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Full text of "Die Lehre des Johann Hus und ihre Bedeutung für die Entwicklung der neueren Zeit"

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BX 

4915 
.F74 
1862 


BX  4915   .F74  1862 
Friedrich,  J.  1836-1917. 
Die  Lehre  des  Johann  Hus  ui 
ihre  Bedeutung  f  ur  die 


$  t  e  8  e  $  r  e    (  N0V  8  ^ 

3  u  b  a  n  n 

nnb  ifiit  IBttontintg 

für 

/ 

bit  (Sntiptcflung  t>er  neueren  3eit. 


(Eine  fjnbtlitnttottjBrdirtft 
Dr.  Statut  grie&ridj* 


£>rucf  unb  Verlag  »on  ®eorg  Qofepl)  Sttcm^ 
1862. 


(Einleitung. 

pie  ^erfön(idf;feit  be$  ^otyann  §u$  aiefyt  in  ber  ncucftcn 
3ett  bie  Befonbere  2(ufmerffamfeit  nid)t  Bfcö  ber  ©eletyrten,  fon* 
bern  audj  fceö  ^roteftattttfd&en  £)eutfd;lanb$  toieber  metjr  auf  ficr). ')  « 
Unb  in  ber  £r;at  ift  biefetBe  eine  ©eftalt,  eine  @rfd)einung  in 
ber  ©efd^td^te,  toetcfye  für  $atf;oüfen  nicfyt  minber  aU  für  bie 
^rcteftanten  bon  ber  größten  fyiftcrifcfyen  SBebeutung  ift.  2ln 
feine  ^evfönftcfyfett  fnüpfen  ftd;  Erinnerungen,  ton  Üjm  gingen 
©ebanfen,  Benmgt  ober  unBettntfst,  aus,  toetcfye  bon  ben  unaB* 
fefyBarften  geigen  toaren.  §u$  ift  nid)t  blcö  ber  gerftörer  ber 
mittelalterlichen  $irdje  unb  ein  §aupturr;eBer  ber  fpäteren  pro* 
teftantifcfyeu  9?eformBeroegung,  fonbern  Bei  ber  engen  SBerBtnbung 
be$  mittelalterlid)en  (Staates  mit  ber  £ird;e  aud>  ber  23ernid;ter 
jene^.  £>afj  man  ifm  oon  Anfang  an  für  einen  Vorläufer  Sutfycr'S 
Betrachtete,  ift  nad;  einigen  leiten  Inn  gettnfj  eine  richtige 
(Sinftd;t  in  feine  £ct)re;  aBer  aud;  ba$  anbere  Moment,  feine 
Politiken  ^rincttueu,  muffen  getoürbigt  werben.  @d;on  „bie 
acr)t  £)octoren", <2)  fdjon  ba$  (Sonett  oon  Honftan$,  ftf;on  Ä.  ®u 

1)  3)tc  Hagem,  Seit,  fc.  7.  Ifcoto.  1861  bringt  bie  9?oti$  aus  <prag 
(3.  D^o^O  f  baß  bort  eine  günftt>o<$enf<$rtft  unter  bem  Xitti  „$u%"  com 
^aftor  ber  Böt)mi[(^*eöangetifc^en  ©emeinbe  erfreuten  »erbe. 

2)  Respons.  ad  Script.  8  doctor.  Opp.  J.  Huss.  T.  I.  c.  2.  p.  368.  seq. 

1  * 


4 


giSmunb  *)  ahnten  aucfy  in  btefer  §infi$t  bie  Tragweite  ber 
fniffittfcfyen  Behauptungen;  mit  bem  ricfytigften  Sd)arfbu'de  f^ric^t 
fic^>  aber  barüber  £oui3  Btanc  aus,  wenn  er  i^n  „ben  werben* 
ben  ©eift  ber  mobernen  Deootutionen"  nennt.  @3  galt  fein 
(Streben  ber  $ir$e  nur  rem  Staate  $ugteicfy,  barum  tag  es  im 
^ntereffe  beS  teueren  nid)t  weniger,  afä  jener,  bie  f)uffitifd?en 
3rrtef)reu  mit  ber  Sittel  anzureißen  unb  bie$  ©efd;äft  Bifd)öfen 
nnb  ^rataten,  Königen  nnb  dürften  311  empfehlen.2)  ^ßrofeffor 
§)öffcr  in  ^ßrag  ift  unermübütf;  in  ber  (Srforfd;ung  nnb  2tuffyeu% 
nng  ber  ^nffitifc^en  ©efd>icf)te;  aber  eine  £>arfteünng  ber  £el)re 
§mffen3  fefytt  noef)  auf  Seite  ber  ^atfwtifen.  3$  glaube  batjer 
bnrer)  gegenwärtige  Arbeit  eine  ßücfe  in  unferer  fattwtifcfyen  £ite* 
ratur  au^ufütten. 3) 

£)ie  £et?re  §uffen$  bebingte  ba8  Verfahren  bes  (SoncitS 
bon  (£onftan$  gegen  üjn.  9?ur  wenn  aus  biefer  wirfücfy  feine 
©efäfyrüdtfeit,  oon  ber  (Sonett  nnb  föufer  überzeugt  waren,  er* 
wiefen  werben  fann,  bann  Wirb  fid)  and;  bietet  in  bem  33erf)at= 
ten  beiber  gegen  U)n  erftären.  (£&  Wirb  fief)  babei  natürlich  auefy 
fyerauSftetten,  in  wettern  SBerijaftniffe  $u  Sutfjer  ftetjt;  aber 
baS  fann,  ja  muß  bereite  im  Boraus  bemerft  werben,  Wie  §itS 
nod)  nic^t  bis  auf  ben  $unft  £utl)er'3  vorgegangen  war,  fo  barf 
man  bei  Beurteilung  ber  t)uffittfd;en  ©efctytctyte  aueb  nod;  nicfyt 
ben  SOlagftaB  beS  fecf>^er)nten  ober  gar  neunzehnten  3afyrfyunbert$ 
anlegen.  3ur  bz&  £m8  fennt  man  neben  mittelalterlicher 
Kirche  unb  (Btaat  nod)  feine  anberen  firchtid;  Wie  potitifefy  be= 
red)tigte  d?rifttid)e  ©etnemben,  fo  Wenig  a(3  bieS  g(eid)  im  %\\* 
fang  ber  Deformation  ber  gafl  gewefen  War.  Senn  barum  auch 


')  #öfler,  @ef($i<$tfi$ret&er  ber  fmffit.  Bewegung  in  33öf>men.  II.  1. 
@.  257. 

2)  Softer,  L  c.  @.  280  u.  317. 

3)  3d)  fenne  auf  @ctte  ber  Äattyoftfen  nur  bie  £>iffertation:  Utrum 
Hussii  doctrina  ftierit  haeretica  et  merito  ab  ecclesia  catholica  anathe- 
mate  proscripta  nec  ne?  Scripsit  Adolphus  Cappenberg.  Monasterii.  1834. 
8ie  fd)eint  ats  2)iffertotion  eine  geringe  Verbreitung  erhalten  3U  Ipafren. 


5 


in  ganz  ©eutfctylanb  bie  23egeiftcrung  für  ba8  fir($üc^e  (unb 
wefy  aitd>  ftaatlid;c)  Sntcrcffe  fo  getoictyen  toar,  baß  bte  ^aji- 
ftcaticn  Böhmens  eine  für  bie  ©efammtmad;t  2)eutfd;laub$  faft 
unauflösbare  Aufgabe  hntrbe,  uub  bte  <Satf;e  bahin  tarn,  baß 
man  frmn  erften  9Jcalc  mit  beu  §äretifcrn  einen  förmlichen  33er* 
glcid;  eingeben  mußte,  in  keimten  ber  *ßroteftanti$mu3  fich  ju- 
erft  feine  äußere  greifet!  erfampfte:  *)  fo  toat  bie3  beef;  erft  ein 
Defultat  ber  fortfdjrcitenbcn  ChtttDidlung  ber  SBerljcUtmffe,  Wie 
man  ftd;  biefelben  aber  im  3a$re  1415  noch  ntct)t  einmal  ben* 
fen  fonnte. 

21u$  bem  bi^er  ©efagteu  mag  leidet  erfehen  derben,  baß 
bie  ljnffitifdt)e  8efrc  nicht  bloS  eine  theologifche  grage  tft,  fonbern 
eben  fo  fet)r  eine  polttifd;e  genannt  werben  muß,  tt>a$  gerabe  bei 
bereu  £arftellung  eine  eigentümliche  @d;U)ierigf eit  fceranlafk 
316 er  nur  bte  SBehanbfung  beS  ©egenftaubeä  nad;  biefen  Betben 
©efichtspunften  tmrb  einen  ©croinn  bieten,  um  bie  wttertoütylten 
35erl$ltniffe  be$  fünfzehnten  3ahrhnubert8  unb  baburd;  bie 
beutfehe  Deformation  unb  aud;  uufere  je£ige  ftrdt>ttdt)e  toie  poli 
tifdt)e  £age  genauer  unb  in  it)rer  ©enefi$  3U  erfennen.  £>enn 
gan$  richtig  fagt  ein  (Sorrefponbent  ber  ungemeinen  B^tog 
(oom  8.  9?ooember)  in  ^Betreff  ber  Haltung  be£  ungarifchen 
Uterus:  „£)a$  mag  fich  ber  Hierum  gefagt  fein  (äffen:  £)a3  re- 
volutionäre ^ßrineip  beS  fed^ehnten  3ahrl)unbert$  (ich  fage 
eigentlid;  be$  fünfzehnten)  unb  be$  (SonoentS  ftedt  h^utage  in 
bem  ^ationalität3fd;n)inbel.''  £a$u  gibt  ein  neuerlich  erft  er* 
fchieneneS  <£d)xtftd)cn  oon  einem  ^roteftanten  ben  ertoünfdj>teften 
Kommentar,  trenn  e$  barin  l)eißt:  ,,))hd)  ein  (SnittncflungS*  ober 
SütflöfungSmoment  beS  £atholicismu#  (äffen  fie  mid)  $ur  Sprache 
bringen.  (5$  ift  bie  SBebeutung,  bie  in  ber  ©egentoart  bie  9c  a* 
tionali  tat  erlangt.  3a,  eS  toar  ficher  eine  gefchid)tltche  9con)5 
toenbigfeit,  baß  im  Anfange  be$  DJcittelalterS  bie  inelfityfigen 
Nationen  alle  unter  eine  Einheit  gebeugt  würben.   3e£t  aber 


!)  ©engler  in  T.  0-  a.  1832.  <S.  216. 


6 


ift  bie  gelt  gekommen,  ba  jebe  hatten,  im  23ctüitgtfctn  ber  3u* 
fammengefyö'rigfeit  aller,  \tytt  (Sigentpmücbfeiten  entfalten  fann. 
£)a  fte^t  bann  aber  gteidj  anf  bem  erften  nnb  fyeiügften  ©ebietc, 
anf  bem  ©ebiete  ber  Religion  ein  £inberm§  ber  nationalen 
(Snttoidlung  ba.  Die  fatfyotifcfyc  £ird)c  f;at  ü)ren  ©djtrerpuuft 
in  Otom.  $fyre  ^riefter  rennen  —  bafern  fie  anberS  redjte,  fa- 
tfyoi'ifcfye  ^ßrteftcr  fein  trotten ,  —  niemals  töafcfyafte  Deutfd)c 
fein,  bie  römifcr)ett  Sntereffen  teerben  ftets  mit  tt)rer  ä$atertanb^ 
ttebe  in  Sonflift  femmen  muffen.  Qrbenfo  gel)t'S  ben  fatr)c(tfd>cn 
£aien."  Um  nun  jebeS  §emmnifj  für  nationale  ßntteidtung  oen 
Seite  ber  $ircr)e  gu  r)eben,  muft  „ba$  ^apfttfyum  jufammenBre= 
cr)en.  (g$  l)at  in  ber  23Ubung  ber  £t\t  feinen  23oben  mefyr. 
£)r)ne  ba3  ^apfttfyum  tft  aber  bie  f atf;cttfc^e  £ird;e  proteftantifer); 
ba$  (El)riftetttt)um  efme  §ierarcr)ie  ift  ^roteftautiSmuS,  benn  fjter 
ift  bie  £)ierarcf)ie  grunbfd£üd)  eenücbtet.'' l)  Dabei  benfe  man  an 
einen  ^ßaffagüa  unb  feine  ©enoffen ,  au  beren  Drohung  mit 
einem  Scfnema ,  trenn  ber  ^apft  ben  nationalen  ^ntereffen 
3taüen3  nicr)t  nacfyfomme,  an  ben  herein  eines  Zfytiteü  beS 
italienifcr)en  (SteruS  jur  2öieberr)erftettung  eines  primitiven  £atr)o* 
ücismuS.  ü$  roirb  fid)  geigen ,  bafj  §u3 ,  trenn  aud;  ned; 
md)t  mit  biefem  ftaren  Betougtfein ,  baS  nämüd)e  £ki  oer 
folgte,  bie  nä'müdmt  Behauptungen,  trenn  aud;  nict)t  in  unferer 
mobernen  Sprad;e,  aitefprad;. 

Darauf  roirb  ficr)  aber  bie  fernere  5ütfgabc  ergeben,  eon= 
ftruirenb  gu  2öerfe  ju  ger)en,  benn  nur  fo  rann  bie  £ragtoeitc 
einer  Öe^re  eine  oettfommeuc  Sürbtgung  ftnben.  Gr8  ift  nun 
atterbingS  toal)r,  baß  §u£  „fein  einziges  fr/ftematifd;  tt)eotegi|rf>ee 
2öerf,  roe(d;e£  ba$  ©ange  feiner  religib'fcn  2BeUanfd)anung  311111 
©egenftanb  fyä'ttc,"  fd)rieb;  icr)  täugne  and;  nicr)t,  ba§  es  „in 
ber  £fyat  fd;roer  ift,  eine  gufanmtenbangenbe  £r)eotegie  puffen* 
Sit  geben;"  aber  tcr)  glaube,  c#  (äffe  ficr)  aus  einer  „^icibe  batb 


')  Äatbolicismuci,  ^roteftantiemtu*  unb  eine  beut|'d)e  9Jationaffivcfie 
\).  33.  to.  £.  £etyjig  1861. 


7 


ba,  batt  bort  jcrftreuter  ©cbanfen  itnb  2(ue|>rüd)e"  rcd)t  gut 
btc  gfofdfratmng  rfncö  2du-iftftel(cr3  ftyftematifirett.  greitid)  batf 
man  f tcf»  iüd)t  „barauf  bcfdu\inteit"  teilen,  fie  Mo*  „^ufammem 
^ttftcÖen",  fonberti  man  mufj  eben  au$  bem  jebcematigen  3ufam« 
menbang  unb  3beeng<mg  ben  rechten  ©efyaft  ber  (Stetten  ergeben 
unb  bann  ba$  ©(derartige  ^ufaiumencrbncu  unb  tu  bie  redete 
Ziehung  }u  etnanber  fefceit. 


§.  2. 

£)er  ^räbcftinatiamSmnö,  ^uffntö  ^>rinct^. 

£)a$  ßfyriftentr/unt  mit!  afö  eine  Offenbarung  ©etteg  be^ 
griffen  werben.  Saturn  toar  c£  and)  ton  je^er  a(3  ein  fyarme; 
tttf$e3  ttanjeS  Betrachtet  werben  unb  fetbft  bie  3rrfet)rer  alle 
i>em  2(nfange  an  Ratten  fieb  bamit  befduiftigt,  baffetbe  aunufueben 
gegenüber  3)cm,  in  beffen  33efi^e  fid)  bie  fatt)o(ifd)e  £ird)e  tt>etß 
unb  glaubt;  roeun  fie  aua)  bie  gan^e  £)et(3öcenomie  entfteüteu 
unb  beftruirten,  biefeS  Streben  befeette  fie  beer)»  2tm  meiften 
tritt  biefe  (Mdmnung  bei  ben  ^räbeftinatiauifd)en  ^erirrungen 
fyerfcor.  £)er  ftarre,  abfeutte  ^rä>eftinatiani3mu3  verträgt  fid> 
einmal  nid)t  mit  beut  unioerfetten  (5t)arafter  be3  £r/riftentr/um3, 
unb  bed)  £ermod)ten  e$  oft  bie  ebctfteu  ©eifter  nid)t  in  ifyczm 
Streben,  jene  §armenic  51t  finben.  bemfetben  $u  entgegen,  Crrft 
bnvd)  bie  ir;iffen|d)aft(id)en  sJicfu(tate  ton  3\n)rt)unberten  gelingt 
c$,  ober  üicünc^r  toirb  e3  gelingen ,  biefeS  ^rebtem  ber  meg-^ 
tiebften  t'bfung  nat)e  $u  bringen.  £)ic  &ird)e  gibt  bafür,  icb 
möd)te  fagen,  bfofe  grobe  Umriffe,  bereu  £urd;füb;rung  ber  tr)eo^ 
togifd)en  (grfetwötijj  über  (äffen  bleibt.  £>ie  aber  auö  ben  3"öcn 
einer  Sfi3$e  burd;  bie  mer?r  ober  weniger  geübte  §anb,  ben  mcfyr 
ober  minber  genialen  &epf  eine  Sd;öpfung  fcon  größerem  ober 
geringerem  &3erü),  ober  gar  eine  daricatur  eutftel)en  tarn,  fo 
fann  es  aud)  bem  Gnu^eüten  bei  ber  fr/ftematifd)en  Chtttoidutug 
ber  fircpd)en  \?et)re  ergeben,    grei(id)  füt)rt  jefct  ber  Deumen 


8 


aus  tiefen  langjährigen  Erfahrungen ,  für}  bie  fegcnannrc 
Sd>ule,  über  manche,  toemt  and;  nid)t  alle  Glitten  fn'iurcg.  SDte 
Erfahrung,  n)elct)e  man  farbolifckrfctt*  burcr)  bie  ©egcnfäue  ber 
Sluguftinianer  unb  £hemiften,  burct)  bie  kämpfe  mit  33aju8  nnb 
3anfeniu8,  prcteftanttfctyerfettS  burct)  bie  altmählige  Grrfenntnir} 
ton  ber  Unr)a(tbarfcit  ber  ^rärcfttnatien£lehre  Öutljer'S  macbte, 
^atte  man  aber  jum  großen  2$etl  im  Mittelalter  nccb  gu  Rift« 
cr)en,  tte&halb  e$  nicht  jum  bertotmbera  tft,  frettn  bamate  ned> 
Mancher  fidb  ben  &et;f  an  biefen  Glitten  3crfd)eüte.  So  nun 
rotterfuhr  e$  auch  £m$. 

sJcact)  ihm  „fear  2ltant  in  urfprüng(iduT  ©erednigfeit  Ott* 
[tauben,  aber  fo,  tag  er  fpä'ter  füntigen  rennte".  *)  Itttb  h>trftu$ 
füntigte  er  and).  £urd)  ben  gall  ber  Stamntältern  hatte  aber 
bie  2ftenfd$eit  bie  ©nate  »erlernt, 2)  turct)  bie  früher  ®o*t  ba$ 
Öeben  ber  (Seele  tear,3)  ebenfo  bie  ^errfcbaft  über  bie  Üftatur, 
mährenb  er  felbfr  ber  te$  £ote$  terfiet.4)  SDet  -Herpel*  roar 
muthtoillig  (petulans)  geteerten  ,  intern  er  au*  fetner  Unter« 
roürfigfeit  unter  bie  Seele  gefcntmen  bie  terfinfterte5)  Seele 
burct)  Oeibenfcbaftett  unb  ©etanfen  beftürmr.6)  ^oct)  nodb  grBjjere 
geigen  feilte  tie  Uebertreruttg  ter  erfreu  33Zenfcr)en  haben.  i)tacf> 
Slugufttnu«  nämlich  behauptet  aueb  §uS,  tie  äßenf$$ett  fei  tttreh 
ten  gall  eine  „massa  perdita"  geteerten,  bon  ber  „nur 
©ott  aüeut  trenne".7)  „£er  allroiffenbe  ©Ott  nämlich,  roel* 
eher  alles  nad;  3)caj$ ,  ©etoidu  unb  erntete,  befttmmte 
auch,  tüte  oiele  SKenföen  fcbliejilict)  feiig  roerten  feilten." s) 
Diefe  ^räbeftination  geflieht  aber  fraft  be$  @erbienfte8  Ebrifri,9) 

')  Explic.  in  I.  ep.  Joa.  c.  2.  Tom.  II.  p.  329.  b. 
5)  Ctra  praedicator.  Plznensem.  T.  I.  p.  184.  a. 
3)  De  deeimis.  T.  I.  p.  162.  a. 
A)  L.  c. 

5)  De  trinit.  s.  T.  L  p.  131.  a. 

6)  De  pace.  I.  p.  60.  b. 

7)  Explic.  i.  c.  4.  ep.  1.  ad  Cor.  T.  II.  p.  148.  a.  b. 
•)  De  eccl.  I.  c.  1.  p.  244.  a. 

')  L.  c.  c.  14.  p.  277.  a. 


9 


unb  „ohne  2utfer/en  ber  ^ßerfonen  in  ©ott"  *)  nnb  ift  eine 
erotge,2)  nnb  jroar  fo  fehr  eroig,  baß  „e3  unmöglich  ift,  baj$ 
ein  23orhergerouj?ter  auch  nur  ein  ©lieb  ber  £ird;e  je  fein 
tonnte."3)  £)ie  Grroigfeit  ber  ^rabeftination  unb  bamit  bae 
erutge,  unabä'nberlid;e  £00$  ber  3)?enfdjen  leuchtet  jebodt)  ein  aus 
jenem  famofen  $rütcty:  ©ott  fann  nicht  ettpaö  bon  Dauern 
erfcnnen  ober  lieben,  tote  SluguftinuS  (6.  de  Trinit.)  fagt: 
©ctt  fann  nicht  anfangen  ober  aufhören  etroaS  einpfehen,  ober 
einen  5lft  beS  Sillens  ^erüorjurufen.  gerner  teuftet  e3  barauö 
ein,  roeil  ©ott  unroanbelbar  ift  nnb  enblich  fein  kennen  unb 
Soften  nict)t  bon  2lu§en  abfängt4)  3n  golge  biefer  ^ßräbe* 
fttnatton  „fd;eiben  fid;  alle -Httenfchen  eigentlich  in  feiertet Älaf* 
fen ;  bic  einen  finb  nämlich  Äinbcr  ©otte3  unb  bie  anberen  finb 
beS  Teufels  $inber.  Unb  ba$  ger)t  bom  erften  SD?enfcr)en  bis 
]um  testen  hinab."5)  £)ie  ^ßräbeftination  ift  eine  „©nabe, 
roeld>e  3u  bem  natürlichen  Sein  hinzugefügt  toirb"6)  unb  baS- 
felbe  jenem  mr/ftifcf;en  $eibe  einverleibt,  bon  bem  e$  nidbt  mehr 
getrennt  toerben  fann.7) 

£>a$  ift  bie  Anficht  puffen«  bon  ber  2ftenfd^ett  nad)  bem 
galle,  eine  2lnfid;t,  in  bie  er  fid?  fo  hineingelebt  ^atte,  bie  er  fo 
als  bie  £)auptfad)e  betrachtete,  baß  e$  eigentlich  nur  noch  galt, 
baS  gan^e  (Styriftenthum  mit  feinen  Behren  bamit,  toenn  auch  in 
cen  äußerlichften  unb  ge^roungenften  Gnnflang  gu  bringen.  So 
faßt  er  benn  fd)on  bie  SDZtffion  @$rifti  in  einem  eigentümlichen, 
feinem  ^räbeftinatianiemuö  enifprecr/enben  Sinne  auf.  „@hriftuS 
toar  (nach  *m  erften  Slugenblid  ber  Seit  ber  Bräutigam 
ber  Kirche  burch  bie  ^3rdbefttnation;  in    ber  Söeftättgung  ber 


')  Explic.  i.  ep.  Jac.  1.  II.  p.  196.  a. 

2)  Disput,  adv.  indulg.  papal.  I.  p.  226,  a;  227.  a. 

3)  De  eccl.  c.  4.  p.  250.  a. 
*)  L.  c. 

6)  «pofiille,  ^5r.  5.  (Sonntag  ber  ftaften  (Judica). 

6)  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  I.  c.  2.  p.  335.  b. 

7)  Höfler,  l.  c.  art.  2.  8.  258. 


10 


dtrgel  aber  gab  er  einem  £fjeU  feiner  93raut  ifjre  Sftttgtft,  nnb 
fo  in  ber  SBeftätigmtg  be$  gerechten  2lbe(  nnb  anberer  £et(igen 
bis  gnr  Inkarnation,  inbem  immer  bie  nämücfye  Verlobung  (ber 
^räb eftin atton)  fortloafyrte ,  aber  in  ber  ^ncarnatton  fd)(o§  er 
eine  gtoette  G?§e,  ba  er  einen  getotffen  fönigtieben  £f)ctt  ber  gatt* 
gen  ®ird?e  fd;uf,  fteld;cr  ob  einer  beftimmten  GrtgentljiimUdjfett 
d^rift(id;e  $ird;e  genannt  toirb,  ba  er  bamatö  atö  nnfer  güljrer 
nnb  ©efc^geber  oertranüd)  feine  23rant  anfprad;." l)  Oben  tonrbe 
fdjon  erinnert,  bafj  £m3  fi*eiüct)  bie  Sßräbefttnatton  nnr  fraft  be$ 
^erbtenfteö  (Sfyrifti  (virtute  meriti  Christi)  oon  (£tt>igfeit  ge* 
f ebenen  taffe ,  tt>a$  afterbingS  bem  d;rtftfid)en  ©etfte  nod;  ct;cr 
cntffcricfyt;  atfein  bie  üDftffton  ^rifti  ift  bei  tfym,  toie  es  fcfyeint, 
burd;anS  feine  nnioerfefte  mel)r.  Senn  er  and?  noefy  fo  oft 
nnb  immer  bebanptet,  bnrd;  bie  fd;üe^(id;e  Unbngfertigf eit  gefye 
ber  SO^enfd;  gn  ©rnnbe,2)  ober  toegen  berfetben  gehöre  er  jn  ben 
33orbergettmßtett,  fo  fagt  er  e$  eben  fo  oft,  bafj  fie  nnbnfjfertig 
feien,  toett  i^nen  bie  „©nabe  ber  23efyarrtid;>feitV)  u>etd;e  nad> 
§n3  nid?t$  anbercS  atö  bie  „©mibe",  „ber  Sehn",  „baS  $3anb 
ber  ^räbeftination"  ift,  fetyte.  SBotyt  „f;at  jeber  3ttenfd>  3eit 
lux  SBuße  bis  311m  legten  Slngenbttcf  feines  £eben$,  baS  fyeißt, 
fo  (ange  er  tebt,"4)  too^t  „hm  ©Ott,  ba  er  ber  gerecfytefte 
9iid;ter  ift,  ben  ülttenfdjen  nnr  toegen  feinet  9ftißoerbienfte$  Oer* 
bammen;"5)  aftetn  alt  biefe  23erfidjernngcn  fommen  nicfyt  oon 
gerne  ben  fatf)ottfd;en  £efyren  natye,  ober  geigen  tf}atfäd;üdj>  ©Ott 
nicfyt  a(S  ben  Urheber  beS  SBöfen,  ba  §n$  bie  ^ßräbeftination  a(S 
fo  burd;grctfcnb  fid;  benft,  bafj  ber  $  od?  er  gefugte  gar  nie  ein 
©lieb  ber  Zeitigen  SDhtttcr,  ber  fatfyoüfdjen  $ird;e,  fein  rann." 
3t)m  toirb  bie  £iebe  Gtyrtfti  nicr)t  einmal  gn  £t)ci(,  obgteid;  „©ott 


')  De  eccl.  c.  2.  p.  246.  a. 

a)  3.  53.  de  eccl.  c.  6.  p.  255.  b. 

3)  L.  c.  I.  c.  3.  p.  248.  a. 

')  Tract.  de  tribus  dubiis.  I.  p.  210.  b. 

5)  De  eccl.  c.  22.  p.  310.  b. 


i  I 


fo  fcfjr  bie  2Mt  liebte,  bag  er  feinen  cingebornen  (Sotnt  bafyin 
gab",  beim  „e$  fei  mtmögücf) ,  bafj  er  einen  83orljergetott§te«  fc 
fchr  Brie  feine  SBraut;  »te  fid;  fetbft  nämlid;,  Hebe;" ')  fcieüncfyr 
„fyafüt  er  jeben  ©orljergetiMfjten  fo  fefyr,  wie  je  nad)  bem  (elften 
®cri<$te.  £>cnn  ba  (Sott  oottfommen  weift,  rDe(d;eö  Qrnbe  jeber 
33or4jergeWW3te  netnnen,  bagegen  wetd;c  33uge  ber  23orfyerbeftimmtc, 
trenn  er  and;  faßt,  tfmn  nnb  wie  er  iljm  ewig  wofytgefättig  fein 
werbe,  fo  (enef/tet  ein,  bag  ©ort  jeben  (afterl)aften  $ori)er&e* 
ftimmten  meljr  üebt,  a(3  einen  $ort)crgeWnßten ,  er  mag  fief;  in 
wetd)er  temporären  ©mibe  immer  befinben,  weil  er  eben  ben 
^räbeftinirten  im  23efi£  ber  ewigen  (Seligkeit,  ben  Sßräöcitcn  aber 
in  bem  bc#  ewigen  gcnerS  l)aben  wüf."2)  „©Ott,  ber  Äönig 
bc3  Gebens,  bon  feiner  (Seite  $mi  beibe,  ben  ^ßräbefttnirten 
nnb  ^räScttcn,  als  feine  Qreatnren  liebenb,  (iebt  bod)  ben  $rfc 
beftinirten  mel)r,  weil  er  üjm  eine  größere  ©nabe  ober  ein  größere* 
©efebenf  gewährt,  nämtid)  baS  ewige  geben,  ba$  öor$ügttcr)er 
ift  als  bie  blofe  ©nabe  naet)  ber  gegenwärtigen  ©erecr)tigf"eit" 3) 
£)iefe  23et)anptnng  Wirb  im  Uebrigen  and)  baburd)  nicfyt 
entfräftet,  baß  |)u3  fogar  ben  s}3räSciten  temporär  einen  ©ered;ten 
fein  tagt;  benn  es  t)at  biefe  „gegenwärtige  ©ered)tigfeit"  bod) 
feinen  2Bertt)  für  it)n,  er  gehört  tro^bem  nid;t  ^nr  $ird;e,  ift 
trofcbem  Q>t)rtfto  fd;on  betragt ,  Wie  nad;  bem  testen  ©erid;te, 
nnb  „ein  ©lieb  be$  Teufel«  (wenn  er  and)  jur  3eü  geredet 
ift)",4)  fo  baß  and;  ber  ot)nebie8  einfeitig  gepellte  @afc  wertt> 
lo3  wirb:  „£t)riftn$  war  bem  ganzen  $cenfd;engefd;leci)te,  ba£ 
aggregatio  ein  9catnrtorper  genannt  werben  fann,  ein  2öol)ltl)äter, 
fowie  für  bie  gan$e  2ßett,  nad)  feiner  $D?enfct)t)ett  n&miiü) ,  ba 
bnrd;  bie  £raft  beS  geibenS  @t)rifti  eine  gewiffe  feennbäre  $olt* 
enbung  ber  ganzen  £ßett  wnrbe,  nnb  fo  erzeigt  er  ber  gangen 

')  L.  c.  c.  4.  p.  250.  a. 
a)  L.  c.  c.  4.  p.  250.  b. 

3)  2>iefe  (Srffärung  fügte  -SpuS  rem  toovauSgefyetibeu  @afce  hei  in 
avt.  8.  ki  £öfl.  @.  222. 

4)  De  eccl.  c.  4.  p.  251.  a. 


12 


9ftenfd$ett  eine  SBohfthat,  toeun  er  aüe  23erbammte  ftraft, 
t^ettö  toegen  ihres  Unglaubens,  theits  toegen  Sßerstoeiflung,  ftatt 
beren  fie  baS  £nmmu'fche  anftreben  fottten ,  theits  toegen  t>  er- 
meffenen  UrtheUS,  ftatt  beffen  fie  unfcrem  §errn  3efu$ 
£hriftu$  in  Siebe  Ratten  fchfiegüch  anfangen  foüen." !)  Uefcri* 
genS  offener  nnb  nn^toeibenttger  ^atte  fid)  §u3  nicht  aufrechen 
tonnen,  als  too  in  feinem  23uche  „lieber  bie  £ird)e"  nnr  bie 
^räbeftintrten  ^rifti  „mtyfrifd)er  £eib,  beffen  SBraut  finb,  to  eiche 
er  au«  größter  Siebe  mit  feinem  SMute  ertönte."2)  @S  hat 
nun  freilich  auch  biefer  <Sa£  cttt>aö  SahreS,  allein  §uS  Oer- 
mochte  es  nicht,  baSfelbe  ohne  33erjerrung  toieber^ugeben.  @S 
fangen  biefe  @ä£e  jeboch  mit  ber  noch  größeren  UnKar^cit  beS 
Mittelalters  über  bie  ^ntenfioitä't  unb  SBirffamfeit  ber  ©nabe, 
über  baS  SBerhältmfj  beS  göttlichen  (SrfennenS  unb  SollenS  31t* 
fammen.  £mS  hat  nur  bie  testen  (^onfequen^en  einer  berf ehrten 
<Hic^tung  ohne  (Scheu  ausgebrochen  unb  mit  unerfc^ütterltcf;er 
^tanbhafttgfeit  bis  auf  ben  (Scheiterhaufen  behauptet.  @r  fennt 
eigentlich  gar  feine  allgemeine  (SrlöfungSgnabe ,  ber  gegenüber 
jeber  üDfanfd)  gleichberechtigt  unb  oon  ber  er  in  SBe^ug  auf  baS 
§eil  gleichbeeinflußt  toä're,  \tatt  ihrer  fchafft  er  oietmehr  eine  gar 
nicht  ertftivenbe  „©uabe  ber  ^räbeftination." 

£)aS  mußte  oorauSgeftellt  toerben,  um  bie  übrigen,  oft  fo 
parabor^  Hingenben  <Sä£e  ber  Imffitifchen  X^coIoqk  oerftehen  ju 
fönnen.  Wxt  ber  ^räbeftinationötheorie  hängt  aber  auf's  3nnigfte 
bei  §uS  bie  Sehre  oon  ber  Kirche  3ufammen.  Sie  ift  fo  ju 
fagen  nur  bie  metter  enttoiefette,  ober  eigentlich  anberS  formuürtc 
^räbeftinationStehre. 


')  De  eccl.  c.  6.  p.  255.  b;  Tom.  II.  p.  244.  a. 
*)  L.  c.  c.  1.  p.  245.  a. 


13 


§.  3. 

£)ie  Äitcfje  ber  ^räbeflinirten. 

„£)ie  ^eilige  fatfyofifcbe,  baS  ^etgt,  allgemeine  £ircr)e  ift  bie 
©efammtfyeit  after  gegenwärtigen,  früheren  unb  fünftigen  sßräbe- 
ftinirten."  *)  £a$  ift  ber  eigentliche  unb  roafyre  begriff  ber 
lHtffttifcf)en  tirtf;e,  toie  er  auefy  öfter  toieberfefyrt  unb  bon 
ifun  auf  beut  (Sonette  gu  GEonftanj  pt  SBefraftigung  feines  Sa£e$, 
ein  ^ßmSciter  fönne  fein  ^3apft  fein,  Betont  toirb.2)  „®etn  Ort 
ober  irgenb  eine  menfcfyücr/e  ^öa^t  ma$t  $u  einem  ©Hebe 
ber  Uniberfatfircr}e,  fonbern  b(o$  bie  göttliche  ^räbeftination",3) 
ober,  toie  es  23cfjringer  commentirt,  „fein  in  bie  @inne  fatlenbes 
3eict)en",4)  toa$  aud)  §uS  f etbft  au  einer  anbem  Stelle  nafyer 
Beftimmt,  inbem  er  fagt:  „sJ?ier/t  0?aug  ber  Söürbe,  ntc$t  menfcr/= 
ücr)e  Söaljl,  ntc^t  irgenb  ein  ftxinlict)e^  3eid?en  (beö  GfeuS)  maef/t 
$um  ©liebe  ber  $ircfye,  roenn  fo(cr)e  auef)  „in  ber  ^irct)e  feien."5) 
23ielmer)r  „toäre  e$  eine  grofje  Anmaßung,  toenu  ^emanb  o^ne 
Offenbarung  ober  gurcfyt  behaupten  toottte,  er  fei  ein  ©lieb  ber 
fertigen  $ircr)e  ober  £rä  beftinirt" 6)  „£)er  §err  roeiß  tr>or)t 
(nad^  StuguftinuS),  toer  bie  ©einigen  finb,  toer  ankarrt  bis  ^ur 
Ärone  ober  pr  Stamme,  er  fennt  auf  feiner  £enne  ben  Seiten 
unb  bie  (Spreu,  bie  (Saat  unb  ba$  Unfraut,  aber  ben  Uebrigen 
ift  baS  unbefannt,  toer  bie  Rauben,  toer  bie  9?aben  finb;"7) 
„ba  ja  boef;  Dftemanb  toeig,  ob  er  beS  §affe3  ober  ber  £iebe 


»)  L.  c.  c.  1.  p.  244.  a;  245  b.  u.  f.  ».  art.  1.  Bei  pfter.  S.  220; 
art.  1.  @.  244.  f. 

•j  3.  33.  art.  2.  6ei  £öfl  @.  263. 
3)  De  eccl.  c.  3.  p.  248.a 

*)  23ö^ritiger,  Äirc$engef<$i<$te  II.  53b.  4.  2tbt#.  2.  @.  312. 

5)  L.  c.  p.  253.  b.  ii.  art.  5  bei  pfTer  246. 

6)  L.  c.  c.  5.  p.  254.  a. 

7)  L.  c.  c.  5.  p.  255.  a. 


14 


nmrbig  fei",1)  toenn  er  aud)  Reffen  barf,  tag  er  ein  ©tieb  ber 
Zeitigen  fatfyotifcfyen  $ircf;e  fei/'2)  £)arauS  nun  ift  e$  Bereite 
f;intängticr)  ftar,  bag  bie  eigentliche  Äircfje  be$  £u$  eine  fpäter 
„unficfytbar"  genannte  ift.3) 

dagegen  bringt  $u8  fetbft  ben  Gmttoattb,  jeber  crbinirtc 
(Herifer  fei  ein  £r/eif  ber  Zeitigen  SDiuttcr  $trc$e  unb  nnr  bie 
Üftenge  feiger  CEIerifer  fei  bie  $ird)e  «rf  avrovo//a(7t«r  genannt, 
fie  aber  müffe  man  fpeciett  etyren,  toeit  fonft  folgen  ioürbe,  ba§ 
bie  Triften  ifyre  Sftutter  nidjt  feumten.  3a,  toemt  fie  nid^t  ge* 
fannt  toctre,  nntrbe  man  feinen  fytyxiim  geben  unb  es  toiirbe 
eine  große  donfufion  in  ber  ftreitenben  £ird)e  entfielen."  *)  <So 
eigentümlich  biefer  (Stntoanb  geftettt  ift  unb  fo  feljr  btofe  %w 
fict)ten  unb  fegtetdt)  (£infommen$rücf  filtert  in  ir/m  jmtt  3fu$brucfe 
gebraut  toerben ,  benn  bie  afterbings  im  SBftttefato  beüebte 
3benttficintng  ber  £irct)e  mit  bem  Stents  ift  feineStoegS  gan$ 
richtig;  fo  toirb  boer)  toenigftenS  fooiet  ftar  barauS,  fcafj  man  bem 
ibeatiftifdjen  $ircf)enbegriff  be3  §u8  gegenüber  ba$  nottuoenbige 
Moment  ber  8icfytbarf'eit  betonen  ioottte.  §u$  erfennt  bieS  recf)t 
gut,  um  fo  toicfytiger  ift  barum  feine  2tnÜoort.  „£)ie  SBraut 
gfnüfti,  fagt  er  nun,  ioetcfje  bie  ©efammtr/eit  ber  ^räbefttnirten 
ift,  fei  jene  $irdje  xai  ärtovojiiatnav."  „£>er  (Shüoanb,  bafj 
bann  bie  (Hnüften  t^re  SDhtttcr  nicf;t  erfännten,  gette  ntcr)t ;  beim 
nnr  muffen  au$  bem  ©tauben  u ufere  9)httter  erfennen, 
fotoie  nur  ja  auefy  bie  trium^ireube  &ircbc,  Gfyriftnm,  feine 
Butter,  bie  Sfyoftef  mit  ben  fetigen  kugeln  unb  bieten  ^eiligen 
nur  aus  bem  ©tauben  erfennen;  im  23aterlcmb  toerben  toir  erft 
ftar  unfere  Sftutter  mit  ifyren  eintüten  ©fiebern  erfennen.  Sä 
bürfe  bavum  aud)  ber  ©täubige  nicf)t  murren,  fonbern  fief;  mit 
ber  S35ar)r^eit  erfreuen,  toeit  bie  Zeitige  Sftuttter  Äircfye  ifnn  fyier 


')  Resp.  ad  Script.  M.  Steph.  Paletz.  T.  I.  p.  325.  b. 
0  Art.  10  Bei  £öfler  ©.  222. 

3)  ©e&ringer,  l.  c.  ©.  315. 

4)  De  eccl.  c.  5.  p.  254.  a.  f. 


15 


auf  ber  Sanierung  nur  ungctannt  ift,  benn  barauf  ft et? e  ba« 
^cmcnft  bc«  et) r ift 1 1 d; e n  ©tauben«.  £)a«  SBcfen  ber 
$rabeftittatton  ober  bie  tiefte,  bte  ba«  §ocf)3eitef'(ctb  ift  unb  baö 
©tieb  ber  Äirdje  ben  beut  be«  Xeufet«  unterfebeibet,  febaut  mau 
t?ier  nid)t  finnlid&  (sensibiliter)."  „£)ej$a(b  tragen  tott  bod) 
au  biefe  &ird;e  unfere  @d;utb  ab ,  int  cm  nur  GHjrtftuS  jum 
cberften  £>o$ettpriefter  traben  unb  treffen  Stenern,  toel$e  toir  au« 
it)ren  Serfen  gemäß  einem  eenfufeu  ©tauben  für  feine  Liener 
ober  für  Leiter  erfennen  unb  confu«  a(«  ©lieber  (Sfjriftt  &or* 
au$fe|eu ,  $m  Unterhalte  be«  förper«  £em^eratien  reiben." 
„rarau«  aber,  baß  hnr  ofwe  Offenbarung  bte  ©tieber  be«  miy- 
ftijtyen,  ned;  fyier  ttanbetnben  £cibe«  ©&riftt  uid;t  bi«tinct  er= 
tonnen,  eutftcfyt  feine  (Scnfufion  in  ber  ftreitenben  SUrd;e." 

SMefe  „gemeinte" ,  l)  confufc  unb  unerfannte  Iftrdje  ber 
^räbeftinirten ,  bei  ber  §u«  a(d  ber  toafyren  freien  bleibt ,  ift 
ü;m  nun  „bie  Sraut  dfyrifti"  nad;  bem  fyofyen  Vtebe  unb 
3faia$  61.,  „bie  einige  £aube"  (eant.  6.),  ,,ba«  ftarfe  2öeib" 
(<&pxiä))a>.  31.),  „bie  Königin"  nad?  bem  ^fatmiften,  „3^*ufa= 
Um",  „ber  £empel  be«  §errn,  ba«  §immetreid>  unb  bie  <Stabt 
be«  gregen  Lintig«."2)  <Sie  ift  i^m  bie  „Cnne,  Zeitige  unb 
fat^c(ifd;e  Hircfye",  „ber  mtyftifcfye  £eib  Gfyrifti  au«  ©Grifte,  bem 
Raupte,  unb  bem  CEottegtum  ber  ^ßräbeftinirten  conftttuirt",3) 
„beren  (Sinfyeit  in  ber  &mf)tit  ber  ^ßräbcftinatiou  befielt ,  inbem 
bte  ein^ettten  ©tieber  berfetben  ein«  ftnb  burd;  bie  ^räbeftination 
unb  tu  ber  (5inr)ett  ber  (Setigteit.  Qa  ber  ©egeffloart  befielt 
bann  bie  <5tnr)eit  berfetben  aud)  in  ber  be«  ©tauben«,  ber  £u= 
genben  unb  ber  £iebe."4)  „£)iefe  Äirc^c  umfaßt  ferner  brei 
£f;eite,  bie  trium^irenbe,  ftreitcnbe  unb  fd;(afenbe  $ird)c",5) 


')  De  eccl.  c.  3.  p.  246.  b. 

2)  L.  c.  c.  1.  p.  244.  f.  De  fidei  suae  elucidat,  p.  63.  b.  etc. 

3)  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  p.  335.  b. 

4)  De  eccl.  c.  2.  p.  246.  a. 

5)  L.  c.  p.  245.  b.  De  fld.  s.  elucid.  p.  63.  b. 


1(3 


toooon  ficfy  bte  triumpfyirenbe  ttocfy  auf  bie  in  golge  ber  $räbe* 
ftinatton  Betoäfyrten  (gngef,  bte  ftreitenbe  auf  atte  über  bte  ganje 
(5rbe  verketteten  (präbefttnirten)  ©lieber1)  erftrecft.  Unb  bteS 
toäre  bie  Äattyoltcität  ber  l)uffitifrf)en  $ird?e,  toäfjrenb  fid^>  beren 
2lpoftoticität  bafyin  Beftimmt,  ba§  bie  Slfcoftet  oottfommen  im 
©eifte  gereinigte  £l)eite  biefer  $ird?e  finb,  tx?eldt)e  fie  burdj  bte 
£ef)re  @f)rifti  unb  il)r  33tut  gepflanzt  tyaBen  unb  nod)  burd)  tt)re 
£el)re  unb  Autorität  in  ifyren  Sßicaren  regieren."2)  §ieBei  barf 
aBer  nie  auger  2(cfyt  gelaffen  derben,  bag  atte  biefe  23egrtffg= 
Beftimmungen  ton  SScrnc  herein  einfeitig  finb,  fo  richtigen  5lnf(ang 
fie  aud)  mitunter  gu  IjaBen  fd)einen,  ba  fie  ftd)  immer  nur  auf 
bie  $ird)e  ber  ^räbeftinirten  Begießen.  Unb  biefen  fd)roffen 
©egenfafc  urgirt  §u$  fo  fer)r,  bag  er  gerabeju  biefer  ^irct)e  ber 
23orf)erBeftimmten  eine  ®ird)e  ber  Sßorljergetoußten ,  eine  <§tyna* 
goge  beg  Satans,  gegenüBerftetfr,  unb  toeldf;e  ber  £eiB  beö  £eufe(S 
at$  it)reö  £>aufcte$  ift,  fo  baß  aucfy  atte  23orl)ergen)u§ten  ©inen 
8eiB  ausmalen. a)  £)effen  äußere  gorm  ift  bie  e&ige  ^3rä$cien$ 


1)  L.  c.  p.  245.  b. 

2)  L.  c.  p.  246.  b. 

3)  De  eccl.  c.  6.  p.  255.  f.  —  2)iefe  3bee  ift  befonberg  in  ber 
„Anatomia  membrorum  Anticliristi"  roeiter  unb  bis  in'S  Stbgefc^macftefte 
auSgefpcnnen.  Sftefjrere  demente  übrigens  machen  e$  mir  tr>aTn^etnli(^r 
bafj  biefe  fcon  SBraunfelS  herausgegebene,  fcou  Suttyer  befrorroortete,  aud; 
in  bie  Nürnberger  ©ammlung  ber  ©Triften  Hüffens  aufgenommene 
@c^rift  nicfyt  toon  §u$  ftamme.  5ttte  ©teilen  beS  §u8,  roe^e  t>ief>er  ge* 
jogen  roerben  fönnen  (T.  I.  232.  a;  313.  a.  b;  118.  b;  248.  a;  338.  b; 
271.  a:  277.  a.),  fagen  nirgenbs,  baß  getoiffe  Sßürben,  ober  getoiffe 
3nftttute,  roie  baS  $a£fttlmm,  atö  fo(d^e  anticfyrijiticf)  ftnb,  biefmeljr 
fefet  £>u8  überall  bte  95ebingung,  roenn  ein  tyapft  fd&Ied&t  lebt,  baS 
^apfrtljum  eben  gang  fcerborben  ift,  bann  ift  ber  ?ßa^>fi  ein  33icar,  ein 
Scfmfer  beS  2Intic§rift8,  ober  fetbji  ein  5tntid;rifi.  ©erabe  bie  Snfi$t 
aber,  baß  beftimmte  SBürben  unb  3nftitute,  roie  ber  <ßa£at,  (Sarbinatat, 
2lrcfyie£iecc£at ,  (SpiScopaf,  SIbbat  unb  (Sanonicat  einerfett«,  anbererfeit« 
bieSürbe  berßaifer,  ß'dntge,  ^eqoge,  2Karfgrafen,  ©rafen,  Marone  unb 
Stienten  at«  fotetye  anttd?rift(i$  feien,  tritt  in  c.  31  ber  „Anatomie  ber 


17 


©otteS,  ber  tt>etg  unb  orbnet,  ba§  afte  ^orfyergenmßten  otö  ©üe^ 
bor  bcS  biabo(ifd;en  ^eibe^  $ur  einigen  ©träfe  berbammt  »erben; 
beffen  innerüd^e  Deformität  aber  ber  fd>(iej3(trf>e  Unge^orfam 
ober  ®tc(3 ,  »etetyen  bie  ^eiligen  bie  ©dmtb  ber  fc$flefjftc#eti 
Utt^ttffertigfett  ober  bie  Sitnbe  gegen  ben  Zeitigen  ©eift  nennen." 
Die  ©lieber  btefeS  ÖeibeS  nehmen  nur  an  ber  2Bot)ttfyat  ber 
fceunba'ren  93oüenbung  ber  ganzen  2öe(t  burdf;  bie  (SrtöfungStfyat 
GDjdfti  £f;eÜ,  inbem  fie  nämftdj  bie  ©träfe  be£  etoigen  geuerä 
butben.  £>od)  fänn  man  aud)  biefen  £eib  be£  STeufete  &ird>e 
Gfyrifti  nennen  »egen  ber  ©cböpfung,  SÖofjftljat  (ber  fecuubä'reu 
^otfeubung)  unb  Gattung,  aber  ntefyt  »egen  ber  Union  bet- 
riebe. Sie  nun.  aber  bie  ^ßrabeftinirten  ntc^t  at$  fotd^e  „fimt* 
erfannt  »erben  tonnen,  tote  bereu  $ird)e  eine  unfid)tbare 
ift,  fo  ift  e$  aud)  bei  ben  ^retöciten  unb  ifyrer  $ird)e  ber  galt; 
feine  2öürbe,  fein  Qnftitut  aU  fofcbeö  bejetdjnet  bereu  Präger 
ober  3Tr)et(uel)mer  als  ^ßräöcite, 

£)ie  Stirpe  ber  ^räbeftinirten  nun  ift  aud;  bie  ^eilige  fatfyo* 
üfd)e  £ird)e,  toetct)e  bie  (5r)rtften  unmittelbar  uad;  beut  ©tauben 
an  ben  Zeitigen  ®eift  befennen.  Seit  fie  nämtiefy  nad;  2lugu* 
ftinuS  bie  ^ödt)fte  Kreatur  ift,  barum  »irb  fie  unmittelbar  nad; 


©tieber  beg  2fatiä)rifl8"  offen  unb  unoerfioten  auf.  3ebenfatf8  ftnbet  ftd) 
biefe  9Bef)au!ptung  ntrgenb«  in  biefer  SBeife  in  ben  Ü6rigen  §u§  jugeb/ö* 
rigen  @d)riften;  {ebenfalls  roufjte  man  nid)t3  fcou  btefer  ©teile  auf  bem 
Sonett  fcou  Sonftan3,  üfcerfrau^t  nid)t3  berartigeS  ans  feinen  ©d)rtften 
ausgeben,  unb  £>u§  fetbft  beteuert  gegen  btefe  ibm  allerdings  juge^ 
fd)riefcene  «nfid)t  (£öfter  1.  c.  184;  188  f;  201;  228.),  baß  er  fie  nie 
gelehrt,  nirgeubS  in  feinen  Sä)rtften  gefer/rieben  (,,et  hoc  intelligitur 
quoad  merita  et  non  quoad  officia.")-  gebort  atter  2öanrfcf)etnltrf;= 

feit  nad)  ÜttatttjäuS  oon  Sanoto  31t;  ouö)  53öbringer  gäbtt  fie  md)t  unter 
ben  @d)riften  be3  auf,  unb  üfteanber  tyrid)t  nid?t  oon  tbr.  3)em  roi- 
berf£rid?t  aud:»  nidn,  ttaS  Steph.  Dolan.  in  f.  Slntifmfj  (Pezii  IV.  388.) 
fa9j*»-  •  ♦  papam  verum  Christi  vicarium  non  solum  inobediens  con- 
temnis,  sed  etiam  turpis  linguae  tuae  detractionibus  Antichristum 
esse  turpiter  et  mendacitpr  describis." 

ftriebrid),  3of)ann  $u§.  2 


18 

bcr  STrinttät  gefegt"1)  @ö  genügt  beut  Triften,  „mit  beut 
formirten  ©tauben  unb  bev  2(u$bauer  a(8  ©(aubenSartiM  oon 
ber  fatfjolifcfyen  ®tr$e  311  glauben,  bajs  eine  traft  beö  Serbien- 
fteS  (Stjrifti  3U  rettenbe  ©emcuifdjaft  gläubiger  2>orb/erbeftinnnter 
fei,  roenn  er  auef;  nid;t  erfüllte  bis  auf  einen  53icar  (Sfyrifti, 
ben  er  ats  ba$  §ai^t  rannte,  fam."2) 

£)amit  ift  £u$,  n>ie  e3  fd)eint,  root)(  faum  hinter  ^utfyer 
mit  feiner  unficfyt baren  £ird)e  juriitf  geblieben.  Sttan  fielet, 
£m8  rennet  sum  Prüfet  Don  ber  $ird)e  nichts  Weniger  ate  bie 
£nerard;ie.    £)ie  ©rünbe  t)iefür  werben  fid;  un$  batb  geigen. 

3m  Uebrigen  barf  man  jebod;  nicr)t  roüt)nen,  baß  §u$ 
niebt  aud)  eine  ftd)tbare  £irct)e  rannte,  ober  a(8  ob  biefe  ettoa 
erft  aus  ber  unficr/tbaren  hervortreten  f  elfte,  nrie  c$  im  Cutl)er= 
tf)itm  ber  gall  fein  fott;  im  ©egentt)eil  ift  bie  fid>tbarc  &ird)c 
eine  notr/roenbige  33ebingung  für  bie  unficr)tbare.  greilid)  t)at 
für  §u8  baö  fid)rbare  Moment  nidjt  met)r  bie  Sßebeutung  unb 
ben  2öertt),  tote  in  ber  fati)olifcr>en  $ird)e,  reo  eben  nur  mittetft 
beffetben  bie  neue  Kreatur  für  bie  unftd>tbare  $ird;e  gefct)affen 
werben  fann,  ba  §u3  feine  ^rä'beftination$Ier)re  31t  übermäßig 
betont  unb  baburd;  aud)  bie  @icbtbarf'eit  ber  &ird;e  Beeinträcr)^ 
tigt.  Allein  er  ift  nodj  ntcf)t  ganj  bis  3U  ber  ioiftfurlid>cn  unb 
rüdficr)t£(ofen  ®d;rifterflä'rung  eines  £utr)er  f ortgef dritten ,  unb 
t)at  fid;  nid;t  bis  3U  bcr  irrationalen  unb  barum  unhaltbaren 
2(uffaffung  beS  gefallenen  93ccnfd;en  oerirrt,  fo  baß  biefer  gan} 
ot)ne  irgenb  eine  SDtfitunrhing  unb  ^etfyeiligung  bei  bem  in  it)m  fcor* 
get)enben  £>eilspreceffc  lea're.  3m  ©egcntr)eil  glaubt  gcrabc  §uS 
barin  einen  3rrtfmm  ber  $ird;e  entbedt  311  l)aben,  baß  fic  ben 
9)ccnfd)cn  nid;t  feinen  geiftigen  Vermögen  unb  ben  gorberungen 
ber  Zeitigen  ©cfyrift  gan3  cntfpred)enb  mit  in  beffeu  £>eU«procefj 


')  De  eccl.  c.  1.  p,  244.  b.  —  De  üd.  s.  eine.  p.  63.  b.  —  Ex- 
plic.  in  V.  c.  1.  Cor.  Tom.  II.  151.  b.  —  art.  12.  HÖH.  S,  223  f  ;  a^  8. 
@.  247. 

2)  De  eccl.  c.  4.  p.  277.  a. 


19 


a(ö  einen  mtttoirfenben  gactor  tbatfad^lid)  aufnehme.  Sobalb 
aber,  ober  »o  ber  SWenfdJ  neef)  in  biefer  Seife  aufgefaßt  nrirb, 
unb  nicht  ©ort  ^(Üe^  etnjtg  unb  allein  in  beut  „ttloke"  feofl* 
bringt,  toenn  e$  in  bemfetben  burd;  C^otteö  Xfyat  nur  gutn  ©e« 
fyltßtfeUl  fommt,  baß  loirflid;  ©Ott  2ltte$  allein  Öjut,  ba  faiiti 
fiefy  fein  SBegriff  oon  einer  rein  unfidubaren,  fid;  felbft  genügenden, 
feineo  fidubaren  .gcidjcnä  bebürftigen  ftirefoe  bilben,  oon  einer 
„geheimen,  Ijetttgen  ©emeinfc&aft ,  einem  ftiflen  ©eiftertumbe", 
„loctcber  toeber  gSnb  nod;  gug  b/at,  nid;t  tytityt  unb  nid;t  fyört, 
in  bem  e$  toeber  8e§re,  nod;  3ud)t,  noc$  SBertoaltung  fircfylid)er 
%abenmittel  gibt,  atfe  btefe  $)inge  freiließ  and;  eutbeljrRäj  finb, 
ba  bie  ©eifter,  bereit  feiner  ctioaS  bon  bem  aubern  toeifj,  otntefyin 
nicht  anfeinanber  nnrfen  tonnen,  toeber  im  ©uteu  nod)  im 
NBb'fen." ')  £)arum  ermangelt  bie  f)uffitifd;e  Äircfoe  feineSn)eg# 
eines  fiebtbaren  Peljr*  unb  ^ßrieftcrtfyums ,  nur  finb  Öetyrer  unb 
föriefter  nid;t  bie  $ird)e,  fonberu  altein  für  bie  Erbauung  ber- 
[efhen  itotfjtoenbig ,  ba£  Ijeigt,  für  baS  toa$  bie  ^rabeftimrten 
(bie  $ird)e)  nod;  neben  unb  $u  ber  ©nabe  ber  s$räbeftination 
$u  (eiften  fyaben;  beim  aud?  „bie  Äirdje  ber  ^räbeftiuirten,  bie 
Prallt  ßfyrifti,  tpie  fie  nodt)  fnenieben  toanbeft,  ftet)t  in  efyebre^ 
cr)erifcf;en  93e$icljungen  umt  teufet  unb  mit  bieten  ©liebern  bc$= 
felben,  fo  ba§  fie  burd;  ^erbrec^en  £artieü  toenigftenS  berberbt 
ift.  Unb  bod;  toirb  fie  nie  a(3  bie  eine  31t  umarmenbe  33raut  feiig 
juc  0?ed;ten  in  bem  £ager  be3  Bräutigams  aufgenemmen,  bis  fie 
eine  reine  ^uugl^n  unb  auf  alle  Seife  ofyne  Ohtn$e(  fein  nrirb."2) 
©ajtt  fommt,  ba§  „jmn  §eü  (nidjt  ber  ©taube  aliein,  alfo  ber 
inftrumeutate,  angeformte  ©laube  genügt,  fonbern)  nur  ber  burd) 
bie  £iebe  geformte  mit  ber  Xugenb  ber  Befyarrlid^eit  gepaarte 
©(au&e  ausreicht",  „jener  ©laube,  ber  ba$  guubament  ber  an= 
bereu  £ugeuben  ift,  in  beuen  jebed;  gerabe  bie  $ircfye  (ebt  (con- 


»)  £ird;e  unb  £tr$en  :c.  fr.  $.  fr.  Sölltnaer.  @.  26;  29 
2)  De  eccl.  c.  2.  p.  245.  b.  f. 

2* 


20 


satur);"1)  fcenn  „baS  gunbameut,  öon  unb  in  bem  juerft  bic 
^eilige  fatfjoltfcfye  ®trd£)e  gegrünbet  tinrb,  ift  (StjrtftitS,  ba3  gun= 
bamcnt  hingegen,  h)oburcf>  —  ber  ©taube,  ber  burd)  bie 
Siek  totvft"2) 


1)  L  c.  c.  8.  p.  259.  a.  b. 

2)  Ouaestio  de  credere.  T.  L  p.  211.  a.  —  SDiefeS  enge  SBerbättniß 
jwifd^en  ^väbeftination  uub  58 e [Raffen Bett  bes  menfd)tid)en  SBefenS,  bie 
Wbbängigfcit  ber  Söeftimntung  beS  einen  Momente«  fcon  ber  beS  anberen, 
fo  baß  jebe  Ueberfdjätenng  biefeS  bie  Unterfcfyäfeung  jenes  bebingt,  bat 
9JcattbeS,  (£om£aratioe  ©ömbolif  @.  490  f.  ftar  erfannt  unb  entfcfyie* 
ben  gegen  bie  SScrfaffer  ber  F.  C.  ausgebrochen,  ©eine  Sorte  finb: 
„Uebrigens  aber  mußten  and?  bie  Sßerfaffer  ber  F.  C. ,  tr-enn  es  ihnen  fo 
febr  um  bie  23ebingtbeit  beS  SBermerfungSbecreteS  unb  um  bie  gxatia 
resistibilis  ju  tbun  toar,  ifyre  2inftd)t  oon  beS  9ftenfd)en  freiem  SBifteu 
änbern.  Denn  foü  ber  bur$  bie  (Srbfünbe  berberbte  SDrenftf)  in  geift- 
lid;en  Singen  gar  fein  liberum  arbitrium  baben,  nid)t  einmal 
ats  blofe  2>iS£ofitiou  jnm  ©nten,  ober  als  eine  geringe  natürliche  dm? 
pföugticfrt'eit  für  bie  ©nabe;  foß  es  ifym  gerabeju  ton  9Zatnr  unmöglicb 
fein,  ber  ©nabe  einmal  nidfyt  gu  «iberftetyen:  —  nun  bann  fann  bot^ 
ttof>t  barin,  baß  er  ifyr  «iberftetyt,  nid)t  bie  Urfacbe  feiner  ^erbammniß 
liegen,  unb  bann  fonnen  bod)  toobl  am  (Snbe  nur  bie  gebeifert  unb  feiig 
«erben,  an  benett  bie  ©nabe  giefyt,  ofyne  $u  ermüben,  an  benen  fie  fid) 
ats  irresistibilis  geigt,  «äbrenb  bie  SInbern  ungebeffert  bleiben,  »eil  fie 
an  if)uen  ermübet?  Sott  atfo  baS  $er«erfnngSbecret  ein  bebingteS  fein, 
bann  mußte  and)  bem  ÜDcenfdjen  «enigftenS  feine  facultas  applicandi  se 
ad  gratiam  sugetyvocben  unb  fo  jitgleid)  bie  iDiogtidtfeit  eines  momentanen 
9cidj>t«iberftef)enS  unb  bamit  ber  Gratia  resistibilis  ftar  beranSgeftettt  «er* 
ben,  «aS  feinestoegs  bitrcb  bie  btofe  Behauptung  gefd)ebeu  ift:  etsi  Dens 
hominem  non  cogit,  ut  convertatur  (qui  enim  seniper  spiritui  s.  re- 
sistunt  .  .  .  hi  non  convertuntur),  attamen  traliit  hominem,  quem  con- 
vertere  decrevit,  sie  autem  eum  trabit,  ut  et  intellectu  coecato  illumi- 
natus  fiat  etc.  Wm  ebenfo  burfte  eS  bann  nid;t  als  ein  $rrtlmm  fcer^ 
worfelt  «erben,  trenn  einer  gtaubt,  quod  non  sola  Dei  misericordia  et 
ss.  Dei  meritum,  sed  etiam  in  nobis  ipsis  aliqua  causa  Sit  electionis 
divinae,  cujus  causae  ratione  Deus  nos  ad  vitam  act.  elegerit."  F.  C. 
p.  621.  821.  —  £ätte  man  biefe  ©infidit  in  biefeS  SBerbäftniß  gehabt,  fo 
«ürbe  man  aber  aud>  fid;er  nid)t  in  rev  Solid,  declar.  gegen  bie  ©e^aa^t* 
ung  ber  bamaligen  „Gpicurä'er",  baß  bei  einer  abfoluten  Uufa'bigfeit  bes 


21 


@ben  bctf  ift  jebcd)  aua)  ber  <Puuft,  bei  bem  £uö  feinem 
principe  fetbft  untreu  tofrb.  @r  fiefyt  ftcf>  uämttä)  genötigt, 
bte  ^nconfequcnj  $u  Begeben,  He  ton  ber  tircfye  au$gefd;toffenen 
^orbergenutgten  lieber  »egen  iftrer  g{eid>geartcten  unb  an  fid; 
aud?  3um  £et(c  gleid;befäfyigtcn  Statut  in  bic  &trd;e  aufjunc^ 
men;  attein  ba$  ift  aud;  2lüe«,  babei  bleibt  £u«,  rpte  fid;  geigen 
toirb,  fielen,  ftatt  baß  er  bon  biefer  23etrad;tung3U)eije  ber  menfä> 
lieben  9htur  Bis  jur  (Statuirung  eine«  bieg  bebingten  ^räbeftU 
nationSbecrete«  fertgefef/ritten  fteirc.  §ier  ftanb  ifym  BefonberS 
feine  irrtbütnlidje  21nfd?auung  bort  ben  Gigeuf  duften  ©otte« 
im  2ßege.  £r  glaubte  nun  bie  aBfotutc  ^räbeftination  mit  ber 
nid;t  aBjuiä'ugnenbcn  biblifebeu  Berechtigung  ber  emptrtfct)en 
$ird;e  in  welligen  Crinflang  gebracht  gu  fyaben,  wenn  er  feinen 
$ird;enbegriff  bafyin  Beftimmte,  baß  „biefelbe  eine  (Sreatur  fei, 
bft  fic  unter  bem  gen)öfmtid>en  tarnen  bie  ^erfammlung  aller 
©laubigen  in  (Sutern  ©tauben  unb  ben  gn)ötf  ©taubenöartifetn 
(bura)  £fyei(nafyme)  ift  unb  in  fia)  ©utc  unb  33öfe  faßt."  0 
^emuac^  „gibt  c3  ein  DierfacfyeS  $erljäftm|  ber  Sßanbcrer  gur 
Zeitigen  Butter,  ber  $ird>e,  inbem  ü)?anc$e  in  üjr  bem  tarnen 
unb  ber  2öirf(td;f'eit  nad;  finb,  h)ie  bie  präbeftinirten  unb  (Sfyrifto 
gefyorfamen  $atl)c(ifen,  30^anct)e  aber  toeber  in  ber  Sirflidtfeit, 
noa;  bem  tarnen  naefy,  tüte  bie  bor^ergetüupten  Reiben;  lieber 
Rubere  nur  bem  tarnen  nad;,  ttie  bie  fyeucfyterifcfyen  Sßotfyerge* 
reiften,  unb  enblid)  Rubere  in  ber  Sirfticfyfeit ,  toenn  fie  aud; 
bau  tarnen  nad?  brausen  gu  fein  fdjeinen,  tote  bie  pretbeftintrten 
Triften,  tueldt)c  bie  «Satrapen  beS  2(nticfyrift3  in  bem  2lngefid;te 
ber  $ira;e  gu  berbammen  fd;einen." 2)   Unb  nad?  einem  anberen 


üftenfdjien  in  getft(icf;en  fingen,  bagegeit  Bei  einer  aBfohiten  ^räbeftinatton 
ein  ^rebigtfyören,  b.  b.  eine  ftcbtbare  Ätrdr)e  ntd)t  toeiter  notfyroenbig  fei — 
erffärt  fyaSen,  man  Ijafce  bodf)  güfte  unb  Dljven,  um  in  bie  ^3rebigt  ju 
gefyen  unb  fte  ju  leeren. 

')  Quaest.  de  cred.  I.  p.  211.  a. 

a)  De  eccl.  3.  p.  248.  a;  c.  5.  p.  252.  a. 


22 


(5intI;eUnng$grunb  britcft  bieö  £m£  and;  fo  au$:  „Einige,  fagt 
man,  finb  in  ber  SHrcfyc  Mos  nac^  einem  nidfytformirten  ©tauben, 
toie  bie  ocrfyergcnntjjtcn,  in  23erbrcd;cn  gefeffeften  Triften;  ober 
fie  finb  in  ber  $ird;e  ttur  nad;  bem  ©tanben  nnb  ber  gegen- 
wärtigen ©nabe ,  ioie  bie  geredeten  Sßcrfyergetonßten ,  toe(d;e  in 
ifyr  aber  nid;t  nad;  ber  'Jkäbeftination  jimt  ewigen  £ebcn  finb. 
9inbere  bagegen  finb  in  ber  Äircf;c  b(o$  nad;  ber  ^ßräbeftination, 
toie  bie  nngetanften  Äinber  ber  @l;rtften,  ober  bie  fünftig  d;rift^ 
Ud;cn  Reiben  ober  3nben;  ober  naefy  bem  nicfytgeformten  ©tan- 
ben  nnb  ber  fteäbeßutation ,  toie  bie  oväbeftinirten,  gegenwärtig 
gtoar  faftertyaften,  foätcr  aber  jur  ©nabe  ^nrndf'efyrenben  Triften. 
'Dann  gibt  c$  and;  ©lieber  ber  $ird;e  nad;  ber  ^räbeftination 
unb  ber  gegenwärtigen  ©nabe,  toie  atte  anscrwäfytten,  @l;riftnm 
in  ben  (Sitten  nad;at;menben  Triften,  bie  aber  immer  noefy  aus 
ber  fltegenbcn  ©nabe  faden  tonnen.  Cmbüd;  gehören  $ur  $trd;e 
aud;  bie  in  ber  ©nabe  betätigten  ©Heber  ber  triumpfnrenben 
&ird;e."  l)  Klein  tre^bem  fetgt  unmittelbar  barauf  bie  23et;anpt= 
nng  nnb  beren  33cwci#,  ba§  bie  jüni  ©lanben  berufenen  (33or- 
fycrgcwnßten)  bod;  feine  ©lieber  ber  Ätrd;e  feien,  inbent  fie  baö 
l;od;3citüd;e  $(eib,  ba#  bie  ^iebe  ber  ^uäbeftinatien  ift,  nid;t(;aben.2) 
(&o  nimmt  bie  ^crtjergcwitßtcn  batb  in  bie  $ird;c  anf, 
batb  fd;(iegt  er  fie  at$.  £)as  xufyvt  aber  Mo3  bafycr,  baft  er 
tfyatfäcfyüd;  eine  bopoettc,  eine  fid;tbare  nnb  nnfid;tbarc  &ird;c 
untcrfd;cibet ,  jebod;  jene  im  $erg(eid;  $u  biefer  bnrd;anö  nid;t 
^trct)e  nennen  Witt. 


')  De  eccl.  c.  5.  p.  252.  a.  —  art.  2.  5.  £»ftcr  ©.  220. 
2)  L.  c.  p.  252.  b. 


23 


§.  4. 

£)ie  ftdjtbnre  SUtcfjc  fmffntS. 

Einige  Slnfcfjannitgeit  jener  gut. 

Der  Sütebrud  „ ficf>tbare  Stirpe"  ift  freilief;  nid)t  ge^ 
laufig;  benn  toaS  ttnr  unter  ihm  ^u  berftehen  getrennt  finb,  tft 
i^m  nichts  toeniger,  als  bie  Kirche.  Seine  Kirche  tft  unb  bleibt 
„bie  53erfammlung  aller  $räbeftijtirtat",  unb  auger  ihr  berbient 
rridjtS  ioabrbaft  (vere)  biefeu  Tanten.  21UerbingS  „toerbe  bte 
>^ trcf>e  auefi  reßtttatito  ober  mtneupatio  genommen,  unb  bann  um- 
faßt fie  bte  ^erfammlung  ber  33orhergetoujHen,  allein  ber  toafyre 
unb  eigentliche  begriff  geht  nur  auf  bie  ^ßräbeftmirten.'' *)  Dod; 
ift  aud)  feine  fichtbare  $ird?e  nid)t  unfere,  nicht  bie  romifd^ 
fatbelifche,  bielmehr  ein  anbereS  erft  bon  i^m  in  ber  33ibel  ent* 
bedtcS  unb  prafttfeh  bnref)  fein  Söirfen  berfuchteS  ^nftitut 

Den  $ampf  gegen  bie  vemtfcr)^fvitt)cftfcr)e  Kirche,  ber  baraue 
nothhxnbig  entfielen  mußte,  nimmt  £m£  bon  $tt>ei  «Seiten  auf, 
unb  }ioar  balb  bon  ber  ißibel,  balb  bon  feinem  &ird)enbegriff 
auö.  Die  Sct)otaftif  hatte  ihr  2)c cg(id)fteö  getrau,  um  bie  Mute* 
ritdt  bcS  ^apfteS  fo  Ijod)  als  möglich  $u  erheben.  Johann  bon 
Salisburty  (f  1182)  ^atte  noch  ben  @afc  ausgebrochen:  „Senn 
in  ber  höchften  ©etoalt  bie  geringftc  StÜfttr  geftattet  ift,  that= 
fachlich  berjenige,  welcher  ben  ®efe£en  borfteht,  feinem  untere 
n>orfen,  aber  bor  bem  Unerlaubten  nur  noch  me^r  befd;rdnft 
wir?,  fo  ift  alfo  aud;  bem  ?a^fte  nur  baS  ©eringfte  erlaubt, 
toeil  ihm  eben  baS  Reifte  erlaubt  ift." 2)  Allein  bie  italienifchen 
Geologen,  bie  23ettelmÖnd)c  unb  (lanoniften  hatten  allmählich 
nicht  bloS  baS  ^heolegumenon  ton  ber  per  fön  liehen  3nfaflifci~ 


')  L.  c.  c.  5.  p.  255.  a. 

2)  Jo.  Salisberiensis  Polycraticus  sive  de  nugis  Curialium.  lib.  8. 
c.  23.  p.  680. 


24 


tität  beS  ^ßa^fte^  gef Raffen  unb  Biö  in'3  äugerfte  (Syrern  aus* 
gewonnen,  fonbern  aud;  beffen  SO?acf;tfiUXe  bis  311m  unertragUchften 
2(bfotuti#mtt£  gefteigert  Man  überf d;aue  nur  bie  theofogifd)e 
KutiDidtung  beiber  fünfte  bom  gtyülften  bis  bieqehnten  3?aljt* 
Rimbert  unb  man  imrb  in  bcr  borauSgeljenben  Behauptung  feine 
Uebertreibung  finben.  SBcnn  man  3.  33.  bei  2ttcr\inber  bon  §)a(eS 
liest,  ü)ie  er  bie  Autorität  beS  <ßapfte$  fo  extrem  faßt,  baß  ihm 
bie  93ifd)Öfe  neben  bein  $apftc  gan§  $n  bilden,  möchte  id)  fagen, 
herabfinfen,  ba§  er  bics  bcfonbcrS  auch  in  feinem  DrbenSintcreffe 
gegenüber  laut  geworbenen  klagen  über  Verlegungen  bifchöfücher 
3uriSbictiou  burd;  bie  Menbicanten  tr)ut, l)  ferner  toemt  man 
in  ben  Kommentaren  über  bie  @enten$en  beS  £ombarben  bie 
fubtifen  DiStinftionen  betrachtet  r  tote  roctt  nämüd;  ber  Sßa^ft 
gehen  bürfe  unb  fonue,  bis  er  fid)  ber  ©tmonte  fdmlbig  macht: 
bann  U)irb  man  erft  jene  traurige  ^eriobe  bon  Uebergriffen  unb 
Mißbrauchen,  jenen  fcf)auertid;cu  Verfall,  ber  bie  getoatttge  9?e* 
formreaction  tyerborrief,  31t  nmrbigen  vermögen.  £>ag  fid)  bie 
fotogen  mit  bem  23etr>eife  befestigten,  baß  ber  $apft  „deus 
mixtus"  ober  „deus  in  terris"  fei,  ift  Wofy  r^armtofer,  alö  eS 
SSMcleff?)  unb  |>uS  auffaßten.  Doch  anberS  »erhält  eS  fid) 
jebenfafts  mit  bem  Ütefitltate ,  bag  ber  ^apft  unb  bie  Karbinate 
bie  Kirche  fein  fotften,  tote  baSfetbe  aud;  oon  ben  (Gegnern  §uf* 
fenS  behauptet  ioorben  toar.  „gerner,  fyeißt  es  ba,  behaupten 
bie  genannten  Doftoren  in  ihrer  <Sd;rift:  Der  ^ßapft  ift  ba« 
£)aupt  ber  romifd)en  £ird;e,  bereu  £eib  aber  baS  Kollegium  ber 
l£örbtnä(e,  iubem  fte  bie  wahren  Nachfolger  beS  Slpoftelfürften 
^etruS  unb  beS  Kollegiums  ber  anbcren  Styoftef  Khrifti  in  bem 
firchtichen  2(mte  finb,  um  ^u  erlernten  unb  $u  befiniren  in  jeb- 
toeber  fathoüfchen  Materie,  biefe  betreffenbe   ^rrthümer  ju 


1)  Alex.  Halesii  Summ,  theol.  part.  IV.  qu.  32.  membr.  4.  fol.  453.  b; 
454.  b.  sequ. 

