Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at |http: //books. google .com/l
JU<TJÜSTR>i DKMÜMÄLKII
' BftHMISCIlKN SPRACHE.
s;>ii'i5t ti fini titt (III I
i'i. joaarii i>«r<tiiiu
WH*;«« r«i.u-H.ir.
I
I
i
I
>•-»¥•
ilÖll>]18(IIEN NPRACIIE.
f
Kr(tj|>(U(1tBl.ta<4lll'M:
V.UII. JC»NRPM MAI'^KIIi
rUANX rAIvtCKY.
m*^ IMiitfriit^
Hrack iiarf Papi«r von tiolilieb Umm flAlia«.
INHALT.
EINLEITUNG.
j|. 1. Vorwort.
J. 2. Uebersicht der Ältesten Deukmäler.
LIBUSA'S GERICHT. FRAGMENT.
$. 3> Beschreibung der Handschrift. Maasse und Zahlen.
$. 4. AbMsung der Schrift.
$. 5. Das Pergament.
$. 6. Die Tinte.
$. 7. Die Schrift.
$. 8. Die rothen Zeichen.
$. 9. Das Fac-«imile.
$. 10. Bestimmung des Alters der Handsclirifi.
$. 11. Der Text des Gedichts.
i. 12. Wortyeneichniss.
$. 13. Orthographie.
C. 14. Grammatische Formen.
§. 15. Würdigung des Gedichte und Sacherklärungen.
EVANGELIUM JOHANNIS. FRAGMENT.
$. 16. Pergament, Tinle, Schrift und Alter.
$. 17. Text des Fragments.
$. 18. Wortyeneichniss.
$. 19. Orthographie.
§. 20. Grammatische Formen.
€.21. Beschaffenheit der höhmischen Interlinear- Version.
$. 22. Schlussbemeikungen.
GESCHICHTE DER BEIDEN FRAGMENTE.
§. 23. Bekanntwerden und Schicksale der Fragmente.
J. 24. Würdigung der Einwürfe,
DER LEITMERITZER STIFTUNGSBRIEF.
J. 25. Alter, Inhalt und böhmische Lexes.
GLOSSEN DER MATER VERBORUM.
^ 26. Beschreibung der Handschrift.
€. 27. Veneichniss der GIos.sen.
6 Dcnkviältr der höhmischen Sprache,
vom Ende des IX bis zum Schlüsse des XIII Jahrh. vollständig, hingegen von da an bis
zur Mitte des XIV Jahrh. nur in verständiger Auswahl, nach und nach mit vereinten
Kräften und in einer dem jetzigen Standpuncte der pnläographischen und linguistischen
Wissenschaften entsprechenden Bearbeitung herauszugeben, den Anfang aber mit den
jetzt erscheinenden vier Stücken zu machen. Der vorläufige Plan zu unserer Arbeit wurde
gleich damals entworfen ; allein dringende Berufs- und Pflichtarbeiten, wiederholte, längere
Reisen und Hindernisse anderer Art Hessen uns mehrere Jahre hindurch nicht Hand an
eine Arbeit legen, welche, unserer Verabredung gemäss, von uns beiden gleichzeitig und
im Einverständniss ausgeführt werden sollte. Erst in den letztverflossenen drei Winter-
monaten (Dec. 1839, Jan. und Feb. 1840) ward es uns vergönnt, zur Ausführung unseres
Vorsatzes zu schreiten und unsere Arbeit rasch der Vollendung entgegen zu führen.
Indem wir dieselbe mit allen ihren Mängeln und Gebrechen dem theilnchmenden
Publicum vorlegen , glauben wir einiges Anrecht auf dessen Nachsicht und Billigkeit zu
haben. Wir können allen unseren Lesern die Versicherung geben, dass keine Art von
Hoffnung oder Eitelkeit, kein Anspruch auf Gewicht, Ansehen oder Unfehlbarkeit, sondern
nur ein Gefühl der heiligsten Pflicht, über deren Natur wir uns hier weiter zu erklären
nicht berufen fühlen , uns mit widerstrebendem Herzen (nolenti animo volentes) zu einer
so mühsamen, ganz ausserhalb der Bahn, auf der uns gegenwärtig Beruf und Neigung
festhalten, liegenden und dabei besonderer Umstäiüde wegen äusserst unangenehmen, ja
peinlichen Arbeit getrieben hat Wir verwahren uns daher auf das feierlichste gegen jede
lieblose Zumuthung, als hätten wir, durch die Art der Erledigung unserer Aufgabe « Je-
mandes Verdienst und Ruhm schmälern oder Jemandes Absichten verdächtigen wollen,
möge derselbe diesseits oder jenseits des Grabes, auf des Freundes oder Feindes Seite
wandeln; und sollte dennoch wider unsere Erwartung Jemand durch das Gesagte oder
Nichtgesagte gerechterweise sich verletzt fühlen» so erklären wir im voraus unser Be-
dauern, und sind zur Abbitte bereit Dem Volke» dem wir angehören, zu wahren, was
ihm gebührt, und was hochzuachten es so gut» wie jedes andere das Seinige, nicht nur
berechtigt, sondern auch verpflichtet ist, so lange dem Vater der Völker gefallen wird
es bestehen zu lassen, und dies in einer dem Interesse der Wissenschaft und Humanität,
die über den Völkern stehen, dienlichen Weise zu thun, war unser einziger Zweck:
Rücksichten auf Menschengunst und Menschenftircht konnten und durften uns dabei
nicht leiten«
Da alles hier Niedergeschriebene von uns zuerst mündlich besprochen wurde,
und eine vollkonunene Einhelligkeit der Ansichten» Meinungen und Ueberzeugungen zwi-
schen uns stattfand, so halten wir eine genaue Angabe dessen, was in der yorliegenden
Schrift von der Hand des einen, was von der des andern Mitarbeiters ist, in Bezug auf
die Sache selbst — und an diese, nicht an die Personen bitten wir den Leser sich zu
halten — fiir durchaus überflüssig.
Wir wissen recht wohl, dass unsere Arbeit, als ein menschliches Werk, von
Mängeln und Versehen, die zum Theil durch wiederholte Sichtung und Umarbeitung
EinleÜHng. 7
yerhütet werden konnten « nicht frei ist: allein wir zogen es nach reiflicher Ueberlegung
vor> dieselbe in der Art und Weise, wie sie vorliegt, der OefTentlichkeit zu übergeben,
als durch längeres Hinhalten ihre Erscheinung ungewiss zu machen. Wohlwollende
Zurechtweisungen und die Wissenschaft fördernde Berichtigungen werden wir mit Dank
entgegennehmen und bei der beabsichtigten weiteren Fortsetzung unserer Denkmäler ge*
wissenhafl benutzen; muthwilligen Angriffen, boshaften Verunglimpfungen und unredlichen
Verdächtigungen, die nur ihre Urheber bezeichnen, sind wir entschlossen fortan, wie
bis jetzt, stillschweigende Verachtung und den Trost eines ruhigen Gewissens entgegen
zu setzen. —
Animo imperabit sapiens, stultus serviet
$. 2. Uebersicht der ältesten Denkmäler.
Bevor wir zum Einzelnen schreiten , schien es nöthig , besonders fiir den mit der
Specialgeschichte der ältesten böhmischen Literatur minder vertrauten Leser, eine kurze
Uebersicht unserer ältesten Sprach- und Literatur -Denkmäler vorauszuschicken, zumal
wir im Verfolge unserer Arbeit ofl genöthigt sind, Belege aus denselben anzuführen, und
wir das Alter einiger derselben, nach wiederholter schärferer Prüfung, anders glaubten
bestimmen zu müssen, als bis jetzt gewöhnlich angenommen wurde« Diejenigen, die wir
nicht haben selbst einsehen können, deren Alter folglich noch in der Zukunft genauer
zu ermitteln ist, sind mit einem Sternchen^ bezeichnet. Wir bemerken ausdrücklich, dass
wir hier bloss Originalien anführen, somit alle jene Denkmäler ausgeschlossen haben, die
zwar, ihrem Ursprünge nach, ebenfalls in diese Periode gehören, sich jedoch nur in
späteren Abschriften erhalten haben, z. B. das Lied des h. Adalbert, erhalten in einer
Handschrift vom J. 1397, das Lied vom heil. Wenzel u. a. m.
IX — X Jahrhundert.
f. lAJbuMO^M Gericht.
2. Evangettumm JfohaMuis.
XI — XII Jahrhundert
8. Böhmische Wörter, meist Eigennamen, bei iateinischen jiM9muUstem.
Herausgegeben in G. Dobners Monum. .histor. Poem., Pr. 1764 — 86. 4to, 6 Bde., und
in Pelzet s und Dobrcwskfs Scriptores rerum Bohemicarum, Pragae 1783 — 84. 8vo, 2 Bde.
4« Dieselben in luteinischen Vrhunden von 884 bis 1300.
Die echten Ortgifialurkundea beginnen in Böhmen und Mähren erst um den An-
fang des XII Jahrb. ^ doch haben sich einige ältere in vortrefflichen Abschriften, z. B. in
Monse's Fragmenten, erhalten. Ein handschrifUiches böhmisches Diplom atarium^ zur
Herausgabe vorbereitet, befindet sich bei F. Palaoky; ein mährisches erschien in Druck
von Hrn. A. Bccek: Codex diplomaticns et epistolaris Moraviae. Olomucü 1836 -^39, 8vo,
8 Denkmältr der böhmischen Sprache.
2 Bde. (Reicht bis zum J. 1240 und wird fortgesetzL) Beide Sammlungen waren uns
wälirend der Arbeit bei der Hand.
5. Dieselben in dem PodMaJiicer und Oputowiceir NeUToMogimam.
Das erste, jetzt in Stockholm, wurde von Dohrow&ky excerpirt und der Ertrag
in Dess. Gesch. der böhmischen Sprache, 2 A. 18J8.'8. S. 91 — 103 mitgetlieilt ; das
zweite steht abgedruckt bei Bobner Monum. histor. Bd* 111. S. 9 — 16.
XIII Jahrhundert.
6. €Hossen der Mater Verhoruwn. Vom .1. 1202.
7. Crlossen der Ciewmentinischen MowmiUeu.
In einem lateinischen (axIcx aus dem XIl Jahrb., 243 Bll. in 4., in der Clemen-
tinischen oder königh Universitätsbibl. in Prag, von F. Palacky unlängst entdeckt, zwar
an Zahl unergiebig, doch des Alters wegen be achtens wertli.
S. MAed an IWyfsegrad.
Ein Pergamentblalt in 4., im Museum. Gedruckt in Dcbrowskijf's Gesch. der böhm«
Lit., S. 109 — 111, und in ^. Hankas und IV . A. Swobodas Königinhofer Handschrift,
Pr. 1829. 8. S. 204.
9. JUHfelied M£»nig UrewMieU I.
Ein Pergamentblatt in 8. im Museum. Enthält auch das Lied: Jelen. Gedruckt
in Hankas Starob. Sklad. V. 220—222, dann bei Hanka und Swoboda S. 206-- 208. Vgl.
Jungmann bist. lit. des. str. 15.
<0. GMossen des Jttusewms'Psafiers.
In einem lateinischen Codex aus dem Ende des XII Jahrb. auf Pergament in 4.
im Museum. Herausgegeben von ff^, Hanka in: Vetustiss. Vocabularia Latino - Bohemica,
Pragae 1833. 8. S. 234—258.
JJ. nie Möniginhofer Handschrift. Um 1280-1290.
Zwölf Pergamentblätter in 8. im Museum. Herausgegeben von fF» Hamka. Pr.
1819, 12., 1829. 8. (im Verein mit H^. A. Swoboda) und 1836. 12.
12. Her SaihenhrUmmer (böhm. Mastiök^f).
Sechs PergamentblStter im Museum, in 8. Gedruckt in ff^. Hankas Starob. Skla-
danie. V Bdch. S. 198 ff.
XIV Jahrhundert.
Die Denkmäler dieses Jahrhunderts werden zahlreicher; wir beschränken uns
daher auf eine Auswahl der vorzüglichsten.
18. MHe epischen Wragtnenie.
Ein ganzes und zwei halbe Pergamentblätter in kl. Fol. im Museum. Herausge*
geben von fV. Hanka in Gas. desk. Mns. 1829 Heft HL S. 56 ff.
EmUütmg, 9
14. nie Königingrützer Handsckrift.
Ehemals im Besitze Dobrowsky's, jetzt in der Fürst- Lobkowicischen Eibl.^ 146
Blätter Perg. in 12., aus dem ersten Viertel des XIV Jahrhunderts. Enthält yermischte,
meist ascetische Gedichte und Aufsätze, wovon die meisten gedruckt sind in J^F. Hankas
Starob. Skladanie, Prag 1817—23. S Bdchen, 12.
15. Mker W^Uenberger Psatter.
Ein lateinischer Codex auf Pergament, in der Bibl. des Seminariutns zo Witten*»
berg, 283 BIl. in kl. 8.> aus dem ersten Viertel des XIV Jahrb., mit einer böhmischen
Interlinear - Version.
le. Her Ciewt^eutinisehe PsaHer.
Ein Pergamentcodex in der Clementinischeu oder kön.. Universitätsbibliothek,
147 BIl. in 4. Excerpte daraus in /T. Hankas Vocabul. S. 209 - 234, Vgl. Dobrowsky S. 117.
In diese Zeit gehören auch vier unvollständige Pergamentblätter aus einem Psalter
in kl. 8., jetzt im Museum. Die obigen Glossen (Nro. 10) und der Text dieses Bruch-
stücks stimmen mit dem Text des Wittenberger Psalters wörtlich überein, während die
Uebersetzungen der drei ganzen Psalter Nro. 15, 16 und 22 sehr von einander abweichen.
17» MHe AMewandrets.
Zwei Pergamentblätter in 4. aus einer, und mehrere Pergamentstreifchen in 4.
aus einer andern Handschrift im Museum« Herausgegeben von F. Palacky in Cas. • ces.
Mus. 1828. H. III. S. 84 ff. und von ^. Harika eb. II. IV. S. 109 ff.
IS. "^Mäegende von den zwölf Aposteln.
Ein Pergamentblatt in der kais. Hofbibl. zu Wien, von Dcbrowsky in die Mitte
des XIll Jahrb. gesetzt und herausg. in Gesch. d. b. Lit. S. 103 ff. Da dieselbe jedoch
in (ganz eigenthümlicher) Orthographie und Sprache vollkommen mit der obigen
Alexandreis übereinstimmt, so sind wir genöthigt, sie einstweilen hieher zu stellen.
19. ner sogenannte naiewnil. (Zw. 1282—1314.)
Nur ein Bruchstück, zwei Pergamentblätter in 4., von einer Hs. aus der ersten
Hälfte des XIV Jahrh. hat sieh erhalten, jetzt im Museum; die übrigen Hss. sind zwar
vollständig, reichen aber nicht über den Anfang des XV Jahrh. hinauf. Giedruckt 1620
und 1786. Eine gute Ausgabe dieses besonders fiir die alte Sprache wichtigen Werkes
fehlt bis auf den heutigen Tag.
20. Mias PassiomBie int Museums.
Ein starker Pergamentcodex in 4. im Museum. Excerpte daraUs mitgetheilt in
^. Hankd's : Vocabularia S. 258 ff. Ebendaselbst befindet sich ein anderer; jüngerer
Codex auf Pergament vom J. 1379. • •
.2 J. "^ nie Sonn» und Vesttagsevangelien.
In der kais. Hofbibl. zu Wien in 4. Nr. 3130. Vgl Dobrowsky S. 185 — 186.
10 Einleüung.
22. *ner Psaiter der MMamUehrche.
Ein Pergamentband in 4. in der Bibl. der Prager Domkirche. Vgl. Dobrmvsky's
Lit. Mag. Yon Böhmen St 3. S. 72.
28. nas höhtmische Itundreeht oder Kadostaw's Buch. Um 1356.
Im ersten Quatern der kön. böhmischen Hoflehentafel^ auf Papier in Fol. Vgl.
Casop. öesk. Museum 1835. H. IV. S. 413 ff., wo ein Abschnitt daraus, mitgetheill yon
F. Palacky, abgedruckt steht. Nach dieser und andern Hss. wurde der Text der böh-
mischen Rechte adjustirt, den Hr. A. Kucharski in s* Pomniki PraYodavstra Sfoyianskiego,
Var§. 1838. 8., leider sehr incorrect, abdrucken liess.
24:. Siitny's chrUtUcher Unterrieht. Um 1375.
Auf Perg. in Fol. in der kön. Univ. Bibl. Einzelnes daraus in Tomsas Veränd.
der böhm. Sprache, Pr. 1805. 8. S. 85 ff. und, Yon F. Palacky roitgetheilt, in Casop. des.
Mus. 1838. IL I. S. 3 ff. Reicht zwar, wie das Landrecht Nr. 23» über die yon uns ab-
gesteckten Gränzen hinaus , enthält jedoch in Bezug auf die Sprache viel Alterthümliches.
Der Bohcmarius, ein lateinisch -bölunisches Wörterbuch in Hexametern, den man,
seiner Nachschrift gemäss, ins Jahr 1309 zu setzen pflegt, gehört der Schrift nach gewiss
nicht in diese Periode, sondern wahrscheinlich ins Jahr 1409. Man vergleiche nur das
von Hm. Hanta in Vetustiss. Vocabularia daraus mitgetheilte Fac-simile.
Ueber die meisten der hier namhaft gemachten Denkmäler und Handschriften
findet man genauere bibliographische und sonstige Angaben in Dobrowsky's Gesch. der
älteren böhm. Literatur, 2 A. Prag 1818. 8., und in Jungmanns Histor. literat. ceske,
w Praze 1825. 8., wohin wir den Leser erforderlichen Falles verweisen.
i
i
r
LIBUSAS GERICHT
FRAGMENT.
i
I
2*
1«
LIBVSA'S GERICHT.
$. 3. Beschreibung der Handschrift. Maasse und Zahlen.
»
JJie Handschrift von Libuäa^s Gericht besteht aus zwei gleichen Stücken Per-
gament« die, in der Mitte geheftet^ zusammen vier Blätter oder acht Schriftseiten in Octay
bilden; es ist ein Duernion aus einem Buche> dessen ganzer einstiger Umfang unbekannt ist
Die Höhe der einzelnen Octavblätter beträgt 71 Linien alten Pariser Maasses, die
des letzten Blattes 71} Lin. Die Breite war ursprünglich allenthalben zu 54 Linien: da
aber der Rand der ersten zwei Blätter weggeschnitten ist, so sind dieselben nur noch
46 Linien breit.
Die Höhe der acht Schriftcolumnen wechselt zwischen 59 bis 61 Linien; die
Breite zwischen 39 bis 42 Lin. Auf den ersten zwei Blättern sind, durch das ungleiche
Wegschneiden des Randes , die Columnen um 1 bis 1 } Linien oben breiter als unten
geworden.
Jede Columne enthält 16 Zeilen Schrift, nur die fünfte zählt 17 Zeilen; daher
sind in dem ganzen Duernion (16 X 7= 112-4-17=) 129 Zeilen beschrieben. Die Zeilen
sind durch gezogene Linien von einander getrennt; die Höhe derselben wechselt zwi-
schen 3 bis 4 Par. Linien.
Da jede Zeile im Durchschnitte zu 20 — 21 Buchstaben fasst, so nimmt jeder
Buchstabe in der Breite im Durchschnitte 2 Linien ein; die Höhe der inneren Zeilen oder
der nicht auslaufenden Buchstaben ist im Durobschnkte gleichfalls 2 Linien.
»
$. 4. Ablösung der Schrift.
Col. 1.
Z«il«
1 ufacotfueicelediuoieuod'
2 mufepafufenirubiftroiaiu
3 mreliglauaceledinadetiufe
4 tu(bofiemuiednouladuu '
5 ladicufizrodauiberucekip
6 leznedleufnemizlauniho
7 dihodircmetminehiuladic
8 amiuftahucmeteleri'iiiladi
14 Denkmäler der böhmischen Spr eiche. Libasa^s Gericht.
ZeU«
9 kipohualihufiudupozaconu*
10 jL iuletauocemutifiuod
11 •'^ucemutifiuoduftre
12 bropenuzatelutarozu
13 laiafeburafefipaufituc
14 ufiränebaoplacaufigla
15 uigorzelenihuiplacau
16 fizlatopefcuglinucac
Col. 2.
17 obihiazuodinemutilak
18 egdifeuaditarodnab
19 ratrirodnabratriode
20 diniotneuaditafecru
21 tomezufobuLutihrud
22 ofnaotauecriuenaota''e
23 ^^riuezlatonofnefta
24 ^^glauhrabernaradb
25 uzehladneobabratriob
26 aclenouicarodaftara
27 tetuipopelouaienfefi
28 defplekifcehouimiuref
29 eiirneulafti||ftrirekirp
30 letefedrufnaulaftouic
31 a^lete^ototauicriuife
32 denaokencerozlofito
Col. 3.
33 ulubufineotnezlatefedle
34 Sedleotnefueteuifegrad
$. 4. AhUimg der Sehrtft. iS
35 ebeduieinaricaiemutno
36 cdifezlifeieiurodnafeft*
37 rarodnafeftrauLubufi
38 neduoref^^ficneznuutr
3d w j-ifegradenapofiuuu
40 ^ ftauitifiuduipogna
41 tibratriieiaobaifuditi.%
42 imapozaconucafecnefn*
43 Yifiuitiponipozutozlau
44 otlubicebeleidefefudub
45 rauiniunepolutoborfdo
46 brozlaufcahlemcaidefe
47 o^ li culabe piep or atibor
48 otgorcreconofiidefetr
CoL 4.
49 utpogubifanlutuporadou
50 anotcamenamoftapoJaro
51 firotbreduletorecnihpo
52 ftreziborotfazauiLadni
53 pofamorodremreftrebro
54 nofDepoufecmetilehiiula
55 dikiipohrudofipoStaglau
56 bratrirozuademaoded
57 iniotne/.Cdafefnehule
58 , fiiuladikiuuifegrade^ic
59 niftupi r ozeni adle Tue go
60 ftupicnefnaubeleftuu
61 cirizeftupiiAartoloteiiu
16
Denkmäler der böhmüehm Spraeke. LibuscCi Gericht.
ZeOe
D
zlaunefneme..«.
62
63 '^-'ueueglafnedeueui
64 uceneuercbamuitzouim
Cd. 5.
65 uiedneifudefkiftudodat
66 neuutoreiMeccriudica
67 raiuci^tiuimaplamenfi
68 udozuerteni(p)odnimazu
69 atocudnauodapocecn
70 efnafotnazlataftol*
71 Moicmeteleniuladikife
72 bratromarozrefitepu
73 duiafeuaditafeodedini
74 odediniotnemezufob''
75 pozaconuuecofiznihb
76 goubudetaimobauied
77 noulafticiferozdelitar
78 ounumeru/.moicmetel
79 efiiuladikirozrefitemo
80 ieuipouedibudcteliuu'
81 fporozumu nebudetel
Ctl 6.
82 uuafporozumuuftauite
83 imanouinalezKibifmerilro
84 zuadenabratri.'.claneknf
85 elefiiuladik(ii)pocehutiho.*.
86 gouoritig^ouorititihome
87 zufobuihualitiuipouedi
$. 4. Ablösung der Sckriß. 17
88 ieie.'.uftaLutoborfdobroz
89 laurcahlemcaiefetacozlo
90 uog^ouoritizlaunacnefn
91 ofotnazlatartolauipoue
92 dituoierozmiflehomreb
93 e'glafipoaarodufueniuife
94 brafteglafideuefudnefbe
95 rafteieuofudiezuateidaf
96 teielehom4>uolatiuftarad
97 ouanotcameDamoftaiefe
Col. 7.
98 glaficinem|{gledatiiuecinu4>
99 uolatiunarodunarodcrozu
100 zenunafnemfborenobaro
101 dnabratriclenouicaroda
102 ftaratetuipopelouaienfe
103 pridezplekircehouimiufe
*
104 fefirneulafti^ftrirekirme
105 ritafetacoodedinibudet
106 aimobauiednoulalti'uftan
107 uhrudofototauicriulzlecf
108 eiemurozlipoutrobetraf
109 ehufelutoftuunudimah
110 nurucu/.Zarueiarimturem
111 goreptencemcnimfezmia.*.
112 unorigoremuremimfefena
113 ulademufuulaftimufem
18 Denkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Gericht,
CoL 8.
Zeile
114 zapodobnopreuencudedi
115 nudati^a::uftaiubufarot
116 nazlataftolauececmet
117 elefliuladikizlifeftezd
118 epoganeniemoiefudlefa
119 mipozaconu^uduunebud
120 uuamfuditifuadiuoltem
121 ufamezufoburounaKibi
122 uladluampofelezudeuce
123 rucanauiculadeziaba.-.
124 uftaratiboro tgorcreco
125 nofiiefetacozlouogou
126 oritinehualnonamune*
127 cehircatif>uduunaf|>ud
128 apozaconufuatuiufe
129 prinefehuotcinafiufefe
§. S. Das Pergament.
•
Das Pergament dieser Handschrift hat ein eigcntliümliches > beinahe isabellfalbes,
schmutziges Ansehen. Letzterer Umstand rührt zum Theil von der ersten unvollkom-
menen Bearbeitung^ zum Theil auch von den Zufallen und der Behandlung her^ denen
es im Ablaufe der Zeiten ausgesetzt gewesen.
Dem gewöhnlichen römischen Pergamente ist es wenig ähnlich ; die feine Glätte
desselben geht ihm gänzlich ab ; nur auf Col. 5 oben (doch nicht auch auf der Gegen-
seite Col. 6) erscheint eine glattere Stelle^ als im übrigen Manuscript. Daher ist es zwar
überall stark und fest, aber doch auch sehr ungleichartig gearbeitet. Die Oberfläche ist
nicht nur ungleich rauh, sondern auch mitunter schwammig und lederartig; die Substanz
in Bezug auf Dimension meist viel dicker als gewöhnlich und die Fasern gröber: doch
erscheinen auch dünnere Stellen, namentlich im ersten und letzten Blatte, die gegen
das Licht gehalten, an eine starke und rohe Schabung des Pergaments glauben lassen.
Ein dünner Streif, der sich längs den Linien 11 und 12 hinzieht, könnte auch von einer
%. 5. Pergatneni. $, 6. Tinie. 19
Rasur beim Schreiben herrühren. Gleichwohl ist nirgends auch die leiseste Spur zu
finden g dass hier ein Cod^x rescriptus sey ; und die yerhältnissmässig besser gehaltenen
mittleren Blätter > so wie der ganze Habitus der Membran und der Tinte« widersprechen
bis zur Evidenz dieser Yon einigen Nichtkennem bei oberflächlicher Ansicht geäusserten
Vermuthung.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass das Pergament im Laufe der Zeiten verschie-
denen Einwirkungen der Elemente ausgesetzt gewesen, dass es namentlich zu wieder-
holten Malen durch Feuchte und Nässe gelitten. Dafür spricht schon sein Zustand in den
Mittelbügen, wo die einst begonnene und wieder gestörte Fäulniss nicht tu verkennen
ist; dafür bürgt noch mehr die besondere Wirkung der Tinte auf das Pergament, von
welcher weiter unten die Rede seyn wird.
Die Einbüge am unteren Rande der Columnen, die Durchstiche in denselben, und
die Einschnitte, zumal in den ersten zwei Blättern, machen es klar und unzweifelhaft,
dass beide Stücke Pergament einst beim Einbände eines Buches von 100 Par. Linien
Höhe und 71 Lin. Breite zu sogenannten Vorsetzblättern gedient haben. Da beide Stücke
Pergament im Duernion, wenn ausgebreitet, 108 Lin. lang und 71 Lin. breit waren : so
schnitt der Buchbinder den oberen Rand (=8 Lin.) an beiden etwas ungleich weg; wes-
halb die ersten zwei Blätter ohne Rand erscheinen. Glücklicherweise ging der Schnitt
nicht weiter, als eben der weisse Rand reichte; nur auf Col. 3 sind (Zeile 40, 43, 46)
einige Buchstaben davon erreicht worden, jedoch ohne wesentlich zu leiden. Man sieht,
wir haben die Erhaltung dieser Handschrift nur dem Missbrauch zu danken, den einst
ein Buchbinder damit getrieben; wie es bei vielen der schätzbarsten literarischen Frag-
mente überhaupt der Fall ist.
Kleine Löcher durch Wurmfirass sieht man auf erster Seite, Zeile 4 und 15,
femer in den unteren Einbügen; ein grösseres, durch Beschädigung, in den Zeilen 68
und 85.
Ausser den Spuren solcher Einwirkungen, und der natürlichen ächten, durch
kein Kunstmittel hervorzubringenden Patina des Alterthums, die sich bei jeder Art von
Prüfung bewährt, trägt das Pergament zugleich in dem Schmutze, der sich vielfach daran
gelegt, auch zum Theil in die rauhe Oberfläche eingesogen und mit den Fasern ver-
bunden hat, Merkmale der bedauerlichen Nichtachtung, womit es in den Jahren 1818
— 1835 behandelt wurde. Die erste und die letzte Seite des Manuscripts mussten
diesfalls am meisten leiden, weil das Ganze erst im J. 1836 durch entsprechenden Ein-
band und Deckel geschützt worden ist
§. 6. Die Tinte.
Das wichtigste Moment bei Würdigung dieser Handschrift ist die ganz eigenthüm-
liche Beschaffenheit der Tinten oder färbenden Stoffe. Bei keiner Handschrift und in
keiner Urkunde , die wir in den Archiven und Bibliodieken der österreichischen Monarchie,
3*
« m
s
so wie im. DfHickiiiid wmI Itafic» filififcMnH< hak jetzt n aekcn hrJ-Mif, ja ^ klfakl i t
■idü ■■ gaazcB Gdiicte der Palaographie» gibc es für das Faif Mi dieser rrtrhraimn;
eas adaqaaics» ToUoaBaKn eatsprecheades Beispiel, ohgieicli die eaazeliieB MoaKaie aller»
diB^ inifci I Mal anck aaderswo aailiiawcis^ riad Uai so «aKtaadliclfecr and genaiMr
wollen wir bei deren Angabe zn Werke geliea.
D iciciki fiirbesde Stoffe iaclen wir bei dem liiawifii|H m A uaemdiM g : T eigeat-
tkbe TmU bei Aafceirhnang des Textes; 2] Timmiitv and 3} Mtwmig bei Tenieraap
RailiUitMii aad bei CiatragaB^ btiioadcm Zcicben ia den Text.
aaae TmU ist« ibrer laatcrieflen and wigbaren SahsMai aacb« Ton dcita
l e i&cbwu aden , aad aicbt nb Atoaa da¥«» ist aaf der QberfiJcke des Perga»
gcbliebcit: was aian too ibr siebt» ist airbti als der blosse Eiadrack, die Wir kaag^
die liaiil der Tintesstoff aaf das Pftgimrat benorgcbracbt« die feina Flnssi^eit, die
danrBiT f ia^riiogra aad absorbart bat, mai der es aafc innigste darcbdrvigen and
dtfcirt ist. obne dass irgend etvas nttbr iron dar Ti
Hk aailiia Worten : es ist anf dem Frigifatr kein Aiadkiaacrat oder Kederscblai^ ¥on
Torbanden, den aus. wie bei
in die Sobstam des Pk^aaacnls cingcdi nagen ist, was sieb Bit ihr cbc*
Terbondcn, and die Fasern mit der TJutiafiiln daich and darcb i^iyrignirt
Diese Farbe ist nun weder scbwarz, nocb brann, wie gcwöbnüdi bei ahen Scbriften,
sondern im ganzen Mannscripte gfeiebfonntg s^m^, and «las Ganze bat den Anscbein, ab
wäre es niebt Bit Tinte, sondern arspräagücb scboo wt einer grünen Farbe gesdtfieben.
Angewandte Reagentien haben jedocb den Beweis geliefert , dass die Scbrilt niebt
■rk Tegetahibscker graner Farbe (wie von Eaugen bebanptet warde. , sondern Bit wirk-
kcber and zwar mit EutmUmid gescbricben worden ist. Dens erstens tupften wir iai fihrf
If^ö anf CoL 4. Zeile 49 dx Bocli2»taben «?sAc aiit einem in Gallapfelsaure getrukten
Scbwaataa ganz scbwacb an : nnd in w^ng Tagen T^rwandeke sich cüese Stelle in»
impi it^iiii li jecii^cb seitdeia das ganze Pfi^iiiil daselbst mit gleieber sebwarzr
Farbe. Spater im Dee. l^d reagirte der der iiterarisehen Welt durch seine
mikroskopischen Unter^nchnngen rühmlichst bekaante Cnstos des Taterlandis^rhen Nn-
>, Bcrr Ang. C^nim, mit blaaaaar^ Kauen daranf: itie Torhin grüne SteMe wnrde
aiichi rein blan,. wobi aber blaovioieft, and im Trocknen blntroth. Wir haben den
der HikfocbeaMe vorzögiieh hrndigem Hm. Canim gebeten» seine diesfilligen Beob-
achtangen in einem eigenen Aa^Mtze minatbrthen, lien wir deim geichrtcn Pobücam
«wrea. vorlegen.
Das Reeept zn dieser jcrfrafiffi ^g*T *%™' 'J^ T h ^ ^r Tintenfaereitnng dürfen wir kaom
hoffen , jemals in einer ahen AofiKichnan^ zn finden» Dean obgleich es auch in ancfem
Maaascripien nicht seilen vorkomme dass eäazchae SieOen darin» Torragüeh wefebe lange
der blässe aangeictit gewesen, ^iba werden: so reicht doch diese bekannte Erschefnmg
$. 6. Du TmU. 9f
yoUkommen gleicher grüner Tinte : dies ist das Fragment cyrillischer Schrift^ das wir in
dem bekannten Martyrologium Romamun des Stiftes Räigem in Mähren, einem Codtt des
IX Jahrhunderts» am 14 August 1837 entdeckt haben» und später vielleicht in einem
eigenen Aufsatze ausfuhrlich besprechen werden. Als wir jene merkwürdigen Zeilen zum
ersten Mal genauer untersuchten , fanden wir nur noch auf einigen Buchstaben die ur-
sprünglich aufgelegte Tintensubstanz als eine feine trockene Cruste Yon brauner Farbe;
diese Cruste löste sich aber schon bei der leisesten Berührung ab» und unter ihr kam
jene p'üne Farbe zum Vorschein, die wir sowohl bei unserem in Rede stehenden böh-
mischen Manuscript» als bei jenem slawisch- cyrillischen Fragment als eigenthümlich
bezeichneten. Dies erklärt die bis dahin dunkeln Worte des unbekannten Finders und
Einsenders in seiner unten näher aüzußihrenden Zuschrift» dass »die Schwärze» als er
den Staub yom Manuscripte mit feuchtem Schwanune abwischte » sich nachher ins Grüne
verwandelte.« Er hat» wie nicht zu zweifeln» die locker anliegende braune Tintencruste
weggewischt» und so blieben denn hier» wie in jenen cyrillischen Zeilen von Rai-
gern, nur matte grüne Spuren der ehemaligen Buchstaben zurück.
Eine andere Eigenthümlichkeit der Tinte besteht darin» dass sie allenthalben um
die Buchstaben Zonen oder Höfe bildete» die je nach der örtlichen Beschaffenheit und
Dicke des Pergaments» bald stärker» bald schwächer» oft (wie Col. 4 und 5) kaum
merklich erscheinen. Am stärksten ist die Höfebildung da» wo das Pergament am dünnsten
ist» wie Zeile 11 und 12» dann Zeile 14 bis 16» wo .auch die Schrift der Gegenseite
sichtbar durchschlägt. Durch dieses und das Ineinanderfliessen der Höfe erscheint das
Pergament an manchen Stellen wie mit grüner Farbe gesättigt» und das Auge bedarf einer
scharfen Lupe und günstiger Beleuchtung» um die ursprüngliche Gestalt der Buchstaben
sicher wahrzunehmen. Diese Höfebildung» die mit dem Fliessen der Tinte beim Schreiben
nicht zu verwechseln ist» gibt den sichersten Beweis für die einst durch Nässe herbei
geführte und wieder gestörte Fäulniss des Pergaments» noch bevor es vom Buchbinder
gebraucht wurde. Wir haben erst im J. 1838 noch in einem böhmischen Arichive die Er-
fahrung gemacht» dass bei halbverfaulten und wieder getrockneten Urkunden die früher
kaum mehr sichtbare Tinte» nachdem man das Pergament unterklebt hatte» gleich darauf
anfing ähnliche, jedoch schwarze Höfe um sich zu bilden» wie wir sie bei unserer Hand-
schrift wahrnehmen. Freilich kam es dabei auf die gleiche Beschaffenheit des Pergaments
und der Tinte zunächst an ; denn nicht bei allen Urkunden ereignete sich derselbe Fall»
sondern nur bei einigen» deren Pergament» gleich dem in Frage stehenden» dünn» rauh
und schwammig war. Ob übrigens diese Wirkung in beiden Fällen nicht zunächst dem
in Verbindung gebrachten Buchbinderleim zuzuschreiben sei » mögen Chemiker ent-
scheiden.
Ueber die Beschaffenheit der zum lUuminiren der Schrift gebrauchten rothen Stoffe
verweisen wir auf die erschöpfende Darstellung in dem Briefe des Herrn Custos Ccrda,
den wir hier beifügen. Wichtig für die paläographische Erklärung des Manuscripts ist
seine Entdeckung» dass die Zinnoberverzierungen gleichzeitig mit der Schrift sind» die
2S Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusa's Gericht,
Mennigzeichen dagegen einer viel jüngeren, yieUeicht um Jahrhunderte späteren Restaura-
tion angehören. Wir lassen seinen Brief hier folgen.
Euer fFohlgeboren!
Das mir vorgelegte Manascript ^JUbusa's Gerühf* habe ich hiermit die Ehre dankbar
zurückzustellen, und da^ Wenige, so sich hat ermiUeln lassen ^ mitzutheilen.
Das Pergament ist sehr roh gearbeitet; wie dessen höchst ungleiche Dicke, die deutlichen
Spuren paralleler, hellerer Streif ung des Streicheisens , und einzelne dünne Stellen des zweiten,
dritten und vierten Blattes , nebst der ungleichen Glätte beweisen. Im ersten Blatte findet sich
nach oben zu ebenfalls eine solche verdünnte (ursprünglich dünner geschabte) Stelle, welche sehr
wohl von der radirten Stelle an der grossen Initiale A zu unterscheiden ist. Diese letztere
Verdünnung beginnt in der Initiale und läuft den Zeilen 11 und 12 parallel, und ist gewiss
einer ursprünglichen Correctur des Scriptors zuzuschreiben. Für diese letztere Behauptung sprechen :
1. dass man gar keine Spuren einer früheren Schrift mehr wahrnimmt , welche sichtbar
sein müssten, wenn diese neuere Schrift später und mit anderer Tinte geschrieben worden wäre;
2. die Farbe der Schrift der zwölften und früheren Zeile ist mä jener der andern Seilen
der ganzen Seite vollkommen gleich ;
3. sind die einzelnen Buchstaben jenen der darüber und darunter ligenden Zeilen vollkom-
men gleich , und gleich stark.
4. Man ersieht dennoch deutlich, dass diese Stelle in der Richtung der zwölften und drei'
zehnten Zeile, vorzüglich in der Mitte derselben, rauh war, und dass die Buchstaben während
des Schreibens bereits einen Hof bildeten. Dieser sehr blassgrüne Hof ist hier am stärksten
ausgesprochen, und oft verßiessen diese Höfe der Striche eines einzelnen Buclistabens, oder zweier
benachbarter Buchstaben völlig. An allen anderen Stellen des Manuscripts findet diese Hof bildung
um die einzelnen Striche der Tintenschrift wohl auch, aber viel beschränkter , statt,
5. An dieser ursprünglich radirten Stelle scheinen auch die Buchstaben der Schrift der
Rückseite ß,) durch.
Auf welche Art das Pergament bearbeitet wurde, ist nicht zu ermitteln; jedoch scheint
es nie glatt gewesen zu sein, sondern stets viel rauher, als römische und italienische Manuscripte
sich zeigen; auch gröber als die des Mittelalters, Es besäzt heute noch viel Federkraft und
Elasticität.
Was die Tinte betrifft, so kann ich dieselbe nur für eine Eisentinte erklären, wie
die rückgebliebenen Spuren derselben mä Reagentien unbezweifelt darthun, Welcher Art aber
diese Eisentinte war, ist unenträtltsdbar , denn es ist nicht möglich, nachzuweisen, ob es eine mit
Eisenvitriol und Galläpfeln, oder mittelst Eisenbeäze und einer Rindenabkochung bereitete war, da
die eigentliche Tinte durch das Abwischen verschwunden ist, und nur die so denkwürdige grüne
Verbindung von Eisen mit der Pergamentfaser zurückgelassen hat. Wir kennen jetzt keine solche
grüne Eisenverbindung mit thierischem Leime, oder einem andern thierischen Stoffe, jedoch ist die
Chemie organischer Verbindungen der Art zu neu, um auf solche Fragen, wie die vorliegende.
$. 6. Die Tinte. 29
antworten zu können, und das Material zur Untersuchung nicht wohl verwendbar, lieber die
Bemerkung: „dass die Tinte ursprünglich schwarz war, und bei dem Abputzen staubartig abßet'
können wohl noch neuere Erfahrungen zu Hilfe gezogen werden; auch glaube ich, dass durch
die vielen Schicksale, so die beiden Blätter erlitten, es mogUch wäre, dass der Moder und die
dabei sich badenden Säuren und chemischen Vorgänge überhaupt, das Bindemittel oder den
Leim, so der Tinte zugesetzt war, aufgelöst, weggeführt, umgeändert oder auch völlig zerstört
hätten, wie wir es auch jetzt noch an unseren mit Gummi oder Gallerte bereiteten Tinten durch
Sauem und Faulen oder durch Schimmelbildung erfahren. Dass hierbei die stark aufgesetzte
Tinte einen Theil ihres Eisens m Oxyde verwandeln und endlieh völlig ausscheiden musste, liegt
klar am Tage, und dieser wurde mit den übrigen organischen Stoffen, welche die braune Farbe
der Schrift verursachten, als das Manuscript gefunden wurde, bei dem oft erwähnten „Säubern"
als Staub abgewischt, da sie ihres Leimes oder Bindemittels beraubt waren und oberßächluh lagen.
In Bezug der Illumination der Buchstaben müssen wir bemerken, dass solche mit zwei
Farben und zu zwei verschiedenen Zeiträumen statt gefunden hat, und bei sehr genauer Unter-
suchung könnte man versucht werden, drei verschiedene Verzierungen anzunehmen.
Die frühere Colorirung fand mit Zinnober, die spätere mit Mennig statt.
Die kleineren in den Zeilen befindlichen Initialen scheinen die erste und ursprüngliche
Verzierung des Manuscnpts gewesen zu sein , und sie allein sind ohne Tinte eingeschrieben.
Ihnen ähnlich und gleich alt sind die kleinen Strichverzierungen, welche an der rechten Seite
einzelne Buchstabentheäe begleiten, aber bereits über die Tinte oder an sie geschrieben sind.
Beide Verzierungen sind, wie deu Auge und chemische Reagentün lehren, Zinnober.
Die vier grossen Initialen A, C, V , D, auf Seite 1 «- 4 sind theHweise mit Tinte
vorgezeichnet und dann colorirt. A und C (Seite 1 und 2) sind bloss mit Tintenumrissen vor-
gezeichnet gewesen, und der Colorist hat den Hohlraum mit Zinnober ausgefüllt, wobei er eben
nicht sorgfältig zu Werke ging, wie A (Seite \) zeigt , wo er über die Verzeichnung hinaus
Farbe au/legte, während bei C (Seite 2J der durch die Tintenzeichnung umschriebene Raum
nicht völlig erfüUt wurd^. Bei beiden Buchstaben hat er seine Talente und Schönheitssinn durch
hackenförmige Arabesken und Punkte, oder vielmehr Flecken, geltend gemacht.
Das V auf Seite 3 ist so gut mit Zinnober und dorm abermals mit Mennig gedeckt,
detss mon nichts über Vorzeichnung mit Tinte sieht, ausser an der äussersten Spitze des rechten
Theües des Buchstaben, nach oben*
Das D auf Seite 4 war nicht bloss als Rahmen vorgeschrieben, sondern völlig geschwärzt,
wie unsere neuere Schrift, und der Colorist hat es später ganz mit Zinnober gedeckt.
Alle mit Zinnober gemachten Verzierungen zeichnen sich durch dünnes Aufsetzen, Matte,
und die eigenthümliche Zinnoberfarbe aus. Sie sind matt, weil sie sehr wenig Leim mehr be^.
sitzen, und liegen stets unter der viel späteren Mensug • Verzierung.
Dass die Mennig* Verzierung viel späterer Zeit angehört, beweist
1 . ihr Glanz , welcher von dem noch vorhandenen Bindungsmätel herrührt, während dieses
im Zinneber und der Tinte zerstört wurde;
2. dass sie sowohl auf die schwarze als auch auf die zinnoberrothe Schrift aufgesetzt ist;
S4 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gerichte
3. dose du damil gemachlen Zeiidun. einen andern CharaeUr besäten^ und '
4. date sie endlich zmr Restauration der beschädigten älteren Zinnober - Verzierungen verwendet
wurde» wie vorzüglich die grossen vier hutialen, und aasnehmend deutlich C» Seäe 2, und V,
Seite i, zeigen. Bei erster em (C) sieht man erstens den Tintenrahmen, auf welchem sieh noch Spuren
von der ersten Zinnober • Verzierung Jlnden; auch sind die beiden oben und unten im Buchstaben
befindlichen grossen Punkte nach Innen tu mit Zinnober gemacht, und scheinen ursprünglich
keine Punkte, sondern Ringe oder mondfirmige Striche, wie der in der Mitte des C befindUehe,
gewesen zu sein, mit welchem sie gleiche Farbe und danzUsigkeit besitzen. Der spätere Colorist
ßUlte den sticken Strich des C und diese beiden Punkte mit sehr dünnem aber stark gdehnten
Mennig, welcher heule durchscheinend ist und stark glänzt.
Mit derselben Farbe sind jene sonderbaren Zeichen oder Noten m den Linien und auf
der schwarzen Schrift geschrieben, wie ihre Farbe und ihr Glanz zeigen. Auch die verzierte
StdU, Zeile 62» ist mü derselben Farbe geschrieben und glänzt ebenfalls noch, obgleich sich
daselbst sehr schwache Spuren von 2Unnobercclerit als Basislinie zeigen. Aber auch hier
zeigt die mikroskopische Untersuchung deutlich, dass die Mennigschrift über der Zinnober • Ver^^
zierung Hegt,
Auf der vorletzten Seite, Zeile i\\, und auf der letzten Seiie scheinen die Zeichen später
abermals restaurirt worden zu sein, denn die Farbe hat weniger Glanz und einen andern Ton
und Character, als die Mennigzeichen anderer Seiten, und erscheint dem Auge eines geübten
CoUristen jünger; jedoch lässt sich solches nicht mit Gewissheit behaupten.
Schliesslich muss ich noch erinnern, dass edle altem Manascripte den grössten Theä ihrer
Tinte durch Zerstärung des Leimes verloren haben, und dass nur die in die Substanz und zwi'
sehen die Fasern des Pergamentes (und Papieres) gedrungene Tinte rückgeblieben ist, während
der aufgelagerte und die schöne Schwärze des Buchstaben erzeugende Theä derselben ebenfalls
abstäubt, wie man an allen schlecht eonservürten Manuscripten des zwölften und dreizehnten
Jaktkunderts , ja selbst nech des vierzehnten und ßmfzehnten sieht, in welchen man bald Stellen
asMndei, wo ein Theä der oberflächlich aufgesetzten Tinte noch verhanden, und oft sehr leicht
abkratzbar und ablösbar ist.
Allerdings erscheint die m jenen Schrien auf dem Pergament rückbleibende, mit dessen
Feisem verbundene Tinte bräunlich, röthlich oder isabellgelb, und nicht grün, wie hier, aber
alle mir bekannten Manuscripte der Art scheinen nicht denselben schädlichen Einflüssen esponirt
gewesen tu sein, wie das vorliegende. Auch hängt diese Färbung wohl mit dem Fettgehalt des
Pergaments, dessen Bereitung, und der dazu verbrauchten Stoffe, der Tinte und ihrer tngre^
dienten und Bindemittd innigst zusammen, und kann hier hauptsächlich wegen Mrnngd an zu
untersuchendem oder untersuchangsjähigem MaterieUe nicht wohl ermittelt werden.
Dieses ist, hochgeehrter Herr! dets fVenige, so ich dem so interessanten Gegenstand bei»
fügen kann, und ich hoffe, dass es, wenn auch nicht genügend, doch nicht werthUs seL
Prag den 2. Januar 1840.
Hoühachtunm Ihr ergebemster
CORDA,
ten im §• ^^
§. 7. Die Schrift. 95
Ein zweites Schreiben Hm. Corda's über denselben Gegenstand folgt weiter un-
S, r. Die SchnfL
Die Schrift ist auf allen Columnen mit Horizontal - und Perpendicularlinien ein*'
gefasst, obgleich die Zeilen häufig ungerade fortlaufen und manchmal (wie Z. 45) sogar
über die Linien hinausschweifen. Diese Linien sind nicht mit dem Griffel« sondern
durchaus mit derselben Tinte gezogen« mit welcher der Text geschrieben wurde.
Dreierlei Schrifldassen finden wir in dem Manuscripte : von der Majuskel sind sowohl
Capäal' als üncio/buchstaben vorhanden; von der Minuskel nur die gerade« eigentlich
sogenannte Minuskel ; die Cursiv fehlt gänzlich. Ausser den Buchstaben der Schrift kom-
men aber auch noch besondere mit Mennig aufgetragene buchstabenähnliche ^Zeichen vor.
Rubriken gibt es keine. •
Reine Capitalen erscheinen nur zwei im ganzen Fragmente : es sind die grossen
C (Col. 2) und D (Col. 4); als Capitalen, mit Hinneigung zur UncieUiorxn, müssen wir
die gleichfalls grossen j4 (Col. 1) und F (Col. 3) bezeichnen. Diese vier Buchstaben
sind mit rother Farbe aufgetragen und mit Schnörkeln verziert« welche lezteren jedoch
ihre Form nicht ändern. Da sie zwar alle zu Anfange der Zeilen und Worte« die C« F, D,
aber inmitten der Sätze vorkommen« so haben sie keine andere Bestimmung« als die
Schrift« nach der Ansicht jener Zeit« zu zieren.
Die vorkommenden UncialbucAstaben sind von zweifacher Art; die einen« wie L
Zeile 21« 37, 52« 88« 5 Zeile 34, 55, Jf 66, 71, K8Z, 121, ^43, / 50« C, 57, Z 110,
sind Anfangsbuchstaben einzelner Worte, mit Zinnoberfarbe geschrieben« dabei fast alle
mit aufgelegten Mennigzeichen bedeckt und dadurch in ihrer Gestalt alterirt: die anderen«
wie M, iV, E, T, mit Tinte geschrieben , vertreten durch das ganze Fragment die Stelle der
Minuskeln, denen sie allenthalben beigemischt sind. Wegen dieser starken Beimischung
von Uncialen letzterer Art muss diese ganze Handschrift im Allgemeinen noch zur Gat-
tung der Hatbuncialschriften gerechnet werden.
Die Uncialen der zweiten Art und die Minuskeln sind im Durchschnitte 2 Par..
Linien hoch und breit, rund, voll und sehr dick aufgetragen, so dass bereits sämmtliche
Tinte abgesprungen und weggewischt ist (§. 6). Scharfe Ecken sind nirgends sichtbar«
vielmehr sind alle Büge stumpf, oft leicht und gefällig geschwungen. Die Buchstaben
haben ein richtiges Ebenmaass unter einander, trotz der Mischung der Uncialen. Der
Schreiber, der dabei wohl des Schreibrohrs, nicht eines Federkiels sich bediente, hatte
eine geübte, sichere und feste Hand. Die einzelnen Buchstaben erhielten unter dem
eilenden Rohr stets dieselbe Grundform, denselben individuellen Gharacter« aber, wie
die Blätter eines Baumes, mit immer wechselnden leichten Variationen« die nur bei
schärferer Prüfung bemerkbar werden. Auch ist kein Schwanken der Hand auf den
ersten« kein Fortschritt auf den letzten Seiten sichtbar« vielmehr bewährt sich die voll-
4
26 Denkmäler der böhmischen Sprache. LihuscCs Gericht.
kommen gleiche Haltung in der ersten wie in der letzten Zeile des Manuscripts. Da-
gegen sind Fehler durch Auslassen und Ueberspringen einzelner Buchstaben nicht selten;
meistens werden diese dann über der Zeile nachgetragen (Z. 1, 22, 31, 42, 70, 14, 75,
80, 93, 115, 118, u. 126). Ob auch die Weglassung der Vocale, Zeile 43 in zutozlau
statt zuatozlau, Z. 64 in uitzouim statt uitezouim, und Z. 75 - 76 in bgou statt bogou der
Nachlässigkeit, oder aber der Absicht des Schreibers zuzuschreiben ist, wollen wir
nicht entscheiden. Bemerkenswerth ist es, dass auch Ditmar von Merseburg (bei Pertz
Mon. V, 816) Zutibure anstatt Zuatibor schrieb; und bg, bga, fiir bog, boga, ist yielleicht
eine Abbreviatur, wie im Evang. Johannis (s. §. 16).
Unter den einzelnen Buchstaben kommen, neben den Halbuncialen Jf, iV, E» 7",
vorzüglich zu bemerken: g» r, j, und z, wegen ihrer eigenthümlichen Gestalt.
Die Minuskel gy mit einem flachen Bogen anstatt des Kopfes, und einer gleich-
falls offenen Beugung unter der Linie, erinnert zunächst an die altsächsische Schrift,
worin sie vorherrscht, und weiter an die altrömische Cursiv, aus welcher sie ohne Zwei-
fel geflossen ist. {Vgl' bei Mabillon tab. I, Nouveau trait6 de diplom. pl. 57). Die
sächsische Schrift ist (nach Hm. Pertz, Monum. Germ. I, 112) von dem heil. Bonifaz und
seinen Schülern in Mainz, Fulda, Hersfeld und Würzburg verbreitet worden, erhielt sich
aber nicht lange in Deutschland. Das offene g kömmt auch in andern französischen und
deutschen Handschriften des VHI und IX Jahrhunderts vor; z. B. im Codex Nro. 617 der
Königin Christina, in der vaticanischen Bibliothek, woraus Pertz (Mon. I, tab. 5) eine Probe
mittheilt, die überhaupt mit unserer Handschrift mehrere Vergleichungspunkte bietet; der
Codex ist aus der ersten Hälfte des DL Jahrhunderts.
Die Minuskel r ist darin eigenthümlich , dass ihr Schaft nicht unten links gebo-
gen spitzig ausläuft, sondern im Gegentheile innerhalb der Linie sich hält und eine
stumpfe Biegung rechts, meist mit einem kleinen Drucke, darstellt. Der Schaft des i und
p zeigt dieselbe Form, ausser dass letzterer unter die Linie ausläuft; auch die beiden
Schenkel des u zeigen dieselbe Bildung.
Noch eigenthümlicher ist die Minuskeln (f), die allenthalben einen hohen flachen
Bogen bildet, so' dass sie nur als ein erhöhtes und in der Biegung verflachtes C er-
scheint. Das obere Ende ist stumpf herabgebogen; das Häckchen an der Aussenseite
des Bogens fehlt gänzlich, und der Buchstabe ist mit einem Zuge von oben nach unten
gebildet, daher unten ein Druck des Rohrs wahrzunehmen ist Diese, zunächst an das
cyrillische Slowo erinnernde Form des f, wiederholt sich später nur noch in der
Königinhofer Handschrift Sonst haben wir sie noch in keiner lateinischen Schrift des
Mittelalters gefunden.
Die Form des Buchstaben z^ dessen obere und untere Linie nicht horizontal,
wie bei der Capitalschrift, sondern geschwungen» und letztere bis unter die Linie ge-
bogen ist, kömmt in Deutschland selten vor (z. B. im obigen Codex der Königin Christine
Nr. 617), bildet aber in allen altböhmischen Schriften, wo das z so häufig gebraucht
wird, die Regel.
$. 7. Die Schrift. §. 8. Die reihen Zeichen. Si7
Bei t ist zu bemerken, dass die obere flache Bogenlinie in der Mitte« wo sie den
Schaft berührt, meist eingedrückt, und oft wie gebrochen erscheint Bei den Uncialen
m und n sind die Knöpfe an den Extremitäten eigenthümlich. Das a kömmt niemals
offen vor.
Abbreviaturen gibt es im ganzen Manuscripte nur wenige, und zwar nur die mit/>
combinirten : f (pra) Z. 9, 39, 40, 43, 65, 61, 72, 115, 119, 127; # ipro) Z. 38, 58,
96, 98, und ^ [pre, pri) 27, 29, 31, 98, 104. Erstere zwei hat die Handschrift mit dem
ganzen Schriftwesen des Mittelalters gemein ; die letzte (:p) ist ihr in dieser Bedeutung
eigenthümlich, und wiederholt sich später nur noch in der Königinhofer Handschrift;
denn in der lateinischen Schrift müsste sie für per und par gelesen werden. In der
böhmischen Sprache sind die Sylben per und par wahre Seltenheiten; daher wird es be-
greiflich, warum man jener Abbreviatur darin eine andere Bedeutung anwies. Die Königin-
hofer Handschrift schreibt zwar einmal „4?lami" ffir „perlami*', aber auch „^ueliku, 1?ne-
suce, ^^irpiechöm, fide, ^^zech" für preueliku, prinesuce, pretrpiechom, prüde, prizech
u. s. w«, wobei sie sich nicht dadurch beirren lässt, dass sie, der Aussprache ihrer Zeit
gemäss, schon prse, prsi hätte schreiben sollen. Somit weist diese Eigenheit bei ihr auf
einen in Böhmen schon zu der Zeit, als es in der Sprache noch kein i' (rs) gab, verbrei-
teten und von Alters her überlieferten Gebrauch hin.
Es ist im ganzen Manuscripte noch keine Trennung der Worte sichtbar, sondern
alle Buchstaben des ganzen Textes sind so an einander geschrieben, dass auch an keine
regelmässige Theilung der Sylben zu Ende der Zeilen Bedacht genommen wurde. Der
Schreiber setzte so viele Buchstaben in eine Zeile, als eben darauf Platz fanden, un-
bekümmert um den Zusammenhang der Sylben und Worte. Am auffallendsten ist dies z. B.
in dem Worte trut, dessen erste zwei Buchstaben tr die dritte Columne schliessen, die
letzten ut aber die vierte anfangen; so ist auch caco zwischen der ersten und zweiten
Seite (cac-o) getheilt u. s. w., der Theilungen in den Zeilen wie p-lezne, k-egdi, b-ratri
u. dgl. nicht zu gedenken.
Dagegen kommen dreierlei Interpunctionszeichen vor. Am häufigsten sind drei
Puncte (.•.), entweder rein, wie Z. 41, oder vom Illuminator verziert, wie Z. 57, 78, 84,
85, 88, 110, 111, 123; ein einzigesmal, Z. 115, sind es vier Puncte (::), welche der
Illuminator mit einem Kreuz schmückte. Seltener ist ein Punct, oben in der Linie ge-
schrieben (*) , Z. 4, 8, 9, 106 ; letzterer scheint vorzüglich die Bestimmung gehabt zu
haben, die Buchstaben i und u von einander zu trennen« Uebrigens sind die Inter-
punctionen zwar nicht ganz ohne Sinn, aber doch ohne Regel und Methode angebracht,
da sie oft da fehlen, wo der Sinn am meisten sie heischte, und wieder (wie Z. 41, 85)
dort stehen, wo sie unnöthig waren und daher nur zur Verzierung dienen sollten«
§. 8. Die rothen Zeichen.
Es ist bei lUuminirung des Manuscripts zweierlei Rothstoff und in verschiedenen
Zeiträumen gebraucht worden: Zinnober nämlich und Mennig. Beide Stoffe lassen sich
4*
26
Denkmäler der böhmischen Sprache. LibnscCe Gericht.
schon bei dem blossen Anblick ^ an ihrer dunkleren und lichteren Röihe, unterscheiden.
Bewafihet man aber das Auge, selbst nur mit der einfachen Lupe, so springt der Unter-
schied um so bestimmter in die Augen.
Hm. Corda's mikroskopische Untersuchungen, die wir oben §. 6 mittheilten, geben
hierüber interessante Aufschlüsse, die wir hier kurz wiederholen müssen.
Mit Zinnober sind ursprüngUch sämmtliche Capitalen und Uncialen geschrieben;
Ton derselben Farbe sind auch die Randverzierungen der Minuskeln, die auf der rechten
Seite der Buchstaben und ihrer einzelnen Schenkel u. s. w. vorkommen, wie in alten
Handschriften gewöhnlich; endlich die Verzierung der Interpunctionszeichen. Da Schrei-
ber und Illuminatoren oder Rubricatoren verschiedene Personen zu seyn pflegten, so
war es nothwendig, dass Ersterer dem Letzteren die zu illuminirenden Capitalen und
Uncialen vorzeichnete oder wenigstens andeutete; und da diese wesentlich zum Texte
gehören, so kann diese Uluminirung mit Zinnober nicht viel später statt gefunden haben,
als die Schrift selbst zu Stande kam.
Viel später aber, und wie Hr. Corda behauptet, vielleicht um Jahrhunderte später,
fand eine Revision und Retouchirung der Handschrift mit Mennig Statt. Ihr nächster
Zweck war das Eintragen einiger eigenihänäichen Zeichen in die Schrift, und die Restau*
rirung einiger früher mit Zinnober illuminirt gewesenen Capital- und Uncialbuchstaben.
Jene eigenthümlichen Mennigzeichen, ursprünglich Uncialbuchstaben von seltener
Form» sind folgende:
I)
2)
3)
4) 5) 6)
^)
8) 9) 10) 11)
1) P., Zeile 1 (verwischt), 9 (dreimal), 13 v., 22, 38, 71 (verwischt im M), 72verw.,
78, 106, 120, 126 verw.
V., Z. 22, 47, 50 (im J), 55 (im S), 61, 96, 98, 121 (im K).
N., Z. 3 verw., 18, 44, 103.
E., Z. 4, 28, 58, 59, 74, 76, 85, 93, 101, 118.
F«, Z. 26.
J., Z. 7 verw., 29 verw., 36, 40, 43 im V, 49, 68, 88 über dem L, U3, 115.
Q., Z. 19, 21, 37 im L, 41, 52 im L, 66 im M, 80, 83 im K, 91, 100.
0., Z. 12 verw., 25, 43 im V, 46, 111, 116.
C, Z. 8 verw., 89, 91, 95, 108, 124.
S., Z. 31, 34 im S, 53, 110 verw. im Z.
Unkenntliche, verwischte Zeichen: 22, 64, 81.
Aach Ton den obigen Buchstaben sind viele schon so verwischt, dajss ihre ur*
■prfin^che Figur nur mit bewaffiaetem Auge zu erkennen ist
2
3
4
h
6
1
8
9
10
11
12
$• 8. Die ruhen Zeichen. $. 9. Das Ftu-simHe. 29
Was sollen nun diese sonderbaren Zeichen? Sind sie ein blosser Zufall, das
Spiel eines müssigen Illuminators? Obgleich sie scheinbar regellos hingeworfen sind, so
kehren sie doch in der gleichen bestimmten Form und an gestimmten Orten (z. B. in
den Uncialen) zu oft wieder, als dass man dies annehmen dürfte. Einen Zweck haben
sie ofieobar: aber welchen ?
Die Paläographie ist in Bezug auf die Urkundenschrift des Mittelalters seit Pape-
broch und Mabillon wohl vielseitig bearbeitet worden: nicht so in Bezug auf Bücher-
schrift, die in den bisherigen Systemen immer nur beiläufig berücksichtigt wurde, ob-
gleich deren gründliche Kenntniss nicht minder wichtig und nothwendig ist. Nur Wal-
ther's treffliches Lexicon diplomaticum gibt uns einen Fingerzeig, da wir dort auf Tab.*
XXVni unter den »Claves medii canticorum aevi« Zeichen finden, die den unsrigen ziem-^
heb ähnlich sehen, z. B. ein Zeichen Tocis altae dem obigen^, ein Zeichen vocis mediae
dem F, ein anderes dem J vergleichbar.
Ziehen wir dabei in Erwägung, dass wir ein Gedicht vor uns haben, das, im
altslawischen heroischen Versmaass geschrieben, zum singenden Vortrag, wie er bei den
Serben noch heutzutage bei demselben Versmaass gewöhnlich ist^ bestimmt war; bemerken
wir die Häufung der Zeichen am Schlüsse des ersten Fragments (Zeile 9, im Worte zaconu),
die nicht ohne Bedeutung seyn kann; ferner, dass dieselben alle mit ro.then Uncialen
geschriebenen Buchstaben (mit einziger Ausnahme des C auf Zeile 57) bedecken, daher
an solchen Stellen vorzugsweise angebracht sind, dip schon der erste Schreiber des
Textes ausgezeichnet haben wollte: nehmen wir dies alles zusammen, so bleibt uns wenig
Zweifel übrig, dass wir hier eigenthümUche, bisher unbekannte oder unbeachtete Vortrags-
zeichen oder Noten vor uns haben, denen gemäss der Sänger oder Declamator bei dem
Vortrage dieser Stellen seine Stimme zu verstärken, zu dämpfen, höher oder tiefer zu
tragen hatte , u. dgl.
Es ist sehr zu wünschen, dass solche Vortragszeichen » wenn sie irgendwo in alten
Gedichten westeuropäischer Völker vorkommen, wahrgenommen, verglichen und nach
ihrer Bedeutung erklärt werden möchten. Wir haben dergleichen noch in keinem alten
Codex gefimden, und müssen uns daher begnügen, andere Forscher auf diesen Gegen-
stand wenigstens aufmerksam zu machen.
Die Zeile 62 schliesst ein regelloses Gekritzel mit Zinnober und Mennig, das
anscheinend keinen anderen Zweck hat, als den Raum zu bedecken und auszufüllen. Da
jedoch an dieser Stelle ein viersylbiges Zeitwort im Texte fehlt, das den Vers beginnen
sollte, so ist ein solches mit diesem Gekritzel vielleicht absichtUch bedeckt worden.
Doch ist auch mit bewaffnetem Auge nichts davon wahrzunehmen, und Reagentien wur-
den bis jetzt nicht versucht, um die daselbst etwa noch vorhandene Schrift za heben.
S* 9. Das Fac^simile.
Das dieser Abhandlung beiliegende Fac-simile des ganzen Fragments wiurde schon
im J. 1835 von dem Lithographen Hm. Hennig in Prag nach dem Original selbst ver-
30 Dcnhnäler dar böhmischen Sprache. Libusas Gericht.
fertigt. Einige Andeutungen über dessen Yerhältniss zum Original scheinen nothwendig,
um Missverständnissen yorzubeugen.
Aus der bisherigen Schilderung der so eigenthümlichen Stoffe > des Pergaments,
der Tinte und der Farben» welche das Manuscript darbietet, so wie der nicht minder
eigenthümlichen Veränderungen, weiche die Zeit und besondere Elementareinflüsse darin
bewirkt haben, ist die Schlussfolge an sich einleuchtend, dass die vollkommene Nach-
bildung des in Rede stehenden Fragments , wo nicht unmöglich , doch äusserst schwierig,
mühsam und kostspielig werden muss. So lange Liepmanns Farbendruck ein Geheimniss
des Erfinders ist, müsste der nachbildende Künstler jedes einzelne Exemplar mit dem
Pinsel sorgfaltig nachzeichnen, um die ungleiche Färbung des Pergaments durch Schmutz
und durch das Höfebilden und Durchschlagen der Tinte nur einigermassen treu darzu-
stellen. Und wie scliwer wäre es auch da nicht, einige halbverblichenen, in ihren Zonen
gleichsam verschwimmenden Buchstaben, so wie die halbverwischten Mennigzeichen , die
nur ein bewaffnetes Auge deutlich wahrnehmen kann, in derselben Abstufung der Klar-
heit oder Unklarheit wiederzugeben ?
Nach den Mitteln, die uns zu Gebote standen, hatten wir die Wahl, entweder
nur ein kleines Stück des Ganzen nach allen Zufälligkeiten der Farben und des Schmutzes
möglichst treu nachbilden zu lassen, oder mit Hinweglassung alles bloss Zufälligen, und
alleiniger Berücksichtigung dessen, was wesentlich ist (nämlich die Form und Stellung
der Buchstaben), das ganze Fragment anschaulich zu machen. Wir wählten unbedenk-
lich das Letztere, weil es der wissenschaftlichen Würdigung des Ganzen besser zusagt.
Auch den Abdruck mit grüner Farbe mussten wir diesem Grundsatze zu Folge verwerfen,
da auch diese darin nur zufällig, nicht wesentlich ist; ein solcher erschien uns als etwas
Halbes, als eine mit dem wissenschaftlichen Ernste unverträgliche Affeetation und Spielerei.
Alle im Original roth illuminirten Stellen, Buchstaben, Striche und Zeichen sind
im Fac-simile, unausgefüllt, bloss in punctirten Contouren angedeutet.
Noch eine Bemerkung dürfen wir nicht unterdrücken, weil sie etwas Wesentliches
betrifft. Die Schrift ist nämlich im Original, wie wir bereits oben gesagt, durchaus rund
und voll, überall fest und doch sanft gebogen, nirgends gebrochen, eckig oder fractur-
mässig, so wie auch nirgends ängstlich gefleisselt, sondern in kräftigen Zügen leicht und
sicher hingegossen. Man erkennt in ihr den geübten Schreiber, der da forteilt, und
doch in -seiner Art schön und deutlich zeichnet. Der Lithograph hat diesen Charakter
der Schrift nicht sogleich erkannt, und nach der Gewohnheit aller Schreibmeister unserer
Zeit, in die Biegungen oft etwas Gebrochenes und der Fracturschrift Aehnliches gelegt,
was nicht im Originale lag, und bei der fleissigsten Revision der Steintafel dennoch nicht
mehr ganz entfernt werden konnte. Namentlich gilt diese Bemerkung von dem O, des-
sen innere Biegung im Original niemals, häufig aber im Fac-simile, gebrochen und
eckig erscheint.
Da solchergestalt das Original in diesem Fac-simile nicht allseitig und voll-
konunen wiedergegeben werden konnte, so muss jede genauere paläographisch - kritische
§. 10. Bestimmung des Alters der Handschrift. 81
Würdigung des Ganzen nur nach jenem, nicht nach diesem, angestellt werden; was sich
übrigens bei jeder gründlichen wissenschaftlichen Leistung von selbst versteht.
$. 10. Bestimmung des Alters der Handschrift.
Wenn die Bestimmung des Alters einer Handschrift nach paläographischen Kenn-
zeichen auch dort ihre besonderen Schwierigkeiten hat, wo an (zum Theil datirten)
Schriftproben und Denkmälern kein Mangel ist: so muss sie da noch ungleich schwie-
riger werden, wo der zu bestimmende Gegenstand einzig und beispiellos dasteht, und
überdies durch besondere Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet ist.
Wir haben vor uns das älteste Denkmal böhmischer Schrift, deren Weise von
der im abendländischen Europa üblich gewesenen in manchen Puncten abweicht. Wir
bemerken, dass einige dieser Abweichungen sich in den meisten späteren böhmischen
Schriftproben wiederholen, und daher nicht der Laune oder den Einfällen einzelner
Schreiber, sondern einem durch Jahrhunderte überlieferten Gebrauch zuzuschreiben
sind. Wir sehen uns dadurch genöthigt, eine eigenthümliche böhmische Schreibschale an-
zunehmen, die sich schon in der frühesten Zeit gebildet und Jalirhunderte lang neben
der gleichfalls im Lande üblichen lateinischen erhalten hat.
Unter den Kennzeichen dieser ahböhmischen Schreibschule lassen folgende sich
besonders herTorheben : 1) das schon oben besprochene Abkürzungszeichen Iß ftir pre
und pri'^ 2) die Abkürzungen „«**'* und „ «^ " fiir den Genitiv fho und den Dativ «w»;
3] die oben gleichfalls schon berührte Form des s (f); 4) die Minuskel e, die der Un-
ciaiform gleich, noch im XIII Jahrhunderte immer offen, mit zierlich geschwungener
oder hochaufgestülpter Zunge geschrieben wurde ; 5) die fast immer verbundenen Buch-
staben pOy bo, de 'j 6) die bis zu Ende des XIII Jahrhunderts fortdauernde Unregel-
mässigkeit in der Trennung und Theilung der Worte. Diese Trennung ist gewöhnlich
gruppenhaft, d. i. kurze Worte werden den längeren gewöhnlich vom oder hinten an-
gehängt, oder auch untereinander verbunden. Die Theilung der einzelnen Worte ist
rein mechanisch, und es werden so viele Buchstaben auf die Zeile gesetzt, als eben
darauf Platz finden; daher es häufig geschieht, dass ein Buchstaben eines Wortes auf
einer, die übrigen alle auf der andern Zeile geschrieben sind.
Diese Kennzeichen kommen nicht in allen Schriften der Böhmen aus der ältesten
Periode vor, sondern nur in den rein nationalen, in den Denkmälern der böhmischen
Sprache. Den lateinischen in Böhmen geschriebenen Urkunden und Büchern sind sie
firemd, und selbst auch denjenigen böhmischen, worin das Böhmische mit dem Latein
vermischt erscheint, wie z. B. in dem Fragment des Evangeliums Johannis, in der Mater
Verborum, in den Glossen zu den Homiüen u. s. w. Diese lezteren richten sich nach
dem allgemeinen Schriflgebrauch des Zeitalters.
Es entsteht nun die Frage : wann begann die eigenthOmliche böhmiache Schreib-
schule ? wie bildete sie sich aus ? und in wutchem Verhältms^e stand sie lur allgemeinen
S8 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht.
Schreibweise und zu deren Veränderungen im Mittelalter ? — Dass diese Frage^ bei der
geringen Anzahl der Torhandenen Schriftdenkmäler, nicht genügend zu beantworten ist,
sieht jeder Kundige ein. Gleichwohl ist es unzweifelhaft, dass die einmal vorhandene
nationale Schreibweise eben so wenig unabhängig entstehen, als sich dem Einflüsse der
im allgemeinen Schriftwesen des Mittelalters vorgefallenen Veränderungen in die Länge
hat entziehen können. — Diese Andeutungen dürfen genügen, um den Werth, so wie
die besonderen Schwierigkeiten der Induction in diesem Falle bemerkbar zu machen*
Wir haben bereits im Jahre 1834 unsere Ansicht dahin geäussert'), dass unser
in Frage stehendes Fragment, wo nicht vor Ende des IX, doch gewiss in der ersten
Hälfte des Xten Jahrhunderts geschrieben worden sey. Dieses Urtheil war damals zu-
nächst auf den Gesammteindruck begründet, den die Schrift auf uns gemacht hat ; und
auch jetzt, nach jahrelangen Beobachtungen und Studien darüber, nachdem wir zumal
so viele paläographischen Schätze Italiens wiederholt gesehen, fühlen wir uns in der
Ansicht bestärkt, dass das Fragment von Libu$a*s Gericht keinem späteren Zeitalter,
als dem Ende des IX oder der ersten Hälfte des X Jahrhunderts , angehören kann. Wir
werden unsere Gründe anführen, und zwar zuerst die negativen.
Dass von dem Xlften, Xlllten oder einem späteren Jahrhunderte bei diesem
Fragmente gar nicht die Rede seyn könne ^), sieht jeder Kundige bei dem ersten Blick
ein. Die nicht mehr so seltenen böhmischen Handschriften dieser Zeit tragen ins-
gesammt einen ganz verschiedenen Character.
Einen negativen Beweis für das Alter nach oben hinauf gibt schon der Inhalt des
Gedichtes ; denn es besingt eine Begebenheit, die nach grundhältiger historischer Combi-
nation im ersten Viertel des Vlllten Jahrhunderts sich ereignete. Ob aber das Gedicht
selbst bald nach der Begebenheit, oder erst um Jahrhunderte später, verfasst wor-
den sei, lässt sich aus dem Inhalte nicht bestimmen.
Einen weiteren Ausschliessungsgrund nach oben gibt der Umstand, dass die
Slawen vor ihrer Bekehrung zum Christenthume, die in Böhmen erst kurz vor der
Mitte des IX Jahrhunderts begann, wohl slawische Runen, nicht aber lateinisch - römische
Schriftzüge gekannt und gebraucht haben. Dies ist an sich nicht zu bezweifeln, wenn
es auch von dem bulgarischen Mönch Chrabr, einem alten und gewichtigen Zeugen*),
nicht ausdrücklich behauptet worden wäre. Aber dieser Chrabr bezeugt auch , dass die
christianisirten Slawen, vor Erfindung und Verbreitung der cyriUischen Buchstaben, sich
bereits römischer und griechischer Schrift für ihre Sprache bedienten.
S. äasopis öeskeho Museam, 1834, Heft IV , Seit« 465.
') Wenn SchSnemann in seiner Diplomatik (I, 515) behauptet, mit Tinte gezogene Linien zeigten sich erst
im Xm Jahrhunderte y so gehört dieser Sats zu den eben so unwesentlichen als nicht stichhaltigen in
seinem sonst so schSlsbaren Systeme.
^*) Abgedruckt in RomL KdUqdowU: Joann Exarch Bolgarskij, Moskau 1824, fol. pag. 189-192 Vgl.
untoi $• 13k
§• 10. Buimmung des Alters der Handschrift, \ 83
Die scriptio continua« und die starke Beimischung Ton Uncialbuchstaben in den
Worten« nötbigen uns, auch das Xlte Jahrhundert auszuschliessen. Jene gänzliche Ab-
wesenheit jeder Trennung der Worte, und die vielen Uncialen inmitten der Worte, sind
dieser Handschrift unter allen böhmischen ausschliesslich eigen, und sprechen entscheidend
f&r ihr höchstes Alter. In Deutschland, Frankreich und Italien war die Trennung der
Worte schon seit den Zeiten Karls des Grossen allgemein üblich, obgleich noch nicht
regelmässig; und auch die Uncialbuchstaben verlieren sich daselbst seitdem aus der
gemeinen Bücherschrift, mit nur seltene^ und geringen Ausnahmen.
Wenn wir nun dabei das Bruchstück des Evangeliums Johannis in Erwägung
ziehen , dessen Schrift iur das Xte Jahrhundert spricht, und doch nach allen Kennzeichen
jünger ist, als die des in Rede stehenden Gedichts,- während der Typus der Sprache in bei-
den Fjragmenten beinahe derselbe ist: so nöthigen uns schon diese negativen Gründe, das
Fragment von Libu§a's Gerichte, wo nicht in die letzte Hälfte des IX, doch gewiss in
die erste des Xten Jahrhunderts zu setzen.
Innere positive Gründe sprechen für dasselbe Resultat. Namentlich sind die
Sprachformen in beiden Fragmenten so eigenthümlich und tragen Spuren eines so fernen
Alterthums, dass Jeder, der ihre Bedeutung aufzufassen im Standeist, die Ueberzeugung
gewinnen muss : es liegen Jahrhunderte zwischen der Sprache dieser Fragmente und
z. B. jener der Königinhofer Handschrift. Die spätere Analyse wird dies deutlicher
machen. Der Umstand, dass hier noch kein h und r, sondern überall nur g und r
vorkömmt, hat dabei nur secundäres Gewicht; denn das g wurde in der böhmischen
Sprache erst in der zweiten Hälfte des Xllten Jahrhunderts durch h verdrängt, und das r
erschien erst in den Sprachdenkmälern des XIII Jahrhunderts.
Auch darauf wollen wir kein besonderes Gewicht legen, dass der Gesang von
LibuSa's Gericht noch in heidnischem Geiste verfasst ist. Solcher heidnischer Gesänge hat
uns auch die Königinhofer Handschrift zwei aufbewahrt, aus deren Analyse klar hervorgehen
würde, dass sie wirklich aus viel älteren Sammlungen abgeschrieben worden sind, da sowohl
die Schreibart als die Sprachformen darin ein viel höheres Alter verrathen, als alle übrigen
Stücke derselben Handschrift;. Aber daraus folgt noch keineswegs, dass diese Gesänge
selbst aus d^r heidnischen Zeit überliefert worden wären. Denn derselbe poetische Sinn
und Geist, der einem Christen gestattete , an heidnischen Gesängen Gefallen zu finden.ond
sie durch neue Copien fortzupflanzen, kann ihn auch nicht gehindert haben, ein Gedichl
im heidnischen Sinne zu verfassen , so oft er einen Gegenstand zu besingen hatte, der der
heidnischen Vorzeit angehörte. Indessen, wenn dieser Umstand auch keine entscheidende
Beweiskraft besitzt, so behält er doch immer, neben den obigen Gründen, seine Bedeutimg.
«
Die Mennigzeichen, die wir oben einzeln angegeben haben, mögen, nach Herrn
Cbrda^s Behauptung, immerhin erst etwa im XII Jahrhundert hinzugeschrieben worden
seyn. Wenigstens sind uns Uncialbuchstaben von solcher Form in Handschriften aus dieser
Zeit vorgekommen^
5
34
Detikinäler der behmischtn Sprache. Libusas Geruht.
§. 11. Der Text des Gedichts.
Wir lassen nun den Text des Fragments folgen, und zwar, zur grösseren Bequem-
lichkeit der Leser, verschieden orthographirt und mit einer doppelten Uebersetzung ver-
sehen. Voran stellen wir den Text, wie er im Original geschrieben steht, jedoch in Verse
getbeilt; ihm zur Seite die cyrillische Abschrift, mit möglichster Wahrung der altböhmi-
schen Aussprache und sorgfältiger Verhütung jeder noch so geringfügigen Metadialektisi-
rung. Hierauf folgt das Gedicht neuböbmisch orthographirt mit einer wörtlichen latei-
nischen Interlinear - Version. Endlich dasselbe mit einer zur Seite gefügten metrischen
deutschen Uebersetzung, die wir der Güte des Hm. Prof. fF'. A, Swoboda verdanken.
<• JDer ihrtginaUeact
ufac ot fuei celedi uoieuodi :
mufe pafu, feni rubi ftroia:
i umre li glaua celedina,
deti ufe tu (bofiem u iedno uladu,
uladicu fi z roda uiberuce,
ki plezne die u fnemi zlauoi hodi,
hodi f cmetmi, f lehi, uladicami.
uftahu cmete, lefi i uladiki,
pohualihu praudu pö zaconu.
ai uletauo, ce mutifi uodu ?
ce mutifi uodu (Irebropenu ?
za te luta rozutaiafe bura^
fefipaufi tucu fira neba,
oplacaufi glaui gor zelenih,
uiplacaufi zlatopefcu glinu."^
caco bih iaz uodi nemutila,
kegdi fe uadita rodna bratri,
rodna bratri o dedini otne P
uadita (e cruto mezu fobu
Luti hrudof na otaue eriue.
Da otaue Criue zlatonofne,
(taglau hraber na radbuze hladne,
oba bratri, oba clenouica,
roda (tara tetui popeloua.
nUt cyritUscher Utmschretbung.
BCMK OT CBeH VeAI€AH BOICBOAH-
UOY?K>€ ndUlOYi TKeMbI pOVBbI CTpOM-
H OyMpe AH PAdBd VeAt€AHMd,
AtiTH BCt€ TOy CB0;KI€M B I€AM0 BAdAOy,
5 BAdAblKOy CH 7^ pOAd BbIBepOYMe,
Kbl nAb^^Hie AAie B CHICMbI CAdBMbI XOAH,
XOAH C KUerUH, C A-BXbl, BAdAbIKdUH.
BCTdXOy KM6TI€, AlsCH H BAdAbIKbl,
noxBdAHxoy npdSAoy rto t^dKOMoy.
^^ dH BAbTdBO, V6 MOYTHUIH BOAOy?
ve MOYTHUIH BOAoy CTpeBporrteNoy ?
:;d Tl€ AlOTd pO^BAdMUie BOYpM,
cecbindBUiH ToyvoY uiHpd NCBd,
OnAdKdBlUH PAdBbl POp ^CACMblX,
15 BbinAdKdBlUH t^AdTOn-BCKOY TAHHOy?
KdKO BblX M^ BOAbI N6MOYl*HAd,
KerAbI Cl€ BdAHTd pOANd BpdTpbl,
pOAMd BpdTpbl O AtiAHMbI OTM6 ?
BdAHTd Ct€ KpOyTO MG^Oy COBOy,
20 AlOTbl XpOyAOUl Md OTdB-b KpHBtS,
Md OTdBl» KpHBti ^AdTOHOCM-b,
CTMrAdB XpdBCp Md pdABOyt^lS XAdAMI»,
OBd BpdTpbl, OBd KAGMOBHgd,
poAd CTdpd TGTBbi noneAOBd,
§. it. Der Text du Gedichts.
iea fe ^e f pleki f cehouiml
u fe fe Urne ulafti :pf tri reki.
I^letefe dnifna ulaltouica,
l^letefe ot otaiii criui,
fede na okence rozIoGto
u lubufine otne zlate fedle,
Sedle otne fuete uifegrade,
beduie i naricaie mutno,
cdi fe zlife ieiu rodua feftra,
rodna feftra u LubuGne duore,.
f^fi cneznu utr Vifeg^ade
na popuu uftauiti fiudu,
i pog^nati bratri ieia oba,
i fuditi ima po zaconu.
cafe cnefna vifiuiti podi
po zutozlau ot lubice bele,
ide fe fu dabrauini une,
po lutobor f dobrozlaofca hlemca,
ide fe orlicu labe pie,
po ratibor ot gor creconofi,
ide fe trut pogubi fan lutu,
po radouan ot camena mofta,
po Jarofir ot bred uletorecnih,
po ftrezibor ot fazaui Ladni,
po famorod fe mfe lb*ebronofney
po ufe cmeti, lehi i uladiki,
i po hrudof i po Staglau bratri
rozuadema o dedini otne.
Cda fe (hehu lefi i uladiki
u uifegrade
4>cni (tupi rozenia die fuego:
Ibipi cnefiia u beleltuuci rize,
llupi na Hol oten u zlaune (heme:
due ueglaihe deue
^ leN -me npHA€ c oAbKbi c vexoBbiuH
B CI€-SK6 2KHpM6 BAdCTH npIsC TpH ptiKbl-
npHAeriiUie Apoy^KMd BAdCTOBHifd,
npHAeTüUie ot OTdBbI KpHBbI,
<MiA6 Hä OKeHge po^aoskhto
M B AtOBOYlUHM-B OTms :;Ad'ni CliAAli,
C^AAlS OTM-B CBICT^ BblUierpdAti,
B1sAOY>€ H MdpHlJdie UOYTMO-
KAbi CG CAbiuie leio poAMd cecrpd,
pOAMd CeCTpd B AlOBOYUIHHIi ABOpli,
35 cnpocH KMie^KMOY ovTp* BbiuierpdAti
Nd nonpdBOY OYCTdBHTH npdBAOY«
H nOrMdTH BpdTpbl I€l3l OBd,
H COYAHTH HMd HO ^^dKONOY-
Kd9Ke KMI€?KMd BbinpdBHTH nOCAbI
40 nO CBdTOCAdB OT AIOBHL|e BtiAe»
HAG-TKe COY AOYBpdBHMbI OYNe,
nO AlOTOBOp C AOBpOCAdBCKd XAbUqd,
HAe-?Ke opAHgoY AdBe nHie«
nO pdTHBOp OT rOp KpbKOHOUIH,
4» HAB -nie TpoYT noroyßH cdN' ak>toy,
nO pdAOBdN ot KdM6Nd UOCTd,
nO MpO^KHp OT BpbA BAbTOp^VNblX,
no CTpe:;HBop ot cd:;dBbi AdANbi,
CO cdMopOA ce U2Ke cTpeepoNocMe«
50 no BCie KUeTH, A-BXbl H BAdAbIKbl,
H no XpOVAOUl H no CTMPAdB BpdTpbl
p03;BdA>€Ud O A'BAHMbI OTN6*
KAd Cie CMiexOY A'BCH H BAdAbIKbl
B BblUierpdA'B
ftA npOKMH CTOYHH pO^^CNM AAt€ CBGrO :
CTOYHH KNIC^KNd B B-BAeCTBOyilH pH^ti,
CTOynH Nd CTOAOTeN B CAdBN-B CNICM'B:
AB-B B-BPAdCN-B A'BB'B
5*
86
Denkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Gericht.
ea
66
70
uiucene uefcbam uitzouiin:
u iedaei fu defki ^udodatne,
u utorei Mec criudi caraiuci,
^liu ima plamen pudozueCten,
i pod nima zuatocudna uoda.
poce cnefna f otna zlata ftola:
Moi cmete, lefi i uladilu!
fe bratroraa rozrefite pudu,
ia fe uadita fe o dedinj,
o dedini otne mezu fobu.
po zaconu uecoitznih bgou
budeta im oba u iedno ulalU,
ci fe rozdelita rounu meru«
moi cmete, lefi i uladiki!
rozrefite moie uipouedi,
budete li u uaf po rozumu:
nebudete 1 u uaf po rozumu, 75
uftauite ima noui nalez,
Ki bi fmeril rozuadena bratri.
clanehu fe lefi i uladik(iy
i) pocehu tiho gouoriti,
gouoriti tiho mezu fobu,
i hualiti uipouedi ieie.
ufta Lutobor f dobrozlaufca hlemca,
ie fe taco zlouo gouoriti:
zlauna cnefiio f otna zlata ftola !
uipouedi tuoie rozmiflehom,
feber glafi po narodu fuemu.
i febrafte glafi deue fudne,
(beralte ie u ofudie zuate,
i dafte ie lehom ^uolatL
ufta radouan ot camena mofta, 90
ie fe glafi ciflem i^gledati,
i uecinu ^»uolati u aarod»
80
85
BblOYVeM-B B-BUIVBdM BHTie^OBblM:
oy i€AMeH coy AecKbi npdBAOAdTNe,
Oy BTOpeH UeV KpHBAbI KdpdlOgH,
npoTHB HMd nAdueM* npdBAO^B'BcreM, .
H nOA MHMd CBdTOgoyAMd BOAd*
nOY#€ KMI€2KMd C OTHd S^AdTd CTOAd:
MOH KM6TI€, AtsCH H BAdAbIKbl !
ce BpdTpoMd po:;pisuiHTe npdBAoy,
XA-n^e BdAHTd Cl€ O A'I^AHMbl,
o AisAHMbi OTNe U6:;oy coBoy.
nO S^dKOMOy B1$KO;KH;;NblX BoroB
BOyACTd HM OBd B leAMO BAdCTH,
YH Cl€ pOi^-teAHTd pOBNOy U1^)Oy-
MOH KM6Tt€> AliCH H BAdAbIKbl !
pOi^pIsUIHTe MOI€ BbinOB-BAH,
BoyAeT^ AH oy Bdc no pos^oyuoy:
NeBoyAeTü a' oy Bdc no pos^öyuoy,
OyCTdBHTe HMd NOBbI MdA6^
Kbl Bbl CM-ÜpHA pOi^BdAICMd BpdTpbl-
KAdMIiXOy Cl€ AliCH H BAdAbIKbl,
K noYiexoy thxo roBopHTH,
roBOpHTH THXO M6:;oy COBOy,
H XBdAHTH BbinOBIIAH !€!€•
BCTd AlOTOBOp C AOBpOCAdBCKd XAbMLK
l€ Ct€ TdKO CAOBO TOBOpHTH:
CAdBNd KNt€7KNO C OTMd ^^AdTd CTOAd!
BbinOBIiAH TBOI€ pO^^MblCAliXOM,
C6Bep PAdCbl nO HdpOAOy CBCMOy.
H CeBpdCTÜ PAdCbl AtSB-ls COyANrB,
CBICpdCT^ l€ oy OCOyAI€ CBdT^,
H AdCTÜ l€ AÜXOM npOBOAdTH.
BCTd pdAOBdN OT K4M€Nd MOCTd,
l€ Cie PAdCbl VHCACM np-BPAICAdTH,
H BICYHNOy npOBOAdTH B NdpOA*
$; M. Der Text des Gidithis.
at
u narod c rozuzenu na fnem (boren: B NdpOA Kpo:;cOY2;eNiOMdCKi€U cBopeM :
oba rodna bratri clenouica,
roda I'tara tetui popeloua,
ien fe pride z pleki f cebouimi
u fe fe firne ulafti :pf tri reki,
fmerita fe taco o dedini,
budeta im oba u iedno ulaiti.
uftanu hrudof ot otaui criui,
zlec fe iemu rozli po utrobe,
trafehu fe lutodu ufi udi,
mahnu rucu, Zarue iarim turem:
göre ptencem, c nim fe zmia unori, losrope nTeHueu, k NHM-sKe s^uhm SNOpH^
OBd pÖAMd BpdTpbl KAeMOBHgd^
95 poAd CTdpd reTBbi noneAOBd,
ICN-2K6 npHA€ C HAbKbl C VCXOBblMH
B CI€-;Ke ;KHpN6 BAdCTH np-feC TpH p-^Kbl,
CMISpHTd Cl€ TdKO O AI^AHNbl,
BOYA6Td HM OBd B t€AHO BAdCTH-
100 BCTdMOY XpOYAOUl OT OTdBbI KpHBbI,
SKAbY Cl€ t^MOy pO:;AH HO OYTpOBII,
Tpdcexoy ci€ aiotoctio bch oyah,
udXNoy poyKOY^ i^dpBC.iaipbiu Toypeu:
göre mufem, im fe (ena ukde!
mufu ulafti mufem zapodobno:
preueneu dedinu dati ^a.
ulta lubufa f otna zlata Ilolaj
uece: emete, lefi i uladiki! •
zlifefte zde poganenie moie:
fudte fami po zaconu ^udu^
u nebudu uam fuditi fuadi.
uolte mufa mezu fobu rouna,
Ki bi uladl uam po felezu . . •
deuce ruea na ui c ulade zlaba.
ufta ratibor ot gor creconofi,
ie fe taco zlouo gouoriti: te ci€ TdKO caobo roBOpHTH :
nehualno uam u nemceh ifcati ]^udu: NexBdANO Mdu BN-^ULiiiXHCKdT' npdBAoy:
u naf puda po zaconu fuatu, oy Ndc npdBAd no ^dKOMoy CBdToy,
iu fe prinefehu otci nafi i2oio-;k6 ripi^Hece)fCOy oti|H MdUiH
u fe fe . • . . B ct€-^e ....
rope MoyTReiJ, wu-me meud BAdAel
Moy;Koy BAdCTH uoy^Keu ^^dnoAOBNO.
npbBeNl|Oy At^AHHOy AdTH npdBAd-
BCTd AIQBOyUld C OTNd :;AdTd CTOAd,
Beqe : KUeTtC, AIsCH H BAdAbIKbl I
uocAbiuiecTe ca€ nordMiCMie moic-
coyA*T6 cdUH no ^^dKOMoy npdfliAoy,
oy MGBOyAOy BdU COYAHTH CBdAbl-
BOA're Moy^Kd ue^oy coßoy poBNd,
Kbf ßbl BAdAA BdM no TKeA-BZOy . • .
luAtiBVe pOyKd Nd Bbl K BAdAti CAdBd.
BCTd pdTHBOp OT rOp KpbKONOUIH,
• • »
2. Her Teart neuarthographUrt mitt lateinischer Enterlinear^ V<erHan.
Quivis
1. Vsiak
Viri
2. Mu^ie
pater
Ot
arant ,
pa^u.
suae
svej
familiae
öeliedi
feminae Testes
ieny hiby
. imperat:
vojevodi:
parant :
stj^öja:
88
Denkmäler der bSAniitchen Sprache. Lä>asat Gericht.
3.
Et
I
Liberi
Döti
si mpritur
umre li
Caput
glava
fiunilias,
(eliedina.
omnes
vsie
sibi
si
tunc
tu
re
sbo2iem
in
V
lumm
potiuntiiTy
vladuy
gente
roda
Vladjkam sibi ex
5. Vladyku si z
Qni ntÜitatis caasa (in)
6. Ky pl'znie dlie v
Adit cum kmetonibDSy cum
7. Chodi s kmetmi, s
Adsurrexerunt kmetones, ledii et
8. Vstachu kmetie, lösi i
Sanxenmt jua seeondom
9. Pochvalichu pravdu po
jedno
eligentes,
vyberuce,
comitia celebria adit,
snieray slavny chodi,
lecbiSy vladycis.
Ißchy, vladykami.
yladjcae,
vladyky,
legem«
zakonu*
En
10. Ai
Quid
11. Ce
Vltava,
Vrtavo,
turbas
mutiäi
quid
öe
turbas
mutiSi
aquami
af|uam
Yodu
Au
12. Za
tie
Delurbans
1 3. SesypavSi
Abluens
14. OplakavM
Eluens
1 5. VyplakavSi
Qut
16. Kako
Dum
17. Kegdy
Germani
18. Rodna
bych
inyicem
sie
fratres
bratry
vodu?
argenlospumeam?
strebrop^nu ?
exasperavit proceila,
rozvlaja^e buria,
lati coeli,
äira neba,
montium riridium,
gor zeienych,
auroarenosum limum?
zlatopSsku glinu ?
ego aquam non turbem,
vody
saeva
liuta
nimbos
tuöu
capita
glavy
jaz
litigant
yadita
de
O
Litigant
19. Yadita
Perus
20. Liuty
saeye
sie kruto
Chrudossus ad
Chrudoii na
germani
rodna
agris
dödiny
inter
«
mezu
Otayam
Otavfe
nemutila,
fratres,
bratry
patriis?
otne?
se
sobu
curram,
krivfe,
$.11. Der lest des Gedichtt.
89
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
Ad
Na
Otavam
Otavß
curTam
krivö
StaglaTus
Stiaglav
Ambo fraUe«,
Oba bratry,
Genie prisca
Roda stara
fortis
chraber
auriferam,
zlatonosnS,
ad Radbazam
na Radbuzö
gelidam,
chladnß)
ambo
oba
Tetrae
Tetvy
Tenh com
pride s
Clenidae,
Rlenovica,
Popelidae,
Popelova,
Qui Tenh com catenris com
Jen-2e pride s pl'ky s
In haice opimas teiras Urans
V sie-2e Äirne vlasti pr6s
hinmdof
ylastoTica,
ab Otata corra,
ot Otavy krivy,
ia fenesteila patula
na okence rozlo2ito
Cechüs
Cechovymi
tres
amnes»
tri röky.
Advolavit
PriletßSe
AdyolaTit
PriletöSe
Consedit
Siede
socia
dru2na
In LiubiMsae
y LiubuSinS
Sede
patria
otnö
Södl6
Ejulat
Bäduje
Dom
Kdy
Germana
Rodna
Rogavit
Sprosi
In
Na
patria, sancta
otnSy svietö
et queritor
i naricaje ;
anrea «ede,
zlatö sedl^i
Acropoli,
Vy§eg^d6, .
moeste. .
mutno.
id
se
m
V
Et
I
Et
I
audiit
sly§e
soror
sestra
domiaam
knieänu
causae dis crimen
popravu
citare .fratrea
pog^ti bratry
germana
rodna
illonun
Liubossae
LiubuSin^
sovor,
sestra,
aola,
dvorö,
intra
Utl*
ponere
ustaviti
Acropolim
Vyiegradö
Judicium,
pravdu,
ejus afldbof,
jeja oba.
jus dicere
suditi
iDit atcundnm . legenu
ima po zakoau.
40
Denkmäler der böhhuschen Sprache. ■ Libusas Gericht.
39.
Jubet
Ka^.e
domina
knie^na
• dimitti nttntios
Typraviti posly
40.
Ad
Po
Saalosluvnm
Svatoslav
a Liubica alba,
ot Liubice b^le,
41.
Ubi
Ide-ie
sunt
SU
querceta juvernintia,
dubraviny une,
42.
Ad
Po
Liutobonim
Liutobor
de Dobroslavio monte,
s Uobroslavska chrmca,
43.
' Ide-ie
Orliciam
Orlicu
Albis hauril.
Labe pije.
44.
Ad
Po
Rattbonim
Ratibor
de montibus Sudetis,
Ot gor Kr'konoäi,
45.
Ubi
Ide-2e
Trat
Trut
delevit hydram feram,
pogubi san' liutu.
46.
Ad
Po
KadoTanum
Radovan
de Saxeo Ponte,
Ot Kamena Mosta,
47.
Ad
Po
Jaroiiram
Jaroiir
de montibva undiflnis,
ot br'd vrtoröönych,
48.
