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Full text of "Die ältesten denkmäler der böhmischen sprache:"

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JU<TJÜSTR>i DKMÜMÄLKII 



' BftHMISCIlKN SPRACHE. 



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V.UII. JC»NRPM MAI'^KIIi 



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m*^ IMiitfriit^ 






Hrack iiarf Papi«r von tiolilieb Umm flAlia«. 



INHALT. 



EINLEITUNG. 

j|. 1. Vorwort. 

J. 2. Uebersicht der Ältesten Deukmäler. 

LIBUSA'S GERICHT. FRAGMENT. 

$. 3> Beschreibung der Handschrift. Maasse und Zahlen. 

$. 4. AbMsung der Schrift. 

$. 5. Das Pergament. 

$. 6. Die Tinte. 

$. 7. Die Schrift. 

$. 8. Die rothen Zeichen. 

$. 9. Das Fac-«imile. 

$. 10. Bestimmung des Alters der Handsclirifi. 

$. 11. Der Text des Gedichts. 

i. 12. Wortyeneichniss. 

$. 13. Orthographie. 

C. 14. Grammatische Formen. 

§. 15. Würdigung des Gedichte und Sacherklärungen. 

EVANGELIUM JOHANNIS. FRAGMENT. 

$. 16. Pergament, Tinle, Schrift und Alter. 

$. 17. Text des Fragments. 

$. 18. Wortyeneichniss. 

$. 19. Orthographie. 

§. 20. Grammatische Formen. 

€.21. Beschaffenheit der höhmischen Interlinear- Version. 

$. 22. Schlussbemeikungen. 

GESCHICHTE DER BEIDEN FRAGMENTE. 

§. 23. Bekanntwerden und Schicksale der Fragmente. 
J. 24. Würdigung der Einwürfe, 

DER LEITMERITZER STIFTUNGSBRIEF. 

J. 25. Alter, Inhalt und böhmische Lexes. 

GLOSSEN DER MATER VERBORUM. 

^ 26. Beschreibung der Handschrift. 
€. 27. Veneichniss der GIos.sen. 



6 Dcnkviältr der höhmischen Sprache, 

vom Ende des IX bis zum Schlüsse des XIII Jahrh. vollständig, hingegen von da an bis 
zur Mitte des XIV Jahrh. nur in verständiger Auswahl, nach und nach mit vereinten 
Kräften und in einer dem jetzigen Standpuncte der pnläographischen und linguistischen 
Wissenschaften entsprechenden Bearbeitung herauszugeben, den Anfang aber mit den 
jetzt erscheinenden vier Stücken zu machen. Der vorläufige Plan zu unserer Arbeit wurde 
gleich damals entworfen ; allein dringende Berufs- und Pflichtarbeiten, wiederholte, längere 
Reisen und Hindernisse anderer Art Hessen uns mehrere Jahre hindurch nicht Hand an 
eine Arbeit legen, welche, unserer Verabredung gemäss, von uns beiden gleichzeitig und 
im Einverständniss ausgeführt werden sollte. Erst in den letztverflossenen drei Winter- 
monaten (Dec. 1839, Jan. und Feb. 1840) ward es uns vergönnt, zur Ausführung unseres 
Vorsatzes zu schreiten und unsere Arbeit rasch der Vollendung entgegen zu führen. 

Indem wir dieselbe mit allen ihren Mängeln und Gebrechen dem theilnchmenden 
Publicum vorlegen , glauben wir einiges Anrecht auf dessen Nachsicht und Billigkeit zu 
haben. Wir können allen unseren Lesern die Versicherung geben, dass keine Art von 
Hoffnung oder Eitelkeit, kein Anspruch auf Gewicht, Ansehen oder Unfehlbarkeit, sondern 
nur ein Gefühl der heiligsten Pflicht, über deren Natur wir uns hier weiter zu erklären 
nicht berufen fühlen , uns mit widerstrebendem Herzen (nolenti animo volentes) zu einer 
so mühsamen, ganz ausserhalb der Bahn, auf der uns gegenwärtig Beruf und Neigung 
festhalten, liegenden und dabei besonderer Umstäiüde wegen äusserst unangenehmen, ja 
peinlichen Arbeit getrieben hat Wir verwahren uns daher auf das feierlichste gegen jede 
lieblose Zumuthung, als hätten wir, durch die Art der Erledigung unserer Aufgabe « Je- 
mandes Verdienst und Ruhm schmälern oder Jemandes Absichten verdächtigen wollen, 
möge derselbe diesseits oder jenseits des Grabes, auf des Freundes oder Feindes Seite 
wandeln; und sollte dennoch wider unsere Erwartung Jemand durch das Gesagte oder 
Nichtgesagte gerechterweise sich verletzt fühlen» so erklären wir im voraus unser Be- 
dauern, und sind zur Abbitte bereit Dem Volke» dem wir angehören, zu wahren, was 
ihm gebührt, und was hochzuachten es so gut» wie jedes andere das Seinige, nicht nur 
berechtigt, sondern auch verpflichtet ist, so lange dem Vater der Völker gefallen wird 
es bestehen zu lassen, und dies in einer dem Interesse der Wissenschaft und Humanität, 
die über den Völkern stehen, dienlichen Weise zu thun, war unser einziger Zweck: 
Rücksichten auf Menschengunst und Menschenftircht konnten und durften uns dabei 
nicht leiten« 

Da alles hier Niedergeschriebene von uns zuerst mündlich besprochen wurde, 
und eine vollkonunene Einhelligkeit der Ansichten» Meinungen und Ueberzeugungen zwi- 
schen uns stattfand, so halten wir eine genaue Angabe dessen, was in der yorliegenden 
Schrift von der Hand des einen, was von der des andern Mitarbeiters ist, in Bezug auf 
die Sache selbst — und an diese, nicht an die Personen bitten wir den Leser sich zu 
halten — fiir durchaus überflüssig. 

Wir wissen recht wohl, dass unsere Arbeit, als ein menschliches Werk, von 
Mängeln und Versehen, die zum Theil durch wiederholte Sichtung und Umarbeitung 



EinleÜHng. 7 

yerhütet werden konnten « nicht frei ist: allein wir zogen es nach reiflicher Ueberlegung 
vor> dieselbe in der Art und Weise, wie sie vorliegt, der OefTentlichkeit zu übergeben, 
als durch längeres Hinhalten ihre Erscheinung ungewiss zu machen. Wohlwollende 
Zurechtweisungen und die Wissenschaft fördernde Berichtigungen werden wir mit Dank 
entgegennehmen und bei der beabsichtigten weiteren Fortsetzung unserer Denkmäler ge* 
wissenhafl benutzen; muthwilligen Angriffen, boshaften Verunglimpfungen und unredlichen 
Verdächtigungen, die nur ihre Urheber bezeichnen, sind wir entschlossen fortan, wie 
bis jetzt, stillschweigende Verachtung und den Trost eines ruhigen Gewissens entgegen 
zu setzen. — 

Animo imperabit sapiens, stultus serviet 

$. 2. Uebersicht der ältesten Denkmäler. 

Bevor wir zum Einzelnen schreiten , schien es nöthig , besonders fiir den mit der 
Specialgeschichte der ältesten böhmischen Literatur minder vertrauten Leser, eine kurze 
Uebersicht unserer ältesten Sprach- und Literatur -Denkmäler vorauszuschicken, zumal 
wir im Verfolge unserer Arbeit ofl genöthigt sind, Belege aus denselben anzuführen, und 
wir das Alter einiger derselben, nach wiederholter schärferer Prüfung, anders glaubten 
bestimmen zu müssen, als bis jetzt gewöhnlich angenommen wurde« Diejenigen, die wir 
nicht haben selbst einsehen können, deren Alter folglich noch in der Zukunft genauer 
zu ermitteln ist, sind mit einem Sternchen^ bezeichnet. Wir bemerken ausdrücklich, dass 
wir hier bloss Originalien anführen, somit alle jene Denkmäler ausgeschlossen haben, die 
zwar, ihrem Ursprünge nach, ebenfalls in diese Periode gehören, sich jedoch nur in 
späteren Abschriften erhalten haben, z. B. das Lied des h. Adalbert, erhalten in einer 
Handschrift vom J. 1397, das Lied vom heil. Wenzel u. a. m. 

IX — X Jahrhundert. 

f. lAJbuMO^M Gericht. 

2. Evangettumm JfohaMuis. 

XI — XII Jahrhundert 

8. Böhmische Wörter, meist Eigennamen, bei iateinischen jiM9muUstem. 

Herausgegeben in G. Dobners Monum. .histor. Poem., Pr. 1764 — 86. 4to, 6 Bde., und 
in Pelzet s und Dobrcwskfs Scriptores rerum Bohemicarum, Pragae 1783 — 84. 8vo, 2 Bde. 

4« Dieselben in luteinischen Vrhunden von 884 bis 1300. 

Die echten Ortgifialurkundea beginnen in Böhmen und Mähren erst um den An- 
fang des XII Jahrb. ^ doch haben sich einige ältere in vortrefflichen Abschriften, z. B. in 
Monse's Fragmenten, erhalten. Ein handschrifUiches böhmisches Diplom atarium^ zur 
Herausgabe vorbereitet, befindet sich bei F. Palaoky; ein mährisches erschien in Druck 
von Hrn. A. Bccek: Codex diplomaticns et epistolaris Moraviae. Olomucü 1836 -^39, 8vo, 



8 Denkmältr der böhmischen Sprache. 

2 Bde. (Reicht bis zum J. 1240 und wird fortgesetzL) Beide Sammlungen waren uns 
wälirend der Arbeit bei der Hand. 

5. Dieselben in dem PodMaJiicer und Oputowiceir NeUToMogimam. 

Das erste, jetzt in Stockholm, wurde von Dohrow&ky excerpirt und der Ertrag 
in Dess. Gesch. der böhmischen Sprache, 2 A. 18J8.'8. S. 91 — 103 mitgetlieilt ; das 
zweite steht abgedruckt bei Bobner Monum. histor. Bd* 111. S. 9 — 16. 

XIII Jahrhundert. 

6. €Hossen der Mater Verhoruwn. Vom .1. 1202. 

7. Crlossen der Ciewmentinischen MowmiUeu. 

In einem lateinischen (axIcx aus dem XIl Jahrb., 243 Bll. in 4., in der Clemen- 
tinischen oder königh Universitätsbibl. in Prag, von F. Palacky unlängst entdeckt, zwar 
an Zahl unergiebig, doch des Alters wegen be achtens wertli. 

S. MAed an IWyfsegrad. 

Ein Pergamentblalt in 4., im Museum. Gedruckt in Dcbrowskijf's Gesch. der böhm« 
Lit., S. 109 — 111, und in ^. Hankas und IV . A. Swobodas Königinhofer Handschrift, 
Pr. 1829. 8. S. 204. 

9. JUHfelied M£»nig UrewMieU I. 

Ein Pergamentblatt in 8. im Museum. Enthält auch das Lied: Jelen. Gedruckt 
in Hankas Starob. Sklad. V. 220—222, dann bei Hanka und Swoboda S. 206-- 208. Vgl. 
Jungmann bist. lit. des. str. 15. 

<0. GMossen des Jttusewms'Psafiers. 

In einem lateinischen Codex aus dem Ende des XII Jahrb. auf Pergament in 4. 
im Museum. Herausgegeben von ff^, Hanka in: Vetustiss. Vocabularia Latino - Bohemica, 
Pragae 1833. 8. S. 234—258. 

JJ. nie Möniginhofer Handschrift. Um 1280-1290. 

Zwölf Pergamentblätter in 8. im Museum. Herausgegeben von fF» Hamka. Pr. 
1819, 12., 1829. 8. (im Verein mit H^. A. Swoboda) und 1836. 12. 

12. Her SaihenhrUmmer (böhm. Mastiök^f). 

Sechs PergamentblStter im Museum, in 8. Gedruckt in ff^. Hankas Starob. Skla- 
danie. V Bdch. S. 198 ff. 

XIV Jahrhundert. 

Die Denkmäler dieses Jahrhunderts werden zahlreicher; wir beschränken uns 
daher auf eine Auswahl der vorzüglichsten. 

18. MHe epischen Wragtnenie. 

Ein ganzes und zwei halbe Pergamentblätter in kl. Fol. im Museum. Herausge* 
geben von fV. Hanka in Gas. desk. Mns. 1829 Heft HL S. 56 ff. 



EmUütmg, 9 

14. nie Königingrützer Handsckrift. 

Ehemals im Besitze Dobrowsky's, jetzt in der Fürst- Lobkowicischen Eibl.^ 146 
Blätter Perg. in 12., aus dem ersten Viertel des XIV Jahrhunderts. Enthält yermischte, 
meist ascetische Gedichte und Aufsätze, wovon die meisten gedruckt sind in J^F. Hankas 
Starob. Skladanie, Prag 1817—23. S Bdchen, 12. 

15. Mker W^Uenberger Psatter. 

Ein lateinischer Codex auf Pergament, in der Bibl. des Seminariutns zo Witten*» 
berg, 283 BIl. in kl. 8.> aus dem ersten Viertel des XIV Jahrb., mit einer böhmischen 
Interlinear - Version. 

le. Her Ciewt^eutinisehe PsaHer. 

Ein Pergamentcodex in der Clementinischeu oder kön.. Universitätsbibliothek, 
147 BIl. in 4. Excerpte daraus in /T. Hankas Vocabul. S. 209 - 234, Vgl. Dobrowsky S. 117. 

In diese Zeit gehören auch vier unvollständige Pergamentblätter aus einem Psalter 
in kl. 8., jetzt im Museum. Die obigen Glossen (Nro. 10) und der Text dieses Bruch- 
stücks stimmen mit dem Text des Wittenberger Psalters wörtlich überein, während die 
Uebersetzungen der drei ganzen Psalter Nro. 15, 16 und 22 sehr von einander abweichen. 

17» MHe AMewandrets. 

Zwei Pergamentblätter in 4. aus einer, und mehrere Pergamentstreifchen in 4. 
aus einer andern Handschrift im Museum« Herausgegeben von F. Palacky in Cas. • ces. 
Mus. 1828. H. III. S. 84 ff. und von ^. Harika eb. II. IV. S. 109 ff. 

IS. "^Mäegende von den zwölf Aposteln. 

Ein Pergamentblatt in der kais. Hofbibl. zu Wien, von Dcbrowsky in die Mitte 
des XIll Jahrb. gesetzt und herausg. in Gesch. d. b. Lit. S. 103 ff. Da dieselbe jedoch 
in (ganz eigenthümlicher) Orthographie und Sprache vollkommen mit der obigen 
Alexandreis übereinstimmt, so sind wir genöthigt, sie einstweilen hieher zu stellen. 

19. ner sogenannte naiewnil. (Zw. 1282—1314.) 

Nur ein Bruchstück, zwei Pergamentblätter in 4., von einer Hs. aus der ersten 
Hälfte des XIV Jahrh. hat sieh erhalten, jetzt im Museum; die übrigen Hss. sind zwar 
vollständig, reichen aber nicht über den Anfang des XV Jahrh. hinauf. Giedruckt 1620 
und 1786. Eine gute Ausgabe dieses besonders fiir die alte Sprache wichtigen Werkes 
fehlt bis auf den heutigen Tag. 

20. Mias PassiomBie int Museums. 

Ein starker Pergamentcodex in 4. im Museum. Excerpte daraUs mitgetheilt in 
^. Hankd's : Vocabularia S. 258 ff. Ebendaselbst befindet sich ein anderer; jüngerer 
Codex auf Pergament vom J. 1379. • • 

.2 J. "^ nie Sonn» und Vesttagsevangelien. 

In der kais. Hofbibl. zu Wien in 4. Nr. 3130. Vgl Dobrowsky S. 185 — 186. 



10 Einleüung. 

22. *ner Psaiter der MMamUehrche. 

Ein Pergamentband in 4. in der Bibl. der Prager Domkirche. Vgl. Dobrmvsky's 
Lit. Mag. Yon Böhmen St 3. S. 72. 

28. nas höhtmische Itundreeht oder Kadostaw's Buch. Um 1356. 

Im ersten Quatern der kön. böhmischen Hoflehentafel^ auf Papier in Fol. Vgl. 
Casop. öesk. Museum 1835. H. IV. S. 413 ff., wo ein Abschnitt daraus, mitgetheill yon 
F. Palacky, abgedruckt steht. Nach dieser und andern Hss. wurde der Text der böh- 
mischen Rechte adjustirt, den Hr. A. Kucharski in s* Pomniki PraYodavstra Sfoyianskiego, 
Var§. 1838. 8., leider sehr incorrect, abdrucken liess. 

24:. Siitny's chrUtUcher Unterrieht. Um 1375. 

Auf Perg. in Fol. in der kön. Univ. Bibl. Einzelnes daraus in Tomsas Veränd. 
der böhm. Sprache, Pr. 1805. 8. S. 85 ff. und, Yon F. Palacky roitgetheilt, in Casop. des. 
Mus. 1838. IL I. S. 3 ff. Reicht zwar, wie das Landrecht Nr. 23» über die yon uns ab- 
gesteckten Gränzen hinaus , enthält jedoch in Bezug auf die Sprache viel Alterthümliches. 

Der Bohcmarius, ein lateinisch -bölunisches Wörterbuch in Hexametern, den man, 
seiner Nachschrift gemäss, ins Jahr 1309 zu setzen pflegt, gehört der Schrift nach gewiss 
nicht in diese Periode, sondern wahrscheinlich ins Jahr 1409. Man vergleiche nur das 
von Hm. Hanta in Vetustiss. Vocabularia daraus mitgetheilte Fac-simile. 

Ueber die meisten der hier namhaft gemachten Denkmäler und Handschriften 
findet man genauere bibliographische und sonstige Angaben in Dobrowsky's Gesch. der 
älteren böhm. Literatur, 2 A. Prag 1818. 8., und in Jungmanns Histor. literat. ceske, 
w Praze 1825. 8., wohin wir den Leser erforderlichen Falles verweisen. 



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LIBUSAS GERICHT 



FRAGMENT. 






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2* 



1« 



LIBVSA'S GERICHT. 



$. 3. Beschreibung der Handschrift. Maasse und Zahlen. 

» 

JJie Handschrift von Libuäa^s Gericht besteht aus zwei gleichen Stücken Per- 
gament« die, in der Mitte geheftet^ zusammen vier Blätter oder acht Schriftseiten in Octay 
bilden; es ist ein Duernion aus einem Buche> dessen ganzer einstiger Umfang unbekannt ist 

Die Höhe der einzelnen Octavblätter beträgt 71 Linien alten Pariser Maasses, die 
des letzten Blattes 71} Lin. Die Breite war ursprünglich allenthalben zu 54 Linien: da 
aber der Rand der ersten zwei Blätter weggeschnitten ist, so sind dieselben nur noch 
46 Linien breit. 

Die Höhe der acht Schriftcolumnen wechselt zwischen 59 bis 61 Linien; die 
Breite zwischen 39 bis 42 Lin. Auf den ersten zwei Blättern sind, durch das ungleiche 
Wegschneiden des Randes , die Columnen um 1 bis 1 } Linien oben breiter als unten 
geworden. 

Jede Columne enthält 16 Zeilen Schrift, nur die fünfte zählt 17 Zeilen; daher 
sind in dem ganzen Duernion (16 X 7= 112-4-17=) 129 Zeilen beschrieben. Die Zeilen 
sind durch gezogene Linien von einander getrennt; die Höhe derselben wechselt zwi- 
schen 3 bis 4 Par. Linien. 

Da jede Zeile im Durchschnitte zu 20 — 21 Buchstaben fasst, so nimmt jeder 
Buchstabe in der Breite im Durchschnitte 2 Linien ein; die Höhe der inneren Zeilen oder 

der nicht auslaufenden Buchstaben ist im Durobschnkte gleichfalls 2 Linien. 

» 

$. 4. Ablösung der Schrift. 

Col. 1. 

Z«il« 

1 ufacotfueicelediuoieuod' 

2 mufepafufenirubiftroiaiu 

3 mreliglauaceledinadetiufe 

4 tu(bofiemuiednouladuu ' 

5 ladicufizrodauiberucekip 

6 leznedleufnemizlauniho 

7 dihodircmetminehiuladic 

8 amiuftahucmeteleri'iiiladi 



14 Denkmäler der böhmischen Spr eiche. Libasa^s Gericht. 

ZeU« 

9 kipohualihufiudupozaconu* 

10 jL iuletauocemutifiuod 

11 •'^ucemutifiuoduftre 

12 bropenuzatelutarozu 

13 laiafeburafefipaufituc 

14 ufiränebaoplacaufigla 

15 uigorzelenihuiplacau 

16 fizlatopefcuglinucac 

Col. 2. 

17 obihiazuodinemutilak 

18 egdifeuaditarodnab 

19 ratrirodnabratriode 

20 diniotneuaditafecru 

21 tomezufobuLutihrud 

22 ofnaotauecriuenaota''e 

23 ^^riuezlatonofnefta 

24 ^^glauhrabernaradb 

25 uzehladneobabratriob 

26 aclenouicarodaftara 

27 tetuipopelouaienfefi 

28 defplekifcehouimiuref 

29 eiirneulafti||ftrirekirp 

30 letefedrufnaulaftouic 

31 a^lete^ototauicriuife 

32 denaokencerozlofito 

Col. 3. 

33 ulubufineotnezlatefedle 

34 Sedleotnefueteuifegrad 



$. 4. AhUimg der Sehrtft. iS 

35 ebeduieinaricaiemutno 

36 cdifezlifeieiurodnafeft* 

37 rarodnafeftrauLubufi 

38 neduoref^^ficneznuutr 
3d w j-ifegradenapofiuuu 

40 ^ ftauitifiuduipogna 

41 tibratriieiaobaifuditi.% 

42 imapozaconucafecnefn* 

43 Yifiuitiponipozutozlau 

44 otlubicebeleidefefudub 

45 rauiniunepolutoborfdo 

46 brozlaufcahlemcaidefe 

47 o^ li culabe piep or atibor 

48 otgorcreconofiidefetr 

CoL 4. 

49 utpogubifanlutuporadou 

50 anotcamenamoftapoJaro 

51 firotbreduletorecnihpo 

52 ftreziborotfazauiLadni 

53 pofamorodremreftrebro 

54 nofDepoufecmetilehiiula 

55 dikiipohrudofipoStaglau 

56 bratrirozuademaoded 

57 iniotne/.Cdafefnehule 

58 , fiiuladikiuuifegrade^ic 

59 niftupi r ozeni adle Tue go 

60 ftupicnefnaubeleftuu 

61 cirizeftupiiAartoloteiiu 



16 



Denkmäler der böhmüehm Spraeke. LibuscCi Gericht. 



ZeOe 



D 



zlaunefneme..«. 



62 

63 '^-'ueueglafnedeueui 

64 uceneuercbamuitzouim 

Cd. 5. 

65 uiedneifudefkiftudodat 

66 neuutoreiMeccriudica 

67 raiuci^tiuimaplamenfi 

68 udozuerteni(p)odnimazu 

69 atocudnauodapocecn 

70 efnafotnazlataftol* 

71 Moicmeteleniuladikife 

72 bratromarozrefitepu 

73 duiafeuaditafeodedini 

74 odediniotnemezufob'' 

75 pozaconuuecofiznihb 

76 goubudetaimobauied 

77 noulafticiferozdelitar 

78 ounumeru/.moicmetel 

79 efiiuladikirozrefitemo 

80 ieuipouedibudcteliuu' 

81 fporozumu nebudetel 

Ctl 6. 

82 uuafporozumuuftauite 

83 imanouinalezKibifmerilro 

84 zuadenabratri.'.claneknf 

85 elefiiuladik(ii)pocehutiho.*. 

86 gouoritig^ouorititihome 

87 zufobuihualitiuipouedi 



$. 4. Ablösung der Sckriß. 17 

88 ieie.'.uftaLutoborfdobroz 

89 laurcahlemcaiefetacozlo 

90 uog^ouoritizlaunacnefn 

91 ofotnazlatartolauipoue 

92 dituoierozmiflehomreb 

93 e'glafipoaarodufueniuife 

94 brafteglafideuefudnefbe 

95 rafteieuofudiezuateidaf 

96 teielehom4>uolatiuftarad 

97 ouanotcameDamoftaiefe 



Col. 7. 

98 glaficinem|{gledatiiuecinu4> 

99 uolatiunarodunarodcrozu 

100 zenunafnemfborenobaro 

101 dnabratriclenouicaroda 

102 ftaratetuipopelouaienfe 

103 pridezplekircehouimiufe 

* 

104 fefirneulafti^ftrirekirme 

105 ritafetacoodedinibudet 

106 aimobauiednoulalti'uftan 

107 uhrudofototauicriulzlecf 

108 eiemurozlipoutrobetraf 

109 ehufelutoftuunudimah 

110 nurucu/.Zarueiarimturem 

111 goreptencemcnimfezmia.*. 

112 unorigoremuremimfefena 

113 ulademufuulaftimufem 



18 Denkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Gericht, 

CoL 8. 

Zeile 

114 zapodobnopreuencudedi 

115 nudati^a::uftaiubufarot 

116 nazlataftolauececmet 

117 elefliuladikizlifeftezd 

118 epoganeniemoiefudlefa 

119 mipozaconu^uduunebud 

120 uuamfuditifuadiuoltem 

121 ufamezufoburounaKibi 

122 uladluampofelezudeuce 

123 rucanauiculadeziaba.-. 

124 uftaratiboro tgorcreco 

125 nofiiefetacozlouogou 

126 oritinehualnonamune* 

127 cehircatif>uduunaf|>ud 

128 apozaconufuatuiufe 

129 prinefehuotcinafiufefe 

§. S. Das Pergament. 

• 

Das Pergament dieser Handschrift hat ein eigcntliümliches > beinahe isabellfalbes, 
schmutziges Ansehen. Letzterer Umstand rührt zum Theil von der ersten unvollkom- 
menen Bearbeitung^ zum Theil auch von den Zufallen und der Behandlung her^ denen 
es im Ablaufe der Zeiten ausgesetzt gewesen. 

Dem gewöhnlichen römischen Pergamente ist es wenig ähnlich ; die feine Glätte 
desselben geht ihm gänzlich ab ; nur auf Col. 5 oben (doch nicht auch auf der Gegen- 
seite Col. 6) erscheint eine glattere Stelle^ als im übrigen Manuscript. Daher ist es zwar 
überall stark und fest, aber doch auch sehr ungleichartig gearbeitet. Die Oberfläche ist 
nicht nur ungleich rauh, sondern auch mitunter schwammig und lederartig; die Substanz 
in Bezug auf Dimension meist viel dicker als gewöhnlich und die Fasern gröber: doch 
erscheinen auch dünnere Stellen, namentlich im ersten und letzten Blatte, die gegen 
das Licht gehalten, an eine starke und rohe Schabung des Pergaments glauben lassen. 
Ein dünner Streif, der sich längs den Linien 11 und 12 hinzieht, könnte auch von einer 



%. 5. Pergatneni. $, 6. Tinie. 19 

Rasur beim Schreiben herrühren. Gleichwohl ist nirgends auch die leiseste Spur zu 
finden g dass hier ein Cod^x rescriptus sey ; und die yerhältnissmässig besser gehaltenen 
mittleren Blätter > so wie der ganze Habitus der Membran und der Tinte« widersprechen 
bis zur Evidenz dieser Yon einigen Nichtkennem bei oberflächlicher Ansicht geäusserten 
Vermuthung. 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass das Pergament im Laufe der Zeiten verschie- 
denen Einwirkungen der Elemente ausgesetzt gewesen, dass es namentlich zu wieder- 
holten Malen durch Feuchte und Nässe gelitten. Dafür spricht schon sein Zustand in den 
Mittelbügen, wo die einst begonnene und wieder gestörte Fäulniss nicht tu verkennen 
ist; dafür bürgt noch mehr die besondere Wirkung der Tinte auf das Pergament, von 
welcher weiter unten die Rede seyn wird. 

Die Einbüge am unteren Rande der Columnen, die Durchstiche in denselben, und 
die Einschnitte, zumal in den ersten zwei Blättern, machen es klar und unzweifelhaft, 
dass beide Stücke Pergament einst beim Einbände eines Buches von 100 Par. Linien 
Höhe und 71 Lin. Breite zu sogenannten Vorsetzblättern gedient haben. Da beide Stücke 
Pergament im Duernion, wenn ausgebreitet, 108 Lin. lang und 71 Lin. breit waren : so 
schnitt der Buchbinder den oberen Rand (=8 Lin.) an beiden etwas ungleich weg; wes- 
halb die ersten zwei Blätter ohne Rand erscheinen. Glücklicherweise ging der Schnitt 
nicht weiter, als eben der weisse Rand reichte; nur auf Col. 3 sind (Zeile 40, 43, 46) 
einige Buchstaben davon erreicht worden, jedoch ohne wesentlich zu leiden. Man sieht, 
wir haben die Erhaltung dieser Handschrift nur dem Missbrauch zu danken, den einst 
ein Buchbinder damit getrieben; wie es bei vielen der schätzbarsten literarischen Frag- 
mente überhaupt der Fall ist. 

Kleine Löcher durch Wurmfirass sieht man auf erster Seite, Zeile 4 und 15, 
femer in den unteren Einbügen; ein grösseres, durch Beschädigung, in den Zeilen 68 
und 85. 

Ausser den Spuren solcher Einwirkungen, und der natürlichen ächten, durch 
kein Kunstmittel hervorzubringenden Patina des Alterthums, die sich bei jeder Art von 
Prüfung bewährt, trägt das Pergament zugleich in dem Schmutze, der sich vielfach daran 
gelegt, auch zum Theil in die rauhe Oberfläche eingesogen und mit den Fasern ver- 
bunden hat, Merkmale der bedauerlichen Nichtachtung, womit es in den Jahren 1818 
— 1835 behandelt wurde. Die erste und die letzte Seite des Manuscripts mussten 
diesfalls am meisten leiden, weil das Ganze erst im J. 1836 durch entsprechenden Ein- 
band und Deckel geschützt worden ist 

§. 6. Die Tinte. 

Das wichtigste Moment bei Würdigung dieser Handschrift ist die ganz eigenthüm- 
liche Beschaffenheit der Tinten oder färbenden Stoffe. Bei keiner Handschrift und in 
keiner Urkunde , die wir in den Archiven und Bibliodieken der österreichischen Monarchie, 

3* 



« m 

s 



so wie im. DfHickiiiid wmI Itafic» filififcMnH< hak jetzt n aekcn hrJ-Mif, ja ^ klfakl i t 
■idü ■■ gaazcB Gdiicte der Palaographie» gibc es für das Faif Mi dieser rrtrhraimn; 
eas adaqaaics» ToUoaBaKn eatsprecheades Beispiel, ohgieicli die eaazeliieB MoaKaie aller» 
diB^ inifci I Mal anck aaderswo aailiiawcis^ riad Uai so «aKtaadliclfecr and genaiMr 
wollen wir bei deren Angabe zn Werke geliea. 

D iciciki fiirbesde Stoffe iaclen wir bei dem liiawifii|H m A uaemdiM g : T eigeat- 
tkbe TmU bei Aafceirhnang des Textes; 2] Timmiitv and 3} Mtwmig bei Tenieraap 
RailiUitMii aad bei CiatragaB^ btiioadcm Zcicben ia den Text. 

aaae TmU ist« ibrer laatcrieflen and wigbaren SahsMai aacb« Ton dcita 
l e i&cbwu aden , aad aicbt nb Atoaa da¥«» ist aaf der QberfiJcke des Perga» 
gcbliebcit: was aian too ibr siebt» ist airbti als der blosse Eiadrack, die Wir kaag^ 
die liaiil der Tintesstoff aaf das Pftgimrat benorgcbracbt« die feina Flnssi^eit, die 
danrBiT f ia^riiogra aad absorbart bat, mai der es aafc innigste darcbdrvigen and 
dtfcirt ist. obne dass irgend etvas nttbr iron dar Ti 

Hk aailiia Worten : es ist anf dem Frigifatr kein Aiadkiaacrat oder Kederscblai^ ¥on 

Torbanden, den aus. wie bei 




in die Sobstam des Pk^aaacnls cingcdi nagen ist, was sieb Bit ihr cbc* 
Terbondcn, and die Fasern mit der TJutiafiiln daich and darcb i^iyrignirt 
Diese Farbe ist nun weder scbwarz, nocb brann, wie gcwöbnüdi bei ahen Scbriften, 
sondern im ganzen Mannscripte gfeiebfonntg s^m^, and «las Ganze bat den Anscbein, ab 
wäre es niebt Bit Tinte, sondern arspräagücb scboo wt einer grünen Farbe gesdtfieben. 
Angewandte Reagentien haben jedocb den Beweis geliefert , dass die Scbrilt niebt 
■rk Tegetahibscker graner Farbe (wie von Eaugen bebanptet warde. , sondern Bit wirk- 
kcber and zwar mit EutmUmid gescbricben worden ist. Dens erstens tupften wir iai fihrf 
If^ö anf CoL 4. Zeile 49 dx Bocli2»taben «?sAc aiit einem in Gallapfelsaure getrukten 
Scbwaataa ganz scbwacb an : nnd in w^ng Tagen T^rwandeke sich cüese Stelle in» 
impi it^iiii li jecii^cb seitdeia das ganze Pfi^iiiil daselbst mit gleieber sebwarzr 
Farbe. Spater im Dee. l^d reagirte der der iiterarisehen Welt durch seine 
mikroskopischen Unter^nchnngen rühmlichst bekaante Cnstos des Taterlandis^rhen Nn- 
>, Bcrr Ang. C^nim, mit blaaaaar^ Kauen daranf: itie Torhin grüne SteMe wnrde 
aiichi rein blan,. wobi aber blaovioieft, and im Trocknen blntroth. Wir haben den 
der HikfocbeaMe vorzögiieh hrndigem Hm. Canim gebeten» seine diesfilligen Beob- 
achtangen in einem eigenen Aa^Mtze minatbrthen, lien wir deim geichrtcn Pobücam 
«wrea. vorlegen. 

Das Reeept zn dieser jcrfrafiffi ^g*T *%™' 'J^ T h ^ ^r Tintenfaereitnng dürfen wir kaom 
hoffen , jemals in einer ahen AofiKichnan^ zn finden» Dean obgleich es auch in ancfem 
Maaascripien nicht seilen vorkomme dass eäazchae SieOen darin» Torragüeh wefebe lange 
der blässe aangeictit gewesen, ^iba werden: so reicht doch diese bekannte Erschefnmg 



$. 6. Du TmU. 9f 

yoUkommen gleicher grüner Tinte : dies ist das Fragment cyrillischer Schrift^ das wir in 
dem bekannten Martyrologium Romamun des Stiftes Räigem in Mähren, einem Codtt des 
IX Jahrhunderts» am 14 August 1837 entdeckt haben» und später vielleicht in einem 
eigenen Aufsatze ausfuhrlich besprechen werden. Als wir jene merkwürdigen Zeilen zum 
ersten Mal genauer untersuchten , fanden wir nur noch auf einigen Buchstaben die ur- 
sprünglich aufgelegte Tintensubstanz als eine feine trockene Cruste Yon brauner Farbe; 
diese Cruste löste sich aber schon bei der leisesten Berührung ab» und unter ihr kam 
jene p'üne Farbe zum Vorschein, die wir sowohl bei unserem in Rede stehenden böh- 
mischen Manuscript» als bei jenem slawisch- cyrillischen Fragment als eigenthümlich 
bezeichneten. Dies erklärt die bis dahin dunkeln Worte des unbekannten Finders und 
Einsenders in seiner unten näher aüzußihrenden Zuschrift» dass »die Schwärze» als er 
den Staub yom Manuscripte mit feuchtem Schwanune abwischte » sich nachher ins Grüne 
verwandelte.« Er hat» wie nicht zu zweifeln» die locker anliegende braune Tintencruste 
weggewischt» und so blieben denn hier» wie in jenen cyrillischen Zeilen von Rai- 
gern, nur matte grüne Spuren der ehemaligen Buchstaben zurück. 

Eine andere Eigenthümlichkeit der Tinte besteht darin» dass sie allenthalben um 
die Buchstaben Zonen oder Höfe bildete» die je nach der örtlichen Beschaffenheit und 
Dicke des Pergaments» bald stärker» bald schwächer» oft (wie Col. 4 und 5) kaum 
merklich erscheinen. Am stärksten ist die Höfebildung da» wo das Pergament am dünnsten 
ist» wie Zeile 11 und 12» dann Zeile 14 bis 16» wo .auch die Schrift der Gegenseite 
sichtbar durchschlägt. Durch dieses und das Ineinanderfliessen der Höfe erscheint das 
Pergament an manchen Stellen wie mit grüner Farbe gesättigt» und das Auge bedarf einer 
scharfen Lupe und günstiger Beleuchtung» um die ursprüngliche Gestalt der Buchstaben 
sicher wahrzunehmen. Diese Höfebildung» die mit dem Fliessen der Tinte beim Schreiben 
nicht zu verwechseln ist» gibt den sichersten Beweis für die einst durch Nässe herbei 
geführte und wieder gestörte Fäulniss des Pergaments» noch bevor es vom Buchbinder 
gebraucht wurde. Wir haben erst im J. 1838 noch in einem böhmischen Arichive die Er- 
fahrung gemacht» dass bei halbverfaulten und wieder getrockneten Urkunden die früher 
kaum mehr sichtbare Tinte» nachdem man das Pergament unterklebt hatte» gleich darauf 
anfing ähnliche, jedoch schwarze Höfe um sich zu bilden» wie wir sie bei unserer Hand- 
schrift wahrnehmen. Freilich kam es dabei auf die gleiche Beschaffenheit des Pergaments 
und der Tinte zunächst an ; denn nicht bei allen Urkunden ereignete sich derselbe Fall» 
sondern nur bei einigen» deren Pergament» gleich dem in Frage stehenden» dünn» rauh 
und schwammig war. Ob übrigens diese Wirkung in beiden Fällen nicht zunächst dem 
in Verbindung gebrachten Buchbinderleim zuzuschreiben sei » mögen Chemiker ent- 
scheiden. 

Ueber die Beschaffenheit der zum lUuminiren der Schrift gebrauchten rothen Stoffe 
verweisen wir auf die erschöpfende Darstellung in dem Briefe des Herrn Custos Ccrda, 
den wir hier beifügen. Wichtig für die paläographische Erklärung des Manuscripts ist 
seine Entdeckung» dass die Zinnoberverzierungen gleichzeitig mit der Schrift sind» die 



2S Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusa's Gericht, 

Mennigzeichen dagegen einer viel jüngeren, yieUeicht um Jahrhunderte späteren Restaura- 
tion angehören. Wir lassen seinen Brief hier folgen. 

Euer fFohlgeboren! 

Das mir vorgelegte Manascript ^JUbusa's Gerühf* habe ich hiermit die Ehre dankbar 
zurückzustellen, und da^ Wenige, so sich hat ermiUeln lassen ^ mitzutheilen. 

Das Pergament ist sehr roh gearbeitet; wie dessen höchst ungleiche Dicke, die deutlichen 
Spuren paralleler, hellerer Streif ung des Streicheisens , und einzelne dünne Stellen des zweiten, 
dritten und vierten Blattes , nebst der ungleichen Glätte beweisen. Im ersten Blatte findet sich 
nach oben zu ebenfalls eine solche verdünnte (ursprünglich dünner geschabte) Stelle, welche sehr 
wohl von der radirten Stelle an der grossen Initiale A zu unterscheiden ist. Diese letztere 
Verdünnung beginnt in der Initiale und läuft den Zeilen 11 und 12 parallel, und ist gewiss 
einer ursprünglichen Correctur des Scriptors zuzuschreiben. Für diese letztere Behauptung sprechen : 

1. dass man gar keine Spuren einer früheren Schrift mehr wahrnimmt , welche sichtbar 
sein müssten, wenn diese neuere Schrift später und mit anderer Tinte geschrieben worden wäre; 

2. die Farbe der Schrift der zwölften und früheren Zeile ist mä jener der andern Seilen 
der ganzen Seite vollkommen gleich ; 

3. sind die einzelnen Buchstaben jenen der darüber und darunter ligenden Zeilen vollkom- 
men gleich , und gleich stark. 

4. Man ersieht dennoch deutlich, dass diese Stelle in der Richtung der zwölften und drei' 
zehnten Zeile, vorzüglich in der Mitte derselben, rauh war, und dass die Buchstaben während 
des Schreibens bereits einen Hof bildeten. Dieser sehr blassgrüne Hof ist hier am stärksten 
ausgesprochen, und oft verßiessen diese Höfe der Striche eines einzelnen Buclistabens, oder zweier 
benachbarter Buchstaben völlig. An allen anderen Stellen des Manuscripts findet diese Hof bildung 
um die einzelnen Striche der Tintenschrift wohl auch, aber viel beschränkter , statt, 

5. An dieser ursprünglich radirten Stelle scheinen auch die Buchstaben der Schrift der 
Rückseite ß,) durch. 

Auf welche Art das Pergament bearbeitet wurde, ist nicht zu ermitteln; jedoch scheint 
es nie glatt gewesen zu sein, sondern stets viel rauher, als römische und italienische Manuscripte 
sich zeigen; auch gröber als die des Mittelalters, Es besäzt heute noch viel Federkraft und 
Elasticität. 

Was die Tinte betrifft, so kann ich dieselbe nur für eine Eisentinte erklären, wie 
die rückgebliebenen Spuren derselben mä Reagentien unbezweifelt darthun, Welcher Art aber 
diese Eisentinte war, ist unenträtltsdbar , denn es ist nicht möglich, nachzuweisen, ob es eine mit 
Eisenvitriol und Galläpfeln, oder mittelst Eisenbeäze und einer Rindenabkochung bereitete war, da 
die eigentliche Tinte durch das Abwischen verschwunden ist, und nur die so denkwürdige grüne 
Verbindung von Eisen mit der Pergamentfaser zurückgelassen hat. Wir kennen jetzt keine solche 
grüne Eisenverbindung mit thierischem Leime, oder einem andern thierischen Stoffe, jedoch ist die 
Chemie organischer Verbindungen der Art zu neu, um auf solche Fragen, wie die vorliegende. 



$. 6. Die Tinte. 29 

antworten zu können, und das Material zur Untersuchung nicht wohl verwendbar, lieber die 
Bemerkung: „dass die Tinte ursprünglich schwarz war, und bei dem Abputzen staubartig abßet' 
können wohl noch neuere Erfahrungen zu Hilfe gezogen werden; auch glaube ich, dass durch 
die vielen Schicksale, so die beiden Blätter erlitten, es mogUch wäre, dass der Moder und die 
dabei sich badenden Säuren und chemischen Vorgänge überhaupt, das Bindemittel oder den 
Leim, so der Tinte zugesetzt war, aufgelöst, weggeführt, umgeändert oder auch völlig zerstört 
hätten, wie wir es auch jetzt noch an unseren mit Gummi oder Gallerte bereiteten Tinten durch 
Sauem und Faulen oder durch Schimmelbildung erfahren. Dass hierbei die stark aufgesetzte 
Tinte einen Theil ihres Eisens m Oxyde verwandeln und endlieh völlig ausscheiden musste, liegt 
klar am Tage, und dieser wurde mit den übrigen organischen Stoffen, welche die braune Farbe 
der Schrift verursachten, als das Manuscript gefunden wurde, bei dem oft erwähnten „Säubern" 
als Staub abgewischt, da sie ihres Leimes oder Bindemittels beraubt waren und oberßächluh lagen. 

In Bezug der Illumination der Buchstaben müssen wir bemerken, dass solche mit zwei 
Farben und zu zwei verschiedenen Zeiträumen statt gefunden hat, und bei sehr genauer Unter- 
suchung könnte man versucht werden, drei verschiedene Verzierungen anzunehmen. 

Die frühere Colorirung fand mit Zinnober, die spätere mit Mennig statt. 

Die kleineren in den Zeilen befindlichen Initialen scheinen die erste und ursprüngliche 
Verzierung des Manuscnpts gewesen zu sein , und sie allein sind ohne Tinte eingeschrieben. 
Ihnen ähnlich und gleich alt sind die kleinen Strichverzierungen, welche an der rechten Seite 
einzelne Buchstabentheäe begleiten, aber bereits über die Tinte oder an sie geschrieben sind. 
Beide Verzierungen sind, wie deu Auge und chemische Reagentün lehren, Zinnober. 

Die vier grossen Initialen A, C, V , D, auf Seite 1 «- 4 sind theHweise mit Tinte 
vorgezeichnet und dann colorirt. A und C (Seite 1 und 2) sind bloss mit Tintenumrissen vor- 
gezeichnet gewesen, und der Colorist hat den Hohlraum mit Zinnober ausgefüllt, wobei er eben 
nicht sorgfältig zu Werke ging, wie A (Seite \) zeigt , wo er über die Verzeichnung hinaus 
Farbe au/legte, während bei C (Seite 2J der durch die Tintenzeichnung umschriebene Raum 
nicht völlig erfüUt wurd^. Bei beiden Buchstaben hat er seine Talente und Schönheitssinn durch 
hackenförmige Arabesken und Punkte, oder vielmehr Flecken, geltend gemacht. 

Das V auf Seite 3 ist so gut mit Zinnober und dorm abermals mit Mennig gedeckt, 
detss mon nichts über Vorzeichnung mit Tinte sieht, ausser an der äussersten Spitze des rechten 
Theües des Buchstaben, nach oben* 

Das D auf Seite 4 war nicht bloss als Rahmen vorgeschrieben, sondern völlig geschwärzt, 
wie unsere neuere Schrift, und der Colorist hat es später ganz mit Zinnober gedeckt. 

Alle mit Zinnober gemachten Verzierungen zeichnen sich durch dünnes Aufsetzen, Matte, 
und die eigenthümliche Zinnoberfarbe aus. Sie sind matt, weil sie sehr wenig Leim mehr be^. 
sitzen, und liegen stets unter der viel späteren Mensug • Verzierung. 

Dass die Mennig* Verzierung viel späterer Zeit angehört, beweist 

1 . ihr Glanz , welcher von dem noch vorhandenen Bindungsmätel herrührt, während dieses 
im Zinneber und der Tinte zerstört wurde; 

2. dass sie sowohl auf die schwarze als auch auf die zinnoberrothe Schrift aufgesetzt ist; 



S4 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gerichte 



3. dose du damil gemachlen Zeiidun. einen andern CharaeUr besäten^ und ' 

4. date sie endlich zmr Restauration der beschädigten älteren Zinnober - Verzierungen verwendet 
wurde» wie vorzüglich die grossen vier hutialen, und aasnehmend deutlich C» Seäe 2, und V, 
Seite i, zeigen. Bei erster em (C) sieht man erstens den Tintenrahmen, auf welchem sieh noch Spuren 
von der ersten Zinnober • Verzierung Jlnden; auch sind die beiden oben und unten im Buchstaben 
befindlichen grossen Punkte nach Innen tu mit Zinnober gemacht, und scheinen ursprünglich 
keine Punkte, sondern Ringe oder mondfirmige Striche, wie der in der Mitte des C befindUehe, 
gewesen zu sein, mit welchem sie gleiche Farbe und danzUsigkeit besitzen. Der spätere Colorist 
ßUlte den sticken Strich des C und diese beiden Punkte mit sehr dünnem aber stark gdehnten 

Mennig, welcher heule durchscheinend ist und stark glänzt. 

Mit derselben Farbe sind jene sonderbaren Zeichen oder Noten m den Linien und auf 
der schwarzen Schrift geschrieben, wie ihre Farbe und ihr Glanz zeigen. Auch die verzierte 
StdU, Zeile 62» ist mü derselben Farbe geschrieben und glänzt ebenfalls noch, obgleich sich 
daselbst sehr schwache Spuren von 2Unnobercclerit als Basislinie zeigen. Aber auch hier 
zeigt die mikroskopische Untersuchung deutlich, dass die Mennigschrift über der Zinnober • Ver^^ 
zierung Hegt, 

Auf der vorletzten Seite, Zeile i\\, und auf der letzten Seiie scheinen die Zeichen später 
abermals restaurirt worden zu sein, denn die Farbe hat weniger Glanz und einen andern Ton 
und Character, als die Mennigzeichen anderer Seiten, und erscheint dem Auge eines geübten 
CoUristen jünger; jedoch lässt sich solches nicht mit Gewissheit behaupten. 

Schliesslich muss ich noch erinnern, dass edle altem Manascripte den grössten Theä ihrer 
Tinte durch Zerstärung des Leimes verloren haben, und dass nur die in die Substanz und zwi' 
sehen die Fasern des Pergamentes (und Papieres) gedrungene Tinte rückgeblieben ist, während 
der aufgelagerte und die schöne Schwärze des Buchstaben erzeugende Theä derselben ebenfalls 
abstäubt, wie man an allen schlecht eonservürten Manuscripten des zwölften und dreizehnten 
Jaktkunderts , ja selbst nech des vierzehnten und ßmfzehnten sieht, in welchen man bald Stellen 
asMndei, wo ein Theä der oberflächlich aufgesetzten Tinte noch verhanden, und oft sehr leicht 
abkratzbar und ablösbar ist. 

Allerdings erscheint die m jenen Schrien auf dem Pergament rückbleibende, mit dessen 
Feisem verbundene Tinte bräunlich, röthlich oder isabellgelb, und nicht grün, wie hier, aber 
alle mir bekannten Manuscripte der Art scheinen nicht denselben schädlichen Einflüssen esponirt 
gewesen tu sein, wie das vorliegende. Auch hängt diese Färbung wohl mit dem Fettgehalt des 
Pergaments, dessen Bereitung, und der dazu verbrauchten Stoffe, der Tinte und ihrer tngre^ 
dienten und Bindemittd innigst zusammen, und kann hier hauptsächlich wegen Mrnngd an zu 
untersuchendem oder untersuchangsjähigem MaterieUe nicht wohl ermittelt werden. 

Dieses ist, hochgeehrter Herr! dets fVenige, so ich dem so interessanten Gegenstand bei» 
fügen kann, und ich hoffe, dass es, wenn auch nicht genügend, doch nicht werthUs seL 

Prag den 2. Januar 1840. 

Hoühachtunm Ihr ergebemster 

CORDA, 



ten im §• ^^ 



§. 7. Die Schrift. 95 

Ein zweites Schreiben Hm. Corda's über denselben Gegenstand folgt weiter un- 



S, r. Die SchnfL 



Die Schrift ist auf allen Columnen mit Horizontal - und Perpendicularlinien ein*' 
gefasst, obgleich die Zeilen häufig ungerade fortlaufen und manchmal (wie Z. 45) sogar 
über die Linien hinausschweifen. Diese Linien sind nicht mit dem Griffel« sondern 
durchaus mit derselben Tinte gezogen« mit welcher der Text geschrieben wurde. 

Dreierlei Schrifldassen finden wir in dem Manuscripte : von der Majuskel sind sowohl 
Capäal' als üncio/buchstaben vorhanden; von der Minuskel nur die gerade« eigentlich 
sogenannte Minuskel ; die Cursiv fehlt gänzlich. Ausser den Buchstaben der Schrift kom- 
men aber auch noch besondere mit Mennig aufgetragene buchstabenähnliche ^Zeichen vor. 
Rubriken gibt es keine. • 

Reine Capitalen erscheinen nur zwei im ganzen Fragmente : es sind die grossen 
C (Col. 2) und D (Col. 4); als Capitalen, mit Hinneigung zur UncieUiorxn, müssen wir 
die gleichfalls grossen j4 (Col. 1) und F (Col. 3) bezeichnen. Diese vier Buchstaben 
sind mit rother Farbe aufgetragen und mit Schnörkeln verziert« welche lezteren jedoch 
ihre Form nicht ändern. Da sie zwar alle zu Anfange der Zeilen und Worte« die C« F, D, 
aber inmitten der Sätze vorkommen« so haben sie keine andere Bestimmung« als die 
Schrift« nach der Ansicht jener Zeit« zu zieren. 

Die vorkommenden UncialbucAstaben sind von zweifacher Art; die einen« wie L 
Zeile 21« 37, 52« 88« 5 Zeile 34, 55, Jf 66, 71, K8Z, 121, ^43, / 50« C, 57, Z 110, 
sind Anfangsbuchstaben einzelner Worte, mit Zinnoberfarbe geschrieben« dabei fast alle 
mit aufgelegten Mennigzeichen bedeckt und dadurch in ihrer Gestalt alterirt: die anderen« 
wie M, iV, E, T, mit Tinte geschrieben , vertreten durch das ganze Fragment die Stelle der 
Minuskeln, denen sie allenthalben beigemischt sind. Wegen dieser starken Beimischung 
von Uncialen letzterer Art muss diese ganze Handschrift im Allgemeinen noch zur Gat- 
tung der Hatbuncialschriften gerechnet werden. 

Die Uncialen der zweiten Art und die Minuskeln sind im Durchschnitte 2 Par.. 
Linien hoch und breit, rund, voll und sehr dick aufgetragen, so dass bereits sämmtliche 
Tinte abgesprungen und weggewischt ist (§. 6). Scharfe Ecken sind nirgends sichtbar« 
vielmehr sind alle Büge stumpf, oft leicht und gefällig geschwungen. Die Buchstaben 
haben ein richtiges Ebenmaass unter einander, trotz der Mischung der Uncialen. Der 
Schreiber, der dabei wohl des Schreibrohrs, nicht eines Federkiels sich bediente, hatte 
eine geübte, sichere und feste Hand. Die einzelnen Buchstaben erhielten unter dem 
eilenden Rohr stets dieselbe Grundform, denselben individuellen Gharacter« aber, wie 
die Blätter eines Baumes, mit immer wechselnden leichten Variationen« die nur bei 
schärferer Prüfung bemerkbar werden. Auch ist kein Schwanken der Hand auf den 

ersten« kein Fortschritt auf den letzten Seiten sichtbar« vielmehr bewährt sich die voll- 

4 



26 Denkmäler der böhmischen Sprache. LihuscCs Gericht. 

kommen gleiche Haltung in der ersten wie in der letzten Zeile des Manuscripts. Da- 
gegen sind Fehler durch Auslassen und Ueberspringen einzelner Buchstaben nicht selten; 
meistens werden diese dann über der Zeile nachgetragen (Z. 1, 22, 31, 42, 70, 14, 75, 
80, 93, 115, 118, u. 126). Ob auch die Weglassung der Vocale, Zeile 43 in zutozlau 
statt zuatozlau, Z. 64 in uitzouim statt uitezouim, und Z. 75 - 76 in bgou statt bogou der 
Nachlässigkeit, oder aber der Absicht des Schreibers zuzuschreiben ist, wollen wir 
nicht entscheiden. Bemerkenswerth ist es, dass auch Ditmar von Merseburg (bei Pertz 
Mon. V, 816) Zutibure anstatt Zuatibor schrieb; und bg, bga, fiir bog, boga, ist yielleicht 
eine Abbreviatur, wie im Evang. Johannis (s. §. 16). 

Unter den einzelnen Buchstaben kommen, neben den Halbuncialen Jf, iV, E» 7", 
vorzüglich zu bemerken: g» r, j, und z, wegen ihrer eigenthümlichen Gestalt. 

Die Minuskel gy mit einem flachen Bogen anstatt des Kopfes, und einer gleich- 
falls offenen Beugung unter der Linie, erinnert zunächst an die altsächsische Schrift, 
worin sie vorherrscht, und weiter an die altrömische Cursiv, aus welcher sie ohne Zwei- 
fel geflossen ist. {Vgl' bei Mabillon tab. I, Nouveau trait6 de diplom. pl. 57). Die 
sächsische Schrift ist (nach Hm. Pertz, Monum. Germ. I, 112) von dem heil. Bonifaz und 
seinen Schülern in Mainz, Fulda, Hersfeld und Würzburg verbreitet worden, erhielt sich 
aber nicht lange in Deutschland. Das offene g kömmt auch in andern französischen und 
deutschen Handschriften des VHI und IX Jahrhunderts vor; z. B. im Codex Nro. 617 der 
Königin Christina, in der vaticanischen Bibliothek, woraus Pertz (Mon. I, tab. 5) eine Probe 
mittheilt, die überhaupt mit unserer Handschrift mehrere Vergleichungspunkte bietet; der 
Codex ist aus der ersten Hälfte des DL Jahrhunderts. 

Die Minuskel r ist darin eigenthümlich , dass ihr Schaft nicht unten links gebo- 
gen spitzig ausläuft, sondern im Gegentheile innerhalb der Linie sich hält und eine 
stumpfe Biegung rechts, meist mit einem kleinen Drucke, darstellt. Der Schaft des i und 
p zeigt dieselbe Form, ausser dass letzterer unter die Linie ausläuft; auch die beiden 
Schenkel des u zeigen dieselbe Bildung. 

Noch eigenthümlicher ist die Minuskeln (f), die allenthalben einen hohen flachen 
Bogen bildet, so' dass sie nur als ein erhöhtes und in der Biegung verflachtes C er- 
scheint. Das obere Ende ist stumpf herabgebogen; das Häckchen an der Aussenseite 
des Bogens fehlt gänzlich, und der Buchstabe ist mit einem Zuge von oben nach unten 
gebildet, daher unten ein Druck des Rohrs wahrzunehmen ist Diese, zunächst an das 
cyrillische Slowo erinnernde Form des f, wiederholt sich später nur noch in der 
Königinhofer Handschrift Sonst haben wir sie noch in keiner lateinischen Schrift des 
Mittelalters gefunden. 

Die Form des Buchstaben z^ dessen obere und untere Linie nicht horizontal, 
wie bei der Capitalschrift, sondern geschwungen» und letztere bis unter die Linie ge- 
bogen ist, kömmt in Deutschland selten vor (z. B. im obigen Codex der Königin Christine 
Nr. 617), bildet aber in allen altböhmischen Schriften, wo das z so häufig gebraucht 
wird, die Regel. 



$. 7. Die Schrift. §. 8. Die reihen Zeichen. Si7 

Bei t ist zu bemerken, dass die obere flache Bogenlinie in der Mitte« wo sie den 
Schaft berührt, meist eingedrückt, und oft wie gebrochen erscheint Bei den Uncialen 
m und n sind die Knöpfe an den Extremitäten eigenthümlich. Das a kömmt niemals 

offen vor. 

Abbreviaturen gibt es im ganzen Manuscripte nur wenige, und zwar nur die mit/> 
combinirten : f (pra) Z. 9, 39, 40, 43, 65, 61, 72, 115, 119, 127; # ipro) Z. 38, 58, 
96, 98, und ^ [pre, pri) 27, 29, 31, 98, 104. Erstere zwei hat die Handschrift mit dem 
ganzen Schriftwesen des Mittelalters gemein ; die letzte (:p) ist ihr in dieser Bedeutung 
eigenthümlich, und wiederholt sich später nur noch in der Königinhofer Handschrift; 
denn in der lateinischen Schrift müsste sie für per und par gelesen werden. In der 
böhmischen Sprache sind die Sylben per und par wahre Seltenheiten; daher wird es be- 
greiflich, warum man jener Abbreviatur darin eine andere Bedeutung anwies. Die Königin- 
hofer Handschrift schreibt zwar einmal „4?lami" ffir „perlami*', aber auch „^ueliku, 1?ne- 
suce, ^^irpiechöm, fide, ^^zech" für preueliku, prinesuce, pretrpiechom, prüde, prizech 
u. s. w«, wobei sie sich nicht dadurch beirren lässt, dass sie, der Aussprache ihrer Zeit 
gemäss, schon prse, prsi hätte schreiben sollen. Somit weist diese Eigenheit bei ihr auf 
einen in Böhmen schon zu der Zeit, als es in der Sprache noch kein i' (rs) gab, verbrei- 
teten und von Alters her überlieferten Gebrauch hin. 

Es ist im ganzen Manuscripte noch keine Trennung der Worte sichtbar, sondern 
alle Buchstaben des ganzen Textes sind so an einander geschrieben, dass auch an keine 
regelmässige Theilung der Sylben zu Ende der Zeilen Bedacht genommen wurde. Der 
Schreiber setzte so viele Buchstaben in eine Zeile, als eben darauf Platz fanden, un- 
bekümmert um den Zusammenhang der Sylben und Worte. Am auffallendsten ist dies z. B. 
in dem Worte trut, dessen erste zwei Buchstaben tr die dritte Columne schliessen, die 
letzten ut aber die vierte anfangen; so ist auch caco zwischen der ersten und zweiten 
Seite (cac-o) getheilt u. s. w., der Theilungen in den Zeilen wie p-lezne, k-egdi, b-ratri 
u. dgl. nicht zu gedenken. 

Dagegen kommen dreierlei Interpunctionszeichen vor. Am häufigsten sind drei 
Puncte (.•.), entweder rein, wie Z. 41, oder vom Illuminator verziert, wie Z. 57, 78, 84, 
85, 88, 110, 111, 123; ein einzigesmal, Z. 115, sind es vier Puncte (::), welche der 
Illuminator mit einem Kreuz schmückte. Seltener ist ein Punct, oben in der Linie ge- 
schrieben (*) , Z. 4, 8, 9, 106 ; letzterer scheint vorzüglich die Bestimmung gehabt zu 
haben, die Buchstaben i und u von einander zu trennen« Uebrigens sind die Inter- 
punctionen zwar nicht ganz ohne Sinn, aber doch ohne Regel und Methode angebracht, 
da sie oft da fehlen, wo der Sinn am meisten sie heischte, und wieder (wie Z. 41, 85) 
dort stehen, wo sie unnöthig waren und daher nur zur Verzierung dienen sollten« 



§. 8. Die rothen Zeichen. 

Es ist bei lUuminirung des Manuscripts zweierlei Rothstoff und in verschiedenen 
Zeiträumen gebraucht worden: Zinnober nämlich und Mennig. Beide Stoffe lassen sich 



4* 



26 



Denkmäler der böhmischen Sprache. LibnscCe Gericht. 



schon bei dem blossen Anblick ^ an ihrer dunkleren und lichteren Röihe, unterscheiden. 
Bewafihet man aber das Auge, selbst nur mit der einfachen Lupe, so springt der Unter- 
schied um so bestimmter in die Augen. 

Hm. Corda's mikroskopische Untersuchungen, die wir oben §. 6 mittheilten, geben 
hierüber interessante Aufschlüsse, die wir hier kurz wiederholen müssen. 

Mit Zinnober sind ursprüngUch sämmtliche Capitalen und Uncialen geschrieben; 
Ton derselben Farbe sind auch die Randverzierungen der Minuskeln, die auf der rechten 
Seite der Buchstaben und ihrer einzelnen Schenkel u. s. w. vorkommen, wie in alten 
Handschriften gewöhnlich; endlich die Verzierung der Interpunctionszeichen. Da Schrei- 
ber und Illuminatoren oder Rubricatoren verschiedene Personen zu seyn pflegten, so 
war es nothwendig, dass Ersterer dem Letzteren die zu illuminirenden Capitalen und 
Uncialen vorzeichnete oder wenigstens andeutete; und da diese wesentlich zum Texte 
gehören, so kann diese Uluminirung mit Zinnober nicht viel später statt gefunden haben, 
als die Schrift selbst zu Stande kam. 

Viel später aber, und wie Hr. Corda behauptet, vielleicht um Jahrhunderte später, 
fand eine Revision und Retouchirung der Handschrift mit Mennig Statt. Ihr nächster 
Zweck war das Eintragen einiger eigenihänäichen Zeichen in die Schrift, und die Restau* 
rirung einiger früher mit Zinnober illuminirt gewesenen Capital- und Uncialbuchstaben. 

Jene eigenthümlichen Mennigzeichen, ursprünglich Uncialbuchstaben von seltener 
Form» sind folgende: 



I) 



2) 



3) 



4) 5) 6) 



^) 



8) 9) 10) 11) 



1) P., Zeile 1 (verwischt), 9 (dreimal), 13 v., 22, 38, 71 (verwischt im M), 72verw., 
78, 106, 120, 126 verw. 
V., Z. 22, 47, 50 (im J), 55 (im S), 61, 96, 98, 121 (im K). 
N., Z. 3 verw., 18, 44, 103. 
E., Z. 4, 28, 58, 59, 74, 76, 85, 93, 101, 118. 
F«, Z. 26. 

J., Z. 7 verw., 29 verw., 36, 40, 43 im V, 49, 68, 88 über dem L, U3, 115. 
Q., Z. 19, 21, 37 im L, 41, 52 im L, 66 im M, 80, 83 im K, 91, 100. 
0., Z. 12 verw., 25, 43 im V, 46, 111, 116. 
C, Z. 8 verw., 89, 91, 95, 108, 124. 
S., Z. 31, 34 im S, 53, 110 verw. im Z. 

Unkenntliche, verwischte Zeichen: 22, 64, 81. 

Aach Ton den obigen Buchstaben sind viele schon so verwischt, dajss ihre ur* 
■prfin^che Figur nur mit bewaffiaetem Auge zu erkennen ist 



2 
3 
4 
h 
6 
1 
8 
9 

10 
11 
12 



$• 8. Die ruhen Zeichen. $. 9. Das Ftu-simHe. 29 

Was sollen nun diese sonderbaren Zeichen? Sind sie ein blosser Zufall, das 
Spiel eines müssigen Illuminators? Obgleich sie scheinbar regellos hingeworfen sind, so 
kehren sie doch in der gleichen bestimmten Form und an gestimmten Orten (z. B. in 
den Uncialen) zu oft wieder, als dass man dies annehmen dürfte. Einen Zweck haben 
sie ofieobar: aber welchen ? 

Die Paläographie ist in Bezug auf die Urkundenschrift des Mittelalters seit Pape- 
broch und Mabillon wohl vielseitig bearbeitet worden: nicht so in Bezug auf Bücher- 
schrift, die in den bisherigen Systemen immer nur beiläufig berücksichtigt wurde, ob- 
gleich deren gründliche Kenntniss nicht minder wichtig und nothwendig ist. Nur Wal- 
ther's treffliches Lexicon diplomaticum gibt uns einen Fingerzeig, da wir dort auf Tab.* 
XXVni unter den »Claves medii canticorum aevi« Zeichen finden, die den unsrigen ziem-^ 
heb ähnlich sehen, z. B. ein Zeichen Tocis altae dem obigen^, ein Zeichen vocis mediae 
dem F, ein anderes dem J vergleichbar. 

Ziehen wir dabei in Erwägung, dass wir ein Gedicht vor uns haben, das, im 
altslawischen heroischen Versmaass geschrieben, zum singenden Vortrag, wie er bei den 
Serben noch heutzutage bei demselben Versmaass gewöhnlich ist^ bestimmt war; bemerken 
wir die Häufung der Zeichen am Schlüsse des ersten Fragments (Zeile 9, im Worte zaconu), 
die nicht ohne Bedeutung seyn kann; ferner, dass dieselben alle mit ro.then Uncialen 
geschriebenen Buchstaben (mit einziger Ausnahme des C auf Zeile 57) bedecken, daher 
an solchen Stellen vorzugsweise angebracht sind, dip schon der erste Schreiber des 
Textes ausgezeichnet haben wollte: nehmen wir dies alles zusammen, so bleibt uns wenig 
Zweifel übrig, dass wir hier eigenthümUche, bisher unbekannte oder unbeachtete Vortrags- 
zeichen oder Noten vor uns haben, denen gemäss der Sänger oder Declamator bei dem 
Vortrage dieser Stellen seine Stimme zu verstärken, zu dämpfen, höher oder tiefer zu 
tragen hatte , u. dgl. 

Es ist sehr zu wünschen, dass solche Vortragszeichen » wenn sie irgendwo in alten 
Gedichten westeuropäischer Völker vorkommen, wahrgenommen, verglichen und nach 
ihrer Bedeutung erklärt werden möchten. Wir haben dergleichen noch in keinem alten 
Codex gefimden, und müssen uns daher begnügen, andere Forscher auf diesen Gegen- 
stand wenigstens aufmerksam zu machen. 

Die Zeile 62 schliesst ein regelloses Gekritzel mit Zinnober und Mennig, das 
anscheinend keinen anderen Zweck hat, als den Raum zu bedecken und auszufüllen. Da 
jedoch an dieser Stelle ein viersylbiges Zeitwort im Texte fehlt, das den Vers beginnen 
sollte, so ist ein solches mit diesem Gekritzel vielleicht absichtUch bedeckt worden. 
Doch ist auch mit bewaffnetem Auge nichts davon wahrzunehmen, und Reagentien wur- 
den bis jetzt nicht versucht, um die daselbst etwa noch vorhandene Schrift za heben. 

S* 9. Das Fac^simile. 

Das dieser Abhandlung beiliegende Fac-simile des ganzen Fragments wiurde schon 
im J. 1835 von dem Lithographen Hm. Hennig in Prag nach dem Original selbst ver- 



30 Dcnhnäler dar böhmischen Sprache. Libusas Gericht. 

fertigt. Einige Andeutungen über dessen Yerhältniss zum Original scheinen nothwendig, 
um Missverständnissen yorzubeugen. 

Aus der bisherigen Schilderung der so eigenthümlichen Stoffe > des Pergaments, 
der Tinte und der Farben» welche das Manuscript darbietet, so wie der nicht minder 
eigenthümlichen Veränderungen, weiche die Zeit und besondere Elementareinflüsse darin 
bewirkt haben, ist die Schlussfolge an sich einleuchtend, dass die vollkommene Nach- 
bildung des in Rede stehenden Fragments , wo nicht unmöglich , doch äusserst schwierig, 
mühsam und kostspielig werden muss. So lange Liepmanns Farbendruck ein Geheimniss 
des Erfinders ist, müsste der nachbildende Künstler jedes einzelne Exemplar mit dem 
Pinsel sorgfaltig nachzeichnen, um die ungleiche Färbung des Pergaments durch Schmutz 
und durch das Höfebilden und Durchschlagen der Tinte nur einigermassen treu darzu- 
stellen. Und wie scliwer wäre es auch da nicht, einige halbverblichenen, in ihren Zonen 
gleichsam verschwimmenden Buchstaben, so wie die halbverwischten Mennigzeichen , die 
nur ein bewaffnetes Auge deutlich wahrnehmen kann, in derselben Abstufung der Klar- 
heit oder Unklarheit wiederzugeben ? 

Nach den Mitteln, die uns zu Gebote standen, hatten wir die Wahl, entweder 
nur ein kleines Stück des Ganzen nach allen Zufälligkeiten der Farben und des Schmutzes 
möglichst treu nachbilden zu lassen, oder mit Hinweglassung alles bloss Zufälligen, und 
alleiniger Berücksichtigung dessen, was wesentlich ist (nämlich die Form und Stellung 
der Buchstaben), das ganze Fragment anschaulich zu machen. Wir wählten unbedenk- 
lich das Letztere, weil es der wissenschaftlichen Würdigung des Ganzen besser zusagt. 
Auch den Abdruck mit grüner Farbe mussten wir diesem Grundsatze zu Folge verwerfen, 
da auch diese darin nur zufällig, nicht wesentlich ist; ein solcher erschien uns als etwas 
Halbes, als eine mit dem wissenschaftlichen Ernste unverträgliche Affeetation und Spielerei. 

Alle im Original roth illuminirten Stellen, Buchstaben, Striche und Zeichen sind 
im Fac-simile, unausgefüllt, bloss in punctirten Contouren angedeutet. 

Noch eine Bemerkung dürfen wir nicht unterdrücken, weil sie etwas Wesentliches 
betrifft. Die Schrift ist nämlich im Original, wie wir bereits oben gesagt, durchaus rund 
und voll, überall fest und doch sanft gebogen, nirgends gebrochen, eckig oder fractur- 
mässig, so wie auch nirgends ängstlich gefleisselt, sondern in kräftigen Zügen leicht und 
sicher hingegossen. Man erkennt in ihr den geübten Schreiber, der da forteilt, und 
doch in -seiner Art schön und deutlich zeichnet. Der Lithograph hat diesen Charakter 
der Schrift nicht sogleich erkannt, und nach der Gewohnheit aller Schreibmeister unserer 
Zeit, in die Biegungen oft etwas Gebrochenes und der Fracturschrift Aehnliches gelegt, 
was nicht im Originale lag, und bei der fleissigsten Revision der Steintafel dennoch nicht 
mehr ganz entfernt werden konnte. Namentlich gilt diese Bemerkung von dem O, des- 
sen innere Biegung im Original niemals, häufig aber im Fac-simile, gebrochen und 
eckig erscheint. 

Da solchergestalt das Original in diesem Fac-simile nicht allseitig und voll- 
konunen wiedergegeben werden konnte, so muss jede genauere paläographisch - kritische 



§. 10. Bestimmung des Alters der Handschrift. 81 

Würdigung des Ganzen nur nach jenem, nicht nach diesem, angestellt werden; was sich 
übrigens bei jeder gründlichen wissenschaftlichen Leistung von selbst versteht. 

$. 10. Bestimmung des Alters der Handschrift. 

Wenn die Bestimmung des Alters einer Handschrift nach paläographischen Kenn- 
zeichen auch dort ihre besonderen Schwierigkeiten hat, wo an (zum Theil datirten) 
Schriftproben und Denkmälern kein Mangel ist: so muss sie da noch ungleich schwie- 
riger werden, wo der zu bestimmende Gegenstand einzig und beispiellos dasteht, und 
überdies durch besondere Eigenthümlichkeiten ausgezeichnet ist. 

Wir haben vor uns das älteste Denkmal böhmischer Schrift, deren Weise von 
der im abendländischen Europa üblich gewesenen in manchen Puncten abweicht. Wir 
bemerken, dass einige dieser Abweichungen sich in den meisten späteren böhmischen 
Schriftproben wiederholen, und daher nicht der Laune oder den Einfällen einzelner 
Schreiber, sondern einem durch Jahrhunderte überlieferten Gebrauch zuzuschreiben 
sind. Wir sehen uns dadurch genöthigt, eine eigenthümliche böhmische Schreibschale an- 
zunehmen, die sich schon in der frühesten Zeit gebildet und Jalirhunderte lang neben 
der gleichfalls im Lande üblichen lateinischen erhalten hat. 

Unter den Kennzeichen dieser ahböhmischen Schreibschule lassen folgende sich 
besonders herTorheben : 1) das schon oben besprochene Abkürzungszeichen Iß ftir pre 
und pri'^ 2) die Abkürzungen „«**'* und „ «^ " fiir den Genitiv fho und den Dativ «w»; 
3] die oben gleichfalls schon berührte Form des s (f); 4) die Minuskel e, die der Un- 
ciaiform gleich, noch im XIII Jahrhunderte immer offen, mit zierlich geschwungener 
oder hochaufgestülpter Zunge geschrieben wurde ; 5) die fast immer verbundenen Buch- 
staben pOy bo, de 'j 6) die bis zu Ende des XIII Jahrhunderts fortdauernde Unregel- 
mässigkeit in der Trennung und Theilung der Worte. Diese Trennung ist gewöhnlich 
gruppenhaft, d. i. kurze Worte werden den längeren gewöhnlich vom oder hinten an- 
gehängt, oder auch untereinander verbunden. Die Theilung der einzelnen Worte ist 
rein mechanisch, und es werden so viele Buchstaben auf die Zeile gesetzt, als eben 
darauf Platz finden; daher es häufig geschieht, dass ein Buchstaben eines Wortes auf 
einer, die übrigen alle auf der andern Zeile geschrieben sind. 

Diese Kennzeichen kommen nicht in allen Schriften der Böhmen aus der ältesten 
Periode vor, sondern nur in den rein nationalen, in den Denkmälern der böhmischen 
Sprache. Den lateinischen in Böhmen geschriebenen Urkunden und Büchern sind sie 
firemd, und selbst auch denjenigen böhmischen, worin das Böhmische mit dem Latein 
vermischt erscheint, wie z. B. in dem Fragment des Evangeliums Johannis, in der Mater 
Verborum, in den Glossen zu den Homiüen u. s. w. Diese lezteren richten sich nach 
dem allgemeinen Schriflgebrauch des Zeitalters. 

Es entsteht nun die Frage : wann begann die eigenthOmliche böhmiache Schreib- 
schule ? wie bildete sie sich aus ? und in wutchem Verhältms^e stand sie lur allgemeinen 



S8 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht. 

Schreibweise und zu deren Veränderungen im Mittelalter ? — Dass diese Frage^ bei der 
geringen Anzahl der Torhandenen Schriftdenkmäler, nicht genügend zu beantworten ist, 
sieht jeder Kundige ein. Gleichwohl ist es unzweifelhaft, dass die einmal vorhandene 
nationale Schreibweise eben so wenig unabhängig entstehen, als sich dem Einflüsse der 
im allgemeinen Schriftwesen des Mittelalters vorgefallenen Veränderungen in die Länge 
hat entziehen können. — Diese Andeutungen dürfen genügen, um den Werth, so wie 
die besonderen Schwierigkeiten der Induction in diesem Falle bemerkbar zu machen* 

Wir haben bereits im Jahre 1834 unsere Ansicht dahin geäussert'), dass unser 
in Frage stehendes Fragment, wo nicht vor Ende des IX, doch gewiss in der ersten 
Hälfte des Xten Jahrhunderts geschrieben worden sey. Dieses Urtheil war damals zu- 
nächst auf den Gesammteindruck begründet, den die Schrift auf uns gemacht hat ; und 
auch jetzt, nach jahrelangen Beobachtungen und Studien darüber, nachdem wir zumal 
so viele paläographischen Schätze Italiens wiederholt gesehen, fühlen wir uns in der 
Ansicht bestärkt, dass das Fragment von Libu$a*s Gericht keinem späteren Zeitalter, 
als dem Ende des IX oder der ersten Hälfte des X Jahrhunderts , angehören kann. Wir 
werden unsere Gründe anführen, und zwar zuerst die negativen. 

Dass von dem Xlften, Xlllten oder einem späteren Jahrhunderte bei diesem 
Fragmente gar nicht die Rede seyn könne ^), sieht jeder Kundige bei dem ersten Blick 
ein. Die nicht mehr so seltenen böhmischen Handschriften dieser Zeit tragen ins- 
gesammt einen ganz verschiedenen Character. 

Einen negativen Beweis für das Alter nach oben hinauf gibt schon der Inhalt des 
Gedichtes ; denn es besingt eine Begebenheit, die nach grundhältiger historischer Combi- 
nation im ersten Viertel des Vlllten Jahrhunderts sich ereignete. Ob aber das Gedicht 
selbst bald nach der Begebenheit, oder erst um Jahrhunderte später, verfasst wor- 
den sei, lässt sich aus dem Inhalte nicht bestimmen. 

Einen weiteren Ausschliessungsgrund nach oben gibt der Umstand, dass die 
Slawen vor ihrer Bekehrung zum Christenthume, die in Böhmen erst kurz vor der 
Mitte des IX Jahrhunderts begann, wohl slawische Runen, nicht aber lateinisch - römische 
Schriftzüge gekannt und gebraucht haben. Dies ist an sich nicht zu bezweifeln, wenn 
es auch von dem bulgarischen Mönch Chrabr, einem alten und gewichtigen Zeugen*), 
nicht ausdrücklich behauptet worden wäre. Aber dieser Chrabr bezeugt auch , dass die 
christianisirten Slawen, vor Erfindung und Verbreitung der cyriUischen Buchstaben, sich 
bereits römischer und griechischer Schrift für ihre Sprache bedienten. 



S. äasopis öeskeho Museam, 1834, Heft IV , Seit« 465. 

') Wenn SchSnemann in seiner Diplomatik (I, 515) behauptet, mit Tinte gezogene Linien zeigten sich erst 

im Xm Jahrhunderte y so gehört dieser Sats zu den eben so unwesentlichen als nicht stichhaltigen in 

seinem sonst so schSlsbaren Systeme. 
^*) Abgedruckt in RomL KdUqdowU: Joann Exarch Bolgarskij, Moskau 1824, fol. pag. 189-192 Vgl. 

untoi $• 13k 



§• 10. Buimmung des Alters der Handschrift, \ 83 

Die scriptio continua« und die starke Beimischung Ton Uncialbuchstaben in den 
Worten« nötbigen uns, auch das Xlte Jahrhundert auszuschliessen. Jene gänzliche Ab- 
wesenheit jeder Trennung der Worte, und die vielen Uncialen inmitten der Worte, sind 
dieser Handschrift unter allen böhmischen ausschliesslich eigen, und sprechen entscheidend 
f&r ihr höchstes Alter. In Deutschland, Frankreich und Italien war die Trennung der 
Worte schon seit den Zeiten Karls des Grossen allgemein üblich, obgleich noch nicht 
regelmässig; und auch die Uncialbuchstaben verlieren sich daselbst seitdem aus der 
gemeinen Bücherschrift, mit nur seltene^ und geringen Ausnahmen. 

Wenn wir nun dabei das Bruchstück des Evangeliums Johannis in Erwägung 
ziehen , dessen Schrift iur das Xte Jahrhundert spricht, und doch nach allen Kennzeichen 
jünger ist, als die des in Rede stehenden Gedichts,- während der Typus der Sprache in bei- 
den Fjragmenten beinahe derselbe ist: so nöthigen uns schon diese negativen Gründe, das 
Fragment von Libu§a's Gerichte, wo nicht in die letzte Hälfte des IX, doch gewiss in 
die erste des Xten Jahrhunderts zu setzen. 

Innere positive Gründe sprechen für dasselbe Resultat. Namentlich sind die 
Sprachformen in beiden Fragmenten so eigenthümlich und tragen Spuren eines so fernen 
Alterthums, dass Jeder, der ihre Bedeutung aufzufassen im Standeist, die Ueberzeugung 
gewinnen muss : es liegen Jahrhunderte zwischen der Sprache dieser Fragmente und 
z. B. jener der Königinhofer Handschrift. Die spätere Analyse wird dies deutlicher 
machen. Der Umstand, dass hier noch kein h und r, sondern überall nur g und r 
vorkömmt, hat dabei nur secundäres Gewicht; denn das g wurde in der böhmischen 
Sprache erst in der zweiten Hälfte des Xllten Jahrhunderts durch h verdrängt, und das r 
erschien erst in den Sprachdenkmälern des XIII Jahrhunderts. 

Auch darauf wollen wir kein besonderes Gewicht legen, dass der Gesang von 
LibuSa's Gericht noch in heidnischem Geiste verfasst ist. Solcher heidnischer Gesänge hat 
uns auch die Königinhofer Handschrift zwei aufbewahrt, aus deren Analyse klar hervorgehen 
würde, dass sie wirklich aus viel älteren Sammlungen abgeschrieben worden sind, da sowohl 
die Schreibart als die Sprachformen darin ein viel höheres Alter verrathen, als alle übrigen 
Stücke derselben Handschrift;. Aber daraus folgt noch keineswegs, dass diese Gesänge 
selbst aus d^r heidnischen Zeit überliefert worden wären. Denn derselbe poetische Sinn 
und Geist, der einem Christen gestattete , an heidnischen Gesängen Gefallen zu finden.ond 
sie durch neue Copien fortzupflanzen, kann ihn auch nicht gehindert haben, ein Gedichl 
im heidnischen Sinne zu verfassen , so oft er einen Gegenstand zu besingen hatte, der der 
heidnischen Vorzeit angehörte. Indessen, wenn dieser Umstand auch keine entscheidende 
Beweiskraft besitzt, so behält er doch immer, neben den obigen Gründen, seine Bedeutimg. 

« 

Die Mennigzeichen, die wir oben einzeln angegeben haben, mögen, nach Herrn 
Cbrda^s Behauptung, immerhin erst etwa im XII Jahrhundert hinzugeschrieben worden 
seyn. Wenigstens sind uns Uncialbuchstaben von solcher Form in Handschriften aus dieser 
Zeit vorgekommen^ 

5 



34 



Detikinäler der behmischtn Sprache. Libusas Geruht. 



§. 11. Der Text des Gedichts. 

Wir lassen nun den Text des Fragments folgen, und zwar, zur grösseren Bequem- 
lichkeit der Leser, verschieden orthographirt und mit einer doppelten Uebersetzung ver- 
sehen. Voran stellen wir den Text, wie er im Original geschrieben steht, jedoch in Verse 
getbeilt; ihm zur Seite die cyrillische Abschrift, mit möglichster Wahrung der altböhmi- 
schen Aussprache und sorgfältiger Verhütung jeder noch so geringfügigen Metadialektisi- 
rung. Hierauf folgt das Gedicht neuböbmisch orthographirt mit einer wörtlichen latei- 
nischen Interlinear - Version. Endlich dasselbe mit einer zur Seite gefügten metrischen 
deutschen Uebersetzung, die wir der Güte des Hm. Prof. fF'. A, Swoboda verdanken. 



<• JDer ihrtginaUeact 

ufac ot fuei celedi uoieuodi : 
mufe pafu, feni rubi ftroia: 
i umre li glaua celedina, 
deti ufe tu (bofiem u iedno uladu, 
uladicu fi z roda uiberuce, 
ki plezne die u fnemi zlauoi hodi, 
hodi f cmetmi, f lehi, uladicami. 

uftahu cmete, lefi i uladiki, 
pohualihu praudu pö zaconu. 

ai uletauo, ce mutifi uodu ? 
ce mutifi uodu (Irebropenu ? 
za te luta rozutaiafe bura^ 
fefipaufi tucu fira neba, 
oplacaufi glaui gor zelenih, 
uiplacaufi zlatopefcu glinu."^ 
caco bih iaz uodi nemutila, 
kegdi fe uadita rodna bratri, 
rodna bratri o dedini otne P 
uadita (e cruto mezu fobu 
Luti hrudof na otaue eriue. 
Da otaue Criue zlatonofne, 
(taglau hraber na radbuze hladne, 
oba bratri, oba clenouica, 
roda (tara tetui popeloua. 



nUt cyritUscher Utmschretbung. 

BCMK OT CBeH VeAI€AH BOICBOAH- 
UOY?K>€ ndUlOYi TKeMbI pOVBbI CTpOM- 
H OyMpe AH PAdBd VeAt€AHMd, 
AtiTH BCt€ TOy CB0;KI€M B I€AM0 BAdAOy, 
5 BAdAblKOy CH 7^ pOAd BbIBepOYMe, 

Kbl nAb^^Hie AAie B CHICMbI CAdBMbI XOAH, 
XOAH C KUerUH, C A-BXbl, BAdAbIKdUH. 

BCTdXOy KM6TI€, AlsCH H BAdAbIKbl, 

noxBdAHxoy npdSAoy rto t^dKOMoy. 

^^ dH BAbTdBO, V6 MOYTHUIH BOAOy? 

ve MOYTHUIH BOAoy CTpeBporrteNoy ? 

:;d Tl€ AlOTd pO^BAdMUie BOYpM, 

cecbindBUiH ToyvoY uiHpd NCBd, 

OnAdKdBlUH PAdBbl POp ^CACMblX, 
15 BbinAdKdBlUH t^AdTOn-BCKOY TAHHOy? 
KdKO BblX M^ BOAbI N6MOYl*HAd, 
KerAbI Cl€ BdAHTd pOANd BpdTpbl, 
pOAMd BpdTpbl O AtiAHMbI OTM6 ? 
BdAHTd Ct€ KpOyTO MG^Oy COBOy, 
20 AlOTbl XpOyAOUl Md OTdB-b KpHBtS, 
Md OTdBl» KpHBti ^AdTOHOCM-b, 
CTMrAdB XpdBCp Md pdABOyt^lS XAdAMI», 
OBd BpdTpbl, OBd KAGMOBHgd, 

poAd CTdpd TGTBbi noneAOBd, 



§. it. Der Text du Gedichts. 



iea fe ^e f pleki f cehouiml 
u fe fe Urne ulafti :pf tri reki. 

I^letefe dnifna ulaltouica, 
l^letefe ot otaiii criui, 
fede na okence rozIoGto 
u lubufine otne zlate fedle, 
Sedle otne fuete uifegrade, 
beduie i naricaie mutno, 
cdi fe zlife ieiu rodua feftra, 
rodna feftra u LubuGne duore,. 
f^fi cneznu utr Vifeg^ade 
na popuu uftauiti fiudu, 
i pog^nati bratri ieia oba, 
i fuditi ima po zaconu. 

cafe cnefna vifiuiti podi 
po zutozlau ot lubice bele, 
ide fe fu dabrauini une, 
po lutobor f dobrozlaofca hlemca, 
ide fe orlicu labe pie, 
po ratibor ot gor creconofi, 
ide fe trut pogubi fan lutu, 
po radouan ot camena mofta, 
po Jarofir ot bred uletorecnih, 
po ftrezibor ot fazaui Ladni, 
po famorod fe mfe lb*ebronofney 
po ufe cmeti, lehi i uladiki, 
i po hrudof i po Staglau bratri 
rozuadema o dedini otne. 

Cda fe (hehu lefi i uladiki 

u uifegrade 

4>cni (tupi rozenia die fuego: 
Ibipi cnefiia u beleltuuci rize, 
llupi na Hol oten u zlaune (heme: 

due ueglaihe deue 



^ leN -me npHA€ c oAbKbi c vexoBbiuH 

B CI€-SK6 2KHpM6 BAdCTH npIsC TpH ptiKbl- 

npHAeriiUie Apoy^KMd BAdCTOBHifd, 

npHAeTüUie ot OTdBbI KpHBbI, 

<MiA6 Hä OKeHge po^aoskhto 

M B AtOBOYlUHM-B OTms :;Ad'ni CliAAli, 
C^AAlS OTM-B CBICT^ BblUierpdAti, 
B1sAOY>€ H MdpHlJdie UOYTMO- 

KAbi CG CAbiuie leio poAMd cecrpd, 

pOAMd CeCTpd B AlOBOYUIHHIi ABOpli, 

35 cnpocH KMie^KMOY ovTp* BbiuierpdAti 
Nd nonpdBOY OYCTdBHTH npdBAOY« 

H nOrMdTH BpdTpbl I€l3l OBd, 
H COYAHTH HMd HO ^^dKONOY- 

Kd9Ke KMI€?KMd BbinpdBHTH nOCAbI 
40 nO CBdTOCAdB OT AIOBHL|e BtiAe» 
HAG-TKe COY AOYBpdBHMbI OYNe, 
nO AlOTOBOp C AOBpOCAdBCKd XAbUqd, 

HAe-?Ke opAHgoY AdBe nHie« 

nO pdTHBOp OT rOp KpbKOHOUIH, 

4» HAB -nie TpoYT noroyßH cdN' ak>toy, 

nO pdAOBdN ot KdM6Nd UOCTd, 

nO MpO^KHp OT BpbA BAbTOp^VNblX, 

no CTpe:;HBop ot cd:;dBbi AdANbi, 
CO cdMopOA ce U2Ke cTpeepoNocMe« 

50 no BCie KUeTH, A-BXbl H BAdAbIKbl, 

H no XpOVAOUl H no CTMPAdB BpdTpbl 
p03;BdA>€Ud O A'BAHMbI OTN6* 

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B BblUierpdA'B 

ftA npOKMH CTOYHH pO^^CNM AAt€ CBGrO : 
CTOYHH KNIC^KNd B B-BAeCTBOyilH pH^ti, 
CTOynH Nd CTOAOTeN B CAdBN-B CNICM'B: 
AB-B B-BPAdCN-B A'BB'B 

5* 



86 



Denkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Gericht. 



ea 



66 



70 



uiucene uefcbam uitzouiin: 
u iedaei fu defki ^udodatne, 
u utorei Mec criudi caraiuci, 
^liu ima plamen pudozueCten, 
i pod nima zuatocudna uoda. 

poce cnefna f otna zlata ftola: 
Moi cmete, lefi i uladilu! 
fe bratroraa rozrefite pudu, 
ia fe uadita fe o dedinj, 
o dedini otne mezu fobu. 
po zaconu uecoitznih bgou 
budeta im oba u iedno ulalU, 
ci fe rozdelita rounu meru« 
moi cmete, lefi i uladiki! 
rozrefite moie uipouedi, 
budete li u uaf po rozumu: 
nebudete 1 u uaf po rozumu, 75 

uftauite ima noui nalez, 
Ki bi fmeril rozuadena bratri. 

clanehu fe lefi i uladik(iy 
i) pocehu tiho gouoriti, 
gouoriti tiho mezu fobu, 
i hualiti uipouedi ieie. 

ufta Lutobor f dobrozlaufca hlemca, 
ie fe taco zlouo gouoriti: 
zlauna cnefiio f otna zlata ftola ! 
uipouedi tuoie rozmiflehom, 
feber glafi po narodu fuemu. 

i febrafte glafi deue fudne, 
(beralte ie u ofudie zuate, 
i dafte ie lehom ^uolatL 

ufta radouan ot camena mofta, 90 
ie fe glafi ciflem i^gledati, 
i uecinu ^»uolati u aarod» 



80 



85 



BblOYVeM-B B-BUIVBdM BHTie^OBblM: 

oy i€AMeH coy AecKbi npdBAOAdTNe, 

Oy BTOpeH UeV KpHBAbI KdpdlOgH, 

npoTHB HMd nAdueM* npdBAO^B'BcreM, . 

H nOA MHMd CBdTOgoyAMd BOAd* 

nOY#€ KMI€2KMd C OTHd S^AdTd CTOAd: 
MOH KM6TI€, AtsCH H BAdAbIKbl ! 

ce BpdTpoMd po:;pisuiHTe npdBAoy, 

XA-n^e BdAHTd Cl€ O A'I^AHMbl, 

o AisAHMbi OTNe U6:;oy coBoy. 

nO S^dKOMOy B1$KO;KH;;NblX BoroB 
BOyACTd HM OBd B leAMO BAdCTH, 
YH Cl€ pOi^-teAHTd pOBNOy U1^)Oy- 
MOH KM6Tt€> AliCH H BAdAbIKbl ! 
pOi^pIsUIHTe MOI€ BbinOB-BAH, 

BoyAeT^ AH oy Bdc no pos^oyuoy: 
NeBoyAeTü a' oy Bdc no pos^öyuoy, 

OyCTdBHTe HMd NOBbI MdA6^ 
Kbl Bbl CM-ÜpHA pOi^BdAICMd BpdTpbl- 
KAdMIiXOy Cl€ AliCH H BAdAbIKbl, 

K noYiexoy thxo roBopHTH, 
roBOpHTH THXO M6:;oy COBOy, 

H XBdAHTH BbinOBIIAH !€!€• 

BCTd AlOTOBOp C AOBpOCAdBCKd XAbMLK 
l€ Ct€ TdKO CAOBO TOBOpHTH: 
CAdBNd KNt€7KNO C OTMd ^^AdTd CTOAd! 
BbinOBIiAH TBOI€ pO^^MblCAliXOM, 
C6Bep PAdCbl nO HdpOAOy CBCMOy. 

H CeBpdCTÜ PAdCbl AtSB-ls COyANrB, 
CBICpdCT^ l€ oy OCOyAI€ CBdT^, 
H AdCTÜ l€ AÜXOM npOBOAdTH. 

BCTd pdAOBdN OT K4M€Nd MOCTd, 
l€ Cie PAdCbl VHCACM np-BPAICAdTH, 
H BICYHNOy npOBOAdTH B NdpOA* 



$; M. Der Text des Gidithis. 



at 



u narod c rozuzenu na fnem (boren: B NdpOA Kpo:;cOY2;eNiOMdCKi€U cBopeM : 

oba rodna bratri clenouica, 

roda I'tara tetui popeloua, 

ien fe pride z pleki f cebouimi 

u fe fe firne ulafti :pf tri reki, 

fmerita fe taco o dedini, 

budeta im oba u iedno ulaiti. 

uftanu hrudof ot otaui criui, 
zlec fe iemu rozli po utrobe, 
trafehu fe lutodu ufi udi, 
mahnu rucu, Zarue iarim turem: 
göre ptencem, c nim fe zmia unori, losrope nTeHueu, k NHM-sKe s^uhm SNOpH^ 



OBd pÖAMd BpdTpbl KAeMOBHgd^ 

95 poAd CTdpd reTBbi noneAOBd, 

ICN-2K6 npHA€ C HAbKbl C VCXOBblMH 
B CI€-;Ke ;KHpN6 BAdCTH np-feC TpH p-^Kbl, 
CMISpHTd Cl€ TdKO O AI^AHNbl, 
BOYA6Td HM OBd B t€AHO BAdCTH- 
100 BCTdMOY XpOYAOUl OT OTdBbI KpHBbI, 
SKAbY Cl€ t^MOy pO:;AH HO OYTpOBII, 

Tpdcexoy ci€ aiotoctio bch oyah, 
udXNoy poyKOY^ i^dpBC.iaipbiu Toypeu: 



göre mufem, im fe (ena ukde! 
mufu ulafti mufem zapodobno: 
preueneu dedinu dati ^a. 

ulta lubufa f otna zlata Ilolaj 
uece: emete, lefi i uladiki! • 
zlifefte zde poganenie moie: 
fudte fami po zaconu ^udu^ 
u nebudu uam fuditi fuadi. 
uolte mufa mezu fobu rouna, 
Ki bi uladl uam po felezu . . • 
deuce ruea na ui c ulade zlaba. 

ufta ratibor ot gor creconofi, 
ie fe taco zlouo gouoriti: te ci€ TdKO caobo roBOpHTH : 

nehualno uam u nemceh ifcati ]^udu: NexBdANO Mdu BN-^ULiiiXHCKdT' npdBAoy: 
u naf puda po zaconu fuatu, oy Ndc npdBAd no ^dKOMoy CBdToy, 

iu fe prinefehu otci nafi i2oio-;k6 ripi^Hece)fCOy oti|H MdUiH 

u fe fe . • . . B ct€-^e .... 



rope MoyTReiJ, wu-me meud BAdAel 
Moy;Koy BAdCTH uoy^Keu ^^dnoAOBNO. 

npbBeNl|Oy At^AHHOy AdTH npdBAd- 

BCTd AIQBOyUld C OTNd :;AdTd CTOAd, 
Beqe : KUeTtC, AIsCH H BAdAbIKbl I 

uocAbiuiecTe ca€ nordMiCMie moic- 
coyA*T6 cdUH no ^^dKOMoy npdfliAoy, 

oy MGBOyAOy BdU COYAHTH CBdAbl- 

BOA're Moy^Kd ue^oy coßoy poBNd, 

Kbf ßbl BAdAA BdM no TKeA-BZOy . • . 
luAtiBVe pOyKd Nd Bbl K BAdAti CAdBd. 
BCTd pdTHBOp OT rOp KpbKONOUIH, 



• • » 



2. Her Teart neuarthographUrt mitt lateinischer Enterlinear^ V<erHan. 



Quivis 

1. Vsiak 

Viri 

2. Mu^ie 



pater 

Ot 

arant , 

pa^u. 



suae 

svej 



familiae 

öeliedi 

feminae Testes 

ieny hiby 



. imperat: 

vojevodi: 

parant : 

stj^öja: 



88 



Denkmäler der bSAniitchen Sprache. Lä>asat Gericht. 



3. 



Et 
I 

Liberi 

Döti 



si mpritur 

umre li 



Caput 

glava 



fiunilias, 

(eliedina. 



omnes 

vsie 

sibi 

si 



tunc 

tu 



re 

sbo2iem 



in 
V 



lumm 



potiuntiiTy 

vladuy 



gente 

roda 



Vladjkam sibi ex 

5. Vladyku si z 

Qni ntÜitatis caasa (in) 

6. Ky pl'znie dlie v 

Adit cum kmetonibDSy cum 

7. Chodi s kmetmi, s 

Adsurrexerunt kmetones, ledii et 

8. Vstachu kmetie, lösi i 

Sanxenmt jua seeondom 

9. Pochvalichu pravdu po 



jedno 

eligentes, 

vyberuce, 

comitia celebria adit, 

snieray slavny chodi, 

lecbiSy vladycis. 

Ißchy, vladykami. 

yladjcae, 

vladyky, 

legem« 

zakonu* 



En 

10. Ai 

Quid 

11. Ce 



Vltava, 

Vrtavo, 

turbas 

mutiäi 



quid 

öe 



turbas 

mutiSi 



aquami 



af|uam 

Yodu 



Au 

12. Za 



tie 

Delurbans 

1 3. SesypavSi 

Abluens 

14. OplakavM 

Eluens 

1 5. VyplakavSi 

Qut 

16. Kako 

Dum 

17. Kegdy 

Germani 

18. Rodna 



bych 

inyicem 

sie 

fratres 

bratry 



vodu? 

argenlospumeam? 

strebrop^nu ? 

exasperavit proceila, 

rozvlaja^e buria, 

lati coeli, 

äira neba, 

montium riridium, 

gor zeienych, 

auroarenosum limum? 

zlatopSsku glinu ? 

ego aquam non turbem, 

vody 



saeva 

liuta 

nimbos 

tuöu 

capita 

glavy 



jaz 

litigant 

yadita 



de 
O 



Litigant 

19. Yadita 

Perus 

20. Liuty 



saeye 

sie kruto 

Chrudossus ad 

Chrudoii na 



germani 

rodna 

agris 

dödiny 

inter 

« 

mezu 

Otayam 

Otavfe 



nemutila, 

fratres, 

bratry 

patriis? 

otne? 

se 

sobu 

curram, 

krivfe, 



$.11. Der lest des Gedichtt. 



89 



21. 



22. 



23. 



24. 



25. 



26. 



27. 



28. 



29. 



30. 



31. 



32. 



33. 



34. 



35. 



36. 



37. 



38. 



Ad 

Na 



Otavam 

Otavß 



curTam 

krivö 



StaglaTus 

Stiaglav 

Ambo fraUe«, 

Oba bratry, 

Genie prisca 

Roda stara 



fortis 

chraber 



auriferam, 

zlatonosnS, 

ad Radbazam 

na Radbuzö 



gelidam, 

chladnß) 



ambo 

oba 

Tetrae 

Tetvy 

Tenh com 

pride s 



Clenidae, 

Rlenovica, 

Popelidae, 

Popelova, 

Qui Tenh com catenris com 

Jen-2e pride s pl'ky s 

In haice opimas teiras Urans 

V sie-2e Äirne vlasti pr6s 

hinmdof 

ylastoTica, 

ab Otata corra, 

ot Otavy krivy, 

ia fenesteila patula 

na okence rozlo2ito 



Cechüs 

Cechovymi 



tres 



amnes» 



tri röky. 



Advolavit 

PriletßSe 

AdyolaTit 

PriletöSe 

Consedit 

Siede 



socia 

dru2na 



In LiubiMsae 

y LiubuSinS 

Sede 



patria 

otnö 



Södl6 

Ejulat 

Bäduje 

Dom 

Kdy 

Germana 

Rodna 

Rogavit 

Sprosi 

In 

Na 



patria, sancta 

otnSy svietö 

et queritor 

i naricaje ; 



anrea «ede, 

zlatö sedl^i 

Acropoli, 

Vy§eg^d6, . 

moeste. . 

mutno. 



id 

se 



m 
V 



Et 
I 

Et 
I 



audiit 

sly§e 

soror 

sestra 

domiaam 

knieänu 

causae dis crimen 

popravu 

citare .fratrea 

pog^ti bratry 



germana 

rodna 



illonun 

Liubossae 

LiubuSin^ 



sovor, 

sestra, 

aola, 

dvorö, 



intra 
Utl* 

ponere 

ustaviti 



Acropolim 

Vyiegradö 

Judicium, 

pravdu, 

ejus afldbof, 

jeja oba. 



jus dicere 

suditi 



iDit atcundnm . legenu 

ima po zakoau. 



40 



Denkmäler der böhhuschen Sprache. ■ Libusas Gericht. 



39. 


Jubet 

Ka^.e 


domina 

knie^na 


• dimitti nttntios 

Typraviti posly 


40. 


Ad 

Po 


Saalosluvnm 

Svatoslav 


a Liubica alba, 

ot Liubice b^le, 


41. 


Ubi 

Ide-ie 


sunt 
SU 


querceta juvernintia, 

dubraviny une, 


42. 


