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4915
.F74
1862
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Friedrich, J. 1836-1917.
Die Lehre des Johann Hus ui
ihre Bedeutung f ur die
$ t e 8 e $ r e ( N0V 8 ^
3 u b a n n
nnb ifiit IBttontintg
für
/
bit (Sntiptcflung t>er neueren 3eit.
(Eine fjnbtlitnttottjBrdirtft
Dr. Statut grie&ridj*
£>rucf unb Verlag »on ®eorg Qofepl) Sttcm^
1862.
(Einleitung.
pie ^erfön(idf;feit be$ ^otyann §u$ aiefyt in ber ncucftcn
3ett bie Befonbere 2(ufmerffamfeit nid)t Bfcö ber ©eletyrten, fon*
bern audj fceö ^roteftattttfd&en £)eutfd;lanb$ toieber metjr auf ficr). ') «
Unb in ber £r;at ift biefetBe eine ©eftalt, eine @rfd)einung in
ber ©efd^td^te, toetcfye für $atf;oüfen nicfyt minber aU für bie
^rcteftanten bon ber größten fyiftcrifcfyen SBebeutung ift. 2ln
feine ^evfönftcfyfett fnüpfen ftd; Erinnerungen, ton Üjm gingen
©ebanfen, Benmgt ober unBettntfst, aus, toetcfye bon ben unaB*
fefyBarften geigen toaren. §u$ ift nid)t blcö ber gerftörer ber
mittelalterlichen $irdje unb ein §aupturr;eBer ber fpäteren pro*
teftantifcfyeu 9?eformBeroegung, fonbern Bei ber engen SBerBtnbung
be$ mittelalterlid)en (Staates mit ber £ird;e aud> ber 23ernid;ter
jene^. £>afj man ifm oon Anfang an für einen Vorläufer Sutfycr'S
Betrachtete, ift nad; einigen leiten Inn gettnfj eine richtige
(Sinftd;t in feine £ct)re; aBer aud; ba$ anbere Moment, feine
Politiken ^rincttueu, muffen getoürbigt werben. @d;on „bie
acr)t £)octoren", <2) fdjon ba$ (Sonett oon Honftan$, ftf;on Ä. ®u
1) 3)tc Hagem, Seit, fc. 7. Ifcoto. 1861 bringt bie 9?oti$ aus <prag
(3. D^o^O f baß bort eine günftt>o<$enf<$rtft unter bem Xitti „$u%" com
^aftor ber Böt)mi[(^*eöangetifc^en ©emeinbe erfreuten »erbe.
2) Respons. ad Script. 8 doctor. Opp. J. Huss. T. I. c. 2. p. 368. seq.
1 *
4
giSmunb *) ahnten aucfy in btefer §infi$t bie Tragweite ber
fniffittfcfyen Behauptungen; mit bem ricfytigften Sd)arfbu'de f^ric^t
fic^> aber barüber £oui3 Btanc aus, wenn er i^n „ben werben*
ben ©eift ber mobernen Deootutionen" nennt. @3 galt fein
(Streben ber $ir$e nur rem Staate $ugteicfy, barum tag es im
^ntereffe beS teueren nid)t weniger, afä jener, bie f)uffitifd?en
3rrtef)reu mit ber Sittel anzureißen unb bie$ ©efd;äft Bifd)öfen
nnb ^rataten, Königen nnb dürften 311 empfehlen.2) ^ßrofeffor
§)öffcr in ^ßrag ift unermübütf; in ber (Srforfd;ung nnb 2tuffyeu%
nng ber ^nffitifc^en ©efd>icf)te; aber eine £>arfteünng ber £el)re
§mffen3 fefytt noef) auf Seite ber ^atfwtifen. 3$ glaube batjer
bnrer) gegenwärtige Arbeit eine ßücfe in unferer fattwtifcfyen £ite*
ratur au^ufütten. 3)
£)ie £et?re §uffen$ bebingte ba8 Verfahren bes (SoncitS
bon (£onftan$ gegen üjn. 9?ur wenn aus biefer wirfücfy feine
©efäfyrüdtfeit, oon ber (Sonett nnb föufer überzeugt waren, er*
wiefen werben fann, bann Wirb fid) and; bietet in bem 33erf)at=
ten beiber gegen U)n erftären. (£& Wirb fief) babei natürlich auefy
fyerauSftetten, in wettern SBerijaftniffe $u Sutfjer ftetjt; aber
baS fann, ja muß bereite im Boraus bemerft werben, Wie §itS
nod) nic^t bis auf ben $unft £utl)er'3 vorgegangen war, fo barf
man bei Beurteilung ber t)uffittfd;en ©efctytctyte aueb nod; nicfyt
ben SOlagftaB beS fecf>^er)nten ober gar neunzehnten 3afyrfyunbert$
anlegen. 3ur bz& £m8 fennt man neben mittelalterlicher
Kirche unb (Btaat nod) feine anberen firchtid; Wie potitifefy be=
red)tigte d?rifttid)e ©etnemben, fo Wenig a(3 bieS g(eid) im %\\*
fang ber Deformation ber gafl gewefen War. Senn barum auch
') #öfler, @ef($i<$tfi$ret&er ber fmffit. Bewegung in 33öf>men. II. 1.
@. 257.
2) Softer, L c. @. 280 u. 317.
3) 3d) fenne auf @ctte ber Äattyoftfen nur bie £>iffertation: Utrum
Hussii doctrina ftierit haeretica et merito ab ecclesia catholica anathe-
mate proscripta nec ne? Scripsit Adolphus Cappenberg. Monasterii. 1834.
8ie fd)eint ats 2)iffertotion eine geringe Verbreitung erhalten 3U Ipafren.
5
in ganz ©eutfctylanb bie 23egeiftcrung für ba8 fir($üc^e (unb
wefy aitd> ftaatlid;c) Sntcrcffe fo getoictyen toar, baß bte ^aji-
ftcaticn Böhmens eine für bie ©efammtmad;t 2)eutfd;laub$ faft
unauflösbare Aufgabe hntrbe, uub bte <Satf;e bahin tarn, baß
man frmn erften 9Jcalc mit beu §äretifcrn einen förmlichen 33er*
glcid; eingeben mußte, in keimten ber *ßroteftanti$mu3 fich ju-
erft feine äußere greifet! erfampfte: *) fo toat bie3 beef; erft ein
Defultat ber fortfdjrcitenbcn ChtttDidlung ber SBerljcUtmffe, Wie
man ftd; biefelben aber im 3a$re 1415 noch ntct)t einmal ben*
fen fonnte.
21u$ bem bi^er ©efagteu mag leidet erfehen derben, baß
bie ljnffitifdt)e 8efrc nicht bloS eine theologifche grage tft, fonbern
eben fo fet)r eine polttifd;e genannt werben muß, tt>a$ gerabe bei
bereu £arftellung eine eigentümliche @d;U)ierigf eit fceranlafk
316 er nur bte SBehanbfung beS ©egenftaubeä nad; biefen Betben
©efichtspunften tmrb einen ©croinn bieten, um bie wttertoütylten
35erl$ltniffe be$ fünfzehnten 3ahrhnubert8 unb baburd; bie
beutfehe Deformation unb aud; uufere je£ige ftrdt>ttdt)e toie poli
tifdt)e £age genauer unb in it)rer ©enefi$ 3U erfennen. £>enn
gan$ richtig fagt ein (Sorrefponbent ber ungemeinen B^tog
(oom 8. 9?ooember) in ^Betreff ber Haltung be£ ungarifchen
Uterus: „£)a$ mag fich ber Hierum gefagt fein (äffen: £)a3 re-
volutionäre ^ßrineip beS fed^ehnten 3ahrl)unbert$ (ich fage
eigentlid; be$ fünfzehnten) unb be$ (SonoentS ftedt h^utage in
bem ^ationalität3fd;n)inbel.'' £a$u gibt ein neuerlich erft er*
fchieneneS <£d)xtftd)cn oon einem ^roteftanten ben ertoünfdj>teften
Kommentar, trenn e$ barin l)eißt: ,,))hd) ein (SnittncflungS* ober
SütflöfungSmoment beS £atholicismu# (äffen fie mid) $ur Sprache
bringen. (5$ ift bie SBebeutung, bie in ber ©egentoart bie 9c a*
tionali tat erlangt. 3a, eS toar ficher eine gefchid)tltche 9con)5
toenbigfeit, baß im Anfange be$ DJcittelalterS bie inelfityfigen
Nationen alle unter eine Einheit gebeugt würben. 3e£t aber
!) ©engler in T. 0- a. 1832. <S. 216.
6
ift bie gelt gekommen, ba jebe hatten, im 23ctüitgtfctn ber 3u*
fammengefyö'rigfeit aller, \tytt (Sigentpmücbfeiten entfalten fann.
£)a fte^t bann aber gteidj anf bem erften nnb fyeiügften ©ebietc,
anf bem ©ebiete ber Religion ein £inberm§ ber nationalen
(Snttoidlung ba. Die fatfyotifcfyc £ird)c f;at ü)ren ©djtrerpuuft
in Otom. $fyre ^riefter rennen — bafern fie anberS redjte, fa-
tfyoi'ifcfye ^ßrteftcr fein trotten , — niemals töafcfyafte Deutfd)c
fein, bie römifcr)ett Sntereffen teerben ftets mit tt)rer ä$atertanb^
ttebe in Sonflift femmen muffen. Qrbenfo gel)t'S ben fatr)c(tfd>cn
£aien." Um nun jebeS §emmnifj für nationale ßntteidtung oen
Seite ber $ircr)e gu r)eben, muft „ba$ ^apfttfyum jufammenBre=
cr)en. (g$ l)at in ber 23Ubung ber £t\t feinen 23oben mefyr.
£)r)ne ba3 ^apfttfyum tft aber bie f atf;cttfc^e £ird;e proteftantifer);
ba$ (El)riftetttt)um efme §ierarcr)ie ift ^roteftautiSmuS, benn fjter
ift bie £)ierarcf)ie grunbfd£üd) eenücbtet.'' l) Dabei benfe man an
einen ^ßaffagüa unb feine ©enoffen , au beren Drohung mit
einem Scfnema , trenn ber ^apft ben nationalen ^ntereffen
3taüen3 nicr)t nacfyfomme, an ben herein eines Zfytiteü beS
italienifcr)en (SteruS jur 2öieberr)erftettung eines primitiven £atr)o*
ücismuS. ü$ roirb fid) geigen , bafj §u3 , trenn aud; ned;
md)t mit biefem ftaren Betougtfein , baS nämüd)e £ki oer
folgte, bie nä'müdmt Behauptungen, trenn aud; nict)t in unferer
mobernen Sprad;e, aitefprad;.
Darauf roirb ficr) aber bie fernere 5ütfgabc ergeben, eon=
ftruirenb gu 2öerfe ju ger)en, benn nur fo rann bie £ragtoeitc
einer Öe^re eine oettfommeuc Sürbtgung ftnben. Gr8 ift nun
atterbingS toal)r, baß §u£ „fein einziges fr/ftematifd; tt)eotegi|rf>ee
2öerf, roe(d;e£ ba$ ©ange feiner religib'fcn 2BeUanfd)anung 311111
©egenftanb fyä'ttc," fd)rieb; icr) täugne and; nicr)t, ba§ es „in
ber £fyat fd;roer ift, eine gufanmtenbangenbe £r)eotegie puffen*
Sit geben;" aber tcr) glaube, c# (äffe ficr) aus einer „^icibe batb
') Äatbolicismuci, ^roteftantiemtu* unb eine beut|'d)e 9Jationaffivcfie
\). 33. to. £. £etyjig 1861.
7
ba, batt bort jcrftreuter ©cbanfen itnb 2(ue|>rüd)e" rcd)t gut
btc gfofdfratmng rfncö 2du-iftftel(cr3 ftyftematifirett. greitid) batf
man f tcf» iüd)t „barauf bcfdu\inteit" teilen, fie Mo* „^ufammem
^ttftcÖen", fonberti man mufj eben au$ bem jebcematigen 3ufam«
menbang unb 3beeng<mg ben rechten ©efyaft ber (Stetten ergeben
unb bann ba$ ©(derartige ^ufaiumencrbncu unb tu bie redete
Ziehung }u etnanber fefceit.
§. 2.
£)er ^räbcftinatiamSmnö, ^uffntö ^>rinct^.
£)a$ ßfyriftentr/unt mit! afö eine Offenbarung ©etteg be^
griffen werben. Saturn toar c£ and) ton je^er a(3 ein fyarme;
tttf$e3 ttanjeS Betrachtet werben unb fetbft bie 3rrfet)rer alle
i>em 2(nfange an Ratten fieb bamit befduiftigt, baffetbe aunufueben
gegenüber 3)cm, in beffen 33efi^e fid) bie fatt)o(ifd)e £ird)e tt>etß
unb glaubt; roeun fie aua) bie gan^e £)et(3öcenomie entfteüteu
unb beftruirten, biefeS Streben befeette fie beer)» 2tm meiften
tritt biefe (Mdmnung bei ben ^räbeftinatiauifd)en ^erirrungen
fyerfcor. £)er ftarre, abfeutte ^rä>eftinatiani3mu3 verträgt fid>
einmal nid)t mit beut unioerfetten (5t)arafter be3 £r/riftentr/um3,
unb bed) £ermod)ten e$ oft bie ebctfteu ©eifter nid)t in ifyczm
Streben, jene §armenic 51t finben. bemfetben $u entgegen, Crrft
bnvd) bie ir;iffen|d)aft(id)en sJicfu(tate ton 3\n)rt)unberten gelingt
c$, ober üicünc^r toirb e3 gelingen , biefeS ^rebtem ber meg-^
tiebften t'bfung nat)e $u bringen. £)ic &ird)e gibt bafür, icb
möd)te fagen, bfofe grobe Umriffe, bereu £urd;füb;rung ber tr)eo^
togifd)en (grfetwötijj über (äffen bleibt. £>ie aber auö ben 3"öcn
einer Sfi3$e burd; bie mer?r ober weniger geübte §anb, ben mcfyr
ober minber genialen &epf eine Sd;öpfung fcon größerem ober
geringerem &3erü), ober gar eine daricatur eutftel)en tarn, fo
fann es aud) bem Gnu^eüten bei ber fr/ftematifd)en Chtttoidutug
ber fircpd)en \?et)re ergeben, grei(id) füt)rt jefct ber Deumen
8
aus tiefen langjährigen Erfahrungen , für} bie fegcnannrc
Sd>ule, über manche, toemt and; nid)t alle Glitten fn'iurcg. SDte
Erfahrung, n)elct)e man farbolifckrfctt* burcr) bie ©egcnfäue ber
Sluguftinianer unb £hemiften, burct) bie kämpfe mit 33aju8 nnb
3anfeniu8, prcteftanttfctyerfettS burct) bie altmählige Grrfenntnir}
ton ber Unr)a(tbarfcit ber ^rärcfttnatien£lehre Öutljer'S macbte,
^atte man aber jum großen 2$etl im Mittelalter nccb gu Rift«
cr)en, tte&halb e$ nicht jum bertotmbera tft, frettn bamate ned>
Mancher fidb ben &et;f an biefen Glitten 3crfd)eüte. So nun
rotterfuhr e$ auch £m$.
sJcact) ihm „fear 2ltant in urfprüng(iduT ©erednigfeit Ott*
[tauben, aber fo, tag er fpä'ter füntigen rennte". *) Itttb h>trftu$
füntigte er and). £urd) ben gall ber Stamntältern hatte aber
bie 2ftenfd$eit bie ©nate »erlernt, 2) turct) bie früher ®o*t ba$
Öeben ber (Seele tear,3) ebenfo bie ^errfcbaft über bie Üftatur,
mährenb er felbfr ber te$ £ote$ terfiet.4) SDet -Herpel* roar
muthtoillig (petulans) geteerten , intern er au* fetner Unter«
roürfigfeit unter bie Seele gefcntmen bie terfinfterte5) Seele
burct) Oeibenfcbaftett unb ©etanfen beftürmr.6) ^oct) nodb grBjjere
geigen feilte tie Uebertreruttg ter erfreu 33Zenfcr)en haben. i)tacf>
Slugufttnu« nämlich behauptet aueb §uS, tie äßenf$$ett fei tttreh
ten gall eine „massa perdita" geteerten, bon ber „nur
©ott aüeut trenne".7) „£er allroiffenbe ©Ott nämlich, roel*
eher alles nad; 3)caj$ , ©etoidu unb erntete, befttmmte
auch, tüte oiele SKenföen fcbliejilict) feiig roerten feilten." s)
Diefe ^räbeftination geflieht aber fraft be$ @erbienfte8 Ebrifri,9)
') Explic. in I. ep. Joa. c. 2. Tom. II. p. 329. b.
5) Ctra praedicator. Plznensem. T. I. p. 184. a.
3) De deeimis. T. I. p. 162. a.
A) L. c.
5) De trinit. s. T. L p. 131. a.
6) De pace. I. p. 60. b.
7) Explic. i. c. 4. ep. 1. ad Cor. T. II. p. 148. a. b.
•) De eccl. I. c. 1. p. 244. a.
') L. c. c. 14. p. 277. a.
9
unb „ohne 2utfer/en ber ^ßerfonen in ©ott" *) nnb ift eine
erotge,2) nnb jroar fo fehr eroig, baß „e3 unmöglich ift, baj$
ein 23orhergerouj?ter auch nur ein ©lieb ber £ird;e je fein
tonnte."3) £)ie Grroigfeit ber ^rabeftination unb bamit bae
erutge, unabä'nberlid;e £00$ ber 3)?enfdjen leuchtet jebodt) ein aus
jenem famofen $rütcty: ©ott fann nicht ettpaö bon Dauern
erfcnnen ober lieben, tote SluguftinuS (6. de Trinit.) fagt:
©ctt fann nicht anfangen ober aufhören etroaS einpfehen, ober
einen 5lft beS Sillens ^erüorjurufen. gerner teuftet e3 barauö
ein, roeil ©ott unroanbelbar ift nnb enblich fein kennen unb
Soften nict)t bon 2lu§en abfängt4) 3n golge biefer ^ßräbe*
fttnatton „fd;eiben fid; alle -Httenfchen eigentlich in feiertet Älaf*
fen ; bic einen finb nämlich Äinbcr ©otte3 unb bie anberen finb
beS Teufels $inber. Unb ba$ ger)t bom erften SD?enfcr)en bis
]um testen hinab."5) £)ie ^ßräbeftination ift eine „©nabe,
roeld>e 3u bem natürlichen Sein hinzugefügt toirb"6) unb baS-
felbe jenem mr/ftifcf;en $eibe einverleibt, bon bem e$ nidbt mehr
getrennt toerben fann.7)
£>a$ ift bie Anficht puffen« bon ber 2ftenfd^ett nad) bem
galle, eine 2lnfid;t, in bie er fid? fo hineingelebt ^atte, bie er fo
als bie £)auptfad)e betrachtete, baß e$ eigentlich nur noch galt,
baS gan^e (Styriftenthum mit feinen Behren bamit, toenn auch in
cen äußerlichften unb ge^roungenften Gnnflang gu bringen. So
faßt er benn fd)on bie SDZtffion @$rifti in einem eigentümlichen,
feinem ^räbeftinatianiemuö enifprecr/enben Sinne auf. „@hriftuS
toar (nach *m erften Slugenblid ber Seit ber Bräutigam
ber Kirche burch bie ^3rdbefttnation; in ber Söeftättgung ber
') Explic. i. ep. Jac. 1. II. p. 196. a.
2) Disput, adv. indulg. papal. I. p. 226, a; 227. a.
3) De eccl. c. 4. p. 250. a.
*) L. c.
6) «pofiille, ^5r. 5. (Sonntag ber ftaften (Judica).
6) Resp. ad scr. M. Stanisl. I. c. 2. p. 335. b.
7) Höfler, l. c. art. 2. 8. 258.
10
dtrgel aber gab er einem £fjeU feiner 93raut ifjre Sftttgtft, nnb
fo in ber SBeftätigmtg be$ gerechten 2lbe( nnb anberer £et(igen
bis gnr Inkarnation, inbem immer bie nämücfye Verlobung (ber
^räb eftin atton) fortloafyrte , aber in ber ^ncarnatton fd)(o§ er
eine gtoette G?§e, ba er einen getotffen fönigtieben £f)ctt ber gatt*
gen ®ird?e fd;uf, fteld;cr ob einer beftimmten GrtgentljiimUdjfett
d^rift(id;e $ird;e genannt toirb, ba er bamatö atö nnfer güljrer
nnb ©efc^geber oertranüd) feine 23rant anfprad;." l) Oben tonrbe
fdjon erinnert, bafj £m3 fi*eiüct) bie Sßräbefttnatton nnr fraft be$
^erbtenfteö (Sfyrifti (virtute meriti Christi) oon (£tt>igfeit ge*
f ebenen taffe , tt>a$ afterbingS bem d;rtftfid)en ©etfte nod; ct;cr
cntffcricfyt; atfein bie üDftffton ^rifti ift bei tfym, toie es fcfyeint,
burd;anS feine nnioerfefte mel)r. Senn er and? noefy fo oft
nnb immer bebanptet, bnrd; bie fd;üe^(id;e Unbngfertigf eit gefye
ber SO^enfd; gn ©rnnbe,2) ober toegen berfetben gehöre er jn ben
33orbergettmßtett, fo fagt er e$ eben fo oft, bafj fie nnbnfjfertig
feien, toett i^nen bie „©nabe ber 23efyarrtid;>feitV) u>etd;e nad>
§n3 nid?t$ anbercS atö bie „©mibe", „ber Sehn", „baS $3anb
ber ^räbeftination" ift, fetyte. SBotyt „f;at jeber 3ttenfd> 3eit
lux SBuße bis 311m legten Slngenbttcf feines £eben$, baS fyeißt,
fo (ange er tebt,"4) too^t „hm ©Ott, ba er ber gerecfytefte
9iid;ter ift, ben ülttenfdjen nnr toegen feinet 9ftißoerbienfte$ Oer*
bammen;"5) aftetn alt biefe 23erfidjernngcn fommen nicfyt oon
gerne ben fatf)ottfd;en £efyren natye, ober geigen tf}atfäd;üdj> ©Ott
nicfyt a(S ben Urheber beS SBöfen, ba §n$ bie ^ßräbeftination a(S
fo burd;grctfcnb fid; benft, bafj ber $ od? er gefugte gar nie ein
©lieb ber Zeitigen SDhtttcr, ber fatfyoüfdjen $ird;e, fein rann."
3t)m toirb bie £iebe Gtyrtfti nicr)t einmal gn £t)ci(, obgteid; „©ott
') De eccl. c. 2. p. 246. a.
a) 3. 53. de eccl. c. 6. p. 255. b.
3) L. c. I. c. 3. p. 248. a.
') Tract. de tribus dubiis. I. p. 210. b.
5) De eccl. c. 22. p. 310. b.
i I
fo fcfjr bie 2Mt liebte, bag er feinen cingebornen (Sotnt bafyin
gab", beim „e$ fei mtmögücf) , bafj er einen 83orljergetott§te« fc
fchr Brie feine SBraut; »te fid; fetbft nämlid;, Hebe;" ') fcieüncfyr
„fyafüt er jeben ©orljergetiMfjten fo fefyr, wie je nad) bem (elften
®cri<$te. £>cnn ba (Sott oottfommen weift, rDe(d;eö Qrnbe jeber
33or4jergeWW3te netnnen, bagegen wetd;c 33uge ber 23orfyerbeftimmtc,
trenn er and; faßt, tfmn nnb wie er iljm ewig wofytgefättig fein
werbe, fo (enef/tet ein, bag ©ort jeben (afterl)aften $ori)er&e*
ftimmten meljr üebt, a(3 einen $ort)crgeWnßten , er mag fief; in
wetd)er temporären ©mibe immer befinben, weil er eben ben
^räbeftinirten im 23efi£ ber ewigen (Seligkeit, ben Sßräöcitcn aber
in bem bc# ewigen gcnerS l)aben wüf."2) „©Ott, ber Äönig
bc3 Gebens, bon feiner (Seite $mi beibe, ben ^ßräbefttnirten
nnb ^räScttcn, als feine Qreatnren liebenb, (iebt bod) ben $rfc
beftinirten mel)r, weil er üjm eine größere ©nabe ober ein größere*
©efebenf gewährt, nämtid) baS ewige geben, ba$ öor$ügttcr)er
ift als bie blofe ©nabe naet) ber gegenwärtigen ©erecr)tigf"eit" 3)
£)iefe 23et)anptnng Wirb im Uebrigen and) baburd) nicfyt
entfräftet, baß |)u3 fogar ben s}3räSciten temporär einen ©ered;ten
fein tagt; benn es t)at biefe „gegenwärtige ©ered)tigfeit" bod)
feinen 2Bertt) für it)n, er gehört tro^bem nid;t ^nr $ird;e, ift
trofcbem Q>t)rtfto fd;on betragt , Wie nad; bem testen ©erid;te,
nnb „ein ©lieb be$ Teufel« (wenn er and) jur 3eü geredet
ift)",4) fo baß and; ber ot)nebie8 einfeitig gepellte @afc wertt>
lo3 wirb: „£t)riftn$ war bem ganzen $cenfd;engefd;leci)te, ba£
aggregatio ein 9catnrtorper genannt werben fann, ein 2öol)ltl)äter,
fowie für bie gan$e 2ßett, nad) feiner $D?enfct)t)ett n&miiü) , ba
bnrd; bie £raft beS geibenS @t)rifti eine gewiffe feennbäre $olt*
enbung ber ganzen £ßett wnrbe, nnb fo erzeigt er ber gangen
') L. c. c. 4. p. 250. a.
a) L. c. c. 4. p. 250. b.
3) 2>iefe (Srffärung fügte -SpuS rem toovauSgefyetibeu @afce hei in
avt. 8. ki £öfl. @. 222.
4) De eccl. c. 4. p. 251. a.
12
9ftenfd$ett eine SBohfthat, toeun er aüe 23erbammte ftraft,
t^ettö toegen ihres Unglaubens, theits toegen Sßerstoeiflung, ftatt
beren fie baS £nmmu'fche anftreben fottten , theits toegen t> er-
meffenen UrtheUS, ftatt beffen fie unfcrem §errn 3efu$
£hriftu$ in Siebe Ratten fchfiegüch anfangen foüen." !) Uefcri*
genS offener nnb nn^toeibenttger ^atte fid) §u3 nicht aufrechen
tonnen, als too in feinem 23uche „lieber bie £ird)e" nnr bie
^räbeftintrten ^rifti „mtyfrifd)er £eib, beffen SBraut finb, to eiche
er au« größter Siebe mit feinem SMute ertönte."2) @S hat
nun freilich auch biefer <Sa£ cttt>aö SahreS, allein §uS Oer-
mochte es nicht, baSfelbe ohne 33erjerrung toieber^ugeben. @S
fangen biefe @ä£e jeboch mit ber noch größeren UnKar^cit beS
Mittelalters über bie ^ntenfioitä't unb SBirffamfeit ber ©nabe,
über baS SBerhältmfj beS göttlichen (SrfennenS unb SollenS 31t*
fammen. £mS hat nur bie testen (^onfequen^en einer berf ehrten
<Hic^tung ohne (Scheu ausgebrochen unb mit unerfc^ütterltcf;er
^tanbhafttgfeit bis auf ben (Scheiterhaufen behauptet. @r fennt
eigentlich gar feine allgemeine (SrlöfungSgnabe , ber gegenüber
jeber üDfanfd) gleichberechtigt unb oon ber er in SBe^ug auf baS
§eil gleichbeeinflußt toä're, \tatt ihrer fchafft er oietmehr eine gar
nicht ertftivenbe „©uabe ber ^räbeftination."
£)aS mußte oorauSgeftellt toerben, um bie übrigen, oft fo
parabor^ Hingenben <Sä£e ber Imffitifchen X^coIoqk oerftehen ju
fönnen. Wxt ber ^räbeftinationötheorie hängt aber auf's 3nnigfte
bei §uS bie Sehre oon ber Kirche 3ufammen. Sie ift fo ju
fagen nur bie metter enttoiefette, ober eigentlich anberS formuürtc
^räbeftinationStehre.
') De eccl. c. 6. p. 255. b; Tom. II. p. 244. a.
*) L. c. c. 1. p. 245. a.
13
§. 3.
£)ie Äitcfje ber ^räbeflinirten.
„£)ie ^eilige fatfyofifcbe, baS ^etgt, allgemeine £ircr)e ift bie
©efammtfyeit after gegenwärtigen, früheren unb fünftigen sßräbe-
ftinirten." *) £a$ ift ber eigentliche unb roafyre begriff ber
lHtffttifcf)en tirtf;e, toie er auefy öfter toieberfefyrt unb bon
ifun auf beut (Sonette gu GEonftanj pt SBefraftigung feines Sa£e$,
ein ^ßmSciter fönne fein ^3apft fein, Betont toirb.2) „®etn Ort
ober irgenb eine menfcfyücr/e ^öa^t ma$t $u einem ©Hebe
ber Uniberfatfircr}e, fonbern b(o$ bie göttliche ^räbeftination",3)
ober, toie es 23cfjringer commentirt, „fein in bie @inne fatlenbes
3eict)en",4) toa$ aud) §uS f etbft au einer anbem Stelle nafyer
Beftimmt, inbem er fagt: „sJ?ier/t 0?aug ber Söürbe, ntc$t menfcr/=
ücr)e Söaljl, ntc^t irgenb ein ftxinlict)e^ 3eid?en (beö GfeuS) maef/t
$um ©liebe ber $ircfye, roenn fo(cr)e auef) „in ber ^irct)e feien."5)
23ielmer)r „toäre e$ eine grofje Anmaßung, toenu ^emanb o^ne
Offenbarung ober gurcfyt behaupten toottte, er fei ein ©lieb ber
fertigen $ircr)e ober £rä beftinirt" 6) „£)er §err roeiß tr>or)t
(nad^ StuguftinuS), toer bie ©einigen finb, toer ankarrt bis ^ur
Ärone ober pr Stamme, er fennt auf feiner £enne ben Seiten
unb bie (Spreu, bie (Saat unb ba$ Unfraut, aber ben Uebrigen
ift baS unbefannt, toer bie Rauben, toer bie 9?aben finb;"7)
„ba ja boef; Dftemanb toeig, ob er beS §affe3 ober ber £iebe
») L. c. c. 1. p. 244. a; 245 b. u. f. ». art. 1. Bei pfter. S. 220;
art. 1. @. 244. f.
•j 3. 33. art. 2. 6ei £öfl @. 263.
3) De eccl. c. 3. p. 248.a
*) 23ö^ritiger, Äirc$engef<$i<$te II. 53b. 4. 2tbt#. 2. @. 312.
5) L. c. p. 253. b. ii. art. 5 bei pfTer 246.
6) L. c. c. 5. p. 254. a.
7) L. c. c. 5. p. 255. a.
14
nmrbig fei",1) toenn er aud) Reffen barf, tag er ein ©tieb ber
Zeitigen fatfyotifcfyen $ircf;e fei/'2) £)arauS nun ift e$ Bereite
f;intängticr) ftar, bag bie eigentliche Äircfje be$ £u$ eine fpäter
„unficfytbar" genannte ift.3)
dagegen bringt $u8 fetbft ben Gmttoattb, jeber crbinirtc
(Herifer fei ein £r/eif ber Zeitigen SDiuttcr $trc$e unb nnr bie
Üftenge feiger CEIerifer fei bie $ird)e «rf avrovo//a(7t«r genannt,
fie aber müffe man fpeciett etyren, toeit fonft folgen ioürbe, ba§
bie Triften ifyre Sftutter nidjt feumten. 3a, toemt fie nid^t ge*
fannt toctre, nntrbe man feinen fytyxiim geben unb es toiirbe
eine große donfufion in ber ftreitenben £ird)e entfielen." *) <So
eigentümlich biefer (Stntoanb geftettt ift unb fo feljr btofe %w
fict)ten unb fegtetdt) (£infommen$rücf filtert in ir/m jmtt 3fu$brucfe
gebraut toerben , benn bie afterbings im SBftttefato beüebte
3benttficintng ber £irct)e mit bem Stents ift feineStoegS gan$
richtig; fo toirb boer) toenigftenS fooiet ftar barauS, fcafj man bem
ibeatiftifdjen $ircf)enbegriff be3 §u8 gegenüber ba$ nottuoenbige
Moment ber 8icfytbarf'eit betonen ioottte. §u$ erfennt bieS recf)t
gut, um fo toicfytiger ift barum feine 2tnÜoort. „£)ie SBraut
gfnüfti, fagt er nun, ioetcfje bie ©efammtr/eit ber ^räbefttnirten
ift, fei jene $irdje xai ärtovojiiatnav." „£>er (Shüoanb, bafj
bann bie (Hnüften t^re SDhtttcr nicf;t erfännten, gette ntcr)t ; beim
nnr muffen au$ bem ©tauben u ufere 9)httter erfennen,
fotoie nur ja auefy bie trium^ireube &ircbc, Gfyriftnm, feine
Butter, bie Sfyoftef mit ben fetigen kugeln unb bieten ^eiligen
nur aus bem ©tauben erfennen; im 23aterlcmb toerben toir erft
ftar unfere Sftutter mit ifyren eintüten ©fiebern erfennen. Sä
bürfe bavum aud) ber ©täubige nicf)t murren, fonbern fief; mit
ber S35ar)r^eit erfreuen, toeit bie Zeitige Sftuttter Äircfye ifnn fyier
') Resp. ad Script. M. Steph. Paletz. T. I. p. 325. b.
0 Art. 10 Bei £öfler ©. 222.
3) ©e&ringer, l. c. ©. 315.
4) De eccl. c. 5. p. 254. a. f.
15
auf ber Sanierung nur ungctannt ift, benn barauf ft et? e ba«
^cmcnft bc« et) r ift 1 1 d; e n ©tauben«. £)a« SBcfen ber
$rabeftittatton ober bie tiefte, bte ba« §ocf)3eitef'(ctb ift unb baö
©tieb ber Äirdje ben beut be« Xeufet« unterfebeibet, febaut mau
t?ier nid)t finnlid& (sensibiliter)." „£)ej$a(b tragen tott bod)
au biefe &ird;e unfere @d;utb ab , int cm nur GHjrtftuS jum
cberften £>o$ettpriefter traben unb treffen Stenern, toel$e toir au«
it)ren Serfen gemäß einem eenfufeu ©tauben für feine Liener
ober für Leiter erfennen unb confu« a(« ©lieber (Sfjriftt &or*
au$fe|eu , $m Unterhalte be« förper« £em^eratien reiben."
„rarau« aber, baß hnr ofwe Offenbarung bte ©tieber be« miy-
ftijtyen, ned; fyier ttanbetnben £cibe« ©&riftt uid;t bi«tinct er=
tonnen, eutftcfyt feine (Scnfufion in ber ftreitenben SUrd;e."
SMefe „gemeinte" , l) confufc unb unerfannte Iftrdje ber
^räbeftinirten , bei ber §u« a(d ber toafyren freien bleibt , ift
ü;m nun „bie Sraut dfyrifti" nad; bem fyofyen Vtebe unb
3faia$ 61., „bie einige £aube" (eant. 6.), ,,ba« ftarfe 2öeib"
(<&pxiä))a>. 31.), „bie Königin" nad? bem ^fatmiften, „3^*ufa=
Um", „ber £empel be« §errn, ba« §immetreid> unb bie <Stabt
be« gregen Lintig«."2) <Sie ift i^m bie „Cnne, Zeitige unb
fat^c(ifd;e Hircfye", „ber mtyftifcfye £eib Gfyrifti au« ©Grifte, bem
Raupte, unb bem CEottegtum ber ^ßräbeftinirten conftttuirt",3)
„beren (Sinfyeit in ber &mf)tit ber ^ßräbcftinatiou befielt , inbem
bte ein^ettten ©tieber berfetben ein« ftnb burd; bie ^räbeftination
unb tu ber (5inr)ett ber (Setigteit. Qa ber ©egeffloart befielt
bann bie <5tnr)eit berfetben aud) in ber be« ©tauben«, ber £u=
genben unb ber £iebe."4) „£)iefe Äirc^c umfaßt ferner brei
£f;eite, bie trium^irenbe, ftreitcnbe unb fd;(afenbe $ird)c",5)
') De eccl. c. 3. p. 246. b.
2) L. c. c. 1. p. 244. f. De fidei suae elucidat, p. 63. b. etc.
3) Resp. ad scr. M. Stanisl. p. 335. b.
4) De eccl. c. 2. p. 246. a.
5) L. c. p. 245. b. De fld. s. elucid. p. 63. b.
1(3
toooon ficfy bte triumpfyirenbe ttocfy auf bie in golge ber $räbe*
ftinatton Betoäfyrten (gngef, bte ftreitenbe auf atte über bte ganje
(5rbe verketteten (präbefttnirten) ©lieber1) erftrecft. Unb bteS
toäre bie Äattyoltcität ber l)uffitifrf)en $ird?e, toäfjrenb fid^> beren
2lpoftoticität bafyin Beftimmt, ba§ bie Slfcoftet oottfommen im
©eifte gereinigte £l)eite biefer $ird?e finb, tx?eldt)e fie burdj bte
£ef)re @f)rifti unb il)r 33tut gepflanzt tyaBen unb nod) burd) tt)re
£el)re unb Autorität in ifyren Sßicaren regieren."2) §ieBei barf
aBer nie auger 2(cfyt gelaffen derben, bag atte biefe 23egrtffg=
Beftimmungen ton SScrnc herein einfeitig finb, fo richtigen 5lnf(ang
fie aud) mitunter gu IjaBen fd)einen, ba fie ftd) immer nur auf
bie $ird)e ber ^räbeftinirten Begießen. Unb biefen fd)roffen
©egenfafc urgirt §u$ fo fer)r, bag er gerabeju biefer ^irct)e ber
23orf)erBeftimmten eine ®ird)e ber Sßorljergetoußten , eine <§tyna*
goge beg Satans, gegenüBerftetfr, unb toeldf;e ber £eiB beö £eufe(S
at$ it)reö £>aufcte$ ift, fo baß aucfy atte 23orl)ergen)u§ten ©inen
8eiB ausmalen. a) £)effen äußere gorm ift bie e&ige ^3rä$cien$
1) L. c. p. 245. b.
2) L. c. p. 246. b.
3) De eccl. c. 6. p. 255. f. — 2)iefe 3bee ift befonberg in ber
„Anatomia membrorum Anticliristi" roeiter unb bis in'S Stbgefc^macftefte
auSgefpcnnen. Sftefjrere demente übrigens machen e$ mir tr>aTn^etnli(^r
bafj biefe fcon SBraunfelS herausgegebene, fcou Suttyer befrorroortete, aud;
in bie Nürnberger ©ammlung ber ©Triften Hüffens aufgenommene
@c^rift nicfyt toon §u$ ftamme. 5ttte ©teilen beS §u8, roe^e t>ief>er ge*
jogen roerben fönnen (T. I. 232. a; 313. a. b; 118. b; 248. a; 338. b;
271. a: 277. a.), fagen nirgenbs, baß getoiffe Sßürben, ober getoiffe
3nftttute, roie baS $a£fttlmm, atö fo(d^e anticfyrijiticf) ftnb, biefmeljr
fefet £>u8 überall bte 95ebingung, roenn ein tyapft fd&Ied&t lebt, baS
^apfrtljum eben gang fcerborben ift, bann ift ber ?ßa^>fi ein 33icar, ein
Scfmfer beS 2Intic§rift8, ober fetbji ein 5tntid;rifi. ©erabe bie Snfi$t
aber, baß beftimmte SBürben unb 3nftitute, roie ber <ßa£at, (Sarbinatat,
2lrcfyie£iecc£at , (SpiScopaf, SIbbat unb (Sanonicat einerfett«, anbererfeit«
bieSürbe berßaifer, ß'dntge, ^eqoge, 2Karfgrafen, ©rafen, Marone unb
Stienten at« fotetye anttd?rift(i$ feien, tritt in c. 31 ber „Anatomie ber
17
©otteS, ber tt>etg unb orbnet, ba§ afte ^orfyergenmßten otö ©üe^
bor bcS biabo(ifd;en ^eibe^ $ur einigen ©träfe berbammt »erben;
beffen innerüd^e Deformität aber ber fd>(iej3(trf>e Unge^orfam
ober ®tc(3 , »etetyen bie ^eiligen bie ©dmtb ber fc$flefjftc#eti
Utt^ttffertigfett ober bie Sitnbe gegen ben Zeitigen ©eift nennen."
Die ©lieber btefeS ÖeibeS nehmen nur an ber 2Bot)ttfyat ber
fceunba'ren 93oüenbung ber ganzen 2öe(t burdf; bie (SrtöfungStfyat
GDjdfti £f;eÜ, inbem fie nämftdj bie ©träfe be£ etoigen geuerä
butben. £>od) fänn man aud) biefen £eib be£ STeufete &ird>e
Gfyrifti nennen »egen ber ©cböpfung, SÖofjftljat (ber fecuubä'reu
^otfeubung) unb Gattung, aber ntefyt »egen ber Union bet-
riebe. Sie nun. aber bie ^ßrabeftinirten ntc^t at$ fotd^e „fimt*
erfannt »erben tonnen, tote bereu $ird)e eine unfid)tbare
ift, fo ift e$ aud) bei ben ^retöciten unb ifyrer $ird)e ber galt;
feine 2öürbe, fein Qnftitut aU fofcbeö bejetdjnet bereu Präger
ober 3Tr)et(uel)mer als ^ßräöcite,
£)ie Stirpe ber ^räbeftinirten nun ift aud; bie ^eilige fatfyo*
üfd)e £ird)e, toetct)e bie (5r)rtften unmittelbar uad; beut ©tauben
an ben Zeitigen ®eift befennen. Seit fie nämtiefy nad; 2lugu*
ftinuS bie ^ödt)fte Kreatur ift, barum »irb fie unmittelbar nad;
©tieber beg 2fatiä)rifl8" offen unb unoerfioten auf. 3ebenfatf8 ftnbet ftd)
biefe 9Bef)au!ptung ntrgenb« in biefer SBeife in ben Ü6rigen §u§ jugeb/ö*
rigen @d)riften; {ebenfalls roufjte man nid)t3 fcou btefer ©teile auf bem
Sonett fcou Sonftan3, üfcerfrau^t nid)t3 berartigeS ans feinen ©d)rtften
ausgeben, unb £>u§ fetbft beteuert gegen btefe ibm allerdings juge^
fd)riefcene «nfid)t (£öfter 1. c. 184; 188 f; 201; 228.), baß er fie nie
gelehrt, nirgeubS in feinen Sä)rtften gefer/rieben (,,et hoc intelligitur
quoad merita et non quoad officia.")- gebort atter 2öanrfcf)etnltrf;=
feit nad) ÜttatttjäuS oon Sanoto 31t; ouö) 53öbringer gäbtt fie md)t unter
ben @d)riften be3 auf, unb üfteanber tyrid)t nid?t oon tbr. 3)em roi-
berf£rid?t aud:» nidn, ttaS Steph. Dolan. in f. Slntifmfj (Pezii IV. 388.)
fa9j*»- • ♦ papam verum Christi vicarium non solum inobediens con-
temnis, sed etiam turpis linguae tuae detractionibus Antichristum
esse turpiter et mendacitpr describis."
ftriebrid), 3of)ann $u§. 2
18
bcr STrinttät gefegt"1) @ö genügt beut Triften, „mit beut
formirten ©tauben unb bev 2(u$bauer a(8 ©(aubenSartiM oon
ber fatfjolifcfyen ®tr$e 311 glauben, bajs eine traft beö Serbien-
fteS (Stjrifti 3U rettenbe ©emcuifdjaft gläubiger 2>orb/erbeftinnnter
fei, roenn er auef; nid;t erfüllte bis auf einen 53icar (Sfyrifti,
ben er ats ba$ §ai^t rannte, fam."2)
£)amit ift £u$, n>ie e3 fd)eint, root)( faum hinter ^utfyer
mit feiner unficfyt baren £ird)e juriitf geblieben. Sttan fielet,
£m8 rennet sum Prüfet Don ber $ird)e nichts Weniger ate bie
£nerard;ie. £)ie ©rünbe t)iefür werben fid; un$ batb geigen.
3m Uebrigen barf man jebod; nicr)t roüt)nen, baß §u$
niebt aud) eine ftd)tbare £irct)e rannte, ober a(8 ob biefe ettoa
erft aus ber unficr/tbaren hervortreten f elfte, nrie c$ im Cutl)er=
tf)itm ber gall fein fott; im ©egentt)eil ift bie fid>tbarc &ird)c
eine notr/roenbige 33ebingung für bie unficr)tbare. greilid) t)at
für §u8 baö fid)rbare Moment nidjt met)r bie Sßebeutung unb
ben 2öertt), tote in ber fati)olifcr>en $ird)e, reo eben nur mittetft
beffetben bie neue Kreatur für bie unftd>tbare $ird;e gefct)affen
werben fann, ba §u3 feine ^rä'beftination$Ier)re 31t übermäßig
betont unb baburd; aud) bie @icbtbarf'eit ber &ird;e Beeinträcr)^
tigt. Allein er ift nodj ntcf)t ganj bis 3U ber ioiftfurlid>cn unb
rüdficr)t£(ofen ®d;rifterflä'rung eines £utr)er f ortgef dritten , unb
t)at fid; nid;t bis 3U bcr irrationalen unb barum unhaltbaren
2(uffaffung beS gefallenen 93ccnfd;en oerirrt, fo baß biefer gan}
ot)ne irgenb eine SDtfitunrhing unb ^etfyeiligung bei bem in it)m fcor*
get)enben £>eilspreceffc lea're. 3m ©egcntr)eil glaubt gcrabc §uS
barin einen 3rrtfmm ber $ird;e entbedt 311 l)aben, baß fic ben
9)ccnfd)cn nid;t feinen geiftigen Vermögen unb ben gorberungen
ber Zeitigen ©cfyrift gan3 cntfpred)enb mit in beffeu £>eU«procefj
') De eccl. c. 1. p, 244. b. — De üd. s. eine. p. 63. b. — Ex-
plic. in V. c. 1. Cor. Tom. II. 151. b. — art. 12. HÖH. S, 223 f ; a^ 8.
@. 247.
2) De eccl. c. 4. p. 277. a.
19
a(ö einen mtttoirfenben gactor tbatfad^lid) aufnehme. Sobalb
aber, ober »o ber SWenfdJ neef) in biefer Seife aufgefaßt nrirb,
unb nicht ©ort ^(Üe^ etnjtg unb allein in beut „ttloke" feofl*
bringt, toenn e$ in bemfetben burd; C^otteö Xfyat nur gutn ©e«
fyltßtfeUl fommt, baß loirflid; ©Ott 2ltte$ allein Öjut, ba faiiti
fiefy fein SBegriff oon einer rein unfidubaren, fid; felbft genügenden,
feineo fidubaren .gcidjcnä bebürftigen ftirefoe bilben, oon einer
„geheimen, Ijetttgen ©emeinfc&aft , einem ftiflen ©eiftertumbe",
„loctcber toeber gSnb nod; gug b/at, nid;t tytityt unb nid;t fyört,
in bem e$ toeber 8e§re, nod; 3ud)t, noc$ SBertoaltung fircfylid)er
%abenmittel gibt, atfe btefe $)inge freiließ and; eutbeljrRäj finb,
ba bie ©eifter, bereit feiner ctioaS bon bem aubern toeifj, otntefyin
nicht anfeinanber nnrfen tonnen, toeber im ©uteu nod) im
NBb'fen." ') £)arum ermangelt bie f)uffitifd;e Äircfoe feineSn)eg#
eines fiebtbaren Peljr* unb ^ßrieftcrtfyums , nur finb Öetyrer unb
föriefter nid;t bie $ird)e, fonberu altein für bie Erbauung ber-
[efhen itotfjtoenbig , ba£ Ijeigt, für baS toa$ bie ^rabeftimrten
(bie $ird)e) nod; neben unb $u ber ©nabe ber s$räbeftination
$u (eiften fyaben; beim aud? „bie Äirdje ber ^räbeftiuirten, bie
Prallt ßfyrifti, tpie fie nodt) fnenieben toanbeft, ftet)t in efyebre^
cr)erifcf;en 93e$icljungen umt teufet unb mit bieten ©liebern bc$=
felben, fo ba§ fie burd; ^erbrec^en £artieü toenigftenS berberbt
ift. Unb bod; toirb fie nie a(3 bie eine 31t umarmenbe 33raut feiig
juc 0?ed;ten in bem £ager be3 Bräutigams aufgenemmen, bis fie
eine reine ^uugl^n unb auf alle Seife ofyne Ohtn$e( fein nrirb."2)
©ajtt fommt, ba§ „jmn §eü (nidjt ber ©taube aliein, alfo ber
inftrumeutate, angeformte ©laube genügt, fonbern) nur ber burd)
bie £iebe geformte mit ber Xugenb ber Befyarrlid^eit gepaarte
©(au&e ausreicht", „jener ©laube, ber ba$ guubament ber an=
bereu £ugeuben ift, in beuen jebed; gerabe bie $ircfye (ebt (con-
») £ird;e unb £tr$en :c. fr. $. fr. Sölltnaer. @. 26; 29
2) De eccl. c. 2. p. 245. b. f.
2*
20
satur);"1) fcenn „baS gunbameut, öon unb in bem juerft bic
^eilige fatfjoltfcfye ®trd£)e gegrünbet tinrb, ift (StjrtftitS, ba3 gun=
bamcnt hingegen, h)oburcf> — ber ©taube, ber burd) bie
Siek totvft"2)
1) L c. c. 8. p. 259. a. b.
2) Ouaestio de credere. T. L p. 211. a. — SDiefeS enge SBerbättniß
jwifd^en ^väbeftination uub 58 e [Raffen Bett bes menfd)tid)en SBefenS, bie
Wbbängigfcit ber Söeftimntung beS einen Momente« fcon ber beS anberen,
fo baß jebe Ueberfdjätenng biefeS bie Unterfcfyäfeung jenes bebingt, bat
9JcattbeS, (£om£aratioe ©ömbolif @. 490 f. ftar erfannt unb entfcfyie*
ben gegen bie SScrfaffer ber F. C. ausgebrochen, ©eine Sorte finb:
„Uebrigens aber mußten and? bie Sßerfaffer ber F. C. , tr-enn es ihnen fo
febr um bie 23ebingtbeit beS SBermerfungSbecreteS unb um bie gxatia
resistibilis ju tbun toar, ifyre 2inftd)t oon beS 9ftenfd)en freiem SBifteu
änbern. Denn foü ber bur$ bie (Srbfünbe berberbte SDrenftf) in geift-
lid;en Singen gar fein liberum arbitrium baben, nid)t einmal
ats blofe 2>iS£ofitiou jnm ©nten, ober als eine geringe natürliche dm?
pföugticfrt'eit für bie ©nabe; foß es ifym gerabeju ton 9Zatnr unmöglicb
fein, ber ©nabe einmal nidfyt gu «iberftetyen: — nun bann fann bot^
ttof>t barin, baß er ifyr «iberftetyt, nid)t bie Urfacbe feiner ^erbammniß
liegen, unb bann fonnen bod) toobl am (Snbe nur bie gebeifert unb feiig
«erben, an benett bie ©nabe giefyt, ofyne $u ermüben, an benen fie fid)
ats irresistibilis geigt, «äbrenb bie SInbern ungebeffert bleiben, »eil fie
an if)uen ermübet? Sott atfo baS $er«erfnngSbecret ein bebingteS fein,
bann mußte and) bem ÜDcenfdjen «enigftenS feine facultas applicandi se
ad gratiam sugetyvocben unb fo jitgleid) bie iDiogtidtfeit eines momentanen
9cidj>t«iberftef)enS unb bamit ber Gratia resistibilis ftar beranSgeftettt «er*
ben, «aS feinestoegs bitrcb bie btofe Behauptung gefd)ebeu ift: etsi Dens
hominem non cogit, ut convertatur (qui enim seniper spiritui s. re-
sistunt . . . hi non convertuntur), attamen traliit hominem, quem con-
vertere decrevit, sie autem eum trabit, ut et intellectu coecato illumi-
natus fiat etc. Wm ebenfo burfte eS bann nid;t als ein $rrtlmm fcer^
worfelt «erben, trenn einer gtaubt, quod non sola Dei misericordia et
ss. Dei meritum, sed etiam in nobis ipsis aliqua causa Sit electionis
divinae, cujus causae ratione Deus nos ad vitam act. elegerit." F. C.
p. 621. 821. — £ätte man biefe ©infidit in biefeS SBerbäftniß gehabt, fo
«ürbe man aber aud> fid;er nid)t in rev Solid, declar. gegen bie ©e^aa^t*
ung ber bamaligen „Gpicurä'er", baß bei einer abfoluten Uufa'bigfeit bes
21
@ben bctf ift jebcd) aua) ber <Puuft, bei bem £uö feinem
principe fetbft untreu tofrb. @r fiefyt ftcf> uämttä) genötigt,
bte ^nconfequcnj $u Begeben, He ton ber tircfye au$gefd;toffenen
^orbergenutgten lieber »egen iftrer g{eid>geartcten unb an fid;
aud? 3um £et(c gleid;befäfyigtcn Statut in bic &trd;e aufjunc^
men; attein ba$ ift aud; 2lüe«, babei bleibt £u«, rpte fid; geigen
toirb, fielen, ftatt baß er bon biefer 23etrad;tung3U)eije ber menfä>
lieben 9htur Bis jur (Statuirung eine« bieg bebingten ^räbeftU
nationSbecrete« fertgefef/ritten fteirc. §ier ftanb ifym BefonberS
feine irrtbütnlidje 21nfd?auung bort ben Gigeuf duften ©otte«
im 2ßege. £r glaubte nun bie aBfotutc ^räbeftination mit ber
nid;t aBjuiä'ugnenbcn biblifebeu Berechtigung ber emptrtfct)en
$ird;e in welligen Crinflang gebracht gu fyaben, wenn er feinen
$ird;enbegriff bafyin Beftimmte, baß „biefelbe eine (Sreatur fei,
bft fic unter bem gen)öfmtid>en tarnen bie ^erfammlung aller
©laubigen in (Sutern ©tauben unb ben gn)ötf ©taubenöartifetn
(bura) £fyei(nafyme) ift unb in fia) ©utc unb 33öfe faßt." 0
^emuac^ „gibt c3 ein DierfacfyeS $erljäftm| ber Sßanbcrer gur
Zeitigen Butter, ber $ird>e, inbem ü)?anc$e in üjr bem tarnen
unb ber 2öirf(td;f'eit nad; finb, h)ie bie präbeftinirten unb (Sfyrifto
gefyorfamen $atl)c(ifen, 30^anct)e aber toeber in ber Sirflidtfeit,
noa; bem tarnen naefy, tüte bie bor^ergetüupten Reiben; lieber
Rubere nur bem tarnen nad;, ttie bie fyeucfyterifcfyen Sßotfyerge*
reiften, unb enblid) Rubere in ber Sirfticfyfeit , toenn fie aud;
bau tarnen nad? brausen gu fein fdjeinen, tote bie pretbeftintrten
Triften, tueldt)c bie «Satrapen beS 2(nticfyrift3 in bem 2lngefid;te
ber $ira;e gu berbammen fd;einen." 2) Unb nad? einem anberen
üftenfdjien in getft(icf;en fingen, bagegeit Bei einer aBfohiten ^räbeftinatton
ein ^rebigtfyören, b. b. eine ftcbtbare Ätrdr)e ntd)t toeiter notfyroenbig fei —
erffärt fyaSen, man Ijafce bodf) güfte unb Dljven, um in bie ^3rebigt ju
gefyen unb fte ju leeren.
') Quaest. de cred. I. p. 211. a.
a) De eccl. 3. p. 248. a; c. 5. p. 252. a.
22
(5intI;eUnng$grunb britcft bieö £m£ and; fo au$: „Einige, fagt
man, finb in ber SHrcfyc Mos nac^ einem nidfytformirten ©tauben,
toie bie ocrfyergcnntjjtcn, in 23erbrcd;cn gefeffeften Triften; ober
fie finb in ber $ird;e ttur nad; bem ©tanben nnb ber gegen-
wärtigen ©nabe , ioie bie geredeten Sßcrfyergetonßten , toe(d;e in
ifyr aber nid;t nad; ber 'Jkäbeftination jimt ewigen £ebcn finb.
9inbere bagegen finb in ber Äircf;c b(o$ nad; ber ^ßräbeftination,
toie bie nngetanften Äinber ber @l;rtften, ober bie fünftig d;rift^
Ud;cn Reiben ober 3nben; ober naefy bem nicfytgeformten ©tan-
ben nnb ber fteäbeßutation , toie bie oväbeftinirten, gegenwärtig
gtoar faftertyaften, foätcr aber jur ©nabe ^nrndf'efyrenben Triften.
'Dann gibt c$ and; ©lieber ber $ird;e nad; ber ^räbeftination
unb ber gegenwärtigen ©nabe, toie atte anscrwäfytten, @l;riftnm
in ben (Sitten nad;at;menben Triften, bie aber immer noefy aus
ber fltegenbcn ©nabe faden tonnen. Cmbüd; gehören $ur $trd;e
aud; bie in ber ©nabe betätigten ©Heber ber triumpfnrenben
&ird;e." l) Klein tre^bem fetgt unmittelbar barauf bie 23et;anpt=
nng nnb beren 33cwci#, ba§ bie jüni ©lanben berufenen (33or-
fycrgcwnßten) bod; feine ©lieber ber Ätrd;e feien, inbent fie baö
l;od;3citüd;e $(eib, ba# bie ^iebe ber ^uäbeftinatien ift, nid;t(;aben.2)
(&o nimmt bie ^crtjergcwitßtcn batb in bie $ird;c anf,
batb fd;(iegt er fie at$. £)as xufyvt aber Mo3 bafycr, baft er
tfyatfäcfyüd; eine bopoettc, eine fid;tbare nnb nnfid;tbarc &ird;c
untcrfd;cibet , jebod; jene im $erg(eid; $u biefer bnrd;anö nid;t
^trct)e nennen Witt.
') De eccl. c. 5. p. 252. a. — art. 2. 5. £»ftcr ©. 220.
2) L. c. p. 252. b.
23
§. 4.
£)ie ftdjtbnre SUtcfjc fmffntS.
Einige Slnfcfjannitgeit jener gut.
Der Sütebrud „ ficf>tbare Stirpe" ift freilief; nid)t ge^
laufig; benn toaS ttnr unter ihm ^u berftehen getrennt finb, tft
i^m nichts toeniger, als bie Kirche. Seine Kirche tft unb bleibt
„bie 53erfammlung aller $räbeftijtirtat", unb auger ihr berbient
rridjtS ioabrbaft (vere) biefeu Tanten. 21UerbingS „toerbe bte
>^ trcf>e auefi reßtttatito ober mtneupatio genommen, unb bann um-
faßt fie bte ^erfammlung ber 33orhergetoujHen, allein ber toafyre
unb eigentliche begriff geht nur auf bie ^ßräbeftmirten.'' *) Dod;
ift aud) feine fichtbare $ird?e nid)t unfere, nicht bie romifd^
fatbelifche, bielmehr ein anbereS erft bon i^m in ber 33ibel ent*
bedtcS unb prafttfeh bnref) fein Söirfen berfuchteS ^nftitut
Den $ampf gegen bie vemtfcr)^fvitt)cftfcr)e Kirche, ber baraue
nothhxnbig entfielen mußte, nimmt £m£ bon $tt>ei «Seiten auf,
unb }ioar balb bon ber ißibel, balb bon feinem &ird)enbegriff
auö. Die Sct)otaftif hatte ihr 2)c cg(id)fteö getrau, um bie Mute*
ritdt bcS ^apfteS fo Ijod) als möglich $u erheben. Johann bon
Salisburty (f 1182) ^atte noch ben @afc ausgebrochen: „Senn
in ber höchften ©etoalt bie geringftc StÜfttr geftattet ift, that=
fachlich berjenige, welcher ben ®efe£en borfteht, feinem untere
n>orfen, aber bor bem Unerlaubten nur noch me^r befd;rdnft
wir?, fo ift alfo aud; bem ?a^fte nur baS ©eringfte erlaubt,
toeil ihm eben baS Reifte erlaubt ift." 2) Allein bie italienifchen
Geologen, bie 23ettelmÖnd)c unb (lanoniften hatten allmählich
nicht bloS baS ^heolegumenon ton ber per fön liehen 3nfaflifci~
') L. c. c. 5. p. 255. a.
2) Jo. Salisberiensis Polycraticus sive de nugis Curialium. lib. 8.
c. 23. p. 680.
24
tität beS ^ßa^fte^ gef Raffen unb Biö in'3 äugerfte (Syrern aus*
gewonnen, fonbern aud; beffen SO?acf;tfiUXe bis 311m unertragUchften
2(bfotuti#mtt£ gefteigert Man überf d;aue nur bie theofogifd)e
KutiDidtung beiber fünfte bom gtyülften bis bieqehnten 3?aljt*
Rimbert unb man imrb in bcr borauSgeljenben Behauptung feine
Uebertreibung finben. SBcnn man 3. 33. bei 2ttcr\inber bon §)a(eS
liest, ü)ie er bie Autorität beS <ßapfte$ fo extrem faßt, baß ihm
bie 93ifd)Öfe neben bein $apftc gan§ $n bilden, möchte id) fagen,
herabfinfen, ba§ er bics bcfonbcrS auch in feinem DrbenSintcreffe
gegenüber laut geworbenen klagen über Verlegungen bifchöfücher
3uriSbictiou burd; bie Menbicanten tr)ut, l) ferner toemt man
in ben Kommentaren über bie @enten$en beS £ombarben bie
fubtifen DiStinftionen betrachtet r tote roctt nämüd; ber Sßa^ft
gehen bürfe unb fonue, bis er fid) ber ©tmonte fdmlbig macht:
bann U)irb man erft jene traurige ^eriobe bon Uebergriffen unb
Mißbrauchen, jenen fcf)auertid;cu Verfall, ber bie getoatttge 9?e*
formreaction tyerborrief, 31t nmrbigen vermögen. £>ag fid) bie
fotogen mit bem 23etr>eife befestigten, baß ber $apft „deus
mixtus" ober „deus in terris" fei, ift Wofy r^armtofer, alö eS
SSMcleff?) unb |>uS auffaßten. Doch anberS »erhält eS fid)
jebenfafts mit bem Ütefitltate , bag ber ^apft unb bie Karbinate
bie Kirche fein fotften, tote baSfetbe aud; oon ben (Gegnern §uf*
fenS behauptet ioorben toar. „gerner, fyeißt es ba, behaupten
bie genannten Doftoren in ihrer <Sd;rift: Der ^ßapft ift ba«
£)aupt ber romifd)en £ird;e, bereu £eib aber baS Kollegium ber
l£örbtnä(e, iubem fte bie wahren Nachfolger beS Slpoftelfürften
^etruS unb beS Kollegiums ber anbcren Styoftef Khrifti in bem
firchtichen 2(mte finb, um ^u erlernten unb $u befiniren in jeb-
toeber fathoüfchen Materie, biefe betreffenbe ^rrthümer ju
1) Alex. Halesii Summ, theol. part. IV. qu. 32. membr. 4. fol. 453. b;
454. b. sequ.