2)  ©.  Thom.  Waldensis  Doctrinale  antiquit.  fldei  catli.  eccl.  ed. 
Blianciotti.  T.  I.  lib.  2.  art.  3.  r.  50.  p.  508.  sq. 


25 


corrigiren  nnb  reinigen,  nnb  in  aller  berartigen  Materie  für  alle 
hinten  nnb  alle  ©laubige  (Serge  311  trogen.  Denn  für  bic 
Regierung  ber  61  ird) c  anf  ber  ganzen  (*rbe  muß  cS  immer  feld)c 
effenfunbige  toaljre  }cad>felger  in  einem  fcfcr)en  Amte  beS  Apeftel^ 
fürften  Petrus  nnb  beS  GetlegiumS  ber  anberen  Apeftcl  (£ljriftt 
geben;  boef>  fann  cS  feine  aubere  fo  befebaffene  ütad>felger  auf 
(Srben  geben,  ned;  fönnen  irgenbtüo  anbere  gefunben  werben,  atö 
ber  ^pabfr,  baS  §attfct,  unb  baS  (üellegium  ber  (Sarbinäle,  ber 
Öeib  ber  remifchen  $  irdje."  l)  Damit  haben  tt>ir  übrigens  eine 
®runbanfd;auung  ber  3eit.  2öir  Riffen,  lote  toett  eS  burd?  bie 
auSfcbliepIidje  Regierung  biefer  „>iircbe"  gefemmen  toac,  mir 
fennen,  in  trclchc  §anbe  atterbingS  thatfäcblid;  mitunter  bie  ab* 
fehlte  Oberleitung  ber  £ird;e  gegeben  mürbe,  tüte  ^apft  unb 
(Jarbinäle,  roelcf>e  oft  ned)  übcrbieS  als  Knaben  ober  Jünglinge 
faum  irgenb  eine  Befähigung  burd;  2Biffenfd;aft  unb  Greife  ber 
Erfahrung  Ratten  ,  nad)  gamilieu*  unb  sDcationairüd'ftd)teu  bic 
firebüd^en  Angelegenheiten  teuften  unb  erbneten. 

Tie  Qnnfeitigfett  biefer  2urfd?auung,  bie  9cad;)theile,  h)eld)c 
fie  ber  Sird;e  gebraut,  bie  2Buuben,  U)c(d>e  fie  ifyc  gef  dalagen, 
ttmrben  jebed)  fd;>en  ber  §us  bemerft  unb  $ur  (Sprache  gebrad;t. 
„Äenrab  ben  ©eluhaufen,  ber  Vertreter  eines  GencilS  jur  §eb* 
ung  beS  Schisma ,  hatte  bereits  1391  beu  Straftat  getrieben, 
ber  ihm  Berühmtheit  berfebaffte  unb  ben'  engen  Begriff  ber  £ird)c 
als  einee  (SeüegS  beS  ^a^fteS  nnb  ber  (Sarbinäle  erweitern 
feilte."  2)  Die  9tefermcenctlien  unb  Otefermfreunbe  mit  ihrem 
®a§e,  baS  (Sencit  ftehe  über  bem  Zapfte,  beabfichtigten  baS 
Ocämüche. 3)    Darum  fanb  es  baS  (Sonett  bon  @onftan$  für 


')  De  eccl.  c.  13.  p.  273;  covrefter  fhtbet  ftcfy  biefe  ©teile:  Resp. 
ad  scr.  M.  Stanisl.  c.  2.  p.  334.  b.  —  f.  aud)  Aug.  Triumph.,  al.  de 
Ancona  (7  1328)  in  Summa  de  potest.  ecclesiae  (epistola  nuneupatoria 
ejus  operis  ad  Joan.  XXII.  P.). 

2)  Softer,  SRu£red?t  b.  $fal$.  ^.  401  f.  ap.  Mart,  hist.  II.  — 
Bebtrab,  ©erfon.  @.  121 

' 3)  Softer,  ©efcbi^ti'c^reiber  1.  c.  @«  XXII.  sq. 


20 


notfytoenbig  jur  SBerbammmtg  beS  brennten  ljufftttfcfyen  2lrttfe(S, 
toorauS  tnbtreft  folgen  fonnte,  ba§  bie  £arbinäle  allein  bie  offc* 
neu  nnb  toafyren  9cacr/folger  beS  £otlegium$  bei*  anberen  2tyoftel 
griffet  (neben  Petrus)  feien,  bie  SBemerfung  beizufügen:  „burd/ 
bie  SBerbammimg  biefeS  2lrttfcl$  toirb  aber  nicfyt  ber  2lnfd)auung 
9kum  gegeben,  bafj  bie  (Earbiuäle,  ntcfyt  bie  $ifd)i>fe,  ber  Styoftel 
^a^folger  feien."  •)  Sir  l)aben  e$  alfo  Ijier,  nm  es  fnr^  nnb 
mit.bem  geläufigen  tarnen  31t  fagen,  mit  bem  erlremften  tffifc 
palftyftem"  3U  tfmn.  glaube  nnn  3tt>tfc^en  Betben  ^tyftcmen, 
bem  tyäpaU  unb  (SpiScopalftyftem,  in  ber  Dritte  toerbe  bie  2Bat?r^ 
r/eit  liegen.  ©ctt>tg  ift  e$  toenigftenS  eine  übertriebene  Söeljaupt* 
nng,  ba§  bie  bifd;ö'flicf>e  ©etoalt  „total"  bon  ber  päpftlicr/en  be* 
rioire,  51t  fagen,  ber  2Mfd)of  „Ijabe  nid? tö,  toaS  nicfyt  de  jure 
ber  Obere  Oßapft)  fyinmegnefnnen  fönne,  über  beffen  §iun)eg= 
nalmie  aber  nitf;t  geurtljeilt  werben  bürfe." 2)  @3  ift  barnm 
and;  fein  unparteitfd;e8,  burd;  ©allicaniSmuS  etroa  (jcrfcorgerufc* 
ne$  Urzeit  23offuet'S,  roenn  er  fagt:  „@$  übrigt  nnr  nod?  ben 
©inionrf  31t  elitären,  baß  bie  33tfd>öfe  bom  9fömifd;en  £>or/en= 
priefter  tt)rc  äftacfyt  nnb  3uri$biction  3m  öeifye  nehmen,  fo  baft 
fie  3n  einer  allgemeinen  ^r;nobe  bereinigt  nidjts  gegen  bie  Sfihtr* 
3ef  nnb  Duelle  it)rcr  Autorität  vermögen,  fonbern  nnr  toie 
9?ätb)e  3nge3ogen  finb,  nnb  bie  Äraft  eines  leereres  in  (Sachen 
be$  ©tauben«,  Urie  in  anberen  fingen,  in  bie  Wlütyt  be$  römifd;cn 
23ifcf;of3  gelegt  fei.  —  £)iefe  (Srfinbung  fällt  bon  fetbft  fer/on  bcS* 
Ijaih,  meil  fie  in  ben  erften  3aljrljunberten  unerhört,  im  breije^nteu 
in  bie  Geologie  eingeflickt  3U  roerben  anfing,  nad;bem  mau  mm- 
lid)  meift  lieber  mit  £r)ilofopf)ifcr)cn  unb  p©är  ben  fdjtecfytcften 
$ernunftfd)lüffen  agiren,  als  bie  $äter  3U  ^?att)  gießen  tuollte."3) 

')  „Per  condeinnationein  hujus  articuli  non  datur  iiitellfgi,  quod 
Cardinalels,  non  Episcopi,  succedant  apostolis/'  IDiefe  sBemcrfung  finbet 
fid;  bei  to.  b.  £arbt  Tom.  IV.  p.  400  natf;  Cod.  Vind.  et  Brunsv. 

*)  Alex.  Haies.  1.  c.  f.  450}.  —  Durand,  a.  s.  Porciano  i.  Senfe 
Iii).  4.  dist.  24.  qu.  5.  fei.  313.  p.  1.  n.  5. 

3)  Defensio  declar.  Cleri  Gallic.  Pars  IL  lib.  8.  c.  11.  p,  73.  — 


27 


2£a$  bagegen  bie  23cn?ci£füt)rung  beS  £mS  betrifft,  fo  ift 
fie  nicfytä  weniger  ate  treffenb,  feine  Argumente  finb  tyaufig  nur 
obcrfKid;(icf)cr  Kultur,  feine  Zitate  olmc  Otücfftcfyt  auf  bcren  3U 
[ammenfyaug  unb  baburcf;  mobifieirte  33ebeutung  oietf  ad)  jufam= 
mengefyauft.  (5r  ftcfyt  in  biefer  §infid)t  feiueSioeg«  über  ber 
flachen,  oft  toenig  ftid;t)a(tigen  SMateftif  feiner  ,3ett.  3$  tteiß, 
baß  id;  I)ier  anberer  2lnftd;t  bin,  al«  proteftantifd;e  Scf;riftfteüer, 
bie  ba  rühmen  31t  fotfcn  glauben,  rote  „ber  ©<$arffttm  unb  bie 
$raft  feine«  ©eifte«,  bie  £etd)tigfeit,  mit  toela)er  er  it)n  bor  3e= 
bcrinamtS  Lütgen  ,$u  entroicfeln  nutzte,  bie  große  5k(efenfyeit,  %iv 
mal  in  ber  ^eiligen  @d)rift,  bie  geftigfeit  unb  nüchterne  GEonfc-- 
quen$,  mit  n>etd)er  er  ein  ganzes  Aftern  bon  ^efyrfat^cn  gettenb 
madjte,  ifmt  eine  große  Ucbcrlegen^eit  über  feine  SlmtSbrüber  unb 
3eitgenoffcu  ocrfcfyafften  unb  bie  Capelle  batb  fo  fet)r  in  5luf = 
nannte  brauten,  baß  fie  bie  Staffen  be3  fidt)  fyermbrängeuben  %$oU 
fe$  nid)t  aufzunehmen  oermoa)te."  ')  Wkin  id;  behaupte,  ffm* 
bert  für  ein  Sftal  bcu  ^eioeiS  für  mein  Urzeit  liefern  31t  fönncn. 

Gebenfalte,  meinten«,  faun  ber  ^apft  nicf;t  infallibel  fein; 
ba«  loavc  eine  33cfyauptung,  bie  nicfet  blo$  falfd),  fonbcrn  aurf; 
blaSpfyciuifd;  toare,  beim  bann  nntrbe  er  aua;  toie  GtfjrtftuS  n\u 
fünblia;  fein.  Allein  toeld)c  Umoafyrfycit  ift  offeufuubtger,  ba 
ber  2tyoftcl  $etru8  aua)  naa)  ber  eenbuug  be8  Zeitigen  ©ciftc« 
irrte?"-)    ,,$ermutlmug$nxife  (opinative)  tarnt  ber  SOccnfd? 


2ftan  ttergf.  baju  be§  (Savb.  Ag:uirre  Defensio  cathedrae  s.  Petri;  P. 
Franc.  Leytam,  S.  J.  (Lusitani),  Impenetrabilis  pontificiae  dignitatis 
elypeus,  unb  man  toirb  fid)  bon  ber  SBafyrfyeit  ber  iöoffitet'fc^en  Sebai^t- 
ung,  n6ev3engen  f'öunen.  9?od)  mefyr  gelangt  man  aber  3n  biefer  Uefcer* 
jeugung,  trenn  man  bie  ©d)olaftif  auf  biefe  fragen  anftebt.  —  Stuf  bem 
(Sonett  t?on  Orient  brachte  oefonberS  bie  f}>antfd)e  Nation  tiefen  (Sin- 
toanb  bes  23offuet  jur  @:prad)e.  „^Beiträge  jur  fird)l.  unb  £otit.  ®e* 
fd;id?te."  I.  33b.  Nr.  111. 

l)  ^ersog ,  Sftealenctycloipäbie  ber  ^voteft.  £f)eotogte  s.  v.  ,,£ue" 
i^reß(er). 

*)  Disput,  adv.  indulg.  pap.  I.  p.  232.  b. 


28 


ben  Hutten  glauben,  tr»etf  ^ßaoft  unb  (Surie  au«  Unfenntntß  ber 
Safyrfjeit  getäufd;t  fterben  fönnen;  bemt  e«  taufet  ben  *ßapft 
ber®ctotnn  unb  er  toirb  getäufdjt  au«  Umoiffenfyeit'' ')  tlebrigen« 
gcfie^t^m«  fcfbft  &u,  ba§  bie  perfönüctye  ^ufatübifität  be«  ^atofte« 
batnalä  feinc«iocg«  allgemein  angenommen  ober  geteert  toorben 
fei.  Wlit  befonberer  greube  brücft  er  bem  &octor  (Stanislaus 
o.  £mim  feinen  &anf  au«,  „ioetf  er  e«  geioagt,  31t  fagen  unb 
}it  fcbreiben,  bie  ^ßerfoncn  ber  köpfte  unb  Gtarbinäfe  fönnen 
fdStoer  irren  unb  00m  rechten  ©tauben  abfaften." 2)  dagegen 
„finb  atte,  hx(d;e  bie  WUfyt  be«  Zapfte«  fo  ergeben,  baß  fie 
fagen,  er  tonne  ofyne  @tf;ulb  tfmn,  tt>a«  er  ioolle,  unb  e«  Ijabe 
ifmt  Üftiemanb  31t  fagen,  toarum  er  bie«  tf)ut,  lügenhafte  @tf;n)äfeer, 
bie  ba«  Sßolf  unfere«  §>crrn  3efu  Qtfyrifti  ocrfüfyren." <2o 
„fei  ber  @fcru«  belehrt  unb  tcfyre  e«  toieberum,  ber  ^ßapft  fei 
toeber  ®ott,  nod)  Sttenfd),  fonbern  ein  gemifebter  ober  irbtfdjer 
©Ott  (Deus  mixtus-terrenus) ;  er  tonne  mir  eine  frembe^acfye 
geben  unb  id;  toerbe  fieser  fein;  er  fönne  einen  3Mfdjof  ofyneUr* 
faä;e  abfegen,  gegen  ben  ^^eftet,  gegen  (gib,  (Mübbe  unb  üftatur* 
recfyt  bi«peufiren,  unb  bod)  fyabe  9ciemanb  p  fragen,  toarum 
tfyuft  bu  bie«?  beuu  er  fönne  erlaubter  Seife  fagen:  Sic  volo, 
sie  jubeo,  sit  pro  ratione  voluntas,  unb  fo  ift  er  unfünb^ 
ücfy;  ferner  fönne  er  aud?  feine  (Simonie  begeben,  toeif  afle« 
ifym  gehöre  unb  er  be«f)a(b  nad>  ©efaüen  mit  ifjm  fd)aUen  unb 
matten  fönne." 4)    $n  einem  ^Briefe,  ben  er  an  feine  Slntjanger 


')  De  eccl.  c.  8.  p.  260.  a. 

*)  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  c.  9.  p.  356.  b. 

3)  De  eccl.  c.  15.  p.  280.  b.  f. 

4)  L.  c.  c.  16.  p.  286.  a.  —  2ütf  bie  3ured)rtt)eifung ,  rcefcf;e  £118 
burd)  Steplianus  Dolanensis  (Antihussus,  Pezii  thesaur.  aneed.  IV.  p.  367) 
trurbe,  artete  er  nidjt.  Dbfd)on  eö  bortfyeiftt:  Proinde  et  Papae  et  suis  de- 
cretis  credimus,  quae  nec  contra  fidem  catholicam,  nec  contra 
salutein  et  bonos  evangelicos  mores  perhibentur  fidelium" 
—  fo  verharrte  er  bo<$  auf  feiner  2Inftd)t,  tote  er  and;  immer  gegen  ben 
Safyu  fäm^fen  jn  mtiffen  gfaubt,  baß  man  an  ben  ^apft  glauben 


in  53ö'r)men  oon  Gonftanj  au$  fd;rieb,  glaubte  er  bat)er,  ba$  (Son- 
ett oon  CSenftans  fei  buref)  bie  2lbfe£ung  be3  $apfte$ 
ncö  XXIII.  fetner  eigenen  £et)re  untreu  geworben.  Unb  aller- 
btflg«  fyatte  er  einigen  Gebein  für  ftd;  in  mannen  magtofen 
Uebertretbungen  ber  tßfenipotenj  unb  „abfoluten  SDZonarc^ic"  be3 
$aj>fte$,  in  bem  man  alles  31t  fet)r  centraüfirte  j  atiein  gerabe 
bte  2Ibfet|ung  biefeS  ^apfteö  t)atte  il)n  nüchterner  macben  unb 
felbft  »er  Uebertreibungen  ^urüdtjalten  fetten,  etart  beffen  ruft 
er  mit  einem  getoiffen  «SiegeSjubet  aus :  „Sißt,  fie  t)aben  Ur- 
eigenes £>au»t  ats  einen  &erjcr  oerbammt.  9cun  verantwortet 
eud),  it)r  ^ßrebiger,  bie  it)r  »rebigt,  ber  ^apft  fei  ein  irbifd)er 
@ett,  er  renne  niebt  fünbigen,  er  fönne  niebt  eimenie  treiben, 
er  fei  baS  £>aupt  ber  gefammten  Zeitigen  $ircr)e,  bie  er  außer- 
erbentüd;  gut  regiere,  er  fei  bag  £>eq  ber  Zeitigen  £ircr)e,  bie 
er  getftig  näfyre,  er  fei  ber  5?orn,  barau$  alte  Wlafyt  unb  ©üte 
fliege ,  er  fei  bie  kernte  ber  £ircbe,  er  fei  bie  mafetfefe 
flucbtftätte  unb  ju  tr)m  müffe  jeber  §t)rift  feine  3ufluc^t  nehmen. 
(5t,  jefct  ift  bieS  ßaupt  abgef  et)  lagen,  ber  irbifcr)e  ©ort  gebunben, 
ber  <Sünbe  angefragt,  ber  33orn  ift  auSgetrednet,  bie  eonne  ift 


müffe.  Xieier  ^vnbum  toirb  öfter  im  fünfjebnten  ^afn-bunberte,  3.  iß. 
bei  SSeffef,  befam^ft.  <5«  genüge  bie  SBemerhtng  be8  Steph.  Dol.  1.  c. 
barüfcer  ju  boren:  ,,De  prima  ergo  quaestione,  si  videl.  in  Papam  cre- 
dendum  est,  an  non ,  quam  Magister  ille  multis  scripturarum  testimo- 
niis  comprobat  negative,  ne  qua  quam  nobis  ineumbit  contra- 
dictio,  tum  quod  illius  indaginem  ad  primordia  literarum  alphabeti 
apostolico  symbolo  adhuc  pueruli  in  scholis  didicerimus;  et  tandem  pro- 
vecii  etiam  aliorum  doctorum  dictis  et  symbolis  noverimus,  et  sanetam 
quidem  ecclesiam  eath.  vel  Papam  esse  crediderimus:  non  tarnen,  nisi 
in  unum  Deum  Patrem  omnipotentem,  et  inJesum  Christum  filium  ejus 
unicum  D.  X.  et  in  spiritum  s.  .  .  .  Tum  etiam,  etsi  non  in  Papam 
credamus.  tarnen  esse  Papam  credimus,  verum  J.  Chr.  vicarium  tempo- 
raliter,  et  b.  Petri  apost.  et  aliorum  suorum  sequacium  legitimum  suc- 
cessorem."  —  p.  397.  c.  9:  ,.Et  ideo  nos,  qui  fideles  sumus  non  in 
Papam  credimus;  sed  Papam  credimus  Vicarium  verum  esse  J.  Chr. 
D.  N.  .  .  .  " 


30 


iHTftnftcrt,  ba«  $er$  auSgeriffen,  bie  3uffoc$tftätte  ift  au«  Soft* 
uifc  entflogen  unb  eingefperrt,  bamit  ^ciemanb  ntefyr  $u  ifyr  3u^ 
ffttebt  nehmen  fönne.  (Sein  eigene«  (Sonett  Ijat  ib/n  ber  ^efccrei 
6ef#tt&tgt,  rocit  er  Stoffe,  33i«tf;ümer  unb  anbere  ^frihtben 
öetfauft*  ')  derartige  2lnftcfjten  unb  Uebertrcibungen  motten 
nun  unter  bem  (HeruS,  ber  olniebte«  an  fetner  Ueberbübung  litt, 
unb  unter  beut  SBolfe  int  Umtaufe  fein;  aber  bie  S^cäfogett, 
felbft  biejenigen,  hxtcfye  bie  £a>ftücbe  äftaebt  fo  f;od^  luie  ntögücb 
ergeben,  muffen  uur  Ijtegegen  in  @dnt£  nehmen,  „@cgen  dttäft 
unb  iöiüigfett,  Söaln^eit  unb  Zeitige  ecb/rift  unb  bamit  gegen 
ba«  sJcaturrecr/t  fann  ber  $apft  feine  üJftanbate  geben/'  fagte 
s^(er.  t\  <pate«. 2)    Unb  toenu  audj  behauptet  tourbe,  „ob  er 


1)  äWifon?ec ,  Briefe  be3  $ob.  |>u$,  au«  bem  fcebm.  Urtext  überfefct. 
?eiftjig  1849.  6.  »rief.  @.  18  f. 

2)  L  c.  fol.  454.  b.  u.  453.  b.  Contra.  —  £efyr  gut  beseitet  unb 
T'afjt  bie  £ebve  fiter  Hefen  ^unft  ber  tyan.  ©efanbte  ^argaö  am 
römifeben  £ofe  bei  ber  grage,  ob  bie  SRefibenftflid&t  ber  ^rätaten  gött= 
tieften  9ted)te8  fei,  jufammen.  3n  einem  offtcielten  33erid;t  au  Sftyi* 
üpp  II.  d.d.  Roma  a  4.  de  Mayo  de  1562  jagt  er:  „Solo  hay  que 
considerar  (que  es  lo  que  turba  a  muebos  [i^iitglieber  be«  (Sonetts  ton 
Xrieut]  y  bace  medrosos  a  olros),  si  este  dereebo  divino  seria  dis- 
pensable o  no,  en  que  suelo  distinguir  (y  es  la  mesma  verdad  y 
doctrina  de  saneto  Thomas  en  el  proposito^  que  bay  dos  maneras  de 
derecho  divino,  uno  que  toca  a  articulos  de  la  fee  y  sacramentos,  y 
esto  es  indispensable,  ni  jamas  se  altero,  ni  podra  en  una  sola  joia. 
si  el  Papa  y  todo  el  mundo  se  juntasen,  porque  les  esta  de- 
negado;  pero  bay  otro  dereebo  divino  (expreso,  o  deducido  por  con- 
clusiun  necesaria  que,  como  be  diebo,  tiene  el  mismo  efecto)  tocante 
al  buen  gobierno  de  la  Iglesia  y  que  tiene  aquella  mira  (como  es  esto 
de  la  residencia  y  otros  cosas,  que  se  podria  expresar),  el  cual  de  la 
utilidad  o  oecesidad  de  la  mesma  Iglesia,  cuando  tanto  preponderase, 
se  puede  dispensar,  o  por  mejor  decir  declarar  (que  otro  nombre  que 
declaracion  no  quadra  en  esta  materia)  .  .  .  con  ser  cierto  que  la  in- 
justa  dispensacion  en  este  caso,  o  por  mejor  decir  disipacion  ni  excu- 
saria  al  dispensante,  ni  al  dispensado,  en  cuanto  a  Dios,  como  deeimos 
en  el  voto  y  otras  cosas  por  atravesarse  la  obügacion  de  dereebo  di- 


31 


gut  ober  fcfrtecbt  urtfyeift,  er  toirb  oon  SHiemanb  gerietet,  oon 
Oiiemanb  getabett,"  toeber  nä'mtitf;  bom&atfer,  nod;  t>om  gangen 
G£(eru$,  ueef)  oon  ben  Königen,  nod)  bom&otfe  Unvb  ber  oberfte 
,V)ohcprtcftcr  gerichtet  loerbcn",  fo  ift  eben  bainit  fefton  an$ge- 
fproeben,  baß  aöerbingS  ber  Sßa|>ft  ungerecht  berföfyren  tonne,  aber 
Uber  i f> 1 1 1  ftefye  fein  ©ericr/t$r/of,  roenu  ntdr)t  bie  päpftücfte  Ober* 
getoalt  überhaupt  tttufortfd)  derben  foll.  £cnn  „e£  fei  unmög= 
tief),  baft  ber  ^ßapft  fetbft  einen  anbereu  Siebter  ober  Oberen  ober 
lir^apft  ober  fieb  ©tetd;en  anfftetten  tonne,  fotoie  and;  ber  tri^ 
mtarifdje  ®ott  ittct)t  über  fid;  einen  anberen  ®ott  conftituiren 
fönne;  e#  fei  ferner  unmöglid),  bag  er  im  gälte  ber  §ärefie 
rao  Sonett  über  fidt>  als  Siebter  fyabe,  toeit  er  naefy  ber  9?ecbt^ 
f  euren  3,  loann  er  incorrigibel  ift,  ein  btofer  $rh>ate  nnb  geringer 
at$  ieber  fatfyotifcbe  (Steriler  ift."  „2öo  aber  ber  ^apft  ettoas 
oerbrid;t,  roirb  er  met)r  bei  ©Ott  aU  anberS  geftraft  roerben." 
"Ron  Unfünbticr/fcit  roegen  (Srtanbnifj  jegtieber  Sittrur,  überhaupt 
oon  Stüfür,  oon  ^id;toerpf(icr)tung  gur  $ttect)enfd;aft,  oon  6traf* 
(ofigfeit  beS  ^ßapftes  roar  atfo  nie  unter  ben  £t)eotogen  bie 
iftebe,  unb  toenn  fte  ir)n  auet)  einen  deus  mixtus  ober  terrenus 
nannten.  l) 

Der  ^Sapft  nnb  bie  ßarbinäte  tonnen  jeboct)  unmögücr)  bie 
$trtf;e  fein,  beim  „naer)  ben  2(u$fprücr/en  getoiffer  £)oCtoren  ift 


vino,  por  nias  quo  el  Papa  lo  quisiese  hacer,  si  bien  aca  en  el  fuero 
exterior  se  pasaria  con  ello,  no  habiendo  quien  compeliese."  (,,$3ei= 
trage  \nx  fivdil.  u.  pottt.  ©efe^iebte.''  I.  p.  424  f.)  freilief)  Ifift  ftcf>  nidrt 
ivvi'cnweigeu,  baß  man  bamate  einen  gav  etgentl)ümtid)en  unb  wetten  SBe* 
griff  baben  tyatte,  n>a8  atteS  ,,al  buen  gobierno  de  la  Iglesia"  gebore 
nnb  ge)d)ebeit  tnüjfe.  —  ,,Cosi  la  pienezza  della  pode.stä  anche  nel  Papa 
esser  limitata  da'  suoi  cancelli.  Mä  in  questo  proposito  niolto  egli  usci 
de' cancelli."  Fr.  Beaquer,  SBifd).  fc.  9)cer3.  Pallavic.  Istoria  del  Conc.  di 
Trento.  T.  IV.  lib.  19.  c.  6.  n.  5.  p.  367. 

')  -Das  frurbe  -£m3  and)  'oon  feinen  ©eguern  gefagt.  <go  beiftt  e§ 
bei  Stepb.  Dol.  Antibuss.  c.  9.  (1.  c.  p.  395):  Non  habentibus  fidem 
rectam,  non  habentibus  auetoritatem  ordinariam,  mandantibus  fidei 
cath.,  saluti  et  bonis  moribus  obnoxia,  non  expedit  obedire."  — 


52 


ber  ^ßapft  ba$  §au^t  ber  römifdjen  ®tr$e,  bereu  £eib  aber  ba$ 
Kollegium  ber  (Sarbinalc;  allein  ^ßapft  unb  (Sarbinäle  finb  Bei 
Settern  nid;t  bie  ©efammtljett  aller  <ßräbefthürten.''  l)  gerner 
„fann  bie  ®trcfye,  »elcr/e  ber  mr;ftifd)e  Öeib  (Sfjrifti  tff,  nicfyt  oer- 
bammt  »erben,  ba  (Sr)rtftu6  3ttattlj.  16.  fagt:  SCuf  biefen  gelfen 
tt>tü  id)  meine  ®ird)e  Bauen  unb  bie  Pforten  ber  §ötle  »erben 
ntcr)t^  gegen  fte  bermögen."  £)arau$  folgt  atfo,  ba$  (£arbinal^ 
collegtum  tonne,  »enn  es  »irfltcfy  ber  £eib  ber  $ird)e  ift,  nicr/t 
berbammt  »erben;  ba  aber  biefe  Solgerung  falfcfy,  ober  3um  »e- 
nigften  für  bie  Doctoren  ^»eifclfyaft  tft,  fo  folgt,  bag  fie  in  jenem 
fünfte  galfcfyeS  ober  3»eifelr/afteS  boctrinell  als  2Bal?reS  an- 
festen,  £)e8gletd)en  ift  baS  (£arbinalScollegium  ent»eber  ber 
»aljre  ober  fingirte  £eib  ber  Zeitigen  römifcfyen  ®ird?e.  9£a<$ 
ben  doctoren  baS  erftere,  folglich  ift  jenes  Kollegium  $ur  ©lorie 
pra'befttnirt ;  ba  aber  bie  £)octoren  über  bie  ^räbeftination  jenes 
Kollegiums  feine  Offenbarung  fyaben,  fo  Ratten  fie  bemnadjj  auefy 
nietyt  behaupten  follen,  „baSfelbe  fei  ber£eib  beteiligen  römifcfyen 
®ircfye."  „£)te  ^eilige  tircfye  mit  ir/rem  Raupte  ift  naefy  Sfaguftin 
eine  gan^  anbere,  als  bie  ber  £)octoren,  bie  olme  ®dt)rift  fagen, 
ber  £eib  ber  ^eiligen  römifdjen  £irc^e  fei  baS  @arbinalScollegium, 
für  baS  übrigens  gut  »äre,  »enn  beffeu  Steile  nur  ©lieber  ber 
^eiligen  $ird)e  3efu  (Efyrifti  Ȋren."  a) 


§.  5.  (gortfefeung.) 
£)ie  Stellung  ^etri. 

£)er  ^3a^ft  unb  bie  (Sarbiuäle  finb  alfo  bie  Ätrcfye  nicfyt  in 

bem  ®inne,  »ie  bie  ®egner  beS  §uS  fie  faßten.  @S  fragt  ftd; 

nun  junäc^ft,  »elcfye  Autorität  f treibt  benu  £mS  überhaupt  bem 

Zapfte  $u,  ober  Ijat  berfelbe  Don  ßfyriftuS  gar  feine  befonbere 


')  Steph.  Dolan.  Dialog.  Yolatilis.  c.  5.  Pezii  thes.  1.  c.  p.  451. 
*)  De  eccl.  c.  14.  p.  27G.  a.  b. 


33 

$otfmad)t  erhalten  ?  Um  bie  2(nfid)t  ^uffen'ö  in  biefem  fünfte 
näljer  fettneti  31t  lernen,  gc^e  id>  am  befteu  auf  feine  Crrffärung 
ber  daf|ifcf)cn  ©tette  attatty.  16,  16  ff.  ein.  Mein  fn'er  tritt 
uns  fogteid;  eine  aau.$  anbcre  2(nfd)auung  entgegen.  „(5$  fcbctnt, 
fagt  er,  md)  ben  Sßortcn  bc3  §errn,  bie  $ird?e  roerbe  auf  eine 
fvcrietfe  Sfikifc  für  $fie  genommen,  n>e(tf;c  nach  feiner  Sfaferfteljung 
auf  il)m  burd;  ©tauben  unb  fcoftenbete  ©nabe  aufzubauen  finb. 
'Denn  ,31t  ^ßetruS,  ber  bie  (Stelle  ber  Untoerfa(fird;e  bertritt  unb 
biefen  ©tauten  befennt:  „bu  bift  (SfyriftuS,  ber  (Sofyu  be$  (eben 
bigen  ©otteS",  fagte  er:  ©eüg  bift  bu  (Simon,  (Sofyn  be$ 3ona. 
Tao  fonunt  aber  Gerrits  unb  ber  ganzen  f  trd;e  3m  Unb  toegen 
bicfcS  fo  Karen  unb  feften  33efeuutniffe8  fagt  bie  $etra  3um 
Gerrits :  „Unb  id;  fage  bir,  bu  bift  Petrus,  b.  1).,  33efenner  ber 
magren  ^etra,  bie  GfyriftuS  ift,  unb  auf  biefe  <ßetra,  meldte  bu 
befannt  fyaft,  b.  fy.,  auf  mid;,  ttritt  tety  meine  ®trd)e  burdj  feften 
©tauben  unb  fcottenbete  ©nabe  bauen,  b.  l).f  bie  23erfamm(ung 
ber  ^räbeftiuirten ,  toetcfje  nad;  ber  Arbeit  gur  ©(orte  beftimmt 
finb.  Dc^afb  derben  auefy  bie  Pforten  ber  §ötfe  nid;t§  gegen 
fie  vermögen.''  !)  „Die  ^ßäpfte  beulen  freiüdj  in  ifyren  2lu8* 
fpriid/en  biefe  ©rette,  „auf  biefen  gelfen  öriü  id;  meine  £ircr)e 
kauen",  bermafjcn,  baß  fie  barau£  bebuetren  luotten,  baß  fie  biefe 
']3etra2)  feien,  ober  ba3  gunbament,  auf  bem  bie  $ircbe  ftet)e, 
fotoie  auf  Petrus,  3U  bem  gefagt  warb:  „bu  bift  Petrus."  ftum 
^erftanbniffe  be$  SBortes  bes  §errn  mujü  aber  bemerft  derben, 


')  L.  c.  c.  7.  p.  257.  a.  —  Tom.  II.  p.  145.  b. 
*)  Stephan.  Dolan.  erklärte  9Jiattb.  16,  18.  (1.  c.  p.  375.  c.  3)  fo: 
,,Et  nescis,  quia  obedientia  est  non  solum  cujuscunque  Status  recti- 
licans  regula,  sed  et  totius  s.  matris  eeclesiae  incolume,  verum  et  sta- 
bile fundamentum,  dicente  Domino:  „tu  es  Petrus,,  et  super  hanc  pe- 
tram  (a  qua  tu  Petrus  diceris,  obediens  sc.  et  stabilis)  aedificabo  eccl. 
ineam:  et  portae  inferi  .  .  .  non  praevalebunt  adversus  eam."  Tolle 
lianc  petram,  de  qua  Apostolus:  Petra  autem  erat  Christus  .  .  .  tolle  hoc 
fundamentum;  ubi  superaedifleatio?  ubi  struetura?  et  non  potius  de- 
struetio?  Unb  eknfo  in  feinem  Dialog.  Vo  Ja  Ulis  p.  451. 
griebrief),  Oo^onn  -£>u3.  3 


34 


ba«  gunbament  ber  Kirche,  bon  bem  gegrünbet  toirb,  toirb  burd) 
„ich  toill  bauen"  be^eic^net,  ba«  auf  foelche«,  burd;  „auf  biefe 
^etra",  enblich  ba«  tooburch,  burch  „bu  bift  @hnftu«,  ber 
^ofm  be«  tebcnbigen  ©orte«."  Gfyriftu«  ift  alfo  ba«  gunbament 
ber  ®ird;e,  ber  ba  3eh-  15  fagt:  „O^ue  mich  tonnt  ihr  nicht« 
thun",  ohne  mich,  ba«  erfte  unb  oor$üglichfte  gunbament.  @« 
grünbet  uub  erbaut  jebod)  Ghriftu«  feine  ®ircfye  auf  ftch  at«  bie 
^ßetra,  iubem  er  fie  bi«£onirt,  bamtt  fie  feine  Gebert  höre  unb 
erfülle,  benn  bann  bermögen  bie  Pforten  ber  §blle  nicf>t«  gegen 
fie.  Da«  Nämliche  fagt  auch  ber  ^oftet  Sßaufos  1.  <5or.  3: 
„(Sin  anbere«  gunbament  fann  Niemanb  legen,  außer  bem 
toelche«  gelegt  ift  —  (SfyriftuS  3efu«;"  unb  1.  £or~  10:  „bte 
"»Petra  aber  ift  G>fjriftu3."  greilich  Begegnen  toir  auch  tyier  ber 
oberflächlichen  unb  einfeitigen  Argumentation  §uffen'«,  inbem 
er  ber  Kirche  (Schulb  geben  tDttl,  fie  betrad;te  *>ßetru«  ober  beffen 
Nachfolger,  ben  $apft,  al«  ba«  erfte  gunbamcnt,  ba«  GEljrtftuS 
allein  ift  unb  auf  ba«  auch,  vorüber  nie  ein  3^eif^  obwaltete, 
"ißetru«  ober  beffen  Nachfolger  gebaut  ift.  „Uub  fo,  meint  er, 
ift  toeber  ^aulu«,  noch  ^ßetru«,  nod;  ein  anberer  außer  Ghnftu« 
ba«  erfte  gunbament,  ober  §aupt  ber  Kirche;"  ')  alterbing« 
richtig;  aber  biefe  Wahrheit  beburfte  nicht  erft  puffen'«,  um 
enbüch  ber  9Jcenfd;heit  jum  25enntßtfein  gebraut  $u  derben. 

Nicht  auber«  behält  e«  fid;  mit  ber  @rflä'rung  be«  §u« 
über  bie  anbere  ctaffifc^e  Stelle:  „3dj  ioilt  btr  bie  ©d;lüffcl 
be«  Himmelreich«  geben;"  benn  auch  in  ihr  ift  feine  Nebe  ba= 
bon,  baß  ^Petru«  eine  feiner  ^erfon  allein  gutommenbe  $ollmad;t 
erhalten  f)aU,  auch  h^  bertritt  er  bie  ganje  ftrettenbe  &ird;e. 
„$n  ber  Herfen  ^etri,  führt  er  au«,  fagte  e«  (£hriftu«  ber  gan^ 
gen  ftreitenben  Kirche."  Die  burd;  bie  (Sd;lüffel  erteilte  33cü= 
mad;t  befteht  aber  nur  barin,  „bie  <8ünben  $u  btnben  unb  $u 
löfen."    Die  8d>lüffel  nun,  toelche  fid)  in  einen  ber  Wfodjt  be« 

')  De  eccl.  c.  9.  p.  260.  b.  —  Replica  ctra  Angl.  Jo.  Stokes.  T.  I. 
p.  138.  a.  b.  —  Explic.  J.  H.  in  i.  c.  t.  Cor.  T.  II.  p.  135.  a;  145. 
a.  —  art.  9.  bei  $öfl.  @.  247  f. 


J5 


UrtfyeitS  unb  einen  anbevn  ber  2Biffenfdjaft  tb/eiten,  tonnen  nur 
eine  inftnuuentate  ©eroatt  übertragen.  Die  ©efammtooftmadjt  beö 
iirieftcrtfjumö  ift  inftrumentat,  um  bem  9#enfd;en  bie  Zljüxc, 
roetcb/c  (ibriftnS  ift,  $u  öffnen,  ober  um  bem  Untergebenen  (a 
subdito)  ba$  £immetretcr;  $u  oerf  abließen,  ift  ber  bem  Petrus 
unb  ben  Ruberen  gegebene  ^djlüffet  ber  töircfye,  rote  baS  au8 
SWattt}.  18  Har  roirb,  roo  ber  §etfanb  fagt:  Saldier;,  ia)  fage 
eudj,  roa$  ifyr  auf  Arbeit  binben  roerbet,  ift  aud)  gebunben  im 
vnmmel  unb  roaS  ttjr  auf  (Srben  töfen  roerbet,  ift  aua)  gelöft  im 
Gimmel;"  ebenfo  au8  3ot).  20:  „(Empfanget  ben  fettigen  ©eifr, 
meieren  ib/r  bie  ©ttnben  nachäffet,  benen-  finb  fie  nad)getaffen, 
unb  rocteben  ifjr  fie  Behaftet,  benen  finb  fie  behalten.  3)catt^.  16 
aber  ift  bem  v}3etruS  unb  ber  Äirct)e  in  ib/in  gefagt:  2Ba3  bn 
binben  roirft  u.  f.  ro.  3>urd;  biefe  2öorte  roürben  nun  aus 
fanget  an  @inficr/t  biete  Triften  gefeb/redt,  fo  baß  fie  fidt) 
fffat>tfd>  fürd;ten,  anbere  bagegen  (äffen  fia)  baburd;  täufd;en, 
fo  baß  fie  in  Urnen  über  bie  sIftad)toottfommenr/eit  präfumiren." 
'Mein  fie  be$ier/en  fid?  bto$  auf  bie  33ußgcroa(t  unb  fetbft  biefe 
ift  für  ben  23üßer  roor/ttb/ätig  bab/in  befd)ranft,  baß  ein  priefter* 
lieber  $?ißbraud;  berfetben  niä;t  ju  fürchten  ift,  ba  biefer  oon 
©ett  feine  Stporobation  ermatte.  *)  SGßo  roaren  benn  bie  <Scr/tüffe(, 
afö  bie  ^ftpftm  3'oljcmna  ba$  Sßa^ftt^um  ftd;  angemaßt  tyatte? 
§atte  fie  ntcfyt  bie  ftreitenbe  $ircr/e  naa)  ib/ren  bap  befähigten 
©Hebern?  „£)arau$  teuftet  ein,  baß  aus  ber  f;eiügften  Autorität 
»It/rifti:  £)ir  gebe  id;  bie  <Sd;tüffe(  beS  $unme(reid)e8  u.  f.  ro. 
nid;t  beroiefen  roirb,  baß  er  bieS  bem  Petrus  allein,  ober  bem 
römifd;en  23ifcr/ofe  allein  fagte;  aud?  brtttenS  nicr/t,  baß  ber 
rb'mifcb/e  §o(;eoriefter  baS  §auot  ber  ftreitenben  $irct/e,  ba£ 
^eq,  bie  Ouetfe,  ber  unoerfiegbare,  ober  geroiffe,  fixere  33orn, 
ja  bie  in  jeglicher  §infid;t  $um  Unterrid;ten  unb  @rteud;ten  ju^ 
reidbenbe  3uflud;t$ftätte  fei;  benn  ba$  ift  ber  ganzen  ftreitenben 
$ird)e  unb  folglich  jebem  roafjren  Styoftel  (5r/rifti,  ^riefter  ober 


')  De  eccl.  c.  10.  p.  266.  a.  f. 


3* 


30 


33ifd)of,  gefagt,  ber  burd;  eoangelifebeS  £eben  unb  Doctrin  bie 
firdje  £I?rifti  in  feinen  ©fiebern  Wulf  am  erteucbtet."  —  Uebrt* 
genS  beweift  bie$  aud)  bie  ©teile  im  tctjten  §ai>itet  Staunte 
ntcf>t ;  bcnn,  meint  §u$,  „icfy  gebe  fd;on  ju,  baß  ^etruS  burd; 
bie  Sorte:  „Seibe  meine  ©cbafe,"  fittgirtar  bie  Seibe  ber 
<Sd;afe  erhielt;  aftein  nur  wegen  be3  ^rärogatioS  ber  heftigen 
£iebe,  womit  er  GlniftuS  geliebt  ^atte.  DeSfyatb  beftanb  feine 
Seibe  aud)  in  bem  Sorte  be3  (*oangeimm$  nnb  bem  33eifpie(e 
Zeitigen  SanbetS;"  „icfy  gebe  ferner  aud?  31t,  baß  (HniftuS  311 
^etmS  generaliter  et  indefinite,  aber  nid)t  geueraliter  distri- 
butive fagte:  Seibe  meine  ®d;afe;  benn  ^ßetruS  l)ätte  ja  nid)t 
atte  ©d)afe  burcfy  bie  Croangeüfatiou  nnb  ba$  33cifrnet  feinet 
£eben$  reiben  tonnen.  Orr  toetbete  aber  and)  tijatfadpd)  nicbt 
atte,  Weit  31t  liefen  Weber  ba$  Sort  feiner  ^ßrebigt,  nod;  feinet 
SanbefS  unmittelbar  ober  mittelbar  fam,  fonbern  nur  einige 
©cbafe  au§  bem  §anfe  3frae(8  (act.  2.),  nMdje  er  burd;  pro* 
^etifd)e  Sorte  3W  23uße  3urüdrief,  bann  einige  in  2(utiod)ien 
nnb  enbltd)  $u  ^om;  atfo  feineSWegS  atte,  oieünefyr  nur  bicfe 
unb  jene,  wetcfye  ßf)riftu3  3U  feiner  ^rebigt  gottüd)  beftimmt 
t)atte."  Sofort  überlebt  uns  @u$  aud)  jebeS  ^roeif ef^  (wenn 
e$  nid;t  fdjon  3U  ftar  in  feinen  Sorten  tage),  baß  er  toeber  für 
v~)3etru$,  nod)  für  feinen  D?acbfotger,  ben  $apft,  einen  $ritnat  ber 
3uriebiction ,  ober  für  festeren  aud)  nur  ber  (Hn*e,  im  Sinne 
fyabe.  „Sowie  atfo,  fat)rt  er  weiter  3U  argumentiren  fort,  nidu 
folgt:  $etru3  weibete  bie  Sd>afe  &f)riftt,  beSfyatb  weitete  er  alle, 
eben  fo  wenig:  Der  römifd)e  £>ot)ern*iefter  ift  §irte  ber  Schafe 
dfyrifti,  atfo  weibet  er  aUe/  *) 

„Daß  a(fo  nacb  jenen  Sorten  be3  (£0ange(ium3 :  5Tuf  btefe 
$etra  Witt  icfy  meine  Äircfye  bauen,  @(jriftit$  beabficfytigte ,  auf 
bie  ^erfon  beS  Petrus  bie  gan^e  ftreitenbe  Hird)e  3U  bauen,  bem 
wiberfpriebt  ber  ©taube  be£  QroangetiumS  fammt  ber  (irpofttion 
be$  2luguftinu3  unb  ber  Vernunft.    Denn  auf  bie  ^etra,  bie 


')  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  c.  7.  p.  352.  f. 


37 


GfjriftuS  tft  unb  oon  ber  $etru$  boefy  fetbft  erft  feine  geftigfeit 
erfyietr,  tooltte  <3f;rtfrn^  feine  Äircfye  bauen,  ba  er,  nid)t  betrug, 
baä  §auot  linb  Sintbamettt  ber  ganjen  £ird)e  ift."  „Söeit  aber 
bie  einzige,  fettige  unb  allgemeine  $ircf)e  bie  23erfammümg  afler 
)U  rettenben  ^rabeftinirten  nnb  (üfyriftuS  aüein  beren  §au£t, 
fonnc  in  ifjr  bie  toürbtgftc  Herfen  tft,  ttyr  nnb  ifyren  ©Hebern 
33etr>cgung  nnb  (Sinn  für  ba$  £eben  ber  ©nabe  übertragenb:  fo 
ift  offenbar,  ba§  ^Petru^  mcfyt  baS  §au£t  ber  fettigen  fvitr)o(tfcf)en 
ftircfye  toar  nnb  ift;  er  regierte  fie  toeber  gatt$,  noef)  ging  er  ifjr 
ganfl  an  SSMirbe  oor,  noefy  fear  er  beren  Bräutigam."  „$Benn 
aber  <5f)rtftii^  ben  ^ßctruö  naef)  fief)  boefy  atö  Häuptling  nnb  §ir= 
teil  anfftettte,.  fö  tag  ber  ©runb  baoon  in  ber  ^3räeminen5  feiner 
für  bie  Regierung  ber  $ird)e  geeigneten  £ugenben,  beren  befen^ 
berS  brei  toören,  in  benen  er  fief;  an^3eicf;nete,  näm(icf)  ber  @tanbe, 
bie  T)emntf)  nnb  £iebe.  £>a  jebod)  atte  mora(ifd)en  £ugenben 
in  genere  innig  oerbunben  finb,  fo  tjatte  offenbar  ^erruS  in 
jeber  ©attnng  oon  £ugenben  eine  getoiffe  freiem  inen  5."  r,33er^ 
möge  feines  ©taubenS  erlieft  er  einmal  bie  Saft  ber  ^ra'feftur 
ber  $ircf)e  (burc3^  ba$  ^rebigtamt),  bann  ben  Primat  beS  %nv 
teS  (primatum  offlcii)  ber  (Scftfüffet,  beffen  33ebentnng  fdjon 
oben  erörtert  tourbe."  „Deefjatb  tetrb  nadj  §ieronr;muS  (Se^aö 
audt)  nicfyt  §aupt  (!),  fonbern  ^3etru$  ober  geftigfeit  inter^re* 
tirt."  —  ©ematf  ben  2Iu3fprüd?en  Gfyrifti  über  bie  £)emutfy 
(Sttattty.  11;  20;  23.  —  Sftarc.  10.  —  £uc.  22.)  übte  fie 
ißetruS  aucf>  (act.  8;  9;  10;  15;  ©al  2),  nnb  baS  ift  gteid^ 
falte  eine  Majorität  beSfetben.  Crbenfo  tjatte  er  eine  größere 
£iebe  at$  bie  übrigen  Stiftet.  Sonacfa  erftart  fid)  bie  ^räfef^ 
tur  ^etri  auö  feinem  ©tauben,  feiner  £>emutf?  unb  £iebe. l) 

(£0  empfing  ^etruS  feine  befonbere  Qunebiction  unb  9)cadjr, 
fein  Primat  beftanb  nur  in  ber  ^rä'eminen^  feiner  Stugenben 
(^rebigt  unb  Zeitiger  2Banbet);  oietme^r  fturbe  atten  Slpoftem 
fcon  GEtyriftuS  gteiefye  $ca$tOoüfommenf)eit  jum^inben  unbSöfen 


')  De  eccl.  c.  9.  p.  262.  ff. 


38 


mtb  für  atfeS  ©eiftttcbe  jugetijettt.  $ätte  ber  §et(anb  ben  Styefteux 
nicht  bie  befagre  $cacf)tocÜ/femmenheit  gegeben,  fo  fcr)iene  es  nict/t 
oorfid;tig  geb/anbett,  fie  fc  fcCitartfcr)  zur  Regelung  fo  entfernter 
^reoinzen  zu  fenben.  ßs  traf  fid)  and)  niebt,  baß  bie  übrigen 
Surftet  ^etruö  oon  ihren  'pretoinjen  aus  zu  0?atr)  zogen,  als  ob 
oon  ihm  bie  ganze  päofttidje  2Qcacf>t  netr/toenbig  ernannte;  im 
©egenthett  fagt  ^autuS  bezeidmenb,  baß  jene  bie  etroaS,  ja  bie 
Säulen  ber  £ird;e  |it  fein  febienen,  ihm  nichts  übertrugen 
((Sfol  2.),  unb  bag  er  bem  ÄethaS  in  5Xntiect>ien  in'«  @efid>t 
roiberftanb,  roeit  er  £abet  oerbiente.  gerner  r)atte  ^erruS  auch 
barnm  feine  ausgezeichnetere  93?ac^t,  toeü  er  33 1 f cf; o f  ber  föfc* 
mer  roar.  (Stanislaus  möge  ba^er  nur  beroeifen,.  baß  Bantus 
feine  Autorität  unb  2Mmad)t  oon  Sßetruö  als  oon  bem  Raupte 
unb  Gerzen,  ber  Cuette  unb  bem  SBorne  mit  ber  (Eminenz  ber 
DJcachtooiTfcmmenheit  über  ade  anberen  Slooftet,  roie  (qualem  et 
quantam)  fie  feiner  ber  9(oofte(  befaß,  empfing,  bann  toirb  fein 
Argument  beer)  einigen  Schein  eines  fetten  erreichen."  Stüein 
^ßetruS  fragte  es  nicht  einmal  (act.  1.)  an  bie  Stelle  beS  3ubaS 
einen  Ruberen  in'S  Crpieccpat  aufzunehmen,  fonbern  betete  roie 
unb  mit  ben  übrigen  Sfycftetn,  ber  §m  möge  bie  2Baht  leiten. 
—  3ct)  mac^e  §t€t  nochmals  auf  bie  häufige  (sinfettigf eit  ber 
huffitifd;en  Argumentation  anfmerffam.  ^cb  bin  ber  Anficht, 
bei  irgenb  einer  Stcüc  müßten  locht  aüe  in  berfetben  enthaltenen 
Momente,  afie  Umftäube  in'S  Auge  gefaßt  unb  getoürbigt  frer- 
ben.  SDcittefft  biefer  roiUfürtichcu  33e^anb(ung  ber  Schrift  fiubet 
er  freiüd;  auch  bei  bem  Apoftekoncil  (act.  15.)  feinen  Verzug 
beS  Petrus,  btefaiehr  urthette  nach  ihm  QaccbuS  ebenfo  ober 
noch  mehr  als  ^etruS,  unb  nad;  ben  Sorten  jenes  Geföfteße 
nicht  ^erruS,  fonbern  es  tyi$c:  „hierauf  gefiel  es  ben  Aoeftcln 
unb  Acltcftcn  beS  23o(feS  (?).mit  ber  Kirche."  2Bie  fönutc  cnb 
tich  Petrus  auch  nur  eine  höhere  Wfofyt  befeffen  f)töw,  ba  ihn 
fegar  bie  Apeftel,  locld;e  in  3crufalem  maren,  mit  Johannes 
nach  Samaria  fanbten?  „Schließlid;  toirb  nun  emuefen  fein, 
roie  bcrTecter  (Stanislaus)  nicht  beroeifen  tarn,  baß  öon  ?etruS 


39 


ric  eroberen  Hpoftel  ibre  Sßoümad^t  erhielten,  fo  aud)  nicfyt,  bog 
biefelbe  bot!  bem  römifdien  Apebcpriefter  bie  anbeten  3Mfcb,cfe 
empfangen  müffen.  (§r  pngtrt  atfo  b(e$,  betetet  aber  ntrf;t 
reu  ^iMlmad^tauSfluj?  au$  bem  Raupte,  bem  Zapfte."  ') 


§.  6.  (gortfefcung.) 

5Rac$  ben  borau$gel)enben  2tu$ftt§rungen  gab  es  unter  ben 
Sfyofteln  feinen  netlnvenbig  bererBBaren  Primat  be$  $?ed?t#  unb 
ber  Crbre.  xHllc  Styoftel  ftanben  einanber  an  Stutorität  gteid;, 
atte  feilten  fid;  in  ben  gemetnfcfraftücben  SBeruf,  ber  „nie  ein 
anberer  toax  als  bttref)  bie  ^aebfotge  ber  bitten  (2r)rtftt  bie 
>Ürd>e  pi  lehren,  bie  2)cenfcf)en  311  taufen,  bie  $ranfen  3U  Reifen 
ramonen  aufzutreiben,  baS  Cpfer  beS  SeibeS  Gfyrifti  bargu&rin* 
gen  unb  ric  aufgetragene  2?etfmacf)t  $um  ^ortf)eit  ber  Sird;e 
ii&erafl  $u  üben.'' 2)  Unb  biefe  9?egierungSform  ber  $ird)e  ofyne 
ein  ficbtbareS  §au£t,  fcen  bem  atte  abhängig  toären,  bon  bem 
atte  bifd;cflid)e  Autorität  beribirte ,  beftanb  bis  auf  (Sonftantin, 
atfo  breifyunbert  3a^re  taug;  „beim  ber  $aifer  fe£te  nad)  brei= 
Rimbert  ^afyren  ben  ^3apft  ein,  ber  ats  remifeber  §cfyepriefter 
ben  anbem  §of)epri  eftern  bis  gur  f'aiferüd;en  ^cfyenfung  Sftitge; 
noffe  toar,  unb  nur  burd)  beS  .QaifcrS  Autorität  ats  £aupt  31t 
fyerrfeben  anfing."  3)  „denftantin  Ijiett  bafür  unb  befaßt  um  baS 
3afyr  301,  baft  ber  cberfte  5Btfcf>cf  bon  alten  Sßapft  genannt 
»erben  fcüe ,  unb  in  gotge  ber  Dotation  erftarfte  aud>  jener 
OJame."4)  £benfo  fanb  Qonftantin  301  für  gut,  befaßt,  befeftfeg 
unb  beftimntte,  ba§  ber  rÖmifd;e  53ifd;cf  atte  faiferücfyen  ©etoanbe 


')  Resp.  c.  i.  p.  314.  f. 

2)  De  eccl.  c.  15.  p.  279.  a.  b. 

3)  L.  c.  n.  p.  280.  a.  ,.Ecce,  quod  Papae  praefectio  et  institutio 
a  Caesaris  potentia  emanavit,  quae  non  potest  Dei  potentiam  limitare." 

4)  L.  c.  c.  13.  p.  274.  b. 


40 


bereit  er  fich  a(S  fyeihrifcfyer  ßaifcr  bcbiente,  tragen  foüe,"  fo 
bafj  „er,  trenn  er  bem  £eben  (5r)riftt  nnb  ber  5(pcfte(  entgegen* 
gefegt  roanbelt,  mehr  (Statthafter  beS  SaifcrS  atö  beS  §cf?c= 
priefterS  3efu  <2f>riftt  ift."  *) 

3Mefe  Behauptungen  toieberljofte  §u$  and?  auf  bem  (Sonette 
oon  Gcnftairv  3U  ^cm  2(rtifet:  „bie  papftücbe  SBürbe  r>at  bom 
Äatfer  unter  ben  Römern  ihren  Urforung,"  erftärtc  er,  „biefe 
'prooefition  finbet  ftdt)  nirf;t  in  bem  33iicf)(ein  (de  ecclesia), 
bod)  ift  ttahr,  bafj  bie  jpäpftttc^e  2£ürbc  nad;  ihrem  zeitlichen 
dominium,  ihrem  Ornate,  ihrem  U eberragen  ber  anbeven 
^3 1 f er) c f e  (quoad  suprapositionem)  unb  ber  Unterwerfung 
ber  übrigen  Kirchen  aus  bem  ^ribtteg  bee  SaiferS  GEonftanttn 
unb  nac^er  beS  'ißfyecaS  entfprungen  ift  £)iefe3  ^riotteg  über= 
trug  bie  nicä'ntfcbc  ^t;nobe  bem  römifeben  Bifchof,  bamit  tote 
ber  Saifer  bor  ben  übrigen  Königen,  fo  ber  rbmtfcbe  Bifcfjof  ber 
ben  übrigen  33ifcr/öfen  g(eicf;fam  ber  erftc  genannt  toerbe.  2xc\y 
bem  bat  bie  päpftücbc  Sföürbe  ir)rcn  Urforung  unmittelbar 
oom  ^errn  Qfefuä  GljrifiuS."  2)  „3cf>  fage  nanttid;  fo:  Be$üg= 
(ich  bc3  äuBeren  CntateS  unb  ber  $eitttcbeit  GHttcr,  welche  bei- 
drehe übertragen  Würben,  bamit  fic  eine  päpftücbe  33>itrbe  fei, 
hat  jte  ihren  Urfprnng  bont  Äaifer  (Sonftantiu,  roa#  [pater  anef) 
anbere  £atfer  betätigten.  2(ber  bezüglich  ber  geiftlicben  5lbmi- 
niftratton  unb  bes  2(mte3,  geifttich  bie  tfirebe  :u  regieren,  Ijat 
eine  f c T et) e  SBürbe  unmittelbar  oom  £>errn  3;efn  Ghrifti  ihren 
Urfprung ;"  3)  allein  „ber  oft  muffe  bie (Srcettenj  feiner SÖürbe 
bemiitr/ig  unb  ofmc  ben  ^omo  berbienen,"  fügt  er  eben  ba  bei, 
um  bem  faofttfntm  ofytte  Weiteres  jebe  ^Berechtigung  auf  einen 
2(nfprud),  eine  oon  CEt)riftn^  mit  beftimmten  9ted)ten  ausgestattete 
3nftitution  31t  fein,  $u  nehmen.  3m  @egenthett  bie  grogartige 
©efct)idt)te  bee  ^aofttr/umS  Ijat  fidt)  auf  einer  uncr)iiftlicr)en 


')  Resp.  c.  2.  p.  337.  b.  f. 

2)  Art.  18.  £i>fl.  227;  art.  21.  25.  1.  c.  229. 

*)  Art.  12.  bei  £'öfl.  249. 


41 


fttttttten  be$  fyeibnifcfjen  tfaifer«  Genftantin  ffttgefefet,  riefet  fetbft 
t)at  atö  eine  Hege  5D?cnfef)enfafcmng  feinen  ?{nfrrucb  auf  (Rettung 
unb  $efkmb  in  ber  £ird;e. 

£ennocf)  frricf)t  f)u$  rem  ^arft  atö  einem  ^cacr/fotger 
$etrt #  ber  bie  s2lmt£geu\itt  $etri  babe  unb  übe,  allein  ße  i ft 
enrac  gatq  anbercS,  afö  bic  f'atf;elifcf»c  Mircbe  (efyrt.  „SSeit  ber 
©icar  bic  Stelle  bc$  Oberen,  febreibt  fQtö,  Don  bem  er  bte 
$kartat$geto«ft  empfing,  vertreten  ttrnj},  fc  ift  es  nctfytrenbig, 
bafj  er  unmittelbarer  bemjenigen ,  beffen  Stettc  er  vertritt,  in 
[einen  Herten  cottfortn  fei,  beim  anwerben!  fotrb  bic  ©etratt 
in  ifjm  vereitelt  £)arau$  nun  geftaftet  fict)  fotgenbeS  2lrgu* 
ment:  ©er  ÜDfcttfö  ift  Jette«  gftear,  beffen  Stctfc  er  vertritt  unb 
reu  bem  er  eine  rreettratorifebe  (Metratt  gefefcmafjtgertoetfe  über- 
remmt.  Allein  üftiemanb  tanu  trabrbaft  Gfyrifti  ober  ^etri  Stelle 
vertreten,  trenn  er  Ujttt  nietet  in  beu  Sitten  nachfolgt,  ba  cS  feine 
anbere  toef en t (teuere  "Dtacfrfefge  gibt,  unb  er  niebt  anbete  ton 
(£*tt  eine  rrcimraterifcbe  Gktralt  erljäft.  Senacf)  hnrb  $tt  biefem 
33tcartat  ettwrfeftg  Konformität  ber  Sitten  unb  anbererfeitS  bte 
Autorität  bc3  3>nftttmrenben  erferbert."  £)ier  ft>ricf)t  §u$  ein 
$rind$  aus,  ba#  uns  atterbingS  ntd>t  me^r  unerwartet  erfebeint. 
!©aS  anbere«  a(3  Hofe  Konformität  ber  Sitten  unb  £ugcnbcn 
feilten  jtttti  SStcar  fetri  machen  föunen,  trenn  btefer  fetbft  nur 
bnreh  fie  einen  Primat  befaß  unb  bie  £ircf)e  regierte?  g$o$er 
fettte  ber  $arft  eine  größere  fircblidje  SDfrutyt  überfommen  fyaoen, 
trenn  fie  bech  *ßetru8  fetbft  nicht  übergeben  warb?1)  2(uf  bem 
Kendl  ron  Konftan^  bemerfte  £ug  $n  btefer  Stelle,  bag  er  ba8 
nur  „besügtid)  bc$  93erbtenfte$  unb  £etme$,  ber  barauS  folgen 


')  De  eccl.  c.  14.  p.  277.  a.  —  art.  10.  £öfler.  218.  —  Cappenberg. 
L  c.  p.  39:  ..Primatus  ieritur  seu  prineipium  unitatis  eccle;iae  in  papa 
manifestatom  Hnssio  non  nisi  primitia  virtualis  seu  summa  auetoritas 
personae  soli,  non  muneri  adnexa  videtur.  quae  quidem  alternis  viribus 
succumbit.  quandoquidem  modo  hic  modo  iüe  alius  alio  die  virtuti- 
bus  antecellit  nec  hominibus  sed  soli  Deo  manifesta  est." 


42 


fottte,  jeboch  ntdf>t  folgt",  meine,  „nicBt  aber  besüglich  beS  2ün* 
te$."  Sttan  fragte  ihn,  imb  jebenfattS  mit  boüem  fechte:  „2£o 
in  feinem  S3?ud;e  (de  ecclesia)  biefe  ©toffe  ftehe?"  §u$  gefteht 
nnn  fetbft,  in  feinem  Suche  „über  bie  &ird)e"  uirgenbS,  mohf 
aber  in  C  2.  contra  Mag.  Palecz." *)  Sldein  roenn  man 
erroas  näher  jttftdjt,  fo  berfteht  er  bcrt  eben  fo  toenig  eine  3uri£= 
bictionSgetoait  nnb  rebncirt  fid?  alles  anf  einen  moraüfcr/en  (Sin* 
fluß.  „^at-ft  bezeichnet  bei  ib/m  jenen  geiftüchen  33ifd)of,  ber  am 
höchften  nnb  äfynücfyften  bie  Stelle  Gbrifti  roie  ^ßetruS  nad)  ber 
Himmelfahrt  berfier/t."  tiefer  Stellvertreter  (E^rifti  nnb  Diatf^ 
feiger  $etri  ift  aber  nicr)t  gerabe  immer  ber  römifche  53ifchof, 
nicht  gerabe  an  9?om  gebunben;  benn  „toenn  jebe  Herfen  *ßapft 
genannt  hmrbe,  tpetct)e  bie  oeeibentatifche  £ird)e  als  römifeben 
3Mfcf)of  annimmt,  um  in  ftircbenangelegenheiten  cberfte  (Sntfcbeib* 
ung  in  geben  nnb  ben  ©laubigen  feinen  bitten  bor^ufchreiben, 
fo.  roäre  bie$  ein  SDctgbraucr)  be3  £erminu£,  roei£  barnach  ber 
Safl  eingeräumt  werben  mügte,  baß  ber  rofyefte  i'aie  unb  ein 
2Beib  (^ät-frin  Johanna) ,  ober  ein  ^äretifer  unb  3(nticbrift 
Sßapft  nmrbe."2)  So  fteüt  fidr)  immer  mehr  fyerauS,  batf  §uffen 
bie  Autorität  be$  ^ßapfteS  feine  objectibe  Süntegcftatt,  toie  bie 
beg  ^riefterthuineS,  unberfümmert  buref)  bie  Subjectioität,  fon= 
bern  nur  ber  (Sutffafj  ber  Subjectioität  ift.  3)aS  ^apfttfm™ 
fotf  atfo  niebt  in  einem  an  fid?  bon  bem  meraüfcfyen  253ertt)e, 
ber  etr/tfeben  Xücbttgfeit  feinet  £räger$  unabhängigen  3(mt  be= 
fter)en,  fonbern  nur  bie  morattfcr/eSftacbt  be3  jeweilig  tugenbhafteften 
23tfcbofe8  fein.  3ft  barum  ber  (fogenannte)  ^apft  auch  mit  ben 
£ugenben  $etri  gefchmücft,  „bann  ift  er  ohne  3^eifet  *m  ^a^' 
rer  33tcar  3efu  Ghrifti,  effenfunbig  ©Ott  unb  ben  Sftenfcbcn, 
toenigftenä  nach  ^em  äußeren  SenfuatnrtheUe." 3) 

Demgemäß  tarnt  £uö  gar  nicht  gur  Orinficbt  gefangen,  bafj 


')  Art.  15.  £öfl.  250.  ^gf.  ba$u  art.  4.  1.  c.  259. 
l)  De  eccl.  c.  13.  p.  274.  a. 
■)  L.  c.  c.  14.  p.  277.  a.  f. 


43 


man  beim  fapftc  $toifd?en  morafifd^er  Sürbigfeit  unb  2lmtecba 
taftcr  unterfd;etbcn,  baf?  „ber  %^\t,  toetut  er  and)  bbfe  unb  oor= 
(jergctoujjt  fei,  bc^fyalb  bod)  ^au^l  ber  5c ircf>e  fein  fbnue."  „Sic 
wäre  er  ba$  ^>oitpt  ber  ftrcitcuben  ftirebe,  ja  bereu  forpcrlidjefc 
(fid;tbaree)  2paupt,  ba  er  nid;t  einmal  ©lieb  berfetben  tft?  £>enn 
to&re  er  letztere* ,  bann  toürbe  er  and;  ein  ©lieb  Gfyrifti  fein, 
^inge  als  felcOeö  GHjrifto  burd)  bie  ©nabe  ber  ^räbeftinarion  unb 
bie  gegenwärtige  ©nabe  an  unb  toäre  Grin  ©eift  mit  ©ott.  Ober 
nnfet  ifyt  niebt,  baj?  berjeuige,  toetd^er  bem  SBu^toeibc  anfängt, 
(Sin  ßeifc  mit  il)m  feto?"  J) 

3n  biefer  ^cfdjränft^eit  ber  Gnnfidit  begreift  er  ferner  nicfyr, 
umc  ber  $aj>ft  ben  Xitel  „£>eiligfeit",  fyeiligfter  Sßatcr"  führen 
tonne,  berfclbc  nid;t  feiner  Herfen,  fenbern  feinem  2(mte  juge-' 
febrieben  derben  folle.  „Senn  „fjeiligfter  33atev"  2lmt$titel  ift, 
fo  möge  ber  ^orfpiegler  bod)  gufeljen ,  ob  benn  aud)  3;uba£ 
^cariotfy  f)eiligfter  23ifd>of  ttar,  ba  (SfyriftuS  bon  ifym  fagte,  baft 
er  ein  Xeufel  fei."  „<Soll  *ßapft  ber  9came  beS  2lmte$  fein, 
fo  folgt,  bafj  jener  fd)led;te  unb  borfyergehmgte  ^abft  feinem 
Slmte  nad)  ber  fjeiligfte,  folglid;  au$  ber  befte  fei.  £)a  aber 
t>iiemanb  bem  2lmte  nad)  ber  befte  fein  fann,  olme  baß  er  baS- 
felbe  am  beften  ausübt,  fo  folgt,  bag  ber  f$led)te  unb  borf)er= 
genntßre  $a£ft  bennod)  fein  2tmt  am  beften  ausübt.  Qnbem  er 
bies  jebod)  nid;t  bermag,  toenn  er  nicfyt  moralifd)  gut  ift,  ba 
ber  £eilanb  SDiatt^.  12  fagt:  Sie  fonnt  ifyr  ©uteS  reben,  ba 
ifn*  böfe  feib?  —  fo  mug  ber  fcf)Iedt>te  unb  borf?ergenui£te  ^abft 
3u  gleicher  3eit  moralifcfy  gut  fein."  Unb  gan$  begreiflich. 
GrS  Befielt  ja  baS  5lmt  be£  s]$a£fte3  nur  im  „Sorte  ^eiliger 
^rebigt,  ber  £)octrin  unb  befonberS  beS  33eifpiel3;"  e$  ift  felbft 
nur  ein  moralifd;er  Hinflug,  $apft  fein  „@ad;e  beS  ^erbicnfteS" 
ober  aud)  moralifdj  leben,  tute  ift  bafyer  mögtid),  baft  ein  Un* 
moralifdjer  sugleid;  moralifd),  ba«  f?eißt,  $apft  fein  fonnte?  — 
„Grs  fei  überhaupt  fonberbar,  toarmn  man  xitcr)t  alle  33ifd;öfe 


')  Resp.  ad  sei  M.  Steph.  Palecz.  p.  322.  a.  f. 


44 


„f?etfigfte  SBätev"  nenne,  ba  fie  boc^  fpeciftfcfy  ba«fe(be  $mt  mit 
bcm  Zapfte,  \vk  alle  Styoftet  mit  *ßemt8,  bemalten."1)  (Sine 
etgentfnnnitcfye  Ironie  6dr/idfat«!  £u$  ntug  es  in  feinem 
pefternben  Grefes  überfein,  baß  gerabe  fein  au«  einem  Briefe 
be«  sßapfte«  Tregor  M.  enthobene«  ©tat  ihn  fefl&ft  toibertegt. 
©reger  ncmificfy  nennt  ben  23if(fyof,  an  ben  er  gegen  ben  Zitd 
„unieerfetter  23ifd;of"  fd;reibt,  ttdmt  $eifigtett;" 2)  allein  ba« 
beengt  §u«  in  feinem  totttfürlictyen  ©ebraud)  ber  Später  nicfyt. 
@r  Witt  e«  nicfyt  fefyen,  unb  e«  erjftirt  nicfyt.  3U  Sonftattg,  teo 
er  überhaupt  mand)e«  burd?  3ft>eibeutige  ^Beübungen  unb  (Srftar* 
nngen  be«  eerbäcfytigen  @f)ara!ter«  31t  enttebigen  fud)t,  fagt  er: 
„3a  id)  teeift  feinen  ©ritnb,  tearum  idj  ben  ^ßapft  ben  fyciügften 
nennen  feilte,  ba  e«  tym  ausreichen  bnrfte,  frenn  id)  tt)n  fyeitig 
nenne  n.  f.  to.  (Sfyrtftum  nenne  id;  it?at)rr)aft  ben  §etügften;'/3) 
„id>  läugne  nic^t,  eie(mel)r  billige  icr;,  bafj  bic  miniftertette  pctyft^ 
lic^e  SÖ&ürbe  auf  (Srben  unter  allen  anbern  minifterieüen  Würben  bie 
fyeiligfte  fei;  fie  jebodr)  heiligt  nicht  ben  SD?enfd;en,  fenbern  ba« 
gute  £ebcn",4)  unrebltch  ben  tathelifen  bie  21nfid;t  unterfc^ie* 
benb,  al8  ob  fie  ben  ^apft  fraft  feine«  Intte«  perfönlid;  Zeitig 
fein  ließen,  toätjrenb  fie  gerabe  gegen  £m«,  beibe«  ftreng  unb 
genau  an«cinanberhaltenb,  ftet«  ba«  ©egentheil  behauptet  hatten, 
§u«  aber  biefen  Unterfcbieb  nicht  31t  faffen  vermochte. 

Sie  ©egner  puffen«  machten  nocl;  einen  SBerfud;,  ihn  eon 
ber  9tctfytr>enbigfeit  ber  Autorität  be«  ^3afcfte«  3U  über3eugen, 
tnbcm  fie  nämlich  fcon  ben  fichtbaren  TOtgliebern  ber  fircfyc  auf 
ein  fid;tbare«  §aufct  berfelben  fd;lcffeu.  „Crange  au«  ben  ge= 
nannten  Soctoren  behaupten,  ba§  ber  ^ßafcft,  nidjt  fo  @hriftu«, 
ba«  (fichtbare)  förperurf;e  §ait£t  ber  ftreitcnbeu  £ird;c  fei,  ba« 
immer  bei  ber  $ircr)e  bleiben  muffe.    Siefen  bleibt  aber  $u  be^ 


')  De  eccl.  c.  12.  p.  273.  a;  Resp.  ad  Paletz.  p.  322.  b. 
*)  De  eccl.  c.  12.  p.  273.  a. 

3)  Art.  6.  £öft.  260. 

4)  Art.  26.  $BfUt  @.  230. 


45 


toetfert,  meint  §ud,  bag  ber  <ßapft  §aupt  ($aupt  =  bad  §aupt 
ßljriftuö)  ber  fettigen  Kirche  fei,  wad  fic  aber  nod)  nidjt  be= 
liefen  haben;  ferner  bag  @hriftud  md;t  f etbft  bad  förderliche 
£>aupt  ber  ftreitenben  £ird;e  fei,  ba  bod;  (SljnftuS  eine  förper* 
lid;e  Herfen,  Weil  Sftenfd; ,  ift;  §au|pt  ber  ftreitenben  fircfye 
wenigftend  ift  er  nnb  ald  göttliche  ^erfon  ift  er  fogar  alte  £age 
bid  an'd  @nbe  ber  Seit  bei  berf elften  gegenwärtig.  Senn  er 
nun  noch  ä^nttd^  burd;  bie  ©nabe  feineu  £eib  facrameutal  nnb 
geiftig  feiner  $ird;e  jum  (äffen  gibt,  tote  ift  und  bann  biefer 
Bräutigam,  SöeJ^er  ba«  §aupt  ber  &ird)e  ift,  nid;t  gegenwärtig 
gcr,  ald  ber  ^apft,  ben  oou  und  3Weihunbert  Tanten  trennen, 
ohnmächtig  und  burd;  fid;  (Sinn  unb  Bewegung,  wad  2lutt  bed 
£>aupte$  ift,  einzuflößen."  !)  5lucf;  ber  SDcag.  Stauidlaud  ü>fO 
$ud  auf  biefent  Segc  bekommen.  So  argumeuttrt  er  baruui: 
„£)a  bie  (55efanuntt)eit  ber  mr/ftifd;en  <Sd;afe  dljrtfti  menfd;lid) 
fid;tbar  oerfchrt,  bebarf  unb  erforbert  fie  in  ihren  burd;  ben 
(Erbfreid  oertheilten  <Subjecten  aud;  eine  ben  menfd;lid;en  23er= 
haltniffen  eutfpred;eube,  fichtbare  Erleuchtung  in  aller  unb  jeber 
Materie,  im  fathotifd^fird;lid;en  unb  cf)riftlid?eu  £eben  Unter 
weifuug,  $ergewiffermtg,  Leitung  unb  SSeibe,  folglid;  eine  gewiffe 
unb  fidlere,  namentlich  fid;tbare  ,3ufluchtdftätte,  ^0  fcag  in  9?icf)td 
mangelhafte,  foubern  nach  a^en  Beziehungen  ^ureichenbe  gormat= 
^rineip  $um  (Meuchteu  unb  meufd;lid;  fid;tbaren  Uuterwetfen  ber 
ganzen  ©cfammtheit  in  jeber  fird;(id;eu  unb  d;riftlid;en  Materie 
ruht."  §at  aber  bie  §Bt<mt  (Shnfti  Wirflid)  unb  unabweidbar 
biefed  33ebürfnig,  wad  Übrigend  §hriftud  unenblich  beffer  Weig 
unb  uneublid;  beffer  an^uorbuen  oermag,  ald  irgenb  (Einer  aud 
und  ben  ginger  31t  regen,  fo  ift  bod;  fehr  flar,  bag  er  thatfäd^ 
(ich  eine  folche  fichtbare  3uflud)tdftätte  angeorbnet  habe.  £>a 
nun,  wie  fcr)on  weiter  oben  gezeigt  würbe,  §ud  oou  feiner  auf 
bem  Zapfte  bafirenben  infalliblen  firchlichen  ^nftitution  weig  — 
infallibel,  weil  fie  bagu  ben  Betftanb  @otted,  bed  heiligen  ©ei= 


')  De  eccl.  c.  13.  p.  276.  a. 