Ad 

Po 


Liutobonim 

Liutobor 


de Dobroslavio monte, 

s Uobroslavska chrmca, 


43. 


' Ide-ie 


Orliciam 

Orlicu 


Albis hauril. 

Labe pije. 


44. 


Ad 

Po 


Rattbonim 

Ratibor 


de montibus Sudetis, 

Ot gor Kr'konoäi, 


45. 


Ubi 

Ide-2e 


Trat 

Trut 


delevit hydram feram, 

pogubi san' liutu. 


46. 


Ad 

Po 


KadoTanum 

Radovan 


de Saxeo Ponte, 

Ot Kamena Mosta, 


47. 


Ad 

Po 


Jaroiiram 

Jaroiir 


de montibva undiflnis, 

ot br'd vrtoröönych, 


48. 


Ad 

Po 


Streziborum 

Streztbor 


de Satava limpida> 

Ot Saizavy ladny, 


49. 


Ad 

Po 


SamoTodum 

Samorod 


de Misa argentifera, 

se Mie strebronosne, 


50. 


Ad 

Po 


omnes kmeCones, lechos et vladjrcas, 

vsie kmeti, • löchy i vladyky, 


51. 


Et ad Chradossnm «t ad Suglavnm fratn^s, 

1 po ChnidoS i po Stiaglav bratry 


52. 


Litigante» de 

Rozyadiema o 


agris patriis. 

d€diny otne. 


53. 


Dam 

Kda 


conTenerant lechi et Tladycae 

sie sniechu tesi i vladyky 


54. 


In Acropoli .... 

V Vy^egrad* . 


• • • 


55. 


QuUibet 

Prokni 


se oooflislit 

[ Stupi 


secttüdom natititatem «uam : 

rozenia dlie svego: 


&6. 


Adscendit domioa 

Stupi knietoa 


in albe candente palla, 

V bölestyuci rizd, 



S. 11. Der Ttxl dit Gtdiehtt. 



41 



in 
V 



Adscendit in flolium patrium 

57. Stupi na stol oten 

duae sagaees Tirgines, 

58 dv6 v6glasn6 d^yö 



celebri 

slavn6 



eomitio: 

sniemS : 



Edoctae 

59. VyuCene 

Ad alteram 

60. U jednej 

Ad alteram 

61. U vtorej 

Ex adyerso iUis 

62. Protiv ima 



scientias 

v6§6bam 



sunt 
SU 

eiisu 

meö 



jndiciales : 

vitiewvym: 

tabulad legislatoriae, 

desky pravdodatne, 

injoriaa ulciscens, 

krlydy karajuci^ 

ignis juris nimtius, 

plamen' pravdozTfesten, 



Et 

63. I 



8ub Ulis 

pod nima 

Occipit domina 

64. Poiie knie2na 



sancte pnrgans 

svatocudna 



aqua. 

Yoda. 



Mei 

65. Moji 

En 

66. Se 



kmetones, 

kmetie, 

fralribos 

bratroma 

Qtti litigant 

67. Ja-2e vadita 

De agris 

68. O dediny 

Secundnm legem 

69. Po zakomi 

Sunt Ulis 

70. Budeta im oba 

Aut inter se diTideat 

71. Ca sie rozd^iita 

Mei km^tones, leclii 

72. Moji kmetie, l6si 



de patrio 

s otna 

lechi et 

lösi i 

decernite 

rozröSite 

de 

sie o 

palriis ioter 

otne mezu 

aeternura 'tirentiiiai 

vfekoiiznych 

ambo in 



«nreo 

zlata 



solio : 

Stola : 



yladjcae I 

vladyky ! 

jn», 

pravdu, 

agris, 

d^diny, 

ae. 



deoram 

bogov 

unnm 

V jedno 

aeqnali poitione« 

roynu xn&ru. 

et yladjrcae! 

i vladyky i 

Decernite mea edieta, 

73. Rozröäite mojc Typovödi, 

Si emnt apod tos ad mentem; 

po rMumu : 



potitori, 

vlasti. 



74. Budetö li u yas 



4» 



Denkmäler der böhmischen Sprühe. Libusa^s Gericht. 



Si non erunt apud 

75. Nebudet6-r u 



I^si 

submisse 

ticho 



Statuite Ulis 

76. Ustavite ima 

Qaae conciliet 

77. Ky by smöril 

Adclinanint se 

78. Klaniechu sie 

Et occepenmt 

79 I pociechu 

Golloqui submisse 

80. Govoriti ticho 

Et comprobare 

81. I chvaliti vypovfedi 

Exsurrexit Liutoboms de 

82. Vsta Liutobor 

Occipit tale 

83. Je sie tako 

domina 

knie2no 

Edicta tua 

85.^ Vypovödi tvoje 

Gollige suffragia 

86. Seber glasy po 

Et legerunt snffiragia 

87. I sebrastft glasy 



Inclyta 

84. Slavna 



▼OS ad mentem, 

yas po rozumUy 

nopain sententiam, 

noyy nalez^ 

litigantes £ratres. 

rozvadiena bratry. 

lechi et yladjcae, 

i vladyky, 

coUoqoiy 

govoriti, 

inter ht, 

mezu sobu, 

edicta ejus. 

jeje. 

Dobroslayio 

s Dobroslavska 

dictum effari : 

slovo govoriti . 

de patrio aureo 

s otna zlata 

perpendimus : 

rozmysliechom : 

per populum 

narodu 



moDte, 

chl'mca, 



solio ! 

Stola ! 



• • 



Golligebant 

88. Sbierastö 



ea 

je 



m 
U 



▼irgmes 

d6v6 

nrnam 

osudie 



taom. . 

svemiu 

judiciales, 

sudng, 

sanctam, 

svate, 



Et 

89. I 



dederuot 

dastä 



Exsurrexit 

90. Vsta 



ea 

je 

RadoTanns 

Radovan 



lechis 

l^chom 



promulganda. 

provolati. 

de Saxeo Ponte, 

ot Kamena Mosta, 

sufiragia nomero dispicere, 

glasy 6islem prögliedati, 

Et majoritatem provocare in popolum, 

92. I vieöinu provolati v narod, 



Occipit 

91. Je sie 



$.11. Der Text des GetUckU. 



48 



I t 



93 



94. 



95. 



96. 



97. 



98. 



99. 



100. 



101. 



102. 



103. 



In popuhiin ad jadicandum 

y narod k rozsuzeniu 



collectnm : 

sboren : 



Ambo 

Oba 

Genie 

Roda 



^ennaoi 

rodna 

prisca 

stara 



Qui 

Jen-2e 



yenit 

pride 

In hasce opimas 

V sie - ie iirne 

ConTenietis ita 

Sm^rita sie tako 

illo ambo 

im oba 

Ghrudossiiis 

Chrudoä 

Uli 

sie jemu 



Cechiia 

Cechovymi 

tres anines, 

tri r6ky, 



Estis 

Budeta 

Exsnrrexit 

Vstanu 

Bilis 

2rö 



Tremebant 

Trasechu sie 



QuassaTit 

Machnu 



manuni] 



Yae 

104. Gore 

Vae 

105. Gore 

Viro 

106. Mu2u 



rukuy 

puUis, 

ptencemi 

▼iiis, 

inu2em, 

impanure 

vlasti 



in comiUnm 

na sniem 

fratres Klenidae, 

bratry Klenovica^ 

TetTae Popelidae, 

Tetvy Popelova, 

cum catervis cum 

s pl'ky s 

terrai Irans 

vlasti pr6s 

de patrimonio, 

o d^diny, 

in nnum 

V jedno 

de OtaTa ciinra, 

ot Otavy krivy, 

perfnndebator per yisoera, 

rozli po utrobe, 

furore omnea artus, 

liutostiu Ysi udi, 

fremebat validi (instar) tauri : 

zarve jarym turem : 

ad qnos Tipera penetrat, 

k nim-2e zmija vnori^ 

quibos Cnnina imperat ! 

im-2e 2ena ylade! 



poiituri. 

vlasti. 



Tins 

muüem 



Piimogenito patrimoninm 

107. Pr'vencu * dödixm 



dare 

dati 



consentanemn : 

zapodobno : 

Jos (est). 

pravda* 



Exsurreiit 

108. Vsta 



109. 



110. 



Inqnit ; 

Vece : 

Audistis 

Slyäeste 



Liobossa 

Liubuäa 

kmetones, 

kmetie^ 

hie 

zde 



de 
S 



lechi 



patrio 

otna 

et 
1 



contumeliam 

poganienie 



aureo 

zlata 

▼ladjcae I 

vladyky ! 

meam: 

moje: 



solio, 

Stola, 



6* 



46 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht. 



Ide-2e Orlicu Labe pije, 
Po Ratibor ot gor Kr'konoäi, 
Ide - ie Trat pogubi san' liutu, 
Po Radovan ot Kamena Mosta, 
Po Jaroiir ot br'd vrtorßönych, 
Po Strezibor ot Sazavy ladny, 
Po Samorod se Mie strebronosne, 
Po vsie kmetiy löchy i vladyky, 
I po ChnidoS, i po Stiaglav bratry 
Rozvadiema o d^diny otne« 

Kda sie sniechu läsi i vladyky 
V VySegradö .... 
Prokni stupi rozenia dlie svego : 
Stupi knieitna v bfelestvuci rizg^ 

Stupi na stol oten v slavng sniem6: 

dv6 v6glasn6 döve 

Vyuöenfi v6§6bam vitiezovym: 
U jednej su desky pravdodatne, 
U vtorej meö krivdy karajuci, 
Protiv ima plamen' pravdozvösten, 
I pod nima svatocudna voda. 

Po6ie knie^na s otna zlata stola: 

Moji kmetie , l&si i vladyky ! 
Se bratroma rozr^ite pravdu, 
Ja- jte vadita sie o d^diny, 
d^diny otne mezu sobu. 
Po zakonu v6ko2iznych bogov 
Budeta im oba v jedno vlasti, 
Ci sie rozdälita rovnu m^ru. 
Moji kroetie, l6si i vladyky! 
Rozr6§ite moje vypovßdi, 
Budetö li u vas po rozumu : 



Wo den Adlerfluss die Elbe schlürfet, 
Nach Ratibor von dem Riesenbergkamm, 

45 Wo den grimmen Drachen Trat erschlagen. 
Nach Radowan von der Steinenbrücke, 
Nach Jaroüir von den ström'gen Bergen, 
Nach Strezibor von der reinen Sazau, 
Nach Samorod von dem Silberfluss Mies, 

60 Nach den Kmeten, Lechen und Wladyken, 
Und zu Chrudo§, Stjaglaw auch, den Brüdern, 
Den Entzweiten um des Vaters Erbgut. 

Als sich einten Lechen und Wladyken 
Auf dem Wy^egrad, .... 

65 Stellt nach der Geburt sich auf ein jeder: 

Tritt in schimmernd weissem Kleid die 

Fürstin, 

Tritt zum Vaterthron im hohen Reichsding: 

zwei hochsinn'ge Jungfrau'n, 

Unterrichtet in den Richtersprüchen : 

60 Hier bei der sind die Gesetzestafeln, 
Und bei der das Schwert, der Unbill Rächer» 
Gegenüber rechtverkündend Feuer, 
Unter ihnen heiligstlhnend Wasser. 

D rauf von Vaters güld'nem Thron die 

Fürstin : 

66 Meine Kmeten, Lechen und Wladyken! 
Recht bestellen sollet ihr zween Brüdern, 
Die zusammen hadern um ihr Erbgut, 
Um des Vaters Erbgut miteinander. 
Nach den Satzungen der ew'gen Götter 

70 Walten Beide dieses Guts gemeinsam, 
Oder theilen sich zu gleichen Theilen. 
Meine Kmeten^ Lechen und Wladyken 1 
Ihr bestellet jetzo meinen Ausspruch^ 
Wenn er sonsten ist nach euerem Sinne: 



S« 1 1. Der Text de^ Gedkhu. 



4r 



Nebudetö T u yas po rozumu, 

Ustavite ima novy nalez, 

Ky by sm6ril rozvadiena bratry. 

Klaniechu sie l6si i vladyky, 
Ipodiechu ticho govoriti, 
Govoriti ticho mezu sobu^ 
I chvaliti vypovödi jeje. 



75 Ist er aber nicht nach eu'rem Sinne, 
Stellt ihr ihnen fest ein anderes Urtheil, 
Das versöhne die entzweiten Brüder. 

Neigten sich die Lechen und Wladyken, 
Fingen an sich leise zu besprechen, 

80 Leise sich zusammen zu besprechen, 
Und der Fürstin Ausspruch zu beloben. 



VstaLiutobor sDobrosIavskachl'mca, Auf stand Lutobor vom Kuhn Dobroslaw's 



Je sie lako slovo govoriti : 
Slavna knie^no s otna zlata stola! 
Vypovödi tvoje rozmysliechom : 
Seher glasy po narodu svemu. 
I sebrastS glsisy d^v6 sudn6, 

Sbierast^ je u osudie svate, 
I dastä je l6chom provolati. 

Ysta Radovan ot Kamena Mosta, 
Je sie glasy öislem prägliedati, 
I vieöinu provolati v narod, 



Und begann zu sprechen solche Worte : 
Hohe Fürstin auf des Vaters Gold thron! 
86 Deinen Ausspruch haben wir erwogen : 
Sammle denn in deinem Volk die Stimmen. 

Stimmen sammeln d'rauf die Richter- 

jungfrau'n, 
Sammeln sie in heiliges Gefasse, 
Geben sie den Lechen auszurufen. 

Auf stand Radowan von Kameny Most, 
Und begann der Stimmen Zahl zu prüfen, 
Und die Mehrheit allem Volk zu künden. 



90 



V narod k rozsuzeniu na sniem sboren : Allem Volk, zum Rechtsding herberufen : 



Oba rodna bratry Klenovica, 
Roda stara Tetvy Popelova, 
Jen-2e pride s pl*ky s Cechovymi 
V sie-2e iime vlasti pr6s tri röky, 
SmSrita sie tako o d^diny, 
Budeta im oba v jedno vlastL 

Vstanu ChnidoS ot Otavy krivy, 
2rö sie jemu rozli po utrob6, 
Trasechu sie hutostiu vsi udi, 
Machnu ruku, zarve jarym turem : 

Gore ptencem, k nim - 2e zmija vnori, 
Gore muiem, im-2e 2ena vlade! 



Beide eig'ne Brüder, Klenowice, 
95 Alten Stamms von Tetwa, dem Popelssohn, 
Der mit Cech's Geschwadern ist gekommen 
Durch drei Ström^ in diese Segenslande, 
Beide eint ihr so euch um das Erbgut, 
Beide sollt gemeinsam sein ihr walten. 
HO Auf stand ChrudoS von der krummen Otau, 
Gall ergoss sich ihm durch all sein hm'res. 
Und vor Wuth erbebten alle Glieder, 
Schwingt den Arm , und brüllet gleich dem 

Ure: 
Weh der Brut, wenn Ottern zu ihr dringen, 
105 Weh den Männern, wenn ein Weib ge- 
bietet! 



48 



Denkmäler der böhmischen Sprache. LihnseCe Gericht. 



Muiu rlasti muiem zapodobno : 
Pr'vcncu d^nu dati pravda. 

Vsta LiubuSa s otna zlata stola, 
Yece : Kmetie, löst i vladyky 1 
SlySeste zde pog^nienie moje : 
Sud'te sami po zakonu praydu^ 
U nebudu yam suditi svady. 
Vorte muia mezu sobu rovna, 

Ry by vladl yam po 2el6zu • • • 
D6v6e ruka na yy k yladä siaba. 

Vsta Raiibor ot g^or Kr'konoSi^ 
Je sie tako sloyo ^yoriti : 
Nechyalno nam y Mtaic^ch iskat' 

praydu : 
U nas prayda po zakonu syatu, 
Ju-üe prineseehu otci naäi 
V sie - ie . • . • 



Männern ziemt's zu herrschen über Männer: 
Erstgebornem ziemt nach Recht das Erbgut. 

Auf yon Vaters Goidthron stand Lubuia, 
Sprach: ihr Kmeten, Lechen und Wladyken ! 
110 Meine Schmähung habt ihr hier gehöret: 
Richtet selbst das Recht nach dem Gesetze, 
Nimmer werd' ich eure Zwiste schlichten. 
Wählt den Mann euch unter eueres glei- 
chen, 
Der euch herrsche mit dem Eisen • • • 
115 Mädchenhand ist schwach, ob euch zu herr- 
schen. 
Auf stand Ratibor yom Riesenbergkaram, 
Und begann zu sprechen diese Worte : 
Recht bei Deutschen suchen war' unrühmlich: 

Recht besteht bei uns nach heiliger Satzung, 
12« Die mit hergebracht einst uns're Väter 
In dies • • • • 



^. 12. Wortverzeichni88. 

Es schien uns zweckmässige unmiuelbar auf den Text des Fragments und noch 
yor der Erörterung der Orthographie und der grammatischen Formen^ ein yollstän* 
diges Wortverzeichnisse oder wenn man will^ eine Art Glossarium folgen zu lassen. Nach 
unserer Ansicht soll dasselbe ein Mittelglied zwischen dem yorausgeschickten Texte und ' 
den nachfolgenden Erklärungen bilden und als ein bequemes Hilfsmittel beim Nachschlagen 
und Aofsuchen eines jeden in unserm Denkmal vorkommenden Wortes dienen^ theils um 
unsere Arbeit leichter controlliren zu können « theils um bei etwaniger kQnftiger Bearbei- 
tung und Herausgabe ähnlicher altböhmischer Denkmäler das Dunkle und Unbekannte 
an dem bereits Beleuchteten und Gewonnenen zu prüfen. Vielen, welchie die Sacbe 
obenhin und einseitig auffassen» mag eine solche Arbeit» zumal bei der Weitläufigkeit, 
mit der wir die Sprache unseres Gedichts in grammatischer Hinsicht behandelt haben» 
und bei den Umschreibungen und Ueber&etzungen des Textes» die wir zu liefern für 
zweckmässig hielten» pedantisch und überflüssig erscheinen ; Sprachforscher vom Fache 
werden» dess sind wir gewiss» anderer Meinung seyn» und die» überdie^s nicht grosse 



S« 12« ff^ortterzeichniss. 



49 



Mühe > die wir auf das Abschreiben, und Aufreihen unserer Lexes verwendet haben, 
gewiss dankenswerth finden. Freilich würde der Nutzen eines solchen Vocabulariums 
bei einem grösseren Umfang des behandelten Textes einleuchtender seyn; indess, was 
unserem Gedicht an Ausdehnung und Wortfülle gebricht, wird andererseits durch sein 
hohes Alter für uns Böhmen hinreichend ersetzt. Wir lassen demnach alle Wörter 
unseres Fragments in alphabetischer Reihe dergestalt aufeinander folgen, dass jedes der- 
selben zuerst mit der Orthographie des Originals, hierauf mit der analogisch vereinfach- 
ten neuböhmischen, der wahren und richtigen, oder von uns als solche anerkannten 
Aussprache gemäss, endlich nüt cyrillischer Schrift, ebenfalls der böhmischen Aussprache 
gemäss, geschrieben erscheint, worauf die Angabe der Zahl der Zeilen und eine mög» 
Uchst kurze grammatische Analyse, diese bloss der leichtern und schnellem Orientirung 
wegen, den Beschluss machen. Worterklärungen wurden nur den dunkeln und schwie* 
rigen Wörtern beigefügt; Hm. Jangmann's vollständiger böhmischer Sprachschatz, der nun 
in Jedermanns Händen ist, macht das Beleuchten und Belegen der übrigen überflüssig. 



it. 

ai, aj, 4H, Zeile 10. Interj. (en). 



beduie, beduje, sitAOYie, Z. 35. Ind. praes. 

3. sg. von bednju, -owati (ejulare). 
bele, b^le, s^Ae, Z. 44. Gen. sg. f. vonb^y, 

a, e (albus}, 
belestuuci, belestvuci, b^asctboymh, Z.60 

— 61. Loc. sg. f. von bdlestvuci, a, e, 

(albecandens). Vgl. zlatostvuci in der 

Königinhof. Handschr. 60 und die Subst 

stvucest*, stv^nie in dem Ps. des Mus. 
bgou, bogov, Boro», Z. 75 — 76. Gen. pl. 

von bog (deus). 
bi, by, Bbi, Z. 83. 121. Praet. 3 sg. von 

jesm (sum). 
bib, bych, Bbix, Z. 17. Praet. 1 sg. von 

jesm. 
bratri, bratry, Bp4Tpbi, Z. 18-— 19. 19. 25. 

4i. 56. 84. 101. Nom. und Acc. dual. 

von bratr (frater). 
bralroma, bratroma, BpdrpoiM« Z. 72« Dat. 

dual, von bratr. 



bred, br'd, bpba, Z. 51. Gen. pl. von br'do 
(mons). Das Wort erhielt sich im Böhm, 
später nur als Eigenname von Bergen: 
Brda, Brdy, daher ehemals Podbrdsk}^ 
kraj. 

budeta, budeta, covAeTd, Z. 76. 105—106. 
Fut 2 dual. msc. von jesm (sum). 

budete, budete, BOYAC-rft^ Z. 80. Fut. 2 dual, 
f. von jesm. 

bura, buria« Boypiai, Z. 13. Nom. sg. (pro. 
cella). 

C. 

c, k, K, Z. 99. 111. 123. Praep. (ad). 
caco, kako, k4ko, Z. 16 — 17. Adv. (quo- 

modo). 
camena, kamena, KdueNd, Z. 50. 97. Gen. 

sg. m. von kamen, a, o (saxeus). 
caraiuci, karajaci, KdpaioiiH, Z. 66-^ 67. 

Nom. sg. m. (uiciscens). 
case, kaze, Kaxe, Z. 42. Ind. praes. 8 sg. 

von kazu, -zati (jubere). 

cda, kda, ka4, Z. 57. Adv. (dum). 

cdi, kdy, kam> Z. 36. Adv. (dum). 

ce« öe, ve, Z. 10. 11. Pron. imerr. n. (quid). 

7 



60 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht, 



cehouimi« Gechoyymi, vexoshiuH^ Z. 28. 

V 

103. Soc. pl. m. def. von Cechovy, a, 
e (Gechius). In Bezug auf die Bedeu- 
tung vgl. bohovy iz bozsky, prorokovy 
=: prorocky, rytierovyzzrytiefsky, hra- 
dovy rz hradsky, u. a. m. Vgl, auch vi- 
tiezovy unten. 

celedi« deliedi^ veAieAH» Z. 1. Dat. sg. von 
öelied' (familia). 

celedina, öeliedina^ vcaicahh«!^ Z. 3. Nom. 
sg. f. von öeliedin^ a^ e (familiaris). 

ci, öi, VH, Z. 77. Conj. (aut; num). 

cizlem« öislem^ vhcagu^ Z. 98. Soc. sg. von 
öislo (numerus). 

clanehu se« klaniechu sie« KA^iH-bxoY ci€^ Z. 
84. Praet. 3 pl. von klanieju sie^ -nieti 
sie (inclinare se). 

clenouica^ Klenovica^ ka6nobhi4<Ij Z. 26. 
101. Nom. dual. vonKlenovic (Clenides). 

cmete^ kmetie^ Kuerie, Z. 8. 71. 78. 116 — 
117. Nom. pl. von kmet' (consiliarius, 
senior). 

cmeti, kmetij kugth^ Z. 54. Acc. pl. von 
kmet\ 

cmetmi^ kmetmi^ KueruH» Z. 7. Soc. pl. 
von kmet\ 

cnesna^ kniezna^ KNiesRH^i^ Z. 42. 60. 69 — 
70. Nom. sg. Ursprünglich und noch 
hier = Fürstentochter (vgl. kralevna^ ca- 
revna und kralica> carica); verschieden 
von knieni, Fürstin, welches wir für 
zusammengezogen aus kniehyni halten 
(vgl. car, ban, barin st. cesar, bojan, 
bojarin u. s. w.). Doch wurde bereits 
im XIV Jahrh. kniezna mit knieni ver- 
wechselt. 

cnesno, kniezno> KNieacNo^ Z. 90 — 91. Yoc. 
sg. von kniezna. 

cneznu, knieznu, KNiesRHoy, Z. 38. Acc. sg. 
von kniezna« 



creconosi, Kr'konosi, KpbKONoiuH» Z. 48. 
124 — 125. Gen. pl. f. von Kr'konoä 
(Riesengebirg). Ptolemäus nennt in der 
Gegend dieses Gebirges das Völkchen 
KoQxavtol, was gewiss mit Kr'konos iden- 
tisch. Vgl. Staroz. slow. S. 393. 

criudi, krivdy, KpHBAbi, Z. ßß, Acc pl. 
von krivda (injuria). 

criue, krive, kphb-b, Z. 22. 23. Loc. sg. f. 
von kriv, a, o (curvus). 

criui, krivy, KpHSbi, Z. 31. 107. Gen. sg. f. 
von kriv, Si, o. 

cruto, kruto, Kpovro, Z. 20 — 21. Das Neutr. 
des Adj. indef. krut (saevus), als Adv. 
gebraucht. 

]>. 

daste, daste, a*ict^, Z. 95 — 96. Praet 2 

dual. f. von dam, dati (dare). 
dati, dati, a<ith, Z. 115. Inf. von dam. 
dedini, dediny, a-^ahnbi, Z. 19 — 20. 56 — 

57. 73. 74. 105. Acc. pl. von dedina. 
dedinu, dedinu, a-^ahhoy^ Z. 114 — 115. 

Acc. sg. von dedina (ager). 
deski, desky, asckbi, Z. 65. Nom. pl. von 

deska (tabula), 
deti, d^ti, a-^th, Z. 3. Nom. pl. (liberi). 
deuce, d^vde, a-^bvc, Z. 122. Nom. sg. f. 

von devöi, öe (ol. da), öe (virgineus). 
deue, d^ve, a-^bii, Z. 94. Nom. dual, von 

d^va (virgo). 
die, dlie, aaic, Z. 6. 59. Adv. als Praep. 

gebraucht (propter, ergo), 
dobrozlausca, Dobroslavska , AOBpocAds* 

cK<i, Z. 45. 88 — 89. Gen. sg. m. von 

Dobroslavsk, a, o. (Dobroslavius). 
drusna, druina, apoy3kn4, Z. 30. Nom. sg« 

f. vom Adj. druzny, a, e (socius). 
dubrauini, dubraviny, AoyBp^iBHNbi, Z. 44 

— 45. Nom. pl. von dubravina (quer- 



§. 12. WcrtverzeichnUi. 



AI 



cetum). Dieses ist aus dubrava, urspr. 

Eichenwald« dann^ wie bei den Illyriern^ 

jeder Wald überhaupt, yerlängert: vgl. 

dubrava silva, in Monse's Fragm. bei 

Boöek T. I. p. 113. 
due, AB^» Z. 63. Nom. dual. f. von dva 

(duo). 
dvore« dvore, abop-«, Z. 38. Loc. sg. von 

dvor (aula). 

O. 

glasig glsisy, rA<ichi, Z. 93. 94. 98. Acc. 

pl. von glas (suffragium). 
glaua, glava, r\A^A^ Z. 3. Nom. sg. (caput). 
glaui, glavy, rA<iBhi> Z. 14 — 15. Acc. pL von 

glava. 
glinUf glinu« pahhoy» Z. 16. Acc. sg. Ton 

giina (limus). 
gor, gor, rop, Z. 15. 48. 124. Gen. pl. von 

gora (mons). 
göre, göre, rope, Z. 111. 112. Nom. sg. 

(dolor), als Int. (va^). 
gouoriti, govoriti, tobophth, Z. 86. (zwei- 
mal), 90. 125 — 126. Inf. von govoriu 

(loquor). 



hladne, chladne, xAdAH-«, Z. 25. Loc. sg. 
f. von chladen, a, o (gelidus). 

hlemca, chrmca, xAbuqd, Z. 46. 89. Gen. 
sg. von cbFmec (collis). Wir lesen c 
als c, nicht als ki chProka, weil die 
Form -ec in jener alten Zeit fast in 
allen .Mundarten als die edlere und ge- 
bräuchlichere galt. 

liodi, chodi, xoah, Z. 6 — 7. 7. Ind. praes. 
3 sg. von choziu, -diti (adire). 

hraber, chraber, xpasep» Z. 24. Nom. sg. 
m. (fortis). 



hrudos, GhrudoS, xpovAcui/ Z. 21—22. 55. 
107. Nom. und Acc. sg. (n. pr. Chru- 
dos). 

hualiti, chvaliti, xb<iahth, Z. 87. Inf. von 
chvaliu (comprobo). Vgl. pochvalichu 
Z. 9. In dieser speciellen Bedeutung 
von »billigen, gutheissen, beschliessen« 
wohl uralt. Man halte dazu das poln. u- 
chwalic, verordnen, festsetzen, beschlies- 
sen , uchwa^a , Verordnung , Beschluss, 
conclusum, uchwa^a sejmowa, Reichstags- 
beschluss, senatus consultum ; dasweiss- 
russ. ufalir, ufaljnt', ufala, z. B. in der 
Urk. 1589 in Belorusk. Arch. I. 62—63 



u. s. w. 



I. 



i, i, H, Z. 2. 8^. 35. 40. 41. 54. 55 (zweimal). 
58. 68. 71. 79. 85 (zweimal, das zweite- 
mal beschädigt). 87. 93. 95. 98. 117. 
Gonj. (et). 

ide s e, ide-ze, HAe-xe, Z. 44. 46. 48. Adv. 
(ubi). 

im, im, hu, Z. 76. 106. Dat. pl. von Pron. 
pers. on, a, o, st. i, ja, je, (ille). 

im se, im-ze , hu-jrg, Z. 112. Dat. pl. von 
Pron. rel. jen-ie, ja-ze, je-ze (qui). 

ima, ima, hu<i, Z. 42. 67. 83. Dat. dual, von 
on, a, o (ille). 

iscati, iskaf, hck<it\ Z. 127^ Inf. statt iskati 
von i§£u (quaero). Das i stumm ; vgl. 
Gramm. Formen. 



J. 



i a s e, ja-2e, m-sks, Z. 73. Nom. dual. m. v. 

jenie (qui). 
iarim, jarym, upbiu, Z. 110. Soc. sg. m. 

von jary, a« e (validus). 

7* 



M 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht. 



iarosir» Jarozir« upoxHp, Z. 50 — 51. Acc, 
sg. (n. pr. Jarozir). 

iaz» jaz, m^, Z. 17. Pron. 1 pers. (ego). 

ie« je» le» Z. 95. 96. Acc. pl. m. von on 
(iUe). 

ie 86» je sie» le cie» Z. 89. 96. 125. Präget. 
3 sg. Ton imu sie» jati sie (o.ccipio). 

iednei, jednej, leANSH» Z. 65. Gen. sg. f. 
Yon jedna (una). 

iedno» jedno» icano» Z. 4. 76 — 77. 106. 
Acc. sg. n. yon jeden, mit v zusammen- 
gesetzt und als Adv. gebraucht (in 
unum). 

ieia» jeja» leu» Z. 41. Gen. sg. f. von ona 
(iUa). 

ieie» jeje» leie» Z. 88. Gen. sg. f. von ona. 

ieiu» jeju» leio» Z. 36. Gen. dual. m. von 
on (ille). 

iemu» jemu» leucy» Z. 108. DaL sg. m. 
Yon on. 

ien se» jen-ze » leH-xe» Z. 27. 102. Nom. 
sg. m. An die Stelle des altsl. i-ze 
(qui) trat im Altböhm, jen-ze » gebildet 
yon i mit dem paragog. n wie ten» sen 
oder sien» onen yon I, s\ on u. s. w* 

iu se» ju-ze« lo-xe» Z. 128. Acc. sg« f. yon 
ja-ze (quae). 

HL. 

k e g d i » kegdy , KerAbi , Z. 17 — 18. Ady. 

(dum), 
ki» ky» Kbi» Z. 5. 83. 121. Nom. sg. m. Hier 

Pron. rel. (qui)» wie im Serb.» und in 

der Kon. Hndschr.: Lumir» ky pohybal 

Vy§ehrad. 76. 

1» r» a'» Z. 81. (nebudete I)» Conj. (an)» aus 
li yerkurzt; ygl. St«r. SkÜd. IL 119. 
V. 29. 



labe» Labe» Aaee» 2^ 47. Nom« sg. (n. pr. 
Albis). 

ladni» ladny» A4iANbi» Z. 52. Gen. sg. f. yon 
laden » a » o. Hier in der Bedeutung 
yon bystr^» öist}^» limpidus; ygl. ladno 
lekafstyie Ms. pr. pr. 167; die Ursprung- 
Uche Bedeutung des Stammes lad war 
aber wohl Glanz, nitor» styücest'» was 
auch die Mater Verb, bestätigt: nitens» 
serenus» ladny. Pag. 218. c. 2. Daher 
die Namen yon Flüssen und Bächen in 
slaw. Ländern; z. B. Lada Nebenfl. der 
Velikaja in Pskoyer Gouy.» Lada Nebenfl. 
der Taney in Polen u. s. w. — Sonst 
wird ladny schlechthin (är schön ge- 
braucht: so in dem Wittenb. Psalt.» wo 
Ps. 92» 1 decor durch ladnost über- 
setzt und über der Zeile durch krasa 
glossirt wird. 

lehi» lechy» A-6xbi» Z. 7. 54. Acc. pl. yon 
lech (procer» optimas). 

lehom» lechom» a-sxou» Z. 96. Dat. pl. yon 
lech. 

lesi, lesi, a-sch» Z. 8. 57—58. 71. 78 — 79. 
85. 117. Nom. pL yon I6ch. 

li» li» AH» (umre li)» Z. 3. iSO. Conj. (an). 

lubice» Liubice» AioBHue» Z. 44. Gen. sg. 
yon Liubica (n. pr. Lubica). 

lubusa» Liubu^a» aioboy«^» Z. 115« Nom. 
sg. (n. pr. Liubusa). 

lu busine» Liubuäine» Aio60Y«Hit«» Z. 33. 
37 — 38. Loc sg. m. yon Liubuän» a» o 
(ad Liubui^am pertinens). 

luta» liuta» aiotj» Z. 12. Nom. sg. £ yon 
liuty» a» e (saeyus). 

luti» liuty, AioTbi» Z. 21. Nom. sg. m. 

lutobor» Liutobor» aiotobop» Z. 45. 88. 
Nom. et Acc. sg. (n. pr. Liutobor). 

lQto8tu»liutostiu» AioTocTio» Z. 109. Soctg; 
yon liutost* (furor). 



5- 13. Wortverzeichnisse 



68 



lutu» liutu j AtoToy» Z. 49. Acc. sg. f« Ton 
liut^ a« o (ferus). 



M. 



mahnu^machnu^uiixHOY^ Z. 109 — 110. Praet. 

3 sg. von machnUf -uti (quassare). 
mec^ med, uev, Z. 66. Nom. sg. (ensis). 
meru« meru, u-fepov» Z. 78. Soc. sg. von 

m^ra (mensura, portio). 
mezUj mezuj uezox» Z. 51. 74. 86 — 87. 121. 

Adv. als Praep. gebraucht (inter). 
moi» moji, uoh, Z. 71. 78. Nom. pl. m. von 

moj, a, e (meus). 
moie, moje^ uoie, Z. 118. Acc. sg. neutr. 

von moj. 
m o i e» moje, uoie, Z. 79 — 80. Acc. pl. fem. 

von moja (mea). 
mosta^ Mosta« uocrd, Z. 50. 97. Gen. sg. 

von Most (Pons, hier n. pr.) 
mse, Mze» uxe, Z. 53. Gen. sg. von Mze 

(n. pr. Misa). 
musa, muia« uoy»<i» Z. 120 — 121. Gen. sg. 

von mui (vir), als Acc. gebraucht, 
muse« muiie» uoY»ie« Z. 2. Nom. pl. von 

mui. 
mnsem» muiem» uoYaceu» Z. 112. 113. Dat. 

pl. von mui. 
musUj muiu, uoymox, Z. 113. Dat. sg. von 

muz. 
mutisi« muti§i, uoythuih» Z. 10. 11. Ind. 

praes. 2 sg. von muciu, mutiti (turbare). 
mutno, mutno, uoytno» Z« 35. Das Neutr. 

des Adj. indef. muten (moestus)> als 

Adv. gebraucht. 



NT. 



na« na N4I, Z. 22. (zweimal), 24. 32. 89. 61. 
100. 123. Praep. (in» supra). 



nalez, nalez» hami^^ Z. 83. Acc. sg. (sen* 
tentia). 

nam« nam« n^iu, Z. 126. Dat. pl. von jaz 

(ego). 

naricaie, naricaje, N<ipHM<iie, Z. 35. Ind. 
praes. 3 sg. von naricaju» -ati (queri)» 
und dieses von reku, rku mittelst -iati» 
nach dem 2tcn Muster der oten Form 
slaw. Zeitwörter, wobei die Gutt. g-, cÄ, 
k eine Verwandlung in z, s, c erleiden : 
stigu, stizati, dchu, dysati, tku, tycati 
u. s. w. Im Altböhm, war die Form 
nicht selten, doch ging das a früh in e 
über : vgl. nicati u. niceti (nicht niöeti, 
wie in Jungmann s Slownjk) von niku, 
ponucati u. ponuceti von ponuku, le- 
ceti von leku, macati u. s. w. Auch 
unser zr'cadlo (slowak. zr'kadlo) setzt 
ein verschollenes zr'cati voraus. Mit 
dem beweglichen e gebildete^ Stämme 
nehmen bei Iterativen dieser und an- 
derer Formen regelmässig ein i an : bi- 
rati, öirati, zirati, mizati, iizati von beru, 
brati, öru, zru, mgu, igu u. s. w„ wel- 
ches im Böhm, sehr früh in ie verwan- 
delt wtu'de. Ygl. sbierasti unten. 

narod, narod, N<ipoA» Z. 99 (zweimal). Acc. 
sg. (populus). 

narodu, narodu, n<ipoaoy^ Z. 93. Dat. sg. 

von narod. 
nas, nas, n<ic, Z. 127. Loc. pl. von jaz 

(ego). 
nasi, naäi, n^iiuh, Z. 129. Nom. pl. m. von 

naS, a, e (noster). 
n e b a, neba, Nee^i, Z» 14. Gen. sg. von ne- 

bo (coelum). 

nebudete» nebudetS, NeBovAe-r»» Z. 81. 
Ind. fiit. 2 dual. f. von jeam (sum), mit 
dem Adv. ne. 



ft4 



Denkmäler der bSkmiscken Sprache. Libusa's Geridu. 



nebudu, nebada, n€bovaoyi Z. 119 — 120. 

Ind. fuL 1 sg. Ton jesm, mit dem Adv. ne. 
nehualno, nechvalno, ncxb^aho, Z. 126. 

Das Neutr. des Adj. indef. chvalen^ als 

Ady. gebraucht» mit dem Adv. ne (in- 

glorium). 
nemceh« N^mcech» tt^uq^x, Z. 126 — 127. 

Loc. pl. von Nemec (Germanus). 
nemutila,nemutiia,H6uoYTHiVj« Z. 17. Praet. 

part. acL f. von muciu« mutiti (turbare)« 

mit dem Adv. ne. 
nim se« nim-ie» HHu-se, Z. 111. Dat. pl. von 

jen-ie (qui), mit dem prosthetischen n. 
nima, nima, nhuj» Z. 68. Soc. dual. Ton 

on, ona» ono (iile)» mit dem prosth. n, 
noui, noTYf Hosbi« Z. 83. Acc. sg. m. Ton 

nory, a^ e (noYUs). 



o, o, o, Z. 19. 56. 73. 74. 105. Praep.(de). 

oba. oba, om, Z. 25. 25—26. 41. 76. 100. 
Nom. und Acc. dual. (ambo). 

okence, okence« oKeHqe, Z. 32. Acc. sg. 
(fenestella). Die Dem.-Form auf -ce, st« 
-ko^ wird im Altböhm, und in den mei- 
sten slaw. Dialekten für edler und ge- 
fälliger gehalten: Tgl. sFuce, perce, 
cyrill. jajce, korablice u. s. w. , slowak. 
srnkOf pierko u. s. w. Der Unterschied 
der Formen beruht bloss auf dem Wech- 
sel der Yocale e und e und der da- 
durch bedingten Verwandlung der Gutt. 

oplacausi, oplakaysi, ofWdKdwmn , Z. 14. 
Praet. Gerund. f. yon oplakaju« -ati 
(abhiere). Vgl. Junpnanns Slow. Ces. 
u. Piakam« Opiakam, Wvplak^m. Dem 
Stamme und der Bedeutung nach ist 
piakam (spulen) und pladi, altböhm. und 
slow, plaöu sie (weinea), ein und das- 



selbe. Wort. »Plakati sie, flere, uheriim 

lacrimas ßindere.^ Mater Verb. 117. c. 

3.» also -^ sich mit ThrSnen netzen» 
sich in Thränen baden. 

orlicu, Orlicu, opahuov, Z. 47. Acc. sg. 
von Orlica (n. pr.) 

osudie, osudie> ocoyAie« Z. 95. Acc. sg. 
(uma). 

ot, ot, OT, Z. 1. Kom. sg. Unzweifelhaft ot, 
Vater, wovon otec Sowohl dieses ot-ec, 
als auch das Adj. cyr. oten\ altböhm. 
oten (väterlich) , supponirt den bei an- 
dern Slawen früh eingegangenen Nom. 
OL »Oten' ab ot, unde et otec.« Do- 
brovsky Inst. 1. slav. 326. Zahhreiche 
Subst , die jetzt nur mit -ec gebräuch- 
lich sind, wurden ehemals, laut unsem 
Sprachdenkmälern, auch ohne -ec ge- 
braucht: so können die Böhmen z. B. 
jetzt nur uj-ec, aber Aquensis und We* 
leslawin kannten und schrieben noch 
uj, so gut als die alten Russen oder 
die heutigen Polen; so kannten wir bis 
1818 und 1827 nur junec, praporec, ja- 
blko, bis uns die Kon« Uandsch. jun und 
prapor, die Mat. Verb, und das Pass. 
jablo brachten. Auch unser strjfx st. 
str}'j-ec supponirt ein str}j, welches noch 
wirklich bei den Russen und Polen fort- 
lebt. Allzumal werden Verwandschafts- 
namen h^pokoristisch viel gestaltet und 
gemodelt: man denke an die mit pater 
verwandten batja* bafka, batko» badka, 
batjuska, batjusko, bateiika, bateAko u. 
s. w. Vgl. stol. 

ot, ot, CT, Z. 31. 44. 48. 50. 51. 52. 97. 107. 
124. Praep. (ab). 

otaue, Otav^, or^n, Z. 22 (zweimal). Loc 
sg. von Otava (n. pr.). 



§. 12. JFortverzeichniss. 



55 



otaui» Otavy« orasbi^ Z. 31. 107. Gen. sg. 
YO^ Otava. 

otci, otci,.oTHH, Z. 129» Nom. pL von otec 
(pater). 

oten^ oten« otsn» Z. 61« Acc. sg. m. Ton 
oten, otaa> otno (paternus). Gebildet 
wie roden^ dna, dno von rod. Altslaw. 
und russ. oteü^ otnia« otnie. In der 
Mat-Verb. wird »puber, viriliaa durch 
odaki writi otne pametia (das i ist be- 
schädigt) glossirt. Wir lesen : tlaky, 
Y riti otoe pamety, und halten otne pa- 
mety (parentalia signa« notae, russ. po- 
meta, meta) für den Nom. pl. Yon otna 
pameta. Vgl. Decl. der Adj. 

otna« otna, otn<i, Z. 70. 91. 115 — 116. Gen. 
sg. m. von oten, a, o. 

otne» otn^f oth-b, Z. 33. 34. Loc. sg. n. 
Yon oten, a, o. 

otne, otne» orne, Z» 20. 57. 74. Acc. pl. 
f. Yon otny, a, e (paternus). 



F. 



p a 8 u> pa§u, nauioY» Z. 2. Praes. 3 pl. Yon 
pa$u, pachati (arare). Vgl. JungmanrCs 
Slown. £es. u. Pachäm. Die Bedeutung 
»ackerna halte ich fiir die ursprüng- 
liche, die von »arbeiten, machen« für 
die spätere, synecdochisch erweiterte. 

pie, pije, nnie, Z. 47. Praes. 3 sg. von 
piju, piti (bibere). 

plamen, plamen^ nA<iMeH, Z. 67. Nom. sg. 
(flamma). 

pleki, pl'ky« nAbKbi» Z. 28* 103. Soc. pl. 
von pFk (legio, caterva). 

plezne, prznijB, nAb^Hie, Z. 5 — 6. Gen. sg. 
von pFzeü (utilitas). Bekannt ist polza 
Nutzen, polezny nützlich, in andern Dia- 
lekten; uns Böhmen hat die MaU Verb. 



und die Kön. Handschr. ebenfalls das 
Adj. pl'zny frugalis, utilis, erhalten. MV. 
pag. 431, c. 3. KH. 42. 62. Dobrowsky's 
Ableitung aus po und Iza ist zweifel- 
haft : in Georgii MonachiUamartoliChro- 
nicon , einem correcten Serb. Codex 
auf Perg. vom J. 1389, iiiest man aus- 
drücklich : N4 nAb2:ov ieuoY> nicht noAi^oy» 
Fol. 238. col.2., was mit unserm pFzen, 
pl'zny, schön übereinstimmt. 

po, po, no, Z. 9. 42. 43. 45. 47. 49. 50. 51. 

53. 54. 55 (zweimal). 75. 81. 82. 93. 

108. 119. 122. 128. Praep. (post). 
p o c e, poöie, novie, Z. 69. Praet. 3 sg. von 

poönu, poöati (incipio). 

p o c e h u, poöiechu, noviexovj Z. 85. Praet. 
3 pl. von poänu, poöati. 

pod, pod, noA, Z. 68. Praep. (sub). 
poganenie, poganienle, nor<iNieNie, Z. 118. 

Nom. sg. (contumelia). 
pognati, pognati, norN<iTH, Z. 40 — 41. Inf. 

von pozenu (cito). 

pogubi, pogubi, noroyBH, Z. 49. Praet. 3 
sg. von pogubiu, -iti (delere). 

pohualihu, pochvalichu, noxsdAHxoy, Z. 9. 
Praet. 3 pl. von pochvaliu> -iti (com- 
probo, sancio). Vgl. hualiti. 

popeloua, Popelova, noneAOBd^ Z. 27.102. 
Gen. sg. m. von Popelov, a, o (ad Po- 
pelum pertinens). 

pof^uu, popravu, nonp^Bov^ Z. 39. Acc« sg. 
von poprava (compositio controversiae). 
Vgl. Jungmanns Slown. C)es. u. Popra- 
wa. Man hat an dieser Stelle firüher 
irrig popsiu=popraziu, gelesen und das 
Wort übereilterweise in die neuere Dich- 
tersprache eingefllhrt. 

posli* posly» nocAbiy Z. 43« Acc. pl von 
posel (nuntius). 



«6 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht, 



fida> pravda» np^iBA^» Z. 115. puda Z. 127 
— 128. Nom. sg. (jus, justitia). Vgl. Jung^ 
manrCs Slown« Ges. u. Prawda. 

^udodatne, praydodatae « np<iBA0A<iTH6, 
Z. 65 — 66. Nom. pl. f. von pravdodatny, 
a» e (legislatorius). Der zweite Theil 
des Wortes kommt vor in u*datny^ slaw. 
blaho-datny u. s. w. Vgl. auch : zakona 
dateP» iegislator, quasi dator, Mat. Verb. 
173. 

^udozaesten» pravdozvesten» hp^ibaoi^b-«- 
cT6Hy Z. 67 — 68. INom. sg. m. von prav- 
dozyesten; -tna» »tno (juris nuntius). 

^udu, pravdu^ npdBAoy« Z. 9. 40. 72 — 73. 
119. 127. Acc. sg. von pravda (jus). 

preuencu» prVencu, nphB6Ni4oY> Z. 114. 
Dat. sg. von prVenec (primogenitus). 

^Pgledati, pregliedati« np-srAieA^iTH « Z. 98. 
Inf. von pregledaju (dispicio). 

^?s, pres, np-Bc, Z. 29. 104. Praep. (per, 
trans). 

pride.pride, npHAe, Z. 103. rßde, Z. 27— 28. 
Praet. 3 sg. von pridu^ priti (statt prii- 
du, priiti» venire). 

^letese» prQet^se» npHAGTfiiii«« Z. 29 — 30. 
31. Praet. 3 sg. von prileciu» prileteti 
(advolare). 

prinesehu» prinesechu, npHHecexoY« Z. 129. 
Praet. S pl. von pme&u« prinesti (ad- 
ferre). 

^pcni» proknij npoKHH, Z. 58 — 59. Nom. sg, 
m. (quilibet). Gehört nebst vrchni zu den 
wenigen Adjectivalformationen » welche 
die Gutturale des Stammes vor »ni nicht 
verwandeln. Uebrigens kommt auch pro- 
kny vor; vgl. dAvni und dAvn^, nd- 
sobn^ und nlisobn^ u. s. w. Die Mater. 
Verb, erhielt uns den Stamm prok (re- 
. atduus)k Vgl. Jungnuams Slow. Öes. u. 
Prok und Proknj.' 



^tiu, protiv, npoTHB, Z. 67. Praep. (contra). 

^uolati, provolati, npoBOA<iTH« Z. ^« 98—^ 
99. Inf. von provolaju (promulgare). 

ptencem» ptencem« nreHgeu, Z. 111. Dat. 
pl. von ptenec (pullus). Das Wort hat 
sich auch in der Mat. Verb, eriialten: 
ptenec» pullus» filius avis. , Pag. 277» 
0. 1. 



radbuze» Radbuz^» p^iaboy:^^» Z. 24 — 25. 

Loc. sg. von Radbuza (n. pr.) 
radouan» Radovan» p4aob<in» Z. 49 — 50. 96 

— 97. Nom. und Acc. sg. (n. pr.). 
ratibor» Ratibor» pdTHBop» Z. 47. 124. Nom* 

und Acc. sg. (n. pr.). 
reki» reky^ p-sKbi» Z. 29. 104. Acc. pl. von 

r^ka (fluvius). 
rize, rize» pH^-^» Z. 61. Loc. sg. von riza 

(vestis). 
roda» roda» poAd» Z. 26. 101. Gen. sg. von 

rod (genus). 
rodna, rodna, poANd» Z. 18. 19. 100 — 101. 

1) Nom. dual. m. von roden» -dna» -dno 

(germanus). 2) Nom. sg. f. Z. 36. 37. 
rouna, rovna, pobn^i» Z. 121. Gen. sg. m.» 

für den Acc. gesetzt» von roven, -vna» 

-vno (aequalis). 
rounu» rovnu» pobhoy» Z. 77—78. Soc. sg. 

f. von rovny, a, e. 
rozdelita se« rozdelita sie^ po^^A-ftAirr^ cie» 

Z, 77. Fut 2 dual. m. von rozdi^liu» 

•iti (dividere). 
rozenia» rozienia» pos^cwM» Z. 59^. Gtn. sg^ 

von rozenie (nativitas). 
rozli se» rozU sie» po:cah cie, Z. 108. Praet. 

3 sg. von rozliju sie (perfimdor). 
rozlosito» rozloülo» poi^AcuRirro^ Z. S2. Acc. 

sg* a» von rozloMl» a, a (paudiis}. 



$• 13. Wortmerzeithnus. 



ft7 



rozmisleliom, rozmyslieGhoni » poicubicA-ttp 
xoM> Z. 92. Praei.. 1 pL von rozmysliu« 
-iti (perpendere). 

roxresite» rosröüte» ^oxp-%mwT%^ Z.72. 19. 
Imper. 2 pl. von rozr^äiu, ki ,(decer- 
Dtt*e). IXas WortrozrMitij auflösen» kommt 
in dieser reinen Form auch in der böhm. 
Alexandreifl V. 22U vor: Opet sie vo- 
da rozreSi. Star. SkUd. U. 253. Allein 
auch unser jetziges rozhf e&iti ist nichts 
anderes^ als eben dieses rozfeliti, mit 
dem ep^ndietiachen A» wie sonst in 
hundert andern Fällen» vermehrt : vgl. 
hfiza im N. Test. 1475 sL risa» Hfip st. 
&p u. 6. w. Von dem einfachen r^Siti 
kommt unser f eäeto» Sieb. 

rozuadema»roZTadiema, pcMCiMAieu4» Z. 56. 
rozuadena» rozvadiena» po^ea^AfeH^i» Z.83 — 
84. Praet. part» pass. dual« m. von roz- 
vaziu» -dili (dissociare« disjungere). In 
rozvadiema ist das m an die Stelle 
des n getreten» der damals üblichen 
Aussprache gemäss. Vgl. §. 14. Gramm. 
Formen: Conjug. Man bemerke, dass das 
d\XL ;t nicht verwandelt wird. In dem Frag- 
ment eines alten Psalters imMuaeum liest 
mgn natieni st. nuoeni. 

rozulaiase» rozvlajaSe» po^BAjMuie» Z. 1 2 — 
13* Praet. 3 eg. von rozvlajci» -jati (es- 
asperare). Die altslaw, Mundart kennt 
nra* das Recipr. vlaju a^» wogen» sich 
bewegen: die russischen Lexicographen 
fiijbren zwar ein unbelegtds Act. vlaji^ 
bewegen» in Wallung bringen» an» wir 
wollen Inders- darauf kein Gewicht legen. 
Von dem Rec vlaju s^ ist das Factit. 
; rozvlajati eben so regeliaäsaig gebildet» 
wie hundert andere in allan unaemUund- 
arlan» vgl. ti^asn aie» potfasati» plaöiu 

; sie.(lL Vf)» roRplakmi ; .potili a«t jqpotiti ; 



lekati se» polekati u. s. w. IBekanntlicfa 

gehen Neutra und Recpr. mit Praep. 

und der Annahme anderer Formen in 

Act. und Factit. über. (Dobr. Inst. 353. 

856. 357—860.) 
rozumu» rozumu» po;^yuoY» Z. 81. 62« Dat. 

sg. von rozum (intellectns» mens). 
rozuzenu» rozsuzeniu» pozcoy:{6hio» Z« 99 — 

100. Dat. sg. von rozsuzenie(di]udicatio). 
rubi» ruby» pgyem» Z. 2. Acc. pU von mb 

(vestis). Vgl. Jungmannt Slow. £es. u. Ruh. 
ruca» ruka» poykj» Z. 123. rk)m. sg. (manus). 
rucu» ruku» poykoy» Z. 110. Soc. sg. vonruka. 



s» s, c, Z. 7 (zweimal). 28. 88. 91. 103. 
Praep. mit (cum). 2)s» s» c» Z. 45. 70. 
115. Dieselbe = von (de). 

sami» sami» cauH» Z. 118 — 419. Nom« pl. m. 
von sam» a» o (ipse). 

samorod» Samorod» cdMopoA» 2. 53. Acc. 
sg. (n. pr.) Gehört zu den seltensten 
Namen» und wir fanden ihn nur in einer 
mss. Ufk. vom J. 1477 in Sobr. Gos.. 
Gram. I. 252. 

san» saü» c4h*» Z. 49. Acc. sg. (hydra). 

sazaui» Sazavy» cd^jBbi» Z. 52. Gen. sg. f. 
von Sazava (n. pr.) 

sbei'aste» sbieraste» €Biep4CTiiff Z. 94 — 95. 

Praet 2 dual. £ von sbieraja» ati (col- 

ligere)« Das regelmässige Iter* von se- 

beru» sebrati wäre mit Einschaltung des 

{ .- sebirati oder sbirati (vgl. naricige ob«) ; 

doch ging im Böhm, das gedehnte i 

sowohl hier als anderwärts bereits sehr 

firflh in ü über; daher di«rati» zierati» 

tierati» pierati u« a. w« st. öirati» zirati»' 

tirati» pirati» daher ferner atojieäi im 

lied asiif Wytehrad st. «Uijiii u# s. w. 

8 



86 



Denkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Gericht. 



8 b o r e n, sboren» csopeN, Z. 100. Praetipart. 
pa8S.in.Toa sboriu, sborid (con^egare). 
Das Zeitwort sboriti» Tersammeln, lebt, 
in einer der unsrigen verwandten Be- 
deutung« noch im Munde der Serben 
und ertönt in hundert serbischen Helden- 
liedern: Zbor zborila gospoda rist'an- 
ska — Zbor zborile mlade Zemunkinje« 
Zbor zborile-pa su goTorile u. s. w. 

sbosiem, sboüem, csoxieu, Z. 4. Soc. sg. 
▼on sbozie (res, opes). 

se, se, ce, Z. 71. Interj. (ecce, en). 
se« se, ce, Z. 53. Praep. .r mit dem euphon. 
ei von (de). 

s e , se , ce 4 Z. 36. Acc. sg. n. von pron. 
dem. s\ si» se (hie). 

se« sie 5 cie« Z. 28. 129. Acc. pl. f. von s\ 
sij se. 

se, sie, cie, Z. 18. 20. 57. 73. 77. 84—85. 
105. 107—108. 108—109. 125. Acc. sg. 
und pl. des Pron. rec. in Verbindung 
mit Verben zur Bildung von Recipr. 
und Reflex, (se). 

se, ie, *e, Z. 27. 28—29. 44. 46. 48. 73. 
102. 103—104. 111. 112. 128.129. Adv. 
relaiL in Verbindung mit Pron. und Ad- 
verb. 

seber, seber, cecep, Z. 92 — 93. Imp. 2 sg. 

von seberu, -brati (colligere). 
sebraste, sebrast^, ceepäcr«, Z. 93 — 94. 

Praet. 2 dual. f. von seberu, -brati. 
8 e de, siede, cwas, Z. 31 — 32 Praet 3 sg. 

▼on siedn, siesti (consido). 
sedle, 8^dl£ , c^aa*», Z. 33. 34. Loc. sg. 

von s^dlo (sedes). 
selezu, iel^zu, x6A-ft^oY« Z. 122. Dat. sg. 

▼on ieUzo (ferrum). 
sena, iena, iraHj, Z.lt2. Nom. sg. (femina). 
seni, ieny, awHw; Z. %^ Nom. {d. ▼oft iena. 



sesipausi, sesypa^Ü, cccbinjKHH, Z. 13. 

Praet. gerund. f. ▼on sesypii^ -pati (de- 

fundo, deturbo). 
sestra, sesira, cscTpj, Z. 36^37. 37. Nom. 

sg. (soror). 
si, si, CH, Z. S. Dat sg. ▼on Pron. rec. sie 

(se). 
sira, sira, aHpj, Z. 14. Gen. sg. n. ▼On sir, 

a, o (latus)/ 
sirne, iirne, «HpNe, Z- 29. 104. Acc. pl. f. 

▼on iimy, a, e (opimus). y^. Jungmanns 

Slow. ^s. u. 2ir und ivrocf. Das Wort 

zir, vom Stamme zeru, kennen ausser 

den Russen auch die Serben, in deren 

ältesten Urkk. es schon vorkommt, und 

die Mast bedeutet, 
smeril, smeril, cu^pha, Z. 83. Praet. part 

' act m. von sm^iu, iti (conciliare), 
smerita se, smerita sie, cu-topHTj, Z. 104 

— 105. Fuu 2 dual. m. von sm^riu sie, 

-iti sie (conciliari). 
snehu se, sniechu sie, cNiexoY cie, Z. 57. 

Praet 3 pl. von snimu sie, sniati sie 

(convenire). 
snem, sniem, cNieu, Z. 100. Acc. sg. (co- 

mitium). 
s n e m e, snieme, cHieu«, Z. 63. Loc. sg. von 

sniem. 
snemi, sniemy, cnieubi, Z. 6. Acc. pl. von 

sniem. 
sobu, sobu, C060Y, Z. 21. 74. 87. 121. Soc. 

sg. von pron. rec. sie (se). 
sj'si, sprosi, cnpocH, Z. 38. Praet 3 sg. 

von sproäiu, -iti (rogare). 
8 taglau, Stiagla^, CTMrAJB, Z. 28 — 24. 55. 

Nom. und Acc. sg. (d. pr.) Der Name 

ist aus dem Praet stia von stnu und 

glava zusammengesetzt Zannoni hat in 

Kyjew. GouV., nördl. von Mrin, das Drf. 

$lag<dov, was dcfrselbe Name ist 



$. 12. H^ortverztichmss. 



58 



stara;, sUura, cTjp4« Z. 26. 102. Gen. sg. m. 
von'star> a» o (priscus). 

8tol^:stol» CTOA, Z«61.Acc.sg;. Der einfache 
Stamm stol» soünm» Fürstenstuhl» Thron, 
gleichbedeutend mit pr6-stol> im Alt- 
- slaw. gebräuchlich : in der Königin- 
hofer Handschrift und bei Dalemil nur 
stol - ec Das dem gemeinsten Serben 
noch bekannte Stolnt -Belgrad (Stuhl- 
weissenburg, Alba Regalis) setzt eben- 
falls ein .altserb. stol. Thron , voraus. 
(Den später gefundenen Beleg fiir das 
böhm. stoL s. §. 24.) Vgl. ob. ot. 

Stola, Stola, ctoaj, Z. 70. 91. 116. Gen. sg. 
von stol. 

s tr e b r o n o s n e, strebronosne, cTpespoNocNe, 
Z. 53 — 54. Gen. sg. f. Ton strebronosny, 
a^ o (argentifer). 

strebropenu, strebropenu, crpesporrfeHoy, 
Z. 11— »12. Acc. sg. £ von strebrop^ny, 
a, e (argentospumeus). Die Zusammen- 
setzungen, wo zwei Redetheile, ein Adj. 
und ein Subst., dergestalt z^ einem Be- 
griffverbunden werden, dass das Subst. 
nach Abwerfung seines Bildungsvocals 
bloss den Concretionslaut y, a, e an- 
nimmt, gehören wohl zu den ältesten 
und gangbarsten in der slawischen Spra- 
che ; vgl. dlühorukj^, dldhonohy, kritko- 
zraky, öernovlas^, krivoust^, kfivonosj^, 
kfivonoh^, tvrdohlav^^ u. s. w. Vgl. vfi- 
kozizny und zlatop^sky. 

strezibor, Strezibor, crpeicHsop, Z. 52. 
Acc. sg. (n. pr). 

stroia, stroja, ctpom, Z. 2. Praes. 3 pl. von 
'- stroju, -jiti (parare). 

aftupi; 9tup], croYtiH, Z. 59. 60. 61. Praet. 
^ sg. von stnpiu, «iti (adscendere)» 

$u, su/toy» Z. 44. 65. Praes. 3pl. vonjesm 



/ 



:'j'."' 



^sum). 



'. I 



suadi, svady, cBdAM, Z. 120. Gen. sg. von 

svada (lis). 
suatu, svatu, cbjtoy, Z. 128. Dat. sg. m. 

svat, a, o (sanctus), . 
suditi, suditiy coYAHTH, Z.41. 120. Inf. von 

suziu (judico). 
sudne, sudne, coyah-», Z. 94. Nom. dual. 

f. von suden, -dna, -dno (judicialis). 
sudte, sud'te, covAbre, Z. 118. Imp. 2 pl. 

von suziu, suditi (jndicare). . • 
suego, svego', caero, Z« 59. Gen. sg. n. 

von svoj, a, e (suus). 
8 u e i, svej, CB6N, Z. 1 . Dat. sg. £ von svöja{sua). 
suemu, svemu, cBeucy, Z. 93. Dat. sg. m. 

von svoj. ' 

suete, svietöy csie-ra, Z*. 34. Loc. sg. m. 

von sviet, a, o =: svat, a, o (sanclus). 



T. 



taco, tako, t4ko, Z. 89. 125. Acc. sg. n. 
von tak,a,o(talis). 2) Adv. Z. 115. (ita). 

te, üe, Tie^ Z. 12. Acc. sgf. vpn ty. (tu). 

tetui, Tetvy, Tersbi, Z. 27. 102. Gen. sg. 
von Tetva (n. pr.). Man hat an dieser 
Stelle früher irrig »ietui« gelesen; in 
der Handschrift steht deutlich »tetui.« 
Sowohl der grammatische , als der lo- 
gische Sinn (es folgt: j^iie pride, was 
auf rod nicht füglich bezogen werden 
kann) erheischen hier einen dem Ge- 
nitiv Adj. masc. Popelova entsprechen- 
den Geüit. SuhsY. inasc. Dieser ist T(etvt 
von deriiHannsnainen Tetva, des^M ehe- 
maliges Dasein iiib' Ortsnamen T^tevöice 
in WestgaKeien und •Tctivbn'öileif Tete- 
ven in Bulgarien ' erweis^ü^ Tetva ist 
der mittelst des epentheti^hen « erwei- 
terte bekannte Mannsname «Teta (TgkDa* 
nilovid Lit(^^ liteV. %^A\i^ wi4 ^▼^hält 

8* 



60 



Denkmäler der bükmucken Sprache. Libusat Gerichi. 



sich lu dem vor Alters gebräuchlichen 
Tety eben so, wie Budva zu Budy (bei 
Neslor), Bukva zu Buky u. s. w. Man 
^gl. auch die fem. cr'ky , srb. crkoT und 
crkya» böhnu cirkey, liuby-ljuboT, vSty 
-ySley, kony-konev, konya, koty-ko- 
tey» kry - krev u. s« w. Assonirend» je- 
doch unverwandt unserem Tetva ist der 
altruss. Name Tatev« 

tiho, ticho, THxo, Z. 85. 86. Das Neutr. des 
Adj. indef. tich, a» o, als Adv. gebraucht. 

trasehu se, trasechu sie, Tpjcexoy cie, 
Z. 108. Praet. 3 pL von trasu sie, trasti 
«LQ (tremere). 

tri, tri, tph, Z. 29. 104. Numer. (tria). 

trut,Trut,TpoYT, Z.48^49. Nom.sg. (n.pr.) 

tu, ti^ TOY» Z. 3. Adv. (tunc). 

tucu, tudu, TOYvoY, Z. 13 — 14. Acc. sg. von 
tuöa (nimbus). Das Wort tuöa, Wetter- 
wolke, Wetterguss (Regen, Hagel,Schnee), 
kommt in der Königinbof. Hdschr. eben- 
falls vor; im Altslaw. ist es alltäglich. 

tuoie, tvoje, tboic, Z. 92. Acc. pl. f. von 

tvoj, a» e (tuus). 
turen^ turem^ Toypeu, Z. 110. Soc. sg. von 

tur (taurus). 



IT. 



u, u« OY» Z. 65. 66. 80. 82. 9a. 127. Praep. 
(apud). 

u« 1^ oYy Z« 119. Adv. (jam). In dieser Ein- 
fachheit selbst im Kirchenslawischen sel- 
ten» dagegen mit ne: ne u (nondum) 
allgemein ; sonst u-ie, ju-ie« 

udiy «dl, oYAHt Z. 109. Nom. pL von ud 

(membrom). 
umre» unre» oyupe^ Z. 2~3» Ptaea* ik FuL 

9 8gw voa nomi» mmriA (mori). 



une, une, dyns, Z. 4&. Nom. pL £ von imy, 
a, e, und dieses statt juny, juna« ' june, 
jung, wie u (jam) statt ju, utr' st. jutr* 
(vgL das spätere v*n-iutf, jetzt vnitf), 
utroba. So» ohne j, treffen wir die Wör- 
ter uny, unost", unota, ug, uiny, utro, 
u. s. w. in altslw. u. altruss. Hss. unzähli- 
gemal an, wir wollen jedoch bloss ein 
paar Beispiele auf unser uny ausheben. 
Wir lesen in der L^top. Pu&kin. od. 
Laurent. »Otstarcaidounago« J5fr.m. 
Anm. 355., in der L^top. Troiok. »ot 
unosti svojeja« Kar. IV. Anm. 160., in 
Kalajdovi5*s Joan Exarch S. 179. uno- 
ta St. junota, Jüngling (jinoch) u. s. w. 
Man hat an dieser Stelle bis jetzt das 
Wort une durch unie (meliores) gedeu- 
tet, was sowohl grammatisch unrichtig 
isU denn unie ist Adv. (melius), und statt 
des Adj. unii ist unii (melier) gebräuch- 
licher, als auch eine hinkende, unge- 
wohnliche Ausdrucksweise (durch Comp. 
St. Posit) gibt 

ustauiti, ustaviti, oyct4bhth, Z. 82. Imp. 
2 pl. von ustauiu, -iti (statuere). Man 
merke, dass ustaviti, ustav od. ustava, 
in der Bedeutung von beschliessen^ ver- 
ordnen, Beschluss, Verordnung in den 
meisten slaw. Dialekten ein von Alters 
her gebräuchlicher poliu -jur. Kunst- 
ausdruck ist. 

ustauiti, ustaviti, oyct4bhth , Z. S9-*-40. 
Inf. von ustaviu, 

utr, utr', oYTpb, Z. 38. Adv. (intra) als Praep. 
gebraucht. Von diesem, sogar im Alt- 
slaw. nicht albuhäufigea (vgl. Joan Ex- 
arch S. 63. coL 1), mit dem lat« intra 
übereinstimmenden Stamme komiot unser 



5. 12. JF^iveneieknüs. 



61 



niitf« entstanden ausT*n-iutf« undutroba, 
das Innere, praec(H*dia. 
utrob e, utrob^ orri>oc-ft« Z. 108. Loc. sg. 
Ton utroba (yiscera). 



V. 



u, V» B, Z. 4. 6. 28. 33. 37. &8. 60. 61. 76. 
99 (zweimal). H)4. 106. 126. 129«Praep.(in). 

uadita s e» yadita sie« mantj cie, Z.18.20. 
73. Praes. 2 duaL m« tob vaziu sie, Ta- 
diti sie (litigare). 

uan^ vam, mu» Z. 120. 122. Dat. pl. von 
ty (tu). . 

uas, vas, bjc« Z. 80 — 81.82. Loc. pL yonty. 

uece« vece, aeqe« Z. 116. PraeL 2 sg. von 
vecaju, vecati oder yeceti (dicere). 

uecinu, yieöinu, BievHNOY» Z. 98. Acc. sg. 
von yiedina« majorilas« die Mebrheit; von 
yiece (mehr), yiedsi (grösser).. Man Tgl. 
das bereits in den ältesten serbischen 
Gesetzen und Urkk. in demselben Sinne 
vorkommende veäi uüd ve6ina, z.B. in 
Steph. DuiSan's Gesetzen §. 150: ikamo 
se veci klnn i koga veci oprave, tizi da 
SU virovani u. s. w. Die früher ver- 
suchte Ableitung von v^ce, fuss. v^de, 
srb. ve6e, ist uns aus vielen Gründen 
unwahrscheinlich: besonderSi weil aus* 
drücklich vorausgeht: je sie glasy cC^ 
slem pr^gliedati. 

uecosiznib« väkoüznych, vaKoxH^iibix, Z. 
75« Gen. pL m« von v^oüzny, a# e (aeter- 
num vivens). 

ueglasne, viglasnS, B^rA^cir», Z.63. Nom. 
duaL f. von v6glasen, -snii» «sno (sagax). 

uescbam, vöSöbam, b^svbju, Z. 64. DaL 
pl. von viiäba (vadctnium). 

ai# vy, Bbi, Z. 123^ Acc pL von ty (tu). 

uiberuce> vybemce^ sMaspoviie» Z. 6* Ge- 



rund, praes. pl. f. von vyberup •brati 

(eligere). 
uipLacausi, vyplakavü» BMnAJKjaiiiii^ Z. 15 

— 16. PraeL Gerund. f. von vyplakaju» 

^ti (eluere). 
uipouediy vypov^di, Bbinoa^AH, Z. 80. 87. 

9 1 -^92. Acc. pL f. von vypovöd (edictum). 
ui|iuitir vypraviti, BbinpjBHVH» Z. 48. Inf. 

von vypraviu (dimittere). 
nisegrade> Yy^grad^, Bbiiiierp4A-af Z. 34 — 

35. 39. 58. Loc. sg. von VySegrad (n.pr.) 
uitzouim, vitiezovym, BH-nei^oBbiu, Z. 64. 

Dat. pl. {. def. von vitiezovy« a» e (aVl 

heroem vel judicem pefrtinens). Vgl. 

V 

Cechovy. 

uincene, vyuöenS, BbiOYveH-s» Z. 63 — 64. 
Nom. dual. f. von Part pr. pass. vyuöen» 
a> o (edoctus). 

ulade» vlade, bajag» Z. 113. Praes. 3 sg. 

von vladu« vlasd (imperare» potiri). 
ulade« vlad^> sAdA-^y Z. 123. Dat sg. von 

vlada (imperium). 

uladikami, vladykami, BAäAhiKäun, Z. 7 — 8. 

Soc« pl. von vladyka (pater familias). 
ul adieu, vladyku, bajaukov« Z. 4 — 5. Acc. 

sg. von vladyka. 

uladiki, vladyky« BAdAMKu, Z. 8 — 9. 54 — 
55.58.71. 79. uladik(i) Z. 85. 117. Nom. 
und Acc. pl. von vladyka. 

uladl, vladl, ba4aa« Z. 122. Praet. part act 
m. von vladu, vlasti (imperaret potiri). 

uladu, vladu , bajaoy^ Z. 4. Praes. 3 pl; 
von vladu» vlasti. 

u lästig vlasd, bajcth, Z. 29. 77. 104. 106. 

IIB. In£ von vladu. 
ulastouica, vlastovica, BAJCTomniJ, Z. 30- 

3U Nom. sg. (hirundo). 
nie tau o, Vl'tavo, om^tiibo, Z. li^ Voe» sg. 
Vrtava (n. pr). 



6» 



Denkmäler der böhmischen Sprache* Libusa's Gericht. 



uletorecnih> '^'toreönych > BAbroptivNbix^ 
Z. 51. Gen. pl. n. von vrtoreöny, a, e. 
Das Wort isU unserer Ansicht nach, zo- 
saramengesetzt .aus vlto- und r6öny. Das 
verschwundene Subst. f. yVfC kann von 
vlajn se abgeleitet werden; vgl. plt' 
Floss von pli^u schwimme« mrt' todtes 
Wesen von mru sterben« drt' Sägmehl 
von dru rebse, reibe u. s. w. Zu der 
Annahme eines verschollenen vl't' be- 
rechtigen ^uch die unwiderleglich sla- 
wischen Flussnamen Ylt-ava (diese vor^ 
herrschende Endung unserer Flussnamen 
kann mit dem laU aqua« ahd. aha ver- 
glichen werden) in Böhmen» und russ. 
Yolta, poln. Yelta (= altslaw. YPta) in 
Russland (fliesst im Gpuv. Minsk unter- 
halb Leonpor in die Dwina) u. m. a. 
Die Compos. mit o wäre wie in smrto- 
nosn^ u. a., wo der Uebergang des wei- 
chen Consonanten in einen harten statt- 
haft» und die Bedeutung 1) fluthrinnend 
(undifluus), 2) flussreich, wasserreich. 

unori, vnori, bhoph , Z. 112« Praes. 3 sg. 
von vnoriu, -iti. Als Neutr. sonst ohne 
Beleg; als Recipr. in Star. Sklad. 11. 
192. Neb sie had k detem nevuofil. 
Ygl. pol. wnurzyö, allslaw. vnrJti (sub- 
intrare, subrepere). 

uoda» voda, boa4» Z. 69. Nom. sg. (aqua). 

uodi« vody« eoAbi, Z. 17. Gen. sg. vonvoda. 

uodu« vodu« BOAOY» Z. 10 — 11. 11. Acc.sg. 
von voda. 

uoieuodi^ vojevpdi» BoieaoAH» Z. l«Praes« 
3 sg. von vojevpziMf «diti (ducem esse, 
ductare). . . . • , 

uolte« voFte« BOAbts^iZ. 120. Imper. 2 pl. 
von voliu, -iti (eligere). 

usac, vsiak;» bcmk, Z-ti<Noi|i. sg^ m. (qaivis). 



use» vsie, bcib, Z. 3. Nom. pl. i. von ves\ 

vsia, vse (onmis). 

use» vsie, Bcie, Z. &4« Acc. ^m. .von ves*. 

u s ij vsi, BGH« Z. 109. Nom. pl. m« von ves\ 

usta, vsta, bct4, Z. 88. 96. 115. 124. Praet. 
3 sg. von vstanu, vstaü (surgere). 

US tabu, vstachu, bctjxoy» Z. 8. PraeL 3 
pl. von vstanu. 

ustanu,V8tanu,BCT4MOY» Z. 106 — 107. Praet. 
3 sg. von vstanu« vstanuti. 

utorei, vtorej, btopsh« Z. 6&. Gen. sg. f. 
von vtory, a« e (alter). An dieser Stelle 
wurde früher irrthümlich vterej gelesen 
und gedruckt: in der Hs. steht unzweifel- 
haft 0, nicht tf. 



z« s» Cy Z. 103. Praep. =mic (cum)« 

z, s, i^t Z. 5. Praep. naus {ex, de). 

za> za» XA, Z. 12. Conj. (num). Jetzt zda. 
Die alte einfache Form kommt in den 
Starob. SklÄd. öfters vor« z.B.'Zamni^, 
by tamo utieial« Za vaoil, ieby pfed to- 
bü b^ial« II. 214 (Alex. Y. 1368—69), 
Za by popf^l mn^ nebohu, II, 48 (Jan 
Y. 28), Za by mohli na kom tu winu 
shiedati, III. 33. (Pa$. Y. 114) u. s. w. 

zaconuy zakonu, :(4kohoy» Z. 9. 42« 75. 119. 
128. Dat. sg. von zakon (lex). 

zapodobno, zapodobno, xänoAOuno» Z. 114. 
Das Neutr. des Adj. indef. zapodoben, 
•bna, »bno (consentimeum), als Adv. ge- 
brauchL Auf dieselbe Weise mit za ver- 
bunden wird in unseren ältesten Quel* 
len (Wittenb. Ps.> Legend, u« s. w«) v£r- 
' ny und v^mo, gebraucht y^^^Jungmanns 
Wörterb. u. Zavfirn6, Zav^m^. ^ 

z a r u e> zarve, i^Apw, Z. 100. Praes» 8 sg. van 

• -• zarvn, zanrati (finemier«)» 



.'< . 



§. 13. Orehographü, 



zde> sde, cAe> Z. 117*— 118« Adv. (hie). 
zelenihy zelehych, ^tA^ntm, Z. 15. Geii.pl. 
;'» .f.*Ton zeleny, a> e (Tiridis). 
alaha, alaba» cAdsj, Z. 123. Nom. sg. tob 

ftlab a, o (debiUs). 
zlata> zlaU» i^ajtj, Z« 70. 91. 116. Gen.sg. 

m. Ton zlar, a, o (aureus). 
zlate» zlatö, ^^A^rray Z. 33. Luc. sg. n. von 

zlaty a« o. 
zlatonosne« zlatonosne^ ^AjTONocira , Z. 23. 

Loc. 8g. £. von zlatonosen» -sna» -sno 

(aurifer). 
zlatopeacu« zlatopäsku« ^AJTormcKOY» Z. 1 6. 

Acc. sg. f. von zlatop^sky, a, e (auro- 

arenosos). 

zlauna« slaTna, cajbnj« Z. 90. Yoc. sg. f. 

von slavny, a, e, oder von slaven« vna, 

-vno (celeber), da die Indef. den Yoc. 

meist dem Nom. gleich haben: VySegrade 

tvrd, rode nev^ren u. s. w. 
zlanne, slavn§« cAJBN-a, Z. 62. Loc. sg. m. 

von slaven« 
zl-auni« slavny« cAsanbi, Z. 6. Acc. pl. m. 

von slaven. 
zlec« iV6, xAbv« Z. 107. Nom. sg. (bHis). 



zlise, slySe« cAbtue, Z. 36. PraeU '^ sg. von 
slySuy -ati (andire). • *•' " 

zliseste, slyfieste« cAbtttiacre, 'Z. 1 1 1. 'Praet. 
2 pl. von sly^u. " * - »■ '* • 

zlouo, slovo, cAOBo« Z. 89-^90. 125. Acc* 
sg. (verbum). ' 

zmia« zmija« i^mhm« Z. 111. Notn.sg. (vipera). 
Die Mat. Verb, und der h^. Psalter bie- 
ten nur das ms. zmij dar; die übrigen 
Dialekte« namend^ch der Kirchenslawi- 
sche« in welchem beide Formen« zmij 
imd zmija« gangbar« bestätigen die Rich- 
tigkeit des Genus in unserem Fragment. 

zuate« svate« csdre« Z. 95. Acc. sg. n. von 
svaty« a« e (sabctus). 

zuatocudna« svatocudna« cb4toi4oyan4« Z. 
68—69. Nom. sg. f. von svatocudhy« a, 
e (sanctepurgans). Zusammengesetzt aus 
svaty« und cudny von cud« Reinheit, und 
dieses von cüditi (purgare)« daher auch 
cuda Bezirksgericht« eigentlich Reini- 
gungsgericht. 'Vgl.Jungmanns Slow. Ces, 
u. Cud u. Cauditi. 

zutoziau« Svatoslav« cadTocAda« Z. 43. Acc. 
sg. (n. pr.). 



§. i3. Orthographie. 

Es lag in der Natur der Sache« dass die ersten Versuche« das Böhmische oait 
lateinischen Buchstaben zu schreiben « roh und mangelhaft ausfallen mnssten. Die böh- 
mische Sprache besitzt« gleich ihren Schwestern« den übrigen slawischen Mundarten« 
eine Anzahl Laute« welche im Lateinischen nicht vorkommen« zu deren Bezeichnung 
demnach das Latein auch kein Mittel bieten konnte. Wahr und treffend ist es« was der 
bulgarische Mönch Chräbr in seinem Bericht von dem' Ursprünge des cyrillischen Alpha- 
bets in Bezug auf das Griechische bemerkt. ««Die Slawen« sagt er, hatten ehetnats keine 
Bttcher« sondern lasen und wahrsagten mit Strichen (Linien« ör^tami) und Ritzen (f^zkan^t)« 
so lange sie Heiden waren. Nachdem sie getauft wurden« bem&hten sie sieh das Slawi- 
sche mit' römischen und griechischen Buchstaben« ohne alle feste Regel« tu schreiben; 
denn wie kann man mit griechischen Buchstabeti richtig slawisch schreiben' 'bbg (GrOÜ)« 
oder fctvot (Leben)« cNltr-E61o(adhar)'« oder er^kov (Kirche)« oder ciaan^e (H^flBMMg)« oder 



6(8 Denkmäler der böhmuehen Sprache. Ubusas Gericht. 

Schreibweise tttid Aussprache« das cyr. a« pol. e« durch ein yV wiedergegeben werden 
sollte , also in te, se« seise> suete« cneznu« cnesna, use (acc. pl.)« snehu, pocehu« uecinu 
u. s. w. Nicht mehr Sicherheit und Geschicklichkeit in der Anwendung des i statt j 
verräth der Schreiber des Eyangeliums, wie wir unten sehen werden. Die Ursache dieser 
ungleichen und unvollständigen Bezeichnung des im Slawischen so häufigen Lautes j 
(bekanntlich liebt der Slawe den Zusammenstoss zweier Vocale in einem Worte nicht, 
sondern fügt zwischen dieselben gern ein j ein) liegt wohl zum Theil in der Verschieden- 
heit de^ Aussprache ; denn so wie es jetzt ganze « yon echten und unverdorbenen 
Slawen bewohnte Bezirke gibt, in denen die Mollirung der Consonanten bis zur Un- 
gebühr Tera^säumt wird (Schreiber dieses stammt selbst aus einer Gegend, wo man 
lübit St. Ijiibit*, lübost st Ijubost', lüde st Ijude, kvon, dlan, chut, nyt, paiit« smrtu. s.w. 
statt köä, dlaü, chut\ nit\ pazit', smrt' u. s. w. spricht), ebenso hat man Gründe zu 
vermuthen, dass schon in jener alten Zeit die Aussprache dieses Lautes nicht in allen 
Ländern und Gegenden gleichförmig und folgerecht war. Doch mag in den meisten Fällen 
das Weglassen des j bloss auf die Schuld der Abschreiber kommen. Wir bemerken, 
dass sogar in sehr alten cyrillischen Handschriften bereits moa, tvoa, svoa, dteni-e, 
rydani-e, blagaa, mnogaa statt moja, tvoja, svoja, 5teni-je, rydani-je, blagaja, mnogaja 
u. s. w. gelesen wird, ungeachtet im cyrillischen Alphabet durch die combinirten Zeichen 
M, le, lo, M, Mi, für die Bezeichnung des Lautes j hinreichend gesorgt war. Wir wollen 
nun in unserem Fragment das ursprüngliche j an den betreffenden Stellen nach Analogie 
herstellen *) , mit Ausnahme einiger Wörter , wie im, im - ze, u, utr, u. s. w. , deren Aus- 
sprache sogar in Böhmen damals nach Gegenden und Volksmundarten schwankend und 
ungleich gewesen sein muss. So schreibt der Interpret des Evangeliums Z. 106 iuse, d. i. 
ju - ie (schon), wozu das spätere jiz stimmt , während noch heutzutage der gemeine 
Böhme und Slowak, gemäss dem u in unserem Bruchstück, oder dem uze im Evang. 
Z. i3S, nur ui spricht 

Das böhm. k wird auf doppelte Weise wiedergegeben ; am häufigsten durch c : 
usac L vsiak, uladicu 1. vladyku, cmetmi 1, kmetmi, zaconu 1. zakonu, oplacausi 1. opla- 
kavSi, caco L kako, cruto 1. kruto, criue 1. krive, cdi 1. kdy, procni 1. prokni u. s. w., 
seltener,' und im Ganzen bloss sechsmal durch ki\x L ky, uladiki L vladyky, kegdi 1. 
kegdy« pleki 1. pFky« reki 1. r^ky, deski 1. desky. Der Schreiber scheint darin eine 



^) In der MoÜiintig dek'Pait. pr. pass. der 3 Conj. nach n, x. B. uftinien, und des Pron. nieho, niemn, 
nieiiiy haben wie die spfitere Regel und jelsige b^äumsche Aussprache be&lgt: denn die meisten Hat. 'des 

' Xm nnd XIV Jahrfal., die wir eingesehen haben, schreiben in diesem Falle, wie die altbolgarischen, nnr 

ein e, nicht ie. Nur 4^. serbischen Codd. haben regelm&ssig ein m nach n. Die Analogie spricht allein 

dings für die Mollirung (die Einschidtung des / und % im Altslaw. : sta\l^n, roiden, und die .Verif and- 

hmg des «i, l, is, i tm BShm. in s, c, i, /, sind eben durch das weiche i bedingt), doch Ifisst sich die 

' " harte Aussprache für gewisse Zeiten nnd Gegenden auch nicht abstreiten. Was den Böhmen in demSSeit* 



S. 13. Orthographie. , 67 

Regel zu befolgen, dass er vor e und ( nur k stellt, in allen übrigen Fällen aber 
da» c gebraucht« Dieselbe Consequenz werden wir bei dem Schreiber des Evange'» 
liums wahrnehmen. 

Dass hartes und weiches r oder das heutige r, eben so wie hartes und weiches /, 
in den zwei Fragmenten nicht unterschieden wird, leuchtet von selbst ein und bedarf 
keiner weitern Erklärung. In den lateinischen Handschriften und echten Urkunden aus 
dem XI — XII Jahrb., die böhmische Wörter enthalten, kommt das rs oder rz für das 
weiche böhmische r noch gar nicht vor; im Xlllten finden wir es bereits aUgemein 
herrschend. Wenn wir auch gern zugeben, dass die Böhmen in der Zeitperiod^, in welche 
unsere Fragmente fallen, den Unterschied des harten und weichen r gekannt und in der 
Aussprache genau beobachtet haben, so können wir doch die Meinung, die Aussprache 
des letztem wäre schon damals der heutigen gleich gewesen, nicht theilen. Denn es 
ist uns kaum glaublich, dass, ungeachtet der Unbehilflicbkeit der ältesten Schreibweise, 
die sogar den Unterschied des c und c oder s und s unbezeichnet Hess, dennoch bei der 
auffallenden Natur dieses schwirrenden Lautes, irgend einem Schreiber des XI oder XII 
Jahrb. wenigstens zufallig nicht ein rs oder rz entwischt wäre , falls die Böhmen wirklich 
schon damals das r so ausgesprochen hätten, wie sie es seit dem XIII Jahrh« thun. Wir 
glauben demnach, unsern Fragmenten die alte slawische, bei den nächsten Stamm- und 
Sprachverwandten der Böhmen, den Slowaken, noch heute gangbare Aussprache räy« 
r^jech, rede, rizy für das geschriebene reki, rejeh, rece, rizi u. s. w. mit Recht vindi- 
cirea zu können. 

Das böhm. s, cyr. c, wird zweifach bezeichnet: 1) durch si s 1. s» suei 1. svej, 
si 1. si, snemi 1. sniemy, ustahu 1. vstachu u. s. w. ; 2) durch zi cizlem 1. dislem, zlauni 1. 
slavny, zlise 1. sly^e, zlaba L slaba, zlouo 1. slovo u. s. w. Der Interpret des Evangeliums 
gebraucht in böhmischen Wörtern ebenfalls beide Zeichen, z und s, abwechselnd, und 
zieht nur in fremden das s constant vor : hierusolim, esaias, iudas u. s. w. Die ältesten 
lateinischen Denkmäler stimmen in dem Gebrauche beider Zeichen, s und z^ für das 
böhm. s mit unsern Schreibern überein: man Uest in denselben Zuatozlaus« Zobizlaus 
u. $• w. , aber auch Lubgost, Zastup, Sobik, Gostac u. s. w. 

Für das böhm. i, cyr. ui, setzt der Schreiber ohne Ausnahme s : mutisi 1. mutidi, 
hrudos 1. Chrudos, lubusine 1. LiubuSine, uisegrade 1. Vysegradä, creconosi LKr'konoä 
u. s. w« Eben so der Interpret des Evangeliums. 

Das böhm. v, heutzutage w, cyr. b, wird durch u ausgedrückt: usac L vsiak, «uei 
1. svej, uoieuodi 1. vojevodi, glaua 1. glava u. s. w. Bekanntlich wurde im Zeitalter un- 
serer Fragmente auch im Lateinischen das v von ü nicht unterschieden. 

Für das böhm. y, cyr. -bi, od. bi, wird nur i gesetzt: uladüd 1. vladyky« zliseste 
1. $ly$este, bi 1. by , suadi L svady, ki 1. ky, vi 1. vy, pleki 1. pl'ky u. s. w. An der Ver- 
schiedenheit der damaligen Aussprache des i und y dürfen wir wohl nicht zweifeln (aus 
dieser Verschiedenheit erklärt sich, warum lateinische Schreiber in böhmischen Naipen 

statt y manchmal » oder ui setzten« z. B. Nezamuzlus oder Nezamuizlus au Nezamysl); 

•9* 



68 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht. 

doch die ersten Schreiber» in lateinischen Schulen gebildet» beachteten jene feineren 
Vocalunterschiede nicht. 

Das böhm. z, cyr. z» wird in beiden Fragmenten stets durch z wiedergegeben: 
z (z roda)» zaconu 1. zakonu, za» zelenih 1. zelenych, mezu (jetzt mezi)» zlatopescu 1. zlato« 
p^sku» radbuze 1. Radbuze» rozlosito 1. rozlozito u. s. w. 

Das böhm. z, cyr. m, wird auf zweifache Weise bezeichnet; 1) seltener durch zi 
cneznuj. knieznu» zlcc 1. zFö» also im Ganzen nur zweimal; häufiger 2) durch s\ muse 1« 
muzie» seni 1. ieny» sbosiem L sbo^iero, iense 1. jen-ze» sese 1. sie-ie» sirne 1. zime» drusna 
1. druina u. s. w. Der Schreiber des Evangeliums verwendet bloss den letzten Buch- 
staben zur Bezeichnung des z» und in lateinischen Quellen dürfte das z für i ebenfalls 
höchst selten vorkommen» z. B. Ziznaua st. 2iznava. Unser Schreiber ist auch darin 
ungleich » dass er einmal» Z. 38» cneznu^ sonst aber überall » und zwar Z. 42» 60» 69 - 70» 
90-91» cnesna» cnesno» schreibt. 

Es bleibt übrig nachzuweisen» wie der Schreiber die den cyrillischen 'b» b» a» und « 
entsprechenden Laute im Böhmischen bezeichnet habe. Für die cyrillischen Halbvocale 
Jer und Jeröik (^ und b)» wovon jenes dem schwachen o, dieses dem schwachen e und ( 
anderer Sprachen vergleichbar» gebraucht derselbe regelmässig und ohne Ausnahme e, 
welches er in Sylben» die jetzt mit einem / oder r geschlossen werden und vocallos 
lauten» stets diesen Consonanten nachsetzt» z. B. piczne 1. pVznie» uletauo 1. Vl'tavo» pleki 
1. pl'ky, hlemca 1. chl'mca» creconosi 1. Kr'konoSi, bred 1. br'd, uletorecnih 1. vFtorSönych» 
zlec 1. il'ö» preuencu 1. pr'vencu» ce 1. öe cyr. vb» sesipausi 1. sesypaväi cyr. cbCbindsuiH» 
kegdi 1. kegdy cyr. K-bPAbi» hraber 1. chraber cyr. xpdBbp-b» deski 1. desky cyr. AbCKu» 
mec 1. meö cyr. ubvb» praudozuesten 1. pravdozvesten cyr. npdBAo^e-ftCTbN'b» seber 1. seber 
cyr. cTbcep-b» sebraste 1. sebrastS cyr. c'bBpacTft» se 1. se cyr, cb» okence 1. okence cyr. 
oK'bfibqe- Der Schreiber des Evangeliums beobachtet in allen ähnlichen Fällen dasselbe 
Verfahren. In dem einzigen Worte iskati Z. 127» welches iskat' zu lesen ist» steht in 
unserem Fragment ein i statt b ; im Evangelium treffen wir davon ebenfalls nur ein Beispiel 
an» nämhch neuesti sU nev^st*. Diese merkwürdige Vocaleinschaltung war auch andern 
böhmischen Schreibern nicht fremd. Wir wollen zuerst das e belegen. Die Mater Yer- 
borum bietet drei Beispiele einer ähnlichen Verwendung des e dar» nHmlich plet (rates) 
für pl't'» trest für tr'st' und drebne (riget) für dr'bne; vgl, drbnu» drb^m» und slk. trpnü 
(rigeo). Aus alten lateinischen Quellen» die freilich insgesammt bedeutend jünger sind 
als unsere Fragmente» kann man nur wenige Belege f%ir den Gebrauch des e anführen ; 
doch lesen wir in einer Urkunde von 1088 na Treztenici st. na Tr'stenici, in andern ürk. 
von 1087» 11)1 und 1199 Brene» Brenne» Brennensis statt Br'no » Br^nensis» in dem 
SpitihnSwischen Stiftüngsbrief der KoUegiatkirche zu Leitmeritz um das J. 1057 Brennaz 
st. Br*fias» und in einer Urk. vom J. 1175 Cretkou» welches uns unzweifelhaft der sonst 
häufig vorkommende und bekannte Naihe Gr^tkov» jetzt Gertkov» russ. Cortkov» zu sein 
scheint Dahingegen trifft' man in Urktinden und Handschriften des XI und Xllten Jahrh. 



§. 13. Orthographü. 69 

in allen jenen Fällen, wo unsere Schreiber das e setzen, gar häufig ein i an« Wir wollen 
einige Beispiele ausheben: Urk« 1030 Gridon 1. Gr'doä, Urk. 1052 Vlikona, Vlicum, 1« VI** 
koii, Urk. lOdo Gridesici, Gridata 1. Grdesici, Gr data, Urk. 1088 Brinne, Crina, Grid L 
Br'no, Cr'na, Gr'd , Urk. 1108 Sobegrid 1. Sobegr'd, Urk. 1115 Zuatoplic 1. SvatopPk, 
Urk. 1130 INa Tristenici 1. na Tr^stenici, Urk. 1144, 1164, 1174, 1177, 1187 Drisizlaus 1. 
Driislav, Urk. 1146, 1175, 1177 Plizen 1. Plzefi, Urk. 1169 Twridisse 1. Tvr'dise, Urk. a. d. 
Xn Jahrh. Trinoua 1. Tr'noTa, Drisicray 1. Dr'zikraj, Mat. Verb. (1202) zlich 1. zrö u. s. w. 
In dem Nekrologium des ehemaligen Benedictinerklosters Podlazic liest man : Drisek, 
Vlicek, Vlicenca, Turidon st. Dr'zek, Vldek, vröenka, Tyr^doü, und in den ältesten 
Handschriften des Cosmas : Zribia, Zribin, Zuatoplik, Dligomil, Drisiroir, Wlitawa, statt 
Sr^bia, Sr^bin, SvatopPk, Dlgomil, Drzimir, Wluwa. Im XIII und XIV Jahrh. wurde 
umgekehrt das i dem / und r Yorgesetzt, und Pilzna, Dilgomil u. s. w., geschrieben. 
Woher nun diese auffallende Schreibart? Ungeachtet uns recht wohl bekannt ist, dass 
sich in einigen Wörtern dieses Einschalt- e in der Aussprache festgesetzt und durch das 
ganze Mittelalter hindurch bis auf unsere Zeit erhalten hat, z. B. in krev st. krV, trest' 
St. tr'st', kfest st. kr'st, plet* sL pl't* (Fleischfarbe, Fleisch, slaw. plV, russ. plot'), kr eö sL 
kr'ö, blecha st. bPcha, btfevno st. br'vno u. s. w., in andern Wörtern hingegen ein u an 
seine Stelle getreten ist, z. B. in slunce, chlum, pluk, dluh, kluzky, tluku, tlusty, iluty, 
iluna, ölun, ölunek (schon in der Mat. Verb, mit u geschrieben), so glauben wir doch 
nicht, dass die alten Böhmen in allen diesen und ähnlichen Wörtern das e oder i wirk-, 
lieh stets so rein und fest ausgesprochen hätten, als es diese Schreiber bezeichneten; vielmehr 
halten wir es entweder für einen blossen Nothbehelf der Schreiber, welche, an das Latei- 
nische gewöhnt, nicht begreifen konnten, wie man Sylben ohne Vocal bilden und schrei- 
ben könne, oder für eine Nachahmung der cyrillischen Schreibweise, und dieses letztere 
ist uns sogar wahrscheinlicher. Bekanntlich ging der Verfertiger des cyrillischen Alpha- 
bets von dem Grundsatze mehrerer orientalischen Sprachen aus, dass jede Sylbe mit einem 
Vocal, sei es mit einem lauten, oder mit einem halblauten, schliessen müsse, und erfand 
dazu, analog dem armenischen Jet, die Zeichen -b und b, welche in den ältesten bul- 
garischen und serbischen Handschriflen mit einer bewunderungswürdigen Consequenz ge- 
braucht und in vocallosen Sylben stets den liquiden / und r nachgesetzt, nie, wie oft in 
russischen, denselben Torgesetzt werden. Da nun, wie geschichtlich feststeht, Cyrill und Me- 
thod mit ihren Gehilfen das aus Constantinopel mitgebrachte slawonische Alphabet in Mäh- 
ren einftibrten, da selbst der h. Wenzel in Böhmen, zufolge der slawischen Legende, 
neben der lateinischen auch in der slawonischen Schrift unterrichtet war, und im Klo- 
ster zu Sazawa noch in der ersten Hälfte des XI Jahrb. cyrillisch geschrieben wurde ; so 
ist es uns nicht unwahrscheinlich, dass die an das Latein gewöhnten Schreiber in 
Mähren und Böhmen Cyrills Grundsatz der Vocalisation der Sylben befolgten, so wenig 
sie sonst geneigt sein mochten, sein Alphabet anzunehmen. Ohne uns liier weiter in 
eine Untersuchung der Natur und Genesis der Laute 'b und b einzulassen, da uns diess 
Ton nnserm Zweck zu weit ftkhren würde^ wollen wir bemerken, dass wir beim Umschrei- 



?0 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusa^s Gericht. 

Len des Textes unserer Fragmente in allen jenen Fällen« wo das / und r die Stelle des 
Vocals vertritt und zur Bildung von Sylben dient > die muthmassliche alte Aussprache« 
nach der Analogie anderer alten, zumal cyrillischen Denkmäler herstellen und den Weg- 
fall des e durch den Apostroph * andeuten werden, ohne uns durch AnomaUen der 
spätem böhmischen Mundart, die neben yrk, br'k, u. s. w. auch plet\ blecha, pluk, dluh 
u. s. w. recipirt hat, beirren zu lassen. Dahingegen wollen wir in Wörtern, wie den, 
meö u. s. w., die Herstellung des ursprünglichen b nicht urgiren. 

Das nasale cyr. a, dem das polnische c entspricht, wird in unserem Fragment 
ein paarmal durch a wiedergegeben, nämlich stroia I. stroja» ieia 1. jeja Z. 41, suatu Z. 
128 1. svatu, staglau I. Stiaglav und trasehu se Z. 108 1. trasechu sie. Hieher gehört auch 
das abbreviirte Zutozlau Z. 43, welches Svatoslav zu lesen ist Weit häufiger wird dafür 
ein e gesetzt, nämlich in te 1. tie, se 1. sie, u sese L t sie • ze, poce 1. poöie, suete Z. 34 
1, sviet§, cneznu 1. knieznu, cnesna 1. kniezna, use 1. Tsie, snehu se 1. sniechu sie, ie se 
1« je sie, uecinu 1. vieöinu, ieie 1. jeje Z. 88 u. s. w. In dem abgekürzten uitzouim Z. 64 
ist ebenfalls ein e zu suppliren, uitezouim 1. vitiezovym. Der Schreiber des Evangeliums 
verwendet, wie wir unten sehen werden, ausser a und e auch noch ^, ea, und ae an den 
Stellen, wo im Cyrillischen ein a, im Altpolnischen ein § stehen würde, und scheint da- 
mit die nasale Aussprache des Lautes andeuten zu wollen, wovon bei unserm Schreiber 
keine Spur anzutreffen ist. Die ältesten lateinischen Urkunden und Annalen schwanken 
«zwischen a und e; mau liest darin Zuatozlaus st. Svatoslav, Zuaton st. Svatoö, Suatohna 
St. Svatochna, Yacehna st« Vacechna, Zuatobor st. Svatobor, aber auch Brechizlav (Urk. 
um 1027) und Brecizlaus (Urk. 1167) d. i. Briecislav neben dem häufigem Bracizlaus oder 
Brachizlaus d. i. Bracislav, cyr. BpAqHCAdB'b, russ. Brjaöislav, ja ein und derselbe Name 
kommt in gleichzeitigen Urkunden bald mit a, bald mit e vor, z. B. Yacemil Urk. 1142, 
Vecemil Urk. 1146 (vgl. Vescemilus *Urk. 1185), Vezemil Urk. 1196^ und eben so in den 
ältesten Handschriften des Cosmas Bracizlaus und Brecizlaus u. s. w. Die neuere böh- 
mische Mundart hat an der Stelle des alten a, poln. f, bereits drei oder vier grundver- 
schiedene Laute, nämlich a in svat^, r4d, pata u. s. w., e in me, te» tezky, rAme, sjm^, 
pist", p^t u. s. w., e in zet', wzpomenu, se, pfedu u. s. w., j oder gar egj, egj in pjd', tjz, 
knjie, chodj pL, nosj pl.» oder chodegj, nosegj u. s. w. Die Verwendung eines und des- 
selben Zeichens, nämlich e, für zwei ihrem Ursprünge nach so verschiedene Vocale, als 
A und ti sind, wird durch den frühen Verlust der wahren Aussprache des letztem erklärbar 
und ist zu entschuldigen; wir haben indess beim Umschreiben unserer Fragmente, aus 
Rücksicht auf das hohe Alter derselben, beide Laute streng gesondert» und nur das echte 
cyrillische -» durch i wiedergegeben, für das cyr. a aber« wo es durch e bezeichnet wird, 
ein ie, welches wie je zu lesen ist, gesetzt. 

