weideplätze bis sie sich
unterwerfen. Der Prophet befahl den gläubigen Nomaden,
ihn in diesem Vorhaben zu unterstützen, und er führte es
mit so viel Nachdruck aus, dafs die Täyifiten es nicht wagen
durften, ein Stück Vieh aufsefhalb der Stadtmauern zu trei-
ben. Auch die Hamdäniten beugten sich und dasselbe
Schicksal hatte wohl jede feste Stadt, welche Widerstand
leisten wollte.
Aufs Aeufserste gebracht versammelten sich die Tä-
yifiten im Hause ihres Schayches 'Abd Yälyl; sie kamen
zu dem Entschlufs eine Deputation an den Propheten zu
schicken und über die Bedingungen ihrer Interwürfigkeit
zu unterhandeln. In den ersten Tagen des Jahres 631
nahten sich zwanzig (nach andern siebenzig) der vornehm-
sten Einwohner von Täyif dem Lager, welches damals bei
Gohfa (nach andern in Käna) gestanden haben soll, und sie
hatten das gute Glück ehe sie hineintraten einem Lands-
manne, den Moghvra b. Scha'ba, zu begegnen, welcher sich
schon vor dem Frühling 628 bekehrt hatte.
31*
484
Moghyra hatte rothe Haare, aufgeworfene Lippen,
breite Schultern, gedrängten Wuchs, einen bedeutenden
Wanst und war einer der schlauesten unter den schlauen
Arabern. Durch seine Gewandtheit bahnte er sich und
seinem Stamme den Weg zur Herrschaft von 'Irak, wohin
viele von ihnen während der Eroberungskriege auswan-
derten. Beim Propheten scheint er nicht in grofsem Ansehn
gestanden zu haben. Unter 'Omar ging er zu Harkä, dem
Thorwächter des Chalyfen und meldete sich für eine Au-
dienz. Zugleich bat er ihn, seinen Turban, der etwas aus-
gezeichnet war, anzunehmen. Der Thorwächter nahm den-
selben an, setzte ihn auf den Kopf und wie gewöhnlich
nahm er innerhalb der olfenen Thür zu dem Hofraum, in
dem 'Omar safs, seinen Platz. Die V^orübergehenden glaubten,
dafs Moghyra unter dem Turban stecke und man hielt
dafür, dafs er bei dem Chalyfen zu allen Zeiten Zutritt
habe und wandte sich an ihn in allen Anliegen, damit er
seinen Einllufs vor dem Beherrscher der (Jläubigen gel-
tend mache.
Nach vielen ähnlichen IvunstgrilTcn gelang es ihm,
zum Statthalter von Bahrayn ernannt zu werden. Das Volk
war mit seiner Verwaltung gar nicht zufrieden. Sie be-
klagten sich beim Chalyfen und er wurde abberufen. Um
zu verhindern, dafs er wieder seine Stelle erhalte, schössen
sie hunderttausend Dirheme zusammen und der Dihkän
(Bürgermeister) ging mit dieser Summe zu 'Omar, sagte,
dafs sie Moghyra hinterlegt habe und gab ihm zu ver-
stehen, dafs es unrecht erworbenes Gut sei. Er wurde
vorgeladen und gefragt. Ich habe, sagte Moghyra, eine
grofse Familie und wollte für sie sorgen; aber der Dihkän
ist ein Betrüger, ich habe nicht ein-, sondern zweihun-
derttausend Dirheme deponirt. Der Dihkän, um sich zu
retten, erzählte den ganzen V organg der Sache. Moghyra
wurde dann von Omar zum Statthalter von Ba(.;ra ernannt,
l^nter Othmän wurde er nach Küfa versetzt; er herrschte
mit k«iniglicher (lewalt über jenes schöne I^and und starb
485
ums Jahr der Flucht 50. Später tyrannisirte sein Stamm-
Genosse, der lurcliterliche Haggug, über jenes Land.
Als sich die Deputation von Täyif dem mosHmischen
Lager näherte, eilte Moiiliyra zum Propheten, um ihm die
Freudenholschalt zu überbringen. Aul dem Wege be-
gegnete ihm Abu l)akr, und als er von ihm die Neuigkeit
erfahren hatte, sprach er: Ich schwöre es dir, Niemand soll
mir im IJeberbrinoen dieser Nachricht zuvorkommen. Fr
trat in das (Jezelt (\es Mohammad und setzte ihn davon
in Kenntnils. Fin Thcil der Abgeordneten nahm bei Mo-
ghyra ihr Absteigequartier und landen eine sehr Ireund-
liche Aulnahme. Für die Uebrigen liels Mohammad ein
Zelt aulschlagen innerhalb des ollenen Platzes, in dem die
(«ebete verrichtet nurden. Fr besuchte sie täglich nach
dem Abendessen und man sprach von den trüberen Feind-
seligkeiten zs\ischen Makka \u\(\ TaNif, auch sagte er ihnen
Stücke aus dem Koran vor, auf dals sie dieselben aus-
wendig lernen sollten
Die Täyititen liefsen Mohanmiad fühlen, dals er ihre
Stadt vergebens belagert hatte. Sie kanjen nicht um zu
bitten, sondern um zu unterhandeln. Moghyra, ehe sie dem
Propheten vorgestellt wurden, lehrte ihnen die moslimische
Art zu grülsen, sie aber behielten die heidnische ') bei, und
so lange sie zu keinem Vergleich gekommen waren alsen
sie nichts von dem, was ihnen der Proj)het zum Geschenk
sandte. Sie wollten nicht seine Gäste sein, denn dieses
ist gleichbedeutend mit Schützling. Die Fnterhandlungen
wurden durch Chälid b. Walyd geführt. Frst als das Do-
kument der IJebereinkunft geschrieben wurde, war der
(lottjresandte in Person zu2:eo:en. Die Privileijien, die sie
sich ausbediniren wollten, sind charakteristisch. Sie wil-
listen ein, sich dem Mohammiui zu unterwerfen, aber ihr
Götze Lät (nach einigen auch al-'Ozza) soll noch drei
') Sie lautete: 'amm (i. e. an am) (J'abähan „guten Morgen!"
(Nibräs S. 1627).
486
Jalire stehen bleiben. Am Ende dieser drei Jalire soll er
zwar zerstört werden, aber sie sollen niclit genötliigt sein,
es mit eigener Hand zu thun. Sie sollen von den fünf
täglichen Gebeten dispensirt sein, keinen Zehenten bezahlen
und Gewissensfreiheit geniefsen. x\uf die erste Bedingung
legten sie besonders viel Gewicht. Die Unterhandlungen
wurden zu wiederholten Malen abgebrochen, und die Zeit
welche ihnen die Lät noch bleiben sollte, auf zwei und
auf ein Jahr, und endlich auf einige Monate herabgesetzt.
Der Gottgesandte war wirklich bereit ihnen Zugeständnisse
zu machen, aber seine Anhänger, besonders Häritha b.
No'män und 'Omar waren heftig dagegen, und er zog
die bezüglich der Lät zurück ^}. Dessen ungeachtet aber
liefs er sich herbei, sie dadurch auszuzeichnen, dafs ein
Thal bei Täyif ebenso geheiligt sein soll wie das Gebiet
von Makka; er befahl folgende Proklamation zu schrei-
ben: »Im Kamen Gottes des milden Rahmän. ¥on Mo-
hammad dem Propheten und Boten Gottes an die Gläubi-
gen. Die Bäume und das Wild von Wagg sollen nicht be-
schädigt werden. Wer so etwas thut, wird entblolst und
gegeifselt, und Avenn er Frevel treibt, so wird er ergriffen
und zum Propheten Mohammad geschle|)pt. Denn dieses
ist der Befehl des Propheten und Boten Gottes Mohammad.
Geschrieben auf Befehl Mohammads, des Sohnes 'Abd Allahs,
von Chälid b. Sa'd. Niemand soll solchen Frevel verüben,
sonst schadet er sich selbst, denn der Befehl des Moham-
mad wird nicht ungestraft übertreten.«
') Nach Tayniy S. 424 sagte Omar zu Mohammad: Wi(>, du
willst ihnen das Zugeständnifs machen, dafs an sie kein Auf-
gebot ergehen und sie vom Zehent frei sein sollen? Er antwortete:
Ich habe am Ende des Vertrages schreiben lassen , sie sollen die-
selben Rechte und dieselben Pflichten haben wie die übrigen Mos-
lirae. Demgeraäfs wären sie also von Mohammad betrogen worden,
indem er mit Vorbedacht eine allgemeine Verbindlichkeit aufstellte,
welche ihm, sobald er Herr der Stadt sein würde, einen Vorwand
geben sollte, sein Zugeständnifs zu widerrufen.
487
Nach diesem Ziij^eständnisse liefsen sich die Einwohner,
da ihr Schaych 'Abd ^'aUl 'j als Wucherer für das Amt
nicht wählbar war, einen fremden Gouverneur, den Othmän
b. Aby-IÄc; aus Makka ji;erallen.
Ich füge in folgender Note '^) Nachrichten über einen
ihrer Abgeordneten bei. Wenn auch Dichtung mh Wahrheit
') Kinäna, einer der Söhne des 'Abd Yalyl, hat sich nicht zum
Islam bekehrt. Er floh, als seine Vaterstadt dem Propheten hul-
digte, nach Nagrän und von dort in das byzantinische Reich, wo
er Christ wurde. Er soll dort die Erbschaft des Asceten Abu 'Amir
reclamirt haben.
*) Ghaylän b. Salima war ein reicher Kaufmann und bekleidete
die Stelle eines Befehlshabers des Thakyfstanimes, als er von dem
Banü 'Amir angegriffen wurde. Er ging siegreich aus dem Kampfe
hervor. Die Tliakyfiten hatten einigen Handel mit den Euphrates-
ländern. Wahrscheinlich fand schon zu jener Zeit ihr Leder, wie auch
ihre Rosinen, weil in Chaldäa keine guten Reben wachsen, daselbst
einen Markt. Wegen dieser Handelsverbindungen hatten auch viele
von ihnen Ctesiphon, die Hauptstadt des Perserreiches, besucht und
Harith b. Kaleda soll sogar in Gondysäbiar Medizin studirt haben.
Es wird erzählt, dafs eine Karawane, bestehend aus Kaufleuten von
Tayif und Makka, das Euphratesgebiet besuchte. Sie hatten keine
Erlaubnifs das Königreich des Chosroes zu betreten, und wurden
defshalb mifshandelt. Ghaylän zog ein gelbes Kleid an und setzte
sich vor den Palast des Königs, bis ihm eine Audienz gewährt wurde.
Bei der Audienz war der König in einem andern Gemach, von wel-
chem ein Pförtchen in den Empfangssaal ging. Der Dolmetsch
fragte ihn, wie sie sich unterstehen konnten, das Land ohne Er-
laubnifs zu betreten? Ghaylän antwortete: Wir sind weder als Feinde
noch als Spione hierhergekommen, sondern als Kaufleute. Gefallen
dir unsere Waaren, so nimm sie, wo nicht, so erlaube uns sie zu
verkaufen, oder befiehl, dafs vi'ir sie wieder zurückführen. Er hörte
darauf eine Stimme im nächsten Gemach und warf sich sogleich
auf die Erde nieder. Er wurde gefragt, warum er dieses thue? Er
antwortete: weil er vermuth'e, dafs es die Stimme des Königs
der Könige sei. Es wurde ihm darauf ein Kissen gegeben, dafs er
sich darauf niederlassen solle. Er aber legte es auf seinen Kopf,
und um die Ursache gefragt, erwiederte er: dafs er das Bild des
Königs darauf bemerkt habe. Der Chosroes wurde gesprächig und
fragte ihn, ob er Kinder habe, lyid welches ihm das liebste sei?
488
gemischt ist, so cbarakterisiren sie doch immer den Geist
der Tradition und des Landes.
Nagrän ist der Name einer fruchtbaren Landschaft
und auch ihrer Hauptstadt. Sie ist \veit vom Meere und
von civiüsirten Reichen entfernt, dennoch wetteiferte sie
mit andern Städten des südHchen Arabiens in Industrie.
Ihre Gerbereien gehörten zu den besten, und wenn auch
ihre Webstühle hinter denen von Aden und 'Oman zurück-
standen, waren sie doch nicht olme Bedeutung^). Die
Er antwortete: Ich bin mit mehreren Kindern gesegnet und liebe
das kranke am meisten, bis es gesund, das abwesende bis es zu-
rückgekommen und das kleinste bis es grofs geworden ist.
Ghaylän hatte zehn Frauen; als er sich zum Islam bekannte,
befahl ihm der Prophet, die Zahl auf vier zu reduciren. Einer seiner
Söhne, Näfi', focht in A. H. 13 unter Chälid bei Dümat al-Gandal
und fiel. Er war betrübt über diesen Verlust und machte einige
schöne Gedichte auf seinen Tod. Einige Jahre später theilte er
sein Vermögen unter seine Söhne, entliefs seine Frauen und zog
sich vom Leben zurück. Eine der unglücklichsten Störungen in
seinem Familienglücke verursachte die Treulosigkeit eines Sklaven,
der sein Geld in Verwahrung hatte. Er entwendete ihm eine be-
deutende Summe und gab vor, dafs es von Amir, Ghaylän's Sohn,
welcher nach Madyna zu Mohammad gereist war, gestohlen sei.
Ghaylän glaubte ihm, und der Sohn schwur, dafs er nie mehr seinem
Vater unter die Augen treten wolle. Eine Sklavin, welche gesehen,
wohin die Diebe das Geld verborgen hatten , zeigte den Ort an,
wo es vergraben lag und so wurde das Geheimnifs aufgeklärt. Doch
konnte es 'Amir dem Vater nie vergessen, dafs er auf das Wort
eines Sklaven seine Ehrlichkeit bezweifelt hatte. 'Amir und sein
Bruder 'Ammär, welcher dieselbe Mutter hatte, zeichneten sich in
den syrischen Eroberungskriegen aus.
') In Maskat und andern Theileii von Arabien werden jetzt
noch sehr schöne dicke Baumwollenstoffe verfertigt. Sie sind carrirt
und zeichnen sicli durcli den prachtvollen Schmuck der Farben aus,
weicht; auf das Kühnste gemischt sind. Die Bordüren sind mit Seide
durchwebt. Wahrscheinlich wurden ähnliche Stoffe im Alterthum
aucli in Nagran fabrizirt.
489
Naöräniten haben sich schon im vierten Jahrhundert zum
arianischen (.'hristenthunie bekehrt un«l im Jahre 522 starb
eine Nagranitin mit ihren Kindern «le>i Flammentod für
ihren Glauben (Baronius, Annal. Eccl. Lucae \j. IX S. 309;
vergl. Procopius, de bello Pers. 1, 20 und Cedrenus ad
ann. 522; Acta Sanctorum Holl., 1. Oct. und 24 Oct.).
Die Einwohner j^ehörten nicht wie die von Makka
oder Tävif einem einzi<i^en arabischen Stamme an, sondern
wie es in vielen Städten Yaman's der Fall war, dreien oder
noch mehreren. Jeder Stan)m scheint aber das Geiiihl sei-
ner Zusammeni>ehörigkeit, welches die Stelle einer gesetz-
lichen Oro^anisation vertritt, bewahrt zu haben, und desw egen
behau[)tete die abgeschlossene Landschalt in manchen Pe-
rioden der Geschichte ihre (nabhiingigkeit, zu der sie an-
dere Städte verloren (vergl. Ibn Mogäwir). Zur Zeit des
Mohammad scheinen die leitenden Männer der Stämme
einen Rath gebildet zu haben, in welchem ein Kindite
mit dem Titel Äkib (Stellvertreter; sein Name war x\bd
al-Masvh, d. h. Kneclit Christi) präsidirte. Er gab den
Ausschlao; in allen Unterhandluno-en und leitete die öffent-
liehen Geschälte. Für die Belörderung der Karawanen
und für die Transportmittel gab es ein eigentliches Amt.
Der Titel des Schajches, welcher dasselbe bekleidete,
war Sayyid, »der Herr«, und sein Name war Ayham. Es
ist nicht bekannt, welchem Stamme er angehörte. Der ge-
achtetste Mann in Nagrän war der Bischof Abü-1-Härith
b. Alkama, ein Bakr-Wävilite. Aufser den kirchlichen
Funktionen lag ihm auch die Aufsicht über die wSchulen
ob; er zeichnete sich so sehr durch Frömmigkeit und Ge-
lehrsamkeit aus, dafs er sich das Wohlwollen des griechi-
schen Kaisers erwarb, welcher ihm Geld zum eigenen Ge-
brauch und zur Erbauung von Kirchen schenkte (Wä-
hidy, 3, i). Merkwürdig ist, dafs wenigstens zwei dieser
Funktionäre, der 'Äkib und der Bischof, fremden Stämmen
angehörten und wahrscheinlich nicht aus Nagrän gebürtig
490
waren, denn die Kinditen hatten ihren Hauptsitz in Hadhra-
mant und die Bakr-Wäyih'ten in Bahrayn.
Nachdem sich die in den Steppen der Landschaft
Nagrän und in deren Umgebung nomadisirenden heidnischen
Araber gröfstentheils unterworfen hatten, richtete Moham-
mad ein Schreiben an die Nagräniten; sie fühlten sich ge-
nöthigt vierzehn Abgeordnete nach Madyna zu schicken.
Es befanden sich darunter die genannten drei Würdenträger
und aufser ihnen Kurz (od. Küz), ein Bruder des Bischofs,
Ans, ein Bruder des Sayyid, Zayd b. Kays, Schayba,
Chowayhd, Chähd, Amr und 'Obayd Allah. Sie trugen
Kaftane (Gobba) von Hibara und Mäntel mit Seide einge-
fafst. Ihr erster Gang Avar in die Moschee, wo sie, mit
dem Angesicht gegen Osten gewendet, beteten. Als sie
zu Mohammad kamen, wandte er sich von ihnen ab und
sprach nicht ein Wort. 'Othmän erklärte ihnen die Ursache.
Er mifsbilligte, dafs sie in Seide gekleidet waren. Christen
gegenüber wollte er den heiligen Mann spielen. Sie er-
schienen wieder vor ihm, diesmal aber wie Mönche ge-
kleidet, und grüfsten ihn mit »Saläm alayka«, dem Grufse
des Paradieses. Der Prophet erwiederte ihren Grufs und
trug einige Koränstücke vor um sie zu bekehren: Eines
derselben, ein Abklatsch der an den König von Abyssi-
nien geschickten Inspirationen, scheint er eigens für ihren
Empfang verfafst zu haben. Merkwürdig ist, dafs er darin
Jesum einen Boten Gottes an die Juden nennt. Vielleicht
wollte er dadurch sagen, dafs die Nagräniten als Araber
zu seiner Heerde gehören , denn er war ja der Bote für
die Araber. Dadurch wird auch der Vorwurf, dafs die
Juden ihren Propheten tödteten (V. '21, siehe weiter unten)
auf die Christen ausgedehnt. Es verdient ferner beachtet
zu werden, dafs er schon in dieser Offenbarung den Sieg
seiner Religion auf Erden als einen Beweis ihrer Wahrheit
ansieht. Gott ruft für die Religion Anc;ärer, Helfer, Ver-
theidiger, hervor und schenkt ihr Gedeihen, während die
L ngläubigen in den Staub getreten werden.
491
3, 30. Walirlicli, (jott hat den Adam, Noah, die Fa-
milie, des Abialiam und die Familie des Imiäm, Geschlecht
nach Geschlecht vor <ler iil)ri«j;eii Menschheit auserwählt.
.31. Das Weib des Imran sprach: Herr, ich hal)e dir
die Frucht meines Leibes geweiht. Nimm sie an von
mir, denn du bist der Erhörende. Nachdem sie geboren
hatte, sagte sie: Es ist ein Mädchen! Gottweilsam besten
was ich geboren habe. Ein Mädchen ist freilich nicht so
willkommen als ein Knabe. Ich heifse es Maria und em-
pfehle es dem Schutze Gottes vor dem verfluchten Satan.
.32. Gott, ihr Herr, nahm die Weihunür jjrnädi«: an und
liefs Maria scliön aufwachsen. Zacharias erzog sie. So
oft er zum Altar hineintrat fand er Nahrung bei ihr. Er
sagte: Maria, wo kommt dies her? Sie antwortete: Es kommt
von meinem Herrn, denn Allah ernährt, wen er will, in
Uebertiufs.
33. Dort bat Zacharias zu seinen Herrn: Herr, schenke
mir einen guten Nachkommen, denn du bist der Erhörende.
Die Engel riefen ihm zu als er beim Altar stand:
34. Gott verkündet dir den Johannes, welcher da
Zeugnils ablegen soll für Jesum, das von Gott ausgegan-
gene Wort, und welclier da sein soll ein Herr, ein Ascet,
ein l*rophet und einer der Gottsehgen.
35. Er antwortete: Herr, woher soll mir ein Sohn
Averden? ich bin Alterschwach und meine Frau ist un-
fruchtbar!
36. Er fuhr dann fort: Herr, gewähre mir ein Zeichen.
Die Stimme sprach: Dein Zeichen sei, dafs du drei Tage
lang mit den Menschen nicht s[)rechen kannst, sondern nur
Zeichen gebest.
37. Ferner sagten bekanntlich die Engel zur Maria:
Gott hat dich auserwählt, dich gereiniget und dich ausge-
zeichnet vor allen Weibern.
3». 0 iMaria! sei beständig in den drei Positionen des
Gebetes : stehe, kniee und prosternire dich.
492
39. Dieses ist einer der geheimen Berichte, welchen wir
dir (o Mohammad) olleiibaren und den du nicht wufstest;
denn du warst ja nicht zugegen, als sie mit ihren Schreib-
röhren loosten wer die Maria erziehen soll, noch warst du
zusregen als sie darüber stritten.
40. Die Engel haben ja zur Maria gesagt: Gott ver-
kündet dir die Emplängnils eines von ihm kommenden
Wortes, dessen IName der Messias Jesus, Sohn der Maria,
sein soll. Er soll in dieser und jener Welt eine hervor-
ragende Persönlichkeit und einer der Begünstigtsten sein.
41. Schon in der Wiecre und auch im Mannesalter
o
wird er mit den Menschen sprechen; er wird zu den Gott-
seligen gehören.
42. Sie antwortete: Wie soll mir ein Kind werden,
da mich doch kein Mann berührt hat. Der Engel sagte:
So ist es. — Gott erschalFt was ihm gefällt; wenn er etwas
beschlossen hat, sagt er: Sei! und es ist.
vj. Gott wird ihm das Buch lehren, die Weisheit, die
Thora und das Evangelium, er wird ein Bote an die Kinder
Israel sein und wird sagen: ich bin mit Wundern ausgerüstet
welche von meinem Herrn ausgehen; ich bilde aus Thon
die Gestalt eines Vogels, dann blase ich hinein und sie soll
mit dem Willen Gottes zum wirklichen Vogel werden; fer-
ner: ich heile die Bünden und Aussätzigen, und bringe mit
Gottes Willen die Todten zum Leben zurück; ferner will
ich euch sagen was ihr verzehret und was ihr in euren
Häusern aulspeichert. Hierin sind ^vahrlich Zeichen für
euch, wenn ihr gläubig seid.
44. Ich bestätige die Schriften welche ich bereits vor-
finde, nämlich die Thora; ich erlaube euch manches, was
euch verboten war und ich bin ausgerüstet mit Zeichen
von meinem Herrn. Fürchtet Allah und gehorchet ihn),
denn Allah ist mein Herr und euer Herr: betet ihn an,
dieses ist eine gerade Strafse.
45. Als Jesus unter ihnen den Unglauben wahrnahm,
sagte er: Welche Männer wollen meine Ant-ärer sein in
493
der Sache Gottes P Die Apostel antworteten: Wir sind die
Anc;ärer (lottes, wir glaiihen an Gott, bezeuge dafs wir
iVIosIime sind.
4fi. Herr, wir glauben an das was du herabgesandt
hast und folgen deinem Boten (Jesus); trage unsere iSa-
men in die Liste der Zeus-en für die Wahrheit ein.
47. Die Juden bedienten sich der List, aber auch Gott
bediente sich der List, denn er übertrifft alle an List.
48. Gott sprach: Ja, o Jesus, wir wollen dich sterben
lassen, dann sollst du zu uns hinaufsteigen, wir wollen dich
entfernen von den Ingläubigen und deine Anhänger bis
an den Tag der Auferstehung über die Ungläubigen setzen
(d. h. die Christen sollen mächtiger sein auf Erden als die
unterdrückten Juden. In der ganzen Stelle hat er aber
zugleich sich und seine eigene Sekte im Auge, welche in
Zukunft die herrschende Stellung der Christen einnehmen
soll). Am Gerichtstage Averde ich die Fragen, worüber
ihr in Zwiespalt wäret, entscheiden.
49. Die Ingläubigen will ich in dieser und in jener
Welt mit einer heftigen Strafe züchtigen und sie werden
keine Helfer finden (während Jesus und Mohammad An-
cjärer, Helfer, gefunden haben).
.=>0. Die Gläubii»:en hino-pgen welche Gutes thun, wer-
den ihren Lohn empfangen; denn Gott liebt nicht die Un-
gerechten.
51. So viel haben wir von den Zeichen und der wei-
sen Ermahnunü; vor^etrao-en.
o ri o
In einer viel früheren Offenbarung (43, .»9 und 19, M)
hatte Mohannnad Jesum einen Knecht Gottes genannt, und
dieses hat nach dem Zeugnisse der Tradition einen höchst
ungünstigen Riiidruck auf die Christen gemacht'). Die
Nagraniten waren also durch diese Erklärungen nicht
') Nach Kalby zu Kor. 4, no behaupteten die Christen, dafs
sie Jesum nur aus Liebe zu Gott anbeten . und dessen ungeachtet
Muslime, Monotheisten, seien.
494
befriefligt iinrl weigerten sieb, das Glaubensbekenntnifs ab-
zulegen. Obsclion sie die Macht des Propheten fürchteten
und es nicht wagten, seine bispirationen für Betrug zu er-
klären, Hefsen sie sich doch in eine Disputation mit ihm
ein, und es scheint, dafs das Resultat auf einige seiner An-
hänger einen nicht ganz günstigen Eindruck gemacht habe
(Kor. 3, 84 und 96). Er fand sich daher bewogen, die von
ihm gegen sie geltend gemachten Beweise im Koran zur
Erbauung der Gläubigen zu rekapiluliren. Das betreffende
Koranstück ist nicht zusammenhängend und wohl auch nicht
ganz zu einer Zeit entstanden. Sehen wir die darin ent-
haltene Beweisführung, so reducirt sie sich auf Folgendes.
Der theologische Ausdruck Moslim in dem oben S. 20
Note erklärten Sinne war auch den Christen geläufig, und
da er von Mohammad und von ihnen selbst auch auf sie
angewendet wurde, wählte er ihn zum Stützpunkt seiner
Angriffe auf ihre Lehre. Er machte ihnen, dem Scha'by
und Hassan zufolge, nicht nur die Vergötterung Jesu, son-
dern auch die Verehrung des Kreuzes und den (Jenufs des
Schweinelleisches und des Weines zum Vorwurf, erklärte
den reinen Monotheismus als den höchsten Zweck und als
das Criterium der wahren Religion, und zog aus diesem
Axiom den Folgesatz, dafs er als Wiederhersteller dieses
Kultus eben so gut wie Abraham und Jesus, die doch
nichts anderes als diese Lehre vorgetragen haben können,
als Gottes Bote angesehen werden müsse, besonders da
seine Orakel nebst dem Slemj>el der Wahrheit auch 'l'hat-
sachen enthalten, welche ihm nur durch Jlevclation bekannt
sein können. Auf die Forderung, Wunder zu thun, deutet
er auf seine Siege und läfst zugleich eine Drohung einüiefsen,
die gewifs mehr Eindruck machte als alle Beweise.
3, J. A. L. M. ') Allah — es gieht keinen Gott aufser
Ihm, dem Lebendigen, dem Unveränderlichen.
') Vielleiclit Allaho iiazzala ali.slam, „Gott liat den Islam ge-
offenbaret." Wenn dieses richtig ist, so bedeutet das Monogramm in
Süra 13: Gott hat den Koran geoffenbart.
495
•2. Rr bat auf dich das Buch voll Walirlieit herab-
gesandt, welches die riübeien Oirenbaruii«i;en l)estätigt, er
hat früher die Thora und das Evan«rlium herabüesandt als
Richtschnur für die Menschen und er hat die Erlösungr
herabgesandt.
5. Er ist es, der dir das (im Himmel aufbewahrte)
Buch geoifenbart hat. Es sind darin feststehende Verse
enthalten und sie bilden den Text (wörtlich die Mutter)
des Ruches, andere Verse sin<] nachgebildet. ') Diejenigen,
in deren Herzen eine Schwäche ist, foltren den nachae-
bildeten Versen um Zwietracht zu säen und aus Sucht das
Wort Gottes zu deuteln. Die Deutung aber kennt nur Gott
und Diejenigen, welche stark sind im Wissen, diese aber
sagen: wir glauben und Alles kommt von unserm Herrn.
[Die in diesem Verse gegebene Erklärung nöthigt uns zu
<ler Voraussetzung, dafs die Nagräniten Widersprüche im
Koran nachwiesen.]
11. Sage zu den Ungläubigen: Ihr werdet (auf Erden)
überwunden und in die Hölle verstofsen werden.
12. Ihr habt bereits ein Zeichen in den zwei Heeren,
welche (bei Badr) zusammenstiefsen, vor Augen. Ein Heer
kämpfte auf dem Pfade Gottes, das andere war ungläubig.
Dem letzteren schien das erstere zweimal so grofs als es
war, und sie sahen es so mit leiblichen Augen. Gott unter-
stützt mit seinem Beistande wen er will. ^)
') Im Original motaschäbih, welches ähnlich bedeutet (Kor.
2, 23 und 6, 142). Die Bedeutung welche der Ausdruck hat, geht
aus 39, 24 hei'vor. Dort wagt er es noch nicht zu behaupten, dafs
ihm das Buch geoffenbart worden sei, denn dieses hat nur Moses
schriftlich erhalten, sondern ein der Thora ähnliches Buch, und
um den Sinn recht deutlich zu machen setzt er bei, eine „Mischna"
d. h. (wie Bd. I S. 462 bemerkt worden ist) eine Wiederoffenbarung.
Da Wiederoffenbarungen nur in Erleuchtungen bestehen, ist nur der
Geist, der allgemeine Sinn derselben, und nicht das Wort raaafs-
gebend.
') Nach einigen Comraentatoren beziehen sich diese zwei Verse
auf den jüdischen Stamm Kaynokä'. Weil er bald nach der Schlacht
496
17. Der wahre Kultus vor Gott ist der Islam. Die-
jenigen, welchen das Buch «gegeben worden ist, theilten
sich erst, nachdem ihnen das Wissen zu Theil geworden
war. Sie trennten sich von einander aus wechselseiti-
gem Hasse.
18. Wenn sie also mit dir streiten, sage: Ich bin
ein Moslim.
19. Frajie die Schriftbesitzer und die Heiden : Seid
ihr Moslime ? Wenn sie Moslime sind, so sind sie auf dem
rechten Wege, und wenn sie sich abwenden, so hast du
keine andere Aufgabe als die Botschaft zu überbringen (den
Islam zu predigen).
20. Verkündige denjenigen, welche die Propheten
ohne Schuld tödten und welche Leute tödten, so die Ge-
rechtigkeit einprägen, eine peinliche Strafe.
von Badr belagert und aus Madyna vertrieben wurde, ist diese An-
vsrendung sehr wahrscheinlich. Obschon kein Zweifel ist, dafs die
ersten 80 oder 90 Verse von Süra 3 gegen die Christen geschleudert
wurden, so finden wir doch auch andere Stellen darin, welche auf
die Juden Bezug haben. Dieser Umstand hat die Commentatoren
zu der Behauptung veranlafst, dafs die Rabbiner und Mönche sich
in der Disputation vereinigt haben. Das ist gewifs nicht begründet.
Ich erkläre mir die Mischung von antijüdischen und antichristlichen
Versen ganz anders. Mohammad hatte die Gewohnheit, aus früheren
Inspirationen passende Stellen mit oder ohne Veränderung zu be-
nutzen und es giebt deswegen viele Koränverse, welche drei- oder
viermal wiederholt werden. Da nun die madynischen Inspirationen
häufig nur in einzelnen Sätzen bestehen, so ist anzunehmen, dafs,
wenn Mohammad einen abgerissenen Satz später in einer längeren
Inspiration wiederholte, er nur einmal im Koran vorkomme und
zwar in der längeren Inspiration. Wenden wir diese Erklärung auf
obige zwei Verse an, so sind sie ursprünglich um 624 gegen die
Banü Kaynokä' geoffenbart, dann aber um 631 auch gegen die
Nagräniten benutzt worden. Wäre nun der Koran chrünologis(;h
geordnet, so müfaten sie zweimal erscheinen, da aber dieses nicht
der Fall ist, kommen sie nur in der Inspiration vor in der sie wie-
derholt wurden.
497
22. Siebst du nicht wie Einige von denjenigen, wel-
chen ein Theil des Huches gegeben AvordiMi war, da
sie nun zum (eigentlichen) üuche Gottes geiiiren werden,
damit es ihre Zwiste entscheide, sich widerspenstig da-
von wee:wenden.
In Bezug auf die Natur Jesu beharrt er auf seiner
früheren Behauptung und schlägt vor, die Wahrheit der-
selben durch ein (lottesgericlit zu entscheiden. Er soll
einen Fluch gegen sie, und sie einen Fluch gegen ihn und
seine Familie, namentlich gegen die Kinder seiner Tochter
Fätima, aussprechen; es würde sich dann zeigen, wer nach
diesem P^luche gedeihe (Exegeten zu 3, 54 und Bochäry
S. 629). Die Tradition behauptet, dafs es die Christen
nicht darauf ankommen lielsen. Wenn das richtiü: wäre,
würde ihr Mangel an Ueberzeugung wohl im Koran her-
vorgehoben werden. Da später sein Enkel Hosavn, Sohn
der Fätima, wie ein Verbrecher hingerichtet wurde, so
hätten die Nagräniten dieses ihrem Fluche zuschreiben
können, wenn sie damals nicht so geknechtet gewesen
wären, dafs sie es nicht wagen durften einen Laut von
sich zu geben.
3, 52. Jesus ist wie Adam, welchen Gott aus Lehm
gebildet, und zu dem er gesagt hat: Sei! und er war.
53. Dieses ist die von deinem Herrn ausgehende
Wahrheit; sei also nicht einer der Zweifler.
51. Wenn Jemand mit dir darüber disputirt, nachdem
dir so viel vom Wissen zu Theil geworden ist, so sage:
Komn)t, wir wollen unsere Söhne und eure Söhne, unsere
Frauen und eure Frauen, uns selbst und euch selbst rufen,
dann wollen wir einen Fluch aussprechen und den Zorn
Gottes auf das Haupt der Lügner herabrufen.
55. Diese Geschichten enthalten den wahren That-
bestand und es giebt keinen Gott aufser Allah.
56. Wenn sie (die Nagränitien) sich wegwenden , so
kennet Gott, die Verderber.
ui. 32
- 498
57. Sa^e: 0 Scbrlftbesitzer! kommt zu einem billigen
Vorschlag zwischen uns: wir wollen nur Allah anbelen und
ihm kein Weseu beigesellen, und keiner von uns soll den
andern als seineu Herrn anerkennen, Gott allein ist der
Herr (aber weder Jesus noch Moliaujmad ist der Herr).
Wenn sich die Schriltbesitzer weowenden, so rufet ihnen
o («laubige, nach: Hezeuget, dafs wir Mosliuie sind.
i>8. 0 Schriftbesitzer! warum disputirt ihr in iJezug
auf Abraham? Die Thora und das l^^vangelium sind ja erst
nach ihm geotfeubart worden (l)e\veise, die ihr daraus
über seine Lehre schö|)l('t, sind also nidialtl»ar).
59. Wohlan, ihr köunt über Dinge disputiren , <lie
ihr wisset. Disjiutiret aher nicht über Dinge die ihr niclit
wisset, die al)er (lolt weils (und mir ollenbaret).
()(». Abraham war weder Jude noch Christ, soudern
er war eiu Hauyf und eiu Moslim; er gehörte nicht zu
den Vielgötterern.
(il. Dem Abraham stehen \\ahrlich unter allen Men-
schen seine Anhänger ') und dieser [*rophet und diejenigen,
welche an ihn glauben, am nächsten. Gott ist der Be-
schützer der (Jläid)igen.
62. Vau Theil der Schriftbesitzer wünscht euch irre
zu führen, aber sie führen sich nur selbst irre.
') Wörtlich: „Wahrlich am nächsten unter d(^n Men.schen dem
Abraham sind diejeiiigon, welche iimi folgen, und dieser Prophet."
„Diejenigen welche ihm folgen" bedeutet auch oben so viel als An-
häng(M-, Nachfolger. Haghawy und Nasafy erklären diesen Aus-
druck: „Das hc-ifst l)i<j(>nig('n, welche! ihm zu seiner Zeit folgten, und
seine Milhi (Religionsgemeinde) nach ihm." Baydhawy setzt zu
„Diejenigen welche ihm folgen" hinzu: „von seinem Umma (Volk,
Kirche)." Ich halte an meiner Ueberzengung fest, dafs sich Mo-
hammad auf (ine gleichzeitige Sekte, die QVibier oder Hanyfe, be-
ruft. Kr will sagen: „Die Juden und Arianer wissen nichts von
Abraham, weil sie nur die Thora und das Evangelium kennen, aber
seine Anhänger, die Ilanyfe, kennen seine Lehre, und auch ich
kenne sie, weil sie mir wi<'der geotfeubart worden ist."
499
(iJ. 0 Schrirtbesilzor! warum iielimcf ilir tue Zeichen
(«oltes (Moh;inima<rs Inspirationen) niclit an, da ilu" docli
(laliir Zengnils aldogt ?
(il. () Sclniltltesitzer! waiiini veimiscliet ihr Wahres
und l'alsches und verb('r«»et ihr die Walniteit, da ihr sie
doch kennt ?
()5. Kinii>e Sclnilthesitzer sap;en : Ghiul)et an das, was
h'ir (he (iläubigen (Mohaniniadanei) «^eoHeidjaret worden ist
am Morgen, und verwerfet es am Abend, vielleicht kehren
sie (die Cilänl)ii»en) um *).
72. Ks <^i(d>t eine l^artei unter ihnen, weldie das Buch
verkehrt lesen, anl dals ihr etwas, was nicht im Buche
stellt, lür darin enthalten anseilen sollt. Sie sagen: dieses
ist von (lott; aber es kommt niclit von (Jott und sie sagen
wissentlich eine Liijje von (Jott.
73. l^s ist nicht möglich, dals ein Mensch (Jesus),
welchem Gott das Buch, das geistliche Richteramt und das
Prophetenthum gegeben hat, zu den Menschen sagen soll:
Seid meine und nicht (»ottes Verehrer, (dennoch haben die
Nagräniten uns dieses aus der Bibel vorgelesen). FAn sol-
cher Maim sagt: Werdet zu Rabbinern indem ihr das Buch
lehret und indem ihr Unterricht ertheilet.
74. Noch befiehlt er euch, die Engel und Propheten
(Heiligen) als eure Herren anzusehen. Wie, er soll euch
') Baydliawy berichtet: Ka'b b. Aschraf und Malik b. Qayf
sagten zu ihren Freunden als die Kibla geändert wurde: Nehmt die
neue Kibla an. Sie wandten sich ina Gebete gegen Makka; bald
darauf aber wandten sie sich gegen den Tempel von Jerusalem.
Sie hofften, die Gläubigen würden sagen „diese sind gelehrter als
wir" und ihrem Beispiele folgen. Dieses mag richtig sein, aber ich
zweilfle, ob sich dieser Vers auf eine so weit entfernte Begeben-
heit beziehe und glaube vielmehr, dafs die Nagräniten, so weit sie
konnten, dem Mohammad beistimmten und sich auf diese Art be-
mühten, die Moslime zu ihrer Meinung herüber zu führen (vergl.
V. 62), dafs sie aber, als die Rede auf die Gottheit Christi kam, sich
von ihm trennten.
32*
500
den rnglauben anemj)fehlen, naclKlem ihr Moslime ge-
^vesen ?
75. (lütt hat ja den l^ropheten ') folgendes Biindnifs
aljoenoninien: Ich g-ebe euch nun etwas von einem Buche
und der Weisheit. Später wird ein Bote kommen, welcher
das, was ihr besitzet, bestätigt. An ihn miifst ihr glauben
und ihn niiilst ihr unterstützen Kr sagte: Leget ihr dieses
Bekenntnifs ab und tretet ihr darüber mit mir in ein Bünd-
nifs ? Sie antworteten: Wir bekennen es und sind Zeugen
dafür. Gott sprach: Und ich bin Zeuge mit euch.
76. Wer darnach nocli Auswege sucht, ist wortbrüchig.
77. Wollt ihr einen andern Kultus als den Kultus
Gottes ? Vor ihm beugt sich freiwillig oder gezwungen
was in den Himmeln und auf Krden ist, und vor seinem
Richterstuhl müfst ihr dereinst erscheinen.
Die letzten Verse sind eine folgerichtige Ausbildung
der Lehre des Mohammad und schliefsen selbe gegen alle
andern Religionen ab. V on einem Bündnifs hat Mohammad
schon früher (z. B. 2, 7 7) gesprochen, aber es bestand zu-
nächst darin, dafs die Schriftbesitzer kein Wesen aufser
Gott anbeteten. Allmählig liefs er einlliefsen, dafs sie auch
ihm Gehör geben sollen, wenn er eine Botschaft für sie
überbringe. Nach der letzten Version des Bündnisses aber
o
gab es kein Heil mehr aufser dem Älohammadanismus und er
erkannte keine iveligionsgemeinde als nioslimisch an, aufser
der seinigen. Am kräftigsten wird dieses Verdammungs-
urtheil in Kor. 9, -9 IT. ausgesprochen. Dadurch erhielt
seine Religionsgenieinde ihre naturgemälse Begrenzung und
seine Anhänger wendeten von nun an auf eine heraus-
fordernde Weise den .Ausdruck Moslim nur auf sich selbst
und Islam nur auf ihre Religion an.
') Im Codex des Ibn Masüd und dem des Obayy stand statt
^Proplietcn" v_jU^Jt LiVi ^yJy\J\ „Diejenigen, welchen Gott das
Buch gegeben hat." Durch diese Lesart wird die Anerkennung
lür die Juden und Christen bindender.
501
Mohaniniai] wurde zu dieser Conser(iienz i^etrieben.
Wir können aus dem oben ang^elührten Vers 5 ersehen, dafs
ihm die .\agräniten Widers[)riiche im Koran nachwiesen.
Hier waren sie auf seinem Terrain und er konnte sieh zur
ISoth vertheidij^en. Sie bewiesen ihm aber, dafs, obsclion
er behaujitete der Koran und die Hibel seien aus demselben
Irtexte ents[)run<^en, doch ein himmelweiter Unterschied
zwischen beiden sei. Aus den Schlufsversen der Geschichte
Christi geht klar hervor, dals sie ihm Abweichungen der-
selben von der evangelischen Erzählung vorhielten. Er aji-
pellirt an die Aukturität seiner bispirationen und sagt, dafs
sich ein Prophet wie Jesus war, der Gotteslästerung, als
Gott verehrt werden zu wollen, nicht habe schuldig machen
können. Sie kamen auch wie früher auf seine Behauptungen
über die verbotenen Speisen und über das Pilgerlest, die
Verehrung des Tempels von Makka, zu sprechen:
87. Jede Speise war den Israeliten erlaubt, ausge-
nommen diejenigen, welche Israel, ehe noch die Thora
herabgesandt worden war, für sich selbst verboten hat.
Sage ihnen: Bringet die Thora und lehrt sie, wenn ihr
Recht habet.
8S. Diejenigen, welche nach diesem noch auf Gott
Lügen erfinden, sie, sie sind die Ungerechten (und
nicht ich).
89. Sage ihnen ferner: Gott spricht die Wahrheit (aus
mir). Folget daher der iMilla (Religion) Abrahams des
Hanyfen, denn er war kein \ ielgötterer.
90. Wahrlich, der erste Tempel, welcher für die Men-
schen errichtet wurde, ist der zu Bakka (Makka), er ist
sesegnet und eine Leitung für die Welten.
91. Es befinden sich daselbst unverkennbare Zeichen;
daselbst ist der Platz, auf dem Abraham gestanden; wer
hinein ging war sicher. Jeder Mensch, welchem es mög-
lich ist ihtliin zu kommen, hat gegen Gott die \'erpflichtung
das Pilgerfest beim Lempel zu begehen.
502
Am Ende blieb ihm in diespii und älmlichen Contro-
versen kein Ausweg, als zu erklären: Aus mir spricht Gott,
ujir niülst ihr glauben oder ihr seid keine Moslime.
Da die Nagraniten ihre TJeberzeugung nicht opfern woll-
ten, so mufsten sie sich unterwerfen ') und J'ribnt zahlen.
Nach Abu Yüsof lautete die ünterwerinngsurkunde;
„Dieses ist eine Schrift von Mohammad dem Propheten und
Gottgesandten an die Nagraniten. Es steht ihn) das Recht zu, über
alle weifsen und gelben Früchte zu verfügi'n, oder die Einwohner
zu Sklaven zu machen. Er nimmt aber davon Abstand, will sich
gnädig gegen sie erweisen und erläCst ihnen alles dieses unter der
Bedingung, dafs sie ihm jährlich zwei tausend Holla (Anzüge,
bestehend aus einem Kleidungsstück für den oberen Theil des
Körpers und aus einem für den unteren) liefern, von der Sorte,
welche man Unzen -Holla heifst, und zwar ein Tausend im Monat
Ragab und ein Tausend im Monat Tafär. Jede Holla mufs eine
Unze Goldes werth sein. Was die als Cliarag gelieferten Holla im
Werthe mehr oder weniger betragen, wird auf lieclinung geschrieben.
Was sie von Panzerhemden, Pferden oder Geräthen liefern, kommt
auf Rechnung (d. h. sie brauchen dann nicht so viele Holla zu geben);
ferner ist Nagrjin verpflichtet, meine Kommissaricn unentgeltlich
mit Nahrung und dem nöthigen Geschirr zu versehen. Das Maxi-
mum der Dauer dieser Verpflegung ist 20 Tage. Es soll die Regel
feststehen, dafs meine Kommissarien (welche kommen die Steuer ein-
zutreiben) nicht über einen Monat aufgehalten werden. Sollte in
Yaman ein Krieg geführt oder ein Lager gebildet werden, so ist
Nagran verpflichtet, unsern Kommissarien 30 Panzerhemden, 30 Pferde
und 30 Kameele zu leihen ; was von den geliehenen Gegenständen,
ehe sie zurückgestellt worden, zu Grunde geht, dafür sind meine
Kommissarien verantwortlich. Dafür geniefst Nagran und seine
Untergebenen *) den Schutz Gottes und das Hniidnils des Boten
') Der Sayyid, der Akib und Aws, ein Bruder des Bischofs,
sollen später nach Madyna gekommen sein und das Glaubensbe-
kenntnifs abgelegt haben.
'•') Aus Kodänia's Steuerbuch (Ü, r.») leinen wir, dal's die Unti'r-
gebiMien (idcr Schützlinge der Nagraniten Juden waren. Der jira-
bische Ausdruck für Schützlinge ist Atba', er bedeutet in den mei-
sten Fällen jene Dörfer- oder Städtebewohner, welclie mit dem
503
Gottes zur Sicherheit ihres Eigenthunis, Lebens, Grundbesitzes, Glau-
bens, der Dinge welche vorliegen und verborgen sind, wie auch
ihres Gottesdienstes, ihrer Kirchen, ihrer Bilder und alles was ihnen
angehört, sei es viel oder wenig. Es darf [von den Moslimen] kein
Bischof im Episcopat, kein Mönch im Mönchthum und kein Festtag
in der Zeit der Feier verändert werden. Die noch ausständigen,
auf Schulden lastenden Zinse fallen weg und in Zukunft dürfen
sie keine Zinse nehmen, noch Wuchergeschäfte treiben. Eine et-
waige aus der vor -islamitischen Zeit herstammende Blutschuld ist
vergessen. Es darf kein Aufgebot an sie ergehen und sie haben
keinen Zehent zu bezahlen und kein Heer darf ihr Land betreten.
Wenn ein Moslim eine ihrer Töchter [heimlich oder gewaltsam] zur
Frau nimmt, so bezahlt er nur die Hälfte der gesetzlichen Ent-
schädigung an ihre Familie. Sie sollen in Nagräu weder Unrecht
thun noch Unrecht leiden. Wenn jemand von ihnen bis jetzt Zinse
genommen hat, so tilgt mein Bündnifs seine Verantwortlichkeit (er
braucht sie nicht zurückzuzahlen). Kein Mann soll für das Unrecht
eines andern leiden. Unter den in dieser Schrift festgesetzten Be-
dingungen geniefsen sie den Schutz Gottes und das Bündnifs des
Propheten für immer, bis das Walten Gottes eintritt (der jüngste
Tag), so lange sie mit bestem Wissen und Gewissen ihren Obliegen-
heiten nachkommen und sich nicht mit Ungerechtigkeit befassen.
Die Zeugen sind: Abu Sofyan, der Sohn des Harb; Ghaylän,
der Sohn Omar; Mälik, der Sohn des 'Awf, aus dem Nadhyr-
stamme; der Hantzalite Akra, der Sohn des Häbis, und Moghyra,
der Sohn des Scho'ba. Dieses Dokument ist für sie von Abd Allah,
dem Sohne des Abu Bakr, ausgefertigt worden."
Später wandten sie sich an Abu Bakr, und er liefs folgende
Urkunde für sie ausfertigen:
„Im Namen Gottes des barmherzigen Rahmän. Dieses ist ein
Brief des Knechtes Gottes und Nachfolgers des Propheten Moham-
mad, Abu Bakr, für die Einwohner von Nagrän.
Er versichert sie des Schutzes Gottes und des Bündnisses Mo-
hammad's, des Propheten und Boten Gottes, für ihr Leben, Eigen-
thum, für ihre Untergebenen und ihre Weise Gott zu dienen, der
Dinge welche vorliegen und verborgen sind, für ihre Bischöfe, Mönche,
^^^rchen und alles was ihnen augehört, sei es viel oder wenig. Es
Bedouinenstamme, von welchem sie abstammen, oder auch mit einem
andern Stamme ein Bündnifs zum wechselseitigen Schutz geschlos-
sen haben.