2) ©. Thom. Waldensis Doctrinale antiquit. fldei catli. eccl. ed.
Blianciotti. T. I. lib. 2. art. 3. r. 50. p. 508. sq.
25
corrigiren nnb reinigen, nnb in aller berartigen Materie für alle
hinten nnb alle ©laubige (Serge 311 trogen. Denn für bic
Regierung ber 61 ird) c anf ber ganzen (*rbe muß cS immer feld)c
effenfunbige toaljre }cad>felger in einem fcfcr)en Amte beS Apeftel^
fürften Petrus nnb beS GetlegiumS ber anberen Apeftcl (£ljriftt
geben; boef> fann cS feine aubere fo befebaffene ütad>felger auf
(Srben geben, ned; fönnen irgenbtüo anbere gefunben werben, atö
ber ^pabfr, baS §attfct, unb baS (üellegium ber (Sarbinäle, ber
Öeib ber remifchen $ irdje." l) Damit haben tt>ir übrigens eine
®runbanfd;auung ber 3eit. 2öir Riffen, lote toett eS burd? bie
auSfcbliepIidje Regierung biefer „>iircbe" gefemmen toac, mir
fennen, in trclchc §anbe atterbingS thatfäcblid; mitunter bie ab*
fehlte Oberleitung ber £ird;e gegeben mürbe, tüte ^apft unb
(Jarbinäle, roelcf>e oft ned) übcrbieS als Knaben ober Jünglinge
faum irgenb eine Befähigung burd; 2Biffenfd;aft unb Greife ber
Erfahrung Ratten , nad) gamilieu* unb sDcationairüd'ftd)teu bic
firebüd^en Angelegenheiten teuften unb erbneten.
Tie Qnnfeitigfett biefer 2urfd?auung, bie 9cad;)theile, h)eld)c
fie ber Sird;e gebraut, bie 2Buuben, U)c(d>e fie ifyc gef dalagen,
ttmrben jebed) fd;>en ber §us bemerft unb $ur (Sprache gebrad;t.
„Äenrab ben ©eluhaufen, ber Vertreter eines GencilS jur §eb*
ung beS Schisma , hatte bereits 1391 beu Straftat getrieben,
ber ihm Berühmtheit berfebaffte unb ben' engen Begriff ber £ird)c
als einee (SeüegS beS ^a^fteS nnb ber (Sarbinäle erweitern
feilte." 2) Die 9tefermcenctlien unb Otefermfreunbe mit ihrem
®a§e, baS (Sencit ftehe über bem Zapfte, beabfichtigten baS
Ocämüche. 3) Darum fanb es baS (Sonett bon @onftan$ für
') De eccl. c. 13. p. 273; covrefter fhtbet ftcfy biefe ©teile: Resp.
ad scr. M. Stanisl. c. 2. p. 334. b. — f. aud) Aug. Triumph., al. de
Ancona (7 1328) in Summa de potest. ecclesiae (epistola nuneupatoria
ejus operis ad Joan. XXII. P.).
2) Softer, SRu£red?t b. $fal$. ^. 401 f. ap. Mart, hist. II. —
Bebtrab, ©erfon. @. 121
' 3) Softer, ©efcbi^ti'c^reiber 1. c. @« XXII. sq.
20
notfytoenbig jur SBerbammmtg beS brennten ljufftttfcfyen 2lrttfe(S,
toorauS tnbtreft folgen fonnte, ba§ bie £arbinäle allein bie offc*
neu nnb toafyren 9cacr/folger beS £otlegium$ bei* anberen 2tyoftel
griffet (neben Petrus) feien, bie SBemerfung beizufügen: „burd/
bie SBerbammimg biefeS 2lrttfcl$ toirb aber nicfyt ber 2lnfd)auung
9kum gegeben, bafj bie (Earbiuäle, ntcfyt bie $ifd)i>fe, ber Styoftel
^a^folger feien." •) Sir l)aben e$ alfo Ijier, nm es fnr^ nnb
mit.bem geläufigen tarnen 31t fagen, mit bem erlremften tffifc
palftyftem" 3U tfmn. glaube nnn 3tt>tfc^en Betben ^tyftcmen,
bem tyäpaU unb (SpiScopalftyftem, in ber Dritte toerbe bie 2Bat?r^
r/eit liegen. ©ctt>tg ift e$ toenigftenS eine übertriebene Söeljaupt*
nng, ba§ bie bifd;ö'flicf>e ©etoalt „total" bon ber päpftlicr/en be*
rioire, 51t fagen, ber 2Mfd)of „Ijabe nid? tö, toaS nicfyt de jure
ber Obere Oßapft) fyinmegnefnnen fönne, über beffen §iun)eg=
nalmie aber nitf;t geurtljeilt werben bürfe." 2) @3 ift barnm
and; fein unparteitfd;e8, burd; ©allicaniSmuS etroa (jcrfcorgerufc*
ne$ Urzeit 23offuet'S, roenn er fagt: „@$ übrigt nnr nod? ben
©inionrf 31t elitären, baß bie 33tfd>öfe bom 9fömifd;en £>or/en=
priefter tt)rc äftacfyt nnb 3uri$biction 3m öeifye nehmen, fo baft
fie 3n einer allgemeinen ^r;nobe bereinigt nidjts gegen bie Sfihtr*
3ef nnb Duelle it)rcr Autorität vermögen, fonbern nnr toie
9?ätb)e 3nge3ogen finb, nnb bie Äraft eines leereres in (Sachen
be$ ©tauben«, Urie in anberen fingen, in bie Wlütyt be$ römifd;cn
23ifcf;of3 gelegt fei. — £)iefe (Srfinbung fällt bon fetbft fer/on bcS*
Ijaih, meil fie in ben erften 3aljrljunberten unerhört, im breije^nteu
in bie Geologie eingeflickt 3U roerben anfing, nad;bem mau mm-
lid) meift lieber mit £r)ilofopf)ifcr)cn unb p©är ben fdjtecfytcften
$ernunftfd)lüffen agiren, als bie $äter 3U ^?att) gießen tuollte."3)
') „Per condeinnationein hujus articuli non datur iiitellfgi, quod
Cardinalels, non Episcopi, succedant apostolis/' IDiefe sBemcrfung finbet
fid; bei to. b. £arbt Tom. IV. p. 400 natf; Cod. Vind. et Brunsv.
*) Alex. Haies. 1. c. f. 450}. — Durand, a. s. Porciano i. Senfe
Iii). 4. dist. 24. qu. 5. fei. 313. p. 1. n. 5.
3) Defensio declar. Cleri Gallic. Pars IL lib. 8. c. 11. p, 73. —
27
2£a$ bagegen bie 23cn?ci£füt)rung beS £mS betrifft, fo ift
fie nicfytä weniger ate treffenb, feine Argumente finb tyaufig nur
obcrfKid;(icf)cr Kultur, feine Zitate olmc Otücfftcfyt auf bcren 3U
[ammenfyaug unb baburcf; mobifieirte 33ebeutung oietf ad) jufam=
mengefyauft. (5r ftcfyt in biefer §infid)t feiueSioeg« über ber
flachen, oft toenig ftid;t)a(tigen SMateftif feiner ,3ett. 3$ tteiß,
baß id; I)ier anberer 2lnftd;t bin, al« proteftantifd;e Scf;riftfteüer,
bie ba rühmen 31t fotfcn glauben, rote „ber ©<$arffttm unb bie
$raft feine« ©eifte«, bie £etd)tigfeit, mit toela)er er it)n bor 3e=
bcrinamtS Lütgen ,$u entroicfeln nutzte, bie große 5k(efenfyeit, %iv
mal in ber ^eiligen @d)rift, bie geftigfeit unb nüchterne GEonfc--
quen$, mit n>etd)er er ein ganzes Aftern bon ^efyrfat^cn gettenb
madjte, ifmt eine große Ucbcrlegen^eit über feine SlmtSbrüber unb
3eitgenoffcu ocrfcfyafften unb bie Capelle batb fo fet)r in 5luf =
nannte brauten, baß fie bie Staffen be3 fidt) fyermbrängeuben %$oU
fe$ nid)t aufzunehmen oermoa)te." ') Wkin id; behaupte, ffm*
bert für ein Sftal bcu ^eioeiS für mein Urzeit liefern 31t fönncn.
Gebenfalte, meinten«, faun ber ^apft nicf;t infallibel fein;
ba« loavc eine 33cfyauptung, bie nicfet blo$ falfd), fonbcrn aurf;
blaSpfyciuifd; toare, beim bann nntrbe er aua; toie GtfjrtftuS n\u
fünblia; fein. Allein toeld)c Umoafyrfycit ift offeufuubtger, ba
ber 2tyoftcl $etru8 aua) naa) ber eenbuug be8 Zeitigen ©ciftc«
irrte?"-) ,,$ermutlmug$nxife (opinative) tarnt ber SOccnfd?
2ftan ttergf. baju be§ (Savb. Ag:uirre Defensio cathedrae s. Petri; P.
Franc. Leytam, S. J. (Lusitani), Impenetrabilis pontificiae dignitatis
elypeus, unb man toirb fid) bon ber SBafyrfyeit ber iöoffitet'fc^en Sebai^t-
ung, n6ev3engen f'öunen. 9?od) mefyr gelangt man aber 3n biefer Uefcer*
jeugung, trenn man bie ©d)olaftif auf biefe fragen anftebt. — Stuf bem
(Sonett t?on Orient brachte oefonberS bie f}>antfd)e Nation tiefen (Sin-
toanb bes 23offuet jur @:prad)e. „^Beiträge jur fird)l. unb £otit. ®e*
fd;id?te." I. 33b. Nr. 111.
l) ^ersog , Sftealenctycloipäbie ber ^voteft. £f)eotogte s. v. ,,£ue"
i^reß(er).
*) Disput, adv. indulg. pap. I. p. 232. b.
28
ben Hutten glauben, tr»etf ^ßaoft unb (Surie au« Unfenntntß ber
Safyrfjeit getäufd;t fterben fönnen; bemt e« taufet ben *ßapft
ber®ctotnn unb er toirb getäufdjt au« Umoiffenfyeit'' ') tlebrigen«
gcfie^t^m« fcfbft &u, ba§ bie perfönüctye ^ufatübifität be« ^atofte«
batnalä feinc«iocg« allgemein angenommen ober geteert toorben
fei. Wlit befonberer greube brücft er bem &octor (Stanislaus
o. £mim feinen &anf au«, „ioetf er e« geioagt, 31t fagen unb
}it fcbreiben, bie ^ßerfoncn ber köpfte unb Gtarbinäfe fönnen
fdStoer irren unb 00m rechten ©tauben abfaften." 2) dagegen
„finb atte, hx(d;e bie WUfyt be« Zapfte« fo ergeben, baß fie
fagen, er tonne ofyne @tf;ulb tfmn, tt>a« er ioolle, unb e« Ijabe
ifmt Üftiemanb 31t fagen, toarum er bie« tf)ut, lügenhafte @tf;n)äfeer,
bie ba« Sßolf unfere« §>crrn 3efu Qtfyrifti ocrfüfyren." <2o
„fei ber @fcru« belehrt unb tcfyre e« toieberum, ber ^ßapft fei
toeber ®ott, nod) Sttenfd), fonbern ein gemifebter ober irbtfdjer
©Ott (Deus mixtus-terrenus) ; er tonne mir eine frembe^acfye
geben unb id; toerbe fieser fein; er fönne einen 3Mfdjof ofyneUr*
faä;e abfegen, gegen ben ^^eftet, gegen (gib, (Mübbe unb üftatur*
recfyt bi«peufiren, unb bod) fyabe 9ciemanb p fragen, toarum
tfyuft bu bie«? beuu er fönne erlaubter Seife fagen: Sic volo,
sie jubeo, sit pro ratione voluntas, unb fo ift er unfünb^
ücfy; ferner fönne er aud? feine (Simonie begeben, toeif afle«
ifym gehöre unb er be«f)a(b nad> ©efaüen mit ifjm fd)aUen unb
matten fönne." 4) $n einem ^Briefe, ben er an feine Slntjanger
') De eccl. c. 8. p. 260. a.
*) Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 9. p. 356. b.
3) De eccl. c. 15. p. 280. b. f.
4) L. c. c. 16. p. 286. a. — 2ütf bie 3ured)rtt)eifung , rcefcf;e £118
burd) Steplianus Dolanensis (Antihussus, Pezii thesaur. aneed. IV. p. 367)
trurbe, artete er nidjt. Dbfd)on eö bortfyeiftt: Proinde et Papae et suis de-
cretis credimus, quae nec contra fidem catholicam, nec contra
salutein et bonos evangelicos mores perhibentur fidelium"
— fo verharrte er bo<$ auf feiner 2Inftd)t, tote er and; immer gegen ben
Safyu fäm^fen jn mtiffen gfaubt, baß man an ben ^apft glauben
in 53ö'r)men oon Gonftanj au$ fd;rieb, glaubte er bat)er, ba$ (Son-
ett oon CSenftans fei buref) bie 2lbfe£ung be3 $apfte$
ncö XXIII. fetner eigenen £et)re untreu geworben. Unb aller-
btflg« fyatte er einigen Gebein für ftd; in mannen magtofen
Uebertretbungen ber tßfenipotenj unb „abfoluten SDZonarc^ic" be3
$aj>fte$, in bem man alles 31t fet)r centraüfirte j atiein gerabe
bte 2Ibfet|ung biefeS ^apfteö t)atte il)n nüchterner macben unb
felbft »er Uebertreibungen ^urüdtjalten fetten, etart beffen ruft
er mit einem getoiffen «SiegeSjubet aus : „Sißt, fie t)aben Ur-
eigenes £>au»t ats einen &erjcr oerbammt. 9cun verantwortet
eud), it)r ^ßrebiger, bie it)r »rebigt, ber ^apft fei ein irbifd)er
@ett, er renne niebt fünbigen, er fönne niebt eimenie treiben,
er fei baS £>aupt ber gefammten Zeitigen $ircr)e, bie er außer-
erbentüd; gut regiere, er fei bag £>eq ber Zeitigen £ircr)e, bie
er getftig näfyre, er fei ber 5?orn, barau$ alte Wlafyt unb ©üte
fliege , er fei bie kernte ber £ircbe, er fei bie mafetfefe
flucbtftätte unb ju tr)m müffe jeber §t)rift feine 3ufluc^t nehmen.
(5t, jefct ift bieS ßaupt abgef et) lagen, ber irbifcr)e ©ort gebunben,
ber <Sünbe angefragt, ber 33orn ift auSgetrednet, bie eonne ift
müffe. Xieier ^vnbum toirb öfter im fünfjebnten ^afn-bunberte, 3. iß.
bei SSeffef, befam^ft. <5« genüge bie SBemerhtng be8 Steph. Dol. 1. c.
barüfcer ju boren: ,,De prima ergo quaestione, si videl. in Papam cre-
dendum est, an non , quam Magister ille multis scripturarum testimo-
niis comprobat negative, ne qua quam nobis ineumbit contra-
dictio, tum quod illius indaginem ad primordia literarum alphabeti
apostolico symbolo adhuc pueruli in scholis didicerimus; et tandem pro-
vecii etiam aliorum doctorum dictis et symbolis noverimus, et sanetam
quidem ecclesiam eath. vel Papam esse crediderimus: non tarnen, nisi
in unum Deum Patrem omnipotentem, et inJesum Christum filium ejus
unicum D. X. et in spiritum s. . . . Tum etiam, etsi non in Papam
credamus. tarnen esse Papam credimus, verum J. Chr. vicarium tempo-
raliter, et b. Petri apost. et aliorum suorum sequacium legitimum suc-
cessorem." — p. 397. c. 9: ,.Et ideo nos, qui fideles sumus non in
Papam credimus; sed Papam credimus Vicarium verum esse J. Chr.
D. N. . . . "
30
iHTftnftcrt, ba« $er$ auSgeriffen, bie 3uffoc$tftätte ift au« Soft*
uifc entflogen unb eingefperrt, bamit ^ciemanb ntefyr $u ifyr 3u^
ffttebt nehmen fönne. (Sein eigene« (Sonett Ijat ib/n ber ^efccrei
6ef#tt&tgt, rocit er Stoffe, 33i«tf;ümer unb anbere ^frihtben
öetfauft* ') derartige 2lnftcfjten unb Uebertrcibungen motten
nun unter bem (HeruS, ber olniebte« an fetner Ueberbübung litt,
unb unter beut SBolfe int Umtaufe fein; aber bie S^cäfogett,
felbft biejenigen, hxtcfye bie £a>ftücbe äftaebt fo f;od^ luie ntögücb
ergeben, muffen uur Ijtegegen in @dnt£ nehmen, „@cgen dttäft
unb iöiüigfett, Söaln^eit unb Zeitige ecb/rift unb bamit gegen
ba« sJcaturrecr/t fann ber $apft feine üJftanbate geben/' fagte
s^(er. t\ <pate«. 2) Unb toenu audj behauptet tourbe, „ob er
1) äWifon?ec , Briefe be3 $ob. |>u$, au« bem fcebm. Urtext überfefct.
?eiftjig 1849. 6. »rief. @. 18 f.
2) L c. fol. 454. b. u. 453. b. Contra. — £efyr gut beseitet unb
T'afjt bie £ebve fiter Hefen ^unft ber tyan. ©efanbte ^argaö am
römifeben £ofe bei ber grage, ob bie SRefibenftflid&t ber ^rätaten gött=
tieften 9ted)te8 fei, jufammen. 3n einem offtcielten 33erid;t au Sftyi*
üpp II. d.d. Roma a 4. de Mayo de 1562 jagt er: „Solo hay que
considerar (que es lo que turba a muebos [i^iitglieber be« (Sonetts ton
Xrieut] y bace medrosos a olros), si este dereebo divino seria dis-
pensable o no, en que suelo distinguir (y es la mesma verdad y
doctrina de saneto Thomas en el proposito^ que bay dos maneras de
derecho divino, uno que toca a articulos de la fee y sacramentos, y
esto es indispensable, ni jamas se altero, ni podra en una sola joia.
si el Papa y todo el mundo se juntasen, porque les esta de-
negado; pero bay otro dereebo divino (expreso, o deducido por con-
clusiun necesaria que, como be diebo, tiene el mismo efecto) tocante
al buen gobierno de la Iglesia y que tiene aquella mira (como es esto
de la residencia y otros cosas, que se podria expresar), el cual de la
utilidad o oecesidad de la mesma Iglesia, cuando tanto preponderase,
se puede dispensar, o por mejor decir declarar (que otro nombre que
declaracion no quadra en esta materia) . . . con ser cierto que la in-
justa dispensacion en este caso, o por mejor decir disipacion ni excu-
saria al dispensante, ni al dispensado, en cuanto a Dios, como deeimos
en el voto y otras cosas por atravesarse la obügacion de dereebo di-
31
gut ober fcfrtecbt urtfyeift, er toirb oon SHiemanb gerietet, oon
Oiiemanb getabett," toeber nä'mtitf; bom&atfer, nod; t>om gangen
G£(eru$, ueef) oon ben Königen, nod) bom&otfe Unvb ber oberfte
,V)ohcprtcftcr gerichtet loerbcn", fo ift eben bainit fefton an$ge-
fproeben, baß aöerbingS ber Sßa|>ft ungerecht berföfyren tonne, aber
Uber i f> 1 1 1 ftefye fein ©ericr/t$r/of, roenu ntdr)t bie päpftücfte Ober*
getoalt überhaupt tttufortfd) derben foll. £cnn „e£ fei unmög=
tief), baft ber ^ßapft fetbft einen anbereu Siebter ober Oberen ober
lir^apft ober fieb ©tetd;en anfftetten tonne, fotoie and; ber tri^
mtarifdje ®ott ittct)t über fid; einen anberen ®ott conftituiren
fönne; e# fei ferner unmöglid), bag er im gälte ber §ärefie
rao Sonett über fidt> als Siebter fyabe, toeit er naefy ber 9?ecbt^
f euren 3, loann er incorrigibel ift, ein btofer $rh>ate nnb geringer
at$ ieber fatfyotifcbe (Steriler ift." „2öo aber ber ^apft ettoas
oerbrid;t, roirb er met)r bei ©Ott aU anberS geftraft roerben."
"Ron Unfünbticr/fcit roegen (Srtanbnifj jegtieber Sittrur, überhaupt
oon Stüfür, oon ^id;toerpf(icr)tung gur $ttect)enfd;aft, oon 6traf*
(ofigfeit beS ^ßapftes roar atfo nie unter ben £t)eotogen bie
iftebe, unb toenn fte ir)n auet) einen deus mixtus ober terrenus
nannten. l)
Der ^Sapft nnb bie ßarbinäte tonnen jeboct) unmögücr) bie
$trtf;e fein, beim „naer) ben 2(u$fprücr/en getoiffer £)oCtoren ift
vino, por nias quo el Papa lo quisiese hacer, si bien aca en el fuero
exterior se pasaria con ello, no habiendo quien compeliese." (,,$3ei=
trage \nx fivdil. u. pottt. ©efe^iebte.'' I. p. 424 f.) freilief) Ifift ftcf> nidrt
ivvi'cnweigeu, baß man bamate einen gav etgentl)ümtid)en unb wetten SBe*
griff baben tyatte, n>a8 atteS ,,al buen gobierno de la Iglesia" gebore
nnb ge)d)ebeit tnüjfe. — ,,Cosi la pienezza della pode.stä anche nel Papa
esser limitata da' suoi cancelli. Mä in questo proposito niolto egli usci
de' cancelli." Fr. Beaquer, SBifd). fc. 9)cer3. Pallavic. Istoria del Conc. di
Trento. T. IV. lib. 19. c. 6. n. 5. p. 367.
') -Das frurbe -£m3 and) 'oon feinen ©eguern gefagt. <go beiftt e§
bei Stepb. Dol. Antibuss. c. 9. (1. c. p. 395): Non habentibus fidem
rectam, non habentibus auetoritatem ordinariam, mandantibus fidei
cath., saluti et bonis moribus obnoxia, non expedit obedire." —
52
ber ^ßapft ba$ §au^t ber römifdjen ®tr$e, bereu £eib aber ba$
Kollegium ber (Sarbinalc; allein ^ßapft unb (Sarbinäle finb Bei
Settern nid;t bie ©efammtljett aller <ßräbefthürten.'' l) gerner
„fann bie ®trcfye, »elcr/e ber mr;ftifd)e Öeib (Sfjrifti tff, nicfyt oer-
bammt »erben, ba (Sr)rtftu6 3ttattlj. 16. fagt: SCuf biefen gelfen
tt>tü id) meine ®ird)e Bauen unb bie Pforten ber §ötle »erben
ntcr)t^ gegen fte bermögen." £)arau$ folgt atfo, ba$ (£arbinal^
collegtum tonne, »enn es »irfltcfy ber £eib ber $ird)e ift, nicr/t
berbammt »erben; ba aber biefe Solgerung falfcfy, ober 3um »e-
nigften für bie Doctoren ^»eifclfyaft tft, fo folgt, bag fie in jenem
fünfte galfcfyeS ober 3»eifelr/afteS boctrinell als 2Bal?reS an-
festen, £)e8gletd)en ift baS (£arbinalScollegium ent»eber ber
»aljre ober fingirte £eib ber Zeitigen römifcfyen ®ird?e. 9£a<$
ben doctoren baS erftere, folglich ift jenes Kollegium $ur ©lorie
pra'befttnirt ; ba aber bie £)octoren über bie ^räbeftination jenes
Kollegiums feine Offenbarung fyaben, fo Ratten fie bemnadjj auefy
nietyt behaupten follen, „baSfelbe fei ber£eib beteiligen römifcfyen
®ircfye." „£)te ^eilige tircfye mit ir/rem Raupte ift naefy Sfaguftin
eine gan^ anbere, als bie ber £)octoren, bie olme ®dt)rift fagen,
ber £eib ber ^eiligen römifdjen £irc^e fei baS @arbinalScollegium,
für baS übrigens gut »äre, »enn beffeu Steile nur ©lieber ber
^eiligen $ird)e 3efu (Efyrifti Ȋren." a)
§. 5. (gortfefeung.)
£)ie Stellung ^etri.
£)er ^3a^ft unb bie (Sarbiuäle finb alfo bie Ätrcfye nicfyt in
bem ®inne, »ie bie ®egner beS §uS fie faßten. @S fragt ftd;
nun junäc^ft, »elcfye Autorität f treibt benu £mS überhaupt bem
Zapfte $u, ober Ijat berfelbe Don ßfyriftuS gar feine befonbere
') Steph. Dolan. Dialog. Yolatilis. c. 5. Pezii thes. 1. c. p. 451.
*) De eccl. c. 14. p. 27G. a. b.
33
$otfmad)t erhalten ? Um bie 2(nfid)t ^uffen'ö in biefem fünfte
näljer fettneti 31t lernen, gc^e id> am befteu auf feine Crrffärung
ber daf|ifcf)cn ©tette attatty. 16, 16 ff. ein. Mein fn'er tritt
uns fogteid; eine aau.$ anbcre 2(nfd)auung entgegen. „(5$ fcbctnt,
fagt er, md) ben Sßortcn bc3 §errn, bie $ird?e roerbe auf eine
fvcrietfe Sfikifc für $fie genommen, n>e(tf;c nach feiner Sfaferfteljung
auf il)m burd; ©tauben unb fcoftenbete ©nabe aufzubauen finb.
'Denn ,31t ^ßetruS, ber bie (Stelle ber Untoerfa(fird;e bertritt unb
biefen ©tauten befennt: „bu bift (SfyriftuS, ber (Sofyu be$ (eben
bigen ©otteS", fagte er: ©eüg bift bu (Simon, (Sofyn be$ 3ona.
Tao fonunt aber Gerrits unb ber ganzen f trd;e 3m Unb toegen
bicfcS fo Karen unb feften 33efeuutniffe8 fagt bie $etra 3um
Gerrits : „Unb id; fage bir, bu bift Petrus, b. 1)., 33efenner ber
magren ^etra, bie GfyriftuS ift, unb auf biefe <ßetra, meldte bu
befannt fyaft, b. fy., auf mid;, ttritt tety meine ®trd)e burdj feften
©tauben unb fcottenbete ©nabe bauen, b. l).f bie 23erfamm(ung
ber ^räbeftiuirten , toetcfje nad; ber Arbeit gur ©(orte beftimmt
finb. Dc^afb derben auefy bie Pforten ber §ötfe nid;t§ gegen
fie vermögen.'' !) „Die ^ßäpfte beulen freiüdj in ifyren 2lu8*
fpriid/en biefe ©rette, „auf biefen gelfen öriü id; meine £ircr)e
kauen", bermafjcn, baß fie barau£ bebuetren luotten, baß fie biefe
']3etra2) feien, ober ba3 gunbament, auf bem bie $ircbe ftet)e,
fotoie auf Petrus, 3U bem gefagt warb: „bu bift Petrus." ftum
^erftanbniffe be$ SBortes bes §errn mujü aber bemerft derben,
') L. c. c. 7. p. 257. a. — Tom. II. p. 145. b.
*) Stephan. Dolan. erklärte 9Jiattb. 16, 18. (1. c. p. 375. c. 3) fo:
,,Et nescis, quia obedientia est non solum cujuscunque Status recti-
licans regula, sed et totius s. matris eeclesiae incolume, verum et sta-
bile fundamentum, dicente Domino: „tu es Petrus,, et super hanc pe-
tram (a qua tu Petrus diceris, obediens sc. et stabilis) aedificabo eccl.
ineam: et portae inferi . . . non praevalebunt adversus eam." Tolle
lianc petram, de qua Apostolus: Petra autem erat Christus . . . tolle hoc
fundamentum; ubi superaedifleatio? ubi struetura? et non potius de-
struetio? Unb eknfo in feinem Dialog. Vo Ja Ulis p. 451.
griebrief), Oo^onn -£>u3. 3
34
ba« gunbament ber Kirche, bon bem gegrünbet toirb, toirb burd)
„ich toill bauen" be^eic^net, ba« auf foelche«, burd; „auf biefe
^etra", enblich ba« tooburch, burch „bu bift @hnftu«, ber
^ofm be« tebcnbigen ©orte«." Gfyriftu« ift alfo ba« gunbament
ber ®ird;e, ber ba 3eh- 15 fagt: „O^ue mich tonnt ihr nicht«
thun", ohne mich, ba« erfte unb oor$üglichfte gunbament. @«
grünbet uub erbaut jebod) Ghriftu« feine ®ircfye auf ftch at« bie
^ßetra, iubem er fie bi«£onirt, bamtt fie feine Gebert höre unb
erfülle, benn bann bermögen bie Pforten ber §blle nicf>t« gegen
fie. Da« Nämliche fagt auch ber ^oftet Sßaufos 1. <5or. 3:
„(Sin anbere« gunbament fann Niemanb legen, außer bem
toelche« gelegt ift — (SfyriftuS 3efu«;" unb 1. £or~ 10: „bte
"»Petra aber ift G>fjriftu3." greilich Begegnen toir auch tyier ber
oberflächlichen unb einfeitigen Argumentation §uffen'«, inbem
er ber Kirche (Schulb geben tDttl, fie betrad;te *>ßetru« ober beffen
Nachfolger, ben $apft, al« ba« erfte gunbamcnt, ba« GEljrtftuS
allein ift unb auf ba« auch, vorüber nie ein 3^eif^ obwaltete,
"ißetru« ober beffen Nachfolger gebaut ift. „Uub fo, meint er,
ift toeber ^aulu«, noch ^ßetru«, nod; ein anberer außer Ghnftu«
ba« erfte gunbament, ober §aupt ber Kirche;" ') alterbing«
richtig; aber biefe Wahrheit beburfte nicht erft puffen'«, um
enbüch ber 9Jcenfd;heit jum 25enntßtfein gebraut $u derben.
Nicht auber« behält e« fid; mit ber @rflä'rung be« §u«
über bie anbere ctaffifc^e Stelle: „3dj ioilt btr bie ©d;lüffcl
be« Himmelreich« geben;" benn auch in ihr ift feine Nebe ba=
bon, baß ^Petru« eine feiner ^erfon allein gutommenbe $ollmad;t
erhalten f)aU, auch h^ bertritt er bie ganje ftrettenbe &ird;e.
„$n ber Herfen ^etri, führt er au«, fagte e« (£hriftu« ber gan^
gen ftreitenben Kirche." Die burd; bie (Sd;lüffel erteilte 33cü=
mad;t befteht aber nur barin, „bie <8ünben $u btnben unb $u
löfen." Die 8d>lüffel nun, toelche fid) in einen ber Wfodjt be«
') De eccl. c. 9. p. 260. b. — Replica ctra Angl. Jo. Stokes. T. I.
p. 138. a. b. — Explic. J. H. in i. c. t. Cor. T. II. p. 135. a; 145.
a. — art. 9. bei $öfl. @. 247 f.
J5
UrtfyeitS unb einen anbevn ber 2Biffenfdjaft tb/eiten, tonnen nur
eine inftnuuentate ©eroatt übertragen. Die ©efammtooftmadjt beö
iirieftcrtfjumö ift inftrumentat, um bem 9#enfd;en bie Zljüxc,
roetcb/c (ibriftnS ift, $u öffnen, ober um bem Untergebenen (a
subdito) ba$ £immetretcr; $u oerf abließen, ift ber bem Petrus
unb ben Ruberen gegebene ^djlüffet ber töircfye, rote baS au8
SWattt}. 18 Har roirb, roo ber §etfanb fagt: Saldier;, ia) fage
eudj, roa$ ifyr auf Arbeit binben roerbet, ift aud) gebunben im
vnmmel unb roaS ttjr auf (Srben töfen roerbet, ift aua) gelöft im
Gimmel;" ebenfo au8 3ot). 20: „(Empfanget ben fettigen ©eifr,
meieren ib/r bie ©ttnben nachäffet, benen- finb fie nad)getaffen,
unb rocteben ifjr fie Behaftet, benen finb fie behalten. 3)catt^. 16
aber ift bem v}3etruS unb ber Äirct)e in ib/in gefagt: 2Ba3 bn
binben roirft u. f. ro. 3>urd; biefe 2öorte roürben nun aus
fanget an @inficr/t biete Triften gefeb/redt, fo baß fie fidt)
fffat>tfd> fürd;ten, anbere bagegen (äffen fia) baburd; täufd;en,
fo baß fie in Urnen über bie sIftad)toottfommenr/eit präfumiren."
'Mein fie be$ier/en fid? bto$ auf bie 33ußgcroa(t unb fetbft biefe
ift für ben 23üßer roor/ttb/ätig bab/in befd)ranft, baß ein priefter*
lieber $?ißbraud; berfetben niä;t ju fürchten ift, ba biefer oon
©ett feine Stporobation ermatte. *) SGßo roaren benn bie <Scr/tüffe(,
afö bie ^ftpftm 3'oljcmna ba$ Sßa^ftt^um ftd; angemaßt tyatte?
§atte fie ntcfyt bie ftreitenbe $ircr/e naa) ib/ren bap befähigten
©Hebern? „£)arau$ teuftet ein, baß aus ber f;eiügften Autorität
»It/rifti: £)ir gebe id; bie <Sd;tüffe( beS $unme(reid)e8 u. f. ro.
nid;t beroiefen roirb, baß er bieS bem Petrus allein, ober bem
römifd;en 23ifcr/ofe allein fagte; aud? brtttenS nicr/t, baß ber
rb'mifcb/e §o(;eoriefter baS §auot ber ftreitenben $irct/e, ba£
^eq, bie Ouetfe, ber unoerfiegbare, ober geroiffe, fixere 33orn,
ja bie in jeglicher §infid;t $um Unterrid;ten unb @rteud;ten ju^
reidbenbe 3uflud;t$ftätte fei; benn ba$ ift ber ganzen ftreitenben
$ird)e unb folglich jebem roafjren Styoftel (5r/rifti, ^riefter ober
') De eccl. c. 10. p. 266. a. f.
3*
30
33ifd)of, gefagt, ber burd; eoangelifebeS £eben unb Doctrin bie
firdje £I?rifti in feinen ©fiebern Wulf am erteucbtet." — Uebrt*
genS beweift bie$ aud) bie ©teile im tctjten §ai>itet Staunte
ntcf>t ; bcnn, meint §u$, „icfy gebe fd;on ju, baß ^etruS burd;
bie Sorte: „Seibe meine ©cbafe," fittgirtar bie Seibe ber
<Sd;afe erhielt; aftein nur wegen be3 ^rärogatioS ber heftigen
£iebe, womit er GlniftuS geliebt ^atte. DeSfyatb beftanb feine
Seibe aud) in bem Sorte be3 (*oangeimm$ nnb bem 33eifpie(e
Zeitigen SanbetS;" „icfy gebe ferner aud? 31t, baß (HniftuS 311
^etmS generaliter et indefinite, aber nid)t geueraliter distri-
butive fagte: Seibe meine ®d;afe; benn ^ßetruS l)ätte ja nid)t
atte ©d)afe burcfy bie Croangeüfatiou nnb ba$ 33cifrnet feinet
£eben$ reiben tonnen. Orr toetbete aber and) tijatfadpd) nicbt
atte, Weit 31t liefen Weber ba$ Sort feiner ^ßrebigt, nod; feinet
SanbefS unmittelbar ober mittelbar fam, fonbern nur einige
©cbafe au§ bem §anfe 3frae(8 (act. 2.), nMdje er burd; pro*
^etifd)e Sorte 3W 23uße 3urüdrief, bann einige in 2(utiod)ien
nnb enbltd) $u ^om; atfo feineSWegS atte, oieünefyr nur bicfe
unb jene, wetcfye ßf)riftu3 3U feiner ^rebigt gottüd) beftimmt
t)atte." Sofort überlebt uns @u$ aud) jebeS ^roeif ef^ (wenn
e$ nid;t fdjon 3U ftar in feinen Sorten tage), baß er toeber für
v~)3etru$, nod) für feinen D?acbfotger, ben $apft, einen $ritnat ber
3uriebiction , ober für festeren aud) nur ber (Hn*e, im Sinne
fyabe. „Sowie atfo, fat)rt er weiter 3U argumentiren fort, nidu
folgt: $etru3 weibete bie Sd>afe &f)riftt, beSfyatb weitete er alle,
eben fo wenig: Der römifd)e £>ot)ern*iefter ift §irte ber Schafe
dfyrifti, atfo weibet er aUe/ *)
„Daß a(fo nacb jenen Sorten be3 (£0ange(ium3 : 5Tuf btefe
$etra Witt icfy meine Äircfye bauen, @(jriftit$ beabficfytigte , auf
bie ^erfon beS Petrus bie gan^e ftreitenbe Hird)e 3U bauen, bem
wiberfpriebt ber ©taube be£ QroangetiumS fammt ber (irpofttion
be$ 2luguftinu3 unb ber Vernunft. Denn auf bie ^etra, bie
') Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 7. p. 352. f.
37
GfjriftuS tft unb oon ber $etru$ boefy fetbft erft feine geftigfeit
erfyietr, tooltte <3f;rtfrn^ feine Äircfye bauen, ba er, nid)t betrug,
baä §auot linb Sintbamettt ber ganjen £ird)e ift." „Söeit aber
bie einzige, fettige unb allgemeine $ircf)e bie 23erfammümg afler
)U rettenben ^rabeftinirten nnb (üfyriftuS aüein beren §au£t,
fonnc in ifjr bie toürbtgftc Herfen tft, ttyr nnb ifyren ©Hebern
33etr>cgung nnb (Sinn für ba$ £eben ber ©nabe übertragenb: fo
ift offenbar, ba§ ^Petru^ mcfyt baS §au£t ber fettigen fvitr)o(tfcf)en
ftircfye toar nnb ift; er regierte fie toeber gatt$, noef) ging er ifjr
ganfl an SSMirbe oor, noefy fear er beren Bräutigam." „$Benn
aber <5f)rtftii^ ben ^ßctruö naef) fief) boefy atö Häuptling nnb §ir=
teil anfftettte,. fö tag ber ©runb baoon in ber ^3räeminen5 feiner
für bie Regierung ber $ird)e geeigneten £ugenben, beren befen^
berS brei toören, in benen er fief; an^3eicf;nete, näm(icf) ber @tanbe,
bie T)emntf) nnb £iebe. £>a jebod) atte mora(ifd)en £ugenben
in genere innig oerbunben finb, fo tjatte offenbar ^erruS in
jeber ©attnng oon £ugenben eine getoiffe freiem inen 5." r,33er^
möge feines ©taubenS erlieft er einmal bie Saft ber ^ra'feftur
ber $ircf)e (burc3^ ba$ ^rebigtamt), bann ben Primat beS %nv
teS (primatum offlcii) ber (Scftfüffet, beffen 33ebentnng fdjon
oben erörtert tourbe." „Deefjatb tetrb nadj §ieronr;muS (Se^aö
audt) nicfyt §aupt (!), fonbern ^3etru$ ober geftigfeit inter^re*
tirt." — ©ematf ben 2Iu3fprüd?en Gfyrifti über bie £)emutfy
(Sttattty. 11; 20; 23. — Sftarc. 10. — £uc. 22.) übte fie
ißetruS aucf> (act. 8; 9; 10; 15; ©al 2), nnb baS ift gteid^
falte eine Majorität beSfetben. Crbenfo tjatte er eine größere
£iebe at$ bie übrigen Stiftet. Sonacfa erftart fid) bie ^räfef^
tur ^etri auö feinem ©tauben, feiner £>emutf? unb £iebe. l)
(£0 empfing ^etruS feine befonbere Qunebiction unb 9)cadjr,
fein Primat beftanb nur in ber ^rä'eminen^ feiner Stugenben
(^rebigt unb Zeitiger 2Banbet); oietme^r fturbe atten Slpoftem
fcon GEtyriftuS gteiefye $ca$tOoüfommenf)eit jum^inben unbSöfen
') De eccl. c. 9. p. 262. ff.
38
mtb für atfeS ©eiftttcbe jugetijettt. $ätte ber §et(anb ben Styefteux
nicht bie befagre $cacf)tocÜ/femmenheit gegeben, fo fcr)iene es nict/t
oorfid;tig geb/anbett, fie fc fcCitartfcr) zur Regelung fo entfernter
^reoinzen zu fenben. ßs traf fid) and) niebt, baß bie übrigen
Surftet ^etruö oon ihren 'pretoinjen aus zu 0?atr) zogen, als ob
oon ihm bie ganze päofttidje 2Qcacf>t netr/toenbig ernannte; im
©egenthett fagt ^autuS bezeidmenb, baß jene bie etroaS, ja bie
Säulen ber £ird;e |it fein febienen, ihm nichts übertrugen
((Sfol 2.), unb bag er bem ÄethaS in 5Xntiect>ien in'« @efid>t
roiberftanb, roeit er £abet oerbiente. gerner r)atte ^erruS auch
barnm feine ausgezeichnetere 93?ac^t, toeü er 33 1 f cf; o f ber föfc*
mer roar. (Stanislaus möge ba^er nur beroeifen,. baß Bantus
feine Autorität unb 2Mmad)t oon Sßetruö als oon bem Raupte
unb Gerzen, ber Cuette unb bem SBorne mit ber (Eminenz ber
DJcachtooiTfcmmenheit über ade anberen Slooftet, roie (qualem et
quantam) fie feiner ber 9(oofte( befaß, empfing, bann toirb fein
Argument beer) einigen Schein eines fetten erreichen." Stüein
^ßetruS fragte es nicht einmal (act. 1.) an bie Stelle beS 3ubaS
einen Ruberen in'S Crpieccpat aufzunehmen, fonbern betete roie
unb mit ben übrigen Sfycftetn, ber §m möge bie 2Baht leiten.
— 3ct) mac^e §t€t nochmals auf bie häufige (sinfettigf eit ber
huffitifd;en Argumentation anfmerffam. ^cb bin ber Anficht,
bei irgenb einer Stcüc müßten locht aüe in berfetben enthaltenen
Momente, afie Umftäube in'S Auge gefaßt unb getoürbigt frer-
ben. SDcittefft biefer roiUfürtichcu 33e^anb(ung ber Schrift fiubet
er freiüd; auch bei bem Apoftekoncil (act. 15.) feinen Verzug
beS Petrus, btefaiehr urthette nach ihm QaccbuS ebenfo ober
noch mehr als ^etruS, unb nad; ben Sorten jenes Geföfteße
nicht ^erruS, fonbern es tyi$c: „hierauf gefiel es ben Aoeftcln
unb Acltcftcn beS 23o(feS (?).mit ber Kirche." 2Bie fönutc cnb
tich Petrus auch nur eine höhere Wfofyt befeffen f)töw, ba ihn
fegar bie Apeftel, locld;e in 3crufalem maren, mit Johannes
nach Samaria fanbten? „Schließlid; toirb nun emuefen fein,
roie bcrTecter (Stanislaus) nicht beroeifen tarn, baß öon ?etruS
39
ric eroberen Hpoftel ibre Sßoümad^t erhielten, fo aud) nicfyt, bog
biefelbe bot! bem römifdien Apebcpriefter bie anbeten 3Mfcb,cfe
empfangen müffen. (§r pngtrt atfo b(e$, betetet aber ntrf;t
reu ^iMlmad^tauSfluj? au$ bem Raupte, bem Zapfte." ')
§. 6. (gortfefcung.)
5Rac$ ben borau$gel)enben 2tu$ftt§rungen gab es unter ben
Sfyofteln feinen netlnvenbig bererBBaren Primat be$ $?ed?t# unb
ber Crbre. xHllc Styoftel ftanben einanber an Stutorität gteid;,
atte feilten fid; in ben gemetnfcfraftücben SBeruf, ber „nie ein
anberer toax als bttref) bie ^aebfotge ber bitten (2r)rtftt bie
>Ürd>e pi lehren, bie 2)cenfcf)en 311 taufen, bie $ranfen 3U Reifen
ramonen aufzutreiben, baS Cpfer beS SeibeS Gfyrifti bargu&rin*
gen unb ric aufgetragene 2?etfmacf)t $um ^ortf)eit ber Sird;e
ii&erafl $u üben.'' 2) Unb biefe 9?egierungSform ber $ird)e ofyne
ein ficbtbareS §au£t, fcen bem atte abhängig toären, bon bem
atte bifd;cflid)e Autorität beribirte , beftanb bis auf (Sonftantin,
atfo breifyunbert 3a^re taug; „beim ber $aifer fe£te nad) brei=
Rimbert ^afyren ben ^3apft ein, ber ats remifeber §cfyepriefter
ben anbem §of)epri eftern bis gur f'aiferüd;en ^cfyenfung Sftitge;
noffe toar, unb nur burd) beS .QaifcrS Autorität ats £aupt 31t
fyerrfeben anfing." 3) „denftantin Ijiett bafür unb befaßt um baS
3afyr 301, baft ber cberfte 5Btfcf>cf bon alten Sßapft genannt
»erben fcüe , unb in gotge ber Dotation erftarfte aud> jener
OJame."4) £benfo fanb Qonftantin 301 für gut, befaßt, befeftfeg
unb beftimntte, ba§ ber rÖmifd;e 53ifd;cf atte faiferücfyen ©etoanbe
') Resp. c. i. p. 314. f.
2) De eccl. c. 15. p. 279. a. b.
3) L. c. n. p. 280. a. ,.Ecce, quod Papae praefectio et institutio
a Caesaris potentia emanavit, quae non potest Dei potentiam limitare."
4) L. c. c. 13. p. 274. b.
40
bereit er fich a(S fyeihrifcfyer ßaifcr bcbiente, tragen foüe," fo
bafj „er, trenn er bem £eben (5r)riftt nnb ber 5(pcfte( entgegen*
gefegt roanbelt, mehr (Statthafter beS SaifcrS atö beS §cf?c=
priefterS 3efu <2f>riftt ift." *)
3Mefe Behauptungen toieberljofte §u$ and? auf bem (Sonette
oon Gcnftairv 3U ^cm 2(rtifet: „bie papftücbe SBürbe r>at bom
Äatfer unter ben Römern ihren Urforung," erftärtc er, „biefe
'prooefition finbet ftdt) nirf;t in bem 33iicf)(ein (de ecclesia),
bod) ift ttahr, bafj bie jpäpftttc^e 2£ürbc nad; ihrem zeitlichen
dominium, ihrem Ornate, ihrem U eberragen ber anbeven
^3 1 f er) c f e (quoad suprapositionem) unb ber Unterwerfung
ber übrigen Kirchen aus bem ^ribtteg bee SaiferS GEonftanttn
unb nac^er beS 'ißfyecaS entfprungen ift £)iefe3 ^riotteg über=
trug bie nicä'ntfcbc ^t;nobe bem römifeben Bifchof, bamit tote
ber Saifer bor ben übrigen Königen, fo ber rbmtfcbe Bifcfjof ber
ben übrigen 33ifcr/öfen g(eicf;fam ber erftc genannt toerbe. 2xc\y
bem bat bie päpftücbc Sföürbe ir)rcn Urforung unmittelbar
oom ^errn Qfefuä GljrifiuS." 2) „3cf> fage nanttid; fo: Be$üg=
(ich bc3 äuBeren CntateS unb ber $eitttcbeit GHttcr, welche bei-
drehe übertragen Würben, bamit fic eine päpftücbe 33>itrbe fei,
hat jte ihren Urfprnng bont Äaifer (Sonftantiu, roa# [pater anef)
anbere £atfer betätigten. 2(ber bezüglich ber geiftlicben 5lbmi-
niftratton unb bes 2(mte3, geifttich bie tfirebe :u regieren, Ijat
eine f c T et) e SBürbe unmittelbar oom £>errn 3;efn Ghrifti ihren
Urfprung ;" 3) allein „ber oft muffe bie (Srcettenj feiner SÖürbe
bemiitr/ig unb ofmc ben ^omo berbienen," fügt er eben ba bei,
um bem faofttfntm ofytte Weiteres jebe ^Berechtigung auf einen
2(nfprud), eine oon CEt)riftn^ mit beftimmten 9ted)ten ausgestattete
3nftitution 31t fein, $u nehmen. 3m @egenthett bie grogartige
©efct)idt)te bee ^aofttr/umS Ijat fidt) auf einer uncr)iiftlicr)en
') Resp. c. 2. p. 337. b. f.
2) Art. 18. £i>fl. 227; art. 21. 25. 1. c. 229.
*) Art. 12. bei £'öfl. 249.
41
fttttttten be$ fyeibnifcfjen tfaifer« Genftantin ffttgefefet, riefet fetbft
t)at atö eine Hege 5D?cnfef)enfafcmng feinen ?{nfrrucb auf (Rettung
unb $efkmb in ber £ird;e.
£ennocf) frricf)t f)u$ rem ^arft atö einem ^cacr/fotger
$etrt # ber bie s2lmt£geu\itt $etri babe unb übe, allein ße i ft
enrac gatq anbercS, afö bic f'atf;elifcf»c Mircbe (efyrt. „SSeit ber
©icar bic Stelle bc$ Oberen, febreibt fQtö, Don bem er bte
$kartat$geto«ft empfing, vertreten ttrnj}, fc ift es nctfytrenbig,
bafj er unmittelbarer bemjenigen , beffen Stettc er vertritt, in
[einen Herten cottfortn fei, beim anwerben! fotrb bic ©etratt
in ifjm vereitelt £)arau$ nun geftaftet fict) fotgenbeS 2lrgu*
ment: ©er ÜDfcttfö ift Jette« gftear, beffen Stctfc er vertritt unb
reu bem er eine rreettratorifebe (Metratt gefefcmafjtgertoetfe über-
remmt. Allein üftiemanb tanu trabrbaft Gfyrifti ober ^etri Stelle
vertreten, trenn er Ujttt nietet in beu Sitten nachfolgt, ba cS feine
anbere toef en t (teuere "Dtacfrfefge gibt, unb er niebt anbete ton
(£*tt eine rrcimraterifcbe Gktralt erljäft. Senacf) hnrb $tt biefem
33tcartat ettwrfeftg Konformität ber Sitten unb anbererfeitS bte
Autorität bc3 3>nftttmrenben erferbert." £)ier ft>ricf)t §u$ ein
$rind$ aus, ba# uns atterbingS ntd>t me^r unerwartet erfebeint.
!©aS anbere« a(3 Hofe Konformität ber Sitten unb £ugcnbcn
feilten jtttti SStcar fetri machen föunen, trenn btefer fetbft nur
bnreh fie einen Primat befaß unb bie £ircf)e regierte? g$o$er
fettte ber $arft eine größere fircblidje SDfrutyt überfommen fyaoen,
trenn fie bech *ßetru8 fetbft nicht übergeben warb?1) 2(uf bem
Kendl ron Konftan^ bemerfte £ug $n btefer Stelle, bag er ba8
nur „besügtid) bc$ 93erbtenfte$ unb £etme$, ber barauS folgen
') De eccl. c. 14. p. 277. a. — art. 10. £öfler. 218. — Cappenberg.
L c. p. 39: ..Primatus ieritur seu prineipium unitatis eccle;iae in papa
manifestatom Hnssio non nisi primitia virtualis seu summa auetoritas
personae soli, non muneri adnexa videtur. quae quidem alternis viribus
succumbit. quandoquidem modo hic modo iüe alius alio die virtuti-
bus antecellit nec hominibus sed soli Deo manifesta est."
42
fottte, jeboch ntdf>t folgt", meine, „nicBt aber besüglich beS 2ün*
te$." Sttan fragte ihn, imb jebenfattS mit boüem fechte: „2£o
in feinem S3?ud;e (de ecclesia) biefe ©toffe ftehe?" §u$ gefteht
nnn fetbft, in feinem Suche „über bie &ird)e" uirgenbS, mohf
aber in C 2. contra Mag. Palecz." *) Sldein roenn man
erroas näher jttftdjt, fo berfteht er bcrt eben fo toenig eine 3uri£=
bictionSgetoait nnb rebncirt fid? alles anf einen moraüfcr/en (Sin*
fluß. „^at-ft bezeichnet bei ib/m jenen geiftüchen 33ifd)of, ber am
höchften nnb äfynücfyften bie Stelle Gbrifti roie ^ßetruS nad) ber
Himmelfahrt berfier/t." tiefer Stellvertreter (E^rifti nnb Diatf^
feiger $etri ift aber nicr)t gerabe immer ber römifche 53ifchof,
nicht gerabe an 9?om gebunben; benn „toenn jebe Herfen *ßapft
genannt hmrbe, tpetct)e bie oeeibentatifche £ird)e als römifeben
3Mfcf)of annimmt, um in ftircbenangelegenheiten cberfte (Sntfcbeib*
ung in geben nnb ben ©laubigen feinen bitten bor^ufchreiben,
fo. roäre bie$ ein SDctgbraucr) be3 £erminu£, roei£ barnach ber
Safl eingeräumt werben mügte, baß ber rofyefte i'aie unb ein
2Beib (^ät-frin Johanna) , ober ein ^äretifer unb 3(nticbrift
Sßapft nmrbe."2) So fteüt fidr) immer mehr fyerauS, batf §uffen
bie Autorität be$ ^ßapfteS feine objectibe Süntegcftatt, toie bie
beg ^riefterthuineS, unberfümmert buref) bie Subjectioität, fon=
bern nur ber (Sutffafj ber Subjectioität ift. 3)aS ^apfttfm™
fotf atfo niebt in einem an fid? bon bem meraüfcfyen 253ertt)e,
ber etr/tfeben Xücbttgfeit feinet £räger$ unabhängigen 3(mt be=
fter)en, fonbern nur bie morattfcr/eSftacbt be3 jeweilig tugenbhafteften
23tfcbofe8 fein. 3ft barum ber (fogenannte) ^apft auch mit ben
£ugenben $etri gefchmücft, „bann ift er ohne 3^eifet *m ^a^'
rer 33tcar 3efu Ghrifti, effenfunbig ©Ott unb ben Sftenfcbcn,
toenigftenä nach ^em äußeren SenfuatnrtheUe." 3)
Demgemäß tarnt £uö gar nicht gur Orinficbt gefangen, bafj
') Art. 15. £öfl. 250. ^gf. ba$u art. 4. 1. c. 259.
l) De eccl. c. 13. p. 274. a.
■) L. c. c. 14. p. 277. a. f.
43
man beim fapftc $toifd?en morafifd^er Sürbigfeit unb 2lmtecba
taftcr unterfd;etbcn, baf? „ber %^\t, toetut er and) bbfe unb oor=
(jergctoujjt fei, bc^fyalb bod) ^au^l ber 5c ircf>e fein fbnue." „Sic
wäre er ba$ ^>oitpt ber ftrcitcuben ftirebe, ja bereu forpcrlidjefc
(fid;tbaree) 2paupt, ba er nid;t einmal ©lieb berfetben tft? £>enn
to&re er letztere* , bann toürbe er and; ein ©lieb Gfyrifti fein,
^inge als felcOeö GHjrifto burd) bie ©nabe ber ^räbeftinarion unb
bie gegenwärtige ©nabe an unb toäre Grin ©eift mit ©ott. Ober
nnfet ifyt niebt, baj? berjeuige, toetd^er bem SBu^toeibc anfängt,
(Sin ßeifc mit il)m feto?" J)
3n biefer ^cfdjränft^eit ber Gnnfidit begreift er ferner nicfyr,
umc ber $aj>ft ben Xitel „£>eiligfeit", fyeiligfter Sßatcr" führen
tonne, berfclbc nid;t feiner Herfen, fenbern feinem 2(mte juge-'
febrieben derben folle. „Senn „fjeiligfter 33atev" 2lmt$titel ift,
fo möge ber ^orfpiegler bod) gufeljen , ob benn aud) 3;uba£
^cariotfy f)eiligfter 23ifd>of ttar, ba (SfyriftuS bon ifym fagte, baft
er ein Xeufel fei." „<Soll *ßapft ber 9came beS 2lmte$ fein,
fo folgt, bafj jener fd)led;te unb borfyergehmgte ^abft feinem
Slmte nad) ber fjeiligfte, folglid; au$ ber befte fei. £)a aber
t>iiemanb bem 2lmte nad) ber befte fein fann, olme baß er baS-
felbe am beften ausübt, fo folgt, bag ber f$led)te unb borf)er=
genntßre $a£ft bennod) fein 2tmt am beften ausübt. Qnbem er
bies jebod) nid;t bermag, toenn er nicfyt moralifd) gut ift, ba
ber £eilanb SDiatt^. 12 fagt: Sie fonnt ifyr ©uteS reben, ba
ifn* böfe feib? — fo mug ber fcf)Iedt>te unb borf?ergenui£te ^abft
3u gleicher 3eit moralifcfy gut fein." Unb gan$ begreiflich.
GrS Befielt ja baS 5lmt be£ s]$a£fte3 nur im „Sorte ^eiliger
^rebigt, ber £)octrin unb befonberS beS 33eifpiel3;" e$ ift felbft
nur ein moralifd;er Hinflug, $apft fein „@ad;e beS ^erbicnfteS"
ober aud) moralifdj leben, tute ift bafyer mögtid), baft ein Un*
moralifdjer sugleid; moralifd), ba« f?eißt, $apft fein fonnte? —
„Grs fei überhaupt fonberbar, toarmn man xitcr)t alle 33ifd;öfe
') Resp. ad sei M. Steph. Palecz. p. 322. a. f.
44
„f?etfigfte SBätev" nenne, ba fie boc^ fpeciftfcfy ba«fe(be $mt mit
bcm Zapfte, \vk alle Styoftet mit *ßemt8, bemalten."1) (Sine
etgentfnnnitcfye Ironie 6dr/idfat«! £u$ ntug es in feinem
pefternben Grefes überfein, baß gerabe fein au« einem Briefe
be« sßapfte« Tregor M. enthobene« ©tat ihn fefl&ft toibertegt.
©reger ncmificfy nennt ben 23if(fyof, an ben er gegen ben Zitd
„unieerfetter 23ifd;of" fd;reibt, ttdmt $eifigtett;" 2) allein ba«
beengt §u« in feinem totttfürlictyen ©ebraud) ber Später nicfyt.
@r Witt e« nicfyt fefyen, unb e« erjftirt nicfyt. 3U Sonftattg, teo
er überhaupt mand)e« burd? 3ft>eibeutige ^Beübungen unb (Srftar*
nngen be« eerbäcfytigen @f)ara!ter« 31t enttebigen fud)t, fagt er:
„3a id) teeift feinen ©ritnb, tearum idj ben ^ßapft ben fyciügften
nennen feilte, ba e« tym ausreichen bnrfte, frenn id) tt)n fyeitig
nenne n. f. to. (Sfyrtftum nenne id; it?at)rr)aft ben §etügften;'/3)
„id> läugne nic^t, eie(mel)r billige icr;, bafj bic miniftertette pctyft^
lic^e SÖ&ürbe auf (Srben unter allen anbern minifterieüen Würben bie
fyeiligfte fei; fie jebodr) heiligt nicht ben SD?enfd;en, fenbern ba«
gute £ebcn",4) unrebltch ben tathelifen bie 21nfid;t unterfc^ie*
benb, al8 ob fie ben ^apft fraft feine« Intte« perfönlid; Zeitig
fein ließen, toätjrenb fie gerabe gegen £m«, beibe« ftreng unb
genau an«cinanberhaltenb, ftet« ba« ©egentheil behauptet hatten,
§u« aber biefen Unterfcbieb nicht 31t faffen vermochte.
Sie ©egner puffen« machten nocl; einen SBerfud;, ihn eon
ber 9tctfytr>enbigfeit ber Autorität be« ^3afcfte« 3U über3eugen,
tnbcm fie nämlich fcon ben fichtbaren TOtgliebern ber fircfyc auf
ein fid;tbare« §aufct berfelben fd;lcffeu. „Crange au« ben ge=
nannten Soctoren behaupten, ba§ ber ^ßafcft, nidjt fo @hriftu«,
ba« (fichtbare) förperurf;e §ait£t ber ftreitcnbeu £ird;c fei, ba«
immer bei ber $ircr)e bleiben muffe. Siefen bleibt aber $u be^
') De eccl. c. 12. p. 273. a; Resp. ad Paletz. p. 322. b.
*) De eccl. c. 12. p. 273. a.
3) Art. 6. £öft. 260.
4) Art. 26. $BfUt @. 230.
45
toetfert, meint §ud, bag ber <ßapft §aupt ($aupt = bad §aupt
ßljriftuö) ber fettigen Kirche fei, wad fic aber nod) nidjt be=
liefen haben; ferner bag @hriftud md;t f etbft bad förderliche
£>aupt ber ftreitenben £ird;e fei, ba bod; (SljnftuS eine förper*
lid;e Herfen, Weil Sftenfd; , ift; §au|pt ber ftreitenben fircfye
wenigftend ift er nnb ald göttliche ^erfon ift er fogar alte £age
bid an'd @nbe ber Seit bei berf elften gegenwärtig. Senn er
nun noch ä^nttd^ burd; bie ©nabe feineu £eib facrameutal nnb
geiftig feiner $ird;e jum (äffen gibt, tote ift und bann biefer
Bräutigam, SöeJ^er ba« §aupt ber &ird)e ift, nid;t gegenwärtig
gcr, ald ber ^apft, ben oou und 3Weihunbert Tanten trennen,
ohnmächtig und burd; fid; (Sinn unb Bewegung, wad 2lutt bed
£>aupte$ ift, einzuflößen." !) 5lucf; ber SDcag. Stauidlaud ü>fO
$ud auf biefent Segc bekommen. So argumeuttrt er baruui:
„£)a bie (55efanuntt)eit ber mr/ftifd;en <Sd;afe dljrtfti menfd;lid)
fid;tbar oerfchrt, bebarf unb erforbert fie in ihren burd; ben
(Erbfreid oertheilten <Subjecten aud; eine ben menfd;lid;en 23er=
haltniffen eutfpred;eube, fichtbare Erleuchtung in aller unb jeber
Materie, im fathotifd^fird;lid;en unb cf)riftlid?eu £eben Unter
weifuug, $ergewiffermtg, Leitung unb SSeibe, folglid; eine gewiffe
unb fidlere, namentlich fid;tbare ,3ufluchtdftätte, ^0 fcag in 9?icf)td
mangelhafte, foubern nach a^en Beziehungen ^ureichenbe gormat=
^rineip $um (Meuchteu unb meufd;lid; fid;tbaren Uuterwetfen ber
ganzen ©cfammtheit in jeber fird;(id;eu unb d;riftlid;en Materie
ruht." §at aber bie §Bt<mt (Shnfti Wirflid) unb unabweidbar
biefed 33ebürfnig, wad Übrigend §hriftud unenblich beffer Weig
unb uneublid; beffer an^uorbuen oermag, ald irgenb (Einer aud
und ben ginger 31t regen, fo ift bod; fehr flar, bag er thatfäd^
(ich eine folche fichtbare 3uflud)tdftätte angeorbnet habe. £>a
nun, wie fcr)on weiter oben gezeigt würbe, §ud oou feiner auf
bem Zapfte bafirenben infalliblen firchlichen ^nftitution weig —
infallibel, weil fie bagu ben Betftanb @otted, bed heiligen ©ei=
') De eccl. c. 13. p. 276. a.