Dem cyr. ik^ poln 4, entspricht in unsern Fragmenten ein reines u, z. B. muse 1. 
muiie, cyr. mazije, rubi 1. ruby, cyr. raby, uladu 1. vladu, uiberuce 1. vyberuce, ustahu 1. 
vstachu, pohualihu 1. pochvalichu, praudu 1. pravdu, mutisi 1. mutidi u. s. w, Uiezu stim- 
men die in alten lat Urkunden und Annalen vorkommenden Namen und Wörter, so dass^ 



§. 13. Orthographie. 71 

wenn wir etwa den in den Fuldaer Annalen vorkommenden böhmischen Fürsten Zuenti- 
zlaus« und den allerdings at)ch in den einheimischen Urkunden und Chroniken so ge- 
schriebenen Namen Venceslau3 (seltner Vacezlaus) ausnehmen, weiter keine Spuren einer 
nasalen Aussprache der Laute e und a in diesem Zeitalter in Böhmen angetroffen wer- 
den. Aber selbst die Formen Zuentizlaus und Vencezlaus könnten eher für Nachahmun> 
gen einer fremden, polnischen Aussprache, als für treue Copien der damaligen böhmischen 
Sprechweise angesehen Verden, wiewohl an der ursprünglichen Gemeinheit der Nasal- 
laute a und € bei allen Slawen kaum zu zweifeln ist 
• * 

Von Abbreviaturen« die in unserem Fragment vorkommen, war bereits oben §. 7 
die Rede. 

Fassen wir nochmals alles bisher gesagte kurz zusammen, so ergibt sich daraus 
folgendes Schreibsystem, welches der Schreiber von LibuSa's Gericht bei Anwendung der 
lateinischen Buchstaben (lir die böhmische Sprache in Ausübung gebracht hat« Er setzt 
nämlich: 

a ftir a : roda, lata, glaua 1. glava u. s. w. 
b für b: nibi 1. ruby, neba« oba u« s. w. 

1c: orlicu L Orlicu, nemceh 1. NemcSch u. s. w. 
d: celedi L öeliedi, tucu 1. tuöu, mec 1. meö u. s. w. 
k: uladicu 1. vladyku, cmetmi 1. kmetmi u. s. w. 
d fOr d: rodna, pod, budete u. s. w. 

e : mezu, plamen, case 1. kaze u. s. w. 

^,-ft: deti 1. deti, Ichi 1. l^chy, dedini 1. dediny u. s. w. 

ie, a: snemi 1. sniemy, te 1. tie, snehu 1. sniecbu u. s. w. 

-b, b: uletauo 1. Vrtavo, pleki 1. pl'ky u. s. w. 
g für g: glinu, pognati, gor, pogubi u. s. w. 
h für ch: hodi L chodi, hraber 1. chraber u. s. w. 
i: otci, dati, rozli, suditi u. s« w. 

y: suadi 1. svady, glasi 1. glasy u. s. w. 

j: iaz 1. jaz, stroia 1. stroja u. s. w« 

b : iskati 1. iskat\ 

k; ki 1. ky, uladiki L vladyky u. s. w. 

1: hladne 1. chladne, zlata, plamen u. s. w. 

Ij, Ab : lubice 1. Liubice, luta 1. liuta u. s. w. 

m: bratroma, mosta, rozamu u. s. w. 

n: zaconu 1. zakonu, narodu, sudne u. s. w. 

nj, Hb: pleztie 1. pFzuie, rozuzenu 1. rozsuzeniu u. s. w. 

o: caco 1. kako, gor, ot, stola u. s. w. 

p: po, plamen, ptencem u« 8. w. 

r: radouan 1. Radouan, bratroma u. s. w. 



für 



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n 


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P 


fiir 


r 


fiir 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Geruht. 

s: ustahu 1. vstachu, stara, sprosi u. s. w. 
r für I S: uisegrade 1. Yysegrade« hrudos 1. Chrudoä u. 8. w. 

i: seni 1. ieny, drusna 1. druzna u. s« w. 

t: budeta» uadita 1. Tadita u. s. w. 
' ( t': ulasti 1. vlasti, te 1. tie u. s. w. 

!u: umreli, tu, pasu 1. pasu u. s. w. 
t: uoieuodi 1. vojevodi, zlauni L slavny u. s. w. 
Iz: mezu, zlata« nalez u. s. w. 
z: cneznu 1. knieznu, zlec 1. zY6 u. s. w. 
s: cizlem 1. öislem, zlaba 1. slaba u. s. w. 
Wir schliessen unsere Beleuchtung der Orthographie des alten Stückes mit der all- 
gemeinen Bemerkung, dass es zwar zu einer methodischen und ToUstlndigen Vergleichung 
derselben mit der Schreibweise anderer gleichzeitigen Schreiber an Bfitteln fehlt, indem 
sich in Böhmen, so viel uns bekannt, kein einziges lateinisches, zumal böhmische Wörter 
enthaltendes Schriftdenkmal aus dem X Jahrh. erhalten hat;, dass aber dieselbe mit der 
Orthographie der ältesten s])ätern Original -Documente, die freilich erst mit dem XII 
Jalirh. beginnen, in den wesentlichen Puncten genau übereinstinmit> Nur muss man zur 
Vergleichung wahre und echte Original- Urkunden wählen, und nicht etwa zu Copien aus 
dem XIII Jahrh. greifen, die sich für Originalien ausgeben; denn dies macht einen grossen, 
wesentlichen Unterschied. Wir sind sogar der Meinimg, dass unsere beiden Fragmente 
dem besonnenen Kritiker bei der Prüfung der Echtheit der ältesten lateinischen Urkunden 
in Böhmen in Bezug auf die Orthographie der böhmischen Namen und Wörter einen 
wichtigen Dienst leisten können. 

§. 14. Grammatische Formen. 

So lückenhaft die Grammatik ist, die sich aus einem so kurzen Fragment ab- 
strahiren lässt, so wollen wir doch, bei dem hohen Alter des Stückes, alle Formen von 
Flexionen und Wortbildungen, die darin vorkommen, hier in eine allgemeine Uebersicht 
zusammenstellen, und wo es nöthig ist, mit kurzen Anmerkungen begleiten. 

1. Substantiv a. 

# 

Wir lesen in unserem Bruchstück folgende: 

Sg. Nom. m. ot (Vater). Stiaglav. Trut Liutobor. Badovan. Ratibor. — plamen\ 
Chrudos. med. — /, glava. sestra. kniezna. voda. zena. pravda. ruka. — Liubusa. buria. 
vlastovica. zmija. — trö. 

Gen. m. roda. Mosta. stola. — muia (für Acc. gebraucht.) chrmca. — Tetvy. — 
yi vody. Otavy. Sazavy. svady» — Liubice. Hie. — prznie« — n. neba. — roz^nia. 

DiU. m. zakonu. rozumu. narodu. — pr'vencu. muiu*-*- /• vlade. — celiedi. •— n, 
ielSzu«— rozsuzeniu. 



§. 14. Grammaiische Formen, 73 

Acc. m, Svatoslay. Liutobor. Ratibor. Radovan. Jarozir. Strezibor. Samorod. Stia- 
glav. stol. nalez. narod. sniem. — Chrudos. — vladyku. — /. pravdu. vodu. glinu. koieinu. 
poprayu. vieöinu. dedinu. — taöu. Orlicu» — sau. — n. slovo. — okence. — osudie. 
poganienie. 

Voc. f. vrtavo. kniezno. 

Loc. tju Vysegrad§. dvore. snieme. — /. Otave. rize. utrob^. Radbuze. — n. sedle. 

Soc. m. turem. — /. meru. ruku. liutostiu. — n. dislem. sboziem. 

Dual, N, A. y. m, bratry. Klenovica. — /. devö. 

D. S, m, bratroma. 

PL Korn. m. lesi. udi. — otci. — muzie. kmetie. — vladyky. — /. dubraviny. 
desky. zeny. deti. ^ 

Gen. ms. bogov. — /. gor. Kr'konosi. — n. br'd. 

Dal. ms, lechom. — ptencem. muzem. — /, vdäöbam. 

Acc. ms. ruby« snieiny« posly. lechy. glasy. kmeti. — vladyky. — /*. glavy. dSdiny. 
reky. krivdy. — vlasti. vypovedi. 

Loc, ms. Nemcech. 

Soc, ms. lechy. pl'ky. — kmetmi. — vladykami. 

Die Flexlonsformen, welche uns die Decllnation der SubstanÜTe bietet , sind 
durchaus regelmässig« und stimmen einerseits mit dem ältesten Sprachgebrauch in Böhmen» 
wie wir ihn aus andern Quellen und Denkmälern kennen» andererseits aber mit den 
Regeln der allgemeinen slawischen Grammatik für jene ältere Zeit überein, ohne dass 
auch nur die mindeste Anomalie und Abnormität bemerkbar wäre. 

Dasyi pPzen hat im Gen. pFzuie, nicht pl'zni« weil im Böhmischen die Substan. 
tiva: prijazeü, jetzt pfizeü« kajazefi^j. käzeJk, läzeä, bojazeü« j. bazeü u. s. w.» von jeher 
nach dem Muster cirkev', krev' (bei Dobrowsk^ Declination V. Parad. b)» un4 nicht« wie 
im Kirchenslawischen, nach dem Muster kost' (Decl. III] declinirt werden, und wenn bei den 
Alten zuweilen kazni, dani, ini, st. käzn^, dane, zne, angetroffen wird, so ist dies nur 
eine Verwechslung zweier im Grunde nahe verwandter Declinationen. 

Der männliche Acc. sg. der Belebten: Svatoslav, Liutobor, Ratibor u. s. w. ist, 
gemäss dem ältesten slawischen Sprachgebrauche, dem Nom. gleich, und nur in der 
Phrase : yoPte sob6 muia Z. 120 — 121 kommt schon der Gen. statt des wahren Acc. 
mxA vor. In den Formeln: po Svatoslav, po Liutobor, po Ratibor u. s. w., schützte 
schon das Versmass die alten Accusative vor dem Austausch. In der Königinhofer Hand- 
schrift, in den ältesten hs. Psaltern, im Passionale aus dem XIV Jahrb., bei Dal^mil 
und in andern gleich alten Denkmälern kommt der alte Acc, neben dem Gen. gebrauch^ 
noch häufig genug vor. Dass sich in einzelnen Ausdrücken, z. B. na köü, za mui, pro 
höh u. s. w. , die ursprünglichen Acc. noch im spätesten Mittelalter, zum Theil bis auf 
den heutigen Tag herab, erhalten haben, ist bekannt genug. 

10 



74 Denkmäler der bchmischen Sprache. Libusas Gericht, 

In den Phrasen: po zakonu, po rozumu, po narodu, po zel^zu, ist das u ein 
sicheres Merkmal des Dativs , um so mehr , da die unzweifelhaften Locale : Yysegrade, 
dTore, sniem^» auf e ausgehen, was ganz dem alten Sprachgebrauch gemäss ist Bekannt- 
lich regirt die Präposition po , in der Bedeutung nach (secundum), im Kirchenslawischen 
den Dativ: po d^lom , po domom, po glavam> po moiju u. s. w. Die spätere- böhmische 
Mundart liess die Rection des Dativs bei den Subst* fahren, und behielt sie nur bei den 
Adj. indef. bei. (Vgl. unten S. 90.) 

Der Dual. Nom. und Acc. masc. bratry weicht von dem Altslawischen, welcher in 
a ausgeht, ab, ist aber echtböhmisch, wie wir ihm in allen unseren ältesten Sprachdenk- 
mälern stets und ohne Ausnahme begegnen. So lesen wir in dem ältesten Passional aus 
dem XIV Jahrb. im Museum , S. 39. col. 2 : Zievista sie dva andiely k nima tak fkuce : 
va sva andiely vama na straz dana; S. 411. col. 2: v tu dobu vnidesta dva nadobna ji- 
nochy, so in der Königinhofer Handschrift: kräsna parohy, Ludekova prsy, dravi ostri 
dräpy, zraky zapolena Slavojeva a. s. w. In der 2ten männlichen Declination wechselt 
das a mit dem e ab. Man findet wohl noch mitunter : knieza, z. B. knieza sva im Wit- 
tenb. Psalter, doch weit häufiger : ta dva ciesafe, dva ko§ie (Pass.) u. s. w. Hier ging 
das a^ ia sehr früh in e, u über« wie in jesut (cyr. a§ut), ielud, öele, kurienoha, ko- 
ziebrada u« s. w. 

Den Plur. Nom. von lech lesen wir Usi, nicht Kii, da wir überzeugt sind, dass in 
jener alten Zeit, in welche unser Gedicht föllt, die Böhmen die Gutturale ch noch regel- 
mässig in s verwandelten« so wie g in z und k in c. So wenig wir in unsem einheimi- 

^ V V V 

sehen Quellen ein boii för bozi von bog, oder Re£i für Reci von Rek antreffen« so 
wenig dürfen wir für jene Zeit — wir meinen das IX — X Jahrb. — einlesi, £eM, Vlasi u.s.w. 
Eulassen. Die Verwandlung des / in i sowohl in diesen, als in vielen andern Wörtern, z. B. 
in ves, vsi, vsaky, skvma, slnpka, spina u. s. w., gehört aller Wahrscheinlichkeit nach 
einem viel späteren Zeitalter an. In den ältesten Handschriften liest man ausdrücklich: 
flkomie (nicht ikorne), skfebtati (nicht Skifehtati), ves (omnis), vesdy, vsaky, vseckeren, 
vsici, vsudy, in der Mat. Verb, „zpina'* d. i. spina (sordes) u. s. w. 

Der Gebirgsname Krkonosi (jetzt Kr*kono§e) pl. ist in unserem Fragment weibUch, 
nicht männlich : Ot gor Kr'konoSi. Schon Tomsa hat das Geschlecht des Wortes so be- 
zeichnet, ganz sach- und spracbgemäss. Uebrigens kommt Kr'konoä auch in der einfachen 
Zahl vor: K Krkonosi. Odp. na spis. 1522. (Vg\. Jungmanh's Slownjk Nachträge u. d. W.) 

Die männl. SubsL muz und kmet bekunden auch hier ihre anomale Declination, 
wie wir sie in allen Dialekten seit der ältesten Zeit wahrnehmen. Sie haben in Nom. 
Phsr. ü statt der ursprünglichen i/e : muiie, kmetie, im Acc. e; kmeti, im Soc. mi : kmetmi. 
So treffen wir in den ältesten Quellen auch 2idie, ludie, ör'tie, gostie u. s. w. an, wo 
die neuere Sprech- und Schreibweise bloss ein / odery setzt: iid^, lid^, hoste, muij, 
bratfj, kn^zj u. s. w. 

Dass das männliche vladyka der Declination des weiblichen folgt, zu der es kraft 
seiner Endung gehört, leuchtet von selbst ein. 



g. H. Gratnmaluche Formen, 7$ 

2. Adjectiva. 

Wir wollen die Deelination der unbestimmten oder abstracten Adjeetive von der 
der bestimmten oder concreten scheiden. 

a) Unbestimmte. 

Sing, Nofn. msc, chraber. pravdozvesten. — /. öeliedina- slaba. — n, kruto« mumo. 
ticho. zapodobno. nechvalno (als Adv. gebraucht.) 

Gen. msc. stara (roda). Popelova. Dobroslayska (chrmca). Kamena (Mosta). rovna 
(muza« für den Acc. gebraucht), zlata (stola). otna (stola). -- /. krivy (Otavy). ladny (Sazavy). 
n. sira (neba). 

Dal. msc. svatu (zakonu). 

j4cc. msc. sboren (narod.) oten (stol.) - /. Hutu (saö). - n. rozlozito (okence). 

Voc. f. slayna (kniezno). 

Loc, msc. sviete (Vysegrade). Liubusine (dvore). slavne (sniem^). - f. kriv^ (Otave)* 
zlatonosne (Otave). chladne (Radbuze). belestvuci (rize). - n. zlate (s§dl§). otne (s^dl^). 

Soc. f. rovnu (meru). 

Dual. Nofn. msc. rodna (bratry). rozyadiema und rozvadiena (bratry, Acc.) -- /l 
veglasnS (deve). vyuöene (deve). sudne (dev5). 

Plur. Nom.y. vyberuce, 

jicc. 7nsc. slavny (sniemy). 

b) Bestimmte. 

Smg. Nom. msc. liuty. karajuci. - /• liuta. dru2na* rodna. svatocudna. devce (ruka). 

Gen. f. bäe (Liubice). strebronosne (Mze). 

Acc. msc. noTv (nalez). - /. sirebropSnu (vodu). zlatop^sku (glinu). - n. State (osudie). 

See. msc. jarym (turem). 

Plur. Nom./. une (dubrayiny). pravdodatne (desky). 

Gen. msc. v^koziznych (bogov). - /. zelenych (gor). - n. vlt'orfiönych (br'd). 

Dat. f. vitiezovym (y^ädbam). 

Acc. f. Urne (vlasti). otne (dSdiny). 

See. msc. Öechovymi (pluky). 

Für den Genitiv » Dativ und Sociativ in der vielfachen Zahl der unbestimmten 
Art bietet das Fragment kein Beispiel dar ; die dabin einschlagenden Wörter folgen bereits 
der bestimmten Deelination. Dieses frühe Verschwinden des Gen.» Dat,> Loc. und Soc. 
in der vielfachen Zahl der unbestimmten Deelination bemerken wir in allen übrigen 
Dialekten » namentlich in dem Kirchenslawischen. 

Welcher Art die weiblichen Endungen auf a und u : liuta^ druina> slabi^ liutu 
u. 8. w. , beizuzählen seien« bleibt zweifelhaft und nuentachiedeii» da in dem Akböhmi* 

10* 



76 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht, 

sehen die Endungen aja u. uju nicht vorkommen , und der ganze Unterschied der zwei 
Formen wahrscheinlich nur darin bestand, dass in der unbestimmten Art das a kurz, in 
der bestimmten hingegen lang ausgesprochen wurde. In der Regel sind die dem Haupt- 
worte vorgesetzten Adjectiva für bestimmt, die nachgesetzten für unbestimmt zu halten. 

Der Local : otne sedle bürgt dafiir, dass dieses Beiwort im Altböhmischen oten, 
otna, otno, lautete : denn von otnie wäre der Loc. n. otni. Ungeachtet in der altern 
russischen Mundart das Adj. oten, otni, otnie, oder otni, otnija, otnejc, mit einem wei- 
chen n von ot abgeleitet wird, so zeugt doch das einzige im Altböhmischen vorkommende, 
übrigens etwas dunkle „otne pameti, pubes, virilia'' (Mater Verborum 245, 3), welches wir 
otne pam^ty lesen (nach dem t in pameti sind in der beschädigten Membran Spuren 
von i sichtbar) ebenfalls für die harte Form. Uebrigens ist es nicht unmöglich, dass 
im Altböhmischen das Wort sowohl mit der harten Endung: oten, otna, otno, otny, 
otna, otne (vergl. roden, rodna, rodno in unserem Fragment von rod), als auch mit 
der weichen : oteü, otni, otnie, gebräuchlich war. Wir finden diese doppelte Endung bei 
mehreren ähnlichen Adjectiven, z. B. prokni und prokny, davni und davny, nasobni und 
nasobny u. s. w. 

Die Endung e in devöe (ruka) statt a : d^vöa (ursprünglich devöija) darf nicht 
befremden: wir begegnen ihr bereits in andern unsern ältesten Quellen, z. B. in der 
Mater Verb. : kurenoha (gallicrus, Hahnfuss), kozebrada (Bocksbart), in dem Glem. Psalter 
aus dem XIY Jahrb.: boze mluva, im Passional : ölovede mysl, m der Königinhofer Hand- 
schrift: byvse blahost, iducie röze, najvyssie zadost u. s. w., neben der viel seltenem: 
(mati) bozia u. s. w. Wir wollen auf diese frühe Verwandlung des a in e weiter unten 
(§. 22) umständlicher zurückkommen. 

Der Gen. sg. fem. in der bestimmten Art geht auf e aus : b§le (Liubice), strebro- 
nosne (Mie). Die andern ältesten Quellen bieten ein ej und e abwechselnd dar : so lesen 
wir in der Königinhofer Handschrift : krasnej devy, radostnej Prahy, jednej, vterej, boziej 
matere, fvücej huby u. s. w., aber in dem ältesten Passional: ohrada svate very. Bei 
den Zahl- und Fürwörtern: jednej, vtorej, svej, hat auch unser Fragment die Endung ej. 

3. Numerali a. 
Von diesen kommen in unserem Bruchstück nur folgende wenige vor : 
Sing. Nom. msc. vsiak. Gen. /, jednej. vtorej. 
Acc. n. jedno (in dem Adv. v- jedno). 
Dual. Nom. Acc, msc. oba. -- /. dve. 
Plur. Nom. msc. vsi (udi). - y. vsie (deti). 
Acc. tri (röky). msc. vsie. (kmeti). 

4. Pronomina. 

Persönliche, und zwar die der Iten und 2ten Person: 

Sing. Ncm. jaz. Acc. tie. Plu7\ Dat. nam. vam. Acc. vy. Loc. nas. vas. Für die 
dritte : Sing. Gen. fem. jeje und jeja. Dat. msc. jemu. Dual. Gen» msc. jeju. Dat. u. Soc. 
ima. nima. Plur. Dat./. im. Acc. msc. je. 



§. 14. Grammatische Formen. 77 

Das Reciprocum sie: Sing Dat. si. Acc. sie. (in vadita sie u. a.) See. sobiu 

Das Fragende öe (was). 

Das Relative jen-ze: Sing. Nom. msc. jen-ie« Acc. f. ju-£e* Dual. Nom. msc. ja-£e. 
Plur. Dat. nim-ie* Femer Sg, Nom. msc. ky. 

Die Demonstrativa und Determinativa : Sing. Nom. msc. prokni. Aco. n. se (hoc.) 
Plur. Acc. /. sie (vlasti). 

Plur. Nom. msc. sami. 

Die Possessiya: 

Sing. Gen. n. svego. Dat. f. svej. Dat. msc. svemu. Acc. n. moje. Plur. Nom. 
msc. moji. naä. Acc. f. moje. tvoje. 

Diese Formen bieten nichts Bemerkenswerthes dar, da sie alle regelmässig und 
dem böhmischen Sprachgebrauche gemäss sind, mit Ausnahme des einzigen Soc. sobu, 
wofür sich die spätere Mundart sebu aneignete, während umgekehrt der ältere slawische 
Dativ sehe im Böhmischen in sobS überging. Der Wechsel des o und e in allen sla- 
wischen Dialekten ist bekannt genug. In der Königinhofer Handschrift lesen wir noch: 
nad sobü, und eben so im ältesten Passional: s sobu, s tobu, pfed tobii u. s. w. 

Bei den Poss. moj, tvoj, svoj, treten die abgekürzten Formen, wie svego, svej, 
svemu, bereits sehr früh zum Vorschein: wir finden sie in der Königinhofer Handschrift, 
in beiden ältesten Psaltern, im Passional u. s. w. Die ältesten serbischen Sprachdenk- 
mäler haben sie bereits ebenfalls. 

Die Doppelform des Gen. jeje Z. 88 und jeja Z. 41 erklärt sich durch die un- 
gleiche Schreibung des cyrill. a; vgl. svatu Z. 128 und svietS Z. 34. In der spätem 
böhmischen Mundart wurde zwar aus dem Gen. jeje ein flexibles Pronomen gemacht, 
womach man jeja für den Dual. Acc. msc. halten könnte, doch scheint uns dies für jene 
alte Zeit unpassend. 

5. V e r b a. 

Wir wollen alle vorkommenden Fälle aufzählen: 

Ind. Praes. und Futur, sg, 2 pers, mutisi. — 3. pije. umre. vlade. zarve. vojevodi. 
chodi. vnori. kate. naricaje. bäduje. Dual, 2. vadita sie. rozdölita sie. sm^rita sie. 3.pa- 
SU. vladu. stroja. 

Imp. 2 pers. sg. seber. — pL rozrdSite. ustavite. sud'te. vol'te. 

Gerund. pL J. vyberuce. Hiehcr gehören die bereits in Adj. verwandelten: kara- 
juci. belestvuci. 

Infin. dati. vlasti. pognati. ustaviti. suditi. vypraviti. govoriti* chvaliti. provolati. 
pregliedati. In iskati ist zwar das i ausgeschrieben, das Versmaass verlangt aber die Aus- 
lassung desselben: iskat". 

Praeter, sg. 3. pride. siede, poöie. vsta. rozli sie. je sie. vece. vstanu« machnu. 
sly§e. sprosi. pogubi. stupi. — rozvlaja§e. prilete§e. — Dual. 2 f. sebraste. sbierastS* da- 
st6. — Plur. 2. rozmysliechom. — 2. slySeste. — 3. vstachu. sniechu sie. po£iechu. pri- 
nesechu. klaniechu sie. trasechu sie. pochvalichu. 



78 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht. 

Praet. Partie, act. sg. msc. yladl. sm^ril. /. nemutila. 

Praet. Gerund, f, sesypavsi. oplakavsi. vyplakavsi. 

Praee. Partie, pasi. sg. msc. sboren. — DuaL m. rozyadiema (einmal Z. 56) und 
rozyadiena (Z. 83 — 84). /. vyuöenö. 

Von dem Yerbmn subst jesm*« budu, byti» kommen in unserem Fragment bloss 
diese Beispiele yor: 

Praet. pl. 3. su. 

Tut. sg. 1. nebudu. — Dual. 2. msc, budeta. y. budetä. 

Praet, sg. 3. by, in ky by smeril, ky by yladl. 

In Praes. in der 2. Person des Sing, noch i: mnti^L Eben so im Eyangelimn: 
myjesi, neimasi^ mryisi, ned^si, und in dem Anomalen: ySsi» neyesi» yzyesi. Wir treffen 
es zuweilen noch in yiel spätem Denkmälern anu z« B. in der Königinhofer Handschrift: 
pijeSi, chceSi, aber auch schon pejes« chces. 

In der dritten Person kein i mehr» welches auch im Eyangelium bloss ein ein- 
zigesmal yorkommt: ostanet", neben ide> re5e, prinese u* s. w« 

Die Imperatiye: seber und sud'te, yol'te, erscheinen bereits in der y erkürzten 
Form« statt seberi» sudite» yolite. Hiernach könnte man rozr^Mte und ustayite für Futura 
nehmen« was jedoch zum Sinne nicht gut passt Unserer Meinung nach sind rozr^ite 
und ustayite wahre alte Imperatiye » die sich neben den yerjüngten erhalten haben; 
denn der Sprachbildungstrieb pflegt nie alle Wortindiyiduen gleichmässig und gleich- 
zeitig zu yerwandeln« sondern ältere Formen erhalten sich neben den jungem« zumal in 
Gedichten« oft Jahrhunderte lang. Ein schlagendes Beispiel dayon liefert uns der Wit- 
tenberger Psalter« Ps. 33« 9: Okuste a yidite« gustate et yidete« femer die Starobyla 
Skläd. U. 138. y. 13: A tu lib kup lib nekupi« wo sogar in demselben Satze« ja in dem- 
selben Worte der yolle und yerkürzte Imperatiy erscheint. So liest man im Psalter 
des Museums: Sedi na prayici mej« aber in einer andern alten Hs. Sed' na prayici mej. 
Das Eyangelium bietet yidite« yerite« doy^rite und chodete dar; denn es ist nicht wahr- 
scheinlich« dass in den drei ersten Fällen das i bloss ein Zeichen der MoUirung sei, 
statt: yid'te« yer'te« doy^r'te. Die Königinhofer Handschrift und andere alte Denkmäler 
enthalten noch yiele Beispiele des ursprünglichen und yollen Imperatiys im Singular« 
z. B. budi« nebudi« yedi« mluyi« otyori« obnoyi« nadeliboh MaU Verb. u. s. w.« jedoch« so 
yiel uns bekannt« keines im Plural. Noch heutzutage sagt und schreibt der Böhme bo- 
pomozi statt bopomoz ! Merkwürdig« dass Dcbrowsky sogar in einer alten cyrillischen 
Handschrift: cAAbre statt caa-^tc fand. Inst. 1. slay. 560. 

Das doppelte Praeteritum« nämlich das der einfachen und der fortgesetzten Hand- 
lung« oder das Praeter, actionis continuatae « ist in unserm Fragment durch die einem 
jeden eigenthümlichen Formen gesondert. Das letztere hat in der altböhmischen Mund- 
art einen sehr weiten Spielraum« einen fast weitern« als selbst im Kirchenslawischen. Die 
Formen: poöie« pociechu« und slyse« slySeste« femer yece« gehören dem einfachen Praet. 
an: in poöie« poöiechu« ist das lü^« « an die Stelle des cyr. a« in slySe» slyieste, yece. 



S* 14. Grammatische Formen. 79 

aber an die des cyr. j getreten, wovon an einem andern Orte. Beispiele des Praet. iter. sind : 
Sing. S.rozTlsyaiesLrozyla; Plur. 1. rozmysliechom st rozmyslichom. In den ältesten cyrül. 
Denkmälern wird dieses Praet iterat. bald durch u, bald durch «b geschrieben (pdcruxb 
und p4ic-r»xnb> jedoch nach Yocalen und %, ferner nach »« v, lu und i|i nur d, weil diese 
ein -fe nicht vertragen)» und da in denselben der Wechsel des u und -« häufig ist, so 
entsteht die Frage, welche Schreibart die genetisch und organisch richtigere sei, und ob 
man im Böhmischen ein ie oder i zu setzen habe ? Wir entscheiden uns für die Schrei- 
bung durch ie, ohne hier in eine Untersuchung der Frage weiter einzugehen, und bemerken 
bloss, dass die ältesten böhmischen Denkmäler nur höchst selten ein a oder ia, dahin- 
gegen zu hundertmalen das e oder ie bieten. Wir lesen noch im Evangelium: nosase, 
aber auch öinieSe; uöach, chodiachu, aber auch im^jech, r^jech; in der Königinhofer 
Handschrift zw<u: noch einmal: pustiase S. 40, dahingegen daselbst, in den älteren hs. Psaltern 
und in den Starobyla Skladani^ zu hundertmalen: feviech, mluviech, tepieSe, jedieSe, 
dtieSe, slovieäe, krojese, radieSe, opraviese, zvonieäe« pritulieSe, bufieSe, mluvieSe, sluiese, 
Iskniese sie, sniese mi sie, imejechu, uvediechu, pHjediechu, klekniechu, hrniechu, di- 
viechu sie, zbrocechu, daviechu, pdjechu u. s« w. In der 3 Pers. des Sing, nehmen auch 
einfache Praeterita das §e, besonders nach a und i gern an: rvaSe st rva, dodaSe, po- 
da$e st. doda, poda u« s. w. Daher prilet^se in unserm Fragment st prilete. 

Höchst merkwürdig und in einer gewissen, weiter unten anzudeutenden Hinsicht 
(vgl. §. 24) von grosser Bedeutung ist die Z. 56 vorkommende Form des Praet Partie, 
pass. »rozuadema,« d. i. rozvadiema statt rozvadiena, welches letztere Z. 83 — 84 wirklich 
gelesen wird. Lange Zeit hielten wir dieses rozvadiema für einen Schreibfehler, bis uns 
anderwärts vorkommende Beispiele von dem Gegentheil überzeugten. Wir lesen näm- 
lich ausdrücklich in der Königinhofer Handschrift S. 28 »Slavny Yneslav srazem s nasep 
sipem,o ferner ebendas. S. 56 »i by leskem napFniema hora»« in dem Clement Psalter: 
pamatem sem byl boha 76, 4, im Passional: kfestiem sem S. 623, 1, bei Andreas von 
Dube: drieve nezby byl vyvazem, Wykl. na pr. z* §• 65. (S. 374, in Kucharski's Ausg.), 

V 

endlich bei Thomas Stitn^ : »ölowiekem uöiniem,« statt sraien, napFniena, pamaten, krestien, 
vyvazen, ucinien. Auch unser tagemstwj statt tagenstwj gehört hieher ; da es offenbar aus 
tagem statt tagen entstanden ist Dem zufolge sind wir der festen Ueberzeugung, dass 
die alten Böhmen diese und ähnliche Wörter mitunter wirklich so ausgesprochen haben, 
wie sie hier geschrieben stehen, und dass hier dieselbe Verwechslung der Labialen n und 
m statt fand, der wir auch in andern slawischen Dialekten so häufig begegnen, zumal im 
Serbischen, wo man poöimati, podimak, pesam und pesma, osvem, rekmem, nakom« 
stramputice, ma, mezimac, micina, mestve u. s. w. statt poöinati, poöinak, pesan und p^ana» 
osven, reknem, nakon, stranputice, na, mezinac, nicina, nestve u. s. w. spricht und 
schreibt Vgl. Serbische Lesekörner (Ofen 1833. 8. S. 51.) Weitere Beispiele für den 
Austausch des n und m im Altböhmischen sind: nrav st. mrav (vgl. mos), ny st my» und 
umgekehrt me^or (im Pass.) st nespor, cham st chan (in der Kön* Hof. Us. beständig), 
zenima st zenina, dma st dna. 



00 Denkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Gericht, 

In dem frühen Gebrauche des yerkürzten su st. jcsu, stimmt die altböhmische 
Mundart mit der kirchenslawischen (sut' st jesut') u, a. überein« In der König^nhofer 
Handschrift liest man: Sii dobri ludie, sü N^mci u. s. w. Eben so früh mag das indem 
EvangeUum noch häufige jesi in si abgekürzt worden sein; daher: Ty si parob« ty-Ii si 
zaiostiyo u. a. m. in der Königinhofer Handschrift. 

Die umschreibenden Tempora: Futur, periphr. budeta vlasti« nebudu suditi, Praet 
Optat. by vladl» by smeril» die wir in ihre Bestandtheile aufgelöst haben» übergehen wir. 

6. Praepositionen. 

Es kommen folgende vor: k, na, o, et, po, pod, pres, protiv, s, u, v, z. 

Ferner die als Praepositionen gebrauchten Adverbia: dlie (eigentlich eine Post- 
position), mezu und utr\ 

Ihr Gebrauch bietet wenig Bemerkenswerthes dar. Das Adv. dlie, cyr. ^^xä, A-feAu» 
A-feA-fe» wird als Praeposition dem Hauptworte nachgesetzt: pl'znie dlie, rozenia dlie. Eben 
so im Evangelium: Jesusa dlie« und in der Königinhofer Handschrift: dcefie die, pod- 
stavichu sehe die, Ludiekoya die slova. 

Die Praepos. ot erscheint, wie kaum erinnert zu werden braucht, in ihrer alten 
Gestalt, nicht od, wie sich dieselbe die neuere Mundart aneignete« 

Wir haben bereits oben berührt, dass po den Dativ der Substantive und Prono- 
mina regiert, wie im Kirchenslawischen, Serbischen u. s. w, ; hier wollen wir diesen Ge* 
brauch noch aus andern altböhmischen Quellen belegen. Man liest in den ältesten Hand- 
schriften der böhmischen Stadtrechte: dati po trem halerom z kopy, z ka£d6 l^opy po 
tigern groSom. Mit dem Dativ der Adject. indef., in der Bedeutung »auf, nach Art,o ist 
diese Construction bekanntlich noch heutzutage in ganz Böhmen gangbar: po lidsku, po 
zensku, po öesku, po stfjzvu u. s. w. 

Das Adv. utr', in der spätem Mundart vniutf, jetzt vnitf, entsprechend dem cyr. 
utr\ russ. nutr', steht hier, indem es die Stelle einer Praeposition vertritt, mit dem Local: 
utr' Yysegrad^. Sonst wird vnutr* sowohl im Kirchenslawischen, als auch im spätem 
Böhmischen, mit dem Genitiv gefügt : vnutr' dvora, vniutr' i zevniutr' m^sta. Y^^r Gebrauch 
des Locals in unserem Fragment ist demnach eigcnthümlich und deutet ein hohes Alter an. 

Die Praeposition z erscheint schon in verkürzter Form für das ältere iz (aus, ex}. 
Mit Ausnahme des Evangeliums, welches noch iz hat, ferner einer einzigen Stelle in der 
Königinhofer Handschrift S. 211: Tamo k chlumku iz Tatar premnostvie, und der Orts- 
namen Izgorelik Urk. 1052, Izvestovici Uric. 1131, bieten alle übrigen alten Quellen und 
Denkmäler der böhmischen Mundart nur ein z dar. Unsere FYagmente fallen also in eine 
Periode, wo beide Formen neben einander bestanden haben, gleich den vollen und ge- 
kürzten Imperativen: chodite und sud'te, voFte, oder den heutigen jest und je> skrze und 
skrz u. s. w. 

Für die Aussprache des eSxi se (Mie}, ferner in den zusammengesetzten: seber, se- 
brastS, sesypavSi, bürgt das Yersmaass. 



§• 14. Granwiatische Formen, 81 

7. Adverbia. 

Wh* treffen davon folgende an: ide-ze, kako^ kda^ kdy^ kegdy, tako, tu, u, yjedno, 
^.e (relat); ferner die als Adverbia gebrauchten Adj. indef. n. kruto, mutno, nechvaino» ti- 
cho» zapodobno. 

Sie bieten wenig Bemerkenswerthes dar. Das dreifache kda« kdy, kegdy, bedarf kei- 
nes Beleges und keiner Beleuchtung aus andern Quellen, da es häufig so vorkommt. Das 
veraltete ide-ze, wofür man später kde-ze> kdez, sagte, kommt im Altslawischen vor. Alter- 
thümhch ist u statt uze, uz, ohne die emphatische Partikel ie. In andern böhmischen Denk- 
mälern, die freilich alle bedeutend jünger sind, lesen wir es nicht. Das Evangelium hat 
u-ze, ju-ze. In den ältesten cyrillischen Handschriften kommt das einfache u häufig genug 
vor: in ne u (nondum) hat es sich bis auf die spätesten Zeiten herab erhalten. Wie einst 
n St. uze, so sprachen und schrieben: die Böhmen noch im XIY Jahrh. ne st. neze, neL Die 
Belege findet man vollständig in Jungmafins Böhmischem Wörterbuch. Das relative -ze wird 
den Pronom. und Adv. angehängt: jen-ze, sie-ie, ide-ze, ja-ze, k nim-ie, im-ie, ju*ie. 

8. Gonjunctionen. 

Bloss folgende vier: öi, i, li, za. 

Das i verbindend (et, etiam), und von dem adversativen a (sed) genau geschieden. 
Das za fiir zda (num), im Altböhmischen nicht selten (vgl. Star. SklAd. 11. 48. 214. III. u.öfL], 
einfach und höchst alterthUmlich , dem polnischen aza und dem serbischen zar vergleich- 
bar; in jenem ist nämlich a ein Vorschlag, in diesem r statt i (vgl. more st moie, jer, 
jere st jeie u. s. w.) ein Anhängsel. Für den Wegfall des d in den Conj. und Adv. 
auf - a oder » gda zeugen kirchenslawische Handschriflen bulgarischer und serbischer 
Familie, wo iga, jega , k^ga st. igda, jegda, k'gda u. s. w. ganz gewöhnlich sind. Die 
Conj. li erscheint Z. 81 abgekürzt: T, nebudet^ F; man vgl. damit: ChcevS Tjiti u pondeli. 
Star. Sklad. IL 119. V. 29. 

9. Interjectionen. 

Bloss zwei : aj , se. Erstere ist im Böhmischen die herrschende ; für die zweite, 
welche nichts weiter als das Neutr. des Pron. dem. s* (altböhm. sien, wie ten st. t), si, 
se, ist, bietet das Evangelium einen Beleg dar. 

10. Syntax« 

Da wir uns hier bei dem gewöhnlichen und allbekannten nicht aufhalten können, 
und da wir einiges eigentlich hieher gehörige (z. B. den Gebrauch der Präpositio po) 
bereits bei der Betrachtung der Formen vorweggenommen haben: so begnügen wir ui\8, 
einige spärliche Bemerkungen beizufügen. 

AlterthUmlich und beachtenswerth ist die emphatische Wiederholung der Präposition: 
Z. 7. Chodi ft kmetmi, s lechy, vladykami, Z. 28. Jen-ie'pride s pl'ky s £echovymi. 
Man vergleiche damit die in der Königinhofer Handsefarifi häufig vorkommenden Redens- 

11 



S2 Denkmäler der böhmischen Sprache. Uhusas Gericht, 

arten: za dusicü za oüetlii^ na vschod na poU se vsiem se sv^Tn liudem« u hrad u tvrdy> 
k yrchu ku hradoYu, ku hradu ku tyrdu u» s. w. Die ältesten Denkmäler anderer Mund- 
arten bieten um so mehr Beispiele dieser Wiederholung an die Hand^ je näher sie der 
Yolksmundart stehen. IVlan sehe die ältesten russischen und serbischen Urkunden oder 
Kirsa DaniloVs altrussische Volksgedichte nachj und man wird darin Redensarten « wie : 
Rozd^l zemli po reku po Oku« na niz po Oce po r5ku po Tcnu» u potok u Lipoyaöki, 
na gaz na Novaöky« na gaz na 2r'noviöky« v stoPnom gorode vo Kijcve u slavnago knia- 
zia u Vladimira u. s. w., fast auf jeder Seite begegnen. 

Einer besondem Beachtimg werth ist der Gebrauch des vermittelst -- ovy gebil- 

V 

bildeten Adj. in: S pl'ky Cechovymi V. 25, und Vesöbam vitiezovym V. 59. Nach dem 
Zeugnisse unserer ältesten Denkmäler wurde diese Adjectivalform ehedem weit häufiger 
gebraucht, als jetzt, und vertrat theils die Stelle imserer Adj. auf - sky, theils den Gen. 
des Substantivs« Wir lesen in dem Witt. Psalter in der Ambros. Hymne : Tie prorokovy 
chvali poöet (spätere Hss. haben prorocsky), in dem Cantic. Isa. 38, 12 stanove pasty- 
fovi (tab. pastorum, die Brüderversion 1587 stdnek pastjf fsk]^), in der ascet Schrift Hugo*s: 
Jest' pilen skutky rytiefovymi dokazati, in der Trojan. Chronik: Sliböv bohovych dosahli 
(promissa deorum) , in der Königinhofer Hs. : K vrchu ku hradovu ; ferner in den Glossen 
des Museums-Psalters und im Wittenb. Psalter: bob bohovy (d. deorum), jed aspidovy 
(v. aspidum) , detem vranovym (puUis corvorum) , na pefiu v^trovem (s. p. ventorum), 
uhlie ohnove (c. ignis]« pec ohnovu (cl. ignis}, pf ed obliöejem vßtrovym (a. f. venti), v ruce 
meöovej (in m. gladii), slupa oblakoveho (m c. nubis), pivnik medovy (lebes}, do roha 
oltafoveho (c. altaris), v den bojovy (in d. belli), v sile konovej (in f. equi), u. s. w. 
Man könnte demnach in unserer Stelle öechovymi schlechthin für gleichbedeutend mit 

V 

desk^mi nehmen, ohne an einen Vater Cech zu denken. 

Das Zeitwort vladu, vlasti, wird in unserem Fragment nicht nur wie gewöhnlich 
mit dem Instrumental (Z. 4. Deti vsie tu sboziem v jedno vladu), sondern auch mit dem 
Dativ construirt: Z. 76. Budeta im oba v jedno vlasti, Z. 112 - 113 Gore muiem, im-ze 
iena vlade, Muzu vlasti muzem zapodobno, woHir wir nur zwei Beispiele aus alten böhmi- 
Achen Sprachdenkmälern anführen können, das eine: Aby sam (Kristus) tobe via dl, aus 
Hugo*s ascetischer Schrift aus dem XIV Jahrb., das andere aus dem Wittenberger Psalter : 
kdyi bude vlasti chudym, cum dominatus fuerit pauperum, Ps. 9, 10. Die Analogie von 
panovati, welches bei den Alten regelmässig mit dem Dativ construirt wird (z. B. panovati 
pohanöm, chudym, Ps. der kön. Bibl.), und von vojevoditi (Z. 1. Vsiak ot svej äeliedi vojevodi), 
Apricht für diesen feinen Unterschied, welchen der spätere Sprachgebrauch fahren Hess. 

Eigenthümlich und aus andern böhmischen Gedichten, so viel uns bekannt» nicht 
zu belegen ist der Gebrauch des Instrumentals bei Vergleichungen : Zarve jar)7n turem, 
V. 103. Die in der Kön. Hof. Handschrift enthaltenen Gedichte haben in diesem Falle 
stets jako, jak, z. B. jak tur jary skoöi, S. 30.; ajta Jaroslav jak orel lete, 36; vzchopi 
sie zhuoru jako jelen, 72; jako lev drazlivy, 36. Dass übrigens diese Ausdrucksweise 
dem Geiste der böhmischen Sprache nicht zuwider ist« dass sie . einstens auch in unserer 



$• 15. fFfirdigung du GedUhu and Saeherklärwigen. 83 

Hundart gebräuchlich war, ist gewiss. Denn in einem alten Werke Uest man: Mofem 
rozlilo se pifed njm welikö mnoistwj liduj und in der Kindersprache hört man noch : 
stal panaökem u. s. w. Auch die Ausdrücke : öertem oder kozlem smrd^ti , kozelcem 
let§ti u. s. w. gehören wohl hieher. In den drei russischen Dialekten, nämlich im 
grossrussischen, kleinrussischen und weissnissischen, ist bekanntlich diese Form sehr 
gebräuchlich* 

S* !&• Würdigung des Gedichts und Sacherklärungen. 

Das Fragment enthält die Bruchstücke zweier Gedichte, wovon das erste von 
Z. 1 bis 9, das zweite aber von Z. 10 bis 129 reicht. Jenes umfasst neun, dieses hun* 
dert zwölf, beide zusammen hundert ein und zwanzig Verse, worunter drei unvollstän- 
dig sind. 

Da sich von dem ersten Gedicht bloss der Schiuss erhalten hat, so ist über 
dessen Inhalt mit Bestimmtheit wenig zu sagen. Die gewöhnliche Annahme ist, dass der 
Gegenstand desselben ein Landtag oder eine Volksversammlung gewesen, wo die Erb* 
gesetze der böhmischen Geschlechter discutirt und bestätigt wurden. Da aber hier der 
Möglichkeiten gar zu viele sind, so lässt sich weder dafiir noch dawider etwas Gegrün« 
detes sagen. 

Das zweite Gedicht, dem der Schiuss abgeht, beschreibt einen Erbschaftszwist 
zwischen Brüdern, welcher von dem versammelten Volke, nach dem bei den Böhmen 
geltenden, am Ende des ersten Gedichts ausgesprochenen Gesetze, geschUchtet wird, wo 
aber der mit dem gefällten Urtheil unzufiiedene Erstgeborne die Fürstin schmäht, was 
Anlass gewesen sein mag zur Vermählung der Fürstentochter mit Pfemysl. Das mag d«r 
fehlende Schiuss ausgef&hrt haben. 

Beide Gedichte scheinen uns Bruchstücke eines grossem Cyklus von Volksge- 
sängen zu sein, worin Gegenstände aus dem ältesten Sagenkreise der Böhmen behandelt 
wurden; die deshalb auch, zufolge der Verwandtschaft ihres Inhalts, in einem gewissen 
Zusammenhange unter einander standen* In Gesängen dieser Art mögen höherbegabte 
Volksdichter -* die Königinhofer Hs. hat uns in einem der ältesten Gedichte den Namen 
eines solchen hochgefeierten Sängers, Lumir, erhalten — das Andenken an die Thateii 
und die Weisheit der Väter geborgen und so beide den jungem Geschlechtern zur Nach- 
ahmung und Belehrung zugeführt haben. 

Einige haben versucht; das erste Fragment an das Ende des zweiten zu stellen 
und glaubten auf diese Weise ein ganzes, vollendetes Gedicht zu erhalten. Dies mag als 
ein Taschenspielerstückchen gelten, und in sofern passen, als zu einem menschlichen 
Rumpf ein menschlicher Fuss überhaupt passt: im Ernste dürfte davon unter Sach- 
kundigen kaum die Rede sein. 

Den Inhalt des zweiten Gedichts berichtet Gosmas sowohl als Hajek, doch mit 

bedeutenden Varianten. Des ersteren Bericht; da er nicht allzu lang, woUen wir hieher 

zur beliebigen Vergleichung setzen : 

11* 



84 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libasa^s Gericht, 

n£a tempestate inter duos cives» opibus et genere eminentiores» et qui videbantur 
populi esse rectores, orta est non modica litigio agri contigui de termino. Qui in tantum 
proruperunt in mutuam rixam» ut alter alterius spissam unguibus volaret in barbam» et 
nudis convicüs semet ipsos turpiter digito sub nasum contundentes intrant bacchantes 
curiam« ac non sine magno strepitu adeunt Domnam, et ut ratione justiciae dubiam inter 
eos dirimat causam, suppliciter rogant. Illa interim^. ut est lasciya mollities mulierum» 
quando non habet» quem timeat» virum, cubito subnixa« ceu puerum enixa, alte in pictis 
stratis nimis moliiter aecubabau Cumque per callem justitiae incedens> personam homi- 
num non respiciens, totius controversiae inter eos ortae causam ad statum rectitudinis 
perduceret« tunc is> cujus causa in judicio non obtinuit palmam^ plus justo indignatus, 
terque quaterque caput concussit« et more suo terram ter baculo percussit« ac barbam 
pleno ore saliva conspergcns exclamat: O injuria viris haud toleranda! Femina rimosa 
Yirilia judicia mente tractat dolosa. Seimus profecto, quia femina sive stans seu in so- 
lio residens parum sapit: quantu minus cum in stratis accubat Revera tunc magis est 
ad accessum mariti apta» quam dictare militibus jura. Certum est enim« longos esse cri- 
nes omnibusj sed breves sensus mulieribus. Satins est mori» quam viris talia pati. Vos 
solos> opprobrium nationibus et gentibus« destituit natura j quibus deest rector et civilis 
censura» et quos premunt feminea jura« Ad haec Domna illatam sibi contumeliam dissi- 
mulans« et dolorem cordis femineo pudore celans> subrisit, et : Ita est, inquit, ut ais. Fe- 
mina sum, femina vivo; sed ideo parum sapere vobis videor» quia vos non in virga fer- 
rea judico, et quoniam sine timore vivids, merito me despicitis. Nam ubi est timor, ibi 
honor. Nunc autem necesse est valde, ut habeatis rectorem femina ferociorem. Sic et 
columbae olim albiculum milvum« quem sibi elegerant in regem« spreverunt, ut vos me 
spemitis» et accipitrem multo ferociorem sibi ducem praefecerunt : qui fingens colpas, 
tam nocentes quam innocentes coepit necare« et ex tunc usque hodie vescitur columbis 
accipiter. Ite nunc domum, ut quem vos cras eligatis in Dominum« ego assumam mihi 
in maritum.« Script. R. Bob. I. 12—13. 

Offenbar ist Cosmas Bericht gleichfalls aus einem Gedicht geschöpft, wie der von 
Neklans Siege« und auch dieser, wie jener« gegen das Gedicht in der Kön. Hof. Hs. ge- 
halten« scheint eine dem Stamme der Pfemysliden ungünstige Version zu sein. Es ist 
dies ein Beweis « dass über einen und denselben Gegenstand mehrere « zum Theil 
bedeutend abweichende Lieder im Munde des Volkes erschollen sein mögen. Aach 
scheint Cosmas die poetische Sage« aus der er seinen Bericht schöpfte« nicht treu genug 
aufgefasst« wenigstens nicht ohne willkürliche Zusätze und Aenderungen wiedergegeben 
zu haben. — Uebrigens vergleiche man mit der plumpen« rohen« abgeschmackten 
Erzählung unseres auf das gesammte böhmische Alterthum mit Geringschätzung und Ver- 
achtung blickenden Chronisten die feine zartsinnige Weise « mit welcher unser Volks- 
dichter denselben Gegenstand behandelt. 

Der fabelhafte Hajek« der um Namen und Jahrzahlen nie verlegen ist« nennt beim 
J. 721 die Streitenden Rohon Kais Sohn, und MUewec, den Sohn Pfeslaws im Dorfe Chu- 



5. 15. fFürdigang des Gedichts und Sacherklärungen, 85 

chle bei Pragp» folgt übrigens fast wörtlich dem GosmaSj der wohl in diesem Puncte seine 
einzige Quelle gewesen ist. 

Was den poetischen Werth des Gedichts anbelangt, so wollen wir uns hier in 
eine Analyse der Schönheiten desselben nicht einlassen, sondern lieber der ästhetischen 
Urtheilskraft eines jeden Lesers überlassen, sich darüber diejenige Ansicht zu bilden, die 
sich ihm nach seiner Subjectiyität, auf die hier doch im Grunde das meiste ankommt, 
als die richtigste herausstellen möchte. ' Unseres Daftkrhaltens weht der Geist der Poesie 
rein und kräftig darin, und macht es würdig, den in der Königinhofer Handschrift ent- 
haltenen Gedichten zur Seite gestellt zu werden. 

Dass das Gedicht, selbst als ein auf schwankenden Nationalsagen gebautes Ge- 
bilde der Phantasie eines alten Dichters betrachtet, für die Kenntniss des heidnischen 
Alterthums Böhmens nicht unwichtig sei, brauchen wir wohl nicht umständlich darzuthun. 
Mag es in seiner gegenwärtigen Form noch so spät nach dem darin besungenen Ereig- 
nisse entstanden sein, — und das Beispiel anderer Slawenzweige, namentlich der Serben, 
lehrt uns , dass Gedichte dieser Art den Ereignissen auf der Ferse zu folgen pflegen, — 
so konnte es doch der innem Wahrheit, d. i. der Anpassung an die damaligen Sitten, 
Gebräuche und wirkliche Verhältnisse des Volks nicht entbehren. Und wenn dasjenige, was 
wir aus diesem Gedichte über den ältesten Zustand Böhmens lernen, extensiv auch noch 
so wenig sit, so ist es intensiv dennoch unendlich viel — es ist ein Lichtstrahl, der un- 
erwartet in eine endlose Finsterniss fällt, und den Boden, den die Zeit aus der Geschichte 
gänzlich entrückt hat, zauberisch erhellt. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass man 
jeden Ausdruck, jedes Wort, ja jede Sylbe des Gedichts in historischem oder juridischem 
Sinne pressen könne. Denn so wenig sich aus dem über die Helden Georg Petrovid 
genannt Cr'ny und Milos Obrenoviö im Munde des serbischen Volkes cursirenden zahl- 
reichen Volksgesängen eine wahre Geschichte des serbischen Befreiungskampfes schreiben 
oder auch nur der Zustand des serbischen Volkes vor und während des Aufstands richtig 
erkennen lässt ; eben so wenig können Gedichte, wie das unsrige, an und für sich, ohne 
anderweitige Quellen, als Grundlage einer wahren Geschichte geltend gemacht werden. 
Die Vorhalle der Geschichte mögen sie auch hinfort, wie bis jetzt, ausfüllen. 

Der Vers ist der aus der Königinhofer Handschrift und den serbischen Helden- 
Uedem bekannte zehnsylbige, mit einer Pause nach der vierten, seltener nach der sechs- 
ten Sylbe, welchen man füglich den episch' slawischen Vers nennen könnte. 

Dies vorausgeschickt, wollen wir nun das Nothwendigste zum besseren Verstand- 
niss der schwierigem Stellen und Ausdrücke, so weit wir es vermögen, beifugen. 

V 

V. 1« Cfliedi. 

Hier in der ursprünglichen, edleren Bedeutung des Wortes, das Geschlecht, die 
Familie, das Haus. So werden in unserer Mater Verborum die Wörter prosapia, familia 
durch ceUed" glossirt; so lesen wir bei Dalemil gleich im Eingange zu seiner Reimchronik : 



84 Denkmäler der böhmischen Sprache, UhuscCs Gericht. 

n£a tempestate inter duos ciyes> opibus et gener e eminentiores« et qui yidebantur 
populi esse rectores» orta est non modica iitigio agri contigui de termino. Qui in tantum 
proruperunt in mutuam rixam, ut alter alterius spissam unguibus volaret in barbam, et 
nudis convieiis semet ipsos turpiter digito sub nasum contundentes intrant bacchantes 
curiam» ac non sine magno strepitu adeunt Domnam, et ut ratione justiciae dubiam inter 
eos dirimat causam, suppliciter rogant. lUa interim,. ut est lasciva moUities mulierum» 
quando non habet, quem timeat, virum, cubito subnixa, ceu puerum enixa, alte in pictis 
stratis nimis moUiter accubabat. Cumque per callem justitiae incedens, personam homi- 
num non respiciens» totius controversiae inter eos ortae causam ad statum rectitudinis 
perduceret, tunc is, cujus causa in judicio non obUnuit palmam, plus justo indignatus, 
terque quaterque caput concussit, et more suo terram ter baculo percussit, ac barbam 
pleno ore saliya conspergcns exclamat: O injuria viris band toleranda! Femina rimosa 
Yirilia judicia mente tractat dolosa. Seimus profecto, quia femina sive stans seu in so- 
lio residens parum sapit: quantu minus cum in stratis accubat. Revera tunc magis est 
ad accessum mariti apta, quam dictare militibus jura. Certum est enim, longos esse cri- 
nes Omnibus, sed breyes sensus mulieribus. Satins est mori, quam yiris talia pati. Vos 
solos, opprobrium nationibus et gentibus, destituit natura; quibus deest rector et civilis 
censura, et quos premunt feminea jura. Ad haec Domna illatam sibi contumeliam dissi- 
mulans^ et dolorem cordis femineo pudore Celans, subrisit, et : Ita est, inquit, ut ais. Fe- 
mina sum, femina vivo; sed ideo parum sapere Tobis videor, quia vos non in yirga fer- 
rea judico, et quoniam sine timore vivitis, merito me despicitis. Nam ubi est timor, ibi 
honor. Nunc autem necesse est valde, ut habeatis rectorem femina ferociorem. Sic et 
columbae olim albiculum milvum, quem sibi elegerant in regem, spreverunt, ut tos me 
spemitis, et accipitrem multo ferociorem sibi ducem praefecerunt : qui fingens colpas, 
tam nocentes quam innocentes coepit necare, et ex tunc usque hodie vescitur columbis 
accipiter. Ite nunc domum, ut quem vos cras eligads in Dominum, ego assumam mihi 
in maritum.« Script. R. Boh. I. 12 — 13. 

Offenbar ist Cosmas Bericht gleichfalls aus einem Gedicht geschöpft, wie der von 
Neklans Siege^ und auch dieser, wie jener, gegen das Gedicht in der Kön. Hof. Hs. ge- 
halten« scheint eine dem Stamme der Pfemysliden ungünstige Version zu sein. Es ist 
dies ein Beweis, dass über einen und denselben Gegenstand mehrere, zum Theil 
bedeutend abweichende Lieder im Munde des Volkes erschollen sein mögen. Aach 
scheint Cosmas die poetische Sage, aus der er seinen Bericht schöpfte, nicht treu g^nug 
aufgefasst, wenigstens nicht ohne willkürliche Zusätze und Aenderungen wiedergegeben 
zu haben. — Uebrigens vergleiche man mit der plumpen, rohen, abgeschmackten 
Erzählung unseres auf das gesammte böhmische Alterthum mit Geringschätzung und Ver- 
achtung blickenden Chronisten die feine zartsinnige Weise , mit welcher unser Volks- 
dichter denselben Gegenstand behandelt. 

Der fabelhafte Hajek, der um Namen und Jahrzahlen nie verlegen ist, nennt beim 
J. 721 die Streitenden Rohen Kais Sohn» und Milcwec, den Sohn Pi^eslaws im Dorfe Chu- 



$. 15. JFtkrdigung des Geduhu und Sacherklärungen. 85 

chle bei Pragp« folgt übrigens fast wörtlich dem CosmaSj der wohl in diesem Puncte seine 
einzige Quelle gewesen ist. 

Was den poetischen Werth des Gedichts anbelangt« so wollen wir uns hier in 
eine Analyse der Schönheiten desselben nicht einlassen» sondern lieber der ästhetischen 
Urtheilskraft eines jeden Lesers überlassen» sich darüber diejenige Ansicht zu bilden» die 
sich ihm nach seiner Subjectivität» auf die hier doch im Grunde das meiste ankommt» 
als die richtigste herausstellen möchte. ' Unseres Daftkrhaltens weht der Geist der Poesie 
rein und kräftig darin» und macht es würdig» den in der Königinhofer Handschrift ent- 
haltenen Gedichten zur Seite gestellt zu werden. 

Dass das Gedicht» selbst als ein auf schwankenden Nationalsagen gebautes Ge- 
bilde der Phantasie eines alten Dichters betrachtet» für die Kenntniss des heidnischen 
Alterthums Böhmens nicht unwichtig sei» brauchen wir wohl nicht umständlich darzuthun. 
Mag es in seiner gegenwärtigen Form noch so spät nach dem darin besungenen Ereig- 
nisse entstanden sein» — und das Beispiel anderer Slawenzweige» namentlich der Serben» 
lehrt uns » dass Gedichte dieser Art den Ereignissen auf der Ferse zu folgen pflegen» — 
so konnte es doch der innem Walirheit» d. i. der Anpassung an die damaligen Sitten» 
Gebräuche und wirkliche Verhältnisse des Volks nicht entbehren. Und wenn dasjenige» was 
wir aus diesem Gedichte über den ältesten Zustand Böhmens lernen» extensiv auch noch 
so wenig sit» so ist es intensiv dennoch unendUch viel — es ist ein Lichtstrahl» der un- 
erwartet in eine endlose Finsterniss fällt» und den Boden» den die Zeit aus der Geschichte 
gänzlich entrückt hat» zauberisch erhellt. Damit ist jedoch nicht gemeint» dass man 
jeden Ausdruck» jedes Wort» ja jede Sylbe des Gedichts in historischem oder juridischem 
Sinne pressen könne. Denn so wenig sich aus dem über die Helden Georg Petrovid 
genannt Cr*ny und Milos Obrenoviö im Munde des serbischen Volkes cursirenden zahl- 
reichen Volksgesängen eine wahre Geschichte des serbischen Befreiungskampfes schreiben 
oder auch nur der Zustand des serbischen Volkes vor und während des Aufstands richtig 
erkennen lässt ; eben so wenig können Gedichte» wie das unsrige» an und für sich» ohne 
anderweitige Quellen» als Grundlage einer wahren Geschichte geltend gemacht werden. 
Die Vorhalle der Geschichte mögen sie auch hinfort» wie bis jetzt» ausfüllen. 

Der Vers ist der aus der Königinliofer Handschrift und den serbischen Helden- 
Uedem bekannte zehnsylbige, mit einer Pause nach der vierten, seltener nach der sechs- 
ten Sylbe» welchen man füglich den episch' slawischen Fers nennen könnte. 

Dies vorausgeschickt» wollen wir nun das Nothwendigste zum besseren Verständ- 
niss der schwierigem Stellen und Ausdrücke» so weit wir es vermögen» beifugen. 

V 

V. 1. CeUedi. 

Hier in der ursprünglichen» edleren Bedeutung des Wortes» das Geschlecht» die 
Familie» das Haus. So werden in unserer Mater Verborum die Wörter prosapia» familia 
durch ceUett glossirt; so lesen wir bei Dalemil gleich im Eingange zu seiner Reimchronik : 



84 Denkmäler der böhmischen Sprache. UhuscCs Gericht. 

n£a tempestate inter duos cives> opibus et genere eminentiores, et qui yidebantur 
populi esse rectores, orta est non modica iitigio agri contigui de termino. Qui in tantum 
proruperunt in mutuam rixam» ut alter alterius spissam unguibus volaret in barbam» et 
nudis convicüs semet ipsos turpiter digito sub nasum contundentes intrant bacchantes 
curiam» ac non sine magno strepitu adeunt Domnam« et ut ratione justiciae dubiam inter 
eos dirimat causam, suppliciter rogant. Ilia interim,. ut est lasciva moUities mulierum» 
quando non habet, quem timeat, virum, cubito subnixa, ceu puerum enixa, alte in pictis 
stratis nimis molliter aecubabau Cumque per callem justitiae incedens, personani homi- 
num non respiciens, totius controversiae inter eos ortae causam ad statum rectitudinis 
perduceret, tunc is, cujus causa in judicio non obtinuit palmam, plus justo indignatus, 
terque quaterque caput concussit, et more suo terram ter baculo percussit, ac barbam 
pleno ore saliya conspergcns exclamat: O injuria viris haud toleranda! Femina rimosa 
Yirilia judicia mente tractat dolosa. Seimus profecto, quia femina sive stans seu in so- 
lio residens parum sapit: quantu minus cum in stratis accubat Revera tunc magis est 
ad accessum mariti apta, quam dictare militibus jura. Certum est enim, longos esse cri- 
nes Omnibus, sed breves sensus mulieribus. Satius est mori, quam yiris talia pati. Vos 
solos, opprobrium nationibus et gentibns, destituit natura; quibus deest rector et civilis 
censura, et quos premunt feminea jura« Ad haec Domna illatam sibi contumeliam dissi- 
mulans, et dolorem cordis femineo pudore Celans, subrisit, et : Ita est, inquit, ut ais« Fe- 
mina sum, femina vivo; sed ideo parum sapere vobis videor, quia vos non in Tirga fer- 
rea judico, et quoniam sine timore vivitis, merito me despicitis. Nam ubi est timor, ibi 
honor. Nunc autem necesse est valde, ut habeatis rectorem femina ferociorem. Sic et 
columbae olim albiculum milvum, quem sibi elegerant in regem, spreverunt, ut tos me 
spemitis, et accipitrem multo ferociorem sibi ducem praefecerunt : qui fingens colpas, 
tam nocentes quam innocentes coepit necare, et ex tunc usque hodie yescitur columbis 
accipiter. Ite nunc domum, ut quem vos cras eligatis in Dominum, ego assumam mihi 
in maritum.« Script. R. Boh. I. 12 — 13. 

Offenbar ist Cosmas Bericht gleichfalls aus einem Gedicht geschöpft, wie der von 
Neklans Siege, und auch dieser, wie jener, gegen das Gedicht in der Kön. Hof. Hs. ge- 
halten« scheint eine dem Stamme der Pfemysliden ungünstige Version zu sein. Es ist 
dies ein Beweis, dass über einen und denselben Gegenstand mehrere, zum Theil 
bedeutend abweichende Lieder im Munde des Volkes erschollen sein mögen. Auch 
scheint Cosmas die poetische Sage, aus der er seinen Bericht schöpfte, nicht treu genug 
aufgefasst, wenigstens nicht ohne willkürliche Zusätze und Aenderungen wiedergegeben 
zu haben. — Uebrigens vergleiche man mit der plumpen, rohen, abgeschmackten 
Erzählung unseres auf das gesammte böhmische Alterthum mit Geringschätzung und Ver- 
achtung blickenden Chronisten die feine zartsinnige Weise , mit welcher unser Volksi- 
dichter denselben Gegenstand behandelt. 

Der fabelhafte Hajek, der um Namen und Jahrzahlen nie verlegen ist, nennt beim 
J. 721 die Streitenden Rohen Kais Sohn» und Mäcwec, den Sohn Pi^eslaws im Dorfe Chu- 



$. 15. Jf^Sardigung des Gedichts und Sacherklärangen. 85 

chle bei Prag« folgt übrigens fast wörtlich dem GosmaSj der wohl in diesem Puncte seine 
einzige Quelle gewesen ist. 

Was den poetischen Werth des Gedichts anbelangt« so wollen wir uns hier in 
eine Analyse der Schönheiten desselben nicht einlassen« sondern lieber der ästhetischen 
Urtheilskraft eines jeden Lesers überlassen« sich darüber diejenige Ansicht zu bilden« die 
sich ihm nach seiner Subjectivität« auf die hier doch im Grunde das meiste ankommt« 
als die richtigste herausstellen möchte. ' Unseres Dafürhaltens weht der Geist der Poesie 
rein und kräftig darin« und macht es würdig« den in der Königinhofer Handschrift ent- 
haltenen Gedichten zur Seite gestellt zu werden. 

Dass das Gedicht« selbst als ein auf schwankenden Nationalsagen gebautes Ge- 
bilde der Phantasie eines alten Dichters betrachtet« fCir die Kenntniss des heidnischen 
Alterthums Böhmens nicht unwichtig sei« brauchen wir wohl nicht umständlich darzuthun. 
Mag es in seiner gegenwärtigen Form noch so spät nach dem darin besungenen Ereig- 
nisse entstanden sein« — und das Beispiel anderer Slawenzweige« namentlich der Serben« 
lehrt uns « dass Gedichte dieser Art den Ereignissen auf der Ferse zu folgen pflegen« — 
so konnte es doch der innern Wahrheit« d. i. der Anpassung an die damaligen Sitten« 
Gebräuche und wirkliche Verhältnisse des Volks nicht entbehren. Und wenn dasjenige« was 
wir aus diesem Gedichte über den ältesten Zustand Böhmens lernen« extensiv auch noch 
so wenig sit« so ist es intensiv dennoch unendlich viel — es ist ein Lichtstrahl« der un- 
erwartet in eine endlose Finsterniss fällt« und den Boden« den die Zeit aus der Geschichte 
gänzlich entrückt hat« zauberisch erhellt. Damit ist jedoch nicht gemeint« dass man 
jeden Ausdruck« jedes Wort« ja jede Sylbe des Gedichts in historischem oder juridischem 
Sinne pressen könne. Denn so wenig sich aus dem über die Helden Georg Petrovid 
genannt Cr*ny und MiloS Obrenoviö im Munde des serbischen Volkes cursirenden zahl- 
reichen Volksgesängen eine wahre Geschichte des serbischen Befreiungskampfes schreiben 
oder auch nur der Zustand des serbischen Volkes vor und während des Aufstands richtig 
erkennen lässt ; eben so wenig können Gedichte« wie das unsrige« an und für sich« ohne 
anderweitige Quellen« als Grundlage einer wahren Geschichte geltend gemacht werden. 
Die Vorhalle der Geschichte mögen sie auch hinfort« wie bis jetzt« ausfüllen. 

Der Vers ist der aus der Königinhofer Handschrift und den serbischen Helden- 
liedern bekannte zehnsylbige, mit einer Pause nach der vierten« seltener nach der sechs- 
ten Sylbe« welchen man füglich den episch' slawischen Vers nennen könnte. 

Dies vorausgeschickt« wollen wir nun das Nothwendigste zum besseren Verständ- 
niss der schwierigem Stellen und Ausdrücke« so weit wir es vermögen« beifugen. 

V. L CeUedi. 

Hier in der ursprünglichen« edleren Bedeutung des Wortes« das Geschlecht« die 
Familie« das Haus. So werden in unserer Mater Verborum die Wörter prosapia« familia 
durch ceUe<t glossirt; so lesen wir bei Dalemil gleich im Eingange zu seiner Reimchronik : 



84 Denkmäler der böhmischen Sprache. Lihusds Gericht, 

n£a tempestate inter duos cives^ opibus et genere eminentiores« et qai videbantur 
populi esse rectores« orta est non modica litigio agri contigui de termino. Qui ia tantum 
proruperunt in mutuam rixam, ut alter alterius spissam unguibus volaret in barbam^ et 
nudis conviciis semet ipsos turpiter digito sub nasum contundentes intrant bacchantes 
curiam« ac non sine magno strepitu adeunt Domnam^ et ut ratione justiciae dubiam inter 
eos dirimat causam, suppliciter roganU lila interim^. ut est lasciva moUities mulierum, 
quando non habet« quem timeat, -virum, cubito subnixa, ceu puerum enixa, alte in pictis 
stratis nimis molliter accubabau Cumque per callem justitiae incedens, personani homi- 
num non respiciens, totius controversiae inter eos ortae causam ad statum rectitudinis 
perduceret, tunc is, cujus causa in judicio non obtinuit palmam, plus justo indignatus, 
terque quaterque caput concussit, et more suo terram ter baculo percussit, ac barbam 
pleno ore saliva conspergens exclamat: O injuria viris band toleranda! Femina rimosa 
virilia judicia mente tractat dolosa. Seimus profecto« quia femina sive stans seu in so- 
lio residens parum sapit: quantu minus cum in stratis accubat. Revera tunc magis est 
ad accessum mariti apta, quam dictare militibus jura. Certum est enim, longos esse cri- 
nes Omnibus« sed breves sensus mulieribus. Satius est mori« quam yiris talia pati. Vos 
solos« opprobrium nationibus et gentibus, destituit natura; quibus deest rector et civilis 
censura, et quos premunt feminea jura. Ad haec Domna illatam sibi contumeliam dissi- 
mulans« et dolorem cordis femineo pudore Celans« subrisit, et : Ita est« inquit, ut ais. Fe- 
mina sum« femina vivo; sed ideo parum sapere vobis videor« quia vos non in virga fer- 
rea judico« et quoniam sine ümore vivitis» merito me despicitis. Nam ubi est timor« ibi 
honor. Nunc autem necesse est valde« ut habeatis rectorem femina ferociorem. Sic et 
columbae olim albiculum milvum« quem sibi elegerant in regem« spreverunt« ut vos me 
spemitis« et accipitrem multo ferociorem sibi ducem praefecerunt : qui fingens culpas« 
tam nocentes quam innocentes coepit necare« et ex tunc usque hodie vescitur columbis 
accipiter. Ite nunc domum« ut quem vos cras eligatis in Dominum« ego assumam mihi 
in maritum.« Script. R. Bob. I. 12 — 13. 

Offenbar ist Cosmas Bericht gleichfalls aus einem Gedicht geschöpft;, wie der von 
Meklans Siege« und auch dieser« wie jener« gegen das Gedieht in der Kön. Hof. Hs. ge- 
halten« scheint eine dem Stamme der Pfemysliden ungünstige Version zu sein. Es ist 
dies ein Beweis« dass über einen und denselben Gegenstand mehrere« zum Theil 
bedeutend abweichende Lieder im Munde des Volkes erschollen sein mögen. Auch 
scheint Cosmas die poetische Sage« aus der er seinen Bericht schöpfte« nicht treu genug 
aufgefasst« wenigstens nicht ohne willkürliche Zusätze und Aenderungen wiedergegeben 
zu haben. — Uebrigens vergleiche man mit der plumpen« rohen« abgeschmackten 
Erzählung unseres auf das gesammte böhmische Alterthum mit Geringschätzung und Ver- 
achtung blickenden Chronisten die feine zartsinnige Weise« mit welcher unser Volks- 
dichter denselben Gegenstand behandelt. 

Der fabelhafte Hajek« der um Namen und Jahrzahlen nie verlegen ist« nennt beim 
J. 721 die Streitenden Rchm &ak Sohn» und Milcwec, den Sohn Pl^eslaws im Dorfe Ghu- 



$. 15. ffUardigung des Gedichts und Sacherklärangen. Si 

chle bei Prag, folgt übrigens fast wörtlich dem CosmaSj der wohl in diesem Puncte seine 
einzige Quelle gewesen ist. 

Was den poetischen Werth des Gedichts anbelangt, so wollen wir uns hier in 
eine Analyse der Schönheiten desselben nicht einlassen, sondern lieber der ästhetischen 
Urtheilskraft eines jeden Lesers überlassen, sich darüber diejenige Ansicht zu bilden, die 
sich ihm nach seiner Subjectivität, auf die hier doch im Grunde das meiste ankommt, 
als die richtigste herausstellen möchte. ' Unseres Dafürhaltens weht der Geist der Poesie 
rein und kräftig darin, und macht es würdig, den in der Königinhofer Handschrift ent- 
haltenen Gedichten zur Seite gestellt zu werden. 

Dass das Gedicht, selbst als ein auf schwankenden Nationalsagen gebautes Ge- 
bilde der Phantasie eines alten Dichters betrachtet, für die Kenntniss des heidnischen 
Alterthums Böhmens nicht unwichtig sei, brauchen wir wohl nicht umständlich darzuthun. 
Mag es in seiner gegenwärtigen Form noch so spät nach dem darin besungenen Ereig- 
nisse entstanden sein, — und das Beispiel anderer Slawenzweige, namentlich der Serben, 
lehrt uns , dass Gedichte dieser Art den Ereignissen auf der Ferse zu folgen pflegen, — 
so konnte es doch der innem Wahrheit, d. i. der Anpassung an die damaligen Sittei^ 
Gebräuche und wirkliche Verhältnisse des Volks nicht entbehren. Und wenn dasjenige, was 
wir aus diesem Gedichte über den ältesten Zustand Böhmens lernen, extensiv auch noch 
so wenig sit, so ist es intensiv dennoch unendlich viel — es ist ein Lichtstrahl, der un- 
erwartet in eine endlose Finsterniss fällt, und den Boden, den die Zeit aus der Geschichte 
gänzlich entrückt hat, zauberisch erhellt. Damit ist jedoch nicht gemeint, dass man 
jeden Ausdruck, jedes Wort, ja jede Sylbe des Gedichts in historischem oder juridischem 
Sinne pressen könne. Denn so wenig sich aus dem über die Helden Georg Petrovid 
genannt Cr'ny und Milos Obrenoviö im Munde des serbischen Volkes cursirenden zahl- 
reichen Volksgesängen eine wahre Geschichte des serbischen Befreiungskampfes schreiben 
oder auch nur der Zustand des serbischen Volkes vor und während des Aufstands richtig 
erkennen lässt ; eben so wenig können Gedichte, wie das unsrige, an und für sich, ohne 
anderweitige Quellen, als Grundlage einer wahren Geschichte geltend gemacht werden. 
Die Vorhalle der Geschichte mögen sie auch hinfort, wie bis jetzt, ausfüllen. 

Der Vers ist der aus der Königinliofer Handschrift und den serbischen Helden- 
liedern bekannte zehnsylbige, mit einer Pause nach der vierten, seltener nach der sechs- 
ten Sylbe, welchen man fiiglich den episch" slawischen Vers nennen könnte. 

Dies vorausgeschickt, wollen wir nun das Nothwendigste zum besseren Verständ- 
niss der schwierigem Stellen und Ausdrücke, so weit wir es vermögen, beifügen. 

V. L CfUedi, 

Hier in der ursprünglichen, edleren Bedeutung des Wortes, das Geschlecht, die 
Familie, das Haus. So werden in unserer Mater Verborum die Wörter prosapia, familia 
durch ceUed' glossirt; so lesen wir bei Dalemil gleich im Eingange zu seiner Reimchronik : 



68 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusas Gericht. 

Ten Cech imejeSe bratrov sest. Pro niez imejeSe moc i 6est\ A ot nich mnoho celiedi 
Jez jednej noci äech osl6di u. s. w. 
V. 2. Zeny ruby stroja. 
Zur Yergleichung wollen wir eine Stelle aus einem kleinrussischen Yolksgedicht aus- 
heben , welches bei den Huculen« einem karpatischen Zweige der ostgalizischen Russinen^ 
gesungen wird : 

Oj vsadyv try sela z lud'my» 
A jedno se^o s starymy lud'my« 
A druhe sefo z paruboökamy^ 
A tretie selo z panienoökamy : 
Staryi lüde usim sudy^y« 
A paruboöky v vojsku sJuzyfy, 
A panienoöky Sytüika syly* 

V. 4. Diti sboiiem v jedno vladu. 

Dem slawischen Gesetz n&ch war zwar die Theilung des Erbes zwischen Kindern 
beiderlei Geschlechts zu gleichen Theilen nicht unzulässig: aber der Gebrauch des ge- 
meinschaftlichen, ungetheilten Besitzes aller Erbberechtigten, oft mehrere Generationen 
hindurch , war dennoch, als fest in den patriarchalischen Sitten des Yolksstammes wurzelnd, 
vorherrschend« Vgl. unten V. 70. 
V. 5. Viadyku. 

Das Stammeshaupt, welches oben V. 3. glava öeliedina hiess. Bei den jetzigen Serben 
griechischen Ritus im Süden der Donau, wo sich die Sitte, sich Hausälteste zu wählen 
und ihnen die Leitung aller Familien- und Hausangelegenheiten zu übergeben, wohl am 
längsten erhalten hat, heisst derselbe jetzt staresina (senior), und yladyka nennt man dort 
den Bischof: aber bei den Illvriem lateinischen Ritus in Dalmatien heisst die Hausfrau 
(mater familias) noch immer vladyka, wie in Stephan Dusans Gesetzbuch. Vgl. auch das 
cyrillische yladyöica. Dem. Ton vladyka, nite i^ox^ von der h. Junghrau Maria gebraucht. 
Interessant ist die Nachricht, welche Wuk Stefanovi6 Karadii6 in s. serbischen Wörter- 
buche, Wien 1818, S. 792, über die Star^Sinen gibt: »Der StareMna herrscht und ver- 
waltet das ganze Vermögen des Hauses; er beßehlt Männern und Burschen, was ein jeder 
zu verrichten habe ; er verkauft , im Einverständnisse der Hausgenossen, was zu ver- 
kaufen kommt, und kauft ein, was nöthig ist; bei ihm ist die Hauskasse und er sorgt 
für die Berichtigung der öffentlichen Steuern und Abgaben. Das Hausgebet beginnt und 
beendet er. Wenn Gäste oder Fremde in das Haus kommen, so spricht nur er mit ihnen 
und bewirlhet sie. Er ist nicht immer der älteste an Jahren im Hause ; wird der Vater 
alt, so übergibt er die Würde des Star§§ina dem Ausgezeichnetsten unter seinen Söhnen 
oder Brüdern oder Neffen, wenn dieser auch der jüngste ist« Verwaltet ein Staresina das 
Hans schlecht, so wählen die Hausgenossen an seiner Statt einen Andern.'' 
V. 7. S kmeimi, s lichy^ vladykamL 

Offenbar drei verschiedene Classen von Freien« sei es der Würde und dem Amte« 



$. 15. fF&rdigung des Gedichu and Sackerklärungen, 87 

oder dem Stande nach, hier, wie im folg. und dem 50. 65. 72 und 109 Y.« beisammen 
genannt, und zwar in einer Gradation j wie wir gleich darthun werden, a majori ad minus. 
Dass die Kmeti die dem Fürsten (Herzog, Ban, König) zur obersten Verwaltung der 
Landesangelegenheiten zugetheilten Landesältesten waren, darüber haben wir für Böhmen 
und das stammverwandte Bosnien klare Beweise. Was die böhmischen Kmeten anbelangt, 
deren Zahl in der ältesten Zeit zwölf war {dwanacl prjsezn^^ch kmetöw. An. pr. zems. Ms.), 
späterhin jedoch sehr variirt zu haben scheint, so verweisen wir auf die Excerpte in Jung- 
mann's Böhm. Wörterbuch u. d. W. Kmet, femer auf Palacky's Abhandlung in Casop. 
öesk. Museum 1835, H. 4. S. 432 — 434, 440 — 441, wo man den Gegenstand umstand« 
lieh erörtert und die nöthigen Belege beigebracht finden wird. Besonders wichtig ist 
das Zeugniss Dalemils Cap. 27 u. 66. Die bosnischen Kmeten, als die dem Ban und 
seinem Geschlecht zunächst stehenden Landesältesten, werden in einer Originalurkunde 
des Bans Matthaeus vom J. 1249. M. März, zu wiederholten Malen genannt: naSi k'meti, 
od na&ich k'meti, od naSich d^t i od nasich unuöije i od naMch k'meti, ili naö syn ili 
na§i unuöije ili naSi k*meti u. s. w. Die böhmischen Kmeten bildeten noch im XTV und 
XV Jahrb. das permanente oberste Tribunal des Reiches, und hatten auch in der politi- 
schen Administration des Landes eine Geltung. Sie wurden^ unter den vorzüglichsten 
Männern des Landes, und zwar sowohl unter den Lechen (später Pkm) als Yladyken 
(Freien, später Ritter), gewählt Doch fehlt es uns an näheren Angaben über die Art und 
den Umfang ihrer Wirksamkeit in der ältesten Zeit. Dass bereits im frühen Mittelalter das 
Wort Kmet bei den Slawen auch in einem andern, minder ausgezeichneten Sinne ge« 
braucht wird , dass es nach und nach sogar auf Dorfälteste , ja in Polen auf jeden 
Bauersmann ausgedehnt ward, kann unsere klaren und positiven Beweise von der hohen 
Stellung der ehemaligen Kmeten im Lande Böhmen nicht entkräften. Gleiches Schicksal 
hat auch andere, ursprünglich weit vornehmere Namen und Wörter getroffen, z. B. 
kniaz* od. kniez', welches, gleicher Abstammung und Bedeutung mit dem deutschen 
König, ursprünglich einen Fürsten bedeutete, und jetzt in der Lausitz einen Herrn über- 
haupt (in der Titulatur auch den Bauersmann), in Böhmen, Mähren und der Slowakei 
einen Priester, in Serbien aber einen Dorfrichter bedeutet. Das Etymon des Wortes 
Kmet' ist noch im Dunkeln : gewöhnlich wird es mit dem lat. comes, oder mit dem gr. 
xmiAtjtfjg, in Verbindung gebracht, beides ohne zureichenden Grund. Der entsprechende 
lateinische Ausdruck für die älteste Zeit fehlt : doch scheinen die lateinischen Chronisten 
unter den Ausdrücken consiliani, seniores, zumeist unsere Kmeten zu verstehen. In 
einer deutschen Urk. von Kg. Sigismund 1396 März 19, geschieht der „Lantscheppfen, 
die man nennet Kmety'' Meldung. In dem ältesten böhmischen Psalter wird Ps. 104, 
y. 22 senes durch hneä übersetzt : aby zuöil knieiata jeho jako sam sehe a kmetie jeho 
V mudrosti uöil, ut erudiret principes ejus sicut semet ipsum et senes ejus prudentiam 
doceret. Für das hohe, in die heidnische Zeit hinaufreichende Alter des Kmeten-Instituts 
bei den Slawen spricht eine Stelle bei Boguchwal : Sed tum (d. i. in Polen's heidnischer 
Vorzeit) duedecim discretiores et locupletiores ex* se eligebant« qui quaestiones inter se 



8S Denkmäler der böhmCschen Sprache, Ubusas GericIU. 

conjungentes difßaiebant et rempublicam gubernabant« Sommersberg II. 20. 21. Auch von 
Boleslaw dem Tapfera sagt Mart. Gallus ausdrücklich : Habebat rex amicos XII consäiarios, 
cum (juibus regni et consilii mitiisteria familiarius pertractabat. Diese merkwürdige Ueber- 
einstimmung der Zahl der Kmeten (denn diese haben offenbar Boguphal und M. Gallus 
gemeint) bei den Polen und Böhmen zeugt schon an sich für das hohe Alter ihrer Ein- 
führung bei den Slawen. An ihrer Stelle treffen wir bei den südöstlichen Slawen, nament- 
lich bei den Serben und Bulgaren, die den fürstlichen Senat bildenden Bojaren an, deren 
Zahl in Serbien unter dem König Stephan Du$an bis vier und zwanzig gestiegen war. 
(Cantacuzen bei Stritter II. 256. 262.) 

Das alte Wort Lieh kommt ausser unserm Fragment nur noch bei Dalemil vor, 
wo dem Führer der Böhmen in ihre jetzige Heimath, äech, dieses Prädicat beigelegt 
wird. Dalemils Worte sind : V srbskem jazyku jest' zemie , Jejito Charvati jest' imie : 
y tej zemi bese lech, Jemuz imie bese Gech u. s. w. Der alte deutsche Uebersetzer 
dieser Reimchronik , der selbst in Dalemils Jahrhundert lebte, dolmetschte das Wort lech 
schlechtweg durch „Mann"; eioe Hs. liest „mui lech'% wo mui offenbar eine Glosse des 
Wortes l^chist ; Gesjn (1620) und Dobrowsky erklärten es durch einen freien, edlen, tapfem 
Mann. Dass wir bei Datemil, der, im Vorbeigehen bemerkt, als böhmischer Ritter aus 
dem lebendigen Born der Yolkstradition und Volkspoesie schöpfte, und uns so manches 
schätzbare alte Wort, z. B. batia, nava u. s. w., erhalten hat, in der angeführten Stelle 
ein Appellativum, und nicht den Volksnamen L^ch = Pole, vor uns haben, beweist der 
Ausdruck des deutschen Uebersetzers , als nächsten Zeugen, und der Umstand, dass der 
Reimchronist seinen Cech aus dem Chorvatenlande, nicht aus Polen, herleitet. Im übrigen 
wären wir durch die Annahme, dass bei Dalemil L#ch ein Volksname sei, nur an die 
Frage gewiesen: was bedeutete das Wort lech, bevor es zum Volksnamen ward? Denn 
offenbar müssen unsere alten Volksnamen: Lech, Srb, Chorvat u. s. w. so gut ehedem 
eine Bedeutung gehabt haben, als die von drevy, luky, pole, luh abgeleiteten Namen 
Luöane, Dreviane, Polane, Luzane u. m« dgl. Da wir unsere Meinung über das hier in 
Frage stehende Wort bereits an einem andern Orte (Slowanske Staroiitnosti Pr. 1837. 
8. S. 752-755) ausHihrlich mitgetheilt haben, und auch jetzt, nach wiederholter Prüfung, 
bei derselben beharren müssen, so wollen wir in gedrängter Kürze hier bloss die Haupt- 
punkte zusammenfassen. Nach unserem Dafürhalten ist a) das Appellativum Idch bei 
Dalemil und in unserm Fragment mit dem Volksnamen L^ch oder (mit regelrechter Ver- 
wandlung des e in ia) Liach d. i. Pole , der Abstammung nach identisch ; b) mit dem 
durch die meisten slawischen Mundarten verbreiteten Worte l^cha, Ackerbeet, areola, 
so wie mit dem spätem polnischen und böhmischen slechta (sliachta) oder Siechta, Adel, 
nobilitas — unbeschadet der Berührung des letztern mit dem ahd. slahta, genus, sei es 
durch Stammverwandschaft beider Sprachen, sei es durch Entlehnung des deutschen 
Wortes aus dem Slawischen — verwandt; c) die Bedeutung ist, mit Rücksicht auf die 
in einem ähnlichen Verhältniss zu ihren Stämmen stehenden und hier zunächst in Betracht 
kommenden slaw. zemanin oder zemönin (von zem6« terra, fundos), baätinnik (von badtina. 



$• IS. ^^rdigung des Gedichts und Sacherklärungen. 89 

Patrimonium) « dSdinnik (von d^dina, avitum patrimonium)* altdeutschen adaling, edeling, 
(von ahd. uodaU uodil, ags. ödhel« ^dbeL skan. ödhal» praedium avitum« terra hereditaria)» 
zunächst und ursprünglich wohl: Grundbesitzer« dann« im eminenten Sinn« grösserer« 
mächtigerer« mithin auch vornehmerer Grundbesitzer. Wir erkennen in den Lechen die 
Vorfahren der späteren böhmischen Pani« welches Wort an die Stelle von jenem erstem 
trat« als dieses seine frische und lebendige Bedeutung nach und nach verloren hatte. 
Dass es in Böhmen schon in der ältesten Vorzeit solche Familien gab« welche sich durch 
grösseren Grundbesitz und Einfluss im Lande auszeichneten« und gleichsam ein Mittelglied 
zwischen dem Landesfursten und dem Volke bildeten« darf« den klaren und positiven 
Zeugnissen der Geschichte zuwider« nicht bezweifelt werden. Cosmas selbst nennt als 
Zeitgenossen der Libusa : duos cives epibus et genere eminentiores« qui videbantur populi 
esse rectores ; ein Beweis « dass sogar nach seiner Meinung, die doch in diesem Puncte 
nicht sehr hoch gestellt war« in jener alten Zeit opes und genus« das ist grosser« aus- 
gedehnter Grundbesitz und Geschlecht (rod) etwas galten. Das gleichzeitige Ausland 
nannte diese vornehmen Männer bald reguli« bald duces « primores« optimates ; in den 
spätem einheimischen Rechtsquellen (aus dem XIV Jahrhundert) wird slechtic durch 
««magnifice nobilis'' im Gegensatze zu vladyka« dem ««minus nobilis«'* erklärt. Ueber ihr 
Verhältniss zum Fürsten und zum Volke« ihre Zahl und Namen fehlen uns vollständigere 
Aufschlüsse ; das Wenige « was sich mit Sicherheit ermitteln Uess « findet man zusammen* 
gestellt in F. Palachfs Geschichte von Böhmen Bd. L S. 166 — 168. 

Die VMyken haben wir bereits oben durch Hausälteste oder Stammeshäupter 
der kleinem freien Grundeigenthümer Böhmens erklärt. Sie nahmen Theil an den Land- 
tagen und öffentlichen Versammlungen; sie repräsentirten darin das Volk überhaupt. 
Die Zahl dieser kleinem fireien Grundeigenthümer« ursprünglich wohl der zahlreichsten 
Classe der Bewohner Böhmens « nahm in der Zeit immer mehr ab ; ans Ihnen entwickelte 
sich später einerseits der niedere Adel in Böhmen « andererseits scheinen die noch heut« 
zutage sogenannten Freisassen ihre unmittelbaren Nachkommen zu sein. Nachträglich 
bemerken wir« dass noch in der neuesten Zeit bei einigen Geschlechtem in Böhmen die 
Besitzer des Majorats vladyky genannt werden. 

Wenn wir demnach« allem Obigen zu Folge« schon für jene alte Zeit« inwelebe 
unser Gedicht seiner Abfassung nach fällt« die drei verschiedenen Rangclassen« der 
wählbaren« den fürstlichen Rath bildenden Kmeten (consiliarii« seniores« Landesälteste)« 
der erblichen« reichbegüterten« mächtigen Lachen (proceres« optimates)« der minder 
begüterten« fireien Hausältesten oder Vladyken« genau sondern« wenn wir ferner in den 
Lteben die Vorfahren der spätem Pini« mithin schon die Keime eines höheren Adels 
erkennen zu müssen glauben: so gestehen wir doch« dass wir über das Verhältniss der- 
selben einerseits zum Landesfursten« andererseits unter sich selbst« und über den Umfang 
ihrer Rechte und Pflichten aus den Quellen zu wenig wissen« um in Beantwortung 
aller Detailfragen« die sich hier« sogar aus Anlass unseres Gedichts« darbieten« eingehen 
zu können« wie z. B. warum V. 78 nur Lachen und Vladyken« V. 89 nur Liehen genanttt 

12 



90 Denkmäler der bchmüchen Sprache, Ubusat Gericht. 

werden u. s. w. Wir wandeln hier in einem sehr donkehi Gebiet des Alterthiuns, and 
wollen lieber zuwarten > bis uns fortgesetztes allseitiges Forschen und Vergleichen oder 
ein glucklicher Zufall einzelne Lichtstrahlen zur Erhellung desselben sendet, als der 
Phantasie freien Lauf lassen > um die Lücken unseres positiven« historischen Wissens 
durch Gebilde aus ihrem Reiche auszufüllen. Wir wagten desshalb auch in unserer 
lateinischen Interlinear- Version , so wie in der etwas freier gehaltenen deutschen Ueber- 
setzung« die Worte Kmeten, Lechen und Vladyken nicht zu dolmetschen« weil ein ad- 
äquater Ausdruck nicht zu finden war« und wir den des Böhmischen minder kundigen 
Leser nicht gern auf falsche NebenbegrifTe leiten möchten. In Betreff der obigen Fragen 
wollen wir nur noch zweierlei bemerken: erstens dass auch in dem spätem böhmischen 
Rechte den Panen und Vladyken theils gemeinschaftliche« theils besondere Functionen 
bei Gericht angewiesen waren« zweitens« dass wir es hier mit einem Gedicht, keineswegs 
aber mit einem juridischen Aktenstück zu thun haben« mithin gerechterweise dessen ein- 
zelne Ausdrücke nicht gar zu sehr nach dem Sinne und den Forderungen des letztern 
urgiren dürften. 

V. 9. Pochcalic/m pravdu po zakonu und V. 119 pravda pc zakonu svata. 

Das Wort pravda bedeutet hier« wie in Tielen andern alten Denkmälern der böhmi- 
schen Sprache« Recht« Gerechtigkeit (jus« justitia« vgl. Jungmann's Ges. Slow. u. Prawda): 
in den spätem Jahrhunderten wurde es üblich« pravda für Wahrheit« pravo für Recht« 
pravedlnost oder spravedlnost für Gerechtigkeit zu gebrauchen. Der Ausdruck : pravda 
po zakonu kommt auch in Stephan Dusan's seri)ischem Gesetzbuch« femer in einigen 
serbischen Urkunden vor« z. B. ako je komu duzan sto ili kriv« da i^te pravdcm po zakonu, 
§• 14. Hs. 1700 u. s. w. Statt pravda treffen wir in^ahen serbischen Urkunden zuweilen 
pravina an« z. B. da se izpravi pravinom po staromu zakonu, Vertrag des 2upans von 
Chulmien mit Ragosa vom J. 12S4. Mai 22. Der Ausdruck zakonu svatu wird erläutert 
durch V. 69 : po zakonu vekoiiznych bogov« und hat seinen Grund in der engen Ver* 
bindung des Rechts mit der Religion« welche wir bei den meisten alten Völkern im 
Anfange ihrer Geschichte« mithin auch bei den Slawen« antreffen. Die zur unverbrüchli- 
chen Nachachtung aufgestellten Rechtssatzungen erschienen den alten Völkern stets als 
wmuUelbare Gebote der Gcttheit. Die Slawen in Wagrien verehrten« nach Helmold« sogar 
eine eigene Gottheit der Gerechtigkeit« Prove« deren von dem Chronisten treu aufgefasster 
Name sowohl mit dem litauischen prowa« Recht« als mit dem slaw. prav« dem Stamme 
der Wörter pravo« pravda« pravedlnost u. s. w.« identisch ist« Der böhmische Glossator 
der Mater Verborum 1202 dolmetscht fas« lex divina« durch pravda« dahingegen jus 
humanum durch pravo« S. 112. Sp. 1.« welche Unterscheidung uns der Beachtung nicht 
ganz unwerth scheint« zumal unser Landsmann Wacerad altheidnischen Namen und Ideen 
nicht ganz abhold war« vielmehr dieselben fleissig verzeichnete« 
V. 10. Wime. 

Die Moldau« nächst der Elbe der HauptQuss Böhmens« so genannt vom verschollenen 
vrt' (flacttts« unda)« und dieses von vlaja sie. Vgl. §. 12. Wortverzeichniss. 



§. ib. ff^digang des GedichU und Sacherklärungen. 91 

V, 20, 21. Na Otavi h*afi zlaionosm* 
Otava, gewöhnlich Wotawa^ Watawa» ein Flüsschen im Süden, wo man Goldsand 
wusch, wovon die Stadt Pisek den Namen führt, vereinigt sich bei der Feste Zwiekow, 
Klingenberg, mit der Moldau. 

Y. 22. Na Radbuzi chladnL 

Radbuza, ßllt bei Pilsen in die Mies, die letztere unterhalb Zbraslav, Königssaal, in 

die Moldau. — Der Name Stiaglav erinnert an Stiahlaw, ein herrschaftliches Schloss und 

Dorf im Pilsner Kreise, 2^ St. vonRokitzan, woselbst auch ein kleineres Dorf Stiahlawice. 

V. 23. 24. Klenovica, Tetvy Popelova. 

Baibin nennt einen KUn unter Gechs Gefährten. Hajek macht Kien zu einem Sohne 

V 

Gechs. Popel — ein Geschlecht gleiches Namens wird als Herrscherstamm in Polen vor 
den Plasten genannt; doch war ehedem der Name Popel auch in Böhmen sehr ge- 
bräuchlich, lieber Tetva vgl. §. 12. Wortverzeichniss. 
V. 25. S pVky s Cechovymi, 
Man könnte, mit Rücksicht auf die oben §. 14, S. 82. belegte alte Bedeutung der 
Adj. auf -ovy (z. B. sliby bohovi^, skutky rytierove, stanove past^fovi, prorokovy poöet 
u. s. w.), das Adj. Cechovymi für gleichbedeutend mit öeskymi nehmen, wo dann der 
lapis offensionis äech wegfiele. Wir halten dies jedoch nicht für durchaus nöthig. Es 
war ein allgemeiner und uralter Volksglaube in Böhmen, dass der Führer des Volkes, 
welches nachmals und bis auf den heutigen Tag den Namen der Öechen führte, selbst 
Cech hiess* Wir finden diesen Volksglauben schon bei Gosmas angedeutet; denn sein 
pater Bohemus (T. L p. 7.) ist doch wahrlich kein anderer, als der otec öech, nur von 
dem lateinisch schreibenden lateinisch getauft : ganz klar und bestimmt aber hat ihn Da- 
lemil gleich im Eingange seiner Reimchronik ausgesprochen. Es ist bekannt, dass bei- 
nahe alle Völker in ihrer Jugendperiode, die man in gewisser Hinsicht die poetische nen- 
nen kann, ihren Ursprung, also den Anfang ihrer Geschichte, gern an einen gleich- 
namigen Erzvater knüpfen. Nach der Sage, aus der Gonstantin Porphyrogeneta seine 
ältesten Nachrichten über die Ghorwaten schöpfte, hiess der Anführer der letztern auf dem 
Zuge nach Illyrikum Ghorwat; nach einer andern, die bei den Polen in Umlauf war, 
herrschte einst L^Sek oder LSch über die Lechen; auch Nestor machte, ohne Zweifel der 
Volkssage zu Folge, zum Vater der Radimiden Radim, der Wjatiöen Wjata, der Kyjewer 
Kyj u. s. w. Bei den Germanen hat die Volkssage, nach Tacitus, den gleichbenannten 
Stammvater der Deutschen, Tuisco, zu einem Gott gestempelt; in späteren Sagen, Volks- 
gesängen und Genealogien werden Suäp, Wandal, Saxneat, Westerfalcna, Hermin u. s. w. 
als Stammväter der Schwaben, Wandalen, Sachsen, Westfalen, Herminonen u. s. w. ge- 
feiert« Ob diese Heroen der Volkspoesie und des Volksglaubens zugleich einst wirkliche, 
historische Personen waren, mithin ob in unserem Falle der Heerführer der Böhmen aus 
dem grossen alten Serbenlande nach Bojohemum wirklich öech hiess (denn einen Heer- 
führer müssen sie doch gehabt haben, und insofern wenigstens könnte die Sage immer 

auf einem historischen Boden ruhen), ist eine andere schwer zu entscheidende Frage. 

12* 



92 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusa's Gericht, 

Wir kennen einen Cech nur als den Mittelpunkt der ältesten einheimischen Sagen von 
dem Ursprünge und der Einwanderung unseres Volkes; seine wirkliche historische Exi- 
stenz müssen wir, aus Mangel an Yollgilügen historischen Zeugnissen ^ auf sich be- 
ruhen lassen. 

V. 26. Pris ti'i reky. 

Man hat sich Mühe gegeben > die drei Flüsse« welche die Rechen auf ihrem Zuge 
nach Böhmen* unserem Gedicht zufolge, passirten* nachzuweisen, und glaubte sie, nach 
Weleslawin's Meinung, der die Cechen von der Kulpa in Croatien kommen lässt, in der 
Drawe, Rah und Donau, oder nach PelzeVs richtigerer Annahme, der sie aus Grosschro- 
watien im Norden der Karpaten herleitet, entweder in der Gran, Waag und March, oder 
in der Weichsel, Oder und Elbe (mit demselben Rechte könnte man an die Weichsel, 
die Warte und die Oder denken) gefunden zu haben. Unseres Bedünkens ist die Zahl 
drei hier wie anderwärts in unseren Sagen poetisch, und sie streng historisch zu deuten 
dürfte um so gewagter sein, als man über die Richtung des Zuges der ^echischen Schaa- 
ren nichts Bestimmtes und Zuverlässiges weiss. A. Dietrich bemerkt im Vorworte zu den 
Russ. Volksmährchen S. XVII. sehr richtig: »Eigenthümlich ist es, dass in diesen Sagen 
die Zahl drei fast überall vorherrscht Die Väter haben gewöhnlich drei Söhne, die Hel- 
den oder fahrenden Ritter ziehen durch dreimal neun Länder in das dreissigsU König- 
reich (erst dreim^ drei» dann dreimal neun, zuletzt dreimal zehn) ; einige der tapfersten 
und berühmtesten Ritter sind drei und dreissig Jahre alt, wenn sie die Laufbahn des 
Ruhmes betreten, und gelangen in ihren Unternehmungen erst beim dräteny ersMche zum 
Ziele« u. s. w. Auch unser Krok und der pommersche Borislaw hatten nach der Sage 
drei Töchter. 