504
darf kein Aufgebot an sie ergehen und sie haben keinen Zebent zu
entrichten. Kein Bischof soll in seinem Episcopat, kein Mönch in
seinem Mönchthum geändert werden. Der Chalyfe behält alles, was
ihnen Mohammad der Prophet schriftlich versprochen hat und was
in dieser Rolle enthalten ist, der Schutz Gottes und das Bündnifs
des Propheten sollen stets für sie dauern. Ihnen liegt ob, mit bestem
Wissen und Gewissen ihren Verpflichtungen nachzukommen.
Zeugen: Mostawrid, der Sohn des 'Arar, aus dem Stamme
Kayn; 'Amr, ein Client des Abu Bakr; Raschid b. Hodzayfa, und
Moghyra, welcher die Schrift ausgefertigt hat."
Nachdem 'Omar zum Chalyfat gekommen war, vertrieb er die
Nagräniten aus ihrem Lande in Yaman und wies ihnen Plätze in
der Nähe von Küfa am Euphrates an '). Der neue Wohnsitz wurde
ebenfalls Nagrän geheifsen. Der vorgebliche Grund der Vertreibung
war, dafs sie den Moslimen gefährtlich sein könnten; aber der
wirkliche Grund war, dafs ganz Arabien moslimisch sein soll. Er
schrieb an sie:
„Im Namen Gottes des barmherzigen Rahmän. Dieses ist es,
was der Beherrscher der Gläubigen, 'Omar, an die Nagräniten
schreibt: Wer von ihnen aus Arabien fortgegangen, geniefst Sicher-
heit unter der Gewähr Gottes. Niemand von den Moslimen soll
ihnen schaden, und was ihnen der Prophet Mohammad und Abu
Bakr schriftlich verheifsen haben, wird gehalten.
Wenn aber ein Officier der syrischen und 'irakischen Armee
durch ihr Gebiet geht, so sind sie verpflichtet ihm von ihren Feldern
unentgeltlich Getreide zu verabreichen, als Ersatz für das ihnen ge-
schenkte Land, in welchem sie nicht gestört werden dürfen.
Ferner: wenn ein Moslim auf ihrem Gebiet weilt, so sind sie
verpflichtet, ihm gegen Unbill beizustehen, denn sie gehören unter
die Schutzvölker. Sie sind die ersten 24 Monate nach ihrer Nie-
derlassung von ihren Abgaben [bestehend in 2000 Holla] befreit.
Nichts soll sie abhalten sich ganz der Rechtschaffenheit zu widmen
und sie sollen keine Ungerechtigkeit zu dulden haben.
Zeugen: 'Othman, der Sohn des Affän, und Mo'aykyb, welcher
das Dokument geschrieben hat."
') Es siedelten sich nicht alle landesverwiesene Nagräniten in
Neu -Nagrän an, sondern eiin'ge begaben sich nach Syrien und an-
deren Orten.
505
Das in Yaman von den Nagmniten verlassene Land betrachtete
'Omar als Staatsdomaine. Ya'lä b. Omayya erzählt:
'Omar sandte mich, den Charäg von Nagrän einzutreiben, näm-
lich von Nagrän welches bei Yaraan liegt; er schrieb an mich:
Nimm alles Land, welches die Einwohner verlassen haben, in
Augenschein. Weifses Land (Ua-o ij^M welches von Bächen oder
vom Regen bewässert wird und mit Palmen oder [Frucht-] Bäumen
besetzt ist, theilst du ihnen [den neuen Einwohnern nicht als Eigcn-
thum , sondern als Pachtland] zu, auf dafs sie es bewässern und
bearbeiten ; sie geben von dem Ertrage zwei Drittel dem Omar und
den Moslimen, und behalten ein Drittel für sich; wenn es aber
künstlich bewässert wird, so behalten sie zwei Drittel für sich und
geben ein Drittel dem 'Omar und den Moslimen. Die Abgaben von
weifsem Land, welches geackert wird, sind dieselben.
Nach dem Tode des Omar kamen die Einwohner von Neu-
Nagrän zu seinem Nachfolger Othmän; er gab ihnen einen Brief
an seinen Statthalter Walyd b. 'Okba, welcher lautete:
Im Namen Gottes des barmherzigen Rahmän.
Vom Knechte Gottes, Othmän, dem Beherrscher der Gläubigen,
an Walyd b. Okba.
Friede mit dir! Ich preise Gott über dich, aufser welchem es
keinen Gott giebt.
Der Bischof, 'Akib und die Häuptlinge der Nagräniten, welche
im 'Irak leben, sind zu mir gekommen; sie haben sich bei mir be-
klagt und mir die von 'Omar ihnen gestellten Bedingungen gezeigt.
Ich bin unterrichtet über das, was sie von den Moslimen zu ertragen
haben. Ich habe ihnen von ihrer Abgabe, Gott zu Liebe, 30 Holla
erlassen und habe ihnen alles Land zugesichert, welches ihnen 'Omar
sta't ihres Grundbesitzes in Yaman gegeben hatte. Ich wünsche
ihnen Wohlfahrt, weil sie Schützlinge sind und sich bisher mit uns
gut vertragen haben. Berücksichtigt den Brief, den Omar für sie
geschrieben, und gebt ihnen dieses Dokument zurück nachdem ihr
es gelesen.
Geschrieben von Harn ran b. Abän
am 15. Schawwäl A. H. 27.
Als 'Alyy die Regierung angetreten und nach Madyna ge-
kommen war, machte ihm der Bischof von Nagrän seine Aufwartung
und überreichte ihm ein Bittgesuch, welches auf rothem Leder ge-
schrieben war. Er sprach : Ich ersuche dich um ein Schreiben von
deiner Hand und um eine Versicherung von deiner Zunge. Der Wunsch
der Nagräniten war, in ihre Heimath zurückkehren zu dürfen. Alyy
506
weigerte sich, diese Bitte zu gevvcähren, liefs aber folgendes Doku-
ment ausfertigen:
Im Namen Gottes des barmherzigen Rahmän.
Dieses ist ein Brief des Knechtes Gottes und Beherrschers der
Gläubigen Alyy an die Einwohner von Nagränyya (sie!).
Ihr habt einen Brief des Propheten zu mir gebracht, in wel-
cliem euch Sicherheit für Person und Eigenthum garantirt wird.
Ich beobachte euch gegenüber Gottesfurcht in meinem Handeln und
respectire was der Prophet, Abu Bakr und Omar zu euren Gunsten
geschrieben. Wenn Moslime zu den Nagräniten kommen, so sollen
sie ihnen Schutz angedeihen lassen. Sie (die Nagräniten) sollen
nicht beeinträchtigt, nicht ungerecht behandelt und in keinem ihrer
Rechte verkürzt werden.
Geschrieben von 'Abd Allah b. Aby Räfi' den 10, Guniäda II. im
Jahre 37 nach des Propheten Eintritt in Madyna.
Der Vorsteher der Gemeinde Nagrän bei Kufa sandte stets
Boten zu den in Syrien und anderwärts lebenden Nagräniten, sie
aufzufordern, ihren Beitrag zu liefern zu den Kleidungsstücken, welche
sie zu entrichten hatten. Während der Regierung des Mo'äw.iya
oder Yazyd beklagten sie sich , dafs , obschon sie zerstreut waren,
viele von ihnen gestorben sind , und viele sich zum Islam bekehrt
hatten, sie dennoch eine so grofse Anzahl von Kleidungsstücken als
Tribut entrichten niufsten. Zugleich zeigten sie ihm den Brief des
'Üthraän. Der Chalyf erleichterte ihre Abgabe um 200 Kleidungs-
stücke. Sie hatten also nur 1600 zu entrichten.
Als Haggäg Gouverneur von 'Irak war, empörte sich Ihn Asch'ath
gegen ihn. Haggäg hatte die Dihkane (Gemeindevorsteher) im
Verdacht, mit ihm im Einverständnisse gewesen zu sein; er forderte
ihnen daher wieder 1800 Anzüge ab.
Als Omar b. Abd al-'Azyz Chalyf wurde, klagten sie, dafs
sich, ihre Zahl vermindert"", dafs sie viel von den Raubanfällen der
Bedouinen zu leiden liaben und dafs sie unter Haggäg grofsem Druck
ausgesetzt gewesen. Er liefs einen Census veranstalten und es zeigte
sich, dafs nur der zehnte Theil der ursprünglichen Bevölkerung übrig
sei. Der Chalyf erklärte , dafs der Tribut eine Kopf- und nicht
eine Grundsteuer sei und dafs folglich für Todte und für die zum
Islam übergetretenen kein Tribut zu entrichten sei. Er verordnete
demgemäfs, dafs sie nur 200 Anzüge im Gesammtwerthe von 8000
Dirhem entrichten sollen.
Als Yüsof b. 'Omar unter der Regierung des Walyd b. Yazyd
Irak verwaltete, verlangte er denselben Tribut, welchen Haggäg
507
bezogen hatte, denn er war ein Tliak^fite, und weil Haggag dem-
selben Stamme angehört hatte, pdiclitt-tc er ilirn bei. Endlich wurde
Al»u l-'abbcis Chalyf. Sie gingen zu iliin und streuten wohlriechende
Kräuter auf seinen Weg. Er hatte Fi-eude daran, und nun wagten
sie es ihm ihre Angelegenheit vorzutragen. Er besprach die Sache
mit 'Abd Allah b. Raby' Harithy, und da der Rechtsgelehrte und
Theologe Ibn Arta (i^S -.j^ — l-^) behauptete, dafs sie Recht haben,
setzte der Beherrscher der Gläubigen den Tribut wieder auf 200
Anzüge im Werthe von 8000 Dirhem herab. Als Harun alraschyd
auf dem Wege nach Makka in Küfa anlangte, beklagten sie sich
über die Erpressungen der Finauzbeamten. Er liel's ihnen eine Ur-
kunde ausstellen, dafs sie 200 Anzüge an die Staatskasse in Baghdüd
zu liefern haben und dafs die Finanzbeamten weiter nichts mit ihnen
zu thun haben.
Das an den Chalyfen Ilarün erstattete rechtliche Gutachten
lautet: Di«' in dem Vertrage mit dem Propheten erwähnten Holla
werden auf alle Nagraniten, welche dem Islam nicht beigetreten
sind und auf das Landeigenthum repartirt. Was das Landeigen-
thum betrifft, so ist es einerlei, ob es noch in den Händen eines
Nagraniten, oder ob es in dem Besitz eines Moslims, eines nicht-
moslimisclien Schützlings oder eines christlichen Taghlibiten über-
gegangen ist, denn in Bezug auf die Grundsteuer macht es keinen
Unterschied, wem das Land gehört. Die Kopfsteuer hingegen wird von
Frauen und Kindern nicht gefordert. Gegenwärtig, da die Nagran-
iten in dem neuen Nagran leben, liegt ihnen die Pflicht, die Boten
und die Verwalter einzuquartieren oder Lieferungen zu machen, nicht
länger ob. Diese Verpflichtung bestand zur Zeit des Propheten als
sie in Nagran in Yaman wohnten, aber nicht jetzt.
Wenn ein Nagränite Charägland kauft, so mufs er 'davon den
Charag entrichten; die Bezahlung dieses Charag befreit ihn aber
nicht von der Abgabe für Landbesitz in Neu -Nagran, noch von
seinem Antheil an der Kopfsteuer. Diese Abgaben werden in Holla
(Kleiderstoffen) entrichtet, denn die Holla müssen sowohl statt der
Kopfsteuer wie der Grundsteuer des Landbesitzes in Nagran ge-
liefert werden.
Sei gnädig und wohlwollend gegen sie, beobachte den Vertrag,
besteure sie nicht über ihre Kräfte, lege ihnen keinen Zehent und
keine Militärpflichten auf, zwinge sie nicht, Lebensmittel und Con-
tributionen (1>Uj'ü) zu liefern, und wenn ein Steuereinnehmer in ihr
Land geschickt wird, so darf er von Weibern und Kindern weder
Holla, noch andere Kopfsteuer erheben.
508
In diesem Gutachten wird aus dem ursprünglichen Vertrag nur
der Grundsatz festgehalten, dafs die Steuer in Kleidungsstoffen und
nicht in Geld entrichtet werden soll. Von der Ansicht des "Omar II.
weicht es insofern ab, dafs die ursprüngliche Abgabe nicht blos als
Kopfsteuer, sondern auch als Grundsteuer angesehen wird. Abu
Yüsof sagt uns aber nicht, wie viel er von den 200 Kleidungsstoffen
als Grundsteuer, und wie viel er als Kopfsteuer ansieht. Wahr-
scheinlich berechnete der Chalyf Harun nach der allgemeinen Regel
die Kopfsteuer je nach dem Verhältnisse der Person, zu 12, 24 und
48 Dirhem, und reducirte auch den Betrag der Grundsteuer auf das
gewöhnliche Maafs. Wenn wir den Betrag der Steuer einer Schätzung
der Bev('ilkerung zu Grunde legen und annehmen, dafs die Nagrän-
iten von Mohammad etwa doppelt so hoch besteuert wurden als die
Einwohner von Ayla, so können wir die Bevölkerung zu ungefähr
20000 Menschen veranschlagen.
Aiifser den christlichen Einwohnern der Stadt Nagrän
gab es in den Dörfern und in der Wüste jener Landschaft
Heiden, welche gröfstentheils dem mächtigen Stamme Härith
b. Ka'b angehörten. Zur Zeit als die Tradition eine feste
Gestalt annahm, war unter den Moslimen der Geist für
kühne Kriegsthaten erstorben und es lebte nur noch die
Bewunderung dafür fort, aber der Glaube beherrschte die
Gemüther so vollständig, dafs den üeberlieferern die Grün-
der des Weltreiches nur dann in ihrer ganzen Gröfse er-
schienen, wenn der Werth ilirer Heldenthaten durch die
frühe Ueberzeugung der Wahrheit des Islam erhöht wurde.
Die Dichtung half nach und verlieh den Kriegern, welche
im Munde des Volkes fortlebten, die Tugenden welche
ihnen fehlen mochten, und es ^verden von n)ehreren der-
selben liegenden erzählt, wie folü-ende: Zwischen dem
l>agyliten Garyr und dem Ilärithiten Abda b. Moshir be-
stand ein so inniges Freundschaltsverhältnifs, dafs sie wie
Brüder lehten. Kines Tages sagte Garyr zu Abda : Du
hast gehört, dafs im Higäz ein Mann aufgestanden ist,
welcher Olfenbarungen vom Himmel erhält und den Allah
als den einigen (Jott predigt; lafs uns mit einander hin-
gelien und sehen, was an der Sache Wahres ist. Abda
lülilte dasselbe Hedürfnifs und sie begaben sich mit
509
einandor zu Mohammad. Alxla sjuach zu ihm: Wenn du
ein Prophet bist, so sag;e mir was mir am Herzen iie*i,t.
Der l^-ophet antwortete: Du vermissest deinen Säbel, dein
Pferd und deinen Sohn; dein Pferd wirst <lu wiederfinden,
dein Sohn ist todt, Miilik b. Mas'ada hat ihn erschlaffen,
und dein Säbel ist in den Händen des Mörders; benutze
dein IMerd im Kampfe iiir die Relii^ion (Jottes, und wenn du
siehst, dafs die Kinditen abfallen, so hüte dich, ihrem Bei-
spiele zu folgen, sondern bleibe deinem Dündnisse treu.
Thatsache ist nur, dafs beide erst im Jahre 630 oder
631 das (Jlaubensbekenntnifs ablegten. Auch der Härithite
Yazyd b. Abd Madän, ein anderer Häuptling jener Stämme,
soll von Jugend auf reinere Begrifle über Gott gehabt ha-
ben. Ja, schon sein Cirofsvater hatte den Titel Dayyän,
welches zwar, wie Kalby bemerkt, Schiedsrichter be-
deutet, doch behauptet man, er wurde so genannt, weil er
zu sagen pflegte: »Heute ist dieser, morgen ist ein an-
derer Dyn, Kultus, der beste Kultus ist der des Allah.»
Unter dem ^^influls von Männern dieser Art, welche
sich jedenfalls vor ihren Stammgenossen bekehrten, bildete
sich eine mächtiije Partei von Moslimen in den betrerten-
den Ländern. Nur der härithische Stau)m Abd iMadän
widerstand den Neuerungen. Im Juni 631 schickte Mo-
hammad eine Armee unter Chälid b. Walvd zur Bekehrung
der 'Abd-Madäniten und anderer Härithstämme, welche im
ünirlauben verharrten, und ertheilte ihm folo-ende Instruk-
tionen: Fordere jedes Lager und jedes Dorf, zu dem du
kommst, dreimal auf, den Islam anzunehmen, wenn sie sich
weijirern schreite sofort zum Ans:rift.
Chälid sandte die Reiterei in verschiedene Richtun-
gen und fand nirorends Widerstand; die Leute kamen in
sein Lager, um im Koran und den Religionspflichten Lnter-
richt zu empfangen. Der Führer schickte den Mozayniten
Biläl b. Härith mit einem Brief nach Madvna, in w elchem
er dem Propheten über den Erfolg seiner Mission Bericht
erstattete und um neue bistruktionen bat. Mohammad
510
antwortete ihm, er soll <lie Härithiten ermuntern, in der nnn
hetrotenen Rabn fortziifabren, zugleich alier ernst mit ihnen
reden. Er ertlieilte ihni ferner den IJelelil: Sobald er es
für zweckmäfsig halte Vaman zu verlassen, nach Madyna
zurückzukehren und eine Deputation mitzuhrini'en, welche
im Namen der Ihrigen den }lul(hii;ungeid ablegen würde.
Unter den Abgeordneten, welche den Chälid nach Ma-
dyna begleiteten, war «ier soeben erwähnte Yaz^d, sein
Bruder Abd-alhagar '), l)zii-lghuc;ea (d.h. »der Heftige «,
sein Name war Kays b. Hocayu) -), der hocbgeaclitete
Schaych der Härilhilen und ainlere lläupllinge. Chälid
nahm sie in Madyna in sein Haus als Gäste auf und stellte
sie dem Projdieten voi". Als dieser sie erblickle, fragte
er: Wer sind diese Leute, welche wie Indier aussehen?
Chälid antwortete: Sie sind Härithiten. Nachdeui die Hul-
digung vorüber war, fragte sie der Prophet: Wie ist es
euch gelungen, stets siegreich aus den Kän)plen mit euren
') Sein Name wird auch Abd Higr ausgesprochen; Mohammad
nannte ihn 'Abd Allah. Er war ein eifriger Mosliui und die Treue
der Härithiten während des Aufr^taiides wird seinem Einflüsse zuge-
schrieben. Während der Bürgerkriege begab er sich auf Seite 'Alyy's,
mit dessen Gouverneur über Yaman er in enger freundschaftlicher
Beziehung stand. Er vertheidigte sein Vaterland gegen Bosr b. Aby
Astah, bis er und seine Familie von ihm getödtet wurde.
■') Mohammad ernannte den Dzü-lghu^ca zum Gouverneur der
Härithiten und übergab ihm folgende Urkunde: „Schutz für seinen
eigenen Stamm, die Banü Härith, und für die Banü Nahd (ihre
Verbündeten). Sie geniefsen nämlich den Schutz Gottes und den
Schutz seines Boten; sie sind frei von Zehent und Abgaben, so
lange sie das Gebet verrichten, das Almosen verabreichen, sich von
den Ungläubigen trennen und offen den Islam bekennen. Die Mos-
lime k<")nnen Unterstützung beanspruchen.'^
Die Banü Mälik und Okba hatten iliren eigcjncn Stattlialter, für
welchen folgende Urkunde ausgefertigt wurde: „Sie sollen Thamra
und die darin befindlichen Wasserleilnngen , wie auch das Wädiy
RaliMian besitzen. Yazyd b. Mohaggal Sf)ll ihr Anführer sein und
sie sind von Zehent und Abgaben befreit. Geschrieben von Moghyra
b. Scbo'bH.**
511
Feinden hervoizui-elien und sie zu unterwerfen ? Sie ant-
noiteten: Wir liaben nie das Klirj^eliilil der Menselien ver-
letzt, noch liahen wir uns seliwach gezeiii;t und selbst er-
niedrigt; wir sind niclit ülierniiithig gewesen, denn l.eber-
niutli würde zu Neid und innerer Zwietracht ":el"iihrt haben-
O 1
wir waren immer einig und nie entzweit; wir haben nie
Ungerechtigkeit geübt und waren ausdauernd in Wider-
wärtigkeiten.
Weil die Macht dieses Stammes im Verhältnifs zu
seiner (Jrölse sehr bedeutend war, werden ihren Aho-eord-
neten auch andere lvei»ierunü:sn]axime in den Mund ireleiit
Die x\nzahl von Urkunden, welche JMohammad zu Gunsten
von Familien dieses Stammes auslertiüen liefs und wovon
einige walirscheinlich von früherem Datum sind als Chälid's
Kriegszug, zeugen von seiner Wichtigkeit für den Iskim •).
') Schenkungsurkunde zu Gunsten der IJanu Dhobab, ein Zweig
des Stammes Hririth b. Ka'b :
„Ihnen gehört das Sariya und das dazu gehörige Räfi'. Nie-
mand anders soll es beanspruchen so lange sie das Gebet verrichten,
das Ahiiosen geben, Gott und dein Propheten gehorchen und sich
von den Ungläubigen fern halten. Geschrieben von Moghyra."
Dem Harithiten Yazyd b. Tofayl schenkte er das ganze Madhdha
unter denselben Bedingungen. Die Urkunde wurde von Gohaym
b. (^'alt geschrieben.
Die Banü Ziyäd b. Härith erhielten eine Schenkungsurkunde,
in welcher ihnen der Besitz von Gamä und Adznaba unter den-
selben Bedingungen gesichert wird.
Dem 'Acim b. Härith wurde Lahma in Räkis geschenkt.
Für den harithischen Stamm Kanän b. Tha'laba diktirte der
Prophet dem Mogbyra folgende Urkunde: „Sie bleiben im Besitz
von Mohassä [Lv..^) und es wird ihnen die Sicherheit ihres Ver-
mögens und Lebens garantirt." Eine andere Urkunde zu Gunsten
dieses Stammes lautet: „Ihnen gehört Midvvad und die darin liegen-
den Wasserleitungen so lange sie das Gebet verrichten, das Almosen
verabreichen sich von den Ungläubigen fern halten, den sichern Pfad
gehen und den Islam öffentlich bekennen."
Dem Abd Yaghüth b. Ri'la wurde folgende Urkunde ausgestellt:
„Er bleibt im Besitz des Landes und der Dattelpflanzungen (Aschä),
welche er zur Zeit seiner Bekt-hrung inne hatte, so lange er das
512
Die 'Okayliten bewohnen den südwestlichsten Theil
von Yamäma. Einige von ihnen haben sich in neuester Zeit
in Haghdäd niedergelassen und senden häufig Karawanen
nach Aleppo. Ich bin zwei Monate mit einer derselben
gereist und hatte fast jeden x\bend Gelegenheit ihre aus der
Heimath mitgebrachten Kriegsgesänge zu hören, und zu be-
obachten, wie stolz sie auf ihren centralarabischen Ursprung
sind. Sie sprechen ihren Namen 'Agel aus und nennen wie
Bassäm ihr ursprüngliches Heimathsland nicht Yamäma, son-
dern Nagd.
Der Okaylite Abu Harb b. Chowa^lid b. 'Okayl war
als tapferer Krieger und verwegener Reiter bekannt, und
es lag dem Mohammad daran, ihn für seine Religion zu
gewinnen. Er kam nach Madyna und Mohammad trug
ihm Stücke aus dem Koran vor. Er antwortete: Der
Glaube, dafs ein Mensch in so enger Verbindung mit Allah
sei, kample gegen seinen Begrifl' von der Gottheit; er wolle
aber die Wahrheit erforschen. Darauf nahn» er zwei Pfeile
und liels den einen Islam, den andern die frühere Re-
ligion bedeuten, verbarg sie und zog einen. Es kam die
»frühere Religion« heraus. Er befragte das Schicksal noch
zweimal und das Resultat war beide Male dasselbe.
Mohammad nahm nun zu andern Mitteln seine Zullucht
und saote: Wenn du dich bekehrst, schenke ich dir das
*Akyk. Es ist dieses eine fruchtbare Oase, reich an Quellen
und Dattelliäumen üeffen Naiirän hin. Er wollte den Glauben
nicht heucheln und schlug das Anerbieten aus, schlofs aber
einen Neutralitätsvertrag: Die Moslime sollen die 'Ükayliten,
und diese jene weder bekriegen noch berauben.
Nach seiner Rückkunft in die Heimath erzählte Abu
Harb seinem Ilruder 'Okäl die Unterhandlungen. Dieser
Gebet verrichtet, da3 Almosen verabreicht und ein Fünftel der in
Raubzügen eroberten Beute abtritt. Er ist frei vorn Zehent für
Land und Vieh. Die welche ihm folgen (seine Schützlinge) geniefsen
dieselben Rechte. Geschrieben von Arkam b. Aby Arkam."
513
mifsbilligte das Benehmen seines Bruders, begab sich in
den untern Theil des Akyk, und weil, wenn ein Araber
vom Plerde steii;;t um sich zu laf^ern, er die Lanze in den
Boden steckt, pHanzte auch 'Okäl dort seine Lanze auf als
Zeichen, dafs er hier seinen Wohnsitz aufschlage und für
sich und seinen Bruder vom Lande Besitz nehme. Einige
Zeit darauf verfügte er sich nach Madyna, um sich diese
Ländereien vom Propheten verbriefen zu lassen. Es wa^en
ihm aber schon andere 'okaylitische Schayche zuvorge-
kommen.
Motarraf und zwei andere Männer seines Stammes
kamen nach Madvna, legten das Glaubensbekenntnils ab
und huldigten dem Propheten für sich und ihre Familien.
Mohammad liefs ihnen auf rothem Leder folgende Urkunde
ausfertigen: »Im IXamen AUah's des milden Rahmän. Schrift
von Mohammad, dem Gottgesandten, für Motarraf, llaby
(b. Mo awiya) und Anas (b. Kays). Er schenkt ihnen das
'Akyk, es soll ihr Eigenthum sein, so lange sie die Gebete
verrichten, das Almosen geben und gehorsam und folgsam
sind. Es ist jedoch zu bemerken, dafs durch diese Schen-
kung kein Rechtgläubiger beeinträchtigt werden soll.«
Im vierten Jahrhundert der Flucht besafsen die Kin-
diten Ländereien im Akyk, und wahrscheinlich war es schon
zu Mohammad's Zeiten eine Domäne der kinditischen Kö-
nige. Weil diese in der Bekehrung zauderten, vergab es
Mohammad und überliefs, wie es scheint, die Execution
den benachbarten moslimischen Stämmen. Ob diese je er-
folgt ist, läfst sich nicht bestimmen. Da sich auch die
Kinditen bekehrten, kam es wahrscheinlich zu einem
\ ergleich.
Solche Schenkungen mufsten der Ausbreitung des Is-
läm's sehr förderlich sein. Strebsame Schayche fanden in
den Muslimen Bundesgenossen, von denen sie in der Aus-
führunor ihrer ehrj^eiziiren Pläne seeren die herrschenden Fa-
milien unterstützt wurden; ihr neuerworbener Besitz hing
m. 33
514
von der Dauer des Isläm's ah und Avurde durch dessen Fort-
schritt befestigt. Es ist übrigens zieniHch klar, dafs sich
von den 'Okavhten, ^vie auch von den in der Note ') ge-
nannten Montafikiten, nur einzelne Familien bekehrten. Die
übrigen hefsen sich den Islam gefallen. Vorausgesetzt dafs
die Leute ihm huldigten, lag dem Mohammad \venig daran
ob sie glaubten; in sofern zeigte er sich vollends demo-
ralisirt. Erst nach dem blutigen Bürgerkriege, welchen Abu
Bakr in Yamäma führte, wurde der Islam in ganz Arabien
cousolidirt, denn die Anhänger des Propheten naren von
einem viel frischeren, aufrichtigeren Geiste beseelt als er,
und begnügten sich nicht mit halben Maafsregeln.
Die Koschayriten bewohnten den nordwestlichen Theil
von Yamäma gegen das Dahnä und Samyra (oder Somayrä)
hin. Auch unter ihnen huldigten nur einzelne Schayche,
welche sich durch Charakterlosigkeit auszeichneten, dem
Mohammad.
Der Koschayrite Korra b. Hobayra kam nach Madyna
und sagte: Vor deiner Sendung lieteten wir aufser Allah
(lötter und Göttinnen an, welche auf unser Flehen nicht
achteten und unsere Hitlen nicht erhörten; nun aber hat
uns Allah durch dich auf den rechten Weg geleitet. Mo-
hammad war hoch erfreut über seinen Proselyten und
schenkte ihm die Kleider, die er eben an hatte. Später
') Der gute Erfolg dieser drei Männer ermunterte den Abu
Zaryn b. 'Amir b. Montafik, die Reise nadi Madyna zu unternehmen
und dem Propheten zu huldigen. Mohamn)ad schenkte ihm die
Quelle Natzym im 'Aridhgebirge. Entweder auf dieser Reise, oder
auf einer späteren, begleitete ihn Nohayk b. 'Acim b. Malik b. Mon-
tafik. Auch der Dichter Dzu-lgawschan , aus dem Montifikslanim,
machte dem Mohammad seine Aufwartung und legte das Glaubens-
bekenntnifs ab. Die Montafikaraber leben jetzt am Euphrates und
zählen 24000 waffenfähige Männer. Ich lernte sie in der Nähe von-
Baera kennen. Sie sind ziemlich grofs und schlank. Die Gesichts-
farbe ist etwas dunkler und ihr Aussehn weniger wild als das
der 'Anezes.
515
sah er den Korra hei der Pilj^erfahrt: er hat ihn, seine
erhauliche Rede zu wiederliolen inid sandte ihn als Zehent-
einnehiner zu seinem Staninie. Dem Korra scheint es aber
nicht «^anz ernst ^^e^vesen zu sein mit seiner Hekehrung,
denn Avährend des Aufstandes schlofs er sich dem Mo-
sayhma an und kämpfte gegen die Moslime, bis diese sieg-
reich waren, dann eilte er mit dem Zehent nach Madyna,
betheuerte, dafs er durch die Uebermacht zum Abfall «je-
nöthigt gewesen und drückte sein Hedauern aus, dafs er
nicht lieber als Märtyrer gestorben sei. Abu Bakr gewährte
ihm Verzeihung und versah ihn mit einem Empfangsschein
für den Zehent. Als 'Amr b. Äc in sein Land kau), ihn zu
züchtigen, uies er ihm die Quittung vor und er konnte
nicht angetastet werden.
Der Koschayrite Thawr b. 'Azra erwarb sich ein erb-
liches Lehen durch seine Reise nach Madyna und durch
die Huldigung. Im Verlaufe des Jahres 630 hielt es auch
der Koschayrite Hayda für vortheilhaft, dem Propheten
seine Aufwartung zu machen. Er gewann dadurch die
gute Meinung der Zeloten in Madyna, welche ihm in spä-
teren Jahren vortrefl'lich zu statten kam. Hayda wanderte
zur Zeit der Eroberungen nach Chorasän aus, erfreute sich
dort des gröfsten üeberflufses und eines langen behaglichen
Lebens. Bei seinem Tode beliefen sich seine (männlichen?)
Nachkommen auf tausend Seelen!
Im Frühling 632 feierte Mohammad den schönsten
Triumpfzug, der je einem Sterblichen zu Theil geworden
ist^); er beging nämlich das Pilgerfest. \ on allen Theilen
Arabiens strömten Tausende von Menschen herbei, um den
Propheten zu sehen und dieser Nationalfeier beizuwohnen.
Es wird jetzt gewöhnlich das Abschiedspilgerfest (Higgat
') Dieser Triumph wurde durch die freiwillige Unterwerfung
der Moharibiten, welche in der Gegend von Rabadza nomadisirten
und bisher bittere Feinde des Islam gewesen waren, verherrlicht.
Sie erschienen beim Feste um dem Propheten zu huldigen.
33*
516
ahvada') geheifsen, weil der Prophet bald darauf starb ^).
Ibn 'Abbäs und seine Zeitgenossen erkannten aber seine
liolie Bedeutung besser und nannten es nie anders als Higgat
aüsläm, das Fest des Islams. Schon zu Anfang Februar
liefs der Prophet den Gläubigen seine Absicht bekannt
machen und forderte sie auf, sich recht zahh^eich einzu-
finden. Am Samstao; den 22. Februar Nachmittasrs ver-
liefs er an der Spitze einer unübersehbaren Menschen-
menge und in Begleitung aller seiner Frauen Madyna. Kr
hatte sich vorher gebadet, seine Haare waren gekämmt
und parfümirt, um seine Lenden war ein cohärisches
Tuch «rewunden und ein anderes umhüllte die Schultern.
Er ritt auf einem Kameel, und auf jeder Station, wo die
Karawane ausruhte, hatten die Be^vohner einen Betplatz
errichtet, auf welchem er vorbetete. Am Monta»; den
2. März erreichte er Marr-Tzahrän, als die Sonne gerade
hinter Sarif unterging. Am nächsten Morgen (es war dieses
der 6. des Dzü-lhagg oder Festmonats) nahm er ein Bad,
') Da das heidnische Pilgerfest Aehnlichkeit mit dem Pascha
der Juden und unserm Ostern hat, so ist es interessant, die dabei
üblichen Gebräuche zu ermitteln. Ein gelehrter Spanier, Ibn Huzni
(Abu Mohammad 'Alyy b. Ahmad b. Sa'yd b. Hazm Farisy Kortoby,
geb. zu Cordova 384, f 457 oder 456), welcher sich ursprünglich
zum schäfi'itischen Ritus bekannte, hat den Grundsatz aufgestellt,
dafs Jeder für sich selbst prüfen soll. Er bildete sich also zum
Mogtahid (Doctor ecciesiae) aus und schlofs sich später der Sekte
der Tzähiriten an. Er machte auch die Ceremonien der Pilgerfahrt
zum Gegenstand seiner Studien, und da die von Mohammad beim
letzten Pilgerfest festgesetzten Beobachtungen mafsgebend sind,
sammelte er alle Nachrichten darüber und schrieb das Buch: Kitäb
liiggat alwada, „das Abschiedspilgerfest. " Sayyid-alnäs hat uns
einen Auszug daraus aufbewahrt und dieser bildet die Hauptquelle
der hier wiedergegebenen Nachrichten.
Im Begriff, diesen Bogen zum Druck zu befördern, kommt mir
Dozy's gelehrte und scharfsinnige Schrift „Die Israeliten in Makka"
zu Gesicht, in welcher die Geschichte des Pilgerfestes besprochen
wird und auf welche ich den Leser aufmerksam mache.
517
dann setzte er den Weg nach Makka fort. Dort angekoin-
men verrichtete er den Lnigang um die Kaba und die
Cerenionien zwischen ('afä und Marwa, dann begab er sich,
weil er müde war, in sein Quartier.
Der 8. des Festmonats, Donnerstag, wird der Tag von
Minä geheifsen; IMohanimad verHefs am Morgen Makka und
begab sich in das drei arabische Meilen entlernte Thal Minä.
Hier wurden keinerlei Ceremonien beobachtet und viele
moslimische Einwohner von Makka zogen erst an diesem
Tage den Ihram an '). Es scheint also, dafs ursprünglich
dies der Sammelplatz der Pilgrimme war, von denen viele,
aus der Ferne gekommen, nicht erst Makka besuchten.
Dieser Tag wird auch Yawm altarwyya, der Tag des
Wasserschöpfens oder Tränkens, genannt.
Am 9. des Monats, Freitag, begaben sich die Wall-
fahrter nach Arafat, welches auf dem Wege nach Täyif,
aufserhalb des heiligen Gebietes, Hegt. Es ist dieses eine
grofse Ebene am Fufse eines Berges, und man heifst sie
' ) Einige Traditionisten gehen noch weiter. So sagt Anas bei
Ihn Sa'd fol. 138: Als der Prophet nach Makka kam, befahl er den
Gläubigen, den Ihräm abzulegen. Erst am Tage der Tarwyya
begannen sie das Pilgerfest und zogen ihn wieder an. Nach einer
Nachricht hat selbst der Prophet, als er in Makka predigte, über
den Ihrära einen Mantel getragen. Ibn 'Abbäs hingegen behauptet,
dafs er das Fest schon in Dzü-Holayfa eröffnete und die Moslime
von dort bis nach Schlachtung der Thiere den Ihräm trugen. Dieses
ist Sunna, Gesetz, unter den Moslimen. Es scheint aber, dafs die
Heiden und Mohammad nur vom Tage der Tarwyya an den Ihrära
für obligatorisch hielten.
Burkhardt, Travels in Arabia Bd. I S. 160, beschreibt den Ihräm:
it consists of two pieces of linen, or woolen, or cotton cloth, one
of which is wrapped round the loins aud the other thrown over
the neck and schoulders, so as to leave part of the right arm un-
covered. Every garment must be laid aside before this is put on.
Any piece of cloth will answer the purpose, but the law Orders, that
there sball be no seams in it, nor any silk or Ornaments; and white
is considered preferable to any other colour. The head remains
totally uncovered.
518
auch den Halteplatz, Maukaf. Zur Zeit des Heidenthums
waren die Pilgrimme in zwei Klassen getbeilt: Homsiten,
d. h. die Strengen, zu welchen die Makkaner und ihre
nächsten Anverwandten und Verbündeten gehörten, und
Hilla oder l nheiiige, Erstere besuchten 'Arafat nicht, son-
dern begleiteten den Zug nur bis an die Grenze des hei-
lijjen Gebietes, wo sie auf ihre Rückkunft von 'Arafat war-
teten. Ferner durften sie Avährend des Festes in kein Ge-
zelt von Kameelliaartuch treten, denn sie nannten sich
»Häuserbewohner«, während die Nomaden »Haargezelt-
bewohner« o-eheifsen wurden. Mohanunad hat diesen Klas-
senunterschied aufgehoben: er besuchte 'Arafat, obschon
er ein Makkaner war, und es stand daselbst ein Haar-
gezelt zu seiner Aufnahme bereit; ferner gab er einigen
Leuten von ISagd, welche ihn über die Ceremonien des
Festes befragten, zur An wort: dafs der Aufenthalt in 'Arafat
obligatorisch sei. Es hatte daselbst von jeher jeder Hilla-
stamm seinen eigenen Lagerplatz. Um Mittag hielt er von
seinem Kameel herab eine Anrede, und die erste Verordnung
die er gab, war: »Wer das Blut eines Verwandten zu
rächen habe, solle davon abstehen.« Er ging in die ein-
zelnen Fälle ein und naiuite zuerst den eines seiner Ver-
wandten, dessen Vater von einem Hodza^liten erschlagen
worden war. Auch befahl er, dafs alle Zinse erlassen
werden; auch hier fing er mit seinem Onkel, 'Abbäs, an
und sagte zu ihm: er solle die ihm schuldigen Zinse er-
lassen. JNach Vollendung der Predigt und dem darauf folgen-
den Mittagsgebete mufsten die Stäuuue in ihre Lager[)lätze,
Mascha ir, zurückkehren, hn Alterthum scheint der Auf-
entlialt, woküf, in dieser Ebene dazu bestimmt gewesen zu
sein, dafs sich die Leute in voller Sicherheit einander
begegnen, persönlich kennen lernen, und ihre Zwislig-
keiten, ehe sie zur heiligen Handlung schreiten, ausgleichen
sollten. 'Arifa heilst kennen, und die Legende erzählt,
dafs der Ort deswegen so genannt wurde, weil hier Adam
der Eva, nach der Vertreibung aus dem Paradiese, wieder
519
beseffnete und sie sich einander erkannten. Vielleicht hat
er diesen Namen, weil die Pilgrimme gegen einander Billig-
keit, ma'rüf, übten.
Am 9., Abends nach Sonnenuntergang, bestieg Mo-
hammad sein Kameel, nahm den Osama b. Zayd hinter
sich, schlu«? den Riickuea: o-egen Minä ein und ritt bis
Mozdalifa. Auf dem Wege verrichtete er eine Ablution,
und nach seiner Ankunft in Mozdalila das Abendgebet.
Die Tradition berichtet mit grofser Genauigkeit, in wel-
chem Schritt der Prophet ritt — ziemlich schnell, aber
nicht im Galopp. liier begann im Heidenthum die Pro-
zession, Jlädha, welche einen essentiellen Bestandtheil des
Festes bildete. Der Weg führt durch einen Engpafs, wo
die Leute nicht neben einander gehen können; der Qüfä-
stamm hatte bei dieser Gelegenheit das Recht des Vor-
trittes. Ein Mitglied desselben rief: Die ('ufiten voraus!
und wenn diese vorüber waren, rief er: Die übrigen Chin-
difiten sollen folgen! Erst nach den Chindifiten ') durften
die andern Stämme ])assiren.
Vom Freitas: bis auf den Sonnabend schlief Moham-
mad in Mozdalila. Er stand sehr früh auf, verrichtete das
Gebet und begab sich zum heiligen Zeichen (IMascl/ar al-
haräm); dort angekommen rief er aus: »Dir zu Diensten, o
Gott«; dann setzte er in demselben Schritt, in dem er
von 'Arafat gekommen, den Rückweg nach Minä fort und
kam um Sonnenaufgang daselbst an.
Auch die Heiden, mit Ausnahme der Homsiten, pfleg-
ten diese Ceremonien zu beachten, nur verliefsen sie 'Arafat
etwas früher und JMozdalifa etwas später; auch machte Mo-
hammad im Schritt eine unbedeutende Aenderung. hn
Koran 2, 194 wird den Gläubigen nachdrückhch empfohlen,
') Nach den Genealogen bilden die Chindifsfänjme eine sehr
zahlreiche ethnographische Abtheilung der mittelarabischeu Bevöl-
kerung. Ich halte sie, wie die Homsiten und Hilla, für eine Gruppe,
welche nur bei dem Pilgerfeste Bedeutung hatte.
520
(lafs sie beim heiligen Zeichen nach moslimischer Art
heten sollen, so dafs anzunehmen ist, hier sei ein Götze
verehrt worden, ohschon sonst das Pilgerfest zu Ehren
Allahs gefeiert wurde. Ks ist wahrscheinlich, dafs die
Heiden an diesem Tage sich der Speise und des Tranks
enthielten, denn es wird besonders hervorgehoben, dafs
sich der Prophet während der Predigt einen Becher voll
Wasser reichen liefs, und dafs den Leuten dadurch klar
wurde, dafs er nicht faste. Wenn dieses gegründet ist,
so wird der Tag von Minä deswegen yawm altarwyya,
Tag des Tränkens, geheifsen, weil die Leute wie Ka-
meele getränkt wurden, ehe sie in die wasserlose Wüste
eintraten, um den Durst bis auf den zweitfolgenden Tag
ertragen zu können. Der Fasttag scheint unserm Char-
freitag zu entsprechen.
Der 10., Samstag, war der grofse Tag des Festes,
und Mohammad erklärte, dafs, wer zu spät kam, aber doch
noch das Morgengebet dieses Tages erreiche, habe den
Hagg begangen. Der 10. wird der Tag des Opfers, Kor-
bän oder Dhahvya '), der Tag des Schlachtens Nähr, der
Üstertaü' Yawm alyd, und der jjröfste Tag des Festes Yawm
alhagg alakbar geheifsen. Im Thale Minä bemerkt man,
wenn man von 'Arafat gegen Makka geht, in geringer Ent-
fernung von einander drei Säulen (Gamra), gegen jede
derselben werfen die Pilgrimme sieben Steinchen, nicht
gröfser als eine Bohne. Die Ceremonie ist alt und der
Prophet verrichtete sie, ohne vom Kameel zu steigen.
Auch die übrigen Festlichkeiten dieses Tages werden in
Minä begangen.
Mohammad hielt eine Anrede an die Gläubigen, un-
') Dhaliu bedeutet Vormittag, die Zeit ungofübr um li iiacli
unserer Uhr, und dann auch das Essen, welches man zu jener
Zeit zu sicli nimmt; ursprünglich mag also Dhahhyya vielmehr Lie-
bes mahl als Opfer bedeutet haben. Man heifst diesen Tag auch
yawm aladhha, welches dieselbe l^cdeutuiig hat.
521
gefähr desselben Inhalts, >vie am vorigen Tage in 'Arafat,
dann befahl er, dafs Jedermann zu seinem Lagerplatz zu-
rückkehre. Er that dasselbe und schlachtete mit eigener
Hand drei und sechzig Kameele, die übrigen vierzig o])ferte
sein Schwiegersohn Alyy. In Allem opferte er hundert.
Im iNamen seiner Frauen schlachtete er eine Kuh. Indem
er Kameele opferte, folgte er dem heidnischen (Gebrauche.
Aufserdem brachte er, wie früher bei Gelegenheit der 'Vd-
feier zu Madyna, nach jüdischem Gebrauche zwei Widder
als Opfer dar. Auch die andern Piigrimme hatten ein oder
mehrere Oplerthiere mitgebracht und Jedermann schlach-
tete sie. Das Fest unterscheidet sich somit wesentlich
von ähnlichen religiösen Feierlichkeiten bei uns, wo die
Gemeinde durch den Priester repräsentirt wird und das In-
dividuum und die Familie in derselben aufgeht. Moham-
njad liefs von jedem Kameele ein Stückchen abschneiden,
in einem Kessel kochen, und Alyy als mit ihm von dem
Gerichte, dann vertheilte er die geschlachteten Thiere
mit Haut und Haaren unter die Armen. Es wäre un-
möglich gewesen, alf das Fleisch, welches an diesem Tage
verschenkt wird, zu verzehren; es wurde daher in der
Sonne gedörrt.
Nach dem Schlachten der Thiere liefs er sich den
Kopf rasiren, legte den Ihräm ab, zog gewöhnliche Fest-
tagskleider an, und liefs sich von 'Äyischa räuchern und mit
Wohlgerüchen salben. Die ursprüngliche Bedeutung von
Ihräm ist Heil isrung:. So larnje die Gläubigen den Ihräm
tragen, dürfen sie ihre Frauen nicht berühren und müssen
sich der Wohl^erüche enthalten. Nach Darbrins;un2: der
Opfer, wozu die vorhergehenden Ceremonien die \ orbe-
reitung waren, hörte die Heiliübaltun": der Person auf, das
allgemeine Pilserfest war geschlossen und man sjab sich
noch drei Tage dem Genüsse und nebenbei dem Handel
hin. Es folgte jedoch eine partikularistische Nachfeier:
jeder Stamm besuchte nämlich, ehe er in die Heimath zu-
rückkehrte, seine Tutelargötter; so begaben sich z. D. die
522
Madyner zu ihrem Scbiitzgötzen Manäh und verehrten ihn.
Ja, nach einer der vielen V'ersionen der Tradition der
'Äyischa (bei Moslim Bd. 1 S. 471) Hefsen sie sich erst
nach Vollendung der Nachfeier rasiren, das heifst, sie blie-
ben bis dahin geheiligt. Wenn dieses richtig ist, so haben
auch sie diese partikularistische Ceremonie als einen we-
sentlichen Theil des Festes betrachtet. Die Makkaner und
die andern Homsiten brachten als iSachleier ihre Verehrung
dem schwarzen Steine und den in der JSiihe der Ka'ba auf
den Anhöhen ^afä und Marwa stehenden Götzen Isaf und
Näyila dar ^). Dieses that auch Mohammad bei Gelegenheit
des soeben beschriebenen Pilgerlest^s. Nachdem er den
') Es ist gevvifs, dafs diese zwei Idole nur von den Makka-
nern und ihren engsten Verbfindeten, nicht aber von den Hilla ver-
ehrt wurden (Azraky S. 79; Baghawy, Tafs. 2, 153). Mohammad
hat zwar die Götzen entfernt, aber die Cereraonien, welche bei
ihnen verrichtet wurden, durch einen Koränvers allen Moslimen er-
laubt, oder, wie Ajischa und seitdem die ganze moslimische Kirche
behauptet, zur Pflicht gemacht. Ob der Besuch der Ka'ba und die
Verehrung des an einer Ecke der Ka'ba eingemauerten schwarzen
Steines unter den Heiden für alle als ein wesentlicher Theil des
Pijgerfestes galt, ist zweifelhaft. Mohammad hat, um die Mak-
kaner zu gewinnen , schon früh die Ka'ba für den Tempel des
Abraham erklärt, und ihr Besuch ist daher für Moslime der Haupt-
zweck des Pilgerfestes.
Sehr lehrreich ist in Bezug hierauf eine Tradition bei Moslim
Bd. 1 S. 715. Abu Müsa kam zu spät zum Fest und verrichtete die
Ceremonien nachträglich. Mohammad fragte ihn: Welcher P'ornjel
hast du dich in 'Arafat bedient, um Gott zu preisen? Er antwor-
tete: Ich habe, wie du, Allahomm labbayk gerufen. Es scheint,
dafs Abu Müsä, weil er ein Südaraber war und zu den Hilla ge-
hörte, durch diese Ceremonie und das Schlachten eines Opfer-
thieres seine Pflicht für beendigt ansah; Mohammad aber sagte zu
ihm : Jetzt gehe noch um die Ka'ba herum und verrichte die Cere-
monie zwischen Qafa und Marwa (wo die zwei Idole standen),
dann erst lege den Ihräm ab. Weil Abu Müsa diesen Befehl vom
Propheten selbst erhalten hatte , lehrte er auch nach seinem Tode,
dafs diese zwei Observanzen nöthig seien. Omar hingegen erklärte,
523
Ihräm abgelegt, und rasirt und parfümirt worden war, be-
gab er sich nach JMakka, ging um die Ka'ba herum und
verrichtete den Lauf zwischen den zwei Anhöhen, aul wel-
chen die zwei Götzen gestanden hatten, dann kehrte er
an demselben Tage (Samstag Nachmittag) noch nach Minä
zurück und verweilte daselbst die nächsten drei Tage (Sonn-
tag, Montag, bis Dienstag Xachmiltag). Diese drei Freuden-
tage heilst man Taschryktage ') und A\ährend derselben
dafs er den schwarzen Stein nicht verehren würde, wenn es der
Prophet nicht gethan hätte.