4ü
ftes f)at: fo ift au d; feine 5lnttoort nidjt unerwartet, bag nämttd;
bod; feine foldje 3uftud;t$ftatte at$ fidbtbareS §aupt, £>er$,
Quefle unb SBorn, ba$ f;eigt fein $apft, tote ber £)octor will,
auger bem ©orte (Sfyrifto , nadj jeber £)infid;t guretd^enb fein
tonne. £)urcfy bie Hnnafyme einer folgen gän$Kicfy jureidfyenben
3ufluc$t$ftätte Würbe man übrigen« nod; bie ^ncontoentenj be^
gelten, bafj man neben (Sfyrifto eine anbere 3uffacfyt«ftätte feilte,
bie ntdjt nur in nichts ermangelte, fonberu fogar naefy jeber
Söejie^ung tote (SJjriftuS gum Regieren unb (Srteudjten ber
®ird;e genügte." ') Unb boefy beburf teu bie Styoftel bon feiner
^roötnj aus eine« 9?ecurfe$ an ^etruS, bietmefyr Ratten fte, wie
er, beu gleiten Auftrag, alte SBitffer ju lehren, unb fannten
„ feine anbere ^eftriftion ifyrer 3uri3biftion, a($ ifyre eigene 3n^
fuffteienj."2) „3cfy geftefye jebod; %u, ber ©ott (5§rtftuö oer=
orbnete feiner 23raut, ber ®ird;e, eine fixere, gubertä'fftge, unb
nad) jeber 23e$iel;ung auStaugeube 3uftucWtätte — feine
SQcenfd^eit närntid)." „Gr$ fdjabet inbeffen nid)t, ift oietmefyr
fefyr bortfyciifyaft für bie ®ird>e ©fjriftt,. baß biefe jureictyenbe
3uf(ud;t3ftätte, nämttd} bie -tDcenfd^eit (Sfyrifti, nid;t ficfytbar bei
feiner 23raut, ber berwittweten ftreitenben ßircfye oerfefyre, ba er
fetbft $u feinen Jüngern unb fo gu atfen fotgenben ©laubigen
fagte (3^. 16.): ift gut für cud>, bag id> gef;e. £)enu
menn td; nid;t fortgebe, Wirb ber ^aractet nicfyt gu eud; fommen;
getje id; aber fort, toerbe id; ifyu eud; fd;icfen. @o fcf;eu bie
©täubigen, fein längerer förderlicher unb fid;tbarcr 2lufeutf;att
auf (Srben Wäre für fie fd;äbüd) gewefen. SÄftag nun etwa
ein ©taubiger juftimmeu ober gtauben, ber 5lufentf;aft beS pornp*
f;aften ^apfteS in ber fird;e (EfyHfti möd;te biefer tli|lic$er fein
ate ber ßfyrifti felbft? £)a aber nad; bem ©rauben ßf;riftu$
nid;t lügen unb fünbigeu fann, bagegen ber 'ßapft tetd;t mit beut
breifacfyen geiftigen geinbe bemadett wirb, fo ift aud; aus bem
') Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 5. p. 347. a. b.
•) L. c.
47
©tauben f(ar, baß ber „boctrinafe" Huf enthalt dfyrifti unenbtid;
beffer roäre, at6 irgenb einer »on einer fotdjen guftucfrtSftä'tte,
mic fie ber £)oetor fingirt." UeberbieS ift gur $erf;ütung oon
3rrtfyümern nnb <Sä)t$men beregte fid)tbare 3uf(ud)t3ftätte eben
fo wenig unbebingt notfyiüeubig, ba gerabe bie Zapfte bie Urfacfyen
waren, ba§ ^rrrfutm in bte Äircfye eingefädelt unb biefefbc
burd> @<$i$men jerriffen würbe. £fyatfacf)üd) bebürfe exibüdt) bte
$ird;e feinet folgen förpcrücfyen §aupteS, ba fie ja oft 3af?re
fang wä'fyrenb ber @ebi$öacan$en ober wie unter ber ^ßäpftin
3obanna t)aupt(o^ war, l) unb man bod) unterbeffen fetig Wer*
ben fonnte. 2)
„Sonad; ergibt fid) af$ 9?efu(tat, bag aud; fein gunfen
oon (Schein oorfyanben fei, ate ob ©in bie ftircfye in ben geift*
(id;en fingen lettenbeS £aupt unbebingt notfywenbig fei, unb aU
ob ba3fe(6e immerwäfyrenb bei ber ftreiteuben $ircfye fcerweiten
müßte, eS iooüte beim ein Ungläubiger bie fyäretifcfye Meinung
liegen, bie ftreitenbe Stirere bebürfe unumgänglich tyier eine ftets
Meibenbe (grabt unb l)abe nid;t oielmet)r eine fünftige $u fu=
ct)en." 3) Unb ju (£onfran$ glaubt er bem (Sonette bemerHid;
machen 31t fotfen, bafj e£ ja fetbft feine geljre bittige, bag „ein
fotd)e3 forperüd;eS §aupt nid;t immer unbebingt notfjwenbtg ba
fein unb mit ber ftreiteuben $ird)e oerfet)ren müffe, ba Wir bod;
aud) jefet (nad; Slbfefeung Sofyann'S XXIII.) fein fo(ct>eö fjaben,
meintest* nur ben §errn 3efu8 GtjriftuS." 4)
') L. c. p. 348. f.
2) 3u Sonftanj gegen $0$, Sßtffo, $8|f. 196.
3) T. I. p. 346. b.
4) Art. 3. Pfl, 236. f.
48
§. 7. (gortfefcung.)
&ic römtfcfje Äircfje.
Sotyf fd;n>erfid> bebarf c8 meljr eine« fangen 33eroeifeS, baß
nad) £mffen'S £efjre and; bie rönttfcf;e &ird;e feinen befonberen
SBorjug oor ben übrigen ®ird;en f)aben fann. Unb obfd;ett bie
£ird;e „röntifd;e £ird;e" genannt ioerbe, fc beruht bte$ anf ganj
anberen ©rünben. „Senn aud) bie d;rtftficf;e $irdje ton 3>ubaa
if;ren Anfang nafnn, toerot bann in 3erufafem ba3 §aupt ber
yf treffe, SfyriftuS, gemartert tmtrbe: fo ift fic bod) vernünftiger
Seife sufofge einer gemiffen ^präemittett$ röntifebe leitete ge-
nannt roorben. GEtnntaf, toeft ßfyriftttS uutjjte, bag bie SSÖffer
toegen be$ Unglaubens ber 3uben bem römtfetyen 9teid)e ein$n*
pfropfen feien (dlöm. 11.), bann toeif bort eine größere 9In$atjf
üDiarttyrer trinm^irte, afö in einer anberen <©tabt, benn roo ein
Dtatfdj geboren roirb nnb rufmireid? triumpljirt, oon ba nimmt
er feinen Tanten; enbfid; bamit erfannt toerbe, nid;t ber Ort
ober baö 2(tter, fonbern ber formtrtc ©faube griinbe bie $ird;e
(Sfyrifti, inbem biefefbe nacb Herfen nnb $eit früher in ben elften
2i£eu mar." fteinestoegis barf jebod; „bie römifd;e $ird;e für
sßapft nnb Gtarbiuäfe, tote fie immer befdjaffen fein nnb too fie
immer ioofmen mögen, in gittern ober fd)ted;tem Sattbef, ge^
nominell »erben; ebenfo toeuig für ben Sßapft alfein. Diefe bei-
ben festen 33ebentnngen oon römifd/er $ird;e finb oon ben (Scho-
laren l/erauSgebeuteft toorben."
„Senn bafjer bie römifd;e tfirdje einen Primat nnb eine
Siirbe in 93e$ug auf (55 o tt über äffen anbero iärd;en fyat, fo
leuchtet ein, ba§ fie bann bie ganje ftreiteube Üird>e (ber %xa*
beftintrten) ift, bie ©ott mefyr liebt ate irgenb einen ^beii ber*
fetben." !) tur$, „too ©ute finb (fctyliejjt er fieb ber ©toffe
l) De occl. c. 7. i». 257. f.
4!)
ad deeret. 21. dist. Argumentum an), ba finbet ficfy bie
romifd;e $ircfye, unb nad; biefem Argumente fyaben bie ©lau^
bigeu ^oUen ©(aubcn glitt! ßrfennen, too bie römifcbe Äircbe fei." ')
ßbenfo oerf(ad;t ift in ber £eljre £uffeu'0 ber 2üt«brud
„apofro(iftf>er StufyL" 2Benu bie £)octoren gegen £m« befyaitp=
ten, bag „bem apoftcüfdjeu §>ttt$fc ber römtfcfyen &ird;e (nnb
ben Prälaten) bie Untergebenen in meiern unb 3eg(ia)em gefyor=
cfyen raüffen, fefern nid)t pur ©ute« oerboten ober pur 53ö'fe«
befohlen toirb, fonbern nur ettoa« ^nbifferente«:" fo nimmt £m«
bem oon $orne alle ®raft, ba er unter „apoftolifcfyer @tufy("
etma« gan$ anbere« oerfte^t. „lieber ilm foreeben $ie(e, befon=
ber« bie Ganoniften, fo äftanebe«, aber toa« er fei, toiffen fie
bod> nicfyt." „Slpoftoüfcber ©tufyl tann ba« £eben eine«
tfyatfaa?ncf> ba« £eben eine« Slpoftel« füfyrenben $rie*
fter« feigen, fotoie (Stufyf be«2(pofte(« ba« £eben be« 2(pofte(«
ift." „Slpoftolifcfyer ©tu§l ift ferner, toa« flatfceber SDcofi«.
tiefer ift aber toeber SDfofe«, noefy ein tyofjer, ferner ober ftet*
nerner ®i£ iDcofi«, toie eine« oorft^enben Stticfyter«, nod; bie <&iy-
nagoge, fonbern bie Autorität ba« $o(f $u teuren unb $u
rieten. Darnach ift bann ber apoftolifcfje @tit^ bie Autorität
ixx (efyren nnb ju rid;ten naa) GDjrtftt ©efe£, ba« bie 2lpofte(
(ehrten; auf üjm muffen toeife unb gotte«fürd?tige Männer fi£en,
in benen bie 2öafyrfyeit fyerrfcfyt unb ber ©ei^ fremb ift." „Sirf*
üd> fi^t baf;er auf bem $atfyeber $öiofi« ober ^3e tri,
toer in ber Slutori tat ber fjeiügen ®a?rift gut (ebt unb
lefyrt, nid)t« grembartige« $um ®efe£e fügt unb nicfyt
oon bem $atf;eber ©emittn fud)t." £>a« ift aber feine«-
roeg« bei ber römifeben £urie ber gatf, „bie ber ®i£ be« (Sa-
tan«, nicfyt §fyrifti ift, inbem mau bort nad) feinem eigenen £e-
ben auf bem $at!)eber ber $efti(eu$ fi£t." *
9?äfyer auf bie ftrcfyüdjen $ed?ä(tniffe angetoanbt lägt fidj
„apoftoüfcfyer @tufy(" bafn'n beftimmen, bafj er „bie Autorität
') L. c.
4
fei bae ©efefc Ootte^ }u (ehren, ober bas ®efchlecht ficf> folgen-
bev Seifiger ^Stfle ober ^ifeböfe, baS SBorforge trifft, wie ee
auf bie größere Crbre (Rottes unb barauf benft, was nüfelidher
für bie heilige Kirche, beilfamer für bte ^orgefe^ten unb Unter-
gebenen ift, inbem c$ nicht ben Unwürbigen bor^ebt, ben Taug-
licheren ^urücffett, ohne Prüfung Gincm baä Watt beä (Gewinnes,
ber v£crwanbtfcbaft ober irgenb einer perfönlichen 3une^uni3
wegen befebränft." ')
Welche 3?ebeutung Wirb nach all bem ber ^aoft noch als
Lehrer in ber Kirche haben tonnen? Serben feine Fullen unb
(fonftitutionen , feine SDcanbate unb Xecrete eine oerhinbenbe
Sraft befifcen? Ta§ öon feiner bcrfonlicben 3nfaÜibilität te*
s]?aoftes hei §uS bie Oiebe fei, fahen wir herein ; in 33e$ug auf
feine üfrutbait aber ftellt $)H0 folgenben Ganon auf: „Der
gläubige Schüler (Ehrifti Httfj üöerbenfen unb erwägen, wie oom
$apfte ein Ottanbat ausfließt, oh e* austrücflid? ein DJfonbat
eineö Oiocftel* ober bes (^efefces C£r)rifti, ober oh es ein Junba-
ment in letzterem habe. §at er biee barin erfannt, muß er
ehrerbietig mir bemüthig einem foleben üftanbate gehorchen.
Senn er aber in Sahrheit erfennt, bap ee bem Kantate ober
^Hathc (Ehrifti entgegenfteht, ober $um ^iacbthcilc ber Kirche aus-
schlägt, bann muß er fühn wibcrftef)en , bamit er fich nicht bes
Verbrechens burch 3utfimmun3 fdC>uibig mache."2)
xUchnüch oerhält ee fich mit ber (ircommunication unb
Suepcnfion. Tic tircommunication ift nach £ms3) eine oicr-
fache. 1) ^luefdhtiiB t>on ber Xbeilnafyme an ber göttlich wohl-
gefällig machenden (*nabe; 2) oon ber würbigen Tbeilnalmte
an ben 2aframentcn; 3) toon ber an ben 2uffragien, welche
bae ewige l'eben oorhereiten; cnblich 4) öffentlicher Sluefchlup
') De ercl. c. 18. p. 291 ff*.
7) L. c. |». 293 b : 298. a.
p. 360. a u. f. ir.
') L. r. p. 310. f. — $S#er, 187 ad ft. 1 4^
Rosp. ad *cr M. StanN c. 11
r» i
von bem 23erfel)re mit ben Triften nad) ber Gtenfttt eiuee gcift*
lieben ober n>eltli<$en 9fid)terS. £ie brci erftcn 2(rten von
Krcommunicatiouen ücü^ie^en ficf> nur burd? eine £ebfiinbe." ')
„£)e$fyatb hm nie ein 9ff($ter ^emanb fo erccmmuniciren,
wenn biefer ftdj nicfyt felbft burcfy ein $$erbrecben berget tjecem-
municirt",2) ober „toenn ber 9?ic^tcr nicfyt vorder n>eig, 3emanb
fei oon ©ott ercommitnicirt." (Sagt barum audj> ber ^apft
fd)(ed)tfyin categorifd?: exeommunicamus, fo ift e$ niebt eben
baburd; aud> fd)on bei ©ott gefdt)et)en. 3)
Kanon tautet £mffen$ 2(nftd)t über bie Krcontmuni=
cation: „diejenigen, toetebe toegen ber K£communication ber
sDcenfcben Cpapft unb Prälaten) ein Ujnen oon ©ott öoqugs--
toeife unb bringenb aufgegebenes Sßerf (roie ^rebigen, ^rebigt
frören) untertaffen, finb ercommitnicirt (oon ©Ott);" beun „man
muffe ©ott („nadj bem 2lu*fprud) beö ^eiligen ©eifteS") mefyr
gefyordjeu, als ben Sftenfcfyen." — K$ gebe nämücb eine boppette
K^commuuication, eine verborgene unb eine offen t unb ige. Krftere
beftefye barin, baft ber SD^enfdt) baburd? vom mpftifcfyen £eibe
Kbriftt unb fomit von ©ott getrennt toirb, toaS bnrcfy bie £ob^
fiinbe gefdn'e^t." „£)ie offenfunbige fann toieber in eine offen*
funbig göttliche unb offenfunbig menfcMicfye geseilt werben.
3ene ift WUtfy. 25. burd? ,,©ef;t, tfyr 23erbammte!" mtöge«
brüeft; burd) biefe ftöjjt ein Arafat ober eine Kommunität geredet
ober ungerecht einen 9ftenfd)en aus ber Kommunität ber £ircf>e."
„2(btaffen vom göttüdmt SDianböt« gtefjt Krcontmunicatiou von
Seite ©otteS nad) fteb. SBirb burd; Krcoinmunication ber
sJDtenfc$en ein fotdjes Staffen verfangt, unb tfyatfäcbticfy bewirft,
fo toirb man von ©ott ercommitnicirt; fotgtid? muß mau trot
ber menfd;tid)en Krcontmunication bie ättanbate ©otteS erfüllen,"
1) aud) £öfler, 198. a. 1414.
2) £effer, 190. a. 1412.
3) Resp. ad scr. 8 doctor.
4*
52
ba3 ^etgt, trofc Unterfagung ber ^rebigt prebigen u. f. to., ba*
mit man bor (Bett nid)t fünbige. l)
Dt* anbeut nun gezeigt rourbe, tote ben fci^er f eftge^
hattenen £ird>enbegriff umftieft, bie ganje taufenbjäbrige fem*
ftruetion ber Kirche ate eine auf fatfehen gunbamenten aufgeführte
bernicf)ten |ud>te: fo mirb e$ nothtoenbig, bod; narf) feinem
£u-denbegriffe, fetner tocbenoe^iffung }u fragen. §u$fcbmci=
c^ette fid), einen gan$ anberen, aber richtigen 9?tB bog« in ber
(Schrift entbedt 311 haften.
§. 8.
Hüffens Äircfjcnorgonifartoiu
£)ie ^^ecrie ftingt oft beffer unb unverfänglicher, atö fic
fid) in ber Durchführung belrafyrt. (So glaubte aud> £>u# ben
s13(an }u einem Sftetftermerfe gefunben jn haoen. (h* metute, er
miiffe e3 ate feine Aufgabe töfen, „Sin bom ©efefce Gfyrifti etn=
trächtig regußtteS 2>o(f $u [Waffen, bag nicht bureb bie antb
ebrifttteben Gonftituttonen bethört ober bon ßhrifto getrennt,
fonbern (auter burd; ba$ ©efefc (Shrifti mit ber burd; baefetbe
ar-probirten ©etoofmfyeit be3 33otfe$ regiert loerbe; unter ifnn
fotlte bann ein reiner, nach bem (Soangeüum 3efu (ibrifti (e=
benber, ^omp, ©et1, unb 2(uSf(toeifungen 'oeraebtenber ßlentfJ
(eben, ba3 SBolf fe(6ft aber ate ftrettenbe Kirche lauter nach feu
nen oon ®ott geordneten 23eftanbtbctfen conftituirt fein."2) Der
§ei(anb fefbft hatte nach biefem ^tane a(3 bem beften unb jtoetf*
nuiBtgften feine &ircbe eingerichtet
2tuo feinem ®efängmffe 31t (ionftan^ fdreibt §u$ noch:
„bereits befteht eine glaubige dhriftenheit ohne ißtyfl , einen
') Defens. quorund. artic. J. Wicl. i. 1. actu. T. I. p. 180 II*.
*) De eccl. c. 17. p. 288. a.
53
puren Ottcnfcben, bie *$efmfl Oir)riftum jmn Raupte b/at, ba3 fie
am beften regiert, 311m ^er^cn , ba$ fie befebt, inbem eS ba$
Öefccn ber ©nabe gibt; $ur Cuettc, bie fie bereäffert burd) bie
fieben ©aben be£ fettigen ©eifteS; jum 33erne, in ben afle
©tiabenftröme piepen; $ur jureicr/enbften 3llPltc()rtfftdtte, 311 ^cr
ieb (Henbcr reeurrirc, feft f/offenb , bajs fie mir in ber Leitung,
s?Mcbung nnb .spütfe nid;t ermangeln reerbc." *) Senige 3at)re
längerer (Jrfa^rnng Ratten §uffen geigen rennen, tote gebred;iicr/,
veic menfebttd) fein 2Berf icar, roie fel'bft bie menfd^iebe 9ftacr)t
ber 33arenc nnb sperren, ti?eld>e er in bem ncinttic^en ^Briefe |itr
$ertr)eibigung berfefben aufruft nnb bie biefem 3xufc tXHfiftliti)
treu folgten, feine >lircr)e ntdf)t Oer bem Scbid'fate eines 2)cen^
febenreerfes fcr/u£en kennten.
3Wan behauptete: „girr bie Regierung ber .Qircfye auf ber
ganzen Crrbe fei es abfelut netfneenbig , ba§ immer berartige
(larbimifc afö befannte unb reab/rc ^caebfefger für jenes 2lmt beS
?(pcftcifürften unb ber anberen 2(eeftc( toorfjcmben feien." Slber
baS „abfehtt hotljtoeitbta,* befagt toeber een Seite ©etteS, ber
rte tfirebe regiert, eine ©etegentüd)feit , ba er aud; ofme fo(d?e
^ad)fo(ger bie auf ber ga^en Grrbe jerftreute £trd;e regieren
fann, ned; ton «Seite ber £ircbe, ba fie ebenfo reet)t oott t)eiü*
gen ^ßrieftern er)ne jene 3ree(f Ciarbinäte regiert werben renne.
(5iue fetd)e Regierung r)atte faftifet) bie erften brei 3ai)rr)unberte
unb fefert nad) ber §imme(fat)rt ©grifft ftatt. 9)can muffe
etwa jenes ,,abfelut nerr/toenbig" als eine fetebe ^ett)reenbigfeit
f offen, roeldje ber §ettcmb (Üftattt). 18.) meint, reenn er fagt:
„(5S ift netr)roenbig , ba£ Hergerniffe femmen" u. f. ro. 3}od)
reaS (jter £mS ned; a(S eine allenfalls meglicr)e 3tegieruugSferm
ber $ird)e ber een feinen ©egnern behaupteten gegenüberstellt,
„bie ber allmächtige ©ett aud) reieber umänbern fann, reenn
anberS ntcf)t bie 9)cact)t beS taiferS, eines 9ttenfcr)en, ber-
ieft unb Garbinäle inftituirte, bie 2ftad)t ©otteS timitireu
') Ep. Jo. H. 19. 1. p. 81. b.
54
feilte" !) — baS ift bereits auf bem GEonctf fcon *ßifa tfyat*
fäd;lid) burd;gefül;rt roorben, ba ade Grra&ifdjöfe, <ßatriard;en
unb SMfcfyöfe, toelcfye auf bemfetben erfatmten unb befd)loffen,
baß ®regor XII. als ftörettfer $u oerbammen fei, loafyre Sflnfy
folger ber Styoftel toaren unb ncd; ftnb, obgleich fie ntdf>t ^ßapft
unb (Sarbmäfe iuaren. „3ttan feilte übrigen« für immer biefe
sJkgicrungSform beibehalten, benn es märe cbangelifd;e SeiSfyeit,
bag alle Sßrieftev Zeitig unb unmittelbar burd; b;n einzigen
§ol)cpriefter, bcn £>errn 3efum £f;riftum, regutirt feien,
mar es pr ,3e^ Styoftet, als bie ®ird;e toud;S, unb biefe
Meinung ftimmt mit ber @ct>x*tf t überein." §uS macbt nod;
einen «Stritt unb ift bei ber ®(eicfyfyeit ber 23ifd;öfe mit ben
Grießem, „äftan muß bie ©rän^e ber SBoömacfyt unb beS
s21mteS, bamit ber äftuüfter nidt)t auf 2lbh>ege abfd;nxife, sieben,"
^ebt er an; „aber feine anbere, als jene, tr>eld;e (£fyriftuS an*
orbnete. £)a nämlidj (SfyriftuS allmäd;tig, allmiffenb unb fyöcfyft
n>ol;ltr>c-llenb ift, fo feuchtet ein, baß er nctfymenbig uncorrigir*
bare Sfnorbmingen treffe. damals aber in ber primitiven ftirdje
t)atte er nur ÜDiaconen (?) unb ^riefter angeorbnet, n>o übrigens
aud; ^riefter eben baSfelbc maS Söifdt>of toar, tote tpieront;muS
fagt nnb bie Briefe an £ituS unb £tmotl;euS geigen."2)
Stuf bem (Sonette blieb er bei biefer 21nfid;t ftefyen. <So
äußerte er bort: „Unb icfy fage, baß bie £ird;e $ur ,geit ber
Styoftel unenbltd; bcffer regiert nntrbe als je^t, unb n>aS ftel;t
Grifte im Sege, baß er biefelbe nid;t beffer ofyne fold;e motu
ftröfe ^äupter, mie fie je£t ba finb, regieren follte burd; feine
mafyrfyaftigen @d;üler, unb fiel)! jetjt Ijabcu mir fein felcfyeS
§aupt, unb berf? I>ört ßfyriftuS nid;t auf, feine $ircfyc $u lei=
ten."3) „(5s mare aud; gar nid;t $um oeruutubern, mcnn ber
allmächtige ©ott biefeu Sßapft ba mit biefen (Sarbiualeu ftcrbeu
') De eccl. c. 15. p. 278 ff.
2) De eccl. p. 281. a. b.
3) Art. 4 lt. f>. #tffi. 204 f.
t«|e (mortificans) unb i^tien attd; bae etoige Veben, falle- fie
e$ berbienen, gäbe, unb bann geftattete, baß feine ftircfye nad;
ber nr|>tünglid;cn Drbnung auf (Svbcn einte jene SCngetn ftreite
unb regiert toerbe, n>ie fie regiert nmrbe, toen« er fie auerbnetc
nad; feinem iubefcetiblen (Stefefee, inbein er U;r 23ifd;efc unb
Sßrtefter gebe, roetd;c burd; Geangelifatieu , ©ebet unb 23eitytel
^eiligen Gebens beftänbig bie @d>afe Gfyrifti reeibeten; benu ba&
trrnr baS ben d^rifto beftimmte 2lmt $etri." J)
„£>er tealjre 9?acr)fotgcr ^etri, fagt fms, I>at freiließ bie
tird)lid;e ©etoalr, geredet ju urteilen, (Srceffe unb 9tad;lciffig=
feiten, (gi'tnben unb 2>erbred;en, äkleibigungcn unb Ujtgere$tig*
feiten 51t rad;cu unb 51t ftrafen; gefd;tr<eige aber, baß bie$ bem
Zapfte allein ^uftanbc, int (^cgentt;eil biefe ©erealt traben aud;
bie anberett ^rtefter beö £>errn, teenn man aud; auf ben $apft
au$ bernünftiger Urfacfye unb unter ^uftimmung ber $ird;e eine
erweitertere übertrug." 3)ie eigentlid;c unb toat;re $ird;enecr=
faffung glaubt aber §us nad; ^falm 44 (pro patribus nati
sunt tibi filii) barin finben 31t fetten, beiß bem §errn Styoftel
unb nad; if;nen Zeitige 5Bifd;öfc unb ^rieftcr geberen reurbeu,
tecld;e er als* Surften auf ben Streit ebangelifd;er ©cnxilt, 31t
rid;ten anf ber ganzen (Srbe, ftellte."2) SDiefe cbangelifcfye
toalt befiel „nad; ben Serien ßfyrifti" ^ßetruS nid;t me^r als
bie übrigen heftet unb bereu ftelleertretenben sJiad;felger , unb
ift feine ble$ auf bie eine eber anbere Grebins Befcfyranite, fen=
bern über bie gatije (Srbe autfgebefynte 3uti$bictiott« 2Bcr bie
meiften Helfer fervertid; auffud;t, 31t Grifte burd; ^rebigt mit
5Bcrt unb ^eifpiel befe^rt eber im ©laubeu (fides formata,
eine anbere fennt §u3 nid;t als eine d;riftlid;e) beftä'rft, ber l;at
aud; bie größte unb au3gebet;ntefte 3uri$bictton. 9?id;t bte$
^etrit^ unb $aufa8, fenbern alte Sfyeftel, fetoie bereu $tcare,
fittb bie @d;ulbiger aller üftenfdjeu , um tlmen auf bie beftc
l) De eccl. c. 15. p. '281. b.
a) Rcsp. ad scr. 8 docl. c. 11. p. 390. b.
56
Seife su nüfcen. Äeine&oegS barf bafyer ber SBifc^of ober SRecter
einer ^ßarticutarfircfje bem 23olfe einer anberen Pfarrei ober
£>iöcefe nicfyt nü^en ober jum gortfd;ritte oerfyetfen, fonbern im
gatfe, too er r)cffen bürfte, ber ®ird;e mefyr ju nü^en nnb (Sfyrifto
mefyr $u gefoüen, mu§ er feine Pfarrei oertaffen nnb anberen,
too er mefyr 23ortfyeit ftiften loürbe, fid; nmfonft anfd^ietfen. @o
traten bie Stpoftet. 2lber toefye! biefe aooftotifd;e D^eget fyat bie
©ier nad) £embora(icn gebrod)en nnb bie fingirten SStcare ber
2tycftel oerfefyren baS (SoaugeUum in ©elbcoltecten. Unb fo
grünbet ber ©ei$ beS ©ettnuneS ioegen ©rciusen ber ^unSbicticu,
bereit Urfprung oon bem Raupte ber römifcfyen durie ftammt." !)
Qctyalh fte((t £u3 aud; mitunter allen (grnfteö an s#abft nnb
(Sarbinate ba£ 2(nfinnen, toenn fie toafyre 9?ad)fotger ber 2(pofrel
fein tootten, fo fotten fie ebenfalls in eilte Seit gelten nnb ba$
(goangetium oerfunbigen; unb unter beu Stnffagepunften be$
^Ditct)aet be QaufiS 1414 finbet fid) toirHicr) einer, in nxtcfyem
£)u# befcfyutbigt toirb, burd; feine Defenforen unb ©önner ober
burd) üjn fetfrft feien mehrere otme fcäojttidje ober eqbifcfyöflid^c
Qnftitution in Pfarreien eingebrungen unb regierten fie tauge.'2)
£>er ^rima§ biefer Unioerfatfird;e iinirbe bann ß^riftuS
fein, fo bajj fie ^roei £)äur?ter fyatte, £fyrifti 30?enfrf>r;ett unb ®ott=
fyeit, bagegen trürbe bie Leitung ber ^articutarfirdjen brei £>aup=
tern sufommen, Qrfyrifti üDtenfd^eit, ©ottfyeit unb beu oon ©Ott
ifyncn jur Regierung gefegten £)anpttingcn. a) sßrcbigcn, ^eten,
(Sacramcnteu fpenben, «Stubium ber Zeitigen «Schrift unb gute#
33eifpiet geben toären bie fünf 5(mt$pf(icfyteu beö ^ricfterS, 4)
toobei nidjt $u überfein, ba§, toenn aud) gutes ^eifpiet unb
(Stubium ber Zeitigen Sd;rift am ^rieftet fefyr h)ünfd;en£ftcrtf)e
ßigenfcfyaften unb fogar aud; ^piefyteu für it;n finb, biefe bennod?
') Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 5. p. 348.
2) £efl. 204; 206.
*) De occl. c. 4. p. 240. b.
') Do 5 offle. sacerdot. T. I. p. 101.
57
mcfyt mit ?lmtsteiftungen oertoed?felt werben bürfen. £>u$ Iben*
tificirt fyier aber in ber ungeeignetften Seife Amtötciftungen mit
bfofer, balb größerer, balb geringerer ^cvfönftdjer Xüct)ttgfett unb
Amtsbefäfyigung. 3m* Ausübung bc« ^rcbtgtainte« bebarf übrigen«
ber ^riefter unb £)iacon ntd;t erft eine fbecietfc Grrfaubnife ober
eenbnng be$ bon ©ott über bie farttcutarftrcfye gefegten s33ifd;ofe$;
tie Crbinatien gibt baju bie boftfte Autorifirung oon Seite beS
33ifd;ofe$. l) „Sic nad; gefd>(offcner Crfye bie ©arten ofrne be-
f rubere Crrfaubnift be$ <ßabfte$ ober 23ifd)cfe$ erlaubt f(eifct)ücf)
fömber jeugen rennen, fo fennen aud; bie ^riefter unb Diaconen
Mirri) göttüdben 3U3 (instinetu Dei) mittetft bc$ (SbangeüumS
crlauHcnoeifc gcifttid)e 8inber ^eugen." ©ort nimmt bie eine
roie bie anbete Beugung et)ne befonbere päbftüd;e ober bifd)eflicf)e
(Stfau&nifj gfeid) roor)(gefättig auf. (£& fei {ebenfalls fcfyttmnter,
beu Saamen bes Sorte« ©orte« nid;t $ttjttlaffen ober $u er*
[tiefen, als ben fleifct)licr)en Saamen; c« fei alfo aud; beffer, jenen
auS.juftreuen unb auftunefymen, bamit burd) tt)n <Sör)ne ©etteS
gezeugt werben, als ben (Saamen, burd; ben $inber be« gleifct)eö
»erben. „Sic£)elbab unb äftebab, auf rr>e(cr)en ber ©eift rutjte,
ertaubter Seife prepr)e$citen , einte SftofeS barum $u fragen
(üiumeri 11), ebenfo fann ber bemütt)ige ^rieftet ßfyrifti, auf
bem ber ©eift be$ §errn rul)t, et)ne bie (Srlaubnifi be« ^ßajpfte«
ober 33ifd;ofeö natf^uf ud)en , ertaubt bem $olfe ba$ Sort ©et-
te3 prebigeu. Unb möchten bed) barin bie Prälaten beu ©eift
Sfteft« befi^en ! 9tted;ten 'ßabft unb 23ifd;öfc bie Zeitige 93e*
gierbe biefeö Scanne« unb grcunbeS ©otte« t)aben! fie mürben
bann fieber ben bemütt)igen £iacenen unb ^rieftern gtyttfti
ba£ (Sbangelium 3efu @t;rifti $u prebigen uicr)t berbieten."
Uebrigen« „roenn ber ^eilige ©eift $efu ßtyrifti einen SDtacon
ober ^rieftet inftigirt, bebarf e$ fdjon barum feiner befonberen
Crrlaubnig be$ Zapfte« ober 23ifd;efe$, roeil ber Aufmunterung
be8 ^eiligen ©eifte« met)r Äraft 3ufommr, als bem eon 9)?enfd;eu
') Defens. quorund. artic. 143. a.
58
erfunbenett papftlichen ober bifchöflid;en Verbote. @S tft alfo
bem inftigirenben ©eifte i^riftt unfehlbar mehr 31t gehord;en, tüte
bteö bie apoftoftfcfye 9?egel forbert" Unb bie s]h*ebigtgabe ber
be mittat gen ^rtefter tft ja eine befonbere ©abe ©otte£, tnbem
fie „aus fpeciellem ©efcbenfe ©otteS bte tenntmg nnb benSDhtth
ber (Soangelifation haben." ')
9?id)t mtnber fyufbtgt einer bcfonberen ümfi#t über
ben (Smpfang be3 ^eiligen ©eifteS mittelft ber Drbination. @r
gibt atterbhtgS #u, baß bie Styoftel burd? bie Sorte (Shrifti:
„(Smfefangct ben ^eiligen ©eift" — biefen toirflid; empfingen;
altein belegen erhalten ihn bod) nicht fofort alle (Elerifer, 311
toeld;en bei ber GEonfecratton bie $ifd;öfe a1mlid;e Sorte fpred;en;
benn in ihrer ©etoalt fei ber ^eilige ©eift nicht in ber Seife,
ba§ fie if)n geben fonnten toent fie trollen. ®cr heilige ©eift
toarb int Uebrigen 00m £eilanb feinett ©d;ülcrn ba^tt gegeben,
bamit fie mit bem grieben ßhrifti, ber bie in ben £ugcnben
gegrünbete nnb gefeftetc 9?uhe be£ ©etfteS tft, hinaufgingen, beut
^ßotfe ba3 Sort©otte3 31t prebigen."2) SDiefe 2fcftift puffen %
nac^ ber bie $u Orbinirenben bttrd; baS ©acrament ber Seihe,
ba3 er nid;t läugnet, ntdt)t immer unb fogleid; ben Zeitigen ©eift
empfangen, toirb nod; bnrd; eine anbere Stelle beftättgt. $n
feiner ^ßoftille fagt er nämlich : „(Sin 23ifd;of tauf ruebt bie 311
Seihenbcn attblafen unb fprechen: nehmet hin ben heiligen ©eift;
aber barum geflieht es nicht gleid; alfo, toie fie fprcd;en." 3)
©er Glems ber empirifd)en $ird;e t;atte nad; Jpuä übrigens
ben heiligen ©eift nicht. mochte, fagt er barum, gern
oen bem ©octor ben SBetoetä für feine Honfequcii} ijöxm: C5t)riftu«ö
fagte ju feinen 3ü»9cru: (Empfanget ben Zeitigen ©eift, alfo
fagte er e$ attd; fo sunt Zapfte unb feinen (Sarbiualcn. Unb
bafj er c$ bod) 31t ihnen gefagt h^tte! 3>ann emfingen fie neun*
') L. c. p. 142 f. — art. 15. a. 1412.
'*) Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 7. p. 352.
*) vJ>oftil(c, %h. Quastmodogenftti. Sßfctttgcr. I. c. ©. 5ti0.
59
•(Ter) best tjetftgtn ©eift, ber »on ifmen ben bcfcn ©eift , ben
®etft be$ ©eijeö unb be$ Leibes bannte nnb in fie ben fiebern
geftafttgett führte, namlicr) ber SBeiSfyeit nnb @inficr)t, beS 9?att)e$
nnb ber ©rärfe, ber 2Biffcnftf;afr, grömmigfeit nnb gnrcfyt; fie
uuirbcn natf) ber @itte ber Styoftcf in ©mibe (eben nnb in De-
muri), ?trmutr) unb ©ebntb bem 33otfe baS föattgeftttm prebt*
gen."1) (So aber l)abcn fie biefen ©eift nicf)t, obg(etct) fie or-
binirr finb , unb bannt auct) niä)t ba$ 9teci)t 31t prebigen; tr)re
^rebigt ift eine Ufurpation, roenn fct)ou ©ort „burct) bicfetbc
ein nntrbigeS unb reinem S5?erf bottbringen" fanu unb mag.2)
Denn jener Diacon unb ^ricfter ift ein Ufurpatcr be$ $rebigt>
amteS, ber enorm, ober bem ©efef^e @l)rifti entgegen tebenb, Ober-
au Ignorant tm ©efet^e ©orteS, ober auö ©eroinnfucfyt unb au$
eitlem QEIjrgaJe prebigr. Ser aber bem ©efe£e ßt)rifti conform
tebr, aus aufrichtiger Siebe, für bie reine (£t)re ©otteS, baS eigene
unb bc$ iladjffen §cit, nict)t £ügen, citte unb apocrtypfye
Dinge, melmet)r ba# ©efe£ GEtjnftt unb bie Sel)re ber Zeitigen
Doctoren prebigt, ber barf in ber £>cit ber 9?otr), roenn ber
33ifcr)of unb ^apft e3 baran ermangeln (äffen, ober $ur «Steuer
ber ^ßrebigten ber ftöretfter ober £ügenprebiger (ba$ t)eiBt bee
bamatigen (5(eru63) als fotcber (ba$ tjeifjt nact) ber in 9?ebe
ftet)enben 2Tr)efc ot)ne (Senbung be$ ^a^fteö ober 23ifct)ofe3) *>re--
bigen, ofntebag er fiel) baburct) einer Urfurpariou fcbulbig machte,
ober ein Broeifcl entftänbe, ob er bon ©ott gefanbt fei. Die
unf i et) tb arc unb göttliche <Senbung ift aber boct) voeit beffer
afS bie fid)tbare unb menfct)ltct)e."4)
2llfo „toer baS ©efefc @t)rifti unb bie getjren ber rjeiligen
Doctoren prebigt" , ift bon ©ott gefanbt. 3n biefen äöorten
liegt biet. 2Öer fagt uns benn, bafj irgenb einer, jumal orme
') Resp. ad scr. Stanisl. c. 7. p. 352.
2) T. I. p. 167. a.
3) Resp. ad scr. M. Stanisl. p. 336. f.
') Defensio quorund. art. p. 143. b. — art. 23. £öfT. 229.
«0
menfd;tid)e ättiffien , atfe er)ne bie Seftatigung ber bicfyerigeft-
Öeljrer m ber £ircfye , ba3 ©efe£ GHjrifti unb bie £cfyre ber
f^etügen £>ecteren fer)re? Wein bier fei ein beseeltes ©efefc
3U unterfcfyeiben, ein öffcnttid^eö unb pribateS; jenes ift ba$ ben
ben ^etügen Tätern gefcfyriebene unb betätigte, it>ie baä ber (Sa*
neuen, biefeS hingegen ift burdj> ben ,3U9 Seifigen ©eifteS
in'3 $cr$ gef cfyricben unb biefe SRifffon ben ©ett allein tarn
niebt bureb ein Statut gebnnben foerben, bebarf aber autf> nid;t
be$ 23emeife$ ber Sunber; beim eS gebe gtoetextei ^rebiger,
^rebiger (2t)riftt unb ^3rebiger beg SlnticfyriftS. £)ie erfteren
feigen GEfyrifto nad; im Seben unb teuren ba$ ^e(f in ber
2£aJ)rfyeit; bie (enteren hingegen finb berberbren Linnes, ber*
teerfen im ©tauben, ttiberfpä'nftig gegen bie ^afyrfyeit unb trei=
ben bur$ erbicfytete 9?eben mit bem 5£e(fe aus ©ei} 2Bucber=
gefd;ä'fte. Diefe finb e3 aber and), atfc bie ^rebiger be3 2(uticbrift3,
teetd>e SBunber ttirfen unb teirfen Serben, ba ber £)cüanb fagt
(9ttattf;. 24): es toerben ^ßfeubec^riften unb <)3fcubepretf>eteu
erftefyen, bie grege 3e^en m^ Söunber tf)un teerben, fe baß
aud; bie ^ueerftäbtten, trenn eg möglid) ttäre, in ben Srrtfnun
funetnge^egen derben med;ten." l) (5c finben fid) tngenbr/afte
unb (afterljafte ^rfu'tter Gtfyrifti. 3ene mu§ man rote (5r)riftum
fetbft Ijeren, beim ifyrc SBerte finb 2Berte be$ ©eifteS be£ Rarere;
biefe aber finb in ber Zfyat ^cbüter be3 2(ntid)rift3 , toeebatb
auf fie audj nur in bem $u leeren ift, n>a$ fie nacr> bem ©e>
fefce Gfyrifti berfebreiben. 2) „(56 ift barum auef) burebantf fein
genügenber 33eieeiegrunb , baß biefer eber jener ^riefter eber
Tiacen ben ©ett $um preeigen gefanbt fei, freit er SBunbcr
tfmt, aber ebenfe teenig, ba§ er niebt ben ©ett gefanbt fei, loci!
er feine 2£unber tbue, fenbern bie Safjrfyeit betauten, bie ©e-
') Defensio p. 144. a. — Explic. J. H. i. I. C. 1. ad Cor. Tom. II.
p. 138. a.
') Ouaestio M. J. H. disputata ab eo 1412 de indulg. Joa. XXIII.
T. I. p. 230. b.
Iii
rccfytigfctt tfnm , bie 3Be£t unb beu 9?u$m berad^ten , bie 33c-
fd>inrofung bcmütljig ertragen , baS finb für einen ^riefter ober
Diacon bie f>inreid;enbeu 3eugniffe, bamit er, mit ber Äenntnijj
be« ©efefce* ®otte$ auSgerüftct, frei baS (Soangelium g&rtftt
prebige, rceil er als feiger oon ©ott gefanbt tft Sie
trotten fie alfo prebtgen, toenn fie nid)t oon ®ett gefanbt
finb?" *) „äöenn bafar ber ^aoft ober ein Prälat einem fo
bi^onirten ^riefter baS "»ßrebigen »erbietet, fo barf er nid;t
gefyord)en."2)
Allein mit ber $erftd;erung , batf ba« (Kriterium für bic
s?rebigcr Gljrifti bie SBerfünbigung ber SßaWeit unb bie 9?ad;=
folge 3efn fei, ift, fo oft eS audj £uS noefy an anberen Orten
nneberfyolt, nichts ÜcäfyereS beftimmt, ba er boefy nad) bem 23or-
auSgefyenben bie bisher angenommene Se^rautorität oenoirft, in
ber einmütigen Stimme be$ englifc^en, franjöfifcfyen unb hefy
mifcfyen (ElerjtS ni$t im geringften ein Kriterium bafür liegt, ba§
3emanb ($3tcleff) ein £>äretifer fei.3) Oft bergleidjt §u$ ben
^ßapft unb bie (iarbinälefammt ben 6b'^mifcfeen £>octoren, überhaupt
bann bie 33tfd^öfe als £el)rautoritat in ber Äircfye gerabeju mit
ben ipofyepricftern , ^rieftern unb ^arifäern $u ^erufalem,
beueu GfyriftuS nid;t geljorcfote, mit ber SDtage, toelcfyer fid? Da=
niel, DcicobcmuS unb ber Räuber am trenne tmberfefcten , mit
ben ©elefyrteu, toelcfyen Hatr)artna nid)t nachgab u. f. n>. £)ie
3fyoftef tonnten nad> Sluguftin unb Söeba, obfebon fie beu ^eiligen
©eift empfangen Ratten, in §ärefie oerfalleu; ber *ßapft mit ben
(Sarbinälen, unb audj unfere £)octoren baju genommen, feilten
bieS nid>t tonnen? 2Öenn fidj aber DcieobemuS unb ßfyriftuS
ben Apotyeprieftern, ^rieftern unb ^arifäern toiberfe^ten, mußten
fie boef) irgenb eine Autorität, einen 9rtd)ter fyabeu, auf ben fie
fiefy berufen unb u>oburc§ fie bie Legalität ifyrer Oppofition
1) Defensio. p. 145. f.
2) De eccl. c. 20. — art. 23. Pffet 254.
3) T. I. p. 136. b; 188. a.
02
Bereifen tonnten. Unb bieS toar ntc^tö cmbereS als ba$ ©e*
fefc — lex judex, unb ba$ toiü and; unfere gartet juin $Rid;=
ter Ijaben." l)
§. 9. gortfetjuug.
£>ie fjetlige (Sdjrift unb beten SBebeutung in ber f)ufft=
ttfdjen Äird)e.
„£)a$ ®efe£ ober bie 33ibel, bie atö ibentifd) nimmt,
ift berftficfyter, loelcfyer am gered?tefteu richtet , ba e$ nid>t anberS
urteilt als ®ctt, ber gered)tefte Dftcfyrer." „ (E^riftu^ fagte 31t ben
§ol)eprieftern unb ^arifaew, $u ben @(f)riftgele^rten unb 3u-
ben: (Srforfcbet bie ©giften, fic ftnb es, bie 3C"8IU§
mir geben (Qofy. 5). Sollte alfo (SfyriftuS, bag bie (Schrift bie
3uben, toeldje uicfyt an ilm glaubten, berurtfyeilte? fieser toollte
er es. Sie nun bie £)octoren toollen, ba§ bie (Scbrift nid)t
9ticfyterm fei, fo toollen fie, baft mau tljnen glaube, toaS fie
immer verurteilen, fei berurtfyeilt, unb toaS fie betätigen , fei
beftätigt."2) Mein „baS ®efe£ (Sfatfü ift baS $urei($enbft gut
Regierung ber ftreitenben $ird)e notfyttenbige, beut nichts In'nju^
gefügt, oon bem nichts genommen »erben barf. (§S reicht alfo
an unb für fid) $ur Regierung ber ftreitenben Äircfye aus."3)
Ellies Uebrige, ioaS gehalten unb geglaubt »erben foll unb muß,
alle ^articulargefet^e 4) fiub erjriicite ober implicite in ber 3Mbel
enthalten. @o ift baS canonifcfye $Ked;t baS bou (einem ober
bon) ben Prälaten iuftituirte unb promulgirte ©efefc, um bie
') De eccl. c. 16. p. 284. a. b.
*) De eccl. p. 284.
3) De BUfficientia legis Chr. ad regend, eccl. T. I. p. 56. b
De eccl. 279. a.
') T. I. 58. a; 50. b. f.
63
Gebettet! bind) l>ciltge Regeln in ©ctyranfeu $u galten. DJian
fanu e« aucb a(3 mit bem eoangetifdjcn ^edjte communis
drcnb betrachten , tute bie ©taubenSartifct, roe(d)e auf |et*
[igen Stynoben ober (Soncitien erptanirt rourben. SBie nämücb
cbenbcrfelbe DJtenfd) in ben Leibern ober in ben fein (S#
rennen bebingenben Siccibenjen oerfebieben erfd)eint, fo ift
ebenba#fe(bc croige ©efe£ ober ebenbiefetbe eroige 2£ar)rt)eit im
(ioangelinm implicite ober oerbeeft unb burd; bie ®ircr)e nachher
anbei**, aber niebt ttnberft>recr)enb erplanirt roorben, roie bie£
burd) ben ©tauben, ben wir befennen, erfyeüt. l) £)arnacb muffen
bie Sattesten unb pralatifcfyen SO^anbate bcurtt)eiit unb je nadt)
bem gewonnenen Urtbeite gehalten ober migaebtet roerben. 2) „$n
ber b/eiligen 2dmft finbet fid) alle« ^üfeu'cfye, in it)r t)at ©Ott
ben ©tauben in ooüftem SDhngc niebergetegt;" 3) aber sJ)cancbe$
ttn'rb uns in ifyr unbeftimmt, üftancfyeä beftimmt geboten; Üftan?
ebe« enthält fie v$p§tite, sDcand;e3 impücite. £>a$ Kriterium
bafür ift, ob ein oernünftiger ©runb ober ein 9?u£en ber ftrei*
tenben Strebe bafür fpreebe. Q)t bie« tridjt ber gatf, bann ent^
bält bie Zeitige <Sdjrift roeber im- noer) erpü'cite ein gegebene«
©ebot," 4) roie ftcf) bie« bei ber „n'rdrticben Obebien$" roirftieb
$eigt, inbem „fie eine reine (srfinbung ber ^riefter ber ÄircBe
außer ber ausbrüdlicben Autorität ber (Scbrift ift. 9?ur bie
fpiritueüe Obebien^ ift bie rein uad) bem ©cfe£e ©otte« oer^
pfliebtenbe; unter it)r lebten (SljriftttS unb bie ^tyäftet, unter tt)r
muffen aber aud; bie einzelnen (Et)riftett (eben." 5)
T)arau3 feiten ftd> nun für §u3 fotgenbe ^ä£e ab: „3$
') De- derimis. T. I. p. 159. b.
5) T. I. p. 299. b; 391. a.
3) Resp. ad scr. 8 doctor. c. 2. p. 369. a.
4) De eccl. c. 19. p. 297. b.
5) L. c. c. 17. p. 290. b. — 3U Eotiflaiig befttmmt £it6 biefen @a£
fcafmt, baß er barimtev fcerftefye, h>a3 bie <priefter ofme unb außer aus*
brtttfttdjer Autorität ber ecfyrift unb gegen ba§ ©efe£ ©otteg erorfcttant
befehlt Cart. 20. £öft. 253), roa8 im ©tnne jpuffen'3 baä 92ämücr>e auöfagt.
64
bef ernte, bag id) nichts, als sunt §eile fchled)thüt nothtoenbigen
(kauften glauben, Ratten, prebigen unb behaupten roill, toenn ich
bafür n\d)t biefe theologtfche £)emonftration ^abe; £)aS fagt bie
heilige Od^rift erplicite ober implicite, alfo ift es als ©laubenS^
fafe 31t glauben, gu Ratten unb £u behaupten." ') Ober: „ber
(Sln'ift muß fid; im ©lauben auf bie £)iScuffion folgenber brei
Wahrheiten füllen, nämlich auf bte tu ber Wahrheit e^ücite
gegebene Wahrheit, ferner auf bte ton betn (Sinne ernannte (a
sensu cognita) unb enblid; anf bie oon ber infalliblen S3er*
nunft herausgearbeitete, gür biefe breifache Wahrheit muß man
lieber ben £ob erleiben, als aus «Schmeichelei ein 33eneftcium er-
langen. 2) Unb anberStoo nimmt §us noch *m viertes Kriterium
ber Wahrheit auf, nämlich „bie (fpecielle) Offenbarung (reve-
latione tradita)." 3)
£)ajj jeboch burd) biefe <Sä£e unb Behauptungen nicht ge-
nügt fein tonne, begriff man jur £tit £>uffenS fo gut, als toir
barüber ootlfommen im deinen finb. Wie fann bie (Schrift als
competenter, gureichenber 9rid;ter aufgeteilt »erben? tt>ic fann
fte an unb für fich urtheilen? „£)ie heilige (Schrift ift ja eine
unbefeelte (inanimata, leblofe) (Sache, unb fprid)t nid;t burch
fich (per se non loquitur), fyelt (Stephen $alee puffen
mit ootlftem 9?ed>te entgegen. Allein barüber gab fich eoens
falls feinen 3lluftonen fyn; baS begriff er recht gut, baß bie
heilige (Schrift als ein tobteS, leblofeS 23ud; nicht ausreichen
fömte. „Wer 3toeifelt, guter 53orfpiegler, entgegnet er barum
^alec, bafj bie fettige (Schrift and; eine belebte (Sad;e fei, bie
burd; fich unb toahr fpriebt? §aft bu loohl gelefen, bajs bie ge^
hetltgtefte (Sd;rift bei 30$. 10, 55. f. (bie Stelle gan3 falfcb
lefenb) fagt: Unb eS fann bie heilige (Schrift nid;t geltfft toerben,
welchen (quem ftatt quam) ber $ater heiligte unb in bie Welt
') Resp. ad scr. 8 doct. 1. c.
2) Replica T. I. p. 135. b.
■) Resp. ad scr. M. Stanisl. p. 332. a. — cf. ep. Huss. ad Steph.
Dolanens. Autilmssus c. 1. ap. Pezii thesaur. aneod. T. IV. p. 305.
Hl
fd;id'tc? Set|t bu uidjt, Heber SSorfptegter, baß bic t?ei(ige Schrift
ba$ 33 nd) be« Öebcn« burd; fidj urtfjcitcnb ift? Söcnn bie
Bernau tcr , ober bic gcfd;ricbcncn Öucfyfta&en, ober bic ausge-
fragten (Styaractcrc, wctd;e bu Zeitige @d;rift neunft, eine itnfce*
feelte ©ad;e finb, fo bift bu aud;, bic cigcnttid)e £ad;c üerfic^
renb, wie ein $rcb# toon biefer 31t ben btofen £cid}cn «üb £er*
minen juriUfgefctyritten. ift aber aud; f extf dt) , ba§ bic fyeittgc
3d;rift uid;t werbe nrtljettcn tonnen, ba bie ge^etftgtefte <Sd;rift,
bie nid;t gelijft derben fatttt, wetdjeu ber 33ater fyeiligte uub in
bie 2Bett fanbte, fidler werbe urfljetfeti tonnen, ja am £age beS
fdjticfjticfyen ©eriebr« jeben 9D2c«frf>e«, ben geredeten jitnt etüigcn
Öeben, ben ungerechten $ur ©efyenna, urtfyetten wirb. Unb biefe«
Urtfycit ber Zeitigen Sd&rtfi Wirb eine anberc befeette fyeitige
^d;rift beseitigen — bie Zeitigen ©ottc«, wctcfye bie oem ©etfte
be$ tebenbigen ©ettc« gefd;ricbencn 9?ad;bitbcr Gfyriftt ftnb."
„Uebrigen« gtaube id), ber SStorftnegter werbe ntd>t täugnen, baß
bie tjeitige @d>rift, wetd;e bie oem Zeitigen ©eifte beut
$?enfd;en eingegebene SIÖar)r r)ei t ift, meljr ba« menfctyttdje
Urteil leiten muß, at« ein Sftenfd;, ber oernetmtbar wrtfydU, ba
btefer bod; nadj jener unb nid)t anber« Wirffam urttjeUen barf.
£>e$$a«3 muß fid> infoweit ber SDcenfd; im 2Bege be« ©tauben«
unb ber Xugenb einem 9?id;ter unterwerfen, inwieweit btefer fo
nad; ber ©d;rift, in ber ein ^rrtfmm unmöglich ift, urteilt,
unb bann wetten wir aud/ bem apoftotifd;cn Stufyte, b. fy., bem
Zapfte unb ben (Sarbtuctfcn, bie ber $orfoiegter „apoftotifd;er
^tufyt" nennt, aber aud; jebem 9)?enfd;en, ber uns nad; bem
©efefce ©orte« t>eurtt)eiten Witt, unterwerfen." !)
3u feiner Söorrebe 51t ben fieben canonifd;en ©riefen 8)
fprtdjt bann £mS feine 5(nfid;t oon ber Zeitigen (Schrift ned;
umftänbtidjer unb beftimmter au«, <Sie ift namtid; eine „ttnge*
fd;affeue" unb „gefcfyaffene." „£)ie ungefd;affenc @d;rift ift jene,
') Resp. ad scr. M. Steph. Palecz. p. 327. a. b.
a) Praefatio M. J. H. in 7 ep. canon. T. MF. p. 168. f.
griebrid), Sodann $u*. 5
tüetd^e nicf>t geföft Serben famt (3ofj. 7.), loo offenbar bte Safyr=
t;eit ntcfyt oott imferer fitnfttid) au« £intenfiguren nnb STobten^
Rauten jufammengefügteu ©djvtft ftmd;t, toed fie ja täglich burcb
bie SUutftfer getb'ft derben fomtc, unb ifyr attd; feine jpediguug
unb^enbung in bte Seit ^nfomme; ') aud) ift biefe (Schrift
nicfyt bte in Sorten gefprod;ene, ba fie mit ber 2lu«fprad;e anf-
rören, fonbern ba« 33ud) be« £eben«, in ba« 2ttte« eingetragen
toirb, ba e« loefentüd) (intrinsecus) bie 9?ebe, ja ba« Sort
©orte« ift . . . 2tüe Sefett finb (Sin Sort, ba« als (Sbict fcem
$aifer 2(uguftuS ausging, bamit ber ganjc (SrbfreiS befd;ricbett
toerbe. (8uc. 2.) (Ss ging, fage icf), basSoit nacf) feiner ewigen
3engung oom ®aifer, ©ott bent 5>ater, au«, banttt burd) ba«=
felbe in feiner ^ertoirftidmng (in effectu) ber ganje (Srbfrei« in
feiner 33efd;iebent)eit (clistinctim) befd;rieben unb für fid) ein-
^e(n (sigillatim) jebe Kreatur in it)re (Srifteu^etfe oerfetjt werbe,
bie oor ifyrer (Schöpfung ba« fd>önfte Sein t)atte, toeit biefe«
Sein £eben in ©ott (nact) 3ot). 1.) war." SIu§er biefer wtge*
fd)affenen Sdjrift unb bem Sorte, ba« g(eifd) geworben, gibt
es aber nod) eine anbere mit bem ginger ©otte« gefcbriebene
(Exod. 32.). £)er ginger ©orte« ift jebod; ber Zeitige ©eift,
in bem ber §err bie £)ä'monen austrieb; bemjufotgc bie ^eilige
©cf>rtft ber Sinn (sensus) be« ^eiligen ©eifte«, ber bie fatfyo-
(ifd;e Safyrt)eit a(« gorm fein ntuj}, Wolter bann (aequivoüe)
aud) bie Qfyaraftcre Zeitig genannt werben, toctcbe nad) bem £tte-
ratfinn genommen gteid)fam bie Materie finb, toät)renb ber
geiftige (Sinn, b. %, ber be« Zeitigen ©eifte« gleicfrfam bie gorm
ift. £)er (Sinn be« ^eiligen ©eifte« ober bie Sat)rl)eit, bie burd;
bie ßt)araftere be^eidmet wirb, ift eigentlich bie l)eUtge %Sft\%
wetd)e burd) feinen (Sttrßuß oerfcilfcbt werben famt, weit fie uti
oertitgbar oom Zeitigen ©eifte unb oon ber Sai)rfycit Qfefu (Styriftt,
ber nid)t getaufd)t toerben, aber aud; ntcfyt felbft tä'ufduMt fomt,
oorgetragen mürbe." Slüerbing« tobtet ber 33ud&fta6e ober bie
') 3Ba« man nerf) beut 511 jTa.qc auf Seite ttx inoteftanteu bedanktet.
Zeitige (ungcfcbaffene unb gefd^affene) 3dn*iftr aber nur bieje-
nigen, n>el($e bereu yuTrfcftaft über fid) nicfU anerfemten tuoüen.
Taintt bat nun fctoar §u$ bie Zeitige @c$rift in ifyrer tue*
fenttttfen SBejieljttitg $u bereu Urheber, bem Zeitigen (Reifte, ,u
[äffen unb |U beftimmen gefucfyt. Grä ift toaljr, bie Zeitige Schrift
verlangt beu fettigen ©eift abfoüit notfymenbig 31t ir^rcr (5rf(är
ung unb ihrem ^erftaubuiffe. Darum tefyrt aud) bie fatf)oüfcf>e
£ird;c, t^ag ber Zeitige ©eift ftetS bis an'3 (£nbe mit ifyr fein
muffe unb fei. %Mn fo richtig §u$ bamü gefefyen, er gerät!;
auf Qrrnxge, fobatb er baran gefyt ju beftimmen, tüte ber fyei^
lu\c ©eift bei ber £ird>e Meibe unb biefetbe bie 2öar)rfyeit, ben
Sinti ber Zeitigen ®dn*ift ergebe unb tefyre. Die fatbotifd)e
ttirebe fyat ein £et)raint, burd) baS atö fein Organ ber Zeitige
©eift unfehlbar bie Sa^rfyeit (efjrt; *) allein gcrabe biefeS im*
fefylbare £efn*amt rt>ar puffen ber größte Dorn im 2(uge; er
tmrb, er mu§ fid) barum eine anbere 33atnt breeben.
„©etegentüd), geftetjt £m$, fonnen mittetft ber <2d)rift §ä=
retifer werben." 2) „Sie aber muß ein jeber fcon un$ (ben
2tpofte(n), ba er in feiner s]3robur5 aüein ftefjt, fcerfaln'en, n>enn
ein 3^?^ ^ einer !ird)üd;en Materie, b. f)., in ber Dcetrin
ber ^eiligen £ird)e entftanbe? fragt fiefy §u$ felbft. 51 tletn btefe
grage fyat ber Sperr fetbft getöft, toenn aud) nid)t burd) ein fiebt-
bares, fircfyüd;>e$ unb burefy beu Zeitigen ©eift geleitetet £e§ramt,
inbem er feinen Styoftefn fagte: „2ßa3 ibr ben $ater in meinem
Hainen bitten toerbet, toirb er eud) geben.'' §l)rtftu3 beutete
') ©auj gut briieft bieg <&ttpfy. 3)etau. tu f. Dialog, volatil. c. 16.