V. 2T. Druzna vlastcvua. 

Ein fast in allen slawischen Ländern bei dem Volke in hoher Achtang stehender 
Vogel; ihn zu verletzen wird für ein unheilbringendes piaculum gehalten. Er durfte einst 
sogar auf den Köpfen der heiligen Standbilder in slaw. Tempeln ungestört nisten. Saa^c 
Gramm. 1. VIII. p. 327. Hier ist wahrscheinlich unter diesem Bilde die zweite, zu Hause 
weilende Schwester der entzweiten Brüder gemeint. Uebrigens ist das liebliche poetische 
Bild, durch Vögel Nachricht zu geben, sehr alt und gewöhnlich. In dem indischen Ge^ 
dicht Mahabharata versieht diesen Dienst die Gans, in den nordischen Sagen der Rabe* 
In der Königinhofer Handschrift soll die Lerche dem Mädchen als Bote dienen, wie die 
Taube dem Anakreon. »Durch den Vogel erfahren« (dowedeti se po ptadku) ist ein all- 
tägliches böhmisches Sprichwort. 

V. 30. 31. V Laibusini sidli • . . VyiegradL 

Nach der Ansicht des Dichters und ohne Zweifel auch nach der seiner Zeitgenossen 
residirten also Krok und die Fürstin Libuita bereits in VySegrad« der allbekannten Feste 
bei Prag. Cosmas lässt, einer andern Sage folgend, diese Feste erst nach dem Mädchen- 
kriege, also nach dem Tode Libuäa's, entstehen. Genaue Uebereinstimmnng zwischen 
Sagen wird man nicht erwarten (hat Nestor nicht die abweichendsten Sagen über seinen 



§. 15. Würdigung des Gedichts und Sacherklänxngen. 93 

Kyj verzeichnet?)» da man sie nicht einmal zwischen historischen Zeugnissen und Docu- 
menten stets und überall findet. 
V. 36. Na popravu. 

Das Wort poprara hatte zu verschiedenen Zeiten eine verschiedene Bedeutung (s. 
Jungmann s Slownjk u. Poprawa); hier scheint es in seiner ursprünglichen Bedeutung : Yer- 
besserung« Schlichtung, Ausgleichung, zu stehen. 
V. 40. Oc Liubice bile. 

Lubica, jetzt Libice bei Pod§brad« berühmt als Sitz des mächtigen Lachen Slavnik, 
und als Geburtsort des h. Adalbert, worüber Cosmas I. 54. nachzulesen ist. Eigenthüm- 
lieh und uralt ist bei den Slawen der Gebrauch des Epithetons b§ly« zumal bei Orts- 
namen; man denke an die vielen Comp, mit demselben, z. B. russ. B^laja-Cerkov« B.-Go- 
ra, Bßloberezje, B^l-Gorod, BM-Kolodez, B^loj-Jar, B.«Kljuö, B^loostrov, Bilopolje, serb. 
BMi-Klanac, B.-Potok, B.-Breg, B^löbaba, B^lobrdo, B^loselo, pol. Biafy-KamieA, B.-Bor, 
Biafa«Wie^, B.-ÜVieia, Biafo-tiCnka« Biafokrynica, Bia^ebfoty u. s. w. Zuweilen bedeutet 
das Beiwort bely soviel als schön: so dolmetschte schon Ditmar Beleknegini durch pul- 
chra domina sclavonice (1. VIII. p. 249), Belegori durch pulcher mons (1. VI. p. 172), und 
die Stadt Pulcheriopolis in Albanien benannten die bulgarischen Slawen Belgrad (vgl. das 
lat. bellus); so heissen in den serbischen Heldenliedern die Wohnsitze der Fürsten und 
Heroen: bdly dvor, b^ly grad. Lubica kann hier also entweder in dem gewöhnlichen 
Sinne (wie Bela-wes*, B§lo-selo), oder als Wohnsitz eines vornehmen Lachen b§la heissen. — 
Uebrigens reicht der tropische Gebrauch des Wortes b^ly weit in den Orient hinein: 
die Tataren nennen den Beherrscher Russlands "»den weissen Tzar,^ 

V. 42. S Dobroslavska chVmca; , 

Dobroslaw's Kulm ist ohne Zweifel Königingrätz, dessen Grund ein Wladyka jenes 
Namens, nach Hajek, soll gelegt haben. 
V. 43. Orlicu Labe pije. 

Das Flüsschen Orlica fallt bei Königingrätz in die Elbe. 
V. 44. Ot gor Krkonosi. 

Das bekannte Riesengebirg. Ueber den Namen vgl. §• 12. Wortverzeicbniss. 
Y. 45. Ideie Trat pogubi san liuiu, 

Trut's Gedächtniss lebt noch im Namen der Stadt Trutnow, Trautenau, die einen 
Drachen im Schilde führt* Der Dichter hatte hier wohl eine damals bekannte und in 
Nationalliedern gefeierte Sage von der Erlegung des Drachen durch Trut vor Augen, 
der auch das Schild seinen Ursprung verdankt. Eine ähnliche Sage soll noch im Munde des 
dortigen Volkes leben: man bringt aber Trut's Abentheuer jetzt mit der ausgestopften 
Krokodilshaot auf dem Rathhause zu Brunn, so wie mit der Abbildung des Drachen auf 
dem Rathhause zu Königingrätz« in Verbindung. Bekannt ist die Sage von Krak und dem 
Drachen bei Kadlubek ; zwei andere litauische Gesänge vom Sieg über einen grossen 
Lindwurm besass Gzacki. (Vincent Kadlubek« von Linde S. 359 Anm. 21.) Schade» dasa 
sie nicht gedruckt sind. 



94 Denkmäler der böhmischen Sprache. Libusd's Gerieht. 

V. 46. Radovan et Kamena Mosta, 
Radowan, als Personenname» kommt in alten Urkunden und Nekrologien nicht selten 
vor. Das Andenken an einen Radowan, und yielleicht an den hier genannten, hat sich 
bis heutzutage in dem Namen von Rodisjurl erhalten* einem im Elbogner Kreise an der 
Eger gelegenen Dorfe, das in alten Urkunden Radansfurl, lateinisch Vadum Radovani 
heisst. So spricht K. Otakar I in einer Urkunde vom J. 1226: »Wladizlaus rex pater 
noster nominatim conferens domui Doczanensi praedia sua terminis certis distinxit : nam 
Welichov a vado Radowam usque ad pontem paludum quod Moztissche dicitur» et sie ad 
montem qui dicitur Ztrani» et ita in Egram fluvium« domui dictae donavit.« 

Kamen most, heutzutage Kamcnmj Most, ist jetzt ein Dorf der Herrschaft Mühl- 
hausen j zwei Stunden von Schlan entfernt, am Libusiner Bache gelegen. Es wird zu- 
erst in dem Wy.^ehrader Stiftungsbriefe (angeblich vom J. 1088) genannt: »Kamene raozte 
terra ad tria aratra cum ministerialibus.a Als zur Probstei Wysehrad gehörig kommt es 
noch in zwei Wyäehrader Urkunden vom 24* SepU 1292 vor: pvenditio bonorum praepo- 
siturae inCamenmost, videlicet 180 jugerum»« und wieder »unam particulam bonorum sitam 
in KamenmosL« Nach dem Hussitenkrieg ist Kamen Most ein kleines Rittergut. In einer Ur- 
kunde vom J. 1460 kommt als Zeuge vor: 'BdLTtosVtÜnz Kamena Mosta, sed^njm we Slanem; und 
im J. 1461 derselbe wieder: BartoS Ptaöek z Kamene Mosta. Der Ort ist offenbar uralt« und 
reicht in diejenige Zeit hinauf» wo eine steinerne Brücke eine Seltenheit im Lande war. 

V, 47. Ot Br^d vVtoricnych. 
Br'da, Berge, von br'do Berg, hier insonders ein Bergkamm im Berauner Kreise, von 

demein Theil am Fusse derselben ehemals (vom XlllJahrh. bis zum J. 1714 herab) Podbrdsky 
kraj, der Unterbergkreis, in lateinischen Urkunden des XIY Jahrb. provincia Podbrdensis 
hiess« und mit dem Decanatus Podbrdensis (in Balbini Miscellan. hb. V« pag, 12, vgl. lib. 
III, pag. 23) wohl auch gleichen Umfang hatte. Die Gegend war ehedem gewiss waldrei- 
cher, und somit auch wasserreicher, als jetzt. 

V. 48. Ot Sazavy ladny. 
Sazawa, ein Flüsschen, das vom südöstlichen Böhmen konunt, und oberhalb Prag in 

die Moldau sich ergiesst 

V. 49. Se SÜe strebronosne. 
Die Mies, sonst auch Beraun genannt. An derselben liegt die Stadt Slribro, Mies, im 

Pilsner Kreise. 

V. 54. y Fysegrade. 
Der Ters ist unvollständig; die Herren Hanka und Swoboda ergänzen ihn durch: v Liu- 

bu§in€ s^dl^, dem Sitz LibuSa's. 

V. 55. Rozenia dlie svego. 
Unseres Bedünkens bedeutet der Ausdruck soviel als »nach den Jahren der Geburt,« 

also »nach dem Alter,« nicht wie man es bisher gedeutet, nach dem Geburls- oder Stan* 

desrange. Dies stimmt wenigstens zu dem später in Böhmen allgemein beobachteten 

Brauche. Derselben Formel begegnen wir in der Königinhofer Handsch., im Liede Lu- 

diSe und Lubor: Za pfedldh^ stoly siedü Proknj^ rozenie dlie sviho. S. 62. • 



§. 15. Würdigung des Gedichts und Sacherklärungen, 96 

V. 58. Dve veglasne devL 
Auch dieser Vers ist unvollständig ; die Herren Hanka und Swoboda fügen hinzu : 
u niej staste« standen ihr zur Seite. Aus dieser Stelle ersehen wir, dass auch bei den 
heidnischen Slawen« wie bei andern alten Völkern, Jungfrauen und Frauen bei religiösem 
Cultus und andern heiligen Gebräuchen, wohin wir auch die Rechtspflege zählen, nicht 
unwichtige Functionen ausübten. Nach der Ansicht mehrerer alten Völker, namentlich 
der Slawen und Deutschen, scheinen Aussprüche des Schicksals im Munde der Frauen 
grössere Heiligkeit zu erlangen. £s ist ein be merke nswerther Zug in der Natur des 
Menschen, dass er geneigt ist, dem weiblichen Geschlecht eine höhere Scheu und Ehr- 
furcht zu beweisen. Auch hat sich wilde Kraft der Phantasie und was man den Zustand 
des Hellsehens nennt, von jeher vorzüglich in Frauen gezeigt. Kein Wunder daher, dass 
hochbegabte, weise Frauen und Jungfrauen, sei es als Fürstinen, sei es als Weis- 
sagerinen (ve^tice), auch in dem slawischen Sagenkreis eine so wichtige Rolle spielen. Um 
nicht Beispiele aus der mythischen Geschichte anderer slawischen Zweige zu, häufen 
(wem sind die polnische Wanda oder die drei Töchter des pommerschen Borislaw's un« 
bekannt?) erinnern wir nur an unseres Krok Töchter, die heilkundige Zauberin Kasi, 
die fromme Deuterin des religiösen Cultus und Reglerin der heiligen Gebräuche, Teta, 
endUch an sie selbst, die der Gegenstand unseres Gedichts ist, die weise Richterin und 
Weissagerin Libusa. Hsc talis ac tantae laudis femina, heu dira conditio humana, fiiit 
pythonissa, ruft unser Cosmas in seinem christlich-priesterlichen Unmuth aus. (I. 11.) 
Von den Germanen sagt bekanndich Tacitus : inesse quin etiam sanclum et providum 
(feminis) putant, nee aut consilia earum aspemantur, aut responsa negligunt. Germ. 8. 
Schon Caesar bemerkt : quod apud Germanos ea consuetudo esset, ut matres fam, eorum 
sortibus et valicinationibus ^AecidiTdJCQnl, utrum proelium committi ex usu esset, nee ne. 1. 50. 
Die vergötterten Aurinia und Veleda, die späteren Ganna, Thiota u. a. haben bei den 
Germanen sogar geschichtlichen Ruhm erlangt Die Wahrsagerinnen der Cimbern übten 
nach Strabo zugleich priesterliches Amt. VII. 2. Auch bei den Sarmaten waren, nach 
Nicolaus Damascenus , Frauen an Divinationsgabe und übermenschlicher Weisheit den 
Männern überlegen. Was den Umstand anbelangt, dass die Jungfrauen in unserem Gedicht 
als die Hüterinen der geheiligten Runen- oder Gesetztafeln und des Strafschwerts dar- 
gestellt werden: so erinnern wir daran, dass die Kunst, Buchstaben zu schreiben und 
zu lesen, bei den Germanen in ältester Zeit hauptsächhch Frauen beigelegt wird. In 
der alten Edda schneiden und lesen Frauen Runen. In dem bekannten Manessischen 
Codex findet sich ein Bild, wie ein Ritter einer Jungfrau seine Gedichte dictirt. Bei so 
vielen unbestrittenen Berührungspuncten, worin das germanische Alterthum mit dem Slawi- 
schen zusammenfallt, können wir mit Recht schliessen, dass auch den slawischen Wahr- 
sagerinen und Priesterinen die Kunst der Runen nicht fremd war. Was die Verrich- 
tungen dieser zwei Jungfrauen bei der Feierlichkeit des öffentlichen Gerichtes anbelangt, 
so wissen wir darüber, bei dem gänzlichen Schweigen des Alterthums, weiter nichts« als 
was in unserem Gedichte darüber theils angedeutet^ theils bestinunt ausgesprochen ist. 



96 Dettkmäler der böhmischen Sprache, Libusas Giricht. 

Ihnen lag ob, die Stimmen in die heilige Urne zu sammeln; wahrscheinlich fungirten sie 
auch bei der Erforschung der Wahrheit durch Gottesurtheii , da sie als in der Nähe des 
Feuers und Wassers stehend angefUhrt werden. Sie heissen desshalb Y. 59. Yyudene 
v^Sdbam yitiezovym, und Y. 87 ausdrücklich deve sudne, was wir nun in £rwägung 
ziehen wollen. 

Y. 59. 87. Fyuccni viscbam vUüzovym — da>i sudnL 
Unstreitig eine der schwierigsten und dunkelsten Stellen unseres Gedichts. Das zweite 
Wort bietet zwar an sich keine Schwierigkeit dar, da es in unsern alten Denkmälern 
oft in dem Sinne von Wahrsagerei vorkommt. Die Mat. Yerb. glossirt vaticinia, poetarum 
carmina durch veSöby, und so gebraucht finden wir es in unsern ältesten Legenden« bei 
Dalemil, Stitn^ u« a. m. Es stammt von v^tu, vesti, fari, davon auch vecati, slawisch 
veSöati, und hängt mit vitija (orator)» vet in s-vet (consilium), otvet, privet u. s. w. zu- 
sanmien. (Yerschieden davon ist vedeti.) Man könnte indess das Wort hier in weiterer 
Bedeutung für Kenntniss, Wissen, Kunst u. s. w. nehmen, insofern in jener alten Zeit 
das Wahrsagen, als ein Bestandtheil der Religion, der Gipfel alles Wissens, die höchste 
menschliche Wissenschaft war. Selbst unser Stitn^ (um 137o) scheint noch veSöba und 
v£dmo (dieses von vedeti) als Synonyma zu gebrauchen. — Das dritte Wort stammt von 
vitiez', und kann seiner Form nach ftlr gleichbedeutend mit vitiezsky genommen werden; 
denn die Adjectivform = ovy wird im Altböhmischen gar oft dort gebraucht» wo wir jetzt 
die Form =z sky brauchen. (Ygl. oben §. 14. S. 82.) Das Wort vitiez', c)t* shta^ci», 
al^oln. (nach Linde) witez, npoi. zwyciezca, ill. vitez, bedeutet den Böhmen einen Sieger 
(victor), andern Slaven hingegen einen Helden (heros), und an diese Bedeutung, als die 
ältere, müssen wir uns hier halten. Der Materie und Form nach stimmt es mit dem 
anderwärts vorkommenden Yolks- und spätem Richter-Namen goth. vithiggs, ahd. vitig 
od. vitic, nhd. witzig, wissig, überein; vgl. unser k'nez' mit dem goth. kuniggs, ahd. 
kunig od. kunic, nhd. König, unser penez'- mit pfeniggs, pfenic: unser userez* mit dem 
goth. ausahriggs, nhd. Ohrring u. s. w. Die Yithinge kennen wir aus der Geschichte 
als Anwohner der Ostsee vom III Jahrb. bis ins spätere Mittelalter herab. Sie heissen 
bei Trebellius Pollio Yita Claud. c. 6. Yittingui (in den Edd. falsch : Yirtingui), in den 
Urkk. des Mittelalters Withingi. Nicht verschieden von ihnen scheinen die Vidi-vari (vari = 
homines, incolae) des Jornandes Get. c. 5. 17., und die Yites des Anon. Ravennas L 1. 
c. 12. lieber die späteren Withinge sagt Yoigt Gesch. Preuss. I. 236. ,J)ie Geschichte 
weiset eine für Samland ganz eigenthümliche und von den der übrigen Landschaften 
Prettsaens bedeutend abweichende Yerfassung und Gestaltung der Dinge nach. Sie zeigt 
uns €m€ Anzmkl vcmekmtrer und über gewisse Landgebieie harschender Familien, denen die 
übrigen Bewohner als dienstbar untergeben waren. Zur Zeit, als der Ordoi das Land 
schon in Besitz genommen, erscheint dort ein edlerer und vemekmerer Herrenstetnd unter der 
allgemeinen Benennung der „alien fFiihinge\ höchst wahrscheinlich so genannt als Ab- 
könmilinge des Yiden-Yolkes. Yor des Ordens Ankunft , wie es scheint , mit reichlichem 
Landbesitz versehen« mit mancherlei bedeutenden Yorrechlen ausgezeichnet» durch grosses 



$. tS. ' fUttrdigung des Geduhu und SacherUärungen. 97 

Ansehen und mächtigen EinQuss auf das Volk hervorglänzend wurden sie auch naehmal» 
YCHU Orden ganz besonders begünstigt Uebrigens verwechselt Voigt irrigerweise die 
Withinge mit den Vikingen» und bringt sie zugleich mit den Gotfaen und Dänen in Ver- 
bindung. In unsern ^.Slowanske Staroütnosti" S. 349 und 373 haben wir diese Withinge 
und Vites» durch deutsche Forscher verleitet« für einen in Samland ansässigen Zweig 
der skandinavischen Gothen erklärt« eine Annahme« die uns jetzt nicht mehr so plausibel« 
wie ehedem« erscheint« zumal dieselben bei Trebellius PoUio in Gesellschaft der Pruthungi 
auftreten (bei Zosimus Prochingi)« welche offenbar mit den Phru-gundionen des Ptolemaeus 
(man merke den regelmässigen Ausstoss des Consonanten in Zusammensetzungen wie 
Vis-burgü St. Visl-burgii« Sa-boki st» San-boki« Te-rakatriae st. Tej-Rakatriae« d. i. Raka- 
triae an der Teja« Bu-guntae st« Bur-guntae u. s. w. bei Ptol. ; vgl. dazu Sifiidus« Wibertus« 
Wibaldus u. s. w.) identisch und die Vorfahren der spätem litauischen Prussen oder 
Preussen sind. Sowohl der Name der Vites und Vithinge« als auch der Umstand« dass 
die letztern in so grossem Ansehen beim Volke standen« was wohl von ihrer ehemaligen 
Priester« und Richterwürde herrührte« führen uns auf die als Weise und Richter bekannten 
Viten und Witzige oder Wissige in England und Deutschland. Das in ags. Denkmälern 
häufig T(Mrkommende Vitan^ sg. nom. vita« deutet J. Grimm in einer Stelle durch proceres« 
optimales« seniores« consiliarii« sapientes« in einer andern aber durch ««zu Gericht ver* 
sammelte Urtheiler« judices.«* Deutsche Rechtsalt. S. 266 — 267. 778. Vgl. PhiUip9 Deut. 
Gesch. L 230 — 231. Dab^r ags. vitena-gemdt« Volksversammlung« eigentlich Versamm- 
lung der Yiten od« Richter. Aber auch die in* Deutschland vorkommenden Witzige eines 
Cölner Gerichts im Mittelalter« welches den Namen Witziggedinge föhrte« sind von den 
Withingen oder Witigen nicht verschieden« da der Uebergang des l in it oder is regel- 
mässig ist. Auch Statute und Weisthümer erwähnen der Witzige oder Wissige als Urtheils- 
finden Grimm D. R. A. S. 779. Hierauf gestützt« nehmen wir als wahrscheinlich an« 
dass die alten Böhmen mit dem Worte vitiez' (heros) auch den Begriff des Weisen und^ 
des Richters verbanden« und dass hiermit der Ausdruck v^söby vitiezove in unserm 
Gedicht gleichbedeutend sei mit vöSöby sudne« welche Deutung durch das unten folgende 
,«d§ve suduS** bekräftigt wird« denn offenbar ist das Wort sudni hier ein Synonymum 
von vyuöenö v^ädbam vitiezovym. Wir wollen uns nun in keine weitläufigen Erörterungen 
der Frage : ob die Withinge slawischen oder litauischen oder germanischen Ursprungs 
seien« einlassen — Endehnung ist hier so gut möglich« als gemeinschaftlicher uralter 
Besitz — wir wollen zum Schlüsse nur noch zwei Bemerkungen machen« die unserer 
oben ausgesprochenen Ansicht zu einiger Stütze dienen können. Dass Gentilia in unserer 
und der der unsrigen zunächst verwandten litauischen Sprache häufig in andere Bedeu* 
tungen übergehen« davon haben wir in den Wörtern velet (gigas)« miliin (gigas)« neropch* 
(rusticus)« kursar od. gursar (pirata)« obr (gigas)« smrd (rusticus)« vlach (paslor)« koldun' 
(mendicus) « spolin oder ispolin (gigas) « sehr (rusticus) u. s. w. einleuchtende Beweise. 
(Vgl. Slow. Starpi. S. 45 — 47«) Da jedoch jedes Gendle ursprünglich von einer bedeut» 

samen und verständlichen Wurzel stammen muss« so glauben wir bei unserai' viliez' um 

13 



98 Denkmäler der böhmischen Sprache, LibuSas Gericht, 

so mehr an das durch die meisten Mundarten unserer Sprache verbreitete T^t, yit (der 
Wechsel des e und < ist häufig, daher s-v^t, ot-v§t, privat, aber vitija« orator« yitati« 
salutare, afFari) halten zu müssen, als dasselbe auch in den Namen der slawischen Gott* 
heiten : Svatovit, Rujeyit und Porevit angetroffen wird. Ist diess richtig, so würde in 
dem Worte vitiez' die Bedeutung orator, sapiens die primäre und ältere, die von herbs, 
Victor hingegen als die spätere, abgeleitete, anzunehmen sein. 
V. 60. Desky pravdedatne. 
Die Gesetztafeln, welche die Gebote der Gottheit enthielten, und ohne Zweifel mit 
Schnitzwerk^ wahrscheinlich die Bilder der Hauptgottheiten darstellend, vielleicht auch 
mit Runen oder überhaupt Schriftzeichen bedeckt waren. Es ist allgemein bekannt, dass 
bei den meisten alten Völkern Gesetztafeln, als eine der wirksamsten symbolischen Mittel, 
die Rechtesatzungen als unmittelbare Gebote der Gottheit erscheinen zu lassen, in Gebrauch 
waren. Um nur ein Beispiel aus der Nähe auszuheben, so erinnern wir an die geheiligten 
Runentafeln der Äsen, die, nach der skandinavischen Sage, von Allfadur selbst einge- 
graben und die Grundlage der Göttermacht waren, nachmals aber von drei mächtigen 
Zauberjungfrauen aus Jotunheim den Äsen entwendet wurden. In Bezug auf das Wort 
desky (vgl. discus und ahd. disk. Tisch) bemerken wir, dass dasselbe nicht nur in Böh- 
men von Altersher von der Landtafel und Hoflehntafel gebräuchlich ist, sondern merk- 
würdigerweise auch in der Nowgorodischen Chronik beim J. 1208 vorkommt, wo die 
Schuldregister des Posadniks oder Rectora der Republik Demeter Miroskin deSt'ky heissen : 
A öto na d'$ökach, a to knjazju ostaviia, i da$a d'^öky Dmitrowy Syjatoslavu, i bja$a na 
nich bez Öisla. L§t> Novg. S. 92 Ausg. 1819. Jüngere Chroniken drücken die Stelle 
interpretirend also aus: cto na dskach v pism^ ostalo. Sof. Wrem. I. 217. Voskres. il. 
148. Ein Beweis mehr für das hohe Alter des Wortes desky für Schreibtafel, da es bei 
so entfernten Zweigen auch damals noch gleichförmig gebraucht ward, als man schon 
längst nicht mehr auf Holztafeln, sondern auf Pergament schrieb. (Vgl. das goth. spilda, 
alt. spiald, dän. spield; rontafel beim Dasypodius ; böka. Buch, nach den Tafeln von 
Buchenholz u. s. w. In der böhm. Bibel liest man sogar : Napsali na dsk&ch mosaznVch, — 
möd£n^ch. Dass die Slawen noch im Heidenthum Buchstabenschrift kannten und — wenig- 
stens bei Geheimnissen des Cultus und bei der Wahrsagerei - — übten , dürfte von Sach- 
verständigen jetzt kaum bezweifelt werden, wenn wir auch nicht andere Beweise dafär 
beibringen könnten, als die klaren und positiven Aussagen Ditmar's von Merseburg („inte- 
rius dii stant manufacd, singulis nommäms msculpUt^' VI. p. 151.) und des bulgarischen 
Mönchs Chrabr („dr tami i r^zami Ö't^cha i gataacha pogani saste^ Kalajdcvic Jo. Exarch 
S. 189), an denen es uns übrigens nicht fehlt. Sie nannten die Buchstaben m^ty, 
mJ^tky (notae, aigna), und (wenigstens in späterer Zeit) den Schreiber m^teimk (notarins, 
scriba). Letzterer Ausdruck (m^telnik) kommt in der Prawda Ruska vom J. 1016 vor, wo 
er aber von den Erklärem meist unrichtig verstanden wurde. Wir lassen indess diesen 
Gegenstand hier gänzlich fallen, da wir gesonnen sind, demselben bald an einem andern 
One eine ausführliche UntersuGhung zu widmen« 



§. !&• Würdigung da Gedichu und Sacherklärungen. 99 

• 

y. 62. 63. Planten pravdczvislen — svaiecadna voda. 
Zwei der vorzüglichsten Arten der Gottesurtfaeile « das Feuerurtheil* Judicium ignis« 
und das Wasserurtheil« Judicium aquae« gewiss die ältesten und verbreitetsten, werden 
hier» namhaft gemacht Später wird bei einigen Slawenzweigen auch des Kampfurtheiles« 
jud. pugnae s. duelli« häufig erwähnt Wir finden die Anwendung der Gottesurtbeile bei 
den Slawen im frühesten Alterthnme so allgemein verbreitet und den Glauben an die 
Wirksamkeit derselben im Gemüthe des Volkes so tief gewurzelt, dass wir sie auch bei 
unserm Stamme« so gut als bei den Germanen, Gelten, Griechen, Indiem u. a. ftir heid- 
nischen Ursprungs und aus dem höchsten Aller thum stammend halten müssen. Aus dieser 
Ursache, weil man sie dem Volksglauben nicht rasch und gewaltsam entziehen konnte, 
musste sie das Christenthum und die spätere Gesetzgebung anfangs und lange Zeiten hindurch 
dulden und sogar durph kirchliche Gebräuche heiligen. — Die älteste bestimmte Meldung 
von Gottesurtheilen in Böhmen finden wir in den Gesetzen Bretislaws I vom J. 1039 bei 
Cosmas p. 111 : Si mulier proclamaverit pari vice non amari, sed inclcmenter a viro 
suo afQigi et profligari, detur inter eos Judicium Dei, et qui inventus fuerit reus, solvat 
poenam rei. Similiter et de bis, qui homicidiis infamantur, archipresbyter comiti illius 
civitatis nomina eorum asscribat, et comes eos conveniat; et si sunt rebelies, in car* 
cerem redigat, donec aut poenitentiam dignam agant, aut si negant, ignito ferro sive 
adjurata aqua, utrum culpabiles sint, examinentur. Auch die Konrad'schen Statuten ent- 
halten Bestimmungen darüber. Gänzlich abgeschafil ivurden sie erst in der Mitte des 
XIV Jahrhunderts , durch den Erzbischof Ernst von Pardubic , nach dem Zeugnisse der 
beiden Zeitgenossen Wilhelm von Hasenburg und Thomas von §titny. Jener sagt : Hie 
(Ariiestus) etiam judicia peregrina, videlicet candentis ferri et aquae frigidae, quibus Bo- 
hemi usque ad ipsius tempora utebantur, exerceri prohibuit, et eadem totaliter, baronum 
resistentia non obstante, suppressit (Balbini Miscell. lib. IV, p. 85). Stitny, der Dasselbe 
behauptet, sagt zugleich, die Gottesurtbeile wären in Böhmen noch ein Rest des hei' 
dnischcn Alterthums gewesen. (Casopis öesk. Mus., 1838, 1, 6.) — Das Wörtchen — cudnain 
svato-cudna hängt etymologisch mit cud Reinheit, Zucht, cuda Bezirksgericht im Mittelalter, 
cudaf Bezirksrichter, und mit cüditi reinigen, zusammen. 

V 

V. 70. 71. 106. Bttdeta im oba v jedno vlasti, Ci sie rozdelita rovnu meru — Pr'vencu 
didinu daii pravda. 

Das Erbrecht, die darin geltenden Gesetze und Verhältnisse, sind der Hauptpunct, 
um welchen das ganze Gedicht sich bewegt. Die Aufschlüsse, die es uns bietet, ver- 
breiten unerwartetes Licht über einen der dunkelsten und wichtigsten Gegenstände der 
Alterthumskunde . 

Chrudo§ will als Erstgeborner sich geltend machen, und spricht einen Vorzug an, 
den der jüngere Bruder Stiahlaw ihm streitig macht. Ob Chrudos die ganze Erbschaft, 
oder nur, den grösseren Theil für sich haben wollte, wird nicht ausdrücklich angegeben. 
Sein Ansinnen war dem germanischen« nicht aber dem slawischen Rechte gemäss» wel- 

13 ♦ 



100 DenktnOUr der böhmuchen Sprache. Libuias Geruht. 

ches letztere von den Vorzügen der Primogenitur nichts wissen wollte. Daher kamen 
hier slawische und germanische Rechtsansichten und Gebräuche in Conflict. 

»Nach der germanischen Erbfolgeordnung (sagt G. Phillips« Deutsche Geschichte» 
Berlin 1832, Bd. I, S. 142 Anm. 53, S. 166—167, Anm. 3) wird jeder vor allen andern 
von seinen wehrhaften Söhnen beerbt Diese schliessen wegen der grösseren Gleich- 
heit des Blutes zunächst die Enkel aus, wegen ihrer Wehrhaftigkeit aber auch ihre jün- 
geren Brüder, die noch nicht zu derselben gelangt sind; und so spricht sich hierin sehr 
deutlich die Richtung aus , welche das germanische Recht dahin hat, dem JErslgebomen ehien 
Verzug einzuräumen. Dieser altgermanische Forzug der Primogenitur hat sich ganz besonders 
in England erhalten. Die Normannen brachten dieses Princip aus ihrer Heimat mit, wel- 
ches, wenn auch unter einem feudalen Gewände, das der ganze Grundbesitz erhielt, fort- 
gedauert hat (Vgl. Gud. Gemetic. Histor. Normannor. 1. 4. Quae gens idcirco sie multi- 
plicabatur, quoniam nimio dedita luxui mulieribus jungebatnr mnltis. Nam pater adultos 
iilios cunctos a se pellebat, praeter unum, quem heredem sui juris relinquebat.) Auch das 
deutsche Lehnrecht enthält Spuren davon, deren Ursprung man aber nicht erst in dem 
Lehnrechte zu suchen hat« — Auch Thierbach, der in seinem lehrreichen Werk : Ueber 
den germanischen Erbadel, Gotha 1836, 8v. diesen Gegenstand einer gründlichen Prü- 
fung unterworfen hat, äussert sich dahin, dass das Erbrecht der Erstgebornen ein alt- 
germanisches Institut sei. 

In den altböhmischen Gesetzen und Gewohnheiten ist dagegen keine Spur zu 
6nden, dass Erstgeborne bei der Erbfolge irgend einen Vorzug behauptet hätten; und 
dies durch alle Zeiten bis zum XVI Jahrb. herab, wo die ersten Fideicommisse errichtet 
wurden; — das Lehenwesen, das nach deutschen Grundsätzen im XIV Jahrb. auch in 
Böhmen sich ausbildete, natürlich ausgenommen. Nach Gesetz und Herkommen erbten 
in Böhmen die Kinder beiderlei Geschlechts zu gleichen Theilen. Da jedoch der Ge- 
hrauch des gemeinschaftlichen, ungetheilten Besitzes aller Erbberechtigten, oft durch 
mehrere Generationen, vorherrschend war (man nannte dies nedjlnost, hromada, spolek), 
die Töchter aber und Schwestern durch ihre Vermählung aus dem Kreise der hromadnjci 
traten, so wurden sie durch ihre Aussteuer Air inuner abgefertigt (wybyty), daher bei 
späteren Erbtheilungen nicht mehr berücksichtigt. Kein Gütergenosse (hromadnjk) konnte 
über seinen Erbtheil vor erfolgter Theilung verfügen; er hatte kein persönliches Eigen- 
thum, und wurde von den Ucberlebenden unbedingt beerbt. Jede Theilung der Erb- 
güter fand nur vor den Gerichten und nur auf das Verlangen aller Erbberechtigten 
Statu Der Aelteste unter den Gütergenossen entwarf die Theile, meist schriftUch, nach 
Theilzetteln (djlöj cedule) ; der Jüngste wählte seinen Theil zuerst, dann folgten die näch- 
sten im Alter, und der Aelteste bekam denjenigen Theil, der ihm übrig blieb. Dieser 
uralte Rechtsgebrauch hat sich in Böhmen, nach Gesetz und Heikommen, wie gesagt, bis 
ztun XVI Jahrhunderte herab erhalten. 

Es gab nun dreierlei Fälle, die diesen Erbstreit lösen konnten: 1) entweder wurde 
gar nicht getheilt, sondern nur die bisherige Gütergemeinschaft (nedjlnost) aujfrecht er- 



$. 15. Würdigung du Gedkku und Sacherklärungm. 101 

iiakeii; 2) oder es wurde zu gleichen Theilen gelheilt; 3) oder endlich wurde zu ungleichen 
Theilen getheilt und dem Erstgebornen ein V<Mrzug eingeräumt 

Libuia's Spruch ist so bescheiden als gerecht und klug; sie sagt» nach den 
»göttlichen Gesetzen« (nach dem althergebrachten slawischen Recht) sei nur der erste 
und der zweite Fall zulässig; der Landtag möge entscheiden» welcher von beiden hior 
Statt zu finden habe ; doch stehe es der Ycrsammelten Nation frei* auch von den bis- 
herigen Gesetzen abzuweichen und ein neues zu gründen» d* i. die germanische Primo- 

geniturerbfolge einzuführen« 

» 

y. 86. Po narodu svemu. 
Nach unserer Ansicht sind hier die Stimmen der einzelnen stimmAhigen Mitglieder 
der Versammlung« nicht die der Stämme» gemeint Narod, das gesammte auf dem sniem« 
Landtag» durch seine Häupter repräsentirte Volk. 

y. 88. U osudie svale. 
Schon Wacerad in der Mat. Verb, glossirte urna durch osudie. 

V. 92. Vucinu prcvolati. 
Ueber yieöina Tgl. §. 12. Wortrerzeichniss. 

V. 99. Budela im oba v jedno vUuiL 
Das Gesetz» welches das erste Fragment ausgesprochen « findet hier gleich An- 
wendung. 

V. 106. Pr'vencu dedihu doli pravda. 
Siehe das oben beim V. 70 Angemerkte. 

V. 118. V Nimcich iskaC pravda. 
Das eifersüchtige Wachen über althergebrachte» geheiligte Rechte und Gebräuche 
ist jedem Volke um so mehr eigen, je kräftiger und selbständiger es ist. Chrudo§'s An- 
sinnen, das deutsche Recht der Primogenitur in Röhmen geltend zu machen« musste na- 
türlich auf starken und entschiedenen Widerstand stossen. 

V. 120. Juie prinesechu olci nasi. 

Ein so altes« gemüthliches« an feste Wohnsitze und geschlossenen gesellschaftlichen 
Verband gewöhntes« durch sanfte« züchtige Sitten« blühende Volkspoesie und sinnToUen 
Cultus ausgezeichnetes Volk« wie das Slawische« konnte gewiss schon in der ältesten Zeit« 
hoch im Heidenthum hinauf« nicht eines durch Gesetze geregelten und geheiligten Rechts 
entbehren. Das Wort zakon» Gesetz« ist allen Zweigen des grossen Stammes gemeinschaftlich« 
zum Reweise» dass Regriff und Sache älter sind« als die« bekanntlich sehr frühe Zersplit- 
terung der Zweige. Rei Prokop sprechen die auf der Wanderung begriffenen Slawen (ums 
J. 546) von einheimischen Gesetzen {xata tot vo/iov, R. G. 111. 14); Constantin Porphyroge- 
neta hat uns gelegentlich das eigentliche Wort zakon erhalten {xara ta ^axava, xoi ^axcepop. 
De Adm. Imp. c. 8. 38.) Wir glauben demnach Gründe genug zu haben« um Cosmas 
irrige« auf falschen Voraussetzungen von der thierischen Wildheit der eingewanderten 
Röhmen beruhende Ansicht von dem Ursprünge des böhmischen Rechts unter Pfemysl 



i02 Libusas Gericht. %. 15. Hnkrdigang des Gedichu und Sacherklärungen. 

und Libula entschieden zurückzuweisen^ und die Vorstellung, welche uns das Gedicht an 
die Hand gibt» und welche damals, als dasselbe entstand, die im Volke herrschende war, 
als die richtigere anzuerkenncA, ohne übrigens das Verdienst PfernysPs um die Läuterung 
und Belebung der böhmischen. Gesetze läugnen zu wollen. Wie liesse sich sonst, ohne 
die Annahme eines alten« vor der Periode der V^anderungen ausgebildeten, allen Zwei- 
gen des Stammes gemeinsamen Rechts die auffallende Uebereinstimmung der ältesten böh- 
mischen, serbischen, polnischen und russischen Rechtsgesetze in vielen wesentUchen Punc- 
ten, ja sogar in einzelnen Rechtsformeln und Kunstausdrücken, genügend erklären? Nein, 
die Ccchen kpnnten auch vcr Pfemysl und zur Zeit ihrer Einwanderung nach Böhmen 
nicht eine wilde, gesculcse Horde sein, so wenig als die Serben vor Stephan's Zakonnik 
oder die Russen vor Jaroslaw's Prawda ohne Gesetz gelebt haben. 



EVANGELIUM JOHANNIS. 



FRAGMENT. 



IM 



DAS FRAGMENT DER EVANGELIEN. 



$. 16. Pergament^ Tinte und Schrift. 

JLFas ganze vorhandene Bruchstück beBndet sich auf einem Stück Pergament von 
149 Par. Linien Länge und 100 Lin*' Höhe« welches einst ein Buchbinder zum Einband 
des Buches Discif^ina et doctrina Gymnasii Gorlicensis, 1595 in klein 4^, verwendet 
hatte. Der Rücken dieses Buches war 8 \ Lin. dick, die noch vorhandenen Deckel haben 
eine Höhe von 85^^<« eine Breite von 63^'^. Die Schriftcolunmen sind oben ganz« unten 
aber abgeschnitten. Durch Vergleichung des vorhandenen mit dem fehlenden Inhalt 
lässt es sich herausbringen, dass ursprünglich die Höhe des Pergaments ohngefÜhr 140 
Po^. Linien* die Breite der einzelnen Blätter etwa 100 Par. Linien betragen haben muss, 
und dass jede Seite zwei Cplumnen Schrift« eine jede von etwa 130 Lin. Höhe und. 33 
Lin. Breite enthielt. Die Evangelien waren daher in Klein^Folio-Format« jedes Blatt zu 
4 Columnen geschrieben; es erhielten sich davon 6 beschnittene Columnen, also H 
Blatt« und nach der Combination des Inhalts sind zwischen der vierten und fUnften Co- 
lumne zwei. Blatt Pergament (8 Columnen) abgängig. 

Das Pergament ist dick« glatt und elastisch; Brüche« kleine Risse und Löcher 
sind nur an den Stellen sichtbar« wo es den Rücken und die Ecken des; Baches bedeckt 
halle« welche Stellen denn auch sichtbare Streife bilden und viel schwieriger zu lesen 
sind. Die Farbe des Pergaments ist auf der inneren De^kelseite ledergelb (color atu- 
taceus); daselbst sind aueh noch Spuren von Buchbinderkleister« der mit Kleien ange- 
rührt war« sichtbar. Die äussere Deckelseite ist schmutzig ledergelb. 

Die Linien sind mit dem Griffel gezogen , und von Perpendicularlinien umfasst. 
Letztere sind am äusseren Rande der Columnen doppelt« am inneren ein&ch. Der 
äussere Ran4 der Blätter ist wegen der Linien durchstochen. 

Die Tinte ist schwarzbraun« zumal im lateinischen Texte und auf der inneren 
Deckelseite ; auf der äusseren Seite ist sie mehr braun und verblichen. Die Interlinear- 
version erscheint jedoch durchgehends etwas blasser ; so auch die am Rande beigefügte 
Concordanz nach dem Canon des Eusebius. Alle Initialen sind mit Tinte geschrieben^ 
dwit aber auf 4^ Schattenseite mit rothen Streifen (von Zinnaberfarbe) verziert Aubri- 
ken gibt es keitiei .) 

Die Schrift ist.^ine J^urze» runde« gerade Minuskel« von vielem Ebenmaass und 
gefalliger Form. Uncialen kommen nur als Anfangsbuchslaben vor« mit einziger Ausnahme 
der Uncial Nj welche meistens« doch nicht immer« die Stelle der Minuskel vertritt Text 
und Version, aind vQit deraelhen Hand> iai| denselben Zügen geschrieben ^^dodv. wie die 

14 



il06 Denkmäler der böhmischen Sprache. Evangelium Jchannu. 

Tinte zeigt, nicht ganz gleichzeitig; auch sind die Buchstaben der Version durchgehends 
etwas kleiner und feiner. Das a hat häufig die Gestalteines doppelten c (cc)^ e ist immer 
geschlossen, mit einem Häckchen ; der Diphthong ae und oe kömmt sowohl im Texte als auch 
in deir^1^^r£on m^istimt e geschrieben vor ; sehener sind di6 ^^Q£il(G^geit|ef^t^ ^4^ ^skener 
verbuijden ee (Zeile 141); i überall rein, ohne Accente ; der Schaft bei^, a, A, /, etwas 
höher als gewöhnlich; d zeigt sich fast nur als Anfangsbuchstabe, folglich als Uncial ; 
^gewöhnlich mit flacher Horizontallinie ; der Kopf bei ^ rund ^und^eschlossen , rechts 
mit einem Häckchen, auch die nach unten geschlungene Linie' ges)c)ilossen; der dritte 
Schenkel . bei 77» meist gekrümmt, aber nicht erhöht; r ist mmslicursiyäbnlicliiiind läuft 
spiusig uod schief unter die Linie ; y geht gerade unter imd. übei: 4ies|elbie^^..f ;bl^ii][|t ^t^tfS 
auf der Linie, i&t kurz und etwas schief; y ist kurz >. oben ge^palteH^j mit;eij;^ep9{,]^uakt^ 
üb^ der Mitte; n erseheint in geschwungener Halbuncialfopm. . ..,, 

Verbundene Buchstaben sind: d;, fl« und die Uncial' n mit aufgesetzteai t» Mif 
dem letzten Schenkel. ' «» • « i • « 

Abbreviaturen gibt es nicht viele: am hlufigsteti ist t der flache« Uorizonudstrich 
(— } über Vocalen für m; seltener der geschwungene Perpendictdari»tritih'(*) ifäsr-ofd üb^ 
dem r, und für ur über dem l; ferner b: für bus, q: tflir ^a^y q^c für ^^ual^ qd fÜb ^ncd, 
iifundn: fürTiti^.Oanze Wörter kommen abbreviirtyon ihs xps R^rJsktsCkrtJPiüs^ dt für dsui, 
und so auch di, do, für dei, deo; ms für 'meus, nro für ncstrc g Ml 'für metf^ni^tdjtie^für 
diomine; im Böhmischen erscheint auch einmal d' für /»ro, dann ge un^ gne für gosficdük 
und gospodnie (Adj. Z. 27. 80.), pe für pane^ bg für bog, ba, bu für b§gu,' begu, ixmu 
fiir nasemu. . ; ' * • 

' ' Die Abtheilung der Worte ist in dieser Handschrift ToUständig ni^ regebnlssig 

beobachtet worden, aber nach böhmischen Gründsätzen» d. h. 'gruppenhaft, so das6 
nicht iinr die kleinen einsylbigen Wörter an die langem angesk;hlcissen'/'6bndeirn -auch 
mehrere aufeinander folgende Einsylben eusammen Tefbund^ii werden. ' tVeüicb bezieht 
sich das nur auf den Text, nicht auf di^ Version, di^ an die Lagte de» Textes 'gebimdieii 
ist Theilungszeichen sind hier noch keine sichtbar. . t.. ..[ > 'l 

Die Interpunctionen sind nicht sehr mannigfaltig, aber ziemlicb-iiäiftg.' Am' faäii- 
figsten ist der Punkt, bald auf, bald über der Linie, meisten^ äber-Mr^iii^'l^mef Üersfetbett. 
Dann ist es ein feiner langer Strich, meist über dem Pttncte, ött hinter Ifaih, selten 
unter demselben. .,j\.^-^if\ :.n 

Das diesem Hefte beigefügte Fac-simile ist aus demGrnkide gelungettcfi' ^li iiemü^ti, als 
dasTorige> well es den Charakter der Schrift ganz treu tviedergibt»}" Was' ÄWh%ride^*?i«fl 
beasdren Erhaltung des Originals leichter zu leisten war. flut' sihd die %fttnililücfM^ Bti<di- 
Stäben darin, durch Schuld der beim Drucke gebrauchten Farbe und'ilil^cJr ''^^tkcAieli 
Wirkung auf den Stein, etwas dicker aus der Presse börfbrgi6l^ittiiielnf,i'6hiie^jydoch da- 
durch die Schrift im WesentUchen zu alteriren. ' ' • n.:' /< i ' ; •• ' »imVl .Il.i)^ 

Da die Schrift des ganzen Fragmentes, obgleidh si« votieineiil^'BöhfiieW h^i4*ühk^, 

doch nicfai der natiohalböhmidclieii, aondeni «hiei^>d«httfcti^)ti^idkdi<zwaliriit# Ad^ 

1 1 



f.-,i»<\>\«.\ 



üg muthi|if^^e;^4 d^^^tddqrf fJfcAttf&JJ^iii/^ .wgehörj.l so ;^t die ß^i^timmiti;^ 4e^ ^i^eitaUer»« 
in welchem^ j^,^,;jjy8p^m^^e;^^^9^4eii,^au^^^ alfi bei d(^m Gericl^e Libu^a's. D^ 




^bjBfar eiii^ Zbit lang versucht » zu glaulx 
EYangeiien «etbbc -filt^' flett' 'ftefflgeä geschrteben worden, da ein sokhes WeA in jen^ 
Zeit zu schwierig, wioktig utttt iki)8t8{H«Ug war, als dass einedne Private oder Kirchen es 
hauen köniiisn>zvi|Sui<hde Jbringei^il«ßaetii. Poch spriijht; d^r Umstand dagegen, dass diese 
Evangelien, wären sie.^^u^kliph fj^^bciil^ "^enzels Eigentb^0f, gewesen«, bei, unserem Voll^e 
gewiss schon frühzeitig als eine; Reliquie iV^srehrt, nicht aber dßr Vernichtung durch einen 
Buchbinder wären preisgegeben worden. , 

' » $. Ify^ ^D^r Tewt des thragments. 

Wir lassen vor all^m. den iText des Fragments folgen, und zwar zuerst mit diplo- 
matischer Treue uncl Genauigkeit' Wwdbl den lateinische^ ' Gründtext lits au^h' die bbU- 
mische Interlinea!f*V^rsiott,'jcd6bhirf*'kw^ Spalten abg^febttdfert, hiei'artif- die böhmische 
Uebersetzung neu *<ÄrtllDgrafpbirü'<|^)l%^^1aOi;ll^^ Annäherung an: diä mothmasaliqhe alte 
Aussprache. Zvti. yerglt»otiwng inteUentiviri neben die böhmische Ver4ion> die cyriUis^^be 
oder kirchensAaifi^chie^ |iU3;deifi ä^tea^n^. Qatfomirschen EvangeUenp^djex ypm Jf. IO96-«- 1057 
genommen^ wie; si^ ;Hr,. I^Cftoiaw dem Urtik, Bibliothekar und , Gustos ^ni:a und die8e|r 
uns mitgetheilt hat, jedoch ebenfalls lateinisch orthographirt Den Bescblus? machen z^ei 
böhmische Texte derseloen Capitel aus verschiedenen Zeitperiöden, der erste aus einem 
N. Testi[i<]/en); vtiäi J.'14^^' auf Pergament in 8. im IVhiseum; aiialögiärch' ottho^äphirt, 
der zweite aus dili' beka^M» Bi^fiderbib^I ,i ^gedruckt in Kralitz 1699; litti deti AbiiUnd UM» 
die drei Zeitperiosden deatb:«nscliaülicfaeri zu machen..! Die UeberseliUng vokti fJ. U^2 
folgt der Vulgata; die der Brüder ist^gantt ndopms dem Griechischen gemacht. 



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MABtetmUpher iBrum^ßa!$. . Böhm^ch^ Xntiertimear • Version. 

unguenti ^ dic^.prgq uniif^T^ difcipuljf , mafti /^ uece fe ieden i^ uc^nic iego 

iudaf fear jotfiif ) qui eri^t e;uBi tra iudaf fcariothif ien fe b^fe iei pre 

di^mi^ V(;^u^^?e^bpQ uf)guc;^^^m nQn , dade /* iCemu la raaft pe > 

uendit trecpi^ 4^parii£ et datti. . .;. prodade z^ za tri ft^ pena^ i neue. d;f. 
e|Legeiuf. ?|,Pupt),aü hoo ^pn.quia : *na hudim. ® rec© fe *e pe; laco,,. 
cfoi^enil per^baf; t^ (^um^wfe^ . o hudih. zluTafe ieum nefe . 

quia für erat,ett^oculjqCf]^enr:ea < iacoCe zlodei befe i mellu iipaiaae 

qu§ mittebantui:,flqf5^bH^^!J,.dixpi ergo.;» ie fe zlafe ^ea nozafe. J re!ee:.fe; , ,, 

ihf. fine iUam ut ^jiij ^if^^X^p^tu«. ;.l,;.( ihf nehai 1^15 4t,«.,dfft jwgfiebfi^ ,, ,i.^,. 



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I^MI Denkmäler der böimiichen Sf^raehd^ Mvangtlitim Johannis, 

prophetOi imi^retur quem dhut. m I prorocoua naplenilai f 2^1 iu i^ , re^ m { : 

Dne quif credidit auditui joirö. etbra Gne» cto. uüeri .aJiudbAiinläU.ii fft; </: .' u 

chium dni ciii reuelatum eft« ^^ Propter 8o m^ gne iOOnoit'ii^ueilQ/i^^i?:^ pirdce- :£d<> 



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ea non poterant credere. quiaiteirü . nemofehui uerki iaof>;^peti' ! ' 

dixk efaiad >^ excecauk df oculof eörO' race efiaiaH ^?.02lepiib| .oqi iä» 

et indurauit eorum cor. ut non uide •• i oturedi;iih zredca^atincittida): ••. >^ ..,,i;j 

ant oculif et intellig^ant eorde« etV > ocima i.neroromeiii.ijredoemfi: r ^ 

conuertantur et lanem eof. ^^ Haec >■ ssobrata zq ilzgbiu ig; ^^ z^ 

dixit efaiaf quando uidit gloriam eiuf reee efaiaf jtig^a.uidß !2daiw,iiegQ! 

et locutoTt eft de eo ^ uerum tameb et i mieuinQ nemi ^?:;iie)nl.>oh9M(^ iii:;j. ' 

ex prtndpib: midti crediderunt in •eä»! iz cntieeu timözi «crihüi uaii . i ^ ; 

Ted propter phanfeof hon confiftebanl i a pro iparUeiaa nfeprisnabu i i . 
ut de finagogfa non eicetentün «^^ dilei 9oabi iz finagroigi »eniunSgK z^af^ imü^ tmim 

xerunt ergo g;loriam hominüm inag^f . hu (^J'Ij^ fe ;i|auUi.obloU6d;iu.' iis^efe ! nt; 

quam gloriam di ^^^ Ihf aulem dama; ne fe ilj 2ihulut)bü MilJäf fe: iiolaTe. r . , •;;; 
• . et dikit qui credit in me non ere • • i rece Qto ueri^Qlia^iiieiid in./ •;'. 

iudicabit eum iik nöuilfimo die-.^^ ;qui|at.! zuditi bu^c; ii^^;jV)P07lßdA6iG:4^1i> ^f iQ^ 
ego ex me ipfo Aon fum looutut; ...ssiaz iz zebe^l^f^eqüeulh i.^ ,:.. . • . .;;• 

fed qui mißt me pater. ipfe mihi man' >a ien fe pozla mq otec zam mne za 
datum dedit quid dica!m et quid • '^ poued daAi -teitizrt«» i^«ie' ' '» ' ^ - 
loquar. ^° fet (ifio qüiiai lÄaiidataäMrr eiuf ' ' uzmleuu ♦^ i «le^e iö ^fe Mpoued • iegfo ■ ' 
uita §tema eft. que erg^o e^ö löquor ' ' fiuot uedhrt iefUiie^fe^faB'l^ r 

ficut dixit mihi pater fic loquor '■ -^ooiacofe rtCd»nii''ötctc tödii mleon« • '>S 

^ Ante diem feftum pafc^ fcieni' ihf ^ prede!4B€iB;;dl&unftil1 paTc^ ued^i äf 

quia uenit bora eiuf ut tranfeat i ' < iaco prid^ godioAi ißgoi nbfi prefßl . -it 

ex hoc mundo ad patrem Cum dile iz zego zuata c otourieU mi •. ! . . <»• 

xilTet fuof qui erant in mutido in .^ uafe fsid^ iZUQie tii (ff^ b^Ji^u' a&Met^.4!^ 

in j^^^ fkiemi ditexit eof . ..losconeaei mildua ifii, ,,- dij, !< .., fr 

^ Et cena facta cum diaboluf iam ii : ^ i u^eeira iWTO0n9{:cdKf>dipbo} iufe; ^ •) • 
mifififet in cor'üt träderet efi • • > pozlafe uiizmdco.j^bA predll iei: i :• «;; 

iudaf fimonif fcbarioduf ^ Seienf iudsdTüflvö^oq.fcHariotifi.'^ril^da , ^...ji 

quia onmia 4edi^ ^ pater in man: * m: iefe u(^ 4»fl0< i^DW^^Ite^'M.nice . n mti. 
et quia a 4/$ ^ei&mt et ad dm uadiLwvüiioiiifife')iiiti<j^#jiukle.4j.p)bfl ifteijJKM; ü^u 



.1 :\ . ... »\, 



$."• f^y -^er l'iM^is ^FragmmA. ^^•- '^'^' u\\u^iV 



i'If. ; 



* Suigit a ceda^et fycnit 't^ftifiienlid "«^ * ufta oi ueoei^' r bfi riii ;«;•! . li! I 

lüa. et^<ittib' aocepiffeü Usiiletiiii pre ' i fuoia i ieli uze paziiica pre 

cinxit fei '^' ddiicle ' mift t aqua ' in pe) ' paza zae ^ 'pototn pusti iiodi ü tiiit 

uem eti tepit lauare pe«tef • diAiipu ' '• ' uadlo i pocetniti noze ucenm* 

loinim. et eKtei^^re linteo quo etBi • nscom i uiterati paznicu iu fe be < ('< 

pn^cfJnililf. i* üenit ei»go' ad fyiÄone • prepazaft ^ pride fe c .fymonu : » 'i l 

peirum et didt/öi petinif. Dne tu petru i rece iemu petr ge ti ■ ri:!» 

mihi lauaf pedefc ^ rel^yondit* ihf 'et mi mieli noze ^ otuece ihf i 

dicit ^i. qudd egö' fado tti nefdf modo rece iemu ce iaz dnu ti ueuözi nine 

fdef aü poftea.- *' dieife'ei petjNif« uoti i2ouzuezi f^ potom ^ rece iemu petr ne 

lauabif mihi ped(e(]) "^ ^teriMim umiefi mi nogu u oeki 

refpondit ei ihf fi tioii läi^ero tie • > otuece iemu ihf (ach ne) ttiodüute ' 

non habe! pai^tem inecumJ ^ Didt et neimafi chaeRi Z6> mnu ^ rece ietnu = 

fymon petruf. Dhe non tantum ' fymon petr ge netolico 



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Spalte V. 






mufldHih et üikdo «ad fiatrem' ^^ diccfi ■ lasopeti oftauuiu zuet i idu c dtcu ^ reicu 
ei difeipuli duf,* ' ecfce nunc palam ' ' ' iemu uceniei iego ai nine iaüuo 
loquerif et pfov^iuih''nüllttm' dl ' * mleuifi i poracadla nicakego ne 

• • • • • . ■ 

cif, *^ huiic fcimuf '^ii^ fdf oiiniia /. ' defi ^® iiiiie iJtömi ide «ezi ulfe 

et non opuf 'feft'tibiiJ'üt^ qüif lein •' ' i netreba ieft tobe abi cto t§ ota 

terroget, In höi^ erefdinbtir'qmä' ' laozal u ze uefitni- iefe ot 

a dö exifti;'^* Refpohdit df ifef • bä uifd iezi ^* otuece iim iM 

modo creditif *^ etce ' tienit höfe ■ nine uerfte ^^ ai pride godina' 

et iam uenit ' üt ' difpergamini rni^ ' ' i ufe "ide iefe rozprcnete z? ied? 

quifq:- n^ pirdpria -ef'me folum kifdo u-äruöia i m§ 2ama 

relinquatif et nöil^'fum folüf. q-C *' lasoftauite i nei^um zam iefe 

pater mecum eil;* ^* Haec locu ' »• otec ze mnu ieft ^^ ze mle 

tuf fum Uöbi^'tit in' me pacem hb - uih uam ati bifte üe mne pocoi 

beatif. "bi''nitmdo' p^efTuram • ^' ' imeli u zuete dauene ' i»? » ^ 

habeatif fsUj.' kd cohßtd^e quia 'egb' imate a douetite iefe iaz ■ ' 

• • I r ' ' ' \ 

36.jtvn, 1-6. > . . 

uici mundurtil" »* bec löctituf eft uozuitezih ntetu * ze mleui ■ ' " ' • ' 

ihf. et fubl«uatif oetilif inicoelüm ihf i poiduifebima tiicima ü ilebe • ' "' 

dixit, pater üenit 'horä; Iclariflca - ^ ' rece obefe'^de ^^t^dina oztaiii'^ ^ -' *• 



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' I ..- 



112 



Denkmäler der bSAmüehen Sprache» Mangeliam Jchamds. 



filium tuum ut filiuf tuuf clarifi 
cet te. ^ flcul dedidi ei poteDatem 
caniif. ut omne quod dedilti ei 
det eif uitam Qtemam., ^ haec eil 
aü uita eteraa« ut cognofcaut te 
folum dffi uerum, et quem mifilU 
ihm xpm, ^ ego te clarificaui fu 
per terram opuf coufummaui qd 
dedilli mihi ut £aciam; ^ et nunc cl 
rifica me tu pater apud temet ip 
fum claritate quam habui pri 
uf qua munduf eflet apud te; 
® manifedaui nomen tuum h 



zin zuoi at'zin tuoi oslau 

i te ^ iacoie dal iezi iemu uladu 

^^^pleti ahi uze ie if6 dal jezi. ien)u 
dafl iim fiuot uechen ^ ze fe ieft 
fiuot uechen abihu poznali t§ « 
zamego ba uerna i iego fe pozlal iezi 
ihu xpa ^ iaz tea ozlauih na 

i&ozemi delo doconah ie fe 

dal iezi mne k einenu ^ i nine oz 



^^ Et adduxerunt eum ad annan primü 
erat enim focer caiph^ qui erat pon 
tifex anni iUiuf. ^^ erat aü caipliaf qui 
conßlium dederat iud^if, quia ex 
pedit unum hominem mori pro po 
pulo. ^' Sequebatur aü ihm Gmon . 
petniT. et aliuf difcipuluf« DiCci 
puluf aü erat notuf pontifici. et in 
troiuit cum ihu in atriü pontificif. 
*® Petruf aü Itabat ad hoilium forif 
Exiit ergo difcipuluf aliuf qui erat 
notuf pontificL et dixit hoftiarie 
et introduxit .petrum. *^ Dicit ergo 
petro anciUa hoftiaria. num quid 
et tu ex difcipulif ef hominif iiliuf 
dicit ille non fum. -^ Stabant aute 
ferui et miniftri. ad prunaf et 
calefaciebant fe quia friguf erat, 
erat aü cum ei£ et petruf Itanf et 
calefacienf fe» ** pputifex ergo inter . 



laui m§ ti otce u zebe zama 
ozlauu iu fe imeieb pre 
ue nefeli zuet befe u tebe 
155 ® obiaznouah im$ tuoie chl 

Spalte VI. . • •-.; 

Jo. XVIIL 13 — 22. 

*^ I priuedehu iei c anne prcue 
befe bo ted caipin ien fe befe p^pe 
fem leta togo A^.befe fe caipa ien 
fe zuet.dade ^ludom iefe ui 

leom^te iednomu chlouecu umreti pro 
lud ' ^ zledoiia . fe. ihf Crapn 
petr i drugi ucennic ,ucen 
nie fe b^e znam papefu i u 
nide z ihm u zen papefkiu 

165 *• Petr fe ftafe u dueriune . 
uinide fe ucennic drugi ien. f^ biefe. 
znam papefu i recß duernei 
i uuede petr *^ rece fe 
petru po^elnica duerna uufe ce 

i7oi ti iz ucenjc iezi q^loueca zefo 
rece on neiezujia. '® Stahu fe, 
hlapi i zlugi u ugle i 
zgreuahu zea iefe zima beC^.. .« . 
befe fe z nimi i petr ft;oia i' , 



175 zgreuaia zg, \^> papef fe pte 



i • i » 



S« 11. Der Ttxl des FragnuHU. 



113 



rogamt iliiii de dtfcipulif fuif et 
de doctrina eiuf ^^ Refpondit ei ihf. 
ego palam locutuf Xum mundo, 
ego femper docui in fynagoga et 
in templo. quo offif iud^i conueni 
ont* et in occulto locutuf fum nihil 
** Quid nie interrogaf. interroga eof 
qoi audieruni quid locutuf Tum 
ipfif. ecce fciunt hü qu^ dixerim 
cgö. ** Haec aü cum dixiOet uiiuf 
(af)fi(lenr miniftrorum dedit 

M^hmUsche Mnterlinear' Version 
neu arthographirt. 

Spal 
Jo. XII. 

masti« < 

.4. Vece 2e jeden iz u66nik jego Ju«- 
das Skariotis, jen-2e b6§e jej pr^dade: 

: 5. Cemu ta mast' neprodade sie za 
tri sta peniaz inenie dana chudym? 

6. Reöe ie se, ne jako o chudych 
sluSaSe jemu^ fie-2e jako-ie zlodöj b6§e, 
i mö^ky imaja se, je-2e slaSe sie, nosaSe. 

7. Reie 2e Jesus: nechaj jeje, at' y 
den' pogreba mojego schova ju. 

8. Chude bo imate s sobu, mene 2e 
nevsegda imate» 

9. Pozna te dav mnog iz Judev, je-2e 
tu jest', i pridechu ne Jesusa dlie toli, 
ne-2e aby Lazar vid^i, jej-2e yskr^si ot 
mr'tvych. 

10. Poznachu ie kniazi popsti^ aby 
i Lazar . zabiliy 

1 1 . Jeli-2e mnozi pron' chodiachu iz 
Judev i Tgrichu r Jesus« 



fe iha o ueeniceh iego i 

uceni iego ^^ otuece iemu iJbf 

iaz iauno mleuih zuetu 

iaz ufegdi ucah u fynagoze i 
180 u hrame idefe ufi iudeue zhaza 

hu z§ i u zcriti nemleuih nicego 

ce me tefefi teil zea teh 

ife zlifaku ce mleuih 

im ai ueda oni ie fe reieh 
issiaz ^* ze fe cda rece ieden 

(p)riftoiaceh zlug dade 

Slawisch nach dewn Osiron^irsehen 
Evangeliums t^ont X MOST* 

te 1. 
4 — 50. 

ot Yonia fsi'cj myr'nyje. 

Glagola 2e jedin otuöenik jego Ijuda Si- 
mon Iskariot'skyi, i2e chotäaäe prädati i : 

Ceso radi myro se neprodano byst' na 
tr'ch s'töch s'rebr'nik i dano ni^tiim ? 

Se ie reöe, ne jako o ni^tiich pe^aa- 
Se 8§, n' jako tat' b6 i raöicii imyi v'mfe- 
tajemaa no^aa.^e. 

Reöe ie Usus: nedäj jej?, v' dV po- 
grebenija mojego s'bljudet' j^ 

NiStej? bo v'segda s* soboja imaate, 
mene 2e nev'segda imaate. 

Razumö ie narod mnog ot ludei, ja- 
ko tu j est', i prido^§ ne lisusa radi t'k'mo, 
n' da i Lazara yid^t', jego2e y'skrösi 
ot mr'tyyich. 

S'yä^ta {^q) ie archierei, da i Lazara 
ubijat', 

Jako m'nozi jego radi idSachii ludei 
i y^royaach^i y' lisusa. 



114 



Denkmäler der böhmischen Sprache. ßfongeUkm Johannü. 



1 2. Na zajutrie 2e day mno^^ , jen- 
ie pride ke dniu slavnu, gda sly^achu, 
jako pride Jesus Hierusolim^ 

13. Jachu l^torosli palminy i idechu 
V ströt jemu i volachu: spasa, blagoslo- 
ven, jen-ie ide v imie gospodnie, kral' 
Israel, 

14. I nadide Jesus oslie i södenanie, 
jako-2e pisano jest': 

1 5. Nerodi bati sie, dci Sion^ ai kral' 
tvoj ide s6da na gr^bieti oslini. 

16. Sego ne • . . . 



V utrfei 2e dV narod m'no^, priVd'i 
v' prazd'nik, slyäav'Je jako Usus idet' V 
lerusalim, 

PrijeSe vöije ot fynik i izidoä^ protiva 
jemu i z'vaach^ glag^oiju^te fsicji osana, 
blagosloyljen gr^dji y' im^ gospcdnie, 
cfesar' Izrailjey (sicj z). 

Obr^t 2e Usus osl^ y'söde na nie, 
jako^e jest' pisano: 

Neboj 8^ d'iti Sionoya^ se cisar' tyoj 
gredet' s6de na iröb^te os'li. 

Sich 2e ne . • . • 



Spalte n. 



1 8. • .jako sly^achu jej öiniuc se znamie. 

19. Parisei 2e röchu k sob6sim: yi- 
dite, jako niöc neprodinichom, ai mir yes 
po niem ide. 

20. Böchu bo pogane nieteri iz nich, 
i-jte ystupichu, abychu sie poklonili y 
den' slayen. 

21. Si tt pristupichu k Pilippu, jen-ie 
b^ ot Bethsaidy Galilee, i prosichu jej 
rekuce: pane, chceniy Jesus yid^ti. 

22 Ide Pilipp i reöe Andreju, Andrej 
ptky i Pilipp rekosta Jesusu. 

23. Jesus otyece ima reka: pride go- 
dina, at' oslayi sie syn öloy^6. 

24. V6ru yferu praviu yam, a6 zr'no 
iitno pad^ y zemiu umrelo bude (sicjj 
&Q samo ostanet' ; aö-li umrelo bude, yele 
ploda prinese. 

25. Kto liubi du^u syoju, pr6da ju; 
i kto nenayidi du^e syoje y sem sy£t£, 
y iiyot y6£en streie ju* 



• • • jako sly§a§§ i s'tyor'§a se znamenije. 

Farisei (2e) rekoS§ k seb6: yidite, ja- 
ko ni kaja 2e pol'za jest'^ se yV mir 
po niem ide. 

B^cha £e Elini nicii ot y^ft'd'iich, da 
poklon§t' s§ y' prazd'nik. 

Si 2e pristiipid^ k' Filipu, i2e b£ ot 
Yid'saidy Galileiskyj^, i moljachi^ i gla- 
goIj^§te: gospodi, choätem lisusa yidöti. 

Pride Filip i glagola An'dreoyi, i paky 
An'dreja i Filip glagolasta lisusoyL 

Usus 2e ot'y^^ta ima glagolja (sie) : pride 
godina, da proslayit' s^ syn öloyöö'skyi. 

Amin amin glagolja yam> aSte zVno 
p'Seniö'no päd y' zemU nemnret\ to je* 
dino pr^byyajet'; aSteU umret', m'no^ 
plod s'tyorit% 

Ljub^i duSi^ syoji^ pogubit' ja; i ne- 
nayid^i dud§ syojeji^.y' roirö sem' y' ii- 
yot£ y^d'nj^m' s'cbranit' ji^ 



$. 17. Der Ttxt da FragmenU, 



115 



26. Ad kto nmö sluti, mene slöduj; 
i ide-ke jesum jaz, tut' i sluga moj bude ; 
aö kto mnö posluii, poöesti jej otec moj. 

' 27. Njn6 duäa moja smucena jesti; i 
ie reku: otöe, spasi mie iz tej godiny? 
A proto pridech v tu godinu. 

28. Otfce, oslavi svoje imie. Pride ie 
glas s nebe: i oslavich i opiety oslaviu. 

29. Dav ie, jen-ie sta§e . . . 



Aäte k'to m^n^ sluiit', po m'nS da cho- 
dit' ; i ide2e az jesm', ta (sie) i sluga 
moj b^det': aäte k'to muh sluiit', poö'iet' 
i otV. 

Nyn6 du§a moja v'zmati s§; i ö'to rek^: 
ot'öe, spasi m§ od godiny sej§? N* sego 
radi pridoch na godina sija. 

Ot'öe, prosiavi im§ tvoje. Pride 2e 
glas s' nebese: i proslavich i paky pro- 
slavlju (sie). 

Narod 2e stoj^ . . . 



Spalte in. 



umr^ti» 

34. Otvece jemu dav: my slySachom 
iz zakona, je-2e Christus bude v vöky^ 
i kako ty d^^i: dl'2no yzvyiiti syn £lo- 
t6Ö? Kto jest* si syn ölov66? 

35. Re£e-2e im Jesus: je$£e malo svöta 
y vas jesti; chodite doned-2e svötlo ima- 
te, at' tmy vas nepostigu; i kto chodi 
ve tmach nevöst' kamo ide. 

36. Doniud-2e svötlo imate v6rite v 
ST^tlo, at' syni avi^tla jeste. Sie ml'vi Je* 
sus i otide i skry sie ot nich. 

37. Kegdy 2e taka ^namenia iinieSe 
pr6d nimi, ney^richu ven', 

^8. Aby röi Esaie prorokova napl'- 
nila sie, ju-2e re£e : gospodine, kto uv^ri 
siuchu naSemuP i ramie gospodnie komu 
zieveno jest* ? 

39. Pro£e-ie nemotechu yörili, jako 
opiety reöe Esaias : 



umrß.ti. 

Ot'ygSta jemu narod : my slySachom 
ot zakona, jako Chrislos pr^byyajet' y' 
yfeky, i kako ty glagolje^i : y'znesti s^ po- 
dobajet' synu £loy6£'skuumu ? K'to s' jest' 
syn öloyeö'skyi? 

Rede 2e im Usus: je^te malo yrSm^ sy ät 
y' yas jest*; chodite don'de2e syfet ima- 
ate, da t'ma yas neimet' ; i chod^i y' t'mö 
ney^st' kamo idet'. 

Don'deie %yh\. imate ySrujte y' syöt, 
da synoye sy6ta badete. Si glagola li- 
sus i o^'d s'kry s^ ot nich. 

Tolika 2e znamenija s'tyor'Su jemu pr^id 
nimi, ney^reyaacha y'n'. 

Da sloyo Isaija proroka s'badet' s^, 
je2e rede : gospodi, k'to ydroya siuchu na- 
Semu ? i my^'ca gospodnja komv ot'kry se ? 

Sego radi nemoHaacha yiroyati^ jako 

paky re6e Isaija: 

16* 



116 



Denkmäler der böhmischen Sprache, Eoangdium Johannis, 



40. Osl^pi bog odi jich i otvr'di jich Oslöpioöi ichiokameuiljest' ^^d'c^ich, 
sr'dce, at' nevidia ocima i nerozumäju danevid^l' odima i nerazum^jat' srdVm' i 



sr'dcem i obratia sie i zgoju je. 

41. Sie rece Esaias, jegda vid6 slavu 
jego i mrvi o niem. 

42. Y6ru obako i iz kniazev ranozi 



obrat^t' s§ i iscMji^ ja (sie). 

Si 2e rede Isaija, jegda vid^ slava je- 
go i glagola o njem\ 

Obaöe ubo i ot k'n§z' m'nozi y^rovaS; 



y^richu Yen', a pro Pariseje nepriznachu, y'n, n Farisei radi neispoyidaachi^y da 



aby iz synagogy nevyvr'gli sie. 

43. Miloyachu 2e slayu £loye6u yiace 
ne-i^e-li slayu bo^iu. 

44. Jesus Äe yolase i reöe: kto y^ri 
ye mie neyä .... 



iie is'boriSta izgnani badat\ 

Vzljubi§§ bo paöe slaya 6loy66'ski^ neie 
slaya bo2ija. 

lisus tt y z va i reöe : yönij^i v m? nc 
yö(rujet' y' m§ n y' poslay'Saago m§). 



Spalte IV. 



(Di« Vene 48-49 feblea in 4er Abschrift, u Bm. 4m XV Jdkrk. 

iMites sie: 



48. . • • suditi bude jej y poslödnäj^i . . . sadit' jemu y* poslädnii dV; 
den' ; 

49. Je-j^e jaz iz sebesi nemlVich, a . Jako az o sebd neglagolach, n posla- 
jen-ie posla mie otec, sam mnö zapoy^d' yyi m§ otV, t' inn6 zapoy^d' dast' fclo 



dade ce yzreku i öe yzral'viu: 

50. I yöd6 jeie zapovöd' jego iiyot 



reka ili cto y'zglagolja.) 

I yßm jako zapoyöd' jego iiyot yfeönyi 



v6cen jesti. Jeie jaz rnFviu, jako-ie rece jest'. Jaze ubo az glagolJ£^ jakoie rede 



Uli otec, tako ml Viu. 

Jo. xin. 

1 . Prdde dnem slaynem pasee ydda Je- 
sus, jako pride godina jego, aby prdsel 
iz sego svdta k otcu, je-li miloya^e svoje, 
ji-ie bdchu y sydtö, do konca miloya je ; 

2. I yeceria uömiena, kda diabol juie 
poslaSe y sr'dce, aby prddal jej Judas 
Simonoy Schariotis, 

3. Yöda, je-2e vsie dade jemu otec y 
ruc6, i je-ie ot boga yyide i k bogu ide, 

4. Ysta ot yederie i \oiX rizy svoja 
*i je-li yze pasnicu prdpasa sie; 



mnd ot'c, tako glagolja. 

1—9. 

Pr62de prazd'nika paschy yiädy Usus, 
jako pride jemu godina, da priidet' ot 
mira sego k' ot'cu, v zljubr syoj§ sa^t^^ 
v' y'sem mird, do kon'ca y'zljubi je ; 

I yeöeri byy'^i, dijayoiu u2e y'ioi'Su 
y' sr'd'ce Ijudä Simonoyu Iskariot'skuumu, 
da jego prc<^dast', 

Vödy fc usus, jako y sja dast' jemu ot'c' 
y rac6, i jako ot boga izide i k' bogu idet*, 

Vstay s' yeöer^ poloti rizy syoj^ i prüm 
len'tii präpojasa s;; 



$• 17. Der lernt des Fragmenis. 



117 



5* Potom pusti Tody y umyvadlo i po- 
öe myti nozd uöennikom i yytierati pa- 
snicuy ju-2e bö pröpasan. 

6. Pride-ie k Simonu Petni, i reöe 
jemu Petr: gospodine, ty mi myje^inozöP 

7. Otvece Jesus i reöe jemu: öe jaz 
Öiniu ty nev^si nynä, vzyßsi 2e pototq. 

8. Re6e jemu Petr: neumyje^i mi no- 
gu y yfeky. Otyece jemu Jesus: aö neu- 
myju tie^ neima^i easti se mnu. 

9. Reöe jemu Simon Pelr: gospodine, 
netoliko ... 



Potom' vlija yod^ y' umyyal'nica ina- 
d^t umyyati nogy uöenikom i otirati len'- 
tijem, im'2e bö prSpojasan. 

Pride 2e k Simonu Petru^ i glagola jemu t': 
gospodi, ty li moi umyje^i nozö? 

OtVöSta lisus i reöe jemu: je£e az 
tyor% ty neyösi nynö, razumöje^^eposich. 

Glagola jemu Petr: neumyjeM mojeju 
nogu y' yök. Ot'yöSta jemu lisus: aSte 
neumyj£|[ tebe^ neimaSi £§sti s' m'noji^. 

Glagola jemu Simon Petr : . gospodi, ne 
nozö moi tVmo, n' i racö i glay^ . • . 



Spalte V. 
Jo.XVI. 28-33. 



28. ...opiety ostayuju syöt i idu k otcu. 

29. Reku jemu uöenici jego: ai nynö 
jayno mlVisi, i porekadia nikakego nedöSi ; 

30. Nynö yömy, je-2e yösi ysie i ne- 
tröba jest* tobö, aby kto tie otazal; y se 
yßrimy, je-2e ot boga yySel jesi. 

3 1 . Otyece jim Jesus : nynö yörite ; 

32. Ai pride godina i u2e ide, jeXe 
rozpr'nete sie jeden kyido y syoja, i mic 
sama ostayite; i nejes'm sam, J6-2e otec 
se mnu jest'. 

33. Sie mlMch yam, atl bystp ye mnö 
pokoj imöli. V syötö dayenie imate; a 
doyörite, je-2e jaz ^yitißzich sygtu. 



... paky ostayljaj^ mir i id% k' ot'cu. 

GIagoIa§§ 2e jemu uöenici jego : se ny- 
nö neobinaj^ s^ glagoljeSi a prifö^ niko- 
jejq, 2e neglagoljegi; 

Nynö yöm*, jako v'se yösi i netröbu- 
je§i da k'to t§ y'praSajet'; o sem' yöni- 
jem, jako ot boga jesi iäl. 

Ot'yöSta im lisus: nynö li yörujete; 

Se gr^det' godina i nynö pride, da 
razidet' s§ kYdo y* syojä, i mene jedi- 
nogo ostayite; i nösm' jedin, jako ot'c s' 
m'noja jest', 

Si glagolach yam, da y' m'nö mir imaate. 

(Dtf V«Mg* feklt ia ^f AbMMII , la H«. 4m T9 ^tkA. 

Utttctea: 

V* mirö skr'bni bildete ; n' dr'zajte, azpo- 
bödich mira.) 



Jo XVII. 1—6. 

1 . Sie ml'yi Jesus, i pozdyütenyma oöi- V yröm§ ono v'zycd Iisus oöi syoi 
ma y nebe reöe: Otöe, pride godina; oslayi na nebo i reöe: Ot'öe, proslayi syn tyoj, 
syn syoj, at' sya tyoj oslayi tie; da i syn tvqj proslayit' t^; 



118 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Eoangehum Johannis. 



3. Jak6-2e dal jesi jemu vladu pl'ti, 
abj yse, je-ie dal jesi jemu, dast' jim 
2ivot vßfcen. 

8. Se te jest' iivotTööen, abychu po- 
znali tie samego boga vömai i jego-ie 
poslal jesi Jesu Christa. 

i. Jaz tie oslavich na zemi; d^lo do- 
konack, je-ie dal jesi iniiö k öinieniu. 

5. I nynö oslavi mie ty^ ot6e, u sehe 
sama oslavu, ju«2e im^jech, pr'ye n6-ie*li 
sv6t b^lte, u lebe. 

6. Objasniovach imie tvoje öl . . • 



Jako2e dal jemu jesi rlast' Tsjakoje 
prtiy da v'sako, je£e jesi jemu dal, dast' 
im iivot vfeö'nyi, . 

Se 2e jest' 2iyot yöö nyi, da znajat' 
tebe jedinogo istinnaago boga^ i jego- 
ie posla lisu Christa. 

Az proslayich t^ na zemli; dölo sW* 
^ich, je2e dal jesi m'n6 da s'tyorju (sie). 

I nynö pi'oslayi m^, otöe, u tebe sa- 
mogo slayoja, ja2e imöch, pr^e (sie) da* 
jte nebyst' mir, u tebe. 

Javich im§ tvoje dlovökom • . • 



Spalte VI. 
Jo.XVra. 13 — 22. 



13. I privedechu jej k Annö pr've; 
b6ie bo test* Kaipin, jen-2e b6§e pape- 
2em l6ta togo. 

14. B6^e 2e Raipa, jen-ie svöt dade 
Judom, je-2e vymiete jednomu öloy^ku 
umröti pro liud. 

15. Slödoya 2e Jesus Simon Petr i drugy 
uäennik. Uöennik 2e bBe znam pape2u^ 
i ynide s Jesusem y s6n' pape^inu; 

16. Petr ie staSe u dveri ynfe. Vyni- 
de 2e uöennik drugy, jen-2e bö^e znam 
papeiUt i reöe dvemej, i yyede (uyede ?) 
Petr. 

17. Reöe ie Petru poselnica dvema: 
nu-ie, öe i ty iz uöenik jesi ölovöka 

H^o? Reöe on: nejes'm. 
18i Stachu 2e chlapi i slugy u uglie, 
Löi^nlyadiu sie, je-ie zima bö^e; böSe 
ie s nimi i Pe(r sftoja i sgrövaja sie. 



l vedoSe i k An'nö pVyfeje ; bö bo t'st' 
Kaijafe, i2e bö arckierei lötu tomu. 

Bö 2e Kaijafa davyi s'vöt ludeom, 
jako unje jest' jedinomu ölovöku umröti 
za Ijudi. 

Po lisusö 2e idöa§e Simon Petr; i dru- 
gyi uöenik. Uöenik 2e t* bö znajem ar- 
chiereovi, i y'nide s lisusom* v' dvor ar- 
chiereoy ; 

Petr äle stojaa^e pri dvVch v'nö. Izi- 
de 2e uöenik t', i2e bö znajem archiereoyi, 
i reöe dyVnici: v'yedi Petra. 

Glagola 2e raba dvVnica Petroyi: jeda 
i ty ot uöenik jesi ölovöka sego? Gla- 
gola on: nösm'. 

Stojaach^ te rabi i slugy ogn' s'tvor'Se, 
jako zima bö, i gröjaach^ sq ; bö ie s' nt^ 
mi Petr stojf i gr^9 sie« 



5. 11. Der Text da FragmuUs. 



II» 



19. Papei ie otieie Jesusa o udeni- 
cteh jego i o uöeni jego» 

20. Otvece jemu Jesus : jaz jayno ml'- 
T{ch ST^tu ; jaz vsegdy aöach v synagozö 
i y chramöy ideie Tsi Judeve schazadiu 
sie^ i y skryty nemryich niöego; 

2 1 . Ce mie tie2e§i ? tieü sie t^ch, üe 
slyfiachu 6e mlVich im ; ai, y6dia oni^ je* 
fte röjech jaz. 

22. Se ie kda rede, jeden pristojacich 
slug dade ... 

Bötumisch aus deam Hf. Teßi. 

Ewtogeliam 8W. 

. . . a duom naplni sie z yuonie 16 masti. 

4. Tehdy yece jeden z ufiedlnikuoy 
jeho, JidiS fikariot, jeni möjeS'e ho 
zraditi: 

5. Proö ta mast nenie prodtoa za tti sta pe* 
niez, a nenie däna chud j^m neb nuznjm ? 

6. A tö jest tekJ ne proto, fte o miz- 
nfch pHslißieSe k niemu : aie tt zlodfej 
böSe a m6§ky maje, a ty w6ci, kter62 
Jim posielachu, nosieSe. 

7« Tehdy yece JeilS: Nechte jie, at 
ke dni pohtebu miho zachoyi ji. 

8. Neb chudö yidycky mite s sebü, 
ale nme ne yXdy möti budete. 

9. Tehdy pozna z&stup mnohj^ z 2i- 
duoy, ie tu jest, i pHjidechu ne toliko 
pro JeiiSe, ale aby Lazara ohlödali, ge- 
hoi byl z mrtyj^ch yzkfösii. 

10. Tehdy mysliechu knieiata kbiez- 
ski, aby i Lazara zabili, 



Archierei ie y'prosi lisusa o uienkSch 
jego i o uöenii jego. 

Ot'y^Sta jemu Usus: az neobinuj; s^ 
glagoiaach y'semu mim; az y'segda uöich 
na s'boriäti i y' cr'k'yi, ideie ysi ludei 
s'birajat' s§ i otai neglagolaach niöesoie ; 

C'to mf ypraSaje^i? y'prosi slySay'Sg? 
dto glagoiaach im; se, si yöd^t', jaiere* 
koch az. 

Se rek'Su jemu jedin ot prästoj§ätiich 
slug udari y' laniti^ lisusa • . • 

MMkmUeh nach der Brüder ' Finr « 

#ioft ±S9a. 

Jtnt Xn. 3—50. 

. . • y naplnin gest dum wünj Xk mastL 
Tedy i^kl geden z uöedlnjkä geho, 

Gid&S syn iSimona iSkaryotsk^ho , kterjri 

geg m6l zraditi : 

Pro6 tato mast nenj prodina za tH sta 

pen6z y a nenj d&no chudj'm ? 

To pak tekl, ne ieby mM pööi o chudi, 

ale ie zlodig byl, a möSec m6l, a to coi 

do nöho wkladeno bylo, nosiL 

Tedy f ekl GeijS : Nech gi, ke dni po- 
hf ebu m6ha zachowala to. 

Chudö zagistö widycky mite s sebau, 
ale mne ne widycky mjti budete. 

Zw6d6l pak zistup welikj^ 2ida o nim, 
ieby tu byl , y ptiäli tam, ne pro Geijie 
toliko , ale tak6 aby Lazara widöli, kterö- 
hoi. byl wzkfjsil z mrtwych. 

Hadili se pak biskupow^, aby y Lazara 
zamordowah, 



fM 



Denkmäler der böhmischen Sprache. EüangeUam Jchannis. 



11. Neb iimozi z 2iduoT pron otchi- 
ziechu a y^Hchu v JeliSe. 

12. Pal nazaitrie mnohy zästup, jen2 
b6$e sie sebral ke dni slaynöinu, kdy2 
ufllyäechu, tt JeiiS jde do Jerozal^ma, 

13. Vzicchu ratolesti palmoye i vy- 
jidechu w c6stu jemu a yol&chu: spÄsa 
synu Dayidoyu. Poiehnan^, jen2 jest pti- 
.^el we jm6no bo2ie, kral Izrahelsky» 

14. A naleze Je2i^ oslitko, i ysiede 
na nie , jako2 psino gest : 

15. NeroJ sie bäti, dcero Sionskä, ai 
krM tv6j jde Ic tnbft tichy sedie na oslitku. 

. 16. Toho ne . . • 



Nebo mnozj' z 2idü odch&zeU prb niho, 
a uwßrili w GeXj^e. j 

Potom nazeyttj mnohy züstup, kter^i 
byl pHSel k swAdiu welikonodnjmu> kdyi 
uslySeli) ie Ge2j§ gde do Geruzalöma, 

Nabrali ratolestj palmovtrf'ch a wy&K 
proti nimu a wolali : Spas nis , pole- 
tmany, gen2 se b6fe we gmtou Piii6, 
kräl Izraelsky. 

I dostaw Geitj^ osUitka^ wsedl na n^, 
gako2 psäno gest: 

Nebog se , dcero Syonska , ay krid 
twiig b^fe se, na oditku sedt. 

Tomu pak ne 



. • 



18« • • • neb slyäieohu ojniem^ ieby 
ten diy u(iinil. 

19. Tehdy zäkonnici tekli sü sami k 
8ob6: Vidite, ie nie neprospgy^y; a 
yeSken syet po uhm jest ot^el. 

20. I böchu niektefi pohan6 z t^ich, 
jenl böchu ysiäpili, aby sie modlili y 
den syiteöni. 

21. Proloi ti pfistüpichu k Filippoyi, 
jeii2 bö^e ot Betsaidy Galilejsk6, i prosie- 
chu ho i-küce : Pane, chceniy JetiSe yidtli. 

*22. Pi-ijide Filipp apoy^dß Ondi-ejoyi, 
Ondtej opiet a Filipp poy^d^sta Jeiiäodi. 

' 28. A JeüiS odpoyödö Jim, tka : Prichd- 
zie faodina, aby byl oslayen syn öloy^ka. 
24. Vfern^, yöitid, prayim yära, jedn^ 
ie£ zmo obilnö, padna y zemi, umfeloby, 
ono samo ostane ; a pakli umte , mnoho 
aiitka prinese. 



. « • kdy2 slyäeli, 2eby ten diw uöinil. 

Tedy Faryzeowö prawili mezy sebau; 
Widjte, 2e nie neprospjwäte : ay wSecken 
swöt postaupil po nöm. 

Byli pak nöktefj ftekowi z tech, kte- 
ijS pHcb&zy wali, aby se modlili w swilek. 

Ti taki pi-istaupili k Filipowi, kter^ 
byl od Betsaidy Galilegsk6 , a prosylT ho 
rkauce : Pane, chtälibychom GeijSe wid(^ 

Pi-iSel Filip a pow6d6l Ondfegowi, 
Ondf eg pak a Filip pow^döli Ge^owi : 

A GeijS odpowöd^l gim Aa: PtiSlat 
gest hodina, aby oslawen byl syn dlow6ka» 

Amen, amen,prawjmwÄm, zmopSeniöa^ 
padna w zemi, neumteli, onof samo züsla«- 
ne ; a pakliC umfe , mnoh jr uiitek priBese. 



$• 11. Der Teaü des Fragments. 



Vit 



25. Kto2 miluje duSi svä^ ztraU ji ; a 
klo nenividi duäe svö v tomto sv^t^, k 
iivotu Tfe^Dömu ostriehä jk. 

26. Aö kto mi slii2i , mne näsleduj ; 
a kdeil jÄ jsem, tut 1 sluha muoj bude ; 
aö mi kto slij2iti bude, pocti jeho otec 
möj^ jeii2 je$t w nebes^ch. 

27. Mynie du^ ,inä sarmücena jest; 
a CO däm : otöe, spas mie z t^lo hodiny ? 
Ale proto sem priäel k tejto hodlDö. 

28. Otöe, oslav jm6no sv6. Tehdy pri- 
jide blas: s nebe, rküci : 0$lavil sem, a 
opiel oslayim. 

29. Tehdy zästup, jen^ tu stiSe . . . 



Kdo2 miluge duii swau, ztratjt gi ; a 
kdo2 neniwidj du^e sw6 na tomto swet^, 
k 2iwotu w^ön^mu ostrjha ^L 

Slau^jli mi kdo, nasledug2 mne, a kde2 
gsem gäy tut y mag slu^ebnjk bude : a 
budeli mi kdo slau^iti^ poctjt ho otec miig. 

Nynj du^^e mä zkormaucena gest : a 
co2 ^m : Otöe, wyswobo J mne z t6to ho- 
diny ? Ale proto sem pH^el k hödin^ t^to. 

Otöe, oslawid: gmi^no swe. Tedy pH.^el 
blas s nebe, fkauc^: Y oslawil sem, y 
geStö oslawjm» 

Ten pak zästup, kteryi tu stäl . . • 



. . . umf^ti. 

34. Otpovödö jemu zästup : My srae 
sly^eli z z^kona, 2e Kristus zuostÄv& na 
TÄy , a kterak^ ty d6§ : musl povySen b^ti 
^yn dloväka ? Ktei^2 jest to syn ölov^ka ? 

35. Tehdy vece jim Je2i§: JeStö ma]6 
STötlo V väs jest; chodte, doni2 sv^tlo 
mate, afby vis tmy nezacbvätily ; a ktoÄ 
ve tmäch, nevie kam jde. 

36. Kdyi svfetlo mÄte, vfette v svfetlo, 
aby^te synovfe svötla byli. To gest mlu- 
vil JeMS, i otjide a skry sie ot nich. 

37. A kdy2 jest tak mnoha znamenie 
öinil pred nimi, nevärili sü v n6ho, 

38. Aby sie feö Izaiiiäe proroka na- 
plnila, kterü2 jest tekl : Pane, kto uv^ti 
sly§eni naSemu ? a rämie pÄna komu zje- 
veno jest? 

39. Proto nemoiiechu y£riti, neb jest 
opiet fekl IzaiäS : 



• . 



vmtjti. 

Odpowödel gemu zästup: My sme slySeli 
z zakona, le Krystus züstawä na w^ky, a 
kterak^ ty prawjS : 2e mus^^ b^ti pow^j^en 
syn ölowäka? Kdo gest to syn clowöka? 

Tedy rekl gim Geijs: Ge^t^ na maly 
öas sw^tlo s vfkim gest; choJte dokud 
swätlo mäte , af was tma nezachwi^tj ; 
nebo kdo chodj we tmäch, newj kam gde. 

Dokud swetlo mäte, wörte w sw^tlo, 
abyste synow6 sw6tla byli. Toto powödöl 
Ge2j.^, a odäed, skryl se pted nimi. 

A adkoli tak mnohä znamenj dinil pfed 
nimiy wsak sau neuwerili w näho, 

Aby se naplnila fed Izaiä^e proroka, 
kterau2 powöd^l : Pane, kdo uw^til kizanj 
naSemu ? a rämä Piui6, komu gest zge- 
weno? 

Ale protoC sau nemohli w^Hti, neb 

opöt IzaiäS fekl : 

16 



122 



Denkmäler der böhmischen Sprache. E»angeliam Johannts. 



iO. Osl^pila jest zlost ofci jich, a za- 
tvrdila srdce jich, aby nevidMi oöima, a 
nerozum^li srdcem, a neobr&tili sie, a 
abych jich neuzdraviL 

41. To jest fekl Izaii.^, kdy2 jest vid6l 
s]äMi jeho, a mluvil jest o niem. 

42. Ale v^ak z knieiat mnozi uv^Hli 
Sil V nieho ; ale pro zäkonnfky nevyznä- 
vachu, aby z sboni nebyli vyvrÄeni. 

43. Neb si'i milowali chyälu lidskü viece, 
neÄ chvälu boii 

44. Ale Je21ä zvola a vece : Kto2 v6H 
V mie, nev6 . . • 



Oslepil oci gegpich, a zatwrdil srdce 
gegich, aby o£iina newidöli, a srdcem 
nerozum^li, a neobritili se, abych gich 
neuzdrawil. 

To pow^del JzaiäS, kdy2 widäl sliwu 
geho, a mluwil o n^m. 

A adkoli mnozy z knj2at uwöHli w 
nöho: wSak pro Faryzee newyznäwali ho, 
aby ze .^koly nebyli wyobcowäni. 

Nebo milowali sl&wu lidskau wjce nei 
släwu bo2j. 

Ge2j.$ pak zwolal a feki: Rdo wöfj 
we mne, ne we mnet w6 . . . 



. . . jej bude süditi 
\ posl^dni den ; 

4 9. Neb ja säm ot sehe nemluvil sem, 
ale jen2 mie jest poslal oteC| ont mi jest 
pf ikäzanie dal, cobych pravil a co mluvil : 

50. A vfcm, ie prikäz«'tnie jeho 2ivot 
vecny jesU Protoi ty v6ci, kter6Äjamlu- 
vim, tekl mi otec, takt mluvim. 



• • • g^^g[ sauditi budau 
w neyposledn6g.^j den. 

'Nebo gä säm od sehe sem nemluwil, 
ale ten gen2 mne poslal otec, on mi pri- 
kazAnj dal, cobych möl prawiti a mluwiti: 

A wjm, ie pHkizanj geho gest ^wot 
w66ny. A proto2 co2 gä mluwjm, gak2 
mi powödöl otec, takt mluwjm. 



xin. 1-9. 



1. Pak pi*ede dnem sväteculm velikCi 
noci, v^da Je2is, 2e prich&zie hodina jeho, 
aby Sei s tohoto sv^ta k otci, kdy2 milo- 
vä§e sv6, jeni bechu na svötö, do sko- 
nanie miloval jest je; 

2. A kdyi by vecere pripravena, kdyi 
ji2 diäbel h^^e pustil v srdce JidäSovo,. 
aby ho zradil Jidä§ Simona äkariota, 

3. V6da, 2e v^ecky v(^ci dal jemu otec 
▼ rucö, a ie jest ot boha vyäel, a k 
bohu jde. 



Pted sw&tkem pak welikonoönjm w6da 
Ge2j§, 2e pH^la hodina geho, aby Sei z 
tohoto sw^ta k otcy, milowaw sw^, ktefj2 
byli na sw^tö, a2 do konce ge milowal; 

A kdyi weöeteli, a diibel gi2 byl wnukl 
w srdce Gidä.^e Simona L^karyotsköho^ 
aby gGg zradil, 

Wßda Ge2jS, 2e gemu otec wSecko w 
ruce dal, a 2e od Boha wysel, a k Bohu 
gde. 



5. 1 7« Der Text des Fragments. 



\%^ 



4. Vsta od veöei-e a slo^i rücho 5v6, 
akdy2 vzie prostieradlo , prepiisa sie; 

&• Potom pusti Todu do medenice , i 
poöe mjrti nohy uöedlnikö, a yytierati pro- 
stieradlem, jim2 bföe pfepäsin. 

6. Tehdy pHjide k Simonovi Petrovi, i 
vece jemu Petr: Pane, ty mimyjeS nohy? 

7. Otpovfedö Je2i^, avecejemu: Cot ja 
dinim, ty nevö^ nynie, ale zv6§ potom. 

8. Vece jemu Petr: MebudeS mi noh 
myti na v6ky. Otpovödö jemu Je£i5 : 
Nebudulit' myti tebe, nebude^ möti d6lu 
se mnii. 

9. Vece jemu Simon Petr: Pane, ne- 
toliko 



Wstal od weöere, a sloiil raucho swe, 
a wzaw rauchu^ pfepäsal se ; 

Potom nalil wody do medenice, y po- 
£al umywati nohy uöedhijküw, a wytjrati 
rauchau, kterau2 byl ptepÄsAn. 

TedypHSelk Simonowi Petrowi, a on 
rekl gemu : Pane, ty mi chce§ nohy m^^ti ? 

Odpow6d6l Ge2)\^, a tekl gemu: Co g4 
iinjm, ty newj^ ^^"^h ^^ potom zwj$. 

Dj gemu Petr: Nebude.^ ty myti noh 
mych na w6ky. Odpowödöl gemu GeijS: 
Neumygilit tebe, nebude^ mjti djlu se 
mnau. 

Dj gemu Simon Petr, Pane, netoliko . . . 



• • • 



XVI. 28 — 3a. 

28. • • • opiet opustiem svöt, a jdu k otci. 

29. fiekli sü jemu uiedlnici jeho : ai, 
nyn6 zjeyn6 mluviä , a pHslovie i4d* 
n^ho nedd^ ; 

30. Ji2 vömy , £e vfe& vSecky v6ci, 
a nenie potrebä tob^ , by kto tebe ota- 
zal; y tom vörimy, 2es od boha vy^eL 

31. Otpov6d6 JeilÄ: Nynfe v^Hte ; 

32. Ai prijde hodina, a ji2 jest pti- 
^la, 2e sie rozprchnete ka^djr do svych 
krajin, a mie sam^ho ostavite; a nejsem 
sim, neb otec se muii jest 

33. Tyto v6ci mluvil sem väm, aby- 
§te we mnä pokoj m^li. V svötä nätisky 
möti budete; ale doufajte, t^ sem \k 
pfemohl svet. 

» 

XVII. 1 — 6. 

1. Ty v^i mluvil jest Jeiiä^ apozdvih To powäd^w Geijs, y pozdwihl oöj 

oei V nebe vece : Otöe, pH^la jest hodina; swych k nebi, a fekl: Olöe, pHSlat gest 

16* 



. • a op6t opau^tjm s wöt , a gdu k otcy. 

ilkau gemu uöedlnjci geho : Ay nynj zge w* 

n^ mluwj^, a prjslowj 2ädn6ho neprawj.^; 

Nynj wjme, Äe wj^ wsecko, a nepo- 
ti'ebuge^i, aby se kdo tebe täzal: skrze 
to w6!jme, ^.e sy od Boha priSel. 

Odpowöd^l gim Geiy^ : Nynj w^rjte ; 

Ay prigdet hodina, anobr2 gi2 pri^la, 
It se rozprchnete geden ka2dy k sw6mu, 
a mne sam^ho nech^te ; ale negsemt s&m, 
nebo otec se mnau gest 

Tyto w6cy mluwil sem wam, abyste 
we mnö pokog m6U. Na swöt^ ssau2enj 
mjti budete ; ale daufegte2, gM sem pfe«* 
mohl swöt. 



1»4 



Denkmäler der böhmischen Sprache, JSuangelüim Johannis. 



oslay syna tvfeho, at syn tvöj oslavi tie ; 

2. Jakobs dal jemu moc nad ka^dym 
tölem, aby v^e, cos dal jemu, dal jim 
iivot väcny. 

3. A to jest iivot vßöny, aby tie po- 
znali sam^ho boha prav^ho, a jehois 
poslal, Jezu Krista. 

4. Ja sem tie oslavil na zemi ; skutek 
dokonal sein, kter^^s mi dal, abych cinil. 

5. A nyn^ oslav mie ty, otöe, u sebe 
sam6ho oslav enim, kter^i sem m^l, dHeve 
nei jest sv6t byl, u tebe. 

6. Oznämil sem jm6uo ty6 lidem • . 



hodina; oslawi2 syna' sw6ho, aby y syn 
twüg oslawil tebe; ' 

Jako2 sy dal ^etxm moc nad ka2dym 
ölowfekem, aby töm wäechn^m, kter62 sy 
dal gemu, on 2iwol wfiöny dal. 