In der Kuba selbst wurde angeblich von Chozayma, dem my-
thischen Ahnherrn der Korajschiten und aller andern Kinänastämme,
der Hobal aufgestellt, welchen Ihn Sad auf so prägnante Weise
den Götzen der Nadhr, d. h. der Korayschiten , nennt, dafs fest-
steht, er sei der Tutelargott dieses Stammes gewesen. Um die
Ka'ba waren noch 360 Götzen (nach einer Version No^ob, Sta-
tuen, nach einer andern A^ntlm, Götzen, bei Ihn Hischäm
Qowar, Gemälde. Ueber die Bedeutung dieses Wortes vgl. Muattä
S. 381). Ich habe lange gegen die Richtigkeit dieser Behauptung
Zweifel gehegt, wir haben aber aufser den Biographen dafür das
Zeugnifs des Moslim Bd. 2 S. 169 und des Gowaybir von Ibn 'Abbäs
bei Tha'laby, Tafs. 2, 158.
Wenn auch aller Wahrscheinlichkeit nach der Besuch der Ka'ba
unter den Heiden nicht einen wesentlichen Theil des Pilgerfestes
bildete, so würden wir uns doch einen falschen Begriff vom Heiden-
thum machen, wenn wir annähmen, dafs sie nur von den Makkanern
oder allenfalls von Homsiten verehrt wurde. Gewifs verrichteten
alle Araber, vielleicht selbst einige arabische Juden und Christen,
wenn sie gerade in Makka waren, Umgänge und andere Ceremonien
bei der Ka'ba.
') Taschryk heifst im Arabischen „Fleisch in der Sonne dörren"
und die Tage wurden so geheifseii, vveil das Fleisch der Opferthiere
während derselben gedörrt wurde. Sonderbar ist, dafs wir diese
Bedeutung leichter aus dem Aramäischen, als aus dem Arabischen
erklären können. In ersterer Sprache heifst Scharok „braun" und
Taschryk könnte man also mit „bräunen" übersetzen, während im
Arabischen Aschkar diese Bedeutung hat, und Schark „Sonnen-
aufgang", Schorük „der Siroco" und Scharyk „einen blühenden
Jüngling" bedeutet.
524
\\ir<l in Minä Markt gehalten. Die einzige religiöse Cere-
nionie, die man währen«! dieser Zeit verrichtet, besteht
darin, dafs man täglich Steine nach der Ciamra wirlt. Den
zweiten Taschryktag heifst man yawm aiakäri', Tag der
Beine oder Extremitäten, und den dritten yawm alnafa, Tag
des Autbruchs. An diesem Tage kehrte Mohammad nach
Makka zurück, und am nächsten Tage, Mittwoch, trat er
die ilückreise nach Madyna an.
Indem ich die von Mohammad verrichteten Ceremonien
beschrieb, habe ich mich bemüht, auch das heidnische Fest
zu beleuchten. Das Interesse des Gegenstandes wird mich
entschuldigen, wenn ich noch einige Bemerkungen darüber
anknüpfe. Unduldsamkeit gegen Andersgläubige ist ein
ziemlich spätes Stadium des religiösen Gefühls einer Na-
tion. Der Heide folgt ganz seiner Phantasie, macht jede
fremde Ceremonie mit und verehrt jeden ausländischen
Götzen, wenn seine Einbildungskraft davon angeregt wird,
ja, wo keine Priesterkaste besteht, wie es in Makka der
Fall war, nehmen die Heiden auf das Hereitwilligste fremde
Götzen in ihre Tempel auf und führen fremde Cere-
monien ein. Selbst wo eine Priestcrschalt herrscht, trägt
das Volk die Fesseln des Religions- und Kastenunter-
schiedes, ohne die Absicht, nnt der sie ihm auferlegt wer-
den, zu begreifen oder ihr zu entsprechen. Die Juden
buhlten mit den Göttern ihrer Nachbarn, und als die
Hindu's nach Egypten kamen, brachten sie den alten Göt-
tern des Nilthales ihre \ erehrung dar; in ihrer Ileimath
feiern einige wenige mit den Engländern Weihnachten,
schmücken ihre Läden und Häuser mit Blumen und grünen
Zweigen, und Avalllahrten zum moslimischen Heiligen Nitzam
aidyn bei Dillii. Diese Duldsamkeit und Liebe zu allem
was die Phantasie anregt, ist nicht die Folge eines Sy-
stems, sondern einer gewissen Bihhmgsstnfe der Völker;
wir finden jetzt noch Beisjjiele, dafs die Moslime zu christ-
li<h('n und die Christen zu moslimischen Ileiligthümern ihre
Znllncht nehmen.
525
Im heidnisdien Pilj^crfeste erblicken wir den höchsten
Grad von •»etnütlilidier heidnischer Dnldsanikeil. Ich hahe
es für einen grofsen Fehler, wenn die Schule die alle ara-
bische Religion nach den Schahionen » i^olytheismus, Mo-
notheismus, Fetiscliismus« beurtheilen will. Wir linden alle
diese drei Systeme in Makka: der scliwarze Stein ist ein
Fetisch; Manäh, Isaf, Nayila, AIät, Hobal sind Abgötter,
und doch wurde das Fest vorzüulicli zu Ehren Allah's tje-
feiert, »welcher keinen Genossen hat, ausgenommen etwa
einen, der deni Allah angehört und über welchen Allah
herrscht; der Genosse hat aber keinen Antheil an der
Herrschaft." ')
Das Ileidenthum war so plastisch, dafs die Politik
immer mächtiger war als das Dogma. In Arabien, wo
wir nirgends eine geschlossene Priesterkaste finden, war
die Religion dem Handel und der Industrie dienstbar. Pli-
nius erzählt, dafs in Schibäm, wo sechzig Tempel standen,
der Weihrauch gesammelt wurde, und ehe er verkauft wer-
den durfte, mufste dem Gotte Sabin der Zehent entrichtet
werdei>. Die Gebaniten, deren Hauptstadt Thomna ein
wenig östlich von JMärib (Scheba) lag, hatten das Monojtol,
den Weihrauch nach Norden zu exportiren, und ihre
Karawanen gingen bis nach Ghazza am mittelländischen
') Einen Beweis, dafs diese Formel stets unter den Heiden
gebräuchlich war, finden wir in einer Tradition des 'Amr b. Ma'diy-
karib bei I^äba. Die Moslime haben sie zwar abgeändert, doch ist
es merkwürdig, dafs sie sonst nie in ihrer Liturgie vorkommt, aus-
genommen beim Pilgerfeste. Sie rufen das erste Mal, wenn sie den
Ihräm anziehen: „Labbayk" (dies ist das erste Wort der Formel),
fabren fort es bei jeder Gelegenheit zu wiederholen, so lange sie
ihn tragen , und es kommt das letzte Mal aus ihrem Munde, wenn
sie ihn ablegen (ßurton, Pilgr. Bd. II S. 223; Ibn Sa'd fol. 135 r.;
Mawahib Bd. 2 fol. 200 r.). Labbayk wurde auch in der alten
Umgangssprache gebraucht; es bedeutet; zweimal zu Diensten.
So auch sagt man heut zu Tage marhabatayn, „zweimal will-
kommen", als Antwort auf den Grufs mar haha, willkommen.
526
Meere; auch sie gaben einen Tbeil an ihre Priester ah.
Diese Rehuiiösität braclite die oedeihhchsten Brüchte; der
ganze Weihrauchhandel wurde als etwas Heiliges angesehen,
und wie kostspielig damals auch dieses Räucherwerk war,
konnte man es doch aul offenem Felde liegen lassen, ohne
Furcht, dafs etwas davon gestohlen werde. Das Pilgerfest
war zu ähnlichen Zwecken eingesetzt worden und die Mak-
kaner und andere dabei interessirten Stämme widersetzten
sich dem Islam hauptsächlich deswegen, weil sie fürchteten,
durcli diese Neuerung werde ihr Handel gestört und sie wür-
den in Armuth versinken (l>or. 9, 28; vergl. oben S. 481).
Vor und nach dem Feste wurden in mehreren Orten Jahr-
märkte gehalten, die Streitigkeiten der Stämme wurden aus-
geglichen, und was die Hauptsache war: es herrschte wäh-
rend des Festes allgemeiner Landfriede und volle Sicher-
heit des Verkehrs.
Das Pilgerfest hatte einen föderalistischen, und, inso-
fern die Duldsamkeit und Plasticität eine Figenthümlichkeit
des Heidenthums ist, einen acht heidnischen Charakter.
Stämme, von denen jeder seine eigenen Gottheiten und Hei-
ligthümer besafs, versammelten sich, um den von allen an-
erkannten Allah unter freiem Himmel Opfer zu schlach-
ten ^). Es ist ganz in Uebereinstimmung mit diesem Cha-
rakter, aber doch immerhin sehr interessant, dafs wir deut-
lich jüdische und christliche Elemente darin finden. Der
Kalender wurde zwar auf eigenthümliche Art berechnet, aber
er stimmt im Ganzen mit deni jüdischen und christlichen
') Es war oben von der Eintheilung der Pilgrimme in Homs-
iten und Ililla die Rede. Diese Eintheilung ist eine Neuerung der
Korayschiten und nicht nur ein Ausdruck ihres Uebermuthes, son-
dern auch ihrer Vorliebe für den crassen Polytheismus. Alle Ob-
servanzen, welche sie durch die Neuerung für sich einführten, sind
Verschlechterungen. Vielleicht wurden schon früher Abänderungen
in demselben Sinne gemacht und somit ein ziemlich reines Fest
verdorben.
527
überein. iMan feierte das PilgerCest zur Zeit des Frühlingäqui-
noctiunis, berücksichtigte aber zugleich den Mond und wahr-
scheinlich audi die Wochentage. Mohammad hat letzteres
zwar ausihiickhch verboten, aber wenn vor iiim keine Rück-
sicht darauf genommen word(Mi Aväre, so hiilte ein solches
Verbot keinen Zweck gehabt '). Hagg, die Benennung des
Festes, ist hebräischen oder aramäischen Ursprunges, und
andere auf das Fest bezügliche Ausdrücke tliefsen aus der-
selben Quelle "). Es ist schon von Caussin de Perceval
') In sofern wir im Stande sind die Zeit der Ceremonie in
A. H. 6 zu berechnen, haben die Heiden sie an denselben Tagen
verrichtet wie die Christen, welche die Bestimmungen des Nicäischen
Conciliuras angenommen hatten.
*) Das Ausrufen der Formel „Labbayk" wird Ihläl geheifsen.
Bei den Heiden wurde Ihläl auch auf die Verehrung der Tutelar-
götter angewendet (Moslira Bd. 1 S. 741 ; vgl. Kor. 2, les). Tha'laby
Tafs. 2, 160 hält, wie Gesenius, schreien für die ursprüngliche
Bedeutung des Wortes. „Ihläl und Istihläl" sagt er „bedeutet das
Schreien eines Kindes (vergl. Bochäry S. 488), dann auch das Plät-
schern des Regens. In letzterer Bedeutung sagt man auch In-
hiläl." Im Hebräischen heifst dann die Wurzel loben, prahlen.
Diese allgemeine Bedeutung hat sie im Arabischen nicht, und man
kann nicht sagen: ahalla ragolan „er hat einen Menschen gepriesen",
sondern man beschränkt es wie tasbyh blos auf Gott. Es fehlt
also das Mittelglied zwischen „Schreien" und „Gott lobpreisen" und
dieses ist im Hebräischen zu suchen.
Tahlyl heifst, die Formel „Es giebt keinen Gott aufser Allah"
hersagen. Es kommt gewifs her von Halelu-jah. Ob Tahlyl
schon im Heidenthum gebräuchlich war, weifs ich nicht. Im Koran
kommt es nicht vor.
Es wird in der Tradition auch von Fasten der Heiden ge-
sprochen und stets das Wort 9a wm gebraucht. Im Arabischen be-
deutet die Wurzel ^äma ruhen. Man sagt 9amat alryh „der Wind
hat sich gelegt", cämat alchayl „die Pferde laufen nicht mehr",
(jäma alnihär „der Tag ruht" d. h. es ist Mittag (Tha'laby Tafs.
2, 179). In der Bedeutung von Fasten ist also 9a wm als ein frem-
des (hebräisches oder aramäisches) Wort zu betrachten.
Vielleicht war auch Calla, beten, schon unter den Heiden, wenn
auch nicht ausschliefslich in Bezug auf das Pilgerfest, gebräuchlich.
528
(Essai Bd. I S. 198) hei-vorgehoben worden, dafs die ara-
bischen Geschiclitscbreiber (denen man freiüch nicht viel
trauen kann) unter den in Makka regierenden gorhomiti-
schen Fürsten auf einen 'Abd Yälyl (Knecht des Götzen
Yälyl), und auf einen Abd Madän (auch 'Abd Rakyb ge-
nannt) einen 'Abd Mas}h (Knecht Christi) folgen lassen.
Er bemerkt dazu, dafs selbst zur Zeit des Mohammad an
einer Säule der Ka'ba das Bildnifs Christi gemalt war
(vergl. Azraky S. 111-12). Wir linden also in Makka schon
lange vor Mohammad Anklänge an das Christenthum, und
die sporadische Verbreitung des Judenthums in Süd- und
Nordarabien ist aufser allem Zweifel. In Bezug auf einen
wahrscheinlichen christlichen Einllufs verdient eine Tradition
des Gäbir (-}■ bald nach 70, 94 Jahre alt) Beachtung: »Bei
Mohassir (auf dem Wege von 'Arafat nach Minä zurück),
erzählt er, ging Mohammad bei der Feier des Festes in
A. H. 10 schnellen Schrittes vorüber, weil die Christen ^)
daselbst einen Wokuf, Stillstand, zu halten pflegten."
In den semitischen Sprachen gilt die Regel, dafs das Substantiv
vom Verbum abgeleitet vi'ird, im Arabischen ist sie aber nicht
auf Qalla anwendbar. Es kommt von Qaljit, Gebet, welches frem-
den Ursprungs ist, und bedeutet „Gebet machen".
') In einer Version dieser Tradition steht Araber statt
Christen; es läfst sich aber leicht begreifen, wie sich „Araber"
einschleichen konnte, wenn es ursprünglich „Christen" hiefs; das
entgegengesetzte ist aber nicht wahrscheinlich. Ferner wird schon
in früher Zeit zur Erklärung der Tradition beigefügt: „Es ist der
christliche Statthalter von Yaman, welcher mit dem Elephanten nach
Makka kam, zu vorstehen." Die Erklärung ist ganz unzulässig, weil
es sich in der Tradition um eine Ceremonie des Pilgerfestes han-
delt, welche die Christen zu beobachten pflegten, aber sie zeigt,
dafs die richtige Lesart „Christen" ist.
Ob diese Tradition begründet ist, und wer die Christen, welche
das Pilgerfest mitfeierten, waren, vermag ich nicht zu sagen. Was
die Tradition anbelangt, so verdient sie ebenso viel und ebenso wenig
Glauben, als die übrige moslimische Geschichte der Kaba und des
Pilgerfestes. Bei der Beurtheilung der moslimischen Berichte über
529
Um die Gründung des Pilgerfestes zu erklären, brau-
chen wir nicht einen begeisterten Kehgionsstilter voraus-
zusetzen. Wenn einige Kaul'leute eine Anzahl Ivameele
schlachteten und die iJedoninen einluden sie zu verzehren,
so konnten sie ihres Hesuches ganz sicher sein; auch wür-
den die Bedouinen sich bald daran gewöhnen, dem Allah
zu Ehren einige Ceremonien mitzumachen. Dem Berichte
der Moslime zufolge gingen aber die Korayschiten, welche
es sich zur Aufgabe machten , den Nomaden durch ihre
Feste und Gastfreundschaft zu imponiren (vergl. S. 117
oben), viel weiter und versahen ihre Gäste während des
ganzen Festes mit Speise und Trank. Ein solcher Kultus
konnte also in Arabien zu irgend einer Zeit von Kauf-
leuten gegründet werden. Es ist jedoch ein Moment vor-
handen, welches eine mächtigere Autorität voraussetzt, und
das ist die Heiligung gewisser Monate. Ich denke, dafs
man die Besucher des Festes bewegen konnte, während
die alte Geschichte müssen wir uns an die älteren Urkunden halten,
wie dürftig diese auch sein mögen; wir dürfen namentlich nicht ver-
gessen, dafs zur Zeit des Periplus eine römische Garnison in Leu-
cocome (Hawrä) stand und dafs über den Felsenwohnungen von Higr
der römische Adler angebracht war. Ein Abü-Karib trat dem Ju-
stinian eine an Palmen reiche Landschaft in Arabien ab, welche sich
von der Grenze Palästina's, dem rothen Meere entlang, bis zum
Gebiete der Ma'additen nach Süden und zehn Tagereisen weit nach
Osten erstreckte. Der römische Einflufs dehnte sich also nicht sehr
lange vor Mohammad weit über die Halbinsel hin aus, und seit
Constantin ist römische Kultur und Christenthum gleichbedeutend.
Obschon zur Zeit des Mohammad der römische Einflufs fast ganz
aufgehört hatte, versuchte es dennoch der Hanyfe 'Othmän, sich in
Makka zum König aufzuwerfen und obgleich er sich dem Christen-
thume nur wenig näherte, wurde sein Unternehmen doch von den
Byzantinern begünstigt. (Vergl. aufser den Bd. I S. 89 angeführten
Quellen I^äba unter Sa'yd. Es wird dort die Gefangennahme des
Sa'yd b. A^ durch die Byzantiner, seine Befreiung durch die 'Abd-
Schamsiten und der Tod des 'Amriten Hischäm — nicht Häschim,
wie bei Sohayly — erwähnt).
ni. • 34
530
(Jer Zelt, zu der es gehalten wurde, die Waffen nieder-
zulegen. Aber nicht nur sie, sondern alle Modharstämme
heiligten ganz besonders den Ragab, welcher, wenn ich
mich nicht täusche, der Septemberlunation entsprach. Die
Einsetzung dieses weit verbreiteten Gebrauches wird von
Azraky einem kinditischen Fürsten zugeschrieben '). Weil
in dieser Behauptung keine theologische Tendenz erkennbar
ist, glaube ich, dafs sie begründet ist, und möglicher Weise
ist die Feier des Pilgerfestes nur eine Erweiterung dieser
wohlthätigen Institution.
Ich komme nun zur Zeitrechnung der heidnischen Ara-
ber und zu ihrem Festkalender. Ich glaube, in verschiede-
nen Noten zu diesem Bande dargethan zu haben, dafs das
Pilgerfest stets um die Zeit der Tag- und iS achtgleiche
des Frühlings gefeiert wurde; es fragt sich: wie wurde die
Zeit desselben bestimmt ? Um solche Fragen zu begreifen,
müssen wir uns über unsere Zustände hinwegsetzen und in
die Lage eines V^olkes ohne Kalender und ohne Schriftthum
hineindenken. Als ich in der Wüste reiste, machte ich bis-
weilen während der Nacht Licht. Ein Bedouine fragte
mich: was dies bedeute, da ich doch nicht rauche? Ich
antwortete: Fm auf der Uhr die Zeit zu sehen! Erspare
dir die Mühe, sagte er, wenn diese drei in einer Linie
stehenden Sterne (der Adler) gerade über unsern Kopf
') Diese Nacliriclit läfst sicli mit dor Behauptung des Ibn Mo-
gawir (siehe S. 301 d. IJ.) vereinbaren, wenn man annimmt, dafs
der kinditische Fürst Hogr Akil altnorär (regierte nach Caussin de
Perceval von A. D. 460 bis 480) die Heiligung des Ragab einge-
führt, oder, wenn sie schon vor ihm bestand, bestätigt und auf
die westlichen Stämme ausgedehnt habe. Hogr eroberte Bahrayn
und \<'ohl auch Yamärtia und das Land westlich von dieser Pro-
viriü; er wird daher der König der Kinditen und Ma'additen ge-
nannt. ^Ma'additen" war damals ein Sammelname für die Modhar-
und andere Stämme zwischen der Tigrismündung und dem rothen
Meere (vei'gl. Frocopius, de beilo Fers. lib. I. c. 10. De aedificiis,
lib. V. c. 8).
531
stehen, ist es Mitternacht. Ge^en Morffen zeigrte er mir
ein anderes Sternl)ild, welches eben autging, und sagte:
In einer Stunde sehen wir die Sonne! Wallin erzählt, dafs
die Landleute in Dümat al-Gandal die Zeit, in welcher
jeder den Bach zur Bewässerung seiner Pflanzung be-
nutzen darf, während der Nacht nach dem Lauf der Ge-
stirne bestimmen. In Indien hatte ich einen Mehtar, wel-
cher durch den Anblick des Himmels am Tage und in der
Nacht die Zeit innerhalb zehn Minuten anzugeben wufste.
Es unterliegt keinem Zweifel, dafs die alten Araber weder
eine andere Uhr, noch einen andern Kalender hatten, als
den gestirnten Himmel. Die Zeit der Gebete Avird im Ge-
setze nach dem Stand der Sonne festgesetzt, und wenn
auch die Moslime jetzt Kalender haben, so erlegt ihnen
doch das Gesetz auf, den Anfang und das Ende des Fasten-
monats nach alter Sitte durch Beobachtung zu bestimmen.
Der Fastenmonat fängt an, wenn sie den Neumond er-
blicken, und endet, wenn er wieder erscheint; es ereignet
sich daher häufig, dafs er an einem Orte früher als an
einem andern beginnt; so war im Jahre 1855 zwischen
Konstantinopel und Damascus ein Tag Differenz.
Man würde sich sehr täuschen, wenn man glaubte,
mein Mehtar Baldeo habe irijend welche astronomische
Kenntnisse besessen. Solche Pertigkeit wird durch niüs-
sige Beobachtung und nicht durch systematischen Lnter-
richt erlangt. Im Verlauf der Zeit entstehen allerdings auch
unter rohen Völkern Namen für Sterngruppen und sogar
phantastische Theorien; es werden auch fremde Begriffe
aufgenommen. Obschon Mohammad in dieser Beziehung
seinen Zeitgenossen kaum voraus war, spricht er doch ge-
lehrt über Astronomie. Er kennt die Burgen des Himmels
(den Thierkreis), aber diese dienen nur zur Befestigung
des Gewölbes und zur Zierde. Die Sonne und der Mond
befinden sich in dicken Sphären; es ist dafür gesorgt, dafs
sie ffenau ihre Bahn und Zeit einhalten und nicht mit ein-
ander in Collision kommen. Die Sonne kehrt alljährlich
34*
532
zu ihrem Ausgangspunkte zurück und der Lauf des Mondes
ist in 28 Stationen eiiigetheilt, so dafs er jeden Tag ein
neues Nachtquartier bezieht (Kor. 36, 39). Endlich wird
noch behauptet (Kor. 10, .5), dafs die Sonne, der Mond und
die Mondstationen dazu erschaffen worden sind, damit
die Menschen die Zahl der Jahre und die Zeitrechnung
kennen. Die Nachrichten im Koran sind phrophetisch ver-
worren. Aus der Tradition geht hervor, dafs dem Pro-
jdieten auch die auf die Mondstationen gegründeten Witte-
rungsregeln der Araber bekannt waren, dafs er sie aber,
so oft ein Regen fiel, den er als Wunder angesehen haben
wollte, verdammte.
Die Mondstntionen sind eine Eintheilung des Thier-
kreises in achtundzwanzig Theile. Sie haben den Namen,
weil der Mond jeden Tag in eine andere eintritt. Da
aber der Mond die Sterne in seiner Nähe unsichtbar
macht, so führt eine solche Eintheilung in Bezug auf den
Lauf des Mondes zu keinem praktischen Resultat. Die Be-
deutung der Mondstationen wird also durch ihren Namen
nicht angezeigt, er leitet uns vielmehr irre. Wenn sich
die Sonne einer Mondstation naht, so wird sie für eine
längere Zeit unsichtbar; man nennt dies den heiischen
Untergang der betreifenden Station, und dieses Phänomen
ist es, Avorauf die Araber ihre Witterungsregeln und ihre
Berechnung des Sonnenjahres gründeten. Die Mondstatio-
nen waren ihr ewiger Kalender.
Obsclion die IJedouinen keinen Ackerbau treiben, so
i.^t es doch auch für sie wichtig, die Jahreszeiten zu ken-
nen wegen der Aendening der Weiden. Die Beobachtung
der Mondstationen eignen sich viel besser für diesen Zweck
als <lie Zeichen des Ihierkreises, denn da deren 28 sind,
so geht alle 13 Tage eine heiisch unter (defin 365 : 28 = 13)
und zwar dieselbe iniiMer um dieselbe Jahreszeit. In tro-
|»ischen Ländern ist die Witterung viel regelmälsiger als
bei uns und die periodischen liegen treten jährlich last an
demselben Tage ein. Es war also ganz rationell, wenn
533
die Bedoninpn sagten: wenn diese Mondstation untergeht,
können w'iv liegen oder Stürme eruarton. Die IVäcession
haben sie vernachlässigt; unsere Kenntnils derselben setzt
uns in den Stand zu ermitteln, um weiche Zeit uneelähr
die von alten Schriftstellein aulbewahrten Wetterregeln for-
mulirt wurden. Wir diirlen nur sehen, in welcher Mond-
station die Winterregen, welche gewöhnlich um Mitte Xo-
vember eintreten, erlblo't sind. Ohne mich auf die Fragen
einzulassen: wie alt die Mondstationen sind, wer sie er-
funden habe und wie sie den Arabern bekannt wurden?
wiederhole ich die Ueberzeugung, dafs sie schon zur Zeit
des Mohammad in ganz Arabien für die Bestimmung: der
Witterung und der Jahreszeit und wohl auch der Zeit des
Pilgerfestes benutzt wurden. Ich schreite nun weiter in
der Erörterung des Festkalenders.
Bei den Heiden war es üblich, dafs sich nach jedem
Filgerfest der Repräsentant einer dazu privilegirten kinäni-
schen Familie, welcher Kalammas (Meer des Wissens) ge-
heifsen wurde, erhob und verkündete, wann das nächste
Fest stattfinden und welche Monate heilig gehalten Averden
sollen. l)a nämlich das Mondjahr um eilf Tage kürzer ist,
als das Sonnenjahr, so ereignete es sich zwei oder auch
dreimal (das ist unbestimmt), dafs das Fest nach dem zwölften
und dann wieder einmal, dafs es nach dem dreizehnten Neu-
mond gehalten wurde. Dieses zu bestimmen lag nun dem
Kalammas ob. Durch das Pilgerfest wurden dann die hei-
ligen Monate von selbst bestimmt.
Da Mohammad schon in A. H. 9 beim Feste hatte
verkünden lassen, dafs in Zukunft alle heidnischen Privi-
legien wegfallen, so war dieses das letzte Jahr, in welchem
der Kalammas seine Rechte übte. Im Jahre 10 lag dem
Propheten die Pflicht ob, die Zeit des folgenden Festes zu
verkünden. Er hatte schon im Jahre 622 den Ragab der
Modhariten gebrochen und dann, nur mit Widerwillen der
ötfendichen Meinung nachgebend, die heiligen Monate
durch einen Koränvers bestätigt (vergl. Dd. III S. 107).
534
Mohammad kam nun, vorbereitet auf die Kalender- und
HeiligenmonatsIVage, zum Pilgerfeste und brachte folgende
Koränstellen mit:
9, 36. Wahrlich, vor Gott ist die Zahl der Monate
zwölf. So wurden sie im Buche Gottes festgesetzt an dem
Tage, an welchem er den Himmel und die Erde ge-
schaffen hat. Vier davon sind heiliir; dieses ist die un-
wandelbare Religion. Seid während dieser vier [Monate]
nicht ungerecht gegen euch selbst, aber kämpfet gegen die
Ungläubigen.
57. Die Nasy ist eine Zugabe im Unglauben, wo-
durch sich die Ungläubigen verirren; ein Jahr halten sie
nämlich dieselbe für zulässig, ein anderes Jahr hin-
gegen verbieten sie dieselbe, auf dafs sie mit der Zahl
der zu heiligenden Monate im Einklang bleiben, aber sie
erklären einen Monat erlaubt, welchen Gott zu heiligen be-
fohlen hat.
Der Tradition zufolge sagte der Prophet in seiner An-
rede an die Gläubigen in Minä: »Welcher 'Wsi ist dieses?
— es ist der Opiertag. Welches Gebiet ist dieses? — es
ist das unverletzliche Gebiet. Welcher Monat ist dieses?
— es ist ein heiliger Monat. In der That ist dieses der
grofste Festtag. Aber dieser heilige Tag in einem heiligen
Monat und auf heiligem Boden ist nicht so unverletzlich,
wie eure Ehre, euer Leben und euer Gut. Habet ihr mich
verstanden?« Der Sinn der kurzen Hede war: Ihr niüfst
inimer und überall zum Kampfe bereit sein. Die Moslime
haben auch stets seine Worte in diesem Sinne aufsefafst
und die heiligen Monate haben faktisch aufgehört, obschon
sie in Rücksicht auf den Koränvers 2, 214 in der Theorie
noch bestehen. Sie werden nur in Bezug auf Kämpfe
innerhalb der Gemeinde der Gläubigen angewendet, welche
aber durch die Einführung des Islams und einer höheren
Behörde in keinem Monate des Jahres erlaubt sind.
Den Gnadenstofs erhielt aber die kaufmännische Be-
deutung des Festes durch die Abänderung des Kalenders,
535
denn tliese gescliali in dtMn Sinne, dafs in Zukunft das
Fest niflit länger in der I' r(ililin<^slnnation gehalten werde,
sondern dals es in 33 Jahren durch alle Jahreszeiten
lief. Was konnten aber heilige Monate während der Win-
terregen oder Sommerhitze, wenn in den Nachharländern
aller Handel darnieder lag und das Reisen äulserst he-
schwerlieh war, nützen? Ich glaube zwar nicht, dafs Mo-
hammad die z\bsicht hatte, die Sicherheit der Kaufleute zu
vermindern, er hatte ja die Erwartung ausgesj)roclien, dafs
unter seinen Neuerungen das Land so siclier sein werde,
dals eine Frau allein und ohne tJefahr von Tanä nach
Makka reisen könne! Aber die Sicherheit soll nicht länger
von heidnischen Institutionen abhängen, und es soll der-
selbe Kalender, den er einige Jahre früher iür die Fasten
eingeführt hatte, auch für das Pilgerfest in (jieltung kom-
men, nämlich das Fest soll immer in der letzten Lunation
des reinen Mondjahres gehalten werden.
In der bereits erwähnten Anrede sagt er auch: »Die-
ses ist ein Tag, an welchem die Zeit durch den C^clus
zurückgekommen ist auf ihre CJestalt, die sie hatte an dem
Tage, an welchem Gott den Himmel und die Erde er-
schuf.« ^). Um diese Worte Mohammad's zu \vürdigen, müs-
sen wir uns die Chronologie vergegenwärtigen. Da das
Mondjahr um eilf Tage kürzer ist als das Sonnenjahr, so
ereignete es sich einmal in 33 Jahren, dafs ein Mondjahr ohne
') Unter den verschiedenen Texten wähle ich den des Mogähid,
obschon er einer der jüngsten Zeugen dafür ist, weil er wahr-
scheinlich am frühesten aufgeschrieben wurde. Er lautet: ^j IlX,^
(jT.^L o|^*v.J! cvin oiJL.i> ^jji, ^i^r^.^ o^^^ ^^LX;Cv.i. Wahrschein-
lich hat sich Mohammad nicht genau dieses Ausdruckes bedient,
denn es ist zweifelhaft, ob ihm das Wort zamän bekannt war; es
kommt jedoch in allen Versionen vor und der Sinn seiner Worte
ist gewifs richtig aufbewahrt worden, denn sie wurden vor Tausen-
den von Menschen gesprochen; er befahl, die Worte denen mitzu-
theilen, welche ihn nicht gehört haben, denn sie sind von grofser
Bedeutung in der moslimischen Theologie.
536
Pilfferfest blieb. Dieser Fall wäre nun im folsrenden Jahre
(A. H. 11) eingetreten. Es fing am 29. März 632 an, also
nach Vollendung der Wallfahrt, und endete am 17. März
633. Der Opfertag wäre aber auf Sonnabend den 27. März
633, also in die erste Lunation des Jahres 12, gefallen.
Der Cyclus von 33 Jahren endete also an dem Tage, an
welchem er die Rede hielt.
Die Worte des ersten Koränverses »vor Gott ist die
Zahl der Monate zwölf« scheinen die Ansicht von Caussin
de Perceval zu bestätigen, dafs es unter den alten Arabern,
wie unter den Juden, auch Jahre von dreizehn Monaten
gab, und dafs die Nasy in dem Embolismus eines Monats
alle zwei oder drei Jahre bestand zur Ausgleichung des
Mondkalenders mit dem Sonnenkalender. Allein Nasy
bedeutet nicht einschalten oder vermehren, sondern
vergessen, übergehen, und sie bestand darin, dafs
man zwei oder drei Jahre das IMlgerfest in demselben Monat
hielt, ihn dann überhüpfte und das Fest auf den folgenden
verlegte. Das Mond - und Sonnenjahr liefen somit un-
ausgeglichen nebeneinander fort. Das erstere benutzte man
in der Berechnung von Zinsen, welche im Orient häufiger
nach Monaten als nach Jahren festgesetzt werden, und in
Wechselgeschäften (vergl. Tabary Bd. 4 S. 205); das letz-
tere zur Bestimmuna: des Pilijerfestes und wohl auch zur
Zeitrechnung, wenn es sich um gröfsere Perioden handelte
(Kor. 28, 2T, wo nach Pilgerfesten gerechnet wird; vergl.
auch die Note S. 195 dieses Bandes). Dafs Mohammad
unter Nasy nicht Embolismus verstand, geht aus dem
zweiten Verse hervor. Unter Jahr müssen wir hier einen
Zeitraum von zwölf Lunationen verstehen, denn er sagt,
dafs die Heiden alljährlich die Anzahl der heiligen Mo-
nate beobachten, Avelclie nach der Anordnung (Jottes,
der das Jahr in zwölf Tunationen eintheilte, gehalten
werden sollen.
De Sacy "imd Caussin de Perceval haben die Zeit-
rechnung der Araber besprochen, aber n)it gröfserer Gelehr-
537
samkeit als Kenntnifs. Statt zu den Originalquellen , der
Tradition, zurückzugeben, liibren sie aus diesem und aus
jenen) späteren Scbrütsteller Beweise an, obne zu bemer-
ken, dafs sie entweder aus älteren uns zugänglicben Quellen
fliefsen oder wertblose Spekulationen darüber enthalten.
Maafsgebend ist die Tradition des Mogabid. Kr sagt, dafs
das Fest zwei Jabre nacb einander in demselben Monat,
z. B. im zebtnen, geleiert wurde, dann rückte man es einen
Monat vor, also auf den eilften. Der Febler dieser Nach-
riebt ist blos der Mano-el an Ausfübrlicbkeit. Wenn regel-
mäfsig alle zwei Jabre das Fest um eine Lunation vorge-
rückt worden ist, so war kein Kalammas nötbig, und der
Zweck, dasselbe immer in derselben Jabreszeit zu baben,
ist verfeblt worden. Mogäbid bätte beisetzen sollen: Mancb-
mal wurde es erst nacb drei Jabren vorgerückt.
Kalby (bei Azraky S. 125 ff.) Iiält diese Tradition für
vollständig und erklärt, dafs die Heiden einen Cyclus von
24 Jabren batten. Daraus aber wäre der soeben erklärte
Uebelstand bervoro:eü:anffen, denn der Cvclus beträort etwas
mebr als 33 Jabre. Ferner behauptet er, dafs, wenn das
Fest in die erste Lunation des Jabres fiel, sie selbige über-
sprangen, d. h. intercabrten, und der zweite Monat den
Namen des ersten (nämlicb Moharram, oder, ^vie man da-
mals sagte, ('afar I.) erbielt, der dritte erhielt den Namen
des zweiten, u. s. f Er scbeint dabei nicht daran gedacbt
zu haben, dafs zwei oder drei Jabre nacb dieser Inter-
kalation derselbe Uebelstand wieder eingetreten wäre und
dafs man das Fest endlich docb auf die erste Lunation des
Jabres versetzen oder wieder einen Monat bätte einschalten
müssen. Seine ganze Theorie, welche später von Astro-
nomen vollständig ausgebildet wurde, beruht auf einer fal-
schen Aulfassung der obigen Koränstelle und der Tradition
des Moöäbid; dafs sie unbe^-ründet ist, o-ebt aus Koran
2, r-i und noch deutlicher aus einer Tradition des Ibn 'Omar
bervor. Mohammad sagte im Koran, ehe er den Kalender
änderte: »Das Pilgerlest wird in bekannten iMonaten
538
gefeiert; wer nun das Fest zu begehen sich auferlegt, der
darf während der Dauer desselben keine P'rau berühren,
nicht raufen etc.« Jbn 'Omar bemerkt zu dieser Korän-
stelle, dafs diese Monate die letzten drei des Jahres sind.
Als guter Moslim hatte er nichts mit den heidnischen Ge-
bräuchen zu schaffen, sondern nur mit der Sunna, oder
dem mosli mischen Gcwohnheitsgesetze. Er reflektirt
daher blos auf jene Jahre, in denen das Fest nach
Veröffentlichung dieses Koränverses geleiert wurde. In
A. H. 3, als der Vers geoffenbart wurde, begingen es
die Heiden im zehnten Monat, dann kam es in den eilften
und nachher in den zwölften. Jedenfalls geht aus dieser
Koränstelle und Tradition*) hervor, dafs die Ansicht des
Kalby falsch sei und dafs das reine Mondjahr von zwölf
Lunationen ohne Literkalation neben dem Festkalender
bestand; denn wenn einmal das Fest auf den letzten
Monat gefallen wäre, hätte es nach Kalby's Theorie nie
wieder auf den zehnten oder eilften früheren kommen
können.
Besieht man die Sache genau, so handelt es sich in
dem Streit gegen Kalby nur um die Benennung der Mo-
nate, denn, wie gesagt, im Koran wird auch nach Fest-
jahren, d. h. Sonnenjahren, gezählt. Ich glaube, dafs Kalby
insofern Recht hat, dafs der Monat, in welchem das Fest
gehalten wurde, gleichviel, ob es der erste, der letzte oder
ein anderer war, stets Dzü-lhagg, d. h. Festmonat, genannt
wurde, auch glaube ich, dafs wir unter »Ragab der
Modhar« gewöhnlich die Lunation des Herbstäquinoc-
tiums zu verstehen haben , dafs aber die Juden '^) und
') Diese Tradition ist vollkommen zuverlässig, kommt in den
canonischen Sammlunigen vor und ist im Gesetz berücksichtigt wor-
den. Vergl. Baydhawy zu K. 2, i93, wo die Meinungen der ver-
schiedenen Sekten über diesen Punkt kurz aber ungenügend ver-
glichen werden.
*) Die Modharstäinme lebten vorzüglich in Centralarabien
und nach der Tigrismündung hin, und standen mit Babylonien in
539
ihre Nacli!)arn den Namen »der j^eehrte Kagab« au^
ihren Nisän oder auf die Liinallon des 1' riildiii<;sä(|uinoetiums
anwendeten. Letztere hatten also wirkhch einen En)hohs-
mus und ein Sonnenjahr, denn wie ich in der Zeitschrilt
der Deutschen morj^^enländischen Gesellsch. Hd. XIII S. 159
nachgewiesen liabe, entsprechen die arabischen Älonats-
namen dem syrischen Kalender, nach welchem das Jahr
im November anlin«^, und da der Kagab der siebente Älonat
ist, entsprach er der Märzlunation. Vür einen Beweis ver-
weise ich auf die im Mischkat S. 121 über das 'Atyra
(».jjic) aufbewahrten Traditionen. Dieses Wort bedeutet
Opferlamm und ist wahrscheinlich fremden Ursprungs.
Im Hebräischen heilst es Rauchopfer. Da die Wurzel,
von der es herkommt, mit dem arabischen j^ zusammen-
hängt, so sollte man eigentlich «-^^c schreiben. Bei Ibn
Ishäk S. 659 ist ein Gedicht, welches, wenn es auch von
einem Moslim verfafst wurde, doch einem Juden zuge-
schrieben wird und voraussichtlich in jüdischer Phraseo-
logie ist. Es werden darin die Israeliten von Madyna mit
»den 'Atyren des '\d -Tages« verglichen; wir konnten
es also mit Osterlämmer übersetzen, denn das *\d ist
Ostern. Von den Arabern wurde das 'Atyra auch Raga-
byya genannt, weil es im Ragab, dem siebenten Monate
des Jahres, dargebracht wurde. Der Verfasser des Kämüs
behauptet nun freilich, dafs sie es den Ciötzen opferten,
allein auch viele unter den ersten Moslimen blieben dem
Gebrauche, 'Atyre zu schlachten, treu, und nach einigen
Traditionisten hat es Mohammad erlaubt; auch ist es son-
derbar, dafs er selbst beim Pilgerfest in A. H. 10 aufser
hundert Kameelen noch zwei Widder opferte. Was die
Zeit der Darbringung dieses Ragabyya oder Ragabopfers
anbelangt, so ist nicht zu übersehen, dafs die Sache beim
Berührung; die Juden hingegen, von denen hier die Rede ist, lebten
in Madyna und nördlich davon und verkehrten mit Syrien,
540
Pilgerfeste A. H. 10, welches im Nisän gefeiert wurde,
zur Sprache kam.
Das reine Mondjahr für bürgerhche Geschäfte wurde,
wie ich glaube, von den Makkanern und dann auch von
den Moslimen festgehalten, ja Mohammad hat, wie wir
S. 58 dieses Bandes gesehen haben, schon in 626 ange-
fangen, auch seinen kirchlichen Kalender darauf zu gründen
und 632 hat er ihn in diesem Sinne vollendet. Für uns
waren diese Untersuchungen über die Chronologie noth-
wendig, weil, wenn Kalby recht hätte, die Zeitbestimmung
der Feldzüge allen Boden verlieren würde, denn wenn die
uns vorliegenden Data Reductionen wären, dürften wir
ihnen nur wenig \^ertrauen schenken.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr vom Pilgerfeste er-
hielt Mohammad die Nachricht von dem Tode des Bädzäm,
seines Vicekönigs über Yaman. Er benutzte diese Veran-
lassung, um eine neue Eintheilung des Landes und eine
gänzliche Veränderung in der Administration eintreten zu
lassen. Alle eingeborenen Fürsten wurden me-
diatisirt, obschon sich ihre Rechtstitel auf Verträge mit
Mohammad gründeten. Er bestätigte zu diesem Zwecke
Moädz als Religionslehrer über ganz Yaman und Hadhra-
mawt. Da die Regierungsform theokratisch war, so war
dieses die höchste Stelle im Lande, und er hatte als Stell-
vertreter des Propheten die allgemeine Controle über alle
Lokalregierungen. Bei der neuen Eintheilung des Landes
in Provinzen wurde zum Theil die geographische, zum
Theil die ethnographische Zusammengehörigkeit berück-
sichtigt und jede Provinz wurde von einem Statthalter
des Mohammad, statt wie bisher von dem angestammten
Fürsten, regiert.') In einigen Traditionen werden die
') 1) Abu Müsii (vergl. Bd. II. S. 164) war Gouverneur von
Märib, des gegen Süden laufenden Gazr, dem Küstenlande von
'Aden und des Landes weiter gegen Westen. 2) Der Tamymite
Yala b. Omayya wurde nach Gannad geschickt und die Provinz
541
Gouverneure zwar nicht, wie bei Tabary, 'Ommal, Agen-
ten, oder Omarä, IJefeliKshaljer, Sündern blos Zehent-
eintreiber gelieifsen und ich zweifle, ob sie sich viel in
des Abu Müsa bildete einen Halbkreis um die seinige. 3) Tähir
b. Aby Häla. Er war ein Sohn oder Stiefsohn der ersten Frau
des Mohammad. Sein Name kommt sonst in der Biographie des
Propheten nicht vor. Er hatte bis zu dieser Zeit wahrscheinlich
im Lande des Tamymstammes, dem er angehörte, gelebt. Sein
Gebiet umfafste die Stämme 'Akk und Asch'ar, deren Lage wir be-
reits kennen. 4) Chälid b. Sa'yd (vergl. Bd. I. S. 446) war Gou-
verneur über die Madhigstämme und des ganzen mittleren Land-
striches von Nagrän bis Rim'a und Zabyd; seine Provinz war also
unmittelbar nördlich von den genannten. 5) Der Hamdänite 'Amir
b. Schahr, welcher wahrscheinlich der Stammesabtheilung Bikyl an-
gehörte, war nicht einer der alten Gefährten des Mohammad und
seine Provinz dehnte sich über das Gebiet der Hamdäniten aus. In
territorialer Hinsicht mag sie zum Theil von der des Chälid ein-
geschlossen gewesen sein. Dasselbe gilt von der Provinz des
6) Schahr b. Bädzäm , der seinen Sitz in Qan'ä hatte und dessen
Gebiet sich wahrscheinlich nur über die gemischte Bevölkerung in
der Nähe der Stadt erstreckte. 7) 'Amr b. Hazm war Gouverneur
oder vielmehr Resident von Nagrän.
In Hadhramawt waren drei Gouverneure: 1) Der Bayädhite
Ziyäd b. Labyd, ein eifriger Moslira , welcher bei der 'Akaba dem
Propheten gehuldigt und bei Badr gefochten hatte , über Unter-
hadbramawt. 2) 'Okäscha b. Thawr über die kinditischen Stämme
Sakün und Sakäsik in Oberhadhramawt; wahrscheinlich standen noch
die (j.'adafiten unter ihm. 3) Mohägir b. 'Abd Allah, ein Bruder der
0mm Salama, einer Frau des Propheten (vergl. oben S. 74), über
die kinditischen Stämme, welche den Sammelnamen Banü Mo'äwiya
hatten und vorzüglich im westlichen Hadhramawt lebten.
Merkwürdig ist, dafs die Gouverneure von Mohammad schrift-
liche Instruktionen empfingen, enthaltend die Gesetze der Armen-
steuer, der Blutrache, des Erbrechtes und andere Satzungen. So
wird in der I^äba unter 'Amr b. Hazm berichtet, welcher das von
ihm erhaltene Schreiben überliefert hat. Abu Yüsof theilt in der
an den Chalyfen Härün al-Raschyd gerichteten Denkschrift fol. 42 v.
nach dem von den Nagräniten aufbewahrten Original den Wortlaut
einer Urkunde mit: „Im Namen Gottes des milden Rahmän. Dieses
ist ein Dokument der Sicherheit von Gott und seinem Boten. O Ihr,
die ihr glaubet, haltet eure Verträge. Die Instruktionen Mohammad's
542
<Jie Angelegenheiten ihrer IJnterthanen mischten; aber die
Erhebung der Steuern und der Umstand, dafs dieselben
jetzt, statt im Lande verzehrt zu werden, wenn nicht gänz-
lich, so doch gröfstentheils nach Madyna fliefsen sollen,
war lür die Bewohner ein grofser Druck, den besonders die
Fürsten fühlten, denn sie waren nicht nur ihrer Macht,
sondern auch ihrer Einkünfte beraubt. Es unterliegt kei-
nem Zweifel, dafs sie bisher den gröfsten Theil der Ar-
mensteuer für sich selbst behalten haben.
bi Folge dieser Mafsregeln entstand etwa vier Mo-
nate vor dem Tode des Mohammad eine Revolution. Wir
haben oben gesehen, dafs Mohammad den Aswad für »sehr
werthvoU" hielt. Er gehörte dem Stamme 'Ans an, einer
Abtheilung der Madhigiten. Aswad stellte sich an die Spitze
der Bewegung. Seine f^ehre und Vergangenheit sind uns
des Propheten an Amr b. Hazm, als er diesen nach Yaman schickte,
gehen dahin, dafs er ihm aufträgt, in all seinem Thun Gottesfurcht
zu beobachten, energisch zu handeln, von der Kriegsbeute das Fünftel
und von den Feldfrüchten die den Moslimen vorgeschriebene Armen-
steuer zu erheben." Dieses Schreiben war für die Moslime in Nagrän
bestimmt. Die Instruktionen des 'Amr scheinen viel ausführlicher
gewesen zu sein.
Selbstverständlich erhielten die Gouverneure von Zeit zu Zeit
schriftliche Befehle von Madyna. So nahm z. B. Wäyil b. Hogr
auf der Rückkehr von seiner (zweiten ?) Reise nach Madyna
drei Briefe mit. Einer davon, welcher ihn selbst anging, fing
an: „Im Namen Gottes des milden Rahmän. Von Mohammad,
dem Boten Gottes, an Mohagir, dem Sohne des Omayya. Wäyil
soll vollkommene Freiheit und den Vorrang vor den übrigen
Fürsten eines jeden Ortes in Hadhraraawt geniefsen." Es war
dieses, wie es scheint, eine Entschädigung für seine Souverainitäts-
rechte, welche er, bis MohAgir nach Hadhramawt gesandt wurde,
unter moslimischem Schutz genossen hatte. Tabary S. 54 sagt,
dafs Mohagir durch Krankheit verhindert wurde, Madyna zu ver-
lassen , dafs daher Ziyäd seine Provinz nebst seiner eigenen ver-
waltete, und dafs sich Mohagir erst nach dem Tode des Propheten
nach Yaman verfügte. Entweder ist dieses ungegründet oder obiger
Brief unächt.