1. c. p. 478 aus, wenn erfaßt: „Eqoidem sanctaruni scripturarum veritas
el ecclesiasticae potestatis per Cliristum institnta auetoritas de uno et
eodem fönte vivo et torrente s. Spiritus emanavit. Ouae quidem duo,
etsi vocabulis dissonant, ad unura tarnen pariter effectu, quod ununi
est neces^arium. consonant, ut videlicet scriptura s. potestatem instrnat
H dirigat; at vero intbrmata chavitate potestas rebelies comprimat,
pios erigat, et communis virtutis justitiae ministerio possit et aodeat
favore vel odio postpositis, exequi veritatem/'
J) Replica. I. p. 138. a.
. 5*
68
ifjnen atfo an, in ®(aubcn$$tt>eifc(n fetten fte ben 33ater bitten,
bamit er fte in benfelben feite. So traten and; fofort bie 2(pcftet
(aet. 1.). l) £)o« ?uim(td)c fagt and) 3aco&ii$: „Senn Giner
fcon Gud> Seiefycit braucht, erbitte er fie ben ©ort." $)teä8ct&
fyeit gibt in toibrigen galten tfyren Gmtfafttgen bie 9?ege( ber 3bit*
toort. „Me ruft bie 28cief)cit," nnb „toetdjer Xfyer trollte
fid; nicfyt $ur Anrufung beS fettigen ©eifteS unb ber eingebernen
Seifert ergeben, ba fte bod; nach Qacebitä bie Gin^elncn $H
$u ficf> ruft?" „3rrt Giner, fo femme er sunt Sege ber Seie-
fyeit: tefy bin ber Seg, bic 2Ba$r$eit, ba£ Reben; ift Cititcr gc-
taufet, bie Safyrfyeit ift nid;t ferne; toanbett Giner in ber gin-
ftermjj unb bebarf er ber SctSfyeit, er verfange fie oen ®otr,
unb n>er aud) ber Sei^eit bebürftig fein möge, er gefye gut
Quelle ber Sei^eit, Grifte felbft." 2)
SDcan fiefjt, §u3 $iefyt bie Unfefylbarfeir, bie nad) ber fvitr)o=
üfcfyen ßeljre bem ganzen GrptScopat a(3 beut Ofeprüfcntanten ber
in ben ^ßarticutarfircbeu eerr/anbenen tfdjrtrabitien (toeoeu man
freitid; $ur 3eit £>uffene in ber Xfyeorie toenig i>rarf>) jufommt,
auf bie einzelnen bie £irdje auSmacfyenbcit Subjccte. Gr fpriebt
bem 3nbioibua(i*mu$ in ber autfgcbefmtcften Seife ba* 2Bort,
inbem er aud; bie V'aien mit kräftiger GMetcbbcrecbtigung fyeran-
jie^t. „£>er geiftige Qttenfd) beurteilt %tirtf b. {)., er entfiel«
bet e3 burd> einen %H ber Vernunft, unb mit biefent Urtfjeite
muß unbebingt netfnoenbtg aueb ber fcaic bie Sfikrfe feine* $>er=
gefegten bettrtr/eiten, fetoie ^auhtS bie Serfe fkrri tabetnb be*
urtfyeitte" (Gal. 2.). 3) „£er 5Böfe hingegen (aud; ber böfe
$tf<$of nur $a$ft) barf ben geiftigen 9Jcenfcben, ber buref) ben (Seift
tebt, niebt beurtfyeitett." 4) „Ucberfyaufct feilen bie Untergebenen bic
literae auf ifyre Safyrfycit unb ^ationabUität gemäß ber fertigen
(Schrift anfeilen, unb fo erlernten, n>a3 bernünfrigettoeifc \u tbun fei.
') Resp. ad scr. M. Stanfcl. r. 5. p. 347. b.
') Praefat. etc. IF. p. 1G9.
3) Resp. ad scr. 8 doct. 390. b.
4) Explic. c. I c. ad Cor. T. II. p. 142. I».
00
Tatf iuarc fein in fernen Solgen unttfcerfelj&arcr 3rrÜjum, brachte
nicf;t 93ettmrrung in bie gange SQ&eft, fonbern barau« fönute nur
^alnf)cit unb ©cred;tigf'cit entfpringeu. dürfte übrigens bicS
iitcM gcfd)cf;cn, fo toürben bie Untergebenen bon beut ©ebraudje
be« SBemunfturt^eilä au3gcfd;tof fcn." l) „^arum fei gc=
pviefen ©Ott ber 33atcr uufcrcS §errn 3cfu Ctfyrifti, ber ben
©cg ber 3Bar)rI;ctt ben 2Beifeu unb klugen berbarg, unb ben
einfältigen Oaten unb geringen ^rieftern offenbarte, bie e8
t>oi*3tcI;cn mefyr ©ort a($ ben üXtfcnfcf)eu 31t gel)ord)en, ben tyvä*
taten jebodj tnfotoett gct)ord?en, a(6 jene 2Iftc mit it)ren ltmftän=
ben oernüuftig auf bie Erbauung 3m* ^acfyfotge 3;efu ßfyrifti
3uritcfgcfüt)rt werben tonnen." 2) „Ser überhaupt bie Treben
^fuifti Prt unb tfntt, ift fc tueifc unb feft begrünbet auf ber
$etra, (2t)rifto, baß ilm fein Stubjunt unb feine £eftürc in §ä=
refie bernwfefn fann."
£>er (e£te ©runb ift aber aud? t)ier ba$ 33anb ber ^rä=
b eftin at ton. 2öa$ bermag bie §ärcfie gegen bie Sirene ber
^räbeftinirten, toefdje ber §cUanb auf fid; grünbete, fo baß bie
gan3e Oftacfyt beS STeufetö fte nid;t bewältigen fann? 92ad; 3ot). 10.
fanu Dtiemanb feine @d)afe aus feiner unb feinet Katers §anb
entreißen, alfo toirb auet) „nicr)t bie £eftüre bon SBücfyern biefe
ed;afe burd) fjärefte aus ©otteS §anb reißen." 3) „@agt boct)
ber mit tiefer ©pecutatton in bie ©ott^ett bringenbe 3>of;anne$
(1, 3of;. 5.): ©er au« ©Ott ift, fünbigt niebt, ja fann ni*t
fünbigen, ioeif Um feine ©eburt (generatio) erteilt ; affo toer
aus ®ott ift, t)äretifirt nid;t, ja fann ntcf;t fyäretifiren; beim
tonnten bie aus ©ott finb roirfüd; burd; ©tubium bon irgenb
') Resp. ad scr. 8 doct. 370. b. f. — art. 32. £cff. 233. f., foo er
jroar bie Tifttnction anbringt, er tyrecfyc babnrd; feineörregö bem £aien
ba8 „Urzeit berechtigter SnriSbiction" 31t; allein e« fyat, genau betrachtet,
feine SSebentung.
?) De eccl. c. 21. p. 306. b. — art. 28. $9f(. 230.
3) Replica, 1. c. 138. a.
70
einem 33ucfje Ijäretifd) Werben, fo todre bae 2£crt beg 3o§anne$
v?iacbbem auf fetcf>e 2£eife §u§ bem (Spiecopat, unter bem
3Stete bbrfyergetoufjt unb bann cfme ben „©eift bcr 2$af)rfyeit"
fein formten, 2) ba$ unfehlbare Scfjramt entgegen, glaubt er ben*
noef) ein fctcbeS innerhalb bcr SHrcbe ber ^räbeftinirten, bem
nrr/ftifcf>cn Seite Gfyrifti ftatuiren 51t muffen, bureb tvtö fret) bie
mr)ftifcr)e gorm bicfeS Körpers aueftriebt. „Vie mtyftifcr/e
gorm oeefetben ift nämüd) bie 23? ei^ t) ci t unb bas SSJifftn
©ctteS mit ben übrigen ©aben be£ Zeitigen ©eütee,
buref) bie gläubigen ecb/üter Gtljrifti, treidle natürtieb ©lieber
ebenbeefetben mtyfttfcbcn Seibetf finb unb bie Serge für ta$2(mt
(Erjrifti traben (b. t). bie ^riefter), fraft ib/rer (^eteatt (potesta-
tive) bureb baS 9£ort ©otteS bie ©tieber beS SeibeS (grifft
beurteilen, gemät) cer genannten ©a&en irrige ?3caterien befci=
tigen unb bie fatbcüfct)en aufrecht erhalten, fc bar} ber mtyftifcbe
buret) bie ©nabe ber ^räbefttnatien ocrbuubene Seib (Efyrifti in
ber Siebe nacb bcr gegenwärtigen ©ereebtigfeit $unirnmt." 3)
£acurd? ift bie Aufgabe ber ^riefter, roie ee £msi febeinen reiü,
niebt febr erfebroert; beim ,,Gbriftu£ oertangt niebte ton bem
Üftenfcben ats bie Siebe unb rie iUhttet m ifyr, rretd>e jcrccf>
aüe ton bem ©efe£e (Ebrifti auf's Gncrgifcbfte geteert werben.
Xe^atb genügt ba$ ®efe§ and; gut Regierung, rcoburcr) jene
nctfywenbig (debite) gewonnen werben." 4) „2otltc übrigen^
eine (Scbwierigfeit in ^Betreff ber £3abrbeit oenttürt werben, fo
werreu fie merft cnoägen, was ber ©taube ber Scbrift in bie=
fem fünfte fagt, unb was ber ©taube in jener Materie ber>
nirte, gtauben fie ats ©taubenSartifet. 2öenn aber ber ©taube
ber Scfjrift fid? naa) feinem X^cite über biefetbe aueforacr), fo
') L. c. 138. b. - art, 2. £öfl. 245.
a) Tract. de tribus dubiis. I. p. 209. b.
3) Resp. ad scr. M. Stanisl. c. 3. p. 341. a
*) De suffic. legis p. 59. a.
71
(äffen fti biefelbe aU eine fo($e, bie fie nicht weiter angebt,
mir ftreiteu nidu, tveteber ST^ett ftecr/t fyabe. 33on bet ^cbauptung
reo größeren Sbeil* bet Streitenben bangt aber nid;t£ ab." ')
Daranä ergibt fid) beim aueb bet Sinn bet §Be$au$tung
§uffen'$: „er fei getotfj ano bet Scbrift unb ber Autorität bet
Äircbe," 2) inbem ifym bie Autorität nichts anberes ift, als „bie
^nformirung bei Apcfrel nnb fotgenben £>ei(igen burd) ben
^eiligen Greift," 3) b. fy., beseitigen ^erfonett, toetc^c bnref) ifyre
Seite geigten, bag fie toaljre Sduiter <2 f>itftt unb ^rateftintrtc
feien, bie eBenbeäljatö and) bie äBa$r$eit erfannteu mtb lehrten.
Scnaeb, glaube id), mag £)tt$ fetbft feine Öefyre am heften in
fclgenben Säfcen jnfftmmenf offen« „£i)riftit$ ift ba$ sureicbenbfte
jpaupt, wie er e£ rreilmttbert 3>a$re unb Darüber bewies, a(3
feine HirAe bUtfytc; fein ©efefc aber ba$ tmrffamfte jur Söeftimm*
ung fiutlieber Angelegenheiten, ba c$ ©ort 31t biefem Qhtbe gab.
Tenu £briftue ermangelt feiner $ird)e mit feinem @efc£e niebt
,nr Regierung, inbem betote ^rieftet bem 33otfe ba$ ©efe^ nad)
bei Vefyre ber Zeitigen Werteren mtuiftriren, tr>etd;e biefe naeb
beut 3u3e ^ Zeitigen ©etfteS vortrugen, roie bieS oon ben £>et*
(igen Auguftinite, ynercnr/inutf, ©regorinS unb 2(mbrefitt3 offen*
funbig ift. <Sie hwrben ber $itcbe &ur 53e(ef>rung (ad doctrinam)
gegeben. 3^ bebaute be^atb fittm, in wetebem fünfte biefe fcter
Tcetoren 3ufamincnftiinmeit, in beut f'ann ber $apft fammt
feinen £arbtna(en erlaubter Söetfe baS ©egentfyeU bem 33ctfe
nid?t befiniren. (Sbenfo tterfyatt e$ ftd) mit ben anbereu £)et =
(igen, toie 3o$anne8 (Sljröfoftonuts, 3o$amte6 £)ama$ceutt$,
rieiiDftue «Xreopagita, bie bureb ben beitigen @eift betest bie
&ircfye Gfyrifti mit ifyrer Si)feufd;aft unb iljren bitten evlcudr)=
teren." 4) (3fynen, ben aus ben Herfen confut? erfannten
1) Disput, aclv. indulg. I. 233. a. f.
2) De sanguine Chr. I. p. 194. b.
3) L. c. p. 197. a.
A) De eccl. c. 15. p. 279. b. — De sacr. corp. et sanqu. Dom. I.
47. a; 48. a. c. 2.
72
Odjrern unb Stenern Ghrifti finb bann aud; Xemroratien $u
reichen. !)
2(bgcfchen Don ber Gmtftettitttg ber fathotifeben yebre, als
06 ißapft unb Garbinä'te baS dlcdjt fid; beilegten, gegen ben Kon-
sensus unanimis ber £ird;cnoä'ter tefintren gn tonnen ober 511
bürfen ,* X?at £mS fid) bacurd) aUcrciugS eine objectioe Sterin
gefegt nnb eine 2U*t Xrabition beibehalten. £)aburd; allem toar
eS aber and; puffen möglich geworben, fo biete ber firebttchen
Behren in fein Snftcnt aufzunehmen. Xcunodj ift cS bie tixfy
Hebe Vcfyre ton ber £rabition nicht mcfyr, and; fie mußte ittttet
bem unroibcrftehüd;cn ^ruefe feine* ^rä>cftinatiauiSntus crlie^
gen. 3Benn ba^er £>U8 auf bie fettigen £)octorcn ned) ein ®e=
uncf>t (egt, fc ift e$ nicht tut fatf;ctifd;cit, foubern i?ic(mcr)r in
protcftautifd;cm Sinne. ')
So bin id; benn roieber bei beut fünfte angelangt fcon
beut ich ausgegangen tt>ar, baß nämlich in ber ^itff itif cf>en £ef;rc
2UteS nur bie Sircbc ber ^räbeftinirten fei. 5lud; bie Scbrift
gehört ihnen ausfcbltejstidj; bie ^orhcrgcioufHcn reiben entfernt
niebt au bereu 33crftänbnij$ hin, ba fte ja bie eigentliche ^ibet,
ben Gkift ber Wahrheit ntcf>t erfenneu , atfo auch niebt haben
föuncn. — 3ch gehe nun 31t ben roiduigften Vcr/rcu ber üirene
ber ^räbeftinirtcu über unb unterfuebe $una$ft, toic fte fid> ras
33erhältni§ bcS Sftenfchen 3111* ©nabe benfe.
§. 10.
$3erf)öltnif* ber SSorhergenutf ten unb SBorherbfftimmten
$ur ®nabc im 5Ulgemeinen.
Schon früher fat) id; mid; bcranlajH, barattf aufmerffam
311 machen, baß feine h^ unb ba fo febarf nur grell l;in
gefteüte ^räbeftinationStcr/re, als ob fein ^orhcrgcnntßtcr (tyieb
') L c. c. 5. p. 254. a. f.
2) Bergt bvigcgcit $er}tg'4 SReateiicpelepätic, I. r. & 333.
73
ber Mircfyc fein tonne, für ifm bie Crrlbfuug ct^entücf; gar ntcf>t
criftirc, titelt ftreitg burchfüfyrcn tonnte, ohne in nod? größere
(iellifiencn ;u geraden. §uö crf'anntc bic mcnfd)(iri;e Statut
jcbcnfalltf beffer als i'uther, boefy nid)t in ihrer ganzen ©ebetrt*
uug; toirb aber in bem 9icd;tfcrtiguug^roceffc ein gactor über-
ober mrterfchafct, fo erhalten totr anf ber einen (Seite ben ^pda^
giattfömttö, anf ber (ruberen ben ^räbeftinatianiSmuS. 2üt£ bie
fem attcrbiugS fd)nucrigcn ^robteme tonnte aud) £uS ftd) nid)t
herauSfinben; er berfiet bei beffen Ööfung in ben ffräbefthta*
tiantemu«,
£)urch ben ^rcibcftinatiauiSmuS erlitt aber baS 3D2enfd;cn-
gcfcr)tcd>t oon Norrie eine gan$ anbere (Stellung jitr GrrlöfungS*
gnabe, obfd;on beffen mehr ober weniger confcqncnte ^Durchführung
ioieber ocrfd;iebene 9cüancirungeu unter ben 'Jkabcftinatianern
notfjtoettbig inbotmren toirb. — Cr$ f?anbctt ftch nun Ijier barum,
im Sittgemeinen anzugeben, roie fid; §u£ bicS SBcrhaltnifj bad;te.
3d) hm mich bafür auf bie §§. 2, 3 unb 9 biefer Arbeit be^
rufen, ba bort fd;ou SDcancheS antieipirt »erben mußte.
£)aS bie (Seligfeit toef entlich bebingenbe unb 31t tyx be=
befä'higcnbe unb bered;tigenbe Moment 6eftet)t in ber „@nabe",
bem „Seim", bem „25anbe ber ^ßräbeftination'', in bem „hoch-
^citlid^u bleibe", wctdjeS eben lieber nur bie „Siebe ber $rabe*
fttnation" ift. £)iefe ^ßräbeftination, 31t ber ber SDcenfch olme
attc unb jebe 0?ücfftcr)t auf fein perfenlichcS Verhalten bon (Steig*
feit burd) ©otte$ bitten beftiinmt roirb, berbinbet mit bem mty»
ftifeben £cibe (3t)riftt unb biefem fo feft unb fo innig, baß feine
Trennung mehr möglich ift. ') ©er ^räbeftitiirte , bem ©ort
„31t feinem natürlichen (Sein nod) bie ©nabe ber ^räbeftination
barüJber hinzugegeben", dt)nücr) ber gratia superaddita bei ben
«Stammüttern, fanu, »eil er ein (Sd)af Ghrifti ift, burd; nid;t3,
felbft nidjt burd? bie 93catf)t be£ £cufe(3, burd; feine §ärefic
me^r aus feiner unb feines 2>ater$ §anb entriffen »erben.
') P. 421. a. T. 1.
74
Senn barum ber Sßrdbeftintrte nod) fc fc^r fallt, tote 3. 5*.
$etru$, menn er fetbft in £obfünben oerfinft, toaS nadj> £ut«
atterbtngS auf ©ette ber ^rab eftin irteu toirfftd;e Sünben fein
fcden: ba8 33anb ber *ßräbeftinarion hält itm bed;, „bie Siebe
berfefben fann ibm nie ermangeln",1) ba§ er in feiner ©ünbe
beharren ioerbe; er toirb, ja id; fage, er muß fid) f<$(tegltcfy be*
teuren. £)arau$ wirb ftar, ba§ botf> bie Sünbe, auch bie £eb*
fünbe, für ben ^ßräbeftmirten nid;t mehr bie ootte 33ebeutung
r)abe; traft ber „touqel^aften ©nabe",2) ber ^räbeftinatiou näm^
tid; , fann fie nie für ben SfaSertoSfyCten it)ren ganjen Grinfdtß
äußern. X)ie Stnhäufung ber £obfünben bringt itm ntd>t in ben
Staub ber 23erftocfuttg ober ber Sünbe gegen ben Zeitigen ©etft,
loa« b(o£ ben ^ßräöciten borbc(;atten unb bereu §auotfdm(b ift;
im ©egentfyeü atte Sünben unb Safter, rr>e(cf)e nur mögüd; finb,
machen ben ^ßräbeftinirten in ben klugen ©ette« nicht ju einem
©egenftanb be« §affe«, er WM {§n m^ rcr per W*bc*
ftmation, „aus ber er nie fättt unb nach ber er ftet« tu ber
®nabe unb gerecht mar",3) trofcbem mehr ats ben rechtfebaffen^
ften ^ßräSciten, für ben er afä fctd;en eioig nur §>aB ^at. Schon
baruad) ift bie Sünbe für ben 23erf?erbeftünmten mehr nur
Sd)ein, menn man aud) nicf)t bie 5(nlocnbmtg, meiere §u3 oon
I. .J1^- ö.j „Ser au« ©ort ift, fünbigt nicht , ja tarnt nid;t
fünbigen", macht, urgiren toiü.
(Sine „rabicate @nabe" oon fo mcfentüd;en getgen fe^t,
eigentlich genommen , eine rabicate $erftf)iebcnheit ber Naturen
(ober tmügftenS eine rabicat oerfd;iebcne iBeftimntt^eit bevfetben)
ooraus. §u$ fcheint bie« toirfttcf) im Sinne gehabt $u ^aben.
Da« geht au« feiner ^Befestigung be« @innutrfe« t>croor, bag ber
23orhergetoußte, toenn er in ber Siebe ftefyt, temporär toenigften«
biefe« 93anb (ber Siebe) unb folglich bie (Einigung mit ©jrifto
^abe; ber tafterhafte ^räbeftinirte hingegen entbehre biefe« ©an*
') ©. audj art. 2. 3. #'dfl. 245.
2) De eccl. c. 4. p. 251. b.
») L c. - art. 4. $BfL 221.
1
75
be$ unb bamit autf» ber (Sinigung mit (S^rifto." „£ie (5inficf>t
in tiefet ©erljaftnif?, erffärt fief? barauf §u£, gewährt ba$ hu-
midum fluens nnb humiduin radicale im menfd)ticfKn 5ter
per. ßbenfo gebe e# namfieb im mtyftifcfyen £etbe £f)riftt eine
©nabe naef) bev gegenwärtigen ©ered;tigfcit unb eine boftenbetc
©nabe. Sic 2Ibfonbernugcn buref) ba$ humidum fluens mo^
mentan unb äußevücl) angefpüft (adnata) , niebt in eine innere
bauernbe 5$erbinbiing (continuata) gebracht Werben, wegen ber
$3erfcf)iebenf)eit ber Naturen; fo t»err)d(t c$ ftd) aud) mit
ben ©fiebern bc£ Teufel, gefegt fic (tnb aucf; für eine £ät
na($ bcr tjegentoärtigen ©nabe außerttcr) angefpüft. 2Ufcin bie
^rabeftiuirten , trenn fic aud? jeitweifig ber ffiefjenben ©nabe
betäubt feien, r/aben boeb, bie rabicafc, bon ber fic niebt fyer=
auffallen fönnen. l) Unb fo fyabcn bie fd>on geredeten sßrctbeftt*
nirten eine boppefte ©nabe unb finb mit einem bereiten 33anbc
gebunbeu." ,J) (Sin anbereS ©feicr/nift £mffene ift auf ber kernte
fiegenber Seijen unb Spreu. Sie Seijen nie Spreu, unb
Spreu nie Seijen werben fann, fo ift e3 bon 23orne unmögfid),
ba§ ber ^räScitc ein ^ßrä'beftinirter (unb umgefer/rt) werben
fönne;"3) ber 23orl?ergewuBtc ift in bcr SHrcbe, rociö ber Spei*
djief, baö ^fyfegma, bie Crrcremente in bem menfcr/ttd;en £eibe —
„aus bem ßeibe auejufüfn-enber Stoff;."4)
So ergibt fid) benn aud) bie Steffung ber ^orr/ergewufeten
in ber Äirrf;e unb jnr ©nabe. Sie wad;fen unb friften il)r
INrfetn tt)ic bie Spreu buref) unb mit beut Seijen, nehmen affo
bie ^cben gebeuben ©nabenmittef ber 23orr/ergewu§tcn in ftd) auf
unb ermatten fid; baburd;, fönnen fogar fraft biefer jeitweife ge~-
recfyt fein; aflein ifyre Dfotut fönnen fie nie oerfäugnen, aue
Spreu fönnen fie nie Seijen werben. So gerate §u£ bind;
') Art. 9. §ö[I. 222: Haec propositio vera est in sensu eomposito.
2) De eccl. 251. a. b.
3) L. c. c. 5. p. 253. b.
4) L. c. c. 3. p. 247. b; 248. a.
71)
ben SBaljn, bie bibüfdjen ©teid;ntffe in allen and; ben flein*
ften 3ngen nrgiren 31t müffen, in eine fo f d^iefe ©tettung, bag
er fcon^orne bie toorfyergeümfjten nnb borfyerbeftimmtcn SWenfc^en
t>erfcr)iebcn natnrirt fein lägt, jenen bie pcinücf;e nnb öer^toetf*
UmgSfcottc Sage antocist, fie fönnen nnb fotten gerecht werben,
nnb fönnen nnb fetten es lieber nid)t.
Die ©uabe Efyrifti muß ben fnnbigen 9Jknfd;en ber massa
perdita 31t einer „nenen Kreatur" umfdjaffen. Deßfyatb inn§
fie in itm eingeben, itm in ben ©runbttermögen feines SefenS
erf äffen nnb bnrd;bringen , ifym eine neue 9?ttf;ritug geben nnb
neues geben einf;aud)cn. Das gelingt berfetben auf ©nmb ber
©nabe ber ^ßrabeftination tooßfornmeti; bei ben SBortjergehmjjten
aber in Ermangelung jener ntcfyt; bei biefeu fommt es nur 31t
einem Slnfafc, einem 33erfud;e. „Die ^erbinbung bcS Körpers
ber $ird>e mit bem Raupte ßfyrifto, fagt barüber £mS, ift feine
förperticfye, fonbern bie geiftige ©nabe ber *ßrabcfrination, inbem
bann GfyriftuS burd) bie ©nabe ber gegenwärtigen ©ered;ttgfeit,
mittetft ber er in ber £ird?e uub bereu ©Hebern toetmt, biefe
3itr Erlangung beS £ebenS ber ©Torte leitet." l)
§. 11.
£>er SRed)tfertta,una,6procefL
Sftur erft tfutfyer fud>te baS neue 23etrad;rungSmoment beS
9ftenfd)en als eiuen Hto£ u. f. hx beim 9?ed;tfertiguugSprccc|ie
in bie Geologie cin3ufüt)ren, fc bafj ©ott SllteS attein ttmn mujä
uub besiegen ber SO^eufd; fyöd;ftcnS glauben barf , baß ©ott
ettooS in tfjm tfnte. $d; fage t?öd;fteuS glauben barf, Weil aud;
biefer ©taube nidjtS 9^enfcr)üc^e^ au fid) tjaben feil uub barf,
foubern — freiließ unerflärlid; — reine £l)at ©ettes fein muß,
um ja 5ülcS, n>aS irgenb bie leifefte ©pur fcon mcnfd;ltrf;cr 33c-
tfycitigung traben tonnte, auf's 2leugftttd;fte au8$ufd>lief;en. Des*
') t. 1. p. 321. a.
77
fjalb nafym ßirtljet an, bag ber 9D?enfd; abfoUtt ju einer 2ftit-
toirftutg ober aud; mir pafftoeti ^Beseitigung bei feiner Ofccbt-
fcrtigung unfähig fei. Sr Ijat bap feine gciftigen Gräfte int
gatfc Stbam'S oertorcn, eine tfcf;rc, nx(d;c fogar bnrd) bic (ion
corbicnformct 53eicnntniß bcr ortfyoboren £ntf)crancr ') tourbc.
Slbcr and) in ben nad) (nti)crifd>cn Gegriffen ©crecfytfcrttgtcn
bleibt bie ©nabe nur in einem gan$ äi$jjerttc$cti SSerljäftmffe,
bic ©ercd^tigfcit S^rifti toirb it)m nitf;t 3U eigen, fonbern bloö
ä'nScrüd; ton ©Ott angerechnet, fo ba§ ®nnbe nnb ©credrtigfeit,
eine bis auf £utfyer unerhörte Ch*fd)einung, neben cinanber beftefycn
tonnen, h)ci( eben bic <Snnbe in bem einer ttotfftänbigcn 9iegc
nerirnng auö bem Staube ber ©i'tnbc $tt einer „nenen (Sreatur"
unfähigen toefentüd) fcerberbten 9)2enfd;en nnr ^ngebedt, fcon ©ott
nid)t gefehlt derben toitt. 3d) finbe für bie ganje Stfed)tfcrtig=
ungtftefyre Vutf)er'S, nnb ba3 ift bic ßnvmt ber (utf)erifd)en Öefyre,
feinen beseidjnenberen 2IuSbrud, ai$ ©ott „briidt eben ein Singe
,$u" , ober fct)aut bei bem fünbigen 90?enfd)en bnrd; bic ginger.
üÖton toeig unb loieS erft iüngft lieber tton (Seite ber ^rote*
ftanten fclbft nad;, toa$ bic tutl)erifcf>en £f)eo(ogen oon biefem
„gunbament ber eoange(ifd)en Äircbc", „oon biefem l'ebeuäuero,
mit bem ftefteljt nnb fällt", t)attcn, „baj3 bie neueren ütt^ertfe^en
') 2(ud) bie Suben gfauben fid? gegen eine bevartige SBebaubtuug
ober Sehe berroabren nnb lieber bie (irbfüube fetbft (ängnen $u müffen.
3n ber fcon ben Sftafcfc. 2. Stein nnb Dr. ^ormfteeber herausgegebenen
ßettfdjrift „bcr ^ettagabenb," 1859. ,,$öriefe über riäuöfit^e (Srsiefyuug
b$n Dr. ^ormfted)er. 1. 33r. ©. 125. beißt eS: ,,Apter , lieber C£ar(, ruft
baä 3 übe 11 tf) um un« 31t: (§3 gibt für ben ü)?eufcf;eu feine (5rb*
fünbe, feine 9iatur ift nidjt für a f ( e CSttigfeit berborben,
fonbern er befitfU bie oottfoinmene fittlid)e ^5 r e t ^> e 1 1 f bnrd; fie
fanu er fowoM ein (Enget atS ein teufet toerbeu, foroobt $ur ©tufe bes
2"bier§, ja fogar aus S0tangel au einem ^nftinft, nod; tiefer binabfinfen,
ober fiefy junt Gimmel ergeben unb baö (Sbenbttb ©otte§, nad; roetdbem
er gefebaffeu rourbe, in feinem (Srbenbafein für fid^ unb feine lUngebuug
barftetfen." — äftan fiebt unb muß bebauern, baß bier Dr. ^ormftedicr
nur bie bvoteftautifebe, nicfyt aud) bie fatbctifdje £ebre berüefftebtigt.
78
Geologen fämmtticfy bie £etjre SutljerS unb ber fr/mbotifd)en
23üdr/er »ertäugnen, fämmtticf) ben §auptartiM bon ber guge^
rechneten ©ered)ttgfeit enttueber gerabe^u preisgeben ober in ba$
©egentfyeit bon bem, toaS bte Deformation getoottt, umbeuten." ')
@3 ift barum eine getoattige fyiftorifd;e Öüge, toenn man biefe$
„gunbament, biefen £auptnerb" bafyin beftimmt: „9cid)t3 fyat
für ben ÜJttenfcfyen einen 2öertt), nid)t$ fann itm geregt unb fetig
machen, rca$ nicfyt burefy fein inneres tjinburdjgegangen ift.
9cur (StjriftnS, fo to ei t er mir innerlich geworben ift, fann
mid) ertofen unb mit ©ott oerfotmeu." öutfyerunb bie Gtoncorbien*
formet fennen für bie geiftticf;en £)inge unb ^(ngetegenfyeiten gar fein
inneres beS 9)cenfd;en , nad) itmen ift e3 aofotut unmögtid),
bag @f;riftu$ bem $cenfd)en innertid) toerben fonne. 2) £)a$ ift
bie fatf?ottfd;e 8e$re, aber freitieft nid)t in ber entfteüten Seife,
toie bieg bie proteftantifd;en fmnbotifd;en 23üd;er ttntn, unb bie
^roteftanten ümen nod; fyeut 3U £age obtigat nacb$ufyrecfyeu ge=
ioofyut fiub. £)afyer rüfyrt übrigens auf (Seite ber ^ßroteftanten
au$ ba$ ifmen unerflärftetye Dätfyfet, toenn fie (toie SD?attt)e§,
') tird)e unb Äirdjen, «ßa^fitbum unb $tvd)enftaat. £ifr.*poItt. 23e*
tvacf;tuugeu ö. 3. 3. t>. Söttinger. 1861. ©. 427. ff.
2) Savt 9Jcattfyeg (proteft. Pfarrer) fagt barüfrer in fetner ,,Q[om=
Baratt Den (Symbolt!" @. 414: ,,3n bem stauben, bag <Sl?rifti ©e*
red)tigfett buvd; 3ure^ttuug unfere ©ere d; 1 1 g fett toevbe, febeu bie
Äatbotifen md)t« attbere«, als eine bem fittHcfjen 93 erouß tf c in toi*
berftrebenbe 2lbf uvbitä't. Absurdum seil, esse, sicut Osius inquit,
dicere alicujus rei formam esse, quae ipsi rei non insit. Ut, si dicam,
parietem esse album albedine, quae vesti meae inhaereat, non parieti,
vel Ciceronem esse fortein fortitudine, quae non ipsi, sed Achillis animo
inhaereat. Unb (Sfyemnit,}, bev biefen (Siitroanb tu feinem Examen f.
209 enuälmt, rueiß barauf md)U $u antworten, als bajj er aus bev
Wfofoptyte t>ercjet>oft fei, bte nid)t tuefter geböte; Baut aber (im ,,©e*
genf«| bc3 Äatftoliciämus." @. 257) fud>t itjn baburd) ju befettigen, bafe
er ben red)tfertigeuben ©tauben |u §ttfe nimmt nnb Hm (gan$ gegen
unfere fnmboftfdjen 83üdjer) als ein bem SDtenfcfjen infjärirenbeö
sJ>rinci|>, af« einen habitus barfteflt, burd) ben bev 2Äenf<$ bev ^etenj
nad) geregt fei (atfo aud) eine fjabitueUe ©ercdjttgfeit)."
71)
I. c 188.) im $3iberfprud;c gegen bie fo oft über ben ®au)o-
üä&mil loiebcrhottcu tUT(äumberifd;cn ^Behauptungen in it)ren
fnmoolifdmt Stenern fet)eit r bafj fidj im ®atljoftct$mu8 eine
„bem f<$ft<$ten (ifym allein?!) Skrftanb meljr jufagenbe %\\}\djt
oou bei SDteitfcfyen Statur, oon feiner fÜHbtgctt ©erber&tijeit nnb
oon feiner an eine fortgehenbe $eiftgimg getopften 9?cd?tfertigung
geltenb macht", ba§ „bie ^atljottfen oon bent ^ioeeß ber S3efet)r^
nng in it)ren ftmibo(ifd;en 93ücbern ftynergiftifd), nicht peta*
giauifd; reben" (@. 463), \vk „ber Ehrbegriff ber fathotifchen
sihxbc nach ber gaffung ffyctc fhmbo(ifd>en SSuc^er afterbingS nicht
ben ©ortenrf oevtient, bafj er (Sfnüfti SBerbtenft gan$ in ©chatten
ftette, bie Sitabljaftigfeit ber menfehüchen Statur ju fehr biffimu*
live nnb ee btoä auf eine äußere SöerffjeiUgfeit abgefehen habe,
n>te er oft unb ftarf genug fyeroorfyebe , ba§ bie ©nabe ©otte3
in d^rtfto bei allen unferen guten Herfen bod) immer ber te£te
(Srnnb unferer Rechtfertigung unb (Seltgfett bleibe unb baß ofme
bie jn&orfommenbe unb mittoirfenbe §ü(fe be$ Zeitigen (Seiftet
Rtcmanb ftcb nahrhaft beffern fönne, aud) uod) förmlicher
at£ ber irrige auf innere 23efferung bringt, inbem er
biefe mit jitr SBebtngnng ber ©efigfett macht" (ß. 190). Um
biefeS Räthfet, toetcheS eine, tüte man ficht, aufrichtigere gorfcb*
ung fd;uf, $u löfen , fah man fid) gtt erftä'reu gelungen, „in
biefer feiner befferen gaffung erfcfycine er (ber" fat^ottfe^e ^et)rbe*
griff) erft in ben £)ecreten be$ tribentinifchen (SoncttS;* J) aüein
aud) bie3 ift toibertegt.2)
bürfte bie Semerfung genügen, bafj bie Red?tfertigung^
tf^eorie §uffen3 ooUfominen Uiijoltfd) fei, n>ien)oh( mau bie$ bei
i^m, bem abfohlten ^rabeftinatianer, nicht erwarten foflte. 2ßa§
tarnt beim bei bem abfohlten £)ecrete bie Rechtfertigung noch
anbeveS fein , ate btoS eine ä'ugere Reinigung, ba ben abfohlt
^räbeftinirten bie ©ünbe ja nicht au# ber Öiebe ber ^räbefti^
') statte, 1 c. @. 190.
2) Sommer, bie fcortribenttnifefte fatbol. £fyeo(oa,te. -- 3$ felbft
fuc&te einen Settrag baju in meinem „3obann Steffel" 31t tiefem.
80
nation herausreißen, biefe ©runbbcftimmung feine« <Sein« ntd>t
eerrnid;ten famt? 2ße$u bagegen bei bem ^ßrägcttcn bie 9fcc$t«
fertigung, ba er in gotge ber Rid;t^räbcftiuatten abfetut -un*
möglich mefy ein ^ra'beftinirtcr »erben tonnte, toett außer ben
^rabefttnirten deiner jur (Seligkeit getaugt? £)od; c« ift hier tute
fd;en früher feemerft »urbe, eine gtüdOcr/e 3>nconfcquen$ an ber
s£eibcha(tung bieje« @<$eme$ oon Rechtfertigung ©d;utb. Um
im Uebrigeu bic fathotifdje £chre in biefem fünfte gegenüber
ftereottyp geworbenen 23erbäd;ttgungen eiuerfeit« in (Sdjufc $u
nehmen, anbererfeit« bie ^bentität ber ®ird;en(ef)re fcor ber Re-
formation mit ben £)ecreten be« §onci(« bon Orient 31t geigen,
gehe idj rtäljer auf §uffen« Sehre ein, bie, »a« nid;t überfcT;cn
»erben barf, nicr/t ben geringften Sfaftoß erregte, »ä'hrenb £m«
ebenfo»enig eine Dv^ofttion in biefem ße^r^unfte für nöthig fanb.
2tt« bie bc»irfenbe unb gina^ltrfadje unferer Rechtfertigung
fce$eid;net £m« 3efum Ghriftum. „begreife, fagt er, baß GnjriftaS
unfere $öet«heit, ©ered;tig!cit , .peitigung unb ßrtöfung in ber
^rebigt (in praedicatione) nad; ber Ur fache ift, benn er ift
bie Bewirf enbe unb (5nb = Urf ad;e unferer (Srtöfung, Heiligung,
Sßei^eit unb ®ered)tigfeit." ') £)icr nun »a're et»a ein $uttft,
»0 man, unb bietteid;t mit einigem Schein, ba« Lieblingsthema
ber *ßroteftanten anbringen fb'nnte, baß nämlich bor ber Rcfor^
matton ba« SBcrbicnft (Hjrifti gefdjmälert »erben fei unb aud;
§u« nöthig fanb, „in ber M;re ben ber 9tcd;tfertiguug ber fal*
fd)en Sßerbienftlichfcit feiner 3e^ gegenüber 2Ulc« auf bic ®mt*
benfraft ©ottes prü<f|iiftiljreit** Gs$ ift bie« einmal burch bie
ftnnboüfd)cn s33üd;er proteftantifeber (Styl geworben, eb in Satyr*
fyeit eber nicht, barum fümmert mau fid) nid;t »eiter. £ui«
behauptet nun atferbing« barauf ab^ielcnb, mau fteße ben $apft,
ba man Um sunt Raupte unb gunbament ber SÜ\\i)c erhebe,
lihrifte, ber allein ba« §aupt fei, gleid? unb and) als primären
') Explic. in [. C. 1. Cor. T. II. p. 139. b. —
Trid. de justif. c. 7
bcr,it Conc.
si
©nabenfpenber tyfa« itnb eine anbere SBeljattyrung ^uffen'S ift,
bajj bie ^rtefter nte^t autfycntifd; , fonbew nur miuiftcrictt bie
®naben crtfyciten uub fcme$ti>eg$ olme bic bott ©ott borget
gefc$e$ene ^a&ttttatton „auf bie 3Ma$p§emie be$ prctfumtu&fen
^riefterS m vertrauen fei, looburd) er bie (Sinfftfttgen glauben
machen Witt, toauu er immer fage, id) gebe bir boflften SRac^afj
t)0it<Sd)uft> itnb ©träfe, bann gefeite es fefort;" ') ober: „©ort
l;abc beut ^rieftet alö feinem $iear attc Slftton uad; Büfett (ad
extra) comnumicirt (ftd; baS ©Ott eigene 2Öcrf ufurpirenb)." a)
3d; ätttloerte auf ben erftcu Sßunft: (Sinmat, £mS fagt
nie, roenn er oon ber Rechtfertigung fprid;t, baß fyier ber ^apft
als §aupt ber $ircf;e gleirf; £$rifto ftefye; bann ffitgi>erpe$
§uS total bie ftrcfyttdjc Sc^re oon bem *ßat>ft a(S §aupt ber
&irc$e, ber es gar nie einfiel unter bem Zapfte als $ird)enf;aupte
baS primäre, f irdjen grünbenbe, (Mbfung beloirfenbe uub cutt$etr«
tifcf; übermittcinbc §aupt, baS nur (SljriftuS ift, 31t oerftetycu,
nie ben s13apft in biefer 33e$teljmtg an bic (Stette (Sljriftt ju feigen;
otetmefyr f'aun ber *ßapft fecunbärcS uub miuifterietteS ®irc$en*
fyaupt nur fein, iocun er oon dfyrifto, bem primären Raupte
uub guubamente ber $ircf;e, uub oon beffen ©eifte, bie Beibe
bis an'S Gntbe Bei ber $ircf;e fein ioerben, gehalten uub getragen
toirb. 3) £)ie 23cfyauptung §uffcu'S finbet fief; aud; nirgeubs in
einer gteicfyjeitiaen Sd)rift, uub fetbft bie aus ben Triften fei*
ncr ©egner jebenfatts a(S bie treffeubften ausgesogenen (Stetten
fagen bieS nid&t aus. ($S ift baS Mos ein bia(e!tifcf;cS $txmp
fti'uf, (Senfequenptactyeret $uffcu'S aus ben ©äfceu feiner ©egner,
bcfouberS aus bem bamals ettoaS über Imnbcrt 3tö1jre alten uub
nie allgemein angenommenen £f)coiogumcnon oon ber pcrföulid)eu
3nfattibilität bcS ^apfteS, bem oottfommcucn Ibtaffe, ben er,
um es Ijier frf;ou ju bemerken, ntcfjt oerftcfyt ober ocrftcfycu Witt,
') Disput, adv. indulg. 224. b.
2) L. c.
*) basu Steph. Dol. (1. c.) oteit §. 5. ©. 23. 9?ote 3.
82
unb enbüch aus bem <Sa£e, bag ber Sßa^ft oon Riemanb ge*
richtet »erben fonne, toobei er freiließ bie betrübet fcorhanbenen
erfauternbeu ©(offen nicht ju berüdfichtigen beliebt. (Sbenfo Der*
^ätt es ftch mit ber jrueiten Behauptung. (£ut$efae Sßrebtgcr
unb aud; £heo(egen mögen etn>a tu ihren fcholaftifchen ©ptfe*
finbigfeiten afterbingS ^u toeit gegangen fein, baS tarnt fein; aber
einzelne Gttertfer, Geologen unb fogar © deuten machen eben nad)
fatholifcher Sehre noch nidjt bie $ird)e. UebrigenS toirb fid)
toeiter unten (Buße unb ^Maft) geigen, bag ipuS fe(6ft ausfagt,
bieS fei nicht £el)re ber $irdj>e, nicht £ehre ber Zapfte.
Senn man nicht bei ben Schriften ber Späretifer fte^en
bteibt, nicht b(oS aus ihnen bie £ehre ber Kirche unb ber £f?ec=
(ogen fennen (erneu nüft, foubern fid) ben SDcuth unb ein offenes,
ungetrübtes 2ütge für bie tfyeotogifcfyen (Sr^eugniffe ber anberen
(Seite betoahrt: fo ift nichts (eichter a(S bie Unwahrheit berar^
tiger Behauptungen ein^ufe^en. 3d> erinnere nur au bie £fyat-
fache, bag fid) burd; bie gan^e ^eriobe ber Schofaftif bis gum
Honcit ton Orient bie Streitfrage über baS Berha'ltniß ber menfd)*
liefen ^^ätigfeit jnr göttlichen bei ber 2lbfe(ution ht^teht. 2$aS
aber ftreitig ift, tarnt unmöglich allgemeine Doctrin oer >Tbeo(ogen,
Ce^re ber SHrcfye fein. £mS mußte, ober tonnte toenigftenS oon
ber M(age toiffen, foelche fein £ehrer Valbert oon Böhmen
gegen ^einrid; oon Otytha 1371 bor ber päpftlichen ßurie erho^
ben hatte. Unter ben iuquirirten 2lrtifeln befanb fid) aud) einer
über bie Rechtfertigung, b. h-r toie fich in ihr ©otteS unb beS
^riefterS 3Tb;dttgf'eit 511 einanber Verhalten. §eiurich ton Dtytha
tertheibigt fid; burd; feine §efte, toorin er „gefügt auf ben hei-
(igen 2UtguftinuS juoörberft ben Sa£ ftreng burchgeführt hatte:
Solus Dens potest impium vere justificare. Denn bie
Rechtfertigung beS 9)2enf d;eu a(S peccatorum abolitio unb
gratiae largitio ift ettoaS nod; rr>ett §öf;ereS unb ©röfjereS,
als felbft bie Schöpfung unb lebiglich ©otteS £har-" Daraus
a(S niebt beftrittenem gunbamcnta(fa^e leitet bann Heinrich ben
Sa^ ab, „eS ift baher ein gefahrlicher 3rrt§u»l, 3U fagen, bafe
33
bei ber £oSfpred;ung fcon ben ©ihtben bem Urteile <55otte§ baS
Urtfyeit bes ^ricfterS oo vi; ergebe." 93ctt 2Bitf)clm i>on Slujrerre
fagt er, „®ott ift eS, ber bie Höfling Beginnt, inbem er
rie ©c^ulb unb bie etoige ©träfe erlagt; ber $rtefter ift es, ber
fie ooUenbct, burd; Auflegung ber Späube vermöge ber tSc^tiiffel-
aetoalt." (iutblid; erflärt £)eutric$, baß „er in feinen Grrläuter*
nngen \vtm ^etruS ÖombarbuS vorgetragen fyabe: als (Sott ber-
gebe (SfyriftuS bie Sünbeu aus eigener itraft nnb 83oflraad)t
(autoritative), als Sftenfcfy per moduni excellentiae, bie
s]3riefter oergeben fie als Liener orer äöerfseuge (mi-
nisterialiter).'' Unb rote »erlieft fidb ber ^3apft mit feiner
(iurte 31t biefen 2lüeS auf (Bett juriidfufyrenbeu ^ä£en? $erur=
tfyeitte er fie als fyäretifcf/, toetf er ettoa in feiner angemaßten
Autorität beeinträchtigt fei? Verbannte er fie burd} fein Urteil
aus ben §örfälen ber Unioerfi täten ? 9cid?>t im ©ertugften. 9ftan
gab fie ber £)iScuffion oötlig frei, benn „nad? bem ©ebanfen^
gang beS SßerfafferS finb fie (mit noefy anberen ^ä£en) tfjeils
mafyr, tfyeilS probabel, unb nicfjt ^cirettfet) ober irrig, jumal, ba
fie auf fcfyulmäßige Seife ^um 3toede roiffenfd;afttid)er Erörterung
Innficbtlicb iljreS gür ober 2öiber abgefaßt finb." l) sJ0can ftefyt,
roetcf; toeiter (Spielraum, roelcfye 9?ebefreit;eit ben Uuioerfitäten
eingeräumt, roie aber bie fcon §uS als $ircfyenlefyre bekämpften
') T. Q. a. 1859. 1. £ft. @. 57. ff. — Cf. Steph. Dolan. Dialog.
Volatil. c. 9. O- c. p. 459. f.): ,,In Domino confldo Semper. . . Legi
ego hoc de haereticis, qui, dum sunt in ecclesiis membra putrida, men-
tiuntur se Christum habere, atque ab unius ecelesiae verae matris ube-
ribus alios avertere atque abripere moliuntur, et ad se attrahere vo-
lunt affirmantes, quod apud se sit Christus; et quasi pie studiose-
que adinonentes, ut ad eos transeundo transmigremus in Christum,
quasi solum apud eos et cum eis sit Christus, et nequaquam apud flde-
les catholicos . . . Scio ego, quia mons est Christus, imo mons est in
vertice montium. Ad quid ergo transmigrabo ad haereticos, qui soli
visu suo sibi videntur habere Christum? Non faciam. Numquid divisus
est Christus? Aut forte multi sunt Christi? absit. Unus est Chri-
stus caput ecelesiae, qui est via, veritas et vita.
6*
84
Sdutuneinungen burcbauS nicht Öcf;rc ber ^ircBc ftaren. ed;on
biefc ?ef)re bcS ^einrid) fcoit Dtytha an ber Uniocrfität 'präg, bie
§u$ in attcm nad)rcbct, bereit üBeraft burd) £)cutfd;(anb in 2(B*
fd;riften gcfcr)e^ene $?erBreitung im fünfzehnten Qafyrfntnbcrt, tfn'c
33eurtheüuug oen Seite be$ pä>ftüd;en etu^eS feilten bie ^ro^
teftanten in biefen fünften nt einer anberen lleBeqcugung Brin=
gen, toemt toir and; nicht (ange Oor 2itther in bem leerere
(Sugen'3 IV., toeldjeS er an bie 3accbiten rid)tctc, bie veßre ber
tfirebe au$gcfored;cn fänben. 2tobrüdüch l)c\$t e3 ba: „Uner-
fd;itttcrüd) gtaubt, befennt nnb lehrt bie Zeitige rb'mtfchc SUvcße,
Oiicmanb, auS einem tarnte nnb $öeib je empfangen, tiutrbe tton
ber £>errfd)aft be3 £eufetg Befreit, toenn nid;t burch ba§ 33er^
bienft be$ Heilders 3U)ifd;en ©ott nnb ben SOcenfchen, unfereS
§errn 3efu ßfyrifnV —
„@hriftu3, fagt mm ferner, ficht nid)t auf bie Herfen,
fonbern gibt feine ©nabe ofme Unterfdn'eb in 23e$ug auf Ort,
3eid)en unb £age; er toeift feinen oon feinem ©efet^c $urücf,
fonbern ruft jeben, bamit er a(3 Arbeiter „fein fügeS^od; unb
feine (eid;te 33ürbe" auf fid; nehme." a) „@ott fann aBer feine
©uabe nur bem baju gasigen geben," 2) nur bem, ben er oor^
^er hap fällig macht. £)a nämtidj ber @hrift bitten nur burd)
^rebigen, 33ctcn unb ^erbienfte für ir)n CmoerBen Befangen tarn,
fo bleibt immer noch üBrig, bag ©etteS §abitttation, toetd^e er
aBer nach beö 9)cenfd;en 23erbienft fcelfyeht, oorau^gehe." 3)
„Denn bie ©nabe mufc unBebingt neth>oenbig berauschen, toeit
fie ba3 ^ßrmety fotoohl be3 DJcinifteriumS in ben Qtodcrn, af$
auch ^ §anbetn3 in ben £aien ift." 4) Diefe ©nabe Beginnt
aBer mittetft ber ^rebigt burch'S $)ort auf bie Seetcn traft
be$ 9ftenfchen $u toirfeu. „£)a$ Sort bc3 s]?rcbigcri<, ber jut
') Explic. i. ep. Jac. c. 1. T. II. p. 19.3. a.
a) Disput, tdv. intlulp. 221. a. — Ctra Bull. Papae. 237. a.
') L. c. 214. b.
4) Resp. ad scr. M. Stanisl. 311. h.
Beugung nnb üftäljrung be$ Rottes burd& baä 85ort beö Bebens
geföuft ift, ift ein gAmffeJ bom le&cnbigen (Sorte) abgefdmte
ten cc> äRateriate unb fyat in firf) eine getoiffe Saamenfraft, bie
oon Oben gur f)erborl>rtttgung ber neuen Greatnv gegeben hrifb;
aber e$ ift fein ätotiftl, f^M cr fertr aufCT ^er ©timme
unb ber ^cclcnfraft abfoCnt notijteenbig innevlid; ber toafpet
vehrer benSBerftanb ertcud;tcu unb bic Söafyrfyeit geigen muffe." l)
') Resp. ad scr. 8 doct. 380. b. — SDie lutfier. l'cfcre tautet hin-
gegen gang aubero. 3ta Uebereinftinunuinj mit ber (Soncorbienfoimef, bie
,,fid) nidu bon bei x'tuüdit trennen fann, baß ber 9)Jeufd) burd> bie (Srb
fiiubc baä liberum arbitrium in spiritualibus , b. h. bic Äraft beö freien
Sillens 311 geijtln$en Regungen unb frommen Stfttonert/ güujlicfy, auch
bei $0 teuft n ad>, berloren &a6e, nnb meint, toenit ber Sitte biet ettoaS
mttmirfe unter bem 93eiflanb ber ©uabe, fo tluie er baö nur au« ben
neuen bon beut heiligen ©uifte burd; bie ©nabenroirf'ung beö göttlichen
93?orteS tym mitgefljeiiteu Greiften" . . . „beim bon Statur fei ber Wltnfä
ad bonuin prorsus corruptus et mortuus, ebne ein günfteht geifttidjer
Gräfte, unb fegar in g?eirtbf$aft mit ©Ott, unb baber fehle eö feinem
JBtlleu au alter Saba ci tat für baS ©ute, bie Gräfte beSfeteen in spirituali-
bus feien gauft berforen, and) ber Sßotenft nad) nidjt mehr borbanbeu
(äJcatttyeö I. c. 5. 337 I'.) — tu Uebereiuftimmung mit ber (loucorbien-
feriuet, fage itf;, tautet fte nad) (Sfyemnitj: Examen concil. Trid. Pars I.
p. 135 f. alfo: ,,Ex bis et aliis multis Scripturae testimoniis mani-
festissimum est, gratiam Dei in non renalis ante conversionem seu re-
novaiioneni nun invenire dvva,uiv, aliquam vim, aut faculta-
tem aliquam, sive ligatam sive alten ua tarn, quod ad motus
vel actiones spirituales pertinet: sed invenire 1. adwaplav, privatio-
nem defectus et carentiam; 2. Vitiosum habitum et depravationein in
mente, voluntate et corde, quod attinet ad ineboandas et efficiendäs
vere spirituales actiones. 3. Gratiam in conversione seu renovatione
non ita operari, quasi reliqua sit facultas quaedam ad spiri-
tualia in corrupta bac natura ex prima nativitate insita et
inbaerens, quae peccati quidem laqueis ita sit constricta et altenuata,
ut nisi per gratiam Dei excitetur et confirmetur, non possit in actum
prodire. Quando vero accedat gratia excitans et adjuvans, tunc natu-
ralem illam dvvaaiv progredi ad eflicacem actum, ut possit coneipere
motus et elicere actiones spirituales. Ita quidem Ponüftcii sentiunt et
docent. Sed Scriptura . . . tradit, quod spiritus sanetus in illis quos
86
£>en ^ßrocej} ber Rechtfertigung erflärt £u$ f of ort mit ben
ungtoeibeutigften unb präctfeften Sorten. S3ei ber Grrftä'rung bei-
stelle 3acoüi (4, 8): „Wafyt euch ©ott, fo roirb er fid> euch
nahen," fagt er: „Dem fdt)eint Johannes (1.) burch bie Sorte
«w roiberfprechen: „barin ift bie Siebe, nid;t als ob toir il)n ge^
liebt hätten, fonbern toett er uns g u c r f t geliebt hat." Sir
tonnen un$ alfo ©ott nicr/t nahen, roenn er fetbft un$ nicr/t ^
erft naht. Sie fann alfo 3>acofcu$ fagen: 9^ar)et euch ©ott,
unb er roirb fic^> euer; nahen? £)ie Söfung ergibt fiel) barauS:
Sieben ift 3emanb roob/l motten. Senn nun ber 2Ift ber gött-
ticken Siebe, tote er in ©Ott felbft ift, betrachtet roirb, fo get>t
er als ein eroiger allem 3eitlid;en oorauS. Unb oon biefem
(Stanbpimft aus fpridt)t 3ob/. h 33etracr)tet man hingegen ben
zeitlichen @ffeft biefer (eroigen) Siebe, fo geht einer (aliquis)
oon ©ott, ein anberer (alins) com 9ttenfcr/en au$. Sie näm=
(ich ©ott burch einen allgemein eu Hinflug alles 31t fid; als bem
legten £wk ber 9?atur roenbet, fo roenbet er aud; burch einen
geiftigen Gh'nflufj (influxu spiritnali) bie menfct)licr)e sJ2atur gu
fid; als beut übernatürlichen £>kte. tiefer geiftige Gh'nfluj? ift
jeboch ntd;t etwa eine t)abituet[e ©nabe, fonbern eine göttliche
53etoegung ober ein göttlicher 3US (instinetns) , burch ben er
ben 9ttenfd;en ntm o erbi enftttcf; en ©uten bewegt. Unb tie-
fen 3ug oerroeigert er Sftiemanb, fo lange er im gegenwärtigen
Seben roeitt; allein bie 9}?enfcr)en »erhalten fid; gu ihm berfchie-
ben. Grinige folgen ihm unb bisponiren ficr) 3m* r)vi6ttneHen
♦ ©nabe de congruo, benen bann, roenn fie bisponirt finb,
©ott feine t>abituene ©nabe gum tocrbienftlidjen §anbeln gibt.
Slnbere freilid; roiberftehen bem göttlichen SWr m<0 f° ^ixb
vult convertere primum ineipiat pravitatem illam, quam quoad
motus et actiones spirituales in mente et voluntate non renata iuvenil,
mortificare et auferre: deinde ineipiat operari et donare novam vim,
facultatem et effleaciam in mente, voluntate et corde ad inchoandas et
efficiendas actiones spirituales."
ihnen mit •JieefH bte fyabitueüe (Staate oenoeigcrt. 2ltfo gcfyt
auauifrteiulid; bie DiSpofition jur ©nabe de congruo ton @eite
beä keimten ber 53erteilmng bcr habituellen ©nabc bon «Seite
©otteö oorautf. 3>a$ nun ift ber ©tttti beS „9caf)et eud) ©ott
unb er hMrb fid) endr) nafyen." 2I6er bicfer DiSpofition de con-
gruo, fügt er necbmatö bei, gefjt ber göttliche ^nftinft ober bie
99ctoC0tttig $ufct berbienftücfyen ©Uten (bonum meritorium)
oorauö; benn aus fid) fann fid> bie menfcpcfye 9catur nid)t er=
beben." »)
Diefe <2tette, fo Har fte aucf> ift, tonnte bieüeid)t bod) noeb
;u einigelt ^it|UHU-ftänbniffen 2tn(a§ geben; atiein £mS fprtct)t
f tcf> über biefe £cf)re an fc bieten Orten unb fo beftimmt aus,
bag ein gefjtget?en gar niebt mög(tcr) ift „Die ©nabe, füfyrt er
anber$n?o au3,2) ift ein oon ©ott pur umfonft gegebenes, gei=
ftigeä ©efebenf, tooburd? fid; ber üDcenfcb; jur lufnafyme ber
loofytgefatfig mad?enben ©nabe borbereitet. 9)can nennt fie gratia
gratis data unb fie ift nad; bem ßinconienfer ber gute Sßiöe
©ottes, naefy bem er uns ioaS mir nicf>t berbienten geben tritt,
barait toxx uns burd) bie ©abe toofyt befinben, nid;t aber bannt
rein ©eber barauö ettoas $um 23ortfyeite ertoacr/fc. 8ftan nennt
bann bie ©nabe bie gorm (b. fy. ba$ £eben gebenbe ^3rinchp),
burd? bie bie bernünftige Greatur ©ott mof/tgefäftig fyeifet.
Sie füfjrt aud? beu tarnen gratia infusa, oariirt je naefy bem
größeren ober geringeren SScrbtenft be£ 9)cenfd)en unb ift breifad?:
nämlid; ^uoorf'ommenb, beglettenb ober mittoirf enb, 3)
unb bottenbenb. £)urd) bie ^uborfommenbe ©nabe toirft ©ott
juerft natürlich baS berbienftüdje 2öerf gteicfyfam at$ ber 2öan=
berer (at$ ob er ber SBanberer ioä're); 4) buref) bie mttmirfenbe
ober begteitenbe ©nabe r)anbett er nur mit bem berbienfttid;
') Explic. i. ep. Jac. c. 4. T. II. p. 220. b.
2) Explic. i. 1. c. 1. Cor. II. 132. a.
3) De deeimis I. p. 167. a. — Resp. ad scr. 8. doct, 389. a.
4) ,,Secundum quam Deus prius naturaliter agit opus meritorium
quasi viator."
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Sirfcnbcn mit (coagit); bnrd; bie ttottcnbenbc t>cü6rutgt er
aftitcü ba$ fd;ücgUdf; erlangte 33crbienft. £)icfe brcifad;c ©nabe
I>at bcr 5fyoftel 1. Gor. 15. im ©innc, nxnn er faßt: £Htrd;
©otteS ©nabe bin id;, toa$ id; bin — bie crftc; feine ©nabe
iuar in mir nid)t nmuirf'fam gciocfen — bie jtoette; nnb feine
©nabe bfcibt immer in mir — bie britte. Dbglctd; man jtoat
bie toohtgcfatttg mad;cnbe ©nabe bnrd; ©ottcS ©cfd;enf afä t&ixl*
famcltrfad;c (cfficientcr) t;at, fo befi^t man fic bod; nur
bnrd; bcn 3nftiinmcnben freien SßiHcn, tote Sluguftiti faßt:
ber bid; ofync btd; fd;nf, nnrb bid; md;t ot;nc bid; rechtfertigen.
<Sie J;angt na'mttd; fcon breien Sßebingcnbcn ab: fcon ©ott aU
bem prineipattter SÖirfcnbcn, tion ber umfenft gegebenen nnb
ben freien Sitten erregenben ©nabe nnb cnbttdj fcon bem freien
Sitten afö bem ,3nftimmcnbcn."
