Skip to main content

Full text of "Die neuern Algensysteme und Versuch zur Begründung eines eigenen Systems der Algen und Florideen"

See other formats


•i:  ■ -Sk. 


nfl 


t  -'•  ;' 


.j!M(     ;'»»"*•.&  'i'-j 


isi^j'^5/"-t; 


>>^^ 


**i%^; 


^K^\Ä 


Die 


NEUERN  ALfiENSTSTEME 


und 


VERSICH  ZUR  BEGRÜ^DlIi 

.■j 

i 
eiiie^  eigenen  Systems  der  Al^eii  und  Florideen      \ 


<gÄmm  syii<aigma, 


Mit    10    litliographirten    Tafeln. 


ZtJRICH, 

iu  Kommission  bei  Friedrich  Sc  li  u  II  li  ess.. 

1847. 


ISj  f 


Inha  ItSTerzeichniss. 


Kritische  Darstelluno^  der  neuern  Systeme. 


System  von  Harvey 
System  von  J.  Agardh 
System  von  Decaisne 
System  von  Endlicher    . 
System  von  Kützing 
üebersichtliche  Anordnung 
Uebersichtliche  Anordnung 


der  Gattungen  nach  Endlicher 
der  Gattungen  nach  Kützing 


Versuch  zur  Begründung  eines  eigenen  Systems. 


A.  Algae 


III. 


IV, 


VI. 
VII. 


vui. 


Palmellaceae 

Pleurococcus  vulgaris 

Palmella 
Nostochaceae 

Nosloc  commune 
BangiaceaB    . 

1.  Lyngbyeae 

ülothrix  zonata 

2.  Ulveae 

Enteromorpha  compressa 
Porphyra  vulgaris 
Mesoglceaceae 

1.  Ectocarpeae 

Ectocarpus 

2.  Myrionemeae 

Myrionema  strangulans 

3.  Stilophoreae 

Myriotrichia     . 
Zygnemaceae 

Spirogyra 
Protococcaceae 
ValoniaceaB 

Valonia  utricuiaris  und  aegagropila 
Confervaceae 

1.  Conferveae 

2.  Acetabularieae    . 

Acetabularia  medilerranea 
Dasycladus  clavaeformis 
Acrocladus  mediterraneus 

3.  Coleochaetese 

Coleochaete  scutata 


Pag. 


IX.  Lichenaceae 

X.  Exococcaceae 

XI.  Vaucheriaceae 

1.  Bryopsideae 

Bryopsis 
Vaucheria     . 

2.  Codieae    . 

üdotea  cyalhifornais 

XII.  Zonariaceae 

i,  Chaniransieae 

2.  Padineae 

Padina  pavonia 

3.  Fuceae 

Dictyota  dichotoma 


I.  Ceramiaceae         .... 

Callithamnion 
Aotitbamniou 
Poecilolhamnion  . 
Ptilota  plumosa  . 

II.  Delesseriaceae      ... 

1.  Nitophylleae 

Nitopbyllum  punctatum 

2.  Delesserieae 

Delesseria  Hypoglossum 
Gelidium  corneum 

3.  Rhodomeleae  . 

Laurencia 

III.  Rhodomeniaceae 

1.  Plocamieae 

Plocamium  coccineum 

2.  Chondreae 

Cryptopleura  lacerata  . 
Leptophyllium  bifidum 
Rbodomenia  laciniata    . 

3.  Qracilarieae 

'  Gracilaria  purpurascens 

Dumontia  filiformis 

IV.  Loraentariaceae    .... 

Lomentaria  kaliformis 

V.  Pbyllopboraceae 

Peyssonellia  squamaria 


B.  Florideae 


Pag. 
168 
169 
170 
171 

175 
177 

179 

180 

183 
184 

187 

196 
198 
200 
202 
-206 
208 
209 
210 
212 
214 
216 
218 
220 
226 
227 
228 
233 
234 
236 
239 
•240 
241 
243 
244 
246 


üebersicbt  der  Ordnungen  und  Familien  der  Algen  und  Florideen 
Erklärung  der  Abbildungen         ........ 


252 
255 


Das  Studium  der  Algen  erregt  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  das  Interesse  der  Bota- 
niker. Nicht  blos  wächst  die  Zahl  derjenigen  Botaniker,  welche,  angezogen  durch 
den  zierlichen  Formenreichthum  dieser  Gewächse,  sich  Sammlungen  davon  anle- 
gen ;  sondern  auch  die  wissenschaftlichen  Forscher  lenken  mehr  und  mehr  ihre 
Aufmerksamkeit  auf  die  genannte  Pflanzengruppe ,  um  sie  systematisch  zu  ord- 
nen oder  physiologisch  zu  begreifen. 

Und  mit  Recht  gebührt  jet^t  den  Algen  unter  allen  Pflanzen  die  erste  Stelle, 
in  Rücksicht  auf  das  Interesse ,  welches  sie  für  den  wissenschaftlichen  Botaniker 
haben.  Nirgends  lässt  sich  die  Oekonomie  des  pflanzlichen  Organismus  besser  er- 
fassen als  da,  wo  sie  in  so  einfacher  und  dem  Beobachter  so  leicht  zugänglicher 
Gestalt  auftritt.  Die  Zahl  der  einzelligen  xAlgen,  wo  das  Leben  der  Pflanzen  mit 
dem  Leben  der  Zelle  identisch  ist ,  steigt  schon  zu  einer  nicht  unbeträchtlichen 
Summe.  Von  dieser  Zelle  aber,  welche  in  sich  alle  Momente  des  vegetabilischen 
Lebens  vereinigt,  durchlaufen  die  Algen  eine  allmälige  und  alle  möglichen  Zwi- 
schenstufen berührende  Entwicklungsreihe,  in  der  die  verschiedenen  Lebensmo- 
mente nach  und  nach  in  verschiedene  Zellen  und  in  verschiedene  Organe  ge- 


trennt  werden.  Die  niedrigste  Form  des  Algenreiches  ist  eine  einfache  kugeUge 
Zelle,  welche  zugleich  die  Functionen  der  Wurzel ,  des  Stammes  und  der  Blätter 
ausübt,  welche  zugleich  die  vegetativen  und  die  reproductiven  Prozesse  der 
Pflanze  vollführt,  indem  sie  rohe  Nahrungsstoffe  aufnimmt,  dieselben  zu  organi- 
schen Stoffen  assimilirt  und  überflüssige  Stoffe  ausscheidet,  und  indem  sie  zu- 
fetzt neue  einzellige  Pflanzen  der  gleichen  Art  erzeugt.  Die  höchsten  Formen  des 
Algenreiches  dagegen  bestehen  aus  Wurzeln ,  Stämmen  und  Blättern ;  sie  be- 
sitzen vegetative  und  reproductive  Stammachsen ,  vegetative  und  reproductive 
Blätter;  sie  erzeugen  neue  Individuen  der  gleichen  Art  theils  durch  Vermehrung 
oder  geschlechtslose  Keimzellenbildung ,  theils  durch  Fortpflanzung  oder  ge- 
schlechtliche Sporenbildung,  bei  welcher  männliche  und  weibliche  Organe  mit- 
wirken. Das  Studium  der  Algen  gewährt  also  dem  Physiologen  einen  doppelten 
Vorlheil :  Einerseits  zeigen  einige  der  höhern  Algen  im  Wesentlichen  die  gleichen 
Erscheinungen  wie  die  höhern  Pflanzen,  nur  sind  dieselben  wegen  der  anatomi- 
schen Einfachheit  leichter  zu  studiren  und  sicherer  zu  deuten.  Anderseits  findet 
sich  bei  den  übrigen  Algen  der  Weg  vorgezeichnet,  auf  welchem  die  Natur  zu 
jenen  Erscheinungen  der  höhern  Pflanzen  gelangt,  und  es  ist  damit  ein  vorzüg- 
liches Mittel  gegeben,  um  dieselben  besser  zu  erkennen. 

Von  nicht  geringerem  Interesse  ist  das  Studium  der  Algen  für  den  Systema- 
tiker. Der  Grundsatz,  dass  die  systematische  Erkenntniss  einer  Pflanze  sich  auf 
die  physiologische  Erkenntniss  ihres  ganzen  Lebensprozesses  stützen  müsse,  drängt 
sich  dem  Forscher  nirgends  so  deutlich  auf  wie  bei  den  Algen.  Hier  sehen  wir, 
wie  Physiologie  und  Systematik  bei  vollständiger  Erforschung  ihres  Objectes  sich 
so  vereinigen ,  dass  beide  den  gleichen  Inhalt  besitzen ,  und  dass  sie  bloss  in  der 
Anordnung  desselben  differiren ,  indem  die  Physiologie  denselben  nach  einzelnen 
Abschnitten  <les  Lebensprozesses  und  nach  einzelnen  Organen,  also  nach  Theil- 
begriffen.  die  Systematik  dagegen  nach  den  Tolalbegriffen  der  Individuen  ein- 
theilt.  Da  bei  den  Algen  eine  vollkommene  Uebereinstimmung  der  Physiologie 
und  Systematik  im  materiellen  Inhalte  theils  sich  schon  verwirklicht,  theils  deren 
Verwirklichung  in  Aussicht  steht,  so  ist  es  gewiss,  dass  die  Algen  auch  vor  allen 
andern  Pflanzen  dazu  geeignet  sind ,  einen  Blick  in  das  Wesen  und  in  die  Ge- 
setze der  Systematik  überhaupt  zu  gestatten,  und  diess  um  so  eher,  da  bei  ihnen 


eine  so  grosse  Mannigfaltigkeit  vorhanden  ist.  Und  wenn  es  auch  wahr  ist,  dass 
es  auf  jeder  Stufe  des  Pflanzenreiches  oder  in  jeder  Classe  besondere  Merkmale 
gibt,  welche  die  Arten  und  Gattungen  unterscheiden,  so  ist  es  doch  keinem 
Zweifel  unterworfen ,  dass  im  Allgemeinen  das  Gesetz ,  wie  das  Höhere  sich  aus 
dem  Einfacheren  entwickelt,  überall  das  gleiche  ist.  —  Es  ist  überflüssig,  ausser 
der  Wichtigkeit  des  Algenstudiums  in  Rücksicht  auf  die  Methode ,  noch  zwei 
andere  Punkte  weiter  auszuführen,  nämlich  dass  die  Algen,  wie  keine  andere 
Pflanzengruppe  die  Bedingungen  besitzen ,  um  auf  wahrhaft  wissenschaftliche 
Weise  eine  natürliche  Anordnung  zu  erfahren  ,  und  ferner,  dass  ohne  die  Kennt- 
niss  der  Algen  eine  Erkennlniss  des  Pflanzenreiches  überhaupt  unmöglich  ist, 
weil  sie  dasjenige  Gebiet  sind ,  auf  welchem  die  ersten ,  die  wichtigsten  und 
die  zahlreichsten  Entwicklungen  und  Diff'erenzirungen  statt  finden. 

Die  Algen  haben  in  neuerer  Zeit  viele  und  tüchtige  Bearbeiter  gefunden.  Vor- 
züglich hat  die  Systematik  im  Anfange  dieses  Jahrzehends  manchen  Fortschritt 
gemacht.  Ich  habe  im  ersten  Theile  dieser  Schrift  die  Resultate  der  wichtigsten 
Bearbeitungen  zusammengestellt.  Der  Zweck  ist  ein  doppelter:  1)  die  Kenntniss 
der  Algen  selbst  allgemeiner  zu  verbreiten  ,  2)  zu  zeigen  ,  wie  sich  die  wissen- 
schaftliche Algologie  entwickelt  hat.  Ich  habe  mit  Harvey  (1841),  welcher  noch 
meist  der  Methode  der  altern  Algologen  folgt,  den  Anfang  gemacht.  Ihm  folgen 
./.  Jgardh  (1842)  und  Decaisne  (1842),  welche  neue  Bahnen  brechen;  ferner 
Endlicher  (1843),  welcher  auf  unübertreffliche  Weise  die  bisherigen  Ergebnisse 
zusammenstellt.  Den  Schluss  macht  Kützincj  (1843),  welcher  einen  eigenen ,  von 
der  Richtung  der  Wissenschaft  in  den  nächst  vorhergehenden  Jahren  verschiede- 
nen Weg  geht.  Um  die  Fortbildung,  welche  die  Algologie  in  dieser  kurzen  Zeit  er- 
fahren hat.  anschaulicher  zu  machen,  hielt  ich  es  für  zweckmässig,  die  Resultate 
mit  den  gleichen  Worten  wiederzugeben,  wie  sie  von  jedem'Forscher  ausgesprochen 
wurden  ;  denn  nirgends  als  in  der  Naturgeschichte  ist  es  richtiger,  dass  die  Termi- 
nologie das  Versländniss  der  Begrifl'e,  zugleich  aber  auch  das  Urtheil  über  dieselben 
in  sich  trägt.  Ich  hielt  es  ausserdem  für  angemessen,  iMängel,  wo  sie  vorkommen, 
sei  es  in  der  Methode  oder  in  der  Anwendung  derselben  ,  sei  es  in  der  natür- 
lichen Anordnung  zu  erwähnen.  Mögen  diese  Ausstellungen  nicht  als  ein  ab- 
sprechendes Urlheil  gegen  Männer  erscheinen,  die  ich,  je  mehr  ich  mich  mit  ihren 


—     6     — 

Werken  beschäftigle  ,  achten  lernte.  Möge  vielmehr  jede  Ausstellung  den  Keim 
zu  einem  neuen  Fortschritte  in  sich  schliessen ,  und  dadurch  dazu  beitragen, 
die  Summe  der  Fortschritte,  welche  wir  eben  diesen  Männern  in  der  Algologie 
verdanken,  zu  vermehren. 

Im  zweiten  Theile  dieser  Schrift  versuchte  ich  es,  ein  eigenes  System  der 
Algen  zu  begründen,  soweit  es  mir  bis  jetzt  möglich  ist,  in  diesem  Gebiete 
sichere  Begriffe  auszusprechen ;  indem  ich  von  dem  Grundsatze  ausging ,  dass 
die  wesentlichsten  und  wichtigsten  Merkmale  in  der  Fortpflanzung  gefunden 
werden ,  insofern  dieselbe  auf  einer  verschiedenen  Entstehungsweise  der  Fort- 
pflanzungszellen beruht ,  und  dass  die  Merkmale  von  secundärer  Wichtigkeit  in 
den  vegetativen  Eigenthümlichkeiten  liegen ,  insofern  diese  aus  einer  verschiede- 
nen Zellenbildung  hervorgehen.  Um  einen  Ueberblick  über  das  Reich  der  Algen 
zu  gewähren ,  genügte  es ,  die  wichtigsten  Ordnungen  und  Familien  zu  defi- 
niren.  Eine  detaillirtere  Ausführung  würde  den  Umfang  dieser  Schrift  über- 
schritten haben. 