Totof gest pak wöCny 2iwot, aby po- 
znali tebe samöho praw6ho Bohä, a kte^ 
r6ho2 sy poslal GeijSe Krysta. 

GiX, sem oslawil tebe na zemi; djlo 
sem wykonal, kter6J5 sy mi dal, abych öinil. 

A nynj oslawi2 ty rane, otöe, u sebe 
sam^ho släwau, kterau2 sem mSl u teb6, 
prw6 ne^li swöt byL 

Oznämil gsem ^6no tw6 lidem . • 



xvni. 

13. A privedechu jej k AnnäSovi naj- 

prv6; neb b6.^e test KaifäSuov, jen2 b6^e 
biskupem toho löta. 

14. A böse Kaifä^ ten, jen2 bö^e radu 
dal 2id6m, 2e jest uiitecnö, aby jeden 
öioYök umfel za lid. 

15. AjdieSe po Je2i§owi Simon Petra jin^ 
uöedlnik. A ten uöedlnik böSe znim bisku- 
povi, i vjlde s Je^iSem do söni biskupovy; 

16. Ale Petr stASe u dveM vnö. Tehdy 
yyjide jiny ten ucedlnik, jen2 bö^e znäm 
biskupovi , i vece vrätnö a uvede Petra. 

17. Tehdy vece Petrovi dövka vrätnä: 
zdali i ty jsi z uöedlnjkuov öloyöka to- 
hoto? Vece on: Nejsem. 

18« J stächu sluhy a urednici u uhlö, 
neb zima bö^e, a zhröyachu sie; a böäe 
s nimi i Petr, stoje a htöje sie. 



13 — 22. 

A wedli hö k Annä.^owi neyprwö ; nebo 
byl test KaifaSü, ktery2 byl biskupem 
toho l6ta. 

Kaifä^ pak byl ten, kterj^2 byl radu 
dal 2idum, 2eby u2ite6nö bylo, aby ölo- 
wök geden umtel za lid. 

Sei pak za Ge2j§em Simon Petr a ginj^ 
uöedlnjk« A ten uöedlnjk byl znäm bisku- 
powi, ywSelsGeÄjäem do sj'nö biskupowy ; 
Ale Petr stal u dwelj wnö. I wySel ten dru- 
hy uöedlnjk, kterjr^ byl znäm biskupowi, 
apromluwil s wrätnau, y uwedl tarn Petra. 

Tedy tekla Petrowi döwka writna: 
Negsyli2 y ty z uöedlnjkö clowöka toho? 
jlekl on: Negsem. 

Stäli pak tu sluiebnjcy a pacholcy, ktefji 
oheft udölali, nebo zyma bylo, y zhfjwali 
se , a byl s nimi takö y Petr stoge tu a 
zafajjwage se. 



§. 18. H^ori»crxeichUss. 



185 



19. Tefady biskup täza se JeiiSe o uöedl- 
nic6ch jeho a o uöen) jeho. 

20. Otpovfedö jemu JeiiS : ik zjevnß 
mluvil sem sv6tu; jA sem v2dycky uCil 
y ^kol^ a V chrämu, kde^to v^iclmi 2id6 
schäziechu sie, a v skry tj nemluvil sem nie ; 

21. Co mne tie2e§? Otiei töch, jeni 
sü slySeli, cot sem mluvil jim; ai tit v6- 
die, CO sem ja prayil. 

22. To kdyi vece, jeden pH tom stoje 
z slu2ebnikuoy da • • . 



T^dy biskup täzal se Ge2j§e o uibdl- 
njcych geho a o yöenj ^eho. 

Odpowßdöl gemu GeäSjä: Gk zgewn^ 
mluwil sem sw^tu : ^k wZdydcy udjwal 
sem w §kole a w chrÄm^ kdeSto se ode* 
w§ad 2id6 scbÄzegjy a tagn^ sem nie 
nemluwil ; 

Co se mne pti§ ? Pteg se t6ch, kle- 
rj% mne slychali^ co sem gim mluwil; 
ay tit w6dj, co sem gä mluwil. 

A kdy2 on to powödM, geden z slu- 
2ebnjkü sioge tu, dal • . . 



S* 18. Wortverzeichnis 8. 

Die Gründe, welche uns bewogen, dem TexJte unseres ersten Fragments ein yoll- 
ständiges Woctverzeichniss nachfolgen zu lassen, yeranlassen uns auch hier, zwischen 
dem Wortlaut unseres zweiten Fragments und der grammatischen Zergliederung desselben, 
ein solches einzuschalten. Wenn wir uns möglichste Kürze und Gedrängtheit bereits bei 
jenem zum Gesetz gemacht hatten, so hielten wir dieselben bei diesem zweiten noch 
mehr für Pflicht Demnach wurden Worterklärungen und Belege, die man in Hrn. Jung- 
mann's Wörterbuch reichlich findet, absichtlich übergangen, so wie Einzelnes, was zum 
Theil hieher gehörte, für die folgenden §. yerspart, um, so yiel möglich, Wiederholun- 
gen zu yermeiden. 



it. 

a, d, sed, Z. 58. 89. 96. 139. Conj. 

abi, aby, dsw, ut, Z. U. 17. 77. 90. 102. 107. 

129. 145. Praet. 3 pl. yon jesm, st. aby- 

chu, bei Bildung des Conjunctiys. 
abihu, abychu, dshinoy, ut, Z. 37. 147.Praet. 

3 pl. yon jesm. 
ach, aö, av, nisi, Z.46. ach«li, ad-li, 4v-ah 

si autem, Z.48. ach, si, Z. 53. 55. Auch 

Z. 122, wo das Perg. beschädigt ist, muss 

ach supplirt werden. 
ai, aj, dH, ecce, Z.30. 35. 126. 132. 184. Interj. 
andrei, Andrej, «iHApeH, Andreas, Z. 42. 

Nom. sg. 



andreiu, Andreju, «iHApeio, Andreae, Z. 42. 

Dat. sg. yon Andrej, 
anne, AnnS, aHH-b, Annam, Z. 156. Dat sg. 

yon Anna, 
at, at\ dTb, ut, Z.9. 45. 70. 73. 83. 143. Conj. 
ati, ati, axH, ut, Z. 137. Conj. 

B. 
ba, boga, Bora, deo, Z. 110. 131. deum 148. 

Gen. sg. yon bog, auch für den Acc. 

gebraucht 
badri ze, bati sie, b^th cie, timere, Z. 29. 

Inf. yon boju sie, zs. gezogen st bojati sie. 
be, b$, Bti, erat, Z. 39. 115, Praet I. 3 sg. 

yon jesm. 



1«6 



E9angeUtt\ 



behu, b^chu« B-fexov» eraot, Z. 36. 104. Praet. 

I. 3 pl. von jesm. 
bese, hhse, B-ftuie« erat» Z. 2. 7. esset 154. 

erat 157. (zweimal). 158. 163. 166. 173. 

174. Praet. iter. 3 sg. von jesm. 
b^hsaidi« Betfasaidy, 6e<e>c4HAbf, Bethsaida, 

Z. 39. Gen. sg. von Bethsaida. 
^^, bog, Bor, ds Z..82. Nom. sg. 
bi s. abi. 
bihu s. abihu. 
biste, byste, Bbicre, Z. 137. Praet 2 pi. 

von jesm. 
blagozlouen, blagosloven, BAarocAOBeN, 

benedictus, Z. 26. Partie« praet. pass. 

von blagosloviu. 
bo> bo, Bo, enim, Z* 10. autem 36. enim 

157. Conj. 
bü, bogu, BoroY> dei, Z. 92. deum 110. Dat. 

sg. von bog. 
bude, bude> boyac, fuerit, Z. 48. 49. erit 54. 

65. bude zuditi, bude suditi, judicabit 

94. Fut. 3 sg. von jesm. 

C. 
c, k, K, ad« Z. 33. 38. 103. 110. 116. 125. 

156. Praep. 
caco, kako^ KdKo, quomodo, Z. 65. Adv. 
caipa» Kaipa« Kanna^Caipbas^Z. 158. Nom. sg. 
c aipin, Kaipin, KaHnHH, Caipbac, Z* 157. 

Nom. sg. m. Adj. ind. Kaipin, a, o. 
camo, kamo, kjmo, quo, Z. 72. Adv. 
cda, kda, KAa, cum, Z. 106. 185. Adv. und 

Conj. In der ersten Zeile wurde früher 

(Ausgg. 1829, 1833) unrichtig eda gele- 
sen und durch jeda erklärt. In der Hs 

steht entschieden cda, und jeda ist 

grammatisch unzulässig, da es „ob, num" 

bedeutet, 
ce, ce, ve, (in nice) Z. 34. ce, quid, Z. 57. 

97. (zweimal), quod 119. quid 169. 182. 

183. Pron. inlerr. n. 



cemu, demu, veucv* quare, Z. 3. Dat. sg. von 

öe, als Adv. gebraucht. Vgl. Kön. Hof. 

Hs. 86. 106. 1 16. u. s. w. Vened. Bib. Isai. 

1, 5. Oze. 14, 9. 
chaesti, dasti od. Öiesti, vacxH od. viccth, 

partem. Z. 123. Gen. sg. von dast\ 
chloueca, dloveka , v Aoe-bKa , hominis , 

Z. 170. Gen. sg. von clovök. 
chlouech, öloved, vaob^v, hominis, Z. 45. 

66-67. 67. Nom. sg. m. Adj. ölovdö, a, e. 
chlouech u, öloveöu, vAOB-bvoY, hominum, 

Z. 91. Acc. sg. f. von dlov§da« 
chl(ouecom), dlovekom, vaob^kou, homini- 

bus Z. 155. Dat pl. von ölov^k* 
chlouecu, öloveku , vAOB-bKOY > hominem, 

Z. 160. Dat sg. von ölovek. 
cinenu, öinieniu, ymnichio, ut faciam, Z. 151. 

Dat. sg. von öinienie. 
cinese, diniese, vHH-fiuie, fecisset, Z. 76. 

Praet. 3 sg. von ciniu. 
cinu, öiniu, vhhio, facio, Z. 119. Praes. 1 sg. 
cinuc, öiniuc, vhhiou, fecisse, Z. 32. Praea. 

Gerund. ni. im Acc. 
cnaezi, kniazi od. kniezi, khms^h od. KHiea^H, 

principes, Z. 16 — 17. Nom. pl. von 

kniaz^ kniez'. 
cnazeu, kniazev, kh»z6b, principibus, Z. 88. 

Gen. pl. von kniaz*. 

comu, komu, komoy» cui, Z.80. Dat sg. von 
Pron. kto. 

concae, konca, konm^« finem, Z. 105. Gen. 
sg. von konec. 

cral, kral*, KpaAb, rex, Z. 27. 30. Nom. sg. 
cto, kto, KTO, qui, Z. 50. 51.53.quis 55. 67. 

qui 71. quis 79. qui 93. quis 129. Nom. 

sg. vom Pron. int. o. rel. 

dade, dade, AaA6, dedit, Z. 97. 109. dcderat 
159. dedit 186. Praet 3 sg. von dam. 



$. 18. fFerivirzeiehmss. 



1«7 



daL dal, a^ia, dedisti, Z. 144* 145. lol.Praet. 

part. act. von dam. 
da na, dana, Aana, datum, Z. &. Part, praet 

pass. von dam. 
da st, dast\ A<icTb, det, Z. 146. Praes. 3 sg. 

von dam. 
dau, dav, a^b, turba, Z. 12. 20. 62. 63. 

Nom. sg. 
dauene, davenie, a<ib6hi€, pressuram, Z. 138. 

Acc. 8g. 
dci, dci, AMH, filia, Z. 29. Voc. sg. von dci. 
delo, delo, a-^ao, opus, Z. 150, Acc. sg. 

von delo. 
den, den', AONb, diem, Z. 9. die 38. 94. Acc 

sg. von den\ 
desi, d§si, A-bUH, dicis, Z. 66. Praes. 2 sg. 

von d^ju, d^ti. 
diabol, diabol, AHdBOA, diabolus, Z. 106, 

Nom. sg. 
die, dlie, aaic, propier, Z. 14. Adv. als 

Praep. gebraucht, 
d 1 e s n o, dl*zno, AAbxsHo, oportet, Z. 66, Adj. 

ind. dl*£en in Neutro als Adv. gebraucht, 
dnem, dnem, ahgu, diem, Z. 101« Soc. sg. 

von den. 
dnu, dniu, od. dnu, anio od. ahoy, diem, 

Z. 21. Dat sg. von den\ 
do, do, Ao, in, Z. 104» Praep. 
doconah, dokonach, AOKOHdx, consummavi, 

Z. 150. Praet 1 sg. von dokonaju, • ati. 
doned se, doned-ze, AOHeA-^Ke, dum, Z. 69. 

Adv. In den Ausgg. 1829 und 1833 steht 

donadze; aber die Handschrift hat do- 

ned-ie, ^, nicht a. 
donud se , donud-ze , aohoya-»«, dum, 

Z.72. Adv. 
douerite, doverite , AOB-ttpHre , coniidite, 

Z. 139. Imper. 2 pl. von doveriu, doveriti. 
drugi, Apoyrbi, alius, Z. 162. 166. Nom. sg. 

von Profi. determ. In der zweiten Stelle 



Z. 166, glauben wir bestimmt schwache 
Spuren eines verschwundenen i ent- 
deckt zu haben; indess hätte dasselbe 
nicht so scharf im Fac-simile aus- 
gedrückt werden sollen. Die Gramma- 
tik scheint hier freilich, in Verbindung 
mit dem SubsL, durchaus die bestimmte 
Form zu verlangen : denn nur in den 
Verbindungen : druh druha, druh druhu 
u. s. w. kommt, so viel uns bekannt, 
die unbestimmte im Nominativ vor. In 
beiden bisherigen Ausgg. (1829. 1833) 
steht drug. 

dueri, dveri, AaepH, hostium, (d. i« ostium), 

Z. 165. Gen. pl. von dver', pl. dveri. 
duerna, dvema, AaepHd, hostiaria, Z. 169. 

Nom. sg. f. von Adj. indef. dveren, 

ma« mo. 
duernei, dvernej , AaepHeH , hostiariae, 

Z. 167. Dat. sg. f. von Adj. def. dvema. 
dusa, dusa, Aoyuid, anima, Z. 56. Nom. sg. 
duse, duse, Acyiue, animam, Z. 51. Gen. sg. 

von duäa. 
dusu, du§u, AOYiuoY# animam, Z. 50. Acc. 

sg. von dusa. 

E. 

esaias, Esaias, ecdHdc, Esaias, Z.82. 86. 
Nom. sg. 

esaie, Esaie, ecaHe, Esaiae, Z. 77. Gen. sg. 
von Esaias. 

O. 

galilee, Galilee, raAHAee, Galilaeae, Z. 40. 
gda, gda, rxd, cum, Z. 22. Adv. u. Conj. 
ge, gospodine, rocnoAHNe, domine, Z. 117. 
124. Voc. sg. von gospodin. 

g 1 a z, glas, TAac, vox, Z. 60. Nom. sg. 
gn®> gospodnie, rocnoANie, domini, Z. 27. 

80. Nom. und Acc. sg. n. von Adj indef. 

gospodeöj nia, nie. 



itS 



Denkmäler der böhmüehin Sprache. Evangelmm Johatmis. 



gfie, gospodine» rocnoAMtte^ domme, Z. 79. 

Yoc. 8g. von gospodin. 
godina, godina^ roAHNd« hora« Z. 44. 103. 

132« 142. Nom. sg. 
go dini« godiny« roAHHbi« hora» Z. 58. Gen. 

.'8g. von godina. 
godinui godinijb roAHNOvv horam» Z. o9. Acc. 

8g. von godina. 
grebeti, grdbieti, rp'tBieTH« puUum^ Z. 31. 

Loc. 6g. von grebie^ nböhm. hfibie. 



h c e ni i, chcemy, xqeubi, voluraus, Z. 41.Praes. 
1 pl. von chciu« chteti. 

hierusoliro^ Hierusolim^ h6poycoahu« Hie- 

rusolimaj Z. 33. Acc. sg. In beiden frü- 

hern Ausgg. (1829, 1833) Hierosolim, o 

St. u, unrichtig, 
hlapi^ chlapi> xAdnH« servi, Z. 115. Nom. pl. 

von chlap. 
hodahu, cho'diachu, xoxtAxay, ibant, Z. 19. 

Praet. 3 pl. von choziu, -diti. 
ho dete^ cliod^te, xcAtre, ambulate, xca-ätc, 

Z. 69. Imper. 3pl. von choziu. 
hodi« chodi, xoak> ambulat, Z. 71. Praes.3sg. 
hrame, chram^, xpau-^, templo, Z. 180. Loc. 

sg. von chram. 
hu de, tiiiude, xoyAe, pauperes, Z. 10. Acc. 

pl. m. von Adj. def. chudy, a, e. 

h u d i h , chudych , xo vAbix , egenis , Z. 6. 

Loc. pl. m. von chudy. 
hudim, chudym, xoYAbiu, egenis, Z. 5. Dat. 

pl. m. von chudy. 

I. 

i, i, H, et, Z. 4. 7. 18. 17. 19. 24. 25. 27. 28. 
40. 42. 43. 51. 54. (zweimal) 57. 61. (zw.). 
65. 71. 74. 75. 79. 88. 84 (zw.). 85. 87. 
(xw.). 93.97. 98. 106« HO. (zw.). 111. 112. 
114. 115. 117. 118. 125. 126. 138. 134. 
185. 141. 148. loL 156. 162. 163. 167. 



168. 170. 172. (zw.). 174. (zw.). 176. 179- 

181. Conj. 
ide» ide, ha«, venit, Z. 26. 30. abiit36. venit 

41. vadat 72. vadit 110. venit 133.Praes. 

3 8g. und Praet 3 sg. von idu, iti. 
idehu, idechii, HAexoy« processerunt, Z. 24. 

Praet. 3 pl. von idu. 
ide se, ide-ze, ha6-»(6j ubi. Z. 54., quo 

180. Adv. 
du, idu, HAOY» vado, Z. 125. Praes. 1 sg. 

von iti. 
im, im, hu, eis, Z. 68. ipsis 184. Dat. pl. 

von Pron. pers. on, a, o. 
ma, ima, wud^ eis, Z. 44. Dat. dual, von 

Pron. on. 
maia, imaja, Huau, habens, Z* 7« Praes. 

Gerund, von imaju od. imam. 
mate, imate, Huare, habetis, Z. 10 — 11. 

12. 70. 73. habeatis Z. 139. Praes. 2 pL 

von imam. 
me, imie, hmic, nomine, Z. 26«, nomen 60. 

155. Acc. sg. von imie. 
meieh, imejech, Hu-ttK^x, habui, Z. 153. 

Praet. 1 sg. von imeju, imeti. 
meli, imMi, hu-bah, habeatis, Z. 138. Praet. 

part. act., pl. m. von imeju. 
se, i-ze, h-%6, qui, Z. 37. 183. Nom. pl. m. 

von Pron. rel. jen-ze. 
srl, Israel, HcpacA, Israel, Z. 27. Nom. sg. 
z, iz, H3C, ex, Z. 1. 13. 19- 36. 58. 64. 88. e 

90. ex 95. 103. 170. Praep. 

J. 
aco, jako, mko, quia, Z. 5. iaco sei, jako-ze, 

MKo.»e, Z. 22. 32. 34. 81. 102. sicuL 

144. Adv. u. Conj. 
a h u, jachu, uxoy> acceperunt» Z. 23. Praet. 

Z. 28. 100.3 pL von ima. 
auno, javno, ubho, palam, Z. 126. 178. Adv. 
iaz, jaz, uz, ego, Z. 54. 95. 99. 119. 139. 149. 

178. 179. 185. Pron. 1 pers. 



.,'^4\\»»- \ \^ W 



$. ' IS. H^tTt9ert€iehni9s. 



i«9 



i^« j^> *Sj 604^ 'Z; 8&. lOo.- Acc# pL m» von 
Prion, j^ers. out ona> ono; . ; 

ieden, jeden, leAeH, unus« Z. 1» 1^5» iede» 
t%i. Nttiner. im Nom; ' 

i e d n o m u, jednomu» »ahouov, nnuni, Z. 1 60. 
Dat. sg. m. voll jeden. ' 

iegda, jogd^> ierA4» quando» Z. 86. Adv. 

feg^Oj jego, i^ro; ejus, Z. 1. 86. 98. 102. 126. 
suis 176. eins 177. Gen. sg^. m. von 
Pk>an. pers. on. 

iegosre« jego-ie/iero-jRCj queni> Z. 148. Gen. 
' isg. m. von Pron. Tel. jcn-ic. 

iei, jcjv i€H, euih, Z. 2. 32. 40. 56. 94. 107. 
156. Acc. sg. m. von Pron. pers. on. Zeile 
94 fehlt das Wörtchen jej in den bishe- 
rigen Aü%aben; bei fortgesetzten Unter- 
süchtmgen mit der Loupe gelang es 
uns indessen doch sichere Spuren davon 
in dem an dieser Stelle bereits sehr 
beschädigten Pergament zu entdecken. 

ieiej jeje, iei€, illam« Z. 9. Gen. sg. £ von 
Pron. pers. ona. 

iei se, jej-ze, i€H^e, qaem, Z. 15. Acc. sg. 
'von Pron. rel. jen-£e. 

ieli, jelij icahj cum« Z. 103. 112. Adv. u* Conj. 

ieli se^ jeli-ie, leAH-xe« quia> Z. 18. Adv. 
und Conj. 

ietnu, jemu» leucv« ad cum, Z. 6. ei 25. 63. 
109. 117. 119. 120. 122. 123. 126. 144. 
145. 177. Dat sg. von Pron. pers. on« 

ien se, jen-ze« lett-xe, qui, Z. 2.« quae 21. 
qui 26. 39. quae 62. qui 96. 157. 158 — 
159^. 160. Nom. sg. m. de^ Pron. rel. 

iesce> jeSöe^ leuive« adhuc» Z. 68. Adv. 

ie se» je-ie« ie»e, quae, Z. 8. Nom. sg, n. 
von Pron. jenie, jaie, jeze, 2) ie se, 
quae ergo 99. quae 184.Acc.pl. n. von 
jenzej statt jaze, mit Verwandlung des 
a in ^. 

iese> je-ie« lexe, qitia» Z. 13. 64. 94. 98. 



109.^10. 128. 130. 135. 139. 159. 173. 

quod, Z. 145. 150. ut^ Z. 133. Conj. 
iest, jest', lecTbv es^ Z. 13. 29. 67. 80« 129. 

136. 146. Praes. ä'^isg. von jesni\ 
ieste> jeste« lecTc, sitis^ Z« 74. Praes. 2 pl. 

von jesm\ 
iesti« jesti, iccth, est; Z. 57« 69. 99. Praes. 3 

sg. von jesm". 
iezi, jesi« lecH, Z. 131« 144. 145. 148. 151. 

es 170. Praes. 2 sg. von jesm\ (Zeile 

145 steht in der Ausg. 1829 richtig iezij 

in der A. 1833 aber fehlerhaft; iese.) 
iezüy jesum« leccyM, sum« Z. 54. Praes. 1 

sg. von byti. 

i^a» Jesusa, lecoYCd« Jesumj Z. 14. 176. Gen. 

sg. von Jesus, 
ihm« Jesüsem^ lecoYceu« Jesu« Z. 164. Soe. 

sg. von Jesus. 

ihSj Jesus, lecoyc, Z. 9. 23. 27. 44. 68. 74. 

92. lOi: 118. 122. 131. 141. 177. Jesum, 

Z. 20. 41. 161. Nom. und Acc. sg. 
ihu« Jesusu, lecoYcoY, Jesu« Z. 43. Jesum 

149. Dat. sg. von Jesus, 
iih« jich, Hx, eorum» Z. 82. 83. Gen. pl. 

von on. 
iim, Jim, hu, eis, 131. 146. Dat. pl. von on. 
iise, ji-ie, H-»e, qui, Z. 104. Nom. pl. von 

Pr. rel. jenie. 

iu, ju, K), illud, Z. 10. eam 50. 52. Acc. sg. 
f. von ona. 

iu d as, Judas, iojmc, Juda^« Z. 2. 108. Nom. sg. 
iudeu, Judev, lOASflb Judaeis, Z. 13. 19. 

Gen. pl. von Jad oder Judin. 
iudeue, Judev^» ioa6b6, Judaei, Z. 180. 

Nom. pl. ^on Jud oder Judin. 

iudom, Judom, ioaou, Judaeis» Z« 159. Dat. 

pl. von Jud oder Judin. 

iuse, ju-2e, loxe, quem, Z. 78. quam, 153. 

Acc. sg. f. von Pron. rel. ja*ie. 

17 



130 



Denkmäler der böhmucken Spra^h^ 



Johannü. 



luse, ju-ie, loxe, quo» Z, IIS. Sae« 8g. f. 

von ja-ie. 
iuse, juie» loxe, j&m* Z. 10j6. Adv. 

K. 
k, k, K, Z. 1dl. Praep. 
ke, ke> Ke> ad, Z. 21. Praep. 
keg^di« kegdy« KerAM» cum» Z. 15 — 76. Adv. 
kisdo> kyzdo> KbijRAo» quisque» Z. 134. Nom. 

sg. des Pron. demonstr. 

li. 
lazar» Lazar, Adi^^p, Lazarum» Z. 14^- 15. 

11. Acc. 8g. 
IdTa, 16ta> A-feTd, anni^ Z. 1^8. Gen« ag« vouleto, 
I dr o r o z li» letorozli» A-ftTopocAH^ramoa» Z« 24. 

Acc, pi. VQn l^rosJ\ 
li^ li> AH» Conj. in Zusammensetzungen mit 

Adv. und Conj.» als: toU» Z. 14, 

ielise» Z* 18. achli», Z, 48. neseli» 

Z. 92. 154. ieli, Z. 103. 112. 
losi» loii» AoxH» ponit» Z. lll.Praes. 3 sg. von 

loziu» loüti» welches so einfach selten» 

wohl aher häufig zusammengesetzt mit 

Praep. vorkommt 
lubi» Ihibi» AioBH» amat» Z. 50. Praes. 3 sg. 

von liubiu» hubiti. 
lud» Uud» Aio^» populo» Z. 161. Acc. sg. 

von liud. 



malo» malo» M4AO» modicum » Z. 68. Dat 

Neutr. des Adj. ind. mal» a» o» als Adv. 

gebraucht, 
m a st» mast\ udcrb» tkoguentum» Z. 3. Nom. sg. 
masti» masti» m^cth» Mnguenti» Z.l. Gen.8g. 

von mä8t\ 
me» mie» uie» me» Z. 58. 93. 96. 134. 152. 

182. Acc. sg. von Pron. ^ers. jaz. 
menö» m^ne» uena» me» Z. IK 53. Acc. sg* 

von jaz. 
meski» misky, ir»«Kbi» lociilos» Z. 7. Acc^ 

pU von mfeiek. 



^ . 



mi» my» ubi« nos» Z. 64« N^m^ p). von j 
mi» mi» mh» mihi. Z. 100^118. t^l, |>«t sg. 

von jaz. 
m i e s i» myjeäi» uNieiMM» kvi^s», Jß^ lrl8« Praes. 

2 sg« von myju» »yti« : , , :, , 

m i 1 o u a » milova» . uhaoi^a » dil^xit « %• 105. 

Praet 3 sg. von mikiju* •Qvati, 
milo(ua)hu» milovachu». mivm^b^moy^» dilci«. 

xerunt, Z. 90^91. 
milo(ua)se» milovaäe» uhaob4iii€^ , d|lej4sset» 

Z. 103—104. Die fehlende Sylb« ua, 

scheint in beiden Fällen da gewesen» 

aber^ als am Hände» nun völlig yeic- 

schwunden zu sein, 
mir* mir» uhp* munduis» Z^ 35. Nom« sg. 
m i t i» myti» umth» lay aire* Z« 1 H. Inf« vpn m^ju* 
mleui» mFvi» mai»^h» locutu^ est, Z* 74- 87» 

140. Praet ä sg. vonnai'viu, *ip» .,■... 
mleuih» ml^vieh» uAbBHx« locutw^isum» Z. 

136—137. 178., loc« sim 183. Praet. 1 

sg. von ml*via. . 
mleuisi» ml*vi§i» uAbSHuiH» loqueris» ^^127. 

Praes. 3 sg. voipk mlViii« j . . 

mleuu» mlViu» uAbaio« loquor> 2^ 98^ 100. 

Praes. 1 8g. von ml'viti. 
mne» mn$» mihi» uk-Sj. Z« 53. 55. 9£» \m. 

Dat. sg. von Pron. pers. jaz« 
mne» mn^» uri-«» me» Z« 137« Loc. sg, vop ja:(» 
mnog» mnoh» mhop» multi^ Z.. 12*21. > Nom. 

sg. von Num. mnog» 2^» o. 
mnozi» mnozi>. mno^^Hj miulti» Z. 18.88. Nom. 

p}. von mnogj«, 
muu» mnu» uh^Ya m^» Z. 1,23. 13^. Soc sg. 

von jaz. 
m o i» moj» mom» m^u^» ^ Z. 54.; 56, Nom* sg. 

m. von Pron. pios.s« mcy» a» e« 
moia> mpja» mqh^ m^^, Z« 56. Nom« ^. f. 

vonmoj« a# e. , 
moiego» mojego» uoiero» meae» Z. 10. Gen. 

8g. W ypn Vfko^ ^. e. . , . ^ 



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.A .\ 



S« 18. ff^eri0erzeiehms*. 



fSl 



Gm. pl. voll Adj. def* mr'wj, a« e. 

m. 

na» na» h4» super» Z. 2^. Sl. 149. na saiu- 
tre se» na Eajntrie ie» Z. 20. Praep. 

näd1de»nadide»H4AHAe»invenit» Z.27. Praet. 
i 8g. Ton nadido» nadid. 

n'Mplenila ze» t^apPvila «ie» NAnAbHHA^ cie» 
impleretur» Z. 78. Praet pari* act von 
nipFiäu sie» napFniti sie» wegen sie in 
passiver Bedeutung. 

n?» ni€u .i«i€^ cum» Z. 28« Ace. sg. n. von 
oxh ona».ono» mit d^m prosthetischen n. 

ne» ne« rrB»'noni» Z. &• non'14. 31. ne u- 
segda» ne vsegda» Z. 11. Adv. 

nebe» nel>f;»,.iieM» coelum» Z. 141. Acc, ag, 
^n nebe. 

niBh§.« nebe» Meae» coelo» Z^ 61. Gen. sg, 
• von. nebe« 

nedesi» ned^si» NeA-^iiiH» nullum», dicis» Z. 
127—128^ Praes. 2 sg. von diju» diti» 
mit dem Adv. ne. 

i^ehaiy nechaj » .Hex^H» sine» Z. 9. Imp. 2 
sg. von chaju» chajati od. chati» mit dem 
Adv. ne. Das einfache chajati (curare) 
hat sich bei den illyrischen Slawen er- 
balten. In den bisherigen Ausgg. unseres 
Fragments (1829» 1833) steht ungenau 
nehai ..»paraphrasirtnechajte» PI. statt Sg. 

neiezum» nejesum» Heiecovu^ non sum» Z. 
135. 171. Praes. 1 sg. von byti mit dem 
Adv. ne. 

n e i m a s i» neimaSi» HeHUdUH» non habes» Z. 123. 
Praes. 2 sg. Ton imam mit dem Adv. ne. 

nem» niem» Hieu» eum» Z. 35. eo 87. Loc. 
sg. m. von on mit dem prosth. n. 

nemleuih» nemPvich» NeuAbsHx» non sum 
k>cutus» Z. 95. locutug sum nihil 181. 
Praet. t sg. von iplViu» init ne. 

nemosehu» nemoiechu^ • 'Heuosexoy ^ non 



poterant» Z. 81. Pra«t 3 pl. von mogu» 

mit ne. 
nenauidi» nenavidi» HenMHAH» odit» Z. 51. 

Praes. 3 sg. von nenavisiu» -d^ti. 
nene» nenie» nenie» Z. 4. EHe 3te Pers. sg. 

von ne jesm'» statt ne je» und dieses 

st« n^ jest\ mit dem epenth. n. 
ne^cinihom» neprodinichom» nenpovHNH- 

)rou» proficimus» Z. 34 — 85. Praet. 1 pl. 

TOti prodintu» -iti» mit ne. 
nepO'Stigu» nepostigu» NenocnfroY> non 

comprehendant, Z. 71. Praes. 3pl. von 

postigu» postici» mit ne. 
n e p r i z n a h n» nepriznachu» HcnfNi^NdxoY» non 

confitebantur» Z. 89. Praet 3 pl. von 

priznaJQ» nät ne« 
neprodade ze» neprodade sie» Heni>oA4Ae 

cie» non vendit» Z. 3— -4. Praet 3 sg. 

von prodaju sie. 
nerodi» nerodi» hgpoah» noli» Z.'29« Imp. 

2 sg, Ton neroziu» -diti. . 
nerozuraeiu» nerozum^ju» Hepo^ovu^io» 

(non) intelligantj Z. 84. Praes. 3 pl. von 



rozumeti mit ne. 



nese» neze» Hexe» sed, Z. 6. 14. Conj. 

n e s e 1 i» o^eieli» HtiReAH» quam» Z« 92. 1 54. Conj. 

n4ireri»nieteri#HieTepH, quidam» Z. 36. Nom. 

pl. m« von nieter» a» o» d. i. ieter mit 

dem prosth. n. 
netolico, netoliko^ NeTOAHKO» non tantum» 

Z. 124. Adv. toliko mit ne. 
netre b a» netr^ba» Herp^aa» non opus» Z. 129. 

Adv. aus dem Sub. tr^ba und ne. 
neue(ri)» nev^ri» Hes^pH» non credit» Z. 93. 

Praes. 3 sg. von v^riu» -iti. 
neuerihu» nev^richu» HeB^pHxoY» non cre- 

debant» Z. 77. Praet 3 pL von vSriü 

mit ne. 
n e u e s t i» neyisti» NeancTH» nescil;, Z. 72« 

Ptaes« 3 ag« Ton Tim»T6dilii 

17* 



^flü 



Denkmäler der bähinischen Sprache, ßmngelmm JohanrUs, 



> ! 



"pogkne, pä^nie; fTöriHej ge)ntiles« Z. 34. 
Nom. pl. rio/npo^än oder pogariin. 

p o g r e b a, pog^eba« norpee^/ sepülturaej Z. 9. 
Gen. 8g. von pogrcb. 

pops^tjj pppsd, nonCTHj sacerdotum, Z. 17. 

Nom. pl. m. von Adj. indef. popsk» a, o. 
p.orecadia, porekadla, nop6K4AA4, prover- 

bium, Z. 1^7. Gen. sg. von porekadlo. 
potom^ potom^ noTou, deinde, Z. 113. 

120. Adv. " 

p.pj^^d.uis^i^^i^i^' poa^dyizep^ma« no^sASK^e- 
. . ; itbiu4> subl^vatis». Z. 141. Soc. pL n. von 
Adj. def, pozdviieny« a, e. 

■iozeliiica» po^elniea» npc6AHHM<i» ancilla 

Z. 169. Nom« sg. 
pozl)iu po$la>^iioßA4jimisit, Z. 96. Praet 3 
M lag.' iro^ potUui -alt.« i • • 

pozlal, poslal, • r^K^iA; tniatsti> Z. 148i Part. 

pozlase« poslaöej nocAduie« misissel« Z^ 107. 

^Praül-rS i;g../vön pWÄÜfii.: ' 

pozledneisi« pori^^d^nej^i , nocA-^AtHiHuiH, 

itiovittiA!^/ Z.*94. Aoc. ag.ni. Ton Süperi. 

I^öri^dnejdL 

li'ollüs i, pösldii» nocAöY»N> tiiiniäträvit, Z* 55. 

Praes^ 3 sg. von posluiiu» -iti. 
pökniu pöztk'ä^' ff6:^4, cögnovit, Z. 13. Praet. 

3 sg. von poznaju« -ati. 
p o z n a h u / Uo^iiachü, ix^nAxoy, cogitave- 

* Yünt, Z. l^.'Pra^t. 3 pl. von poznaju« 
poznali, poznali^ ixoxHaüh, Ncognöscant, 

'Z.lil.'IP^tft. praet. ' adt. vo'npöznaju. 
praiilu t^rävicr« np^sio, dlco« '2. 46. Praes. 

1 8g. von praviti. 
prVd, ^Ved, hp^A, doräm; Z. 76. Praep. 
preifä, jf^-idi i^j^Xa; p^dtt, Z. 50. Fut 

3 sg. von pr^dlim, -ati. 
pt'e däde; p^Sdale« h)hbAäAe> tradittutiB, 

Z. 2—3. Praet. 3 i%.*tön'pr£dam. 



predai, priddl« npHiA^A« tradeiret, Z. 107 

Part praet. act. vdfn pr^dam. 
prede, prede, np-^A^» afnte, Z. 101. Praep. 
prepftza zae» pr^pasa sie» np^njc^ cie, 

precinxit se, Z. 112 — 113. Praet. 3 sg. 

von prepaSiu sie» -ati sie. 
prepazan/pr^^asan» np-nnjcan» praecincttis» 

Z. 116. Part, praet pass. von pr^pasati. 
presel» preSel» npniaeA» transeat» Z. 102. 

Pait. pfaet äct'vön pirl^idü, -iti. 
preue» p^Ve, npbae» prius» Z. 153 — 154. 

' primtim, 156. Adr. 
pride» pride» npHAe» venerat, Z. 21. venit 

22—53. 44. 60. 102.116.182. 142. Praes. 

und Praet. 3 sg. von priMu» priti» statt 

priidu» priiti. 
p r i d e h» |)ridecb» npHAex» v^ni» Z. 59. Praet. 

1 sg. von pridu. 
pridehu» pridöciha» rrpHAe^cov» venerum» 

' Z. 13. P^et 3 Jil. von jiridu. 
prine'ze» prinese» rtpHUece » äffett » Z. 49. 

Praes. 3 sg. von ^rinesu» prinesti. 
(p)ristoiaceh» prist6ja[ö§cb» tipHCTOttiifte)^» 

(a9)sistens» Z. 18^. 'Gisn. pl. vonGerun- 

dival-Adj. j[iristojäci. 
pristupibu» pristupidbu» npHCTöYnHxov» 

accessernnt» Z. 38. Praet 3pl.Ton pristu- 

piu, -iti. 
priuedebu» prtvedecbu» ri))imeAexoY» addu- 

xferunt» Z. 156. Praet. 8 pl. von pri- 

vedu» -esti. 
pro, pfo, npo, projiter, Z.W. pro 160. Praep. 
procese» proöe-iie » npöv^-xe » propterea» 

Z. 80. Adv. 
pron» pro-ji» npo*Hb» .pröptiär ilbini» Z. 18. 

Praep. j^ro mit dein A'cc. despers.Proh. 

n-i st i» in pro-ft abgekOrzt 
prorocoua» prorokova» npopokoM» pro- 

phetae» Z. 78. Gen. sg. m. Von Adj. in- 
def. prorokov» a» o. 



$,,iA, W\n'ifi0rzei^knus. 



W*t4 



p.ro,sihu« prosichu« npocHJCoy* roga^an^. 

Z. 40* Praet* 3 pl* yon proäiu« -id. 
proto« proto> npoTo> propterea« Z. 58. AdT. 
pusii> py^ti, noYCTH» misit« Z. 118. Praes. 

3 sg. von pu§öiu> pustiti. 

R* 
rame, ramie« pduie, bracbium,« Z^ 19-I-80. 

Nom. sg* 
reca« reka» peK«i, dicenß, Z. 44. Praes. ge- 

rund. Ton reku. 
reccj rec^, peve« dicit, Z. 42. 117. 119. 120. 

123. 168. 171. Praes. 38g. Yon reku« recL 
rece^ rede» pev^ dixit> Z. 5. 8. 68. 78. 82. 

86. 93. 100. 142. 167. di^sset 185. Praet. 
. . 3 sg/ von rekip» 
rech* r^ö, p-^v, sermo, Z. 77. Nom. sg» 
re Costa, rekosta« p6kqct4« dicuojt, (TexL 

ed. dixenint) Z. 43. Praet. 3 dual. m. 

von rc^ku.. 
recu, reku» psKov* dicunt» Z. 125. Praes. 

3 pL Tonreku^ reci. 
r e c u» reku, peKov« dicam, Z. 57« FuL 1 sg. 

von recL 
r(e}cuce, rekuce, peKOYM€> dicentes, Z* 40. 

Praes. GerundL pl. von reku. I^as e 

fe^t, weil <i^s Perg. durchlöchert i^t^ 
rehu, r£chu, p^xoy, dixerunt« Z. 33., Praet 

3 pl. von räjju, r£ti. Hr. IFosl^um hält. 

die Formen r^ch, jach fiir ^sjuny^nen- 
, Ziehungen aus rökochfjadoch. Uns scheint 

es wenigstens bei räch fü^icher», niit 
, Bucksicht auf das folg. rejech und das 

griech. qiin, ein verschollenes räju, an- 
zunehmen« 
r^i^h, rijech^ p^iex, diu^rim, Z.184. Praet 
,1 sg4, voi^ r£]ut reti. Es ist das Praet 

^ct coi^tinualtaei, at rejach, worüber vgl. 

die Gramm. J^prmen. 
tx%i, rizy, ^H^Nii . vestim^nta» Z. 1 11. Acc. 
)1. von x\z^. 



rozprenete s^f, rpzp;*^njetQ$ie» pQinp|>r*6TG 
xie, dispergainini, Z. 1<33*, Praes. % pl., 
statt r,ozpr'chnetj9 sie., Im sdlböhnuschen 
Dialekt hat die Elisipu.de^. Coii^^ bei 
Yerbalstäminen ei|ien gröj^ß^m. Spiel- 
raum als im AlMd^wischen,; wp nur d 
und t vor n ausge^tossen werden» z. B. 
uv§nu st uv^dnu, .svönu. stf.sv&tnu^ u»s. w., 
während iijn Altböhm^scheu die ]^oi;men 
gresti st greh^ti, skusti st akubsti^ tmu 
oder vytmu st. trgnu» yytrgnu u., fu m. 
nicht selten sind. Vgl. vypmusiej Star. 
SklAd. V. 197, vytjrne ^e, Psalt dMus., 
hresti (sepelire) Mat Verb, u^ s. w. 

rucc;,, ruce, poYMib oianu/i, J^\Q^. Acc d^al- 



9. 



. ■ . if 



1 ' ' 



. . * ' / 



scariothis, Skariothis, ck^phdthc, Soario- 
this, Z. 2. Npm^ sg. 

schariotis, Scharioti^ CX4PH0THC, SchaHo- 
this, Z. 108. Nom. sg. Das 9 am £nde 
des Wortes ist zwar nicht sichtl^ar; in- 
dess ist das Pergament an dieier Stelle 
sehr beschädigt, und die Lei«it: scha- 
riotis verdient mit Büclgiich^ ^uf Z. 2 
den Vorzug. 

se (zcri se)^ sie, ci^. Z. 75. Pron. rec. bqi 
den Verb, recipr. 

se,. ic, «6, als Conj^. in be/e se, autem,158. 
174,dause62.ills Ve,.92.kegdi se75 
— 76. mene se, 8>item 11. milo(ua)hu 
se, ergo 90 — 91.Aazaiutre se, autem 
20. papes se, ffgo 175.petrse, autem 
165.pozna8^> ergo 12. poznahü se,' 
autem 16. pride se, 60. ei'go* 116. 
proeese, 80. rece se, autem &. ergo 
8. 58. 168. stahu se, autem 17L. ucen- 
nic 96), 162, — 163» uece »e, erg^ U 
uinide se, ergo 166. uzuezi sie» fcies 
ai^em 120. z^^.se 146, 18^« zi se 38^ ^^i^- 
doua se, a)«t 16i^. 2} a^,l^L Pifti^el in 



ilMf 



DenkmdUr der böhnuHheri' Spräcke. ßtktngelmm JohannU. 



i^gö^e'149.iieifl^e' tS. iensie, iqui« quae 

:2; 21. C4ua<j) 26. 39: 62; 96. 15 7v 158. 

•• l&S*. tfll6. idse, qüäte, 184; üde, qui 

• 10*. i 8^, qui 87. 188. iüse, quem 78. 

cfnaih 158. iüffe, qtto^llB. 3) lAs tetophau 

Pkrtitel mit Adrerb. und Conj. in do- 

' 'n^'dse'' 69. dbnüdse 72; iacose, 

qtfia, 7 ■ sicüt 28. 100, 144. ide^fe 180. 

' i^liflte; qüia 18. iese, quia, üt' 8« 13. 

64j 94. 98. 99. 109. IfO. 128. 130; 133. 

' fu^' 185. 139. 145. 15a 159. 173. 

• 'tus'^; 'iätti 106. nese, seid 6. 14. ne- 

»se^li'^1 154. rittse, nüm 169.^ se, 

iaml33. 

sriMfb lii Simon; ciiuoH^'Simoä, Z. 1 61.!V6ml sg.' 

simonou, Simonov« chuohob« Simonis^ Z. 108. 

' • Wöm. 8g. m. Von AdjJ indtjfl Sitoönbr- a, ö. 

8 in a g o g i, synagogy, cMhirorbi« sinajg[oga> 

Z; ÖO; Gen. «g. von synagag^. 

s ip n, ^Sion, chon, Sioh, Z. 30i Nom. sg. 
8itnö> ^ino, xhtnö, frumenti, 'Z."46 -^ 47. 

'Nom. Sg: n. von Adj. indef. ziten^ tna> tno. 
siupt/zilfbv «HBOT, vitä, Z, W. 147. vitam 

' '52.*i4t.' Nora, und Acd. sg. 
sta, sta« CT4, ^ecentis^ Z. 4« Acc. pl. vohsto. 
s'taliü, 8tachu> crdxoy. stabant, Z. 171. Praet 

3 pl. , zusammengezogen statt stojachu, 

Yon stojü/stojiti, zusanimengezogen stati 

(wie obeii bat siej. 

st^sc, sta§e, cr^uie, »«bat;» Z. 62. 165. Praet 
3.sg. von stoju, sl^ti (st. stojati). 

stjoi^^l.^^ja« cTow, stak^,. Z. 174. Pp-aes. 
, ; Gerund. m. von stojuj «tati^ 

strest, sireie, cTpe»€^ cu8todit|Z. ^2. Praes. 
t 3 i 6g. von atregu«. streci. 

s^ittön« Symon, CWM0H» Symoo« Z. 124. 
NoBi« 8g. 

^ymonu» Symonu« cbiucHov» Symonem, 
Z. 116. Dat; sg. von Symon. 



8ynagt)ze> syhagozd, ci>iN4ro?t^ synagoga; 

Z. 179. Loc. 8g. vdn sytitgoga. 

• • T. ' ---^ 

tä,iSi,r4, hoc, Z. 3. Nom. 8g.f.vonPron.deft^ 

ten, ta, to. 
taca» taka« räKä, taüCei, Z. 76. Acc. pl. n. 

von Pl-on. dem. täk, ä, o. 
taco, tako« t^ko, sie« Z. 100. Adv. 
te; tie, TIC, te, 1. 129. 144. 147; Acc. sg. 

von Pron. ty. 
tea, tie, rie, te, Z. 149. Acc. sg. von Prori. ty. 
t e b e; tebe, TSBc, te, Z. 154. Acc. von Ptoäi. ty. 
teh, tech, -rtx, eös, %. 182. Gen. pl. von 

Pron. dem. ten. 
t e i, tej, xeH, hac, Z. 56. Gen. sg. f. von 

ftron. dem. ta.' 
t^mi, tmy, Tbubi, tenebrae, Z. 70. Nom. pi. 

von tma. 
t e s e si, tiezeM, rieiReuiH, interrogas, Z. ' 1 82. 

Pi'aes. 2 sg. von tieziii, -zati.' 
t e s i z e a, tiezi sie, rf^mu cie;inte^öga; Z. 182. 

' Imp. 2 sg. von tiefiin'sie.' ' 
test, test', TccTb, socer, Z. 157. Wom. sg. 
ti, ty, Tbl, tu, Z. 65. 117; 119. 152. 170. 

Nbm. von Pron. 2 pefs.' 
tmah, tmach, tujx, tenebris, Z. 11— -72. 

Loc. pl. von tma. i 

t<y. in Zusanundhsetzangen ». proto. cto 

' ll.'8. W. ■'-'■ 

tobe, tob£, T06^, tibi, Z.'I29. Dat. sg. von 

Pron. ty. 
togo, togo, Tdro, illius, Z. 158. G6n.'sg. n. 

von Pron. dcrii.to.' ^ 

toli, toll, TOAH, tantum, Z. 14* Adv. 
töHco, toliko, TOAHKb, taütum, Z. 124. Adi. 
tri, tri, vpH, tre- (in tre — centis), Z.4. Num. 
t u, tu, TOY« hanc, Z. 59. Acc. 'sg. von Pron. ta. 
tu, tu, TOY> ilHc, Z. 18. Adv. 
tuoi, tvoj> TBOH, tuQs, Z. 30. 143. Nom. sg. 

von Pron. poss. tvoj, a, e. 



$, 18. ^trtttntiikmt. 



lav 



taoie»tYOJe« raon^ luum» Z. l&o« Acc. ag» n« 

TÖn Pron. poss. lYOJe. 
tut, tut\ TOYTb» illic« Z, 64. AdVt 

V. 
u, u, 0Y> apud« Z. 1&2. 164. ad i6b« 172. 

Praep. 
ucah« uöah» oyv<ix> docui, Z. 179. Praat. 1 

8g. Ton uöiu« •iti. 
uceni« uöeni^ oyvaHHf doctrina, Z« 177.Loc. 

sg. Yon udenie» 
ucennic, uöeimik» OYvaHNHK» discipulus Z. 

162.16$. 166.« ucennic» ucenic« diaci- 

puUa» 1. 170. NooL sg. und Gen« pL 

Ton uöennilu 
ucenicefa« uöenic^ch, ovveHHU^x« diactpulia, 

Z« 176. Loc. pl. Ton nöenik. 
u c e n i c i, utenici, oYveHHMH« diacipuli » Z. 1 26» 

Nom. pL Ton udenik. 
ucennicom« udennikoiii^ oYvaMNHMOu, diaci* 

pulorum, Z. 114 — 11&. DaL pL ▼. tttenik« 
u eine na, udimena, ovvNNieNJ, iacta» Z* 106# 

Pari, praeu paaa» Ton ndioiiiy -iti. 
ugl^* nglic» oYTAie, pmnaa« Z« 172» Gen« 

ag. Ton uglte, aU ngita« mit Venrandhuig 

dea ia in ir, woriibcr a. die Gnnmn« 
unioadlo» masjwmdlo, onfmum^ßj^» pelfiai^ 

Z. U2--1I4. Aec ag. 
«mrelow innreiow eyuii c ii o » mortoimif Z. 47« 

48-T-49« Pari, praef, aec tob UBnit«iti« 
omr^riy mnrfti, arMrtTiik laoritanif^ Z, 63. 

■KMri liO« IbC Tim «anra. 
OS e, nie, •«»>» JMb» Z. 133^ Adr. 
«mede, srede, avacjia^ SHtrodaaul^ Z. Ittu 

PracL 3 sg. Tcm «feifai« '-cad^ nach der 

war a « a; ahdl ▼wC' 
Vgt aadb «mede aMer W^ 

aaapi^ cradidily Z» l ^ wa<i. 
*ag.a«i 



u» y, m, in« Z. 0. 20. 20 (aco.). 87. 47. M. 

52« 69. 66. 69. 78« »4. 104. 107. 100. 

113» 121. ISO. 134. 18H. Ul. 104. 17». 

180. 181. Praep. 
uace« vace oder viaoei a^iia od. sMMai nia- 

giai Z. 91. Adr. 
uam« vam« b4m« vobia» Z. 40. 187. Dat pl. 

von ty. 
uaz« vas« anc, vobui Z. 09. vos. 70. (ion. 

und Loc« pl. von iy. 
ue« ve« ssi in Z. 71 u4lrmalii d.i. vaimadii 

98. 187. Praep. Z. 187 steht in danbei« 

den Ausgaben (1829| 1888) u mne statt 

ue mne« unrichtig« 
uecen« viden« w^vh, aeternami Z.62. Svau 

sg. von A41« indef« vMen# '^na« »6no, 
uecera« vederia# aavsMM/ coeaa« Z. 100, 

Nom. ag« 
u e c e r e^ vefierie« aavapie« eoena# Z# 1 1 1# Oen# 

ag. von veterhu 
uece« vece« aaiia« dmt# Z» 1« Praat t sg« 

von vaesjOf 'eaii. 
uechen^viden«aiivsN#aetania« Z«00« aataf' 

tum 146« aataraa 147, Nom« und Aau 

sg« von Adj« iodaC ^it^n* 
ttada# vidia^ a^Asi« aeiimi# Z« 164« Vtikm* 

% pL von ytm% ytdilL 
oada# vida^aaiM^ aeiana« iLlOi« lOff« Praaa« 

Gerood# m« von v(m% 
nede, vldt^ aa^Aii^ acio, Z« 9t»VfMtsU ii^^^m 

^tm% ala Pi^aaa« 1 sg« gdbratidit Vg(, 

Gramm. Forama« 
•aki^ vAy; a a n t^ afiirmii« Z«(S^« 121/ A#^« 

pL VO0 vtt^ 
•eli^ vali^ aaae^ wmkmth Z, i% Adv« 
•emi, vimy> oasaM« arimai^ X, ii§^ flraaa« 

I fL va» vfai% 

aa aam^ Z. 71. M. Zaaam^ 
aaa um mmd^ aCai^Yjgtfra*« 



i38 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Evangelium Johannis 



ueri« y^ri, stspH, credit, Z. 93. Praes. 3. sg. 

von v§riu, -iti. 
uerihu, v^richu« b-^phkov» credebant, Z. 19. 

crediderunt 88. Praet 3 pl. von veriu. 
uerimi> v§rimy« b^phum, credimus, Z. 130. 

Praes. 1 pl. von vöriu. 
uerite^ verite , s-bpHre^ creditis, Z. 132. 

Praes. 2 pl. von vöriu. 
uerite, verite, B-bpHre, credite^ Z. 73. Imp. 

2 pl. von veriu. 
ueriti^ v^riti^ bisphth, credere, Z. 81. Inf. 

von veriu. 
uerna« v^rna, BtspHd« venim^ Z. 148. Acc. 

sg. m. von Adj. indef. v^ren, -rna, -rno. 
ueru^ v§ru^ B-6poY> amen« Z. 45. 46. ueru, 

veru, verum, Z. 87. Adv. 
uez, ves', aecb, totusj Z« 35. Nom. sg. m. 

von Num. ves'j vsia, vse. 
uezi« v^si, b^ch, scis, Z. 128. Praes. 2 sg. 

von vSm\ 
uide, vide, bha-»» vidit, Z. 86. Praet 3 sg. 

von viziu, vidSti. 
uide« vyide, BbiHAe, exivit« Z. 110. Praet 3 

sg. von vyidu, -iti' 
uideli« vid^li, BHA-ftAH, viderunt, Z. 15. Part. 

praet. act von viziu. 
uideti, viddti« bha-^th« videre« Z. 41. Inf. 

von viziu. 
uidite, vidite, BHAHre, videtis, Z. 34. Praes. 

2 pl. von viziu. 
uimete, vymiete« Bbiuiere, expedit« Z. 159 

— 160. Praes. 3 sg. von vymietu, -iesti. 
uinide, vynide, BbiHHAe> exivit> Z. 166. 

Praet. 3 sg. von vynidu st. vyidu« mit 

dem epenth. n. 
uisel, vySel, BbiuieA, existi« Z. 131. Part 

praet act von vyidu. 
uiterati, vytierati, Bbiriep^rH, extergere, 

Z. 115. Inf.vonvyderaja. Ueber ie st es. 

Wortverzeicbniss zu Lib. Saud u. naricaje. 



uladu> vladu, ba4aoy> pote$tatem, Z. 144. 

Acc. sg. von vlada. 
une, vn§, bhi», foris, Z. 165. Adv. 
unide, vnide, bhhac, introivit Z. 163—164. 

Praet. 3 sg. von Vnidu, -iti. 
uodi) vody« BOAbi« aquam, Z. 113. Gen. s^. 

von voda. 
u o 1 a h u, volacbu, boa4)coy> clamabant, Z. 25. 

Praet. 3 pl. von volaju« -ati. 
uolase« volase« BOAJuie, clamavit Z. 92. 

Praet 3 sg. von volaju. 
use, vsie, acie, omnia, Z. 109. 128. Acc. pl. 

n. von ves', vsia, vse, statt vsia. 
u s e g d a, vsegda, BcerA^, semper, Z. 1 1 . Adv. , 

zgs. mit ne. 
u s e g d i, vsegdy, BcerAbi, semper, Z. 179. Adv. 
usi, vsi, BGH, omnes, Z. 180. Nom. pl. m. 

von ves'. 
usta, vsta« bct^, surgit, Z. 111. Praet 3 sg. 

von vstanu, vstati. 
ustrA, vstr^t, bctp-bt, obviaro, Z. 25. Adv«, 

zgs. aus Praep. v und Subst m. str^t 

(occursus). 
ustupihn, vstupichu, BCTOYnHxoY> ascende- 

runt, Z. 37. Praet 3pl. von vstupin, -iti. 
uuede, wede, bbsab, (oder uvede, oYaeAe), 

introduxit, Z. 168. Praet. 3 sg. vv^du, 

westi. (Nacb der spätem böhmiscben 

Aussprache, mit Verwandlung des v in 

u vor v: uvedu, uvesti.) 
uzcrezi, vskresi, bckp-bch, suscitavit,- Z. 15. 

Praet. 3 sg. von vskr^Siu, -iti. 
uze, vse, ace, omne, Z. 145. Acc. sg. n. 

von ves', vsia, vse. 
uze, vzie« aa^ie, accepisseti Z. 112. Praet 3 

sg. von vzimu, vzieti. 
uzmleuu, vzmi*viu, Ba^uAbaio, loquar, Z. 98. 

Fut. 1 sg. von vzmVviti. 
uzrecu« vzreku, b^p6koy, dicam, Z. 97. 

Fut 1 sg. von vzreci. 



§• 18. fFortnerzachnüs,, 



189 



uzuezi» Tzvesi« b^^b-bchj scies« Z. 120. Fat 

2 8g. von vzvem', vzydddü. 
uzuisiti, Yzvysiti« B^BbiuiHTH« exaltare> Z.66. 

Inf. von vzvySiu. Man könnte auch> näher 

der altslawischen Aussprache» vzvysiti 

lesen. 

IL. 
xpa» Christa« xpHCT^« Christum, Z. 149. Gen. 

sg. von Christus, als Acc* gebraucht, 
xps, Christus, xphctoyc , Christus, Z. 64. 

Nom. sg. 



z, s, c, cum, Z. II. de 60. cum 164. 174.Praep. 

ziU za, ^4, Z. 4. Praep. 

zabili, zabili, ^4bhah, interficerent, Z. 18. 

Part praet act von zabiju, -iti. 
zacona, zakona, ^4koh4, lege, Z. 64. Gen. 

sg. von zakon. 
zae, sie, cie, se, Z. 112 — 113. Pron. rec, 

bei Verb, recipr. 
z aiutr e, zajutrie, ^aioTpie, crastinum, Z. 20. 

Acc. n. von zajutrie, hier mit na als 

Adv. gebraucht, 
zam, sam, C4u, ipse, Z. 96. solus 135. Nom. 

sg. m. von Pron. determ. sam, a« o. 
zama, sama, c4M4, solum, Z. 134. ipsum 152. 

Gen. sg. von sam, als Acc. gebraucht 
zamego, samego, c4uero, solum, Z. 148. 

Gen. sg. von samy statt sam, als Acc. 

gebraucht 
zamo, samo, c4uo, solum, Z« 48. Nom. sg. 

n. von sam, a, o. 
zapoued, 'zapov^d', :;4noB^Ab, mandatum, 

Z. 96 — 97, 98. Nom. und Acc. sg. 
zcri se, skry sie, cKpbi cie, abscondit se, 

Z. To. Praet 3 sg. von skryju sie, skryti sie. 
zcriti, skryty, cKpbiTbi, occulto, Z. 181. Acc. 

pl. m. von Adj. indef. skryt, a, o, hier 

mit der Praep. v ab Adv. gebraucht; 

vgL V veky. 



ze, se, ce, hoc 5. 32. 130. ipsum, 48. Nom. 
und Acc. n. von Pron. sien, sia, se, 2) 
sie, cie, ea, Z. 7. haec 74. 85. 136. 140. 
Acc. pl. n. von dems. 

ze und ze, sie, cie, Pron. rcpr., bei Verbis 
rcpr., als ba^i ze, Z. 29. naplenila 
ze 78. neprodade ze 4. neuiuregli 
ze 90. obrata ze 85. ozlaui ze 45. 
ze poclonili Z. 37. rozprenete ze 
133. zgreuaia ze 175. zhazahu ze 
180 — 181. 

ze, se, ce, cum, Z. 123. 136. Praep. s mit 
dem euphon. e. 

zea, sie, cic, Pron. rcpr. bei Verb, rcpr., 
als: zlase zea Z. 8. zgreuahu zea 
173. tesi zea 182. 

zebe, sehe, ceBe, teme^ Z. 152. Gen. sg. 
von Pron. sie. 

z eb e zi, sebe-si, ccBe ch, me ipso, Z. 95. Gen. 
sg. von Pron. sie, mit dem Suffix si. 

zeda, sieda, cwa4, sedens, Z. 30. Praes. Ger. 
m. von siedu, siesti. 

z e d e, siede, cicab, sedi^ Z. 28. Praet 3 sg. 
von siedu. 

zego, sego, cero, haec Z* 31. hoc 103. istiüs 
170. Gen. sg. m. und n. von Pron. dem. 
sien, sia, se. 

zem, sem, ceu, hoc, Z. 51. Loc. sg. m. von 
s' oder sien. 

zemi, zemi, i^euH, terram, Z. 150. Loc. sg. 

von zemia. 
zemu, zemiu, ^^euiio, terram, Z. 47. Acc. sg. 

von zemia. 

zen, sSü, c^Hb, atnum, Z. 164. Acc. sg. 

VOD s^A. 

ze, se, ce, haec, Z. 146. Nom. sg. n. von 
sien, sia, se. 2) haec 185. Acc. pl. n. von 
sien, sia, se. Wenn der Dolmetsch 
buchstäbUch dolmetschte, so wäre Z. 146 

18* 



«40 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Eoangelium Johannis. 



ze = sie« und dreses filr sia, f. ; aber die 

böhm. Construction fordert 8e> n. 
2 e u e n o, zieveno» a^icBeNo« reyelatum« Z. 80. 

Part, praet. pass. n. TOn zieviu» »iti. 
zgoiu» zgoju« 2^roK>« sanem« Z. 85. Praes. 1 

sg. von zgojiti. 
zgreuahu zea« sgreTacUu sie« cr^-nBdxoy 

cie« calefaciebaat se, Z. 173, Praet. 3 pl. 

Yoa sgrevaju sie« -ati sie. 
zgreuaia z§» sgrSvaja sie« crp-^Bdiü cie« 

calefaciens se« Z. 175. Praes. Gerund. 

m. von sgr^Taju sie. 
zhazahu ze« schazachu sie^ cxd^dxoy cie, 

conveniunt« Z. 180 — 181. Praet. 3 pl. 

von scbazaju sie« -ati sie. 
zhoua« schova« cxoij« servet« Z. 10. Praes. 

3 sg. Ton schoTaju» -ati. 
zi« si« CH« iste« Z. 67. Nom. sg. m. Ton Pron. 

dem. si« sia« se. 

zi in zebezi« lies si» ch« Z. 95* Suffix» wor- 
über 6. Gramm. Formen. 

zim« in zobezim« lies sim« chm« Z. 33 — 34. 

Suffix« wie ob. 
zima« zima« i^nud, frigus« Z. 173. Nom. sg. 

zin« syn« cmn, filius» Z» 46. 67. 143. filium 
66. 143. Nom. und Acc. sg. von syn. 

zini« syni« cbinh« filii« Z. 73 — 74. IVom. pl. 
von svn. 

zi« si« CH« hi« Z. 38. Nom. pl. m. von Pron. 
dem. si. 

zlase zea« slase sie« cAduie cie« mittebantur. 

Z. 8. Praet« % sg. von iliu sie« slati sie» 

in pass. Bedeutung, 
zlaue» slaven« ca4«6h« festo« Z.38. Acc»sg. 

m. von Adj. indef. slaven« vna« vno« 

slaunem« slavuem» c^aaNeu« festum« Z« 101« 
Sog* sg. m. von slaven. 

zlaunu« slavnu« caumioy» festum« Z. 22. Dat. 
sg. m. von skivettr 



slaun« slavu« ca4boy« gloriam« Z. 86. 91.93* 

Acc. sg. von slava. 
zledoua« sledova « ca-6aob4 « sequebatur« 

Z. 161. PraeL 3 sg. von sieduju» »ovati. 
zledui« sleduj« ca-6a6yh« sequatur« Z. 53. 

Imp. 2 sg. von sleduju. 
zlisahom« slysachom« cAbiui jxou« audivimus« 

Z. 64. Praet. 1 pl. von sly§iu« «-ati. 
z 1 i s a h u « slyiachu « cAbiiudxoY « audissent« 

Z. 22. audierunt 32. 183. Praet. 3 pl. 

von sly§iu. 
zlodei« zlodej« ^aoa-hh« für« Z. 7. Nom. sg. 
zlug« slug« cAOYr« ministrorum« Z. 186. Gen. 

pl. von sluga. 
z 1 u g a« sluga« cAOYrj, minister« Z. 54. Nom. sg. 
zlugi« slugy» cAOYrbi« ministri« Z. 172. Nom. 

pl. von sluga. 
zluhu« sluchu« CAOYXOY» auditui« Z. 79. Dat. 

sg. von sluch. 
zlusase« sluSaäe« cAvuijaie« pertinebat« Z.6. 

Praet. 3 sg. von slusiu« sluSati. 
zlusi« sluii« CAOYXH« ministrat« Z. 53. Praes. 

3 sg. von sluziu« -iti. 

zmucena« smucena« cuoYMeN4« turbata« Z. 57* 
Part praet. pass. f. von smuciu« »titi. 

znam« znam« :cn4u« notus, Z. 163. 167. Part, 
praes. pass.« st. znajem« von znaju« znati. 

zname« znamie« :cN4uie« signum« Z. 33. Acc* 

sg. von znamie. 
znamena« znamenia, ^N^ueHu« signa« Z. 76. 

Acc. pl. von znamenie. 

zobezim« sob^sim« coB-bCHu« semetipsos« 
Z. 33 — 34. Dat pl. von sie« mit dem 
Suffix si. S. Gramm. Formen. 

zobu« sobu« coBOY« vobis« Z. 11. Soc. sg. 
von sie. 

zp aza> spaAa» cnjc^» osanna« Z. 25. Nom. sg. 

zpazi« spasi» cn4CN» «aivi6ca« Z.&7 — 58. Imp. 
2 sg. von spasu« spasti. 



$. 19. Orthegraphie. 



t4A 



zredce> srMce« cpbAiie^ cor^ Z.63.107.Acc« 
sg[. von sr'dce. 

zredcem« sr'dcem« cpbAMeu« corde« Z. 84. 
See. sg. Ton sr'dce. 

zreno^ tr'no, :;pbHo^«granufn> Z. 46. Nöm. sg. 

zuA« svet, CB-BT, consilium, Z. 159. Acc. sg. 
von svet. 

zuA« svet, cB-ftT, mundum« Z. 125. mundus 
1 54. Nom. und Acc. sg. von svet. 

zu^a, sveta« cb-6t<i« lumen« Z. 69. Gen. sg. 
von svet 

zu^a« sveta, cb-»t4^ mundo, Z. 103. Gen. 
von sv^t. 

zudre« svete, cb-6tb« mundo^Z. 52. 104. 138. 

Loc. sg. von svet. 
zuAla> sv&tla, c^wsd, lucis, Z. 74. Gen. 

sg. von svetlo. 



zudrlo» sv^tlo> cnrAOj lucem» Z. 70. 73 (zwei* 
mal). Acc. sg. von svetlo. 

zudru« svetlo cb^toyj mundum, Z. 140. mun- 
do 178. Dat. 8g* von sv£t. 

znditi> suditi, coyahth» judicabit, Z. 94. 
Inf. Von suziu. 

zuitezihj svitiezich» cBHTie^Hx» vici, Z. 140. 
Praet 1 sg. von svitieziu. 

zuoi, svojy CBOH, tuumu Z. 143. Acc. sg. m. 
von Pron. poss. svoj« 9^ e. 

zuoia» svoja, cbou, sua> Z. 112. propria 
134. Acc. pl. f. und n. von svoj. 

zuoie, svojcj cboi8> tuum» Z. 60. Acc. sg. 
n. von svoj« a, e. 2) zuoie« svoje« 
Z. 51. Gen. sg. f. von dems. 3)zuoie« 
svoje^suosj Z. 104. Acc. pl. m. von dems. 

zuoiu, svoju> cBoio> suan^ Z. 50« Acc. sg. 
f« von svoj» a, e. 



S. 19. Orthografhie. 

Bei der Erläuterung der Orthographie des zweiten Fragments, nSmlich des Evan- 
geliums, können wir uns um so kürzer fassen, als dieselbe in den wesentlichen Punkten 
mit jener des Fragments von LibuSa's Gericht übereinstimmt. Mit Uebergehung aller 
jener Buchstaben, welche im lateinischen Alphabet und bei unserem Schreiber genau 
denselben Laut bezeichnen , wenden wir uns gleich zur Betrachtung jener Fälle , wo die 
Natur der böhmischen Laute eine besondere Bezeichnung erforderte. 

Für das böhm. c, cyr. q, verwendete der Schreiber ohne Ausnahme das lat. c : 
uece 1. vece, recuce 1. rekuce, zmucena 1. smucena, zredcem 1. srMcem u. s. w. 

Dasselbe c dient ihm in der Regel auch zur Bezeichnung des böhm. d, cyr. v: 
ucenic 1. uöenik, ce 1. öe, cemu 1. demu, rece 1. reöe u. s. w. Doch gebraucht er dabei 
sechsmal die Combination ch : chaesti 1. öiesti, chloueca 1. 51ov§ka , chlouech 1. ölov^ö, 
chlouechu 1. ölov^öu, chlouecu 1. ölov^ku, chlo(uecom, Z. 155) 1. ölov^kom. Dieses ch 
ftir ö erscheint bereits sehr frühe, namentlich im XI und XII Jahrii., jedoch ebenfalls nur 
ausnahmsweise beim Schreiben böhmischer Nalnen in lateinischen Urkunden und Annalen. 

Das böhm. ^, cyr. •», wird von dem gewöhnlichen nicht unterschieden/ und wie 
dieses mit e bezeichnet: bese 1. b^$e, zlodei 1. zlod^j, uideli 1. vidöli, chlouedi 1. 
ölovf^d u, s. w. 

Das bö^m. ch, cyr. x, wird durch das einfache lat. h ausgedrückt : hndim 1. chudyra, 
zhoua 1. schova» liodahu 1. chodiachu, iahu 1. jacfau, zlisahu L sly.^acbu u. s. w. 



i42 Denkmäler der böhmischen Sprache, Evangelium Johannis, 

Das mit den nachfolgenden Yocalen zusanunenfliessende und die vorhergehenden 
Labialen und Dentalen erweichende j wird eben so mangelhaft und folgewidrig , wie in 
dem ersten Fragment« bald durch i bezeichnet« bald wieder ganz unbeachtet gelassen : 
z. B. ieden L jeden« iego 1. jego« iei 1. jej« ien se 1. jen-ze« iaco 1. jako« iim 1. jim« iemu 
1. jemu« zlodei 1. zlodej, imaia L imaja« ieie 1, jeje« moiego 1. mojegq^ iu (eam) L ju« iuse 
1. juze (jam)« iest U jesf« ieise 1. jej-ze« ieli se 1. jeli-ze ; dahingegen cinenu 1. öiuieniu« 
ucinena 1. uöiniena« lubi 1. liubi« miesi« umiesi (neben neumiiu) 1. mjjeSi« umyje§i« use 1. 
uze (neben juze)« im (neben iim)« uide 1. vyide« nene 1. nenie« zeueno I. zieveno« o nem 
1. o niem« dauene 1. davenie u. s. w. 

Das k wird auf dieselbe Weise« wie in dem ersten Fragment« zweifach bezeich- 
net : a) durch c: ucenic 1. udenik« iaco 1. jako« cnaezi 1. kniezi« uzcrezi 1. vskresi« cral 
1« kral« c 1. k (ad)« poclonili 1. poklonili« cto 1. kto« cda 1. kda« caco 1. kako u. s. w. ; 
b) durch k« vor den Yocalen e und ii paki 1. paky« ueki 1. veky« ke« kegdi 1. kegdy« nicakego 1. 
nikakego« kizdo 1. kyido« meski 1. meäky« und bloss einmal Z. 151 in der Praep. k cinenu 
1. k öinieniu« die sonst mit c bezeichnet wird : c symonu 1. k Symonu« c anne 1. k Anne« 
c otcu 1. k otcu u. s. w. 

Für das böhm. s« cyr. c« wird abwechselnd z und s gesetzt : zin 1. syn« zcri 1. skry« 
zebezi 1. sebesi« z nimi 1. s nimi« z sobu 1. s sobu« nozase 1. nosase« zlusase L sluSaSe« zpaza 
1. spasa u. s. w.« dahingegen sta« stahu 1. stachu« strese 1. streie« usta 1. vsta« ustret 1. 
vstr^t« ja sogar suoia Z. 112« neben dem häufigem zuoi 1. svoj« zuoiu 1. svoju u. s. w. 
Die Wörter : use« usegda« usegdi« usi« sind wir geneigt der Natur der alten Mundart und 
der Analogie der Schwestersprachen gemäss zu lesen vsie« vsegda« vsegdy« vsi« nicht 
vSie u. s. w. In fremden Eigennamen wird das s beibehalten: xps I.Christus oder Kristus« 
ihs 1. Jesus« isrl 1. Israel« hierusolim« esaias« iudas scariothis« bethsaidi. 

Für das böhm. ä« cyr. w« fungirt das lat s : zlusase 1. slusaSe« bese 1. b^se« meski 
1. m£äy« nozase 1. nosaSe« u. s. w. 

Das böhm. v« heutzutage w« cyr. b« wird durch das lat u ausgedrückt: uece 1. 
vece« zhoua 1. schova« usegda 1. vsegda u. s. w. 

Das böhm. y« cyr. bi« wird von dem gewöhnlichen i nicht unterschieden : miti 1. 
myti« zlisahu 1. slysachu« abihu 1. abychu« hcemi 1. chcemy« zin 1. syn u. s. w. 

Dem böhm. z« cyr. :;« entspricht ohne Ausnahme das lateinische z : iz« za« penaz« 
zlodei 1. zlodej« cnaezi 1. kniezi« mnozi« iaz 1. jaz u. s. w. 

Das böhm. z« cyr. »« wird stets durch s bezeichnet : se 1. ze« ien se 1. jen-ie« 
pozlusi L posluzi« dlesno 1. dFino« siuot I. zivot papesu 1. papeiu« use 1. uze (jam) u. s. w. 
Für die cyrillischen Halbvocale -b und b gebraucht unser Schreiber, wie jener des 
ersten Fragments in der Regel e : zreno 1. zr'no« mretuih L mr'tvych« dlesno 1. dPino« 
mleuu 1. rolViu« pleti L pPti« naplenila 1. napFnila u. s. w.« und ebenso in Wörtero« wo 
sich zwar die spätere böhmische Mundart ein festes e angeeignet hat« wo aber nach der 
Analogie der Kirchenslawischen oder Cyrillischen ein b stehen müsste : den« ce L öe« otec« 
ieden« uez 1. ves« pocestiLpoöestiu.s.w. In dem Worte neuesti wären wir geneigt das e für ein 



$. 19. Orthographie. 148 

cyr. b zu nehmen , also nev§st\ nicht nev^sti. Doch scheint das hier und in der Köni- 
ginhofer Handschrift vorkommende jesti st^tt jest' für die ehemalige volle Aussprache 
des i zu zeugen : jesti tamo hora« vicestvie jesti dano u. s. w. In dem einzigen iezum« 
neiezum« 1. jes'm, nejes'm» steht u fitr b. 

An der Stelle des nasalen a stehen in unserem Fragment merkwürdigerweise 
mehrere, theils einfache, theils diakritisch bezeichnete, theils combinirte Yocale, und 
zwar am häufigsten a: penaz 1. peniaz, imaia 1. imaja, iahu 1. jachu, neuida 1. nevi- 
dia (pL non videant) , obrata 1. obratia (pl>)« cnazeu 1. kniazev, uace 1. viace, zuoia 1. svoja 
(acc. pL f.), zgreuaia 1. sgr^vaja, ueda 1. y^dia (pK) « pristoiaceh 1. pristojac^ch, otazal; 
viel seltener e : otese 1. otieze, tesesi L tieiesi, uecere 1. vederie (von veöeria) ; eben so 
selten ae .* cnaezi 1. kniezi, chaesti 1. öiesti, pariseiae 1. Pariseje, zae 1. sie, und einmal 

V 

sogar koncae statt konca ; oder ea : zea 1. sie, tea 1. tie (vgl. Sceaslav = Geslav, vaca^b, 
in Urk. 1175 ff.); endlich mehremal e.* ze 1. sie, ieie 1. jeje, ime 1. imie, te 1. tie, rame 
1. ramie^ ie 1. je, zuoie 1. svoje, ozle 1. oslie, grebeti 1. gräbieti, zname 1. znamie, duse 1. 
du§e oder dusie, und einigemal sogar statt des echten und organischen e od. ie : pari- 
sei l.Parisej], z nebe l.s nebe, u uglel. u uglie (statt uglia, mit Verwandlung des ia in ie), zeueno 
1. zieueno. Diese schwankende Bezeichnungsart eines und desselben Lautes scheint es 
anzudeuten, dass die Aussprache der alten slawischen Nasalis a, poln, e, in Böhmen da- 
mals bereits sehr schwankend war, indem letztere theils in ia, tlieils in ie überging. 
Möglich auch, dass dieselbe die Mitte zwischen a und e haltend, einem breiten e oder 
ae glich, welches man in einigen Gegenden unter den Slowaken in den entsprechenden 
Fällen hört. 

Die cyrillische Nasalis », poln. ^, lautet in unserem Fragment nie anders als u^ 
iu (eam, acc. sg. f.), z zobu 1. s sobu, zmucena K smucena, zuditi L suditi, dusu zuoiu 1. 
dusu svoju, bude u. s. w. 

Die Abbreviationen wurden bereits oben $.16 angefahrt und erklärt. 

BUcken wir auf das bis jetzt angeführte zurück, so ergibt sich, dass der Schreiber 
des Evangeliums, die lateinischen Buchstaben zur Bezeichnung der böhmischen Laute 
folgendermassen verwendet hat.* 

a für a: mast, godina n. s. w. 

b fär b : bude, bo, behu 1. 'böchu u. s. w. 

IC : uece 1. vece, dci, zredcem 1. srd'cem u. s. w. 
ö : cemu 1. öemu,. ucah 1. uöah u. s. w. 
k : caco 1. kako, cral L kral u. s. w. 
d für d: dau 1. dav, dusu 1. duSu, dade, prede dnem u. s. w. 

/ e: rece 1. rede, cemu 1. öemu u. s. w. 
e für 1 $, ie : chlouech* 1. öloväc, zlodei 1. zlod^j u. s. w. 

( 'b, b : zredce 1. sr'dce, preue 1. pr've, mleui L rnFvi u, s. w. 
g für g: pogane, blagozlouen 1. blagosioven, godina u. s. w. 
h für eh : hudim 1. chudym« zhoun L schova u, s. w« 



n 


fiir 


o 


für 


P 


für 


r 


fiir 



i44 Denkmäler der böhmischen Sprache. Eoangelmm Johannü. 

i: ucenic L uöenik« zimä u. s. w. 

« 

ßjj. I j : iei 1. jej, iaco 1. jako, ielise l jeli-ie u. s. w. 
y: miti 1. myti, zlisahu 1. slySachu u. s. w. 
b : neuest! 1. nevesf. 
k für k : paki l. paky, kegdi 1. kegdy u. s. w. 

1 fiir ^ ^' *'^^'*®™ ^' slavoem, naplenila 1. naprnila ü. s. w. 

f Ij : Ab^ M : cral 1. kralj, lubi I. Ijubi u. s. w. 
m för m: camo 1. kamo, cemu 1. öemu u. s. w. 

n: paznicu 1. pasnicu^ noze 1. noze u« s. w. 

nj, h : nene 1. nenie« neteri I. nieteri u« s. w. 

o : prozihu I. prosichu, uolahu I. Tolachu u. s. w. 

p : pizano 1. pisano, ploda» preda u. s. w. 

ph, q): pilippj caipa; parisei u. s. w. 

r: ucma 1. verna, preue 1. pr've, zreno 1. zr'no u. s. w. 

s : test, recosta 1. rekosta^ stase 1. stase u. s. w. 
s für l § : zlusase 1. slu§ase« meski L mäsky u. s. w. 

z: iense I. jen-ze» zlusi 1. sluii, dlesno 1. dFuio u. s. w. 

^ ( t: siuot 1. iiyot, otec, taco 1. tako u. s. w. 
"ir J . , , , , , 

( t], t : mast 1. mast» at 1. at u. s. w. 

u: otcu, iemu 1. jemu« zlusi 1. sluii u« s. w. 

u itkr J 4t, poL s^: zobu 1. sobu, zuditi 1. suditi u. s. w. 

b : iezum L jes'm\ 

P . z : izj za, penaz L peniaz« mnozi u. s. w. 

I s : zlaunu 1. slavnu, prozihu 1. prosichu u. s. w. 

In einzelnen Fällen behilft sich der Schreiber > wie wir bereits oben gesehen 
haben» mit dem diakritischen e: ze 1. sie u. 8. w«> oder mit Combinationen, wie ch für ö: 
chlouech 1. öIoySö^ ae und ea für ie: cnaezi 1« kniezi« tea» zea 1. üe, sie u. s^ w. Indem 
Gebrauch des mit dem Häckchen versehenen e und der Combinationen ae, ea und ch besteht 
der alleinzige Unterschied zwischen seiner Orthographie und der des Schreibers des Gerichts 
Libusa's« mit dem er in allen wesentlichen Punkten genau übereinstimmt. Diesen Umstand 
wird kein besonnener Kenner fiir ein Merkmal eines spätem Alters halten oder ausgeben 
wollen: denn das e kommt in spätem Denkmälern in der Rechtsehreibung böhmischer 
Wörter , so viel uns bekannt, gar nicht vor, dahingegen begegnet man dem ch, welches 
unser Schreiber einigemal gebraucht hat, in lateinischen Urkunden und Handschriften 
des XI Jahrh. bei böhmischen Wörtern bereits sehr häufig. Man vergleiche die Ortho- 
graphie unseres Schreibers mit der der böhmischen Wörter in lateinischen Urkunden 
des XII Jahrh. oder mit jener in der Mater Verborum, und man wird sehen, wie sehr 
sich dieselbe durch Einfachheit und Rudität vor der letztem, die bereits mehr gekünstelt 
und durch Zusammensetzungen überladen ist, auszeichnet. 



§•20. Grammaiuche Fcrmen. 14$ 

$. 20. Grammatische Formen. 

1. Substantiv a. 

Sing. Nom, mse. bog. dav. uöenik. mir. syn* glas, iivot Jesus. Christus. Simon 
Petr. Judas Skariothis und Schariotis. Pilipp. Esaias. Israel. Sion. diabol. — papei. zlo- 
dej. deä. kraP. test." otec. Andrej. — sluga. Kaipa. — /. zima. godina. poselnica« — du§a. 
veöeria. — mast\ zapov^d'. r$ö. — n. zr'no. ramie. 

Gen. msc. pogreba. ploda. zakona. sv^ta« boga. (als Gen. u. Acc.) ölov^ka. Jesusa. 
Jesu Christa, (als Acc.) — konca. Esaie. — /. godiny. vody. synagogy. Bethsaidy. — duSe. 
ve^^erie.pasce.Galilee. — pPti. masti. dasti. — n. porekadla. l^ta. svätla. — nebe. — uglie. 

Dat. msc. sluchu. bogu. sT^tu. öloy^ku. Jesusu. Pilippu. Simonu Petru. — dniu 
(ndnua). otcu. papezu. Andreju. — Ann£. — n. öinieniu. 

Acc. msc. syn. liud. Petr. Lazar. Jesus, iivot. Hierusolim. stret — pokoj. den'. — 
/. vladu« godinn. slayu. — pasnicu. duSu. zemiu. — sdA. zapoY§d\ — n. umyradlo. delo. 
SY^tlo. — srdce. nebe. — davenie. — imie. oslie. znamie. 

Voc. msc. pane. gospodine. — ot6e. — /. dci. 

Lcc. msc, svfitö. chram§. — /. synagoz^. — zemi. — n. uöeni. — gr^bieti. 

See. msc. .Jesusem. — papeiem. dnem. — /. oslavu. — pasnicu« — n. sr'dcem. 

Dual. N. A. V. f. ruce, noz£. — «. oöL 

Gtn. Loc. /. nogu. 

Dat. soc. n. odima. 

P/tfr. iVit^m. ^Ti/c. syni, uöenici. chlapi. — kniazi. Parisei. — pogane. Judeve, — slugy. — 
/• tmy. 

Gen. msc. uöenik. — peniaz. — kniazev. Judev. — f. dveri. 

Dat. msc. uöenikom. Judom. 

Acc. m^c. m^äky. v§ky. — Pariseje. — /. rizy. — letorosli. — n. znamenia. 

Lcc. msc. uöenicech. — /. tmach. 

Den Dat s. rose, »dnu« lesen wir duiu, wie er in spätem Sprachdenkmälern oft 
geschrieben wird. Die Königinhofer Handschrift bietet fiir den Dat keinen Beleg» wohl 
aber fiir den Loc. die Form dni dar : I po tfetiem dni. 18. 

In dem Nom. pl. msc. tritt dieselbe Mannigfaltigkeit der Endungen zum Vor- 
schein« die wir in allen altslawischen« mithin auch altböhmischen Sprachdenkmälern an- 
treffen. Neben der regelmässigen Endung i: syni» finden wir die den Gentil. und Patro- 
nym. auf -anin, die im PI. das -in regelmässig wegwerfen» zuständige auf e: pogane. Im 
Kirchenslawischen sind beide Endungen ni und ne gebräuchlich ; doch gibt man der 
letztern den Vorzug. Die übrigen Dialekte haben sich entweder für die eine oder die 
andere entschieden; im Serbischen ist die regelrechte Endung i.' pogani» Cigani u. s. w. 
Dieser Unterschied findet auch bei der yerlängerten Form -evi# -ovi statt« wo in der 
kirchenslawischen und bi^hmischen Mundart bereits sehr firüb an die Stelle des < ein e 

19 



146 Denkmäler der böhmischen Sprache. Evangelium Joharmis* 

trat: synove, Judeve« während die serbische Mundart noch den ursprünglichen Vocal i 
Leibehalten hat: volovi^ kmetovi, sokolori» carevi u. 8. w. 

Beachtenswertb ist der alterthümliche Gen. ph msc, mit dem Nom. sg. gleich- 
lautend : ucenik^ peniaz. Unsere ältesten Sprachdenkmäler liefern nur sehr wenige Be- 
lege für den Gebrauch dieses in der kirchenslawischen Mundart am längsten erhaltenen 
Genitivs: doch liest man in der Königinhofer Handschrift noch rozezlenj^ch mu2« do rad 
(von msc fad), do oblak^ do nasep, und bei Thomas Stitn^: ot südec. Die vorherr- 
schenden Gen. sind indess sowohl in der Königinhofer Handschrift» als in andern Sprach- 
denkmälern des Xin und XIV Jahrb., -ov und -ev : bogov, vrahov, junov, lesov, kvetov, 
N§mcev> krahujcev, vojev, hajev, meöev u. s. w. 

Die Namen Israel und Sion in: kral* IsraeL dci Sion> liess der Interpret unde- 
clinirt» zu genau das lateinische rex Israel» filia Sion» befolgend. Die cyrillische Ver- 
sion hat in diesen Stellen das Adj. poss. cesar' Izrailjev» dSti Sionova» dem Geiste der 
slawischen Sprache gemäss. Wollte man dies nicht gelten lassen» so müsste man an- 
nehmen» das Wort Israel' sei hier Adjectivum possessivumj aber die Phrase: dci Sion» 
ist jedenfalls fehlerhaft. 

2.Adjectiya. 
a) Unbestimmte. 

Sing. iVöwi. wwc. ßloveö (syn). Kaipin (test'). veöen (iivot). -— y. prorokova (r^ö). dverna 
(poselnica). — n. zitno (zr'no). gospodnie (ramie). Femer die als Adv. gebrauchten Ne- 
utra: dl'zno. malo. javno. 

Gen. mso. v^rna (boga» als Acc. gebraucht). 

Dat. msc, slavnu (dniu). 

Acc. msc. slaven (den'), v^öen (üvot). — /• papeiinu (s§ji). — n. gospodnie (ramie). 

Loc. n. oslini (gr^bieti). 

See. msc. slavnem (dnem). 

Dual. S. n, pozdvizenyma oÖima. 

Plur. Nom, msc. popsti (kniezi). 

Acc, f. paiminy (lötorosli). 

b) Bestimmte. 

Sing. Dai.f. dvemej. 

Ate. msc. posl^dn^jäi (den*). — /. ölovööa (slavu). boiiu (slavu). 

Pbir. Dai. msc^ chudym. 

Acc. msc. chude. 

Lcc. msc. chudych. mr^tvych« 

Ueber den Gebrauch und das Veriiältniss der zwei Arten des AdjeetiTs» nämlich 
der unbestimmten nnd bestimmten» gilt im Allgemeinen das bereits oben bei dem 
ersten Fragment Angemerkte. Auch hier kosMaen die sellenem Casus» der Dat. und 



§, 20. Grammaiüehe Fcrmen. 147 

und LocaL Plur.> nur in der bestimmten Form zum Vorschein : chudym« chudych, nicht 
chudom, chudech. 

Den seltenern und alterthümlichen Ableitungen sind beizuzählen: der Superlat. 
poslädn^jäi (statt des gewöhnlichen Posit. posledni), papeiin Ton msc. papez, palmin von 
f. palma^ und Tor allem oslin in der Phrase: na grebieti oslini. Es nehmen nämlich die 
Bildungssylbe -in nicht nur die yon den auf sl, i und auf weiche Consonanten ausgehen- 
den Fem. und Masc. abgeleiteten Adjectiya^ denen sie in der Regel zuständig ist, an (da- 
her äeliedin in unserm ersten Fragment t. 3, von öelied^ golubin in der Königinhofer 
Handschrift, wie im Altslawischen« vom alten golub'); sondern ausnahmweise lassen die» 
selbe auch die mit harten Consonanten geschlossenen Substatitiva Msc. zu. Daher vdodin 
in der Ostroger Bibel« wo man jetzt vdodov Uest, von vdod (Wiedehopf« Zach. 5« 9). 
Wir lesen noch in der Königinhofer Handschrift: krajiny Neklaniny S. 40.« neben Nekla^ 
novu uchu« oku S. 58.« Neklanovych vojnov 46. Wenn demnach auch die • spätere 
böhmische Mundart die Adj. Form -in bei den SubsL msc.« mit Ausnahme der auf a oder 
e ausgehenden : pastucha — pastuSin« junose — juno^in« aufgegeben hat« so muss dieselbe 
doch in der ältesten Zeit in Böhmen so gut wie anderwärts gebräuchlich gewesen sein, 

3. Numerali a. 

Das Fragment bietet bloss folgende dar: 

Sing. Nom. msc. jeden, jeden-kyzdo. mnog (dav). ves (mir). 

Dat. msc. jednomu. 

Acc. n, vse. 

Plur. Ncm. msc. mnozi (iz kniazev). 

Acc. tri. n. sta. vsie. 

4. Pronomina* 

Von diesen kommen vor: 

Persönliche 1) Sg. JV. jaz. ty. Gen, tebe. Dat. mne. mi. tobe. Acc. mene. mie. 
See, mnu. PL Nom. my. Gen. vas. Dat. vam. Lac. vas. 2) Smg. Nom. msc. on. Gen. 
msc. jego.y. jeje. Dat. nuc. jemu. Acc. msc. h st« n-i, in pro-ä« ve-ü« jej. J. ju. n. nie. 
Loc. msc. niem. Dual. Dal. ima. PI. msc. oni. Gen. jich. nich. Dal. im. jim. Acc. mse. 
je. Soc. nimi. 

Das Reciprocum : Sg. Gen. sehe« sebe-si. Acc. sie. Soc. sobu. PL Dai. sobe-sim. 

Die Fragenden: Nom. kto. Dai. komu. öemu. Acc. de. 

Die Demonstrativen: Sg. Nom. msc. si. kyido. /. ta. neair. se. Gen. msc. sego. n. 
sego. togo. nidego. nikakego. /• tej. Accus, f. tu, n. se. niöe. Loc. msc. sem. PL Nom. 
msc. si-ze. nieteri. Gen. t^ch. Acc. n. sie. taka. 

Das Relativum: Sg. Nom. msc. jen-ze« Acc. f. ju-ze. n. je-ie. Soc. f.yx-t^. PLnuiC. 
i-ze« ji-ze, n. je-ze. 

Die Determinativen: Sg. Nom. msc. drugi und sam. n. «amo* Gen. msc aama. sa- 
mego (als Acc. gebraucht) 

19* 



148 Denkmäler der böhmischen Sprache. EvangeUam Johannis. 

Die Possessiven : Sg. Nom, msc. moj. tvoj. J. moja. Gen, msc. mojego. f. svoje. 
Dat, msc. nasemu. Acc.f. svoju. n. tvoje. svoje. PL Acc, msc. svoje. /. svoja (rizy). n. svoja. 

Der Dat. sg. der persönlichen Pron. lautete im Böhmischen bereits damals, wie 
i«ir sehen, tobd, sob§/ nicht teb§, sehe. Eine Spur des alten sebä glauben wir in Dit- 
mar's Chronik zu finden, wo des Prager Bischofs Adalbert Bruder Sebeslay (Zebislovo, 
Peru Mon. Germ. V. 808), nicht Soböslav, genannt wird. 

Das mit dem schwach bestimmenden oder emphatischen si suffigirte Reciprocum 
sebesi, sobesim, gehört zu den seltensten Erscheinungen in der altböhmischen Mundart 
Es unterliegt zwar keinem Zweifel, dass dieses si ebendieselbe Partikel sei, welche sich 
in den Verbindungen kdo-si, co-si, kde-si, kam-si u. s. w. , durch alle Perioden unserer 
Sprache bis auf die Gegenwart herab erhalten hat ; allein mit den Pronom. ten, sien, on, 
sie u. s. w. treffen wir es sonst in unsern alten Sprachdenkmälern nirgends an, das ein- 
zige onseh, onsah, ausgenommen, welches, dem altslawischen onsica^ 6 dslva, quidam, 
entsprechend, offenbar von einem verschollenen altböhmischen on-si abgeleitet ist. Wir 
lesen dieses onseh in dem ältesten böhm. Landrechte, nach der Handschrift vom J. 1360: »od 
onseha Jindricha« (vgl. Gas. äesk. Mus. 1835. IV. 426. §. 35. Kucharski Pomniki praw. 
1838. S. 235. §. 37.) und in einer Handschrift über Alchemie : wonsahu, uöinils mi zle 
u. s. w. In der serbischen, neubulgarischen und windischen Mundart hat dieses si in 
der dreifachen Form als izi, zi, und i eine ausgebreitete Herrschaft, und wird mit den 
Pronom. und Adverb., wie t', s', on, ov, tu, t'da, tako, ottu, ottle u. s. w. verbunden: 
z. B. tozi, semuzi, onzi, za toizi, ovaizi sela, onomui, ottui u. s. w. Man vergleiche, was 
wir darüber bereits an einem andern Orte: Serb. Lesekörner (1833) S. 91 — 93, angemerkt 
haben, wo man zugleich den Beweis finden wird, dass das zi aus dem altern si entstan- 
den. Unser sebe-si und sob§-sim stimmt mit dem ältesten serbischen Gebrauch auch 
darin überein, dass das si bald unflectirt, bald wieder flectirt erscheint : denn wir finden 
im Serbischen: onem-zi (illis), tech-zi, aber auch: oni-zim, od oni-z§ch, s oni-zimi, ti-zim 
u. 8. w. Die Etymologie dieser Partikel ist noch nicht ganz klar : Dobrowsky hielt es für 
den Dativ si des Pron. recipr. (Lehrgeb. der böhm. Sprache 1809. S. 106), wir ver- 
mutheten darin das Demonstrative s\ si, se. Wir haben aber im Altslawischen auch eine 
trennbare Partikel si, dem griechischen aqa entsprechend: dto si budet? öto si konec 
nas? ili si jest' nasel? 

Der Gen. samego ist der altböhmischen Mundart zuständig, die wohl noch die 
Dative samu und samomu, aber, so viel uns bekannt, kein dem kirchenslawischen Dialekt 
entsprechendes samogo aufzuweisen hat. Die Verwendung des bestimmten samy statt des 
unbestimmten sam m einzelnen Beugeßillen reicht demnach in die älteste Zeit hinauf. 

In dem Acc. pl. f. svoja (rizy) steht das a an der Stelle des cyr. a, wie in penaz 
oder peniaz, knazev oder kniazev u. s. w. Vgl. S. 143. 

5. V e r b a. 

fndic. Praes, und Fulur,sgApers. idu. reku. vzreku. mlViu. vzmlViu. praviu. oslaviu. 
zgoju. öiniu. ostavuju. — vede. 2 pers. myjeSi. neumyjeä. d^hi. ned^hi. neimaM. tieieäi. 



§. 20. Grammatisehe Formen. 149 

rnFviäi. v8si. nev?si. vzv6si. — 3. ostanef. ide. pride. reöe. prSda. streie. prinese. vy- 
miete. poöesti. nev^st'. dast\ nenavidi. otlayi. oslavi sie. liubi. sluzi. posluzi. chodi. y£ri. 
loii. pusti. otieie. schova. Plur. 1, chcemy. vemy. vferimy. 2. iinate. rozpr'nete sie. vi- 
rile, ostavite. 3. neposügu. reku. nevidia. y§dia. obratia sie. nerozum^ju. 

Imper. Praes. sg. 2 pers, spasi. oslavi. nerodi. tieii sie. nechaj. sleduj. Flur. 2. 
vidite. verite. doverite.[chodete. 

Praes. GeruncL sg. msc. reka. v^da. sieda. imaja. stoja. sgrivaja sie. — Acc.timuc. 
PL rekuce. — Gen. pristojacech. 

Praes. Partie, pass. znam, 

Praes. Inf. myti. videti. umreli. suditi. veriti. vzvySiti. bati sie. vytierati. 

Praet. Indic. sg. 1 pers. pridech« rejech, imejech, oslavich, rnFvich, nemrvich« svi- 
tiezich> uöach, dokonach^ objasniovach. 3. reöe, dade^ predade« neprodade sie, pozna, 
pride, nadide, ide, vyide, vnide, otide, skry sie, posla, vsta, vzie, siede, poöie, wede oder 
uvede, vece, otvece, vid§, vskresi, mFvi, uväri, oslepi, otvr'di, prepasa sie, sl^dova, mi- 
lova. — slase sie, poslase» stase, dinieSe, slu§ase, nosaSe, volase, milovaSe. 

Dual. 3. msc. rekosta. Plur.i. neprodinichom, slySachom. 3. r§chu,jachu, stachu» 
idechu, pridechu, poznachu, nepriznachu, nemoiechu, privedecbu, v^richu, nev^richu, 
prosichu, vstupichu, prislupichu, chodiachu, sly§achu, sgr^vachu sie, schazachu sie, volachu. 

Praeter. Particip. act. sg. msc. pr^Sel, pr^dal, vySel, dal, poslal. /. naplnila sie. n. 
umrelo. PL msc. poznali, im^li, videli, zabili, poklonili sie, nevyvr'gli sie, 

Praet. Gerund. sg. n. padSe (zr'no). 

Particip. Praet. pass. sg. msc. blagosloven, pr§pasan. /. dana, smucena, udiniena. 
n. pisano, zieveno. 

Verbum subst jesm. 

Praes. Ind. sg. 1. jesum (einmal), nejes'm (zweimal). 3. jest' (siebenmal), jesti (drei- 
mal) und nenie. PL 2. jeste. 

Tut. sg. 3. bude. 

Praet. I. sg. 3. b§. PL 3. bechu. 

Praet. iter. sg. 3. b^se. 

Praet. II. pL 2. byste. 3. abychu und aby (als Gonjunctiv). 

Das Praeter, vödö wird im Altböhmischen zugleich in der Iten Person gebraucht, 
statt v^d^ch, gerade wie im Kirchenslawischen und in den Freisinger Denkmälern ans 
dem X Jahrh. in windischer Mundart. 

Die Zeitwörter vem und dam befolgen auch in unserer alten Mundart die ano* 
male Conjugation: daher die 2te Pers. im Praes.. y^si (nicht v^M), die 3te vest*, dast', und 
die 3te im Praet. pr^dade^ prodade. Hieher gehört jesi, jsi, welches sich erhalten hat. 

Unser -my der 3ten Person im Plur. : chcemy, vömy, verimy, welches später in 
-me überging, kennen nicht nur die Polen, bei denen es noch fortlebt, sondern wir be- 
gegnen demselben nicht selten auch in den ältesten cyrillischen Handschriften. 



i60 Denkmäler der böhmuchen Sprache, Evangelium Johannis. 