(&$ übrigt nod; ein Moment hervorzuheben, toortn näintid;
baS fccrbienftüd;e ©nte fcor bcr 33crteihnng bcr habitnetten
toohtgefattig mad;cnbcn ©nabe bcftcfyc, ober ioas benn £>u8 für
eine SDftnmrfung beS Sftenfchen verlange. £)ie Stnüoort tautet
fur$: „ben ©tanben an (H;riftnm, benn er ift ber bcn Ungcrcd^
ten red;tfertigenbe ©tanbe. ©(anben aber ift ein gcn>iffc3 getftU
ge$ hinübergehen auf @ttt>a$, ia>eil ©tauben an (£itoa$ ein 2trc
ben ober ©ct;en bnrd) ©taube nnb Siebe nm fetner uütten nad;
jenem (5tft>a# ift." ') <2d;ou „ber begriff ttott Religion enthalte
in fid; als nnfentnd;c3 Moment bie Gattung bcr ©ebote; bie
$Migion habe nämtict; gnjet n)cfcntüd;c Momente, einmal 216*
tocnbnng bon ber ©ünbc, bann einen tugendhaften Sföanbct." s)
£)a$ ift aber ntgteid; bie t>ou bem <2ünber ate unertäßtief^e 93c
bingnng bon Johannes bem Käufer, Sßetvuö nnb nad; Vncatf imm
(gerefft* verlangte $n§e. „X)cr Ungerechte mitfj öiigf üben,
inbem er bon §cr3eu atte begangenen @ünbcn bereut (dolendo),
') De credere. I. 211. a.: „credere in aliquid est Öde et dilectioni
proplcr se in illud tendere et ift."
?) Explic. i. ep. Jac. c. 2. II. 194. a.
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uidn ntcbr ftHtbigen h>itt nnb toürbtge jjrüd^te ber 9$ufje tt;ut."
„Oivicb ircin £afeel fttnbigte Sßetrnfl &tt§e, bann bic Taufe an
itiit littest öerftraej er ba$ (55cfd;cnf be« heiligen ©eiftco." ')
Tieo StteB toerbe ned; befräftigt burd; 3ac. 2, 14 ff. Tonn
ba fei c$ umoibcrtcglid) au^gefpreeben : „SEBte ber xHriuc mrf>t
Mtrd) ba£ Hofe SBott ber SBarm^crgtgfett crquid't toetbe, fo
ttnrb aueb ber btofe ©IcmBe („sola fides") iud>t retten." „£)cr
®I<m&e, roctcfycr ntd)t burd) bic Sieb« traft, ift tobt/' itftb
biefet ©taube ift tett tu f i cf> , tocil er mit beut ^rinety
be« Vebcn*, ber Siebe, mrf;t fccrbunbcu ift; benu bic gernt
be$ ©tauben*, biircfc bic berfetbe betebt nnrb, ift bie Vtcbc."
reut ©tauben folgen uanttict) ftm 2(ftc, ein innerer — gtaubcii,
ttitb ein Saferer — gute* Wirten burd; ©tauben." 2) „(Seine
|>auj>ta&ftc$i bri'td't übrigens 3;ac^nl^ in bem ©a|e aus: Wie
ber Mörpcr etnte ben ©eift tobt ift, fo aud) ber ©taube einte
bie göerfe, a(8 ob er fagc: @o finb Sitte burd; bie Sßerfe be8
©taubcn$ gcrcd)tfcrtigt, ba ber Mofc ©taube md;t rechtfertigt,
tocit tme ber Körper etme ben ©eift, ber jenem ba3 £cbcn gibt,
tobt, b. fy., total erfterben ift (emortuuni, e gibt eine SSerftärf*
ung, bewerft £>uö), fo ber ©taube otme bic Söcrfe, b. fy. efmc
bic sx>iebe, toetd)e baS £cben ber ©eck ift." 3) „Grs gibt je^tl
Strtcu fcon ©tauben, atteitt oon ifmen gehören nur bic brei tes-
ten pttti fatr/otifd;cn ©tauben; bic ad;te 2trt ber §abituo bce
formirteu ©taub cnS, ioooou es 9?öin. 1 b/eißt, ber ©eted^te
lebt au* beut ©tauben; bic neunte ber 2(ft be$ ©tauben*, oen
loetrtent ?luguftinu* fagt: ber ©taube ift glauben, ö>a$ btt nicfyt
fieb/ft; cnblid; bic jelmte %vt ba$ ©taubeutfobjeet fetbft, tute bic
©taubcnöartifct, roctd;e nad) bem Sitten aftamfdjctt ©tauben*be-
feuntniffe „fat§otifd;cr ©taube" fceijseu." 3)er ' „unfermirte
') Resp. ad scr. 8 doct. 385.
'*) Explic. i Jac. c. 2. 205. a. b.
3) L. c. 208. a. — art. 13. Hön. 224.
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©taube" aber ift bie fiebente 21rt unb gehört folglich gar mc$t
meljr gutn fau)ctifd;en ©tauben." !)
£u$ fennt barum aucfy feinen anberen begriff bom ©tau^
ben, als baß er gteid) Sieben, (Sfyrifto fangen, buref) ©tauben
Sieben fei. „^Demjenigen, ber an ben glaubt, tuelcber ben Un-
gerechten geregt mad;t, toirb ber ®lanhc $ur ©erecfytigfeit ange-
rennet. 2Ba3 ift aber an ifm glauben? £)urcfy ©tauben Sie-
ben, burefy ©tauben nad? ifym ©efyen unb feinen ©tiebern einge=
fördert werben. £)a£ ift ber ©taube, beu ©ett bon uns ber-
langt; aud) bte teufet glauben bem ©otte, aber nicfyt an ©ott,
toeit fie nicfyt ben burd) bie Siebe toirfenben ©tauben fyaben." 2)
■Die Serfe be« ©lauben« muffen aber natürlich nid;t mtum*
ga'ngtid; notfytoenbig fct)on bor ber ^ed)tfertigung at$ äußere fyer=
bortreten, fenbern nur „mnn bie ©elegenfyeit jum §anbeln ge=
boten ift;" s) ober nad) ber ©toffe „toeun ber 9)tenfd; $eit 311m
.^anbeut f?at, loirb er nid;t au« bem ©tauben allein gerecht;
toamt e« aber an £tit baju gebricht, bann reicht ber ©taube
allein 31t, toie e8 3. 33. beim Räuber am ^reuje ber galt toar.
2ltfo toenn £eit jum §anbeln geboten ift, bann fann toeber ber
©laube attein, no$ bie Söerfc allein oljne ©lauben retten, fon*
bern beibe jufammen finb in biefem gälte jumal gum ipeile unb
3ur ©erecfytigfeit abfolut uotlnoenbig. £)enn einmal ift ber ©taube
oljne bie Seile tobt unb bann ioieberum ift e$ ofyne ©taube
unmöglich ©ott 31t gefallen."4) «So biel erfie^t man {ebenfalls
barauS, baß bie SBerfe feimartig unb naefy ber Intention notfy*
toenbig bereit« im ©tauben befd;loffen fein muffen, ioaS aber
Sut^er auf'3 £>artnädigfte taugnen 3U müffen glaubte,
liefen ©ebanfen forid)t £mS aud) in einer anberen, gan$
eigenu)ümtid;en ^Beübung au«, baß nämlid) „ber geformte ©laube
') De credere. I. 210. b. f.
2) 3. 23. T. I. 208. b; 38. •; 44. b; 62. b; 211. a; 259. b: 270. a.
3) T. II. 205. a.
') L. c. 207. b. f.
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bie Ätrcfyc begrünbe;" l) ein ©ebanfe, auf ben h)ir fpäter ttneber
^iirütffommen müffen, iubem er ein äufjcrft belangreiches unb
fe(gcnfd;n)crei8 ^rineip für feine £efyre baburd) auSgefpredjen hat.
^ced) ntüffen ü)ir bie ßehre ^mffcnS auf bie 2Birfungen ber
Rechtfertigung aufehen. 2lud; fyev befennt er fid; JU ber fat^o^
üfd;eu Vehre. „Die Rechtfertigung, fagt er, toetche bie aftibe
@abe beg Zeitigen ©eifteä" a) unb „baran ^u erfennen ift, bafc
unfer inneres botl ber Siebe ift," 3) reinigt ben innerer 93e=
madetung, inbetbirt alfe totale Rachtaffung ber (Sünben; 4)
benn „bie eüube trennt @ott ben ber (Seete," bereu lieben er
burd) bie ©nabe ift , ö) unb verbannt alte ©erecr/tigfeit aus beut
iU?cnfd;en." fi) griebe, ber „auf bie £ugenben gegrünbete Ruhe"
unb „bie (Srfüttung ber ©ebete ®ette3 ift/' beftefyt nicht neben
bein Verbrechen. 7) „Die Siebe bebedt nicht bie im Oftenfcben
5itrüdb(eibenben Sünben, ba unmögtid; Siebe unb £obfünbe ju*
gteid; im 9fteufd;en fein fönnen."8) „Ungcrecbtigfeit unb Siebe
finb einanber bireft entgegengefe^t, fo bag eines bon beiben im
Sftenfchen fein muß; ift aber bag eine in ihm, bann fehlt ba$ attbere
unb umgefehrt." 9) „Die Rechtfertigung entfernt alfo bie @cr/uib,
überbringt bie ©nabe, befeitigt aber nid;t ben 3u"^err welcher bie
Neigung jur @ünbe" 10) aber noch nicr/t^ünbe ift,11) foubern
3U biefer erft burd; bie 3«ftimmung beS freien Sillens roirb. 12)
') De eccl. 258. b; 263. a; 321. b. — T. HF. 145. b; 206. a.
2) Resp. ad scr. 8 doct. 388. a.
3) T. II. 341. a.
') T. L 376. b; 40. b: 121. b. (ep. 12. u. 13.); 167. b; 266. b;
267. a. — T. II. 131. b.
s) T. I. 162. a.
6) T. I. 164. a.
7) T. I. 65. b.
8) T. II. 231. a.
9) T. I. 161. a.
10) T. II. 131. b.
") T. I. 40. b; 41. a; 45. b.
l2) T. II. 151. b; 242. a.
92
3)aö nun toärc bie „crfte 9?cd;tfcrttgung (justificatio prima),
bte begtnnenbe ©erec^tigfett unb Rechtfertigung, bttrd) bic aus
beut Ungerechten ein ©ererbter ttürb — bte erfte SÖctöcgung burd;
bte ©nabc Don ben gaftern tjimueg 31t ben Xugeubcn. @ic femmt
beu ÜBefe^rfen jur $Q\t bei* S&efeljrung 31t. £)ann gibt es aber
aud; ned; eine fortfd^reitenbe ©cred^tigfeit, inbem ber ©credite
bon Jugeub 311 £ugenb fortgebt; cublitf; eine bcUenbete, roeburd)
3;cntanb geregt unb tu ben Sfcugenben boßenbet toirb, fo baß er
aus SBerbienft itntntttelüar jur SBeloljnrotg bev Seftgfeit, tuetd/e
ber ttcfyx ber ©crcd;ttgfeit ift, gelaugt." *) <2o „eru>äd;ft bte
f)offtfung auf @eltg!ctt bloS aus ber ®nabe unb bem33crbteuftc," -)
„erlangen bte SSMcbcrgcbcrncu bte Crrbfd;aft nur burd; bie@nabc
unb ben freien SBitfcu," a) tnbem „ber 9)ccnfd; burd; bie Hebung
ber (Mete ©ottcö in ber ©nabe bcö ©eifte« lebt." 4) turj,
„bic Siebe ift g(cid;fant bas Zitate, toer aus iljr fällt, fällt aus
beut geben ber ©nabc." 5)
©er <©tanb beö ®ci*crf}teii unb beS ©ünberS,
(&o fefyr tft £>us oon ber krittligen Xilgttng aller ^i'tnbe im
Staffen burd; bic Rechtfertigung überzeugt, fo unberträglicty
erfd;eiueu ifym bie Vicbe unb bte ©ünbe>, bie ©ere$tigfeit unb
Ungcrcd;tigreit, baß er fegar jur 23c(;au|>tung fortgebt, „bie gange
2Seife bes geben« in ber tfiebe ift tugenb^aft, bic gange Seife
be$ geben« außer ber Siebe hingegen laftcrfyaft." 6) „£)a$ ©Ute
de genere genügt ni$t, cS muß attd; gut (bene) gefd;cl;cn.
l) T. II. 127. 1).
*) T. I. 5t 1. c. 5.
') T. II. 237. b.
') T. 1. 45. a; 46. b.
5) T. II. 1(J(J. b; 33S. b.
") T. I. 297. b.
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9f?tc$t$ gefd&ielft aber öow 3Wenf($en gut, auger toaä er in ber
Viebc tljut." l) 9tccf; fdf;veffcr ftettt $u$ tiefen ©ebanfen in
fotgenben @afc£ö fn'n: „Senn bie £obfüubc bie SRahtr inficirt,
fo boc$ nerf) eoirenter ben gangen 9Robu$ unb baä Sccibeng ber*
fetten, fo bog, trenn ba$ Beben be$ SOfceufdjen ungerecht ift, autf;
jebe £>anbfang besfetben lingered&t ift, weil er angeregt lebt, ba
er niefu anbejrä §anbett, als er lebt." „Senn $etrn$ ifn*
geredet ift, fo fi'tnbißt er forttoäljrenb, »öS er immer u)un mag,
fc^lafen ober effen, ober »etc^eö de genere gute jfikr! immer."
Cappenberg fagt baruber: Quod vero homo in peccatum mor-
tale illapsus ne minimam quidem rem bene agere valeat,
sed quidquid peragat, etiamsi nullius per se pretii sit,
male faciat, alterum eumque gravissimnm involvit errorem,
qui non tantum ecelesiae doctrinae, conscientiae christianae
atque historiae adversatur, sed ipsam tollit libertatem:
cuique enim catholicam fidem professo persnasnm est, in
omni peccatoruin regeneratione gratiae divinae humanam
accurrere voluntatem. cum et Hussii sententia soli Deo in
peccatoribus operandum sit evulsa omni radice, qnae bonae
est indolis. Hominem renasci et in sanetitatem ac justi-
tiam, qua fuit ipse nee non protoparentes, anteqnam pec-
catum commiserant, restitui, minime vero omnino novas
et alias animi facultates a Deo ereari, cum Christo recon-
ciliamur, ecclesia cath. tradit." 2) $tf; gtaube, er fielet fjier
ut fcfm\ir$, trenn iefy ntd)t fagen fott, fatfd), iubem er puffen
MNtrcb ben freien Jöifteu täugnen lägt, 5(uef; §cinricf; oon
Otytlja fyarte eine äfmttcbe 33ef)aufctung aufgeftetft. (Sein fcd)fter
5a^ lautete: „Ob 3emanb, ber in einer £obfünbc befangen fei,
in einem fort fi'tnbigc, Si'tubc auf Situbc fyaufenb? @etne (Snt*
febeibung tautet bejabenb unb ftüfct fief; auf ben G3runbfa^, baß
ein ®ofef)cr fortti\ifn*enb ba$ erfte unb fyöcbftc ®ebot: £)u fottft
') T. I. 307. a.
*j L. c. p. 34.
94
®ott beuten §errn Heben it. f. ro. übertrete. Siefen erfte unb
höcbfte ©ebot $u Raiten, ift ber Sftenfd; unter aßen Umftänben
*e&ßiä)t&, totil in ihm ba$ ganje ©tttengefel^ enthalten ift. §3
gibt toeber eine roahre £iebe $u ©ort ofme triebe $um 9?ächften,
noch eine toafyre ^äcbftenüebe olme £iebe $u ©ort, unb in jebem
einzelnen ©ebote ift biefeS ^öd>fte Sittengefe^ fd;ou oorau£gefe£t.
2Öer nun in einer Xobfünbe beengen ift, erfiitft roeber ben einen
noch ben anberen STfyetf biefeS ©efe£e$, fonbern toirb oietmefyr
ber £ned>t ber Sünbe. 2öa3 er in biefem guftembe auch
tt)utr fei e3, ba§ er bie canomfcfyen £ag$eiten betet, ober ein
anbereS gutes 3Berf oerrichtet, er fünbigt immer nod). „3)od)
behaupte id) barum nicr/t, ba§ er biefe# guten 2Öerfe3 roe^
gen fünbige, er fünbigt oietmefyr roeniger, alö toenn er
e$ unterliege; fonbern belegen fünbigt er, roeü er in
ber Uebertretung be3 göttlichen ©efe£e8 beharrt, unb
roeit er bie (ifyxz, bie er ©Ott $u erroeifen fcfmtbig ift, ber drea-
tnr ertoeift, bie er mehr üebt afö ©ott; ja er begebt geiftigerroeife
©öfeenbienft unb bient beut Mammon, inbem er ben £)ienft
©otteS fahren läßt." ') £)iefer Safe tourbe oon ber päofttic^en
denfur in 3(oignon frei gegeben.
3dj fann. mir nad? ber oben entroidclten 9?ed;tfertigung^
tt)eorie unmöglich benf'en, bag £ut3 in biefen Salden I)ier jene
roieber aufgeben foüte. DcirgenbS laugnet er ben freien SöiÜen,
im ©egent^eit ^ä(t er tr)n überall, foroeit es fein s13räbeftinatia-
niSmuS nur immer }u(äßt, aufredet. £3 ift mir auch nicht redjt
begreiflich, toarum in ihnen bie greiheit beö 9}2enfcf>en, oie£0£ög=
üebfeit einer menfchüd)en Goncurren$ $ur göttlichen X^ätigfeit
im 9?echtferttgung3proceffe getäugnet derben, unb baburdj bie
^orfnoenbigfeit gegeben fein fotfc, ba§ 3ur Siebergeburt bei
£Ü2cnfd;en biefem neue unb anbere Seetenf'räfte eingefebaffen unir-
ben. SÖtfr fcheint, atö ob £m£ fyev ben freien äöiüen recht fehr,
') T. 0- 1- c. @. 77. r
05
\a nur $u fefjr betone, bag aber Gappenberg ein Moment babei
überfafy. §uffenS 8f$re hierüber ift nümlitf) fetgenbe.
„9)?an fpridit Wn guten unb fd;tecbtcn Serien de genere,
toaä man bie ©tt&ftang ober SÄatur be3 morattfdj ©uten ober
©bfen nennt, t-a^ jebod? ntdjt bie Umftänbe begreift, toctcfye bureb
ficf> bie üttatur f o I cf) c r £)anbtungen in bie ©attung ber
genb ober beS Vafter^ oerfe^en, roie Sttmofengeben unb einen
üftenfcfyen tettcu. ^Betbeö faun gut ober bös gefcr)et)en je nad?
^erfdiiebenbcit ber Urfacbe ober Intention be$ £)anbetnben." x)
iir uült bamit fageu: „Senn bie Intention bie rechte ift, fo ift
ber gange (Sompter. ber fotgenben £>anbtungen gereebt, trenn aber
rtcfei be oon ber ©ered)ttgfeit abgebt, bann ift ber (Sommer ber
fotgenben aud) de genere guten §anbtungen ungereebt. Senn
man bagegen bemerft, ba§ ber Sünber bann ungerecht Seib unb
Beck fyabe, fo ift bieS atferbingS roafyr, ba bie äÖat?rt)ett bod)
fagte, roer feine @eete liebt, inbem er fie gegen bie ©ered?tigfeit
lieben tritt, ber oerüert fie." gerner „oerlangt ©ort oon bem
lOtenfcfyen, batf er nur in ber ©nabe Raubte, biefer r/anbett aber
außer ifyr, toeit er in ber £obfünbe ift, atfo anberS ats er fott."
„3eber ©ünber $ief)t mit Sitten in feiner Siebe bem etoigen
©ute irgenb ein jeitticfyeS ©ut oor unb bient eben baburef) bem
3eitticfyeu, toeit er fiel) ifym nad; feiner f)Öd)ften ^otenj,
ber SiüenSfraft, unterwirft."2) §u$ argumentirt atfo ge=
rabe aus bem freien Sitten fyerauS; ber Xobfünber tritt in ber
3ünbe bleiben, tritt gegen ©ort fein, tritt gegen ©ort r/aubeht,
to itt bie ju roltbringenben ^anbtungen xtifyt nad) ben göttlichen
s^orfd)riften ooü^ietyen. £>ie$ $erfyä(tui§, biefe fcbtedjte Qnten*
tum, biefeS gegen ©ott Dppofition mad)en, unb in ifyr oer^arren
Sotten, ^b'rt aber bod; jebenfatfs auf, wenn er auf ben 9?ed)t=
fertigungSproceß eingeben, atfo feine ©ppofition unb ba3 fyart=
nädige 33ert)arren in if?r änbern tritt unb fcfyon anfängt gereebt
') T. I. 297. a. — art. 30. £öfl. 231. f.
0 T. I. 161. a.
96
p werben, g$ ift alfo &öcS auf ein freit« SBollen unb
wellen geftetft, aber feine Siebe oen Weilen Hüffen unb ntd;t
anberS kennen.
Söemt id) nid;t irre, liegt baS galfd;e ber 33el;ait£tuug
fmffettö,, abgefefyen t»en beut &\tf;tfertigungSproceffc, barin, baß
er burd) ben Staub tri ber Süubc bie ^nteutien fo utobifictrt
unb 6eftintmt fein (aßt, baß ber Sitnber, fo lange er in ber
Si'tube bleiben kpttt, mdjtS @uteS tlmn, nid)t einmal iuteubiren
ftfnne, einte baß es fcott jeneta Hillen fo iufieirt würbe, baß
es and) feine Qualität blofer meralifdjer ©üte oerüert.
2BaS bei §uS nid;t bie Qualität bcS d;riftlid; ©uten f;at, ift
bÖS unb Sünbe; er Weiß uid;tS oou einem Hofen moraliter
bonum.
^cinrid; üou Dtyttya Ijatte feinem @a$e bod) nod; eine
■äMbetuttg beigegeben, ben in ber Stobfitnbe oollbrad;ten guten
Söerfen nur bie fie d;riftlid) oollenbenbc Qualität ber i'iebe
abgefprod;cn. 9cad; ifym finb btefe SÖevfe gut, wenn and; ber-
}enige, ber fie tfyut, fünbigt, toetf er fie als £obfünbcr tlntt; fie
bilrfen nicf;t untcrlaffen werben, eben weil fie gut finb. (£8 ift
bieS heiter nid;ts, als wenn 3. 33. gelehrt Wirb, ber ^rieftet in
ber Xobfiutbe fünbigt, fo oft er einen prieftcrttcfyen 3(ft fcoüfcrtngt,
ebglcid; biefer baburd; nid;t ungtltig ober böfe Wirb. 53ei §uS
hingegen finb and; bie Scrfe beS £obfüubcrS fofort „(aftcr-
f;aft." ') £)ap trägt §uS feine Säfee aus ber Sd;ule fycvauS
ht'S £eben unb fud;t fie in Hirdje unb Staat burd^uf ül)rcn ; unb
auf biefem ©ebiete nehmen fie alsbalb einen revolutionären ß$a*
rafter au. N?tad; ifmen verlangt er pm geredeten 33efitj, förteg«
füfn-en, 2) SluSübett jeber aftaeftt unb Ü)ertd;tSbarfeit ;{) ben ®na
benftanb, inbem il;m jaste tut etaatSlcbcu 4) ibentifd) mit juste
') De eccl. c. 19: „Ulterius nolandum, quod divido immediata
humanorum operum est, quod vel sunt virtuosa ve\ triciosa.*4
*) T. [. 393. b; 395. a.
3) T. f. 359. b. f.
') ..Ktiam secundum jura bumana."
97
in bcr 9?ed)tfertigung$tehre, affo gleich justificatus, geworben ift.
„£)ie poütifcfye grage, fagt er, muß gerabe fo bemeffen derben.'' ')
• £>er üttenfch verfällt burd) bie £obfünbe unb ba$ Bleibentoottcn
in if;r in eine gan$ ungerechte Sphäre „nad; göttlichem unb
menfcf)(idjem fechte." „S83emt er ungerecht (ebt, hat er auch
' Seefe unb £ebcn ungerecht." 2)
^ebenfalls toar bie ^ird;e im WitUUÜn unb bie Unioer^
fität $ari$ gegen bie ftaatliche unb potttifd)e Setbftftänbigfeit
oiet Beffer gefinnt a($ §u3, inbem fie tueit entfernt toaren, bie
Sttoral fo fefjr gu urgiren, ba§ burch fie potitifche unb jurifttf dt)e
Sefbftftänbigfeit aufgehoben toorben n)äre. „Sßßtr fehlen afte,
fagt bie Unioerfität oon <ßari3, unb bie Regierung mürbe fehr
unficher unb unbeftänbig toerben, ioenn man fie auf bie ^räbe^
ftination unb bie ÖieBe grünben tooflte." 3)
2InberStoo4) fcheint £m3 feiner Behauptung einen anberen
Sinn geben ju tooften, inbem er fie auf SBcrbicnft unb Unoer^
bienft im chriftftchen (Sinne antoenbet „£)er gute Baum fönne
feine flechten grüchte bringen, ber frfrtechte feine guten; biefer
9fa$fpru<$ (nach £«ttg«i aufgefaßt gilt er oon bem 9ften*
fchen, beu oerbienftfichen ober unoerbienftüchen Söerfen in sensu
composito) ift n>ahr, ber gute Slftenfd) fann feine wtöerbienft*
(ichen SÖßerfe thun." Man £u$ forbert eben fcon bem Sttenfchen
nur berbienftfiche Serfe unb außer ihnen ha* nid^tö mehr eine
Berechtigung, toeif es ben Stempel ber Sünbe an fich trägt,
(afterhaft, unfirchttd; unb unchriftfich tft — (Erhebt man fich
aber lieber aus ber £obfüube unb tritt man toieber in ben
Staub ber ©nabe, fo lebt ba$ früher befeffene, burch bie £ob*
•) T. I. 161. b.
*) T. I 160. a.
3) Softer ©. 242.
4) T. I. 393. b.
Qfriebrid), Oofjann £u§.
98
fünbe verlorene 9t echt lieber auf, !) ioelche (Srhebung burch bie
Suoorfoutmcnbe unb Ijelfettbe ®nabe geflieht. 2)
58 öl) ring er glaubt biefe Hnfic^t £mffen£ als eine tiefere •
gaffung unb 2lnfd?auung rechtfertigen ya tonnen. „$can ficht
(fagt er): e$ toar bie$ oon §u£ in auguftinifcfyer 5lnfc^auung
gef proben oon bem ©nabenftanb be$ ^enfcben als einer burcf)
alles burd;fd;(agenbeu ©nabenric^tung beS ©emüthS auf baS
©ute. £)en empirifcfjen Stanbpunft einnehmenb bemerkte ^in=
gegen b'^ilfy: „Unb boch fagt bie ^eilige (Schrift, bag toir alle
füubigen, unb toieberum: fo ttrir fagen, bag toir leine Sünbe
^aben, fo Betrügen toir uns felbft, barauS toürbe nun folgen,
(nach hufftfcher &onfequen$) bag roir immer fünbigen." 3)
ßbenfo äußert fid) 9?eanber, ber noch beifügt: „2Benn nun
£mS h^r mit Sluguftin unb ^ooinian ben in ber 3bee unb bem
^rincio begrünbeten unoermittelten ©egenfa£ allein Ijerfcorgeljo*
ben hatte, fo hielt fich hingegen b'Slillty an baS (£m£irifche, ben
GEhriften, toie er fich in ber (^rfcheinung barftellt, infofern ihm
baS Sünbige noch auflebt." 4) Allein man überfehe nur nicht,
bafj gerabe £mS felbft fein ^3rincio auf bie emoirif che Kirche unb
ben empirifchen ^taat unabläffig übertrug, unb eben baburd)
beffen biffocialen Q>harafter in feiner unberhüdteften 33lÖ§e bar-
ftellte, bag ferner §uS bamit auf's SfMfte gegen baS @ebot
ber ^achftenliebe oerftteß, inbem es 3ur unerträglichften Splitter =
rid;terei xu f. to. oeranlaffen mugte, fo bag es fich alfo auch a^
unmoralifch ertoieS. „£)iefe &hre als bie Floxal überftür3enb
ift gerabe Don moralifcher Seite nichtstoürbig, toeil fie eine un^
abläfftge Selbfterhebung, ein fteteS 23eurtheilen unb 33erurtheilen
beS TOcbften mit ftd; führt, in tinffenfd)aftticher 23c$iehung aber
gänjlid; haltungSloS, rein toiülürlich unb jcbes tieferen ©runbes
') T. I. 166. b.
2) T. I. 167. a.
3) L. c. ©. 458.
4) L. c. @. 463.
tiy
entbc(n-cnb, ja fic jerftört gerabe^u bcn ßern ber tf;riftücben 2öe(t=
orbnung unb bient becf>ftenö a($ 3eu3ltiß / ^ie getoefyutitf)
ei» cfrtrem ba$ anbete fcr&omift, fo bie Uufittücftfeit ber £e\t
bie magtofc Betonung ber SRoraL" !) (gin $rmcip, eine 3bee
aber, bereit (ifyaraftcr ein toefentüd) biffoctater unb unmovafifdjer
ift, tarnt geling nidjt gefunb unb richtig fein.
@3 ioar barunt nur ein fixerer £aft, h)enn biefer Qrrtfyum
fcfyon (cor £>u$) in ^$ari$ beworfen unb toieberrufen mürbe,
unb befonberS toenn er ton ber £obfünbe aus angefeuert nnrb;
benn e3 fei niebt abfohlt notfyroenbig, bag b.erjenige melier ber
®nabe entbehrt, beftä'nbig unb ^on Beuern fünbigt, roenn er and?
beftänbig in ber @ünbe bleiben foflte." 2)
§. 13.
SDie <Sacramente im ungemeinen.
®a« ^rieftertbum.
3uerft mag bie oon angenommene 3afyl ber @ae*a*
mente unfere Slufmerffamfett auf fid) ^iefjen. SBöfyrtnger 3) be-
Ijanptet gerabe$u: „28ir triff en nidjt einmal ob er bie mittel*
atterüd^e ©tefcenjaljl anerkannte; gtoar nad) Slnbeutmtgen in ben
ifym jugefcfyriebenen eregetifd;en Herfen febeint bieg ber gaü $u
fein; jeboefy in feinen eigentlichen tfyeetogifd;en Arbeiten finbet
fid) nichts beftimmteS hierüber; bie 53uge, Pen ber er fenft fo
riel fpriebt, nennt er nur oorübergefyenb einmal ein ^acrament,
oon ben anbeten fpricfyt er nidt>t ; in bem ©utad)ten feiner ©eg-
ner Dom $at;re 1413 ift, ioie roir Riffen, unter ben ©riinben
ber (Spaltung aud? ber genannt, bag bie £mffifd)en in 33e$ug
auf bie (Sacramente anberS bähten als ber fatijeftfcfye Klerus."
') §öf(er, 1. c. 319. f.
2) ^öfler, 243. — art. 22. £öfl. 253. f.
3) L. c. @. 558.
100
tiefer einjtge Sa£ liefert einen oottftänbigen 33etoeiS bon ber
fu'ftorifchen ©enauigfeit unb guoerla'ffigfeit Söö^rtnger'ö.
Slbgefeljen baoon, baß £mS an bieten Stetten ganj unk*
ftinnnt oon ben Sacramenten überhaupt, ohne irgenb eines aus*
3unehmen ober $u fäugnen, fpricht, unb man fcfyon barauS fd^tic*
gen bürfte, baß er bie (Siebenmal?! annehme: fo ^at er bieg auch
„in feinen eigentlichen theologifchen Arbeiten" auf's 93eftimmtefte
ausgebrochen. 9?id)t nur nennt er mehr als einmal bie söujje
gerabe^u ein Sacrament *) unb inbirect, inbem er oon Sacra=
menten fprechenb a(S ißeifpiefe auch bie 33uge aufführt,2) fon-
bern er gibt auch beren $ahf auf fieben an.3)
($S hanbett fidb hier inSbefonbere barum, bie Öehre §uffenS
auf bie Dbjectioität ber Sacramente, baS opus operatum an-
gufehen. SJttan gelohnte ftch auf (Seite ber ^roteftanten, mit
bem Schfagtoorte „opus operatum" einen begriff gu oerbinben,
toie es in ber fathoüfchen Kirche nie gefchah. Sftan meint, ber
$athoüf tootte bamit fagen, er brauche beim (£mpfange ber Sa*
cramente fid) gar feiner fubjectioeu Grmpfängüchfeit gu bezeigen.
3ch r)aBe mich bereits in meiner «Schrift „Johann Söeffef"
barüber auSgefprochen unb befonberS baranf ^tngeti>iefen, bag
fchon bie einfache SBemerfung, bag boch Rechtfertigung unb Sa*
cramentenempfang sufammenfatten, auf's Htarfte geige, toie un=
toahr jene Meinung fei. 33ei ber Rechtfertigung, behaupten bie
<ßroteftanten, bedangen bie tathofifen ju groge fubjectioe Zfyfc
tigfeit, toerben fie pelagianifch, ober $um minbeften femi=
petagianifch, ober f t>ner gifttf dt) ; bei bem Sacramentenem*
pfange bebnrfe es feines fubjectioeu ©efyobenfeinS, überhaupt fei*
ner fubjectioeu 33etheitigung, fo baß biefe Öer>re ben <ßroteftan*
ten a(S eine „fittttch oerberbtiche" erfcheint. RirgenbS, glaube
ich, 3*18* Unfähigfeit ber ^roteftanteu , bie fathottfdjc
!) 3. 93. T. I. 386. a; 217. a gretc^ jtoetmal.
*) 3. ®. T. L 265. b; 270. a.
3) T. I. 271. b; 272. a.
101
Cefyre vorurteilsfrei ju betrachten, mehr, als gerate in tiefem
"fünfte, ffftem fann nnb witt fid; von afthergebrad;ten 83orur-
theden niebt foefageu. 3» fathettfdmt SHrcbe gibt e« feine
Rechtfertigung of)ne ©acrament (natürlich im orbentttchen
Scge). (53 fann barum and; bei ben ©acramenten von feiner
abfefuten ^affioität bef 9)cenfchen bie 9?ebe fein. Vielmehr foft
burch ba# opus operatum bie Cbjectivitä't ber göttlichen ®nabe
feftgehatten, nnb oerhiubert trerben, bie Sirfungen bef ^acra=
mente gan$ in baS ©ubjectioe herabziehen, nnb ben 2Öahn jn
nähren, aU bcfränb.cn ttcfef&en MoS in einem logifd; mcraftfd;en
ßrffefte, in ben menf($K($ett (Gefühlen, Betrachtungen nnb Gmt*
fcMüffen, bie bei ihrem (Empfange, ettoa tote beim 2(nb(ide eines
©emcdreS, ba3 ßhrtfrum ben &eibenben barfteüt, angeregt toer=
ben ober bem Crmvfange vorangehen. SMefe menfehliche Zfyäti$*
feit ift, bei ben 31t taufenben ftinbern aufgenommen, nethttenbig;
aüein fie ift niefit bie in bem 8acramente verheißene göttliche
©nabe, nnb verbient biefelbe aud; nicht. " l)
§uf fch(ie§t fid; nun in biefem fünfte gan} ber £ef;re ber
Kirche an. „3n ben Sacramenten fehe man anberef, a(£ man
barunter begreife;" 2) „burch fie gefchehe bie $ted;tfertigung," 3)
unb fie feien „bie Urfachen unferer Heiligung (causae nostrae
sanetificationis), ivosu fie aber ihre $raft auf bem £ooe 3efu
fchövfen." 4) £eun, fagt er in Beziehung auf bie £aufe, „burd)
ric Berührung mit feinem gfeifche gab er bem Gaffer eine rege*
nerirenbe Sraft unb burch feine Xaufe macht er bie SQtenfchen
3u feinen ©liebem." „23on ber Chtcbariftie, tvie von ber £aufe
unb bem(Ehrifma mu§ man Riffen unb fefthatten, baß bie gött^
I tdt) e &raft in ihnen tvirfe, unb bag biefe nur mehr bon gött=
ücher unb nicht menfehücher ^Birffamfeit ift." 5) ^eftoegen ift
') WtyU*, @9m&oaf. 1832. 6. 192. f.
J) T. I. 204. a.
3) T. II. 131. b.
') T. II. 236. a.
s) T. I. 167. a.
102
aud> £u8 fetne8h>eg8 bie ber (ScMaftd getoörjnftcfye Söejeic^nung :
sacramentnm et non res, sacramentum et res, res et non
sacramentum — fremb, ja er Beruft fid) babei fogar auf £t)o^
maS fcon 21 quin. l) Sftttii Beruht aber gerabe btefe Stcrmino*
togte ber $ird)e (nad) §m$) einerfeirö auf beut opus opera-
tum, anbercrfett^ auf ber fubjectisen ©ispofiticu be£ Grmpfangerö
(digne ober indigne acced.), frag £)u3 bei ber Stoufe burrf)
bie fdf>ctaftifdr)e SBejeicfynitng gibt, ber (Empfänger bürfc feinen
obex fetten, 2) bei ber 53u§e burd) bie nctr/frenbigen 33ebtngungeu
ber Sßeicb/te, 9?eue unb toürbigen grüßte ber 23uge.
T)k (Sacramentenfpenbung fommt aber nur bem Sßrtefter
fxaft feiner „ SBSei^egetuaft" jtt, „bie jene fpirituefte ©err>a(t ift,
toe(dr)e ber ©eifttidje $ur SDftniftrirung ber ^acramente ber $ird)c
fyat, um fid) unb ben £aien fpirituetten 9cu^en gu f Raffen. Ü)a*
t)in gehört nun bie ©etoaft ber denfecraricn , Slbfolution unb
epenbung ber übrigen (Sacramente." greüid) gibt es aud; eine
*ftnriruette ©etoatt, treibe bie ^riefter mit ben übrigen ©lau*
bigen gemeinfam t)aben, fie beftet)t jebocr) nur bariu „fid) unb
feine ©rüber auf bem 2Bege be$ 33ater6 ©jriftuä burcr) ficbc=
soften Stabe! nad; bem bie geiftigen Serfe ber ^arm^eqigfeit
be$eicr)nenben SBerfe ju leiten." 3) ~3?ebenfaK$ ift bie Folgerung
beS Wlid). be (laufig ntct)t aue ben Herfen puffen« afö feine
£et)re errreisbar. $ctd)aet f daliegt nämüct) bärauS, bafj bie £d)ü-
ferinen §)uffene in *ßrag bie (5ucr)ariftic au« bem £abernafcl
rauben unb fid; felbft cemmuniciren, §uo t)abc gelehrt, au et)
anbere a(e bie ^riefter rennten bie Saerameute fpeubeu. 4)
„(S$ gehört $itm fatt)otifd>en ©taufte», baß jecer rite Dt
btntrtcr ^riefter (Sfyrtfti bie t)tnretd;cnbc ©etoaü t)at, bie ifnn
ptfiefyenben 2acramcnte 311 überbringen, unb folgltd; and; ben
') T. I. 207. a.
*) T. t 385. a; 386. a.
3) T. I. p. 265. b.
4) £öffcr, 203.
103
trahrbaft Wangen ben ber ©öttbe 3a abfcUMren." ') Senn
ramm and) „GfyriftuS in ^pctruS ber ganzen 5lird;e bie <Sd;(uffel
c-ec öiinuicU\ b. fy. bie ©ctratt bie Sünbcn JU binbcn ober $u
(Öfen gab, fe folgt aber bodj nod; tttd^t barauS, bafj icbe ^ßerfon
jener ilird;e er)ne Untcrfd;ieb bie @d;Iuffet f)abc, fenbern nur,
ba^ fie bie gange ^irebe nad? tr)rcn cin^efnen bafür I>efdf?tgten
ÜHtebcrn fyabe." 2) 5ht bie ^ßriefter ift ber Genfer; pm Crm*
bfang ber eacramentc gerptefen, if)nen muß er feine (Sünben
bct'ennen, trenn er ben ifmen ic^gefprod^en werben tritt, benn fie
fabelt bie Sacramentc in ft)ro ©etratt, „fie bürfen traft it)rer
ämtSgetoalt bie Saeramcnte ber £ircf)c ber £aien, trenn fie b/a^
bitueü fünbtgt, ent^ier/en, trcil e$ jum 2Imte be£ (HeruS GP)rifti
gehört, bie Saevamcutc ben tfaien, afö ber bie (betraft ba^u f)at,
ju miuiftrircn.'' 3) ©tcicbröofyt fanu e£ audj fein, baft ein
£0fcnf<$ boefy and) ofme müuHid;e 33eid;t bei einem ^3riefter ge=
rettet trerbe. Den 33etrei# b/aben irir (bei £ue. 16) an bem
^ubüeau, ber nur fagt: ©rtt fei mir (Sünber gnäbig, unb er
trar gereeb/t, ferner an ben Katern be$ alten ©efe£e$, an ben
tleineu Äinbern, «Stummen unb Xauben bon ©eburt, ben getratt=
fam ßrmorbeten, ben 23ctrcb/neru ber SBüften unb ben d)rift(icr/cu
befangenen unter ben Reiben; benn fie berbammen 31t trotten,
trärc bod? eine rermeffene unb teufüfer/c ©ottloftgfett" 4)
ift aber aud; eine MaSbfycmifd;e Untriffen^eit, mit ber
fo fcfytr ad)e ^riefter fid; ba$ ©ort atteiu eigene Seil (ber 2lbfo=
lutton) anmaßen, gilt fie bürfte bie CrrfcuutuiB unumgängUd;
nctl)trenbig fein, trie einerfeitS SD^ancb/C ren ber Sab/rfyeit ab*
geirrt traren, treit fie übertäubt eine 5(fticn ber Kreatur
babei Uugueten (tric bieg auS 9. Metaph. commento sept.
Har ttnrb)> anbere hingegen gotteStafterifd) 3ugegeben Ratten, baß
') T. I. 270. a. c. 10.
2) T. I. 260. a.
3) T. I. 150. a. — 191. a. b.
4) T. 1. 210. a. b.
104
®ott \f)T af$ feinem 23icar aüe 2lftion nad> Stufen mitge-
teilt Ijabe." *) £er Sßriefter ^at atfo eine 3(ftion frei ben
Sacramenten, unb fie ift bie be$ 9)cinifterium3 berfetben; benn
„obgleich ber DJcenfd) bie ©nabe nic^t gibt, fo miniftrirt er bod)
bie <Sacramente, bamit ber Untergebene gemätf ben (Gütern ber
@nabe getenft roerbe." 2)
§ier begegnen tovt aber nod; einer anberen @c$totertgfeit
3$ erörterte bereits früher, tote £>u8 aüe3, roa$ in bem ©taube
ber £obfünbe gefcfyiefjt, a($ @änbe unb tafterfyaft anfd;aue, tote
man fcgar öeben unb Sßefifc, 3uri$biction unb $3ürbe nur un=
gerecht, un eigentlich unb ufurpatorifd) befifce, fo baß atfo ber
s]3aoft, 2Mfcf>of, Sßrdlat in ber Xobfünbe toeber <ßaoft, nod) 2Mfcbof
ober ^ßratat fei.<; ecbon feine ©egner, toie ^ßatec,3) Ratten
barauS bie £onfequen$ $u $ief)en nid)t untertaffen, fcmit behauptet
§u$, ber fcMedjte $aj>ft, 23tfc6of ober ^ratat fönne bie Sacra»
mente nict)t gittig fpenben. Unb um ^fo nteljr glaubten fie fid;
im 9ted)te, ba §u£ überbieS fidj be£ nadt fyingefteüten unb ber*
urteilten roideffitifcben Batyü annahm: „$Öenn ein iöifd>of ober
^3ri efter in einer Xobfünbe ftefyt, orbinirt, confecrirt, tauft er
nidjr." 4) 5(üein £>u$ antwortet bem ^$a(ec: „3$ gebe 3U, bog
ein fdt)(ecf)ter v13apft, 33ifc^of, ^ßrätat, ober ^riefter ein unn>ür=
big er Liener ber ©acramente ift, burd) ben @ott tauft, ober
confecrirt, ober anberenüe }um 33ertr)eife feiner $ircb/e roirfr."
©erabe „barauS erfyeüt bie 9ttacr/t ©ottes, baß er burd; einen
utittmrbigen unb unreinen Liener ein febr nuirrigeä unb reinee
33}erf , wie Xaufc, 2tbfotution unb ßonfecration boöbrtngt*
„Söenn au* v13riefter , $apfi unb 23ifd)of in ber Sobfnnbe in
bem fünbigt, roaS er aud> immer tfmu trotte, bie Sacrainente
tt>elcr)e fie in tiefem ©tanbe ber eünbe miniftriren, nüfcen bort
') T. I. 224. b.
*) T. I. 265. b.
3) T. I. 319.
•) T. I. 167. a. b.
103
ber 8ird;e fyintöngttcfj rite, ba fie ntdr>t aus eigener, fonbern
(Statte* ftraft biefefben ooübringen." „d6¥jttlciv, baß, toenn Crtner
(nad) bem ©cfagten) nicfyt tottrbig 2Mfd)of ober *ßricftcr ift, er
auefy uidjt nntrbig cenfecrirt ober tauft." £)a$ fott aber ber
oierte totdeffitifcfye <Sa£ fagen, l) toäljrenb e$ bodj offenbar bie
größte llebcrtreibung ift, baß „id; beSfyatb toetf id) ^riefter mit
bem Sfrnte 31t confecriren getoorben bin über atte Gntget unb
^enfeben err)öt)t fei; benn obfcfyon id) in einem berartigen 2Imte
ftetye, f'anu id; bod) ein teufet unb mit 3uba8 etoig oerbammt
fein." 2) 23ielmel)r muß man glauben, baß fotoofyt ber gute atö
ber fd;(cd)te ^rtefter cenfecrirt, toemt er ben red;ten ©tauben
00m Zeitigen ^acramente unb bie 3ntention fyat, fo ju ttjun,
toie (£fyriftu3 oorfd;rieb, unb bann bie Sorte in ber Sfteffe naefy
ber Slnorbnung ber &ird)e fpricfyt; b. fy., fraft ber facramentaten
Sorte mad)t ber ^riefter minifteriaüter, baß unter ber 23rob3*
geftatt ber toafyre £eib (Sfyrifti fei unb är)nttdt) unter ber SeinS^
geftatt fein ioafyreS 2Mut." „®an$ beutttefy fagen bte beiben
fettigen unb boqüglid^en i'efyrer ber Hird)e, baß burd) ben fdjted)*
ten Diener in ben ^acramenten baS Sort unb bie $raft beg
§ei(anbe£ toirfe." 3)
@benfo oertfyeibigte fid) £)u£ 1409 gegen bie Anfrage beS
^rottytoa, atö ob er gefagt fyabe, ber ^ßrtefter in ber £obfünbe
fönne nict)t ba$ e^rtoürbige ©acrament be$ Körpers Gfyrifti oott=
bringen unb bie übrigen (Sacramente barreicfyen, inbem er be*
t)au^tet, „atfeg 23olf, ba3 meine ^ßrebigteu befud)r, toeiß, baß id;
ba3 ©egentfycit prebigte, nämüd) ber gute ioie ber fcf>Iect)te ^rieftet
conficire ba$ «Sacrament, unb e3 gefct)er)e 00m guten nicr)t mefyr
atö oom fd;ted)ten, toeit bie göttliche $raft burd? ben fd)(ed)ten
unb guten ttnrft." 4) 3m 3al)re 1412 bemerft er mit taconifd)er
') T. I. 166. b. ff.
2) T. II. 512. b.
3) T. I. 48. b.
4) §öft. 183.
106
^ür^e gegen bie nämftdje 2lnHage beö 9fticfyae( be GEaufiS: „@r*
fegen;" nnb baS 9cämüd;e behauptet er 1414 gegen ^rettyloa,
3c^ann ^ßefb, ben ^rebtger ^ßaufo« bei <2ft. (EaftulnS, gegen
ben fftrfar Sendet ben Söobierab (bag ber ^riefter in ber £eb^
fünbe nic^t abfo(oire). ') 33er bem (Eonctfe fetbft führte er feine
23ertfyeibtgung mit ber näinlid;en Söefyauptuug, ba§ er nämltd)
nnr gefagt l)abe, nid;t toürbig fönne ein fotcfyer bie <Sacramente
foenben, toofür er fid; auf feine Resp. adv. scr. Palecz c. 2.
berief. 2)
Dbfcfyon nun §u$ fetbft feinen <Safe: $ein %i$)t, fein
©iföof/ fein Oxalat in ber £obfünbe tft $apft, ©if$&f, s13rä(at,
in ber angegebenen Seife befd;ränfte , fo tft berfelbe beefy nod;
nid?t oettftänbig aufgehellt @r mußte nod) mc^r in dm legen,
ba er auf ifym fo fyartnädig tieftest; er mußte nod) eine anbere
Söebeutung für ü)n Reiben, ba er dm oft fo fcfyroff nnb bid;t
neben obige @ä£e fteüt „®eiu SBtfctyof nnb ^ßrätat in ber £ob=;
fünbe tft tpar)rr)aft unb gerecht ein fetter, fonbern nur benrJta
men nad) unb burdj Ufurpatien für biefe >$eit (pro tarne), frei(
©ott eine fo befeffene Sürbe, ober ein fo erlangtes 2lmt nid;t
afcfcrebirt." £)octy nidjt btoS ber *ßapft unb bie SBifcfyöfe, fon=
bern aud) bie ^ßriefter fyabeu iljt 2lmt, ifyreSBürbe in ber £eb=
fünbe nid;t toaljr^aft; „fie fiub Diebe nnb Oniuber," „feine
toafyren unb offenen SBicate (Efyrifti, oielmefyr SBicavc unb £dm
(er be$ 2(ntid;rift3." Q»n tiefen unb auberen SBenbungcn para--
efyrafirt £m3 häufig feinen ^at^. TOein er fann ficber nidjtä
23efremcenbe# mefyr fyaben, toenu tove bie entundetten (Sä^e feiner
Öefyre überbliden. 3d; toieS Bereite nad;, bog $apft, ©tföof
Prälat fein, überhaupt eine .^uricriction in ber tfirebe Ijaben
unb üben bei £u$ iüct>t6 weiter aft bte moralifctye Wwfyt ber
^hrebigt burd; ba« Sort ber Safyrljcit unb gute« SBeifoiel fei
nnb bafj uad) ifym gerabe bartn bie tvat;rc apoftettfd;e 3iad;folgc
') L. c. 188; 193; 196; 198; 202.
*) L. c. 213.
107
ttcge; beim baö Schrämt ttnirbe ben Styoftetn t>or 2lttcm unb 311*
evft aufgetragen, unb ebenfo fotfren fie ba$ Ötc^t auf bem £eud^
ter, bic Stabt auf bem 23erge, ba$ @al$ ber (Srbe fein; bam
erhielten fie ben ^eiligen ©eift. 2luf ber anbereu «Seite ift bic
fatljottfcfye &ird)e fraft unb in golge beS $erbienfte$ in bem
formhrten ©tauben begrünbet unb e$ ift für bie Kirche nad; ihren
einzelnen ©tiebern im 33crbienfte (grifft bie iUcbe, b. h- ber
in ben Serfeii (ebenbige ©taube, jur Seligfeit ebenfo toefentlicfyc
^ebiugungen als bie ©nabc, toe(d;c bam im Sacramente ge=
fVenbct toirb. Tarum muffen nun audj ber ^3apft, bie SBifcfyöfe
unb ^riefter, um ben Softem frafyrfyaft nachzufolgen, tote biefc
buref; ihre ^rebigt unb ihren Se&enStoanbel bie ^ircfycngüeber
beeinfhigen , bamit fie ^ur Öiebe entflammt derben unb in ihr
ausharren. Qnn ettangetifcher ^ßrebiger ^rag'S fcor §u3, 3o=
fjanneS, ber ^rebiger ber £)eutfchen bei ©ft. ©attuS, hatte fchon
ben Sa£ ausgebrochen , beffen fid) je£t §u$ in feiner lieber ^
ftüqung bemächtigte unb bi$ fat'S (Srtrem fortführte, bftfj nämlich
„^ur SBefräfttgung unb ^um 9iacf)brud ber <ßrebigt in bem ^re*
biger bie „^erfeftibilttät" ber SOBcrfe fein müffc. Tie 9DZenfcr)en
glauben mehr mit ben 2(ugeu als mit ben Ohren." *) (53 ge*
höre baher, meint £mS, $u ben priefterlidmi 21 nü 3 pflichten
ftüjjer unb neben bem Sacramenteufyenbcu ebenfo it>ef entlich
^rebigen, bcftänbigcS 23eten, Stubtum ber heiügen Schrift unb
gutes 33eifpiel. 2cbt nun aber ein ^rieftet ober ^Bifcbof in einer
£cr-füiibc, fo ift es, ba er taburef; oon ©ott gänjlid; getrennt
ift, uninögticb, ba§ er tiefen (fubjectioen) Zfyxi fetneö ^riefter-
rlnunS erfülle. @r fann nunmehr nur nod; Sacramentc f^>en=
ben, als benjenigeu Ztyxi feines 2lnttc3, ioobei er mit bem mo=
raltfcben @inftu§ feiner eigenen ^ßerfon nid;tS, fonbern ©ott nur
turd; ihn als feinen Liener toirft unb bie objectioe ©nabe über=
gibt. 9?irgenbS tritt übrigens bie fcon bem ^rieftet unbeein=
l) §tftcr. ^ctit. Blätter. 45. 33b. ©. 980.
108
flußte Dbjectioität ber facramentl'icfycn ®nabe, ba$ opus opera-
tum mef)r fyeroor, al$ gcrabe fyier.
Die 9?tcf>ttgfett meiner Argumentation ') mögen nocfy fot*
genbe §uffenS jeigett. „Senn affo, fagt er, ber ^ßabft
au$ertocu)tt unb gut ift, fo baß e$ feinen beffern SJcann unter
bem d)rtftlicfyen 23otfe gibt, bann ift er unter if)m aud) ber |)et*
ügfte unb ber gute £)irt unb ba$ |)aupt einer fo großen An$afy(,
afä er burcfy ba$ 33etfptet feinet Gebens unb baS Sort feiner
Dectrin regiert." 2) ®o füfyrt er ©ratian (2 quaest. 2) ju
feinem an: „ber 9came macfyt ntcr)t 3um23tfcfyof, fonbern
ba$ £eben." „üftögen barunt bie SSäljler gut ober fd)(ed;t ttcuV
fen, ben SBerfen beS ©etoä'^rten muffen toir glauben;
benn je reid)ücr)er unb 0 erbten früher (Siner $um Söortljetf ber
$ircfye arbeitet, befto umfaffenbere ©etoaft fyat er oon ©ort baju." 3)
„Der $aoft unb bie (Sarbindte feilen bod; bie Dcctrin unb ba3
33eifpie( be$ ^eiligen Sebent ber Styoftef geigen unb e3 totrb fid>
aus bem Effecte bie ifynen oon ©Ott gegebene ©etoalt
ertoeifen," 4) „aus bem bie ©laubigen aud> erfennen muffen,
ob ber ^ßapft mit ben (£arbinäten ba$ ©al^ ber (Srbe unb baS
£id)t auf bem £eucfyter fei." 5) <Bo nun begreift fid), n>ie mir
toenigftenS fcfyeint, baß bie^ßä'pfte, 2Mfd)öfe, ^rätaten i^rc $uri^
bietton burd) bie Stobfünbe »edieren 'tonnen, ja muffen, unb toie
„biefetbe, baburd) baß fie fid; toieber oon ber @ünbe jur ©nabc
ergeben, oermöge ber ©nabe ©otteS juriitferljaften toerbe." 6) —
2ütd? burefy bie 5kt)auotuug £>uffen$ auf bem Soncite, baß er
atfe fold;e <8ä£e bafyitt befd;rattfte unb befd;ränfe, fyinftcfjtttcty be£
23erbienfte$ unb Oer ©ort feien fie nid;t toar)rt)aft unb toürbtg
') $gf. 91 e an ber, SMlgem. ©efdjicfyte ber <$r. Religion n. Äircfye.
VL 11. Xbt. 1852. ©. 328. f.
s) T. I. 323. a.
3) T. [. 339. b. — Art. 1. #öfl. 262.
4) T. I. 351. a.
5) T. I. 352. a.
«) T. I. 319. b. f.
109
^apft, Prälaten, ober £)irten, fyinficfytütf; be$ 2lmte$ unb ber
Weüutng ber Sfteufcfyen aber finb fie fcfyon Zapfte, ^rätaten unb
tßriefter" ') — totrb meine bisherige Darlegung ntdt)t umgcftoften,
tmm man nur beamtet, n>a£ §u$ unter „Sunt" beS spapfteö
unb ^öi[dt)ofe6 fcerftefyt, unb toie er e$ unmittelbar barauf unb
in bem ncunttcfyen 5lrttfet nod) auf bic <2acramentenfpenbung
befdf;ränft.
3Xn biefer treffe mag nun aud) jener @a£ £mffen3 am
beften oerftanben toerben, in n>etcf)em er fagt: „Die fimoniftifcfyen
©eiftticfyen, unb toenn fie audj befennen, ba§ fie ©ort fenuen,
biefeS jebocr) burct; ir)re Saaten läugnen unb folgttdt) nicr)t an
©ott glauben, benfen toie ungläubige @öt)ne ungläubig oon
ben fieben «Sacramenten ber $ircr)e, oon ben @d)iuffe(n, Remtern,
(Senfuren, ©itten, Zeremonien unb Zeitigen £acr)en ber $irdj>e,
oon ber $eret)rung ber Reliquien, oon ben ^nbutgen^en unb
Drben."2) 3ct) fud^te bereits bar3utt)un, tote §u$ feinen an-
bereu fatt)o(ifcr)en ©tauben ate ben burd) bie Siebe formirten
fenne, roie atfo ^u ben Ungläubigen auct) bie in ber £obfünbe
^tefyenbeu $är)ten, roie bie f at^ottfc^e $irct)e ton @eite ber 9tten=
fcr)en auf bem burcr) bie Siebe formirten ©tauben beruhe. §ier
nun roenbet §u8 feinen @afc auf bie iaftert)aften ®eiftüd)en an.
8ie befennen gtoar mit bem 9)?unbe ©ort, faftifcr) jebocr) täugnen
fie Um; ü)re §anblung3rocife $eigt, ba§ fie bem bocr) fetbft nidt)t
gtauben; fie oeracr)ten ben tarnen ©otteS, freudigen feinen (Ser)n,
r)anbetn gotttoS gegen baS ®efe£ ©&rtftt, ba ber r)eiüge £)ieront^
mu$ fage: bie ^riefter, roe(cr)e bie (§ucr)ariftte bienen unb ba$
53htt be$ £>errn feinen Göttern oertr)ei(en, r)aube(n gotttoS gegen
ßljriftt ©efe£, inbem fie toär)nen, bie (£ucr)ariftie machen bie Sorte
be$ SBetenben, ntd;t beffen Sebeu, e$ fei nur baS fotenne ©ebet,
nicr)t aucr) bie 33erbtenfte be$ ^ßriefterS notr)toenbig, unb bocr) Reifte
e$: ber ^riefter, toie er immer bemacfett fei, ger)e nicr)t baran
l) Art. 4. £öff. 259.
*) «gl. Art. 13. £öfl. 224.
110
®ott ©aben 31t Bringen. Gntblidj behalten ficfy foldfje Sßvtefter
btaSpf;cmifcr/ gen bie äftajcftät ©otteS." ') §icr mufj id& aucf>
§u3 in @<$ufc nehmen, h)enn er bie Söefyauprung oor bem (Sou*
eile mit ben Korten unrerftüfet: „@o ungläubig benfen btejeni*
gen, toeld;e oon ber formirten Siebe abfallen unb für biefe $eit
einen erftorbenen ©lauben Ijaben." 2lllerbing$ fyatte jebocr) audfj
ba3 §ouci( Sttedjt, toenn e$ fragte: „Unb h)o fteljt ba$ in bei*
nein 33ud;e?" beuu gerabe an biefer ©teile hatte er e$ triebt
auSbrüdlid; attSgefprodr/ett, aber in ber £b;at „toirb es gut au«
ben im 33uc£>e angeführten 2Ku£fprüd)en ber ^eiligen entnommen",
toie £m3 aud; entgegnete. 2)
Unb toenn §u# fagt, „für ftd; fuSpeubirt ©ort jeben
oerbred)erifd;en Prälaten Oom 3)ienfte ober tote, fo lange er
aftuetl im Verbrechen ift, toeil er eben burcr) feinen gall in bie
£obfünbe fünbigt in allem, toa$ er aud? tlmn möge, unb folglid;
oon @ott ir)m oerboten toirb, auf bag er nicht fo Ijanble, ba$
heißt alfo, oon ©ort oou jenem 2lmte fuSpettbirt toirb;" fo foll
bamit bod> feitteSroegS gefagt fein, ba§ er gar nid;t mehr ba$
SDftmfterium ber (Sacramente leiften föntte, fonbern ©ott roill e$
„tticr/t fo", ba$ ^eigt, untoürbig, oon ir)m geleiftet haben, grei*
lid; 3ät)lt §u$ bann fogar folcr)e ©ünben auf, toie Ungetjorfam
gegen ©ott, Vernachläffigung ber ^rebigten, SMebftahl, (Ehebruch,
Slergerniß, Soweit be# 9ftunbe$, ioo$u Süge, Blasphemie, fal*
fd^e6 3ettpi£, Sfteineib, betrug, Vcrläumbung, eitle hieben,
$ertoüufd;ung, fcr)mät)licr}e Stteben unb anbereS gebore, unb oer*
langt ernftlicr) aud; eine ©uSpenfton buret) gute ober fcfylecfyte
Liener;3) allein oon einer Ungültigkeit ber oon ihnen gefpenbeten
©acramente toetf er md>t$. 3er) tarnt barum aud) in fetner
(Srflärung pt donftanj feine 23efcr)öntgung feiner £et)re feben,
roeutt er fagt: „£)a ©uspenbiren in bem in Sttcbe fteheiiteii
') t. 1. 271. b. f.
») Art. 11. £öfl. 248. f.
») T. I. 312. b.
111
Zljcma ein Verbieten bcS SDtintfteriumS ober irgenb eine« ®ute8
toegen eittcö 83erbre$ett$ ift, ober, wie man im neueren 9rccbte
fagt, ein Unterlagen beSfelben, fo ift offenbar au>:> ben eben au-
geführten ^ebrifrfteflen , ba§ ©ort ben 33crbvcc^erifdf;cn »erbiete,
im SBerfcrecfyen ba$ 2Imt auszuüben, uub fo fueoenbire er fie oom
heiligen SImte, ba$ fie nacb bem ©ebote ©otteö olme ^erbrec^en
ausüben muffen. $öcfye benen, roelc^e loiffentltd; im Sßerbredjen
ben £)ienft beS §errn 3;efu ©Grifft üben, bann nämftcfy fünbigen
fie burd? bie Unterfaffung, inbem fie bie 23u§e oerfefnebeu, un-
roürbig, unerlaubt unb ©ort mißfällig ba$ 3lmt ausüben." l)
Ueberfyauot nafjm <pu8 feine (Sacramentenleb/re richtig aus
ber fatfyolifcr/eu $ird;e herüber, nur, meint er, bie le^te Delung
fei oon ben Sloofteln eingefe^t toorben.-) 2(u$ ifyr foft unb
brauet nur noefy feine £eb;re über bie 33u§e b/eroorgefyoben ju
toercen; bie ibm fo oft <Sdmlb gegebene ßntftettung ber £eb/re
oon ber Grucbariftie ift toeber in feinen (Schriften, nod) in feinen
23ertl?eibigungen gegen bie treffenben 5lnf(ageartife( ^u ertoeifen.