Früher  wurden  die  Algen  nach  ihrer  Farbe  ,  nach  ihrem  Aussehen  ,  nach  ihrer 
äussern  Form,  nach  ihrer  Consistenz  eingetheilt.  Eine  richtige  Erkenntniss  ihres 
Wesens  und  ihrer  natürlichen  Verwandtschaft  war  bei  dieser  Methode  unmöglich. 
Verwandte  Gattungen  wurden  getrennt ,  solche  ,  die  in  keiner  Relation  mit  ein- 
ander stehen,  zusammengestellt.  So  finden  wir  z.  B.  in  derOidnungConfervoidece 
von  Agardh  (^)  beisammen  i)  verschiedene  Pilze ,  2)  Algen  aus  den  verschieden- 
sten Gruppen  ,  3)  Florideen,  k)  den  Vorkeim  der  Moose,  5)  die  Characeen.  Es 
sind  diess  vielleicht  die  Hälfte  der  wesentlichsten  Pflanzentypen  ,  welche ,  da  sie 
äusserlich  einige  Analogie  zeigen  ,  zusammen  eine  einzige  Ordnung  eines  Pflan- 
zensystems bilden ,  welches  100  bis  200  Ordnungen  und  darüber  enthält. 

Jene  äusserlichen  Merkmale  wurden  in  neuester  Zeit  fast  ganz  verlassen ,  und 
an  deren  Stelle  Charactere  der  Fortpflanzung  und  des  Baues  gesetzt.  Ich  will  hier 
nicht  untersuchen  ,  wie  die  neue  Methode  erst  bei  einzelnen  Gattungen  und  Fa- 
milien angewendet,  nach  und  nach  die  alte  verdrängte,  sondern  bloss  auf  die 
Systeme  eingehen ,  welche  sich  mehr  oder  weniger  nach  der  neuen  Methode  rich- 
ten ,  nämlich  die  Systeme  von  Harvey ,  J.  Agardh ,  Decaisne ,  Endlicher  und 
Kützing. 

SYSTEM  VON  HARVEY. 

Das  System  von  Harvey  (^)  macht  den  Uebergang  von  der  altern  Methode , 
welche  künstlich  nach  äussern  und  unwesentlichen  Merkmalen  unterschied  ,  zu 
der  neuen  natürlichen  Methode,  welche  die  wesentlichen  Erscheinungen  ins  Auge 

(')  Systema  Algarum,  pag.  XX. 

(*)  A  Manual  of  the  British  Algne ,  London  1841 . 


—  8  — 
fassl  und  voranstelil.  Es  ist  theils  aus  diesem  Grunde  interessant,  Iheiis  deswegen, 
weil  Harvey  als  der  Repräsentant  der  englischen  Algologen  überhaupt  gelten 
kann  ,  die ,  wenn  auch  meist  hinter  den  neuesten  Fortschritten  der  Physiologie 
und  Systematik  etwas  sich  zurückhaltend,  dafür  durch  genaue  Untersuchung 
und  nüchternes  Urtheil  sich  rühmlichst  auszeichnen. 

Harvey  umgrenzt  die  Algen  wie  es  bis  dahin  geschehen  ist.  Zu  dieser  Pflanzen- 
gruppe rechnet  er  diejenigen  cryptogamischen  oder  blüthenlosen  Pflanzen,  welche 
die  charakteristische  Vegetation  des  Wassers  bilden.  Ausgeschlossen  werden  natür- 
lich diejenigen  Wasserpflanzen ,  welche  einer  höhern  Pflanzenclasse  angehören , 
wie  z.  B.  den  Moosen.  Hinzugefügt  werden  diejenigen  nicht  im  Wasser  woh- 
nenden Pflanzen  ,  welche  keiner  andern  Classe  angehören.  Er  definirl  die  Algen 
aber  nicht,  und  versucht  es  auch  nicht,  denn  nach  ihm  vermag  die  menschliche 
Analyse  bloss  bis  zu  einer  gewissen  Tiefe  zu  dringen  ,  wo  sie  sich  mit  dem  Sehen 
besnüsren  ,  und  sich  des  Erkennens  und  Definirens  enthalten  muss. 

Die  Definition  der  Algen  hat  allerdings  ihre  bedeutenden  Schwierigkeiten , 
und  sie  kann  gewiss  unmöglich  genannt  werden,  so  lange  dieselben  so  umgrenzt 
werden .  wie  es  von  Harvey  und  von  allen  altern  und  neuern  Algologen  ge- 
schieht. Diese  Unmöglichkeit  ist  aber  eine  logische,  weil  die  bisherige  Classe  der 
Algen  Pflanzen  aus  vier  verschiedenen  Classen  (*)  vereinigt.  Es  ist  übrigens  nur 
bei  der  Classe  selbst ,  wo  den  Verfasser  diese  Scheu  vor  der  Definition  befällt ; 
er  sucht  die  Familien  ,  Galtungen  und  Arten  so  gut  als  möglich  zu  definiren. 

Die  brittischen  Algen  werden  eingetheilt  in  k  Reihen ,  die  3  ersten  mit  fol- 
o^enden  Diasrnosen  : 

'  I.  Melanospermeae  :  «  Von  olivengrüner  oder  olivenbrauner  Farbe  und  von 
zelliger  oder  faseriger  Slructur;  im  Meere  wachsend.  Fructification  in  Capseln 
oder  Receplaclen  eingeschlossen,  oder  in  besondern  Fruchthäufchen  (sori).  Sa- 
men schwärzlich.  » 

II.  Rhodospermeae :  «Im  Meere  wohnend  (mit  Ausnahme  der  Gattung  Trente- 
pohiiaj ,  von  rosenrother,  purpurner  oder  rothbrauner  Farbe,  blattartig,  cylin- 

(')  Ai{;en,  Pilze,  Florideen,  welche  mit  den  Leber- und  Laubmoosen  zusammen  in  Eine  Classe  ge- 
hören und  Characeeti. 


—     9     — 

drisch  oder  faserig.  Fructificalion  meist  doppell:  die  erste  in  Capseln  und 
Receptaclen  eingeschlossen,  oder  im  Laube  eingesenkt;  die  zweite  (wenn 
sie  vorhanden  ist)  aus  kleinen  Körnern  bestehend,  weiche  Fruchthäufchen 
bilden  oder  in  besondern  Receptaclen  eingebettet  sind.  Samen  roth  oder  roth- 
braun. » 

III.  Chlorosperme.^  :  «  Im  Meere,  im  süssen  Wasser  oder  an  feuchten  Stellen 
wachsend ;  faserig ,  häutig  oder  ohne  bestimmte  Gestalt  (shapeless) ;  farblos  oder 
von  grasgrüner,  sehr  selten  purpurner  oder  rother  Farbe.  Fructification  beste- 
hend in  grünen  oder  purpurfarbigen  Spörchen  (sporules) ,  welche  entweder  das 
Laub  erfüllen ,  oder  in  Sporidien  vereinigt ,  selten  in  äusserlichen  Capseln  einge- 
schlosssen  sind.  » 

IV.  DiATOMACEAE.  Äuf  die  vierte  Reihe  will  ich  nicht  näher  eintreten  .  theils 
weil  diese  Pflanzen  nicht  von  allen  Algologen  bei  den  Algen  aufgeführt  werden  , 
theils  weil  sie  in  Specialwerken  f Ehrenberg ,  Ki'dzingJ  gründlicher  bearbeitet 
worden  sind. 

Unter  den  drei  ersten  Reihen  unterscheiden  sich  die  Rhodospermece  \on  den  bei- 
den übrigen  einzig  durch  die  doppelte  Fructification,  obgleich  Harvey  bloss  sagt, 
dass  die  Fructification  meist  doppelt  sei.  Für  diejenigen  Gattungen  und  Arten, 
wo  sie  es  nicht  ist,  würde  also  ein  unterscheidendes  Merkmal  noch  mangeln. 
Die  übrigen  Charactere ,  welche  Harvey  noch  bei  dieser  Reihe  anführt ,  stehen 
theils  auch  in  der  Diagnose  der  beiden  andern  Reihen ,  theils  sind  sie  durchaus 
nicht  constant,  wie  es  mit  der  Farbe  der  Fall  ist. 

Die  beiden  übrigen  Reihen  Melanospermew  und  Clorospermece  werden  vorzüg- 
lich durch  die  Farbe  der  Frons  und  die  Farbe  der  Samen  unterschieden.  Die 
erstere  soll  bei  den  Melanospermeen  olivenfarbig ,  bei  den  Chlorospermeen  grün 
oder  purpurn ,  die  letztere  soll  bei  den  Melanospermeen  schwärzlich ,  bei  den 
Chlorospermeen  grün  oder  purpurn  sein.  Wie  wenig  aber  die  Farbe  geeignet 
ist ,  um  ganze  Reihen  zu  unterscheiden  ,  beweist  der  Umstand  ,  dass  bei  den 
Chlorospermeen  mehrere  Algen  aufgeführt  werden  ,  die  ebenso  entschieden  oli- 
venfarbig sind  als  viele  Gattungen  der  Melanospermeen  selbst ,  ferner  dass  unter 
den  Melanospermeen  mehrere  Algen  stehen ,   deren  Laub  oder  deren   Samen 

Ci 

Denkscb.  N/Egeli.  ^ 


—     40     — 

nicht  weniger  grün  genannt  werden  können  ,  als  die  Samen  vieler  Chlorosper- 
meen  selbst.  Beispiele  für  das  erslere  sind  Lemania,  Batrachospermum  atriim , 
ChxEtophora  Berkleyi ,  MyTionema ,  Rivula7'ia  atra ,  Stigoncma ,  mehrere  Arten 
von  Oscillatoria ,  einige  Arten  von  Palmella.  Nostoc^  endlich  die  meisten  Diato- 
macem.  Beispiele  für  das  letzlere  sind  Laminaria  Phyllitis  und  debilis ,  Desmares- 
tia  ligulata ,  Dichloria ,  Elaeonema ,  Punctaria  latifolia ,  Asperococcns  com- 
fvessus,  etc.  —  Die  Fruclification  unterscheidet  die  beiden  Reihen  Melano»per- 
mew  und  Chlor'ospermece ehenhWs  nicht.  Denn  bei  den  letztern  wird  alsCharacter 
«  äusserliche  Capseln  »  aufgeführt ,  ein  Merkmal ,  das  auch  einige  Gattungen  der 
ersten  Reihe  besitzen.  Unter  den  drei  Reihen  finden  wir  also  bloss  bei  den  Rho- 
dospennece  einen  Character  ,  w  elcher  den  beiden  übrigen  Reihen  mangelt ,  näm- 
lich die  doppelle  Fruclification.  Die  Melanospermese  und  Chlorospermese  bleiben 
un  unterschieden. 

Wie  mit  der  Definition,  so  ist  es  auch  mit  der  Abgrenzung  der  Reihen  bei  den 
Rliodospermece  am  besten  gelungen.  Sie  umfassen  mit  Ausnahme  einer  einzigen 
Pflanze  (nämlich  Trentepohlia  pulchella)  eine  ganz  natürliche  und  von  den  übri- 
gen Algen  vollkommen  verschiedene  Gruppe.  Dagegen  ist  nicht  abzusehen  , 
wie  die  Melanospermece  und  die  Chlorospermew  natürliche  Gruppen  bilden  sollen. 
Allerdings  enthalten  die  erstem  mehr  die  höher  entwickelten,  die  letztem  mehr 
die  einfacher  gebauten  Algen  ,  Avenn  wir  bloss  auf  die  vegetative  Entwicklung 
sehen.  Aber  um  natürliche  Gruppen  zu  bekommen,  genügt  es  nicht,  vegetative 
Entwicklungsreihen  da  oder  dort  entzwei  zu  schneiden.  Die  natürliche  Verwandt- 
schaft liegt  in  dem  Wesen  der  Fortpflanzung.  Diese  ist  hier  vernachlässigt ,  und 
daher  bilden  denn  auch  die  beiden  Reihen  weiter  nichts  als  künstliche  Gruppen  , 
denen  noch  überdiess  der  künstliche  Character  abgeht. 

Harvey  theilt ,  indem  er  vorzüglich  Greville  folgt ,  die  brittischen  Melakos- 
PERME.\E  in  7  Familien  ein  :  1)  Fucoidece ,  2)  Licltinece,  o)  Laminariece ,  k)  Spo- 
rochnoidece ,  o)  Dictyotece  ^  6)  Ectocarpece  ,  7)  Chordariece.  Sie  werden  folgender- 
massen  characterisirt  : 

1 .  FucoiDEÄE.  «  Meerbewohnend,  von  olivenbrauner  Farbe,  an  der  Luft  schwarz 
werdend;  von  lederartiger  oder  holzartiger  Substanz  und  faseriger  Structur ,  mit 
Leichtigkeit  in  der  Längsrichtungsich  spaltend.  Wurzel  schildförmig;  in  einigen 


—    ii    — 

Arten  von  kriechenden  Fasern  begleitet:  Laub  flach  .  zusammengedrückt  oder 
fadenförmig ,  bei  vielen  gesonderte  Blätter  erzeugend  ,  und  in  den  meisten  mit 
Lufthöhlen  versehen.  Fruclification  bestehend  in  kugeligen  Haufen  von  dunkeln 
Samen  ,  die  letzten  sind  von  einem  hellen  Rande  umgeben ,  in  besondern  gallert- 
artigen Receptaclen  eingebettet  und  werden  zuletzt  durch  Poren  nach  aussen 
entleert.  » 

Zu  dieser  Familie  gehören  die  Gattungen  Sargasswn  Ag.,  Cystoseira  Ag., 
Halidrys  Lyngb.,  Fucm  Linn.  Ag.  und  Himanthalia  Lyngh.  —  Sie  bilden  zu- 
sammen eine  sehr  natürliche  Gruppe  ,  es  mag  dieselbe  als  Familie  oder  als  Zunft 
betrachtet  werden.  Durch  die  Stellung  der  Samen  unterscheiden  sie  sich  von  allen 
übrigen  Algen.  Dieser  Character  ist  aber  gerade  sehr  schief  aufgefasst ;  denn  die 
«  Haufen  von  Samen  »  sind  nichts  anders  als  vertiefte  Fruchthäufchen  (sori) , 
indem  hier  die  Epidermis  sich  einstülpt  und  am  Grunde  der  Einstülpung  die 
Samen  erzeugt. 

2.  LicHiTsEAE  :  «  Meerbewohnend  ,  von  schwärzlichgrüner  Farbe  ,  an  der  Luft 
schwarz  werdend  ;  knorpelartig ,  klein ,  verästelt ,  ohne  Blätter.  Fructification 
bestehend  in  Receptaclen  ,  die  mit  einem  Porus  an  der  Spitze  versehen  «  und 
mit  einer  farblosen  ,  gallertartigen  Masse  von  sehr  zarten  Fäden  gefüllt  sind  , 
zwischen  denen  durchsichtige  eiförmige  oder  längliche  Samen  in  vielen  aus- 
strahlenden rosenkranzförmigen  Reihen  liegen.  )>  Grev.  » 

Diese  Familie  wird  von  der  einzigen  Gattung  Lichina  Ag.  gebildet ,  welche 
aber  nicht  zu  den  eigentlichen  Algen  ,  sondern  zu  den  Flechten  gehört. 