4ü 


ftes  f)at:  fo  ift  au d;  feine  5lnttoort  nidjt  unerwartet,  bag  nämttd; 
bod;  feine  foldje  3uftud;t$ftatte  at$  fidbtbareS  §aupt,  £>er$, 
Quefle  unb  SBorn,  ba$  f;eigt  fein  $apft,  tote  ber  £)octor  will, 
auger  bem  ©orte  (Sfyrifto ,  nadj  jeber  £)infid;t  guretd^enb  fein 
tonne.  £)urcfy  bie  Hnnafyme  einer  folgen  gän$Kicfy  jureidfyenben 
3ufluc$t$ftätte  Würbe  man  übrigen«  nod;  bie  ^ncontoentenj  be^ 
gelten,  bafj  man  neben  (Sfyrifto  eine  anbere  3uffacfyt«ftätte  feilte, 
bie  ntdjt  nur  in  nichts  ermangelte,  fonberu  fogar  naefy  jeber 
Söejie^ung  tote  (SJjriftuS  gum  Regieren  unb  (Srteudjten  ber 
®ird;e  genügte." ')  Unb  boefy  beburf teu  bie  Styoftel  bon  feiner 
^roötnj  aus  eine«  9?ecurfe$  an  ^etruS,  bietmefyr  Ratten  fte,  wie 
er,  beu  gleiten  Auftrag,  alte  SBitffer  ju  lehren,  unb  fannten 
„ feine  anbere  ^eftriftion  ifyrer  3uri3biftion,  a($  ifyre  eigene  3n^ 
fuffteienj."2)  „3cfy  geftefye  jebod;  %u,  ber  ©ott  (5§rtftuö  oer= 
orbnete  feiner  23raut,  ber  ®ird;e,  eine  fixere,  gubertä'fftge,  unb 
nad)  jeber  23e$iel;ung  auStaugeube  3uftucWtätte  —  feine 
SQcenfd^eit  närntid)."  „Gr$  fdjabet  inbeffen  nid)t,  ift  oietmefyr 
fefyr  bortfyciifyaft  für  bie  ®ird>e  ©fjriftt,.  baß  biefe  jureictyenbe 
3uf(ud;t3ftätte,  nämttd}  bie  -tDcenfd^eit  (Sfyrifti,  nid;t  ficfytbar  bei 
feiner  23raut,  ber  berwittweten  ftreitenben  ßircfye  oerfefyre,  ba  er 
fetbft  $u  feinen  Jüngern  unb  fo  gu  atfen  fotgenben  ©laubigen 
fagte  (3^.  16.):  ift  gut  für  cud>,  bag  id>  gef;e.  £)enu 
menn  td;  nid;t  fortgebe,  Wirb  ber  ^aractet  nicfyt  gu  eud;  fommen; 
getje  id;  aber  fort,  toerbe  id;  ifyu  eud;  fd;icfen.  @o  fcf;eu  bie 
©täubigen,  fein  längerer  förderlicher  unb  fid;tbarcr  2lufeutf;att 
auf  (Srben  Wäre  für  fie  fd;äbüd)  gewefen.  SÄftag  nun  etwa 
ein  ©taubiger  juftimmeu  ober  gtauben,  ber  5lufentf;aft  beS  pornp* 
f;aften  ^apfteS  in  ber  fird;e  (EfyHfti  möd;te  biefer  tli|lic$er  fein 
ate  ber  ßfyrifti  felbft?  £)a  aber  nad;  bem  ©rauben  ßf;riftu$ 
nid;t  lügen  unb  fünbigeu  fann,  bagegen  ber  'ßapft  tetd;t  mit  beut 
breifacfyen  geiftigen  geinbe  bemadett  wirb,  fo  ift  aud;  aus  bem 


')  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  c.  5.  p.  347.  a.  b. 
•)  L.  c. 


47 


©tauben  f(ar,  baß  ber  „boctrinafe"  Huf  enthalt  dfyrifti  unenbtid; 
beffer  roäre,  at6  irgenb  einer  »on  einer  fotdjen  guftucfrtSftä'tte, 
mic  fie  ber  £)oetor  fingirt."  UeberbieS  ift  gur  $erf;ütung  oon 
3rrtfyümern  nnb  <Sä)t$men  beregte  fid)tbare  3uf(ud)t3ftätte  eben 
fo  wenig  unbebingt  notfyiüeubig,  ba  gerabe  bie  Zapfte  bie  Urfacfyen 
waren,  ba§  ^rrrfutm  in  bte  Äircfye  eingefädelt  unb  biefefbc 
burd>  @<$i$men  jerriffen  würbe.  £fyatfacf)üd)  bebürfe  exibüdt)  bte 
$ird;e  feinet  folgen  förpcrücfyen  §aupteS,  ba  fie  ja  oft  3af?re 
fang  wä'fyrenb  ber  @ebi$öacan$en  ober  wie  unter  ber  ^ßäpftin 
3obanna  t)aupt(o^  war,  l)  unb  man  bod)  unterbeffen  fetig  Wer* 
ben  fonnte. 2) 

„Sonad;  ergibt  fid)  af$  9?efu(tat,  bag  aud;  fein  gunfen 
oon  (Schein  oorfyanben  fei,  ate  ob  ©in  bie  ftircfye  in  ben  geift* 
(id;en  fingen  lettenbeS  £aupt  unbebingt  notfywenbig  fei,  unb  aU 
ob  ba3fe(6e  immerwäfyrenb  bei  ber  ftreiteuben  $ircfye  fcerweiten 
müßte,  eS  iooüte  beim  ein  Ungläubiger  bie  fyäretifcfye  Meinung 
liegen,  bie  ftreitenbe  Stirere  bebürfe  unumgänglich  tyier  eine  ftets 
Meibenbe  (grabt  unb  l)abe  nid;t  oielmet)r  eine  fünftige  $u  fu= 
ct)en." 3)  Unb  ju  (£onfran$  glaubt  er  bem  (Sonette  bemerHid; 
machen  31t  fotfen,  bafj  e£  ja  fetbft  feine  geljre  bittige,  bag  „ein 
fotd)e3  forperüd;eS  §aupt  nid;t  immer  unbebingt  notfjwenbtg  ba 
fein  unb  mit  ber  ftreiteuben  $ird)e  oerfet)ren  müffe,  ba  Wir  bod; 
aud)  jefet  (nad;  Slbfefeung  Sofyann'S  XXIII.)  fein  fo(ct>eö  fjaben, 
meintest*  nur  ben  §errn  3efu8  GtjriftuS."  4) 


')  L.  c.  p.  348.  f. 

2)  3u  Sonftanj  gegen  $0$,  Sßtffo,    $8|f.  196. 

3)  T.  I.  p.  346.  b. 

4)  Art.  3.  Pfl,  236.  f. 


48 


§.  7.  (gortfefcung.) 
&ic  römtfcfje  Äircfje. 

Sotyf  fd;n>erfid>  bebarf  c8  meljr  eine«  fangen  33eroeifeS,  baß 
nad)  £mffen'S  £efjre  and;  bie  rönttfcf;e  &ird;e  feinen  befonberen 
SBorjug  oor  ben  übrigen  ®ird;en  f)aben  fann.  Unb  obfd;ett  bie 
£ird;e  „röntifd;e  £ird;e"  genannt  ioerbe,  fc  beruht  bte$  anf  ganj 
anberen  ©rünben.  „Senn  aud)  bie  d;rtftficf;e  $irdje  ton  3>ubaa 
if;ren  Anfang  nafnn,  toerot  bann  in  3erufafem  ba3  §aupt  ber 
yf treffe,  SfyriftuS,  gemartert  tmtrbe:  fo  ift  fic  bod)  vernünftiger 
Seife  sufofge  einer  gemiffen  ^präemittett$  röntifebe  leitete  ge- 
nannt roorben.  GEtnntaf,  toeft  ßfyriftttS  uutjjte,  bag  bie  SSÖffer 
toegen  be$  Unglaubens  ber  3uben  bem  römtfetyen  9teid)e  ein$n* 
pfropfen  feien  (dlöm.  11.),  bann  toeif  bort  eine  größere  9In$atjf 
üDiarttyrer  trinm^irte,  afö  in  einer  anberen  <©tabt,  benn  roo  ein 
Dtatfdj  geboren  roirb  nnb  rufmireid?  triumpljirt,  oon  ba  nimmt 
er  feinen  Tanten;  enbfid;  bamit  erfannt  toerbe,  nid;t  ber  Ort 
ober  baö  2(tter,  fonbern  ber  formtrtc  ©faube  griinbe  bie  $ird;e 
(Sfyrifti,  inbem  biefefbe  nacb  Herfen  nnb  $eit  früher  in  ben  elften 
2i£eu  mar."  fteinestoegis  barf  jebod;  „bie  römifd;e  $ird;e  für 
sßapft  nnb  Gtarbiuäfe,  tote  fie  immer  befdjaffen  fein  nnb  too  fie 
immer  ioofmen  mögen,  in  gittern  ober  fd)ted;tem  Sattbef,  ge^ 
nominell  »erben;  ebenfo  toeuig  für  ben  Sßapft  alfein.  Diefe  bei- 
ben  festen  33ebentnngen  oon  römifd/er  $ird;e  finb  oon  ben  (Scho- 
laren l/erauSgebeuteft  toorben." 

„Senn  bafjer  bie  römifd;e  tfirdje  einen  Primat  nnb  eine 
Siirbe  in  93e$ug  auf  (55 o tt  über  äffen  anbero  iärd;en  fyat,  fo 
leuchtet  ein,  ba§  fie  bann  bie  ganje  ftreiteube  Üird>e  (ber  %xa* 
beftintrten)  ift,  bie  ©ott  mefyr  liebt  ate  irgenb  einen  ^beii  ber* 
fetben."  !)    tur$,  „too  ©ute  finb  (fctyliejjt  er  fieb  ber  ©toffe 


l)  De  occl.  c.  7.  i».  257.  f. 


4!) 


ad  deeret.  21.  dist.  Argumentum  an),  ba  finbet  ficfy  bie 
romifd;e  $ircfye,  unb  nad;  biefem  Argumente  fyaben  bie  ©lau^ 
bigeu  ^oUen  ©(aubcn  glitt!  ßrfennen,  too  bie  römifcbe  Äircbe  fei."  ') 
ßbenfo  oerf(ad;t  ift  in  ber  £eljre  £uffeu'0  ber  2üt«brud 
„apofro(iftf>er  StufyL"  2Benu  bie  £)octoren  gegen  £m«  befyaitp= 
ten,  bag  „bem  apoftcüfdjeu  §>ttt$fc  ber  römtfcfyen  &ird;e  (nnb 
ben  Prälaten)  bie  Untergebenen  in  meiern  unb  3eg(ia)em  gefyor= 
cfyen  raüffen,  fefern  nid)t  pur  ©ute«  oerboten  ober  pur  53ö'fe« 
befohlen  toirb,  fonbern  nur  ettoa«  ^nbifferente«:"  fo  nimmt  £m« 
bem  oon  $orne  alle  ®raft,  ba  er  unter  „apoftolifcfyer  @tufy(" 
etma«  gan$  anbere«  oerfte^t.  „lieber  ilm  foreeben  $ie(e,  befon= 
ber«  bie  Ganoniften,  fo  äftanebe«,  aber  toa«  er  fei,  toiffen  fie 
bod>  nicfyt."  „Slpoftoüfcber  ©tufyl  tann  ba«  £eben  eine« 
tfyatfaa?ncf>  ba«  £eben  eine«  Slpoftel«  füfyrenben  $rie* 
fter«  feigen,  fotoie  (Stufyf  be«2(pofte(«  ba«  £eben  be«  2(pofte(« 
ift."  „Slpoftolifcfyer  ©tu§l  ift  ferner,  toa«  flatfceber  SDcofi«. 
tiefer  ift  aber  toeber  SDfofe«,  noefy  ein  tyofjer,  ferner  ober  ftet* 
nerner  ®i£  iDcofi«,  toie  eine«  oorft^enben  Stticfyter«,  nod;  bie  <&iy- 
nagoge,  fonbern  bie  Autorität  ba«  $o(f  $u  teuren  unb  $u 
rieten.  Darnach  ift  bann  ber  apoftolifcfje  @tit^  bie  Autorität 
ixx  (efyren  nnb  ju  rid;ten  naa)  GDjrtftt  ©efe£,  ba«  bie  2lpofte( 
(ehrten;  auf  üjm  muffen  toeife  unb  gotte«fürd?tige  Männer  fi£en, 
in  benen  bie  2öafyrfyeit  fyerrfcfyt  unb  ber  ©ei^  fremb  ift."  „Sirf* 
üd>  fi^t  baf;er  auf  bem  $atfyeber  $öiofi«  ober  ^3e tri, 
toer  in  ber  Slutori tat  ber  fjeiügen  ®a?rift  gut  (ebt  unb 
lefyrt,  nid)t«  grembartige«  $um  ®efe£e  fügt  unb  nicfyt 
oon  bem  $atf;eber  ©emittn  fud)t."  £>a«  ift  aber  feine«- 
roeg«  bei  ber  römifeben  £urie  ber  gatf,  „bie  ber  ®i£  be«  (Sa- 
tan«,  nicfyt  §fyrifti  ift,  inbem  mau  bort  nad)  feinem  eigenen  £e- 
ben  auf  bem  $at!)eber  ber  $efti(eu$  fi£t."  * 

9?äfyer  auf  bie  ftrcfyüdjen  $ed?ä(tniffe  angetoanbt  lägt  fidj 
„apoftoüfcfyer  @tufy("  bafn'n  beftimmen,  bafj  er  „bie  Autorität 


')  L.  c. 


4 


fei  bae  ©efefc  Ootte^  }u  (ehren,  ober  bas  ®efchlecht  ficf>  folgen- 
bev  Seifiger  ^Stfle  ober  ^ifeböfe,  baS  SBorforge  trifft,  wie  ee 
auf  bie  größere  Crbre  (Rottes  unb  barauf  benft,  was  nüfelidher 
für  bie  heilige  Kirche,  beilfamer  für  bte  ^orgefe^ten  unb  Unter- 
gebenen  ift,  inbem  c$  nicht  ben  Unwürbigen  bor^ebt,  ben  Taug- 
licheren ^urücffett,  ohne  Prüfung  Gincm  baä  Watt  beä  (Gewinnes, 
ber  v£crwanbtfcbaft  ober  irgenb  einer  perfönlichen  3une^uni3 
wegen  befebränft."  ') 

Welche  3?ebeutung  Wirb  nach  all  bem  ber  ^aoft  noch  als 
Lehrer  in  ber  Kirche  haben  tonnen?  Serben  feine  Fullen  unb 
(fonftitutionen ,  feine  SDcanbate  unb  Xecrete  eine  oerhinbenbe 
Sraft  befifcen?  Ta§  öon  feiner  bcrfonlicben  3nfaÜibilität  te* 
s]?aoftes  hei  §uS  bie  Oiebe  fei,  fahen  wir  herein ;  in  33e$ug  auf 
feine  üfrutbait  aber  ftellt  $)H0  folgenben  Ganon  auf:  „Der 
gläubige  Schüler  (Ehrifti  Httfj  üöerbenfen  unb  erwägen,  wie  oom 
$apfte  ein  Ottanbat  ausfließt,  oh  e*  austrücflid?  ein  DJfonbat 
eineö  Oiocftel*  ober  bes  (^efefces  C£r)rifti,  ober  oh  es  ein  Junba- 
ment  in  letzterem  habe.  §at  er  biee  barin  erfannt,  muß  er 
ehrerbietig  mir  bemüthig  einem  foleben  üftanbate  gehorchen. 
Senn  er  aber  in  Sahrheit  erfennt,  bap  ee  bem  Kantate  ober 
^Hathc  (Ehrifti  entgegenfteht,  ober  $um  ^iacbthcilc  ber  Kirche  aus- 
schlägt, bann  muß  er  fühn  wibcrftef)en ,  bamit  er  fich  nicht  bes 
Verbrechens  burch  3utfimmun3  fdC>uibig  mache."2) 

xUchnüch  oerhält  ee  fich  mit  ber  (ircommunication  unb 
Suepcnfion.  Tic  tircommunication  ift  nach  £ms3)  eine  oicr- 
fache.  1)  ^luefdhtiiB  t>on  ber  Xbeilnafyme  an  ber  göttlich  wohl- 
gefällig machenden  (*nabe;  2)  oon  ber  würbigen  Tbeilnalmte 
an  ben  2aframentcn;  3)  toon  ber  an  ben  2uffragien,  welche 
bae  ewige  l'eben  oorhereiten;  cnblich  4)  öffentlicher  Sluefchlup 


')  De  ercl.  c.  18.  p.  291  ff*. 

7)  L.  c.  |».  293   b  :  298.  a. 

p.  360.  a   u.  f.  ir. 

')  L.  r.  p.  310.  f.  —  $S#er,  187  ad  ft.  1 4^ 


Rosp.  ad  *cr    M.  StanN    c.  11 


r»  i 

von  bem  23erfel)re  mit  ben  Triften  nad)  ber  Gtenfttt  eiuee  gcift* 
lieben  ober  n>eltli<$en  9fid)terS.  £ie  brci  erftcn  2(rten  von 
Krcommunicatiouen  ücü^ie^en  ficf>  nur  burd?  eine  £ebfiinbe." ') 
„£)e$fyatb  hm  nie  ein  9ff($ter  ^emanb  fo  erccmmuniciren, 
wenn  biefer  ftdj  nicfyt  felbft  burcfy  ein  $$erbrecben  berget  tjecem- 
municirt",2)  ober  „toenn  ber  9?ic^tcr  nicfyt  vorder  n>eig,  3emanb 
fei  oon  ©ott  ercommitnicirt."  (Sagt  barum  audj>  ber  ^apft 
fd)(ed)tfyin  categorifd?:  exeommunicamus,  fo  ift  e$  niebt  eben 
baburd;  aud>  fd)on  bei  ©ott  gefdt)et)en. 3) 

Kanon  tautet  £mffen$  2(nftd)t  über  bie  Krcontmuni= 
cation:  „diejenigen,  toetebe  toegen  ber  K£communication  ber 
sDcenfcben  Cpapft  unb  Prälaten)  ein  Ujnen  oon  ©ott  öoqugs-- 
toeife  unb  bringenb  aufgegebenes  Sßerf  (roie  ^rebigen,  ^rebigt 
frören)  untertaffen,  finb  ercommitnicirt  (oon  ©Ott);"  beun  „man 
muffe  ©ott  („nadj  bem  2lu*fprud)  beö  ^eiligen  ©eifteS")  mefyr 
gefyordjeu,  als  ben  Sftenfcfyen."  —  K$  gebe  nämücb  eine  boppette 
K^commuuication,  eine  verborgene  unb  eine  offen  t  unb  ige.  Krftere 
beftefye  barin,  baft  ber  SD^enfdt)  baburd?  vom  mpftifcfyen  £eibe 
Kbriftt  unb  fomit  von  ©ott  getrennt  toirb,  toaS  bnrcfy  bie  £ob^ 
fiinbe  gefdn'e^t."  „£)ie  offenfunbige  fann  toieber  in  eine  offen* 
funbig  göttliche  unb  offenfunbig  menfcMicfye  geseilt  werben. 
3ene  ift  WUtfy.  25.  burd?  ,,©ef;t,  tfyr  23erbammte!"  mtöge« 
brüeft;  burd)  biefe  ftöjjt  ein  Arafat  ober  eine  Kommunität  geredet 
ober  ungerecht  einen  9ftenfd)en  aus  ber  Kommunität  ber  £ircf>e." 
„2(btaffen  vom  göttüdmt  SDianböt«  gtefjt  Krcontmunicatiou  von 
Seite  ©otteS  nad)  fteb.  SBirb  burd;  Krcoinmunication  ber 
sJDtenfc$en  ein  fotdjes  Staffen  verfangt,  unb  tfyatfäcbticfy  bewirft, 
fo  toirb  man  von  ©ott  ercommitnicirt;  fotgtid?  muß  mau  trot 
ber  menfd;tid)en  Krcontmunication  bie  ättanbate  ©otteS  erfüllen," 


1)  aud)  £öfler,  198.  a.  1414. 

2)  £effer,  190.  a.  1412. 

3)  Resp.  ad  scr.  8  doctor. 


4* 


52 


ba3  ^etgt,  trofc  Unterfagung  ber  ^rebigt  prebigen  u.  f.  to.,  ba* 
mit  man  bor  (Bett  nid)t  fünbige. l) 

Dt*  anbeut  nun  gezeigt  rourbe,  tote  ben  fci^er  f eftge^ 
hattenen  £ird>enbegriff  umftieft,  bie  ganje  taufenbjäbrige  fem* 
ftruetion  ber  Kirche  ate  eine  auf  fatfehen  gunbamenten  aufgeführte 
bernicf)ten  |ud>te:  fo  mirb  e$  nothtoenbig,  bod;  narf)  feinem 
£u-denbegriffe,  fetner  tocbenoe^iffung  }u  fragen.  §u$fcbmci= 
c^ette  fid),  einen  gan$  anberen,  aber  richtigen  9?tB  bog«  in  ber 
(Schrift  entbedt  311  haften. 

§.  8. 

Hüffens  Äircfjcnorgonifartoiu 

£)ie  ^^ecrie  ftingt  oft  beffer  unb  unverfänglicher,  atö  fic 
fid)  in  ber  Durchführung  belrafyrt.  (So  glaubte  aud>  £>u#  ben 
s13(an  }u  einem  Sftetftermerfe  gefunben  jn  haoen.  (h*  metute,  er 
miiffe  e3  ate  feine  Aufgabe  töfen,  „Sin  bom  ©efefce  Gfyrifti  etn= 
trächtig  regußtteS  2>o(f  $u  [Waffen,  bag  nicht  bureb  bie  antb 
ebrifttteben  Gonftituttonen  bethört  ober  bon  ßhrifto  getrennt, 
fonbern  (auter  burd;  ba$  ©efefc  (Shrifti  mit  ber  burd;  baefetbe 
ar-probirten  ©etoofmfyeit  be3  33otfe$  regiert  loerbe;  unter  ifnn 
fotlte  bann  ein  reiner,  nach  bem  (Soangeüum  3efu  (ibrifti  (e= 
benber,  ^omp,  ©et1,  unb  2(uSf(toeifungen  'oeraebtenber  ßlentfJ 
(eben,  ba3  SBolf  fe(6ft  aber  ate  ftrettenbe  Kirche  lauter  nach  feu 
nen  oon  ®ott  geordneten  23eftanbtbctfen  conftituirt  fein."2)  Der 
§ei(anb  fefbft  hatte  nach  biefem  ^tane  a(3  bem  beften  unb  jtoetf* 
nuiBtgften  feine  &ircbe  eingerichtet 

2tuo  feinem  ®efängmffe  31t  (ionftan^  fdreibt  §u$  noch: 
„bereits  befteht  eine  glaubige  dhriftenheit  ohne  ißtyfl ,  einen 


')  Defens.  quorund.  artic.  J.  Wicl.  i.  1.  actu.  T.  I.  p.  180  II*. 
*)  De  eccl.  c.  17.  p.  288.  a. 


53 


puren  Ottcnfcben,  bie  *$efmfl  Oir)riftum  jmn  Raupte  b/at,  ba3  fie 
am  beften  regiert,  311m  ^er^cn ,  ba$  fie  befebt,  inbem  eS  ba$ 
Öefccn  ber  ©nabe  gibt;  $ur  Cuettc,  bie  fie  bereäffert  burd)  bie 
fieben  ©aben  be£  fettigen  ©eifteS;  jum  33erne,  in  ben  afle 
©tiabenftröme  piepen;  $ur  jureicr/enbften  3llPltc()rtfftdtte,  311  ^cr 
ieb  (Henbcr  reeurrirc,  feft  f/offenb ,  bajs  fie  mir  in  ber  Leitung, 
s?Mcbung  nnb  .spütfe  nid;t  ermangeln  reerbc."  *)  Senige  3at)re 
längerer  (Jrfa^rnng  Ratten  §uffen  geigen  rennen,  tote  gebred;iicr/, 
veic  menfebttd)  fein  2Berf  icar,  roie  fel'bft  bie  menfd^iebe  9ftacr)t 
ber  33arenc  nnb  sperren,  ti?eld>e  er  in  bem  ncinttic^en  ^Briefe  |itr 
$ertr)eibigung  berfefben  aufruft  nnb  bie  biefem  3xufc  tXHfiftliti) 
treu  folgten,  feine  >lircr)e  ntdf)t  Oer  bem  Scbid'fate  eines  2)cen^ 
febenreerfes  fcr/u£en  kennten. 

3Wan  behauptete:  „girr  bie  Regierung  ber  .Qircfye  auf  ber 
ganzen  Crrbe  fei  es  abfelut  netfneenbig ,  ba§  immer  berartige 
(larbimifc  afö  befannte  unb  reab/rc  ^caebfefger  für  jenes  2lmt  beS 
?(pcftcifürften  unb  ber  anberen  2(eeftc(  toorfjcmben  feien."  Slber 
baS  „abfehtt  hotljtoeitbta,*  befagt  toeber  een  Seite  ©etteS,  ber 
rte  tfirebe  regiert,  eine  ©etegentüd)feit ,  ba  er  aud;  ofme  fo(d?e 
^ad)fo(ger  bie  auf  ber  ga^en  Grrbe  jerftreute  £trd;e  regieren 
fann,  ned;  ton  «Seite  ber  £ircbe,  ba  fie  ebenfo  reet)t  oott  t)eiü* 
gen  ^ßrieftern  er)ne  jene  3ree(f  Ciarbinäte  regiert  werben  renne. 
(5iue  fetd)e  Regierung  r)atte  faftifet)  bie  erften  brei  3ai)rr)unberte 
unb  fefert  nad)  ber  §imme(fat)rt  ©grifft  ftatt.  9)can  muffe 
etwa  jenes  ,,abfelut  nerr/toenbig"  als  eine  fetebe  ^ett)reenbigfeit 
f offen,  roeldje  ber  §ettcmb  (Üftattt).  18.)  meint,  reenn  er  fagt: 
„(5S  ift  netr)roenbig ,  ba£  Hergerniffe  femmen"  u.  f.  ro.  3}od) 
reaS  (jter  £mS  ned;  a(S  eine  allenfalls  meglicr)e  3tegieruugSferm 
ber  $ird)e  ber  een  feinen  ©egnern  behaupteten  gegenüberstellt, 
„bie  ber  allmächtige  ©ett  aud)  reieber  umänbern  fann,  reenn 
anberS  ntcf)t  bie  9)cact)t  beS  taiferS,  eines  9ttenfcr)en,  ber- 
ieft unb  Garbinäle  inftituirte,   bie  2ftad)t  ©otteS  timitireu 


')  Ep.  Jo.  H.  19.  1.  p.  81.  b. 


54 


feilte" !)  —  baS  ift  bereits  auf  bem  GEonctf  fcon  *ßifa  tfyat* 
fäd;lid)  burd;gefül;rt  roorben,  ba  ade  Grra&ifdjöfe,  <ßatriard;en 
unb  SMfcfyöfe,  toelcfye  auf  bemfetben  erfatmten  unb  befd)loffen, 
baß  ®regor  XII.  als  ftörettfer  $u  oerbammen  fei,  loafyre  Sflnfy 
folger  ber  Styoftel  toaren  unb  ncd;  ftnb,  obgleich  fie  ntdf>t  ^ßapft 
unb  (Sarbmäfe  iuaren.  „3ttan  feilte  übrigen«  für  immer  biefe 
sJkgicrungSform  beibehalten,  benn  es  märe  cbangelifd;e  SeiSfyeit, 
bag  alle  Sßrieftev  Zeitig  unb  unmittelbar  burd;  b;n  einzigen 
§ol)cpriefter,  bcn  £>errn  3efum  £f;riftum,  regutirt  feien, 
mar  es  pr  ,3e^  Styoftet,  als  bie  ®ird;e  toud;S,  unb  biefe 
Meinung  ftimmt  mit  ber  @ct>x*tf t  überein."  §uS  macbt  nod; 
einen  «Stritt  unb  ift  bei  ber  ®(eicfyfyeit  ber  23ifd;öfe  mit  ben 
Grießem,  „äftan  muß  bie  ©rän^e  ber  SBoömacfyt  unb  beS 
s21mteS,  bamit  ber  äftuüfter  nidt)t  auf  2lbh>ege  abfd;nxife,  sieben," 
^ebt  er  an;  „aber  feine  anbere,  als  jene,  tr>eld;e  (£fyriftuS  an* 
orbnete.  £)a  nämlidj  (SfyriftuS  allmäd;tig,  allmiffenb  unb  fyöcfyft 
n>ol;ltr>c-llenb  ift,  fo  feuchtet  ein,  baß  er  nctfymenbig  uncorrigir* 
bare  Sfnorbmingen  treffe.  damals  aber  in  ber  primitiven  ftirdje 
t)atte  er  nur  ÜDiaconen  (?)  unb  ^riefter  angeorbnet,  n>o  übrigens 
aud;  ^riefter  eben  baSfelbc  maS  Söifdt>of  toar,  tote  tpieront;muS 
fagt  nnb  bie  Briefe  an  £ituS  unb  £tmotl;euS  geigen."2) 

Stuf  bem  (Sonette  blieb  er  bei  biefer  21nfid;t  ftefyen.  <So 
äußerte  er  bort:  „Unb  icfy  fage,  baß  bie  £ird;e  $ur  ,geit  ber 
Styoftel  unenbltd;  bcffer  regiert  nntrbe  als  je^t,  unb  n>aS  ftel;t 
Grifte  im  Sege,  baß  er  biefelbe  nid;t  beffer  ofyne  fold;e  motu 
ftröfe  ^äupter,  mie  fie  je£t  ba  finb,  regieren  follte  burd;  feine 
mafyrfyaftigen  @d;üler,  unb  fiel)!  jetjt  Ijabcu  mir  fein  felcfyeS 
§aupt,  unb  berf?  I>ört  ßfyriftuS  nid;t  auf,  feine  $ircfyc  $u  lei= 
ten."3)  „(5s  mare  aud;  gar  nid;t  $um  oeruutubern,  mcnn  ber 
allmächtige  ©ott  biefeu  Sßapft  ba  mit  biefen  (Sarbiualeu  ftcrbeu 


')  De  eccl.  c.  15.  p.  278  ff. 

2)  De  eccl.  p.  281.  a.  b. 

3)  Art.  4  lt.  f>.  #tffi.  204  f. 


t«|e  (mortificans)  unb  i^tien  attd;  bae  etoige  Veben,  falle-  fie 
e$  berbienen,  gäbe,  unb  bann  geftattete,  baß  feine  ftircfye  nad; 
ber  nr|>tünglid;cn  Drbnung  auf  (Svbcn  einte  jene  SCngetn  ftreite 
unb  regiert  toerbe,  n>ie  fie  regiert  nmrbe,  toen«  er  fie  auerbnetc 
nad;  feinem  iubefcetiblen  (Stefefee,  inbein  er  U;r  23ifd;efc  unb 
Sßrtefter  gebe,  roetd;c  burd;  Geangelifatieu ,  ©ebet  unb  23eitytel 
^eiligen  Gebens  beftänbig  bie  @d>afe  Gfyrifti  reeibeten;  benu  ba& 
trrnr  baS  ben  d^rifto  beftimmte  2lmt  $etri." J) 

„£>er  tealjre  9?acr)fotgcr  ^etri,  fagt  fms,  I>at  freiließ  bie 
tird)lid;e  ©etoalr,  geredet  ju  urteilen,  (Srceffe  unb  9tad;lciffig= 
feiten,  (gi'tnben  unb  2>erbred;en,  äkleibigungcn  unb  Ujtgere$tig* 
feiten  51t  rad;cu  unb  51t  ftrafen;  gefd;tr<eige  aber,  baß  bie$  bem 
Zapfte  allein  ^uftanbc,  int  (^cgentt;eil  biefe  ©erealt  traben  aud; 
bie  anberett  ^rtefter  beö  £>errn,  teenn  man  aud;  auf  ben  $apft 
au$  bernünftiger  Urfacfye  unb  unter  ^uftimmung  ber  $ird;e  eine 
erweitertere  übertrug."  3)ie  eigentlid;c  unb  toat;re  $ird;enecr= 
faffung  glaubt  aber  §us  nad;  ^falm  44  (pro  patribus  nati 
sunt  tibi  filii)  barin  finben  31t  fetten,  beiß  bem  §errn  Styoftel 
unb  nad;  if;nen  Zeitige  5Bifd;öfc  unb  ^rieftcr  geberen  reurbeu, 
tecld;e  er  als*  Surften  auf  ben  Streit  ebangelifd;er  ©cnxilt,  31t 
rid;ten  anf  ber  ganzen  (Srbe,  ftellte."2)  SDiefe  cbangelifcfye 
toalt  befiel  „nad;  ben  Serien  ßfyrifti"  ^ßetruS  nid;t  me^r  als 
bie  übrigen  heftet  unb  bereu  ftelleertretenben  sJiad;felger ,  unb 
ift  feine  ble$  auf  bie  eine  eber  anbere  Grebins  Befcfyranite,  fen= 
bern  über  bie  gatije  (Srbe  autfgebefynte  3uti$bictiott«  2Bcr  bie 
meiften  Helfer  fervertid;  auffud;t,  31t  Grifte  burd;  ^rebigt  mit 
5Bcrt  unb  ^eifpiel  befe^rt  eber  im  ©laubeu  (fides  formata, 
eine  anbere  fennt  §u3  nid;t  als  eine  d;riftlid;e)  beftä'rft,  ber  l;at 
aud;  bie  größte  unb  au3gebet;ntefte  3uri$bictton.  9?id;t  bte$ 
^etrit^  unb  $aufa8,  fenbern  alte  Sfyeftel,  fetoie  bereu  $tcare, 
fittb  bie  @d;ulbiger  aller  üftenfdjeu ,  um  tlmen  auf  bie  beftc 


l)  De  eccl.  c.  15.  p.  '281.  b. 

a)  Rcsp.  ad  scr.  8  docl.  c.  11.  p.  390.  b. 


56 


Seife  su  nüfcen.  Äeine&oegS  barf  bafyer  ber  SBifc^of  ober  SRecter 
einer  ^ßarticutarfircfje  bem  23olfe  einer  anberen  Pfarrei  ober 
£>iöcefe  nicfyt  nü^en  ober  jum  gortfd;ritte  oerfyetfen,  fonbern  im 
gatfe,  too  er  r)cffen  bürfte,  ber  ®ird;e  mefyr  ju  nü^en  nnb  (Sfyrifto 
mefyr  $u  gefoüen,  mu§  er  feine  Pfarrei  oertaffen  nnb  anberen, 
too  er  mefyr  23ortfyeit  ftiften  loürbe,  fid;  nmfonft  anfd^ietfen.  @o 
traten  bie  Stpoftet.  2lber  toefye!  biefe  aooftotifd;e  D^eget  fyat  bie 
©ier  nad)  £embora(icn  gebrod)en  nnb  bie  fingirten  SStcare  ber 
2tycftel  oerfefyren  baS  (SoaugeUum  in  ©elbcoltecten.  Unb  fo 
grünbet  ber  ©ei$  beS  ©ettnuneS  ioegen  ©rciusen  ber  ^unSbicticu, 
bereit  Urfprung  oon  bem  Raupte  ber  römifcfyen  durie  ftammt." !) 
Qctyalh  fte((t  £u3  aud;  mitunter  allen  (grnfteö  an  s#abft  nnb 
(Sarbinate  ba£  2(nfinnen,  toenn  fie  toafyre  9?ad)fotger  ber  2(pofrel 
fein  tootten,  fo  fotten  fie  ebenfalls  in  eilte  Seit  gelten  nnb  ba$ 
(goangetium  oerfunbigen;  unb  unter  beu  Stnffagepunften  be$ 
^Ditct)aet  be  QaufiS  1414  finbet  fid)  toirHicr)  einer,  in  nxtcfyem 
£)u#  befcfyutbigt  toirb,  burd;  feine  Defenforen  unb  ©önner  ober 
burd)  üjn  fetfrft  feien  mehrere  otme  fcäojttidje  ober  eqbifcfyöflid^c 
Qnftitution  in  Pfarreien  eingebrungen  unb  regierten  fie  tauge.'2) 
£>er  ^rima§  biefer  Unioerfatfird;e  iinirbe  bann  ß^riftuS 
fein,  fo  bajj  fie  ^roei  £)äur?ter  fyatte,  £fyrifti  30?enfrf>r;ett  unb  ®ott= 
fyeit,  bagegen  trürbe  bie  Leitung  ber  ^articutarfirdjen  brei  £>aup= 
tern  sufommen,  Qrfyrifti  üDtenfd^eit,  ©ottfyeit  unb  beu  oon  ©Ott 
ifyncn  jur  Regierung  gefegten  £)anpttingcn.  a)  sßrcbigcn,  ^eten, 
(Sacramcnteu  fpenben,  «Stubium  ber  Zeitigen  «Schrift  unb  gute# 
33eifpiet  geben  toären  bie  fünf  5(mt$pf(icfyteu  beö  ^ricfterS, 4) 
toobei  nidjt  $u  überfein,  ba§,  toenn  aud)  gutes  ^eifpiet  unb 
(Stubium  ber  Zeitigen  Sd;rift  am  ^rieftet  fefyr  h)ünfd;en£ftcrtf)e 
ßigenfcfyaften  unb  fogar  aud;  ^piefyteu  für  it;n  finb,  biefe  bennod? 


')  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  c.  5.  p.  348. 

2)  £efl.  204;  206. 

*)  De  occl.  c.  4.  p.  240.  b. 

')  Do  5  offle.  sacerdot.  T.  I.  p.  101. 


57 


mcfyt  mit  ?lmtsteiftungen  oertoed?felt  werben  bürfen.  £>u$  Iben* 
tificirt  fyier  aber  in  ber  ungeeignetften  Seife  Amtötciftungen  mit 
bfofer,  balb  größerer,  balb  geringerer  ^cvfönftdjer  Xüct)ttgfett  unb 
Amtsbefäfyigung.  3m*  Ausübung  bc«  ^rcbtgtainte«  bebarf  übrigen« 
ber  ^riefter  unb  £)iacon  ntd;t  erft  eine  fbecietfc  Grrfaubnife  ober 
eenbnng  be$  bon  ©ott  über  bie  farttcutarftrcfye  gefegten  s33ifd;ofe$; 
tie  Crbinatien  gibt  baju  bie  boftfte  Autorifirung  oon  Seite  beS 
33ifd;ofe$.  l)  „Sic  nad;  gefd>(offcner  Crfye  bie  ©arten  ofrne  be- 
f  rubere  Crrfaubnift  be$  <ßabfte$  ober  23ifd)cfe$  erlaubt  f(eifct)ücf) 
fömber  jeugen  rennen,  fo  fennen  aud;  bie  ^riefter  unb  Diaconen 
Mirri)  göttüdben  3U3  (instinetu  Dei)  mittetft  bc$  (SbangeüumS 
crlauHcnoeifc  gcifttid)e  8inber  ^eugen."  ©ort  nimmt  bie  eine 
roie  bie  anbete  Beugung  et)ne  befonbere  päbftüd;e  ober  bifd)eflicf)e 
(Stfau&nifj  gfeid)  roor)(gefättig  auf.  (£&  fei  {ebenfalls  fcfyttmnter, 
beu  Saamen  bes  Sorte«  ©orte«  nid;t  $ttjttlaffen  ober  $u  er* 
[tiefen,  als  ben  fleifct)licr)en  Saamen;  c«  fei  alfo  aud;  beffer,  jenen 
auS.juftreuen  unb  auftunefymen,  bamit  burd)  tt)n  <Sör)ne  ©etteS 
gezeugt  werben,  als  ben  (Saamen,  burd;  ben  $inber  be«  gleifct)eö 
»erben.  „Sic£)elbab  unb  äftebab,  auf  rr>e(cr)en  ber  ©eift  rutjte, 
ertaubter  Seife  prepr)e$citen ,  einte  SftofeS  barum  $u  fragen 
(üiumeri  11),  ebenfo  fann  ber  bemütt)ige  ^rieftet  ßfyrifti,  auf 
bem  ber  ©eift  be$  §errn  rul)t,  et)ne  bie  (Srlaubnifi  be«  ^ßajpfte« 
ober  33ifd;ofeö  natf^uf ud)en ,  ertaubt  bem  $olfe  ba$  Sort  ©et- 
te3  prebigeu.  Unb  möchten  bed)  barin  bie  Prälaten  beu  ©eift 
Sfteft«  befi^en !  9tted;ten  'ßabft  unb  23ifd;öfc  bie  Zeitige  93e* 
gierbe  biefeö  Scanne«  unb  grcunbeS  ©otte«  t)aben!  fie  mürben 
bann  fieber  ben  bemütt)igen  £iacenen  unb  ^rieftern  gtyttfti 
ba£  (Sbangelium  3efu  @t;rifti  $u  prebigen  uicr)t  berbieten." 
Uebrigen«  „roenn  ber  ^eilige  ©eift  $efu  ßtyrifti  einen  SDtacon 
ober  ^rieftet  inftigirt,  bebarf  e$  fdjon  barum  feiner  befonberen 
Crrlaubnig  be$  Zapfte«  ober  23ifd;efe$,  roeil  ber  Aufmunterung 
be8  ^eiligen  ©eifte«  met)r  Äraft  3ufommr,  als  bem  eon  9)?enfd;eu 


')  Defens.  quorund.  artic.  143.  a. 


58 


erfunbenett  papftlichen  ober  bifchöflid;en  Verbote.  @S  tft  alfo 
bem  inftigirenben  ©eifte  i^riftt  unfehlbar  mehr  31t  gehord;en,  tüte 
bteö  bie  apoftoftfcfye  9?egel  forbert"  Unb  bie  s]h*ebigtgabe  ber 
be  mittat  gen  ^rtefter  tft  ja  eine  befonbere  ©abe  ©otte£,  tnbem 
fie  „aus  fpeciellem  ©efcbenfe  ©otteS  bte  tenntmg  nnb  benSDhtth 
ber  (Soangelifation  haben."  ') 

9?id)t  mtnber  fyufbtgt  einer  bcfonberen  ümfi#t  über 
ben  (Smpfang  be3  ^eiligen  ©eifteS  mittelft  ber  Drbination.  @r 
gibt  atterbhtgS  #u,  baß  bie  Styoftel  burd?  bie  Sorte  (Shrifti: 
„(Smfefangct  ben  ^eiligen  ©eift"  —  biefen  toirflid;  empfingen; 
altein  belegen  erhalten  ihn  bod)  nicht  fofort  alle  (Elerifer,  311 
toeld;en  bei  ber  GEonfecratton  bie  $ifd;öfe  a1mlid;e  Sorte  fpred;en; 
benn  in  ihrer  ©etoalt  fei  ber  ^eilige  ©eift  nicht  in  ber  Seife, 
ba§  fie  if)n  geben  fonnten  toent  fie  trollen.  ®cr  heilige  ©eift 
toarb  int  Uebrigen  00m  £eilanb  feinett  ©d;ülcrn  ba^tt  gegeben, 
bamit  fie  mit  bem  grieben  ßhrifti,  ber  bie  in  ben  £ugcnben 
gegrünbete  nnb  gefeftetc  9?uhe  be£  ©etfteS  tft,  hinaufgingen,  beut 
^ßotfe  ba3  Sort©otte3  31t  prebigen."2)  SDiefe  2fcftift  puffen % 
nac^  ber  bie  $u  Orbinirenben  bttrd;  baS  ©acrament  ber  Seihe, 
ba3  er  nid;t  läugnet,  ntdt)t  immer  unb  fogleid;  ben  Zeitigen  ©eift 
empfangen,  toirb  nod;  bnrd;  eine  anbere  Stelle  beftättgt.  $n 
feiner  ^ßoftille  fagt  er  nämlich :  „(Sin  23ifd;of  tauf  ruebt  bie  311 
Seihenbcn  attblafen  unb  fprechen:  nehmet  hin  ben  heiligen  ©eift; 
aber  barum  geflieht  es  nicht  gleid;  alfo,  toie  fie  fprcd;en." 3) 

©er  Glems  ber  empirifd)en  $ird;e  t;atte  nad;  Jpuä  übrigens 
ben  heiligen  ©eift  nicht.  mochte,  fagt  er  barum,  gern 

oen  bem  ©octor  ben  SBetoetä  für  feine  Honfequcii}  ijöxm:  C5t)riftu«ö 
fagte  ju  feinen  3ü»9cru:  (Empfanget  ben  Zeitigen  ©eift,  alfo 
fagte  er  e$  attd;  fo  sunt  Zapfte  unb  feinen  (Sarbiualcn.  Unb 
bafj  er  c$  bod)  31t  ihnen  gefagt  h^tte!  3>ann  emfingen  fie  neun* 


')  L.  c.  p.  142  f.  —  art.  15.  a.  1412. 

'*)  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  c.  7.  p.  352. 

*)  vJ>oftil(c,  %h.  Quastmodogenftti.  Sßfctttgcr.  I.  c.  ©.  5ti0. 


59 


•(Ter)  best  tjetftgtn  ©eift,  ber  »on  ifmen  ben  bcfcn  ©eift ,  ben 
®etft  be$  ©eijeö  unb  be$  Leibes  bannte  nnb  in  fie  ben  fiebern 
geftafttgett  führte,  namlicr)  ber  SBeiSfyeit  nnb  @inficr)t,  beS  9?att)e$ 
nnb  ber  ©rärfe,  ber  2Biffcnftf;afr,  grömmigfeit  nnb  gnrcfyt;  fie 
uuirbcn  natf)  ber  @itte  ber  Styoftcf  in  ©mibe  (eben  nnb  in  De- 
muri),  ?trmutr)  unb  ©ebntb  bem  33otfe  baS  föattgeftttm  prebt* 
gen."1)  (So  aber  l)abcn  fie  biefen  ©eift  nicf)t,  obg(etct)  fie  or- 
binirr  finb ,  unb  bannt  auct)  niä)t  ba$  9teci)t  31t  prebigen;  tr)re 
^rebigt  ift  eine  Ufurpation,  roenn  fct)ou  ©ort  „burct)  bicfetbc 
ein  nntrbigeS  unb  reinem  S5?erf  bottbringen"  fanu  unb  mag.2) 
Denn  jener  Diacon  unb  ^ricfter  ift  ein  Ufurpatcr  be$  $rebigt> 
amteS,  ber  enorm,  ober  bem  ©efef^e  @l)rifti  entgegen  tebenb,  Ober- 
au Ignorant  tm  ©efet^e  ©orteS,  ober  auö  ©eroinnfucfyt  unb  au$ 
eitlem  QEIjrgaJe  prebigr.  Ser  aber  bem  ©efe£e  ßt)rifti  conform 
tebr,  aus  aufrichtiger  Siebe,  für  bie  reine  (£t)re  ©otteS,  baS  eigene 
unb  bc$  iladjffen  §cit,  nict)t  £ügen,  citte  unb  apocrtypfye 
Dinge,  melmet)r  ba#  ©efe£  GEtjnftt  unb  bie  Sel)re  ber  Zeitigen 
Doctoren  prebigt,  ber  barf  in  ber  £>cit  ber  9?otr),  roenn  ber 
33ifcr)of  unb  ^apft  e3  baran  ermangeln  (äffen,  ober  $ur  «Steuer 
ber  ^ßrebigten  ber  ftöretfter  ober  £ügenprebiger  (ba$  t)eiBt  bee 
bamatigen  (5(eru63)  als  fotcber  (ba$  tjeifjt  nact)  ber  in  9?ebe 
ftet)enben  2Tr)efc  ot)ne  (Senbung  be$  ^a^fteö  ober  23ifct)ofe3)  *>re-- 
bigen,  ofntebag  er  fiel)  baburct)  einer  Urfurpariou  fcbulbig  machte, 
ober  ein  Broeifcl  entftänbe,  ob  er  bon  ©ott  gefanbt  fei.  Die 
unf i et)  tb  arc  unb  göttliche  <Senbung  ift  aber  boct)  voeit  beffer 
afS  bie  fid)tbare  unb  menfct)ltct)e."4) 

2llfo  „toer  baS  ©efefc  @t)rifti  unb  bie  getjren  ber  rjeiligen 
Doctoren  prebigt" ,  ift  bon  ©ott  gefanbt.  3n  biefen  äöorten 
liegt  biet.    2Öer  fagt  uns  benn,  bafj  irgenb  einer,  jumal  orme 


')  Resp.  ad  scr.  Stanisl.  c.  7.  p.  352. 

2)  T.  I.  p.  167.  a. 

3)  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  p.  336.  f. 

')  Defensio  quorund.  art.  p.  143.  b.  —  art.  23.  £öfT.  229. 


«0 

menfd;tid)e  ättiffien  ,  atfe  er)ne  bie  Seftatigung  ber  bicfyerigeft- 
Öeljrer  m  ber  £ircfye ,  ba3  ©efe£  GHjrifti  unb  bie  £cfyre  ber 
f^etügen  £>ecteren  fer)re?  Wein  bier  fei  ein  beseeltes  ©efefc 
3U  unterfcfyeiben,  ein  öffcnttid^eö  unb  pribateS;  jenes  ift  ba$  ben 
ben  ^etügen  Tätern  gefcfyriebene  unb  betätigte,  it>ie  baä  ber  (Sa* 
neuen,  biefeS  hingegen  ift  burdj>  ben  ,3U9  Seifigen  ©eifteS 
in'3  $cr$  gef cfyricben  unb  biefe  SRifffon  ben  ©ett  allein  tarn 
niebt  bureb  ein  Statut  gebnnben  foerben,  bebarf  aber  autf>  nid;t 
be$  23emeife$  ber  Sunber;  beim  eS  gebe  gtoetextei  ^rebiger, 
^rebiger  (2t)riftt  unb  ^3rebiger  beg  SlnticfyriftS.  £)ie  erfteren 
feigen  GEfyrifto  nad;  im  Seben  unb  teuren  ba$  ^e(f  in  ber 
2£aJ)rfyeit;  bie  (enteren  hingegen  finb  berberbren  Linnes,  ber* 
teerfen  im  ©tauben,  ttiberfpä'nftig  gegen  bie  ^afyrfyeit  unb  trei= 
ben  bur$  erbicfytete  9?eben  mit  bem  5£e(fe  aus  ©ei}  2Bucber= 
gefd;ä'fte.  Diefe  finb  e3  aber  and),  atfc  bie  ^rebiger  be3  2(uticbrift3, 
teetd>e  SBunber  ttirfen  unb  teirfen  Serben,  ba  ber  £)cüanb  fagt 
(9ttattf;.  24):  es  toerben  ^ßfeubec^riften  unb  <)3fcubepretf>eteu 
erftefyen,  bie  grege  3e^en  m^  Söunber  tf)un  teerben,  fe  baß 
aud;  bie  ^ueerftäbtten,  trenn  eg  möglid)  ttäre,  in  ben  Srrtfnun 
funetnge^egen  derben  med;ten." l)  (5c  finben  fid)  tngenbr/afte 
unb  (afterljafte  ^rfu'tter  Gtfyrifti.  3ene  mu§  man  rote  (5r)riftum 
fetbft  Ijeren,  beim  ifyrc  SBerte  finb  2Berte  be$  ©eifteS  be£  Rarere; 
biefe  aber  finb  in  ber  Zfyat  ^cbüter  be3  2(ntid)rift3 ,  toeebatb 
auf  fie  audj  nur  in  bem  $u  leeren  ift,  n>a$  fie  nacr>  bem  ©e> 
fefce  Gfyrifti  berfebreiben. 2)  „(56  ift  barum  auef)  burebantf  fein 
genügenber  33eieeiegrunb ,  baß  biefer  eber  jener  ^riefter  eber 
Tiacen  ben  ©ett  $um  preeigen  gefanbt  fei,  freit  er  SBunbcr 
tfmt,  aber  ebenfe  teenig,  ba§  er  niebt  ben  ©ett  gefanbt  fei,  loci! 
er  feine  2£unber  tbue,  fenbern  bie  Safjrfyeit  betauten,  bie  ©e- 

')  Defensio  p.  144.  a.  —  Explic.  J.  H.  i.  I.  C.  1.  ad  Cor.  Tom.  II. 
p.  138.  a. 

')  Ouaestio  M.  J.  H.  disputata  ab  eo  1412  de  indulg.  Joa.  XXIII. 
T.  I.  p.  230.  b. 


Iii 


rccfytigfctt  tfnm ,  bie  3Be£t  unb  beu  9?u$m  berad^ten ,  bie  33c- 
fd>inrofung  bcmütljig  ertragen ,  baS  finb  für  einen  ^riefter  ober 
Diacon  bie  f>inreid;enbeu  3eugniffe,  bamit  er,  mit  ber  Äenntnijj 
be«  ©efefce*  ®otte$  auSgerüftct,  frei  baS  (Soangelium  g&rtftt 
prebige,  rceil  er  als  feiger  oon  ©ott  gefanbt  tft  Sie 
trotten  fie  alfo  prebtgen,  toenn  fie  nid)t  oon  ®ett  gefanbt 
finb?"  *)  „äöenn  bafar  ber  ^aoft  ober  ein  Prälat  einem  fo 
bi^onirten  ^riefter  baS  "»ßrebigen  »erbietet,  fo  barf  er  nid;t 
gefyord)en."2) 

Allein  mit  ber  $erftd;erung ,  batf  ba«  (Kriterium  für  bic 
s?rebigcr  Gljrifti  bie  SBerfünbigung  ber  SßaWeit  unb  bie  9?ad;= 
folge  3efn  fei,  ift,  fo  oft  eS  audj  £uS  noefy  an  anberen  Orten 
nneberfyolt,  nichts  ÜcäfyereS  beftimmt,  ba  er  boefy  nad)  bem  23or- 
auSgefyenben  bie  bisher  angenommene  Se^rautorität  oenoirft,  in 
ber  einmütigen  Stimme  be$  englifc^en,  franjöfifcfyen  unb  hefy 
mifcfyen  (ElerjtS  ni$t  im  geringften  ein  Kriterium  bafür  liegt,  ba§ 
3emanb  ($3tcleff)  ein  £>äretifer  fei.3)  Oft  bergleidjt  §u$  ben 
^ßapft  unb  bie  (iarbinälefammt  ben  6b'^mifcfeen  £>octoren,  überhaupt 
bann  bie  33tfd^öfe  als  £el)rautoritat  in  ber  Äircfye  gerabeju  mit 
ben  ipofyepricftern ,  ^rieftern  unb  ^arifäern  $u  ^erufalem, 
beueu  GfyriftuS  nid;t  geljorcfote,  mit  ber  SDtage,  toelcfyer  fid?  Da= 
niel,  DcicobcmuS  unb  ber  Räuber  am  trenne  tmberfefcten ,  mit 
ben  ©elefyrteu,  toelcfyen  Hatr)artna  nid)t  nachgab  u.  f.  n>.  £)ie 
3fyoftef  tonnten  nad>  Sluguftin  unb  Söeba,  obfebon  fie  beu  ^eiligen 
©eift  empfangen  Ratten,  in  §ärefie  oerfalleu;  ber  *ßapft  mit  ben 
(Sarbinälen,  unb  audj  unfere  £)octoren  baju  genommen,  feilten 
bieS  nid>t  tonnen?  2Öenn  fidj  aber  DcieobemuS  unb  ßfyriftuS 
ben  Apotyeprieftern,  ^rieftern  unb  ^arifäern  toiberfe^ten,  mußten 
fie  boef)  irgenb  eine  Autorität,  einen  9rtd)ter  fyabeu,  auf  ben  fie 
fiefy  berufen  unb  u>oburc§  fie  bie  Legalität  ifyrer  Oppofition 


1)  Defensio.  p.  145.  f. 

2)  De  eccl.  c.  20.  —  art.  23.  Pffet  254. 

3)  T.  I.  p.  136.  b;  188.  a. 


02 


Bereifen  tonnten.  Unb  bieS  toar  ntc^tö  cmbereS  als  ba$  ©e* 
fefc  —  lex  judex,  unb  ba$  toiü  and;  unfere  gartet  juin  $Rid;= 
ter  Ijaben." l) 


§.  9.  gortfetjuug. 

£>ie  fjetlige  (Sdjrift  unb  beten  SBebeutung  in  ber  f)ufft= 
ttfdjen  Äird)e. 

„£)a$  ®efe£  ober  bie  33ibel,  bie  atö  ibentifd)  nimmt, 
ift  berftficfyter,  loelcfyer  am  gered?tefteu  richtet ,  ba  e$  nid>t  anberS 
urteilt  als  ®ctt,  ber  gered)tefte  Dftcfyrer."  „  (E^riftu^  fagte  31t  ben 
§ol)eprieftern  unb  ^arifaew,  $u  ben  @(f)riftgele^rten  unb  3u- 
ben:  (Srforfcbet  bie  ©giften,  fic  ftnb  es,  bie  3C"8IU§ 
mir  geben  (Qofy.  5).  Sollte  alfo  (SfyriftuS,  bag  bie  (Schrift  bie 
3uben,  toeldje  uicfyt  an  ilm  glaubten,  berurtfyeilte?  fieser  toollte 
er  es.  Sie  nun  bie  £)octoren  toollen,  ba§  bie  (Scbrift  nid)t 
9ticfyterm  fei,  fo  toollen  fie,  baft  mau  tljnen  glaube,  toaS  fie 
immer  verurteilen,  fei  berurtfyeilt,  unb  toaS  fie  betätigen ,  fei 
beftätigt."2)  Mein  „baS  ®efe£  (Sfatfü  ift  baS  $urei($enbft  gut 
Regierung  ber  ftreitenben  $ird)e  notfyttenbige,  beut  nichts  In'nju^ 
gefügt,  oon  bem  nichts  genommen  »erben  barf.  (§S  reicht  alfo 
an  unb  für  fid)  $ur  Regierung  ber  ftreitenben  Äircfye  aus."3) 
Ellies  Uebrige,  ioaS  gehalten  unb  geglaubt  »erben  foll  unb  muß, 
alle  ^articulargefet^e 4)  fiub  erjriicite  ober  implicite  in  ber  3Mbel 
enthalten.  @o  ift  baS  canonifcfye  $Ked;t  baS  bou  (einem  ober 
bon)  ben  Prälaten  iuftituirte  unb  promulgirte  ©efefc,  um  bie 


')  De  eccl.  c.  16.  p.  284.  a.  b. 
*)  De  eccl.  p.  284. 

3)  De  BUfficientia  legis  Chr.  ad  regend,  eccl.  T.  I.  p.  56.  b 
De  eccl.  279.  a. 

')  T.  I.  58.  a;  50.  b.  f. 


63 


Gebettet!  bind)  l>ciltge  Regeln  in  ©ctyranfeu  $u  galten.  DJian 
fanu  e«  aucb  a(3  mit  bem  eoangetifdjcn  ^edjte  communis 
drcnb  betrachten ,  tute  bie  ©taubenSartifct,  roe(d)e  auf  |et* 
[igen  Stynoben  ober  (Soncitien  erptanirt  rourben.  SBie  nämücb 
cbenbcrfelbe  DJtenfd)  in  ben  Leibern  ober  in  ben  fein  (S# 
rennen  bebingenben  Siccibenjen  oerfebieben  erfd)eint,  fo  ift 
ebenba#fe(bc  croige  ©efe£  ober  ebenbiefetbe  eroige  2£ar)rt)eit  im 
(ioangelinm  implicite  ober  oerbeeft  unb  burd;  bie  ®ircr)e  nachher 
anbei**,  aber  niebt  ttnberft>recr)enb  erplanirt  roorben,  roie  bie£ 
burd)  ben  ©tauben,  ben  wir  befennen,  erfyeüt.  l)  £)arnacb  muffen 
bie  Sattesten  unb  pralatifcfyen  SO^anbate  bcurtt)eiit  unb  je  nadt) 
bem  gewonnenen  Urtbeite  gehalten  ober  migaebtet  roerben.  2)  „$n 
ber  b/eiligen  2dmft  finbet  fid)  alle«  ^üfeu'cfye,  in  it)r  t)at  ©Ott 
ben  ©tauben  in  ooüftem  SDhngc  niebergetegt;" 3)  aber  sJ)cancbe$ 
ttn'rb  uns  in  ifyr  unbeftimmt,  üftancfyeä  beftimmt  geboten;  Üftan? 
ebe«  enthält  fie  v$p§tite,  sDcand;e3  impücite.  £>a$  Kriterium 
bafür  ift,  ob  ein  oernünftiger  ©runb  ober  ein  9?u£en  ber  ftrei* 
tenben  Strebe  bafür  fpreebe.  Q)t  bie«  tridjt  ber  gatf,  bann  ent^ 
bält  bie  Zeitige  <Sdjrift  roeber  im-  noer)  erpü'cite  ein  gegebene« 
©ebot,"  4)  roie  ftcf)  bie«  bei  ber  „n'rdrticben  Obebien$"  roirftieb 
$eigt,  inbem  „fie  eine  reine  (srfinbung  ber  ^riefter  ber  ÄircBe 
außer  ber  ausbrüdlicben  Autorität  ber  (Scbrift  ift.  9?ur  bie 
fpiritueüe  Obebien^  ift  bie  rein  uad)  bem  ©cfe£e  ©otte«  oer^ 
pfliebtenbe;  unter  it)r  lebten  (SljriftttS  unb  bie  ^tyäftet,  unter  tt)r 
muffen  aber  aud;  bie  einzelnen  (Et)riftett  (eben."  5) 

T)arau3  feiten  ftd>  nun  für  §u3  fotgenbe  ^ä£e  ab:  „3$ 


')  De-  derimis.  T.  I.  p.  159.  b. 
5)  T.  I.  p.  299.  b;  391.  a. 

3)  Resp.  ad  scr.  8  doctor.  c.  2.  p.  369.  a. 

4)  De  eccl.  c.  19.  p.  297.  b. 

5)  L.  c.  c.  17.  p.  290.  b.  —  3U  Eotiflaiig  befttmmt  £it6  biefen  @a£ 
fcafmt,  baß  er  barimtev  fcerftefye,  h>a3  bie  <priefter  ofme  unb  außer  aus* 
brtttfttdjer  Autorität  ber  ecfyrift  unb  gegen  ba§  ©efe£  ©otteg  erorfcttant 
befehlt  Cart.  20.  £öft.  253),  roa8  im  ©tnne  jpuffen'3  baä  92ämücr>e  auöfagt. 


64 

bef ernte,  bag  id)  nichts,  als  sunt  §eile  fchled)thüt  nothtoenbigen 
(kauften  glauben,  Ratten,  prebigen  unb  behaupten  roill,  toenn  ich 
bafür  n\d)t  biefe  theologtfche  £)emonftration  ^abe;  £)aS  fagt  bie 
heilige  Od^rift  erplicite  ober  implicite,  alfo  ift  es  als  ©laubenS^ 
fafe  31t  glauben,  gu  Ratten  unb  £u  behaupten."  ')  Ober:  „ber 
(Sln'ift  muß  fid;  im  ©lauben  auf  bie  £)iScuffion  folgenber  brei 
Wahrheiten  füllen,  nämlich  auf  bte  tu  ber  Wahrheit  e^ücite 
gegebene  Wahrheit,  ferner  auf  bte  ton  betn  (Sinne  ernannte  (a 
sensu  cognita)  unb  enblid;  anf  bie  oon  ber  infalliblen  S3er* 
nunft  herausgearbeitete,  gür  biefe  breifache  Wahrheit  muß  man 
lieber  ben  £ob  erleiben,  als  aus  «Schmeichelei  ein  33eneftcium  er- 
langen. 2)  Unb  anberStoo  nimmt  §us  noch  *m  viertes  Kriterium 
ber  Wahrheit  auf,  nämlich  „bie  (fpecielle)  Offenbarung  (reve- 
latione  tradita)."  3) 

£)ajj  jeboch  burd)  biefe  <Sä£e  unb  Behauptungen  nicht  ge- 
nügt fein  tonne,  begriff  man  jur  £tit  £>uffenS  fo  gut,  als  toir 
barüber  ootlfommen  im  deinen  finb.  Wie  fann  bie  (Schrift  als 
competenter,  gureichenber  9rid;ter  aufgeteilt  »erben?  tt>ic  fann 
fte  an  unb  für  fich  urtheilen?  „£)ie  heilige  (Schrift  ift  ja  eine 
unbefeelte  (inanimata,  leblofe)  (Sache,  unb  fprid)t  nid;t  burch 
fich  (per  se  non  loquitur),  fyelt  (Stephen  $alee  puffen 
mit  ootlftem  9?ed>te  entgegen.  Allein  barüber  gab  fich  eoens 
falls  feinen  3lluftonen  fyn;  baS  begriff  er  recht  gut,  baß  bie 
heilige  (Schrift  als  ein  tobteS,  leblofeS  23ud;  nicht  ausreichen 
fömte.  „Wer  3toeifelt,  guter  53orfpiegler,  entgegnet  er  barum 
^alec,  bafj  bie  fettige  (Schrift  and;  eine  belebte  (Sad;e  fei,  bie 
burd;  fich  unb  toahr  fpriebt?  §aft  bu  loohl  gelefen,  bajs  bie  ge^ 
hetltgtefte  (Sd;rift  bei  30$.  10,  55.  f.  (bie  Stelle  gan3  falfcb 
lefenb)  fagt:  Unb  eS  fann  bie  heilige  (Schrift  nid;t  geltfft  toerben, 
welchen  (quem  ftatt  quam)  ber  $ater  heiligte  unb  in  bie  Welt 

')  Resp.  ad  scr.  8  doct.  1.  c. 
2)  Replica  T.  I.  p.  135.  b. 

■)  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  p.  332.  a.  —  cf.  ep.  Huss.  ad  Steph. 
Dolanens.  Autilmssus  c.  1.  ap.  Pezii  thesaur.  aneod.  T.  IV.  p.  305. 


Hl 

fd;id'tc?  Set|t  bu  uidjt,  Heber  SSorfptegter,  baß  bic  t?ei(ige  Schrift 
ba$  33  nd)  be«  Öebcn«  burd;  fidj  urtfjcitcnb  ift?  Söcnn  bie 
Bernau  tcr ,  ober  bic  gcfd;ricbcncn  Öucfyfta&en,  ober  bic  ausge- 
fragten (Styaractcrc,  wctd;e  bu  Zeitige  @d;rift  neunft,  eine  itnfce* 
feelte  ©ad;e  finb,  fo  bift  bu  aud;,  bic  cigcnttid)e  £ad;c  üerfic^ 
renb,  wie  ein  $rcb#  toon  biefer  31t  ben  btofen  £cid}cn  «üb  £er* 
minen  juriUfgefctyritten.  ift  aber  aud;  f extf dt) ,  ba§  bic  fyeittgc 
3d;rift  uid;t  werbe  nrtljettcn  tonnen,  ba  bie  ge^etftgtefte  <Sd;rift, 
bie  nid;t  gelijft  derben  fatttt,  wetdjeu  ber  33ater  fyeiligte  uub  in 
bie  2Bett  fanbte,  fidler  werbe  urfljetfeti  tonnen,  ja  am  £age  beS 
fdjticfjticfyen  ©eriebr«  jeben  9D2c«frf>e«,  ben  geredeten  jitnt  etüigcn 
Öeben,  ben  ungerechten  $ur  ©efyenna,  urtfyetten  wirb.  Unb  biefe« 
Urtfycit  ber  Zeitigen  Sd&rtfi  Wirb  eine  anberc  befeette  fyeitige 
^d;rift  beseitigen  —  bie  Zeitigen  ©ottc«,  wctcfye  bie  oem  ©etfte 
be$  tebenbigen  ©ettc«  gefd;ricbencn  9?ad;bitbcr  Gfyriftt  ftnb." 
„Uebrigen«  gtaube  id),  ber  SStorftnegter  werbe  ntd>t  täugnen,  baß 
bie  tjeitige  @d>rift,  wetd;e  bie  oem  Zeitigen  ©eifte  beut 
$?enfd;en  eingegebene  SIÖar)r r)ei t  ift,  meljr  ba«  menfctyttdje 
Urteil  leiten  muß,  at«  ein  Sftenfd;,  ber  oernetmtbar  wrtfydU,  ba 
btefer  bod;  nadj  jener  unb  nid)t  anber«  Wirffam  urttjeUen  barf. 
£>e$$a«3  muß  fid>  infoweit  ber  SDcenfd;  im  2Bege  be«  ©tauben« 
unb  ber  Xugenb  einem  9?id;ter  unterwerfen,  inwieweit  btefer  fo 
nad;  ber  ©d;rift,  in  ber  ein  ^rrtfmm  unmöglich  ift,  urteilt, 
unb  bann  wetten  wir  aud/  bem  apoftotifd;cn  Stufyte,  b.  fy.,  bem 
Zapfte  unb  ben  (Sarbtuctfcn,  bie  ber  $orfoiegter  „apoftotifd;er 
^tufyt"  nennt,  aber  aud;  jebem  9)?enfd;en,  ber  uns  nad;  bem 
©efefce  ©orte«  t>eurtt)eiten  Witt,  unterwerfen."  !) 

3u  feiner  Söorrebe  51t  ben  fieben  canonifd;en  ©riefen 8) 
fprtdjt  bann  £mS  feine  5(nfid;t  oon  ber  Zeitigen  (Schrift  ned; 
umftänbtidjer  unb  beftimmter  au«,  <Sie  ift  namtid;  eine  „ttnge* 
fd;affeue"  unb  „gefcfyaffene."   „£)ie  ungefd;affenc  @d;rift  ift  jene, 


')  Resp.  ad  scr.  M.  Steph.  Palecz.  p.  327.  a.  b. 
a)  Praefatio  M.  J.  H.  in  7  ep.  canon.  T.  MF.  p.  168.  f. 
griebrid),  Sodann  $u*.  5 


tüetd^e  nicf>t  geföft  Serben  famt  (3ofj.  7.),  loo  offenbar  bte  Safyr= 
t;eit  ntcfyt  oott  imferer  fitnfttid)  au«  £intenfiguren  nnb  STobten^ 
Rauten  jufammengefügteu  ©djvtft  ftmd;t,  toed  fie  ja  täglich  burcb 
bie  SUutftfer  getb'ft  derben  fomtc,  unb  ifyr  attd;  feine  jpediguug 
unb^enbung  in  bte  Seit  ^nfomme;  ')  aud)  ift  biefe (Schrift 
nicfyt  bte  in  Sorten  gefprod;ene,  ba  fie  mit  ber  2lu«fprad;e  anf- 
rören, fonbern  ba«  33ud)  be«  £eben«,  in  ba«  2ttte«  eingetragen 
toirb,  ba  e«  loefentüd)  (intrinsecus)  bie  9?ebe,  ja  ba«  Sort 
©orte«  ift .  .  .  2tüe  Sefett  finb  (Sin  Sort,  ba«  als  (Sbict  fcem 
$aifer  2(uguftuS  ausging,  bamit  ber  ganjc  (SrbfreiS  befd;ricbett 
toerbe.  (8uc.  2.)  (Ss  ging,  fage  icf),  basSoit  nacf)  feiner  ewigen 
3engung  oom  ®aifer,  ©ott  bent  5>ater,  au«,  banttt  burd)  ba«= 
felbe  in  feiner  ^ertoirftidmng  (in  effectu)  ber  ganje  (Srbfrei«  in 
feiner  33efd;iebent)eit  (clistinctim)  befd;rieben  unb  für  fid)  ein- 
^e(n  (sigillatim)  jebe  Kreatur  in  it)re  (Srifteu^etfe  oerfetjt  werbe, 
bie  oor  ifyrer  (Schöpfung  ba«  fd>önfte  Sein  t)atte,  toeit  biefe« 
Sein  £eben  in  ©ott  (nact)  3ot).  1.)  war."  SIu§er  biefer  wtge* 
fd)affenen  Sdjrift  unb  bem  Sorte,  ba«  g(eifd)  geworben,  gibt 
es  aber  nod)  eine  anbere  mit  bem  ginger  ©otte«  gefcbriebene 
(Exod.  32.).  £)er  ginger  ©orte«  ift  jebod;  ber  Zeitige  ©eift, 
in  bem  ber  §err  bie  £)ä'monen  austrieb;  bemjufotgc  bie  ^eilige 
©cf>rtft  ber  Sinn  (sensus)  be«  ^eiligen  ©eifte«,  ber  bie  fatfyo- 
(ifd;e  Safyrt)eit  a(«  gorm  fein  ntuj},  Wolter  bann  (aequivoüe) 
aud)  bie  Qfyaraftcre  Zeitig  genannt  werben,  toctcbe  nad)  bem  £tte- 
ratfinn  genommen  gteid)fam  bie  Materie  finb,  toät)renb  ber 
geiftige  (Sinn,  b.  %,  ber  be«  Zeitigen  ©eifte«  gleicfrfam  bie  gorm 
ift.  £)er  (Sinn  be«  ^eiligen  ©eifte«  ober  bie  Sat)rl)eit,  bie  burd; 
bie  ßt)araftere  be^eidmet  wirb,  ift  eigentlich  bie  l)eUtge  %Sft\% 
wetd)e  burd)  feinen  (Sttrßuß  oerfcilfcbt  werben  famt,  weit  fie  uti 
oertitgbar  oom  Zeitigen  ©eifte  unb  oon  ber  Sai)rfycit  Qfefu  (Styriftt, 
ber  nid)t  getaufd)t  toerben,  aber  aud;  ntcfyt  felbft  tä'ufduMt  fomt, 
oorgetragen  mürbe."    Slüerbing«  tobtet  ber  33ud&fta6e  ober  bie 


')  3Ba«  man  nerf)  beut  511  jTa.qc  auf  Seite  ttx  inoteftanteu  bedanktet. 


Zeitige  (ungcfcbaffene  unb  gefd^affene)  3dn*iftr  aber  nur  bieje- 
nigen,  n>el($e  bereu  yuTrfcftaft  über  fid)  nicfU  anerfemten  tuoüen. 

Taintt  bat  nun  fctoar  §u$  bie  Zeitige  @c$rift  in  ifyrer  tue* 
fenttttfen  SBejieljttitg  $u  bereu  Urheber,  bem  Zeitigen  (Reifte,  ,u 
[äffen  unb  |U  beftimmen  gefucfyt.  Grä  ift  toaljr,  bie  Zeitige  Schrift 
verlangt  beu  fettigen  ©eift  abfoüit  notfymenbig  31t  ir^rcr  (5rf(är 
ung  unb  ihrem  ^erftaubuiffe.  Darum  tefyrt  aud)  bie  fatf)oüfcf>e 
£ird;c,  t^ag  ber  Zeitige  ©eift  ftetS  bis  an'3  (£nbe  mit  ifyr  fein 
muffe  unb  fei.  %Mn  fo  richtig  §u$  bamü  gefefyen,  er  gerät!; 
auf  Qrrnxge,  fobatb  er  baran  gefyt  ju  beftimmen,  tüte  ber  fyei^ 
lu\c  ©eift  bei  ber  £ird>e  Meibe  unb  biefetbe  bie  2öar)rfyeit,  ben 
Sinti  ber  Zeitigen  ®dn*ift  ergebe  unb  tefyre.  Die  fatbotifd)e 
ttirebe  fyat  ein  £et)raint,  burd)  baS  atö  fein  Organ  ber  Zeitige 
©eift  unfehlbar  bie  Sa^rfyeit  (efjrt;  *)  allein  gcrabe  biefeS  im* 
fefylbare  £efn*amt  rt>ar  puffen  ber  größte  Dorn  im  2(uge;  er 
tmrb,  er  mu§  fid)  barum  eine  anbere  33atnt  breeben. 

„©etegentüd),  geftetjt  £m$,  fonnen  mittetft  ber  <2d)rift  §ä= 
retifer  werben." 2)  „Sie  aber  muß  ein  jeber  fcon  un$  (ben 
2tpofte(n),  ba  er  in  feiner  s]3robur5  aüein  ftefjt,  fcerfaln'en,  n>enn 
ein  3^?^  ^  einer  !ird)üd;en  Materie,  b.  f).,  in  ber  Dcetrin 
ber  ^eiligen  £ird)e  entftanbe?  fragt  fiefy  §u$  felbft.  51  tletn  btefe 
grage  fyat  ber  Sperr  fetbft  getöft,  toenn  aud)  nid)t  burd)  ein  fiebt- 
bares,  fircfyüd;>e$  unb  burefy  beu  Zeitigen  ©eift  geleitetet  £e§ramt, 
inbem  er  feinen  Styoftefn  fagte:  „2ßa3  ibr  ben  $ater  in  meinem 
Hainen  bitten  toerbet,  toirb  er  eud)  geben.''    §l)rtftu3  beutete 

')  ©auj  gut  briieft  bieg  <&ttpfy.  3)etau.  tu  f.  Dialog,  volatil.  c.  16. 
1.  c.  p.  478  aus,  wenn  erfaßt:  „Eqoidem  sanctaruni  scripturarum  veritas 
el  ecclesiasticae  potestatis  per  Cliristum  institnta  auetoritas  de  uno  et 
eodem  fönte  vivo  et  torrente  s.  Spiritus  emanavit.  Ouae  quidem  duo, 
etsi  vocabulis  dissonant,  ad  unura  tarnen  pariter  effectu,  quod  ununi 
est  neces^arium.  consonant,  ut  videlicet  scriptura  s.  potestatem  instrnat 
H  dirigat;  at  vero  intbrmata  chavitate  potestas  rebelies  comprimat, 
pios  erigat,  et  communis  virtutis  justitiae  ministerio  possit  et  aodeat 
favore  vel  odio  postpositis,  exequi  veritatem/' 

J)  Replica.  I.  p.  138.  a. 