§. 14.
£)a6 SBufjfactament.
2Öir fa^en, toie burd>greifenbe gofgeu bie (Sünbe für ben
2ften[d?en nad> §u$ ^aben foll, roie burd) fie xudt)t blo$ ber
©nabenftanb, fonbern alles, roa$ ber üBtafcty ift unb Jjat, feine
ganje (Ertftcn^ nid)t bloS feine moralifcfje ©üte, fonbern ebenfo
feine pofittfcfye unb juribifd;e Stellung unb ^Berechtigung Oerloren
unb gänjlicb oernid?tet roerbe, n>äf?renb boeb feine 33eftimmung
„fraft beS ©efe£e$ ber 9catur tft, in ber reinen ©nabe $u be=
fteljett, in roeld;er allein er nad) ber @ünbe nod) feine Stiften)
fyat."2) ^onad) ift ber (Stanb beS <Sünber$ ber untroftlic^fte,
') Art. 33. £öfl. 234. f.
2) T. II. 231. a.
3) T. f. 161. a.
112
ben man fid) benfen fann, aud) für beffen irbtfdt)e unb foctal*
|»ttttfc$e Stellung; er t)at fein ^ecr)t unb feinen Sfafprucfc, 9ftad;t
unb Stürbe, fegar fein £eben berhnrft. Unb beer) fennte §ue
nicf)t raugnen, baß fc biete 9ftenfcr/en tr)atfad>Iid; , aue ben t>er^
fcfyiebenfren ©tauben unb Würben, in ber Xobfünbe gebunben
Hegen. ift rr)m barum ein bringenbe* 53ebürfnirj ein bittet
^u r)aben, um aus biefem 3uftani>e M lieber ergeben unb em^
porrtcr)reu $u tonnen.
£ie3 gefcr)ier)t nun, inbem ficr) ber Sünber oon ber £ob*
fünbe „oennöge ter ©nabe ©ottes" „toieber gur ©nabe ©ottee
ergebt",1) bie ir)m burefy bie 53uge gereift toirb atö „bas Littel
ber 9?üdfer)r $ur greunbfcr)aft ©ottes." £)a$u ift bann nett>
toenbig, baß ber DJ^exifcr) „ben ooqügttcbften 2(r$t fuebe, or)ne
ben ein Ruberer niebt fetten fann unb ber ber ©ort 3efu$
§r)riftu3 fetbft ift; er r)eitt bie Sünber unb oerorbnete Urnen eine
t)eüige SDtebicin, bie 23uj3e."
„£)ie coflftanbtge 23urje umfaßt aber naä) ben £>octoren
brei £r)ei(e, bie 9teue, 23eicr)t unb ©enugtr)uung", „toae aucr) in
ben Korten bee £>errn liegt : 2öenn ber ©otttofe 23urje tr)ut oon
aü feinen 2fttffetr)aten", nänriiet) buret) Scr)mer$ ^umat über aüe,
burdj baß 33efenntni§ atter unb bie ©enugtfmnng für aüe, „fo
toerbe id; aü biefer unetngebenf fein", baß r)eißt, in $3e3ug auf
33erbainmung unb Sßerfjängung oon Strafe, toenn er 53ufje tt)ut,
bie ausreicht."2) „Qn ber Seete bee £obfünbere ift Scfyutb,
loirc bie ©nabe oerborben ober b/ört fie auf, fo baß berfetbc ba^
bnref; ber Strafe ber etoigen ^erbammnng oerfaüen ift, toewi
er niebt Sßugc tr)nt; benn to>er in biefer 3d;ntb ber)arvt, torirb
Den bem Umgänge mit ben in ber ©nabe SBaubelnben auSgc^
fcr)(offcn. Zerf) fann er ats ftettungsmittef bie SBuge r)aben,
cureb toetd;e bie 8cr)utb getilgt, bie ©nabe überbraebr, ba$ 93anb
ber 93crbantmung gebrochen, ber sJ#enfd) mit ber ätr$e toieber
') T. L 319. b. f.
5) T. L 46. b.
113
geeinigt totrb. riefe ©ufe oollenbet fid? aber in ber 9reue,
$eid;t ttnb ©emigtljiwng." l)
lieber Helene Belehrt uns nun £m$, tag „fic ber innerfte
>>eneiiv|ri>iner} fei, ben ber 9)2enfcf) über feine Süuben l)at unb
bei größer ift, txne toenn er bie ^reicbtfyümer ber 3£elt, ben guten
tarnen ober feine greunbe verloren fyätte." l) „(Sie fdjltefee
ferner als bie £raurigfeit unb ber tolle Scfmter} über bie be=
gangenc ^ünbc nottnoenbig ba3 SOftgfallcn an ber ^ünbe ein,
toelcbe begangen hntrbe unb begangen toerben tonne",3) ,rfie fei
ein Beniner} bcS ^peqenS über bie begangenen Sünben unb 511=
g(ei$ ber 23orfa£, biefe $u bereuenben <2ünben ni$t me^r be-
ge^en loollen, alfo Scfjmerj über unb §üten oor ben ©ün«
ben." „(Sv5 fb'nne aber ein 93?enfdr) an fetner @eelc burefjaue
uicf)t geseilt werben, ioenn er auefy nur eine £ocfünbe in fiefy
}itrücf behalten unb nur für bie auberen 53ufte tfutn toollte; benu
bie oon ben Xobfünben gefcblagenen SBunben Rängen in bem Oer-
tounbeten 9)^enfcben fo ^ufammen, ba§ ntcr)t bie eine gehoben,
bie anbere $urücfgetaffen werben fönne, toeSbalb es unumgänglich
notfyioenbig für bie eünber ift, oon allen Süntcu }itmal bureb
bie 23ufje gefügt ;tt werben."4)
£)ie fo beftimmte $reue genüge im Dcotfyfalle allerbingS jum
ipeile;5) allein auger bemfelben muß als fetter Zfyit bieSSeicbt
fun$ufoutmen, „bie ein $3efenntni§ feiner Sünben oor ©ort unb
rem ^riefter ift. £)iefe mu§ ferner flar unb oollftänbig fein,
oollftänbig, inbember 23eict)tenbe nict)t irgenb eine v2ünbe roiffentlidf)
oerberge." „greilii) bürfte bei bem allgegenwärtigen ^fnüftue
bie 9teue genügen, aber bennoeb ift baS Sacrament ber 53uße
gang uncrläßlitf), wenn c3 aud> ot)ne oorauSgct)cnbe 9?eue ntd>t^
*) T. I. 266. b.
2) T. I. 46. b.
3) T. I. 266. b.
4) T. I. 46. a. — 217. a.
5) T. I. 266, b.
Jriebridj, 3of)ann §u§.
114
nü£en toirb, fo bag e$ eine Xrjorfyeit märe, toottte ein ^ßriefter
ofme darüber erhaltene Offenbarung beftimmen , ba§ bie 23u§e
(baS ^acrament) ober ein anbereS (Sacrantent, bem Empfänger
}itm £eUe nüfce. £eeba(b jagen toeife ^ßrieftcr nicf)t gerare^u,
ber 58eicr)tenbe fei oon ben Sünben gelöst, fonbern nur unter
ber 33ebingung, toenn berjenige, toeteber fie bereut, niebt weiter
fünbigen Witt , auf ©ottee 33annr/eqigfeit vertraut unb in
fünft ©otteS ©ebote balten nnü." £esba(b niüffen bie ^viefter
naefy 3lrt §brifti ben 2?üjser ^um Scbmer} über feine Sünben,
Vertrauen auf bie ©nabe unb }um Eitlen niebt mebr pt fün=
bigen anleiten, weit eben nur unter 33orau$fefeung biefer 2ße=
bingungen 2(bfotution ton allen eünben gegeben werbe." l) £ben
balnn fprid^t er fic£> $u §onftan$ aus, „ber 2Ibfotution müffe
1) 9?eue, 2) ber SSUle niebt mefyr }u fünbigen, 3) toaljre 53eicbt
unb 4) bie Hoffnung auf ^aebtaffung oorausgefjen." 2) £a$u
betont §u8 f?aufig unb nacborücfücb, niebt ber s$riefter, fonbern
©ott (äffe naef) unb gebe ben $um Sünbennacfjtaffe netfurenbigen
Seifigen ©oft, ber ^Priefter fei btefer Sftinifter,3) bennocf> aber
a(3 fotcfyer netbtoenbig unb-nur tfym, niebt aüen ©tiebern ber
&ircbe fter/e bie minifterieüe 2tbfotutionSgen>a(t }u. „£ie ©etoalt
be$ eünbennacbtaffeS, toetebe ©Ott aüen Crnoacbfenen gab, bat
einen gan$ anberen Gbarafter , ift eine cbriftücbe Vfltyi , bereu
Erfüllung er jebem unter ber Strafe ter 23erbammung bei
3Katt$. 6 gebot, intern er fagt: SBenn ifyr ben $)?enfcben ifyre
Lünten oeqetfyet, toirb ber $>ater eueb aucf> bie eurigen fcer=
Seifyen. 2Benn ifyr aber ben 9)?enfcf>en nicfyt oer$eif)t, wirb aueb
eueb ter 33ater eure Sünben nic^t oer$eiben." 4)
2ttterbing$ wirft Stephan £o(anenfiä in feinem 2(ntil?uffe
♦puffen oor, er babe bie Wcbtnotr/toenbigfeit ber münblicben
') T. I. 217. a.
') Art. 15. ö'cfl. 226.
3) T. I. 377; 378; 382; 387 f.
4) T. I. 377. b.
33et$te bei einem ^riefter unb bie 3ure^cnl^e^t ^er ^eue 9e"
reibest gelehrt, Zitate ber Söätcr, befonberö be$ GfyrtyfoftomuS,
in feinen 53otf$prcbigtcn a(S 33eh)eifc angeführt, „tooburd; er
mehreren Caien bie £)reiftigfeit eingab, baß fie fagten : SÖogu
ferner einem fterbtid;eu ^ßrtefter Beichten, toenn ö>ir reuigen .'per-
jettS bern oBerftcu ^ßriefter, bem allmächtigen ©ott allein beid^
tcu?" !) Mein biefe £efyre, bie, nebenbei gefagt, Stefan fo
fcf)led)t ate nur möglid? toar, nnberlegt, finbet ftcfy bon §u$
nirgcnbS in feinen Scbriften vorgetragen , nirgenbä bertfyeibigt.
2Bir ^abcu in einer befouberen ('(einen 9(61janbfang,a) toefcfye
gegen Stefan gerietet ift, bie (Sitate unb gan$e SöetoeiSfüljrnng
borliegen, unb in ifyr ift fein Scbluß; £)arau$ erfjeltt, e$ fönne
3;emanb aud> o^ne munbttcr)e 23eid>t bei einem fterblicfyen ^riefter
gerettet tterben, toie bieS bei ben flehten ®inbern unb im 9cotfy=
falle außer Steife! ift. £>aß ü)m bie Scfyulb gegebene £efjre
nidj>t imputirt toerben bürfe, fann auefy fd;on barauS erfd?loffen
»erben, baß fid> bie ganje 23ett>ei3füljruug be3 Stefan für ba$
23ußfacrament, aud; bie Sßeicfyt, bei £m£ nneberfinbet
„£)er britte bie 23uße complerirenbc £l)eit ift enblicf) bie
©enugtfmung, burd; bie ber Sünber ©ort ©enüge leiften muffe,
unb fie felbft gerfatfe toieber in brei Strien: SBeten, Saften unb
2llmofeugcbem"3) „£)er römtfd)e §ofyepriefter fonne allerbingS
ben toafydjaft Reuigen unb 93eid;tenben bon ber Sdjmlb unb
Strafe ber 53erbammung abfoloiren, nict)t aber bon aller (Strafe
ber Reinigung, toenn ntcr)t ber 33üger genügtet. T)iefe ©enug=
tlntung mag fidt) aber berfd)iebeuartig boll$iefyeu, enttoeber burd;
einen großen ©cfymerj be$ ©eiftcS, ober burd) gaften, 33eten unb
2tfmofengeben, ober aud; burd; einen ©Ott befänftigenben Effect,
ber ©ott me^r gefiele unb feiner SSraut, ber $ird?e, mefyr
') L. c. p. 397. seq. c. 10—12.
2) Tract. de 3 dubüs factis in Holomutz. a. 1412. T. I. p. 208 ff.
3) T. I. 47. a.
8*
Hb
nü^te." *) 3n ber Söuge »erben nämticfy nidjt gugteicfy mit ben
^ötfenftrafen aud? bie beS $?einigung$orte$ nacfygefaffen, tote in
ber £cmfe; „m ifjr, ber feiten £aufe , ift ber ©trafnadjlaf*
ntd)t fo uniberfeft, toeit fie brei £fyeite fyat, 9?eue, 23eid;t unb
©enugtfyuung. (58 ftefyt barum feft, bag ein Weniger unb 33eid)<
tenber bennod) bie große Strafe be$ ^urgatoriumS gu befielen
fyabe, gefegt er tr)ut nicfyt genug. Unb tiefen Unterfdneb ba
fyäft bie $ird;e 3tDtfc^en ber £attfe unb ber ^öugc feft, fo ba§
fie ben eben erft ©etauften feine (SatiSfaction be$ SÖerfes auf*
(egr, tooty aber in ber SBetcfyt mit »orauSgefyenber 9?eue nacfy
öucaS 3: „£fyut toürbige grüßte ber 23uge."2)
«Sotoeit toar man in ber ®ircfye tote in ber @c$ule einig
über ba$ SBujjfacrament, altem hieran reiften ftd; nodj eine
Uttenge ttjeotogifcfyer ©dmtf ragen , an benen ja bie @c^o(afttf fo
retefy unb unerfd)öpflid) toar. ©erabe bei biefem (Sacramente
geigt fiefy fo redj>t ba$ (Streben ber (Scfyotaftif , toie e$ 93aur
geid;net, inbem er fagt: „£)iefe £ef)re (oon ben Sacramenten)
ertn'ett in ber fcfyolaftifdjen ^eriobe eine fe^r große (Weiterung.
Materiell tourbe gtoar audf) In'er oon ber <Sd;otaftif nichts
SfteueS probucirt, aber es gab l)ier fo SSieteS, toaS burd? beu
anattyfirenben unb unterfcfyetbenben , orbnenben unb ft^ftemati*
firenben ©eift ber ©cf^olaftif erft in bie redete gorm unb in ben
3ufammen^ang be$ ©äugen gu bringen toar."3) (5$ geigt ficf>
barum in ben (Sentenzen unb Kommentaren gu benfetben, in ben
(Summen ber fd>o(afttfdjen Xfyeotogen ein reiches Öeben unb (5r=
toagen, eine rege Verlegung ^tx übertommenen ®ird/entef)re in
tfjre Momente unb ^Betrachtung berfelben naefy atten leiten, eine
unermübticfye $ergteid;ung ber XfyiU mit einanber unb in 9?ütf*
fid)t auf baS einheitliche ©ange be3 (StyftemS ; ein unaufhörliches
fragen unb (Sintoenben , Hnttoorten unb Sibertegen fitcf;t bie
») T. r. 387. b.
J) T. I. 386. a.
3) Sebrb. ber #rifH. 2>ogmengeftf;id;>te. §. 86. 192.
117
(Srfcnntnifj be£ £>ogma'S fetter $u förbern unb beffen 3nt)att
$u burd)bringen. (Sine fo(d;e grage, toe(d)e bie ©cf>otaftif be=
fd?ä'ftigte unb burcfy baS Gtoncit bon Orient theittoeife beantwortet
nntrbe, ift baß Sßerljättnifj ber pricftertid)en Stbfotution ber
göttlichen. ©eljt jene biefev, ober biefe jener oorauS? £)ie
^eotogen gaben barauf ganj oerfchiebene Antworten , tocUjrenb
fie bie £ird;e atS eine offene, tüte Bei §einrich bon Dtytha , fo
je£t bei §116, behanbetn 3U fetten glaubte.
§u8 nun reifte fid) jenen ^eotogen an, bie bie priefterücfye
Stbfotutton ber göttlichen erft nad;fotgen taffen, unb loir muffen
ihm fo gut tute jenen feine Stuftet barüber geftatten. (§8 Oer-
btent auc^ unfere 5tnerfennung , toenn er gegen unvernünftige
©eiftüche nur ben unterften ©rab oon 9^act>taggeir>att ben $rie*
ftern jufprach. Orr unterfd)eibet nämttd) „eine oberfte ober aut^eit-
ttfd;e, ©ott attein jufommenbe, eine mittlere ober fubauu)entifd;e,
bem 3ftenfd)en (S^rtfto gebühren be, enbticr) eine unterfte ober mi*
nifteriette, bem rite miniftrirenben ^ßrtefter utftehenbe ^ünbennad;*
taggerüatt. Unb tote bie Sttenfc^eit CS^riftt unb ber SMenft be8
^ßriefterS ©ott, beffen Wlafyt unb §aubetn (agentiam) boraug*
oertaugt, fo bie mitttere unb unterfte Dcacftfaggetoatt ben ur=
fäd)tid) oorauSgehenben ©ünbennachtafj ©otteS", unb nach ber
anbeten SBejiefyuncjStöeife „bie minifterieüe bie autr)enttfcr)e unb
fubauthenttfd)e.'' „SJcittetft biefer Unterfd;eibung !önne man bie
2tu8fpritche ber Zeitigen leidet bereinbaren, toenn ber eine fagt,
ber ^riefter habe feine D^ac^taggerpatt ber <Sünben, ber anbere,
er h^be eine fotd;e." l) „£ue taugtic^eu ^ßrtefter üben aber biefe
minifterieüe (Sünbennachtaggetoatt au« burefy ben £)ienft ber
Xaufe unb ber anberen (Sacramente, burd; bie ^ßrebtgt be8
2Borte8 ©ottes, guten Stau), Zeitige« ©ebet ober bag Seiftet
Zeitigen Sebent;"2) aber freilich „abfoibirt jefct toeber ^ßa^ft,
noch 33ifchof, ober ein anberer Arafat burd) kaufen, ^rebigen,
') T. I. 377. f. lt. öfter. — art. 15. £bfi. 225.
*) L. c.
118
23eten, fonbern beffen überbrüffig ooftfüfyren fie bieS auf ifyren
£ anbeten. " r)
So ift bie 2IMaugnung puffen« in ber 33itpt^ecrte eigene
ücr; nur gegen jene irrige 33el)auptung gerietet, bafj c$ „in bes
^apfteS ober ^riefterS Wlatyt ftelje, auf toetcfye Seife erholte
$u binben ober p (öfen, unb baß eo ipso aud) fo im Jphmnef
gebunben ober getönt fei."2)
SBBo^I (äugnet er eine anbere 2lbfotution, toie er fie nennt;
allein fie füfyrt uns auf feine £er;re fcom Waffe.
§. 15,
©er Slblaf.
Der 5J6tag toar in unferer ^eriobe 3U ginan^oteratienen
tyerafcgetoürbigt korben , äfmticr; bem 3(n(efyen= unb Actientoefen
in ter ©egenroart. gür bie güfyrung oon bauten unb bie 33c-
fcfjaffung oon Dotirung oon Stiftungen, für Dedung ber Kriegs*
loften gegen dürfen, §aretifer unb geinbe beS HirdjenftaateS u. f. \i\
brachte man baS ©etb burdj bte 2(usfd?reibung oon STMäffen
auf. 2ößatt bergefije mir biefe 33ergteidmng , bereu 2Baf)rr/eit
teiber nicfyt getä'ugnet werben fann. Die 23ötfer beS fünfzehnten
3ar/rfyunbertS betrachteten fie nicfyt anbere granfreic$ unb 95ö^
men festen burefy ü)re Deformation bem ©cfyranfett, Deutfd;lanb
butbete mit oerfyattenem ©rotte unb unter ftetem Etagen unb
^roteftireu biefe ,,(Mberfd)öfcfung'' burd; bie Gurie. — Die
©efcfucfyte überliefert uns 3*r>ei @rf Meinungen aus jener $eit.
3ur Ded'ung beS DeficitS irgenb eines Staates ober überhaupt
pr Aufbringung augerorbenttid;er unb nid)t fetten orbentüd^et
StaatSauSgaben toenbete man fid) in ter ftegcl mit rem giut;
fttgften Crrfofge uad) Wem, um oon ba oft jahrelange Knteeif'
') T. [. 382. a; 385 b. etc.
*) T. r. 230. a.
119
nno.cn auf £ird)en*3efynte" unb Cnufoinmcn jw erhalten. l) £)ie
anbere (irfebeinung ü>ar, baß man für bie außerorbentüd?en StuS-
(agen dt$m'$ fetber 2(blaffc ausfebrieb. Sftittrfft ifyrer nntrben
Serfeefcürau'S errietet, §eere gegen dürfen, $ävettf'er, c^commu^
nicirtc unb Ijartnätfig loibcrfoenftigc gitrfteu gefammelt unb ge~-
fübrt, ber ^iretyenftaat gefdnüjt unb ocrtfycibigt. Um bcnfelben
einen guten Erfolg $u fid;ern, lourben fie mit befonber$ günftigen
33ebingungen ertaffen, bafj aubere untevbeffen nicfyt loirffam, ge=
trüffermaßen nid;t offen , bereu ßourS auf 9M( f)erabgefunf"en
fein fottte. @$ rufyte bie$ freiließ auf bem <Staat3gcbanfen beS
$)citte(atterg, bei' burd) unb burd) ein reügiöfer unb fatb)oüfd;er
mar, auf bem baburd) gair5 auberS forinuürten internationalen
^ed)te,2) unb infoferne ftnb aud; biefe @rfd;einungen in ber
mittelalterlichen &ircf;engefdncf;te nicht ^u mißbilligen. %ücin je
mefyr biefe 2Infcf;auung burd) bie nationalen Oieaftionen unb
Crntfrembungcu fd;n>anb, je mef)r man bei bem Verfahren ber
^äpfte ben fyöfyercu £md faum $u entbetien oermocfyte, 3) befto
ungeeigneter mußte fief) biefe 9?egierung3marjme ^erau^ftetlen.
') <So fcertangte bie§ granfreid; ned; 1563 jugleid; mit einem ^dm?
ten auf bie gan$e (Sbriftenf;eit. @. ^Beiträge $ur fird)L it. poi. ©efcf/id;te.
I. 53b. no. 151; 153.
*) gerfter, Der <Staat3gebanfe bes äftittctalierS. ©reifercatbe 1861.
6. 19 ff. ©utjot, bie d;ri|H. tircfje jc. jc Naumburg 1862. ©. 39 ff.
3) ,,5tfom reurbe eine 2£ed>felbanf unb ein 3} er fieigerungScrt,
reo man nicht ettta auf ben Job eines ^frünbebefi^erä roartete, fonbern
bei feinen Mutten Gr^ectanjen fcerfaufte, biefe roieber jnrncfnabm unb
mittetft befenberer (Efaufeht neu terfaufte. Setbft bie Sßefdjränfnngen
btefeö Verfahrens bieuten $u neuem ©ercinne. 3n 2)eutf^fanb , 9301)*
men :c. jc. eiferten bie ©tmoben gegen 21u$teir>ung fcon @elb auf 3™)™
unb bezeichnete man biefeS als fträflicf/eu 2Bud;er. 3n 9^m tiuirbe ber«
felbe offen getrieben; bie befd;räuften ^nfdjauungen beö Serben« über
©etbfcerfebr batte ber @üben tängft abgeftreift, unb überließ jenem, fid?
barüber $u ärgern (©erabe hierin erweiterten fidt) aber bie 2(nfd;auungen
be8 Horbens, roaS bann natürlich aud) eine anbere ^nfcbauitng jener rett*
giöfen Littel für (Erreichung ber ©elcintereffen herbeiführte). £>a aber
£>a« ift e« audj , trenn §u« fagt, fcon ben $anjleien au«
abfoloiren jefet ^Sapft, 2Mfcr/öfe unb Prälaten. SDtan barf fu'er
atterbing« ntd)t ju f<$tt>ar$ feljen, aber aud; nid;t« überfein
trotten. G« ift eine £fyatfad)e, bie ntd;t au« ber ©cfcfyidjte fnn=
roeggeläugnet irerben fann, bajj einerfeit« bie Surften attmär/lig
mit gierigen unb lufternen Augen nad; bem ©ute unb (Stnferc*
men ber £trc$e flauten, e« lieber ofyne (gtfau&mfj |ttt
Verfügung r/aben, al« immer erft barum Betteln trollten; anbetet*
feit« bitbete fid) eine getraltige 9?eaftton gegen bie nad; SHom
fltegenben firdjftdjen (Steuern unb A61aggelber unter Surften,
(Sleru« unb Weitem oom ©tanbpunfte materieller unb nationaler
3ntereffen, roeld;e fie nid)t mein* roie früher oou ben ^ärften
mittelft jener (Oelber geförbert anfa^en unb geförbert teiffen
roottten, foroie unter ben £f)eologen au« tr)eofcgifcr)en ©rünben.
,3ule£t fafj man auf beiben leiten tf)atfäcr/üd? in ben Abiäffen
blofe ©elbft-eculationen für ben ^d)a£ ber apoftolifdjen Cammer.
(5« fam babei }u ben eigentr/ümlicbften Argumentationen für unb
roiber; allein nid)t« muß babei mer/r befremben, al« baß man
nidjt einmal bie üftatur be« Abiaffe«, ba« roa« er oerleifyen feilte,
faunte. l) 9)2an t)atte barüber nod; nid;t« bogmatifefc) £efinirte«,
aber aud) ntd;t bie r;iftorifd)e Ginftcr/t in beffeu 3ufammeiü)ang
mit ben Gnnricfytungeu ber primitiven $ircfc)e, fo baß man öfter«
bie Behauptungen r/ören tarnt , erft burd) SBonifa^ VIII. ober
and; bie ^cbolaftifer be« brennten 3aljrl)unbert$ feien fie ge^
febaffen roorben, bie ^eilige (Schrift, bie ^eiligen SBäter unb an?
bere §eilige fennen fie nicf)t.2)
bie ftrc61id;en SÖiirben unb ^frünbeu ©egenftanb ber vgpeculatiou ge»o*
beit toareu, l/crte nid;t Mos alles ^flicfytgefüfyl auf, fonberu bie |rf;mti^ijlfte
$atifu$t, luetdje jfapftal unb 3tnfcn roieber T)eraii«5ufd>Kia,eu gebaute,
trat bei benen f>ert»or, n>efd;e baä 6>aQ ber (Srbe fein feilten." £öffer:
9iuprec$t je. 2C. @. 116.
') ©. 3oft. Söeffel. §. 2G. <g. 231 ff.
*) loh. Hus. T. I 233. a.
121
2ütd; £m$ mu§te fcbon um fetner übernommenen 5?efor
matorenrotfe wiüen gegen biefeg 2lbfa§tt>cfen feine Stimme ergeben.
$a, gcrabc neben feinen nationalen 33eftrebungen muffte if)m ber
?lblaß, treiben ^ßatft ^ofyanu XXIII. befutfS eine« förettföttgeä
unb $ut ^ertfyeirigung be$ $trd)enftaate3 gegen ®önig ÖabietauS
ton Neapel auefd;rieb, 33eran(affung $u feinem Auftreten geben.
üKtrgettbti jcigt übrigens £m$ me^r als eben in ber SBc^anbfung
biefer grage eine Wirflid)e, ober WcnigftenS err)eudt)e(te Untoiffen*
fyetr. (Seine ©rünbe jeugen nid)t bloö bon großem 9Qcißoerftänb=
ntffe ber grage, fonbern aud; bon gewaltigem Langel an fafi
jeber tl)eotogifd;en (Einfielt. 3ug(eicf) toirb fid; aber auefy als
uuumftößticfyer beweis fyeraueftetten , baß man bon Seite ber
Zapfte beim boefy ntcr)t fo mit (Srrfyeihtng ber Slbläffe »erfuhr,
tote man proteftantifd;erfcit3 ofyne SöcttereS ben Sorten imtfyerS
unb ber ft;mbüüfct)en 23ücf)er nachbetet.
3$ fteüe ben Sa£ §uffenö borauS, in bem er bie ©ewatt
ber ^riefter bafn'n beftimmt, baß »fie bie 23ollmad)t fyaben, bie
tr>vir)rr)aft 23üßenben (vere poenitentes) bon Sdjmtb unb Strafe
fretsufbred^em" *) 9cun gefreut §uS fetbft, baß e3 in ben WUcip
bullen fyeiße, nur benjenigen werben bie ttötäffe ^u £fyeit, wetd)e
reuig finb unb beichten,2) wa3 aud) bie in £uffen3 Serfe auf-
genommenen 2(btaßbutten ^o^anneS XXIII. jur ©enüge nadj^
weifen.3) äftan foüte alfo bod) erwarten, baß bamit puffen
genügt wäre, atiein bem ift ni$t fo. „(5$ fei eine große 3n=
conbentenj, baß in ber 23utte gar feine (SrWafmung babon ge=
') T. I. 216. b.
0 T. I. 235. b. - 385. a.
3) T. I. 212. ff. ..Nos de omnipotentis Dei misericordia, ac bea-
torum Petri et Pauli Apostolorum ejus auetoritate confisi et illa quam
nobis licet insufficientibus meritis Deus ligandi atque solvendi divinitus
contulit potestatem, omnibus vere poenilentibus et confessis,
qui hujusmodi laborum salutiferae crucis signo suseepto , in personis
propriis subierint et expensis , illam peccatorum suorum , de quibus
corde contriti et ore confessi fuerint, veniam indulgemus . . ."
122
fcfyefye, ba$ 23otf fotte ftcfy oor ben <Sünben Ritten, ober gut
(eben, auger bag e$ bort r/eige: beu 23eid?tenben unb Reumürf/t^
gew; bag ferner toeber 23eten, nod) Sßerfe ber grömmigf'eit, nod)
^rebigen unb Üfteffetefen eine (Stelle in ber 23utte tyaben, fonbern
bloö ba3 ©etb für bie Subulgenseu." ') Unb bocfy füfyrt ber
Reformator auf bei* anberen (Seite roieber 23efd;rocrbe barüber,
bag „bte mobernen ^rätatcn unb ^önitentiare oiet gaften unb
bereit unb anbere ^Betätigungen beut Sßotfe auflegen", „toelcfyen
oom untergebenen 53otfe nicfyt golge gu teiften fei, ba ja Qifyrifti
$cd) füg unb beffen 33ürbe leicht fei." '2) SXber natürlich; £ni£
fann fid) nicfyt borfteüen, bag 33eifteuer oon (Mb $u $reu$$ügen
(aud) gegen bie dürfen) unb $u anberen fird)ücr/en Unterner/in=
ungen aud) ein gutes 2Öerf, ein 23eten, gaften unb 3(tmofen^
geben traft ber guten ^Mention fein tonne. (Sr fiefyt babei bie
£>eqen ber 2(blagfucf/enben fo fyart unb Mt an roie baS ®e(b,
baS fie übergeben. £)ag bieg mitunter unb oft oieücidjt oor=
fommen mod;te, mag fein; ba$ roar aber Uebertretung einerfeits
ber SKblagprebtger , anbererfeitö ber 2lbiagfud;enben. £)ag biefe
in llnbugfertigfeit befyarrenb burd) bie blofe Uebergabe be$ ©et*
be$ ben Slbfag gewannen, ift nirgenbS in einer 2(blagbufte ge*
fagt, unb r>at §mS in aft feineu aufgebraßten oermeintlid?en
^nconoenien^eu unb ^rrtfyümern im Slblagroefen nirgenbS nad>
getoiefen; oiehnc^r fagt ber ^apft auSbriufüd) „ben toafyrfyaft
Reuigen unb 23eid;tenben" , unb oertfyeibigt §u$ $u ßonftan^
feinen Slrtifei 15 mit Berufung barauf, „e$ fei £r/atfad)e, bag
ber 'JSapft immer bei ber 2ibfotution Reue unb 33eicfyt oorau^
fe£t, ja toenn ber 2(bfotution3brief einem tfafterfjaften gegeben
roirb, ber au3einauber$u(egenbe Umftanbe oerfd;nMcg, fo »erbe
gefagt, eo facto gelte ein berartig erfd)üd;ener Slbfodtttoiiebncf
nichts." a) Rid;t minber fatfd; toärc bie 2(ufitf;t, alä ob aüe
') T. I. 235. a. I).
') T. I. 301. b.
3) £3fl. 225.
123
^tieftet bei ber 2lbfelution gan$ nad;läffig t>crfa^ren feien; beim
an ber nämlichen ©teile fnebt £m« feine 23ertheibigung burd)
bie gegenteilige Behauptung 31t Betoerfftettigeti: „33iele ^riefter,
fagt er, abfeloiren ja bie 23eid;teuben nirf;t, ba fie größere 33er--
brechen au« ©d;am verbergen, ober toäfyrenb fie beizten, feine
9?eue fyaben." ($« fann beßhatb nur böswillige SBerläumbung
fein, wenn man in biefen Sorten jugleid) ba« ©egentfyetf liest,
and? bie ^ t et) t rcuniütt)igen , h)eun fie nur Beichten mit bem
SJhmbe unb @etb geben , fetten ben Slblaß gewinnen; ober wer
ba« ®elb gibt, mu§ abfolut nothwenbig, mag er wahrhaft reu*
mittag fein ober nidjt, ben 2lbla§ gewinnen. Qä) begreife bei
biefen unb ähnlichen ^ertäumbuugen nie, wie man je fo breift
fein fennte unb burfte, ben $atholifen bei fo f(ar liegenben
Sorten folgen Unfinn in'« ©eficht gu fd;leubern.
Dabei hat aber §u« aud; einen anberen begriff oon 2lblaß.
Seit e« in ben 2lbtaßbutten ^eigt: Nachlaß atter ©ünben unb
©trafen, fo ift ihm ber 5lbtag ohne ^(üdfic^t barauf, baß auch
$reue unb 23eid^t im Boraus unb bamit alfo nothwenbig 9?ad^
laß ber ©ünben unb ewigen ©trafen als abfolut nethwenbige
^orbebiuguugen für Erlangung eine« SlbtaffeS geforbert werben,
^ad^laß oon ©ünben, ewigen unb 3eitlid;en ©trafen ^ugtetet),
ber „Hofe Nachlaß oon gettttdt)er ©träfe ift nur theils oon ben
£fyeo(ogen, theils oon ben (Sanoniften herausgepreßt unb 2lblaß
getauft worben." l) 23on bem teueren, alfo oon bem eigentlichen
„3(blaffe" , fpricfyt er auch in all feinen ©c^riften nicht weiter,
unb als ihm Michael be (SaufiS 1412 oorhielt, er lehre, bie
oom $afcft ober 33tfct)ofe verliehenen Ablage nü^en nichts, fo
antwortete er: „Gnne£üge. Sann ber ^ßapft ober 23ifd)of einen
Reuigen abfotoirt, bann gibt er ihm minifteriett ^nbulgenj ber
©ünben, aber bie ©elbabläffe, welche man oerfauft, haben in
ber ©chrift feine ©teile."2)
') T. I. p. 216. b.
2) äftfL 188.
124
£)amit oerbinbet fic^> bei §uS ferner bie Anficht, als ob
bie ^äpfte burd) eine h)ißfürlid;e unb aus eigener Sttacht ge-
fd;et)ene (5rtr)et(ung eines oottfommenen TOaffeS bie für bie £\u
fünft unumftö§ticf)e 2tntoeifung unb Berechtigung geben tooflen,
nac^ bem £obe atsbalb in ben £)immet unge^iubert eingeben 31t
bürfen. *) 3)eSfyatb mit§ ber ^)3apft auc^ für bie jitfünftigen
(Sünben 2tbta§ ertr)eilen, obwofy er in feinen 23ntten baS (Segen*
tljeit fagt, b. t)., £uS fyat bie nötige theotogifd)e <5infid>t nicht,
bie Sorte beS ^ßa^fteö 31t begreifen, atfo fann biefer auch gar
nid;t anberS a(S §uS meinen. „(SS fyüft nicht«, ift bie finge
Bemerfung ©uffenS, baß ber Slbtag btoS auf bie oergan=
gene (Sünbe, nicht auch auf fünftige tautet, beim
toer fann eine fo große gafyrt rein oon ber <2ünbe überfielen?
ja e3 toäre gar nicht mögüdh, baß einer mit biefem ©tauben
(rein oon ber@ünbe ^u bleiben) jene ga^rt anfangen fönnte." 2)
§ier begegnen toir £mS bei einer unoergteidhüd;en £afttf, burch
bie er übrigens, toenu icf) nicht irre, zugleich baS fyiftorifche 33e=
hntßtfein oemürrt fyat, inbem man, obfchon faftifd? baS ©egen=
fheit oon ben ^äoften auSgefprod;en unb geteert lourbe, in
§uffenS 53ahn trat unb fyartnädig bis in bie neuefte 3eit DOn
einem Slbtaffe ber 3ufünftigen «Sünben fpracf).
yiad) biefen Erörterungen f'önnen bie übrigen fyiefyer ge^ö=
rigeu @ä£e £mffenS teid)t getoürbigt toerben. 3nbem er unter
Stbtaß nichts toetter oerftefyt als bie Buße, fo bringt er aucfy bie
gan^e Sefyre oon berfetben I)ier ^ur ©prac^e, immer mit ©etten*
Rieben auf bie päpftüchen Slnmaßungen, wie fid; §uS biefetben
in gotge jenes !2)ft§oerftänbniff es einbitbete, untermifd)t. „Es
fönne atterbingS ber ^riefter einen tpal)rl)aft Reuigen oon ©cbutb
unb Strafe freifpred;en, benn es fönne ber ^ßriefter facramentat
ben 33eid;tenben ats einen 2tbfotoirten auftoeifen, toeit biefer fo
fchr oon 9?eue ^erfnirfc^t ift, baß er, wenn er fterbcn foüte, ohne
■) 3- 33- I- 227. a.
J) T. I. 230 a.
125
©träfe im 9?einigung«orte in'« 93aterfanb gelangte." „£)ennodj
fotten bie ^rieftet* nid;t unter biefer gorm (oon Sünbe unb
Strafe) abfotoiren unb aucfy bie $u 2tbfo(oirenben ba« mctyt fiteben,
n>enu es nid;t fpeeiett geoffenbart ift." „SOBürbc im Uebrigen
ber SBtcar (Sfyrifti eine fo(d?e Slbfohttion ofyue fpecietfe Sfteoetatiou
prätcnbircn, fo ntügte er ©efatjr laufen, in eine gotte«Iäfterifd)e
ßttge gu verfallen. 3ur ^e^e gehöre fe^r notfyfaeubig ba« 33ttfj=
facrament, foim'e $u biefem jene als $orbebingung. (£8 tüäre
bcöfyalb tr)öricr/t Den einem "ißriefter, ofnte Offenbarung barüber
beftimmen gu motten, ba« Sacrament ber SBufje ober ein anbere«
@acramcnt r/abe bem (Smpfänger gum §ette genügt." „Sotcbe
3nbu(gen$en gibt aber ^iemaub als ®ott, unb au$ er nur ben
bafür £)i«ponirten," unb „bie ^nbutgeng feine« Zapfte« ober
2Mfcbofe« nüfct ^emanb, auger in toie roeit er fidj> ood)er bei
©ott bagu bisponirte, toeit fie eben ©ort gibt;" ate ob ber
^ßapft unb bie 33tfdr)öfe ifyre ^IBtäffe ben Unttmrbigen gugefpro^
eben f)ätten!
2(ud) für bie bei ben 9lMäffen oorf'ommenben 3^^eftimm''
uugen mangelt e« ifym an bem rechten $erftänbniffe; er toei§
uid;t, baft fie noefy au« ber alten SBugbiScipün Ijerrnfyren unb
ber Hbtaft oon fo unb fo oteten £agen unb $aljren ber £)auer
ber früheren canonifd;en (Strafen entfprtdjt. £>e8ljafl> behauptet
er, „bie ^riefter GEljriftt tyaben leine ©eroatt ^nbittgen^en nad)
einer beftimmten 3^ittänge gu geben, roenn fie ifynen nid)t befon=
ber« geoffenbart mürbe." !) £)ie söeicfytoäter unb ^önitentiare
roiffen mie bieSüube, fo bie 9?eue be« 93eitf;tenben mdjt; ebenfo
menig bie Scbtoere ber Sünbe, folglich fonnen fie aber auc$ ntdr)t
bie Ouantttät ber ooin Sünber abä'qnat für fein $ergefyen gu
ertragenben Strafe erlernten. Onte SReoetatiou ift e« atfo allen
loanbernben $rtefter» unmöglich, nur eine« einzigen äftenfcfyen
$erbre$en präci« für eine genaue ©enugt^uung ab^ufc^d^en, ba
ifmen jumal auety nid)t funb ift, lote fc^toer fie ber atttoiffenbe
l) T. I. 216. f.
©ett wäge unb unter welchen Umftdnben jener Oftenfcb baefetbe
Begangen hat." „TarauS leuchte ferner aucf) ein, ba§ eä eine
größere Sicherheit fei, wenn bie Beichtväter fietne ftatt gre§e
Strafen aufbürbcn, inbem fie ben Beicbtenben ermahnen, auf
©c-ttes Barmljeqigfeit }u vertrauen, feine Sünben $u bereuen,
nicht weiter fünbigen }u Wellen unb entlieh hefergt $u fein, für
feine Sünben genug^utbun." !)
Batn man freilich einmal, wieöuS jU thun beliebte, über
bie in cen 2lblaßbuüen enthaltenen netbwenrigen Beringungen
btnwegüeht, bann muß ee allerb ings „ate etwae gurcbtbareS unb
eine fcbauerltcbe (Gefahr in ©etteeläfterung $u verfallen erfcfcei*
nen, wenn man fagt, ich gehe unb bewillige bir fcottften ütacfc*
laß aüer reiner Lünten, t. h., ten Sünbe unb Strafe; benn
ben heiligen ©ein unb Nachlaß aüer Sünben gehen fei ibentifch,
weil fie Sitte göttlicher Üftacbt finb." -j So mag er bann ferner
glauben, etwas gewaltig ©ewiebtigee gefagt $u haben, wenn er
gegen tie Bifcbcre beclamirt , „c* würbe eine Jfyorljeit fein,
wellte fich ein blinter Bifcbcf unbegrünbbare unb unglaubbare
Tinge au* fich anmaßen; benn Wie groß auch ein Bifcbef
Gbriiti fein mag, er fann ^iemanb abfelinren, in wie weit er
nicht reuig unb bei ©ett abfelr>irt ift." 3) £ie* wußte man in
bertfirebe fc gut wie £m*; wenn man auch rie priefterlicbe ©e=
Walt noch fc hoch trie* unb nach (Ebrnfoftemu* bie Kirche mach*
tiger al* ben Simmel nannte, 4) man vergaß babei bodj nie, raß
„bte gNttfee« unb l'öfegewatt ©ett allein zugehört, wenn man
eigentlich fprechen unb bie Sache an fich betrachten will, unb
gewiffermaßen mitwirfenc ben ^Heftern." 5)
„£ccb ift e* auch bem ^apfte nicht ^uftehenb, ohne Cffem
•) T. I. 390. a.
') T. I. 223. b.
*) T. I. 225. a.
*) Alex, von Haies Summ, theol. p. IV. qu. 23. m^mbr. V Resol.
fol. 352
5) L. c. membr. III. Resol. fol. a')l
bannig jebem im $crgai ,3erfnirfcbten unb 33eicbtenben tcUften
^acbtajj ber (Lünten ton Scbutb unb Strafe 31t geben, weit
anper Otene unb 33eicf>t je nad) Cua(ität unb Cuantität ber
Scbutb aueb bie Cuatität unb Cuantität ber Strafe unb un-
gleite gute grüßte geforbert werben. So mag 3cmanb nod)
fo reuig beichten, toenn er frembee ©ut, bttf er reftituiren fann,
pstM befyätt, totffe er boeb niefit ton ber Sünbe abfoWrt* •)
2Bic immer unb überall begegnen n>ir übrigens autfi fyier
bem buffitifcfjen tfyeotegifcbeu ^rincit — ber ^räteftinarion; fie
bittet eigent(id) ein £)auptbebenfen §uffen$ gegen ben ÄMafj.
£>a fonne „ber i*atft 23ie(e ton Scbutt unb Strafe abfottiren,
ttettfe (oe^uforeeben aber ©ott niebt gcfctlej* „einem Verberge-
nuipten gibt ©ott feine 3nbutgen$." „ßnttteber toeife ber $apft
ober niebt, ob feine 5Ibfotuticn eine ftafyre unb legitime fei.
Seife er e£ nicfyr, fo ift e$ Anmaßung unb tueiferinifeber Stet',,
$u fyanbetn, ate ob er eä toiffe; toenn er e£ aber tteift, bann
müffe er aud> ttiffen, ba§ ben oon ibm 2(bfoltirten @ott febon
oor ber Sett ^Beginn $ur ®(orie träreftinirte, n?a3 aber ©ottee
gefyeiinfter ittatfyfcbtutf fei." 2) „£er ^Patft toiffe aber olme
Offenbarung ton 9ftemant, niebt einmat oon fieb fetbft, ob er
00m §errn träbeftinirt fei; ift er aber oorfjergetoupt, fo fönnen
ifnn feiere (tätftücfye) 3nbutgen^n }ur Setigfeit gegen bie ettige
5lnorbnung ©otteS nichts nü^en. 3öenn atfo utebt einmal ber
terfyergenmjste ^aoft fid) fetbft fotcfje 3ntu(gen$en oerfebaffen
fann, fo ift e$ bod) etibent, ba§ tiefe überhaupt berbäcbtig finb,
unb bajs oiete Zapfte, ioe(cf>e s#bläffe ertbeitten, oerbammt finb,
nnberf triebt bem ©tauben niebt im ©eringften." 3) „©egen ben
etoigen Söefcbhn} be$ 2>ater$ fann toeber ber ^apft, nodj §fjriftu$
bei 3»emanb £)i$penfation eintreten (offen, nod> ^nbulgenjen ge-
ben." 4) „£>er $apft fonnte ^öd&ftenö ton jenem, beffen 53ev=
') T. I. 225. b.
*) T. I. 227. a.
3) T. I. 228. b.
4) T. I. 229. b.
128
bienfte er als ©Ott wobtgefäüige fennt, fagen, wenn bu baS er*
füüt fyaft, Wirb bir ©ott nach beinern Sofyfgefaüen vergelten;
aber nach welcbem SDtafe? Hefe HenntniB referoirt fid^ ©ort."
„(Ein folchcS 23erfprechen fönnte jeboch jeber aus bem 33o(fe
einem ^egücben geben, tüte eS ja gewiß ift, baß jeber ^erbamm*
ter bekommenen y?cacßra§ fyabtn würbe, wenn er eines folgen bei
@ott würbig unb bafür taugüd) Untre; benn anberS wirb er auch
ofme $weifet toegen ber Gonceffion beS ^Bicare ^ßetri nicht mehr
unb nicbt weniger 'äbtiß f)aben." ') Sie fönnte überhaupt ber
$apft eine folche S0Zadt)t haben, ba §uS ffgfau6t unb aus ber
^duuft wei§, ber ^a^ft bürfe nicbt einmal für bie ^cacbfaffung
aüer 2üncen beten, ba eS nach L 3ch- & eine 2ünbe pim
Xobe gibt, für bie ^ciemanb beten fett; er fei nur gehalten, für
aüe gegenwärtig unb ^ufunftig ju Stfettenben gu beten." 2) &ucf>
aus bem Sorte: „SaS sl$etruS banb ober loSte auf @rben, fei
im £)imme( gebunben ober getöSt, fotgt nicbt, alfo binbct ober
löet rcr i\ipfi riefen ober jenen;" benn feineewegS „prajubiäre
©ott um ber Grrbebung ber päoftücfyen Sftacht Willen feiner ©e*
redjtigfeit, was jeboch ber galt wäre, wenn ber $apft wirflich
jene ©ewalt hatte."3) betrachtet man freilich lieber biefe Säfce
unb erwägt man, Wie £uS fykv nicbt eigentlich oom ^blaffe,
fonbern nur üon bem bußfacramente fpric^t, fo möchte atterbingS
ber Steife! gerechtfertigt fein, ob benn £mS eS wirflich fo emft
mit bem bujsfacramente meine, als oben bargeftellt würbe. 2Ulein
wir begegnen eben aud? fykv ber 3"confequen3 §uffenS, in ber
er abfolute vT3räceftination unb freien Sitten neben einanber ftettt.
Unb nun fommt §uS nod; }u golgerungen, welche bis heute
ben ^rotcftanten geläufig finb. „§abe ber ^apft wirflich bie
$ttacfyt Dcachlap oon Sunbe unb (Strafe $u geben, bann fönne
er auc^ ^ Segfeuer vernichten, wenn er jebem (Sterbcnbcn ber
1) T. I. 229. a.
2) T. I. 379. a.
3) T. I. 227. b.
129
:)uuic bat unb beichtet, üoii 2ünbc nnb 3rfutfb (oöfpräcbe; betn
ftättbe nurOtetb ober 9lad^(d§igf eil entgegen, rann mürben aber
freilich aitcf; nüt beut gegfeuer bie SBigtfte», Stobtenmeffen,
»tofen, 3a§rtage, @nffragien unb &eftänbtgen ßontmemorattonen
aufboren, bie Dotationen öcn Äapeöen nnb (Srricfytung ton
>iloftern unb Sittären für fotd;c Stenden umfonft fein." „2(bcr
gerabe biefegotgen würben ben (SleruS nid;t wenig beunruhigen."
„SBenn mau übrigens fagt, ber ^a^ft fonne fie nur an« fcernünf-
tigen ©rünben »erleiden, wenn er nä'mUd; bekämpft
werbe, ober ©e(b braud;e; bann bürfen in ber Zfyat bie
©laubigen beten, bamit er bef'ampft Werbe unb ©e(b bebürfe,
weil er bann ben Scfyatj ber $ird?e ben ©taubigen gum §ei(e
eröffnet." l) 3 m Uebrigen fei ber ^apft jur ^aebftentiebe öer*
pf(id;tet, er möge beSfyalb bod; feinen 33ruber mit feinem SIMaffe
oom geiftigen Stöbe erretten unb ntcf)t ber ^erbammung über=
(äffen." 2)
Damit tft bie geljre twm ^blaffe nacf> £m3 im ^((gemeinen
bargefteltt, unb icfy glaube behaupten $u bürfen, baj? er mit ifyr
fefjr neben ba$ £kl fcfwft. (Sie bient jeboefy trefftief) gur 2Biber*
(egung mancher über ba$ 2lb(aßwefen curftreuben uralten $er*
laumbimgen, was um fo mel?r®ewtcfyt Jjaben bürfte, atö fie Don
einem gewig für baS ^ntereffe ber £irdj>e fetyr unparteiifcbeu
©ewäfyrSmann f'ommt. @o müffen fetbft bie ©egner ber Sal?r=
fyeit 3eugnt6 geben.
§. 16.
Die ®emeinfcf)aft ber ^eiligen. Die ^eiligen = unb
^eliquientjerefjrung.
£>u$ tft ein eifriger ^Befenuer ber ©emeinfdj>aft ber Zeitigen
unb nod; im ©efangniffe $u ßonftanj fcfyretbt er, „id? i;abe nod;
') T. I. 229. a. b.
2) T. I. 228. b.
^riebridj, 3ofjann §u§. 9
130
Hoffnung, ber allmä'drtige ©ort fann micfj um bcr 33erbtenfte ber
^eiligen Willen ifyren Rauben entreißen." l) „Sie jebwcbeä
©lieb beS oollfommenen menfd^licben S'örpcrä eines {eben anbcren
an ifmi bebarf, fo ift aucf> jebe$ ©lieb beg mt>ftifd>eit ®ör£ä?S
Gfyrifti etneö {eben anbcren beefclSen benötigt; unb tote bie
©lieber be$ meufdulcbeu ßribeS für einauber 6cfergt finb , fo
muffen c$ auef) bie beS tntyftifcfyen £eibe§ (Efnifti fein, bannt fie
gute gortfebritte machen gemäB ben ©aben in ber ©nabe be«
§errn Qt\u Qfyrifti. (Snblid) muffen fie rote bie leibtiduui
©lieber aud) mitleiben unb ftd) mitfreuen, wenn diu ©lieb Ceu
bet ober jic§ freut." 2) 3}a3 nun ift ein 5lrti(el be£ ©laubenS
unb auef) £>uS glaubt an ilm, 3) inbem er barunter oerfrebt, ba§
„bie strebe oie ©emeinfcfyaft ber Unterftüt^ung unb bcr Siebe
nad? ityren ^tr>ei feilen, ber trium^irenben unb ftreitenben
Sirdje fytt«
£)ocfy auef) In'er verfolgt §u$ fein cigentfnunlicbcS <Sd)idfal,
aud) biefer 2Irtif'el Wirb ilnn $ur darifatnr burefy feinen $ra*
beftinattani3mu3; benn an biefer ©emeinfd)aft ber ^eiligen
fönnen nur bie ^rabeftinirten £fyeil fyaben, fo ba§ ber s}3apft
uid)t einmal für bie nicfyt ju ^ettenben (^rä^citen) beten barf,
was un$ jebod; fd?on aus bem 2fuöbrude „ mt)ftifdt)er £eib," auf
ben allein jene ©emeinfd;aft belogen Wirb, flar fein türfte.
„sDcau fagt nur besfyalb ©emcinfcfyaft bcr ^eiligen, weil alle $um
ewigen Seben ^ßräbeftinirten tu einem iiö'rper, einem ©eifte, einem
Serrn, einem ©ort 2*ater, in ber £aufe unb <peffnung, in ben
Sacramentcn, im 23anbe unb in ber Unterftü^ung ber Viebc mit
einauber cominuniciren (<5^t>ef. 4; 1. Gor. 3.)" „£)ic ©cmeiu=
fcfyaft bcr ^eiligen ift bie £fyeilnafmtc an ben ©iitern, todty
allen ©licbcrn bc$ mr/ftifeben £eibe$ GHjrifti, wenn fie in rcr
©nabe finb, suftefyt, fo bafj jeber gercd;tcr ^räbeftiuirter
') T. I. 88. a. ep. 35.
•) T. I. 336. a.
3) T. I. 62. a.
1.11
in reinuth mit bem $fa(mifteu fageti fonn: „3$ bin aller
tfyeitfyaftig bie bid) fürchten uttb beiuc ©ebetc Ratten."
DaranG folgt bann and), ba§ „bie Zeitigen im ^atcrtaube
bie r tv> äfften in ber ftreitenben &trdje uuterftütHm uub fic^>
ftfcer bereu ©ltjje uub bcrbienftticbcS £ebcn freuen." „$)ie nodj
bienieben toanbernben Seligen (^räbeftinirten) untcrftüfcen ferner
bureb ibre (lebete, gaften, 2ttmofeu lutb aubere fjeilige 2öerfe
bie bcü'ige fdUafenbe Slirdbc, bannt fte fcon ben Strafen ber
Reinigung befreit fcfmeUcr tn'S 53atertanb betfefet merben."
„üDtöge baber ber §err, ruft er feinen ©eguern 511, beuen tfyre
Sdudb üeqeifyen, ftct&e mir naebfagen unb uaebfagteu, geheim
uub effenttteb, ba§ idj bie Suffragicu ber fettigen in 33cutg auf
bie ftrcitenbe unb triuinpbtrenbe Äircbe fä'ugne." Unb im 33er=
laufe biefer Schrift bemerft er, toemi ein Zeitiger, noeb in (äf*
(t<$e Sünbcn fcerftridter üDrcnfcf) bei dfniftuS ben anberen, ja
bie gange ftreirenbe tfird>e bureb frommet ©ebet unterftittjen
tarn, mer mochte bann bie tfyöriditc 33ef)auptung toagen, ba§ ber
bei Cit)rtftuö in ber ©forte Icbcnbe bie$ niebt tonnte", unb ruft
bierauf sJftarta „afä ©etftanb uub Mittlerin unb getoifferma§cn
Urfa^e ber vItfenfdi>n>erbung , bce £eiben3 unb ber 2lufcrftebung
(Sfyfifti unb fofgüdf) be3 ganzen ßeites aller ju 3?cttenben"
an1) — Üttaria, bie „uad; ifyrem Solme für bao Otteufebenge^
fcblecbt utr Rettung baS erfte SOceotum geworben ift, bie Sieben
berfteüerin beS $ceufd>engefd)led;)t3 , bie opferte bc3 Rimmels,
weil ©otteSgebä'rerin, bie §errin ber öngel, ofme bereu Suffiw
gium unmöglich ein Süuber gerettet »erben f'aun."-)
Die $tetiquienüerefn*ung erfennt £u3 oollfommeu au, eifert
aber gegen ben in feiner 3^it aüerbingei oerfcmincnbeu Spfcifjbraiuty,
baß „bie teilte bureb bie ^Reltqutcuoeref^rung auegeraubt" toürben,
benn „bie Reliquien ber Zeitigen feien niebt 311m ©clbgeaünufte
311 er^onireu." ©egen fofdjen Sftißbraud) beruft er fict) auf
l) T. I. 64. 245. b.
*) T. I. 184. b.|
9*
3nnocen$ HL, glaubt aber babei inSbefonbere nad; 5lugufttnu$
unb £>terontymu$ cinfd/ärfcn 31t foflen, bie OMiquteuoerefyruug
fei feineStoegS ju oerad)ten, fonbern fefyr empfcfyfcnötoertfy , nur
biirfe man ntd;t oergeffcn, n>ie SlugufttnuS (Hb. 2. ad Julian.)
fage , baß (Styriftuä atfein bie ©ünbeu ^imoegntmmt. l) Senn
barum puffen ber SBortourf gemacht totrb, als ob er bie 9Mi*
quienoerefn-ung gefäugnet fyättt, fo bqkljt fid> bieS \\id)t auf bie
tfetyre, fonbern nur mefyr auf bie babei ftattfinbeuben 3föiP?ätt<$e,
inbem mdaugbar bie §abfucfyt unb ©elbgier bamats and;
fatfe^er Reliquien fiefy 31t ifyrer SBefriebigung bebient fyatte.2)
Ii 17.
Revolutionäre (Elemente ber ßefyre $ujTen§ in 33e$ng auf
bie Ätrdje,
3ur (Genüge iourbe bereite nacfygetoiefen, toie §u$ bie gan^e
Seftefyenbe Äircfyeuorbuung atö eine göttüd;e (augnete unb über
') t. 1 236. b.
2) Steph. Dolan. Antihuss. c. 5. 1. c. p. 381 f. : Revertere, rever-
tere Huska Mag. sie in altis volitans, ut intueamuir te. Ecce tua et
tuorum praedicatio! vencratio ne in sanetorum o'ssium juxta ri-
tum ecclesiae s. cum tu i s reprobas dicens , quod s. Wenceslaus
modico martyrio, i. e., f'ratricidio regnum promeruit martyrii: et hie
cum aliis sanetis, quos sacerdotes et monacbi praedicant, habent unius
saneti multa capita, multa brachia, et di versa ossa , quae utique non
sanetorum sed vilium cadaverum esse potius reputantur. Cujus exem-
plum aeeipe Mag., quid (actum fuerit publice in ecclesia fratrum Car-
melitarum , quae vocatur in arena, Pragensis civitatis. Ibidem enim
spdente aliquo fratre cum reliquiis et quibusdam monstrantiis, et ad
Cabricam ecclesiae mendicante, accesit quidam tuae sortis diseipulus;
et cum sedenti diceret: quid bie agis frater? quo respondenfce : cum
reliquiis e\pecto beneficium eleemosynarum. At ille per superbiam:
mentiris, inquit, esse sanetorum reliquias; ossa mortuorum cadaveruni
Ii ic retines, et Cbristianos deeipis, cupide mendicando. Quo dicto tam-
quam equus insolens pede repedans evertit mensam ad terram cum
reliquiis."
133
bcn Raufen flieg. £)ier fyabcu mir ned) beffcn Äff crmplane in
3?e$ug auf ba$ 3?cr^a(tnip ^mifeben &ircbc ttttt Staat uf e Singe
]u faffen, mobei eer 3lücm ueebmafo barauf aufmerffam gemacht
zerren muß, ba§ er ber £)icrardne ben ^epf — ben $tyft —
abgefdrtagen, unb fo nur rie eii^ctnen ^Mfcbbfe unb ^rieftcr bem
Staate gc^cnübcrftcr^en feüten. Ü2un führte icb feben eben bie
Säfce bes fnis bureb, nad) meteben berjenige, mefeber eine gctt=
tiebe 9)ciffien in fid; $u feüren mabne unb fid> anberen an mß?
ralifcb cm löertfye Verlegen bünfe , fieb über allen @cborfam
gegen feine 23orgefcfcte, fetbft über ©reommunteatienen unb Sus*
eenfienen binmegfefcen bürfe; nad) melcbcn ferner feiner, ber in
einer £obfünbc ift, ein 23ifd>ef ober Prälat, feneern ein blefer
Ufureator fei. Cr* täfet fid) nun niebt teid>t benfen, roelcbeö
SHrcbenregiment f»tei* 3U Staube gefommen fein meebte, um fo
mehr, tt)enn mir ned) Die anbere ^e^auttung ermagen, ba§ ten
tfaien bie 23eurtbeitung ihrer Oberen uubebingt anheimgegeben
unb je een beren 9?efuttate if>r ©efyorfam ober Ungehorfain ab^
gängig fein fette, mürbe fid» mebl biefetbe Crrfdieinung ge*
$eigt haben, ate ljuntert 3a^re fpatcr , ba Durber bie DJitffien
puffend in £eutfcb(anb aufnahm unb mit ben ndmticbcn ®runb=
f&gen in 33tgug auf Autorität bie irrte refermiren $it tonnen
glaubte. Stttein hiev, möcbte ich jagen , mar §u3 oon Anfang
an föärfer bltcfenb ats Suther, unb lieg er fieb nicht mie tiefer
erft bureb bie D3tadr)t ber Utnftänbe )U einem Scbrttte Urningen,
an bem ber ^vcreftaiitienuic nert beute taborirt unb über ben
er befonberS in ber ©egenmart jammert unb ftagt. £)uö h^tte
cen i*erne bem Batenfömg ras £errefticnercdn über ren QfeuS
^ugefereeben.
©in unbefannier (Gegner begegnete ihm mit bem (Sinteurfe,
„er eernicr/te babureb ba« sl?rieftertbum in feiner Crhvc unb grei*
heit", ein Grinhntrf, ber gan$ richtig bie unabfehbaren Setgen
bezeichnete, puffen aber feineemegS $ur 23efinnung bringen fennte.