3.  Laminarie.\e  :  «Meerbewohnend,  von  olivenbrauner  oder  olivengrüner 
Farbe  ,  an  der  Luft  eher  dunkler  werdend  ;  lederarlig  oder  häutig,  faserig-zellig, 
nicht  netzförmig.  Wurzel  gelappt  oder  faserig.  Laub  gestielt,  in  eine  blattartige 
Ausbreitung  endigend ,  welche  oft  gespalten  und  zuweilen  mit  einer  Mittelrippe 
oder  verschiedenartig  mit  Nerven  versehen  ist.  Fructification  ungewiss :  «  so- 
^veit  bis  jetzt  bekannt  ist ,  bestehend  entweder  aus  Samen  ,  mit  einer  Masse  von 
senkrechten  gegliederten  Fäden  gemischt ,  oder  aus  rundlichen  Körnern  ohne 
Fäden;  welche,  in  beiden  Fällen,  dichte  sich  ausbreitende  Flecken  oder  Sori 
auf  der  Oberfläche  des  einen  oder  andern  Laubtheiles  bilden.  «    Grec.  » 

Diese  Familie  enthält  2  Gattungen  :   Alaria  Grev.  und  Laminaria  Lamour. 


—     i2     — 

Dieselben  bilden  mit  den  tropischen  Gattungen,  welche  noch  dazu  gehören, 
eine  ziemlich  natürliche  Gruppe,  indem  sie  früher  meistens  der  Gattung  Lami- 
7iaria  angehörten.  Sie  haben  aber  kaum  das  Recht  für  sich  eine  eigene  Familie 
zu  bilden,  da  andere  Gattungen  mit  ihnen  in  der  Fructification  übereinzustimmen 
scheinen,  und  nur  mehr  oder  weniger  in  den  vegetativen  Organen  abweichen. 

k.  SpoROCHisomEAE  :  «  Meerbewohnend,  olivenfarbig  oder  gelblichgrün,  sehr 
verästelt,  die  Aeste  meist  zweizeilig;  blattartig,  zusammengedrückt  oder  faden- 
förmig, ungegliedert,  an  der  Luft  schnell  welk  werdend;  gewöhnlich  in  einer 
gewissen  Periode  ihres  Wachsthuins  hinfällige  Büschel  von  schön  grünen  Fäden 
tragend.  Fructification  unvollständig  bekannt:  «  bestehend  aus  keulenförmigen, 
rosenkranzartigen  ,  strahlenden  Fäden  ,  welche  entweder  sitzende  Warzen  bilden 
oder  concentrisch  in  kleine ,  gestielte ,  keulenförmige  Körper  geordnet  sind  ,  die 
an  ihrer  Spitze  pinselförmige,  zarte  Fasern  tragen.  Grev,  » 

Diese  Familie  wird  von  h  Gattungen  gebildet  :  Desmarestia  Lamour.,  Dich- 
loria  Grev.,  Sporocimiis  Ag.  und  Eheonema  Berkl,  Die  Fruchtbildung  dieser 
Familie  ist  unrichtig  aufgefasst ,  da  die  rosenkranzförmigen  Gliederfäden  ,  we- 
nigstens bei  einigen  Gattungen  ,  nur  die  Nebenfäden  sind ,  zwischen  denen  die 
«  Samen  »  oder  vielmehr  die  Capseln ,  welche  die  Samen  enthalten,  sitzen. 
Diese  Gattungen  dürfen  daher  nicht  von  denjenigen  der  Familie  Chordariew  ge- 
trennt werden. 

5.  Dictyoteaf:  !  «  Meerbewohnend,  von  olivengrüner  Farbe,  und  häutiger, 
biegsamer  Substanz ,  selten  knorpelartig  ,  und  kaum  je  gallertartig  (juicy) ,  mit 
einer  sehr  entschieden  netzförmigen  Structur.  Laub  cylindrisch  oder  flach ,  ein- 
fach oder  verästelt ,  ungenervt  (mit  Ausnahme  von  HalyserisJ,  oft  fächerförmig 
getheilt.  Fructification  bestehend  in  dunkeln  ,  eiförmigen,  oder  birnförmigen 
Samen  ,  mit  durchsichtigen  Hüllen  ,  welche  verschiedenartig  angeordnet  sind  . 
entweder  in  Linien ,  in  Häufchen  ,  oder  das  ganze  Laub  bedeckend  :  und  welche 
sehr  selten  innerhalb  von  Capseln  liegen.  » 

Zu  dieser  Familie  werden  folgende  9  Gattungen  gezählt:  Cntlerki  Grev.,  //«- 
/jser/s  Tozzetti ,  Padina  Adans.,  Dictyota  Lamour.  (diese  k  Gattungen  mit  filz- 
ähnlicher Wurzel);  Dictyosiphon  Grev.,  Striaria  Grev.,  Punctaria  Grev.,  Aspero- 
coccus  Lamour.,  Chorda  Stackh.  (diese  5  Gattungen  mit  nackter  schildförmiger 


—     13     — 

Wurzel).  Die  hier  mit  einander  vereinigten  Gattungen  können  gewiss  nicht  in 
Eine  Familie  zusammengestellt  werden ,  da  sie  zwei  verschiedene  Arten  der 
Fruchtbildung  besitzen.  Bei  den  einen  stehen  die  nackten  Samen  an  der  Ober- 
fläche des  Laubes;  bei  den  andern  liegen  die  Samen  zu  vielen  in  Multerzellen  , 
welche  ebenfalls  an  der  Oberfläche  des  Laubes  stehen, 

6.  EcTOCARPEAE  :  «  Mecrbewohneud ,  von  olivengriiner ,  oder  (selten)  intensiv 
grüner  Farbe ,  fadenförmig ,  oft  haarförmig  oder  spinnwebeartig ,  gegliedert ; 
knorpelartig  oder  schlaff,  nicht  sehr  saftig  (juicy).  Laub  sehr  verästelt ,  meist 
überall  von  gleichförmiger  Structur  ;  Glieder  der  Fäden  meist  sehr  kurz.  Wurzel 
gewöhnlich  klein,  bisweilen  von  wolligen  Fasern  begleitet.  Fructiiication  doppelt, 
oft  an  demselben  Individuum  :  i)  Capseln  mit  dunkeln  Samen  ;  2)  Körner  in  den 
erweiterten,  oft  farblosen  Enden  der  Aestchen  eingebettet.  » 

Diese  Familie  enthält  die  k  Gattungen  :  Cladostephns  Ag. ,  Sphacelaria  Lyngb., 
Ectocarpiis  Lyngb.  und  Myriotrichia  Harvey. 

7.  CHORDAi'tiEAE  :  «  Meerbcwohuend  ,  von  olivengrüner  oder  olivenbrauner 
Farbe,  an  der  Luft  dunkler  werdend,  von  knorpelartiger  oder  gallertartiger 
Substanz ,  und  zelligfädiger  Structur.  Laub  fadenförmig  (mit  Ausnahme  von  Co- 
rynephora),  sehr  verästelt,  cylindrisch ,  das  Centrum  oder  die  Achse  entweder 
aus  gehäuften  ,  farblosen  ,  gegliederten  Längsfäden  oder  aus  solidem  Zellgewebe 
gebildet ;  die  Peripherie  bestehend  aus  gefärbten ,  einfachen  oder  verästelten , 
etwas  keulenförmigen  ,  rosenkranzartigen  ,  gegliederten  Fäden  ,  die  quirlförmig 
rund  um  die  Achse  stehen.  Fructification  :  eiförmige  oder  birnförmige,  oliven- 
farbige Samen  (Capseln?),  mit  durchsichtigen  Hüllen,  zwischen  den  periphe- 
rischen Fäden  eingebettet,  an  deren  Zweigen  sie  seitlich  angeheftet  sind.  » 

Hieher  gehören  5  Galtungen  :  Chordaria  Ag.,  Helminthocladia  Harvey,  Co- 
rynephora  Ag. 

Die  brittischen  Khodospermeae  werden  von  Harvey^  indem  er  wieder  vorzüglich 
dem  Beispiele  von  Grevüle  folgt ,  in  6  Familien  eingetheilt ,  nämlich  8)  Gloio- 
cladece  ,  9)  Gastrocarpece ,  iO)  Spongiocarpece,  i  i)  Furcellariew  ^  iT)  Floridece  , 
13)  Ceramiece.  Die  Diagnosen  sind  folgende  : 

8.  Gloiocladeae  :  «  Meerbewohnend,  von  rosenrother  oder  purpurner  Farbe, 
in  süsses  Wasser  getaucht  einen   rothen  Saft  ausströmend,  von  gallertartiger, 


—     \U     — 

^schlüpfriger  Substanz,  und  fädiger,  selten  zelliger  Structur.  Laub  fadenförmig, 
verästelt,  cylindrisch ,  solid  oder  röhrenförmig;  die  Peripherie  (mit  Ausnahme 
von  Naccaria,  wo  bloss  die  Endästchen  so  gebildet  sind)  bestehend  aus  gefärbten, 
verästelten  ,  quirlständigen  Fäden  ,  welche  in  einer  verdünnten  Gallerte  liegen. 
Fructification  :  Häufchen  oder  Kügelchen  von  rothen  Samen ,  welche  zwischen 
den  peripherischen  Fäden  eingebettet  und  an  dieselben  angeheftet  sind.  » 

Zu  dieser  Familie  werden  gerechnet  die  3  Gattungen  :  Mesoyloia  (Ag.)  Harvey, 
GloiosiphoniaCavm.,  Naccaria  Endl. 

Die  Gloiocladese  sollen  sich  durch  ihren  Bau  auszeichnen ,  indem  die  periphe- 
rische Schicht  aus  horizontal  liegenden  gegliederten  Fäden  gebildet  wird ,  sowie 
durch  ihre  Fructification ,  indem  die  Samen  zwischen  jenen  Fäden  zu  Häufchen 
vereinigt  sind.  Dem  äussern  Anscheine  nach  ist  diese  Gruppe  allerdings  natürlich. 
Die  Entwicklungsgeschichte  zeigt  aber ,  dass  wenigstens  Mesogloia  coccinea  von 
Callithamnion  durchaus  nicht  verschieden  ist,  und  dasselbe  vermuthe  Ich  von 
Naccaria. 

9.  Gastrocarpeae  :  «Meerbewohnend,  von  hellrother,  purpurner  oder  dunkel- 
rother  Farbe,  von  fleischiger,  gallertartig-knorpeliger  oder  häutiger  Substanz; 
«  die  Structur  bestehend  aus  einer  zelligen  ,  äussern  Haut  und  einer  durchsich- 
tigen, gallertartigen,  innern  Masse,  welche  meistens  von  farblosen,  gegliederten 
Fäden  durchzogen  wird  ,  die  von  der  äussern  Haut  auslaufen.  »  Grev.  —  Laub 
entweder  cylindrisch,  zusammengedrückt  oder  flach,  ohne  Miltelrippe  oder 
Venen.  Fructification  :  Kügelchen  oder  Häufchen  von  kleinen  rothen  Samen, 
welche  in  der  innern  Substanz  der  Frons  eingebettet  sind.  » 

Diese  Familie  besteht  aus  U  Gattungen  :  Catenella  Grev.,  Dumontia  Lamour., 
Halymenia  Ag.,  Iridcea  Bory. 

Die  Gastrocarpece  unterscheiden  sich  zwar  durch  ihren  Bau  von  den  Floridece. 
Dieser  Bau  wird  aber  einzig  dadurch  hervorgebracht,  dass  die  innern  Zellen  viel 
(ialierte  bilden  ,  wodurch  es  den  Anschein  gewinnt,  als  ob  gegliederte,  von  der 
Kinde  auslaufende  Fäden  in  einer  Gallerte  liegen.  In  der  Familie  der  Floridece 
erzeugen  die  innern  Zellen  ebenfalls  Gallerte ,  aber  meist  nur  in  geringer  Quan- 
tität ,  so  dass  die  innere  Substanz  gewöhnlich  zellig  erscheint.  Im  Uebrigen  finde 
ich  keine  wesentlichen  Unterschiede  zwischen  den  Gastrocarpeen  und  mehreren 


—      io      — 
Gattungen  der  Florideen ;  und  die  einzige  Differenz  in  der  Quantität  der  Gallert- 
bildunif  scheint  mir  kein  hinreichender  Grund,  um  eine  besondere  Familie  auf- 
zustellen.  Gilt  ja  eine  übermässige  Bildung  von  Gallerte  und  ein  Mangel  daran  bei 
andern  Algen  oft  nicht  einmal  als  Grund  um  Gattungen  zu  trennen. 

iO.  SpoNGiocARPEjfi  :  «  Mehrbewohnend  ,  von  dunkler  purpurner  Farbe  ,  von 
knorpelartiger  oder  fleischiger  Substanz  und  faseriger  Structur.  Laub  cylindrisch, 
gabelspaltig;  der  centrale  Theil  aus  sehr  dünnen,  dicht  gefügten  Längsfasern 
zusanmiengesetzt ;  der  peripherische  Theil  aus  strahlenden ,  dichotomischen 
Fäden  gebildet.  Wurzel  schildförmig.  Fructification  doppelt  (?);  i)  nackte  schwam- 
mige Warzen  ,  bestehend  aus  strahlenden  Fäden ,  zwischen  denen  Kügelchen  von 
rolhen  Samen  eingebettet  sind  ;  2)  kleine  Körner  ,  welche  in  der  Substanz  der 
leicht  angeschwollenen  obern  Zweicje  liegen.  » 

Diese  Familie  wird  durch  eine  einzige  Gattung  :   Pohßdes  Ag.  gebildet. 

i  1 .  FuRCELLARiEAE  :  «  Meerbowohnend ,  von  dunkler  ,  purpurner  Farbe  ,  von 
fleischiger  Substanz  und  zelliger  Structur.  Laub  cylindrisch  ,  gabelspaltig ;  der 
centrale  Theil  dicht  zellig;  der  peripherische  Theil  bestehend  aus  strahlenden, 
einfachen  Fäden.  Wurzel  kriechend.  Fructification  :  endständige,  schotenähn- 
liche ,  nicht  aufspringende  Receptaclen  ,  innerhalb  welcher  ,  unter  der  äussern 
Rinde,  eine  Schicht  von  dunkel-rothbraunen  Samen  eingebettet  ist.  » 

Diese  Familie  wird  ebenfalls  von  einer  einzigen  Gattung  :  Furcellaria  Lamour. 
gebildet. 