Ad
Po
Streziborum
Streztbor
de Satava limpida>
Ot Saizavy ladny,
49.
Ad
Po
SamoTodum
Samorod
de Misa argentifera,
se Mie strebronosne,
50.
Ad
Po
omnes kmeCones, lechos et vladjrcas,
vsie kmeti, • löchy i vladyky,
51.
Et ad Chradossnm «t ad Suglavnm fratn^s,
1 po ChnidoS i po Stiaglav bratry
52.
Litigante» de
Rozyadiema o
agris patriis.
d€diny otne.
53.
Dam
Kda
conTenerant lechi et Tladycae
sie sniechu tesi i vladyky
54.
In Acropoli ....
V Vy^egrad* .
• • •
55.
QuUibet
Prokni
se oooflislit
[ Stupi
secttüdom natititatem «uam :
rozenia dlie svego:
&6.
Adscendit domioa
Stupi knietoa
in albe candente palla,
V bölestyuci rizd,
S. 11. Der Ttxl dit Gtdiehtt.
41
in
V
Adscendit in flolium patrium
57. Stupi na stol oten
duae sagaees Tirgines,
58 dv6 v6glasn6 d^yö
celebri
slavn6
eomitio:
sniemS :
Edoctae
59. VyuCene
Ad alteram
60. U jednej
Ad alteram
61. U vtorej
Ex adyerso iUis
62. Protiv ima
scientias
v6§6bam
sunt
SU
eiisu
meö
jndiciales :
vitiewvym:
tabulad legislatoriae,
desky pravdodatne,
injoriaa ulciscens,
krlydy karajuci^
ignis juris nimtius,
plamen' pravdozTfesten,
Et
63. I
8ub Ulis
pod nima
Occipit domina
64. Poiie knie2na
sancte pnrgans
svatocudna
aqua.
Yoda.
Mei
65. Moji
En
66. Se
kmetones,
kmetie,
fralribos
bratroma
Qtti litigant
67. Ja-2e vadita
De agris
68. O dediny
Secundnm legem
69. Po zakomi
Sunt Ulis
70. Budeta im oba
Aut inter se diTideat
71. Ca sie rozd^iita
Mei km^tones, leclii
72. Moji kmetie, l6si
de patrio
s otna
lechi et
lösi i
decernite
rozröSite
de
sie o
palriis ioter
otne mezu
aeternura 'tirentiiiai
vfekoiiznych
ambo in
«nreo
zlata
solio :
Stola :
yladjcae I
vladyky !
jn»,
pravdu,
agris,
d^diny,
ae.
deoram
bogov
unnm
V jedno
aeqnali poitione«
roynu xn&ru.
et yladjrcae!
i vladyky i
Decernite mea edieta,
73. Rozröäite mojc Typovödi,
Si emnt apod tos ad mentem;
po rMumu :
potitori,
vlasti.
74. Budetö li u yas
4»
Denkmäler der böhmischen Sprühe. Libusa^s Gericht.
Si non erunt apud
75. Nebudet6-r u
I^si
submisse
ticho
Statuite Ulis
76. Ustavite ima
Qaae conciliet
77. Ky by smöril
Adclinanint se
78. Klaniechu sie
Et occepenmt
79 I pociechu
Golloqui submisse
80. Govoriti ticho
Et comprobare
81. I chvaliti vypovfedi
Exsurrexit Liutoboms de
82. Vsta Liutobor
Occipit tale
83. Je sie tako
domina
knie2no
Edicta tua
85.^ Vypovödi tvoje
Gollige suffragia
86. Seber glasy po
Et legerunt snffiragia
87. I sebrastft glasy
Inclyta
84. Slavna
▼OS ad mentem,
yas po rozumUy
nopain sententiam,
noyy nalez^
litigantes £ratres.
rozvadiena bratry.
lechi et yladjcae,
i vladyky,
coUoqoiy
govoriti,
inter ht,
mezu sobu,
edicta ejus.
jeje.
Dobroslayio
s Dobroslavska
dictum effari :
slovo govoriti .
de patrio aureo
s otna zlata
perpendimus :
rozmysliechom :
per populum
narodu
moDte,
chl'mca,
solio !
Stola !
• •
Golligebant
88. Sbierastö
ea
je
m
U
▼irgmes
d6v6
nrnam
osudie
taom. .
svemiu
judiciales,
sudng,
sanctam,
svate,
Et
89. I
dederuot
dastä
Exsurrexit
90. Vsta
ea
je
RadoTanns
Radovan
lechis
l^chom
promulganda.
provolati.
de Saxeo Ponte,
ot Kamena Mosta,
sufiragia nomero dispicere,
glasy 6islem prögliedati,
Et majoritatem provocare in popolum,
92. I vieöinu provolati v narod,
Occipit
91. Je sie
$.11. Der Text des GetUckU.
48
I t
93
94.
95.
96.
97.
98.
99.
100.
101.
102.
103.
In popuhiin ad jadicandum
y narod k rozsuzeniu
collectnm :
sboren :
Ambo
Oba
Genie
Roda
^ennaoi
rodna
prisca
stara
Qui
Jen-2e
yenit
pride
In hasce opimas
V sie - ie iirne
ConTenietis ita
Sm^rita sie tako
illo ambo
im oba
Ghrudossiiis
Chrudoä
Uli
sie jemu
Cechiia
Cechovymi
tres anines,
tri r6ky,
Estis
Budeta
Exsnrrexit
Vstanu
Bilis
2rö
Tremebant
Trasechu sie
QuassaTit
Machnu
manuni]
Yae
104. Gore
Vae
105. Gore
Viro
106. Mu2u
rukuy
puUis,
ptencemi
▼iiis,
inu2em,
impanure
vlasti
in comiUnm
na sniem
fratres Klenidae,
bratry Klenovica^
TetTae Popelidae,
Tetvy Popelova,
cum catervis cum
s pl'ky s
terrai Irans
vlasti pr6s
de patrimonio,
o d^diny,
in nnum
V jedno
de OtaTa ciinra,
ot Otavy krivy,
perfnndebator per yisoera,
rozli po utrobe,
furore omnea artus,
liutostiu Ysi udi,
fremebat validi (instar) tauri :
zarve jarym turem :
ad qnos Tipera penetrat,
k nim-2e zmija vnori^
quibos Cnnina imperat !
im-2e 2ena ylade!
poiituri.
vlasti.
Tins
muüem
Piimogenito patrimoninm
107. Pr'vencu * dödixm
dare
dati
consentanemn :
zapodobno :
Jos (est).
pravda*
Exsurreiit
108. Vsta
109.
110.
Inqnit ;
Vece :
Audistis
Slyäeste
Liobossa
Liubuäa
kmetones,
kmetie^
hie
zde
de
S
lechi
patrio
otna
et
1
contumeliam
poganienie
aureo
zlata
▼ladjcae I
vladyky !
meam:
moje:
solio,
Stola,
6*
46
Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht.
Ide-2e Orlicu Labe pije,
Po Ratibor ot gor Kr'konoäi,
Ide - ie Trat pogubi san' liutu,
Po Radovan ot Kamena Mosta,
Po Jaroiir ot br'd vrtorßönych,
Po Strezibor ot Sazavy ladny,
Po Samorod se Mie strebronosne,
Po vsie kmetiy löchy i vladyky,
I po ChnidoS, i po Stiaglav bratry
Rozvadiema o d^diny otne«
Kda sie sniechu läsi i vladyky
V VySegradö ....
Prokni stupi rozenia dlie svego :
Stupi knieitna v bfelestvuci rizg^
Stupi na stol oten v slavng sniem6:
dv6 v6glasn6 döve
Vyuöenfi v6§6bam vitiezovym:
U jednej su desky pravdodatne,
U vtorej meö krivdy karajuci,
Protiv ima plamen' pravdozvösten,
I pod nima svatocudna voda.
Po6ie knie^na s otna zlata stola:
Moji kmetie , l&si i vladyky !
Se bratroma rozr^ite pravdu,
Ja- jte vadita sie o d^diny,
d^diny otne mezu sobu.
Po zakonu v6ko2iznych bogov
Budeta im oba v jedno vlasti,
Ci sie rozdälita rovnu m^ru.
Moji kroetie, l6si i vladyky!
Rozr6§ite moje vypovßdi,
Budetö li u vas po rozumu :
Wo den Adlerfluss die Elbe schlürfet,
Nach Ratibor von dem Riesenbergkamm,
45 Wo den grimmen Drachen Trat erschlagen.
Nach Radowan von der Steinenbrücke,
Nach Jaroüir von den ström'gen Bergen,
Nach Strezibor von der reinen Sazau,
Nach Samorod von dem Silberfluss Mies,
60 Nach den Kmeten, Lechen und Wladyken,
Und zu Chrudo§, Stjaglaw auch, den Brüdern,
Den Entzweiten um des Vaters Erbgut.
Als sich einten Lechen und Wladyken
Auf dem Wy^egrad, ....
65 Stellt nach der Geburt sich auf ein jeder:
Tritt in schimmernd weissem Kleid die
Fürstin,
Tritt zum Vaterthron im hohen Reichsding:
zwei hochsinn'ge Jungfrau'n,
Unterrichtet in den Richtersprüchen :
60 Hier bei der sind die Gesetzestafeln,
Und bei der das Schwert, der Unbill Rächer»
Gegenüber rechtverkündend Feuer,
Unter ihnen heiligstlhnend Wasser.
D rauf von Vaters güld'nem Thron die
Fürstin :
66 Meine Kmeten, Lechen und Wladyken!
Recht bestellen sollet ihr zween Brüdern,
Die zusammen hadern um ihr Erbgut,
Um des Vaters Erbgut miteinander.
Nach den Satzungen der ew'gen Götter
70 Walten Beide dieses Guts gemeinsam,
Oder theilen sich zu gleichen Theilen.
Meine Kmeten^ Lechen und Wladyken 1
Ihr bestellet jetzo meinen Ausspruch^
Wenn er sonsten ist nach euerem Sinne:
S« 1 1. Der Text de^ Gedkhu.
4r
Nebudetö T u yas po rozumu,
Ustavite ima novy nalez,
Ky by sm6ril rozvadiena bratry.
Klaniechu sie l6si i vladyky,
Ipodiechu ticho govoriti,
Govoriti ticho mezu sobu^
I chvaliti vypovödi jeje.
75 Ist er aber nicht nach eu'rem Sinne,
Stellt ihr ihnen fest ein anderes Urtheil,
Das versöhne die entzweiten Brüder.
Neigten sich die Lechen und Wladyken,
Fingen an sich leise zu besprechen,
80 Leise sich zusammen zu besprechen,
Und der Fürstin Ausspruch zu beloben.
VstaLiutobor sDobrosIavskachl'mca, Auf stand Lutobor vom Kuhn Dobroslaw's
Je sie lako slovo govoriti :
Slavna knie^no s otna zlata stola!
Vypovödi tvoje rozmysliechom :
Seher glasy po narodu svemu.
I sebrastS glsisy d^v6 sudn6,
Sbierast^ je u osudie svate,
I dastä je l6chom provolati.
Ysta Radovan ot Kamena Mosta,
Je sie glasy öislem prägliedati,
I vieöinu provolati v narod,
Und begann zu sprechen solche Worte :
Hohe Fürstin auf des Vaters Gold thron!
86 Deinen Ausspruch haben wir erwogen :
Sammle denn in deinem Volk die Stimmen.
Stimmen sammeln d'rauf die Richter-
jungfrau'n,
Sammeln sie in heiliges Gefasse,
Geben sie den Lechen auszurufen.
Auf stand Radowan von Kameny Most,
Und begann der Stimmen Zahl zu prüfen,
Und die Mehrheit allem Volk zu künden.
90
V narod k rozsuzeniu na sniem sboren : Allem Volk, zum Rechtsding herberufen :
Oba rodna bratry Klenovica,
Roda stara Tetvy Popelova,
Jen-2e pride s pl*ky s Cechovymi
V sie-2e iime vlasti pr6s tri röky,
SmSrita sie tako o d^diny,
Budeta im oba v jedno vlastL
Vstanu ChnidoS ot Otavy krivy,
2rö sie jemu rozli po utrob6,
Trasechu sie hutostiu vsi udi,
Machnu ruku, zarve jarym turem :
Gore ptencem, k nim - 2e zmija vnori,
Gore muiem, im-2e 2ena vlade!
Beide eig'ne Brüder, Klenowice,
95 Alten Stamms von Tetwa, dem Popelssohn,
Der mit Cech's Geschwadern ist gekommen
Durch drei Ström^ in diese Segenslande,
Beide eint ihr so euch um das Erbgut,
Beide sollt gemeinsam sein ihr walten.
HO Auf stand ChrudoS von der krummen Otau,
Gall ergoss sich ihm durch all sein hm'res.
Und vor Wuth erbebten alle Glieder,
Schwingt den Arm , und brüllet gleich dem
Ure:
Weh der Brut, wenn Ottern zu ihr dringen,
105 Weh den Männern, wenn ein Weib ge-
bietet!
48
Denkmäler der böhmischen Sprache. LihnseCe Gericht.
Muiu rlasti muiem zapodobno :
Pr'vcncu d^nu dati pravda.
Vsta LiubuSa s otna zlata stola,
Yece : Kmetie, löst i vladyky 1
SlySeste zde pog^nienie moje :
Sud'te sami po zakonu praydu^
U nebudu yam suditi svady.
Vorte muia mezu sobu rovna,
Ry by vladl yam po 2el6zu • • •
D6v6e ruka na yy k yladä siaba.
Vsta Raiibor ot g^or Kr'konoSi^
Je sie tako sloyo ^yoriti :
Nechyalno nam y Mtaic^ch iskat'
praydu :
U nas prayda po zakonu syatu,
Ju-üe prineseehu otci naäi
V sie - ie . • . •
Männern ziemt's zu herrschen über Männer:
Erstgebornem ziemt nach Recht das Erbgut.
Auf yon Vaters Goidthron stand Lubuia,
Sprach: ihr Kmeten, Lechen und Wladyken !
110 Meine Schmähung habt ihr hier gehöret:
Richtet selbst das Recht nach dem Gesetze,
Nimmer werd' ich eure Zwiste schlichten.
Wählt den Mann euch unter eueres glei-
chen,
Der euch herrsche mit dem Eisen • • •
115 Mädchenhand ist schwach, ob euch zu herr-
schen.
Auf stand Ratibor yom Riesenbergkaram,
Und begann zu sprechen diese Worte :
Recht bei Deutschen suchen war' unrühmlich:
Recht besteht bei uns nach heiliger Satzung,
12« Die mit hergebracht einst uns're Väter
In dies • • • •
^. 12. Wortverzeichni88.
Es schien uns zweckmässige unmiuelbar auf den Text des Fragments und noch
yor der Erörterung der Orthographie und der grammatischen Formen^ ein yollstän*
diges Wortverzeichnisse oder wenn man will^ eine Art Glossarium folgen zu lassen. Nach
unserer Ansicht soll dasselbe ein Mittelglied zwischen dem yorausgeschickten Texte und '
den nachfolgenden Erklärungen bilden und als ein bequemes Hilfsmittel beim Nachschlagen
und Aofsuchen eines jeden in unserm Denkmal vorkommenden Wortes dienen^ theils um
unsere Arbeit leichter controlliren zu können « theils um bei etwaniger kQnftiger Bearbei-
tung und Herausgabe ähnlicher altböhmischer Denkmäler das Dunkle und Unbekannte
an dem bereits Beleuchteten und Gewonnenen zu prüfen. Vielen, welchie die Sacbe
obenhin und einseitig auffassen» mag eine solche Arbeit» zumal bei der Weitläufigkeit,
mit der wir die Sprache unseres Gedichts in grammatischer Hinsicht behandelt haben»
und bei den Umschreibungen und Ueber&etzungen des Textes» die wir zu liefern für
zweckmässig hielten» pedantisch und überflüssig erscheinen ; Sprachforscher vom Fache
werden» dess sind wir gewiss» anderer Meinung seyn» und die» überdie^s nicht grosse
S« 12« ff^ortterzeichniss.
49
Mühe > die wir auf das Abschreiben, und Aufreihen unserer Lexes verwendet haben,
gewiss dankenswerth finden. Freilich würde der Nutzen eines solchen Vocabulariums
bei einem grösseren Umfang des behandelten Textes einleuchtender seyn; indess, was
unserem Gedicht an Ausdehnung und Wortfülle gebricht, wird andererseits durch sein
hohes Alter für uns Böhmen hinreichend ersetzt. Wir lassen demnach alle Wörter
unseres Fragments in alphabetischer Reihe dergestalt aufeinander folgen, dass jedes der-
selben zuerst mit der Orthographie des Originals, hierauf mit der analogisch vereinfach-
ten neuböhmischen, der wahren und richtigen, oder von uns als solche anerkannten
Aussprache gemäss, endlich nüt cyrillischer Schrift, ebenfalls der böhmischen Aussprache
gemäss, geschrieben erscheint, worauf die Angabe der Zahl der Zeilen und eine mög»
Uchst kurze grammatische Analyse, diese bloss der leichtern und schnellem Orientirung
wegen, den Beschluss machen. Worterklärungen wurden nur den dunkeln und schwie*
rigen Wörtern beigefügt; Hm. Jangmann's vollständiger böhmischer Sprachschatz, der nun
in Jedermanns Händen ist, macht das Beleuchten und Belegen der übrigen überflüssig.
it.
ai, aj, 4H, Zeile 10. Interj. (en).
beduie, beduje, sitAOYie, Z. 35. Ind. praes.
3. sg. von bednju, -owati (ejulare).
bele, b^le, s^Ae, Z. 44. Gen. sg. f. vonb^y,
a, e (albus},
belestuuci, belestvuci, b^asctboymh, Z.60
— 61. Loc. sg. f. von bdlestvuci, a, e,
(albecandens). Vgl. zlatostvuci in der
Königinhof. Handschr. 60 und die Subst
stvucest*, stv^nie in dem Ps. des Mus.
bgou, bogov, Boro», Z. 75 — 76. Gen. pl.
von bog (deus).
bi, by, Bbi, Z. 83. 121. Praet. 3 sg. von
jesm (sum).
bib, bych, Bbix, Z. 17. Praet. 1 sg. von
jesm.
bratri, bratry, Bp4Tpbi, Z. 18-— 19. 19. 25.
4i. 56. 84. 101. Nom. und Acc. dual.
von bratr (frater).
bralroma, bratroma, BpdrpoiM« Z. 72« Dat.
dual, von bratr.
bred, br'd, bpba, Z. 51. Gen. pl. von br'do
(mons). Das Wort erhielt sich im Böhm,
später nur als Eigenname von Bergen:
Brda, Brdy, daher ehemals Podbrdsk}^
kraj.
budeta, budeta, covAeTd, Z. 76. 105—106.
Fut 2 dual. msc. von jesm (sum).
budete, budete, BOYAC-rft^ Z. 80. Fut. 2 dual,
f. von jesm.
bura, buria« Boypiai, Z. 13. Nom. sg. (pro.
cella).
C.
c, k, K, Z. 99. 111. 123. Praep. (ad).
caco, kako, k4ko, Z. 16 — 17. Adv. (quo-
modo).
camena, kamena, KdueNd, Z. 50. 97. Gen.
sg. m. von kamen, a, o (saxeus).
caraiuci, karajaci, KdpaioiiH, Z. 66-^ 67.
Nom. sg. m. (uiciscens).
case, kaze, Kaxe, Z. 42. Ind. praes. 8 sg.
von kazu, -zati (jubere).
cda, kda, ka4, Z. 57. Adv. (dum).
cdi, kdy, kam> Z. 36. Adv. (dum).
ce« öe, ve, Z. 10. 11. Pron. imerr. n. (quid).
7
60
Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht,
cehouimi« Gechoyymi, vexoshiuH^ Z. 28.
V
103. Soc. pl. m. def. von Cechovy, a,
e (Gechius). In Bezug auf die Bedeu-
tung vgl. bohovy iz bozsky, prorokovy
=: prorocky, rytierovyzzrytiefsky, hra-
dovy rz hradsky, u. a. m. Vgl, auch vi-
tiezovy unten.
celedi« deliedi^ veAieAH» Z. 1. Dat. sg. von
öelied' (familia).
celedina, öeliedina^ vcaicahh«!^ Z. 3. Nom.
sg. f. von öeliedin^ a^ e (familiaris).
ci, öi, VH, Z. 77. Conj. (aut; num).
cizlem« öislem^ vhcagu^ Z. 98. Soc. sg. von
öislo (numerus).
clanehu se« klaniechu sie« KA^iH-bxoY ci€^ Z.
84. Praet. 3 pl. von klanieju sie^ -nieti
sie (inclinare se).
clenouica^ Klenovica^ ka6nobhi4<Ij Z. 26.
101. Nom. dual. vonKlenovic (Clenides).
cmete^ kmetie^ Kuerie, Z. 8. 71. 78. 116 —
117. Nom. pl. von kmet' (consiliarius,
senior).
cmeti, kmetij kugth^ Z. 54. Acc. pl. von
kmet\
cmetmi^ kmetmi^ KueruH» Z. 7. Soc. pl.
von kmet\
cnesna^ kniezna^ KNiesRH^i^ Z. 42. 60. 69 —
70. Nom. sg. Ursprünglich und noch
hier = Fürstentochter (vgl. kralevna^ ca-
revna und kralica> carica); verschieden
von knieni, Fürstin, welches wir für
zusammengezogen aus kniehyni halten
(vgl. car, ban, barin st. cesar, bojan,
bojarin u. s. w.). Doch wurde bereits
im XIV Jahrh. kniezna mit knieni ver-
wechselt.
cnesno, kniezno> KNieacNo^ Z. 90 — 91. Yoc.
sg. von kniezna.
cneznu, knieznu, KNiesRHoy, Z. 38. Acc. sg.
von kniezna«
creconosi, Kr'konosi, KpbKONoiuH» Z. 48.
124 — 125. Gen. pl. f. von Kr'konoä
(Riesengebirg). Ptolemäus nennt in der
Gegend dieses Gebirges das Völkchen
KoQxavtol, was gewiss mit Kr'konos iden-
tisch. Vgl. Staroz. slow. S. 393.
criudi, krivdy, KpHBAbi, Z. ßß, Acc pl.
von krivda (injuria).
criue, krive, kphb-b, Z. 22. 23. Loc. sg. f.
von kriv, a, o (curvus).
criui, krivy, KpHSbi, Z. 31. 107. Gen. sg. f.
von kriv, Si, o.
cruto, kruto, Kpovro, Z. 20 — 21. Das Neutr.
des Adj. indef. krut (saevus), als Adv.
gebraucht.
]>.
daste, daste, a*ict^, Z. 95 — 96. Praet 2
dual. f. von dam, dati (dare).
dati, dati, a<ith, Z. 115. Inf. von dam.
dedini, dediny, a-^ahnbi, Z. 19 — 20. 56 —
57. 73. 74. 105. Acc. pl. von dedina.
dedinu, dedinu, a-^ahhoy^ Z. 114 — 115.
Acc. sg. von dedina (ager).
deski, desky, asckbi, Z. 65. Nom. pl. von
deska (tabula),
deti, d^ti, a-^th, Z. 3. Nom. pl. (liberi).
deuce, d^vde, a-^bvc, Z. 122. Nom. sg. f.
von devöi, öe (ol. da), öe (virgineus).
deue, d^ve, a-^bii, Z. 94. Nom. dual, von
d^va (virgo).
die, dlie, aaic, Z. 6. 59. Adv. als Praep.
gebraucht (propter, ergo),
dobrozlausca, Dobroslavska , AOBpocAds*
cK<i, Z. 45. 88 — 89. Gen. sg. m. von
Dobroslavsk, a, o. (Dobroslavius).
drusna, druina, apoy3kn4, Z. 30. Nom. sg«
f. vom Adj. druzny, a, e (socius).
dubrauini, dubraviny, AoyBp^iBHNbi, Z. 44
— 45. Nom. pl. von dubravina (quer-
§. 12. WcrtverzeichnUi.
AI
cetum). Dieses ist aus dubrava, urspr.
Eichenwald« dann^ wie bei den Illyriern^
jeder Wald überhaupt, yerlängert: vgl.
dubrava silva, in Monse's Fragm. bei
Boöek T. I. p. 113.
due, AB^» Z. 63. Nom. dual. f. von dva
(duo).
dvore« dvore, abop-«, Z. 38. Loc. sg. von
dvor (aula).
O.
glasig glsisy, rA<ichi, Z. 93. 94. 98. Acc.
pl. von glas (suffragium).
glaua, glava, r\A^A^ Z. 3. Nom. sg. (caput).
glaui, glavy, rA<iBhi> Z. 14 — 15. Acc. pL von
glava.
glinUf glinu« pahhoy» Z. 16. Acc. sg. Ton
giina (limus).
gor, gor, rop, Z. 15. 48. 124. Gen. pl. von
gora (mons).
göre, göre, rope, Z. 111. 112. Nom. sg.
(dolor), als Int. (va^).
gouoriti, govoriti, tobophth, Z. 86. (zwei-
mal), 90. 125 — 126. Inf. von govoriu
(loquor).
hladne, chladne, xAdAH-«, Z. 25. Loc. sg.
f. von chladen, a, o (gelidus).
hlemca, chrmca, xAbuqd, Z. 46. 89. Gen.
sg. von cbFmec (collis). Wir lesen c
als c, nicht als ki chProka, weil die
Form -ec in jener alten Zeit fast in
allen .Mundarten als die edlere und ge-
bräuchlichere galt.
liodi, chodi, xoah, Z. 6 — 7. 7. Ind. praes.
3 sg. von choziu, -diti (adire).
hraber, chraber, xpasep» Z. 24. Nom. sg.
m. (fortis).
hrudos, GhrudoS, xpovAcui/ Z. 21—22. 55.
107. Nom. und Acc. sg. (n. pr. Chru-
dos).
hualiti, chvaliti, xb<iahth, Z. 87. Inf. von
chvaliu (comprobo). Vgl. pochvalichu
Z. 9. In dieser speciellen Bedeutung
von »billigen, gutheissen, beschliessen«
wohl uralt. Man halte dazu das poln. u-
chwalic, verordnen, festsetzen, beschlies-
sen , uchwa^a , Verordnung , Beschluss,
conclusum, uchwa^a sejmowa, Reichstags-
beschluss, senatus consultum ; dasweiss-
russ. ufalir, ufaljnt', ufala, z. B. in der
Urk. 1589 in Belorusk. Arch. I. 62—63
u. s. w.
I.
i, i, H, Z. 2. 8^. 35. 40. 41. 54. 55 (zweimal).
58. 68. 71. 79. 85 (zweimal, das zweite-
mal beschädigt). 87. 93. 95. 98. 117.
Gonj. (et).
ide s e, ide-ze, HAe-xe, Z. 44. 46. 48. Adv.
(ubi).
im, im, hu, Z. 76. 106. Dat. pl. von Pron.
pers. on, a, o, st. i, ja, je, (ille).
im se, im-ze , hu-jrg, Z. 112. Dat. pl. von
Pron. rel. jen-ie, ja-ze, je-ze (qui).
ima, ima, hu<i, Z. 42. 67. 83. Dat. dual, von
on, a, o (ille).
iscati, iskaf, hck<it\ Z. 127^ Inf. statt iskati
von i§£u (quaero). Das i stumm ; vgl.
Gramm. Formen.
J.
i a s e, ja-2e, m-sks, Z. 73. Nom. dual. m. v.
jenie (qui).
iarim, jarym, upbiu, Z. 110. Soc. sg. m.
von jary, a« e (validus).
7*
M
Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht.
iarosir» Jarozir« upoxHp, Z. 50 — 51. Acc,
sg. (n. pr. Jarozir).
iaz» jaz, m^, Z. 17. Pron. 1 pers. (ego).
ie« je» le» Z. 95. 96. Acc. pl. m. von on
(iUe).
ie 86» je sie» le cie» Z. 89. 96. 125. Präget.
3 sg. Ton imu sie» jati sie (o.ccipio).
iednei, jednej, leANSH» Z. 65. Gen. sg. f.
Yon jedna (una).
iedno» jedno» icano» Z. 4. 76 — 77. 106.
Acc. sg. n. yon jeden, mit v zusammen-
gesetzt und als Adv. gebraucht (in
unum).
ieia» jeja» leu» Z. 41. Gen. sg. f. von ona
(iUa).
ieie» jeje» leie» Z. 88. Gen. sg. f. von ona.
ieiu» jeju» leio» Z. 36. Gen. dual. m. von
on (ille).
iemu» jemu» leucy» Z. 108. DaL sg. m.
Yon on.
ien se» jen-ze » leH-xe» Z. 27. 102. Nom.
sg. m. An die Stelle des altsl. i-ze
(qui) trat im Altböhm, jen-ze » gebildet
yon i mit dem paragog. n wie ten» sen
oder sien» onen yon I, s\ on u. s. w*
iu se» ju-ze« lo-xe» Z. 128. Acc. sg« f. yon
ja-ze (quae).
HL.
k e g d i » kegdy , KerAbi , Z. 17 — 18. Ady.
(dum),
ki» ky» Kbi» Z. 5. 83. 121. Nom. sg. m. Hier
Pron. rel. (qui)» wie im Serb.» und in
der Kon. Hndschr.: Lumir» ky pohybal
Vy§ehrad. 76.
1» r» a'» Z. 81. (nebudete I)» Conj. (an)» aus
li yerkurzt; ygl. St«r. SkÜd. IL 119.
V. 29.
labe» Labe» Aaee» 2^ 47. Nom« sg. (n. pr.
Albis).
ladni» ladny» A4iANbi» Z. 52. Gen. sg. f. yon
laden » a » o. Hier in der Bedeutung
yon bystr^» öist}^» limpidus; ygl. ladno
lekafstyie Ms. pr. pr. 167; die Ursprung-
Uche Bedeutung des Stammes lad war
aber wohl Glanz, nitor» styücest'» was
auch die Mater Verb, bestätigt: nitens»
serenus» ladny. Pag. 218. c. 2. Daher
die Namen yon Flüssen und Bächen in
slaw. Ländern; z. B. Lada Nebenfl. der
Velikaja in Pskoyer Gouy.» Lada Nebenfl.
der Taney in Polen u. s. w. — Sonst
wird ladny schlechthin (är schön ge-
braucht: so in dem Wittenb. Psalt.» wo
Ps. 92» 1 decor durch ladnost über-
setzt und über der Zeile durch krasa
glossirt wird.
lehi» lechy» A-6xbi» Z. 7. 54. Acc. pl. yon
lech (procer» optimas).
lehom» lechom» a-sxou» Z. 96. Dat. pl. yon
lech.
lesi, lesi, a-sch» Z. 8. 57—58. 71. 78 — 79.
85. 117. Nom. pL yon I6ch.
li» li» AH» (umre li)» Z. 3. iSO. Conj. (an).
lubice» Liubice» AioBHue» Z. 44. Gen. sg.
yon Liubica (n. pr. Lubica).
lubusa» Liubu^a» aioboy«^» Z. 115« Nom.
sg. (n. pr. Liubusa).
lu busine» Liubuäine» Aio60Y«Hit«» Z. 33.
37 — 38. Loc sg. m. yon Liubuän» a» o
(ad Liubui^am pertinens).
luta» liuta» aiotj» Z. 12. Nom. sg. £ yon
liuty» a» e (saeyus).
luti» liuty, AioTbi» Z. 21. Nom. sg. m.
lutobor» Liutobor» aiotobop» Z. 45. 88.
Nom. et Acc. sg. (n. pr. Liutobor).
lQto8tu»liutostiu» AioTocTio» Z. 109. Soctg;
yon liutost* (furor).
5- 13. Wortverzeichnisse
68
lutu» liutu j AtoToy» Z. 49. Acc. sg. f« Ton
liut^ a« o (ferus).
M.
mahnu^machnu^uiixHOY^ Z. 109 — 110. Praet.
3 sg. von machnUf -uti (quassare).
mec^ med, uev, Z. 66. Nom. sg. (ensis).
meru« meru, u-fepov» Z. 78. Soc. sg. von
m^ra (mensura, portio).
mezUj mezuj uezox» Z. 51. 74. 86 — 87. 121.
Adv. als Praep. gebraucht (inter).
moi» moji, uoh, Z. 71. 78. Nom. pl. m. von
moj, a, e (meus).
moie, moje^ uoie, Z. 118. Acc. sg. neutr.
von moj.
m o i e» moje, uoie, Z. 79 — 80. Acc. pl. fem.
von moja (mea).
mosta^ Mosta« uocrd, Z. 50. 97. Gen. sg.
von Most (Pons, hier n. pr.)
mse, Mze» uxe, Z. 53. Gen. sg. von Mze
(n. pr. Misa).
musa, muia« uoy»<i» Z. 120 — 121. Gen. sg.
von mui (vir), als Acc. gebraucht,
muse« muiie» uoY»ie« Z. 2. Nom. pl. von
mui.
mnsem» muiem» uoYaceu» Z. 112. 113. Dat.
pl. von mui.
musUj muiu, uoymox, Z. 113. Dat. sg. von
muz.
mutisi« muti§i, uoythuih» Z. 10. 11. Ind.
praes. 2 sg. von muciu, mutiti (turbare).
mutno, mutno, uoytno» Z« 35. Das Neutr.
des Adj. indef. muten (moestus)> als
Adv. gebraucht.
NT.
na« na N4I, Z. 22. (zweimal), 24. 32. 89. 61.
100. 123. Praep. (in» supra).
nalez, nalez» hami^^ Z. 83. Acc. sg. (sen*
tentia).
nam« nam« n^iu, Z. 126. Dat. pl. von jaz
(ego).
naricaie, naricaje, N<ipHM<iie, Z. 35. Ind.
praes. 3 sg. von naricaju» -ati (queri)»
und dieses von reku, rku mittelst -iati»
nach dem 2tcn Muster der oten Form
slaw. Zeitwörter, wobei die Gutt. g-, cÄ,
k eine Verwandlung in z, s, c erleiden :
stigu, stizati, dchu, dysati, tku, tycati
u. s. w. Im Altböhm, war die Form
nicht selten, doch ging das a früh in e
über : vgl. nicati u. niceti (nicht niöeti,
wie in Jungmann s Slownjk) von niku,
ponucati u. ponuceti von ponuku, le-
ceti von leku, macati u. s. w. Auch
unser zr'cadlo (slowak. zr'kadlo) setzt
ein verschollenes zr'cati voraus. Mit
dem beweglichen e gebildete^ Stämme
nehmen bei Iterativen dieser und an-
derer Formen regelmässig ein i an : bi-
rati, öirati, zirati, mizati, iizati von beru,
brati, öru, zru, mgu, igu u. s. w„ wel-
ches im Böhm, sehr früh in ie verwan-
delt wtu'de. Ygl. sbierasti unten.
narod, narod, N<ipoA» Z. 99 (zweimal). Acc.
sg. (populus).
narodu, narodu, n<ipoaoy^ Z. 93. Dat. sg.
von narod.
nas, nas, n<ic, Z. 127. Loc. pl. von jaz
(ego).
nasi, naäi, n^iiuh, Z. 129. Nom. pl. m. von
naS, a, e (noster).
n e b a, neba, Nee^i, Z» 14. Gen. sg. von ne-
bo (coelum).
nebudete» nebudetS, NeBovAe-r»» Z. 81.
Ind. fiit. 2 dual. f. von jeam (sum), mit
dem Adv. ne.
ft4
Denkmäler der bSkmiscken Sprache. Libusa's Geridu.
nebudu, nebada, n€bovaoyi Z. 119 — 120.
Ind. fuL 1 sg. Ton jesm, mit dem Adv. ne.
nehualno, nechvalno, ncxb^aho, Z. 126.
Das Neutr. des Adj. indef. chvalen^ als
Ady. gebraucht» mit dem Adv. ne (in-
glorium).
nemceh« N^mcech» tt^uq^x, Z. 126 — 127.
Loc. pl. von Nemec (Germanus).
nemutila,nemutiia,H6uoYTHiVj« Z. 17. Praet.
part. acL f. von muciu« mutiti (turbare)«
mit dem Adv. ne.
nim se« nim-ie» HHu-se, Z. 111. Dat. pl. von
jen-ie (qui), mit dem prosthetischen n.
nima, nima, nhuj» Z. 68. Soc. dual. Ton
on, ona» ono (iile)» mit dem prosth. n,
noui, noTYf Hosbi« Z. 83. Acc. sg. m. Ton
nory, a^ e (noYUs).
o, o, o, Z. 19. 56. 73. 74. 105. Praep.(de).
oba. oba, om, Z. 25. 25—26. 41. 76. 100.
Nom. und Acc. dual. (ambo).
okence, okence« oKeHqe, Z. 32. Acc. sg.
(fenestella). Die Dem.-Form auf -ce, st«
-ko^ wird im Altböhm, und in den mei-
sten slaw. Dialekten für edler und ge-
fälliger gehalten: Tgl. sFuce, perce,
cyrill. jajce, korablice u. s. w. , slowak.
srnkOf pierko u. s. w. Der Unterschied
der Formen beruht bloss auf dem Wech-
sel der Yocale e und e und der da-
durch bedingten Verwandlung der Gutt.
oplacausi, oplakaysi, ofWdKdwmn , Z. 14.
Praet. Gerund. f. yon oplakaju« -ati
(abhiere). Vgl. Junpnanns Slow. Ces.
u. Piakam« Opiakam, Wvplak^m. Dem
Stamme und der Bedeutung nach ist
piakam (spulen) und pladi, altböhm. und
slow, plaöu sie (weinea), ein und das-
selbe. Wort. »Plakati sie, flere, uheriim
lacrimas ßindere.^ Mater Verb. 117. c.
3.» also -^ sich mit ThrSnen netzen»
sich in Thränen baden.
orlicu, Orlicu, opahuov, Z. 47. Acc. sg.
von Orlica (n. pr.)
osudie, osudie> ocoyAie« Z. 95. Acc. sg.
(uma).
ot, ot, OT, Z. 1. Kom. sg. Unzweifelhaft ot,
Vater, wovon otec Sowohl dieses ot-ec,
als auch das Adj. cyr. oten\ altböhm.
oten (väterlich) , supponirt den bei an-
dern Slawen früh eingegangenen Nom.
OL »Oten' ab ot, unde et otec.« Do-
brovsky Inst. 1. slav. 326. Zahhreiche
Subst , die jetzt nur mit -ec gebräuch-
lich sind, wurden ehemals, laut unsem
Sprachdenkmälern, auch ohne -ec ge-
braucht: so können die Böhmen z. B.
jetzt nur uj-ec, aber Aquensis und We*
leslawin kannten und schrieben noch
uj, so gut als die alten Russen oder
die heutigen Polen; so kannten wir bis
1818 und 1827 nur junec, praporec, ja-
blko, bis uns die Kon« Uandsch. jun und
prapor, die Mat. Verb, und das Pass.
jablo brachten. Auch unser strjfx st.
str}'j-ec supponirt ein str}j, welches noch
wirklich bei den Russen und Polen fort-
lebt. Allzumal werden Verwandschafts-
namen h^pokoristisch viel gestaltet und
gemodelt: man denke an die mit pater
verwandten batja* bafka, batko» badka,
batjuska, batjusko, bateiika, bateAko u.
s. w. Vgl. stol.
ot, ot, CT, Z. 31. 44. 48. 50. 51. 52. 97. 107.
124. Praep. (ab).
otaue, Otav^, or^n, Z. 22 (zweimal). Loc
sg. von Otava (n. pr.).
§. 12. JFortverzeichniss.
55
otaui» Otavy« orasbi^ Z. 31. 107. Gen. sg.
YO^ Otava.
otci, otci,.oTHH, Z. 129» Nom. pL von otec
(pater).
oten^ oten« otsn» Z. 61« Acc. sg. m. Ton
oten, otaa> otno (paternus). Gebildet
wie roden^ dna, dno von rod. Altslaw.
und russ. oteü^ otnia« otnie. In der
Mat-Verb. wird »puber, viriliaa durch
odaki writi otne pametia (das i ist be-
schädigt) glossirt. Wir lesen : tlaky,
Y riti otoe pamety, und halten otne pa-
mety (parentalia signa« notae, russ. po-
meta, meta) für den Nom. pl. Yon otna
pameta. Vgl. Decl. der Adj.
otna« otna, otn<i, Z. 70. 91. 115 — 116. Gen.
sg. m. von oten, a, o.
otne» otn^f oth-b, Z. 33. 34. Loc. sg. n.
Yon oten, a, o.
otne, otne» orne, Z» 20. 57. 74. Acc. pl.
f. Yon otny, a, e (paternus).
F.
p a 8 u> pa§u, nauioY» Z. 2. Praes. 3 pl. Yon
pa$u, pachati (arare). Vgl. JungmanrCs
Slown. £es. u. Pachäm. Die Bedeutung
»ackerna halte ich fiir die ursprüng-
liche, die von »arbeiten, machen« für
die spätere, synecdochisch erweiterte.
pie, pije, nnie, Z. 47. Praes. 3 sg. von
piju, piti (bibere).
plamen, plamen^ nA<iMeH, Z. 67. Nom. sg.
(flamma).
pleki, pl'ky« nAbKbi» Z. 28* 103. Soc. pl.
von pFk (legio, caterva).
plezne, prznijB, nAb^Hie, Z. 5 — 6. Gen. sg.
von pFzeü (utilitas). Bekannt ist polza
Nutzen, polezny nützlich, in andern Dia-
lekten; uns Böhmen hat die MaU Verb.
und die Kön. Handschr. ebenfalls das
Adj. pl'zny frugalis, utilis, erhalten. MV.
pag. 431, c. 3. KH. 42. 62. Dobrowsky's
Ableitung aus po und Iza ist zweifel-
haft : in Georgii MonachiUamartoliChro-
nicon , einem correcten Serb. Codex
auf Perg. vom J. 1389, iiiest man aus-
drücklich : N4 nAb2:ov ieuoY> nicht noAi^oy»
Fol. 238. col.2., was mit unserm pFzen,
pl'zny, schön übereinstimmt.
po, po, no, Z. 9. 42. 43. 45. 47. 49. 50. 51.
53. 54. 55 (zweimal). 75. 81. 82. 93.
108. 119. 122. 128. Praep. (post).
p o c e, poöie, novie, Z. 69. Praet. 3 sg. von
poönu, poöati (incipio).
p o c e h u, poöiechu, noviexovj Z. 85. Praet.
3 pl. von poänu, poöati.
pod, pod, noA, Z. 68. Praep. (sub).
poganenie, poganienle, nor<iNieNie, Z. 118.
Nom. sg. (contumelia).
pognati, pognati, norN<iTH, Z. 40 — 41. Inf.
von pozenu (cito).
pogubi, pogubi, noroyBH, Z. 49. Praet. 3
sg. von pogubiu, -iti (delere).
pohualihu, pochvalichu, noxsdAHxoy, Z. 9.
Praet. 3 pl. von pochvaliu> -iti (com-
probo, sancio). Vgl. hualiti.
popeloua, Popelova, noneAOBd^ Z. 27.102.
Gen. sg. m. von Popelov, a, o (ad Po-
pelum pertinens).
pof^uu, popravu, nonp^Bov^ Z. 39. Acc« sg.
von poprava (compositio controversiae).
Vgl. Jungmanns Slown. C)es. u. Popra-
wa. Man hat an dieser Stelle firüher
irrig popsiu=popraziu, gelesen und das
Wort übereilterweise in die neuere Dich-
tersprache eingefllhrt.
posli* posly» nocAbiy Z. 43« Acc. pl von
posel (nuntius).
«6
Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht,
fida> pravda» np^iBA^» Z. 115. puda Z. 127
— 128. Nom. sg. (jus, justitia). Vgl. Jung^
manrCs Slown« Ges. u. Prawda.
^udodatne, praydodatae « np<iBA0A<iTH6,
Z. 65 — 66. Nom. pl. f. von pravdodatny,
a» e (legislatorius). Der zweite Theil
des Wortes kommt vor in u*datny^ slaw.
blaho-datny u. s. w. Vgl. auch : zakona
dateP» iegislator, quasi dator, Mat. Verb.
173.
^udozaesten» pravdozvesten» hp^ibaoi^b-«-
cT6Hy Z. 67 — 68. INom. sg. m. von prav-
dozyesten; -tna» »tno (juris nuntius).
^udu, pravdu^ npdBAoy« Z. 9. 40. 72 — 73.
119. 127. Acc. sg. von pravda (jus).
preuencu» prVencu, nphB6Ni4oY> Z. 114.
Dat. sg. von prVenec (primogenitus).
^Pgledati, pregliedati« np-srAieA^iTH « Z. 98.
Inf. von pregledaju (dispicio).
^?s, pres, np-Bc, Z. 29. 104. Praep. (per,
trans).
pride.pride, npHAe, Z. 103. rßde, Z. 27— 28.
Praet. 3 sg. von pridu^ priti (statt prii-
du, priiti» venire).
^letese» prQet^se» npHAGTfiiii«« Z. 29 — 30.
31. Praet. 3 sg. von prileciu» prileteti
(advolare).
prinesehu» prinesechu, npHHecexoY« Z. 129.
Praet. S pl. von pme&u« prinesti (ad-
ferre).
^pcni» proknij npoKHH, Z. 58 — 59. Nom. sg,
m. (quilibet). Gehört nebst vrchni zu den
wenigen Adjectivalformationen » welche
die Gutturale des Stammes vor »ni nicht
verwandeln. Uebrigens kommt auch pro-
kny vor; vgl. dAvni und dAvn^, nd-
sobn^ und nlisobn^ u. s. w. Die Mater.
Verb, erhielt uns den Stamm prok (re-
. atduus)k Vgl. Jungnuams Slow. Öes. u.
Prok und Proknj.'
^tiu, protiv, npoTHB, Z. 67. Praep. (contra).
^uolati, provolati, npoBOA<iTH« Z. ^« 98—^
99. Inf. von provolaju (promulgare).
ptencem» ptencem« nreHgeu, Z. 111. Dat.
pl. von ptenec (pullus). Das Wort hat
sich auch in der Mat. Verb, eriialten:
ptenec» pullus» filius avis. , Pag. 277»
0. 1.
radbuze» Radbuz^» p^iaboy:^^» Z. 24 — 25.
Loc. sg. von Radbuza (n. pr.)
radouan» Radovan» p4aob<in» Z. 49 — 50. 96
— 97. Nom. und Acc. sg. (n. pr.).
ratibor» Ratibor» pdTHBop» Z. 47. 124. Nom*
und Acc. sg. (n. pr.).
reki» reky^ p-sKbi» Z. 29. 104. Acc. pl. von
r^ka (fluvius).
rize, rize» pH^-^» Z. 61. Loc. sg. von riza
(vestis).
roda» roda» poAd» Z. 26. 101. Gen. sg. von
rod (genus).
rodna, rodna, poANd» Z. 18. 19. 100 — 101.
1) Nom. dual. m. von roden» -dna» -dno
(germanus). 2) Nom. sg. f. Z. 36. 37.
rouna, rovna, pobn^i» Z. 121. Gen. sg. m.»
für den Acc. gesetzt» von roven, -vna»
-vno (aequalis).
rounu» rovnu» pobhoy» Z. 77—78. Soc. sg.
f. von rovny, a, e.
rozdelita se« rozdelita sie^ po^^A-ftAirr^ cie»
Z, 77. Fut 2 dual. m. von rozdi^liu»
•iti (dividere).
rozenia» rozienia» pos^cwM» Z. 59^. Gtn. sg^
von rozenie (nativitas).
rozli se» rozU sie» po:cah cie, Z. 108. Praet.
3 sg. von rozliju sie (perfimdor).
rozlosito» rozloülo» poi^AcuRirro^ Z. S2. Acc.
sg* a» von rozloMl» a, a (paudiis}.
$• 13. Wortmerzeithnus.
ft7
rozmisleliom, rozmyslieGhoni » poicubicA-ttp
xoM> Z. 92. Praei.. 1 pL von rozmysliu«
-iti (perpendere).
roxresite» rosröüte» ^oxp-%mwT%^ Z.72. 19.
Imper. 2 pl. von rozr^äiu, ki ,(decer-
Dtt*e). IXas WortrozrMitij auflösen» kommt
in dieser reinen Form auch in der böhm.
Alexandreifl V. 22U vor: Opet sie vo-
da rozreSi. Star. SkUd. U. 253. Allein
auch unser jetziges rozhf e&iti ist nichts
anderes^ als eben dieses rozfeliti, mit
dem ep^ndietiachen A» wie sonst in
hundert andern Fällen» vermehrt : vgl.
hfiza im N. Test. 1475 sL risa» Hfip st.
&p u. 6. w. Von dem einfachen r^Siti
kommt unser f eäeto» Sieb.
rozuadema»roZTadiema, pcMCiMAieu4» Z. 56.
rozuadena» rozvadiena» po^ea^AfeH^i» Z.83 —
84. Praet. part» pass. dual« m. von roz-
vaziu» -dili (dissociare« disjungere). In
rozvadiema ist das m an die Stelle
des n getreten» der damals üblichen
Aussprache gemäss. Vgl. §. 14. Gramm.
Formen: Conjug. Man bemerke, dass das
d\XL ;t nicht verwandelt wird. In dem Frag-
ment eines alten Psalters imMuaeum liest
mgn natieni st. nuoeni.
rozulaiase» rozvlajaSe» po^BAjMuie» Z. 1 2 —
13* Praet. 3 eg. von rozvlajci» -jati (es-
asperare). Die altslaw, Mundart kennt
nra* das Recipr. vlaju a^» wogen» sich
bewegen: die russischen Lexicographen
fiijbren zwar ein unbelegtds Act. vlaji^
bewegen» in Wallung bringen» an» wir
wollen Inders- darauf kein Gewicht legen.
Von dem Rec vlaju s^ ist das Factit.
; rozvlajati eben so regeliaäsaig gebildet»
wie hundert andere in allan unaemUund-
arlan» vgl. ti^asn aie» potfasati» plaöiu
; sie.(lL Vf)» roRplakmi ; .potili a«t jqpotiti ;
lekati se» polekati u. s. w. IBekanntlicfa
gehen Neutra und Recpr. mit Praep.
und der Annahme anderer Formen in
Act. und Factit. über. (Dobr. Inst. 353.
856. 357—860.)
rozumu» rozumu» po;^yuoY» Z. 81. 62« Dat.
sg. von rozum (intellectns» mens).
rozuzenu» rozsuzeniu» pozcoy:{6hio» Z« 99 —
100. Dat. sg. von rozsuzenie(di]udicatio).
rubi» ruby» pgyem» Z. 2. Acc. pU von mb
(vestis). Vgl. Jungmannt Slow. £es. u. Ruh.
ruca» ruka» poykj» Z. 123. rk)m. sg. (manus).
rucu» ruku» poykoy» Z. 110. Soc. sg. vonruka.
s» s, c, Z. 7 (zweimal). 28. 88. 91. 103.
Praep. mit (cum). 2)s» s» c» Z. 45. 70.
115. Dieselbe = von (de).
sami» sami» cauH» Z. 118 — 419. Nom« pl. m.
von sam» a» o (ipse).
samorod» Samorod» cdMopoA» 2. 53. Acc.
sg. (n. pr.) Gehört zu den seltensten
Namen» und wir fanden ihn nur in einer
mss. Ufk. vom J. 1477 in Sobr. Gos..
Gram. I. 252.
san» saü» c4h*» Z. 49. Acc. sg. (hydra).
sazaui» Sazavy» cd^jBbi» Z. 52. Gen. sg. f.
von Sazava (n. pr.)
sbei'aste» sbieraste» €Biep4CTiiff Z. 94 — 95.
Praet 2 dual. £ von sbieraja» ati (col-
ligere)« Das regelmässige Iter* von se-
beru» sebrati wäre mit Einschaltung des
{ .- sebirati oder sbirati (vgl. naricige ob«) ;
doch ging im Böhm, das gedehnte i
sowohl hier als anderwärts bereits sehr
firflh in ü über; daher di«rati» zierati»
tierati» pierati u« a. w« st. öirati» zirati»'
tirati» pirati» daher ferner atojieäi im
lied asiif Wytehrad st. «Uijiii u# s. w.
8
86
Denkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Gericht.
8 b o r e n, sboren» csopeN, Z. 100. Praetipart.
pa8S.in.Toa sboriu, sborid (con^egare).
Das Zeitwort sboriti» Tersammeln, lebt,
in einer der unsrigen verwandten Be-
deutung« noch im Munde der Serben
und ertönt in hundert serbischen Helden-
liedern: Zbor zborila gospoda rist'an-
ska — Zbor zborile mlade Zemunkinje«
Zbor zborile-pa su goTorile u. s. w.
sbosiem, sboüem, csoxieu, Z. 4. Soc. sg.
▼on sbozie (res, opes).
se, se, ce, Z. 71. Interj. (ecce, en).
se« se, ce, Z. 53. Praep. .r mit dem euphon.
ei von (de).
s e , se , ce 4 Z. 36. Acc. sg. n. von pron.
dem. s\ si» se (hie).
se« sie 5 cie« Z. 28. 129. Acc. pl. f. von s\
sij se.
se, sie, cie, Z. 18. 20. 57. 73. 77. 84—85.
105. 107—108. 108—109. 125. Acc. sg.
und pl. des Pron. rec. in Verbindung
mit Verben zur Bildung von Recipr.
und Reflex, (se).
se, ie, *e, Z. 27. 28—29. 44. 46. 48. 73.
102. 103—104. 111. 112. 128.129. Adv.
relaiL in Verbindung mit Pron. und Ad-
verb.
seber, seber, cecep, Z. 92 — 93. Imp. 2 sg.
von seberu, -brati (colligere).
sebraste, sebrast^, ceepäcr«, Z. 93 — 94.
Praet. 2 dual. f. von seberu, -brati.
8 e de, siede, cwas, Z. 31 — 32 Praet 3 sg.
▼on siedn, siesti (consido).
sedle, 8^dl£ , c^aa*», Z. 33. 34. Loc. sg.
von s^dlo (sedes).
selezu, iel^zu, x6A-ft^oY« Z. 122. Dat. sg.
▼on ieUzo (ferrum).
sena, iena, iraHj, Z.lt2. Nom. sg. (femina).
seni, ieny, awHw; Z. %^ Nom. {d. ▼oft iena.
sesipausi, sesypa^Ü, cccbinjKHH, Z. 13.
Praet. gerund. f. ▼on sesypii^ -pati (de-
fundo, deturbo).
sestra, sesira, cscTpj, Z. 36^37. 37. Nom.
sg. (soror).
si, si, CH, Z. S. Dat sg. ▼on Pron. rec. sie
(se).
sira, sira, aHpj, Z. 14. Gen. sg. n. ▼On sir,
a, o (latus)/
sirne, iirne, «HpNe, Z- 29. 104. Acc. pl. f.
▼on iimy, a, e (opimus). y^. Jungmanns
Slow. ^s. u. 2ir und ivrocf. Das Wort
zir, vom Stamme zeru, kennen ausser
den Russen auch die Serben, in deren
ältesten Urkk. es schon vorkommt, und
die Mast bedeutet,
smeril, smeril, cu^pha, Z. 83. Praet. part
' act m. von sm^iu, iti (conciliare),
smerita se, smerita sie, cu-topHTj, Z. 104
— 105. Fuu 2 dual. m. von sm^riu sie,
-iti sie (conciliari).
snehu se, sniechu sie, cNiexoY cie, Z. 57.
Praet 3 pl. von snimu sie, sniati sie
(convenire).
snem, sniem, cNieu, Z. 100. Acc. sg. (co-
mitium).
s n e m e, snieme, cHieu«, Z. 63. Loc. sg. von
sniem.
snemi, sniemy, cnieubi, Z. 6. Acc. pl. von
sniem.
sobu, sobu, C060Y, Z. 21. 74. 87. 121. Soc.
sg. von pron. rec. sie (se).
sj'si, sprosi, cnpocH, Z. 38. Praet 3 sg.
von sproäiu, -iti (rogare).
8 taglau, Stiagla^, CTMrAJB, Z. 28 — 24. 55.
Nom. und Acc. sg. (d. pr.) Der Name
ist aus dem Praet stia von stnu und
glava zusammengesetzt Zannoni hat in
Kyjew. GouV., nördl. von Mrin, das Drf.
$lag<dov, was dcfrselbe Name ist
$. 12. H^ortverztichmss.
58
stara;, sUura, cTjp4« Z. 26. 102. Gen. sg. m.
von'star> a» o (priscus).
8tol^:stol» CTOA, Z«61.Acc.sg;. Der einfache
Stamm stol» soünm» Fürstenstuhl» Thron,
gleichbedeutend mit pr6-stol> im Alt-
- slaw. gebräuchlich : in der Königin-
hofer Handschrift und bei Dalemil nur
stol - ec Das dem gemeinsten Serben
noch bekannte Stolnt -Belgrad (Stuhl-
weissenburg, Alba Regalis) setzt eben-
falls ein .altserb. stol. Thron , voraus.
(Den später gefundenen Beleg fiir das
böhm. stoL s. §. 24.) Vgl. ob. ot.
Stola, Stola, ctoaj, Z. 70. 91. 116. Gen. sg.
von stol.
s tr e b r o n o s n e, strebronosne, cTpespoNocNe,
Z. 53 — 54. Gen. sg. f. Ton strebronosny,
a^ o (argentifer).
strebropenu, strebropenu, crpesporrfeHoy,
Z. 11— »12. Acc. sg. £ von strebrop^ny,
a, e (argentospumeus). Die Zusammen-
setzungen, wo zwei Redetheile, ein Adj.
und ein Subst., dergestalt z^ einem Be-
griffverbunden werden, dass das Subst.
nach Abwerfung seines Bildungsvocals
bloss den Concretionslaut y, a, e an-
nimmt, gehören wohl zu den ältesten
und gangbarsten in der slawischen Spra-
che ; vgl. dlühorukj^, dldhonohy, kritko-
zraky, öernovlas^, krivoust^, kfivonosj^,
kfivonoh^, tvrdohlav^^ u. s. w. Vgl. vfi-
kozizny und zlatop^sky.
strezibor, Strezibor, crpeicHsop, Z. 52.
Acc. sg. (n. pr).
stroia, stroja, ctpom, Z. 2. Praes. 3 pl. von
'- stroju, -jiti (parare).
aftupi; 9tup], croYtiH, Z. 59. 60. 61. Praet.
^ sg. von stnpiu, «iti (adscendere)»
$u, su/toy» Z. 44. 65. Praes. 3pl. vonjesm
/
:'j'."'
^sum).
'. I
suadi, svady, cBdAM, Z. 120. Gen. sg. von
svada (lis).
suatu, svatu, cbjtoy, Z. 128. Dat. sg. m.
svat, a, o (sanctus), .
suditi, suditiy coYAHTH, Z.41. 120. Inf. von
suziu (judico).
sudne, sudne, coyah-», Z. 94. Nom. dual.
f. von suden, -dna, -dno (judicialis).
sudte, sud'te, covAbre, Z. 118. Imp. 2 pl.
von suziu, suditi (jndicare). . •
suego, svego', caero, Z« 59. Gen. sg. n.
von svoj, a, e (suus).
8 u e i, svej, CB6N, Z. 1 . Dat. sg. £ von svöja{sua).
suemu, svemu, cBeucy, Z. 93. Dat. sg. m.
von svoj. '
suete, svietöy csie-ra, Z*. 34. Loc. sg. m.
von sviet, a, o =: svat, a, o (sanclus).
T.
taco, tako, t4ko, Z. 89. 125. Acc. sg. n.
von tak,a,o(talis). 2) Adv. Z. 115. (ita).
te, üe, Tie^ Z. 12. Acc. sgf. vpn ty. (tu).
tetui, Tetvy, Tersbi, Z. 27. 102. Gen. sg.
von Tetva (n. pr.). Man hat an dieser
Stelle früher irrig »ietui« gelesen; in
der Handschrift steht deutlich »tetui.«
Sowohl der grammatische , als der lo-
gische Sinn (es folgt: j^iie pride, was
auf rod nicht füglich bezogen werden
kann) erheischen hier einen dem Ge-
nitiv Adj. masc. Popelova entsprechen-
den Geüit. SuhsY. inasc. Dieser ist T(etvt
von deriiHannsnainen Tetva, des^M ehe-
maliges Dasein iiib' Ortsnamen T^tevöice
in WestgaKeien und •Tctivbn'öileif Tete-
ven in Bulgarien ' erweis^ü^ Tetva ist
der mittelst des epentheti^hen « erwei-
terte bekannte Mannsname «Teta (TgkDa*
nilovid Lit(^^ liteV. %^A\i^ wi4 ^▼^hält
8*
60
Denkmäler der bükmucken Sprache. Libusat Gerichi.
sich lu dem vor Alters gebräuchlichen
Tety eben so, wie Budva zu Budy (bei
Neslor), Bukva zu Buky u. s. w. Man
^gl. auch die fem. cr'ky , srb. crkoT und
crkya» böhnu cirkey, liuby-ljuboT, vSty
-ySley, kony-konev, konya, koty-ko-
tey» kry - krev u. s« w. Assonirend» je-
doch unverwandt unserem Tetva ist der
altruss. Name Tatev«
tiho, ticho, THxo, Z. 85. 86. Das Neutr. des
Adj. indef. tich, a» o, als Adv. gebraucht.
trasehu se, trasechu sie, Tpjcexoy cie,
Z. 108. Praet. 3 pL von trasu sie, trasti
«LQ (tremere).
tri, tri, tph, Z. 29. 104. Numer. (tria).
trut,Trut,TpoYT, Z.48^49. Nom.sg. (n.pr.)
tu, ti^ TOY» Z. 3. Adv. (tunc).
tucu, tudu, TOYvoY, Z. 13 — 14. Acc. sg. von
tuöa (nimbus). Das Wort tuöa, Wetter-
wolke, Wetterguss (Regen, Hagel,Schnee),
kommt in der Königinbof. Hdschr. eben-
falls vor; im Altslaw. ist es alltäglich.
tuoie, tvoje, tboic, Z. 92. Acc. pl. f. von
tvoj, a» e (tuus).
turen^ turem^ Toypeu, Z. 110. Soc. sg. von
tur (taurus).
IT.
u, u« OY» Z. 65. 66. 80. 82. 9a. 127. Praep.
(apud).
u« 1^ oYy Z« 119. Adv. (jam). In dieser Ein-
fachheit selbst im Kirchenslawischen sel-
ten» dagegen mit ne: ne u (nondum)
allgemein ; sonst u-ie, ju-ie«
udiy «dl, oYAHt Z. 109. Nom. pL von ud
(membrom).
umre» unre» oyupe^ Z. 2~3» Ptaea* ik FuL
9 8gw voa nomi» mmriA (mori).
une, une, dyns, Z. 4&. Nom. pL £ von imy,
a, e, und dieses statt juny, juna« ' june,
jung, wie u (jam) statt ju, utr' st. jutr*
(vgL das spätere v*n-iutf, jetzt vnitf),
utroba. So» ohne j, treffen wir die Wör-
ter uny, unost", unota, ug, uiny, utro,
u. s. w. in altslw. u. altruss. Hss. unzähli-
gemal an, wir wollen jedoch bloss ein
paar Beispiele auf unser uny ausheben.
Wir lesen in der L^top. Pu&kin. od.
Laurent. »Otstarcaidounago« J5fr.m.
Anm. 355., in der L^top. Troiok. »ot
unosti svojeja« Kar. IV. Anm. 160., in
Kalajdovi5*s Joan Exarch S. 179. uno-
ta St. junota, Jüngling (jinoch) u. s. w.
Man hat an dieser Stelle bis jetzt das
Wort une durch unie (meliores) gedeu-
tet, was sowohl grammatisch unrichtig
isU denn unie ist Adv. (melius), und statt
des Adj. unii ist unii (melier) gebräuch-
licher, als auch eine hinkende, unge-
wohnliche Ausdrucksweise (durch Comp.
St. Posit) gibt
ustauiti, ustaviti, oyct4bhth, Z. 82. Imp.
2 pl. von ustauiu, -iti (statuere). Man
merke, dass ustaviti, ustav od. ustava,
in der Bedeutung von beschliessen^ ver-
ordnen, Beschluss, Verordnung in den
meisten slaw. Dialekten ein von Alters
her gebräuchlicher poliu -jur. Kunst-
ausdruck ist.
ustauiti, ustaviti, oyct4bhth , Z. S9-*-40.
Inf. von ustaviu,
utr, utr', oYTpb, Z. 38. Adv. (intra) als Praep.
gebraucht. Von diesem, sogar im Alt-
slaw. nicht albuhäufigea (vgl. Joan Ex-
arch S. 63. coL 1), mit dem lat« intra
übereinstimmenden Stamme komiot unser
5. 12. JF^iveneieknüs.
61
niitf« entstanden ausT*n-iutf« undutroba,
das Innere, praec(H*dia.
utrob e, utrob^ orri>oc-ft« Z. 108. Loc. sg.
Ton utroba (yiscera).
V.
u, V» B, Z. 4. 6. 28. 33. 37. &8. 60. 61. 76.
99 (zweimal). H)4. 106. 126. 129«Praep.(in).
uadita s e» yadita sie« mantj cie, Z.18.20.
73. Praes. 2 duaL m« tob vaziu sie, Ta-
diti sie (litigare).
uan^ vam, mu» Z. 120. 122. Dat. pl. von
ty (tu). .
uas, vas, bjc« Z. 80 — 81.82. Loc. pL yonty.
uece« vece, aeqe« Z. 116. PraeL 2 sg. von
vecaju, vecati oder yeceti (dicere).
uecinu, yieöinu, BievHNOY» Z. 98. Acc. sg.
von yiedina« majorilas« die Mebrheit; von
yiece (mehr), yiedsi (grösser).. Man Tgl.
das bereits in den ältesten serbischen
Gesetzen und Urkk. in demselben Sinne
vorkommende veäi uüd ve6ina, z.B. in
Steph. DuiSan's Gesetzen §. 150: ikamo
se veci klnn i koga veci oprave, tizi da
SU virovani u. s. w. Die früher ver-
suchte Ableitung von v^ce, fuss. v^de,
srb. ve6e, ist uns aus vielen Gründen
unwahrscheinlich: besonderSi weil aus*
drücklich vorausgeht: je sie glasy cC^
slem pr^gliedati.
uecosiznib« väkoüznych, vaKoxH^iibix, Z.
75« Gen. pL m« von v^oüzny, a# e (aeter-
num vivens).
ueglasne, viglasnS, B^rA^cir», Z.63. Nom.
duaL f. von v6glasen, -snii» «sno (sagax).
uescbam, vöSöbam, b^svbju, Z. 64. DaL
pl. von viiäba (vadctnium).
ai# vy, Bbi, Z. 123^ Acc pL von ty (tu).
uiberuce> vybemce^ sMaspoviie» Z. 6* Ge-
rund, praes. pl. f. von vyberup •brati
(eligere).
uipLacausi, vyplakavü» BMnAJKjaiiiii^ Z. 15
— 16. PraeL Gerund. f. von vyplakaju»
^ti (eluere).
uipouediy vypov^di, Bbinoa^AH, Z. 80. 87.
9 1 -^92. Acc. pL f. von vypovöd (edictum).
ui|iuitir vypraviti, BbinpjBHVH» Z. 48. Inf.
von vypraviu (dimittere).
nisegrade> Yy^grad^, Bbiiiierp4A-af Z. 34 —
35. 39. 58. Loc. sg. von VySegrad (n.pr.)
uitzouim, vitiezovym, BH-nei^oBbiu, Z. 64.
Dat. pl. {. def. von vitiezovy« a» e (aVl
heroem vel judicem pefrtinens). Vgl.
V
Cechovy.
uincene, vyuöenS, BbiOYveH-s» Z. 63 — 64.
Nom. dual. f. von Part pr. pass. vyuöen»
a> o (edoctus).
ulade» vlade, bajag» Z. 113. Praes. 3 sg.
von vladu« vlasd (imperare» potiri).
ulade« vlad^> sAdA-^y Z. 123. Dat sg. von
vlada (imperium).
uladikami, vladykami, BAäAhiKäun, Z. 7 — 8.
Soc« pl. von vladyka (pater familias).
ul adieu, vladyku, bajaukov« Z. 4 — 5. Acc.
sg. von vladyka.
uladiki, vladyky« BAdAMKu, Z. 8 — 9. 54 —
55.58.71. 79. uladik(i) Z. 85. 117. Nom.
und Acc. pl. von vladyka.
uladl, vladl, ba4aa« Z. 122. Praet. part act
m. von vladu, vlasti (imperaret potiri).
uladu, vladu , bajaoy^ Z. 4. Praes. 3 pl;
von vladu» vlasti.
u lästig vlasd, bajcth, Z. 29. 77. 104. 106.
IIB. In£ von vladu.
ulastouica, vlastovica, BAJCTomniJ, Z. 30-
3U Nom. sg. (hirundo).
nie tau o, Vl'tavo, om^tiibo, Z. li^ Voe» sg.
Vrtava (n. pr).
6»
Denkmäler der böhmischen Sprache* Libusa's Gericht.
uletorecnih> '^'toreönych > BAbroptivNbix^
Z. 51. Gen. pl. n. von vrtoreöny, a, e.
Das Wort isU unserer Ansicht nach, zo-
saramengesetzt .aus vlto- und r6öny. Das
verschwundene Subst. f. yVfC kann von
vlajn se abgeleitet werden; vgl. plt'
Floss von pli^u schwimme« mrt' todtes
Wesen von mru sterben« drt' Sägmehl
von dru rebse, reibe u. s. w. Zu der
Annahme eines verschollenen vl't' be-
rechtigen ^uch die unwiderleglich sla-
wischen Flussnamen Ylt-ava (diese vor^
herrschende Endung unserer Flussnamen
kann mit dem laU aqua« ahd. aha ver-
glichen werden) in Böhmen» und russ.
Yolta, poln. Yelta (= altslaw. YPta) in
Russland (fliesst im Gpuv. Minsk unter-
halb Leonpor in die Dwina) u. m. a.
Die Compos. mit o wäre wie in smrto-
nosn^ u. a., wo der Uebergang des wei-
chen Consonanten in einen harten statt-
haft» und die Bedeutung 1) fluthrinnend
(undifluus), 2) flussreich, wasserreich.
unori, vnori, bhoph , Z. 112« Praes. 3 sg.
von vnoriu, -iti. Als Neutr. sonst ohne
Beleg; als Recipr. in Star. Sklad. 11.
192. Neb sie had k detem nevuofil.
Ygl. pol. wnurzyö, allslaw. vnrJti (sub-
intrare, subrepere).
uoda» voda, boa4» Z. 69. Nom. sg. (aqua).
uodi« vody« eoAbi, Z. 17. Gen. sg. vonvoda.
uodu« vodu« BOAOY» Z. 10 — 11. 11. Acc.sg.
von voda.
uoieuodi^ vojevpdi» BoieaoAH» Z. l«Praes«
3 sg. von vojevpziMf «diti (ducem esse,
ductare). . . . • ,
uolte« voFte« BOAbts^iZ. 120. Imper. 2 pl.
von voliu, -iti (eligere).
usac, vsiak;» bcmk, Z-ti<Noi|i. sg^ m. (qaivis).
use» vsie, bcib, Z. 3. Nom. pl. i. von ves\
vsia, vse (onmis).
use» vsie, Bcie, Z. &4« Acc. ^m. .von ves*.
u s ij vsi, BGH« Z. 109. Nom. pl. m« von ves\
usta, vsta, bct4, Z. 88. 96. 115. 124. Praet.
3 sg. von vstanu, vstaü (surgere).
US tabu, vstachu, bctjxoy» Z. 8. PraeL 3
pl. von vstanu.
ustanu,V8tanu,BCT4MOY» Z. 106 — 107. Praet.
3 sg. von vstanu« vstanuti.
utorei, vtorej, btopsh« Z. 6&. Gen. sg. f.
von vtory, a« e (alter). An dieser Stelle
wurde früher irrthümlich vterej gelesen
und gedruckt: in der Hs. steht unzweifel-
haft 0, nicht tf.
z« s» Cy Z. 103. Praep. =mic (cum)«
z, s, i^t Z. 5. Praep. naus {ex, de).
za> za» XA, Z. 12. Conj. (num). Jetzt zda.
Die alte einfache Form kommt in den
Starob. SklÄd. öfters vor« z.B.'Zamni^,
by tamo utieial« Za vaoil, ieby pfed to-
bü b^ial« II. 214 (Alex. Y. 1368—69),
Za by popf^l mn^ nebohu, II, 48 (Jan
Y. 28), Za by mohli na kom tu winu
shiedati, III. 33. (Pa$. Y. 114) u. s. w.
zaconuy zakonu, :(4kohoy» Z. 9. 42« 75. 119.
128. Dat. sg. von zakon (lex).
zapodobno, zapodobno, xänoAOuno» Z. 114.
Das Neutr. des Adj. indef. zapodoben,
•bna, »bno (consentimeum), als Adv. ge-
brauchL Auf dieselbe Weise mit za ver-
bunden wird in unseren ältesten Quel*
len (Wittenb. Ps.> Legend, u« s. w«) v£r-
' ny und v^mo, gebraucht y^^^Jungmanns
Wörterb. u. Zavfirn6, Zav^m^. ^
z a r u e> zarve, i^Apw, Z. 100. Praes» 8 sg. van
• -• zarvn, zanrati (finemier«)»
.'< .
§. 13. Orehographü,
zde> sde, cAe> Z. 117*— 118« Adv. (hie).
zelenihy zelehych, ^tA^ntm, Z. 15. Geii.pl.
;'» .f.*Ton zeleny, a> e (Tiridis).
alaha, alaba» cAdsj, Z. 123. Nom. sg. tob
ftlab a, o (debiUs).
zlata> zlaU» i^ajtj, Z« 70. 91. 116. Gen.sg.
m. Ton zlar, a, o (aureus).
zlate» zlatö, ^^A^rray Z. 33. Luc. sg. n. von
zlaty a« o.
zlatonosne« zlatonosne^ ^AjTONocira , Z. 23.
Loc. 8g. £. von zlatonosen» -sna» -sno
(aurifer).
zlatopeacu« zlatopäsku« ^AJTormcKOY» Z. 1 6.
Acc. sg. f. von zlatop^sky, a, e (auro-
arenosos).
zlauna« slaTna, cajbnj« Z. 90. Yoc. sg. f.
von slavny, a, e, oder von slaven« vna,
-vno (celeber), da die Indef. den Yoc.
meist dem Nom. gleich haben: VySegrade
tvrd, rode nev^ren u. s. w.
zlanne, slavn§« cAJBN-a, Z. 62. Loc. sg. m.
von slaven«
zl-auni« slavny« cAsanbi, Z. 6. Acc. pl. m.
von slaven.
zlec« iV6, xAbv« Z. 107. Nom. sg. (bHis).
zlise, slySe« cAbtue, Z. 36. PraeU '^ sg. von
slySuy -ati (andire). • *•' "
zliseste, slyfieste« cAbtttiacre, 'Z. 1 1 1. 'Praet.
2 pl. von sly^u. " * - »■ '* •
zlouo, slovo, cAOBo« Z. 89-^90. 125. Acc*
sg. (verbum). '
zmia« zmija« i^mhm« Z. 111. Notn.sg. (vipera).
Die Mat. Verb, und der h^. Psalter bie-
ten nur das ms. zmij dar; die übrigen
Dialekte« namend^ch der Kirchenslawi-
sche« in welchem beide Formen« zmij
imd zmija« gangbar« bestätigen die Rich-
tigkeit des Genus in unserem Fragment.
zuate« svate« csdre« Z. 95. Acc. sg. n. von
svaty« a« e (sabctus).
zuatocudna« svatocudna« cb4toi4oyan4« Z.
68—69. Nom. sg. f. von svatocudhy« a,
e (sanctepurgans). Zusammengesetzt aus
svaty« und cudny von cud« Reinheit, und
dieses von cüditi (purgare)« daher auch
cuda Bezirksgericht« eigentlich Reini-
gungsgericht. 'Vgl.Jungmanns Slow. Ces,
u. Cud u. Cauditi.
zutoziau« Svatoslav« cadTocAda« Z. 43. Acc.
sg. (n. pr.).
§. i3. Orthographie.
Es lag in der Natur der Sache« dass die ersten Versuche« das Böhmische oait
lateinischen Buchstaben zu schreiben « roh und mangelhaft ausfallen mnssten. Die böh-
mische Sprache besitzt« gleich ihren Schwestern« den übrigen slawischen Mundarten«
eine Anzahl Laute« welche im Lateinischen nicht vorkommen« zu deren Bezeichnung
demnach das Latein auch kein Mittel bieten konnte. Wahr und treffend ist es« was der
bulgarische Mönch Chräbr in seinem Bericht von dem' Ursprünge des cyrillischen Alpha-
bets in Bezug auf das Griechische bemerkt. ««Die Slawen« sagt er, hatten ehetnats keine
Bttcher« sondern lasen und wahrsagten mit Strichen (Linien« ör^tami) und Ritzen (f^zkan^t)«
so lange sie Heiden waren. Nachdem sie getauft wurden« bem&hten sie sieh das Slawi-
sche mit' römischen und griechischen Buchstaben« ohne alle feste Regel« tu schreiben;
denn wie kann man mit griechischen Buchstabeti richtig slawisch schreiben' 'bbg (GrOÜ)«
oder fctvot (Leben)« cNltr-E61o(adhar)'« oder er^kov (Kirche)« oder ciaan^e (H^flBMMg)« oder
6(8 Denkmäler der böhmuehen Sprache. Ubusas Gericht.
Schreibweise tttid Aussprache« das cyr. a« pol. e« durch ein yV wiedergegeben werden
sollte , also in te, se« seise> suete« cneznu« cnesna, use (acc. pl.)« snehu, pocehu« uecinu
u. s. w. Nicht mehr Sicherheit und Geschicklichkeit in der Anwendung des i statt j
verräth der Schreiber des Eyangeliums, wie wir unten sehen werden. Die Ursache dieser
ungleichen und unvollständigen Bezeichnung des im Slawischen so häufigen Lautes j
(bekanntlich liebt der Slawe den Zusammenstoss zweier Vocale in einem Worte nicht,
sondern fügt zwischen dieselben gern ein j ein) liegt wohl zum Theil in der Verschieden-
heit de^ Aussprache ; denn so wie es jetzt ganze « yon echten und unverdorbenen
Slawen bewohnte Bezirke gibt, in denen die Mollirung der Consonanten bis zur Un-
gebühr Tera^säumt wird (Schreiber dieses stammt selbst aus einer Gegend, wo man
lübit St. Ijiibit*, lübost st Ijubost', lüde st Ijude, kvon, dlan, chut, nyt, paiit« smrtu. s.w.
statt köä, dlaü, chut\ nit\ pazit', smrt' u. s. w. spricht), ebenso hat man Gründe zu
vermuthen, dass schon in jener alten Zeit die Aussprache dieses Lautes nicht in allen
Ländern und Gegenden gleichförmig und folgerecht war. Doch mag in den meisten Fällen
das Weglassen des j bloss auf die Schuld der Abschreiber kommen. Wir bemerken,
dass sogar in sehr alten cyrillischen Handschriften bereits moa, tvoa, svoa, dteni-e,
rydani-e, blagaa, mnogaa statt moja, tvoja, svoja, 5teni-je, rydani-je, blagaja, mnogaja
u. s. w. gelesen wird, ungeachtet im cyrillischen Alphabet durch die combinirten Zeichen
M, le, lo, M, Mi, für die Bezeichnung des Lautes j hinreichend gesorgt war. Wir wollen
nun in unserem Fragment das ursprüngliche j an den betreffenden Stellen nach Analogie
herstellen *) , mit Ausnahme einiger Wörter , wie im, im - ze, u, utr, u. s. w. , deren Aus-
sprache sogar in Böhmen damals nach Gegenden und Volksmundarten schwankend und
ungleich gewesen sein muss. So schreibt der Interpret des Evangeliums Z. 106 iuse, d. i.
ju - ie (schon), wozu das spätere jiz stimmt , während noch heutzutage der gemeine
Böhme und Slowak, gemäss dem u in unserem Bruchstück, oder dem uze im Evang.
Z. i3S, nur ui spricht
Das böhm. k wird auf doppelte Weise wiedergegeben ; am häufigsten durch c :
usac L vsiak, uladicu 1. vladyku, cmetmi 1, kmetmi, zaconu 1. zakonu, oplacausi 1. opla-
kavSi, caco L kako, cruto 1. kruto, criue 1. krive, cdi 1. kdy, procni 1. prokni u. s. w.,
seltener,' und im Ganzen bloss sechsmal durch ki\x L ky, uladiki L vladyky, kegdi 1.
kegdy« pleki 1. pFky« reki 1. r^ky, deski 1. desky. Der Schreiber scheint darin eine
^) In der MoÜiintig dek'Pait. pr. pass. der 3 Conj. nach n, x. B. uftinien, und des Pron. nieho, niemn,
nieiiiy haben wie die spfitere Regel und jelsige b^äumsche Aussprache be&lgt: denn die meisten Hat. 'des
' Xm nnd XIV Jahrfal., die wir eingesehen haben, schreiben in diesem Falle, wie die altbolgarischen, nnr
ein e, nicht ie. Nur 4^. serbischen Codd. haben regelm&ssig ein m nach n. Die Analogie spricht allein
dings für die Mollirung (die Einschidtung des / und % im Altslaw. : sta\l^n, roiden, und die .Verif and-
hmg des «i, l, is, i tm BShm. in s, c, i, /, sind eben durch das weiche i bedingt), doch Ifisst sich die
' " harte Aussprache für gewisse Zeiten nnd Gegenden auch nicht abstreiten. Was den Böhmen in demSSeit*
S. 13. Orthographie. , 67
Regel zu befolgen, dass er vor e und ( nur k stellt, in allen übrigen Fällen aber
da» c gebraucht« Dieselbe Consequenz werden wir bei dem Schreiber des Evange'»
liums wahrnehmen.
Dass hartes und weiches r oder das heutige r, eben so wie hartes und weiches /,
in den zwei Fragmenten nicht unterschieden wird, leuchtet von selbst ein und bedarf
keiner weitern Erklärung. In den lateinischen Handschriften und echten Urkunden aus
dem XI — XII Jahrb., die böhmische Wörter enthalten, kommt das rs oder rz für das
weiche böhmische r noch gar nicht vor; im Xlllten finden wir es bereits aUgemein
herrschend. Wenn wir auch gern zugeben, dass die Böhmen in der Zeitperiod^, in welche
unsere Fragmente fallen, den Unterschied des harten und weichen r gekannt und in der
Aussprache genau beobachtet haben, so können wir doch die Meinung, die Aussprache
des letztem wäre schon damals der heutigen gleich gewesen, nicht theilen. Denn es
ist uns kaum glaublich, dass, ungeachtet der Unbehilflicbkeit der ältesten Schreibweise,
die sogar den Unterschied des c und c oder s und s unbezeichnet Hess, dennoch bei der
auffallenden Natur dieses schwirrenden Lautes, irgend einem Schreiber des XI oder XII
Jahrb. wenigstens zufallig nicht ein rs oder rz entwischt wäre , falls die Böhmen wirklich
schon damals das r so ausgesprochen hätten, wie sie es seit dem XIII Jahrh« thun. Wir
glauben demnach, unsern Fragmenten die alte slawische, bei den nächsten Stamm- und
Sprachverwandten der Böhmen, den Slowaken, noch heute gangbare Aussprache räy«
r^jech, rede, rizy für das geschriebene reki, rejeh, rece, rizi u. s. w. mit Recht vindi-
cirea zu können.
Das böhm. s, cyr. c, wird zweifach bezeichnet: 1) durch si s 1. s» suei 1. svej,
si 1. si, snemi 1. sniemy, ustahu 1. vstachu u. s. w. ; 2) durch zi cizlem 1. dislem, zlauni 1.
slavny, zlise 1. sly^e, zlaba L slaba, zlouo 1. slovo u. s. w. Der Interpret des Evangeliums
gebraucht in böhmischen Wörtern ebenfalls beide Zeichen, z und s, abwechselnd, und
zieht nur in fremden das s constant vor : hierusolim, esaias, iudas u. s. w. Die ältesten
lateinischen Denkmäler stimmen in dem Gebrauche beider Zeichen, s und z^ für das
böhm. s mit unsern Schreibern überein: man Uest in denselben Zuatozlaus« Zobizlaus
u. $• w. , aber auch Lubgost, Zastup, Sobik, Gostac u. s. w.
Für das böhm. i, cyr. ui, setzt der Schreiber ohne Ausnahme s : mutisi 1. mutidi,
hrudos 1. Chrudos, lubusine 1. LiubuSine, uisegrade 1. Vysegradä, creconosi LKr'konoä
u. s. w« Eben so der Interpret des Evangeliums.
Das böhm. v, heutzutage w, cyr. b, wird durch u ausgedrückt: usac L vsiak, «uei
1. svej, uoieuodi 1. vojevodi, glaua 1. glava u. s. w. Bekanntlich wurde im Zeitalter un-
serer Fragmente auch im Lateinischen das v von ü nicht unterschieden.
Für das böhm. y, cyr. -bi, od. bi, wird nur i gesetzt: uladüd 1. vladyky« zliseste
1. $ly$este, bi 1. by , suadi L svady, ki 1. ky, vi 1. vy, pleki 1. pl'ky u. s. w. An der Ver-
schiedenheit der damaligen Aussprache des i und y dürfen wir wohl nicht zweifeln (aus
dieser Verschiedenheit erklärt sich, warum lateinische Schreiber in böhmischen Naipen
statt y manchmal » oder ui setzten« z. B. Nezamuzlus oder Nezamuizlus au Nezamysl);
•9*
68 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht.
doch die ersten Schreiber» in lateinischen Schulen gebildet» beachteten jene feineren
Vocalunterschiede nicht.
Das böhm. z, cyr. z» wird in beiden Fragmenten stets durch z wiedergegeben:
z (z roda)» zaconu 1. zakonu, za» zelenih 1. zelenych, mezu (jetzt mezi)» zlatopescu 1. zlato«
p^sku» radbuze 1. Radbuze» rozlosito 1. rozlozito u. s. w.
Das böhm. z, cyr. m, wird auf zweifache Weise bezeichnet; 1) seltener durch zi
cneznuj. knieznu» zlcc 1. zFö» also im Ganzen nur zweimal; häufiger 2) durch s\ muse 1«
muzie» seni 1. ieny» sbosiem L sbo^iero, iense 1. jen-ze» sese 1. sie-ie» sirne 1. zime» drusna
1. druina u. s. w. Der Schreiber des Evangeliums verwendet bloss den letzten Buch-
staben zur Bezeichnung des z» und in lateinischen Quellen dürfte das z für i ebenfalls
höchst selten vorkommen» z. B. Ziznaua st. 2iznava. Unser Schreiber ist auch darin
ungleich » dass er einmal» Z. 38» cneznu^ sonst aber überall » und zwar Z. 42» 60» 69 - 70»
90-91» cnesna» cnesno» schreibt.
Es bleibt übrig nachzuweisen» wie der Schreiber die den cyrillischen 'b» b» a» und «
entsprechenden Laute im Böhmischen bezeichnet habe. Für die cyrillischen Halbvocale
Jer und Jeröik (^ und b)» wovon jenes dem schwachen o, dieses dem schwachen e und (
anderer Sprachen vergleichbar» gebraucht derselbe regelmässig und ohne Ausnahme e,
welches er in Sylben» die jetzt mit einem / oder r geschlossen werden und vocallos
lauten» stets diesen Consonanten nachsetzt» z. B. piczne 1. pVznie» uletauo 1. Vl'tavo» pleki
1. pl'ky, hlemca 1. chl'mca» creconosi 1. Kr'konoSi, bred 1. br'd, uletorecnih 1. vFtorSönych»
zlec 1. il'ö» preuencu 1. pr'vencu» ce 1. öe cyr. vb» sesipausi 1. sesypaväi cyr. cbCbindsuiH»
kegdi 1. kegdy cyr. K-bPAbi» hraber 1. chraber cyr. xpdBbp-b» deski 1. desky cyr. AbCKu»
mec 1. meö cyr. ubvb» praudozuesten 1. pravdozvesten cyr. npdBAo^e-ftCTbN'b» seber 1. seber
cyr. cTbcep-b» sebraste 1. sebrastS cyr. c'bBpacTft» se 1. se cyr, cb» okence 1. okence cyr.
oK'bfibqe- Der Schreiber des Evangeliums beobachtet in allen ähnlichen Fällen dasselbe
Verfahren. In dem einzigen Worte iskati Z. 127» welches iskat' zu lesen ist» steht in
unserem Fragment ein i statt b ; im Evangelium treffen wir davon ebenfalls nur ein Beispiel
an» nämhch neuesti sU nev^st*. Diese merkwürdige Vocaleinschaltung war auch andern
böhmischen Schreibern nicht fremd. Wir wollen zuerst das e belegen. Die Mater Yer-
borum bietet drei Beispiele einer ähnlichen Verwendung des e dar» nHmlich plet (rates)
für pl't'» trest für tr'st' und drebne (riget) für dr'bne; vgl, drbnu» drb^m» und slk. trpnü
(rigeo). Aus alten lateinischen Quellen» die freilich insgesammt bedeutend jünger sind
als unsere Fragmente» kann man nur wenige Belege f%ir den Gebrauch des e anführen ;
doch lesen wir in einer Urkunde von 1088 na Treztenici st. na Tr'stenici, in andern ürk.
von 1087» 11)1 und 1199 Brene» Brenne» Brennensis statt Br'no » Br^nensis» in dem
SpitihnSwischen Stiftüngsbrief der KoUegiatkirche zu Leitmeritz um das J. 1057 Brennaz
st. Br*fias» und in einer Urk. vom J. 1175 Cretkou» welches uns unzweifelhaft der sonst
häufig vorkommende und bekannte Naihe Gr^tkov» jetzt Gertkov» russ. Cortkov» zu sein
scheint Dahingegen trifft' man in Urktinden und Handschriften des XI und Xllten Jahrh.
§. 13. Orthographü. 69
in allen jenen Fällen, wo unsere Schreiber das e setzen, gar häufig ein i an« Wir wollen
einige Beispiele ausheben: Urk« 1030 Gridon 1. Gr'doä, Urk. 1052 Vlikona, Vlicum, 1« VI**
koii, Urk. lOdo Gridesici, Gridata 1. Grdesici, Gr data, Urk. 1088 Brinne, Crina, Grid L
Br'no, Cr'na, Gr'd , Urk. 1108 Sobegrid 1. Sobegr'd, Urk. 1115 Zuatoplic 1. SvatopPk,
Urk. 1130 INa Tristenici 1. na Tr^stenici, Urk. 1144, 1164, 1174, 1177, 1187 Drisizlaus 1.
Driislav, Urk. 1146, 1175, 1177 Plizen 1. Plzefi, Urk. 1169 Twridisse 1. Tvr'dise, Urk. a. d.
Xn Jahrh. Trinoua 1. Tr'noTa, Drisicray 1. Dr'zikraj, Mat. Verb. (1202) zlich 1. zrö u. s. w.
In dem Nekrologium des ehemaligen Benedictinerklosters Podlazic liest man : Drisek,
Vlicek, Vlicenca, Turidon st. Dr'zek, Vldek, vröenka, Tyr^doü, und in den ältesten
Handschriften des Cosmas : Zribia, Zribin, Zuatoplik, Dligomil, Drisiroir, Wlitawa, statt
Sr^bia, Sr^bin, SvatopPk, Dlgomil, Drzimir, Wluwa. Im XIII und XIV Jahrh. wurde
umgekehrt das i dem / und r Yorgesetzt, und Pilzna, Dilgomil u. s. w., geschrieben.
Woher nun diese auffallende Schreibart? Ungeachtet uns recht wohl bekannt ist, dass
sich in einigen Wörtern dieses Einschalt- e in der Aussprache festgesetzt und durch das
ganze Mittelalter hindurch bis auf unsere Zeit erhalten hat, z. B. in krev st. krV, trest'
St. tr'st', kfest st. kr'st, plet* sL pl't* (Fleischfarbe, Fleisch, slaw. plV, russ. plot'), kr eö sL
kr'ö, blecha st. bPcha, btfevno st. br'vno u. s. w., in andern Wörtern hingegen ein u an
seine Stelle getreten ist, z. B. in slunce, chlum, pluk, dluh, kluzky, tluku, tlusty, iluty,
iluna, ölun, ölunek (schon in der Mat. Verb, mit u geschrieben), so glauben wir doch
nicht, dass die alten Böhmen in allen diesen und ähnlichen Wörtern das e oder i wirk-,
lieh stets so rein und fest ausgesprochen hätten, als es diese Schreiber bezeichneten; vielmehr
halten wir es entweder für einen blossen Nothbehelf der Schreiber, welche, an das Latei-
nische gewöhnt, nicht begreifen konnten, wie man Sylben ohne Vocal bilden und schrei-
ben könne, oder für eine Nachahmung der cyrillischen Schreibweise, und dieses letztere
ist uns sogar wahrscheinlicher. Bekanntlich ging der Verfertiger des cyrillischen Alpha-
bets von dem Grundsatze mehrerer orientalischen Sprachen aus, dass jede Sylbe mit einem
Vocal, sei es mit einem lauten, oder mit einem halblauten, schliessen müsse, und erfand
dazu, analog dem armenischen Jet, die Zeichen -b und b, welche in den ältesten bul-
garischen und serbischen Handschriflen mit einer bewunderungswürdigen Consequenz ge-
braucht und in vocallosen Sylben stets den liquiden / und r nachgesetzt, nie, wie oft in
russischen, denselben Torgesetzt werden. Da nun, wie geschichtlich feststeht, Cyrill und Me-
thod mit ihren Gehilfen das aus Constantinopel mitgebrachte slawonische Alphabet in Mäh-
ren einftibrten, da selbst der h. Wenzel in Böhmen, zufolge der slawischen Legende,
neben der lateinischen auch in der slawonischen Schrift unterrichtet war, und im Klo-
ster zu Sazawa noch in der ersten Hälfte des XI Jahrb. cyrillisch geschrieben wurde ; so
ist es uns nicht unwahrscheinlich, dass die an das Latein gewöhnten Schreiber in
Mähren und Böhmen Cyrills Grundsatz der Vocalisation der Sylben befolgten, so wenig
sie sonst geneigt sein mochten, sein Alphabet anzunehmen. Ohne uns liier weiter in
eine Untersuchung der Natur und Genesis der Laute 'b und b einzulassen, da uns diess
Ton nnserm Zweck zu weit ftkhren würde^ wollen wir bemerken, dass wir beim Umschrei-
?0 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusa^s Gericht.
Len des Textes unserer Fragmente in allen jenen Fällen« wo das / und r die Stelle des
Vocals vertritt und zur Bildung von Sylben dient > die muthmassliche alte Aussprache«
nach der Analogie anderer alten, zumal cyrillischen Denkmäler herstellen und den Weg-
fall des e durch den Apostroph * andeuten werden, ohne uns durch AnomaUen der
spätem böhmischen Mundart, die neben yrk, br'k, u. s. w. auch plet\ blecha, pluk, dluh
u. s. w. recipirt hat, beirren zu lassen. Dahingegen wollen wir in Wörtern, wie den,
meö u. s. w., die Herstellung des ursprünglichen b nicht urgiren.
Das nasale cyr. a, dem das polnische c entspricht, wird in unserem Fragment
ein paarmal durch a wiedergegeben, nämlich stroia I. stroja» ieia 1. jeja Z. 41, suatu Z.
128 1. svatu, staglau I. Stiaglav und trasehu se Z. 108 1. trasechu sie. Hieher gehört auch
das abbreviirte Zutozlau Z. 43, welches Svatoslav zu lesen ist Weit häufiger wird dafür
ein e gesetzt, nämlich in te 1. tie, se 1. sie, u sese L t sie • ze, poce 1. poöie, suete Z. 34
1, sviet§, cneznu 1. knieznu, cnesna 1. kniezna, use 1. Tsie, snehu se 1. sniechu sie, ie se
1« je sie, uecinu 1. vieöinu, ieie 1. jeje Z. 88 u. s. w. In dem abgekürzten uitzouim Z. 64
ist ebenfalls ein e zu suppliren, uitezouim 1. vitiezovym. Der Schreiber des Evangeliums
verwendet, wie wir unten sehen werden, ausser a und e auch noch ^, ea, und ae an den
Stellen, wo im Cyrillischen ein a, im Altpolnischen ein § stehen würde, und scheint da-
mit die nasale Aussprache des Lautes andeuten zu wollen, wovon bei unserm Schreiber
keine Spur anzutreffen ist. Die ältesten lateinischen Urkunden und Annalen schwanken
«zwischen a und e; mau liest darin Zuatozlaus st. Svatoslav, Zuaton st. Svatoö, Suatohna
St. Svatochna, Yacehna st« Vacechna, Zuatobor st. Svatobor, aber auch Brechizlav (Urk.
um 1027) und Brecizlaus (Urk. 1167) d. i. Briecislav neben dem häufigem Bracizlaus oder
Brachizlaus d. i. Bracislav, cyr. BpAqHCAdB'b, russ. Brjaöislav, ja ein und derselbe Name
kommt in gleichzeitigen Urkunden bald mit a, bald mit e vor, z. B. Yacemil Urk. 1142,
Vecemil Urk. 1146 (vgl. Vescemilus *Urk. 1185), Vezemil Urk. 1196^ und eben so in den
ältesten Handschriften des Cosmas Bracizlaus und Brecizlaus u. s. w. Die neuere böh-
mische Mundart hat an der Stelle des alten a, poln. f, bereits drei oder vier grundver-
schiedene Laute, nämlich a in svat^, r4d, pata u. s. w., e in me, te» tezky, rAme, sjm^,
pist", p^t u. s. w., e in zet', wzpomenu, se, pfedu u. s. w., j oder gar egj, egj in pjd', tjz,
knjie, chodj pL, nosj pl.» oder chodegj, nosegj u. s. w. Die Verwendung eines und des-
selben Zeichens, nämlich e, für zwei ihrem Ursprünge nach so verschiedene Vocale, als
A und ti sind, wird durch den frühen Verlust der wahren Aussprache des letztem erklärbar
und ist zu entschuldigen; wir haben indess beim Umschreiben unserer Fragmente, aus
Rücksicht auf das hohe Alter derselben, beide Laute streng gesondert» und nur das echte
cyrillische -» durch i wiedergegeben, für das cyr. a aber« wo es durch e bezeichnet wird,
ein ie, welches wie je zu lesen ist, gesetzt.
Dem cyr. ik^ poln 4, entspricht in unsern Fragmenten ein reines u, z. B. muse 1.
muiie, cyr. mazije, rubi 1. ruby, cyr. raby, uladu 1. vladu, uiberuce 1. vyberuce, ustahu 1.
vstachu, pohualihu 1. pochvalichu, praudu 1. pravdu, mutisi 1. mutidi u. s. w, Uiezu stim-
men die in alten lat Urkunden und Annalen vorkommenden Namen und Wörter, so dass^
§. 13. Orthographie. 71
wenn wir etwa den in den Fuldaer Annalen vorkommenden böhmischen Fürsten Zuenti-
zlaus« und den allerdings at)ch in den einheimischen Urkunden und Chroniken so ge-
schriebenen Namen Venceslau3 (seltner Vacezlaus) ausnehmen, weiter keine Spuren einer
nasalen Aussprache der Laute e und a in diesem Zeitalter in Böhmen angetroffen wer-
den. Aber selbst die Formen Zuentizlaus und Vencezlaus könnten eher für Nachahmun>
gen einer fremden, polnischen Aussprache, als für treue Copien der damaligen böhmischen
Sprechweise angesehen Verden, wiewohl an der ursprünglichen Gemeinheit der Nasal-
laute a und € bei allen Slawen kaum zu zweifeln ist
• *
Von Abbreviaturen« die in unserem Fragment vorkommen, war bereits oben §. 7
die Rede.
Fassen wir nochmals alles bisher gesagte kurz zusammen, so ergibt sich daraus
folgendes Schreibsystem, welches der Schreiber von LibuSa's Gericht bei Anwendung der
lateinischen Buchstaben (lir die böhmische Sprache in Ausübung gebracht hat« Er setzt
nämlich:
a ftir a : roda, lata, glaua 1. glava u. s. w.
b für b: nibi 1. ruby, neba« oba u« s. w.
1c: orlicu L Orlicu, nemceh 1. NemcSch u. s. w.
d: celedi L öeliedi, tucu 1. tuöu, mec 1. meö u. s. w.
k: uladicu 1. vladyku, cmetmi 1. kmetmi u. s. w.
d fOr d: rodna, pod, budete u. s. w.
e : mezu, plamen, case 1. kaze u. s. w.