543
leider so wenig bekannt, als die irgend eines andern Neben-
proplieten; doch das Schweigen der IMoshnie ist um so
beredter: da ihnen doch der Heruan": beivannt sein nuirste
und sie, statt ihn zu erzählen, nur abgeschmackte Fabela
mittheilen. (Jewifs ist, dafs er Moslirn war und den Mo-
hammad als l^ropheten anerkarnite und es unterliegt kaum
einem Zweifel, dafs er schon vor seiner Bekehrung: zum
Islam für einen vSeher galt, denn selbst seine Feinde er-
kennen in ihm diese (iabe an, schreiben sie aber dem
Einflüsse des Teufels zu. Anfano-s war die Heweffunir
politisch und einzig und allein eine Nothwehr gegen die
vertragswidrigen Uebergrifle des Mohammad und der Raub-
gierde der Zeloten in Madyna. \n Folge einer Einladung
von Nagrän (Abülfida S. 198) begab er sich mit einigen
Madhigiten dahin, setzte sich in Besitz der Stadt und
vertrieb Mohammad's Statthalter *Amr b. Hazm, welcher
nebst seinem Kollegen in der benachbarten Provinz, dem
Chalid b, Sad, nach Madyna floh. Zugleich schrieb er
vom Dorfe Chobbän bei Nagrän aus an Moädz: »Gebt
uns das Land heraus, ihr Eindringlinge, welches ihr uns
entrissen habt, und stattet uns Alles (die Almosensteuer)
vollständig zurück, was ihr uns abgenommen habt!« Zwan-
zig Tage nach seinem ersten Aultreten stand er schon
vor Can ä. Bisher war er überall mit offenen Armen em-
pfangen worden und seine Siegeslaufbahn war, wie der
Berichterstatter sagt, so rasch wie eine Feuersbrunst. Canä
wurde aber gegen ihn von Mohammad's Statthalter Schahr,
dem vSohne des Bädzäm, an der Spitze der Abkömmlinge
der Perser vertheidigt. Der Kampf dauerte nur fünf Tage.
Schahr fiel, und Aswad, welcher überall die alten Rechte
wieder einsetzte, übergab die Regierung nicht einem Manne
aus seinem Gefolge, sondern zwei Persern, dem Fayrüz
und dem Dädawayh. Weil Amir, Mohammad's Statthalter
über die Hamdäniten, nicht ein Eindringling war, son-
dern dem Stamme Hamdän angehörte, liefs er ihn ruhig
im Besitze seiner Provinz. Es erklärte sich nun mit
544
wenigen Ausnahmen ganz wSüdarabien , von fler Grenze
der Provinz Tayif bis Aden und vom rotlien Meere bis
Bahrayn, zu seinen Gunsten. Seine Armee bestand zwar
jiur aus siebenhundert Mann Kavallerie, aber aufserdem
waren noch viele Kameelreiter dabei. Das Kommando
darüber hatte er unter mehreren Führern aus verschiede-
nen Stämmen vertheilt. ') Nach diesen Erfolgen wurde
er von zwei Seiten bearbeitet. Die Abtrünnigen suchten
ihn zu bewegen, dem Mohanmiadanismus zu entsagen
und eine andere Sekte zu gründen und die Gläubigen
gaben ihm den Rath, der Lehre des makkanischen Pro-
pheten treu zu bleiben. Er folgte den Rathschlägen der
ersteren und verscherzte somit die Anhänglichkeit der
letzteren, IS ach dem Beispiele des Mosaylinja, welchen
man den Rahmän (Heiland) von Yamäma hiefs, wurde er
der Rahmän von Yaman genannt (Balädzory, Liber expugn.
regionum S. 105).
'Obayd b. Tachr, dem wir diese Nachrichten verdan-
ken '^), war, wie es scheint, ein Begleiter und Gehülfe des
') Die Namen der Führer und Stämme sind: Kays b. 'Abd
Yäghüth aus dem Stamme Muräd, er hatte den Oberbefehl; Mo'äwiya
b. Kays, aus dem Stamme Ganb; Yazyd b. Mohrim, Stamm unbe-
kannt, vielleicht von den Madhig; Yazyd b. Ilo^ayn, von dem
Stamme Harith b. Ka'b, und Yazyd b. Afkal, vom Stamme Azd
(-Schanua). Wie es scheint, bestand die Armee besonders aus den
Nomaden des Gazr.
') Diese und andere Traditionen über diesen Gegenstand sind
von Sayf b. 'Omar, welcher unter dem Chalyfen Harun al-Raschyd
starb, gesammelt worden. Sayf hat zwei Werke hinterlassen, das
Kitäb alridda oder Geschichte der Apostasie, und das Kitab alfotuh
oder Geschichte der moslimischen Eroberungen. Tabary scheint
beide benutzt zu haben. Von der Geschichte der Eroberungen hatte
auch Ibn Ilagar ein Exemplar; er citirt es sehr oft, während er
das andere Werk des Sayf zweiter Hand, nämlich nach Baghawy?
Ibn Sakan und andern Vorgängern anführt. Diese zwei Bücher
galten, wie es scheint, schon in uralten Zeiten bei den Traditio-
nisten für beweiskräftig und vielleicht können sie wieder aufge-
futiden werden.
545
Mo'ädz. Wir betandjMi uns, erzählt er, in Üannad ^), hatten
die Statthalter installiit und sie mit einander in Correspon-
denz gesetzt, als wir das erwähnte Schreiben des Aswad
erhielten. Wir niachten einen Ueberblick über unsere
Streitkräite, als schon die Nachricht eintraf", Aswad befinde
sich bereits in wSchaüb, einem Schlosse bei (^'anä. Wir
warteten noch den Aus«i;ang des Kampfes zwischen ihm
und Schahr ab, dann tliichtete sich Moadz nach Märib
und von dort mit Abu Müsä nach Oberhadhramawt, dessen
Ein\\ohner dem Mohammad treu blieben. Die übrigen ma-
dynischen Stattlialter mit ihrem (Jetolge Hüchteten sich zu
Tähir, denn die Akkiten, welche zu seiner Provinz ge-
hörten, hatten sich ebenfalls gegen den Aufstand erklärt.
Das so rasch entstandene Königreich Aswad's entbehrte
jeder Bedingung der Dauer. Denen, welche ihn dazu be-
wogen, sich als Prophet auszugeben, war es am wenigsten
Ernst mit dem Glauben an ihn, während Diejenigen, welche
ein inneres Dedürlnils nach einer Offenbarung fühlten, nach
wie vor dem Propheten von Makka treu blieben. Die vor-
züglichste Stütze des Aswad waren die Nomaden des Gazr
zwischen Nagrän und (,'anä; diese unstäten und unzuver-
lässigen Söhne der Wüste waren aber ebensowenig geneigt,
dem Aswad länger zu gehorchen als dem Mohammad, und
derselbe Geist des Widerstandes, der sie veranlalste, sich
der Autorität des letztern zu widersetzen, verleidete ihnen
auch bald die des ersteren. Mohammad hatte Männer um
sich, welche im Glauben an seine Mission Jahre lang sich
allen möglichen Prüfungen unterzogen hatten und deren
■) Tabary S. 54. Die Lesart Gannad ohne die Conjunction
„wa** davor geht aus dem Zusammenhange hervor und ich habe
sie später auch in der I^äba bestätigt gefunden. Um den Sinn der
Tradition zu verstehen, mufs man sie im Zusammenhange mit der
ebenfalls von 'Obayd herrührenden S. 52 lesen, denn sie bilden beide
nur eine Erzählung, welche durch Einscbiebung einer andern Tra-
dition unterbrochen worden ist.
III. 35
546
Schicksal unzertrennlich war von dem seinia^en. Wenn
aucli die Zahl dieser IMänner anfangs klein war, so wuchs
sie doch alhiiälig und bildete den Kern jener Macht, die
sich ganz Arabien unterwarf. Die Gefährten des Aswad
hingegen waren überniüthige Stammt iirsten, von denen jeder
seine eigenen Interessen verfolgte und die sehr wohl wufs-
ten, dals nicht sie von ihm, sondern er von ihnen abhängig
sei. Aufserdem njachte Aswad grobe Fehler; statt seinen
Sieg zu verlogen, die Mohammadaner aus Yaman zu ver-
treiben und die wilden Horden beständig in Athem zu
halten, blieb er in (,'an ä sitzen und spielte den mächtigen
König.
Ihn Abbas fafst den Anfang des Endes in wenigen
Worten zusammen: »Die ersten, welche sich von Aswad
lossagten und ihm beschwerlich wurden, waren Amir b.
Schahr in seiner l'rovinz (im Lande der Hamdaniten) und
Fyrüz und Dädawayh in ihrer Provinz (in Can'ä). Ihrem
Beispiele folgten dann auch andere, welche in Sendschrei-
ben von Mohammad und Mo ädz auf ihre Pflicht aufmerk-
sam geniacht wurden« '). Die Auflösung, Aveil sie natur-
gemäfs war, fing von allen Seiten gleichzeitig an. In den
Provinzen vereinten sich auch die hin>yaritischen Häupt-
linge Dzü-Ikalä, [)zü-Züd, Dzü-Morrän und Dzü-Tzolaym
hein)lich n)it dem Hamdaniten Amir, und in der Haupt-
stadt beleidigte Aswad durch sein Mifstrauen nicht nur die
genannten zwei l^erser Fyrüz und Dädawayh, sondern
aucli seinen Heereslührer Kavs. Mohanmiad war nicht un-
tliätig. Er schickte Aeu Wabar als lloten an Mo'ädz nach
Hadhramawt und forderte ihn auf, die getreuen Moslime
zu sammeln und seinen Rivalen zu bekriegen. Moädz
') Diese Tradition des Ibn 'Abbäs ist bei Tabary S. 54; dort
steht: i'taradha 'anhu, „sich von ihm lossagten", in der l9äba
hingegen, wo sie abgekürzt vorkommt, i'taradha alayhi, „sich ihm
widersetzten". Statt kätharahu lese ich käbarahu und nehme
das Wort in dem Sinne, welchen kabyr im Kor. 2, 42 hat.
547
sandle denselben Höfen an Kays nach Tan ä. ISacli einem
Rerichte ging Wabar ') direkt von IMohanimad zu Kays und
nicht erst zu Moädz.
Die (Jegner des Aswad >varen schon uiit einander in
Corresj)ondenz getreten, um sich über einen IMan, ihn zu
Grunde zu richten, zu verständigen, als der gelährlichste
Feind in seiner eigenen Familie auftrat. Es kommt im
Orient sehr häuHo: vor, dafs der Siearer die Wittwe oder die
Tochter des erschlagenen Feindes zur Frau nimmt. Auch
Alexander hat es gethan. Aufser den Gründen, welche
Jedermann einleuchten, ist stets auch ein gewisser Ueber-
muth im Spiele. Die Frau hat im Orient eine ganz eigen-
thümliche Stellung, welche wenige Europäer begreifen:
sie wird Harma, die Ehre, und Awra, die Schwäche
der Familie genannt, weil diese keine heiligere Pflicht
kennt, als ihre Frauen gegen Insulte zu schützen. Wenn
ein Fürst die Tochter eines Tagelöhners zur Frau nimmt,
so vergiebt er sich nichts, und wenn auch der Schwieger-
vater zu Ehren kommt, so adelt doch eine solche Ver-
bindung die Familie der Frau noch nicht an und für sich,
sondern erst durch ihre Folgen. Ganz anders ist es, wenn
ein Fürst einem Manne unter seinem Stande seine Tochter
zur Frau giebt; es ist dieses die höchste (freilich sehr
lästige, ja gefährliche) Ehre, welche ihm widerfahren kann.
Arabische Romane drehen sich sehr häufig um dieses Thema.
Der Beweggrund des freigelassenen Sklaven Antar, seine
Abenteuer zu vollbringen, war die Hand Ibla's, der Tochter
eines Schayches, mit der er ein Liebesverhältnifs hatte,
') Dieser Wabar ist interessant für uns, weil sein Vater einen
christlichen Namen, und zwar in griechischer Form, trug. Er hiefs
nämlich Johannes (, *^Äjsr). Wir kennen aufserdem die sabäische
Form Yahyä, welche im Koran vorkommt, und die syrische Form
Yohanna, in welcher ihn der christliche Fürst von Ayla trug. Nach
Tabary war Wabar ein Azdite, nach einem Berichte der I^äba war
er von Sabä (Märib), nach einem andern war er ein Kalbite und
folglich in der syrischen Wüste oder in Duma zu Hause.
548
zu gewinnen, und «las erhabene Ziel fies kühnen Sajl
war, eine grofse Anzahl von Prinzessinnen in seinem
Harem zu vereinen '). Feine Politiker, welche sich mit
Mohammad beschäftigen, haben Staatsgründe in einigen
seiner Heirathen entdeckt: er wollte, sagen sie z. ß.,
durch seine Heirath mit On)m Habyba ihren Vater Abu
Sotyän gewinnen. Wenn sie den ganzen Hergang über-
legt hätten, so würden sie eingesehen haben, dals diese
Heirath geradezu ein Schimpf für Abu Sofyän war. Ein
so hochgestellter Mann, wie Abu Solyän, giebt wohl bis-
weilen seine Tochter einem weniger vornehmen Verbün-
deten, aber dieser mufste sich dann wohl hüten, eine an-
dere Frau neben ihr zu haben. Wenn arabische Häupt-
linge dem Mohammad ihre Töchter anboten, so war dies
ein Ausdruck der vollkommensten Hochschätzung und Unter-
würfigkeit. Fin Mann, welcher eine Frau gewaltsam nimmt,
zeigt dadurch, dafs er so mächtig ist, dafs sich die Familie
der Frau seinen Wünschen fügen mufs, und geschieht es
auf eine brutale Weise, so ist dies der gröfste Schimpf,
den man der Familie anthun kann.
Aswad hat sich mit der Wittwe des von ihm er-
schlagenen Schahr, Mohamma<rs Statthalter von (,'an ä, ver-
heirathet -). Sie hegte den bittersten Hafs gegen ihn und
') Der Roman von 'Antar ist auszüglich von Hanoilton in's
Englische übersetzt worden (London 1820; vier Bände). Er ver-
dient mehr gelesen zu werden als dieses geschieht. Den Roman
Sayf altygän, Glaive des couronnes, hat Perron in's Französische
übersetzt (Paris 1862).
*) In der I^äba wird gesagt, er hat sich selbe auserlesen.
Dieser Ausdruck wird gebraucht, wenn sich der Feldherr einen Theil
der Beute zueignet. Es scheint also, dafs die Heirath von ihrer
Familie nicht gebilligt wurde. Ihr Name ist Azäd, sie wurde aber
Marzobäna (Markgräfin) titulirt. Nach einem Berichte in der I(,'äba
Bd. 1 S. 981 hat sie die Verschwörung angezettelt, und, um die
Ausführung zu erleichtern, den Aswad Abends betrunken gemacht.
In diesem, dem Ya küb b. Solyän entlehnten Berichte werden noch
549
verschwor sich mit Fvruz, dessen Cousine sie war, zu sei-
nem ünteri^aii». Auch I)a(Ia\\avl], Ka>s und Wabar waren
mit in's Vertrauen "ezoo-en. Das Schlols des As\va<l war
mit Waclien umstellt, doch ein Gemach hatte eine todte
Mauer j^e^en die Strafse hin und war niclit beuacht. Das
Weib rieth den Verschworenen, (hese Mauer zu (hircli-
brechen und von hier in das Haus einzudringen. Die \ er-
schworenen handelten nach ihrer Weisung und landen eine
brennende Lampe in dem Gemache, welche sie dorthin
«gestellt hatte, damit sie sich zurechtfinden konnten. Fyrüz
ging in das Schlalgemach des Aswad und seiner Frau und
brach ihm, ehe er i^anz erwacht war, das Genick. Ks ka-
men nun auch die andern zwei, trennten den Kojd vom
Rumple, wallen denselben beim Morgengebet vor das
\ ülk und [)roklamirten Mohammad als den Boten Gottes
und Herrn des Landes.
Aswad wurde einen Tag vor Mohammad'» Tod, also
am 7. Juni 632 ermordet, vier Monate, nach<lem er zuerst
die Fahne der Revolution erhoben hatte. P vrüz und
seine Gelahrten standen im Einverständnils mit 'Amir und
den eben genannten Fürsten, und es unterliegt keinem
Zweifel, dafs diese im Falle des Mifslingens des Meuchel-
mordes an der Spitze der flamdäniten und Hirnjariten und
vereint mit den Truppen, welche etwa Moädz in Ober-
hadhramawt und Tähir, im Lande der Akkiten, hätte sam-
meln können, auf (^anä raarschirt wären. Für die Herr-
schaft des Aswad war also keine Rettung möglich. Hätten
aber Fyrüz und seine zwei Freunde den Mord nur einen
Tag verschoben, so hätte sie nur die Flucht retten kön-
nen. Aswad hatte am Tage vor seinem Tode hundert
Rinder und Kameele geschlachtet und dieselben unter die
zwei andere Verschworene genannt, und es wird behauptet, dafs
Bädzän (nicht sein Sohn Schahr) von Aswad erschlagen wurde
und dafs Azäd die Wittwe des Bädzän war. Hiermit stimmt auch
Wäk;idy übereia.
550
Kinn ohrier von Tan ä \ prtbeilen lassen , um sich populär
zu machen, und er sj)racb ollen die Absicht aus, den
Kays und Fyruz, von deren Verratb er überzeugt war, hin-
richten zu lassen.
Der Tod des Nebenpropheten erregte viel mehr Be-
friedigung als Entrüstung in Canä. Seine Trabanten nah-
men zwar die Söhne der Familien, bei denen sie einquar-
tirt waren, gewaltsam weg, setzten sie hinter sich auf die
Pferde oder Kameele und suchten das Weite. Es gelang
hingegen den Einuohnern, siebenzig Mann aus ihrer Mitte
gewaltsam zurückzuhalten. Da somit beide Parteien Gei-
fseln in Händen hatten, war der Weg zu einem Vergleiche
angebahnt. Den Trabanten wurden ihre Leute zurückge-
stellt, sie durften mit heiler Haut abziehen und <1ie Be-
wohner der Stadt erhielten ihre Kinder und Habe wieder
zurück. Das heifse Blut der Südländer ist sprichwörtlich
bei uns. Dieses ist einer der tausend Fälle, welche viel-
mehr für ihre ruhige Ueberlegung Zeugnils ablegen. Die
Araber kennen keine Skrupel, und wenn sie eine blutige
That für zweckdienlich erachten, verüben sie dieselbe mit
unbegreiflicher Kallblütisrkeit, aber sie lassen sich nur selten
von der Hitze des Augenblickes hinreifsen und dann leichter
von edlen als von rach.süchtigen Impulsen.
Wahrscheirdich, ermuntert durch die Erfolge des As-
wad, erhob sich noch während Mohammad's Febzeit unter
den Asaditen, östlich von Madyna, Tola^ha als (.»egenprophet,
aber er kam erst nach seinem Tode zur Bedeutung und
deswegen gehört seine Geschichte nicht hierher.
Die letzte Krankheit des Propheten war ein remit-
tirendes Fieber (Febris subcontinua). Diese durch Miasma
verursachte Krankheit ist in Tropenländern häulig und hat
in Bezug auf ihren Verlauf und die edeln Theile, in denen
sie sich localisirt, in jeder Gegend einen eigenen Charakter.
Madyna war verrufen als ein Fieberort und besonders ge-
fährlich für Fremde; (lennoch war die Sterblichkeit unter
den Flüchtlingen gering und es scheint, dafs das Fieber
551
gewöhnlich einen milden Charakter annahm: wahrscheinlich
ging es nach einiger Zeit in Qnartanheber mit Milz-
vergröfseriing über.
Am Montag den 25. Mai 632 hielt Mohammad eine
Predigt und ermunterte die Gläubigen, sich zu einem Raub-
zusje seifen die (Jriechen zu rüsten. Am folgenden l'aire
liefs er Osama, den Sohn des Zav<l, zu sicli konunen und
sagte: Ich ernenne dich zum Führer der Armee, welche
sich sammelt; ziehe hin nach dem Orte, wo dein Vater im
Kamf)fe gelalleu ist, aber mit solcher Schnelligkeit, dafs
du die Kiuwohner von Obrä, ehe sie iSachricht von deiner
Annäherung haben, überrumpelst; stecke ihre Häuser, Fel-
der und Palmenpflanzungen in Brand.
Am Dienstag begab er sich um Mitternacht nach dem
Friedhoie von Baky' und erflehte den Segen des Himmels
»über seine dort ruhenden Gelahrten.« Dann sa^te er zu
seinem Begleiter: »Es ist mir die Wahl £:elassen Avorden
zwischen den Schätzen der Welt und den Freuden des
Paradieses: ich habe letztere gewählt.« Wenn etwas Wah-
res an diesem nächtlichen Ausfluge ist, so hat ihn wohl
die Rastlosigkeit, ein Symptom der anfangenden Krankheit,
in's Freie getrieben. Als er zu seiner 'Ayischa zurückkam,
klagte er über heftiges Kopfweh, dann besuchte er noch
alle seine Frauen un(] brachte den Rest der ^acht in der
Hütte der Maymuna zu. Am folgenden Tage erschien er
in der Moschee, um dem Osama das Liwä an den Speer
zu binden und ihn als Feldherrn zu installiren. Es hatten
sich die hervorragendsten Männer entschlossen, den Zug
mitzumachen und viele beklagten sich darüber, dafs ihnen
der Sohn eines freigelassenen Sklaven zum Führer gegeben
werde. Der Prophet war sehr erbittert über diese Ein-
wendungen und hielt eine ziemlich gereizte Rede 'j. Die
Armee hatte kaum angefangen sich im Gorf zu sammeln,
' ) Ibn Sa'd läfst ihn diese Rede am 4. oder gar am 6. Juni,
also zwei Tage vor seinem Tode, halten. Dieses ist aber physisch
unmöglich.
552
als sein Zustand so bedenklich wurde, dafs zuerst seine
Freunde nach der Stadt zurückkehrten und endhch auch
Osama, dem von seiner Mutter gesagt wurde, dafs der
Prophet dem Tode nahe sei.
Das einzige Mittel, welches zu seiner Heilung ange-
wendet wurde, war, dals man ihn auf seinen Wunsch in
eine Badewanne setzte und aus sieben Schläuchen Wasser
aul ihn gofs. Die englischen Aerzte in Indien wenden nun
freilich, wenn im Fieber der Kopf angegriffen ist, kalte
( mschläge an, aber diese Kaltwasserkur war doch etwas
zu stark und er deutete auch bald mit der Hand, man
solle aufhören. Er soll auch später noch in die Moschee
gegangen sein, unterstützt von zwei Anverwandten; er
mulste aber nach der Hütte der 'Ayischa, in welcher er,
seitdem seine Leiden einen ernsten Charakter angenommen
hatten, mit Einwilligung seiner übrigen Frauen sein Kranken-
lager hatte, in seine Kleider gehüllt zurückgetragen wer-
den. Das Fieber wurde so heftig, dafs man die Hitze durch
die Decke fühlen konnte. Ks stellten sich auch Seiten-
wehen ein. Wahrs( heinlich bildete sich eine Congestion
der Milz, was nicht grade das ungünstigste Symptom ist.
Aber sein Nervensysteni uar so furchtbar angegriffen, dafs
Aveniy: Hoffnun«- war, die Krisis überstehen zu können. Er
war äufserst aufgeregt, wälzte sich verzweifelnd auf seinem
Lager, schrie und jammerte. Seine Frauen, welche nicht
einsahen, dafs die Aufregimg ein böses Symptom der Krank-
heit sei, fragten ihn: Was würdest du sagen, wenn eine
von uns sich so benähme? Er antwortete: Wisset ihr nicht,
dafs Niemand mehr zu dulden hat, als die Propheten? Der
eine ist vom Ungeziefer verzehrt worden, der andere starb
in solcher Armuth, dafs er nichts besafs als einen Lumpen,
um seine Schaam zu bedecken; aber ihr Lohn in dem jen-
seitigen Leben wird um so gröfser sein.
Am Donnersta": den 4. Juni erreichte seine Krankheit
<lie gröfsle Heftigkeit und er verlangte Schreibzeug, um
ein Testament zu schreiben. Die Angaben über das, was
553
er zu verordnen gedachte, sind sehr verschieden, aber so
viel ist gewifs, dafs seine Freunde seinem Befehle nicht
nachkamen und ihm kein Schreibzeug reichten. Vielleicht
hatte er das Delirium, vielleicht lürchteten sie, er uürde
Bestimmungen trellen, welche ihren Wünschen zuwider
wären. Mir lallt unwillkürlich der Vertrag mit Mosaylima
bei; denn es ist last unbegreiflich, dafs er nicht für die
Nachfolge gesorgt haben soll, obschon, wie erzählt wird, er
Anordnungen getrotren habe über sein Leichenbegängnifs und
seinen Begräbnilsplatz. Er drückte den Wunsch aus, dafs
sein Leichnam von seinen Anverwandten gewaschen, dann in
egyptisches oder yamanisches Tuch gewickelt und auf die
Bettlade, in der er während seiner Krankheit lag, zurück-
gebracht werde. Darauf sollten sie ihn alle auf eine kurze
Zeit verlassen, damit die Engel für ihn beten können.
Die Krankheit ging nun in das Stadium des Typhus über.
Am Sonntag verfiel er in eine lange anhaltende Ohnmacht
und seine Frauen träufelten ihm Olivenöl, in Avelchem in-
discher Aloe und Safran aufgelöst war, in den Mund. Als
er sich erholt hatte, war er sehr aufgebracht darüber, denn
Medizin in den Mund träufeln galt für ein Zaubermittel
und es wurde bei Menschen angewendet, welche verun-
reinigt waren und mit denen der Teufel sein Spiel trieb.
»Glaubet nicht«, sagte er, »dafs Gott es zuläfst, dafs ich,
sein Bote unrein sei; dieses Mittel hat euch Asmä, die
Tochter des 'Omays, angerathen und sie hat es in Abys-
sinien kennen gelernt.« Um ihn zu besänftigen, legte sich
eine seiner Frauen nach der andern nieder und liefs
sich von ihren Gefährtinnen ebenfalls etwas in den Mund
träufeln.
x\m Montag wendete 'Avischa eine Zauberformel an,
welche sich sonst immer wirksam erwiesen hatte. Sie
nahm seine rechte Hand, strich ihm damit über sein Ge-
sicht und über die Brust und sprach: 0 Gott, der Menschen
Hort, schaff dieses Uebel fort; denn du bist der Heiler und
es giebt keine Heilung als deine Heilung mid dein Heilen
554
gestattet der Krankheit kein Weilen. Als sie seine Hand
sinken liefs war sie kalt und todt.
Mohammad starb am 8. Juni 632 Nachmittags und
wurde am Dienstag Abend in der Hütte der 'Ayischa auf
dem Fleck, avo er gestorben war, begraben. Sie fuhr fort
die Hütte zu bewohnen, aber es wurde eine Wand zwi-
schen ihr und dem Grabe gebaut. Später wurde die Hütte
niedergerissen und der Platz der Moschee einverleibt.
Register.
Aaron, I, 66. 84. 485. II, 103. 106.
186. 189. 252. 259. 264. 357.
Abän b. Abu Ohavha, siehe Abän. b.
Sayd.
Abän b.'Othmän. I, 413.
Abän b. Sayd, II, Hin. 163. 111,332.
'Abbäd b. 'Äbd Allah b.Zobayr, 1,425.
"Abbäd b. Bischr, II, 408 n. "lll, 338n.
'Abbäd b. Cohayb, I, 453.
"Abbäd b. Honayf, HI, 33 n.
'Abbäs b.'Abd al-Mottalib, 1,440.527.
II, 317.401.529. III, 113 n. 131 n.
286. 316. 432. 518.
'Abbäs b. 'Alyy, I, 397.
'Abbäs b. Anas Ri'Iy, III, 390.
'Abbäs b. Anas Solaniy, IlI, 153 n.
'Abbäs b. Mirdäs, I, 316 n. III, 287.
334 n. 336.
'Abbäsiden, II, 74. 129 u. III, 74.99 n.
'Abd b. Mas'ada, III, 230.
'Abd b. Raby'a, III, 332.
'Abd b. Sawdä, III, 43.
'Abd b. Tbalaba, ein Tribus, III, 284.
'Abd b. Wafdän, II, 177.
'Abd b. Zama, III, 131 n.
'Abda b. Moshir, III, 508.
Abdäl, II, 467.
'Abd Allah, (ohne Beisatz, steht für
Ibn Masüd).
'Abd Allah (Banü), d.h. die Perser,
III, 380.
'Abd Allah b. 'Abbäs, siehe Ibn 'Abbäs.
'Abd Allah b. Abd Allah, II, 166.
Abd Allah b. 'Abd-Madän, III, 510.
'Abd Allah b.'Abd al-Mottalib, I, 139.
'Abd Allah b. 'Abd al-Rahmän, I, 430.
'Abd Allah b. 'Abd al-Rahmän A9amni,
III, cxviii.
'Abd Allah b. Abu Bakr. I, 408.
III, LXX.
III.
Abd Allah b. Abu Omayya, II, 116 n.
416 n.
'Abd Allah b. Abu Raby'a, II, 41.
'Abd Allah b. Abu Sabra, II, 176.
Abd Allah Ibn Abu Sarh, siehe 'Abd
Allah b. Sad.
'Abd Allah b. Abu Säyib, III, 131 n.
'Abd Allah b.'Adyy, ein Tribus, III, 258.
'Abd Allah b.Aläs, III, 323 n.
'Abd Allah b. Alyy, I, 397.
'Abd Allah b. 'Ämir, I, 416.420.
'Abd Allah b. 'Amr b. 'Ä9, III, xciv.
'Abd Allah b. Arkam, I, 434.
'Abd Allah b. Arkat, II, 545.
'Abd Allah b. Aswad, II, 164. III,
375 n.
'Abd Allah b. 'Atyk, III, 235.
'Abd Allah b. 'Awsaga, III, 238 n.
'Abd Allah b. 'Ayj'äsch, I, 443.
Abd Allah b. Bad'r, III, 151 n.
"Abd Allah b. Cälih, III, cxnr.
"Abd Allah b. Cämit, I, 454. 456.
'Abd Allah b. Chabbäb, I, 440.
Abd Allah b. Därim, ein Tribus,
III. 376.
'Abd Allah b. Dzobäb, III, 459.
'Abd Allah b. Ga'far, I, 425. II, 162 n.
'Abd Allah b. Gahsch, I, 444 f. 11,146.
163. 536 n. HI, 74. 105.
'Abd Allah b. Ghatafän, ein Tribus,
III, 388.
'Abd Allah b. Gohayr, III, 173.
"Abd AUah b. Go'dän, I, 76 n. 111.
149. 316. 451.
'Abd Allah b. Härith b. Kays, II, 173.
'Abd Allah b. Hiläl, III, 319 n.
'Abd Allah b. Hodzafa, II, 174. III,
264.
'Abd Allah b.Hosayn Ma9y9y, II, 247n.
'Abd Allah b.Ka'b b. Mälik, III, lxx.
36
556
'Abd Allah b. Kays, ein Dichter,
II, 163 n.
'Abd Allah b. Kays b. 0mm Ghazzal,
III, 454 n.
'Abd Allah b. Koläba, I, 513.
'Abd Allah b. Lahy a, III, lxxiii.
'Abd Allah b.Machrama, II, 146 n. 176.
'Abd Allah b. Mälik, III, 204.
'Abd Allah Ibn Masüd, siehe Ihn
Mas üd.
'Abd Allah b. Matz' im. I, 437 f.
'Abd Allah, Sühn des Moh., I, 199 ff.
'Abd Allah b. Mohammad b. 'Omara,
III, cxxvii. cxxviii n.
'Abd Allah b. Mottalib, 11, 169. 175.
'Abd Allah b. 'Öbayd Allah Räzy,
III, cxviii.
'Abd Allah b. Obayy, siehe Ibn Obayy.
'Abd Allah b. Obayy Gomahyy, III,
131 n.
'Abd Allah b. Omar, siehe Ibn ' Omar.
'Abd Allah b. Onays, III, Hin. 189.
'Abd Allah b. 'Othmän, I, 413.
'Abd Allah b. Othmän b. Arkam,
I, 435.
'Abd Allah b. Ozayhir, III, 257.
'Abd Allah b. Kaby, III, 507.
'Abd Allah b. Rawr.ha, I, 399. 111,70.
236. 292.
'Abd Allah b. Sa'd, I, 164.
'Abd Allah b. Sad, I, 417. 420. 431.
'Abd Allah Ibn Sa'd b. Aby Sarh,
I, 416. 449. II, 20 n. 319"n. 407.
'Abd Allah b. Saläm , I, 46. 54. 420.
III, 37 n.
'Abd Allah b. Sargis, II, 385 n.
'Abd Allah b. Sayd b. 'Ä?, I, 448.
'Abd Allah b. Sayd b. Zayd, I, 438 n.
'Abd Allah b. Schammas," II, 170.
'Abd Allah b. Schichehyr, III, 401.
'Abd Allah b. Schihäb," II, 179.
'Abd Allah b. Scr-ius; II, 79.
'Abd Allah b. SofyAn, II, 170.
'Abd Allah b. Sohayl, H, 146. 176 n.
'Abd Allall b. Wahb, III, cxviii.
'Abd Allah b. Yäsir, I, 448.
'Abd Allah b. Yazyd b. Abu Sofyän,
I, 413.
'Abd Allah b. Zayd, III, 53. 451.
Abd Allah b.Zobayr, 1,336.339.375.
422. 423. 424. 439. III, xi.vii. lix.
Abd 'Amr, ein 'Ämirite, III, 406.
'Abd 'Amr Kalby, III, 234 n.
'Abdäriten, III, cLi n. 116 n. 172.206.
"Abd Asad, eine Familie, II, 535.
'Abd Aschhai, eine Familie, II, 523.
III. 225 n.
'Abd al-dnr Gohany, HI, 43 n.
Abd al-Gän, II, 179.
'Abd alhagar b. 'Abd-MadSn, III, 510.
'Abditen, III, cli n.
'Abd al-Kaba b. Abu Bakr, II, 326.
Abd al-Kays, ein Tribus, I, 103. 104.
110. II, 385. III, 372.
'Abd Madän, ein Gorhomite, III, 528.
'Abd Madän, ein Tribus, I, 76 n.
111, 509.
'Abd al-Mälik, Chalyfe, I, 170. III, t,.
'Abd al-Mälik b. 'Atk, III, 405.
'Abd al-Mälik b. 'Othmän, I, 413.
'Abd Manäf, Sohn des Moh., I, 153.
199 f.
'Abd-Manätiten,ir, 518. 542. III, cxlix.
CLin. CLx. 96. 361 n.
'Abd Masyh, ein Gorhomite, III, 528.
'Abd al-Masyh b. 'Amr, I, 134 f. [den
Aiilafs zur Legende mag das bei
Hyra gelegene „Dayr (Kloster) 'Abd
al-Masyh" gegeben haben].
'Abd al-Mottalib, Grofsvater des Moh.,
I, 130. 139. 146. 175. 179. II, 516.
III, CXLl.X.
'Abd al-Mottalib b. Raby , II, 174.
'Abd al-'Ozzk b. Badr, III, 151 n.
'Abd al-Rahmän b. 'Abd al-Rahmän,
I, 430.
'Abd al-Rahmän b. Abu Bakr, I, 350.
II, 326. 332. 376. 406. 544.
'Abd al-Rahmän b. Awf, I, 316. 400.
405. 410. 427. 428 f. II, 43 f. 146.
168. ni, 88. 226. 233. 378 n.
'Abd al-Rahmän b. Härith, III, xi.vii.
'Abd yl-Rahmän b.'Ödays, I, 417. 418.
'Abd al-Rahmän b. Othmän b.Matz'un,
I, 387 n.
'Abd al-Rahmän b. Sa'd, I, 431.
III, 110.
'Abd al-Rahmän b. Sayd, I, 438 n.
'Abd Rakyi), ein Gorhomite, III, 528.
'Abd-Schamsiten, III, cxi.ix.
'Abd-Wodd b. 'Awf, I, 362.
'Abd Wodd, ein Gorhomite, III, clxii.
"Abd-Yaghüth b. Ri'la, III, 511 n.
'Abd Yälyl, ein Gorhomite, III, 528.
'AbdYälyl b. 'Amr, II, 516 n. III,
403 n." 483. 487.
'Abd -Yälyl b. Koläl, II, 516 n.
Abd -Yazyd b. Iläschim, II, 170.
'Abkar, ein Ort, II, 222 n.
Ablak Azdy, I, 255 n.
Ablak Zohiy, I, 255 n.
Abraha, Statthalter in Yaman, I, 461.
Abraha b. Cabäh, II, 379. 382.
Abraham, l", 66. 68. 72. 88. 175. 495.
II, 188. 196. 216. 252. 258. 262.
271. 486. III, 49. 320. 498.
557
'Absiten, III, 203. 397 n.
Abu, I, 6.
Abu 'Abd al-Rahman Solainy, IIP,
cvii n.
Abu Abyadh b. 'Abd al-Rahman, I,
430.
Abü-1- A9 b. Omayya, III, 36! n.
Abü-1-'Ä9 b. Raby', I, 201. 427. III,
131 n. 231.
Abu 'A9im b. Machlad, III, xc\'it.
Abu 'Afak, III. 146.
Abu Ahmad b. Gahsch , I, 444 f.
III, 70.
Abu Allya Riyähy. III, cvit n. cx\ r.
Abu 'Ämir Fäsik i I, 74 n. III, 32.
109. n. 172. 174. 179. 206. 403 n.
409. 412. 487 n.
Abu 'Amr b. Horayth, III, 426.
Abü-1-Aschaddi II," 113. 114.
Abü-I-Aswad, III, r.x.xiii.
Abü-1-Aswad b. 'Abd al-Rahmän, II,
165.
Abü-1-Aswad Düaly, III, i. n.
Abu A'war, I, 411.
Abu 'Awgä. III, 286.
Abu 'Awn, III, 149.
Abu Ayyüb, III, xi.vi. 12. 79.
Abü-1-Azyz b. Oraayr, III, 131 n.
Abu Bachtary, II, 111. 158. 406. 416 n.
534.
Abu Ba9yr, I, 201 n. 249.
Abu Bakr, I, 344. 350. 365. 366. 370 f.
397. 407 f. II, 69. 119. 131. 326.
520. 541. 545. III, xli. cxxi. 70.
89 n. 122. 124. 277 n. 282. 314.
341 n. 384. 411. 477. 514.
Abu Bakr b. 'Abd al-Rahmän, I, 430.
Abu Bakr b. Abu Müsk, II, 165.
Abu Bakr b. 'Alyy, I, 397.
Abu Bakr Charayty, III, i.vi n.
Abu Bakr, der Hodzaylite, I, 112.
Abu Bakra, I, 448.
Abu Bischr Matk b. Yünos, I, 346 n.
Abu Bokayr, I, 444. 447.
Abu Bokrä, ein Sklave. III, 332 n.
Abu Borda b. Abu Müsa, II, 53 n. 165.
III, 42 n. 43. 174.
Abu Borkän, III, 336.
Abucaei, III, 372.
Abu Cälih b. Bädzän, III, cxi^' bis.
Abü-l'-Chasehchäsch, I, 430.
Abu Chozayma, III, xl.
Abu ^orad Zohayr b. Corad , I, 173.
III, 336.
Abu Dabb, III, 388.
Abu Dardä, III, xi.vi. i.ii. 26 u.
Abu Däwüd Sigistäny, III, li n. cii.
CXVIII.
Abu Dhobayb, ein Balyite, III, 431.
Abu Doganna, IIT, 176. 178.
Abu Dzarr Ghifäry, I, 368 n. 454 f.
582. II, 399." III, cvi n. 228.
Abu Dzarr Hirawy, II, 399.
Abu Dzobäb b. 'Äbd Allah, I, 147 n.
Abu Dzowayb Härith b. Abd Allah,
I, 165.
Abu Dzowayb Häschim b. Scho'ba,
I, 90 n.
Abülfidä, III, r.x^■|I.
Abu Fokayha Yasär, II, 119 n. 387 n.
388., siehe Yasär.
Abu Gafar, Chalyfe, I, 434. 435.
Abu Gafar Chowärezmy, III, iii n.
Abu Gafar Räzy, III, cxvii.
Abu Gahl, I, 373. II, 70. 79 n. 81.
87. 114 f. 159.160.317. 393.416 n.
515. 518. 540. 542 n. III, 117.
Abu Gandal, III, 247.
Abu Gärüd Ziyäd b. Mondzir, III,
cxvir.
Abu 6ondob, I, 202.
Abu Habyba b. Azar, III. 33 n.
Abü-1-Hakam, siehe Abu Gahl (II,
82 n.)
Abü-1-Hakam b. Achnas, I, 444.
Abu Häla Zorära b. Nabbäsch, I, 196.
Abu Hanyfa, III, ci n.
Abu Harb b. Chowaylid, III, 512.
Abü-1-Härith b.'Alkama, Bischof von
Nagrän, III, 489.
Abu Härith, ein Himyarite, III, 269.
Abu Hätib b. 'Amr, I, 446 f.
Abu Haysar, II, 522.
Abu Haytham b. Tav'yahän, II, 525 n.
Abu Ho'db, I, 524."
Abu Hodzayfa, I, 447 f. II, 43. 145.
164.
Abu Hodzayfa, der Exeget, III, cxvii.
cxvin.
Abu Hokayk, III. 273. 274.
Abu Horayra, I, 436. III, lxi. lxiii.
Lxxxii f. CVI. 256. 378.
Abu Hosayn Lokmän, III, 204 n.
Abu Idrys Chawlän)', I, 50.
Abu Ishkk, III, 109 n. 236 n. 396 n.
Abu Kabscha. III, 179.
Abu Karib, III, 529 n.
Abu Karvma b. Mohallab, III, cxvni.
Abü-Ikäsim, ein Name des M., I, 157.
Abu Katäda b. Rib'y, III, 296. 312.
Abu Kays b. 'Abd-Manäf , I, 129.
130!
Abu Kays b. Asiat, II, 527.
Abu Kays C^'arma, I, 75 n.
Abu Kays b. Fäkih, II, 70. 116 n.
Abu Kays b. Hodzäfa, II, 174.
558
Abu Kobays, ein Berg, II, 517 n.
Abu Kohäfa, I, 408.
Abu Labab, I, 144 n. 19 5. 309 n. 400.
484.526. 11,70.78.515.519.542.
Abu Lobiida, III, 219.
Abu Mahdzüra, I, 453.
Abu Mamar Gomayl b. Ma'mar, I,
404 n.
Abu Ma' schar, der Astrolog, I, in n.
Abu Ma' schar, der Biograph, III, i.xx f.
cxvi n. 109.
Abu Miglaz, III, i,xix n.
Abu Mob. Bakr b. Sahl, III, cxiv.
Abu Mob. Müsk Cariäny, III, cxiv.
Abu Molayh b. Aws, III, 482.
Abu MüskÄsctf ary, I, 394. II, 53 n.
164 f. 383. lil, XT.IV n. 540 n.
Abu Nägila, III, 157.
Abu Nagyh b. 'Anbasa, I, 456.
Abu Nawfal b. Mosähik, II, 176.
Abu No'aym, III, 405.
Abu 'Obayd, III, cxix.
Abu 'Obayda b. Garrah, I, 432 f. II,
69. 146" n. 178. III, 230. 295. 318.
Abu "Obayda b. Hodzayfa, III, 396.
Abu '09ma, III, cxvii.
Abu Ohayha Sa'yd, I, 316. 359 n.
365 n. " II, 50. 58. 111 n.
Abu 'Omayr, siehe Ibn Tayyahän.
Abu Osayd, III, 80.
Abu Raff Salläm, III, 235. 546.
Abu Rawk, III, cxvi.
Abu Riga 'Ämir Utaridy, I, 393.
Abu Riga Mol?., III, cxviii.
Abu Righäl, 525.
Abu Rum b. 'Omayr, II, 168 f.
Abu Sabra b. Abu" Rohm, II, 43. 45.
146. 176 f.
Abu Sabra Gofy, III, 461.
Abu Salama b. 'Abd Asad, I, 144.
433 f. 11, 43. 44. 78. 146. 170.
535 n. 536 n. III, 183.
Abu Salama b. Abd al-Ra^man, I,
430.
Abu Sanäbil b. Rakak, II, 178.
Abu Sa'yd Aschagg, III, cxviii.
Abu Sa'yd Chodry, III, ixiii. 210 n.
Abu Schachm, III, 226.
Abu Scharwän b. Abd Allah, I, 173.
Abu Schayba, III, 172.
Abu Schiinr b. Abraha, II, 382.
Abu Schimr b. Hogr, II, 169.
Abu Sofyän, I, 113. 257. 540 n. 541 n.
II, 110 f. 160 n. 3»1 n. 393. 401.
416 n. III, i.vii n. 69. 108. 110,
142. 150. 169. 172. 179. 195. 206.
214. 215. 238. 303. 314. 316. 384.
548.
Abu Solaymän, III, cxiv.
Abu Tälii), I, 146. 149. 179. 353.
II, 48. 73. 74. 126. 143. 147 157. .
392. 515.
Abu Tayba Näfi', I, 275.
Abu Tha'laba Choschayny, III, 254.
Abu Tharwän, III, 336.
Abu Wadäa, III, 130. 131 n.
Abu Ya'küV, ein Jude, III, cxxxiii.
Abu Yasär, III, 12 7.
Abu Yoktzän, siehe 'Ammär.
Abu Yüsof, III, xvHi n. 508.
Abu Zam'a, I, 89. 521. II, 111. III,
166.
Abu Zaryn b. 'Ämir, III, 514 n.
Abu Zayd, III, 382
Abwä, ein Ort, I, 146. III, 101.
Abyadh, der Mahrite, III, 385 n.
Abyan, Stadt, III, 442. 443.
Abyssinien, I, 350. II, 41 f. III, 262.
379. 448.
'Ä9 b. Abu Ohayha, II, 111 n., siehe
auch 'Ä9 b. Sa'yd.
'Ä9 b. Hischäm, I, 484 B.
'Ä9 b. Sa yd, II, 70. 118.
'Ä9 b. Wävil, I, 439. II, 4. 20 n. 56.
70. 80.91. 92. 118. 160. 191. 406.
A9äbih, ein Tribus, III, 438 n.
A9amm, III, cxviii.
A9bagh, III, 234.
A9bahiten, II, 164.
A9häb, II, 582 n.
Achdhar, eine Wüste, III, 297.
Achnas, I, 360. II, 406. 496. 518 n.
Achschab, ein Berg, II, 517.
Achtal, ein Dichter, I, 448.
Achuwa, III, 99.
'Ä9im b. Abu (^ayfy, III, 362 n.
'Ä9im b. Harith, III, 511 n.
'Ä9ini b.'Omar, III, i.xiii. i.xx. 109 n.
'Ä9im b. Zobayr, I, 422.
A9ka\ Garmite, III, 429.
A9m!i, III, 145.
A9näin, III, 523 n.
A9yad Kiläby, III, 400.
Adam, II, 189. 242. 547.
Addä b. Hawda, III, 314. 404 n.
Addäs, II, 389. 517. III, 116.
Adedu, Stadt, III, 438.
Adelardus Bathoniensis, I, 11, iii n.
Aden, I. 517. 111,435. 438 n. 442.
Adhä, III, 520 n.
Adhl, ein Tribus, III, 188. 190 n.
'Aditen, s. 'Advy b. 'Ämir.
'Äditen, I, 61. "62. 64. 100. 125. 470 f.
505 f. 537. 556. II, 97. 98. 523.
III, CXXXIII n. 4.
'Adn, n, 607 n.
559
'Adnfin b. Odad, III, cxxxiii.
Adramiten, III, cu n.
'Adwaniten, III, cxxin. 324. 330.
Adym-i-chosch, III, 95.
Adyy b. 'Ämir, eine Familie, II, 118.
III, CLi n. 116. 225 n.
'Adyy b. Asad, II, 175.
'Adyy b. Hamra, I, 195. II, 70. 80 n.
l'l8. 495.
'Adyy b. Hätim, III, 386. 392. 409.
'Adyy b. Kays, II, 157. 334 n.
'Adyy b. Nadhla, II, 175.
'Adyy b. Naggär, eine Familie, I, 139.
145.
'Adyy b. Raby'a, II, 406.
'Adyy b. Tzälim, III, 287.
Adzäm, ein Ort, III, 288 n.
Adznaba, ein Ort, III, 511 n.
Adzra'ät, ein Ort, III, 149. 163.
Adzroh, Stadt, III, 423.
Aelius Gallus, III, 442.
'Afyf b. Ma diykarib, I, 316.
Aga'iten, III, 392 n.
'Agam b. Sofyän, III, 362 n.
A'garay, I, 482 n. III, 407.
Agdäl (Dzät), ein Ort, I, 437.
Agfor, ein Ort, III, 397 n.
'Ägila, II, 496 n.
Agnadayn, ein Ort, I, 348. 365. II,
166.
Agrä, siehe Hyry.
'Agwa, III, 2." 191.
Agyäd, I, 306. 343.
Ahäbysch, II, 131. III, 167.189.206.
241.
Abäd, III, xct.
Ahkäif, eine Wüste, I, 505. 517.
Abi alkitäb, II, 289 n.
Ahmad, ein Name des M., I, 106. 156 f.
159. 164. 175. 303. 383. II, 150.
Ahmad, d. h. Ibn Hanbai, III, xcviii.
cxvni.
Ahmad b. 'Abd Allah Ingyly, I, 56 n.
Ahmad b. Abd Allah b. Saläm, I, 46.
56.
Ahmas Allah, ein Tribus, III, 466.
Ahmür, ein Tribus, III, 454 n.
Ahwan, Montag, I, 624.
Ahzäb, I, 471 n. III, 207.
,'Akaba, II, 523. 529.
'Akaba, d. h. Ayla, III, 416.
Ak'än', III, 524.
'Äkib, III, 489.
'Äkil b. Bokayr, I, 447.
'Akkiten, II, 164. III, cxxxix. 461.
541n. 545.
Akra b.Häbis, I, 274. III, 312. 334 n.
336. 365. 368. 370 n. 380.
I Aktam b. Cayfy, I, 316.
Akwäb, II,' 507 n.
1 'Akyk, ein Ort in Yamäma, III, 512.
'Akyka, Gebiirtsfeier, I, 155.
'Akyl b. Abu Tälib, I, 146n. III, clviii.
113 n. 131 n.
, A'lä, eine Familie, I, 362.
i Alam. ein Ort, III, 388.
I 'Älami mithäl. II, 492 n.
1 Älamyn, Welten, I, xxii. 300 n.
j Albertus Magnus, 1, ii.
Äl Cadd, I. 509.
Äl-Dolaym-Datteln, III, 296.
Alexander der Grofse, II, 464.
Alexandrieu, I, 345 n.
Alh, I, 287. 290.
'Älig, I, 517. III, 166. 297.
Alilat, I, 292 n.
'Älij'a, III. i.ii n.
'ALkama Cho99y, I, 437.
'Alkama, Modligite, III, 430.