3m Öegentheit beharrte er barauf , „er fei bureb rie ^eilige
Schrift, aber befenberö burd) bie ^?er)re unb bie £)ant(ungemeife
134
ber 2tyoftet $um Ungefyorfam gegen bie Oberen McfyvL" ') Gtni^
ftuS tjabe baburd), ba§ er Käufer nnb $erfäufer aus bem£enp
pet trieb , ben Königen nnb Herren be$ roett(id;en 2lrme$ baS
33eifpie( gegeben, ba§ fie bor Gittern bie 33e3fyeit be$ (Stents 3iicf>-
tigen nnb bie §ärefie ber «Simonie ausrotten müßten, benn nad)
(SfyrtyfeftemuS fei ber £cnig tote baS £>aupt in ber &ird)c (ut
caput in ecelesia) nnb (SfyriftuS fei, a(3 er bamatS in 3ernfa-=
lern ein3og, rcie ein £enig empfangen werben." „£)cr 93etoei3
für biefe f £ t cf? t ergebe fiefy au3 bem ©efet^e ber l^iebe ©etteS,
inbem fie bie gegen itm verübten llnbitten rächen. Qagti fei
ifyncn nad; bem heftet (9?öm. 13.) bie 9ftad;t gegeben , benn
anßerbcm würben fie berrätfyerifd) nnb bnrefy ,3ufünimun9 fun;
bigen. Gr3 fyeifje (23. qn. 3.): Ser ben $erfcfyrten iiubcrftefyen
nnb fie bernnrren fömte nnb e$ nicfyt tt)uo, ber begünftige beren
Qmpietät. SDa nnn Wenige nnb toettüer/e §erren, Liener ©ettes
finb, ba$u ba8 (Scfrtoert tragen nnb £ribnt empfangen , um an
ben tlebeltfyä'tern 9faeb/e $it nefnnen, bie ^riefter aber jeber menfa>
tid;en ßreatnr um C^cttcö toiüe« unterwerfen fein muffen, ober
bem Könige als ber fycroorragcubften ((Ereatur) , ober ben §er*
Sögen als beffen Sftiffi, fecil es fo naefy Petrus ber Sitte ©otteS
ift: fo fotgt, baß bie Könige, gürften unb tt>c(tlid;cn §crren fo
^anbetu müffen, bamit fie nicfyt buret; ^liftimmen £t;eünet)mcr
an bem ^erbrec^en werben. £)ie ^riefter jebed; müffen hierin
ben Wenigen unterworfen fein, bamit fie nid;t aus Ungefyerfam
nod; berbammuugswürbiger werben, als bie gürften unb Herren
bureb bie ^uftimmung." „©ott fefyenft bem ftönig oeüftänbig
bie 23ewadnmg beS 9?eict>e^ , atfo aud;, was 31t beffen £rintt?
gehört, benn fonft berftridte er ben fttfntg in ba8 ^cetj. fceS Jen
fets. SWtttt tautet bie 3uftimmung ut ter öffentlich gegen ©ott
ben ben frieftern oerübteu Unbitt auf $ernid;tung bec Wciri.K\
bes Königs 23erbammung unb ©ottes Sdunarf), bagegen bie
') Kpist. Huss. ap. Steph. Dolan. Antihuss. c. 1. in Pez. theserof.
p. 365.
Uutcrbrürfitng öffentlicher Unbill auf beS 3?ctcf;c$ Sc^u^ unb
Kräftigung unb auf be$$itaig$ Rettung unb (5f;rc; barum muß
bct .^önig oor 2I(lem auf bereu Untcrbrütfung benfen." „(Sfyri-
ftuS, ber toetfeftc ®öuig übertrug beut Söntg ober gürften bte
Gewalt, ba$ S^eidt) nach feinem ©efe^e gw regieren, alfo auch
bte nothioenbige ©etoalt e$ 31t oertheibigen; ba nun aber mit
©etealt gegen bte fchlechten ^ßrtefter etnjuf erretten $ur Regierung
oeä 9?eid;e$ fefjr nothteenbig ift, fo hat ber $önig oon ©ott
aud) bte 9ftad;t bap." <Se befagen £ttu$ unb 23efpafiau bot!
©ott bic ©etualt, gegen bie ^riefter in ^erufalcnt etnjufc^rciten,
fo tf)at ^aifer Kart, $ömg eon Böhmen; fo teerten 2(ttguftinu3,
©regoriuS ber ©roße unb ^apft See IV. — 9hm med;te freilid;
ber total cremte ©erid;t#ftanb be$ (SteruS, toie er jut £tit §uf*
fenö anerfannt unb eingeräumt tear , für ben (&taüt, bei ber
großen SOt äffe oon ©eiftlichen, manche nad;theilige gotgen haben,
toie überhaupt baö Gr$emttenentt>efen ben immer größeren Sßerfatt
ber fircfyltdjen 3u<ht herbeiführte unb , id; mochte fagen , bie
eigentliche ®ttype lear, an ber alle 9teformatiengeerfuche fdt)eitern
mugtett. 2öcil c# burch bie £attfenbe eon ^3rieilegten unb (£rem*
tiouett unmöglich gemacht war , eon Oben in berartige eremte
Greife einzugreifen, tear e3 ebenfo unmöglich , oon ba 31t einer
Reform ber ganzen $ird;e burrhjugreifen. ^ebenfalls ift es aber
unrichtig, teemt §u$ beör)a(6 , „toeil ein fold;er freier @erid;t^
ftanb ein Schleier, teomit bie ^ßrtefter ihre Bosheit umhüllen",
überhaupt „eine bem (Siems fct>äb(tcr>e greiheit" fei, baS gänzliche
dorreftionSrecht in allen galten unb Vergehen , auch ben rein
geiftlichen , Königen , gürften unb toeltltd;en ©reßen $ufericht
T)aß §u3 aber bieS teirflid) beabftd;tigte , ja baß er ben nach
hunbert fahren fo eerha'ngnißeoll geworbenen ^xx%\ cujus
regio, illius religio toollte, toirb fich beutlich im golgenben
her aufteilen.
3?n ber Entgegnung auf ben Einte ttrf feinet 2Btberfa<$er8
legt uns fmö feine Anficht fo flar unb un^toeibeutig auSeinan-
ber, baß e« unmöglich ift, ihm eine anbere unterschieben. „Es
130
tft fein 3toeife0 fd)(ed)ten ©eiftüd;en ben £em*
pet profanirem" $lun fyat nad) obiger Darlegung §uö gcrabe
an beut SSerfa^ren 6$rifti gegen bie £empelfcf?änber ba3 Gtor*
refticnerecfyt bcr toettücr/en gitrftett gegen bie fd>tccf)tcn ßtmfct
ttacbgeroiefen. @$ fragt fid) alfo , toer finb bie ben Xempcf
profanirenben fcftfecbten ©eifdidum? §u3 antwortet fofort : „Tie
eoucubinarifd;en ^riefter nnb furj alle, roc(d;e in einer Stob*
fiinbe ftcr; aftucll befinbcn, toeit fie nidjt bloS gotte3rauberifd;e
SBerlefcer unb Scf>änber beS materiellen £empel$ finb, fonbern and)
be$ geiftigeu, ber bie (Seele tft, in bem ber Seifige ©eift ftofmen
foü", alfo „alle ungereer/te, ungültige, geizige, ftolge nnb e^r=
fücbtige *ßriefter." dagegen Wären bie guten ^riefter , rDc(d;e
be3 <Scr/u£e3 be3 £önig$ imb ber roeltlicb/en Herren roürbig u\v
reu, nnb mit betten nnb buref) bie fie bie $ird;e regieren folltcn,
bie „bemühen* (l)uffittfd;en) ^riefter , toefd;e „intern 3Mfd)ofe
unger/orfam fein bürfen, roemt er ettöaä befielt, tua$ tttd;t im
©efe^e ©ottcS fteljt." Unb roir töiffen bereite , roooon £)ue
glaubte, bafj es ntcfyt int ©efe£e ©otteS fteb/e, ba§ e3 „unab*
änberlicr/er Sitte be3 §errn fei, in* beut ben ^rieftern gefolgt
werben muffe",1) wie biel er bie fcMecfcteu s]3riefter gegen ba$
©efe£ ©ottee aus blofer §abfud?t unb Crbrgei} imb anbeten
fd;lintmen 9)?otioen teuren lieg.
äftan toarf §u$ oor, er oerleite bae 93olf jwm Ungeborfam
unb gur 3rreoeren$ gegen ^apft, Prälaten unb ben GKentti über-
haupt. £m3 bewerft bagegen einfad), ba8 fei eine 8üge, bajjj er
unb bie Peinigen baS $olf oerfü^rten, ba fie ntdjt bie ?lbjicbt
Ratten, ba$felBe beut wahren ©efyorfam 31t entfremren, aber eti
folle ein SBofl fein, einträchtig 00m ©efe£e ©otteo regiert, fei-
ner fetten rie anticfyriftüeben (fonftitutionen baofelbe niebt 6e
tb/bren unb oon (Sf^rifto trennen, fonbern rein ba« tiefen ebrifti
mit ber aue ciefem approbtrten ©ewebnl;ett be$ $ofte6 bie
') Die gan$e bi?^erige (Svcrtmuig fiubet ftd> in loa. Uns rtra orrult.
adversar. T. I. 168. seq.
137
$errföftft führen. Crnblicb brebigen fic, bafj bic ftreitcnbe 5iircf>c
rein nad) ben bom £>errn oerorbneten 3Tr)citcn gemifd>t fein
fette, nämtiefy aus ben frieftern Gfyrifti, welche (auter fein ©c*
f c 15 baltcn, aue ben hernehmen ber Seit, loci du- $nr £)att*
ung ber 23erorbnung ßfyrifti fingen, unb au3 beut Volte,
treues beiben erften Reiten nad) bem @efe£e @ettce bieuen
fett." ') 1409 erftärte fidt) £m3 gegen $rotyfea in rer mmiu
t$en 2ad;>e, er fyabe nie fcanbatöS geprebigt. (£t toerbe übrigens
gegen bie 33erbred;en bee QüerttS (trefc aller Verbote; jprebtgen,
unb er beffc e3 aud; auf bem Sonette tfnttt $u f önnen ; er f)abe
bas SSoö nict)t bon beut beiügett ©ci)erfame $itrütfgc$egcn , fon=
fern nur oon bem unerlaubten , bannt e£ ben Prälaten unb
Pfarrern nidn int Scfttecbten gefycrd^c." 2) 2Ba8 jebed; feine
*ßrebtgten enthielten, fogt er unS fetbft (in feiner 2(uttocrt auf
eine Vefcfyutbigung beö äSicfy. be (Sauft* 1412). Ü)ie Vetmtcn
ndmüd\ toetebe fid; an VMcteff'3 ßefjren Ratten, feien mdjt t?ärc=
tifdj, benn feiner bon Unten bertijetbige fyartnädig einen ber t?ei*
(igen Schrift entgegengefe^ten 3rrtlutm, 3) überhaupt fei Sielen
„ein guter Gbrift" getoefen,4) unb feine 2lrtifef feien toat?r bis
auf ben bon ber ßuebariftie. „Unb mirftid; jtnb biete baoon
toafyr, beftätigt §tte , unb er fbmte ttid;t in bie Verbamnuma,
afler ftiminen; bed? toette er auet) nid)t behaupten, baß atte toatn*
feien, benn einige tourben fatfdt) oon bem Sttag. 3- £>uber aus*
geigen."5) Scbcn oerfetgten £)us unb bie Seinigen bie ünten
tticfyt beiftimmenben ^riefter unb Caiett ^ßrag'S unb Vefymen'S,6)
unb fürchtete man eine fttrd)tbare feit (Eenftantin nie mefyr er*
(ebte Verfolgung in Vefymen ttnb gan$ £eutfd)tanb, wenn §uö
^uritdfebren bürftc, ba er beftänbig bie l'aiett gegen ben dteruö
') T. I. 288. a.
2) £&fL 185.
3) (WL 190.
4) $&f£ 195. a. 1414.
5) $3$. 196 f.
6) 03fL 206.
138
auf&efete,1) unb fie fcgar aufgeforbert t;abe , „feine ©eaner mit
bem materiellen ©cfytoerte nad; bem 33eifpiele 9ftofi3 nteberp*
fcblagen." £)ieS leimt <pu8 $h)ar mit einer Berufung auf ben
SIboftel in einer fe^r atoeibeutigeu Slnttoort ab, „er prebigte näm*
lief) bie giftet oon bem §elm beS feiles unb bem (Scherte,
n>ie ber 2lpoftel fagt, bamit fie fid) alle mit bemfelbeu gürten
unb bie ebaugelifd;e Söafyrfyeit bertfyeibigeu", er fyabe fogar fyw
zugefügt, „bamit mid> aber meine geinbc nicfyt fangen,
fo rebe id) ntcfyt bon einem materiellen €>$toerte , fonbern bon
bem, bas ba« Söort Rottes ift." Mein bag iondt bemerfte
it>m mit 9ted)t, toarnrn er benn ^u feinem £fyema bie Stelle
SttofiS anführte, unb fogleicf) am anberen borgen an berfdjiebe*
neu Orten 3nttmattonen 31t bemerken toaren.2) Sttan fjatte
bem aud; fcbon ben glüdlid;ften ©riff pr beliebten ($ttaufcen$*
änberung, toie fyäter im l'uu)eru)ume gemacht, ba nid;t bloS bie
fremben £)oftoren, fonbern aud; bie ber eigenen Nation feinet*
toegen unb nad; feiner Slnorbnnng bertrieben unb oerbanut iour=
ben, toaS aucfy nicfyt ioiberlegen fonnte, benn er laugnet
nur, baß e$ feinettoegen gefd;af), er fei bamals gar nid;t in ^ßrag
getöefen.3) SSJenu §u3 (nad) ber ©leffe) sugibt, baß „bie offene
funbigen §äretifer burd; bie H'ircfye junt ©lauben gelungen
werben muffen, bamit fie nad) ber SBaljrljett ßfyriftum unb
fein @efe£ bef'ennen , loeil man fie, obglcid; nur ber Sollenbe
glauben föuue, bod> $u förderlichen Elften $u fingen bermöge,
toelcfye jum (glauben lod'en",4) fo ift feine grage mefyr, tea$
§u# toollte, wenn mau §«raaf nod; feineu Ungefyorfam gegen
alle geiftticfyen 33orgefcfcten in ^rtoägung jieljt. Unb fd;on 1414
fagt Üttid;. be (SaufiS, toie gwffenä „(Schülerinnen" ba« 9^cd;t
ber inbioibueücn Interpretation ber 33ibcl oerftanben unb praftifdj
') L. c.
2) £cft. 216.
') $&fl. 217.
') T. [. 309. b.
130
übten , intern ftc „bei 2?ernxigcrnng ber (Semmunien au« beut
Sacrarium bie Gntchariftic raubten unb f icf> fetbft commu=
nicirtcn." !)
DJtan muß fid; babei erinnern , hnc unerträglich c« ben
Böhmen unb fetbft &öuig Sendet crfrf;icn, toetd) ein Sdnmbflerf
für ifyrc Ücaticnatehrc e« ihnen bünfte, baß keimten r)drcttfcf>
fein fettte. @d;en ftanben i&crtheibigung puffen« unb
natürlich auch feiner £ehre bie bör)mtfcf)en ©rogcti bereit , unb
§>u« fann auf bereu Sftvidjt unb Sitten pochen ; toenn er tootttc,
fyä'tten bei* ®önig oen Böhmen unb ber $aifer ihn ntdr)t nacl)
CSonftau} fingen tonnen; Urnen aber, ben toeltlufyeti bebmifeben
©regen, nxlche bereite für Qnrtrofcttng ber Slnerfennung puffen«
brohenbe 33eranftattungen mad;ten , empfahl er bie gertfefcung
feinet Serfc« an.2) — £>attc übrigen« aud; §u« nach feiner
drlförüng Oer bem (Sonette3) »erlangt, ein §äretifer müffc au«
ber Zeitigen @cf;rtft unb bnrd; au« ihr hergenommene ©rünbc
toftruiri toerben, unb toenn er auf feine Seife oon feinen
thümern abfte^cu töeUt, bann fage er feine«toeg«, bag ein fefcher
nic^t auch förderlich geftraft toerben bürfe (nnetoohf er bie« $cr=
fahren in feinen ©djriften mifjBtöigt fyatte gleich bem ber tyfa
rifaer, n)eld)e Ghviftum an flatus auslieferten): fo ift biefe
SBebtngitng nod; feine unüberftcigttd;e £d;ranfe, um nicht nach
Stttfür in <ftetigion«toechfel ooqugehen. — 3>n ber unumttmn*
benften Seife fprid;t er fid> in einem Briefe an bie Lohmen,
feine „üebeu §erren unb 93?eifter" auö. 2ütf feine Seife, fd)en
um ber materiellen 3ntereffen mitten, fetten fie fid? ben Schein
eine« tefcer« geben unb ettoa toiberrufen, vielmehr fetten
fie auf ihrer Anficht beharren unb ber £ift ber ^riefter be«
2(ntid;rift« bi« an ba« @nbe au« Siebe $u ®ett toiberftehen
') £öfl. 203.
*) m- 218.
3) $8fl. art. 18. 251. f.
140
unb fid; nicfct in ber 2(u$üBung ü)re$ ®otte$bienfte$ Beirren
raffen. !)
gür §u3 ftanb e8 im ©efe^e ©otteS, ba§ fein £obfünbcr
Söifdjof ober Sßrätat fein, ba§ er a(3 fofcf)er nichts ©utcS unb
XugenbljafteS , fonbern nur 33öfe3 unb Caftcr^afteö tfyun f ernte,
baburd) jebe3 9red;t auf @rjften3, auf eine feciale unb pch'tifd;e
Stellung eigentlich bertturft unb aufgebort fyaBe Befi^fafug ju
') 9Jcicf'oirec, 4. 23rief. ©. 13. f.: „3cb 5tttef erträgt boretß, treibe
große UnbiU ©ott gefd;ier/t, benn man tuiU fein beüigeö 335 ort unter
brfitfen, eine bem göttlichen SBortc bienttd;e Äapette tticberretßctl ilttb
rem SSolfe in feinem geile tref;ren. (Srträgt 311m Ruberen bie 53 e=
ft^tmfcfung, treld;e (Surem £anbe , (Surer hatten , (Surem @efd>(ed>t
trüb erfahrt; ,$um ©ritten erträgt bie $er( äumbung unb ^d;mad;,
tretcfye (Sud; of;ne aüe§ 3krfd;ulDen jugefügt toivb, Srroägt |ttnt hievten,
aber mit gutem 9)cutb, trie (Sud) ber Teufel nad;fteUt unb Der 2tnti<$vtfi
Die 3^^ne fletfdr)t, aber fdjabeu fott er (Sucb fo trentg, roie ein angefetteter
-punb , trenn 3b*" greuitbe ber Saf;rbeit bleibt .... (Srroägt ferner,
baß ein 2tbfd;rour fo riet bebeutet , atS bie SBabrbeit feines ©tauben*
reriäugneu. 23er obf^toört rertäugnet fo eutreeber ben magren ©tauben,
ben er batte, ober $e£erei unb Irrglauben . . . SBijjt barnm , trenn
3br abfd;roören trürbet, kpie fte es in tf>rem Briefe verlangen, fo roürbet
3fyr entweber (Suren toabren ©fauberi a£f$tt>5ren , ober eine Äefeerei,
einen 3rrgtauben, gerabe aU roemt3br fcor bem 21 bf ü)trur Äefcei
unb 3vrgfäubige getrefen träret. 3bi* fcf»t aber bod; ein, baß fte
(Sud; in jenem Briefe atö $e£er betrad;ten unb treüen, 3^r fotft bie
Äefceret abfdnrören, Der 3br nad; beren SSef/auptung sugetbau feib. 2öa3
bättet 3br baüon? — ©aß, trenn 3emanb abfer/trüre, beffen ftiqb
0 b e r o r e u n b b a r 0 b g e f d; m ä b t »erben f e n u t e , baß e3 einen
$e£er gum 55 a t e v ober $*"eunbe gehabt. 3br t;ättet baron , Daß
man etnft 3ebem rou (Sucf/, treteber abgefd;treren , mit 9?cd)t ronreifen
fonnte: 3)u bift ein Äefeer getrefen unb fjaft abg efdnr ore n, Du
bift barum meiner ntdit trnrbig . . .* „§>iefe$ Stttefl erträgt troH,
bie SSkbrbeit unb ben dlnfym ©otteß im Äuge babenb, lebt ebrbar, reiben
ftebt attß ütebe ju ©ott bis an ba« (SuDe ber Sift beö 2tutid?rift . . .
2)teS treibe id; (Sud;, ba U$ ntdit ^erföulid; )U (Sud; fentmen Faun, baf
Quä) bie ^riefter be§ 2lntid)rift bei ber Ausübung Sttret ©otteöbienftco
in Gurem 55or^aben nid;t beirren."
141
fei», bafj ctße$, toaö er ift unb ^at, ben (Sharafter Bfofcr Ufur*
ßaticti an ftd; trogt „2ltte8, toag fd;(ed;t befeffen toirb, ift
fremb , fd;(echt befi^t man aber, n>a# man fcMecnt ge&rau<$t;"
allein „ber Ungerechte tarnt gar ntcfytS gebrauchen, ohne baß er
e8 eben ungerecht, ober oiclmchr mißbraucht."') Unb bantit
(inb mir bei ber oou offen geprebigten @äariarifation
angekommen. „5Benu alfo ber dleruS feine jettfkfyen ®üter
habituell mißbraucht, fagt er, fo tonnen bie loeltltchen §erren
nad) ihrem 33 e(i eben (ad arbitrium suum) ber üfegcl ber
Siebe gemäß oon bem fo erbred; er ifch (ebenben Glems bie §eit=
(utyen (initcr nehmen; benn bann befit^t berfelbe nad; ber fct)on
gefagten Hllcgation feine seitlichen ©üter nid;t gerecht, tuohl aber
bie tt)eltlid;eu Herren, toenn fie nach ber Sttegel ber Siebe
vorgehen, ba ja ben (gerechten 2ltte3 gehört, hne ber SCpcftet
(1. £or. 3.) fagt: 5l(Ie^ gehört eud;; unb ebenfo 23. qu. 7.
cap. 1; )ftüd) göttüd;em 9?ed;te ift (Sigeuthum ber ©e=
rechten."2) toirb fich im Verlaufe geigen, welchen begriff
§u3 toon ber Siebe ber Surften fich gebilbet ^atte unb toie fie
am (Snbe nid>t3 toeiter toar, als bie Siebe nad; bem £ird;en*
gute. £er ^apft als Ghnfti $icar, ebenfo bie 33ifd;öfe unb
^riefter muffen ba$ Seben Gttjrifii nachahmen , G>hriftu$ lebte
aber in Slrmuth;3) „ e£ barf barum auch ber ^apft feine rcelt=
liehe § er rfchaft anftreben, auch nicht unter bem $>orh)aube,
als ob er bie 2lbftd;t fyahz, mittelft ihrer frei unb ruhig
tote- Petrus bie $ird;e (Sljrifti 3u regieren, unb bamit ber
©egner ©otteS unb ber Kirche unterbrüdt werbe. 2öaS gegen
ben Göttien unb bie ^norbnung ©otteS ift, ift ®ünbe. 2Bill
nun ber ^apft feine weltliche §errfchaft reftauriren, fo
ift baS gegen bie $rmuth C2:^r ift t , alfo fünbigt er in
tiefem etreben, fowie aud) baS 23olf, welches ihn babei unter=
') T. I. 161. a; 148. b.
2) T. I. 148. b.
3) Art, 3. &öit. 220.
142
Pfet."4) Sdjon beSfyatb fotften bie ioettüdjen Herren bem (Ste*
nt$ feine gett(tdf;en 23efi£ungen nehmen, mit er bann bem armen
£)errn nad; ber Scfyrift gleichförmig toürbe.
„&$ gibt eine Sttadjt ber £fyatfad)e nnb eine 9fta$t
beö 9?ed)te$ (qiuieclam potentia facti et quaedam juris).
Sfttmmt man an, ba§ ber £öuig factifd; bem fd?ted;ten GteruS
feine £empora(ien nehmen, unb ba§ bereit Chttjiefntug für bie
©eift(id)cn ©etegenljeit mürbe bie 3Öe(t 31t oerlaffen unb ein re*
tigiöfeS Streben nad) ©ort $n beginnen, loettf^ergaft oon jebem,
ber nid;t buret) bie £emporaücn erbünbet ift, atö mögüct) augefet)en
robb: fo ift ffar, bag ber ®önig ein gute$ 2Bei1 de genere
tt)ut. 3ebe$ felc^e^ Serf tonne aber aud; gut gef ebenen, unb
fo oermag ber $b'nig fraft ber 3)?ac^t ber £t)atfad;e gut
bein (Sterns feine ©üter $u nehmen . . ., toenn aud) uns
bummen 9ftenfd)en biefeS tt>egeu unferer finbifdjen 33ünbr)e4t ats
fd;abenbriugeub erfct)etnt.'' 2) Soüte man nid;t glauben, unfere
neueften fraiqöfifa^en unb itatienifd;eu StaatSfünfttcr , einen
^3. ^ßaffaglia u. f. io. $u frören ? 3) 2Ba$ finb bie faits aecom-
plis, bie £)eclamatiouen be$ ^affagtia uoer) 92eue3?
£m3 f'euut übrigens nod) oiete anbere !Dringttcb' unb 9iü£-
üd^eitSgrüube, au$ benen bie Sacularifatton geboten erfd;einr.
So fagt er, „9?iemanb barf 9?eid;tt)ümer fyaben, auger inwiefern
fie %u bem 2lmt, toetdjieS it)m oon ©ott angetoiefen ift, förberticr)
finb, fonad) muß ber (Stents bie 9?eid)ttn"uuer, im gatlc bag fie
i|n in feinem tote t)iubern, entfernen." „2Öenn bie toettücfyen
gerren e3 in it)rer 9ftad)t (potestative) r)aben fotteu, bem @(e^
ru$ ßt)rifti ben nott)ioenbigen Unterhalt buret) oernünftige 3U=
meffung oonXemporatien, toetebe fie it)m $u übertragen gehalten finto,
ju oerfdjaffen, fo fotgt, ba§ erlaubter Seife in it)rer 9)?ad;t tiegt,
fid) ber önt^iefning unb £)iu$ugabe oon £entporaticn 311 bebie-
*) T. 1. 226. b.
*) T. I. 151. b.
3) ^iftor.^otit. S3(ötter. 48. 53b. 9. £ft. @; 7GO.
143
neu, je nad;beut e$ biellmftattbe oevnüuftiger Seife cr^eifc^en." ')
„Tie 3^entcu finb otmcbicS Mofe SMmofcu,"2) „bie j£ewj>o*
raüeu ber ®eiftüd)en btofe ©tipenbien ber Öaien für bie, toetcfyc
toürbtg arbeiten motten, Deäfyatb fyaben aud; bie Catcn bie ®e^
toaft, bem (SteruS bie Xemporafien $u geben, ober, tuenn er Ija*
&ttuett fünbigt, $u entfliegen, rote ber (SferuS fyiiüoieber bie ®e*
n>alt Befifct, ben f;abttueü füttbigettben ßaien bie (Sacramente ber
firebe jn entfliegen*" „Die toettücfyen §crreu bürfen ja fraft
if?re$ Dominium^ über bie ßaien biefe, ttenn fie oerbred?en[cb
finb, nnb je nad> bereit 33erbrccbcn, burd) Segnafjme ber %txa*
jporafien (trafen. Da nun bie ©eifttid;en nad; 9vÖm. 13 eben*
falte um Dominium ber toettftcfyen §erren untergeben finb, fo
fönnen fie fraft Hjrer ©ematt, toeun e3 bie ©imfce ber (Sfertrer
erfordern foüte, fieburefy (Sntyetmng ifyrer Xemporatien flüchtigen, ,,ß)
„Das 9?ecr>t ber (Sorreftton be$ üerborbenen G(eru3 burd) (2on=
fiScatton feiner Xemporafien gehört übrigens 31t ben Regalien
ber Könige unb dürften, beun aufcerbem fönnten bie bodj> fo
fünbigen ©eift(id;en Stteicfye unb beren $Ötf'er oernid;teu, of)ue
ba§ ümeu bie Könige toiberftefyen bürften. (Snttoeber feien bie
©eiftücfyen §erren ber Grinfimfte unb 3eitüd;en ©üter, toelcbe
ber fönig ifyuen fcfyenfte, ober ntcfyt. Senn ja, bann
finb fie oon bem größeren Steile unfereS Reicks (sBö^meu)
§erren unb bem fönige nicfyt unterworfen, inbem fie ben britten
ober vierten £fyeit unfere$ 9retcr)eö inne tyaben. Senn aber
nicf>t, tote bie Zeitigen tooften, toefcfye ba fagen, ba§ fie niebt
Herren, fonbern nur ^rocuratoren ber Irmen feien, bann ift ber
fönig §err jener ©üter unb er fann fie aud; ben fünbigenben
<2(ertfern entsiegelt." 4) „f önige, gürften unb toeitücfye Herren
finb ferner jur brüberticfyen 3wrecr)trDetfung gehalten. sJ(itn fann
') T. I. 150. a.
s) T. I. 156. a.
3) T. I. 150. a.
<) T. I. 151. b. f.
144
ein (Herifer fiel) eines fo(d)en Verbrechens fdmfbig machen, bag
bie finge Segnahme ber £enrporaüen bic roirffamfte Brüberücfte
3urechtroeifung toäre. @S fann barnm ber gall eintreten,
baß bie roeUUchen Herren fogar nad) bem ®efe£e (£$rifti
ba$u gehalten f-inb. Dagegen Reifen aud) feine pctyftüchen DiS-
penfen, ^rtütfegten nnb ^emtionen, roeit ein Qfyrift nicht roün=
fd)en fann, ba§ ber SJ3 1 c a r (Styriftt bürde) feine £rabi^
tionen bie Ausübung beS ®efe£eS (£^rifti habere nnb
bte roettücr/en ßerren oou ber für bte Kirche oortheU=
haften Gtorreftton abmatte." „Unb nach wahrer Cogif
unb SD? eta p fyftf folgt offenbar, bag König nnb §erren bieS
nac^ ihrer SÖtttfür (ihrem (Srmeffen) muffen tb/un fönnen, benn
fonft roürben fie eS eben gar nicht thun fönnen; and; barf baS
Qrrmeffen beS ^apfteS, ber (Sqbtfchöfe nnb ®cifttid;en nicht bggtt
abgekartet kerben, roett in biefem gafte roeber ber Zottig fcon
'-Böhmen, noch bie Magnaten roettüche §erreu roäreu." l)
„Der König oon ^Böhmen ober ber Kaifer, roettn er bie
Kird;e botirt, burfte roeber, nod; fonnte er bieS gnr (sntnerbung
unb 33crfd;(echterung feines Meiches. Deshalb fonnte er fie nicht
unbebingt, fonbern nur unter ber SBebtngmtg botirett, bafj fie
nicht §erren biefer ©Itter feien unb bafj ber König ihnen biefe(=
ben roieber entgehen tonne."
Unb nun geht er aud; auf bie grage über, ob bem ^apfte
baS (SigcntfmmSrecht unmittelbar ober bireft auf bie Kirchengüler
3nftehe, eine Behauptung, welche t^iet ju beut päpftttchen 23er =
fahren im Stetfenbefe^cn u. f. ro. bamats beigetragen fottc.
Mein „bann roäre ber König nicht mehr König oon gang 23b>
men, ba mehr als ber oierte Xfytil beS Königreichs an bie tobte
§anb beooloirte, ja es roäre bei ben täglich road;fenben SBefifc*
uugen beS (5leruS, roahrcnb fich bic ber Marone unb bitter unb
anberen Seitlichen immer mehr verringern, (eicht ber gall uieg
(ich, bafc alles SBefifcthum an bie (Sterifer beS Königrcid;S 33öh=
') T. I. 154. b.
145
inen bebolbtrte. £)ann toirb juglcicfy baö Dominium unferctf
®öntg$ nnb ber Marone, nnb folgüd; ba# $iegaücnrcd;t erlbfdjen,
ba bic Crtcrifcv txci$ ifjrcv 53crbrcd)en nnb bc$ 9)2i§braud)3 tfyrer
^3efi%iiitgeti $um &a#tljett bcö ©taateg oon jcber 3uri3feictten
reo ©önigS frei fein iooüen." !) „2)arum ift nntcr atten @ttri*
bert bei ben Oberen unfereä Königreichs Söitfjmen am meiften $u
fürchten bftube grömmigfeit, fatfrf>e Sarmfycqigt'ett nnb jufttm*
incnbc Untertaffung tfyeifS aus 9cad;iäffigfcit, ttjeite, roa$ frf;en
ba$ <^auberijaftefte toäre, roenn bie 3uftiutmung jnm SBerbrecfyen
berfauft nnb ungerecht bureb ba« 9I(mofen be3 GteruS ber geinb
(ibrtfti ocrtfycibigt roirb." 2) "Diad^ biefer 2lnfpracr/e an ba$
Hüffen ber roettüdjeu §crren, biefer Aufmunterung ju einer £fyat,
„ju ber biefetben nnb ccnfeqnent alte £aien fefyr geneigt finb," 3)
fefyft für fie nur nod) bie grage: ßlad) roe(d;em ©efe^e fyaben
mutfyroifltge, frot^e, fd)ütyfrige unb burd; überfü'tffigen 23efik be^
reicherte ©eiftticfye £emporaticn 311m 9tad;t^ei(e ifyrcS ©taubes
nnb ber ganzen ftreitenben Hircfye in §änben, roäfyrenb bie
n>e(t(tcfyen Patrone verarmen, fo ba§ fie bon Langel
gebrüeft gum (Steden, 23ebrücfen ber Untergebenen,
Ausrauben Ruberer gelungen unb öfter gum £ügen
genötigt roerben?"4) Dabei brauchte man otynefun nur bon
ber $ird)e au Gtljriftirö ober ®ott 31t appettiren, um bann ungefef/eut
afteS gegen bie $ird?e tfmn 3U bürfen.5) 1412 besfjatb bon
Ü0H<$äel be QauftS angefragt, er (etyre, bie 2Mtttd)en bürften
ben (Sterilem tfyre jeitüd^en ®ütcr neunten unb es fei baS fogar
berbtenftüd;, fommt h)ie geroölmttcr/ feine üjm fdj« geläufige
Sfartoort: Gr lügt. Mein feine 2$ertr/eibigung lägt bteSBefdjul*
bigung bod; in tfrem $ted;te befielen. „£)bg(eid; id) fagte, ent^
') T. I. 153. a.
2) T. i. 154. a.
3) §tffL 207.
*) T. I. 150. a.
5) £öfl. art. 21-253.
ftriebrid), aofyamt £u$.
10
146
gegnet er, roemt bie ^riefter nicht gut (eben tootfen, fonbern offen
ein fd^ecfyteg £eben fiteren, tüte biejenigen, tt)e(d)e (Soncubinen
öffentlich unterhalten, mit SBürfefa ffcieten, uub wenn fie fid^>
auf bie (Ermahnung be3 Patrons ober ber ^ßarocfytanen nicht
beffern wollen, bann tonnen fie nach ber $lage beim £)iö-
cefanbifchof unb bei fortgefetjtem fct)tec^texi Selben ihnen bie
Renten ^orent^atten, bamit fie ihr Seben beffern. Kotten fie
übrigens nicht, fo feilen fie bicfelben ben Ernten geben unb nicht
offene gctnbe unfereS §errn $efu (Sfyrifti ernähren." l)
<&o mochte §u3 glauben, ben ^ßlan ju einem großen Serie
entworfen %ü fyaben, bie (lorreftion unb Deformation be3 GlcruS
unb bamit aud; ber $ird;e follte ben gitrften uub weltlichen
§erren gufter)en. ©ie Ratten bie nämliche (Stfenntniß ber heis
(igen (Schrift unb beS ©efe^eS ©ottes, toie ber (SleruS felbft,
hätten bie ®d;riftgemäßheit ber gorberungen, (Gebote unb Behren
be$ (Sleru§ gu unterfud;en unb ihm nur in bem als fchriftgemäß
(kannten 31t folgen; fdj>iene ifmen ettoa8 gegen Schrift unb @efe£,
bann Ratten fie nicht bloS ba3 9?ecf>t bem (Stents nicht $u ge^or=
chen, fonbern fogar bie Pflicht bentfelben fich 31t h>iberfe£en unb
bie richtige, b. h- ihre inbioibuelle (Sinficht in bie Schrift burd)=
$ufe£en. 33etmf3 biefer (£orreftion unb Deformation feüten fte
na'c^ i^rem (Srmeffen gegen bie ©eiftlichfeit mit ©äcularifatiou
ihres 23efi£e3 oorgehen, mietoohl biefe auch °^ne genannten ©ruub
$um Sohle beS Staates, ,$ur Bereicherung beS Königs unb ber
toettüd;eu ©roßen burd)geführt rocrben bürfe unb müffe.
<So fehr fich §uS burch biefe Sehren bamalS unb auch jefct
nod) greunbe unb Verehrer erwerben mag, fo feiet ift gewiß,
burd; feine ^roclamatiou ber 2ftad/t ber £hatfache gegen
über ben unmäßig großen Bedungen beS (HcruS I)at er nicht
Mos bie Ded; ^begriffe beS mittelalterliche« @taate$ über SBeßfc
verwirrt, ja üernid^tet, fonbern ben intttclaltertid;cn Staat fclbft
jerfefct unb aufgelöst, ba er einen ber itm eenftitiüreubcn Steile
') W 189.
147
8on$ß($ au$ fetner ifym Bieber unbcbingt $ucrfannten reduticbcn
Stellung tränkte. Unrecbt fann nie iKcdu fein nur teerten,
loemt c£ and) an bem 5kfi£ftanb ber£ird>e oerübt ftirb; Jebet*
faflS ift e$ eine gan$ abfonberiid)e ÜXtforat, in ber 9?ecbteoer*
Übungen für gute s2Berfe erftärt werben. „3ft We burd) bie
Arbeit oon Qatjrr/unberten feftgettaebfene unb erganifirte Jpterardne
fo (etd)t um$ufto§en, fyängt fie niebt mit ben eurepäifeben 23er =
fyattniffen, befenberS feit 1815 eng Rammen?" fragte mau tut«
(angft bie nad) tutffitiftfem $la»e oerfabrenben Staatsmänner
iMemontS. ') Um tt>ie feiet met/r gatt bieS aber oen ber IjuffU
tilgen 3c't fc°n bem mittetatterliduMt Staate, ber ted> fo red>t
unb eigeutUcb auf bie §icrard>ie gebaut toar! £od? niebt ba*
bureb allein erfebeint £mS reootutienär, er fyat bie $eime reue*
lutienärer 33etoegungen in ben Staat fetbft geworfen.
§. 18.
Revolutionäre Elemente ber &ef)re $uffen$ in $5e$ua,
auf ben (Staat.
£m$ räumte ben gürften unb toettücr/en ©rodelt bebeutenbe
vl*errecbte ein, fie feilten, fo fd)eint es, eine abfe(utiftifd;e iDcacbt
fiaben, auefy bie #Migion foflte $um pfeffert ber Regierung ge=
bereu. Mehl e$ fdjeutt aud) bteS. $Öemt man bie s13rinctpien
ÖuffenS näb/er betrautet, tnebefenbere nrie er ben Sa£: deiner
ift reeltlid>er $err, fo tauge er in einer Xebfiiube ift, bis in'S
&leinfte burcbfüfyrt, n>ie ein felcber nicfyt b(e$ nichts $>crbienft=
tid>e£, feubern aud) feine riebtertiebe ipanbtung, überhaupt -JcicbtS
ocrridUen fann, roa$ ifym fraft feiner feciaten unb peüttfcben
Stellung $ufemmt, n?ie „er nur bem tarnen nacb, aus btefer
^nätenfieit reeftlid^er §err fei/' fein tRedr)t }um £eben Ijabe unb
mit beffett ^ertoirfung aud) feines jum^errf^ett:* fe muß man
bemt becb feben febr fürd>ten, bag biefe Xf)eerie, btcfcö Staats^
') 21. ^gemein. 3tg., 15. 9?oto. 1861. 3. 5201.
10*
148
ibccit auch in bie 2ötrfttcf)fett übergefe^t toerben mochte, um fo
mehr als ©ue bk& bei beut Glems felbft fd)on oerfucht I)atte,
ltnb ficb mit potitifcben ^Phantaficn nicht wobt fielen tagt; biefe
©a$e aber tourben funrcidcn, f elften fie mit GEonfequenj burd^
geführt merben, bic gange 9Dccnfd;heit ftatt $tt oerbinben, in einem
fortgefegten ^ertttdtungefriege aufzureiben. 3>oct) nur muffen
feine Vefu-e oellenbs betrachten nnb bann utg(eicr) [eben, tote fie
feine >$eit auffaßte nnb begriff, daraus tiürb firf; baS ficherfte
Urtheil gewinnen (äffen.
„$Ba$ ber Ungerechte gebraust, fcr)x*t nun §us roeiter, tft
eBeti baburd) ungerecht gebraucht (5$ tft alfo auch unntcglid\
baß ber Ungerechte über 3entanb fyxxfät, ofme baf? er ungerecht
ben-fde ober oiclmcbr tmanntfirc, ba er fid) ungerecht fremben
®utc$ bemächtigt, ^ee^atb tft Dciemanb geregt mettücber £>crr,
tautet ber beftä'nbige Refrain, fo fange er in ber £obfünbe ift."
©er fidS bnrd; bie £ebfitube 31t einem @tta»en ber zeitlichen
Tinge, ja ber 3ünbc, eine* geringeren 2ßefen$, als irgenb eine
Kreatur ift, macht, fann boct) fieber fein §errfcr)er über (Srea*
tnren fein, teenigftens feine eigentliche £errfchaft ausüben (pecca-
tor ut hujusmodi nulli creatnrae proprie dominatur). (Sitten
©eleg bafür gibt bie Zeitige Schrift in bent 23eifpiet be« toou
©ott ocrrccrfcncn Königs Sani. ,,2öeltlicr)e roie ©eiftliche, rcenn
fie fcbledt (eben, fiub bloä burdt) Ufurpatton §erren, Surften,
^rataten." (*$ mag bies puffen fetbft ju gefährlich gefchienen
haben, tr>cet)at6 er feinen ^Behauptungen bie Spitze roieber ab-
brechen 31t fönnett glaubt, rcenn er fagt, „©ort approbirt tt>cr)t
bie Regierung ber SBöfen in ^Beutg auf ba$ äußerlich unb pofitio
Sürft jein, toie bie gerechte Strafe unb bett errungenen
Goethe ü; aber baö Styrannifiren a^probtrt er nie;" ba aber
ber Xcbfünber, alfo ber Ungerechte nur tyranniftren fann, fo
betrachtet §u3 legitime Surften, toenn fie in ber Xobfünbe fein
feilten, glctd; ben Inhabern interintiftifcher burd; bic Resolution
momentan eingefefeter Regierungen. J)ier nwfj man fid beer)
fragen, welchem dürften ober mcltlid;cn $errn unter einem fo
149
Meisten 93effe neef; roofyl fein mochte? Senn jeber grürft, ber
in eine Stebfifnbe fällt, notljtojenfrig baburd^ Kranit ift, feine
9$egierung$re$te eigentlich verliert unb nur als Ufuvpatcr in
reu Augen feine« Stades bafteljt, toefdfreS $olf »ürbe nid)t batfe
tiefe, 6a(b jene @$tta$e feinet gürften auffrntren, \u Xobfüu*
ben ftein^eüt unb ihn als einen SDjrännen oom Ztymu ftcßcu?
SWan bürfte aüerbings mit einigem ©runbe ^iegegen geftenb
machen, baj? £m3 biefe (Sä£e att$fpri<$t, inbem er bie 35erfyä(t=
niffe oom Stanbpunfte @otre£ au$ betrachtet; allein man Der*
geffe nur nicht, bag baä tyolt einer fold;en §Beira<$tung$tt>eife
unfähig fei. UebrtgcnS sollte §u$ ben ^öbclhaufen aud; nid;t
auf biefe ibcelle §öhe ber Betrachtung uuo ^Beurteilung poü*
tiftyer 23erhctltniffe erhoben Hüffen ; oiclmeb/r war e3 ihm bafcei
red;t eigentlich um bie 5Birf'tid;feit $u tfjnn, baä ocrmeintlicbe
3beal foflte fd;on in bie 3Birflid;feit überfragen. 3" biefer
Abfid;t fagt er, „bie ßügen unb Scr/retfmittel ber Reiben, bie
Argumentationen ber (Schüler beS Antid;rift3 bürfen nid;t im
2ßege ftehen, baß bie (Söhne ©otteS, burch ©otteö ©eift geleitet,
ben Anfchreiben ber Zapfte, £aifer, Könige ober gürften nur
bann gehorchen, roenn unb in toie roeit fie mit bem ^Bitten bee
höchfteu ^ßrtefterS unb mächtigften Königs, wtfereS $errn 3>efu
(£fyrifti, $ufammenftimmen. £arum müffen bie ©laubigen barauf
ad)ten unb regen ©eifteö forgfaltig biScuttren, ob bie Aufd)reiben
ber Zapfte unb gürften ettoaS bem ©efetje (Shrifti (Sntgegenge*
fe$te$ befehlen. (Sollten fie 31t biefer fefentttniß getaugt fein,
bann muffen fie bis auf ben Xob loiberftehen unb bürfen auf
feine $3eife gehorchen." *) £>abei beherzige man, roetche Aniren=
bung £mS fetbft biefem principe auch gegenüber ber weltlichen
Regierung gab,2) unb man wirb faum abfeheu tonnen, welches
ftaatlid;e,gufammenleben hier noch möglich fein follte. <So faßte
aber auch bie «Sache bie gan3e bamalige Seit auger §u8 unb
') T. l 369. b.
') Antihuss. c. 5. p. 380.
150
feinen Sfotj&ngern auf. Die Unioerfität %m$ bemerft bagu:
„(Sin üerberbttd;er, fcanbatöfer 3rrtlmm, ioelcfyer atte Rebellion,
allen Ungefyorfam unb Slufruljr, enbücf> ben glud> dfyam'S nad)
ftd; gielje." (Sbeufo bemerfen bie ^arifcr (^rofefferen), „bag
fein ^räSciter toaf^rer ^a^ft, ober §err, ober Prälat ift," ift
ein ^rrtfntm im ©tauben unb in ben (Sitten, mehrmals fcfyon
gegen bie Sinnen ben Qljcn, bie Söalbenfer unb bie 23egarben
oerbammt; bie nnbefonnene SBeljauptwng biefeS 3rru)um3 ift
ferner aufrüln'erif d;, fcanbaloS, berberblicfy unb gum 2luf*
rufyr gegen jegliches menfd;lid;e ©taatStoef en auSfc^la*
genb, ba Sßiemanb ioeift, ob er ber £iebe ober beS §affe£ tonx-
big fei. SBir aüe oerftogen tu Vielem unb bafyer lonrbc bie
£>errfd;aft äugevft ungetoig unb unbeftänbig, hnnn fie
auf bie ^rabeftination ober Siebe begrünbet hntrbc,
unb mit Unrecht ptte Petrus befohlen, bag bie «Sflaoen tfyren
§erren, aud) ben fd;limmen, Untertan fein follen." „Der ttäut*
lid)e 3rrtfnmt fei aber in bem ©a£e auSgefprodicn, bafj feiner
ber in einer £ebfünbe fid; befinbe, froburefy er nid;t ®lieb (Sfyrtfti,
fonbern beS Teufels ift, ioafyrer ^apft, ober Prälat, ober £>err
fein fömte." 2) «Sonad; geigte fid; and) Wofy ©igiSmunb nid;t
„als ben leicfytfinnigen $lmn,u toenn er §uS auf (entere 33e^
fyauptung antwortet: „3ofyanneS £ms! 9ciemanb lebt efme 23er =
brechen!"3) Senige, aber umfaffenbc unb bie £fyeorie £ntffenS
fd)arf begeidmenbe Sorte. itebrigenS fprad;en fct)on 1414 bie
£f)atfad;>en auf's ßoibentefte ans, toeld;e grüd;te oen bcr£fyeorie
§mffenS gu ertoarten feien. @d)on 1414 toaren „in ^rag unb
im Königreiche 33öljmen biele Kirchen unb ©eiftlicfyc faftifd;
tt)rer meiften ©ütcr beraubt/' 4) „fagen @inbringUnge auf ben
Pfarreien," 5) „ttmrben ©etfttid;e gefcfylagen, anbere übel unb
') £öf(. 243.
a) £off. 242.
3) #öfl. art. 1. 207.
4) £öfl. 204; 207.
5) #öfi. 206.
151
unciniMv bemäntelt, ßaten a,ctörtct, toetyrenb anbere bi% freute
alo Verbannte fycrumftreickn.'' ')
%ud) baä (Sonett f;at biefe &nf<$anung ausgebrochen, inr-cm
e$ fagt: ,,(5inigc ber genannten Söndufionen unb ^ropofitienen *
finb euttveber fatfd;, irrig, fcanbatcS, uuoefonnen, aufrühre*
rifdj, ben grieben ber $ird;c fterenb, bie f trd;fid?e 3uri3=
biction entneroenb, ungefunb, gegen bie Zeitige Schrift, bie att*
gemeine ®irdje nnb bie 53eftimmung ber fjeiügcn SBater jufam*
mengefteüt — ober anbere finb gcrabe^n fyärettfcr)." 2) Unb
merfumrbig proteftirt §u$ in feiner 5(nttt>ert barauf nur gegen
bie Steten, bajj feine 'jßropofitienen „fa(fd), irrig, ober fyaretiftf?
fein" fottten, vttfo fttßfdjteetgenb bereit a u f r ü f; r er i f cf) en Gfyarafter
Sugc&enb.
($3 fragt ftdj nun, koeCc^e 33ebcutung bie 8etjre§uffen$ für
bie 2(ufd;auung bom ©taate fyatte? Denn es tagt fid) nid;t
(äugneu, ntcr)t erft auf £utfyer ift biefe 23ctt>cgung $urüc%ttfe|en,
fenberu tfyr Datum reicfyt bis auf §u£. £)ier muffen nun jtoei
Momente, gtüet (Seiten unterfd;iebcn toerbem §u$ felbft natf;
feiner eigenen 2(ufd;auung moüte ben <&taat reügiöfer, d)riftlid;cr,
fatfyelifd;er, a£ö eö fe(6ft im Mittelalter fcon Semanb toar be*
fympkt toorben. 33ei ifym ift öffentliche Staat$gercd)tigteit glctd)
ber ©ered;tigfcit beö ÜWenf d;en bor ©Ott unb ofyne biefe ©eredj*
tigfeit im tfycoiogifd)cn (Sinuc ift aud) jene ungerecht, Mos ufnr*
patcrifd;e *ßrätenfion. 23on biefer Seite aus Betrachtet ftetyt atfo
') Antihuss. c. 5. 383. u. c. IG. p. 417. Gilbert Stephan bie $oU
gen ber ^uffitifd^en £eljre folgenbcrmagen: ,,Ex qua et pene sola causa
aguntur haec, quae sequuntur. Primo crassa et manifesta inobedientia
per eosdem: deinde tarn in Ciero quam in promiscui sexus populo
confusio, divortia, dissensiones, litigia. animositates, verbositates, odiosae
et ventosae disputationes, inimicitiae, animorum distractiones , turba-
tiones, multarum noxarum occasiones, cauteriatae conscientiae pallia-
tiones; et non solum in finitimorum Bohemiae districtuum terris ex-
teris. sed et in remotissimis. ut praedicitur, alienigenarum niundi par-
tibus scandalum devolvitur inauditum."
2) 36. m. £öft. 238. f.
152
£ms im bireetcn (Megenfat^c $u bcn ncitcftcii ©iaatSanjcfyaMtngen,
nad; betten fid; bev «Staat alles d?riftlid;cn ScfenS 31t cntfctta^
gen f;abc, bamit bei* reine DechtSftaat fiel; conftituirc. 2lber bie
anbete Seite ift e3, bie bcfonbcrS heroorgefehrt ttitb »erfolgt
mürbe, bie alfe auef; mit befonberer ^ufmcrf'famfcit betrautet
werben mug. $3aS görfter in feinem „ber ©taatSgebanfe bcS
DDittctalterS" bem 2LMcbcrcrn)ad)en ber fkffif^en ©tobten nnb
ber Deformation $ufd;reibt, hatte feine Söurjeltt nnb fteime bc=
reitS in ber böhmifd)eu Deformation; fie burdjbradj „bie gorm
nnb ben Inhalt beS feften trabitioncllen ©ebäubeS ber fc^olafti-
fd;en Schlußfolgerungen, bnrd; fie würben bie ©eifter gcloft bon
ber treffet ber Autorität unb fonnten nnn, ioie £nthcr fagt, «>ie*
ber frei auf ciuanber planen. £)ie feinften fragen beS öffent*
lid;cn 2£efenS tourben feit ber (böhmifd;en unb frait$ö|ifd;cn)
Deformation ^raftifd; mid>tig — alles 33ernitfyen ift feitbem ocr=
geblid;, fie in baS äfttyftertttm jm'ücfyitftuiiien.'' l) £)aS läjjt
fid; atlerbingS nid;t läugnen, baS ift eine umintftöjjltcfyc hiftorifd;c
Wahrheit, bie Unioerfität ^SariS, $L SigiSmunb, baS (Sonal
31t (Eonftanj ahnten cS unb StephanuS IManeufiS gibt in ber
oben beregten Stelle ben 33clcg bajtt, toie nicht Mos in unb um
^binnen, fonbern aud; bis in bie fernfteu t'änber biefer gunfe,
gleich einem clcftrifd;en, bie bamalige Seit burd^udt unb in bcn
©eiftern gejitubet ^ätte; cS tagt fid; ferner nid;t läugnen, ber
burd; baS d;riftlid;c 9J?t;fterittm geheiligte unb gefeftete OVl;orfam
mürbe feitbem biefer 5Beil;e unb biefes §altmml'res beraubt, ber
©cf;orfam jebem 3ubioibuum anheimgegeben, als feine felbft=
eigenfte Sad;e oon feinem dafürhalten abhängig gemacht. Dur
möge man nicht bergeffen, baß aubere, mic £ouiS $knc, biefe
ßöfung ber ©eiftcr oon ber geffel ber Autorität revolutionär
unb §>uS „ben nxrbcubcn ®eift ber mobernen Devolutionen"
nennen.
£iefe 23cmcgung ber (Seiftet ol;nc baS sD?t;fterium ift uod;
') g&rfler, l. c. 6. 31. f.
153
nicfyt (inbe. Sic ift über ben unerträglichen 2ftfo(uti$ttiit$,
fewie über Resolutionen ^ititoeggcf d^r ttten mtb ftdjt fyeutc auf
ber einen Seite am 43auc ber ccnftttutiencdcn 9?ctf;teftaatcn, auf
ber anberen an beut, ber auf bem ftcd;te ber £fyatfad;cu , auf
ten faits aecomplis aufgeführt werben foft. 5öie baucrfyaft fic
fein, ob fie un3 wirftid), wie gewid;tige Stimmen behaupten,
uuabfcfybarcn potttifd;cu Verwirrungen unb 9icoo(utioucn cutge--
gcngefüfyrt, was man nad; ifynen nod; erftnben mag, wirb bic
3ufunft $eigen, bie Vergangenheit hingegen toetft auf £m£ a(3
ben tnteücftueüen Urheber atfeS beffen, Wa3 auf biefem ©ebiete
burefy bic Reibungen ber religiös* cntfcffeltcn unb bom 9)ft;fterium
emaueiptrten ©eiftcr 31t £agc geförbert würbe. „£>a3 toaste
3ic(" ift uoc^ nic^t erreicht , unb „wirb nicfyt erreicht werben,
wenn man nicfyt feftf)ä(t, Was fd;en im 9ttittcta(tcr ber 2(bt (Sngc^
bert au$gefprod;cn fjat: ©Uidüd; ift ber &taat, Wenn 2ltte tu
ben gemeinfamen 3ntcreffcn gered/t, flug, mäßig, ftanbfyaft (eben:
mäßig im ©lud, ftanbfyaft im Ungtüd, ftug im ,3wcifcfyaf teu,
gerecht in Gittern unb 3ebem." l) Unb wirfüd) unter biefen
$3ebingungen glaube icfj auefj an bie 3uhtnft eines 9?ed)tsftaatc$,
atiein nie, baß bie Vöffer ftcfy auf biefen Stanbtmnft empor-
fd;wingen unb auf itjm ftd) ermatten, unb $war emporfd;wingen
ofyne baS 9)tyfterium, was audr) oon jpr0ieftaattf<$er Seite in
jüngfter 3eit mit atfer (Sntfd;icbenf)eit Ijerborgefwben warb. B)
^ebenfalls aber bürfte fo x>iet feftftefyen, bie Priorität ber @nt=
feffetung ber Sfebotution gehört nid)t 8utfyer, fonbern §uS $u.
£)ie näd;ften gotgen ber Ijuffitifcfyen Bewegung unter ben
Stäben waren nun freiließ ber potitifd)en grei^cit ntcfyt fefyr
güuftig, fo wenig alö baS £uttycrtfmnt , 3) bietmcfyr führten fie
$ur „2Utfrid;tung einer 2(be(3mad;t in ben beibeu f(abifd;cn
') ftörfter, 1. c.
3) ©utset, 1. c.
3) Ätrdfje unb Äir^en, $a£fu^um unb £trc$enftaat , ben 3. 3. 3.
2)öuutgei\ ©. 93 ff.
154
Dreieben, neben n>etd;er ba$ tönigtfmm fo toenig als bie Volfö;
freifyett befielen tonnten." „£)te 9ticf>tung ber ^otntfd;en Sßoiitti
blieb toergugStoeife Sßb^men gugetvanbt nnb baS (Streben beg
2lbel3 auf bie Verminbernng be$ (SinfluffeS ber ©eiftttdjfeit ge^
richtet, toeld;e allein nod) einen £)amm toiber bte 5lllmad;t be$
erfteren gebilbet hatte. (Stritt für (Schritt bitbete ftch jefet biefe
auf ben Reichstagen bon 1450, 1459, 1468 immer toeiter ans.
9tad;bem auf bem testen feftgcfcfct ftorben toar, bag $tt bem
Reichstage nicht btoS bte Reid;Sbeamten unb 33ifd;Öfe, foubern
auch gtoei 2lbgcorbnete (£anbbotcn) aus jebcm polmfdjen £anbe
beigeben Serben falte« \ tonnte ber tönig ohne 3ufttmmung
biefer 2lbgeorbueten nichts mehr befd;ließen; batb ertaugten fie
bie fegislatioe toie bie ereatttoe ©ctoaft, toätjreub nad; ber an*
beren (Seite tn'n befd;loffen umrbe (1505), bafj ber 9M;tabctige
(plebejo genere natus) bei (Strafe ber Verbannung unb £on=
ftScation ber ©üter oou atteu fyUjmn geiftlidjen 2öürbeu aus-
gcfchloffen fein follte. 2llS ein anberes ©efe£ ben dauern nur
einen @otm in bie <Sd;ule 31t fd;ideu gemattete, toaren 2lrnuttl;
unb UntDiffetit)ett (5rbtt;eit beS nicberen (StanbcS, burd; bte Ver-
mefyrung ber Stacht beS Rcid;StageS ben Höingen bte Unm%
tid;feit pm (Srbthetle geworben, baS Vefte beS £anbeS nmllich
51t beforgen; ber ßleruS t;atte ftch mit bem 2lbel ibentifictrt unb
ftanb fo auf bem fünfte, bie Qftfceffen, toeld;e er 31t toahrcu
hatte, biefem ju opfern; eine allgemeine Umfetjr ber £)inge mußte
erfolgen. £)er (Streit ber (Stäube, toeld;er an alten (Snbett (ht=
ropa'S entbrannt toar, im äöeften jur Vermehrung ber fönig*
lid;eu 9ttad;t biente, ^atte im Often, als bie antictericatifd;en
©rnnbfäfce beS §uffitiSmuS fid) gur polittfd;en (Währung gefeilten, gu
einer fo flägltc^eu (^eftaltttng beS öffentlichen Gebens gefügt
$ätte in Böhmen nicht ©eorg ^ßobiebrab bie ,3üget ber fönig*
lid)en Wlatyt ftärfer angezogen (1457—1471) unb in ber langen
Reihe theils perfönlid) fd;toacher, theils burd; Vcrhä'ltniffc otm=
mäd;ttger tönige oon Senkel bis gcrbinanb I. (1378—1527)
eine tootylttycttigc 2lufrid;tttng ber töniglicheu 3)iarf;t ocrf ud;t,
155
33bfmicn lintrbe, a(* ut ben betben reHgiöfen ^auptyartctcn jid)
fett 1452 bie bbfmiifdjen trüber a(« britte gartet gefeilten,
oietfeicf>t nod) fyeiltoferen äuftänbai a(« 'polen auSgefefet getoefen
fein/ 0 $)a$ ioar bie £)urd)füf)rung ber Dreiteilung be«$ol^
fe« nad? ber 8el)re £mffen«. £>er §err f eC6ft follte berorbnet
fyaben, ba§ feine £ird;e au« brei Reifen fcermifcfyt fein fotle,
namlid; au« ben ^ßrieftern, toeld?e (anter fein @efe£ galten muffen,
au« ben Sßornefymen (nobiles) ber SBBelt, toeld;e $ur §altung
ber 23ererbmmg @fyrifti jtoingen, unb au« beut 23olfe, welche«
Reiben erften feilen nad; bem ©efe£e ©otte« bieuen
muß. 2) Unb toirfn'd) Ratten bie böf;mifd;en gaten „eine 2lbel«;
r)errfdt>aft aufgerichtet, in meiner fid; fd;on 1529 ba« National-'
vermögen fo unberljältnitfmägig gruftrirte, baß bie ©üter be«
§erren= unb Ofttterftanbe« (in ben23eft£ ber Hird;engüter Ratten
fie fid) gleichfalls gefegt, benn ber @leru« foüte lauter nad; bem
©efe^e, atfo aud) in apoftolifdjer 2lrmutl;, (eben) auf fünf SDftllte*
nen <Sd)od fcöljmtfcher ©reffen angcfd;lagen lourben, bie ber
(Stäbte auf nur eine Million acbtmatfntuberttaufenb , Bei ber
'eteuer$afy(uug aber bie treibte fo biet Ahlten al« bie £>errcn,
bereu ©runboermögen allein auf ^toei 9Jcillionen oicrmaÜ)unbcrt;
taufenb @d)ocf berechnet ttmrbe, bie Dritter aber, loeld;e auf $toei
üDftlfionen fed^matfmnberttaufenb <Scfyod angef plagen ttntrben,
am toenigften entrichteten." 3) 2Wein ba« ioar eben nur bie
„ättacfyt ber £hatfac$e," tüte £m« fagte, ober bie SDcacfjt ber©e-
toalt, fie fonnte momentan burd? bie ©etoalt ber ^Baffen burd^
geführt unb auch eine 3eit lang feftgehalten derben, allein bie
i'ogif ber burch £m« in bie 2Belt geftreuten 3been lieft fich burch
feine üö?ad)t mehr erbrüefen unb erftiefen; toie ba« @oncil ju
(Sonftang, fo fcfyeiterten noch 2llle an bem $erfucfye fie $u binben.