^,-ft: deti 1. deti, Ichi 1. l^chy, dedini 1. dediny u. s. w.
ie, a: snemi 1. sniemy, te 1. tie, snehu 1. sniecbu u. s. w.
-b, b: uletauo 1. Vrtavo, pleki 1. pl'ky u. s. w.
g für g: glinu, pognati, gor, pogubi u. s. w.
h für ch: hodi L chodi, hraber 1. chraber u. s. w.
i: otci, dati, rozli, suditi u. s« w.
y: suadi 1. svady, glasi 1. glasy u. s. w.
j: iaz 1. jaz, stroia 1. stroja u. s. w«
b : iskati 1. iskat\
k; ki 1. ky, uladiki L vladyky u. s. w.
1: hladne 1. chladne, zlata, plamen u. s. w.
Ij, Ab : lubice 1. Liubice, luta 1. liuta u. s. w.
m: bratroma, mosta, rozamu u. s. w.
n: zaconu 1. zakonu, narodu, sudne u. s. w.
nj, Hb: pleztie 1. pFzuie, rozuzenu 1. rozsuzeniu u. s. w.
o: caco 1. kako, gor, ot, stola u. s. w.
p: po, plamen, ptencem u« 8. w.
r: radouan 1. Radouan, bratroma u. s. w.
für
für
k
(ur
1
für
m
fOr
n
fOr
o
für
P
fiir
r
fiir
Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Geruht.
s: ustahu 1. vstachu, stara, sprosi u. s. w.
r für I S: uisegrade 1. Yysegrade« hrudos 1. Chrudoä u. 8. w.
i: seni 1. ieny, drusna 1. druzna u. s« w.
t: budeta» uadita 1. Tadita u. s. w.
' ( t': ulasti 1. vlasti, te 1. tie u. s. w.
!u: umreli, tu, pasu 1. pasu u. s. w.
t: uoieuodi 1. vojevodi, zlauni L slavny u. s. w.
Iz: mezu, zlata« nalez u. s. w.
z: cneznu 1. knieznu, zlec 1. zY6 u. s. w.
s: cizlem 1. öislem, zlaba 1. slaba u. s. w.
Wir schliessen unsere Beleuchtung der Orthographie des alten Stückes mit der all-
gemeinen Bemerkung, dass es zwar zu einer methodischen und ToUstlndigen Vergleichung
derselben mit der Schreibweise anderer gleichzeitigen Schreiber an Bfitteln fehlt, indem
sich in Böhmen, so viel uns bekannt, kein einziges lateinisches, zumal böhmische Wörter
enthaltendes Schriftdenkmal aus dem X Jahrh. erhalten hat;, dass aber dieselbe mit der
Orthographie der ältesten s])ätern Original -Documente, die freilich erst mit dem XII
Jalirh. beginnen, in den wesentlichen Puncten genau übereinstinmit> Nur muss man zur
Vergleichung wahre und echte Original- Urkunden wählen, und nicht etwa zu Copien aus
dem XIII Jahrh. greifen, die sich für Originalien ausgeben; denn dies macht einen grossen,
wesentlichen Unterschied. Wir sind sogar der Meinimg, dass unsere beiden Fragmente
dem besonnenen Kritiker bei der Prüfung der Echtheit der ältesten lateinischen Urkunden
in Böhmen in Bezug auf die Orthographie der böhmischen Namen und Wörter einen
wichtigen Dienst leisten können.
§. 14. Grammatische Formen.
So lückenhaft die Grammatik ist, die sich aus einem so kurzen Fragment ab-
strahiren lässt, so wollen wir doch, bei dem hohen Alter des Stückes, alle Formen von
Flexionen und Wortbildungen, die darin vorkommen, hier in eine allgemeine Uebersicht
zusammenstellen, und wo es nöthig ist, mit kurzen Anmerkungen begleiten.
1. Substantiv a.
#
Wir lesen in unserem Bruchstück folgende:
Sg. Nom. m. ot (Vater). Stiaglav. Trut Liutobor. Badovan. Ratibor. — plamen\
Chrudos. med. — /, glava. sestra. kniezna. voda. zena. pravda. ruka. — Liubusa. buria.
vlastovica. zmija. — trö.
Gen. m. roda. Mosta. stola. — muia (für Acc. gebraucht.) chrmca. — Tetvy. —
yi vody. Otavy. Sazavy. svady» — Liubice. Hie. — prznie« — n. neba. — roz^nia.
DiU. m. zakonu. rozumu. narodu. — pr'vencu. muiu*-*- /• vlade. — celiedi. •— n,
ielSzu«— rozsuzeniu.
§. 14. Grammaiische Formen, 73
Acc. m, Svatoslay. Liutobor. Ratibor. Radovan. Jarozir. Strezibor. Samorod. Stia-
glav. stol. nalez. narod. sniem. — Chrudos. — vladyku. — /. pravdu. vodu. glinu. koieinu.
poprayu. vieöinu. dedinu. — taöu. Orlicu» — sau. — n. slovo. — okence. — osudie.
poganienie.
Voc. f. vrtavo. kniezno.
Loc. tju Vysegrad§. dvore. snieme. — /. Otave. rize. utrob^. Radbuze. — n. sedle.
Soc. m. turem. — /. meru. ruku. liutostiu. — n. dislem. sboziem.
Dual, N, A. y. m, bratry. Klenovica. — /. devö.
D. S, m, bratroma.
PL Korn. m. lesi. udi. — otci. — muzie. kmetie. — vladyky. — /. dubraviny.
desky. zeny. deti. ^
Gen. ms. bogov. — /. gor. Kr'konosi. — n. br'd.
Dal. ms, lechom. — ptencem. muzem. — /, vdäöbam.
Acc. ms. ruby« snieiny« posly. lechy. glasy. kmeti. — vladyky. — /*. glavy. dSdiny.
reky. krivdy. — vlasti. vypovedi.
Loc, ms. Nemcech.
Soc, ms. lechy. pl'ky. — kmetmi. — vladykami.
Die Flexlonsformen, welche uns die Decllnation der SubstanÜTe bietet , sind
durchaus regelmässig« und stimmen einerseits mit dem ältesten Sprachgebrauch in Böhmen»
wie wir ihn aus andern Quellen und Denkmälern kennen» andererseits aber mit den
Regeln der allgemeinen slawischen Grammatik für jene ältere Zeit überein, ohne dass
auch nur die mindeste Anomalie und Abnormität bemerkbar wäre.
Dasyi pPzen hat im Gen. pFzuie, nicht pl'zni« weil im Böhmischen die Substan.
tiva: prijazeü, jetzt pfizeü« kajazefi^j. käzeJk, läzeä, bojazeü« j. bazeü u. s. w.» von jeher
nach dem Muster cirkev', krev' (bei Dobrowsk^ Declination V. Parad. b)» un4 nicht« wie
im Kirchenslawischen, nach dem Muster kost' (Decl. III] declinirt werden, und wenn bei den
Alten zuweilen kazni, dani, ini, st. käzn^, dane, zne, angetroffen wird, so ist dies nur
eine Verwechslung zweier im Grunde nahe verwandter Declinationen.
Der männliche Acc. sg. der Belebten: Svatoslav, Liutobor, Ratibor u. s. w. ist,
gemäss dem ältesten slawischen Sprachgebrauche, dem Nom. gleich, und nur in der
Phrase : yoPte sob6 muia Z. 120 — 121 kommt schon der Gen. statt des wahren Acc.
mxA vor. In den Formeln: po Svatoslav, po Liutobor, po Ratibor u. s. w., schützte
schon das Versmass die alten Accusative vor dem Austausch. In der Königinhofer Hand-
schrift, in den ältesten hs. Psaltern, im Passionale aus dem XIV Jahrb., bei Dal^mil
und in andern gleich alten Denkmälern kommt der alte Acc, neben dem Gen. gebrauch^
noch häufig genug vor. Dass sich in einzelnen Ausdrücken, z. B. na köü, za mui, pro
höh u. s. w. , die ursprünglichen Acc. noch im spätesten Mittelalter, zum Theil bis auf
den heutigen Tag herab, erhalten haben, ist bekannt genug.
10
74 Denkmäler der bchmischen Sprache. Libusas Gericht,
In den Phrasen: po zakonu, po rozumu, po narodu, po zel^zu, ist das u ein
sicheres Merkmal des Dativs , um so mehr , da die unzweifelhaften Locale : Yysegrade,
dTore, sniem^» auf e ausgehen, was ganz dem alten Sprachgebrauch gemäss ist Bekannt-
lich regirt die Präposition po , in der Bedeutung nach (secundum), im Kirchenslawischen
den Dativ: po d^lom , po domom, po glavam> po moiju u. s. w. Die spätere- böhmische
Mundart liess die Rection des Dativs bei den Subst* fahren, und behielt sie nur bei den
Adj. indef. bei. (Vgl. unten S. 90.)
Der Dual. Nom. und Acc. masc. bratry weicht von dem Altslawischen, welcher in
a ausgeht, ab, ist aber echtböhmisch, wie wir ihm in allen unseren ältesten Sprachdenk-
mälern stets und ohne Ausnahme begegnen. So lesen wir in dem ältesten Passional aus
dem XIV Jahrb. im Museum , S. 39. col. 2 : Zievista sie dva andiely k nima tak fkuce :
va sva andiely vama na straz dana; S. 411. col. 2: v tu dobu vnidesta dva nadobna ji-
nochy, so in der Königinhofer Handschrift: kräsna parohy, Ludekova prsy, dravi ostri
dräpy, zraky zapolena Slavojeva a. s. w. In der 2ten männlichen Declination wechselt
das a mit dem e ab. Man findet wohl noch mitunter : knieza, z. B. knieza sva im Wit-
tenb. Psalter, doch weit häufiger : ta dva ciesafe, dva ko§ie (Pass.) u. s. w. Hier ging
das a^ ia sehr früh in e, u über« wie in jesut (cyr. a§ut), ielud, öele, kurienoha, ko-
ziebrada u« s. w.
Den Plur. Nom. von lech lesen wir Usi, nicht Kii, da wir überzeugt sind, dass in
jener alten Zeit, in welche unser Gedicht föllt, die Böhmen die Gutturale ch noch regel-
mässig in s verwandelten« so wie g in z und k in c. So wenig wir in unsem einheimi-
^ V V V
sehen Quellen ein boii för bozi von bog, oder Re£i für Reci von Rek antreffen« so
wenig dürfen wir für jene Zeit — wir meinen das IX — X Jahrb. — einlesi, £eM, Vlasi u.s.w.
Eulassen. Die Verwandlung des / in i sowohl in diesen, als in vielen andern Wörtern, z. B.
in ves, vsi, vsaky, skvma, slnpka, spina u. s. w., gehört aller Wahrscheinlichkeit nach
einem viel späteren Zeitalter an. In den ältesten Handschriften liest man ausdrücklich:
flkomie (nicht ikorne), skfebtati (nicht Skifehtati), ves (omnis), vesdy, vsaky, vseckeren,
vsici, vsudy, in der Mat. Verb, „zpina'* d. i. spina (sordes) u. s. w.
Der Gebirgsname Krkonosi (jetzt Kr*kono§e) pl. ist in unserem Fragment weibUch,
nicht männlich : Ot gor Kr'konoSi. Schon Tomsa hat das Geschlecht des Wortes so be-
zeichnet, ganz sach- und spracbgemäss. Uebrigens kommt Kr'konoä auch in der einfachen
Zahl vor: K Krkonosi. Odp. na spis. 1522. (Vg\. Jungmanh's Slownjk Nachträge u. d. W.)
Die männl. SubsL muz und kmet bekunden auch hier ihre anomale Declination,
wie wir sie in allen Dialekten seit der ältesten Zeit wahrnehmen. Sie haben in Nom.
Phsr. ü statt der ursprünglichen i/e : muiie, kmetie, im Acc. e; kmeti, im Soc. mi : kmetmi.
So treffen wir in den ältesten Quellen auch 2idie, ludie, ör'tie, gostie u. s. w. an, wo
die neuere Sprech- und Schreibweise bloss ein / odery setzt: iid^, lid^, hoste, muij,
bratfj, kn^zj u. s. w.
Dass das männliche vladyka der Declination des weiblichen folgt, zu der es kraft
seiner Endung gehört, leuchtet von selbst ein.
g. H. Gratnmaluche Formen, 7$
2. Adjectiva.
Wir wollen die Deelination der unbestimmten oder abstracten Adjeetive von der
der bestimmten oder concreten scheiden.
a) Unbestimmte.
Sing, Nofn. msc, chraber. pravdozvesten. — /. öeliedina- slaba. — n, kruto« mumo.
ticho. zapodobno. nechvalno (als Adv. gebraucht.)
Gen. msc. stara (roda). Popelova. Dobroslayska (chrmca). Kamena (Mosta). rovna
(muza« für den Acc. gebraucht), zlata (stola). otna (stola). -- /. krivy (Otavy). ladny (Sazavy).
n. sira (neba).
Dal. msc. svatu (zakonu).
j4cc. msc. sboren (narod.) oten (stol.) - /. Hutu (saö). - n. rozlozito (okence).
Voc. f. slayna (kniezno).
Loc, msc. sviete (Vysegrade). Liubusine (dvore). slavne (sniem^). - f. kriv^ (Otave)*
zlatonosne (Otave). chladne (Radbuze). belestvuci (rize). - n. zlate (s§dl§). otne (s^dl^).
Soc. f. rovnu (meru).
Dual. Nofn. msc. rodna (bratry). rozyadiema und rozvadiena (bratry, Acc.) -- /l
veglasnS (deve). vyuöene (deve). sudne (dev5).
Plur. Nom.y. vyberuce,
jicc. 7nsc. slavny (sniemy).
b) Bestimmte.
Smg. Nom. msc. liuty. karajuci. - /• liuta. dru2na* rodna. svatocudna. devce (ruka).
Gen. f. bäe (Liubice). strebronosne (Mze).
Acc. msc. noTv (nalez). - /. sirebropSnu (vodu). zlatop^sku (glinu). - n. State (osudie).
See. msc. jarym (turem).
Plur. Nom./. une (dubrayiny). pravdodatne (desky).
Gen. msc. v^koziznych (bogov). - /. zelenych (gor). - n. vlt'orfiönych (br'd).
Dat. f. vitiezovym (y^ädbam).
Acc. f. Urne (vlasti). otne (dSdiny).
See. msc. Öechovymi (pluky).
Für den Genitiv » Dativ und Sociativ in der vielfachen Zahl der unbestimmten
Art bietet das Fragment kein Beispiel dar ; die dabin einschlagenden Wörter folgen bereits
der bestimmten Deelination. Dieses frühe Verschwinden des Gen.» Dat,> Loc. und Soc.
in der vielfachen Zahl der unbestimmten Deelination bemerken wir in allen übrigen
Dialekten » namentlich in dem Kirchenslawischen.
Welcher Art die weiblichen Endungen auf a und u : liuta^ druina> slabi^ liutu
u. 8. w. , beizuzählen seien« bleibt zweifelhaft und nuentachiedeii» da in dem Akböhmi*
10*
76 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht,
sehen die Endungen aja u. uju nicht vorkommen , und der ganze Unterschied der zwei
Formen wahrscheinlich nur darin bestand, dass in der unbestimmten Art das a kurz, in
der bestimmten hingegen lang ausgesprochen wurde. In der Regel sind die dem Haupt-
worte vorgesetzten Adjectiva für bestimmt, die nachgesetzten für unbestimmt zu halten.
Der Local : otne sedle bürgt dafiir, dass dieses Beiwort im Altböhmischen oten,
otna, otno, lautete : denn von otnie wäre der Loc. n. otni. Ungeachtet in der altern
russischen Mundart das Adj. oten, otni, otnie, oder otni, otnija, otnejc, mit einem wei-
chen n von ot abgeleitet wird, so zeugt doch das einzige im Altböhmischen vorkommende,
übrigens etwas dunkle „otne pameti, pubes, virilia'' (Mater Verborum 245, 3), welches wir
otne pam^ty lesen (nach dem t in pameti sind in der beschädigten Membran Spuren
von i sichtbar) ebenfalls für die harte Form. Uebrigens ist es nicht unmöglich, dass
im Altböhmischen das Wort sowohl mit der harten Endung: oten, otna, otno, otny,
otna, otne (vergl. roden, rodna, rodno in unserem Fragment von rod), als auch mit
der weichen : oteü, otni, otnie, gebräuchlich war. Wir finden diese doppelte Endung bei
mehreren ähnlichen Adjectiven, z. B. prokni und prokny, davni und davny, nasobni und
nasobny u. s. w.
Die Endung e in devöe (ruka) statt a : d^vöa (ursprünglich devöija) darf nicht
befremden: wir begegnen ihr bereits in andern unsern ältesten Quellen, z. B. in der
Mater Verb. : kurenoha (gallicrus, Hahnfuss), kozebrada (Bocksbart), in dem Glem. Psalter
aus dem XIY Jahrb.: boze mluva, im Passional : ölovede mysl, m der Königinhofer Hand-
schrift: byvse blahost, iducie röze, najvyssie zadost u. s. w., neben der viel seltenem:
(mati) bozia u. s. w. Wir wollen auf diese frühe Verwandlung des a in e weiter unten
(§. 22) umständlicher zurückkommen.
Der Gen. sg. fem. in der bestimmten Art geht auf e aus : b§le (Liubice), strebro-
nosne (Mie). Die andern ältesten Quellen bieten ein ej und e abwechselnd dar : so lesen
wir in der Königinhofer Handschrift : krasnej devy, radostnej Prahy, jednej, vterej, boziej
matere, fvücej huby u. s. w., aber in dem ältesten Passional: ohrada svate very. Bei
den Zahl- und Fürwörtern: jednej, vtorej, svej, hat auch unser Fragment die Endung ej.
3. Numerali a.
Von diesen kommen in unserem Bruchstück nur folgende wenige vor :
Sing. Nom. msc. vsiak. Gen. /, jednej. vtorej.
Acc. n. jedno (in dem Adv. v- jedno).
Dual. Nom. Acc, msc. oba. -- /. dve.
Plur. Nom. msc. vsi (udi). - y. vsie (deti).
Acc. tri (röky). msc. vsie. (kmeti).
4. Pronomina.
Persönliche, und zwar die der Iten und 2ten Person:
Sing. Ncm. jaz. Acc. tie. Plu7\ Dat. nam. vam. Acc. vy. Loc. nas. vas. Für die
dritte : Sing. Gen. fem. jeje und jeja. Dat. msc. jemu. Dual. Gen» msc. jeju. Dat. u. Soc.
ima. nima. Plur. Dat./. im. Acc. msc. je.
§. 14. Grammatische Formen. 77
Das Reciprocum sie: Sing Dat. si. Acc. sie. (in vadita sie u. a.) See. sobiu
Das Fragende öe (was).
Das Relative jen-ze: Sing. Nom. msc. jen-ie« Acc. f. ju-£e* Dual. Nom. msc. ja-£e.
Plur. Dat. nim-ie* Femer Sg, Nom. msc. ky.
Die Demonstrativa und Determinativa : Sing. Nom. msc. prokni. Aco. n. se (hoc.)
Plur. Acc. /. sie (vlasti).
Plur. Nom. msc. sami.
Die Possessiya:
Sing. Gen. n. svego. Dat. f. svej. Dat. msc. svemu. Acc. n. moje. Plur. Nom.
msc. moji. naä. Acc. f. moje. tvoje.
Diese Formen bieten nichts Bemerkenswerthes dar, da sie alle regelmässig und
dem böhmischen Sprachgebrauche gemäss sind, mit Ausnahme des einzigen Soc. sobu,
wofür sich die spätere Mundart sebu aneignete, während umgekehrt der ältere slawische
Dativ sehe im Böhmischen in sobS überging. Der Wechsel des o und e in allen sla-
wischen Dialekten ist bekannt genug. In der Königinhofer Handschrift lesen wir noch:
nad sobü, und eben so im ältesten Passional: s sobu, s tobu, pfed tobii u. s. w.
Bei den Poss. moj, tvoj, svoj, treten die abgekürzten Formen, wie svego, svej,
svemu, bereits sehr früh zum Vorschein: wir finden sie in der Königinhofer Handschrift,
in beiden ältesten Psaltern, im Passional u. s. w. Die ältesten serbischen Sprachdenk-
mäler haben sie bereits ebenfalls.
Die Doppelform des Gen. jeje Z. 88 und jeja Z. 41 erklärt sich durch die un-
gleiche Schreibung des cyrill. a; vgl. svatu Z. 128 und svietS Z. 34. In der spätem
böhmischen Mundart wurde zwar aus dem Gen. jeje ein flexibles Pronomen gemacht,
womach man jeja für den Dual. Acc. msc. halten könnte, doch scheint uns dies für jene
alte Zeit unpassend.
5. V e r b a.
Wir wollen alle vorkommenden Fälle aufzählen:
Ind. Praes. und Futur, sg, 2 pers, mutisi. — 3. pije. umre. vlade. zarve. vojevodi.
chodi. vnori. kate. naricaje. bäduje. Dual, 2. vadita sie. rozdölita sie. sm^rita sie. 3.pa-
SU. vladu. stroja.
Imp. 2 pers. sg. seber. — pL rozrdSite. ustavite. sud'te. vol'te.
Gerund. pL J. vyberuce. Hiehcr gehören die bereits in Adj. verwandelten: kara-
juci. belestvuci.
Infin. dati. vlasti. pognati. ustaviti. suditi. vypraviti. govoriti* chvaliti. provolati.
pregliedati. In iskati ist zwar das i ausgeschrieben, das Versmaass verlangt aber die Aus-
lassung desselben: iskat".
Praeter, sg. 3. pride. siede, poöie. vsta. rozli sie. je sie. vece. vstanu« machnu.
sly§e. sprosi. pogubi. stupi. — rozvlaja§e. prilete§e. — Dual. 2 f. sebraste. sbierastS* da-
st6. — Plur. 2. rozmysliechom. — 2. slySeste. — 3. vstachu. sniechu sie. po£iechu. pri-
nesechu. klaniechu sie. trasechu sie. pochvalichu.
78 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht.
Praet. Partie, act. sg. msc. yladl. sm^ril. /. nemutila.
Praet. Gerund, f, sesypavsi. oplakavsi. vyplakavsi.
Praee. Partie, pasi. sg. msc. sboren. — DuaL m. rozyadiema (einmal Z. 56) und
rozyadiena (Z. 83 — 84). /. vyuöenö.
Von dem Yerbmn subst jesm*« budu, byti» kommen in unserem Fragment bloss
diese Beispiele yor:
Praet. pl. 3. su.
Tut. sg. 1. nebudu. — Dual. 2. msc, budeta. y. budetä.
Praet, sg. 3. by, in ky by smeril, ky by yladl.
In Praes. in der 2. Person des Sing, noch i: mnti^L Eben so im Eyangelimn:
myjesi, neimasi^ mryisi, ned^si, und in dem Anomalen: ySsi» neyesi» yzyesi. Wir treffen
es zuweilen noch in yiel spätem Denkmälern anu z« B. in der Königinhofer Handschrift:
pijeSi, chceSi, aber auch schon pejes« chces.
In der dritten Person kein i mehr» welches auch im Eyangelium bloss ein ein-
zigesmal yorkommt: ostanet", neben ide> re5e, prinese u* s. w«
Die Imperatiye: seber und sud'te, yol'te, erscheinen bereits in der y erkürzten
Form« statt seberi» sudite» yolite. Hiernach könnte man rozr^Mte und ustayite für Futura
nehmen« was jedoch zum Sinne nicht gut passt Unserer Meinung nach sind rozr^ite
und ustayite wahre alte Imperatiye » die sich neben den yerjüngten erhalten haben;
denn der Sprachbildungstrieb pflegt nie alle Wortindiyiduen gleichmässig und gleich-
zeitig zu yerwandeln« sondern ältere Formen erhalten sich neben den jungem« zumal in
Gedichten« oft Jahrhunderte lang. Ein schlagendes Beispiel dayon liefert uns der Wit-
tenberger Psalter« Ps. 33« 9: Okuste a yidite« gustate et yidete« femer die Starobyla
Skläd. U. 138. y. 13: A tu lib kup lib nekupi« wo sogar in demselben Satze« ja in dem-
selben Worte der yolle und yerkürzte Imperatiy erscheint. So liest man im Psalter
des Museums: Sedi na prayici mej« aber in einer andern alten Hs. Sed' na prayici mej.
Das Eyangelium bietet yidite« yerite« doy^rite und chodete dar; denn es ist nicht wahr-
scheinlich« dass in den drei ersten Fällen das i bloss ein Zeichen der MoUirung sei,
statt: yid'te« yer'te« doy^r'te. Die Königinhofer Handschrift und andere alte Denkmäler
enthalten noch yiele Beispiele des ursprünglichen und yollen Imperatiys im Singular«
z. B. budi« nebudi« yedi« mluyi« otyori« obnoyi« nadeliboh MaU Verb. u. s. w.« jedoch« so
yiel uns bekannt« keines im Plural. Noch heutzutage sagt und schreibt der Böhme bo-
pomozi statt bopomoz ! Merkwürdig« dass Dcbrowsky sogar in einer alten cyrillischen
Handschrift: cAAbre statt caa-^tc fand. Inst. 1. slay. 560.
Das doppelte Praeteritum« nämlich das der einfachen und der fortgesetzten Hand-
lung« oder das Praeter, actionis continuatae « ist in unserm Fragment durch die einem
jeden eigenthümlichen Formen gesondert. Das letztere hat in der altböhmischen Mund-
art einen sehr weiten Spielraum« einen fast weitern« als selbst im Kirchenslawischen. Die
Formen: poöie« pociechu« und slyse« slySeste« femer yece« gehören dem einfachen Praet.
an: in poöie« poöiechu« ist das lü^« « an die Stelle des cyr. a« in slySe» slyieste, yece.
S* 14. Grammatische Formen. 79
aber an die des cyr. j getreten, wovon an einem andern Orte. Beispiele des Praet. iter. sind :
Sing. S.rozTlsyaiesLrozyla; Plur. 1. rozmysliechom st rozmyslichom. In den ältesten cyrül.
Denkmälern wird dieses Praet iterat. bald durch u, bald durch «b geschrieben (pdcruxb
und p4ic-r»xnb> jedoch nach Yocalen und %, ferner nach »« v, lu und i|i nur d, weil diese
ein -fe nicht vertragen)» und da in denselben der Wechsel des u und -« häufig ist, so
entsteht die Frage, welche Schreibart die genetisch und organisch richtigere sei, und ob
man im Böhmischen ein ie oder i zu setzen habe ? Wir entscheiden uns für die Schrei-
bung durch ie, ohne hier in eine Untersuchung der Frage weiter einzugehen, und bemerken
bloss, dass die ältesten böhmischen Denkmäler nur höchst selten ein a oder ia, dahin-
gegen zu hundertmalen das e oder ie bieten. Wir lesen noch im Evangelium: nosase,
aber auch öinieSe; uöach, chodiachu, aber auch im^jech, r^jech; in der Königinhofer
Handschrift zw<u: noch einmal: pustiase S. 40, dahingegen daselbst, in den älteren hs. Psaltern
und in den Starobyla Skladani^ zu hundertmalen: feviech, mluviech, tepieSe, jedieSe,
dtieSe, slovieäe, krojese, radieSe, opraviese, zvonieäe« pritulieSe, bufieSe, mluvieSe, sluiese,
Iskniese sie, sniese mi sie, imejechu, uvediechu, pHjediechu, klekniechu, hrniechu, di-
viechu sie, zbrocechu, daviechu, pdjechu u. s« w. In der 3 Pers. des Sing, nehmen auch
einfache Praeterita das §e, besonders nach a und i gern an: rvaSe st rva, dodaSe, po-
da$e st. doda, poda u« s. w. Daher prilet^se in unserm Fragment st prilete.
Höchst merkwürdig und in einer gewissen, weiter unten anzudeutenden Hinsicht
(vgl. §. 24) von grosser Bedeutung ist die Z. 56 vorkommende Form des Praet Partie,
pass. »rozuadema,« d. i. rozvadiema statt rozvadiena, welches letztere Z. 83 — 84 wirklich
gelesen wird. Lange Zeit hielten wir dieses rozvadiema für einen Schreibfehler, bis uns
anderwärts vorkommende Beispiele von dem Gegentheil überzeugten. Wir lesen näm-
lich ausdrücklich in der Königinhofer Handschrift S. 28 »Slavny Yneslav srazem s nasep
sipem,o ferner ebendas. S. 56 »i by leskem napFniema hora»« in dem Clement Psalter:
pamatem sem byl boha 76, 4, im Passional: kfestiem sem S. 623, 1, bei Andreas von
Dube: drieve nezby byl vyvazem, Wykl. na pr. z* §• 65. (S. 374, in Kucharski's Ausg.),
V
endlich bei Thomas Stitn^ : »ölowiekem uöiniem,« statt sraien, napFniena, pamaten, krestien,
vyvazen, ucinien. Auch unser tagemstwj statt tagenstwj gehört hieher ; da es offenbar aus
tagem statt tagen entstanden ist Dem zufolge sind wir der festen Ueberzeugung, dass
die alten Böhmen diese und ähnliche Wörter mitunter wirklich so ausgesprochen haben,
wie sie hier geschrieben stehen, und dass hier dieselbe Verwechslung der Labialen n und
m statt fand, der wir auch in andern slawischen Dialekten so häufig begegnen, zumal im
Serbischen, wo man poöimati, podimak, pesam und pesma, osvem, rekmem, nakom«
stramputice, ma, mezimac, micina, mestve u. s. w. statt poöinati, poöinak, pesan und p^ana»
osven, reknem, nakon, stranputice, na, mezinac, nicina, nestve u. s. w. spricht und
schreibt Vgl. Serbische Lesekörner (Ofen 1833. 8. S. 51.) Weitere Beispiele für den
Austausch des n und m im Altböhmischen sind: nrav st. mrav (vgl. mos), ny st my» und
umgekehrt me^or (im Pass.) st nespor, cham st chan (in der Kön* Hof. Us. beständig),
zenima st zenina, dma st dna.
00 Denkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Gericht,
In dem frühen Gebrauche des yerkürzten su st. jcsu, stimmt die altböhmische
Mundart mit der kirchenslawischen (sut' st jesut') u, a. überein« In der König^nhofer
Handschrift liest man: Sii dobri ludie, sü N^mci u. s. w. Eben so früh mag das indem
EvangeUum noch häufige jesi in si abgekürzt worden sein; daher: Ty si parob« ty-Ii si
zaiostiyo u. a. m. in der Königinhofer Handschrift.
Die umschreibenden Tempora: Futur, periphr. budeta vlasti« nebudu suditi, Praet
Optat. by vladl» by smeril» die wir in ihre Bestandtheile aufgelöst haben» übergehen wir.
6. Praepositionen.
Es kommen folgende vor: k, na, o, et, po, pod, pres, protiv, s, u, v, z.
Ferner die als Praepositionen gebrauchten Adverbia: dlie (eigentlich eine Post-
position), mezu und utr\
Ihr Gebrauch bietet wenig Bemerkenswerthes dar. Das Adv. dlie, cyr. ^^xä, A-feAu»
A-feA-fe» wird als Praeposition dem Hauptworte nachgesetzt: pl'znie dlie, rozenia dlie. Eben
so im Evangelium: Jesusa dlie« und in der Königinhofer Handschrift: dcefie die, pod-
stavichu sehe die, Ludiekoya die slova.
Die Praepos. ot erscheint, wie kaum erinnert zu werden braucht, in ihrer alten
Gestalt, nicht od, wie sich dieselbe die neuere Mundart aneignete«
Wir haben bereits oben berührt, dass po den Dativ der Substantive und Prono-
mina regiert, wie im Kirchenslawischen, Serbischen u. s. w, ; hier wollen wir diesen Ge*
brauch noch aus andern altböhmischen Quellen belegen. Man liest in den ältesten Hand-
schriften der böhmischen Stadtrechte: dati po trem halerom z kopy, z ka£d6 l^opy po
tigern groSom. Mit dem Dativ der Adject. indef., in der Bedeutung »auf, nach Art,o ist
diese Construction bekanntlich noch heutzutage in ganz Böhmen gangbar: po lidsku, po
zensku, po öesku, po stfjzvu u. s. w.
Das Adv. utr', in der spätem Mundart vniutf, jetzt vnitf, entsprechend dem cyr.
utr\ russ. nutr', steht hier, indem es die Stelle einer Praeposition vertritt, mit dem Local:
utr' Yysegrad^. Sonst wird vnutr* sowohl im Kirchenslawischen, als auch im spätem
Böhmischen, mit dem Genitiv gefügt : vnutr' dvora, vniutr' i zevniutr' m^sta. Y^^r Gebrauch
des Locals in unserem Fragment ist demnach eigcnthümlich und deutet ein hohes Alter an.
Die Praeposition z erscheint schon in verkürzter Form für das ältere iz (aus, ex}.
Mit Ausnahme des Evangeliums, welches noch iz hat, ferner einer einzigen Stelle in der
Königinhofer Handschrift S. 211: Tamo k chlumku iz Tatar premnostvie, und der Orts-
namen Izgorelik Urk. 1052, Izvestovici Uric. 1131, bieten alle übrigen alten Quellen und
Denkmäler der böhmischen Mundart nur ein z dar. Unsere FYagmente fallen also in eine
Periode, wo beide Formen neben einander bestanden haben, gleich den vollen und ge-
kürzten Imperativen: chodite und sud'te, voFte, oder den heutigen jest und je> skrze und
skrz u. s. w.
Für die Aussprache des eSxi se (Mie}, ferner in den zusammengesetzten: seber, se-
brastS, sesypavSi, bürgt das Yersmaass.
§• 14. Granwiatische Formen, 81
7. Adverbia.
Wh* treffen davon folgende an: ide-ze, kako^ kda^ kdy^ kegdy, tako, tu, u, yjedno,
^.e (relat); ferner die als Adverbia gebrauchten Adj. indef. n. kruto, mutno, nechvaino» ti-
cho» zapodobno.
Sie bieten wenig Bemerkenswerthes dar. Das dreifache kda« kdy, kegdy, bedarf kei-
nes Beleges und keiner Beleuchtung aus andern Quellen, da es häufig so vorkommt. Das
veraltete ide-ze, wofür man später kde-ze> kdez, sagte, kommt im Altslawischen vor. Alter-
thümhch ist u statt uze, uz, ohne die emphatische Partikel ie. In andern böhmischen Denk-
mälern, die freilich alle bedeutend jünger sind, lesen wir es nicht. Das Evangelium hat
u-ze, ju-ze. In den ältesten cyrillischen Handschriften kommt das einfache u häufig genug
vor: in ne u (nondum) hat es sich bis auf die spätesten Zeiten herab erhalten. Wie einst
n St. uze, so sprachen und schrieben: die Böhmen noch im XIY Jahrh. ne st. neze, neL Die
Belege findet man vollständig in Jungmafins Böhmischem Wörterbuch. Das relative -ze wird
den Pronom. und Adv. angehängt: jen-ze, sie-ie, ide-ze, ja-ze, k nim-ie, im-ie, ju*ie.
8. Gonjunctionen.
Bloss folgende vier: öi, i, li, za.
Das i verbindend (et, etiam), und von dem adversativen a (sed) genau geschieden.
Das za fiir zda (num), im Altböhmischen nicht selten (vgl. Star. SklAd. 11. 48. 214. III. u.öfL],
einfach und höchst alterthUmlich , dem polnischen aza und dem serbischen zar vergleich-
bar; in jenem ist nämlich a ein Vorschlag, in diesem r statt i (vgl. more st moie, jer,
jere st jeie u. s. w.) ein Anhängsel. Für den Wegfall des d in den Conj. und Adv.
auf - a oder » gda zeugen kirchenslawische Handschriflen bulgarischer und serbischer
Familie, wo iga, jega , k^ga st. igda, jegda, k'gda u. s. w. ganz gewöhnlich sind. Die
Conj. li erscheint Z. 81 abgekürzt: T, nebudet^ F; man vgl. damit: ChcevS Tjiti u pondeli.
Star. Sklad. IL 119. V. 29.
9. Interjectionen.
Bloss zwei : aj , se. Erstere ist im Böhmischen die herrschende ; für die zweite,
welche nichts weiter als das Neutr. des Pron. dem. s* (altböhm. sien, wie ten st. t), si,
se, ist, bietet das Evangelium einen Beleg dar.
10. Syntax«
Da wir uns hier bei dem gewöhnlichen und allbekannten nicht aufhalten können,
und da wir einiges eigentlich hieher gehörige (z. B. den Gebrauch der Präpositio po)
bereits bei der Betrachtung der Formen vorweggenommen haben: so begnügen wir ui\8,
einige spärliche Bemerkungen beizufügen.
AlterthUmlich und beachtenswerth ist die emphatische Wiederholung der Präposition:
Z. 7. Chodi ft kmetmi, s lechy, vladykami, Z. 28. Jen-ie'pride s pl'ky s £echovymi.
Man vergleiche damit die in der Königinhofer Handsefarifi häufig vorkommenden Redens-
11
S2 Denkmäler der böhmischen Sprache. Uhusas Gericht,
arten: za dusicü za oüetlii^ na vschod na poU se vsiem se sv^Tn liudem« u hrad u tvrdy>
k yrchu ku hradoYu, ku hradu ku tyrdu u» s. w. Die ältesten Denkmäler anderer Mund-
arten bieten um so mehr Beispiele dieser Wiederholung an die Hand^ je näher sie der
Yolksmundart stehen. IVlan sehe die ältesten russischen und serbischen Urkunden oder
Kirsa DaniloVs altrussische Volksgedichte nachj und man wird darin Redensarten « wie :
Rozd^l zemli po reku po Oku« na niz po Oce po r5ku po Tcnu» u potok u Lipoyaöki,
na gaz na Novaöky« na gaz na 2r'noviöky« v stoPnom gorode vo Kijcve u slavnago knia-
zia u Vladimira u. s. w., fast auf jeder Seite begegnen.
Einer besondem Beachtimg werth ist der Gebrauch des vermittelst -- ovy gebil-
V
bildeten Adj. in: S pl'ky Cechovymi V. 25, und Vesöbam vitiezovym V. 59. Nach dem
Zeugnisse unserer ältesten Denkmäler wurde diese Adjectivalform ehedem weit häufiger
gebraucht, als jetzt, und vertrat theils die Stelle imserer Adj. auf - sky, theils den Gen.
des Substantivs« Wir lesen in dem Witt. Psalter in der Ambros. Hymne : Tie prorokovy
chvali poöet (spätere Hss. haben prorocsky), in dem Cantic. Isa. 38, 12 stanove pasty-
fovi (tab. pastorum, die Brüderversion 1587 stdnek pastjf fsk]^), in der ascet Schrift Hugo*s:
Jest' pilen skutky rytiefovymi dokazati, in der Trojan. Chronik: Sliböv bohovych dosahli
(promissa deorum) , in der Königinhofer Hs. : K vrchu ku hradovu ; ferner in den Glossen
des Museums-Psalters und im Wittenb. Psalter: bob bohovy (d. deorum), jed aspidovy
(v. aspidum) , detem vranovym (puUis corvorum) , na pefiu v^trovem (s. p. ventorum),
uhlie ohnove (c. ignis]« pec ohnovu (cl. ignis}, pf ed obliöejem vßtrovym (a. f. venti), v ruce
meöovej (in m. gladii), slupa oblakoveho (m c. nubis), pivnik medovy (lebes}, do roha
oltafoveho (c. altaris), v den bojovy (in d. belli), v sile konovej (in f. equi), u. s. w.
Man könnte demnach in unserer Stelle öechovymi schlechthin für gleichbedeutend mit
V
desk^mi nehmen, ohne an einen Vater Cech zu denken.
Das Zeitwort vladu, vlasti, wird in unserem Fragment nicht nur wie gewöhnlich
mit dem Instrumental (Z. 4. Deti vsie tu sboziem v jedno vladu), sondern auch mit dem
Dativ construirt: Z. 76. Budeta im oba v jedno vlasti, Z. 112 - 113 Gore muiem, im-ze
iena vlade, Muzu vlasti muzem zapodobno, woHir wir nur zwei Beispiele aus alten böhmi-
Achen Sprachdenkmälern anführen können, das eine: Aby sam (Kristus) tobe via dl, aus
Hugo*s ascetischer Schrift aus dem XIV Jahrb., das andere aus dem Wittenberger Psalter :
kdyi bude vlasti chudym, cum dominatus fuerit pauperum, Ps. 9, 10. Die Analogie von
panovati, welches bei den Alten regelmässig mit dem Dativ construirt wird (z. B. panovati
pohanöm, chudym, Ps. der kön. Bibl.), und von vojevoditi (Z. 1. Vsiak ot svej äeliedi vojevodi),
Apricht für diesen feinen Unterschied, welchen der spätere Sprachgebrauch fahren Hess.
Eigenthümlich und aus andern böhmischen Gedichten, so viel uns bekannt» nicht
zu belegen ist der Gebrauch des Instrumentals bei Vergleichungen : Zarve jar)7n turem,
V. 103. Die in der Kön. Hof. Handschrift enthaltenen Gedichte haben in diesem Falle
stets jako, jak, z. B. jak tur jary skoöi, S. 30.; ajta Jaroslav jak orel lete, 36; vzchopi
sie zhuoru jako jelen, 72; jako lev drazlivy, 36. Dass übrigens diese Ausdrucksweise
dem Geiste der böhmischen Sprache nicht zuwider ist« dass sie . einstens auch in unserer
$• 15. fFfirdigung du GedUhu and Saeherklärwigen. 83
Hundart gebräuchlich war, ist gewiss. Denn in einem alten Werke Uest man: Mofem
rozlilo se pifed njm welikö mnoistwj liduj und in der Kindersprache hört man noch :
stal panaökem u. s. w. Auch die Ausdrücke : öertem oder kozlem smrd^ti , kozelcem
let§ti u. s. w. gehören wohl hieher. In den drei russischen Dialekten, nämlich im
grossrussischen, kleinrussischen und weissnissischen, ist bekanntlich diese Form sehr
gebräuchlich*
S* !&• Würdigung des Gedichts und Sacherklärungen.
Das Fragment enthält die Bruchstücke zweier Gedichte, wovon das erste von
Z. 1 bis 9, das zweite aber von Z. 10 bis 129 reicht. Jenes umfasst neun, dieses hun*
dert zwölf, beide zusammen hundert ein und zwanzig Verse, worunter drei unvollstän-
dig sind.
Da sich von dem ersten Gedicht bloss der Schiuss erhalten hat, so ist über
dessen Inhalt mit Bestimmtheit wenig zu sagen. Die gewöhnliche Annahme ist, dass der
Gegenstand desselben ein Landtag oder eine Volksversammlung gewesen, wo die Erb*
gesetze der böhmischen Geschlechter discutirt und bestätigt wurden. Da aber hier der
Möglichkeiten gar zu viele sind, so lässt sich weder dafiir noch dawider etwas Gegrün«
detes sagen.
Das zweite Gedicht, dem der Schiuss abgeht, beschreibt einen Erbschaftszwist
zwischen Brüdern, welcher von dem versammelten Volke, nach dem bei den Böhmen
geltenden, am Ende des ersten Gedichts ausgesprochenen Gesetze, geschUchtet wird, wo
aber der mit dem gefällten Urtheil unzufiiedene Erstgeborne die Fürstin schmäht, was
Anlass gewesen sein mag zur Vermählung der Fürstentochter mit Pfemysl. Das mag d«r
fehlende Schiuss ausgef&hrt haben.
Beide Gedichte scheinen uns Bruchstücke eines grossem Cyklus von Volksge-
sängen zu sein, worin Gegenstände aus dem ältesten Sagenkreise der Böhmen behandelt
wurden; die deshalb auch, zufolge der Verwandtschaft ihres Inhalts, in einem gewissen
Zusammenhange unter einander standen* In Gesängen dieser Art mögen höherbegabte
Volksdichter -* die Königinhofer Hs. hat uns in einem der ältesten Gedichte den Namen
eines solchen hochgefeierten Sängers, Lumir, erhalten — das Andenken an die Thateii
und die Weisheit der Väter geborgen und so beide den jungem Geschlechtern zur Nach-
ahmung und Belehrung zugeführt haben.
Einige haben versucht; das erste Fragment an das Ende des zweiten zu stellen
und glaubten auf diese Weise ein ganzes, vollendetes Gedicht zu erhalten. Dies mag als
ein Taschenspielerstückchen gelten, und in sofern passen, als zu einem menschlichen
Rumpf ein menschlicher Fuss überhaupt passt: im Ernste dürfte davon unter Sach-
kundigen kaum die Rede sein.
Den Inhalt des zweiten Gedichts berichtet Gosmas sowohl als Hajek, doch mit
bedeutenden Varianten. Des ersteren Bericht; da er nicht allzu lang, woUen wir hieher
zur beliebigen Vergleichung setzen :
11*
84 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libasa^s Gericht,
n£a tempestate inter duos cives» opibus et genere eminentiores» et qui videbantur
populi esse rectores, orta est non modica litigio agri contigui de termino. Qui in tantum
proruperunt in mutuam rixam» ut alter alterius spissam unguibus volaret in barbam» et
nudis convicüs semet ipsos turpiter digito sub nasum contundentes intrant bacchantes
curiam« ac non sine magno strepitu adeunt Domnam, et ut ratione justiciae dubiam inter
eos dirimat causam, suppliciter rogant. Illa interim^. ut est lasciya mollities mulierum»
quando non habet» quem timeat» virum, cubito subnixa« ceu puerum enixa, alte in pictis
stratis nimis moliiter aecubabau Cumque per callem justitiae incedens> personam homi-
num non respiciens, totius controversiae inter eos ortae causam ad statum rectitudinis
perduceret« tunc is> cujus causa in judicio non obtinuit palmam^ plus justo indignatus,
terque quaterque caput concussit« et more suo terram ter baculo percussit« ac barbam
pleno ore saliva conspergcns exclamat: O injuria viris haud toleranda! Femina rimosa
Yirilia judicia mente tractat dolosa. Seimus profecto, quia femina sive stans seu in so-
lio residens parum sapit: quantu minus cum in stratis accubat Revera tunc magis est
ad accessum mariti apta» quam dictare militibus jura. Certum est enim« longos esse cri-
nes omnibusj sed breves sensus mulieribus. Satins est mori» quam viris talia pati. Vos
solos> opprobrium nationibus et gentibus« destituit natura j quibus deest rector et civilis
censura» et quos premunt feminea jura« Ad haec Domna illatam sibi contumeliam dissi-
mulans« et dolorem cordis femineo pudore celans> subrisit, et : Ita est, inquit, ut ais. Fe-
mina sum, femina vivo; sed ideo parum sapere vobis videor» quia vos non in virga fer-
rea judico, et quoniam sine timore vivids, merito me despicitis. Nam ubi est timor, ibi
honor. Nunc autem necesse est valde, ut habeatis rectorem femina ferociorem. Sic et
columbae olim albiculum milvum« quem sibi elegerant in regem« spreverunt, ut vos me
spemitis» et accipitrem multo ferociorem sibi ducem praefecerunt : qui fingens colpas,
tam nocentes quam innocentes coepit necare« et ex tunc usque hodie vescitur columbis
accipiter. Ite nunc domum, ut quem vos cras eligatis in Dominum« ego assumam mihi
in maritum.« Script. R. Bob. I. 12—13.
Offenbar ist Cosmas Bericht gleichfalls aus einem Gedicht geschöpft, wie der von
Neklans Siege« und auch dieser, wie jener« gegen das Gedicht in der Kön. Hof. Hs. ge-
halten« scheint eine dem Stamme der Pfemysliden ungünstige Version zu sein. Es ist
dies ein Beweis « dass über einen und denselben Gegenstand mehrere « zum Theil
bedeutend abweichende Lieder im Munde des Volkes erschollen sein mögen. Aach
scheint Cosmas die poetische Sage« aus der er seinen Bericht schöpfte« nicht treu genug
aufgefasst« wenigstens nicht ohne willkürliche Zusätze und Aenderungen wiedergegeben
zu haben. — Uebrigens vergleiche man mit der plumpen« rohen« abgeschmackten
Erzählung unseres auf das gesammte böhmische Alterthum mit Geringschätzung und Ver-
achtung blickenden Chronisten die feine zartsinnige Weise « mit welcher unser Volks-
dichter denselben Gegenstand behandelt.
Der fabelhafte Hajek« der um Namen und Jahrzahlen nie verlegen ist« nennt beim
J. 721 die Streitenden Rohon Kais Sohn, und MUewec, den Sohn Pfeslaws im Dorfe Chu-
5. 15. fFürdigang des Gedichts und Sacherklärungen, 85
chle bei Pragp» folgt übrigens fast wörtlich dem GosmaSj der wohl in diesem Puncte seine
einzige Quelle gewesen ist.
Was den poetischen Werth des Gedichts anbelangt, so wollen wir uns hier in
eine Analyse der Schönheiten desselben nicht einlassen, sondern lieber der ästhetischen
Urtheilskraft eines jeden Lesers überlassen, sich darüber diejenige Ansicht zu bilden, die
sich ihm nach seiner Subjectiyität, auf die hier doch im Grunde das meiste ankommt,
als die richtigste herausstellen möchte. ' Unseres Daftkrhaltens weht der Geist der Poesie
rein und kräftig darin, und macht es würdig, den in der Königinhofer Handschrift ent-
haltenen Gedichten zur Seite gestellt zu werden.
Dass das Gedicht, selbst als ein auf schwankenden Nationalsagen gebautes Ge-
bilde der Phantasie eines alten Dichters betrachtet, für die Kenntniss des heidnischen
Alterthums Böhmens nicht unwichtig sei, brauchen wir wohl nicht umständlich darzuthun.
Mag es in seiner gegenwärtigen Form noch so spät nach dem darin besungenen Ereig-
nisse entstanden sein, — und das Beispiel anderer Slawenzweige, namentlich der Serben,
lehrt uns , dass Gedichte dieser Art den Ereignissen auf der Ferse zu folgen pflegen, —
so konnte es doch der innem Wahrheit, d. i. der Anpassung an die damaligen Sitten,
Gebräuche und wirkliche Verhältnisse des Volks nicht entbehren. Und wenn dasjenige, was
wir aus diesem Gedichte über den ältesten Zustand Böhmens lernen, extensiv auch noch
so wenig sit, so ist es intensiv dennoch unendlich viel — es ist ein Lichtstrahl, der un-
erwartet in eine endlose Finsterniss fällt, und den Boden, den die Zeit aus der Geschichte
gänzlich entrückt hat, zauberisch erhellt. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass man
jeden Ausdruck, jedes Wort, ja jede Sylbe des Gedichts in historischem oder juridischem
Sinne pressen könne. Denn so wenig sich aus dem über die Helden Georg Petrovid
genannt Cr'ny und Milos Obrenoviö im Munde des serbischen Volkes cursirenden zahl-
reichen Volksgesängen eine wahre Geschichte des serbischen Befreiungskampfes schreiben
oder auch nur der Zustand des serbischen Volkes vor und während des Aufstands richtig
erkennen lässt ; eben so wenig können Gedichte, wie das unsrige, an und für sich, ohne
anderweitige Quellen, als Grundlage einer wahren Geschichte geltend gemacht werden.
Die Vorhalle der Geschichte mögen sie auch hinfort, wie bis jetzt, ausfüllen.
Der Vers ist der aus der Königinhofer Handschrift und den serbischen Helden-
Uedem bekannte zehnsylbige, mit einer Pause nach der vierten, seltener nach der sechs-
ten Sylbe, welchen man füglich den episch' slawischen Vers nennen könnte.
Dies vorausgeschickt, wollen wir nun das Nothwendigste zum besseren Verstand-
niss der schwierigem Stellen und Ausdrücke, so weit wir es vermögen, beifugen.
V
V. 1« Cfliedi.
Hier in der ursprünglichen, edleren Bedeutung des Wortes, das Geschlecht, die
Familie, das Haus. So werden in unserer Mater Verborum die Wörter prosapia, familia
durch ceUed" glossirt; so lesen wir bei Dalemil gleich im Eingange zu seiner Reimchronik :
84 Denkmäler der böhmischen Sprache, UhuscCs Gericht.
n£a tempestate inter duos ciyes> opibus et gener e eminentiores« et qui yidebantur
populi esse rectores» orta est non modica iitigio agri contigui de termino. Qui in tantum
proruperunt in mutuam rixam, ut alter alterius spissam unguibus volaret in barbam, et
nudis convieiis semet ipsos turpiter digito sub nasum contundentes intrant bacchantes
curiam» ac non sine magno strepitu adeunt Domnam, et ut ratione justiciae dubiam inter
eos dirimat causam, suppliciter rogant. lUa interim,. ut est lasciva moUities mulierum»
quando non habet, quem timeat, virum, cubito subnixa, ceu puerum enixa, alte in pictis
stratis nimis moUiter accubabat. Cumque per callem justitiae incedens, personam homi-
num non respiciens» totius controversiae inter eos ortae causam ad statum rectitudinis
perduceret, tunc is, cujus causa in judicio non obUnuit palmam, plus justo indignatus,
terque quaterque caput concussit, et more suo terram ter baculo percussit, ac barbam
pleno ore saliya conspergcns exclamat: O injuria viris band toleranda! Femina rimosa
Yirilia judicia mente tractat dolosa. Seimus profecto, quia femina sive stans seu in so-
lio residens parum sapit: quantu minus cum in stratis accubat. Revera tunc magis est
ad accessum mariti apta, quam dictare militibus jura. Certum est enim, longos esse cri-
nes Omnibus, sed breyes sensus mulieribus. Satins est mori, quam yiris talia pati. Vos
solos, opprobrium nationibus et gentibus, destituit natura; quibus deest rector et civilis
censura, et quos premunt feminea jura. Ad haec Domna illatam sibi contumeliam dissi-
mulans^ et dolorem cordis femineo pudore Celans, subrisit, et : Ita est, inquit, ut ais. Fe-
mina sum, femina vivo; sed ideo parum sapere Tobis videor, quia vos non in yirga fer-
rea judico, et quoniam sine timore vivitis, merito me despicitis. Nam ubi est timor, ibi
honor. Nunc autem necesse est valde, ut habeatis rectorem femina ferociorem. Sic et
columbae olim albiculum milvum, quem sibi elegerant in regem, spreverunt, ut tos me
spemitis, et accipitrem multo ferociorem sibi ducem praefecerunt : qui fingens colpas,
tam nocentes quam innocentes coepit necare, et ex tunc usque hodie vescitur columbis
accipiter. Ite nunc domum, ut quem vos cras eligads in Dominum, ego assumam mihi
in maritum.« Script. R. Boh. I. 12 — 13.
Offenbar ist Cosmas Bericht gleichfalls aus einem Gedicht geschöpft, wie der von
Neklans Siege^ und auch dieser, wie jener, gegen das Gedicht in der Kön. Hof. Hs. ge-
halten« scheint eine dem Stamme der Pfemysliden ungünstige Version zu sein. Es ist
dies ein Beweis, dass über einen und denselben Gegenstand mehrere, zum Theil
bedeutend abweichende Lieder im Munde des Volkes erschollen sein mögen. Aach
scheint Cosmas die poetische Sage, aus der er seinen Bericht schöpfte, nicht treu g^nug
aufgefasst, wenigstens nicht ohne willkürliche Zusätze und Aenderungen wiedergegeben
zu haben. — Uebrigens vergleiche man mit der plumpen, rohen, abgeschmackten
Erzählung unseres auf das gesammte böhmische Alterthum mit Geringschätzung und Ver-
achtung blickenden Chronisten die feine zartsinnige Weise , mit welcher unser Volks-
dichter denselben Gegenstand behandelt.
Der fabelhafte Hajek, der um Namen und Jahrzahlen nie verlegen ist, nennt beim
J. 721 die Streitenden Rohen Kais Sohn» und Milcwec, den Sohn Pi^eslaws im Dorfe Chu-
$. 15. JFtkrdigung des Geduhu und Sacherklärungen. 85
chle bei Pragp« folgt übrigens fast wörtlich dem CosmaSj der wohl in diesem Puncte seine
einzige Quelle gewesen ist.
Was den poetischen Werth des Gedichts anbelangt« so wollen wir uns hier in
eine Analyse der Schönheiten desselben nicht einlassen» sondern lieber der ästhetischen
Urtheilskraft eines jeden Lesers überlassen» sich darüber diejenige Ansicht zu bilden» die
sich ihm nach seiner Subjectivität» auf die hier doch im Grunde das meiste ankommt»
als die richtigste herausstellen möchte. ' Unseres Daftkrhaltens weht der Geist der Poesie
rein und kräftig darin» und macht es würdig» den in der Königinhofer Handschrift ent-
haltenen Gedichten zur Seite gestellt zu werden.
Dass das Gedicht» selbst als ein auf schwankenden Nationalsagen gebautes Ge-
bilde der Phantasie eines alten Dichters betrachtet» für die Kenntniss des heidnischen
Alterthums Böhmens nicht unwichtig sei» brauchen wir wohl nicht umständlich darzuthun.
Mag es in seiner gegenwärtigen Form noch so spät nach dem darin besungenen Ereig-
nisse entstanden sein» — und das Beispiel anderer Slawenzweige» namentlich der Serben»
lehrt uns » dass Gedichte dieser Art den Ereignissen auf der Ferse zu folgen pflegen» —
so konnte es doch der innem Walirheit» d. i. der Anpassung an die damaligen Sitten»
Gebräuche und wirkliche Verhältnisse des Volks nicht entbehren. Und wenn dasjenige» was
wir aus diesem Gedichte über den ältesten Zustand Böhmens lernen» extensiv auch noch
so wenig sit» so ist es intensiv dennoch unendUch viel — es ist ein Lichtstrahl» der un-
erwartet in eine endlose Finsterniss fällt» und den Boden» den die Zeit aus der Geschichte
gänzlich entrückt hat» zauberisch erhellt. Damit ist jedoch nicht gemeint» dass man
jeden Ausdruck» jedes Wort» ja jede Sylbe des Gedichts in historischem oder juridischem
Sinne pressen könne. Denn so wenig sich aus dem über die Helden Georg Petrovid
genannt Cr*ny und Milos Obrenoviö im Munde des serbischen Volkes cursirenden zahl-
reichen Volksgesängen eine wahre Geschichte des serbischen Befreiungskampfes schreiben
oder auch nur der Zustand des serbischen Volkes vor und während des Aufstands richtig
erkennen lässt ; eben so wenig können Gedichte» wie das unsrige» an und für sich» ohne
anderweitige Quellen» als Grundlage einer wahren Geschichte geltend gemacht werden.
Die Vorhalle der Geschichte mögen sie auch hinfort» wie bis jetzt» ausfüllen.
Der Vers ist der aus der Königinliofer Handschrift und den serbischen Helden-
Uedem bekannte zehnsylbige, mit einer Pause nach der vierten, seltener nach der sechs-
ten Sylbe» welchen man füglich den episch' slawischen Fers nennen könnte.
Dies vorausgeschickt» wollen wir nun das Nothwendigste zum besseren Verständ-
niss der schwierigem Stellen und Ausdrücke» so weit wir es vermögen» beifugen.
V
V. 1. CeUedi.
Hier in der ursprünglichen» edleren Bedeutung des Wortes» das Geschlecht» die
Familie» das Haus. So werden in unserer Mater Verborum die Wörter prosapia» familia
durch ceUett glossirt; so lesen wir bei Dalemil gleich im Eingange zu seiner Reimchronik :
84 Denkmäler der böhmischen Sprache. UhuscCs Gericht.
n£a tempestate inter duos cives> opibus et genere eminentiores, et qui yidebantur
populi esse rectores, orta est non modica iitigio agri contigui de termino. Qui in tantum
proruperunt in mutuam rixam» ut alter alterius spissam unguibus volaret in barbam» et
nudis convicüs semet ipsos turpiter digito sub nasum contundentes intrant bacchantes
curiam» ac non sine magno strepitu adeunt Domnam« et ut ratione justiciae dubiam inter
eos dirimat causam, suppliciter rogant. Ilia interim,. ut est lasciva moUities mulierum»
quando non habet, quem timeat, virum, cubito subnixa, ceu puerum enixa, alte in pictis
stratis nimis molliter aecubabau Cumque per callem justitiae incedens, personani homi-
num non respiciens, totius controversiae inter eos ortae causam ad statum rectitudinis
perduceret, tunc is, cujus causa in judicio non obtinuit palmam, plus justo indignatus,
terque quaterque caput concussit, et more suo terram ter baculo percussit, ac barbam
pleno ore saliya conspergcns exclamat: O injuria viris haud toleranda! Femina rimosa
Yirilia judicia mente tractat dolosa. Seimus profecto, quia femina sive stans seu in so-
lio residens parum sapit: quantu minus cum in stratis accubat Revera tunc magis est
ad accessum mariti apta, quam dictare militibus jura. Certum est enim, longos esse cri-
nes Omnibus, sed breves sensus mulieribus. Satius est mori, quam yiris talia pati. Vos
solos, opprobrium nationibus et gentibns, destituit natura; quibus deest rector et civilis
censura, et quos premunt feminea jura« Ad haec Domna illatam sibi contumeliam dissi-
mulans, et dolorem cordis femineo pudore Celans, subrisit, et : Ita est, inquit, ut ais« Fe-
mina sum, femina vivo; sed ideo parum sapere vobis videor, quia vos non in Tirga fer-
rea judico, et quoniam sine timore vivitis, merito me despicitis. Nam ubi est timor, ibi
honor. Nunc autem necesse est valde, ut habeatis rectorem femina ferociorem. Sic et
columbae olim albiculum milvum, quem sibi elegerant in regem, spreverunt, ut tos me
spemitis, et accipitrem multo ferociorem sibi ducem praefecerunt : qui fingens colpas,
tam nocentes quam innocentes coepit necare, et ex tunc usque hodie yescitur columbis
accipiter. Ite nunc domum, ut quem vos cras eligatis in Dominum, ego assumam mihi
in maritum.« Script. R. Boh. I. 12 — 13.
Offenbar ist Cosmas Bericht gleichfalls aus einem Gedicht geschöpft, wie der von
Neklans Siege, und auch dieser, wie jener, gegen das Gedicht in der Kön. Hof. Hs. ge-
halten« scheint eine dem Stamme der Pfemysliden ungünstige Version zu sein. Es ist
dies ein Beweis, dass über einen und denselben Gegenstand mehrere, zum Theil
bedeutend abweichende Lieder im Munde des Volkes erschollen sein mögen. Auch
scheint Cosmas die poetische Sage, aus der er seinen Bericht schöpfte, nicht treu genug
aufgefasst, wenigstens nicht ohne willkürliche Zusätze und Aenderungen wiedergegeben
zu haben. — Uebrigens vergleiche man mit der plumpen, rohen, abgeschmackten
Erzählung unseres auf das gesammte böhmische Alterthum mit Geringschätzung und Ver-
achtung blickenden Chronisten die feine zartsinnige Weise , mit welcher unser Volksi-
dichter denselben Gegenstand behandelt.
Der fabelhafte Hajek, der um Namen und Jahrzahlen nie verlegen ist, nennt beim
J. 721 die Streitenden Rohen Kais Sohn» und Mäcwec, den Sohn Pi^eslaws im Dorfe Chu-
$. 15. Jf^Sardigung des Gedichts und Sacherklärangen. 85
chle bei Prag« folgt übrigens fast wörtlich dem GosmaSj der wohl in diesem Puncte seine
einzige Quelle gewesen ist.
Was den poetischen Werth des Gedichts anbelangt« so wollen wir uns hier in
eine Analyse der Schönheiten desselben nicht einlassen« sondern lieber der ästhetischen
Urtheilskraft eines jeden Lesers überlassen« sich darüber diejenige Ansicht zu bilden« die
sich ihm nach seiner Subjectivität« auf die hier doch im Grunde das meiste ankommt«
als die richtigste herausstellen möchte. ' Unseres Dafürhaltens weht der Geist der Poesie
rein und kräftig darin« und macht es würdig« den in der Königinhofer Handschrift ent-
haltenen Gedichten zur Seite gestellt zu werden.
Dass das Gedicht« selbst als ein auf schwankenden Nationalsagen gebautes Ge-
bilde der Phantasie eines alten Dichters betrachtet« fCir die Kenntniss des heidnischen
Alterthums Böhmens nicht unwichtig sei« brauchen wir wohl nicht umständlich darzuthun.
Mag es in seiner gegenwärtigen Form noch so spät nach dem darin besungenen Ereig-
nisse entstanden sein« — und das Beispiel anderer Slawenzweige« namentlich der Serben«
lehrt uns « dass Gedichte dieser Art den Ereignissen auf der Ferse zu folgen pflegen« —
so konnte es doch der innern Wahrheit« d. i. der Anpassung an die damaligen Sitten«
Gebräuche und wirkliche Verhältnisse des Volks nicht entbehren. Und wenn dasjenige« was
wir aus diesem Gedichte über den ältesten Zustand Böhmens lernen« extensiv auch noch
so wenig sit« so ist es intensiv dennoch unendlich viel — es ist ein Lichtstrahl« der un-
erwartet in eine endlose Finsterniss fällt« und den Boden« den die Zeit aus der Geschichte
gänzlich entrückt hat« zauberisch erhellt. Damit ist jedoch nicht gemeint« dass man
jeden Ausdruck« jedes Wort« ja jede Sylbe des Gedichts in historischem oder juridischem
Sinne pressen könne. Denn so wenig sich aus dem über die Helden Georg Petrovid
genannt Cr*ny und MiloS Obrenoviö im Munde des serbischen Volkes cursirenden zahl-
reichen Volksgesängen eine wahre Geschichte des serbischen Befreiungskampfes schreiben
oder auch nur der Zustand des serbischen Volkes vor und während des Aufstands richtig
erkennen lässt ; eben so wenig können Gedichte« wie das unsrige« an und für sich« ohne
anderweitige Quellen« als Grundlage einer wahren Geschichte geltend gemacht werden.
Die Vorhalle der Geschichte mögen sie auch hinfort« wie bis jetzt« ausfüllen.
Der Vers ist der aus der Königinhofer Handschrift und den serbischen Helden-
liedern bekannte zehnsylbige, mit einer Pause nach der vierten« seltener nach der sechs-
ten Sylbe« welchen man füglich den episch' slawischen Vers nennen könnte.
Dies vorausgeschickt« wollen wir nun das Nothwendigste zum besseren Verständ-
niss der schwierigem Stellen und Ausdrücke« so weit wir es vermögen« beifugen.
V. L CeUedi.
Hier in der ursprünglichen« edleren Bedeutung des Wortes« das Geschlecht« die
Familie« das Haus. So werden in unserer Mater Verborum die Wörter prosapia« familia
durch ceUe<t glossirt; so lesen wir bei Dalemil gleich im Eingange zu seiner Reimchronik :
84 Denkmäler der böhmischen Sprache. Lihusds Gericht,
n£a tempestate inter duos cives^ opibus et genere eminentiores« et qai videbantur
populi esse rectores« orta est non modica litigio agri contigui de termino. Qui ia tantum
proruperunt in mutuam rixam, ut alter alterius spissam unguibus volaret in barbam^ et
nudis conviciis semet ipsos turpiter digito sub nasum contundentes intrant bacchantes
curiam« ac non sine magno strepitu adeunt Domnam^ et ut ratione justiciae dubiam inter
eos dirimat causam, suppliciter roganU lila interim^. ut est lasciva moUities mulierum,
quando non habet« quem timeat, -virum, cubito subnixa, ceu puerum enixa, alte in pictis
stratis nimis molliter accubabau Cumque per callem justitiae incedens, personani homi-
num non respiciens, totius controversiae inter eos ortae causam ad statum rectitudinis
perduceret, tunc is, cujus causa in judicio non obtinuit palmam, plus justo indignatus,
terque quaterque caput concussit, et more suo terram ter baculo percussit, ac barbam
pleno ore saliva conspergens exclamat: O injuria viris band toleranda! Femina rimosa
virilia judicia mente tractat dolosa. Seimus profecto« quia femina sive stans seu in so-
lio residens parum sapit: quantu minus cum in stratis accubat. Revera tunc magis est
ad accessum mariti apta, quam dictare militibus jura. Certum est enim, longos esse cri-
nes Omnibus« sed breves sensus mulieribus. Satius est mori« quam yiris talia pati. Vos
solos« opprobrium nationibus et gentibus, destituit natura; quibus deest rector et civilis
censura, et quos premunt feminea jura. Ad haec Domna illatam sibi contumeliam dissi-
mulans« et dolorem cordis femineo pudore Celans« subrisit, et : Ita est« inquit, ut ais. Fe-
mina sum« femina vivo; sed ideo parum sapere vobis videor« quia vos non in virga fer-
rea judico« et quoniam sine ümore vivitis» merito me despicitis. Nam ubi est timor« ibi
honor. Nunc autem necesse est valde« ut habeatis rectorem femina ferociorem. Sic et
columbae olim albiculum milvum« quem sibi elegerant in regem« spreverunt« ut vos me
spemitis« et accipitrem multo ferociorem sibi ducem praefecerunt : qui fingens culpas«
tam nocentes quam innocentes coepit necare« et ex tunc usque hodie vescitur columbis
accipiter. Ite nunc domum« ut quem vos cras eligatis in Dominum« ego assumam mihi
in maritum.« Script. R. Bob. I. 12 — 13.
Offenbar ist Cosmas Bericht gleichfalls aus einem Gedicht geschöpft;, wie der von
Meklans Siege« und auch dieser« wie jener« gegen das Gedieht in der Kön. Hof. Hs. ge-
halten« scheint eine dem Stamme der Pfemysliden ungünstige Version zu sein. Es ist
dies ein Beweis« dass über einen und denselben Gegenstand mehrere« zum Theil
bedeutend abweichende Lieder im Munde des Volkes erschollen sein mögen. Auch
scheint Cosmas die poetische Sage« aus der er seinen Bericht schöpfte« nicht treu genug
aufgefasst« wenigstens nicht ohne willkürliche Zusätze und Aenderungen wiedergegeben
zu haben. — Uebrigens vergleiche man mit der plumpen« rohen« abgeschmackten
Erzählung unseres auf das gesammte böhmische Alterthum mit Geringschätzung und Ver-
achtung blickenden Chronisten die feine zartsinnige Weise« mit welcher unser Volks-
dichter denselben Gegenstand behandelt.
Der fabelhafte Hajek« der um Namen und Jahrzahlen nie verlegen ist« nennt beim
J. 721 die Streitenden Rchm &ak Sohn» und Milcwec, den Sohn Pl^eslaws im Dorfe Ghu-
$. 15. ffUardigung des Gedichts und Sacherklärangen. Si
chle bei Prag, folgt übrigens fast wörtlich dem CosmaSj der wohl in diesem Puncte seine
einzige Quelle gewesen ist.
Was den poetischen Werth des Gedichts anbelangt, so wollen wir uns hier in
eine Analyse der Schönheiten desselben nicht einlassen, sondern lieber der ästhetischen
Urtheilskraft eines jeden Lesers überlassen, sich darüber diejenige Ansicht zu bilden, die
sich ihm nach seiner Subjectivität, auf die hier doch im Grunde das meiste ankommt,
als die richtigste herausstellen möchte. ' Unseres Dafürhaltens weht der Geist der Poesie
rein und kräftig darin, und macht es würdig, den in der Königinhofer Handschrift ent-
haltenen Gedichten zur Seite gestellt zu werden.
Dass das Gedicht, selbst als ein auf schwankenden Nationalsagen gebautes Ge-
bilde der Phantasie eines alten Dichters betrachtet, für die Kenntniss des heidnischen
Alterthums Böhmens nicht unwichtig sei, brauchen wir wohl nicht umständlich darzuthun.
Mag es in seiner gegenwärtigen Form noch so spät nach dem darin besungenen Ereig-
nisse entstanden sein, — und das Beispiel anderer Slawenzweige, namentlich der Serben,
lehrt uns , dass Gedichte dieser Art den Ereignissen auf der Ferse zu folgen pflegen, —
so konnte es doch der innem Wahrheit, d. i. der Anpassung an die damaligen Sittei^
Gebräuche und wirkliche Verhältnisse des Volks nicht entbehren. Und wenn dasjenige, was
wir aus diesem Gedichte über den ältesten Zustand Böhmens lernen, extensiv auch noch
so wenig sit, so ist es intensiv dennoch unendlich viel — es ist ein Lichtstrahl, der un-
erwartet in eine endlose Finsterniss fällt, und den Boden, den die Zeit aus der Geschichte
gänzlich entrückt hat, zauberisch erhellt. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass man
jeden Ausdruck, jedes Wort, ja jede Sylbe des Gedichts in historischem oder juridischem
Sinne pressen könne. Denn so wenig sich aus dem über die Helden Georg Petrovid
genannt Cr'ny und Milos Obrenoviö im Munde des serbischen Volkes cursirenden zahl-
reichen Volksgesängen eine wahre Geschichte des serbischen Befreiungskampfes schreiben
oder auch nur der Zustand des serbischen Volkes vor und während des Aufstands richtig
erkennen lässt ; eben so wenig können Gedichte, wie das unsrige, an und für sich, ohne
anderweitige Quellen, als Grundlage einer wahren Geschichte geltend gemacht werden.
Die Vorhalle der Geschichte mögen sie auch hinfort, wie bis jetzt, ausfüllen.
Der Vers ist der aus der Königinliofer Handschrift und den serbischen Helden-
liedern bekannte zehnsylbige, mit einer Pause nach der vierten, seltener nach der sechs-
ten Sylbe, welchen man fiiglich den episch" slawischen Vers nennen könnte.
Dies vorausgeschickt, wollen wir nun das Nothwendigste zum besseren Verständ-
niss der schwierigem Stellen und Ausdrücke, so weit wir es vermögen, beifügen.
V. L CfUedi,
Hier in der ursprünglichen, edleren Bedeutung des Wortes, das Geschlecht, die
Familie, das Haus. So werden in unserer Mater Verborum die Wörter prosapia, familia
durch ceUed' glossirt; so lesen wir bei Dalemil gleich im Eingange zu seiner Reimchronik :
68 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht.
Ten Cech imejeSe bratrov sest. Pro niez imejeSe moc i 6est\ A ot nich mnoho celiedi
Jez jednej noci äech osl6di u. s. w.
V. 2. Zeny ruby stroja.
Zur Yergleichung wollen wir eine Stelle aus einem kleinrussischen Yolksgedicht aus-
heben , welches bei den Huculen« einem karpatischen Zweige der ostgalizischen Russinen^
gesungen wird :
Oj vsadyv try sela z lud'my»
A jedno se^o s starymy lud'my«
A druhe sefo z paruboökamy^
A tretie selo z panienoökamy :
Staryi lüde usim sudy^y«
A paruboöky v vojsku sJuzyfy,
A panienoöky Sytüika syly*
V. 4. Diti sboiiem v jedno vladu.
Dem slawischen Gesetz n&ch war zwar die Theilung des Erbes zwischen Kindern
beiderlei Geschlechts zu gleichen Theilen nicht unzulässig: aber der Gebrauch des ge-
meinschaftlichen, ungetheilten Besitzes aller Erbberechtigten, oft mehrere Generationen
hindurch , war dennoch, als fest in den patriarchalischen Sitten des Yolksstammes wurzelnd,
vorherrschend« Vgl. unten V. 70.
V. 5. Viadyku.
Das Stammeshaupt, welches oben V. 3. glava öeliedina hiess. Bei den jetzigen Serben
griechischen Ritus im Süden der Donau, wo sich die Sitte, sich Hausälteste zu wählen
und ihnen die Leitung aller Familien- und Hausangelegenheiten zu übergeben, wohl am
längsten erhalten hat, heisst derselbe jetzt staresina (senior), und yladyka nennt man dort
den Bischof: aber bei den Illvriem lateinischen Ritus in Dalmatien heisst die Hausfrau
(mater familias) noch immer vladyka, wie in Stephan Dusans Gesetzbuch. Vgl. auch das
cyrillische yladyöica. Dem. Ton vladyka, nite i^ox^ von der h. Junghrau Maria gebraucht.
Interessant ist die Nachricht, welche Wuk Stefanovi6 Karadii6 in s. serbischen Wörter-
buche, Wien 1818, S. 792, über die Star^Sinen gibt: »Der StareMna herrscht und ver-
waltet das ganze Vermögen des Hauses; er beßehlt Männern und Burschen, was ein jeder
zu verrichten habe ; er verkauft , im Einverständnisse der Hausgenossen, was zu ver-
kaufen kommt, und kauft ein, was nöthig ist; bei ihm ist die Hauskasse und er sorgt
für die Berichtigung der öffentlichen Steuern und Abgaben. Das Hausgebet beginnt und
beendet er. Wenn Gäste oder Fremde in das Haus kommen, so spricht nur er mit ihnen
und bewirlhet sie. Er ist nicht immer der älteste an Jahren im Hause ; wird der Vater
alt, so übergibt er die Würde des Star§§ina dem Ausgezeichnetsten unter seinen Söhnen
oder Brüdern oder Neffen, wenn dieser auch der jüngste ist« Verwaltet ein Staresina das
Hans schlecht, so wählen die Hausgenossen an seiner Statt einen Andern.''
V. 7. S kmeimi, s lichy^ vladykamL
Offenbar drei verschiedene Classen von Freien« sei es der Würde und dem Amte«
$. 15. fF&rdigung des Gedichu and Sackerklärungen, 87
oder dem Stande nach, hier, wie im folg. und dem 50. 65. 72 und 109 Y.« beisammen
genannt, und zwar in einer Gradation j wie wir gleich darthun werden, a majori ad minus.
Dass die Kmeti die dem Fürsten (Herzog, Ban, König) zur obersten Verwaltung der
Landesangelegenheiten zugetheilten Landesältesten waren, darüber haben wir für Böhmen
und das stammverwandte Bosnien klare Beweise. Was die böhmischen Kmeten anbelangt,
deren Zahl in der ältesten Zeit zwölf war {dwanacl prjsezn^^ch kmetöw. An. pr. zems. Ms.),
späterhin jedoch sehr variirt zu haben scheint, so verweisen wir auf die Excerpte in Jung-
mann's Böhm. Wörterbuch u. d. W. Kmet, femer auf Palacky's Abhandlung in Casop.
öesk. Museum 1835, H. 4. S. 432 — 434, 440 — 441, wo man den Gegenstand umstand«
lieh erörtert und die nöthigen Belege beigebracht finden wird. Besonders wichtig ist
das Zeugniss Dalemils Cap. 27 u. 66. Die bosnischen Kmeten, als die dem Ban und
seinem Geschlecht zunächst stehenden Landesältesten, werden in einer Originalurkunde
des Bans Matthaeus vom J. 1249. M. März, zu wiederholten Malen genannt: naSi k'meti,
od na&ich k'meti, od naSich d^t i od nasich unuöije i od naMch k'meti, ili naö syn ili
na§i unuöije ili naSi k*meti u. s. w. Die böhmischen Kmeten bildeten noch im XTV und
XV Jahrb. das permanente oberste Tribunal des Reiches, und hatten auch in der politi-
schen Administration des Landes eine Geltung. Sie wurden^ unter den vorzüglichsten
Männern des Landes, und zwar sowohl unter den Lechen (später Pkm) als Yladyken
(Freien, später Ritter), gewählt Doch fehlt es uns an näheren Angaben über die Art und
den Umfang ihrer Wirksamkeit in der ältesten Zeit. Dass bereits im frühen Mittelalter das
Wort Kmet bei den Slawen auch in einem andern, minder ausgezeichneten Sinne ge«
braucht wird , dass es nach und nach sogar auf Dorfälteste , ja in Polen auf jeden
Bauersmann ausgedehnt ward, kann unsere klaren und positiven Beweise von der hohen
Stellung der ehemaligen Kmeten im Lande Böhmen nicht entkräften. Gleiches Schicksal
hat auch andere, ursprünglich weit vornehmere Namen und Wörter getroffen, z. B.
kniaz* od. kniez', welches, gleicher Abstammung und Bedeutung mit dem deutschen
König, ursprünglich einen Fürsten bedeutete, und jetzt in der Lausitz einen Herrn über-
haupt (in der Titulatur auch den Bauersmann), in Böhmen, Mähren und der Slowakei
einen Priester, in Serbien aber einen Dorfrichter bedeutet. Das Etymon des Wortes
Kmet' ist noch im Dunkeln : gewöhnlich wird es mit dem lat. comes, oder mit dem gr.
xmiAtjtfjg, in Verbindung gebracht, beides ohne zureichenden Grund. Der entsprechende
lateinische Ausdruck für die älteste Zeit fehlt : doch scheinen die lateinischen Chronisten
unter den Ausdrücken consiliani, seniores, zumeist unsere Kmeten zu verstehen. In
einer deutschen Urk. von Kg. Sigismund 1396 März 19, geschieht der „Lantscheppfen,
die man nennet Kmety'' Meldung. In dem ältesten böhmischen Psalter wird Ps. 104,
y. 22 senes durch hneä übersetzt : aby zuöil knieiata jeho jako sam sehe a kmetie jeho
V mudrosti uöil, ut erudiret principes ejus sicut semet ipsum et senes ejus prudentiam
doceret. Für das hohe, in die heidnische Zeit hinaufreichende Alter des Kmeten-Instituts
bei den Slawen spricht eine Stelle bei Boguchwal : Sed tum (d. i. in Polen's heidnischer
Vorzeit) duedecim discretiores et locupletiores ex* se eligebant« qui quaestiones inter se
8S Denkmäler der böhmCschen Sprache, Ubusas GericIU.
conjungentes difßaiebant et rempublicam gubernabant« Sommersberg II. 20. 21. Auch von
Boleslaw dem Tapfera sagt Mart. Gallus ausdrücklich : Habebat rex amicos XII consäiarios,
cum (juibus regni et consilii mitiisteria familiarius pertractabat. Diese merkwürdige Ueber-
einstimmung der Zahl der Kmeten (denn diese haben offenbar Boguphal und M. Gallus
gemeint) bei den Polen und Böhmen zeugt schon an sich für das hohe Alter ihrer Ein-
führung bei den Slawen. An ihrer Stelle treffen wir bei den südöstlichen Slawen, nament-
lich bei den Serben und Bulgaren, die den fürstlichen Senat bildenden Bojaren an, deren
Zahl in Serbien unter dem König Stephan Du$an bis vier und zwanzig gestiegen war.
(Cantacuzen bei Stritter II. 256. 262.)
Das alte Wort Lieh kommt ausser unserm Fragment nur noch bei Dalemil vor,
wo dem Führer der Böhmen in ihre jetzige Heimath, äech, dieses Prädicat beigelegt
wird. Dalemils Worte sind : V srbskem jazyku jest' zemie , Jejito Charvati jest' imie :
y tej zemi bese lech, Jemuz imie bese Gech u. s. w. Der alte deutsche Uebersetzer
dieser Reimchronik , der selbst in Dalemils Jahrhundert lebte, dolmetschte das Wort lech
schlechtweg durch „Mann"; eioe Hs. liest „mui lech'% wo mui offenbar eine Glosse des
Wortes l^chist ; Gesjn (1620) und Dobrowsky erklärten es durch einen freien, edlen, tapfem
Mann. Dass wir bei Datemil, der, im Vorbeigehen bemerkt, als böhmischer Ritter aus
dem lebendigen Born der Yolkstradition und Volkspoesie schöpfte, und uns so manches
schätzbare alte Wort, z. B. batia, nava u. s. w., erhalten hat, in der angeführten Stelle
ein Appellativum, und nicht den Volksnamen L^ch = Pole, vor uns haben, beweist der
Ausdruck des deutschen Uebersetzers , als nächsten Zeugen, und der Umstand, dass der
Reimchronist seinen Cech aus dem Chorvatenlande, nicht aus Polen, herleitet. Im übrigen
wären wir durch die Annahme, dass bei Dalemil L#ch ein Volksname sei, nur an die
Frage gewiesen: was bedeutete das Wort lech, bevor es zum Volksnamen ward? Denn
offenbar müssen unsere alten Volksnamen: Lech, Srb, Chorvat u. s. w. so gut ehedem
eine Bedeutung gehabt haben, als die von drevy, luky, pole, luh abgeleiteten Namen
Luöane, Dreviane, Polane, Luzane u. m« dgl. Da wir unsere Meinung über das hier in
Frage stehende Wort bereits an einem andern Orte (Slowanske Staroiitnosti Pr. 1837.
8. S. 752-755) ausHihrlich mitgetheilt haben, und auch jetzt, nach wiederholter Prüfung,
bei derselben beharren müssen, so wollen wir in gedrängter Kürze hier bloss die Haupt-
punkte zusammenfassen. Nach unserem Dafürhalten ist a) das Appellativum Idch bei
Dalemil und in unserm Fragment mit dem Volksnamen L^ch oder (mit regelrechter Ver-
wandlung des e in ia) Liach d. i. Pole , der Abstammung nach identisch ; b) mit dem
durch die meisten slawischen Mundarten verbreiteten Worte l^cha, Ackerbeet, areola,
so wie mit dem spätem polnischen und böhmischen slechta (sliachta) oder Siechta, Adel,
nobilitas — unbeschadet der Berührung des letztern mit dem ahd. slahta, genus, sei es
durch Stammverwandschaft beider Sprachen, sei es durch Entlehnung des deutschen
Wortes aus dem Slawischen — verwandt; c) die Bedeutung ist, mit Rücksicht auf die
in einem ähnlichen Verhältniss zu ihren Stämmen stehenden und hier zunächst in Betracht
kommenden slaw. zemanin oder zemönin (von zem6« terra, fundos), baätinnik (von badtina.
$• IS. ^^rdigung des Gedichts und Sacherklärungen. 89
Patrimonium) « dSdinnik (von d^dina, avitum patrimonium)* altdeutschen adaling, edeling,
(von ahd. uodaU uodil, ags. ödhel« ^dbeL skan. ödhal» praedium avitum« terra hereditaria)»
zunächst und ursprünglich wohl: Grundbesitzer« dann« im eminenten Sinn« grösserer«
mächtigerer« mithin auch vornehmerer Grundbesitzer. Wir erkennen in den Lechen die
Vorfahren der späteren böhmischen Pani« welches Wort an die Stelle von jenem erstem
trat« als dieses seine frische und lebendige Bedeutung nach und nach verloren hatte.
Dass es in Böhmen schon in der ältesten Vorzeit solche Familien gab« welche sich durch
grösseren Grundbesitz und Einfluss im Lande auszeichneten« und gleichsam ein Mittelglied
zwischen dem Landesfursten und dem Volke bildeten« darf« den klaren und positiven
Zeugnissen der Geschichte zuwider« nicht bezweifelt werden. Cosmas selbst nennt als
Zeitgenossen der Libusa : duos cives epibus et genere eminentiores« qui videbantur populi
esse rectores ; ein Beweis « dass sogar nach seiner Meinung, die doch in diesem Puncte
nicht sehr hoch gestellt war« in jener alten Zeit opes und genus« das ist grosser« aus-
gedehnter Grundbesitz und Geschlecht (rod) etwas galten. Das gleichzeitige Ausland
nannte diese vornehmen Männer bald reguli« bald duces « primores« optimates ; in den
spätem einheimischen Rechtsquellen (aus dem XIV Jahrhundert) wird slechtic durch
««magnifice nobilis'' im Gegensatze zu vladyka« dem ««minus nobilis«'* erklärt. Ueber ihr
Verhältniss zum Fürsten und zum Volke« ihre Zahl und Namen fehlen uns vollständigere
Aufschlüsse ; das Wenige « was sich mit Sicherheit ermitteln Uess « findet man zusammen*
gestellt in F. Palachfs Geschichte von Böhmen Bd. L S. 166 — 168.
Die VMyken haben wir bereits oben durch Hausälteste oder Stammeshäupter
der kleinem freien Grundeigenthümer Böhmens erklärt. Sie nahmen Theil an den Land-
tagen und öffentlichen Versammlungen; sie repräsentirten darin das Volk überhaupt.
Die Zahl dieser kleinem fireien Grundeigenthümer« ursprünglich wohl der zahlreichsten
Classe der Bewohner Böhmens « nahm in der Zeit immer mehr ab ; ans Ihnen entwickelte
sich später einerseits der niedere Adel in Böhmen « andererseits scheinen die noch heut«
zutage sogenannten Freisassen ihre unmittelbaren Nachkommen zu sein. Nachträglich
bemerken wir« dass noch in der neuesten Zeit bei einigen Geschlechtem in Böhmen die
Besitzer des Majorats vladyky genannt werden.
Wenn wir demnach« allem Obigen zu Folge« schon für jene alte Zeit« inwelebe
unser Gedicht seiner Abfassung nach fällt« die drei verschiedenen Rangclassen« der
wählbaren« den fürstlichen Rath bildenden Kmeten (consiliarii« seniores« Landesälteste)«
der erblichen« reichbegüterten« mächtigen Lachen (proceres« optimates)« der minder
begüterten« fireien Hausältesten oder Vladyken« genau sondern« wenn wir ferner in den
Lteben die Vorfahren der spätem Pini« mithin schon die Keime eines höheren Adels
erkennen zu müssen glauben: so gestehen wir doch« dass wir über das Verhältniss der-
selben einerseits zum Landesfursten« andererseits unter sich selbst« und über den Umfang
ihrer Rechte und Pflichten aus den Quellen zu wenig wissen« um in Beantwortung
aller Detailfragen« die sich hier« sogar aus Anlass unseres Gedichts« darbieten« eingehen
zu können« wie z. B. warum V. 78 nur Lachen und Vladyken« V. 89 nur Liehen genanttt
12
90 Denkmäler der bchmüchen Sprache, Ubusat Gericht.
werden u. s. w. Wir wandeln hier in einem sehr donkehi Gebiet des Alterthiuns, and
wollen lieber zuwarten > bis uns fortgesetztes allseitiges Forschen und Vergleichen oder
ein glucklicher Zufall einzelne Lichtstrahlen zur Erhellung desselben sendet, als der
Phantasie freien Lauf lassen > um die Lücken unseres positiven« historischen Wissens
durch Gebilde aus ihrem Reiche auszufüllen. Wir wagten desshalb auch in unserer
lateinischen Interlinear- Version , so wie in der etwas freier gehaltenen deutschen Ueber-
setzung« die Worte Kmeten, Lechen und Vladyken nicht zu dolmetschen« weil ein ad-
äquater Ausdruck nicht zu finden war« und wir den des Böhmischen minder kundigen
Leser nicht gern auf falsche NebenbegrifTe leiten möchten. In Betreff der obigen Fragen
wollen wir nur noch zweierlei bemerken: erstens dass auch in dem spätem böhmischen
Rechte den Panen und Vladyken theils gemeinschaftliche« theils besondere Functionen
bei Gericht angewiesen waren« zweitens« dass wir es hier mit einem Gedicht, keineswegs
aber mit einem juridischen Aktenstück zu thun haben« mithin gerechterweise dessen ein-
zelne Ausdrücke nicht gar zu sehr nach dem Sinne und den Forderungen des letztern
urgiren dürften.
V. 9. Pochcalic/m pravdu po zakonu und V. 119 pravda pc zakonu svata.
Das Wort pravda bedeutet hier« wie in Tielen andern alten Denkmälern der böhmi-
schen Sprache« Recht« Gerechtigkeit (jus« justitia« vgl. Jungmann's Ges. Slow. u. Prawda):
in den spätem Jahrhunderten wurde es üblich« pravda für Wahrheit« pravo für Recht«
pravedlnost oder spravedlnost für Gerechtigkeit zu gebrauchen. Der Ausdruck : pravda
po zakonu kommt auch in Stephan Dusan's seri)ischem Gesetzbuch« femer in einigen
serbischen Urkunden vor« z. B. ako je komu duzan sto ili kriv« da i^te pravdcm po zakonu,
§• 14. Hs. 1700 u. s. w. Statt pravda treffen wir in^ahen serbischen Urkunden zuweilen
pravina an« z. B. da se izpravi pravinom po staromu zakonu, Vertrag des 2upans von
Chulmien mit Ragosa vom J. 12S4. Mai 22. Der Ausdruck zakonu svatu wird erläutert
durch V. 69 : po zakonu vekoiiznych bogov« und hat seinen Grund in der engen Ver*
bindung des Rechts mit der Religion« welche wir bei den meisten alten Völkern im
Anfange ihrer Geschichte« mithin auch bei den Slawen« antreffen. Die zur unverbrüchli-
chen Nachachtung aufgestellten Rechtssatzungen erschienen den alten Völkern stets als
wmuUelbare Gebote der Gcttheit. Die Slawen in Wagrien verehrten« nach Helmold« sogar
eine eigene Gottheit der Gerechtigkeit« Prove« deren von dem Chronisten treu aufgefasster
Name sowohl mit dem litauischen prowa« Recht« als mit dem slaw. prav« dem Stamme
der Wörter pravo« pravda« pravedlnost u. s. w.« identisch ist« Der böhmische Glossator
der Mater Verborum 1202 dolmetscht fas« lex divina« durch pravda« dahingegen jus
humanum durch pravo« S. 112. Sp. 1.« welche Unterscheidung uns der Beachtung nicht
ganz unwerth scheint« zumal unser Landsmann Wacerad altheidnischen Namen und Ideen
nicht ganz abhold war« vielmehr dieselben fleissig verzeichnete«
V. 10. Wime.
Die Moldau« nächst der Elbe der HauptQuss Böhmens« so genannt vom verschollenen
vrt' (flacttts« unda)« und dieses von vlaja sie. Vgl. §. 12. Wortverzeichniss.
§. ib. ff^digang des GedichU und Sacherklärungen. 91
V, 20, 21. Na Otavi h*afi zlaionosm*
Otava, gewöhnlich Wotawa^ Watawa» ein Flüsschen im Süden, wo man Goldsand
wusch, wovon die Stadt Pisek den Namen führt, vereinigt sich bei der Feste Zwiekow,
Klingenberg, mit der Moldau.
Y. 22. Na Radbuzi chladnL
Radbuza, ßllt bei Pilsen in die Mies, die letztere unterhalb Zbraslav, Königssaal, in
die Moldau. — Der Name Stiaglav erinnert an Stiahlaw, ein herrschaftliches Schloss und
Dorf im Pilsner Kreise, 2^ St. vonRokitzan, woselbst auch ein kleineres Dorf Stiahlawice.
V. 23. 24. Klenovica, Tetvy Popelova.
Baibin nennt einen KUn unter Gechs Gefährten. Hajek macht Kien zu einem Sohne
V
Gechs. Popel — ein Geschlecht gleiches Namens wird als Herrscherstamm in Polen vor
den Plasten genannt; doch war ehedem der Name Popel auch in Böhmen sehr ge-
bräuchlich, lieber Tetva vgl. §. 12. Wortverzeichniss.
V. 25. S pVky s Cechovymi,
Man könnte, mit Rücksicht auf die oben §. 14, S. 82. belegte alte Bedeutung der
Adj. auf -ovy (z. B. sliby bohovi^, skutky rytierove, stanove past^fovi, prorokovy poöet
u. s. w.), das Adj. Cechovymi für gleichbedeutend mit öeskymi nehmen, wo dann der
lapis offensionis äech wegfiele. Wir halten dies jedoch nicht für durchaus nöthig. Es
war ein allgemeiner und uralter Volksglaube in Böhmen, dass der Führer des Volkes,
welches nachmals und bis auf den heutigen Tag den Namen der Öechen führte, selbst
Cech hiess* Wir finden diesen Volksglauben schon bei Gosmas angedeutet; denn sein
pater Bohemus (T. L p. 7.) ist doch wahrlich kein anderer, als der otec öech, nur von
dem lateinisch schreibenden lateinisch getauft : ganz klar und bestimmt aber hat ihn Da-
lemil gleich im Eingange seiner Reimchronik ausgesprochen. Es ist bekannt, dass bei-
nahe alle Völker in ihrer Jugendperiode, die man in gewisser Hinsicht die poetische nen-
nen kann, ihren Ursprung, also den Anfang ihrer Geschichte, gern an einen gleich-
namigen Erzvater knüpfen. Nach der Sage, aus der Gonstantin Porphyrogeneta seine
ältesten Nachrichten über die Ghorwaten schöpfte, hiess der Anführer der letztern auf dem
Zuge nach Illyrikum Ghorwat; nach einer andern, die bei den Polen in Umlauf war,
herrschte einst L^Sek oder LSch über die Lechen; auch Nestor machte, ohne Zweifel der
Volkssage zu Folge, zum Vater der Radimiden Radim, der Wjatiöen Wjata, der Kyjewer
Kyj u. s. w. Bei den Germanen hat die Volkssage, nach Tacitus, den gleichbenannten
Stammvater der Deutschen, Tuisco, zu einem Gott gestempelt; in späteren Sagen, Volks-
gesängen und Genealogien werden Suäp, Wandal, Saxneat, Westerfalcna, Hermin u. s. w.
als Stammväter der Schwaben, Wandalen, Sachsen, Westfalen, Herminonen u. s. w. ge-
feiert« Ob diese Heroen der Volkspoesie und des Volksglaubens zugleich einst wirkliche,
historische Personen waren, mithin ob in unserem Falle der Heerführer der Böhmen aus
dem grossen alten Serbenlande nach Bojohemum wirklich öech hiess (denn einen Heer-
führer müssen sie doch gehabt haben, und insofern wenigstens könnte die Sage immer
auf einem historischen Boden ruhen), ist eine andere schwer zu entscheidende Frage.
12*
92 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusa's Gericht,
Wir kennen einen Cech nur als den Mittelpunkt der ältesten einheimischen Sagen von
dem Ursprünge und der Einwanderung unseres Volkes; seine wirkliche historische Exi-
stenz müssen wir, aus Mangel an Yollgilügen historischen Zeugnissen ^ auf sich be-
ruhen lassen.
V. 26. Pris ti'i reky.
Man hat sich Mühe gegeben > die drei Flüsse« welche die Rechen auf ihrem Zuge
nach Böhmen* unserem Gedicht zufolge, passirten* nachzuweisen, und glaubte sie, nach
Weleslawin's Meinung, der die Cechen von der Kulpa in Croatien kommen lässt, in der
Drawe, Rah und Donau, oder nach PelzeVs richtigerer Annahme, der sie aus Grosschro-
watien im Norden der Karpaten herleitet, entweder in der Gran, Waag und March, oder
in der Weichsel, Oder und Elbe (mit demselben Rechte könnte man an die Weichsel,
die Warte und die Oder denken) gefunden zu haben. Unseres Bedünkens ist die Zahl
drei hier wie anderwärts in unseren Sagen poetisch, und sie streng historisch zu deuten
dürfte um so gewagter sein, als man über die Richtung des Zuges der ^echischen Schaa-
ren nichts Bestimmtes und Zuverlässiges weiss. A. Dietrich bemerkt im Vorworte zu den
Russ. Volksmährchen S. XVII. sehr richtig: »Eigenthümlich ist es, dass in diesen Sagen
die Zahl drei fast überall vorherrscht Die Väter haben gewöhnlich drei Söhne, die Hel-
den oder fahrenden Ritter ziehen durch dreimal neun Länder in das dreissigsU König-
reich (erst dreim^ drei» dann dreimal neun, zuletzt dreimal zehn) ; einige der tapfersten
und berühmtesten Ritter sind drei und dreissig Jahre alt, wenn sie die Laufbahn des
Ruhmes betreten, und gelangen in ihren Unternehmungen erst beim dräteny ersMche zum
Ziele« u. s. w. Auch unser Krok und der pommersche Borislaw hatten nach der Sage
drei Töchter.
V. 2T. Druzna vlastcvua.
Ein fast in allen slawischen Ländern bei dem Volke in hoher Achtang stehender
Vogel; ihn zu verletzen wird für ein unheilbringendes piaculum gehalten. Er durfte einst
sogar auf den Köpfen der heiligen Standbilder in slaw. Tempeln ungestört nisten. Saa^c
Gramm. 1. VIII. p. 327. Hier ist wahrscheinlich unter diesem Bilde die zweite, zu Hause
weilende Schwester der entzweiten Brüder gemeint. Uebrigens ist das liebliche poetische
Bild, durch Vögel Nachricht zu geben, sehr alt und gewöhnlich. In dem indischen Ge^
dicht Mahabharata versieht diesen Dienst die Gans, in den nordischen Sagen der Rabe*
In der Königinhofer Handschrift soll die Lerche dem Mädchen als Bote dienen, wie die
Taube dem Anakreon. »Durch den Vogel erfahren« (dowedeti se po ptadku) ist ein all-
tägliches böhmisches Sprichwort.