'Alkama b. 'Olätha, III, 314. 389. 400.
401.
'Alkama, ein Täbry, I, 442.
Al Kidm, ein Tribus, III, 454 n.
Allah, I, 286 f. 299. II, 33.
Allahomm, I, 286 n.
'Allan b. Salama, III, 402 n.
'Alyiden, ihr Einflufs auf die Tradition,
U, 74. 129 n.
'Alyy b. Abd Allah b. 'Abbäs, III,
XCIII.
'Alyy b. Abu Talha Wäliby, III, cxiii.
■ Alyv b. Abu Tälib, I, 47 n. 355. 395.
415. 527 n.' II, 73. 399. 520. 541.
544. III, xxvfi. XXXI. XI. VI n. 65.
69. 74. 86. 211. 232. 245. 271. 282.
318. 393. 414. 454. 477. 521.
'Alyy b. Ahmad b. Sa'yd, III, 516 n.
Alv}- b. Hakam, III, cxv.
Alyy b. Moh. b. 'Amr, I, 197.
'Alyy b. Sad, III, 362 n.
'Amalikiter. I, 508. III, 4. 330.
Amäma bint Abü-rä9, I, 398.
Amäniy, II, 25. 402.
Amarr, ein Ort, III, 154.
'Amara, III, 234 n.
A'masch, III, cxvji.
Amat al-Rahmän bint 'Abd al-Rahmän,
I, 430.
'Ämiliten. III, 410.
Ämina, Mutter des M., I, 138. 142.
Amina bint 'Abd al-Kabmän, I,
430.
Ämina bint Chälid, I, 422.
'Ämir b. Abd-Wadd, I, 362.
'Ämir b. Abu Wakkäf, II, 169 f.
'Ämir b. Adhbat, l'll, 312.
560
'Äniir b. Adram, IIF, CLi n.
^Ämir al-Agdar, I, 362.
'Ämir b. Aswad, III, 391.
'Ämir b. Bokayr, I, 447.
'Äuiir b. Ca'^a a, ein Tribus, III, cLix.
157.186.240n. 291. 324. 400.487n.
'Ämir b. Dynär, III, 35 n.
'Ämir b. Fohayra, I, 366 n. 446 f.
II, 91. 120 n. 121 n. 187. 545.
'Ämir b. Gadara, I, 129. 130.
'Ämir b. Ghaylän, III, 488 n.
'Ämir b. Hadhramy, III, 120.
'Ämir b.Lowayy, eine Familie, II, 518 n.
III, 142.
'Ämir b. Mälik, III, 185 f.
'Ämir b. Raby a, I, 44 f 122. II, 43.
44. 146 n. 167. 175. 536 n.
'Ämir b. Sad, I, 431.
"Ämir b. Schahr, III, 541 n. 546.
'Ämir b. Schammäch, II, 164.
'Ämir b. Tofayl, III, 185 f. 338. 400.
'Ämir b. Tzärib 'Adwany, I, 316.
'Amm Anas, ein Götze, III, 457.
'Ämma, III, lxxxii n.
Ammär b. Ghaylän, III, 488 n.
'Ammär b. Yäsir, I, 366. 442. 447 f.
II, 40 n. 41. 44. 119 n. 120 n. 146 n.
179. 536 n.
Ammoniter, III, 8.
Amr, Geschäft, II, 232.
'Amr, eine thämüdische Familie, I, 519.
'Amr b. 'Abd Kays, III, 372.
'Amr b. 'Abd Wodd, III, 211.
'Amr b. Abu Cayfy, III, 362 n.
'Amr b. Abu Ohayha, II, 111 n. 163 f.
'Amr b. Abü-1-Rabv'a, I, 111.
'Amr b. Abu Sarh," II, 146 n. 178.
'Amr b. Abu Sofyän, III, 130.
'Amr b. 'Ä9, I, 112. 345 n. 400. II,
41. 148. 160 n. III, xxxfv. 69.
212. 227. 294. 307. 321. 338 n.
382. 515.
'Amr b. Ahtam, III, 369. 370 n.
'Amr b. 'Anba.sa, I, 368 n. 456.
'Amr b. Asad, I, 194.
'Amr b. 'Awf, ein Tribus, I, 379. III,
XLit n. 12. 21. 33 n. 114 n. 146.
225 n. 229.
'Amr b. Gafna Gha.ssäny, I, 89 n.
'Amr b. Gahm, II, 168.
'Amr b. Hamama, III, 255. 330.
'Amr b. Hämik, I, 417. 418. 421.
'Amr b. Härith, II, 146 n. 179.
'Amr b. Häritha, I, 401.
Amr b. Hawda (Hawdza), III, 314.
404 n.
'Amr b. Hazm, III, 421. 541 n.
Amr b. Lol^ayy, I, 362.
'Amr b. Ma'diykarib. I, 365 n. 471.
'Amr b. Morr, III, 151 n,
'Amr b. Omayya. I, 110. II, 52. 166.
III, 78. 262. 308 n.
'Amr b. 0mm Maktüm, I, 453.
I 'Amr b.'Olhmän, I, 413. 426. II, 170.
'Amr b. Sad, I, 431.
'Amr b. Salima, III, 429.
'Amr b. Sayd b. Zayd, I, 439 n.
'Amr b. Thä'laba, II", 169.
'Amr b. Tofavl, III, 257.
'Amr b. Zayd b. Ä?, III, 277.
I 'Amr b. Zorära b. 'Odos, I, 129.
'Amra bint Sad, I, 431.
'Amra bint Sa'dy, II, 178.
'Amrän, Bruder des Mozaykiya, I,
255 n.
Amru-lkays b. Hogr, I, 14 n.
'Aniüd alnasab, III, cxlv.
'Amwäs, Pest von, I, 433.
Amyn, III, 25 n.
Amyr, III, 379.
AmjT almuminyn, III, 106.
An am, eine Familie, I, 362.
Anas -Allah, ein Tribus, III, 459.
Anas b. Kays, III, 513.
Anas b. Mäl^k, I, 166. III, r.vii. i.xi.
341 n.
Anas b. Modrik, III, 469.
Anas b. Räfi', I, 316.
Anbär, eine Stadt, I, 129. 130.
'Anbariten, III, 365.
Anbasa, III, 430.
An9äb, Altäre oder Statuen, I, 119.
An^är, II, 532. III, 5. 25 n. 110. 240.
318. 334. 490.
An9inä in Epypten, III, 85 n.
'Aneze, III, 233 n. 300 n.
Angab, eine Familie, I, 363 n.
Anmär, ein Tribus, III, cxr>i. 198. 2.'!0.
Ans aus Nagrän, III, 490.
'Ans b. Mälik, ein Tribus, III, 471 n.
'Ansy, d. h. Aswad b. Ka b, III, 308 n.
'Antara, ein Dichter, I, 111. III, 392.
548 n.
Antary, III, i.V!ii.
Antichrist, I, 460.
Antilibanon, III, 436.
Antiochien, I, 345 n.
'Anz, ein Tribus, I, 481 n.
'Anza, I, 453.
Apollonius, I, 345.
Arabia Felix, III, 416 n,
Arabyya, III, 299 n.
Arafa, ein Ort, I, 121. II, 19. III,
518 f.
Aramäer, I, 505; siehe auch Iram.
Arbad b. Rabya, III, 401.
561
*Ardh, III, xcvi.
ArdhjTi, ein Ort, III, 387 n.
'Arg, ein Ort, III, 477.
'Argische Gebirge, III, 438 n.
Arhab, ein Ort und hanuiänisclier Tri-
bus, III, 454 n. 455 n. 456.
'Aridh, ein Gebirge, III, 297.
'Ärif, Theo.soph, I, 261.
Aristoteles, I, ii.
Arkam b. 'Abd Yaghüth. I, 422 n.
Arkam b. Abu Arkam, I, 351. 369.
434. II, 78. 81. 93.
'Arkisehe Gebirge, III, 438 n.
'Arräf, I, 255 n.
'Arsch, Thron Gottes, II, 236.
'Arüba, Freitag, I, 524.
Arwä bint'Abd al-Mottalib, 11,81. 166.
Arwa bint Kaiada, II, 166 n.
Arwk bint Korayz, I, 400. 413.
Arwa bint Onays, I, 438.
Arwa, Mutter des Tolayb, I, 82 n.
'Arydh, jüdischer Stamm, III, 421.
Aryga bint Howayrith, I, 436 n.
Asabadv, III, 378 n.
Asad Allah, III, 25 n.
Asad b. 'Abd al-'Ozzk, ein Geschlecht,
1, 151. II, 111. III, CLL 313 n.
404 n.
Asad b. Chozayma , ein Tribus , III,
183. 206. 330. 389. 397.
A.sad b. Kab, III, 222.
Asad b. 'Obayd, I, 55 n.
Asad Tähy, III, 383.
As'ad b, Zorära, II, 167, 1G8. 525 n.,
siehe Ibn Zorära.
Asäf, II, 9.
Asätyr, II, 376. 389. 390.
Asbacht, III, 380.
Asbät, II, 275.
'Äsch, II, 388.
Ascha, Dattelpflanzungen, III, 511 n.
A'scha Maymün, I, 14 n. 402.
Aschagg, III, 372.
Aschagg, der Exeget, III, cxvaii.
Asch'ar, ein Berg, III, 153 n.
Asoh'arier, III, cxl. 274 n. 440 n.
445 n. 541 n.
Asch'ath b. Kaj-s, I, 408. III, 461.
463.
Aschgaiten, III, 206. 216. 318.
'Äschir, III, 341 n. 344 n. 352 n.
Aschmaat, ein Buch, I, 49. 53. 59.
Aschraf, II, 379. 380.
Aschtar, siehe Mälik.
'Äschürä, III, 53 n.
Aslam b. Sidra, I, 129. 130.
Aslamiten, III, 102 n. 181. 241 n. 250.
258. 318. 338 n.
Asma, I, 147 n. II, 43. 162.
Asmu bint Abu Bakr, I, 375. 408. 422.
439. II, 545.
Asma bint No'niän, III, 79.
Asmä bint Omays, I, 397. 445 f. III,
553.
Asmä bint Salama, I, 430.
Aswad b. 'Abd-Aswad, II, 70.
Aswad b. 'Abd Yaghüth, I, 403. II,
70. 80. 118. 160. 169. 406.
Aswad b. Asad b. 'Abd Ozzä, I, 89 n.
Aswad b. Bachtary, II, 160 n.
Aswad b. Kab, III, 542.
Aswad b. Mottalib, II, 56. 111. 160.
Aswad b. Nawfal II, 165 f.
As3'd b. Aby Ayäs, III, 258.
Ata aus Canä, III, .\lvil
'Ata, b. Abu Moslim, III, cxv.
'Atä b. Abu Rabäh, III, cxiv. cxvi.
'Atä b. Dynär, III, cxvi.
Atawad, III, 323.
■'Ath.a, I, 481 n.
Athäth, ein Chath'amite, III, 469.
xVthym, II, 36.
Äti'ka biut Sa yd, I, 438 n.
'Ätika bint Wahb, I, 383 n.
'Ätilfa bint Zayd, I, 130.
Ätiy, I, 229 n.
Atramitae III, 437 n.
'Attäb b. Osayd, III, 358.
'Atyk, Beiname des Abu Bakr, I, 408'
'Atyk b. 'Äyidz, I, 196.
'Atyra, III, 539.
Atyya b. Sa'd, III, cxiii.
Aureus, III, 134.
Avempace, II, 398.
Averrhoes, I, ii.
Avicenna, I, ii. iv.
"Awä^im I, 136 n.
Awäl (Owäl), eine Insel, III, 375 n.
A'war b. Baschäma, III, 368 n.
'Awdz Ghäfiky III, 461.
'Awf, eine Familie, III, 21. 23.
'Awf b. 'Ämir Asad\% III, 43 n.
'Awf b.'Odzra, I, 362.
'Awfy, III, cxii n.
'Awlial, ein Ort, III, 298 n.
Awläg, ein Ort, III, 281 n.
Awn b. 'Alyy, I, 397.
'Awn b. Ga:"far, II, 162 n. 163 n.
'Awn b. 'Obayda, I, 437 n.
'Awrat, III, 394 n.
Aws b. 'Awf, III, 482.
Aws b. Chälid, III, 387 n.
Aws b. Chawlä, III, 286,
'Awsahal, ein Ort, III, 298 n.
Awsega, ein Ort, III, 322 n.
'Awsega b. Harmala, III, 152 n.
562
Awsiten, III, 21. 23. 25. 33 n. III, 5.
172. 220. 235.
Awtäs, ein Ort, III, 326. 329.
Awwal, Sonntag, I, 524.
Awzä'y, III, LXix n.
'Ay9y, ein Ascet, I, 175.
Ayham von Nagrän, III, 489.
'Ayhama b. 'Awf, II, 171.
'Äyidz-AUahb.Sad-'Aschyra, III,460n.
'Äyidza, ein Tribus, III, cxxiv.
"Äyif, Wahrsager, I, 175.
"Ayischa bintAbüBakr, I, 151.315.337.
339. 386. 408. 409. 416. 417. II,
333. III, XXVI n. Lxvii. 62 f. 192.
521. 551.
Äyischa bint Harith, II, 170.
'Äyischa bint Kodäma, I. 436 n.
'Äyischa bint Othniän, I, 413.
'Äyischa bint Sa'd, I, 431.
'Äyischa bint Sa yd. I, 439 n.
'Äj'ischa bint Zoba3T, I, 422.
Ayka, I, 471. 480."' 499.
Ayla, eine Stadt, I, 100. 568. 569.
"lll, 416. 419. 421.
'Aylän, ein Schlofs in Tayif, I, 118.
Aylan b. Salania, I, 129.
Ayman, II, 379.
Ayman b. 'Obayd, I, 407.
'A}'nayn, III, 171 n.
'Ayn Gadwal, I, 437.
'AJm-Thamr, Stadt, III, 418.
'Aynün, ein Ort in Syrien, III, 432.
Ayya, II, 418. 419 n'
'Ayyäsch b. Aby Rabya, I, 443 f. II,
146 n. 171. 173. 539. 540.
Ayyüb b. Müsk, III, xcix.
Äzäd, III, 548 n.
Azar, II, 257.
Azditen, III, 323. 382. 440 n. 467.
544 n.
Azrak, ein Sklave, I, 448. III, 332.
'■Azzft II, 523 n.
"Azzäl b. Samuel, III, 222.
Baal, II, 264.
Ba^wä, ein Wasserplatz, I, 44.
Bädiya, I, 410.
Bädiya bint Ghayl&n, I, 430.
Badr, III, 112f. 166. 143. 150. 153 n.
166. 179. 195 n.
Badr al9afrä, III, 197 n.
Badr alyoghra III, 197 n.
Badr-Fazüriten, III, 388.
Badzän, III, 264. 448. 452. 540. 549 n.
Baghawy, III, cxix.
Baghydh b. Ämir, II, 166 d.
Bagy, II, 398.
Bagyliten, III, CXLI, 441 n. 466.
Bahd bint Yazyd, I, 430.
Bäliiliten, III, 321. 322.
Bahr bint Yazyd, I, 430.
Bahräiten, III,'292. 433.
Bahrän, III, 106.
BahrajTi, III, 98. 301. 310. 365. 371.
372f. 411. 439. 446. 447. 484.
Bahryya bint Häniy, I, 430.
Bahyra, eine Art Kameel, II, 477.
Bahyrä, I, 46. 178 f. 304. II, 21. 79 n.
210. 363f. 375. 379. 380f.
Bahzag, III, 33 n.
Bakka, II, 281. 502.
Bakkäiten, III, 405.
Bakr-Kinänitcn, III, clv. 314.
Bakr b. Sahl Dimyaty III, cxiii.
Bakr-Wäyiliten. III,"2S8. 292. 375. 433.
Bakrät, ein Ort, III, 228 n.
Bäküin, II, 344. 345 n.
Baky', ein Ort, I, 391. III 551.
Balädzory, III, lxxvi.
Baläma, III, 269.
Balcha, ein Ort, I, 363 n.
Baldah, ein Wädiy, I, 119. III, 241.
Balhärith, siehe Härith.
Balhärithiten, d. h. Banü Harith b. Fihr,
III, CLi n.
Balk^, ein Land, III, 291. 293. 410.
Balyk, II, 467.
Balyitcn, I, 417. III, 293 n. 295.431.
Balynus, III, cix n., s. Pseudo-Apol-
lonius.
Barä b. 'Äzib, III, 453.
Bara b. Marür. II, 530. III, 48 n.
Barahilt, I, 514. II, 511.
Baraka 0mm Ayman, I, 406.
Baraka bint Yasär, II, 164.
Barathrum, II, 511 n.
Bardziky\-a, III, 80.
Bard, ein Tribus, I, 44.
Bardzün, III, 344.
Bärik, Berg und Stamm, III, 440 n.
469. 470.
Barka, Thorwächter 'Omar 's, III, 484.
Barka in Afrika, III, 431.
Barra bint 'Abd al-Mottalib, I, 433.
II, 176.
Barra, d. h. Gowayryya, III, 75.
Barzach, II, 491 n.
Baschyr b. Sa'd, III, 283. 284. ^
Bast, III, 15 n.
Basysa, III, 150.
Batha, ein Thal, I, 139. 526.
Bathth, ein langer Mantel, II, 541.
Batil, II, 438 n.
Batn-Mä^ig, II, 533.
563
Batn-Nachl, III, 231.
Batn-Yagijj, ein Ort, 1, 201. III, 286.
Batscha, Angriff, I, 538. 557. 559 n.
.561.
Bawadir, 1, 333 n.
Hawhan, ein Tribus, IIF, 390.
Bawlä, d. h. Gär, ein Seeiiafon, II, 52.
Bawläniten, I, 130.
Baya, III, 95.
Bayclliä, weil's, ardii-l)aydlia III. 322.
505.
Baydha bint 'Abd al-Mottalib, I, 413.
Baysch, ein Ort, III, 323 n.
Bayt, III. 210 n.
Bayyina, 1,474. 11,367.375.418; sit-he
Erleuchtung.
Beginnt, II, 410.
Bekä, III, 436.
Bekry, III, liv.
Beizebub, III, 8.
Berdy, III, 271 n.
Bidh'a, III, 141.
Bigad b.'Othniäu, IIF, 33 n.
Bikyl. ein Tribus, III, 541 n.
Bildl, I, 125. 182. II, 120 n. 121 n.
536 n. III, 338. 356.366. 430.
Biläl b.'Abd al-Rahnum, I, 430.
Biläl b. Härith. III, 202 n. 510.
Bilal b. Rabäh, I, 453 f.
Bile'äni, II, 388.
Bint Härith, III, 221. 309 u.
Bint-Labün, III, 341 n.
Bint-Machäd, III, 341 n.
Bischr b.'Abd al-Mälik, I, 129.
Bischr b. Barä, III, 275.
Bischr b. Gärüd, III, 381 n.
Bischr b. Härith, II, 174. III, 204 n.
Bischr b. Mo'äwiya, III, 405.
Bischr b. Sofyän, III, 363 n.
Bismak Allahonini, I, 112. 115
Bitäb, III, CLXi n.
Bitäna, III, 23 n.
Bo'äth, II, 522.
Bochäry, III, ci.
Bo^ra, Stadt, I, 150. 164. 184. 189 n.
II, 385. III, 265. 292.
Bodayl. III, 243.313. 404. (S. 404 steht
das Docunient im falsclien Ort).
Bogayr b. Sad, I, 431.
BühaV, III, 135.
Bohavr b. Sad, I, 431.
Bolayl, ein Ort, III, 112 n.
Bonäna, ein Tribus, III, c.xxiv.
Boräk, I, 167.
Borayd Aslaniy, III, 192.
Bora'yda b. Hofayb, III, 338 n. 472 n.
Borda, ein Kleidungsstück, III, 57 n.
Borhan, I, 108.
Bosr b. Aby Astah, III, 510.
Bosr Chozay, III, 24.313.404; siehe
Bodayl.
Bosr b. Sotyün, III, 338 n.
Bowäna, ein Idol, I, 81 n.
Bowäna, ein Ort, I, 121.
Bowät, III, 103.
Bowayb, ein Ort, I, 417.
Bowayra, III, 162.
Büffel", III, 343 n.
Bündnifs der Propheten, III, 500.501.
By'a, Kirche, I, ^9 n. III, 310 n.
BycUi, nr, 54.
Bygan, Land, III, 436.
Byr albayr, III, 300.
Byr Ma'u'na, IIF, 157. 161. 186.
Bysche, III, 3.:2 n. 324. 407. 440 n.
Bysche Yoktän, III, 297.
Byzantiner, II, 154.
Ca, III, 57. 95. 140.
Ca'ba bint'Abd Allah, I, 383 n.
Ca ba bint Talha, I, 383 n.
Cäbier, I, 21 . 37. 40. 47. 72. 408. 454.
579. II, 87. 92 n. 184 n. 515. 519.
531. IIF, 35.303. 498 n.
Cabyha b. Härith, I, 386.
(^sl(;aa, ein Tribus, III, 185.
Gada, Stadt, III, 444.
(jadaka, Zeheut, I, 410. II, 195 n. III,
351.
Cadiliten, IIF, 98. 448. 465. 541 n.
Cädika, III, xciv.
(ladiif bint Mohabbä, I, 520.
Cafä, ein Ort, f, 476. 525. II, 9. III,
517.522.
Cafrä, ein Ol t, 1,437. III, 101 n. 153 n.
Cafwän b. Mo'attal, III, 64. 67.
Cafwän b. Omayya, I, 316. II, 116.
III, 166. 174.' 180. 327. 334 n.
Cafyya, Tante des M., I, 527.
Cafyya, eine 'Anbaritin, III, 82.
Cafyya bint'Abyd, I, 448 n.
Cafyya bint Chattäb, I, 436 n.
Cafyya bint Hadhraniy, I, 86.
Cafyya bint Hoyay, HI, 18. 78 f. 273.
Cafyya bint ISFahniij-a, II, 175.
Cäfyxa bint ]Ma niar, II, 516 n.
Cafyya bint Obayda, I, 437 n.
Cafyya bint Rabj'a, II, 170.
Cahäba, II, 532 n.
(lahäby, II, 532 n.
^ahba, ein Ort, III, 78.
Cahba bint Raby'a, I, 397.
Cahhiir, III, 288.
Cähib akd, III, 477 n.
gähiby, i, 229.
36*
564
Caläh, ein Balhärithstamni, III, 460 n.
Caläit, I, 323. in, 528 n.
Cälih, gottseelifr, II, 135 n. 193.
Cälih, ein Prophet, I, 419. 478. 518.
II,' 98.
Cälih b. pohayb, I, 453.
Cälih b. Moh. Tirmidzy, III, cxiv.
Cälih b. Sa'd, I, 431."
Cälih b. Talha, I, 383 n.
Calinj^ii, III, 445 n.
Camad, II, 33 n.
('animän, III, 297.
Campanus, I, in n.
gatniid, I, 508. 512. II, 34 n.
Canä, III, 195 n. 452. 541 n. 543.,.
Canan b.'Obayd, eine Familie, I, 520.
(j"an'äny Abu Moh. Miisä, III, cxiv.
Cane, eine Stadt, III, 443.
Carcha b. Ghanm, II, 1 3 n.
Qarhyya, ein Tribus, III, 455 n.
Carlyle, I, ix.
Carma, III, 34 ii.
(;ary, II, 521.
Caryh, II, 518 n.
Cassanitae, III, 4 38 n.
^awm, III, 5 "2 7 n.
Cawma'a, I, 179 n.
Cayfy b. Cohavb, I, 4 53.
gayha, der Huf, I, 563. II, 492. III,
194 n.
^'ayhed, III, cxxviii. 297.
('entralaraber, III, cxxix.
Chabbäb, I, 366. 439 f. II, 87. 120 n.
191 n.
Chadhir, II, 466 n., s. Chidr.
Chadyga, I, 124. 149. 151. 168. 183.
194 f. 302. 330 f. 353. 355. 394.
II, 147. 515. III, 61. 74.
Chadyga bint'Alyy, I, 398.
Chadyga bint'Obayda, I, 437 n.
Chadvga bint Zob.iyr, I, 422. 423.
Clialilf, III, i.i u.
Chälid b. Bokayr, I, 447.
Chälid b. Dhiinat, III, 469 n.
Chälid b. Ilawda, III, 314.
Chälid b. Hischäm, III, 131 n.
Chälid b. Kay.s, II, 118.
Chälid b. Ma'dän, III, xtv.
Chälid b. Otlimän, I, 413.
Chälid b. Sa yd, d. i. Sohn des Abu
O^ay^a, J, 359 u. 364. 439. 446 f.
II, 1. 52. 111 n. 143. 163. III, 72.
332. 471. 541 n. 543.
Chälid b. Sinän, III, 205.
Chälid b. AValyd, II, 537 n. III, 174.
179. 212. 2*27. 241. 274. 318. 320.
328. 417. 473. 485. 490. 509.
Chälid b. Zobayr, I, 422.
Chalük, I, 270.
Chalyfa b. Omayya, III, 279.
Chammäm, Götze, III, 428.
Chamys, III, 270.
Chandama, ein Ort, III, 318.
Chansä, eine Dichterin, III, 287.
Charär, III, 101.
Charibael, König, III, 445.
Chärif, ein Tribus, III, 456 n. 457.
Chäriga b. Hi^n, III, 425.
Chäriga b. M09 ab, III, cxvi.
Chäriga b. Zayd, III, 178.
Chath'amiten, II, 240 n. III, cxu. 323,
400. 440 n. 468. 469.
Chätim, Ring, III, 63 n.
Chätim, ein Name des M., I, 156.
Chätir, eine Art Ginn, I, 114.
Chatma b. Goscham b. Mälik b. Aws,
eine Familie, III, 19. 145. 167. 205.
Chatr b. Mälik, I, 74 n.
Chatt, ein Ort, III, 381 n.
Chattäb, I, 86. 133.
Chatyb Baghdädy, III, lxxxix n.
Chawf, II, 494.
Chawla bint'Amr, I, 431.
Chawla bint Halym, I, 387 n. III, 83.
Chawla bint Hokayni, I, 445 f.
Chawla bint Kaka, I, 383 n.
Chawla bint Thowayb, I, 389 n.
Chawlän, Landschaft, III, 457 n.
Chaybar, I, 64. 506. III, 61. 163. 205.
226.229.233. 251 f. 235. 261. 269 f.
Chaybary, I, 509.
Chayf Bany Kinäna, ein Ort, II, 158.
Chaythama b.'Abd al-Rahmän, III, 461.
Chaywän, eine Stadt, I, 362. III, 455 n.
Cb.avzarän, Mutter des Müsh, I, 435.
Chazragiten, II, 523. III, 5. 220.
Cheräg, III, 339. 344.
Cherubim, II, 226. 506 n.
Chidhr, II, 466.
Chidzäm b. Chälid, III, 33 n.
Chilfa, III, 138.
Chimär, Halstuch, I, 405. III, 62.
Chindif, ein Tribus, III, cxxxix.
Chindifiten, III, cxxxvii. 201. 519.
Chirär, ein Ort, II, 547.
Chobayb b.'AbdAlIah b. Zobayr, I, 425.
Chobayb b. 'Adyy, III, 191."
Chobayb b. Isaf, III, Hin.
Chobayt, ein Ort, III, 154 n.
Chobbän, ein Ort, III, 543.
Chodhra, ein Ort. III, 296.
Chofäf, ein Ort, III, 457.
Cholaebus, III, 445.
Cholgän, I, 510.
Cholgiten, III, cxxiv.
Chomäm, ein Idol, I, 1 78.
565
Choms, Iir, 334. 335. 341.
Chonäs biut Mülik, II, 1G6.
Chonays b. Hod/.äfa, I, 443 f. II, 14G.
173. III, 74.
Choräsän, III, 94.
Choschayniten, III, 254.
Chotiim, eine Familie, I, 177.
Chotma, eine Familie, s. Chatma.
Chowaylid, I, 151.
Chozä'iten, I, 417. III, 168. 189. 191.
201. 240 n. 249. 258. 313 f.
Chozäma bint Gahui, II, 168.
Chozaynia Cliatniy, I, 358 n.
Chozaynia bint Gahm, II, 168.
Chozaynia b. Hakym, I, 150. 190.
Chozayina b. Modrika, III, c.xlvi.
Chozaynia b. Thabil, I, 190.
Christus, I, 28. 29. 460.
Christen, III, 35. 408.
Chüla bint Gafar, I, 397.
^iddyk, I, 189. 193. 438. III, 25 n.
86'.'
ginw, I, 523.
Qirät, Strafse, I, 563. II, 26. 62. 63.
65.
Climax mons, III, 438 n.
Qobä'a, ein Ort, III, 314 u. 404 n.
godä, I, 508. 512.
godäiten, III, 337.
(^ofayna, ein Ort, III, 152 n.
(poffa, III, I5n. 89.
Cobär, eine Stadt, III, 382. 442. 443.
(j^ohayb b. Sinäu, I, 366. 449. 451 f.
11, 120 n.
gohof, II, 297 n. 362. 367.
(^ontom b. Heräwa, I, 520.
Cord der Azdite, III, 467.
Qowar, III, 523 n.
Ctesiphon, III, 448. 487 ii.
Cütismus, I, 261.
Cüfiten, I, 21. III, 518.
(^yghün b. 'Ankä, I, 480 n.
^yra, ein Berg, III, 2.
Däb b. Mihräg, I, 521.
Dachä, ein Tribus, III, 455 n.
Da'd bint Gahdain, II, 178.
Dädawayh, III, 546.
Dafyrozj^ III, 381 n.
Daggäg, ein Harra, III, 256.
Daggäl, I, 46Ö. II, 203.
Daghfal, 1,514.515.516. III, cxxxni n.
cxxxiv n.
Dahnä, I, 517. III, 297.
Dalän, ein Tribus, III, 455 n.
Damascus, III, 199.
Dämün, eine Stadt, III, 461.
Damün b. 'Obayd, III, 329.
Dänii<, III, 95.
Dar, III, 210 n.
Där-IIawän, ein Ort, III, 459.
Där-Oschar, ein Ort, III, 392 n. 397 n.
Därayn, ein Ort, III, 372. 382 n.
Darb, Weg, SLadtthor, II, 62 n.
Darg, II, 418.
Därimy, III, cxiii. cxiv.
Däriten, III, 432.
Darum, ein Ort, III, 42t.
Darys, I, 187. II, 379. 380. 381 n.
David, I, 148.321 n. 406. II, 95. 255 n.
258. 266. 273. 482. III, 322 n.
Dawädin, III, xciii.
Dawraky, III, cxviii.
Dawsiten, II, 164. III, 255. 274. 440 n.
Däwüd b. Abu Hind, III, cxviii.
Dayr, I, 178. III, 310 n.
Dayyän, III, 509.
Decälog, II, 482. 484.
Dhabbiten, III, 322 n.
Dhagnan, ein Ort, II, 86. III, 477 n.
Dhahhäk b. Müzähim, III, cxiv. cxvi.
Dhahhäk b. Sofyän, III, 338 n. 400.
Dhahyya, III, 520.
Dbafiten, III, 280.
Dhamdham, III, 112.
Dhamriten, III, 104.
Dhankän, ein Ort, III, 324. 406.
Dhary, II, 504.
Dharyya, III, 228 n. 282. 397 n.
Dhiniäm b. Thalaba, III, 203.
Dhirär, ein Asadite, III, 398.
Dhirär, ein Fihrite, III, 70. 398.
Dhobaa bint Zobayr, II, 169.
Dhobabitcn, III, 511 n.
Dhobay a b. Raby'a, ein Tribus, III, 268.
Dhübaybiten, III, 280. 281 n.
Dhommah bint A9bagh, I, 439 n.
Dhorayba bint Abraha, III, 450 n.
Dihkän, II, 64. 162. III, 484.
Dihya, III, 234 n. 261 n. 265. 281.
292.
Dir, I, 405. III, 62.
Diräsa, II, 289 n.
Dirham, III, 135. 340.
Dirham Wäfiy, III, 135 n.
Diyälig, III, '377.
Diyän, ein Tribu.«, I, 76 n.
Do'ayr b. Ghanini, I, 521.
Dobär, Dienstag, I, 524.
Dobyäniten, III, 233 n.
Doghätir, III, 266 n.
Dorayd, ein Christ, II, 381.
Dornük. I, 337.
Dorra bint Aby Lahab, I, 400.
Dorra, Frau des Zayd, I, 403,
566
Dothür, III, lo4.
Dowäk, ein Thal, III, 438 n.
Dowär, II, 343 n.
Doyal b. Bakr ein Tribus, II, 545.
Drachme, III, 135.
Du'ä, Gebet, I, 323 n.
Diulän, eine Farn., 1,444. III, cxxxvn.
Dual, ein Tribus, IF, 302 n.
Düläby, I, 138 n.
Dümat al-Gandal, I, 361 n, 363. III,
98. 199. 233. 416. 417.448. 581.
Dün, III, 231 n.
Dyb, eine ghass. Familie, 1, 136.
Dyliten, I, 448.
D^Ti, I, 122 n. 566 f. 571. III, 50.
Dynär, eine madyn. Familie, III, 225 n.
Dynär, III, 95. 134. 135. 340.
Dynar Wäfiy, III, 134 n.
Dywän, III, cxxi. cxxiii. clviii. 71.
Dzafirän, III, 114 n. 115.
Dzahbän b. Kirdhim, III, 385 n.
Dzakwän, ein Tribus, I, 161. III, 188.
460.
Dzakwän b.'Abd Kays, II, 525 n.
Dzar a, eine Familie, III, 152 n.
Dzary'a bint Silk, I, 524.
Dzaryya, II, 252 n.
Dzät-Anwät, III, 326.
Dzät A'schäsch, ein Ort, III, 259 n.
Dzät Atlah, III, 291.
Dzät-Harmal, III, 298 n.
Dzät-'irk, III, 291 n.
Dzät alnitaka^Ti, I, 408.
Dzät alrika, III, 198 n.
Dzät Saläsil, III, 295.
Dzikr, I, 818. 553 n. II, 298. 420. 444.
445 n.
Dzira, Elle, II, 342.
Dzobäb, ein Sa'd- Aschyrite, III, 459.
Dzobäb Zobaydy, III, 454 n.
Dzobj'äniten, III, cxxiv. 338 n.
Dzowab b.'Amr, I, 519.
Dzü-Achthal, ein Ort, III, 397 n.
Dzü-'Amr Himyary, III, 450 n.
Dzii-I-Chaia(,a', III, 467.
Dzü Choschf.b, ein Ort, I, 417. 418.
Dzü-lgawselian, ein Dichter, III, 514 n.
Dzii-lghu99a, III, 510.
Dzü-Holayf;i, II, 528n. III, 85n. 181 n.
285. 516 n.
Dzü-Ka?9a, III, 230.
Dzü-lkaflayn, III, 255. 330.
Dzu-Karad. III, 229.
Dzfi-Ikarnayn, II, 335. 464.
Dzü-lkifl, II, 270. 274. 335.
Dzil-lkolä b. Näkür, III, 450 n. 546.
Dzü-La'wa, ein Tribus, III, 454 n.
Dzü-Magäz, II, 519 n. III, 327 n.
Dzu-Marhab, eine Familie, III, 462 n.
Dzii-Morrän, ein Tiibus, III, 454 n. 546.
Dzii-Nowäs, I, 468.
Dzu-lnün, II, 270 n 274. 335.
Dzu-lnür, III, 256.
Dzü-l'oschayra, III, 104.
Dzü-Ro'ayn, III, 4 50.
Dzü-ltäg," III, 384.
Dzu-Towa, ein Ort, I, 201. III, 818.
Dzii-Tzolaym, III, 546.
DziVZiid, "lll, 546.
Ebioniten (Ebjoniten), I, 1 5 n. 22. 64.
295. II, 254.
Ebjon, d. h. arm, I, 22.
Eden, II, 507 n.
Edomiter, III, 4.
Egyptcn exportirt Korn nach Makka,
I, 150.
Eleazus, König, III, 446.
Elesari, III, 440 n. 445 n.
Elias, II, 264. 335.
Elisa, II, 259.
Elisaeus, IT, 255 n.
Eliyah, II, 335.
Elliesäer, I, 30.
Elxai, ein Prophet, I, 30 n. 32. 35. 42.
93. 195. II, 20«. 232.
Eremiyä, III, cxxxii.
Erleuchtung, I, 474. (Die Judenchristcn
wählten den Ausdruck Intelligenz
für diesen Begriff, I, 44 ; vgl. I, 20).
Essäer, I, 18. 19 u. ff. 64. II, 255.
Ethnoi, I, 471 n. II, 95.
Euclides, Uebersetzung, I, iii n.
Exusia, II, 260 n.
Ezra, 11, 448.
Fachita bint'Ämir, II, 176 t'.
Fächita bint'Amr, III, 85 n.
Fächita bint Ghazwän, I, 413.
Fadak, ein Ort, III, 232. 277. 283.
Fadhl b. 'Abbäs, II, 174.
Fadhl b. Dakan, III, cxvm.
Fagg-Rawhä, III, 114 n.
Fahlatayn, ein Ort, III, 282,
Faky, Jin Ort, III, 297.
Falag, III, 298.
Falakvyät, II, 303. III, cix n.
Falh.'l, 560.
Falwdt, I, 513.
Far'a, eine Taghlibitin, I, 883 n.
Farazdak, Dichter, I, 394.
Füri'a bint Abu Sofyan, I, 383 n.
Färigh albal, II, 353 n.
Farigha bint Aby-l-^alt, I, 118.
567
Fark, ein Hohlmaafs, III, 455 n.
Farrä, III, Li n. cxix.
P'arrädli, ein Idol, III, 459.
Fartana, eine Sklavin, III, 311) n.
Fänik, IT, 340. III, 25 n.
Farwa b. Aby 'Amr, I, 16. III, -IGCt n.
281 n.
Farwa b. 'Amr, III, 274. 466. 468.
Farwa Dylv, III, 233 n.
Farwa b. Hosayn, III, 204 n.
Farwa Murädy, III, 470.
Farya bint'Adyy, II, 165.
Faryäby, Philosoph, I, 346 n.
Fatäna," II, 130 n. III, 146.
Fätima (Wädiy), III, 3.
Fätima bint Abn Sofyän, I, 436 n.
Fätima bint Asad, I, 147 n. 397.
Fätima bint Cafwän, II, 163.
Fätima bint Chattäb, I, 439
Fätima bint Härith, II, 170.
Fätima Kiläbyya, III, 79 f. 81.
Fätima bint Kodäma, I, 436 n.
Fätima bint Ma'ga, I, 438 n.
Fätima bint Mogallad, I, 445. II, 171.
Fätima bint Mohammad, I, 199 f. 397.
il, 462. 546. III, 279.
Fätima bint Walyd, I, 413.
Faws, III, 187. '
Fay almoslimyn, I, 409. III, 354.
Fayd, eine Stadt, III, 183. 189 n. 230.
387 n.
Fayrüz, III, 543; siehe Fyrüz.
Fazäriten, III, 201. 206. 272. 276. 281 n.
338 n. 363. 388. 389. 425.
Figärkrieg, I, 351. 423.
Fihriten, III, ct.lif n.
Finchä? b.'Azurä, II, 294 n.
Firäs b. Nadhr, II, 108 f.
Fir'awp, siehe Pharao.
Firyäby, III, cxvii.
Fityawn, III, 5.
Flucht, siehe Higra, II, 53.
Fogay b. 'Abd Allah, III, 405.
Fokayha bint Yasär, I, 445. II, 172.
Foläh, ein Ort, III, 287.
Fols, ein Götze, III, 387 n. 393.
Föns Stygis, I, 514.
Forät b. Hayyän. III, : 75 n. 165.
Foray, III, 68.
Forghayn, ein Ort, III, 259 n.
Forkän", II, 261 n. 271. III, XLiii. 55 n.
Foro', III, 165. 191. 228.
Fyrüz, III, 546 ; siehe Fayriiz.
Gabal alnur, I, 296.
Gabär, ein Ort, III, 284.
Gabary, I, xvi.
Gabbala, III, 263.
Gabbala b. Häritiia. I, 401.
Gabbär, ein Tha'labite, I, 154.
Gilbir, III, i.vii n. i.xi. i.xiii.
Gabir b. Sofyän, II, 172.
Gabr, ein Sklave, II, 388.
Gabriel I, 166. 167. II, 234. 386. 461.
Oadd, III, 152 n.
Ga'diten, III, ci.vii. 324. 406.
Gadyla, ein Tribus, III, 391. 431.
Gadysiten, I, 512. 518.
Gadzaa, III, 342 n.
Gadzyma b. Mälik, III, 330 n.
Gadzymiten, III, 321.
Ga'far b, Abu Tälib, I, 147 n. 399.
445 f. li, 43. 4.-.. 148. 156. 162. III,
I 262. 271 n. 274 n. 292.
Ga'far b. Alyy, I, 397.
Ga'far b. Musä, I, 435.
Gafar b. Zobayr, I, 423.
Gafna, eine Familie, III, 8. 10. 23.
' Gähitz, II, 468.
Gahm b. Calt, II, 168.
Gahm b. Kays, II. 168.
i Gahsch, eine Familie, II, 538.
I Gahsch b. Riyäb, III, cxxxv n.
I Gahym, II, 217 n.
' Galyya bint Sowayd, I, 438 n.
' Gamä, ein Ort, III, 511 n.
Gämi', Synagoge, Hauptmoschee, I,29n.
j Gamra, III, 529.
, Gamüm, III, 231.
Gämüs, Büffel, III, 343 n.
Gamza, III, 427.
Gän, II, 244. 471.
Ganba, jüdischer Stamm, III, 419.
Ganbiten, III, 544 n.
Gandal, III, 199.
Gannad, Stadt, III, 453. 545.
Gär, Seeliafen, II, 5 2.
Garba, Stadt, III, 423.
Garbä 0mm Haritli bint Kasäma, I, 383 n.
Gardän, ein Wädiv, III, 461.
Gäriya, III, 33 n.
Garm, ein Tribus, III, xx. 390. 429.
Gärud, I, 104. 436. 111, 372. 373.
Garyb, III. Cxxii.
Garyr Bagaly, III, 450 n. 466. 508.
Gassäsa, I, 460.
Gäsüm, III, 53 n. 412.
Gawäliy, III, 341 n.
Gawärih, II, 492 n.
Gawätha, ein Ort, s. Gowatha.
Gawf in Yaman, III, 470.
Gaww, eine Stadt, H', 302.
Gayfar Golondy, III, 382.
Gazr, III, 435. 441. 443. 466. 540 n.
544 n. 545.
568
Gazzär, III, 391.
Gebaniten, III, 525.
Geist, derhtilige, I, 305. II, 208. 213 n.
229 f. 473 n., siehe Ruh.
Genius, I, 221 n.
Ger, III, 8.
Gerrha, III, 372.
Gerrhaeer, III, 301.
Ghäba, ein Ort, I, 425. III, 228.
GbäbirCin, I, 493.
Ghadal?, III, 219 n.
Ghädiyä, jüdischer Stamm, III, 421.
Ghäfil' b. Bokayr, I, 447.
Gliäfikiten, III," 461.
Ghälib, III, 284. 289. 290.
Ghalwa, III, 287 n.
Ghämiditeii, III, 323.
Ghaniig, ein Ort, III, 232.
Ghamr Dzy-Kiuda, III, 98.
Gbamr [Mar/.ük], III, 230.
Ghamry b. "Amr Murädy, I, 362.
Ghanm, ein Götze. I, 83.
fihanm b. Düdän, eine Familie, I, 444.
Gharänyk, II, 17. 46. 57.
Gliarbier, III, 454 n.
Ghar.s, III, 158.
Gharydh, Dichter, I, 14.
Ghäschiya, II, 503.
Ghassän, ein Ort, III, 4 38 n.
Ghassan b.'Abbäd, I, 435.
Gha.ssäniten, I, 131. III, cxr.. ci.xv. 6.
233n. 321. 410. 433. 438.
Ghatafän, ein Godzäm.stamm, III, 280.
Ghatafäniten, II, 10. III, cxxxvii. 153.
161. 206. 212. 213. 215. 235. 270.
272. 284. 388.
Ghatyt, I, 270.
Ghäwiy b. 'Abd al-'Ozza, III, 287.
Ghawr'pth, III, 155.
Ghaylän b. Salima, III, 482. 487 u. f.
GhayyäiT, eine Familie, III, 151 n.
Gha'ziih, III, 103 n.
Ghazawät, III, i.xiv.
Ghazza, Stadt, I, 139. III, 92. 526.
Ghazzal bint Ki.srii, I, 430.
Ghazzaly, I, ii. 266. II, 304.
Ghifär,'ein Tribus, 1,454. III, 101 n.
250. 258. 318. 338 n.
Ghobb alkamar, III, 466.
Ghül, Waldteufel, I, 221 n.
Ghuta von Dainascus, III, 436.
Gibt, III, 43 n.
Gidda, III, 318; siehe Godda.
Gidz b. 'Obayd, eine Familie, I, 520.
Gifär, WU.ste," III, 424.
Gi'irräna, ein Ort, I, 172. 173. 269.
III, 329. 333.
Gilbäb, III, 62.
Ginäb, ein Ort, III, 284. 428 n.
Ginn, I, 221. 251 f. II, 31. 238. 412.
422. 478. III, 211 n.
Go'ayliten, III, 361 n.
Gübär, Mittwoch, I, 524.
Gobayr b. Motim, I, 448. 542 n. II,
534. III, er. n. CLViii.
Gobba, I, 269 n.
Godda, I, 362. II, 318. 344.
Goddän, ein Tribus, III, 323 n.
Godz'a, III, 138.
Godzäina bint Härith, I, 165.
Godzämiten, 1,460. III, 279. 281 n.
292. 410. 430.
Gofiten, ein Tribus, III, 459. 461.
Gofr, ein Ort, III, 288 n.
Gog und Älagog, II, 474.
Gohaym b. Kays, II, 168.
Gohavna, eine Seherin, I, 255 n.
Gohayniten, III, 106. 161. 190 n. 201.
25Ö. 284 n. 318. 338 n. 431.
Gohfa, III, 101. 116. 143. 483.
Golas, III, 28.
Golaha Ghäfiky, III, 461.
Golhoma b. Chaybary, I, 509.
Golondy, III, 382.
Gomäna bint Aby Tälib, I, 147 n.
Goniana bint 'Alyj', I, 398.
Gomayl bint Ha'rb, I, 484.
Gomayl b. Ma'mar, I, 404 n.
Gomayl b. Rizäm, III, 391 n.
Gomorrha, I, 62. 472. 473 n.
Gomrük, III, 341 n.
Gonäda, ein Azdite, III, 468 n.
Gonäda 1>. Sofyän, II, 172.
Gonayd, I, 207.
Gond', II, 358.
Gonda b. 'Amr, I, 519.
Gondob b. 'Amr, III, 255. ,
Goiidob Gohany, III, 289.
Gondysübir, III, 487 n.
Conny (GobbyV), III, cxviii.
Gonüd, I, 470. 471.
Gorasch, eine Stadt, I, 149. 192. 362.
III, 238 n. 468.
Goravya, III, 397 n.
Gorf," Hochland, I, 424. 428. II, 170.
III, 551.
Gormoz b. Raby'a, eine Familie, HI,
152 n.
Goscham, eine Familie, III, 21. 23. 282.
:i26.
GowäthJi, Ort, H, 177. III, 377. 381 n.
Gowaybir b. Sad Balchy, III, cxv.
Gowayn, ein Tribus, III, 391.
Gowayriya bint Abd al-Kahmän, I, 430.
Gowayriya bint Härith, III, 75 f. 195.
Gregentius, Bischof, III, 448.
569
Güdy, ein Häuptling, II, 332.
Güdy, ein Berg, I, 124. II, 331.
Habaschy, ein Berg, III, 397 n.
Habb, lil, 349 n.
Habbar b. Aswad, I, 201. III, 319 n.
Habbar b. Sofyan, II, 170.
Habyb b.Abü CäVih Dendäny, HI,c.\vii.
Habyb b. 'Ami-, II. 516 n." III. 392 n.
Habyb b. Cohayb, I, 453.
Habyb b. Gorwa, eine Familie, I, 196.
Habyb b. Mulla. III, 258.
Habyba, Frau des Abu Bakr, I, 408.
Habyba bint Zobayr, I, 422.
Ha9ha9, ein Ort, I, 37.
Hadas , ein laclimitischer Stamm, III,
425.
Hadda, ein Ort, III, 191. 289.
Hadhab, ein Ort, III, 457.
Hadhba, d. h. einzelnstehender Felsen-
hUgel, I, 121 n.
Hadhra, Schlofs, I, 133.
Hadhramawt, I, 515. III, 98.486.439.
442. 447. 461.
Hadbramy, ein Asadite, 111, 398.
Hadyth, III, xxi n. r.xx\ ii. 35. 217 n.
Hafya bint Kodäma, I, 4.S6 n.
Haf9a bint 'Omar, I, 443 n. III, xi.ii.
74 f.
Haf9a bint Sa'd, I, 431.
Haf^a bint Sa yd, I, 439 n.
Hagar, II. 279.
Hagar in Bahrayn, III, 266. 374. 381 n.
Hagg, III, 240''n. 248. 285 n. 527.
Haggäg, eine Familie, III, 143.
Haggäg b. Aby Many , III, i.xxiv n.
Haggäg b. Dzü-1'anok, III, 466.
Haggäg b. Matar, I, in n.
Haggäg b. Yüsof, III. l. 343 n. 484.
506.
Hagr in Yamäma, III, 302.
Hagün, Begräbnifsplatz, I, 146. II. 158.
Hakam b. Abü-1- Ä9, I, 382 n. II, 70.
111 f. 542 n.
Hakam b.Abü Ohayha, II, 111 n.
Häkim, III, 357 n. '
Hakk, II, 186 n. 438 n.
Hakyk od. Hakyk- Agma , 1,379.424.
438. II, 539." in, l&O. 202 n.
Hakym b. Hizam, I, 192.193.401.425.
11", 156 n. Iir, 97. 334 n. 353.
Häla bint Chowaylid, l, 198.
Halaby, III, lxvii.
Haleluja, III, 527 n.
Halyf, II, 518 n. III, 10.
Halyma, Amme des M., I, 144. 162 fl.
lil, 203 n.
j Halyma Mozanyya, III, 231.