Bei den Imperativen haben sich die alten Endungen sowohl im Sing, als auch im 
Plur. noch erhalten, daher : nerodi, tieü sie, v^rite, doverite, vidite, chodete. Es ist je- 
doch nicht unmöglich, dass diese Wörter, oder wenigstens einzelne davon, auch ohne den 
Vocal ausgesprochen wurden, und dass das i, wie so oft später, nur die Stelle eines 
stummen, den vorhergehenden Consonanten erweichenden Jer' vertritt. Wir haben be- 
reits oben bei dem Worte iskati in Libusa's Gericht bemerkt, dass es um des Vers- 
maasses willen iskat' gelesen werden muss; wir wollen hier noch ein anderes schlagendes 
Beispiel aus der Königinhofer Handschrift beifügen. Wir lesen darin S. 62: Muzie, ne- 

budi vas tajno Kotly, truby slyseti znova. Hier setzt es das bestimmte achtsylbige 

Versmaass ausser allen Zweifel, dass in dem Imp. nebudi das i ausgesprochen, dahingegen 
in dem Inf. slyseti ausgelassen werden muss. Aehnlicher Beispiele liesse sich eine Menge 
anführen. Nehmen wir an, dass in dem Zeitalter unseres Fragments und in der Heimath 
unseres Interpreten die Vocale wirklich so ausgesprochen wurden, wie er sie geschrieben 
hat; so wäre diess ein Beweis, dass der böhmische Imperativ in der mehrfachen Zahl 
von der ursprüngUchen Form bereits damals abzuweichen anfing und in jene überging, 
die wir in den spätem Denkmälern herrschend antreffen. Wir lesen nämlich neben vi- 
dite, verite, doverite auch chodete Z. 69. Im Altslawischen gilt die Begel, dass sich der 
Imper. im Plur. in Hinsicht des Vocals i oder i stets nach dem Vocal der 2ten und 3ten 
Person des Praesens richtet; daher nes^m, nes^te, aber zrim, zrite u. s. w. Von dieser 
Begel findet in den ältesten bulgarischen und serbischen Handschriften nur dann eine 
Ausnahme statt, wenn ein r, c, s, sc oder / vorausgeht, in welchem Falle nach den vier 
ersten Consonanten statt i ein i, seltener ein a, nach dem fünften aber regelmässig ein a 
gesetzt wird, weil jene Consonanten durchaus kein e nach sich vertragen. Daher die 
Imperative: plaäite se, mazite, iscate, bijam, pijam u. s. w. Die ältere böhmische Mund- 
art hat sich nicht nur an dieses Ausnahmsgesetz nicht gebunden, sondern das e an die 
Stelle des i sogar bei den Zeitwörtern der oten Conjugation: honim, honis, honiti, sub- 
stituirt. Daher chodete bei unserem Interpreten, velbete (magnificate) in den Glossen 
des Psalt. im Mus. und cteme, ctete, modleme se, modlete se, vyjadreme se, vyjadfete 
se, uskrovneme^ uskrovnete, bläzneme, bläznete u. s. w. in unseren älteren Denkmälern 
und im heutigen Schrifl- und Sprachgebrauche. Schliesslich bemerken wir, dass auch in 
dem von ^iggcrt herausgegebenen Fragment einer deutschen Zwischenübersetzung der 
Psalmen aus dem XI — XII Jahrh. unter den eingestreuten slawischen Wörtern die Imp. 
pogete (cantate) und podete (venite) gelesen werden. 

Das Praesens Gerundivi ging im Altböhmischen auf a oder ja aus : reka, v£da, 
5ieda> imaja, stoja, sgr^vaja sie. Das flüssige ja ging bereits sehr früh in je (jetzt nach 
Consonanten in t) über: volaje, t^^]^» chodie> honie u. s. w. Im Kirchendialekt sind die 
Ausgänge -bi und Jk, d.i. yunde, nach Verschiedenheit der Coirjugationen, vorherrschend: 
mogy^ pady, isky, vide, isde, zove ; doch fehlt es an einzelnen Beispielen nicht, welche 
das ehemalige Vorhandensein des Gerund, auf a auch in dieser Mundart beweisen. So 
lesen wir in Johann Exarch, nach einer Handschrift aus dem Ende des XlJahrh. »svftjj 



§. 20. Grammatische Formen, ifti 

öelovek boiij K'stetin, filosof reka« (Ausg^. y, Kalajdovic S. 129), und in andern gleich 
alten Handschriften trifft man zuweilen Formen an, wie nesa> moga> bera u. s. w. Das 
altböhmische Gerundivum war ehemals« gleich dem altslawischen, auch in der abstracten 
oder unbestimmten Form, declinabcl ; daher der Acc. msc. »slysachu jej öinuc se znamie« 
bei unserm Uebersetzer. Die spätere Mundart büsste diesen Vorzug ein, und behielt nur 
die Declination der in förmliche Adjectiva mit bestimmter Endung verwandelten Gerun- 
dive bei: N. chodieci msc. u. f., chodiece n., G. chodiecieho, chodieciej u. s. w. 

Die Formen : uöach, und chodiachu gehören dem zweiten Praeter, oder dem so- 
genannten Praet actionis continuatae an, und sind von dem eigentlichen Verbum itera* 
tivum wohl zu unterscheiden. Bei dem ersten bleibt der Yocal des Stammes unver«« 
ändert (chodiachu), bei dem zweiten wird derselbe verwandelt oder, wo keiner vorhanden 
war, eingeschoben (schazachu sie, poziraü, von chozu, poiru). Das einfache Praeter, von 
uöu, chozu würde lauten : uöich, chodich. Hieher gehört auch rejech st. rech (PL röchu) 
von reju; ferner imejech (einfach imech) von imeju, welches im Altböhmischen neben 
imam und imaju (davon das Gerund, imaja), so gut als im Kirchenslawischen gebräuchlich 
war. In der 3ten Person sind die beiden Praeter, leicht zu unterscheiden, theils 
durch den abweichenden Yocal vor -§e, theils durch diese Endung selbst: nosase, öinie- 
§e (einfach nosi, öini), volase, sluSaSe, slade sie (einfach vola, slusa, sla sie). In .letzterem 
Falle unterschieden sich die Yocale in der Aussprache durch den Accent; in vola, sluSa 
wurde das a kurz, in volase, slusäse hingegen gedehnt ausgesprochen. Bemerk enswerth 
ist, dass in unserm Fragment das alte a, ia, in beiden Praeter, noch viel häufiger gelesen 
wird, als in andern Denkmälern unserer Mundart» wo man es bereits in r, ie verwandelt 
findet. Es haftet dasselbe in uöach, nosaSe, chodiachu, slySachom, slySachu, schazachu 
sie, aber in poöie, vece, otvece, rejech, öiniese, ging es bereits in e, ie über. 

Yon dem Praet. Gerundivi kommt nur das einzige Beispiel: aö zr'no zitno padSe 
V zemiu Z. 47 vor. Dieses padSe ist das Neutr. des von dem eigentlichen Gerundivum 
abgeleiteten Adjectivs; padSi, padSa, padSe ; das eigentliche Gerund, würde lauten: msc. 
und neutr. päd, f. padsi. Wir bemerken, dass auch dieses PraeL Gerund, ehemals im 
Böhmischen declinabel war ; wir lesen nämlich in unserm ältesten Passional : dokad by 
hospodina z mrtvych vstavse nevid^l, und in dem Wiener Lectionarium aus dem XIV 
Jahrhundert: jeni pravie oiivSe, qui dicunt eum vivere. (Luc. 24, 23). Hier ist vstaväe, 
oiivse der den Accusativ vertretende Genitiv von vstav, oziv, statt vstav§a, oiivSa, mit 
der gewöhnlichen Verwandlung des a in e. Für den firühen Gebrauch des vom Gerund, 
abgeleiteten Adjectivs im Böhmischen haben wir ein schlagendes Beispiel in unserer 
Königinhofer Handschrift: I v d^diny vratiSe sie byvSe blahost*. S. 78. 

Bei dem Verb, subst. jesm' ist die doppelte Form, nämlich sowohl die volIstlTn- 
dige, als die verkürzte in der 3ten Person pl. des Praet Conj. beachtenswerth : abychu 
poznali, abychu sie poklonili, aby vid^li. Die erste Form verschwand längst aus dem 
Sprachgebrauche. 



152 Denkmäler der böhmischen Sprache. Eoangelmm Johannis. 

Wir haben in der obigen Zusammenstellung der Formen des Zeitwortes die zu- 
sammengesetzten oder periphrastischen Tempora in ihre Bestandtheile aufgelöst und diese 
einzeln an den gehörigen Stellen eingereiht: hier wollen wir bemerken« dass von den 
periphrastischen Temp. folgende in unserm Fragment vorkommen : 

Das FuL periphr. : suditi bude. 

Das Fut. conditionale oder exactum: umrelo bude. Diese in der böhmischen 
Mundart längst verschollene Form kommt in den ältesten Denkmälern, bis ins XIV Jahrb. 
herab, nicht selten vor; so in dem glossirten Psalter des Museum aus dem XUI Jahrh. 
aö zapomanul budu tebe, si oblitus fuero tui, Ps. 136, 5; in dem Psalter des Prager 
Domkapitels: chvalili sie budem v chväle y tvej, 105, 47: kdy£ vzesli budii hr^Sni a zje- 
yili sie budü, 91, 8; bei Thom. §titny: bude-li svetske dobr^ miloyal; in den ältesten 
böhmischen Landrechten: Pak-li budeS pohnal z jine hospody, §. 198. S. 263. Kuchar- 
ski*s Ausg. 

Das Praet. periphrasticum Ind.: vysel jesi, dal jesi u. s. w. 

Das Praet. ConjuncL: aby preSel, aby prSdal, aby sie otazal, at'byste imäli, aby- 
chu sie poklonili, abychu poznali, aby zabili, aby vidMi. 

Ungewöhnlich und unrichtig ist die Verbindung des Hilfszeitwortes bese mit dem 
einfachen Praet. Ind. zur Uebertragung des lateinischen Futur, periphrast. Z. 2. 3. jen-2e 
b§se jej predade , qui erat eum traditurus. Die cyriUische Version drückt es viel rich- 
tiger aus: ize chotea§e predati i. 

Das Passivum schreibt unser Interpret auf die gewöhnliche Weise, mit sie, um: 
neprodade sie, sla§e sie, at' oslavi sie u. s« w. Die Part. pass. bieten nichts Bemerkens- 
werthes dar. 

6. Praepositionen. 

Unser Fragment enthält deren folgende dreizehn: dci do konca; k und kex k 
sob^-sim, k bogu, k öinieniu, ke dniu ; iz durchgehends, nie zi iz uöenik, iz nich, iz 
tej godiny, iz zakona u. s. w.; nai na zemi, na grdbieti, na nie; oi o chudych, o uöeni, 
o niem ; ol: ot boga, ot yeöerie, ot nich, ot mr'tvych ; poi po niem ; prid und prede : 
prSd nimi, pr§de dnem ; pro: pro liud, pro Pariseje, proü; ^ u. ,r^: s nebe, s Jesusem, 
se mnu; u: u tebie, u sehe sama, u uglie ; v und ve: v zemiu, v ziyot, y imie, y ruce, 
V chramS, y svetö, ye tmach, y yas, y y§ky, ye mne, ye mie (Acc), veÄ u. s. w. ; za: 
za tri sta« Hieher gehört auch das präpositionelle Ady. dlie, welches im Böhmischen 
dem Hauptworte nachgesetzt wird : Jesusa dlie. Der Interpret schrieb zwar , der lateini- 
schen Wortfolge gemäss, das Wort dlie vor das Hauptwort Jesusa, deutete aber zugleich 
durch die beigeftigten Gänsefösschen an, dass man es in umgekehrter Ordnung zu 
lesen habe. 

7. Adyerbia. 

Von diesen kommt in unserem Bruchstück eine nicht unbeträchtliche Zahl vor. 
Es sind folgende: öemu (quare); doned-ze, doniudie (dum); gda Z. 22 und kda Z. 106. 



-§• 20. Grammaästht Formen. lj(3 

185 (cum); ide-ze (ubi, quo Z. 180); jako (quia); jako-ze (sicut); jako — tako (sicut, sie); 
jegda (quando); j^-li (cum); jeli-ie (quia); jeSöe (adhuc); ju-ze Z. 106« und u-ze Z. 133 
(jam); kako (quomodo); kamo (quo); kegdy (cum); ne (aon); netoliko (non tantum): ne« 
treba in der Phrase netr^ba jest' (non opus est); nyne (nunc); obako (tarnen); opiety 
(iterum); paky (rursum); potam (deinde); proöe (propterea); pr've (prius); tako (sie); toli 
(tantum) ; tu (hie) ; tut' (ilHc) ; vele (multum) ; veru,v?ru (amen, amen) ; veru obako (verum- 
tamen); viace (plus); vne (foris) ; Tsegda imd vsegdy (semper); vskryty (in occulto); ie 
(relaL^in jen-ze, ju-ie» jako-ze u. s. w.) 

Hieher gehören auch die als Adverb, gebrauchten Adj. neutra : dl'zno, javno« malo« 

Die meisten der hier aufgezählten Adverbia treten entweder in dieser, oder in 
wenig veränderter Gestalt auch in andern, bedeutend spätem Denkmälern zum Vorschein. 
Zu den selteneren gehören die mit dem relativen i oder je zusammengesetzten : ideie 
(ubi); ferner das caus. jako (quia), jegda (quando), jeli (cum), jelize (quia); doch fehlt es 
auch für diese an einzelnen Beispielen nicht, so wie überhaupt unsere ältesten Quellen 
für den ehemaligen ausgedehnten Gebrauch dieser Formationen zeugen. So lesen wir 
im Wiener Evangelium, im ältesten Passional und anderwärts noch das relative jamze, 
jamz (quo), bei Stitn;^ jelikz (quanitum, tolik — jelikz, jelikz — tolik) u. s. w. In Libusa's 
Gericht kommt ideie vor, uud jako, causal gebraucht, hat sich zimi Theil noch bis ins 
XYI Jahrh. erhalten. Das hier Z. 14 gebrauchte toli (tantum) verhält sich zu dem auch 
hier Z. 124 vorkommenden toliko gerade so, wie das veraltete jeli oder jeliz zu dem 
noch jetzt gebräuchlichen jeliko, jelikoz. 

S.Gonjunctionen. 

Von den eigentlichen Conjunctionen treffen wir folgende an : a (sed, propterea) ; 
a mit by in aby, abychu (ut); aö (si); at', ati (ut, cyr. da); bo (enim); i (et); li (an) in ad 
li(si) ; ne in ne-ze (sed), ne-ze-li (quam); nu (sed) in dem einzigen nu-ie öe i ty iz uöenik 
jesi (numquid et tu); ie (autem). 

Mehrere der oben angeführten Adv. dienen zugleich als Conjunctionen : gda, kda, 
jakQ, jeli, jeliie u. s. w. 

Bemerkenswert!! ist, dass neben dem sechsmaligen a€ (Z. 9. 45. 70. 73. 83. 143) 
einmal auch ati vorkommt (Z. 137). ^ fehlt nicht an Beispielen, dass es noch in viel 
späterer Zeit so geschrieben und daher wahrscheinlich auch so ausgesprochen wurdet 
z. B. in den ältesten Rechten; Ati vysvedöi pfed üfadem, §. 278 nach den ältesten Hand- 
schriften (im gedruckten Text steht unrichtig at, Ausg. Kucharski's S. 277). 

Das adversative a ist Ton dem copulativen i streng geschieden. Schon in deif 
Königinhofer Handschrift trifft man zuweilen das a auch verbindend gebraucht 

9. Interjectionen. 

Bloss ai (ecce, cyr. se): ai kraP, ai mir, ai pride godina, ai v£dia oni. «.. 

20 



154 Denkmäler der böhmischen Sprache, Evangelium Johannis. 

10. Syntax. 

Mit Uebergehung alles Bekannten und Regelmässigen« woßir andere altböhmisehe 
Sprachdenkmäler eben so gut wie unser Fragment Belege liefern« wollen wir bloss Einiges, 
was zu den seltnem Fällen oder Uuregelmässigkeiten gezählt werden kann, ausheben. 

Bei den belebten Substantiven kommt der alte Acc. msc. sg., der bekanntlich 
dem Nom. gleich lautet, in diesem Fragment Terhältnissmässig weit häuGger als in irgend 
einem andern uns bekannten Denkmal vor. Wir lesen darin: dFzno vzvysiti syn dloved 
Z. 66, oslavi syn svoj Z. 143, i vvede Petr (Petrum) Z. 168, aby Lazar videli Z. 14, aby 
i Lazar zabili Z. 17, i y^richu v Jesus Z. 19, chcemy Jesus Tideti Z. 41, sledova ze Jesus 
(Jesum) Simon Petr Z. 161. Nur zweimal finden wir den Gen. für den Acc. gebraucht: 
AJbychu poznali tie samego boga Z. 148, jego-ze poslal jesi Jesu Christa Z. 149. Dahin- 
gegen treffen wir den alten Acc. des persönlichen und relat. Pron. i nicht mehr an, son- 
dern statt dessen wird gewöhnlich jej und einmal sogar jego (Gen.) verwendet. (Vgl. Z.2. 
tS. 32. 40. 56. 94. 107. 156. und dagegen Z. 148.) Die Verkürzungen pro-ä, ve-A sind 
aus dem alten Acc. pro-n-i, ve-n-i hervorgegangen. 

Bemerkenswerth ist die Verwendung beider Formen, der vollen abychu und der 
verkürzten aby bei der Bildung des Praet Conjunctivi : abychu sie poklonili, abychu poznali, 
und wieder aby zabili, aby videli. Die erste Form verschwand sehr früh aus dem Gebrauche. 

Die Verbindung des Hilfszeitworts b^Se mit dem Verbum predade, also des Praet. 
mit Praet., in : jen-ie beSe jej predade Z. 2 — 3, fiir das lateinische : qui erat eum tradi- 
turus, ist fehlerhaft: iiir predade sollte das praet parL act. pr^dal stehen, diess würde 
aber dem Sinn nach dem lateinischen nicht entsprechen. Aehnliche Fehler und Versehen 
waren bei den ersten Uebersetzungsversuchen kaum vermeidlich ; in spätem Handschriften 
finden wir diese Stelle weit richtiger durch : jeni m^jeSe ho zraditi , wiedergegeben. 

Zu den unregelmässigen Fällen gehört auch der Ausdruck : reo Esaie prorokova 
Z. 78, statt proroka, d. i. Adj. poss. statt des Substantivum, und ist unserer Meinung nach 
ebenfalls auf die Schuld des Uebersetzers zu setzen. Dergleichen Fehler und Versehen 
kommen in dem Fragment noch ein Paar vor, die wir nun anmerken wollen. 

Wir müssen vor allem der fehlerhaften Construction : abi vse — dast' jim iivot 
v^öen für das lateinische ut omne — det eis vium aetemam Z. 145 — 146 (Jo. XVH, 2) 
erwähnen. Da aby den Conjunctiv fordert, dieser aber aus dem Verbum subst und dem 
Praet. part. act., also im vorliegenden Falle aus aby und dalo gebildet wird, so müssen 
wir annehmen, dass der Uebersetzer, indem er Wort Hir Wort dolmetschte, entweder 
den Zusammenhang vergass und aus der Construction herausfiel, oder, da er sonst ut 
häufig durch at', ati übersetzt, aus Versehen abi statt ati hinschrieb. 

Aus dem knechtischen Festhalten am Buchstaben des Originals entsprang unfehlbar 
auch die unslawische Construction: pride Jesus Hierusolim, venit Jesus Hierusolim, statt 
V Hierusolim oder do Hierusolima Z. 22 — 23 (Jo. XII. 12). Der Slawe kann und darf 
hier der Praeposition nicht entbehren. 



5- 21. Buchaffenheü der Interlinear^Venion* 155 

$• 21. Beschaffenheit der Interlinear^ Version. 

Bei dem Umstände , dass sich aus dem ganzen Codex nur zwei» noch dazu nicht 
ToIIe und unverstümmelte Blätter erhalten haben — denn das erste Blatt ist unten > das 
tweiie aber unten und auf der rechten Seite beschnitten — können wir über die Grösse 
und den ursprünglichen Umfang desselben nur mehr oder minder gegründete Yermuthun- 
gen wagen. Auf dieselbe Weise» wiewohl aus andern Gründen» begnügen wir uns unsere 
Meinung über die Entstehung und Bestimmung der Interlinear-Version nur in leisen An- 
deutungen auszusprechen. 

Wir haben uns die Mühe genommen» den Raum» den die unten» an der Basis 
der Golumnen» weggeschnittenen Worte eingenommen haben mögen» nach Maassstab und 
Verhältniss des Vorhandenen» genauer zu bestimmen» und haben gefunden» dass das 
Fehlende bei einigen Spalten 9» bei andern 10» bei einer sogar 11 lateinische Zeilen 
betragen hat. Diess zu Grunde gelegt» ergab sich durch weitere Vergleichung und Be- 
rechnung» dass der zwischen der 4. und 5. Columne fehlende Text von Joh. 13» 9 
(domine» non tantum) bis Joh. 16» 28 (mundum et vado ad patrem)» nach Abzug der noch 
auf die 4. Spalte fallenden Zeilen» genau 8 Spalten oder 2 Blätter in solcher Schrift» 
wie die vorliegende ist» ausgefüllt habe. Denkt man sich nun zu der übrig gebliebenen 
Höhe der Columne den Raum» den 10 lateinische Zeilen sammt dem dazu gehörigen 
untern weissen Rand einnehmen» hinzu» so wird man sich überzeugen» dass das Format 
der Handschrift nicht Quart» sondern klein Folio war. Eben so klar ist es» dass» da aus 
der Mitte zwei Blätter fehlen» dieselbe zum mindesten aus Duernionen bestanden haben 
muss » möglicherweise aber auch aus Ternionen oder Quaternionen bestanden haben mag» 
da bei dem Wegfall des untern Randes über die Signatur nichts bekannt ist» und das 
erhaltene Doppelblatt auch das zweite oder dritte aus der Lage sein könnte. Sowoh) 
das Format» als der Gebrauch von Lagen berechtigen uns zu der Yemiuthung» dass 
unser Fragment ein Theil eines grossem Evangelien-Codex oder eines Tetraevange- 
liums ist» der alle vier Evangelien umfasste und zu solennem Gebrauche bestimmt war. 
Ein blosses sogenanntes Lectionarium oder Auswahl der Sonn- und Festtags-Perikopen 
konnte es schon darum nicht sein» weil gerade die erhaltenen Capitel in den gewöhnli- 
chen Lectionarlen nicht vorkommen. 

Wir wollen nicht entscheiden» ob der lateinische Evangeliencodex gleich ur- 
sprünglich in der Absicht niedergeschrieben wurde » um ihn mit einer böhmischen Inter- 
linear-Version zu versehen» oder ob man zu diesem Behufe eine bereits aus andern Gründen 
fertig gewordene Handschrift verwendet habe. Die Entfernung der lateinischen Zeilen» 
die nicht grösser ist» als bei andern ähnlichen Handschriften aus demselben Zeitalter» 
macht zwar die Annahme jenes ersten Falles nicht nothwendig» steht ihr aber aucVi nicht 
im Wege : da die Distanzen der lateinischen Zeilen immer gross genug sind» um eine Inter- 
linear- Version in etwas kleinerer Schrift» wie der Augenschein lehrt» überall bequem und 

ohne Anstoss zwischen dieselben einfügen zu können. Dass aber die lateinische Urschrift 

20* 



i56 DenkmäUr der b^hmucken Sprache. E^angdiurnJohannU. 

und die böhmische Interlinear-Yersion von einer und derselben Hand sind, kann als 
sicher angenommen werden; jeder unbefangene Kenner wird sich davon bei sorgfaltiger 
Prüfung des Originals überzeugen. 

Der lateinische Text unseres Evangeliums stimmt mit dem der Vulgata, bis auf 
einige geringfügige Abweichungen > überein. Die^e Abweichungen bestehen theils in dem 
Ausfall oder Austausch einzelner Wörter, theils in der Verwechslung der Tempora und 
des Numerus bei den Yerbis, theils in der Umstellung einzelner Wörter und ganzer Phrasen, 
theils endlich in blossen orthographischen Eigenthümlichkeiten. Wir haben den Text der 
Handschrift mit dem gedruckten Sixtinisch-Clementinischen verglichen und wollen alle 
Varianten, so unwichtig dieselben zum Theil sein mögen, hier niederschreiben. Wir 
lesen in imserer Handschrift Jo. XII. v. 4. Scariothis statt Iscariotes der edirten« v. a. 
vendit st. vaeniit, v. 7. sine st. sinite, in die st. in diem (doch kann das Zeichen der 
Abbreviation über dem e bereits aus dem Pergament verschwunden sein), v. 8. pauperes 
enim habetis st. p. e. semper h., v. 11. ibant st. abibant, v. 12. Hierusolima st Jerosoly- 
mam^ V. 13. Osanna st. Hosanna, v. 14« assellum st. asellum, v. 20. gentiles quidam st. 
qu. gentiles, eis qui st. bis qui, ascenderunt st« ascenderant^ v. 21. hü st. hi^ Galilee st. 
Galilffise, v. 22. dicunt st dixerunt« v. 23. Jesus respondit st J. autem resp., glorificetur st cla* 
rificetur, v. 26. ministravit st ministrat honorificavit st honorificabit« v. 27. hanc horam st 
hör. hanc, v. 28. tuum nomen st nom. tuum, v. 34. exaltare st exaltari, v. 35. tenebrae 
vos st vos tenebrae, conprehendant st compr., vadit st vadat, v. 38. Esaie st. Isaiae, v. 
39. Esaias st Isaias, v. 40. excecavit st. excoecavit, eorum cor st. c. eor., et intelligant 
st et non intelligant, v. 41. Esaias st Isaias, v. 42. de sinagoga (unten 18, 20 synagoga} 
St. e s., V. 43. dilexerunt ergo st d. enim; XIU. v. 1. pasce stpaschae; v. 2. Schariothis 
8t bcariotae, V. 5. misit st mittit, pelvem st. pelvim» v. 6. Symonem st Simonem, v. 7. 
dicit st dixit, v. 8. habes st habebis v. 9. Symon st Simon; XVI. v. 33. pressuram habe- 
atis st pr. habebitis, quia ego vici st. ego vici, ohne quia; Jo. XVII. 2. potestatem carnis 
st p. omnis c, XVIII. 15. discipulus autem erat st d. a« ille e.^ v. 16. hostium st ostium« 
exiit 3t. exivit, hostiarie st ostiariae, v. 17. hostiaria st ostiaria, v. 18. et calefaciebant 
se, quia frigus erat, st quia frigus erat, et calefaciebant se, v. 21. sciunt hii st hi sciunt ^) 

Dass der böhmische Interpret sich bei seinem Uebersetzungsgeschäfl lediglich an 
sein lateinisches Original, welches er eben mit einer Interlinear- Version versehen wollte, 
gehalten, dass er ohne Benutzung der damals gewiss schon vorhandenen und wo nicht 
in Böhmen, so doch in Mähren und den südslawischen Ländern bekannten cyrillisctien, 
oder kirchenslawischen Version an seine Arbeit gegangen, dass er seine Absicht, ein^, 
wörtlich genaue, gemein fassliche Uebersetzung zu liefern ^ ohne dem Geiste der böhml-^ 



*) Ans dem so eben erschienenen Not. Test, cnm varr. eod. Amiat. nme'Florent. Laarent. sec VI.> 
ed. fleek Lipt. 1840. 12. erselien wir, dass der lau Text unseres Fragmenls in vielen wichtigem Lea^ 
arten, t. B. 13, 7 sine, 12, 22 dicunt, 12, 23 glorificelnr, 12^ 40 inulUganl, 13, 8 h^ec u. s. w., ml 
jener Sltest^ Hapdf dirüft übere^timmt. 



§• 21. Beschuffenheü dtr hUerUiuar*VeriiotL tSt 

• 

sehen Spriiclie zu nahe zu treten, im Ganzen und bis auf einige, bei ersten Yersuchei 
4er Art unvermeidliche, Versehen gut und glücklich erreicht hat, lehrt die nähere Ee» 
trachtung und Analyse des uns erhaltenen Bruchstücks seiner gewiss eben so mühevollen 
als scbätienswerthen Arbeit. 

Wie genau sich der Interpret an seine lateinische Handschrift gehalten hat, 
zeigen am besten gerade die von dem Texte anderer Handschriften abweichenden Wörter 
und Phrasen, z. B. Jo. XII. v. 7. sine st. sinite^ v. 8. pauperes enim habetis (ohne semper 
nach enim)> v. 11. propter illum ibant st. abibant, v. 26. ministravit st. ministrat, Jo. XYI. 
V. 33. quia ego vici st. ego vici, ohne quia, Jo. XYIII. v. 15. discipulus autem erat, ohne 
ille nach autem u. s. w., welche er buchstäblich genau durch nechaj, chude bo imate, 
pron chodiachu, posluü, je-ze jaz svitiezich, udennik ze hkle u. s. w. übersetzt. Nur 
an solchen Stellen, wo das Kleben an dem Buchstaben des Originals offenbar den Sinn 
gefährdet hätte, erlaubt er sich einige mal zu Gunsten seiner Muttersprache von der 
festgesetzten Regel abzuweichen; so übersetzt er z. B. Jo. XU. v. 5. vendit, v. 22. dicunt» 
v. 40. et intelligant u. s. w. ganz richtig durch prodade sie, rekosta, i nerozurolju u. s. w. 

Um die Leser in den Stand zu setzen, über das Verhältniss unserer ältesten böh- 
mischen Version der Evangelien zu der cyrillischen urtheilen zu können, haben wir die 
unserem Fragment entsprechenden Stücke aus einer der ältesten bis jetzt bekannten 
Handschriften, aus dem sogenannten Ostromirschen Evangelium vom J. 1056 — 10S7, jetzt 
in Sanct-Petersburg, böhmisch orthographirt, hier abdrucken lassen. Diese von Herrn 
Wostokow aus dem Original abgeschriebenen Stöcke hatte Hr. Hanka bereits in seiner 
Ausgabe des Dobrowskyschen Slawins mitgetheilt; wir haben bei unserem Abdruck die 
uns von Hrn. Hanka geföUig mitgetheilte unmittelbare Abschrift Wostokow's benutzt, und 
die cyrillische Orthographie so gut als möglich durch die lateinisch-böhmische genau 
dargestellt. Ein Abdruck mit cyrillischen Buchstaben, der in unsem Officinen immer mit 
grossen Schwierigkeiten verbunden ist» schien für unaern gegenwärtigen Zweck, der mit 
cyrillisch-paläographisch-grammatischen Untersuchungen nichts gemein bat, nicht unum* 
gänglich nothwendig, ja nicht einmal erspriesslich zu sein. Wir «wollten unsere Leser 
bloss in den Stand setzen, beide alten Versionen auf die leichteste und bequemste Weise 
gegeneinander zu halten, um sich von ihrer Selbständigkeit zu überzeugen. Wo der 
Thatbestand so klar spricht , da halten wir jede weitere Bemerkung über das Einzelne 
für überflüssig. Durch die zufällige Uebereinstimmung einzelner Worte und Ausdrücke 
wird sich, bei dem Alter unserer Versionen und bei der grossen Verwandtschaft der slawi- 
schen Dialecte, kein Kenner beirren lassen. Jo. XIL 35. 40 hält sich unser Interpret ganz 
an die Vulgata; die cyrillische Version folgt dort dem griechiachen Texte« 

So gelungen, d. L treu, (asslich und grammatisch correct, uns die Ueber8etzu|ag( 
im Ganzen erscheint, zumal wenn wir sie als den ersten oder doch aller Wahrscheinlich« 
keit nach als einen der ersten Versuche dieser Art betrachten, so gewahren wir dock 
in dem uns erhaltenen Stücke auch einige nicht unbedeutende Mängel und UnvollkoBMtten« 
heiten. Dies* Vingel sind zweifacher Art. entweder hat der Interpret den Sinn 6m 



158 Denkmäler der böhmüchen Sprache. EoangeUum Johannis* 

Origfinals nicht genau und richtig wiedergegeben, oder derselbe liess sich Fehler gegen 
die Grammatik der eigenen Muttersprache entschlüpfen. Die letzteren, wohin namentlich 
die aus engherzigem Kleben an dem Buchstaben des Originals entsprungene Vernach* 
lässigung der Flexion im kral* Israel st. Israilev, dci Sion st. Sionja od. Sionova, und 
der Praepos. in pride Jesus Hierusolim, die fehlerhafte Verbindung der praet simpl. hHt 
predade zu einem Tempus periphr., die eben so regelwidrige Verknüpfung des aby mit 
dast' sL dalo, endlich der Gebrauch des Adj. poss. statt des Gen. subst. in reo Esaie 
prorokova gehören, haben wir bereits oben in der grammatischen Uebersicht besprochen: 
wir wollen desshalb hier bloss beispielshalber einige Mängel und Versehen der ersten 
Art ausheben. Jo. XII. ▼. 10 wird cogitaverunt durch poznachu übersetzt, sehr unpas- 
send, besser die spätere böhmische Version, mysliechu, noch besser die cyrillische, s'veäta- 
se, da der Sinn des gr. ißovksvffopto dem lat. deliberarunt entspricht. V. 19. nihil profi* 
cimus, niöe neproöinichom, buchstäblich ängstlich nach dem Lateinischen, besser die 
spätere Version neprospevamy, und die cyrill. ni kaja ze poFza jest\ V. 2il. nisi — mor- 
tuum fuerit, ad — umrelo bude , wohl nur aus Versehen fehlerhaft st a6 — umrelo ne- 
bude, cyr. aSte neumret". V. 25. perdet eam , pr^da ju, wohl durch Verwechslung des 
perdet mit prodet, die spätere Version ztratiti, cyr. pogubit\ Jo. XVII. v. 2. ut omne det 
eis yitam aeternam, abi yse — dasf jim ziyot väcen, st. ati vse. V. li. quia expedit, je- 
ie yymiete, d. i. neuböhmisch vymate, vymot4 (herauswickeln), fehlerhaft, durch Ver- 
wechslung der Bedeutungen des mehrdeutigen lat Wortes expedit, die spätere Version 
ie jest' uziteöno, cyr. jako unje jest. Andere, wenn gleich nicht geradezu treffende und 
adäquate, doch dabei nicht fehlerhafte und widersinnige Uebertragungen (z. B. y^ru oba- 
ko, für ?erumtamen), übergehen wir. 

Wir haben oben §. 16. das Alter unserer Handschrift bloss nach paläographischen 
Kennzeichen bestimmt: wir wollen hier zu dem dort gesagten noch einiges nachtragen' 
und bemerken yor allem, dass auch die Sprache der böhmischen Version fiir das dort 
angenommene Zeitalter spricht. 

Wenn wir in dem yorliegenden Falle auch die Sprache mit in Anschlag bringen, 
so meinen wir, dass zwischen ihr und der Sprache unserer zunächst ältesten Denkmäler, 
d. i. der Glossen in der Mater Verborum, der Königinhofer Handschrift u. s. w., eine 
Kluft yon Jahrhunderten liegt Um sich dayon zu überzeugen, braucht man nur, bei zu- 
reichender Kenntniss der böhmischen oder überhaupt slawischen Grammatik und bei 
oi&ien, unbefangenen Sinnen, das Fragment des Eyangeliums und die eben genannten 
Glossen oder die Königinhofer Handschrift nacheinander aufmerksam durchzulesen, und 
man wird hoffentlich weitere grammatische Beweise über diesen Punct nicht yerlangen. 
Dass der Urheber der Version ein geborner Slawe und namentlich ein Böhme war, er- 
hellt ebenfalls aus dem ganzen Habitus der Sprache, welche rein, gediegen und ita Gan- 
zen j^ammatisch tadellos ist, und aus der mit fester Gonsequenz durchgeftibrten Ortho- 
graphie, welche die, bei Uneingebornen gewöhnliche Verwechslung der Mediae und Te- 
nnes b und p, d und /, zu yerhüten wasste. Die weüigen, oben gerügten stylistischen 



§• 21. Buchaffcnheü der IfUerlinear»Version. i59 

Gebrechen und Mängel sind nicht von der Art« dass sie nicht ein gebomer Böhme 
bei zu ängstlichem Kleben am Buchstaben des Originals und bei einiger Unachtsamkeit 
hätte begehen können, zumal in jener Zeit der ersten^ mithin unvollkommenen Versuche 
der Uebertragung lateinischer Bücher ins Böhmische. Fassen wir die eigenthümliche 
Beschaffenheit der Schriftzuge unseres Denkmals näher ins Auge, insbesondere den so 
scharf ausgeprägten Character der damals in Deutschland üblichen Hand, moderirt durch 
einige bloss oder doch vorzugsweise in Böhmen gangbare Eigenheiten, z. B. das auch 
in andern ältesten böhm. Handschriften regelmässig vorkommende Zusammenschieben von 
zwei oder mehr kleinen Wörtern in ein Contihuum; so wird uns die Vermuthung nicht vag 
und ungegründet erscheinen, dass der Urheber der Version ein geborner Böhme ge* 
wesen, der sich in deutschen Klöstern und Schulen, möglicherweise zu Fulda oder 
Regensburg, zum geistlichen Stande ausgebildet hatte, und hierauf in seinem Vaterlande, 
aller Wahrscheinlichkeit nach am Hofe des Herzogs, also in Prag, als Priester lebte und 
fungirte. 

Bekanntlich Hessen sich schon im J. 845 vierzehn böhmische Fürsten oder rich- 
tiger Lechen (duces), deren Namen uns der Chronist leider nicht aufbewahrt hat, sammt 
ihrem Gefolge in Regensburg in Gegenwart des Königs Ludwig des Deutschen taufen. 
Dieses glänzende Ereigniss konnte unmöglich einzeln und ohne Nachahmung dastehen: 
man hat vielmehr Grund zu vermuthen, dass das Christenthum um dieselbe Zeit auch 
andere minder hochgestellte Bekenner unter den Böhmen im Stillen und geräuschlos 
gefunden. Ist es nun wahrscheinlich, dass man diese Neubekehrten ohne allen Unter- 
richt in der christlichen Religion gelassen habe ? Dass eifrige Seelsorger sich nicht bemüht 

• 

hätten, sie wenigstens theilweise, mittelst populärer Uebersetzungen einzelner Stücke, mit 
dem Inhalt der heiligen Bücher der Christen bekannt zu machen? Verneine es, wer da 
will : die Geschichte der Bekehrung anderer Völker spricht für unsere Annahme. Durch 
den, nicht ohne Zuthun Swatopluk's, von dem mährischen Erzbischof Method, wahr- 
scheinlich im Herbste des J. 871 bekehrten und getauften Herzog Bofiwoj kam die 
christliche Religion in Böhmen auf den Thron, und gleichzeitig nahm die Mehrzahl des 
böhmischen Volkes den Christenglauben an. Es ist höchst wahrscheinlich, dass damals 
auch die, durch Cyrill und Method in Mähren und Pannonien eingeführte slawonische 
Schrift und Liturgie in Böhmen theilweise Eingang gefunden, ohne je die bereits früher 
eingebrachte lateinische gänzlich daraus zu verdrängen. Dass der Uebergang von Heiden- 
thum zum Christenthum bei einem so kräftigen und gemüthlichen Volke, als die Böhmen 
jener Zeit waren, nur allmählich zu Stande gebracht werden konnte, dass er von häufigen 
Stillständen und Rückfallen unterbrochen' war, wird Niemanden befremden. BoHwoj's 
Sohn, der Herzog Spitihn^v (895 — 912), fand in dieser Hinsicht noch so viel übrig zu 
thun, und entwickelte einen solchen apostolischen Eifer,« dass die ältesten lateinischen 
Legenden vom heil Wenzel ihn sogar als den Urheber und ersten Beförderer der christ* 
liehen Religion in Böhmen rühmen konnten. Die nach dem Tode Swatopluk's in Mähren 
entstandenen, Unruhen veranlassten ihn im J. 895 mit dem deutschen Reiche in genanere 



160 Denkmäler der böhmischen Sprache. Eüangdmm Johannis. ^ 

Verbindung zu treten. Von der Zeit an stand Böhmen während seiner und seiner Nach- 
folger Regierung (Wratislaw 912—926, Wenzel d. U. 928—936, Boleslaw 936-^967) in 
geistiger und kirchlicher Hinsicht ganz unter dem Einflüsse Deutschlands : böhmische 
Priester und Seelsorger wurden meist in Deutschland gebildet und sogar Deutsiche als 
Lehrer des Christenthums ins Land gerufen. Wenn wir gleich den Worten der slawi* 
sehen Legende vom h. Wenzel Tollen Glauben beimessen, dass derselbe, durch Für- 
sorge . der h. Ludmila zuerst in der slawischen Schrift von einem Popen, hierauf auf 
Veranstaltung des Vaters zu Budeö in der lateinischen unterrichtet wurde, wenn wir auch 
gern zugeben, dass der h. Prokop, dessen cyrillisches, in Frankreich erhaltenes Auto- 
graphon uns unlängst auf das angenehmste überrascht hat, der Aussage seines Biographen ge- 
mäss, etwa im letzten Viertel des X Jahrb. auf VySehrad von slawischen Popen die cyril- 
lische Schrift erlernte: so können wir doch nicht umhin zu gestehen, dass die slawische 
Schrift und Liturgie in Böhmen von Anfang her von der lateinischen in den Hintergnmd 
gedrängt wurde, und nur eine kurze Zeit die Rechte einer tolerirten genoss, um bald 
gänzhch zu verschwinden. Die Ereignisse dieses und des folgenden .Tahrhunderts be- 
zeugen dies laut, und die, freilich nur in Abschriften aus dem XIII — XIV Jahrb. erhaltene, 
aber der Abfassung nach aus irühern Jahrhunderten stammende böhnusch6 Uebersetzung 
der Evangelien und Episteln, des Psalters, der Leben der Heiligen u. s. w., bekundet 
durch sich selbst zur Genüge, dass sie nicht aus cyrillischen Handschriften abgeschrie- 
beii» sondern von eingebornen Böhmen unmittelbar aus lateinischen Codicibus verfertigt 
worden ist. Unser Evangelium liefert davon einen unumstösslichen Beweis. 

Wenn wir nun erwägen, wie unwahrscheinlich und mit dem anderwärts beobach- 
teten Verfahren nicht übereinstimmend es sei, dass man gleich in der ersten Zeit der 
Einfuhrung des Christenthums in Böhmen, um 845 ff., zur Uebersetzung des ganzen Tetra- 
evangeliums und Anfertigung eines so grossen Codex, als der unsrige aller Wahrschein- 
lichkeit nach war, geschritten sei, wenn wir femer in Betracht ziehen, dass der leben- 
digere Verkehr zwischen böhmischen und deutschen Priestern, in Folge des festem 
politischen Verbandes beider Länder, erst um das J. 895 eingeleitet wurde und im Laufe 
des X Jahrb. im steten Wachsen war: wenn wir endlich, wie billig, einiges Gewicht auf 
die Schriftzüge unserer Handschrift legen, welche augenfällig dem X Jahrh. angehören; 
so werden wir die Vermuthung nicht vag und ungegründet finden, dass unser Evangelium 
eben in der letztgenannten Zeitperiode, höchst wahrscheinlich unter der Regierung des 
mächtigen Herzogs Boleslav L (936 — 967), wo nicht schon unter dem frommen Wenzel 
(928-- 936), vielleicht nicht ohne ihr Geheiss, geschrieben worden sei. 

Der im IX Jahrlu neuerwachte Eifer für die Christianisirung und den Unterricht 
der zahlreichen slawischen Zweige im Süden und Westen dauerte im ganzen X und Xt 
Jahrb. fort: aus ihm entsprangen die ersten Versuche, das Slawische, Behufs des Umer- 
riohts des Volkes, mit lateinischen Buchstaben zu schreiben, die, so geringhaltig sie iil 
Vergleich mit dem, was gleichzeitig in cyrillischer Schrift Rh* die südösdiche Hälft« dei^ 
Slawen geleistet wurde, gewesen sein mögen , dennoch fär die Geschichte unserer Sprkche 



$• 2L Beschaffenheü der InUrUnear'Fernon. 161 

schmerzlich Termisst werden. Zu den ältesten Ueberresten dieser Erstlinge des lateinisch- 
slawischen Schriftwesens gehören jene bekannten karantanischen oder windischen Aufsätze^ 
welche sich in. einer Handschrift des Freisinger Bischofs Abraham (957 — « 994)» ehedem 
in Freisingen» jetzt in der kön« Bibliothek in München erhalten haben. Dass auch ftir 
die Slawen an der Saale» Elbe und Ostsee frühzeitig von eifrigen Geisüichen das Nöthigste 
zum Unterricht in der christlichen Religion schriftlich aufgesetzt wurde» bezeugen die 
alten Chronisten ausdrücklich : leider aber hat sich davon aus diesen Gegenden nichts» 
wenigstens nichts yon Bedeutung (yon einzelnen slaw. Wörtern in einem deutschen Psalter 
siehe unten) erhalten. Von dem Merseburger Bischof Boso (yor 971) sagt sein Nachfolger» 
Ditmar» ausdrücklich : ut sibi commissos eo facilius instrueret» sclaTonica scripserat verba» 
et eos Kirieleison cantare rogaviu L. II. p« 40. Dass Ditmar selbst der slawischen Sprache 
kundig war» sieht man aus seiner Chronik. Von einem andern Merseburger Bischof 
Werner (vor 1 101)» heisst es in der Chronik des genannten Stifts : libros schlavonicae lin- 
guae sibi fieri jussit» ut latinae linguae charactere idiomata linguae Schlavorum expri> 
mereL Dass der Priester Bruno yon Aldenburg (1156) bei seiner Mission geschriebene 
Reden in slawischer Sprache hatte» bezeugt Üelmold : Quibus sacerdos Dei Bruno juxta 
creditam sibi legationem sufficienter administrayit verbum Dei» habens sermones conscriptos 
yerbis slavicis» quos populo pronunciaret opportune.. L. L c* 83. 

Dass bei der Uebertragung der biblischen Bücher» namentlich des Eyangeliums 
und des Psalters» aus der lateinischen in eine lebende Sprache im ganzen IX» X und XI 
Jahrh. Interlinear- Versionen die beliebtesten waren» ist bekannt genug. Von der grossen 
Zahl solcher Handschriften» welche die Deutschen aufzuweisen haben» wollen wir nur eine 
als Beispiel ausheben» weil sie für unsem gegenwärtigen Zweck nicht ohne Bedeutung 
ist. Es ist das yon F. Wiggert herausgegebene Fragment einer deutschen Interlinear- 
Version der Psalmen aus dem XI od. XII Jahrb. in Magdeburg (Scherflein zur Kenntniss 
alt. deut. Mundarten. Magd. 1832. 8.)» in welchem mitten in dem deutschen Text ein 
Paar slawische Wörter» und an einer Stelle eine radirte slawische Zeile yorkommen« 
Unter allen Versuchen» diese sonderbare Erscheinung zu deuten» scheint uns die Annahme^ 
die natürlichste zu sein» dass der Abschreiber einen laieinischen Text mit doppelter Zwi- 
schenübersetzung» einer deuUchen und einer slawischen, yor sich hatte» und an. einigen 
Stellen irrthümlich in die slawische Reihe hinein gerieth. Unter den ehemals in Böhmen 
geschriebenen und noch ganz erhaltenen biblischen Büchern nimmt wohl durch Alterund 
Eigenthümlichkeit der Sprache der lateinisch-böhmische Psalter in Wittenberg» den schon 
X D. Hoffmann in LilienthaFs preussischen Zehenden (U. 344) umständlich beschrieben uod 
Adelung falsch fiir einen polnischen ausgegeben hat» die erste Stelle ein. Da wir erst 
beim Beginne des Druckes eine genaue Abschrift der böhmischen Version dieses sehr 
interessanten Codex durch Hm. §tür erhalten haben» so wollen wir einen genauem 
Bericht darüber für die Zukunft yersparen. Wir wollen nur noch zum Schlüsse bemerken» 
dass» übereinstimmend mit unserm Eyangelium» sowohl in diesem Psalter» als auch in dem 

Magdeburger Fragment« in der bekannten Psabnenübersetzung in Trier» und in fL44<^?ni 

21 



169 Denkmäler der böhmischin Sprache. Boangelium Johannis. 

Handschriften mit Zwischenübersetzungen^ von denen uns Kunde geworden > die lieber« 
Setzung mit kleinerer Schrift, als der lateinische Text, geschrieben ist; so dass dieses 
Verhäitniss so ziemlich als Regel bei den Alten gegolten zu haben scheint« 

§• 22. Schlusshemerkungen. 

1. So unvollständig die Grammatik ist, die sich aus zwei so kurzen Fragmenten« wie 
die hier behandelten sind« absirahiren lässt« so reicht doch die oben aufgestellte Ueber- 
sicht der Wort- und Biegungsformen für den unbefkngenen Kenner zur Genüge hin, um 
zu der Einsicht und Ueberzeug^ung zu gelangen, dass der böhmische Dialekt in dem 
Zeitalter der schriftlichen Auffassung unserer Fragmente, also am Aufgange des IX und 
in der ersten Hälfte des X Jahrb., ungeachtet der nicht zu läugnenden grössern Homo- 
geneität mit den übrigen slawischen Mundarten, namentlich mit der sogenannten alt- oder 
kirchenslawischen, dennoch bereits auf einem selbstständigen Wege war und sich von 
diesen in mehreren wesentlichen Punkten unterschied. Wir bemerken diess hier darum 
ausdrücklich , weil man bei einer oberflächlichen Betrachtung der Sache über der Ge- 
wahrung so vieler auffallenden Aehnlichkeiten nur gar zu leicht die wichtigen Unterschiede 
übersieht und so aus unvollständiger Auffassung des Thatbestandes irrige Schlüsse Über 
die Gleichheit der slawischen Mundarten in einer gewissen Zeitperiode zieht. Die slawi- 
sche Sprache mag allerdings, wie der Stamm selbst, in einer unvordenklichen Zeit nur 
eine einzige und ungetheilte gewesen sein : aber in der uns bekannten, historischen Zeit 
von einer Gleichheit der Sprache zu sprechen und das Vorhandensein selbständiger, 
scharf ausgeprägter Dialekte in Abrede zu stellen ist gewiss eben so unphilosophisch als 
ünhistorisch. Wir glauben, dass unsere obige Zusammenstellung der Wort- und Biegungs- 
formen und die spärlichen Bemerkungen, mit denen wir dieselbe begleitet haben, in 
dieser Beziehung ein brauchbares Material zur weitern Prüfung und Vergleichung bieten; 
den Gegenstand selbst hier weiter zu verfolgen, ist nicht unser Zweck. Wir wollen bloss 
zwei Erscheinungen der altböhmischen Mündart, die wir oben kurz berührt haben, hier 
nochmals schärfer ins Auge fassen, nämlich die Darstellung der cyr. und poln. NasaUs 
A, e durch a und e, und die frühe Verwandlung der breitem Vocale a und o in 
den engem e. 

3. Wir haben gesehen, dass unsre beiden ältesten Denkmäler der böhmischen Mund- 
art in der Darstellung desjenigen altslawischen Lautes, welcher im cyrillischen Alphabet 
durch A, im polnischen aber durch e bezeichnet wird, zwischen a und e schwanken (nur 
im Evangelium wird dafür einigemal ea und ae gesetzt) und sich hierdurch einerseits der 
mssischen Aussprache, welche dafür ein ia hat, andererseits aber der serbischen, welche 
^8 stets durch e ausdrückt, nähern. Wir lasen in Libusa*s Gericht neben jeja, stroja> 
svatu, Stiaglav, trasechu sie, auch jeje, sviet^, kniezna, knieinu, sniechu sie, podie, je sie, 
tieöinu, mie, tie, sie u. s. w. ; und eben so im Evangelium neben peniaz, jachu, obratia« 
knikzev« viace, otazal, auch otieie, tii^Seit, poäe, vedierte (Gen.), kniezi («A^naezi^'), ramie. 



$.22. SchlüsfbetnerkuHgen. 163 

znamie, oslie, je (eos, Acc. pl. m.) u« s. w. Hierbei ist es non aufiallend, dass die zwei 
Denkmäler« die doch der Zeit der schrirüicben Auflassung nach nicht sehr weit aus eiii^ 
ander sein können, nicht nur unter sich nicht übereinstimmen — denn während in Libuäa's 
Gericht: kniexna> je sie> sniechu sie« vieöina geschrieben steht« lesen wir im Evangelium 
kniazev« jachu und viace — sondern dass sogar in einem und demselben oft dasselbe 
Wort auf zweifache Weise, bald mit a« bald mit e, geschrieben wird. So steht in Libuia's 
Gericht Z. 41 jeja« aber Z« 88 jeje, Z. 95 und 128 svate« statu« aber Z. 34 sviete, im 
Evangelium Z. 88 und 129 — 130 kniazev, oUzal, aber Z. 16 — 11 und 175 ~ 176, 182 
kniezi, otieze« tiezesi« tieii sie: so wird ferner in dem erstem der Name Stiaglav (d. i. 
cecidit caput) mit a, das Wort podie hingegen mit e geschrieben« obgleich beide« als 
Praeterita von tnu (seco) und cnu (incipio) derselben Form angehören« und in andern 
Dialekten wirklich gleichß^rmig entweder mit a« üb« oder mit e geschrieben werden. Wir 
haben oben den Grund dieser Erscheinung in der Ungleichheit der Aussprache dieses 
ursprünglich nasalen Lautes gesucht und behauptet« dass diese UngleicliJieit in der 
böhmischen Mundart bereits früher Platz gegriffen habe« als unsere Denkmäler nieder* 
geschrieben wurden: hier wollen wir« zur Bekräftigung dieser unserer Meinjung« zu den 
bereits^ oben angeliibrten Beispielen noch einige weitere Belege aus den unsern Fragmenten 
an Alter zunächst kommenden Denkmälern und Quellen, da wir kider keine gleichzeitige 
besitzen« beiftigen« So wie neben den Namen Bracislav (d. i. Töneruhm) und Vacemil 
(d. i. Mebrlieb) in unsern ältesten lateinischen Urkunde^ fast gleichzeitig auch die Formea 
Brecislav und Yecemil gelesen werden; so treffen wirj übereinstimmend mit dem po-^e 
(incepit) in LibuSa's Gericht die Namen Naöiegost« Nacierat» Naiieplk und äieslav« welche 
eben dieses Praet. die von ^nu erhalten» in allen alten Urkunden (z^ B. vom J« 1087« 1115>« 
1195« 1196« 1197 bei Boöek) stets mit e^ nie mit a, geschrieben« Dafilr steht in einer Urk. vom 
J. 1088 (welche aber in ihrer gegenwärtigen Gestalt nach dem Urtheil stimmberechtigter 
Kenner erst im Xll Jahrb. angeschrieben wurde) „w cnasawezi«'' d. i. v Kniazav'si « im 
Local« statt w Kniaziv'si« wohl grammatisch unrichtig (durch Verwechslung mit dem Nom.^ 
Kniaza-ves)« jedoch mit einem deutlichen a für das cyr* a« und in den ältesten Hand^^ 
Schriften des Cosmas ebenfalls Naöarat (Nacarat« Naeharat), Hieher gehört auch Prejäsla» 
vici in einer Urk. von 1131 > wenn nämlich» wie es wahrscheinlich ist« und schon Nestor^ 
erklärt hat« das ja darin ein Praet. von imu ist. Demselben Wechsel des « und e be- 
gegnen wir in den Glossen der Mater Verborum vom J. 1202 : wir lesen darin mala 
(meodia) mit a, aber auch obredi (cerimoniae), urednik« peniei (denarius)« vitiez« zajiSc» 
mesiec- Es würde uns zu weit fiüliren« wenn wir unsere übrigen ajten Denkmäler in dieser 
Hinsicht genauer durchmustern wollten ; wir wollen demnach ans den wichtigsten derselben' 
bloss einige Beispiele ausheben« wie sie uns beim zußlligen Aufschlagen gerade in die^ 
Augen fallen. Wir finden im ältesten Passional (aus dem XIV Jahrb.) : pat (füni)« patnadal;^ 
svaty, svacenü vodu und dazwischen oder daneben jeje sviete ruci« svoji svieti ruce (Aecu)r 
kniez« kniezie«. poöie« po^iechu« stieti« utie (praeter.) # prasöedie« sdedie (cyr. hi^vaam«); 
im Psalter der kön. Bibl. (ebenfalls aus dem XJY Jahrb.) : zpomanu, pamatenu vzal, atfaal« 

21* 



164 Denkmäler der böhmischen Sprache. Evangdüim Johannis. 

sie, und wieder zpomieniechom (neben zpomanu und pamat6n!)> vitiezu> rady knieiecie^ 
Tsickni svieti jeho; in der Königinhofer Handschrift: tieie (Praet. von tahu), pfetie (von 
pfetnu), rozepie, spiechu (von spnu)> zaje (von zajmu), podietie, vicestvie, ramie> deviet, 
desiet, und wieder tahü, taie (neben tieie), taiechu, svaza« maso> fad, f ady u. s. w. Diese 
wenigen Beispiele, deren Vermehrung eben so leicht als zwecklos wäre, mögen hinreichen, 
das Befremden über die ungleiche Bezeichnung eines und desselben Lautes in unsem 
Fragmenten zu entfernen. Wir sind überzeugt, dass, besässen wir mehrere, unsem Fragmen- 
ten an Alter gleichkommende böhmische Sprachdenkmäler, wir dieselbe Erscheinung in 
ihnen antreffen würden. 

3. Ein eben so holies Alter, als der ungleichen Aussprache und Schreibung des 
cyr. A oder poln. e, müssen wir im ^ Böhmischen dem Umlaut des breiten und ursprüng- 
lichen a in das engere e, vorzüglich nach weichen Consonanten y, c, r, s, z^ z, seltener 
nach den harten s, w, m, /, u. s. w. , zuschreiben. In unsem beiden Fragmenten finden 
wir diesen Umlaut wo nicht in alleiniger und vollkonunener Herrschaft, so doch in voller 
Entwickelung und ' auf dem Wege dazu. Wir lesen nämUch in dem ersten neben roz- 
vlajase, buria, vlastovica, rozenia, zmija, auch schon öeliedi, öeliedina, dlie, sly$e, sly§este, 
vece, dävöe ruka, statt öeliadina, dlia, slySa, slylaste, veca, d^vöa ruka, und ebenso die 
Praet. act continuatae und iterat., klaniechu sie, rozmysliechom, statt ' klaniachu sie, 
rozmysliachom ; und in dem zweiten neben uöach^ sluSaäe, nosase, slySachom, sly- 
Sachu, chodiachu, schazachu sie, javno, auch schon im^jech, r^jech, 6inie§e, vece, otvece, 
zieveno, u uglie» jeze, sie, vsie (Acc.pl. n.), statt imejach, r§jach, öiniale, veca, u uglia u.s. w. 
Wir gewahren in beiden Denkmälern eine auffallende Ungleichheit und scheinbare Inconse- 
quenz: während gar viele alte ursprüngliche a unberührt geblieben sind, ist in andern Wör- 
tern, ja oft in einem und demselben Stammworte, z. B. zieveno neben javno im Evangelium, 
bereits ein e an ihre Stelle getreten. Wir wollen nun, da es uns, wie gesagt, an gleich- 
zeitigen Sprachdenkmälern gebricht, die an Alter unsem Fragmenten zunächst stehenden 
Quellen genauer einsehen, um über das Alter und den Umfang dieses Umlauts vollstän- 
digere Aufschlüsse zu erhalten. Sehen wir unsere ältesten lateinischen Diplome durch, 
so finden wir darin noch a. 1049 Jarogn^v, 1053 Jarolub, 1175 und 1176 ZaviSa, 1187 
Bogusa, daneben aber auch schon a. 1030 dubreva st dubrava (silva, in* Monse's Fragm. 
bei Boöek, vgl« das bulg. treva st. trava u. s. w.), 1165 Zaviie, 1169 Tvrdise, 1196 Jero- 
slav (vgl. jer st. jaf in Jungmanne Wörterbuch) u. m. a. Der Name Blag wird in den 
Urk. 1180 — 1190 abwechselnd Blag und Bieg geschrieben. In den Glossen der Mater 
Yerborum vom J. 1202 : jatrvenici (dual, f., janitrices, duorum firatrum inter se uxores), 
und dagegen jeSöer (lacertus), kure noha (gailicrus, Hahnfuss), koze brada (Bocksbart)/ 
vae öeled' (omnis familia), mit welchen drei Wörtern man das d^vöe ruka unseres Frag- 
ments vergleiche, femer öeSe, ielud, ohniSöenin, Ser, meze, tieie (moles), nejesyt, Stievel, 
vlastovice, poselnice st. da§a, ialud, ohniSöanin, §ar, meza, tieia, nejasyt, Stiavel, vlasto- 
vica, poselnica. Im Passional aus dem XIY Jahrh. im Museum : uiast' und uiest\ ponu- 
cdl, nical und ponuce (praet), ponucejic, ponucenie, niceti, nicieile, pozvudal, und dt- 



§. 22. Schloisbemerkangen. 16S 

gegen mytl ölov^öe^ boiie pomoc, podöe§ie> trmacieti» usIySechu, daviechu^ p^jechu« 
neim^jesta > idieSe, pf itulieSe, dvoje podstaf, zievil sie^ kr est^ne, Äimene» m^it^ne u. s. w. 
In dem Psalter der kön. Bibliothek: uslySal, b§ial sem> dotycati ; dahingegen neslySech« 
feviech (mugiebam), jede§e (capiebas cibos), mluva boze^ d^Ia boiie u. s. w. In dem 
Psalter des Domkapitels : kHdal sem^ aber dagegen f eviech^ mluviech> m^Sech^ pijechu, 
nuziechu u. s. w. In den Glossen des Psalters im Museum: zemani, und gleich darauf 
zemene> Stievik u. s. w. In der Königinhofer Handschrift höchst merkwürdiger Weise 
noch dreimal boiia mati> S. 14. 24. 28.^ einmal b^da tuzSia S. 24. > ferner vsia Praha> 
Trazia (pL)> hnutia» bufia (Nom.)^ nad#ja> meöa (Gen.)^ tuöa (Nom.)« yisia (pl.)> stoja 
(pl.)« dusa(Nom.), pustiä$e> ob^cati ob^t\ aber dagegen byvSe blahost\ sila p^tkrät vieöSe 
Prazan« vece> leie> b^ie, vzezyudiej zahuöie (Praet)« huöiechu« snieäe mi sie« Iskniede 
sie« burieSe« rostieSe« kryjeSe« dochazeie« klekniechu« hrniechu« diviechu sie« mijechu« sy- 
piechu« sraiechu« jsb sogar nedoidech neben zdaSe« idachu. In einer Handschrift aus dem 
Anfange des XH' Jahrb. liest man ausdrücklich ielta)^ statt ialtaf ; in andern alten Quellen 
jef st jaif« öes st. das« ileb st. zlab« uiesnu sie« nestojte st nastojte u. s.w. Noch mehr« 
in den Denkmälern des XIY Jahrb. « in DalemiPs Chronik« in der Alexandreis« in den von 
Hm. Hanka herausgegebenen ascetischen Gedichten u. s. w.« liest man zu dutzendmal 
nem und vem st. nam und yam« und in den ältesten Handschriften der böhmischen 
Rechte eben so häufig ze öe st. za öe« za-ö (vgl. ze-jtra st. za-jutra)« anderer« eben so auf- 
fallender Beispiele nicht zu gedenken. Uebrigens gehört der Umlaut des a in ^ nicht 
ausschUessend der böhmischen Mundart zu ; man findet ihn« wiewohl viel seltner« auch 
in sehr alten cyrillischen Handschriften bulgarischer und ausnahmsweise auch serbischer 
Familie (wo zwar ein -b« ^« geschrieben wird« welches aber im Munde der Bulgaren fast 
wie ein e lautet)« femer in der windischen Mundart; wo jez (jes« jest)« jedro« jereb« jesen« 
jetra« jedmen« de« reca« meter« melina« kre« dlesk« hrebati« dreta« trep« dl^to« i^lod« 
z^dlo« ielovati u. s. w. gesprochen und geschrieben wird. Wir verweisen Kürze halber 
auf das« was wir über diesen Gegenstand bereits früher in unsem Serbischen Lesekömern 
S. 42 — 44 angemerkt haben. Die dort angeführten Beispiele Hessen sich aus andern« 
zum Theil altern bulgarischen Handschriften ansehnlich vermehren« wenn der Zweck unserer 
gegenwärtigen Schrift ein* längeres Verweilen dabei nicht unräthlich machen möchte. 

4. Nicht minder alt im böhmischen Dialekt ist der Umlaut des Yocals eine im Socia- 
tiv msc. der 1. Decl. einfacher Zahl: rokem« hohem, duchem« ferner im Praeter, der 2 
Conj. sowohl in der einfachen als in der vielfachen Zahl: nesech« nesechom u. s. w.« 
endlich in einzelnen Wörtern« wo nach der Analogie anderer Dialekte ein o stehen sollte« 
z» B. nikte« tet« jake£ — takei u. s. w. Wir begegnen dem Wechsel der Vocale o und« 
mehr oder weniger auch in andern Dialekten : man vgl. Veles und Volos« Velet und Volot« 
Velin und Volin« VelyÄane und Volyüanc, pepel und popel oder popol« bebr und bohr« 
lebeda und loboda« jetery« ktery und ktory« teply und toply« sleboda und sloboda« p^ju 
und poju« krem§ und krome« sehe« teb^ und sobe« tob^« sebü« tebü und sobu« tobu 
nebe und nebo« vded und vdod« breskev und broskev« nebet und nogt« russ. nogot 



166 Denkmäler der böhmischen Sprache» Eoungdium Johannis. 

u. s. w. Uieher gehören alle im Verhältniss des Lauts und Ablauts stehenden Verba 
desselben Stammes, wie wezu» wezti und vozim« Yoziti, nesu, nesti und nosim, nositi 
u« s. w^ Das frühe Festhalten des e statt c im Sociativ der ersten männlichen Declination 
und im Praeteritum der 2. Conjugation bildet nun ein wescntUches und untrügliches 
Kennzeichen unserer ältesten böhmischen Mundart, wodurch sich dieselbe von ihren 
Östlichen und südlichen Schwestern unterscheidet. Bei dem Sociativ leidet die Regel 
keine Ausnahme: bei dem Verbum liegt der Singular (nesech, feöech, mozech, tisöech) 
und Plural (1. nesechom, feöechom, 2. neseste, feceste, 3. nesechu« feöechu u. s. w«) 
dbenfalls klar am Tage: über den Ihial gehen uns hinreichende Belege ab, unser Frag- 
ment des Evangeliums bietet auffallender Weise Z. 43 ein rekosta statt reöesta dar. 
Weitere Belege für den häufigen Wechsel des e und c bietet Hrn. Jungmann's Wörter- 
buch in reichlicher Fülle dar; wir wollen bloss bemerken, dass die Formen blysket« jeket, 
tluket u. s. w., statt blyskot» jekot u. s. w., in der Königinhofer Handschrift, nikte, jakez — 
takei im ältesten Passional sehr häufig sind, und dass, während nxan im Passional: ai 
tot jeni prospeti nemohl, liest, in den ältesten Rechten daiUr mehrmal tet pövod vor- 
kommt Aus diesem Wechsel der Vocale c und e lässt sich erklären, warum das Wort 
▼tery in unseren ältesten Denkmälern abweichend geschrieben wird: es lautet nämlich 
in LibuSas Gericht Z« fi6: U vtorej med krivdy karajuci« dagegen in der Königinhofer 
Handschrift S. 72, 78 : i minu den prvy, i minu den vtery. Noch Weleslawin hat in seiner 
Sylva quadrilinguis beide Formen, vter^ und vtor^, verzeichnet. Ja in 'der Königinhofer 
Handschrift liest man sogar in einem und demselben Gedidil» unstreitig einem der ältesten 
4er ganzen Sammlung : kralevym vrahom und kralovy voje, S. 80 u. 8t. 



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167 



GESCHICHTE DER BEmEN FRAGMENTE 



§. 23. Bekanntwerden und Schickaale der Fragmente. 

^m 15. April 1818 erliess der damalige Oberste Burggraf des Königreichs Böh» 
menj Se. Excellenz Graf Franz von Kolowrat-Libsteinsl^y, gegenwärtig k. k. Staats- und 
Conferenzminister in Wien« jenen denkwürdigen Aufruf »an die yaterländischen Freunde 
der Wissenschaften,« welcher eines der wichtigsten wissenschafUichen Institute des Vaterw 
landes^ das böhmische Museum, ins Dasein rief» und bei gebildeten Böhmen, hohen und 
niedero, Enthusiasmus erregte. Bald wetteiferten alle Stände in Darbringung patriotischer 
Gaben und Beiträge, sei, es in Geld, oder in Materialien, Büchern, Uandschriflen, Ur- 
kunden, Naturalien u. s. w. Zur vorläufigen Aufnahme und Sammlung des Dargebrachten 
waren die beiden vorzüglichsten Mitstifter der Anstalt, Graf Kaspar Stemberg, der nach- 
malige, nunmehr leider schon verstorbene erste Präsident des Museums» und Graf Franz 
Klebelsberg, jetzt k. k. wirkl. geh. Rath und Kämmerer, schon in jenem Aufrufe benannt 
worden; schriftliche Erklärungen aber ersuchte Se. Excellenz der Oberstburggraf an. ihn 
selbst einzusenden. 

Unter den Sendungen, die nun erfolgten, befand sich im Monate November 1818 
auch das Fragment ven Libusas Geruht, das ein Ungenannter, unter der Adresse des Herrn 
Oberstburggrafen, in den Briefkasten des Prager k. k. Oberpostamtes warf und mit fid- 
gender, hier buchstäblich genau abgedruckter Zuschrift begleitete: 

»Eure Excellenz t In unserm Hausarchive lagen anliegende vier Blatt Pergament 
»vielleicht Jahrhunderte lang im Staube verworfen. Da ich aber die erhabenen Gesin- 
»nungen meines Herrn (der ein eingefleischter deutscher Michel ist) in Rücksicht des 
»Nationalmuseums^ kenne : denn er würde es lieber verbrannt o. verfault sehen als selbes 
»dieser Anstalt zu schenken, so verfiel ich auf den Gedanken diese Blätter an Ew. Excel- 
»lenz anonym zu senden, denn unter meinem Namen liefe ich Gefahr meines Dienstes 
»verlustigt zu werden; und bitte selbe in diesem vaterländischen Institute von einem un* 
»genannten wahren Patrioten zu verehrefi. Ihren Inhalt konnte ich nicht, obwohl ich weder 
»Zeit noch Mühe sparte, zusammen bringen, und bin sehr neugierig darauf, ich hole 
vder böhmische Professor o. ein anderer böhm. Gelehrte wird et aichi so schwierig 



168 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmente. 

»finden. Schade dass sich die Schwärze wie ich den Staub mit feicbten Schwamm ab- 
»wischte nachher in's Grüne verwandlte.« 

»Mit Bley geschrieben damit man meine Hand nicht erkenne.« 

Die Schrift dieser Zeilen ist so steif, unnatürlich und sichtbar verstellt, dass man 
deutlich sieht, es sei dem Einsender ernstlich darum zu thuu gewesen, zu verhüten, dass 
er ja nicht erkannt werde. Das Wort ^wahren"* (vor „Pa^ioten") ist ein über der Zeile 
angebrachtes Pentimento. 

Von dem Herrn Oberstburggrafen wurde die ganze Sendung dem Grafeti Kaspar 
Stemberg übermittelt, der sich damals auf seiner Herrschaft Radnitz im Pilsner Kreise 
aufhielt. Der damalige Pfarrer von Radnitz, der verdienstvolle Anton Jaroslaw Puchmayer, 
einer der ersten Wecker und Begründer der neueren böhmischen Literatur (-]-1820], war 
der erste slawische Gelehrte, der diese Handschrift zu lesen bekam. Ais Dobrowsky's 
erster und eifrigster Schüler seit 1195, als Kenner fast aller slawischen Dialecte, und 
Verfasser einer schätzbaren russischen Grammatik, so wie auch eines interessanten Ver- 
suchs über die Zigeunersprache, war Puchmayer ohne Zweifel einer der tüchtigsten sla- 
wischen Philologen, die Böhmen damala aufzuweisen hatte, und somit vor Anderen ge- 
eignet, das Fragment zu verstehen und zu erklären. Er machte sogleich ein Fac-simile 
davon aus freier Hand, das mehr darauf berechnet war, den Inhalt leserlich darzustellen, 
als die alten Züge durchaus genau wiederzugeben, aber dennoch nicht ohne Verdienst 
ist, da er dabei das Ganze in der Art entzifferte, dass er nur an vier Stellen die rech- 
ten Buchstaben verfehlte. Hierauf achrieb er den Text mit neuerer Orthographie und 
gehöriger Wortabtheilung nochmals ab, übersetzte ihn in deutsche Prosa, und commen- 
tirte das Ganze in Bezug auf Inhalt; Sprache und Schrift, obgleich er durch den Miss- 
griff, die dritte Columne für die erste, die vierte für die zweite, die erste fiir die dritte 
u. s. w. zu nehmen, über den Inhalt nicht genug ins Reine kommen konnte. 

Dieser erste philologische Versuch über das älteste Denkmal der böhmischen 
Schrift und Sprache ist in vieler Hinsicht merkwürdig; er beweist gar schlagend, auf 
welcher niedrigen Stufe, in welchem unmündigen Zustande sich damals die böhmische 
Sprachkunde überhaupt befunden haben muss, wenn einer der ersten Kenner dieses 
Faches das relative »ideie« (ubi) für »ide se» (itur), »v seze« für »v§e se,« »iuie« für 
»i vde« halten, »pogubisa&lutu« als »po Gubisaülutu« (nämlich als den Eigennamen Gubi- 
saftluta) lesen und erklären konnte (als hätte LibuSa Boten zu dem »Gaugrafen Gubisaü- 
lutaa, »dem Drachenerleger« gesendet), die Stelle »Ai Vl'tavo ! 6e mutili vodu« für 
»Kvjleta: (»Sie beide jammern«:) yoöe mutiSi vodu« ausgab, und f&i^fzig andere Fehler 
dieser Art beging. »Ot bred uletorecnih« las er: »ot Bredii (!) l^tofeön]^ch,« und sagte: 
»letoreön^ch« mag sich auf die unterhalb denBrdy fliessende, bei Tetin in die Mies fallende 
Litawka beziehen.« Bezeichnend sind auch folgende Erklärungen : ^Kmei^ ist ein Bauer, hier 
wohl ein Aeltester des Volkes; Uch ein tapferer Mann, ein Ritter; vlidyka ein Herrscher, 
ein Edler.« — »V^ätby vit^zov^« übersetzte er »Wahrsagerkünste des Wites.« — »DruinA 
vlastovica« »das Gefolge von Wlastow's Sohn« — u. s. w« 



S» 23. Bckafmiwerden und Schicksale derselben. 169 

Abb^ Joseph Dobrowsky, der Begründer der slawischen Philologie als Wissen- 
schaft» befand sich eben auf Reisen^ als jenes Manuscript zum Vorschein kam. Gleich 
bei der ersten Nachricht« die er darüber erhielt, fasste er Misstrauen« und schrieb nach 
Prag« man solle sich damit nicht übereilen« denn die Sache komme ihm verdächtig vor. 
Puchmayer sandte einen umständlichen Bericht darüber dem indessen nach Prag zurück- 
gekehrten Veteran der böhmischen Sprachforschung« von Radnitz am 20. Dec. 1818; und 
fügte hinzu: das Manuscript halte der Graf (Sternbe^g) bei sich; es sei »ur« uralta aber 
leider nur ein Bruchstück« olme Zusammenhang« da die Mittelblätter fehlten; er (Puch* 
mayer) würde es gleich ganz an Dobrowsky übersenden« da aber Se. Excellenz »gar zu 
grosse Freude» daran habe« und es selbst nach Prag mitnehmen wolle« so dürfe er ihm 
nicht vorgreifen. Das Fac-simile schickte dagegen Puchmayer an Dobrowsky an dem- 
selben Tage nach Prag. 

Obgleich Dobrowsky den Text aus dem Fac-simile viel richtiger las« und auch 
zwei Fehler desselben mit glücklicher Conjectur verbesserte« so konnte doch auch er 
nicht damit ins Reine kommen« zumal da er den MissgrifT« den Puchmayer mit der Blätter- 
folge gemacht« nicht gewahr wurde. Erst unsere noch lebenden Collegen« die Herren 
Jos. Jungmann und W. Hanka, denen das Fac-simile mitgetheilt wurde« entdeckten nach 
langen Studien jenen Missgriff« brachten die Columnen in die richtige Folge« und ent- 
räthselten so glücklich den Sinn des Ganzen. 

Die mysteriöse Art der Einsendung dieses Fragments« und dessen Inhalt (zu- 
nächst die darin wiederholte Meldung von äech*s Heereszug nach Böhmen) « hatten Do- 
browsky^s Verdacht zuerst rege gemacht; die schon durch das Fac-simile bemerkten Ab- 
weichungen der Sprache von dem bis dahin nur aus der Königinhofer Handschrift be- 
kannten ältesten Typus derselben« die er sämmtlich für Anomalien« für Fehler hielt; be- 
stärkten ihn in dieser Stimmung; und als er endlich« nach Weihnachten 1818, das Ori- 
ginal selbst zu sehen bekam« war seine Meinung alsogleich entschieden« »Beim Anblick 
der Schrift und Tinte konnte mir kein Zweifel übrig bleiben«« äusserte er später gegen 
Puchmayer. Er erklärte bestimmt und offen« das Ganze sei ein Betrug« ein unterscho- 
benes ungeschicktes Machwerk noch lebender Verfasser« und bezeichnete eben so deut- 
Uch die Herren Jungmann und Hanka als die Urheber und Einsender desselben« indem 
er am 29. Januar 1819 an Puchmayer schrieb: »Dass die Verfasser des alten Fragments 
es besser abtheilen« lesen und verstehen« als Sie oder ich« ist sehr begreiflich« Nur mit 
der Tetui Popeloua wissen sie selbst nicht recht« was sie haben sagen wollen. Dass es 
zehnsylbige Zeilen sind« hätten Sie wohl merken sollen.« Noch bestimmter sprach er 
sich bald darauf (9. Febr. 1819) in einem Briefe an den verstorbenen Pfarrer Vinc. Za- 
hradnjk aus: wRukopis ten« gegi horUtele sami sloiili« a geni neywyisjmu purkrabjmu od 
nezntoi^ho aneb nepodepsan^ho öloweka dodan byl pro Cesk^ Museum« gist(^ podwrien 
(supposititius) a wnowe na starifm pergamene pozelenaw^ inkaustem napsÄn gest« gaki 
g& hned z textu« nei sem ho widel« saudil. Ted i ginj giniö o n^m nesaudj« nei p« 
Jungmann a Hanka gesteby ho rÄdi zastAwati chteli. Gednoho z t^ch panii« aneb ob«« g4 z« 

22 



i70 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmente. 

8kladatele> a p. Lindu za pjsal^e drzjm.« Somit wurden hier drei Mitschuldige des an- 
geblichen Betrugs ^ Jungmann, Hanka und der im J. 1834 verstorbene Joseph Linda> 
bezichtigt. 

Dobrowsky's bestimmte Versicherungen, von scheinbaren Beweisgründen (auf die 
wir zurückkommen werden) unterstützt, fanden fast allenthalben in Böhmen Glauben, und 
mit Bedauern sahen die Patrioten in ihrer Freude über diesen kostbaren Fund sich ge- 
täuscht. Niemand war damals noch in den Geist und die Formen der altböhmischen 
Sprache tief genug eingedrungen, um D.'s Fehlschlüsse aufdecken und berichtigen zu 
können; und mit Diplomatik, Paläographie u. dgl. hatte zu jener Zeit, ausser ihm, gar 
Niemand in Böhmen sich ernstlich beschäftigt. Nur die der Impostur Bezichtigten muss- 
ten gegen die ihnen zugetraute Autorschaft protestiren und nicht allein ihre Unschuld, 
sondern auch die Echtheit des Fragments ihrem Gefühle und ihrer Ueberzeugung gemäss 
vertheidigen. Aber ihre Stimme fand wenig Glauben, und die Autoritäten des böhm. 
Museums beschlossen, dass das so bestrittene Corpus delicti zwar nicht vernichtet, aber 
auch nirgends besprochen, sondern der Vergessenheit übergeben werden sollte. 

Indessen cirkulirte di^s Gedicht doch schon in einigen Abschriften im Publikum, 
und kam auch, durch Vermittlung des noch lebenden Hrn. Prof. Anton Jungmann, dem 
polnischen Schriftsteller J. ß. Rakcwiecki zu, der es alsogleich im ersten Bande seines 
Werkes „Prawda ruska'' (Warschau 1820), abdrucken liess und als eines der schätzbarsten 
Monumente des Akerthums mit Commentaren begleitete. Aus diesem Werke schöpfte es 
der Präsident der russischen Akademie, Admiral Siskcw, und theilte es, nebst einer 
russischen Uebersetzung , im neunten Hefte der izwestija Rossijskoj Akademii (St. 
Petersburg 1821) mit. 

Da jedoch das Fragment sowohl von Rakowiecki als von §iSkow fehlerhaft gelesen, 
daher auch unrichtig übersetzt und commentirt worden war : so veranstalteten die Herren 
Joseph und Anton Jungmann einen correcteren Abdruck davon im dritten Hefte der böh- 
mischen encyclopädischen Zeitschrift Krok im Jahre 1822, und sorgten zugleich, durch 
Uebersetzung ins Neuböhmische und durch Erklärung einzelner Worte, für die richtigere 
Auslegung des Textes , ohne von Dobrowsky's Einwendungen gegen die Echtheit des 
Ganzen Kenntniss zu nehmen. Durch diese Leistung wurde das Verständniss des 
Gedichtes sehr gefördert und auch im Publicum verbreitet. Schon im folgenden Jahre 
1823 erschien in der Zeitschrift „Kranz'' in Prag eine deutsche metrische Uebersetzung 
davon , die Aufsehen machte und begierig gelesen wurde. 

Nun war es der echte poetische Geist, der so eigenthümlich und so kräftig aus 
dem ganzen Fragmente spricht, was in einem grösseren Kreise die ersten Zweifel gegen 
Dobrowsky*s Behauptung erregte. Gebildete Männer, selbst Deutsche, die für Poesie 
empfänglich, aber dem Streit bis dahin fremd gewesen waren, nahmen jetzt Theil daran, 
und traten auf die Seite der Gegner Dobrowsky's; denn es Wurde ihnen offenbar, dass 
man das herrliche Gedicht keineswegs mit ihm „ein elendes Machwerk, ein Geschmiere'* 



§. 23« Bekanntwerden und Schicksale derselben» 171 

nennen durfte; gesetzt auch, dass es von einem böhmischen Chatlerton, einem «^grossen 
Unbekannten'', herrühren sollte. 

Durch den wachsenden Anhang seiner Gegner gereizt, brachte D* den bis dahin 
nur mündlich und brieflich geführten Streit selbst vor das grosse Publicum. Er lie^a 
einen vom 28 März 1824 datirten und mit ,,J. D. Mitglied des Ausschusses des böhmischen 
Museums" unterzeichneten Aufsatz, unter dem Titel „Literarischer Betrug", in Freih. v. 
Hormayr's Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (in Wien, Nr. 46, vom 
16 April 1824), einrücken; worin er die Geschichte des Fragments, dessen anonyme Ein- 
sendung berichtete, den Brief des Einsenders ganz mittheilte, den Betrug schon daraus 
allein iiir handgreiflich erklärte, ohne auf weitere Beweise für seine Ansicht einzugehen, 
und seine gleichsam ämtliche Erklärung mit folgenden Worten schloss : „von nun an wird 
es (das Fragment) Niemand mehr für was anderes halten können, als fiir einen offenbaren 
Betrug eines Schurken, der seine leichtgläubigen Landsleute zum Besten haben wollte." 

Gegen diese Erklärung trat, in demselben Archive (No 64 vom 28 Mai 1824), der 
durch seine treffliche Uebersetzung der Königinhofer Handschrift rühmlich bekannte Prager 
Professor fFl A. Swoboda auf. Er stellte in seinem Aufsatze eine metrische treue und 
grösstentheils gelungene Uebersetzung voran , fügte Anmerkungen zur Erklärung einzelner 
Stellen hinzu, und liess dann eine Entgegnung folgen, in welcher er auf die Unzuläng- 
lichkeit der von D. bis dahin für seine Behauptung vorgebrachten Gründe und Beweise, 
auch auf einige Widersprüche desselben aufmerksam machte und das Fragment vorzüg- 
lich wegen des darin unverkennbaren alterthümlichen Geistes, der auf Naturanschauung 
gegründeten Dichterkraft und schlichten Einfalt, die es bezeichnet, in Schutz nahm. 

Dobrowsky liess darauf in derselben Wiener Zeitschrift (dem Archive No 79 vom 
2 Juli 1824) eine „Vorläufige Antwort auf des Herrn W. S. Ausfalle drucken, und trat 
später, im 27. Bande der Wiener Jahrbücher der Literatur (1824) mit einer umständli- 
chen Aecension der Prawda ruska von Rakowiecki (S. 88 bis 119) auf, in welcher er auch 
S. 95, und 100 — 114 alle seine Gründe gegen die Echtheit des böhmischen Fragmentes 
umständlich entwickelte, um damit diese Sache, wie er sich später (Archiv vom 11. Febr. 
1825) ausdrückte, ein für alle mal abgethan zu haben. 

Und wirklich schien sie jetzt, wenigstens dem grössten Theile des Publicums, 
für immer abgethan zu sein. Die historischen und philologischen Gründe Dobrowsky's 
(auf welche wir zurückkommen werden) hielt man fast allgemein für schlagend; in eine 
paläographische Würdigung der Schrift hatte er sich nicht eingelassen. Die öffentliche 
Meinung in Böhmen bildete sich jetzt dahin aus, dass nur Hyperpatrioten noch an der 
Uiuechtheit dieses Fragments und an dem literarischen Betrüge zweifeln könnten. Prof. 
Anton Jungmann schrieb zwar noch eine Entgegnung : aber er liess sich von seine|^ 
Freunden bewegen, sein Manuscript zurückzubehalten, um den leidigen Streit nicht noph 
bitterer zu machen und das Alter so wie die früheren Verdienste Dobrowsky's zu schonen ; 
anmial da Letzterer sich in diesem Punkte ungewöhnlich reizbar und leiden^chafUicb ze%t^ 

22* . 



17S4 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmente. 

Als D. später erfuhr, dass der berühmte Dr. Bewring, seitdem Parlamentsmitglied 

« 

u. s. w., auch eine böhmische Anthologie in englischen Uebersetzungen herauszugeben 
beabsichtigte, schrieb er ihm einen warnenden Brief über die angeblichen Imposturen, 
den Dr. Bowring dann auch pag. 7 — 8 seiner Cheskian Anthology (London 1832) mit«* 
theilte, und nach Anfuhrung auch der ihm bekannt gewordenen Gegengründe seinen 
Bericht darüber mit den Worten schloss : j,Between such authorities I dare not attempt 
to decide" (pag. 9.) 

So blieb die Sache einige Jahre lang im Zustande factischen Stillstandes, obgleich 
keine der Parteien ihre subjectiye Ueberzeugung aufgegeben oder geändert hatte. In- 
dessen gewann aber die Frage eine neue Bedeutung durch einen Zufall, der eine Lösung 
derselben dringender, nothwendiger und leichter machte, als sie bis dahin gewesen war. 

Im März 1828 kaufte der Bibliothekar des Museums, Hr. Hanka, von einem Prager 
Antiquar jenes in beschriebenes Pergament eingebundene Buch, worauf sich das Fragment 
der Evangelien mit der böhmischen Interlinear-Version befand (s. oben §. 16). Er löste 
das Pergament ab und säuberte es nach Möglichkeit, leider ! ohne von seinem wichtigen 
Funde Jemanden früher zu benachrichtigen, als bis er damit fertig war. Die Redaction 
der böhmischen Museumszeitschrift (öasopis öesk^ho Museum) gab alsogleich (im 2. Hefte 
des'J. 1828) ihren Lesern vorläufige Nachricht davon. 

Als das neuentdeckte Fragment zu Abb^ Dobrowsky gebracht wurde, rief er beim 
ersten Anblick desselben aus: „Ah, das ist etwas Anderes!'' — mit Beziehung nämlich 
auf das ältere von LibuSa's Gericht, das er für unterschoben erklärt hatte. Diese Ent- 
deckung machte ihm wirkliche Freude. Er schrieb das Ganze alsogleich eigenhändig ab, 
und rühmte den Fund mit der ausdrücklichen Bemerkung, dass nun doch die Böhmen 
ein älteres Denkmal ihrer Sprache aufzuweisen haben, als die Krainer in dem bekannten 
Freisinger Codex der königl. Bibliothek in München. Doch dauerte seine Freude nicht 
lange. Als er anfing, die eigenthümlichen Sprachformen dieses Fragments genauer zu 
analysiren, gewahrte er deren gänzliche Uebereinstimmung mit dem Fragment von LibuSa's 
Gerichte. Diess machte ihn irre. Wenn das Evangelium acht und alt ist, so könnte 
auch das Fragment von der LibuSa acht und alt sein : da aber dieses entschieden un- 
ächt sei, so müsse er auch jenes als unterschoben verwerfen, — so hörten wir ihn, 
nicht ohne Verwunderung, urtheilen. Da wir die Schrift in paläographischer Hinsicht in 
Schutz nahmen und deren Echtheit mündlich gegen ihn als ganz unverdächtig verthei- 
digten, so äusserte er etwas bestimmter: gegen den lateinischen Text habe er nichts 
einzuwenden, tlie Interlinear-Version aber sei neu, und von Hm. Hanka hineingeschrieben. 
Gegen diesen, den er nun direct als den grossen Falsarius bezeichnete, sprach er kate- 
gorisch: „schweigen Sie davon, ich werde auch schweigen. ** Herr Hanka, der sich stets 
als Dobrowsky's dankbarer Schüler schrieb und bewies, verschioss dem zu Folge das 
vmgiückselige Fragment, und wollte es seitdem auch uns nicht mehr sehen lassen« Er 
suchte jede Kränkung des alten hochverdienten Mannes zu vermeiden, und tröstete sich 
über die Unbill, die ihm widerfuhr, mit dem richtigeren und billigeren Urtheile der Nachwelt 



§24. Bekarmiuferden und Schicksale derselben. 173 

Es wurde oft, und auch in der Biographie Dobrowsky's (in den Abhandlungen 
der k. böhm. Ges. der Wiss. vom J. 1833, Seite 37) die Bemerkung gemacht, dass der 
Streit über die Fragmente die letzten Jahre seines Lebens verbittert, und er darin eine 
auffallend leidenschaftliche Heftigkeit an Tag gelegt habe, die seinem Charakter sonst 
ganz fremd war. Wir wollen den Manen des auch von uns verehrten Mannes nicht zu 
nahe treten, wenn wir, zur Erklärung dieses ungewöhnlichen Benehmens, die Vermuthung 
äussern, dass er seiner Sache in diesem Streite nicht ganz gewiss war, dass er sich darin 
auf einen unsicheren Boden gestellt fühlte, und daher auch zu Waffen seine Zuflucht 
nahm, die sein überlegener Geist sonst immer verschmäht hat. Unsere Vermuthung wird 
durch folgende Thatsachen unterstützt. Als es sich darum handelte, die Beschaffenheit 
der Tinte zu ermitteln, womit das Fragment von LibuSa*s Gericht geschrieben worden, 
und der seL Steinmann, Professor der Chemie am technischen Institute erklärte, dass er, 
mittelst chemischer Untersuchung, wohl Gewissheit schaffen könne, dass aber ein guter 
Theil des Manuscripts darüber zu Grunde gehen müsse, stand D. von der Untersuchung 
mit den Worten ab : „es könnte am Ende doch acht sein.** ^) Noch schwankender war 
seine Ueberzeugung hinsichtlich des Evangeliums. Nach Hrn. Hanka*s Aussage kam er 
im Frühling 1828 wiederholt zu ganz ungewöhnlicher Zeit ins Museum, um sich das 
Fragment zeigen zu lassen. So oft und so lange er es nun in Händen hielt, gab er, im 
Widerspruche mit allen früheren Aeusserungen , dessen Echtheit von selbst zu. Im 
Sommer 1828 verfiel er aber bekanntlich in seine periodische Gemüthskrankheit, von 
welcher er bis zu seinem am 6 Januar 1829 erfolgten Tode nicht mehr ganz erwachte. 
Auch scheint diese Krankheit von jeher nicht ohne Einfluss auf sein Benehmen in dieser 
Sache geblieben zu sein. Gewiss ist es , dass er in lichten Augenblicken oft (gegen 
uns selbst) das Bedauern äusserte, in dem Streite so weit gegangen zu sein. 

Im J. 1829, nach Dobrowsky*s Tode, veranstalteten die Herren Hanka und Swoboda 
eine neue Auflage der Königinhofer Handschrift, und fbgten derselben auch das Fragment 
von LibuSa's Gerichte bei. Der damalige Redacteur der Wiener Jahrbücher der Litera- 
tur, Herr Barthol. Kopitar , veranlasste den Referenten (Palacky), eine umständliche An- 
zeige dieses Werkes fiir jene literarisch-kritische Zeitschrift zu schreiben, welche auch 
noch in demselben Jahre (1829) in den 48. Band jener Jahrbücher (S. 138 bis 169) ein- 
gerückt wurde. Ref. war genöthigt j seine persönliche Meinung über diesen Streit in 
diesem Aufsatze zum erstenmal (S. 164 — 166) öffentlich auszusprechen. Diese bestand 
zuerst in dem Geständnisse, dass er über das Fragment von LibuSa^s Gerichte noch nicht 
im Stande war, eine hinlänglich begründete und entschiedene Ansicht zu fassen. Denn 
während einerseits das so ungewöhnliche Aussehen des Pergaments, der Tinte und der 
Schrift, beunruhigend sei und jeden Diplomatiker auf den ersten Blick in Verlegenheit 
setzen müsse, erschienen ihm anderseits schon damals D.'s philologische Gründe gegen 



^) Caiopb hA, Motenm, 195S, II, pii^. 2A0. 



174 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmenle. 

die Echtheit als unhaltbar, und noch weniger konnte er begreifen, wie sich jener 
««grosse Unbekannte'' unter uns habe bilden und bewegen können« ohne dass wir von 
seinen ganz erstaunlichen Kenntnissen und Talenten jemals das Mindeste wahrgenommen 
hätten. Denn dass keiner der Genannten das Werk habe zu Stande bringen können» 

V 

davon hatten wir mehr als genügende Beweise. Von dem mittlerweile im Casopis des* 
Mus. 1829« H. IL S. 33 — 44 gedruckten Fragment des Evangeliums sagte Ref. nur im 
Vorbeigehen« dass es gar keinen Verdacht erregen könne. Der Redacteur der Jahrbucher« 
Hr. Kopitar« fand es aber für nothwendig« unseren Worten folgende Bemerkung bei- 
zufügen : 

««Wir haben Herrn P. ausreden lassen, müssen aber hier doch bemerken« dass 
der sei. Dobrowsky durch alles oben Gesagte von Seite der Schrift nur bestätigt« von 
Seite der Sprache aber noch bei weitem nicht widerlegt ist. Das Fragment vom Evan- 
gelio Johannis« was Hr. P. ohne Arg durchlässt« kannte Dobrowsky wo möglich noch 
entschiedener als Betrug« und man wagte sich« bei seinen Lebzeiten« damit nicht ins 
Publikum 1 Wehe der Sache selbst« die durch Betrug« sei es dMch/rcmmer Betrug« ge- 
fördert werden soll 1 1" 

Hiedurch war der Streit auch über die Echtlieit des Evangeliums unvermeidlich 
geworden« und Hr. Kopitar hatte sich schon in vorhinein entschieden fiir den verneinen* 
den Satz ausgesprochen. Indessen« da weder D., noch K« für ihre Ansicht in Bezug auf 
das Evangelium auch nur den geringsten speciellen Grund angeführt hatten ; da ferner 
die Wiener Jahrbücher keinen Antikritiken und Reclamationen Raum geben« und Ret 
anderweitige dringende Beschäftigung vollauf hatte« so Hess er die Sache vorerst auf 
sich beruhen. 

Bald aber wurde die kritische Fehde anderweitig neu aufgeregt. Der um die 
böhmische Literatur in Ungarn vielfach verdiente Professor in Pressburg« Georg PaUcowic, 
theilte im ersten Hefte seiner böhmischen Zeitschrift Tatranka im J. 1832 eineti eigenen 
Aufsatz über den ««Saud Libusin" mit« worin er alle Argumente Dobrowsky's recapitulirte« 
und die nicht genannten« aber deutlich bezeichneten vermeintlichen Impostoren eben so 
schonungslos« wie einst D.« berührte« Damit zog er sich von dem Herrn Jos. Jungmann 
eine Zurechtweisung im Casopis desk. Museum vom J. 1832« Heft II« S. 239 — 248« zu« 
gegen die er seinerseits im J. 1834* im dritten Hefte seiner Tatranka S. 106 — 111 replicirte. 

Durch Umstände genöthigt« sich über den Gegenstand des neu aufgelebten Streites 
zum zweitenmal öffentlich zu äussern« fand Ref. es« kurz vor Weibnachten des Jahres 1834« 
rathsam und nothwendig« das so viel besprochene Corpus delicti« das er seit 1826 mcbt 
mehr gesehen hatte« neuerdings zu untersuchen. Er hatte damals bereits zwölf Jahre 
in fast täglicher Beschäftigung mit schriftlichen Denkmälern des böhmischen Mittelalters 
zugebracht « war seitdem« als Sammler eines allgeineinen böhmischen Diplomatars (dessen 
Ausgabe er vorbereitet)« mehrere hundert Mal in die ^oth wendigkeit versetzt worden« ver- 
dächtige alte Urkunden genau und umständlich zu prüfen« und hatte in diesem Falle 
bereits eine selbständige. Ansicht und einigen Tact gewonnen: er durfte sich daher mcht 



§. 24. fFurdigung der JSmw&r/e. 17* 

mehr auf den Eindruck yerlassen« den das Fragment einst auf den minder GeObten und 
durch D/s Aussagen PrSoccupirten gemacht hatte. Ref. ging ins Museum« und Hess es 
sich Torweisen. Seine Ueberzeugung wurde nach wenigen Minuten der Autopsie toU* 
ständig und für immer entschieden ; es blieb ihm kein Zweifel an der vollkommenen 
Echtheit des Fragments übrig. 

Als Ref. diese neu gewonnene Ueberzeugung noch am selben Tage seinem Freunde 
Safafik mittheilte ^ entgegnete dieser, er habe an der Echtheit jenes Gedichts aus 
sprachlichen Gründen niemals gezweifelt. Wir verabredeten schon damals den Plan zu 
gegenwärtiger Abhandlung» an welche wir jedoch« wegen anderweitiger dringender Be* 
schäftigung« erst zu Ende des Jahres 1839 Hand anlegen konnten. Rel. hatte indessen 
seine Ueberzeugung im letzten Hefte des Casopis öeskeho Museum vom J. 1834 Seite 462 — - 
465 vorläufig ausgesprochen. 

§. 24. Würdigung der Einwürfe. 

Wir schreiten nunmehr zur Beleuchtung und Widerlegung der von Dobrowsky ge« 
gen die Echtheit des Fragments von Libu§a's Gericht erhobenen Gründe und Einwürfe. 
(Wien. Jahrb. der Lit. 1824. Bd. 27. S. 100—115). 

1. Den ersten Grund nahm D. von der verdächtigen« lichtsckeaen Art der Einsendung 
her» und behauptete» der Betrug sei schon darin handgreiflieh (S. 101). 

Keiner der Gegner Dobrowsky's hat bis jetzt jene Art der Einsendung in Schutz 
genommen oder entschuldigt; dass der Einsender sich dabei unlöblich und höchst un« 
besonhen benommen habe» darüber war und ist unter allen nur eine Stimme. Wir finden 
uns auch nicht bewogen» die Entwendung fremden Eigenthums selbst zu patriotischen 
Zwecken gut zu heissen. Mag der Dienstherr des Einsenders noch so feindselige Ge* 
sinnungen gegen die neu auflebende böhmische Nationalität gehegt haben ( — dass es 
solche Gesinnungen in Böhmen gibt» wird Niemand läugneh können» der die Personen 
und Verhältnisse kennt) — so berechtigte dies den vermeinten Patrioten doch nicht zu 
seiner übereilten» unmoralischen Handlung. Indess auf den Werth der Handschrift hat 
dies Alles keinen Einfluss; »gestohlenes Gold ist dennoch Gold»« sagte Einer der Ver* 
theidiger des Fragments. Dass aber der Einsender» dessen Brief eben keinen hoch- 
gebildeten Mann verräth» auch der Verfasser dieses Gedichtes sei» — das kann nur 
Derjenige sich einbilden» def* das letztere flir ein »elendes Machwerk»« für ein »Ge« 
schmiere« hält» — folglich weder um seine Kenntniss des Alterthums» noch um seinail 
Geschmack zu beneiden ist. 

Dass der Einsender sich auch später» trotz wiederholter Aufforderungen^ nicht 
genannt hat» finden wir sehr begreiflich. Wie die Sache stand» war bei der Varöfi'entli* 
chung seines Geheimnisses keine Ehre zu gewinnen» wohl aber vielleicht eine Anstellung 
zu verlieren. Jetzt dürfen wir kaum mehr hoffen» Gewissheit über ihn zu erlangen; danii» 
wenn gegründete Vermuthungen uns nicht täuschen» so liegt er schon seit Jahren im 



176 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschichte der beiden Fragmente. 

Grabe. N.^« im Jahre ^1818 Secretär des Grafen ^ ^ in Prag^ später im Staatsdienst an- 
gestellt» war« zumal in seinen jüngeren Jahren, einer jener Sprudelköpfe« denen oft, wie 
man sagt« das Herz mit dem Verstände davon rennL Ein eifriger Patriot (nach seinem 
Sinne)« dazu Bücherfreund und selbst Schriftsteller« war er doch weder der böhmischen« 
noch der deutschen Sprache vollkommen mächtig« und jedes ächtwissenschaftlichen Gei- 
stes baar und ledig. Das Scheltwort »deutscher MicheU haben wir in ganz Böhmen 
nicht zu hören bekommen« ausser aus seinem Munde. Ueber Dobrowsky pflegte er sich« 
trotz seiner gewöhnlichen Geschwätzigkeit« immer nur kurz« mit auffallenden Rückhalt- 
gedanken« oft aber zugleich mit einer Ironie zu äussern« die nur bei höchster Gering- 
schätzung . möglich war« während er doch von sich selbst keine eben hohe Meinung 
hatte. Endlich verrathen die Schriftzüge in dem Briefe des Einsenders von 1818« trotz 
ihrer Yerzerrtbeit« dennoch eine Verwandschaft mit den Zügen seiner Handschrift« und 
einige dem Verstorbenen im Amte und Verkehr zunächst stehende Schriftkundige er- 
klärten sie zuversichtlich für identisch. Leider sind wir erst nach seinem Tode im J. 183b 
durch Hrn. C.« als dieser den anonymen Brief zum ersten Mal zu sehen bekam« auf diese 
höchst wahrscheinliche Vermuthung geleitet worden. 

2. In paläographischer Hinsicht brachte D. keine speciellen Gründe vor; er begnügte 
sich im allgemeinen zu sagen : vff^er alte Schriften aus mehreren Jahrhunderten genauer 
kennt, wird das Geschmiere auf den ersten Blick als unecht verwerfen.^ (S. 102.) 

Wir können diese Worte nicht Anders« als den vorgreifenden Machtspruch eines Be- 
Jangenen nennen« der durch die Thatsachen nicht bestätigt« sondern widerlegt wird. Viele 
dui*ch Prag reisende« der Paläographie kundige Gelehrte haben das Fragment im böh- 
mischen Museum besichtigt und nicht für unecht erklärt. Mag das ungewöhnliche Aus- 
sehen desselben auf den ersten Blick noch so sehr befremden : die wahrhaft erfahrenen 
Diplomatlker können sich dadurch weder täuschen« noch zu übereiltem Urtheil verleiten 
lassen. Das Ganze bietet dem geübtesten Paläographen vielleicht mehr zu lösende Auf- 
gaben dar« als irgend ein anderes schriftliches Denkmal in Europa; und wir maassen uns 
nicht an« sie alle gelöst zu haben. Es ist aber jeden Falls viel leichter« eine ungewöhn« 
liehe Erscheinung zu läugnen und zu verdammen« als sie zu verstehen und gehörig zu 
würdigen. Wenn unser Urtheil bei noch geringerer Kenntniss und Erfahrung in diesem 
Fache schwankte« so entschied es sich vollkoitimen« so bald unsere diesf^ligen Kenntnisse 
und Erfahrungen sich vermehrt hatten. Dem sei. Dobrowsky« dem an der Echtheit z. B. 
der Leitmeritzer « der Wy^ehrader Stiftungsbriefe« deren Originale er öfter in Händen 
hatte« nie ein Zweifel beikam« können wir in Sachen der Paläographie keine gültige Auto- 
rität einräumen« obgleich er zu seiner Zeit leider! noch der Kundigste in Böhmen war« 
und beinahe fiir ein Orakel angesehen wurde. 