V. 30. 31. V Laibusini sidli • . . VyiegradL
Nach der Ansicht des Dichters und ohne Zweifel auch nach der seiner Zeitgenossen
residirten also Krok und die Fürstin Libuita bereits in VySegrad« der allbekannten Feste
bei Prag. Cosmas lässt, einer andern Sage folgend, diese Feste erst nach dem Mädchen-
kriege, also nach dem Tode Libuäa's, entstehen. Genaue Uebereinstimmnng zwischen
Sagen wird man nicht erwarten (hat Nestor nicht die abweichendsten Sagen über seinen
§. 15. Würdigung des Gedichts und Sacherklänxngen. 93
Kyj verzeichnet?)» da man sie nicht einmal zwischen historischen Zeugnissen und Docu-
menten stets und überall findet.
V. 36. Na popravu.
Das Wort poprara hatte zu verschiedenen Zeiten eine verschiedene Bedeutung (s.
Jungmann s Slownjk u. Poprawa); hier scheint es in seiner ursprünglichen Bedeutung : Yer-
besserung« Schlichtung, Ausgleichung, zu stehen.
V. 40. Oc Liubice bile.
Lubica, jetzt Libice bei Pod§brad« berühmt als Sitz des mächtigen Lachen Slavnik,
und als Geburtsort des h. Adalbert, worüber Cosmas I. 54. nachzulesen ist. Eigenthüm-
lieh und uralt ist bei den Slawen der Gebrauch des Epithetons b§ly« zumal bei Orts-
namen; man denke an die vielen Comp, mit demselben, z. B. russ. B^laja-Cerkov« B.-Go-
ra, Bßloberezje, B^l-Gorod, BM-Kolodez, B^loj-Jar, B.«Kljuö, B^loostrov, Bilopolje, serb.
BMi-Klanac, B.-Potok, B.-Breg, B^löbaba, B^lobrdo, B^loselo, pol. Biafy-KamieA, B.-Bor,
Biafa«Wie^, B.-ÜVieia, Biafo-tiCnka« Biafokrynica, Bia^ebfoty u. s. w. Zuweilen bedeutet
das Beiwort bely soviel als schön: so dolmetschte schon Ditmar Beleknegini durch pul-
chra domina sclavonice (1. VIII. p. 249), Belegori durch pulcher mons (1. VI. p. 172), und
die Stadt Pulcheriopolis in Albanien benannten die bulgarischen Slawen Belgrad (vgl. das
lat. bellus); so heissen in den serbischen Heldenliedern die Wohnsitze der Fürsten und
Heroen: bdly dvor, b^ly grad. Lubica kann hier also entweder in dem gewöhnlichen
Sinne (wie Bela-wes*, B§lo-selo), oder als Wohnsitz eines vornehmen Lachen b§la heissen. —
Uebrigens reicht der tropische Gebrauch des Wortes b^ly weit in den Orient hinein:
die Tataren nennen den Beherrscher Russlands "»den weissen Tzar,^
V. 42. S Dobroslavska chVmca; ,
Dobroslaw's Kulm ist ohne Zweifel Königingrätz, dessen Grund ein Wladyka jenes
Namens, nach Hajek, soll gelegt haben.
V. 43. Orlicu Labe pije.
Das Flüsschen Orlica fallt bei Königingrätz in die Elbe.
V. 44. Ot gor Krkonosi.
Das bekannte Riesengebirg. Ueber den Namen vgl. §• 12. Wortverzeicbniss.
Y. 45. Ideie Trat pogubi san liuiu,
Trut's Gedächtniss lebt noch im Namen der Stadt Trutnow, Trautenau, die einen
Drachen im Schilde führt* Der Dichter hatte hier wohl eine damals bekannte und in
Nationalliedern gefeierte Sage von der Erlegung des Drachen durch Trut vor Augen,
der auch das Schild seinen Ursprung verdankt. Eine ähnliche Sage soll noch im Munde des
dortigen Volkes leben: man bringt aber Trut's Abentheuer jetzt mit der ausgestopften
Krokodilshaot auf dem Rathhause zu Brunn, so wie mit der Abbildung des Drachen auf
dem Rathhause zu Königingrätz« in Verbindung. Bekannt ist die Sage von Krak und dem
Drachen bei Kadlubek ; zwei andere litauische Gesänge vom Sieg über einen grossen
Lindwurm besass Gzacki. (Vincent Kadlubek« von Linde S. 359 Anm. 21.) Schade» dasa
sie nicht gedruckt sind.
94 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusd's Gerieht.
V. 46. Radovan et Kamena Mosta,
Radowan, als Personenname» kommt in alten Urkunden und Nekrologien nicht selten
vor. Das Andenken an einen Radowan, und yielleicht an den hier genannten, hat sich
bis heutzutage in dem Namen von Rodisjurl erhalten* einem im Elbogner Kreise an der
Eger gelegenen Dorfe, das in alten Urkunden Radansfurl, lateinisch Vadum Radovani
heisst. So spricht K. Otakar I in einer Urkunde vom J. 1226: »Wladizlaus rex pater
noster nominatim conferens domui Doczanensi praedia sua terminis certis distinxit : nam
Welichov a vado Radowam usque ad pontem paludum quod Moztissche dicitur» et sie ad
montem qui dicitur Ztrani» et ita in Egram fluvium« domui dictae donavit.«
Kamen most, heutzutage Kamcnmj Most, ist jetzt ein Dorf der Herrschaft Mühl-
hausen j zwei Stunden von Schlan entfernt, am Libusiner Bache gelegen. Es wird zu-
erst in dem Wy.^ehrader Stiftungsbriefe (angeblich vom J. 1088) genannt: »Kamene raozte
terra ad tria aratra cum ministerialibus.a Als zur Probstei Wysehrad gehörig kommt es
noch in zwei Wyäehrader Urkunden vom 24* SepU 1292 vor: pvenditio bonorum praepo-
siturae inCamenmost, videlicet 180 jugerum»« und wieder »unam particulam bonorum sitam
in KamenmosL« Nach dem Hussitenkrieg ist Kamen Most ein kleines Rittergut. In einer Ur-
kunde vom J. 1460 kommt als Zeuge vor: 'BdLTtosVtÜnz Kamena Mosta, sed^njm we Slanem; und
im J. 1461 derselbe wieder: BartoS Ptaöek z Kamene Mosta. Der Ort ist offenbar uralt« und
reicht in diejenige Zeit hinauf» wo eine steinerne Brücke eine Seltenheit im Lande war.
V, 47. Ot Br^d vVtoricnych.
Br'da, Berge, von br'do Berg, hier insonders ein Bergkamm im Berauner Kreise, von
demein Theil am Fusse derselben ehemals (vom XlllJahrh. bis zum J. 1714 herab) Podbrdsky
kraj, der Unterbergkreis, in lateinischen Urkunden des XIY Jahrb. provincia Podbrdensis
hiess« und mit dem Decanatus Podbrdensis (in Balbini Miscellan. hb. V« pag, 12, vgl. lib.
III, pag. 23) wohl auch gleichen Umfang hatte. Die Gegend war ehedem gewiss waldrei-
cher, und somit auch wasserreicher, als jetzt.
V. 48. Ot Sazavy ladny.
Sazawa, ein Flüsschen, das vom südöstlichen Böhmen konunt, und oberhalb Prag in
die Moldau sich ergiesst
V. 49. Se SÜe strebronosne.
Die Mies, sonst auch Beraun genannt. An derselben liegt die Stadt Slribro, Mies, im
Pilsner Kreise.
V. 54. y Fysegrade.
Der Ters ist unvollständig; die Herren Hanka und Swoboda ergänzen ihn durch: v Liu-
bu§in€ s^dl^, dem Sitz LibuSa's.
V. 55. Rozenia dlie svego.
Unseres Bedünkens bedeutet der Ausdruck soviel als »nach den Jahren der Geburt,«
also »nach dem Alter,« nicht wie man es bisher gedeutet, nach dem Geburls- oder Stan*
desrange. Dies stimmt wenigstens zu dem später in Böhmen allgemein beobachteten
Brauche. Derselben Formel begegnen wir in der Königinhofer Handsch., im Liede Lu-
diSe und Lubor: Za pfedldh^ stoly siedü Proknj^ rozenie dlie sviho. S. 62. •
§. 15. Würdigung des Gedichts und Sacherklärungen, 96
V. 58. Dve veglasne devL
Auch dieser Vers ist unvollständig ; die Herren Hanka und Swoboda fügen hinzu :
u niej staste« standen ihr zur Seite. Aus dieser Stelle ersehen wir, dass auch bei den
heidnischen Slawen« wie bei andern alten Völkern, Jungfrauen und Frauen bei religiösem
Cultus und andern heiligen Gebräuchen, wohin wir auch die Rechtspflege zählen, nicht
unwichtige Functionen ausübten. Nach der Ansicht mehrerer alten Völker, namentlich
der Slawen und Deutschen, scheinen Aussprüche des Schicksals im Munde der Frauen
grössere Heiligkeit zu erlangen. £s ist ein be merke nswerther Zug in der Natur des
Menschen, dass er geneigt ist, dem weiblichen Geschlecht eine höhere Scheu und Ehr-
furcht zu beweisen. Auch hat sich wilde Kraft der Phantasie und was man den Zustand
des Hellsehens nennt, von jeher vorzüglich in Frauen gezeigt. Kein Wunder daher, dass
hochbegabte, weise Frauen und Jungfrauen, sei es als Fürstinen, sei es als Weis-
sagerinen (ve^tice), auch in dem slawischen Sagenkreis eine so wichtige Rolle spielen. Um
nicht Beispiele aus der mythischen Geschichte anderer slawischen Zweige zu, häufen
(wem sind die polnische Wanda oder die drei Töchter des pommerschen Borislaw's un«
bekannt?) erinnern wir nur an unseres Krok Töchter, die heilkundige Zauberin Kasi,
die fromme Deuterin des religiösen Cultus und Reglerin der heiligen Gebräuche, Teta,
endUch an sie selbst, die der Gegenstand unseres Gedichts ist, die weise Richterin und
Weissagerin Libusa. Hsc talis ac tantae laudis femina, heu dira conditio humana, fiiit
pythonissa, ruft unser Cosmas in seinem christlich-priesterlichen Unmuth aus. (I. 11.)
Von den Germanen sagt bekanndich Tacitus : inesse quin etiam sanclum et providum
(feminis) putant, nee aut consilia earum aspemantur, aut responsa negligunt. Germ. 8.
Schon Caesar bemerkt : quod apud Germanos ea consuetudo esset, ut matres fam, eorum
sortibus et valicinationibus ^AecidiTdJCQnl, utrum proelium committi ex usu esset, nee ne. 1. 50.
Die vergötterten Aurinia und Veleda, die späteren Ganna, Thiota u. a. haben bei den
Germanen sogar geschichtlichen Ruhm erlangt Die Wahrsagerinnen der Cimbern übten
nach Strabo zugleich priesterliches Amt. VII. 2. Auch bei den Sarmaten waren, nach
Nicolaus Damascenus , Frauen an Divinationsgabe und übermenschlicher Weisheit den
Männern überlegen. Was den Umstand anbelangt, dass die Jungfrauen in unserem Gedicht
als die Hüterinen der geheiligten Runen- oder Gesetztafeln und des Strafschwerts dar-
gestellt werden: so erinnern wir daran, dass die Kunst, Buchstaben zu schreiben und
zu lesen, bei den Germanen in ältester Zeit hauptsächhch Frauen beigelegt wird. In
der alten Edda schneiden und lesen Frauen Runen. In dem bekannten Manessischen
Codex findet sich ein Bild, wie ein Ritter einer Jungfrau seine Gedichte dictirt. Bei so
vielen unbestrittenen Berührungspuncten, worin das germanische Alterthum mit dem Slawi-
schen zusammenfallt, können wir mit Recht schliessen, dass auch den slawischen Wahr-
sagerinen und Priesterinen die Kunst der Runen nicht fremd war. Was die Verrich-
tungen dieser zwei Jungfrauen bei der Feierlichkeit des öffentlichen Gerichtes anbelangt,
so wissen wir darüber, bei dem gänzlichen Schweigen des Alterthums, weiter nichts« als
was in unserem Gedichte darüber theils angedeutet^ theils bestinunt ausgesprochen ist.
96 Dettkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Giricht.
Ihnen lag ob, die Stimmen in die heilige Urne zu sammeln; wahrscheinlich fungirten sie
auch bei der Erforschung der Wahrheit durch Gottesurtheii , da sie als in der Nähe des
Feuers und Wassers stehend angefUhrt werden. Sie heissen desshalb Y. 59. Yyudene
v^Sdbam yitiezovym, und Y. 87 ausdrücklich deve sudne, was wir nun in £rwägung
ziehen wollen.
Y. 59. 87. Fyuccni viscbam vUüzovym — da>i sudnL
Unstreitig eine der schwierigsten und dunkelsten Stellen unseres Gedichts. Das zweite
Wort bietet zwar an sich keine Schwierigkeit dar, da es in unsern alten Denkmälern
oft in dem Sinne von Wahrsagerei vorkommt. Die Mat. Yerb. glossirt vaticinia, poetarum
carmina durch veSöby, und so gebraucht finden wir es in unsern ältesten Legenden« bei
Dalemil, Stitn^ u« a. m. Es stammt von v^tu, vesti, fari, davon auch vecati, slawisch
veSöati, und hängt mit vitija (orator)» vet in s-vet (consilium), otvet, privet u. s. w. zu-
sanmien. (Yerschieden davon ist vedeti.) Man könnte indess das Wort hier in weiterer
Bedeutung für Kenntniss, Wissen, Kunst u. s. w. nehmen, insofern in jener alten Zeit
das Wahrsagen, als ein Bestandtheil der Religion, der Gipfel alles Wissens, die höchste
menschliche Wissenschaft war. Selbst unser Stitn^ (um 137o) scheint noch veSöba und
v£dmo (dieses von vedeti) als Synonyma zu gebrauchen. — Das dritte Wort stammt von
vitiez', und kann seiner Form nach ftlr gleichbedeutend mit vitiezsky genommen werden;
denn die Adjectivform = ovy wird im Altböhmischen gar oft dort gebraucht» wo wir jetzt
die Form =z sky brauchen. (Ygl. oben §. 14. S. 82.) Das Wort vitiez', c)t* shta^ci»,
al^oln. (nach Linde) witez, npoi. zwyciezca, ill. vitez, bedeutet den Böhmen einen Sieger
(victor), andern Slaven hingegen einen Helden (heros), und an diese Bedeutung, als die
ältere, müssen wir uns hier halten. Der Materie und Form nach stimmt es mit dem
anderwärts vorkommenden Yolks- und spätem Richter-Namen goth. vithiggs, ahd. vitig
od. vitic, nhd. witzig, wissig, überein; vgl. unser k'nez' mit dem goth. kuniggs, ahd.
kunig od. kunic, nhd. König, unser penez'- mit pfeniggs, pfenic: unser userez* mit dem
goth. ausahriggs, nhd. Ohrring u. s. w. Die Yithinge kennen wir aus der Geschichte
als Anwohner der Ostsee vom III Jahrb. bis ins spätere Mittelalter herab. Sie heissen
bei Trebellius Pollio Yita Claud. c. 6. Yittingui (in den Edd. falsch : Yirtingui), in den
Urkk. des Mittelalters Withingi. Nicht verschieden von ihnen scheinen die Vidi-vari (vari =
homines, incolae) des Jornandes Get. c. 5. 17., und die Yites des Anon. Ravennas L 1.
c. 12. lieber die späteren Withinge sagt Yoigt Gesch. Preuss. I. 236. ,J)ie Geschichte
weiset eine für Samland ganz eigenthümliche und von den der übrigen Landschaften
Prettsaens bedeutend abweichende Yerfassung und Gestaltung der Dinge nach. Sie zeigt
uns €m€ Anzmkl vcmekmtrer und über gewisse Landgebieie harschender Familien, denen die
übrigen Bewohner als dienstbar untergeben waren. Zur Zeit, als der Ordoi das Land
schon in Besitz genommen, erscheint dort ein edlerer und vemekmerer Herrenstetnd unter der
allgemeinen Benennung der „alien fFiihinge\ höchst wahrscheinlich so genannt als Ab-
könmilinge des Yiden-Yolkes. Yor des Ordens Ankunft , wie es scheint , mit reichlichem
Landbesitz versehen« mit mancherlei bedeutenden Yorrechlen ausgezeichnet» durch grosses
$. tS. ' fUttrdigung des Geduhu und SacherUärungen. 97
Ansehen und mächtigen EinQuss auf das Volk hervorglänzend wurden sie auch naehmal»
YCHU Orden ganz besonders begünstigt Uebrigens verwechselt Voigt irrigerweise die
Withinge mit den Vikingen» und bringt sie zugleich mit den Gotfaen und Dänen in Ver-
bindung. In unsern ^.Slowanske Staroütnosti" S. 349 und 373 haben wir diese Withinge
und Vites» durch deutsche Forscher verleitet« für einen in Samland ansässigen Zweig
der skandinavischen Gothen erklärt« eine Annahme« die uns jetzt nicht mehr so plausibel«
wie ehedem« erscheint« zumal dieselben bei Trebellius PoUio in Gesellschaft der Pruthungi
auftreten (bei Zosimus Prochingi)« welche offenbar mit den Phru-gundionen des Ptolemaeus
(man merke den regelmässigen Ausstoss des Consonanten in Zusammensetzungen wie
Vis-burgü St. Visl-burgii« Sa-boki st» San-boki« Te-rakatriae st. Tej-Rakatriae« d. i. Raka-
triae an der Teja« Bu-guntae st« Bur-guntae u. s. w. bei Ptol. ; vgl. dazu Sifiidus« Wibertus«
Wibaldus u. s. w.) identisch und die Vorfahren der spätem litauischen Prussen oder
Preussen sind. Sowohl der Name der Vites und Vithinge« als auch der Umstand« dass
die letztern in so grossem Ansehen beim Volke standen« was wohl von ihrer ehemaligen
Priester« und Richterwürde herrührte« führen uns auf die als Weise und Richter bekannten
Viten und Witzige oder Wissige in England und Deutschland. Das in ags. Denkmälern
häufig T(Mrkommende Vitan^ sg. nom. vita« deutet J. Grimm in einer Stelle durch proceres«
optimales« seniores« consiliarii« sapientes« in einer andern aber durch ««zu Gericht ver*
sammelte Urtheiler« judices.«* Deutsche Rechtsalt. S. 266 — 267. 778. Vgl. PhiUip9 Deut.
Gesch. L 230 — 231. Dab^r ags. vitena-gemdt« Volksversammlung« eigentlich Versamm-
lung der Yiten od« Richter. Aber auch die in* Deutschland vorkommenden Witzige eines
Cölner Gerichts im Mittelalter« welches den Namen Witziggedinge föhrte« sind von den
Withingen oder Witigen nicht verschieden« da der Uebergang des l in it oder is regel-
mässig ist. Auch Statute und Weisthümer erwähnen der Witzige oder Wissige als Urtheils-
finden Grimm D. R. A. S. 779. Hierauf gestützt« nehmen wir als wahrscheinlich an«
dass die alten Böhmen mit dem Worte vitiez' (heros) auch den Begriff des Weisen und^
des Richters verbanden« und dass hiermit der Ausdruck v^söby vitiezove in unserm
Gedicht gleichbedeutend sei mit vöSöby sudne« welche Deutung durch das unten folgende
,«d§ve suduS** bekräftigt wird« denn offenbar ist das Wort sudni hier ein Synonymum
von vyuöenö v^ädbam vitiezovym. Wir wollen uns nun in keine weitläufigen Erörterungen
der Frage : ob die Withinge slawischen oder litauischen oder germanischen Ursprungs
seien« einlassen — Endehnung ist hier so gut möglich« als gemeinschaftlicher uralter
Besitz — wir wollen zum Schlüsse nur noch zwei Bemerkungen machen« die unserer
oben ausgesprochenen Ansicht zu einiger Stütze dienen können. Dass Gentilia in unserer
und der der unsrigen zunächst verwandten litauischen Sprache häufig in andere Bedeu*
tungen übergehen« davon haben wir in den Wörtern velet (gigas)« miliin (gigas)« neropch*
(rusticus)« kursar od. gursar (pirata)« obr (gigas)« smrd (rusticus)« vlach (paslor)« koldun'
(mendicus) « spolin oder ispolin (gigas) « sehr (rusticus) u. s. w. einleuchtende Beweise.
(Vgl. Slow. Starpi. S. 45 — 47«) Da jedoch jedes Gendle ursprünglich von einer bedeut»
samen und verständlichen Wurzel stammen muss« so glauben wir bei unserai' viliez' um
13
98 Denkmäler der böhmischen Sprache, LibuSas Gericht,
so mehr an das durch die meisten Mundarten unserer Sprache verbreitete T^t, yit (der
Wechsel des e und < ist häufig, daher s-v^t, ot-v§t, privat, aber vitija« orator« yitati«
salutare, afFari) halten zu müssen, als dasselbe auch in den Namen der slawischen Gott*
heiten : Svatovit, Rujeyit und Porevit angetroffen wird. Ist diess richtig, so würde in
dem Worte vitiez' die Bedeutung orator, sapiens die primäre und ältere, die von herbs,
Victor hingegen als die spätere, abgeleitete, anzunehmen sein.
V. 60. Desky pravdedatne.
Die Gesetztafeln, welche die Gebote der Gottheit enthielten, und ohne Zweifel mit
Schnitzwerk^ wahrscheinlich die Bilder der Hauptgottheiten darstellend, vielleicht auch
mit Runen oder überhaupt Schriftzeichen bedeckt waren. Es ist allgemein bekannt, dass
bei den meisten alten Völkern Gesetztafeln, als eine der wirksamsten symbolischen Mittel,
die Rechtesatzungen als unmittelbare Gebote der Gottheit erscheinen zu lassen, in Gebrauch
waren. Um nur ein Beispiel aus der Nähe auszuheben, so erinnern wir an die geheiligten
Runentafeln der Äsen, die, nach der skandinavischen Sage, von Allfadur selbst einge-
graben und die Grundlage der Göttermacht waren, nachmals aber von drei mächtigen
Zauberjungfrauen aus Jotunheim den Äsen entwendet wurden. In Bezug auf das Wort
desky (vgl. discus und ahd. disk. Tisch) bemerken wir, dass dasselbe nicht nur in Böh-
men von Altersher von der Landtafel und Hoflehntafel gebräuchlich ist, sondern merk-
würdigerweise auch in der Nowgorodischen Chronik beim J. 1208 vorkommt, wo die
Schuldregister des Posadniks oder Rectora der Republik Demeter Miroskin deSt'ky heissen :
A öto na d'$ökach, a to knjazju ostaviia, i da$a d'^öky Dmitrowy Syjatoslavu, i bja$a na
nich bez Öisla. L§t> Novg. S. 92 Ausg. 1819. Jüngere Chroniken drücken die Stelle
interpretirend also aus: cto na dskach v pism^ ostalo. Sof. Wrem. I. 217. Voskres. il.
148. Ein Beweis mehr für das hohe Alter des Wortes desky für Schreibtafel, da es bei
so entfernten Zweigen auch damals noch gleichförmig gebraucht ward, als man schon
längst nicht mehr auf Holztafeln, sondern auf Pergament schrieb. (Vgl. das goth. spilda,
alt. spiald, dän. spield; rontafel beim Dasypodius ; böka. Buch, nach den Tafeln von
Buchenholz u. s. w. In der böhm. Bibel liest man sogar : Napsali na dsk&ch mosaznVch, —
möd£n^ch. Dass die Slawen noch im Heidenthum Buchstabenschrift kannten und — wenig-
stens bei Geheimnissen des Cultus und bei der Wahrsagerei - — übten , dürfte von Sach-
verständigen jetzt kaum bezweifelt werden, wenn wir auch nicht andere Beweise dafär
beibringen könnten, als die klaren und positiven Aussagen Ditmar's von Merseburg („inte-
rius dii stant manufacd, singulis nommäms msculpUt^' VI. p. 151.) und des bulgarischen
Mönchs Chrabr („dr tami i r^zami Ö't^cha i gataacha pogani saste^ Kalajdcvic Jo. Exarch
S. 189), an denen es uns übrigens nicht fehlt. Sie nannten die Buchstaben m^ty,
mJ^tky (notae, aigna), und (wenigstens in späterer Zeit) den Schreiber m^teimk (notarins,
scriba). Letzterer Ausdruck (m^telnik) kommt in der Prawda Ruska vom J. 1016 vor, wo
er aber von den Erklärem meist unrichtig verstanden wurde. Wir lassen indess diesen
Gegenstand hier gänzlich fallen, da wir gesonnen sind, demselben bald an einem andern
One eine ausführliche UntersuGhung zu widmen«
§. !&• Würdigung da Gedichu und Sacherklärungen. 99
•
y. 62. 63. Planten pravdczvislen — svaiecadna voda.
Zwei der vorzüglichsten Arten der Gottesurtfaeile « das Feuerurtheil* Judicium ignis«
und das Wasserurtheil« Judicium aquae« gewiss die ältesten und verbreitetsten, werden
hier» namhaft gemacht Später wird bei einigen Slawenzweigen auch des Kampfurtheiles«
jud. pugnae s. duelli« häufig erwähnt Wir finden die Anwendung der Gottesurtbeile bei
den Slawen im frühesten Alterthnme so allgemein verbreitet und den Glauben an die
Wirksamkeit derselben im Gemüthe des Volkes so tief gewurzelt, dass wir sie auch bei
unserm Stamme« so gut als bei den Germanen, Gelten, Griechen, Indiem u. a. ftir heid-
nischen Ursprungs und aus dem höchsten Aller thum stammend halten müssen. Aus dieser
Ursache, weil man sie dem Volksglauben nicht rasch und gewaltsam entziehen konnte,
musste sie das Christenthum und die spätere Gesetzgebung anfangs und lange Zeiten hindurch
dulden und sogar durph kirchliche Gebräuche heiligen. — Die älteste bestimmte Meldung
von Gottesurtheilen in Böhmen finden wir in den Gesetzen Bretislaws I vom J. 1039 bei
Cosmas p. 111 : Si mulier proclamaverit pari vice non amari, sed inclcmenter a viro
suo afQigi et profligari, detur inter eos Judicium Dei, et qui inventus fuerit reus, solvat
poenam rei. Similiter et de bis, qui homicidiis infamantur, archipresbyter comiti illius
civitatis nomina eorum asscribat, et comes eos conveniat; et si sunt rebelies, in car*
cerem redigat, donec aut poenitentiam dignam agant, aut si negant, ignito ferro sive
adjurata aqua, utrum culpabiles sint, examinentur. Auch die Konrad'schen Statuten ent-
halten Bestimmungen darüber. Gänzlich abgeschafil ivurden sie erst in der Mitte des
XIV Jahrhunderts , durch den Erzbischof Ernst von Pardubic , nach dem Zeugnisse der
beiden Zeitgenossen Wilhelm von Hasenburg und Thomas von §titny. Jener sagt : Hie
(Ariiestus) etiam judicia peregrina, videlicet candentis ferri et aquae frigidae, quibus Bo-
hemi usque ad ipsius tempora utebantur, exerceri prohibuit, et eadem totaliter, baronum
resistentia non obstante, suppressit (Balbini Miscell. lib. IV, p. 85). Stitny, der Dasselbe
behauptet, sagt zugleich, die Gottesurtbeile wären in Böhmen noch ein Rest des hei'
dnischcn Alterthums gewesen. (Casopis öesk. Mus., 1838, 1, 6.) — Das Wörtchen — cudnain
svato-cudna hängt etymologisch mit cud Reinheit, Zucht, cuda Bezirksgericht im Mittelalter,
cudaf Bezirksrichter, und mit cüditi reinigen, zusammen.
V
V. 70. 71. 106. Bttdeta im oba v jedno vlasti, Ci sie rozdelita rovnu meru — Pr'vencu
didinu daii pravda.
Das Erbrecht, die darin geltenden Gesetze und Verhältnisse, sind der Hauptpunct,
um welchen das ganze Gedicht sich bewegt. Die Aufschlüsse, die es uns bietet, ver-
breiten unerwartetes Licht über einen der dunkelsten und wichtigsten Gegenstände der
Alterthumskunde .
Chrudo§ will als Erstgeborner sich geltend machen, und spricht einen Vorzug an,
den der jüngere Bruder Stiahlaw ihm streitig macht. Ob Chrudos die ganze Erbschaft,
oder nur, den grösseren Theil für sich haben wollte, wird nicht ausdrücklich angegeben.
Sein Ansinnen war dem germanischen« nicht aber dem slawischen Rechte gemäss» wel-
13 ♦
100 DenktnOUr der böhmuchen Sprache. Libuias Geruht.
ches letztere von den Vorzügen der Primogenitur nichts wissen wollte. Daher kamen
hier slawische und germanische Rechtsansichten und Gebräuche in Conflict.
»Nach der germanischen Erbfolgeordnung (sagt G. Phillips« Deutsche Geschichte»
Berlin 1832, Bd. I, S. 142 Anm. 53, S. 166—167, Anm. 3) wird jeder vor allen andern
von seinen wehrhaften Söhnen beerbt Diese schliessen wegen der grösseren Gleich-
heit des Blutes zunächst die Enkel aus, wegen ihrer Wehrhaftigkeit aber auch ihre jün-
geren Brüder, die noch nicht zu derselben gelangt sind; und so spricht sich hierin sehr
deutlich die Richtung aus , welche das germanische Recht dahin hat, dem JErslgebomen ehien
Verzug einzuräumen. Dieser altgermanische Forzug der Primogenitur hat sich ganz besonders
in England erhalten. Die Normannen brachten dieses Princip aus ihrer Heimat mit, wel-
ches, wenn auch unter einem feudalen Gewände, das der ganze Grundbesitz erhielt, fort-
gedauert hat (Vgl. Gud. Gemetic. Histor. Normannor. 1. 4. Quae gens idcirco sie multi-
plicabatur, quoniam nimio dedita luxui mulieribus jungebatnr mnltis. Nam pater adultos
iilios cunctos a se pellebat, praeter unum, quem heredem sui juris relinquebat.) Auch das
deutsche Lehnrecht enthält Spuren davon, deren Ursprung man aber nicht erst in dem
Lehnrechte zu suchen hat« — Auch Thierbach, der in seinem lehrreichen Werk : Ueber
den germanischen Erbadel, Gotha 1836, 8v. diesen Gegenstand einer gründlichen Prü-
fung unterworfen hat, äussert sich dahin, dass das Erbrecht der Erstgebornen ein alt-
germanisches Institut sei.
In den altböhmischen Gesetzen und Gewohnheiten ist dagegen keine Spur zu
6nden, dass Erstgeborne bei der Erbfolge irgend einen Vorzug behauptet hätten; und
dies durch alle Zeiten bis zum XVI Jahrb. herab, wo die ersten Fideicommisse errichtet
wurden; — das Lehenwesen, das nach deutschen Grundsätzen im XIV Jahrb. auch in
Böhmen sich ausbildete, natürlich ausgenommen. Nach Gesetz und Herkommen erbten
in Böhmen die Kinder beiderlei Geschlechts zu gleichen Theilen. Da jedoch der Ge-
hrauch des gemeinschaftlichen, ungetheilten Besitzes aller Erbberechtigten, oft durch
mehrere Generationen, vorherrschend war (man nannte dies nedjlnost, hromada, spolek),
die Töchter aber und Schwestern durch ihre Vermählung aus dem Kreise der hromadnjci
traten, so wurden sie durch ihre Aussteuer Air inuner abgefertigt (wybyty), daher bei
späteren Erbtheilungen nicht mehr berücksichtigt. Kein Gütergenosse (hromadnjk) konnte
über seinen Erbtheil vor erfolgter Theilung verfügen; er hatte kein persönliches Eigen-
thum, und wurde von den Ucberlebenden unbedingt beerbt. Jede Theilung der Erb-
güter fand nur vor den Gerichten und nur auf das Verlangen aller Erbberechtigten
Statu Der Aelteste unter den Gütergenossen entwarf die Theile, meist schriftUch, nach
Theilzetteln (djlöj cedule) ; der Jüngste wählte seinen Theil zuerst, dann folgten die näch-
sten im Alter, und der Aelteste bekam denjenigen Theil, der ihm übrig blieb. Dieser
uralte Rechtsgebrauch hat sich in Böhmen, nach Gesetz und Heikommen, wie gesagt, bis
ztun XVI Jahrhunderte herab erhalten.
Es gab nun dreierlei Fälle, die diesen Erbstreit lösen konnten: 1) entweder wurde
gar nicht getheilt, sondern nur die bisherige Gütergemeinschaft (nedjlnost) aujfrecht er-
$. 15. Würdigung du Gedkku und Sacherklärungm. 101
iiakeii; 2) oder es wurde zu gleichen Theilen gelheilt; 3) oder endlich wurde zu ungleichen
Theilen getheilt und dem Erstgebornen ein V<Mrzug eingeräumt
Libuia's Spruch ist so bescheiden als gerecht und klug; sie sagt» nach den
»göttlichen Gesetzen« (nach dem althergebrachten slawischen Recht) sei nur der erste
und der zweite Fall zulässig; der Landtag möge entscheiden» welcher von beiden hior
Statt zu finden habe ; doch stehe es der Ycrsammelten Nation frei* auch von den bis-
herigen Gesetzen abzuweichen und ein neues zu gründen» d* i. die germanische Primo-
geniturerbfolge einzuführen«
»
y. 86. Po narodu svemu.
Nach unserer Ansicht sind hier die Stimmen der einzelnen stimmAhigen Mitglieder
der Versammlung« nicht die der Stämme» gemeint Narod, das gesammte auf dem sniem«
Landtag» durch seine Häupter repräsentirte Volk.
y. 88. U osudie svale.
Schon Wacerad in der Mat. Verb, glossirte urna durch osudie.
V. 92. Vucinu prcvolati.
Ueber yieöina Tgl. §. 12. Wortrerzeichniss.
V. 99. Budela im oba v jedno vUuiL
Das Gesetz» welches das erste Fragment ausgesprochen « findet hier gleich An-
wendung.
V. 106. Pr'vencu dedihu doli pravda.
Siehe das oben beim V. 70 Angemerkte.
V. 118. V Nimcich iskaC pravda.
Das eifersüchtige Wachen über althergebrachte» geheiligte Rechte und Gebräuche
ist jedem Volke um so mehr eigen, je kräftiger und selbständiger es ist. Chrudo§'s An-
sinnen, das deutsche Recht der Primogenitur in Röhmen geltend zu machen« musste na-
türlich auf starken und entschiedenen Widerstand stossen.
V. 120. Juie prinesechu olci nasi.
Ein so altes« gemüthliches« an feste Wohnsitze und geschlossenen gesellschaftlichen
Verband gewöhntes« durch sanfte« züchtige Sitten« blühende Volkspoesie und sinnToUen
Cultus ausgezeichnetes Volk« wie das Slawische« konnte gewiss schon in der ältesten Zeit«
hoch im Heidenthum hinauf« nicht eines durch Gesetze geregelten und geheiligten Rechts
entbehren. Das Wort zakon» Gesetz« ist allen Zweigen des grossen Stammes gemeinschaftlich«
zum Reweise» dass Regriff und Sache älter sind« als die« bekanntlich sehr frühe Zersplit-
terung der Zweige. Rei Prokop sprechen die auf der Wanderung begriffenen Slawen (ums
J. 546) von einheimischen Gesetzen {xata tot vo/iov, R. G. 111. 14); Constantin Porphyroge-
neta hat uns gelegentlich das eigentliche Wort zakon erhalten {xara ta ^axava, xoi ^axcepop.
De Adm. Imp. c. 8. 38.) Wir glauben demnach Gründe genug zu haben« um Cosmas
irrige« auf falschen Voraussetzungen von der thierischen Wildheit der eingewanderten
Röhmen beruhende Ansicht von dem Ursprünge des böhmischen Rechts unter Pfemysl
i02 Libusas Gericht. %. 15. Hnkrdigang des Gedichu und Sacherklärungen.
und Libula entschieden zurückzuweisen^ und die Vorstellung, welche uns das Gedicht an
die Hand gibt» und welche damals, als dasselbe entstand, die im Volke herrschende war,
als die richtigere anzuerkenncA, ohne übrigens das Verdienst PfernysPs um die Läuterung
und Belebung der böhmischen. Gesetze läugnen zu wollen. Wie liesse sich sonst, ohne
die Annahme eines alten« vor der Periode der V^anderungen ausgebildeten, allen Zwei-
gen des Stammes gemeinsamen Rechts die auffallende Uebereinstimmung der ältesten böh-
mischen, serbischen, polnischen und russischen Rechtsgesetze in vielen wesentUchen Punc-
ten, ja sogar in einzelnen Rechtsformeln und Kunstausdrücken, genügend erklären? Nein,
die Ccchen kpnnten auch vcr Pfemysl und zur Zeit ihrer Einwanderung nach Böhmen
nicht eine wilde, gesculcse Horde sein, so wenig als die Serben vor Stephan's Zakonnik
oder die Russen vor Jaroslaw's Prawda ohne Gesetz gelebt haben.
EVANGELIUM JOHANNIS.
FRAGMENT.
IM
DAS FRAGMENT DER EVANGELIEN.
$. 16. Pergament^ Tinte und Schrift.
JLFas ganze vorhandene Bruchstück beBndet sich auf einem Stück Pergament von
149 Par. Linien Länge und 100 Lin*' Höhe« welches einst ein Buchbinder zum Einband
des Buches Discif^ina et doctrina Gymnasii Gorlicensis, 1595 in klein 4^, verwendet
hatte. Der Rücken dieses Buches war 8 \ Lin. dick, die noch vorhandenen Deckel haben
eine Höhe von 85^^<« eine Breite von 63^'^. Die Schriftcolunmen sind oben ganz« unten
aber abgeschnitten. Durch Vergleichung des vorhandenen mit dem fehlenden Inhalt
lässt es sich herausbringen, dass ursprünglich die Höhe des Pergaments ohngefÜhr 140
Po^. Linien* die Breite der einzelnen Blätter etwa 100 Par. Linien betragen haben muss,
und dass jede Seite zwei Cplumnen Schrift« eine jede von etwa 130 Lin. Höhe und. 33
Lin. Breite enthielt. Die Evangelien waren daher in Klein^Folio-Format« jedes Blatt zu
4 Columnen geschrieben; es erhielten sich davon 6 beschnittene Columnen, also H
Blatt« und nach der Combination des Inhalts sind zwischen der vierten und fUnften Co-
lumne zwei. Blatt Pergament (8 Columnen) abgängig.
Das Pergament ist dick« glatt und elastisch; Brüche« kleine Risse und Löcher
sind nur an den Stellen sichtbar« wo es den Rücken und die Ecken des; Baches bedeckt
halle« welche Stellen denn auch sichtbare Streife bilden und viel schwieriger zu lesen
sind. Die Farbe des Pergaments ist auf der inneren De^kelseite ledergelb (color atu-
taceus); daselbst sind aueh noch Spuren von Buchbinderkleister« der mit Kleien ange-
rührt war« sichtbar. Die äussere Deckelseite ist schmutzig ledergelb.
Die Linien sind mit dem Griffel gezogen , und von Perpendicularlinien umfasst.
Letztere sind am äusseren Rande der Columnen doppelt« am inneren ein&ch. Der
äussere Ran4 der Blätter ist wegen der Linien durchstochen.
Die Tinte ist schwarzbraun« zumal im lateinischen Texte und auf der inneren
Deckelseite ; auf der äusseren Seite ist sie mehr braun und verblichen. Die Interlinear-
version erscheint jedoch durchgehends etwas blasser ; so auch die am Rande beigefügte
Concordanz nach dem Canon des Eusebius. Alle Initialen sind mit Tinte geschrieben^
dwit aber auf 4^ Schattenseite mit rothen Streifen (von Zinnaberfarbe) verziert Aubri-
ken gibt es keitiei .)
Die Schrift ist.^ine J^urze» runde« gerade Minuskel« von vielem Ebenmaass und
gefalliger Form. Uncialen kommen nur als Anfangsbuchslaben vor« mit einziger Ausnahme
der Uncial Nj welche meistens« doch nicht immer« die Stelle der Minuskel vertritt Text
und Version, aind vQit deraelhen Hand> iai| denselben Zügen geschrieben ^^dodv. wie die
14
il06 Denkmäler der böhmischen Sprache. Evangelium Jchannu.
Tinte zeigt, nicht ganz gleichzeitig; auch sind die Buchstaben der Version durchgehends
etwas kleiner und feiner. Das a hat häufig die Gestalteines doppelten c (cc)^ e ist immer
geschlossen, mit einem Häckchen ; der Diphthong ae und oe kömmt sowohl im Texte als auch
in deir^1^^r£on m^istimt e geschrieben vor ; sehener sind di6 ^^Q£il(G^geit|ef^t^ ^4^ ^skener
verbuijden ee (Zeile 141); i überall rein, ohne Accente ; der Schaft bei^, a, A, /, etwas
höher als gewöhnlich; d zeigt sich fast nur als Anfangsbuchstabe, folglich als Uncial ;
^gewöhnlich mit flacher Horizontallinie ; der Kopf bei ^ rund ^und^eschlossen , rechts
mit einem Häckchen, auch die nach unten geschlungene Linie' ges)c)ilossen; der dritte
Schenkel . bei 77» meist gekrümmt, aber nicht erhöht; r ist mmslicursiyäbnlicliiiind läuft
spiusig uod schief unter die Linie ; y geht gerade unter imd. übei: 4ies|elbie^^..f ;bl^ii][|t ^t^tfS
auf der Linie, i&t kurz und etwas schief; y ist kurz >. oben ge^palteH^j mit;eij;^ep9{,]^uakt^
üb^ der Mitte; n erseheint in geschwungener Halbuncialfopm. . ..,,
Verbundene Buchstaben sind: d;, fl« und die Uncial' n mit aufgesetzteai t» Mif
dem letzten Schenkel. ' «» • « i • «
Abbreviaturen gibt es nicht viele: am hlufigsteti ist t der flache« Uorizonudstrich
(— } über Vocalen für m; seltener der geschwungene Perpendictdari»tritih'(*) ifäsr-ofd üb^
dem r, und für ur über dem l; ferner b: für bus, q: tflir ^a^y q^c für ^^ual^ qd fÜb ^ncd,
iifundn: fürTiti^.Oanze Wörter kommen abbreviirtyon ihs xps R^rJsktsCkrtJPiüs^ dt für dsui,
und so auch di, do, für dei, deo; ms für 'meus, nro für ncstrc g Ml 'für metf^ni^tdjtie^für
diomine; im Böhmischen erscheint auch einmal d' für /»ro, dann ge un^ gne für gosficdük
und gospodnie (Adj. Z. 27. 80.), pe für pane^ bg für bog, ba, bu für b§gu,' begu, ixmu
fiir nasemu. . ; ' * •
' ' Die Abtheilung der Worte ist in dieser Handschrift ToUständig ni^ regebnlssig
beobachtet worden, aber nach böhmischen Gründsätzen» d. h. 'gruppenhaft, so das6
nicht iinr die kleinen einsylbigen Wörter an die langem angesk;hlcissen'/'6bndeirn -auch
mehrere aufeinander folgende Einsylben eusammen Tefbund^ii werden. ' tVeüicb bezieht
sich das nur auf den Text, nicht auf di^ Version, di^ an die Lagte de» Textes 'gebimdieii
ist Theilungszeichen sind hier noch keine sichtbar. . t.. ..[ > 'l
Die Interpunctionen sind nicht sehr mannigfaltig, aber ziemlicb-iiäiftg.' Am' faäii-
figsten ist der Punkt, bald auf, bald über der Linie, meisten^ äber-Mr^iii^'l^mef Üersfetbett.
Dann ist es ein feiner langer Strich, meist über dem Pttncte, ött hinter Ifaih, selten
unter demselben. .,j\.^-^if\ :.n
Das diesem Hefte beigefügte Fac-simile ist aus demGrnkide gelungettcfi' ^li iiemü^ti, als
dasTorige> well es den Charakter der Schrift ganz treu tviedergibt»}" Was' ÄWh%ride^*?i«fl
beasdren Erhaltung des Originals leichter zu leisten war. flut' sihd die %fttnililücfM^ Bti<di-
Stäben darin, durch Schuld der beim Drucke gebrauchten Farbe und'ilil^cJr ''^^tkcAieli
Wirkung auf den Stein, etwas dicker aus der Presse börfbrgi6l^ittiiielnf,i'6hiie^jydoch da-
durch die Schrift im WesentUchen zu alteriren. ' ' • n.:' /< i ' ; •• ' »imVl .Il.i)^
Da die Schrift des ganzen Fragmentes, obgleidh si« votieineiil^'BöhfiieW h^i4*ühk^,
doch nicfai der natiohalböhmidclieii, aondeni «hiei^>d«httfcti^)ti^idkdi<zwaliriit# Ad^
1 1
f.-,i»<\>\«.\
üg muthi|if^^e;^4 d^^^tddqrf fJfcAttf&JJ^iii/^ .wgehörj.l so ;^t die ß^i^timmiti;^ 4e^ ^i^eitaUer»«
in welchem^ j^,^,;jjy8p^m^^e;^^^9^4eii,^au^^^ alfi bei d(^m Gericl^e Libu^a's. D^
^bjBfar eiii^ Zbit lang versucht » zu glaulx
EYangeiien «etbbc -filt^' flett' 'ftefflgeä geschrteben worden, da ein sokhes WeA in jen^
Zeit zu schwierig, wioktig utttt iki)8t8{H«Ug war, als dass einedne Private oder Kirchen es
hauen köniiisn>zvi|Sui<hde Jbringei^il«ßaetii. Poch spriijht; d^r Umstand dagegen, dass diese
Evangelien, wären sie.^^u^kliph fj^^bciil^ "^enzels Eigentb^0f, gewesen«, bei, unserem Voll^e
gewiss schon frühzeitig als eine; Reliquie iV^srehrt, nicht aber dßr Vernichtung durch einen
Buchbinder wären preisgegeben worden. ,
' » $. Ify^ ^D^r Tewt des thragments.
Wir lassen vor all^m. den iText des Fragments folgen, und zwar zuerst mit diplo-
matischer Treue uncl Genauigkeit' Wwdbl den lateinische^ ' Gründtext lits au^h' die bbU-
mische Interlinea!f*V^rsiott,'jcd6bhirf*'kw^ Spalten abg^febttdfert, hiei'artif- die böhmische
Uebersetzung neu *<ÄrtllDgrafpbirü'<|^)l%^^1aOi;ll^^ Annäherung an: diä mothmasaliqhe alte
Aussprache. Zvti. yerglt»otiwng inteUentiviri neben die böhmische Ver4ion> die cyriUis^^be
oder kirchensAaifi^chie^ |iU3;deifi ä^tea^n^. Qatfomirschen EvangeUenp^djex ypm Jf. IO96-«- 1057
genommen^ wie; si^ ;Hr,. I^Cftoiaw dem Urtik, Bibliothekar und , Gustos ^ni:a und die8e|r
uns mitgetheilt hat, jedoch ebenfalls lateinisch orthographirt Den Bescblus? machen z^ei
böhmische Texte derseloen Capitel aus verschiedenen Zeitperiöden, der erste aus einem
N. Testi[i<]/en); vtiäi J.'14^^' auf Pergament in 8. im IVhiseum; aiialögiärch' ottho^äphirt,
der zweite aus dili' beka^M» Bi^fiderbib^I ,i ^gedruckt in Kralitz 1699; litti deti AbiiUnd UM»
die drei Zeitperiosden deatb:«nscliaülicfaeri zu machen..! Die UeberseliUng vokti fJ. U^2
folgt der Vulgata; die der Brüder ist^gantt ndopms dem Griechischen gemacht.
»\ -»M! : I >
:* \ .:!•
Spalte I.
1 * ; '
• » 1 ,
'. '. ß l' -.■'i ■
1
■:»»;.!
' io. Xll. 4 - 5$.
■ .: i ' ,i
' ■•<■?.
MABtetmUpher iBrum^ßa!$. . Böhm^ch^ Xntiertimear • Version.
unguenti ^ dic^.prgq uniif^T^ difcipuljf , mafti /^ uece fe ieden i^ uc^nic iego
iudaf fear jotfiif ) qui eri^t e;uBi tra iudaf fcariothif ien fe b^fe iei pre
di^mi^ V(;^u^^?e^bpQ uf)guc;^^^m nQn , dade /* iCemu la raaft pe >
uendit trecpi^ 4^parii£ et datti. . .;. prodade z^ za tri ft^ pena^ i neue. d;f.
e|Legeiuf. ?|,Pupt),aü hoo ^pn.quia : *na hudim. ® rec© fe *e pe; laco,,.
cfoi^enil per^baf; t^ (^um^wfe^ . o hudih. zluTafe ieum nefe .
quia für erat,ett^oculjqCf]^enr:ea < iacoCe zlodei befe i mellu iipaiaae
qu§ mittebantui:,flqf5^bH^^!J,.dixpi ergo.;» ie fe zlafe ^ea nozafe. J re!ee:.fe; , ,,
ihf. fine iUam ut ^jiij ^if^^X^p^tu«. ;.l,;.( ihf nehai 1^15 4t,«.,dfft jwgfiebfi^ ,, ,i.^,.
!'♦
» ;•'
I^MI Denkmäler der böimiichen Sf^raehd^ Mvangtlitim Johannis,
prophetOi imi^retur quem dhut. m I prorocoua naplenilai f 2^1 iu i^ , re^ m { :
Dne quif credidit auditui joirö. etbra Gne» cto. uüeri .aJiudbAiinläU.ii fft; </: .' u
chium dni ciii reuelatum eft« ^^ Propter 8o m^ gne iOOnoit'ii^ueilQ/i^^i?:^ pirdce- :£d<>
• ■■■ ih:-?!-;
» - • t
;r. . » i-
• •'M «fn
ea non poterant credere. quiaiteirü . nemofehui uerki iaof>;^peti' ! '
dixk efaiad >^ excecauk df oculof eörO' race efiaiaH ^?.02lepiib| .oqi iä»
et indurauit eorum cor. ut non uide •• i oturedi;iih zredca^atincittida): ••. >^ ..,,i;j
ant oculif et intellig^ant eorde« etV > ocima i.neroromeiii.ijredoemfi: r ^
conuertantur et lanem eof. ^^ Haec >■ ssobrata zq ilzgbiu ig; ^^ z^
dixit efaiaf quando uidit gloriam eiuf reee efaiaf jtig^a.uidß !2daiw,iiegQ!
et locutoTt eft de eo ^ uerum tameb et i mieuinQ nemi ^?:;iie)nl.>oh9M(^ iii:;j. '
ex prtndpib: midti crediderunt in •eä»! iz cntieeu timözi «crihüi uaii . i ^ ;
Ted propter phanfeof hon confiftebanl i a pro iparUeiaa nfeprisnabu i i .
ut de finagogfa non eicetentün «^^ dilei 9oabi iz finagroigi »eniunSgK z^af^ imü^ tmim
xerunt ergo g;loriam hominüm inag^f . hu (^J'Ij^ fe ;i|auUi.obloU6d;iu.' iis^efe ! nt;
quam gloriam di ^^^ Ihf aulem dama; ne fe ilj 2ihulut)bü MilJäf fe: iiolaTe. r . , •;;;
• . et dikit qui credit in me non ere • • i rece Qto ueri^Qlia^iiieiid in./ •;'.
iudicabit eum iik nöuilfimo die-.^^ ;qui|at.! zuditi bu^c; ii^^;jV)P07lßdA6iG:4^1i> ^f iQ^
ego ex me ipfo Aon fum looutut; ...ssiaz iz zebe^l^f^eqüeulh i.^ ,:.. . • . .;;•
fed qui mißt me pater. ipfe mihi man' >a ien fe pozla mq otec zam mne za
datum dedit quid dica!m et quid • '^ poued daAi -teitizrt«» i^«ie' ' '» ' ^ -
loquar. ^° fet (ifio qüiiai lÄaiidataäMrr eiuf ' ' uzmleuu ♦^ i «le^e iö ^fe Mpoued • iegfo ■ '
uita §tema eft. que erg^o e^ö löquor ' ' fiuot uedhrt iefUiie^fe^faB'l^ r
ficut dixit mihi pater fic loquor '■ -^ooiacofe rtCd»nii''ötctc tödii mleon« • '>S
^ Ante diem feftum pafc^ fcieni' ihf ^ prede!4B€iB;;dl&unftil1 paTc^ ued^i äf
quia uenit bora eiuf ut tranfeat i ' < iaco prid^ godioAi ißgoi nbfi prefßl . -it
ex hoc mundo ad patrem Cum dile iz zego zuata c otourieU mi •. ! . . <»•
xilTet fuof qui erant in mutido in .^ uafe fsid^ iZUQie tii (ff^ b^Ji^u' a&Met^.4!^
in j^^^ fkiemi ditexit eof . ..losconeaei mildua ifii, ,,- dij, !< .., fr
^ Et cena facta cum diaboluf iam ii : ^ i u^eeira iWTO0n9{:cdKf>dipbo} iufe; ^ •) •
mifififet in cor'üt träderet efi • • > pozlafe uiizmdco.j^bA predll iei: i :• «;;
iudaf fimonif fcbarioduf ^ Seienf iudsdTüflvö^oq.fcHariotifi.'^ril^da , ^...ji
quia onmia 4edi^ ^ pater in man: * m: iefe u(^ 4»fl0< i^DW^^Ite^'M.nice . n mti.
et quia a 4/$ ^ei&mt et ad dm uadiLwvüiioiiifife')iiiti<j^#jiukle.4j.p)bfl ifteijJKM; ü^u
.1 :\ . ... »\,
$."• f^y -^er l'iM^is ^FragmmA. ^^•- '^'^' u\\u^iV
i'If. ;
* Suigit a ceda^et fycnit 't^ftifiienlid "«^ * ufta oi ueoei^' r bfi riii ;«;•! . li! I
lüa. et^<ittib' aocepiffeü Usiiletiiii pre ' i fuoia i ieli uze paziiica pre
cinxit fei '^' ddiicle ' mift t aqua ' in pe) ' paza zae ^ 'pototn pusti iiodi ü tiiit
uem eti tepit lauare pe«tef • diAiipu ' '• ' uadlo i pocetniti noze ucenm*
loinim. et eKtei^^re linteo quo etBi • nscom i uiterati paznicu iu fe be < ('<
pn^cfJnililf. i* üenit ei»go' ad fyiÄone • prepazaft ^ pride fe c .fymonu : » 'i l
peirum et didt/öi petinif. Dne tu petru i rece iemu petr ge ti ■ ri:!»
mihi lauaf pedefc ^ rel^yondit* ihf 'et mi mieli noze ^ otuece ihf i
dicit ^i. qudd egö' fado tti nefdf modo rece iemu ce iaz dnu ti ueuözi nine
fdef aü poftea.- *' dieife'ei petjNif« uoti i2ouzuezi f^ potom ^ rece iemu petr ne
lauabif mihi ped(e(]) "^ ^teriMim umiefi mi nogu u oeki
refpondit ei ihf fi tioii läi^ero tie • > otuece iemu ihf (ach ne) ttiodüute '
non habe! pai^tem inecumJ ^ Didt et neimafi chaeRi Z6> mnu ^ rece ietnu =
fymon petruf. Dhe non tantum ' fymon petr ge netolico
: I
t >
Spalte V.
mufldHih et üikdo «ad fiatrem' ^^ diccfi ■ lasopeti oftauuiu zuet i idu c dtcu ^ reicu
ei difeipuli duf,* ' ecfce nunc palam ' ' ' iemu uceniei iego ai nine iaüuo
loquerif et pfov^iuih''nüllttm' dl ' * mleuifi i poracadla nicakego ne
• • • • • . ■
cif, *^ huiic fcimuf '^ii^ fdf oiiniia /. ' defi ^® iiiiie iJtömi ide «ezi ulfe
et non opuf 'feft'tibiiJ'üt^ qüif lein •' ' i netreba ieft tobe abi cto t§ ota
terroget, In höi^ erefdinbtir'qmä' ' laozal u ze uefitni- iefe ot
a dö exifti;'^* Refpohdit df ifef • bä uifd iezi ^* otuece iim iM
modo creditif *^ etce ' tienit höfe ■ nine uerfte ^^ ai pride godina'
et iam uenit ' üt ' difpergamini rni^ ' ' i ufe "ide iefe rozprcnete z? ied?
quifq:- n^ pirdpria -ef'me folum kifdo u-äruöia i m§ 2ama
relinquatif et nöil^'fum folüf. q-C *' lasoftauite i nei^um zam iefe
pater mecum eil;* ^* Haec locu ' »• otec ze mnu ieft ^^ ze mle
tuf fum Uöbi^'tit in' me pacem hb - uih uam ati bifte üe mne pocoi
beatif. "bi''nitmdo' p^efTuram • ^' ' imeli u zuete dauene ' i»? » ^
habeatif fsUj.' kd cohßtd^e quia 'egb' imate a douetite iefe iaz ■ '
• • I r ' ' ' \
36.jtvn, 1-6. > . .
uici mundurtil" »* bec löctituf eft uozuitezih ntetu * ze mleui ■ ' " ' • '
ihf. et fubl«uatif oetilif inicoelüm ihf i poiduifebima tiicima ü ilebe • ' "'
dixit, pater üenit 'horä; Iclariflca - ^ ' rece obefe'^de ^^t^dina oztaiii'^ ^ -' *•
I >
' I ..-
112
Denkmäler der bSAmüehen Sprache» Mangeliam Jchamds.
filium tuum ut filiuf tuuf clarifi
cet te. ^ flcul dedidi ei poteDatem
caniif. ut omne quod dedilti ei
det eif uitam Qtemam., ^ haec eil
aü uita eteraa« ut cognofcaut te
folum dffi uerum, et quem mifilU
ihm xpm, ^ ego te clarificaui fu
per terram opuf coufummaui qd
dedilli mihi ut £aciam; ^ et nunc cl
rifica me tu pater apud temet ip
fum claritate quam habui pri
uf qua munduf eflet apud te;
® manifedaui nomen tuum h
zin zuoi at'zin tuoi oslau
i te ^ iacoie dal iezi iemu uladu
^^^pleti ahi uze ie if6 dal jezi. ien)u
dafl iim fiuot uechen ^ ze fe ieft
fiuot uechen abihu poznali t§ «
zamego ba uerna i iego fe pozlal iezi
ihu xpa ^ iaz tea ozlauih na
i&ozemi delo doconah ie fe
dal iezi mne k einenu ^ i nine oz
^^ Et adduxerunt eum ad annan primü
erat enim focer caiph^ qui erat pon
tifex anni iUiuf. ^^ erat aü caipliaf qui
conßlium dederat iud^if, quia ex
pedit unum hominem mori pro po
pulo. ^' Sequebatur aü ihm Gmon .
petniT. et aliuf difcipuluf« DiCci
puluf aü erat notuf pontifici. et in
troiuit cum ihu in atriü pontificif.
*® Petruf aü Itabat ad hoilium forif
Exiit ergo difcipuluf aliuf qui erat
notuf pontificL et dixit hoftiarie
et introduxit .petrum. *^ Dicit ergo
petro anciUa hoftiaria. num quid
et tu ex difcipulif ef hominif iiliuf
dicit ille non fum. -^ Stabant aute
ferui et miniftri. ad prunaf et
calefaciebant fe quia friguf erat,
erat aü cum ei£ et petruf Itanf et
calefacienf fe» ** pputifex ergo inter .
laui m§ ti otce u zebe zama
ozlauu iu fe imeieb pre
ue nefeli zuet befe u tebe
155 ® obiaznouah im$ tuoie chl
Spalte VI. . • •-.;
Jo. XVIIL 13 — 22.
*^ I priuedehu iei c anne prcue
befe bo ted caipin ien fe befe p^pe
fem leta togo A^.befe fe caipa ien
fe zuet.dade ^ludom iefe ui
leom^te iednomu chlouecu umreti pro
lud ' ^ zledoiia . fe. ihf Crapn
petr i drugi ucennic ,ucen
nie fe b^e znam papefu i u
nide z ihm u zen papefkiu
165 *• Petr fe ftafe u dueriune .
uinide fe ucennic drugi ien. f^ biefe.
znam papefu i recß duernei
i uuede petr *^ rece fe
petru po^elnica duerna uufe ce
i7oi ti iz ucenjc iezi q^loueca zefo
rece on neiezujia. '® Stahu fe,
hlapi i zlugi u ugle i
zgreuahu zea iefe zima beC^.. .« .
befe fe z nimi i petr ft;oia i' ,
175 zgreuaia zg, \^> papef fe pte
i • i »
S« 11. Der Ttxl des FragnuHU.
113
rogamt iliiii de dtfcipulif fuif et
de doctrina eiuf ^^ Refpondit ei ihf.
ego palam locutuf Xum mundo,
ego femper docui in fynagoga et
in templo. quo offif iud^i conueni
ont* et in occulto locutuf fum nihil
** Quid nie interrogaf. interroga eof
qoi audieruni quid locutuf Tum
ipfif. ecce fciunt hü qu^ dixerim
cgö. ** Haec aü cum dixiOet uiiuf
(af)fi(lenr miniftrorum dedit
M^hmUsche Mnterlinear' Version
neu arthographirt.
Spal
Jo. XII.
masti« <
.4. Vece 2e jeden iz u66nik jego Ju«-
das Skariotis, jen-2e b6§e jej pr^dade:
: 5. Cemu ta mast' neprodade sie za
tri sta peniaz inenie dana chudym?
6. Reöe ie se, ne jako o chudych
sluSaSe jemu^ fie-2e jako-ie zlodöj b6§e,
i mö^ky imaja se, je-2e slaSe sie, nosaSe.
7. Reie 2e Jesus: nechaj jeje, at' y
den' pogreba mojego schova ju.
8. Chude bo imate s sobu, mene 2e
nevsegda imate»
9. Pozna te dav mnog iz Judev, je-2e
tu jest', i pridechu ne Jesusa dlie toli,
ne-2e aby Lazar vid^i, jej-2e yskr^si ot
mr'tvych.
10. Poznachu ie kniazi popsti^ aby
i Lazar . zabiliy
1 1 . Jeli-2e mnozi pron' chodiachu iz
Judev i Tgrichu r Jesus«
fe iha o ueeniceh iego i
uceni iego ^^ otuece iemu iJbf
iaz iauno mleuih zuetu
iaz ufegdi ucah u fynagoze i
180 u hrame idefe ufi iudeue zhaza
hu z§ i u zcriti nemleuih nicego
ce me tefefi teil zea teh
ife zlifaku ce mleuih
im ai ueda oni ie fe reieh
issiaz ^* ze fe cda rece ieden
(p)riftoiaceh zlug dade
Slawisch nach dewn Osiron^irsehen
Evangeliums t^ont X MOST*
te 1.
4 — 50.
ot Yonia fsi'cj myr'nyje.
Glagola 2e jedin otuöenik jego Ijuda Si-
mon Iskariot'skyi, i2e chotäaäe prädati i :
Ceso radi myro se neprodano byst' na
tr'ch s'töch s'rebr'nik i dano ni^tiim ?
Se ie reöe, ne jako o ni^tiich pe^aa-
Se 8§, n' jako tat' b6 i raöicii imyi v'mfe-
tajemaa no^aa.^e.
Reöe ie Usus: nedäj jej?, v' dV po-
grebenija mojego s'bljudet' j^
NiStej? bo v'segda s* soboja imaate,
mene 2e nev'segda imaate.
Razumö ie narod mnog ot ludei, ja-
ko tu j est', i prido^§ ne lisusa radi t'k'mo,
n' da i Lazara yid^t', jego2e y'skrösi
ot mr'tyyich.
S'yä^ta {^q) ie archierei, da i Lazara
ubijat',
Jako m'nozi jego radi idSachii ludei
i y^royaach^i y' lisusa.
114
Denkmäler der böhmischen Sprache. ßfongeUkm Johannü.
1 2. Na zajutrie 2e day mno^^ , jen-
ie pride ke dniu slavnu, gda sly^achu,
jako pride Jesus Hierusolim^
13. Jachu l^torosli palminy i idechu
V ströt jemu i volachu: spasa, blagoslo-
ven, jen-ie ide v imie gospodnie, kral'
Israel,
14. I nadide Jesus oslie i södenanie,
jako-2e pisano jest':
1 5. Nerodi bati sie, dci Sion^ ai kral'
tvoj ide s6da na gr^bieti oslini.
16. Sego ne • . . .
V utrfei 2e dV narod m'no^, priVd'i
v' prazd'nik, slyäav'Je jako Usus idet' V
lerusalim,
PrijeSe vöije ot fynik i izidoä^ protiva
jemu i z'vaach^ glag^oiju^te fsicji osana,
blagosloyljen gr^dji y' im^ gospcdnie,
cfesar' Izrailjey (sicj z).
Obr^t 2e Usus osl^ y'söde na nie,
jako^e jest' pisano:
Neboj 8^ d'iti Sionoya^ se cisar' tyoj
gredet' s6de na iröb^te os'li.
Sich 2e ne . • . •
Spalte n.
1 8. • .jako sly^achu jej öiniuc se znamie.
19. Parisei 2e röchu k sob6sim: yi-
dite, jako niöc neprodinichom, ai mir yes
po niem ide.
20. Böchu bo pogane nieteri iz nich,
i-jte ystupichu, abychu sie poklonili y
den' slayen.
21. Si tt pristupichu k Pilippu, jen-ie
b^ ot Bethsaidy Galilee, i prosichu jej
rekuce: pane, chceniy Jesus yid^ti.
22 Ide Pilipp i reöe Andreju, Andrej
ptky i Pilipp rekosta Jesusu.
23. Jesus otyece ima reka: pride go-
dina, at' oslayi sie syn öloy^6.
24. V6ru yferu praviu yam, a6 zr'no
iitno pad^ y zemiu umrelo bude (sicjj
&Q samo ostanet' ; aö-li umrelo bude, yele
ploda prinese.
25. Kto liubi du^u syoju, pr6da ju;
i kto nenayidi du^e syoje y sem sy£t£,
y iiyot y6£en streie ju*
• • • jako sly§a§§ i s'tyor'§a se znamenije.
Farisei (2e) rekoS§ k seb6: yidite, ja-
ko ni kaja 2e pol'za jest'^ se yV mir
po niem ide.
B^cha £e Elini nicii ot y^ft'd'iich, da
poklon§t' s§ y' prazd'nik.
Si 2e pristiipid^ k' Filipu, i2e b£ ot
Yid'saidy Galileiskyj^, i moljachi^ i gla-
goIj^§te: gospodi, choätem lisusa yidöti.
Pride Filip i glagola An'dreoyi, i paky
An'dreja i Filip glagolasta lisusoyL
Usus 2e ot'y^^ta ima glagolja (sie) : pride
godina, da proslayit' s^ syn öloyöö'skyi.
Amin amin glagolja yam> aSte zVno
p'Seniö'no päd y' zemU nemnret\ to je*
dino pr^byyajet'; aSteU umret', m'no^
plod s'tyorit%
Ljub^i duSi^ syoji^ pogubit' ja; i ne-
nayid^i dud§ syojeji^.y' roirö sem' y' ii-
yot£ y^d'nj^m' s'cbranit' ji^
$. 17. Der Ttxt da FragmenU,
115
26. Ad kto nmö sluti, mene slöduj;
i ide-ke jesum jaz, tut' i sluga moj bude ;
aö kto mnö posluii, poöesti jej otec moj.
' 27. Njn6 duäa moja smucena jesti; i
ie reku: otöe, spasi mie iz tej godiny?
A proto pridech v tu godinu.
28. Otfce, oslavi svoje imie. Pride ie
glas s nebe: i oslavich i opiety oslaviu.
29. Dav ie, jen-ie sta§e . . .
Aäte k'to m^n^ sluiit', po m'nS da cho-
dit' ; i ide2e az jesm', ta (sie) i sluga
moj b^det': aäte k'to muh sluiit', poö'iet'
i otV.
Nyn6 du§a moja v'zmati s§; i ö'to rek^:
ot'öe, spasi m§ od godiny sej§? N* sego
radi pridoch na godina sija.
Ot'öe, prosiavi im§ tvoje. Pride 2e
glas s' nebese: i proslavich i paky pro-
slavlju (sie).
Narod 2e stoj^ . . .
Spalte in.
umr^ti»
34. Otvece jemu dav: my slySachom
iz zakona, je-2e Christus bude v vöky^
i kako ty d^^i: dl'2no yzvyiiti syn £lo-
t6Ö? Kto jest* si syn ölov66?
35. Re£e-2e im Jesus: je$£e malo svöta
y vas jesti; chodite doned-2e svötlo ima-
te, at' tmy vas nepostigu; i kto chodi
ve tmach nevöst' kamo ide.
36. Doniud-2e svötlo imate v6rite v
ST^tlo, at' syni avi^tla jeste. Sie ml'vi Je*
sus i otide i skry sie ot nich.
37. Kegdy 2e taka ^namenia iinieSe
pr6d nimi, ney^richu ven',
^8. Aby röi Esaie prorokova napl'-
nila sie, ju-2e re£e : gospodine, kto uv^ri
siuchu naSemuP i ramie gospodnie komu
zieveno jest* ?
39. Pro£e-ie nemotechu yörili, jako
opiety reöe Esaias :
umrß.ti.
Ot'ygSta jemu narod : my slySachom
ot zakona, jako Chrislos pr^byyajet' y'
yfeky, i kako ty glagolje^i : y'znesti s^ po-
dobajet' synu £loy6£'skuumu ? K'to s' jest'
syn öloyeö'skyi?
Rede 2e im Usus: je^te malo yrSm^ sy ät
y' yas jest*; chodite don'de2e syfet ima-
ate, da t'ma yas neimet' ; i chod^i y' t'mö
ney^st' kamo idet'.
Don'deie %yh\. imate ySrujte y' syöt,
da synoye sy6ta badete. Si glagola li-
sus i o^'d s'kry s^ ot nich.
Tolika 2e znamenija s'tyor'Su jemu pr^id
nimi, ney^reyaacha y'n'.
Da sloyo Isaija proroka s'badet' s^,
je2e rede : gospodi, k'to ydroya siuchu na-
Semu ? i my^'ca gospodnja komv ot'kry se ?
Sego radi nemoHaacha yiroyati^ jako
paky re6e Isaija:
16*
116
Denkmäler der böhmischen Sprache, Eoangdium Johannis,
40. Osl^pi bog odi jich i otvr'di jich Oslöpioöi ichiokameuiljest' ^^d'c^ich,
sr'dce, at' nevidia ocima i nerozumäju danevid^l' odima i nerazum^jat' srdVm' i
sr'dcem i obratia sie i zgoju je.
41. Sie rece Esaias, jegda vid6 slavu
jego i mrvi o niem.
42. Y6ru obako i iz kniazev ranozi
obrat^t' s§ i iscMji^ ja (sie).
Si 2e rede Isaija, jegda vid^ slava je-
go i glagola o njem\
Obaöe ubo i ot k'n§z' m'nozi y^rovaS;
y^richu Yen', a pro Pariseje nepriznachu, y'n, n Farisei radi neispoyidaachi^y da
aby iz synagogy nevyvr'gli sie.
43. Miloyachu 2e slayu £loye6u yiace
ne-i^e-li slayu bo^iu.
44. Jesus Äe yolase i reöe: kto y^ri
ye mie neyä ....
iie is'boriSta izgnani badat\
Vzljubi§§ bo paöe slaya 6loy66'ski^ neie
slaya bo2ija.
lisus tt y z va i reöe : yönij^i v m? nc
yö(rujet' y' m§ n y' poslay'Saago m§).
Spalte IV.
(Di« Vene 48-49 feblea in 4er Abschrift, u Bm. 4m XV Jdkrk.
iMites sie:
48. . • • suditi bude jej y poslödnäj^i . . . sadit' jemu y* poslädnii dV;
den' ;
49. Je-j^e jaz iz sebesi nemlVich, a . Jako az o sebd neglagolach, n posla-
jen-ie posla mie otec, sam mnö zapoy^d' yyi m§ otV, t' inn6 zapoy^d' dast' fclo
dade ce yzreku i öe yzral'viu:
50. I yöd6 jeie zapovöd' jego iiyot
reka ili cto y'zglagolja.)
I yßm jako zapoyöd' jego iiyot yfeönyi
v6cen jesti. Jeie jaz rnFviu, jako-ie rece jest'. Jaze ubo az glagolJ£^ jakoie rede
Uli otec, tako ml Viu.
Jo. xin.
1 . Prdde dnem slaynem pasee ydda Je-
sus, jako pride godina jego, aby prdsel
iz sego svdta k otcu, je-li miloya^e svoje,
ji-ie bdchu y sydtö, do konca miloya je ;
2. I yeceria uömiena, kda diabol juie
poslaSe y sr'dce, aby prddal jej Judas
Simonoy Schariotis,
3. Yöda, je-2e vsie dade jemu otec y
ruc6, i je-ie ot boga yyide i k bogu ide,
4. Ysta ot yederie i \oiX rizy svoja
*i je-li yze pasnicu prdpasa sie;
mnd ot'c, tako glagolja.
1—9.
Pr62de prazd'nika paschy yiädy Usus,
jako pride jemu godina, da priidet' ot
mira sego k' ot'cu, v zljubr syoj§ sa^t^^
v' y'sem mird, do kon'ca y'zljubi je ;
I yeöeri byy'^i, dijayoiu u2e y'ioi'Su
y' sr'd'ce Ijudä Simonoyu Iskariot'skuumu,
da jego prc<^dast',
Vödy fc usus, jako y sja dast' jemu ot'c'
y rac6, i jako ot boga izide i k' bogu idet*,
Vstay s' yeöer^ poloti rizy syoj^ i prüm
len'tii präpojasa s;;
$• 17. Der lernt des Fragmenis.
117
5* Potom pusti Tody y umyvadlo i po-
öe myti nozd uöennikom i yytierati pa-
snicuy ju-2e bö pröpasan.
6. Pride-ie k Simonu Petni, i reöe
jemu Petr: gospodine, ty mi myje^inozöP
7. Otvece Jesus i reöe jemu: öe jaz
Öiniu ty nev^si nynä, vzyßsi 2e pototq.
8. Re6e jemu Petr: neumyje^i mi no-
gu y yfeky. Otyece jemu Jesus: aö neu-
myju tie^ neima^i easti se mnu.
9. Reöe jemu Simon Pelr: gospodine,
netoliko ...
Potom' vlija yod^ y' umyyal'nica ina-
d^t umyyati nogy uöenikom i otirati len'-
tijem, im'2e bö prSpojasan.
Pride 2e k Simonu Petru^ i glagola jemu t':
gospodi, ty li moi umyje^i nozö?
OtVöSta lisus i reöe jemu: je£e az
tyor% ty neyösi nynö, razumöje^^eposich.
Glagola jemu Petr: neumyjeM mojeju
nogu y' yök. Ot'yöSta jemu lisus: aSte
neumyj£|[ tebe^ neimaSi £§sti s' m'noji^.
Glagola jemu Simon Petr : . gospodi, ne
nozö moi tVmo, n' i racö i glay^ . • .
Spalte V.
Jo.XVI. 28-33.
28. ...opiety ostayuju syöt i idu k otcu.
29. Reku jemu uöenici jego: ai nynö
jayno mlVisi, i porekadia nikakego nedöSi ;
30. Nynö yömy, je-2e yösi ysie i ne-
tröba jest* tobö, aby kto tie otazal; y se
yßrimy, je-2e ot boga yySel jesi.
3 1 . Otyece jim Jesus : nynö yörite ;
32. Ai pride godina i u2e ide, jeXe
rozpr'nete sie jeden kyido y syoja, i mic
sama ostayite; i nejes'm sam, J6-2e otec
se mnu jest'.
33. Sie mlMch yam, atl bystp ye mnö
pokoj imöli. V syötö dayenie imate; a
doyörite, je-2e jaz ^yitißzich sygtu.
... paky ostayljaj^ mir i id% k' ot'cu.
GIagoIa§§ 2e jemu uöenici jego : se ny-
nö neobinaj^ s^ glagoljeSi a prifö^ niko-
jejq, 2e neglagoljegi;
Nynö yöm*, jako v'se yösi i netröbu-
je§i da k'to t§ y'praSajet'; o sem' yöni-
jem, jako ot boga jesi iäl.
Ot'yöSta im lisus: nynö li yörujete;
Se gr^det' godina i nynö pride, da
razidet' s§ kYdo y* syojä, i mene jedi-
nogo ostayite; i nösm' jedin, jako ot'c s'
m'noja jest',
Si glagolach yam, da y' m'nö mir imaate.
(Dtf V«Mg* feklt ia ^f AbMMII , la H«. 4m T9 ^tkA.
Utttctea:
V* mirö skr'bni bildete ; n' dr'zajte, azpo-
bödich mira.)
Jo XVII. 1—6.
1 . Sie ml'yi Jesus, i pozdyütenyma oöi- V yröm§ ono v'zycd Iisus oöi syoi
ma y nebe reöe: Otöe, pride godina; oslayi na nebo i reöe: Ot'öe, proslayi syn tyoj,
syn syoj, at' sya tyoj oslayi tie; da i syn tvqj proslayit' t^;
118
Denkmäler der böhmischen Sprache. Eoangehum Johannis.
3. Jak6-2e dal jesi jemu vladu pl'ti,
abj yse, je-ie dal jesi jemu, dast' jim
2ivot vßfcen.
8. Se te jest' iivotTööen, abychu po-
znali tie samego boga vömai i jego-ie
poslal jesi Jesu Christa.
i. Jaz tie oslavich na zemi; d^lo do-
konack, je-ie dal jesi iniiö k öinieniu.
5. I nynö oslavi mie ty^ ot6e, u sehe
sama oslavu, ju«2e im^jech, pr'ye n6-ie*li
sv6t b^lte, u lebe.
6. Objasniovach imie tvoje öl . . •
Jako2e dal jemu jesi rlast' Tsjakoje
prtiy da v'sako, je£e jesi jemu dal, dast'
im iivot vfeö'nyi, .
Se 2e jest' 2iyot yöö nyi, da znajat'
tebe jedinogo istinnaago boga^ i jego-
ie posla lisu Christa.
Az proslayich t^ na zemli; dölo sW*
^ich, je2e dal jesi m'n6 da s'tyorju (sie).
I nynö pi'oslayi m^, otöe, u tebe sa-
mogo slayoja, ja2e imöch, pr^e (sie) da*
jte nebyst' mir, u tebe.
Javich im§ tvoje dlovökom • . •
Spalte VI.
Jo.XVra. 13 — 22.
13. I privedechu jej k Annö pr've;
b6ie bo test* Kaipin, jen-2e b6§e pape-
2em l6ta togo.
14. B6^e 2e Raipa, jen-ie svöt dade
Judom, je-2e vymiete jednomu öloy^ku
umröti pro liud.
15. Slödoya 2e Jesus Simon Petr i drugy
uäennik. Uöennik 2e bBe znam pape2u^
i ynide s Jesusem y s6n' pape^inu;
16. Petr ie staSe u dveri ynfe. Vyni-
de 2e uöennik drugy, jen-2e bö^e znam
papeiUt i reöe dvemej, i yyede (uyede ?)
Petr.
17. Reöe ie Petru poselnica dvema:
nu-ie, öe i ty iz uöenik jesi ölovöka
H^o? Reöe on: nejes'm.
18i Stachu 2e chlapi i slugy u uglie,
Löi^nlyadiu sie, je-ie zima bö^e; böSe
ie s nimi i Pe(r sftoja i sgrövaja sie.
l vedoSe i k An'nö pVyfeje ; bö bo t'st'
Kaijafe, i2e bö arckierei lötu tomu.
Bö 2e Kaijafa davyi s'vöt ludeom,
jako unje jest' jedinomu ölovöku umröti
za Ijudi.
Po lisusö 2e idöa§e Simon Petr; i dru-
gyi uöenik. Uöenik 2e t* bö znajem ar-
chiereovi, i y'nide s lisusom* v' dvor ar-
chiereoy ;
Petr äle stojaa^e pri dvVch v'nö. Izi-
de 2e uöenik t', i2e bö znajem archiereoyi,
i reöe dyVnici: v'yedi Petra.
Glagola 2e raba dvVnica Petroyi: jeda
i ty ot uöenik jesi ölovöka sego? Gla-
gola on: nösm'.
Stojaach^ te rabi i slugy ogn' s'tvor'Se,
jako zima bö, i gröjaach^ sq ; bö ie s' nt^
mi Petr stojf i gr^9 sie«
5. 11. Der Text da FragmuUs.
II»
19. Papei ie otieie Jesusa o udeni-
cteh jego i o uöeni jego»
20. Otvece jemu Jesus : jaz jayno ml'-
T{ch ST^tu ; jaz vsegdy aöach v synagozö
i y chramöy ideie Tsi Judeve schazadiu
sie^ i y skryty nemryich niöego;
2 1 . Ce mie tie2e§i ? tieü sie t^ch, üe
slyfiachu 6e mlVich im ; ai, y6dia oni^ je*
fte röjech jaz.
22. Se ie kda rede, jeden pristojacich
slug dade ...
Bötumisch aus deam Hf. Teßi.
Ewtogeliam 8W.
. . . a duom naplni sie z yuonie 16 masti.
4. Tehdy yece jeden z ufiedlnikuoy
jeho, JidiS fikariot, jeni möjeS'e ho
zraditi:
5. Proö ta mast nenie prodtoa za tti sta pe*
niez, a nenie däna chud j^m neb nuznjm ?
6. A tö jest tekJ ne proto, fte o miz-
nfch pHslißieSe k niemu : aie tt zlodfej
böSe a m6§ky maje, a ty w6ci, kter62
Jim posielachu, nosieSe.
7« Tehdy yece JeilS: Nechte jie, at
ke dni pohtebu miho zachoyi ji.
8. Neb chudö yidycky mite s sebü,
ale nme ne yXdy möti budete.
9. Tehdy pozna z&stup mnohj^ z 2i-
duoy, ie tu jest, i pHjidechu ne toliko
pro JeiiSe, ale aby Lazara ohlödali, ge-
hoi byl z mrtyj^ch yzkfösii.
10. Tehdy mysliechu knieiata kbiez-
ski, aby i Lazara zabili,
Archierei ie y'prosi lisusa o uienkSch
jego i o uöenii jego.
Ot'y^Sta jemu Usus: az neobinuj; s^
glagoiaach y'semu mim; az y'segda uöich
na s'boriäti i y' cr'k'yi, ideie ysi ludei
s'birajat' s§ i otai neglagolaach niöesoie ;
C'to mf ypraSaje^i? y'prosi slySay'Sg?
dto glagoiaach im; se, si yöd^t', jaiere*
koch az.
Se rek'Su jemu jedin ot prästoj§ätiich
slug udari y' laniti^ lisusa • . •
MMkmUeh nach der Brüder ' Finr «
#ioft ±S9a.
Jtnt Xn. 3—50.
. . • y naplnin gest dum wünj Xk mastL
Tedy i^kl geden z uöedlnjkä geho,
Gid&S syn iSimona iSkaryotsk^ho , kterjri
geg m6l zraditi :
Pro6 tato mast nenj prodina za tH sta
pen6z y a nenj d&no chudj'm ?
To pak tekl, ne ieby mM pööi o chudi,
ale ie zlodig byl, a möSec m6l, a to coi
do nöho wkladeno bylo, nosiL
Tedy f ekl GeijS : Nech gi, ke dni po-
hf ebu m6ha zachowala to.
Chudö zagistö widycky mite s sebau,
ale mne ne widycky mjti budete.
Zw6d6l pak zistup welikj^ 2ida o nim,
ieby tu byl , y ptiäli tam, ne pro Geijie
toliko , ale tak6 aby Lazara widöli, kterö-
hoi. byl wzkfjsil z mrtwych.
Hadili se pak biskupow^, aby y Lazara
zamordowah,
fM
Denkmäler der böhmischen Sprache. EüangeUam Jchannis.
11. Neb iimozi z 2iduoT pron otchi-
ziechu a y^Hchu v JeliSe.
12. Pal nazaitrie mnohy zästup, jen2
b6$e sie sebral ke dni slaynöinu, kdy2
ufllyäechu, tt JeiiS jde do Jerozal^ma,
13. Vzicchu ratolesti palmoye i vy-
jidechu w c6stu jemu a yol&chu: spÄsa
synu Dayidoyu. Poiehnan^, jen2 jest pti-
.^el we jm6no bo2ie, kral Izrahelsky»
14. A naleze Je2i^ oslitko, i ysiede
na nie , jako2 psino gest :
15. NeroJ sie bäti, dcero Sionskä, ai
krM tv6j jde Ic tnbft tichy sedie na oslitku.
. 16. Toho ne . . •
Nebo mnozj' z 2idü odch&zeU prb niho,
a uwßrili w GeXj^e. j
Potom nazeyttj mnohy züstup, kter^i
byl pHSel k swAdiu welikonodnjmu> kdyi
uslySeli) ie Ge2j§ gde do Geruzalöma,
Nabrali ratolestj palmovtrf'ch a wy&K
proti nimu a wolali : Spas nis , pole-
tmany, gen2 se b6fe we gmtou Piii6,
kräl Izraelsky.
I dostaw Geitj^ osUitka^ wsedl na n^,
gako2 psäno gest:
Nebog se , dcero Syonska , ay krid
twiig b^fe se, na oditku sedt.
Tomu pak ne
. •
18« • • • neb slyäieohu ojniem^ ieby
ten diy u(iinil.
19. Tehdy zäkonnici tekli sü sami k
8ob6: Vidite, ie nie neprospgy^y; a
yeSken syet po uhm jest ot^el.
20. I böchu niektefi pohan6 z t^ich,
jenl böchu ysiäpili, aby sie modlili y
den syiteöni.
21. Proloi ti pfistüpichu k Filippoyi,
jeii2 bö^e ot Betsaidy Galilejsk6, i prosie-
chu ho i-küce : Pane, chceniy JetiSe yidtli.
*22. Pi-ijide Filipp apoy^dß Ondi-ejoyi,
Ondtej opiet a Filipp poy^d^sta Jeiiäodi.
' 28. A JeüiS odpoyödö Jim, tka : Prichd-
zie faodina, aby byl oslayen syn öloy^ka.
24. Vfern^, yöitid, prayim yära, jedn^
ie£ zmo obilnö, padna y zemi, umfeloby,
ono samo ostane ; a pakli umte , mnoho
aiitka prinese.
. « • kdy2 slyäeli, 2eby ten diw uöinil.
Tedy Faryzeowö prawili mezy sebau;
Widjte, 2e nie neprospjwäte : ay wSecken
swöt postaupil po nöm.
Byli pak nöktefj ftekowi z tech, kte-
ijS pHcb&zy wali, aby se modlili w swilek.
Ti taki pi-istaupili k Filipowi, kter^
byl od Betsaidy Galilegsk6 , a prosylT ho
rkauce : Pane, chtälibychom GeijSe wid(^
Pi-iSel Filip a pow6d6l Ondfegowi,
Ondf eg pak a Filip pow^döli Ge^owi :
A GeijS odpowöd^l gim Aa: PtiSlat
gest hodina, aby oslawen byl syn dlow6ka»
Amen, amen,prawjmwÄm, zmopSeniöa^
padna w zemi, neumteli, onof samo züsla«-
ne ; a pakliC umfe , mnoh jr uiitek priBese.
$• 11. Der Teaü des Fragments.
Vit
25. Kto2 miluje duSi svä^ ztraU ji ; a
klo nenividi duäe svö v tomto sv^t^, k
iivotu Tfe^Dömu ostriehä jk.
26. Aö kto mi slii2i , mne näsleduj ;
a kdeil jÄ jsem, tut 1 sluha muoj bude ;
aö mi kto slij2iti bude, pocti jeho otec
möj^ jeii2 je$t w nebes^ch.
27. Mynie du^ ,inä sarmücena jest;
a CO däm : otöe, spas mie z t^lo hodiny ?
Ale proto sem priäel k tejto hodlDö.
28. Otöe, oslav jm6no sv6. Tehdy pri-
jide blas: s nebe, rküci : 0$lavil sem, a
opiel oslayim.
29. Tehdy zästup, jen^ tu stiSe . . .
Kdo2 miluge duii swau, ztratjt gi ; a
kdo2 neniwidj du^e sw6 na tomto swet^,
k 2iwotu w^ön^mu ostrjha ^L
Slau^jli mi kdo, nasledug2 mne, a kde2
gsem gäy tut y mag slu^ebnjk bude : a
budeli mi kdo slau^iti^ poctjt ho otec miig.
Nynj du^^e mä zkormaucena gest : a
co2 ^m : Otöe, wyswobo J mne z t6to ho-
diny ? Ale proto sem pH^el k hödin^ t^to.
Otöe, oslawid: gmi^no swe. Tedy pH.^el
blas s nebe, fkauc^: Y oslawil sem, y
geStö oslawjm»
Ten pak zästup, kteryi tu stäl . . •
. . . umf^ti.
34. Otpovödö jemu zästup : My srae
sly^eli z z^kona, 2e Kristus zuostÄv& na
TÄy , a kterak^ ty d6§ : musl povySen b^ti
^yn dloväka ? Ktei^2 jest to syn ölov^ka ?
35. Tehdy vece jim Je2i§: JeStö ma]6
STötlo V väs jest; chodte, doni2 sv^tlo
mate, afby vis tmy nezacbvätily ; a ktoÄ
ve tmäch, nevie kam jde.
36. Kdyi svfetlo mÄte, vfette v svfetlo,
aby^te synovfe svötla byli. To gest mlu-
vil JeMS, i otjide a skry sie ot nich.
37. A kdy2 jest tak mnoha znamenie
öinil pred nimi, nevärili sü v n6ho,
38. Aby sie feö Izaiiiäe proroka na-
plnila, kterü2 jest tekl : Pane, kto uv^ti
sly§eni naSemu ? a rämie pÄna komu zje-
veno jest?
39. Proto nemoiiechu y£riti, neb jest
opiet fekl IzaiäS :
• .
vmtjti.
Odpowödel gemu zästup: My sme slySeli
z zakona, le Krystus züstawä na w^ky, a
kterak^ ty prawjS : 2e mus^^ b^ti pow^j^en
syn ölowäka? Kdo gest to syn clowöka?
Tedy rekl gim Geijs: Ge^t^ na maly
öas sw^tlo s vfkim gest; choJte dokud
swätlo mäte , af was tma nezachwi^tj ;
nebo kdo chodj we tmäch, newj kam gde.
Dokud swetlo mäte, wörte w sw^tlo,
abyste synow6 sw6tla byli. Toto powödöl
Ge2j.^, a odäed, skryl se pted nimi.
A adkoli tak mnohä znamenj dinil pfed
nimiy wsak sau neuwerili w näho,
Aby se naplnila fed Izaiä^e proroka,
kterau2 powöd^l : Pane, kdo uw^til kizanj
naSemu ? a rämä Piui6, komu gest zge-
weno?
Ale protoC sau nemohli w^Hti, neb
opöt IzaiäS fekl :
16
122
Denkmäler der böhmischen Sprache. E»angeliam Johannts.
iO. Osl^pila jest zlost ofci jich, a za-
tvrdila srdce jich, aby nevidMi oöima, a
nerozum^li srdcem, a neobr&tili sie, a
abych jich neuzdraviL
41. To jest fekl Izaii.^, kdy2 jest vid6l
s]äMi jeho, a mluvil jest o niem.
42. Ale v^ak z knieiat mnozi uv^Hli
Sil V nieho ; ale pro zäkonnfky nevyznä-
vachu, aby z sboni nebyli vyvrÄeni.
43. Neb si'i milowali chyälu lidskü viece,
neÄ chvälu boii
44. Ale Je21ä zvola a vece : Kto2 v6H
V mie, nev6 . . •
Oslepil oci gegpich, a zatwrdil srdce
gegich, aby o£iina newidöli, a srdcem
nerozum^li, a neobritili se, abych gich
neuzdrawil.
To pow^del JzaiäS, kdy2 widäl sliwu
geho, a mluwil o n^m.
A adkoli mnozy z knj2at uwöHli w
nöho: wSak pro Faryzee newyznäwali ho,
aby ze .^koly nebyli wyobcowäni.
Nebo milowali sl&wu lidskau wjce nei
släwu bo2j.
Ge2j.$ pak zwolal a feki: Rdo wöfj
we mne, ne we mnet w6 . . .
. . . jej bude süditi
\ posl^dni den ;
4 9. Neb ja säm ot sehe nemluvil sem,
ale jen2 mie jest poslal oteC| ont mi jest
pf ikäzanie dal, cobych pravil a co mluvil :
50. A vfcm, ie prikäz«'tnie jeho 2ivot
vecny jesU Protoi ty v6ci, kter6Äjamlu-
vim, tekl mi otec, takt mluvim.
• • • g^^g[ sauditi budau
w neyposledn6g.^j den.
'Nebo gä säm od sehe sem nemluwil,
ale ten gen2 mne poslal otec, on mi pri-
kazAnj dal, cobych möl prawiti a mluwiti:
A wjm, ie pHkizanj geho gest ^wot
w66ny. A proto2 co2 gä mluwjm, gak2
mi powödöl otec, takt mluwjm.
xin. 1-9.
1. Pak pi*ede dnem sväteculm velikCi
noci, v^da Je2is, 2e prich&zie hodina jeho,
aby Sei s tohoto sv^ta k otci, kdy2 milo-
vä§e sv6, jeni bechu na svötö, do sko-
nanie miloval jest je;
2. A kdyi by vecere pripravena, kdyi
ji2 diäbel h^^e pustil v srdce JidäSovo,.
aby ho zradil Jidä§ Simona äkariota,
3. V6da, 2e v^ecky v(^ci dal jemu otec
▼ rucö, a ie jest ot boha vyäel, a k
bohu jde.
Pted sw&tkem pak welikonoönjm w6da
Ge2j§, 2e pH^la hodina geho, aby Sei z
tohoto sw^ta k otcy, milowaw sw^, ktefj2
byli na sw^tö, a2 do konce ge milowal;
A kdyi weöeteli, a diibel gi2 byl wnukl
w srdce Gidä.^e Simona L^karyotsköho^
aby gGg zradil,
Wßda Ge2jS, 2e gemu otec wSecko w
ruce dal, a 2e od Boha wysel, a k Bohu
gde.
5. 1 7« Der Text des Fragments.
\%^
4. Vsta od veöei-e a slo^i rücho 5v6,
akdy2 vzie prostieradlo , prepiisa sie;
&• Potom pusti Todu do medenice , i
poöe mjrti nohy uöedlnikö, a yytierati pro-
stieradlem, jim2 bföe pfepäsin.
6. Tehdy pHjide k Simonovi Petrovi, i
vece jemu Petr: Pane, ty mimyjeS nohy?
7. Otpovfedö Je2i^, avecejemu: Cot ja
dinim, ty nevö^ nynie, ale zv6§ potom.
8. Vece jemu Petr: MebudeS mi noh
myti na v6ky. Otpovödö jemu Je£i5 :
Nebudulit' myti tebe, nebude^ möti d6lu
se mnii.
9. Vece jemu Simon Petr: Pane, ne-
toliko
Wstal od weöere, a sloiil raucho swe,
a wzaw rauchu^ pfepäsal se ;
Potom nalil wody do medenice, y po-
£al umywati nohy uöedhijküw, a wytjrati
rauchau, kterau2 byl ptepÄsAn.
TedypHSelk Simonowi Petrowi, a on
rekl gemu : Pane, ty mi chce§ nohy m^^ti ?
Odpow6d6l Ge2)\^, a tekl gemu: Co g4
iinjm, ty newj^ ^^"^h ^^ potom zwj$.
Dj gemu Petr: Nebude.^ ty myti noh
mych na w6ky. Odpowödöl gemu GeijS:
Neumygilit tebe, nebude^ mjti djlu se
mnau.
Dj gemu Simon Petr, Pane, netoliko . . .
• • •
XVI. 28 — 3a.
28. • • • opiet opustiem svöt, a jdu k otci.
29. fiekli sü jemu uiedlnici jeho : ai,
nyn6 zjeyn6 mluviä , a pHslovie i4d*
n^ho nedd^ ;
30. Ji2 vömy , £e vfe& vSecky v6ci,
a nenie potrebä tob^ , by kto tebe ota-
zal; y tom vörimy, 2es od boha vy^eL
31. Otpov6d6 JeilÄ: Nynfe v^Hte ;
32. Ai prijde hodina, a ji2 jest pti-
^la, 2e sie rozprchnete ka^djr do svych
krajin, a mie sam^ho ostavite; a nejsem
sim, neb otec se muii jest
33. Tyto v6ci mluvil sem väm, aby-
§te we mnä pokoj m^li. V svötä nätisky
möti budete; ale doufajte, t^ sem \k
pfemohl svet.
»
XVII. 1 — 6.
1. Ty v^i mluvil jest Jeiiä^ apozdvih To powäd^w Geijs, y pozdwihl oöj
oei V nebe vece : Otöe, pH^la jest hodina; swych k nebi, a fekl: Olöe, pHSlat gest
16*
. • a op6t opau^tjm s wöt , a gdu k otcy.
ilkau gemu uöedlnjci geho : Ay nynj zge w*
n^ mluwj^, a prjslowj 2ädn6ho neprawj.^;
Nynj wjme, Äe wj^ wsecko, a nepo-
ti'ebuge^i, aby se kdo tebe täzal: skrze
to w6!jme, ^.e sy od Boha priSel.
Odpowöd^l gim Geiy^ : Nynj w^rjte ;
Ay prigdet hodina, anobr2 gi2 pri^la,
It se rozprchnete geden ka2dy k sw6mu,
a mne sam^ho nech^te ; ale negsemt s&m,
nebo otec se mnau gest
Tyto w6cy mluwil sem wam, abyste
we mnö pokog m6U. Na swöt^ ssau2enj
mjti budete ; ale daufegte2, gM sem pfe«*
mohl swöt.
1»4
Denkmäler der böhmischen Sprache, JSuangelüim Johannis.
oslay syna tvfeho, at syn tvöj oslavi tie ;
2. Jakobs dal jemu moc nad ka^dym
tölem, aby v^e, cos dal jemu, dal jim
iivot väcny.
3. A to jest iivot vßöny, aby tie po-
znali sam^ho boha prav^ho, a jehois
poslal, Jezu Krista.
4. Ja sem tie oslavil na zemi ; skutek
dokonal sein, kter^^s mi dal, abych cinil.
5. A nyn^ oslav mie ty, otöe, u sebe
sam6ho oslav enim, kter^i sem m^l, dHeve
nei jest sv6t byl, u tebe.
6. Oznämil sem jm6uo ty6 lidem • .
hodina; oslawi2 syna' sw6ho, aby y syn
twüg oslawil tebe; '
Jako2 sy dal ^etxm moc nad ka2dym
ölowfekem, aby töm wäechn^m, kter62 sy
dal gemu, on 2iwol wfiöny dal.
Totof gest pak wöCny 2iwot, aby po-
znali tebe samöho praw6ho Bohä, a kte^
r6ho2 sy poslal GeijSe Krysta.
GiX, sem oslawil tebe na zemi; djlo
sem wykonal, kter6J5 sy mi dal, abych öinil.
A nynj oslawi2 ty rane, otöe, u sebe
sam^ho släwau, kterau2 sem mSl u teb6,
prw6 ne^li swöt byL
Oznämil gsem ^6no tw6 lidem . •
xvni.
13. A privedechu jej k AnnäSovi naj-
prv6; neb b6.^e test KaifäSuov, jen2 b6^e
biskupem toho löta.
14. A böse Kaifä^ ten, jen2 bö^e radu
dal 2id6m, 2e jest uiitecnö, aby jeden
öioYök umfel za lid.
15. AjdieSe po Je2i§owi Simon Petra jin^
uöedlnik. A ten uöedlnik böSe znim bisku-
povi, i vjlde s Je^iSem do söni biskupovy;
16. Ale Petr stASe u dveM vnö. Tehdy
yyjide jiny ten ucedlnik, jen2 bö^e znäm
biskupovi , i vece vrätnö a uvede Petra.
17. Tehdy vece Petrovi dövka vrätnä:
zdali i ty jsi z uöedlnjkuov öloyöka to-
hoto? Vece on: Nejsem.
18« J stächu sluhy a urednici u uhlö,
neb zima bö^e, a zhröyachu sie; a böäe
s nimi i Petr, stoje a htöje sie.
13 — 22.
A wedli hö k Annä.^owi neyprwö ; nebo
byl test KaifaSü, ktery2 byl biskupem
toho l6ta.
Kaifä^ pak byl ten, kterj^2 byl radu
dal 2idum, 2eby u2ite6nö bylo, aby ölo-
wök geden umtel za lid.
Sei pak za Ge2j§em Simon Petr a ginj^
uöedlnjk« A ten uöedlnjk byl znäm bisku-
powi, ywSelsGeÄjäem do sj'nö biskupowy ;
Ale Petr stal u dwelj wnö. I wySel ten dru-
hy uöedlnjk, kterjr^ byl znäm biskupowi,
apromluwil s wrätnau, y uwedl tarn Petra.