.  5* 


68 


ifjnen  atfo  an,  in  ®(aubcn$$tt>eifc(n  fetten  fte  ben  33ater  bitten, 
bamit  er  fte  in  benfelben  feite.  So  traten  and;  fofort  bie  2(pcftet 
(aet.  1.).  l)  £)o«  ?uim(td)c  fagt  and)  3aco&ii$:  „Senn  Giner 
fcon  Gud>  Seiefycit  braucht,  erbitte  er  fie  ben  ©ort."  $)teä8ct& 
fyeit  gibt  in  toibrigen  galten  tfyren  Gmtfafttgen  bie  9?ege(  ber  3bit* 
toort.  „Me  ruft  bie  28cief)cit,"  nnb  „toetdjer  Xfyer  trollte 
fid;  nicfyt  $ur  Anrufung  beS  fettigen  ©eifteS  unb  ber  eingebernen 
Seifert  ergeben,  ba  fte  bod;  nach  Qacebitä  bie  Gin^elncn  $H 
$u  ficf>  ruft?"  „3rrt  Giner,  fo  femme  er  sunt  Sege  ber  Seie- 
fyeit:  tefy  bin  ber  Seg,  bic  2Ba$r$eit,  ba£  Reben;  ift  Cititcr  gc- 
taufet,  bie  Safyrfyeit  ift  nid;t  ferne;  toanbett  Giner  in  ber  gin- 
ftermjj  unb  bebarf  er  ber  SctSfyeit,  er  verfange  fie  oen  ®otr, 
unb  n>er  aud)  ber  Sei^eit  bebürftig  fein  möge,  er  gefye  gut 
Quelle  ber  Sei^eit,  Grifte  felbft."  2) 

SDcan  fiefjt,  §u3  $iefyt  bie  Unfefylbarfeir,  bie  nad)  ber  fvitr)o= 
üfcfyen  ßeljre  bem  ganzen  GrptScopat  a(3  beut  Ofeprüfcntanten  ber 
in  ben  ^ßarticutarfircbeu  eerr/anbenen  tfdjrtrabitien  (toeoeu  man 
freitid;  $ur  3eit  £>uffene  in  ber  Xfyeorie  toenig  i>rarf>)  jufommt, 
auf  bie  einzelnen  bie  £irdje  auSmacfyenbcit  Subjccte.  Gr  fpriebt 
bem  3nbioibua(i*mu$  in  ber  autfgcbefmtcften  Seife  ba*  2Bort, 
inbem  er  aud;  bie  V'aien  mit  kräftiger  GMetcbbcrecbtigung  fyeran- 
jie^t.  „£>er  geiftige  Qttenfd)  beurteilt  %tirtf  b.  {).,  er  entfiel« 
bet  e3  burd>  einen  %H  ber  Vernunft,  unb  mit  biefent  Urtfjeite 
muß  unbebingt  netfnoenbtg  aueb  ber  fcaic  bie  Sfikrfe  feine*  $>er= 
gefegten  bettrtr/eiten,  fetoie  ^auhtS  bie  Serfe  fkrri  tabetnb  be* 
urtfyeitte"  (Gal.  2.). 3)  „£er  5Böfe  hingegen  (aud;  ber  böfe 
$tf<$of  nur  $a$ft)  barf  ben  geiftigen  9Jcenfcben,  ber  buref)  ben  (Seift 
tebt,  niebt  beurtfyeitett."  4)  „Ucberfyaufct  feilen  bie  Untergebenen  bic 
literae  auf  ifyre  Safyrfycit  unb  ^ationabUität  gemäß  ber  fertigen 
(Schrift  anfeilen,  unb  fo  erlernten,  n>a3  bernünfrigettoeifc  \u  tbun  fei. 

')  Resp.  ad  scr.  M.  Stanfcl.  r.  5.  p.  347.  b. 

')  Praefat.  etc.  IF.  p.  1G9. 

3)  Resp.  ad  scr.  8  doct.  390.  b. 

4)  Explic.  c.  I  c.  ad  Cor.  T.  II.  p.  142.  I». 


00 

Tatf  iuarc  fein  in  fernen  Solgen  unttfcerfelj&arcr  3rrÜjum,  brachte 
nicf;t  93ettmrrung  in  bie  gange  SQ&eft,  fonbern  barau«  fönute  nur 
^alnf)cit  unb  ©cred;tigf'cit  entfpringeu.  dürfte  übrigens  bicS 
iitcM  gcfd)cf;cn,  fo  toürben  bie  Untergebenen  bon  beut  ©ebraudje 
be«  SBemunfturt^eilä  au3gcfd;tof  fcn."  l)  „^arum  fei  gc= 
pviefen  ©Ott  ber  33atcr  uufcrcS  §errn  3cfu  Ctfyrifti,  ber  ben 
©cg  ber  3Bar)rI;ctt  ben  2Beifeu  unb  klugen  berbarg,  unb  ben 
einfältigen  Oaten  unb  geringen  ^rieftern  offenbarte,  bie  e8 
t>oi*3tcI;cn  mefyr  ©ort  a($  ben  üXtfcnfcf)eu  31t  gel)ord)en,  ben  tyvä* 
taten  jebodj  tnfotoett  gct)ord?en,  a(6  jene  2Iftc  mit  it)ren  ltmftän= 
ben  oernüuftig  auf  bie  Erbauung  3m*  ^acfyfotge  3;efu  ßfyrifti 
3uritcfgcfüt)rt  werben  tonnen."  2)  „Ser  überhaupt  bie  Treben 
^fuifti  Prt  unb  tfntt,  ift  fc  tueifc  unb  feft  begrünbet  auf  ber 
$etra,  (2t)rifto,  baß  ilm  fein  Stubjunt  unb  feine  £eftürc  in  §ä= 
refie  bernwfefn  fann." 

£>er  (e£te  ©runb  ift  aber  aud?  t)ier  ba$  33anb  ber  ^rä= 
b  eftin  at  ton.  2öa$  bermag  bie  §ärcfie  gegen  bie  Sirene  ber 
^räbeftinirten,  toefdje  ber  §cUanb  auf  fid;  grünbete,  fo  baß  bie 
gan3e  Oftacfyt  beS  STeufetö  fte  nid;t  bewältigen  fann?  92ad;  3ot).  10. 
fanu  Dtiemanb  feine  @d)afe  aus  feiner  unb  feinet  Katers  §anb 
entreißen,  alfo  toirb  auet)  „nicr)t  bie  £eftüre  bon  SBücfyern  biefe 
ed;afe  burd)  fjärefte  aus  ©otteS  §anb  reißen." 3)  „@agt  boct) 
ber  mit  tiefer  ©pecutatton  in  bie  ©ott^ett  bringenbe  3>of;anne$ 
(1,  3of;.  5.):  ©er  au«  ©Ott  ift,  fünbigt  niebt,  ja  fann  ni*t 
fünbigen,  ioeif  Um  feine  ©eburt  (generatio)  erteilt ;  affo  toer 
aus  ®ott  ift,  t)äretifirt  nid;t,  ja  fann  ntcf;t  fyäretifiren;  beim 
tonnten  bie  aus  ©ott  finb  roirfüd;  burd;  ©tubium  bon  irgenb 


')  Resp.  ad  scr.  8  doct.  370.  b.  f.  —  art.  32.  £cff.  233.  f.,  foo  er 
jroar  bie  Tifttnction  anbringt,  er  tyrecfyc  babnrd;  feineörregö  bem  £aien 
ba8  „Urzeit  berechtigter  SnriSbiction"  31t;  allein  e«  fyat,  genau  betrachtet, 
feine  SSebentung. 

?)  De  eccl.  c.  21.  p.  306.  b.  —  art.  28.  $9f(.  230. 

3)  Replica,  1.  c.  138.  a. 


70 


einem  33ucfje  Ijäretifd)  Werben,  fo  todre  bae  2£crt  beg  3o§anne$ 

v?iacbbem  auf  fetcf>e  2£eife  §u§  bem  (Spiecopat,  unter  bem 
3Stete  bbrfyergetoufjt  unb  bann  cfme  ben  „©eift  bcr  2$af)rfyeit" 
fein  formten, 2)  ba$  unfehlbare  Scfjramt  entgegen,  glaubt  er  ben* 
noef)  ein  fctcbeS  innerhalb  bcr  SHrcbe  ber  ^räbeftinirten,  bem 
nrr/ftifcf>cn  Seite  Gfyrifti  ftatuiren  51t  muffen,  bureb  tvtö  fret)  bie 
mr)ftifcr)e  gorm  bicfeS  Körpers  aueftriebt.  „Vie  mtyftifcr/e 
gorm  oeefetben  ift  nämüd)  bie  23? ei^ t) ci t  unb  bas  SSJifftn 
©ctteS  mit  ben  übrigen  ©aben  be£  Zeitigen  ©eütee, 
buref)  bie  gläubigen  ecb/üter  Gtljrifti,  treidle  natürtieb  ©lieber 
ebenbeefetben  mtyfttfcbcn  Seibetf  finb  unb  bie  Serge  für  ta$2(mt 
(Erjrifti  traben  (b.  t).  bie  ^riefter),  fraft  ib/rer  (^eteatt  (potesta- 
tive)  bureb  baS  9£ort  ©otteS  bie  ©tieber  beS  SeibeS  (grifft 
beurteilen,  gemät)  cer  genannten  ©a&en  irrige  ?3caterien  befci= 
tigen  unb  bie  fatbcüfct)en  aufrecht  erhalten,  fc  bar}  ber  mtyftifcbe 
buret)  bie  ©nabe  ber  ^räbefttnatien  ocrbuubene  Seib  (Efyrifti  in 
ber  Siebe  nacb  bcr  gegenwärtigen  ©ereebtigfeit  $unirnmt."  3) 
£acurd?  ift  bie  Aufgabe  ber  ^riefter,  roie  ee  £msi  febeinen  reiü, 
niebt  febr  erfebroert;  beim  ,,Gbriftu£  oertangt  niebte  ton  bem 
Üftenfcben  ats  bie  Siebe  unb  rie  iUhttet  m  ifyr,  rretd>e  jcrccf> 
aüe  ton  bem  ©efe£e  (Ebrifti  auf's  Gncrgifcbfte  geteert  werben. 
Xe^atb  genügt  ba$  ®efe§  and;  gut  Regierung,  rcoburcr)  jene 
nctfywenbig  (debite)  gewonnen  werben."  4)  „2otltc  übrigen^ 
eine  (Scbwierigfeit  in  ^Betreff  ber  £3abrbeit  oenttürt  werben,  fo 
werreu  fie  merft  cnoägen,  was  ber  ©taube  ber  Scbrift  in  bie= 
fem  fünfte  fagt,  unb  was  ber  ©taube  in  jener  Materie  ber> 
nirte,  gtauben  fie  ats  ©taubenSartifet.  2öenn  aber  ber  ©taube 
ber  Scfjrift  fid?  naa)  feinem  X^cite  über  biefetbe  aueforacr),  fo 


')  L.  c.  138.  b.  -  art,  2.  £öfl.  245. 
a)  Tract.  de  tribus  dubiis.  I.  p.  209.  b. 
3)  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  c.  3.  p.  341.  a 
*)  De  suffic.  legis  p.  59.  a. 


71 


(äffen  fti  biefelbe  aU  eine  fo($e,  bie  fie  nicht  weiter  angebt, 
mir  ftreiteu  nidu,  tveteber  ST^ett  ftecr/t  fyabe.  33on  bet  ^cbauptung 
reo  größeren  Sbeil*  bet  Streitenben  bangt  aber  nid;t£  ab."  ') 
Daranä  ergibt  fid)  beim  aueb  bet  Sinn  bet  §Be$au$tung 
§uffen'$:  „er  fei  getotfj  ano  bet  Scbrift  unb  ber  Autorität  bet 
Äircbe,"  2)  inbem  ifym  bie  Autorität  nichts  anberes  ift,  als  „bie 
^nformirung  bei  Apcfrel  nnb  fotgenben  £>ei(igen  burd)  ben 
^eiligen  Greift,"  3)  b.  fy.,  beseitigen  ^erfonett,  toetc^c  bnref)  ifyre 
Seite  geigten,  bag  fie  toaljre  Sduiter  <2 f>itftt  unb  ^rateftintrtc 
feien,  bie  eBenbeäljatö  and)  bie  äBa$r$eit  erfannteu  mtb  lehrten. 
Scnaeb,  glaube  id),  mag  £)tt$  fetbft  feine  Öefyre  am  heften  in 
fclgenben  Säfcen  jnfftmmenf  offen«  „£i)riftit$  ift  ba$  sureicbenbfte 
jpaupt,  wie  er  e£  rreilmttbert  3>a$re  unb  Darüber  bewies,  a(3 
feine  HirAe  bUtfytc;  fein  ©efefc  aber  ba$  tmrffamfte  jur  Söeftimm* 
ung  fiutlieber  Angelegenheiten,  ba  c$  ©ort  31t  biefem  Qhtbe  gab. 
Tenu  £briftue  ermangelt  feiner  $ird)e  mit  feinem  @efc£e  niebt 
,nr  Regierung,  inbem  betote  ^rieftet  bem  33otfe  ba$  ©efe^  nad) 
bei  Vefyre  ber  Zeitigen  Werteren  mtuiftriren,  tr>etd;e  biefe  naeb 
beut  3u3e  ^  Zeitigen  ©etfteS  vortrugen,  roie  bieS  oon  ben  £>et* 
(igen  Auguftinite,  ynercnr/inutf,  ©regorinS  unb  2(mbrefitt3  offen* 
funbig  ift.  <Sie  hwrben  ber  $itcbe  &ur  53e(ef>rung  (ad  doctrinam) 
gegeben.  3^  bebaute  be^atb  fittm,  in  wetebem  fünfte  biefe  fcter 
Tcetoren  3ufamincnftiinmeit,  in  beut  f'ann  ber  $apft  fammt 
feinen  £arbtna(en  erlaubter  Söetfe  baS  ©egentfyeU  bem  33ctfe 
nid?t  befiniren.  (Sbenfo  tterfyatt  e$  ftd)  mit  ben  anbereu  £)et  = 
(igen,  toie  3o$anne8  (Sljröfoftonuts,  3o$amte6  £)ama$ceutt$, 
rieiiDftue  «Xreopagita,  bie  bureb  ben  beitigen  @eift  betest  bie 
&ircfye  Gfyrifti  mit  ifyrer  Si)feufd;aft  unb  iljren  bitten  evlcudr)= 
teren."  4)     (3fynen,   ben  aus  ben  Herfen  confut?  erfannten 

1)  Disput,  aclv.  indulg.  I.  233.  a.  f. 

2)  De  sanguine  Chr.  I.  p.  194.  b. 

3)  L.  c.  p.  197.  a. 

A)  De  eccl.  c.  15.  p.  279.  b.  —  De  sacr.  corp.  et  sanqu.  Dom.  I. 
47.  a;  48.  a.  c.  2. 


72 


Odjrern  unb  Stenern  Ghrifti  finb  bann  aud;  Xemroratien  $u 
reichen.  !) 

2(bgcfchen  Don  ber  Gmtftettitttg  ber  fathotifeben  yebre,  als 
06  ißapft  unb  Garbinä'te  baS  dlcdjt  fid;  beilegten,  gegen  ben  Kon- 
sensus unanimis  ber  £ird;cnoä'ter  tefintren  gn  tonnen  ober  511 
bürfen  ,*  X?at  £mS  fid)  bacurd)  aUcrciugS  eine  objectioe  Sterin 
gefegt  nnb  eine  2U*t  Xrabition  beibehalten.  £)aburd;  allem  toar 
eS  aber  and;  puffen  möglich  geworben,  fo  biete  ber  firebttchen 
Behren  in  fein  Snftcnt  aufzunehmen.  Xcunodj  ift  cS  bie  tixfy 
Hebe  Vcfyre  ton  ber  £rabition  nicht  mcfyr,  and;  fie  mußte  ittttet 
bem  unroibcrftehüd;cn  ^ruefe  feine*  ^rä>cftinatiauiSntus  crlie^ 
gen.  3Benn  ba^er  £>U8  auf  bie  fettigen  £)octorcn  ned)  ein  ®e= 
uncf>t  (egt,  fc  ift  e$  nicht  tut  fatf;ctifd;cit,  foubern  i?ic(mcr)r  in 
protcftautifd;cm  Sinne.  ') 

So  bin  id;  benn  roieber  bei  beut  fünfte  angelangt  fcon 
beut  ich  ausgegangen  tt>ar,  baß  nämlich  in  ber  ^itff itif cf>en  £ef;rc 
2UteS  nur  bie  Sircbc  ber  ^räbeftinirten  fei.  5lud;  bie  Scbrift 
gehört  ihnen  ausfcbltejstidj;  bie  ^orhcrgcioufHcn  reiben  entfernt 
niebt  au  bereu  33crftänbnij$  hin,  ba  fte  ja  bie  eigentliche  ^ibet, 
ben  Gkift  ber  Wahrheit  ntcf>t  erfenneu ,  atfo  auch  niebt  haben 
föuncn.  —  3ch  gehe  nun  31t  ben  roiduigften  Vcr/rcu  ber  üirene 
ber  ^räbeftinirtcu  über  unb  unterfuebe  $una$ft,  toic  fte  fid>  ras 
33erhältni§  bcS  Sftenfchen  3111*  ©nabe  benfe. 

§.  10. 

$3erf)öltnif*  ber  SSorhergenutf ten  unb  SBorherbfftimmten 
$ur  ®nabc  im  5Ulgemeinen. 

Schon  früher  fat)  id;  mid;  bcranlajH,  barattf  aufmerffam 
311  machen,  baß        feine  h^  unb  ba  fo  febarf  nur  grell  l;in 
gefteüte  ^räbeftinationStcr/re,  als  ob  fein  ^orhcrgcnntßtcr  (tyieb 


')  L  c.  c.  5.  p.  254.  a.  f. 

2)  Bergt  bvigcgcit  $er}tg'4  SReateiicpelepätic,  I.  r.  &  333. 


73 


ber  Mircfyc  fein  tonne,  für  ifm  bie  Crrlbfuug  ct^entücf;  gar  ntcf>t 
criftirc,  titelt  ftreitg  burchfüfyrcn  tonnte,  ohne  in  nod?  größere 
(iellifiencn  ;u  geraden.  §uö  crf'anntc  bic  mcnfd)(iri;e  Statut 
jcbcnfalltf  beffer  als  i'uther,  boefy  nid)t  in  ihrer  ganzen  ©ebetrt* 
uug;  toirb  aber  in  bem  9icd;tfcrtiguug^roceffc  ein  gactor  über- 
ober  mrterfchafct,  fo  erhalten  totr  anf  ber  einen  (Seite  ben  ^pda^ 
giattfömttö,  anf  ber  (ruberen  ben  ^räbeftinatianiSmuS.  2üt£  bie 
fem  attcrbiugS  fd)nucrigcn  ^robteme  tonnte  aud)  £uS  ftd)  nid)t 
herauSfinben;  er  berfiet  bei  beffen  Ööfung  in  ben  ffräbefthta* 
tiantemu«, 

£)urch  ben  ^rcibcftinatiauiSmuS  erlitt  aber  baS  3D2enfd;cn- 
gcfcr)tcd>t  oon  Norrie  eine  gan$  anbere  (Stellung  jitr  GrrlöfungS* 
gnabe,  obfd;on  beffen  mehr  ober  weniger  confcqncnte  ^Durchführung 
ioieber  ocrfd;iebene  9cüancirungeu  unter  ben  'Jkabcftinatianern 
notfjtoettbig  inbotmren  toirb.  —  Cr$  f?anbctt  ftch  nun  Ijier  barum, 
im  Sittgemeinen  anzugeben,  roie  fid;  §u£  bicS  SBcrhaltnifj  bad;te. 
3d)  hm  mich  bafür  auf  bie  §§.  2,  3  unb  9  biefer  Arbeit  be^ 
rufen,  ba  bort  fd;ou  SDcancheS  antieipirt  »erben  mußte. 

£)aS  bie  (Seligfeit  toef  entlich  bebingenbe  unb  31t  tyx  be= 
befä'higcnbe  unb  bered;tigenbe  Moment  6eftet)t  in  ber  „@nabe", 
bem  „Seim",  bem  „25anbe  ber  ^ßräbeftination'',  in  bem  „hoch- 
^citlid^u  bleibe",  wctdjeS  eben  lieber  nur  bie  „Siebe  ber  $rabe* 
fttnation"  ift.  £)iefe  ^ßräbeftination,  31t  ber  ber  SDcenfch  olme 
attc  unb  jebe  0?ücfftcr)t  auf  fein  perfenlichcS  Verhalten  bon  (Steig* 
feit  burd)  ©otte$  bitten  beftiinmt  roirb,  berbinbet  mit  bem  mty» 
ftifeben  £cibe  (3t)riftt  unb  biefem  fo  feft  unb  fo  innig,  baß  feine 
Trennung  mehr  möglich  ift. ')  ©er  ^räbeftitiirte ,  bem  ©ort 
„31t  feinem  natürlichen  (Sein  nod)  bie  ©nabe  ber  ^räbeftination 
barüJber  hinzugegeben",  dt)nücr)  ber  gratia  superaddita  bei  ben 
«Stammüttern,  fanu,  »eil  er  ein  (Sd)af  Ghrifti  ift,  burd;  nid;t3, 
felbft  nidjt  burd?  bie  93catf)t  be£  £cufe(3,  burd;  feine  §ärefic 
me^r  aus  feiner  unb  feines  2>ater$  §anb  entriffen  »erben. 


')  P.  421.  a.  T.  1. 


74 

Senn  barum  ber  Sßrdbeftintrte  nod)  fc  fc^r  fallt,  tote  3.  5*. 
$etru$,  menn  er  fetbft  in  £obfünben  oerfinft,  toaS  nadj>  £ut« 
atterbtngS  auf  ©ette  ber  ^rab  eftin  irteu  toirfftd;e  Sünben  fein 
fcden:  ba8  33anb  ber  *ßräbeftinarion  hält  itm  bed;,  „bie  Siebe 
berfefben  fann  ibm  nie  ermangeln",1)  ba§  er  in  feiner  ©ünbe 
beharren  ioerbe;  er  toirb,  ja  id;  fage,  er  muß  fid)  f<$(tegltcfy  be* 
teuren.  £)arau$  wirb  ftar,  ba§  botf>  bie  Sünbe,  auch  bie  £eb* 
fünbe,  für  ben  ^ßräbeftmirten  nid;t  mehr  bie  ootte  33ebeutung 
r)abe;  traft  ber  „touqel^aften  ©nabe",2)  ber  ^räbeftinatiou  näm^ 
tid; ,  fann  fie  nie  für  ben  SfaSertoSfyCten  it)ren  ganjen  Grinfdtß 
äußern.  X)ie  Stnhäufung  ber  £obfünben  bringt  itm  ntd>t  in  ben 
Staub  ber  23erftocfuttg  ober  ber  Sünbe  gegen  ben  Zeitigen  ©etft, 
loa«  b(o£  ben  ^ßräöciten  borbc(;atten  unb  bereu  §auotfdm(b  ift; 
im  ©egentfyeü  atte  Sünben  unb  Safter,  rr>e(cf)e  nur  mögüd;  finb, 
machen  ben  ^ßräbeftinirten  in  ben  klugen  ©ette«  nicht  ju  einem 
©egenftanb  be«  §affe«,  er  WM  {§n  m^  rcr  per  W*bc* 
ftmation,  „aus  ber  er  nie  fättt  unb  nach  ber  er  ftet«  tu  ber 
®nabe  unb  gerecht  mar",3)  trofcbem  mehr  ats  ben  rechtfebaffen^ 
ften  ^ßräSciten,  für  ben  er  afä  fctd;en  eioig  nur  §>aB  ^at.  Schon 
baruad)  ift  bie  Sünbe  für  ben  23erf?erbeftünmten  mehr  nur 
Sd)ein,  menn  man  aud)  nicf)t  bie  5(nlocnbmtg,  meiere  §u3  oon 
I.  .J1^-  ö.j  „Ser  au«  ©ort  ift,  fünbigt  nicht ,  ja  tarnt  nid;t 
fünbigen",  macht,  urgiren  toiü. 

(Sine  „rabicate  @nabe"  oon  fo  mcfentüd;en  getgen  fe^t, 
eigentlich  genommen ,  eine  rabicate  $erftf)iebcnheit  ber  Naturen 
(ober  tmügftenS  eine  rabicat  oerfd;iebcne  iBeftimntt^eit  bevfetben) 
ooraus.  §u$  fcheint  bie«  toirfttcf)  im  Sinne  gehabt  $u  ^aben. 
Da«  geht  au«  feiner  ^Befestigung  be«  @innutrfe«  t>croor,  bag  ber 
23orhergetoußte,  toenn  er  in  ber  Siebe  ftefyt,  temporär  toenigften« 
biefe«  93anb  (ber  Siebe)  unb  folglich  bie  (Einigung  mit  ©jrifto 
^abe;  ber  tafterhafte  ^räbeftinirte  hingegen  entbehre  biefe«  ©an* 

')  ©.  audj  art.  2.  3.  #'dfl.  245. 
2)  De  eccl.  c.  4.  p.  251.  b. 
»)  L  c.  -  art.  4.  $BfL  221. 


1 


75 


be$  unb  bamit  autf»  ber  (Sinigung  mit  (S^rifto."  „£ie  (5inficf>t 
in  tiefet  ©erljaftnif?,  erffärt  fief?  barauf  §u£,  gewährt  ba$  hu- 
midum  fluens  nnb  humiduin  radicale  im  menfd)ticfKn  5ter 
per.  ßbenfo  gebe  e#  namfieb  im  mtyftifcfyen  £etbe  £f)riftt  eine 
©nabe  naef)  bev  gegenwärtigen  ©ered;tigfcit  unb  eine  boftenbetc 
©nabe.  Sic  2Ibfonbernugcn  buref)  ba$  humidum  fluens  mo^ 
mentan  unb  äußevücl)  angefpüft  (adnata) ,  niebt  in  eine  innere 
bauernbe  5$erbinbiing  (continuata)  gebracht  Werben,  wegen  ber 
$3erfcf)iebenf)eit  ber  Naturen;  fo  t»err)d(t  c$  ftd)  aud)  mit 
ben  ©fiebern  bc£  Teufel,  gefegt  fic  (tnb  aucf;  für  eine  £ät 
na($  bcr  tjegentoärtigen  ©nabe  außerttcr)  angefpüft.  2Ufcin  bie 
^rabeftiuirten ,  trenn  fic  aud?  jeitweifig  ber  ffiefjenben  ©nabe 
betäubt  feien,  r/aben  boeb,  bie  rabicafc,  bon  ber  fic  niebt  fyer= 
auffallen  fönnen. l)  Unb  fo  fyabcn  bie  fd>on  geredeten  sßrctbeftt* 
nirten  eine  boppefte  ©nabe  unb  finb  mit  einem  bereiten  33anbc 
gebunbeu." ,J)  (Sin  anbereS  ©feicr/nift  £mffene  ift  auf  ber  kernte 
fiegenber  Seijen  unb  Spreu.  Sie  Seijen  nie  Spreu,  unb 
Spreu  nie  Seijen  werben  fann,  fo  ift  e3  bon  23orne  unmögfid), 
ba§  ber  ^räScitc  ein  ^ßrä'beftinirter  (unb  umgefer/rt)  werben 
fönne;"3)  ber  23orl?ergewuBtc  ift  in  bcr  SHrcbe,  rociö  ber  Spei* 
djief,  baö  ^fyfegma,  bie  Crrcremente  in  bem  menfcr/ttd;en  £eibe  — 
„aus  bem  ßeibe  auejufüfn-enber  Stoff;."4) 

So  ergibt  fid)  benn  aud)  bie  Steffung  ber  ^orr/ergewufeten 
in  ber  Äirrf;e  unb  jnr  ©nabe.  Sie  wad;fen  unb  friften  il)r 
INrfetn  tt)ic  bie  Spreu  buref)  unb  mit  beut  Seijen,  nehmen  affo 
bie  ^cben  gebeuben  ©nabenmittef  ber  23orr/ergewu§tcn  in  ftd)  auf 
unb  ermatten  fid;  baburd;,  fönnen  fogar  fraft  biefer  jeitweife  ge~- 
recfyt  fein;  aflein  ifyre  Dfotut  fönnen  fie  nie  oerfäugnen,  aue 
Spreu  fönnen  fie  nie  Seijen  werben.    So  gerate  §u£  bind; 


')  Art.  9.  §ö[I.  222:  Haec  propositio  vera  est  in  sensu  eomposito. 

2)  De  eccl.  251.  a.  b. 

3)  L.  c.  c.  5.  p.  253.  b. 

4)  L.  c.  c.  3.  p.  247.  b;  248.  a. 


71) 


ben  SBaljn,  bie  bibüfdjen  ©teid;ntffe  in  allen  and;  ben  flein* 
ften  3ngen  nrgiren  31t  müffen,  in  eine  fo  f d^iefe  ©tettung,  bag 
er  fcon^orne  bie  toorfyergeümfjten  nnb  borfyerbeftimmtcn  SWenfc^en 
t>erfcr)iebcn  natnrirt  fein  lägt,  jenen  bie  pcinücf;e  nnb  öer^toetf* 
UmgSfcottc  Sage  antocist,  fie  fönnen  nnb  fotten  gerecht  werben, 
nnb  fönnen  nnb  fetten  es  lieber  nid)t. 

Die  ©uabe  Efyrifti  muß  ben  fnnbigen  9Jknfd;en  ber  massa 
perdita  31t  einer  „nenen  Kreatur"  umfdjaffen.  Deßfyatb  inn§ 
fie  in  itm  eingeben,  itm  in  ben  ©runbttermögen  feines  SefenS 
erf äffen  nnb  bnrd;bringen ,  ifym  eine  neue  9?ttf;ritug  geben  nnb 
neues  geben  einf;aud)cn.  Das  gelingt  berfetben  auf  ©nmb  ber 
©nabe  ber  ^ßrabeftination  tooßfornmeti;  bei  ben  SBortjergehmjjten 
aber  in  Ermangelung  jener  ntcfyt;  bei  biefeu  fommt  es  nur  31t 
einem  Slnfafc,  einem  33erfud;e.  „Die  ^erbinbung  bcS  Körpers 
ber  $ird>e  mit  bem  Raupte  ßfyrifto,  fagt  barüber  £mS,  ift  feine 
förperticfye,  fonbern  bie  geiftige  ©nabe  ber  *ßrabcfrination,  inbem 
bann  GfyriftuS  burd)  bie  ©nabe  ber  gegenwärtigen  ©ered;ttgfeit, 
mittetft  ber  er  in  ber  £ird?e  uub  bereu  ©Hebern  toetmt,  biefe 
3itr  Erlangung  beS  £ebenS  ber  ©Torte  leitet." l) 

§.  11. 

£>er  SRed)tfertta,una,6procefL 

Sftur  erft  tfutfyer  fud>te  baS  neue  23etrad;rungSmoment  beS 
9ftenfd)en  als  eiuen  Hto£  u.  f.  hx  beim  9?ed;tfertiguugSprccc|ie 
in  bie  Geologie  cin3ufüt)ren,  fc  bafj  ©ott  SllteS  attein  ttmn  mujä 
uub  besiegen  ber  SO^eufd;  fyöd;ftcnS  glauben  barf ,  baß  ©ott 
ettooS  in  tfjm  tfnte.  $d;  fage  t?öd;fteuS  glauben  barf,  Weil  aud; 
biefer  ©taube  nidjtS  9^enfcr)üc^e^  au  fid)  tjaben  feil  uub  barf, 
foubern  —  freiließ  unerflärlid;  —  reine  £l)at  ©ettes  fein  muß, 
um  ja  5ülcS,  n>aS  irgenb  bie  leifefte  ©pur  fcon  mcnfd;ltrf;cr  33c- 
tfycitigung  traben  tonnte,  auf's  2leugftttd;fte  au8$ufd>lief;en.  Des* 


')  t.  1.  p.  321.  a. 


77 


fjalb  nafym  ßirtljet  an,  bag  ber  9D?enfd;  abfoUtt  ju  einer  2ftit- 
toirftutg  ober  aud;  mir  pafftoeti  ^Beseitigung  bei  feiner  Ofccbt- 
fcrtigung  unfähig  fei.  Sr  Ijat  bap  feine  gciftigen  Gräfte  int 
gatfc  Stbam'S  oertorcn,  eine  tfcf;rc,  nx(d;c  fogar  bnrd)  bic  (ion 
corbicnformct  53eicnntniß  bcr  ortfyoboren  £ntf)crancr ')  tourbc. 
Slbcr  and)  in  ben  nad)  (nti)crifd>cn  Gegriffen  ©crecfytfcrttgtcn 
bleibt  bie  ©nabe  nur  in  einem  gan$  äi$jjerttc$cti  SSerljäftmffe, 
bic  ©ercd^tigfcit  S^rifti  toirb  it)m  nitf;t  3U  eigen,  fonbern  bloö 
ä'nScrüd;  ton  ©Ott  angerechnet,  fo  ba§  ®nnbe  nnb  ©credrtigfeit, 
eine  bis  auf  £utfyer  unerhörte  Ch*fd)einung,  neben  cinanber  beftefycn 
tonnen,  h)ci(  eben  bic  <Snnbe  in  bem  einer  ttotfftänbigcn  9iegc 
nerirnng  auö  bem  Staube  ber  ©i'tnbc  $tt  einer  „nenen  (Sreatur" 
unfähigen  toefentüd)  fcerberbten  9)2enfd;en  nnr  ^ngebedt,  fcon  ©ott 
nid)t  gefehlt  derben  toitt.  3d)  finbe  für  bie  ganje  Stfed)tfcrtig= 
ungtftefyre  Vutf)er'S,  nnb  ba3  ift  bic  ßnvmt  ber  (utf)erifd)en  Öefyre, 
feinen  beseidjnenberen  2IuSbrud,  ai$  ©ott  „briidt  eben  ein  Singe 
,$u" ,  ober  fct)aut  bei  bem  fünbigen  90?enfd)en  bnrd;  bic  ginger. 
üÖton  toeig  unb  loieS  erft  iüngft  lieber  tton  (Seite  ber  ^rote* 
ftanten  fclbft  nad;,  toa$  bic  tutl)erifcf>en  £f)eo(ogen  oon  biefem 
„gunbament  ber  eoange(ifd)en  Äircbc",  „oon  biefem  l'ebeuäuero, 
mit  bem  ftefteljt  nnb  fällt",  t)attcn,  „baj3  bie  neueren  ütt^ertfe^en 


')  2(ud)  bie  Suben  gfauben  fid?  gegen  eine  bevartige  SBebaubtuug 
ober  Sehe  berroabren  nnb  lieber  bie  (irbfüube  fetbft  (ängnen  $u  müffen. 
3n  ber  fcon  ben  Sftafcfc.  2.  Stein  nnb  Dr.  ^ormfteeber  herausgegebenen 
ßettfdjrift  „bcr  ^ettagabenb,"  1859.  ,,$öriefe  über  riäuöfit^e  (Srsiefyuug 
b$n  Dr.  ^ormfted)er.  1.  33r.  ©.  125.  beißt  eS:  ,,Apter ,  lieber  C£ar(,  ruft 
baä  3 übe  11  tf) um  un«  31t:  (§3  gibt  für  ben  ü)?eufcf;eu  feine  (5rb* 
fünbe,  feine  9iatur  ift  nidjt  für  a f ( e  CSttigfeit  berborben, 
fonbern  er  befitfU  bie  oottfoinmene  fittlid)e  ^5 r e t ^> e 1 1 f  bnrd;  fie 
fanu  er  fowoM  ein  (Enget  atS  ein  teufet  toerbeu,  foroobt  $ur  ©tufe  bes 
2"bier§,  ja  fogar  aus  S0tangel  au  einem  ^nftinft,  nod;  tiefer  binabfinfen, 
ober  fiefy  junt  Gimmel  ergeben  unb  baö  (Sbenbttb  ©otte§,  nad;  roetdbem 
er  gefebaffeu  rourbe,  in  feinem  (Srbenbafein  für  fid^  unb  feine  lUngebuug 
barftetfen."  —  äftan  fiebt  unb  muß  bebauern,  baß  bier  Dr.  ^ormftedicr 
nur  bie  bvoteftautifebe,  nicfyt  aud)  bie  fatbctifdje  £ebre  berüefftebtigt. 


78 


Geologen  fämmtticfy  bie  £etjre  SutljerS  unb  ber  fr/mbotifd)en 
23üdr/er  »ertäugnen,  fämmtticf)  ben  §auptartiM  bon  ber  guge^ 
rechneten  ©ered)ttgfeit  enttueber  gerabe^u  preisgeben  ober  in  ba$ 
©egentfyeit  bon  bem,  toaS  bte  Deformation  getoottt,  umbeuten." ') 
@3  ift  barum  eine  getoattige  fyiftorifd;e  Öüge,  toenn  man  biefe$ 
„gunbament,  biefen  £auptnerb"  bafyin  beftimmt:  „9cid)t3  fyat 
für  ben  ÜJttenfcfyen  einen  2öertt),  nid)t$  fann  itm  geregt  unb  fetig 
machen,  rca$  nicfyt  burefy  fein  inneres  tjinburdjgegangen  ift. 
9cur  (StjriftnS,  fo  to ei t  er  mir  innerlich  geworben  ift,  fann 
mid)  ertofen  unb  mit  ©ott  oerfotmeu."  öutfyerunb  bie  Gtoncorbien* 
formet  fennen  für  bie  geiftticf;en  £)inge  unb  ^(ngetegenfyeiten  gar  fein 
inneres  beS  9)cenfd;en ,  nad)  itmen  ift  e3  aofotut  unmögtid), 
bag  @f;riftu$  bem  $cenfd)en  innertid)  toerben  fonne. 2)  £)a$  ift 
bie  fatf?ottfd;e  8e$re,  aber  freitieft  nid)t  in  ber  entfteüten  Seife, 
toie  bieg  bie  proteftantifd;en  fmnbotifd;en  23üd;er  ttntn,  unb  bie 
^roteftanten  ümen  nod;  fyeut  3U  £age  obtigat  nacb$ufyrecfyeu  ge= 
ioofyut  fiub.  £)afyer  rüfyrt  übrigens  auf  (Seite  ber  ^ßroteftanten 
au$  ba$  ifmen  unerflärftetye  Dätfyfet,  toenn  fie  (toie  SD?attt)e§, 

')  tird)e  unb  Äirdjen,  «ßa^fitbum  unb  $tvd)enftaat.  £ifr.*poItt.  23e* 
tvacf;tuugeu  ö.       3.  3.  t>.  Söttinger.  1861.  ©.  427.  ff. 

2)  Savt  9Jcattfyeg  (proteft.  Pfarrer)  fagt  barüfrer  in  fetner  ,,Q[om= 
Baratt  Den  (Symbolt!"  @.  414:  ,,3n  bem  stauben,  bag  <Sl?rifti  ©e* 
red)tigfett  buvd;  3ure^ttuug  unfere  ©ere d; 1 1 g fett  toevbe,  febeu  bie 
Äatbotifen  md)t«  attbere«,  als  eine  bem  fittHcfjen  93  erouß  tf  c  in  toi* 
berftrebenbe  2lbf  uvbitä't.  Absurdum  seil,  esse,  sicut  Osius  inquit, 
dicere  alicujus  rei  formam  esse,  quae  ipsi  rei  non  insit.  Ut,  si  dicam, 
parietem  esse  album  albedine,  quae  vesti  meae  inhaereat,  non  parieti, 
vel  Ciceronem  esse  fortein  fortitudine,  quae  non  ipsi,  sed  Achillis  animo 
inhaereat.  Unb  (Sfyemnit,},  bev  biefen  (Siitroanb  tu  feinem  Examen  f. 
209  enuälmt,  rueiß  barauf  md)U  $u  antworten,  als  bajj  er  aus  bev 
Wfofoptyte  t>ercjet>oft  fei,  bte  nid)t  tuefter  geböte;  Baut  aber  (im  ,,©e* 
genf«|  bc3  Äatftoliciämus."  @.  257)  fud>t  itjn  baburd)  ju  befettigen,  bafe 
er  ben  red)tfertigeuben  ©tauben  |u  §ttfe  nimmt  nnb  Hm  (gan$  gegen 
unfere  fnmboftfdjen  83üdjer)  als  ein  bem  SDtenfcfjen  infjärirenbeö 
sJ>rinci|>,  af«  einen  habitus  barfteflt,  burd)  ben  bev  2Äenf<$  bev  ^etenj 
nad)  geregt  fei  (atfo  aud)  eine  fjabitueUe  ©ercdjttgfeit)." 


71) 


I.  c  188.)  im  $3iberfprud;c  gegen  bie  fo  oft  über  ben  ®au)o- 
üä&mil  loiebcrhottcu  tUT(äumberifd;cn  ^Behauptungen  in  it)ren 
fnmoolifdmt  Stenern  fet)eit  r  bafj  fidj  im  ®atljoftct$mu8  eine 
„bem  f<$ft<$ten  (ifym  allein?!)  Skrftanb  meljr  jufagenbe  %\\}\djt 
oou  bei  SDteitfcfyen  Statur,  oon  feiner  fÜHbtgctt  ©erber&tijeit  nnb 
oon  feiner  an  eine  fortgehenbe  $eiftgimg  getopften  9?cd?tfertigung 
geltenb  macht",  ba§  „bie  ^atljottfen  oon  bent  ^ioeeß  ber  S3efet)r^ 
nng  in  it)ren  ftmibo(ifd;en  93ücbern  ftynergiftifd),  nicht  peta* 
giauifd;  reben"  (@.  463),  \vk  „ber  Ehrbegriff  ber  fathotifchen 
sihxbc  nach  ber  gaffung  ffyctc  fhmbo(ifd>en  SSuc^er  afterbingS  nicht 
ben  ©ortenrf  oevtient,  bafj  er  (Sfnüfti  SBerbtenft  gan$  in  ©chatten 
ftette,  bie  Sitabljaftigfeit  ber  menfehüchen  Statur  ju  fehr  biffimu* 
live  nnb  ee  btoä  auf  eine  äußere  SöerffjeiUgfeit  abgefehen  habe, 
n>te  er  oft  unb  ftarf  genug  fyeroorfyebe ,  ba§  bie  ©nabe  ©otte3 
in  d^rtfto  bei  allen  unferen  guten  Herfen  bod)  immer  ber  te£te 
(Srnnb  unferer  Rechtfertigung  unb  (Seltgfett  bleibe  unb  baß  ofme 
bie  jn&orfommenbe  unb  mittoirfenbe  §ü(fe  be$  Zeitigen  (Seiftet 
Rtcmanb  ftcb  nahrhaft  beffern  fönne,  aud)  uod)  förmlicher 
at£  ber  irrige  auf  innere  23efferung  bringt,  inbem  er 
biefe  mit  jitr  SBebtngnng  ber  ©efigfett  macht"  (ß.  190).  Um 
biefeS  Räthfet,  toetcheS  eine,  tüte  man  ficht,  aufrichtigere  gorfcb* 
ung  fd;uf,  $u  löfen ,  fah  man  fid)  gtt  erftä'reu  gelungen,  „in 
biefer  feiner  befferen  gaffung  erfcfycine  er  (ber"  fat^ottfe^e  ^et)rbe* 
griff)  erft  in  ben  £)ecreten  be$  tribentinifchen  (SoncttS;*  J)  aüein 
aud)  bie3  ift  toibertegt.2) 

bürfte  bie  Semerfung  genügen,  bafj  bie  Red?tfertigung^ 
tf^eorie  §uffen3  ooUfominen  Uiijoltfd)  fei,  n>ien)oh(  mau  bie$  bei 
i^m,  bem  abfohlten  ^rabeftinatianer,  nicht  erwarten  foflte.  2ßa§ 
tarnt  beim  bei  bem  abfohlten  £)ecrete  bie  Rechtfertigung  noch 
anbeveS  fein ,  ate  btoS  eine  ä'ugere  Reinigung,  ba  ben  abfohlt 
^räbeftinirten  bie  ©ünbe  ja  nicht  au#  ber  Öiebe  ber  ^räbefti^ 

')  statte,  1  c.  @.  190. 

2)  Sommer,  bie  fcortribenttnifefte  fatbol.  £fyeo(oa,te.  --  3$  felbft 
fuc&te  einen  Settrag  baju  in  meinem  „3obann  Steffel"  31t  tiefem. 


80 


nation  herausreißen,  biefe  ©runbbcftimmung  feine«  <Sein«  ntd>t 
eerrnid;ten  famt?  2ße$u  bagegen  bei  bem  ^ßrägcttcn  bie  9fcc$t« 
fertigung,  ba  er  in  gotge  ber  Rid;t^räbcftiuatten  abfetut  -un* 
möglich  mefy  ein  ^ra'beftinirtcr  »erben  tonnte,  toett  außer  ben 
^rabefttnirten  deiner  jur  (Seligkeit  getaugt?  £)od;  c«  ift  hier  tute 
fd;en  früher  feemerft  »urbe,  eine  gtüdOcr/e  3>nconfcquen$  an  ber 
s£eibcha(tung  bieje«  @<$eme$  oon  Rechtfertigung  ©d;utb.  Um 
im  Uebrigeu  bic  fathotifdje  £chre  in  biefem  fünfte  gegenüber 
ftereottyp  geworbenen  23erbäd;ttgungen  eiuerfeit«  in  (Sdjufc  $u 
nehmen,  anbererfeit«  bie  ^bentität  ber  ®ird;en(ef)re  fcor  ber  Re- 
formation  mit  ben  £)ecreten  be«  §onci(«  bon  Orient  31t  geigen, 
gehe  idj  rtäljer  auf  §uffen«  Sehre  ein,  bie,  »a«  nid;t  überfcT;cn 
»erben  barf,  nicr/t  ben  geringften  Sfaftoß  erregte,  »ä'hrenb  £m« 
ebenfo»enig  eine  Dv^ofttion  in  biefem  ße^r^unfte  für  nöthig  fanb. 

2tt«  bie  bc»irfenbe  unb  gina^ltrfadje  unferer  Rechtfertigung 
fce$eid;net  £m«  3efum  Ghriftum.  „begreife,  fagt  er,  baß  GnjriftaS 
unfere  $öet«heit,  ©ered;tig!cit ,  .peitigung  unb  ßrtöfung  in  ber 
^rebigt  (in  praedicatione)  nad;  ber  Ur  fache  ift,  benn  er  ift 
bie  Bewirf  enbe  unb  (5nb  =  Urf ad;e  unferer  (Srtöfung,  Heiligung, 
Sßei^eit  unb  ®ered)tigfeit."  ')  £)icr  nun  »a're  et»a  ein  $uttft, 
»0  man,  unb  bietteid;t  mit  einigem  Schein,  ba«  Lieblingsthema 
ber  *ßroteftanten  anbringen  fb'nnte,  baß  nämlich  bor  ber  Rcfor^ 
matton  ba«  SBcrbicnft  (Hjrifti  gefdjmälert  »erben  fei  unb  aud; 
§u«  nöthig  fanb,  „in  ber  M;re  ben  ber  9tcd;tfertiguug  ber  fal* 
fd)en  Sßerbienftlichfcit  feiner  3e^  gegenüber  2Ulc«  auf  bic  ®mt* 
benfraft  ©ottes  prü<f|iiftiljreit**  Gs$  ift  bie«  einmal  burch  bie 
ftnnboüfd)cn  s33üd;er  proteftantifeber  (Styl  geworben,  eb  in  Satyr* 
fyeit  eber  nicht,  barum  fümmert  mau  fid)  nid;t  »eiter.  £ui« 
behauptet  nun  atferbing«  barauf  ab^ielcnb,  mau  fteße  ben  $apft, 
ba  man  Um  sunt  Raupte  unb  gunbament  ber  SÜ\\i)c  erhebe, 
lihrifte,  ber  allein  ba«  §aupt  fei,  gleid?  unb  and)  als  primären 


')  Explic.  in  [.  C.  1.  Cor.  T.  II.  p.  139.  b.  — 
Trid.  de  justif.  c.  7 


bcr,it  Conc. 


si 


©nabenfpenber  tyfa«  itnb  eine  anbere  SBeljattyrung  ^uffen'S  ift, 
bajj  bie  ^rtefter  nte^t  autfycntifd;  ,  fonbew  nur  miuiftcrictt  bie 
®naben  crtfyciten  uub  fcme$ti>eg$  olme  bic  bott  ©ott  borget 
gefc$e$ene  ^a&ttttatton  „auf  bie  3Ma$p§emie  be$  prctfumtu&fen 
^riefterS  m  vertrauen  fei,  looburd)  er  bie  (Sinfftfttgen  glauben 
machen  Witt,  toauu  er  immer  fage,  id)  gebe  bir  boflften  SRac^afj 
t)0it<Sd)uft>  itnb  ©träfe,  bann  gefeite  es  fefort;"  ')  ober:  „©ort 
l;abc  beut  ^rieftet  alö  feinem  $iear  attc  Slftton  uad;  Büfett  (ad 
extra)  comnumicirt  (ftd;  baS  ©Ott  eigene  2Öcrf  ufurpirenb)."  a) 
3d;  ätttloerte  auf  ben  erftcu  Sßunft:  (Sinmat,  £mS  fagt 
nie,  roenn  er  oon  ber  Rechtfertigung  fprid;t,  baß  fyier  ber  ^apft 
als  §aupt  ber  $ircf;e  gleirf;  £$rifto  ftefye;  bann  ffitgi>erpe$ 
§uS  total  bie  ftrcfyttdjc  Sc^re  oon  bem  *ßat>ft  a(S  §aupt  ber 
&irc$e,  ber  es  gar  nie  einfiel  unter  bem  Zapfte  als  $ird)enf;aupte 
baS  primäre,  f  irdjen  grünbenbe,  (Mbfung  beloirfenbe  uub  cutt$etr« 
tifcf;  übermittcinbc  §aupt,  baS  nur  (SljriftuS  ift,  31t  oerftetycu, 
nie  ben  s13apft  in  biefer  33e$teljmtg  an  bic  (Stette  (Sljriftt  ju  feigen; 
otetmefyr  f'aun  ber  *ßapft  fecunbärcS  uub  miuifterietteS  ®irc$en* 
fyaupt  nur  fein,  iocun  er  oon  dfyrifto,  bem  primären  Raupte 
uub  guubamente  ber  $ircf;e,  uub  oon  beffen  ©eifte,  bie  Beibe 
bis  an'S  Gntbe  Bei  ber  $ircf;e  fein  ioerben,  gehalten  uub  getragen 
toirb. 3)  £)ie  23cfyauptung  §uffcu'S  finbet  fief;  aud;  nirgeubs  in 
einer  gteicfyjeitiaen  Sd)rift,  uub  fetbft  bie  aus  ben  Triften  fei* 
ncr  ©egner  jebenfatts  a(S  bie  treffeubften  ausgesogenen  (Stetten 
fagen  bieS  nid&t  aus.  ($S  ift  baS  Mos  ein  bia(e!tifcf;cS  $txmp 
fti'uf,  (Senfequenptactyeret  $uffcu'S  aus  ben  ©äfceu  feiner  ©egner, 
bcfouberS  aus  bem  bamals  ettoaS  über  Imnbcrt  3tö1jre  alten  uub 
nie  allgemein  angenommenen  £f)coiogumcnon  oon  ber  pcrföulid)eu 
3nfattibilität  bcS  ^apfteS,  bem  oottfommcucn  Ibtaffe,  ben  er, 
um  es  Ijier  frf;ou  ju  bemerken,  ntcfjt  oerftcfyt  ober  ocrftcfycu  Witt, 


')  Disput,  adv.  indulg.  224.  b. 
2)  L.  c. 

*)        basu  Steph.  Dol.  (1.  c.)  oteit  §.  5.  ©.  23.  9?ote  3. 


82 


unb  enbüch  aus  bem  <Sa£e,  bag  ber  Sßa^ft  oon  Riemanb  ge* 
richtet  »erben  fonne,  toobei  er  freiließ  bie  betrübet  fcorhanbenen 
erfauternbeu  ©(offen  nicht  ju  berüdfichtigen  beliebt.  (Sbenfo  Der* 
^ätt  es  ftch  mit  ber  jrueiten  Behauptung.  (£ut$efae  Sßrebtgcr 
unb  aud;  £heo(egen  mögen  etn>a  tu  ihren  fcholaftifchen  ©ptfe* 
finbigfeiten  afterbingS  ^u  toeit  gegangen  fein,  baS  tarnt  fein;  aber 
einzelne  Gttertfer,  Geologen  unb  fogar  ©  deuten  machen  eben  nad) 
fatholifcher  Sehre  noch  nidjt  bie  $ird)e.  UebrigenS  toirb  fid) 
toeiter  unten  (Buße  unb  ^Maft)  geigen,  bag  ipuS  fe(6ft  ausfagt, 
bieS  fei  nicht  £el)re  ber  $irdj>e,  nicht  £ehre  ber  Zapfte. 

Senn  man  nicht  bei  ben  Schriften  ber  Späretifer  fte^en 
bteibt,  nicht  b(oS  aus  ihnen  bie  £ehre  ber  Kirche  unb  ber  £f?ec= 
(ogen  fennen  (erneu  nüft,  foubern  fid)  ben  SDcuth  unb  ein  offenes, 
ungetrübtes  2ütge  für  bie  tfyeotogifcfyen  (Sr^eugniffe  ber  anberen 
(Seite  betoahrt:  fo  ift  nichts  (eichter  a(S  bie  Unwahrheit  berar^ 
tiger  Behauptungen  ein^ufe^en.  3d>  erinnere  nur  au  bie  £fyat- 
fache,  bag  fid)  burd;  bie  gan^e  ^eriobe  ber  Schofaftif  bis  gum 
Honcit  ton  Orient  bie  Streitfrage  über  baS  Berha'ltniß  ber  menfd)* 
liefen  ^^ätigfeit  jnr  göttlichen  bei  ber  2lbfe(ution  ht^teht.  2$aS 
aber  ftreitig  ift,  tarnt  unmöglich  allgemeine  Doctrin  oer  >Tbeo(ogen, 
Ce^re  ber  SHrcfye  fein.  £mS  mußte,  ober  tonnte  toenigftenS  oon 
ber  M(age  toiffen,  foelche  fein  £ehrer  Valbert  oon  Böhmen 
gegen  ^einrid;  oon  Otytha  1371  bor  ber  päpftlichen  ßurie  erho^ 
ben  hatte.  Unter  ben  iuquirirten  2lrtifeln  befanb  fid)  aud)  einer 
über  bie  Rechtfertigung,  b.  h-r  toie  fich  in  ihr  ©otteS  unb  beS 
^riefterS  3Tb;dttgf'eit  511  einanber  Verhalten.  §eiurich  ton  Dtytha 
tertheibigt  fid;  burd;  feine  §efte,  toorin  er  „gefügt  auf  ben  hei- 
(igen  2UtguftinuS  juoörberft  ben  Sa£  ftreng  burchgeführt  hatte: 
Solus  Dens  potest  impium  vere  justificare.  Denn  bie 
Rechtfertigung  beS  9)2enf d;eu  a(S  peccatorum  abolitio  unb 
gratiae  largitio  ift  ettoaS  nod;  rr>ett  §öf;ereS  unb  ©röfjereS, 
als  felbft  bie  Schöpfung  unb  lebiglich  ©otteS  £har-"  Daraus 
a(S  niebt  beftrittenem  gunbamcnta(fa^e  leitet  bann  Heinrich  ben 
Sa^  ab,  „eS  ift  baher  ein  gefahrlicher  3rrt§u»l,  3U  fagen,  bafe 


33 


bei  ber  £oSfpred;ung  fcon  ben  ©ihtben  bem  Urteile  <55otte§  baS 
Urtfyeit  bes  ^ricfterS  oo vi; ergebe."  93ctt  2Bitf)clm  i>on  Slujrerre 
fagt  er,  „®ott  ift  eS,  ber  bie  Höfling  Beginnt,  inbem  er 
rie  ©c^ulb  unb  bie  etoige  ©träfe  erlagt;  ber  $rtefter  ift  es,  ber 
fie  ooUenbct,  burd;  Auflegung  ber  Späube  vermöge  ber  tSc^tiiffel- 
aetoalt."  (iutblid;  erflärt  £)eutric$,  baß  „er  in  feinen  Grrläuter* 
nngen  \vtm  ^etruS  ÖombarbuS  vorgetragen  fyabe:  als  (Sott  ber- 
gebe  (SfyriftuS  bie  Sünbeu  aus  eigener  itraft  nnb  83oflraad)t 
(autoritative),  als  Sftenfcfy  per  moduni  excellentiae,  bie 
s]3riefter  oergeben  fie  als  Liener  orer  äöerfseuge  (mi- 
nisterialiter).''  Unb  rote  »erlieft  fidb  ber  ^3apft  mit  feiner 
(iurte  31t  biefen  2lüeS  auf  (Bett  juriidfufyrenbeu  ^ä£en?  $erur= 
tfyeitte  er  fie  als  fyäretifcf/,  toetf  er  ettoa  in  feiner  angemaßten 
Autorität  beeinträchtigt  fei?  Verbannte  er  fie  burd}  fein  Urteil 
aus  ben  §örfälen  ber  Unioerfi täten  ?  9cid?>t  im  ©ertugften.  9ftan 
gab  fie  ber  £)iScuffion  oötlig  frei,  benn  „nad?  bem  ©ebanfen^ 
gang  beS  SßerfafferS  finb  fie  (mit  noefy  anberen  ^ä£en)  tfjeils 
mafyr,  tfyeilS  probabel,  unb  nicfjt  ^cirettfet)  ober  irrig,  jumal,  ba 
fie  auf  fcfyulmäßige  Seife  ^um  3toede  roiffenfd;afttid)er  Erörterung 
Innficbtlicb  iljreS  gür  ober  2öiber  abgefaßt  finb."  l)  sJ0can  ftefyt, 
roetcf;  toeiter  (Spielraum,  roelcfye  9?ebefreit;eit  ben  Uuioerfitäten 
eingeräumt,  roie  aber  bie  fcon  §uS  als  $ircfyenlefyre  bekämpften 


')  T.  Q.  a.  1859.  1.  £ft.  @.  57.  ff.  —  Cf.  Steph.  Dolan.  Dialog. 
Volatil.  c.  9.  O-  c.  p.  459.  f.):  ,,In  Domino  confldo  Semper.  .  .  Legi 
ego  hoc  de  haereticis,  qui,  dum  sunt  in  ecclesiis  membra  putrida,  men- 
tiuntur  se  Christum  habere,  atque  ab  unius  ecelesiae  verae  matris  ube- 
ribus  alios  avertere  atque  abripere  moliuntur,  et  ad  se  attrahere  vo- 
lunt  affirmantes,  quod  apud  se  sit  Christus;  et  quasi  pie  studiose- 
que  adinonentes,  ut  ad  eos  transeundo  transmigremus  in  Christum, 
quasi  solum  apud  eos  et  cum  eis  sit  Christus,  et  nequaquam  apud  flde- 
les  catholicos  .  .  .  Scio  ego,  quia  mons  est  Christus,  imo  mons  est  in 
vertice  montium.  Ad  quid  ergo  transmigrabo  ad  haereticos,  qui  soli 
visu  suo  sibi  videntur  habere  Christum?  Non  faciam.  Numquid  divisus 
est  Christus?  Aut  forte  multi  sunt  Christi?  absit.  Unus  est  Chri- 
stus caput  ecelesiae,  qui  est  via,  veritas  et  vita. 

6* 


84 


Sdutuneinungen  burcbauS  nicht  Öcf;rc  ber  ^ircBc  ftaren.  ed;on 
biefc  ?ef)re  bcS  ^einrid)  fcoit  Dtytha  an  ber  Uniocrfität  'präg,  bie 
§u$  in  attcm  nad)rcbct,  bereit  üBeraft  burd)  £)cutfd;(anb  in  2(B* 
fd;riften  gcfcr)e^ene  $?erBreitung  im  fünfzehnten  Qafyrfntnbcrt,  tfn'c 
33eurtheüuug  oen  Seite  be$  pä>ftüd;en  etu^eS  feilten  bie  ^ro^ 
teftanten  in  biefen  fünften  nt  einer  anberen  lleBeqcugung  Brin= 
gen,  toemt  toir  and;  nicht  (ange  Oor  2itther  in  bem  leerere 
(Sugen'3  IV.,  toeldjeS  er  an  bie  3accbiten  rid)tctc,  bie  veßre  ber 
tfirebe  au$gcfored;cn  fänben.  2tobrüdüch  l)c\$t  e3  ba:  „Uner- 
fd;itttcrüd)  gtaubt,  befennt  nnb  lehrt  bie  Zeitige  rb'mtfchc  SUvcße, 
Oiicmanb,  auS  einem  tarnte  nnb  $öeib  je  empfangen,  tiutrbe  tton 
ber  £>errfd)aft  be3  £eufetg  Befreit,  toenn  nid;t  burch  ba§  33er^ 
bienft  be$  Heilders  3U)ifd;en  ©ott  nnb  ben  SOcenfchen,  unfereS 
§errn  3efu  ßfyrifnV  — 

„@hriftu3,  fagt  mm  ferner,  ficht  nid)t  auf  bie  Herfen, 
fonbern  gibt  feine  ©nabe  ofme  Unterfdn'eb  in  23e$ug  auf  Ort, 
3eid)en  unb  £age;  er  toeift  feinen  oon  feinem  ©efet^c  $urücf, 
fonbern  ruft  jeben,  bamit  er  a(3  Arbeiter  „fein  fügeS^od;  unb 
feine  (eid;te  33ürbe"  auf  fid;  nehme."  a)  „@ott  fann  aBer  feine 
©uabe  nur  bem  baju  gasigen  geben," 2)  nur  bem,  ben  er  oor^ 
^er  hap  fällig  macht.  £)a  nämtidj  ber  @hrift  bitten  nur  burd) 
^rebigen,  33ctcn  unb  ^erbienfte  für  ir)n  CmoerBen  Befangen  tarn, 
fo  bleibt  immer  noch  üBrig,  bag  ©etteS  §abitttation,  toetd^e  er 
aBer  nach  beö  9)cenfd;en  23erbienft  fcelfyeht,  oorau^gehe." 3) 
„Denn  bie  ©nabe  mufc  unBebingt  neth>oenbig  berauschen,  toeit 
fie  ba3  ^ßrmety  fotoohl  be3  DJcinifteriumS  in  ben  Qtodcrn,  af$ 
auch  ^  §anbetn3  in  ben  £aien  ift." 4)  Diefe  ©nabe  Beginnt 
aBer  mittetft  ber  ^rebigt  burch'S  $)ort  auf  bie  Seetcn  traft 
be$  9ftenfchen  $u  toirfeu.    „£)a$  Sort  bc3  s]?rcbigcri<,  ber  jut 


')  Explic.  i.  ep.  Jac.  c.  1.  T.  II.  p.  19.3.  a. 

a)  Disput,  tdv.  intlulp.  221.  a.  —  Ctra  Bull.  Papae.  237.  a. 

')  L.  c.  214.  b. 

4)  Resp.  ad  scr.  M.  Stanisl.  311.  h. 


Beugung  nnb  üftäljrung  be$  Rottes  burd&  baä  85ort  beö  Bebens 
geföuft  ift,  ift  ein  gAmffeJ  bom  le&cnbigen  (Sorte)  abgefdmte 
ten cc>  äRateriate  unb  fyat  in  firf)  eine  getoiffe  Saamenfraft,  bie 
oon  Oben  gur  f)erborl>rtttgung  ber  neuen  Greatnv  gegeben  hrifb; 
aber  e$  ift  fein  ätotiftl,  f^M  cr  fertr  aufCT  ^er  ©timme 
unb  ber  ^cclcnfraft  abfoCnt  notijteenbig  innevlid;  ber  toafpet 
vehrer  benSBerftanb  ertcud;tcu  unb  bic  Söafyrfyeit  geigen  muffe."  l) 

')  Resp.  ad  scr.  8  doct.  380.  b.  —  SDie  lutfier.  l'cfcre  tautet  hin- 
gegen gang  aubero.  3ta  Uebereinftinunuinj  mit  ber  (Soncorbienfoimef,  bie 
,,fid)  nidu  bon  bei  x'tuüdit  trennen  fann,  baß  ber  9)Jeufd)  burd>  bie  (Srb 
fiiubc  baä  liberum  arbitrium  in  spiritualibus ,  b.  h.  bic  Äraft  beö  freien 
Sillens  311  geijtln$en  Regungen  unb  frommen  Stfttonert/  güujlicfy,  auch 
bei  $0  teuft  n  ad>,  berloren  &a6e,  nnb  meint,  toenit  ber  Sitte  biet  ettoaS 
mttmirfe  unter  bem  93eiflanb  ber  ©uabe,  fo  tluie  er  baö  nur  au«  ben 
neuen  bon  beut  heiligen  ©uifte  burd;  bie  ©nabenroirf'ung  beö  göttlichen 
93?orteS  tym  mitgefljeiiteu  Greiften"  .  .  .  „beim  bon  Statur  fei  ber  Wltnfä 
ad  bonuin  prorsus  corruptus  et  mortuus,  ebne  ein  günfteht  geifttidjer 
Gräfte,  unb  fegar  in  g?eirtbf$aft  mit  ©Ott,  unb  baber  fehle  eö  feinem 
JBtlleu  au  alter  Saba ci tat  für  baS  ©ute,  bie  Gräfte  beSfeteen  in  spirituali- 
bus feien  gauft  berforen,  and)  ber  Sßotenft  nad)  nidjt  mehr  borbanbeu 
(äJcatttyeö  I.  c.  5.  337  I'.)  —  tu  Uebereiuftimmung  mit  ber  (loucorbien- 
feriuet,  fage  itf;,  tautet  fte  nad)  (Sfyemnitj:  Examen  concil.  Trid.  Pars  I. 
p.  135  f.  alfo:  ,,Ex  bis  et  aliis  multis  Scripturae  testimoniis  mani- 
festissimum  est,  gratiam  Dei  in  non  renalis  ante  conversionem  seu  re- 
novaiioneni  nun  invenire  dvva,uiv,  aliquam  vim,  aut  faculta- 
tem  aliquam,  sive  ligatam  sive  alten ua tarn,  quod  ad  motus 
vel  actiones  spirituales  pertinet:  sed  invenire  1.  adwaplav,  privatio- 
nem  defectus  et  carentiam;  2.  Vitiosum  habitum  et  depravationein  in 
mente,  voluntate  et  corde,  quod  attinet  ad  ineboandas  et  efficiendäs 
vere  spirituales  actiones.  3.  Gratiam  in  conversione  seu  renovatione 
non  ita  operari,  quasi  reliqua  sit  facultas  quaedam  ad  spiri- 
tualia  in  corrupta  bac  natura  ex  prima  nativitate  insita  et 
inbaerens,  quae  peccati  quidem  laqueis  ita  sit  constricta  et  altenuata, 
ut  nisi  per  gratiam  Dei  excitetur  et  confirmetur,  non  possit  in  actum 
prodire.  Quando  vero  accedat  gratia  excitans  et  adjuvans,  tunc  natu- 
ralem illam  dvvaaiv  progredi  ad  eflicacem  actum,  ut  possit  coneipere 
motus  et  elicere  actiones  spirituales.  Ita  quidem  Ponüftcii  sentiunt  et 
docent.    Sed  Scriptura  .  .  .  tradit,  quod  spiritus  sanetus  in  illis  quos 


86 


£>en  ^ßrocej}  ber  Rechtfertigung  erflärt  £u$  f of ort  mit  ben 
ungtoeibeutigften  unb  präctfeften  Sorten.  S3ei  ber  Grrftä'rung  bei- 
stelle 3acoüi  (4,  8):  „Wafyt  euch  ©ott,  fo  roirb  er  fid>  euch 
nahen,"  fagt  er:  „Dem  fdt)eint  Johannes  (1.)  burch  bie  Sorte 
«w  roiberfprechen:  „barin  ift  bie  Siebe,  nid;t  als  ob  toir  il)n  ge^ 
liebt  hätten,  fonbern  toett  er  uns  g u c r f t  geliebt  hat."  Sir 
tonnen  un$  alfo  ©ott  nicr/t  nahen,  roenn  er  fetbft  un$  nicr/t  ^ 
erft  naht.  Sie  fann  alfo  3>acofcu$  fagen:  9^ar)et  euch  ©ott, 
unb  er  roirb  fic^>  euer;  nahen?  £)ie  Söfung  ergibt  fiel)  barauS: 
Sieben  ift  3emanb  roob/l  motten.  Senn  nun  ber  2Ift  ber  gött- 
ticken  Siebe,  tote  er  in  ©Ott  felbft  ift,  betrachtet  roirb,  fo  get>t 
er  als  ein  eroiger  allem  3eitlid;en  oorauS.  Unb  oon  biefem 
(Stanbpimft  aus  fpridt)t  3ob/.  h  33etracr)tet  man  hingegen  ben 
zeitlichen  @ffeft  biefer  (eroigen)  Siebe,  fo  geht  einer  (aliquis) 
oon  ©ott,  ein  anberer  (alins)  com  9ttenfcr/en  au$.  Sie  näm= 
(ich  ©ott  burch  einen  allgemein eu  Hinflug  alles  31t  fid;  als  bem 
legten  £wk  ber  9?atur  roenbet,  fo  roenbet  er  aud;  burch  einen 
geiftigen  Gh'nflufj  (influxu  spiritnali)  bie  menfct)licr)e  sJ2atur  gu 
fid;  als  beut  übernatürlichen  £>kte.  tiefer  geiftige  Gh'nfluj?  ift 
jeboch  ntd;t  etwa  eine  t)abituet[e  ©nabe,  fonbern  eine  göttliche 
53etoegung  ober  ein  göttlicher  3US  (instinetns) ,  burch  ben  er 
ben  9ttenfd;en  ntm  o erbi enftttcf; en  ©uten  bewegt.  Unb  tie- 
fen 3ug  oerroeigert  er  Sftiemanb,  fo  lange  er  im  gegenwärtigen 
Seben  roeitt;  allein  bie  9}?enfcr)en  »erhalten  fid;  gu  ihm  berfchie- 
ben.  Grinige  folgen  ihm  unb  bisponiren  ficr)  3m*  r)vi6ttneHen 
♦  ©nabe  de  congruo,  benen  bann,  roenn  fie  bisponirt  finb, 
©ott  feine  t>abituene  ©nabe  gum  tocrbienftlidjen  §anbeln  gibt. 
Slnbere  freilid;  roiberftehen  bem  göttlichen  SWr  m<0  f°  ^ixb 


vult  convertere  primum  ineipiat  pravitatem  illam,  quam  quoad 
motus  et  actiones  spirituales  in  mente  et  voluntate  non  renata  iuvenil, 
mortificare  et  auferre:  deinde  ineipiat  operari  et  donare  novam  vim, 
facultatem  et  effleaciam  in  mente,  voluntate  et  corde  ad  inchoandas  et 
efficiendas  actiones  spirituales." 


ihnen  mit  •JieefH  bte  fyabitueüe  (Staate  oenoeigcrt.  2ltfo  gcfyt 
auauifrteiulid;  bie  DiSpofition  jur  ©nabe  de  congruo  ton  @eite 
beä  keimten  ber  53erteilmng  bcr  habituellen  ©nabc  bon  «Seite 
©otteö  oorautf.  3>a$  nun  ift  ber  ©tttti  beS  „9caf)et  eud)  ©ott 
unb  er  hMrb  fid)  endr)  nafyen."  2I6er  bicfer  DiSpofition  de  con- 
gruo, fügt  er  necbmatö  bei,  gefjt  ber  göttliche  ^nftinft  ober  bie 
99ctoC0tttig  $ufct  berbienftücfyen  ©Uten  (bonum  meritorium) 
oorauö;  benn  aus  fid)  fann  fid>  bie  menfcpcfye  9catur  nid)t  er= 
beben."  ») 

Diefe  <2tette,  fo  Har  fte  aucf>  ift,  tonnte  bieüeid)t  bod)  noeb 
;u  einigelt  ^it|UHU-ftänbniffen  2tn(a§  geben;  atiein  £mS  fprtct)t 
f tcf>  über  biefe  £cf)re  an  fc  bieten  Orten  unb  fo  beftimmt  aus, 
bag  ein  gefjtget?en  gar  niebt  mög(tcr)  ift  „Die  ©nabe,  füfyrt  er 
anber$n?o  au3,2)  ift  ein  oon  ©ott  pur  umfonft  gegebenes,  gei= 
ftigeä  ©efebenf,  tooburd?  fid;  ber  üDcenfcb;  jur  lufnafyme  ber 
loofytgefatfig  mad?enben  ©nabe  borbereitet.  9)can  nennt  fie  gratia 
gratis  data  unb  fie  ift  nad;  bem  ßinconienfer  ber  gute  Sßiöe 
©ottes,  naefy  bem  er  uns  ioaS  mir  nicf>t  berbienten  geben  tritt, 
barait  toxx  uns  burd)  bie  ©abe  toofyt  befinben,  nid;t  aber  bannt 
rein  ©eber  barauö  ettoas  $um  23ortfyeite  ertoacr/fc.  8ftan  nennt 
bann  bie  ©nabe  bie  gorm  (b.  fy.  ba$  £eben  gebenbe  ^3rinchp), 
burd?  bie  bie  bernünftige  Greatur  ©ott  mof/tgefäftig  fyeifet. 
Sie  füfjrt  aud?  beu  tarnen  gratia  infusa,  oariirt  je  naefy  bem 
größeren  ober  geringeren  SScrbtenft  be£  9)cenfd)en  unb  ift  breifad?: 
nämlid;  ^uoorf'ommenb,  beglettenb  ober  mittoirf  enb, 3) 
unb  bottenbenb.  £)urd)  bie  ^uborfommenbe  ©nabe  toirft  ©ott 
juerft  natürlich  baS  berbienftüdje  2öerf  gteicfyfam  at$  ber  2öan= 
berer  (at$  ob  er  ber  SBanberer  ioä're); 4)  buref)  bie  mttmirfenbe 
ober  begteitenbe  ©nabe  r)anbett  er  nur  mit  bem  berbienfttid; 

')  Explic.  i.  ep.  Jac.  c.  4.  T.  II.  p.  220.  b. 

2)  Explic.  i.  1.  c.  1.  Cor.  II.  132.  a. 

3)  De  deeimis  I.  p.  167.  a.  —  Resp.  ad  scr.  8.  doct,  389.  a. 

4)  ,,Secundum  quam  Deus  prius  naturaliter  agit  opus  meritorium 
quasi  viator." 


88 


Sirfcnbcn  mit  (coagit);  bnrd;  bie  ttottcnbenbc  t>cü6rutgt  er 
aftitcü  ba$  fd;ücgUdf;  erlangte  33crbienft.  £)icfe  brcifad;c  ©nabe 
I>at  bcr  5fyoftel  1.  Gor.  15.  im  ©innc,  nxnn  er  faßt:  £Htrd; 
©otteS  ©nabe  bin  id;,  toa$  id;  bin  —  bie  crftc;  feine  ©nabe 
iuar  in  mir  nid)t  nmuirf'fam  gciocfen  —  bie  jtoette;  nnb  feine 
©nabe  bfcibt  immer  in  mir  —  bie  britte.  Dbglctd;  man  jtoat 
bie  toohtgcfatttg  mad;cnbe  ©nabe  bnrd;  ©ottcS  ©cfd;enf  afä  t&ixl* 
famcltrfad;c  (cfficientcr)  t;at,  fo  befi^t  man  fic  bod;  nur 
bnrd;  bcn  3nftiinmcnben  freien  SßiHcn,  tote  Sluguftiti  faßt: 
ber  bid;  ofync  btd;  fd;nf,  nnrb  bid;  md;t  ot;nc  bid;  rechtfertigen. 
<Sie  J;angt  na'mttd;  fcon  breien  Sßebingcnbcn  ab:  fcon  ©ott  aU 
bem  prineipattter  SÖirfcnbcn,  tion  ber  umfenft  gegebenen  nnb 
ben  freien  Sitten  erregenben  ©nabe  nnb  cnbttdj  fcon  bem  freien 
Sitten  afö  bem  ,3nftimmcnbcn." 