Die  beiden  Gattungen  Polykles  und  Furcellaria  haben  ein  sonderbares  Schick- 
sal im  Laufe  der  Zeiten  und  Systeme  gehabt.  Wegen  der  äussern  Aehnlichkeit 
zuerst  mit  einander  verwechselt,  dann  als  Arten  der  Gattung  Fucus  neben  ein- 
ander gestellt,  wurden  sie  später  von  Lamouroux  und  Aijardh  in  verschiedene 
Gattungen  und  in  verschiedene  Familien  gebracht,  von  Zj>?^6i/e  wieder  in  die  Gat- 
tung Furcellaria  vereinigt.  Bei  Gre(?7/e  und  f^ane?/ machen  sie  wieder  zwei  beson- 
dere neben  einanderstehende  Familien,  dann  bei  Endlicher  zwei  Gattungen  Einer 
Familie,  und  bei  Kützimj  endlich  zwei  Arten  Einer  Gattungaus.  — Structurverschie- 
denheiten,  wie  sie  Harveij  beschreibt,  kann  ich  nicht  finden  ;  es  handelt  sich  da  bloss 
um  ein  unwesentliches  Mehr  oder  Weniger.  Es  bleibt  aber  der  wichtigere  Unter- 
schied in  der  Fortpflanzung.  Poly'ides  hat  doppelte  Fructificationsorgane.  Es  fragt 


—     16     — 

sich  vor  allem,  ob  die  Fructificalion  von  Furcellaria  mit  einer  der  beiden  von  Po- 
ly'ides  analog  sei.  Sicher  ist  sie  es  nicht  mit  der  ersten,  welche  aus  schwammigen 
Warzen  besteht,  in  denen  Häufchen  von  Samen  liegen.  Nach  der  Beschreibung 
wäre  sie  aber  ebensowenig  mit  der  zweiten  Art  der  Fruclification  analog ,  denn 
obgleich  die  äussere  Form  der  Frucht  einige  Uebereinstimmung  zeigt ,  so  werden 
die  Samen  bei  Poly'ides  «  kleine  Körner  »  (minute  granules) ,  bei  Furcellaria 
«  dunkel  rothbraune  Samen  »  (dark  red-brown  seeds)  genannt.  Harvey  hat  seine 
Exemplare  von  Poly'ides  mit  dieser  neuen  Fructificalion  von  Mrs.  Griffiths  er- 
halten ,  welche  dieselbe  bei  Sidmouth  sammelte.  Ich  verdanke  derselben  Dame 
Exemplare  mit  der  gleichen  Fructificalion  von  dem  gleichen  Standorte.  Hier 
finde  ich  nun  aber  ganz  ähnliche  Samen  wie  in  Furcellaria ,  so  dass  es  mir  unbe- 
greiflich ist ,  wie  Harvey  sie  so  ungleich  benennen  konnte.  Ein  Unterschied  und 
zwar  ein  generischer  ist  jedoch  zwischen  den  Samen  von  Furcellaria  und  denen 
von  Poly'ides  vorhanden.  Bei  der  erstem  sind  die  sogenannten  Samen  durch  einen 
Schnitt  erst  in  zwei  Hälften  ,  dann  durch  zwei  mit  dem  ersten  parallele  Schnitte 
in  vier  ,  in  einer  Reihe  stehende  Sporen  getheill.  Bei  der  letztern  sind  die  Samen 
durch  einen  Schnitt  in  zwei  Hälften  ,  dann  durch  zwei  auf  dem  erstem  senk- 
rechte Schnitte  in  vier  ,  um  ein  Centrum  gestellte  Sporen  getheilt. 

Poly'ides  und  Furcellaria  unterscheiden  sich  also  i )  durch  die  W  urzel  (welche 
bei  der  ersten  Gattung  schildförmig ,  bei  der  zweiten  faserig  ist)  und  2)  durch 
die  eben  beschriebene  Sporenbildung.  Die  warzenförmige  Fruchtbildung  von 
Poly'ides  kann  nicht  als  Unterschied  benutzt  werden  ,  da  die  zweite  Art  der 
Fruclification  bei  Furcellaria  noch  nicht  aufgefunden  ist,  und  es  sich  zum  voraus 
nicht  errathen  lässt ,  ob  sie  gleich  oder  ungleich  sein  wird.  —  Wenn  man  daher 
bei  den  Algen  nicht  jede  Gattung  zur  Familie  erheben  will ,  so  darf  man  auch 
nicht  die  in  Frage  stehenden  Gattungen  in  zwei  verschiedene  Familien  verweisen. 
Es  fragt  sich  weiter ,  ob  die  beiden  Gattungen  als  besondere  Familie  von  den 
Floridece  unterschieden  werden  sollen.  Ich  sehe  jedoch  nicht  ein,  mit  welchem 
Rechte  sie  von  den  Gattungen  Chondrus,  Phyllophora,  Gigartina  gelrennt  werden. 

12.  Florideae  :  «  Meerbewohnend,  von  purpurrother  oder  schön  rolher  Farbe, 
von  lederartiger ,  knorpelartiger  oder  häutiger  Substanz  und  zelliger  Textur ; 
die  Zellen  oft  sehr  ausgebildet.  Laub  entweder  flach ,   blattartig ,    zusammen- 


—  17  — 
gedrückt  oder  cylindrisch ,  bisweilen  fadenförmig  oder  fdamenlos,  ungegliedert. 
Fructification  meist  doppelt,  und  von  getrennten  Individuen  derselben  Art  er- 
zeugt :  1)  Capseln  oder  Tuberclen  ,  welche  eine  Masse  von  eiförmigen  oder  birn- 
förmigen  Samen  enthalten  :  2)  Körner,  welche  zerstreut  oder  in  kleine  Gruppen 
versammelt  sind  ,  und  entweder  in  der  Substanz  des  Laubes  oder  in  besondern 
Fortsätzen  liegen.  » 

Zu  dieser  Familie  werden  folgende  17  Gattungen  gezählt :  A)  mit  rundlichen, 
an  der  Spitze  nicht  durchbohrten  Capseln  ,  welche  eckige  Samen  enthalten  :  De- 
lesseria  Lamour.,  Nitophylliim  Grev.  ,  Rhodomenia  Grev.,  Chondrus  Stackh., 
PhyUophoni  Grev.,  Plocamium  Lamour.,  S/)AferococcMS  Stackh.,  Chylocladia 
Grev.,  Gigartina  Lamour.,  Gelidium  Lamour  ,  Microciadia  Grev.,  Ptilota  Ag.  — 
B)  mit  eingebetteten ,  zusammengehäuften  ,  durchbohrten  Tuberclen  ,  welche 
eine  Masse  von  freien  ,  elliptischen  oder  rundlichen  Samen  enthalten  :  Grale- 
loupia  Ag.  —  C)  mit  eiförmigen ,  an  der  Spitze  durchbohrten  Capseln,  welche 
einen  Büschel  von  birnförmigen  Samen  enthalten:  Odonthalia  Lyngb.,  Bhodo- 
me/a  Ag.,  Bonnemaisonia  Ag.,  Laurencia  Lamour. 

Die  Gattungen  dieser  Familie  sind  wegen  äusserer  Aehnlichkeiten  in  der  Struc- 
tur  und  in  der  Fructification  zusammengebracht  worden.  Unter  ihnen  gehören 
aber  Ptilota  und  Microciadia  so^^  ohl  wegen  ihres  Baues ,  als  wegen  ihrer  Fort- 
pflanzung zu  den  Ceramiece ,  indem  es  etwas  durchaus  unwesentliches  ist,  dass 
sie  dem  blossen  Auge  als  ungegliedert  erscheinen.  Die  übrigen  Gattungen  ge- 
hören wenigstens  zwei  verschiedenen  Typen  an ,  von  denen  sich  der  eine  fLaii- 
rencia,  Bonnemaisonia,  etc.)  durch  einen  besondern  Strang  von  centralen  Zellen, 
sowie  durch  die  Samenbildung  von  dem  andern  f Chondrus,  Rhodomenia ,  etc.) 
unterscheidet.  Zu  dem  letztern  Typus  gehören  auch  die  Gattungen  der  Gastro- 
carpece ,  sowie  Poly'ides  und  Furcellaria. 

13.  Ceramieae  :  a  Meerbewohnend  (mit  Ausnahme  von  TrentepohliaJ ,  von 
rother,  purpurner,  oder  rothbrauner,  selten  brauner  Farbe,  frisches  ^\ asser 
mehr  oder  weniger  roth  färbend  ,  von  knorpelartiger  oder  schlaffer  Substanz  und 
von  zelliger  Textur.  Laub  fadenförmig,  cylindrisch  oder  zusammengedrückt, 
gegliedert.  Fructification  doppelt :  \)  Capseln  mit  einer  Masse  von  Samen  ;  2)  Kör- 
ner ,  in  besondern  Aestchen  oder  Receptaclen  enthalten.  » 

Denksch  N.tcEi.i.  O 


—     i8     — 

Diese  Familie  enlhält  6  Meergatlungen  :  A)  mit  eiförmigen  ,   an  der  Spitze 

durchbohrten  Capseln  :  Polysiphonia  Grev.,  Dasya  Ag.  —  B)  mit  kugeligen  im- 

durchbohrten  Capseln:   Cermnium  Adans.  Ag.,  Spyridia  Harv.,  Griffithsia  Ag., 

Ag.,   CallilhammoH  Lyngb  ,  —  ferner  eine  Süsswassergattung  :    Trentepohlia 

Die  letzte  Gattung  gehört  wegen  ihrer  durchaus  verschiedenen  Fruclitication 
weder  zu  den  Ceramieen  noch  zu  den  Rhodospermeen  überhaupt.  —  Die  übrigen 
Gattungen  bilden  zwei  so  verschiedene  Typen  als  wir  sie  überhaupt  unter  den 
Rhodospermeen  finden.  Dass  sie  alle  gegliedert  erscheinen,  darf  uns  nicht  ver- 
leiten ,  die  Verschiedenheiten  im  Bau  und  in  der  Fortpflanzung  zu  übersehen. 
Es  müssen  daher  Polysiphonia  und  Dasya  entweder  eine  besondere  Familie  bilden, 
oder  zu  den  verwandten  Gattungen  der  vorhergehenden  Familie  f  Laurencia , 
Rhodomelü,  etc.)  gestellt  werden.  Zu  den  Ceramieen  müssen  dann  aber,  nach- 
dem diese  Gattungen  weggefallen  sind  ,  die  verwandten  Gattungen  der  Gloio- 
cladece  nebst  Microciadia  und  Plilota  hinzugefügt  werden. 

Die  brittischen  Chlorospermeae  zerfallen  bei  Han-ey  in  folgende  9  Familien  : 
Lemaniece ,  Batrachospermece ,  Chaetophoroidece ,  Confervece,  Siphonece  ^  Oscillato- 
riece^   Uhacew,  Nostochince ,  und  Byssoidew ,  welche  also  characterisirt  werden  : 

\U.  Lemanieae  :  «  Süsswasserbewohnend ,  fadenförmig,  ungegliedert,  von 
knorpelig-lederartiger  Substanz  und  zelliger  Struclur.  Laub  hohl  ,  in  unregel- 
mässigen Zwischenräumen  mit  Quirlen  von  Warzen  besetzt ,  oder  rosenkranz- 
förmig. Fructification  :  büschelige,  einfache  oder  verästelte,  rosenkranzförmige 
Fäden,  welche  an  die  innere  Fläche  des  röhrenförmigen  Laubes  angeheftet  sind, 
und  zuletzt  in  elliptische  Sporen  zerfallen.  » 

Diese  Familie  wird  von  der  einzigen  Gattung  Lemania  Bory  gebildet. 

Lemania  stellt  einen  von  allen  übrigen  Chlorospermeen  verschiedenen  Typus 
dar  und  macht  daher  mit  Recht  auf  eine  besondere  Familie  Anspruch. 

i5.  Batraciiospermeae  :  «Süsswasserbewohnend;  fadenförmig,  gegliedert, 
mit  Gallerte  umhüllt.  Laub  aus  einem  Strange  von  gehäuften,  gegliederten  Längs- 
fasern bestehend,  und  in  Zwischenräumen  cjuirlförmig,  mit  kurzen,  horizon- 
talen, cylindrischen  oder  rosenkranzförmigen,  gegliederten  Aestchen  besetzt. 
Fructification  :   (bei  Batrachospermum)  dichte,  kugelige  Massen,  welche  an  die 


—     49     — 
Quirlästchen   befestigt   sind,   und   aus  kleinen,    strahlenden,  dichotomischen , 
rosenkranzförniigen  Fäden  bestehen.  » 

Hieher  gehören   2   Gattungen  :  Batrachospermum  Roth.,   und   Thorea  Bory. 

Diese  FamiHe  unterscheidet  sich  in  der  Fortpflanzung  entschieden  von  fast 
allen  Chlorospermeen  ,  nähert  sich  dagegen  mehreren  Gattungen  der  Melano- 
spermeen. 

i6.  Chaetophoroideae  :  d  Meer- oder  süsswasserbewolinend ,  in  Gallerle  ge- 
hüllt, entweder  fadenförmig,  oder  (indem  eine  Zahl  von  Fäden  zusammenge- 
häuft ist)  gallertartige,  verästelte  oder  gestaltlose  Massen  bildend.  Fäden  ge- 
gliedert; die  Glieder  an  den  beiden  Enden  farblos,  in  der  Mitte  gefärbt.  Fructi- 
fication  :  soweit  sie  bekannt  ist,  kleine,  an  die  Aestchen  befestigte  Capseln.  » 

Diese  Familie  enthält  k  Galtungen  ;  Bulbochwte  Ag.,  Draparnaldia  Bory, 
Chcetophora  Ag.,  Mijrionema  Grev. 

Die  Stellung  von  Draparnaldia  und  Chtetophora  wird  im  System  noch  so  lange 
zweifelhaft  bleiben ,  bis  an  ihnen  die  Fortpflanzung  hinreichend  bekannt  ist. 
Aber  gewiss  gehören  Bulhochcete  und  Myrionema  nicht  in  ihre  Gesellschaft ,  von 
denen  die  erstere  wegen  der  Samenbildung  offenbar  mit  den  Zijgnemaceen  ,  die 
zweite  eher  mit  einigen  Gattungen  der  Melanospernieen  verwandt  ist. 

17.  Co^^ERVEAE:  «  Meer-  oder  süsswasserbewohnend ,  fadenförmig,  geglie- 
dert ,  ohne  bestimmt  gestaltete  Gallerte.  Laub  sehr  mannigfaltig  dem  Ansehen 
nach  ,  einfach  oder  verästelt;  Glieder  mehr  oder  weniger  mit  einer  grünen  ,  sehr 
selten  braunen  oder  purpurnen  körnigen  Masse  erfüllt,  welche  verschiedene  For- 
men annimmt  und  von  welcher  vermuthet  wird,  dass  sie  zur  Forlpflanzung 
diene.  » 

In  diese  Familie  gehören  7  Gattungen:  Conferva  Ag.,  Hijdrodictyon  Roth.. 
Mougeotia  Ag.,  Tyndaridea Bory ,  Zygnema  Ag.,  Sphceroplea  k%.,  Aphanizomemn 
Morren. 