Tedy tekla Petrowi döwka writna:
Negsyli2 y ty z uöedlnjkö clowöka toho?
jlekl on: Negsem.
Stäli pak tu sluiebnjcy a pacholcy, ktefji
oheft udölali, nebo zyma bylo, y zhfjwali
se , a byl s nimi takö y Petr stoge tu a
zafajjwage se.
§. 18. H^ori»crxeichUss.
185
19. Tefady biskup täza se JeiiSe o uöedl-
nic6ch jeho a o uöen) jeho.
20. Otpovfedö jemu JeiiS : ik zjevnß
mluvil sem sv6tu; jA sem v2dycky uCil
y ^kol^ a V chrämu, kde^to v^iclmi 2id6
schäziechu sie, a v skry tj nemluvil sem nie ;
21. Co mne tie2e§? Otiei töch, jeni
sü slySeli, cot sem mluvil jim; ai tit v6-
die, CO sem ja prayil.
22. To kdyi vece, jeden pH tom stoje
z slu2ebnikuoy da • • .
T^dy biskup täzal se Ge2j§e o uibdl-
njcych geho a o yöenj ^eho.
Odpowßdöl gemu GeäSjä: Gk zgewn^
mluwil sem sw^tu : ^k wZdydcy udjwal
sem w §kole a w chrÄm^ kdeSto se ode*
w§ad 2id6 scbÄzegjy a tagn^ sem nie
nemluwil ;
Co se mne pti§ ? Pteg se t6ch, kle-
rj% mne slychali^ co sem gim mluwil;
ay tit w6dj, co sem gä mluwil.
A kdy2 on to powödM, geden z slu-
2ebnjkü sioge tu, dal • . .
S* 18. Wortverzeichnis 8.
Die Gründe, welche uns bewogen, dem TexJte unseres ersten Fragments ein yoll-
ständiges Woctverzeichniss nachfolgen zu lassen, yeranlassen uns auch hier, zwischen
dem Wortlaut unseres zweiten Fragments und der grammatischen Zergliederung desselben,
ein solches einzuschalten. Wenn wir uns möglichste Kürze und Gedrängtheit bereits bei
jenem zum Gesetz gemacht hatten, so hielten wir dieselben bei diesem zweiten noch
mehr für Pflicht Demnach wurden Worterklärungen und Belege, die man in Hrn. Jung-
mann's Wörterbuch reichlich findet, absichtlich übergangen, so wie Einzelnes, was zum
Theil hieher gehörte, für die folgenden §. yerspart, um, so yiel möglich, Wiederholun-
gen zu yermeiden.
it.
a, d, sed, Z. 58. 89. 96. 139. Conj.
abi, aby, dsw, ut, Z. U. 17. 77. 90. 102. 107.
129. 145. Praet. 3 pl. yon jesm, st. aby-
chu, bei Bildung des Conjunctiys.
abihu, abychu, dshinoy, ut, Z. 37. 147.Praet.
3 pl. yon jesm.
ach, aö, av, nisi, Z.46. ach«li, ad-li, 4v-ah
si autem, Z.48. ach, si, Z. 53. 55. Auch
Z. 122, wo das Perg. beschädigt ist, muss
ach supplirt werden.
ai, aj, dH, ecce, Z.30. 35. 126. 132. 184. Interj.
andrei, Andrej, «iHApeH, Andreas, Z. 42.
Nom. sg.
andreiu, Andreju, «iHApeio, Andreae, Z. 42.
Dat. sg. yon Andrej,
anne, AnnS, aHH-b, Annam, Z. 156. Dat sg.
yon Anna,
at, at\ dTb, ut, Z.9. 45. 70. 73. 83. 143. Conj.
ati, ati, axH, ut, Z. 137. Conj.
B.
ba, boga, Bora, deo, Z. 110. 131. deum 148.
Gen. sg. yon bog, auch für den Acc.
gebraucht
badri ze, bati sie, b^th cie, timere, Z. 29.
Inf. yon boju sie, zs. gezogen st bojati sie.
be, b$, Bti, erat, Z. 39. 115, Praet I. 3 sg.
yon jesm.
1«6
E9angeUtt\
behu, b^chu« B-fexov» eraot, Z. 36. 104. Praet.
I. 3 pl. von jesm.
bese, hhse, B-ftuie« erat» Z. 2. 7. esset 154.
erat 157. (zweimal). 158. 163. 166. 173.
174. Praet. iter. 3 sg. von jesm.
b^hsaidi« Betfasaidy, 6e<e>c4HAbf, Bethsaida,
Z. 39. Gen. sg. von Bethsaida.
^^, bog, Bor, ds Z..82. Nom. sg.
bi s. abi.
bihu s. abihu.
biste, byste, Bbicre, Z. 137. Praet 2 pi.
von jesm.
blagozlouen, blagosloven, BAarocAOBeN,
benedictus, Z. 26. Partie« praet. pass.
von blagosloviu.
bo> bo, Bo, enim, Z* 10. autem 36. enim
157. Conj.
bü, bogu, BoroY> dei, Z. 92. deum 110. Dat.
sg. von bog.
bude, bude> boyac, fuerit, Z. 48. 49. erit 54.
65. bude zuditi, bude suditi, judicabit
94. Fut. 3 sg. von jesm.
C.
c, k, K, ad« Z. 33. 38. 103. 110. 116. 125.
156. Praep.
caco, kako^ KdKo, quomodo, Z. 65. Adv.
caipa» Kaipa« Kanna^Caipbas^Z. 158. Nom. sg.
c aipin, Kaipin, KaHnHH, Caipbac, Z* 157.
Nom. sg. m. Adj. ind. Kaipin, a, o.
camo, kamo, kjmo, quo, Z. 72. Adv.
cda, kda, KAa, cum, Z. 106. 185. Adv. und
Conj. In der ersten Zeile wurde früher
(Ausgg. 1829, 1833) unrichtig eda gele-
sen und durch jeda erklärt. In der Hs
steht entschieden cda, und jeda ist
grammatisch unzulässig, da es „ob, num"
bedeutet,
ce, ce, ve, (in nice) Z. 34. ce, quid, Z. 57.
97. (zweimal), quod 119. quid 169. 182.
183. Pron. inlerr. n.
cemu, demu, veucv* quare, Z. 3. Dat. sg. von
öe, als Adv. gebraucht. Vgl. Kön. Hof.
Hs. 86. 106. 1 16. u. s. w. Vened. Bib. Isai.
1, 5. Oze. 14, 9.
chaesti, dasti od. Öiesti, vacxH od. viccth,
partem. Z. 123. Gen. sg. von dast\
chloueca, dloveka , v Aoe-bKa , hominis ,
Z. 170. Gen. sg. von clovök.
chlouech, öloved, vaob^v, hominis, Z. 45.
66-67. 67. Nom. sg. m. Adj. ölovdö, a, e.
chlouech u, öloveöu, vAOB-bvoY, hominum,
Z. 91. Acc. sg. f. von dlov§da«
chl(ouecom), dlovekom, vaob^kou, homini-
bus Z. 155. Dat pl. von ölov^k*
chlouecu, öloveku , vAOB-bKOY > hominem,
Z. 160. Dat sg. von ölovek.
cinenu, öinieniu, ymnichio, ut faciam, Z. 151.
Dat. sg. von öinienie.
cinese, diniese, vHH-fiuie, fecisset, Z. 76.
Praet. 3 sg. von ciniu.
cinu, öiniu, vhhio, facio, Z. 119. Praes. 1 sg.
cinuc, öiniuc, vhhiou, fecisse, Z. 32. Praea.
Gerund. ni. im Acc.
cnaezi, kniazi od. kniezi, khms^h od. KHiea^H,
principes, Z. 16 — 17. Nom. pl. von
kniaz^ kniez'.
cnazeu, kniazev, kh»z6b, principibus, Z. 88.
Gen. pl. von kniaz*.
comu, komu, komoy» cui, Z.80. Dat sg. von
Pron. kto.
concae, konca, konm^« finem, Z. 105. Gen.
sg. von konec.
cral, kral*, KpaAb, rex, Z. 27. 30. Nom. sg.
cto, kto, KTO, qui, Z. 50. 51.53.quis 55. 67.
qui 71. quis 79. qui 93. quis 129. Nom.
sg. vom Pron. int. o. rel.
dade, dade, AaA6, dedit, Z. 97. 109. dcderat
159. dedit 186. Praet 3 sg. von dam.
$. 18. fFerivirzeiehmss.
1«7
daL dal, a^ia, dedisti, Z. 144* 145. lol.Praet.
part. act. von dam.
da na, dana, Aana, datum, Z. &. Part, praet
pass. von dam.
da st, dast\ A<icTb, det, Z. 146. Praes. 3 sg.
von dam.
dau, dav, a^b, turba, Z. 12. 20. 62. 63.
Nom. sg.
dauene, davenie, a<ib6hi€, pressuram, Z. 138.
Acc. 8g.
dci, dci, AMH, filia, Z. 29. Voc. sg. von dci.
delo, delo, a-^ao, opus, Z. 150, Acc. sg.
von delo.
den, den', AONb, diem, Z. 9. die 38. 94. Acc
sg. von den\
desi, d§si, A-bUH, dicis, Z. 66. Praes. 2 sg.
von d^ju, d^ti.
diabol, diabol, AHdBOA, diabolus, Z. 106,
Nom. sg.
die, dlie, aaic, propier, Z. 14. Adv. als
Praep. gebraucht,
d 1 e s n o, dl*zno, AAbxsHo, oportet, Z. 66, Adj.
ind. dl*£en in Neutro als Adv. gebraucht,
dnem, dnem, ahgu, diem, Z. 101« Soc. sg.
von den.
dnu, dniu, od. dnu, anio od. ahoy, diem,
Z. 21. Dat sg. von den\
do, do, Ao, in, Z. 104» Praep.
doconah, dokonach, AOKOHdx, consummavi,
Z. 150. Praet 1 sg. von dokonaju, • ati.
doned se, doned-ze, AOHeA-^Ke, dum, Z. 69.
Adv. In den Ausgg. 1829 und 1833 steht
donadze; aber die Handschrift hat do-
ned-ie, ^, nicht a.
donud se , donud-ze , aohoya-»«, dum,
Z.72. Adv.
douerite, doverite , AOB-ttpHre , coniidite,
Z. 139. Imper. 2 pl. von doveriu, doveriti.
drugi, Apoyrbi, alius, Z. 162. 166. Nom. sg.
von Profi. determ. In der zweiten Stelle
Z. 166, glauben wir bestimmt schwache
Spuren eines verschwundenen i ent-
deckt zu haben; indess hätte dasselbe
nicht so scharf im Fac-simile aus-
gedrückt werden sollen. Die Gramma-
tik scheint hier freilich, in Verbindung
mit dem SubsL, durchaus die bestimmte
Form zu verlangen : denn nur in den
Verbindungen : druh druha, druh druhu
u. s. w. kommt, so viel uns bekannt,
die unbestimmte im Nominativ vor. In
beiden bisherigen Ausgg. (1829. 1833)
steht drug.
dueri, dveri, AaepH, hostium, (d. i« ostium),
Z. 165. Gen. pl. von dver', pl. dveri.
duerna, dvema, AaepHd, hostiaria, Z. 169.
Nom. sg. f. von Adj. indef. dveren,
ma« mo.
duernei, dvernej , AaepHeH , hostiariae,
Z. 167. Dat. sg. f. von Adj. def. dvema.
dusa, dusa, Aoyuid, anima, Z. 56. Nom. sg.
duse, duse, Acyiue, animam, Z. 51. Gen. sg.
von duäa.
dusu, du§u, AOYiuoY# animam, Z. 50. Acc.
sg. von dusa.
E.
esaias, Esaias, ecdHdc, Esaias, Z.82. 86.
Nom. sg.
esaie, Esaie, ecaHe, Esaiae, Z. 77. Gen. sg.
von Esaias.
O.
galilee, Galilee, raAHAee, Galilaeae, Z. 40.
gda, gda, rxd, cum, Z. 22. Adv. u. Conj.
ge, gospodine, rocnoAHNe, domine, Z. 117.
124. Voc. sg. von gospodin.
g 1 a z, glas, TAac, vox, Z. 60. Nom. sg.
gn®> gospodnie, rocnoANie, domini, Z. 27.
80. Nom. und Acc. sg. n. von Adj indef.
gospodeöj nia, nie.
itS
Denkmäler der böhmüehin Sprache. Evangelmm Johatmis.
gfie, gospodine» rocnoAMtte^ domme, Z. 79.
Yoc. 8g. von gospodin.
godina, godina^ roAHNd« hora« Z. 44. 103.
132« 142. Nom. sg.
go dini« godiny« roAHHbi« hora» Z. 58. Gen.
.'8g. von godina.
godinui godinijb roAHNOvv horam» Z. o9. Acc.
8g. von godina.
grebeti, grdbieti, rp'tBieTH« puUum^ Z. 31.
Loc. 6g. von grebie^ nböhm. hfibie.
h c e ni i, chcemy, xqeubi, voluraus, Z. 41.Praes.
1 pl. von chciu« chteti.
hierusoliro^ Hierusolim^ h6poycoahu« Hie-
rusolimaj Z. 33. Acc. sg. In beiden frü-
hern Ausgg. (1829, 1833) Hierosolim, o
St. u, unrichtig,
hlapi^ chlapi> xAdnH« servi, Z. 115. Nom. pl.
von chlap.
hodahu, cho'diachu, xoxtAxay, ibant, Z. 19.
Praet. 3 pl. von choziu, -diti.
ho dete^ cliod^te, xcAtre, ambulate, xca-ätc,
Z. 69. Imper. 3pl. von choziu.
hodi« chodi, xoak> ambulat, Z. 71. Praes.3sg.
hrame, chram^, xpau-^, templo, Z. 180. Loc.
sg. von chram.
hu de, tiiiude, xoyAe, pauperes, Z. 10. Acc.
pl. m. von Adj. def. chudy, a, e.
h u d i h , chudych , xo vAbix , egenis , Z. 6.
Loc. pl. m. von chudy.
hudim, chudym, xoYAbiu, egenis, Z. 5. Dat.
pl. m. von chudy.
I.
i, i, H, et, Z. 4. 7. 18. 17. 19. 24. 25. 27. 28.
40. 42. 43. 51. 54. (zweimal) 57. 61. (zw.).
65. 71. 74. 75. 79. 88. 84 (zw.). 85. 87.
(xw.). 93.97. 98. 106« HO. (zw.). 111. 112.
114. 115. 117. 118. 125. 126. 138. 134.
185. 141. 148. loL 156. 162. 163. 167.
168. 170. 172. (zw.). 174. (zw.). 176. 179-
181. Conj.
ide» ide, ha«, venit, Z. 26. 30. abiit36. venit
41. vadat 72. vadit 110. venit 133.Praes.
3 8g. und Praet 3 sg. von idu, iti.
idehu, idechii, HAexoy« processerunt, Z. 24.
Praet. 3 pl. von idu.
ide se, ide-ze, ha6-»(6j ubi. Z. 54., quo
180. Adv.
du, idu, HAOY» vado, Z. 125. Praes. 1 sg.
von iti.
im, im, hu, eis, Z. 68. ipsis 184. Dat. pl.
von Pron. pers. on, a, o.
ma, ima, wud^ eis, Z. 44. Dat. dual, von
Pron. on.
maia, imaja, Huau, habens, Z* 7« Praes.
Gerund, von imaju od. imam.
mate, imate, Huare, habetis, Z. 10 — 11.
12. 70. 73. habeatis Z. 139. Praes. 2 pL
von imam.
me, imie, hmic, nomine, Z. 26«, nomen 60.
155. Acc. sg. von imie.
meieh, imejech, Hu-ttK^x, habui, Z. 153.
Praet. 1 sg. von imeju, imeti.
meli, imMi, hu-bah, habeatis, Z. 138. Praet.
part. act., pl. m. von imeju.
se, i-ze, h-%6, qui, Z. 37. 183. Nom. pl. m.
von Pron. rel. jen-ze.
srl, Israel, HcpacA, Israel, Z. 27. Nom. sg.
z, iz, H3C, ex, Z. 1. 13. 19- 36. 58. 64. 88. e
90. ex 95. 103. 170. Praep.
J.
aco, jako, mko, quia, Z. 5. iaco sei, jako-ze,
MKo.»e, Z. 22. 32. 34. 81. 102. sicuL
144. Adv. u. Conj.
a h u, jachu, uxoy> acceperunt» Z. 23. Praet.
Z. 28. 100.3 pL von ima.
auno, javno, ubho, palam, Z. 126. 178. Adv.
iaz, jaz, uz, ego, Z. 54. 95. 99. 119. 139. 149.
178. 179. 185. Pron. 1 pers.
.,'^4\\»»- \ \^ W
$. ' IS. H^tTt9ert€iehni9s.
i«9
i^« j^> *Sj 604^ 'Z; 8&. lOo.- Acc# pL m» von
Prion, j^ers. out ona> ono; . ;
ieden, jeden, leAeH, unus« Z. 1» 1^5» iede»
t%i. Nttiner. im Nom; '
i e d n o m u, jednomu» »ahouov, nnuni, Z. 1 60.
Dat. sg. m. voll jeden. '
iegda, jogd^> ierA4» quando» Z. 86. Adv.
feg^Oj jego, i^ro; ejus, Z. 1. 86. 98. 102. 126.
suis 176. eins 177. Gen. sg^. m. von
Pk>an. pers. on.
iegosre« jego-ie/iero-jRCj queni> Z. 148. Gen.
' isg. m. von Pron. Tel. jcn-ic.
iei, jcjv i€H, euih, Z. 2. 32. 40. 56. 94. 107.
156. Acc. sg. m. von Pron. pers. on. Zeile
94 fehlt das Wörtchen jej in den bishe-
rigen Aü%aben; bei fortgesetzten Unter-
süchtmgen mit der Loupe gelang es
uns indessen doch sichere Spuren davon
in dem an dieser Stelle bereits sehr
beschädigten Pergament zu entdecken.
ieiej jeje, iei€, illam« Z. 9. Gen. sg. £ von
Pron. pers. ona.
iei se, jej-ze, i€H^e, qaem, Z. 15. Acc. sg.
'von Pron. rel. jen-£e.
ieli, jelij icahj cum« Z. 103. 112. Adv. u* Conj.
ieli se^ jeli-ie, leAH-xe« quia> Z. 18. Adv.
und Conj.
ietnu, jemu» leucv« ad cum, Z. 6. ei 25. 63.
109. 117. 119. 120. 122. 123. 126. 144.
145. 177. Dat sg. von Pron. pers. on«
ien se, jen-ze« lett-xe, qui, Z. 2.« quae 21.
qui 26. 39. quae 62. qui 96. 157. 158 —
159^. 160. Nom. sg. m. de^ Pron. rel.
iesce> jeSöe^ leuive« adhuc» Z. 68. Adv.
ie se» je-ie« ie»e, quae, Z. 8. Nom. sg, n.
von Pron. jenie, jaie, jeze, 2) ie se,
quae ergo 99. quae 184.Acc.pl. n. von
jenzej statt jaze, mit Verwandlung des
a in ^.
iese> je-ie« lexe, qitia» Z. 13. 64. 94. 98.
109.^10. 128. 130. 135. 139. 159. 173.
quod, Z. 145. 150. ut^ Z. 133. Conj.
iest, jest', lecTbv es^ Z. 13. 29. 67. 80« 129.
136. 146. Praes. ä'^isg. von jesni\
ieste> jeste« lecTc, sitis^ Z« 74. Praes. 2 pl.
von jesm\
iesti« jesti, iccth, est; Z. 57« 69. 99. Praes. 3
sg. von jesm".
iezi, jesi« lecH, Z. 131« 144. 145. 148. 151.
es 170. Praes. 2 sg. von jesm\ (Zeile
145 steht in der Ausg. 1829 richtig iezij
in der A. 1833 aber fehlerhaft; iese.)
iezüy jesum« leccyM, sum« Z. 54. Praes. 1
sg. von byti.
i^a» Jesusa, lecoYCd« Jesumj Z. 14. 176. Gen.
sg. von Jesus,
ihm« Jesüsem^ lecoYceu« Jesu« Z. 164. Soe.
sg. von Jesus.
ihSj Jesus, lecoyc, Z. 9. 23. 27. 44. 68. 74.
92. lOi: 118. 122. 131. 141. 177. Jesum,
Z. 20. 41. 161. Nom. und Acc. sg.
ihu« Jesusu, lecoYcoY, Jesu« Z. 43. Jesum
149. Dat. sg. von Jesus,
iih« jich, Hx, eorum» Z. 82. 83. Gen. pl.
von on.
iim, Jim, hu, eis, 131. 146. Dat. pl. von on.
iise, ji-ie, H-»e, qui, Z. 104. Nom. pl. von
Pr. rel. jenie.
iu, ju, K), illud, Z. 10. eam 50. 52. Acc. sg.
f. von ona.
iu d as, Judas, iojmc, Juda^« Z. 2. 108. Nom. sg.
iudeu, Judev, lOASflb Judaeis, Z. 13. 19.
Gen. pl. von Jad oder Judin.
iudeue, Judev^» ioa6b6, Judaei, Z. 180.
Nom. pl. ^on Jud oder Judin.
iudom, Judom, ioaou, Judaeis» Z« 159. Dat.
pl. von Jud oder Judin.
iuse, ju-2e, loxe, quem, Z. 78. quam, 153.
Acc. sg. f. von Pron. rel. ja*ie.
17
130
Denkmäler der böhmucken Spra^h^
Johannü.
luse, ju-ie, loxe, quo» Z, IIS. Sae« 8g. f.
von ja-ie.
iuse, juie» loxe, j&m* Z. 10j6. Adv.
K.
k, k, K, Z. 1dl. Praep.
ke, ke> Ke> ad, Z. 21. Praep.
keg^di« kegdy« KerAM» cum» Z. 15 — 76. Adv.
kisdo> kyzdo> KbijRAo» quisque» Z. 134. Nom.
sg. des Pron. demonstr.
li.
lazar» Lazar, Adi^^p, Lazarum» Z. 14^- 15.
11. Acc. 8g.
IdTa, 16ta> A-feTd, anni^ Z. 1^8. Gen« ag« vouleto,
I dr o r o z li» letorozli» A-ftTopocAH^ramoa» Z« 24.
Acc, pi. VQn l^rosJ\
li^ li> AH» Conj. in Zusammensetzungen mit
Adv. und Conj.» als: toU» Z. 14,
ielise» Z* 18. achli», Z, 48. neseli»
Z. 92. 154. ieli, Z. 103. 112.
losi» loii» AoxH» ponit» Z. lll.Praes. 3 sg. von
loziu» loüti» welches so einfach selten»
wohl aher häufig zusammengesetzt mit
Praep. vorkommt
lubi» Ihibi» AioBH» amat» Z. 50. Praes. 3 sg.
von liubiu» hubiti.
lud» Uud» Aio^» populo» Z. 161. Acc. sg.
von liud.
malo» malo» M4AO» modicum » Z. 68. Dat
Neutr. des Adj. ind. mal» a» o» als Adv.
gebraucht,
m a st» mast\ udcrb» tkoguentum» Z. 3. Nom. sg.
masti» masti» m^cth» Mnguenti» Z.l. Gen.8g.
von mä8t\
me» mie» uie» me» Z. 58. 93. 96. 134. 152.
182. Acc. sg. von Pron. ^ers. jaz.
menö» m^ne» uena» me» Z. IK 53. Acc. sg*
von jaz.
meski» misky, ir»«Kbi» lociilos» Z. 7. Acc^
pU von mfeiek.
^ .
mi» my» ubi« nos» Z. 64« N^m^ p). von j
mi» mi» mh» mihi. Z. 100^118. t^l, |>«t sg.
von jaz.
m i e s i» myjeäi» uNieiMM» kvi^s», Jß^ lrl8« Praes.
2 sg« von myju» »yti« : , , :, ,
m i 1 o u a » milova» . uhaoi^a » dil^xit « %• 105.
Praet 3 sg. von mikiju* •Qvati,
milo(ua)hu» milovachu». mivm^b^moy^» dilci«.
xerunt, Z. 90^91.
milo(ua)se» milovaäe» uhaob4iii€^ , d|lej4sset»
Z. 103—104. Die fehlende Sylb« ua,
scheint in beiden Fällen da gewesen»
aber^ als am Hände» nun völlig yeic-
schwunden zu sein,
mir* mir» uhp* munduis» Z^ 35. Nom« sg.
m i t i» myti» umth» lay aire* Z« 1 H. Inf« vpn m^ju*
mleui» mFvi» mai»^h» locutu^ est, Z* 74- 87»
140. Praet ä sg. vonnai'viu, *ip» .,■...
mleuih» ml^vieh» uAbBHx« locutw^isum» Z.
136—137. 178., loc« sim 183. Praet. 1
sg. von ml*via. .
mleuisi» ml*vi§i» uAbSHuiH» loqueris» ^^127.
Praes. 3 sg. voipk mlViii« j . .
mleuu» mlViu» uAbaio« loquor> 2^ 98^ 100.
Praes. 1 8g. von ml'viti.
mne» mn$» mihi» uk-Sj. Z« 53. 55. 9£» \m.
Dat. sg. von Pron. pers. jaz«
mne» mn^» uri-«» me» Z« 137« Loc. sg, vop ja:(»
mnog» mnoh» mhop» multi^ Z.. 12*21. > Nom.
sg. von Num. mnog» 2^» o.
mnozi» mnozi>. mno^^Hj miulti» Z. 18.88. Nom.
p}. von mnogj«,
muu» mnu» uh^Ya m^» Z. 1,23. 13^. Soc sg.
von jaz.
m o i» moj» mom» m^u^» ^ Z. 54.; 56, Nom* sg.
m. von Pron. pios.s« mcy» a» e«
moia> mpja» mqh^ m^^, Z« 56. Nom« ^. f.
vonmoj« a# e. ,
moiego» mojego» uoiero» meae» Z. 10. Gen.
8g. W ypn Vfko^ ^. e. . , . ^
\. '
.A .\
S« 18. ff^eri0erzeiehms*.
fSl
Gm. pl. voll Adj. def* mr'wj, a« e.
m.
na» na» h4» super» Z. 2^. Sl. 149. na saiu-
tre se» na Eajntrie ie» Z. 20. Praep.
näd1de»nadide»H4AHAe»invenit» Z.27. Praet.
i 8g. Ton nadido» nadid.
n'Mplenila ze» t^apPvila «ie» NAnAbHHA^ cie»
impleretur» Z. 78. Praet pari* act von
nipFiäu sie» napFniti sie» wegen sie in
passiver Bedeutung.
n?» ni€u .i«i€^ cum» Z. 28« Ace. sg. n. von
oxh ona».ono» mit d^m prosthetischen n.
ne» ne« rrB»'noni» Z. &• non'14. 31. ne u-
segda» ne vsegda» Z. 11. Adv.
nebe» nel>f;»,.iieM» coelum» Z. 141. Acc, ag,
^n nebe.
niBh§.« nebe» Meae» coelo» Z^ 61. Gen. sg,
• von. nebe«
nedesi» ned^si» NeA-^iiiH» nullum», dicis» Z.
127—128^ Praes. 2 sg. von diju» diti»
mit dem Adv. ne.
i^ehaiy nechaj » .Hex^H» sine» Z. 9. Imp. 2
sg. von chaju» chajati od. chati» mit dem
Adv. ne. Das einfache chajati (curare)
hat sich bei den illyrischen Slawen er-
balten. In den bisherigen Ausgg. unseres
Fragments (1829» 1833) steht ungenau
nehai ..»paraphrasirtnechajte» PI. statt Sg.
neiezum» nejesum» Heiecovu^ non sum» Z.
135. 171. Praes. 1 sg. von byti mit dem
Adv. ne.
n e i m a s i» neimaSi» HeHUdUH» non habes» Z. 123.
Praes. 2 sg. Ton imam mit dem Adv. ne.
nem» niem» Hieu» eum» Z. 35. eo 87. Loc.
sg. m. von on mit dem prosth. n.
nemleuih» nemPvich» NeuAbsHx» non sum
k>cutus» Z. 95. locutug sum nihil 181.
Praet. t sg. von iplViu» init ne.
nemosehu» nemoiechu^ • 'Heuosexoy ^ non
poterant» Z. 81. Pra«t 3 pl. von mogu»
mit ne.
nenauidi» nenavidi» HenMHAH» odit» Z. 51.
Praes. 3 sg. von nenavisiu» -d^ti.
nene» nenie» nenie» Z. 4. EHe 3te Pers. sg.
von ne jesm'» statt ne je» und dieses
st« n^ jest\ mit dem epenth. n.
ne^cinihom» neprodinichom» nenpovHNH-
)rou» proficimus» Z. 34 — 85. Praet. 1 pl.
TOti prodintu» -iti» mit ne.
nepO'Stigu» nepostigu» NenocnfroY> non
comprehendant, Z. 71. Praes. 3pl. von
postigu» postici» mit ne.
n e p r i z n a h n» nepriznachu» HcnfNi^NdxoY» non
confitebantur» Z. 89. Praet 3 pl. von
priznaJQ» nät ne«
neprodade ze» neprodade sie» Heni>oA4Ae
cie» non vendit» Z. 3— -4. Praet 3 sg.
von prodaju sie.
nerodi» nerodi» hgpoah» noli» Z.'29« Imp.
2 sg, Ton neroziu» -diti. .
nerozuraeiu» nerozum^ju» Hepo^ovu^io»
(non) intelligantj Z. 84. Praes. 3 pl. von
rozumeti mit ne.
nese» neze» Hexe» sed, Z. 6. 14. Conj.
n e s e 1 i» o^eieli» HtiReAH» quam» Z« 92. 1 54. Conj.
n4ireri»nieteri#HieTepH, quidam» Z. 36. Nom.
pl. m« von nieter» a» o» d. i. ieter mit
dem prosth. n.
netolico, netoliko^ NeTOAHKO» non tantum»
Z. 124. Adv. toliko mit ne.
netre b a» netr^ba» Herp^aa» non opus» Z. 129.
Adv. aus dem Sub. tr^ba und ne.
neue(ri)» nev^ri» Hes^pH» non credit» Z. 93.
Praes. 3 sg. von v^riu» -iti.
neuerihu» nev^richu» HeB^pHxoY» non cre-
debant» Z. 77. Praet 3 pL von vSriü
mit ne.
n e u e s t i» neyisti» NeancTH» nescil;, Z. 72«
Ptaes« 3 ag« Ton Tim»T6dilii
17*
^flü
Denkmäler der bähinischen Sprache, ßmngelmm JohanrUs,
> !
"pogkne, pä^nie; fTöriHej ge)ntiles« Z. 34.
Nom. pl. rio/npo^än oder pogariin.
p o g r e b a, pog^eba« norpee^/ sepülturaej Z. 9.
Gen. 8g. von pogrcb.
pops^tjj pppsd, nonCTHj sacerdotum, Z. 17.
Nom. pl. m. von Adj. indef. popsk» a, o.
p.orecadia, porekadla, nop6K4AA4, prover-
bium, Z. 1^7. Gen. sg. von porekadlo.
potom^ potom^ noTou, deinde, Z. 113.
120. Adv. "
p.pj^^d.uis^i^^i^i^' poa^dyizep^ma« no^sASK^e-
. . ; itbiu4> subl^vatis». Z. 141. Soc. pL n. von
Adj. def, pozdviieny« a, e.
■iozeliiica» po^elniea» npc6AHHM<i» ancilla
Z. 169. Nom« sg.
pozl)iu po$la>^iioßA4jimisit, Z. 96. Praet 3
M lag.' iro^ potUui -alt.« i • •
pozlal, poslal, • r^K^iA; tniatsti> Z. 148i Part.
pozlase« poslaöej nocAduie« misissel« Z^ 107.
^Praül-rS i;g../vön pWÄÜfii.: '
pozledneisi« pori^^d^nej^i , nocA-^AtHiHuiH,
itiovittiA!^/ Z.*94. Aoc. ag.ni. Ton Süperi.
I^öri^dnejdL
li'ollüs i, pösldii» nocAöY»N> tiiiniäträvit, Z* 55.
Praes^ 3 sg. von posluiiu» -iti.
pökniu pöztk'ä^' ff6:^4, cögnovit, Z. 13. Praet.
3 sg. von poznaju« -ati.
p o z n a h u / Uo^iiachü, ix^nAxoy, cogitave-
* Yünt, Z. l^.'Pra^t. 3 pl. von poznaju«
poznali, poznali^ ixoxHaüh, Ncognöscant,
'Z.lil.'IP^tft. praet. ' adt. vo'npöznaju.
praiilu t^rävicr« np^sio, dlco« '2. 46. Praes.
1 8g. von praviti.
prVd, ^Ved, hp^A, doräm; Z. 76. Praep.
preifä, jf^-idi i^j^Xa; p^dtt, Z. 50. Fut
3 sg. von pr^dlim, -ati.
pt'e däde; p^Sdale« h)hbAäAe> tradittutiB,
Z. 2—3. Praet. 3 i%.*tön'pr£dam.
predai, priddl« npHiA^A« tradeiret, Z. 107
Part praet. act. vdfn pr^dam.
prede, prede, np-^A^» afnte, Z. 101. Praep.
prepftza zae» pr^pasa sie» np^njc^ cie,
precinxit se, Z. 112 — 113. Praet. 3 sg.
von prepaSiu sie» -ati sie.
prepazan/pr^^asan» np-nnjcan» praecincttis»
Z. 116. Part, praet pass. von pr^pasati.
presel» preSel» npniaeA» transeat» Z. 102.
Pait. pfaet äct'vön pirl^idü, -iti.
preue» p^Ve, npbae» prius» Z. 153 — 154.
' primtim, 156. Adr.
pride» pride» npHAe» venerat, Z. 21. venit
22—53. 44. 60. 102.116.182. 142. Praes.
und Praet. 3 sg. von priMu» priti» statt
priidu» priiti.
p r i d e h» |)ridecb» npHAex» v^ni» Z. 59. Praet.
1 sg. von pridu.
pridehu» pridöciha» rrpHAe^cov» venerum»
' Z. 13. P^et 3 Jil. von jiridu.
prine'ze» prinese» rtpHUece » äffett » Z. 49.
Praes. 3 sg. von ^rinesu» prinesti.
(p)ristoiaceh» prist6ja[ö§cb» tipHCTOttiifte)^»
(a9)sistens» Z. 18^. 'Gisn. pl. vonGerun-
dival-Adj. j[iristojäci.
pristupibu» pristupidbu» npHCTöYnHxov»
accessernnt» Z. 38. Praet 3pl.Ton pristu-
piu, -iti.
priuedebu» prtvedecbu» ri))imeAexoY» addu-
xferunt» Z. 156. Praet. 8 pl. von pri-
vedu» -esti.
pro, pfo, npo, projiter, Z.W. pro 160. Praep.
procese» proöe-iie » npöv^-xe » propterea»
Z. 80. Adv.
pron» pro-ji» npo*Hb» .pröptiär ilbini» Z. 18.
Praep. j^ro mit dein A'cc. despers.Proh.
n-i st i» in pro-ft abgekOrzt
prorocoua» prorokova» npopokoM» pro-
phetae» Z. 78. Gen. sg. m. Von Adj. in-
def. prorokov» a» o.
$,,iA, W\n'ifi0rzei^knus.
W*t4
p.ro,sihu« prosichu« npocHJCoy* roga^an^.
Z. 40* Praet* 3 pl* yon proäiu« -id.
proto« proto> npoTo> propterea« Z. 58. AdT.
pusii> py^ti, noYCTH» misit« Z. 118. Praes.
3 sg. von pu§öiu> pustiti.
R*
rame, ramie« pduie, bracbium,« Z^ 19-I-80.
Nom. sg*
reca« reka» peK«i, dicenß, Z. 44. Praes. ge-
rund. Ton reku.
reccj rec^, peve« dicit, Z. 42. 117. 119. 120.
123. 168. 171. Praes. 38g. Yon reku« recL
rece^ rede» pev^ dixit> Z. 5. 8. 68. 78. 82.
86. 93. 100. 142. 167. di^sset 185. Praet.
. . 3 sg/ von rekip»
rech* r^ö, p-^v, sermo, Z. 77. Nom. sg»
re Costa, rekosta« p6kqct4« dicuojt, (TexL
ed. dixenint) Z. 43. Praet. 3 dual. m.
von rc^ku..
recu, reku» psKov* dicunt» Z. 125. Praes.
3 pL Tonreku^ reci.
r e c u» reku, peKov« dicam, Z. 57« FuL 1 sg.
von recL
r(e}cuce, rekuce, peKOYM€> dicentes, Z* 40.
Praes. GerundL pl. von reku. I^as e
fe^t, weil <i^s Perg. durchlöchert i^t^
rehu, r£chu, p^xoy, dixerunt« Z. 33., Praet
3 pl. von räjju, r£ti. Hr. IFosl^um hält.
die Formen r^ch, jach fiir ^sjuny^nen-
, Ziehungen aus rökochfjadoch. Uns scheint
es wenigstens bei räch fü^icher», niit
, Bucksicht auf das folg. rejech und das
griech. qiin, ein verschollenes räju, an-
zunehmen«
r^i^h, rijech^ p^iex, diu^rim, Z.184. Praet
,1 sg4, voi^ r£]ut reti. Es ist das Praet
^ct coi^tinualtaei, at rejach, worüber vgl.
die Gramm. J^prmen.
tx%i, rizy, ^H^Nii . vestim^nta» Z. 1 11. Acc.
)1. von x\z^.
rozprenete s^f, rpzp;*^njetQ$ie» pQinp|>r*6TG
xie, dispergainini, Z. 1<33*, Praes. % pl.,
statt r,ozpr'chnetj9 sie., Im sdlböhnuschen
Dialekt hat die Elisipu.de^. Coii^^ bei
Yerbalstäminen ei|ien gröj^ß^m. Spiel-
raum als im AlMd^wischen,; wp nur d
und t vor n ausge^tossen werden» z. B.
uv§nu st uv^dnu, .svönu. stf.sv&tnu^ u»s. w.,
während iijn Altböhm^scheu die ]^oi;men
gresti st greh^ti, skusti st akubsti^ tmu
oder vytmu st. trgnu» yytrgnu u., fu m.
nicht selten sind. Vgl. vypmusiej Star.
SklAd. V. 197, vytjrne ^e, Psalt dMus.,
hresti (sepelire) Mat Verb, u^ s. w.
rucc;,, ruce, poYMib oianu/i, J^\Q^. Acc d^al-
9.
. ■ . if
1 ' '
. . * ' /
scariothis, Skariothis, ck^phdthc, Soario-
this, Z. 2. Npm^ sg.
schariotis, Scharioti^ CX4PH0THC, SchaHo-
this, Z. 108. Nom. sg. Das 9 am £nde
des Wortes ist zwar nicht sichtl^ar; in-
dess ist das Pergament an dieier Stelle
sehr beschädigt, und die Lei«it: scha-
riotis verdient mit Büclgiich^ ^uf Z. 2
den Vorzug.
se (zcri se)^ sie, ci^. Z. 75. Pron. rec. bqi
den Verb, recipr.
se,. ic, «6, als Conj^. in be/e se, autem,158.
174,dause62.ills Ve,.92.kegdi se75
— 76. mene se, 8>item 11. milo(ua)hu
se, ergo 90 — 91.Aazaiutre se, autem
20. papes se, ffgo 175.petrse, autem
165.pozna8^> ergo 12. poznahü se,'
autem 16. pride se, 60. ei'go* 116.
proeese, 80. rece se, autem &. ergo
8. 58. 168. stahu se, autem 17L. ucen-
nic 96), 162, — 163» uece »e, erg^ U
uinide se, ergo 166. uzuezi sie» fcies
ai^em 120. z^^.se 146, 18^« zi se 38^ ^^i^-
doua se, a)«t 16i^. 2} a^,l^L Pifti^el in
ilMf
DenkmdUr der böhnuHheri' Spräcke. ßtktngelmm JohannU.
i^gö^e'149.iieifl^e' tS. iensie, iqui« quae
:2; 21. C4ua<j) 26. 39: 62; 96. 15 7v 158.
•• l&S*. tfll6. idse, qüäte, 184; üde, qui
• 10*. i 8^, qui 87. 188. iüse, quem 78.
cfnaih 158. iüffe, qtto^llB. 3) lAs tetophau
Pkrtitel mit Adrerb. und Conj. in do-
' 'n^'dse'' 69. dbnüdse 72; iacose,
qtfia, 7 ■ sicüt 28. 100, 144. ide^fe 180.
' i^liflte; qüia 18. iese, quia, üt' 8« 13.
64j 94. 98. 99. 109. IfO. 128. 130; 133.
' fu^' 185. 139. 145. 15a 159. 173.
• 'tus'^; 'iätti 106. nese, seid 6. 14. ne-
»se^li'^1 154. rittse, nüm 169.^ se,
iaml33.
sriMfb lii Simon; ciiuoH^'Simoä, Z. 1 61.!V6ml sg.'
simonou, Simonov« chuohob« Simonis^ Z. 108.
' • Wöm. 8g. m. Von AdjJ indtjfl Sitoönbr- a, ö.
8 in a g o g i, synagogy, cMhirorbi« sinajg[oga>
Z; ÖO; Gen. «g. von synagag^.
s ip n, ^Sion, chon, Sioh, Z. 30i Nom. sg.
8itnö> ^ino, xhtnö, frumenti, 'Z."46 -^ 47.
'Nom. Sg: n. von Adj. indef. ziten^ tna> tno.
siupt/zilfbv «HBOT, vitä, Z, W. 147. vitam
' '52.*i4t.' Nora, und Acd. sg.
sta, sta« CT4, ^ecentis^ Z. 4« Acc. pl. vohsto.
s'taliü, 8tachu> crdxoy. stabant, Z. 171. Praet
3 pl. , zusammengezogen statt stojachu,
Yon stojü/stojiti, zusanimengezogen stati
(wie obeii bat siej.
st^sc, sta§e, cr^uie, »«bat;» Z. 62. 165. Praet
3.sg. von stoju, sl^ti (st. stojati).
stjoi^^l.^^ja« cTow, stak^,. Z. 174. Pp-aes.
, ; Gerund. m. von stojuj «tati^
strest, sireie, cTpe»€^ cu8todit|Z. ^2. Praes.
t 3 i 6g. von atregu«. streci.
s^ittön« Symon, CWM0H» Symoo« Z. 124.
NoBi« 8g.
^ymonu» Symonu« cbiucHov» Symonem,
Z. 116. Dat; sg. von Symon.
8ynagt)ze> syhagozd, ci>iN4ro?t^ synagoga;
Z. 179. Loc. 8g. vdn sytitgoga.
• • T. ' ---^
tä,iSi,r4, hoc, Z. 3. Nom. 8g.f.vonPron.deft^
ten, ta, to.
taca» taka« räKä, taüCei, Z. 76. Acc. pl. n.
von Pl-on. dem. täk, ä, o.
taco, tako« t^ko, sie« Z. 100. Adv.
te; tie, TIC, te, 1. 129. 144. 147; Acc. sg.
von Pron. ty.
tea, tie, rie, te, Z. 149. Acc. sg. von Prori. ty.
t e b e; tebe, TSBc, te, Z. 154. Acc. von Ptoäi. ty.
teh, tech, -rtx, eös, %. 182. Gen. pl. von
Pron. dem. ten.
t e i, tej, xeH, hac, Z. 56. Gen. sg. f. von
ftron. dem. ta.'
t^mi, tmy, Tbubi, tenebrae, Z. 70. Nom. pi.
von tma.
t e s e si, tiezeM, rieiReuiH, interrogas, Z. ' 1 82.
Pi'aes. 2 sg. von tieziii, -zati.'
t e s i z e a, tiezi sie, rf^mu cie;inte^öga; Z. 182.
' Imp. 2 sg. von tiefiin'sie.' '
test, test', TccTb, socer, Z. 157. Wom. sg.
ti, ty, Tbl, tu, Z. 65. 117; 119. 152. 170.
Nbm. von Pron. 2 pefs.'
tmah, tmach, tujx, tenebris, Z. 11— -72.
Loc. pl. von tma. i
t<y. in Zusanundhsetzangen ». proto. cto
' ll.'8. W. ■'-'■
tobe, tob£, T06^, tibi, Z.'I29. Dat. sg. von
Pron. ty.
togo, togo, Tdro, illius, Z. 158. G6n.'sg. n.
von Pron. dcrii.to.' ^
toli, toll, TOAH, tantum, Z. 14* Adv.
töHco, toliko, TOAHKb, taütum, Z. 124. Adi.
tri, tri, vpH, tre- (in tre — centis), Z.4. Num.
t u, tu, TOY« hanc, Z. 59. Acc. 'sg. von Pron. ta.
tu, tu, TOY> ilHc, Z. 18. Adv.
tuoi, tvoj> TBOH, tuQs, Z. 30. 143. Nom. sg.
von Pron. poss. tvoj, a, e.
$, 18. ^trtttntiikmt.
lav
taoie»tYOJe« raon^ luum» Z. l&o« Acc. ag» n«
TÖn Pron. poss. lYOJe.
tut, tut\ TOYTb» illic« Z, 64. AdVt
V.
u, u, 0Y> apud« Z. 1&2. 164. ad i6b« 172.
Praep.
ucah« uöah» oyv<ix> docui, Z. 179. Praat. 1
8g. Ton uöiu« •iti.
uceni« uöeni^ oyvaHHf doctrina, Z« 177.Loc.
sg. Yon udenie»
ucennic, uöeimik» OYvaHNHK» discipulus Z.
162.16$. 166.« ucennic» ucenic« diaci-
puUa» 1. 170. NooL sg. und Gen« pL
Ton uöennilu
ucenicefa« uöenic^ch, ovveHHU^x« diactpulia,
Z« 176. Loc. pl. Ton nöenik.
u c e n i c i, utenici, oYveHHMH« diacipuli » Z. 1 26»
Nom. pL Ton udenik.
ucennicom« udennikoiii^ oYvaMNHMOu, diaci*
pulorum, Z. 114 — 11&. DaL pL ▼. tttenik«
u eine na, udimena, ovvNNieNJ, iacta» Z* 106#
Pari, praeu paaa» Ton ndioiiiy -iti.
ugl^* nglic» oYTAie, pmnaa« Z« 172» Gen«
ag. Ton uglte, aU ngita« mit Venrandhuig
dea ia in ir, woriibcr a. die Gnnmn«
unioadlo» masjwmdlo, onfmum^ßj^» pelfiai^
Z. U2--1I4. Aec ag.
«mrelow innreiow eyuii c ii o » mortoimif Z. 47«
48-T-49« Pari, praef, aec tob UBnit«iti«
omr^riy mnrfti, arMrtTiik laoritanif^ Z, 63.
■KMri liO« IbC Tim «anra.
OS e, nie, •«»>» JMb» Z. 133^ Adr.
«mede, srede, avacjia^ SHtrodaaul^ Z. Ittu
PracL 3 sg. Tcm «feifai« '-cad^ nach der
war a « a; ahdl ▼wC'
Vgt aadb «mede aMer W^
aaapi^ cradidily Z» l ^ wa<i.
*ag.a«i
u» y, m, in« Z. 0. 20. 20 (aco.). 87. 47. M.
52« 69. 66. 69. 78« »4. 104. 107. 100.
113» 121. ISO. 134. 18H. Ul. 104. 17».
180. 181. Praep.
uace« vace oder viaoei a^iia od. sMMai nia-
giai Z. 91. Adr.
uam« vam« b4m« vobia» Z. 40. 187. Dat pl.
von ty.
uaz« vas« anc, vobui Z. 09. vos. 70. (ion.
und Loc« pl. von iy.
ue« ve« ssi in Z. 71 u4lrmalii d.i. vaimadii
98. 187. Praep. Z. 187 steht in danbei«
den Ausgaben (1829| 1888) u mne statt
ue mne« unrichtig«
uecen« viden« w^vh, aeternami Z.62. Svau
sg. von A41« indef« vMen# '^na« »6no,
uecera« vederia# aavsMM/ coeaa« Z. 100,
Nom. ag«
u e c e r e^ vefierie« aavapie« eoena# Z# 1 1 1# Oen#
ag. von veterhu
uece« vece« aaiia« dmt# Z» 1« Praat t sg«
von vaesjOf 'eaii.
uechen^viden«aiivsN#aetania« Z«00« aataf'
tum 146« aataraa 147, Nom« und Aau
sg« von Adj« iodaC ^it^n*
ttada# vidia^ a^Asi« aeiimi# Z« 164« Vtikm*
% pL von ytm% ytdilL
oada# vida^aaiM^ aeiana« iLlOi« lOff« Praaa«
Gerood# m« von v(m%
nede, vldt^ aa^Aii^ acio, Z« 9t»VfMtsU ii^^^m
^tm% ala Pi^aaa« 1 sg« gdbratidit Vg(,
Gramm. Forama«
•aki^ vAy; a a n t^ afiirmii« Z«(S^« 121/ A#^«
pL VO0 vtt^
•eli^ vali^ aaae^ wmkmth Z, i% Adv«
•emi, vimy> oasaM« arimai^ X, ii§^ flraaa«
I fL va» vfai%
aa aam^ Z. 71. M. Zaaam^
aaa um mmd^ aCai^Yjgtfra*«
i38
Denkmäler der böhmischen Sprache. Evangelium Johannis
ueri« y^ri, stspH, credit, Z. 93. Praes. 3. sg.
von v§riu, -iti.
uerihu, v^richu« b-^phkov» credebant, Z. 19.
crediderunt 88. Praet 3 pl. von veriu.
uerimi> v§rimy« b^phum, credimus, Z. 130.
Praes. 1 pl. von vöriu.
uerite^ verite , s-bpHre^ creditis, Z. 132.
Praes. 2 pl. von vöriu.
uerite, verite, B-bpHre, credite^ Z. 73. Imp.
2 pl. von veriu.
ueriti^ v^riti^ bisphth, credere, Z. 81. Inf.
von veriu.
uerna« v^rna, BtspHd« venim^ Z. 148. Acc.
sg. m. von Adj. indef. v^ren, -rna, -rno.
ueru^ v§ru^ B-6poY> amen« Z. 45. 46. ueru,
veru, verum, Z. 87. Adv.
uez, ves', aecb, totusj Z« 35. Nom. sg. m.
von Num. ves'j vsia, vse.
uezi« v^si, b^ch, scis, Z. 128. Praes. 2 sg.
von vSm\
uide, vide, bha-»» vidit, Z. 86. Praet 3 sg.
von viziu, vidSti.
uide« vyide, BbiHAe, exivit« Z. 110. Praet 3
sg. von vyidu, -iti'
uideli« vid^li, BHA-ftAH, viderunt, Z. 15. Part.
praet. act von viziu.
uideti, viddti« bha-^th« videre« Z. 41. Inf.
von viziu.
uidite, vidite, BHAHre, videtis, Z. 34. Praes.
2 pl. von viziu.
uimete, vymiete« Bbiuiere, expedit« Z. 159
— 160. Praes. 3 sg. von vymietu, -iesti.
uinide, vynide, BbiHHAe> exivit> Z. 166.
Praet. 3 sg. von vynidu st. vyidu« mit
dem epenth. n.
uisel, vySel, BbiuieA, existi« Z. 131. Part
praet act von vyidu.
uiterati, vytierati, Bbiriep^rH, extergere,
Z. 115. Inf.vonvyderaja. Ueber ie st es.
Wortverzeicbniss zu Lib. Saud u. naricaje.
uladu> vladu, ba4aoy> pote$tatem, Z. 144.
Acc. sg. von vlada.
une, vn§, bhi», foris, Z. 165. Adv.
unide, vnide, bhhac, introivit Z. 163—164.
Praet. 3 sg. von Vnidu, -iti.
uodi) vody« BOAbi« aquam, Z. 113. Gen. s^.
von voda.
u o 1 a h u, volacbu, boa4)coy> clamabant, Z. 25.
Praet. 3 pl. von volaju« -ati.
uolase« volase« BOAJuie, clamavit Z. 92.
Praet 3 sg. von volaju.
use, vsie, acie, omnia, Z. 109. 128. Acc. pl.
n. von ves', vsia, vse, statt vsia.
u s e g d a, vsegda, BcerA^, semper, Z. 1 1 . Adv. ,
zgs. mit ne.
u s e g d i, vsegdy, BcerAbi, semper, Z. 179. Adv.
usi, vsi, BGH, omnes, Z. 180. Nom. pl. m.
von ves'.
usta, vsta« bct^, surgit, Z. 111. Praet 3 sg.
von vstanu, vstati.
ustrA, vstr^t, bctp-bt, obviaro, Z. 25. Adv«,
zgs. aus Praep. v und Subst m. str^t
(occursus).
ustupihn, vstupichu, BCTOYnHxoY> ascende-
runt, Z. 37. Praet 3pl. von vstupin, -iti.
uuede, wede, bbsab, (oder uvede, oYaeAe),
introduxit, Z. 168. Praet. 3 sg. vv^du,
westi. (Nacb der spätem böhmiscben
Aussprache, mit Verwandlung des v in
u vor v: uvedu, uvesti.)
uzcrezi, vskresi, bckp-bch, suscitavit,- Z. 15.
Praet. 3 sg. von vskr^Siu, -iti.
uze, vse, ace, omne, Z. 145. Acc. sg. n.
von ves', vsia, vse.
uze, vzie« aa^ie, accepisseti Z. 112. Praet 3
sg. von vzimu, vzieti.
uzmleuu, vzmi*viu, Ba^uAbaio, loquar, Z. 98.
Fut. 1 sg. von vzmVviti.
uzrecu« vzreku, b^p6koy, dicam, Z. 97.
Fut 1 sg. von vzreci.
§• 18. fFortnerzachnüs,,
189
uzuezi» Tzvesi« b^^b-bchj scies« Z. 120. Fat
2 8g. von vzvem', vzydddü.
uzuisiti, Yzvysiti« B^BbiuiHTH« exaltare> Z.66.
Inf. von vzvySiu. Man könnte auch> näher
der altslawischen Aussprache» vzvysiti
lesen.
IL.
xpa» Christa« xpHCT^« Christum, Z. 149. Gen.
sg. von Christus, als Acc* gebraucht,
xps, Christus, xphctoyc , Christus, Z. 64.
Nom. sg.
z, s, c, cum, Z. II. de 60. cum 164. 174.Praep.
ziU za, ^4, Z. 4. Praep.
zabili, zabili, ^4bhah, interficerent, Z. 18.
Part praet act von zabiju, -iti.
zacona, zakona, ^4koh4, lege, Z. 64. Gen.
sg. von zakon.
zae, sie, cie, se, Z. 112 — 113. Pron. rec,
bei Verb, recipr.
z aiutr e, zajutrie, ^aioTpie, crastinum, Z. 20.
Acc. n. von zajutrie, hier mit na als
Adv. gebraucht,
zam, sam, C4u, ipse, Z. 96. solus 135. Nom.
sg. m. von Pron. determ. sam, a« o.
zama, sama, c4M4, solum, Z. 134. ipsum 152.
Gen. sg. von sam, als Acc. gebraucht
zamego, samego, c4uero, solum, Z. 148.
Gen. sg. von samy statt sam, als Acc.
gebraucht
zamo, samo, c4uo, solum, Z« 48. Nom. sg.
n. von sam, a, o.
zapoued, 'zapov^d', :;4noB^Ab, mandatum,
Z. 96 — 97, 98. Nom. und Acc. sg.
zcri se, skry sie, cKpbi cie, abscondit se,
Z. To. Praet 3 sg. von skryju sie, skryti sie.
zcriti, skryty, cKpbiTbi, occulto, Z. 181. Acc.
pl. m. von Adj. indef. skryt, a, o, hier
mit der Praep. v ab Adv. gebraucht;
vgL V veky.
ze, se, ce, hoc 5. 32. 130. ipsum, 48. Nom.
und Acc. n. von Pron. sien, sia, se, 2)
sie, cie, ea, Z. 7. haec 74. 85. 136. 140.
Acc. pl. n. von dems.
ze und ze, sie, cie, Pron. rcpr., bei Verbis
rcpr., als ba^i ze, Z. 29. naplenila
ze 78. neprodade ze 4. neuiuregli
ze 90. obrata ze 85. ozlaui ze 45.
ze poclonili Z. 37. rozprenete ze
133. zgreuaia ze 175. zhazahu ze
180 — 181.
ze, se, ce, cum, Z. 123. 136. Praep. s mit
dem euphon. e.
zea, sie, cic, Pron. rcpr. bei Verb, rcpr.,
als: zlase zea Z. 8. zgreuahu zea
173. tesi zea 182.
zebe, sehe, ceBe, teme^ Z. 152. Gen. sg.
von Pron. sie.
z eb e zi, sebe-si, ccBe ch, me ipso, Z. 95. Gen.
sg. von Pron. sie, mit dem Suffix si.
zeda, sieda, cwa4, sedens, Z. 30. Praes. Ger.
m. von siedu, siesti.
z e d e, siede, cicab, sedi^ Z. 28. Praet 3 sg.
von siedu.
zego, sego, cero, haec Z* 31. hoc 103. istiüs
170. Gen. sg. m. und n. von Pron. dem.
sien, sia, se.
zem, sem, ceu, hoc, Z. 51. Loc. sg. m. von
s' oder sien.
zemi, zemi, i^euH, terram, Z. 150. Loc. sg.
von zemia.
zemu, zemiu, ^^euiio, terram, Z. 47. Acc. sg.
von zemia.
zen, sSü, c^Hb, atnum, Z. 164. Acc. sg.
VOD s^A.
ze, se, ce, haec, Z. 146. Nom. sg. n. von
sien, sia, se. 2) haec 185. Acc. pl. n. von
sien, sia, se. Wenn der Dolmetsch
buchstäbUch dolmetschte, so wäre Z. 146
18*
«40
Denkmäler der böhmischen Sprache. Eoangelium Johannis.
ze = sie« und dreses filr sia, f. ; aber die
böhm. Construction fordert 8e> n.
2 e u e n o, zieveno» a^icBeNo« reyelatum« Z. 80.
Part, praet. pass. n. TOn zieviu» »iti.
zgoiu» zgoju« 2^roK>« sanem« Z. 85. Praes. 1
sg. von zgojiti.
zgreuahu zea« sgreTacUu sie« cr^-nBdxoy
cie« calefaciebaat se, Z. 173, Praet. 3 pl.
Yoa sgrevaju sie« -ati sie.
zgreuaia z§» sgrSvaja sie« crp-^Bdiü cie«
calefaciens se« Z. 175. Praes. Gerund.
m. von sgr^Taju sie.
zhazahu ze« schazachu sie^ cxd^dxoy cie,
conveniunt« Z. 180 — 181. Praet. 3 pl.
von scbazaju sie« -ati sie.
zhoua« schova« cxoij« servet« Z. 10. Praes.
3 sg. Ton schoTaju» -ati.
zi« si« CH« iste« Z. 67. Nom. sg. m. Ton Pron.
dem. si« sia« se.
zi in zebezi« lies si» ch« Z. 95* Suffix» wor-
über 6. Gramm. Formen.
zim« in zobezim« lies sim« chm« Z. 33 — 34.
Suffix« wie ob.
zima« zima« i^nud, frigus« Z. 173. Nom. sg.
zin« syn« cmn, filius» Z» 46. 67. 143. filium
66. 143. Nom. und Acc. sg. von syn.
zini« syni« cbinh« filii« Z. 73 — 74. IVom. pl.
von svn.
zi« si« CH« hi« Z. 38. Nom. pl. m. von Pron.
dem. si.
zlase zea« slase sie« cAduie cie« mittebantur.
Z. 8. Praet« % sg. von iliu sie« slati sie»
in pass. Bedeutung,
zlaue» slaven« ca4«6h« festo« Z.38. Acc»sg.
m. von Adj. indef. slaven« vna« vno«
slaunem« slavuem» c^aaNeu« festum« Z« 101«
Sog* sg. m. von slaven.
zlaunu« slavnu« caumioy» festum« Z. 22. Dat.
sg. m. von skivettr
slaun« slavu« ca4boy« gloriam« Z. 86. 91.93*
Acc. sg. von slava.
zledoua« sledova « ca-6aob4 « sequebatur«
Z. 161. PraeL 3 sg. von sieduju» »ovati.
zledui« sleduj« ca-6a6yh« sequatur« Z. 53.
Imp. 2 sg. von sleduju.
zlisahom« slysachom« cAbiui jxou« audivimus«
Z. 64. Praet. 1 pl. von sly§iu« «-ati.
z 1 i s a h u « slyiachu « cAbiiudxoY « audissent«
Z. 22. audierunt 32. 183. Praet. 3 pl.
von sly§iu.
zlodei« zlodej« ^aoa-hh« für« Z. 7. Nom. sg.
zlug« slug« cAOYr« ministrorum« Z. 186. Gen.
pl. von sluga.
z 1 u g a« sluga« cAOYrj, minister« Z. 54. Nom. sg.
zlugi« slugy» cAOYrbi« ministri« Z. 172. Nom.
pl. von sluga.
zluhu« sluchu« CAOYXOY» auditui« Z. 79. Dat.
sg. von sluch.
zlusase« sluSaäe« cAvuijaie« pertinebat« Z.6.
Praet. 3 sg. von slusiu« sluSati.
zlusi« sluii« CAOYXH« ministrat« Z. 53. Praes.
3 sg. von sluziu« -iti.
zmucena« smucena« cuoYMeN4« turbata« Z. 57*
Part praet. pass. f. von smuciu« »titi.
znam« znam« :cn4u« notus, Z. 163. 167. Part,
praes. pass.« st. znajem« von znaju« znati.
zname« znamie« :cN4uie« signum« Z. 33. Acc*
sg. von znamie.
znamena« znamenia, ^N^ueHu« signa« Z. 76.
Acc. pl. von znamenie.
zobezim« sob^sim« coB-bCHu« semetipsos«
Z. 33 — 34. Dat pl. von sie« mit dem
Suffix si. S. Gramm. Formen.
zobu« sobu« coBOY« vobis« Z. 11. Soc. sg.
von sie.
zp aza> spaAa» cnjc^» osanna« Z. 25. Nom. sg.
zpazi« spasi» cn4CN» «aivi6ca« Z.&7 — 58. Imp.
2 sg. von spasu« spasti.
$. 19. Orthegraphie.
t4A
zredce> srMce« cpbAiie^ cor^ Z.63.107.Acc«
sg[. von sr'dce.
zredcem« sr'dcem« cpbAMeu« corde« Z. 84.
See. sg. Ton sr'dce.
zreno^ tr'no, :;pbHo^«granufn> Z. 46. Nöm. sg.
zuA« svet, CB-BT, consilium, Z. 159. Acc. sg.
von svet.
zuA« svet, cB-ftT, mundum« Z. 125. mundus
1 54. Nom. und Acc. sg. von svet.
zu^a, sveta« cb-6t<i« lumen« Z. 69. Gen. sg.
von svet
zu^a« sveta, cb-»t4^ mundo, Z. 103. Gen.
von sv^t.
zudre« svete, cb-6tb« mundo^Z. 52. 104. 138.
Loc. sg. von svet.
zuAla> sv&tla, c^wsd, lucis, Z. 74. Gen.
sg. von svetlo.
zudrlo» sv^tlo> cnrAOj lucem» Z. 70. 73 (zwei*
mal). Acc. sg. von svetlo.
zudru« svetlo cb^toyj mundum, Z. 140. mun-
do 178. Dat. 8g* von sv£t.
znditi> suditi, coyahth» judicabit, Z. 94.
Inf. Von suziu.
zuitezihj svitiezich» cBHTie^Hx» vici, Z. 140.
Praet 1 sg. von svitieziu.
zuoi, svojy CBOH, tuumu Z. 143. Acc. sg. m.
von Pron. poss. svoj« 9^ e.
zuoia» svoja, cbou, sua> Z. 112. propria
134. Acc. pl. f. und n. von svoj.
zuoie, svojcj cboi8> tuum» Z. 60. Acc. sg.
n. von svoj« a, e. 2) zuoie« svoje«
Z. 51. Gen. sg. f. von dems. 3)zuoie«
svoje^suosj Z. 104. Acc. pl. m. von dems.
zuoiu, svoju> cBoio> suan^ Z. 50« Acc. sg.
f« von svoj» a, e.
S. 19. Orthografhie.
Bei der Erläuterung der Orthographie des zweiten Fragments, nSmlich des Evan-
geliums, können wir uns um so kürzer fassen, als dieselbe in den wesentlichen Punkten
mit jener des Fragments von LibuSa's Gericht übereinstimmt. Mit Uebergehung aller
jener Buchstaben, welche im lateinischen Alphabet und bei unserem Schreiber genau
denselben Laut bezeichnen , wenden wir uns gleich zur Betrachtung jener Fälle , wo die
Natur der böhmischen Laute eine besondere Bezeichnung erforderte.
Für das böhm. c, cyr. q, verwendete der Schreiber ohne Ausnahme das lat. c :
uece 1. vece, recuce 1. rekuce, zmucena 1. smucena, zredcem 1. srMcem u. s. w.
Dasselbe c dient ihm in der Regel auch zur Bezeichnung des böhm. d, cyr. v:
ucenic 1. uöenik, ce 1. öe, cemu 1. demu, rece 1. reöe u. s. w. Doch gebraucht er dabei
sechsmal die Combination ch : chaesti 1. öiesti, chloueca 1. 51ov§ka , chlouech 1. ölov^ö,
chlouechu 1. ölov^öu, chlouecu 1. ölov^ku, chlo(uecom, Z. 155) 1. ölov^kom. Dieses ch
ftir ö erscheint bereits sehr frühe, namentlich im XI und XII Jahrii., jedoch ebenfalls nur
ausnahmsweise beim Schreiben böhmischer Nalnen in lateinischen Urkunden und Annalen.
Das böhm. ^, cyr. •», wird von dem gewöhnlichen nicht unterschieden/ und wie
dieses mit e bezeichnet: bese 1. b^$e, zlodei 1. zlod^j, uideli 1. vidöli, chlouedi 1.
ölovf^d u, s. w.
Das bö^m. ch, cyr. x, wird durch das einfache lat. h ausgedrückt : hndim 1. chudyra,
zhoua 1. schova» liodahu 1. chodiachu, iahu 1. jacfau, zlisahu L sly.^acbu u. s. w.
i42 Denkmäler der böhmischen Sprache, Evangelium Johannis,
Das mit den nachfolgenden Yocalen zusanunenfliessende und die vorhergehenden
Labialen und Dentalen erweichende j wird eben so mangelhaft und folgewidrig , wie in
dem ersten Fragment« bald durch i bezeichnet« bald wieder ganz unbeachtet gelassen :
z. B. ieden L jeden« iego 1. jego« iei 1. jej« ien se 1. jen-ze« iaco 1. jako« iim 1. jim« iemu
1. jemu« zlodei 1. zlodej, imaia L imaja« ieie 1, jeje« moiego 1. mojegq^ iu (eam) L ju« iuse
1. juze (jam)« iest U jesf« ieise 1. jej-ze« ieli se 1. jeli-ze ; dahingegen cinenu 1. öiuieniu«
ucinena 1. uöiniena« lubi 1. liubi« miesi« umiesi (neben neumiiu) 1. mjjeSi« umyje§i« use 1.
uze (neben juze)« im (neben iim)« uide 1. vyide« nene 1. nenie« zeueno I. zieveno« o nem
1. o niem« dauene 1. davenie u. s. w.
Das k wird auf dieselbe Weise« wie in dem ersten Fragment« zweifach bezeich-
net : a) durch c: ucenic 1. udenik« iaco 1. jako« cnaezi 1. kniezi« uzcrezi 1. vskresi« cral
1« kral« c 1. k (ad)« poclonili 1. poklonili« cto 1. kto« cda 1. kda« caco 1. kako u. s. w. ;
b) durch k« vor den Yocalen e und ii paki 1. paky« ueki 1. veky« ke« kegdi 1. kegdy« nicakego 1.
nikakego« kizdo 1. kyido« meski 1. meäky« und bloss einmal Z. 151 in der Praep. k cinenu
1. k öinieniu« die sonst mit c bezeichnet wird : c symonu 1. k Symonu« c anne 1. k Anne«
c otcu 1. k otcu u. s. w.
Für das böhm. s« cyr. c« wird abwechselnd z und s gesetzt : zin 1. syn« zcri 1. skry«
zebezi 1. sebesi« z nimi 1. s nimi« z sobu 1. s sobu« nozase 1. nosase« zlusase L sluSaSe« zpaza
1. spasa u. s. w.« dahingegen sta« stahu 1. stachu« strese 1. streie« usta 1. vsta« ustret 1.
vstr^t« ja sogar suoia Z. 112« neben dem häufigem zuoi 1. svoj« zuoiu 1. svoju u. s. w.
Die Wörter : use« usegda« usegdi« usi« sind wir geneigt der Natur der alten Mundart und
der Analogie der Schwestersprachen gemäss zu lesen vsie« vsegda« vsegdy« vsi« nicht
vSie u. s. w. In fremden Eigennamen wird das s beibehalten: xps I.Christus oder Kristus«
ihs 1. Jesus« isrl 1. Israel« hierusolim« esaias« iudas scariothis« bethsaidi.
Für das böhm. ä« cyr. w« fungirt das lat s : zlusase 1. slusaSe« bese 1. b^se« meski
1. m£äy« nozase 1. nosaSe« u. s. w.
Das böhm. v« heutzutage w« cyr. b« wird durch das lat u ausgedrückt: uece 1.
vece« zhoua 1. schova« usegda 1. vsegda u. s. w.
Das böhm. y« cyr. bi« wird von dem gewöhnlichen i nicht unterschieden : miti 1.
myti« zlisahu 1. slysachu« abihu 1. abychu« hcemi 1. chcemy« zin 1. syn u. s. w.
Dem böhm. z« cyr. :;« entspricht ohne Ausnahme das lateinische z : iz« za« penaz«
zlodei 1. zlodej« cnaezi 1. kniezi« mnozi« iaz 1. jaz u. s. w.
Das böhm. z« cyr. »« wird stets durch s bezeichnet : se 1. ze« ien se 1. jen-ie«
pozlusi L posluzi« dlesno 1. dFino« siuot I. zivot papesu 1. papeiu« use 1. uze (jam) u. s. w.
Für die cyrillischen Halbvocale -b und b gebraucht unser Schreiber, wie jener des
ersten Fragments in der Regel e : zreno 1. zr'no« mretuih L mr'tvych« dlesno 1. dPino«
mleuu 1. rolViu« pleti L pPti« naplenila 1. napFnila u. s. w.« und ebenso in Wörtero« wo
sich zwar die spätere böhmische Mundart ein festes e angeeignet hat« wo aber nach der
Analogie der Kirchenslawischen oder Cyrillischen ein b stehen müsste : den« ce L öe« otec«
ieden« uez 1. ves« pocestiLpoöestiu.s.w. In dem Worte neuesti wären wir geneigt das e für ein
$. 19. Orthographie. 148
cyr. b zu nehmen , also nev§st\ nicht nev^sti. Doch scheint das hier und in der Köni-
ginhofer Handschrift vorkommende jesti st^tt jest' für die ehemalige volle Aussprache
des i zu zeugen : jesti tamo hora« vicestvie jesti dano u. s. w. In dem einzigen iezum«
neiezum« 1. jes'm, nejes'm» steht u fitr b.
An der Stelle des nasalen a stehen in unserem Fragment merkwürdigerweise
mehrere, theils einfache, theils diakritisch bezeichnete, theils combinirte Yocale, und
zwar am häufigsten a: penaz 1. peniaz, imaia 1. imaja, iahu 1. jachu, neuida 1. nevi-
dia (pL non videant) , obrata 1. obratia (pl>)« cnazeu 1. kniazev, uace 1. viace, zuoia 1. svoja
(acc. pL f.), zgreuaia 1. sgr^vaja, ueda 1. y^dia (pK) « pristoiaceh 1. pristojac^ch, otazal;
viel seltener e : otese 1. otieze, tesesi L tieiesi, uecere 1. vederie (von veöeria) ; eben so
selten ae .* cnaezi 1. kniezi, chaesti 1. öiesti, pariseiae 1. Pariseje, zae 1. sie, und einmal
V
sogar koncae statt konca ; oder ea : zea 1. sie, tea 1. tie (vgl. Sceaslav = Geslav, vaca^b,
in Urk. 1175 ff.); endlich mehremal e.* ze 1. sie, ieie 1. jeje, ime 1. imie, te 1. tie, rame
1. ramie^ ie 1. je, zuoie 1. svoje, ozle 1. oslie, grebeti 1. gräbieti, zname 1. znamie, duse 1.
du§e oder dusie, und einigemal sogar statt des echten und organischen e od. ie : pari-
sei l.Parisej], z nebe l.s nebe, u uglel. u uglie (statt uglia, mit Verwandlung des ia in ie), zeueno
1. zieueno. Diese schwankende Bezeichnungsart eines und desselben Lautes scheint es
anzudeuten, dass die Aussprache der alten slawischen Nasalis a, poln, e, in Böhmen da-
mals bereits sehr schwankend war, indem letztere theils in ia, tlieils in ie überging.
Möglich auch, dass dieselbe die Mitte zwischen a und e haltend, einem breiten e oder
ae glich, welches man in einigen Gegenden unter den Slowaken in den entsprechenden
Fällen hört.
Die cyrillische Nasalis », poln. ^, lautet in unserem Fragment nie anders als u^
iu (eam, acc. sg. f.), z zobu 1. s sobu, zmucena K smucena, zuditi L suditi, dusu zuoiu 1.
dusu svoju, bude u. s. w.
Die Abbreviationen wurden bereits oben $.16 angefahrt und erklärt.
BUcken wir auf das bis jetzt angeführte zurück, so ergibt sich, dass der Schreiber
des Evangeliums, die lateinischen Buchstaben zur Bezeichnung der böhmischen Laute
folgendermassen verwendet hat.*
a für a: mast, godina n. s. w.
b fär b : bude, bo, behu 1. 'böchu u. s. w.
IC : uece 1. vece, dci, zredcem 1. srd'cem u. s. w.
ö : cemu 1. öemu,. ucah 1. uöah u. s. w.
k : caco 1. kako, cral L kral u. s. w.
d für d: dau 1. dav, dusu 1. duSu, dade, prede dnem u. s. w.
/ e: rece 1. rede, cemu 1. öemu u. s. w.
e für 1 $, ie : chlouech* 1. öloväc, zlodei 1. zlod^j u. s. w.
( 'b, b : zredce 1. sr'dce, preue 1. pr've, mleui L rnFvi u, s. w.
g für g: pogane, blagozlouen 1. blagosioven, godina u. s. w.
h für eh : hudim 1. chudym« zhoun L schova u, s. w«
n
fiir
o
für
P
für
r
fiir
i44 Denkmäler der böhmischen Sprache. Eoangelmm Johannü.
i: ucenic L uöenik« zimä u. s. w.
«
ßjj. I j : iei 1. jej, iaco 1. jako, ielise l jeli-ie u. s. w.
y: miti 1. myti, zlisahu 1. slySachu u. s. w.
b : neuest! 1. nevesf.
k für k : paki l. paky, kegdi 1. kegdy u. s. w.
1 fiir ^ ^' *'^^'*®™ ^' slavoem, naplenila 1. naprnila ü. s. w.
f Ij : Ab^ M : cral 1. kralj, lubi I. Ijubi u. s. w.
m för m: camo 1. kamo, cemu 1. öemu u. s. w.
n: paznicu 1. pasnicu^ noze 1. noze u« s. w.
nj, h : nene 1. nenie« neteri I. nieteri u« s. w.
o : prozihu I. prosichu, uolahu I. Tolachu u. s. w.
p : pizano 1. pisano, ploda» preda u. s. w.
ph, q): pilippj caipa; parisei u. s. w.
r: ucma 1. verna, preue 1. pr've, zreno 1. zr'no u. s. w.
s : test, recosta 1. rekosta^ stase 1. stase u. s. w.
s für l § : zlusase 1. slu§ase« meski L mäsky u. s. w.
z: iense I. jen-ze» zlusi 1. sluii, dlesno 1. dFuio u. s. w.
^ ( t: siuot 1. iiyot, otec, taco 1. tako u. s. w.
"ir J . , , , , ,
( t], t : mast 1. mast» at 1. at u. s. w.
u: otcu, iemu 1. jemu« zlusi 1. sluii u« s. w.
u itkr J 4t, poL s^: zobu 1. sobu, zuditi 1. suditi u. s. w.
b : iezum L jes'm\
P . z : izj za, penaz L peniaz« mnozi u. s. w.
I s : zlaunu 1. slavnu, prozihu 1. prosichu u. s. w.
In einzelnen Fällen behilft sich der Schreiber > wie wir bereits oben gesehen
haben» mit dem diakritischen e: ze 1. sie u. 8. w«> oder mit Combinationen, wie ch für ö:
chlouech 1. öIoySö^ ae und ea für ie: cnaezi 1« kniezi« tea» zea 1. üe, sie u. s^ w. Indem
Gebrauch des mit dem Häckchen versehenen e und der Combinationen ae, ea und ch besteht
der alleinzige Unterschied zwischen seiner Orthographie und der des Schreibers des Gerichts
Libusa's« mit dem er in allen wesentlichen Punkten genau übereinstimmt. Diesen Umstand
wird kein besonnener Kenner fiir ein Merkmal eines spätem Alters halten oder ausgeben
wollen: denn das e kommt in spätem Denkmälern in der Rechtsehreibung böhmischer
Wörter , so viel uns bekannt, gar nicht vor, dahingegen begegnet man dem ch, welches
unser Schreiber einigemal gebraucht hat, in lateinischen Urkunden und Handschriften
des XI Jahrh. bei böhmischen Wörtern bereits sehr häufig. Man vergleiche die Ortho-
graphie unseres Schreibers mit der der böhmischen Wörter in lateinischen Urkunden
des XII Jahrh. oder mit jener in der Mater Verborum, und man wird sehen, wie sehr
sich dieselbe durch Einfachheit und Rudität vor der letztem, die bereits mehr gekünstelt
und durch Zusammensetzungen überladen ist, auszeichnet.
§•20. Grammaiuche Fcrmen. 14$
$. 20. Grammatische Formen.
1. Substantiv a.
Sing. Nom, mse. bog. dav. uöenik. mir. syn* glas, iivot Jesus. Christus. Simon
Petr. Judas Skariothis und Schariotis. Pilipp. Esaias. Israel. Sion. diabol. — papei. zlo-
dej. deä. kraP. test." otec. Andrej. — sluga. Kaipa. — /. zima. godina. poselnica« — du§a.
veöeria. — mast\ zapov^d'. r$ö. — n. zr'no. ramie.
Gen. msc. pogreba. ploda. zakona. sv^ta« boga. (als Gen. u. Acc.) ölov^ka. Jesusa.
Jesu Christa, (als Acc.) — konca. Esaie. — /. godiny. vody. synagogy. Bethsaidy. — duSe.
ve^^erie.pasce.Galilee. — pPti. masti. dasti. — n. porekadla. l^ta. svätla. — nebe. — uglie.
Dat. msc. sluchu. bogu. sT^tu. öloy^ku. Jesusu. Pilippu. Simonu Petru. — dniu
(ndnua). otcu. papezu. Andreju. — Ann£. — n. öinieniu.
Acc. msc. syn. liud. Petr. Lazar. Jesus, iivot. Hierusolim. stret — pokoj. den'. —
/. vladu« godinn. slayu. — pasnicu. duSu. zemiu. — sdA. zapoY§d\ — n. umyradlo. delo.
SY^tlo. — srdce. nebe. — davenie. — imie. oslie. znamie.
Voc. msc. pane. gospodine. — ot6e. — /. dci.
Lcc. msc, svfitö. chram§. — /. synagoz^. — zemi. — n. uöeni. — gr^bieti.
See. msc. .Jesusem. — papeiem. dnem. — /. oslavu. — pasnicu« — n. sr'dcem.
Dual. N. A. V. f. ruce, noz£. — «. oöL
Gtn. Loc. /. nogu.
Dat. soc. n. odima.
P/tfr. iVit^m. ^Ti/c. syni, uöenici. chlapi. — kniazi. Parisei. — pogane. Judeve, — slugy. —
/• tmy.
Gen. msc. uöenik. — peniaz. — kniazev. Judev. — f. dveri.
Dat. msc. uöenikom. Judom.
Acc. m^c. m^äky. v§ky. — Pariseje. — /. rizy. — letorosli. — n. znamenia.
Lcc. msc. uöenicech. — /. tmach.
Den Dat s. rose, »dnu« lesen wir duiu, wie er in spätem Sprachdenkmälern oft
geschrieben wird. Die Königinhofer Handschrift bietet fiir den Dat keinen Beleg» wohl
aber fiir den Loc. die Form dni dar : I po tfetiem dni. 18.
In dem Nom. pl. msc. tritt dieselbe Mannigfaltigkeit der Endungen zum Vor-
schein« die wir in allen altslawischen« mithin auch altböhmischen Sprachdenkmälern an-
treffen. Neben der regelmässigen Endung i: syni» finden wir die den Gentil. und Patro-
nym. auf -anin, die im PI. das -in regelmässig wegwerfen» zuständige auf e: pogane. Im
Kirchenslawischen sind beide Endungen ni und ne gebräuchlich ; doch gibt man der
letztern den Vorzug. Die übrigen Dialekte haben sich entweder für die eine oder die
andere entschieden; im Serbischen ist die regelrechte Endung i.' pogani» Cigani u. s. w.
Dieser Unterschied findet auch bei der yerlängerten Form -evi# -ovi statt« wo in der
kirchenslawischen und bi^hmischen Mundart bereits sehr firüb an die Stelle des < ein e
19
146 Denkmäler der böhmischen Sprache. Evangelium Joharmis*
trat: synove, Judeve« während die serbische Mundart noch den ursprünglichen Vocal i
Leibehalten hat: volovi^ kmetovi, sokolori» carevi u. 8. w.
Beachtenswertb ist der alterthümliche Gen. ph msc, mit dem Nom. sg. gleich-
lautend : ucenik^ peniaz. Unsere ältesten Sprachdenkmäler liefern nur sehr wenige Be-
lege für den Gebrauch dieses in der kirchenslawischen Mundart am längsten erhaltenen
Genitivs: doch liest man in der Königinhofer Handschrift noch rozezlenj^ch mu2« do rad
(von msc fad), do oblak^ do nasep, und bei Thomas Stitn^: ot südec. Die vorherr-
schenden Gen. sind indess sowohl in der Königinhofer Handschrift» als in andern Sprach-
denkmälern des Xin und XIV Jahrb., -ov und -ev : bogov, vrahov, junov, lesov, kvetov,
N§mcev> krahujcev, vojev, hajev, meöev u. s. w.
Die Namen Israel und Sion in: kral* IsraeL dci Sion> liess der Interpret unde-
clinirt» zu genau das lateinische rex Israel» filia Sion» befolgend. Die cyrillische Ver-
sion hat in diesen Stellen das Adj. poss. cesar' Izrailjev» dSti Sionova» dem Geiste der
slawischen Sprache gemäss. Wollte man dies nicht gelten lassen» so müsste man an-
nehmen» das Wort Israel' sei hier Adjectivum possessivumj aber die Phrase: dci Sion»
ist jedenfalls fehlerhaft.
2.Adjectiya.
a) Unbestimmte.
Sing. iVöwi. wwc. ßloveö (syn). Kaipin (test'). veöen (iivot). -— y. prorokova (r^ö). dverna
(poselnica). — n. zitno (zr'no). gospodnie (ramie). Femer die als Adv. gebrauchten Ne-
utra: dl'zno. malo. javno.
Gen. mso. v^rna (boga» als Acc. gebraucht).
Dat. msc, slavnu (dniu).
Acc. msc. slaven (den'), v^öen (üvot). — /• papeiinu (s§ji). — n. gospodnie (ramie).
Loc. n. oslini (gr^bieti).
See. msc. slavnem (dnem).
Dual. S. n, pozdvizenyma oÖima.
Plur. Nom, msc. popsti (kniezi).
Acc, f. paiminy (lötorosli).
b) Bestimmte.
Sing. Dai.f. dvemej.
Ate. msc. posl^dn^jäi (den*). — /. ölovööa (slavu). boiiu (slavu).
Pbir. Dai. msc^ chudym.
Acc. msc. chude.
Lcc. msc. chudych. mr^tvych«
Ueber den Gebrauch und das Veriiältniss der zwei Arten des AdjeetiTs» nämlich
der unbestimmten nnd bestimmten» gilt im Allgemeinen das bereits oben bei dem
ersten Fragment Angemerkte. Auch hier kosMaen die sellenem Casus» der Dat. und
§, 20. Grammaiüehe Fcrmen. 147
und LocaL Plur.> nur in der bestimmten Form zum Vorschein : chudym« chudych, nicht
chudom, chudech.
Den seltenern und alterthümlichen Ableitungen sind beizuzählen: der Superlat.
poslädn^jäi (statt des gewöhnlichen Posit. posledni), papeiin Ton msc. papez, palmin von
f. palma^ und Tor allem oslin in der Phrase: na grebieti oslini. Es nehmen nämlich die
Bildungssylbe -in nicht nur die yon den auf sl, i und auf weiche Consonanten ausgehen-
den Fem. und Masc. abgeleiteten Adjectiya^ denen sie in der Regel zuständig ist, an (da-
her äeliedin in unserm ersten Fragment t. 3, von öelied^ golubin in der Königinhofer
Handschrift, wie im Altslawischen« vom alten golub'); sondern ausnahmweise lassen die»
selbe auch die mit harten Consonanten geschlossenen Substatitiva Msc. zu. Daher vdodin
in der Ostroger Bibel« wo man jetzt vdodov Uest, von vdod (Wiedehopf« Zach. 5« 9).
Wir lesen noch in der Königinhofer Handschrift: krajiny Neklaniny S. 40.« neben Nekla^
novu uchu« oku S. 58.« Neklanovych vojnov 46. Wenn demnach auch die • spätere
böhmische Mundart die Adj. Form -in bei den SubsL msc.« mit Ausnahme der auf a oder
e ausgehenden : pastucha — pastuSin« junose — juno^in« aufgegeben hat« so muss dieselbe
doch in der ältesten Zeit in Böhmen so gut wie anderwärts gebräuchlich gewesen sein,
3. Numerali a.
Das Fragment bietet bloss folgende dar:
Sing. Nom. msc. jeden, jeden-kyzdo. mnog (dav). ves (mir).
Dat. msc. jednomu.
Acc. n, vse.
Plur. Ncm. msc. mnozi (iz kniazev).
Acc. tri. n. sta. vsie.
4. Pronomina*
Von diesen kommen vor:
Persönliche 1) Sg. JV. jaz. ty. Gen, tebe. Dat. mne. mi. tobe. Acc. mene. mie.
See, mnu. PL Nom. my. Gen. vas. Dat. vam. Lac. vas. 2) Smg. Nom. msc. on. Gen.
msc. jego.y. jeje. Dat. nuc. jemu. Acc. msc. h st« n-i, in pro-ä« ve-ü« jej. J. ju. n. nie.
Loc. msc. niem. Dual. Dal. ima. PI. msc. oni. Gen. jich. nich. Dal. im. jim. Acc. mse.
je. Soc. nimi.
Das Reciprocum : Sg. Gen. sehe« sebe-si. Acc. sie. Soc. sobu. PL Dai. sobe-sim.
Die Fragenden: Nom. kto. Dai. komu. öemu. Acc. de.
Die Demonstrativen: Sg. Nom. msc. si. kyido. /. ta. neair. se. Gen. msc. sego. n.
sego. togo. nidego. nikakego. /• tej. Accus, f. tu, n. se. niöe. Loc. msc. sem. PL Nom.
msc. si-ze. nieteri. Gen. t^ch. Acc. n. sie. taka.
Das Relativum: Sg. Nom. msc. jen-ze« Acc. f. ju-ze. n. je-ie. Soc. f.yx-t^. PLnuiC.
i-ze« ji-ze, n. je-ze.
Die Determinativen: Sg. Nom. msc. drugi und sam. n. «amo* Gen. msc aama. sa-
mego (als Acc. gebraucht)
19*
148 Denkmäler der böhmischen Sprache. EvangeUam Johannis.
Die Possessiven : Sg. Nom, msc. moj. tvoj. J. moja. Gen, msc. mojego. f. svoje.
Dat, msc. nasemu. Acc.f. svoju. n. tvoje. svoje. PL Acc, msc. svoje. /. svoja (rizy). n. svoja.
Der Dat. sg. der persönlichen Pron. lautete im Böhmischen bereits damals, wie
i«ir sehen, tobd, sob§/ nicht teb§, sehe. Eine Spur des alten sebä glauben wir in Dit-
mar's Chronik zu finden, wo des Prager Bischofs Adalbert Bruder Sebeslay (Zebislovo,
Peru Mon. Germ. V. 808), nicht Soböslav, genannt wird.
Das mit dem schwach bestimmenden oder emphatischen si suffigirte Reciprocum
sebesi, sobesim, gehört zu den seltensten Erscheinungen in der altböhmischen Mundart
Es unterliegt zwar keinem Zweifel, dass dieses si ebendieselbe Partikel sei, welche sich
in den Verbindungen kdo-si, co-si, kde-si, kam-si u. s. w. , durch alle Perioden unserer
Sprache bis auf die Gegenwart herab erhalten hat ; allein mit den Pronom. ten, sien, on,
sie u. s. w. treffen wir es sonst in unsern alten Sprachdenkmälern nirgends an, das ein-
zige onseh, onsah, ausgenommen, welches, dem altslawischen onsica^ 6 dslva, quidam,
entsprechend, offenbar von einem verschollenen altböhmischen on-si abgeleitet ist. Wir
lesen dieses onseh in dem ältesten böhm. Landrechte, nach der Handschrift vom J. 1360: »od
onseha Jindricha« (vgl. Gas. äesk. Mus. 1835. IV. 426. §. 35. Kucharski Pomniki praw.
1838. S. 235. §. 37.) und in einer Handschrift über Alchemie : wonsahu, uöinils mi zle
u. s. w. In der serbischen, neubulgarischen und windischen Mundart hat dieses si in
der dreifachen Form als izi, zi, und i eine ausgebreitete Herrschaft, und wird mit den
Pronom. und Adverb., wie t', s', on, ov, tu, t'da, tako, ottu, ottle u. s. w. verbunden:
z. B. tozi, semuzi, onzi, za toizi, ovaizi sela, onomui, ottui u. s. w. Man vergleiche, was
wir darüber bereits an einem andern Orte: Serb. Lesekörner (1833) S. 91 — 93, angemerkt
haben, wo man zugleich den Beweis finden wird, dass das zi aus dem altern si entstan-
den. Unser sebe-si und sob§-sim stimmt mit dem ältesten serbischen Gebrauch auch
darin überein, dass das si bald unflectirt, bald wieder flectirt erscheint : denn wir finden
im Serbischen: onem-zi (illis), tech-zi, aber auch: oni-zim, od oni-z§ch, s oni-zimi, ti-zim
u. 8. w. Die Etymologie dieser Partikel ist noch nicht ganz klar : Dobrowsky hielt es für
den Dativ si des Pron. recipr. (Lehrgeb. der böhm. Sprache 1809. S. 106), wir ver-
mutheten darin das Demonstrative s\ si, se. Wir haben aber im Altslawischen auch eine
trennbare Partikel si, dem griechischen aqa entsprechend: dto si budet? öto si konec
nas? ili si jest' nasel?
Der Gen. samego ist der altböhmischen Mundart zuständig, die wohl noch die
Dative samu und samomu, aber, so viel uns bekannt, kein dem kirchenslawischen Dialekt
entsprechendes samogo aufzuweisen hat. Die Verwendung des bestimmten samy statt des
unbestimmten sam m einzelnen Beugeßillen reicht demnach in die älteste Zeit hinauf.
In dem Acc. pl. f. svoja (rizy) steht das a an der Stelle des cyr. a, wie in penaz
oder peniaz, knazev oder kniazev u. s. w. Vgl. S. 143.
5. V e r b a.
fndic. Praes, und Fulur,sgApers. idu. reku. vzreku. mlViu. vzmlViu. praviu. oslaviu.
zgoju. öiniu. ostavuju. — vede. 2 pers. myjeSi. neumyjeä. d^hi. ned^hi. neimaM. tieieäi.
§. 20. Grammatisehe Formen. 149
rnFviäi. v8si. nev?si. vzv6si. — 3. ostanef. ide. pride. reöe. prSda. streie. prinese. vy-
miete. poöesti. nev^st'. dast\ nenavidi. otlayi. oslavi sie. liubi. sluzi. posluzi. chodi. y£ri.
loii. pusti. otieie. schova. Plur. 1, chcemy. vemy. vferimy. 2. iinate. rozpr'nete sie. vi-
rile, ostavite. 3. neposügu. reku. nevidia. y§dia. obratia sie. nerozum^ju.
Imper. Praes. sg. 2 pers, spasi. oslavi. nerodi. tieii sie. nechaj. sleduj. Flur. 2.
vidite. verite. doverite.[chodete.
Praes. GeruncL sg. msc. reka. v^da. sieda. imaja. stoja. sgrivaja sie. — Acc.timuc.
PL rekuce. — Gen. pristojacech.
Praes. Partie, pass. znam,
Praes. Inf. myti. videti. umreli. suditi. veriti. vzvySiti. bati sie. vytierati.
Praet. Indic. sg. 1 pers. pridech« rejech, imejech, oslavich, rnFvich, nemrvich« svi-
tiezich> uöach, dokonach^ objasniovach. 3. reöe, dade^ predade« neprodade sie, pozna,
pride, nadide, ide, vyide, vnide, otide, skry sie, posla, vsta, vzie, siede, poöie, wede oder
uvede, vece, otvece, vid§, vskresi, mFvi, uväri, oslepi, otvr'di, prepasa sie, sl^dova, mi-
lova. — slase sie, poslase» stase, dinieSe, slu§ase, nosaSe, volase, milovaSe.
Dual. 3. msc. rekosta. Plur.i. neprodinichom, slySachom. 3. r§chu,jachu, stachu»
idechu, pridechu, poznachu, nepriznachu, nemoiechu, privedecbu, v^richu, nev^richu,
prosichu, vstupichu, prislupichu, chodiachu, sly§achu, sgr^vachu sie, schazachu sie, volachu.
Praeter. Particip. act. sg. msc. pr^Sel, pr^dal, vySel, dal, poslal. /. naplnila sie. n.
umrelo. PL msc. poznali, im^li, videli, zabili, poklonili sie, nevyvr'gli sie,
Praet. Gerund. sg. n. padSe (zr'no).
Particip. Praet. pass. sg. msc. blagosloven, pr§pasan. /. dana, smucena, udiniena.
n. pisano, zieveno.
Verbum subst jesm.
Praes. Ind. sg. 1. jesum (einmal), nejes'm (zweimal). 3. jest' (siebenmal), jesti (drei-
mal) und nenie. PL 2. jeste.
Tut. sg. 3. bude.
Praet. I. sg. 3. b§. PL 3. bechu.
Praet. iter. sg. 3. b^se.
Praet. II. pL 2. byste. 3. abychu und aby (als Gonjunctiv).
Das Praeter, vödö wird im Altböhmischen zugleich in der Iten Person gebraucht,
statt v^d^ch, gerade wie im Kirchenslawischen und in den Freisinger Denkmälern ans
dem X Jahrh. in windischer Mundart.
Die Zeitwörter vem und dam befolgen auch in unserer alten Mundart die ano*
male Conjugation: daher die 2te Pers. im Praes.. y^si (nicht v^M), die 3te vest*, dast', und
die 3te im Praet. pr^dade^ prodade. Hieher gehört jesi, jsi, welches sich erhalten hat.
Unser -my der 3ten Person im Plur. : chcemy, vömy, verimy, welches später in
-me überging, kennen nicht nur die Polen, bei denen es noch fortlebt, sondern wir be-
gegnen demselben nicht selten auch in den ältesten cyrillischen Handschriften.
i60 Denkmäler der böhmuchen Sprache, Evangelium Johannis.
Bei den Imperativen haben sich die alten Endungen sowohl im Sing, als auch im
Plur. noch erhalten, daher : nerodi, tieü sie, v^rite, doverite, vidite, chodete. Es ist je-
doch nicht unmöglich, dass diese Wörter, oder wenigstens einzelne davon, auch ohne den
Vocal ausgesprochen wurden, und dass das i, wie so oft später, nur die Stelle eines
stummen, den vorhergehenden Consonanten erweichenden Jer' vertritt. Wir haben be-
reits oben bei dem Worte iskati in Libusa's Gericht bemerkt, dass es um des Vers-
maasses willen iskat' gelesen werden muss; wir wollen hier noch ein anderes schlagendes
Beispiel aus der Königinhofer Handschrift beifügen. Wir lesen darin S. 62: Muzie, ne-
budi vas tajno Kotly, truby slyseti znova. Hier setzt es das bestimmte achtsylbige
Versmaass ausser allen Zweifel, dass in dem Imp. nebudi das i ausgesprochen, dahingegen
in dem Inf. slyseti ausgelassen werden muss. Aehnlicher Beispiele liesse sich eine Menge
anführen. Nehmen wir an, dass in dem Zeitalter unseres Fragments und in der Heimath
unseres Interpreten die Vocale wirklich so ausgesprochen wurden, wie er sie geschrieben
hat; so wäre diess ein Beweis, dass der böhmische Imperativ in der mehrfachen Zahl
von der ursprüngUchen Form bereits damals abzuweichen anfing und in jene überging,
die wir in den spätem Denkmälern herrschend antreffen. Wir lesen nämlich neben vi-
dite, verite, doverite auch chodete Z. 69. Im Altslawischen gilt die Begel, dass sich der
Imper. im Plur. in Hinsicht des Vocals i oder i stets nach dem Vocal der 2ten und 3ten
Person des Praesens richtet; daher nes^m, nes^te, aber zrim, zrite u. s. w. Von dieser
Begel findet in den ältesten bulgarischen und serbischen Handschriften nur dann eine
Ausnahme statt, wenn ein r, c, s, sc oder / vorausgeht, in welchem Falle nach den vier
ersten Consonanten statt i ein i, seltener ein a, nach dem fünften aber regelmässig ein a
gesetzt wird, weil jene Consonanten durchaus kein e nach sich vertragen. Daher die
Imperative: plaäite se, mazite, iscate, bijam, pijam u. s. w. Die ältere böhmische Mund-
art hat sich nicht nur an dieses Ausnahmsgesetz nicht gebunden, sondern das e an die
Stelle des i sogar bei den Zeitwörtern der oten Conjugation: honim, honis, honiti, sub-
stituirt. Daher chodete bei unserem Interpreten, velbete (magnificate) in den Glossen
des Psalt. im Mus. und cteme, ctete, modleme se, modlete se, vyjadreme se, vyjadfete
se, uskrovneme^ uskrovnete, bläzneme, bläznete u. s. w. in unseren älteren Denkmälern
und im heutigen Schrifl- und Sprachgebrauche. Schliesslich bemerken wir, dass auch in
dem von ^iggcrt herausgegebenen Fragment einer deutschen Zwischenübersetzung der
Psalmen aus dem XI — XII Jahrh. unter den eingestreuten slawischen Wörtern die Imp.
pogete (cantate) und podete (venite) gelesen werden.
Das Praesens Gerundivi ging im Altböhmischen auf a oder ja aus : reka, v£da,
5ieda> imaja, stoja, sgr^vaja sie. Das flüssige ja ging bereits sehr früh in je (jetzt nach
Consonanten in t) über: volaje, t^^]^» chodie> honie u. s. w. Im Kirchendialekt sind die
Ausgänge -bi und Jk, d.i. yunde, nach Verschiedenheit der Coirjugationen, vorherrschend:
mogy^ pady, isky, vide, isde, zove ; doch fehlt es an einzelnen Beispielen nicht, welche
das ehemalige Vorhandensein des Gerund, auf a auch in dieser Mundart beweisen. So
lesen wir in Johann Exarch, nach einer Handschrift aus dem Ende des XlJahrh. »svftjj
§. 20. Grammatische Formen, ifti
öelovek boiij K'stetin, filosof reka« (Ausg^. y, Kalajdovic S. 129), und in andern gleich
alten Handschriften trifft man zuweilen Formen an, wie nesa> moga> bera u. s. w. Das
altböhmische Gerundivum war ehemals« gleich dem altslawischen, auch in der abstracten
oder unbestimmten Form, declinabcl ; daher der Acc. msc. »slysachu jej öinuc se znamie«
bei unserm Uebersetzer. Die spätere Mundart büsste diesen Vorzug ein, und behielt nur
die Declination der in förmliche Adjectiva mit bestimmter Endung verwandelten Gerun-
dive bei: N. chodieci msc. u. f., chodiece n., G. chodiecieho, chodieciej u. s. w.