(&$  übrigt  nod;  ein  Moment  hervorzuheben,  toortn  näintid; 
baS  fccrbienftüd;e  ©nte  fcor  bcr  33crteihnng  bcr  habitnetten 
toohtgefattig  mad;cnbcn  ©nabe  bcftcfyc,  ober  ioas  benn  £>u8  für 
eine  SDftnmrfung  beS  Sftenfchen  verlange.  £)ie  Stnüoort  tautet 
fur$:  „ben  ©tanben  an  (H;riftnm,  benn  er  ift  ber  bcn  Ungcrcd^ 
ten  red;tfertigenbe  ©tanbe.  ©(anben  aber  ift  ein  gcn>iffc3  getftU 
ge$  hinübergehen  auf  @ttt>a$,  ia>eil  ©tauben  an  (£itoa$  ein  2trc 
ben  ober  ©ct;en  bnrd)  ©taube  nnb  Siebe  nm  fetner  uütten  nad; 
jenem  (5tft>a#  ift."  ')  <2d;ou  „ber  begriff  ttott  Religion  enthalte 
in  fid;  als  nnfentnd;c3  Moment  bie  Gattung  bcr  ©ebote;  bie 
$Migion  habe  nämtict;  gnjet  n)cfcntüd;c  Momente,  einmal  216* 
tocnbnng  bon  ber  ©ünbc,  bann  einen  tugendhaften  Sföanbct." s) 
£)a$  ift  aber  ntgteid;  bie  t>ou  bem  <2ünber  ate  unertäßtief^e  93c 
bingnng  bon  Johannes  bem  Käufer,  Sßetvuö  nnb  nad;  Vncatf  imm 
(gerefft*  verlangte  $n§e.  „X)cr  Ungerechte  mitfj  öiigf  üben, 
inbem  er  bon  §cr3eu  atte  begangenen  @ünbcn  bereut  (dolendo), 


')  De  credere.  I.  211.  a.:  „credere  in  aliquid  est  Öde  et  dilectioni 
proplcr  se  in  illud  tendere  et  ift." 

?)  Explic.  i.  ep.  Jac.  c.  2.  II.  194.  a. 


89 


uidn  ntcbr  ftHtbigen  h>itt  nnb  toürbtge  jjrüd^te  ber  9$ufje  tt;ut." 
„Oivicb  ircin  £afeel  fttnbigte  Sßetrnfl  &tt§e,  bann  bic  Taufe  an 
itiit  littest  öerftraej  er  ba$  (55cfd;cnf  be«  heiligen  ©eiftco."  ') 
Tieo  StteB  toerbe  ned;  befräftigt  burd;  3ac.  2,  14  ff.  Tonn 
ba  fei  c$  umoibcrtcglid)  au^gefpreeben :  „SEBte  ber  xHriuc  mrf>t 
Mtrd)  ba£  Hofe  SBott  ber  SBarm^crgtgfett  crquid't  toetbe,  fo 
ttnrb  aueb  ber  btofe  ©IcmBe  („sola  fides")  iud>t  retten."  „£)cr 
®I<m&e,  roctcfycr  ntd)t  burd)  bic  Sieb«  traft,  ift  tobt/'  itftb 
biefet  ©taube  ift  tett  tu  f i cf> ,  tocil  er  mit  beut  ^rinety 
be«  Vebcn*,  ber  Siebe,  mrf;t  fccrbunbcu  ift;  benu  bic  gernt 
be$  ©tauben*,  biircfc  bic  berfetbe  betebt  nnrb,  ift  bie  Vtcbc." 
reut  ©tauben  folgen  uanttict)  ftm  2(ftc,  ein  innerer  —  gtaubcii, 
ttitb  ein  Saferer  —  gute*  Wirten  burd;  ©tauben." 2)  „(Seine 
|>auj>ta&ftc$i  bri'td't  übrigens  3;ac^nl^  in  bem  ©a|e  aus:  Wie 
ber  Mörpcr  etnte  ben  ©eift  tobt  ift,  fo  aud)  ber  ©taube  einte 
bie  göerfe,  a(8  ob  er  fagc:  @o  finb  Sitte  burd;  bie  Sßerfe  be8 
©taubcn$  gcrcd)tfcrtigt,  ba  ber  Mofc  ©taube  md;t  rechtfertigt, 
tocit  tme  ber  Körper  etme  ben  ©eift,  ber  jenem  ba3  £cbcn  gibt, 
tobt,  b.  fy.,  total  erfterben  ift  (emortuuni,  e  gibt  eine  SSerftärf* 
ung,  bewerft  £>uö),  fo  ber  ©taube  otme  bic  Söcrfe,  b.  fy.  efmc 
bic  sx>iebe,  toetd)e  baS  £cben  ber  ©eck  ift." 3)  „Grs  gibt  je^tl 
Strtcu  fcon  ©tauben,  atteitt  oon  ifmen  gehören  nur  bic  brei  tes- 
ten pttti  fatr/otifd;cn  ©tauben;  bic  ad;te  2trt  ber  §abituo  bce 
formirteu  ©taub  cnS,  ioooou  es  9?öin.  1  b/eißt,  ber  ©eted^te 
lebt  au*  beut  ©tauben;  bic  neunte  ber  2(ft  be$  ©tauben*,  oen 
loetrtent  ?luguftinu*  fagt:  ber  ©taube  ift  glauben,  ö>a$  btt  nicfyt 
fieb/ft;  cnblid;  bic  jelmte  %vt  ba$  ©taubeutfobjeet  fetbft,  tute  bic 
©taubcnöartifct,  roctd;e  nad)  bem  Sitten aftamfdjctt  ©tauben*be- 
feuntniffe    „fat§otifd;cr  ©taube"   fceijseu."     3)er '  „unfermirte 


')  Resp.  ad  scr.  8  doct.  385. 

'*)  Explic.  i  Jac.  c.  2.  205.  a.  b. 

3)  L.  c.  208.  a.  —  art.  13.  Hön.  224. 


90 


©taube"  aber  ift  bie  fiebente  21rt  unb  gehört  folglich  gar  mc$t 
meljr  gutn  fau)ctifd;en  ©tauben."  !) 

£u$  fennt  barum  aucfy  feinen  anberen  begriff  bom  ©tau^ 
ben,  als  baß  er  gteid)  Sieben,  (Sfyrifto  fangen,  buref)  ©tauben 
Sieben  fei.  „^Demjenigen,  ber  an  ben  glaubt,  tuelcber  ben  Un- 
gerechten  geregt  mad;t,  toirb  ber  ®lanhc  $ur  ©erecfytigfeit  ange- 
rennet.  2Ba3  ift  aber  an  ifm  glauben?  £)urcfy  ©tauben  Sie- 
ben,  burefy  ©tauben  nad?  ifym  ©efyen  unb  feinen  ©tiebern  einge= 
fördert  werben.  £)a£  ift  ber  ©taube,  beu  ©ett  bon  uns  ber- 
langt;  aud)  bte  teufet  glauben  bem  ©otte,  aber  nicfyt  an  ©ott, 
toeit  fie  nicfyt  ben  burd)  bie  Siebe  toirfenben  ©tauben  fyaben."  2) 

■Die  Serfe  be«  ©lauben«  muffen  aber  natürlich  nid;t  mtum* 
ga'ngtid;  notfytoenbig  fct)on  bor  ber  ^ed)tfertigung  at$  äußere  fyer= 
bortreten,  fenbern  nur  „mnn  bie  ©elegenfyeit  jum  §anbeln  ge= 
boten  ift;" s)  ober  nad)  ber  ©toffe  „toeun  ber  9)tenfd;  $eit  311m 
.^anbeut  f?at,  loirb  er  nid;t  au«  bem  ©tauben  allein  gerecht; 
toamt  e«  aber  an  £tit  baju  gebricht,  bann  reicht  ber  ©taube 
allein  31t,  toie  e8  3.  33.  beim  Räuber  am  ^reuje  ber  galt  toar. 
2ltfo  toenn  £eit  jum  §anbeln  geboten  ift,  bann  fann  toeber  ber 
©laube  attein,  no$  bie  Söerfc  allein  oljne  ©lauben  retten,  fon* 
bern  beibe  jufammen  finb  in  biefem  gälte  jumal  gum  ipeile  unb 
3ur  ©erecfytigfeit  abfolut  uotlnoenbig.  £)enn  einmal  ift  ber  ©taube 
oljne  bie  Seile  tobt  unb  bann  ioieberum  ift  e$  ofyne  ©taube 
unmöglich  ©ott  31t  gefallen."4)  «So  biel  erfie^t  man  {ebenfalls 
barauS,  baß  bie  SBerfe  feimartig  unb  naefy  ber  Intention  notfy* 
toenbig  bereit«  im  ©tauben  befd;loffen  fein  muffen,  ioaS  aber 
Sut^er  auf'3  £>artnädigfte  taugnen  3U  müffen  glaubte, 

liefen  ©ebanfen  forid)t  £mS  aud)  in  einer  anberen,  gan$ 
eigenu)ümtid;en  ^Beübung  au«,  baß  nämlid)  „ber  geformte  ©laube 


')  De  credere.  I.  210.  b.  f. 

2)  3.  23.  T.  I.  208.  b;  38.  •;  44.  b;  62.  b;  211.  a;  259.  b:  270.  a. 

3)  T.  II.  205.  a. 
')  L.  c.  207.  b.  f. 


91 


bie  Ätrcfyc  begrünbe;"  l)  ein  ©ebanfe,  auf  ben  h)ir  fpäter  ttneber 
^iirütffommen  müffen,  iubem  er  ein  äufjcrft  belangreiches  unb 
fe(gcnfd;n)crei8  ^rineip  für  feine  £efyre  baburd)  auSgefpredjen  hat. 

^ced)  ntüffen  ü)ir  bie  ßehre  ^mffcnS  auf  bie  2Birfungen  ber 
Rechtfertigung  aufehen.  2lud;  fyev  befennt  er  fid;  JU  ber  fat^o^ 
üfd;eu  Vehre.  „Die  Rechtfertigung,  fagt  er,  toetche  bie  aftibe 
@abe  beg  Zeitigen  ©eifteä" a)  unb  „baran  ^u  erfennen  ift,  bafc 
unfer  inneres  botl  ber  Siebe  ift,"  3)  reinigt  ben  innerer  93e= 
madetung,  inbetbirt  alfe  totale  Rachtaffung  ber  (Sünben; 4) 
benn  „bie  eüube  trennt  @ott  ben  ber  (Seete,"  bereu  lieben  er 
burd)  bie  ©nabe  ift , ö)  unb  verbannt  alte  ©erecr/tigfeit  aus  beut 
iU?cnfd;en." fi)  griebe,  ber  „auf  bie  £ugenben  gegrünbete  Ruhe" 
unb  „bie  (Srfüttung  ber  ©ebete  ®ette3  ift/'  beftefyt  nicht  neben 
bein  Verbrechen. 7)  „Die  Siebe  bebedt  nicht  bie  im  Oftenfcben 
5itrüdb(eibenben  Sünben,  ba  unmögtid;  Siebe  unb  £obfünbe  ju* 
gteid;  im  9fteufd;en  fein  fönnen."8)  „Ungcrecbtigfeit  unb  Siebe 
finb  einanber  bireft  entgegengefe^t,  fo  bag  eines  bon  beiben  im 
Sftenfchen  fein  muß;  ift  aber  bag  eine  in  ihm,  bann  fehlt  ba$  attbere 
unb  umgefehrt." 9)  „Die  Rechtfertigung  entfernt  alfo  bie  @cr/uib, 
überbringt  bie  ©nabe,  befeitigt  aber  nid;t  ben  3u"^err  welcher  bie 
Neigung  jur  @ünbe" 10)  aber  noch  nicr/t^ünbe  ift,11)  foubern 
3U  biefer  erft  burd;  bie  3«ftimmung  beS  freien  Sillens  roirb. 12) 

')  De  eccl.  258.  b;  263.  a;  321.  b.  —  T.  HF.  145.  b;  206.  a. 

2)  Resp.  ad  scr.  8  doct.  388.  a. 

3)  T.  II.  341.  a. 

')  T.  L  376.  b;  40.  b:  121.  b.  (ep.  12.  u.  13.);  167.  b;  266.  b; 
267.  a.  —  T.  II.  131.  b. 
s)  T.  I.  162.  a. 

6)  T.  I.  164.  a. 

7)  T.  I.  65.  b. 

8)  T.  II.  231.  a. 

9)  T.  I.  161.  a. 

10)  T.  II.  131.  b. 

")  T.  I.  40.  b;  41.  a;  45.  b. 
l2)  T.  II.  151.  b;  242.  a. 


92 


3)aö  nun  toärc  bie  „crfte  9?cd;tfcrttgung  (justificatio  prima), 
bte  begtnnenbe  ©erec^tigfett  unb  Rechtfertigung,  bttrd)  bic  aus 
beut  Ungerechten  ein  ©ererbter  ttürb  —  bte  erfte  SÖctöcgung  burd; 
bte  ©nabc  Don  ben  gaftern  tjimueg  31t  ben  Xugeubcn.  @ic  femmt 
beu  ÜBefe^rfen  jur  $Q\t  bei*  S&efeljrung  31t.  £)ann  gibt  es  aber 
aud;  ned;  eine  fortfd^reitenbe  ©cred^tigfeit,  inbem  ber  ©credite 
bon  Jugeub  311  £ugenb  fortgebt;  cublitf;  eine  bcUenbete,  roeburd) 
3;cntanb  geregt  unb  tu  ben  Sfcugenben  boßenbet  toirb,  fo  baß  er 
aus  SBerbienft  itntntttelüar  jur  SBeloljnrotg  bev  Seftgfeit,  tuetd/e 
ber  ttcfyx  ber  ©crcd;ttgfeit  ift,  gelaugt."  *)  <2o  „eru>äd;ft  bte 
f)offtfung  auf  @eltg!ctt  bloS  aus  ber  ®nabe  unb  bem33crbteuftc,"  -) 
„erlangen  bte  SSMcbcrgcbcrncu  bte  Crrbfd;aft  nur  burd;  bie@nabc 
unb  ben  freien  SBitfcu," a)  tnbem  „ber  9)ccnfd;  burd;  bie  Hebung 
ber  (Mete  ©ottcö  in  ber  ©nabe  bcö  ©eifte«  lebt." 4)  turj, 
„bic  Siebe  ift  g(cid;fant  bas  Zitate,  toer  aus  iljr  fällt,  fällt  aus 
beut  geben  ber  ©nabc." 5) 

©er  <©tanb  beö  ®ci*crf}teii  unb  beS  ©ünberS, 

(&o  fefyr  tft  £>us  oon  ber  krittligen  Xilgttng  aller  ^i'tnbe  im 
Staffen  burd;  bic  Rechtfertigung  überzeugt,  fo  unberträglicty 
erfd;eiueu  ifym  bie  Vicbe  unb  bte  ©ünbe>,  bie  ©ere$tigfeit  unb 
Ungcrcd;tigreit,  baß  er  fegar  jur  23c(;au|>tung  fortgebt,  „bie  gange 
2Seife  bes  geben«  in  ber  tfiebe  ift  tugenb^aft,  bic  gange  Seife 
be$  geben«  außer  ber  Siebe  hingegen  laftcrfyaft."  6)  „£)a$  ©Ute 
de  genere  genügt  ni$t,  cS  muß  attd;  gut  (bene)  gefd;cl;cn. 


l)  T.  II.  127.  1). 

*)  T.  I.  5t  1.  c.  5. 

')  T.  II.  237.  b. 

')  T.  1.  45.  a;  46.  b. 

5)  T.  II.  1(J(J.  b;  33S.  b. 

")  T.  I.  297.  b. 


93 


9f?tc$t$  gefd&ielft  aber  öow  3Wenf($en  gut,  auger  toaä  er  in  ber 
Viebc  tljut."  l)  9tccf;  fdf;veffcr  ftettt  $u$  tiefen  ©ebanfen  in 
fotgenben  @afc£ö  fn'n:  „Senn  bie  £obfüubc  bie  SRahtr  inficirt, 
fo  boc$  nerf)  eoirenter  ben  gangen  9Robu$  unb  baä  Sccibeng  ber* 
fetten,  fo  bog,  trenn  ba$  Beben  be$  SOfceufdjen  ungerecht  ift,  autf; 
jebe  £>anbfang  besfetben  lingered&t  ift,  weil  er  angeregt  lebt,  ba 
er  niefu  anbejrä  §anbett,  als  er  lebt."  „Senn  $etrn$  ifn* 
geredet  ift,  fo  fi'tnbißt  er  forttoäljrenb,  »öS  er  immer  u)un  mag, 
fc^lafen  ober  effen,  ober  »etc^eö  de  genere  gute  jfikr!  immer." 
Cappenberg  fagt  baruber:  Quod  vero  homo  in  peccatum  mor- 
tale illapsus  ne  minimam  quidem  rem  bene  agere  valeat, 
sed  quidquid  peragat,  etiamsi  nullius  per  se  pretii  sit, 
male  faciat,  alterum  eumque  gravissimnm  involvit  errorem, 
qui  non  tantum  ecelesiae  doctrinae,  conscientiae  christianae 
atque  historiae  adversatur,  sed  ipsam  tollit  libertatem: 
cuique  enim  catholicam  fidem  professo  persnasnm  est,  in 
omni  peccatoruin  regeneratione  gratiae  divinae  humanam 
accurrere  voluntatem.  cum  et  Hussii  sententia  soli  Deo  in 
peccatoribus  operandum  sit  evulsa  omni  radice,  qnae  bonae 
est  indolis.  Hominem  renasci  et  in  sanetitatem  ac  justi- 
tiam,  qua  fuit  ipse  nee  non  protoparentes,  anteqnam  pec- 
catum commiserant,  restitui,  minime  vero  omnino  novas 
et  alias  animi  facultates  a  Deo  ereari,  cum  Christo  recon- 
ciliamur,  ecclesia  cath.  tradit."  2)  $tf;  gtaube,  er  fielet  fjier 
ut  fcfm\ir$,  trenn  iefy  ntd)t  fagen  fott,  fatfd),  iubem  er  puffen 
MNtrcb  ben  freien  Jöifteu  täugnen  lägt,  5(uef;  §cinricf;  oon 
Otytlja  fyarte  eine  äfmttcbe  33ef)aufctung  aufgeftetft.  (Sein  fcd)fter 
5a^  lautete:  „Ob  3emanb,  ber  in  einer  £obfünbc  befangen  fei, 
in  einem  fort  fi'tnbigc,  Si'tubc  auf  Situbc  fyaufenb?  @etne  (Snt* 
febeibung  tautet  bejabenb  unb  ftüfct  fief;  auf  ben  G3runbfa^,  baß 
ein  ®ofef)cr  fortti\ifn*enb  ba$  erfte  unb  fyöcbftc  ®ebot:  £)u  fottft 


')  T.  I.  307.  a. 
*j  L.  c.  p.  34. 


94 


®ott  beuten  §errn  Heben  it.  f.  ro.  übertrete.  Siefen  erfte  unb 
höcbfte  ©ebot  $u  Raiten,  ift  ber  Sftenfd;  unter  aßen  Umftänben 
*e&ßiä)t&,  totil  in  ihm  ba$  ganje  ©tttengefel^  enthalten  ift.  §3 
gibt  toeber  eine  roahre  £iebe  $u  ©ort  ofme  triebe  $um  9?ächften, 
noch  eine  toafyre  ^äcbftenüebe  olme  £iebe  $u  ©ort,  unb  in  jebem 
einzelnen  ©ebote  ift  biefeS  ^öd>fte  Sittengefe^  fd;ou  oorau£gefe£t. 
2Öer  nun  in  einer  Xobfünbe  beengen  ift,  erfiitft  roeber  ben  einen 
noch  ben  anberen  STfyetf  biefeS  ©efe£e$,  fonbern  toirb  oietmefyr 
ber  £ned>t  ber  Sünbe.  2öa3  er  in  biefem  guftembe  auch 
tt)utr  fei  e3,  ba§  er  bie  canomfcfyen  £ag$eiten  betet,  ober  ein 
anbereS  gutes  3Berf  oerrichtet,  er  fünbigt  immer  nod).  „3)od) 
behaupte  id)  barum  nicr/t,  ba§  er  biefe#  guten  2Öerfe3  roe^ 
gen  fünbige,  er  fünbigt  oietmefyr  roeniger,  alö  toenn  er 
e$  unterliege;  fonbern  belegen  fünbigt  er,  roeü  er  in 
ber  Uebertretung  be3  göttlichen  ©efe£e8  beharrt,  unb 
roeit  er  bie  (ifyxz,  bie  er  ©Ott  $u  erroeifen  fcfmtbig  ift,  ber  drea- 
tnr  ertoeift,  bie  er  mehr  üebt  afö  ©ott;  ja  er  begebt  geiftigerroeife 
©öfeenbienft  unb  bient  beut  Mammon,  inbem  er  ben  £)ienft 
©otteS  fahren  läßt."  ')  £)iefer  Safe  tourbe  oon  ber  päofttic^en 
denfur  in  3(oignon  frei  gegeben. 

3dj  fann.  mir  nad?  ber  oben  entroidclten  9?ed;tfertigung^ 
tt)eorie  unmöglich  benf'en,  bag  £ut3  in  biefen  Salden  I)ier  jene 
roieber  aufgeben  foüte.  DcirgenbS  laugnet  er  ben  freien  SöiÜen, 
im  ©egent^eit  ^ä(t  er  tr)n  überall,  foroeit  es  fein  s13räbeftinatia- 
niSmuS  nur  immer  }u(äßt,  aufredet.  £3  ift  mir  auch  nicht  redjt 
begreiflich,  toarum  in  ihnen  bie  greiheit  beö  9}2enfcf>en,  oie£0£ög= 
üebfeit  einer  menfchüd)en  Goncurren$  $ur  göttlichen  X^ätigfeit 
im  9?echtferttgung3proceffe  getäugnet  derben,  unb  baburdj  bie 
^orfnoenbigfeit  gegeben  fein  fotfc,  ba§  3ur  Siebergeburt  bei 
£Ü2cnfd;en  biefem  neue  unb  anbere  Seetenf'räfte  eingefebaffen  unir- 
ben.  SÖtfr  fcheint,  atö  ob  £m£  fyev  ben  freien  äöiüen  recht  fehr, 


')  T.  0-  1-  c.  @.  77.  r 


05 


\a  nur  $u  fefjr  betone,  bag  aber  Gappenberg  ein  Moment  babei 
überfafy.    §uffenS  8f$re  hierüber  ift  nümlitf)  fetgenbe. 

„9)?an  fpridit  Wn  guten  unb  fd;tecbtcn  Serien  de  genere, 
toaä  man  bie  ©tt&ftang  ober  SÄatur  be3  morattfdj  ©uten  ober 
©bfen  nennt,  t-a^  jebod?  ntdjt  bie  Umftänbe  begreift,  toctcfye  bureb 
ficf>  bie  üttatur  f o I cf) c r  £)anbtungen  in  bie  ©attung  ber 
genb  ober  beS  Vafter^  oerfe^en,  roie  Sttmofengeben  unb  einen 
üftenfcfyen  tettcu.  ^Betbeö  faun  gut  ober  bös  gefcr)et)en  je  nad? 
^erfdiiebenbcit  ber  Urfacbe  ober  Intention  be$  £)anbetnben."  x) 
iir  uült  bamit  fageu:  „Senn  bie  Intention  bie  rechte  ift,  fo  ift 
ber  gange  (Sompter.  ber  fotgenben  £>anbtungen  gereebt,  trenn  aber 
rtcfei be  oon  ber  ©ered)ttgfeit  abgebt,  bann  ift  ber  (Sommer  ber 
fotgenben  aud)  de  genere  guten  §anbtungen  ungereebt.  Senn 
man  bagegen  bemerft,  ba§  ber  Sünber  bann  ungerecht  Seib  unb 
Beck  fyabe,  fo  ift  bieS  atferbingS  roafyr,  ba  bie  äÖat?rt)ett  bod) 
fagte,  roer  feine  @eete  liebt,  inbem  er  fie  gegen  bie  ©ered?tigfeit 
lieben  tritt,  ber  oerüert  fie."  gerner  „oerlangt  ©ort  oon  bem 
lOtenfcfyen,  batf  er  nur  in  ber  ©nabe  Raubte,  biefer  r/anbett  aber 
außer  ifyr,  toeit  er  in  ber  £obfünbe  ift,  atfo  anberS  ats  er  fott." 
„3eber  ©ünber  $ief)t  mit  Sitten  in  feiner  Siebe  bem  etoigen 
©ute  irgenb  ein  jeitticfyeS  ©ut  oor  unb  bient  eben  baburef)  bem 
3eitticfyeu,  toeit  er  fiel)  ifym  nad;  feiner  f)Öd)ften  ^otenj, 
ber  SiüenSfraft,  unterwirft."2)  §u$  argumentirt  atfo  ge= 
rabe  aus  bem  freien  Sitten  fyerauS;  ber  Xobfünber  tritt  in  ber 
3ünbe  bleiben,  tritt  gegen  ©ort  fein,  tritt  gegen  ©ort  r/aubeht, 
to  itt  bie  ju  roltbringenben  ^anbtungen  xtifyt  nad)  ben  göttlichen 
s^orfd)riften  ooü^ietyen.  £>ie$  $erfyä(tui§,  biefe  fcbtedjte  Qnten* 
tum,  biefeS  gegen  ©ott  Dppofition  mad)en,  unb  in  ifyr  oer^arren 
Sotten,  ^b'rt  aber  bod;  jebenfatfs  auf,  wenn  er  auf  ben  9?ed)t= 
fertigungSproceß  eingeben,  atfo  feine  ©ppofition  unb  ba3  fyart= 
nädige  33ert)arren  in  if?r  änbern  tritt  unb  fcfyon  anfängt  gereebt 


')  T.  I.  297.  a.  —  art.  30.  £öfl.  231.  f. 
0  T.  I.  161.  a. 


96 

p  werben,   g$  ift  alfo  &öcS  auf  ein  freit«  SBollen  unb 
wellen  geftetft,  aber  feine  Siebe  oen  Weilen  Hüffen  unb  ntd;t 
anberS  kennen. 

Söemt  id)  nid;t  irre,  liegt  baS  galfd;e  ber  33el;ait£tuug 
fmffettö,,  abgefefyen  t»en  beut  &\tf;tfertigungSproceffc,  barin,  baß 
er  burd)  ben  Staub  tri  ber  Süubc  bie  ^nteutien  fo  utobifictrt 
unb  6eftintmt  fein  (aßt,  baß  ber  Sitnber,  fo  lange  er  in  ber 
Si'tube  bleiben  kpttt,  mdjtS  @uteS  tlmn,  nid)t  einmal  iuteubiren 
ftfnne,  einte  baß  es  fcott  jeneta  Hillen  fo  iufieirt  würbe,  baß 
es  and)  feine  Qualität  blofer  meralifdjer  ©üte  oerüert. 
2BaS  bei  §uS  nid;t  bie  Qualität  bcS  d;riftlid;  ©uten  f;at,  ift 
bÖS  unb  Sünbe;  er  Weiß  uid;tS  oou  einem  Hofen  moraliter 
bonum. 

^cinrid;  üou  Dtyttya  Ijatte  feinem  @a$e  bod)  nod;  eine 
■äMbetuttg  beigegeben,  ben  in  ber  Stobfitnbe  oollbrad;ten  guten 
Söerfen  nur  bie  fie  d;riftlid)  oollenbenbc  Qualität  ber  i'iebe 
abgefprod;cn.  9cad;  ifym  finb  btefe  SÖevfe  gut,  wenn  and;  ber- 
}enige,  ber  fie  tfyut,  fünbigt,  toetf  er  fie  als  £obfünbcr  tlntt;  fie 
bilrfen  nicf;t  untcrlaffen  werben,  eben  weil  fie  gut  finb.  (£8  ift 
bieS  heiter  nid;ts,  als  wenn  3.  33.  gelehrt  Wirb,  ber  ^rieftet  in 
ber  Xobfiutbe  fünbigt,  fo  oft  er  einen  prieftcrttcfyen  3(ft  fcoüfcrtngt, 
ebglcid;  biefer  baburd;  nid;t  ungtltig  ober  böfe  Wirb.  53ei  §uS 
hingegen  finb  and;  bie  Scrfe  beS  £obfüubcrS  fofort  „(aftcr- 
f;aft."  ')  £)ap  trägt  §uS  feine  Säfee  aus  ber  Sd;ule  fycvauS 
ht'S  £eben  unb  fud;t  fie  in  Hirdje  unb  Staat  burd^uf ül)rcn ;  unb 
auf  biefem  ©ebiete  nehmen  fie  alsbalb  einen  revolutionären  ß$a* 
rafter  au.  N?tad;  ifmen  verlangt  er  pm  geredeten  33efitj,  förteg« 
füfn-en,  2)  SluSübett  jeber  aftaeftt  unb  Ü)ertd;tSbarfeit ;{)  ben  ®na 
benftanb,  inbem  il;m  jaste  tut  etaatSlcbcu 4)  ibentifd)  mit  juste 

')  De  eccl.  c.  19:  „Ulterius  nolandum,   quod  divido  immediata 
humanorum  operum  est,  quod  vel  sunt  virtuosa  ve\  triciosa.*4 
*)  T.  [.  393.  b;  395.  a. 
3)  T.  f.  359.  b.  f. 

')  ..Ktiam  secundum  jura  bumana." 


97 


in  bcr  9?ed)tfertigung$tehre,  affo  gleich  justificatus,  geworben  ift. 
„£)ie  poütifcfye  grage,  fagt  er,  muß  gerabe  fo  bemeffen  derben.''  ') 
•  £>er  üttenfch  verfällt  burd)  bie  £obfünbe  unb  ba$  Bleibentoottcn 
in  if;r  in  eine  gan$  ungerechte  Sphäre  „nad;  göttlichem  unb 
menfcf)(idjem  fechte."  „S83emt  er  ungerecht  (ebt,  hat  er  auch 
'   Seefe  unb  £ebcn  ungerecht." 2) 

^ebenfalls  toar  bie  ^ird;e  im  WitUUÜn  unb  bie  Unioer^ 
fität  $ari$  gegen  bie  ftaatliche  unb  potttifd)e  Setbftftänbigfeit 
oiet  Beffer  gefinnt  a($  §u3,  inbem  fie  tueit  entfernt  toaren,  bie 
Sttoral  fo  fefjr  gu  urgiren,  ba§  burch  fie  potitifche  unb  jurifttf dt)e 
Sefbftftänbigfeit  aufgehoben  toorben  n)äre.  „Sßßtr  fehlen  afte, 
fagt  bie  Unioerfität  oon  <ßari3,  unb  bie  Regierung  mürbe  fehr 
unficher  unb  unbeftänbig  toerben,  ioenn  man  fie  auf  bie  ^räbe^ 
ftination  unb  bie  ÖieBe  grünben  tooflte." 3) 

2InberStoo4)  fcheint  £m3  feiner  Behauptung  einen  anberen 
Sinn  geben  ju  tooften,  inbem  er  fie  auf  SBcrbicnft  unb  Unoer^ 
bienft  im  chriftftchen  (Sinne  antoenbet  „£)er  gute  Baum  fönne 
feine  flechten  grüchte  bringen,  ber  frfrtechte  feine  guten;  biefer 
9fa$fpru<$  (nach  £«ttg«i  aufgefaßt  gilt  er  oon  bem  9ften* 
fchen,  beu  oerbienftfichen  ober  unoerbienftüchen  Söerfen  in  sensu 
composito)  ift  n>ahr,  ber  gute  Slftenfd)  fann  feine  wtöerbienft* 
(ichen  SÖßerfe  thun."  Man  £u$  forbert  eben  fcon  bem  Sttenfchen 
nur  berbienftfiche  Serfe  unb  außer  ihnen  ha*  nid^tö  mehr  eine 
Berechtigung,  toeif  es  ben  Stempel  ber  Sünbe  an  fich  trägt, 
(afterhaft,  unfirchttd;  unb  unchriftfich  tft  —  (Erhebt  man  fich 
aber  lieber  aus  ber  £obfüube  unb  tritt  man  toieber  in  ben 
Staub  ber  ©nabe,  fo  lebt  ba$  früher  befeffene,  burch  bie  £ob* 


•)  T.  I.  161.  b. 
*)  T.  I  160.  a. 

3)  Softer  ©.  242. 

4)  T.  I.  393.  b. 
Qfriebrid),  Oofjann  £u§. 


98 


fünbe  verlorene  9t  echt  lieber  auf,  !)  ioelche  (Srhebung  burch  bie 
Suoorfoutmcnbe  unb  Ijelfettbe  ®nabe  geflieht. 2) 

58  öl)  ring  er  glaubt  biefe  Hnfic^t  £mffen£  als  eine  tiefere  • 
gaffung  unb  2lnfd?auung  rechtfertigen  ya  tonnen.  „$can  ficht 
(fagt  er):  e$  toar  bie$  oon  §u£  in  auguftinifcfyer  5lnfc^auung 
gef proben  oon  bem  ©nabenftanb  be$  ^enfcben  als  einer  burcf) 
alles  burd;fd;(agenbeu  ©nabenric^tung  beS  ©emüthS  auf  baS 
©ute.  £)en  empirifcfjen  Stanbpunft  einnehmenb  bemerkte  ^in= 
gegen  b'^ilfy:  „Unb  boch  fagt  bie  ^eilige  (Schrift,  bag  toir  alle 
füubigen,  unb  toieberum:  fo  ttrir  fagen,  bag  toir  leine  Sünbe 
^aben,  fo  Betrügen  toir  uns  felbft,  barauS  toürbe  nun  folgen, 
(nach  hufftfcher  &onfequen$)  bag  roir  immer  fünbigen."  3) 
ßbenfo  äußert  fid)  9?eanber,  ber  noch  beifügt:  „2Benn  nun 
£mS  h^r  mit  Sluguftin  unb  ^ooinian  ben  in  ber  3bee  unb  bem 
^rincio  begrünbeten  unoermittelten  ©egenfa£  allein  Ijerfcorgeljo* 
ben  hatte,  fo  hielt  fich  hingegen  b'Slillty  an  baS  (£m£irifche,  ben 
GEhriften,  toie  er  fich  in  ber  (^rfcheinung  barftellt,  infofern  ihm 
baS  Sünbige  noch  auflebt."  4)  Allein  man  überfehe  nur  nicht, 
bafj  gerabe  £mS  felbft  fein  ^3rincio  auf  bie  emoirif che  Kirche  unb 
ben  empirifchen  ^taat  unabläffig  übertrug,  unb  eben  baburd) 
beffen  biffocialen  Q>harafter  in  feiner  unberhüdteften  33lÖ§e  bar- 
ftellte,  bag  ferner  §uS  bamit  auf's  SfMfte  gegen  baS  @ebot 
ber  ^achftenliebe  oerftteß,  inbem  es  3ur  unerträglichften  Splitter = 
rid;terei  xu  f.  to.  oeranlaffen  mugte,  fo  bag  es  fich  alfo  auch  a^ 
unmoralifch  ertoieS.  „£)iefe  &hre  als  bie  Floxal  überftür3enb 
ift  gerabe  Don  moralifcher  Seite  nichtstoürbig,  toeil  fie  eine  un^ 
abläfftge  Selbfterhebung,  ein  fteteS  23eurtheilen  unb  33erurtheilen 
beS  TOcbften  mit  ftd;  führt,  in  tinffenfd)aftticher  23c$iehung  aber 
gänjlid;  haltungSloS,  rein  toiülürlich  unb  jcbes  tieferen  ©runbes 


')  T.  I.  166.  b. 

2)  T.  I.  167.  a. 

3)  L.  c.  ©.  458. 

4)  L.  c.  @.  463. 


tiy 


entbc(n-cnb,  ja  fic  jerftört  gerabe^u  bcn  ßern  ber  tf;riftücben  2öe(t= 
orbnung  unb  bient  becf>ftenö  a($  3eu3ltiß  /  ^ie  getoefyutitf) 
ei»  cfrtrem  ba$  anbete  fcr&omift,  fo  bie  Uufittücftfeit  ber  £e\t 
bie  magtofc  Betonung  ber  SRoraL"  !)  (gin  $rmcip,  eine  3bee 
aber,  bereit  (ifyaraftcr  ein  toefentüd)  biffoctater  unb  unmovafifdjer 
ift,  tarnt  geling  nidjt  gefunb  unb  richtig  fein. 

@3  ioar  barunt  nur  ein  fixerer  £aft,  h)enn  biefer  Qrrtfyum 
fcfyon  (cor  £>u$)  in  ^$ari$  beworfen  unb  toieberrufen  mürbe, 
unb  befonberS  toenn  er  ton  ber  £obfünbe  aus  angefeuert  nnrb; 
benn  e3  fei  niebt  abfohlt  notfyroenbig,  bag  b.erjenige  melier  ber 
®nabe  entbehrt,  beftä'nbig  unb  ^on  Beuern  fünbigt,  roenn  er  and? 
beftänbig  in  ber  @ünbe  bleiben  foflte."  2) 

§.  13. 

SDie  <Sacramente  im  ungemeinen. 

®a«  ^rieftertbum. 

3uerft  mag  bie  oon  angenommene  3afyl  ber  @ae*a* 
mente  unfere  Slufmerffamfett  auf  fid)  ^iefjen.  SBöfyrtnger  3)  be- 
Ijanptet  gerabe$u:  „28ir  triff  en  nidjt  einmal  ob  er  bie  mittel* 
atterüd^e  ©tefcenjaljl  anerkannte;  gtoar  nad)  Slnbeutmtgen  in  ben 
ifym  jugefcfyriebenen  eregetifd;en  Herfen  febeint  bieg  ber  gaü  $u 
fein;  jeboefy  in  feinen  eigentlichen  tfyeetogifd;en  Arbeiten  finbet 
fid)  nichts  beftimmteS  hierüber;  bie  53uge,  Pen  ber  er  fenft  fo 
riel  fpriebt,  nennt  er  nur  oorübergefyenb  einmal  ein  ^acrament, 
oon  ben  anbeten  fpricfyt  er  nidt>t ;  in  bem  ©utad)ten  feiner  ©eg- 
ner  Dom  $at;re  1413  ift,  ioie  roir  Riffen,  unter  ben  ©riinben 
ber  (Spaltung  aud?  ber  genannt,  bag  bie  £mffifd)en  in  33e$ug 
auf  bie  (Sacramente  anberS  bähten  als  ber  fatijeftfcfye  Klerus." 


')  §öf(er,  1.  c.  319.  f. 

2)  ^öfler,  243.  —         art.  22.    £öfl.  253.  f. 

3)  L.  c.  @.  558. 


100 


tiefer  einjtge  Sa£  liefert  einen  oottftänbigen  33etoeiS  bon  ber 
fu'ftorifchen  ©enauigfeit  unb  guoerla'ffigfeit  Söö^rtnger'ö. 

Slbgefeljen  baoon,  baß  £mS  an  bieten  Stetten  ganj  unk* 
ftinnnt  oon  ben  Sacramenten  überhaupt,  ohne  irgenb  eines  aus* 
3unehmen  ober  $u  fäugnen,  fpricht,  unb  man  fcfyon  barauS  fd^tic* 
gen  bürfte,  baß  er  bie (Siebenmal?!  annehme:  fo  ^at  er  bieg  auch 
„in  feinen  eigentlichen  theologifchen  Arbeiten"  auf's  93eftimmtefte 
ausgebrochen.  9?id)t  nur  nennt  er  mehr  als  einmal  bie  söujje 
gerabe^u  ein  Sacrament *)  unb  inbirect,  inbem  er  oon  Sacra= 
menten  fprechenb  a(S  ißeifpiefe  auch  bie  33uge  aufführt,2)  fon- 
bern  er  gibt  auch  beren  $ahf  auf  fieben  an.3) 

($S  hanbett  fidb  hier  inSbefonbere  barum,  bie  Öehre  §uffenS 
auf  bie  Dbjectioität  ber  Sacramente,  baS  opus  operatum  an- 
gufehen.  SJttan  gelohnte  ftch  auf  (Seite  ber  ^roteftanten,  mit 
bem  Schfagtoorte  „opus  operatum"  einen  begriff  gu  oerbinben, 
toie  es  in  ber  fathoüfchen  Kirche  nie  gefchah.  Sftan  meint,  ber 
$athoüf  tootte  bamit  fagen,  er  brauche  beim  (£mpfange  ber  Sa* 
cramente  fid)  gar  feiner  fubjectioeu  Grmpfängüchfeit  gu  bezeigen. 
3ch  r)aBe  mich  bereits  in  meiner  «Schrift  „Johann  Söeffef" 
barüber  auSgefprochen  unb  befonberS  baranf  ^tngeti>iefen,  bag 
fchon  bie  einfache  SBemerfung,  bag  boch  Rechtfertigung  unb  Sa* 
cramentenempfang  sufammenfatten,  auf's  Htarfte  geige,  toie  un= 
toahr  jene  Meinung  fei.  33ei  ber  Rechtfertigung,  behaupten  bie 
<ßroteftanten,  bedangen  bie  tathofifen  ju  groge  fubjectioe  Zfyfc 
tigfeit,  toerben  fie  pelagianifch,  ober  $um  minbeften  femi= 
petagianifch,  ober  f t>ner gifttf dt) ;  bei  bem  Sacramentenem* 
pfange  bebnrfe  es  feines  fubjectioeu  ©efyobenfeinS,  überhaupt  fei* 
ner  fubjectioeu  33etheitigung,  fo  baß  biefe  Öer>re  ben  <ßroteftan* 
ten  a(S  eine  „fittttch  oerberbtiche"  erfcheint.  RirgenbS,  glaube 
ich,  3*18*  Unfähigfeit  ber  ^roteftanteu ,  bie  fathottfdjc 


!)  3.  93.  T.  I.  386.  a;  217.  a  gretc^  jtoetmal. 
*)  3.  ®.  T.  L  265.  b;  270.  a. 
3)  T.  I.  271.  b;  272.  a. 


101 


Cefyre  vorurteilsfrei  ju  betrachten,  mehr,  als  gerate  in  tiefem 
"fünfte,  ffftem  fann  nnb  witt  fid;  von  afthergebrad;ten  83orur- 
theden  niebt  foefageu.  3»  fathettfdmt  SHrcbe  gibt  e«  feine 
Rechtfertigung  of)ne  ©acrament  (natürlich  im  orbentttchen 
Scge).  (53  fann  barum  and;  bei  ben  ©acramenten  von  feiner 
abfefuten  ^affioität  bef  9)cenfchen  bie  9?ebe  fein.  Vielmehr  foft 
burch  ba#  opus  operatum  bie  Cbjectivitä't  ber  göttlichen  ®nabe 
feftgehatten,  nnb  oerhiubert  trerben,  bie  Sirfungen  bef  ^acra= 
mente  gan$  in  baS  ©ubjectioe  herabziehen,  nnb  ben  2Öahn  jn 
nähren,  aU  bcfränb.cn  ttcfef&en  MoS  in  einem  logifd;  mcraftfd;en 
ßrffefte,  in  ben  menf($K($ett  (Gefühlen,  Betrachtungen  nnb  Gmt* 
fcMüffen,  bie  bei  ihrem  (Empfange,  ettoa  tote  beim  2(nb(ide  eines 
©emcdreS,  ba3  ßhrtfrum  ben  &eibenben  barfteüt,  angeregt  toer= 
ben  ober  bem  Crmvfange  vorangehen.  SMefe  menfehliche  Zfyäti$* 
feit  ift,  bei  ben  31t  taufenben  ftinbern  aufgenommen,  nethttenbig; 
aüein  fie  ift  niefit  bie  in  bem  8acramente  verheißene  göttliche 
©nabe,  nnb  verbient  biefelbe  aud;  nicht. "  l) 

§uf  fch(ie§t  fid;  nun  in  biefem  fünfte  gan}  ber  £ef;re  ber 
Kirche  an.  „3n  ben  Sacramenten  fehe  man  anberef,  a(£  man 
barunter  begreife;" 2)  „burch  fie  gefchehe  bie  $ted;tfertigung,"  3) 
unb  fie  feien  „bie  Urfachen  unferer  Heiligung  (causae  nostrae 
sanetificationis),  ivosu  fie  aber  ihre  $raft  auf  bem  £ooe  3efu 
fchövfen." 4)  £eun,  fagt  er  in  Beziehung  auf  bie  £aufe,  „burd) 
ric  Berührung  mit  feinem  gfeifche  gab  er  bem  Gaffer  eine  rege* 
nerirenbe  Sraft  unb  burch  feine  Xaufe  macht  er  bie  SQtenfchen 
3u  feinen  ©liebem."  „23on  ber  Chtcbariftie,  tvie  von  ber  £aufe 
unb  bem(Ehrifma  mu§  man  Riffen  unb  fefthatten,  baß  bie  gött^ 
I tdt) e  &raft  in  ihnen  tvirfe,  unb  bag  biefe  nur  mehr  bon  gött= 
ücher  unb  nicht  menfehücher  ^Birffamfeit  ift." 5)    ^eftoegen  ift 

')  WtyU*,  @9m&oaf.  1832.  6.  192.  f. 
J)  T.  I.  204.  a. 
3)  T.  II.  131.  b. 
')  T.  II.  236.  a. 
s)  T.  I.  167.  a. 


102 

aud>  £u8  fetne8h>eg8  bie  ber  (ScMaftd  getoörjnftcfye  Söejeic^nung : 
sacramentnm  et  non  res,  sacramentum  et  res,  res  et  non 
sacramentum  —  fremb,  ja  er  Beruft  fid)  babei  fogar  auf  £t)o^ 
maS  fcon  21  quin.  l)  Sftttii  Beruht  aber  gerabe  btefe  Stcrmino* 
togte  ber  $ird)e  (nad)  §m$)  einerfeirö  auf  beut  opus  opera- 
tum,  anbercrfett^  auf  ber  fubjectisen  ©ispofiticu  be£  Grmpfangerö 
(digne  ober  indigne  acced.),  frag  £)u3  bei  ber  Stoufe  burrf) 
bie  fdf>ctaftifdr)e  SBejeicfynitng  gibt,  ber  (Empfänger  bürfc  feinen 
obex  fetten, 2)  bei  ber  53u§e  burd)  bie  nctr/frenbigen  33ebtngungeu 
ber  Sßeicb/te,  9?eue  unb  toürbigen  grüßte  ber  23uge. 

T)k  (Sacramentenfpenbung  fommt  aber  nur  bem  Sßrtefter 
fxaft  feiner  „ SBSei^egetuaft"  jtt,  „bie  jene  fpirituefte  ©err>a(t  ift, 
toe(dr)e  ber  ©eifttidje  $ur  SDftniftrirung  ber  ^acramente  ber  $ird)c 
fyat,  um  fid)  unb  ben  £aien  fpirituetten  9cu^en  gu  f Raffen.  Ü)a* 
t)in  gehört  nun  bie  ©etoaft  ber  denfecraricn ,  Slbfolution  unb 
epenbung  ber  übrigen  (Sacramente."  greüid)  gibt  es  aud;  eine 
*ftnriruette  ©etoatt,  treibe  bie  ^riefter  mit  ben  übrigen  ©lau* 
bigen  gemeinfam  t)aben,  fie  beftet)t  jebocr)  nur  bariu  „fid)  unb 
feine  ©rüber  auf  bem  2Bege  be$  33ater6  ©jriftuä  burcr)  ficbc= 
soften  Stabe!  nad;  bem  bie  geiftigen  Serfe  ber  ^arm^eqigfeit 
be$eicr)nenben  SBerfe  ju  leiten." 3)  ~3?ebenfaK$  ift  bie  Folgerung 
beS  Wlid).  be  (laufig  ntct)t  aue  ben  Herfen  puffen«  afö  feine 
£et)re  errreisbar.  $ctd)aet  f daliegt  nämüct)  bärauS,  bafj  bie  £d)ü- 
ferinen  §)uffene  in  *ßrag  bie  (5ucr)ariftic  au«  bem  £abernafcl 
rauben  unb  fid;  felbft  cemmuniciren,  §uo  t)abc  gelehrt,  au  et) 
anbere  a(e  bie  ^riefter  rennten  bie  Saerameute  fpeubeu. 4) 

„(S$  gehört  $itm  fatt)otifd>en  ©taufte»,  baß  jecer  rite  Dt 
btntrtcr  ^riefter  (Sfyrtfti  bie  t)tnretd;cnbc  ©etoaü  t)at,  bie  ifnn 
ptfiefyenben  2acramcnte  311  überbringen,  unb  folgltd;  and;  ben 


')  T.  I.  207.  a. 

*)  T.  t  385.  a;  386.  a. 

3)  T.  I.  p.  265.  b. 

4)  £öffcr,  203. 


103 


trahrbaft  Wangen  ben  ber  ©öttbe  3a  abfcUMren."  ')  Senn 
ramm  and)  „GfyriftuS  in  ^pctruS  ber  ganzen  5lird;e  bie  <Sd;(uffel 
c-ec  öiinuicU\  b.  fy.  bie  ©ctratt  bie  Sünbcn  JU  binbcn  ober  $u 
(Öfen  gab,  fe  folgt  aber  bodj  nod;  tttd^t  barauS,  bafj  icbe  ^ßerfon 
jener  ilird;e  er)ne  Untcrfd;ieb  bie  @d;Iuffet  f)abc,  fenbern  nur, 
ba^  fie  bie  gange  ^irebe  nad?  tr)rcn  cin^efnen  bafür  I>efdf?tgten 
ÜHtebcrn  fyabe." 2)  5ht  bie  ^ßriefter  ift  ber  Genfer;  pm  Crm* 
bfang  ber  eacramentc  gerptefen,  if)nen  muß  er  feine  (Sünben 
bct'ennen,  trenn  er  ben  ifmen  ic^gefprod^en  werben  tritt,  benn  fie 
fabelt  bie  Sacramentc  in  ft)ro  ©etratt,  „fie  bürfen  traft  it)rer 
ämtSgetoalt  bie  Saeramcnte  ber  £ircf)c  ber  £aien,  trenn  fie  b/a^ 
bitueü  fünbtgt,  ent^ier/en,  trcil  e$  jum  2Imte  be£  (HeruS  GP)rifti 
gehört,  bie  Saevamcutc  ben  tfaien,  afö  ber  bie  (betraft  ba^u  f)at, 
ju  miuiftrircn.'' 3)  ©tcicbröofyt  fanu  e£  audj  fein,  baft  ein 
£0fcnf<$  boefy  and)  ofme  müuHid;e  33eid;t  bei  einem  ^3riefter  ge= 
rettet  trerbe.  Den  33etrei#  b/aben  irir  (bei  £ue.  16)  an  bem 
^ubüeau,  ber  nur  fagt:  ©rtt  fei  mir  (Sünber  gnäbig,  unb  er 
trar  gereeb/t,  ferner  an  ben  Katern  be$  alten  ©efe£e$,  an  ben 
tleineu  Äinbern,  «Stummen  unb  Xauben  bon  ©eburt,  ben  getratt= 
fam  ßrmorbeten,  ben  23ctrcb/neru  ber  SBüften  unb  ben  d)rift(icr/cu 
befangenen  unter  ben  Reiben;  benn  fie  berbammen  31t  trotten, 
trärc  bod?  eine  rermeffene  unb  teufüfer/c  ©ottloftgfett" 4) 

ift  aber  aud;  eine  MaSbfycmifd;e  Untriffen^eit,  mit  ber 
fo  fcfytr ad)e  ^riefter  fid;  ba$  ©ort  atteiu  eigene  Seil  (ber  2lbfo= 
lutton)  anmaßen,  gilt  fie  bürfte  bie  CrrfcuutuiB  unumgängUd; 
nctl)trenbig  fein,  trie  einerfeitS  SD^ancb/C  ren  ber  Sab/rfyeit  ab* 
geirrt  traren,  treit  fie  übertäubt  eine  5(fticn  ber  Kreatur 
babei  Uugueten  (tric  bieg  auS  9.  Metaph.  commento  sept. 
Har  ttnrb)>  anbere  hingegen  gotteStafterifd)  3ugegeben  Ratten,  baß 


')  T.  I.  270.  a.  c.  10. 

2)  T.  I.  260.  a. 

3)  T.  I.  150.  a.  —  191.  a.  b. 

4)  T.  1.  210.  a.  b. 


104 


®ott  \f)T  af$  feinem  23icar  aüe  2lftion  nad>  Stufen  mitge- 
teilt Ijabe."  *)  £er  Sßriefter  ^at  atfo  eine  3(ftion  frei  ben 
Sacramenten,  unb  fie  ift  bie  be$  9)cinifterium3  berfetben;  benn 
„obgleich  ber  DJcenfd)  bie  ©nabe  nic^t  gibt,  fo  miniftrirt  er  bod) 
bie  <Sacramente,  bamit  ber  Untergebene  gemätf  ben  (Gütern  ber 
@nabe  getenft  roerbe."  2) 

§ier  begegnen  tovt  aber  nod;  einer  anberen  @c$totertgfeit 
3$  erörterte  bereits  früher,  tote  £>u8  aüe3,  roa$  in  bem  ©taube 
ber  £obfünbe  gefcfyiefjt,  a($  @änbe  unb  tafterfyaft  anfd;aue,  tote 
man  fcgar  öeben  unb  Sßefifc,  3uri$biction  unb  $3ürbe  nur  un= 
gerecht,  un eigentlich  unb  ufurpatorifd)  befifce,  fo  baß  atfo  ber 
s]3aoft,  2Mfcf>of,  Sßrdlat  in  ber  Xobfünbe  toeber  <ßaoft,  nod)  2Mfcbof 
ober  ^ßratat  fei.<;  ecbon  feine  ©egner,  toie  ^ßatec,3)  Ratten 
barauS  bie  £onfequen$  $u  $ief)en  nid)t  untertaffen,  fcmit  behauptet 
§u$,  ber  fcMedjte  $aj>ft,  23tfc6of  ober  ^ratat  fönne  bie  Sacra» 
mente  nict)t  gittig  fpenben.  Unb  um  ^fo  nteljr  glaubten  fie  fid; 
im  9ted)te,  ba  §u£  überbieS  fidj  be£  nadt  fyingefteüten  unb  ber* 
urteilten  roideffitifcben  Batyü  annahm:  „$Öenn  ein  iöifd>of  ober 
^3ri  efter  in  einer  Xobfünbe  ftefyt,  orbinirt,  confecrirt,  tauft  er 
nidjr." 4)  5(üein  £>u$  antwortet  bem  ^$a(ec:  „3$  gebe  3U,  bog 
ein  fdt)(ecf)ter  v13apft,  33ifc^of,  ^ßrätat,  ober  ^riefter  ein  unn>ür= 
big  er  Liener  ber  ©acramente  ift,  burd)  ben  @ott  tauft,  ober 
confecrirt,  ober  anberenüe  }um  33ertr)eife  feiner  $ircb/e  roirfr." 
©erabe  „barauS  erfyeüt  bie  9ttacr/t  ©ottes,  baß  er  burd;  einen 
utittmrbigen  unb  unreinen  Liener  ein  febr  nuirrigeä  unb  reinee 
33}erf ,  wie  Xaufc,  2tbfotution  unb  ßonfecration  boöbrtngt* 
„Söenn  au*  v13riefter ,  $apfi  unb  23ifd)of  in  ber  Sobfnnbe  in 
bem  fünbigt,  roaS  er  aud>  immer  tfmu  trotte,  bie  Sacrainente 
tt>elcr)e  fie  in  tiefem  ©tanbe  ber  eünbe  miniftriren,  nüfcen  bort 


')  T.  I.  224.  b. 

*)  T.  I.  265.  b. 

3)  T.  I.  319. 

•)  T.  I.  167.  a.  b. 


103 


ber  8ird;e  fyintöngttcfj  rite,  ba  fie  ntdr>t  aus  eigener,  fonbern 
(Statte*  ftraft  biefefben  ooübringen."  „d6¥jttlciv,  baß,  toenn  Crtner 
(nad)  bem  ©cfagten)  nicfyt  tottrbig  2Mfd)of  ober  *ßricftcr  ift,  er 
auefy  uidjt  nntrbig  cenfecrirt  ober  tauft."  £)a$  fott  aber  ber 
oierte  totdeffitifcfye  <Sa£  fagen,  l)  toäljrenb  e$  bodj  offenbar  bie 
größte  llebcrtreibung  ift,  baß  „id;  beSfyatb  toetf  id)  ^riefter  mit 
bem  Sfrnte  31t  confecriren  getoorben  bin  über  atte  Gntget  unb 
^enfeben  err)öt)t  fei;  benn  obfcfyon  id)  in  einem  berartigen  2Imte 
ftetye,  f'anu  id;  bod)  ein  teufet  unb  mit  3uba8  etoig  oerbammt 
fein." 2)  23ielmel)r  muß  man  glauben,  baß  fotoofyt  ber  gute  atö 
ber  fd;(cd)te  ^rtefter  cenfecrirt,  toemt  er  ben  red;ten  ©tauben 
00m  Zeitigen  ^acramente  unb  bie  3ntention  fyat,  fo  ju  ttjun, 
toie  (£fyriftu3  oorfd;rieb,  unb  bann  bie  Sorte  in  ber  Sfteffe  naefy 
ber  Slnorbnung  ber  &ird)e  fpricfyt;  b.  fy.,  fraft  ber  facramentaten 
Sorte  mad)t  ber  ^riefter  minifteriaüter,  baß  unter  ber  23rob3* 
geftatt  ber  toafyre  £eib  (Sfyrifti  fei  unb  är)nttdt)  unter  ber  SeinS^ 
geftatt  fein  ioafyreS  2Mut."  „®an$  beutttefy  fagen  bte  beiben 
fettigen  unb  boqüglid^en  i'efyrer  ber  Hird)e,  baß  burd)  ben  fdjted)* 
ten  Diener  in  ben  ^acramenten  baS  Sort  unb  bie  $raft  beg 
§ei(anbe£  toirfe."  3) 

@benfo  oertfyeibigte  fid)  £)u£  1409  gegen  bie  Anfrage  beS 
^rottytoa,  atö  ob  er  gefagt  fyabe,  ber  ^ßrtefter  in  ber  £obfünbe 
fönne  nict)t  ba$  e^rtoürbige  ©acrament  be$  Körpers  Gfyrifti  oott= 
bringen  unb  bie  übrigen  (Sacramente  barreicfyen,  inbem  er  be* 
t)au^tet,  „atfeg  23olf,  ba3  meine  ^ßrebigteu  befud)r,  toeiß,  baß  id; 
ba3  ©egentfycit  prebigte,  nämüd)  ber  gute  ioie  ber  fcf>Iect)te  ^rieftet 
conficire  ba$  «Sacrament,  unb  e3  gefct)er)e  00m  guten  nicr)t  mefyr 
atö  oom  fd;ted)ten,  toeit  bie  göttliche  $raft  burd?  ben  fd)(ed)ten 
unb  guten  ttnrft." 4)  3m  3al)re  1412  bemerft  er  mit  taconifd)er 


')  T.  I.  166.  b.  ff. 

2)  T.  II.  512.  b. 

3)  T.  I.  48.  b. 

4)  §öft.  183. 


106 


^ür^e  gegen  bie  nämftdje  2lnHage  beö  9fticfyae(  be  GEaufiS:  „@r* 
fegen;"  nnb  baS  9cämüd;e  behauptet  er  1414  gegen  ^rettyloa, 
3c^ann  ^ßefb,  ben  ^rebtger  ^ßaufo«  bei  <2ft.  (EaftulnS,  gegen 
ben  fftrfar  Sendet  ben  Söobierab  (bag  ber  ^riefter  in  ber  £eb^ 
fünbe  nic^t  abfo(oire).  ')  33er  bem  (Eonctfe  fetbft  führte  er  feine 
23ertfyeibtgung  mit  ber  näinlid;en  Söefyauptuug,  ba§  er  nämltd) 
nnr  gefagt  l)abe,  nid;t  toürbig  fönne  ein  fotcfyer  bie  <Sacramente 
foenben,  toofür  er  fid;  auf  feine  Resp.  adv.  scr.  Palecz  c.  2. 
berief.  2) 

Dbfcfyon  nun  §u$  fetbft  feinen  <Safe:  $ein  %i$)t,  fein 
©iföof/  fein  Oxalat  in  ber  £obfünbe  tft  $apft,  ©if$&f,  s13rä(at, 
in  ber  angegebenen  Seife  befd;ränfte ,  fo  tft  berfelbe  beefy  nod; 
nid?t  oettftänbig  aufgehellt  @r  mußte  nod)  mc^r  in  dm  legen, 
ba  er  auf  ifym  fo  fyartnädig  tieftest;  er  mußte  nod)  eine  anbere 
Söebeutung  für  ü)n  Reiben,  ba  er  dm  oft  fo  fcfyroff  nnb  bid;t 
neben  obige  @ä£e  fteüt  „®eiu  SBtfctyof  nnb  ^ßrätat  in  ber  £ob=; 
fünbe  tft  tpar)rr)aft  unb  gerecht  ein  fetter,  fonbern  nur  benrJta 
men  nad)  unb  burdj  Ufurpatien  für  biefe  >$eit  (pro  tarne),  frei( 
©ott  eine  fo  befeffene  Sürbe,  ober  ein  fo  erlangtes  2lmt  nid;t 
afcfcrebirt."  £)octy  nidjt  btoS  ber  *ßapft  unb  bie  SBifcfyöfe,  fon= 
bern  aud)  bie  ^ßriefter  fyabeu  iljt  2lmt,  ifyreSBürbe  in  ber  £eb= 
fünbe  nid;t  toaljr^aft;  „fie  fiub  Diebe  nnb  Oniuber,"  „feine 
toafyren  unb  offenen  SBicate  (Efyrifti,  oielmefyr  SBicavc  unb  £dm 
(er  be$  2(ntid;rift3."  Q»n  tiefen  unb  auberen  SBenbungcn  para-- 
efyrafirt  £m3  häufig  feinen  ^at^.  TOein  er  fann  ficber  nidjtä 
23efremcenbe#  mefyr  fyaben,  toenu  tove  bie  entundetten  (Sä^e  feiner 
Öefyre  überbliden.  3d;  toieS  Bereite  nad;,  bog  $apft,  ©tföof 
Prälat  fein,  überhaupt  eine  .^uricriction  in  ber  tfirebe  Ijaben 
unb  üben  bei  £u$  iüct>t6  weiter  aft  bte  moralifctye  Wwfyt  ber 
^hrebigt  burd;  ba«  Sort  ber  Safyrljcit  unb  gute«  SBeifoiel  fei 
nnb  bafj  uad)  ifym  gerabe  bartn  bie  tvat;rc  apoftettfd;e  3iad;folgc 


')  L.  c.  188;  193;  196;  198;  202. 
*)  L.  c.  213. 


107 


ttcge;  beim  baö  Schrämt  ttnirbe  ben  Styoftetn  t>or  2lttcm  unb  311* 
evft  aufgetragen,  unb  ebenfo  fotfren  fie  ba$  Ötc^t  auf  bem  £eud^ 
ter,  bic  Stabt  auf  bem  23erge,  ba$  @al$  ber  (Srbe  fein;  bam 
erhielten  fie  ben  ^eiligen  ©eift.  2luf  ber  anbereu  «Seite  ift  bic 
fatljottfcfye  &ird)e  fraft  unb  in  golge  beS  $erbienfte$  in  bem 
formhrten  ©tauben  begrünbet  unb  e$  ift  für  bie  Kirche  nad;  ihren 
einzelnen  ©tiebern  im  33crbienfte  (grifft  bie  iUcbe,  b.  h-  ber 
in  ben  Serfeii  (ebenbige  ©taube,  jur  Seligfeit  ebenfo  toefentlicfyc 
^ebiugungen  als  bie  ©nabc,  toe(d;c  bam  im  Sacramente  ge= 
fVenbct  toirb.  Tarum  muffen  nun  audj  ber  ^3apft,  bie  SBifcfyöfe 
unb  ^riefter,  um  ben  Softem  frafyrfyaft  nachzufolgen,  tote  biefc 
buref;  ihre  ^rebigt  unb  ihren  Se&enStoanbel  bie  ^ircfycngüeber 
beeinfhigen ,  bamit  fie  ^ur  Öiebe  entflammt  derben  unb  in  ihr 
ausharren.  Qnn  ettangetifcher  ^ßrebiger  ^rag'S  fcor  §u3,  3o= 
fjanneS,  ber  ^rebiger  ber  £)eutfchen  bei  ©ft.  ©attuS,  hatte  fchon 
ben  Sa£  ausgebrochen ,  beffen  fid)  je£t  §u$  in  feiner  lieber  ^ 
ftüqung  bemächtigte  unb  bi$  fat'S  (Srtrem  fortführte,  bftfj  nämlich 
„^ur  SBefräfttgung  unb  ^um  9iacf)brud  ber  <ßrebigt  in  bem  ^re* 
biger  bie  „^erfeftibilttät"  ber  SOBcrfe  fein  müffc.  Tie  9DZenfcr)en 
glauben  mehr  mit  ben  2(ugeu  als  mit  ben  Ohren."  *)  (53  ge* 
höre  baher,  meint  £mS,  $u  ben  priefterlidmi  21  nü  3  pflichten 
ftüjjer  unb  neben  bem  Sacramenteufyenbcu  ebenfo  it>ef  entlich 
^rebigen,  bcftänbigcS  23eten,  Stubtum  ber  heiügen  Schrift  unb 
gutes  33eifpiel.  2cbt  nun  aber  ein  ^rieftet  ober  ^Bifcbof  in  einer 
£cr-füiibc,  fo  ift  es,  ba  er  taburef;  oon  ©ott  gänjlid;  getrennt 
ift,  uninögticb,  ba§  er  tiefen  (fubjectioen)  Zfyxi  fetneö  ^riefter- 
rlnunS  erfülle.  @r  fann  nunmehr  nur  nod;  Sacramentc  f^>en= 
ben,  als  benjenigeu  Ztyxi  feines  2lnttc3,  ioobei  er  mit  bem  mo= 
raltfcben  @inftu§  feiner  eigenen  ^ßerfon  nid;tS,  fonbern  ©ott  nur 
turd;  ihn  als  feinen  Liener  toirft  unb  bie  objectioe  ©nabe  über= 
gibt.   9?irgenbS  tritt  übrigens  bie  fcon  bem  ^rieftet  unbeein= 


l)  §tftcr.  ^ctit.  Blätter.  45.  33b.  ©.  980. 


108 


flußte  Dbjectioität  ber  facramentl'icfycn  ®nabe,  ba$  opus  opera- 
tum  mef)r  fyeroor,  al$  gcrabe  fyier. 

Die  9?tcf>ttgfett  meiner  Argumentation  ')  mögen  nocfy  fot* 
genbe  §uffenS  jeigett.  „Senn  affo,  fagt  er,  ber  ^ßabft 
au$ertocu)tt  unb  gut  ift,  fo  baß  e$  feinen  beffern  SJcann  unter 
bem  d)rtftlicfyen  23otfe  gibt,  bann  ift  er  unter  if)m  aud)  ber  |)et* 
ügfte  unb  ber  gute  £)irt  unb  ba$  |)aupt  einer  fo  großen  An$afy(, 
afä  er  burcfy  ba$  33etfptet  feinet  Gebens  unb  baS  Sort  feiner 
Dectrin  regiert." 2)  ®o  füfyrt  er  ©ratian  (2  quaest.  2)  ju 
feinem  an:  „ber  9came  macfyt  ntcr)t  3um23tfcfyof,  fonbern 

ba$  £eben."  „üftögen  barunt  bie  SSäljler  gut  ober  fd)(ed;t  ttcuV 
fen,  ben  SBerfen  beS  ©etoä'^rten  muffen  toir  glauben; 
benn  je  reid)ücr)er  unb  0  erbten  früher  (Siner  $um  Söortljetf  ber 
$ircfye  arbeitet,  befto  umfaffenbere  ©etoaft  fyat  er  oon  ©ort  baju." 3) 
„Der  $aoft  unb  bie  (Sarbindte  feilen  bod;  bie  Dcctrin  unb  ba3 
33eifpie(  be$  ^eiligen  Sebent  ber  Styoftef  geigen  unb  e3  totrb  fid> 
aus  bem  Effecte  bie  ifynen  oon  ©Ott  gegebene  ©etoalt 
ertoeifen," 4)  „aus  bem  bie  ©laubigen  aud>  erfennen  muffen, 
ob  ber  ^ßapft  mit  ben  (£arbinäten  ba$  ©al^  ber  (Srbe  unb  baS 
£id)t  auf  bem  £eucfyter  fei." 5)  <Bo  nun  begreift  fid),  n>ie  mir 
toenigftenS  fcfyeint,  baß  bie^ßä'pfte,  2Mfd)öfe,  ^rätaten  i^rc  $uri^ 
bietton  burd)  bie  Stobfünbe  »edieren  'tonnen,  ja  muffen,  unb  toie 
„biefetbe,  baburd)  baß  fie  fid;  toieber  oon  ber  @ünbe  jur  ©nabc 
ergeben,  oermöge  ber  ©nabe  ©otteS  juriitferljaften  toerbe." 6)  — 
2ütd?  burefy  bie  5kt)auotuug  £>uffen$  auf  bem  Soncite,  baß  er 
atfe  fold;e  <8ä£e  bafyitt  befd;rattfte  unb  befd;ränfe,  fyinftcfjtttcty  be£ 
23erbienfte$  unb  Oer  ©ort  feien  fie  nid;t  toar)rt)aft  unb  toürbtg 


')  $gf.  91  e  an  ber,  SMlgem.  ©efdjicfyte  ber  <$r.  Religion  n.  Äircfye. 

VL  11.  Xbt.  1852.  ©.  328.  f. 

s)  T.  I.  323.  a. 

3)  T.  [.  339.  b.  —  Art.  1.  #öfl.  262. 

4)  T.  I.  351.  a. 

5)  T.  I.  352.  a. 

«)  T.  I.  319.  b.  f. 


109 


^apft,  Prälaten,  ober  £)irten,  fyinficfytütf;  be$  2lmte$  unb  ber 
Weüutng  ber  Sfteufcfyen  aber  finb  fie  fcfyon  Zapfte,  ^rätaten  unb 
tßriefter"  ')  —  totrb  meine  bisherige  Darlegung  ntdt)t  umgcftoften, 
tmm  man  nur  beamtet,  n>a£  §u$  unter  „Sunt"  beS  spapfteö 
unb  ^öi[dt)ofe6  fcerftefyt,  unb  toie  er  e$  unmittelbar  barauf  unb 
in  bem  ncunttcfyen  5lrttfet  nod)  auf  bic  <2acramentenfpenbung 
befdf;ränft. 

3Xn  biefer  treffe  mag  nun  aud)  jener  @a£  £mffen3  am 
beften  oerftanben  toerben,  in  n>etcf)em  er  fagt:  „Die  fimoniftifcfyen 
©eiftticfyen,  unb  toenn  fie  audj  befennen,  ba§  fie  ©ort  fenuen, 
biefeS  jebocr)  burct;  ir)re  Saaten  läugnen  unb  folgttdt)  nicr)t  an 
©ott  glauben,  benfen  toie  ungläubige  @öt)ne  ungläubig  oon 
ben  fieben  «Sacramenten  ber  $ircr)e,  oon  ben  @d)iuffe(n,  Remtern, 
(Senfuren,  ©itten,  Zeremonien  unb  Zeitigen  £acr)en  ber  $irdj>e, 
oon  ber  $eret)rung  ber  Reliquien,  oon  ben  ^nbutgen^en  unb 
Drben."2)  3ct)  fud^te  bereits  bar3utt)un,  tote  §u$  feinen  an- 
bereu  fatt)o(ifcr)en  ©tauben  ate  ben  burd)  bie  Siebe  formirten 
fenne,  roie  atfo  ^u  ben  Ungläubigen  auct)  bie  in  ber  £obfünbe 
^tefyenbeu  $är)ten,  roie  bie  f at^ottfc^e  $irct)e  ton  @eite  ber  9tten= 
fcr)en  auf  bem  burcr)  bie  Siebe  formirten  ©tauben  beruhe.  §ier 
nun  roenbet  §u8  feinen  @afc  auf  bie  iaftert)aften  ®eiftüd)en  an. 
8ie  befennen  gtoar  mit  bem  9)?unbe  ©ort,  faftifcr)  jebocr)  täugnen 
fie  Um;  ü)re  §anblung3rocife  $eigt,  ba§  fie  bem  bocr)  fetbft  nidt)t 
gtauben;  fie  oeracr)ten  ben  tarnen  ©otteS,  freudigen  feinen  (Ser)n, 
r)anbetn  gotttoS  gegen  baS  ®efe£  ©&rtftt,  ba  ber  r)eiüge  £)ieront^ 
mu$  fage:  bie  ^riefter,  roe(cr)e  bie  (§ucr)ariftte  bienen  unb  ba$ 
53htt  be$  £>errn  feinen  Göttern  oertr)ei(en,  r)aube(n  gotttoS  gegen 
ßljriftt  ©efe£,  inbem  fie  toär)nen,  bie  (£ucr)ariftie  machen  bie  Sorte 
be$  SBetenben,  ntd;t  beffen  Sebeu,  e$  fei  nur  baS  fotenne  ©ebet, 
nicr)t  aucr)  bie  33erbtenfte  be$  ^ßriefterS  notr)toenbig,  unb  bocr)  Reifte 
e$:  ber  ^riefter,  toie  er  immer  bemacfett  fei,  ger)e  nicr)t  baran 


l)  Art.  4.  £öff.  259. 

*)  «gl.  Art.  13.  £öfl.  224. 


110 


®ott  ©aben  31t  Bringen.  Gntblidj  behalten  ficfy  foldfje  Sßvtefter 
btaSpf;cmifcr/  gen  bie  äftajcftät  ©otteS." ')  §icr  mufj  id&  aucf> 
§u3  in  @<$ufc  nehmen,  h)enn  er  bie  Söefyauprung  oor  bem  (Sou* 
eile  mit  ben  Korten  unrerftüfet:  „@o  ungläubig  benfen  btejeni* 
gen,  toeld;e  oon  ber  formirten  Siebe  abfallen  unb  für  biefe  $eit 
einen  erftorbenen  ©lauben  Ijaben."  2lllerbing$  fyatte  jebocr)  audfj 
ba3  §ouci(  Sttedjt,  toenn  e$  fragte:  „Unb  h)o  fteljt  ba$  in  bei* 
nein  33ud;e?"  beuu  gerabe  an  biefer  ©teile  hatte  er  e$  triebt 
auSbrüdlid;  attSgefprodr/ett,  aber  in  ber  £b;at  „toirb  es  gut  au« 
ben  im  33uc£>e  angeführten  2Ku£fprüd)en  ber  ^eiligen  entnommen", 
toie  £m3  aud;  entgegnete. 2) 

Unb  toenn  §u#  fagt,  „für  ftd;  fuSpeubirt  ©ort  jeben 
oerbred)erifd;en  Prälaten  Oom  3)ienfte  ober  tote,  fo  lange  er 
aftuetl  im  Verbrechen  ift,  toeil  er  eben  burcr)  feinen  gall  in  bie 
£obfünbe  fünbigt  in  allem,  toa$  er  aud?  tlmn  möge,  unb  folglid; 
oon  @ott  ir)m  oerboten  toirb,  auf  bag  er  nicht  fo  Ijanble,  ba$ 
heißt  alfo,  oon  ©ort  oou  jenem  2lmte  fuSpettbirt  toirb;"  fo  foll 
bamit  bod>  feitteSroegS  gefagt  fein,  ba§  er  gar  nid;t  mehr  ba$ 
SDftmfterium  ber  (Sacramente  leiften  föntte,  fonbern  ©ott  roill  e$ 
„tticr/t  fo",  ba$  ^eigt,  untoürbig,  oon  ir)m  geleiftet  haben,  grei* 
lid;  3ät)lt  §u$  bann  fogar  folcr)e  ©ünben  auf,  toie  Ungetjorfam 
gegen  ©ott,  Vernachläffigung  ber  ^rebigten,  SMebftahl,  (Ehebruch, 
Slergerniß,  Soweit  be#  9ftunbe$,  ioo$u  Süge,  Blasphemie,  fal* 
fd^e6  3ettpi£,  Sfteineib,  betrug,  Vcrläumbung,  eitle  hieben, 
$ertoüufd;ung,  fcr)mät)licr}e  Stteben  unb  anbereS  gebore,  unb  oer* 
langt  ernftlicr)  aud;  eine  ©uSpenfton  buret)  gute  ober  fcfylecfyte 
Liener;3)  allein  oon  einer  Ungültigkeit  ber  oon  ihnen  gefpenbeten 
©acramente  toetf  er  md>t$.  3er)  tarnt  barum  aud)  in  fetner 
(Srflärung  pt  donftanj  feine  23efcr)öntgung  feiner  £et)re  feben, 
roeutt  er  fagt:   „£)a  ©uspenbiren  in  bem  in  Sttcbe  fteheiiteii 


')  t.  1.  271.  b.  f. 

»)  Art.  11.  £öfl.  248.  f. 

»)  T.  I.  312.  b. 


111 


Zljcma  ein  Verbieten  bcS  SDtintfteriumS  ober  irgenb  eine«  ®ute8 
toegen  eittcö  83erbre$ett$  ift,  ober,  wie  man  im  neueren  9rccbte 
fagt,  ein  Unterlagen  beSfelben,  fo  ift  offenbar  au>:>  ben  eben  au- 
geführten  ^ebrifrfteflen ,  ba§  ©ort  ben  33crbvcc^erifdf;cn  »erbiete, 
im  SBerfcrecfyen  ba$  2Imt  auszuüben,  uub  fo  fueoenbire  er  fie  oom 
heiligen  SImte,  ba$  fie  nacb  bem  ©ebote  ©otteö  olme  ^erbrec^en 
ausüben  muffen.  $öcfye  benen,  roelc^e  loiffentltd;  im  Sßerbredjen 
ben  £)ienft  beS  §errn  3;efu  ©Grifft  üben,  bann  nämftcfy  fünbigen 
fie  burd?  bie  Unterfaffung,  inbem  fie  bie  23u§e  oerfefnebeu,  un- 
roürbig,  unerlaubt  unb  ©ort  mißfällig  ba$  3lmt  ausüben."  l) 

Ueberfyauot  nafjm  <pu8  feine  (Sacramentenleb/re  richtig  aus 
ber  fatfyolifcr/eu  $ird;e  herüber,  nur,  meint  er,  bie  le^te  Delung 
fei  oon  ben  Sloofteln  eingefe^t  toorben.-)  2(u$  ifyr  foft  unb 
brauet  nur  noefy  feine  £eb;re  über  bie  33u§e  b/eroorgefyoben  ju 
toercen;  bie  ibm  fo  oft  <Sdmlb  gegebene  ßntftettung  ber  £eb/re 
oon  ber  Grucbariftie  ift  toeber  in  feinen  (Schriften,  nod)  in  feinen 
23ertl?eibigungen  gegen  bie  treffenben  5lnf(ageartife(  ^u  ertoeifen. 