Diese  Gattungen  ,  welche ,  mit  Ausnahme  von  Hijdrodictyon ,  im  Bau  sehr 
übereinstimmen,  sind  in  ihrer  Fortpflanzung  sehr  verschieden  und  gehören 
5  Typen  an ,  wovon  Conferva  den  ersten  ,  Hydrodictyon  den  zweiten  .  Moii- 
geotia,  Tyndaridea  und  Zygnema  den  dritten,  Sphwroplea  den  vierten  und 
Aphanizomenon  den  fünften  bildet. 


—     20     — 

18.  Siphone.se:  «  Im  Meer,  im  süssen  Wasser  oder  auf  feuchtem  Grunde 
wohnend,  von  häutiger  oder  hornartiger  durchsichtiger  Substanz ,  mit  grünem 
körnigem  Stoffe  gefüllt.  Laub  röhrig,  fadenförmig;  die  Fäden  frei  oder  in 
schwammige  Körper  von  verschiedener,  nämlich  krustenförmiger ,  kugeliger, 
cylindrischer  oder  flacher  Gestalt  vereinigt.  Fructification  :  Aeusserliche  Blasen 
(oder  Coniocysten) ,  welche  oft  gestielt  sind  und  eine  körnige  Masse  enthalten.  » 

Zu  dieser  Familie  werden  gezählt:  Codium  Stackh.,  Bryopsis  Lamour.,  Fav- 
cheria  Dec,  Botrydhim  Wallr. 

Der  Structur  nach  unterscheiden  sjch  diese  Galtungen  allerdings  von  allen 
übrigen  Algen  und  bilden  daher  eine  höchst  natürliche  Familie,  wenn  nicht 
/iotrydium^  was  ich  vermuthe ,  in  der  Fortpflanzung  sich  von  den  übrigen 
unterscheidet. 

19.  OsciLLATORiEAE  :  « Im  Meere,  im  süssen  Wasser  oder  auf  feuchtem  Grunde 
wohnend,  von  gallertartiger  Substanz  und  fädiger  Structur.  Fäden  dünn,  röh- 
renförmig ungegliedert ,  mit  gefärbtem  ,  körnigem  ,  quergestreiftem  Stoffe  er- 
füllt,  selten  verästelt,  obgleich  oft  zusammenhängend,  als  ob  sie  verästelt 
wären  ;  gewöhnlich  in  breite ,  schwimmende  oder  sitzende  Polster ,  von  sehr 
gallertartiger  Natur  zusammengehäuft;  zuweilen  aufrecht  und  gehuschelt,  und 
noch  seltener  in  strahlende  Reihen  vereinigt ,  durch  feste  Gallerte  verbunden  , 
und  dann  ein  kugeliges,  gelapptes  oder  flachkrusten förmiges  Laub  bildend. 
Fructification  :  eine  innere,  durch  Querwände  getheilte  Masse,  welche  zuletzt 
in  rundliche  oder  linsenförmige  Sporidien  zerfällt.  » 

Diese  Familie  umfasst  9  Gattungen  ;  Rivularia  Roth.,  Stigonema  Ag.,  Scyto- 
nema  Ag.,  Calothrix  Ag.,  Lyrujbya  Ag.,  OsciUatoria  Vauch.,  Delonia  Carm., 
Petalonema  Berk.,  Microcoleus  Desmaz. 

Mit  Ausnahme  von  Lynyhya  und  Stigonema  bilden  die  OsciUatorieoi  einen  sehr 
charakteristischen,  durch  ihren  Bau  und  ihre  Fortpflanzung  ausgezeichneten  Ty- 
pus Lyngbyciund  Stigonema  dagegen  scheinen  mit  Sphwroplea  verwandt  zu  sein. 

W.  l LVACEAE :  «  Im  Meere,  im  süssen  Wasser  oder  auf  feuchtem  Grunde 
wohnend  ;  von  häutiger  oder  gallertartiger  Substanz  und  einfacher,  unvollkom- 
men-netzförmiger Structur.  Laub  entweder  eine  röhrige  oder  flache  ,  fadenför- 
mige oder  ausgebreitete  Haut,  oder  eine  gallertartige,  gestalllose  Masse  ;  farblos, 


—     bl- 
öder .  in  Folge  der  Fniclification  ,  von  grüner,  purpurner  oder  röthlicher  Farbe. 
Fruclification  :  kleine ,  grüne  oder  purpurne  Körner ,  durch  das  Laub  zerstreut 
oder  zu  vier  zusammengeslellt.  » 

Zu  dieser  Familie  werden  9  Gattungen  gerechnet :  A)  häutig ,  nicht  gallert- 
artig:  Porphyra  Ag.,  Ulva  L.,  Bangia  Lyngb.,  Enteromorpha  Link.  —  Bj  gal- 
lertartig :  Tetraspora  Link..  Palmella  Lyngb.,  Hydriirus  Ag.,  Ha^matococcus 
Ag.,  Protococciis  Ag. 

Harvey  hat  hier  Gattungen  zusammengebracht ,  welche  vorher  nie  vereinigt 
waren ,  und  es  wird  ihm  auch  gewiss  niemand ,  der  die  betreffenden  Pflanzen 
genauer  sludirt  hat,  folgen.  Der  Irrthum  rührt  von  der  Gattung  Telraspora 
her ,  welche  der  Verfasser  mit  Ülva  verwandt  glaubt.  Aber  obgleich  früher  und 
neuerdings  wieder  diese  beiden  zusammengestellt  wurden  ,  so  ist  zwischen  ihnen 
doch  weiter  keine,  als  eine  äussere  Aehnlichkeit,  dagegen  eine  innere  totale 
Verschiedenheit.  Die  k  ersten  Gattungen  dieser  Familie  müssen  daher  ohne 
Anders  eine  besondere  Familie  bilden  ;  sowie  auch  die  o  letztern  Gattungen  zu- 
sammen eine  ganz  natürliche  Gruppe  ausmachen. 

21 .  NosTocmN.^E  :  « Im  süssen  ^^  asser  oder  in  feuchten  Localitäten  wohnend  ; 
von  gallertartiger  oder  etv\'^as  lederartiger  Substanz  und  einfacher  Structur ,  be- 
stehend aus  verschiedenartig  gekrümmten  oder  gedrehten ,  rosenkranzförmigen  . 
einfachen  Fäden,  welche  entweder  in  einem  gallertartigen  Laube  von  bestimm- 
ter Gestalt  enthalten  ,  oder  ohne  Ordnung  in  einer  schleimigen  gallertartigen 
Matrix  zusammengehäuft  sind,  n 

Diese  Familie  enthält  drei  genuine  Gattungen  :  ISostoc  Vauch.,  Monormia 
Berk.,  Anahaina  Bory. ,  und  zwei  abweichende  Galtungen  :  Echinella  Ach.,  und 
Eutomia  Harvey. 

Die  zwei  letztem  Gattungen  gehören  zu  den  Diatomaceen ,  die  drei  ersten 
Gallungen  dürfen  von  den  Ose i Ilator iew ,  wie  dieselben  umgrenzt  wurden  ,  nicht 
getrennt  werden . 

22.  Byssoideae  :  «  Fäden  gegliedert,  wasserhel!  oder  gefärbt.  Fruclification 
sehr  zweifelhaft.  —  Sie  wohnen  zwischen  Moosen  ,  auf  vermodertem  Holze,  auf 
feuchtem  Grunde ,  auf  Glas  oder  in  chemischen  Lösungen  und  auf  faulenden 
thierischen  Substanzen ;  wenige  in  süssem  Wasser  oder  im  Meere.  » 


—     22     — 

Hielier  werden  gerechnet:  Byssocladiiim  Ag.,  Mycinema  kg.,  Chroolejnis  Ag., 
ProtonemaAg.,  Hijgrocrocis  Ag.,  Leptomitus  Ag.,  Scythymenia  Ag. 

Harvey  selbst  äussert  Zweifel  über  die  Algennalur  dieser  Familie ;  und 
es  ist  wohl  keinem  Zweifel  unterworfen  ,  dass  Protonema  bloss  Vorkeime  von 
Moosen  enthält,  und  dass  die  übrigen  Gattungen  in  die  Classe  der  Pilze  gehören. 

Als  vierte  Reihe  folgen  nun  die  Diatomaceae,  welche  in  k  Familien  zerfallen  : 

25.  Desmidieae  mit  den  Gattungen  Meloseira  Ag.  und  Desmidiuin  Ag. 

"Ik.  Fragilarieae  mit  den  Gattungen  Fragilaria  Lyngb.,  Striatella  Ag., 
Achnanthes  Ag.,  Isthmia  Ag.,  Odontella  Ag.,  Diatoma  Ag.,  Exilaria  Grev., 
Frnstulia  Ag. 

25.  Styllarieae  mit  den  Gattungen  Styllaria  Ag.,  Meridion  Ag.,  Licmo- 
phora  Ag. 

26.  Cymbelleae  mit  den  Gattungen  Gomphonema  Ag.,  Hommodadia  Ag., 
Berkeleya  Grev.,  Schizonema  Ag.  und  Cymbella  Ag. 

Werfen  wir  nun  noch  einen  Blick  auf  das  ganze  System  und  auf  die  demselben 
zum  Grunde  liegende  Methode ,  so  sehen  wir  zwar  überall  das  Bestreben ,  zu 
Fructificationsunterschieden  zu  gelangen.  Es  gelingt  dieses  aber  wegen  des  un- 
zureichenden Verfahrens,  und  wegen  der  noch  mangelhaften  Begriffsbestim- 
mungen nicht.  So  reich  daher  das  Werk  an  einzelnen  sorgfältigen  Beobachtungen 
ist,  so  wenig  genügen  die  Anordnung  und  die  Definitionen. 

Die  Algen  besitzen,  im  Vergleich  mit  andern  Pflanzen,  einen  höchst  einfachen 
Bau.  Sie  bestehen  häufig  aus  einer  einzigen  Zelle,  häufig  aus  einer  geringen 
oder  einer  beträchtlichen  Zahl  von  Zellen  ,  welche  deutlich  nach  bestimmten 
Verhältnissen  beisammmen  liegen.  Die  Zelle  ist  daher  ein  vorzügliches  Mittel , 
um  durch  sie  die  vegetativen  und  reproductiven  Verhältnisse  der  Algen  aus- 
zudrücken. Ja,  es  ist  diess  der  einzige  Weg,  auf  dem  eine  wissenschaftliche 
Erkenntniss  möglich  ist.  Dennoch  finden  wir  in  dem  vorliegendem  Werke  die 
Verhältnisse,  so  zu  sagen,  nie  durch  den  Begriff  der  Zelle  ausgedrückt  und  an- 
schaulich gemacht.  Vegetative  und  reproductive  Eigenthümlichkeiten  werden 
noch  grösstentheils  so ,  wie  sie  äusserlich  erscheinen ,  beschrieben  ,  und  die  un- 
wesentlicheren Verhältnisse  der  Farbe  ,  der  Substanz ,  der  Form  mehr  berück- 
sichtigt ,  als  sie  es  verdienen. 


—     25     — 

Die  BegriffsunJerschiedo  sind  bei  Harvey  noch  sehr  schwankend.  Der  gleiche 
ßegrii'f  eischeint  unter  verschiedenen  Benennungen .  der  gleiche  Ausdruck 
wird  für  verschiedene  Begriffe  gebraucht.  Die  Zellen  heissen  Zellen,  Fasern, 
Fäden.  Unter  Zellen  werden  aber  auch  Abiheilungen  oder  Höldungen  im  Zell- 
gewebe verstanden.  Die  Zellen ,  welche  zur  Forlpflanzung  dienen ,  heissen 
Samen,  Körner,  Spörchen  (sporules)  und  Sporidien.  Samen  und  Sporidien  sind 
aber  auch  zuweilen  die  Mutterzellen  ,  in  denen  mehrere  Fortpflanzungszellen 
dicht  beisammen  liegen.  Körner  bedeuten  nicht  bloss  die  Forlpflanzungszellen 
selbst ,  sondern  bei  den  Rhodospermeen  werden  unter  Körnern  häufig  k  in  einer 
Mutterzelle  beisammenliegende  Sporen  verstanden  ;  das  gleiche  heisst  bei  andern 
Gattungen  dieser  Reihe  a  gedreite  Körner»  (ternale  granules).  Ausserdem  hat 
Körner  noch  verschiedene  Bedeutungen,  wie  z,  B.  Zelleninhalt,  u.  s.  w.  Das 
vertiefte  Fruchtlager  der  Fucoideen  heisst  Haufen  (cluster) ,  Tuberculum  oder 
Zelle ,  das  vertiefte  Fruchtlager  von  Lichina  heisst  Receptaculum  oder  Capsel , 
das  flache  Fruchtlager  der  Laminaria  heisst  F'lecken  (spot)  oder  Sorus.  Unter 
Capsel  wird  nicht  bloss  das  vertiefte  Fruchtlager  von  Lichina,  sondern  auch  die 
eine  und  die  andere  Fruchtart  der  Rhodospermeen  ,  nämlich  bei  Ceraminm  u.  a. 
eine  zusammenijeballte  Masse  von  Keimzellen  .  die  mit  Gallerte  umstehen  ist . 
in  Callithainnion  u.a.  die  Multerzelle  mit  den  h  eingeschlossenen  Sporen,  ausser- 
dem eine  Menge  anderer  Sachen  verstanden  ,  welche  äussere  Aehnlichkeit  mit 
einer  Capsel  haben.  Die  Mutterzellen  mit  den  k  eingeschlossenen  Sporen,  welche 
bei  den  Rhodospermeen  so  constant  und  characteristisch  auftreten  ,  dass  sie  sieh 
von  allen  anderen  Fortpflanzungsarten  der  Algen  unterscheiden  ,  werden  be- 
zeichnet als  Kügelchen  von  Samen  (globule  of  seeds) ,  als  Samen  ,  als  gedreite 
Körner,  als  Körner  schlechthin  ,  als  dreisporige  Capseln  oder  überhaupt  Capseln. 
Es  mögen  diese  Beispiele  genügen ,  um  zu  zeigen  ,  wie  sehr  die  Algologie  bis  auf 
Harvey  sich  mit  unmittelbarer  sinnlicher  Anschauung  begnügte,  und  nicht  zu 
festen  wissenschaftlichen  Begriffen  durchzudringen  vermochte. 

Um  so  mehr  Anerkennung  verdient  es,  dass  trotz  einer  hemmenden  njangel- 
haften  Methode ,  im  Einzelnen  viele  Verhältnisse  gut  beobachtet  imd  richtig  ge- 
deutet sind,  und  dass  namentlich  die  Arten  viel  natürlicher  umgrenzt  werden  , 
als  diess  von  spätem  französischen  und  deutschen  Algologen  geschehen  ist. 


—    n 


SYSTEM  XON  J.  AGARDH. 


./.  Agardh  (*)  deünirt  die  Algen  ebenfalls  nicht.  Er  umgrenzt  sie  aber  richtiger 
als  seine  Vorgänger,  indem  er  die  zu  den  Pilzen  gehörigen  Gattungen,  die  Charen 
und  die  Vorkeime  der  Laubmoose  aus  dem  Spiele  lässt.  Dagegen  werden  die 
Corallinea;  und  Halimedeae  ,  so  wie  die  Diatomaceae ,  obgleich  sie  in  dem  vor- 
liegenden Werke  nicht  aufgeführt  werden ,  doch  zu  den  Algen  gerechnet. 