Die Formen : uöach, und chodiachu gehören dem zweiten Praeter, oder dem so-
genannten Praet actionis continuatae an, und sind von dem eigentlichen Verbum itera*
tivum wohl zu unterscheiden. Bei dem ersten bleibt der Yocal des Stammes unver««
ändert (chodiachu), bei dem zweiten wird derselbe verwandelt oder, wo keiner vorhanden
war, eingeschoben (schazachu sie, poziraü, von chozu, poiru). Das einfache Praeter, von
uöu, chozu würde lauten : uöich, chodich. Hieher gehört auch rejech st. rech (PL röchu)
von reju; ferner imejech (einfach imech) von imeju, welches im Altböhmischen neben
imam und imaju (davon das Gerund, imaja), so gut als im Kirchenslawischen gebräuchlich
war. In der 3ten Person sind die beiden Praeter, leicht zu unterscheiden, theils
durch den abweichenden Yocal vor -§e, theils durch diese Endung selbst: nosase, öinie-
§e (einfach nosi, öini), volase, sluSaSe, slade sie (einfach vola, slusa, sla sie). In .letzterem
Falle unterschieden sich die Yocale in der Aussprache durch den Accent; in vola, sluSa
wurde das a kurz, in volase, slusäse hingegen gedehnt ausgesprochen. Bemerk enswerth
ist, dass in unserm Fragment das alte a, ia, in beiden Praeter, noch viel häufiger gelesen
wird, als in andern Denkmälern unserer Mundart» wo man es bereits in r, ie verwandelt
findet. Es haftet dasselbe in uöach, nosaSe, chodiachu, slySachom, slySachu, schazachu
sie, aber in poöie, vece, otvece, rejech, öiniese, ging es bereits in e, ie über.
Yon dem Praet. Gerundivi kommt nur das einzige Beispiel: aö zr'no zitno padSe
V zemiu Z. 47 vor. Dieses padSe ist das Neutr. des von dem eigentlichen Gerundivum
abgeleiteten Adjectivs; padSi, padSa, padSe ; das eigentliche Gerund, würde lauten: msc.
und neutr. päd, f. padsi. Wir bemerken, dass auch dieses PraeL Gerund, ehemals im
Böhmischen declinabel war ; wir lesen nämlich in unserm ältesten Passional : dokad by
hospodina z mrtvych vstavse nevid^l, und in dem Wiener Lectionarium aus dem XIV
Jahrhundert: jeni pravie oiivSe, qui dicunt eum vivere. (Luc. 24, 23). Hier ist vstaväe,
oiivse der den Accusativ vertretende Genitiv von vstav, oziv, statt vstav§a, oiivSa, mit
der gewöhnlichen Verwandlung des a in e. Für den firühen Gebrauch des vom Gerund,
abgeleiteten Adjectivs im Böhmischen haben wir ein schlagendes Beispiel in unserer
Königinhofer Handschrift: I v d^diny vratiSe sie byvSe blahost*. S. 78.
Bei dem Verb, subst. jesm' ist die doppelte Form, nämlich sowohl die volIstlTn-
dige, als die verkürzte in der 3ten Person pl. des Praet Conj. beachtenswerth : abychu
poznali, abychu sie poklonili, aby vid^li. Die erste Form verschwand längst aus dem
Sprachgebrauche.
152 Denkmäler der böhmischen Sprache. Eoangelmm Johannis.
Wir haben in der obigen Zusammenstellung der Formen des Zeitwortes die zu-
sammengesetzten oder periphrastischen Tempora in ihre Bestandtheile aufgelöst und diese
einzeln an den gehörigen Stellen eingereiht: hier wollen wir bemerken« dass von den
periphrastischen Temp. folgende in unserm Fragment vorkommen :
Das FuL periphr. : suditi bude.
Das Fut. conditionale oder exactum: umrelo bude. Diese in der böhmischen
Mundart längst verschollene Form kommt in den ältesten Denkmälern, bis ins XIV Jahrb.
herab, nicht selten vor; so in dem glossirten Psalter des Museum aus dem XUI Jahrh.
aö zapomanul budu tebe, si oblitus fuero tui, Ps. 136, 5; in dem Psalter des Prager
Domkapitels: chvalili sie budem v chväle y tvej, 105, 47: kdy£ vzesli budii hr^Sni a zje-
yili sie budü, 91, 8; bei Thom. §titny: bude-li svetske dobr^ miloyal; in den ältesten
böhmischen Landrechten: Pak-li budeS pohnal z jine hospody, §. 198. S. 263. Kuchar-
ski*s Ausg.
Das Praet. periphrasticum Ind.: vysel jesi, dal jesi u. s. w.
Das Praet. ConjuncL: aby preSel, aby prSdal, aby sie otazal, at'byste imäli, aby-
chu sie poklonili, abychu poznali, aby zabili, aby vidMi.
Ungewöhnlich und unrichtig ist die Verbindung des Hilfszeitwortes bese mit dem
einfachen Praet. Ind. zur Uebertragung des lateinischen Futur, periphrast. Z. 2. 3. jen-2e
b§se jej predade , qui erat eum traditurus. Die cyriUische Version drückt es viel rich-
tiger aus: ize chotea§e predati i.
Das Passivum schreibt unser Interpret auf die gewöhnliche Weise, mit sie, um:
neprodade sie, sla§e sie, at' oslavi sie u. s« w. Die Part. pass. bieten nichts Bemerkens-
werthes dar.
6. Praepositionen.
Unser Fragment enthält deren folgende dreizehn: dci do konca; k und kex k
sob^-sim, k bogu, k öinieniu, ke dniu ; iz durchgehends, nie zi iz uöenik, iz nich, iz
tej godiny, iz zakona u. s. w.; nai na zemi, na grdbieti, na nie; oi o chudych, o uöeni,
o niem ; ol: ot boga, ot yeöerie, ot nich, ot mr'tvych ; poi po niem ; prid und prede :
prSd nimi, pr§de dnem ; pro: pro liud, pro Pariseje, proü; ^ u. ,r^: s nebe, s Jesusem,
se mnu; u: u tebie, u sehe sama, u uglie ; v und ve: v zemiu, v ziyot, y imie, y ruce,
V chramS, y svetö, ye tmach, y yas, y y§ky, ye mne, ye mie (Acc), veÄ u. s. w. ; za:
za tri sta« Hieher gehört auch das präpositionelle Ady. dlie, welches im Böhmischen
dem Hauptworte nachgesetzt wird : Jesusa dlie. Der Interpret schrieb zwar , der lateini-
schen Wortfolge gemäss, das Wort dlie vor das Hauptwort Jesusa, deutete aber zugleich
durch die beigeftigten Gänsefösschen an, dass man es in umgekehrter Ordnung zu
lesen habe.
7. Adyerbia.
Von diesen kommt in unserem Bruchstück eine nicht unbeträchtliche Zahl vor.
Es sind folgende: öemu (quare); doned-ze, doniudie (dum); gda Z. 22 und kda Z. 106.
-§• 20. Grammaästht Formen. lj(3
185 (cum); ide-ze (ubi, quo Z. 180); jako (quia); jako-ze (sicut); jako — tako (sicut, sie);
jegda (quando); j^-li (cum); jeli-ie (quia); jeSöe (adhuc); ju-ze Z. 106« und u-ze Z. 133
(jam); kako (quomodo); kamo (quo); kegdy (cum); ne (aon); netoliko (non tantum): ne«
treba in der Phrase netr^ba jest' (non opus est); nyne (nunc); obako (tarnen); opiety
(iterum); paky (rursum); potam (deinde); proöe (propterea); pr've (prius); tako (sie); toli
(tantum) ; tu (hie) ; tut' (ilHc) ; vele (multum) ; veru,v?ru (amen, amen) ; veru obako (verum-
tamen); viace (plus); vne (foris) ; Tsegda imd vsegdy (semper); vskryty (in occulto); ie
(relaL^in jen-ze, ju-ie» jako-ze u. s. w.)
Hieher gehören auch die als Adverb, gebrauchten Adj. neutra : dl'zno, javno« malo«
Die meisten der hier aufgezählten Adverbia treten entweder in dieser, oder in
wenig veränderter Gestalt auch in andern, bedeutend spätem Denkmälern zum Vorschein.
Zu den selteneren gehören die mit dem relativen i oder je zusammengesetzten : ideie
(ubi); ferner das caus. jako (quia), jegda (quando), jeli (cum), jelize (quia); doch fehlt es
auch für diese an einzelnen Beispielen nicht, so wie überhaupt unsere ältesten Quellen
für den ehemaligen ausgedehnten Gebrauch dieser Formationen zeugen. So lesen wir
im Wiener Evangelium, im ältesten Passional und anderwärts noch das relative jamze,
jamz (quo), bei Stitn;^ jelikz (quanitum, tolik — jelikz, jelikz — tolik) u. s. w. In Libusa's
Gericht kommt ideie vor, uud jako, causal gebraucht, hat sich zimi Theil noch bis ins
XYI Jahrh. erhalten. Das hier Z. 14 gebrauchte toli (tantum) verhält sich zu dem auch
hier Z. 124 vorkommenden toliko gerade so, wie das veraltete jeli oder jeliz zu dem
noch jetzt gebräuchlichen jeliko, jelikoz.
S.Gonjunctionen.
Von den eigentlichen Conjunctionen treffen wir folgende an : a (sed, propterea) ;
a mit by in aby, abychu (ut); aö (si); at', ati (ut, cyr. da); bo (enim); i (et); li (an) in ad
li(si) ; ne in ne-ze (sed), ne-ze-li (quam); nu (sed) in dem einzigen nu-ie öe i ty iz uöenik
jesi (numquid et tu); ie (autem).
Mehrere der oben angeführten Adv. dienen zugleich als Conjunctionen : gda, kda,
jakQ, jeli, jeliie u. s. w.
Bemerkenswert!! ist, dass neben dem sechsmaligen a€ (Z. 9. 45. 70. 73. 83. 143)
einmal auch ati vorkommt (Z. 137). ^ fehlt nicht an Beispielen, dass es noch in viel
späterer Zeit so geschrieben und daher wahrscheinlich auch so ausgesprochen wurdet
z. B. in den ältesten Rechten; Ati vysvedöi pfed üfadem, §. 278 nach den ältesten Hand-
schriften (im gedruckten Text steht unrichtig at, Ausg. Kucharski's S. 277).
Das adversative a ist Ton dem copulativen i streng geschieden. Schon in deif
Königinhofer Handschrift trifft man zuweilen das a auch verbindend gebraucht
9. Interjectionen.
Bloss ai (ecce, cyr. se): ai kraP, ai mir, ai pride godina, ai v£dia oni. «..
20
154 Denkmäler der böhmischen Sprache, Evangelium Johannis.
10. Syntax.
Mit Uebergehung alles Bekannten und Regelmässigen« woßir andere altböhmisehe
Sprachdenkmäler eben so gut wie unser Fragment Belege liefern« wollen wir bloss Einiges,
was zu den seltnem Fällen oder Uuregelmässigkeiten gezählt werden kann, ausheben.
Bei den belebten Substantiven kommt der alte Acc. msc. sg., der bekanntlich
dem Nom. gleich lautet, in diesem Fragment Terhältnissmässig weit häuGger als in irgend
einem andern uns bekannten Denkmal vor. Wir lesen darin: dFzno vzvysiti syn dloved
Z. 66, oslavi syn svoj Z. 143, i vvede Petr (Petrum) Z. 168, aby Lazar videli Z. 14, aby
i Lazar zabili Z. 17, i y^richu v Jesus Z. 19, chcemy Jesus Tideti Z. 41, sledova ze Jesus
(Jesum) Simon Petr Z. 161. Nur zweimal finden wir den Gen. für den Acc. gebraucht:
AJbychu poznali tie samego boga Z. 148, jego-ze poslal jesi Jesu Christa Z. 149. Dahin-
gegen treffen wir den alten Acc. des persönlichen und relat. Pron. i nicht mehr an, son-
dern statt dessen wird gewöhnlich jej und einmal sogar jego (Gen.) verwendet. (Vgl. Z.2.
tS. 32. 40. 56. 94. 107. 156. und dagegen Z. 148.) Die Verkürzungen pro-ä, ve-A sind
aus dem alten Acc. pro-n-i, ve-n-i hervorgegangen.
Bemerkenswerth ist die Verwendung beider Formen, der vollen abychu und der
verkürzten aby bei der Bildung des Praet Conjunctivi : abychu sie poklonili, abychu poznali,
und wieder aby zabili, aby videli. Die erste Form verschwand sehr früh aus dem Gebrauche.
Die Verbindung des Hilfszeitworts b^Se mit dem Verbum predade, also des Praet.
mit Praet., in : jen-ie beSe jej predade Z. 2 — 3, fiir das lateinische : qui erat eum tradi-
turus, ist fehlerhaft: iiir predade sollte das praet parL act. pr^dal stehen, diess würde
aber dem Sinn nach dem lateinischen nicht entsprechen. Aehnliche Fehler und Versehen
waren bei den ersten Uebersetzungsversuchen kaum vermeidlich ; in spätem Handschriften
finden wir diese Stelle weit richtiger durch : jeni m^jeSe ho zraditi , wiedergegeben.
Zu den unregelmässigen Fällen gehört auch der Ausdruck : reo Esaie prorokova
Z. 78, statt proroka, d. i. Adj. poss. statt des Substantivum, und ist unserer Meinung nach
ebenfalls auf die Schuld des Uebersetzers zu setzen. Dergleichen Fehler und Versehen
kommen in dem Fragment noch ein Paar vor, die wir nun anmerken wollen.
Wir müssen vor allem der fehlerhaften Construction : abi vse — dast' jim iivot
v^öen für das lateinische ut omne — det eis vium aetemam Z. 145 — 146 (Jo. XVH, 2)
erwähnen. Da aby den Conjunctiv fordert, dieser aber aus dem Verbum subst und dem
Praet. part. act., also im vorliegenden Falle aus aby und dalo gebildet wird, so müssen
wir annehmen, dass der Uebersetzer, indem er Wort Hir Wort dolmetschte, entweder
den Zusammenhang vergass und aus der Construction herausfiel, oder, da er sonst ut
häufig durch at', ati übersetzt, aus Versehen abi statt ati hinschrieb.
Aus dem knechtischen Festhalten am Buchstaben des Originals entsprang unfehlbar
auch die unslawische Construction: pride Jesus Hierusolim, venit Jesus Hierusolim, statt
V Hierusolim oder do Hierusolima Z. 22 — 23 (Jo. XII. 12). Der Slawe kann und darf
hier der Praeposition nicht entbehren.
5- 21. Buchaffenheü der Interlinear^Venion* 155
$• 21. Beschaffenheit der Interlinear^ Version.
Bei dem Umstände , dass sich aus dem ganzen Codex nur zwei» noch dazu nicht
ToIIe und unverstümmelte Blätter erhalten haben — denn das erste Blatt ist unten > das
tweiie aber unten und auf der rechten Seite beschnitten — können wir über die Grösse
und den ursprünglichen Umfang desselben nur mehr oder minder gegründete Yermuthun-
gen wagen. Auf dieselbe Weise» wiewohl aus andern Gründen» begnügen wir uns unsere
Meinung über die Entstehung und Bestimmung der Interlinear-Version nur in leisen An-
deutungen auszusprechen.
Wir haben uns die Mühe genommen» den Raum» den die unten» an der Basis
der Golumnen» weggeschnittenen Worte eingenommen haben mögen» nach Maassstab und
Verhältniss des Vorhandenen» genauer zu bestimmen» und haben gefunden» dass das
Fehlende bei einigen Spalten 9» bei andern 10» bei einer sogar 11 lateinische Zeilen
betragen hat. Diess zu Grunde gelegt» ergab sich durch weitere Vergleichung und Be-
rechnung» dass der zwischen der 4. und 5. Columne fehlende Text von Joh. 13» 9
(domine» non tantum) bis Joh. 16» 28 (mundum et vado ad patrem)» nach Abzug der noch
auf die 4. Spalte fallenden Zeilen» genau 8 Spalten oder 2 Blätter in solcher Schrift»
wie die vorliegende ist» ausgefüllt habe. Denkt man sich nun zu der übrig gebliebenen
Höhe der Columne den Raum» den 10 lateinische Zeilen sammt dem dazu gehörigen
untern weissen Rand einnehmen» hinzu» so wird man sich überzeugen» dass das Format
der Handschrift nicht Quart» sondern klein Folio war. Eben so klar ist es» dass» da aus
der Mitte zwei Blätter fehlen» dieselbe zum mindesten aus Duernionen bestanden haben
muss » möglicherweise aber auch aus Ternionen oder Quaternionen bestanden haben mag»
da bei dem Wegfall des untern Randes über die Signatur nichts bekannt ist» und das
erhaltene Doppelblatt auch das zweite oder dritte aus der Lage sein könnte. Sowoh)
das Format» als der Gebrauch von Lagen berechtigen uns zu der Yemiuthung» dass
unser Fragment ein Theil eines grossem Evangelien-Codex oder eines Tetraevange-
liums ist» der alle vier Evangelien umfasste und zu solennem Gebrauche bestimmt war.
Ein blosses sogenanntes Lectionarium oder Auswahl der Sonn- und Festtags-Perikopen
konnte es schon darum nicht sein» weil gerade die erhaltenen Capitel in den gewöhnli-
chen Lectionarlen nicht vorkommen.
Wir wollen nicht entscheiden» ob der lateinische Evangeliencodex gleich ur-
sprünglich in der Absicht niedergeschrieben wurde » um ihn mit einer böhmischen Inter-
linear-Version zu versehen» oder ob man zu diesem Behufe eine bereits aus andern Gründen
fertig gewordene Handschrift verwendet habe. Die Entfernung der lateinischen Zeilen»
die nicht grösser ist» als bei andern ähnlichen Handschriften aus demselben Zeitalter»
macht zwar die Annahme jenes ersten Falles nicht nothwendig» steht ihr aber aucVi nicht
im Wege : da die Distanzen der lateinischen Zeilen immer gross genug sind» um eine Inter-
linear- Version in etwas kleinerer Schrift» wie der Augenschein lehrt» überall bequem und
ohne Anstoss zwischen dieselben einfügen zu können. Dass aber die lateinische Urschrift
20*
i56 DenkmäUr der b^hmucken Sprache. E^angdiurnJohannU.
und die böhmische Interlinear-Yersion von einer und derselben Hand sind, kann als
sicher angenommen werden; jeder unbefangene Kenner wird sich davon bei sorgfaltiger
Prüfung des Originals überzeugen.
Der lateinische Text unseres Evangeliums stimmt mit dem der Vulgata, bis auf
einige geringfügige Abweichungen > überein. Die^e Abweichungen bestehen theils in dem
Ausfall oder Austausch einzelner Wörter, theils in der Verwechslung der Tempora und
des Numerus bei den Yerbis, theils in der Umstellung einzelner Wörter und ganzer Phrasen,
theils endlich in blossen orthographischen Eigenthümlichkeiten. Wir haben den Text der
Handschrift mit dem gedruckten Sixtinisch-Clementinischen verglichen und wollen alle
Varianten, so unwichtig dieselben zum Theil sein mögen, hier niederschreiben. Wir
lesen in imserer Handschrift Jo. XII. v. 4. Scariothis statt Iscariotes der edirten« v. a.
vendit st. vaeniit, v. 7. sine st. sinite, in die st. in diem (doch kann das Zeichen der
Abbreviation über dem e bereits aus dem Pergament verschwunden sein), v. 8. pauperes
enim habetis st. p. e. semper h., v. 11. ibant st. abibant, v. 12. Hierusolima st Jerosoly-
mam^ V. 13. Osanna st. Hosanna, v. 14« assellum st. asellum, v. 20. gentiles quidam st.
qu. gentiles, eis qui st. bis qui, ascenderunt st« ascenderant^ v. 21. hü st. hi^ Galilee st.
Galilffise, v. 22. dicunt st dixerunt« v. 23. Jesus respondit st J. autem resp., glorificetur st cla*
rificetur, v. 26. ministravit st ministrat honorificavit st honorificabit« v. 27. hanc horam st
hör. hanc, v. 28. tuum nomen st nom. tuum, v. 34. exaltare st exaltari, v. 35. tenebrae
vos st vos tenebrae, conprehendant st compr., vadit st vadat, v. 38. Esaie st. Isaiae, v.
39. Esaias st Isaias, v. 40. excecavit st. excoecavit, eorum cor st. c. eor., et intelligant
st et non intelligant, v. 41. Esaias st Isaias, v. 42. de sinagoga (unten 18, 20 synagoga}
St. e s., V. 43. dilexerunt ergo st d. enim; XIU. v. 1. pasce stpaschae; v. 2. Schariothis
8t bcariotae, V. 5. misit st mittit, pelvem st. pelvim» v. 6. Symonem st Simonem, v. 7.
dicit st dixit, v. 8. habes st habebis v. 9. Symon st Simon; XVI. v. 33. pressuram habe-
atis st pr. habebitis, quia ego vici st. ego vici, ohne quia; Jo. XVII. 2. potestatem carnis
st p. omnis c, XVIII. 15. discipulus autem erat st d. a« ille e.^ v. 16. hostium st ostium«
exiit 3t. exivit, hostiarie st ostiariae, v. 17. hostiaria st ostiaria, v. 18. et calefaciebant
se, quia frigus erat, st quia frigus erat, et calefaciebant se, v. 21. sciunt hii st hi sciunt ^)
Dass der böhmische Interpret sich bei seinem Uebersetzungsgeschäfl lediglich an
sein lateinisches Original, welches er eben mit einer Interlinear- Version versehen wollte,
gehalten, dass er ohne Benutzung der damals gewiss schon vorhandenen und wo nicht
in Böhmen, so doch in Mähren und den südslawischen Ländern bekannten cyrillisctien,
oder kirchenslawischen Version an seine Arbeit gegangen, dass er seine Absicht, ein^,
wörtlich genaue, gemein fassliche Uebersetzung zu liefern ^ ohne dem Geiste der böhml-^
*) Ans dem so eben erschienenen Not. Test, cnm varr. eod. Amiat. nme'Florent. Laarent. sec VI.>
ed. fleek Lipt. 1840. 12. erselien wir, dass der lau Text unseres Fragmenls in vielen wichtigem Lea^
arten, t. B. 13, 7 sine, 12, 22 dicunt, 12, 23 glorificelnr, 12^ 40 inulUganl, 13, 8 h^ec u. s. w., ml
jener Sltest^ Hapdf dirüft übere^timmt.
§• 21. Beschuffenheü dtr hUerUiuar*VeriiotL tSt
•
sehen Spriiclie zu nahe zu treten, im Ganzen und bis auf einige, bei ersten Yersuchei
4er Art unvermeidliche, Versehen gut und glücklich erreicht hat, lehrt die nähere Ee»
trachtung und Analyse des uns erhaltenen Bruchstücks seiner gewiss eben so mühevollen
als scbätienswerthen Arbeit.
Wie genau sich der Interpret an seine lateinische Handschrift gehalten hat,
zeigen am besten gerade die von dem Texte anderer Handschriften abweichenden Wörter
und Phrasen, z. B. Jo. XII. v. 7. sine st. sinite^ v. 8. pauperes enim habetis (ohne semper
nach enim)> v. 11. propter illum ibant st. abibant, v. 26. ministravit st. ministrat, Jo. XYI.
V. 33. quia ego vici st. ego vici, ohne quia, Jo. XYIII. v. 15. discipulus autem erat, ohne
ille nach autem u. s. w., welche er buchstäblich genau durch nechaj, chude bo imate,
pron chodiachu, posluü, je-ze jaz svitiezich, udennik ze hkle u. s. w. übersetzt. Nur
an solchen Stellen, wo das Kleben an dem Buchstaben des Originals offenbar den Sinn
gefährdet hätte, erlaubt er sich einige mal zu Gunsten seiner Muttersprache von der
festgesetzten Regel abzuweichen; so übersetzt er z. B. Jo. XU. v. 5. vendit, v. 22. dicunt»
v. 40. et intelligant u. s. w. ganz richtig durch prodade sie, rekosta, i nerozurolju u. s. w.
Um die Leser in den Stand zu setzen, über das Verhältniss unserer ältesten böh-
mischen Version der Evangelien zu der cyrillischen urtheilen zu können, haben wir die
unserem Fragment entsprechenden Stücke aus einer der ältesten bis jetzt bekannten
Handschriften, aus dem sogenannten Ostromirschen Evangelium vom J. 1056 — 10S7, jetzt
in Sanct-Petersburg, böhmisch orthographirt, hier abdrucken lassen. Diese von Herrn
Wostokow aus dem Original abgeschriebenen Stöcke hatte Hr. Hanka bereits in seiner
Ausgabe des Dobrowskyschen Slawins mitgetheilt; wir haben bei unserem Abdruck die
uns von Hrn. Hanka geföUig mitgetheilte unmittelbare Abschrift Wostokow's benutzt, und
die cyrillische Orthographie so gut als möglich durch die lateinisch-böhmische genau
dargestellt. Ein Abdruck mit cyrillischen Buchstaben, der in unsem Officinen immer mit
grossen Schwierigkeiten verbunden ist» schien für unaern gegenwärtigen Zweck, der mit
cyrillisch-paläographisch-grammatischen Untersuchungen nichts gemein bat, nicht unum*
gänglich nothwendig, ja nicht einmal erspriesslich zu sein. Wir «wollten unsere Leser
bloss in den Stand setzen, beide alten Versionen auf die leichteste und bequemste Weise
gegeneinander zu halten, um sich von ihrer Selbständigkeit zu überzeugen. Wo der
Thatbestand so klar spricht , da halten wir jede weitere Bemerkung über das Einzelne
für überflüssig. Durch die zufällige Uebereinstimmung einzelner Worte und Ausdrücke
wird sich, bei dem Alter unserer Versionen und bei der grossen Verwandtschaft der slawi-
schen Dialecte, kein Kenner beirren lassen. Jo. XIL 35. 40 hält sich unser Interpret ganz
an die Vulgata; die cyrillische Version folgt dort dem griechiachen Texte«
So gelungen, d. L treu, (asslich und grammatisch correct, uns die Ueber8etzu|ag(
im Ganzen erscheint, zumal wenn wir sie als den ersten oder doch aller Wahrscheinlich«
keit nach als einen der ersten Versuche dieser Art betrachten, so gewahren wir dock
in dem uns erhaltenen Stücke auch einige nicht unbedeutende Mängel und UnvollkoBMtten«
heiten. Dies* Vingel sind zweifacher Art. entweder hat der Interpret den Sinn 6m
158 Denkmäler der böhmüchen Sprache. EoangeUum Johannis*
Origfinals nicht genau und richtig wiedergegeben, oder derselbe liess sich Fehler gegen
die Grammatik der eigenen Muttersprache entschlüpfen. Die letzteren, wohin namentlich
die aus engherzigem Kleben an dem Buchstaben des Originals entsprungene Vernach*
lässigung der Flexion im kral* Israel st. Israilev, dci Sion st. Sionja od. Sionova, und
der Praepos. in pride Jesus Hierusolim, die fehlerhafte Verbindung der praet simpl. hHt
predade zu einem Tempus periphr., die eben so regelwidrige Verknüpfung des aby mit
dast' sL dalo, endlich der Gebrauch des Adj. poss. statt des Gen. subst. in reo Esaie
prorokova gehören, haben wir bereits oben in der grammatischen Uebersicht besprochen:
wir wollen desshalb hier bloss beispielshalber einige Mängel und Versehen der ersten
Art ausheben. Jo. XII. ▼. 10 wird cogitaverunt durch poznachu übersetzt, sehr unpas-
send, besser die spätere böhmische Version, mysliechu, noch besser die cyrillische, s'veäta-
se, da der Sinn des gr. ißovksvffopto dem lat. deliberarunt entspricht. V. 19. nihil profi*
cimus, niöe neproöinichom, buchstäblich ängstlich nach dem Lateinischen, besser die
spätere Version neprospevamy, und die cyrill. ni kaja ze poFza jest\ V. 2il. nisi — mor-
tuum fuerit, ad — umrelo bude , wohl nur aus Versehen fehlerhaft st a6 — umrelo ne-
bude, cyr. aSte neumret". V. 25. perdet eam , pr^da ju, wohl durch Verwechslung des
perdet mit prodet, die spätere Version ztratiti, cyr. pogubit\ Jo. XVII. v. 2. ut omne det
eis yitam aeternam, abi yse — dasf jim ziyot väcen, st. ati vse. V. li. quia expedit, je-
ie yymiete, d. i. neuböhmisch vymate, vymot4 (herauswickeln), fehlerhaft, durch Ver-
wechslung der Bedeutungen des mehrdeutigen lat Wortes expedit, die spätere Version
ie jest' uziteöno, cyr. jako unje jest. Andere, wenn gleich nicht geradezu treffende und
adäquate, doch dabei nicht fehlerhafte und widersinnige Uebertragungen (z. B. y^ru oba-
ko, für ?erumtamen), übergehen wir.
Wir haben oben §. 16. das Alter unserer Handschrift bloss nach paläographischen
Kennzeichen bestimmt: wir wollen hier zu dem dort gesagten noch einiges nachtragen'
und bemerken yor allem, dass auch die Sprache der böhmischen Version fiir das dort
angenommene Zeitalter spricht.
Wenn wir in dem yorliegenden Falle auch die Sprache mit in Anschlag bringen,
so meinen wir, dass zwischen ihr und der Sprache unserer zunächst ältesten Denkmäler,
d. i. der Glossen in der Mater Verborum, der Königinhofer Handschrift u. s. w., eine
Kluft yon Jahrhunderten liegt Um sich dayon zu überzeugen, braucht man nur, bei zu-
reichender Kenntniss der böhmischen oder überhaupt slawischen Grammatik und bei
oi&ien, unbefangenen Sinnen, das Fragment des Eyangeliums und die eben genannten
Glossen oder die Königinhofer Handschrift nacheinander aufmerksam durchzulesen, und
man wird hoffentlich weitere grammatische Beweise über diesen Punct nicht yerlangen.
Dass der Urheber der Version ein geborner Slawe und namentlich ein Böhme war, er-
hellt ebenfalls aus dem ganzen Habitus der Sprache, welche rein, gediegen und ita Gan-
zen j^ammatisch tadellos ist, und aus der mit fester Gonsequenz durchgeftibrten Ortho-
graphie, welche die, bei Uneingebornen gewöhnliche Verwechslung der Mediae und Te-
nnes b und p, d und /, zu yerhüten wasste. Die weüigen, oben gerügten stylistischen
§• 21. Buchaffcnheü der IfUerlinear»Version. i59
Gebrechen und Mängel sind nicht von der Art« dass sie nicht ein gebomer Böhme
bei zu ängstlichem Kleben am Buchstaben des Originals und bei einiger Unachtsamkeit
hätte begehen können, zumal in jener Zeit der ersten^ mithin unvollkommenen Versuche
der Uebertragung lateinischer Bücher ins Böhmische. Fassen wir die eigenthümliche
Beschaffenheit der Schriftzuge unseres Denkmals näher ins Auge, insbesondere den so
scharf ausgeprägten Character der damals in Deutschland üblichen Hand, moderirt durch
einige bloss oder doch vorzugsweise in Böhmen gangbare Eigenheiten, z. B. das auch
in andern ältesten böhm. Handschriften regelmässig vorkommende Zusammenschieben von
zwei oder mehr kleinen Wörtern in ein Contihuum; so wird uns die Vermuthung nicht vag
und ungegründet erscheinen, dass der Urheber der Version ein geborner Böhme ge*
wesen, der sich in deutschen Klöstern und Schulen, möglicherweise zu Fulda oder
Regensburg, zum geistlichen Stande ausgebildet hatte, und hierauf in seinem Vaterlande,
aller Wahrscheinlichkeit nach am Hofe des Herzogs, also in Prag, als Priester lebte und
fungirte.
Bekanntlich Hessen sich schon im J. 845 vierzehn böhmische Fürsten oder rich-
tiger Lechen (duces), deren Namen uns der Chronist leider nicht aufbewahrt hat, sammt
ihrem Gefolge in Regensburg in Gegenwart des Königs Ludwig des Deutschen taufen.
Dieses glänzende Ereigniss konnte unmöglich einzeln und ohne Nachahmung dastehen:
man hat vielmehr Grund zu vermuthen, dass das Christenthum um dieselbe Zeit auch
andere minder hochgestellte Bekenner unter den Böhmen im Stillen und geräuschlos
gefunden. Ist es nun wahrscheinlich, dass man diese Neubekehrten ohne allen Unter-
richt in der christlichen Religion gelassen habe ? Dass eifrige Seelsorger sich nicht bemüht
•
hätten, sie wenigstens theilweise, mittelst populärer Uebersetzungen einzelner Stücke, mit
dem Inhalt der heiligen Bücher der Christen bekannt zu machen? Verneine es, wer da
will : die Geschichte der Bekehrung anderer Völker spricht für unsere Annahme. Durch
den, nicht ohne Zuthun Swatopluk's, von dem mährischen Erzbischof Method, wahr-
scheinlich im Herbste des J. 871 bekehrten und getauften Herzog Bofiwoj kam die
christliche Religion in Böhmen auf den Thron, und gleichzeitig nahm die Mehrzahl des
böhmischen Volkes den Christenglauben an. Es ist höchst wahrscheinlich, dass damals
auch die, durch Cyrill und Method in Mähren und Pannonien eingeführte slawonische
Schrift und Liturgie in Böhmen theilweise Eingang gefunden, ohne je die bereits früher
eingebrachte lateinische gänzlich daraus zu verdrängen. Dass der Uebergang von Heiden-
thum zum Christenthum bei einem so kräftigen und gemüthlichen Volke, als die Böhmen
jener Zeit waren, nur allmählich zu Stande gebracht werden konnte, dass er von häufigen
Stillständen und Rückfallen unterbrochen' war, wird Niemanden befremden. BoHwoj's
Sohn, der Herzog Spitihn^v (895 — 912), fand in dieser Hinsicht noch so viel übrig zu
thun, und entwickelte einen solchen apostolischen Eifer,« dass die ältesten lateinischen
Legenden vom heil Wenzel ihn sogar als den Urheber und ersten Beförderer der christ*
liehen Religion in Böhmen rühmen konnten. Die nach dem Tode Swatopluk's in Mähren
entstandenen, Unruhen veranlassten ihn im J. 895 mit dem deutschen Reiche in genanere
160 Denkmäler der böhmischen Sprache. Eüangdmm Johannis. ^
Verbindung zu treten. Von der Zeit an stand Böhmen während seiner und seiner Nach-
folger Regierung (Wratislaw 912—926, Wenzel d. U. 928—936, Boleslaw 936-^967) in
geistiger und kirchlicher Hinsicht ganz unter dem Einflüsse Deutschlands : böhmische
Priester und Seelsorger wurden meist in Deutschland gebildet und sogar Deutsiche als
Lehrer des Christenthums ins Land gerufen. Wenn wir gleich den Worten der slawi*
sehen Legende vom h. Wenzel Tollen Glauben beimessen, dass derselbe, durch Für-
sorge . der h. Ludmila zuerst in der slawischen Schrift von einem Popen, hierauf auf
Veranstaltung des Vaters zu Budeö in der lateinischen unterrichtet wurde, wenn wir auch
gern zugeben, dass der h. Prokop, dessen cyrillisches, in Frankreich erhaltenes Auto-
graphon uns unlängst auf das angenehmste überrascht hat, der Aussage seines Biographen ge-
mäss, etwa im letzten Viertel des X Jahrb. auf VySehrad von slawischen Popen die cyril-
lische Schrift erlernte: so können wir doch nicht umhin zu gestehen, dass die slawische
Schrift und Liturgie in Böhmen von Anfang her von der lateinischen in den Hintergnmd
gedrängt wurde, und nur eine kurze Zeit die Rechte einer tolerirten genoss, um bald
gänzhch zu verschwinden. Die Ereignisse dieses und des folgenden .Tahrhunderts be-
zeugen dies laut, und die, freilich nur in Abschriften aus dem XIII — XIV Jahrb. erhaltene,
aber der Abfassung nach aus irühern Jahrhunderten stammende böhnusch6 Uebersetzung
der Evangelien und Episteln, des Psalters, der Leben der Heiligen u. s. w., bekundet
durch sich selbst zur Genüge, dass sie nicht aus cyrillischen Handschriften abgeschrie-
beii» sondern von eingebornen Böhmen unmittelbar aus lateinischen Codicibus verfertigt
worden ist. Unser Evangelium liefert davon einen unumstösslichen Beweis.
Wenn wir nun erwägen, wie unwahrscheinlich und mit dem anderwärts beobach-
teten Verfahren nicht übereinstimmend es sei, dass man gleich in der ersten Zeit der
Einfuhrung des Christenthums in Böhmen, um 845 ff., zur Uebersetzung des ganzen Tetra-
evangeliums und Anfertigung eines so grossen Codex, als der unsrige aller Wahrschein-
lichkeit nach war, geschritten sei, wenn wir femer in Betracht ziehen, dass der leben-
digere Verkehr zwischen böhmischen und deutschen Priestern, in Folge des festem
politischen Verbandes beider Länder, erst um das J. 895 eingeleitet wurde und im Laufe
des X Jahrb. im steten Wachsen war: wenn wir endlich, wie billig, einiges Gewicht auf
die Schriftzüge unserer Handschrift legen, welche augenfällig dem X Jahrh. angehören;
so werden wir die Vermuthung nicht vag und ungegründet finden, dass unser Evangelium
eben in der letztgenannten Zeitperiode, höchst wahrscheinlich unter der Regierung des
mächtigen Herzogs Boleslav L (936 — 967), wo nicht schon unter dem frommen Wenzel
(928-- 936), vielleicht nicht ohne ihr Geheiss, geschrieben worden sei.
Der im IX Jahrlu neuerwachte Eifer für die Christianisirung und den Unterricht
der zahlreichen slawischen Zweige im Süden und Westen dauerte im ganzen X und Xt
Jahrb. fort: aus ihm entsprangen die ersten Versuche, das Slawische, Behufs des Umer-
riohts des Volkes, mit lateinischen Buchstaben zu schreiben, die, so geringhaltig sie iil
Vergleich mit dem, was gleichzeitig in cyrillischer Schrift Rh* die südösdiche Hälft« dei^
Slawen geleistet wurde, gewesen sein mögen , dennoch fär die Geschichte unserer Sprkche
$• 2L Beschaffenheü der InUrUnear'Fernon. 161
schmerzlich Termisst werden. Zu den ältesten Ueberresten dieser Erstlinge des lateinisch-
slawischen Schriftwesens gehören jene bekannten karantanischen oder windischen Aufsätze^
welche sich in. einer Handschrift des Freisinger Bischofs Abraham (957 — « 994)» ehedem
in Freisingen» jetzt in der kön« Bibliothek in München erhalten haben. Dass auch ftir
die Slawen an der Saale» Elbe und Ostsee frühzeitig von eifrigen Geisüichen das Nöthigste
zum Unterricht in der christlichen Religion schriftlich aufgesetzt wurde» bezeugen die
alten Chronisten ausdrücklich : leider aber hat sich davon aus diesen Gegenden nichts»
wenigstens nichts yon Bedeutung (yon einzelnen slaw. Wörtern in einem deutschen Psalter
siehe unten) erhalten. Von dem Merseburger Bischof Boso (yor 971) sagt sein Nachfolger»
Ditmar» ausdrücklich : ut sibi commissos eo facilius instrueret» sclaTonica scripserat verba»
et eos Kirieleison cantare rogaviu L. II. p« 40. Dass Ditmar selbst der slawischen Sprache
kundig war» sieht man aus seiner Chronik. Von einem andern Merseburger Bischof
Werner (vor 1 101)» heisst es in der Chronik des genannten Stifts : libros schlavonicae lin-
guae sibi fieri jussit» ut latinae linguae charactere idiomata linguae Schlavorum expri>
mereL Dass der Priester Bruno yon Aldenburg (1156) bei seiner Mission geschriebene
Reden in slawischer Sprache hatte» bezeugt Üelmold : Quibus sacerdos Dei Bruno juxta
creditam sibi legationem sufficienter administrayit verbum Dei» habens sermones conscriptos
yerbis slavicis» quos populo pronunciaret opportune.. L. L c* 83.
Dass bei der Uebertragung der biblischen Bücher» namentlich des Eyangeliums
und des Psalters» aus der lateinischen in eine lebende Sprache im ganzen IX» X und XI
Jahrh. Interlinear- Versionen die beliebtesten waren» ist bekannt genug. Von der grossen
Zahl solcher Handschriften» welche die Deutschen aufzuweisen haben» wollen wir nur eine
als Beispiel ausheben» weil sie für unsem gegenwärtigen Zweck nicht ohne Bedeutung
ist. Es ist das yon F. Wiggert herausgegebene Fragment einer deutschen Interlinear-
Version der Psalmen aus dem XI od. XII Jahrb. in Magdeburg (Scherflein zur Kenntniss
alt. deut. Mundarten. Magd. 1832. 8.)» in welchem mitten in dem deutschen Text ein
Paar slawische Wörter» und an einer Stelle eine radirte slawische Zeile yorkommen«
Unter allen Versuchen» diese sonderbare Erscheinung zu deuten» scheint uns die Annahme^
die natürlichste zu sein» dass der Abschreiber einen laieinischen Text mit doppelter Zwi-
schenübersetzung» einer deuUchen und einer slawischen, yor sich hatte» und an. einigen
Stellen irrthümlich in die slawische Reihe hinein gerieth. Unter den ehemals in Böhmen
geschriebenen und noch ganz erhaltenen biblischen Büchern nimmt wohl durch Alterund
Eigenthümlichkeit der Sprache der lateinisch-böhmische Psalter in Wittenberg» den schon
X D. Hoffmann in LilienthaFs preussischen Zehenden (U. 344) umständlich beschrieben uod
Adelung falsch fiir einen polnischen ausgegeben hat» die erste Stelle ein. Da wir erst
beim Beginne des Druckes eine genaue Abschrift der böhmischen Version dieses sehr
interessanten Codex durch Hm. §tür erhalten haben» so wollen wir einen genauem
Bericht darüber für die Zukunft yersparen. Wir wollen nur noch zum Schlüsse bemerken»
dass» übereinstimmend mit unserm Eyangelium» sowohl in diesem Psalter» als auch in dem
Magdeburger Fragment« in der bekannten Psabnenübersetzung in Trier» und in fL44<^?ni
21
169 Denkmäler der böhmischin Sprache. Boangelium Johannis.
Handschriften mit Zwischenübersetzungen^ von denen uns Kunde geworden > die lieber«
Setzung mit kleinerer Schrift, als der lateinische Text, geschrieben ist; so dass dieses
Verhäitniss so ziemlich als Regel bei den Alten gegolten zu haben scheint«
§• 22. Schlusshemerkungen.
1. So unvollständig die Grammatik ist, die sich aus zwei so kurzen Fragmenten« wie
die hier behandelten sind« absirahiren lässt« so reicht doch die oben aufgestellte Ueber-
sicht der Wort- und Biegungsformen für den unbefkngenen Kenner zur Genüge hin, um
zu der Einsicht und Ueberzeug^ung zu gelangen, dass der böhmische Dialekt in dem
Zeitalter der schriftlichen Auffassung unserer Fragmente, also am Aufgange des IX und
in der ersten Hälfte des X Jahrb., ungeachtet der nicht zu läugnenden grössern Homo-
geneität mit den übrigen slawischen Mundarten, namentlich mit der sogenannten alt- oder
kirchenslawischen, dennoch bereits auf einem selbstständigen Wege war und sich von
diesen in mehreren wesentlichen Punkten unterschied. Wir bemerken diess hier darum
ausdrücklich , weil man bei einer oberflächlichen Betrachtung der Sache über der Ge-
wahrung so vieler auffallenden Aehnlichkeiten nur gar zu leicht die wichtigen Unterschiede
übersieht und so aus unvollständiger Auffassung des Thatbestandes irrige Schlüsse Über
die Gleichheit der slawischen Mundarten in einer gewissen Zeitperiode zieht. Die slawi-
sche Sprache mag allerdings, wie der Stamm selbst, in einer unvordenklichen Zeit nur
eine einzige und ungetheilte gewesen sein : aber in der uns bekannten, historischen Zeit
von einer Gleichheit der Sprache zu sprechen und das Vorhandensein selbständiger,
scharf ausgeprägter Dialekte in Abrede zu stellen ist gewiss eben so unphilosophisch als
ünhistorisch. Wir glauben, dass unsere obige Zusammenstellung der Wort- und Biegungs-
formen und die spärlichen Bemerkungen, mit denen wir dieselbe begleitet haben, in
dieser Beziehung ein brauchbares Material zur weitern Prüfung und Vergleichung bieten;
den Gegenstand selbst hier weiter zu verfolgen, ist nicht unser Zweck. Wir wollen bloss
zwei Erscheinungen der altböhmischen Mündart, die wir oben kurz berührt haben, hier
nochmals schärfer ins Auge fassen, nämlich die Darstellung der cyr. und poln. NasaUs
A, e durch a und e, und die frühe Verwandlung der breitem Vocale a und o in
den engem e.
3. Wir haben gesehen, dass unsre beiden ältesten Denkmäler der böhmischen Mund-
art in der Darstellung desjenigen altslawischen Lautes, welcher im cyrillischen Alphabet
durch A, im polnischen aber durch e bezeichnet wird, zwischen a und e schwanken (nur
im Evangelium wird dafür einigemal ea und ae gesetzt) und sich hierdurch einerseits der
mssischen Aussprache, welche dafür ein ia hat, andererseits aber der serbischen, welche
^8 stets durch e ausdrückt, nähern. Wir lasen in Libusa*s Gericht neben jeja, stroja>
svatu, Stiaglav, trasechu sie, auch jeje, sviet^, kniezna, knieinu, sniechu sie, podie, je sie,
tieöinu, mie, tie, sie u. s. w. ; und eben so im Evangelium neben peniaz, jachu, obratia«
knikzev« viace, otazal, auch otieie, tii^Seit, poäe, vedierte (Gen.), kniezi («A^naezi^'), ramie.
$.22. SchlüsfbetnerkuHgen. 163
znamie, oslie, je (eos, Acc. pl. m.) u« s. w. Hierbei ist es non aufiallend, dass die zwei
Denkmäler« die doch der Zeit der schrirüicben Auflassung nach nicht sehr weit aus eiii^
ander sein können, nicht nur unter sich nicht übereinstimmen — denn während in Libuäa's
Gericht: kniexna> je sie> sniechu sie« vieöina geschrieben steht« lesen wir im Evangelium
kniazev« jachu und viace — sondern dass sogar in einem und demselben oft dasselbe
Wort auf zweifache Weise, bald mit a« bald mit e, geschrieben wird. So steht in Libuia's
Gericht Z. 41 jeja« aber Z« 88 jeje, Z. 95 und 128 svate« statu« aber Z. 34 sviete, im
Evangelium Z. 88 und 129 — 130 kniazev, oUzal, aber Z. 16 — 11 und 175 ~ 176, 182
kniezi, otieze« tiezesi« tieii sie: so wird ferner in dem erstem der Name Stiaglav (d. i.
cecidit caput) mit a, das Wort podie hingegen mit e geschrieben« obgleich beide« als
Praeterita von tnu (seco) und cnu (incipio) derselben Form angehören« und in andern
Dialekten wirklich gleichß^rmig entweder mit a« üb« oder mit e geschrieben werden. Wir
haben oben den Grund dieser Erscheinung in der Ungleichheit der Aussprache dieses
ursprünglich nasalen Lautes gesucht und behauptet« dass diese UngleicliJieit in der
böhmischen Mundart bereits früher Platz gegriffen habe« als unsere Denkmäler nieder*
geschrieben wurden: hier wollen wir« zur Bekräftigung dieser unserer Meinjung« zu den
bereits^ oben angeliibrten Beispielen noch einige weitere Belege aus den unsern Fragmenten
an Alter zunächst kommenden Denkmälern und Quellen, da wir kider keine gleichzeitige
besitzen« beiftigen« So wie neben den Namen Bracislav (d. i. Töneruhm) und Vacemil
(d. i. Mebrlieb) in unsern ältesten lateinischen Urkunde^ fast gleichzeitig auch die Formea
Brecislav und Yecemil gelesen werden; so treffen wirj übereinstimmend mit dem po-^e
(incepit) in LibuSa's Gericht die Namen Naöiegost« Nacierat» Naiieplk und äieslav« welche
eben dieses Praet. die von ^nu erhalten» in allen alten Urkunden (z^ B. vom J« 1087« 1115>«
1195« 1196« 1197 bei Boöek) stets mit e^ nie mit a, geschrieben« Dafilr steht in einer Urk. vom
J. 1088 (welche aber in ihrer gegenwärtigen Gestalt nach dem Urtheil stimmberechtigter
Kenner erst im Xll Jahrb. angeschrieben wurde) „w cnasawezi«'' d. i. v Kniazav'si « im
Local« statt w Kniaziv'si« wohl grammatisch unrichtig (durch Verwechslung mit dem Nom.^
Kniaza-ves)« jedoch mit einem deutlichen a für das cyr* a« und in den ältesten Hand^^
Schriften des Cosmas ebenfalls Naöarat (Nacarat« Naeharat), Hieher gehört auch Prejäsla»
vici in einer Urk. von 1131 > wenn nämlich» wie es wahrscheinlich ist« und schon Nestor^
erklärt hat« das ja darin ein Praet. von imu ist. Demselben Wechsel des « und e be-
gegnen wir in den Glossen der Mater Verborum vom J. 1202 : wir lesen darin mala
(meodia) mit a, aber auch obredi (cerimoniae), urednik« peniei (denarius)« vitiez« zajiSc»
mesiec- Es würde uns zu weit fiüliren« wenn wir unsere übrigen ajten Denkmäler in dieser
Hinsicht genauer durchmustern wollten ; wir wollen demnach ans den wichtigsten derselben'
bloss einige Beispiele ausheben« wie sie uns beim zußlligen Aufschlagen gerade in die^
Augen fallen. Wir finden im ältesten Passional (aus dem XIV Jahrb.) : pat (füni)« patnadal;^
svaty, svacenü vodu und dazwischen oder daneben jeje sviete ruci« svoji svieti ruce (Aecu)r
kniez« kniezie«. poöie« po^iechu« stieti« utie (praeter.) # prasöedie« sdedie (cyr. hi^vaam«);
im Psalter der kön. Bibl. (ebenfalls aus dem XJY Jahrb.) : zpomanu, pamatenu vzal, atfaal«
21*
164 Denkmäler der böhmischen Sprache. Evangdüim Johannis.
sie, und wieder zpomieniechom (neben zpomanu und pamat6n!)> vitiezu> rady knieiecie^
Tsickni svieti jeho; in der Königinhofer Handschrift: tieie (Praet. von tahu), pfetie (von
pfetnu), rozepie, spiechu (von spnu)> zaje (von zajmu), podietie, vicestvie, ramie> deviet,
desiet, und wieder tahü, taie (neben tieie), taiechu, svaza« maso> fad, f ady u. s. w. Diese
wenigen Beispiele, deren Vermehrung eben so leicht als zwecklos wäre, mögen hinreichen,
das Befremden über die ungleiche Bezeichnung eines und desselben Lautes in unsem
Fragmenten zu entfernen. Wir sind überzeugt, dass, besässen wir mehrere, unsem Fragmen-
ten an Alter gleichkommende böhmische Sprachdenkmäler, wir dieselbe Erscheinung in
ihnen antreffen würden.
3. Ein eben so holies Alter, als der ungleichen Aussprache und Schreibung des
cyr. A oder poln. e, müssen wir im ^ Böhmischen dem Umlaut des breiten und ursprüng-
lichen a in das engere e, vorzüglich nach weichen Consonanten y, c, r, s, z^ z, seltener
nach den harten s, w, m, /, u. s. w. , zuschreiben. In unsem beiden Fragmenten finden
wir diesen Umlaut wo nicht in alleiniger und vollkonunener Herrschaft, so doch in voller
Entwickelung und ' auf dem Wege dazu. Wir lesen nämUch in dem ersten neben roz-
vlajase, buria, vlastovica, rozenia, zmija, auch schon öeliedi, öeliedina, dlie, sly$e, sly§este,
vece, dävöe ruka, statt öeliadina, dlia, slySa, slylaste, veca, d^vöa ruka, und ebenso die
Praet. act continuatae und iterat., klaniechu sie, rozmysliechom, statt ' klaniachu sie,
rozmysliachom ; und in dem zweiten neben uöach^ sluSaäe, nosase, slySachom, sly-
Sachu, chodiachu, schazachu sie, javno, auch schon im^jech, r^jech, 6inie§e, vece, otvece,
zieveno, u uglie» jeze, sie, vsie (Acc.pl. n.), statt imejach, r§jach, öiniale, veca, u uglia u.s. w.
Wir gewahren in beiden Denkmälern eine auffallende Ungleichheit und scheinbare Inconse-
quenz: während gar viele alte ursprüngliche a unberührt geblieben sind, ist in andern Wör-
tern, ja oft in einem und demselben Stammworte, z. B. zieveno neben javno im Evangelium,
bereits ein e an ihre Stelle getreten. Wir wollen nun, da es uns, wie gesagt, an gleich-
zeitigen Sprachdenkmälern gebricht, die an Alter unsem Fragmenten zunächst stehenden
Quellen genauer einsehen, um über das Alter und den Umfang dieses Umlauts vollstän-
digere Aufschlüsse zu erhalten. Sehen wir unsere ältesten lateinischen Diplome durch,
so finden wir darin noch a. 1049 Jarogn^v, 1053 Jarolub, 1175 und 1176 ZaviSa, 1187
Bogusa, daneben aber auch schon a. 1030 dubreva st dubrava (silva, in* Monse's Fragm.
bei Boöek, vgl« das bulg. treva st. trava u. s. w.), 1165 Zaviie, 1169 Tvrdise, 1196 Jero-
slav (vgl. jer st. jaf in Jungmanne Wörterbuch) u. m. a. Der Name Blag wird in den
Urk. 1180 — 1190 abwechselnd Blag und Bieg geschrieben. In den Glossen der Mater
Yerborum vom J. 1202 : jatrvenici (dual, f., janitrices, duorum firatrum inter se uxores),
und dagegen jeSöer (lacertus), kure noha (gailicrus, Hahnfuss), koze brada (Bocksbart)/
vae öeled' (omnis familia), mit welchen drei Wörtern man das d^vöe ruka unseres Frag-
ments vergleiche, femer öeSe, ielud, ohniSöenin, Ser, meze, tieie (moles), nejesyt, Stievel,
vlastovice, poselnice st. da§a, ialud, ohniSöanin, §ar, meza, tieia, nejasyt, Stiavel, vlasto-
vica, poselnica. Im Passional aus dem XIY Jahrh. im Museum : uiast' und uiest\ ponu-
cdl, nical und ponuce (praet), ponucejic, ponucenie, niceti, nicieile, pozvudal, und dt-
§. 22. Schloisbemerkangen. 16S
gegen mytl ölov^öe^ boiie pomoc, podöe§ie> trmacieti» usIySechu, daviechu^ p^jechu«
neim^jesta > idieSe, pf itulieSe, dvoje podstaf, zievil sie^ kr est^ne, Äimene» m^it^ne u. s. w.
In dem Psalter der kön. Bibliothek: uslySal, b§ial sem> dotycati ; dahingegen neslySech«
feviech (mugiebam), jede§e (capiebas cibos), mluva boze^ d^Ia boiie u. s. w. In dem
Psalter des Domkapitels : kHdal sem^ aber dagegen f eviech^ mluviech> m^Sech^ pijechu,
nuziechu u. s. w. In den Glossen des Psalters im Museum: zemani, und gleich darauf
zemene> Stievik u. s. w. In der Königinhofer Handschrift höchst merkwürdiger Weise
noch dreimal boiia mati> S. 14. 24. 28.^ einmal b^da tuzSia S. 24. > ferner vsia Praha>
Trazia (pL)> hnutia» bufia (Nom.)^ nad#ja> meöa (Gen.)^ tuöa (Nom.)« yisia (pl.)> stoja
(pl.)« dusa(Nom.), pustiä$e> ob^cati ob^t\ aber dagegen byvSe blahost\ sila p^tkrät vieöSe
Prazan« vece> leie> b^ie, vzezyudiej zahuöie (Praet)« huöiechu« snieäe mi sie« Iskniede
sie« burieSe« rostieSe« kryjeSe« dochazeie« klekniechu« hrniechu« diviechu sie« mijechu« sy-
piechu« sraiechu« jsb sogar nedoidech neben zdaSe« idachu. In einer Handschrift aus dem
Anfange des XH' Jahrb. liest man ausdrücklich ielta)^ statt ialtaf ; in andern alten Quellen
jef st jaif« öes st. das« ileb st. zlab« uiesnu sie« nestojte st nastojte u. s.w. Noch mehr«
in den Denkmälern des XIY Jahrb. « in DalemiPs Chronik« in der Alexandreis« in den von
Hm. Hanka herausgegebenen ascetischen Gedichten u. s. w.« liest man zu dutzendmal
nem und vem st. nam und yam« und in den ältesten Handschriften der böhmischen
Rechte eben so häufig ze öe st. za öe« za-ö (vgl. ze-jtra st. za-jutra)« anderer« eben so auf-
fallender Beispiele nicht zu gedenken. Uebrigens gehört der Umlaut des a in ^ nicht
ausschUessend der böhmischen Mundart zu ; man findet ihn« wiewohl viel seltner« auch
in sehr alten cyrillischen Handschriften bulgarischer und ausnahmsweise auch serbischer
Familie (wo zwar ein -b« ^« geschrieben wird« welches aber im Munde der Bulgaren fast
wie ein e lautet)« femer in der windischen Mundart; wo jez (jes« jest)« jedro« jereb« jesen«
jetra« jedmen« de« reca« meter« melina« kre« dlesk« hrebati« dreta« trep« dl^to« i^lod«
z^dlo« ielovati u. s. w. gesprochen und geschrieben wird. Wir verweisen Kürze halber
auf das« was wir über diesen Gegenstand bereits früher in unsem Serbischen Lesekömern
S. 42 — 44 angemerkt haben. Die dort angeführten Beispiele Hessen sich aus andern«
zum Theil altern bulgarischen Handschriften ansehnlich vermehren« wenn der Zweck unserer
gegenwärtigen Schrift ein* längeres Verweilen dabei nicht unräthlich machen möchte.
4. Nicht minder alt im böhmischen Dialekt ist der Umlaut des Yocals eine im Socia-
tiv msc. der 1. Decl. einfacher Zahl: rokem« hohem, duchem« ferner im Praeter, der 2
Conj. sowohl in der einfachen als in der vielfachen Zahl: nesech« nesechom u. s. w.«
endlich in einzelnen Wörtern« wo nach der Analogie anderer Dialekte ein o stehen sollte«
z» B. nikte« tet« jake£ — takei u. s. w. Wir begegnen dem Wechsel der Vocale o und«
mehr oder weniger auch in andern Dialekten : man vgl. Veles und Volos« Velet und Volot«
Velin und Volin« VelyÄane und Volyüanc, pepel und popel oder popol« bebr und bohr«
lebeda und loboda« jetery« ktery und ktory« teply und toply« sleboda und sloboda« p^ju
und poju« krem§ und krome« sehe« teb^ und sobe« tob^« sebü« tebü und sobu« tobu
nebe und nebo« vded und vdod« breskev und broskev« nebet und nogt« russ. nogot
166 Denkmäler der böhmischen Sprache» Eoungdium Johannis.
u. s. w. Uieher gehören alle im Verhältniss des Lauts und Ablauts stehenden Verba
desselben Stammes, wie wezu» wezti und vozim« Yoziti, nesu, nesti und nosim, nositi
u« s. w^ Das frühe Festhalten des e statt c im Sociativ der ersten männlichen Declination
und im Praeteritum der 2. Conjugation bildet nun ein wescntUches und untrügliches
Kennzeichen unserer ältesten böhmischen Mundart, wodurch sich dieselbe von ihren
Östlichen und südlichen Schwestern unterscheidet. Bei dem Sociativ leidet die Regel
keine Ausnahme: bei dem Verbum liegt der Singular (nesech, feöech, mozech, tisöech)
und Plural (1. nesechom, feöechom, 2. neseste, feceste, 3. nesechu« feöechu u. s. w«)
dbenfalls klar am Tage: über den Ihial gehen uns hinreichende Belege ab, unser Frag-
ment des Evangeliums bietet auffallender Weise Z. 43 ein rekosta statt reöesta dar.
Weitere Belege für den häufigen Wechsel des e und c bietet Hrn. Jungmann's Wörter-
buch in reichlicher Fülle dar; wir wollen bloss bemerken, dass die Formen blysket« jeket,
tluket u. s. w., statt blyskot» jekot u. s. w., in der Königinhofer Handschrift, nikte, jakez —
takei im ältesten Passional sehr häufig sind, und dass, während nxan im Passional: ai
tot jeni prospeti nemohl, liest, in den ältesten Rechten daiUr mehrmal tet pövod vor-
kommt Aus diesem Wechsel der Vocale c und e lässt sich erklären, warum das Wort
▼tery in unseren ältesten Denkmälern abweichend geschrieben wird: es lautet nämlich
in LibuSas Gericht Z« fi6: U vtorej med krivdy karajuci« dagegen in der Königinhofer
Handschrift S. 72, 78 : i minu den prvy, i minu den vtery. Noch Weleslawin hat in seiner
Sylva quadrilinguis beide Formen, vter^ und vtor^, verzeichnet. Ja in 'der Königinhofer
Handschrift liest man sogar in einem und demselben Gedidil» unstreitig einem der ältesten
4er ganzen Sammlung : kralevym vrahom und kralovy voje, S. 80 u. 8t.
i '
fi
167
GESCHICHTE DER BEmEN FRAGMENTE
§. 23. Bekanntwerden und Schickaale der Fragmente.
^m 15. April 1818 erliess der damalige Oberste Burggraf des Königreichs Böh»
menj Se. Excellenz Graf Franz von Kolowrat-Libsteinsl^y, gegenwärtig k. k. Staats- und
Conferenzminister in Wien« jenen denkwürdigen Aufruf »an die yaterländischen Freunde
der Wissenschaften,« welcher eines der wichtigsten wissenschafUichen Institute des Vaterw
landes^ das böhmische Museum, ins Dasein rief» und bei gebildeten Böhmen, hohen und
niedero, Enthusiasmus erregte. Bald wetteiferten alle Stände in Darbringung patriotischer
Gaben und Beiträge, sei, es in Geld, oder in Materialien, Büchern, Uandschriflen, Ur-
kunden, Naturalien u. s. w. Zur vorläufigen Aufnahme und Sammlung des Dargebrachten
waren die beiden vorzüglichsten Mitstifter der Anstalt, Graf Kaspar Stemberg, der nach-
malige, nunmehr leider schon verstorbene erste Präsident des Museums» und Graf Franz
Klebelsberg, jetzt k. k. wirkl. geh. Rath und Kämmerer, schon in jenem Aufrufe benannt
worden; schriftliche Erklärungen aber ersuchte Se. Excellenz der Oberstburggraf an. ihn
selbst einzusenden.
Unter den Sendungen, die nun erfolgten, befand sich im Monate November 1818
auch das Fragment ven Libusas Geruht, das ein Ungenannter, unter der Adresse des Herrn
Oberstburggrafen, in den Briefkasten des Prager k. k. Oberpostamtes warf und mit fid-
gender, hier buchstäblich genau abgedruckter Zuschrift begleitete:
»Eure Excellenz t In unserm Hausarchive lagen anliegende vier Blatt Pergament
»vielleicht Jahrhunderte lang im Staube verworfen. Da ich aber die erhabenen Gesin-
»nungen meines Herrn (der ein eingefleischter deutscher Michel ist) in Rücksicht des
»Nationalmuseums^ kenne : denn er würde es lieber verbrannt o. verfault sehen als selbes
»dieser Anstalt zu schenken, so verfiel ich auf den Gedanken diese Blätter an Ew. Excel-
»lenz anonym zu senden, denn unter meinem Namen liefe ich Gefahr meines Dienstes
»verlustigt zu werden; und bitte selbe in diesem vaterländischen Institute von einem un*
»genannten wahren Patrioten zu verehrefi. Ihren Inhalt konnte ich nicht, obwohl ich weder
»Zeit noch Mühe sparte, zusammen bringen, und bin sehr neugierig darauf, ich hole
vder böhmische Professor o. ein anderer böhm. Gelehrte wird et aichi so schwierig
168 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmente.
»finden. Schade dass sich die Schwärze wie ich den Staub mit feicbten Schwamm ab-
»wischte nachher in's Grüne verwandlte.«
»Mit Bley geschrieben damit man meine Hand nicht erkenne.«
Die Schrift dieser Zeilen ist so steif, unnatürlich und sichtbar verstellt, dass man
deutlich sieht, es sei dem Einsender ernstlich darum zu thuu gewesen, zu verhüten, dass
er ja nicht erkannt werde. Das Wort ^wahren"* (vor „Pa^ioten") ist ein über der Zeile
angebrachtes Pentimento.
Von dem Herrn Oberstburggrafen wurde die ganze Sendung dem Grafeti Kaspar
Stemberg übermittelt, der sich damals auf seiner Herrschaft Radnitz im Pilsner Kreise
aufhielt. Der damalige Pfarrer von Radnitz, der verdienstvolle Anton Jaroslaw Puchmayer,
einer der ersten Wecker und Begründer der neueren böhmischen Literatur (-]-1820], war
der erste slawische Gelehrte, der diese Handschrift zu lesen bekam. Ais Dobrowsky's
erster und eifrigster Schüler seit 1195, als Kenner fast aller slawischen Dialecte, und
Verfasser einer schätzbaren russischen Grammatik, so wie auch eines interessanten Ver-
suchs über die Zigeunersprache, war Puchmayer ohne Zweifel einer der tüchtigsten sla-
wischen Philologen, die Böhmen damala aufzuweisen hatte, und somit vor Anderen ge-
eignet, das Fragment zu verstehen und zu erklären. Er machte sogleich ein Fac-simile
davon aus freier Hand, das mehr darauf berechnet war, den Inhalt leserlich darzustellen,
als die alten Züge durchaus genau wiederzugeben, aber dennoch nicht ohne Verdienst
ist, da er dabei das Ganze in der Art entzifferte, dass er nur an vier Stellen die rech-
ten Buchstaben verfehlte. Hierauf achrieb er den Text mit neuerer Orthographie und
gehöriger Wortabtheilung nochmals ab, übersetzte ihn in deutsche Prosa, und commen-
tirte das Ganze in Bezug auf Inhalt; Sprache und Schrift, obgleich er durch den Miss-
griff, die dritte Columne für die erste, die vierte für die zweite, die erste fiir die dritte
u. s. w. zu nehmen, über den Inhalt nicht genug ins Reine kommen konnte.
Dieser erste philologische Versuch über das älteste Denkmal der böhmischen
Schrift und Sprache ist in vieler Hinsicht merkwürdig; er beweist gar schlagend, auf
welcher niedrigen Stufe, in welchem unmündigen Zustande sich damals die böhmische
Sprachkunde überhaupt befunden haben muss, wenn einer der ersten Kenner dieses
Faches das relative »ideie« (ubi) für »ide se» (itur), »v seze« für »v§e se,« »iuie« für
»i vde« halten, »pogubisa&lutu« als »po Gubisaülutu« (nämlich als den Eigennamen Gubi-
saftluta) lesen und erklären konnte (als hätte LibuSa Boten zu dem »Gaugrafen Gubisaü-
lutaa, »dem Drachenerleger« gesendet), die Stelle »Ai Vl'tavo ! 6e mutili vodu« für
»Kvjleta: (»Sie beide jammern«:) yoöe mutiSi vodu« ausgab, und f&i^fzig andere Fehler
dieser Art beging. »Ot bred uletorecnih« las er: »ot Bredii (!) l^tofeön]^ch,« und sagte:
»letoreön^ch« mag sich auf die unterhalb denBrdy fliessende, bei Tetin in die Mies fallende
Litawka beziehen.« Bezeichnend sind auch folgende Erklärungen : ^Kmei^ ist ein Bauer, hier
wohl ein Aeltester des Volkes; Uch ein tapferer Mann, ein Ritter; vlidyka ein Herrscher,
ein Edler.« — »V^ätby vit^zov^« übersetzte er »Wahrsagerkünste des Wites.« — »DruinA
vlastovica« »das Gefolge von Wlastow's Sohn« — u. s. w«
S» 23. Bckafmiwerden und Schicksale derselben. 169
Abb^ Joseph Dobrowsky, der Begründer der slawischen Philologie als Wissen-
schaft» befand sich eben auf Reisen^ als jenes Manuscript zum Vorschein kam. Gleich
bei der ersten Nachricht« die er darüber erhielt, fasste er Misstrauen« und schrieb nach
Prag« man solle sich damit nicht übereilen« denn die Sache komme ihm verdächtig vor.
Puchmayer sandte einen umständlichen Bericht darüber dem indessen nach Prag zurück-
gekehrten Veteran der böhmischen Sprachforschung« von Radnitz am 20. Dec. 1818; und
fügte hinzu: das Manuscript halte der Graf (Sternbe^g) bei sich; es sei »ur« uralta aber
leider nur ein Bruchstück« olme Zusammenhang« da die Mittelblätter fehlten; er (Puch*
mayer) würde es gleich ganz an Dobrowsky übersenden« da aber Se. Excellenz »gar zu
grosse Freude» daran habe« und es selbst nach Prag mitnehmen wolle« so dürfe er ihm
nicht vorgreifen. Das Fac-simile schickte dagegen Puchmayer an Dobrowsky an dem-
selben Tage nach Prag.
Obgleich Dobrowsky den Text aus dem Fac-simile viel richtiger las« und auch
zwei Fehler desselben mit glücklicher Conjectur verbesserte« so konnte doch auch er
nicht damit ins Reine kommen« zumal da er den MissgrifT« den Puchmayer mit der Blätter-
folge gemacht« nicht gewahr wurde. Erst unsere noch lebenden Collegen« die Herren
Jos. Jungmann und W. Hanka, denen das Fac-simile mitgetheilt wurde« entdeckten nach
langen Studien jenen Missgriff« brachten die Columnen in die richtige Folge« und ent-
räthselten so glücklich den Sinn des Ganzen.
Die mysteriöse Art der Einsendung dieses Fragments« und dessen Inhalt (zu-
nächst die darin wiederholte Meldung von äech*s Heereszug nach Böhmen) « hatten Do-
browsky^s Verdacht zuerst rege gemacht; die schon durch das Fac-simile bemerkten Ab-
weichungen der Sprache von dem bis dahin nur aus der Königinhofer Handschrift be-
kannten ältesten Typus derselben« die er sämmtlich für Anomalien« für Fehler hielt; be-
stärkten ihn in dieser Stimmung; und als er endlich« nach Weihnachten 1818, das Ori-
ginal selbst zu sehen bekam« war seine Meinung alsogleich entschieden« »Beim Anblick
der Schrift und Tinte konnte mir kein Zweifel übrig bleiben«« äusserte er später gegen
Puchmayer. Er erklärte bestimmt und offen« das Ganze sei ein Betrug« ein unterscho-
benes ungeschicktes Machwerk noch lebender Verfasser« und bezeichnete eben so deut-
Uch die Herren Jungmann und Hanka als die Urheber und Einsender desselben« indem
er am 29. Januar 1819 an Puchmayer schrieb: »Dass die Verfasser des alten Fragments
es besser abtheilen« lesen und verstehen« als Sie oder ich« ist sehr begreiflich« Nur mit
der Tetui Popeloua wissen sie selbst nicht recht« was sie haben sagen wollen. Dass es
zehnsylbige Zeilen sind« hätten Sie wohl merken sollen.« Noch bestimmter sprach er
sich bald darauf (9. Febr. 1819) in einem Briefe an den verstorbenen Pfarrer Vinc. Za-
hradnjk aus: wRukopis ten« gegi horUtele sami sloiili« a geni neywyisjmu purkrabjmu od
nezntoi^ho aneb nepodepsan^ho öloweka dodan byl pro Cesk^ Museum« gist(^ podwrien
(supposititius) a wnowe na starifm pergamene pozelenaw^ inkaustem napsÄn gest« gaki
g& hned z textu« nei sem ho widel« saudil. Ted i ginj giniö o n^m nesaudj« nei p«
Jungmann a Hanka gesteby ho rÄdi zastAwati chteli. Gednoho z t^ch panii« aneb ob«« g4 z«
22
i70 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmente.
8kladatele> a p. Lindu za pjsal^e drzjm.« Somit wurden hier drei Mitschuldige des an-
geblichen Betrugs ^ Jungmann, Hanka und der im J. 1834 verstorbene Joseph Linda>
bezichtigt.
Dobrowsky's bestimmte Versicherungen, von scheinbaren Beweisgründen (auf die
wir zurückkommen werden) unterstützt, fanden fast allenthalben in Böhmen Glauben, und
mit Bedauern sahen die Patrioten in ihrer Freude über diesen kostbaren Fund sich ge-
täuscht. Niemand war damals noch in den Geist und die Formen der altböhmischen
Sprache tief genug eingedrungen, um D.'s Fehlschlüsse aufdecken und berichtigen zu
können; und mit Diplomatik, Paläographie u. dgl. hatte zu jener Zeit, ausser ihm, gar
Niemand in Böhmen sich ernstlich beschäftigt. Nur die der Impostur Bezichtigten muss-
ten gegen die ihnen zugetraute Autorschaft protestiren und nicht allein ihre Unschuld,
sondern auch die Echtheit des Fragments ihrem Gefühle und ihrer Ueberzeugung gemäss
vertheidigen. Aber ihre Stimme fand wenig Glauben, und die Autoritäten des böhm.
Museums beschlossen, dass das so bestrittene Corpus delicti zwar nicht vernichtet, aber
auch nirgends besprochen, sondern der Vergessenheit übergeben werden sollte.
Indessen cirkulirte di^s Gedicht doch schon in einigen Abschriften im Publikum,
und kam auch, durch Vermittlung des noch lebenden Hrn. Prof. Anton Jungmann, dem
polnischen Schriftsteller J. ß. Rakcwiecki zu, der es alsogleich im ersten Bande seines
Werkes „Prawda ruska'' (Warschau 1820), abdrucken liess und als eines der schätzbarsten
Monumente des Akerthums mit Commentaren begleitete. Aus diesem Werke schöpfte es
der Präsident der russischen Akademie, Admiral Siskcw, und theilte es, nebst einer
russischen Uebersetzung , im neunten Hefte der izwestija Rossijskoj Akademii (St.
Petersburg 1821) mit.
Da jedoch das Fragment sowohl von Rakowiecki als von §iSkow fehlerhaft gelesen,
daher auch unrichtig übersetzt und commentirt worden war : so veranstalteten die Herren
Joseph und Anton Jungmann einen correcteren Abdruck davon im dritten Hefte der böh-
mischen encyclopädischen Zeitschrift Krok im Jahre 1822, und sorgten zugleich, durch
Uebersetzung ins Neuböhmische und durch Erklärung einzelner Worte, für die richtigere
Auslegung des Textes , ohne von Dobrowsky's Einwendungen gegen die Echtheit des
Ganzen Kenntniss zu nehmen. Durch diese Leistung wurde das Verständniss des
Gedichtes sehr gefördert und auch im Publicum verbreitet. Schon im folgenden Jahre
1823 erschien in der Zeitschrift „Kranz'' in Prag eine deutsche metrische Uebersetzung
davon , die Aufsehen machte und begierig gelesen wurde.
Nun war es der echte poetische Geist, der so eigenthümlich und so kräftig aus
dem ganzen Fragmente spricht, was in einem grösseren Kreise die ersten Zweifel gegen
Dobrowsky*s Behauptung erregte. Gebildete Männer, selbst Deutsche, die für Poesie
empfänglich, aber dem Streit bis dahin fremd gewesen waren, nahmen jetzt Theil daran,
und traten auf die Seite der Gegner Dobrowsky's; denn es Wurde ihnen offenbar, dass
man das herrliche Gedicht keineswegs mit ihm „ein elendes Machwerk, ein Geschmiere'*
§. 23« Bekanntwerden und Schicksale derselben» 171
nennen durfte; gesetzt auch, dass es von einem böhmischen Chatlerton, einem «^grossen
Unbekannten'', herrühren sollte.
Durch den wachsenden Anhang seiner Gegner gereizt, brachte D* den bis dahin
nur mündlich und brieflich geführten Streit selbst vor das grosse Publicum. Er lie^a
einen vom 28 März 1824 datirten und mit ,,J. D. Mitglied des Ausschusses des böhmischen
Museums" unterzeichneten Aufsatz, unter dem Titel „Literarischer Betrug", in Freih. v.
Hormayr's Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (in Wien, Nr. 46, vom
16 April 1824), einrücken; worin er die Geschichte des Fragments, dessen anonyme Ein-
sendung berichtete, den Brief des Einsenders ganz mittheilte, den Betrug schon daraus
allein iiir handgreiflich erklärte, ohne auf weitere Beweise für seine Ansicht einzugehen,
und seine gleichsam ämtliche Erklärung mit folgenden Worten schloss : „von nun an wird
es (das Fragment) Niemand mehr für was anderes halten können, als fiir einen offenbaren
Betrug eines Schurken, der seine leichtgläubigen Landsleute zum Besten haben wollte."
Gegen diese Erklärung trat, in demselben Archive (No 64 vom 28 Mai 1824), der
durch seine treffliche Uebersetzung der Königinhofer Handschrift rühmlich bekannte Prager
Professor fFl A. Swoboda auf. Er stellte in seinem Aufsatze eine metrische treue und
grösstentheils gelungene Uebersetzung voran , fügte Anmerkungen zur Erklärung einzelner
Stellen hinzu, und liess dann eine Entgegnung folgen, in welcher er auf die Unzuläng-
lichkeit der von D. bis dahin für seine Behauptung vorgebrachten Gründe und Beweise,
auch auf einige Widersprüche desselben aufmerksam machte und das Fragment vorzüg-
lich wegen des darin unverkennbaren alterthümlichen Geistes, der auf Naturanschauung
gegründeten Dichterkraft und schlichten Einfalt, die es bezeichnet, in Schutz nahm.
Dobrowsky liess darauf in derselben Wiener Zeitschrift (dem Archive No 79 vom
2 Juli 1824) eine „Vorläufige Antwort auf des Herrn W. S. Ausfalle drucken, und trat
später, im 27. Bande der Wiener Jahrbücher der Literatur (1824) mit einer umständli-
chen Aecension der Prawda ruska von Rakowiecki (S. 88 bis 119) auf, in welcher er auch
S. 95, und 100 — 114 alle seine Gründe gegen die Echtheit des böhmischen Fragmentes
umständlich entwickelte, um damit diese Sache, wie er sich später (Archiv vom 11. Febr.
1825) ausdrückte, ein für alle mal abgethan zu haben.
Und wirklich schien sie jetzt, wenigstens dem grössten Theile des Publicums,
für immer abgethan zu sein. Die historischen und philologischen Gründe Dobrowsky's
(auf welche wir zurückkommen werden) hielt man fast allgemein für schlagend; in eine
paläographische Würdigung der Schrift hatte er sich nicht eingelassen. Die öffentliche
Meinung in Böhmen bildete sich jetzt dahin aus, dass nur Hyperpatrioten noch an der
Uiuechtheit dieses Fragments und an dem literarischen Betrüge zweifeln könnten. Prof.
Anton Jungmann schrieb zwar noch eine Entgegnung : aber er liess sich von seine|^
Freunden bewegen, sein Manuscript zurückzubehalten, um den leidigen Streit nicht noph
bitterer zu machen und das Alter so wie die früheren Verdienste Dobrowsky's zu schonen ;
anmial da Letzterer sich in diesem Punkte ungewöhnlich reizbar und leiden^chafUicb ze%t^
22* .
17S4 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmente.
Als D. später erfuhr, dass der berühmte Dr. Bewring, seitdem Parlamentsmitglied
«
u. s. w., auch eine böhmische Anthologie in englischen Uebersetzungen herauszugeben
beabsichtigte, schrieb er ihm einen warnenden Brief über die angeblichen Imposturen,
den Dr. Bowring dann auch pag. 7 — 8 seiner Cheskian Anthology (London 1832) mit«*
theilte, und nach Anfuhrung auch der ihm bekannt gewordenen Gegengründe seinen
Bericht darüber mit den Worten schloss : j,Between such authorities I dare not attempt
to decide" (pag. 9.)
So blieb die Sache einige Jahre lang im Zustande factischen Stillstandes, obgleich
keine der Parteien ihre subjectiye Ueberzeugung aufgegeben oder geändert hatte. In-
dessen gewann aber die Frage eine neue Bedeutung durch einen Zufall, der eine Lösung
derselben dringender, nothwendiger und leichter machte, als sie bis dahin gewesen war.
Im März 1828 kaufte der Bibliothekar des Museums, Hr. Hanka, von einem Prager
Antiquar jenes in beschriebenes Pergament eingebundene Buch, worauf sich das Fragment
der Evangelien mit der böhmischen Interlinear-Version befand (s. oben §. 16). Er löste
das Pergament ab und säuberte es nach Möglichkeit, leider ! ohne von seinem wichtigen
Funde Jemanden früher zu benachrichtigen, als bis er damit fertig war. Die Redaction
der böhmischen Museumszeitschrift (öasopis öesk^ho Museum) gab alsogleich (im 2. Hefte
des'J. 1828) ihren Lesern vorläufige Nachricht davon.
Als das neuentdeckte Fragment zu Abb^ Dobrowsky gebracht wurde, rief er beim
ersten Anblick desselben aus: „Ah, das ist etwas Anderes!'' — mit Beziehung nämlich
auf das ältere von LibuSa's Gericht, das er für unterschoben erklärt hatte. Diese Ent-
deckung machte ihm wirkliche Freude. Er schrieb das Ganze alsogleich eigenhändig ab,
und rühmte den Fund mit der ausdrücklichen Bemerkung, dass nun doch die Böhmen
ein älteres Denkmal ihrer Sprache aufzuweisen haben, als die Krainer in dem bekannten
Freisinger Codex der königl. Bibliothek in München. Doch dauerte seine Freude nicht
lange. Als er anfing, die eigenthümlichen Sprachformen dieses Fragments genauer zu
analysiren, gewahrte er deren gänzliche Uebereinstimmung mit dem Fragment von LibuSa's
Gerichte. Diess machte ihn irre. Wenn das Evangelium acht und alt ist, so könnte
auch das Fragment von der LibuSa acht und alt sein : da aber dieses entschieden un-
ächt sei, so müsse er auch jenes als unterschoben verwerfen, — so hörten wir ihn,
nicht ohne Verwunderung, urtheilen. Da wir die Schrift in paläographischer Hinsicht in
Schutz nahmen und deren Echtheit mündlich gegen ihn als ganz unverdächtig verthei-
digten, so äusserte er etwas bestimmter: gegen den lateinischen Text habe er nichts
einzuwenden, tlie Interlinear-Version aber sei neu, und von Hm. Hanka hineingeschrieben.
Gegen diesen, den er nun direct als den grossen Falsarius bezeichnete, sprach er kate-
gorisch: „schweigen Sie davon, ich werde auch schweigen. ** Herr Hanka, der sich stets
als Dobrowsky's dankbarer Schüler schrieb und bewies, verschioss dem zu Folge das
vmgiückselige Fragment, und wollte es seitdem auch uns nicht mehr sehen lassen« Er
suchte jede Kränkung des alten hochverdienten Mannes zu vermeiden, und tröstete sich
über die Unbill, die ihm widerfuhr, mit dem richtigeren und billigeren Urtheile der Nachwelt
§24. Bekarmiuferden und Schicksale derselben. 173
Es wurde oft, und auch in der Biographie Dobrowsky's (in den Abhandlungen
der k. böhm. Ges. der Wiss. vom J. 1833, Seite 37) die Bemerkung gemacht, dass der
Streit über die Fragmente die letzten Jahre seines Lebens verbittert, und er darin eine
auffallend leidenschaftliche Heftigkeit an Tag gelegt habe, die seinem Charakter sonst
ganz fremd war. Wir wollen den Manen des auch von uns verehrten Mannes nicht zu
nahe treten, wenn wir, zur Erklärung dieses ungewöhnlichen Benehmens, die Vermuthung
äussern, dass er seiner Sache in diesem Streite nicht ganz gewiss war, dass er sich darin
auf einen unsicheren Boden gestellt fühlte, und daher auch zu Waffen seine Zuflucht
nahm, die sein überlegener Geist sonst immer verschmäht hat. Unsere Vermuthung wird
durch folgende Thatsachen unterstützt. Als es sich darum handelte, die Beschaffenheit
der Tinte zu ermitteln, womit das Fragment von LibuSa*s Gericht geschrieben worden,
und der seL Steinmann, Professor der Chemie am technischen Institute erklärte, dass er,
mittelst chemischer Untersuchung, wohl Gewissheit schaffen könne, dass aber ein guter
Theil des Manuscripts darüber zu Grunde gehen müsse, stand D. von der Untersuchung
mit den Worten ab : „es könnte am Ende doch acht sein.** ^) Noch schwankender war
seine Ueberzeugung hinsichtlich des Evangeliums. Nach Hrn. Hanka*s Aussage kam er
im Frühling 1828 wiederholt zu ganz ungewöhnlicher Zeit ins Museum, um sich das
Fragment zeigen zu lassen. So oft und so lange er es nun in Händen hielt, gab er, im
Widerspruche mit allen früheren Aeusserungen , dessen Echtheit von selbst zu. Im
Sommer 1828 verfiel er aber bekanntlich in seine periodische Gemüthskrankheit, von
welcher er bis zu seinem am 6 Januar 1829 erfolgten Tode nicht mehr ganz erwachte.
Auch scheint diese Krankheit von jeher nicht ohne Einfluss auf sein Benehmen in dieser
Sache geblieben zu sein. Gewiss ist es , dass er in lichten Augenblicken oft (gegen
uns selbst) das Bedauern äusserte, in dem Streite so weit gegangen zu sein.
Im J. 1829, nach Dobrowsky*s Tode, veranstalteten die Herren Hanka und Swoboda
eine neue Auflage der Königinhofer Handschrift, und fbgten derselben auch das Fragment
von LibuSa's Gerichte bei. Der damalige Redacteur der Wiener Jahrbücher der Litera-
tur, Herr Barthol. Kopitar , veranlasste den Referenten (Palacky), eine umständliche An-
zeige dieses Werkes fiir jene literarisch-kritische Zeitschrift zu schreiben, welche auch
noch in demselben Jahre (1829) in den 48. Band jener Jahrbücher (S. 138 bis 169) ein-
gerückt wurde. Ref. war genöthigt j seine persönliche Meinung über diesen Streit in
diesem Aufsatze zum erstenmal (S. 164 — 166) öffentlich auszusprechen. Diese bestand
zuerst in dem Geständnisse, dass er über das Fragment von LibuSa^s Gerichte noch nicht
im Stande war, eine hinlänglich begründete und entschiedene Ansicht zu fassen. Denn
während einerseits das so ungewöhnliche Aussehen des Pergaments, der Tinte und der
Schrift, beunruhigend sei und jeden Diplomatiker auf den ersten Blick in Verlegenheit
setzen müsse, erschienen ihm anderseits schon damals D.'s philologische Gründe gegen
^) Caiopb hA, Motenm, 195S, II, pii^. 2A0.
174 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmenle.
die Echtheit als unhaltbar, und noch weniger konnte er begreifen, wie sich jener
««grosse Unbekannte'' unter uns habe bilden und bewegen können« ohne dass wir von
seinen ganz erstaunlichen Kenntnissen und Talenten jemals das Mindeste wahrgenommen
hätten. Denn dass keiner der Genannten das Werk habe zu Stande bringen können»
V
davon hatten wir mehr als genügende Beweise. Von dem mittlerweile im Casopis des*
Mus. 1829« H. IL S. 33 — 44 gedruckten Fragment des Evangeliums sagte Ref. nur im
Vorbeigehen« dass es gar keinen Verdacht erregen könne. Der Redacteur der Jahrbucher«
Hr. Kopitar« fand es aber für nothwendig« unseren Worten folgende Bemerkung bei-
zufügen :
««Wir haben Herrn P. ausreden lassen, müssen aber hier doch bemerken« dass
der sei. Dobrowsky durch alles oben Gesagte von Seite der Schrift nur bestätigt« von
Seite der Sprache aber noch bei weitem nicht widerlegt ist. Das Fragment vom Evan-
gelio Johannis« was Hr. P. ohne Arg durchlässt« kannte Dobrowsky wo möglich noch
entschiedener als Betrug« und man wagte sich« bei seinen Lebzeiten« damit nicht ins
Publikum 1 Wehe der Sache selbst« die durch Betrug« sei es dMch/rcmmer Betrug« ge-
fördert werden soll 1 1"
Hiedurch war der Streit auch über die Echtlieit des Evangeliums unvermeidlich
geworden« und Hr. Kopitar hatte sich schon in vorhinein entschieden fiir den verneinen*
den Satz ausgesprochen. Indessen« da weder D., noch K« für ihre Ansicht in Bezug auf
das Evangelium auch nur den geringsten speciellen Grund angeführt hatten ; da ferner
die Wiener Jahrbücher keinen Antikritiken und Reclamationen Raum geben« und Ret
anderweitige dringende Beschäftigung vollauf hatte« so Hess er die Sache vorerst auf
sich beruhen.
Bald aber wurde die kritische Fehde anderweitig neu aufgeregt. Der um die
böhmische Literatur in Ungarn vielfach verdiente Professor in Pressburg« Georg PaUcowic,
theilte im ersten Hefte seiner böhmischen Zeitschrift Tatranka im J. 1832 eineti eigenen
Aufsatz über den ««Saud Libusin" mit« worin er alle Argumente Dobrowsky's recapitulirte«
und die nicht genannten« aber deutlich bezeichneten vermeintlichen Impostoren eben so
schonungslos« wie einst D.« berührte« Damit zog er sich von dem Herrn Jos. Jungmann
eine Zurechtweisung im Casopis desk. Museum vom J. 1832« Heft II« S. 239 — 248« zu«
gegen die er seinerseits im J. 1834* im dritten Hefte seiner Tatranka S. 106 — 111 replicirte.
Durch Umstände genöthigt« sich über den Gegenstand des neu aufgelebten Streites
zum zweitenmal öffentlich zu äussern« fand Ref. es« kurz vor Weibnachten des Jahres 1834«
rathsam und nothwendig« das so viel besprochene Corpus delicti« das er seit 1826 mcbt
mehr gesehen hatte« neuerdings zu untersuchen. Er hatte damals bereits zwölf Jahre
in fast täglicher Beschäftigung mit schriftlichen Denkmälern des böhmischen Mittelalters
zugebracht « war seitdem« als Sammler eines allgeineinen böhmischen Diplomatars (dessen
Ausgabe er vorbereitet)« mehrere hundert Mal in die ^oth wendigkeit versetzt worden« ver-
dächtige alte Urkunden genau und umständlich zu prüfen« und hatte in diesem Falle
bereits eine selbständige. Ansicht und einigen Tact gewonnen: er durfte sich daher mcht
§. 24. fFurdigung der JSmw&r/e. 17*
mehr auf den Eindruck yerlassen« den das Fragment einst auf den minder GeObten und
durch D/s Aussagen PrSoccupirten gemacht hatte. Ref. ging ins Museum« und Hess es
sich Torweisen. Seine Ueberzeugung wurde nach wenigen Minuten der Autopsie toU*
ständig und für immer entschieden ; es blieb ihm kein Zweifel an der vollkommenen
Echtheit des Fragments übrig.
Als Ref. diese neu gewonnene Ueberzeugung noch am selben Tage seinem Freunde
Safafik mittheilte ^ entgegnete dieser, er habe an der Echtheit jenes Gedichts aus
sprachlichen Gründen niemals gezweifelt. Wir verabredeten schon damals den Plan zu
gegenwärtiger Abhandlung» an welche wir jedoch« wegen anderweitiger dringender Be*
schäftigung« erst zu Ende des Jahres 1839 Hand anlegen konnten. Rel. hatte indessen
seine Ueberzeugung im letzten Hefte des Casopis öeskeho Museum vom J. 1834 Seite 462 — -
465 vorläufig ausgesprochen.
§. 24. Würdigung der Einwürfe.
Wir schreiten nunmehr zur Beleuchtung und Widerlegung der von Dobrowsky ge«
gen die Echtheit des Fragments von Libu§a's Gericht erhobenen Gründe und Einwürfe.
(Wien. Jahrb. der Lit. 1824. Bd. 27. S. 100—115).
1. Den ersten Grund nahm D. von der verdächtigen« lichtsckeaen Art der Einsendung
her» und behauptete» der Betrug sei schon darin handgreiflieh (S. 101).
Keiner der Gegner Dobrowsky's hat bis jetzt jene Art der Einsendung in Schutz
genommen oder entschuldigt; dass der Einsender sich dabei unlöblich und höchst un«
besonhen benommen habe» darüber war und ist unter allen nur eine Stimme. Wir finden
uns auch nicht bewogen» die Entwendung fremden Eigenthums selbst zu patriotischen
Zwecken gut zu heissen. Mag der Dienstherr des Einsenders noch so feindselige Ge*
sinnungen gegen die neu auflebende böhmische Nationalität gehegt haben ( — dass es
solche Gesinnungen in Böhmen gibt» wird Niemand läugneh können» der die Personen
und Verhältnisse kennt) — so berechtigte dies den vermeinten Patrioten doch nicht zu
seiner übereilten» unmoralischen Handlung. Indess auf den Werth der Handschrift hat
dies Alles keinen Einfluss; »gestohlenes Gold ist dennoch Gold»« sagte Einer der Ver*
theidiger des Fragments. Dass aber der Einsender» dessen Brief eben keinen hoch-
gebildeten Mann verräth» auch der Verfasser dieses Gedichtes sei» — das kann nur
Derjenige sich einbilden» def* das letztere flir ein »elendes Machwerk»« für ein »Ge«
schmiere« hält» — folglich weder um seine Kenntniss des Alterthums» noch um seinail
Geschmack zu beneiden ist.
Dass der Einsender sich auch später» trotz wiederholter Aufforderungen^ nicht
genannt hat» finden wir sehr begreiflich. Wie die Sache stand» war bei der Varöfi'entli*
chung seines Geheimnisses keine Ehre zu gewinnen» wohl aber vielleicht eine Anstellung
zu verlieren. Jetzt dürfen wir kaum mehr hoffen» Gewissheit über ihn zu erlangen; danii»
wenn gegründete Vermuthungen uns nicht täuschen» so liegt er schon seit Jahren im
176 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmente.
Grabe. N.^« im Jahre ^1818 Secretär des Grafen ^ ^ in Prag^ später im Staatsdienst an-
gestellt» war« zumal in seinen jüngeren Jahren, einer jener Sprudelköpfe« denen oft, wie
man sagt« das Herz mit dem Verstände davon rennL Ein eifriger Patriot (nach seinem
Sinne)« dazu Bücherfreund und selbst Schriftsteller« war er doch weder der böhmischen«
noch der deutschen Sprache vollkommen mächtig« und jedes ächtwissenschaftlichen Gei-
stes baar und ledig. Das Scheltwort »deutscher MicheU haben wir in ganz Böhmen
nicht zu hören bekommen« ausser aus seinem Munde. Ueber Dobrowsky pflegte er sich«
trotz seiner gewöhnlichen Geschwätzigkeit« immer nur kurz« mit auffallenden Rückhalt-
gedanken« oft aber zugleich mit einer Ironie zu äussern« die nur bei höchster Gering-
schätzung . möglich war« während er doch von sich selbst keine eben hohe Meinung
hatte. Endlich verrathen die Schriftzüge in dem Briefe des Einsenders von 1818« trotz
ihrer Yerzerrtbeit« dennoch eine Verwandschaft mit den Zügen seiner Handschrift« und
einige dem Verstorbenen im Amte und Verkehr zunächst stehende Schriftkundige er-
klärten sie zuversichtlich für identisch. Leider sind wir erst nach seinem Tode im J. 183b
durch Hrn. C.« als dieser den anonymen Brief zum ersten Mal zu sehen bekam« auf diese
höchst wahrscheinliche Vermuthung geleitet worden.
2. In paläographischer Hinsicht brachte D. keine speciellen Gründe vor; er begnügte
sich im allgemeinen zu sagen : vff^er alte Schriften aus mehreren Jahrhunderten genauer
kennt, wird das Geschmiere auf den ersten Blick als unecht verwerfen.^ (S. 102.)
Wir können diese Worte nicht Anders« als den vorgreifenden Machtspruch eines Be-
Jangenen nennen« der durch die Thatsachen nicht bestätigt« sondern widerlegt wird. Viele
dui*ch Prag reisende« der Paläographie kundige Gelehrte haben das Fragment im böh-
mischen Museum besichtigt und nicht für unecht erklärt. Mag das ungewöhnliche Aus-
sehen desselben auf den ersten Blick noch so sehr befremden : die wahrhaft erfahrenen
Diplomatlker können sich dadurch weder täuschen« noch zu übereiltem Urtheil verleiten
lassen. Das Ganze bietet dem geübtesten Paläographen vielleicht mehr zu lösende Auf-
gaben dar« als irgend ein anderes schriftliches Denkmal in Europa; und wir maassen uns
nicht an« sie alle gelöst zu haben. Es ist aber jeden Falls viel leichter« eine ungewöhn«
liehe Erscheinung zu läugnen und zu verdammen« als sie zu verstehen und gehörig zu
würdigen. Wenn unser Urtheil bei noch geringerer Kenntniss und Erfahrung in diesem
Fache schwankte« so entschied es sich vollkoitimen« so bald unsere diesf^ligen Kenntnisse
und Erfahrungen sich vermehrt hatten. Dem sei. Dobrowsky« dem an der Echtheit z. B.
der Leitmeritzer « der Wy^ehrader Stiftungsbriefe« deren Originale er öfter in Händen
hatte« nie ein Zweifel beikam« können wir in Sachen der Paläographie keine gültige Auto-
rität einräumen« obgleich er zu seiner Zeit leider! noch der Kundigste in Böhmen war«
und beinahe fiir ein Orakel angesehen wurde.
Nun sollte sich aber vor dem J. 1818 in Böhmen« allen Zeitgenossen unbemerkt»
ein Mann herangebildet haben« dessen paläographische « historische und philologische
Kenntnisse denen des allgemein geachteten »Altmeisters«, unendlich überlegen gewesen sein
inÜ9sten« und dieses Wunder von Gelehrsamkeit« Kunstfertigkeit und Genie hätte ^ein
$. H. ff^fkrdigung dir JSnwir/t. 177
iusserordentliches Licht nur ein einzigesmal, geheimnissToll« lum blossen Spass» in die
Welt strahlen lassen — nein» dazu bedarf es eines wahrhaften Köhlerglaubens im
Unglauben !
D. sagt femer: »Selbst in einigen Zügen suchte sich der schlaue Verfasser der
alten ilawomschen (cyrillischen?) Schrift zu nähern» so plump auch sonst die Nachahmung
alier Schriftzüge aussieht.^.
ff^orin die Nachahmung der slawimischen Schrift sichtbar ist, hätte doch bestimmter
gesagt werden sollen. Nur bei dem f könnte man an das cyrillische Slowo erinnert
werden« wie wir bereits oben gesagt haben. Dieses kömmt aber in der ganz gleichen
Gestalt auch z. B. in der Königinhofer Handschrift vor» und doch Hess D. sich's nicht
einfallen» letztere fiir eine Nachahmung der cyrillischen Schrift zu halten.
Vollends von einer plumpen Nachahmung hier zu reden ist unverzeihlich. Eine
Nachahmung setzt nothwendig ein Muster voraus : nun möchten wir aber das Muster sehen»
welches in jener so eigenthümlichen Schrift nachgeahmt worden wäre ! In Böhmen existirt
nichts der Art> und ausser Böhmen auch nicht. Und die Form der Buchstaben nennt
D. plump« — etwa« weil sie nicht so scharf« fein und eckig aussehen« wie die moderne
Kalligraphie sie heischt« oder auch schon z. B. das Xlll Jahrhundert sie liebte. Wäre
denn der Verdacht nicht begründeter« wenn uns ein Werk aus so alter Zeit mit einer
technischen Vollendung in Pergament imd Schrift entgegen träte« die über ihrem Zeit-
alter stände 7 Nein « die Schrift in Libu§a*s Gericht ist ßir die Zeit « aus der sie stammt
überraschend schön« gerundet und vollendet 1
3. Da Dobrowsky in seiner Erklärung vom 28. März 1824 von ««vier mit grünlicher
frischer Tinte beschriebenen schmutzigen Pergamentblättem" sprach« und da über den
Umstand« ob die Tinte erst im J. 1818 aufgetragen« oder ob sie uralt sei» auch vonr
chemischen Standpunkte aus ein Urtheil möglich ist : so ersuchten wir Hm. Corda, sich
auch in dieser Beziehung zu äussern; ziunal uns sein oben ($• 6) mitgetheilter Brief die
angenehme Ueberzeugung verschafft » dass er das ganze Fragment mit einem Fleisse and
einer Genauigkeit geprüft hatte« die nichts za wünschen übrig liess. Er gab ans die
Antwort» die wir im Nachstehenden vollständig miltheilen.