§.  14. 

£)a6  SBufjfactament. 

2Öir  fa^en,  toie  burd>greifenbe  gofgeu  bie  (Sünbe  für  ben 
2ften[d?en  nad>  §u$  ^aben  foll,  roie  burd)  fie  xudt)t  blo$  ber 
©nabenftanb,  fonbern  alles,  roa$  ber  üBtafcty  ift  unb  Jjat,  feine 
ganje  (Ertftcn^  nid)t  bloS  feine  moralifcfje  ©üte,  fonbern  ebenfo 
feine  pofittfcfye  unb  juribifd;e  Stellung  unb  ^Berechtigung  Oerloren 
unb  gänjlicb  oernid?tet  roerbe,  n>äf?renb  boeb  feine  33eftimmung 
„fraft  beS  ©efe£e$  ber  9catur  tft,  in  ber  reinen  ©nabe  $u  be= 
fteljett,  in  roeld;er  allein  er  nad)  ber  @ünbe  nod)  feine  Stiften) 
fyat."2)    ^onad)  ift  ber  (Stanb  beS  <Sünber$  ber  untroftlic^fte, 


')  Art.  33.  £öfl.  234.  f. 

2)  T.  II.  231.  a. 

3)  T.  f.  161.  a. 


112 


ben  man  fid)  benfen  fann,  aud)  für  beffen  irbtfdt)e  unb  foctal* 
|»ttttfc$e  Stellung;  er  t)at  fein  ^ecr)t  unb  feinen  Sfafprucfc,  9ftad;t 
unb  Stürbe,  fegar  fein  £eben  berhnrft.  Unb  beer)  fennte  §ue 
nicf)t  raugnen,  baß  fc  biete  9ftenfcr/en  tr)atfad>Iid; ,  aue  ben  t>er^ 
fcfyiebenfren  ©tauben  unb  Würben,  in  ber  Xobfünbe  gebunben 
Hegen.  ift  rr)m  barum  ein  bringenbe*  53ebürfnirj  ein  bittet 
^u  r)aben,  um  aus  biefem  3uftani>e  M  lieber  ergeben  unb  em^ 
porrtcr)reu  $u  tonnen. 

£ie3  gefcr)ier)t  nun,  inbem  ficr)  ber  Sünber  oon  ber  £ob* 
fünbe  „oennöge  ter  ©nabe  ©ottes"  „toieber  gur  ©nabe  ©ottee 
ergebt",1)  bie  ir)m  burefy  bie  53uge  gereift  toirb  atö  „bas  Littel 
ber  9?üdfer)r  $ur  greunbfcr)aft  ©ottes."  £)a$u  ift  bann  nett> 
toenbig,  baß  ber  DJ^exifcr)  „ben  ooqügttcbften  2(r$t  fuebe,  or)ne 
ben  ein  Ruberer  niebt  fetten  fann  unb  ber  ber  ©ort  3efu$ 
§r)riftu3  fetbft  ift;  er  r)eitt  bie  Sünber  unb  oerorbnete  Urnen  eine 
t)eüige  SDtebicin,  bie  23uj3e." 

„£)ie  coflftanbtge  23urje  umfaßt  aber  naä)  ben  £>octoren 
brei  £r)ei(e,  bie  9teue,  23eicr)t  unb  ©enugtr)uung",  „toae  aucr)  in 
ben  Korten  bee  £>errn  liegt :  2öenn  ber  ©otttofe  23urje  tr)ut  oon 
aü  feinen  2fttffetr)aten",  nänriiet)  buret)  Scr)mer$  ^umat  über  aüe, 
burdj  baß  33efenntni§  atter  unb  bie  ©enugtfmnng  für  aüe,  „fo 
toerbe  id;  aü  biefer  unetngebenf  fein",  baß  r)eißt,  in  $3e3ug  auf 
33erbainmung  unb  Sßerfjängung  oon  Strafe,  toenn  er  53ufje  tt)ut, 
bie  ausreicht."2)  „Qn  ber  Seete  bee  £obfünbere  ift  Scfyutb, 
loirc  bie  ©nabe  oerborben  ober  b/ört  fie  auf,  fo  baß  berfetbc  ba^ 
bnref;  ber  Strafe  ber  etoigen  ^erbammnng  oerfaüen  ift,  toewi 
er  niebt  Sßugc  tr)nt;  benn  to>er  in  biefer  3d;ntb  ber)arvt,  torirb 
Den  bem  Umgänge  mit  ben  in  ber  ©nabe  SBaubelnben  auSgc^ 
fcr)(offcn.  Zerf)  fann  er  ats  ftettungsmittef  bie  SBuge  r)aben, 
cureb  toetd;e  bie  8cr)utb  getilgt,  bie  ©nabe  überbraebr,  ba$  93anb 
ber  93crbantmung  gebrochen,  ber  sJ#enfd)  mit  ber  ätr$e  toieber 


')  T.  L  319.  b.  f. 
5)  T.  L  46.  b. 


113 


geeinigt  totrb.  riefe  ©ufe  oollenbet  fid?  aber  in  ber  9reue, 
$eid;t  ttnb  ©emigtljiwng." l) 

lieber  Helene  Belehrt  uns  nun  £m$,  tag  „fic  ber  innerfte 
>>eneiiv|ri>iner}  fei,  ben  ber  9)2enfcf)  über  feine  Süuben  l)at  unb 
bei  größer  ift,  txne  toenn  er  bie  ^reicbtfyümer  ber  3£elt,  ben  guten 
tarnen  ober  feine  greunbe  verloren  fyätte." l)  „(Sie  fdjltefee 
ferner  als  bie  £raurigfeit  unb  ber  tolle  Scfmter}  über  bie  be= 
gangenc  ^ünbc  nottnoenbig  ba3  SOftgfallcn  an  ber  ^ünbe  ein, 
toelcbe  begangen  hntrbe  unb  begangen  toerben  tonne",3)  ,rfie  fei 
ein  Beniner}  bcS  ^peqenS  über  bie  begangenen  Sünben  unb  511= 
g(ei$  ber  23orfa£,  biefe  $u  bereuenben  <2ünben  ni$t  me^r  be- 
ge^en  loollen,  alfo  Scfjmerj  über  unb  §üten  oor  ben  ©ün« 
ben."  „(Sv5  fb'nne  aber  ein  93?enfdr)  an  fetner  @eelc  burefjaue 
uicf)t  geseilt  werben,  ioenn  er  auefy  nur  eine  £ocfünbe  in  fiefy 
}itrücf  behalten  unb  nur  für  bie  auberen  53ufte  tfutn  toollte;  benu 
bie  oon  ben  Xobfünben  gefcblagenen  SBunben  Rängen  in  bem  Oer- 
tounbeten  9)^enfcben  fo  ^ufammen,  ba§  ntcr)t  bie  eine  gehoben, 
bie  anbere  $urücfgetaffen  werben  fönne,  toeSbalb  es  unumgänglich 
notfyioenbig  für  bie  eünber  ift,  oon  allen  Süntcu  }itmal  bureb 
bie  23ufje  gefügt  ;tt  werben."4) 

£)ie  fo  beftimmte  $reue  genüge  im  Dcotfyfalle  allerbingS  jum 
ipeile;5)  allein  auger  bemfelben  muß  als  fetter  Zfyit  bieSSeicbt 
fun$ufoutmen,  „bie  ein  $3efenntni§  feiner  Sünben  oor  ©ort  unb 
rem  ^riefter  ift.  £)iefe  mu§  ferner  flar  unb  oollftänbig  fein, 
oollftänbig,  inbember  23eict)tenbe  nict)t  irgenb  eine  v2ünbe  roiffentlidf) 
oerberge."  „greilii)  bürfte  bei  bem  allgegenwärtigen  ^fnüftue 
bie  9teue  genügen,  aber  bennoeb  ift  baS  Sacrament  ber  53uße 
gang  uncrläßlitf),  wenn  c3  aud>  ot)ne  oorauSgct)cnbe  9?eue  ntd>t^ 


*)  T.  I.  266.  b. 

2)  T.  I.  46.  b. 

3)  T.  I.  266.  b. 

4)  T.  I.  46.  a.  —  217.  a. 

5)  T.  I.  266,  b. 
Jriebridj,  3of)ann  §u§. 


114 


nü£en  toirb,  fo  bag  e$  eine  Xrjorfyeit  märe,  toottte  ein  ^ßriefter 
ofme  darüber  erhaltene  Offenbarung  beftimmen ,  ba§  bie  23u§e 
(baS  ^acrament)  ober  ein  anbereS  (Sacrantent,  bem  Empfänger 
}itm  £eUe  nüfce.  £eeba(b  jagen  toeife  ^ßrieftcr  nicf)t  gerare^u, 
ber  58eicr)tenbe  fei  oon  ben  Sünben  gelöst,  fonbern  nur  unter 
ber  33ebingung,  toenn  berjenige,  toeteber  fie  bereut,  niebt  weiter 
fünbigen  Witt ,  auf  ©ottee  33annr/eqigfeit  vertraut  unb  in 
fünft  ©otteS  ©ebote  balten  nnü."  £esba(b  niüffen  bie  ^viefter 
naefy  3lrt  §brifti  ben  2?üjser  ^um  Scbmer}  über  feine  Sünben, 
Vertrauen  auf  bie  ©nabe  unb  }um  Eitlen  niebt  mebr  pt  fün= 
bigen  anleiten,  weit  eben  nur  unter  33orau$fefeung  biefer  2ße= 
bingungen  2(bfotution  ton  allen  eünben  gegeben  werbe."  l)  £ben 
balnn  fprid^t  er  fic£>  $u  §onftan$  aus,  „ber  2Ibfotution  müffe 
1)  9?eue,  2)  ber  SSUle  niebt  mefyr  }u  fünbigen,  3)  toaljre  53eicbt 
unb  4)  bie  Hoffnung  auf  ^aebtaffung  oorausgefjen." 2)  £a$u 
betont  §u8  f?aufig  unb  nacborücfücb,  niebt  ber  s$riefter,  fonbern 
©ott  (äffe  naef)  unb  gebe  ben  $um  Sünbennacfjtaffe  netfurenbigen 
Seifigen  ©oft,  ber  ^Priefter  fei  btefer  Sftinifter,3)  bennocf>  aber 
a(3  fotcfyer  netbtoenbig  unb-nur  tfym,  niebt  aüen  ©tiebern  ber 
&ircbe  fter/e  bie  minifterieüe  2tbfotutionSgen>a(t  }u.  „£ie  ©etoalt 
be$  eünbennacbtaffeS,  toetebe  ©Ott  aüen  Crnoacbfenen  gab,  bat 
einen  gan$  anberen  Gbarafter ,  ift  eine  cbriftücbe  Vfltyi ,  bereu 
Erfüllung  er  jebem  unter  ber  Strafe  ter  23erbammung  bei 
3Katt$.  6  gebot,  intern  er  fagt:  SBenn  ifyr  ben  $)?enfcben  ifyre 
Lünten  oeqetfyet,  toirb  ber  $>ater  eueb  aucf>  bie  eurigen  fcer= 
Seifyen.  2Benn  ifyr  aber  ben  9)?enfcf>en  nicfyt  oer$eif)t,  wirb  aueb 
eueb  ter  33ater  eure  Sünben  nic^t  oer$eiben." 4) 

2ttterbing$  wirft  Stephan  £o(anenfiä  in  feinem  2(ntil?uffe 
♦puffen  oor,  er  babe  bie  Wcbtnotr/toenbigfeit  ber  münblicben 


')  T.  I.  217.  a. 

')  Art.  15.  ö'cfl.  226. 

3)  T.  I.  377;  378;  382;  387  f. 

4)  T.  I.  377.  b. 


33et$te  bei  einem  ^riefter  unb  bie  3ure^cnl^e^t  ^er  ^eue  9e" 
reibest  gelehrt,  Zitate  ber  Söätcr,  befonberö  be$  GfyrtyfoftomuS, 
in  feinen  53otf$prcbigtcn  a(S  33eh)eifc  angeführt,  „tooburd;  er 
mehreren  Caien  bie  £)reiftigfeit  eingab,  baß  fie  fagten :  SÖogu 
ferner  einem  fterbtid;eu  ^ßrtefter  Beichten,  toenn  ö>ir  reuigen  .'per- 
jettS  bern  oBerftcu  ^ßriefter,  bem  allmächtigen  ©ott  allein  beid^ 
tcu?"  !)  Mein  biefe  £efyre,  bie,  nebenbei  gefagt,  Stefan  fo 
fcf)led)t  ate  nur  möglid?  toar,  nnberlegt,  finbet  ftcfy  bon  §u$ 
nirgcnbS  in  feinen  Scbriften  vorgetragen ,  nirgenbä  bertfyeibigt. 
2Bir  ^abcu  in  einer  befouberen  ('(einen  9(61janbfang,a)  toefcfye 
gegen  Stefan  gerietet  ift,  bie  (Sitate  unb  gan$e  SöetoeiSfüljrnng 
borliegen,  unb  in  ifyr  ift  fein  Scbluß;  £)arau$  erfjeltt,  e$  fönne 
3;emanb  aud>  o^ne  munbttcr)e  23eid>t  bei  einem  fterblicfyen  ^riefter 
gerettet  tterben,  toie  bieS  bei  ben  flehten  ®inbern  unb  im  9cotfy= 
falle  außer  Steife!  ift.  £>aß  ü)m  bie  Scfyulb  gegebene  £efjre 
nidj>t  imputirt  toerben  bürfe,  fann  auefy  fd;on  barauS  erfd?loffen 
»erben,  baß  fid>  bie  ganje  23ett>ei3füljruug  be3  Stefan  für  ba$ 
23ußfacrament,  aud;  bie  Sßeicfyt,  bei  £m£  nneberfinbet 

„£)er  britte  bie  23uße  complerirenbc  £l)eit  ift  enblicf)  bie 
©enugtfmung,  burd;  bie  ber  Sünber  ©ort  ©enüge  leiften  muffe, 
unb  fie  felbft  gerfatfe  toieber  in  brei  Strien:  SBeten,  Saften  unb 
2llmofeugcbem"3)  „£)er  römtfd)e  §ofyepriefter  fonne  allerbingS 
ben  toafydjaft  Reuigen  unb  93eid;tenben  bon  ber  Sdjmlb  unb 
Strafe  ber  53erbammung  abfoloiren,  nict)t  aber  bon  aller  (Strafe 
ber  Reinigung,  toenn  ntcr)t  ber  33üger  genügtet.  T)iefe  ©enug= 
tlntung  mag  fidt)  aber  berfd)iebeuartig  boll$iefyeu,  enttoeber  burd; 
einen  großen  ©cfymerj  be$  ©eiftcS,  ober  burd)  gaften,  33eten  unb 
2tfmofengeben,  ober  aud;  burd;  einen  ©Ott  befänftigenben  Effect, 
ber  ©ott  me^r  gefiele  unb  feiner  SSraut,  ber  $ird?e,  mefyr 


')  L.  c.  p.  397.  seq.  c.  10—12. 

2)  Tract.  de  3  dubüs  factis  in  Holomutz.  a.  1412.  T.  I.  p.  208  ff. 

3)  T.  I.  47.  a. 

8* 


Hb 


nü^te."  *)  3n  ber  Söuge  »erben  nämticfy  nidjt  gugteicfy  mit  ben 
^ötfenftrafen  aud?  bie  beS  $?einigung$orte$  nacfygefaffen,  tote  in 
ber  £cmfe;  „m  ifjr,  ber  feiten  £aufe ,  ift  ber  ©trafnadjlaf* 
ntd)t  fo  uniberfeft,  toeit  fie  brei  £fyeite  fyat,  9?eue,  23eid;t  unb 
©enugtfyuung.  (58  ftefyt  barum  feft,  bag  ein  Weniger  unb  33eid)< 
tenber  bennod)  bie  große  Strafe  be$  ^urgatoriumS  gu  befielen 
fyabe,  gefegt  er  tr)ut  nicfyt  genug.  Unb  tiefen  Unterfdneb  ba 
fyäft  bie  $ird;e  3tDtfc^en  ber  £attfe  unb  ber  ^öugc  feft,  fo  ba§ 
fie  ben  eben  erft  ©etauften  feine  (SatiSfaction  be$  SÖerfes  auf* 
(egr,  tooty  aber  in  ber  SBetcfyt  mit  »orauSgefyenber  9?eue  nacfy 
öucaS  3:  „£fyut  toürbige  grüßte  ber  23uge."2) 

«Sotoeit  toar  man  in  ber  ®ircfye  tote  in  ber  @c$ule  einig 
über  ba$  SBujjfacrament,  altem  hieran  reiften  ftd;  nodj  eine 
Uttenge  ttjeotogifcfyer  ©dmtf  ragen ,  an  benen  ja  bie  @c^o(afttf  fo 
retefy  unb  unerfd)öpflid)  toar.  ©erabe  bei  biefem  (Sacramente 
geigt  fiefy  fo  redj>t  ba$  (Streben  ber  (Scfyotaftif ,  toie  e$  93aur 
geid;net,  inbem  er  fagt:  „£)iefe  £ef)re  (oon  ben  Sacramenten) 
ertn'ett  in  ber  fcfyolaftifdjen  ^eriobe  eine  fe^r  große  (Weiterung. 
Materiell  tourbe  gtoar  audf)  In'er  oon  ber  <Sd;otaftif  nichts 
SfteueS  probucirt,  aber  es  gab  l)ier  fo  SSieteS,  toaS  burd?  beu 
anattyfirenben  unb  unterfcfyetbenben ,  orbnenben  unb  ft^ftemati* 
firenben  ©eift  ber  ©cf^olaftif  erft  in  bie  redete  gorm  unb  in  ben 
3ufammen^ang  be$  ©äugen  gu  bringen  toar."3)  (5$  geigt  ficf> 
barum  in  ben  (Sentenzen  unb  Kommentaren  gu  benfetben,  in  ben 
(Summen  ber  fd>o(afttfdjen  Xfyeotogen  ein  reiches  Öeben  unb  (5r= 
toagen,  eine  rege  Verlegung  ^tx  übertommenen  ®ird/entef)re  in 
tfjre  Momente  unb  ^Betrachtung  berfelben  naefy  atten  leiten,  eine 
unermübticfye  $ergteid;ung  ber  XfyiU  mit  einanber  unb  in  9?ütf* 
fid)t  auf  baS  einheitliche  ©ange  be3  (StyftemS ;  ein  unaufhörliches 
fragen  unb  (Sintoenben ,  Hnttoorten  unb  Sibertegen  fitcf;t  bie 


»)  T.  r.  387.  b. 
J)  T.  I.  386.  a. 

3)  Sebrb.  ber  #rifH.  2>ogmengeftf;id;>te.  §.  86.  192. 


117 


(Srfcnntnifj  be£  £>ogma'S  fetter  $u  förbern  unb  beffen  3nt)att 
$u  burd)bringen.  (Sine  fo(d;e  grage,  toe(d)e  bie  ©cf>otaftif  be= 
fd?ä'ftigte  unb  burcfy  baS  Gtoncit  bon  Orient  theittoeife  beantwortet 
nntrbe,  ift  baß  Sßerljättnifj  ber  pricftertid)en  Stbfotution  ber 
göttlichen.  ©eljt  jene  biefev,  ober  biefe  jener  oorauS?  £)ie 
^eotogen  gaben  barauf  ganj  oerfchiebene  Antworten ,  tocUjrenb 
fie  bie  £ird;e  atS  eine  offene,  tüte  Bei  §einrich  bon  Dtytha ,  fo 
je£t  bei  §116,  behanbetn  3U  fetten  glaubte. 

§u8  nun  reifte  fid)  jenen  ^eotogen  an,  bie  bie  priefterücfye 
Stbfotutton  ber  göttlichen  erft  nad;fotgen  taffen,  unb  loir  muffen 
ihm  fo  gut  tute  jenen  feine  Stuftet  barüber  geftatten.  (§8  Oer- 
btent  auc^  unfere  5tnerfennung ,  toenn  er  gegen  unvernünftige 
©eiftüche  nur  ben  unterften  ©rab  oon  9^act>taggeir>att  ben  $rie* 
ftern  jufprach.  Orr  unterfd)eibet  nämttd)  „eine  oberfte  ober  aut^eit- 
ttfd;e,  ©ott  attein  jufommenbe,  eine  mittlere  ober  fubauu)entifd;e, 
bem  3ftenfd)en  (S^rtfto  gebühren  be,  enbticr)  eine  unterfte  ober  mi* 
nifteriette,  bem  rite  miniftrirenben  ^ßrtefter  utftehenbe  ^ünbennad;* 
taggerüatt.  Unb  tote  bie  Sttenfc^eit  CS^riftt  unb  ber  SMenft  be8 
^ßriefterS  ©ott,  beffen  Wlafyt  unb  §aubetn  (agentiam)  boraug* 
oertaugt,  fo  bie  mitttere  unb  unterfte  Dcacftfaggetoatt  ben  ur= 
fäd)tid)  oorauSgehenben  ©ünbennachtafj  ©otteS",  unb  nach  ber 
anbeten  SBejiefyuncjStöeife  „bie  minifterieüe  bie  autr)enttfcr)e  unb 
fubauthenttfd)e.''  „SJcittetft  biefer  Unterfd;eibung  !önne  man  bie 
2tu8fpritche  ber  Zeitigen  leidet  bereinbaren,  toenn  ber  eine  fagt, 
ber  ^riefter  habe  feine  D^ac^taggerpatt  ber  <Sünben,  ber  anbere, 
er  h^be  eine  fotd;e." l)  „£ue  taugtic^eu  ^ßrtefter  üben  aber  biefe 
minifterieüe  (Sünbennachtaggetoatt  au«  burefy  ben  £)ienft  ber 
Xaufe  unb  ber  anberen  (Sacramente,  burd;  bie  ^ßrebtgt  be8 
2Borte8  ©ottes,  guten  Stau),  Zeitige«  ©ebet  ober  bag  Seiftet 
Zeitigen  Sebent;"2)  aber  freilich  „abfoibirt  jefct  toeber  ^ßa^ft, 
noch  33ifchof,  ober  ein  anberer  Arafat  burd)  kaufen,  ^rebigen, 


')  T.  I.  377.  f.  lt.  öfter.  —  art.  15.  £bfi.  225. 
*)  L.  c. 


118 


23eten,  fonbern  beffen  überbrüffig  ooftfüfyren  fie  bieS  auf  ifyren 
£  anbeten. "  r) 

So  ift  bie  2IMaugnung  puffen«  in  ber  33itpt^ecrte  eigene 
ücr;  nur  gegen  jene  irrige  33el)auptung  gerietet,  bafj  c$  „in  bes 
^apfteS  ober  ^riefterS  Wlatyt  ftelje,  auf  toetcfye  Seife  erholte 
$u  binben  ober  p  (öfen,  unb  baß  eo  ipso  aud)  fo  im  Jphmnef 
gebunben  ober  getönt  fei."2) 

SBBo^I  (äugnet  er  eine  anbere  2lbfotution,  toie  er  fie  nennt; 
allein  fie  füfyrt  uns  auf  feine  £er;re  fcom  Waffe. 

§.  15, 
©er  Slblaf. 

Der  5J6tag  toar  in  unferer  ^eriobe  3U  ginan^oteratienen 
tyerafcgetoürbigt  korben ,  äfmticr;  bem  3(n(efyen=  unb  Actientoefen 
in  ter  ©egenroart.  gür  bie  güfyrung  oon  bauten  unb  bie  33c- 
fcfjaffung  oon  Dotirung  oon  Stiftungen,  für  Dedung  ber  Kriegs* 
loften  gegen  dürfen,  §aretifer  unb  geinbe  beS  HirdjenftaateS  u.  f.  \i\ 
brachte  man  baS  ©etb  burdj  bte  2(usfd?reibung  oon  STMäffen 
auf.  2ößatt  bergefije  mir  biefe  33ergteidmng ,  bereu  2Baf)rr/eit 
teiber  nicfyt  getä'ugnet  werben  fann.  Die  23ötfer  beS  fünfzehnten 
3ar/rfyunbertS  betrachteten  fie  nicfyt  anbere  granfreic$  unb  95ö^ 
men  festen  burefy  ü)re  Deformation  bem  ©cfyranfett,  Deutfd;lanb 
butbete  mit  oerfyattenem  ©rotte  unb  unter  ftetem  Etagen  unb 
^roteftireu  biefe  ,,(Mberfd)öfcfung''  burd;  bie  Gurie.  —  Die 
©efcfucfyte  überliefert  uns  3*r>ei  @rf  Meinungen  aus  jener  $eit. 
3ur  Ded'ung  beS  DeficitS  irgenb  eines  Staates  ober  überhaupt 
pr  Aufbringung  augerorbenttid;er  unb  nid)t  fetten  orbentüd^et 
StaatSauSgaben  toenbete  man  fid)  in  ter  ftegcl  mit  rem  giut; 
fttgften  Crrfofge  uad)  Wem,  um  oon  ba  oft  jahrelange  Knteeif' 


')  T.  [.  382.  a;  385  b.  etc. 
*)  T.  r.  230.  a. 


119 


nno.cn  auf  £ird)en*3efynte"  unb  Cnufoinmcn  jw  erhalten. l)  £)ie 
anbere  (irfebeinung  ü>ar,  baß  man  für  bie  außerorbentüd?en  StuS- 
(agen  dt$m'$  fetber  2(blaffc  ausfebrieb.  Sftittrfft  ifyrer  nntrben 
Serfeefcürau'S  errietet,  §eere  gegen  dürfen,  $ävettf'er,  c^commu^ 
nicirtc  unb  Ijartnätfig  loibcrfoenftigc  gitrfteu  gefammelt  unb  ge~- 
fübrt,  ber  ^iretyenftaat  gefdnüjt  unb  ocrtfycibigt.  Um  bcnfelben 
einen  guten  Erfolg  $u  fid;ern,  lourben  fie  mit  befonber$  günftigen 
33ebingungen  ertaffen,  bafj  aubere  untevbeffen  nicfyt  loirffam,  ge= 
trüffermaßen  nid;t  offen ,  bereu  ßourS  auf  9M(  f)erabgefunf"en 
fein  fottte.  @$  rufyte  bie$  freiließ  auf  bem  <Staat3gcbanfen  beS 
$)citte(atterg,  bei'  burd)  unb  burd)  ein  reügiöfer  unb  fatb)oüfd;er 
mar,  auf  bem  baburd)  gair5  auberS  forinuürten  internationalen 
^ed)te,2)  unb  infoferne  ftnb  aud;  biefe  @rfd;einungen  in  ber 
mittelalterlichen  &ircf;engefdncf;te  nicht  ^u  mißbilligen.  %ücin  je 
mefyr  biefe  2Infcf;auung  burd)  bie  nationalen  Oieaftionen  unb 
Crntfrembungcu  fd;n>anb,  je  mef)r  man  bei  bem  Verfahren  ber 
^äpfte  ben  fyöfyercu  £md  faum  $u  entbetien  oermocfyte, 3)  befto 
ungeeigneter  mußte  fief)  biefe  9?egierung3marjme  ^erau^ftetlen. 


')  <So  fcertangte  bie§  granfreid;  ned;  1563  jugleid;  mit  einem  ^dm? 
ten  auf  bie  gan$e  (Sbriftenf;eit.  @.  ^Beiträge  $ur  fird)L  it.  poi.  ©efcf/id;te. 
I.  53b.  no.  151;  153. 

*)  gerfter,  Der  <Staat3gebanfe  bes  äftittctalierS.  ©reifercatbe  1861. 
6.  19  ff.    ©utjot,  bie  d;ri|H.  tircfje  jc.  jc  Naumburg  1862.  ©.  39  ff. 

3)  ,,5tfom  reurbe  eine  2£ed>felbanf  unb  ein  3}  er  fieigerungScrt, 
reo  man  nicht  ettta  auf  ben  Job  eines  ^frünbebefi^erä  roartete,  fonbern 
bei  feinen  Mutten  Gr^ectanjen  fcerfaufte,  biefe  roieber  jnrncfnabm  unb 
mittetft  befenberer  (Efaufeht  neu  terfaufte.  Setbft  bie  Sßefdjränfnngen 
btefeö  Verfahrens  bieuten  $u  neuem  ©ercinne.  3n  2)eutf^fanb ,  9301)* 
men  :c.  jc.  eiferten  bie  ©tmoben  gegen  21u$teir>ung  fcon  @elb  auf  3™)™ 
unb  bezeichnete  man  biefeS  als  fträflicf/eu  2Bud;er.  3n  9^m  tiuirbe  ber« 
felbe  offen  getrieben;  bie  befd;räuften  ^nfdjauungen  beö  Serben«  über 
©etbfcerfebr  batte  ber  @üben  tängft  abgeftreift,  unb  überließ  jenem,  fid? 
barüber  $u  ärgern  (©erabe  hierin  erweiterten  fidt)  aber  bie  2(nfd;auungen 
be8  Horbens,  roaS  bann  natürlich  aud)  eine  anbere  ^nfcbauitng  jener  rett* 
giöfen  Littel  für  (Erreichung  ber  ©elcintereffen  herbeiführte).   £>a  aber 


£>a«  ift  e«  audj ,  trenn  §u«  fagt,  fcon  ben  $anjleien  au« 
abfoloiren  jefet  ^Sapft,  2Mfcr/öfe  unb  Prälaten.  SDtan  barf  fu'er 
atterbing«  ntd)t  ju  f<$tt>ar$  feljen,  aber  aud;  nid;t«  überfein 
trotten.  G«  ift  eine  £fyatfad)e,  bie  ntd;t  au«  ber  ©cfcfyidjte  fnn= 
roeggeläugnet  irerben  fann,  bajj  einerfeit«  bie  Surften  attmär/lig 
mit  gierigen  unb  lufternen  Augen  nad;  bem  ©ute  unb  (Stnferc* 
men  ber  £trc$e  flauten,  e«  lieber  ofyne  (gtfau&mfj  |ttt 
Verfügung  r/aben,  al«  immer  erft  barum  Betteln  trollten;  anbetet* 
feit«  bitbete  fid)  eine  getraltige  9?eaftton  gegen  bie  nad;  SHom 
fltegenben  firdjftdjen  (Steuern  unb  A61aggelber  unter  Surften, 
(Sleru«  unb  Weitem  oom  ©tanbpunfte  materieller  unb  nationaler 
3ntereffen,  roeld;e  fie  nid)t  mein*  roie  früher  oou  ben  ^ärften 
mittelft  jener  (Oelber  geförbert  anfa^en  unb  geförbert  teiffen 
roottten,  foroie  unter  ben  £f)eologen  au«  tr)eofcgifcr)en  ©rünben. 
,3ule£t  fafj  man  auf  beiben  leiten  tf)atfäcr/üd?  in  ben  Abiäffen 
blofe  ©elbft-eculationen  für  ben  ^d)a£  ber  apoftolifdjen  Cammer. 
(5«  fam  babei  }u  ben  eigentr/ümlicbften  Argumentationen  für  unb 
roiber;  allein  nid)t«  muß  babei  mer/r  befremben,  al«  baß  man 
nidjt  einmal  bie  üftatur  be«  Abiaffe«,  ba«  roa«  er  oerleifyen  feilte, 
faunte. l)  9)2an  t)atte  barüber  nod;  nid;t«  bogmatifefc)  £efinirte«, 
aber  aud)  ntd;t  bie  r;iftorifd)e  Ginftcr/t  in  beffeu  3ufammeiü)ang 
mit  ben  Gnnricfytungeu  ber  primitiven  $ircfc)e,  fo  baß  man  öfter« 
bie  Behauptungen  r/ören  tarnt ,  erft  burd)  SBonifa^  VIII.  ober 
and;  bie  ^cbolaftifer  be«  brennten  3aljrl)unbert$  feien  fie  ge^ 
febaffen  roorben,  bie  ^eilige  (Schrift,  bie  ^eiligen  SBäter  unb  an? 
bere  §eilige  fennen  fie  nicf)t.2) 


bie  ftrc61id;en  SÖiirben  unb  ^frünbeu  ©egenftanb  ber  vgpeculatiou  ge»o* 
beit  toareu,  l/crte  nid;t  Mos  alles  ^flicfytgefüfyl  auf,  fonberu  bie  |rf;mti^ijlfte 
$atifu$t,  luetdje  jfapftal  unb  3tnfcn  roieber  T)eraii«5ufd>Kia,eu  gebaute, 
trat  bei  benen  f>ert»or,  n>efd;e  baä  6>aQ  ber  (Srbe  fein  feilten."  £öffer: 
9iuprec$t  je.  2C.  @.  116. 

')  ©.  3oft.  Söeffel.  §.  2G.  <g.  231  ff. 

*)  loh.  Hus.  T.  I  233.  a. 


121 


2ütd;  £m$  mu§te  fcbon  um  fetner  übernommenen  5?efor 
matorenrotfe  wiüen  gegen  biefeg  2lbfa§tt>cfen  feine  Stimme  ergeben. 
$a,  gcrabc  neben  feinen  nationalen  33eftrebungen  muffte  if)m  ber 
?lblaß,  treiben  ^ßatft  ^ofyanu  XXIII.  befutfS  eine«  förettföttgeä 
unb  $ut  ^ertfyeirigung  be$  $trd)enftaate3  gegen  ®önig  ÖabietauS 
ton  Neapel  auefd;rieb,  33eran(affung  $u  feinem  Auftreten  geben. 
üKtrgettbti  jcigt  übrigens  £m$  me^r  als  eben  in  ber  SBc^anbfung 
biefer  grage  eine  Wirflid)e,  ober  WcnigftenS  err)eudt)e(te  Untoiffen* 
fyetr.  (Seine  ©rünbe  jeugen  nid)t  bloö  bon  großem  9Qcißoerftänb= 
ntffe  ber  grage,  fonbern  aud;  bon  gewaltigem  Langel  an  fafi 
jeber  tl)eotogifd;en  (Einfielt.  3ug(eicf)  toirb  fid;  aber  auefy  als 
uuumftößticfyer  beweis  fyeraueftetten ,  baß  man  bon  Seite  ber 
Zapfte  beim  boefy  ntcr)t  fo  mit  (Srrfyeihtng  ber  Slbläffe  »erfuhr, 
tote  man  proteftantifd;erfcit3  ofyne  SöcttereS  ben  Sorten  imtfyerS 
unb  ber  ft;mbüüfct)en  23ücf)er  nachbetet. 

3$  fteüe  ben  Sa£  §uffenö  borauS,  in  bem  er  bie  ©ewatt 
ber  ^riefter  bafn'n  beftimmt,  baß  »fie  bie  23ollmad)t  fyaben,  bie 
tr>vir)rr)aft  23üßenben  (vere  poenitentes)  bon  Sdjmtb  unb  Strafe 
fretsufbred^em" *)  9cun  gefreut  §uS  fetbft,  baß  e3  in  ben  WUcip 
bullen  fyeiße,  nur  benjenigen  werben  bie  ttötäffe  ^u  £fyeit,  wetd)e 
reuig  finb  unb  beichten,2)  wa3  aud)  bie  in  £uffen3  Serfe  auf- 
genommenen  2(btaßbutten  ^o^anneS  XXIII.  jur  ©enüge  nadj^ 
weifen.3)  äftan  foüte  alfo  bod)  erwarten,  baß  bamit  puffen 
genügt  wäre,  atiein  bem  ift  ni$t  fo.  „(5$  fei  eine  große  3n= 
conbentenj,  baß  in  ber  23utte  gar  feine  (SrWafmung  babon  ge= 


')  T.  I.  216.  b. 

0  T.  I.  235.  b.  -  385.  a. 

3)  T.  I.  212.  ff.  ..Nos  de  omnipotentis  Dei  misericordia,  ac  bea- 
torum  Petri  et  Pauli  Apostolorum  ejus  auetoritate  confisi  et  illa  quam 
nobis  licet  insufficientibus  meritis  Deus  ligandi  atque  solvendi  divinitus 
contulit  potestatem,  omnibus  vere  poenilentibus  et  confessis, 
qui  hujusmodi  laborum  salutiferae  crucis  signo  suseepto  ,  in  personis 
propriis  subierint  et  expensis ,  illam  peccatorum  suorum ,  de  quibus 
corde  contriti  et  ore  confessi  fuerint,  veniam  indulgemus  .  .  ." 


122 


fcfyefye,  ba$  23otf  fotte  ftcfy  oor  ben  <Sünben  Ritten,  ober  gut 
(eben,  auger  bag  e$  bort  r/eige:  beu  23eid?tenben  unb  Reumürf/t^ 
gew;  bag  ferner  toeber  23eten,  nod)  Sßerfe  ber  grömmigf'eit,  nod) 
^rebigen  unb  Üfteffetefen  eine  (Stelle  in  ber  23utte  tyaben,  fonbern 
bloö  ba3  ©etb  für  bie  Subulgenseu."  ')  Unb  bocfy  füfyrt  ber 
Reformator  auf  bei*  anberen  (Seite  roieber  23efd;rocrbe  barüber, 
bag  „bte  mobernen  ^rätatcn  unb  ^önitentiare  oiet  gaften  unb 
bereit  unb  anbere  ^Betätigungen  beut  Sßotfe  auflegen",  „toelcfyen 
oom  untergebenen  53otfe  nicfyt  golge  gu  teiften  fei,  ba  ja  Qifyrifti 
$cd)  füg  unb  beffen  33ürbe  leicht  fei."  '2)  SXber  natürlich;  £ni£ 
fann  fid)  nicfyt  borfteüen,  bag  33eifteuer  oon  (Mb  $u  $reu$$ügen 
(aud)  gegen  bie  dürfen)  unb  $u  anberen  fird)ücr/en  Unterner/in= 
ungen  aud)  ein  gutes  2Öerf,  ein  23eten,  gaften  unb  3(tmofen^ 
geben  traft  ber  guten  ^Mention  fein  tonne.  (Sr  fiefyt  babei  bie 
£>eqen  ber  2(blagfucf/enben  fo  fyart  unb  Mt  an  roie  baS  ®e(b, 
baS  fie  übergeben.  £)ag  bieg  mitunter  unb  oft  oieücidjt  oor= 
fommen  mod;te,  mag  fein;  ba$  roar  aber  Uebertretung  einerfeits 
ber  SKblagprebtger ,  anbererfeitö  ber  2lbiagfud;enben.  £)ag  biefe 
in  llnbugfertigfeit  befyarrenb  burd)  bie  blofe  Uebergabe  be$  ©et* 
be$  ben  Slbfag  gewannen,  ift  nirgenbS  in  einer  2(blagbufte  ge* 
fagt,  unb  r>at  §mS  in  aft  feineu  aufgebraßten  oermeintlid?en 
^nconoenien^eu  unb  ^rrtfyümern  im  Slblagroefen  nirgenbS  nad> 
getoiefen;  oiehnc^r  fagt  ber  ^apft  auSbriufüd)  „ben  toafyrfyaft 
Reuigen  unb  23eid;tenben" ,  unb  oertfyeibigt  §u$  $u  ßonftan^ 
feinen  Slrtifei  15  mit  Berufung  barauf,  „e$  fei  £r/atfad)e,  bag 
ber  'JSapft  immer  bei  ber  2ibfotution  Reue  unb  33eicfyt  oorau^ 
fe£t,  ja  toenn  ber  2(bfotution3brief  einem  tfafterfjaften  gegeben 
roirb,  ber  au3einauber$u(egenbe  Umftanbe  oerfd;nMcg,  fo  »erbe 
gefagt,  eo  facto  gelte  ein  berartig  erfd)üd;ener  Slbfodtttoiiebncf 
nichts." a)    Rid;t  minber  fatfd;  toärc  bie  2(ufitf;t,  alä  ob  aüe 


')  T.  I.  235.  a.  I). 
')  T.  I.  301.  b. 
3)  £3fl.  225. 


123 


^tieftet  bei  ber  2lbfelution  gan$  nad;läffig  t>crfa^ren  feien;  beim 
an  ber  nämlichen  ©teile  fnebt  £m«  feine  23ertheibigung  burd) 
bie  gegenteilige  Behauptung  31t  Betoerfftettigeti:  „33iele  ^riefter, 
fagt  er,  abfeloiren  ja  bie  23eid;teuben  nirf;t,  ba  fie  größere  33er-- 
brechen  au«  ©d;am  verbergen,  ober  toäfyrenb  fie  beizten,  feine 
9?eue  fyaben."  ($«  fann  beßhatb  nur  böswillige  SBerläumbung 
fein,  wenn  man  in  biefen  Sorten  jugleid)  ba«  ©egentfyetf  liest, 
and?  bie  ^  t et)  t rcuniütt)igen ,  h)eun  fie  nur  Beichten  mit  bem 
SJhmbe  unb  @etb  geben  ,  fetten  ben  Slblaß  gewinnen;  ober  wer 
ba«  ®elb  gibt,  mu§  abfolut  nothwenbig,  mag  er  wahrhaft  reu* 
mittag  fein  ober  nidjt,  ben  2lbla§  gewinnen.  Qä)  begreife  bei 
biefen  unb  ähnlichen  ^ertäumbuugen  nie,  wie  man  je  fo  breift 
fein  fennte  unb  burfte,  ben  $atholifen  bei  fo  f(ar  liegenben 
Sorten  folgen  Unfinn  in'«  ©eficht  gu  fd;leubern. 

Dabei  hat  aber  §u«  aud;  einen  anberen  begriff  oon  2lblaß. 
Seit  e«  in  ben  2lbtaßbutten  ^eigt:  Nachlaß  atter  ©ünben  unb 
©trafen,  fo  ift  ihm  ber  5lbtag  ohne  ^(üdfic^t  barauf,  baß  auch 
$reue  unb  23eid^t  im  Boraus  unb  bamit  alfo  nothwenbig  9?ad^ 
laß  ber  ©ünben  unb  ewigen  ©trafen  als  abfolut  nethwenbige 
^orbebiuguugen  für  Erlangung  eine«  SlbtaffeS  geforbert  werben, 
^ad^laß  oon  ©ünben,  ewigen  unb  3eitlid;en  ©trafen  ^ugtetet), 
ber  „Hofe  Nachlaß  oon  gettttdt)er  ©träfe  ift  nur  theils  oon  ben 
£fyeo(ogen,  theils  oon  ben  (Sanoniften  herausgepreßt  unb  2lblaß 
getauft  worben." l)  23on  bem  teueren,  alfo  oon  bem  eigentlichen 
„3(blaffe" ,  fpricfyt  er  auch  in  all  feinen  ©c^riften  nicht  weiter, 
unb  als  ihm  Michael  be  (SaufiS  1412  oorhielt,  er  lehre,  bie 
oom  $afcft  ober  33tfct)ofe  verliehenen  Ablage  nü^en  nichts,  fo 
antwortete  er:  „Gnne£üge.  Sann  ber  ^ßapft  ober  23ifd)of  einen 
Reuigen  abfotoirt,  bann  gibt  er  ihm  minifteriett  ^nbulgenj  ber 
©ünben,  aber  bie  ©elbabläffe,  welche  man  oerfauft,  haben  in 
ber  ©chrift  feine  ©teile."2) 


')  T.  I.  p.  216.  b. 
2)  äftfL  188. 


124 


£)amit  oerbinbet  fic^>  bei  §uS  ferner  bie  Anficht,  als  ob 
bie  ^äpfte  burd)  eine  h)ißfürlid;e  unb  aus  eigener  Sttacht  ge- 
fd;et)ene  (5rtr)et(ung  eines  oottfommenen  TOaffeS  bie  für  bie  £\u 
fünft  unumftö§ticf)e  2tntoeifung  unb  Berechtigung  geben  tooflen, 
nac^  bem  £obe  atsbalb  in  ben  £)immet  unge^iubert  eingeben  31t 
bürfen.  *)  3)eSfyatb  mit§  ber  ^)3apft  auc^  für  bie  jitfünftigen 
(Sünben  2tbta§  ertr)eilen,  obwofy  er  in  feinen  23ntten  baS  (Segen* 
tljeit  fagt,  b.  t).,  £uS  fyat  bie  nötige  theotogifd)e  <5infid>t  nicht, 
bie  Sorte  beS  ^ßa^fteö  31t  begreifen,  atfo  fann  biefer  auch  gar 
nid;t  anberS  a(S  §uS  meinen.  „(SS  fyüft  nicht«,  ift  bie  finge 
Bemerfung  ©uffenS,  baß  ber  Slbtag  btoS  auf  bie  oergan= 
gene  (Sünbe,  nicht  auch  auf  fünftige  tautet,  beim 
toer  fann  eine  fo  große  gafyrt  rein  oon  ber  <2ünbe  überfielen? 
ja  e3  toäre  gar  nicht  mögüdh,  baß  einer  mit  biefem  ©tauben 
(rein  oon  ber@ünbe  ^u  bleiben)  jene  ga^rt  anfangen  fönnte."  2) 
§ier  begegnen  toir  £mS  bei  einer  unoergteidhüd;en  £afttf,  burch 
bie  er  übrigens,  toenu  icf)  nicht  irre,  zugleich  baS  fyiftorifche  33e= 
hntßtfein  oemürrt  fyat,  inbem  man,  obfchon  faftifd?  baS  ©egen= 
fheit  oon  ben  ^äoften  auSgefprod;en  unb  geteert  lourbe,  in 
§uffenS  53ahn  trat  unb  fyartnädig  bis  in  bie  neuefte  3eit  DOn 
einem  Slbtaffe  ber  3ufünftigen  «Sünben  fpracf). 

yiad)  biefen  Erörterungen  f'önnen  bie  übrigen  fyiefyer  ge^ö= 
rigeu  @ä£e  £mffenS  teid)t  getoürbigt  toerben.  3nbem  er  unter 
Stbtaß  nichts  toetter  oerftefyt  als  bie  Buße,  fo  bringt  er  aucfy  bie 
gan^e  Sefyre  oon  berfetben  I)ier  ^ur  ©prac^e,  immer  mit  ©etten* 
Rieben  auf  bie  päpftüchen  Slnmaßungen,  wie  fid;  §uS  biefetben 
in  gotge  jenes  !2)ft§oerftänbniff es  einbitbete,  untermifd)t.  „Es 
fönne  atterbingS  ber  ^riefter  einen  tpal)rl)aft  Reuigen  oon  ©cbutb 
unb  Strafe  freifpred;en,  benn  es  fönne  ber  ^ßriefter  facramentat 
ben  33eid;tenben  ats  einen  2tbfotoirten  auftoeifen,  toeit  biefer  fo 
fchr  oon  9?eue  ^erfnirfc^t  ift,  baß  er,  wenn  er  fterbcn  foüte,  ohne 


■)  3-  33-  I-  227.  a. 
J)  T.  I.  230  a. 


125 


©träfe  im  9?einigung«orte  in'«  93aterfanb  gelangte."  „£)ennodj 
fotten  bie  ^rieftet*  nid;t  unter  biefer  gorm  (oon  Sünbe  unb 
Strafe)  abfotoiren  unb  aucfy  bie  $u  2tbfo(oirenben  ba«  mctyt  fiteben, 
n>enu  es  nid;t  fpeeiett  geoffenbart  ift."  „SOBürbc  im  Uebrigen 
ber  SBtcar  (Sfyrifti  eine  fo(d?e  Slbfohttion  ofyue  fpecietfe  Sfteoetatiou 
prätcnbircn,  fo  ntügte  er  ©efatjr  laufen,  in  eine  gotte«Iäfterifd)e 
ßttge  gu  verfallen.  3ur  ^e^e  gehöre  fe^r  notfyfaeubig  ba«  33ttfj= 
facrament,  foim'e  $u  biefem  jene  als  $orbebingung.  (£8  tüäre 
bcöfyalb  tr)öricr/t  Den  einem  "ißriefter,  ofnte  Offenbarung  barüber 
beftimmen  gu  motten,  ba«  Sacrament  ber  SBufje  ober  ein  anbere« 
@acramcnt  r/abe  bem  (Smpfänger  gum  §ette  genügt."  „Sotcbe 
3nbu(gen$en  gibt  aber  ^iemaub  als  ®ott,  unb  au$  er  nur  ben 
bafür  £)i«ponirten,"  unb  „bie  ^nbutgeng  feine«  Zapfte«  ober 
2Mfcbofe«  nüfct  ^emanb,  auger  in  toie  roeit  er  fidj>  ood)er  bei 
©ott  bagu  bisponirte,  toeit  fie  eben  ©ort  gibt;"  ate  ob  ber 
^ßapft  unb  bie  33tfdr)öfe  ifyre  ^IBtäffe  ben  Unttmrbigen  gugefpro^ 
eben  f)ätten! 

2(ud)  für  bie  bei  ben  9lMäffen  oorf'ommenben  3^^eftimm'' 
uugen  mangelt  e«  ifym  an  bem  rechten  $erftänbniffe;  er  toei§ 
uid;t,  baft  fie  noefy  au«  ber  alten  SBugbiScipün  Ijerrnfyren  unb 
ber  Hbtaft  oon  fo  unb  fo  oteten  £agen  unb  $aljren  ber  £)auer 
ber  früheren  canonifd;en  (Strafen  entfprtdjt.  £>e8ljafl>  behauptet 
er,  „bie  ^riefter  GEljriftt  tyaben  leine  ©eroatt  ^nbittgen^en  nad) 
einer  beftimmten  3^ittänge  gu  geben,  roenn  fie  ifynen  nid)t  befon= 
ber«  geoffenbart  mürbe."  !)  £)ie  söeicfytoäter  unb  ^önitentiare 
roiffen  mie  bieSüube,  fo  bie  9?eue  be«  93eitf;tenben  mdjt;  ebenfo 
menig  bie  Scbtoere  ber  Sünbe,  folglich  fonnen  fie  aber  auc$  ntdr)t 
bie  Ouantttät  ber  ooin  Sünber  abä'qnat  für  fein  $ergefyen  gu 
ertragenben  Strafe  erlernten.  Onte  SReoetatiou  ift  e«  atfo  allen 
loanbernben  $rtefter»  unmöglich,  nur  eine«  einzigen  äftenfcfyen 
$erbre$en  präci«  für  eine  genaue  ©enugt^uung  ab^ufc^d^en,  ba 
ifmen  jumal  auety  nid)t  funb  ift,  lote  fc^toer  fie  ber  atttoiffenbe 


l)  T.  I.  216.  f. 


©ett  wäge  unb  unter  welchen  Umftdnben  jener  Oftenfcb  baefetbe 
Begangen  hat."  „TarauS  leuchte  ferner  aucf)  ein,  ba§  eä  eine 
größere  Sicherheit  fei,  wenn  bie  Beichtväter  fietne  ftatt  gre§e 
Strafen  aufbürbcn,  inbem  fie  ben  Beicbtenben  ermahnen,  auf 
©c-ttes  Barmljeqigfeit  }u  vertrauen,  feine  Sünben  $u  bereuen, 
nicht  weiter  fünbigen  }u  Wellen  unb  entlieh  hefergt  $u  fein,  für 
feine  Sünben  genug^utbun." !) 

Batn  man  freilich  einmal,  wieöuS  jU  thun  beliebte,  über 
bie  in  cen  2lblaßbuüen  enthaltenen  netbwenrigen  Beringungen 
btnwegüeht,  bann  muß  ee  allerb ings  „ate  etwae  gurcbtbareS  unb 
eine  fcbauerltcbe  (Gefahr  in  ©etteeläfterung  $u  verfallen  erfcfcei* 
nen,  wenn  man  fagt,  ich  gehe  unb  bewillige  bir  fcottften  ütacfc* 
laß  aüer  reiner  Lünten,  t.  h.,  ten  Sünbe  unb  Strafe;  benn 
ben  heiligen  ©ein  unb  Nachlaß  aüer  Sünben  gehen  fei  ibentifch, 
weil  fie  Sitte  göttlicher  Üftacbt  finb."  -j  So  mag  er  bann  ferner 
glauben,  etwas  gewaltig  ©ewiebtigee  gefagt  $u  haben,  wenn  er 
gegen  tie  Bifcbcre  beclamirt ,  „c*  würbe  eine  Jfyorljeit  fein, 
wellte  fich  ein  blinter  Bifcbcf  unbegrünbbare  unb  unglaubbare 
Tinge  au*  fich  anmaßen;  benn  Wie  groß  auch  ein  Bifcbef 
Gbriiti  fein  mag,  er  fann  ^iemanb  abfelinren,  in  wie  weit  er 
nicht  reuig  unb  bei  ©ett  abfelr>irt  ift."  3)  £ie*  wußte  man  in 
bertfirebe  fc  gut  wie  £m*;  wenn  man  auch  rie  priefterlicbe  ©e= 
Walt  noch  fc  hoch  trie*  unb  nach  (Ebrnfoftemu*  bie  Kirche  mach* 
tiger  al*  ben  Simmel  nannte, 4)  man  vergaß  babei  bodj  nie,  raß 
„bte  gNttfee«  unb  l'öfegewatt  ©ett  allein  zugehört,  wenn  man 
eigentlich  fprechen  unb  bie  Sache  an  fich  betrachten  will,  unb 
gewiffermaßen  mitwirfenc  ben  ^Heftern." 5) 

„£ccb  ift  e*  auch  bem  ^apfte  nicht  ^uftehenb,  ohne  Cffem 


•)  T.  I.  390.  a. 
')  T.  I.  223.  b. 
*)  T.  I.  225.  a. 

*)  Alex,  von  Haies  Summ,  theol.  p.  IV.  qu.  23.  m^mbr.  V  Resol. 
fol.  352 

5)  L.  c.  membr.  III.  Resol.  fol.  a')l 


bannig  jebem  im  $crgai  ,3erfnirfcbten  unb  33eicbtenben  tcUften 
^acbtajj  ber  (Lünten  ton  Scbutb  unb  Strafe  31t  geben,  weit 
anper  Otene  unb  33eicf>t  je  nad)  Cua(ität  unb  Cuantität  ber 
Scbutb  aueb  bie  Cuatität  unb  Cuantität  ber  Strafe  unb  un- 
gleite  gute  grüßte  geforbert  werben.  So  mag  3cmanb  nod) 
fo  reuig  beichten,  toenn  er  frembee  ©ut,  bttf  er  reftituiren  fann, 
pstM befyätt,  totffe  er  boeb  niefit  ton  ber  Sünbe  abfoWrt*  •) 

2Bic  immer  unb  überall  begegnen  n>ir  übrigens  autfi  fyier 
bem  buffitifcfjen  tfyeotegifcbeu  ^rincit  —  ber  ^räteftinarion;  fie 
bittet  eigent(id)  ein  £)auptbebenfen  §uffen$  gegen  ben  ÄMafj. 
£>a  fonne  „ber  i*atft  23ie(e  ton  Scbutt  unb  Strafe  abfottiren, 
ttettfe  (oe^uforeeben  aber  ©ott  niebt  gcfctlej*  „einem  Verberge- 
nuipten  gibt  ©ott  feine  3nbutgen$."  „ßnttteber  toeife  ber  $apft 
ober  niebt,  ob  feine  5Ibfotuticn  eine  ftafyre  unb  legitime  fei. 
Seife  er  e£  nicfyr,  fo  ift  e$  Anmaßung  unb  tueiferinifeber  Stet',, 
$u  fyanbetn,  ate  ob  er  eä  toiffe;  toenn  er  e£  aber  tteift,  bann 
müffe  er  aud>  ttiffen,  ba§  ben  oon  ibm  2(bfoltirten  @ott  febon 
oor  ber  Sett  ^Beginn  $ur  ®(orie  träreftinirte,  n?a3  aber  ©ottee 
gefyeiinfter  ittatfyfcbtutf  fei." 2)  „£er  ^Patft  toiffe  aber  olme 
Offenbarung  ton  9ftemant,  niebt  einmat  oon  fieb  fetbft,  ob  er 
00m  §errn  träbeftinirt  fei;  ift  er  aber  oorfjergetoupt,  fo  fönnen 
ifnn  feiere  (tätftücfye)  3nbutgen^n  }ur  Setigfeit  gegen  bie  ettige 
5lnorbnung  ©otteS  nichts  nü^en.  3öenn  atfo  utebt  einmal  ber 
terfyergenmjste  ^aoft  fid)  fetbft  fotcfje  3ntu(gen$en  oerfebaffen 
fann,  fo  ift  e$  bod)  etibent,  ba§  tiefe  überhaupt  berbäcbtig  finb, 
unb  bajs  oiete  Zapfte,  ioe(cf>e  s#bläffe  ertbeitten,  oerbammt  finb, 
nnberf triebt  bem  ©tauben  niebt  im  ©eringften." 3)  „©egen  ben 
etoigen  Söefcbhn}  be$  2>ater$  fann  toeber  ber  ^apft,  nodj  §fjriftu$ 
bei  3»emanb  £)i$penfation  eintreten  (offen,  nod>  ^nbulgenjen  ge- 
ben." 4)    „£>er  $apft  fonnte  ^öd&ftenö  ton  jenem,  beffen  53ev= 

')  T.  I.  225.  b. 

*)  T.  I.  227.  a. 

3)  T.  I.  228.  b. 

4)  T.  I.  229.  b. 


128 


bienfte  er  als  ©Ott  wobtgefäüige  fennt,  fagen,  wenn  bu  baS  er* 
füüt  fyaft,  Wirb  bir  ©ott  nach  beinern  Sofyfgefaüen  vergelten; 
aber  nach  welcbem  SDtafe?  Hefe  HenntniB  referoirt  fid^  ©ort." 
„(Ein  folchcS  23erfprechen  fönnte  jeboch  jeber  aus  bem  33o(fe 
einem  ^egücben  geben,  tüte  eS  ja  gewiß  ift,  baß  jeber  ^erbamm* 
ter  bekommenen  y?cacßra§  fyabtn  würbe,  wenn  er  eines  folgen  bei 
@ott  würbig  unb  bafür  taugüd)  Untre;  benn  anberS  wirb  er  auch 
ofme  $weifet  toegen  ber  Gonceffion  beS  ^Bicare  ^ßetri  nicht  mehr 
unb  nicbt  weniger  'äbtiß  f)aben."  ')  Sie  fönnte  überhaupt  ber 
$apft  eine  folche  S0Zadt)t  haben,  ba  §uS  ffgfau6t  unb  aus  ber 
^duuft  wei§,  ber  ^a^ft  bürfe  nicbt  einmal  für  bie  ^cacbfaffung 
aüer  2üncen  beten,  ba  eS  nach  L  3ch-  &  eine  2ünbe  pim 
Xobe  gibt,  für  bie  ^ciemanb  beten  fett;  er  fei  nur  gehalten,  für 
aüe  gegenwärtig  unb  ^ufunftig  ju  Stfettenben  gu  beten." 2)  &ucf> 
aus  bem  Sorte:  „SaS  sl$etruS  banb  ober  loSte  auf  @rben,  fei 
im  £)imme(  gebunben  ober  getöSt,  fotgt  nicbt,  alfo  binbct  ober 
löet  rcr  i\ipfi  riefen  ober  jenen;"  benn  feineewegS  „prajubiäre 
©ott  um  ber  Grrbebung  ber  päoftücfyen  Sftacht  Willen  feiner  ©e* 
redjtigfeit,  was  jeboch  ber  galt  wäre,  wenn  ber  $apft  wirflich 
jene  ©ewalt  hatte."3)  betrachtet  man  freilich  lieber  biefe  Säfce 
unb  erwägt  man,  Wie  £uS  fykv  nicbt  eigentlich  oom  ^blaffe, 
fonbern  nur  üon  bem  bußfacramente  fpric^t,  fo  möchte  atterbingS 
ber  Steife!  gerechtfertigt  fein,  ob  benn  £mS  eS  wirflich  fo  emft 
mit  bem  bujsfacramente  meine,  als  oben  bargeftellt  würbe.  2Ulein 
wir  begegnen  eben  aud?  fykv  ber  3"confequen3  §uffenS,  in  ber 
er  abfolute  vT3räceftination  unb  freien  Sitten  neben  einanber  ftettt. 

Unb  nun  fommt  §uS  nod;  }u  golgerungen,  welche  bis  heute 
ben  ^rotcftanten  geläufig  finb.  „§abe  ber  ^apft  wirflich  bie 
$ttacfyt  Dcachlap  oon  Sunbe  unb  (Strafe  $u  geben,  bann  fönne 
er  auc^  ^  Segfeuer  vernichten,  wenn  er  jebem  (Sterbcnbcn  ber 


1)  T.  I.  229.  a. 

2)  T.  I.  379.  a. 

3)  T.  I.  227.  b. 


129 


:)uuic  bat  unb  beichtet,  üoii  2ünbc  nnb  3rfutfb  (oöfpräcbe;  betn 
ftättbe  nurOtetb  ober 9lad^(d§igf eil  entgegen,  rann  mürben  aber 
freilich  aitcf;  nüt  beut  gegfeuer  bie  SBigtfte»,  Stobtenmeffen, 
»tofen,  3a§rtage,  @nffragien  unb  &eftänbtgen  ßontmemorattonen 
aufboren,  bie  Dotationen  öcn  Äapeöen  nnb  (Srricfytung  ton 
>iloftern  unb  Sittären  für  fotd;c  Stenden  umfonft  fein."  „2(bcr 
gerabe  biefegotgen  würben  ben  (SleruS  nid;t  wenig  beunruhigen." 
„SBenn  mau  übrigens  fagt,  ber  ^a^ft  fonne  fie  nur  an«  fcernünf- 
tigen  ©rünben  »erleiden,  wenn  er  nä'mUd;  bekämpft 
werbe,  ober  ©e(b  braud;e;  bann  bürfen  in  ber  Zfyat  bie 
©laubigen  beten,  bamit  er  bef'ampft  Werbe  unb  ©e(b  bebürfe, 
weil  er  bann  ben  Scfyatj  ber  $ird?e  ben  ©taubigen  gum  §ei(e 
eröffnet."  l)  3  m  Uebrigen  fei  ber  ^apft  jur  ^aebftentiebe  öer* 
pf(id;tet,  er  möge  beSfyalb  bod;  feinen  33ruber  mit  feinem  SIMaffe 
oom  geiftigen  Stöbe  erretten  unb  ntcf)t  ber  ^erbammung  über= 
(äffen."  2) 

Damit  tft  bie  geljre  twm  ^blaffe  nacf>  £m3  im  ^((gemeinen 
bargefteltt,  unb  icfy  glaube  behaupten  $u  bürfen,  baj?  er  mit  ifyr 
fefjr  neben  ba$  £kl  fcfwft.  (Sie  bient  jeboefy  trefftief)  gur  2Biber* 
(egung  mancher  über  ba$  2lb(aßwefen  curftreuben  uralten  $er* 
laumbimgen,  was  um  fo  mel?r®ewtcfyt  Jjaben  bürfte,  atö  fie  Don 
einem  gewig  für  baS  ^ntereffe  ber  £irdj>e  fetyr  unparteiifcbeu 
©ewäfyrSmann  f'ommt.  @o  müffen  fetbft  bie  ©egner  ber  Sal?r= 
fyeit  3eugnt6  geben. 

§.  16. 

Die  ®emeinfcf)aft  ber  ^eiligen.     Die  ^eiligen  =  unb 
^eliquientjerefjrung. 

£>u$  tft  ein  eifriger  ^Befenuer  ber  ©emeinfdj>aft  ber  Zeitigen 
unb  nod;  im  ©efangniffe  $u  ßonftanj  fcfyretbt  er,  „id?  i;abe  nod; 


')  T.  I.  229.  a.  b. 
2)  T.  I.  228.  b. 
^riebridj,  3ofjann  §u§.  9 


130 


Hoffnung,  ber  allmä'drtige  ©ort  fann  micfj  um  bcr  33erbtenfte  ber 
^eiligen  Willen  ifyren  Rauben  entreißen."  l)  „Sie  jebwcbeä 
©lieb  beS  oollfommenen  menfd^licben  S'örpcrä  eines  {eben  anbcren 
an  ifmi  bebarf,  fo  ift  aucf>  jebe$  ©lieb  beg  mt>ftifd>eit  ®ör£ä?S 
Gfyrifti  etneö  {eben  anbcren  beefclSen  benötigt;  unb  tote  bie 
©lieber  be$  meufdulcbeu  ßribeS  für  einauber  6cfergt  finb ,  fo 
muffen  c$  auef)  bie  beS  tntyftifcfyen  £eibe§  (Efnifti  fein,  bannt  fie 
gute  gortfebritte  machen  gemäB  ben  ©aben  in  ber  ©nabe  be« 
§errn  Qt\u  Qfyrifti.  (Snblid)  muffen  fie  rote  bie  leibtiduui 
©lieber  aud)  mitleiben  unb  ftd)  mitfreuen,  wenn  diu  ©lieb  Ceu 
bet  ober  jic§  freut."  2)  3}a3  nun  ift  ein  5lrti(el  be£  ©laubenS 
unb  auef)  £>uS  glaubt  an  ilm, 3)  inbem  er  barunter  oerfrebt,  ba§ 
„bie  strebe  oie  ©emeinfcfyaft  ber  Unterftüt^ung  unb  bcr  Siebe 
nad?  ityren  ^tr>ei  feilen,  ber  trium^irenben  unb  ftreitenben 
Sirdje  fytt« 

£)ocfy  auef)  In'er  verfolgt  §u$  fein  cigentfnunlicbcS  <Sd)idfal, 
aud)  biefer  2Irtif'el  Wirb  ilnn  $ur  darifatnr  burefy  feinen  $ra* 
beftinattani3mu3;  benn  an  biefer  ©emeinfd)aft  ber  ^eiligen 
fönnen  nur  bie  ^rabeftinirten  £fyeil  fyaben,  fo  ba§  ber  s}3apft 
uid)t  einmal  für  bie  nicfyt  ju  ^ettenben  (^rä^citen)  beten  barf, 
was  un$  jebod;  fd?on  aus  bem  2fuöbrude  „ mt)ftifdt)er  £eib,"  auf 
ben  allein  jene  ©emeinfd;aft  belogen  Wirb,  flar  fein  türfte. 
„sDcau  fagt  nur  besfyalb  ©emcinfcfyaft  bcr  ^eiligen,  weil  alle  $um 
ewigen  Seben  ^ßräbeftinirten  tu  einem  iiö'rper,  einem  ©eifte,  einem 
Serrn,  einem  ©ort  2*ater,  in  ber  £aufe  unb  <peffnung,  in  ben 
Sacramentcn,  im  23anbe  unb  in  ber  Unterftü^ung  ber  Viebc  mit 
einauber  cominuniciren  (<5^t>ef.  4;  1.  Gor.  3.)"  „£)ic  ©cmeiu= 
fcfyaft  bcr  ^eiligen  ift  bie  £fyeilnafmtc  an  ben  ©iitern,  todty 
allen  ©licbcrn  bc$  mr/ftifeben  £eibe$  GHjrifti,  wenn  fie  in  rcr 
©nabe  finb,  suftefyt,  fo  bafj  jeber  gercd;tcr  ^räbeftiuirter 


')  T.  I.  88.  a.  ep.  35. 
•)  T.  I.  336.  a. 
3)  T.  I.  62.  a. 


1.11 


in  reinuth  mit  bem  $fa(mifteu  fageti  fonn:  „3$  bin  aller 
tfyeitfyaftig  bie  bid)  fürchten  uttb  beiuc  ©ebetc  Ratten." 

DaranG  folgt  bann  and),  ba§  „bie  Zeitigen  im  ^atcrtaube 
bie  r tv> äfften  in  ber  ftreitenben  &trdje  uuterftütHm  uub  fic^> 
ftfcer  bereu  ©ltjje  uub  bcrbienftticbcS  £ebcn  freuen."  „$)ie  nodj 
bienieben  toanbernben  Seligen  (^räbeftinirten)  untcrftüfcen  ferner 
bureb  ibre  (lebete,  gaften,  2ttmofeu  lutb  aubere  fjeilige  2öerfe 
bie  bcü'ige  fdUafenbe  Slirdbc,  bannt  fte  fcon  ben  Strafen  ber 
Reinigung  befreit  fcfmeUcr  tn'S  53atertanb  betfefet  merben." 
„üDtöge  baber  ber  §err,  ruft  er  feinen  ©eguern  511,  beuen  tfyre 
Sdudb  üeqeifyen,  ftct&e  mir  naebfagen  unb  uaebfagteu,  geheim 
uub  effenttteb,  ba§  idj  bie  Suffragicu  ber  fettigen  in  33cutg  auf 
bie  ftrcitenbe  unb  triuinpbtrenbe  Äircbe  fä'ugne."  Unb  im  33er= 
laufe  biefer  Schrift  bemerft  er,  toemi  ein  Zeitiger,  noeb  in  (äf* 
(t<$e  Sünbcn  fcerftridter  üDrcnfcf)  bei  dfniftuS  ben  anberen,  ja 
bie  gange  ftreirenbe  tfird>e  bureb  frommet  ©ebet  unterftittjen 
tarn,  mer  mochte  bann  bie  tfyöriditc  33ef)auptung  toagen,  ba§  ber 
bei  Cit)rtftuö  in  ber  ©forte  Icbcnbe  bie$  niebt  tonnte",  unb  ruft 
bierauf  sJftarta  „afä  ©etftanb  uub  Mittlerin  unb  getoifferma§cn 
Urfa^e  ber  vItfenfdi>n>erbung ,  bce  £eiben3  unb  ber  2lufcrftebung 
(Sfyfifti  unb  fofgüdf)  be3  ganzen  ßeites  aller  ju  3?cttenben" 
an1)  —  Üttaria,  bie  „uad;  ifyrem  Solme  für  bao  Otteufebenge^ 
fcblecbt  utr  Rettung  baS  erfte  SOceotum  geworben  ift,  bie  Sieben 
berfteüerin  beS  $ceufd>engefd)led;)t3 ,  bie  opferte  bc3  Rimmels, 
weil  ©otteSgebä'rerin,  bie  §errin  ber  öngel,  ofme  bereu  Suffiw 
gium  unmöglich  ein  Süuber  gerettet  »erben  f'aun."-) 

Die  $tetiquienüerefn*ung  erfennt  £u3  oollfommeu  au,  eifert 
aber  gegen  ben  in  feiner  3^it  aüerbingei  oerfcmincnbeu  Spfcifjbraiuty, 
baß  „bie  teilte  bureb  bie  ^Reltqutcuoeref^rung  auegeraubt"  toürben, 
benn  „bie  Reliquien  ber  Zeitigen  feien  niebt  311m  ©clbgeaünufte 
311  er^onireu."    ©egen  fofdjen  Sftißbraud)  beruft  er  fict)  auf 


l)  T.  I.  64.  245.  b. 
*)  T.  I.  184.  b.| 


9* 


3nnocen$  HL,  glaubt  aber  babei  inSbefonbere  nad;  5lugufttnu$ 
unb  £>terontymu$  cinfd/ärfcn  31t  foflen,  bie  OMiquteuoerefyruug 
fei  feineStoegS  ju  oerad)ten,  fonbern  fefyr  empfcfyfcnötoertfy ,  nur 
biirfe  man  ntd;t  oergeffcn,  n>ie  SlugufttnuS  (Hb.  2.  ad  Julian.) 
fage ,  baß  (Styriftuä  atfein  bie  ©ünbeu  ^imoegntmmt. l)  Senn 
barum  puffen  ber  SBortourf  gemacht  totrb,  als  ob  er  bie  9Mi* 
quienoerefn-ung  gefäugnet  fyättt,  fo  bqkljt  fid>  bieS  \\id)t  auf  bie 
tfetyre,  fonbern  nur  mefyr  auf  bie  babei  ftattfinbeuben  3föiP?ätt<$e, 
inbem  mdaugbar  bie  §abfucfyt  unb  ©elbgier  bamats  and; 
fatfe^er  Reliquien  fiefy  31t  ifyrer  SBefriebigung  bebient  fyatte.2) 

Ii  17. 

Revolutionäre  (Elemente  ber  ßefyre  $ujTen§  in  33e$ng  auf 
bie  Ätrdje, 

3ur  (Genüge  iourbe  bereite  nacfygetoiefen,  toie  §u$  bie  gan^e 
Seftefyenbe  Äircfyeuorbuung  atö  eine  göttüd;e  (augnete  unb  über 

')  t.  1  236.  b. 

2)  Steph.  Dolan.  Antihuss.  c.  5.  1.  c.  p.  381  f. :  Revertere,  rever- 
tere  Huska  Mag.  sie  in  altis  volitans,  ut  intueamuir  te.  Ecce  tua  et 
tuorum  praedicatio!  vencratio ne in  sanetorum  o'ssium  juxta  ri- 
tum  ecclesiae  s.  cum  tu i s  reprobas  dicens ,  quod  s.  Wenceslaus 
modico  martyrio,  i.  e.,  f'ratricidio  regnum  promeruit  martyrii:  et  hie 
cum  aliis  sanetis,  quos  sacerdotes  et  monacbi  praedicant,  habent  unius 
saneti  multa  capita,  multa  brachia,  et  di versa  ossa  ,  quae  utique  non 
sanetorum  sed  vilium  cadaverum  esse  potius  reputantur.  Cujus  exem- 
plum  aeeipe  Mag.,  quid  (actum  fuerit  publice  in  ecclesia  fratrum  Car- 
melitarum ,  quae  vocatur  in  arena,  Pragensis  civitatis.  Ibidem  enim 
spdente  aliquo  fratre  cum  reliquiis  et  quibusdam  monstrantiis,  et  ad 
Cabricam  ecclesiae  mendicante,  accesit  quidam  tuae  sortis  diseipulus; 
et  cum  sedenti  diceret:  quid  bie  agis  frater?  quo  respondenfce :  cum 
reliquiis  e\pecto  beneficium  eleemosynarum.  At  ille  per  superbiam: 
mentiris,  inquit,  esse  sanetorum  reliquias;  ossa  mortuorum  cadaveruni 
Ii ic  retines,  et  Cbristianos  deeipis,  cupide  mendicando.  Quo  dicto  tam- 
quam  equus  insolens  pede  repedans  evertit  mensam  ad  terram  cum 
reliquiis." 


133 


bcn  Raufen  flieg.  £)ier  fyabcu  mir  ned)  beffcn  Äff  crmplane  in 
3?e$ug  auf  ba$  3?cr^a(tnip  ^mifeben  &ircbc  ttttt  Staat  uf e  Singe 
]u  faffen,  mobei  eer  3lücm  ueebmafo  barauf  aufmerffam  gemacht 
zerren  muß,  ba§  er  ber  £)icrardne  ben  ^epf  —  ben  $tyft  — 
abgefdrtagen,  unb  fo  nur  rie  eii^ctnen  ^Mfcbbfe  unb  ^rieftcr  bem 
Staate  gc^cnübcrftcr^en  feüten.  Ü2un  führte  icb  feben  eben  bie 
Säfce  bes  fnis  bureb,  nad)  meteben  berjenige,  mefeber  eine  gctt= 
tiebe  9)ciffien  in  fid;  $u  feüren  mabne  unb  fid>  anberen  an  mß? 
ralifcb  cm  löertfye  Verlegen  bünfe ,  fieb  über  allen  @cborfam 
gegen  feine  23orgefcfcte,  fetbft  über  ©reommunteatienen  unb  Sus* 
eenfienen  binmegfefcen  bürfe;  nad)  melcbcn  ferner  feiner,  ber  in 
einer  £obfünbc  ift,  ein  23ifd>ef  ober  Prälat,  feneern  ein  blefer 
Ufureator  fei.  Cr*  täfet  fid)  nun  niebt  teid>t  benfen,  roelcbeö 
SHrcbenregiment  f»tei*  3U  Staube  gefommen  fein  meebte,  um  fo 
mehr,  tt)enn  mir  ned)  Die  anbere  ^e^auttung  ermagen,  ba§  ten 
tfaien  bie  23eurtbeitung  ihrer  Oberen  uubebingt  anheimgegeben 
unb  je  een  beren  9?efuttate  if>r  ©efyorfam  ober  Ungehorfain  ab^ 
gängig  fein  fette,  mürbe  fid»  mebl  biefetbe  Crrfdieinung  ge* 
$eigt  haben,  ate  ljuntert  3a^re  fpatcr ,  ba  Durber  bie  DJitffien 
puffend  in  £eutfcb(anb  aufnahm  unb  mit  ben  ndmticbcn  ®runb= 
f&gen  in  33tgug  auf  Autorität  bie  irrte  refermiren  $it  tonnen 
glaubte.  Stttein  hiev,  möcbte  ich  jagen ,  mar  §u3  oon  Anfang 
an  föärfer  bltcfenb  ats  Suther,  unb  lieg  er  fieb  nicht  mie  tiefer 
erft  bureb  bie  D3tadr)t  ber  Utnftänbe  )U  einem  Scbrttte  Urningen, 
an  bem  ber  ^vcreftaiitienuic  nert  beute  taborirt  unb  über  ben 
er  befonberS  in  ber  ©egenmart  jammert  unb  ftagt.  £)uö  h^tte 
cen  i*erne  bem  Batenfömg  ras  £errefticnercdn  über  ren  QfeuS 
^ugefereeben. 