I Hämän, II, 352.
Ilamazät, II, 27 n.
Hamda aus Hadhramawt, III, 463 n.
j Hamdäniten, I, 362. III, 450. 454 n.
455. 470.
Hämiy, II, 476.
Hammad b. Osama, III, xcix.
I Hammäd Räwiya, III, cr.Xxl.
I Hammäd b. Salania, III, xcix.
; Hamama, eine Sklavin, I, 453.
I Hamna bint Abu Sofvän , I, 431. II,
1G9.
Hamna bint Gahsch, I, 383 n. II, 166.
III, 67. 77.
Hamna bint Sa'd, I, 431.
Hamrä alasad, III, 180.
Hämsüren, III, xi.ix n.
Hamyd b. Abd al-Rahmän, II, 300 n.
Hamyda bint 'Abd al-Rahmän, I, 430.
Hamyda bint Sa'd, I, 431.
Haraza b. 'Abd al-Mottalib, I, 144 u.
II, 7n. 69. 81 f. 82! 88. III, 100.
120. 172. 180.
Hamza b. Cohayb, I, 453.
Hamza b. Zobayr, I, 422.
Hanän, I, 125. 581. II, 184 n. III, 37n.
Häniy b. Kaby9a, II, 521.
Hantzala b. Abu 'Ämir, III, 33.
Hany b. Habyb, III, 432.
Hanyfa, ein Tribus, III, 266.302. 305 f.
Hauyfe, I, 43. 45 f. 67. 120. II, 486.
III, 8. 50. 159 n. 351. 373. 413 n.
498 n.
Haräm, das Gebiet von Makka, I, 106.
IL 527.
Haräm b. 'Awf, III, 288 n.
Haräm aus den Banü Yächlod. I, 130.
Harb b. 'Ämir, II, 393.
Härb b. Omayya, I, 130. III, 153 n.
Härith b. 'Abd Allah, Abu Dzowayb,
I, 165. 173.
Härith b. 'Abd Kays, II, 179.
Härith b. 'Abd Koläl, III, 450.
Härith b. 'Abd al-Mottalib, I, 139. 143.
Härith b. Abu Dhirär, III, 191. 195.
Härith b.Abü Schimr, I, 14 n. 173.
III, 263.
Härith b. 'Ämir, III, '.»6.
Härith b. 'Awf, III, 207. 212. 426.
Härith h. Bar9a, III, 289.
Härith b. Chälid, I, 484 n. II, 170.
Härith b. Chazrag. eine Familie, I, 362.
III, 21. 23. 68. 225.
Härith b. Cimma. III, 187.
Härith- Fihriten, III, cxxiv. 313 n
404 n.
Härith b. Härith, II, 174. 534.
570
Härith b. Hätib, 11, 172. III, 114 n. ,
Härith b.Hischäm, 1,272. II, 114.116.
540. III, 334 11.
Härith b. Ka'b, ein Tribus, I, 7G n.
III, 508. 510.
Härith b. Kaiada, I, 448. III. 332.
48 7 II.
Härith b. Kays, II, 70. 118.
Härith b. Korayz, III, 309 n.
Härith b. No'män, III, 486.
Härith b. 'Obayda, I, 437 u.
Härith b. 'OmaVr Lihby, III, 291.
Härith b.'Othmän b. Nawfal, II, 16 n.
Härith b. Raby 'Absy, III, 204 n.
Härith b. Tohltila, 11, 118.
Häritli b. Tzäliin, I, 14 n.
Härith b. AVahbän, III, 258.
Härith b. Yäsir, I, 447.
Häritlia, ein Seher, I, 255 n.
Häritha, eine Sklavin, III, 235.
Häritha, eine luadyn. Familie, III, 170.
208. 225 n.
Häritha, eine solaniitische Familie, III,
288 n.
Häritha b. Katan, Kalbite, III, 418 n.
Häritha b. Modhanib, I, 440.
Harmala, III, 422.
Harmala b. Asar, III, 402 n.
Harmala bint Hischäm, II, 173.
Harra, III, 1.
Harra der Hanü Solaym, III, 186.
Harra alnär, III, 153 n.
Hanau, I, 346 n.
Hanär, ein Ort, III, 401 n.
H.irün, siehe Aaron.
Härün al-Raschyd, III, 385.
Harj'm, ein Tribus, III, 460.
Häs!| ein Ort, III, 298.
Hasan b. Abu Hasan, III, cxii n.
Hasan b. ' Alyy,'383 n. 397.420.
Hasan Ba^ry, II, 494 n. III, l. xcvii n.
cxvi.
Hasan b. Walib, III, cxvii,
Hasan b. Wäkid, III, cxvi.
Hasan b. Z.iyd, I, 395 n.
Hasana, II, 172.
Häscliiil, III, i.xxxviii.
Häschim b.Abd Manäf, I, 139. 140.
Häsehim b. Aby Hodzayfa, II, 171.
Häschiiniton, II, 128. 157. III, cxi.ix.
313 n. 317. 354. 404 n.
Haschir, ein Name des M., I, 156.158.
Ilaschym b. Basclij-r, III, cxviii.
Hassan b. Chüt, III, 375 n.
Hassan Kindy, III, 417.
Hassan b. Thabit, III, 67 n. 68. 162.
106. 264. 359. 368. 371. 427 n.
Uätif, I, 216.
Hätib b. 'Amr, I, 446 f. II, 43 f. 178.
Hätib b. Balta'a, III, 265.
Hätim Tayy, III, 98. 386.
Hattäb "b. Härith, I, 445 f. II, 171.
i72.
Hatym, II, 341.
Hawäryy, I, 377. II, 222 n. III, 25 n.
Hawätif, III, i.vii n.
Hawäzin, III, ci.ix.
Hawäzin, ein Tribus, I, 173. II, 12.14.
III, 185. 301 n. 323.
Hawda od. Hawdza, eine Familie, III,
314. 404.
Ilawda od. Hawdza b. 'Alyy, I, 366.
443.
Ilawda od. Hawdza, Garmite, III, 429.
Hawdza b. Kays, III, 205.
Hawda (Hawdza) b. Nobaysch , III,
288 n.
Häwiya, II, 503.
Hawl^ Jahr, III, 195 n.
Hawla, eine Taghlibitin, III, 82.
Hawrä, I, 62. III, 109. 153 n. 222 n.
271 n. 529 n.
Hawrän, ein Land, I, 150. III, 2.
Haya, eine Familie, III, 390.
Haydä der Koschayrite, III, 515.
Hayda b. Mo äwiya, III, CLVir.
Hayfä, III, 230. "
Häyil, ein Ort, III, 298.
Hays, III, 79.
Haytham b. 'Adyy, III, ci.xvii.
Hayyän b. 'Alyy 'Anezy, III, cxiv.
Havyän b. MiÜa, III, 279.
Häza b. Aby Wahb, III, 235.
Hazma bint Kays, I, 438 n.
Hazwara, Ort, II, 90.
Hazzän (Hizzän), ein Tribus, III, 300 n.
Heraclius, II, 154. III, 261 n. III, 265.
408.
Ilemerobaptistae, I, 36. 37.
Hibara, ein Kleid, I, 167 n.
Hi(,n-Ghoräb, III, 443.
llidm b. Mas'ada, III, 204 n.
Hi^'gat alisläm, III, 516.
Higgat alwadä, III, 516; siehe Hagg.
Higr od. Hfgr, Stadt, I, 62. 64.499.
518. Ili, 5. 415. 529 n.
Higr, Gehege an der Seite der Kaba,
1, 167. 315. II, 90. 341.
nigra, II, 63. III, 354 n.
Hikka, III, 138. 342 n.
Hiläi, Herr von Ba^irayn, III, 372.
Hiläl bint Kays, I, 423.
Ililäliten, III, 322. 326. 406.
Hilla, III, 518. 526 n.
Himyariten, I, 363 n. III, 98.437.
447.
571
Hind bint'Abd, I, 440 n.
Hind bint'Abd Allah, I, 434.
Hind b. Abu Häla , I, 196. 197. 198.
III, LX n.
Hind bint Abu Tälib, I, 147 n.
Hind bint 'Awwäm. I, 400.
Hind, Frau des Fäkih, I, 256.
Hind b. Haräin, eine Fauülie, I, 178.
Hind bint'Otba, III, 319 n.
Hind bint Sad, I, 431.
Hind bint Walyd, I, 436 n. 437.
Hind, Frau des Zayd, I, 403.
Hind bint Zobayr, I, 422.
Iliob, I, 505. 506.
Hira, ein BerR, I, 86. 296. 305. 330.
332. 343. II, 517 n.
Hisä, ein Ort, III, 298 n.
Hischäm b. Aby Hodzayfa, II, 171.
Hischäm h/k(;', I," 434." II, 146 n. 173.
539.
Hischäm b. "Amr 'Ämiry, III, 334 n.
529 n.
Hischäm b. Hakym, III, xxxvi.
Hischäm b. Moghyra enthält sich des
Weins, I, 316.
Hischäm b. Moh. Kalby, s. Ibn Kalby.
Hischäm b. 'Orwa, III, xcviii.
Hisl, ein Gesclilecht, III, 142.
Hisma, Brunnen, III, 281 n. 429.
Hizäm b. Chowaylld, I, 425.
Hübu, I, 508. 512.
Hobäb, ein Thamudäer, I, 520.
Hobäb b.Mondzir, III, 1 16 n. 1 18. 271.
Hobal, I, 143. II, 9. III, 523.
Hubär, I, 519.
Hobayra b. Schibl, III, 358 n.
Hobbay, I, 397.
Hobrän, ein Tribus, III, 323 n.
Ho^ayn b. Aws, II, 59 n.
Ho9ajT) b. Härith, I, 437.
Ho9ayn b. NomajT, III, 413 n.
Hodä", I, 67. 508. 512.
Hodaybiya, III, 242 f. 268. 285. 399.
Hodayda, eine Stadt, III, 438 n.
Hüdhr-Faraschi, ein Ort, III, 427 n.
Hodzayfa b. Mih9än, III, 384. 385.
Hodzayfa b. Yamän, I, 327. 442. III,
XLVII. LXXIX. 470.
Hodzayliten, I, 164. III, 186 n. 318.
32 f. 362 n.
Hogayra, III, 298 n.
Hogr Äkil almorär, III, 530 n.
Hokaym b. Gabbala, I, 418.
Hoknl, II, 260 u.
Holays, III, 243.
Holla, Anzug. III, 502.
Homayd b. Abd al-Rahmän, 1,430.
Homayd b. Kays, III, cxv.
III.
Homayl b. Damün, III, 329 n. 361 n.
Iloinayna bint Chalaf, I, 446.
Hom^, III, XLVi. XLViii n. 261 n.
Homrä, ein Hamdänite, III, 456 n.
Homsiteu, II, 9. III, 239. 240 n. 518.
526.
Honayd b. 'U9, III, 280.
Honayn, ein Thal, III, 327.
Horakät, ein Tribus, III, 284 n.
Horayth b. Zayd, III, 387 n. 421.
Horayth b. Yäsir, I, 448.
Hormoz, eine Stadt, III, 442.
Hormüz, ein pers. König, I, 125.
Horr b. Kays, III, 425.
Hosayn b. 'Alyy, I, 397. III, 497.
Hosayn b. Wäkid, III, cxii n. cxvn.
Hoschaj'm b. Basch}T, III, cxviii.
Hotara, III, 381 n.
Hotäma, II, HO. 111 n.
Hotayya, ein Dichter, III, 369 n. 389.
402.
Howayl b. Myla, I, 521.
Howayrith b. Abu Dzobäb, I, 147 n.
Howayrith b. Nokaydz, III, 319 n.
Howaytät, ein Tribus, I, 244.
Howaytib b. 'Abd al-Ozzä. II, 118.
388. III, 334 n.
Howayya, I, 253 n.
Hoyay, III, 205. 209. 213. 220. 222.
435.
Hozayla, I, 511.
Hüd, ein Prophet, I, 419.477.508.
II, 97.
Hüries, II, 222 n.
Hurma, III, 394 n.
Hyna, III, 287.
Hyra, eine Stadt, I, 129. 132. III, 365.
371. 381 n. 396.
Hyravn oder Hvry, III, 432.
HJt,"ni, 85 n.'
Ibhäm liltatzym, III, 31 n.
Iblys, I, 547." II, 240. 242.
Ibn, I, 5.
Ibn 'Abbäs CAbd Allah), I, xvii. 112.
530. II, 383. III, Lxiii. xciii. cvif.
und cxv 132 n.
Ibn Abtyya Azd>7', III, 338 n.
Ibn Abu 'Arüba, III, xcvn. cxvi.
Ibn Abu Ballaa, III, 315.
Ibn Abu Dunyä, III, lvi n.
Ibn Abu Kabscha, I, 359 n.
Ibn Abu Nagyh, III, cxvi.
Ibn Abu Xo aym, III, cxvm.
Ibn Abu Sarh, II, 407.
Ibn Abu Schayba, III, xcvi n. cxviir.
Ibn Abu Zinnäd, III, r.x.v. xcix n.
37
572
Ibn Afady, II, 70. 83. 118.
Ibn Akwa, III, 229. 235. 283.
Ibn 'Araby, II, 302.
Ibn Arta,'lII, 507.
Ibn Asch'ath, III, 506.
Ibn Aschraf, s. Ka'b b. Aschraf.
Ibn 'Äyidz, III, i.xiii. 109 n.
Ibn Bäbawayh, III, xxx.
Ibn Bayya,"l, 417.
Ibn Cayyäd, III, 29 n. 31.
Ibn Chaldün, I, ix.
Ibn Chatal, II, 407 n.
Ibn Chozayma, III, cii.
Ibn Cüriyä, III, 38 n.
Ibn Dahdaha, III, 219 n.
Ibn Dihyk, II, 399.
Ibu Doghonna, II, 131.
Ibn Fohayra, III, 187; s. 'Äniir.
Ibn Ghaytbala, II, 70. 542 n.
Ihn Gobayr, III, cxv ; s. auch Sa' yd.
Ibn Godän, s.'Abd Allah,
Ibn Gorayg, III, xcvii. xcviii. cxiv. Cxvi.
Ibn Hagar, III, clxx.
Ibn Hanbai, d. h. Ahmad, III, xcvii.
ci n. cxvn.
Ibn Hayyebän, III, 30 n.
Ibn Ha'zin, III, 516 n.
Ibn Hischäm, III, 149.
Ibn Ishäk, II, 74. III, liv f. i.xvi. lxvii.
I.XIX f.
Ibn Kalby, II, 54. III, i.xxv. cxiv.
CLXVII. CI.XX.
Ihn Kaniiya, III, 177.
Ibn Kamniata, II, 389.
Ibn Kotayba, III, cxix.
Ibn Labün, III, 342 n.
Ibn Mäga, III, cii.
Ibn Maslania, I, 417. III, i.xxx. 156.
159. 170. 221. 225. 230. 285.
Ibn Mas Cid fAbd Allah), I, 392 n. 415.
427. 440 f. 450. II, 43. 51. 146 n.
164 f. 169. III, XXI n. xxxvui. xi.iv.
i.xi. ixxx. cvii. 127 n.
Ibn Mavya, III, 369 n.
Ibn Menda, III, xviii n.
Ibn Jlonaggini, I, 49.
Ibn Nawäha, III, 308 n.
Ibn Obayy, IIF, 27. 32. 67. 148. 149.
161. 169. 192. 413. 434.
Ibn 'Okba, III, i.xvii f. cxii n. 109 n.
Ibn 'Omar (AbdAllahJ, I, 120 n. 352.
419. II, 92. 300 n. III, i.xiii. Lxxxv.
CVII. 345 n.
Ibn 0mm Maktüm, I, 270. 440 n. II,
317. 536 n. III, xx- xxxu.
Ibn Onay», III, 189.
Ibn Rawäha, III, 275.
Ibn Sa'd, III, lxvii. lxxiv f.
Ibn Saläm, s. 'Abd Allah b. Saläm.
Ibu Saya, III, 78.
Ibn So'äf, III, 308 n.
Ibn Synoi, III, Li n.
Ibn Tayyahän, I, 38. 46. 55. II, 525 n.
Ibn Thalab, III, cxvii.
Ibn Tolätila, II, 81.
Ibn Wakschä, III, 459.
Ibn Walyd Bägy, II, 398.
Ibn Zam'a, I, 426.
Ibn Zi'bary, II, 406. 447. III, 69. 70.
Ibn Zobayr, I, 315.
Ibn Zorära, III, 13. 18 n.
Ibrahäm, I, 580.
Ibrähym der Patriarch, s. Abraham.
Ibrähym, ein Christ, II, 380.
Ibrähym b. 'Abd al-Rabmän, I, 430.
Ibrähym b. Abu Müsk, II, 165.
Ibrähym b. Gäbir, III, 332 n.
Ibräyhm b. Härith, II, 170.
Ibrähym Marwazy, Philosoph, I, 346 n.
Ibrähym b. Mohammad, III, 86.
Ibrähym b. Mohammad b. Aby Yahya,
111, xcv.
Ibrähym b. 'Obayda, I, 437 n.
Ibrähym b. Sa'd, I, 431.
Ibrähym b. Sa'yd, I, 438 n.
Ibrähyinyya, III, 271.
Ibryk, li, 506 n.
I9äba, III, cxxL.
'I^äm Kalby, III, 234 n.
Idäwa, Schlauch oder Flasche, I, 417.
Idham, ein Wädiy, III, 153 n. 312.
Idrys, ein Christ, II, 379. 380.
Idrys, der Prophet, II, 189. 196. 242 n.
252. 274. 336.
'Ifryt, I, 222.
Igäza, III, XCVIII H.
'Igl, ein Tribus, III, 165.
Ihläl. III, 527 n.
Ihräm, III, 240 n. 517 n.
Ihtisäb, III, 357.
'Ikabb, eine Familie, I, 448.
'Ikrima, ein Client des Ibn'Abbäs, I,
112. III, cxiii.
'Ikrima b. Abu Gahl, III, 318. 319 n.
384.
Ikrima b. 'Ämir, II, 156 n.
'Ikrima b. Ha9afa, eine Familie, III,
314. 405."
Iläf, III, 92 n.
'Ilg, III, 473.
Ilisanitae, III, 445 n.
Imäm, II, 290. 445. 457. 458. III,
164.
Imäme der Schy iten, III, cm.
Imän, III, 376.
'Imlyk, Vater der Amalekiter, I, 508.
573
'Imrnn, III, 491.
'Itnran b. Hittän, III^ cxxix n.
'Imrän b. Sad, I, 431.
'Imrän b. Schaddäd, I, 480 n.
'Imrän b. Talha, I, 383 n.
'Imräii Utäridy, I, 393.
Indier, III, 510.
Irain, I, 470. 515. 516.
Iramäer, d. h. Araraäer, I, 63. II, 523.
Iräscha, ein Balyystamm, III, 293 n.
I8aak, II, 252. 263. 28 2. 336.
Isaf, III, 522.
Isagoge Minor, I, iii n.
Ischräk, II, 492 n.
'Ischrün alrasül, ein Ort, III, 298 n.
Isfendiyär, 11, 393.
Ishäk b. Ibrähym Tha'laby, III, cxvii.
Is^äk b. Sa'd, I, 431.
Ishäk b. Talha, I, 383 n.
Islam, I, 69. III, 500 ; s. Moslim.
Israael, II, 189. 252. 256. 259. 274.
279. 336.
Isma'yl b. 'Abd al-Rahmän, I, 430.
Isma'yl b. Abu Ziyäd, III, cxviii.
Ismayl b. Sa'd, 1,431.
Ismayl b. Taltia, I, 383 n.
Isnäd, I, 11. III, xc.
Istabrak, III, 360 n.
Istära, II, 395.
Istichräg, III, lxxii.
Istidräg, II, 418 n.
Istithnä, II, 322 n.
lyäd, ein Tribus, III, cxli.
'lyädh, Verfasser des Schifä, I, 24.
'lyädh b. Tamym, II, 178.
'lyädh b. Zoha'yr, II, 178.
lyäditen, I, 44. 103. 130. 131. III,
CXXXIX. CXI.T.
lyadz Golondy, III, 382.
lyäs b. Bokayr, I, 447.
lyäs b. Mo'ädz, II, 523.
Izär, III, 62. 63 n. 405.
Jakob, II, 182. 188. 252. 281. 336. '
Jamba, s. Yanbo\
Jerusalem, II, 527.
Jesus, I, 24. 28. 29. 127. 166. II, 151.
185. 202. 203 n. 252. 259. 447. 481.
497. 506 n. III, lv. 41. 320 n. 492.
497. 500.
Jexeus, I, 36. 42.
Job, II, 258. 269. 274.
Johanna, Fürst von Ayla, III, 417. 421.
Johannes, I, 21.24. 11, 183.251. 259.
274. 335. III, 491. 547 n.
Johannes Grammaticus, I, 345 n.
Jonas, I, 85. II, 30. 32. 259. 313.
335.
Joseph, II, 259. 336.
Jourdain, I, iv n.
Juden, I, 490 n. III, 29 f. 35. 377. 408.
Ju>^tinian, III, 529 n.
Ka'b Ahbär, 1, 49. 516. III, cix.
Kab b. A'sad, III, 218.
Kab b.Aschraf, II, 116. 294 n. III, 10.
19. 43 n. 155 f. 499 n.
Kab b. Lowayy, II, 518 n. III, 142.
Kab b. Mälik,'lII, 70. 178.
Kab b. Mälik, ein Choza a-Stamm, III,
338 n. 362; auch II, 12 n.
Kab b. 'Ogra, III, 415.
Kab b. Omayr, III, 241.
Kab b. Raby'a, ein Hawäzinstamm, III,
326.
Kab b. Scharähyl, I, 402.
Kab b. Zohayr, "lll, 202. 389.
Kaba, II, 340. III, 317. 319.
Ka'ba von Nagrän, III, 467.
Kabäl, I, 523.
Kabalyya, III, 295.
Ka'biten, III, cli n.
Kaby9a Bagaly, III, 406 n.
Kaby^a b. Damün, III, 329 n. 361 n.
Kaby9a b. 'Okba, III, cxviii.
Ka99a, ein Ort, III, 154.
Ka9r aldärajTi, III, 69.
Kad, schon, I, 475.
Kädesiya, Schlacht von, III, 467.
kadyd, ein Ort, III, 198 n. 289. 315 n.
Käf, II, 469.
Kahä, ein Ort, I, 275.
kahäna, I, 255 n. III, 287.
Kähin, I, 254. II, 89. 109. 244. 411.
Kähil, eine Familie, I, 424.
Kahl, III, 287.
Kahlän, III. 445.
Kahramän, II, 163 n.
Kahtäniten, III, cx.xvill. CXXIX.
Kakaa, III, 403.
kalada b.'Abd Manäf, II, 166 n.
Kalaisch, III, 273 n.
Kalammas, III, 533.
Kalb, Herz, I, 404.
Kalb b. Awf, ein Kinänastamm, HI,
258. 284 n.
Kalbiten, I, 136.508. m, 199.200.
233.
Kalby, III, cxiv. CLxni. 540; s. auch
Moh. b. Säyib.
Kalhadza bint Chaybary, I, 509.
Kalym Allah, II, 354 n.
Kalys, i. e. ecclesia, I, 29 n.
kameel, Schlacht des, I, 423.
Kan ä, ein Thal, I, 386.
Kanäh, III, 157. 336.
574
Kanän b. Thalaba, III, 511 n.
Känit, II, 277 n.
kanraiten, III, 258.
Kanysa, ein hebräisches (nicht griechi-
sches) Wort für Synagoge, Kirche,
I, 29. III, 310 n.
Kära, ein Tribus, III, 188. 190 n.
Kära, ein Berg, I, 523.
Karaä, lesen, I, 298 n. 462. III, xxii n.
Karada, III, 165. 166.
Karäfiga b. Ahwa9, eine Farn., I, 361 n.
karäma, II, 418.
Käri'a, II, 502.
kärib aus Täyif, III, 482.
Kam almandzil, II, 517 n.
Kam altha'älib, II, 517 n.
Kartäs, III, xli.
Karwa, ein Ort, III, 392.
Karyb, III, xciv. cxin n.
Karyb b. Abraha, II, 383.
Karyb b. Aby Moslim, II, 383.
Karyb b. Cabüh, II, 384.
Karyb b. Karyb, II, 384.
Karyba, eine Sklavin, III, 319.
Karyba bint 'Abel AUah, II, 166.
Karyba bint Abu Kohafa, I, 408.
Karyba bint Abii Omayya, II, 165.
kasehad, III, 110.
Kaschr, ein Berg, III, 468.
Käsim, ein Christ, 11, 381.
Kasiin, Sohn des M.. I, 153. 199.
Käsim b. Omayya, I, 110.
Käsim b. Raby'a, III, i.iii.
Kaskar, ein Ort, III, 343 u.
Kasyya bint Härith, III, 309 n.
Katäda b. Di äma, III, cwi.
katäm, I, 529.
katan, ein Ort, III, 184.
katäyif, Ueberkleider, I, 410.
käthiba, ein Ort, I, 519.
Katib, ein Tribus, III, 268.
Katyf, ein Ort, III, 375 n. 381 n.
Kawä9im, I, 136 n.
Kawl, Wort, II, 186 n.
Kawthar, II, 3. 4.
Kaydama, ein Ort, I, 428.
Kayl b. "Amr, ein 'Ädite, I, 100 ii.
kayl b. "Itr, I, 509.
Kayla, ein Tribus, III, 6.
Kayn b. Gasr, ein Tribus, I, 401, III,
292 n. 295.
Kaynokä, III, 5. 147 f. 496 n.
Kays b. Abd Allah, II, 163.
Kays b. 'Abd Yaghiitli, III, 544 n.
Kays b. *Ä<;ini, I, 316. III, 370 n.
Kays b. 'Adyy, III. 334 u.
kays-'Aylan', ein Tribus, I, 148. III,
cxxxvni. cxxxix.
Kays b. Gharaba (Ghazyya?), III, 466.
Kays b. Härith, III, 183.
Kays b. Häritha, \ 401.
k.ays b. Ho9ayn, III, 510.
Kays b. Hodzäfa, II, 173.
Kays b. lilakschiih, III, 471.
Kays b. Mohrith, III, Hin.
Kays b. Noschba, III, 153 n. 286.
Kays b. Sa d, III, xcviii.
Kays b. Sad b. Obäda, III, 337.
Kays b. Salima, ein Go'iite, III, 459.
Kays b. Säyib, I, 193. III, 131 n.
Kays b.Tha'laba, ein Tribus, 111, 381 n.
kayt b. Mälik, III, 384.
Kazarüny, III, i.iv.
Kelä, ein Flufs, I, 387.
Kibäty, III, 85.
Kibla, III, 46. 377.
kiblyya, ein Berg, III, 152 n.
Kiläb , eine Conföderation von Sa'd-
'Asch^'rastiimmen, III, 460.
Kilabiten, III, 324. 326. 338 n.
Kinaedokolpitae, III, 258.
Kinäna b. Abd Yälyl, III, 487 n.
Kinüna b. Abu Hokayk, III, 205; viel-
leicht Kinäna b. Kaby' b. Abu H.
Kinäna b. Baschr, I, 418. 421.
Kinäna b. Därini, III, 204 n.
Kinäna b. Raby b. 'Abd'Ozzä, I, 201.
Kinäna b. Raby' b. Abu Hokayk, III,
78. 273; auch 205?
Kinäniten, I, 139 n. 148. II, 10. III,
167. 185. 206. 240 n. '^57. 289.
324.
Kinditen, I, 418. III, ciJCiv. 98. 199.
338. 439. 447. 461. 470. 489. 614.
Kintär, III, 135.
kipur, III, 53 n.
Kirän alsa'dayn, I, vr.
kirbäs, III, 80.
Kisä, III, 63 n.
Kisay, III, cxix.
Kisr,' ein Ort, III, 98.
Küst, II, 219 n.
kitäb, II, 285.
Kifr, II, 476 n.
kiyäs, III, c.
ko'ayba bint Sad, III, 220 n.
Koaykaän. II, 517 n.
kobä, II, 537. 647 n.
Kobtvya, III, xxxix.
Ko9ayba, eine Quelle, I, 121 n.
ko9ayy, II, 417 n. III, cux. 427.
] kodä","ein Ort, III, 318.
I Kodad Solaniy, III, 288.
I KodÄnia b. Matziin, I, 436. H, 146 n.
I 171; auch III, 378 V
i Kodär b. Sälif, I, 521. 622. 656.
575
Kodayd, ein Ort, II, 12. III, 289 n.
315 n.
Kodayra, I, 521.
Koddüs, der Heilige, d. h. Gott, I,
107.
Kodhä'iten, I, 131. III, txxix n. 232.
294.
Kodhay b. "Amr, III, 400.
Ko'dod, III, cxLV.
kodr, III, 154.
Kohen, I, 254 n.
Komasch, IF, 342.
Kono9, III, cxxxix.
Kono9, eine Familie, III, cxli.
Korä, ein Ort, I, 296.
korach, III, 276.
Korah, ein Ort, I, 524.
Koran, I, xv. 462. II, 421. 461. III,
xviii f.
Koray, eine Familie, III, 369 n. 370.
Koraydhiten, III, 321. 322.
Korayschiteu , I, 140. III, cxlvi. 20.
240 n. 361 n.
Koraytza, ein Tribus, III, 5. 6. 205.
208. 209. 214. 217 f.
Korh, I, 62. 64. III, 276.
Korra b. 'Abd Allah, eine Familie, III,
371 n.
Korra b. Hobayra, III, 515.
Kortä, ein Tribus, III, 226.
korz Fihry, III, 104. 237.
Korz aus Nagrän, III, 490.
Korz, ein Okaylite, III, 364.
Koschayriteu, III, clvii. 515.
koschayry, I, 319.
koss, I, 43. 45. 93. 102 f.
kotayla, Frau der Abu Bakr, I, 408.
kotayla bint Kays, III, 8-.'.
Kotayla bint Matz im, I, 445.
kotb", II, 467.
kotba b. 'Ämir, III, 406.
Kotham, der ursprüngliche Name des
M., I, 155; nach Balädzory fol. 53 v.
wurde ' Abd Allah der Vater des Mob.
Abu Kodham , d. h. Vater des Ko-
dhani, geheil'sen.
Kodham, ein Christ, II, 381.
kodham b.'Abbäs, III, 132 n.
kotn b. Kaby9a, III, 406 n.
kotob, II, 297 n.
Kotrob, III, cxviii.
kozmän, III, 29. 173.
Kranich, II, 17 n.
Krokodil, III, 343 n.
Küfa, III, 467.
KuU, II, 37 n.
Kunya, I, 6. III, clii n.
Kuschiten, III, 12.
Küz aus Nagrän, III, 490.
Kyrät, I, 148 n. II, 342. III, 135.
Labachholz, III, 85 n.
Labbän, III, 119.
Labbayka, I, 250 n. III, 316. 525 n.
Labun, III, 341 n.
Labyd, der Dichter, I, 13. 390. III, 73.
204 n. 402.
Labyd b. A'fam, III, 60.
Lachmiten, I, 460. III, 282. 292. 371.
410. 424.
Lähä, I, 287.
Lahag, III, 438 n.
Lahma, ein Ort, III, 511 n.
Lät, ein Idol, I, 33. II, 13. 17. 46. 57.
III, 485.
Lata, es ist nicht, II, 94 n.
Layla bint Abu Hathma, I, 122 n. 444.
II, 45. 91. 175. 536 n.
La_vlä, bint Chatym, III, 84.
Laylä bint Giidy, II, 332.
Layla bint Mas'üd, I, 397.
Laysa, „es ist nicht", II, 94 n.
Layth, ein Kinänastamm, III, 284.
Layth, der E.xeget, III, cxv.
Leucocomc, III, 529 n.
Libanon, III, 436.
Libellus des Albertus Magnus, I, ii.
Lihb, ein Tribus, I, 175.
Lihyän, ein Tribus, III, 188. 189. 190 n.
228. 460.
Liwä, III, 115. 203. 271. 327.
Lizäm, I, 563.
Lobad, I, 511.
Lokaym b. Hodzäl, 1. 509. 510.
Lokmän, ein 'Absite, III, 204 n.
Lokmiin b. 'Äd, I, 93 f. 327. 509. 522.
522.
Lot, I, 66. 471 ff. 554. 557. II, 124.
259. 264. 273.
Lowäna, ein Ort, III, 314 n. 404 n.
Lowayy b. Ghälib, III, cli n. cliv.
Lowayy, eine Familie, I, 177. III, 162.
Lubad, ein Adler, I, 94.
Ludziya, eine Familie, I, 510.
Lüt, siehe Lot.
Lwh, I, 287. 291.
Lvf, III, 18 n.
Lyh, I, 287. 291.
Lywan, III, 90 n.
Maad, II, 22.
Ma'additen, III, xviii. cxxxix. cxM.
529 n. 530 n.
Ma'ädin GohajTia, I, 410.
Maäliriteu, III, 440. 450.
Ma'än, I, 16.
576
Mabad b. 'Amr, 11, 174.
Ma bad Gohany, II, 300 n.
Mäbür, IIT, 85.
Ma9allä, III, 56 n,
Ma^äni , III, 65.
Macbäd, III, 341 n.
Ma^haf, III, xciv.
Machaf mochtär, III, l.
Machrania b. Nawfal, III, clviii. 334 n.
Machschy, ein Dhanirlte, III, 101.
Machüsch aus Hadhramawt, III, 463 n.
Machziiiiiitcn , I, 359. II, 111. III,
CLi n. 96.
Ma 9Üm, III, Lxx.xii. 36 n.
Ma'dan Kabalyya, ein Ort, I, 410.
Ma'dan der Solaymiten, I, 410. III,
153. 186. 228. 291 n.
Madäyin, III, 448.
Madöyny, IIF, li n.
Madbdha, ein Ort, III, 202 n. 511 n.
Madhigiten, I, 362. 446. III, 232. 288.
471. 541. 541 n. 543.
Madhya (^afrä, III, 132 n.
Madin, II, 507.
Ma'diykarib b. Abraha, III, 458.
Madiykarib aus der Familie Ro'ayn, I,
363 n.
Madiy-Karib b. Sayf, III, 448. 449.
Madiykarib b. Waly'a, III, 463 n.
Madraga, II, 418.
Madyan, s. Midian.
Madyna, I, 567 n. II, 522. III, 2.
Madynat alnohns, I, 514.
Madyner, I, 110.
Madzhigiten, s. Madhigiten.
Mädziya bint Kays, I, 431.
Madzkur, III, 200.
Mafrah, III, 21 n.
Mafruif, II, 520.
Magalla, das liebr. Magilla, I, 94.
Maganna, III, 196. 197. II, 519 n.
Magäz, eine Quelle, I, 121.
Magäza, III, 298.
Magdy, ein Goliaynite, III, 115.
Maghär, Station, III, 424.
Maghäziy, III, 103 n.
Magier, HI, 377.
Magilla, Buch, I, 94.
Magniin, II, 109. 410. 412.
Matall, III, 287.
Mahdiy, Chalyfe, I, 435.
Mahga, Client des 'Omar, 11, 133 n.
Mähij', ein Name des M., I, 156.
Mahlama, III, 216.
Mahmiya b. Gaza, II, 174 f. III, 224.
296."
Mahr, III, 83. 84.
Mahra, ein Land, III, 129.
Mahra b. Haydfin, III, 385.
Mahnten, III, ci-xn. 437.
Mahüra, ein See, III, 454 n.
Maiz, III, 66.
Mala, Aristokratie, II, 72. 76. 93 f. 161.
406. 412.
Mala, ein Kleidungsstück, I, 414.
Malakiit, II, 117. 257 n.
Maläl, III, 106.
Malhama, III, 319.
Mälik, II, 309 n.
Mälik, eine niadyn. Familie, III, 225 n.
I Mälik b.' Abd AHah Chath'amy, III, 473.
Mälik b. 'Ämir, III, 288 n. "
Mälik b. Anas, III, ci. cxviii.
Mälik Aschtar, I, 418. 420.
Mälik b. 'Awf, III, 326.327. 334 n.
483.
Mälik b. Cayd, III, 499.
Mälik b. bhayf (Cayf?), II, 294.
Mälik b. Hanbai, ein Tribus, II, 164.
Mälik b.Härith, eine Familie, III, 361 n.
473.
Mälik b Mas ada, III, 509.
Mälik b. Morra, III, 449. 451.
Mälik-Nabhän, ein Tribus, III, 388.
Mälik b. Namat, III, 456 n.
Mälik b. 'Obltda, III, 451.
Mälik b. Ribäh, III, 427.
Mälik b. Yäsir, I, 447.
Mälik b. Zam'a, II, 177.
Mälikiten, III, 511 n.
Malkä, I, 523.
Malkän, II, 467.
Makäm Ibrähym , II, 85 n. 280. III,
48 n.
Makäwil, III, 287.
Makäwil, Titel der Barone von Yaman,
lil, 449.
Makka, II, 281. III, 91. 281 n. 314 f.
Maknä, eine Stadt, III, 419. 422,
Makr, II, 324 n.
Ma'mar, der Exeget, III, cxvi.
Ma'mar b. 'Abd Allah, II, 175.
Ma'mar b. Abu Sarh, II, 178.
Ma'mar b. Härith, I, 445. 11, 174.
Ma'mar b. 'Imrän, III, 385 n.
Ma'mar b. Raschid, III, lxx.
Mamser, III, 8.
Man b. 'Abd al-Rahmän, 1,430.
Manä9ih, III, 18 n.
Manäh,' II, 12. 17. 46. 57. III, 321.
522.
Man^ür b. 'Amir, II, 156 n.
Man^iir b.'Ikrima, II, 166.
Mandab, Handelsstadt, II, 345 n.
Maniten, I, 401. III, 391.
Manüsa, II, 247 n.
577
Mapboritae, III, 440 n.
Mara, eine Stadt, III, 445.
Marädh, III, 230. 231 n.
Marat, s. Mart.
Marda, ein Berg, III, 280 n.
Margal9ofor, ein Ort, I, 365.
Mark alkalaa, ein Ort, III, 2 73 n.
Mar^ab, ein Himyarite, III, 272.
MarhabS, I, 250 n
Maria, II, 185. 196. 252. 274.337. 481.
III, 320 n. 491.
Maria, Sohn der, siehe Jesus.
Mariaba, eine Stadt, III, 444.
Märib, III, 436. 439. 443. 525. 540 u.
545.
Märiyä, die Egypterin, III, 85.
Märiyä bint Kays, I, 431.
Marr-Tzahrän, ein Ort, I, 175. 184.
III, 191. 196. 206. 285. 316. 517.
Marl, I, 580.
Marthad b. Äd, I, 515.
Marthad b. Sad, I, 100. 509.
Marthana, I, 35. 580.
Marthus, I, 35. 580.
Märtyrer, II, 194.
Marwa, II, 9. III, 110. 152 n. 153 n.
250. 271 n. 517. 522.
Marwän b. Hakaui , I, 436. III, 77.
277 n.
Maryam bint 'Abd al-Kahniäu, I, 430.
Maryam bint Arkam, I, 434.
Maryan» b. Othmän, I, 413.
Marzobän, III, 376. 548 n.
Mas'ada Fazäry, III, 230.
Mä-alsamä, I, 136 n.
Maschair, III, 519.
Masch'ar alharam, III, 519.
Maschärif von Svrien, I, 135. 365 n.
III, 293 n.
Maschrafiya, III, 293 n.
Maskat, III, 443. 488 n.
Maslama b. Hazzän, III, 323 n.
Masonitae, III, 438 n.
Masruh, ein Himyarite, III, 269.
Masrüh, Sohn der Thowayba, I, 144 n.
Masrük, III, 7 2 n.
Mas'üd b. 'Amr, II, 516 n.
Masüd b. 'Orwa, III, 184.
Mas'üd b. Raby , I, 443.
Masüd b. Rochayla, III, 206. 216.
Mas'üd b. Sa d, .III, 266 n.
Mas'üd b. Sanän, III, 472 n.
Mathalan, 11, 510 n.
Mathäniy, I, 462. III, xxi.
Mati, lil, 85 n.
Matn, I, 11.
Mattä, Vater des Jonas, II, 389.
Ma'üna, s. Byr Maüna.
Mäwän, ein Ort, III, 300 n.
Mawkaf, Ilaltpltz, III, 518.
Mayfaa, eine Stadt, I, 87.
Maykyl, I, 480 n.
Maymüna, III, 79 f. 551.
Maysara, I, 183.
May^ara b. Masrük, III, 204 n.
Mäzin b. Ghadhüba, I, 74 n. 177.
Mäziu, eine mad. Familie, III, 225 n.
Mäziniteu, II, 165. III, clxv.
Mäziniten in Yaman, III, cxl. 438 n.
Mazrük, I, 417.
Menambis, eine Stadt, III, 4')5.
Mesias, II, 523.
Mi(^da' b. Mihräg, I, 520.
Midän, ein Wädiy, III, 281 n.
Midian, I, 4 73. 480 n. 543. II, 99. 355.
III, 232. 281 n. 424 n.
Midräs, IUI, 37 n.
Midwad, ein Ort, III, 511 n.
Mihga, in, 120.
Mihrän b. Maymün, III, xciv n.
Mihscham b. '"Otba, I, 447.
Mikdäd b. 'Amr, I, 403.
Mikdäd b. 'Amr, ein Kindite, II, 169 f.
Mikdäd b. Aswad, I, 427. II, 146. 169.
III, 229. 433.
Mikyas b. Cobäba, I, 316 II, 407 n.
lil, 3 1 9 n.
Milhafa, III, 63.
Milla, II, 2 76 n.
Minä, II, 9. 523. 529. III, 517 f.
Minbar, III, 13 n. 14 n.
Miräd. III, 201.
Mirdä-s b.'Obayd, eine Familie, I, 520.
Ml rag, II, 528. III, lvi.
Mirdäs, III, 153 n.
Mirba, III, 126. 387. :^90. 461.
Mirkah, III, 14 n.
Mirrych, II, 197 n.
Mischnä, I, 462.
Misrah aus Hadhrainawt, III, 463 n.
Missy^, 11, 198 D.
Mistäh, I, 437. III, 65. 67.
Mithl, II, 510 n.
Mithkäl, III, 135.
Mitraf, III, 63 n.
Mizza, I, 399 n. III, 234 n.
Moäb, III, 292.
Moabiter, III, 8.
Mo'ädz b. 'Afrä, II, 525 n.
Moädz b. Gabal, I, 433. 441 n. III,
XXXV. xLvi. Lxxxix. 451. 452. 540.
Moakbir, III, 381 u.
Mo'än, eine Stadt, I, 414. III, 281 n.
292.
Mo'äna bint Gawscham, III, cxxix n.
Mo' an' an, III, xc n.
578
Mo'arrig, III, cxviii.
Mo ataniir b. Solayniän, III, cxxiii.
Moattib b. 'Awf, "ll, 146 n. 171,
Mo'attib b. al-Homrk, II, 171.
Mo'attib b. Koschayr, III, 33 n.
Moäwiya, ein Tribus in Hadhraniawt,
III, 541 n.
Mo'äwiya b. Abu Sofyän, II, 257. 416.
426." III, i.x.\x.225n. 334.441.4 62.
Moäwiya b. Bai^r, I, 509.
Mo'äwiya b. Garwal, ein Tiibus, III,
391."
Mo'äwiya b. Kays, III, 544 n.
Jlo'äwiya b. 'Obayda, I, 437 n.
Mo'äwiya b. Thawr, III, 405.
Moayläb b. Aby Fätinia, II, 164.
Mo'ayt, II, 148.
Mobrah, III, 21 n.
Mobyn, II, 352 n.
Mov'ab b. 'Abd al-Rahmäii, I, 430.
Mo^ab b.'Omayr, II, 43. 44. 146 n.
166 f. 527. lil, 116 n. 175.
Mo^'ab b. Sad, I, 431.
Mo9'ab b. Zobayr, I, 422.
Mo^ad, ein Kindite, III, 417.
Müvaddiy, III, 341 n. 351 n.
Mu^äiV Mo9talil5y, III, 75.
Mo^annaf, III, Lxx.xvni. xcvi n.
Mu^farät, III, 63.
Mochabbal, ein Dichter, III, 369 n.
Mo<;haf, III, XLiv n.
Mocbannas, III, 85 n.
Moclili?, Puriht, I, 67. 68.
Moclitär b. Aby'Obayd, I, 397. 4.^9 n.
Mo9talikiten. III, 191. 363 n.
Modd, in, 57.
Modhar, ein Tribus, III, cxxxviii,
Modharstäninie, III, rxxxs'ii. 187. 201.
300. 374.
Modlig, ein Tribus, I, 175. III, 104.
191. 321.
Mofaijcal, III, XLix n.
Mofadiidiial Dhabby, III, Ci.xxiv.
Mofrag oder Mofrah, nothleidend, III,
cxxii. 21 n.
Mogabid b. Gabr, III, cxii. cxv. 535 n.
537.
Mogammi' b. Gäriya, III, xi.ii. 33 n. 34.
Mogbyra b. Achnas, I, 419.
Moghyra b. Ko^ayy, eine Familie, II,
53.^. III, cLi n. 142.
Moghyra Maehzümy, I, 154.
Moghj'ra b. Scho'ba, III, i.xxx. 244.
484.
Moghytb, ein Thal, I, 510.
Mohavvab, II, 158.
Mohaddatha, III, 281 n.
Mohügir, Flüchtling, III, 318. 344 n.
Mohägir b. 'Abd Allah, III, 541 n.
542 n.
Mohägir b. Omayya, III, 473.
Mohägir b. Zobayr, I, 422.
Mohallim, III, 312.
Mohammad, Etyniol., I, 159.
Mohammad b. Abd Allah b. Hasan. I,
435.
Mohammad b. 'Abd al-Rahmän, I, 430.
Mohammad b.' Abd al-Rahmäu b. 'Abd
Allah b. Masüd, I, 443.
Moljaiumad b. 'Abd al-Rahmän Ispa-
häny, III, Li n.
Mohammad b. Abu Bakr, I, 408. 421.
Mohammad b. Abu Hodza^'fa, II, 43.
164.
Mohammad b. Abii Sabra, II, 176.
Mohammad b. 'Alyy, I, 397.
Mohammad b.'Alyy Gonny, III, i.xviii.
Mohammad b. 'Alyya, III, cxviii.
Molaammad b. Ayyiib Räzj', III, cxviii.
Mohammad b. Bäkir, III, cxviir.
Mohammad b. Chozaynia, I, 161.
^loliammad b. Cohayb, I, 453.
Mohammad b. Fadhäyil, III, cxiv.
CXVIII.
Mohammad b. Ga'lar, II, 103 n. 162 n.
Moliammad b. Gobayr, III, CLxi u.
Mohammad Goschamy, I, 161.
Mohammad b. Hanyfyya, I, 396 n.
Moliammad b. Hasan b. Osama, I, 399 n.
Mohanunad b. Hätib, II, 171.
Mohammad b. Ibrähyni, II, 170.
Mohammad b. Ka'^b Koratzy, III, lxx.
cxvu.
Mohammad b. Kernyb, Philosoph, I,
346 n.
Mohammad b. MakliV, III, cxxiv n.
Mohammad b.Marwän Soddy, III, cxm.
CXIV.
Mohammad b. Maslama, s.Ibn Maslaina.
Moliammad b. Mohammad b. No'niän,
li, 398 n.
Mohammad b. 'Obayda, I, 437 n.
Mohammad b. Sad, I, 431.
MohaiDinad b. Sad b. Moh. b. Hasan
b. 'Atyya, III, xctii.
Mohanunad b. Sayd, I, 438.
IMohammad b. Säyib Kalby, III, cxiv.
Älohammad b. Sofyän, I, 161.
Mohammad b. Talha Saggäd, I, 383 n.
Mohammad b. Thawr, III, cxvi.
iNIohaunnad b.Yüsot'Firyäby, III, cxvirr.
Mohärib , ein Tribus in Bahrayn , III,
375 n.
Mohärib, eine ghat. Familie, III, 164.
198. 296. 375 n.
Mol^äsiby, I, 267. II, 454 u.
579
Mohassa, ein Ort, III, 511 n.
Mohassir, ein Ort, III, 528.
Mohayj'a bint Amrü-lkays, I, 308.
Mobdad, I, 510.
Mokaddaniy, III, cxviit.
Mokaffh, ein Name des M., I, 15G.
Mokaffa*, gerunzelt, III, 95.
MokafFaf, eingefafst, III, 456 n.
Mokarrab, II, 506 n.
Mokäti' alghazAt, III, 353.
Mokätil b. Hayyan, III, cxvii.
Mokätil b. Solaymän, IFI, cxiv. cxvii.
Mokatta', mit Fafon, III, 456 n.
Mokawkas, III, 85. 265.
Mokl, III, 271 n.
Moknif b. Zayd, III, 387 n.
Molawwih, ein Laytlistanuii, III, 289.
Molayh, eine Familie, II, 238. 344. 448.
Molayh Taymy, III, 413 n.
Moled scheryf, III, i. iv. i.X!\.
Molgim, III, 391.
Molh.Tna bint Gäbir, II, 407 n.
Momtahenät, III, x.wii. xlix n.
Monabbih b.Haggäg, II, 70. 11 8. 542 n.
Mondsbucht, III, 446.
Mondzir b. 'Amr, II, 533. III, 186.
Moudzir b. Gäriid, III, 373.
Mondzir b. Härith, III, 263.
Mo;idzir b. Säwa, III, 375.
Mondzir b. Zobayr, I, 422. 426.
Monkidz b. Harith, I, 437 n.
Montafik, ein Stamm, III, 433. 514.
Moramir b. Marwa, I, 129. 130.
Moraysy, ITI, 64. 75. 76. 191.
Morley, I, w.
Morra', ein Tribus, III, 206. 283. 290.
425.
ISIorrän, ein Tribus, III, 460.
Morry, III, 263.
Mosähik b.'Abd Allah, II, 176.
Mosämira, III, clxvi.
Mos'ar, II, 248 n. ^
Mosaylima, IF, 200. III, 304 f. 381 n.
544 f. 553.
Mo.sayyib b. Schorayk, III, cxvii.
Mosciiäkkar, ein Ort, III, 98. 381 n.
Moschallal, II, 12.
Mo.ses, I, 66.84.148.473. II, 102.
106. 252. 259. 264. 295. 352. 465.