Euer fFchlg Acren I
hi Bezug der Analyse der Tinte unseres vcrUegenden Maniuscriptes haben wir nun zwei in
ihren Tinien ahnliehe, vergleichsweise untersucht , welche ebenfalls die Eigenschaft haben ^ nach
dem Abwischen der eigentlichen, cberflachliehenp matten, schwarzbraunen Tintensehichte, eine grüne
Schrat, als den nUt der Faser des PergamenUs chemisch verbundenen TbUentheü zwrüchznlsuien.
DeLS eine dieser Ms. ist das Missale vetustissimum Nro, 466 aus dem zwölften Jahrhanderif
dms andere : Dwi Augustini de cperibus sex dierum Nr. 22. ans dem dreizehnten Jahrhundert; beide
aus der Handsehriftensammlung des böhmischen Natiened'Museums. Bei beiden Mspten ist die Tiuß
tensubstanz theilweise nceh sc erhalten, dass sie schwarzbraun ist, und durch Abwischen eder
Scheiben in Menge erhalten wird, wcbei jedcch die grüne Schrift teUkemmen zurückbleibt* Diese
abgeschabten Tinien beider Me. habe ich gescndert und serg/äUig mntersmehi und gcfmdsnt dass
2t
178 Denkmäler der böhnuschen Sprache. Getekiehte der beiden Fragmente.
beide keine Spur von Kupfer ^ oder einer anderen Metallbate enthalten^ und
dass die Tinte jener Mete eben so wie unsere j eizt gebräuchliche bereitet
werden mussle; dass sie eine Verbindung von Gerbesäure mit Eisen, und
keine organische oder anorganische Farbe ist! —
Bekanntlich ist das färbende Prinzip unserer Tinte eickengerbsaures Eisenoxyd, und nur
sehr gesättigte Auflösungen der Eisenoxydsalze geben mit der Gerbsäure schwarze Verbindungen,
während sie bei grosser Verdünnung eine durchsichtige, schön dunkelblaue Flüssigkeit liefern , die
nach einiger Zeit eine dunkle fleckigte Materie absetzt, und dann dunkelgrün wird. Mit dieser
dunkelgrünen Verbindung lässt sich jedoch nicht so wie in unseren Ms. schreiben. Ich glaube, dass
auf dem Pergamente dieser Manuscripte die, durch Jahrhunderte dauernden giävanisch» chemischen
fVechselwirkungcn , welche zwischen der Schrift und dem Pergamente , und zwischen den einzelnen
Stoffen, welche diese beiden abermals zusammensetzen, statt ßnden müssen, auch in den starren
Substanzen ähnliche Verbindungen hervorgerufen haben, wie wir es auch wirklich sehen. Der bin-
dende Theil der Tinte {Gummi oder Kirschharz) ist durch diese durch Jahrhunderte fortwirkenden Eir^
ß&sse zerstört worden, durch Luftfeuchte in Gährung (wahrscheinlich sauere) übergegangen, und
hat die Tinte theilweise zersetzt; daher ist der schwarze (durch diese iheilweise Zersetzung braun
und matt gewordene) Theil derselben, welcher als der substantiösere stets oberflächlich liegt (vor*
züglich bei Pergamentschriften) , seines Bindemittels beraubt und abwischbar geworden, während
der verdünnte Theil der Tinte, oder des eichengerbsaueren Eisenoxydes, in die Substanz duPerga*
mentes eingedrungen ist, und durch die so lange Zeit eben dieselben chemischen Vorgänge, wie bei
seinen diluirten Verbindungen erfahren hat, welche wir nun auf dem Tische des Laboratoriums,' m
kürzeren Zeiträumen und bei sehr grosser Verbindung nachbilden. Die thierische Faser des Perga»
mentes wirkt weit weniger zersetzend auf die Tinte als es die vegetabilische, bei der Fabrication so
misshandelte Faser unserer Papiere thun muss, im Vereine mit jenen Stoffen, welche bei dem
Lernen , der Bleiche u. s. w. zwischen den Fasern zurückgeblieben sind.
fVir kennen bisher die chemischen Veränderungen, welche zwischen orgetnisehen Steffen
und ihren Verbindungen in sehr kurzen Zeiträumen vor sich gehen, noch sehr wenig, die in so langen,
Jahrhunderte und Jahrtausende dauernden Perioden noch gar nicht ; aber an allen neuen ManU'
sorgten sahen wir dieses grüne Schriftresiduum nicht, weil da die Tinte noch Bindemittel (organi"
sehen Leim) hat, und daher auch nicht abwischbar ist. Dieses p'üne Schriftresiduum lässt sich auf
künstlichem Wege durchaus nicht so herstellen, auch auf sehr edttn Pergamenten nicht, wie ich
an den Proben erfahren habe, die ich mit den mir gütigst mitgetheilten , Pergamenten aus dem
XIII und XIV Jahrhundert, und an einigen noch älteren, gemacht habe. Daher erkläre
ich hier vom naturhistorischen Standpuncte, und aus dem einfachen Zustande
der Schrift, diese vorliegende Urkunde als höchst alt, abgesehen von Schrift'
form, Sprache und Contractionen, und den dabei befindlichen später beigefügten Zeichen (Sing^
zeichen 7). Sie muss nothwendiger Weise noch älter sein als die andern uns bekannt gewordenen
böhmischen Manuscripte, welche höchst selten, und nie in so hohem Grade diese Farbenänderung
und den so beträchtlichen Hof um jeden einzelne^ Buchstaben zeigen. Auch dXafte es wohl zu
den grössten Kunststücken eines Pergamenimaehers oder einne abiichdiehen Fälschers gehören^
$. 24. ff^digung der Eittwür/e. 179
dem PergatnenU jene so eigenihünUiche , nur durch kandertfährige Abnützimg herbeigeßkhrte
AUerS'Physiognomie zu geben. Diese Zubereitung des Pergamentes müsste natürlich vor der
Verfertigung der Schrift geschehen sein, aber auch in diesem Falle möchte ich die Feder sehen,
welcher es gelingt, die Schrift in dieser Stärke, mittelst einer Tinte oder Farbe ohne Bindemittel,
so wu hier, schar/ und präcise in das Labyrinth von thierischen Fasern zu schreiben, ohne dass
die Schrift selbst durch Ausßiessen und Zusammenfliessen undeutlich würde, und leserlich bleibe,
und wie hier, so innig, abgegränzt und tief, die höchst ungleiche dichte Substanz des Pergamen*
tes durchdringe. Mit der künsäichen Veränderung der Ober/lache des Pergamentes wäre aber
noch gar nichts erreicht; man müsste auch die Faser , oder vielmehr ihre Substanz so zu metamer*
phosiren wissen, wie es hier der Gebrauch und die ungekannten Agentien der Jahrhunderte,
vielleicht eines Jahrtausends , gethan haben. Ich fände es sehr lächerlich , wenn man bei auch
geringfügiger technischer und antiquarischer Erfahrung , und einiger Uebung im geistigen Sehen
(Beobachten) unser vorliegendes Ms. als ein Machwerk der neueren Zeit betrachten wollte; dagegen
schützt wohl Jedermann ein gesunder Hausverstand und einige scientifbche Bildwng,
Schmuck, Hausgeräthe aus unorganischen Stoffen, irdene oder metallene Gejässe lassen
sich wohl täuschend nachahmen,, und auch hier gelingt der Betrug nur bei voreiligen, unerfak*
renen, oder oberßächUch beobachtenden Menschen. Mit Substanzen organischen Ursprunges sind
solche absichtliche Täuschungen viel schwerer, ja fast unmöglich,
, Prag den 1. März 1840.
Bu ergdfenster Diener
CORDA.
Sb willkommen uns nun das Ergebniss einer so sorgfältigen und umsichtigen
Prüfung sein muss« und so wenig wir auch an dessen Richtigkeit zweifeln können, sc
wollen wir doch unsere Ansicht hinzuzufügen nicht unterlassen» dass bei der Tinten-
bereitung» womit unser Manuscript geschrieben worden ist, ausser der Gerbesäure und
dem Eisen, noch ein unbekanntes Agens thätig gewesen sein muss ; denn nur durch die
Annahme einer eigenthümlichen Tintenbereilung scheint es uns erklärbar zu sein , dass
z. B. im Martyrologium Romanum des Stiftes Raigern aus dem IX Jahrh. die beigeschriebenen
slawisch-cyrillischen Zeilen eben so grün aussehen, wie unser Manuscript, während der
ganze auf denselben Blättern geschriebene lateinische Text die gewöhnliche schwarzbraune
Tinte zeigt. Noch auffallender ist eine ähnliche Erscheinung im Raudnitzer Nekrologium,
einer Handschrift der gräfl. Thun'schen Bibliothek in Tetschen, aus dem XFV Jahrh. Hier
erscheinen einige später hinzugeschriebene Todtennamen mit ebenderselben grünen Farbe,
während vor und hinter ihnen, oft in derselben Zeile, andere Namen, von einer anderen
Hand eingetragen, die gewöhnliche alte Tintenfarbe behalten haben. Diesen Unterschied
der Farben wissen wir uns daher nicht anders, als durch den Unterschied der gebrauchten
Tinte selbst zu erklären.
4. In Bezug auf den historischen Inhalt weist D. auf die Widersprüche hin, die
zwischen den Berichten unseres ältesten Chronisten Cosmas (i'1125) und dem Fragmente
•ich erheben« Weil Cosmas« „ohne dessen Chronik man nicht einmal den Namen
23*
180 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschühie der beiden Fragmenie.
kennen w&rde," die jüngste Tochter Kroks noch keine Ftireiin nennt, weil er sie auf ge«
stickten Teppichen, nicht auf goldenem Stuhle sitzend schildert» weil er behauptet, die
Burg ff^ysehrad sei erst nach ihrem Tode erbaut worden n, dgl., so folge daraus, dass
das Fragment, welches WySehrad ihre väUrliche Burg nennt , und sie daselbst /ikrstlichen
HcJ halten lässt, eo ipso unächt sei. (S. 104).
Zuerst widersprechen wir aufs bestimmteste der Ansicht, dass die Chronik des
Cosmas die einzige Quelle gewesen sei, aus welcher unser Volk von jeher eine Kenntniss
der Vorzeit habe schöpfen können. Kannte denn Dobrowsky nicht die Gesänge der
Königinhofer Handschrift, — von Herzog Neklans Feldherm Gestmir und dessen Gegner
Wlasdslaw, — von den Herzogen Jaromir und Ulrich, und andere mehr? Widersprechen
nicht auch diese in einzelnen Umständen der Cosmas*schen Chronik, und sind sie etwa
deshalb unecht ? Vergleichen wir nur das letztere Gedicht mit dem Berichte des Cosmas,
um über das Verhältniss beider Quellen mehr ins Klare zu kommen. Prag und Böhmen
wurde von der Herrschaft des Boleslaw Chrabry und der Polen im J. 1004 befreit, also
nur 41 Jahre vor des Chronisten Geburt, — und doch kannte Cosmas weder den Namen
des mächtigen Polenkönigs, den er überall Hilschlich „Mesko*' nannte, noch auch wusste
er, dass Herzog Jaromir jemals in der Reihe der regierenden Landesf^sten Böhmens
gestanden habe, jener Jaromir, der doch erst 1037, acht Jahre ^or des Cosmas Geburt
(1045) starb. Dagegen sagt uns das Gedicht
Ystane Jarmir nad vsiu zemiu cput.
Der Dichter wusste also, dass Herzog Jaromir zweimtU in Böhmen geherrscht hat, nämhch
zuerst nach Wladiwoj's Tode zu Anfange des Jahres 1003, und zwar nur wenige Wochen
lang, da ihn und seinen Bruder Ulrich der Polenkönig schnell verdrängte, und dann
wieder seit dem September 1004, wie der gleichzeitige Merseburger Bischof Thietmar
(-[-1018} umständlicher berichtet Auch der Name »Boleslaw« kömmt auf den übriggeblie-
benen Streifen vor, auf welchen das jetzt unvollständige Gedicht begonnen hatte. Man
sieht, der Dichter war von dem Ereignisse trefflich unterrichtet, während der Chronist
davon die irrigsten Vorstellungen hatte. Kann man nun behaupten, der Dichter habe
erst im XIII Jahrhunderte gelebt, und seine Kenntniss der böhmischen Geschichte aus
der Chronik des Cosmas geschöpft? Muss man nicht vielmehr zugeben, dass in Böhmen,
unabhängig von den gelehrten Chronisten, die nur lateinisch schrieben und auf die Volks*
poesie mit vornehmem Stolze herabblickten, eine schriftliche Ueberlieferung national-
historischer Gesänge zum mindesten seit dem XI Jahrhunderte stattgefunden hat? Eine
echrifUiche Ueberlieferung, sagen wir: denn dass die Mehrzahl der Gesänge der Königin-
hofer Handschrift aus älteren Abschriften genommen sei, beweist schon das ältere Vor«
kommen des Liedes »vom Hirschen,« und die buchstäbliche Uebereinsümmung beider
Abschriften, um anderer Umstände zu geschweigen, deren Erörterung uns hier zu weit
von der Sache abziehen würde.
Da wir somit gezwungen sind, eine von Cosmas unabhängige *und im Einzelnen
sogar richtigere Quelle der ältesten böhmischen Geschichte in der Vorzeit anzunehmen,
S. 24. Fr&rdigung der EiamfSBrß. 181
8o mOiisen wir auch folgerichtig zugeben« diiss die Abweichungen von der Erzählung des
Cosmas eher /lir« als gegen die Echtheit der ältesten Gedichte sprechen.
Die Aussage des Cosmas« dass der WySehrad erst aus Anlass des böhmischen
Mädchenkrieges erbaut worden sei« hat gegen das alte Fragment eben so wenig Gewicht»
wie seine fabelhafte Schilderung der Schlacht« in welcher Cestmir den Wlastislaw tödtete«
gegen das gleiche« aber viel natürlichere Gemälde in der Königinhofer Handschrift« Er
s^S^c j^ selbst« er könne seine alten Angaben nicht verbürgen: quoniam haec antiquis
referuntur evenisse temporibus« utrum sint facta« an ficta« lectoris judicio relinquimus.
Welche Bündigkeit übrigens in der folgenden Schlussfolgerung liege : »diese An-
gabe im Gedichte stimmt mit den Chronisten überein« daher ist sie aus ihnen genommen«
folglich neu und unecht«« — und wieder: »diese Angabe widerspricht den Chronisten«
daher ist sie unpassend und unwahr« folglich neu und unecht« — braucht man unbeftin-
genen und aufmerksamen Lesern nicht auseinander zu setzen.
5. Aber das Gedicht (meinte Dobrowsky) will uns die Zeitgenossen der Libu&a in
einem Culturzustsinde schildern« an welchen Niemand glauben kann« als jene »patriotischen
Schlauköpfe«« die sich nicht entblöden« selbst die Hajekische Fabel von Schreibern der
Libuia anzuführen. (S. 103).
Hajek's Fabelwerk ist wohl von keinem böhmischen Historiker strenger abge»
wiesen worden« wenn es sich als Geschichte geltend machen wollte« als von Palacky in
seiner Würdigung der alten böhm. Geschichtschreiber (1830) und in der Geschichte von
Böhmen (1836). Man wird uns daher keiner Vorliebe für Hajek zeihen können. Indes-
sen« wenn derselbe sich die alten Böhmen minder roh und thierisch vorstellte« als Do* .
browsky und selbst Cosmas (welche beide für ihre Schilderung der ältesten Zustände
unseres Volkes eingestandenermassen nur ihre tubjectwen Ansichien, nicht aber historische
Daten anführen)« so hat er in diesem einzelnen Falle gewiss mehr Recht« als sie. Wie
unangemessen die dem Boäthius nachgeahmte Schilderung der böhmischen Urzustände
bei Cosmas sei« wurde schon anderweitig nachgewiesen. Dass auch Dobrowsky sich ähn-
liche Vorstellungen darüber gemacht habe« erklärt er selbst« naiv genug» in seinem Vor«
bericht zu Monse's Landesgeschichte von Mähren« §. 10. »Was sich in der ersten Epoche
»(400 — 800) hier in Mähren zugetragen hat«« sagt er« »lässt sich nicht mit Gewissheit be-
»stimmen. Das wichtigste lässt sich wohl errathen. Man lasse 200 starke Charwatensöhne
»mit eben so viel gesunden Dirnen von der Oder« 100 kraftvolle Öechensöhne von dem
»Ursprünge der Morawa tiefer ins Land kommen. Man gebe einer jeden FamiUe eine
»Hacke« einen Pflug« ein paar Stiere« einige Kühe« Schafe« Schweine« Hühner u. s. w.
»was werden sie wohl anderes thun« als ihr Vieh auf Triften weiden« an Bächen tränken«
»sich Hütten bauen« ackern« säen« ernten« die Früchte ihrer Arbeit gemessen und bei ihren
»Weibern schlafen? So wuchsen allmählich die jungen Sprösslinge heran« u. s. w. Von
diesem Bilde sticht nun freilich LibuSa's fürstliche Hofhaltung auf dem »goldenen« Wyie-
hrad« so wie die ganze feierliche Scene des Gerichtes mächtig ab ; und schon darum
musste das Gedicht eben so als Impostur erscheinen« wie man einst auch den Marco
188 Denkmäler der böhnusehen Sprache. Gesckiehu der beiden Fragmenie.
Polo für einen Impostor hielt, weil er die Ckinesen und Mongolen nicht als menschen«
fressende Ungeheuer geschildert hatte.
Wenn übrigens das Gedicht von einer »goldenen Burg,a einem »goldenen Stuhle,«
u.^ dgl. spricht, so kann es keinem Verständigen schwer werden, dasjenige, was darin
der Poesie angehört, von der Geschichte auszuscheiden. ^)
6. lieber die Zusammenstellung Knuten, Lecken und Wladyken lacht D. und fragt:
»wo sind die paniPa »Den Dichter konnte nur der unrecht verstandene Dalemil ver-
»leiten, dem Wort Lech einen Sinn beizulegen, den es nie hatte, nie haben konnte. Lech,
»sagt der neueste Yertheidiger des Fragments W. S., ist ein tapferer Mann, folglich etwa
»miles, eques, Ritter. Nicht doch, Lech ist ein Yolksnameu u* s. w. (S. 106).
So sprach D. im J. 1824, und vergass dabei nur, dass er noch im J. 1818 in
der Gesch. d. böhm. Sprache S. 65 selbst gelehrt hatte: »Lech war zu Dalemil's Zeiten
noch immer ein Appellativ , das er für einen freien , edlen , tapfern Mann gebraucht«
u. s. w. Man sieht, wie grundhältig sein Einwurf wie consequent seine Auctorität war.
Unsere Erklärung der Worte s. oben S. 86 — 90.
7. »Was wollte der dichtende Spassvogel damit, dass er in dem Fragmente in alle
Sylben, worin sonst das / und r zwischen zweien Consonanten den Yocal entbehrlich
machen, ein e, und zwar nicht vor, sondern nach / und r (piek, zlec) einschob?« (S. 112).
Wir antworten mit einer Gegenfrage : Was wollten die Schreiber der Urkk. 1057,
1087, 1088, 1131, 1175, 1199, und der Mat. Verb. 1202, die Brennaz, Brene, Brenne,
Bfennensis, Treztenici, Cretkou, plet, trest u. s. w. statt Br'nias, Br*no, Br'nensis, Tr"*
stenici, är'tkov, pFt", tr^st' u. s. w. schrieben? Was die der spätem Urkk. und Hss., die
statt des e überall ein i setzten? Was die noch spätem, die dieses i überall dem / und
r voranstellten? Woher kommt es, dass das böhmische Volk mehrere Wörter noch
jetzt gerade so ausspricht, wie sie in unsem zwei Fragmenten geschrieben werden, z. B.
krev', trest*, kfest*, plet', kreö, blecha, bfevno? Obige Frage darf uns im Munde eines
so gewandten Kenners der altböhmischen Mundart um so mehr Wunder nehmen, als
derselbe in seiner Ausgabe des Cosmas die Formen Zribia, Zribin st. Srbia, Srbin selbst
als die altem und echtem recipirt hat. (Unsere Ansicht dieser orthographischen Eigen-
heit s. $. 14).
8. »Ot steht für otec — als wenn die Böhmen zu LibuSa's Zeiten noch in unge-
bildeten Wurzelwörtern ohne Form gesprochen hätten. Wie lächerlich !« (S* 105).
'') y^Gold" oBcl „golden*' sind die Lieblingsbilder der Naturpoesie der Slawen, die gerade in den filtestcn
Liedern am iifiofigsten Torkommen. So z. B. in serbischen Liedern die goldnen Tische (od alata sto-
loTi) im KL Sanct-Paal| an denen die Heiligen siuen, die goldnen Spulen (zlatna yretena), an denen
Seide gesponnen wird, in kleinrussischon der goldne Bogen und die goldnen Pfeile (zolotj luk, solotaja
strilla), in grossruss. die „tri tereiiia tlatoTerchovatj,« in polnischen der Ur mit goldnen HOmero (iviers
tnr CO t?ote roiki ma) q s. w.
$. 24. ffUrdigang der Einwfüfe.
In Dobrowsky*8 Inst, linguae slav. 1822. p. 326 lesen wir: »Oleü ab oc« mmie 0i
otec.« Er supponirt hier also selbst das verschollene Primilivum ot« was auch refdviMlit
ist. Kaum zwei Jahre darauf findet D. die Form ot lächerlich« und meint« es soHie üe«-
ber ota heissenl Wir verweisen den Leser darauf« was wir über dieses Wort hertiu
im Wortverzeichniss §.12 angemerkt haben. — Wenn man übrigens aus diesem eii^
zigen Worte folgern dürfte« dass die Böhmen damals noch eine Wurzelsprache ohne Fon»
hätten reden müssen« so müsste man zugleich behaupten« dass sie eine solche noch beoc^
zutage sprechen; denn D. selbst s^^ählt in s. Bild, der böhm. Sprache 1799. S. II — IV niebl
weniger als 441 Substantive auf« die er für einfache« unabgeleitete Wurzelwörter ausgibt^
9. »Das SubsL pFzeü ist aus dem Adj. plzny in der Königinhofer Handschrift regele
widrig gebildet und fingirt« da es in keinem Dialecte nachzuweisen ist.a (S* 105).
Das SubsL pFzen ist weder regelwidrig gebildet, so wenig als pldseik« pUseft« tie«
seht tisch u. a. m.« man mag es von dem Adj. plz-ny« oder dem SubsL pl'za (vgl. iizeh
und ieza« süisj, oder endlich unmittelbar von einem verschollenen Yerbalstamme ableiten«
noch auch desshalb, weil es uns in dem Fragment zum erstenmal auftaucht« fingirt Do«
browsky wurde offenbar durch das russ. polza irre geleitet: wir haben indess oben $.12
die Form pVza aus einem alten serb. Codex nachgewiesen.
10. »Das Wort strebropdna« silberschäumig« sollte ein so alter Dichter schon ge«
braucht haben? Nicht wahrscheinlich.« (S. 109).
Wir hingegen finden diese und ähnliche Composita« die D. angreift z. B. zlato-
pesky« zlatonosny« als sinnlich-malerische Epitheta gerade bei einem alten Dichter sehr
natürlich« und darum auch sehr wahrscheinlich. Kannte D. die unendliche Mannigfaltig-
keit und mitunter überraschende Kühnheit in den Zusammensetzungen der Eigennamen
und Ortsnamen bei den Slawen« die ihrem Ursprünge nach weit über den Anfang unserer
Gesclilchte hinaus reichen« nicht? Was bei dem ganzen Volke üblich war« sollte einem
höherbegabten« begeisterten Volkssänger verwehrt sein? Oder soll etwa Homer darum
nicht älter sein« als Pindar« weil er in seiner Art eben so reich ist an zusammengesetzten
Epithetis« wie dieser? Wo finden wir mehrere und kühnere Zusammensetzungen« in der
Königinhofer Hs.« oder bei Simon Lomnicky? Wir lesen in der Königinhofer Handschrift
(denn Beispiele aus der Volkspoesie anderer Slawen wollen wir nicht häufen): vlasi zlato-
stvuci (60)« s dceru lepotvornu (50), obiet' hlasonosnu (34)« sk^ek hrozonosny (12)« jaro-
bujnu silu (20), or jarobujny (70)« tur jarohlavy (56)« lesem dluhopustym (72) « di^evce seho-
dluhe (38), vysokorostla drva (46), masoiravy nosec (98)« velebyster vöhlas (86)« potka ve-
leliuta (38)« vcleslavny knieie (2)« povSst' veleslavnu (14)« blahodSjne jutro (48), k jutru
Sedoseru (2), vzupichu vsiestraSivo (26), vsietichunko (4) u. s. w. ; wir werden wohl« wenn
wir gerecht sein wollen« zwei bis drei hundert Jahre früher auf demselben Dichterboden
ein paar ähnliche Composita nicht unwahrscheinlich finden?
11. »Za fiir zda steht etwa nur desshalb« weil die Polen aza für das böhmische
zda schreiben.« (S, 109).
Sonderbar! In der Königingrätzer Handschrift^ (vgl. ob. S.9. Nr. 14.)« welche Dobrowsky
184 Denkmäler der böhmuchen Sprache. Geschichie der beiden Fragmente.
viele Jahre lang besass, wird za (ür zda eioigemal gelesen« namentlich in dem Gedicht
PaSije« Y. 114: za by mohli yinu poznati, und im Prokop Y. 702: ba za nevöS? (St Ski.
HI. 33. Y. 33). Wie kam nun dieses Wort in diese Handschrift hinein ? — Die Wahr-
heit ist, dass das alte za für zda (vgl. serb. za-r st. za-z, wie more st. moie u. s. w.) in
altböbmischen Denkmälern mehreremal vorkommt. S. §. 12 Wortverzeichniss und Jung*
manns Ces. Slow. u. Za.
12. »Rozvlaja&e ist nicht böhmisch« sondern aus dem slawischen vlaju sia» das als
Activ gar nicht vorkommt« genommen und mit roz zusammengesetzt worden.« (S. 109.)
Lehrt doch D. sehst in s. Lehrgebäude der böhmischen Sprache und in den
Inst. 1. slav. (z. B. S. 353. 356. 359 — 360)« dass aus den Reflexivis und Neutris Activa und
Factitiva werden« wenn die Yerbalstämme entweder in andere Formen übergehen (z* B.
rostu u. rostim) oder mit Praepositionen zusammengesetzt werden (z. B. tl^ti u. raztliti). —
Das Act. rozvlajati ist demnach neben dem Reflex, vlaju sie eben so regelrecht« als roze*
amati od. wysmati neben smati sie« rozhnewati neben hnewati sie« oplakati od. rozplakati
neben plakati sie u. m. a. Und da es uns über das XIII Jahrb. hinaus an allen Hilfs-
mitteln gebricht« um über den Wortvorrath der böhmischen Sprache bis zu jener Periode
urtheilen zu können, so dürfen wir ein so tadellos gestaltetes Wort desshalb allein nicht
verwerfen« weil wir ihm bis jetzt in unsern spätem« noch immer nicht vollständig durch-
gesichteten Sprachdenkmälern nicht begegneten. ^
13. »Die Zusammensetzung zlatop^sky« von zlato und p^sek« soll schon dem Zeil«
aher LibnSa's angehören? Unglaublich.« (Ebdas.)
Ob dem Zeitalter Libusa's — das wissen wir nicht: aber der Zeit« als das Ge-
dicht niedergeschrieben wurde « und dies geschah unseres Bedünkens schon vor der
Mitte des X Jahrb. « gehört sie gewiss an. Ygl. das oben unter Nro. 8 gesagte. — Do-
browsky greift gleich darauf auch die Zusammensetzung zlatonosny« als modern« gelehrt«
*} Sprachdenkmäler aus uralter Zeit nach dem Wort- und FormeoTorrath eiaer spatem Zeit streng richten
%n wollen« ist immer misslich. .Fast jedes neuentdeckte Fragment macht uns mit neuen WSrtem» neuen
Formen bekannt. Dies gilt nicht yom BShmischen allein, sondern Tom Slawischen überhaupt Wie yiele
ake, gute, sonst nicht Torkommende WSrter hat uns die MaL Yeih. erhalten. Auch in dem Witten-
berger Psalter haben wir beim ersten flüchtigen Durchlesen deren mehrere bemerkt, t. B. sabiratvo
(neqoitia)» ml (sors), saUutiti (trocidare), popestiti (delinquere), prSraduju sie, prßradost, Yezdm(¥sdtil?
holocaosta)« T/soCec (altissimus)« remeslniti (operari), pjchleti sie (delectari), harban (corona), jabfien
(Apfel <), medkj (suayis), sbierovati (liberare), zbiero?anj (liberatus), ruh (scandalum), uz(ora), Tice(po-
sieriora) u. s. w. Noch mehr Behutsamkeit erheischt die Beurtheilung der grammatischen Formen: denn
nur zu oft ist dem einen Dialect zuständig, was den andern, nach den bekannten Sprachdenkmülem,
iüicht kustfindfg Ist. So eiitbebren t. B. im Altslawisdien die Adj. anf -ni: ^jTini, gorni« niini, die Ordin.
auf -j nnd -i : Ytorj, treti, ttwrtjy üemer die Adj. boji« suji und iuji allerdings der abstracten Fem $
aUein in der Kdaiginhofer Handschrift lesen wir S. 44 ausdriicklicfa t K Tjrinu hradu st. k Tjiniemu.
Ist nun das Gedicht darum unecht, weil diese Fbrm darin Torkommt? — Auch die Composita: pAltfeta«
p^&lHwrta u. s. w. zeugen unwidersprechlicb iUr den ehemaliges Gebranch der abstracten Form bei den
OrdnongSMhlen tfeti, Ctwrtj n. s. w.
V ^'.\\ ,
\ $. U. Hnk-digmng der Emw&rft. 18«
dem 'lateinischen aurifer nai^h^ebüdet» an. Diess heisst doch wohl dem schaffenden
Spr'acbgeniua eines Volkes oder eines Naturdichters wenig zutrauen. Im Poltawer Gouv.
in Russland läuft links in den Dn^per ein Flüsschen Zolotonoia: wir möchten gern wissen»
ob demselben diesen- Namen das Volk gegeben habe , oder etwa die kais. russische
Akademie?
H. »Tetvi für Sippschaft ist ein ganz neugescfamiedetes Wort von teta« die Base
oder Muhme.« (S. 103)^
Tetvy, als Gen. von dem Mannsnamen Tetva« hat mit teta» Base oder Muhme«
nichts zu schaffen. Wir haben unsere Erklärung des Wortes bereits oben §. 12 gegeben,
und glauben, dass man sich dabei vollkommen beruhigen könne« wenn man nicht lieber
Yorzieht, im absoluten Negiren zu beharren. Die ersten Herausgeber des Fragments lasen
unrichtig jetvi« und dachten an jeteY=:vdtev« Zweig« Sippschaft. JDobrowsky hätte« bei
seiner umfassenden Gelehrsamkeit« sich lieber« hier wie anderswo« nach einer richtigen
Deutung des Wortes umsehen sollen, das er allerdings richtig gelesen hat.
15. »Das Wort cnesna (kniezna)« das fünfmal in allem vorkommt^ ist zu neu« es
i^üsste dafür knieni stehen« wie in der Königinhofer Handschrift In einer Urkunde Kg.
Wratislaw*s vom J. 1088 steht Knasawez« also knaz mit a« nicht mit e. Wie kann nun
das Gedicht Yon einem noch hohem Alter sein? Der Missgriff ist hier offenbar.« (S. 104*)
Der Missgriff D. ist offenbar und handgreiflich. Denn 1) er Ycrmengt knieina und
knieni« die doch in der altslawischen Sprache genau gesondert sind^ und auch in der
altböhmischen Mundart nach dem Zeugnisse der Königinhofer Handschr. einst verschieden
waren. Knieni oder kniehyni heisst die Fürstin« kniezna die Fürstentochter (vgl. slav.
carevna* kralevna und carica« kraljica). S. Kön. • Ho£ Hs. S. 112. Y. 30. S. 196. V. 26.
S. 198. y. 3. 20. 28. S. 200. V. 13. Die Böhmen haben indess beide Wörter sehr früh
Ycrmengl : daher schon in den ältesten Legenden im Museum : VratislaY s svu knieznu,
jeiito jmie Dragomif« mSI dva syny« 513« 2« welchen Beleg so wie die aus der Kön. Hof.
Hs., wir in Jungmann^s 6. Slown. ungern Ycrmissen. 2) Ihm ist knieni der Form nach
recht alt« kniezna aber nicht« weil es kein a hat» nnd doch gehören beide Wörter dem-
selben Stamme knia- oder knie- (cyr. kna-} an, man niag knieni für eine Erweiterung des
Stammes knie- oder mit uns f&r eine Contraction des Wortes kniehyni halten (vgl. car'
^t. cesar\ ban st. böjan« barin st. bojarin u. s. w.) 3) Er lässt die Formen: jeje« sviet^«
sniechu sie« poöie« je sie« viedinu« mie« tie« sie u. s. w. ohne Arg passh*en« wo doch
aMberaR an der Stelle eines cyr. a ein böhmisches e oder ie steht. Folgerecht hätte
^ diese alle verwerfen isoUen. ««- Wir haben $. 22. Nr. 2 ausführlich bewiesen« dass so
weit wir die Anssprache des nasalen Grundiauts a in Böhmen mit Hilfe Yon lateinischen
Diplomen und Chroniken zurück ins graue Alterthum Ycrfolgen können« dieselbe stets
zwischen a nnd e schwankte , und bitten den Leser das dort gesagte nachzulesen. Dem
cnosawez der Urkunde mit der Jahrszahl 1088« die indess nach dem Urtheile stimmbe-
rechtigter Kenner in ihrer gegenwärtigen Gestalt erst im XII Jahrhundert nieder«
geschrieben ward« setzen wir das weit gewichtYollere »Bele kn^gini« id est polchrs skimina«
24
186 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschühie der beiden Fragmente.
sclayonice dicta« des Ditmar von Merseburg (starb 1018. Dec. 1.) entgegen« aus einem
Codex« welchen die Herren Pertz und Lappenberg für ein Aaicgraphan eridären* (Peru
Mon. Germ. bist. UI. 862. coli, p, 729.)
16. »Die Russen nennen ihr Recht pravda« also müssen es« meinte der Concipient«
die Böhmen auch so genannt haben. Ein unbefangener alter Böhme« der von der russi-
schen Pravda nie was gehört« würde gewiss pravo geschrieben haben. Selbst die Polen
nennen das Recht pravo. Dem Schreiber des Fragments steckte die russische pravda
im Kopfe.« (S. 102. 108.)
Im J. 1799 schrieb D. folgendes: »Der Wurzellaut praw ist in prawda justhia«
praweden justus u. s. w.a (Bildsamk. der böhm. Sprache« S. XL!)« und 1818 wieder fol-
gendes : »In einer Cerronischen Hs. auf Perg. Bl. 70 liest man prawda« die Gerechtigkeit«
(Gesch. d. böhm. Spr. u. Lit S. 153 — 154.) In dem letztgenannten Werice S, 186 ver-
weist Dobrowsky auf die Excerpte aus dem Wiener Codex der Sonn- und Festtagsevange-
lien bei seinem Freunde Durich (Bibl. Slav. S. 208)« wo dieser ausdrücklich sagt: Hac
voce pravda veteres Bohembs itidem justiliam signasse« semel in Evangeliario Vindobonensi
bohemico inveni: Matth. III. 15. naplniti vSiecku pravdu. — Wie kommt es nun« dass D.
im J. 1824 behauptet« pravda fUr jus« justitia« sei nicht altböhmisch« sondern aus dem
Russischen entlehnt ? — Hr. Jungmann hat in seinem ä. Slown. das altböhmische pravda«
jus« justitia« mit nicht weniger als ftinf und dreissig Citaten aus unverdächtigen Quellen
(die Stellen aus unserm Fragment nicht mitgezählt) belegt; eine Anzahl« ^ie hoiTendich
auch dem sprödesten Beurtheiler genügen wird.
17. »Ideie Orlicu Labe plje Y. 43« scheint eine Nachahmung des Verses im
Jelen (der Königinhofer Handschrift) : Syra zemie vfelu krev pije« zu sein.« (S. 110.)
Wir sind verlegen« wie wir diesen Einwurf beantworten sollen: wir überlassen es
daher dem Leser selbst« denselben entweder zu überwinden« oder sich von ihm besiegen
zu lassen. <^ Wir meinen bloss« dass ein »dichtender Spassvogel«« der sich erst aus der
Königinhofer Handschrift diese und ähnliche Metaphern hätte borgen müssen« schwerlich
je auf den Einfall gekommen wäre« Gedichte« wie das unsrige ist« zu produciren.
18. »Der Nachahmer oder Concipient nahm den in der Urk. 1088 vorkommenden
Kamenmost aus D*s. Geschichte der böhm. Sprache S. 83« wo er S. 95 auch seinen Radovan
her hata (S. 111.)
Diess hätte leicht geschehen können« wenn D. bei der Fabrikation des Gedichts
zu Rathe gesessen und dem hilflosen« bald vom Namen und Ausdrücke verlegenen«« bald
»tollkühn neue Wörter schmiedenden Impostor« diese und ähnliche Schibolets ins Ohr
geflüstert hätte. — - Unseres Wissens kommt Kamenmost auch noch in andern Orkuoden«
als der vom J. 1088« vor « und. der Name Radovan ist in unsern alten Nekrologien und
Urkunden gar nicht selten« — Hier und anderwärto ist dieselbe Taktik : was anderswo
vorkommt« ist eo ipso entlehnt« was nicht vorkommt« ist eo qplso erdichtet» folglich ist
das Ganze falsch und ein Machweii^. .
*■ w
$. 2A. Wy'idigung. der Einwarft. v 197
19. vLiadny ist im Polnischen hubach« niedlich, in des Kg. Wenzels Minnelied
zart« hier aber ist der Fluss ladny : wie kommt nun die Sazawa zu diesem Epithel ?«
(S. 110 — 111.)
Unstreitig auf demselben Wege> auf welchem die Flüsschen Lada in Russland und
Galizien zu diesem ihren Namen gekommen sind. In der Mat Verb, wird serenus, nitens
durch ladny glossirt> p. 218, c. 2; ladny kann hier daher mit Fug für gleichbedeutend
mit bystry, öisif , Umpidus« genommen werden. — Vgl. $• 12. Wortverz,
20« »Wie konnte ein alter Dichter die Mies strebronosna, silbertragend« nennen ?
führt sie etwa Silber? dsa ein lächerKcher Missgriff.« (S. 111.)
i Hierauf antworten wir mit D« eigenen« ^ unmittelbar auf den Einwurf folgenden
Worten:' »Die Stadt Mies heisst böhm. Sti^ibro> d. i. Silber« weil man« selbst nach Hajek's
Erzählung« im J. 1131« wohlgemerkt im J. 1131« bei Grabung der Gründe Silbererz
entdeckte.« In einer Gegend« wo Silbererz gegraben wurde« wird doch Silbersand im
Flusse nicht zu den Unmöglichkeiten und Wundern gehören 7 Was die Berufung auf Hajek
anbelangt« so fallt es uns auf« dass sich D. hier an einen Mann festgläubig anklammert«
den er sonst in allen seinen Werken« und auch in dieser Rec. an mehreren Stellen« als
den Erzfabelhans und Lügner « besonders in puncto der Chronologie « verachtet und
verspottet. Wenn er auf Uajeks Zeugnisse über den Bergbau in Böhmen ein so grosses
Gewicht legt« so sollten ihm dessen (allerdings unbegründete) Aussagen von der Gold-
Wäsche unter Krok« Libusa u. s. w. auch genehm sein. Quod uni justum« alteri aequum.
• 21. aStol ist im Böhmischen ein Tische nicht Sitz« Thron« dieser müsste stolec
heissen« wie.bei Daleiaail.« :(&. lOi.)
Könnte, man. nach D. Weise nicht 4lso argumentiren : Stolec ist yWz^ im Böhmi-
schen ein kleines Tischchen« nicht Sita;« Thron: folglich kann stolec für Thron bei Dalemil
nicht echt: sein. Es müsste andcirfl.heissisii. —< Wie das abgeleitete« spätere stolec seine
lursprüngliche Bedeutung (Stuhl) im^ BöhUMSchen eingebüsst hat« eben so gut konnte die-
selbe auch das Stamknwort>.sto) einbüsaen« Da stol in den altem slawischen Dialekteh
wirklich den Für^tenstubl bedeutete« ilind da in der altbdhmischen Sprache erwiesener-
n^assen viele Subst. in. ihr^er. primitiven Form gang und gebe waren« an d^en Stelle später
die mit -ec abgeleiteten traten {i. B* uj« prapoK*« Jim« iribop u« :S. w.)« so sehen wir nicht
ein« warum man das Wort stol in., einem alten Gedickt nicht gelten lassen sollte? -r-r
Nachdem obiges bereits geschrieben. itar> erhielten. wir eine Abschrift des Wittenberger
Psalters« und fanden darin das Wort stol für &Q6ifog, sedes« zweimal: Ps. 88> 30« a stol
jeho«.et thronum ejus« Ps. 92« 2. upraven^^stol tvoj«parata sedes tua« o ^govog tfov.
Sonst steht im ganzen Psalter stolec für .tlH*OKiua» sedes. In diesem Augenblick gewahren
wir beim Nachschlagen« dass auch Hr. Jungmann ins. Wörteri). u. St&l fttnf Belege aus
alten Quellern. Iiir die Bedeutung Throii« Sio^ angeführt hat I>*s. Zweifel ist hiermit aufs
bündigste gehoben.
22. »Das Adj. oteA ist wohl altrussischj aber nicht bdhmisch. Woher nahm nun
unser schlaue Nachahmer das im Böhmiscben < sonst nie gebrauchte oteik? Aus; demrussi*
24*
•|g8 Denkmäler der böhtiiuchen Sprache. Geeduchie der beiden Fragnunie.
«chea Gedichte Igor» worin der ganre Ausdruck 8 otna zlatä Mola uekrmalen Tor-
kommt» (S. 104.)
Das Adj. oten ist auch altböhmisch» denn in unserer Mau Verb, wird: i^puber»
tririlia«» durch vdaki writi otne pameti« glossirt» was wir otne pamfity (parentales notae,
p. Signa) lesen. Vgl. S. 55. 76. Wenn die Formel s otna zlata stola auch in dem Oesang
Igor gelesen wird, so ist dies» nach tmserer Meinung» nur ein Beweis mehr f&r ihr bobes
Alter. Beide Denkmäler überkamen sie aus einer gemeinschaftlichen Quelle» dejP ältesten
Nationalpoesie der Slawm; Dies ist nicht der einzige Fall» wo sich die Nationallieder
verschiedener Slawenzweige sogar heute noch in dens^ben Ausdrücken begegnen« Wttre
D. die »prayda po zakonu« in dem Zakonnik des Stephan bu§aa (Hs. 1700) bekannt ge-
wesen» er hätte gewiss» nach seiner Methode» nicht ermangelt zu behaupten i Unser
»Concipienta habe sein »pravda po zakonuk yon da gebott. Wir können mdeM< ver^
sichern» dass die Handschrift» worin der Ausdruck gelesen wird (in den von Raiö ge<*
druckten interpolirten Gesetzen kommt er gar nicht vor)» im J. 1818 noch den Serben
selbst» geschweige denn den Böhmen» unbekannt war.
28. >Der Meönik der russischen Pravda ward hier in ein Mädchen (mit dem
Strafsehwert) verwandelt.« (S. 112.)
Um den Mednik hätte sich der »dichtende Spassvogel« nicht gebraudit nach ftoss»
land zu bemühen» da er ihn in Polen viel näher bei der Haiid hatte. Und waruiü' hätte
er ihn» den historisch wohl bekannten" Mann in ein unbekanntes Mädchen verwimdeh ?
Wäre es nicht natürlicher und folgerichtiger gewesen» zu sa^en: die däv£ siidne sind
ganz erdichtet» da sie sonst nirgends vorkommen. — Um nicht den Leser durch Wieder^
holungen zu ermüden» ersncfaen wir ibu» dasjenige nat^zdesen» was wir über diesen
Gegenstand bereits oben S. 95. angemerkt hab^n« '1 ' ^ > : :
24. »Wenn W. S. bemerkt: vifeiez so viel als Hcdd» Ritter» Freier, daher arte^ in-
genuae»- liberales» wer könnte sich hier des LaeMn^' enthalten? Glaubt er etwa gar aoi
das heidnische Gymnasium zu Bude6» ^wo inan auch' Zaubericünste lehrte?« (S.' 113.)
Weim dieDeutuiig einer dunkeln^ schwierigen Stelle in feinem aken Gedicht "hichc
gleich auf den ersten Wurf gelitfgtj was folgt daraus (tlr dessen Unechtheit 7 Ist es dar^
um unecht» weil wir es niohtj ^9<srsteben?^ 'Pöbröwsky ^dilehte ah Vh in Svatovit» von
dem die Begeisterung zmb^ WsAiniagcfn ifa^rrükreni soll» und fibefsef^t »rfudenS v^iöbam
vitiezovym« durch »in Währsagerkünstefa >iini?errieht6t.4« t Unsere Beuiong des Ausdrucks
vi^ddby Vitiezove B. oben "Sw 96« • ' ' ' ^.j s
2&. »Der Ausdruck destcy prävdodatnen kt ' in dem Fragmetite sehr schlecht g^
wählt« '*^ Nur der unkritische^ Hajek fabelt «vbn diiier slawonischen Sebrif^ V6U slaw^
niBchen Schreibera der Libula.« •(& 102.) <-< '^ '^' * * *''
Nach unserer Ansicht ist dei^Atiidruek;^» desky pravdodlrtne«Mi^ ni^ #bel glii^
wählt Das Wort desky für Schreibtafeln haben die alten Böhmen mit den alten RtiSM^
gemein. Vgl. oben S. 9^ ditä bäeSi^kyW>de^ Nöwgi^oder Pösadniks M^roSkil^ vom J. 1208.
GUleiL is^s» dassD.r^^dielseiiTMssfsehetfiiMiifky Is^ismom^^ wus^te ? Msö^t wAj*M
Ml
\ $.24. Witrdigung dir [Eme^^ f89
die unser« Fra^eato- gewiss von: di erborgt; ''^^'- ^ Däss die Gesietztafeln (desky prardo*
datne) beschrieben gewesen wtoen« sagt das Fraginenl ntdk^ und wir behaupten es auch
nicht: mit Schnitzwerk und Runen mögen sie wohl bedeckt gewesen sein* -^ Um über
die Frage: ob die aken Slawen vor Cytill jind 'UetUod' Buchstabenschrift gekannt und
-^wenigstens bei Wahrsagen und Cidtas -^ angewendet haben? ins klare zu kommen,
brauchen wir jetzt weder den unkritischen Hajeki' no^ die köstlichen Prilwitzer Gött^-«
bilder und Steine (Tcm denen iodess der Hr. Arehitar Liacdi doch noch einige zu retten
hofflt) zu consuhirien? es fehlt uns an klaren liiid pl^sitiven Zeugnissen nicht. VgL S, 98««
wo auch der g^eiligten Rnnentafeln der Äsen erwähnt wiitde.
26; »Es wird Torausgesetzt » dass <lie Ordafieii« die wahrscheinlich erst von den
Deutschen nach Böhmen kamen« schon damals^ üblieh wairen. Man weiss wohl« wenn sie
abgeschafft worden; dass sie aber von Pfemysl eingeführt« oder ror ihm« ehe ihn LibuJia
zum Gemahl erkor« schon im Gange waren« dafitr darf man doch mit Recht Beweise
fordern.« (S. 112.)
Auch unser gelehrte Jurist« H. Maciejöwsbii ist der Meinung« dass di6 Gottes-
urtheile erst dmrch die Christen den bekehiten Slawen zugifilhrt wurden (Pam. Slow. I.
308 — SIL); gleichwol haben weder seme Argumente« noch D. Zweifel unsere Heber«
Zeugung von -ihrem vorchristliche^ Alter bei den Slawen wankend gemacht. Schon der
Umstand« dass wir sie bei dem Hellwerden iii' unserer Gesehichte bei allen Slawenzweigen
verbreitet und tief gewurzelt antreffen« -und dass wir wohl Tbn ihrem Ende« aber nirgends
von ihrem Anfange Kunde finden« fOhrt auf die Yermuthung« dass sie älter sind^ ris
unsere beglaubigte Geschichte. Bei den meisten indogermanisöhen« dso dem unsrigen
zunächst verwandteit Stämmen« bei den Germanen (nach Phillipa und Grimm)« Gelt^
Griechen« Indiem u.'s.- w.« wäirev die Ordalien vor dem Ghiriätenthum da: warum nichc
bei den Slawen? Widerstrebten sier etwa ihrer ^ Denkart» ihfbn Sitten? Was ist denn das
Ordale ande^s^ als die Jküfrafting der Gottheit enr Yerkündung der Wahrheit und des
Rechts in einer angewissen Sache -^ also eine Art Lok>s4n7 Nun war aber das Loos«
werfen, in gewissem Sinne seibat ein Ordale« bei keinem Volke mehr verbrettet; als bei
den Slkwen: über Krieg und Frieden ^ WoHie ' dadurch; oMsoliieden. Ein Volk« welches
seih ganaesiWohl und Weh dein Aussprache der ^Gocthdt: im Lodse unterwarf« i^d woU
nicht angestanden haben« das Schicksal isin^s Angeldfagten derselben Macht anheimBQii
stellen^ Freilich Marder Eid auch bei deii Slawe« von jeb^ dais vortügliehete« , edlere
Beif^ismittel^: dieses schloss aber andere 'gar nidit ausi zumal< ausdrücklich gesagt wirdb
Jurationes (bei de^ Sbwen) difficillime admittuncarii nadb jnrare apud Slavos quasi pe^^
jurare' esl^ /6b vindicem Deorum iram. Uefanold I; c. 8ft* $• SJ Wenn Helmold weiter
sagt : Slavi (nämlich die von den Deutschen bezwmgeneii tHid bhristianisirteft) inhibiti sünl
deieetero jnrare in arboribus« fontabvs et laj^diblUr« sed olterisbant criminibus pulsatos
saiCei^dMi« «fsvrt) vel voineribttS> examinandos (fc e«^ 81f^$/' \% so ist hier» unseres Bedfln«'
kens« nvlt vKMtder Aüsschliessuttg des emen Be^rAMüittel«^^ dea Eides' nach beidnis^MÜi^
JM;; «nd von der Befrekaltang* des andern dier lledle/ et^^ifisft' die Slawen nach' Arei'
190 Denkmäler der böhmischen Spracht. Gttchichu der beiden Fragmenie.
Unterwerfung und Bekehrung in die Classe der Unfreien geworfen wurden, welche be*
kanndich vom Eide ausgeschlossen waren, und sich zum Beweise ihrer Unschuld steüs
der Ordalien bedienen musstto.
27. »Die Böhmen kenneii das Wort r^iti gar nicht; auch die Polen nicht Auch
ist die Imperativform roErdStte nissisch, nicht böhmisch. Schreibt doch der Impostor
selbst sonst sud*te, und nicht südite. M^ndacem oportet esse memoreml« (S. 107 — 108).
Die Böhmen kennen das Wort r^iiti sowohl aus der Alexandreis, deren 2211 Vers
also lautet: »Op^t sie Toda rözreSi, Star. Sklad. IL 253., als auch aus dem emplasmirten
rozhfeSiti statt rozreSiti, des abgeleitieten re^o nicht zu gedenken. — Den YoUstftndigen
Imperativ neben dem gekürzten haben wir bereits oben S. 78 gerechtfertigl, und mit
dem schlagenden: Okuste a vidite, femer A tu lib kup, lib nekupi, belegt, welches D.
einst ohne Arg passiren lie^s«
28. »Vers 78 in der Flexion clanechu se müsste nach n ein u» eigentlich ja stehen,
wenn das Flickvirerk ein hohes Alter haben sollte.« (S. 107). i
Auch dieser Einwurf ermangelt alles Grundes. Wir haben bereits §. 22. Segm. 3.
aus unbestrittenen alten Quellen auf das einleuchtendste bewiesen, dass der Umlaut des
a in e, besonders nach weichen Consonanten j» c, c, i, z, i, im Böhmischen uralt ist« Wir
ersuchen den geneigten Leser das dort gesagte nachzulesen. — Uebrigens fKUt es auch
hier auf, dass sichD. gegen dieses einzige Wort auflehnt, und bei den übrigen mit dem«
selben Umlaut behafteten: deliedi, öeliedina, dlie, slyäe, slyäeste, vece, deVde (ruka), u.
rozmyshechom kein Veto einlegt.
29. »Bei den Böhmen ist hovoKti (raunen« verworren reden) und mluviti (ordent«
lieh reden) niciht einerlei. Veris 79 und 80 steht zwar richdg govoriti« nicht aber Vers
83 und 117, wo mluviti stehen müsste. Der Concipient hielt sich lieber, um alt zu schei«
nen, an govoriti, weil es im, Russischen üblich ist« (S. 108),
■, Wir bedauern, dass der geldbrte Mann zu solchen Mitteln Zuflucht nimmt, um
das Gedicht allseitig zu verdächtigen I Die ganze von ihm ersonneae Distinction JßUll
Angesichte der Zeugnisse unserer Sprache über den Hatifen. HovoHti wird jetzt und
ehedem schlechtweg für mluwiti g^braucbt. (VgL JungmannVCl. Slown^ii. Uövofiti). Gesetzt
iber auch^ es fönde jetzt dn geriiiger Untierschied statt: kann und darf irian darnach den
Sprachgebratich, wie er etiva vor Tausend Jahren war, richten? ' .; >
30. »Der Schreiber des Fragments wollte V. 92 nicht vS6e» Volksvisrsammlung bei
den Russen, sietzen, da er* ein dreisylbiges Wort vonnöthen hatte. £r lieh also dem
Worte die Form: «ina und .schrieb vedina. Nachweisen lässt sich das Wort als in irgend
einem Dialectä vorhanden, oder als jemals gebräuchlich, freilich ijiicht. Was soll es
schaden; meinte en Für. alt wird man ea immer halten.« (S. 105).. '
Vieöina, die Mehrheit» von vieöi oder vieöSi, hat, unserer Meinung nach, mit desk
verpönten russischen, vi^e (das übrigens auch in den Glossen der Mat. Verb, mad de»
Museuio-PsaUerSi« ferner in dem Wittenberger Psalter Ps. 21, 17. 39, 11. und 90^ 6. vor*i
Iionttit):'tijch|a)gf}ineiKi*: Bfan trifit es freüich in altserbiachen Urknnden und in illvrischeA
Bü^em häufig ^fenug an; indess war dieser^ UmstatidD. nicht gegenwärtig« sonst würde
er ihm gewi38 flügs die Uskokische Abkunft abgembrkt 'habend : (Vgl. $« 12. Wortyerz.)
31. »Man Temehme Y. 118 die wahre' Gesinnung ^dba, böhmischen Patrioten Raü«
hör vom Riesengebirge: NechTafaio nam ▼ N£mcichi>islcat^ pravdu u. s. w. Hier legt unser
wahre Patriot» der bei »einem eingefleischten deutschem Michel« in Diensten steht« seine
Herzensmeinung dem alten Ratibor in den Mund«a (S* 108)«
Also die deni böhmischen Patrioten Ratibor in den Mund gelegte Herzensmeinung
des Dichters soll ein Beweis der Unechtheil des Fragment» isein? Und dieses Argument
oder Tielmehr diese Herzensmeinung Temehmto wir aus D^browshfs Munde? — Müsste
nach dieser Logik nicht der ganze Codex der Mat*' Verb, im' Museum das Machwerk
»neuerer Hyperpatrioten« sein« weil darin S. 30. Gol. L das mit neunzehn Synonymen,
die wir nicht niederschreiben wollen« begleitete Wort Barbärus durch einen Namen glos-
sirt wird# wohl gemerkt in der Zeäe §^ossirt wird» den jeder Leser kennt und nöthigen«
falls unt^ am gehörigen Orte finden wird. Müsdte es nicht Dalemils ganze Reimchronik
sein.? Müsste es liicht jenes ausgezeichnete W^ksein^' das D» sehr gut kannte, indem
er in 8. Gesch. der böhm. Liter« 1818. &«• 34b<^346 eine lange Stelle daraus anführt,
welche wir den Leser nachzulesen bitten» daihit er sich überzeuge» dass es D. nicht un«
bekannt war» wie die aiifen Böhmen in i^fr/evi Puncte dachten imd /rAr&^/n« — Die Vor-
sehung schuf mit den Völkern zugleich die Polarität ihrer Kräfte; und es gab Patrioten»
Hyperpatrioten und Afterpatrioten auch gestern und ehegestern und nicht in Böhmen
allein. Es ist fi*eilich ein schöner Beruf edlerer» mit der mens divinior begabter Seelen»
die Exorbitanten auf beulen Seiten zu moderiren : dass aber das von D. gewählte und
bei Gelegenheit den Recensionen von Rakowiecki*s^ Ossolii&ski's und Kalajdoviö's Werken
(W. X d. L. Bd. 27. 33.) angewandte Mittel das rechte* und' ;xweckinässige wäre» können
wir uns» trotz der Terzuckerten Worte S. 102"^ 103» nicht ^^rzeuigeu,
32. »Der. V. ,7. wollte den Iteterschied zwischen praTda^ dem weltlichen bürger-
lichen Rechte» und zwischen zakoh» dem heih'gen» religiösen Gesetzbuch» V. 8» 28» 69»
111» 119» bemerkbar machen. Der zakon wäre also gleiclisam die heidnische Bibel.
Nach der Etymologie dieses Wortes ist zakon ebeh kern gesohriebenes Gesetz.« (S. 112.)
Den ganzen hier gerügten Unterschied hall sich .Di. ersonnen» um ja nichts andern
Gedichte uiibekrittelt 2U lassen. Der Ausdrück - prsvda . po ? aakonu < (man merke » dass
dieser Ausdrudi auch in dem serbisdien Gesetzbuch TOftkommt) bedeutet nichts mdbr
und nichts weniger als »das Recht nach > dem Cie8etze»Jusi secundum legem.« Dass der
Zakon hier svaty (heilig) -genannt wird» daran bätle doch 'ein Alterthumskenner » wie D.»
keinen Anstdss nehmen sollen i falls er nicht aneb d^n> Jieidnischen Syatovit anfechten
wollte. I^ur dhe Mal. Verb, macht einen Unterschied zwisehen prayda und prayo» und
dieser» wenn,;wir ihn anders gut verstehen, spricht eher f&r» ala gegen die Richtigkeil
der Anwendung deA Wortes prayda in unserem Gedicht. •>
I .:..T 8}.^ «Weabrdas Fragment auch ^ wirklich echt und nicht unterschoben wäre, so
kannte darautf, dass der natch. sAUftru Phantasie nudcnde Biohtiär bei Libuäa's Gerichte
V
lOX Denkmäler der bälMuchm Sprache. GuchicAie der beiden FragmenU.
einem von den zwei Mädchen als Beiständen die Gesetztafeln in die Hände gibt, noch
nicht gefolgert werden« dass es damals, Tor Premysl, wirklich geschriebene, nach Böh*
men mitgebrachte Gesetze gab.a (S. 101, 112.) -
Hiermit sind wir einverstanden, und wollen das auch nicht folgern. Nur geht
D« oflenbar zu weit, wenn er an einem andern Orte behauptet, die Böhmen hätten vor
PremysI von Gesetzen gar nichts gewusstl Seiner Vorstellung von dem Znstande der
fdten Böhmen war das gemäss, nicht der unsrigen. Er hielt sich an Cosmas Bericht
von den mit Bobemus in das seit der Sünd/buk menschenleere Böhmen eingezogenen und
»mcre pecudumo und von wglandevi (i. 8.) lebenden Cedien; wir an die in unsem ältesten
Volkssagen und Gedichten durchblickenden Vorstellungen der nächsten Nachkommen
von der Väter Sitte und Leben. Inzwischen können wir seinem gelehrten Cosmas auch
einen gelehrten, dazu altern Mann entgegenstellen, der von dem Culturzustande der alten
Slawen günstigere Vorstellungen hatte, den Kaiser Constantin Porphyrogeneta (949).
Nach diesem schlössen die Fürsten der Chorvaten in Beloohorvatien , also in einem
Lande, aus welchem der ältesten einheimischen Volkssage bei Dalemil zufolge auch
unsere Cechen stammten, ums J. 634 mit dem Kais* Heraklius über die Besetzung Dalma»
tiens einen Vertrag, und kaum dort angelangt, ums J. 640, einen zweiten, sehriftUehen
Pect mit dem römischen 'Papste : cherographis propriis datis sancto Petro apostolo jura-
verunl* Conet^ Pcrph. De Adm. Imp. c 30. 31. £in Volk, mit dem man solche Verträge
schloss, muss doch schon einige Begriffe von Recht und Gesetz gehabt haben.
Diess wären denn, unseres Wissens o/k von Dohrowsky gegen die Echtheit des
Fragments vorgebrachten Grande und EinwUrCei. Was das Evangelium anbelangt, so hat
er ..nirgends specielle Gründe angegeben, warum ihm dasselbe verdächtig oder verwerf-
lieh erscheine. Wir begnüg«! uns daher in Bezug auf das letztere hier nur folgenden
Umstand anzuführen* Die Deckel des Buchea, von denen das beftdn*iebene Pergament-
blatt herabgenommen wurde, bat Hr. Hanka im Museum erhalten, und wir haben bei
genauerem Besehen an denselben noch schwache, aber doch sichere ^uren von abge«
druckten Buchsuben, und zwar sowohl von dem lateinischen Text aU von der böhinii«
sehen Interlinear» Version, jontdeckt. Was dies besagen will , werden diejenigen wissen,
die selbst alte Membranen von Bücherdeckeln abgelöst haben* \
Hiermit wäre unsere Kritik, so weil sie die Sach e selbst angeht^ am Ende : da indess Do*
browsky sowohl in seinen schrifiiichen AngriflReni als in mündUohen Ajeussernngen, die Um.
1« Jungmann, W. Hanka und i. Linda, bald einzeln, bald alle drei gemeinschaftlich als ver^
meintliche Verfasaer des fraglichen Gedicht^ und Hm. Hanka insbesondere als den Urheber
der InterUnear« Version naniite und bezeichnete, so müssen wir mit ein paar Worten noch
diesen Punkt berühren^ JDass er den damab noch sehr jungien, durch rinige poetische
Arbeiten von mittelmässigem Werth bekannten, übrigens durch keine gründliche philo-
logische Bildung, ausgezeichneten, im J. 1834 verstorbenen J. Linda, dass er femer
den, damals kaum noch 36 Jahre alten, der Dichtkunst und slawischen Sprachkunde
zugewandten Hrn. W. Hankai, seinen eigenen dankbaren Schüler, für Obig hielt, die
w
$. 24. Würdigung der Emwürje. 103
Rolle j^eines dichtenden SpassYogeis« zu spielen, ist leichter zu begreifen und vielleicht
auch EU entschuldigen ; d^s er aber in diesen unseligen Streit auch J. Jungmann hineinp
mischte und diesem, einem bereits damals bejahrten Mann, lediglich desshalb, weil er
das verkannte Fragment in Schutz nahm, einen so ungleichen und unnatürlichen Bund
tu einem Schelmstreich zumuthete — das mag Gott D. Terzeihen l
Es kommt übrigens hier nicht auf unsere subjectiyen Empfindungen an: wir müssen viel-
mehr die objectiven Gründe angeben, warum wir genannte zwei Herren (denn von Linda wird
wohl zwischen den mit der Sache und den Personen vertrauten im Ernste nie die Rede sein)
nicht fiir die Urheber besagter Fragmente halten können. Wir finden dieselben in dem Um-
Stande» dass beide den. Text der Aufsätze an einigen Stellen offenbar unrichtig gelesen und
erklärt haben* So lasen beide in Libu^a's Gericht Z. 66 vterej, indess in der Membran
▼torej steht; so las Ur. Jungmann Z. 27. 39. jetvi, na popraiiu, und erklärte jeAes durch
Zweig, dieses durch Vorhalle, wogegen die Membran Tetvi, popravu enthält; so Über-
setzten beide das Wort une Z. 45. durch »bessere, melioresu, st junge; so deutete Hr.
Haaka das Wort Trtor^dny Z. 51 durch »wetterwendisch« (Deutschböhm. W. Buch. 1821.
Bd. IL S. 430} ; so las Hr« Hanka im Evangelium Z. 1Q6 eda st. cda , und erklärte es
durch 'jeda (ntun), während Sinn und Grammatik an dieser Stelle unwidersprechlich
eda» d. i. kda (cum) fordern und die Membran wirklich cda enthält (Hr. Hanka wurde
durch eine kleine Faser im Pergament irre geleitet) — anderer Kleinigkeiten (wie padii
Bt« padUe Z. 47, u mne sL ue mne zi ve mne Z. 137 u. s. w.) nicht zu gedenken. Ist
ß%. nun glaublich., dass die wahren und wirklichen Verfasser ihre eigene Arbeit an den
angeführten Stellen so unrichtig und abweichend vom Original gelesen haben würden?
XVir sagen, dies nicht, um die Verdienste oder Kenntotsse der genannten Männer, die
wir als Gelehrte und Freunde hochachten, in irgend einer Hinsicht herabzusetzen, oder
jHM mit unserem Wissen über sie zu stellen • sondern weil rücksichtlose Wahrheit in
miserem Falle eine unabweisliche Pflicht ist. Wer alte Membranen, wie die unsrigen sind»
-selbst gesehen und gdesen hat, wird leicht einsehen, warum hier Fehler und Versehen
mdbl ganz yermieden werden konnten. Wenn es uns gelungen ist , einzelnes richtiger
iu totziffem oder zu erklären, so wissen wir recht gut, wer unsere Vorgänger waren
imd wai wir ihnen zu yerdanken haben; bei einem umgekehrten Zeitverhältniss würde
skh wahrscheinlich auch ein umgekehrtes Saehverhältoiss ergeben haben. Von Mängeln
und Veraehien wird wohl auch unsere Arbeit schwerlich ganz frei geblieben sein.
Der aufmerksame und unbefangene Leser wird nun eingesehen haben, warum
wir Bu Gitinden und Einwürf^i wider die Echtheit unserer Fragmente nicht dasjenige
-Gelaicht beilegen können, welches die aus der Feme der Sache zusehenden un4 mit
dem Gegenstande minder vertrauten Anhänger und Verehrer des gelehrten Mannes, ge-
stützt auf seine Autorität und sein iiterarisches Ansehen , fortwährend für dieselben in
Anspruch nehmen. Wir kennen und ehren D. grosse und unvergängliche Verdienste um
die slawische Sprachkunde; wir alle sind in gewissem Sinne seine dankbaren ScliMer:
aber dies kann und darf uns nicht hindern, sich von ihm dort offen und entschieden
. 25
\
194 Denkmäler der böhmischen Spreche. Gesthichu der beiden Fragmenie,
loszusagen, wo er sich« nach unserer innigsten Ueberzeugung; einen grossen Fehler, einen
argen Missgriff zu Schulden kommen liess. Wer übrigens mk des originellen Mannes
Indiyidualitttt, mit seinen Ansichten über das slawische Alterthum, mit seiner Unkenntnias
der alten und neueren slawischen Volkspoesie, so wie mit den Verhältnissen, in denen
er lebte, und besonders mit seiner periodischen Gemüthskrankheit näher bekannt isl^
der wird es leicht begreiflich finden, wie es kam, dass ein Gelehrter und Kritiker Ton
seinem Range, nachdem er einmal einen falschen Schritt gethan (bekanntlich hatte er das
Fragment, noch bevor er es gesehen, für unecht erklärt, als er hörte, dass darin der
Schaaren »Cechs« erwähnt wird) und auf der Streitbahn so weit Yorgeschritten war, lieber
zu den verzweifeltsten Mitteln der Skepsis und Sophistik greifen, als seinen Fehler ein-
gestehen wollte. Denn dass der leidenschafdich heftige und beleidigende, jede mhige
Prüfung ausschliessende Ton, den er von Anfang her in dem Streite anstimmte, die planlos
zusammengerafften, mit seinen sonst ausgesprochenen Behauptungen, unter sich selbst
und mit anerkannten Thatsachen in directem Widerspruche stehenden Einwürfe sowohl
seiner, als der Wissenschaft, die er repräsentirte , gleich unwürdig waren, werden doch
wohl selbst seine eifrigsten Verehrer nicht ganz läugnen und noch weniger billigen können.
Männern von D. Geist und Gelehrsamkeit widerfuhr zwar auch manchmal auf dem Felde d^
Kritik etwas dem Aehnliches, Menschliches; sie jedoch, in diesem Punkte wenigstens
grösser als er, trugen kein Bedenken, ihre Fehler oder Uebereilung einzugestehen, so*
bald sie ihnen nachgewiesen wurden, wie dies namentlich von F. A. Wolf in Bezug anf
einen Ciceronianiscfaen Brief bekannt ist Dass D. seiner Sache nicht ganz gewiss war,
dass er sogar einmal gelegentlich ausrief: »es könnte doch echt sein,« dass ihm das
Evangelium eine Zeit lang wahre und wirkliche Freude machte, ist gewiss : allein waa
that er? Um nicht LibuSa's Gericht anerkennen zu müssen, erklarte er auch das Evange-
lium für unecht! — Für diejenigen, denen D. Aussprüche als Orakelsprüche gelten»
wollen wir noch bemerken, dass unseres Bedünkens die Kritik, so gewaltig, ja byper^
kritisch er darin gewesen, gerade die schwächste Seite seiner Leistungen bildet. Wir
erinnern nur an seine Glagolitica (1808), worin er die glagolitische Schrift für einen
firommen Betrug aus dem Anfange des XIII Jahrb. erklärte , die indess seitdem in Hand-
schriften des XI Jahrb. (ad minimum) gefunden wurde, femer an seine Krit. Yersucke
1803 ^ 1819, die im Detail zwar sehr insfructiv, in den Resultaten aber meist ganz
verunglückt sind. Dass er auch in der slaw, Sprachforschung nicht den Gipfel der Un->
fehlbarkeit erklommen, lehren seine besten Werke, z. B. seine Inst. L slav. (1822), wo
er z. B. die Bedeutung des Ja und Jus durchaus verkannte und mitunter ganz falsehe
Formen (wie die Imper. der 3 Conj.) aufstellte. — Also Ehre und Preis seinen reellen Ver-
diensten : seine Verirrungen sollen uns eine Warnung sein !
Nach dieser Abfertigung der Scheingründe D. wollen wir noch in der Kürze die
Hauptgründe zusammenfassen, warum wir beide Fragmente für echt halten und dem
Verdachte einer Unlerscbiebung nicht Raum gehen können.
' $.24. ff^rdfgung der Emwär/e. 195
1. Wir finden in dipt&fnaHseh'pml&ographisiher Hinsicht liach der schärfsten PrüFuni^
tn den Membranen und* ihrer Schrift nrelits» wodurch dieselben, als abweichend von
echten alten Membranen und als ein Machwerk der neuesten Zeit, sich characterisirten*
Nameilllich ist das Fragment des ETangelioms in allem so normal, und die Jnterlinear-
Vel^ion so evident Ton einer und derselben Hand mit dem Grundtext, dass^ wenn daA*
SeM>e nicht echt ist, wir alsdann kein Rriterium kennen, um alte Membranen von jetzt
fabricirten tu unterscheiden. Was das Gericht Libusa's anbelangt, so ist dasselbe in
Pergamtent und Schrift ebenfalls dnrckausr' aUerthümlich ; und die EigenthümUchkeiten
desselben, z.B. die grüne Schrift u. s w., sprechen, genau genommen, mehr fOr die
Echtheit^ als gegen dieselbe. Wer falsche Banknoten in Umlauf setzen will, wird sie
nicht absichtlich (zumal m zufälligen , leicht venheidiichen Nebendingen, z. B. in der
Farbe der Schrift), den echten und bekannten rnffaüend unähnlich machen.
2. Die Sprache ist in beiden Fragmenten sowohl in ihren grammatischen Formen,
als auch in ihrem durch die Wahl der Worte und Ausdrücke bedingten echt alterthttmli*
eben Gepräge durchaus tadellos. Nicht einen einzigen wirklichen und reellen Fehler
kann man darin nachweisen. Eine solche organisch vollendete Sprache konnte weder
aus den im J. 1818 bekannten altböhmischen Sprachdenkmälern abstrahirt, noch aus
andern Dialekten zusammengestöppelt werden, denn sie ist in allem ungleich älter, als
die Sprache dieser Denkmäler, und firei von aller Beimischung heterogener Formen oder
von einer Fusion der Dialecte. Gerade die anscheinenden Anomalien und Abnormitäten
sprechen am stärksten ßir ihren organisch-fireien Ursprung und gegen eine künstliche
Erzeugung. Ein absichtlicher Fälscher würde z. B. in einem so kurzen Gedichte nicht
das einemal jeje und rozvadiena, und das anderemal jeja und rozvadiema geschrieben, oder
im Evangelium neben sebe-si das declinable Suffixum -sim in sob^sim angewendet haben. Er
würde sich, wie Dobrowsky und wir alle mit ihm, aus den bekannten Mustern einer spätem
Zeit eine grammatische Theorie für eine unbekannie ältere Zeit abstrahirt und dann alles
regelrecht gemacht haben. Ein solches Product wäre aber gerade ein granunatisches
Flickwerk ohne lebendigen Organismus, welches sich zu einem echten Naturproduct ver-
hielte, wie ein nach mathematischen Dimensionen und Proportionen regelmässig construir-
ter Baum zu einem natürlichen.
3. In dem Gedichte kommen so viele Local- und Eigennamen, so viele und so
mannigfaltige Beziehungen auf Sitten, Gebräuche, Sagen und sonstige Lebensverhältnisse
einer uns fast gänzlich unbekannten Zeit vor, dass wir uns unmöglich überreden können,
ein böhmischer Dichter aus der Zeitperiode 1818 hätte sich auf diese Einzelheiten ein-
gelassen, ohne Blossen zu geben. Ein absichtlicher Fälscher würde sich entweder in»
nerhalb des Kreises der reinen Lyrik gehalten, oder einen historischen Stoff überein-
stimmend mit der Geschichte bearbeitet haben, um nicht Verdacht zu erregen. Unser
Gedicht verhält sich aber zu Cosmas Bericht gerade so, wie der Gesang von Neklan's
Siege in der Königinhofer Handschrift zu der Erzählung bei Cosmas: beide sind von der
Chronik unabhängig. Von dem Geiste einer reinen, antiken, durchaus nichts Modernes
25*
i96 DenktnäUr der böhnuieken Sprache. Gesektlchle der beiden Fragmenie.
Terrathenden Volks« und Naturpoeaie» der uns aus dem Gedicht krlüftig anwehtt wollen
wir nicht reden: dies ist eine Sache, die sich besser fühlen,» als in Worte fassfoi'n^
demonstriren lässt
Hiermit hätten wir den Endpunct des pemluhen Theils unserer Au%ab6 erreichte
Wir unterlegen nun unser Prüfungsresultat dem Urtheile der unbefangenen Mit^ und
Nachwelt. Die Fragmente sind im Museum niedergelegt und werden sorgfältig verwahrt:
wir wollen hoffen, dass sie uns und den jetzigen Meintmgskampf überdauern werdest
und dass die Nachwelt, auch ohne uns, die Widirheit finden wird, die wir alle^ Fremide
und Gegner, suchen und wünschen.
Aber schon hören wir den Zuruf der Gegners »Nehmet euch doch in Aßbtl
Der Falsarius könnte aus seinem Versteck heraustreten und euch beschämen 1«
Wohlan 1 Wir sind gefasst und erwarten ihn* Er komme und-^ legiUnure HcL. Er
legitimire sich vor einem Gollegium stimmberechtigter Urtheilsprecher. Die Art und
Weise wollen wir dann mit den Richtern gemeinschaftlich näher bestimmen. Dann, aber
auch nur dann «-* erit nobis magnus Apollo I »
LEITMERITZER
STIFTUNGSBRIEF
' '•15
IM
DER LEITMERITZER 8TIFTUNG8BRIEF.
§. 23. AlteTy Inhalt und böhmische Lexes.
In dem« angeblich von Herzog Spitihnew von Böhmen (1055 — 1061) der Leitme*
ritzer Collegiatkirche verliehenen Stiftungsbriefe, den Gelasius Dobner im J. 1774 ganz
in Kupfer stechen Hess und dem fünften Bande seiner Annales Hayeciani beifugte» be-
finden sich^ ausser den Personen und Ortsnamen, auch eilf böhmische Wörter zur Be-
zeichnung besonderer landesfiirstlichen Gefälle, nämlich
homutoue. othodne. otroce. godine. grraecne. sitne. —
sfvod. glava. narok. nedopeme. grrdoll. —
und am Schlüsse der Urkunde eine Nachricht in böhmischer Sprache, folgenden Inhalts:
,,Pavel dal ieft. ploIKkovicih zemu. Wlah dal ieft dolealT zemu Bogu
i flVatemu Seepanu Ssedvema duflhicoma Bogucea alTedl^av/^
Wir haben über diesen ganzen Stiftungsbrief umständlich gesprochen im äasopis
deakeho Museum vom J. 1836, Heft IV, S. 323 — 846, und darin aus Gründen äusserer
und innerer Diplomatik den, wie wir glauben, einleuchtenden Beweis gef^rt, dasa diese
Urkunde nicht im XI, sondern erst im XIII Jahrhunderte, mit Benützung einer alten Nach-
richt, neu aufgesetzt worden ist» — was übrigens jeder Kenner, der Dobner*s Fac-aimile
ansieht, von selbst zugeben wird. Wem daran gelegen ist» darüber Gewissheit zu er-
langen, den müssen wir auf jene Abhandlung verweisen, da wir es hier nur mit den in
böhmischer Sprache geschriebenen Stellen der Urkunde zu thun haben.
Dobrowsky, der diese Urkunde für ein echtes Original des XI Jahrhunderts hielt (I),
schrieb darüber in seiner »Geschichte der böhm. Sprache und älteren Literatur,« (Prag
18 18, S. 80 und 81) Folgendes:
»Aus dem eilften Jahrhunderte haben wir kein anderes Denkmal aufzuweisen, als
die einzelnen böhmischen Wörter, welche in lateinischen Urkunden zerstreut vorkommen«
Das älteste und erheblichste Stück sind zwei kleine Sätze in dem Spitihn£wischen Stif-
tungsbriefe der Collegiatkirche zu Leitmeritz um das Jahr 1057, welche am Ende des-
selben in böhmischer Sprache geschrieben stehen : »Pavel dal iest« u. s. w. »Zemu im
Accusativ steht hier noch für zemi, weil das u erst später in < überging, so wie noch
SOO Denkmäler der böhmischen Sprache. Leümerüzer StiftwngsbrUfi
die Slowaken dusu anstatt dusi sagen. Bcgu ist unser bohn* Die lateinischen Schreiber
wählten meistens das g^ um unser h auszudrücken» wie man noch Praga für Praha
schreibt. Das slawonische Glagol ist eigentlich ein Mittellaut zwischen g und h; und
selbst die Russen sprechen ihr Glagol in manchen Wörtern fast wie ein h aus. Dvema
ist unser dwima, der Dual von dwa. Duffnicoma ist der Dual von dusnjk, animator« ein Seel-
knachl» welches Wort auch unter den Slowaken üblich gewesen sein muss» weil es taoli
in Diplomen ungrischer Könige vorkommt. Scepan ist §depan, jetzt St^p^n zu lesen.
Plosskovicih steht im Local des Plurals« ih gilt also ich. Wlah ist unser fVlach.v.
Auffallend ist es« dass Dobrowsky« der sich hier auch über die leichtesten
Wörter« die gar keiner Erklärung bedurften« verbreitete, das einzige schwierige Wort
^doleajfa ganz unerörtert Hess ; und gerade dieses ist das interessanteste und merkwür->
digste in der ganzen Stelle ! Er hat es offenbar nicht verstanden« oder für eben so
corrumpirt gehalten« wie es der letzte Name nSsedleav^ wirklich ist. Aber in jener
Namensform y^Dcleaff^ tritt uns ein schon im XllI Jahrhunderte obsoleter Local des
Plurals {^ds) entgegen« der sich nur noch in den Fürwörtern näs^ was. anstatt nach,
wdch erhalten hat« in allen übrigen Fällen aber durch das neuere ^anech ersetzt worden
ist. *) Daher ist hier Dcltass zr Dclanech» in Dolan.
Die Form n-o^«« alt insgemein »-azcc geschrieben« im Local derjenigen Orts-
namen« deren Plural Nominativ »«ait^tt ist« zeigt sich in böhmischen und mährischen
Urkunden des XI bis XIII Jahrb. ziemlich häufig« z. B*
1. In dem (unechten) Stiftungsbriefe von Altbunzlau« angeblich vom J. 1052« liest
man Lusas = in Luian.
2. In dem (unechten) Stiftungsbriefe von Opatowic« angeblich vom J. 1086« heisst
es Labczas zu in Libman.
3. In dem (gleichfalls unechten) WySehrader Stiftungsbriefe« angeblich vom J. 1088«
kommen die Namen vor: Wirbcax. Bresaz, Comcraz, Ugoscas, Trmouae (sie)« d« i« in
Wrb^an« Bifesan« Komofan« UgoSöan, Tmowan o. a. m«
4. In dem (echten) Olmützer Stiftungsbriefe vom J. 1131 (doch ist darin des Orts*
regifiter später beigefägt) ist diese Form sehr häufig: Topdax, (Huu, Buieumz, Kcsielat,
Gruseuaz u. v. a., lies »in Topolan« Olsan« Bukowan« Kostelan» GruSowan« u« a. w. .
5. Der unruhige Ahnherr der Podebrade« Gerhard von Obran, heisst in UrluMaden
noch nms J. 1286 Gerhardus de Obersezze [L Obres.)
in der alten Leitmeritzer Nachricht von der Stiftung Spitihn^ws« anf welche der
Text der obigen Urkunde grösstentheils gegründet ist« kommen auch folgende Ortsnamen
^) Nor in dem mährischen Turas (Tufany), einem Dorfc des Brünncr Kreises, bat sich eine Spur dieses
Locals bis auf den heutigen Tag erhahen. — In dem Wiitenberger Psalter kommt Ps. 64, 5. ▼ sineoh
ITfs 8Utt tTjch vor. — Dieselbe Verwandlung des eh in s gewahrt man in dem allslarw. Praet. des Vtti-
canischeii glagolitisdieo Evangclistarinm : pr^as st. prijach u, s. w. Umgcliebn best manio deo Ewge-
aianischen Fragmenten ach st, az (ego).
§. 25. Alter, Inhalt und böhmische Lexes. SOI
in der obsoleten Localform vor: Temcvas, Peschaz, Lubchcvaz, Brennaz, und wieder
Temcvaz, d. i. in Trnowan« Piescan (jetzt Pistian), Libochowan» Brnian u. s. w. Der
Schreiber der angeblichen Originalurkunde (im XIII. Jahrh.) las diese und andere Namen
zum Theil unrichtig; denn er schrieb dafür Trmcvas, Pelceas, Lutbchcvass, Bremass n. a. w»,
was dann der sonst so verdienstvolle Pelzel in seiner Nowa Kronika £eska vom J. 1191
p. 348 u. 349 mit »w Trnowasi» Pelöasli» Lutwohowasi, Bremasi« Doleäii« übersetzte.
Wer möchte aber diese monströsen Ortschaften irgendwo in Böhmen suchen !
Dass der Schreiber der Urkunde hier doleass und nicht dolass oder dolaz schrieb,
deutet darauf hin» dass er hier ein mouillirtes / (Ij) ausdrücken wollte > und dass man
nach der alten Aussprache Doljas lesen müsse. Etwas Aehnliches zeigt auch das Evange-
lien*Fragment, wo z. B. tea, sea für tja, sja geschrieben steht. Ueberhaupt ist in den
böhmischen Wörtern der Urkunde eine ältere Form beibehalten worden» als dem XIII
Jahrhundert zukömmt; denn überall liest man darin noch g, wo schon h hätte stehen
sollen» während h für ch gesetzt wird. Nur im Gebrauch des ss für z, und vorzüglich
in der Schreibart grmecnc^ grrdost für grinecne, gridozt offenbarte sich der neuere Schreiber.
Die syncopirte Form Dclj-as, Olsens u. s. w. anstatt Dol-janes, Ols-anes, zeigt sich
auch in alten serbischen Urkunden» jedoch nur im Dativ; so heisst es in einer Urkunde
des Bans von Bosnien» Kulin, vom 29 Aug. 1189: v'sem grad/'am DubrovVam» anstatt
grad/anom DubrovVan^^Tn; und in einer andern» vom serbischen König Stephan ums .!• 1272:
dalo je kralev'stvo mi milost DubrovVawi u. s. w.
Das Wort dusnik, animator» übersetzte Dobrowsky mit »Seelknecht«» und legte
es so aus» ^ dass es Leibeigene bedeute» die »nichts eigenes hatten» als ihre Seele«(!)
Denn >Alles übrige, ihre Kräfte und ihr Leib» stand ihrem Herrn zu Diensten« (!) — Aber
für animator kommt synonym in andern Urkunden auch prcanimatus (=: pro anima datus)
vor» und Jedermann kennt noch heute in Böhmen das Wort zädusie, Kirchengut» eigent-
lich ein »für die Seele hingegebenes Gut.« Da nun die animatores und dusnici nur in
Schenkungsurkunden an Kirchen und Klöster genannt werden» so bedeutet auch das
Wort nichts weiter» als: den Kirchen und Klöstern angehörige, auf Kirchengütern an-
gesessene Unterthanen. Die Hörigen und Leibeigenen überhaupt heissen in altböhmischen
Urkunden eben so servi und mancipia, wie in allen Urkunden des Mittelalters. Dass aber
animatores und proanimati nicht gleichbedeutend mit servi und mancipia sei , lässt sich
urkundlich erweisen. So werden z. B. in einem Schenkungsbriefe an die Uneticer Kirche
vom Jahre 1132 zwei proanimati» Ostog und Milon mit ihren Familien» jener Kirche
angewiesen» ihre Schuldigkeit an jährlichen Zinsen und Frohnen bestimmt» und dann
hinzugefügt: quorum proanimatorum si prosapia defecerit» ecclesia Vneticensis terram
habeal. Folglich waren jene proanimati eben solche Zinsbauem» wie die Mehrzahl der
damaligen böhmischen Bauern überhaupt. Denn Leiheigene werden in derselben Urkunde
^) S. AbhandluDgen der böhm. Gesellschaft der Wissenschaften vom J. 1785, Seite 193, 194.
26
SM
GLOSSEN DER MATER YERBORUM.
$. 26. Beschreibung der Handschrift.
Lfie Bibliothek der Grafen von Kolowrat zu Bfeznic, welche bald nach der Grün-
dung des böhmischen Museums« als ein Geschenk des Grafen Joseph von Kolowrat-
Krakowsky» in dasselbe kam» war unter allen Bücherschätzen, welche dieses National-
institut je erlangt hat» der bei weitem wiclitigste und merkwürdigste. Dadurch kamen
mehr als 500 der seltensten Incunabeln und Manuscripte» die vor und nach dem Hussiten-
kriege» verschiedenen Klöstern» meist aber dem Collegiatstifte zu Raudnitz gehört hatten»
in das Museum. Unter ihnen befand sich auch ein Exemplar des grossen Dictionarium
universale» auch Mater Verborum genannt» welches der im J. 920 verstorbene Constanzer
Bischof Salomo in seinen früheren Jahren als Abt von St. Gallen verfasst hat.
Es ist dies ein starker Prachtcodex in grossem Folioformat» der ursprünglich aus
30 Quaternionen und 1 Ternion» daher aus 246 Blättern des schönsten Pergaments be-
standen hat. Da jedoch aus der ISten und 20ten Lage je das zweite Blätterpaar heraus-
gerissen ist» so sind jetzt nur noch 242 Blatt übrig» auf welchen sich 481 Seiten Schrift
befinden. Jede Seite ist dreispaltig beschrieben, mit sehr breiten Rändern. Die Höhe
der einzelnen Blätter ist zu 18 Zoll 3 Linien» die Breite zu 12 Zoll 7Lin. ; die Höhe jeder
blzeiligen Schriftcolumne zu 14 Zoll 1 Lin.; die Breite zu 32 Lin. alten Par. Maasses.
Am Rande sind die Blätter mit dem Cirkel für die Linienziehung durchstochen ; die
sehr feinen Linien sind mit Tinte gezogen» und zwar die obersten drei» die mittleren und
die untersten drei jedesmal quer durch die ganze Breite des Pergaments : die übrigen
sind mit Perpendicularlinien eingefasst» welche an den äusseren Rändern der Columnen
gedoppelt erscheinen.
Der Codex beginnt mit den Worten: »Abba • Sirum . nomen . est . et . signi-
ficat • in Latinum • pater .a — und schliesst: — »Tibia . vcl crura • vel sura . Amen.
Explicit liber Mater Verborum. Christus scriptorem saluet per matris amorem.«
Die Schrift ist eine gerade» mehr hohe als breite Minuskel» worin die Uncialen
nur als Anfangsbuchstaben vorkommen. Da» wo im Texte ein neuer Buchstabe des Alpha-
bets beginnt» ist derselbe gewöhnlich in ein Gemälde auf Goldgrund» das ein Quadrat
von 30 bis 60 Lin. Höhe und 32 Lin« Breite bildet, eingesetzt. Gegenstand der Gemälde
JHW Denkmäler der böhmischen Sprache, Glossen der Mater Verborum,
sind meist Figuren, Christus» Maria« betende Mönche, Vorstellungen der Hölle u. dgl.,
seltener Thiere oder Arabesken. Das erste Blatt ist JoL r. leer,yb/. v. ganz mit Figuren
und Arabesken bemalt« Am interessantesten sind aber zwei Bilder, das eine S. 137, wo
zwei Betende am Rande als Lucas und als Detricus prior bezeichnet werden ; das andere
S. 457, wo sich der Schreiber und der Illuminator des Buches selbst zu Maria betend
vorgestellt haben* Maria hält in der Rechten das Christuskind, in der Linken einen weissen
Streif mit der Inschrift MATER . IHV . XPL Der links unter ihr knieende Mönch hält
in den Händen einen ähnlichen Streif mit den Worten: ORA . fi . SChE . VACEßO.
Rechts steht ein anderer Mönch , und auf dessen Streif liest man : ORA . f . ILLRE.
MIROZLAO • A MClI. Der Sclireiber des Buches hiess also fVacerad, der Illuminator
Miroslav). Das beigefugte Jahr kann unmöglich 1102 sein; der ganze Charakter der
Schrift, der alle Kennzeichen der ersten Decennien des XIII Jahrhunderts an sich trägt,
und das Abbreviationszeichen über der Jahrzahl setzen es ausser Zweifel, dass hier
MCCIIizl202 gelesen werden muss.
Als Beweise, dass der Codex nicht zu Anfange des XII, sondern erst des XIU
Jahrhunderts geschrieben sein könne, fuhren wir nur folgende an : die Minuskel i ist
schon sehr häufig, und nicht bloss bei ii, virgulirt; auch r ist nicht selten virgulirt ; das
kleine Uncial s bildet am Schlüsse der Wörter die Regel ; ein geschwänztes e ist nirgends
sichtbar, und der Diphthong ae kommt nur als Anfangsbuchstabe einiger Wörter unter A
vor, wo er bald A^^ bald Q geschrieben ist. Wacerad schreibt schon scripture sacre,
terrf , und so durchgängig. Das t vor ia, io, ie, iu alternirt schon mit dem c, und man
liest z. B. ingenna menia , iustlcia , sciencia , astucia , und wieder gen/ium , intenrio » ui-
gilanÄa u. s. w. Die Abbreviationszeichen sind sehr häufig und mannigfaltig , aber auch
durchaus regelrecht und, wie die Schrift überhaupt, sehr deutlich. Als Interpunction
kömmt nur der einfache Punct vor ; der Strich (') ist ein Theilungszeichen.
Die Mater Verborum des böhmischen Museums gehört unter die glossirten Exem-
plare dieses Werks; sie bietet aber nicht allein deutsche, sondern auch böhmische^ und
zwar beiderlei Glossen, sowohl in- als über den Zeilen. Doch kommt die Mehrzahl der
deutschen in den Zeilen, die Mehrzahl der böhmischen über denselben vor. Die inter-
linearen Glossen sind von zweierlei Hand, mit viel kleineren Buchstaben geschrieben,
doch alle mit dem Codex gleichzeitig; die einen, mit dickeren Zügen, scheinen von
Wacerad selbst herzurühren; die anderen viel zahlreicheren, die sehr fein und gefällig
aussehen, rühren v^on einer andern Hand her, allem Anscheine nach von der des Cor-
rectors der Handschrift, da sie mit seinen Zügen vollkommen übereinstimmen.
Die böhmischen Glossen dieser Mater Verborum wurden erst im Juli 1827 ent-
deckt, als der rühmlich bekannte deutsche Sprachforscher Hr. Graff, mit dem Bibliothekar
de3 Museums Hrn. Hanka, den Codex zum Behufe seiner deutschen Glossensammlung zu
coUationiren anfing. Hr. Hanka liess alsogleich, im vierten Hefte des Casopis desk^ho
Museum vom J. 1827» S. 69 fg., vorläufige Nachricht davon nebst einigen Proben ab*
drucken. Später gab er das Ganze heraus in dem Buche: Zbjrka neydäwnögi^ch slow-
§• 26. Beschreibung der Handschrift. 807
njk& lalinsko-deskVch. Yetusstisima Yocabularia Latino-Boemica. W Praze 1833, P^gS*
442 in 8°, worin die Mater Verborum S. 3 — 24 den ersten Platz einnimmt. Die Glossen
sind hier nach der alphabetischen Folge der lateinischen Wörter geordnet, und genau
in der alten Orthographie allein, ohne Beifügung der pagina des Originals, so wie ohne
alle weitere Erläuterung abgedruckt.
Wir haben es daher für zweckmässig und nothwendig erachtet, die böhmischen
Glossen hier nochmals vollständig, mit Angabe der Seitenzahlen des Codex, wo sie vor-
kommen, drucken zu lassen, und zwar nach der alphabetischen Folge der böhmischen
Wörter, daher auch zugleich mit Yorzeichnung derselben nach den Regeln der Orthoe-
pie und Orthographie. Bei der zu diesem Behufe angestellten vollständigen Revision
des Codex haben wir mehrere Glossen entdeckt, die Hm. Hanka entgangen waren, und
somit ist unser Yerzeichniss vollständiger, als das seine. Dagegen haben wir mehrere
von ihm angeführte Glossen, wie calicula geUüa, glos deck, oriens zara^ psalmorum saU^^
morum, renter zubar, riuola chlipa, sinistra leua, succula gelca, thorale sidala, funam ovin,
u. a. m. die er für böhmisch hielt, wir aber für fremd erachten, von diesem Yerzeich-
nisse ausgeschlossen.
Die Manie, bei allen Denkmälern der ältesten böhmischen Literatur, welche in
unseren Tagen entdeckt werden , Betrug zu wittern, hat auch diese Glossen nicht ver-
schont. Der Pseudonyme, jedoch wohlbekannte Recensent, »Cosmas Luden«, verlangt
in Gersdorfs Repertorium der gesammten deutschen Literatur (Jahrg. 1837. Bd. XIY,
S. 183), »dass über die Entdeckungen in der böhmischen Literatur, von der Königin-
»hofer Handschrift (1817) an bis zum Fragment des Job. £vangelii, auch das Salomonische
»Glossarium nicht ausgenommen, worin nur 36 Glossen in der Zeile, die übrigen 1500
»theils über, theils unter der Zeile angebracht sind, und deshalb ungleichen Alters,
»vielleicht auch neueren Ursprungs sein können, so lange die Zeugen noch leben, baldigst
»ein genaues Yerhör vorgenommen werde. Yor Entscheidung dieses Yerhörs kann und
»sollte die wirkliche Kritik von allen diesen Entdeckungen keinen ausgedehnten Gebrauch
»machen«. Hier sind nun nicht allein die Fragmente von Libuia's Gericht und die der
Evangelien, sondern auch schon die Königinhofer Handschrift und die Mater Yerborum
vor der Welt verdächtigt. Wir müssen gestehen, dass uns das Benehmen des Rec.
hierin durchaus unerklärbar vorkömmt ; denn dass ein schriftkundiger Mann mit gesunden
Sinnen und ungetrübtem Geiste diese unschätzbare Handschrift und die Glossen gesehen
und gelesen habe , und sich doch einbilden könne , Hr. Hanka habe dies alles selbst
fabricirt, um dann darüber »in seine Faust zu lachen«, — das ist doch mehr als wir
begreifen können ! ^^)
^^) Erst nach Vollendung anserer Arbeit und beim Beginne des Drucket erhielten wir : Hesjchii Glosso-
graphi discipulus , ed. B. KoffiUur, Vind. 1840. 8. Der Verf., der sich hier tu der oben besprochenen
Rec. bekennt, wiederhok auch diesmal seine Zweifel gegen die Echtheit nicht nur aller neuentdeckten
b<Shmischen Denkmäler, Ton Liboto's Gericht an bis auf die Kdniginh. Hs. herab (denn diese wird wohl
206 Dtnkmältr der böhmischen Sprache, Glossen der Maltr f^erborum.
Wir geben Hrn. Cosmas Luden zu, dass in der Mater Verborum nicht bloss
36 j sondern gar nur 27 böhmische Glossen in der Zeile geschrieben sind^ da wir
Worte» wie gellita (pag. 39), coste (pag. 479), ovin p. 125, chlipa 293, gelca 331, sidala
344, leua 321, zara 383 und 480, nicht mit Hrn. Hanka ftir böhmisch halten können«
Wir fügen noch bei, dass die böhmischen interlinearen Glossen derjenigen Hand, die
wir iiir die des Wacerad halten, kaum den zwanzigsten Theil des ganzen betragen, und
somit das meiste von derjenigen Hand herrührt, welche wir dem gleichzeitigen Corrector
des lateinischen Textes zuschreiben. Was nun diese Hand betrifft, so wird gewiss jeder
erfahrne und unbefangene Diplomatiker sie unbedingt für gleich alt mit dem Codex
selbst erklären ( — denn wo es sich um mehr als sechs Jahrhunderte handelt, da konmit
es auf ein paar Tage, Monate oder selbst Jahre nicht so strenge an); die Beschaffenheit
der Schrift, und der Ton der Tinte, der vom Ganzen nicht im geringsten abweicht»
schliessen jeden Zweifel aus. Von derselben Hand rühren auch über hundert deuUche
interlineare Glossen her, z. B. deliramenta tobehit pag. 72, depascitur wrezet 13, fascia
nesula 112, fidejussor burgo 116, fidicines svegelere 116, filicem yiim 116, murex merisndcko
211, mulctra vielcvaz 210, perpendiculum murvag 250, picea vorha 253, obscs gisä 225,
praecoquus eiliger 263, prurit iuchit 274, sedatium harsip 311, thymus binsuga 345, cimex
vantlus 413 u. s. w. u. s. w. Aber auch lateinische interlineare Glossen gibt es von der-
selben Hand, z. B. pag. 80 heisst es in der Linie: »dinumerat, ualde numerata, und
dabei über ualde die Glosse »/ däigeneera; pag. 91 im Texte uenatrum, und darüber
nf ueretramn^ pag. 132 msontes, und darüber »e*. innocenlesa '^ pag. 249 tabularios und dar*
über »f portiloresv. und viele andere dieser Art. Sind diese auch neueren Ursprungs,
von Hrn. Hanka hineingeschrieben? Und was hätte Hr. H. mit Glossen wie p. 1741etargas
Cvalni, 301 sandaracei wolici, 378 xenium oblegi, 374 volutabrum ssol, 359 vapidum (vinum)
biwaäi, und zwanzig anderen der Art bezweckt, die weder er, noch wir zu deuten wissen ?