') Hefter. @. XXVI. f.
5) T. I. 288. a.
3) £öfl. XLI. ytafy einer etgen&änbigeix 2tuf3eid^nmtg be$ oberfteu
Äanalerg öon 9?eufyau3.
156
ilnb gerabe fie ffnb c8, tucld)c bic ^ßotitif bcr neueren unb neue*
ften 3eit beftimmen.
^eter bon 3}?(abenetr)tc3 modjte ben ^Berten bc3 GEarbU
natö bon (Sambrafy : genügte btr (£m$) ntc^t, ben gctftticf>cn
<Stanb gering 3U fd;ä£cn, nein bu tt>agteft burd; beiue (Schriften
unb Dogmen auefy ben fÖniglid;en <Stanb unb bic Röntge
aus iljrem $ange 31t ftoßen" — bie 53cmertung mad;en, „er
tooflte baburef) mefjr bie Seitlichen gegen ilm aufbringen/' !)
benn er fannte nod; nid?t bie n>eitauötragenben geigen ber eben
erft entfcffelten, autoritatSlofen Vernunft; benn bie ©eifter muß*
ien fid? biefer greifyeit unb be$ ©djaltcS ber lmffitifd;eu $btm
erft betrugt werben, Daß man biefe 33emerfung nod; l)eute
(itfcanber, $Ör;ringcr) nad;fpridj>t, nad;bem bie (£onfequen$cu bie*
fer $rinctyten unaufhaltbar ifyre potitifd;en grüßte getragen unb
ftd; and; Banner, toie gouiS SBlanc, barüber autfgefprod;eu ffte
ben, feilte man uicf/t metjr ertearten.
§. 19.
S5crracf)tmigen über bn6 Skrl)ältni£ ber ße^re br6 £uö
51t ber ßutfjerö.
lieber bie unieerfall)iftorifd;c 33ebeutung be$ £wffiti$mu$
fagt §efler: „Dem JpuffitiSmuS barf eine feiere uid;t abgcfprecfyeu
werben, tomn biefe aud; in anberen fünften Hegen bürfte ate
worin man fie meiftenS fud;t Diejenige fird;lid;e Orbnung bcr
Dinge, in reelcr/er flerus (s]3apft unb (Sarbmäle) unb ®u$e
ibentifefy rearen, unb bie £aien fo biel als nicr/t gerechnet ömr*
ben, rear fo gerealtig eingewurzelt, baß, wenn eine größere unb
freiere ßntteidlung, afö fie ba$ SDfcittelafter gcfcfyen, aufremmen
fottte, bieS nur auf bem 2Bege eines geteatrfamen 53rud;e$
meglicfy toat. galt aud) fjter lieber ber alte ®afc: oportet
') Art. 1. £öfl. 257.
157
haeresfes esse/ l) „3Me muberfaftjiftortfitye 93ebeutung (ag aber
in ber (Snoeiterung bc$ Begriffs ber Kirche, bctt §u$ nicht ^(eö
auf $ä$ft unb (Sarbiuatc bcfd;ränft tutffctt tootftc; in bem
33ruc$e bcr rtertcaten UcbcrmacM int (lg cm ei neu unb beut <5in*
treten einer gebietcrifd;cn Sftothtoenbigfeit, eineÜieform am Raupte
unb beu ©liebem nicht b(o$ 31t beginnen, fonbern burd;$uführen,
ober ber 2öicbcrcrneuerung äfnt(td)er fciettcid)t uod; furchtbarerer
Sccncu fid;cr p fein." 2j 9ta möge babei nidt)t überfein n>er=
ben, bafj biefer ®ampf nicht b(o# ber ©e(tenbmad;ung be3 taicatcu
(5fcmcntc3 in bcr Strebe, fonbern auch be3 rfericaten überhaupt
galt; benn nid)t ber QiteruS in feiner ©efammtljett toar bie$ird;e,
fonbern mau fyat es fo toeit auf bie Sm'^e 31t treiben gehmgt,
baß fie gteid? ^apft unb (Sarbinctfen, ober eigentlich nur gleich
bem Zapfte, ber „potentialiter bie ganje ftirche" ift, fein fotfre;
auc^ bei (SpiSccpat toar bou biefem engen unb engften Ätrdjen*
begriffe auSgefdjteffen, unb too^u brauchte man i^n auch aU ein
Moment bcSfetben aufzunehmen? „Da$ Regiment ber $ird>e
ift ein burdjauS monardnfcheS; bcr göttliche SBeiftanb, ba3 ©e^
fdjenf ber Unfehlbarkeit bcr- (5utfd;eibung bon ©taubenS* unb
Sittenangelegenheiten, ad' ba3 reicht hin, um bie menfehüche
©ebred;iichfeit i^red Oberhauptes $u unterftüfcen , unb bie S23et=
mifdmng unb Mäßigung biefes ^Regiments burd) eine ariftocratifd;e
ober bemoeratifche ©etoatt ift überftüffig, ja f chäbüd;." 3)
W\t 9?echt bertoeift § oft er jum SBetoeife für ba$ Umficb*
greifen I>uffitifd&er Qbeen unb 2lnfid;ten barauf, baß „auch in
33e$ug auf ba$ bisherige SSerhättnig ber Staffen $u ben jenigen
Stäuben, bie im ©enuffe ber politifd;en fechte ftdt> befanben,
eine tocithintragenbc 23eränberung [ich hinzugeben beginne," 4)
baß „bon biefem 2(ugenbüde an über bie ctericate Orbnung ber
•) pft. XL.
2) £üfi. xlii.
3) Sofit, ©efdjtdjte be§ Sonetts to. (Sonflanj. @. 326.
') VciL XLII. f.
158
Dinge, welche ihren SBefi^ftanb unb i^re ungeheueren Rechte mit
enblofen @efe£en oerwahrt hatte, baS (Schwert gezwungen, unb
berfelbc (Streit ben 23ö(fern gegenüber eröffnet war, rt>e(ct)er auf
ber £)öf)e beS Mittelalter« 3tr>tfcr)en Surften unb Zapften ge-
wütfyet hatte." £>amit ift ber rechte ^unft bezeichnet, baS
racterifticon ber fotgenben £zit bis gur Stunbe unb btetteicht auf
noch lange herausgehoben, ber Moment beftimmt, bon wo fidt>
eine neue Aera ber firchengefchicbre $u gefta(ten begann. 33on
ber £tit beS §uS ftammt jene Dppofition ber Öaientoelt gegen
ben Uterus, we(d)e fich einerfeitS in ber öer)re burd) ben ^3ro=
teftantiSmuS, anbererfeirS in ben redlichen 23erhä(tniffen burcb
bie ©äcularifationen unb ben fich gegenwärtig erhebenben Rechts^
ftaat ihre ooftftänbige (Smanctyatton erfcmtyft.
($S tagt ftd; nicht (äugneu , bafj bie 33auernaufftänbe in
23ourgeS in granfreid), im Stfoin^u , in Ungarn, bie Scenen
in Magbeburg unb ^affau, bie Sarbinal Julian kern SBaöfer
(Sonett anzeigte, baS Stuftreten beS Johann 23ehm, ober beS
§änSliu oon ^tftau^aufen im 28üqburgifchen (1474) gort^
fe^ungen beS *puffitiSmuS waren ; bcf§ fich fo im betttfdjen deiche
bie fogenannte „böhmifche <3itte (mos bohemiens) Bilbete, natu*
(ich fich cm ben (Gütern beS §(eruS unb ber Kirche $u Oergreifen,
„au *ßerfonen ber Pfaffen großen §ochmut treiben unb fie furefu^
Bar oerftümmeln," ba§ ber Aufenthalt ber fränfifchen SBarone in
']3rag Bei ber Krönung SmbWigS I. (1505) unb ber Anblid ber
Welche, welche ber Böhmifche Abel mit ben ©ütern ber ßirdje
geraubt hatte, in jenen eine gleiche 93egierbe erwachen ließ, bie
bann einige $ahre ftäter mittetft beS RitterbunbeS Befriebigt
werben foüte. „95Öhmtfd;e ®efd;enfe (dona bohemica)" nannte
Stomas Münder bie oon Seite ÖuujerS bem beutfehen Abel als
föber oorgehalteucn &irchengüter;" „wenn ben ©elbforbcrungru
beS ^apfteS nicht abgeholfen werbe, fonne (eiebt eine Verfolgung
über alle ^riefter, ober, wie in Böhmen, ein aKgemciuer Pfau
oon ber römifd?cn £ird;c entftchen," fagte man 1510 auf bau
Reichstage $u Augsburg. „3m ®an$en aBer wirb mau immer
159
nneber ß!t 3T^vitfad>e ^urüdfebren , bat? bie Buffittfc6cit £ef>ren
w niebt toaren, Cetebe befenbercu 2üif(ang fanden, fenbern bie
buffitifeben Xfjaten, eine ^uffaffung, toetebe jcbcnfattS bie be^
rühmte etette aus bem Briefe be$ ßarb. 3uttan 511m Stufe*
punfte fjat." ')
Sni eben biefem @runbe febeint mir aber aueb ber £nfji«
ttsmuS nur eines fcen ben fielen (dementen getoefen }u fein,
toef$t* baS 3aJ>rfmnbert unauf^altfcim Ml ,u bem @rabe ber
TiiijüicifTMiQ — fe meebte icb bie Stimmung ber 33e(fer neu*
neu — trieb, tre fie fieb bem ^eroattigen, febeinbar atte Qntercffen
befriebigenben 33etfemanne ^ut^er in bie dritte warfen. 3)flB
^at-fttbum fear i>on feiner unwefentüdum , aber fdnmnbetuben
^c(tttfd>en §cr)e l)erabcjefunfen pi bem ^erf^euge nationaler tyo*
ütif. £)ie ©efangenfebaft ber $atfte in Eignen batte fie in
bie öänbe ber franjefifcfjen Könige gegeben; bort in itoigtton
fettten fie toobt niebt in bie fran.$efifcf>e ^ctitif fieb mebr inifcfcen,
aber ibr frü^ercö (betriebt $u ©unften biefer gegenüber ben anberen
belfern gettenb mad>en. £er ©tan$ bc$ ÖofeS, bie Un$aljt cen
Dienern unb Söflingen aüer Uxt , ©eiftücben n?ie £aien, fettte
ben anberen belfern neeb auf eine $eit verbergen, in tr>e(ct)e
pclitifebe Ofjnmacbt bie väpftücbe DJtad^t fcerfunfen fei. Sitte
Wettn bon Steuern unb Staden würben netbroenbig unb enennen,
um bie sBebürfmffe 31t beden, trebureb aber ber ^ßapft niebt meljr
ab? Scbirm gegen bie 23ebrütfung getreu fettste, fcieimefjr fetbft
bie Keffer bebrüdte. Die nicbt=frair5cfifcben 3?ctfer fügten batb,
baß bae ^apfttbum in Eignen fcon feiner fatfjotifeben etettung
in naticnat=f ran$efifcben sl$arti cutariSmuS terfunfen
war. Scben 1338 gaben bie beutfeben dburfürften 3U Orenfe
ba3 eiguat nationaler Oveacticn. Um aber ba$ ^apfttbum
immer mefyr in ben etttfetttgen i\mtculariemnö fefr5ubannen,
tourbe bie I0iebr$ar)( ber Garbinäle aus ber remanifeben Nation
eretrt, fe ba§ e$ biefer kidbt war, jebem Gtarbinal einer anberen
■) £öff. 1. c
160
Nation Bei ber ^apfttoafyf bie @rciufifce gu geben, eben „toeit er
von anberer Nation toar."1) §atte man nun nnrfTich bie theo*
(ogtfd;e ßonfcqueu$mad;erci Big ju bem @ctfce fortgeführt, baß
ber ^a^ft unb bte (Jarbinäte, ober eigentlich ber $a^ft altein bie
$ird;e fei , hatte man bie Wlafyt beS ^ßapfteS nnrfüch als eine
aBfctute 31t Begreifen gelernt, fo n>ar atfo bie romanifche hatten
aflein jene, toetche faftifd; baS 9?ed;t befaß, bie ®ird)e $u tragen
nnb aus fich bie $ircf>engüeber 31t geBen, bemuad; auch bte Be^
vorpgtere Nation su fein. £Me übrigen Nationen, befonberS bie
bcutfc^e, fottten nur bie Beftänbtgen unb immer mehr fteigcubeu
(Mbfteuern au bie romanifdje (eiften, atte Eingriffe in fircBtiche
9red;tc ats bem Zapfte fraft feiner abführten ^(enipotens red;t(id;
guftchenb butben, ben ^frünben- unb ©tcflenhanbet, ben Sucher
auf ©runb geift(id;er <Sad?en ruhig hinnehmen, toä'hrenb ihnen
fetBft ber Sucher, baS ^eißt $apita(auSieihen auf 3hifen, atfo
auch em größerer Sluffchnmng ber ^nbuftrie unb bes §anbets,
ttrtc es in ben rcmanifchen £änbern ber gart toar, ftrcng fcer*
Boten toar.2) £)te allgemeine unb in fchaubererregenber Seife
um fich greifenbe 33erfd;techterung ber ©itten beS Uterus mad;te
ber fogenaunten $trd)e toenig ober nxnigftenS feine ernftliche
(Sorge, vielmehr nntrbe fie gerabe burch baS Verfahren ber Surie
Begünfttgt unb Beförbert. @o . toar es natürlid; , bag ein toenu
aud; nod; einigermaßen verhaltener Untoilfe, ein mä'djrtigeS ©rotten
bie nicht romanif eben Nationen Überrommen mußte, (Snbtid) Bc*
glüdte bie romanifd;e Nation, eben burch baS Vermeintliche 9?ed;t
ber ®ird;e auSfd)ließüd; ben 'ißapft geben $u bürfen, bie CEhriften^
heit mit bem Befannten, fo unheilvollen ©cr/iSma.
£)urd; bicfeS hntrbc bie Verrohrung in ber ßlnuftenheit
nur nod? mehr , ja Bis auf's £)öd;fte gefteigert. @S hobelte
fich um nid)ts weniger, ats roer $apft fei, roo ober oB überhaupt
*) aiflor.^orit. Blätter. 45. 53b. @. 896.
a) ©. £Vöfl. 9ffu^r. t\ b. $f(g. <B. 116. — £tft.^o(it. ötätt«.
5öb. 46. 8. 4. 6. 7.
161
ein fofcf>er mirf'üd) epftire. @iu allgemeiner ^cetf>fcf>ret butefc
bebte He gange Sljriftroljeit SBer feilte aber Abhilfe treffen?
SBpii ben Zapften glaubte jeber im Otedjte fein, jeber fid) be^
bannten ut bürfen; bon ben Gtarbinalen mar nicf>tö 31t erwarten.
Ter fegenannten £irtt?e Cßapft unb Garbinate; je£t eigentürf)
ben brei &ird;en) gebraa) e£ an gutem ^Bitten, beut liebet ein
(*nbe 3U maefyen, unb bodt) mar bie $ermirrung unmögücb auf
langer ju ertragen. Sitte ebteren ©emittier befestigte ber ®e~-
banfe, tote Dtettung unb §i(fc au£ biefem Sirrfate derben
möd)te, in melebeS bie $ird>e ber particulariftifcfye National t-
tätenf cfcmtnbef geftüqt fyatte. (53 tft eine tiefernfte (5rfcf)cin=
ung , baß man gerabe in biefer 3e^ SBettenbe erwartete
unb fogar in ben ^ßä^ften unb beut (HeruS bte ^feubopropfyeten
unb ben 2Xnttcf>vtft erbttden, l) ja ^apfttfyum, darbinatar, <$p&
copat, ^rätatur einerfeitS, £atfer= unb $önigtfmm, überhaupt
bie abeligen Drangftufen anbererfeitS a(3 gerabe^u antidmftüebe
Remter unb Stäube be$eidmen fonnte.2) 2luf biefer bangen
Stimmung ber gtit rut)te aud; £mffen3 ßefyre bon ber Beübung
burd) ©Ott , baß bie SBunber gur ^Beglaubigung nid;t geforbert
»erben könnten , benn fte gehören in ben testen Seite» , metdje
aber }e|t offen ba finb, ben *ßfenbopro$jeren ju.
(Sonrab bon ©einkaufen madte einen Anlauf, um ben«
engen begriff bon $ird?e ju burd?6red;en unb babura; eine fo
abfetut notfymenbig gemorbene £emperirung bes ^äpftltdt)en 2Ib=
fotutiSmuS anjubcujnen; attein bon größerer Sid;tigfeit mürben
$mei anbere (5rfd>einungen, meiere bie 3eintmftanbc fyerborriefen.
3m Dften unb heften bon ©eutfcWanb, in ^3rag unb ^ßartS,
ben Betben bamafö geiftig regfamften Uniberfttä'ten, bitbeten fidt>
jtoei Sr>fteme, me(d>e ba$ fünftelntte ^afyrfyunbert unb bte Sfte*
formbemegung beöfetBen leiteten — baS fyuffitifd;e unb foge-
nannte gerfonianifd)e. 3ene$ mürbe foeben bon mir ge$eia>
1) £tfh>r.« \>ol. SBfätter. 46. 93b. @. 97. f.
2) Anatomia membrorum Antichr. opp. Hussii, T. I. p. 423 ff.
ftriebrief), 3of)cmn £uS, \\
162
net unb e$ fteflte fid? heraus, ba§ es baS ^apfttfmm atö fctd^eö
für eine fdfdje AuSbilbung eines fatf erliefen 3:nftituts txffiktt
(totefteit unb ob bieS mit ben Behauptungen ber §oftheologen
^ubmig'S beS Bar/ern sufammenhing, l) mag bahingeftellt bleiben.
3n puffen« Sßerf en . finbet fid) barüber feine Inbeututtg), über^
haupt mit feiner ^räbeftinatiottStheorte bie ganje emmrtfdf)C
£ivtf)e über ben §aufeu ftoßen wollte. £)ie gerf oniauifebe
Xf^ccrie hingegen hielt p>at an bem *ßapat als einer göttlichen
3nftitution feft; allein gegenüber ber Befdj>ränfung beS Stittytn*
begriff auf ben ^ßapft (unb bie @arbinale) in bem allein alle
Pienipotenz in abfolutefter Uttgebunbettheit , auch bie perfönliche
3nf altibilitat culminiren follte, gegenüber einer barauS entftan-
betten furchtbaren Stllfürherrfchaft unb Berhnrrung in ber $irct)e,
angefichts beS Schisma, alfo breier fogenannren Kirchen, oon
betten jebe bie berührte Pienipotenz in fich aüein befreit Sollte,
ba nutzte fid) bie unumgangltd/e 9cothtoenbig!eit für ben anberett,
aber eigentlid) auSgefd;loffeneu Zfytii ber Kirche, 3una'd;ft für
ben (SpiScopat unb ben übrigen QleruS, ^erauöfteHen, fich feiner
Stellung unb fechte gegenüber ber pä'pftlichen WiUd)t betrugt
$u werben. <So begann man in granfreich, Paris boran, bie
päpftlid)e dlla&t $toar als eine göttliche anzuerkennen, aber beren
Umfang gu unterfuchen, um fte in bie rechten (Schranken nueber
einjutDetfeit. ffllan fam befannttid; $u bem 9?efuttate , baS fid)
in bem (Schlagworte ber 3eit concentrtrte, bie Kirche ober baS
allgemeine (Soncil ftehe über bem Zapfte. £)urch toiffen festliche
&ebuctionen, glatt^ettbe ®efanbtfd)aften fuchte man gürfteu unb
Bölfer für ben @a£ unb für bie Berufung ber ganzen $ird;e,
baS heißt eines (SoucilS gu gewinnen.
Sohl fprach unb trat ber berühmte 9?ed)tSgelehrte Pietro
b'^ncorano auf bem ßoncile 31t pifa ben Beweis an, in geift*
liehe Angelegenheiten l^be Weber Ruprecht noch fonft ein Welt;
') ©engler, Ü6er SletteaS 5ty(mu3 in feiner üBeteutung für bie
beutle sJJed;tfigetcf;id;te. Srlangeit. 1860. Z. 16.
163
tid)er §crr ftd; etnjamtfd&en, inbem fo bcr bie ^ivd>e mit bem
ßfcru« (aud; fd)ou ein gcrtfd;ritt !) ibentificirenbe &ird)en begriff
bcr fpäteren <Scf>o(aftif feinen §öf;c^>unft erreichte; aüein faftifd?
beftanb in granfreitf; bereite eine anbere Xfycorie unb $ra-gi$;
ber $önig fcon granfreid) tfjat fcfyon längft ba« ©egentfycit nnb
bnrfte e« ungcfcfyent tfyuu, £önig ®art fcon granfreid) fyatte be=
reit« erftärt: „2öeit bie ©eiftfteben bie ®trd?e 31t ©runbe riefy*
teten, müßten bie SBeltficfeeu ftdt> ifyrer annehmen/' ') 9)can felje
bie fran}cftfd;e £fyeotcgie auf biefe grageu au, unb man finbet,
baß fte ifyr „gunbament" in ber öctugnung ber perfönttd?en
3nfaütbifttät unb bamit ber abfoluten §errfd)aft be« Sßa^fteö
fonb 2) unb an bte @teöe jener ben tfyeetogifcfyen gacuttaten, ben
Prälaten, Sicenttaten unb £)octoren ber 'tfyeotogifcfyen gacu^
taten, enbtid) „jebem ber in ber fjeüigen ©cfyrift Ijätt&ng*
üd; befefyrt ift unb bte Unterfd; eibung ber (55 eift er tyat,"
ein £typofitton$rec$t gegen ben $apft imfpradj, wenn er gegen
bie fettige (Schrift beftntrt ^aben foflte. Gebern, toa« er aud)
f et, cfnte $tüdftd)t auf (Stetfung unb 2öürbe, jebem mcfytautort*
firten (Suifäftigett, menn er nur in ber ^eiligen @dt)iuft bezaubert
ifr, ftefyt in casu doctrinali in einem fotcfjen gafte ein größere«
®en)id)t 31t, a(« bem Zapfte, benn ber fettigen @d)rift ift meljr
31t glauben, a(« bem ^apfte; ja ein fotcfyer (Sinfättiger müßte ftd>
fogar einem doncite tüiberfe^en, wenn er fafye, mie e« nad; feiner
SOcajcrität, fei e« au« 33o«fyeit, fei e« au« 39noran<5, öcm
@t>ange(ium abroetd;en ftotte.3) £)a« War ba« wegen ber 23o«*
fyeit unb ^gneranj be« (Stent« gelegte gunbament, ba« bie £fjeorie
be« $önig« unb dteru« fcon graufretd) , an bie fid; aud; balb
£)eutfd)(aub anfd;toß. @ie fiegte in ben 9teformconci(ien , in
beneu ftd) bie ganje (Sfyriftcnfyeit , nid;t b(o« ber (Heru« gegen
bie drduftttität be« ^apfttfmm« bäumte; fte war e«, bie jene
') £Bff.f dhipx. b. Wh ©. 44L
2) grtebric^, Sodann 28effeL &. 101.
3) L. c. @. 257 ff.
164
mit ber £öfung ber nämlichen Aufgabe fich befchä'ftigenbe £ehre
£uffen$ als fefcertfdh bejeidjnete. £)urd; biefeS Vorgehen ^atte
aber biefe Qrrtoeiterung be3 firmen begriff« gugleid; eine, tote e$
fcheint, genügenbe Sfyprobatton erhalten unb fid) bie Grrfaubmß
errungen, int Schooße ber Kirche gu beftehen. £)iefe 3:^atfad>e
ift {ebenfalls bon größerer SBebeutmtg, als ioettn bie Zapfte felbft
burd) Ghrbettetmtg fconDbebienj mittelft ^erfchtoeubung oon grei*
Reiten unb fenft ungewohnten ©naben au 53ifd;Öfe, gürftcn
unb Unioerfitäten btefe, alfo auch bie £aten, gur (Sntfd^cib*
ung in getftlichen 2lnge(egeur)etten sogen, ') ober toenn gar ©regor
auf feinem (£onäle 31t @itnbale, atfo ber ^ßapft felbft, ben $01*=^
|dt)tag machen tonnte, „bie Schlichtung unb Beilegung beS großen
$ird)euftreite£, ber bie d;rtftliche 2Öelt betoegte, ben ßaien über*
(äffen gu toollen; bie Könige D?upred;r, SigiSmunb unb ÖabiSlauS
möchten felbft über ben Ort eine« (EoncilS beftimmeu." 2)
Senn man nun jenen gerfonianifcfyen Sa£ betrachtet, fo
beruht er freilich auf bem allzeit in ber ^trct)e fcorhanbenen unb
gelehrten, baß ber ^apft „gegen Otecht unb SBilligteit , Wahrheit
unb r>et(ige Schrift unb bamit gegen ba$ Sftaturrecht", „gegen
fatholifd;en ©lauben, gegen £>eil unb gute ebangelifche @itte ber
©laubigen feine Oftanbate geben" fonne.3) Allein in ber bama*
(igen 3eit M man f° biete liebergriffe unb 9Jcißbräuche bon
bem ^ßapfte in feiner ertremen Stellung ausgehen , tt>eld;e bie
gange (Shrtftenheit an ben Sftanb eine« furchtbaren 2tbgrunbe$ ge*
fuhrt hatten, baß man auch biefen gang natürlichen, an fich unb
in anberett 3etten unfchulbigen Sa£ in'« Streut hinauSbeutete,
uttb gum germent einer neuen baS ^ahrhunbert betocgeuben
Dichtung machte.
£)agu hatte bie 9? ationalifirung beS *ßapftt1)um$ tu
unaufhaltfamer (Sonfequeng führen müffen, gu einer ^eaction,
l) £öfl., $ii£re$t je @. 444.
3) £öfl. t c. «. 443.
3) <§. oben §. 4.
165
bie atterbtttgG auf ber breiten 33afi3 ber föatfyolieität ber $ird;e
in unbefdn'änftefter Seife in ber ganzen (Sljrtftenfyeif gruubgelegt
war, 311 einer Ncaftion , bie fid) aueb baburd; auSfprad? , baß
man beftiinmte, alle brei, fpftter alle jeljii Qafyre folle fid; bie
gan$c @fn*iftenl)eit gu einer Nepräfentation auf einem allgemeinen
Gtonctfe ^ufammenfinben. 5(((eiu fclbft auf ben (Soncttien fennte
man bie Nationalitäten ntd;t fcerläugnen , ben (Sfyarafter ber
$atfyolicität ber $ird)c, roie fie über ben Nationalitäten fielen
muß, nid?t feftfyalten. Die ftrenge @efd)iebenfyeit nnb bie Neib*
ungen ber SanbSmanufcfyaften, roie fie an ben Unioerfitäten jener
3eit ftattfyatten, mußten auefy auf bie ßoncilien oerpflan$t »erben ;
bie Nationen feilten als fold)e ftimmen, unb ju (Sonftanj mußte
eS bie frainofifcfye Nation „als ootlenbete £fyatfad?e au3fpred)en:
Da3 ^apfttfmm gehöre ben gran^ofen , . toie ba3 Neid) ben
Deutfdjen." *) (5in neuer (Stoff nationaler Gnitfrembung!
2(l3 aber bie extremen 53efrrebungen ber Neformconcilien an
bem Siberftanbe ber ^äpfte fcfyeiterten, als bie Neform an §auot
unb ©liebern roieber oerfd;oben unb tjutauSgejög'ert rourbe, ba
glaubten bie einzelnen Nationen einfeitig unb für fiefy $ur Nefor=
mation oorgefjen $u muffen. 9Nan befd)(oß in granfreieb, tute
in Dcutfcfylanb, fid) an bie 33efcfyftiffe be3 @oncil6 galten unb
ber übergroßen, in ifyrem Drude burd) bie Neniten,} natürlich
immer fühlbarer roerbenben päpftlicfyen 3uri3biction fteuern )ü
tOQÜtn, loäfyrenb in SBöljmen bie ©äfyrung be£ §)uffiti3muö als
ein ganj eigenes, oon $orne l?äretifd)eS nationales 53crgefyen
gegen baS ^apfttljum unb ben Verfall ber $ud;t unter bem £le=
ruS fortbau erte unb fiefy immer mefyr confolibirte. Die Nefor^
mation granh*eid;S fcoll^eg fid) 1437 burd) bie ^ublication ber
Pragmatiken ©anetion, iooburd) ben Uebergriffen ber ^äpfte
in granfretd) eine ©djranfe ge$ogen mar; unb an ifyr fyiett man
mit großer 3äfyigfeit feft, „bie gallitanifcfyen greüjeiten" finb nur
beren neue Promulgation» Daburcfy roaren bie franjöfifcfyen
') £tftor.*!poUt. Blätter l. c. ©. 877.
166
£beologeu ftaatögefefelicr) ettterfettS gehalten« anbererfeits geftf;üfct,
il)re gerfonianifd;e S^eorte feftju^alten unb 31t berttjetbigett, cffent-
üd) unb offiriell über ben Umfang ber pajpftfi<$en <3^en>alt unb
3nfaOUrifttät , fotoie über bie 2Q£iprau$e in ber ®ir$e unb
Qurie ju berfyanbeln unb ,$u bt^uttren, ') unb t c^> ftefye \üd)t
an 3U behaupten, bag gerabe fu'erin, in biefer eigenen Deforma=
tien, ein Sffioment liegt, tooburd; granf'reicr/ ton bcm Deforma*
ttonSfturm be3 fecr^elmteu 3ar/rlninbcrt3 meljr als anbere Van
ber oerfdr/ont blieb.
3n ^eutfd)(anb tt>ar e$ ben Zapften gelungen, bie energifdK
T)urc^füi;rung jenes @ntfd;luffe3, toie e3 in graufreid) gefd;ef)en
toar, 311 terr/inbern unb fid; ifyren Hinflug unb ifyre Wlad)t lie-
ber 3U fiebern. ^Dte gutmütige, lange jufefyenbe beutfc(;e Nation
liefe fidt) burd; biplomatifd)e ®unftgriffe ton iln*em 23orl?aben
abbringen, unb e$ bauerte nid)t fefyr lange unb ton Dom aus
oerfnfyr man mit ber alten Düdfid;tSlofigfeit; alle $cifebraud>e
traten nad; toie oor fyertor, an burcfygreifeube Reform bad;tc
man ton ©eite ber s]3äpfte zeitig unb gegen baS (Snbe beS fünf-
zehnten unb im Anfang beS fccf/S$elmten 3afyrlmnbert$ gar ntct>t
mefyr. 3>e Weniger man aber bie Zapfte tt)rcr eigentltd;en Auf-
gabe, ber Deformation unb tortfyeilfyaften Leitung ber &ird;e,
nacfyfommeu fafy, je mer/r fiefy ^cntfcblanb nur als baS £anb
päpftK$er $ßiüfürl;errfcbaft unb ton tto beftänbig unter ben
oerfd)iebenften Titeln baS ©elb nad; Dom fliegen follte, betrad;^
ten lernte, je mefyr es ir/m 3 um 33eiou6tfein lam, baß feine §#a=
tton ton jenen nur terad;tet (nationem nostram contemnere
et prorsus exhaurire videtur) unb als eine barbarifd)c befyan*
belt toerbe (exeogitantur mille modi , quibus Rom. Sedes
aurum ex nobis [tamquam ex barbarisj subtili extrahit
iiigeiiio): eine befto größere (Sntfrcntbung unb Dcaftion mußte
fid; verbreiten. $on beut unfd;äfebarftcn Scrtfye für bie $ird;en-
gefd;icfyte ift gerabe in biefer ^e^ie^img bie <2cr/rift beS 2leneaS
') Bulaei, liisloria universit. Paris. T. V. a. 14G4. @. 666.
Iii?
Styfoütö „93on reu Sitten rcutfcManrc" , in bet er gegen oic
im Tanten beS (5$urfürften bon äJiainj burety Martin £D?atyer
über •Kein beigebrachten Etagen bie obcrfladutd^ftc , nur nod)
ntcfjr erbitternoe SBerttyeibigung ber üurtc fuljrt.
Deutfctylanbä Staat«* uub £ird;enteben belegte ficf> in ben
ftanen Sctyranfen beö geubaüuef enS. ') Sie jence auf beu
agrarifcfyen 23erfyättniffen ftcf> jura öcfyenSftaate aufgebaut hatte,
fc f;ervfd;tcn in beu agrarifcfyen Gebieten bei; Äirck toie im
Staate bie fettbaten 23er()dttniffe, fefbft in bic fird)üd>cn Remter
toareu fic eiugcbrungen; bie gange frierardjte war bnrd) reu
8e$en$eib $u (Sutern fangen anemanbergegftebert. Unb biefe
nationalen £rfd)cinungcn unb @tieberungen bce Staatötoefen«
hatten fid? ber 2(rt auch in ber &trc$e eingeniftet, bajjj man in
iijx {in Deutfc^(anb) auf bie nämücfye Seife beu UnterfcMco
ber Stäube auf'3 Ijartnäcfigfte feftb/iett. Wte höheren unb rei*
ekren Remter unb $frünben gehörten bem 2lbe(, gewöhnlich ber
treffenben ©egeub, er hatte fraft feiner (Geburt 2fafj>rudj barauf,
toährenb bie bürgerlichen Söhne fid> utetjt aufjufdnoingen t>er=
mögen, fie jiub nur ber arbettleiftenbe Zfyü, ber feine t)öc^)fte
Stufe in bem gBeihbtfchofSamte erfangt l)atte. 2luch burch bie
Softer |og fid) biefer Stänbeunterfchteb hinburch, auch ba ge-
borten bie reicheren Abteien beul Woel, bie SBettetfföfter beu nie-
bereu Stäuben. Uno oarauö trar $um Zfoit jene Stflfür in
Oer ^fritubenoerlei^ung ohne $tüdftd;>t auf £eben unb SBiffen*
fdt)aft gekommen , toetd;e im fünfzehnten 3ahrhunbert eine ber
traurigften (£rfd;einungen ift, jener Sittenverfall be3 Q>(eru$,
tr-elcher ftcr) gattj natürlich begreift, ba ja in jener ,geit bas ganje
ftx*cr)tid>e gfatt erfüüt fct)etncn mußte, wenn nur nichts bie
£ehenemafchtue 31t fprengen oerfuchte, ftdt> atfeS in bem feu*
baten ©ehorfame bewegte. Der 2lbel felbft betrachtete bie geift*
') Sgl. SSiu). Äteffefbacfi, ber ®ang beS Seftbanbete unb bie
(Snttoiiffong be3 eurcpäifdjen Sölferle&enS im äRtttetafte*. ©tuttg. 1860. —
(Sbenfo Thomassin, Yetus et nova ecclesiae disciplina.
168
liefen Pfrünbeu mit feinem anbeten Inge afä anbere $ätrfano*
nialgüter, feine geiftlid;eu ©lieber Ratten in ber Oregel nnr bie
nieberen Seiten ober gar feinen geiftlicb/en dtyarat'tcr unb ber
(Zölibat mar burd) ein anbereS Surrogat öerfc^merjfcar gemacht.
3m £eb;enftaare b/atte ber Bürger* unb §anbel$ftanb all*
mär/lig fid; polttifcfye 9?ed;te in erringen unb baä frühere $er=
b/ältnig ber Staube berrüden begonnen. 3>in fünfzehnten
3ar/rr/uubert fefyen nur fie überall im Kampfe mit Gittern unb
©rafen, Siebten, 33ifd;öfen unb (Satteln liegen; politifd;e 23erecT)*
tigung mellten fie fid) erfampfen. >Daburcr/ rourbe ber natio=
nal unb feubal geworbene (Siems in biefe 53ern)irrnngen
hineingezogen, unb je mein: er gegen bie Bürger feine alten
le^en^l>errtid;en 9ted;te unb Privilegien ^u erhalten unb bertfyeU
bigen ftrebte, befto me^r muffte Um aud? ber §afj be3 Söürger*
ftanbeä treffen , unb biefer ifm bei fetner fittticr/en unb finffen*
fd)aftlid;en $eriommenr/eit nur meljr al$ eine politifd>e Korporation
betrachten lernen. — £>a$u fommt nod) eine feb/r tincf>tige 33e*
trad;tuug. „3e^t oerlangte ber neu belebte 2Beltoerfer/r in immer
fteigenbem Sttaße bie 33cif Raffung bou ©olb unb Silber." „Seil
aber bem bermefyrten Sebarf an (Sbelmetallen burefy ben Bergbau
ntct)t in bem erforberten 3D?a§e entfprod;en werben feuure,' fo
flieg je^t ber 2öeru) be3 baaren ©elbeS, ober bie gürfteu griffen
bei bem 23aarumlanfe i^rer Räuber 3U $cün$berfd;lecr/tcruugen.
3>n granfreid; , (Snglanb , Deutf erlaub , ben 9tieberlanbeu unb
«Spanien mürbe um biefe 3cit baS ©elb burd;meg geringer au3*
geprägt." ^efcbel ^at e3 in einem oortrefflid;en Sluffafcc über
bie Sertfyfdjtoanfungen ber (Sbelmetalle (53ierteljat)refd;rift3tr. 04)
nacfygennefen , ba§ bis jur dntbedung 2lmernV$ ber Vorrat!)
Don ©olb unb Silber in (Suropa in fornoafyrenber Slbnatyme be=
griffen toar. (Im Ghtbe be$ öier^e^nten 3ar/rtntnbcrt3 betrug
ber europäifd;e ^etallfd^ toafyrfd^einlid; noef) boppett fo biet
als am (Snbe be$ folgenben. „©letcb^citig", fagt ber genannte
ScfyriftfteÜer, „beobad;ten mir ein franffyafteä Sud;en nad)
neuen ©olbtäubern ober naefy ber cfyemifd;en gorntel
109
\m Darftclluug ber cblen Sttctallc, wäfjrenb bie groß*
tcff yjfänner jene£ ^ahrhuubertö fcon ®olbburft |U
X^attn gebrängt werben. £)fme Ärittf hat man it)re 9tto*
tifce ber gemcinften §abfud;t gleid;gefte(lt, währenb bocfy gfeid;fam
nnr ber 3nftinft e$ war, weld;er bie eurcpäifdmt Völler trieb,
fid^> ber unbehaglichen tfage be$ erfcr/öpften Söaarfcfjafceg $u ent=
reißen." ') £)er §anbel hatte bamals überhaupt eine ungeheuere
Sdtöbetniung nnb 53ebentung erlangt, bie £)anbel$ftäbte eine
Wladjt unb einen 9?etd)thum [ich errungen, weöon fid> gürften
unb 2lbel in feiner Verarmung nicht fetten abhängig machen,
{ebenfalls aber fehr beengt fitsten mußten. „Xer Surft, (ehrte
$ubem ber berühmte fahler ber ^arifer Uniberfttät, Johannes
®erfon, t)at fein 23olf nach 3nnen unb Slufjen in feinen fechten
51t fchü^en, unb biefeS ®d;u£eö Wegen unterwirft fid) ihm baS
Sßolf unb letftet ihm (Stedorf am. Sßerte^t ein gürft biefe Pflicht,
hat er gleid;. einem £r/rannen nur ba$ eigene Qntereffe im 21uge,
unb bemüht er fid) etwa gar, jebe fräftige (Sntwidlung
beg gciftigen unb bürgerlichen £eben£ be3 33 oTf eö $u
hemmen, fo barf fich $eber auf geeignete Seife biefer ^rannet
wiberfe^en, fobalb nur burd; ben Siberftanb bie Sage be$ @taa=
teö nicht berfchlimmert werbe." u) $>te beutfchen (Ehurfürften
hatten in ber 21bfe£ung f önig 2Ben$el'3 ba$ 9Mm(icbe gelehrt.
Sie aber auf bem ftaatltcben ©ebiete ber Bürger* unb
allmählig aud) ber 33auernftanb fich $u fühlen unb größere polt*
tijd;e fechte $u erftreiten anfing, fc warb e$ auch auf bem fird^
(id;en. 2lud) Ijter beginnt fich eine Bewegung burd; £)eutfcf)lanb
(unb granfreich) funb^ugeben. Wxt gerechtem Unmuth fieht ber
bürgerliche QleruS ben berborbenen, nichtsthuenben abeligen an,
ber alle höheren unb einträglicheren Stellen inne hatte unb jebeS
Einbringen ber ^Bürgerlichen angelegentltd;ft unb auf alle Seife
fernzuhalten fiteste. Unb bech War ber bürgerliche allein ber
') £ieffeI6a<$, 1. c. @. 236. f.
*J $lfL, dlu\>x. ic. ®. 171.
170
arbeitenbe £fyeil unb toa$ fid) rtocf> an SBUbitng unb ©eletjrfam*
feit im (Steru^ fanb, gehörte ifym $u. £)e$fyalb muffen in %ie
reicheren Abteien, um erft toieber einige ($e(eljrfamfeit in ifyncn
l)eimifcf) $u machen, ^Bürgerliche aufgenommen werben. ') £>er
pä'pftltd)e ©tuljl begüuftigte aber gerabe ben abeligen ßleruS;
benn baburd) glaubte er je£t ba8 priefterticbe Stnfe^cn ftü£en,
frdftigen unb erhalten $u muffen. 2) £)a$ frühere Ijofje Sfafdjen
beö (Sterin, fein groger poütifcfycr Grinftuf, bie tiefe (ürfyrfurd;t
ber Völler allenthalben bor ilnn, baö etiles rührte aber nid;t oon
ber holten ober abeligen ©eburt, fuq oon ber (Singlieberung in
ben £efyenSftaat, fonberu baljer, baß er fittlirf; unb tinffenfcf;aft(tc^
über bem 23 olle, über ben Nationen ftanb. $e£t toar e3 auberS
geworben, mit bem SeljenStoefen in ber $ird)e toar ber (SleruS
fittlidj unb toiffenfcfyaftlid; tief unb bis ^um 23otfe ober gar nodj
tiefer gefunfen, ja im ©egeutfyeil, bie Voller, bie £aien erhoben
fid) mit einem Uebergetoid)te n>iff enfc^af ttid;en unb gelehrten
fefyeuS in ben §umaniften toeit über ben n)iffenfd;aftüd)cn Staub
be3 (Siems, ftatt biefeS führten bie Satcn jefet ba$ große Sort
unb fceljerrfctyten bie Literatur. S&äljrenb ber UleruS efmmäd;tig
geworben toar, bie £aiengelefn*famfeit in bie rechte Scfyranfe unb
auf ben richtigen Seg ju führen, tourbe er oiclmefyr ber ©eget>*
ftanb beS (Spottes unb Reimes ber laicalen (Mehrten unb ganj
natürlich aud) beS ApaffeS nid)t bloS biefer, fonberu aud? be$
Golfes, je toeiter ber Humanismus um fid) griff unb je me^r
man ifyn aucf) für ba$ 33o(f populär $u machen bm§ie, ber
UleruS bagegen fiefy in ben f'raft jener früheren übernationalen
Stellung erlangten großen politifd)en ^ecfyten unb greifyeiten unb
toie in Deutfcfylanb in einem ungeheueren tute mau fagte bie 9fotio«
nalintereffen beeinträc^tigenbem 9tei$tfntm ju behaupten fucfyte. 3)
') ©gl. 3. 25. Särf, SBefdjreibung ber äRamifcr. ber ©ifctiotyef 31t
Samberg, 2. 33b. @. XXX.
l) SteneaS ©tylto. I. c.
3) @. baju bie Behauptungen puffen«. §. IG.
171
Ufte bicfc Srfc^ehmngett, 9ftd^tutigen unb Strömungen be«
fünfzehnten 3o§rhnnbert$ muffen reid)üd; eru>ogen werben, um
btefe« mit feinen nationalen Deactionen unb bie SWögüd^fctt ber
Deformation £uu)erg $u begreifen. Die beutfd;c hatten fing au,
fid; aft' beffen beimißt 311 werben; bie -Kamen eines SDtetfti
23?at;er unb ©regor §cimburg bürgen bafür. Die beutfcfye Nation,
fagt SDcatyer, einft bie §errin unb Königin ber Söett, ift jefct
burd) ba$ Sluöfaugeftyftem ber Curie in fraglichen fanget ge=^
ftürjt, Sttagb unb tributpflichtig geworben; feit bieten fahren
bejammert fie U)r 2oo& unb trauert fie ob ihrer Strmuth. Slber
nun finb unfere „Dptimaten" gteid)fam aus beut
(Schlummer erro ac^ tr nun beratfjen fie, mit irercr)en
Mitteln btefer nationalen Kalamität, meiere bie romn-
nifetje Station über fte brachte, e r n f 1 1 1 dt) begegnet unb
biefeS frembe $od; gätt^ttcf) abgef dt) ix 1 1 e 1 1 toerben fönne.
(£3 ift befc^toffeu, man miß bie alte greiheit toieber erf'ämpfen.
Die (£onftan$*93afeter Dichtung mar noch nicht oertaufen, noch
ba$ ganje ^aljrhunbert ^inburdt) finben fid; Anhänger berfelben,
fogenannte ßoucitiiften unb ^ragmatifer, bie alten Sttißbräuche
beftanben nod> fort. i)Zatürtidt)errr>eife mußten fict) barum aud)
atte ©ebitbete unb ©efefyrte, atte Uuioerfitaten unb gürfren unter
bem Gnnfluffe it)rer §ofjuriften mit ben brennenben Sragen,
toetcfye bie ücation fo nahe berührten, befestigen.
©erabc jet^t mürben bie Unioerfitäten, an betten ohnehin
große Debefreiheit ^errfebte, in Deutf ct)tanb $afytreid;er, unb beren
naturtichfteS 06ject mußten bie fird;üd)en S3err)ättniffe fd;on be$=
b)afb bieten, toeit fie fid) rr>iffenfdt)aftUdt) barüber in'ö Deine unb
au$einanber$ufe£en Ratten. (Sin neues miffenfcfyaftttcf>e$ Clement
r)atte fidt) geftenb gemacht, baS große Sort unb Uebergemicfyt an
ben Unioerfitäten an fict) geriffen — ber Humanismus, bie ßaien*
gelehrfamfeit. Die Vertreter beSf etben maren bon Anfang an
tu Obbofition mit ber ^chotafttf getreten unb bezweifelten
nicht fetten auch beren theotogifchc Defuttate. Sttan rooltre
felbft, man mottte bon 23orne, mau wollte bie ^tbel mit §ilfe
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ber neuen ^radbenfenntniß unb ©etefyrfamfeit critifd) nnb auf
bie fcfyotaftifcfyen Öefyren anfeilen. <So entftanb eine 2lrt lateate
Geologie unb roenn fie fid) and) nur sunäcbft mit ber 23efpred)--
ung ber pctyftticfyen -:D?ad)tooftfommenr/eit unb bem Ibtaß be=
fd;ä'ftigte. 2tn biefer (aicaten £fyeo(ogie, bie nad; ben gerfonia-
nifcfyen ^rinennen erlaubt roar, unb burd) bie Umftänbe immer
gebotener ttmrbe, nafmt naturgemäß in feiner gfrt audj ber in
feinen ©anbefäintereffen burd; bie geiftfief/en Abgaben an ben
reiben @teru$ unb nadj> 9fom, foroie burd) bie Slbtäffe befenberö
berührte ^anbete- unb 23ürgerftanb ben regften 2lntfyeiL 9iicr/t
Mos bie gürften unb Unioerfttaten nehmen 2(ergerniß unb Stnftoß
an ber 23ertunbigung be3 IbtaffeS betmfs ber £reu3$üge, fenbern
bie §anbet3ftäbte, toie Dürnberg, oertoeigern fefort fyartuäcftg
bie (£r(aubniß ^ur Ibtaßoerfünbigung fetbft, je mefyr man fcon
9?om aug fortfuhr, aüe @imoenbungen unb klagen ber Deutfdjen
mit ber größten £eid;tfertigfeit jurüdpioeifen.
Die legten ^äpfte be3 fünfzehnten ^afyrfyunbertS unb bie
beS angefyenben fec^^ge^nten verflochten ficf> immer mefyr in bie
^Potitif Staffens, waren metjr auf bie 53egrünbung einer $m$*
macr/t l) a(6 auf eine fegen3reid)e Regierung ber allgemeinen
®ird)e bebaut, nur um ben mögticfyft großen Zufluß oon (Mb*
fummen mittefft 2lnroetfungen auf firc^Iic^e Stetten unb ©naben
beforgt @o erfcr)ien bie fonft fo r)er)r gehaltene pa'pftttd)e 30cact)t
immer me^r nur als eine potitifcfye, für bereu ^ntereffen bie
übrigen Nationen, unb befonber$ bie beutfdje, bie «Steuern ^ar)ten
fottten. Die fo bringenb geworbene, aftfeitig als notfytoenbig
') £ofti, 1. c. ©. 570. „Die fonforbate, bev fogenaunte jftepoti«*
ntuS bev ISctyfte, unb alte menfd;(id;eit ©dnra'cfyen, bie an einigen 9?a<$*
folgern be8 fyetügen ^etrus beweint treiben, er f cremen fo ben 2htgen beS
aufmerffamen 23eobad)terä nur als bie traurigen Söirfungen ber naä) bem
fran^öfifc^en 23eiftie( ©cvfon'« unb feiner ©enoffeu fceranftafteteit 9iefor
men !" 9?ur roirb ber aufmerffaiue $eobad)ter nid)t biefen atteS in bie
@dnü)e fd;ieben rooflen, fonbern ben Mißgriffen ber (Surie gerabe fo fefo
roenn nic^t nod; mcfyr @d;utb beimeffen müffen.
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cmetfannte Reform bcr ßirdje würbe , wie e$ fdjeinen mußte,
mit einem gewiffen Tro^c nicht bcrücfficf>ttgt ; benn „bie fpätcren
13a>fte wn s]>au( II. bi£ Abrian VI. öexgajjen über ben Ita-
lienern beu ^fctyft, über ihre gamilienbaube bie Richten eines
allgemeinen £cnfer3 ber ßhriftenheit unb bejubelten bie allge^
meinen Angelegenheiten ber C^rtftenfyeit in ähnlicher Seife wie
bie y^uffiten oon befd;ränft nationalem 'Stanbpitufte au3." ')
©reger bon §ciinburg, einer ber geiftig begabteften, ge=
letyrteften unb cinffuBreid>ften Üftanner fetner 3eit faßt feine %\v
fdjauung enblich in folgenbe Sorte gufamrnen: „ber ^ßa^ft macht
gegen un$ ben sJ3rece§, weil Wir feine ttyrannifcfye ^errfdjaft nicht
ertragen, unfer burd; unfere unb unferer Sßoraltern ed;Weiß unb
331ut errungenes Vermögen nidt)t pr 33efriebigung feiner Sollüfte
hergeben wollen. @iue §errfd)aft tote über @f laben Will er
über uu3 ausüben. $ned;t3fimt unb $ned?t$btenft ift e$, was
er bon uns forbert, nicht finblid;e @fyrfurcr/t. Sahrlich, jeber
Genfer) bon gefunbem Skrftanb muß batb einfehen, wo ber *ßapft
mit feinen fdjweren ©rpreffungen hinaus Will!" — £)ie ©Triften
Seffet'ö eines ber fyeroorragenbften Geologen bon gadj, aber
Öaten geteerter beS fünfzehnten ^ahrhunberts, ber ftd> gerabe
biefe fragen beS SahrhuubertS ju feiner befonberen Aufgabe ge=
fe£t jtte unb mit einer großen Anzahl bon (Mehrten btefelben
in fd;riftlichem unb müublichem Verfahre berhanbelte, geigen auf's
SUarfte, toie weit bie ©ährung in beu ©emüthern ber beutfd)eit
Nation gebieten war. (Sin Stents, fagt er, beffen Öeben fo au*
ftößig ift, baß er mehr burd) fein 23eiftnel jerftört, als burch
fein Sort erbaut, ift nicht %u ertragen, weil er nicht mehr auf
bem (Stuhle OttofiS, fonbern ber ^eftifenj fi^t. £)ie Unterwerf-
ung beS53olfeS unter ben (JleruS beruhe auf einem freiwilligen
(nicht etwa burch fcubalen ©ehorfam ju ergtoingenben) Aft, in
Anbetracht ber Urfacben unb beS 9cu£enS auf einem ^aft $wi=
fchen beiben. Erfüllt aber ber (Sontrahirenbe (QtoruS) bie 23e=
*) W. p. XLII.
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bnigungen ntctyt, bann ift ber $aft getönt x) 9?iemanb beftrutre
aber mehr bie $trche, als ein fcerborbener £teruS, ihm zu roiber^
fter/eu, finb baffer afte Triften bis 3U ben ^Bauern fyxah ber=
bunben, beim es gebe feine ©etoatt a(S $ur Erbauung. 2) 2Benn
beShatt) 3emanb mit bem ©tauben ber ®ird;e übereinftimmt, ift
es nid; t nctfytoenbtg, b ag er mit beren Dberfyanpte,
bem ^apfte, communicire, man fonne fic^ biefe SBerbinbung
mit bem £>berl)anpte aud; aufgehoben benfen, roie bteö mit ben
fdn'Sntattfcr/cn @ried)en ber gafl fei, nnb bod) fetig derben.
£)iefe ^in^eit ber $ircr)e ift für baS §ei( nur eine accibentate,
feine abfotut nothtücnbige. 3) <So toar bie taicate 2;^ectogie
bes fünfzehnten 3ahrr)unbertS bis $u bem ©ebanfen an ein
<gtf;t$ma fortgef djvittm, nnb barin mußte fie fogar burch Er*
fcheinungen, n>eldt)e iu^erbinbung mit bem pctyftüd;en §ofe [tauben,
bcftarft roerbeu. 3tn biefem trieben [ich nämlich „eine ÜttgaUjJ
oou £itu(irten, 33ifd^öfett unb Erjbtfcr/b'fen ohne IMöcefeu unb
o^ne geiftüd;e Verrichtung" ^cvnrn, unb fotd;e toaren es, toetd;c
in ber §uf[iren$eit für ®etb fcr)iSmatifche ^riefter reihten.4)
£)ie nämliche Drohung mit einem ®d?iSma fprach man 1510,
atfo einige £)ecenuien nad; bem £obc 2Beffc(S, fcbon auf
bem Reichstage m Augsburg unb nicht mehr in theotogifdjen
Erörterungen aus.
@o reifte bie beutfche Nation immer mehr burch eine eigene
') 3of>ann Söeffel, ©. 275.
a) L. c. 273. — Wxdjt bie §ä'vefie allein , jagt barum im fedr>efmteu
^ai)i1)unbert (1562) ^ranc. be (Sorbotta tu einem Briefe an Äönig Sß&i*
lip\> II., jonbertt eben fo fefyr bie fd;led;te Regierung ber $ ircfye tternicfytet
bie 9?eügion. ,,La religion cristiana . . . csta en la major necesidad,
que nunca estubo, porque no menos destruye la religion la
mala gobernacion, que la heregia, y porque cuanto mas esloy
en estas partes, mas conozco esta falta . . . todo el mal que hay en
estas partes, ha nascido por faltas que hay en obispos y clerigos y
frailes . . . Beiträge jur fircf>I. u. polit. ©efcfncfyte. I. ©. 42G.
3) L. c. ©. 255. f.
4) $5fJ., Wufx. >C. ©. 1.17.
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unb fclbftftanbige 93eloegung unb ßntnniffttng (beim fie backte
nie ]. V. an ba* fjänjfittye Vangucn unb Aufgeben bc3 Primate«
tote rntv) pj jenem föerfe heran, tuc(d;c^ Vutfyer pj fc^affen ben
iBeruf in fid> fitste. Sftan ftnbct t&öfyl bertoanbte ©ebanfen,
v 3k ^oifeben gßeffel unb £ni£, atfein bie (^runblagen fiub ganj
i^erfcfnetcne, trenn autf; beibe $?cfermbctoegiingcn, bie fyuffitifck
unb beutfd;e, oon einer taxieren inneren üöefferuug junädjft
beS (SIewS unb babnrdj aud> ber Koffer baS §eü erwarten,
unb feuad) gu Cutter in biametralem ©egenfafc fter/en, iubem
gerabe btefer oon ber Reform buref) innere Vefferung als eine
mi mögliche abfielt £)tefer ©egenfafc, ja btefer fd)reienbe
iCnrerforud) nun, ben Öutfyer gu ter gangen Vergangenheit hiU
ber, möchte als baö auffaßenbftc 9taü)fcl in ber neueren ©efd>id>te
ber£ird;e unb Sftenfd^eit erfd;einen; aüeiu an u)eologifcf)e Gom^
binatieuen geweint, fonute ftcfy eine Station aud) ju bem etoig
benhourbigeu ©eftanbniffe eines oölligeu 33anferotte3
au allem fittlid;eu Vermögen Oer flehen. £)a3 fyattnäcftge
Stammen ber Gturte unb beS (Stents gegen jebe ernftlid)e Dteform,
bie tiefe moralifcfye SBerfunfenljeii beSfelben fyatte faftifd) toenig^
ftenS unb im Voraus für bie ^ec^tmägigfeit ber §errfd)aft beS
Öaftcrö eine Sanction gegeben, ber (HeruS fyatte burd) fein £e*
ben eigentlid) fd)on Oer £u£fyer gepvebigt, mir fönnen bie (Gebote
uid)t erfüllen, glauben aber bod; fid;er burd) baS Verbienft (Sfyrifti
felig 31t toerben. Öutfyer entbed'te nun ned) bie biblifcfye
gönnet bafür, unb maS Sunber, loenn ifun bie tief oerlefcte
Nation $utn Xfyeil jttftef, ba er ciuerfeits ben natienaten &tän&
uugen oon (Seite ber romanifd)en Nation ein ßnbe mad;te, cm*
bererfeits aber bie ©etoiffen beS tafterfjaften GleruS Beruhigte,
iubem er gerabe üfre tfafterfyaftigfeit als notfyrcenbig aus ber
Sibet beloteS; bem Volfe fetbft aber nutzte biefe neue Öe^re ber
greifyett beS Gebens ntd)t miuber fd)tneid;elu unb bie früher be-
fyauptetc unb fo energifd; oertangte Reform ber Sitten beS GleruS
als eine unbillige unb unbiblifcfje gerberuug überfein laffen. £)te
beutfer/e Station fyatte am längfteu 5ioifd)eu ben eiufeitigen 9?e*
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formattonen be§ §nffiti£mu# unb ©atttcamämuS bei* ertremen
Verborbenl)ett be$ GtleruS nacfygcfefjen, am (dngftcn auf bem 33o=
ben beö 9^cd;teö alle 3>nftau$eu nnb Operationen nnb ^rotefte
fcurdbgemacfyt nnb erhoben, mit Abfall nnb bem 33eif*piet beö
§ufftti$mu8 gebrofyt, nm auf gefeilterem 2Bege eine Reform ber
Iird;e $u benmlen. Umfonft; e£ festen uumöglidj, eine Vefferung
bmtf^ufefcen, alle §ebel toaren oergebenS angefe^t, e3 fjatte ben
3faf(§eui, ate od toirfücf) bie moralifdjen Gräfte ben Sttenfctyen
ba$u festen, din ftetner (Stritt unb bie £fyeorie tfutfyerö mar
gegeben nnb $ugleidj> audj beriefen.
X)te SlugSbnrger 5lügemetne 3etag braebte unlängft fol*
genbe 92acf>ricr;t : „3n Sonftan^ ift man bef'anntlid) eifrig befd;äf^
tigt, ein fd)on in ben breiiger ^a^ren projeftirteS £>cnlmal für
<pu$ p errieten. Wlan mill ben ^la^ bort mo er ben £ob
erlitten genau auSgemittett fjaben unb ba$ mit ber 21u3füfyrung
betraute domite fyat bie bittet $u bem £\Mdc bereite fyerbei--
gefebafft." •) 9)cöcfyte c£ mir gelungen fein, menigftenS einen
Beitrag jur SluSmittelung jene« £5rte3 geliefert ju fyaben, mcl<
cfyen er in ber ©efcfncfyie beS (SfyriftentlmmS unb ber polittfdjen
t$ntmidlnng @urofca'3 einnimmt unb für beffen Vertretung er
ben geuertob erlitt, ^ebenfalls bürfte eö aud; für Victor dmamsel
unb bie 2Jiä'nner ber faits aecomplis eine @fyrenfad;>e fein,
puffen mit einem Monumente ju bebenfen unb etma an ber
Muriner Unioerfität einen eigenen &atfyeber für bie 3nterpre-
tation ber £taat3red;tsleln*e £>uffen$ gu errid;ten.
') ScUa^e *. 19. fto*. 1861. ©. 5271.
3 n Ij a 1 1.
Seite
§•
L
3
§.
2.
2)er ^räbeftiuattaniSmu«, -öuffens ^rinctp
7
§.
3.
2)ie Ätrcfje ber ^räbefttnirten . . . .
13
§.
4.
£>ie ftcfitbare Ätrcfte puffen«. Siutge Slnfcßauungen jener 3ett
23
§.
5.
(gortfefeung.) 2>ie Stellung ^etri
32
§.
6.
(ftortfefeung.) Da« TCafcfttnum
39
§.
7.
(gortfefeung.) 3)ie rcmifc^e $trcf)e
48
§.
8.
puffen« $ird)enorganifatien
52
§.
9.
(gortfet^ung.) Xk ^eilige Scfyrift uub beren iöebeutung in
62
§.
10.
SBerbärtniß ber SBorfjergeroufcteit unb $orr>erI>efttmmten 3ur
72
§.
11.
2)er 9?ec6tfertigung3£roi'e§
76
§.
12.
2)er @tanb be3 ©eredjten unb beS SünberS
92
§.
13.
2)ie Sacramente im Allgemeinen. 3)a§ sJ3rieftertbum
99
§.
14.
3)a« Sufcfacrament *
111
8.
«3*
15.
2)er 5lb(aß
118
§•
16.
25ie ©emeinfcfjaft ber ^eiligen. 35te ^eiligen * unb 9telU
129
§•
17.
Revolutionäre Elemente ber £ef»re £uffen8 in ^öejng auf
132
§•
18.
Revolutionäre Elemente ber 8e$re §uffen8 in 33ejug auf
ben (Staat
147
§•
19.
23etracf)tungen über ba« SerficUtnitj ber £eke beS $u8 gu
156
ftriebrid), 3of)ann £u3.
12
Date Due
■ -
1
BW2117.F91
Die Lehre des Johann Hus und ihre
Princeton Theological Seminary-Speer Library
1012 00072 2894