497. III, 29.
Moslim, IMouotheist, I, 69. III, 50.494.
500.
Moslim, der Traditionist, III, ein.
Moslim b. Chälid Rangy, III. ( xvi.
Mosnad, III, <.i.
Mosnadschrift. I, 515.
Mostadh'afün, II, 119 n.
Mostadrikät, III, cm.
Mostenäch, III, 229.
Mosul, III, 95.
Motamir b. Solaymän Taymy, III,
LXVIII.
Motarraf b. Kähin, TU, 322.
Motarraf, ein 'Okaylite, III, 513.
Motaschäbih, ähnlich, III, 495 n.
Motayyabilen, III, 404.
Mothannä, II, 521.
Mot'im b. 'Adyv, II, 118. 127 n. 157.
518.
Motrafün, Wohlhabende. II, 72.
Mottalib b.'Abd 'Awf, II, 179.
Mottalib b. Azhar, 1, 445. II, 169.
175.
Mottalib b. Hantab, III, 131 n.
Mottalibiten, II, 157. III, cxLix.
Moty b. Aswad, I, 427.
Motzallala, ein Ort, III, 371 n.
Mozayniten, III, 201. 317. 338 n.
Mozdalifa, ein Ort, III, 518.
Müattä, III, ci.
Müfis, Donnerstag, I, 524.
Mugiza, II, 418 n.
Muräditen, I, 417. III, 470. 544 n.
Müsa, siehe Moses.
Müsk b. Abu Müsa, II, 165.
Müsä b. Härith, II, 170.
Müsk b. 'Okba, siehe Ibn 'Okba.
MusK b. Säd, I, 431.
Müsä b. Talha, I, 383 n.
Müta, I, 399. III, 80. 293.
Mütafika, I, 492 n.
Myda b. Härim, I, 524.
M'vnä, III,' 232.
Nabathäer, III, 198. 199. 386 n.
Nabbäsch b. Kays. III, 218. 222.
Nabhäniten, Ol, 387 n.
Xäbigha Dzobyäny, I, 13.
Näbigha Ga'dy, I, 74 n.
Näbit, III, cxxx n.
>abt, III, cxxx n.
Nabtal b. Härith, III, 33 n.
Nabydz, IH, 79.
Nabvt, eine Familie, III, 21. 225 n.
Nabyy, II, 26. 251.
Na9ärä, I, 22. 28. II, 533 u.
Nachaiten in Küfa, I, 418.
Nachbär, III, 109.
Nachchäm, III, 363 n.
Nachla, ein Ort, II, 10. 246. 517. ill,
106. 320. 329.
Na^r b. A^im, III, Li n.
Na^r b. Härith, III, 334 n.
Nacr-Nabhän, ein Tribus, III, 388.
37*
580
Na9riten, III, 282. 324. 326. 362 n.
Na^yr aldyn Tüsy, I, iii n.
Nadhr, ein Name der Korayschiten, III,
523 n.
Nadhr b. Härith, I, 534. 536. II, 70.
112. 160 n. 393. 406. 416 n. 440.
447. 542 n. III, 126.
Nadhr b. Schomayl, III, cxix.
Nadhriten, III, cxr.\i.
Nadhvr, eiu Tribiis, III, 5. 6. 158 f.
III^ 205.
Nafa, III, 524.
Nafal, III, 127.
Näfi, II, 379.
Näli' b. 'Abd Kays, II, 179.
Näfi' Abu Tayba, I, 275.
NAß' b. Ghäyiän, III, 488 n.
Nafi' b. Masröh, III, 332.
Nafysa, I, 183. 184. 194 ff.
Nafysa bint 'Alyy, I, 398.
Nagd, III, 98. 298 n.
Nagd-Himyar, III, 438 n.
Nagda Harfiry, III, lxxxi.
Naggär, eine Familie, III, 21. 23. 225 n.
Naggäschy, II, 42 ff. 148. 150. 180.
III, 78.
Nagrän, II, 379. III, 47 n. 324. 40(5.
436. 468. 488 f. 502. 541. 543.
Nahditen, III, 510 n.
Nahdy, Abu Hodzayfa, III, cxvii. cxviii.
Nahdyya bint Omayma bint Rokayka.
Der Vater der Nahdyya war Habyb
b. Ko'ayb b. ' Otayr Thakafy, und
Omayma's Vater war Abd Allah b.
Bigäd b. 'Om.ayr b. Härith b. Häritha
b. Sad b. Taym b. Morra, II, 121 n.
Nahham b. 'Abd Allah, I, 44G f. II,
540 n.
Nähr, IlT, 520.
Nahschal, III, cxv.
Na im, ein Ber<r, 11, 537 n.
Nä'it, III, cx.xxvi.
Näit, ein Tribus, III, cxxxvii.
Nakba, III, 62.
N.ikus, III, 52.
Nakyb, II, 532. ^
Namärik, II, 504 n.
Namira, Mantel, II, 167 n.
N.imüs, I, 124. 125. 333. 335. 338.
343. 344. 345 f.
Nas.iy, II, cii.
Xasciihal b. Mälik, III, 323.
Nasr, I, 361. 363.
Natzäyir, III, xxv.
Natzym, eine Quelle, III. 514 n.
Nawfal b. 'Abd Allnh. III, 211.
Nawfal b. Chowaylid, I, 376. 384.
Nawfal b. Härith," III, 113 n. 327.
Nawfal b. Mo'&wiya, III, 333. 426.
Nawfaliten, III, cxi.ix.
Nawö, II, 17 n.
Näyila, II, 9. III, 522.
Näyila bint Faräfifa, I, 413.
Na'ym, ein Berg, II, 537 n.
Nazaräer, I, 28. 34. 40.
Nebek, III, 281 n.
Negüs, III, 262; s. Naggäschy.
Nestor, I, 184. II, 388.
Nibäg, III, 375 n. 397 n.
Nihm, ein Tribus, III, 455 n.
Nikäda, III, 398.
Ninive, II, 389.
Nistäs, III, 131 n.
Nizäriten, III, cxxiii. cxxviir. cxxxvii.
301 n.
Noah, I, 66. 473 f. 555. II, 97. 189.
262.273.276.313.316. Arche des
N., I, 34. 472 n. 559.
No"ä.ma, III, 365 n.
No'aym b. 'Abd Koläl, III, 269. 450.
No'aym, ein Aschga'ite, III, 196. 216 n.
No'aym b. Bakr, III, 37 0 n.
No aj-ni Fiäry, III, 432.
No'aym, ein Ghatafänite, III, 214 n.
No'aym b. Nahbäm, I, 446 n.
No'aymän, III, 89 n.
Nobayh b. Haggäg, II, 118. 542 n.
Nofayr b. Härith, III, 334 n.
No9ayrer, HI, 433.
Nochayl, III, 198 n. 231 n.
No9ob, III, 523 n.
Nofäta b. Farwa Dyly, III, 268.
Nofüd, I, 241, III," 300 n.
Nohäm b. Abd Allah, I, 446 n.
Nohayk b. Ä9im, III, 514 n.
Nohni, III, 201.
Nokra, ein Ort, III, 397 n.
No'män, ein Ort, II, 537 n.
No"'män b. 'Adyy, II, 175.
No'män von Dzü-Ro'ayn, II, 450.
No'män Lihby, III, 257.
No'män b. Mondzir, I, 135. 173. IH,
204. 381 n.
Nomayr b. Härith, H, 174.
Nosayba, Ilf, 176.
Nostäs, I, 373 n.
Nowayb, I, 480 n.
Nüh, siehe Noah.
NQr-Mohamniad, I, 294.
Nur alnibräs, III, i.xvii.
Oaditae, I, 62.
Obäda b. ^amit, II, 525 n. III, xi.vi.
148. 149.
"Obayd b. Aby Kays, II, 170.
581
'Obayd b. fachr, III, 544.
'Obayd b. Mohill, ein Tribiis, I, 520.
'Obayd b. "Oinayr b. Katäda, I, 336.
339. 340.
'Obayd b. Scharyya, IIT, ci.xi.
'Obayd b. Solaymän, III, txvi.
'Obayd Allah b. 'Abbas, III, 132 ii.
'Obayd Allah b. Alyy, I, 397.
'Obayd Allah b. Arkani, I, 434. 436.
'Obayd Allah b. Gahsch, I, 81. 82.
134. 444. II, 163. III, 78.
'Obayd Allah b. Ziyäd, III, xcvi.
'Obayd-al-Chidhr, II, 389.
'Obayda b. Härith Hiläly, III, 74.
'Obayda b. Härith b. ' Abd al-Muttalib,
I, 437 f. in, 120.
'Obayda b. Zobayr, T, 423.
Obayy b. Chalaf,' II, 70. 79. 80. 116.
117. 160 n. 214 n. 317. 393.
Obayy b. Ka b (wahrs heinlich ist nicht
Obayy b. Mälik gemeint), I, 342.
III, XXXV. XLV. cxvi. 257.
OboUa, eine Stadt, II, 165.
Obrk, ein Ort, III, 551.
'Obfid, I, 509.
'O^ayya, eine Familie. HI, 186. 188.
288. 460.
Oceli«, Stadt, III, 445 n.
'Odthän, III, CXI,.
'Odzriten, I, 178. III, 200. 254. 295.
427.
'Ofayr, ein Tayyite, III, 391.
'Ogz, ein Tribiis, III, 282.
Otiaymir, ein Titel, I, 556.
Ohod, II, 168. III, 170 f. 196 u.
'Okäl b. Chowaylid, III, 512.
'Okäscha b. Mih^an, III, 230. 428 n.
'Okascha b. Thawr, III, 541.
'Okätz, I, 102. 164. 401. II, 519 n.
III, J95 n.
Okaydir, III, 199. 417.
Okayliten, III, 512.
'Okayr, ein Ort, III, 37 5 n.
'Okba, ein Tribus, III, 510 n.
'Okba b. Abu Moayt, II, 70. 79 n.
80 n. 118. 159. 160 n. 214 n. 516.
542 n.
'Okba b. Ämir, III, x.\in n.
'Okba b. Azrak, I,' 448.
'Okba b. Namr, III, 451.
'Okba b. Zayd, III, 222.
'Okliten, lU, 238 n.
01a b. Öäriya, TU, 334 n.
01k b. Hadhramy, III. 376. 382 n. 384.
Olarna,!, 147 li.
Omäma bint Abü-l-'Ä?, I, 202.
Omänia bint Hamza, III, 82 u.
Omäma bint Ragyh, I, 438 n.
'Oman, III, 307. 354. 355. 382 f. 442.
443.
Omar II. b. Abd al-'Azyz, III. i.\xx\ ii
n. 227 n. 347 n.
Omar b. Abd al-Rahmän, I, 430.
'Omar b. "Alyy, I, 39 7.
'Omar b. Azrak, I, 448.
Omar I. b. Chattäb, I, 123. 133. 270.
351. 369. 371. 411. 436. II, 69. 83.
176. 536. 539. III, xx.wi. xi.. i xxrx-
cxxr. cxxii. 45. 48 n. 70. 125. 164.
178. 197. 245. 264. 277. 279 n. 282.
316. 331 n. 335. 339. 344 n. 345 n.
370 n. 386.
"Omar b. Kodäma, I, 436 n.
'Omar b. Othniän, I, 413.
'Omar b. Sa'd, I. 431.
Omar b. Sa yd, I, 438 n.
Omar b. Zobaj-r, I, 422.
'Omära b. Walyd, II, 41. 126. 151.
159.
Oniayma bint Abd al-Härith, I, 434.
Omayma bint Abd al-Mottalib, I, 81.
444.
Omayma bint Chalaf, I, 446. II, 163.
Omayr b. Abu Wakkä9, I, 379. 440 f.
Omayr b. Adyy, III, 145.
'Omayr b. Afyä," III, 259.
Omayr b. Riyäb, II, 174.
Omayr b. Sa'd, III, 28.
Omayr b. Sa'd b. Abu Wakkä?, I, 431.
'Omayr b. Wahb, III, 118. 120. 334 n.
'Omayra bint Sady, II, 178.
Omay3'a, eine madynische Familie, III,
19.
Omayya b. Abu Galt, I, 76 f. 84. 110 f.
169. 193. II,' 36 n. 112. 311. 367.
404. 406. 413.
Omayya b. Arkam, I, 434.
Omayya b. Chalaf, I, 316. 453. II, 59.
70. 79 n. 116. 160 n. 214 u. 317.
393. 416 n. 542 n. III, 96.
Omayyiden, II, 74. 110. III, cl. 74.
417".
Omm, I, 6.
0mm Abän bint 'Othmän, I, 413.
Omm 'Abd bint 'Abd Wodd, I, 440 n.
Omm Abd Mawlk, I, 439 n.
Omm 'Amir bint Amr, I, 431.
Omm Amr bint Gondob, I, 413.
Omm Amr bint Othmän, I, 413.
Omm 'Amr bint Sa'd, J, 431.
Omm Anmär, eine Chozaitin, I, 439.
Omm Aymän, I, 140. 146. 400. II,
54 n. "lll, 178.
Omm Aymän bint Mohyin . I, 403.
406 ff.
Omm Ayyüb bint Sad, I, 431.
582
Omni al-banyn bint Hizäni, I, 397.
Omm al-banjTi bint ' Othinäu, 1,413.
Omra al-banyn bint Oyayna, I, 413.
Omm Baschyr bint Abu Masüd, I,
439 n.
Omm Chälid bint Chälid b. Sa yd, I,
422.
Omm Chälid bint Sa'j'd, I, 364. 439 n.
Omm Fadhl, III, 132 n.
Omm Farwa bint Abu Kohüfa, I, 408.
III, 4 63.
Omm Crafar bint 'Alyy, I, 398.
Omm Ga'far bint Marthad. I, 422.
Omm Gamyl bint Clialtäb, I, 438 n.
Omm Gamyl bint Harb, I, 309 n.
Omm Gamyl bint Mogallad, I, 4 45.
Omni Ghaiim, I, 523.
Omm Goliis bint Mocharriba , II, 156.
Omni Habyb bint Sayd, I, 438 n. 11,
170.'
Omm Habyba bint Abu Sofyän, I, 134.
II, 52. 163. III, 78 f. 262. 548.
Omm Haggäg, II, 174.
Omm Hakam bint Sad, I, 431.
Omm Hakym bint Käritz, I, 430. 431.
Omm Ilaniy bint 'Alyy, I, 398.
Omni Iläniv, d.h. Fächita, I, 147 n.
III, 82. '
Omm Harmala, II, 168.
Omm Hasan bint 'Alyy, I, 398.
Omm Hasan bint Sayd, I, 438 n.
Omm Hasan bint Zobayr, I, 422.
Omni Hilal bint Kaby , I, 431.
Omm Hogayr, I, 431.
Omni Hokayni Baydhä, I, 413.
Omm Horayth, I, 430.
Omm 'Imrän, I, 431.
Omm Ishiäk bint Sad, I, 431.
Omm Ishük bint Talha, I, 383 n.
Omni Käsim bint 'Abd al-Rahmün, I,
430.'
Omm Käsim bint Sad, I, 431.
Omm Kiräni bint 'Alyy, I, 398.
Omm Kolthüm bint Abu Bakr, I, 383 n.
408 n.
Omm Kolthum bint 'Alyy, I, 397.
Omm K(dthüm bint Mohammad, I, 199 f.
382. II, 546 n.
Omm Kolthüm bint 'Okba, I, 40i). 403.
423. 430.
Omm Kolthüm bint 'Otba, I, 430.
Omni Kolthüm bint Sad, I, 431.
Omm Kolthüm bint Sohayl, II, 43. 176.
Omm Koirifa, III, 235. "
Omm Maryam bint Tal^a, I, 383 n.
Omm Mistäh, III, 65.
Omm Müsii bint Sad, I, 431.
Omm Musä bint Sa' yd, I, 438 n.
Omm No man bint Sa' yd, I, 439 n.
Omm Obays, II, 121 n.
Omm Romaytha, III, 279.
Omm Rümän , Frau des Abu Bakr , I,
408.
Omm Salama bint Abu Oma)'ya, II, 44.
85 n. 535. III, 16. 73. 74 f. 192.
331.
Omm Salama bint 'Alyy, I, 398
Omm Salama Godzämyya, III, 280.
Omm Salama bint Sa'yd, I, 438 n.
Omm Sad bint 'Orwa, I, 398.
Omm Sayd aus Madyna, II, 537 n.
Omm Sayd bint 'Otlimän, I, 413.
Omm Sayd bint Sayd, I, 439 n.
Omm Scharyb, III, 83 f.
Omm Siba', I, 439.
Omm Yahyk bint 'Abd al-Rahmän, I,
430.
Omm Yakatza bint Alkama, I, 443 ii.
Omm Zobayr bint Sad, I, 431.
Omma, III, 21 n.
'Ommäl, III, 541.
Ommawy, II, 401 n.
Onimy, I, 301. H, 224 n. 389. 401.
ni, 31.
'Omni, III, 240 n. 248. 285 n.
'Omra, ein Ort, III, 291 n.
'Onirän algorf, Distrikt, III, 455 n.
Onays Ghifäry, I, 454.
Onaysa bint Häritli, I, 165.
'Onayza bint Ghanni, I, 520. 532.
Onnc, Stadt, III, 419.
'Onüd, I, 509.
'Orana, III, 189.
Oraykit, III, 372.
'Oräyniten, III, 237.
'Orwa b. 'Abd al-'Ozzä, II, 175.
'Orwa 'Abd al-Rahmän, I, 430.
'Orwa b. Mas Üd, 111,243.482.
'Orwa b. Othatha, II, 175.
'Orwa b. Zayd Azdy, I, 255 n.
'Orwa b. Zobayr, 1, 339. 356. 422. II,
53. III, LXII. LXVl. I,XVII. LXXIV.
cxxii. 34.
Osama b. Zayd, I, 399. 406. II, 65.
III, 279. 284. 518. 551.
Osayd b. Haritha, III, 334 n.
Osayd b. Hodhayr, 1, 411. III, 111 n.
212. 213.
Osayd b. Saya, I, 55 n. 411.
Osayr b. Rizäni, III, 236.
"O.schor, III, 362 n.
Osofän, II, 546. III, 186. 191. 289 n.
Ossener, siehe Essäer.
Ojärid, III, 366. 369.
'Otäridy, I, 393.
'Otaybä, Sohn des Abu Lahab, I, 203.
583
'Otayl b. Cadd, I, 509.
'Otba b. Abu Labab, I, 202.
'Otba b. Abu Wakka.;, I, 379.
'Otba b. 'Anir, III, 132 n.
'Otba b. Farkad, IH, 288 n.
'Otba b. Ghazwüu, II, 105 f. 140 ii.
'Otba b. Masiul, II, 169 f.
'Otba b. Ruby'a, I, 113. II. 7 ii. 70.
79 n. 111 V. 317. 393. 416 n. 517.
518. 525 n. III, 116. 119. 120.
'Othmän b. 'Abd al-Kahm:ui, I, 430.
'Otbmän b. Aby Ghanni, II, 179.
'Othuläu b. Aby-1-Ä9, III, 487.
'Othmän b. 'Affän, I, 380 f. 413 f. II,
20 n. 42. 44. 47. 51. 56. 69. 145 n.
163. III, -XLVii. cLn. 178. 213.226.
244. 248. 335. 411. 490.
'Othmän b.'Alyy, I, 397.
'Othmän b. Arkani, I, 433.
'Othmän b. Atä, III, cxvi.
'Othmän b. Cohayb, I, 453.
'Othmiin b. Howavrith, I, 81. 82. 88 ft'.
III, 529 n'.
"Otlimän b. Matz im, I, 273. 316. 387 f.
II, 43. 44. 70. 146 n. 171.
'Othmän b. Raby, II, 173.
Othmän b. Sa'd', I, 431.
Othmän h. Talba, II, 537. III, 206.
'Othmänischer Codex, III, l.
'Owaym b. Sä'ida, II, 525 n.
'Owaymir b. Achrani, III, 258.
'Oyayna b. Hifn, III, 201. 206. 212.
228. 272. 284. 312. 334n. 336. 338«.
353. 363. 368 n. 425 n.
'Ozayr, II, 448.
"Ozzk, I, 83. II, 10. 17. 46. 57. III,
320. 387 n. 483. 485.
Palmyra, III, 91. 4:36.
Panipat, III, c.x.viv.
Pella, I, 22.
Petra, Stadt, I, 02.
Pharao, I, 66. 84. 470. 538. 552. 557.
II, 102. 106. 352. 435 n.
Philo, I, 20. II, 232.
Ple jaden, II, 17.
Procopius," I, 296.
Pseud-Apollonius, I, 345. II, 430 n.
Purghol, IIL 150.
Rab'a, eine Familie, III, 152 n.
Rabad bint Häri:h, I, 431.
Rabadza, Ort, I, 422. 456. III, cv n.
153 n. 201. 230. 516 n.
Rabba, III, 281 n.
Räbigh, ein Ort, III, 101.
Raby b. Anas, III, c.wi.
Raby b. Chothaym, III, txx.vi n.
Raby' b. Moäwiya, III, 513.
Raby'a-Abd-Kaysiten, III, 372. 374 n.
Raby'a b. 'Abd-Schams, II, 111.
Raby'a b. Molla, III, 258.
Raby'a, ein Xamir - Kasitstamm , III,
300 n.
Raby'a b. Nizär, ein Volk, III, cxxxvii.
Raby'a b. Omayya, I, HO.
Raby'a b. Rawwa, III, 471 n.
Radhwängebirg, III, 1. 153 n.
Raiael, II, 470.
Räfi', ein Ort, III, 511 n.
RälV b. Chädig, III, lxxxv.
Räti' b. Makyth, III, 338 n.
Rali' b. Mäli'k, II, 525 n. III, Hin.
Ragab, I, 295. III, 105. 407. 538.
Ragabyya, III, 539.
Raghib, III, cxix n.
Raghyd, III, 369 n.
Ragl,' I, 216.
Ragla, ein Ort, III, 280,
Ragla bint Sa yd, I, 439 n.
Ragy, III, 191.
Rahä, ein Land, III, cxxxvii.
Rahäwier, III, cxxxvi.
Rähib, Aseet, I, 178. III, 310 n. 372.
Rahma, Gnade, II, 309.
Rahmän, Name eines Thaies, III, 510 n.
Rahmän, I, 79. 84. 87. II, 186. 188.
198. 420. III, 305. 544.
Raka , III, xxiv.
Räkis, ein Ort, III, 511 n.
Rakkäsch, ein Tribus, III, 234 n.
Rakäsier, I, 43. II, 255, III, 387. 395.
Rakyk, ein Ort, III, 393 n.
Rakym, I, 480 n.
Rakyyät, ein Dichter, II, 103 n.
RamVd, ein Ort, III, 392 n.
Ramla bint Abu 'Awf, I, 445. II, 109.
Ramla bint 'Alyy, I, 398.
Ramla bint Chattäb, I, 438 n.
Ramla bint Härith, III, 338. 373.
Ramla bint Kodäma, I, 436 n.
Ramla bint Sa'd, I, 431.
Ramla bint Schayba, I, 413.
Ramla bint Waky'a, I, 454.
Ramla bint Zobayr, I, 422,
Ranniiäh b. Agla, I, 255 n,
Ramya, ein Ort, III, 427 n.
Ranüna, III, 53 n.
Ras Fartak, III, 443. 446.
Raschd, ein Wädiy. III, 151.n.
Raschdän, eine Familie, III, 151 n.
Raschid b. Abd Rabbihi, III, 287.
Rächid b. Däd, III, cxvm.
Rass, I, 473. 514 n.
584
Ratheni, III, 438. 440 n.
Ra-.vh (Kawk?) b. Obada, III, c.wni.
Kawhä, ein Ort, III, 71. 113 n. 153 n.
Käya, III, 116 ii. 271. 201. 327.
Rayhäna, III, 77 f.
Raysüb (KaysütV), eine Stadt, III, 442.
443.
Rayta biiit Häritli, II, 170.
Rayta biiit 'Obayda, I, 437 n.
Rayy, I, 22'J.
Ridi, Shawl, I, 405.
Ridhwän, II, 424.
RiCaa b. Täbut, III, 240 ii.
Riläa b. Zayd, III, 280.
Rig-, II, 313 11.
Ril, ein Tribus, III, 188. 460.
Riuiä, ein Ort in 'Oman, III, 38 L
Itiyab b. (;'aiii'ar, I, 519.
Riyaby, III, cxvi.
Rübäb bint Onayf, I, 422.
Roda, ciny Stadt, III, 438 n.
Rofaa b. Abd Mondzir, II, 539.
Rotaa b. Bätür, III, 194 n.
Rofaj-da, eine A^:lanlitin, IH, 220.
Ro^'z", I, 293 n. 347 n. II, 313 n.
Robä, ein Tribus, III, cxxxvjl.
Rohät, Ort, I, 362. III, 287.
Koka al-Ghaniym, III, 251.
Rokäd Gady, 'lII, 406.
Ro)<ad b. Raby'a, III, ci.vii.
Rokaysch b. 'Äbd Allah, II, 163.
Rükayya bint 'Abd-Schanis, 1, IUI.
Kokay\'a bint Abu Oniayya, I, 383 n.
Rokayya bint Alyv, I, .39 7.
Rokayya bint ^lohaniniad, I, 199 f. II,
43! 44. 47. 16.!. 546.
Rokba, ein Ort, 111, 291 n.
Rokn yamäny, II, 341.
Komnäna, III, 14 n.
Ro-stäm, II, 393.
Rütl, III, 57 n. 140.
RowaylV, Balyite, III, 431.
Rawaytba, Ort, III, 153 n.
Royä, Traunigcsiclit , zu unterscheiden
von Royah, Anblick, (vgl. Mawähib,
Bd. II, "S. 1), I, 212.
Ruh, II, 459.
Ru^-i-a tzam, II, 492 n.
Ruhba, III, 2. 436.
Rinn, III, 332 n.
SS'a, Rinde, I, 572. II, i'e.
Sa'aliy, Draclien, I, 222 n.
Sab, eine Stadt, III, 440 n.
Sabä, eine Solaraitin, III, 82.
Sabacht, III, 376.
Sabäer, I, 363 n. III, 437.
Sabäsib. II, 460.
Sabal, II, 430 n.
Sabbath, II, 486.
Sabin, III, 525.
Sabora b. Amr, III, 368 u.
Sabota, Stadt, III, 444. 445.
Sabyl, II, 60.
Saciialiten, III, 437.
Sachyla bint 'Anbis, I, 436 n.
Sad, ein Ort, III, 198 n.
Sa'd b. Abd Allah b. Aby Sarg, I, 416.
418.
Sad b. Abd-Kays, II, 189.
Sa d b. Abu Sabra, II, 176.
Sa'd b. Abu Wakkä9, I, 134. 365 f.
3 79 f. 392 n. 431 f. 436. II, 327 n.
536 n. III, Liii. 127 n. 172.
Sa'd-'Aschyra, ein Tribus, III, 337. 459.
Sad-Bakri'ten, I, 145. 162. III, 203 n.
232. 282. 326. 362 n.
Sad b. Chawla, I(, 146 n. 178.
Sad b. Chaythama, I, 452. II, 168.
Sad b. Cohayb, I, 453.
Sa d b. Dzobyän, ein Tribus, III, 284 n.
Sa d-IIodzaymiten, ITT, 280. 338 n. 429.
Sad b. Mälik, I, 415.
Sa'd b. Mälik, 'Odzrite, III, 427.
Sa'd b. Mo'ädz, III, 67. 111. 116 n.
148. 209. 212. 219. 220.
Sad b. Obäda, I, 408. II, 533. III,
67. 213. 218. 229. 271. 318. 337.
Sad b. Raby, III, 88.
Sa'd b. Tzälim, II, 11 n.
Sadäy, III, 375 n.
Sadüsiten, II, 83.
Sa'dy, I, 267.
Sadyf b. Hernäs, I, 255 n.
Safäkusy, III, cxix n.
Saffiinabint Hatim, III, 393
Sägät, Gehege, III, 467.
Saggäb, III, 305. 369 n.
Sagius, II, 430 n.
Sahhül, Stadt, III, 440 n.
Sahir, II, 89 n 412.
Sähira, II, 514.
Sahl, ein Ort, III, 298 n.
Sahl b. Honayf, III, 175 n. 24 7.
Sahla bint 'Ä9im, I, 430.
Sahla bint Sohayl, I, 430. II, 43. 44.
146. 164 f.
Sahniiten, II, 118. III, ci.i n. 270.
Sahriten, III, 437.
Sähiir, Etym., I, 111.
Saida, eine Familie, III, 21. 23.
I Sakar, I, 558 n. II, 113.
Sakäsikiten, III, 418.^541 u.
Saküniten, III, 464. 541 n.
Sakyna, I, 167. III, 251 n.
585
Sar, III, 208.
Salab, III, 12G. 329.
Salama, eine Faniilio, III, 170.
Salama b. Azrak, I, 448.
Salaniii b. Ilischäni, II, 146 ii. 171.
Salämäniten, III, 280. 428 ii.
Salaiiiyya, ein Ort, III, 2.
Sälim, ein Client des Abu Hodzayfa,
II, 20 n. III, xLiv n.
Salim b. 'Abd al-Ral.ininn, I, 430.
Sälim b. 'Omayr, III, 147.
Salima, eine madyni.sche Familie, III,
225 n.
Salima, ein Gofite, III, 459.
Salima b. Kayl, III, 429.
Salhlm b. Hokayk, III, 235.
Sallfim b Mischkam, II r, 78.
Salmä bint 'Ämir, II, 178.
Salmä bint 'Amr, I, 145 n.
SalmJi bint Cha9afa, I, 431.
Salmä bint Kayd, I, 451.
Salmä 0mm alchayr, I, 408.
Salmä Taghlibyya," I, 431.
Salman, I, 44"2. 111, 26 n. 207. 212.
387 n.
Salomo, II, 258. 268. 273. 335.
Salüliten, III, 322.
Salwä, III, 300.
Salyl, Ort, I, 428.
Salyt b. 'Abd Allah, II, 164.
Salyt b. 'Amr, I, 443. II, 43 f. 177.
266.
Saht b. Salyt, I, 443 f.
Samalka, I, 255 n.
Samäma, II, 5 21.
Samäwä, I, 136. III, 233 n. 268.
Samhag, II, 247 n.
Sammäl, ein Idol, I, 177.
Sampsäer, I, 30.
Samuel von Taymä, I, 14 n.
Samünä bint 'Alyy, I, 398.
Samyrä, ein Ort, III, 397 n.
Sana, III, 82 n.
Saphar, siehe Tzofär.
Sappharitae, III, 438. 440 n.
Sara, eine Sklavin, III, 319.
Sarätgebirge, III, 201. 435.
Sarawät b. 'Amr, III, 313. 404.
Sarif, ein Ort, III, 79. 517.
Säriya, ein Ort, III, 511 n.
Säriya, III, 103 n.
Sarw, Land, III, 438 n.
Saryya, III, 103 n.
Sasawän, ein Ort, III, 104.'
Satan, II, 242 n. 422. III, 211 n.
Satar, II, 395.
Satyh, I, 135. 136. 225 n.
Säwa. "Stadt, I, 135.
Säwa, ein See, I, 134. 136.
Sawa b. Härith, I, 358 n.
Sawää, ein Ilamdänstamni, I, 161.
Sawäd b. Karib, I, 176.
Sawäyima, III, 344.
Sawd'ä bint Zam'a, I, 446. II, 177.
546 n. III, 61 f. 85 n.
Sawdä bint Zobayr, I, 422.
Sawta, Ort, III, 427 n.
Sawyk, III, 79. 150.
Sa yd b. 'Abd Kays, II, 179.
Sa yd b. Abu 'Arüba, siehe Ihn Abu
'Arüba.
Sa'yd b. 'A9, I, 90 n. 416.448. II,
164. III, xLvii. 529 n.
Sa'yd b. 'Amr b. Sayd, II, 2 n. 174.
Sa' yd b. Basehyr, III, cxvi.
Sa'yd b. Gobayr, III, c. cxvr; siehe
Ibn Gobayr.
Sa'yd b. Härith, II, 174.
Sa'yd b. Man9Ür, III, cxviii.
Sa'yd b. Mosayyib, III, uii. c.
Sa'yd b. 'Obädä, III, Hin.
Sa'yd b. Sa'yd, III, 357 n.
Sa'd b. Sofyän Ri'ly, III, 460.
Sa'yd b. Yarbu", III, 334 n.
Sa'yd b. Zayd, I, 130. 367. 411. 438 f.
II, 87. 91.
Sayf b. Dzii-Yazan, I, 111. III, 448.
449 n.
Sayf b.'Omar, III, c. 544 n.
Säyib b. Abu Chobayseh, III, 331 n.
Säyib b.'Awwäm, III, 308 n.
Sayib b. Cayfy, II, 70. 118.
Säyib b. Matz'ün, I, 445.
Säyib b. 'Othmän, I, 387 n. 413. 445.
II, 146 n. 171.
Säyib b. Yazyd, II, 169.
Säyiba, II, 476.
Säyima, III, 344.
Sa'yr, II, 217.
Sayyär b. Abd al-Rahmän, III, cxviii.
Sayyid, ein Titel in Nagrän, III, 489.
Sehaddäd, I, 512. 515. 516.
Schadyd, I, 512 n. 516.
.SchäfTy, III, Lv. ci n.
Schähdera, III, 111.
Schahr b. Badzäm, III, 541 n. 543.
545. 549 n.
Schalir\-räz, II, 155.
Schahy.l, I, 438.
Schäkir, ein Tribus, III, 455 n.
Schakk, II, 457 n.
Schakr, ein Berg, III, 468.
Schakyka, III, 82.
Schäm, III, 291. 379. 416,
Schama'atä, ein Buch, I, 49.
Schammach b. Sa'yd, II, 164.
58 6
Schammargebirge, T, 43. 507. TU, 386.
Schammäs b. 'Othniän, 11, 146. 170.
Schän, II, 220 n.
Scharäf, ein Kalbite, III, 82.
Scharany, III, 95.
Scharawra, ein Berg, III, 281 n.
Scharg, ein Ort, III, 397 n.
Schärf, III, 17.
Scharkyy b.Katämy, III, cx.xiv. clxvii.
Schary, III, 255 n.
Scharyd b. Sowayd, III, 361 n.
Scharyya, ein Ort, III, 80.
Schaträn, ein Hohlmaaf.s, III, 455 n.
Schattärier, II, 492 n.
Sehaüb, ein Ort, III, 545.
Schawäk, ein Ort, III, 288 n.
Schay, Ding, 11, 232 n.
Schayba aus Nagrun, III, 490.
Schayba b. "Othmän, II, 537 n.
Schayba b.Rabya, II, 70. 79 n. 1 1 1 f .
316. 393. 430. III, 116. 119. 120.
Schaybän b. Abd al - Ralimän , III,
cxvi.
Schaybanitcn, 11, 10. 521. III, cxxiii.
37*1 n.
Schaybathor, I, 1 54.
Schaych, eine Familie, III, 152 ii.
Schaych Älofyd, II, 398 n.
Schayma, Tochter der Halyma, I, 172.
Schaytiin, II, 242 n.
Scheba, III, 91. 436.
Schechina, III, 251. 254.
Sche'yrym, I, 221.
Schi'b, II, 129. 157.
Schi'b Sr.r (Sal?), III, 216.
Schibäm, Stadt III, 444. 449. 525.
Schibäm, ein Berg, III, 4 55.
SchibI b. 'Obbäd, III, cxvii.
Schidäd, II, 430 n
Schihäb b. 'Abd Allab, I, 431.
Schih.ib b. 'Abd Kabb, I, 435.
Schihab b. Chalyfa, I, 519.
Schihr, I, 517. in, 385.
Scliikäk, Zwiespalt, II, 93.
Schikk, I, 137. 255 n.
Schiyär, Sonnabeml, I, 524.
Schoayb, I, 480. II, 99.
Schoa'yba, Seehafen, II. 43. 40. 344.
»Scho'ba, III, LXix n.
Schokra, ein Wädiy, III, 198.
Schorahbvl, III, 4 22.
Sehorahbyl b. 'Abd Allah, II, 172.
SclK.rahbyl b. 'Ainr, III, 292.
Sehorahbyl b. Sad, III, Lxiii.'
Schorayg'b. 'Abd Kolal, 111,450.
Schorayg b. Samuel, I, 14 n.
Schorayh b. Härith, III, Lxxix. cxxvir.
Schorfä, T. 134.
Schotayba, eine Familie, IIT, 8. 10. 23.
Schriftbesitzer, I, 71. 301.
Schuga b. Wahb, III, 2 63. 291.
Schürh,, Conclave, I, 415.
Schy , ein Berg, III, 440 n.
Sch^v'a, III, Lxxxii n.
Schyha, ein Ort, III, 392 n.
Schyrüya b.Hormüz, I, 136. III, 262 n.
264."
Sera, III, 63.
Sergius, II, 385.
Sibä b. 'Abd al-Ozzh, 1,439.
Sidra, ein Baum, I, 306.
Siebenschläfer, II, 473 n.
Siggyl, I, 462. 498. 503.
Sihr," II, 108. 112 n.
Sikran b.'Anir, II, 146 n. 177. III, 61.
Silah, ein Ort, III, 284.
Siltyt, der Allmächtige, I, 79. 104.
Sim'än, ein Berg, I, 104.
Sim'än b. 'Amr, III, 238 n.
Sinai, I, 568,
Sirene, III, 69. 85.
Sitty Zaytün, II, 10.
Sivar, III, lxiv.
Soba b. Zayd, III, 204 n.
Sobay'abintHuiith, II 187. III, i.xxxi.
Sobhän, Glorie, I, 107.
Sochayla, I, 387 n.
Sochayla bint Choza'y, I, 437 n.
Sochayla bint 'Obayda, I, 4 37 n.
Socotra, Insel, III, 4 1 7 n. 436. 443.
SoMh, bint 'Awf, I, 383 n.
So'dh, eine Manitin, I, 401.
Soddy der ältere, III, cxvii.
Soddy der jüngere, III. cxiii. cxiv.
Sodonia, I, 62. 4 72. 473 n.
Sofyän b. 'Abd Sehams, III, 206.
Sofynn b. Chälid, III, 190.
Sofyän b. Mamar, II, 172.
Sofyän b. Omayya, I, 129.
Sofyän b. "Oyayna, III, xcviii. cx\u.
Sofyän Thawry, III, c.vvi.
Sohayl b. 'Abd" al-Rahmän, I, 43(1. 431.
Sohayl 'Äniiry, II, 177 f.
Sohayl b. 'Amr Gomahy , II, IIG n.
518 n. III, 245. 334 n.
Sohayl b. B.aydhä, II, 43. 140 ii. 178.
Sohayly, III, i,.xxvn.
Sohaymitcn, III, 310.
Sokyä, III, 363 n.
Sokya Ghifär, III, 101 n.
Sola"ym b. Mälik, III, 427.
Solaymän, Chalyfe, I, 170.
Solaymän b. Chaythama, II, 175.
Solaymiten, II, l"o. III, 153.165. 206.
231. 286. 317. 327. 338 n. 390.
397 n.
587
Solayt b. "Amr, siehe Salyt b. Aiur.
Soniayr I, 480 n.
Somayrkrieg, III, 7 n.
Soinayya bint Chobbäta, I, 366. 447.
II,"l20.
Sondos, III, 360 n.
Sonlj, ein Ort, I, 410.
Soräka, II, 547.
Sorar, ein Wädiy, I, 165.
Sowa, I, 361. 363. III, 321.
Sowarkyya, III, 460 n.
Sowaybit, III, 89 n.
Sowaybit b. Sad, II, 146. 168 f.
Sowayd b. Cäniit, I, 94. II, 522.
Sowaylim, III, 412.
Soyüty, III; cxx.
Sudan b. Homrän, I, 417. 421.
SueUeni, l'll, 386 n.
Sük Hobäscha, Ort, I, 149. 191.
Süia," ein Ort, III, 297.
Sultan, Macht, I, 108. II, 260 n.
Sündfluth, I, 472 fF.
Sunna, III, lxxvii.
Sunniten, III, lxxxii n.
Süra. III, XXIV n.
Save, Stadt, III, 440 n. 445.
Sy , ein Ort, III, 291.
Syagros, Prom., III, 446.
Syf, Plur. Asyäf, III, 323 n. 375 n.
Syra, Seide, HI, 360 n.
Syrien, II, 528.
Taäloh, I, 289.
Taazz, Stadt, III, 453.
Tabaräny, III, xvin n.
Tabary, III, lxxvi. xcix. cxix.
Tabicha, ein Kelbstamm, I, 129.
fäbfy, I, 229.
Tabük, I, 480 n. III, 415 f. 419.
Tadlys, III, 110 n.
Taf9yl, II, 286 n.
Tag^adär, III, 109.
TaghlamjT, III, 201.
Taghlibiten, III, 391. 433.
Täghüt, I, 569. III, 30 n. 35. 43 n.
Tahannoth, I, 330.
Tähir b. Aby Hala, III, 540 n.
T4hir b. Mohammad, I, 119.
Tahlyl, III, 527 n.
Ta'ima, III, 61.
Täkät, III, 95.
Takmyl alnafs, II, 494 n.
Takwa, II, 453 n.
Taiamyn, III, 201.
Talha b. "Abd Allah, I, 446.
Talha b. Chowaylid, III, 183.
Tal^ia b. Hasan "b. Alyy, I, 383 n.
III.
Talha b.'Obayd Allah, I, 383 f 415.
li, 88. 547." III, 77. 175 n. 203.
Talha b. Sa yd, I, 439 n.
fälia, III, 103 n.
Tälib, Cousin des M., I, 146 n.
Talk, III, 310. 377.
Tann-m, ein Christ, II, 379.
Tamym b. Asad, III, 320.
TamymDäry, 1,408. 460. III, 13n. 432.
Tamym b. Härith, II, 174.
TamjTniten, III, 338 n. 362 f. 375.
397 n.
Tanädhnb, II, 539.
Tanhiya III, 297.
Tanüchiten, III, 433. 438 n.
Tan'ym, ein Ort, I, 119. II, 537.
Taraba, ein Ort, III, 282. 297. 440 n.
466.
Tarabolus in Afrika, ITI, 431.
Taraf, III, 231.
Targuma, III, 287.
Tarwyya, III, 518. 520.
Tarj'k,' Weg, II, 62.
faschryk, III, 523.
Tasmiten, I, 512.
faueni, III, 199. 386 n.
Tawüs, III, c\a.
Tayammon, III, xxxi. 73.
Tarif, ein Genius, I, 229 n.
Täyif, Stadt, zwei Tage östlich von
Makka, I, 76. 148 n. 296. II, 13.
14. 516. III, 92. 168. 318. 323 f.
483. 487 n.
Taym b. Morra, eine Familie, III, 313 n.
404 n.
Tayma, Stadt, I, 64. 66. 456. 457. II,
364. 387. III, 226. 233. 276. 279 n.
Tayman, ein Ort, III, 364.
Taymy, III, lxvi. lxviii f. cx.viii.
Taymiten, III, CLi n.
Tayvär al-Forät, I, 383 n.
Tayyib, Sohn des M., I, 199.
TaWiba bint Wahb, II, 164.
Tayyiten, I, 43. 507. III, 10. 185. 200.
233 n. 371. 386 f. 397 n.
Teakholz, III, 19 n.
Tekryt, eigentlich Tikryt, III, 271.
Thäbit b. Dynär, III, cxviii.
Thäbit b. Kays, III, 75. 221. 259. 366.
Thäbit b. Korra, I, m n.
Thabyr, ein Berg. I, 305. 343.
Thädyk, ein Ort, III, 300 n.
Thakyiiten, I, HO. III, 324. 326. 483.
Thälaba b. Amr, ein madynisehes Ge-
schlecht, III, 23. 33 n.
Tha'laba b. Hatib, III, 33 n.
Thalaba b. Sad, ein Tribus. III, 154.
198. 230. 231. 337.
38
588
Tha'laba b. Sa"^ya, I, 55 n.
Tha'laby, III, cxix.
Thamra, ein Ort, III, 510 n.
Thamüdäer, I, 61. 62. 64. 470 f. 518.
537. 554. 556. II, 98. 99. III, 4.
418.
Thanuitae, III, 438 n.
Thany, Ort, I, 451.
Thäräu, Sohn des Lokmän, I, 100 n.
Thawbän, Sklave, III, 428 n.
Thawr, ein Berg, II, 54 G.
Thimanaei, III, 199. 386 n.
Tho äl, ein Tribus, III, 386 n. 390.
Tho'bän, Schlange, I, 108.
Thomäliten, III, 323 n. 362 n.
Thomäly, III, cxvii.
Thomäni, I, 187. II, 379. 380. 381.
Thomäma, III, 302.
Thomna, Stadt, III, 526.
Thowayba, Amme des M., I, 144 n.
Tihäma, Küstenland, , 435.
Tirmidzy, IIT, cii.
Toayma b.'Ad_yy, II, 542.
Tobäla, Ort, Ili,'297. 466.
Tobba , I, 473. II, 442. 446. 512.
Tofayl b. 'Abd Allah, I, 446.
'iofayl Dawsy, III, 255. 330.
Tofayl b. Härith, III, 74.
Tofayl b. Härith b. 'Abd al-MotUIib,
' I, 437.
Togj'biten, III, 464.
Tokätir, III, 266 n.
Tolayb b.'Abd Awf, II, 179.
Tolayb b.'Omayr, II, 81. 146. 166 f.
Tolayha b. Chowaylid, III, 183.206.
272. 398. 550.
Tolayk, Cousin des M., I, 147 n.
Toledo, Sitz der Gelehrsamkeit, I, iv.
Tolüh, III, 322 n.
Tomadhir, I, 430. III, 235.
Tomädhir bint Hidj'ani, I, 434.
Toraba, III, 440 n.
Torrahät, II, 395.
Torüs, III, xcii.
Towä, ein Thal. I, 488.
Tüdhih, III, 298.
Tür, I, 356. 542.
Tyna bint "Ämir, I, 431.
Tzafar, eine Familie, III, 225 n.
Tzahr, ein Ort, I, 440.
Tzahrän, III, 259; siehe Marr-Tzalirän.
Tzaryfa, I, 255 n.
Tzawähir, III, cLXi.
Tzobyan b. Martliad.
Tzofär, Stadt, HI, 438 n. 440 n. 443.
446.
Tzof&rische Muscheln. III. 64.
Umma, Ummier, Ummy, siehe Omma,
0mm)'.
Unze, III, 135. 136. 141 n.
'Utarid, siehe 'Otärid.
'Uz, ein Volk, 1,506.
Wabar b. Johannes, III, 547.
Wab.ar b. Moshir, III, 308 n.
Wabara, ein Tribus, I, 361 n.
Wäbil, eine Familie, II, 167. III, 324.
Wa^yla, II, 477.
Wadd, I, 361. 362.
Wadha, ein Ort, III, 298 n.
Wädi'a, ein Tribus, III, 455 n.
Wädiy alkora, I, 62. 362. 506. 524.
III, 3. 232. 276.
Wädiy Rahmän, III, 510 n.
Wady'a b. Thäbit, III, 33 n. 413 n.
Wafät-näma, III, liv n.
Wafdän b.'Abd Schanis, II, 177.
Wagg, III, 586.
Wagh, III, 170.
Wagra, ein Ort, III, 291 n.
Wahb b. Kaysän, I, 339.
Wahb b. Monabbih, I, 46. 55. 136.
III, ex n.
Wahb b.'Omayr, III, 131 n.
Wahb b. Omayya, I, 110.
Wahb b. Eabyä, II, 178.
AVahb b. Zayd, III, 222.
Wahhäbi.smus, III, 300.
Wähidy, I, xvi.
Wahraz, III, 448.
Wäliby, III, cxiii.
Wakdän b.'Abd Allah, I, 447 f.
Wäkid b.'Abd Allah, I, 4 17. III, 106.
Wakidy, I, 350. 369. III, ux. L.xvr.
LXVII. LXX f. XCV. CXXIV. CLXX.
113 n. 132 n.
Wäkidy (Ilosayn), III, cxvii.
Wäkif,' eine Familie, III, 19. 167.
Waky b. Garräh, cxvii.
Walyd b. Gäbir,' III, 392 u.
Walyd b. Moghyra, I, 90 n. 316. 359.
361. II, 19. '21. 36 n. 40 n. 46. 48.
56. 57. 70. 75. 76. 80. 89 n. 109.
111. 161. 320. 345. 347. 393. 405.
Walyd b. Moslim, III, i.xix n. i.xxiii.
Walyd b. 'Okba, III, 363 n.
Walyd b. Otba, III, 120.
Walyd b.'Othman, I, 413.
Walyd b. Zohayr, IH, 183.
i Warak, III, xi.i n.
! Waraka b. Nawfal , I, 2 1. 81. 82. 87.
I 88 n. 91 f. 124 f. 166. 302. 303.
I 316. 330 f. 387 n.
i Wardän, ein Sklave, III, 332.
589
Warkä b.'Omar, III, cxvi. cxvii.
Wask, III, 140.
Wätliila, III, 4H.
Wiiyil, eine niadynisclic Familie, welehe
nebst den OCba (OkbaV), Cliatma,
Wäkif, Omayvii-b.-Zayd und den jü-
dischen Stämmen Koraytza und Na-
dhir im Aliya vvolinte, III, 19.
Wäyil, ein Tiibus, III, 280. 292.
Wäyil b. Hogr, III, 462. 463. 542 n.
Wazr Nabhäny, III, 392.
Wazzän, (Jcldwieger, I, 410.
Wisk, III, 140; siehe Wask.
Witr, I, 327.
Wodd, I, 509.
Womid, III, 359 n.
Wokiif, III, 519. 529.
Yabryn, ein Ort, I, 517. III, 300 n.
Yaby', III, 372.
Yachlod b. Xadhr, ein Tribus, I, 130.
III, 112 n.
Yaffa , III, 387 n.
Yafiiten, III. 324.
Yaghüth, I, 361. 362.
Yah9iby, III, Li n.
Y'ahya,' III, 547 n.
Yahyk, II, 183; s. au. h Johannes.
Yahyä b. 'Abd al-Rahmän, I, 430.
Yahyä b. 'Alyy, I, 397.
Yaljyä b. Mata, I, 14 n.
Yahyä b. Sahl, III, 428 n.