Wozu hätte er sich die undankbare Mühe genommen, eine Menge Wörter, darunter auch
solche, die in der Zeile stehen, an zwei, drei bis fünf verschiedenen Orten zu wieder-
holen? Endlich verdient auch der Umstand Beachtung, dass viele lat. Worte glossirt
sind, die in den Glossarien von Du Gange, Carpentier, Adelung u. a. gar nicht vor-
kommen, und deren Bedeutung sonst ganz unbekannt ist, z. B. quaquara, prepelice,
renter zubar u. s. w.
In Bezug auf die Sprachformen in den nachfolgenden böhmischen Glossen be-
merken wir nur noch , dass auch diese auf den Anfang des Xlll Jahrhundertes hinweisen.
unter den Gantileoae ReginohradeccDSes gemeint sein ) , sondern auch der cjriUiscben Zeilen io den
Martyrol. zu Raygern , der von Cyrül und Method zeugenden Diplome in Monse^s Membranen, und in
gewissem Sinne auch des cyrillischen Evangclistariums in Rheims. Diess heisst doch wohl, die Manier
jener nachahmen, welche „nocte Incem nigra Tertebant candidam." Da der Verf. keine Gründe för seine
Meinung vorbringt, so haben wir auch weiter nichts tu bestreiten — denn den Unflatb, den er dort so
reichlich gegen ans beide ausgeworfen, wollen wir unberührt lassen. In solekem Kampfe mag er immer
»siegreiohn bleiben.
$. 21. Virzächnüi der Gloiseii.
S09
•>
indem darin das alte g schon überall durch das h ersetzt ist, aber noch nirgends ein rf
oder rz zum Vorschein könunt« wie in allen böhmischen Sprachdenkmälern seit der
Mitte des Xlfl Jahrhunderts.
$. 27. Verzeichniss der Glossen.
Da wir unsern ursprünglichen Plan, die Glossen mit fortlaufenden sprachlichen
und sächlichen Anmerkungen zu begleiten, wegen des bereits über die Gebühr ange-
wachsenen Umfangs dieser Schrift aufgeben mussten, so beschränkten wir uns darauf,
dieselben mit der Handschrift nochmals genau zu vergleichen, die Seitenzahl beizufügen,
dann mit neuböhmischer Orthographie umzuschreiben und so das Ganze in alphabetische
Reihenfolge zu bringen. Bemerkungen haben wir nur an ein paar Stellen und in der
kürzesten Fassung beigefügt: ausser dem haben wir bei den flectirten Nom. und Verb,
das Thema überall, wo es nöthig schien, angedeutet Alles cursiv gedruckte gehört uns,
alles mit Antiqua hingegen der Handschrift an; die böhmischen Glossen sind überdiess
mit durchschossener Schrift, und von diesen wieder die in der Zeile stehenden mit einem
Kreuzchen (-J-), die von uns bei der Durchsicht der Handschrift neuentdeckten aber
mit einem Sternchen (*) bezeichnet.
biye, baie, fabulas a fando. 109. — baie,
mitos, fabulas. 206. Acc. pi. von baj.
b^mly , puscedtne, banki puscedlne,
guna. 137. Nom» pL vcnhkhka,
bazantt basant, fasianus. 112.
belboh, bei hob, beel ipse est baal. 32. —
belboh, Baal ydolum. 128.
bilmo, belmo, glauconia, albugo. 434.
ber, berr, panicium, fenich. 238«
bisif b e s 8 i , demonibus (abl.J Nom. pL
von Ms. 188.
bezeslavie, bezezlaue, ignominia. 141.
bezsveiny, bezzuetni, temerarius, preceps.
338.
birüu, biruc, preco. 268.
büec, bitec, gladiator. 108,
blakodobie, blahodobe, eufemia, bona
forma. 99.
Uakcrodü, blahorode, engenia. 99. —
blahorode, engenies. 99.
blahovoUe, blahouole, eudochia« 99.
blahozvucü, blahozuuce, eufonia. 99.
blahoslovü, blahozloue, eulogium. 100.
blana, blana> membrana. 199.
blitza, -j-blasu, beo, rechlo« 31.
bltkotny, blecotni» loquax, verbosus, gar«
rulus. 181.
blin, blen, ioscianus vel iusqaiamus. 161. —
blen, iusquiamnm, bilse. 441.
blmü, bleue, balatus« vox ouimn. 29.
bliedh bledi, peligni, stulti. 245. Nom. pt.
von Adj. blied od. bliedy. — *bUedy,
bledi, delirus, mente defectus. 71. —
bledi, excors, stultns; 107.
bliienci, blisenci, gemini sunt non duo,
sed simulnati. 129. Nom. pL ton bliinec.
bly^kua, blizkota, fulgetra, lux, que ap-
paret ante tonitmm. 123«
bobr, bobr, fiber, biber. 115.
bodect bodecc, clunabulnm. 417,
bodr, bodr« promu«» promptus, expeditus.
271.
boh, boh, deus* 424.
27
810
Denkmäler der böhmischen Sprache. Glcssen der Maier Verberum.
*bech, boch, pema. 250.
borec, borecc, agonista. 8.
bciü (6ox.4^), böse, genium vocabant deura,
qui uim obtineret reriim omnium ge-
rendarum. 433.
bracia, bracka^ sistrum ab inuentrice
uocatum. 322. — brahcka, tintinabu-
lum de sono vocis nomen habet. 346.
brada s. kozie.
bradavUe, bradavice« emorrodia. 94.
brana, brana, serra dicitur lignum multos
habens dentes> quod boues trahunt.
315.
bralr rcdny, bratr rodni, germanus fra-
ter. 132.
brav, brau» grex. 137.
brazda, b r a z d a, sulcus. 331.
br'do, birdoj licie, harlofa. 176.
brimie, breme» onus. 230.
breskev\ breskevT, persicum, 251.
briza, -J'breza, bedulla, bircha. 31.
brezen, brezen^ marcium mensem. 195.
britva, britua, nouacula. 221.
broc, br ohes, rubea^ dieta quod radix eius
rubra. 295.
brcd, brod, vadumj vvrt. 359.
bron, bron, candidus (equus). 98.
bydlüets bidlitel, incola« habitator. 149.
br'vy, birui, supercilia. 332. Nom, pL von
brVa.
buk, bukk, fagus. HO.
C.
ceboUe, -j-cebollej cepe. 48.
cebular\ cebular^ ceparius ortulanus. 409.
cidu (in/, cfsli), c e d u, excoio, purgo. 107.
Beachtennuerthe Form, st. cäziu. Unser
yidüci» horüci« u. a. supponiren eben'
falls ein alles vidu st. yiziu, horu st,
boriu u. s. tu.
cena, cena, apretium^ wert. 17.
dpi, cepi, tribula» machina ad triturandas
messes ac fruges. 352. Nom. pl. von cep.
ceia, ceta, pecunia. 244. — ceijf, cbrazi,
celi, obrazi, nummi, nv. 223. Nom.
pl. von ceta b. obraz.
ch, cevv, trama. 351.
civka, cevka, panus, spul. 458.
cvykj czuik, exercitatio. 108. — czuik»
exercitatio. 434.
C.
cap, chap« ibis, cyconia. 145.
capie, chape, ardea. 19.
*carodeji, charodegi, magi. 188. Nom.
pL von öarodej.
cos, csaz, tempus. 157.
ccchel, c e c h e U sudarium, sveiztuch. 331. 476.
celud^, celcd, familia. 229. 428 — cclud^
s, vsie.
cerep, cerep, oslra, testa. 235.
ceresla, cerezla> inguinem. 153. ßfom. pl.
von öereslo.
ceridlo, ceridio* Uanula, parva delubra,
quasi fanula. 434. Das b'öhm. Wort isi
sonst unbekannt und dunkel,
cerpadlo, cerpadlo, antlia« kurba. 15.
cest\ cest, honor. 143.
cese, cese« pocula. 464.
ceska, cesca, patella. 242.
cesrano, cesrano« carminato. 346. —
srati, cesrati^ carminare. 43.
ceta, ceta> turma XXXta miiites habet,
tus numerus equitum. 356.
cista, cistaj casta. 407.
cistec, eiste c« stagnum fsicj, ein. 474.
cketa, eketa, ineptus. 151.
clovecstvie, chlouecstue, humanitas, me-
nisgeit. 435.
^clunek, slunek> cimba» nauis. 65. — clu-
nek» lembus» parua scapha. 173. —
cluneck» panulie. 458.
§; 27. Verzeichms* der Glossen.
»II
^cr'nüüo, cirnidlo> atramentum> tinte« 24.
cr'ncbyt, cirnobil» artemisia. 21.
crnokniinici, cirnoknisnici> nigromantici.
188. — cirnocnisnici, nicroman-
tici. 452. Nom. pL vcn ör'nokniinik. —
crnckniznik, cirnoknisnik, nigroman-
ticus. 215.
criadlo, cirtadlo« ligones, sech. 177.
cr'v, cirwy coccum grece> nos rubrum vel
uermiculum dicimus. 418.
ciena, cstena> littera. 179.
cubr, chubr, satureia. 471.
cuprinys chuprini, caprone, equorum iube
in frontem deuexe. 406. Ncm. pL
I>.
äoHs d a n, tributnm^ redditum, pensio. 352.
daniek, danek, tragelaphus. 350.
das, dias, das, genius. 130.
dasnie, d^cunie, dasne, gingiue. 134.
daiet s. zakona,
dci, dci, filia. 76. — dci s, divana,
debri, dbri, dibri» valles. 359. NonupLven
debr\
didma, dedina, alodium, proprietaa. 10.
dedina^ territorium. 340.
dehei, dehet« pix. 257.
dil, delj partem. 241,
diloha, delolia> inatrix, lehir. 196.
dm, den> dies. 424.
deniee, denice, aurora. 26. 96.
dira, dera> cauema. 45.
desicinici, dezzetnici, decuriones dicun*
tun qui denis equitibus presunt. 424.
Nom. pL ven desietnik«
diul* , detel, pragma grecum est« quod
latine dicitur causa. 262.
dhasui Uinicma i perunova dci, deuana
letnicina y perunouadei, Diana,
latone et iouis filia. 76.
dg^sr, d«aer» leuir« mariti firater. 174. 442.
dwice, deuice, parthenos, virgo. 241.
dhosnub , devoznub» procax» proprie
petax. 269.
dilka, deska, mulctrum. — deska, mul-
ctra. 210. 448.
divizna, divizna, verbascum. 363.
dlab , d 1 a b > incastratura , compaginatio
lignorum. 148.
dlan , diann, ir, medietas palme^ tenir.
162. — dlanuj palma est nianus ex-
tensis digitis. 237. — dlann^ vola,
media pars pabne. 374.
dth, dilhj debitum. 68.
dobytce, dobitce> pecus. 244.
dobytek, dobitec« pecudes. 244.
deck, doch, culmus. 65. {vorausgeht: tecto-
rum summitas). — doch, glos, glossis,
sovp, quod de stipula factum est. 134«
Zweifelhaft , ob böhmisch*
domnenie, domnene, opiniones. 231.
domoväy, domouiti, inquilinus, qui eun-
dem colit focum. 440.
«
dratva, dratua, drudis. 85.
draini, drazni, incitat, adniterat. 149.
Praes. 3 sg, von drainiu, -iti.
^dre, dre, glumit. 134. Praes. 3 sg. von
deru od. dru, drati.
drebne, dr'bne, drebne, riget, stat rigidus«
firiget. 292. Praes. 3 sg. von drebnu.
dr'kole, dircole, fustis. 432.
drn, dirn, cespes. 134. 410.
drnie, dirne, fecundi cespites. 113.
drob, drob, exta. 428.
drozn, drozn, turdella. 356. [Zweinuit).
drsna, d i r z z n a, raiica, raucida. 283. Nom.
pL neutr. von Adj. drsny, a, e.
dmiec, drusehc, proximus, afiinis. 273.
drzy, dirzi, audax. 25.
dabra»a, dubraua, silua iouis quercum
significat. 818.
27»
81«
Denkmäler der bdhmiseh^n Sprache» dessen der Maier Verborum.
daha, du ha« iris. 162. — dnha« yris. 380.
daran, -{'duran> simia cum cauda. 319«
dusta, dusca» thimus, geuus herbe. 345»
dniiüec, duetelec, bicorpor. 34.
F.
^Jenikl, fenikl, pentafilon. 247.
H.
hace, hace« brace. 250. Nom. pL
Aacnii, hacnik» lumbale. 183.
hadaci, faadaci, sortilogi 188. Nom. pL
von hadad«
hasapezdnäc, hazapezdnik, simplege sunt
calige ex pellibus facte. 319.
hlad, hlad^ fames» inedia. 111.
hlahol, hl ahoi, aonus. 375.
Uava, hlaua> nex, occisio. 451.
hlapnie^ hlayne» ticio. 345.
hlemyzit, hlemmisc, ostreum. 166. — hie-
mizdj murex* 211.
hUznOf hlezno, talus, anchala. 337.
hleh, hl oh» rubus» arbuscula. 296.
hbichy, hluchi« surdus. 333. '
hnoj, hnoy, rudis> mist. 296.
hodina, hodina, hora. 143.
hodiny, hodini» horologium. 143. Nom. pL
holemy, holemi« grandis« 136.
hoUni, holeni, tybieu. 345. Nom. pL von
holen.
horcüej horcicej sinapia. 320.
Hostie, "l-hoste» hospitalea. 435. Nom. pL
von host.
krab, hrab» carpenus. 43.
hrabie, hrabe, ras.tros, lingones« 468.
hrabiify, hrabini, rapax. 401.
hrad, hr ad» grando siroill ratione sicut nix
coagulatur. 136. 218. 434.
hrad ostroiny, hrad oztrosni» arx, altum
edificium. 400.
hraiby, hradbi« menia et munitiones. 200«
207. Nom. pL von hradba.
krach, hrah» pisa. 257.
hrede, kopie, hrale, cope« lancea. 169.442.
hranice, hranice» rogi« foci» rogi con«
struetio. 294.
hranostaj, hranostay, mustela. 212.
hribaeko, hrebatko, pultrinus, T&lin. 277.
hreben kokotovy, hreben kokotowi^ hera-
clea« hanincamp. 139. -— hreben^ hre-
ben, traculas, woUecambe. 350.
hribi^ hrebi, cleros grece, sors. 417.
hrebik, hrebik, cario61um. 42.
hreblo, ozeh, hreblo, oseh, tiburgna, ofin*
kruce. 345.
hresli, hresti, sepelire est condere cor-
pus. 312. Der Inf. von hrebu, mü der
ehedem gewöhnlichen EUsion des h, siaii
hrebsti. FgL oben S. 135. Rozpmete sie.
hrez, hrez, lutum. 186.
hr'dlice, hirdlice, turtur. 357.
hriedy, hredi, trabes. 350. Nom. pL von
hrieda«
hrimota, hrimota, tonitruum. 348.
hriva, hriua, luba. 163.
hrivna , h r i t n a , torques , omamentura
colli. 349.
hrma, hirma, pubes dicuntur pili, qni in
genitalibus membris sunt. 276.
hrot, hrot, cacumen. 37.
hroza, hroza, horror. t43.
hrozny, hrozni, horrendus. 143.
hrsi\ birst, manipulum. 193.
hruda, hruda, gleba. 134.
hruska, hrnska, pirus. 257.
huba, huba, fungns, svam. 124.
httbeny, hubeni» miser. 205*
hudba, hudba, musica. 212.
hadci, hudci, musici» modolatores. 212.
Nom. pl. von hudec.
humno, humno, area. 399.
imue^ hun^ gaunaca« cansApn» tiahoh. 128»
$. 27. Venriehmst der GUum.
»IS
karüm^ hiiraa» meretnx« 202.
Ams\ hazz, anser» ganzo* lo*
Jkmsentet, kuzzenice, tmca. 103.
Aasü, hmzle, fides* 116.
hyriii, biriti, cidinqnere. 424.
Cli.
chlasi, c blast, celebs, conobii expers est.
408.
cUib, cbleb, panis. 238.
cUipa, cblipa, Salacia»* dea paganomm
quasi maritima. 300.
ckmdisce, cbmelisce« bomolarimn. 144.
ekrabreit , cbrabrosi« fortitndo mentis.
120.
ekrami, cbrami, fana. 111« 428. — cbra-
mi, templa. 339. Nem. pl.ven diram.
tkrmsUncsC , hrmstaxett, crastauost, m-
ditas, nooitas. 470.
ehr bei, cbirbet, dorsum. 425.
ekrim^ cbreii» rapbammi. 282.
ekrepü /. nezdru
ckr'i, cbirt, uelter« rvint. 361.
ekar'Um, cbirian, faoces« 113«
chnJa^ cbaala» laus. 171.
ttaery, cbaori, imbecillis, firagilis. 438.
€la€4ii, cbTosii, caude. 407. Ntm.pL wem
cbrost»
ckfsU, cbise, casa« 407.
m, j permnoMM, et lous. 44L —
f /. dhmtm and p€nmc9tu
äUj ibo« iagam semitotis. 164.
ikrm, ibra^ kidas. 183.
ümiic, ikrisee, giMt a ii i geaetaüter est
exercicBoraa locM. 132.
*imU^ imew wmau 21».
crci, ireb, peEs fincta. 24&.
ml, izak, Mqm. IMi'— ysok, Sib«^
jabU, iablo, mahim. 191«
jakeda, iahoda, fragmen, berba onde
firaga nascmili]r.l21»*-ytfA#i^,iabodi,
genas, ea pars -mhiis» qiie inier anri-
colas et malas est. 129.
jaUmec, ialouecc, iQiiq[>entt, geaus arbo-
ris. 164.
Jmmm, iamig ibaea. 121.
jarcbud, iarobad, Denetrios. 76.
jan/t iari» aehemeBS* 114.
jasni /. juen,
jair'vtmei, iairTenici ianitriees, doonmi
fratmm interse nzores. 14^ Ihm. Jmml.
ven jatrrenica.
joBcr, iauor, acer. 3. — yanor, phtaoos.
462.
jecwty, ieemi» bordemn. 143.
/a4 ied, neoaniiii. 361.
jeUiu, iebliee, treondna eoaiortas mi-
cans. 3&1.
jeUn, ielen, cerunsw 409.
jum^ iezzea, firaxans^ ascb^ 13t.
jesek, jasnij yesen, yassni, Isis^ liiigaa
egiptioma terra diciliir. 162.
jeseir, iezzetr, aec i pc Mcr , gemw piscis. 3.
jesu^, i e zznV inank^ i«b mtäimm
148.
jumimß, yesntni, Taam. 3M.
jüier, iescer, lacertas^ veptfle yemw
142. — jescer, ieseer, aogois dii
qua« bracUa babeas* 168.*-* yeseer,
ydra, draco. 380u
/»flr#,iezerObbieMul69» — /ofln^yezere^
sfagnimip 474«
jdf yess, irinacis. 162,
jmA(l). gieieb, gida. 137. Sm^ peem.
Wm mmtwmmtm mttm aMS» m MMMMMML
kür dms €k mugumr^Am mmim mIL
S16
Denkmäler der böhnueeken Sprache. Gloeeen der Maier Ferboru^m.
lada, 1 a d a« rura» ueteres incultos agros
dicebant, 296. Nom. pL n. von lado«
ladny, ladiii> nitens, serenum« 218.
lahvice, lahuice, lagena« 169.
lajno, laino, cacca» stercus. 37.
^lampreda, lampreda, murena. 211.
lana, lanna» numellus, genus uinculi» quo
quadrupedes diligantur. 452« Ncm. pL
von lano.
lati, latti« tignum* 345.«-^ iatti^ambrices.
393. Nom. pL von lat'.
led, led« glacies. 218.
Uden» leden, ianuarius. 436.
lik, lekk« medicina est« que corporis Tel
tuetur vel restaurat sanitatem. 197.
Ukar\ lecar« medicus. 198.
lekarsiüie, lecarstue, medicina est seien-
cia curaüonom. 197.
lektanie, lectane» titiUatio. 347.
UUk, lelek> nocticorax. 218.
len\ leuj ignauia, pigritia« 146.—- len> in-
ertia. 151.
Up, lepp, uiscum. 360. 370.
Upce, lepce^ sorbit. 473. Praes, 3 eg. von
lepcu» -tati. .
lepoia, lepota, pulcritudo. 277.
Ittnes, lern es, dentale est aratri prima
pars. 73.— lern es, Tomer. 374.
lesky, lezki« aueUane.25. Nom. pLvonl^skti.
Uinice e. Uinicma.
letnicina, leinüe, letnicina, letnice» la-
tone. 171. — Uimema «r. dioana.
liiopisec, letopizzec, historiographus. i 42.
leioroet, letorozl, ramale, uirga. 283.
Utos\ 1 e t o z, orno> huiro. 233.
leiose, letose, ornotinus> langer. 233. Fül-
leühi das Neuir. des Adj. lötoäi? Jetzt
leto§ni.
Ueenurmci, licemernici» ypocrite» simu«
latores« S82. Nom. pL von licem^milu
liedoma, leduina, ren. 289.
lichopUesi, lichoplezi, sir enas tres fuisse
fingunt 332. 336. Acc. pL von lichoplies ?
Uchcla, liehe ta, malignitas. 191.
lichotny, licbotni, malitiosos. 191.
lichy, lichi, malignus. 191.
lipa, lipa, tilia» linda. 346.
lis, lizz> torcular. 349.
lisUe, lisice» trulla. 354.
lista, lista« limbus, fasciola est, que ambit
extremitatem uestium. 177.
liabi» lubi» amat 407. Praes. i sg. von
liubiu> -iti.
liuby, lubi« dilectio. 79.
lüUice, lutice, Eumenis. 96. — lüuice^ lu-
tice» furias> deas infernales. 125.
lutice, Eumenides. 427.
liutyt luti, ferox. 114.
"^lokef, loket, ulna. 372.
lom^ lom, lapicedia, locus ubi lapides
ceduntur. 169.
lono, lono, sinus. 32t.
lopata, lopata, pala, scufela. 236.
Icv, low, venatus, iaith. 36t.
lovec, lovehc, yenator. 361.
loze, lose, thalamum. 342.
loiesny, 1 o s e z n i, clinicus dicitur lector. 4 1 7.
loinice, losnice, cubiculum. 65.
lue, lucc, pro tede, facule de ligno pino.
273. — lucc, teda. 338.—
/oA, luh, lucus est densitas arborum. 183. —
lahy, luhi, lucos, nemora. 182. Noni,
pL von luh.
luh, loh, nautea, aqua corio fetida. 215. —
luk, lue, arceolus, satelboge. 18.
luk, Lvc, serpillus herba. 314.
lukava, lukaua, falsa sub proditione. tlO.
Das Fem. des Ad/, lukavy.
lupd, lupes, rapina« 283.
lupeznik, lapesftik» pirata. 106*
^\\'
<• i
' 5. %1. Fef^zeichüss der Gtcuml
Ui7
£tMa,'lütka> ptipjpä, tocha. 467.
luze, luse, lacuna^ collectio aqaarmn. 169.
fyke, l i c o> trber^st corticis päi^s interior. 175.
fyelnjil litW, sü^äs. 227. Acc. pL von lytka.
/jyfi?^/ Ii s^J c e, coclear. 418.
ßni^^/l^iül meiidät. 200.
IL
maa^eka, macecha, nouerca. 221.
majcenie , maicene, priapismus est pu-
dendorum extensio. 267.
makovics^m aLCobice, conus. 56.
nuäek, malekkj auricularis quintus (digi*
tus). 79.
rnali, mali, minuit. 204. Praes. 3 sg. vcn
maliuy -iü.
mmia, mata^ menta. 201.
matcra, matera,. matrona. 196.
maikjf , matki, planta. 2S7. — matki,
plante sunt rapte de arboribus. 458.
462. Nora, pL von matka.
maiureju, matureiu« senescunt. 311.
mazmnec, Mazanehc, placenta. 257«
*nuc, mech, gladius. 134.
mic ? nucj m e c hj piUi* rotunditas. 255.
nuce s, ostrie.
mid, medj mel. 199.
m^, med« aes. 389.
medcvma , medouina« niulsum a melle
dictum. 210.
nudoedice, medvedice, ursa. 376.
msch, meb, nmscus, genus herbe. 212.
*fnina, mena, concambium« wehsei. 51.
mera, mersi, mensura. 201.
merüh meru« metior. 203.
müiec, me z z e c, mensis. 200.
mui, mest, mustom. 212.
nuze, meze> collimito, reino. 53« — meze
/ztr^Mui^;, limitem. 177.— meze^mese«
media. 202. '^* meze, finesv termini,
limites. 430. -^ meze, porca autem
est inter duos sulcos terra eminenr.
440.
mezinfc, mezinehc, annolaris, quartds di^
gitus. 79.
rnhla, mhia, nebula. 215.
müosr'die , milozzirde« misericordia.
205.
fTi/o/, mlat, malleus. 191.
mlicnice, mlecnice, lacteus circulus.
168.
mleko, mlecoj lac. 168.
nU'n\ miln> fulgur> quod conditur« si cadat
de celo. 123.
molg mol, roscidum • . • rore madidum.
295. (cf. mol^zprasmna , raoX'zzpijän.)
mol, mol, tinea. 346.
vior, morr, pestis. 251.
morana, m o r a n a, Ecate, trivia. 87. — m o-
rana« hecate. 138.
tnore, more> mare. 194. — more s, tnr'ive
u. rüde,
moruti, moruzzi« pilosi a grecis panites»
a latinis incubi uocantur« quorum for-
ma ab humana effigie incipit,. sed
be&tiali extremitate terminatur. 256. —
moruzzi, incubi» qui grece panite
dicuntur. 149. Nom, pL von morus 7
mosazny» mozazni, de auricalco. 68.
motyka» motika, uerriculum. 364.
mctyl', motil, papilio. 458.
mozh, mozh» meduUa. 199. — tn^zti i. 9.
fnudrost\ mudrost, sapientia. 302.
nuirm, murin, maurus» mcnr. 197.
mraeice; jnr^cice, nibus^ genus ligni spi-
nosL 296.
mroüenec, mrauenecc» formica. 137.
mraz, mraz, geln» bmma« 129«
28
üiS Denkmäler der böhmischen Sprciche^
mr cht/s m i r c h i, cadauera« corpora mortu-
orum. 405. Nom. pL von mr'cha.
mr"ke»\ mirkev, pastinaca. 242.
mr'sciny, mirscini, rugas« collectiones
uesiimeiiti ia unum. 296. Nom, pL von
mr^&öina.
mr^lve, mir tue, mortuum. 195. Das Neutr.
des Adj\ mrtvy, tva, tve.
*mr'£ve more , mirtue more, mare mor-
tuum. 195.
mydU, midio, sapona. 139.
mysC, mizij mens. 200.
mysiy, miski, musculi> capita neruorum.
212. Nom. pL von myska.
* myrtü, mirtil, mirtus. 205.
mytoTt mitar, thelonearius. 343.
myto, mi tOf thelinium, theloneum. 338. 343.
mzdicka, mzdicka> mercedula, lonelin. 201.
nnik, msikk« momentum. 207.
nadeliboh, nadeliboh, auitarium dicebant
antiqui, quod super mensuram vel
pondus iustum adiciebatur« ut cumu-
lu3 Tocatur in modio. 402. Zusammen^
gesetzt aus nadMi, Imp. von nad^liu, -iti,
und Nom. sg. boh.
nadebna, nadobna, eleganti forma et cor-
pore pulcra. 277. Das Fem. vom Adj.
nadobny.
nadat, n^AxxX, inflatus. 152.
nacK naohj purpura. 278.
nachodem , na eh ödem» incessu , gressu^
148. Instr, sg. von nacbod.
najat, naiat^ conduetus. 55.
nalep, Nalep, sagitu toxicata. 300.
naiez, nalezj senatus consultus. 220.
namisUcnikg namezecnik> hermafroditus«
neque uir neque mulier. 139.
napasi^ napas^ erumpiUL 102.
CUssen der Mater Verbomm.
napor» napor, pulsus Tocatus, qupd pal-
pitet. 277. ; ^.
nastroj\ naatroi« instrumentum. 157.
navazac , nauazach, haruspejL. 138. —^
navazac i, nauaza.ci» exstipiteiSf tü^
spices. 106. •*- nauazaci, aru^pipes^
188. Nom. pL von navazaö.
nebe, nebe> ether. 103.
nebozez, n e b o z e z, terebellus, neveger. 340.
nebozec, d e b o s e c> misellus, miser. 20S.' '
neccsite, n6ceste> improbitas. 155.
niha, neba, teneritas, teneritudo. 479.
nehetci, n e h e tc i (zweimal), eliotropium. 98.
neb et ei, solsequia herba. 324. Nem.
pl. von nehetec.
nehoda, neboda, intemperies. 157.
nihovati, nehouati, mulcere> molire« 210.
nejesyl, neiezzit, pellicanus, auis qiie nas^
citur in solitudinibus. 245.
nemec, -j-nemee, barbarus, tardus, obtoii^
sus, imperitus« stoiidus etc. etc. 80.
netnlavnie, nemluune, infans dicitur homo
prime etatis. 151.
neposeda, nepozeda, turbidus» turbolen-
tusj seditiosus, inquietus. 356.
nesfyda, nestida, impudicus, tertius (di-
gitus). 79.
nelit neti> filiola, uillel. 116.
netopyriy netopiri, uespertiliones, ydo-
lorum cultores. 365. Nom.pl. vonnetopyr.
neuceny, neuceni, indoctus. 151«
nevhodie, neuhode, indignatio. 150.
nevod, neuod> sagena. 300. — ne^od,
tragum, genus* piscatorie retis. 351.
nispule, nizpule, me^ila. 202.
ni^s niu fila. 116. — nit, filum. 430.
niva, niua, locus araa. 181. — nioy, niui»
nouales agri. 221. Nom. pl. von niTa«
noKn ohh^ grifa» grif. 137.
nohm's. iarü.
$. 21. P^ertticknüt der GUnen^
«19
nera» nora» specns. 473.
nevinka, nouinca, nouella^ nouiter plan-
tata. 221.
«
imdn» ckrq>ie, nozdri« chrepe« narea.
214. Vtm. pl.
nravi, nv^VLi (zweimal), mores. 209. Ncm.pL
v^ nrav.
na tm, nunu> eia, militum properantium
clamor. 90.
nunvices n u n v i c e, sanctimonialis, Nunne. 301 •
nuze, nuze> inopia. 154.
O.
obec, obecc« rempublicam. 288. — obec«
conpascuus ager. 421.
obedrany, obedrani, lacer» lacertus. 168.
obW , ob et, sacrificinm, quod christiani
offerunt. 299.
obezrinicm, obezrenem, obtutu. 453. hutr,
sg. von obezrenie.
ebih, obih, abundantia. 384.
obojekt oboiek> millus, collare canum. 441.
eboz, oboz, castrenses res. 44.
obraz, obraz, idolum. 146. — obraz,
moneta, iminza 208. — obrazi /. ctly„
obriedi, obredi, cerimonia. 409. iVew». pL
von obried.
obrok, obrok, prebenda. 262.
cbruc, obruch» armilla rotuiula, bovg. 20.
obusie, obuse, auricule. 44.
obuzcts obuzce» calumpniatorf rapula falsi
criminis. 39.
ocel, ocel, calibem (Acc.) i9. 165.
odr, oAt, pulpitum» lectum. 466.
odrkh o d r e t i, glubere, cutem detrahere. f 34.
ohar, ohar, fuscum, nigrum, aquilum. 125.
ohnisctnin, ohniscenin, libertus, cai post
seruicium accedit libertas. 176.
oje, oye« temo> dissl. 339.
okap, ocapp, conpluuium. 54.
okop, ocop> uallum^ dicituripsumiinitio. 359.
ckrasy, ocrazi, ornamenta. 456. N0n.pL
von okrasa.
okrin, -fokrin, cantar, naph. 41.
okurka, ocurka« cucumer. 65.
olij, olij, oleum. 229.
olse, olse, alnus, erlin. 10. 233. 392.
cpalka, opalca, capisterium. 41.
opasek, opazek, marsupium. 195. — opa-
zek, crumena. 422.
epec, opice, opec, ^opice> aimia. 319.
oplecie, oplece, armillas ex auro, quas viri
militares ab regibus donati gerunt 400.
opoka, opoca, saxa. 471.
or\ OTT, emissarius equus. 100.
orich zemsky, orech zemzki, tuber. 355.
— orichy, orechi, nucea. 222. iVcm.
pL von or£ch.
osmie, ozene> segetea, sata. 303.
oskr'diU, ozkirditi, pastinare« colere,
plantare. 242.
osladic, ozladicc« polipodion. 465.
öslopi, ozlo^i» vectes dicti quod manibua
uectentur, unde hostea saxaque euel-
luntur. 360. Deis böhm, Wort wissen wir
weder zu denterig noch tmderswoher zu
belegen.
ost\ ozt, mucro. 209.
Osten, Osten« Stimulus. 328.
ostrabi, oztrabi, restaurauit 291. Praet*
3 sg, von ostrabiu -iti.
ostrice, ostrice, ostrea dicta est a testiu
quod ibi moUicies interior camis mu*
nitur. 235. [In der Ausg. 1833 suhi
fehlerhaft ustrice.)
osirie mece, oztre mece, mucro ensis. 209.
ostrepesd, ostropezd, Carduus. 42.
ostrov, ostrow> insula. 157.
ostroiny s. hrad,
osud, osud, fatum dicunt ess6 pagani«
quidquid dti fantur. 118. — ojEudi
28*
900
Denkmäler der böhmischen Sprache. Glcssfn der Maier Ferborum.
fatum autem a fortuna i|a aeparatur»
quod enim fortuitu veoit Ebend,
osudie, ozude« lebetas, urnas aureas. 171.
— ozude, urna, sepulchrum. 375.
osudny, osudni, fatiferj letifer. 112.
osvita, ozueta, claritas. 416.
osy^ ozi, vespasj animal exiguum. 365. ^c^.
pL von osa.
oeyküj ozika, trcmulus, aspa. 351.
cscipi, o s c e p i« Jacula« missilia tela. 1 45.
«— oscepi, pel^> iacula, tela. 236.
Nom, pL von osö^p.
otne s. daky.
otravu, otrauu, veneno. 361. Instr. sg.
von otrava,
otnd?y, otrubi« furfures. 41. PI, noni.
ovady, o u a d i^ abbanos. 22. Nom. pL von ovad.
ovce, ouce« ouis. 235.
avcin, oucin« caule, ouile ouium. 407.
oves, ouez^ auena. 25.
ozeh s, hreblo.
cimky, osenki, primicie, frugum inicia«
que düs delibantur. 267. — osenki,
cerealia arma, instrumenta pistoria vel
frumentalia. 409. Nom, pl,
P.
palec, pale CG« pollex. 79.
palicnici, palicsnici, lictores dieuntur,
quod fasces uirgarum ligatos ferunt.
443. Nom, pl, von paliönik.
pamfty s, tlaky,
pänev\ panev, frixoria> pbanna. 122. —
p a n e Y, padella. 236. — panev' s. ^kravad,
paprae\ paprat, filicem. 116.
parize, parizie? p a r i z e, pari^omata, vestis
antiquissima hominum fuit. 240.
pasec (od, pasek?), pazzec« cestus« genus
quoddam ornatus mulierum. 410.
piuttorek, pastorek« filiasteo stUsun» pri-
uignus.116. — : pastjorek« priuuignus.
268. !(....■
pasiyr\ -J-pastyr, hulcus. 143#
pauciny, p a u c i n ij casses, retia aranearum.
44. 148. Nom, pl, von paudina.
pav, pavv, pauo. 243.
pavlaka, paulaka, zomentum, zieba. 383.
pazderU, pazdere^ acus paleae. 385.
pazy paz, iunctura tabularum. 441.
pazit\ pasit> cespis. 181.
pecera^ pecera« antrum. 16.
pekar\ pecar, pistorem. 418.
peklo, peclo« infernus« tartarus. 152.
pelest, pelestj varius (equus). 98.
pelesty» pelesti, discolor. 360.
^pelyn, pelii^ absinthium. 2.
pen\ pen, truncus. 354.
pinie, p e n e» modulatio. 207.
peniez\ penez« denarius« 73.
pmkava, penkaua, iringellus» vinco. 122.
perie^ perre> stipule. 329-
perina, perina, plumatium« vederbette. 463.
perla^ perla« margarita. 195.
pero, pero« penna apu| ueteres vocabatur
aecuris» que ex una parte acuta est
et ex altera fossorium. 246.
perun, p e r u n» iupiter. 1 6.
perunova, perunoua, ioius, 441. -^ peru^
nova s, devana,
pesn, pösn, meloSj dulcis cantilene can-
tus. 199,
pisci^ pesci« pedites in ludis circensibus.
244. Nom. pl, von peSec.
piiina, p e s i n a« trames . 351.
pevci,rpe\icii lirici> poete dicti« 179. Nom»
pl, von p^vec, .
pice» pice> pabulfun. ?35.
picnik, picnik, Pabulator. 235.
piesl', p,^ st, pugnus. 237, 277,
§. 27. Verzeichniss der Glossen.
»91
pij\ pij, penes, aput, vel membrum uirile»
natura Tel pudenda. 246.
pijavic€g piyauice, sanguisuga. 30 1 .
pila^ pila» lima. 177.
piscet, p i s c e 1, psalterion, sambucum grece.
275.
pivo, piuo> cereuisia, 409.
pivonüs p i u o n Cj peonia. 247.
plac, plach^ fletus> lacrirae. 431.
place sie, place se, flet. 289. Praes, 3 sg,
von placu sie^ -kati sie.
plachia, plachta^ sagum» 80. — plachta,
Unna, saga. 178.
planati sie, placati se, flere, ubertim la-
crimas fundere. 117.
plamcnnik, plamennik« flammiger, qui flam«
mam portal. 117.
plasy ? ^\^zi, tenie, infule, ligatura. 340.
Dunkel : vgl. jedoch das russ, polosa. Streif,
plascek, plascek, pretexta. 266.
plavat, plauat, glaucus dicitur viridis» est
autem color ioter album et nigrum. 134«
*plavy, plaui, flauus. 431.
plaz, plaz, reptile, serpens. 289.
pleci, pleci> humerum. 144. Acc.sg. von fem.
plece.
pUcnici, plecnici» renones sunt uelamina
humerorum et pectoris usque ad um-
belicum. 289. Nom, pL von plecnik.
plin, plcA» esLspolia. 106. — plen, exuuie.
107.
plinik, p I e n i k, manceps dictus quod ma-
QU capiatur. 445*
plelu, pletu, flecto> vlichto. 117.
pfch, pilh« gliris, animal in arboribus si-
niiie muri. 134.
pliesanie, plesane« ovatio, minor trium»
phus. 235.
pVnolunie, pilnolune* luna plena. 1 84.
plot s. tyn^
ptst, -[-pilzt;, centon«48* — pils^ filtrum,
vilz. 116.
pl^t\ p 1 e tj rates> proprie sunt connexe in-
uicem trabes. 468. — p l e t, rates» das-
ses, naues> nauigia, 470. ,
pluh, pluh, aratrum. 18.
pVzny, pilzni, frugalis a fruge nominatur
i. fructu Tel parsimonia» siue» ut alii
Tolunt, a modestia, temp.erantia. 431.
pocitari, pocitari« matfaematici. 188.
podlomeky podlomek» gemursa sub. mini*
mo digito pedis tuberculum, quod ge-
mere facit eura, qui id gerit. 433«
podplamenice , podplamenice> coliridiu
subcinericius panis. 419.
podraiec» podrasec« titimallum. 347.
podvali, p o d u a 1 i« bases. 30. Nom. pL von
podTal.
podvazky, poduazki, fasceoU. 1 1 2. Nom,
pL von podTazek«
podvod, poduod, impostura, fraus. 148.
podvoj, podToy« postes» ipse tabule ostii.
261.
pohoda, p oho da, sudum« serenum. 476.
poklad, p o cl a dj erarium. 100. — poklad»
pociad, gazophilatium. 128.
police, police^ armaria» schafruta. 20.
poluciu,polncsn, Nanciscor« adipiscor.213f
poludnice, poludnice, Driades, deae silua-
rum. 85.
poniecj pomech, pedica» qua pedes lig^n-
tur. 245. (
pomezie, pomeze, con6nium. 55.
pomiluj, pomiluij miserere. 205. Jmper,
von pomiluju, -OTati.
ponebie, ponebe« palatus> gumo. 236»
porusne sukno, porusne zukno» linostrina
Testis est ex lana linoque texta. 178.,
porvalaj p o r u a t a, ; proserpina» 463. rr-
p o r u ^ 1 1^ Proserpina. 466. Wahr»
DenkmUler der böhmmkin Spruche. Gleiten dtr Maitr f^erborum»
/rA#iWirA v^n drm Glessaiür mä JRUck^
sicki UN/ das lai. mpta gfhdJei.
f%$mk « p o 1 a h « douiicium » quod datur
puell«. 8b.
f^iffmdcf» posselniee, pedisequa« ancilla,
fanmla* S44. (e^ fiimuIaV — pozteU
micei terua* famiila« pedisequa. SIS.
fuk^ici» posoocnici» salisalores. 188.
— ^poakocnici, sahatores, 142.
A<iii. /»/. 90m posko^nik«
f U 0m i \ poslal* posilura. ?(>l.
ptHmMf^ p o sl au a» licmuiu. IT6. — p os t a ua>
poalaaa» stauftMi iiiii.474. 191.
f^niftn^ po siele, lecüslemium. 17?.
jNvt^ftt««» posielka» paacaies. "^SH. (Panca
üi nmdk 0hm €ttK\$smr smksftimm, ttdde
ti^fH€mm)
^ftüMm» poslolka» cauan» wihil« 4o.
(^fi* GtN^fmr. wud. /<!#. s. cavaaiMi\
fHiHrämy^ posirisiai» h>ii$iire autem eo
cle:Maslice us«i$ a natareis exortns est*
pHk^ poica» pu^a. ?"^ — poica» cer*
lanMia. 409.
jpfMjpü» dihraiiuii. T^
jpi^tliif«t» polapa» eMnhinv eanillalkx 40T«
f«nf*$i\ ponesl» fa«Mu 11t. 4:?:^
jw«r«cw poTr9>t,. fiMtts. t?4.
|pv«4. pralk ÜMM^a» 17T.
jpri^ir:^ pracK» pulnjb. ^'IT.
|v«JL prak» fwada. t?4.
4P^^^^ir«r» prasceJ» prwgxues propa^x
?Tl\ JTU — prasceiL propaps $«>*
Wl». ?Tt.
jvr«^ pra$u aUopicia» ^^viA^ 10<^ — fntyt.
pra$$w jldbnow ^rioet l$4. Jm. pl.
wem pnck.
fp ai Au prandla^ &$>. Im dmiM est. II?«
prauidlo, norma. 219. — prauidio,
thema« norma vel forma. 343.
pravc, praat)> ius est humanum. llü.
prarcslavny, prauoziauni» orthodoxiis.233.
prozma» prasma« primicie de mele etfini*
mento. 267.
premena, premena, metonomia. 203.
premcs» prenozz, metaphora. 202. 203.
preprliCf, prepelice, Qoaquanu 280. —
prepelice> columix. 422.
priphec, prepeuehc> precentor. qui uocrein
premiuit 263.
presadm, prezada> plantaria. 2 ST. 462.
priserm, presera> portentom est, quod
subito apparet et aliquid pretendiL 466.
pr t trcr m^ pretTora, metamorphosis. 203.
prftmt^ preual, proceUa. 269.
primsic X. i^m.
prtf, pre, Ks, rna. 179.
prieshce, prexliee, colus. 120. 420. 43.S.
pryr, priye, afrodite, affirodis. 8. 101.362.
pryrmuu, priTemne» aoioemim. 394. A^r
AVsir. d€J Adj. pr^ünnv.
prtjti^, p riet ei, fabisor, Emlur. 109. —
prietel, Cinisor, fautor. 113.
prtim^ prica» deiJiaaiii. 69.
prwurwe, primere, trei^a» pax
terrae« 48lK
prip^fiiL pripiTeti. Ebare. 1T>.
prtstiu», prizloue» pr omib o. 2T3^ —
j£nrcr» pr i z lo u e, ada^:ia. ^^.
/pr»£rr« p r i s I e e, estraiievs» ab alia tcnm.429.
prmzHy^ priuztti. aä:iiaiB&. 391. —
priuzuu eo^naCBiw 419. JfdlKrr
l
01 b^ prdttZBj.
/prei; proc. resadansw 296.
prtmi, proroL. pnspbetA. 2TI.
^r«M;<proxoL hBhhl 2M.
prozpi kmrcKCOH^
$. 27. Verztichnisi der Glossm.
A
Aipa pullis. 440. Prospi ist der hnpcr,
von pros*pu, prosypati : kurencom der
Dat. pL von kurenec.
prstenu pirsteni^ sigiUa. 318. üotn, pL
von pr'sten.
pruhy, pruhi, Stigmata ignea> uulnerum
Signa. 418. Nom. pL von pruh.
pr'vencc, piruenehc, primogenitus. 267.
pr'vospie, piruozpe^ conticinium. 58«
pryze, prize^ imbrex^ ziegal. 147.
psanec, pzanebc» pulsus, exul. 277.
psiruh, pstruh^ trutta> piscis« 480.
ptakopravce, ptacoprauce, augures. 234.
Acc, pL von ptakopravec. — ptakopravci,
ptacoprauci> augures. 188. Nom. pL
von ptakopravec. — ptakopravec^ ptaco-
pravec, augur. 402.
pience, ptence^ pullos, filios auium. 277.
ji€c. pL von ptenec.
pudi, pudi, repudiat 289. Prau. 3 sg. von
puziu> -diti.
puchyr , puchir« pus« sanies, comiptos
humor. 278.
pusc, pusc, desertum. 74.
puscedlne s» bakky,
p^uka» puscha, pixis« pixidis. 257.
puia, puta, compedes. 421. Nom. pLvonputo.
pyr, p\T, fauilla est eibus ignis. 113.
R.
radihost vnuk kr*tov» radihost n^nukk
kirtow, mercurius a mer eibus est
dictus. 447.
raj» ray, paradisus. 239. 458.
rak, rac« rak» Cancer. 40. 165.
raky, raki, tumbe, sepuichra. 355.
ranusek, ranusec, manius« pronomen dic-
tum ab eo, quod mane initio natus sit.445.
rebri^ rebri, scale. 305.
recnik, recnikk, retor, orator. 291.
remdih, remdib« clava, kolbo. 417.
ripa, rrepa» rapa. 262.
riseto, reseto, cribrum. 63. \
riasno, razno, fimbriom. 116.' ^'
riasy, r a z z i, cilia sunt tegmina oduloiluA.
412. Nom, pL von riasa.
rüosni, ritezne, nates. 214. Indüser Fhnk
ungewöhnlich : ob Nom* dual. /^ vcn ri-
te sna? Vgl. lozcsna.
räi s, tlaky.
riza, riza, uestis, peplum. 866.
robenec, r o b e n e c^ puer. 276.
rodna s, seslra.
rodny s, bratr.
rohacy roh ach, mergus. 202.
rohoze, rohoze, palus. 372.
roj\ roy, examen, zvarem. 107.
ropusi^ ropussi, stiria. 137. 329. Ncm. pL
von ropuch.
rosochy, rozochi, stina {sul), pars aratr^
quam manu tenet arator« 329. Nom. pL
von rosocha.
roscep s. rozkol.
rovi, rouij cloace. 417. Nom. pl. von roT.
rozhlasi, rozhiassi, increbescit, fama fre-
quentat W^.Praes. Si'^.t^onrozhlaSu.-iti.
rozhnevanie, rozhnenane, offensio. 228.
rozhranie, rozhrane, triuium. 853.
rozkol» roscep» roscol, roscep, scisma,
diuisio. 308.
rozkos, rozcos, libido. 176.
roien» rossen, veru, spizz. 364« 365.----
roien, rossen, ueribus, uirgultis ferreia.
rtut', rtut, argentum vivum, quecsilber. 372.
rty, rti, Labia. 168. Nom. duoL vcnrei,
ruciter, r u c i t e 1, fideiussor, satisdator. 1 Ui.
rüde more, rüde more, rubrum mare. 195.
rujen^ ruien» october mensis. 227. 454.
rukojet\ rucoiet,. manubrium. 198.-^ ril-
coiet, manubrium, hilza. 445.
I mnp, runo» velius. 361.
«04
Denlmiäler der böhmiid^ Sprache. Glossen dir Maler Verborum.
rusi, ruzzij trace getl^s^irözem |i80.i Jiofn^
pL von Hu^in.
(i[:i
' ') ?. > !
-'! v
'M t
rybnik, ribnik;(Yiuariai9L!372.:;
fy^ir'i<)»>siDgulttis, «iDgulciuSy suspiriis uis-
cerum pulsusw 32.hv .^ .
ryAA rih, siiigULltus . ex istomacho fit. 321.
xyk, vWk, rugiuis ferarüni. 296.
rytij rin, renus fluuius. 289. ' i
rys, V i z, linx. 1 78. — r ri z, lincis beslia« 178.
^rysc, riscj cursus eque3tris. 66.
rza/{^ rsatif.hüiire. .141.)
s.
^sabie, sabe> dolones. 84. ^gL Jungmann s
Sloivn. II.. Sab ^> Sabnik.
sadra, zadra, gi^iim. 134.
* salase, saläse, mappalia^ casa pastoralis«
193. — s a 1 a s e, gurgustium. 434.
samec s, straka.
Htmi€e 4. straka.
S€fn^ sao, hydris; serpensii 144.*— saii, cer-
berum pagani aiunt infernorum canem
tria capita habentem. 409« — ^ sani, s a ni,
tiphones. .345. Nöm..pL von saä.
^ani, zanii trafaa. 351. .
^saze, zaze^ fuligo. 124.
sdmaju(i zduuaiu, conflo. 56.
sekyra, zekira, asciola. 401.
Jief^ zeu, sopor. 475.'
sinnik, s e n n i k» fenrle« locus ubi fenum
ponitur. 114.» —
tesH, zesX'it' ^oroTm 473.
ßuirarodnat zezira rodna» germana. 132.
siiip .zeti» recia.. 257. A^inw pL von 8$t\
sikp aik, fieus. 115. FgL- das gr. (tvhov,
hk^Utts zicolecc, pedo, baculum est cur-
' . uom, <:um quo pedes ouium detinen«-
tur et paatorale gestamen. 245.
siroui, zirotci, orphani. 233. Nom. pLvow
sirotek.
siiwrai, sytiwrat, Saturnom pagani illum*
esse aiiint, qui primus ab x^liitipö ue-
(nki WtML ioittf^'iugi^iig.:304.! '
säivratov syn, sitiürato'vv zih^ satü^ni fi-
' ' lius. 253. — ■ süi))ram' s, slrahc. ■
sUo^ *]*szito, sedalium, harsip. Sit.
siVftx'kt glaucus. 134. — sive^ z i u e, glauci
oculi. 134. Nom, dual, fem, von Adj,
sivy, -a, -e. ' ?
skladanie, s-cladane, poema^ '464.
skob, skob« flemen. 117.
.fX:o^, scop^ spado» eunuchus, eastratus. 325.
skora, zcora, pellis. 245. — scora, birsa,
corium. 37.
skomU^ scorne, ocreas. 227.
skotak, scotac> bubulcus. 36.
skoUf s c o t i 9 iumenta. 164. Noin. pL von
skot.
skranec s, venec.
skra7ue, s c r a n e, tympera, loca uirina ocu-
lis. 346. — scrane» circumtifnpora.
415.
skravaet , pan€v\ scrauad, paneu, saf«-
thago. 471.
skrchet, screhet, Stridor. 329.
skret, s c r e t« demon. 72. — skreli, s c k* e 1 1 i»
scroti, penates» dii. 170. scret^
penates intimi et secretales. 79. 246.
Nöml pLvcn skret.
skrinie, s c r i n e, cistella. 415. — scrine,
scririiam. 471.
«^ArivonrCj ^8 kriu an ecz, caradrion^ lera-
cha. 42.
skrusi^ scrusi> coQqüassauit, confregit. 54. .
Praet. 3 sg. von skru^« -iti.
skryse, s c r i s e> latebra. 1 70.
skala, sculaj rima« crepido« scissura. 470.
skvorec, sqoorecc, psitacus. 275.
skor*nay skwirna« macula. 187.
slad, -|-zlad> braxa. 36.— zlad^ prazium.
262.
5- 27. Verzeichnits der Glossen.
1t4S
slavii', z I a V i k, luscinia» acredula. 185«
sUnnos^, zlaunost» soUempnitas« 324.
sied, zzied, indago. t50.
slemü, zleme^ tolom^ culmen tectL 347.
*slcp, slep> cecus. 408.
siez, zlez,maln^, 191. — z 1 e z, maluis. 238.
sUzma, zlezena» spien, milze. 473.
slen, z 1 o D, elephas. 92.
slonovina, zlonouina, ebur. 87.
slcnovy, zlonoui, ebumeum. 87.
slcvanska zemU, zlouansca zeme, illirie
regio. 154.
slovau, zlowene, Auarie« winede. 25. —
z 1 o w e n e ^ Wandali iuxta wandicu-
lum amnem, qoi ab extremis gallie
erumpit, inhabitasse et extraxisse no-
men perhibentur. 359. Aom. pL von
Slo venin.
slcvenin, zlouenin, Wandalus, WinL 378.
sluha, z 1 u h a« minister. 204.
sluka, zluka, fiscedula^ snepho. 115.
sluck, zluch, famella. 428.
sfzy, zilzi, lacrimas. 168. j4cc,pL von sVzsl,
smola, zmola, pex, inquinamen, hara.252.
smrk, zmirk, pinum. 256.
smiUna, zmutna, tragedia. 350.
sftahu, znahu, conatu2l8. Instr. von sndhsL.
snacha, snacha, pronuba. 272.
sneh, sneh, nix. 218.
snüm, znem, conuentus. 421.
sochor, zzochor, motoria, uaga discorsio
vel pamum instrumentum. 209. — z o-
chor, trabeum, dreml. 350.
sosna, zozna, picea. 253.
seiu, zotu, pulsum, percusionem. 277. Acc.
sg. von sota.
sova, zoua, strix. 329.
Spina, zpina, squalor, sordes. 154*
spoUk, zpolek, consortium. 57.
sponia, sp on c a, monile» omatus
448.
srace, srace» tunica, uestis antiquissima.
356.
sram, zram, verecundia. 364.
srasi, srassi, iuges, auspicium est» cum
uinctum iumentum stercus fecit. 441.
Nom. pL von srach ?
sr*bh zirbi, Sarabaite« proprie currentes
vel sibi uiuentes. 302. SarabaUae wann
eine Art irregulärer Mönche im Orient.
und der Glossator hat hier das Wort
Srbi (pL von SrhinJ /ialsch angewendet.
— Sr'bi, Sarmate, -{-sirbi tum dicti
a serendo , i. quasi sirbntm. 303. —
Sr'bi, zirbi, Sarmathe populi. 303.
471. Nom. pL von Srbin.
srocenie, srocene> factio. 110.
sr'p, zirp, falx. 110.
*stada, Stada, greges. ^ii.Nom.pl^vonstaido,
stan, stan, tentorium. 340. — stan, tugu-
rium, casula. 355.
siarcsta komonnici,zi2LTost^ comonnichi,
prefectus equitum. 264.
si'blo, stblo, calmus. 329.
stihu, stehu, figo, stecbo. 116. — stehu.
(igo, sticho. 430.
stenice s. sctniee.
stezky, stezki, tramite8.351. ALp£.rrnstezka.
st&eje, steseie, cardo. 42.
s'U, sti, faui. 429. Arm. pL von s*t.
sloh, stob, nubilar, scoph. 452.
stolec, stolecc, sedes, solium. 311.
sionoika, stonoska, cenUipeda, genus ani-
malis. 408
siracec sitivratov syn, zlTstcec sitiuratovv
zin, picus, satumi filius. 253.
straka, z t r a k a, pica. 252. — straka samec, -ce,
ztraka zamec, ce, picus. 253.
Sirana, strana» tractus, plaga. 350*
sirava, ztraua, sumptus. 332.
arazn, strazn» passio. 241.
29
t96
Denkmäler der böhmuchen Sprache. dessen der Maler Verborum.
siricek, strecek« oestos^ animal armorum
aculeis permolestum. 228.
siridozenue, stredozeme, meditullium di-
citur non medium terre^ sed procul a
mari. 446.
slrela, strela, sagitta. 300.
strel ze vrzenü, strel se virsene, Ra-
diorum autem ictus. 227« Strel ist Gen.
pl, von strela.
sir'tuUie, stirnute^ spasmos^ tenores. 325.
sirojce, stroice^ instructor. 157.
struha, 8truha« incilla^ fossa> ea que in
uiis fiunt ad deducendam aquam. 438.
slruhar , z tr a h a r (sicj , tomarius , dreh-
sei. 479.
struna, s t r u n a^ fida> chorda in cy thara. 430.
stupa, stupa^ tasinarium, stamph. 338. *
stupa, tipsanarium, stamph. 346.
siryna, strina^ tia, amita. 344. — strina,
tya> soror matris. 357.
stvor, ztuor od. zcuor? osiros rex fuit
egipthi et interpretatur pauper. 456.
Das ff^ort ist sonst gänzlich unbekannt*
Man kann ztuor od. zcuor lesen,
sudcc^ zudce^ pretor. 266,
suMice, z u d 1 i c e^ quiris »^ spizstanga. 467.
sudnice, zudnice« pretorium. 266.
sukno V. porustie.
sumrak, zumrak^ crepusculum. 63«
super', z u p e r> adversans, 6.
sworat,, zuvrat, limen siue margis. 351.
svatovit, -j-suatouyt, Ares^ bellum. 20. —
zuatouit^ mauors. 197. — suato-
uit^ mavortem. 446.
svekry, zveeri^ socrus et socer ita distin-
guuntur, socerum virum dicimus« so*
crum feminam. 472. 323.
sverepice, suerepice, equaricia. 98.
svist\ SU est, fratria vel fratrissa, iratris
uxor vel uxoris soror. 121. — zwezi;,
glos, gloris. 134. — zwezt« glos, uiri
•oror. 434. {in der Ausg. 1833 steht irrig
viri uxor).
svet, suet, raundus. 210.
sott, fsuet, swet, consilium. 56. 421.
sveäonose, zuetlonose, lucifer. 96. —
suetlonose, lucifer, iubar. 182.
svitbise, zuetluse, lucina« 76. — suetluse,
lucina dea. 182.
svietice, s u e t i c e, numenide, dee, 8ancte.223.
svvnar, suinar, porcarius. 259.
svinice, suinice, ,usya, uermis porcL 376.
svoba, zuoba, feronia, deapaganorum.429.
svor, zuor, zodiacus. 383.
svori, zuori, poplites, genuum flexura, 258.
Nom. pL von svor.
svrab, zvrab, prurigo, scalpatio. 274.
svr'bi, z wirbi, prurit* 274. Praes. 3 sg. von
svr'biu, svr'beti.
svr'cck s. svrcek.
svycaj, suicsai, usus. 376.
syn, zin, fllius. 253. — syn s, sitivratov und
stracec.
H.
samr'ha, samirha, trocheus, genus rote
ad lusum. 354.
scedni, seedne, parce, moderate. 240.
scenice, stcnice, seennice, cymex. 67.
scepari, scepari, insitores, pelcer, qui in-
serunt arbores. Ibß. Nom,pLvons6epsLT.
scerk, scerk, glarea, lapilli parui härene
maris mixti vel gleba. 434/ — scerk,
scrupo est harena durior. 471.
scüiny, scetini, setas. 259. 315. Acc, pL
von Söetina.
scevel\ sceuel, rumex, ruf. 470.
sciry, sciri, sincerus. 320.
seit, seil, seetra« seutum. 306.
scmel, scemel^ aticus« humbel. 25.
selma, selma, pestes ibidem, 460.
$. 27. Feruichmu der Gtcs^m.
«»7
* semranie, »emrane, crepitus. 63«
ser, ser« iusticium» luctus publicus« lucrum
publicum^ fiiue public! iuris silentium.
165.
seralek, sserate k» cicendela« genus mu-
scarum« quod in nocte lucet 412.
setei, seteklL« genius« stedegot. 433.
sidlo, sidio« subula« ala. 331.
svr*cek, svrctk, svircek« cicades. 49. —
svircek» griilus^ nomen a sono vocis
habet 137.
T.
laha, -^{t^h^t cetauca. 410. Dunkel und im*
gaviss ob bohmuch. (Cetare bedeulU nach
dem Glossar so viel als citare.)
taie, talie^ talle« obsides, 225. Nom.pLvM
taP. Kommt auch im AUruss. und AU*
slaw. vor, und scheine fremden Ursprungs
zu sein*
taloVy talov^ sanies« pus, tabo. 301.
taska, taska^ funda. 124.
taze, t a s e« ducit. 86. Praes. 3 sg. von tabu.
teniie, teme^ sinciput. 320.
leneCa, t e n c t a, plage proprie dicuntur funes
illi« quibus tenduntur recia circa ymam
et summam partem. 257.
teplice, t e p 1 i c e, therme« calida loca i« bal-
nea. 340. 344.
tese\ test, socer est, qui filiam dedit. 323.
testo, testo, basa. 30.
tesc, tesc, uacua. 357. Adj, indef.
tietivy, tetiui, nerui. 147. 154. Nom, pL
von tietiva.
eieze, lese« moles, arerus. 207.
lieike, teske, graue. 434. Das Neuir. des
Adj. tieiky, a, e.
tis, tiss, taxus» uenenosa arbor. 338.
ika sie, tca s e, pervagatur, peragrat. 251.
Praes. sg, 3 von tkaju sie« tkad sie.
daky v riti eine pameiy, tlaki writi otne
pameti, pubes> virilia. 275. Tlaky
Nom. pl. von tlak; pamety Nom, pL van
pam^ta, signum, ncla, vgl. das russ. po-
meta. Uebrigens kommt auch pamet /hr
Merkmal, Dmkmal vor: so im AUruss.
V
»dojezdnyja pamjatia Kn. Bols. Gert.
(1838) 5. 13. Das i am Ende istlädirt.
litte, tluce, cantabrum. 41.
tma, tma, falanx. 110. '
tocenice, tocenice, Titta. 371.
topes? top e SS, topsus, topstein, saxi spe-
cies lenissiroa apta cameris. 349.
topot, topol, populus arbor. 259. 278.
trtba, treba, sacrificium est uictima, et
quecunque in ara concremantur seu
proponuntur. 299.
trenovci, trenouci, dentes molares. 207.
Nom. pL von trenovec.
trcnozka, trenoska, tripodes. 353.
trepice, trepice, cramula, hahala. 62. Un-
bekannt : ob carmula, Hechel? Trepati len,
konope heisH brechen,
tretacka, tretacka, trideus h. e. tertiana
febris. 353.
trest', trest, harundo. 138. — ^trest\ tre/r.
arundo. 400.
trezubec, trezubec, tridens. 352.
trh, vice, tirb, vecse, forum, locus con-
uentui. 120. — /r'A, tirb, forum publi-
cum. 431.
triak, triak, tyriaca est antidotum serpen-
tinum. 346.
triesCka, treslka, typi, sunt frigide febres.
357^
IriMav, t ribl a vv, triceps, qui habet capita
tria capree. 352.
ir'lice, tirlice, scalparis, tessila. 805.
trn, tirn, ramnns, spinarum genus. 382.
ir'nie, tirne, spine. 326.
troska, trozka« scoria. 208.
29*
988
Denkmäler der böhmischen Sprache. Glossen der Maier Verborum,
Ir'paslek, trpaslek^ nani« quos greci pig-
meos uocanL 260.
irud, trud, fomes. 119.
tryzna, trizna^ inferie, sacrificia que diis
manibus inferebant. 439. — trizna,
inferie^ placatio inrerorum vel obse-
quie vel infernalium deorum sacrifi-
cia» mortuorum sepulture debite. 152.
tuha, tuha, tedium. 338.
tul, tu 11^ phareüira. 252.
tuTy tur, taurus. 338. — tur, ur, uris,
bubalus. 375.
tiwridlo , tuoridIo> formul a , leist. 119.
— tvoridlo, tenucia , kesewazercar.
479.
tvr'd^y tvird (zweimal)^ firmamentum 116.
/y/, tili, occipicium. 227.
tyn, plot, priasloy tin^plot^prazlo, sepem,
munimentum, sepe, ligna ponuntur ibi.
312.
uborek, vborek, ruska« russa yel russeola,
rubra. 296. — vborech» calatus» sum-
ber. 38.
uceny, vceni, doctus, scitus. 308.
udatstvo, udatstuo« fortitudo, virtus. 120.
udi, vdi« artus. 430.
udice, ydice, hamus. 138.
uhli, yhli, proceres extra parietes. 269.
Nom, pL von uhel.
uhonie, vhone, globos, Tertigines« vel ex
solido rotundus« pila, rotunditas. 134.
Das böhm. Wort ist uns sonst unbekannt
und unerklärbar,
uhri, vhri« porrigo, uicium porcorum. 259.
Nom. pL von über.
ukol, VC oll» thesis» positio* 344.
ukrutnik, vcrutnik, ukrutnik» grassator,
latro. 136.
ulozenie (ed. ulozene ?J, vlosene» deposi-
tum. 73.
umluva, vmluua» fedus est pax. 113. 429.
umyvadlo, vmiuadlo, scifus» in quo manus
lauamus. 307.
unor, vnor> februarius. 113. 429.
up, vp» gemitus» ululatus, planctus. 129.
uplavüe, vplauice» proluuies uentris. 362.
usnü, vzne, corius ab antiquis masculino
genere dicebatur. 422.
usvU, vsuit, diluculum. 79.
usaty s. zaj'ec.
urüdnik, vrednik, municeps dictus, eo
quod munia capit 211.
ulek, vtek, trama. 178.
uiroba, vtroba> precordia sunt loca cordi
uicina. 263. 466.
uval, vualh conualis. 421.
uvrai, vwrat, versura, anewante. 365.
uzel, vzel, nodus. 218.
uzasne, vsasne, obstupescit. 226. Praes. 3
sg. von uiasnu, -nuti.
uzese\ vsest» angor. 395«
V.
t; mozze, w mozze» in cerebro* 227. Loc.
sg, von mozb. — v s. daky.
vadi sie, uadi se» litigat« 180. Praes. 3 sg.
von vaziu sie, -diti sie«
vaha, -]*waba, lanx, statera. 169.
varlie, -J-varlle, ventriculus. 362.
vana, vana, wani^us. 359.
vanie, vane, flatus, winde. 117.
vapenny kamen, vapennykamen, tofus.347.
vapno, vapno, calcis» calch. 38.
vaira, vatra, fulmen dictum a fiiluore
flamme. 123. — vatra, fulmeo, quia
iofundit. 431.
vaz, vaz, ulmus. 372.
vded, wded» upupa. 37S.
§.27. Vfrzeichniss der Glossen.
«99
vdruii sie, wdrusi ze> inserit se. 156.
Praes. 3 sg. von vdruiu sie, - iti sie.
vec\ vehe, res. 290.
vice s. trh.
vidinie, yedene, sciencia, noticia. 307.
vihlas, vehlass, prudencia. 254. — ve-
hlaz, prudentia« 274.
vihlasny, vehlazni, prudens. 273.
vejer, veyer, uentilabrum. 362.
vei, wek« aetas. 390.
velblud, y e 1 b b 1 u d, camelis cain nomen de-
dit. 406.
veles. Tele SS, pan, ymago hircina« 237. —
Teiles, pan primus calamos cera con-
iungere plures instituit, pan curat oues
ouiumque magistros. 238«
venec, Tenec, dyadema. 76. — vmec,skranec,
Tenec, zeranehe, sertum, Corona.
315. Das zweüe FF'orl scheintvon akranie,
Sc/ilä/e, gebadet zu sein»
veno, Teno, dos. 85*
verejCs Tereie, ianue ualue. 436. Nom. pL
ves\ Tez, Ticus. 367.
veslar\ Tezlar, remex dictus quod remum
regit. 288.
veslo^ Tezlo, remus, rudir.. 288. 289. —
wezlo, remex, rüder. 469.
vesmcr , Tezmir, mundus est uniyersitas
omnis, que constat in celoetin terra. 210.
vesna, Tezzna, Tezna, Ter. 339. 363.
ves, wess, pediculus. 245.
viscby, ye s cb i, uaticinia, poetarum carmina.
360. Tiom. pL von T^äöba.
vistec, T e 8 1 e c, Tates, propheta diuinus. 360.
vilrnik, Tetrnik, Tela greci armena di-
cunt. 361.
vily, Teti, ramus. 282.
vize, Tese, turres. 356.
väiez^Yitez, heros. 140. — ^Titez^Tictor.367.
vlastovice, wlaztOTice« hirundo. 141.
vfckvec, wilchuec, grincas, taws. 137. —
-|* y 1 i c h T e c , phitones, qui spiritum
malignum in uentre habuerunt. 255.
vl'chvice, -[-TilchTice, sagapeta. 300.
vCk, wilk, lupus. 185.
vVkodlaci, TÜkodlaci, incubi, siue inuidi,
ab inuiando passim cum animalibus,
unde et incubi dicuntur, ab incubando
homines h. e. stuprando, quos romani
faunos (icarios dicunL 149. Nom. pL
von Tpkodlak. — TÜeodlaci, incubi,
sepe improbi existunt etiam mulieri-
bus et earum peragunt concubitum,*
quos demones galli dusios nuncupant.
256. — vl'kodlak, yilcodlac, faunus
pici filius. 113.
vtna, uilna, lana. 168.
vloha, wloha, indolis, proprie est ymago
quaedam nobilitatis Tel Tirtutis futurae.
151.
vnuky Tnuk, nepos. 217. — vnuk s. radihosL
^vodovod, Todouod, aquaeduetus. 66.
vojevoda, Toieuoda, dux. 267. — vojevody,
Toieuodi, duces. 86. Nom, pL vonyo'
jeToda.
vol, T o 1, boüem {Acc.J 432. — vol s. vrany.
vole od. volle, Tole, struma, croph. 329.
(Cyr. BOAA, vgl, Todne telie, tbaaJ.
vozataj, Tozatay, aureax, auriga. 402.
vozkri, wozhri, muccus, roz. 210. Ncm.pl.
von Tozher.
vrabikove, wrabicowe, passeres. 241. iVm.
pL von Trabik.
vrah, wrah, diabolus. 76.
vran, wran, coruus. 61.
wan, wran, mauron (equus). 98.
vrany vol, wrani Tol« fiiruum bouemi. ni-
grum immolabant etemo. 432.
vraice. Träte e» posticium, latens ostiuiD.
261.
Denkmäler der böhmischen Sprache, Glossen der Maier Verborum.
vratidloy wraditllo/^^iCyl^liciatorium, mittil«
ne.
vreee, wrece» cilicium est aestimentum ex
pilis caprarum. 412.
vrcteno, wreteno/ fuso (abL) 125.
vr'chy^ yirchi« kacumina, uerdces. 165.
Ncm. pL von vr'ch.
ffr^se, wirse« gurgustium. 137.
vr'süi, virsiti« triturare, conculcare. 353.
vnib, wrub> tessera, krinna. 341.
wV, virvv, resticula. 291.
vrienie, yirsene« ictus. 227.— vr'zetue s.
sIrU.
vsedne, wsedne« indies« per singulos dies.
150.
^ vsie celied, wse celed, omnis familia. 229.
vslavac, wstauach« satyrion^ naterwrz. 304.
vybojt viboi« excussio. 108.
vybojnüc, Tiboinik, excussor. 108«
vykal, vikal, sperraen, semen. 362. — vy-
kalem, v i c a 1 e m, spermate, seiuiae.
473. Instrum, sg, von vykal.
vyr. Wir, wirr, bubo. 36. 218. 329.
vyii, uiti, ganire uulpium est, sicut latrare
canum. 127.
vyzä, wiza, echius, ypocus, huso. 87.
vzchod, -{-wzchod, burra, stiega. 37.
vzkrisenie, wzcresene, resurrectio. 291.
vzpesi?? vz p e 8 i, triptes, species demonum
a uerbo tripo vel ludo, qaia deludunt
dormientes. 353. Unenlräthselbar : viel-
leicht steckt der Stamm in spati, mit Bück*
sieht auf dormientes.
Z.
zachod, zach od, occasus. 453.
za/ec usaty, zaiecc vssati, lepores au*
ritos. 173. — zajec, zaiecc, leporem.
173.
taklad, zaklad, uadimonium. 359.
zakona datel\ zacona datel, legis lator.
quasi dator. 173. — zakoni, zaconi^
leges. 172. Nom, pL von zakon.
zapadka, zapadka, peisulum, sloz. 252.
zapuzenie, zapuzene« repudium. 290.
zaruj'y zarui, September mensis« 313.
zavojs zauoi, velamen. 361.
zavory, zauori, repagula. 289. Nom. pL
von zayora.
zbeh, zbeh, perfuga, (ugitiuus. 459«
zelva, zelua, nurus, uxor filii. 223.
zemicy zeme, telluris, dea terrae. 338. —
zemie s, slovanska,
zemsky s, orich,
zer\ zerr, mania, ab insania et furore uo-
cata. 445.
zezhule, zezhule, cuculos facc.J 49.
zie^, zet, gener, qui (filiam) duxit« 323.
zicvali, zeuati, hippitare. 141.
zizala, -j-zizala, culix. 65.
zmij, zmiy, serpens. 314.
znamenicy znamene, homina, auguria. 142.
— znamene, omen, augurium. 229.
znojy z n o y, aestus. 390.
zr'cadloy zrcadlo, speculum, spigel. 473.
zubar? zubar, renter. 289. Wir ßnden die
Bedeutung von renter nirgends^ und kön^
nen nicht bestimmen, ob zubar böhmisch ist.
zabka, sabca, falcis est, qua arbores am-
putanlur, 110.
zabra, sabra, brancia. 36.
iaby, sabi, rane. 282. Nom. pL von iaba.
iahadloy sahadio, cauterio, polz, ferro. 46.
ialcy sale, nenia, carmina mortuorum.2i6.
Nofn^pl. von iaP, statt iali.
zarovisce, sarouisce, piram, rogum i. li-
gnorum constructionem, in quo mortui
comburuntur. 460«
iaSy sazz, exthasis. 106«
ie s, strü.
§. 27. Vcrzeichniss der Glossen.
231
ielud, s e 1 u d« glans/ 434«
zerav, serav^ grues^ nomen de propria
Yoce sumpserunt 137.
zeracha, sserucha, nasturcium. 214. 303.
— serucha, sardamon« nasturcium.
303.
zelv\ selw, selv> testudo. 341. 342.
zestok, sestoc> furiosus. 125.
* z€sloky,s ezioW, crudelis, seuus. 64.
zeziy zezi« sitis. 322.
züfiice, sitnice, granarium, komhus. 136.
ziva, -J-siua, Dea frumenti« ceres. 68. —
fruges« frumenium, vel dea (rumenti.
409.
iivots 8 i u o k^ animal. 144.
zizn, sizn, vbertas> habundanlia, fccun-
ditas. 360.
zlazy, slnzi^ giandulus« drusiut. 134. Nom.
pL von zlaza.
ztc, slich> fei, uirus, iracundia. 113.
ilulek, s I u t e k^ Titellum, 371.
zr'tva, sirtua^ holocaustum. 142, — sir-
tua, victima. 367.— irVvy, s i r t u i, Sa-
crificia. 211. Nom. pl. von zr'tva.
-j-siua, diua, dea. 83. — siua, ceres,
Folgende Glossen, die in der ersten Ausgabe (1833) stehen, haben wir, als nicht
böhmisch, aus der obigen Reihefolge ausgeschlossen:
'\' roste, tessera, coste XL. 479. Ist. lat.
fgelca, succula. 331. Ist uns dunkel, doch
jedenfalls nicht böhmisch.
■^{gellüa, calicula. 39. Ist das mittellat ga-
leta, galita, nhd. Gelte.
-j- chlipa, riuola 293. Wohl das deut. Klippe?
-['leua, sceua, sinistra. 321. Ist lat.
'\- ovin, funam. 125. Vielleicht verschrieben
st. furnum: daher Ofen.
salimorum, psalmorum. 178. Ist das mittellat.
salimus, salmus st. psalmus.
•\'sidala, thorale. 344. Ist das nhd. Siedel,
daher böhm. ndla,
smirt, subridens« 475. Dunkel; vgl. das
engl, smile, lächeln.
-^fzara, oriens, exortus. 383. 482. Ist he-
bräisch.
Es sei uns zum Schlüsse noch ein flüchtiger Rückblick auf unsere Glossen
erlaubt.
Die über der Zeile stehenden böhmischen Glossen sind zwar, wie die deutschen,
von zwei verschiedenen Schreibern; da sie jedoch gleichzeitig sind, so stimmen sie in
der Orthographie überein. Die vorzüglichsten Eigenheiten dieser Orthographie sind fol-
gende : es wird darin ausgedrückt
c durch c: cena, poUce, denice, zudce, kilauec, letopizzec, bitec u. s. w.
cz : skriuanecz, czuik«
hcs : brohcs«
CS : vecse.
hc : mezinehc, lovehc, brahcka, vehc, pzanehc, drusehc» mazanehc u. s. w,
cc : palecc, borecc, stolecc, obecc u« s. w«
s durch z : zekira, ozude, zuatouit, zozna, zeztra u. s. w.
s : suatouytt, testo« steseie, osud, san, slep, srace, treslka, scrane, suinar u« s. w.
sz : szito.
239
Denkmäler der böhmüchen Sprache. ßlossen der MaUr Vcrhorum.
giszskra.
iezzetr^ zzochor» kuzz, cozz« lizz u. s. w.
tiss^ veblass« bessi» yeless, rozhlassL
breza, riza^ nebozez^ pazdero> priuzni« mozazni« rohoze u. s. w.
cerpadlo« pecera^ tretacka, cechel» mzdicka« pocitari« tluce u. s. w.
obruch, plach^ colach, roh ach, chape« chuprini, chubr u« s. w,
klokocs, kecsice, suicsai> csaz, polucsa, cstena» palicsnici.
ozladicc» lucc.
iunose, olse« lemes, cese, presera« sebna, setekk, laska u. a. w.
ropussi« wess« yssati^ prassi, crussi, sseratek.
such (iFd), siuok^ blasu> sabra^ sahadlo« pasit, lisice (lyzice) u. s. w.
rossen^ sserucha, yess (jez).
hlemizd (und hiemisc).
virchi, cbise« cblast, orech, hluchi« chrami^ plachta> chrabrust u. s. w.
hrah> pilh.
ied, ielen, iari« baie« laino^ pomilui u. s.w. Am Ende y in clij und pij.
yesutni, yezero, oye, priye, znoy, zmiy, roy, hnoy u. s. w.
gyrcha^ gilce^ %int, giszskra^ gleich^ gill, crahugi, charodegi«
ciuca^ scotac« ocop> cucol, cniha> scrane, lico, dobitec^ Ivc u. s. w.
kauka^ loket, wek, okrin^ siuok^ paulaka, ribnik u. s. w.
quazz^ quasu> squorecc, quap» quelen.
vborech, puscha. •
kclada.
cluneck.
u im Anfange geschlossen y : ywrat^ vtek^ vcoll, Yssati u. s. w.
T durch u: siuok^ zlouenin^ Isiui, niua^ praao, zeuati> brau« ziu u. s. w.
v: yapno, yezna« vodovod, divizna> hrivna, nevod.
w: wir (bubo)> wded, wrub, vwrat, ptacoprawec« zlowene« selw (und selv),
wrece, wran u. s. w.
§ durch e : slep> primere« neha« bezzuetni« dedina, venec« suel u. s. w. Auf die-
selbe Weise, ohne erweichendes ^ auch ozude, rozhrane, lectane, stir-
nute, znamene, femer vitez, breme, zeme u. s. w.
i und y ohne Unterschied: raki (tumba], ribnik, hluchi, litki, dagegen gyrcha u. s« w.
b nach 1 durch i vor I: wilk, zilzi, vilchuice, uilna, vilkodlaci, pilnolune, pilh, niiln,
pilzt, dilh u. s. w. Nur zweimal steht i nach i: vlicodiaci, siich (zPc).
u: clunek.
In tresika und puscedine fehlt der Vocal gänzlich.
b nach r durch i vor r : time, birui, chirt, hirdlioe, virsiti, samirha, kirtice, zirbi,
tirlice, birdo, dirzzna u. s« w.
e: plet, drebne.
szs
zz
SS
z durch z
ö durch c
ch
CS
cc
i durch 8
SS
i durch s
SS
z
ch durch ch
h
j durch i
y
e
k durch c
k
q
ch
kc
ck
§. 27. Vcrzeichniss der Glossen. 283
In iatrvenici, yetrnik, zrcadio fehlt der Yocal gänzlich.
Sonst steht für b regelmässig e : meh^ deska> vezmir u. s. w. Nur in dibri wurde
ein i eingeschaltet« und stblb ganz ohne Yocal geschrieben,
st' durch sc : kalisce> tesc, vescbi, scetini« sciri, seit, scerk, sceuel, piscel, prasced,
plasceky sarouiscc« oscepi> ohniscenin« iescer« chmelisce> puscedlne«
ihrisce, clesce> pusc, risc« scennice.
Benaerkenswerth ist die häufige Verdoppelung der Consonanten : velbblud, squorecc,
mrauenecc« nohh« msikk« lekk« bukk« vcoU« cebolle« Ilabut, varlle> hlem-
misc, dlann> lepp, kepp, ocapp, zerr (mania)« rriz, niorr, irepa, latti,
scretti« covv> cevv, krokvvi« zzled, kuzz, quazz« sazz (zas)« klazz u« s. w.
Sehr selten werden die Vocale verdoppelt : comaar.
An Ungleichheiten in der Rechtschreibung fehlt es nicht; so kommen vor: zuato-
uit u. suatouytt> vlicodlaci u. vilcodlac u. vilkodlaci, rac u. rak> ozud u.
osud> seztoki u. sestok« cucol u. kucol, pilzt u. pilst u. s. w.
Von Schreibfehlern sind uns nur ztrahar st ztruhar und wradilUo st. wratidllo auf-
gestossen.
Da wir uns aller weitläufigen Erörterungen über die Nalur und den, ohnehin in
den meisten Fällen von selbst einleuchtenden Werth unserer Glossen« aus dem oben ange-
führten Grunde« enthalten müssen« so wollen wir zum Beschlüsse nur noch eine Bemerkung
als Wink für den aufmerksamen und selbstdenkenden Leser beifiigen. So schätzbar uns
die Glossen erscheinen« indem sie uns manches alte und sonst unbekannte oder längst
veraltete Wort erhalten haben« so können wir doch unmöglich annehmen« dass dieselben
frei von allen Mängeln und Versehen wären: vielmehr halten wir es für möglich« ja wahr-
scheinlich« dass die Glossatoren« zumal bei dem durch vielmaliges Abschreiben bereits
sehr corrumpirtcn lateinischen Texte« manches Wort falsch verstanden und folglich auch
falsch glossirt haben. Bei Sarabaitae - Srbi haben wir einen solchen offenbaren Missgriff
nachgewiesen : es mag aber noch mehrere dergleichen geben. Auch glauben wir« dass
schon unsere Glossatoren« wie ihre spätem Nachfolger« und unter diesen besonders Roz-
kochany« die Bildung neuer Wörter wagten. Namentlich gilt dies von den mythologischen
Ausdrücken und Namen: denn wer kann sich des Gedankens erwehren« dass z.B.Porvata
für Proserpina nicht aus dem Munde des Volkes oder der Tradition entnommen« sondern
von dem gelehrten Glossator mit Rücksicht auf das lat. rapta gebildet sei? Der Ge-
brauch dieser Glossen erheischt demnach in einzelnen Fällen sorgfaltige Prüfung und
kritische Vorsicht« was sich übrigens von allen Werken ähnlichen Inhalts aus dem Mittel
alter von selbst versteht.
30
:..*^^''T "''''' ZUSÄTZE UND BERICHTIGUNGEN.
^
• . S. 1. Z. 2". Hr. Hanka bemerkt, dass zwischen Nr. 2 und 3 den InschrifUn auf
■ ■' •
MäfUfn mii bchmiicAen Eigftinamni eine Stelle gebührt.
S. 29. §. 8. Ueber die frühe Verwendung von Buchstaben statt Noten lesen
wir in- der Allgem. Musikal. Zeitung« Jahrg. XXX. Leipz. 1828. Nr. 25 — 27 Folgendes:
f»DaS' Antiphonarium in S. Gallen, vom Mönch Homanus, nach dem Gregor'schen ums
J..T74 oder 78ß geschrieben, ist mit Ncunien notirt. Jedoch hat Romanus nach seiner
Erfindung kleine lateinische Buchsiaben über cder unter der Nolaticn beigejügi. Die Bedeutung
dieser Buchstaben hat Notker Balbulus erklärt: sie waren nichi Tcnziichen, scndem beznch^
neien die Art des Vortrages, z. B. a, altius, c, cilius, m, mediocriter« p, pressio, l» tenendo
u. s. w.« so wie wir heutzutage schreiben : p. piano, f. forte, m. v. mezza voce u. s. w. —
Eine Art Buchstabenschrift (statt Noten oder Neumcn) hat wohl schon Hucbcld im X Jahrh,
erdacht oder doch erklärt; und Quido im XI Jahrh. brachte die Notation mit den sieben trstin
lateinischen Buchstaben in Vorschlag, Allein das waren Privatversuche, die nicht durch-
griffen.« Kenner mögen entscheiden, ob und inwiefern die hier angeführten Beispiele
ein Analogon zu der in unserm Fragment vorkommenden Bezeichnung des Vortrags
durch Buchstaben darbieten.
Zur S. loi. Z. 26 und S. 158. Z. 8. Hr. Cclakowsky erinnert uns, dass die dort
gerügte Construction : Heö Esaie prorokova, weder unböhmisch, noch überhaupt unr
sla wisch sei: denn man lese sie, wiewohl höchst selten, in alten böhmischen und rusr
sischen Urkunden. Wohl aber hätte dort, nach seiner richtigen Bemerkung, die Ueb.^ij
Setzung des Abi. absol. Jo. 13, 2 »et coena facta« durch den Nom. »i veceria uöinien
als fehlerhaft bezeichnet werden sollen.
Zur S. 170. Z. 7 — U von unten. Die in der Zeitschrift »Kranz« erschienene trstc
deutsche Ucbersctzung des Gedichts: Libusa's Gericht, ist von Hrn. Johann Bitter von
Hitlersberg.
D K U C K F K H L E R.
Seite 7 Zeile 1 v. u. statt in 8'<> lies in 4^.
— 35 — 10 v. u. statt CO lies no-
— W — 7 V. u. statt J lies I.
— 76 — 8 und 15. v. o. statt otni lies otnia.
— 86 — • 1 V. o. statt ü8 lies 86 (Seitenzahl).
— 88 — 11 V. o. statt Lcoh lies Lech,
— 201 — 1 und 17 V. u. statt •) lies ^»).
— 207 — 4 und 5 v. u. statt »») lies >>).
— 231 — 17 V. o. statt Ist. lies Ist
/ morrair^f- TLef vordre c» < urb»
V
lumev iMuobit" efV s^mbuLccre'clu
Utcem. hAi>enf- uTfioiroenebr^ uor
'^^-"-54iT™r
cem bA
-.. cf^n« tuTaicöw tr«
l*. UiaV fror- bjK Ucwtut'efr iSr
Shirt &CtJ><eon drcfv tJb&'T. C*v
"«»*-'hl**i wen »Jj» r-cc^
NW«»". -cxmÄ. fipn»- fecirr&^'cora.«
<pp>ipho-uer. imj>\jif9xu\^ quemaiTcn
7.9 G^ff CTO uue-*i( ^l»Y'*^ V'"!»' ' J
cniu«>^m cuiyÄueuccu'mef*' k^ -
Wcmoretiu
ih ^(-«clc« »a: veuid^
ÄrUcurureTr deeo ucr«mxe«mev .
«jip)riT»a)&ib: mutaMtoidopiTrc tv
f'edpi'OiTcer Voorr^r VowconfxwJ
^nu A*n eio r^ M« dl I *»»^ aareem Occn
93 ^ ' J reor ="> «*rf ««»if h
f
S. 1. 7.. -
Miinzüi mit bclnm'
S. -iü. S-
wir in a^r Mls»
.Das Anlip^H>nar
.1, -."i oAvr ".«<>
Krtindun^ A7^'''^ ''-
dieser Buehsiabc mr
mUn äii Art Ms •
u. s. w.. so wie ^-^
Eine An Buchs f et I> •
udachl iihr (Uch
hutumrlun Buchst
.rrilYon.« Kenner
ein \nalc»gon 7-i*
dureh nuehstaber
Zur S. 1 ^
j;erügle ConstiuO
slawisch sei: den
sisdien Urkunden
seuung des \bl.
als lehlerhatl beZ-
/ur S. I '
(It'Utscbe i:el)ers«
Uillersl)eri;.
Seile
J9.iim. u, n.
/7
AOLa
jb^TAddv?cc|nAnveum A^M^H^np^^nu
-nfex ^nt iU4ur. erarMt «ti^feccr qtii
^'^.^ '^/^ii'r |C»«i<**i ludcim .-'i^ie iil
ceniTtbttm dederrcr tud^f/qui^ ^
Mory
r.
^^- %?^r f^^>o. i^J?SJ kt'J^pr
n»rcvcv,,^r ^
U1V
Ul cxci
C'lut*
!
le/c* )5im«^
•)
i
|>»T CCCU 11
^
J-r-i-lx \v
j
S
^••c*:l v\\>
8
•20
20
2:^
(
1
■ vi XV.
'jlur
intn d^di
rr
lif'apuUri^ii^ Ar
^f
ii'v'ix:, t^N^uu;^ mleuflv x^&'^a
//^
/«^
uirr , ^
i /S4 ^»»2 5wi uedN lo«! *c^<p: J rcicrn
V ipfir CcierfciuwHn qu^^^^m
»J- • '.w
^ - • \
r
>
l-
" ■
>
■
• •
,1
*
•
■■l
p
1^,
,*•
ZUSÄTZi^3
Hr. Hank
m
s. 1. z. 2"
Afönxfn mä bähvuschen Eis>nm
S. 29. §. 8. lieber
wir in- der Allgeni. Musikal.
„Das. Anüphonarium m S. G
j 114 oder 18« geschrieben.
Erfindung kleine lafänäehe Buch.
dieser Buchstaben hat Notker
nHcn die Art des rcrlrages.
u. s. w.. so
z.
• imi
„., „„ wie wir heutzutag
Eine Art "Buchslahenschriß (statt
erdacht oder doch erklärt; und
lateinischen Bnchslabeu in l c
griffen.« Kenner mögen
L Anah>gon zu der - ^^^^
durch Buchstaben darb.e en. A^
Zur S. 154. Z. 2G und ^'
gcrüfete Construction : Reo
slawisch sei: denn man lese J^,
sischen Urkunden. ^^oM aber^
seuung des Abi. absol. Jo. *^
Zur S. 1 »0. A. .->r*^
deutsche Ucbersetzung des e^^^^
Uitiersbcrg. ^
Seile 1 /^cile l v. u
_ 3;, - 10 V. t,^
— ii -
— 1« -
_ 86 -
_ 88 -
— 201 -
— 201 -
_ nx -
i^4
90
l»uac
.leran<M<T[
dey
t • li
cvpu cid
r
quti
tU35ni'-©u"ly-'^^^ ictc ^^;■JUC<1
quAp bCfc\o qm^L r-
8 unct
11 V. ceit
ur
1 und^
4 uncf^
17 V. CU
/OS
qui
Au e>J nr m> r>^^ wf
>bt Ck i:*^*C j'cl
Ud^C
.ixoir
7C\Tf6c i\xor quierAnr r»muw4o it»
inftpem
//«
//;
//a
/io
na
/«4
„ ^••,_Je>-&r eu
quiau>mn*ici^ decirreipccsttr itiniLAiK
fuN.. »cumA^cerifT^ Unrrum pfr
cinxT^^- oCiocle it>tf>r Xquö^ tt^pel
u^l«' \ voce ivnvn V^f ^ «ucenMi
u€m ^cepft^UuN.piv peoer atfbipM
lorwm. Sc tfzx^^f^^Bif^z umw quoernr
ppecmcaiiT' Uewnrewo au&yjf>mour
^•^dtcfreiperrurt tyVie i
ciicrrei' qvoaOf^ f^.
pcrrptt
mtht lecu
^
fefpei^aiT ei
I4 0tificcb
ICf
er pccr^rw? wee»TO
erruf: Ij*»«^ >i9tvw9mMm
k >«
OS o}>&
U.COXCU j^c»
/ar I mUu 1 V^ i v'Oi- S.dl* "1 1 c;v «Af c** *•*(
lo<|uenr Ä^p^ueT'omm yuUfltn di
" " " '' T omm X -.
«cvonopuretT Tibi- irrfl|u
Sei. lÄi-^t.' 'Y>.-i.uc.x I .!'..> ii
Imf ccc«:ucn-rc
>U('><9^ toift
Afiam u«n re-
oifn>..vr t■^1e)(u^n -.fev. i«-*.-
p&4»r mruim^UV. ^f^ ä^e Ucu
Ulli u^-t|t ^Til>itTv'u&>''^utfpo|oji
^puiTfum uobtf unnmc p»xem b«-
cccnf. Inmundo pf«rrf\ip»m
hA^e-Mi^ feaconfiafTtt: qui*^<9o
a mundum bfc LearcureiT
• ot^blewÄ.T;ir ocuuf mtSAim
ipctr, pa.t^iienix m?7"P-'. cLft^fiQv
puumTuum ucpliuT'iuu/' clecj-ir
foUtnidm uey^m-' jVaüem tnififii
Ihm **- -^ ^
rnnpäpn
/st «»-Inexi »»■^^ KciB*>»W' 2,Vi**^ t^l
dedif Ti mihi tfrfMiAim«. ocvunc d
Tum clAJr*roecc .cruMn f>«i>ut prt
s. -. ^^'
mvzo> mit hilnn .
S. •2'-»- S-
wir in d««- ^"S
„Das \niil)»>ona«
IM-Iinaun? !>'<''"
dieser Biuh^ialx
«,«« '/'« >•''•' '''*
u. s. V,:. s.. wie
„lUiht ala- difl»
hannmhni Ihnhi^*
..riffen.» Kenne»:-
ein Analogon z- "*
durch Huchstabc? i
Zur S. l ^
o (irügie Constrii ^
slawisch sei: de*:?
sischcn Urkunde^
scuung des Vhl.
als IrMerhafl hc?
Zur S. l '
(h-ulschr IJcheiö
l\iHrrsl)CMj;.
Sciu«
.■>".i
/7
^^i
pt^eue
epcr
-nfex ^nt illiur. er^rMT cJi\^^f a.
cenftbum dederrcr tucle|^/qu1^» m
Ml
r
cehfibum dedertcr tucl^fr/qu1^' ^
mr cccv.i |>oU ^ fC|uebatTur^ doiilmi fiw«i
mrclwcxvipt. ''<■* K |ucrr>nt4 ^ ucen
ty ^ \ f€t \ uvicde-i per/" ^>mmj^^^ **^
Ä>cu ereilt fcipt
Ihu
U1V
auf citcir tlir v«>^^w^' ^^"^
eracr Ml oimeir «^'perr-ur ( rccnr ä^
y^ 0TCr
:i
t
•
i
\
H
M
•2C
•2(;
1
0-:
•
1
1
clxv
•jlur
,lr.
iV'cemplo- ifuoanff lucl^^aityuevt
trwrr^5»4^- itnÄfT^jjc^r
qtii Midi erumr Quidioaiturrutn
icdo
«/X^.
ik^D^MKLt
».
m
I
IT.
S. 1. 7..
Winziu mit bvhtrm*
S. 29. ^-
wir in der Alig «
\,Das AnliplionaTt
j. 111 oder 'iHf>
Erfindung kleine i
dieser Buchstal> ^
u. s. w., so wie
Eine Art Buchslc^^
trdachliätr dcc^
(ftuinischni KucTm,^
griffen." KcnnöJ
ein Analogüu ^
durch Buchstabe
Zur S. 1
gcrüfeie Constru«
slawisch sei: dei
sisihen Urkunde:
Setzung des \bl.
als fehlerhall hc:
Zur S. 1
deutsche IJehers
lUtlersl)erg.
Seite
»'
•21
2(
/7
Af
90
0^ iKtK ^odi«l64»M<ei\Mt
oCücuy«Auecirüi6ii«cKS
rAfcri
0iM^ekouiA^ii4i^ "
M
'32
wxi
9i
>.ji— *■»<■.■ .■!■ <fc«
■• ■•»— Hl^
A.
1
X
' - reu I fcx-r J«»*^
m
lf€dlE<yc«€tU£Tteai<^yfta
ebedmemgcticeateiyvuctiQ
cfUCe^liUEiEäu>oclNei^Vc
tft.todwwQe*4cyft>u|wi3^uXr
äüM5
8jeduoge<jpCÜ:ise!|^^tt MRTd .
cii»t9(cvit6i^bbecii:t^tci
^ubAeidtdeUC ucl R i
Wo^jlftwv
ovlici
VC8k.li
ccrecOKoU
ocyotcrgcOHoliideCi^v] ^
wccUietGiägOM^uAoJUBDi
Heuuico<cti|<eccmultcg>
«cecudx«Äiodo<pocecy
^ j oicMeceieGmlftdiH
I
uttXfeweutoaQgrodecliwi
4En
odecUNio^^NeMexuCSS
IpoxgicoNiittecoCvxHrt^
iPubudecajAvobftttted
NOMlafci ciCfeco'^tdljC^^'
OuNuMevuci Moii^Me\:6l
eCUuiticlwiro^reCVcg^
jetityiQugdibyle^e tt.ttMl ..
(i^roviUAvaNg^udg ^el
m.
(xct|!^le<vsg 3leAecc.ituectN\^ »«
4<«mWPoAtti*aieöaLc go%u
icudoCococ a>3iv Gtmt:^ecC "
£»uttab>;Uyotw;t:obe ttft.Cj '
ott|or6<^uCeM>mCeCeNek.
nr
t(lcti^le<Ag 3leA»«.imectNuB >-
ESuN aCt»gA\Cbovewo6^
J^VäaecicleN omcj^xroAaLl ,
»yftatecui^pgtöua .teN£
MiOecftcoodfcdiNibudec| ' ,
>guAoCope>c8u\ v ctmi:^iecC '
I otijor6^uCeA\ii«\CeCeNft.i
m.
sNUNaCiteMCboveSobaro
ideaag^eJMteeKott i MvMte
Gtf MeülftEetgG: rir^mC/w e
saCeeAcooä&cUsibudec
guAoCococeiuvct\ui:^lecC
tMCekicoGbauCvtiL8lvMV8J\
Lifttcu. -. jLvufcift,cLwcuyeft>
I oti^ore<v» uCeA\t<v\CeCeNek.
E?«^
s. :. z. 2-:.
Mtnizdi mit hihiniSi'A
s. 20. ;;. «.
wir in der Mlj;eiii.
.>l)as Anliphonariui
.f. -:";i oder mSC, -15
Krlindiinj; kUim lufc
dieser Burhstahcn
nttin flu Art du l^i
u. s. w., so wie wii
£>';//• Art Uuvhstabtn
tniacht c(/*r dich (t
Iftfi inrsr/it n Ihichsftd
tiritlcn.»« Kenner i
ein Analogon zu
durch Buehslaben
Zur S. loi
f^erügle Construeli«
slawiscli sei : denn
sis( hen Urkunden.
Setzung des Abi. a
als rehlerhafl hczci
Zur S. IIO
deulselie Uehersct
liitlersheri;.
Seile "i
*> •
— W
- 7()
— S(;
- -201
— m
A5»a p
/JT^
k ^
■> I
J0.IBI1. J8. n.
/:
^e-i
Pl'^eue
/J9
icy>
epcr Mim^ ybcef^ CMoh/r quierA.T
feg» Ito. |,:v.M.^ k^*t^> ^ c3wip>,
dederccr fucl6if/qui>' «
con<tU
um
\c cuvui
« /tf# 1 uvieotri
i^J
te
c c7ce
tr^ cvcv ... r;«!!^«^^*^.«^. '*?''*'*??, ^.Jl"»^*! "^
tcrt liier iiot><u»n- ^ u^b AffT ftjure
r &c
%
/^^
m aeofi^apt
efo pAMrm loeuTurfuf
Ailn-T^^T)!« iderc Utk luJpur i> ^^^h^'si'b^
'olur
XV
unr 5^
refi;:»CÄs.
re
1.
V ipfiiT- eccrfciumrhn qufr di>c«T»»»^
/s^
sr
STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES
STANFORD, CALIFORNIA
94305