Nun sollte sich aber vor dem J. 1818 in Böhmen« allen Zeitgenossen unbemerkt» 
ein Mann herangebildet haben« dessen paläographische « historische und philologische 
Kenntnisse denen des allgemein geachteten »Altmeisters«, unendlich überlegen gewesen sein 
inÜ9sten« und dieses Wunder von Gelehrsamkeit« Kunstfertigkeit und Genie hätte ^ein 



$. H. ff^fkrdigung dir JSnwir/t. 177 



iusserordentliches Licht nur ein einzigesmal, geheimnissToll« lum blossen Spass» in die 

Welt strahlen lassen — nein» dazu bedarf es eines wahrhaften Köhlerglaubens im 

Unglauben ! 

D. sagt femer: »Selbst in einigen Zügen suchte sich der schlaue Verfasser der 

alten ilawomschen (cyrillischen?) Schrift zu nähern» so plump auch sonst die Nachahmung 

alier Schriftzüge aussieht.^. 

ff^orin die Nachahmung der slawimischen Schrift sichtbar ist, hätte doch bestimmter 
gesagt werden sollen. Nur bei dem f könnte man an das cyrillische Slowo erinnert 
werden« wie wir bereits oben gesagt haben. Dieses kömmt aber in der ganz gleichen 
Gestalt auch z. B. in der Königinhofer Handschrift vor» und doch Hess D. sich's nicht 
einfallen» letztere fiir eine Nachahmung der cyrillischen Schrift zu halten. 

Vollends von einer plumpen Nachahmung hier zu reden ist unverzeihlich. Eine 
Nachahmung setzt nothwendig ein Muster voraus : nun möchten wir aber das Muster sehen» 
welches in jener so eigenthümlichen Schrift nachgeahmt worden wäre ! In Böhmen existirt 
nichts der Art> und ausser Böhmen auch nicht. Und die Form der Buchstaben nennt 
D. plump« — etwa« weil sie nicht so scharf« fein und eckig aussehen« wie die moderne 
Kalligraphie sie heischt« oder auch schon z. B. das Xlll Jahrhundert sie liebte. Wäre 
denn der Verdacht nicht begründeter« wenn uns ein Werk aus so alter Zeit mit einer 
technischen Vollendung in Pergament imd Schrift entgegen träte« die über ihrem Zeit- 
alter stände 7 Nein « die Schrift in Libu§a*s Gericht ist ßir die Zeit « aus der sie stammt 
überraschend schön« gerundet und vollendet 1 

3. Da Dobrowsky in seiner Erklärung vom 28. März 1824 von ««vier mit grünlicher 
frischer Tinte beschriebenen schmutzigen Pergamentblättem" sprach« und da über den 
Umstand« ob die Tinte erst im J. 1818 aufgetragen« oder ob sie uralt sei» auch vonr 
chemischen Standpunkte aus ein Urtheil möglich ist : so ersuchten wir Hm. Corda, sich 
auch in dieser Beziehung zu äussern; ziunal uns sein oben ($• 6) mitgetheilter Brief die 
angenehme Ueberzeugung verschafft » dass er das ganze Fragment mit einem Fleisse and 
einer Genauigkeit geprüft hatte« die nichts za wünschen übrig liess. Er gab ans die 
Antwort» die wir im Nachstehenden vollständig miltheilen. 

Euer fFchlg Acren I 

hi Bezug der Analyse der Tinte unseres vcrUegenden Maniuscriptes haben wir nun zwei in 
ihren Tinien ahnliehe, vergleichsweise untersucht , welche ebenfalls die Eigenschaft haben ^ nach 
dem Abwischen der eigentlichen, cberflachliehenp matten, schwarzbraunen Tintensehichte, eine grüne 
Schrat, als den nUt der Faser des PergamenUs chemisch verbundenen TbUentheü zwrüchznlsuien. 

DeLS eine dieser Ms. ist das Missale vetustissimum Nro, 466 aus dem zwölften Jahrhanderif 
dms andere : Dwi Augustini de cperibus sex dierum Nr. 22. ans dem dreizehnten Jahrhundert; beide 
aus der Handsehriftensammlung des böhmischen Natiened'Museums. Bei beiden Mspten ist die Tiuß 
tensubstanz theilweise nceh sc erhalten, dass sie schwarzbraun ist, und durch Abwischen eder 
Scheiben in Menge erhalten wird, wcbei jedcch die grüne Schrift teUkemmen zurückbleibt* Diese 
abgeschabten Tinien beider Me. habe ich gescndert und serg/äUig mntersmehi und gcfmdsnt dass 

2t 



178 Denkmäler der böhnuschen Sprache. Getekiehte der beiden Fragmente. 

beide keine Spur von Kupfer ^ oder einer anderen Metallbate enthalten^ und 
dass die Tinte jener Mete eben so wie unsere j eizt gebräuchliche bereitet 
werden mussle; dass sie eine Verbindung von Gerbesäure mit Eisen, und 
keine organische oder anorganische Farbe ist! — 

Bekanntlich ist das färbende Prinzip unserer Tinte eickengerbsaures Eisenoxyd, und nur 
sehr gesättigte Auflösungen der Eisenoxydsalze geben mit der Gerbsäure schwarze Verbindungen, 
während sie bei grosser Verdünnung eine durchsichtige, schön dunkelblaue Flüssigkeit liefern , die 
nach einiger Zeit eine dunkle fleckigte Materie absetzt, und dann dunkelgrün wird. Mit dieser 
dunkelgrünen Verbindung lässt sich jedoch nicht so wie in unseren Ms. schreiben. Ich glaube, dass 
auf dem Pergamente dieser Manuscripte die, durch Jahrhunderte dauernden giävanisch» chemischen 
fVechselwirkungcn , welche zwischen der Schrift und dem Pergamente , und zwischen den einzelnen 
Stoffen, welche diese beiden abermals zusammensetzen, statt ßnden müssen, auch in den starren 
Substanzen ähnliche Verbindungen hervorgerufen haben, wie wir es auch wirklich sehen. Der bin- 
dende Theil der Tinte {Gummi oder Kirschharz) ist durch diese durch Jahrhunderte fortwirkenden Eir^ 
ß&sse zerstört worden, durch Luftfeuchte in Gährung (wahrscheinlich sauere) übergegangen, und 
hat die Tinte theilweise zersetzt; daher ist der schwarze (durch diese iheilweise Zersetzung braun 
und matt gewordene) Theil derselben, welcher als der substantiösere stets oberflächlich liegt (vor* 
züglich bei Pergamentschriften) , seines Bindemittels beraubt und abwischbar geworden, während 
der verdünnte Theil der Tinte, oder des eichengerbsaueren Eisenoxydes, in die Substanz duPerga* 
mentes eingedrungen ist, und durch die so lange Zeit eben dieselben chemischen Vorgänge, wie bei 
seinen diluirten Verbindungen erfahren hat, welche wir nun auf dem Tische des Laboratoriums,' m 
kürzeren Zeiträumen und bei sehr grosser Verbindung nachbilden. Die thierische Faser des Perga» 
mentes wirkt weit weniger zersetzend auf die Tinte als es die vegetabilische, bei der Fabrication so 
misshandelte Faser unserer Papiere thun muss, im Vereine mit jenen Stoffen, welche bei dem 
Lernen , der Bleiche u. s. w. zwischen den Fasern zurückgeblieben sind. 

fVir kennen bisher die chemischen Veränderungen, welche zwischen orgetnisehen Steffen 
und ihren Verbindungen in sehr kurzen Zeiträumen vor sich gehen, noch sehr wenig, die in so langen, 
Jahrhunderte und Jahrtausende dauernden Perioden noch gar nicht ; aber an allen neuen ManU' 
sorgten sahen wir dieses grüne Schriftresiduum nicht, weil da die Tinte noch Bindemittel (organi" 
sehen Leim) hat, und daher auch nicht abwischbar ist. Dieses p'üne Schriftresiduum lässt sich auf 
künstlichem Wege durchaus nicht so herstellen, auch auf sehr edttn Pergamenten nicht, wie ich 
an den Proben erfahren habe, die ich mit den mir gütigst mitgetheilten , Pergamenten aus dem 
XIII und XIV Jahrhundert, und an einigen noch älteren, gemacht habe. Daher erkläre 
ich hier vom naturhistorischen Standpuncte, und aus dem einfachen Zustande 
der Schrift, diese vorliegende Urkunde als höchst alt, abgesehen von Schrift' 
form, Sprache und Contractionen, und den dabei befindlichen später beigefügten Zeichen (Sing^ 
zeichen 7). Sie muss nothwendiger Weise noch älter sein als die andern uns bekannt gewordenen 
böhmischen Manuscripte, welche höchst selten, und nie in so hohem Grade diese Farbenänderung 
und den so beträchtlichen Hof um jeden einzelne^ Buchstaben zeigen. Auch dXafte es wohl zu 
den grössten Kunststücken eines Pergamenimaehers oder einne abiichdiehen Fälschers gehören^ 



$. 24. ff^digung der Eittwür/e. 179 

dem PergatnenU jene so eigenihünUiche , nur durch kandertfährige Abnützimg herbeigeßkhrte 
AUerS'Physiognomie zu geben. Diese Zubereitung des Pergamentes müsste natürlich vor der 
Verfertigung der Schrift geschehen sein, aber auch in diesem Falle möchte ich die Feder sehen, 
welcher es gelingt, die Schrift in dieser Stärke, mittelst einer Tinte oder Farbe ohne Bindemittel, 
so wu hier, schar/ und präcise in das Labyrinth von thierischen Fasern zu schreiben, ohne dass 
die Schrift selbst durch Ausßiessen und Zusammenfliessen undeutlich würde, und leserlich bleibe, 
und wie hier, so innig, abgegränzt und tief, die höchst ungleiche dichte Substanz des Pergamen* 
tes durchdringe. Mit der künsäichen Veränderung der Ober/lache des Pergamentes wäre aber 
noch gar nichts erreicht; man müsste auch die Faser , oder vielmehr ihre Substanz so zu metamer* 
phosiren wissen, wie es hier der Gebrauch und die ungekannten Agentien der Jahrhunderte, 
vielleicht eines Jahrtausends , gethan haben. Ich fände es sehr lächerlich , wenn man bei auch 
geringfügiger technischer und antiquarischer Erfahrung , und einiger Uebung im geistigen Sehen 
(Beobachten) unser vorliegendes Ms. als ein Machwerk der neueren Zeit betrachten wollte; dagegen 
schützt wohl Jedermann ein gesunder Hausverstand und einige scientifbche Bildwng, 

Schmuck, Hausgeräthe aus unorganischen Stoffen, irdene oder metallene Gejässe lassen 
sich wohl täuschend nachahmen,, und auch hier gelingt der Betrug nur bei voreiligen, unerfak* 
renen, oder oberßächUch beobachtenden Menschen. Mit Substanzen organischen Ursprunges sind 
solche absichtliche Täuschungen viel schwerer, ja fast unmöglich, 

, Prag den 1. März 1840. 

Bu ergdfenster Diener 

CORDA. 

Sb willkommen uns nun das Ergebniss einer so sorgfältigen und umsichtigen 
Prüfung sein muss« und so wenig wir auch an dessen Richtigkeit zweifeln können, sc 
wollen wir doch unsere Ansicht hinzuzufügen nicht unterlassen» dass bei der Tinten- 
bereitung» womit unser Manuscript geschrieben worden ist, ausser der Gerbesäure und 
dem Eisen, noch ein unbekanntes Agens thätig gewesen sein muss ; denn nur durch die 
Annahme einer eigenthümlichen Tintenbereilung scheint es uns erklärbar zu sein , dass 
z. B. im Martyrologium Romanum des Stiftes Raigern aus dem IX Jahrh. die beigeschriebenen 
slawisch-cyrillischen Zeilen eben so grün aussehen, wie unser Manuscript, während der 
ganze auf denselben Blättern geschriebene lateinische Text die gewöhnliche schwarzbraune 
Tinte zeigt. Noch auffallender ist eine ähnliche Erscheinung im Raudnitzer Nekrologium, 
einer Handschrift der gräfl. Thun'schen Bibliothek in Tetschen, aus dem XFV Jahrh. Hier 
erscheinen einige später hinzugeschriebene Todtennamen mit ebenderselben grünen Farbe, 
während vor und hinter ihnen, oft in derselben Zeile, andere Namen, von einer anderen 
Hand eingetragen, die gewöhnliche alte Tintenfarbe behalten haben. Diesen Unterschied 
der Farben wissen wir uns daher nicht anders, als durch den Unterschied der gebrauchten 
Tinte selbst zu erklären. 

4. In Bezug auf den historischen Inhalt weist D. auf die Widersprüche hin, die 
zwischen den Berichten unseres ältesten Chronisten Cosmas (i'1125) und dem Fragmente 
•ich erheben« Weil Cosmas« „ohne dessen Chronik man nicht einmal den Namen 

23* 



180 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschühie der beiden Fragmenie. 

kennen w&rde," die jüngste Tochter Kroks noch keine Ftireiin nennt, weil er sie auf ge« 
stickten Teppichen, nicht auf goldenem Stuhle sitzend schildert» weil er behauptet, die 
Burg ff^ysehrad sei erst nach ihrem Tode erbaut worden n, dgl., so folge daraus, dass 
das Fragment, welches WySehrad ihre väUrliche Burg nennt , und sie daselbst /ikrstlichen 
HcJ halten lässt, eo ipso unächt sei. (S. 104). 

Zuerst widersprechen wir aufs bestimmteste der Ansicht, dass die Chronik des 
Cosmas die einzige Quelle gewesen sei, aus welcher unser Volk von jeher eine Kenntniss 
der Vorzeit habe schöpfen können. Kannte denn Dobrowsky nicht die Gesänge der 
Königinhofer Handschrift, — von Herzog Neklans Feldherm Gestmir und dessen Gegner 
Wlasdslaw, — von den Herzogen Jaromir und Ulrich, und andere mehr? Widersprechen 
nicht auch diese in einzelnen Umständen der Cosmas*schen Chronik, und sind sie etwa 
deshalb unecht ? Vergleichen wir nur das letztere Gedicht mit dem Berichte des Cosmas, 
um über das Verhältniss beider Quellen mehr ins Klare zu kommen. Prag und Böhmen 
wurde von der Herrschaft des Boleslaw Chrabry und der Polen im J. 1004 befreit, also 
nur 41 Jahre vor des Chronisten Geburt, — und doch kannte Cosmas weder den Namen 
des mächtigen Polenkönigs, den er überall Hilschlich „Mesko*' nannte, noch auch wusste 
er, dass Herzog Jaromir jemals in der Reihe der regierenden Landesf^sten Böhmens 
gestanden habe, jener Jaromir, der doch erst 1037, acht Jahre ^or des Cosmas Geburt 
(1045) starb. Dagegen sagt uns das Gedicht 

Ystane Jarmir nad vsiu zemiu cput. 
Der Dichter wusste also, dass Herzog Jaromir zweimtU in Böhmen geherrscht hat, nämhch 
zuerst nach Wladiwoj's Tode zu Anfange des Jahres 1003, und zwar nur wenige Wochen 
lang, da ihn und seinen Bruder Ulrich der Polenkönig schnell verdrängte, und dann 
wieder seit dem September 1004, wie der gleichzeitige Merseburger Bischof Thietmar 
(-[-1018} umständlicher berichtet Auch der Name »Boleslaw« kömmt auf den übriggeblie- 
benen Streifen vor, auf welchen das jetzt unvollständige Gedicht begonnen hatte. Man 
sieht, der Dichter war von dem Ereignisse trefflich unterrichtet, während der Chronist 
davon die irrigsten Vorstellungen hatte. Kann man nun behaupten, der Dichter habe 
erst im XIII Jahrhunderte gelebt, und seine Kenntniss der böhmischen Geschichte aus 
der Chronik des Cosmas geschöpft? Muss man nicht vielmehr zugeben, dass in Böhmen, 
unabhängig von den gelehrten Chronisten, die nur lateinisch schrieben und auf die Volks* 
poesie mit vornehmem Stolze herabblickten, eine schriftliche Ueberlieferung national- 
historischer Gesänge zum mindesten seit dem XI Jahrhunderte stattgefunden hat? Eine 
echrifUiche Ueberlieferung, sagen wir: denn dass die Mehrzahl der Gesänge der Königin- 
hofer Handschrift aus älteren Abschriften genommen sei, beweist schon das ältere Vor« 
kommen des Liedes »vom Hirschen,« und die buchstäbliche Uebereinsümmung beider 
Abschriften, um anderer Umstände zu geschweigen, deren Erörterung uns hier zu weit 
von der Sache abziehen würde. 

Da wir somit gezwungen sind, eine von Cosmas unabhängige *und im Einzelnen 
sogar richtigere Quelle der ältesten böhmischen Geschichte in der Vorzeit anzunehmen, 



S. 24. Fr&rdigung der EiamfSBrß. 181 

8o mOiisen wir auch folgerichtig zugeben« diiss die Abweichungen von der Erzählung des 
Cosmas eher /lir« als gegen die Echtheit der ältesten Gedichte sprechen. 

Die Aussage des Cosmas« dass der WySehrad erst aus Anlass des böhmischen 
Mädchenkrieges erbaut worden sei« hat gegen das alte Fragment eben so wenig Gewicht» 
wie seine fabelhafte Schilderung der Schlacht« in welcher Cestmir den Wlastislaw tödtete« 
gegen das gleiche« aber viel natürlichere Gemälde in der Königinhofer Handschrift« Er 
s^S^c j^ selbst« er könne seine alten Angaben nicht verbürgen: quoniam haec antiquis 
referuntur evenisse temporibus« utrum sint facta« an ficta« lectoris judicio relinquimus. 

Welche Bündigkeit übrigens in der folgenden Schlussfolgerung liege : »diese An- 
gabe im Gedichte stimmt mit den Chronisten überein« daher ist sie aus ihnen genommen« 
folglich neu und unecht«« — und wieder: »diese Angabe widerspricht den Chronisten« 
daher ist sie unpassend und unwahr« folglich neu und unecht« — braucht man unbeftin- 
genen und aufmerksamen Lesern nicht auseinander zu setzen. 

5. Aber das Gedicht (meinte Dobrowsky) will uns die Zeitgenossen der Libu&a in 
einem Culturzustsinde schildern« an welchen Niemand glauben kann« als jene »patriotischen 
Schlauköpfe«« die sich nicht entblöden« selbst die Hajekische Fabel von Schreibern der 
Libuia anzuführen. (S. 103). 

Hajek's Fabelwerk ist wohl von keinem böhmischen Historiker strenger abge» 
wiesen worden« wenn es sich als Geschichte geltend machen wollte« als von Palacky in 
seiner Würdigung der alten böhm. Geschichtschreiber (1830) und in der Geschichte von 
Böhmen (1836). Man wird uns daher keiner Vorliebe für Hajek zeihen können. Indes- 
sen« wenn derselbe sich die alten Böhmen minder roh und thierisch vorstellte« als Do* . 
browsky und selbst Cosmas (welche beide für ihre Schilderung der ältesten Zustände 
unseres Volkes eingestandenermassen nur ihre tubjectwen Ansichien, nicht aber historische 
Daten anführen)« so hat er in diesem einzelnen Falle gewiss mehr Recht« als sie. Wie 
unangemessen die dem Boäthius nachgeahmte Schilderung der böhmischen Urzustände 
bei Cosmas sei« wurde schon anderweitig nachgewiesen. Dass auch Dobrowsky sich ähn- 
liche Vorstellungen darüber gemacht habe« erklärt er selbst« naiv genug» in seinem Vor« 
bericht zu Monse's Landesgeschichte von Mähren« §. 10. »Was sich in der ersten Epoche 
»(400 — 800) hier in Mähren zugetragen hat«« sagt er« »lässt sich nicht mit Gewissheit be- 
»stimmen. Das wichtigste lässt sich wohl errathen. Man lasse 200 starke Charwatensöhne 
»mit eben so viel gesunden Dirnen von der Oder« 100 kraftvolle Öechensöhne von dem 
»Ursprünge der Morawa tiefer ins Land kommen. Man gebe einer jeden FamiUe eine 
»Hacke« einen Pflug« ein paar Stiere« einige Kühe« Schafe« Schweine« Hühner u. s. w. 
»was werden sie wohl anderes thun« als ihr Vieh auf Triften weiden« an Bächen tränken« 
»sich Hütten bauen« ackern« säen« ernten« die Früchte ihrer Arbeit gemessen und bei ihren 
»Weibern schlafen? So wuchsen allmählich die jungen Sprösslinge heran« u. s. w. Von 
diesem Bilde sticht nun freilich LibuSa's fürstliche Hofhaltung auf dem »goldenen« Wyie- 
hrad« so wie die ganze feierliche Scene des Gerichtes mächtig ab ; und schon darum 
musste das Gedicht eben so als Impostur erscheinen« wie man einst auch den Marco 



188 Denkmäler der böhnusehen Sprache. Gesckiehu der beiden Fragmenie. 

Polo für einen Impostor hielt, weil er die Ckinesen und Mongolen nicht als menschen« 
fressende Ungeheuer geschildert hatte. 

Wenn übrigens das Gedicht von einer »goldenen Burg,a einem »goldenen Stuhle,« 
u.^ dgl. spricht, so kann es keinem Verständigen schwer werden, dasjenige, was darin 
der Poesie angehört, von der Geschichte auszuscheiden. ^) 

6. lieber die Zusammenstellung Knuten, Lecken und Wladyken lacht D. und fragt: 
»wo sind die paniPa »Den Dichter konnte nur der unrecht verstandene Dalemil ver- 
»leiten, dem Wort Lech einen Sinn beizulegen, den es nie hatte, nie haben konnte. Lech, 
»sagt der neueste Yertheidiger des Fragments W. S., ist ein tapferer Mann, folglich etwa 
»miles, eques, Ritter. Nicht doch, Lech ist ein Yolksnameu u* s. w. (S. 106). 

So sprach D. im J. 1824, und vergass dabei nur, dass er noch im J. 1818 in 
der Gesch. d. böhm. Sprache S. 65 selbst gelehrt hatte: »Lech war zu Dalemil's Zeiten 
noch immer ein Appellativ , das er für einen freien , edlen , tapfern Mann gebraucht« 
u. s. w. Man sieht, wie grundhältig sein Einwurf wie consequent seine Auctorität war. 
Unsere Erklärung der Worte s. oben S. 86 — 90. 

7. »Was wollte der dichtende Spassvogel damit, dass er in dem Fragmente in alle 
Sylben, worin sonst das / und r zwischen zweien Consonanten den Yocal entbehrlich 
machen, ein e, und zwar nicht vor, sondern nach / und r (piek, zlec) einschob?« (S. 112). 

Wir antworten mit einer Gegenfrage : Was wollten die Schreiber der Urkk. 1057, 
1087, 1088, 1131, 1175, 1199, und der Mat. Verb. 1202, die Brennaz, Brene, Brenne, 
Bfennensis, Treztenici, Cretkou, plet, trest u. s. w. statt Br'nias, Br*no, Br'nensis, Tr"* 
stenici, är'tkov, pFt", tr^st' u. s. w. schrieben? Was die der spätem Urkk. und Hss., die 
statt des e überall ein i setzten? Was die noch spätem, die dieses i überall dem / und 
r voranstellten? Woher kommt es, dass das böhmische Volk mehrere Wörter noch 
jetzt gerade so ausspricht, wie sie in unsem zwei Fragmenten geschrieben werden, z. B. 
krev', trest*, kfest*, plet', kreö, blecha, bfevno? Obige Frage darf uns im Munde eines 
so gewandten Kenners der altböhmischen Mundart um so mehr Wunder nehmen, als 
derselbe in seiner Ausgabe des Cosmas die Formen Zribia, Zribin st. Srbia, Srbin selbst 
als die altem und echtem recipirt hat. (Unsere Ansicht dieser orthographischen Eigen- 
heit s. $. 14). 

8. »Ot steht für otec — als wenn die Böhmen zu LibuSa's Zeiten noch in unge- 
bildeten Wurzelwörtern ohne Form gesprochen hätten. Wie lächerlich !« (S* 105). 



'') y^Gold" oBcl „golden*' sind die Lieblingsbilder der Naturpoesie der Slawen, die gerade in den filtestcn 
Liedern am iifiofigsten Torkommen. So z. B. in serbischen Liedern die goldnen Tische (od alata sto- 
loTi) im KL Sanct-Paal| an denen die Heiligen siuen, die goldnen Spulen (zlatna yretena), an denen 
Seide gesponnen wird, in kleinrussischon der goldne Bogen und die goldnen Pfeile (zolotj luk, solotaja 
strilla), in grossruss. die „tri tereiiia tlatoTerchovatj,« in polnischen der Ur mit goldnen HOmero (iviers 
tnr CO t?ote roiki ma) q s. w. 



$. 24. ffUrdigang der Einwfüfe. 

In Dobrowsky*8 Inst, linguae slav. 1822. p. 326 lesen wir: »Oleü ab oc« mmie 0i 
otec.« Er supponirt hier also selbst das verschollene Primilivum ot« was auch refdviMlit 
ist. Kaum zwei Jahre darauf findet D. die Form ot lächerlich« und meint« es soHie üe«- 
ber ota heissenl Wir verweisen den Leser darauf« was wir über dieses Wort hertiu 
im Wortverzeichniss §.12 angemerkt haben. — Wenn man übrigens aus diesem eii^ 
zigen Worte folgern dürfte« dass die Böhmen damals noch eine Wurzelsprache ohne Fon» 
hätten reden müssen« so müsste man zugleich behaupten« dass sie eine solche noch beoc^ 
zutage sprechen; denn D. selbst s^^ählt in s. Bild, der böhm. Sprache 1799. S. II — IV niebl 
weniger als 441 Substantive auf« die er für einfache« unabgeleitete Wurzelwörter ausgibt^ 

9. »Das SubsL pFzeü ist aus dem Adj. plzny in der Königinhofer Handschrift regele 
widrig gebildet und fingirt« da es in keinem Dialecte nachzuweisen ist.a (S* 105). 

Das SubsL pFzen ist weder regelwidrig gebildet, so wenig als pldseik« pUseft« tie« 
seht tisch u. a. m.« man mag es von dem Adj. plz-ny« oder dem SubsL pl'za (vgl. iizeh 
und ieza« süisj, oder endlich unmittelbar von einem verschollenen Yerbalstamme ableiten« 
noch auch desshalb, weil es uns in dem Fragment zum erstenmal auftaucht« fingirt Do« 
browsky wurde offenbar durch das russ. polza irre geleitet: wir haben indess oben $.12 
die Form pVza aus einem alten serb. Codex nachgewiesen. 

10. »Das Wort strebropdna« silberschäumig« sollte ein so alter Dichter schon ge« 
braucht haben? Nicht wahrscheinlich.« (S. 109). 

Wir hingegen finden diese und ähnliche Composita« die D. angreift z. B. zlato- 
pesky« zlatonosny« als sinnlich-malerische Epitheta gerade bei einem alten Dichter sehr 
natürlich« und darum auch sehr wahrscheinlich. Kannte D. die unendliche Mannigfaltig- 
keit und mitunter überraschende Kühnheit in den Zusammensetzungen der Eigennamen 
und Ortsnamen bei den Slawen« die ihrem Ursprünge nach weit über den Anfang unserer 
Gesclilchte hinaus reichen« nicht? Was bei dem ganzen Volke üblich war« sollte einem 
höherbegabten« begeisterten Volkssänger verwehrt sein? Oder soll etwa Homer darum 
nicht älter sein« als Pindar« weil er in seiner Art eben so reich ist an zusammengesetzten 
Epithetis« wie dieser? Wo finden wir mehrere und kühnere Zusammensetzungen« in der 
Königinhofer Hs.« oder bei Simon Lomnicky? Wir lesen in der Königinhofer Handschrift 
(denn Beispiele aus der Volkspoesie anderer Slawen wollen wir nicht häufen): vlasi zlato- 
stvuci (60)« s dceru lepotvornu (50), obiet' hlasonosnu (34)« sk^ek hrozonosny (12)« jaro- 
bujnu silu (20), or jarobujny (70)« tur jarohlavy (56)« lesem dluhopustym (72) « di^evce seho- 
dluhe (38), vysokorostla drva (46), masoiravy nosec (98)« velebyster vöhlas (86)« potka ve- 
leliuta (38)« vcleslavny knieie (2)« povSst' veleslavnu (14)« blahodSjne jutro (48), k jutru 
Sedoseru (2), vzupichu vsiestraSivo (26), vsietichunko (4) u. s. w. ; wir werden wohl« wenn 
wir gerecht sein wollen« zwei bis drei hundert Jahre früher auf demselben Dichterboden 
ein paar ähnliche Composita nicht unwahrscheinlich finden? 

11. »Za fiir zda steht etwa nur desshalb« weil die Polen aza für das böhmische 
zda schreiben.« (S, 109). 

Sonderbar! In der Königingrätzer Handschrift^ (vgl. ob. S.9. Nr. 14.)« welche Dobrowsky 



184 Denkmäler der böhmuchen Sprache. Geschichie der beiden Fragmente. 

viele Jahre lang besass, wird za (ür zda eioigemal gelesen« namentlich in dem Gedicht 
PaSije« Y. 114: za by mohli yinu poznati, und im Prokop Y. 702: ba za nevöS? (St Ski. 
HI. 33. Y. 33). Wie kam nun dieses Wort in diese Handschrift hinein ? — Die Wahr- 
heit ist, dass das alte za für zda (vgl. serb. za-r st. za-z, wie more st. moie u. s. w.) in 
altböbmischen Denkmälern mehreremal vorkommt. S. §. 12 Wortverzeichniss und Jung* 
manns Ces. Slow. u. Za. 

12. »Rozvlaja&e ist nicht böhmisch« sondern aus dem slawischen vlaju sia» das als 
Activ gar nicht vorkommt« genommen und mit roz zusammengesetzt worden.« (S. 109.) 

Lehrt doch D. sehst in s. Lehrgebäude der böhmischen Sprache und in den 
Inst. 1. slav. (z. B. S. 353. 356. 359 — 360)« dass aus den Reflexivis und Neutris Activa und 
Factitiva werden« wenn die Yerbalstämme entweder in andere Formen übergehen (z* B. 
rostu u. rostim) oder mit Praepositionen zusammengesetzt werden (z. B. tl^ti u. raztliti). — 
Das Act. rozvlajati ist demnach neben dem Reflex, vlaju sie eben so regelrecht« als roze* 
amati od. wysmati neben smati sie« rozhnewati neben hnewati sie« oplakati od. rozplakati 
neben plakati sie u. m. a. Und da es uns über das XIII Jahrb. hinaus an allen Hilfs- 
mitteln gebricht« um über den Wortvorrath der böhmischen Sprache bis zu jener Periode 
urtheilen zu können, so dürfen wir ein so tadellos gestaltetes Wort desshalb allein nicht 
verwerfen« weil wir ihm bis jetzt in unsern spätem« noch immer nicht vollständig durch- 
gesichteten Sprachdenkmälern nicht begegneten. ^ 

13. »Die Zusammensetzung zlatop^sky« von zlato und p^sek« soll schon dem Zeil« 
aher LibnSa's angehören? Unglaublich.« (Ebdas.) 

Ob dem Zeitalter Libusa's — das wissen wir nicht: aber der Zeit« als das Ge- 
dicht niedergeschrieben wurde « und dies geschah unseres Bedünkens schon vor der 
Mitte des X Jahrb. « gehört sie gewiss an. Ygl. das oben unter Nro. 8 gesagte. — Do- 
browsky greift gleich darauf auch die Zusammensetzung zlatonosny« als modern« gelehrt« 



*} Sprachdenkmäler aus uralter Zeit nach dem Wort- und FormeoTorrath eiaer spatem Zeit streng richten 
%n wollen« ist immer misslich. .Fast jedes neuentdeckte Fragment macht uns mit neuen WSrtem» neuen 
Formen bekannt. Dies gilt nicht yom BShmischen allein, sondern Tom Slawischen überhaupt Wie yiele 
ake, gute, sonst nicht Torkommende WSrter hat uns die MaL Yeih. erhalten. Auch in dem Witten- 
berger Psalter haben wir beim ersten flüchtigen Durchlesen deren mehrere bemerkt, t. B. sabiratvo 
(neqoitia)» ml (sors), saUutiti (trocidare), popestiti (delinquere), prSraduju sie, prßradost, Yezdm(¥sdtil? 
holocaosta)« T/soCec (altissimus)« remeslniti (operari), pjchleti sie (delectari), harban (corona), jabfien 
(Apfel <), medkj (suayis), sbierovati (liberare), zbiero?anj (liberatus), ruh (scandalum), uz(ora), Tice(po- 
sieriora) u. s. w. Noch mehr Behutsamkeit erheischt die Beurtheilung der grammatischen Formen: denn 
nur zu oft ist dem einen Dialect zuständig, was den andern, nach den bekannten Sprachdenkmülem, 
iüicht kustfindfg Ist. So eiitbebren t. B. im Altslawisdien die Adj. anf -ni: ^jTini, gorni« niini, die Ordin. 
auf -j nnd -i : Ytorj, treti, ttwrtjy üemer die Adj. boji« suji und iuji allerdings der abstracten Fem $ 
aUein in der Kdaiginhofer Handschrift lesen wir S. 44 ausdriicklicfa t K Tjrinu hradu st. k Tjiniemu. 
Ist nun das Gedicht darum unecht, weil diese Fbrm darin Torkommt? — Auch die Composita: pAltfeta« 
p^&lHwrta u. s. w. zeugen unwidersprechlicb iUr den ehemaliges Gebranch der abstracten Form bei den 
OrdnongSMhlen tfeti, Ctwrtj n. s. w. 



V ^'.\\ , 



\ $. U. Hnk-digmng der Emw&rft. 18« 



dem 'lateinischen aurifer nai^h^ebüdet» an. Diess heisst doch wohl dem schaffenden 
Spr'acbgeniua eines Volkes oder eines Naturdichters wenig zutrauen. Im Poltawer Gouv. 
in Russland läuft links in den Dn^per ein Flüsschen Zolotonoia: wir möchten gern wissen» 
ob demselben diesen- Namen das Volk gegeben habe , oder etwa die kais. russische 
Akademie? 

H. »Tetvi für Sippschaft ist ein ganz neugescfamiedetes Wort von teta« die Base 
oder Muhme.« (S. 103)^ 

Tetvy, als Gen. von dem Mannsnamen Tetva« hat mit teta» Base oder Muhme« 
nichts zu schaffen. Wir haben unsere Erklärung des Wortes bereits oben §. 12 gegeben, 
und glauben, dass man sich dabei vollkommen beruhigen könne« wenn man nicht lieber 
Yorzieht, im absoluten Negiren zu beharren. Die ersten Herausgeber des Fragments lasen 
unrichtig jetvi« und dachten an jeteY=:vdtev« Zweig« Sippschaft. JDobrowsky hätte« bei 
seiner umfassenden Gelehrsamkeit« sich lieber« hier wie anderswo« nach einer richtigen 
Deutung des Wortes umsehen sollen, das er allerdings richtig gelesen hat. 

15. »Das Wort cnesna (kniezna)« das fünfmal in allem vorkommt^ ist zu neu« es 
i^üsste dafür knieni stehen« wie in der Königinhofer Handschrift In einer Urkunde Kg. 
Wratislaw*s vom J. 1088 steht Knasawez« also knaz mit a« nicht mit e. Wie kann nun 
das Gedicht Yon einem noch hohem Alter sein? Der Missgriff ist hier offenbar.« (S. 104*) 

Der Missgriff D. ist offenbar und handgreiflich. Denn 1) er Ycrmengt knieina und 
knieni« die doch in der altslawischen Sprache genau gesondert sind^ und auch in der 
altböhmischen Mundart nach dem Zeugnisse der Königinhofer Handschr. einst verschieden 
waren. Knieni oder kniehyni heisst die Fürstin« kniezna die Fürstentochter (vgl. slav. 
carevna* kralevna und carica« kraljica). S. Kön. • Ho£ Hs. S. 112. Y. 30. S. 196. V. 26. 
S. 198. y. 3. 20. 28. S. 200. V. 13. Die Böhmen haben indess beide Wörter sehr früh 
Ycrmengl : daher schon in den ältesten Legenden im Museum : VratislaY s svu knieznu, 
jeiito jmie Dragomif« mSI dva syny« 513« 2« welchen Beleg so wie die aus der Kön. Hof. 
Hs., wir in Jungmann^s 6. Slown. ungern Ycrmissen. 2) Ihm ist knieni der Form nach 
recht alt« kniezna aber nicht« weil es kein a hat» nnd doch gehören beide Wörter dem- 
selben Stamme knia- oder knie- (cyr. kna-} an, man niag knieni für eine Erweiterung des 
Stammes knie- oder mit uns f&r eine Contraction des Wortes kniehyni halten (vgl. car' 
^t. cesar\ ban st. böjan« barin st. bojarin u. s. w.) 3) Er lässt die Formen: jeje« sviet^« 
sniechu sie« poöie« je sie« viedinu« mie« tie« sie u. s. w. ohne Arg passh*en« wo doch 
aMberaR an der Stelle eines cyr. a ein böhmisches e oder ie steht. Folgerecht hätte 
^ diese alle verwerfen isoUen. ««- Wir haben $. 22. Nr. 2 ausführlich bewiesen« dass so 
weit wir die Anssprache des nasalen Grundiauts a in Böhmen mit Hilfe Yon lateinischen 
Diplomen und Chroniken zurück ins graue Alterthum Ycrfolgen können« dieselbe stets 
zwischen a nnd e schwankte , und bitten den Leser das dort gesagte nachzulesen. Dem 
cnosawez der Urkunde mit der Jahrszahl 1088« die indess nach dem Urtheile stimmbe- 
rechtigter Kenner in ihrer gegenwärtigen Gestalt erst im XII Jahrhundert nieder« 
geschrieben ward« setzen wir das weit gewichtYollere »Bele kn^gini« id est polchrs skimina« 

24 



186 Denkmäler der böhmischen Sprache. Geschühie der beiden Fragmente. 

sclayonice dicta« des Ditmar von Merseburg (starb 1018. Dec. 1.) entgegen« aus einem 
Codex« welchen die Herren Pertz und Lappenberg für ein Aaicgraphan eridären* (Peru 
Mon. Germ. bist. UI. 862. coli, p, 729.) 

16. »Die Russen nennen ihr Recht pravda« also müssen es« meinte der Concipient« 
die Böhmen auch so genannt haben. Ein unbefangener alter Böhme« der von der russi- 
schen Pravda nie was gehört« würde gewiss pravo geschrieben haben. Selbst die Polen 
nennen das Recht pravo. Dem Schreiber des Fragments steckte die russische pravda 
im Kopfe.« (S. 102. 108.) 

Im J. 1799 schrieb D. folgendes: »Der Wurzellaut praw ist in prawda justhia« 
praweden justus u. s. w.a (Bildsamk. der böhm. Sprache« S. XL!)« und 1818 wieder fol- 
gendes : »In einer Cerronischen Hs. auf Perg. Bl. 70 liest man prawda« die Gerechtigkeit« 
(Gesch. d. böhm. Spr. u. Lit S. 153 — 154.) In dem letztgenannten Werice S, 186 ver- 
weist Dobrowsky auf die Excerpte aus dem Wiener Codex der Sonn- und Festtagsevange- 
lien bei seinem Freunde Durich (Bibl. Slav. S. 208)« wo dieser ausdrücklich sagt: Hac 
voce pravda veteres Bohembs itidem justiliam signasse« semel in Evangeliario Vindobonensi 
bohemico inveni: Matth. III. 15. naplniti vSiecku pravdu. — Wie kommt es nun« dass D. 
im J. 1824 behauptet« pravda fUr jus« justitia« sei nicht altböhmisch« sondern aus dem 
Russischen entlehnt ? — Hr. Jungmann hat in seinem ä. Slown. das altböhmische pravda« 
jus« justitia« mit nicht weniger als ftinf und dreissig Citaten aus unverdächtigen Quellen 
(die Stellen aus unserm Fragment nicht mitgezählt) belegt; eine Anzahl« ^ie hoiTendich 
auch dem sprödesten Beurtheiler genügen wird. 

17. »Ideie Orlicu Labe plje Y. 43« scheint eine Nachahmung des Verses im 
Jelen (der Königinhofer Handschrift) : Syra zemie vfelu krev pije« zu sein.« (S. 110.) 

Wir sind verlegen« wie wir diesen Einwurf beantworten sollen: wir überlassen es 
daher dem Leser selbst« denselben entweder zu überwinden« oder sich von ihm besiegen 
zu lassen. <^ Wir meinen bloss« dass ein »dichtender Spassvogel«« der sich erst aus der 
Königinhofer Handschrift diese und ähnliche Metaphern hätte borgen müssen« schwerlich 
je auf den Einfall gekommen wäre« Gedichte« wie das unsrige ist« zu produciren. 

18. »Der Nachahmer oder Concipient nahm den in der Urk. 1088 vorkommenden 
Kamenmost aus D*s. Geschichte der böhm. Sprache S. 83« wo er S. 95 auch seinen Radovan 
her hata (S. 111.) 

Diess hätte leicht geschehen können« wenn D. bei der Fabrikation des Gedichts 
zu Rathe gesessen und dem hilflosen« bald vom Namen und Ausdrücke verlegenen«« bald 
»tollkühn neue Wörter schmiedenden Impostor« diese und ähnliche Schibolets ins Ohr 
geflüstert hätte. — - Unseres Wissens kommt Kamenmost auch noch in andern Orkuoden« 
als der vom J. 1088« vor « und. der Name Radovan ist in unsern alten Nekrologien und 
Urkunden gar nicht selten« — Hier und anderwärto ist dieselbe Taktik : was anderswo 
vorkommt« ist eo ipso entlehnt« was nicht vorkommt« ist eo qplso erdichtet» folglich ist 
das Ganze falsch und ein Machweii^. . 



*■ w 



$. 2A. Wy'idigung. der Einwarft. v 197 



19. vLiadny ist im Polnischen hubach« niedlich, in des Kg. Wenzels Minnelied 
zart« hier aber ist der Fluss ladny : wie kommt nun die Sazawa zu diesem Epithel ?« 
(S. 110 — 111.) 

Unstreitig auf demselben Wege> auf welchem die Flüsschen Lada in Russland und 
Galizien zu diesem ihren Namen gekommen sind. In der Mat Verb, wird serenus, nitens 
durch ladny glossirt> p. 218, c. 2; ladny kann hier daher mit Fug für gleichbedeutend 
mit bystry, öisif , Umpidus« genommen werden. — Vgl. $• 12. Wortverz, 

20« »Wie konnte ein alter Dichter die Mies strebronosna, silbertragend« nennen ? 
führt sie etwa Silber? dsa ein lächerKcher Missgriff.« (S. 111.) 

i Hierauf antworten wir mit D« eigenen« ^ unmittelbar auf den Einwurf folgenden 
Worten:' »Die Stadt Mies heisst böhm. Sti^ibro> d. i. Silber« weil man« selbst nach Hajek's 
Erzählung« im J. 1131« wohlgemerkt im J. 1131« bei Grabung der Gründe Silbererz 
entdeckte.« In einer Gegend« wo Silbererz gegraben wurde« wird doch Silbersand im 
Flusse nicht zu den Unmöglichkeiten und Wundern gehören 7 Was die Berufung auf Hajek 
anbelangt« so fallt es uns auf« dass sich D. hier an einen Mann festgläubig anklammert« 
den er sonst in allen seinen Werken« und auch in dieser Rec. an mehreren Stellen« als 
den Erzfabelhans und Lügner « besonders in puncto der Chronologie « verachtet und 
verspottet. Wenn er auf Uajeks Zeugnisse über den Bergbau in Böhmen ein so grosses 
Gewicht legt« so sollten ihm dessen (allerdings unbegründete) Aussagen von der Gold- 
Wäsche unter Krok« Libusa u. s. w. auch genehm sein. Quod uni justum« alteri aequum. 
• 21. aStol ist im Böhmischen ein Tische nicht Sitz« Thron« dieser müsste stolec 
heissen« wie.bei Daleiaail.« :(&. lOi.) 

Könnte, man. nach D. Weise nicht 4lso argumentiren : Stolec ist yWz^ im Böhmi- 
schen ein kleines Tischchen« nicht Sita;« Thron: folglich kann stolec für Thron bei Dalemil 
nicht echt: sein. Es müsste andcirfl.heissisii. —< Wie das abgeleitete« spätere stolec seine 
lursprüngliche Bedeutung (Stuhl) im^ BöhUMSchen eingebüsst hat« eben so gut konnte die- 
selbe auch das Stamknwort>.sto) einbüsaen« Da stol in den altem slawischen Dialekteh 
wirklich den Für^tenstubl bedeutete« ilind da in der altbdhmischen Sprache erwiesener- 
n^assen viele Subst. in. ihr^er. primitiven Form gang und gebe waren« an d^en Stelle später 
die mit -ec abgeleiteten traten {i. B* uj« prapoK*« Jim« iribop u« :S. w.)« so sehen wir nicht 
ein« warum man das Wort stol in., einem alten Gedickt nicht gelten lassen sollte? -r-r 
Nachdem obiges bereits geschrieben. itar> erhielten. wir eine Abschrift des Wittenberger 
Psalters« und fanden darin das Wort stol für &Q6ifog, sedes« zweimal: Ps. 88> 30« a stol 
jeho«.et thronum ejus« Ps. 92« 2. upraven^^stol tvoj«parata sedes tua« o ^govog tfov. 
Sonst steht im ganzen Psalter stolec für .tlH*OKiua» sedes. In diesem Augenblick gewahren 
wir beim Nachschlagen« dass auch Hr. Jungmann ins. Wörteri). u. St&l fttnf Belege aus 
alten Quellern. Iiir die Bedeutung Throii« Sio^ angeführt hat I>*s. Zweifel ist hiermit aufs 
bündigste gehoben. 

22. »Das Adj. oteA ist wohl altrussischj aber nicht bdhmisch. Woher nahm nun 

unser schlaue Nachahmer das im Böhmiscben < sonst nie gebrauchte oteik? Aus; demrussi* 

24* 



•|g8 Denkmäler der böhtiiuchen Sprache. Geeduchie der beiden Fragnunie. 

«chea Gedichte Igor» worin der ganre Ausdruck 8 otna zlatä Mola uekrmalen Tor- 
kommt» (S. 104.) 

Das Adj. oten ist auch altböhmisch» denn in unserer Mau Verb, wird: i^puber» 
tririlia«» durch vdaki writi otne pameti« glossirt» was wir otne pamfity (parentales notae, 
p. Signa) lesen. Vgl. S. 55. 76. Wenn die Formel s otna zlata stola auch in dem Oesang 
Igor gelesen wird, so ist dies» nach tmserer Meinung» nur ein Beweis mehr f&r ihr bobes 
Alter. Beide Denkmäler überkamen sie aus einer gemeinschaftlichen Quelle» dejP ältesten 
Nationalpoesie der Slawm; Dies ist nicht der einzige Fall» wo sich die Nationallieder 
verschiedener Slawenzweige sogar heute noch in dens^ben Ausdrücken begegnen« Wttre 
D. die »prayda po zakonu« in dem Zakonnik des Stephan bu§aa (Hs. 1700) bekannt ge- 
wesen» er hätte gewiss» nach seiner Methode» nicht ermangelt zu behaupten i Unser 
»Concipienta habe sein »pravda po zakonuk yon da gebott. Wir können mdeM< ver^ 
sichern» dass die Handschrift» worin der Ausdruck gelesen wird (in den von Raiö ge<* 
druckten interpolirten Gesetzen kommt er gar nicht vor)» im J. 1818 noch den Serben 
selbst» geschweige denn den Böhmen» unbekannt war. 

28. >Der Meönik der russischen Pravda ward hier in ein Mädchen (mit dem 
Strafsehwert) verwandelt.« (S. 112.) 

Um den Mednik hätte sich der »dichtende Spassvogel« nicht gebraudit nach ftoss» 
land zu bemühen» da er ihn in Polen viel näher bei der Haiid hatte. Und waruiü' hätte 
er ihn» den historisch wohl bekannten" Mann in ein unbekanntes Mädchen verwimdeh ? 
Wäre es nicht natürlicher und folgerichtiger gewesen» zu sa^en: die däv£ siidne sind 
ganz erdichtet» da sie sonst nirgends vorkommen. — Um nicht den Leser durch Wieder^ 
holungen zu ermüden» ersncfaen wir ibu» dasjenige nat^zdesen» was wir über diesen 
Gegenstand bereits oben S. 95. angemerkt hab^n« '1 ' ^ > : : 

24. »Wenn W. S. bemerkt: vifeiez so viel als Hcdd» Ritter» Freier, daher arte^ in- 
genuae»- liberales» wer könnte sich hier des LaeMn^' enthalten? Glaubt er etwa gar aoi 
das heidnische Gymnasium zu Bude6» ^wo inan auch' Zaubericünste lehrte?« (S.' 113.) 

Weim dieDeutuiig einer dunkeln^ schwierigen Stelle in feinem aken Gedicht "hichc 
gleich auf den ersten Wurf gelitfgtj was folgt daraus (tlr dessen Unechtheit 7 Ist es dar^ 
um unecht» weil wir es niohtj ^9<srsteben?^ 'Pöbröwsky ^dilehte ah Vh in Svatovit» von 
dem die Begeisterung zmb^ WsAiniagcfn ifa^rrükreni soll» und fibefsef^t »rfudenS v^iöbam 
vitiezovym« durch »in Währsagerkünstefa >iini?errieht6t.4« t Unsere Beuiong des Ausdrucks 
vi^ddby Vitiezove B. oben "Sw 96« • ' ' ' ^.j s 

2&. »Der Ausdruck destcy prävdodatnen kt ' in dem Fragmetite sehr schlecht g^ 
wählt« '*^ Nur der unkritische^ Hajek fabelt «vbn diiier slawonischen Sebrif^ V6U slaw^ 
niBchen Schreibera der Libula.« •(& 102.) <-< '^ '^' * * *'' 

Nach unserer Ansicht ist dei^Atiidruek;^» desky pravdodlrtne«Mi^ ni^ #bel glii^ 
wählt Das Wort desky für Schreibtafeln haben die alten Böhmen mit den alten RtiSM^ 
gemein. Vgl. oben S. 9^ ditä bäeSi^kyW>de^ Nöwgi^oder Pösadniks M^roSkil^ vom J. 1208. 
GUleiL is^s» dassD.r^^dielseiiTMssfsehetfiiMiifky Is^ismom^^ wus^te ? Msö^t wAj*M 

Ml 



\ $.24. Witrdigung dir [Eme^^ f89 

die unser« Fra^eato- gewiss von: di erborgt; ''^^'- ^ Däss die Gesietztafeln (desky prardo* 
datne) beschrieben gewesen wtoen« sagt das Fraginenl ntdk^ und wir behaupten es auch 
nicht: mit Schnitzwerk und Runen mögen sie wohl bedeckt gewesen sein* -^ Um über 
die Frage: ob die aken Slawen vor Cytill jind 'UetUod' Buchstabenschrift gekannt und 
-^wenigstens bei Wahrsagen und Cidtas -^ angewendet haben? ins klare zu kommen, 
brauchen wir jetzt weder den unkritischen Hajeki' no^ die köstlichen Prilwitzer Gött^-« 
bilder und Steine (Tcm denen iodess der Hr. Arehitar Liacdi doch noch einige zu retten 
hofflt) zu consuhirien? es fehlt uns an klaren liiid pl^sitiven Zeugnissen nicht. VgL S, 98«« 
wo auch der g^eiligten Rnnentafeln der Äsen erwähnt wiitde. 

26; »Es wird Torausgesetzt » dass <lie Ordafieii« die wahrscheinlich erst von den 
Deutschen nach Böhmen kamen« schon damals^ üblieh wairen. Man weiss wohl« wenn sie 
abgeschafft worden; dass sie aber von Pfemysl eingeführt« oder ror ihm« ehe ihn LibuJia 
zum Gemahl erkor« schon im Gange waren« dafitr darf man doch mit Recht Beweise 
fordern.« (S. 112.) 

Auch unser gelehrte Jurist« H. Maciejöwsbii ist der Meinung« dass di6 Gottes- 
urtheile erst dmrch die Christen den bekehiten Slawen zugifilhrt wurden (Pam. Slow. I. 
308 — SIL); gleichwol haben weder seme Argumente« noch D. Zweifel unsere Heber« 
Zeugung von -ihrem vorchristliche^ Alter bei den Slawen wankend gemacht. Schon der 
Umstand« dass wir sie bei dem Hellwerden iii' unserer Gesehichte bei allen Slawenzweigen 
verbreitet und tief gewurzelt antreffen« -und dass wir wohl Tbn ihrem Ende« aber nirgends 
von ihrem Anfange Kunde finden« fOhrt auf die Yermuthung« dass sie älter sind^ ris 
unsere beglaubigte Geschichte. Bei den meisten indogermanisöhen« dso dem unsrigen 
zunächst verwandteit Stämmen« bei den Germanen (nach Phillipa und Grimm)« Gelt^ 
Griechen« Indiem u.'s.- w.« wäirev die Ordalien vor dem Ghiriätenthum da: warum nichc 
bei den Slawen? Widerstrebten sier etwa ihrer ^ Denkart» ihfbn Sitten? Was ist denn das 
Ordale ande^s^ als die Jküfrafting der Gottheit enr Yerkündung der Wahrheit und des 
Rechts in einer angewissen Sache -^ also eine Art Lok>s4n7 Nun war aber das Loos« 
werfen, in gewissem Sinne seibat ein Ordale« bei keinem Volke mehr verbrettet; als bei 
den Slkwen: über Krieg und Frieden ^ WoHie ' dadurch; oMsoliieden. Ein Volk« welches 
seih ganaesiWohl und Weh dein Aussprache der ^Gocthdt: im Lodse unterwarf« i^d woU 
nicht angestanden haben« das Schicksal isin^s Angeldfagten derselben Macht anheimBQii 
stellen^ Freilich Marder Eid auch bei deii Slawe« von jeb^ dais vortügliehete« , edlere 
Beif^ismittel^: dieses schloss aber andere 'gar nidit ausi zumal< ausdrücklich gesagt wirdb 
Jurationes (bei de^ Sbwen) difficillime admittuncarii nadb jnrare apud Slavos quasi pe^^ 
jurare' esl^ /6b vindicem Deorum iram. Uefanold I; c. 8ft* $• SJ Wenn Helmold weiter 
sagt : Slavi (nämlich die von den Deutschen bezwmgeneii tHid bhristianisirteft) inhibiti sünl 
deieetero jnrare in arboribus« fontabvs et laj^diblUr« sed olterisbant criminibus pulsatos 
saiCei^dMi« «fsvrt) vel voineribttS> examinandos (fc e«^ 81f^$/' \% so ist hier» unseres Bedfln«' 
kens« nvlt vKMtder Aüsschliessuttg des emen Be^rAMüittel«^^ dea Eides' nach beidnis^MÜi^ 
JM;; «nd von der Befrekaltang* des andern dier lledle/ et^^ifisft' die Slawen nach' Arei' 



190 Denkmäler der böhmischen Spracht. Gttchichu der beiden Fragmenie. 

Unterwerfung und Bekehrung in die Classe der Unfreien geworfen wurden, welche be* 
kanndich vom Eide ausgeschlossen waren, und sich zum Beweise ihrer Unschuld steüs 
der Ordalien bedienen musstto. 

27. »Die Böhmen kenneii das Wort r^iti gar nicht; auch die Polen nicht Auch 
ist die Imperativform roErdStte nissisch, nicht böhmisch. Schreibt doch der Impostor 
selbst sonst sud*te, und nicht südite. M^ndacem oportet esse memoreml« (S. 107 — 108). 

Die Böhmen kennen das Wort r^iiti sowohl aus der Alexandreis, deren 2211 Vers 
also lautet: »Op^t sie Toda rözreSi, Star. Sklad. IL 253., als auch aus dem emplasmirten 
rozhfeSiti statt rozreSiti, des abgeleitieten re^o nicht zu gedenken. — Den YoUstftndigen 
Imperativ neben dem gekürzten haben wir bereits oben S. 78 gerechtfertigl, und mit 
dem schlagenden: Okuste a vidite, femer A tu lib kup, lib nekupi, belegt, welches D. 
einst ohne Arg passiren lie^s« 

28. »Vers 78 in der Flexion clanechu se müsste nach n ein u» eigentlich ja stehen, 
wenn das Flickvirerk ein hohes Alter haben sollte.« (S. 107). i 

Auch dieser Einwurf ermangelt alles Grundes. Wir haben bereits §. 22. Segm. 3. 
aus unbestrittenen alten Quellen auf das einleuchtendste bewiesen, dass der Umlaut des 
a in e, besonders nach weichen Consonanten j» c, c, i, z, i, im Böhmischen uralt ist« Wir 
ersuchen den geneigten Leser das dort gesagte nachzulesen. — Uebrigens fKUt es auch 
hier auf, dass sichD. gegen dieses einzige Wort auflehnt, und bei den übrigen mit dem« 
selben Umlaut behafteten: deliedi, öeliedina, dlie, slyäe, slyäeste, vece, deVde (ruka), u. 
rozmyshechom kein Veto einlegt. 

29. »Bei den Böhmen ist hovoKti (raunen« verworren reden) und mluviti (ordent« 
lieh reden) niciht einerlei. Veris 79 und 80 steht zwar richdg govoriti« nicht aber Vers 
83 und 117, wo mluviti stehen müsste. Der Concipient hielt sich lieber, um alt zu schei« 
nen, an govoriti, weil es im, Russischen üblich ist« (S. 108), 

■, Wir bedauern, dass der geldbrte Mann zu solchen Mitteln Zuflucht nimmt, um 
das Gedicht allseitig zu verdächtigen I Die ganze von ihm ersonneae Distinction JßUll 
Angesichte der Zeugnisse unserer Sprache über den Hatifen. HovoHti wird jetzt und 
ehedem schlechtweg für mluwiti g^braucbt. (VgL JungmannVCl. Slown^ii. Uövofiti). Gesetzt 
iber auch^ es fönde jetzt dn geriiiger Untierschied statt: kann und darf irian darnach den 
Sprachgebratich, wie er etiva vor Tausend Jahren war, richten? ' .; > 

30. »Der Schreiber des Fragments wollte V. 92 nicht vS6e» Volksvisrsammlung bei 
den Russen, sietzen, da er* ein dreisylbiges Wort vonnöthen hatte. £r lieh also dem 
Worte die Form: «ina und .schrieb vedina. Nachweisen lässt sich das Wort als in irgend 
einem Dialectä vorhanden, oder als jemals gebräuchlich, freilich ijiicht. Was soll es 
schaden; meinte en Für. alt wird man ea immer halten.« (S. 105).. ' 

Vieöina, die Mehrheit» von vieöi oder vieöSi, hat, unserer Meinung nach, mit desk 
verpönten russischen, vi^e (das übrigens auch in den Glossen der Mat. Verb, mad de» 
Museuio-PsaUerSi« ferner in dem Wittenberger Psalter Ps. 21, 17. 39, 11. und 90^ 6. vor*i 
Iionttit):'tijch|a)gf}ineiKi*: Bfan trifit es freüich in altserbiachen Urknnden und in illvrischeA 



Bü^em häufig ^fenug an; indess war dieser^ UmstatidD. nicht gegenwärtig« sonst würde 
er ihm gewi38 flügs die Uskokische Abkunft abgembrkt 'habend : (Vgl. $« 12. Wortyerz.) 

31. »Man Temehme Y. 118 die wahre' Gesinnung ^dba, böhmischen Patrioten Raü« 
hör vom Riesengebirge: NechTafaio nam ▼ N£mcichi>islcat^ pravdu u. s. w. Hier legt unser 
wahre Patriot» der bei »einem eingefleischten deutschem Michel« in Diensten steht« seine 
Herzensmeinung dem alten Ratibor in den Mund«a (S* 108)« 

Also die deni böhmischen Patrioten Ratibor in den Mund gelegte Herzensmeinung 
des Dichters soll ein Beweis der Unechtheil des Fragment» isein? Und dieses Argument 
oder Tielmehr diese Herzensmeinung Temehmto wir aus D^browshfs Munde? — Müsste 
nach dieser Logik nicht der ganze Codex der Mat*' Verb, im' Museum das Machwerk 
»neuerer Hyperpatrioten« sein« weil darin S. 30. Gol. L das mit neunzehn Synonymen, 
die wir nicht niederschreiben wollen« begleitete Wort Barbärus durch einen Namen glos- 
sirt wird# wohl gemerkt in der Zeäe §^ossirt wird» den jeder Leser kennt und nöthigen« 
falls unt^ am gehörigen Orte finden wird. Müsdte es nicht Dalemils ganze Reimchronik 
sein.? Müsste es liicht jenes ausgezeichnete W^ksein^' das D» sehr gut kannte, indem 
er in 8. Gesch. der böhm. Liter« 1818. &«• 34b<^346 eine lange Stelle daraus anführt, 
welche wir den Leser nachzulesen bitten» daihit er sich überzeuge» dass es D. nicht un« 
bekannt war» wie die aiifen Böhmen in i^fr/evi Puncte dachten imd /rAr&^/n« — Die Vor- 
sehung schuf mit den Völkern zugleich die Polarität ihrer Kräfte; und es gab Patrioten» 
Hyperpatrioten und Afterpatrioten auch gestern und ehegestern und nicht in Böhmen 
allein. Es ist fi*eilich ein schöner Beruf edlerer» mit der mens divinior begabter Seelen» 
die Exorbitanten auf beulen Seiten zu moderiren : dass aber das von D. gewählte und 
bei Gelegenheit den Recensionen von Rakowiecki*s^ Ossolii&ski's und Kalajdoviö's Werken 
(W. X d. L. Bd. 27. 33.) angewandte Mittel das rechte* und' ;xweckinässige wäre» können 
wir uns» trotz der Terzuckerten Worte S. 102"^ 103» nicht ^^rzeuigeu, 

32. »Der. V. ,7. wollte den Iteterschied zwischen praTda^ dem weltlichen bürger- 
lichen Rechte» und zwischen zakoh» dem heih'gen» religiösen Gesetzbuch» V. 8» 28» 69» 
111» 119» bemerkbar machen. Der zakon wäre also gleiclisam die heidnische Bibel. 
Nach der Etymologie dieses Wortes ist zakon ebeh kern gesohriebenes Gesetz.« (S. 112.) 

Den ganzen hier gerügten Unterschied hall sich .Di. ersonnen» um ja nichts andern 
Gedichte uiibekrittelt 2U lassen. Der Ausdrück - prsvda . po ? aakonu < (man merke » dass 
dieser Ausdrudi auch in dem serbisdien Gesetzbuch TOftkommt) bedeutet nichts mdbr 
und nichts weniger als »das Recht nach > dem Cie8etze»Jusi secundum legem.« Dass der 
Zakon hier svaty (heilig) -genannt wird» daran bätle doch 'ein Alterthumskenner » wie D.» 
keinen Anstdss nehmen sollen i falls er nicht aneb d^n> Jieidnischen Syatovit anfechten 
wollte. I^ur dhe Mal. Verb, macht einen Unterschied zwisehen prayda und prayo» und 
dieser» wenn,;wir ihn anders gut verstehen, spricht eher f&r» ala gegen die Richtigkeil 
der Anwendung deA Wortes prayda in unserem Gedicht. •> 

I .:..T 8}.^ «Weabrdas Fragment auch ^ wirklich echt und nicht unterschoben wäre, so 
kannte darautf, dass der natch. sAUftru Phantasie nudcnde Biohtiär bei Libuäa's Gerichte 



V 



lOX Denkmäler der bälMuchm Sprache. GuchicAie der beiden FragmenU. 

einem von den zwei Mädchen als Beiständen die Gesetztafeln in die Hände gibt, noch 
nicht gefolgert werden« dass es damals, Tor Premysl, wirklich geschriebene, nach Böh* 
men mitgebrachte Gesetze gab.a (S. 101, 112.) - 

Hiermit sind wir einverstanden, und wollen das auch nicht folgern. Nur geht 
D« oflenbar zu weit, wenn er an einem andern Orte behauptet, die Böhmen hätten vor 
PremysI von Gesetzen gar nichts gewusstl Seiner Vorstellung von dem Znstande der 
fdten Böhmen war das gemäss, nicht der unsrigen. Er hielt sich an Cosmas Bericht 
von den mit Bobemus in das seit der Sünd/buk menschenleere Böhmen eingezogenen und 
»mcre pecudumo und von wglandevi (i. 8.) lebenden Cedien; wir an die in unsem ältesten 
Volkssagen und Gedichten durchblickenden Vorstellungen der nächsten Nachkommen 
von der Väter Sitte und Leben. Inzwischen können wir seinem gelehrten Cosmas auch 
einen gelehrten, dazu altern Mann entgegenstellen, der von dem Culturzustande der alten 
Slawen günstigere Vorstellungen hatte, den Kaiser Constantin Porphyrogeneta (949). 
Nach diesem schlössen die Fürsten der Chorvaten in Beloohorvatien , also in einem 
Lande, aus welchem der ältesten einheimischen Volkssage bei Dalemil zufolge auch 
unsere Cechen stammten, ums J. 634 mit dem Kais* Heraklius über die Besetzung Dalma» 
tiens einen Vertrag, und kaum dort angelangt, ums J. 640, einen zweiten, sehriftUehen 
Pect mit dem römischen 'Papste : cherographis propriis datis sancto Petro apostolo jura- 
verunl* Conet^ Pcrph. De Adm. Imp. c 30. 31. £in Volk, mit dem man solche Verträge 
schloss, muss doch schon einige Begriffe von Recht und Gesetz gehabt haben. 

Diess wären denn, unseres Wissens o/k von Dohrowsky gegen die Echtheit des 
Fragments vorgebrachten Grande und EinwUrCei. Was das Evangelium anbelangt, so hat 
er ..nirgends specielle Gründe angegeben, warum ihm dasselbe verdächtig oder verwerf- 
lieh erscheine. Wir begnüg«! uns daher in Bezug auf das letztere hier nur folgenden 
Umstand anzuführen* Die Deckel des Buchea, von denen das beftdn*iebene Pergament- 
blatt herabgenommen wurde, bat Hr. Hanka im Museum erhalten, und wir haben bei 
genauerem Besehen an denselben noch schwache, aber doch sichere ^uren von abge« 
druckten Buchsuben, und zwar sowohl von dem lateinischen Text aU von der böhinii« 
sehen Interlinear» Version, jontdeckt. Was dies besagen will , werden diejenigen wissen, 
die selbst alte Membranen von Bücherdeckeln abgelöst haben* \ 

Hiermit wäre unsere Kritik, so weil sie die Sach e selbst angeht^ am Ende : da indess Do* 
browsky sowohl in seinen schrifiiichen AngriflReni als in mündUohen Ajeussernngen, die Um. 
1« Jungmann, W. Hanka und i. Linda, bald einzeln, bald alle drei gemeinschaftlich als ver^ 
meintliche Verfasaer des fraglichen Gedicht^ und Hm. Hanka insbesondere als den Urheber 
der InterUnear« Version naniite und bezeichnete, so müssen wir mit ein paar Worten noch 
diesen Punkt berühren^ JDass er den damab noch sehr jungien, durch rinige poetische 
Arbeiten von mittelmässigem Werth bekannten, übrigens durch keine gründliche philo- 
logische Bildung, ausgezeichneten, im J. 1834 verstorbenen J. Linda, dass er femer 
den, damals kaum noch 36 Jahre alten, der Dichtkunst und slawischen Sprachkunde 
zugewandten Hrn. W. Hankai, seinen eigenen dankbaren Schüler, für Obig hielt, die 



w 



$. 24. Würdigung der Emwürje. 103 



Rolle j^eines dichtenden SpassYogeis« zu spielen, ist leichter zu begreifen und vielleicht 
auch EU entschuldigen ; d^s er aber in diesen unseligen Streit auch J. Jungmann hineinp 
mischte und diesem, einem bereits damals bejahrten Mann, lediglich desshalb, weil er 
das verkannte Fragment in Schutz nahm, einen so ungleichen und unnatürlichen Bund 
tu einem Schelmstreich zumuthete — das mag Gott D. Terzeihen l 

Es kommt übrigens hier nicht auf unsere subjectiyen Empfindungen an: wir müssen viel- 
mehr die objectiven Gründe angeben, warum wir genannte zwei Herren (denn von Linda wird 
wohl zwischen den mit der Sache und den Personen vertrauten im Ernste nie die Rede sein) 
nicht fiir die Urheber besagter Fragmente halten können. Wir finden dieselben in dem Um- 
Stande» dass beide den. Text der Aufsätze an einigen Stellen offenbar unrichtig gelesen und 
erklärt haben* So lasen beide in Libu^a's Gericht Z. 66 vterej, indess in der Membran 
▼torej steht; so las Ur. Jungmann Z. 27. 39. jetvi, na popraiiu, und erklärte jeAes durch 
Zweig, dieses durch Vorhalle, wogegen die Membran Tetvi, popravu enthält; so Über- 
setzten beide das Wort une Z. 45. durch »bessere, melioresu, st junge; so deutete Hr. 
Haaka das Wort Trtor^dny Z. 51 durch »wetterwendisch« (Deutschböhm. W. Buch. 1821. 
Bd. IL S. 430} ; so las Hr« Hanka im Evangelium Z. 1Q6 eda st. cda , und erklärte es 
durch 'jeda (ntun), während Sinn und Grammatik an dieser Stelle unwidersprechlich 
eda» d. i. kda (cum) fordern und die Membran wirklich cda enthält (Hr. Hanka wurde 
durch eine kleine Faser im Pergament irre geleitet) — anderer Kleinigkeiten (wie padii 
Bt« padUe Z. 47, u mne sL ue mne zi ve mne Z. 137 u. s. w.) nicht zu gedenken. Ist 
ß%. nun glaublich., dass die wahren und wirklichen Verfasser ihre eigene Arbeit an den 
angeführten Stellen so unrichtig und abweichend vom Original gelesen haben würden? 
XVir sagen, dies nicht, um die Verdienste oder Kenntotsse der genannten Männer, die 
wir als Gelehrte und Freunde hochachten, in irgend einer Hinsicht herabzusetzen, oder 
jHM mit unserem Wissen über sie zu stellen • sondern weil rücksichtlose Wahrheit in 
miserem Falle eine unabweisliche Pflicht ist. Wer alte Membranen, wie die unsrigen sind» 
-selbst gesehen und gdesen hat, wird leicht einsehen, warum hier Fehler und Versehen 
mdbl ganz yermieden werden konnten. Wenn es uns gelungen ist , einzelnes richtiger 
iu totziffem oder zu erklären, so wissen wir recht gut, wer unsere Vorgänger waren 
imd wai wir ihnen zu yerdanken haben; bei einem umgekehrten Zeitverhältniss würde 
skh wahrscheinlich auch ein umgekehrtes Saehverhältoiss ergeben haben. Von Mängeln 
und Veraehien wird wohl auch unsere Arbeit schwerlich ganz frei geblieben sein. 

Der aufmerksame und unbefangene Leser wird nun eingesehen haben, warum 
wir Bu Gitinden und Einwürf^i wider die Echtheit unserer Fragmente nicht dasjenige 
-Gelaicht beilegen können, welches die aus der Feme der Sache zusehenden un4 mit 
dem Gegenstande minder vertrauten Anhänger und Verehrer des gelehrten Mannes, ge- 
stützt auf seine Autorität und sein iiterarisches Ansehen , fortwährend für dieselben in 
Anspruch nehmen. Wir kennen und ehren D. grosse und unvergängliche Verdienste um 
die slawische Sprachkunde; wir alle sind in gewissem Sinne seine dankbaren ScliMer: 
aber dies kann und darf uns nicht hindern, sich von ihm dort offen und entschieden 

. 25 



\ 



194 Denkmäler der böhmischen Spreche. Gesthichu der beiden Fragmenie, 

loszusagen, wo er sich« nach unserer innigsten Ueberzeugung; einen grossen Fehler, einen 
argen Missgriff zu Schulden kommen liess. Wer übrigens mk des originellen Mannes 
Indiyidualitttt, mit seinen Ansichten über das slawische Alterthum, mit seiner Unkenntnias 
der alten und neueren slawischen Volkspoesie, so wie mit den Verhältnissen, in denen 
er lebte, und besonders mit seiner periodischen Gemüthskrankheit näher bekannt isl^ 
der wird es leicht begreiflich finden, wie es kam, dass ein Gelehrter und Kritiker Ton 
seinem Range, nachdem er einmal einen falschen Schritt gethan (bekanntlich hatte er das 
Fragment, noch bevor er es gesehen, für unecht erklärt, als er hörte, dass darin der 
Schaaren »Cechs« erwähnt wird) und auf der Streitbahn so weit Yorgeschritten war, lieber 
zu den verzweifeltsten Mitteln der Skepsis und Sophistik greifen, als seinen Fehler ein- 
gestehen wollte. Denn dass der leidenschafdich heftige und beleidigende, jede mhige 
Prüfung ausschliessende Ton, den er von Anfang her in dem Streite anstimmte, die planlos 
zusammengerafften, mit seinen sonst ausgesprochenen Behauptungen, unter sich selbst 
und mit anerkannten Thatsachen in directem Widerspruche stehenden Einwürfe sowohl 
seiner, als der Wissenschaft, die er repräsentirte , gleich unwürdig waren, werden doch 
wohl selbst seine eifrigsten Verehrer nicht ganz läugnen und noch weniger billigen können. 
Männern von D. Geist und Gelehrsamkeit widerfuhr zwar auch manchmal auf dem Felde d^ 
Kritik etwas dem Aehnliches, Menschliches; sie jedoch, in diesem Punkte wenigstens 
grösser als er, trugen kein Bedenken, ihre Fehler oder Uebereilung einzugestehen, so* 
bald sie ihnen nachgewiesen wurden, wie dies namentlich von F. A. Wolf in Bezug anf 
einen Ciceronianiscfaen Brief bekannt ist Dass D. seiner Sache nicht ganz gewiss war, 
dass er sogar einmal gelegentlich ausrief: »es könnte doch echt sein,« dass ihm das 
Evangelium eine Zeit lang wahre und wirkliche Freude machte, ist gewiss : allein waa 
that er? Um nicht LibuSa's Gericht anerkennen zu müssen, erklarte er auch das Evange- 
lium für unecht! — Für diejenigen, denen D. Aussprüche als Orakelsprüche gelten» 
wollen wir noch bemerken, dass unseres Bedünkens die Kritik, so gewaltig, ja byper^ 
kritisch er darin gewesen, gerade die schwächste Seite seiner Leistungen bildet. Wir 
erinnern nur an seine Glagolitica (1808), worin er die glagolitische Schrift für einen 
firommen Betrug aus dem Anfange des XIII Jahrb. erklärte , die indess seitdem in Hand- 
schriften des XI Jahrb. (ad minimum) gefunden wurde, femer an seine Krit. Yersucke 
1803 ^ 1819, die im Detail zwar sehr insfructiv, in den Resultaten aber meist ganz 
verunglückt sind. Dass er auch in der slaw, Sprachforschung nicht den Gipfel der Un-> 
fehlbarkeit erklommen, lehren seine besten Werke, z. B. seine Inst. L slav. (1822), wo 
er z. B. die Bedeutung des Ja und Jus durchaus verkannte und mitunter ganz falsehe 
Formen (wie die Imper. der 3 Conj.) aufstellte. — Also Ehre und Preis seinen reellen Ver- 
diensten : seine Verirrungen sollen uns eine Warnung sein ! 

Nach dieser Abfertigung der Scheingründe D. wollen wir noch in der Kürze die 
Hauptgründe zusammenfassen, warum wir beide Fragmente für echt halten und dem 
Verdachte einer Unlerscbiebung nicht Raum gehen können. 



' $.24. ff^rdfgung der Emwär/e. 195 

1. Wir finden in dipt&fnaHseh'pml&ographisiher Hinsicht liach der schärfsten PrüFuni^ 
tn den Membranen und* ihrer Schrift nrelits» wodurch dieselben, als abweichend von 
echten alten Membranen und als ein Machwerk der neuesten Zeit, sich characterisirten* 
Nameilllich ist das Fragment des ETangelioms in allem so normal, und die Jnterlinear- 
Vel^ion so evident Ton einer und derselben Hand mit dem Grundtext, dass^ wenn daA* 
SeM>e nicht echt ist, wir alsdann kein Rriterium kennen, um alte Membranen von jetzt 
fabricirten tu unterscheiden. Was das Gericht Libusa's anbelangt, so ist dasselbe in 
Pergamtent und Schrift ebenfalls dnrckausr' aUerthümlich ; und die EigenthümUchkeiten 
desselben, z.B. die grüne Schrift u. s w., sprechen, genau genommen, mehr fOr die 
Echtheit^ als gegen dieselbe. Wer falsche Banknoten in Umlauf setzen will, wird sie 
nicht absichtlich (zumal m zufälligen , leicht venheidiichen Nebendingen, z. B. in der 
Farbe der Schrift), den echten und bekannten rnffaüend unähnlich machen. 

2. Die Sprache ist in beiden Fragmenten sowohl in ihren grammatischen Formen, 
als auch in ihrem durch die Wahl der Worte und Ausdrücke bedingten echt alterthttmli* 
eben Gepräge durchaus tadellos. Nicht einen einzigen wirklichen und reellen Fehler 
kann man darin nachweisen. Eine solche organisch vollendete Sprache konnte weder 
aus den im J. 1818 bekannten altböhmischen Sprachdenkmälern abstrahirt, noch aus 
andern Dialekten zusammengestöppelt werden, denn sie ist in allem ungleich älter, als 
die Sprache dieser Denkmäler, und firei von aller Beimischung heterogener Formen oder 
von einer Fusion der Dialecte. Gerade die anscheinenden Anomalien und Abnormitäten 
sprechen am stärksten ßir ihren organisch-fireien Ursprung und gegen eine künstliche 
Erzeugung. Ein absichtlicher Fälscher würde z. B. in einem so kurzen Gedichte nicht 
das einemal jeje und rozvadiena, und das anderemal jeja und rozvadiema geschrieben, oder 
im Evangelium neben sebe-si das declinable Suffixum -sim in sob^sim angewendet haben. Er 
würde sich, wie Dobrowsky und wir alle mit ihm, aus den bekannten Mustern einer spätem 
Zeit eine grammatische Theorie für eine unbekannie ältere Zeit abstrahirt und dann alles 
regelrecht gemacht haben. Ein solches Product wäre aber gerade ein granunatisches 
Flickwerk ohne lebendigen Organismus, welches sich zu einem echten Naturproduct ver- 
hielte, wie ein nach mathematischen Dimensionen und Proportionen regelmässig construir- 
ter Baum zu einem natürlichen. 

3. In dem Gedichte kommen so viele Local- und Eigennamen, so viele und so 
mannigfaltige Beziehungen auf Sitten, Gebräuche, Sagen und sonstige Lebensverhältnisse 
einer uns fast gänzlich unbekannten Zeit vor, dass wir uns unmöglich überreden können, 
ein böhmischer Dichter aus der Zeitperiode 1818 hätte sich auf diese Einzelheiten ein- 
gelassen, ohne Blossen zu geben. Ein absichtlicher Fälscher würde sich entweder in» 
nerhalb des Kreises der reinen Lyrik gehalten, oder einen historischen Stoff überein- 
stimmend mit der Geschichte bearbeitet haben, um nicht Verdacht zu erregen. Unser 
Gedicht verhält sich aber zu Cosmas Bericht gerade so, wie der Gesang von Neklan's 
Siege in der Königinhofer Handschrift zu der Erzählung bei Cosmas: beide sind von der 

Chronik unabhängig. Von dem Geiste einer reinen, antiken, durchaus nichts Modernes 

25* 



i96 DenktnäUr der böhnuieken Sprache. Gesektlchle der beiden Fragmenie. 

Terrathenden Volks« und Naturpoeaie» der uns aus dem Gedicht krlüftig anwehtt wollen 
wir nicht reden: dies ist eine Sache, die sich besser fühlen,» als in Worte fassfoi'n^ 
demonstriren lässt 

Hiermit hätten wir den Endpunct des pemluhen Theils unserer Au%ab6 erreichte 
Wir unterlegen nun unser Prüfungsresultat dem Urtheile der unbefangenen Mit^ und 
Nachwelt. Die Fragmente sind im Museum niedergelegt und werden sorgfältig verwahrt: 
wir wollen hoffen, dass sie uns und den jetzigen Meintmgskampf überdauern werdest 
und dass die Nachwelt, auch ohne uns, die Widirheit finden wird, die wir alle^ Fremide 
und Gegner, suchen und wünschen. 

Aber schon hören wir den Zuruf der Gegners »Nehmet euch doch in Aßbtl 
Der Falsarius könnte aus seinem Versteck heraustreten und euch beschämen 1« 

Wohlan 1 Wir sind gefasst und erwarten ihn* Er komme und-^ legiUnure HcL. Er 
legitimire sich vor einem Gollegium stimmberechtigter Urtheilsprecher. Die Art und 
Weise wollen wir dann mit den Richtern gemeinschaftlich näher bestimmen. Dann, aber 
auch nur dann «-* erit nobis magnus Apollo I » 



LEITMERITZER 



STIFTUNGSBRIEF 



' '•15 






IM 



DER LEITMERITZER 8TIFTUNG8BRIEF. 



§. 23. AlteTy Inhalt und böhmische Lexes. 

In dem« angeblich von Herzog Spitihnew von Böhmen (1055 — 1061) der Leitme* 
ritzer Collegiatkirche verliehenen Stiftungsbriefe, den Gelasius Dobner im J. 1774 ganz 
in Kupfer stechen Hess und dem fünften Bande seiner Annales Hayeciani beifugte» be- 
finden sich^ ausser den Personen und Ortsnamen, auch eilf böhmische Wörter zur Be- 
zeichnung besonderer landesfiirstlichen Gefälle, nämlich 

homutoue. othodne. otroce. godine. grraecne. sitne. — 
sfvod. glava. narok. nedopeme. grrdoll. — 

und am Schlüsse der Urkunde eine Nachricht in böhmischer Sprache, folgenden Inhalts: 

,,Pavel dal ieft. ploIKkovicih zemu. Wlah dal ieft dolealT zemu Bogu 
i flVatemu Seepanu Ssedvema duflhicoma Bogucea alTedl^av/^ 

Wir haben über diesen ganzen Stiftungsbrief umständlich gesprochen im äasopis 
deakeho Museum vom J. 1836, Heft IV, S. 323 — 846, und darin aus Gründen äusserer 
und innerer Diplomatik den, wie wir glauben, einleuchtenden Beweis gef^rt, dasa diese 
Urkunde nicht im XI, sondern erst im XIII Jahrhunderte, mit Benützung einer alten Nach- 
richt, neu aufgesetzt worden ist» — was übrigens jeder Kenner, der Dobner*s Fac-aimile 
ansieht, von selbst zugeben wird. Wem daran gelegen ist» darüber Gewissheit zu er- 
langen, den müssen wir auf jene Abhandlung verweisen, da wir es hier nur mit den in 
böhmischer Sprache geschriebenen Stellen der Urkunde zu thun haben. 

Dobrowsky, der diese Urkunde für ein echtes Original des XI Jahrhunderts hielt (I), 
schrieb darüber in seiner »Geschichte der böhm. Sprache und älteren Literatur,« (Prag 
18 18, S. 80 und 81) Folgendes: 

»Aus dem eilften Jahrhunderte haben wir kein anderes Denkmal aufzuweisen, als 
die einzelnen böhmischen Wörter, welche in lateinischen Urkunden zerstreut vorkommen« 
Das älteste und erheblichste Stück sind zwei kleine Sätze in dem Spitihn£wischen Stif- 
tungsbriefe der Collegiatkirche zu Leitmeritz um das Jahr 1057, welche am Ende des- 
selben in böhmischer Sprache geschrieben stehen : »Pavel dal iest« u. s. w. »Zemu im 
Accusativ steht hier noch für zemi, weil das u erst später in < überging, so wie noch 



SOO Denkmäler der böhmischen Sprache. Leümerüzer StiftwngsbrUfi 

die Slowaken dusu anstatt dusi sagen. Bcgu ist unser bohn* Die lateinischen Schreiber 
wählten meistens das g^ um unser h auszudrücken» wie man noch Praga für Praha 
schreibt. Das slawonische Glagol ist eigentlich ein Mittellaut zwischen g und h; und 
selbst die Russen sprechen ihr Glagol in manchen Wörtern fast wie ein h aus. Dvema 
ist unser dwima, der Dual von dwa. Duffnicoma ist der Dual von dusnjk, animator« ein Seel- 
knachl» welches Wort auch unter den Slowaken üblich gewesen sein muss» weil es taoli 
in Diplomen ungrischer Könige vorkommt. Scepan ist §depan, jetzt St^p^n zu lesen. 
Plosskovicih steht im Local des Plurals« ih gilt also ich. Wlah ist unser fVlach.v. 

Auffallend ist es« dass Dobrowsky« der sich hier auch über die leichtesten 
Wörter« die gar keiner Erklärung bedurften« verbreitete, das einzige schwierige Wort 
^doleajfa ganz unerörtert Hess ; und gerade dieses ist das interessanteste und merkwür-> 
digste in der ganzen Stelle ! Er hat es offenbar nicht verstanden« oder für eben so 
corrumpirt gehalten« wie es der letzte Name nSsedleav^ wirklich ist. Aber in jener 
Namensform y^Dcleaff^ tritt uns ein schon im XllI Jahrhunderte obsoleter Local des 
Plurals {^ds) entgegen« der sich nur noch in den Fürwörtern näs^ was. anstatt nach, 
wdch erhalten hat« in allen übrigen Fällen aber durch das neuere ^anech ersetzt worden 
ist. *) Daher ist hier Dcltass zr Dclanech» in Dolan. 

Die Form n-o^«« alt insgemein »-azcc geschrieben« im Local derjenigen Orts- 
namen« deren Plural Nominativ »«ait^tt ist« zeigt sich in böhmischen und mährischen 
Urkunden des XI bis XIII Jahrb. ziemlich häufig« z. B* 

1. In dem (unechten) Stiftungsbriefe von Altbunzlau« angeblich vom J. 1052« liest 
man Lusas = in Luian. 

2. In dem (unechten) Stiftungsbriefe von Opatowic« angeblich vom J. 1086« heisst 
es Labczas zu in Libman. 

3. In dem (gleichfalls unechten) WySehrader Stiftungsbriefe« angeblich vom J. 1088« 
kommen die Namen vor: Wirbcax. Bresaz, Comcraz, Ugoscas, Trmouae (sie)« d« i« in 
Wrb^an« Bifesan« Komofan« UgoSöan, Tmowan o. a. m« 

4. In dem (echten) Olmützer Stiftungsbriefe vom J. 1131 (doch ist darin des Orts* 
regifiter später beigefägt) ist diese Form sehr häufig: Topdax, (Huu, Buieumz, Kcsielat, 
Gruseuaz u. v. a., lies »in Topolan« Olsan« Bukowan« Kostelan» GruSowan« u« a. w. . 

5. Der unruhige Ahnherr der Podebrade« Gerhard von Obran, heisst in UrluMaden 
noch nms J. 1286 Gerhardus de Obersezze [L Obres.) 

in der alten Leitmeritzer Nachricht von der Stiftung Spitihn^ws« anf welche der 
Text der obigen Urkunde grösstentheils gegründet ist« kommen auch folgende Ortsnamen 



^) Nor in dem mährischen Turas (Tufany), einem Dorfc des Brünncr Kreises, bat sich eine Spur dieses 
Locals bis auf den heutigen Tag erhahen. — In dem Wiitenberger Psalter kommt Ps. 64, 5. ▼ sineoh 
ITfs 8Utt tTjch vor. — Dieselbe Verwandlung des eh in s gewahrt man in dem allslarw. Praet. des Vtti- 
canischeii glagolitisdieo Evangclistarinm : pr^as st. prijach u, s. w. Umgcliebn best manio deo Ewge- 
aianischen Fragmenten ach st, az (ego). 



§. 25. Alter, Inhalt und böhmische Lexes. SOI 

in der obsoleten Localform vor: Temcvas, Peschaz, Lubchcvaz, Brennaz, und wieder 
Temcvaz, d. i. in Trnowan« Piescan (jetzt Pistian), Libochowan» Brnian u. s. w. Der 
Schreiber der angeblichen Originalurkunde (im XIII. Jahrh.) las diese und andere Namen 
zum Theil unrichtig; denn er schrieb dafür Trmcvas, Pelceas, Lutbchcvass, Bremass n. a. w», 
was dann der sonst so verdienstvolle Pelzel in seiner Nowa Kronika £eska vom J. 1191 
p. 348 u. 349 mit »w Trnowasi» Pelöasli» Lutwohowasi, Bremasi« Doleäii« übersetzte. 
Wer möchte aber diese monströsen Ortschaften irgendwo in Böhmen suchen ! 

Dass der Schreiber der Urkunde hier doleass und nicht dolass oder dolaz schrieb, 
deutet darauf hin» dass er hier ein mouillirtes / (Ij) ausdrücken wollte > und dass man 
nach der alten Aussprache Doljas lesen müsse. Etwas Aehnliches zeigt auch das Evange- 
lien*Fragment, wo z. B. tea, sea für tja, sja geschrieben steht. Ueberhaupt ist in den 
böhmischen Wörtern der Urkunde eine ältere Form beibehalten worden» als dem XIII 
Jahrhundert zukömmt; denn überall liest man darin noch g, wo schon h hätte stehen 
sollen» während h für ch gesetzt wird. Nur im Gebrauch des ss für z, und vorzüglich 
in der Schreibart grmecnc^ grrdost für grinecne, gridozt offenbarte sich der neuere Schreiber. 

Die syncopirte Form Dclj-as, Olsens u. s. w. anstatt Dol-janes, Ols-anes, zeigt sich 
auch in alten serbischen Urkunden» jedoch nur im Dativ; so heisst es in einer Urkunde 
des Bans von Bosnien» Kulin, vom 29 Aug. 1189: v'sem grad/'am DubrovVam» anstatt 
grad/anom DubrovVan^^Tn; und in einer andern» vom serbischen König Stephan ums .!• 1272: 
dalo je kralev'stvo mi milost DubrovVawi u. s. w. 

Das Wort dusnik, animator» übersetzte Dobrowsky mit »Seelknecht«» und legte 
es so aus» ^ dass es Leibeigene bedeute» die »nichts eigenes hatten» als ihre Seele«(!) 
Denn >Alles übrige, ihre Kräfte und ihr Leib» stand ihrem Herrn zu Diensten« (!) — Aber 
für animator kommt synonym in andern Urkunden auch prcanimatus (=: pro anima datus) 
vor» und Jedermann kennt noch heute in Böhmen das Wort zädusie, Kirchengut» eigent- 
lich ein »für die Seele hingegebenes Gut.« Da nun die animatores und dusnici nur in 
Schenkungsurkunden an Kirchen und Klöster genannt werden» so bedeutet auch das 
Wort nichts weiter» als: den Kirchen und Klöstern angehörige, auf Kirchengütern an- 
gesessene Unterthanen. Die Hörigen und Leibeigenen überhaupt heissen in altböhmischen 
Urkunden eben so servi und mancipia, wie in allen Urkunden des Mittelalters. Dass aber 
animatores und proanimati nicht gleichbedeutend mit servi und mancipia sei , lässt sich 
urkundlich erweisen. So werden z. B. in einem Schenkungsbriefe an die Uneticer Kirche 
vom Jahre 1132 zwei proanimati» Ostog und Milon mit ihren Familien» jener Kirche 
angewiesen» ihre Schuldigkeit an jährlichen Zinsen und Frohnen bestimmt» und dann 
hinzugefügt: quorum proanimatorum si prosapia defecerit» ecclesia Vneticensis terram 
habeal. Folglich waren jene proanimati eben solche Zinsbauem» wie die Mehrzahl der 
damaligen böhmischen Bauern überhaupt. Denn Leiheigene werden in derselben Urkunde 



^) S. AbhandluDgen der böhm. Gesellschaft der Wissenschaften vom J. 1785, Seite 193, 194. 

26 



SM 



GLOSSEN DER MATER YERBORUM. 



$. 26. Beschreibung der Handschrift. 

Lfie Bibliothek der Grafen von Kolowrat zu Bfeznic, welche bald nach der Grün- 
dung des böhmischen Museums« als ein Geschenk des Grafen Joseph von Kolowrat- 
Krakowsky» in dasselbe kam» war unter allen Bücherschätzen, welche dieses National- 
institut je erlangt hat» der bei weitem wiclitigste und merkwürdigste. Dadurch kamen 
mehr als 500 der seltensten Incunabeln und Manuscripte» die vor und nach dem Hussiten- 
kriege» verschiedenen Klöstern» meist aber dem Collegiatstifte zu Raudnitz gehört hatten» 
in das Museum. Unter ihnen befand sich auch ein Exemplar des grossen Dictionarium 
universale» auch Mater Verborum genannt» welches der im J. 920 verstorbene Constanzer 
Bischof Salomo in seinen früheren Jahren als Abt von St. Gallen verfasst hat. 

Es ist dies ein starker Prachtcodex in grossem Folioformat» der ursprünglich aus 
30 Quaternionen und 1 Ternion» daher aus 246 Blättern des schönsten Pergaments be- 
standen hat. Da jedoch aus der ISten und 20ten Lage je das zweite Blätterpaar heraus- 
gerissen ist» so sind jetzt nur noch 242 Blatt übrig» auf welchen sich 481 Seiten Schrift 
befinden. Jede Seite ist dreispaltig beschrieben, mit sehr breiten Rändern. Die Höhe 
der einzelnen Blätter ist zu 18 Zoll 3 Linien» die Breite zu 12 Zoll 7Lin. ; die Höhe jeder 
blzeiligen Schriftcolumne zu 14 Zoll 1 Lin.; die Breite zu 32 Lin. alten Par. Maasses. 
Am Rande sind die Blätter mit dem Cirkel für die Linienziehung durchstochen ; die 
sehr feinen Linien sind mit Tinte gezogen» und zwar die obersten drei» die mittleren und 
die untersten drei jedesmal quer durch die ganze Breite des Pergaments : die übrigen 
sind mit Perpendicularlinien eingefasst» welche an den äusseren Rändern der Columnen 
gedoppelt erscheinen. 

Der Codex beginnt mit den Worten: »Abba • Sirum . nomen . est . et . signi- 
ficat • in Latinum • pater .a — und schliesst: — »Tibia . vcl crura • vel sura . Amen. 
Explicit liber Mater Verborum. Christus scriptorem saluet per matris amorem.« 

Die Schrift ist eine gerade» mehr hohe als breite Minuskel» worin die Uncialen 
nur als Anfangsbuchstaben vorkommen. Da» wo im Texte ein neuer Buchstabe des Alpha- 
bets beginnt» ist derselbe gewöhnlich in ein Gemälde auf Goldgrund» das ein Quadrat 
von 30 bis 60 Lin. Höhe und 32 Lin« Breite bildet, eingesetzt. Gegenstand der Gemälde 



JHW Denkmäler der böhmischen Sprache, Glossen der Mater Verborum, 

sind meist Figuren, Christus» Maria« betende Mönche, Vorstellungen der Hölle u. dgl., 
seltener Thiere oder Arabesken. Das erste Blatt ist JoL r. leer,yb/. v. ganz mit Figuren 
und Arabesken bemalt« Am interessantesten sind aber zwei Bilder, das eine S. 137, wo 
zwei Betende am Rande als Lucas und als Detricus prior bezeichnet werden ; das andere 
S. 457, wo sich der Schreiber und der Illuminator des Buches selbst zu Maria betend 
vorgestellt haben* Maria hält in der Rechten das Christuskind, in der Linken einen weissen 
Streif mit der Inschrift MATER . IHV . XPL Der links unter ihr knieende Mönch hält 
in den Händen einen ähnlichen Streif mit den Worten: ORA . fi . SChE . VACEßO. 
Rechts steht ein anderer Mönch , und auf dessen Streif liest man : ORA . f . ILLRE. 
MIROZLAO • A MClI. Der Sclireiber des Buches hiess also fVacerad, der Illuminator 
Miroslav). Das beigefugte Jahr kann unmöglich 1102 sein; der ganze Charakter der 
Schrift, der alle Kennzeichen der ersten Decennien des XIII Jahrhunderts an sich trägt, 
und das Abbreviationszeichen über der Jahrzahl setzen es ausser Zweifel, dass hier 
MCCIIizl202 gelesen werden muss. 

Als Beweise, dass der Codex nicht zu Anfange des XII, sondern erst des XIU 
Jahrhunderts geschrieben sein könne, fuhren wir nur folgende an : die Minuskel i ist 
schon sehr häufig, und nicht bloss bei ii, virgulirt; auch r ist nicht selten virgulirt ; das 
kleine Uncial s bildet am Schlüsse der Wörter die Regel ; ein geschwänztes e ist nirgends 
sichtbar, und der Diphthong ae kommt nur als Anfangsbuchstabe einiger Wörter unter A 
vor, wo er bald A^^ bald Q geschrieben ist. Wacerad schreibt schon scripture sacre, 
terrf , und so durchgängig. Das t vor ia, io, ie, iu alternirt schon mit dem c, und man 
liest z. B. ingenna menia , iustlcia , sciencia , astucia , und wieder gen/ium , intenrio » ui- 
gilanÄa u. s. w. Die Abbreviationszeichen sind sehr häufig und mannigfaltig , aber auch 
durchaus regelrecht und, wie die Schrift überhaupt, sehr deutlich. Als Interpunction 
kömmt nur der einfache Punct vor ; der Strich (') ist ein Theilungszeichen. 

Die Mater Verborum des böhmischen Museums gehört unter die glossirten Exem- 
plare dieses Werks; sie bietet aber nicht allein deutsche, sondern auch böhmische^ und 
zwar beiderlei Glossen, sowohl in- als über den Zeilen. Doch kommt die Mehrzahl der 
deutschen in den Zeilen, die Mehrzahl der böhmischen über denselben vor. Die inter- 
linearen Glossen sind von zweierlei Hand, mit viel kleineren Buchstaben geschrieben, 
doch alle mit dem Codex gleichzeitig; die einen, mit dickeren Zügen, scheinen von 
Wacerad selbst herzurühren; die anderen viel zahlreicheren, die sehr fein und gefällig 
aussehen, rühren v^on einer andern Hand her, allem Anscheine nach von der des Cor- 
rectors der Handschrift, da sie mit seinen Zügen vollkommen übereinstimmen. 

Die böhmischen Glossen dieser Mater Verborum wurden erst im Juli 1827 ent- 
deckt, als der rühmlich bekannte deutsche Sprachforscher Hr. Graff, mit dem Bibliothekar 
de3 Museums Hrn. Hanka, den Codex zum Behufe seiner deutschen Glossensammlung zu 
coUationiren anfing. Hr. Hanka liess alsogleich, im vierten Hefte des Casopis desk^ho 
Museum vom J. 1827» S. 69 fg., vorläufige Nachricht davon nebst einigen Proben ab* 
drucken. Später gab er das Ganze heraus in dem Buche: Zbjrka neydäwnögi^ch slow- 



§• 26. Beschreibung der Handschrift. 807 

njk& lalinsko-deskVch. Yetusstisima Yocabularia Latino-Boemica. W Praze 1833, P^gS* 
442 in 8°, worin die Mater Verborum S. 3 — 24 den ersten Platz einnimmt. Die Glossen 
sind hier nach der alphabetischen Folge der lateinischen Wörter geordnet, und genau 
in der alten Orthographie allein, ohne Beifügung der pagina des Originals, so wie ohne 
alle weitere Erläuterung abgedruckt. 

Wir haben es daher für zweckmässig und nothwendig erachtet, die böhmischen 
Glossen hier nochmals vollständig, mit Angabe der Seitenzahlen des Codex, wo sie vor- 
kommen, drucken zu lassen, und zwar nach der alphabetischen Folge der böhmischen 
Wörter, daher auch zugleich mit Yorzeichnung derselben nach den Regeln der Orthoe- 
pie und Orthographie. Bei der zu diesem Behufe angestellten vollständigen Revision 
des Codex haben wir mehrere Glossen entdeckt, die Hm. Hanka entgangen waren, und 
somit ist unser Yerzeichniss vollständiger, als das seine. Dagegen haben wir mehrere 
von ihm angeführte Glossen, wie calicula geUüa, glos deck, oriens zara^ psalmorum saU^^ 
morum, renter zubar, riuola chlipa, sinistra leua, succula gelca, thorale sidala, funam ovin, 
u. a. m. die er für böhmisch hielt, wir aber für fremd erachten, von diesem Yerzeich- 
nisse ausgeschlossen. 