©in  unbefannier  (Gegner  begegnete  ihm  mit  bem  (Sinteurfe, 
„er  eernicr/te  babureb  ba«  sl?rieftertbum  in  feiner  Crhvc  unb  grei* 
heit",  ein  Grinhntrf,  ber  gan$  richtig  bie  unabfehbaren  Setgen 
bezeichnete,  puffen  aber  feineemegS  $ur  23efinnung  bringen  fennte. 
3m  Öegentheit  beharrte  er  barauf ,  „er  fei  bureb  rie  ^eilige 
Schrift,  aber  befenberö  burd)  bie  ^?er)re  unb  bie  £)ant(ungemeife 


134 


ber  2tyoftet  $um  Ungefyorfam  gegen  bie Oberen  McfyvL" ')  Gtni^ 
ftuS  tjabe  baburd),  ba§  er  Käufer  nnb  $erfäufer  aus  bem£enp 
pet  trieb ,  ben  Königen  nnb  Herren  be$  roett(id;en  2lrme$  baS 
33eifpie(  gegeben,  ba§  fie  bor  Gittern  bie  33e3fyeit  be$  (Stents  3iicf>- 
tigen  nnb  bie  §ärefie  ber  «Simonie  ausrotten  müßten,  benn  nad) 
(SfyrtyfeftemuS  fei  ber  £cnig  tote  baS  £>aupt  in  ber  &ird)c  (ut 
caput  in  ecelesia)  nnb  (SfyriftuS  fei,  a(3  er  bamatS  in  3ernfa-= 
lern  ein3og,  rcie  ein  £enig  empfangen  werben."  „£)cr  93etoei3 
für  biefe  f  £ t  cf?  t  ergebe  fiefy  au3  bem  ©efet^e  ber  l^iebe  ©etteS, 
inbem  fie  bie  gegen  itm  verübten  llnbitten  rächen.  Qagti  fei 
ifyncn  nad;  bem  heftet  (9?öm.  13.)  bie  9ftad;t  gegeben  ,  benn 
anßerbcm  würben  fie  berrätfyerifd)  nnb  bnrefy  ,3ufünimun9  fun; 
bigen.  Gr3  fyeifje  (23.  qn.  3.):  Ser  ben  $erfcfyrten  iiubcrftefyen 
nnb  fie  bernnrren  fömte  nnb  e$  nicfyt  tt)uo,  ber  begünftige  beren 
Qmpietät.  SDa  nnn  Wenige  nnb  toettüer/e  §erren,  Liener  ©ettes 
finb,  ba$u  ba8  (Scfrtoert  tragen  nnb  £ribnt  empfangen ,  um  an 
ben  tlebeltfyä'tern  9faeb/e  $it  nefnnen,  bie  ^riefter  aber  jeber  menfa> 
tid;en  ßreatnr  um  C^cttcö  toiüe«  unterwerfen  fein  muffen,  ober 
bem  Könige  als  ber  fycroorragcubften  ((Ereatur) ,  ober  ben  §er* 
Sögen  als  beffen  Sftiffi,  fecil  es  fo  naefy  Petrus  ber  Sitte  ©otteS 
ift:  fo  fotgt,  baß  bie  Könige,  gürften  unb  tt>c(tlid;cn  §crren  fo 
^anbetu  müffen,  bamit  fie  nicfyt  buret;  ^liftimmen  £t;eünet)mcr 
an  bem  ^erbrec^en  werben.  £)ie  ^riefter  jebed;  müffen  hierin 
ben  Wenigen  unterworfen  fein,  bamit  fie  nid;t  aus  Ungefyerfam 
nod;  berbammuugswürbiger  werben,  als  bie  gürften  unb  Herren 
bureb  bie  ^uftimmung."  „©ott  fefyenft  bem  ftönig  oeüftänbig 
bie  23ewadnmg  beS  9?eict>e^ ,  atfo  aud;,  was  31t  beffen  £rintt? 
gehört,  benn  fonft  berftridte  er  ben  fttfntg  in  ba8  ^cetj.  fceS  Jen 
fets.  SWtttt  tautet  bie  3uftimmung  ut  ter  öffentlich  gegen  ©ott 
ben  ben  frieftern  oerübteu  Unbitt  auf  $ernid;tung  bec  Wciri.K\ 
bes  Königs  23erbammung  unb  ©ottes  Sdunarf),  bagegen  bie 


')  Kpist.  Huss.  ap.  Steph.  Dolan.  Antihuss.  c.  1.  in  Pez.  theserof. 
p.  365. 


Uutcrbrürfitng  öffentlicher  Unbill  auf  beS  3?ctcf;c$  Sc^u^  unb 
Kräftigung  unb  auf  be$$itaig$  Rettung  unb  (5f;rc;  barum  muß 
bct  .^önig  oor  2I(lem  auf  bereu  Untcrbrütfung  benfen."  „(Sfyri- 
ftuS,  ber  toetfeftc  ®öuig  übertrug  beut  Söntg  ober  gürften  bte 
Gewalt,  ba$  S^eidt)  nach  feinem  ©efe^e  gw  regieren,  alfo  auch 
bte  nothioenbige  ©etoalt  e$  31t  oertheibigen;  ba  nun  aber  mit 
©etealt  gegen  bte  fchlechten  ^ßrtefter  etnjuf erretten  $ur  Regierung 
oeä  9?eid;e$  fefjr  nothteenbig  ift,  fo  hat  ber  $önig  oon  ©ott 
aud)  bte  9ftad;t  bap."  <Se  befagen  £ttu$  unb  23efpafiau  bot! 
©ott  bic  ©etualt,  gegen  bie  ^riefter  in  ^erufalcnt  etnjufc^rciten, 
fo  tf)at  ^aifer  Kart,  $ömg  eon  Böhmen;  fo  teerten  2(ttguftinu3, 
©regoriuS  ber  ©roße  unb  ^apft  See  IV. — 9hm  med;te  freilid; 
ber  total  cremte  ©erid;t#ftanb  be$  (SteruS,  toie  er  jut  £tit  §uf* 
fenö  anerfannt  unb  eingeräumt  tear ,  für  ben  (&taüt,  bei  ber 
großen  SOt äffe  oon  ©eiftlichen,  manche  nad;theilige  gotgen  haben, 
toie  überhaupt  baö  Gr$emttenentt>efen  ben  immer  größeren  Sßerfatt 
ber  fircfyltdjen  3u<ht  herbeiführte  unb ,  id;  mochte  fagen ,  bie 
eigentliche  ®ttype  lear,  an  ber  alle  9teformatiengeerfuche  fdt)eitern 
mugtett.  2öcil  c#  burch  bie  £attfenbe  eon  ^3rieilegten  unb  (£rem* 
tiouett  unmöglich  gemacht  war ,  eon  Oben  in  berartige  eremte 
Greife  einzugreifen,  tear  e3  ebenfo  unmöglich ,  oon  ba  31t  einer 
Reform  ber  ganzen  $ird;e  burrhjugreifen.  ^ebenfalls  ift  es  aber 
unrichtig,  teemt  §u$  beör)a(6 ,  „toeil  ein  fold;er  freier  @erid;t^ 
ftanb  ein  Schleier,  teomit  bie  ^ßrtefter  ihre  Bosheit  umhüllen", 
überhaupt  „eine  bem  (Siems  fct>äb(tcr>e  greiheit"  fei,  baS  gänzliche 
dorreftionSrecht  in  allen  galten  unb  Vergehen ,  auch  ben  rein 
geiftlichen ,  Königen ,  gürften  unb  toeltltd;en  ©reßen  $ufericht 
T)aß  §u3  aber  bieS  teirflid)  beabftd;tigte ,  ja  baß  er  ben  nach 
hunbert  fahren  fo  eerha'ngnißeoll  geworbenen  ^xx%\  cujus 
regio,  illius  religio  toollte,  toirb  fich  beutlich  im  golgenben 
her  aufteilen. 

3?n  ber  Entgegnung  auf  ben  Einte  ttrf  feinet  2Btberfa<$er8 
legt  uns  fmö  feine  Anficht  fo  flar  unb  un^toeibeutig  auSeinan- 
ber,  baß  e«  unmöglich  ift,  ihm  eine  anbere  unterschieben.  „Es 


130 


tft  fein  3toeife0  fd)(ed)ten  ©eiftüd;en  ben  £em* 

pet  profanirem"  $lun  fyat  nad)  obiger  Darlegung  §uö  gcrabe 
an  beut  SSerfa^ren  6$rifti  gegen  bie  £empelfcf?änber  ba3  Gtor* 
refticnerecfyt  bcr  toettücr/en  gitrftett  gegen  bie  fd>tccf)tcn  ßtmfct 
ttacbgeroiefen.  @$  fragt  fid)  alfo ,  toer  finb  bie  ben  Xempcf 
profanirenben  fcftfecbten  ©eifdidum?  §u3  antwortet  fofort :  „Tie 
eoucubinarifd;en  ^riefter  nnb  furj  alle,  roc(d;e  in  einer  Stob* 
fiinbe  ftcr;  aftucll  befinbcn,  toeit  fie  nidjt  bloS  gotte3rauberifd;e 
SBerlefcer  unb  Scf>änber  beS  materiellen  £empel$  finb,  fonbern  and) 
be$  geiftigeu,  ber  bie  (Seele  tft,  in  bem  ber  Seifige  ©eift  ftofmen 
foü",  alfo  „alle  ungereer/te,  ungültige,  geizige,  ftolge  nnb  e^r= 
fücbtige  *ßriefter."  dagegen  Wären  bie  guten  ^riefter ,  rDc(d;e 
be3  <Scr/u£e3  be3  £önig$  imb  ber  roeltlicb/en  Herren  roürbig  u\v 
reu,  nnb  mit  betten  nnb  buref)  bie  fie  bie  $ird;e  regieren  folltcn, 
bie  „bemühen*  (l)uffittfd;en)  ^riefter ,  toefd;e  „intern  3Mfd)ofe 
unger/orfam  fein  bürfen,  roemt  er  ettöaä  befielt,  tua$  tttd;t  im 
©efe^e  ©ottcS  fteljt."  Unb  roir  töiffen  bereite ,  roooon  £)ue 
glaubte,  bafj  es  ntcfyt  int  ©efe£e  ©otteS  fteb/e,  ba§  e3  „unab* 
änberlicr/er  Sitte  be3  §errn  fei,  in* beut  ben  ^rieftern  gefolgt 
werben  muffe",1)  wie  biel  er  bie  fcMecfcteu  s]3riefter  gegen  ba$ 
©efe£  ©ottee  aus  blofer  §abfud?t  unb  Crbrgei}  imb  anbeten 
fd;lintmen  9)?otioen  teuren  lieg. 

äftan  toarf  §u$  oor,  er  oerleite  bae  93olf  jwm  Ungeborfam 
unb  gur  3rreoeren$  gegen  ^apft,  Prälaten  unb  ben  GKentti  über- 
haupt. £m3  bewerft  bagegen  einfad),  ba8  fei  eine  8üge,  bajjj  er 
unb  bie  Peinigen  baS  $olf  oerfü^rten,  ba  fie  ntdjt  bie  ?lbjicbt 
Ratten,  ba$felBe  beut  wahren  ©efyorfam  31t  entfremren,  aber  eti 
folle  ein  SBofl  fein,  einträchtig  00m  ©efe£e  ©otteo  regiert,  fei- 
ner fetten  rie  anticfyriftüeben  (fonftitutionen  baofelbe  niebt  6e 
tb/bren  unb  oon  (Sf^rifto  trennen,  fonbern  rein  ba«  tiefen  ebrifti 
mit  ber  aue  ciefem  approbtrten  ©ewebnl;ett  be$  $ofte6  bie 


')  Die  gan$e  bi?^erige  (Svcrtmuig  fiubet  ftd>  in  loa.  Uns  rtra  orrult. 
adversar.  T.  I.  168.  seq. 


137 


$errföftft  führen.  Crnblicb  brebigen  fic,  bafj  bic  ftreitcnbe  5iircf>c 
rein  nad)  ben  bom  £>errn  oerorbneten  3Tr)citcn  gemifd>t  fein 
fette,  nämtiefy  aus  ben  frieftern  Gfyrifti,  welche  (auter  fein  ©c* 
f c  15  baltcn,  aue  ben  hernehmen  ber  Seit,  loci  du-  $nr  £)att* 
ung  ber  23erorbnung  ßfyrifti  fingen,  unb  au3  beut  Volte, 
treues  beiben  erften  Reiten  nad)  bem  @efe£e  @ettce  bieuen 
fett." ')  1409  erftärte  fidt)  £m3  gegen  $rotyfea  in  rer  mmiu 
t$en  2ad;>e,  er  fyabe  nie  fcanbatöS  geprebigt.  (£t  toerbe  übrigens 
gegen  bie  33erbred;en  bee  QüerttS  (trefc  aller  Verbote;  jprebtgen, 
unb  er  beffc  e3  aud;  auf  bem  Sonette  tfnttt  $u  f  önnen ;  er  f)abe 
bas  SSoö  nict)t  bon  beut  beiügett  ©ci)erfame  $itrütfgc$egcn ,  fon= 
fern  nur  oon  bem  unerlaubten ,  bannt  e£  ben  Prälaten  unb 
Pfarrern  nidn  int  Scfttecbten  gefycrd^c." 2)  2Ba8  jebed;  feine 
*ßrebtgten  enthielten,  fogt  er  unS  fetbft  (in  feiner  2(uttocrt  auf 
eine  Vefcfyutbigung  beö  äSicfy.  be  (Sauft*  1412).  Ü)ie  Vetmtcn 
ndmüd\  toetebe  fid;  an  VMcteff'3  ßefjren  Ratten,  feien  mdjt  t?ärc= 
tifdj,  benn  feiner  bon  Unten  bertijetbige  fyartnädig  einen  ber  t?ei* 
(igen  Schrift  entgegengefe^ten  3rrtlutm, 3)  überhaupt  fei  Sielen 
„ein  guter  Gbrift"  getoefen,4)  unb  feine  2lrtifef  feien  toat?r  bis 
auf  ben  bon  ber  ßuebariftie.  „Unb  mirftid;  jtnb  biete  baoon 
toafyr,  beftätigt  §tte ,  unb  er  fbmte  ttid;t  in  bie  Verbamnuma, 
afler  ftiminen;  bed?  toette  er  auet)  nid)t  behaupten,  baß  atte  toatn* 
feien,  benn  einige  tourben  fatfdt)  oon  bem  Sttag.  3-  £>uber  aus* 
geigen."5)  Scbcn  oerfetgten  £)us  unb  bie  Seinigen  bie  ünten 
tticfyt  beiftimmenben  ^riefter  unb  Caiett  ^ßrag'S  unb  Vefymen'S,6) 
unb  fürchtete  man  eine  fttrd)tbare  feit  (Eenftantin  nie  mefyr  er* 
(ebte  Verfolgung  in  Vefymen  ttnb  gan$  £eutfd)tanb,  wenn  §uö 
^uritdfebren  bürftc,  ba  er  beftänbig  bie  l'aiett  gegen  ben  dteruö 


')  T.  I.  288.  a. 

2)  £&fL  185. 

3)  (WL  190. 

4)  $&f£  195.  a.  1414. 

5)  $3$.  196  f. 

6)  03fL  206. 


138 


auf&efete,1)  unb  fie  fcgar  aufgeforbert  t;abe ,  „feine  ©eaner  mit 
bem  materiellen  ©cfytoerte  nad;  bem  33eifpiele  9ftofi3  nteberp* 
fcblagen."  £)ieS  leimt  <pu8  $h)ar  mit  einer  Berufung  auf  ben 
SIboftel  in  einer  fe^r  atoeibeutigeu  Slnttoort  ab,  „er  prebigte  näm* 
lief)  bie  giftet  oon  bem  §elm  beS  feiles  unb  bem  (Scherte, 
n>ie  ber  2lpoftel  fagt,  bamit  fie  fid)  alle  mit  bemfelbeu  gürten 
unb  bie  ebaugelifd;e  Söafyrfyeit  bertfyeibigeu",  er  fyabe  fogar  fyw 
zugefügt,  „bamit  mid>  aber  meine  geinbc  nicfyt  fangen, 
fo  rebe  id)  ntcfyt  bon  einem  materiellen  €>$toerte ,  fonbern  bon 
bem,  bas  ba«  Söort  Rottes  ift."  Mein  bag  iondt  bemerfte 
it>m  mit  9ted)t,  toarnrn  er  benn  ^u  feinem  £fyema  bie  Stelle 
SttofiS  anführte,  unb  fogleicf)  am  anberen  borgen  an  berfdjiebe* 
neu  Orten  3nttmattonen  31t  bemerken  toaren.2)  Sttan  fjatte 
bem  aud;  fcbon  ben  glüdlid;ften  ©riff  pr  beliebten  ($ttaufcen$* 
änberung,  toie  fyäter  im  l'uu)eru)ume  gemacht,  ba  nid;t  bloS  bie 
fremben  £)oftoren,  fonbern  aud;  bie  ber  eigenen  Nation  feinet* 
toegen  unb  nad;  feiner  Slnorbnnng  bertrieben  unb  oerbanut  iour= 
ben,  toaS  aucfy  nicfyt  ioiberlegen  fonnte,  benn  er  laugnet 
nur,  baß  e$  feinettoegen  gefd;af),  er  fei  bamals  gar  nid;t  in  ^ßrag 
getöefen.3)  SSJenu  §u3  (nad)  ber  ©leffe)  sugibt,  baß  „bie  offene 
funbigen  §äretifer  burd;  bie  H'ircfye  junt  ©lauben  gelungen 
werben  muffen,  bamit  fie  nad)  ber  SBaljrljett  ßfyriftum  unb 
fein  @efe£  bef'ennen ,  loeil  man  fie,  obglcid;  nur  ber  Sollenbe 
glauben  föuue,  bod>  $u  förderlichen  Elften  $u  fingen  bermöge, 
toelcfye  jum  (glauben  lod'en",4)  fo  ift  feine  grage  mefyr,  tea$ 
§u#  toollte,  wenn  mau  §«raaf  nod;  feineu  Ungefyorfam  gegen 
alle  geiftticfyen  33orgefcfcten  in  ^rtoägung  jieljt.  Unb  fd;on  1414 
fagt  Üttid;.  be  (SaufiS,  toie  gwffenä  „(Schülerinnen"  ba«  9^cd;t 
ber  inbioibueücn  Interpretation  ber  33ibcl  oerftanben  unb  praftifdj 


')  L.  c. 

2)  £cft.  216. 

')  $&fl.  217. 

')  T.  [.  309.  b. 


130 


übten ,  intern  ftc  „bei  2?ernxigcrnng  ber  (Semmunien  au«  beut 
Sacrarium  bie  Gntchariftic  raubten  unb  f icf>  fetbft  commu= 
nicirtcn."  !) 

DJtan  muß  fid;  babei  erinnern ,  hnc  unerträglich  c«  ben 
Böhmen  unb  fetbft  &öuig  Sendet  crfrf;icn,  toetd)  ein  Sdnmbflerf 
für  ifyrc  Ücaticnatehrc  e«  ihnen  bünfte,  baß  keimten  r)drcttfcf> 
fein  fettte.  @d;en  ftanben  i&crtheibigung  puffen«  unb 
natürlich  auch  feiner  £ehre  bie  bör)mtfcf)en  ©rogcti  bereit ,  unb 
§>u«  fann  auf  bereu  Sftvidjt  unb  Sitten  pochen ;  toenn  er  tootttc, 
fyä'tten  bei*  ®önig  oen  Böhmen  unb  ber  $aifer  ihn  ntdr)t  nacl) 
CSonftau}  fingen  tonnen;  Urnen  aber,  ben  toeltlufyeti  bebmifeben 
©regen,  nxlche  bereite  für  Qnrtrofcttng  ber  Slnerfennung  puffen« 
brohenbe  33eranftattungen  mad;ten ,  empfahl  er  bie  gertfefcung 
feinet  Serfc«  an.2)  —  £>attc  übrigen«  aud;  §u«  nach  feiner 
drlförüng  Oer  bem  (Sonette3)  »erlangt,  ein  §äretifer  müffc  au« 
ber  Zeitigen  @cf;rtft  unb  bnrd;  au«  ihr  hergenommene  ©rünbc 
toftruiri  toerben,  unb  toenn  er  auf  feine  Seife  oon  feinen 
thümern  abfte^cu  töeUt,  bann  fage  er  feine«toeg«,  bag  ein  fefcher 
nic^t  auch  förderlich  geftraft  toerben  bürfe  (nnetoohf  er  bie«  $cr= 
fahren  in  feinen  ©djriften  mifjBtöigt  fyatte  gleich  bem  ber  tyfa 
rifaer,  n)eld)e  Ghviftum  an  flatus  auslieferten):  fo  ift  biefe 
SBebtngitng  nod;  feine  unüberftcigttd;e  £d;ranfe,  um  nicht  nach 
Stttfür  in  <ftetigion«toechfel  ooqugehen.  —  3>n  ber  unumttmn* 
benften  Seife  fprid;t  er  fid>  in  einem  Briefe  an  bie  Lohmen, 
feine  „üebeu  §erren  unb  93?eifter"  auö.  2ütf  feine  Seife,  fd)en 
um  ber  materiellen  3ntereffen  mitten,  fetten  fie  fid?  ben  Schein 
eine«  tefcer«  geben  unb  ettoa  toiberrufen,  vielmehr  fetten 
fie  auf  ihrer  Anficht  beharren  unb  ber  £ift  ber  ^riefter  be« 
2(ntid;rift«  bi«  an  ba«  @nbe  au«  Siebe  $u  ®ett  toiberftehen 


')  £öfl.  203. 

*)  m-  218. 

3)  $8fl.  art.  18.  251.  f. 


140 


unb  fid;  nicfct  in  ber  2(u$üBung  ü)re$  ®otte$bienfte$  Beirren 
raffen. !) 

gür  §u3  ftanb  e8  im  ©efe^e  ©otteS,  ba§  fein  £obfünbcr 
Söifdjof  ober  Sßrätat  fein,  ba§  er  a(3  fofcf)er  nichts  ©utcS  unb 
XugenbljafteS ,  fonbern  nur  33öfe3  unb  Caftcr^afteö  tfyun  f  ernte, 
baburd)  jebe3  9red;t  auf  @rjften3,  auf  eine  feciale  unb  pch'tifd;e 
Stellung  eigentlich  bertturft  unb  aufgebort  fyaBe  Befi^fafug  ju 


')  9Jcicf'oirec,  4.  23rief.  ©.  13.  f.:  „3cb  5tttef  erträgt  boretß,  treibe 
große  UnbiU  ©ott  gefd;ier/t,  benn  man  tuiU  fein  beüigeö  335 ort  unter 
brfitfen,  eine  bem  göttlichen  SBortc  bienttd;e  Äapette  tticberretßctl  ilttb 
rem  SSolfe  in  feinem  geile  tref;ren.  (Srträgt  311m  Ruberen  bie  53  e= 
ft^tmfcfung,  treld;e  (Surem  £anbe ,  (Surer  hatten  ,  (Surem  @efd>(ed>t 
trüb  erfahrt;  ,$um  ©ritten  erträgt  bie  $er(  äumbung  unb  ^d;mad;, 
tretcfye  (Sud;  of;ne  aüe§  3krfd;ulDen  jugefügt  toivb,  Srroägt  |ttnt  hievten, 
aber  mit  gutem  9)cutb,  trie  (Sud)  ber  Teufel  nad;fteUt  unb  Der  2tnti<$vtfi 
Die  3^^ne  fletfdr)t,  aber  fdjabeu  fott  er  (Sucb  fo  trentg,  roie  ein  angefetteter 
-punb  ,  trenn  3b*"  greuitbe  ber  Saf;rbeit  bleibt  ....  (Srroägt  ferner, 
baß  ein  2tbfd;rour  fo  riet  bebeutet  ,  atS  bie  SBabrbeit  feines  ©tauben* 
reriäugneu.  23er  obf^toört  rertäugnet  fo  eutreeber  ben  magren  ©tauben, 
ben  er  batte,  ober  $e£erei  unb  Irrglauben  .  .  .  SBijjt  barnm  ,  trenn 
3br  abfd;roören  trürbet,  kpie  fte  es  in  tf>rem  Briefe  verlangen,  fo  roürbet 
3fyr  entweber  (Suren  toabren  ©fauberi  a£f$tt>5ren ,  ober  eine  Äefeerei, 
einen  3rrgtauben,  gerabe  aU  roemt3br  fcor  bem  21  bf  ü)trur  Äefcei 
unb  3vrgfäubige  getrefen  träret.  3bi*  fcf»t  aber  bod;  ein,  baß  fte 
(Sud;  in  jenem  Briefe  atö  $e£er  betrad;ten  unb  treüen,  3^r  fotft  bie 
Äefceret  abfdnrören,  Der  3br  nad;  beren  SSef/auptung  sugetbau  feib.  2öa3 
bättet  3br  baüon?  —  ©aß,  trenn  3emanb  abfer/trüre,  beffen  ftiqb 
0 b e r  o  r e u n b  b a r  0 b  g  e  f d; m ä b t  »erben  f  e n u t e ,  baß  e3  einen 
$e£er  gum  55 a t e v  ober  $*"eunbe  gehabt.  3br  t;ättet  baron  ,  Daß 
man  etnft  3ebem  rou  (Sucf/,  treteber  abgefd;treren  ,  mit  9?cd)t  ronreifen 
fonnte:  3)u  bift  ein  Äefeer  getrefen  unb  fjaft  abg efdnr ore n,  Du 
bift  barum  meiner  ntdit  trnrbig  .  .  .*  „§>iefe$  Stttefl  erträgt  troH, 
bie  SSkbrbeit  unb  ben  dlnfym  ©otteß  im  Äuge  babenb,  lebt  ebrbar,  reiben 
ftebt  attß  ütebe  ju  ©ott  bis  an  ba«  (SuDe  ber  Sift  beö  2tutid?rift  .  .  . 
2)teS  treibe  id;  (Sud;,  ba  U$  ntdit  ^erföulid;  )U  (Sud;  fentmen  Faun,  baf 
Quä)  bie  ^riefter  be§  2lntid)rift  bei  ber  Ausübung  Sttret  ©otteöbienftco 
in  Gurem  55or^aben  nid;t  beirren." 


141 


fei»,  bafj  ctße$,  toaö  er  ift  unb  ^at,  ben  (Sharafter  Bfofcr  Ufur* 
ßaticti  an  ftd;  trogt  „2ltte8,  toag  fd;(ed;t  befeffen  toirb,  ift 
fremb ,  fd;(echt  befi^t  man  aber,  n>a#  man  fcMecnt  ge&rau<$t;" 
allein  „ber  Ungerechte  tarnt  gar  ntcfytS  gebrauchen,  ohne  baß  er 
e8  eben  ungerecht,  ober  oiclmchr  mißbraucht."')  Unb  bantit 
(inb  mir  bei  ber  oou  offen  geprebigten  @äariarifation 

angekommen.  „5Benu  alfo  ber  dleruS  feine  jettfkfyen  ®üter 
habituell  mißbraucht,  fagt  er,  fo  tonnen  bie  loeltltchen  §erren 
nad)  ihrem  33 e(i eben  (ad  arbitrium  suum)  ber  üfegcl  ber 
Siebe  gemäß  oon  bem  fo  erbred;  er  ifch  (ebenben  Glems  bie  §eit= 
(utyen  (initcr  nehmen;  benn  bann  befit^t  berfelbe  nad;  ber  fct)on 
gefagten  Hllcgation  feine  seitlichen  ©üter  nid;t  gerecht,  tuohl  aber 
bie  tt)eltlid;eu  Herren,  toenn  fie  nach  ber  Sttegel  ber  Siebe 
vorgehen,  ba  ja  ben  (gerechten  2ltte3  gehört,  hne  ber  SCpcftet 
(1.  £or.  3.)  fagt:  5l(Ie^  gehört  eud;;  unb  ebenfo  23.  qu.  7. 
cap.  1;  )ftüd)  göttüd;em  9?ed;te  ift  (Sigeuthum  ber  ©e= 

rechten."2)  toirb  fich  im  Verlaufe  geigen,  welchen  begriff 
§u3  toon  ber  Siebe  ber  Surften  fich  gebilbet  ^atte  unb  toie  fie 
am  (Snbe  nid>t3  toeiter  toar,  als  bie  Siebe  nad;  bem  £ird;en* 
gute.  £er  ^apft  als  Ghnfti  $icar,  ebenfo  bie  33ifd;öfe  unb 
^riefter  muffen  ba$  Seben  Gttjrifii  nachahmen ,  G>hriftu$  lebte 
aber  in  Slrmuth;3)  „  e£  barf  barum  auch  ber  ^apft  feine  rcelt= 
liehe  §  er  rfchaft  anftreben,  auch  nicht  unter  bem  $>orh)aube, 
als  ob  er  bie  2lbftd;t  fyahz,  mittelft  ihrer  frei  unb  ruhig 
tote- Petrus  bie  $ird;e  (Sljrifti  3u  regieren,  unb  bamit  ber 
©egner  ©otteS  unb  ber  Kirche  unterbrüdt  werbe.  2öaS  gegen 
ben  Göttien  unb  bie  ^norbnung  ©otteS  ift,  ift  ®ünbe.  2Bill 
nun  ber  ^apft  feine  weltliche  §errfchaft  reftauriren,  fo 
ift  baS  gegen  bie  $rmuth  C2:^r ift t ,  alfo  fünbigt  er  in 
tiefem  etreben,  fowie  aud)  baS  23olf,  welches  ihn  babei  unter= 


')  T.  I.  161.  a;  148.  b. 

2)  T.  I.  148.  b. 

3)  Art,  3.  &öit.  220. 


142 


Pfet."4)  Sdjon  beSfyatb  fotften  bie  ioettüdjen  Herren  bem  (Ste* 
nt$  feine  gett(tdf;en  23efi£ungen  nehmen,  mit  er  bann  bem  armen 
£)errn  nad;  ber  Scfyrift  gleichförmig  toürbe. 

„&$  gibt  eine  Sttadjt  ber  £fyatfad)e  nnb  eine  9fta$t 
beö  9?ed)te$  (qiuieclam  potentia  facti  et  quaedam  juris). 
Sfttmmt  man  an,  ba§  ber  £öuig  factifd;  bem  fd?ted;ten  GteruS 
feine  £empora(ien  nehmen,  unb  ba§  bereit  Chttjiefntug  für  bie 
©eift(id)cn  ©etegenljeit  mürbe  bie  3Öe(t  31t  oerlaffen  unb  ein  re* 
tigiöfeS  Streben  nad)  ©ort  $n  beginnen,  loettf^ergaft  oon  jebem, 
ber  nid;t  buret)  bie  £emporaücn  erbünbet  ift,  atö  mögüct)  augefet)en 
robb:  fo  ift  ffar,  bag  ber  ®önig  ein  gute$  2Bei1  de  genere 
tt)ut.  3ebe$  felc^e^  Serf  tonne  aber  aud;  gut  gef ebenen,  unb 
fo  oermag  ber  $b'nig  fraft  ber  3)?ac^t  ber  £t)atfad;e  gut 
bein  (Sterns  feine  ©üter  $u  nehmen  .  .  .,  toenn  aud)  uns 
bummen  9ftenfd)en  biefeS  tt>egeu  unferer  finbifdjen  33ünbr)e4t  ats 
fd;abenbriugeub  erfct)etnt.'' 2)  Soüte  man  nid;t  glauben,  unfere 
neueften  fraiqöfifa^en  unb  itatienifd;eu  StaatSfünfttcr ,  einen 
^3.  ^ßaffaglia  u.  f.  io.  $u  frören  ? 3)  2Ba$  finb  bie  faits  aecom- 
plis,  bie  £)eclamatiouen  be$  ^affagtia  uoer)  92eue3? 

£m3  f'euut  übrigens  nod)  oiete  anbere  !Dringttcb'  unb  9iü£- 
üd^eitSgrüube,  au$  benen  bie  Sacularifatton  geboten  erfd;einr. 
So  fagt  er,  „9?iemanb  barf  9?eid;tt)ümer  fyaben,  auger  inwiefern 
fie  %u  bem  2lmt,  toetdjieS  it)m  oon  ©ott  angetoiefen  ift,  förberticr) 
finb,  fonad)  muß  ber  (Stents  bie  9?eid)ttn"uuer,  im  gatlc  bag  fie 
i|n  in  feinem  tote  t)iubern,  entfernen."  „2Öenn  bie  toettücfyen 
gerren  e3  in  it)rer  9ftad)t  (potestative)  r)aben  fotteu,  bem  @(e^ 
ru$  ßt)rifti  ben  nott)ioenbigen  Unterhalt  buret)  oernünftige  3U= 
meffung  oonXemporatien,  toetebe  fie  it)m  $u  übertragen  gehalten  finto, 
ju  oerfdjaffen,  fo  fotgt,  ba§  erlaubter  Seife  in  it)rer  9)?ad;t  tiegt, 
fid)  ber  önt^iefning  unb  £)iu$ugabe  oon  £entporaticn  311  bebie- 


*)  T.  1.  226.  b. 
*)  T.  I.  151.  b. 

3)  ^iftor.^otit.  S3(ötter.  48.  53b.  9.  £ft.  @;  7GO. 


143 


neu,  je  nad;beut  e$  biellmftattbe  oevnüuftiger  Seife  cr^eifc^en."  ') 
„Tie  3^entcu  finb  otmcbicS  Mofe  SMmofcu,"2)  „bie  j£ewj>o* 
raüeu  ber  ®eiftüd)en  btofe  ©tipenbien  ber  Öaien  für  bie,  toetcfyc 
toürbtg  arbeiten  motten,  Deäfyatb  fyaben  aud;  bie  Catcn  bie  ®e^ 
toaft,  bem  (SteruS  bie  Xemporafien  $u  geben,  ober,  tuenn  er  Ija* 
&ttuett  fünbigt,  $u  entfliegen,  rote  ber  (SferuS  fyiiüoieber  bie  ®e* 
n>alt  Befifct,  ben  f;abttueü  füttbigettben  ßaien  bie  (Sacramente  ber 
firebe  jn  entfliegen*"  „Die  toettücfyen  §crreu  bürfen  ja  fraft 
if?re$  Dominium^  über  bie  ßaien  biefe,  ttenn  fie  oerbred?en[cb 
finb,  nnb  je  nad>  bereit  33erbrccbcn,  burd)  Segnafjme  ber  %txa* 
jporafien  (trafen.  Da  nun  bie  ©eifttid;en  nad;  9vÖm.  13  eben* 
falte  um  Dominium  ber  toettftcfyen  §erren  untergeben  finb,  fo 
fönnen  fie  fraft  Hjrer  ©ematt,  toeun  e3  bie  ©imfce  ber  (Sfertrer 
erfordern  foüte,  fieburefy  (Sntyetmng  ifyrer  Xemporatien  flüchtigen, ,,ß) 
„Das  9?ecr>t  ber  (Sorreftton  be$  üerborbenen  G(eru3  burd)  (2on= 
fiScatton  feiner  Xemporafien  gehört  übrigens  31t  ben  Regalien 
ber  Könige  unb  dürften,  beun  aufcerbem  fönnten  bie  bodj>  fo 
fünbigen  ©eift(id;en  Stteicfye  unb  beren  $Ötf'er  oernid;teu,  of)ue 
ba§  ümeu  bie  Könige  toiberftefyen  bürften.  (Snttoeber  feien  bie 
©eiftücfyen  §erren  ber  Grinfimfte  unb  3eitüd;en  ©üter,  toelcbe 
ber  fönig  ifyuen  fcfyenfte,  ober  ntcfyt.  Senn  ja,  bann 
finb  fie  oon  bem  größeren  Steile  unfereS  Reicks  (sBö^meu) 
§erren  unb  bem  fönige  nicfyt  unterworfen,  inbem  fie  ben  britten 
ober  vierten  £fyeit  unfere$  9retcr)eö  inne  tyaben.  Senn  aber 
nicf>t,  tote  bie  Zeitigen  tooften,  toefcfye  ba  fagen,  ba§  fie  niebt 
Herren,  fonbern  nur  ^rocuratoren  ber  Irmen  feien,  bann  ift  ber 
fönig  §err  jener  ©üter  unb  er  fann  fie  aud;  ben  fünbigenben 
<2(ertfern  entsiegelt." 4)  „f  önige,  gürften  unb  toeitücfye  Herren 
finb  ferner  jur  brüberticfyen  3wrecr)trDetfung  gehalten.  sJ(itn  fann 


')  T.  I.  150.  a. 
s)  T.  I.  156.  a. 
3)  T.  I.  150.  a. 
<)  T.  I.  151.  b.  f. 


144 


ein  (Herifer  fiel)  eines  fo(d)en  Verbrechens  fdmfbig  machen,  bag 
bie  finge  Segnahme  ber  £enrporaüen  bic  roirffamfte  Brüberücfte 
3urechtroeifung  toäre.  @S  fann  barnm  ber  gall  eintreten, 
baß  bie  roeUUchen  Herren  fogar  nad)  bem  ®efe£e  (£$rifti 
ba$u  gehalten  f-inb.  Dagegen  Reifen  aud)  feine  pctyftüchen DiS- 
penfen,  ^rtütfegten  nnb  ^emtionen,  roeit  ein  Qfyrift  nicht  roün= 
fd)en  fann,  ba§  ber  SJ3 1 c a r  (Styriftt  bürde)  feine  £rabi^ 
tionen  bie  Ausübung  beS  ®efe£eS  (£^rifti  habere  nnb 
bte  roettücr/en  ßerren  oou  ber  für  bte  Kirche  oortheU= 
haften  Gtorreftton  abmatte."  „Unb  nach  wahrer  Cogif 
unb  SD? eta p fyftf  folgt  offenbar,  bag  König  nnb  §erren  bieS 
nac^  ihrer  SÖtttfür  (ihrem  (Srmeffen)  muffen  tb/un  fönnen,  benn 
fonft  roürben  fie  eS  eben  gar  nicht  thun  fönnen;  and;  barf  baS 
Qrrmeffen  beS  ^apfteS,  ber  (Sqbtfchöfe  nnb  ®cifttid;en  nicht  bggtt 
abgekartet  kerben,  roett  in  biefem  gafte  roeber  ber  Zottig  fcon 
'-Böhmen,  noch  bie  Magnaten  roettüche  §erreu  roäreu."  l) 

„Der  König  oon  ^Böhmen  ober  ber  Kaifer,  roettn  er  bie 
Kird;e  botirt,  burfte  roeber,  nod;  fonnte  er  bieS  gnr  (sntnerbung 
unb  33crfd;(echterung  feines  Meiches.  Deshalb  fonnte  er  fie  nicht 
unbebingt,  fonbern  nur  unter  ber  SBebtngmtg  botirett,  bafj  fie 
nicht  §erren  biefer  ©Itter  feien  unb  bafj  ber  König  ihnen  biefe(= 
ben  roieber  entgehen  tonne." 

Unb  nun  geht  er  aud;  auf  bie  grage  über,  ob  bem  ^apfte 
baS  (SigcntfmmSrecht  unmittelbar  ober  bireft  auf  bie  Kirchengüler 
3nftehe,  eine  Behauptung,  welche  t^iet  ju  beut  päpftttchen  23er = 
fahren  im  Stetfenbefe^cn  u.  f.  ro.  bamats  beigetragen  fottc. 
Mein  „bann  roäre  ber  König  nicht  mehr  König  oon  gang  23b> 
men,  ba  mehr  als  ber  oierte  Xfytil  beS  Königreichs  an  bie  tobte 
§anb  beooloirte,  ja  es  roäre  bei  ben  täglich  road;fenben  SBefifc* 
uugen  beS  (5leruS,  roahrcnb  fich  bic  ber  Marone  unb  bitter  unb 
anberen  Seitlichen  immer  mehr  verringern,  (eicht  ber  gall  uieg 
(ich,  bafc  alles  SBefifcthum  an  bie  (Sterifer  beS  Königrcid;S  33öh= 


')  T.  I.  154.  b. 


145 


inen  bebolbtrte.  £)ann  toirb  juglcicfy  baö  Dominium  unferctf 
®öntg$  nnb  ber  Marone,  nnb  folgüd;  ba#  $iegaücnrcd;t  erlbfdjen, 
ba  bic  Crtcrifcv  txci$  ifjrcv  53crbrcd)en  nnb  bc$  9)2i§braud)3  tfyrer 
^3efi%iiitgeti  $um  &a#tljett  bcö  ©taateg  oon  jcber  3uri3feictten 
reo  ©önigS  frei  fein  iooüen."  !)  „2)arum  ift  nntcr  atten  @ttri* 
bert  bei  ben  Oberen  unfereä  Königreichs  Söitfjmen  am  meiften  $u 
fürchten  bftube  grömmigfeit,  fatfrf>e  Sarmfycqigt'ett  nnb  jufttm* 
incnbc  Untertaffung  tfyeifS  aus  9cad;iäffigfcit,  ttjeite,  roa$  frf;en 
ba$  <^auberijaftefte  toäre,  roenn  bie  3uftiutmung  jnm  SBerbrecfyen 
berfauft  nnb  ungerecht  bureb  ba«  9I(mofen  be3  GteruS  ber  geinb 
(ibrtfti  ocrtfycibigt  roirb."  2)  "Diad^  biefer  2lnfpracr/e  an  ba$ 
Hüffen  ber  roettüdjeu  §crren,  biefer  Aufmunterung  ju  einer  £fyat, 
„ju  ber  biefetben  nnb  ccnfeqnent  alte  £aien  fefyr  geneigt  finb," 3) 
fefyft  für  fie  nur  nod)  bie  grage:  ßlad)  roe(d;em  ©efe^e  fyaben 
mutfyroifltge,  frot^e,  fd)ütyfrige  unb  burd;  überfü'tffigen  23efik  be^ 
reicherte  ©eiftticfye  £emporaticn  311m  9tad;t^ei(e  ifyrcS  ©taubes 
nnb  ber  ganzen  ftreitenben  Hircfye  in  §änben,  roäfyrenb  bie 
n>e(t(tcfyen  Patrone  verarmen,  fo  ba§  fie  bon  Langel 
gebrüeft  gum  (Steden,  23ebrücfen  ber  Untergebenen, 
Ausrauben  Ruberer  gelungen  unb  öfter  gum  £ügen 
genötigt  roerben?"4)  Dabei  brauchte  man  otynefun  nur  bon 
ber  $ird)e  au  Gtljriftirö  ober  ®ott  31t  appettiren,  um  bann  ungefef/eut 
afteS  gegen  bie  $ird?e  tfmn  3U  bürfen.5)  1412  besfjatb  bon 
Ü0H<$äel  be  QauftS  angefragt,  er  (etyre,  bie  2Mtttd)en  bürften 
ben  (Sterilem  tfyre  jeitüd^en  ®ütcr  neunten  unb  es  fei  baS  fogar 
berbtenftüd;,  fommt  h)ie  geroölmttcr/  feine  üjm  fdj«  geläufige 
Sfartoort:  Gr  lügt.  Mein  feine  2$ertr/eibigung  lägt  bteSBefdjul* 
bigung  bod;  in  tfrem  $ted;te  befielen.  „£)bg(eid;  id)  fagte,  ent^ 


')  T.  I.  153.  a. 

2)  T.  i.  154.  a. 

3)  §tffL  207. 

*)  T.  I.  150.  a. 
5)  £öfl.  art.  21-253. 
ftriebrid),  aofyamt  £u$. 


10 


146 


gegnet  er,  roemt  bie  ^riefter  nicht  gut  (eben  tootfen,  fonbern  offen 
ein  fd^ecfyteg  £eben  fiteren,  tüte  biejenigen,  tt)e(d)e  (Soncubinen 
öffentlich  unterhalten,  mit  SBürfefa  ffcieten,  uub  wenn  fie  fid^> 
auf  bie  (Ermahnung  be3  Patrons  ober  ber  ^ßarocfytanen  nicht 
beffern  wollen,  bann  tonnen  fie  nach  ber  $lage  beim  £)iö- 
cefanbifchof  unb  bei  fortgefetjtem  fct)tec^texi  Selben  ihnen  bie 
Renten  ^orent^atten,  bamit  fie  ihr  Seben  beffern.  Kotten  fie 
übrigens  nicht,  fo  feilen  fie  bicfelben  ben  Ernten  geben  unb  nicht 
offene  gctnbe  unfereS  §errn  $efu  (Sfyrifti  ernähren."  l) 

<&o  mochte  §u3  glauben,  ben  ^ßlan  ju  einem  großen  Serie 
entworfen  %ü  fyaben,  bie  (lorreftion  unb  Deformation  be3  GlcruS 
unb  bamit  aud;  ber  $ird;e  follte  ben  gitrften  uub  weltlichen 
§erren  gufter)en.  ©ie  Ratten  bie  nämliche  (Stfenntniß  ber  heis 
(igen  (Schrift  unb  beS  ©efe^eS  ©ottes,  toie  ber  (SleruS  felbft, 
hätten  bie  ®d;riftgemäßheit  ber  gorberungen,  (Gebote  unb  Behren 
be$  (Sleru§  gu  unterfud;en  unb  ihm  nur  in  bem  als  fchriftgemäß 
(kannten  31t  folgen;  fdj>iene  ifmen  ettoa8  gegen  Schrift  unb  @efe£, 
bann  Ratten  fie  nicht  bloS  ba3  9?ecf>t  bem  (Stents  nicht  $u  ge^or= 
chen,  fonbern  fogar  bie  Pflicht  bentfelben  fich  31t  h>iberfe£en  unb 
bie  richtige,  b.  h-  ihre  inbioibuelle  (Sinficht  in  bie  Schrift  burd)= 
$ufe£en.  33etmf3  biefer  (£orreftion  unb  Deformation  feüten  fte 
na'c^  i^rem  (Srmeffen  gegen  bie  ©eiftlichfeit  mit  ©äcularifatiou 
ihres  23efi£e3  oorgehen,  mietoohl  biefe  auch  °^ne  genannten  ©ruub 
$um  Sohle  beS  Staates,  ,$ur  Bereicherung  beS  Königs  unb  ber 
toettüd;eu  ©roßen  burd)geführt  rocrben  bürfe  unb  müffe. 

<So  fehr  fich  §uS  burch  biefe  Sehren  bamalS  unb  auch  jefct 
nod)  greunbe  unb  Verehrer  erwerben  mag,  fo  feiet  ift  gewiß, 
burd;  feine  ^roclamatiou  ber  2ftad/t  ber  £hatfache  gegen 
über  ben  unmäßig  großen  Bedungen  beS  (HcruS  I)at  er  nicht 
Mos  bie  Ded; ^begriffe  beS  mittelalterliche«  @taate$  über  SBeßfc 
verwirrt,  ja  üernid^tet,  fonbern  ben  intttclaltertid;cn  Staat  fclbft 
jerfefct  unb  aufgelöst,  ba  er  einen  ber  itm  eenftitiüreubcn  Steile 


')  W  189. 


147 


8on$ß($  au$  fetner  ifym  Bieber  unbcbingt  $ucrfannten  reduticbcn 
Stellung  tränkte.  Unrecbt  fann  nie  iKcdu  fein  nur  teerten, 
loemt  c£  and)  an  bem  5kfi£ftanb  ber£ird>e  oerübt  ftirb;  Jebet* 
faflS  ift  e$  eine  gan$  abfonberiid)e  ÜXtforat,  in  ber  9?ecbteoer* 
Übungen  für  gute  s2Berfe  erftärt  werben.  „3ft  We  burd)  bie 
Arbeit  oon  Qatjrr/unberten  feftgettaebfene  unb  erganifirte  Jpterardne 
fo  (etd)t  um$ufto§en,  fyängt  fie  niebt  mit  ben  eurepäifeben  23er = 
fyattniffen,  befenberS  feit  1815  eng  Rammen?"  fragte  mau  tut« 
(angft  bie  nad)  tutffitiftfem  $la»e  oerfabrenben  Staatsmänner 
iMemontS.  ')  Um  tt>ie  feiet  met/r  gatt  bieS  aber  oen  ber  IjuffU 
tilgen  3c't  fc°n  bem  mittetatterliduMt  Staate,  ber  ted>  fo  red>t 
unb  eigeutUcb  auf  bie  §icrard>ie  gebaut  toar!  £od?  niebt  ba* 
bureb  allein  erfebeint  £mS  reootutienär,  er  fyat  bie  $eime  reue* 
lutienärer  33etoegungen  in  ben  Staat  fetbft  geworfen. 

§.  18. 

Revolutionäre  Elemente  ber  &ef)re  $uffen$   in  $5e$ua, 
auf  ben  (Staat. 

£m$  räumte  ben  gürften  unb  toettücr/en  ©rodelt  bebeutenbe 
vl*errecbte  ein,  fie  feilten,  fo  fd)eint  es,  eine  abfe(utiftifd;e  iDcacbt 
fiaben,  auefy  bie  #Migion  foflte  $um  pfeffert  ber  Regierung  ge= 
bereu.  Mehl  e$  fdjeutt  aud)  bteS.  $Öemt  man  bie  s13rinctpien 
ÖuffenS  näb/er  betrautet,  tnebefenbere  nrie  er  ben  Sa£:  deiner 
ift  reeltlid>er  $err,  fo  tauge  er  in  einer  Xebfiiube  ift,  bis  in'S 
&leinfte  burcbfüfyrt,  n>ie  ein  felcber  nicfyt  b(e$  nichts  $>crbienft= 
tid>e£,  feubern  aud)  feine  riebtertiebe  ipanbtung,  überhaupt  -JcicbtS 
ocrridUen  fann,  roa$  ifym  fraft  feiner  feciaten  unb  peüttfcben 
Stellung  $ufemmt,  n?ie  „er  nur  bem  tarnen  nacb,  aus  btefer 
^nätenfieit  reeftlid^er  §err  fei/'  fein  tRedr)t  }um  £eben  Ijabe  unb 
mit  beffett  ^ertoirfung  aud)  feines  jum^errf^ett:*  fe  muß  man 
bemt  becb  feben  febr  fürd>ten,  bag  biefe  Xf)eerie,  btcfcö  Staats^ 

')  21.  ^gemein.  3tg.,  15.  9?oto.  1861.  3.  5201. 

10* 


148 


ibccit  auch  in  bie  2ötrfttcf)fett  übergefe^t  toerben  mochte,  um  fo 
mehr  als  ©ue  bk&  bei  beut  Glems  felbft  fd)on  oerfucht  I)atte, 
ltnb  ficb  mit  potitifcben  ^Phantaficn  nicht  wobt  fielen  tagt;  biefe 
©a$e  aber  tourben  funrcidcn,  f elften  fie  mit  GEonfequenj  burd^ 
geführt  merben,  bic  gange  9Dccnfd;heit  ftatt  $tt  oerbinben,  in  einem 
fortgefegten  ^ertttdtungefriege  aufzureiben.  3>oct)  nur  muffen 
feine  Vefu-e  oellenbs  betrachten  nnb  bann  utg(eicr)  [eben,  tote  fie 
feine  >$eit  auffaßte  nnb  begriff,  daraus  tiürb  firf;  baS  ficherfte 
Urtheil  gewinnen  (äffen. 

„$Ba$  ber  Ungerechte  gebraust,  fcr)x*t  nun  §us  roeiter,  tft 
eBeti  baburd)  ungerecht  gebraucht  (5$  tft  alfo  auch  unntcglid\ 
baß  ber  Ungerechte  über  3entanb  fyxxfät,  ofme  baf?  er  ungerecht 
ben-fde  ober  oiclmcbr  tmanntfirc,  ba  er  fid)  ungerecht  fremben 
®utc$  bemächtigt,  ^ee^atb  tft  Dciemanb  geregt  mettücber  £>crr, 
tautet  ber  beftä'nbige  Refrain,  fo  fange  er  in  ber  £obfünbe  ift." 
©er  fidS  bnrd;  bie  £ebfitube  31t  einem  @tta»en  ber  zeitlichen 
Tinge,  ja  ber  3ünbc,  eine*  geringeren  2ßefen$,  als  irgenb  eine 
Kreatur  ift,  macht,  fann  boct)  fieber  fein  §errfcr)er  über  (Srea* 
tnren  fein,  teenigftens  feine  eigentliche  £errfchaft  ausüben  (pecca- 
tor  ut  hujusmodi  nulli  creatnrae  proprie  dominatur).  (Sitten 
©eleg  bafür  gibt  bie  Zeitige  Schrift  in  bent  23eifpiet  be«  toou 
©ott  ocrrccrfcncn  Königs  Sani.  ,,2öeltlicr)e  roie  ©eiftliche,  rcenn 
fie  fcbledt  (eben,  fiub  bloä  burdt)  Ufurpatton  §erren,  Surften, 
^rataten."  (*$  mag  bies  puffen  fetbft  ju  gefährlich  gefchienen 
haben,  tr>cet)at6  er  feinen  ^Behauptungen  bie  Spitze  roieber  ab- 
brechen  31t  fönnett  glaubt,  rcenn  er  fagt,  „©ort  approbirt  tt>cr)t 
bie  Regierung  ber  SBöfen  in  ^Beutg  auf  ba$  äußerlich  unb  pofitio 
Sürft  jein,  toie  bie  gerechte  Strafe  unb  bett  errungenen 
Goethe ü;  aber  baö  Styrannifiren  a^probtrt  er  nie;"  ba  aber 
ber  Xcbfünber,  alfo  ber  Ungerechte  nur  tyranniftren  fann,  fo 
betrachtet  §u3  legitime  Surften,  toenn  fie  in  ber  Xobfünbe  fein 
feilten,  glctd;  ben  Inhabern  interintiftifcher  burd;  bic  Resolution 
momentan  eingefefeter  Regierungen.  J)ier  nwfj  man  fid  beer) 
fragen,  welchem  dürften  ober  mcltlid;cn  $errn  unter  einem  fo 


149 


Meisten  93effe  neef;  roofyl  fein  mochte?  Senn  jeber  grürft,  ber 
in  eine  Stebfifnbe  fällt,  notljtojenfrig  baburd^  Kranit  ift,  feine 
9$egierung$re$te  eigentlich  verliert  unb  nur  als  Ufuvpatcr  in 
reu  Augen  feine«  Stades  bafteljt,  toefdfreS  $olf  »ürbe  nid)t  batfe 
tiefe,  6a(b  jene  @$tta$e  feinet  gürften  auffrntren,  \u  Xobfüu* 
ben  ftein^eüt  unb  ihn  als  einen  SDjrännen  oom  Ztymu  ftcßcu? 
SWan  bürfte  aüerbings  mit  einigem  ©runbe  ^iegegen  geftenb 
machen,  baj?  £m3  biefe  (Sä£e  att$fpri<$t,  inbem  er  bie  35erfyä(t= 
niffe  oom  Stanbpunfte  @otre£  au$  betrachtet;  allein  man  Der* 
geffe  nur  nicht,  bag  baä  tyolt  einer  fold;en  §Beira<$tung$tt>eife 
unfähig  fei.  UebrtgcnS  sollte  §u$  ben  ^öbclhaufen  aud;  nid;t 
auf  biefe  ibcelle  §öhe  ber  Betrachtung  uuo  ^Beurteilung  poü* 
tiftyer  23erhctltniffe  erhoben  Hüffen ;  oiclmeb/r  war  e3  ihm  bafcei 
red;t  eigentlich  um  bie  5Birf'tid;feit  $u  tfjnn,  baä  ocrmeintlicbe 
3beal  foflte  fd;on  in  bie  3Birflid;feit  überfragen.  3"  biefer 
Abfid;t  fagt  er,  „bie  ßügen  unb  Scr/retfmittel  ber  Reiben,  bie 
Argumentationen  ber  (Schüler  beS  Antid;rift3  bürfen  nid;t  im 
2ßege  ftehen,  baß  bie  (Söhne  ©otteS,  burch  ©otteö  ©eift  geleitet, 
ben  Anfchreiben  ber  Zapfte,  £aifer,  Könige  ober  gürften  nur 
bann  gehorchen,  roenn  unb  in  toie  roeit  fie  mit  bem  ^Bitten  bee 
höchfteu  ^ßrtefterS  unb  mächtigften  Königs,  wtfereS  $errn  3>efu 
(£fyrifti,  $ufammenftimmen.  £arum  müffen  bie  ©laubigen  barauf 
ad)ten  unb  regen  ©eifteö  forgfaltig  biScuttren,  ob  bie  Aufd)reiben 
ber  Zapfte  unb  gürften  ettoaS  bem  ©efetje  (Shrifti  (Sntgegenge* 
fe$te$  befehlen.  (Sollten  fie  31t  biefer  fefentttniß  getaugt  fein, 
bann  muffen  fie  bis  auf  ben  Xob  loiberftehen  unb  bürfen  auf 
feine  $3eife  gehorchen."  *)  £>abei  beherzige  man,  roetche  Aniren= 
bung  £mS  fetbft  biefem  principe  auch  gegenüber  ber  weltlichen 
Regierung  gab,2)  unb  man  wirb  faum  abfeheu  tonnen,  welches 
ftaatlid;e,gufammenleben  hier  noch  möglich  fein  follte.  <So  faßte 
aber  auch  bie  «Sache  bie  gan3e  bamalige  Seit  auger  §u8  unb 


')  T.  l  369.  b. 

')  Antihuss.  c.  5.  p.  380. 


150 


feinen  Sfotj&ngern  auf.  Die  Unioerfität  %m$  bemerft  bagu: 
„(Sin  üerberbttd;er,  fcanbatöfer  3rrtlmm,  ioelcfyer  atte  Rebellion, 
allen  Ungefyorfam  unb  Slufruljr,  enbücf>  ben  glud>  dfyam'S  nad) 
ftd;  gielje."  (Sbeufo  bemerfen  bie  ^arifcr  (^rofefferen),  „bag 
fein  ^räSciter  toaf^rer  ^a^ft,  ober  §err,  ober  Prälat  ift,"  ift 
ein  ^rrtfntm  im  ©tauben  unb  in  ben  (Sitten,  mehrmals  fcfyon 
gegen  bie  Sinnen  ben  Qljcn,  bie  Söalbenfer  unb  bie  23egarben 
oerbammt;  bie  nnbefonnene  SBeljauptwng  biefeS  3rru)um3  ift 
ferner  aufrüln'erif  d;,  fcanbaloS,  berberblicfy  unb  gum  2luf* 
rufyr  gegen  jegliches  menfd;lid;e  ©taatStoef  en  auSfc^la* 
genb,  ba  Sßiemanb  ioeift,  ob  er  ber  £iebe  ober  beS  §affe£  tonx- 
big  fei.  SBir  aüe  oerftogen  tu  Vielem  unb  bafyer  lonrbc  bie 
£>errfd;aft  äugevft  ungetoig  unb  unbeftänbig,  hnnn  fie 
auf  bie  ^rabeftination  ober  Siebe  begrünbet  hntrbc, 
unb  mit  Unrecht  ptte  Petrus  befohlen,  bag  bie  «Sflaoen  tfyren 
§erren,  aud)  ben  fd;limmen,  Untertan  fein  follen."  „Der  ttäut* 
lid)e  3rrtfnmt  fei  aber  in  bem  ©a£e  auSgefprodicn,  bafj  feiner 
ber  in  einer  £ebfünbe  fid;  befinbe,  froburefy  er  nid;t  ®lieb  (Sfyrtfti, 
fonbern  beS  Teufels  ift,  ioafyrer  ^apft,  ober  Prälat,  ober  £>err 
fein  fömte."  2)  «Sonad;  geigte  fid;  and)  Wofy  ©igiSmunb  nid;t 
„als  ben  leicfytfinnigen  $lmn,u  toenn  er  §uS  auf  (entere  33e^ 
fyauptung  antwortet:  „3ofyanneS  £ms!  9ciemanb  lebt  efme  23er = 
brechen!"3)  Senige,  aber  umfaffenbc  unb  bie  £fyeorie  £ntffenS 
fd)arf  begeidmenbe  Sorte.  itebrigenS  fprad;en  fct)on  1414  bie 
£f)atfad;>en  auf's  ßoibentefte  ans,  toeld;e  grüd;te  oen  bcr£fyeorie 
§mffenS  gu  ertoarten  feien.  @d)on  1414  toaren  „in  ^rag  unb 
im  Königreiche  33öljmen  biele  Kirchen  unb  ©eiftlicfyc  faftifd; 
tt)rer  meiften  ©ütcr  beraubt/' 4)  „fagen  @inbringUnge  auf  ben 
Pfarreien," 5)  „ttmrben  ©etfttid;e  gefcfylagen,  anbere  übel  unb 

')  £öf(.  243. 
a)  £off.  242. 

3)  #öfl.  art.  1.  207. 

4)  £öfl.  204;  207. 

5)  #öfi.  206. 


151 


unciniMv  bemäntelt,  ßaten  a,ctörtct,  toetyrenb  anbere  bi%  freute 
alo  Verbannte  fycrumftreickn.''  ') 

%ud)  baä  (Sonett  f;at  biefe  &nf<$anung  ausgebrochen,  inr-cm 
e$  fagt:  ,,(5inigc  ber  genannten  Söndufionen  unb  ^ropofitienen  * 
finb  euttveber  fatfd;,  irrig,  fcanbatcS,  uuoefonnen,  aufrühre* 
rifdj,  ben  grieben  ber  $ird;c  fterenb,  bie  f trd;fid?e  3uri3= 
biction  entneroenb,  ungefunb,  gegen  bie  Zeitige  Schrift,  bie  att* 
gemeine  ®irdje  nnb  bie  53eftimmung  ber  fjeiügcn  SBater  jufam* 
mengefteüt  —  ober  anbere  finb  gcrabe^n  fyärettfcr)." 2)  Unb 
merfumrbig  proteftirt  §u$  in  feiner  5(nttt>ert  barauf  nur  gegen 
bie  Steten,  bajj  feine  'jßropofitienen  „fa(fd),  irrig,  ober  fyaretiftf? 
fein"  fottten,  vttfo  fttßfdjteetgenb  bereit  a u f r ü f; r er i f cf) en  Gfyarafter 
Sugc&enb. 

($3  fragt  ftdj  nun,  koeCc^e  33ebcutung  bie  8etjre§uffen$  für 
bie  2(ufd;auung  bom  ©taate  fyatte?  Denn  es  tagt  fid)  nid;t 
(äugneu,  ntcr)t  erft  auf  £utfyer  ift  biefe  23ctt>cgung  $urüc%ttfe|en, 
fenberu  tfyr  Datum  reicfyt  bis  auf  §u£.  £)ier  muffen  nun  jtoei 
Momente,  gtüet  (Seiten  unterfd;iebcn  toerbem  §u$  felbft  natf; 
feiner  eigenen  2(ufd;auung  moüte  ben  <&taat  reügiöfer,  d)riftlid;cr, 
fatfyelifd;er,  a£ö  eö  fe(6ft  im  Mittelalter  fcon  Semanb  toar  be* 
fympkt  toorben.  33ei  ifym  ift  öffentliche  Staat$gercd)tigteit  glctd) 
ber  ©ered;tigfcit  beö  ÜWenf d;en  bor  ©Ott  unb  ofyne  biefe  ©eredj* 
tigfeit  im  tfycoiogifd)cn  (Sinuc  ift  aud)  jene  ungerecht,  Mos  ufnr* 
patcrifd;e  *ßrätenfion.  23on  biefer  Seite  aus  Betrachtet  ftetyt  atfo 

')  Antihuss.  c.  5.  383.  u.  c.  IG.  p.  417.  Gilbert  Stephan  bie  $oU 
gen  ber  ^uffitifd^en  £eljre  folgenbcrmagen:  ,,Ex  qua  et  pene  sola  causa 
aguntur  haec,  quae  sequuntur.  Primo  crassa  et  manifesta  inobedientia 
per  eosdem:  deinde  tarn  in  Ciero  quam  in  promiscui  sexus  populo 
confusio,  divortia,  dissensiones,  litigia.  animositates,  verbositates,  odiosae 
et  ventosae  disputationes,  inimicitiae,  animorum  distractiones ,  turba- 
tiones,  multarum  noxarum  occasiones,  cauteriatae  conscientiae  pallia- 
tiones;  et  non  solum  in  finitimorum  Bohemiae  districtuum  terris  ex- 
teris.  sed  et  in  remotissimis.  ut  praedicitur,  alienigenarum  niundi  par- 
tibus  scandalum  devolvitur  inauditum." 

2)  36.  m.  £öft.  238.  f. 


152 


£ms  im  bireetcn  (Megenfat^c  $u  bcn  ncitcftcii  ©iaatSanjcfyaMtngen, 
nad;  betten  fid;  bev  «Staat  alles  d?riftlid;cn  ScfenS  31t  cntfctta^ 
gen  f;abc,  bamit  bei*  reine  DechtSftaat  fiel;  conftituirc.  2lber  bie 
anbete  Seite  ift  e3,  bie  bcfonbcrS  heroorgefehrt  ttitb  »erfolgt 
mürbe,  bie  alfe  auef;  mit  befonberer  ^ufmcrf'famfcit  betrautet 
werben  mug.  $3aS  görfter  in  feinem  „ber  ©taatSgebanfe  bcS 
DDittctalterS"  bem  2LMcbcrcrn)ad)en  ber  fkffif^en  ©tobten  nnb 
ber  Deformation  $ufd;reibt,  hatte  feine  Söurjeltt  nnb  fteime  bc= 
reitS  in  ber  böhmifd)eu  Deformation;  fie  burdjbradj  „bie  gorm 
nnb  ben  Inhalt  beS  feften  trabitioncllen  ©ebäubeS  ber  fc^olafti- 
fd;en  Schlußfolgerungen,  bnrd;  fie  würben  bie  ©eifter  gcloft  bon 
ber  treffet  ber  Autorität  unb  fonnten  nnn,  ioie  £nthcr  fagt,  «>ie* 
ber  frei  auf  ciuanber  planen.  £)ie  feinften  fragen  beS  öffent* 
lid;cn  2£efenS  tourben  feit  ber  (böhmifd;en  unb  frait$ö|ifd;cn) 
Deformation  ^raftifd;  mid>tig  —  alles  33ernitfyen  ift  feitbem  ocr= 
geblid;,  fie  in  baS  äfttyftertttm  jm'ücfyitftuiiien.''  l)  £)aS  läjjt 
fid;  atlerbingS  nid;t  läugnen,  baS  ift  eine  umintftöjjltcfyc  hiftorifd;c 
Wahrheit,  bie  Unioerfität  ^SariS,  $L  SigiSmunb,  baS  (Sonal 
31t  (Eonftanj  ahnten  cS  unb  StephanuS  IManeufiS  gibt  in  ber 
oben  beregten  Stelle  ben  33clcg  bajtt,  toie  nicht  Mos  in  unb  um 
^binnen,  fonbern  aud;  bis  in  bie  fernfteu  t'änber  biefer  gunfe, 
gleich  einem  clcftrifd;en,  bie  bamalige  Seit  burd^udt  unb  in  bcn 
©eiftern  gejitubet  ^ätte;  cS  tagt  fid;  ferner  nid;t  läugnen,  ber 
burd;  baS  d;riftlid;c  9J?t;fterittm  geheiligte  unb  gefeftete  OVl;orfam 
mürbe  feitbem  biefer  5Beil;e  unb  biefes  §altmml'res  beraubt,  ber 
©cf;orfam  jebem  3ubioibuum  anheimgegeben,  als  feine  felbft= 
eigenfte  Sad;e  oon  feinem  dafürhalten  abhängig  gemacht.  Dur 
möge  man  nicht  bergeffen,  baß  aubere,  mic  £ouiS  $knc,  biefe 
ßöfung  ber  ©eiftcr  oon  ber  geffel  ber  Autorität  revolutionär 
unb  §>uS  „ben  nxrbcubcn  ®eift  ber  mobernen  Devolutionen" 
nennen. 

£iefe  23cmcgung  ber  (Seiftet  ol;nc  baS  sD?t;fterium  ift  uod; 


')  g&rfler,  l.  c.  6.  31.  f. 


153 


nicfyt  (inbe.  Sic  ift  über  ben  unerträglichen  2ftfo(uti$ttiit$, 
fewie  über  Resolutionen  ^ititoeggcf d^r ttten  mtb  ftdjt  fyeutc  auf 
ber  einen  Seite  am  43auc  ber  ccnftttutiencdcn  9?ctf;teftaatcn,  auf 
ber  anberen  an  beut,  ber  auf  bem  ftcd;te  ber  £fyatfad;cu ,  auf 
ten  faits  aecomplis  aufgeführt  werben  foft.  5öie  baucrfyaft  fic 
fein,  ob  fie  un3  wirftid),  wie  gewid;tige  Stimmen  behaupten, 
uuabfcfybarcn  potttifd;cu  Verwirrungen  unb  9icoo(utioucn  cutge-- 
gcngefüfyrt,  was  man  nad;  ifynen  nod;  erftnben  mag,  wirb  bic 
3ufunft  $eigen,  bie  Vergangenheit  hingegen  toetft  auf  £m£  a(3 
ben  tnteücftueüen  Urheber  atfeS  beffen,  Wa3  auf  biefem  ©ebiete 
burefy  bic  Reibungen  ber  religiös*  cntfcffeltcn  unb  bom  9)ft;fterium 
emaueiptrten  ©eiftcr  31t  £agc  geförbert  würbe.  „£>a3  toaste 
3ic("  ift  uoc^  nic^t  erreicht ,  unb  „wirb  nicfyt  erreicht  werben, 
wenn  man  nicfyt  feftf)ä(t,  Was  fd;en  im  9ttittcta(tcr  ber  2(bt  (Sngc^ 
bert  au$gefprod;cn  fjat:  ©Uidüd;  ift  ber  &taat,  Wenn  2ltte  tu 
ben  gemeinfamen  3ntcreffcn  gered/t,  flug,  mäßig,  ftanbfyaft  (eben: 
mäßig  im  ©lud,  ftanbfyaft  im  Ungtüd,  ftug  im  ,3wcifcfyaf  teu, 
gerecht  in  Gittern  unb  3ebem."  l)  Unb  wirfüd)  unter  biefen 
$3ebingungen  glaube  icfj  auefj  an  bie  3uhtnft  eines  9?ed)tsftaatc$, 
atiein  nie,  baß  bie  Vöffer  ftcfy  auf  biefen  Stanbtmnft  empor- 
fd;wingen  unb  auf  itjm  ftd)  ermatten,  unb  $war  emporfd;wingen 
ofyne  baS  9)tyfterium,  was  audr)  oon  jpr0ieftaattf<$er  Seite  in 
jüngfter  3eit  mit  atfer  (Sntfd;icbenf)eit  Ijerborgefwben  warb. B) 
^ebenfalls  aber  bürfte  fo  x>iet  feftftefyen,  bie  Priorität  ber  @nt= 
feffetung  ber  Sfebotution  gehört  nid)t  8utfyer,  fonbern  §uS  $u. 

£)ie  näd;ften  gotgen  ber  Ijuffitifcfyen  Bewegung  unter  ben 
Stäben  waren  nun  freiließ  ber  potitifd)en  grei^cit  ntcfyt  fefyr 
güuftig,  fo  wenig  alö  baS  £uttycrtfmnt , 3)  bietmcfyr  führten  fie 
$ur  „2Utfrid;tung  einer  2(be(3mad;t  in  ben  beibeu  f(abifd;cn 


')  ftörfter,  1.  c. 
3)  ©utset,  1.  c. 

3)  Ätrdfje  unb  Äir^en,  $a£fu^um  unb  £trc$enftaat ,  ben  3.  3.  3. 
2)öuutgei\  ©.  93  ff. 


154 


Dreieben,  neben  n>etd;er  ba$  tönigtfmm  fo  toenig  als  bie  Volfö; 
freifyett  befielen  tonnten."  „£)te  9ticf>tung  ber  ^otntfd;en  Sßoiitti 
blieb  toergugStoeife  Sßb^men  gugetvanbt  nnb  baS  (Streben  beg 
2lbel3  auf  bie  Verminbernng  be$  (SinfluffeS  ber  ©eiftttdjfeit  ge^ 
richtet,  toeld;e  allein  nod)  einen  £)amm  toiber  bte  5lllmad;t  be$ 
erfteren  gebilbet  hatte.  (Stritt  für  (Schritt  bitbete  ftch  jefet  biefe 
auf  ben  Reichstagen  bon  1450,  1459,  1468  immer  toeiter  ans. 
9tad;bem  auf  bem  testen  feftgcfcfct  ftorben  toar,  bag  $tt  bem 
Reichstage  nicht  btoS  bte  Reid;Sbeamten  unb  33ifd;Öfe,  foubern 
auch  gtoei  2lbgcorbnete  (£anbbotcn)  aus  jebcm  polmfdjen  £anbe 
beigeben  Serben  falte« \  tonnte  ber  tönig  ohne  3ufttmmung 
biefer  2lbgeorbueten  nichts  mehr  befd;ließen;  batb  ertaugten  fie 
bie  fegislatioe  toie  bie  ereatttoe  ©ctoaft,  toätjreub  nad;  ber  an* 
beren  (Seite  tn'n  befd;loffen  umrbe  (1505),  bafj  ber  9M;tabctige 
(plebejo  genere  natus)  bei  (Strafe  ber  Verbannung  unb  £on= 
ftScation  ber  ©üter  oou  atteu  fyUjmn  geiftlidjen  2öürbeu  aus- 
gcfchloffen  fein  follte.  2llS  ein  anberes  ©efe£  ben  dauern  nur 
einen  @otm  in  bie  <Sd;ule  31t  fd;ideu  gemattete,  toaren  2lrnuttl; 
unb  UntDiffetit)ett  (5rbtt;eit  beS  nicberen  (StanbcS,  burd;  bte  Ver- 
mefyrung  ber  Stacht  beS  Rcid;StageS  ben  Höingen  bte  Unm% 
tid;feit  pm  (Srbthetle  geworben,  baS  Vefte  beS  £anbeS  nmllich 
51t  beforgen;  ber  ßleruS  t;atte  ftch  mit  bem  2lbel  ibentifictrt  unb 
ftanb  fo  auf  bem  fünfte,  bie  Qftfceffen,  toeld;e  er  31t  toahrcu 
hatte,  biefem  ju  opfern;  eine  allgemeine  Umfetjr  ber  £)inge  mußte 
erfolgen.  £)er  (Streit  ber  (Stäube,  toeld;er  an  alten  (Snbett  (ht= 
ropa'S  entbrannt  toar,  im  äöeften  jur  Vermehrung  ber  fönig* 
lid;eu  9ttad;t  biente,  ^atte  im  Often,  als  bie  antictericatifd;en 
©rnnbfäfce  beS  §uffitiSmuS  fid)  gur  polittfd;en  (Währung  gefeilten,  gu 
einer  fo  flägltc^eu  (^eftaltttng  beS  öffentlichen  Gebens  gefügt 
$ätte  in  Böhmen  nicht  ©eorg  ^ßobiebrab  bie  ,3üget  ber  fönig* 
lid)en  Wlatyt  ftärfer  angezogen  (1457—1471)  unb  in  ber  langen 
Reihe  theils  perfönlid)  fd;toacher,  theils  burd;  Vcrhä'ltniffc  otm= 
mäd;ttger  tönige  oon  Senkel  bis  gcrbinanb  I.  (1378—1527) 
eine  tootylttycttigc  2lufrid;tttng  ber  töniglicheu  3)iarf;t  ocrf  ud;t, 


155 


33bfmicn  lintrbe,  a(*  ut  ben  betben  reHgiöfen  ^auptyartctcn  jid) 
fett  1452  bie  bbfmiifdjen  trüber  a(«  britte  gartet  gefeilten, 
oietfeicf>t  nod)  fyeiltoferen  äuftänbai  a(«  'polen  auSgefefet  getoefen 
fein/  0  $)a$  ioar  bie  £)urd)füf)rung  ber  Dreiteilung  be«$ol^ 
fe«  nad?  ber  8el)re  £mffen«.  £>er  §err  f eC6ft  follte  berorbnet 
fyaben,  ba§  feine  £ird;e  au«  brei  Reifen  fcermifcfyt  fein  fotle, 
namlid;  au«  ben  ^ßrieftern,  toeld?e  (anter  fein  @efe£  galten  muffen, 
au«  ben  Sßornefymen  (nobiles)  ber  SBBelt,  toeld;e  $ur  §altung 
ber  23ererbmmg  @fyrifti  jtoingen,  unb  au«  beut  23olfe,  welche« 
Reiben  erften  feilen  nad;  bem  ©efe£e  ©otte«  bieuen 
muß. 2)  Unb  toirfn'd)  Ratten  bie  böf;mifd;en  gaten  „eine  2lbel«; 
r)errfdt>aft  aufgerichtet,  in  meiner  fid;  fd;on  1529  ba«  National-' 
vermögen  fo  unberljältnitfmägig  gruftrirte,  baß  bie  ©üter  be« 
§erren=  unb  Ofttterftanbe«  (in  ben23eft£  ber  Hird;engüter  Ratten 
fie  fid)  gleichfalls  gefegt,  benn  ber  @leru«  foüte  lauter  nad;  bem 
©efe^e,  atfo  aud)  in  apoftolifdjer  2lrmutl;,  (eben)  auf  fünf  SDftllte* 
nen  <Sd)od  fcöljmtfcher  ©reffen  angcfd;lagen  lourben,  bie  ber 
(Stäbte  auf  nur  eine  Million  acbtmatfntuberttaufenb ,  Bei  ber 
'eteuer$afy(uug  aber  bie  treibte  fo  biet  Ahlten  al«  bie  £>errcn, 
bereu  ©runboermögen  allein  auf  ^toei  9Jcillionen  oicrmaÜ)unbcrt; 
taufenb  @d)ocf  berechnet  ttmrbe,  bie  Dritter  aber,  loeld;e  auf  $toei 
üDftlfionen  fed^matfmnberttaufenb  <Scfyod  angef plagen  ttntrben, 
am  toenigften  entrichteten." 3)  2Wein  ba«  ioar  eben  nur  bie 
„ättacfyt  ber  £hatfac$e,"  tüte  £m«  fagte,  ober  bie  SDcacfjt  ber©e- 
toalt,  fie  fonnte  momentan  burd?  bie  ©etoalt  ber  ^Baffen  burd^ 
geführt  unb  auch  eine  3eit  lang  feftgehalten  derben,  allein  bie 
i'ogif  ber  burch  £m«  in  bie  2Belt  geftreuten  3been  lieft  fich  burch 
feine  üö?ad)t  mehr  erbrüefen  unb  erftiefen;  toie  ba«  @oncil  ju 
(Sonftang,  fo  fcfyeiterten  noch  2llle  an  bem  $erfucfye  fie  $u  binben. 