Y'ahyä b. Talha, I, 383 n.
Yahyä b. Ya mor, II, 300 n. III, l.
Y'a'küb Dawraky, III, cxvii.
Ya'küb b. Talha, I, 383 n.
Yakyn, I, 224. 261.
Yak b. Omayya, I, 269. 270. III,
540 n.
Yäm, ein Hamdänstamm, HI, 456 n.
457.
Yamäma, II, 521. III, 266. 297. 298 n.
355. 375 n. 411. 441. 545.
Yaman, III, 416. 435.
Yamaniten, III, cxxviii.
Y'amn, ein Ort, III, 384.
YamvTi b. Y'amyn, I, 46. 54.
Yanbo, III, 153 n.
Yansü'a, ein Ort, III, 392.
Yarbuiten, III, 302. 397 n.
Ya'rob, III, cxxx.
Yasär Abu Fokayha, I, 366 n.
Yasär, ein Sklave, III, 154.
Yäsir b. 'Ämir, I, 448.
Yathrib, II, 522. III, 1. 20.
Yatym 'Orwa, II, 165. III, lxxui.
Ya'ük, I, 361. 362.
Yawm aldyn, Gerichtstag, I, 570.
Y^azan, ein Thal und eine Familie, III, 449.
Yazyd b. 'Abd-Madän, III, 509. 510.
Yazyd b. Abu Sofyän , III, xr.vi. 277.
334.
Yazyd b. Hovayn, III, 544 n.
Yazyd b. llormoz. III, cix n.
Y'azyd b. Ka b, I, 401.
Tazyd b. Mohaggal, III, 510 u.
Y'azyd b. MohriTn, III, 544 n.
Y'azyd Nahawy, III, cxii n.
Y'azyd b.Rümän, I, 351.369. III, r.xfir.
i.xx. cxx. 109 n.
Y'azyd b. Tha'laba, II, 525 n.
Yazyd b. Tofayl, III, 511 n.
Y'azyd b. Zam'a, II, 165 f.
■Y9,'ein Ort, I, 201. Ill, 100. 153 n.
231. 250.
Yd, III, 56 n. 57. 59. 351 n. 352. 520.
Y'ohannä, III, 416. 547 n.; siehe auch
Johannes.
Y'osayr b. Käzini, III, 236.
'Ysä b. Ga'far, III, 385.
' Ysä b. Maymün, III, cxv.
'Y'sä b. Talha, I, 383 n.
Yühannä b. Ghaylän, I, 346 n.
Yiinos b. Yazyd, III, i.xxiv n.
Yüräh b. Näriyä, III, cxxxir.
Y'iisof, siehe Joseph.
Y'üsof b. Biläl Sa'dy, III, cxiv. cxviii.
Yüsof Kattän, III, cxvin.
Yüsof b. "Omar, III, 506.
Zabad bint Härith, I, 431.
Zabäny, II, 114.
Zabrana, III, 259.
Zabür, II, 255 n. 298.
Zabyd, Stadt, III, 438 n.
Zacharias, II, 182. 251. 259. 274. 336.
lII, 491.
Zaggäg, III, cxxix.
Zakät, III, 350. 351 n. 362 n.
Zakküm, II, 509. 512. 514.
Zam'a b. Aswad, II, 158. 406. 542 n.
Zamachsehary, I, xvi.
Zames, mons, III, 386.
Zamzam, II, 346.
Zära, III, 372. 381 n.
Zarkä, Ort, I, 414. III. 112.
Zawbi'at, I, 255 n.
Zayd b. 'Abd al-Rahmän, I, 430.
Zayd b. 'Ä9im, III, 176.
Zayd b.'Amr, I, 81. 82 f. 119 f. 133.
296. 476.
Zayd alchayl b. Mohalhal, III, 387 f.
Zayd b. Gäriya, III, 33 n.
Zayd b. Häritha, I, 201. 355. 398. II,
160. 516. 546 n. III, xxxu. 166.
231. 232. 235. 281. 292.
590
Zayd b. Kays, III, -190.
Zayd b. Sa yd, I, 438 n.
Zayd b. Thäbit, I, 130. 270. 271. III,
xxiv n. xxxj. XXXIX f. i,xiii. 274.
Zayd b. Wahb, III, cv n.
Zayd b. Zaina, II, 165.
Zayd Allah b. Sa'd-'Aschyra, ein Tri-
bu.s III, 460 n.
Zäyida b. Kodäma, III, cxviii.
Zaynab bint 'Alyy, I, 397.
Zaynab bint Cabbäh, I, 430.
Zaynab bint Chozayrna, III, 74 f.
Zaynab bint Gahsch, I, 400. 403. III,
76 f. 331.
Zaynab bint Härith, III, 275.
Zaynab bint Härith b. Chälid, II, 170.
Zaynab bint Marthad, I, 422.
Zaynab bint Mo^ab, II, 166.
Zaynab bint Mohammad I, 199 ft".
Zaynab bint Raby'a, II, 178.
Zaynab bint Sa'yd, I, 439 n.
Zaynab bint Zobayr, I, 423.
Zayta, ein Berg, I, 542 n.
Zi'b, ein Tribus, III, 188.
Zibrikän b. Badr, I, 316. III, 367.
369 n.
Ziml, ein Götze, I, 509.
Ziml (Zomayl) b. 'Amr, I, 178. III,
428.
Ziyäd b. Abu Sofyän, III, Li n.
Ziyäd b. Cayfy, I, 543.
Ziyäd b. Härith, III, 337.
Ziyäd b. Härith, ein Tribus, III, 511 n.
Ziyäd b. Labyd, III, 465. 541 n.
Ziyäd b. Mondzir, III, cxviu.
Ziyäd b.'Obayd, I, 448 n.
Zobayd b. Gäz, ein Tribus, I, 460.
III, 471.
Zobayr b. 'Abd al-Mottalib, 1, 194.
Zobayr b. Abu Omayya, II, 113 n.
Zobayr b. Awwäm, I, 336 n. 374 f.
400, 415. 422 f. II, 44. 146 n. 165.
547 n. III, 127 n. 143. 223. 228.
290. 315. 318.
Zobayr b. Bätä, III, 221.
Zobor, II, 297.
Zogg-Lawäna, ein Ort, III, 404 n.
Zohayr b. Abu Omayya, II, 70. 158.
Zohayr b. Corad, I, 173. III, 336.
Zohayr b. Okaysch, ein Tribus, III,
238 n.
Zohh, ein Ort, III, 314 n.
Zohriten, I, 142. II, 87. III, ci.i n. 116.
167. 313 n. 404 n.
Zohry, II, 53. 386 n. III, lxiii. i.xvii.
Lxx. i.xxiv n. xcv. 61.
Zoniayl, ein Odzrite, III, i:l8.
Zonuayr, II, 121 n.
Zora, Fürst von Yazan, III, 449. 451.
453.
Zorära b. Nabbäsch, I, 196.
Zorayk, eine Familie, I, 435. II, 625 n.
111,60. 225 n.
Zorayr, I, 187. II, 381.
Zott, II, 249 n. III, 434 n.
Zur, II, 377.
Zynä, ein Berg, I, 542 n.
Verzeichnifs der angeführten und übersetzten
Koränstellen.
Süra 1. III, xxvii.
1—7 II, 309.
3 I, 572.
4 II, 205.
5 II, 64.
Süra 2.
1—5 II, 287. 352.
2 II, 300.
, 10 II, 18.
14 II, 144.
15 I, 153.
19 III, x.xxviii.
22 II, 453.
26 III, XLix.
30 I, 109.
32 II, 248.
32-34 II, 249.
34 III, I..
44 I, 300. III, 36.
46-60 I, 474.
50 I, 58. II, 338.
54—56 III, XLIX.
57 II, 285. III, xLix.
58 I, 581. III,
XXXVIII.
59 III, 35.
60 III, XXXVIII.
61 I, 568.
63 III, XXXVIII.
65 I, 463. III,
XXXVIII.
69 III, XXXVIII.
73 II, 401.
79 III, 7.
81 II, 234.
83 I, 160.
90 m, XXXVIII.
94 ibid.
V.
96
I, 581. III,
V.
192 III, 239. 248.
XXXVIII.
V.
194 III, 519.
V.
100
II, 377. III,
V.
203 III, 190.
XXXVI. XXXVIII. i.m.
V.
204 II, 214.
V.
102
II, 40. 451.
V.
209 III, 90.
V.
105
II, 25. III,
V.
211 II, 496.
XXXVIII.
V.
212 — 13 III, 103.
V.
108
in, XXXVIII.
V.
214 II, 496.
V.
109
III, 49.
V.
214 — 15 III, 107.
V.
111
II, 232.
V.
216 II, 496.
V.
113
II, 439. III,
V.
241 III, xL\nii.
XXXVIII.
V.
246 I, 153.
V.
114
III, 47.
V.
247 II, 72.
V.
118
II, 242. III,
V.
250 II, 358.
xxxvin.
V.
254 II, 234. 254.
V.
119
II, 85.
V.
257 III, 11. 35.
V.
119-
-123 II, 280.
V.
263—75 III, 90.
V.
121-
-122 III,xxxvni.
V.
285 III, 35.
V.
124
11, 276.
V.
V.
124-
126
-142 III, 49.
I, 572, II, 282.
Süra 3 III, xxxin.
III, xxxvm. LH.
V.
1—22 III, 494.
V.
127
II, 284.
V.
2 II, 338.
V.
129
II, 276.
V.
11 III, 114.
V.
134
in, xxiii.
V.
22 III, 156.
V.
138-
-140 III, 467.
V.
25 II, 309.
V.
141
I, 146.
V.
30—51 III, 491.
V.
143
III, XXXVIII. 47.
V.
34 II, 251.
V.
145
III, 248.
V.
37 I, 300.
V.
158
II, 33 ff. 201.
V.
40 II, 506.
V.
172
III, 49.
V.
62—77 III, 497.
V.
178
III, LH.
V.
57 III, 268.
V.
179-
-181 III, XXXI.
V.
69 II, 66.
54.
V.
73 II, 260.
V.
180
m, 55.
V.
75 — 84 III, 31.
V.
181
II, 338. III, 58.
V.
87—91 III, 501.
V.
181-
- 183 II, 460.
V.
89 II, 276.
V.
183-
-184 III, xxxvm.
V.
89—90 II, 281.
V.
185
II, 496. III, 248.
V.
120—122 III, 181
V.
190
III, 108.
V.
138 III, 32. 178.
592
V.
145 III, 175.
V.
147 m, 175.
V.
155 III, 128.
V.
163—64 III, 188.
V.
168 III, l'^l.
V.
183 III, 10.
V.
188 I, 319.
Süra 4.
V.
2 I, 250.
V.
46 in, XXXI.
V.
54 III, 43. 156.
V.
58 II, 217.
V.
63 III, 30.
V.
63—64 111,43.
V.
71 II, 135. 193.
V.
90 III, 26.
V.
97 III, xxxn.
V.
100 III, 26.
V.
108. 111 III, 27.
V.
124 II, 276.
V.
145 I, 572.
V.
156 II, 457.
V.
161 — 162 II, 275.
V.
167 II, 62.
V,
169 II, 233.
V.
170 II, 506.
Süra 5.
V.
5 II, 397.
V.
6 U, 496.
V.
14 III, 159.
V.
15 I, 66.
V,
37 III, 237.
V.
45—55 III, 39.
V.
65 I, 569. II, 310
V.
71 — 72 III, 36.
V.
79 II, 196.
V.
85—88 II, 380.
V.
92 III, xxxvii.
V.
92—93 I, 388.
V.
109 II, 234.
V.
116 I, 109.
V.
118 I, 328.
Süra 6.
I, 249. III, xxviii.
V. 5 II, 438.
V. 7 II, 451. 458.
V. 8—9 II, 425.
V. 14 I, 72.
V. 19 II, 361.
V. 19—21 II, 374. 426.
V. 25 — 27 II, 392.
V. 32—37 II,.415.
V. 35 I, 542.
40—43 I, 249. 50.
42—44 II, 3Ü2.
50 — 54 II, 315. 426.
52 — 53 I, 392.
56 I, 474.
56 — 69 11,441.
57 II, 375. 440.
59 II, 848.
65 — 67 II, 144. 440.
74—90 II, 257.
79 II, 277.
81 II, 260.
82 II, 378.
84. 86 II, 282.
87 II, 257.
88 — 90 11, 255.
89 I, 490. II, 260.
91—92 II, 294.
92 I, 358.
93 II, 361.
106 — 8 II, 143.
109 11,416.
109 — 114 II, 421.
112 I, 255.
114 11,300.361.374.
438.
115 II, 195.
115—122 II, 480.
121 I, 255. II, 480.
122 — 127 11,320.510.
124 11,417.
137 I, 249. 50. II,
253.
137—145 II, 476.
139 I, 319.
146 — 65 II, 483.
155- 56 II, 295.364.
156—58 II, 289.
158 I, 474.
162 II, 276. 278.
1-
2
5-
15
25
28
32
34
36
52
57-
69
72
73
77
Süra 7.
4 II, 96.
III, I..
9 II, 97.
II, 63.
II, 454.
I, 68.
I, 572.
II. 63.
II, 126.
II, 236.
-77 II, 97.
II, 260.
I, 518.
II, 93.
I, 563.
83
83-
84
87
92
98
103
111
112
113
121
123
125
128
130
133
136
139
140
142
144
158
160
162
163
174
175
178
179
181
186
198
204
205
I. 300.
82 I, 494.
I, 476.
133 II, 99.
II, 64.
I, 560.
II, 322.
II, 445.
II, 420.
II, 506.
II, 28.
U, 108.
I, 289.
I, 71.
II, 445.
II, 322.
II, 286.
II, 119. 445.
III, xLix. 36.
I, 489.
I, 109.
II, 184.
II, 418.
II, 257.
III, XLIX.
III, XLIX.
-166 I, 568.
— 186 1, 78.
II, 510.
II, 253.
II, 201.
II, 418.
I, 577.
204 II, 444.
I, 319.
II, 445.
Süra 8
III, XXI. XXXIII.
I III, 127.
6—6 III, HO.
7 III, 115.
9 III, 128.
II III, 117.
17 III, 129.
29 II, 339.
30—33 II, 127.
31 11,390.396.397.
32 I, 534.
42 II, 338. III, 55.
43—45 in, 117.
57—62 III, 148.
73—76 III, 26.
Süra 9.
1—28 III, 478.
5 III, 423.
593
11 11,130.
16 II, 358.
26 III, 328.
36 II, 278.
36. 37 III, 534.
41 III, XXXII.
60 III, 267. 353.
67 III, 409.
71 I, 473. 476. 492.
75 III, 28.
76 II, 135.
85 II, 85.
109 11, 454.
118 I, 572.
123 IIT, xxxii.
Süra 10.
11, 445. III, xxvii.
3 11, 236.
7 I, 358.
13 I, 250.
16 I, 358.
21. 22 11, 322.
33 II, 438.
38 II, 286.
46 I, 572.
47—57 II, 434.
50 II, 572.
55 I, 559.
69 II, 260.
73 I. 72.
76—92 II, 106.
79 II, 105.
84. 90 I, 71.
94 II, 361.
94—109 II, 312.
105 n, 277.
Suva 11.
, 127. III, XXIII. xxvn.
, 1—4 II, 433.
, 9 IT, 236.
, 11 I, 542. II, 311.
. 12—14 II, 325.
. 20 I, 471. II, 310.
367. 375,
. 26 II, 510.
, 29—32 11, 316.
. 30 I, 474. II, 375.
. 31 I, 332.
. 37 I, 284.
. 38—41 n, 312.
. 4-2 II, 189.
. 42—50 II, 330
. 43 II, 205.
. 51 II, 332.
. 66 II, 375.
V. 70 I, 564.
V. 72-84 I, 502.
V. 73 I, 496.
V. 74 II, 282.
V. 84 I, 493.
V. 85 I, 476.
V. 90 II, 375.
V. 97 I, 564.
V. 99 II, 235. 260.
V. 112 I, 58. II, 295.
Süra 12.
II, 211. in, XXIII. xxxvii.
V. 1—4 II, 350.
V. 2 II, 363.
V. 6 n, 282,
V. 19 III, 141.
V. -20 III, 135.
V. 37. 38 II, 276.
V. 40 II, 260. 278.
V. 46 II, 196.
V. 66 II, 503.
V. 82 II, 195.
V. 100 III, XXX vin.
V. 101 II, 235.
V. 102 I, 371. II, 135.
V. 103-111 II, 350.
V. 104 II, 299.
V. 106 I, 252.
V. 107 I, 578. II, 503.
V. 108 I, 109.
V. 111 II, 310.
Süra 13 III, XXI.
V. 1 II, 429.
V. 26.27 I, 471. 11,231.
V. 27 — 30 II, 420.
V. 29 n, 207.
V. 30 I, 542. 546.
III, XLIV-
31—34 II, 502.
36—39 I, 547.
36—40 II, 371.
37 U, 260.
38. 39 II, 288. 464.
40 — 42 II, 437.
42. 43 II, 373.
, 43 II, 363.
Süra 14
II, 283. III, XXI.
1_20 II, 261.
, 9 I, 64.
. 38—42 II. 280.
, 40 I, 314.
, 47 I, 546.
I Süra 15 III, xxr.
1—
15 11, 437.
19
II, 429.
26-
-31 II, 243.
29
II, 231.
35
I, 571.
49-
-99 I, 497.
51
I, 495.
60
I, 493.
62
I, 496.
74
I, 493.
78
I, 476.
83
I, 564.
85
I, 573.
87
T, 463. II, 4
88
II. 6.
94
I, 528.
95
II, 80.
I V.
Sura 16 II, 230.
1—29 II, 426.
1 I, 533.558. 11,233.
4 II, 117.
12. 13 II, 252.
15 1,546.
20—27 II, 388.
26. 27 II, 393.
42 n, 117.
43 II, 120. 130.
45 I, 546. II, 298.
446.
54 I, 564.
55 T, 250.
58 I, 251.
63 I, 572.
79 II, 497.
82. 83 II, 519.
92 I, 273.
103 II, 229.
104 1,297. II, 229 ff.
105 I, 470. II, 364.
388. 411.
108—109 II, 130.
111 II, 120. 130.
115 — 128 11,485.
121 I, 72.
121 — 124 11,277.
123 II, 135.
124 I, 72. II, 276.
126—128 II, 145.
Süra 17 III, XXVIII.
V. 1 II, 527.
V. 2 I, 58.
V. 13 II, 286.
594
V. 19 II, 496.
V. 34 II, 66.
V. 41 II, 445.
V. 42 II, 240.
V. 44 II, 236.
V. 48 II, 393.
V. 58 II, 497.
V. 57 II, 255. 286.
V. 60 II, 395.
V. 61 I, 274.
V. 62 II, 423. 530.
V. 66 II, 243.
V. 73 II, 95.
V. 75-77 n, 15.
V. 75-79 II, 125.
V. 78. 79 I, 532.
V. 82 II, 195.
V. 87 II, 230. 232. 235.
V. 89 II, 232.
V. 92—94 I, 544.
II, 417.
V, 92—98 n, 425.
V. 95. 96 II, 372.
V. 99 II, 217.
V. 106—111 II, 372.
V. 107 I, 453.
V. 108 II, 299.
V. HO 1, 79. IT, 201.
207.
Süra 18
II, 232. III, XXVIII.
V. 23 III, LH.
V. 32. 36 III, XXVI.
V. 48 II, 243.
V. 55 II, 393.
V. 59—81 II, 464.
V. 82—97 II, 473.
V. 95 II, 297.
Süra 19
I, 24. II, 251. III, XXI.
V. 1—96 II, 182.
V. 11 II, 419.
V. 13 I, 24. II, 255.
260. 290.
V. 14 I, 581.
V. 18. 27 II, 198.
V. 28 II, 290.
V. 30. 31 I, 24. II, 254.
V. 31 II, 290. III, 493.
V. 38 I, 471.
V. 42 II, 196.
V. 45. 46 II, 198.
V. 50 II, 282.
V. 55. 56 II, 195. 283.
V. 57 II, 196.
V. 59 II, 252. 254. 257.
310.
V, 60. 61 II, 256. 310.
V. 62 I, 559. II, 309.
V. 65 II, 190. 473.
V. 74—79 II, 321.
V. 76. 77 I, 574.
V. 77
78
V. 91-
I, 532. II, 233.
359.
II, 309.
II, 204.
-92 I, 546.
Süra 20 II, 32.
V. 1 — 7 II, 207.
V. 8 III, XXI.
V. 15 I, 576. II, 497.
V. 17 II, 231.
V. 22 II, 356.
V. 23—24 I, 489.
V. 60 II, 28.
V. 79 II, 62,
V. 81 II, 358.
V. 92 II, 202.
V. 97 I, 547.
V. 105 — 127 I, 546 f.
V. 107—108 II, 204.
V. 108 II, 451.
V. 109 — 112 II, 204.
V. 113. 114 I, 547.
V. 114—127 II, 243.
V. 121 II, 27.
V. 128 ff. I, 562.
V. 129 II, 456.
V. 131 — 137 II, 5.
V. 133 I, 60. 474.
Süra 21.
V. 1 I, 534.
V. 1—15 I, 563.
V. 1—46 I, 573.
V. 7 II, 445.
V. 16—48 II, 226.
V. 22 II, 236.
V. 25 I, 490.
V. 26 -30 II, 450.
V. 29. 30 II, 204. .S38.
V. 32 I, 546. II, 66.
V. 34 I, 107.
V. 38 II, 205.
V. 49 I, 58.
V. 49 — 94 II, 271.
V, 50 I, 572.
V. 51 II, 299.
V. 51 — 56 II, 480.
V. 72 II, 282.
V. 76 II, 261.
V. 77 II, 276.
V, 85 II, 282.
V. 87 I, 109.
V. 91 II, 233.
V. 98 — 103 II, 447 f.
V. 104—112 II, 445.
V. 105 II, 286.
v.«112 II, 205.
Süra 22 III, xxi.
V. 1 I, 576.
V. 4 II, 530.
V. 5 I, 302. II, 530.
V. 8—13 ibid.
V. 17 I, 248.
V. 20 II, 530.
V. 21 I, 293.
V. 25 II, 530.
V. 27 — 32 II, 278.
V. 31 I, 309. II, 377.
530.
V. 32 I, 68. II, 276.
V. 40—41 m, 100.
V. 42—48 II, 24.
V. 43 I, 473. 476.
V. 46 I, 551.
V. 51 — 55 n, 25.
V. 52 II, 423.
V. 54 I, 573.
V. 66 II, 530.
Süra 23.
V. 12-
V. 24.
V. 24-
V. 32-
V. 34-
V. 38
V. 43
V. 47
V. 51
V. 51-
V. 55
V. 74
V. 76
V. 82-
V. 83
V. 86-
V. 95-
V, 101
V. 117
-16
25
-27
-47
-38
II, 408.
II, 97. 410.
II, 412.
II, 405.
I, 629.
II. 236.
I, 564.
II, 260.
II, 295.
-56 II, 481.
I, 471. II, 297.
II, 410.
II, 64.
-85 II, 388.
II, 123. 397.
-91 I, 250.
-100 II, 26.
— 103 II, 491.
II, 236. 438.
Süra 24 III, xxi.
V. 2 I, 664.
V. 11—21 III, 66 f.
V. 14 I, 562.
595
V. 24. 25 I, 567.
V. 32 II, 135.
Süra 25
V. 1 II, 338.
V. 5—6 II, 377.
V. 8-12 II, 423.
V. 18—21 II, 245.
V. 19 I, 109.
V. 23 II, 425.
V. 24 I, 496.
V. 24 — 33 II, 214.
V. 28 II, 203.
V. 29 — 33 II, 80.
V. 32—42 II, 452.
V. 35 II, 405.
V. 37 I, 58. II, 291.
V. 40 I, 473.
V. 43—60 II, 429.
V. 50 III, L.
V. 55 II, 220. 468.
V. 60 II, 205. 236. 363.
V. 61 II, 199.
V. 6-2—68 II, 210.
V. 64 II; 202.
V. 72—76 II, 211.
V. 77 I, 559. 562.
Süra 26
1,300. 11,366. III,xxnn.
V. 9—68 I, 485.
V. 14 n, 419.
V. 20 II, 260.
V. 41 II, 506.
V. 59 II, 445.
V. 82 I, 571.
V. 83 II, 135.
V. 95 II, 241 f. 358.
V. 105 — 220 I, 476.
V. 111-113 II, 315.
V. 117 ff. I, 559.
V. 128 II, 418.
V. 137 n, 396.
V. 160 ff. I. 494.
V. 165 I, 300.
V. 176 I, 476.
V. 187—189 I, 542.
V. 193 I, 229. 231.297.
V. 196 I, 60.
V. 197 II, 362.
V. 214 I, 314. 525.
V. 221 n, 411.
V. 221—226 II, 412.
V. 222 II, 36 f.
Süra 27
I, 300. III, XXI.
V. 12 II, 356.
III.
V. 17. 18 II, 358.
V. 23. 26 III, 236.
V. 29 II, 72.
V. 30 II, 205.
V. 31 I, 71.
V. 37 II, 358.
V. 38 I, 71. II, 236.
V. 41. 42.45. ibid.
V. 49 I, 521.
V. 55 ff. I, 494.
V. 58 I, 493.
V. 60—77 II, 390. 39:).
V. 70 II, 397.
V. 73 I, 72. 332.
V. 78 II, 404.
V. 93 I, 72. II, 404.
Süra 28
V. 1 — 29 I, 491.
V. 1—52 II, 352.
V. 4. 5. 7 II, 358 (445).
V. 13. 14 II, 260.
V. 27 III, 536.
V. 35. 36. II, 260. 419.
V. 39. 40 II, 358.
V. 43 I, 58. II, 295.
V. 44—53 II, 379.
V. 48 II, 362.
V. 48—59 II, 455.
V. 52—56 II, 370.
V. 53 I, 71.
V. 57 I, 314. II, 16.
V. 57—61 II, 39.
V. 68 I, 109.
V. 85—88 II, 20.
Süra 29 III, xxi.
V. 1 I, 450.
V. 1 — 12 II, 130.
V. 7 II, 134. 327.
V. 13—26 II, 136.
V. 26 n, 135. 254.
V. 27 III, XX.
V. 27—34 I, 501, II,
124.
V. 28 n, 63.
V. 32 I, 496.
V. 35 I, 476.
V. 39 I, 564.
V. 44 I, 320. 326.
V. 44—69 II, 139.
V. 45. 46 I, 70. 11,289.
378.
V. 47 II, 369. 398.
V. 60 II, 3.
V. 63 I, 2 50.
V. 65 II, 190.
Süra 30
I, 561. III, XXI.
V. 1 I, 599.
V. 1—4 II, 154.
V. 11 I, 577.
V. 16. 17 I, 109.
V. 17 ff. II, 429.
V. 20 II, 309.
V. 27 II, 286.
V. 29 II, 277.
V. 31 I, 471.
V. 40 II, 278.
V. 47 I, 544.
V. 55 I, 572.
Süra 31 III, XXI
18 II, 326.
II, 394.
II, 393.
I, 350.
II, 328.
II, 37.
I, 250.
II, 438.
I, 250.
V. 1 —
V. 5
V. 6
V. 13
V. 14
V. 17
V. 24
V. 29
V: 31
Süra 32
V. 3 II, 236.
V. 8 II, 233.
V. 19 I, 306. II, 507.
V. 21. 22 I, 560.
V. 22—25 n, 290.
V. 23 I, 58.
V. 23—25 II, 457.
V. 26 I, 560.
V. 30 ibid.
Süra 33
III, XXI. XXXII.
V. 1—5 I, 403.
V. 9 II, 358.
V. 15 I, 306.
V. 26 III, 214.
V. 27 II, 445.
V. 35—41 I, 505.
V. 28—29 III, 81.
V. 41 I, 319.
V. 49 III, 84.
V. 51 III, 85.
V. 53 II, 85.
Süra 34 III, xxi.
V. 6 II, 373.
V. 8 n, 410.
38»
596
V. 9 I, 543.
V. 13 I, 255.
V. 19 II, 242.
V. 39, 40 I, 109. 244.
V. 43 II, 297.
Süra 35 III, xxi.
V. 21 II, 414.
V. 22 — 24 II, 298.
V. 28. 29 II, 290.
V. 35 II, 290.
V. 38 II, 375.
V. 40 I, 250.
Süra 36 III, xxi.
V. 12 I, 567.
V. 29 I, 25.
V. 36—61 I, 60.
V. 40 I, 107.
V .48—50 I, 564.
. 51. 52 I, 559.
V. 51—53 II, 203.
V. 66 II, 63.
V. 69 II, 299.
V. 77—83 II, 116.
Süra 37 III, 29.
V. 1-
V. 1-
V. 8
V. 17
V. 20
V. 23
V. 29
V. 35
V. 61-
V. 67-
V. 73.
V. 103
V. 112
V. 117
V. 118
V. 137
V. 139
V. 143
V. 149
V. 150
V. 157
V. 167
V. 174
3 I, 31.
11 11, 245.
II, 73.
II, 122.
I, 571.
II, 63.
II, 196. 260.
II, 411.
-66 II, 614.
-138 II, 261.
81 II, 276.
I, 70 f.
II, 282.
II, 296.
II, 64.
38 I, 492.
-166 II, 30.
I, 43. II, 30.
60 II, 240.
— 166 II, 18.
II, 260.
— 182 II, 122.
I, 532.
V. 8
V. 11
V. 12
V. 14
V. 15
V. 16
V. 21
V. 48
V. 49
V. 62
V. 65
V. 67
V. 69
V. 71
V. 72
V. 86
V. 87
II, 77.
-13 I, 471.
I, 476.
I, 564.
II, 98. 433.
—48 II, 266.
II, 66. 438.
II, 282.
II, 299.
-64 I, 392.
-67 II, 240.
-70 II, 850.
II, 73.
-85 II, 240.
II, 233.
I, 540.
II, 299.
Süra 39 III, xxi.
V. 4 I, 253.
V. 7 II, 429.
V. 11 I, 250. II, 145.
V. 24 I, 463. 503.
V. 39 I, 250.
V. 44. 45 I, 254.
V. 74 II, 445.
V. 75 II, 236.
Süra 40 II, 89. 127.
V.
5
I, 471. II, 139.
V.
7. S
I, 254. II, 236
V.
16
II, 233 ff.
V.
16
II, 309.
V.
18
II, 18.
V.
24
II, 260.
V.
31
I, 471.
V.
37
II, 260.
V.
56
II, 296.
V.
77
II, 28.
V.
77-
-85 II, 436.
V.
79
II, 476.
V.
83
II, 404.
Süra 38 III, xxi.
V. 1 ft-. II, 9').
V. 4. 7 II, 97.
V. 5 II, 101.
Süra 41.
V. 1—3 II, 8.
V. 1 — 11 11, 223.
V. 1-37 II, 6.
V. 8—11 II, 225.
V. 10—11 II, 226.
V. 12 — 18 I, 537.
V. 13 II, 6.
V. 16 I, 563.
V. 18—24 II, 224.
V. 30 II, 328.
V. 33—36 II, 443.
V. 40 — 45 II, 450.
V. 44 II, 286. 365. 387.
V. 45 I, 68. II, 295.
III, XXXII.
V. 47 I, 576.
V. 49—54 II, 324.
Süra 42.
V. 6 II, 311.
V. 9 II, 33.
V. 11 II, 276.
V. 13 n, 467.
V. 16 I, 575.
V. 19 II, 321.
V. 26. 27 II, 322.
V. 39. 40 II, 66.
V. 47 II, 322.
V. 50—52 II, 233.
V. 52 II, 234.
Süra 43.
V.
1-
-2 II, 288.
V.
1—
-12 II, 365.
V.
1-
-30 II, 215.
V.
8
I, 250.
V.
12
I, 109.
V.
16
II, 204.
V.
18.
19 II, 240.
V.
30
I, 141.
V.
30-
-56 II, 317.
V.
31
II, 96.
V.
35
II, 224.
V.
40
II, 28.
V.
44
II, 254.
V.
57-
-65 II, 448.
V.
59
III, 493.
V.
61
I, 575.
V.
65
I, 471.
V.
66
I, 575.
V.
77
II, 309,
V.
79-
-87 II, 460.
V.
82
II, 236.
V.
88.
89 II, 122. 204
Süra 44 III, xxv.
V. 1-5 II, 458.
V. 6—32 I, 538.
V. 9 I, 545. 559.
31. 320.
V. 12 I, 559.
V. 13 II, 364. 411.
V. 15 T, 559.
V. 18 II, 260.
V. 23 IT, 358.
V. 27 II, 445.
V. 33 I, 529.
V. 36. 37 I, 474.
V. 36—46 II, 512.
III,
597
Süra 45 II, 287.
V. 1 — 14 I, 431.
V. 14—20 II, 295.
V. 15 II, 254. 60.
V. 16 II, 333.
V. 18 II, 291.
V. 26 I, 576.
V. 31 I, 574.
Süra 46.
V. 9—11 11, 363.
V. 10 II, 397.
V. 11 I, 58. II, 310.
V. 12—16 II, 329.
V. 13 II, 195.
V. 14 I, 178. 349.
V. 16 II, 394.
V. 17 II, 69.
V. 20—27 I, 502.
V. 28—31 II, 249.
V. 29 n, 63. 64.
V. 35 I, 572.
Süra 47 HI, xxi.
V. 11 I, 536.
V. 15 II, 376.
V. 20 I, 575. II, 497.
Süra 48.
V. 1 — 28 III, 254.
V. 4. 7 n, 359.
V. 24 in, 245.
V. 26 II, 455.
V. 28. 29 I, 159.
Süra 49.
V. 4 III, 366.
V. 14 in, 398.
Süra 50.
V. 1 n, 564.
V. 1 — 11 II, 431.
V. 1—28 II, 38.
V. 11—13 I, 473.
V. 13 I, 476.
V. 14—17 II, 431.
V. 15 I, 254. III, X.
V. 18 I, 558.
V. 38—45 I, 564.
Süra 51 III, X.XV.
V. 1 I, 559.
V. 1—6 I, 568.
V. 12 I, 571.
V. 24—37 I, 495.
V. 27 11, 506.
V. 36 I, 71.
V. 38 II, 260.
V. 39 1, 470.
V. 40 I, 543. II, 358.
Süra 52 III, xxv.
V. 1 — 13 I, 542 f.
V. 29 I, 261. 357.
II, 411.
V. 38 II, 260.
V, 44—49 I, 543 ff.
Süra 53
I, 60. III, XXV.
V. 1—5 II, 17.
V. 1—12 I, 306.
V. 5 I, 297. II, 231.
V. 18 I, 489.
V. 18—22 11, 17.
V. 21—32 II, 28.
V. 23 II, 260.
V. 28 II, 240.
V. 34—38 II, 20.
V. 37. 38 I, 60.
V. 37—55 I, 61.
V. 46—58 I, 302.
V. 50 I, 559.
V. 54 I, 492.
V. 56—62 II, 17.
Süra 54
I, 503. ni, -xxv.
V. 1 I, 533.
II, 113. 296.
V. 1—53 I, 554.
V. 15 I, 472. 561.
V. 24 II, 217.
V. 31 I, 563.
V. 36 I, 561.
V. 46 I, 577.
V. 48 II, 113.
V. 54. 55 I, 558.
Süra 55 III, xxv.
V. 1—78 II, 219.
Süra 56 III, xxv.
V. 1_73 II, 505.
v. 5 I, 546.
V. 13 II, 180.
V. 17 II, 506.
V. 88 II, 180.
V. 56 I, 571.
V. 64 II, 253.
Süra 57.
v. 4 II, 236.
V. 6 II, 220.
v. 16. 18 II, 195.
v. 17 I, 31.
Süra 58.
v. 2 II, 377.
v. 9 III, 27.
V. 10 II, 454.
v. 13. 15 III, 28.
v. 22 II, 234.
Süra 59.
V. 1 III, 160.
V. 6 — 8 III, 163.
V. 7 III, 224.
V. 9 II, 357.
V. 22—24 II, 201.
Süra 60.
V. 1 II, 66.
V. 3 I, 569.
Süra 61.
V. 4 III, 124.
V. 6 I, 158.
Süra 63.
V. 1—7 m, 193.
V. 4 I, 563.
Süra 65 II, 66.
Süra 66.
V. 1. 2 III, 86.
V. 5 II, 85.
V. 10 I, 493.
V. 12 n, 233.
Süra 67.
V. 1—30 n, 217.
V. 3 II, 205. 225.
V. 16—18 II, 217.
V. 28 II, 126.
Süra 68 III, xxv.
V. 1—6 I, 308.
V. 7 — 16 II, 36.
V. 17—33 II, 321.
V. 35 I, 69. n, 268.
598
Sura 69
II, 89. III, XXV.
V. 1 — 12 I, 472.
V. 13—17 II, 505.
V. 14 I, 546.
V. 17 II, 236.
V. 19 II, 95.
V. 38—52 II, 411.
V. 40—43 I, 261.
V. 42 I, 357.
V. 43 I, 300.
Süra 70 III, xxv.
V. 1 — 18 I, 545.
V. 4 II, 229.
V. 9 I, 546.
V. 19 II, 66.
V. 26 I, 571.
V. 40-44 I, 550.
Süra 71.
V. 1—29 I, 491.
V. 5 ff. I, 361.
Süra 72.
V. 1 — 15 II, 246.
V. 8 I, 255.
V. 11 II, 63.
V. 26. 27 I, 576.
Süra 73 III, xxv.
V. 1—9 I, 317.
V. 3. 4 I, 321.
V. 5 I, 270.
V. 10-13 I, 551.
V. 14 I, 546.
V. 14 — 19 I, 551.
V. 20 I, 323.
Süra 74
II, 113. III, XXV.
V. 1 — 7 I, 309.
V. 4 I, 37.
V. 5 I, 293.
V. 11—30 II, 112.
V. 18—20 I, 493.
V. 31. 32 II, 113.
V. 32 II, 374.
V. 33 II, 114.
V. 34 II, 359.
V. 41—49 II, 113.
V. 47 I, 571.
V. 60—55 II, 463.
V. 62 I, 58.
Süra 75 III, xxv.
V. 1—6 n, 495.
V. 7 III, XXXVII.
V. 7—25 II, 498.
V. 16 ff. I, 272. 11,495.
V. 17 III, XXX.
V. 20. 21 II, 496.
V. 31 — 40 II, 116.
Süra 76 III, xxv.
V. 4 11, 217.
V. 23 — 31 II, 35.
V. 30. 31. II, 315.
Süra 77.
V. 1—3 I, 31.
V. 1—7 I, 549.
V. 8—19 II, 501.
V. 10 I, 546.
Süra 78
U, 204. III, XXV.
V. 6—16 II, 430.
V. 20 I, 546.
V. 26 I, 358.
V. 37—41 II, 213.
V. 38 II, 208. 229 f.
Süra 79 III, xxv.
V. 1 — 14 II, 513.
v. 15—26 I, 488.
V. 15 ni, XXI.
V. 32 I, 546.
V. 42 I, 577.
V. 42—46 II, 498.
Süiö, 80
II, 113. III, XXV. 398.
V. 1 — 10 II, 317.
V 11 — 15 II, 453 ff.
V. 13. 14 I, 58.
V. 16—23 I, 301.
Süra 81
I, 43. II, 6G. III, 25.
V. 1 — 14 II, 499.
V. 3 I, 546.
V. 10 II, 297.
V, 11 I, 58.
V. 12—13 II, 217.
V. 15—29 I, 311.
V. 20 II, 236.
V. 21 I, 297. II, 231.
V. 27 II, 299.
Süra 81.
V. 29 I, 300.
Süra 82.
V. 1—5 II, 499.
V. 6—19 I, 570.
Süra 83 III, xxv.
V. 11 I, 571.
v. 12. 13 II, 392.
V. 28 II, 506.
Süra 84.
V. 1—5 II, 499.
V. 7 II, 95.
Süra 85.
V. 1 — 9 I, 31. 464.
V. 12—16 I, 561.
V. 16 II, 236.
V. 17 II, 358. III, XXI.
V. 17—20 1,471.
V. 21—22 II, 455.
V. 22 II, 296.
Süra 86.
V. 11—17 II, 433.
Süra 87.
V. 1 — 5 I, 60.
V. 1—8 III, XXII.
V. 6 III, Liir.
V. 14 — 19 I, 60.
V. 15 I, 319.
Süra 88.
V. 1 III, XXI.
V. 1 — 16 II, 504.
V. 17—26 II, 429.
Süra 89.
V. 5. 6 I, 505.
V. 5—12 I, 470.
Süra 90.
V. 1—20 II, 114.
Süra 91.
V. 8 II, 454.
Süra 92.
V. 1 — 21 I, 373.
I
599
s
üra
93
I,
293.
",
5
V.
1-
-11
I,
310.
V.
6
I,
152.
V.
7
I,
148.
168.
Süra 94.
V. 1 I, 168.
V. 1- 8 I, 310.
V. 4 I, 357. III, XIX.
Süra 95.
V. 1 I, 34.
V. 1—7 I, 568.
Süra 96.
V. 1 — 5 I, 298.
III, xxn.
V, 6—8 II, 117.
V. 9 — 19 II, 115.
Süra 97.
V. 1—5 n, 459.
V. 4 II, 229.
Süra 98.
I, 58. ni, 269.
V. 1—4 II, 457.
V. 4 I, 572. II, 278.
V. 7. 8 II, 507.
Süra 101.
V. 1—8 II, 503.
V. 4 I, 546.
Süra 102 III, xxvi.
Süra 104.
V. 1—9 II, HO.
Süra 105 III, xxvu.
V. 1—5 I, 461. III, 92.
Süra 106 III, xxvn.
V. 1 III, XLIV.
V. 1—4 III, 92.
Süra 107 III, xxvu.
Süra 108 II, 118.
V. 1 I, 152.
V. 1—3 II, 3.
I Süra 109.
' V. 1 II, 6.
I V. 1 — 6 II, 35.
i V. 4 I, 332.
Süra HO.
V. 1—3 I, 560.
Süra 111.
V. 1 — 5 I, 484.
Süra 112.
V. 1 — 4 n, 33.
Süra 113 III, XXVI.
Süra 114 III, XXVI.
Gedruckt bei A.W. Schade in Berlin, Stallschreiberstrarse 47.
In der Nicolarschen Verlagsbuchhandlung in Berlin sind
folgende Werke erschienen:
Aeschyli Persae cum scholiis Mediceis. In usiim praelectiouum curavit
A. Meineke. h Thlr.
Aristophanis Pax ed. Julius Richter. 2 Thlr.
Bopp, F., Vocalisraus, oder sprachver^leichende Kritiken über .1. Grimm's
deutsche Grammatik und Graff's althochdeutschen Sprachschatz, mit Be-
gründung einer neuen Theorie des Ablauts. 1.' Thlr.
Eusebii Painphyli Episcopi Caesariensis Ouomasticon urbium et locorum
sacrac scripturae. Graece cum latina Hieronymi interpretatione edid.
F. Larsow et G. Parthey. Accedit tabula geographica. 3 Thlr.
Forchhamntcr, F. W,, Halkyonia. Wanderungen an den Ufern des halkyo-
nischen Meeres. Mit Holzschnitten und Inschriften-Tafeln. " 12 Sgr.
HelJenika, Griechenland im Neuen das Alte. Ister Band. Mit
1 Kupfertafel und 1 Karte von Bootien. 2 Thlr.
die Athener und Sokrates; die Gesetzlichen und der Revolutionär.
I Thlr.
Franz, J., Elementa Epigraphices graecae (mit vielen Holzschnitten und
Kupfertafeln). 3 Thlr.
Fünf Inschriften und fünf Städte in Kleinasien. Eine Abhand-
lung topographischen Inhalts. Nebst 1 Karte von Phrygien und 1 Ent-
würfe nach Ptolemäos, gez. von H. Kiepert. -7 Thlr.
Gosche, R., De Ariana linguae gentisque Arraenicae indole Prolegomena.
I Thlr.
(iraö", E. G., alt -hochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althoch-
deutschen Sprache. Mit vollständigem Index von H. F. Mafsmann.
7 Bände. 18 Thlr.
Guhl, E., Ephesiaca. Accedunt tabulae tres. 1] Thlr.
Handschriften -Verzeichnisse, die, der Königlichen Bibliothek zu Berlin.
Herausgegeben von dem Königl. Ober-Bibliothekar Geh. Regieruugs-Rath
Dr. Pertz.
Ister Band:
Verzeichnifs der Sanskrit -Handschriften vom Prof. Dr. Weber. Mit 6
Schrifttafelu in Bunt- und Tondruck. 12 Thlr.
Hieroclis Synecdemus et Notitiae graecae episcopatuum. Accedunt Nili
Doxapatrii notitia patriarchatuum et Locorum nomina immutata. Ex re-
cognitione G. Parthey. 3 Thlr.
Hermetis Trismegisti Poemander. Ad fidem codicum manuscriptorum re-
cognovit G. Parthey. ' Thlr.
Homeri Ilias et Odyssea ex recognitione Imm. Bekkeri. 2 Voll. 1| Thlr.
(Jeder Band ä | Thlr.)
Janiblichi de mysteriis über. Ad fidem codicum manuscriptorum recogno-
vit G._ Parthey. 3 Thlr.
Jtinerariani Antouini Augusti et Hierosolymitanum ex libris manuscriptis
ediderunt G. Parthey et M. Pinder. Accedunt duae Tabulae. 5 Thlr.
Klenze, C. Ä. C, philologische Abhandlungen, herausgegeben von K. Lach-
mann. I5 Thlr.
Kramer, G., über Styl und Herkunft der bemalten griechischen Tongefäfse.
Eine kunstgeschichtliche Abhandlung. 1 Thlr.
Lepsius, R., Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien nach den Zeichnungen
der von dem Könige von Preufsen Friedrich Wilhelm IV. nach diesen Län-
dern gesendeten und in den Jahren 1842 — 1845 ausgeführten wissenschaft-
lichen Expedition, auf Befehl Sr. Majestät herausgegeben und erläutert.
90 Lieferungen ä 10 lithogr. Tafeln in Bunt- und Tondruck Royal-Fol.
ä Lieferung 7y Thlr.
Lepsias, R., die Chronologie der Aegypter. Einleitung und erster
Theil. Kritik der Quellen. 9j Thlr.
das Todtenbuch der Aegypter, nach dem hieroglyphi-
schen Papyrus in Turin, mit einem Vorworte zum ersten Male heraus-
gegeben 10 Thlr.
Inscriptiones Umbricae et Oscae quotquot adhuc repertae
sunt omnes. Ad ectypa monumentorum a se confecta edidit. Mit einem
Atlas von 32 lithographirten Tafeln. 10 Thlr.
Auswahl der wichtigsten Urkunden des Aegyp tischen
Altert hu ms, theils zum ersten Male, theils nach den Denkmälern be-
richtigt herausgegeben und erläutert. 8 Thlr.
Paläographie als Mittel für die Sprachforschung. Zunächst am
Sanskrit nachgewiesen. 2te Auflage. 5 Thlr.
Meineke, A., Vindiciarum Strabonianarum Über, 1^ Thlr.
Miliin, A. L.. mythologische Gallerie. Eine Sammlung von mehr als 750
antiken Denkmälern, Statuen, geschnittenen Steinen, Münzen und Gemäl-
den. 3. Auflage (Herausgeg. von G. Parthey). 2 Bände (Band I den
Text, Band II die Kupfertafeln enthaltend). 8 Thlr.
Partliey, G., das Alexandrinische Museum. Eine von der Königl. Akademie
der Wissenschaften zu Berlin gekrönte Preisschrift. Mit 1 Plan von
Alexandrien. 1{ Thr.
de Philis Insula ejusque monumentis commentatio. Accedunt
duae Tabulae (fol. maj.) 1 Thlr.
Vocabularium coptico-latinum et latino-copticum e Peyroni et
Tattami lexicis concinuavit. Accedunt elenchus episcopatuum Aegypti, in-
dex Aegypti geograph. coptico-latinus, index Aegypti geograph. latiao-
copticus, vocabula Aegyptia a scriptoribus graecis explicata, vocabula Ae-
gyptia a scriptoribus latina explicata. 6 Thlr.
Siciliae antiquae Tabula emeudata. (Die dazu gehörige Karte
ist in kl. Folio.) 1 Thlr.
Aegyptische Personennamen bei den Klassikern in Papyrusrollen
und auf Inschriften. 1 Thlr.
Pertz, K. A. Fr., de Cosmographia Ethici libri tres. Accedit tabula, l Thlr.
Plutarch, über Isis und Osiris, nach neu verglichenen Handschriften mit
Uebersetzung und Erläuterungen herausgeg. von G. Parthey. 2 Thlr.
Pollucis, Jul., Onomasticon ex recensione Imm. Bekkeri. 2 Thlr,
Raveniiatis anonymi cosmographia et Guidonis geographica. Ex libris manu
scriptis ediderunt M. Binder et G. Parthey. Accedit tabula. 3^ Thlr.
Solini, C. Jul., Collectanea rerum memorabilium. Recognovit Th. Mommsen.
3 Thlr.
Strabonis Geograiihica recensuit commontario critico instruxit Gustavus
Kram er. 3 Voll. 11 Thlr.
Der 3te Band dieser neuesten und besten Ausgabe des Strabo enthält zu-
gleich einen historisch-geographischen Index über das ganze Werk.
recensuit indicem geographicum et historicum adiecit Gust. Kra-
mer. Editio minor. 2 Voll. 23 Thlr.
Strabou's Flrdbeschreibung in 17 Büchern. Nach berichtigtem griechischen
Texte unter Begleitung kritischer und erklärender Anmerk. verdeutscht
von 0. G. Groskurd. 4 Thle. 5 Thlr.
Vater, Joh. Scver., Literatur der Grammatiken, Lexica und Wörter- Samm-
lungen aller Sprachen der Erde. 2te völlig umgearbeitete Ausgabe von
B. Jülff. 3 Thlr.
Wcstltlial, .loll. II., die l^öniischc Kampagne, in topographischer und anti-
qnarisclier Uiasiclit dargestellt. Nebst 1 Karte der Römischen Kampagne
(Contorni di Roma moderna) und 1 Wegkarte des alten Lazium (Ager
Romanus). Die Karten sind in gr. Fol. 3j Thlr.
0
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Sprenger, Aloys
Das Leben imd die Lehre
des Mohammed