/.  Agardh  theilt  die  Algen  in  drei  Familien  ein  :  i)  Zoospermew,  2)  Fiicoidece, 
3)  Floridece.  Die  erste  Gruppe  entspricht  den  Chlorospermece ,  die  zweite  den 
Melanospermece  f  die  dritte  den  Rhodospermece  von  Harvey.  Sie  werden  folgender- 
massen  characterisirt : 

1.  ZoosPERMEAE :  «Mit  doppelter  (immer?)  Fruchtbildung  versehen,  die  eine 
innerlich,  aus  veränderten,  zuletzt  mit  sehr  lebhafter  Bewegung  begabten  Chlo- 
rophyllkörnern bestehend  (Sporidia);  die  andere  äusserlich,  durch  Bildung 
einer  Zelle  oder  eines  veränderten  Astes  entstanden ,  innerhalb  einer  durchsich- 
tigen Sporenhülle  zahlreiche  Chlorophyllkörner,  die  in  eine  Spore  (^)  vereinigt 
sind  ,  enthaltend  fConiocystceJ .  —  Laub  meist  grün ,  selten  olivenfarbig  oder 
violett;  aus  Zellen,  Gliedern  oder  Röhren  ,  welche  in  eine  Schicht  oder  in  eine 
einzelne  Reihe  geordnet  sind  ,  bestehend ;  bald  aus  einzelnen ,  bald  aus  zahl- 
reichen in  einer  gemeinschaftlichen  Gallerte  liegenden  Individuen  gebildet;  fa- 
denförmig ,  hautartig-ausgebreitet  oder  etwas  laubartig.  » 

IL  FucoiDEAE :  «  Einhäusig  (?),  mit  doppelter  Fruchtbildung  in  denselben  In- 
dividuen; die  eine  in  einer  durchsichtigen  Sporenhülle,  welche  entweder  nackt 
oder  sehr  häufig  zwischen  umgebenden  Fäden  mit  der  Basis  angeheftet  ist , 
eine  einzelne  Spore  enthaltend ,  die  andere  aus  Sporidien  bestehend  ,  welche 
mit  sehr  lebhafter  Bewegung  begabt ,  und  in  den  Aestchen  eines  gegliederten 
Laubes  oder  in  den  die  Sporen  umgebenden  Fäden  enthalten  sind  (und  häufig  in 
Menge  zu  einem  einzigen  Keime  verschmelzen?).  —  Laub  olivenbraun,  geglie- 

(')  Alg.-P  maris  mediterranei  et  adriaüci.  Parisiis  1842. 


—    25     — 
dert  oder  ungegliedert,  cylindrisch,  flach,  zuweilen  riesenhaft,  und  blattähnliche 
Organe  hervorbringend.  » 

III.  Florideae  :  «  Zweihäusig  ,  mit  doppelter,  immer  auf  verschiedene  Indivi- 
duen vertheilter  Fruchtbildung :  die  eine  meist  äusserlich ,  innerhalb  einer  fast 
gallertartigen  oder  zelligen  Fruchlhülle  zahlreiche  Sporen  enthaltend  ;  die  andere 
meist  eingesenkt ,  in  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  vier  Sporen  erzeugend.  — 
Laub  meist  roth  oder  purpurn;  seltener  olivenfarbig  oder  violett,  gegliedert  oder 
ungegliedert,  cylindrisch  oder  flach,  sehr  selten  blattähnliche  Organe  besitzend.  » 

Von  diesen  drei  Familien  unterscheidet  sich  nach  der  Diagnose  die  der  Flori- 
dece  ganz  bestimmt  von  den  beiden  andern  i)  durch  das  Characteristische  der 
Einen  Fruchtbildung,  h  Sporen  in  einer  Sporenhülle  zu  erzeugen,  2)  durch  die 
Uebereinstimmung  der  beiden  Arten  der  Fruchtbildung ,  welche  nur  unbeweg- 
liche Sporen  erzeugen ,  während  in  den  zwei  übrigen  Familien  unbewegliche 
Sporen  und  bewegliche  Sporidien  unterschieden  werden.  So  gut  nun  aber  die 
Floridece  in  der  Diagnose  und  in  der  Natur  unterschieden  sind ,  so  wenig  finde 
ich  einen  Unterschied  heraus  zwischen  den  Zoospermece  und  den  Fucoidew ,  so- 
wohl in  der  Diagnose  als  in  der  Natur.  Den  Zoospermeen  werden  bewegliche 
Sporidien ,  die  aus  veränderten  Chlorophyllkörnern  entstanden  sind ,  zugeschrie- 
ben. Die  gleichen  beweglichen  Sporidien  sollen  aber  auch  die  Fucoideen  be- 
sitzen ;  ihre  Entstehung  wird  hier  nicht  angegeben  ,  also  bildet  sie  auch  keinen 
Unterschied.  Die  Zoospermeen  besitzen  ferner  Sporen ,  welche  aussen  sitzen  und 
durch  die  Bildung  einer  Zelle  oder  eines  veränderten  Astes  entstanden  sind. 
Aber  die  Fucoideen  besitzen  ebenfalls  nackte  Sporen  ;  ihre  Entstehung  ist  eben- 
falls nicht  näher  angegeben,  kann  also  wieder  keinen  Unterschied  begründen. 
Aber  abgesehen  davon,  dass  in  der  Diagnose  vergeblich  eine  Verschiedenheit 
gesucht  wird,  so  kann  es  gewiss  als  eine  Unmöglichkeit  erklärt  werden,  zwischen 
zwei  Familien  einen  diff"erentialen  Character  in  der  Fruchtbildung  aufzufinden , 
von  denen  die  eine  die  Gattungen  Confena  und  yaucheria ,  die  andere  die  Gat- 
tungen Ectocarpm  oder  Mijrionema  und  Dictyota  enthält ,  aus  dem  einfachen 
Grunde ,  weil  Confena  mit  Ectocarpus  und  Myrionema ,  und  Faucheria  mit  Dic- 
tyota in  dem  Wesentlichen  der  Fortpflanzung,  nämlich  in  der  Erzeugung  der 
Forlpflanzungszellen ,  übereinstimmt.  —  In  den  vegetativen  Organen  ist  eben- 


—     26     — 
falls  kein  Unterschied  vorhanden ,  indem  die  am  höchsten  entwickelten  Zoosper- 
meen  den  gleichen  Bau  besitzen  wie  die  einfacheren  Fucoideen.  Es  bleibt  bloss 
noch  die  Farbe  übrig ,  welche  bei  den  einen  olivenfarbig  und  bei  den  andern 
zwar  meist  grün,  aber  in  einzelnen  Fällen  ebenfalls  olivenfarbig  ist. 

Ich  will  nun  die  Beschreibung  der  drei  Famihen  und  ihre  Eintheilung  in  Zünfte 
etwas  näher  betrachten.  Die  Zoospermeae  bestehen  aus  Zellen.  Bei  den  Rividariew 
und  Oscillatoriece  sollen  die  Zellen  röhrenförmig  und  ihr  Inhalt  zuletzt  glieder- 
artig getheilt  sein.  Die  Betrachtung  eines  sich  entwickelnden  Fadens  widerlegt 
diese  Ansicht ,  indem  zuerst  die  Zellenreihe  entsteht  und  nachher  erst  durch  die 
Zellen  selbst  die  Scheide  erzeugt  wird.  —  Die  irrige  Ansicht  Meyens,  dass  die 
Zellmembran  aus  Fasern  bestehe ,  wird  von  J.  Aqardh  auch  für  die  Zellen  der 
Zoospermeen ausgesprochen,  vorzüglich  wegen  einer  faserigen  Streifung,  welche 
späterhin  zuweilen  an  der  Zellwandung  sichtbar  ist.  Aber  es  muss  eingewendet 
werden ,  dass  diese  Streifung  immer  erst  an  alten  Zellen  gesehen  wird ,  und 
dass  es  jedenfalls  gerathener  wäre  die  Ursache  dieser  Thatsache  aufzusuchen  , 
als  dieselbe  für  eine  Theorie  zu  verwenden.  Nach  meiner  Ansicht  ist  diese  Strei- 
fung ,  welche  in  einzelnen  Fällen  überaus  deutlich  zu  beobachten  ist ,  die  Folge 
davon  ,  dass  sich  die  äussersten  und  ältesten  Schiebten  der  Zellwandung  zusam- 
menziehen und  dadurch  etwas  gefaltet  oder  gefurcht  werden.  —  Jene  Theorie 
erweist  sich  sogleich  als  fruchtbar  und  erzeugt  eine  neue  von  der  Zellenbildung. 
Die  Zellen  sollen  auf  doppelte  Art  entstehen  i)  durch  Theilung  (divisio  intrautri- 
cularis),  2)  an  der  Aussenfläche  der  alten  Zellen  durch  die  Fasern  (formatio  cel- 
lularum  suprautricularis).  Eine  solche  Zellenbildung  an  der  Oberfläche  der  Zell- 
membran existirt  aber  bei  den  Zoospermeen  nicht.  Alle  vegetative  Zellenbildung 
geschieht  durch  die  sogenannte  Theilung. 

Die  Sporidien  sollen  aus  veränderten  Chlorophyllkörnern  entstehen ,  und  eine 
lebhafte  Bewegung  zeigen.  Sie  sind  zwar  klein  und  grün,  aber  desswegen  den- 
noch nicht  aus  Chlorophyllkörnern  entstanden.  Ich  habe  dafür  einen  doppelten 
Beweis.  In  Conferva  (jlomerata  marina  sah  ich  sie  nicht  bloss  in  Zellen  entstehen, 
welche  einen  ganz  farblosen  Inhalt  besassen  ,  sondern  sie  selbst  waren  zuerst 
ungefärbt,  und  färbten  sich  erst  mit  ihrer  weitern  Entwicklung  grün.  In  Ulathrix 
zonata  theilt  sich  die  Mul terzeile  wiederholt.  Die  letzten  Tochterzellen  sind  die 


—     27     — 

grünen,  sich  bewegenden  Sporidien  (*).  Die  Sporidien  sind  nach  /.  Agardh  bei 
den  Draparnaldiece ,  Confervece ,  Zycjnemece  (Hydrodiclyon),  Uhacece  und  Sipho- 
nece  beobachtet  worden.  Ich  habe  die  Ansicht  aussprechen  zu  müssen  geglaubt, 
dass  diese  beweglichen  Zellchen  nicht  zur  Forlpflanzung  dienen ,  sondern  durch 
Generatio  a^quivoca  entstandene  Infusorien  seien  (^).  Ich  wurde  auf  diese  Ansicht 
durch  eine  Beobachtung  an  Conferva  glomerata  marina  geführt  und  bin  jetzt 
noch  überzeugt,  dass  es  dort  Infusorien  waren,  welche  in  den  Confervenzellen 
entstanden.  Dagegen  habe  ich  seither  Gelegenheit  gehabt,  die  Beobachtungen 
Ki'itzing's  über  die  Bewegung  und  das  Keimen  der  Keimzellen  von  Ulothrix 
vollständig  zu  bestätigen  ,  worüber  ich  auf  die  in  der  zweiten  Hälfte  dieser  Schrift 
folgende  Charakteristik  der  ^a/?^mcece,  i  Lyngbyece  \eTwe\se. 

Die  zweite  Fruchtart  sind  die  Coniocysten ,  ganze  Zellen ,  welche  viele  Chloro- 
phyllkörner enthalten.  Da  nun  aberdie  Sporidien,  wenn  sie  wirklich  zur  Fortpflan- 
zung dienen,  ebenfalls  Zellen  und  keine  veränderten  Chlorophyllkörner  sind  (wie 
sich  diess  in  Ulothrix  ganz  deutlich  zeigt),  so  fällt  der  Unterschied  zwischen  Conio- 
cysten und  Sporidien  weg.  Ebenso  ist  es  noch  im  höchsten  Grade  zweifelhaft,  ob 
es  Zoospermeen  mit  doppelter  Fruchtbildung  gibt,  oder  dann  findet  sie  sich  jeden- 
falls bloss  bei  einzelnen  Gattungen.  Die  Fortpflanzungszellen  verhalten  sich  aber 
verschieden  in  Rücksicht  auf  Bewegung,  ohne  dass  jedoch  dieser  Unterschied  von 
Bedeutung  wäre.  In  Ulothrix  bewegen  sie  sich ,  in  der  ganz  nah  verwandten 
Lymjhya  miiralis  be>^  egen  sie  sich  nicht ;  in  Famheria  clavata  zeigen  sie  Bewe- 
gung ,  in  den  übrigen  Arten  von  Faucheria  dagegen  nicht. 

Zu  den  eigentlichen  Zoospei-meen  rechnet  J.  Ayardh  die  Uhacew,  Confenacew, 
Srphonece  und  Draparnaldiece;  diesen  Zünften  seien  wahrscheinlich  beizufügen 
die  Nosiochinece ,  Oscillatoriece ,  Rivulariew ,  Zyynemeie  und  Butrachospermece. 
Die  DiatomacecB  mit  den  Desmidiaceeii  bilden  nach  dem  Verfasser  wahrscheinlich 
eine  besondere  Familie ;  ebenso  die  Lemaniece. 

Die  ZoosPERMEAE  des  mittelländischen  und  adrialischen  Meeres  werden  in  fol- 
gende Zünfte  eingetheilt :  1)  Riviilariece ,  2)  Oscillatoriece ,  5)  Co7}ferv€a!,  U)  Ul- 
vacece ,  5)  Siphonece. 

(')  Vergl.  unten  :  Versuch  eines  eigenen  Systemes,  I  Algse,  Bangiaceae,  Lyngbyeae. 
C)  Zeitschrift  für  Wissenschaft! .  Botanik  von  Schieiden  und  Nageli,  Heft  11,  pag.  28. 