Die Manie, bei allen Denkmälern der ältesten böhmischen Literatur, welche in 
unseren Tagen entdeckt werden , Betrug zu wittern, hat auch diese Glossen nicht ver- 
schont. Der Pseudonyme, jedoch wohlbekannte Recensent, »Cosmas Luden«, verlangt 
in Gersdorfs Repertorium der gesammten deutschen Literatur (Jahrg. 1837. Bd. XIY, 
S. 183), »dass über die Entdeckungen in der böhmischen Literatur, von der Königin- 
»hofer Handschrift (1817) an bis zum Fragment des Job. £vangelii, auch das Salomonische 
»Glossarium nicht ausgenommen, worin nur 36 Glossen in der Zeile, die übrigen 1500 
»theils über, theils unter der Zeile angebracht sind, und deshalb ungleichen Alters, 
»vielleicht auch neueren Ursprungs sein können, so lange die Zeugen noch leben, baldigst 
»ein genaues Yerhör vorgenommen werde. Yor Entscheidung dieses Yerhörs kann und 
»sollte die wirkliche Kritik von allen diesen Entdeckungen keinen ausgedehnten Gebrauch 
»machen«. Hier sind nun nicht allein die Fragmente von Libuia's Gericht und die der 
Evangelien, sondern auch schon die Königinhofer Handschrift und die Mater Yerborum 
vor der Welt verdächtigt. Wir müssen gestehen, dass uns das Benehmen des Rec. 
hierin durchaus unerklärbar vorkömmt ; denn dass ein schriftkundiger Mann mit gesunden 
Sinnen und ungetrübtem Geiste diese unschätzbare Handschrift und die Glossen gesehen 
und gelesen habe , und sich doch einbilden könne , Hr. Hanka habe dies alles selbst 
fabricirt, um dann darüber »in seine Faust zu lachen«, — das ist doch mehr als wir 
begreifen können ! ^^) 



^^) Erst nach Vollendung anserer Arbeit und beim Beginne des Drucket erhielten wir : Hesjchii Glosso- 
graphi discipulus , ed. B. KoffiUur, Vind. 1840. 8. Der Verf., der sich hier tu der oben besprochenen 
Rec. bekennt, wiederhok auch diesmal seine Zweifel gegen die Echtheit nicht nur aller neuentdeckten 
b<Shmischen Denkmäler, Ton Liboto's Gericht an bis auf die Kdniginh. Hs. herab (denn diese wird wohl 



206 Dtnkmältr der böhmischen Sprache, Glossen der Maltr f^erborum. 

Wir geben Hrn. Cosmas Luden zu, dass in der Mater Verborum nicht bloss 
36 j sondern gar nur 27 böhmische Glossen in der Zeile geschrieben sind^ da wir 
Worte» wie gellita (pag. 39), coste (pag. 479), ovin p. 125, chlipa 293, gelca 331, sidala 
344, leua 321, zara 383 und 480, nicht mit Hrn. Hanka ftir böhmisch halten können« 
Wir fügen noch bei, dass die böhmischen interlinearen Glossen derjenigen Hand, die 
wir iiir die des Wacerad halten, kaum den zwanzigsten Theil des ganzen betragen, und 
somit das meiste von derjenigen Hand herrührt, welche wir dem gleichzeitigen Corrector 
des lateinischen Textes zuschreiben. Was nun diese Hand betrifft, so wird gewiss jeder 
erfahrne und unbefangene Diplomatiker sie unbedingt für gleich alt mit dem Codex 
selbst erklären ( — denn wo es sich um mehr als sechs Jahrhunderte handelt, da konmit 
es auf ein paar Tage, Monate oder selbst Jahre nicht so strenge an); die Beschaffenheit 
der Schrift, und der Ton der Tinte, der vom Ganzen nicht im geringsten abweicht» 
schliessen jeden Zweifel aus. Von derselben Hand rühren auch über hundert deuUche 
interlineare Glossen her, z. B. deliramenta tobehit pag. 72, depascitur wrezet 13, fascia 
nesula 112, fidejussor burgo 116, fidicines svegelere 116, filicem yiim 116, murex merisndcko 
211, mulctra vielcvaz 210, perpendiculum murvag 250, picea vorha 253, obscs gisä 225, 
praecoquus eiliger 263, prurit iuchit 274, sedatium harsip 311, thymus binsuga 345, cimex 
vantlus 413 u. s. w. u. s. w. Aber auch lateinische interlineare Glossen gibt es von der- 
selben Hand, z. B. pag. 80 heisst es in der Linie: »dinumerat, ualde numerata, und 
dabei über ualde die Glosse »/ däigeneera; pag. 91 im Texte uenatrum, und darüber 
nf ueretramn^ pag. 132 msontes, und darüber »e*. innocenlesa '^ pag. 249 tabularios und dar* 
über »f portiloresv. und viele andere dieser Art. Sind diese auch neueren Ursprungs, 
von Hrn. Hanka hineingeschrieben? Und was hätte Hr. H. mit Glossen wie p. 1741etargas 
Cvalni, 301 sandaracei wolici, 378 xenium oblegi, 374 volutabrum ssol, 359 vapidum (vinum) 
biwaäi, und zwanzig anderen der Art bezweckt, die weder er, noch wir zu deuten wissen ? 
Wozu hätte er sich die undankbare Mühe genommen, eine Menge Wörter, darunter auch 
solche, die in der Zeile stehen, an zwei, drei bis fünf verschiedenen Orten zu wieder- 
holen? Endlich verdient auch der Umstand Beachtung, dass viele lat. Worte glossirt 
sind, die in den Glossarien von Du Gange, Carpentier, Adelung u. a. gar nicht vor- 
kommen, und deren Bedeutung sonst ganz unbekannt ist, z. B. quaquara, prepelice, 
renter zubar u. s. w. 

In Bezug auf die Sprachformen in den nachfolgenden böhmischen Glossen be- 
merken wir nur noch , dass auch diese auf den Anfang des Xlll Jahrhundertes hinweisen. 



unter den Gantileoae ReginohradeccDSes gemeint sein ) , sondern auch der cjriUiscben Zeilen io den 
Martyrol. zu Raygern , der von Cyrül und Method zeugenden Diplome in Monse^s Membranen, und in 
gewissem Sinne auch des cyrillischen Evangclistariums in Rheims. Diess heisst doch wohl, die Manier 
jener nachahmen, welche „nocte Incem nigra Tertebant candidam." Da der Verf. keine Gründe för seine 
Meinung vorbringt, so haben wir auch weiter nichts tu bestreiten — denn den Unflatb, den er dort so 
reichlich gegen ans beide ausgeworfen, wollen wir unberührt lassen. In solekem Kampfe mag er immer 
»siegreiohn bleiben. 



$. 21. Virzächnüi der Gloiseii. 



S09 



•> 



indem darin das alte g schon überall durch das h ersetzt ist, aber noch nirgends ein rf 
oder rz zum Vorschein könunt« wie in allen böhmischen Sprachdenkmälern seit der 
Mitte des Xlfl Jahrhunderts. 

$. 27. Verzeichniss der Glossen. 

Da wir unsern ursprünglichen Plan, die Glossen mit fortlaufenden sprachlichen 
und sächlichen Anmerkungen zu begleiten, wegen des bereits über die Gebühr ange- 
wachsenen Umfangs dieser Schrift aufgeben mussten, so beschränkten wir uns darauf, 
dieselben mit der Handschrift nochmals genau zu vergleichen, die Seitenzahl beizufügen, 
dann mit neuböhmischer Orthographie umzuschreiben und so das Ganze in alphabetische 
Reihenfolge zu bringen. Bemerkungen haben wir nur an ein paar Stellen und in der 
kürzesten Fassung beigefügt: ausser dem haben wir bei den flectirten Nom. und Verb, 
das Thema überall, wo es nöthig schien, angedeutet Alles cursiv gedruckte gehört uns, 
alles mit Antiqua hingegen der Handschrift an; die böhmischen Glossen sind überdiess 
mit durchschossener Schrift, und von diesen wieder die in der Zeile stehenden mit einem 
Kreuzchen (-J-), die von uns bei der Durchsicht der Handschrift neuentdeckten aber 
mit einem Sternchen (*) bezeichnet. 



biye, baie, fabulas a fando. 109. — baie, 

mitos, fabulas. 206. Acc. pi. von baj. 
b^mly , puscedtne, banki puscedlne, 

guna. 137. Nom» pL vcnhkhka, 
bazantt basant, fasianus. 112. 
belboh, bei hob, beel ipse est baal. 32. — 

belboh, Baal ydolum. 128. 
bilmo, belmo, glauconia, albugo. 434. 
ber, berr, panicium, fenich. 238« 
bisif b e s 8 i , demonibus (abl.J Nom. pL 

von Ms. 188. 
bezeslavie, bezezlaue, ignominia. 141. 
bezsveiny, bezzuetni, temerarius, preceps. 

338. 
birüu, biruc, preco. 268. 
büec, bitec, gladiator. 108, 
blakodobie, blahodobe, eufemia, bona 

forma. 99. 
Uakcrodü, blahorode, engenia. 99. — 

blahorode, engenies. 99. 
blahovoUe, blahouole, eudochia« 99. 



blahozvucü, blahozuuce, eufonia. 99. 
blahoslovü, blahozloue, eulogium. 100. 
blana, blana> membrana. 199. 
blitza, -j-blasu, beo, rechlo« 31. 
bltkotny, blecotni» loquax, verbosus, gar« 

rulus. 181. 
blin, blen, ioscianus vel iusqaiamus. 161. — 

blen, iusquiamnm, bilse. 441. 
blmü, bleue, balatus« vox ouimn. 29. 
bliedh bledi, peligni, stulti. 245. Nom. pt. 

von Adj. blied od. bliedy. — *bUedy, 

bledi, delirus, mente defectus. 71. — 

bledi, excors, stultns; 107. 
bliienci, blisenci, gemini sunt non duo, 

sed simulnati. 129. Nom. pL ton bliinec. 
bly^kua, blizkota, fulgetra, lux, que ap- 

paret ante tonitmm. 123« 
bobr, bobr, fiber, biber. 115. 
bodect bodecc, clunabulnm. 417, 
bodr, bodr« promu«» promptus, expeditus. 

271. 

boh, boh, deus* 424. 

27 



810 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Glcssen der Maier Verberum. 



*bech, boch, pema. 250. 

borec, borecc, agonista. 8. 

bciü (6ox.4^), böse, genium vocabant deura, 

qui uim obtineret reriim omnium ge- 

rendarum. 433. 
bracia, bracka^ sistrum ab inuentrice 

uocatum. 322. — brahcka, tintinabu- 

lum de sono vocis nomen habet. 346. 
brada s. kozie. 

bradavUe, bradavice« emorrodia. 94. 
brana, brana, serra dicitur lignum multos 

habens dentes> quod boues trahunt. 

315. 
bralr rcdny, bratr rodni, germanus fra- 

ter. 132. 
brav, brau» grex. 137. 
brazda, b r a z d a, sulcus. 331. 
br'do, birdoj licie, harlofa. 176. 
brimie, breme» onus. 230. 
breskev\ breskevT, persicum, 251. 
briza, -J'breza, bedulla, bircha. 31. 
brezen, brezen^ marcium mensem. 195. 
britva, britua, nouacula. 221. 
broc, br ohes, rubea^ dieta quod radix eius 

rubra. 295. 
brcd, brod, vadumj vvrt. 359. 
bron, bron, candidus (equus). 98. 
bydlüets bidlitel, incola« habitator. 149. 
br'vy, birui, supercilia. 332. Nom, pL von 

brVa. 
buk, bukk, fagus. HO. 

C. 
ceboUe, -j-cebollej cepe. 48. 
cebular\ cebular^ ceparius ortulanus. 409. 
cidu (in/, cfsli), c e d u, excoio, purgo. 107. 

Beachtennuerthe Form, st. cäziu. Unser 

yidüci» horüci« u. a. supponiren eben' 

falls ein alles vidu st. yiziu, horu st, 

boriu u. s. tu. 
cena, cena, apretium^ wert. 17. 



dpi, cepi, tribula» machina ad triturandas 

messes ac fruges. 352. Nom. pl. von cep. 
ceia, ceta, pecunia. 244. — ceijf, cbrazi, 

celi, obrazi, nummi, nv. 223. Nom. 

pl. von ceta b. obraz. 
ch, cevv, trama. 351. 
civka, cevka, panus, spul. 458. 
cvykj czuik, exercitatio. 108. — czuik» 

exercitatio. 434. 

C. 
cap, chap« ibis, cyconia. 145. 

capie, chape, ardea. 19. 

*carodeji, charodegi, magi. 188. Nom. 

pL von öarodej. 

cos, csaz, tempus. 157. 

ccchel, c e c h e U sudarium, sveiztuch. 331. 476. 

celud^, celcd, familia. 229. 428 — cclud^ 



s, vsie. 



cerep, cerep, oslra, testa. 235. 

ceresla, cerezla> inguinem. 153. ßfom. pl. 

von öereslo. 
ceridlo, ceridio* Uanula, parva delubra, 

quasi fanula. 434. Das b'öhm. Wort isi 

sonst unbekannt und dunkel, 
cerpadlo, cerpadlo, antlia« kurba. 15. 
cest\ cest, honor. 143. 
cese, cese« pocula. 464. 
ceska, cesca, patella. 242. 
cesrano, cesrano« carminato. 346. — 

srati, cesrati^ carminare. 43. 
ceta, ceta> turma XXXta miiites habet, 

tus numerus equitum. 356. 
cista, cistaj casta. 407. 
cistec, eiste c« stagnum fsicj, ein. 474. 
cketa, eketa, ineptus. 151. 
clovecstvie, chlouecstue, humanitas, me- 

nisgeit. 435. 
^clunek, slunek> cimba» nauis. 65. — clu- 

nek» lembus» parua scapha. 173. — 

cluneck» panulie. 458. 



§; 27. Verzeichms* der Glossen. 



»II 



^cr'nüüo, cirnidlo> atramentum> tinte« 24. 
cr'ncbyt, cirnobil» artemisia. 21. 
crnokniinici, cirnoknisnici> nigromantici. 

188. — cirnocnisnici, nicroman- 

tici. 452. Nom. pL vcn ör'nokniinik. — 

crnckniznik, cirnoknisnik, nigroman- 

ticus. 215. 
criadlo, cirtadlo« ligones, sech. 177. 
cr'v, cirwy coccum grece> nos rubrum vel 

uermiculum dicimus. 418. 
ciena, cstena> littera. 179. 
cubr, chubr, satureia. 471. 
cuprinys chuprini, caprone, equorum iube 

in frontem deuexe. 406. Ncm. pL 

I>. 
äoHs d a n, tributnm^ redditum, pensio. 352. 
daniek, danek, tragelaphus. 350. 
das, dias, das, genius. 130. 
dasnie, d^cunie, dasne, gingiue. 134. 
daiet s. zakona, 

dci, dci, filia. 76. — dci s, divana, 
debri, dbri, dibri» valles. 359. NonupLven 

debr\ 
didma, dedina, alodium, proprietaa. 10. 

dedina^ territorium. 340. 
dehei, dehet« pix. 257. 
dil, delj partem. 241, 
diloha, delolia> inatrix, lehir. 196. 
dm, den> dies. 424. 
deniee, denice, aurora. 26. 96. 
dira, dera> cauema. 45. 
desicinici, dezzetnici, decuriones dicun* 

tun qui denis equitibus presunt. 424. 

Nom. pL ven desietnik« 
diul* , detel, pragma grecum est« quod 

latine dicitur causa. 262. 
dhasui Uinicma i perunova dci, deuana 

letnicina y perunouadei, Diana, 

latone et iouis filia. 76. 
dg^sr, d«aer» leuir« mariti firater. 174. 442. 



dwice, deuice, parthenos, virgo. 241. 
dhosnub , devoznub» procax» proprie 

petax. 269. 
dilka, deska, mulctrum. — deska, mul- 

ctra. 210. 448. 
divizna, divizna, verbascum. 363. 
dlab , d 1 a b > incastratura , compaginatio 

lignorum. 148. 
dlan , diann, ir, medietas palme^ tenir. 

162. — dlanuj palma est nianus ex- 

tensis digitis. 237. — dlann^ vola, 

media pars pabne. 374. 
dth, dilhj debitum. 68. 
dobytce, dobitce> pecus. 244. 
dobytek, dobitec« pecudes. 244. 
deck, doch, culmus. 65. {vorausgeht: tecto- 

rum summitas). — doch, glos, glossis, 

sovp, quod de stipula factum est. 134« 

Zweifelhaft , ob böhmisch* 
domnenie, domnene, opiniones. 231. 
domoväy, domouiti, inquilinus, qui eun- 

dem colit focum. 440. 

« 

dratva, dratua, drudis. 85. 

draini, drazni, incitat, adniterat. 149. 

Praes. 3 sg, von drainiu, -iti. 
^dre, dre, glumit. 134. Praes. 3 sg. von 

deru od. dru, drati. 
drebne, dr'bne, drebne, riget, stat rigidus« 

firiget. 292. Praes. 3 sg. von drebnu. 
dr'kole, dircole, fustis. 432. 
drn, dirn, cespes. 134. 410. 
drnie, dirne, fecundi cespites. 113. 
drob, drob, exta. 428. 
drozn, drozn, turdella. 356. [Zweinuit). 
drsna, d i r z z n a, raiica, raucida. 283. Nom. 

pL neutr. von Adj. drsny, a, e. 
dmiec, drusehc, proximus, afiinis. 273. 
drzy, dirzi, audax. 25. 
dabra»a, dubraua, silua iouis quercum 

significat. 818. 

27» 



81« 



Denkmäler der bdhmiseh^n Sprache» dessen der Maier Verborum. 



daha, du ha« iris. 162. — dnha« yris. 380. 
daran, -{'duran> simia cum cauda. 319« 
dusta, dusca» thimus, geuus herbe. 345» 
dniiüec, duetelec, bicorpor. 34. 

F. 
^Jenikl, fenikl, pentafilon. 247. 

H. 
hace, hace« brace. 250. Nom. pL 
Aacnii, hacnik» lumbale. 183. 
hadaci, faadaci, sortilogi 188. Nom. pL 

von hadad« 
hasapezdnäc, hazapezdnik, simplege sunt 

calige ex pellibus facte. 319. 
hlad, hlad^ fames» inedia. 111. 
hlahol, hl ahoi, aonus. 375. 
Uava, hlaua> nex, occisio. 451. 
hlapnie^ hlayne» ticio. 345. 
hlemyzit, hlemmisc, ostreum. 166. — hie- 

mizdj murex* 211. 
hUznOf hlezno, talus, anchala. 337. 
hleh, hl oh» rubus» arbuscula. 296. 
hbichy, hluchi« surdus. 333. ' 
hnoj, hnoy, rudis> mist. 296. 
hodina, hodina, hora. 143. 
hodiny, hodini» horologium. 143. Nom. pL 
holemy, holemi« grandis« 136. 
hoUni, holeni, tybieu. 345. Nom. pL von 

holen. 
horcüej horcicej sinapia. 320. 
Hostie, "l-hoste» hospitalea. 435. Nom. pL 

von host. 
krab, hrab» carpenus. 43. 
hrabie, hrabe, ras.tros, lingones« 468. 
hrabiify, hrabini, rapax. 401. 
hrad, hr ad» grando siroill ratione sicut nix 

coagulatur. 136. 218. 434. 
hrad ostroiny, hrad oztrosni» arx, altum 

edificium. 400. 
hraiby, hradbi« menia et munitiones. 200« 

207. Nom. pL von hradba. 



krach, hrah» pisa. 257. 

hrede, kopie, hrale, cope« lancea. 169.442. 

hranice, hranice» rogi« foci» rogi con« 
struetio. 294. 

hranostaj, hranostay, mustela. 212. 

hribaeko, hrebatko, pultrinus, T&lin. 277. 

hreben kokotovy, hreben kokotowi^ hera- 
clea« hanincamp. 139. -— hreben^ hre- 
ben, traculas, woUecambe. 350. 

hribi^ hrebi, cleros grece, sors. 417. 

hrebik, hrebik, cario61um. 42. 

hreblo, ozeh, hreblo, oseh, tiburgna, ofin* 
kruce. 345. 

hresli, hresti, sepelire est condere cor- 
pus. 312. Der Inf. von hrebu, mü der 
ehedem gewöhnlichen EUsion des h, siaii 
hrebsti. FgL oben S. 135. Rozpmete sie. 

hrez, hrez, lutum. 186. 

hr'dlice, hirdlice, turtur. 357. 

hriedy, hredi, trabes. 350. Nom. pL von 
hrieda« 

hrimota, hrimota, tonitruum. 348. 

hriva, hriua, luba. 163. 

hrivna , h r i t n a , torques , omamentura 
colli. 349. 

hrma, hirma, pubes dicuntur pili, qni in 
genitalibus membris sunt. 276. 

hrot, hrot, cacumen. 37. 

hroza, hroza, horror. t43. 

hrozny, hrozni, horrendus. 143. 

hrsi\ birst, manipulum. 193. 

hruda, hruda, gleba. 134. 

hruska, hrnska, pirus. 257. 

huba, huba, fungns, svam. 124. 

httbeny, hubeni» miser. 205* 

hudba, hudba, musica. 212. 

hadci, hudci, musici» modolatores. 212. 
Nom. pl. von hudec. 

humno, humno, area. 399. 

imue^ hun^ gaunaca« cansApn» tiahoh. 128» 



$. 27. Venriehmst der GUum. 



»IS 



karüm^ hiiraa» meretnx« 202. 
Ams\ hazz, anser» ganzo* lo* 
Jkmsentet, kuzzenice, tmca. 103. 
Aasü, hmzle, fides* 116. 
hyriii, biriti, cidinqnere. 424. 

Cli. 

chlasi, c blast, celebs, conobii expers est. 

408. 
cUib, cbleb, panis. 238. 
cUipa, cblipa, Salacia»* dea paganomm 

quasi maritima. 300. 
ckmdisce, cbmelisce« bomolarimn. 144. 
ekrabreit , cbrabrosi« fortitndo mentis. 

120. 
ekrami, cbrami, fana. 111« 428. — cbra- 

mi, templa. 339. Nem. pl.ven diram. 
tkrmsUncsC , hrmstaxett, crastauost, m- 

ditas, nooitas. 470. 
ehr bei, cbirbet, dorsum. 425. 
ekrim^ cbreii» rapbammi. 282. 
ekrepü /. nezdru 

ckr'i, cbirt, uelter« rvint. 361. 
ekar'Um, cbirian, faoces« 113« 
chnJa^ cbaala» laus. 171. 
ttaery, cbaori, imbecillis, firagilis. 438. 
€la€4ii, cbTosii, caude. 407. Ntm.pL wem 

cbrost» 
ckfsU, cbise, casa« 407. 



m, j permnoMM, et lous. 44L — 

f /. dhmtm and p€nmc9tu 
äUj ibo« iagam semitotis. 164. 
ikrm, ibra^ kidas. 183. 
ümiic, ikrisee, giMt a ii i geaetaüter est 

exercicBoraa locM. 132. 
*imU^ imew wmau 21». 
crci, ireb, peEs fincta. 24&. 
ml, izak, Mqm. IMi'— ysok, Sib«^ 



jabU, iablo, mahim. 191« 

jakeda, iahoda, fragmen, berba onde 

firaga nascmili]r.l21»*-ytfA#i^,iabodi, 

genas, ea pars -mhiis» qiie inier anri- 

colas et malas est. 129. 
jaUmec, ialouecc, iQiiq[>entt, geaus arbo- 

ris. 164. 
Jmmm, iamig ibaea. 121. 
jarcbud, iarobad, Denetrios. 76. 
jan/t iari» aehemeBS* 114. 
jasni /. juen, 
jair'vtmei, iairTenici ianitriees, doonmi 

fratmm interse nzores. 14^ Ihm. Jmml. 

ven jatrrenica. 
joBcr, iauor, acer. 3. — yanor, phtaoos. 

462. 
jecwty, ieemi» bordemn. 143. 
/a4 ied, neoaniiii. 361. 
jeUiu, iebliee, treondna eoaiortas mi- 

cans. 3&1. 
jeUn, ielen, cerunsw 409. 
jum^ iezzea, firaxans^ ascb^ 13t. 
jesek, jasnij yesen, yassni, Isis^ liiigaa 

egiptioma terra diciliir. 162. 
jeseir, iezzetr, aec i pc Mcr , gemw piscis. 3. 
jesu^, i e zznV inank^ i«b mtäimm 

148. 
jumimß, yesntni, Taam. 3M. 
jüier, iescer, lacertas^ veptfle yemw 

142. — jescer, ieseer, aogois dii 

qua« bracUa babeas* 168.*-* yeseer, 

ydra, draco. 380u 
/»flr#,iezerObbieMul69» — /ofln^yezere^ 

sfagnimip 474« 
jdf yess, irinacis. 162, 
jmA(l). gieieb, gida. 137. Sm^ peem. 

Wm mmtwmmtm mttm aMS» m MMMMMML 

kür dms €k mugumr^Am mmim mIL 



S16 



Denkmäler der böhnueeken Sprache. Gloeeen der Maier Ferboru^m. 



lada, 1 a d a« rura» ueteres incultos agros 

dicebant, 296. Nom. pL n. von lado« 
ladny, ladiii> nitens, serenum« 218. 
lahvice, lahuice, lagena« 169. 
lajno, laino, cacca» stercus. 37. 
^lampreda, lampreda, murena. 211. 
lana, lanna» numellus, genus uinculi» quo 

quadrupedes diligantur. 452« Ncm. pL 

von lano. 
lati, latti« tignum* 345.«-^ iatti^ambrices. 

393. Nom. pL von lat'. 
led, led« glacies. 218. 
Uden» leden, ianuarius. 436. 
lik, lekk« medicina est« que corporis Tel 

tuetur vel restaurat sanitatem. 197. 
Ukar\ lecar« medicus. 198. 
lekarsiüie, lecarstue, medicina est seien- 

cia curaüonom. 197. 
lektanie, lectane» titiUatio. 347. 
UUk, lelek> nocticorax. 218. 
len\ leuj ignauia, pigritia« 146.—- len> in- 

ertia. 151. 
Up, lepp, uiscum. 360. 370. 
Upce, lepce^ sorbit. 473. Praes, 3 eg. von 

lepcu» -tati. . 
lepoia, lepota, pulcritudo. 277. 
Ittnes, lern es, dentale est aratri prima 

pars. 73.— lern es, Tomer. 374. 
lesky, lezki« aueUane.25. Nom. pLvonl^skti. 
Uinice e. Uinicma. 
letnicina, leinüe, letnicina, letnice» la- 

tone. 171. — Uimema «r. dioana. 
liiopisec, letopizzec, historiographus. i 42. 
leioroet, letorozl, ramale, uirga. 283. 
Utos\ 1 e t o z, orno> huiro. 233. 
leiose, letose, ornotinus> langer. 233. Fül- 

leühi das Neuir. des Adj. lötoäi? Jetzt 

leto§ni. 
Ueenurmci, licemernici» ypocrite» simu« 

latores« S82. Nom. pL von licem^milu 



liedoma, leduina, ren. 289. 

lichopUesi, lichoplezi, sir enas tres fuisse 

fingunt 332. 336. Acc. pL von lichoplies ? 
Uchcla, liehe ta, malignitas. 191. 
lichotny, licbotni, malitiosos. 191. 
lichy, lichi, malignus. 191. 
lipa, lipa, tilia» linda. 346. 
lis, lizz> torcular. 349. 
lisUe, lisice» trulla. 354. 
lista, lista« limbus, fasciola est, que ambit 

extremitatem uestium. 177. 
liabi» lubi» amat 407. Praes. i sg. von 

liubiu> -iti. 
liuby, lubi« dilectio. 79. 
lüUice, lutice, Eumenis. 96. — lüuice^ lu- 

tice» furias> deas infernales. 125. 

lutice, Eumenides. 427. 
liutyt luti, ferox. 114. 
"^lokef, loket, ulna. 372. 
lom^ lom, lapicedia, locus ubi lapides 

ceduntur. 169. 
lono, lono, sinus. 32t. 
lopata, lopata, pala, scufela. 236. 
Icv, low, venatus, iaith. 36t. 
lovec, lovehc, yenator. 361. 
loze, lose, thalamum. 342. 
loiesny, 1 o s e z n i, clinicus dicitur lector. 4 1 7. 
loinice, losnice, cubiculum. 65. 
lue, lucc, pro tede, facule de ligno pino. 

273. — lucc, teda. 338.— 
/oA, luh, lucus est densitas arborum. 183. — 

lahy, luhi, lucos, nemora. 182. Noni, 

pL von luh. 
luh, loh, nautea, aqua corio fetida. 215. — 
luk, lue, arceolus, satelboge. 18. 
luk, Lvc, serpillus herba. 314. 
lukava, lukaua, falsa sub proditione. tlO. 

Das Fem. des Ad/, lukavy. 
lupd, lupes, rapina« 283. 
lupeznik, lapesftik» pirata. 106* 



^\\' 



<• i 



' 5. %1. Fef^zeichüss der Gtcuml 



Ui7 



£tMa,'lütka> ptipjpä, tocha. 467. 
luze, luse, lacuna^ collectio aqaarmn. 169. 
fyke, l i c o> trber^st corticis päi^s interior. 175. 
fyelnjil litW, sü^äs. 227. Acc. pL von lytka. 
/jyfi?^/ Ii s^J c e, coclear. 418. 
ßni^^/l^iül meiidät. 200. 



IL 



maa^eka, macecha, nouerca. 221. 
majcenie , maicene, priapismus est pu- 

dendorum extensio. 267. 
makovics^m aLCobice, conus. 56. 
nuäek, malekkj auricularis quintus (digi* 

tus). 79. 
rnali, mali, minuit. 204. Praes. 3 sg. vcn 

maliuy -iü. 
mmia, mata^ menta. 201. 
matcra, matera,. matrona. 196. 
maikjf , matki, planta. 2S7. — matki, 

plante sunt rapte de arboribus. 458. 

462. Nora, pL von matka. 
maiureju, matureiu« senescunt. 311. 
mazmnec, Mazanehc, placenta. 257« 
*nuc, mech, gladius. 134. 
mic ? nucj m e c hj piUi* rotunditas. 255. 
nuce s, ostrie. 
mid, medj mel. 199. 
m^, med« aes. 389. 
medcvma , medouina« niulsum a melle 

dictum. 210. 
nudoedice, medvedice, ursa. 376. 
msch, meb, nmscus, genus herbe. 212. 
*fnina, mena, concambium« wehsei. 51. 
mera, mersi, mensura. 201. 
merüh meru« metior. 203. 
müiec, me z z e c, mensis. 200. 
mui, mest, mustom. 212. 
nuze, meze> collimito, reino. 53« — meze 

/ztr^Mui^;, limitem. 177.— meze^mese« 



media. 202. '^* meze, finesv termini, 
limites. 430. -^ meze, porca autem 
est inter duos sulcos terra eminenr. 
440. 

mezinfc, mezinehc, annolaris, quartds di^ 
gitus. 79. 

rnhla, mhia, nebula. 215. 

müosr'die , milozzirde« misericordia. 

205. 
fTi/o/, mlat, malleus. 191. 
mlicnice, mlecnice, lacteus circulus. 

168. 
mleko, mlecoj lac. 168. 
nU'n\ miln> fulgur> quod conditur« si cadat 

de celo. 123. 
molg mol, roscidum • . • rore madidum. 

295. (cf. mol^zprasmna , raoX'zzpijän.) 

mol, mol, tinea. 346. 

vior, morr, pestis. 251. 

morana, m o r a n a, Ecate, trivia. 87. — m o- 

rana« hecate. 138. 
tnore, more> mare. 194. — more s, tnr'ive 

u. rüde, 

moruti, moruzzi« pilosi a grecis panites» 
a latinis incubi uocantur« quorum for- 
ma ab humana effigie incipit,. sed 
be&tiali extremitate terminatur. 256. — 
moruzzi, incubi» qui grece panite 
dicuntur. 149. Nom, pL von morus 7 

mosazny» mozazni, de auricalco. 68. 
motyka» motika, uerriculum. 364. 
mctyl', motil, papilio. 458. 
mozh, mozh» meduUa. 199. — tn^zti i. 9. 
fnudrost\ mudrost, sapientia. 302. 
nuirm, murin, maurus» mcnr. 197. 
mraeice; jnr^cice, nibus^ genus ligni spi- 
nosL 296. 

mroüenec, mrauenecc» formica. 137. 

mraz, mraz, geln» bmma« 129« 

28 



üiS Denkmäler der böhmischen Sprciche^ 

mr cht/s m i r c h i, cadauera« corpora mortu- 
orum. 405. Nom. pL von mr'cha. 

mr"ke»\ mirkev, pastinaca. 242. 

mr'sciny, mirscini, rugas« collectiones 
uesiimeiiti ia unum. 296. Nom, pL von 
mr^&öina. 

mr^lve, mir tue, mortuum. 195. Das Neutr. 
des Adj\ mrtvy, tva, tve. 

*mr'£ve more , mirtue more, mare mor- 
tuum. 195. 

mydU, midio, sapona. 139. 

mysC, mizij mens. 200. 

mysiy, miski, musculi> capita neruorum. 
212. Nom. pL von myska. 

* myrtü, mirtil, mirtus. 205. 

mytoTt mitar, thelonearius. 343. 

myto, mi tOf thelinium, theloneum. 338. 343. 

mzdicka, mzdicka> mercedula, lonelin. 201. 

nnik, msikk« momentum. 207. 

nadeliboh, nadeliboh, auitarium dicebant 
antiqui, quod super mensuram vel 
pondus iustum adiciebatur« ut cumu- 
lu3 Tocatur in modio. 402. Zusammen^ 
gesetzt aus nadMi, Imp. von nad^liu, -iti, 
und Nom. sg. boh. 

nadebna, nadobna, eleganti forma et cor- 
pore pulcra. 277. Das Fem. vom Adj. 
nadobny. 

nadat, n^AxxX, inflatus. 152. 

nacK naohj purpura. 278. 

nachodem , na eh ödem» incessu , gressu^ 
148. Instr, sg. von nacbod. 

najat, naiat^ conduetus. 55. 

nalep, Nalep, sagitu toxicata. 300. 

naiez, nalezj senatus consultus. 220. 

namisUcnikg namezecnik> hermafroditus« 
neque uir neque mulier. 139. 

napasi^ napas^ erumpiUL 102. 



CUssen der Mater Verbomm. 

napor» napor, pulsus Tocatus, qupd pal- 

pitet. 277. ; ^. 

nastroj\ naatroi« instrumentum. 157. 
navazac , nauazach, haruspejL. 138. —^ 

navazac i, nauaza.ci» exstipiteiSf tü^ 

spices. 106. •*- nauazaci, aru^pipes^ 

188. Nom. pL von navazaö. 
nebe, nebe> ether. 103. 
nebozez, n e b o z e z, terebellus, neveger. 340. 
nebozec, d e b o s e c> misellus, miser. 20S.' ' 
neccsite, n6ceste> improbitas. 155. 
niha, neba, teneritas, teneritudo. 479. 
nehetci, n e h e tc i (zweimal), eliotropium. 98. 

neb et ei, solsequia herba. 324. Nem. 

pl. von nehetec. 
nehoda, neboda, intemperies. 157. 
nihovati, nehouati, mulcere> molire« 210. 
nejesyl, neiezzit, pellicanus, auis qiie nas^ 

citur in solitudinibus. 245. 
nemec, -j-nemee, barbarus, tardus, obtoii^ 

sus, imperitus« stoiidus etc. etc. 80. 
netnlavnie, nemluune, infans dicitur homo 

prime etatis. 151. 
neposeda, nepozeda, turbidus» turbolen- 

tusj seditiosus, inquietus. 356. 
nesfyda, nestida, impudicus, tertius (di- 

gitus). 79. 
nelit neti> filiola, uillel. 116. 
netopyriy netopiri, uespertiliones, ydo- 

lorum cultores. 365. Nom.pl. vonnetopyr. 
neuceny, neuceni, indoctus. 151« 
nevhodie, neuhode, indignatio. 150. 
nevod, neuod> sagena. 300. — ne^od, 

tragum, genus* piscatorie retis. 351. 
nispule, nizpule, me^ila. 202. 
ni^s niu fila. 116. — nit, filum. 430. 
niva, niua, locus araa. 181. — nioy, niui» 

nouales agri. 221. Nom. pl. von niTa« 
noKn ohh^ grifa» grif. 137. 
nohm's. iarü. 



$. 21. P^ertticknüt der GUnen^ 



«19 



nera» nora» specns. 473. 
nevinka, nouinca, nouella^ nouiter plan- 
tata. 221. 

« 

imdn» ckrq>ie, nozdri« chrepe« narea. 

214. Vtm. pl. 
nravi, nv^VLi (zweimal), mores. 209. Ncm.pL 

v^ nrav. 
na tm, nunu> eia, militum properantium 

clamor. 90. 
nunvices n u n v i c e, sanctimonialis, Nunne. 301 • 
nuze, nuze> inopia. 154. 

O. 
obec, obecc« rempublicam. 288. — obec« 

conpascuus ager. 421. 
obedrany, obedrani, lacer» lacertus. 168. 
obW , ob et, sacrificinm, quod christiani 

offerunt. 299. 
obezrinicm, obezrenem, obtutu. 453. hutr, 

sg. von obezrenie. 
ebih, obih, abundantia. 384. 
obojekt oboiek> millus, collare canum. 441. 
eboz, oboz, castrenses res. 44. 
obraz, obraz, idolum. 146. — obraz, 

moneta, iminza 208. — obrazi /. ctly„ 
obriedi, obredi, cerimonia. 409. iVew». pL 

von obried. 
obrok, obrok, prebenda. 262. 
cbruc, obruch» armilla rotuiula, bovg. 20. 
obusie, obuse, auricule. 44. 
obuzcts obuzce» calumpniatorf rapula falsi 

criminis. 39. 
ocel, ocel, calibem (Acc.) i9. 165. 
odr, oAt, pulpitum» lectum. 466. 
odrkh o d r e t i, glubere, cutem detrahere. f 34. 
ohar, ohar, fuscum, nigrum, aquilum. 125. 
ohnisctnin, ohniscenin, libertus, cai post 

seruicium accedit libertas. 176. 
oje, oye« temo> dissl. 339. 
okap, ocapp, conpluuium. 54. 
okop, ocop> uallum^ dicituripsumiinitio. 359. 



ckrasy, ocrazi, ornamenta. 456. N0n.pL 

von okrasa. 
okrin, -fokrin, cantar, naph. 41. 
okurka, ocurka« cucumer. 65. 
olij, olij, oleum. 229. 
olse, olse, alnus, erlin. 10. 233. 392. 
cpalka, opalca, capisterium. 41. 
opasek, opazek, marsupium. 195. — opa- 

zek, crumena. 422. 
epec, opice, opec, ^opice> aimia. 319. 
oplecie, oplece, armillas ex auro, quas viri 

militares ab regibus donati gerunt 400. 
opoka, opoca, saxa. 471. 
or\ OTT, emissarius equus. 100. 
orich zemsky, orech zemzki, tuber. 355. 

— orichy, orechi, nucea. 222. iVcm. 

pL von or£ch. 
osmie, ozene> segetea, sata. 303. 
oskr'diU, ozkirditi, pastinare« colere, 

plantare. 242. 
osladic, ozladicc« polipodion. 465. 
öslopi, ozlo^i» vectes dicti quod manibua 

uectentur, unde hostea saxaque euel- 

luntur. 360. Deis böhm, Wort wissen wir 

weder zu denterig noch tmderswoher zu 

belegen. 
ost\ ozt, mucro. 209. 
Osten, Osten« Stimulus. 328. 
ostrabi, oztrabi, restaurauit 291. Praet* 

3 sg, von ostrabiu -iti. 
ostrice, ostrice, ostrea dicta est a testiu 

quod ibi moUicies interior camis mu* 

nitur. 235. [In der Ausg. 1833 suhi 

fehlerhaft ustrice.) 
osirie mece, oztre mece, mucro ensis. 209. 
ostrepesd, ostropezd, Carduus. 42. 
ostrov, ostrow> insula. 157. 
ostroiny s. hrad, 
osud, osud, fatum dicunt ess6 pagani« 

quidquid dti fantur. 118. — ojEudi 

28* 



900 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Glcssfn der Maier Ferborum. 



fatum autem a fortuna i|a aeparatur» 

quod enim fortuitu veoit Ebend, 
osudie, ozude« lebetas, urnas aureas. 171. 

— ozude, urna, sepulchrum. 375. 
osudny, osudni, fatiferj letifer. 112. 
osvita, ozueta, claritas. 416. 
osy^ ozi, vespasj animal exiguum. 365. ^c^. 

pL von osa. 
oeyküj ozika, trcmulus, aspa. 351. 
cscipi, o s c e p i« Jacula« missilia tela. 1 45. 

«— oscepi, pel^> iacula, tela. 236. 

Nom, pL von osö^p. 
otne s. daky. 
otravu, otrauu, veneno. 361. Instr. sg. 

von otrava, 
otnd?y, otrubi« furfures. 41. PI, noni. 
ovady, o u a d i^ abbanos. 22. Nom. pL von ovad. 
ovce, ouce« ouis. 235. 
avcin, oucin« caule, ouile ouium. 407. 
oves, ouez^ auena. 25. 
ozeh s, hreblo. 
cimky, osenki, primicie, frugum inicia« 

que düs delibantur. 267. — osenki, 

cerealia arma, instrumenta pistoria vel 

frumentalia. 409. Nom, pl, 

P. 

palec, pale CG« pollex. 79. 

palicnici, palicsnici, lictores dieuntur, 

quod fasces uirgarum ligatos ferunt. 

443. Nom, pl, von paliönik. 
pamfty s, tlaky, 

pänev\ panev, frixoria> pbanna. 122. — 
p a n e Y, padella. 236. — panev' s. ^kravad, 
paprae\ paprat, filicem. 116. 

parize, parizie? p a r i z e, pari^omata, vestis 
antiquissima hominum fuit. 240. 

pasec (od, pasek?), pazzec« cestus« genus 

quoddam ornatus mulierum. 410. 
piuttorek, pastorek« filiasteo stUsun» pri- 



uignus.116. — : pastjorek« priuuignus. 

268. !(....■ 

pasiyr\ -J-pastyr, hulcus. 143# 
pauciny, p a u c i n ij casses, retia aranearum. 

44. 148. Nom, pl, von paudina. 
pav, pavv, pauo. 243. 
pavlaka, paulaka, zomentum, zieba. 383. 
pazderU, pazdere^ acus paleae. 385. 
pazy paz, iunctura tabularum. 441. 
pazit\ pasit> cespis. 181. 
pecera^ pecera« antrum. 16. 
pekar\ pecar, pistorem. 418. 
peklo, peclo« infernus« tartarus. 152. 
pelest, pelestj varius (equus). 98. 
pelesty» pelesti, discolor. 360. 
^pelyn, pelii^ absinthium. 2. 
pen\ pen, truncus. 354. 
pinie, p e n e» modulatio. 207. 
peniez\ penez« denarius« 73. 
pmkava, penkaua, iringellus» vinco. 122. 
perie^ perre> stipule. 329- 
perina, perina, plumatium« vederbette. 463. 
perla^ perla« margarita. 195. 
pero, pero« penna apu| ueteres vocabatur 

aecuris» que ex una parte acuta est 

et ex altera fossorium. 246. 

perun, p e r u n» iupiter. 1 6. 
perunova, perunoua, ioius, 441. -^ peru^ 
nova s, devana, 

pesn, pösn, meloSj dulcis cantilene can- 
tus. 199, 

pisci^ pesci« pedites in ludis circensibus. 

244. Nom. pl, von peSec. 
piiina, p e s i n a« trames . 351. 

pevci,rpe\icii lirici> poete dicti« 179. Nom» 
pl, von p^vec, . 

pice» pice> pabulfun. ?35. 
picnik, picnik, Pabulator. 235. 
piesl', p,^ st, pugnus. 237, 277, 



§. 27. Verzeichniss der Glossen. 



»91 



pij\ pij, penes, aput, vel membrum uirile» 

natura Tel pudenda. 246. 
pijavic€g piyauice, sanguisuga. 30 1 . 
pila^ pila» lima. 177. 
piscet, p i s c e 1, psalterion, sambucum grece. 

275. 
pivo, piuo> cereuisia, 409. 
pivonüs p i u o n Cj peonia. 247. 
plac, plach^ fletus> lacrirae. 431. 
place sie, place se, flet. 289. Praes, 3 sg, 

von placu sie^ -kati sie. 
plachia, plachta^ sagum» 80. — plachta, 

Unna, saga. 178. 
planati sie, placati se, flere, ubertim la- 

crimas fundere. 117. 
plamcnnik, plamennik« flammiger, qui flam« 

mam portal. 117. 
plasy ? ^\^zi, tenie, infule, ligatura. 340. 

Dunkel : vgl. jedoch das russ, polosa. Streif, 
plascek, plascek, pretexta. 266. 
plavat, plauat, glaucus dicitur viridis» est 

autem color ioter album et nigrum. 134« 
*plavy, plaui, flauus. 431. 
plaz, plaz, reptile, serpens. 289. 
pleci, pleci> humerum. 144. Acc.sg. von fem. 

plece. 
pUcnici, plecnici» renones sunt uelamina 

humerorum et pectoris usque ad um- 

belicum. 289. Nom, pL von plecnik. 
plin, plcA» esLspolia. 106. — plen, exuuie. 

107. 
plinik, p I e n i k, manceps dictus quod ma- 

QU capiatur. 445* 
plelu, pletu, flecto> vlichto. 117. 
pfch, pilh« gliris, animal in arboribus si- 

niiie muri. 134. 
pliesanie, plesane« ovatio, minor trium» 

phus. 235. 
pVnolunie, pilnolune* luna plena. 1 84. 
plot s. tyn^ 



ptst, -[-pilzt;, centon«48* — pils^ filtrum, 

vilz. 116. 
pl^t\ p 1 e tj rates> proprie sunt connexe in- 

uicem trabes. 468. — p l e t, rates» das- 

ses, naues> nauigia, 470. , 

pluh, pluh, aratrum. 18. 
pVzny, pilzni, frugalis a fruge nominatur 

i. fructu Tel parsimonia» siue» ut alii 

Tolunt, a modestia, temp.erantia. 431. 
pocitari, pocitari« matfaematici. 188. 
podlomeky podlomek» gemursa sub. mini* 

mo digito pedis tuberculum, quod ge- 

mere facit eura, qui id gerit. 433« 
podplamenice , podplamenice> coliridiu 

subcinericius panis. 419. 
podraiec» podrasec« titimallum. 347. 
podvali, p o d u a 1 i« bases. 30. Nom. pL von 

podTal. 
podvazky, poduazki, fasceoU. 1 1 2. Nom, 

pL von podTazek« 
podvod, poduod, impostura, fraus. 148. 
podvoj, podToy« postes» ipse tabule ostii. 

261. 
pohoda, p oho da, sudum« serenum. 476. 
poklad, p o cl a dj erarium. 100. — poklad» 

pociad, gazophilatium. 128. 
police, police^ armaria» schafruta. 20. 
poluciu,polncsn, Nanciscor« adipiscor.213f 
poludnice, poludnice, Driades, deae silua- 

rum. 85. 
poniecj pomech, pedica» qua pedes lig^n- 

tur. 245. ( 

pomezie, pomeze, con6nium. 55. 
pomiluj, pomiluij miserere. 205. Jmper, 

von pomiluju, -OTati. 
ponebie, ponebe« palatus> gumo. 236» 
porusne sukno, porusne zukno» linostrina 

Testis est ex lana linoque texta. 178., 
porvalaj p o r u a t a, ; proserpina» 463. rr- 

p o r u ^ 1 1^ Proserpina. 466. Wahr» 



DenkmUler der böhmmkin Spruche. Gleiten dtr Maitr f^erborum» 



/rA#iWirA v^n drm Glessaiür mä JRUck^ 

sicki UN/ das lai. mpta gfhdJei. 
f%$mk « p o 1 a h « douiicium » quod datur 

puell«. 8b. 
f^iffmdcf» posselniee, pedisequa« ancilla, 

fanmla* S44. (e^ fiimuIaV — pozteU 

micei terua* famiila« pedisequa. SIS. 
fuk^ici» posoocnici» salisalores. 188. 

— ^poakocnici, sahatores, 142. 

A<iii. /»/. 90m posko^nik« 
f U 0m i \ poslal* posilura. ?(>l. 
ptHmMf^ p o sl au a» licmuiu. IT6. — p os t a ua> 

poalaaa» stauftMi iiiii.474. 191. 
f^niftn^ po siele, lecüslemium. 17?. 
jNvt^ftt««» posielka» paacaies. "^SH. (Panca 

üi nmdk 0hm €ttK\$smr smksftimm, ttdde 

ti^fH€mm) 
^ftüMm» poslolka» cauan» wihil« 4o. 

(^fi* GtN^fmr. wud. /<!#. s. cavaaiMi\ 
fHiHrämy^ posirisiai» h>ii$iire autem eo 

cle:Maslice us«i$ a natareis exortns est* 

pHk^ poica» pu^a. ?"^ — poica» cer* 

lanMia. 409. 
jpfMjpü» dihraiiuii. T^ 

jpi^tliif«t» polapa» eMnhinv eanillalkx 40T« 
f«nf*$i\ ponesl» fa«Mu 11t. 4:?:^ 
jw«r«cw poTr9>t,. fiMtts. t?4. 
|pv«4. pralk ÜMM^a» 17T. 
jpri^ir:^ pracK» pulnjb. ^'IT. 
|v«JL prak» fwada. t?4. 
4P^^^^ir«r» prasceJ» prwgxues propa^x 

?Tl\ JTU — prasceiL propaps $«>* 

Wl». ?Tt. 
jvr«^ pra$u aUopicia» ^^viA^ 10<^ — fntyt. 

pra$$w jldbnow ^rioet l$4. Jm. pl. 

wem pnck. 
fp ai Au prandla^ &$>. Im dmiM est. II?« 



prauidlo, norma. 219. — prauidio, 

thema« norma vel forma. 343. 
pravc, praat)> ius est humanum. llü. 
prarcslavny, prauoziauni» orthodoxiis.233. 
prozma» prasma« primicie de mele etfini* 

mento. 267. 
premena, premena, metonomia. 203. 
premcs» prenozz, metaphora. 202. 203. 
preprliCf, prepelice, Qoaquanu 280. — 

prepelice> columix. 422. 
priphec, prepeuehc> precentor. qui uocrein 

premiuit 263. 
presadm, prezada> plantaria. 2 ST. 462. 
priserm, presera> portentom est, quod 

subito apparet et aliquid pretendiL 466. 
pr t trcr m^ pretTora, metamorphosis. 203. 
prftmt^ preual, proceUa. 269. 
primsic X. i^m. 
prtf, pre, Ks, rna. 179. 
prieshce, prexliee, colus. 120. 420. 43.S. 
pryr, priye, afrodite, affirodis. 8. 101.362. 
pryrmuu, priTemne» aoioemim. 394. A^r 

AVsir. d€J Adj. pr^ünnv. 
prtjti^, p riet ei, fabisor, Emlur. 109. — 

prietel, Cinisor, fautor. 113. 
prtim^ prica» deiJiaaiii. 69. 
prwurwe, primere, trei^a» pax 

terrae« 48lK 
prip^fiiL pripiTeti. Ebare. 1T>. 
prtstiu», prizloue» pr omib o. 2T3^ — 

j£nrcr» pr i z lo u e, ada^:ia. ^^. 
/pr»£rr« p r i s I e e, estraiievs» ab alia tcnm.429. 
prmzHy^ priuztti. aä:iiaiB&. 391. — 

priuzuu eo^naCBiw 419. JfdlKrr 



l 



01 b^ prdttZBj. 
/prei; proc. resadansw 296. 
prtmi, proroL. pnspbetA. 2TI. 
^r«M;<proxoL hBhhl 2M. 

prozpi kmrcKCOH^ 



$. 27. Verztichnisi der Glossm. 



A 



Aipa pullis. 440. Prospi ist der hnpcr, 
von pros*pu, prosypati : kurencom der 
Dat. pL von kurenec. 

prstenu pirsteni^ sigiUa. 318. üotn, pL 
von pr'sten. 

pruhy, pruhi, Stigmata ignea> uulnerum 
Signa. 418. Nom. pL von pruh. 

pr'vencc, piruenehc, primogenitus. 267. 

pr'vospie, piruozpe^ conticinium. 58« 

pryze, prize^ imbrex^ ziegal. 147. 

psanec, pzanebc» pulsus, exul. 277. 

psiruh, pstruh^ trutta> piscis« 480. 

ptakopravce, ptacoprauce, augures. 234. 
Acc, pL von ptakopravec. — ptakopravci, 
ptacoprauci> augures. 188. Nom. pL 
von ptakopravec. — ptakopravec^ ptaco- 
pravec, augur. 402. 

pience, ptence^ pullos, filios auium. 277. 
ji€c. pL von ptenec. 

pudi, pudi, repudiat 289. Prau. 3 sg. von 
puziu> -diti. 

puchyr , puchir« pus« sanies, comiptos 
humor. 278. 

pusc, pusc, desertum. 74. 

puscedlne s» bakky, 

p^uka» puscha, pixis« pixidis. 257. 

puia, puta, compedes. 421. Nom. pLvonputo. 

pyr, p\T, fauilla est eibus ignis. 113. 

R. 

radihost vnuk kr*tov» radihost n^nukk 
kirtow, mercurius a mer eibus est 
dictus. 447. 

raj» ray, paradisus. 239. 458. 

rak, rac« rak» Cancer. 40. 165. 

raky, raki, tumbe, sepuichra. 355. 

ranusek, ranusec, manius« pronomen dic- 
tum ab eo, quod mane initio natus sit.445. 

rebri^ rebri, scale. 305. 

recnik, recnikk, retor, orator. 291. 

remdih, remdib« clava, kolbo. 417. 



ripa, rrepa» rapa. 262. 
riseto, reseto, cribrum. 63. \ 

riasno, razno, fimbriom. 116.' ^' 

riasy, r a z z i, cilia sunt tegmina oduloiluA. 

412. Nom, pL von riasa. 
rüosni, ritezne, nates. 214. Indüser Fhnk 

ungewöhnlich : ob Nom* dual. /^ vcn ri- 
te sna? Vgl. lozcsna. 
räi s, tlaky. 

riza, riza, uestis, peplum. 866. 
robenec, r o b e n e c^ puer. 276. 
rodna s, seslra. 
rodny s, bratr. 

rohacy roh ach, mergus. 202. 
rohoze, rohoze, palus. 372. 
roj\ roy, examen, zvarem. 107. 
ropusi^ ropussi, stiria. 137. 329. Ncm. pL 

von ropuch. 
rosochy, rozochi, stina {sul), pars aratr^ 

quam manu tenet arator« 329. Nom. pL 

von rosocha. 
roscep s. rozkol. 

rovi, rouij cloace. 417. Nom. pl. von roT. 
rozhlasi, rozhiassi, increbescit, fama fre- 

quentat W^.Praes. Si'^.t^onrozhlaSu.-iti. 
rozhnevanie, rozhnenane, offensio. 228. 
rozhranie, rozhrane, triuium. 853. 
rozkol» roscep» roscol, roscep, scisma, 

diuisio. 308. 
rozkos, rozcos, libido. 176. 
roien» rossen, veru, spizz. 364« 365.---- 

roien, rossen, ueribus, uirgultis ferreia. 
rtut', rtut, argentum vivum, quecsilber. 372. 
rty, rti, Labia. 168. Nom. duoL vcnrei, 
ruciter, r u c i t e 1, fideiussor, satisdator. 1 Ui. 
rüde more, rüde more, rubrum mare. 195. 
rujen^ ruien» october mensis. 227. 454. 
rukojet\ rucoiet,. manubrium. 198.-^ ril- 

coiet, manubrium, hilza. 445. 
I mnp, runo» velius. 361. 



«04 



Denlmiäler der böhmiid^ Sprache. Glossen dir Maler Verborum. 



rusi, ruzzij trace getl^s^irözem |i80.i Jiofn^ 



pL von Hu^in. 



(i[:i 



' ') ?. > ! 



-'! v 



'M t 



rybnik, ribnik;(Yiuariai9L!372.:; 
fy^ir'i<)»>siDgulttis, «iDgulciuSy suspiriis uis- 

cerum pulsusw 32.hv .^ . 
ryAA rih, siiigULltus . ex istomacho fit. 321. 
xyk, vWk, rugiuis ferarüni. 296. 
rytij rin, renus fluuius. 289. ' i 

rys, V i z, linx. 1 78. — r ri z, lincis beslia« 178. 
^rysc, riscj cursus eque3tris. 66. 
rza/{^ rsatif.hüiire. .141.) 

s. 

^sabie, sabe> dolones. 84. ^gL Jungmann s 

Sloivn. II.. Sab ^> Sabnik. 
sadra, zadra, gi^iim. 134. 
* salase, saläse, mappalia^ casa pastoralis« 

193. — s a 1 a s e, gurgustium. 434. 
samec s, straka. 
Htmi€e 4. straka. 
S€fn^ sao, hydris; serpensii 144.*— saii, cer- 

berum pagani aiunt infernorum canem 

tria capita habentem. 409« — ^ sani, s a ni, 

tiphones. .345. Nöm..pL von saä. 
^ani, zanii trafaa. 351. . 
^saze, zaze^ fuligo. 124. 
sdmaju(i zduuaiu, conflo. 56. 
sekyra, zekira, asciola. 401. 
Jief^ zeu, sopor. 475.' 
sinnik, s e n n i k» fenrle« locus ubi fenum 

ponitur. 114.» — 

tesH, zesX'it' ^oroTm 473. 
ßuirarodnat zezira rodna» germana. 132. 
siiip .zeti» recia.. 257. A^inw pL von 8$t\ 
sikp aik, fieus. 115. FgL- das gr. (tvhov, 
hk^Utts zicolecc, pedo, baculum est cur- 
' . uom, <:um quo pedes ouium detinen«- 

tur et paatorale gestamen. 245. 
siroui, zirotci, orphani. 233. Nom. pLvow 

sirotek. 
siiwrai, sytiwrat, Saturnom pagani illum* 



esse aiiint, qui primus ab x^liitipö ue- 
(nki WtML ioittf^'iugi^iig.:304.! ' 
säivratov syn, sitiürato'vv zih^ satü^ni fi- 
' ' lius. 253. — ■ süi))ram' s, slrahc. ■ 
sUo^ *]*szito, sedalium, harsip. Sit. 
siVftx'kt glaucus. 134. — sive^ z i u e, glauci 

oculi. 134. Nom, dual, fem, von Adj, 

sivy, -a, -e. ' ? 

skladanie, s-cladane, poema^ '464. 
skob, skob« flemen. 117. 
.fX:o^, scop^ spado» eunuchus, eastratus. 325. 
skora, zcora, pellis. 245. — scora, birsa, 

corium. 37. 
skomU^ scorne, ocreas. 227. 
skotak, scotac> bubulcus. 36. 
skoUf s c o t i 9 iumenta. 164. Noin. pL von 

skot. 
skranec s, venec. 
skra7ue, s c r a n e, tympera, loca uirina ocu- 

lis. 346. — scrane» circumtifnpora. 

415. 
skravaet , pan€v\ scrauad, paneu, saf«- 

thago. 471. 
skrchet, screhet, Stridor. 329. 
skret, s c r e t« demon. 72. — skreli, s c k* e 1 1 i» 

scroti, penates» dii. 170. scret^ 

penates intimi et secretales. 79. 246. 

Nöml pLvcn skret. 
skrinie, s c r i n e, cistella. 415. — scrine, 

scririiam. 471. 
«^ArivonrCj ^8 kriu an ecz, caradrion^ lera- 

cha. 42. 
skrusi^ scrusi> coQqüassauit, confregit. 54. . 

Praet. 3 sg. von skru^« -iti. 
skryse, s c r i s e> latebra. 1 70. 
skala, sculaj rima« crepido« scissura. 470. 
skvorec, sqoorecc, psitacus. 275. 
skor*nay skwirna« macula. 187. 
slad, -|-zlad> braxa. 36.— zlad^ prazium. 

262. 



5- 27. Verzeichnits der Glossen. 



1t4S 



slavii', z I a V i k, luscinia» acredula. 185« 

sUnnos^, zlaunost» soUempnitas« 324. 

sied, zzied, indago. t50. 

slemü, zleme^ tolom^ culmen tectL 347. 

*slcp, slep> cecus. 408. 

siez, zlez,maln^, 191. — z 1 e z, maluis. 238. 

sUzma, zlezena» spien, milze. 473. 

slen, z 1 o D, elephas. 92. 

slonovina, zlonouina, ebur. 87. 

slcnovy, zlonoui, ebumeum. 87. 

slcvanska zemU, zlouansca zeme, illirie 
regio. 154. 

slovau, zlowene, Auarie« winede. 25. — 

z 1 o w e n e ^ Wandali iuxta wandicu- 

lum amnem, qoi ab extremis gallie 

erumpit, inhabitasse et extraxisse no- 

men perhibentur. 359. Aom. pL von 
Slo venin. 

slcvenin, zlouenin, Wandalus, WinL 378. 

sluha, z 1 u h a« minister. 204. 

sluka, zluka, fiscedula^ snepho. 115. 

sluck, zluch, famella. 428. 

sfzy, zilzi, lacrimas. 168. j4cc,pL von sVzsl, 

smola, zmola, pex, inquinamen, hara.252. 

smrk, zmirk, pinum. 256. 

smiUna, zmutna, tragedia. 350. 

sftahu, znahu, conatu2l8. Instr. von sndhsL. 

snacha, snacha, pronuba. 272. 

sneh, sneh, nix. 218. 

snüm, znem, conuentus. 421. 

sochor, zzochor, motoria, uaga discorsio 
vel pamum instrumentum. 209. — z o- 
chor, trabeum, dreml. 350. 

sosna, zozna, picea. 253. 

seiu, zotu, pulsum, percusionem. 277. Acc. 
sg. von sota. 

sova, zoua, strix. 329. 

Spina, zpina, squalor, sordes. 154* 

spoUk, zpolek, consortium. 57. 

sponia, sp on c a, monile» omatus 
448. 



srace, srace» tunica, uestis antiquissima. 

356. 
sram, zram, verecundia. 364. 
srasi, srassi, iuges, auspicium est» cum 

uinctum iumentum stercus fecit. 441. 

Nom. pL von srach ? 
sr*bh zirbi, Sarabaite« proprie currentes 

vel sibi uiuentes. 302. SarabaUae wann 

eine Art irregulärer Mönche im Orient. 

und der Glossator hat hier das Wort 

Srbi (pL von SrhinJ /ialsch angewendet. 

— Sr'bi, Sarmate, -{-sirbi tum dicti 

a serendo , i. quasi sirbntm. 303. — 

Sr'bi, zirbi, Sarmathe populi. 303. 

471. Nom. pL von Srbin. 
srocenie, srocene> factio. 110. 
sr'p, zirp, falx. 110. 

*stada, Stada, greges. ^ii.Nom.pl^vonstaido, 
stan, stan, tentorium. 340. — stan, tugu- 

rium, casula. 355. 
siarcsta komonnici,zi2LTost^ comonnichi, 

prefectus equitum. 264. 
si'blo, stblo, calmus. 329. 
stihu, stehu, figo, stecbo. 116. — stehu. 

(igo, sticho. 430. 
stenice s. sctniee. 

stezky, stezki, tramite8.351. ALp£.rrnstezka. 
st&eje, steseie, cardo. 42. 
s'U, sti, faui. 429. Arm. pL von s*t. 
sloh, stob, nubilar, scoph. 452. 
stolec, stolecc, sedes, solium. 311. 
sionoika, stonoska, cenUipeda, genus ani- 

malis. 408 

siracec sitivratov syn, zlTstcec sitiuratovv 
zin, picus, satumi filius. 253. 

straka, z t r a k a, pica. 252. — straka samec, -ce, 
ztraka zamec, ce, picus. 253. 

Sirana, strana» tractus, plaga. 350* 

sirava, ztraua, sumptus. 332. 

arazn, strazn» passio. 241. 

29 



t96 



Denkmäler der böhmuchen Sprache. dessen der Maler Verborum. 



siricek, strecek« oestos^ animal armorum 

aculeis permolestum. 228. 
siridozenue, stredozeme, meditullium di- 

citur non medium terre^ sed procul a 

mari. 446. 
slrela, strela, sagitta. 300. 
strel ze vrzenü, strel se virsene, Ra- 
diorum autem ictus. 227« Strel ist Gen. 

pl, von strela. 
sir'tuUie, stirnute^ spasmos^ tenores. 325. 
sirojce, stroice^ instructor. 157. 
struha, 8truha« incilla^ fossa> ea que in 

uiis fiunt ad deducendam aquam. 438. 
slruhar , z tr a h a r (sicj , tomarius , dreh- 
sei. 479. 
struna, s t r u n a^ fida> chorda in cy thara. 430. 
stupa, stupa^ tasinarium, stamph. 338. * 

stupa, tipsanarium, stamph. 346. 
siryna, strina^ tia, amita. 344. — strina, 

tya> soror matris. 357. 
stvor, ztuor od. zcuor? osiros rex fuit 

egipthi et interpretatur pauper. 456. 

Das ff^ort ist sonst gänzlich unbekannt* 

Man kann ztuor od. zcuor lesen, 
sudcc^ zudce^ pretor. 266, 
suMice, z u d 1 i c e^ quiris »^ spizstanga. 467. 
sudnice, zudnice« pretorium. 266. 
sukno V. porustie. 

sumrak, zumrak^ crepusculum. 63« 
super', z u p e r> adversans, 6. 
sworat,, zuvrat, limen siue margis. 351. 
svatovit, -j-suatouyt, Ares^ bellum. 20. — 

zuatouit^ mauors. 197. — suato- 

uit^ mavortem. 446. 
svekry, zveeri^ socrus et socer ita distin- 

guuntur, socerum virum dicimus« so* 

crum feminam. 472. 323. 
sverepice, suerepice, equaricia. 98. 
svist\ SU est, fratria vel fratrissa, iratris 

uxor vel uxoris soror. 121. — zwezi;, 



glos, gloris. 134. — zwezt« glos, uiri 

•oror. 434. {in der Ausg. 1833 steht irrig 

viri uxor). 
svet, suet, raundus. 210. 
sott, fsuet, swet, consilium. 56. 421. 
sveäonose, zuetlonose, lucifer. 96. — 

suetlonose, lucifer, iubar. 182. 
svitbise, zuetluse, lucina« 76. — suetluse, 

lucina dea. 182. 
svietice, s u e t i c e, numenide, dee, 8ancte.223. 
svvnar, suinar, porcarius. 259. 
svinice, suinice, ,usya, uermis porcL 376. 
svoba, zuoba, feronia, deapaganorum.429. 
svor, zuor, zodiacus. 383. 
svori, zuori, poplites, genuum flexura, 258. 

Nom. pL von svor. 
svrab, zvrab, prurigo, scalpatio. 274. 
svr'bi, z wirbi, prurit* 274. Praes. 3 sg. von 

svr'biu, svr'beti. 
svr'cck s. svrcek. 
svycaj, suicsai, usus. 376. 
syn, zin, fllius. 253. — syn s, sitivratov und 

stracec. 

H. 
samr'ha, samirha, trocheus, genus rote 

ad lusum. 354. 
scedni, seedne, parce, moderate. 240. 
scenice, stcnice, seennice, cymex. 67. 
scepari, scepari, insitores, pelcer, qui in- 

serunt arbores. Ibß. Nom,pLvons6epsLT. 
scerk, scerk, glarea, lapilli parui härene 

maris mixti vel gleba. 434/ — scerk, 

scrupo est harena durior. 471. 
scüiny, scetini, setas. 259. 315. Acc, pL 

von Söetina. 
scevel\ sceuel, rumex, ruf. 470. 
sciry, sciri, sincerus. 320. 
seit, seil, seetra« seutum. 306. 
scmel, scemel^ aticus« humbel. 25. 
selma, selma, pestes ibidem, 460. 



$. 27. Feruichmu der Gtcs^m. 



«»7 



* semranie, »emrane, crepitus. 63« 

ser, ser« iusticium» luctus publicus« lucrum 

publicum^ fiiue public! iuris silentium. 

165. 
seralek, sserate k» cicendela« genus mu- 

scarum« quod in nocte lucet 412. 
setei, seteklL« genius« stedegot. 433. 
sidlo, sidio« subula« ala. 331. 
svr*cek, svrctk, svircek« cicades. 49. — 

svircek» griilus^ nomen a sono vocis 

habet 137. 

T. 
laha, -^{t^h^t cetauca. 410. Dunkel und im* 

gaviss ob bohmuch. (Cetare bedeulU nach 

dem Glossar so viel als citare.) 
taie, talie^ talle« obsides, 225. Nom.pLvM 

taP. Kommt auch im AUruss. und AU* 

slaw. vor, und scheine fremden Ursprungs 

zu sein* 
taloVy talov^ sanies« pus, tabo. 301. 
taska, taska^ funda. 124. 
taze, t a s e« ducit. 86. Praes. 3 sg. von tabu. 
teniie, teme^ sinciput. 320. 
leneCa, t e n c t a, plage proprie dicuntur funes 

illi« quibus tenduntur recia circa ymam 

et summam partem. 257. 
teplice, t e p 1 i c e, therme« calida loca i« bal- 

nea. 340. 344. 
tese\ test, socer est, qui filiam dedit. 323. 
testo, testo, basa. 30. 
tesc, tesc, uacua. 357. Adj, indef. 
tietivy, tetiui, nerui. 147. 154. Nom, pL 

von tietiva. 
eieze, lese« moles, arerus. 207. 
lieike, teske, graue. 434. Das Neuir. des 

Adj. tieiky, a, e. 
tis, tiss, taxus» uenenosa arbor. 338. 
ika sie, tca s e, pervagatur, peragrat. 251. 

Praes. sg, 3 von tkaju sie« tkad sie. 
daky v riti eine pameiy, tlaki writi otne 



pameti, pubes> virilia. 275. Tlaky 
Nom. pl. von tlak; pamety Nom, pL van 
pam^ta, signum, ncla, vgl. das russ. po- 
meta. Uebrigens kommt auch pamet /hr 
Merkmal, Dmkmal vor: so im AUruss. 

V 

»dojezdnyja pamjatia Kn. Bols. Gert. 

(1838) 5. 13. Das i am Ende istlädirt. 
litte, tluce, cantabrum. 41. 
tma, tma, falanx. 110. ' 
tocenice, tocenice, Titta. 371. 
topes? top e SS, topsus, topstein, saxi spe- 

cies lenissiroa apta cameris. 349. 
topot, topol, populus arbor. 259. 278. 
trtba, treba, sacrificium est uictima, et 

quecunque in ara concremantur seu 

proponuntur. 299. 
trenovci, trenouci, dentes molares. 207. 

Nom. pL von trenovec. 
trcnozka, trenoska, tripodes. 353. 
trepice, trepice, cramula, hahala. 62. Un- 
bekannt : ob carmula, Hechel? Trepati len, 

konope heisH brechen, 
tretacka, tretacka, trideus h. e. tertiana 

febris. 353. 
trest', trest, harundo. 138. — ^trest\ tre/r. 

arundo. 400. 
trezubec, trezubec, tridens. 352. 
trh, vice, tirb, vecse, forum, locus con- 

uentui. 120. — /r'A, tirb, forum publi- 

cum. 431. 

triak, triak, tyriaca est antidotum serpen- 
tinum. 346. 

triesCka, treslka, typi, sunt frigide febres. 
357^ 

IriMav, t ribl a vv, triceps, qui habet capita 

tria capree. 352. 
ir'lice, tirlice, scalparis, tessila. 805. 
trn, tirn, ramnns, spinarum genus. 382. 
ir'nie, tirne, spine. 326. 
troska, trozka« scoria. 208. 

29* 



988 



Denkmäler der böhmischen Sprache. Glossen der Maier Verborum, 



Ir'paslek, trpaslek^ nani« quos greci pig- 
meos uocanL 260. 

irud, trud, fomes. 119. 

tryzna, trizna^ inferie, sacrificia que diis 
manibus inferebant. 439. — trizna, 
inferie^ placatio inrerorum vel obse- 
quie vel infernalium deorum sacrifi- 
cia» mortuorum sepulture debite. 152. 

tuha, tuha, tedium. 338. 

tul, tu 11^ phareüira. 252. 

tuTy tur, taurus. 338. — tur, ur, uris, 
bubalus. 375. 

tiwridlo , tuoridIo> formul a , leist. 119. 
— tvoridlo, tenucia , kesewazercar. 
479. 

tvr'd^y tvird (zweimal)^ firmamentum 116. 

/y/, tili, occipicium. 227. 

tyn, plot, priasloy tin^plot^prazlo, sepem, 
munimentum, sepe, ligna ponuntur ibi. 
312. 

uborek, vborek, ruska« russa yel russeola, 

rubra. 296. — vborech» calatus» sum- 

ber. 38. 
uceny, vceni, doctus, scitus. 308. 
udatstvo, udatstuo« fortitudo, virtus. 120. 
udi, vdi« artus. 430. 
udice, ydice, hamus. 138. 
uhli, yhli, proceres extra parietes. 269. 

Nom, pL von uhel. 
uhonie, vhone, globos, Tertigines« vel ex 

solido rotundus« pila, rotunditas. 134. 

Das böhm. Wort ist uns sonst unbekannt 

und unerklärbar, 
uhri, vhri« porrigo, uicium porcorum. 259. 

Nom. pL von über. 
ukol, VC oll» thesis» positio* 344. 
ukrutnik, vcrutnik, ukrutnik» grassator, 

latro. 136. 



ulozenie (ed. ulozene ?J, vlosene» deposi- 

tum. 73. 
umluva, vmluua» fedus est pax. 113. 429. 
umyvadlo, vmiuadlo, scifus» in quo manus 

lauamus. 307. 
unor, vnor> februarius. 113. 429. 
up, vp» gemitus» ululatus, planctus. 129. 
uplavüe, vplauice» proluuies uentris. 362. 
usnü, vzne, corius ab antiquis masculino 

genere dicebatur. 422. 
usvU, vsuit, diluculum. 79. 
usaty s. zaj'ec. 
urüdnik, vrednik, municeps dictus, eo 

quod munia capit 211. 
ulek, vtek, trama. 178. 
uiroba, vtroba> precordia sunt loca cordi 

uicina. 263. 466. 
uval, vualh conualis. 421. 
uvrai, vwrat, versura, anewante. 365. 
uzel, vzel, nodus. 218. 
uzasne, vsasne, obstupescit. 226. Praes. 3 

sg. von uiasnu, -nuti. 
uzese\ vsest» angor. 395« 

V. 

t; mozze, w mozze» in cerebro* 227. Loc. 

sg, von mozb. — v s. daky. 
vadi sie, uadi se» litigat« 180. Praes. 3 sg. 

von vaziu sie, -diti sie« 
vaha, -]*waba, lanx, statera. 169. 
varlie, -J-varlle, ventriculus. 362. 
vana, vana, wani^us. 359. 
vanie, vane, flatus, winde. 117. 
vapenny kamen, vapennykamen, tofus.347. 
vapno, vapno, calcis» calch. 38. 
vaira, vatra, fulmen dictum a fiiluore 

flamme. 123. — vatra, fulmeo, quia 

iofundit. 431. 
vaz, vaz, ulmus. 372. 
vded, wded» upupa. 37S. 



§.27. Vfrzeichniss der Glossen. 



«99 



vdruii sie, wdrusi ze> inserit se. 156. 

Praes. 3 sg. von vdruiu sie, - iti sie. 
vec\ vehe, res. 290. 
vice s. trh. 

vidinie, yedene, sciencia, noticia. 307. 
vihlas, vehlass, prudencia. 254. — ve- 

hlaz, prudentia« 274. 
vihlasny, vehlazni, prudens. 273. 
vejer, veyer, uentilabrum. 362. 
vei, wek« aetas. 390. 
velblud, y e 1 b b 1 u d, camelis cain nomen de- 

dit. 406. 
veles. Tele SS, pan, ymago hircina« 237. — 

Teiles, pan primus calamos cera con- 

iungere plures instituit, pan curat oues 

ouiumque magistros. 238« 
venec, Tenec, dyadema. 76. — vmec,skranec, 

Tenec, zeranehe, sertum, Corona. 

315. Das zweüe FF'orl scheintvon akranie, 

Sc/ilä/e, gebadet zu sein» 
veno, Teno, dos. 85* 

verejCs Tereie, ianue ualue. 436. Nom. pL 
ves\ Tez, Ticus. 367. 
veslar\ Tezlar, remex dictus quod remum 

regit. 288. 
veslo^ Tezlo, remus, rudir.. 288. 289. — 

wezlo, remex, rüder. 469. 
vesmcr , Tezmir, mundus est uniyersitas 

omnis, que constat in celoetin terra. 210. 
vesna, Tezzna, Tezna, Ter. 339. 363. 
ves, wess, pediculus. 245. 
viscby, ye s cb i, uaticinia, poetarum carmina. 

360. Tiom. pL von T^äöba. 
vistec, T e 8 1 e c, Tates, propheta diuinus. 360. 
vilrnik, Tetrnik, Tela greci armena di- 

cunt. 361. 
vily, Teti, ramus. 282. 
vize, Tese, turres. 356. 
väiez^Yitez, heros. 140. — ^Titez^Tictor.367. 
vlastovice, wlaztOTice« hirundo. 141. 



vfckvec, wilchuec, grincas, taws. 137. — 
-|* y 1 i c h T e c , phitones, qui spiritum 
malignum in uentre habuerunt. 255. 

vl'chvice, -[-TilchTice, sagapeta. 300. 

vCk, wilk, lupus. 185. 

vVkodlaci, TÜkodlaci, incubi, siue inuidi, 
ab inuiando passim cum animalibus, 
unde et incubi dicuntur, ab incubando 
homines h. e. stuprando, quos romani 
faunos (icarios dicunL 149. Nom. pL 
von Tpkodlak. — TÜeodlaci, incubi, 
sepe improbi existunt etiam mulieri- 
bus et earum peragunt concubitum,* 
quos demones galli dusios nuncupant. 
256. — vl'kodlak, yilcodlac, faunus 
pici filius. 113. 

vtna, uilna, lana. 168. 

vloha, wloha, indolis, proprie est ymago 
quaedam nobilitatis Tel Tirtutis futurae. 
151. 

vnuky Tnuk, nepos. 217. — vnuk s. radihosL 

^vodovod, Todouod, aquaeduetus. 66. 

vojevoda, Toieuoda, dux. 267. — vojevody, 
Toieuodi, duces. 86. Nom, pL vonyo' 
jeToda. 

vol, T o 1, boüem {Acc.J 432. — vol s. vrany. 

vole od. volle, Tole, struma, croph. 329. 
(Cyr. BOAA, vgl, Todne telie, tbaaJ. 

vozataj, Tozatay, aureax, auriga. 402. 

vozkri, wozhri, muccus, roz. 210. Ncm.pl. 
von Tozher. 

vrabikove, wrabicowe, passeres. 241. iVm. 
pL von Trabik. 

vrah, wrah, diabolus. 76. 

vran, wran, coruus. 61. 

wan, wran, mauron (equus). 98. 

vrany vol, wrani Tol« fiiruum bouemi. ni- 
grum immolabant etemo. 432. 

vraice. Träte e» posticium, latens ostiuiD. 
261. 



Denkmäler der böhmischen Sprache, Glossen der Maier Verborum. 



vratidloy wraditllo/^^iCyl^liciatorium, mittil« 

ne. 

vreee, wrece» cilicium est aestimentum ex 

pilis caprarum. 412. 
vrcteno, wreteno/ fuso (abL) 125. 
vr'chy^ yirchi« kacumina, uerdces. 165. 

Ncm. pL von vr'ch. 
ffr^se, wirse« gurgustium. 137. 
vr'süi, virsiti« triturare, conculcare. 353. 
vnib, wrub> tessera, krinna. 341. 
wV, virvv, resticula. 291. 
vrienie, yirsene« ictus. 227.— vr'zetue s. 

sIrU. 
vsedne, wsedne« indies« per singulos dies. 

150. 
^ vsie celied, wse celed, omnis familia. 229. 
vslavac, wstauach« satyrion^ naterwrz. 304. 
vybojt viboi« excussio. 108. 
vybojnüc, Tiboinik, excussor. 108« 
vykal, vikal, sperraen, semen. 362. — vy- 

kalem, v i c a 1 e m, spermate, seiuiae. 

473. Instrum, sg, von vykal. 
vyr. Wir, wirr, bubo. 36. 218. 329. 
vyii, uiti, ganire uulpium est, sicut latrare 

canum. 127. 
vyzä, wiza, echius, ypocus, huso. 87. 
vzchod, -{-wzchod, burra, stiega. 37. 
vzkrisenie, wzcresene, resurrectio. 291. 
vzpesi?? vz p e 8 i, triptes, species demonum 

a uerbo tripo vel ludo, qaia deludunt 

dormientes. 353. Unenlräthselbar : viel- 

leicht steckt der Stamm in spati, mit Bück* 

sieht auf dormientes. 

Z. 
zachod, zach od, occasus. 453. 
za/ec usaty, zaiecc vssati, lepores au* 

ritos. 173. — zajec, zaiecc, leporem. 

173. 
taklad, zaklad, uadimonium. 359. 
zakona datel\ zacona datel, legis lator. 



quasi dator. 173. — zakoni, zaconi^ 

leges. 172. Nom, pL von zakon. 
zapadka, zapadka, peisulum, sloz. 252. 
zapuzenie, zapuzene« repudium. 290. 
zaruj'y zarui, September mensis« 313. 
zavojs zauoi, velamen. 361. 
zavory, zauori, repagula. 289. Nom. pL 

von zayora. 
zbeh, zbeh, perfuga, (ugitiuus. 459« 
zelva, zelua, nurus, uxor filii. 223. 
zemicy zeme, telluris, dea terrae. 338. — 

zemie s, slovanska, 
zemsky s, orich, 
zer\ zerr, mania, ab insania et furore uo- 

cata. 445. 
zezhule, zezhule, cuculos facc.J 49. 
zie^, zet, gener, qui (filiam) duxit« 323. 
zicvali, zeuati, hippitare. 141. 
zizala, -j-zizala, culix. 65. 
zmij, zmiy, serpens. 314. 
znamenicy znamene, homina, auguria. 142. 

— znamene, omen, augurium. 229. 
znojy z n o y, aestus. 390. 
zr'cadloy zrcadlo, speculum, spigel. 473. 
zubar? zubar, renter. 289. Wir ßnden die 

Bedeutung von renter nirgends^ und kön^ 

nen nicht bestimmen, ob zubar böhmisch ist. 

zabka, sabca, falcis est, qua arbores am- 

putanlur, 110. 
zabra, sabra, brancia. 36. 
iaby, sabi, rane. 282. Nom. pL von iaba. 
iahadloy sahadio, cauterio, polz, ferro. 46. 
ialcy sale, nenia, carmina mortuorum.2i6. 

Nofn^pl. von iaP, statt iali. 
zarovisce, sarouisce, piram, rogum i. li- 

gnorum constructionem, in quo mortui 

comburuntur. 460« 
iaSy sazz, exthasis. 106« 
ie s, strü. 



§. 27. Vcrzeichniss der Glossen. 



231 



ielud, s e 1 u d« glans/ 434« 

zerav, serav^ grues^ nomen de propria 

Yoce sumpserunt 137. 
zeracha, sserucha, nasturcium. 214. 303. 

— serucha, sardamon« nasturcium. 

303. 
zelv\ selw, selv> testudo. 341. 342. 
zestok, sestoc> furiosus. 125. 
* z€sloky,s ezioW, crudelis, seuus. 64. 
zeziy zezi« sitis. 322. 

züfiice, sitnice, granarium, komhus. 136. 
ziva, -J-siua, Dea frumenti« ceres. 68. — 



fruges« frumenium, vel dea (rumenti. 

409. 
iivots 8 i u o k^ animal. 144. 
zizn, sizn, vbertas> habundanlia, fccun- 

ditas. 360. 
zlazy, slnzi^ giandulus« drusiut. 134. Nom. 

pL von zlaza. 
ztc, slich> fei, uirus, iracundia. 113. 
ilulek, s I u t e k^ Titellum, 371. 
zr'tva, sirtua^ holocaustum. 142, — sir- 

tua, victima. 367.— irVvy, s i r t u i, Sa- 

crificia. 211. Nom. pl. von zr'tva. 



-j-siua, diua, dea. 83. — siua, ceres, 

Folgende Glossen, die in der ersten Ausgabe (1833) stehen, haben wir, als nicht 
böhmisch, aus der obigen Reihefolge ausgeschlossen: 



'\' roste, tessera, coste XL. 479. Ist. lat. 
fgelca, succula. 331. Ist uns dunkel, doch 

jedenfalls nicht böhmisch. 
■^{gellüa, calicula. 39. Ist das mittellat ga- 

leta, galita, nhd. Gelte. 
-j- chlipa, riuola 293. Wohl das deut. Klippe? 
-['leua, sceua, sinistra. 321. Ist lat. 
'\- ovin, funam. 125. Vielleicht verschrieben 

st. furnum: daher Ofen. 



salimorum, psalmorum. 178. Ist das mittellat. 
salimus, salmus st. psalmus. 

•\'sidala, thorale. 344. Ist das nhd. Siedel, 
daher böhm. ndla, 

smirt, subridens« 475. Dunkel; vgl. das 
engl, smile, lächeln. 

-^fzara, oriens, exortus. 383. 482. Ist he- 
bräisch. 



Es sei uns zum Schlüsse noch ein flüchtiger Rückblick auf unsere Glossen 
erlaubt. 

Die über der Zeile stehenden böhmischen Glossen sind zwar, wie die deutschen, 
von zwei verschiedenen Schreibern; da sie jedoch gleichzeitig sind, so stimmen sie in 
der Orthographie überein. Die vorzüglichsten Eigenheiten dieser Orthographie sind fol- 
gende : es wird darin ausgedrückt 

c durch c: cena, poUce, denice, zudce, kilauec, letopizzec, bitec u. s. w. 
cz : skriuanecz, czuik« 
hcs : brohcs« 
CS : vecse. 

hc : mezinehc, lovehc, brahcka, vehc, pzanehc, drusehc» mazanehc u. s. w, 
cc : palecc, borecc, stolecc, obecc u« s. w« 
s durch z : zekira, ozude, zuatouit, zozna, zeztra u. s. w. 

s : suatouytt, testo« steseie, osud, san, slep, srace, treslka, scrane, suinar u« s. w. 
sz : szito. 



239 



Denkmäler der böhmüchen Sprache. ßlossen der MaUr Vcrhorum. 



giszskra. 

iezzetr^ zzochor» kuzz, cozz« lizz u. s. w. 
tiss^ veblass« bessi» yeless, rozhlassL 

breza, riza^ nebozez^ pazdero> priuzni« mozazni« rohoze u. s. w. 
cerpadlo« pecera^ tretacka, cechel» mzdicka« pocitari« tluce u. s. w. 
obruch, plach^ colach, roh ach, chape« chuprini, chubr u« s. w, 
klokocs, kecsice, suicsai> csaz, polucsa, cstena» palicsnici. 
ozladicc» lucc. 

iunose, olse« lemes, cese, presera« sebna, setekk, laska u. a. w. 
ropussi« wess« yssati^ prassi, crussi, sseratek. 

such (iFd), siuok^ blasu> sabra^ sahadlo« pasit, lisice (lyzice) u. s. w. 
rossen^ sserucha, yess (jez). 
hlemizd (und hiemisc). 

virchi, cbise« cblast, orech, hluchi« chrami^ plachta> chrabrust u. s. w. 
hrah> pilh. 

ied, ielen, iari« baie« laino^ pomilui u. s.w. Am Ende y in clij und pij. 
yesutni, yezero, oye, priye, znoy, zmiy, roy, hnoy u. s. w. 
gyrcha^ gilce^ %int, giszskra^ gleich^ gill, crahugi, charodegi« 
ciuca^ scotac« ocop> cucol, cniha> scrane, lico, dobitec^ Ivc u. s. w. 
kauka^ loket, wek, okrin^ siuok^ paulaka, ribnik u. s. w. 
quazz^ quasu> squorecc, quap» quelen. 

vborech, puscha. • 

kclada. 
cluneck. 

u im Anfange geschlossen y : ywrat^ vtek^ vcoll, Yssati u. s. w. 
T durch u: siuok^ zlouenin^ Isiui, niua^ praao, zeuati> brau« ziu u. s. w. 
v: yapno, yezna« vodovod, divizna> hrivna, nevod. 

w: wir (bubo)> wded, wrub, vwrat, ptacoprawec« zlowene« selw (und selv), 
wrece, wran u. s. w. 
§ durch e : slep> primere« neha« bezzuetni« dedina, venec« suel u. s. w. Auf die- 
selbe Weise, ohne erweichendes ^ auch ozude, rozhrane, lectane, stir- 
nute, znamene, femer vitez, breme, zeme u. s. w. 
i und y ohne Unterschied: raki (tumba], ribnik, hluchi, litki, dagegen gyrcha u. s« w. 
b nach 1 durch i vor I: wilk, zilzi, vilchuice, uilna, vilkodlaci, pilnolune, pilh, niiln, 
pilzt, dilh u. s. w. Nur zweimal steht i nach i: vlicodiaci, siich (zPc). 
u: clunek. 
In tresika und puscedine fehlt der Vocal gänzlich. 

b nach r durch i vor r : time, birui, chirt, hirdlioe, virsiti, samirha, kirtice, zirbi, 
tirlice, birdo, dirzzna u. s« w. 
e: plet, drebne. 



szs 
zz 

SS 

z durch z 
ö durch c 
ch 

CS 

cc 
i durch 8 

SS 

i durch s 

SS 

z 

ch durch ch 

h 

j durch i 

y 

e 
k durch c 

k 

q 

ch 
kc 
ck 



§. 27. Vcrzeichniss der Glossen. 283 

In iatrvenici, yetrnik, zrcadio fehlt der Yocal gänzlich. 

Sonst steht für b regelmässig e : meh^ deska> vezmir u. s. w. Nur in dibri wurde 

ein i eingeschaltet« und stblb ganz ohne Yocal geschrieben, 
st' durch sc : kalisce> tesc, vescbi, scetini« sciri, seit, scerk, sceuel, piscel, prasced, 

plasceky sarouiscc« oscepi> ohniscenin« iescer« chmelisce> puscedlne« 

ihrisce, clesce> pusc, risc« scennice. 
Benaerkenswerth ist die häufige Verdoppelung der Consonanten : velbblud, squorecc, 

mrauenecc« nohh« msikk« lekk« bukk« vcoU« cebolle« Ilabut, varlle> hlem- 

misc, dlann> lepp, kepp, ocapp, zerr (mania)« rriz, niorr, irepa, latti, 

scretti« covv> cevv, krokvvi« zzled, kuzz, quazz« sazz (zas)« klazz u« s. w. 

Sehr selten werden die Vocale verdoppelt : comaar. 
An Ungleichheiten in der Rechtschreibung fehlt es nicht; so kommen vor: zuato- 

uit u. suatouytt> vlicodlaci u. vilcodlac u. vilkodlaci, rac u. rak> ozud u. 

osud> seztoki u. sestok« cucol u. kucol, pilzt u. pilst u. s. w. 
Von Schreibfehlern sind uns nur ztrahar st ztruhar und wradilUo st. wratidllo auf- 

gestossen. 
Da wir uns aller weitläufigen Erörterungen über die Nalur und den, ohnehin in 
den meisten Fällen von selbst einleuchtenden Werth unserer Glossen« aus dem oben ange- 
führten Grunde« enthalten müssen« so wollen wir zum Beschlüsse nur noch eine Bemerkung 
als Wink für den aufmerksamen und selbstdenkenden Leser beifiigen. So schätzbar uns 
die Glossen erscheinen« indem sie uns manches alte und sonst unbekannte oder längst 
veraltete Wort erhalten haben« so können wir doch unmöglich annehmen« dass dieselben 
frei von allen Mängeln und Versehen wären: vielmehr halten wir es für möglich« ja wahr- 
scheinlich« dass die Glossatoren« zumal bei dem durch vielmaliges Abschreiben bereits 
sehr corrumpirtcn lateinischen Texte« manches Wort falsch verstanden und folglich auch 
falsch glossirt haben. Bei Sarabaitae - Srbi haben wir einen solchen offenbaren Missgriff 
nachgewiesen : es mag aber noch mehrere dergleichen geben. Auch glauben wir« dass 
schon unsere Glossatoren« wie ihre spätem Nachfolger« und unter diesen besonders Roz- 
kochany« die Bildung neuer Wörter wagten. Namentlich gilt dies von den mythologischen 
Ausdrücken und Namen: denn wer kann sich des Gedankens erwehren« dass z.B.Porvata 
für Proserpina nicht aus dem Munde des Volkes oder der Tradition entnommen« sondern 
von dem gelehrten Glossator mit Rücksicht auf das lat. rapta gebildet sei? Der Ge- 
brauch dieser Glossen erheischt demnach in einzelnen Fällen sorgfaltige Prüfung und 
kritische Vorsicht« was sich übrigens von allen Werken ähnlichen Inhalts aus dem Mittel 
alter von selbst versteht. 



30 






:..*^^''T "''''' ZUSÄTZE UND BERICHTIGUNGEN. 



^ 



• . S. 1. Z. 2". Hr. Hanka bemerkt, dass zwischen Nr. 2 und 3 den InschrifUn auf 

■ ■' • 

MäfUfn mii bchmiicAen Eigftinamni eine Stelle gebührt. 

S. 29. §. 8. Ueber die frühe Verwendung von Buchstaben statt Noten lesen 
wir in- der Allgem. Musikal. Zeitung« Jahrg. XXX. Leipz. 1828. Nr. 25 — 27 Folgendes: 
f»DaS' Antiphonarium in S. Gallen, vom Mönch Homanus, nach dem Gregor'schen ums 
J..T74 oder 78ß geschrieben, ist mit Ncunien notirt. Jedoch hat Romanus nach seiner 
Erfindung kleine lateinische Buchsiaben über cder unter der Nolaticn beigejügi. Die Bedeutung 
dieser Buchstaben hat Notker Balbulus erklärt: sie waren nichi Tcnziichen, scndem beznch^ 
neien die Art des Vortrages, z. B. a, altius, c, cilius, m, mediocriter« p, pressio, l» tenendo 
u. s. w.« so wie wir heutzutage schreiben : p. piano, f. forte, m. v. mezza voce u. s. w. — 
Eine Art Buchstabenschrift (statt Noten oder Neumcn) hat wohl schon Hucbcld im X Jahrh, 
erdacht oder doch erklärt; und Quido im XI Jahrh. brachte die Notation mit den sieben trstin 
lateinischen Buchstaben in Vorschlag, Allein das waren Privatversuche, die nicht durch- 
griffen.« Kenner mögen entscheiden, ob und inwiefern die hier angeführten Beispiele 
ein Analogon zu der in unserm Fragment vorkommenden Bezeichnung des Vortrags 
durch Buchstaben darbieten. 

Zur S. loi. Z. 26 und S. 158. Z. 8. Hr. Cclakowsky erinnert uns, dass die dort 
gerügte Construction : Heö Esaie prorokova, weder unböhmisch, noch überhaupt unr 
sla wisch sei: denn man lese sie, wiewohl höchst selten, in alten böhmischen und rusr 
sischen Urkunden. Wohl aber hätte dort, nach seiner richtigen Bemerkung, die Ueb.^ij 
Setzung des Abi. absol. Jo. 13, 2 »et coena facta« durch den Nom. »i veceria uöinien 
als fehlerhaft bezeichnet werden sollen. 

Zur S. 170. Z. 7 — U von unten. Die in der Zeitschrift »Kranz« erschienene trstc 
deutsche Ucbersctzung des Gedichts: Libusa's Gericht, ist von Hrn. Johann Bitter von 
Hitlersberg. 

D K U C K F K H L E R. 

Seite 7 Zeile 1 v. u. statt in 8'<> lies in 4^. 

— 35 — 10 v. u. statt CO lies no- 

— W — 7 V. u. statt J lies I. 

— 76 — 8 und 15. v. o. statt otni lies otnia. 

— 86 — • 1 V. o. statt ü8 lies 86 (Seitenzahl). 

— 88 — 11 V. o. statt Lcoh lies Lech, 

— 201 — 1 und 17 V. u. statt •) lies ^»). 

— 207 — 4 und 5 v. u. statt »») lies >>). 

— 231 — 17 V. o. statt Ist. lies Ist 







/ morrair^f- TLef vordre c» < urb» 









V 









lumev iMuobit" efV s^mbuLccre'clu 
Utcem. hAi>enf- uTfioiroenebr^ uor 



'^^-"-54iT™r 



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-.. cf^n« tuTaicöw tr« 
l*. UiaV fror- bjK Ucwtut'efr iSr 
Shirt &CtJ><eon drcfv tJb&'T. C*v 



"«»*-'hl**i wen »Jj» r-cc^ 



NW«»". -cxmÄ. fipn»- fecirr&^'cora.« 



<pp>ipho-uer. imj>\jif9xu\^ quemaiTcn 

7.9 G^ff CTO uue-*i( ^l»Y'*^ V'"!»' ' J 

cniu«>^m cuiyÄueuccu'mef*' k^ - 



Wcmoretiu 












ih ^(-«clc« »a: veuid^ 



ÄrUcurureTr deeo ucr«mxe«mev . 

«jip)riT»a)&ib: mutaMtoidopiTrc tv 
f'edpi'OiTcer Voorr^r VowconfxwJ 

^nu A*n eio r^ M« dl I *»»^ aareem Occn 
93 ^ ' J reor ="> «*rf ««»if h 



f 



S. 1. 7.. - 

Miinzüi mit bclnm' 

S. -iü. S- 

wir in a^r Mls» 
.Das Anlip^H>nar 

.1, -."i oAvr ".«<> 
Krtindun^ A7^'''^ ''- 
dieser Buehsiabc mr 
mUn äii Art Ms • 
u. s. w.. so wie ^-^ 
Eine An Buchs f et I> • 
udachl iihr (Uch 
hutumrlun Buchst 
.rrilYon.« Kenner 
ein \nalc»gon 7-i* 
dureh nuehstaber 
Zur S. 1 ^ 
j;erügle ConstiuO 
slawisch sei: den 
sisdien Urkunden 
seuung des \bl. 
als lehlerhatl beZ- 
/ur S. I ' 
(It'Utscbe i:el)ers« 
Uillersl)eri;. 



Seile 



J9.iim. u, n. 



/7 



AOLa 



jb^TAddv?cc|nAnveum A^M^H^np^^nu 
-nfex ^nt iU4ur. erarMt «ti^feccr qtii 

^'^.^ '^/^ii'r |C»«i<**i ludcim .-'i^ie iil 

ceniTtbttm dederrcr tud^f/qui^ ^ 



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ZUSÄTZi^3 



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s. 1. z. 2" 

Afönxfn mä bähvuschen Eis>nm 
S. 29. §. 8. lieber 
wir in- der Allgeni. Musikal. 
„Das. Anüphonarium m S. G 
j 114 oder 18« geschrieben. 
Erfindung kleine lafänäehe Buch. 
dieser Buchstaben hat Notker 
nHcn die Art des rcrlrages. 
u. s. w.. so 






z. 









• imi 



„., „„ wie wir heutzutag 
Eine Art "Buchslahenschriß (statt 
erdacht oder doch erklärt; und 

lateinischen Bnchslabeu in l c 

griffen.« Kenner mögen 

L Anah>gon zu der - ^^^^ 
durch Buchstaben darb.e en. A^ 

Zur S. 154. Z. 2G und ^' 
gcrüfete Construction : Reo 
slawisch sei: denn man lese J^, 
sischen Urkunden. ^^oM aber^ 
seuung des Abi. absol. Jo. *^ 

Zur S. 1 »0. A. .->r*^ 

deutsche Ucbersetzung des e^^^^ 

Uitiersbcrg. ^ 

Seile 1 /^cile l v. u 
_ 3;, - 10 V. t,^ 

— ii - 

— 1« - 
_ 86 - 
_ 88 - 

— 201 - 

— 201 - 

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quiau>mn*ici^ decirreipccsttr itiniLAiK 

fuN.. »cumA^cerifT^ Unrrum pfr 

cinxT^^- oCiocle it>tf>r Xquö^ tt^pel 
u^l«' \ voce ivnvn V^f ^ «ucenMi 

u€m ^cepft^UuN.piv peoer atfbipM 
lorwm. Sc tfzx^^f^^Bif^z umw quoernr 

ppecmcaiiT' Uewnrewo au&yjf>mour 
^•^dtcfreiperrurt tyVie i 

ciicrrei' qvoaOf^ f^. 



pcrrptt 

mtht lecu 






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fefpei^aiT ei 
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erruf: Ij*»«^ >i9tvw9mMm 






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«cvonopuretT Tibi- irrfl|u 

Sei. lÄi-^t.' 'Y>.-i.uc.x I .!'..> ii 



Imf ccc«:ucn-rc 












>U('><9^ toift 



Afiam u«n re- 
oifn>..vr t■^1e)(u^n -.fev. i«-*.- 

p&4»r mruim^UV. ^f^ ä^e Ucu 

Ulli u^-t|t ^Til>itTv'u&>''^utfpo|oji 

^puiTfum uobtf unnmc p»xem b«- 

cccnf. Inmundo pf«rrf\ip»m 

hA^e-Mi^ feaconfiafTtt: qui*^<9o 

a mundum bfc LearcureiT 

• ot^blewÄ.T;ir ocuuf mtSAim 

ipctr, pa.t^iienix m?7"P-'. cLft^fiQv 

puumTuum ucpliuT'iuu/' clecj-ir 












foUtnidm uey^m-' jVaüem tnififii 
Ihm **- -^ ^ 



rnnpäpn 



/st «»-Inexi »»■^^ KciB*>»W' 2,Vi**^ t^l 
dedif Ti mihi tfrfMiAim«. ocvunc d 

Tum clAJr*roecc .cruMn f>«i>ut prt 




s. -. ^^' 

mvzo> mit hilnn . 
S. •2'-»- S- 

wir in d««- ^"S 
„Das \niil)»>ona« 

IM-Iinaun? !>'<''" 
dieser Biuh^ialx 

«,«« '/'« >•''•' '''* 
u. s. V,:. s.. wie 



„lUiht ala- difl» 
hannmhni Ihnhi^* 
..riffen.» Kenne»:- 
ein Analogon z- "* 
durch Huchstabc? i 
Zur S. l ^ 
o (irügie Constrii ^ 
slawisch sei: de*:? 
sischcn Urkunde^ 
scuung des Vhl. 
als IrMerhafl hc? 
Zur S. l ' 
(h-ulschr IJcheiö 
l\iHrrsl)CMj;. 



Sciu« 






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-nfex ^nt illiur. er^rMT cJi\^^f a. 
cenftbum dederrcr tucle|^/qu1^» m 






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cehfibum dedertcr tucl^fr/qu1^' ^ 
mr cccv.i |>oU ^ fC|uebatTur^ doiilmi fiw«i 

mrclwcxvipt. ''<■* K |ucrr>nt4 ^ ucen 



ty ^ \ f€t \ uvicde-i per/" ^>mmj^^^ **^ 




Ä>cu ereilt fcipt 



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auf citcir tlir v«>^^w^' ^^"^ 

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iV'cemplo- ifuoanff lucl^^aityuevt 



trwrr^5»4^- itnÄfT^jjc^r 



qtii Midi erumr Quidioaiturrutn 

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«/X^. 



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IT. 



S. 1. 7.. 
Winziu mit bvhtrm* 

S. 29. ^- 
wir in der Alig « 
\,Das AnliplionaTt 
j. 111 oder 'iHf> 
Erfindung kleine i 
dieser Buchstal> ^ 

u. s. w., so wie 

Eine Art Buchslc^^ 

trdachliätr dcc^ 

(ftuinischni KucTm,^ 

griffen." KcnnöJ 

ein Analogüu ^ 

durch Buchstabe 

Zur S. 1 

gcrüfeie Constru« 

slawisch sei: dei 

sisihen Urkunde: 

Setzung des \bl. 

als fehlerhall hc: 

Zur S. 1 

deutsche IJehers 

lUtlersl)erg. 



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iPubudecajAvobftttted 



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OuNuMevuci Moii^Me\:6l 



eCUuiticlwiro^reCVcg^ 



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(i^roviUAvaNg^udg ^el 



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(xct|!^le<vsg 3leAecc.ituectN\^ »« 
4<«mWPoAtti*aieöaLc go%u 

icudoCococ a>3iv Gtmt:^ecC " 
£»uttab>;Uyotw;t:obe ttft.Cj ' 






ott|or6<^uCeM>mCeCeNek. 




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ESuN aCt»gA\Cbovewo6^ 
J^VäaecicleN omcj^xroAaLl , 
»yftatecui^pgtöua .teN£ 

MiOecftcoodfcdiNibudec| ' , 
>guAoCope>c8u\ v ctmi:^iecC ' 

I otijor6^uCeA\ii«\CeCeNft.i 



m. 






sNUNaCiteMCboveSobaro 






ideaag^eJMteeKott i MvMte 



Gtf MeülftEetgG: rir^mC/w e 



saCeeAcooä&cUsibudec 



guAoCococeiuvct\ui:^lecC 



tMCekicoGbauCvtiL8lvMV8J\ 



Lifttcu. -. jLvufcift,cLwcuyeft> 



I oti^ore<v» uCeA\t<v\CeCeNek. 



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s. :. z. 2-:. 

Mtnizdi mit hihiniSi'A 

s. 20. ;;. «. 

wir in der Mlj;eiii. 
.>l)as Anliphonariui 
.f. -:";i oder mSC, -15 
Krlindiinj; kUim lufc 
dieser Burhstahcn 
nttin flu Art du l^i 
u. s. w., so wie wii 
£>';//• Art Uuvhstabtn 
tniacht c(/*r dich (t 
Iftfi inrsr/it n Ihichsftd 
tiritlcn.»« Kenner i 
ein Analogon zu 
durch Buehslaben 

Zur S. loi 
f^erügle Construeli« 
slawiscli sei : denn 
sis( hen Urkunden. 
Setzung des Abi. a 
als rehlerhafl hczci 

Zur S. IIO 
deulselie Uehersct 
liitlersheri;. 



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