')  Hefter.  @.  XXVI.  f. 
5)  T.  I.  288.  a. 

3)  £öfl.  XLI.  ytafy  einer  etgen&änbigeix  2tuf3eid^nmtg  be$  oberfteu 
Äanalerg  öon  9?eufyau3. 


156 


ilnb  gerabe  fie  ffnb  c8,  tucld)c  bic  ^ßotitif  bcr  neueren  unb  neue* 
ften  3eit  beftimmen. 

^eter  bon  3}?(abenetr)tc3  modjte  ben  ^Berten  bc3  GEarbU 
natö  bon  (Sambrafy :  genügte  btr  (£m$)  ntc^t,  ben  gctftticf>cn 
<Stanb  gering  3U  fd;ä£cn,  nein  bu  tt>agteft  burd;  beiue  (Schriften 
unb  Dogmen  auefy  ben  fÖniglid;en  <Stanb  unb  bic  Röntge 
aus  iljrem  $ange  31t  ftoßen"  —  bie  53cmertung  mad;en,  „er 
tooflte  baburef)  mefjr  bie  Seitlichen  gegen  ilm  aufbringen/'  !) 
benn  er  fannte  nod;  nid?t  bie  n>eitauötragenben  geigen  ber  eben 
erft  entfcffelten,  autoritatSlofen  Vernunft;  benn  bie  ©eifter  muß* 
ien  fid?  biefer  greifyeit  unb  be$  ©djaltcS  ber  lmffitifd;eu  $btm 
erft  betrugt  werben,  Daß  man  biefe  33emerfung  nod;  l)eute 
(itfcanber,  $Ör;ringcr)  nad;fpridj>t,  nad;bem  bie  (£onfequen$cu  bie* 
fer  $rinctyten  unaufhaltbar  ifyre  potitifd;en  grüßte  getragen  unb 
ftd;  and;  Banner,  toie  gouiS  SBlanc,  barüber  autfgefprod;eu  ffte 
ben,  feilte  man  uicf/t  metjr  ertearten. 


§.  19. 

S5crracf)tmigen  über  bn6  Skrl)ältni£  ber  ße^re  br6  £uö 
51t  ber  ßutfjerö. 

lieber  bie  unieerfall)iftorifd;c  33ebeutung  be$  £wffiti$mu$ 
fagt  §efler:  „Dem  JpuffitiSmuS  barf  eine  feiere  uid;t  abgcfprecfyeu 
werben,  tomn  biefe  aud;  in  anberen  fünften  Hegen  bürfte  ate 
worin  man  fie  meiftenS  fud;t  Diejenige  fird;lid;e  Orbnung  bcr 
Dinge,  in  reelcr/er  flerus  (s]3apft  unb  (Sarbmäle)  unb  ®u$e 
ibentifefy  rearen,  unb  bie  £aien  fo  biel  als  nicr/t  gerechnet  ömr* 
ben,  rear  fo  gerealtig  eingewurzelt,  baß,  wenn  eine  größere  unb 
freiere  ßntteidlung,  afö  fie  ba$  SDfcittelafter  gcfcfyen,  aufremmen 
fottte,  bieS  nur  auf  bem  2Bege  eines  geteatrfamen  53rud;e$ 
meglicfy  toat.        galt  aud)  fjter  lieber  ber  alte  ®afc:  oportet 


')  Art.  1.  £öfl.  257. 


157 


haeresfes  esse/  l)  „3Me  muberfaftjiftortfitye  93ebeutung  (ag  aber 
in  ber  (Snoeiterung  bc$  Begriffs  ber  Kirche,  bctt  §u$  nicht  ^(eö 
auf  $ä$ft  unb  (Sarbiuatc  bcfd;ränft  tutffctt  tootftc;  in  bem 
33ruc$e  bcr  rtertcaten  UcbcrmacM  int  (lg  cm  ei  neu  unb  beut  <5in* 
treten  einer  gebietcrifd;cn  Sftothtoenbigfeit,  eineÜieform  am  Raupte 
unb  beu  ©liebem  nicht  b(o$  31t  beginnen,  fonbern  burd;$uführen, 
ober  ber  2öicbcrcrneuerung  äfnt(td)er  fciettcid)t  uod;  furchtbarerer 
Sccncu  fid;cr  p  fein."  2j  9ta  möge  babei  nidt)t  überfein  n>er= 
ben,  bafj  biefer  ®ampf  nicht  b(o#  ber  ©e(tenbmad;ung  be3  taicatcu 
(5fcmcntc3  in  bcr  Strebe,  fonbern  auch  be3  rfericaten  überhaupt 
galt;  benn  nid)t  ber  QiteruS  in  feiner  ©efammtljett  toar  bie$ird;e, 
fonbern  mau  fyat  es  fo  toeit  auf  bie  Sm'^e  31t  treiben  gehmgt, 
baß  fie  gteid?  ^apft  unb  (Sarbinctfen,  ober  eigentlich  nur  gleich 
bem  Zapfte,  ber  „potentialiter  bie  ganje  ftirche"  ift,  fein  fotfre; 
auc^  bei  (SpiSccpat  toar  bou  biefem  engen  unb  engften  Ätrdjen* 
begriffe  auSgefdjteffen,  unb  too^u  brauchte  man  i^n  auch  aU  ein 
Moment  bcSfetben  aufzunehmen?  „Da$  Regiment  ber  $ird>e 
ift  ein  burdjauS  monardnfcheS;  bcr  göttliche  SBeiftanb,  ba3  ©e^ 
fdjenf  ber  Unfehlbarkeit  bcr-  (5utfd;eibung  bon  ©taubenS*  unb 
Sittenangelegenheiten,  ad'  ba3  reicht  hin,  um  bie  menfehüche 
©ebred;iichfeit  i^red  Oberhauptes  $u  unterftüfcen ,  unb  bie  S23et= 
mifdmng  unb  Mäßigung  biefes  ^Regiments  burd)  eine  ariftocratifd;e 
ober  bemoeratifche  ©etoatt  ift  überftüffig,  ja  f  chäbüd;." 3) 
W\t  9?echt  bertoeift  §  oft  er  jum  SBetoeife  für  ba$  Umficb* 
greifen  I>uffitifd&er  Qbeen  unb  2lnfid;ten  barauf,  baß  „auch  in 
33e$ug  auf  ba$  bisherige  SSerhättnig  ber  Staffen  $u  ben jenigen 
Stäuben,  bie  im  ©enuffe  ber  politifd;en  fechte  ftdt>  befanben, 
eine  tocithintragenbc  23eränberung  [ich  hinzugeben  beginne," 4) 
baß  „bon  biefem  2(ugenbüde  an  über  bie  ctericate  Orbnung  ber 


•)  pft.  XL. 

2)  £üfi.  xlii. 

3)  Sofit,  ©efdjtdjte  be§  Sonetts  to.  (Sonflanj.  @.  326. 
')  VciL  XLII.  f. 


158 


Dinge,  welche  ihren  SBefi^ftanb  unb  i^re  ungeheueren  Rechte  mit 
enblofen  @efe£en  oerwahrt  hatte,  baS  (Schwert  gezwungen,  unb 
berfelbc  (Streit  ben  23ö(fern  gegenüber  eröffnet  war,  rt>e(ct)er  auf 
ber  £)öf)e  beS  Mittelalter«  3tr>tfcr)en  Surften  unb  Zapften  ge- 
wütfyet  hatte."  £>amit  ift  ber  rechte  ^unft  bezeichnet,  baS 
racterifticon  ber  fotgenben  £zit  bis  gur  Stunbe  unb  btetteicht  auf 
noch  lange  herausgehoben,  ber  Moment  beftimmt,  bon  wo  fidt> 
eine  neue  Aera  ber  firchengefchicbre  $u  gefta(ten  begann.  33on 
ber  £tit  beS  §uS  ftammt  jene  Dppofition  ber  Öaientoelt  gegen 
ben  Uterus,  we(d)e  fich  einerfeitS  in  ber  öer)re  burd)  ben  ^3ro= 
teftantiSmuS,  anbererfeirS  in  ben  redlichen  23erhä(tniffen  burcb 
bie  ©äcularifationen  unb  ben  fich  gegenwärtig  erhebenben  Rechts^ 
ftaat  ihre  ooftftänbige  (Smanctyatton  erfcmtyft. 

($S  tagt  ftd;  nicht  (äugneu ,  bafj  bie  33auernaufftänbe  in 
23ourgeS  in  granfreid),  im  Stfoin^u ,  in  Ungarn,  bie  Scenen 
in  Magbeburg  unb  ^affau,  bie  Sarbinal  Julian  kern  SBaöfer 
(Sonett  anzeigte,  baS  Stuftreten  beS  Johann  23ehm,  ober  beS 
§änSliu  oon  ^tftau^aufen  im  28üqburgifchen  (1474)  gort^ 
fe^ungen  beS  *puffitiSmuS  waren ;  bcf§  fich  fo  im  betttfdjen  deiche 
bie  fogenannte  „böhmifche  <3itte  (mos  bohemiens)  Bilbete,  natu* 
(ich  fich  cm  ben  (Gütern  beS  §(eruS  unb  ber  Kirche  $u  Oergreifen, 
„au  *ßerfonen  ber  Pfaffen  großen  §ochmut  treiben  unb  fie  furefu^ 
Bar  oerftümmeln,"  ba§  ber  Aufenthalt  ber  fränfifchen  SBarone  in 
']3rag  Bei  ber  Krönung  SmbWigS  I.  (1505)  unb  ber  Anblid  ber 
Welche,  welche  ber  Böhmifche  Abel  mit  ben  ©ütern  ber  ßirdje 
geraubt  hatte,  in  jenen  eine  gleiche  93egierbe  erwachen  ließ,  bie 
bann  einige  $ahre  ftäter  mittetft  beS  RitterbunbeS  Befriebigt 
werben  foüte.  „95Öhmtfd;e  ®efd;enfe  (dona  bohemica)"  nannte 
Stomas  Münder  bie  oon  Seite  ÖuujerS  bem  beutfehen  Abel  als 
föber  oorgehalteucn  &irchengüter;"  „wenn  ben  ©elbforbcrungru 
beS  ^apfteS  nicht  abgeholfen  werbe,  fonne  (eiebt  eine  Verfolgung 
über  alle  ^riefter,  ober,  wie  in  Böhmen,  ein  aKgemciuer  Pfau 
oon  ber  römifd?cn  £ird;c  entftchen,"  fagte  man  1510  auf  bau 
Reichstage  $u  Augsburg.    „3m  ®an$en  aBer  wirb  mau  immer 


159 


nneber  ß!t  3T^vitfad>e  ^urüdfebren ,  bat?  bie  Buffittfc6cit  £ef>ren 
w  niebt  toaren,  Cetebe  befenbercu  2üif(ang  fanden,  fenbern  bie 
buffitifeben  Xfjaten,  eine  ^uffaffung,  toetebe  jcbcnfattS  bie  be^ 
rühmte  etette  aus  bem  Briefe  be$  ßarb.  3uttan  511m  Stufe* 
punfte  fjat." ') 

Sni  eben  biefem  @runbe  febeint  mir  aber  aueb  ber  £nfji« 
ttsmuS  nur  eines  fcen  ben  fielen  (dementen  getoefen  }u  fein, 
toef$t*  baS  3aJ>rfmnbert  unauf^altfcim  Ml  ,u  bem  @rabe  ber 
TiiijüicifTMiQ  —  fe  meebte  icb  bie  Stimmung  ber  33e(fer  neu* 
neu  —  trieb,  tre  fie  fieb  bem  ^eroattigen,  febeinbar  atte  Qntercffen 
befriebigenben  33etfemanne  ^ut^er  in  bie  dritte  warfen.  3)flB 
^at-fttbum  fear  i>on  feiner  unwefentüdum ,  aber  fdnmnbetuben 
^c(tttfd>en §cr)e  l)erabcjefunfen  pi  bem ^erf^euge  nationaler  tyo* 
ütif.  £)ie  ©efangenfebaft  ber  $atfte  in  Eignen  batte  fie  in 
bie  öänbe  ber  franjefifcfjen  Könige  gegeben;  bort  in  itoigtton 
fettten  fie  toobt  niebt  in  bie  fran.$efifcf>e  ^ctitif  fieb  mebr  inifcfcen, 
aber  ibr  frü^ercö  (betriebt  $u  ©unften  biefer  gegenüber  ben  anberen 
belfern  gettenb  mad>en.  £er  ©tan$  bc$  ÖofeS,  bie  Un$aljt  cen 
Dienern  unb  Söflingen  aüer  Uxt ,  ©eiftücben  n?ie  £aien,  fettte 
ben  anberen  belfern  neeb  auf  eine  $eit  verbergen,  in  tr>e(ct)e 
pclitifebe  Ofjnmacbt  bie  väpftücbe  DJtad^t  fcerfunfen  fei.  Sitte 
Wettn  bon  Steuern  unb  Staden  würben  netbroenbig  unb  enennen, 
um  bie  sBebürfmffe  31t  beden,  trebureb  aber  ber  ^ßapft  niebt  meljr 
ab?  Scbirm  gegen  bie  23ebrütfung  getreu  fettste,  fcieimefjr  fetbft 
bie  Keffer  bebrüdte.  Die  nicbt=frair5cfifcben  3?ctfer  fügten  batb, 
baß  bae  ^apfttbum  in  Eignen  fcon  feiner  fatfjotifeben  etettung 
in  naticnat=f  ran$efifcben  sl$arti  cutariSmuS  terfunfen 
war.  Scben  1338  gaben  bie  beutfeben  dburfürften  3U  Orenfe 
ba3  eiguat  nationaler  Oveacticn.  Um  aber  ba$  ^apfttbum 
immer  mefyr  in  ben  etttfetttgen  i\mtculariemnö  fefr5ubannen, 
tourbe  bie  I0iebr$ar)(  ber  Garbinäle  aus  ber  remanifeben  Nation 
eretrt,  fe  ba§  e$  biefer  kidbt  war,  jebem  Gtarbinal  einer  anberen 


■)  £öff.  1.  c 


160 


Nation  Bei  ber  ^apfttoafyf  bie  @rciufifce  gu  geben,  eben  „toeit  er 
von  anberer  Nation  toar."1)  §atte  man  nun  nnrfTich  bie  theo* 
(ogtfd;e  ßonfcqueu$mad;erci  Big  ju  bem  @ctfce  fortgeführt,  baß 
ber  ^a^ft  unb  bte  (Jarbinäte,  ober  eigentlich  ber  $a^ft  altein  bie 
$ird;e  fei ,  hatte  man  bie  Wlafyt  beS  ^ßapfteS  nnrfüch  als  eine 
aBfctute  31t  Begreifen  gelernt,  fo  n>ar  atfo  bie  romanifche  hatten 
aflein  jene,  toetche  faftifd;  baS  9?ed;t  befaß,  bie  ®ird)e  $u  tragen 
nnb  aus  fich  bie  $ircf>engüeber  31t  geBen,  bemuad;  auch  bte  Be^ 
vorpgtere  Nation  su  fein.  £Me  übrigen  Nationen,  befonberS  bie 
bcutfc^e,  fottten  nur  bie  Beftänbtgen  unb  immer  mehr  fteigcubeu 
(Mbfteuern  au  bie  romanifdje  (eiften,  atte  Eingriffe  in  fircBtiche 
9red;tc  ats  bem  Zapfte  fraft  feiner  abführten  ^(enipotens  red;t(id; 
guftchenb  butben,  ben  ^frünben-  unb  ©tcflenhanbet,  ben  Sucher 
auf  ©runb  geift(id;er  <Sad?en  ruhig  hinnehmen,  toä'hrenb  ihnen 
fetBft  ber  Sucher,  baS  ^eißt  $apita(auSieihen  auf  3hifen,  atfo 
auch  em  größerer  Sluffchnmng  ber  ^nbuftrie  unb  bes  §anbets, 
ttrtc  es  in  ben  rcmanifchen  £änbern  ber  gart  toar,  ftrcng  fcer* 
Boten  toar.2)  £)te  allgemeine  unb  in  fchaubererregenber  Seife 
um  fich  greifenbe  33erfd;techterung  ber  ©itten  beS  Uterus  mad;te 
ber  fogenaunten  $trd)e  toenig  ober  nxnigftenS  feine  ernftliche 
(Sorge,  vielmehr  nntrbe  fie  gerabe  burch  baS  Verfahren  ber  Surie 
Begünfttgt  unb  Beförbert.  @o .  toar  es  natürlid; ,  bag  ein  toenu 
aud;  nod;  einigermaßen  verhaltener  Untoilfe,  ein  mä'djrtigeS  ©rotten 
bie  nicht  romanif eben  Nationen  Überrommen  mußte,  (Snbtid)  Bc* 
glüdte  bie  romanifd;e  Nation,  eben  burch  baS  Vermeintliche  9?ed;t 
ber  ®ird;e  auSfd)ließüd;  ben  'ißapft  geben  $u  bürfen,  bie  CEhriften^ 
heit  mit  bem  Befannten,  fo  unheilvollen  ©cr/iSma. 

£)urd;  bicfeS  hntrbc  bie  Verrohrung  in  ber  ßlnuftenheit 
nur  nod?  mehr ,  ja  Bis  auf's  £)öd;fte  gefteigert.  @S  hobelte 
fich  um  nid)ts  weniger,  ats  roer  $apft  fei,  roo  ober  oB  überhaupt 


*)  aiflor.^orit.  Blätter.  45.  53b.  @.  896. 

a)  ©.  £Vöfl.  9ffu^r.  t\  b.  $f(g.  <B.  116.  —  £tft.^o(it.  ötätt«. 
5öb.  46.  8.  4.  6.  7. 


161 


ein  fofcf>er  mirf'üd)  epftire.  @iu  allgemeiner  ^cetf>fcf>ret  butefc 
bebte  He  gange  Sljriftroljeit  SBer  feilte  aber  Abhilfe  treffen? 
SBpii  ben  Zapften  glaubte  jeber  im  Otedjte  fein,  jeber  fid)  be^ 
bannten  ut  bürfen;  bon  ben  Gtarbinalen  mar  nicf>tö  31t  erwarten. 
Ter  fegenannten  £irtt?e  Cßapft  unb  Garbinate;  je£t  eigentürf) 
ben  brei  &ird;en)  gebraa)  e£  an  gutem  ^Bitten,  beut  liebet  ein 
(*nbe  3U  maefyen,  unb  bodt)  mar  bie  $ermirrung  unmögücb  auf 
langer  ju  ertragen.  Sitte  ebteren  ©emittier  befestigte  ber  ®e~- 
banfe,  tote  Dtettung  unb  §i(fc  au£  biefem  Sirrfate  derben 
möd)te,  in  melebeS  bie  $ird>e  ber  particulariftifcfye  National t- 
tätenf  cfcmtnbef  geftüqt  fyatte.  (53  tft  eine  tiefernfte  (5rfcf)cin= 
ung ,  baß  man  gerabe  in  biefer  3e^  SBettenbe  erwartete 
unb  fogar  in  ben  ^ßä^ften  unb  beut  (HeruS  bte  ^feubopropfyeten 
unb  ben  2Xnttcf>vtft  erbttden, l)  ja  ^apfttfyum,  darbinatar,  <$p& 
copat,  ^rätatur  einerfeitS,  £atfer=  unb  $önigtfmm,  überhaupt 
bie  abeligen  Drangftufen  anbererfeitS  a(3  gerabe^u  antidmftüebe 
Remter  unb  Stäube  be$eidmen  fonnte.2)  2luf  biefer  bangen 
Stimmung  ber  gtit  rut)te  aud;  £mffen3  ßefyre  bon  ber  Beübung 
burd)  ©Ott ,  baß  bie  SBunber  gur  ^Beglaubigung  nid;t  geforbert 
»erben  könnten  ,  benn  fte  gehören  in  ben  testen  Seite» ,  metdje 
aber  }e|t  offen  ba  finb,  ben  *ßfenbopro$jeren  ju. 

(Sonrab  bon  ©einkaufen  madte  einen  Anlauf,  um  ben« 
engen  begriff  bon  $ird?e  ju  burd?6red;en  unb  babura;  eine  fo 
abfetut  notfymenbig  gemorbene  £emperirung  bes  ^äpftltdt)en  2Ib= 
fotutiSmuS  anjubcujnen;  attein  bon  größerer  Sid;tigfeit  mürben 
$mei  anbere  (5rfd>einungen,  meiere  bie  3eintmftanbc  fyerborriefen. 
3m  Dften  unb  heften  bon  ©eutfcWanb,  in  ^3rag  unb  ^ßartS, 
ben  Betben  bamafö  geiftig  regfamften  Uniberfttä'ten,  bitbeten  fidt> 
jtoei  Sr>fteme,  me(d>e  ba$  fünftelntte  ^afyrfyunbert  unb  bte  Sfte* 
formbemegung  beöfetBen  leiteten  —  baS  fyuffitifd;e  unb  foge- 
nannte  gerfonianifd)e.   3ene$  mürbe  foeben  bon  mir  ge$eia> 


1)  £tfh>r.«  \>ol.  SBfätter.  46.  93b.  @.  97.  f. 

2)  Anatomia  membrorum  Antichr.  opp.  Hussii,  T.  I.  p.  423  ff. 

ftriebrief),  3of)cmn  £uS,  \\ 


162 


net  unb  e$  fteflte  fid?  heraus,  ba§  es  baS  ^apfttfmm  atö  fctd^eö 
für  eine  fdfdje  AuSbilbung  eines  fatf erliefen  3:nftituts  txffiktt 
(totefteit  unb  ob  bieS  mit  ben  Behauptungen  ber  §oftheologen 
^ubmig'S  beS  Bar/ern  sufammenhing, l)  mag  bahingeftellt  bleiben. 
3n  puffen«  Sßerf en .  finbet  fid)  barüber  feine  Inbeututtg),  über^ 
haupt  mit  feiner  ^räbeftinatiottStheorte  bie  ganje  emmrtfdf)C 
£ivtf)e  über  ben  §aufeu  ftoßen  wollte.  £)ie  gerf  oniauifebe 
Xf^ccrie  hingegen  hielt  p>at  an  bem  *ßapat  als  einer  göttlichen 
3nftitution  feft;  allein  gegenüber  ber  Befdj>ränfung  beS  Stittytn* 
begriff  auf  ben  ^ßapft  (unb  bie  @arbinale)  in  bem  allein  alle 
Pienipotenz  in  abfolutefter  Uttgebunbettheit ,  auch  bie  perfönliche 
3nf altibilitat  culminiren  follte,  gegenüber  einer  barauS  entftan- 
betten  furchtbaren  Stllfürherrfchaft  unb  Berhnrrung  in  ber  $irct)e, 
angefichts  beS  Schisma,  alfo  breier  fogenannren  Kirchen,  oon 
betten  jebe  bie  berührte  Pienipotenz  in  fich  aüein  befreit  Sollte, 
ba  nutzte  fid)  bie  unumgangltd/e  9cothtoenbig!eit  für  ben  anberett, 
aber  eigentlid)  auSgefd;loffeneu  Zfytii  ber  Kirche,  3una'd;ft  für 
ben  (SpiScopat  unb  ben  übrigen  QleruS,  ^erauöfteHen,  fich  feiner 
Stellung  unb  fechte  gegenüber  ber  pä'pftlichen  WiUd)t  betrugt 
$u  werben.  <So  begann  man  in  granfreich,  Paris  boran,  bie 
päpftlid)e  dlla&t  $toar  als  eine  göttliche  anzuerkennen,  aber  beren 
Umfang  gu  unterfuchen,  um  fte  in  bie  rechten  (Schranken  nueber 
einjutDetfeit.  ffllan  fam  befannttid;  $u  bem  9?efuttate ,  baS  fid) 
in  bem  (Schlagworte  ber  3eit  concentrtrte,  bie  Kirche  ober  baS 
allgemeine  (Soncil  ftehe  über  bem  Zapfte.  £)urch  toiffen  festliche 
&ebuctionen,  glatt^ettbe  ®efanbtfd)aften  fuchte  man  gürfteu  unb 
Bölfer  für  ben  @a£  unb  für  bie  Berufung  ber  ganzen  $ird;e, 
baS  heißt  eines  (SoucilS  gu  gewinnen. 

Sohl  fprach  unb  trat  ber  berühmte  9?ed)tSgelehrte  Pietro 
b'^ncorano  auf  bem  ßoncile  31t  pifa  ben  Beweis  an,  in  geift* 
liehe  Angelegenheiten  l^be  Weber  Ruprecht  noch  fonft  ein  Welt; 


')  ©engler,  Ü6er  SletteaS  5ty(mu3  in  feiner  üBeteutung  für  bie 
beutle  sJJed;tfigetcf;id;te.    Srlangeit.  1860.  Z.  16. 


163 


tid)er  §crr  ftd;  etnjamtfd&en,  inbem  fo  bcr  bie  ^ivd>e  mit  bem 
ßfcru«  (aud;  fd)ou  ein  gcrtfd;ritt !)  ibentificirenbe  &ird)en begriff 
bcr  fpäteren  <Scf>o(aftif  feinen  §öf;c^>unft  erreichte;  aüein  faftifd? 
beftanb  in  granfreitf;  bereite  eine  anbere  Xfycorie  unb  $ra-gi$; 
ber  $önig  fcon  granfreid)  tfjat  fcfyon  längft  ba«  ©egentfycit  nnb 
bnrfte  e«  ungcfcfyent  tfyuu,  £önig  ®art  fcon  granfreid)  fyatte  be= 
reit«  erftärt:  „2öeit  bie  ©eiftfteben  bie  ®trd?e  31t  ©runbe  riefy* 
teten,  müßten  bie  SBeltficfeeu  ftdt>  ifyrer  annehmen/' ')  9)can  felje 
bie  fran}cftfd;e  £fyeotcgie  auf  biefe  grageu  au,  unb  man  finbet, 
baß  fte  ifyr  „gunbament"  in  ber  öctugnung  ber  perfönttd?en 
3nfaütbifttät  unb  bamit  ber  abfoluten  §errfd)aft  be«  Sßa^fteö 
fonb 2)  unb  an  bte  @teöe  jener  ben  tfyeetogifcfyen  gacuttaten,  ben 
Prälaten,  Sicenttaten  unb  £)octoren  ber  'tfyeotogifcfyen  gacu^ 
taten,  enbtid)  „jebem  ber  in  ber  fjeüigen  ©cfyrift  Ijätt&ng* 
üd;  befefyrt  ift  unb  bte  Unterfd;  eibung  ber  (55 eift er  tyat," 
ein  £typofitton$rec$t  gegen  ben  $apft  imfpradj,  wenn  er  gegen 
bie  fettige  (Schrift  beftntrt  ^aben  foflte.  Gebern,  toa«  er  aud) 
f et,  cfnte  $tüdftd)t  auf  (Stetfung  unb  2öürbe,  jebem  mcfytautort* 
firten  (Suifäftigett,  menn  er  nur  in  ber  ^eiligen  @dt)iuft  bezaubert 
ifr,  ftefyt  in  casu  doctrinali  in  einem  fotcfjen  gafte  ein  größere« 
®en)id)t  31t,  a(«  bem  Zapfte,  benn  ber  fettigen  @d)rift  ift  meljr 
31t  glauben,  a(«  bem  ^apfte;  ja  ein  fotcfyer  (Sinfättiger  müßte  ftd> 
fogar  einem  doncite  tüiberfe^en,  wenn  er  fafye,  mie  e«  nad;  feiner 
SOcajcrität,  fei  e«  au«  33o«fyeit,  fei  e«  au«  39noran<5,  öcm 
@t>ange(ium  abroetd;en  ftotte.3)  £)a«  War  ba«  wegen  ber  23o«* 
fyeit  unb  ^gneranj  be«  (Stent«  gelegte  gunbament,  ba«  bie  £fjeorie 
be«  $önig«  unb  dteru«  fcon  graufretd) ,  an  bie  fid;  aud;  balb 
£)eutfd)(aub  anfd;toß.  @ie  fiegte  in  ben  9teformconci(ien ,  in 
beneu  ftd)  bie  ganje  (Sfyriftcnfyeit ,  nid;t  b(o«  ber  (Heru«  gegen 
bie  drduftttität  be«  ^apfttfmm«  bäumte;  fte  war  e«,  bie  jene 


')  £Bff.f  dhipx.     b.  Wh  ©.  44L 

2)  grtebric^,  Sodann  28effeL  &.  101. 

3)  L.  c.  @.  257  ff. 


164 


mit  ber  £öfung  ber  nämlichen  Aufgabe  fich  befchä'ftigenbe  £ehre 
£uffen$  als  fefcertfdh  bejeidjnete.  £)urd;  biefeS  Vorgehen  ^atte 
aber  biefe  Qrrtoeiterung  be3  firmen  begriff«  gugleid;  eine,  tote  e$ 
fcheint,  genügenbe  Sfyprobatton  erhalten  unb  fid)  bie  Grrfaubmß 
errungen,  int  Schooße  ber  Kirche  gu  beftehen.  £)iefe  3:^atfad>e 
ift  {ebenfalls  bon  größerer  SBebeutmtg,  als  ioettn  bie  Zapfte  felbft 
burd)  Ghrbettetmtg  fconDbebienj  mittelft  ^erfchtoeubung  oon  grei* 
Reiten  unb  fenft  ungewohnten  ©naben  au  53ifd;Öfe,  gürftcn 
unb  Unioerfitäten  btefe,  alfo  auch  bie  £aten,  gur  (Sntfd^cib* 
ung  in  getftlichen  2lnge(egeur)etten  sogen, ')  ober  toenn  gar  ©regor 
auf  feinem  (£onäle  31t  @itnbale,  atfo  ber  ^ßapft  felbft,  ben  $01*=^ 
|dt)tag  machen  tonnte,  „bie  Schlichtung  unb  Beilegung  beS  großen 
$ird)euftreite£,  ber  bie  d;rtftliche  2Öelt  betoegte,  ben  ßaien  über* 
(äffen  gu  toollen;  bie  Könige  D?upred;r,  SigiSmunb  unb  ÖabiSlauS 
möchten  felbft  über  ben  Ort  eine«  (EoncilS  beftimmeu." 2) 

Senn  man  nun  jenen  gerfonianifcfyen  Sa£  betrachtet,  fo 
beruht  er  freilich  auf  bem  allzeit  in  ber  ^trct)e  fcorhanbenen  unb 
gelehrten,  baß  ber  ^apft  „gegen  Otecht  unb  SBilligteit ,  Wahrheit 
unb  r>et(ige  Schrift  unb  bamit  gegen  ba$  Sftaturrecht",  „gegen 
fatholifd;en  ©lauben,  gegen  £>eil  unb  gute  ebangelifche  @itte  ber 
©laubigen  feine  Oftanbate  geben"  fonne.3)  Allein  in  ber  bama* 
(igen  3eit  M  man  f°  biete  liebergriffe  unb  9Jcißbräuche  bon 
bem  ^ßapfte  in  feiner  ertremen  Stellung  ausgehen ,  tt>eld;e  bie 
gange  (Shrtftenheit  an  ben  Sftanb  eine«  furchtbaren  2tbgrunbe$  ge* 
fuhrt  hatten,  baß  man  auch  biefen  gang  natürlichen,  an  fich  unb 
in  anberett  3etten  unfchulbigen  Sa£  in'«  Streut  hinauSbeutete, 
uttb  gum  germent  einer  neuen  baS  ^ahrhunbert  betocgeuben 
Dichtung  machte. 

£)agu  hatte  bie  9?  ationalifirung  beS  *ßapftt1)um$  tu 
unaufhaltfamer  (Sonfequeng  führen  müffen,  gu  einer  ^eaction, 


l)  £öfl.,  $ii£re$t  je  @.  444. 
3)  £öfl.  t  c.  «.  443. 
3)  <§.  oben  §.  4. 


165 


bie  atterbtttgG  auf  ber  breiten  33afi3  ber  föatfyolieität  ber  $ird;e 
in  unbefdn'änftefter  Seife  in  ber  ganzen  (Sljrtftenfyeif  gruubgelegt 
war,  311  einer  Ncaftion ,  bie  fid)  aueb  baburd;  auSfprad?  ,  baß 
man  beftiinmte,  alle  brei,  fpftter  alle  jeljii  Qafyre  folle  fid;  bie 
gan$c  @fn*iftenl)eit  gu  einer  Nepräfentation  auf  einem  allgemeinen 
Gtonctfe  ^ufammenfinben.  5(((eiu  fclbft  auf  ben  (Soncttien  fennte 
man  bie  Nationalitäten  ntd;t  fcerläugnen ,  ben  (Sfyarafter  ber 
$atfyolicität  ber  $ird)c,  roie  fie  über  ben  Nationalitäten  fielen 
muß,  nid?t  feftfyalten.  Die  ftrenge  @efd)iebenfyeit  nnb  bie  Neib* 
ungen  ber  SanbSmanufcfyaften,  roie  fie  an  ben  Unioerfitäten  jener 
3eit  ftattfyatten,  mußten  auefy  auf  bie  ßoncilien  oerpflan$t  »erben ; 
bie  Nationen  feilten  als  fold)e  ftimmen,  unb  ju  (Sonftanj  mußte 
eS  bie  frainofifcfye  Nation  „als  ootlenbete  £fyatfad?e  au3fpred)en: 
Da3  ^apfttfmm  gehöre  ben  gran^ofen , .  toie  ba3  Neid)  ben 
Deutfdjen." *)    (5in  neuer  (Stoff  nationaler  Gnitfrembung! 

2(l3  aber  bie  extremen  53efrrebungen  ber  Neformconcilien  an 
bem  Siberftanbe  ber  ^äpfte  fcfyeiterten,  als  bie  Neform  an  §auot 
unb  ©liebern  roieber  oerfd;oben  unb  tjutauSgejög'ert  rourbe,  ba 
glaubten  bie  einzelnen  Nationen  einfeitig  unb  für  fiefy  $ur  Nefor= 
mation  oorgefjen  $u  muffen.  9Nan  befd)(oß  in  granfreieb,  tute 
in  Dcutfcfylanb,  fid)  an  bie  33efcfyftiffe  be3  @oncil6  galten  unb 
ber  übergroßen,  in  ifyrem  Drude  burd)  bie  Neniten,}  natürlich 
immer  fühlbarer  roerbenben  päpftlicfyen  3uri3biction  fteuern  )ü 
tOQÜtn,  loäfyrenb  in  SBöljmen  bie  ©äfyrung  be£  §)uffiti3muö  als 
ein  ganj  eigenes,  oon  $orne  l?äretifd)eS  nationales  53crgefyen 
gegen  baS  ^apfttljum  unb  ben  Verfall  ber  $ud;t  unter  bem  £le= 
ruS  fortbau erte  unb  fiefy  immer  mefyr  confolibirte.  Die  Nefor^ 
mation  granh*eid;S  fcoll^eg  fid)  1437  burd)  bie  ^ublication  ber 
Pragmatiken  ©anetion,  iooburd)  ben  Uebergriffen  ber  ^äpfte 
in  granfretd)  eine  ©djranfe  ge$ogen  mar;  unb  an  ifyr  fyiett  man 
mit  großer  3äfyigfeit  feft,  „bie  gallitanifcfyen  greüjeiten"  finb  nur 
beren  neue  Promulgation»    Daburcfy  roaren  bie  franjöfifcfyen 


')  £tftor.*!poUt.  Blätter  l.  c.  ©.  877. 


166 


£beologeu  ftaatögefefelicr)  ettterfettS  gehalten«  anbererfeits  geftf;üfct, 
il)re  gerfonianifd;e  S^eorte  feftju^alten  unb  31t  berttjetbigett,  cffent- 
üd)  unb  offiriell  über  ben  Umfang  ber  pajpftfi<$en  <3^en>alt  unb 
3nfaOUrifttät ,  fotoie  über  bie  2Q£iprau$e  in  ber  ®ir$e  unb 
Qurie  ju  berfyanbeln  unb  ,$u  bt^uttren, ')  unb  t c^>  ftefye  \üd)t 
an  3U  behaupten,  bag  gerabe  fu'erin,  in  biefer  eigenen  Deforma= 
tien,  ein  Sffioment  liegt,  tooburd;  granf'reicr/  ton  bcm  Deforma* 
ttonSfturm  be3  fecr^elmteu  3ar/rlninbcrt3  meljr  als  anbere  Van 
ber  oerfdr/ont  blieb. 

3n  ^eutfd)(anb  tt>ar  e$  ben  Zapften  gelungen,  bie  energifdK 
T)urc^füi;rung  jenes  @ntfd;luffe3,  toie  e3  in  graufreid)  gefd;ef)en 
toar,  311  terr/inbern  unb  fid;  ifyren  Hinflug  unb  ifyre  Wlad)t  lie- 
ber 3U  fiebern.  ^Dte  gutmütige,  lange  jufefyenbe  beutfc(;e  Nation 
liefe  fidt)  burd;  biplomatifd)e  ®unftgriffe  ton  iln*em  23orl?aben 
abbringen,  unb  e$  bauerte  nid)t  fefyr  lange  unb  ton  Dom  aus 
oerfnfyr  man  mit  ber  alten  Düdfid;tSlofigfeit;  alle  $cifebraud>e 
traten  nad;  toie  oor  fyertor,  an  burcfygreifeube  Reform  bad;tc 
man  ton  ©eite  ber  s]3äpfte  zeitig  unb  gegen  baS  (Snbe  beS  fünf- 
zehnten unb  im  Anfang  beS  fccf/S$elmten  3afyrlmnbert$  gar  ntct>t 
mefyr.  3>e  Weniger  man  aber  bie  Zapfte  tt)rcr  eigentltd;en  Auf- 
gabe, ber  Deformation  unb  tortfyeilfyaften  Leitung  ber  &ird;e, 
nacfyfommeu  fafy,  je  mer/r  fiefy  ^cntfcblanb  nur  als  baS  £anb 
päpftK$er  $ßiüfürl;errfcbaft  unb  ton  tto  beftänbig  unter  ben 
oerfd)iebenften  Titeln  baS  ©elb  nad;  Dom  fliegen  follte,  betrad;^ 
ten  lernte,  je  mefyr  es  ir/m  3 um  33eiou6tfein  lam,  baß  feine  §#a= 
tton  ton  jenen  nur  terad;tet  (nationem  nostram  contemnere 
et  prorsus  exhaurire  videtur)  unb  als  eine  barbarifd)c  befyan* 
belt  toerbe  (exeogitantur  mille  modi ,  quibus  Rom.  Sedes 
aurum  ex  nobis  [tamquam  ex  barbarisj  subtili  extrahit 
iiigeiiio):  eine  befto  größere  (Sntfrcntbung  unb  Dcaftion  mußte 
fid;  verbreiten.  $on  beut  unfd;äfebarftcn  Scrtfye  für  bie  $ird;en- 
gefd;icfyte  ift  gerabe  in  biefer  ^e^ie^img  bie  <2cr/rift  beS  2leneaS 


')  Bulaei,  liisloria  universit.  Paris.  T.  V.  a.  14G4.  @.  666. 


Iii? 


Styfoütö  „93on  reu  Sitten  rcutfcManrc" ,  in  bet  er  gegen  oic 
im  Tanten  beS  (5$urfürften  bon  äJiainj  burety  Martin  £D?atyer 
über  •Kein  beigebrachten  Etagen  bie  obcrfladutd^ftc ,  nur  nod) 
ntcfjr  erbitternoe  SBerttyeibigung  ber  üurtc  fuljrt. 

Deutfctylanbä  Staat«*  uub  £ird;enteben  belegte  ficf>  in  ben 
ftanen  Sctyranfen  beö  geubaüuef  enS. ')  Sie  jence  auf  beu 
agrarifcfyen  23erfyättniffen  ftcf>  jura  öcfyenSftaate  aufgebaut  hatte, 
fc  f;ervfd;tcn  in  beu  agrarifcfyen  Gebieten  bei;  Äirck  toie  im 
Staate  bie  fettbaten  23er()dttniffe,  fefbft  in  bic  fird)üd>cn  Remter 
toareu  fic  eiugcbrungen;  bie  gange  frierardjte  war  bnrd)  reu 
8e$en$eib  $u  (Sutern  fangen  anemanbergegftebert.  Unb  biefe 
nationalen  £rfd)cinungcn  unb  @tieberungen  bce  Staatötoefen« 
hatten  fid?  ber  2(rt  auch  in  ber  &trc$e  eingeniftet,  bajjj  man  in 
iijx  {in  Deutfc^(anb)  auf  bie  nämücfye  Seife  beu  UnterfcMco 
ber  Stäube  auf'3  Ijartnäcfigfte  feftb/iett.  Wte  höheren  unb  rei* 
ekren  Remter  unb  $frünben  gehörten  bem  2lbe(,  gewöhnlich  ber 
treffenben  ©egeub,  er  hatte  fraft  feiner  (Geburt  2fafj>rudj  barauf, 
toährenb  bie  bürgerlichen  Söhne  fid>  utetjt  aufjufdnoingen  t>er= 
mögen,  fie  jiub  nur  ber  arbettleiftenbe  Zfyü,  ber  feine  t)öc^)fte 
Stufe  in  bem  gBeihbtfchofSamte  erfangt  l)atte.  2luch  burch  bie 
Softer  |og  fid)  biefer  Stänbeunterfchteb  hinburch,  auch  ba  ge- 
borten bie  reicheren  Abteien  beul  Woel,  bie  SBettetfföfter  beu  nie- 
bereu  Stäuben.  Uno  oarauö  trar  $um  Zfoit  jene  Stflfür  in 
Oer  ^fritubenoerlei^ung  ohne  $tüdftd;>t  auf  £eben  unb  SBiffen* 
fdt)aft  gekommen ,  toetd;e  im  fünfzehnten  3ahrhunbert  eine  ber 
traurigften  (£rfd;einungen  ift,  jener  Sittenverfall  be3  Q>(eru$, 
tr-elcher  ftcr)  gattj  natürlich  begreift,  ba  ja  in  jener  ,geit  bas  ganje 
ftx*cr)tid>e  gfatt  erfüüt  fct)etncn  mußte,  wenn  nur  nichts  bie 
£ehenemafchtue  31t  fprengen  oerfuchte,  ftdt>  atfeS  in  bem  feu* 
baten  ©ehorfame  bewegte.   Der  2lbel  felbft  betrachtete  bie  geift* 


')  Sgl.  SSiu).  Äteffefbacfi,  ber  ®ang  beS  Seftbanbete  unb  bie 
(Snttoiiffong  be3  eurcpäifdjen  Sölferle&enS  im  äRtttetafte*.  ©tuttg.  1860.  — 
(Sbenfo  Thomassin,  Yetus  et  nova  ecclesiae  disciplina. 


168 


liefen  Pfrünbeu  mit  feinem  anbeten  Inge  afä  anbere  $ätrfano* 
nialgüter,  feine  geiftlid;eu  ©lieber  Ratten  in  ber  Oregel  nnr  bie 
nieberen  Seiten  ober  gar  feinen  geiftlicb/en  dtyarat'tcr  unb  ber 
(Zölibat  mar  burd)  ein  anbereS  Surrogat  öerfc^merjfcar  gemacht. 

3m  £eb;enftaare  b/atte  ber  Bürger*  unb  §anbel$ftanb  all* 
mär/lig  fid;  polttifcfye  9?ed;te  in  erringen  unb  baä  frühere  $er= 
b/ältnig  ber  Staube  berrüden  begonnen.  3>in  fünfzehnten 
3ar/rr/uubert  fefyen  nur  fie  überall  im  Kampfe  mit  Gittern  unb 
©rafen,  Siebten,  33ifd;öfen  unb  (Satteln  liegen;  politifd;e  23erecT)* 
tigung  mellten  fie  fid)  erfampfen.  >Daburcr/  rourbe  ber  natio= 
nal  unb  feubal  geworbene  (Siems  in  biefe  53ern)irrnngen 
hineingezogen,  unb  je  mein:  er  gegen  bie  Bürger  feine  alten 
le^en^l>errtid;en  9ted;te  unb  Privilegien  ^u  erhalten  unb  bertfyeU 
bigen  ftrebte,  befto  me^r  muffte  Um  aud?  ber  §afj  be3  Söürger* 
ftanbeä  treffen ,  unb  biefer  ifm  bei  fetner  fittticr/en  unb  finffen* 
fd)aftlid;en  $eriommenr/eit  nur  meljr  al$  eine  politifd>e  Korporation 
betrachten  lernen.  —  £>a$u  fommt  nod)  eine  feb/r  tincf>tige  33e* 
trad;tuug.  „3e^t  oerlangte  ber  neu  belebte  2Beltoerfer/r  in  immer 
fteigenbem  Sttaße  bie  33cif Raffung  bou  ©olb  unb  Silber."  „Seil 
aber  bem  bermefyrten  Sebarf  an  (Sbelmetallen  burefy  ben  Bergbau 
ntct)t  in  bem  erforberten  3D?a§e  entfprod;en  werben  feuure,'  fo 
flieg  je^t  ber  2öeru)  be3  baaren  ©elbeS,  ober  bie  gürfteu  griffen 
bei  bem  23aarumlanfe  i^rer  Räuber  3U  $cün$berfd;lecr/tcruugen. 
3>n  granfreid; ,  (Snglanb  ,  Deutf erlaub  ,  ben  9tieberlanbeu  unb 
«Spanien  mürbe  um  biefe  3cit  baS  ©elb  burd;meg  geringer  au3* 
geprägt."  ^efcbel  ^at  e3  in  einem  oortrefflid;en  Sluffafcc  über 
bie  Sertfyfdjtoanfungen  ber  (Sbelmetalle  (53ierteljat)refd;rift3tr.  04) 
nacfygennefen ,  ba§  bis  jur  dntbedung  2lmernV$  ber  Vorrat!) 
Don  ©olb  unb  Silber  in  (Suropa  in  fornoafyrenber  Slbnatyme  be= 
griffen  toar.  (Im  Ghtbe  be$  öier^e^nten  3ar/rtntnbcrt3  betrug 
ber  europäifd;e  ^etallfd^  toafyrfd^einlid;  noef)  boppett  fo  biet 
als  am  (Snbe  be$  folgenben.  „©letcb^citig",  fagt  ber  genannte 
ScfyriftfteÜer,  „beobad;ten  mir  ein  franffyafteä  Sud;en  nad) 
neuen  ©olbtäubern  ober  naefy  ber  cfyemifd;en  gorntel 


109 


\m  Darftclluug  ber  cblen  Sttctallc,  wäfjrenb  bie  groß* 
tcff  yjfänner  jene£  ^ahrhuubertö  fcon  ®olbburft  |U 
X^attn  gebrängt  werben.  £)fme  Ärittf  hat  man  it)re  9tto* 
tifce  ber  gemcinften  §abfud;t  gleid;gefte(lt,  währenb  bocfy  gfeid;fam 
nnr  ber  3nftinft  e$  war,  weld;er  bie  eurcpäifdmt  Völler  trieb, 
fid^>  ber  unbehaglichen  tfage  be$  erfcr/öpften  Söaarfcfjafceg  $u  ent= 
reißen."  ')  £)er  §anbel  hatte  bamals  überhaupt  eine  ungeheuere 
Sdtöbetniung  nnb  53ebentung  erlangt,  bie  £)anbel$ftäbte  eine 
Wladjt  unb  einen  9?etd)thum  [ich  errungen,  weöon  fid>  gürften 
unb  2lbel  in  feiner  Verarmung  nicht  fetten  abhängig  machen, 
{ebenfalls  aber  fehr  beengt  fitsten  mußten.  „Xer  Surft,  (ehrte 
$ubem  ber  berühmte  fahler  ber  ^arifer  Uniberfttät,  Johannes 
®erfon,  t)at  fein  23olf  nach  3nnen  unb  Slufjen  in  feinen  fechten 
51t  fchü^en,  unb  biefeS  ®d;u£eö  Wegen  unterwirft  fid)  ihm  baS 
Sßolf  unb  letftet  ihm  (Stedorf  am.  Sßerte^t  ein  gürft  biefe  Pflicht, 
hat  er  gleid;.  einem  £r/rannen  nur  ba$  eigene  Qntereffe  im  21uge, 
unb  bemüht  er  fid)  etwa  gar,  jebe  fräftige  (Sntwidlung 
beg  gciftigen  unb  bürgerlichen  £eben£  be3  33 oTf eö  $u 
hemmen,  fo  barf  fich  $eber  auf  geeignete  Seife  biefer  ^rannet 
wiberfe^en,  fobalb  nur  burd;  ben  Siberftanb  bie  Sage  be$  @taa= 
teö  nicht  berfchlimmert  werbe." u)  $>te  beutfchen  (Ehurfürften 
hatten  in  ber  21bfe£ung  f  önig  2Ben$el'3  ba$  9Mm(icbe  gelehrt. 

Sie  aber  auf  bem  ftaatltcben  ©ebiete  ber  Bürger*  unb 
allmählig  aud)  ber  33auernftanb  fich  $u  fühlen  unb  größere  polt* 
tijd;e  fechte  $u  erftreiten  anfing,  fc  warb  e$  auch  auf  bem  fird^ 
(id;en.  2lud)  Ijter  beginnt  fich  eine  Bewegung  burd;  £)eutfcf)lanb 
(unb  granfreich)  funb^ugeben.  Wxt  gerechtem  Unmuth  fieht  ber 
bürgerliche  QleruS  ben  berborbenen,  nichtsthuenben  abeligen  an, 
ber  alle  höheren  unb  einträglicheren  Stellen  inne  hatte  unb  jebeS 
Einbringen  ber  ^Bürgerlichen  angelegentltd;ft  unb  auf  alle  Seife 
fernzuhalten  fiteste.    Unb  bech  War  ber  bürgerliche  allein  ber 


')  £ieffeI6a<$,  1.  c.  @.  236.  f. 
*J  $lfL,  dlu\>x.  ic.  ®.  171. 


170 


arbeitenbe  £fyeil  unb  toa$  fid)  rtocf>  an  SBUbitng  unb  ©eletjrfam* 
feit  im  (Steru^  fanb,  gehörte  ifym  $u.  £)e$fyalb  muffen  in  %ie 
reicheren  Abteien,  um  erft  toieber  einige  ($e(eljrfamfeit  in  ifyncn 
l)eimifcf)  $u  machen,  ^Bürgerliche  aufgenommen  werben.  ')  £>er 
pä'pftltd)e  ©tuljl  begüuftigte  aber  gerabe  ben  abeligen  ßleruS; 
benn  baburd)  glaubte  er  je£t  ba8  priefterticbe  Stnfe^cn  ftü£en, 
frdftigen  unb  erhalten  $u  muffen. 2)  £)a$  frühere  Ijofje  Sfafdjen 
beö  (Sterin,  fein  groger  poütifcfycr  Grinftuf,  bie  tiefe  (ürfyrfurd;t 
ber  Völler  allenthalben  bor  ilnn,  baö  etiles  rührte  aber  nid;t  oon 
ber  holten  ober  abeligen  ©eburt,  fuq  oon  ber  (Singlieberung  in 
ben  £efyenSftaat,  fonberu  baljer,  baß  er  fittlirf;  unb  tinffenfcf;aft(tc^ 
über  bem  23  olle,  über  ben  Nationen  ftanb.  $e£t  toar  e3  auberS 
geworben,  mit  bem  SeljenStoefen  in  ber  $ird)e  toar  ber  (SleruS 
fittlidj  unb  toiffenfcfyaftlid;  tief  unb  bis  ^um  23otfe  ober  gar  nodj 
tiefer  gefunfen,  ja  im  ©egeutfyeil,  bie  Voller,  bie  £aien  erhoben 
fid)  mit  einem  Uebergetoid)te  n>iff enfc^af ttid;en  unb  gelehrten 
fefyeuS  in  ben  §umaniften  toeit  über  ben  n)iffenfd;aftüd)cn  Staub 
be3  (Siems,  ftatt  biefeS  führten  bie  Satcn  jefet  ba$  große  Sort 
unb  fceljerrfctyten  bie  Literatur.  S&äljrenb  ber  UleruS  efmmäd;tig 
geworben  toar,  bie  £aiengelefn*famfeit  in  bie  rechte  Scfyranfe  unb 
auf  ben  richtigen  Seg  ju  führen,  tourbe  er  oiclmefyr  ber  ©eget>* 
ftanb  beS  (Spottes  unb  Reimes  ber  laicalen  (Mehrten  unb  ganj 
natürlich  aud)  beS  ApaffeS  nid)t  bloS  biefer,  fonberu  aud?  be$ 
Golfes,  je  toeiter  ber  Humanismus  um  fid)  griff  unb  je  me^r 
man  ifyn  aucf)  für  ba$  33o(f  populär  $u  machen  bm§ie,  ber 
UleruS  bagegen  fiefy  in  ben  f'raft  jener  früheren  übernationalen 
Stellung  erlangten  großen  politifd)en  ^ecfyten  unb  greifyeiten  unb 
toie  in  Deutfcfylanb  in  einem  ungeheueren  tute  mau  fagte  bie  9fotio« 
nalintereffen  beeinträc^tigenbem  9tei$tfntm  ju  behaupten  fucfyte. 3) 


')  ©gl.  3.  25.  Särf,  SBefdjreibung  ber  äRamifcr.  ber  ©ifctiotyef  31t 
Samberg,  2.  33b.  @.  XXX. 
l)  SteneaS  ©tylto.  I.  c. 

3)  @.  baju  bie  Behauptungen  puffen«.  §.  IG. 


171 

Ufte  bicfc  Srfc^ehmngett,  9ftd^tutigen  unb  Strömungen  be« 
fünfzehnten  3o§rhnnbert$  muffen  reid)üd;  eru>ogen  werben,  um 
btefe«  mit  feinen  nationalen  Deactionen  unb  bie  SWögüd^fctt  ber 
Deformation  £uu)erg  $u  begreifen.  Die  beutfd;c  hatten  fing  au, 
fid;  aft'  beffen  beimißt  311  werben;  bie  -Kamen  eines  SDtetfti 
23?at;er  unb  ©regor  §cimburg  bürgen  bafür.  Die  beutfcfye  Nation, 
fagt  SDcatyer,  einft  bie  §errin  unb  Königin  ber  Söett,  ift  jefct 
burd)  ba$  Sluöfaugeftyftem  ber  Curie  in  fraglichen  fanget  ge=^ 
ftürjt,  Sttagb  unb  tributpflichtig  geworben;  feit  bieten  fahren 
bejammert  fie  U)r  2oo&  unb  trauert  fie  ob  ihrer  Strmuth.  Slber 
nun  finb  unfere  „Dptimaten"  gteid)fam  aus  beut 
(Schlummer  erro ac^ tr  nun  beratfjen  fie,  mit  irercr)en 
Mitteln  btefer  nationalen  Kalamität,  meiere  bie  romn- 
nifetje  Station  über  fte  brachte,  e r n f 1 1 1 dt)  begegnet  unb 
biefeS  frembe  $od;  gätt^ttcf)  abgef dt) ix 1 1 e 1 1  toerben  fönne. 
(£3  ift  befc^toffeu,  man  miß  bie  alte  greiheit  toieber  erf'ämpfen. 
Die  (£onftan$*93afeter  Dichtung  mar  noch  nicht  oertaufen,  noch 
ba$  ganje  ^aljrhunbert  ^inburdt)  finben  fid;  Anhänger  berfelben, 
fogenannte  ßoucitiiften  unb  ^ragmatifer,  bie  alten  Sttißbräuche 
beftanben  nod>  fort.  i)Zatürtidt)errr>eife  mußten  fict)  barum  aud) 
atte  ©ebitbete  unb  ©efefyrte,  atte  Uuioerfitaten  unb  gürfren  unter 
bem  Gnnfluffe  it)rer  §ofjuriften  mit  ben  brennenben  Sragen, 
toetcfye  bie  ücation  fo  nahe  berührten,  befestigen. 

©erabc  jet^t  mürben  bie  Unioerfitäten,  an  betten  ohnehin 
große  Debefreiheit  ^errfebte,  in  Deutf ct)tanb  $afytreid;er,  unb  beren 
naturtichfteS  06ject  mußten  bie  fird;üd)en  S3err)ättniffe  fd;on  be$= 
b)afb  bieten,  toeit  fie  fid)  rr>iffenfdt)aftUdt)  barüber  in'ö  Deine  unb 
au$einanber$ufe£en  Ratten.  (Sin  neues  miffenfcfyaftttcf>e$  Clement 
r)atte  fidt)  geftenb  gemacht,  baS  große  Sort  unb  Uebergemicfyt  an 
ben  Unioerfitäten  an  fict)  geriffen  —  ber  Humanismus,  bie  ßaien* 
gelehrfamfeit.  Die  Vertreter  beSf etben  maren  bon  Anfang  an 
tu  Obbofition  mit  ber  ^chotafttf  getreten  unb  bezweifelten 
nicht  fetten  auch  beren  theotogifchc  Defuttate.  Sttan  rooltre 
felbft,  man  mottte  bon  23orne,  mau  wollte  bie  ^tbel  mit  §ilfe 


172 


ber  neuen  ^radbenfenntniß  unb  ©etefyrfamfeit  critifd)  nnb  auf 
bie  fcfyotaftifcfyen  Öefyren  anfeilen.  <So  entftanb  eine  2lrt  lateate 
Geologie  unb  roenn  fie  fid)  and)  nur  sunäcbft  mit  ber  23efpred)-- 
ung  ber  pctyftticfyen  -:D?ad)tooftfommenr/eit  unb  bem  Ibtaß  be= 
fd;ä'ftigte.  2tn  biefer  (aicaten  £fyeo(ogie,  bie  nad;  ben  gerfonia- 
nifcfyen  ^rinennen  erlaubt  roar,  unb  burd)  bie  Umftänbe  immer 
gebotener  ttmrbe,  nafmt  naturgemäß  in  feiner  gfrt  audj  ber  in 
feinen  ©anbefäintereffen  burd;  bie  geiftfief/en  Abgaben  an  ben 
reiben  @teru$  unb  nadj>  9fom,  foroie  burd)  bie  Slbtäffe  befenberö 
berührte  ^anbete-  unb  23ürgerftanb  ben  regften  2lntfyeiL  9iicr/t 
Mos  bie  gürften  unb  Unioerfttaten  nehmen  2(ergerniß  unb  Stnftoß 
an  ber  23ertunbigung  be3  IbtaffeS  betmfs  ber  £reu3$üge,  fenbern 
bie  §anbet3ftäbte,  toie  Dürnberg,  oertoeigern  fefort  fyartuäcftg 
bie  (£r(aubniß  ^ur  Ibtaßoerfünbigung  fetbft,  je  mefyr  man  fcon 
9?om  aug  fortfuhr,  aüe  @imoenbungen  unb  klagen  ber  Deutfdjen 
mit  ber  größten  £eid;tfertigfeit  jurüdpioeifen. 

Die  legten  ^äpfte  be3  fünfzehnten  ^afyrfyunbertS  unb  bie 
beS  angefyenben  fec^^ge^nten  verflochten  ficf>  immer  mefyr  in  bie 
^Potitif  Staffens,  waren  metjr  auf  bie  53egrünbung  einer  $m$* 
macr/t l)  a(6  auf  eine  fegen3reid)e  Regierung  ber  allgemeinen 
®ird)e  bebaut,  nur  um  ben  mögticfyft  großen  Zufluß  oon  (Mb* 
fummen  mittefft  2lnroetfungen  auf  firc^Iic^e  Stetten  unb  ©naben 
beforgt  @o  erfcr)ien  bie  fonft  fo  r)er)r  gehaltene  pa'pftttd)e  30cact)t 
immer  me^r  nur  als  eine  potitifcfye,  für  bereu  ^ntereffen  bie 
übrigen  Nationen,  unb  befonber$  bie  beutfdje,  bie  «Steuern  ^ar)ten 
fottten.    Die  fo  bringenb  geworbene,  aftfeitig  als  notfytoenbig 


')  £ofti,  1.  c.  ©.  570.  „Die  fonforbate,  bev  fogenaunte  jftepoti«* 
ntuS  bev  ISctyfte,  unb  alte  menfd;(id;eit  ©dnra'cfyen,  bie  an  einigen  9?a<$* 
folgern  be8  fyetügen  ^etrus  beweint  treiben,  er  f  cremen  fo  ben  2htgen  beS 
aufmerffamen  23eobad)terä  nur  als  bie  traurigen  Söirfungen  ber  naä)  bem 
fran^öfifc^en  23eiftie(  ©cvfon'«  unb  feiner  ©enoffeu  fceranftafteteit  9iefor 
men !"  9?ur  roirb  ber  aufmerffaiue  $eobad)ter  nid)t  biefen  atteS  in  bie 
@dnü)e  fd;ieben  rooflen,  fonbern  ben  Mißgriffen  ber  (Surie  gerabe  fo  fefo 
roenn  nic^t  nod;  mcfyr  @d;utb  beimeffen  müffen. 


173 


cmetfannte  Reform  bcr  ßirdje  würbe ,  wie  e$  fdjeinen  mußte, 
mit  einem  gewiffen  Tro^c  nicht  bcrücfficf>ttgt ;  benn  „bie  fpätcren 
13a>fte  wn  s]>au(  II.  bi£  Abrian  VI.  öexgajjen  über  ben  Ita- 
lienern beu  ^fctyft,  über  ihre  gamilienbaube  bie  Richten  eines 
allgemeinen  £cnfer3  ber  ßhriftenheit  unb  bejubelten  bie  allge^ 
meinen  Angelegenheiten  ber  C^rtftenfyeit  in  ähnlicher  Seife  wie 
bie  y^uffiten  oon  befd;ränft  nationalem  'Stanbpitufte  au3."  ') 
©reger  bon  §ciinburg,  einer  ber  geiftig  begabteften,  ge= 
letyrteften  unb  cinffuBreid>ften  Üftanner  fetner  3eit  faßt  feine  %\v 
fdjauung  enblich  in  folgenbe  Sorte  gufamrnen:  „ber  ^ßa^ft  macht 
gegen  un$  ben  sJ3rece§,  weil  Wir  feine  ttyrannifcfye  ^errfdjaft  nicht 
ertragen,  unfer  burd;  unfere  unb  unferer  Sßoraltern  ed;Weiß  unb 
331ut  errungenes  Vermögen  nidt)t  pr  33efriebigung  feiner  Sollüfte 
hergeben  wollen.  @iue  §errfd)aft  tote  über  @f  laben  Will  er 
über  uu3  ausüben.  $ned;t3fimt  unb  $ned?t$btenft  ift  e$,  was 
er  bon  uns  forbert,  nicht  finblid;e  @fyrfurcr/t.  Sahrlich,  jeber 
Genfer)  bon  gefunbem  Skrftanb  muß  batb  einfehen,  wo  ber  *ßapft 
mit  feinen  fdjweren  ©rpreffungen  hinaus  Will!"  —  £)ie  ©Triften 
Seffet'ö  eines  ber  fyeroorragenbften  Geologen  bon  gadj,  aber 
Öaten geteerter  beS  fünfzehnten  ^ahrhunberts,  ber  ftd>  gerabe 
biefe  fragen  beS  SahrhuubertS  ju  feiner  befonberen  Aufgabe  ge= 
fe£t  jtte  unb  mit  einer  großen  Anzahl  bon  (Mehrten  btefelben 
in  fd;riftlichem  unb  müublichem  Verfahre  berhanbelte,  geigen  auf's 
SUarfte,  toie  weit  bie  ©ährung  in  beu  ©emüthern  ber  beutfd)eit 
Nation  gebieten  war.  (Sin  Stents,  fagt  er,  beffen  Öeben  fo  au* 
ftößig  ift,  baß  er  mehr  burd)  fein  23eiftnel  jerftört,  als  burch 
fein  Sort  erbaut,  ift  nicht  %u  ertragen,  weil  er  nicht  mehr  auf 
bem  (Stuhle  OttofiS,  fonbern  ber  ^eftifenj  fi^t.  £)ie  Unterwerf- 
ung beS53olfeS  unter  ben  (JleruS  beruhe  auf  einem  freiwilligen 
(nicht  etwa  burch  fcubalen  ©ehorfam  ju  ergtoingenben)  Aft,  in 
Anbetracht  ber  Urfacben  unb  beS  9cu£enS  auf  einem  ^aft  $wi= 
fchen  beiben.   Erfüllt  aber  ber  (Sontrahirenbe  (QtoruS)  bie  23e= 


*)  W.  p.  XLII. 


174 


bnigungen  ntctyt,  bann  ift  ber  $aft  getönt x)  9?iemanb  beftrutre 
aber  mehr  bie  $trche,  als  ein  fcerborbener  £teruS,  ihm  zu  roiber^ 
fter/eu,  finb  baffer  afte  Triften  bis  3U  ben  ^Bauern  fyxah  ber= 
bunben,  beim  es  gebe  feine  ©etoatt  a(S  $ur  Erbauung. 2)  2Benn 
beShatt)  3emanb  mit  bem  ©tauben  ber  ®ird;e  übereinftimmt,  ift 
es  nid; t  nctfytoenbtg,  b ag  er  mit  beren  Dberfyanpte, 
bem  ^apfte,  communicire,  man  fonne  fic^  biefe  SBerbinbung 
mit  bem  £>berl)anpte  aud;  aufgehoben  benfen,  roie  bteö  mit  ben 
fdn'Sntattfcr/cn  @ried)en  ber  gafl  fei,  nnb  bod)  fetig  derben. 
£)iefe  ^in^eit  ber  $ircr)e  ift  für  baS  §ei(  nur  eine  accibentate, 
feine  abfotut  nothtücnbige. 3)  <So  toar  bie  taicate  2;^ectogie 
bes  fünfzehnten  3ahrr)unbertS  bis  $u  bem  ©ebanfen  an  ein 
<gtf;t$ma  fortgef djvittm,  nnb  barin  mußte  fie  fogar  burch  Er* 
fcheinungen,  n>eldt)e  iu^erbinbung  mit  bem  pctyftüd;en  §ofe  [tauben, 
bcftarft  roerbeu.  3tn  biefem  trieben  [ich  nämlich  „eine  ÜttgaUjJ 
oou  £itu(irten,  33ifd^öfett  unb  Erjbtfcr/b'fen  ohne  IMöcefeu  unb 
o^ne  geiftüd;e  Verrichtung"  ^cvnrn,  unb  fotd;e  toaren  es,  toetd;c 
in  ber  §uf[iren$eit  für  ®etb  fcr)iSmatifche  ^riefter  reihten.4) 
£)ie  nämliche  Drohung  mit  einem  ®d?iSma  fprach  man  1510, 
atfo  einige  £)ecenuien  nad;  bem  £obc  2Beffc(S,  fcbon  auf 
bem  Reichstage  m  Augsburg  unb  nicht  mehr  in  theotogifdjen 
Erörterungen  aus. 

@o  reifte  bie  beutfche  Nation  immer  mehr  burch  eine  eigene 

')  3of>ann  Söeffel,  ©.  275. 

a)  L.  c.  273.  —  Wxdjt  bie  §ä'vefie  allein ,  jagt  barum  im  fedr>efmteu 
^ai)i1)unbert  (1562)  ^ranc.  be  (Sorbotta  tu  einem  Briefe  an  Äönig  Sß&i* 
lip\>  II.,  jonbertt  eben  fo  fefyr  bie  fd;led;te  Regierung  ber  $ ircfye  tternicfytet 
bie  9?eügion.  ,,La  religion  cristiana  .  .  .  csta  en  la  major  necesidad, 
que  nunca  estubo,  porque  no  menos  destruye  la  religion  la 
mala  gobernacion,  que  la  heregia,  y  porque  cuanto  mas  esloy 
en  estas  partes,  mas  conozco  esta  falta  .  .  .  todo  el  mal  que  hay  en 
estas  partes,  ha  nascido  por  faltas  que  hay  en  obispos  y  clerigos  y 
frailes  .  .  .  Beiträge  jur  fircf>I.  u.  polit.  ©efcfncfyte.  I.  ©.  42G. 

3)  L.  c.  ©.  255.  f. 

4)  $5fJ.,  Wufx.  >C.  ©.  1.17. 


175 


unb  fclbftftanbige  93eloegung  unb  ßntnniffttng  (beim  fie  backte 
nie  ].  V.  an  ba*  fjänjfittye  Vangucn  unb  Aufgeben  bc3  Primate« 
tote  rntv)  pj  jenem  föerfe  heran,  tuc(d;c^  Vutfyer  pj  fc^affen  ben 
iBeruf  in  fid>  fitste.  Sftan  ftnbct  t&öfyl  bertoanbte  ©ebanfen, 
v  3k  ^oifeben  gßeffel  unb  £ni£,  atfein  bie  (^runblagen  fiub  ganj 
i^erfcfnetcne,  trenn  autf;  beibe  $?cfermbctoegiingcn,  bie  fyuffitifck 
unb  beutfd;e,  oon  einer  taxieren  inneren  üöefferuug  junädjft 
beS  (SIewS  unb  babnrdj  aud>  ber  Koffer  baS  §eü  erwarten, 
unb  feuad)  gu Cutter  in  biametralem  ©egenfafc  fter/en,  iubem 
gerabe  btefer  oon  ber  Reform  buref)  innere  Vefferung  als  eine 
mi  mögliche  abfielt  £)tefer  ©egenfafc,  ja  btefer  fd)reienbe 
iCnrerforud)  nun,  ben  Öutfyer  gu  ter  gangen  Vergangenheit  hiU 
ber,  möchte  als  baö  auffaßenbftc  9taü)fcl  in  ber  neueren  ©efd>id>te 
ber£ird;e  unb  Sftenfd^eit  erfd;einen;  aüeiu  an  u)eologifcf)e  Gom^ 
binatieuen  geweint,  fonute  ftcfy  eine  Station  aud)  ju  bem  etoig 
benhourbigeu  ©eftanbniffe  eines  oölligeu  33anferotte3 
au  allem  fittlid;eu  Vermögen  Oer  flehen.  £)a3  fyattnäcftge 
Stammen  ber  Gturte  unb  beS  (Stents  gegen  jebe  ernftlid)e  Dteform, 
bie  tiefe  moralifcfye  SBerfunfenljeii  beSfelben  fyatte  faftifd)  toenig^ 
ftenS  unb  im  Voraus  für  bie  ^ec^tmägigfeit  ber  §errfd)aft  beS 
Öaftcrö  eine  Sanction  gegeben,  ber  (HeruS  fyatte  burd)  fein  £e* 
ben  eigentlid)  fd)on  Oer  £u£fyer  gepvebigt,  mir  fönnen  bie  (Gebote 
uid)t  erfüllen,  glauben  aber  bod;  fid;er  burd)  baS  Verbienft  (Sfyrifti 
felig  31t  toerben.  Öutfyer  entbed'te  nun  ned)  bie  biblifcfye 
gönnet  bafür,  unb  maS  Sunber,  loenn  ifun  bie  tief  oerlefcte 
Nation  $utn  Xfyeil  jttftef,  ba  er  ciuerfeits  ben  natienaten  &tän& 
uugen  oon  (Seite  ber  romanifd)en  Nation  ein  ßnbe  mad;te,  cm* 
bererfeits  aber  bie  ©etoiffen  beS  tafterfjaften  GleruS  Beruhigte, 
iubem  er  gerabe  üfre  tfafterfyaftigfeit  als  notfyrcenbig  aus  ber 
Sibet  beloteS;  bem  Volfe  fetbft  aber  nutzte  biefe  neue  Öe^re  ber 
greifyett  beS  Gebens  ntd)t  miuber  fd)tneid;elu  unb  bie  früher  be- 
fyauptetc  unb  fo  energifd;  oertangte  Reform  ber  Sitten  beS  GleruS 
als  eine  unbillige  unb  unbiblifcfje  gerberuug  überfein  laffen.  £)te 
beutfer/e  Station  fyatte  am  längfteu  5ioifd)eu  ben  eiufeitigen  9?e* 


176 

formattonen  be§  §nffiti£mu#  unb  ©atttcamämuS  bei*  ertremen 
Verborbenl)ett  be$  GtleruS  nacfygcfefjen,  am  (dngftcn  auf  bem  33o= 
ben  beö  9^cd;teö  alle  3>nftau$eu  nnb  Operationen  nnb  ^rotefte 
fcurdbgemacfyt  nnb  erhoben,  mit  Abfall  nnb  bem  33eif*piet  beö 
§ufftti$mu8  gebrofyt,  nm  auf  gefeilterem  2Bege  eine  Reform  ber 
Iird;e  $u  benmlen.  Umfonft;  e£  festen  uumöglidj,  eine  Vefferung 
bmtf^ufefcen,  alle  §ebel  toaren  oergebenS  angefe^t,  e3  fjatte  ben 
3faf(§eui,  ate  od  toirfücf)  bie  moralifdjen  Gräfte  ben  Sttenfctyen 
ba$u  festen,  din  ftetner  (Stritt  unb  bie  £fyeorie  tfutfyerö  mar 
gegeben  nnb  $ugleidj>  audj  beriefen. 


X)te  SlugSbnrger  5lügemetne  3etag  braebte  unlängft  fol* 
genbe  92acf>ricr;t :  „3n  Sonftan^  ift  man  bef'anntlid)  eifrig  befd;äf^ 
tigt,  ein  fd)on  in  ben  breiiger  ^a^ren  projeftirteS  £>cnlmal  für 
<pu$  p  errieten.  Wlan  mill  ben  ^la^  bort  mo  er  ben  £ob 
erlitten  genau  auSgemittett  fjaben  unb  ba$  mit  ber  21u3füfyrung 
betraute  domite  fyat  bie  bittet  $u  bem  £\Mdc  bereite  fyerbei-- 
gefebafft."  •)  9)cöcfyte  c£  mir  gelungen  fein,  menigftenS  einen 
Beitrag  jur  SluSmittelung  jene«  £5rte3  geliefert  ju  fyaben,  mcl< 
cfyen  er  in  ber  ©efcfncfyie  beS  (SfyriftentlmmS  unb  ber  polittfdjen 
t$ntmidlnng  @urofca'3  einnimmt  unb  für  beffen  Vertretung  er 
ben  geuertob  erlitt,  ^ebenfalls  bürfte  eö  aud;  für  Victor  dmamsel 
unb  bie  2Jiä'nner  ber  faits  aecomplis  eine  @fyrenfad;>e  fein, 
puffen  mit  einem  Monumente  ju  bebenfen  unb  etma  an  ber 
Muriner  Unioerfität  einen  eigenen  &atfyeber  für  bie  3nterpre- 
tation  ber  £taat3red;tsleln*e  £>uffen$  gu  errid;ten. 


')  ScUa^e  *.  19.  fto*.  1861.  ©.  5271. 


3  n  Ij  a  1 1. 


Seite 

§• 

L 

3 

§. 

2. 

2)er  ^räbeftiuattaniSmu«,  -öuffens  ^rinctp 

7 

§. 

3. 

2)ie  Ätrcfje  ber  ^räbefttnirten     .      .      .  . 

13 

§. 

4. 

£>ie  ftcfitbare  Ätrcfte  puffen«.  Siutge  Slnfcßauungen  jener  3ett 

23 

§. 

5. 

(gortfefeung.)    2>ie  Stellung  ^etri  

32 

§. 

6. 

(ftortfefeung.)   Da«  TCafcfttnum  

39 

§. 

7. 

(gortfefeung.)    3)ie  rcmifc^e  $trcf)e  

48 

§. 

8. 

puffen«  $ird)enorganifatien  

52 

§. 

9. 

(gortfet^ung.)   Xk  ^eilige  Scfyrift  uub  beren  iöebeutung  in 

62 

§. 

10. 

SBerbärtniß  ber  SBorfjergeroufcteit  unb  $orr>erI>efttmmten  3ur 

72 

§. 

11. 

2)er  9?ec6tfertigung3£roi'e§  

76 

§. 

12. 

2)er  @tanb  be3  ©eredjten  unb  beS  SünberS 

92 

§. 

13. 

2)ie  Sacramente  im  Allgemeinen.    3)a§  sJ3rieftertbum 

99 

§. 

14. 

3)a«  Sufcfacrament  * 

111 

8. 

«3* 

15. 

2)er  5lb(aß  

118 

§• 

16. 

25ie  ©emeinfcfjaft  ber  ^eiligen.    35te  ^eiligen  *  unb  9telU 

129 

§• 

17. 

Revolutionäre  Elemente  ber  £ef»re  £uffen8  in  ^öejng  auf 

132 

§• 

18. 

Revolutionäre  Elemente  ber  8e$re  §uffen8  in  33ejug  auf 

ben  (Staat  

147 

§• 

19. 

23etracf)tungen  über  ba«  SerficUtnitj  ber  £eke  beS  $u8  gu 

156 

ftriebrid),  3of)ann  £u3. 


12 


Date  Due 

■  - 

 1 

BW2117.F91 

Die  Lehre  des  Johann  Hus  und  ihre 

Princeton  Theological  Seminary-Speer  Library 


1012  00072  2894