—     28     — 

Die  erste  Zunft  Rivularieae  enthält  die  Gattungen  Cloiotrichia  S .  Ag.^Rivularia 
Ag. ,  Zonotrichiah  Ag.  und  DiplotrichiaJ.  Ag.  Es  wird  an  ihnen  eine  doppelte  Fruc- 
tification  vermutliet :  1)  «dass  die  innern  Ringe  des  Laubes  (wie  bei  Oscillatoria)  sich 
in  Sporen  verwandeln  oder  in  Sporidien  auflösen,  »  2)  dass,  wie  diess  in  Diplotrichia 
der  Fall  sein  soll ,  «  die  Fäden  innerhalb  besonderer  Zellen  oder  Blasen  entstehen .  » 
Was  die  erstere  Art  der  Fruchtbildung  betrifft,  so  ist  zu  bemerken,  dass  J.  Agardh 
dieselbe  nicht  beobachtet  hat,  ebensowenig  sonst  Jemand.  Was  die  zweite  Art 
der  Fruchtbildung  betrifft ,  so  wird  sie  von  dem  Verfasser  für  Diplotrichia  also 
beschrieben:  «Zwischen  den  Fäden  des  Laubes  liegen  Kügelchen,  weichein 
einer  durchsichtigen  Membran  einen  körnigen  Inhalt  einschliessen  ;  derselbe  ver- 
wandelt sich  allmälig  in  einen  geringelten  Faden ,  der  im  Anfange  spiralförmig 
gewunden  ist ,  zuletzt  sich  streckt  und  die  Sporenhülle  zu  einer  cylindrisch-eiför- 
migen  Gestalt  ausdehnt,  bis  der  Faden  den  übrigen  gleich  geworden  ist.  »  —  Ob 
der  Vorgang,  wie  er  beschrieben  wird,  Schritt  für  Schritt  beobachtet  wurde, 
bezweifle  ich  fast ,  er  scheint  mir  eher  eine  Hypothese ,  als  eine  Thatsache  zu 
sein.  Bei  der  Gattungsbeschreibung  von  Diplotrichia  sagt  nämlich  der  Verfasser 
bloss  :  « Nahe  am  Grunde  der  Fäden  werden  ziemlich  grosse  Säckchen  beobachtet, 
welche  aus  einer  durchsichtigen  Membran  bestehen ,  und  welche  zwei  spiralig 
gewundene  Fäden ,  von  denen  der  eine  grösser  ist ,  und  die  an  der  Basis  etwas 
zusammenhängen  ,  einschliessen.  Wie  im  Thierei  der  Embryo,  so  scheinen  schon 
im  Säckchen  selbst  aus  dessen  Inhalte  die  Fäden  gebildet  zu  werden.  »  Es  wäre 
gewiss  von  der  grössten  Wichtigkeit  über  diesen  Punkt  in's  Reine  zu  kommen , 
da  das  Keimen  von  Rivularia  und  den  verwandten  Gattungen  noch  nicht  bekannt 
ist.  Nach  der  zweiten  angeführten  Beschreibung,  scheint  es  mir,  als  ob  die 
Sache  recht  gut  sich  wie  bei  Nostoc  verhalten  könnte ,  wo  die  jungen  Fäden 
zuweilen  ebenfalls  gekrümmt  oder  gewunden  in  einem  Säckchen  eingeschlossen 
sind.  Dieses  Säckchen  ist  aber  nichts  anders  als  die  von  dem  Faden  selbst  gebil- 
dete Gallerte.  —  Die  Zunft  Rivulariece  entspricht  der  alten  Gattung  Rivularia. 
Warum  sie  aber  nicht  mit  den  Oscillatorieai  vereinigt  wurde,  von  denen,  wie 
/.  Ayardh  selbst  sagt,  sie  eigentlich  nicht  verschieden  ist,  sehe  ich  nicht  ein. 

Die  zweite  Zunft  Oscillatorieae  hat  zwei  Gattungsrepraisentanten :  Lynghya 
Ag.  und  Calothrix  Ag.  Die  Fruchtbilduni;  ist  noch  sehr  zweifelhaft.  Der  Ver- 


—  29  — 
fasser  vermuthet  sie  In  zweifacher  Art :  i )  a  dass  die  innerhalb  der  Röhre  beweg- 
lichen Ringe  kugelförmig  werden  (heraustreten  und  in  bewegliche  Sporidien 
sich  auflösen?),  2) dass  seitliche  Coniocysten  (?)  vorkommen.  »  Es  ist  aber  sowohl 
das  eine  als  das  andere  unrichtig,  da  die  sogenannten  Ringe  oder  Glieder,  welche 
bei  Oscillatoria  heraustreten,  unmittelbar  zu  Fortpflanzungszellen  werden.  Bei 
jeder  Gattung  ist  überdem  bloss  eine  einzige  Art  der  Fortpflanzung  vorhanden , 
die  aber  in  verschiedenen  Gattungen  {Oscillatoria  und  Lymjhya)  verschieden  ist ; 
daher  auch  eine  einzige  Zunft  nicht  für  alle  Gattungen  genügt. 

In  der  dritten  Zunft  CoiSFERVACeae  wird  bloss  die  Gattung  Conferva  aufgezählt, 
ohne  eine  Bemerkung  über  deren  Fortpflanzung. 

Die  vierte  Zunft  ülvaceae  hat  k  Gattungen  :  Bangia  Lyngb. ,  Enteromorpha 
Link ,  Ulva  Ag.  und  Porphyra  Ag.  Von  der  Fruchtbildung  wird  nichts  weiter 
erwähnt ,  als  dass  bei  Enteromorpha  und  bei  Ulva  «  die  Felder  (areolse)  wenige 
Sporidien  in  unbestimmter  Zahl  enthalten.  » 

Die  fünfte  Zunft  Siphoneae  wird  durch  folgende  Galtungen  gebildet :  Bryopsis 
Lam.,  Codium  A§.,  Dasydadiis  Ag.,  Falonia  Ag.,  Anadyomene  Ag.,  Caiderpa 
Lamour.  —  Bryopsis  soll  sich  auf  doppelte  Art  fortpflanzen  1)  durch  bewegliche 
Sporidien  ,  welche  in  den  Zweigen  entstehen ,  2)  durch  Coniocysten ,  welche  seit- 
lich an  den  Fäden  angeheftet  sind.  Wenn  beide  Beobachtungen  richtig  sind ,  so 
wäre  diess  bis  dahin  das  einzige  sichere  Beispiel,  dass  eine  zu  den  Zoospermeen  gehö- 
rige Alge  doppelte  Fruchtbildung  zeigt.  Aus  dieser  Thatsache  würde  ich  dann  aber 
nicht,  wie  /.  Acjardh  gelhan  hat,  den  Schluss  ziehen,  dass  beide  Fruchtbildun- 
gen gleichwerthig,  und  dass  sie  ein  Merkmal  für  alle  Zoospermeen  seien ;  sondern 
ich  glaube ,  es  wäre  dann  vielmehr  zu  untersuchen,  ob  nicht  eine  von  den  bei- 
den Fructificalionen  die  niedrigere  und  daher  als  unwesentlich,  als  Vermehrung 
oder  als  Brutzellenbildung  zu  erklären  sei ,  wie  ja  auch  bei  den  höhern  Crypto- 
gamen  neben  der  Fortpflanzung  oder  der  Sporenbildung  eine  Vermehrung  oder 
Brutzellenbildung  vorkommt.  Die  Zunft  der  Siphoneen  enthält  sehr  verschiedene 
Typen,  die  gleichwohl  äusserlich  etwelche  Aehnlichkeit  zeigen.  Die  einzelligen 
Gattungen  sollten  in  zwei  verschiedene  Zünfte ,  nämlich  in  die  eine  Bryopsis  und 
Faucheria,  in  die  andere  Falonia  gebracht  werden.  Die  mehrzelligen  Gattun- 
gen Dasycladus  und  Anadyomene  sollten  wieder  zwei  Zünfte  bilden. 


—     30     — 

Die  FucoroEEN  sind  die  zweite  Familie  der  Algen.  Der  Verfasser  verniulhet 
an  ihnen  ebenfalls  eine  doppelte  Art  der  Fruchtbildung.  Die  Sporen  sind  eine 
constante  Erscheinung.  Von  den  Sporidien  dagegen  wird  zugegeben,  dass  sie 
noch  nicht  durch  sichere  Beobachtung  nachgewiesen  seien.  —  Die  Gattungen 
dieser  Familie ,  welche  im  mittelländischen  und  adriatischen  Meere  vorkom- 
men, werden  in  folgende  Zünfte  eingetheilt  :  6)  Ectocarpece,  7)  Sphacella- 
riece  ,  8)  Chordariece  ,  9)  Dictyotece  ,  i 0)  Sporochnoidece ,  dl)  Laminariece  , 
42)  Facoidew. 

Die  sechste  Zunft  Ectocarpeae  enthält  die  einzige  Galtung  Ectocarpus  Lyngb. 
An  ihr  soll  eine  doppelte  Fruchtbildung  vorkommen  «  i)  sogenannte  Capseln  , 
welche  innerhalb  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  eine  einzige  Spore  enthalten  , 
2)  Sporidien,  welche  in  den  untern  Gliedern  der  Aestchen  sich  entwickeln  und 
mit  Bewegung  begabt  sind  ;  oft  ballen  sie  sich  zusammen  und  bilden  ,  von  der 
Membran  des  Gliedes  umhüllt,  den  Keim  einer  einzigen  Pflanze.  »  Rücksichtlich 
der  von  /.  Acjardh  sogenannten  Sporen  ,  ist  es  mir  auffallend ,  dass  er  darin  die 
zahlreichen  Samen  nicht  erkannt ,  und  den  alten  richtigem  Namen  von  Capseln 
in  den  unrichtigen  von  Sporen  verändert  hat.  Was  die  beweglichen  Sporidien 
betrifft ,  so  möchte  die  Sache  noch  sehr  zweifelhaft  sein  ,  da  der  Verfasser  selbst 
an  einem  andern  Orle  sagt :  «  Bei  Ectocarpus  sah  ich  lebendige  Sporidien  ,  die 
aus  der  Pflanze  entleert  waren  ,  aber  den  Ort,  woraus  sie  entleert  wurden  (locum 
eruptionis),  konnte  ich  nicht  entdecken.  » 

In  der  siebenten  Zunft  Sphacellarieae  werden  die  beiden  Gattungen  Sphacel- 
laria  Lyngb.  und  Chdostephiis  Ag.  aufgezählt.  Die  Zunft  wird  so  characlerisirt : 
«  Laub  gegliedert  vielröhrig.  Fruchtbildung  doppelt  (?)  ,  Sporen  einzeln  (?)  in 
den  brandigen  Endästchen  ,  zuletzt  durch  die  sich  öffnende  Spitze  heraustretend. 
Sporidien  in  veränderten  Aestchen  eingeschlossen ,  sehr  häufig  nicht  zur  Ent- 
wicklung gelangt,  sondern  mit  der  Sporenhülle  in  einen  einzigen  zuletzt  frei- 
werdenden Keim  sich  verwandelnd.  »  Die  brandigen  Enden  der  Zweige  sind 
solche,  die  nicht  weiter  wachsen,  in  denen  der  absterbende  Inhalt  braun  geworden 
ist.  Die  noch  zellenbildenden  Zellen  sind  ungefärbt.  Fortpflanzungszellen  werden 
aber  hier  nicht  erzeugt.  —  Die  Sporidien  sollen  in  seitlichen  Organen  entstehen, 
die  man  sonst  wohl  als  Sporen  betrachtete.  Ich  habe  dieselben  selbst  nicht  he- 


—     34     — 

obachtet ,  bin  aber  sehr  geneigt ,  die  Beobachtung  J.  Agardh's  als  richtig  an- 
zunehmen. 

Die  achte  Zunft  Chordarieae  enthält  die  Gattungen  Mijrionema  Grev.,  Hilden- 
brandtia  Nardo,  Corynephora  Ag.,  I\Jyriocladia  J.  Ag.,  Mesogloia  kg.  und 
Liebmannia  J.  Ag.  Der  Verfasser  vermulhet  auch  hier  eine  doppelte  Art  der 
Fortpflanzung:  i)  <i  Sporen,  welche  zwischen  den  Fruchlfäden  über  das  ganze 
Laub  verlheilt ,  einzeln ,  sitzend  und  mit  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  um- 
geben sind ,  und  aus  einer  gleichförmigen  und  ungetheilten  körnigen  Masse  be- 
stehen ;  2)  Sporidien ,  welche ,  wenn  ich  nicht  sehr  irre ,  von  Mesogloia  vermicu- 
laris  entleert  worden  waren  (denn  in  dem  Gefässe  waren  mehrere  Algen  ent- 
halten), welche  Bewegung  zeigten,  sich  etwas  grösser  erwiesen  als  die  in  dem 
Laube  eingeschlossenen  Körner  und  in  der  Farbe  mit  denselben  übereinstimmten, 
zuletzt  keimten » .  Ich  kenne  zwar  nicht  die  Fruchtbildung  aller  hieher  ge- 
hörigen Gattungen  ;  aber  von  einigen  (Myrionema ,  MesogloiaJ  glaube  ich  mich 
überzeugt  zu  haben  ,  dass  die  von  J.  Agardh  als  Sporen  betrachteten  Organe 
Capseln  sind  ,  innerhalb  welcher  viele  Fortpflanzungszellen  entstehen.  So  wäre  es 
möglich,  dass  die  von  demselben  bei  Mesogloia  (?ermiCM/ar<s  beobachteten  Sporidien 
aus  den  sogenannten  Sporen  entleert  worden  wären  ,  und  dass  somit  auch  hier 
nur  Eine  Art  der  Fortpflanzung  existirte. 

In  der  neunten  Zunft  Dictyoteae  finden  sich  die  Gattungen  Hahjseris  Ag., 
Dictyota  Lamour.,  Zonaria  Ag.,  Padina  Adans.,  Cuileria  Grev.,  Jsperococcus 
Lamour.,  Punctaria  Grev.,  Striaria  Grev.  und  Stilophorai.  Ag.  Die  Fortpflan- 
zung scheint  dem  Verfasser  wieder  eine  doppelle  zu  sein  :  i)  «  Sporen,  welche  in 
Häufchen  von  verschiedener  aber  bestimmter  Gestalt  zusammengelagert  sind  - 
eine  verkehrt-eiförmige  Gestalt  besitzen  ,  einzeln  in  einer  durchsichtigen  Sporen- 
hüUe,  die  von  gleicher  Gestalt  und  mit  einer  verschmälerten  Basis  angeheftet 
ist ,  liegen  ,  und  durch  einfache  Ausbildung  (morphosi)  der  Epidermiszellen  ent- 
standen sind;  2)  Sporidien  (?  oder  Sporen?),  welche  entweder  zerstreut  durch 
das  Laub  in  einzelnen  Zellen  enthalten  f Dictyota ,  Halyseris ,  Dictyosiphon), 
oder  in  den  samentragenden  (?)  die  Sporen  umgebenden  f  Jsperococcus ,  Cut- 
leria  ,  StilophoraJ  oder  von  denselben  getrennt  liegenden  (Padina)  Fäden  einge- 
schlossen sind.  »   Die  Sporen  sollen  nach  J.  Agardh  bloss  die  erweiterten  und 


—     52     ^ 

hervorragenden  Epidermiszellen  sein.  Ich  kann  dieser  Ansicht  nicht  beistimmen, 
da  ich  gesehen  habe ,  dass  die  Epidermiszellen  auswachsen  ,  und  sich  dergestalt 
in  2  Zellen  theilen ,  dass  die  eine ,  welche  die  Spore  ist ,  dem  ausgewachsenen 
Theile,  die  andere  dem  ursprünglichen  Lumen  der  Zelle  entspricht.  Was  des 
Verfassers  Sporidien  in  dieser  Zunft  sein  sollen ,  ist  mir  nach  der  Beschreibung 
nicht  klar  geworden ;  eben  so  wenig  habe  ich  in  der  Natur  von  einer  zweiten 
Art  der  Fortpflanzung  etwas  gesehen.  —  Wenn  die  Gruppe  übrigens  natürlich 
sein  soll ,  so  muss  Cutleria  ,  welche  in  der  Fruchtbildung  durchaus  abweicht , 
ausgeschlossen  werden. 

Die  zehnte  Zunft  SpoROCHNomEAE  enthält  die  Galtungen  Arthrocladia  Duby  und 
Desmarestia  Lamour.  Die  Sporen  sollen  an  der  Spitze  von  gegliederten  Fäden , 
durch  Entwicklung  des  Endgliedes  entstanden  ,  sich  befinden. 

In  der  eilften  Zunft  Laminarieäe  werden  die  beiden  Gattungen  Laminaria 
Lamour.  und  Chorda  5tackh.  vereinigt.  Die  Fructification  besteht  in  Frucht- 
lagern (sori)  ohne  bestimmte  Begrenzung  ,  in  denen  die  Sporen  mit  verkehrt- 
eiförmig-gestutzten  ungegliederten  Fruchlfäden  gemischt  stehen. 

Die  zwölfte  Zunft  Fucace.^e  enthält  die  Gattungen  Fiicus  Ag.,  Cystoseira  Ag. 
und  Sargassum  Ag.  Ausser  der  bekannten  Fruchtart  wird  noch  eine  andere  in 
den  Fäden  der  Receptaclen  vermuthet. 

Die  Floride.\e  bilden  die  dritte  grosse  Familie  der  Algen.  Sie  bestehen  nach 
dem  Verfasser  aus  Zellen ,  welche  entweder  in  eine  einfache  Reihe  gestellt ,  oder 
so  in  verschiedene  Reihen  geordnet  sind ,  dass  die  Zellen  der  verschiedenen 
Reihen  alle  in  der  gleichen  horizontalen  Ebene  endigen  {gegliedertes  Laub),  oder 
endlich  welche  so  in  verschiedenen  Reihen  beisammenstehen  ,  dass  die  Zellen  der 
verschiedenen  Reihen  nicht  in  der  gleichen  horizontalen  Ebene  endigen  [unge- 
gliedertes Laub).  Dieser  Unterschied  von  gegliederter  und  ungegliederter  Frons 
wurde  allerdings  von  jeher  in  der  Algologie  gemacht ,  und  doch  ist  vielleicht 
keiner ,  der  mehr  von  Zufälligkeiten  abhängt  und  daher  mehr  unwesentlich  ist 
als  dieser.  Man  braucht,  um  diess  einzusehen,  bloss  gewisse  Arten  von  Calli- 
thamnion ,  Ceranium ,  Polysiphonia  etc.  zu  betrachten  ,  welche  gegliederte  und 
ungegliederte  Formen  besitzen ;  oder  die  Entwicklungsgeschichte  von  einem 
halben  Dutzend  Gattungen  aus  verschiedenen  Gruppen  zu   verfolgen    und   zu 


—     33     — 

beobachten ,  wie  sehr  viele  der  ungegüedert  erscheinenden  Arten  eigentUch 
doch  gegliedert  sind ,  so  gut  wie  andere  ,  die  es  nicht  bloss  sind  ,  sondern  auch 
scheinen  (*). 

Die  Zellen  der  Florideen  sollen  ebenfalls ,  wie  diejenigen  der  Zoospermeen 
Membranen  besitzen ,  welche  aus  Fasern  bestehen ,  die  in  doppelter  Richtung 
verlaufen.  Ueber  das  Wachsthum  in  die  Länge  stellt  J .  Aijardh  folgende  Theorie 
auf:  « Die  Zellen  entstehen  sehr  häufig  durch  supraulriculäre  Bildung ;  die  Fasern, 
aus  denen  die  Zellmembran  besieht ,  verlängern  sich  beständig ,  und  wegen  ihrer 
mehr  oder  weniger  spiraligen  Anordnung  werden  sie  immerfort  veranlasst ,  neue 
Zellen  zu  bilden ;  durch  Verlängerung  der  Fasern  von  einer  Zelle  zur  andern 
wächst  so  jede  senkrechte  Reihe  in  die  Länge,  d  Offenbar  ist  der  ganze  Prozess 
eine  blosse  Vermuthung.  Jedes  Callithamnion ,  jede  Griffithsia  (um  die  einfach- 
sten Beispiele  zu  wählen)  zeigt  aufs  deutlichste,  dass  das  Wachsthum  in  die  Länge 
nicht  durch  suprautriculäre  Zellenbildung,  sondern  durch  Theilung  der  Endzelle 
von  Statten  geht. 

Ueber  das  Wachsthum  in  die  Dicke  sagt  der  Verfasser  :  «  Die  Zellen  wachsen 
aber  auch  in  peripherischer  Richtung  und  vermehren  sich,  d.  h.,  nachdem  sie 
einen  bestimmten  Durchmesser  erreicht  haben  (bei  Polysiphonia.  Laurencia  etc.) 
theilen  sie  sich  der  Länge  nach  durch  intrautriculäre  Zellenbildung.  Einzelne 
Fasern  trennen  sich  Iheilweise  von  der  Membran ,  welche  sie  zusammensetzen  ; 
in  den  einen  Fällen  gehen  sie  von  der  einen  Wand  zu  der  andern  hinüber ,  und 
wachsen  zuletzt  zu  einer  neuen  Membran ,  welche  die  Zelle  theilt ,  an ;  in  den 
andern  Fällen  bildet  sich  ein  leerer  Raum  in  der  aus  lockern  Fasern  bestehen- 
den Wandung ,  derselbe  wird  allmälig  grösser  und  die  einschliessenden  Fasern 
erhärten  zu  einer  Membran.  »  Auch  das  beruht  auf  blosser  Vermuthung  und  der 
Verfasser  besitzt  gewiss  keine  Beobachtung,  welche  die  Theorie  begründen  könnte. 

Die  Combination  der  Zellenbildung  in  der  Längsrichtung  und  der  Zellen- 
bildung in  peripherischer  Richtung  giebt  das  gesammte  Wachsthum  der  Pflanze. 
/.    Agardh   unterscheidet   terminales ,    exoyenes   oder    peripherisch  -  terminalis 

Q)  Vergl.  die  Entwicklungsgeschichte  von  Deleaseria  Hypoglossum  in  Schieiden  und  Nygeli's  Zeit- 
schrift für  wissenschaftl.  Bot.,  Heft  II. 

Deoksch.  Nä;geli.  " 


—     34     — 

und  endogenes  oder  terminal-centrales  Wachsthum.  So  wie  aber  das  endo- 
gene Wachslhum  der  Monocotyledonen  auf  unrichtigen  Voraussetzungen  be- 
ruhte, so  verhält  es  sich  mit  dem  endogenen  Wachslhume  der  Florideen. 
Der  Verfasser  beschreibt  bei  den  «  vielröhrigen  ,  gegliederten  Florideen  » 
grosse ,  peripherische  Zellen ,  in  denen  fortwährend  Zellenbildung  thätig  sein 
soll ;  «  die  jungen  Zellen  ,  »  heisst  es  ,  «  nehmen  immer  den  äussersten  Theil 
der  altern  Zellen  ein ,  und  drängen  so  die  vor  ihnen  entstandenen  Zellen  nach 
der  Peripherie  hin.  »  —  Das  kann,  nach  meinem  Urtheile,  der  Verfasser  un- 
möglich gesehen  haben  ,  weil  es  nicht  existirt  (*). 

Die  Florideen  besitzen  nach  dem  Verfasser  doppelte  Fructificationsorgane.  Die 
ersten  sind  die  Sphwrosporw  ,  welche  «  aus  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  und 
einem  zuletzt  in  k  Sporen  zerfallenden  ,  körnigen  Inhalt  bestehen.  »  Diese  Thei- 
lung  geschieht  auf  dreierlei  Weise,  entweder  so,  «dass  die  Seiten  jedes  der 
k  Theile  sphserische  Dreiecke  bilden ;  oder  sie  geschieht  durch  drei  Querlinien , 
so  dass  die  mittleren  Theile  scheibenförmig,  die  äussern  conisch -halbkugelig 
sind  ;  oder  endlich  findet  erst  Querlheilung  und  dann  in  jeder  Hälfte  Längslhei- 
iung  statt.  «  Diese  drei  Theilungsarten  werden  die  dreieckige  (triangularis) ,  die 
zonenartige  (zonata)  und  die  kreuzförmige  (cruciata)  genannt.  —  Die  Sporenbildung 
ist  auf  solche  Weise  von  dem  Verfasser  sehr  richtig  in  ihren  Geslaltungsverhält- 
nissen  erkannt  worden.  Dagegen  könnte  ich  ihm  nicht  beistimmen,  wenn  er 
sagt ,  dass  die  Sporen  «  bloss  durch  Theilung  des  Inhaltes  entstanden  seien  ,  dass 
ihnen  eine  Membran  mangele ,  und  dass  sie  einzig  durch  Adhäsionskraft  der 
Theilchen  zusammengehalten  werden.  »  Besitzen  doch  die  U  Zellen  ,  in  welche 
sich  die  Multerzelle  theilt  (nämlich  die  k  Specialmulterzellen)  unter  allen  jungen 
Zellen  der  Florideen  gerade  die  dicksten  Wandungen ,  und  an  mehreren  freien 
Sporen  ist  die  Membran  deutlich  zu  sehen  ,  obgleich  in  andern  Fällen  dieselbe, 
wegen  des  gefärbten  Exosporium  nicht  unterschieden  werden  kann. 

Die  zweite  Art  der  Fructificationsorgane  sind  die  Capsidce,  welche  « iimerhalb 
einer  Fruchthülle  eine  grosse  Menge  von  Sporen  enthalten.  »  Ausser  dem  Unter- 

(')  Ich  werde  diese  und  andere  Behaupumgen  in  einer  zusammenhangenden  Darslelhmj;  über  das 
Wachsthum  der  Pflanzenorgane  beweisen . 


—     3b     — 

schiede  in  der  Zahl  giebl  /.  Agardh  noch  vorzüglich  zwei  Unterschiede  zwischen 
SphserosporenundCapselnan.  Die  Sporen  der  erstem  entstehen  «  aus  dem  vierten 
Theile  des  Inhaltes  einer  Zelle ,  die  Sporen  der  Capseln  dagegen  entstehen  aus 
dem  ganzen  Inhalte  einer  veränderten  Zelle. »  Doch  hat  J,  Aijardh  die  Entwick- 
lung der  Sporen  in  den  Capseln  nicht  verfolgt,  und  gleichfalls  kennt  er  die- 
jenige der  Sporen  in  den  Spha^rosporen  nicht  hinlänglich.  Ich  glaube ,  dass  die 
umgekehrte  Behauptung  :  die  Sporen  der  Spharosporen  entstehen  aus  dem  gan- 
zen Zelleninhalte,  nämlich  einer  Specialmutterzelle  (^),  die  Sporen  der  Capseln 
entstehen  bloss  aus  einem  Theile  des  Inhaltes  ihrer  Multerzellen  ,  richtiger  wäre. 
Doch  möchte  ich  keineswegs  diesen  Unterschied  zwischen  den  beiden  Forlpflan- 
zunssarten  aufstellen;  er  würde  immer  schief  bleiben.  Der  Unterschied  muss 
in  dem  Totalen  des  Zellenlebens  gesucht  werden.  —  Der  zweite  angeführte  Un- 
terschied ist  der,  dass  «  die  Spha^rosporen  in  der  äussern  oder  Rindenschicht  der 
Frons  entstehen  und  dass  sie  von  unten  nach  oben  sich  entwickeln  ;  dass  dagegen 
die  Sporen  der  Capseln  in  der  Innern  Schicht  der  Frons  gebildet  werden  , 
und  dass  ihre  Entwicklung  von  oben  nach  unten  fortschreite.  »  Für  die  Mehrzahl 
der  Fälle  lässt  sich  nun  allerdings  die  Regel  aufstellen ,  dass  die  Sporen  der 
Sphferosporen  näher  der  Peripherie ,  die  Sporen  der  Capseln  näher  dem  Centrum 
gebildet  werden,  obgleich  sie  nicht  von  allgemeiner  Gültigkeit  ist,  indem  z.  B. 
in  Polyules  die  Sache  sich  gerade  umgekehrt  verhält  (^).  Ferner  werden  einige 
Gattungen  {Callithamnion  und  die  verwandten)  von  diesem  Unterschiede  gar 
nicht  berührt.  —  Wie  aber  der  Verfasser  dazu  kommt,  zwischen  Sphserosporen 
und  Capseln  darin  einen  Unterschied  zu  finden,  dass  die  erstem  in  aufsteigender, 
die  Sporen  der  letztern  in  absteigender  Ordnung  sich  entwickeln  ,  ist  mir  nicht 
klar  geworden.  Wenn  Spluerosporen  und  Capseln  mit  einander  verglichen  wer- 
den ,  so  ist  gewiss  keine  Verschiedenheit  vorhanden  ;  die  einen  w  ie  die  andern 
entwickeln  sich  gewöhnlich  von  unten  nach  oben ,  zuweilen  an  dem  einzelnen 
Gliede  von  oben  nach  unten  (z.  B.  bei  CallithamnionJ.  Werden  dagegen  die 
Sporen  mit  einander  verglichen ,  so  ist  wieder  kein  Unterschied  vorhanden ,  in- 

(0  Vergl.  Schleiden  und  Nygeli's  Zeitschrift  ffir  wissenschaftl.  Bot.,  HeftI,  pag.  83. 
(-)  Vergi.  oben  pag.  15. 


—     36     — 

dem  die  Sporen  der  gleichen  Shserospore  sich  immer,  und  die  Sporen  der  gleichen 
Capsel  sich  häufig  gleichzeitig  entwickeln.  Unerlaubt  ist  es  aber  die  Sphcero- 
Sporen  (also  Aggregate  von  Sporen)  und  die  Sporen  der  Capseln  mit  einander  zu  ver- 
gleichen ,  wie  es  von  dem  Verfasser  geschehen  zu  sein  scheint ,  obgleich  auch 
diese  Vergleichung  kein  Resultat  liefern  würde. 

Die  FiORroEAE  des  mittelländischen  und  adriatischen  Meeres  werden  in  folgende 
6  Zünfte  eingelheilt :  i )  Ceramiece  ,  2)  Cryptonemece  ,  3)  Chondriew ,  k)  Rhodo- 
melece ,  ^)  Sphcerococcoidece ,  6)  Delesseriece. 

Die  erste  Zunft  Cebamieae  enthält  folgende  Gattungen  :  Callithamnion  Lyngb., 
Griffithsia  Ag.,  Wrangelia  Ag.,  Spyridia  Harv.,  Ceramium  Ag.,  ausserdem  die 
exotischen  Bindera  J.  Ag.,  Ptilota  Ag.  und  Microciadia  Grev.  Die  Ceramiece 
werden  characterisirt :  a  Laub  röhrig  gegliedert ,  sehr  selten  zellig.  Frucht 
doppelt:  i)  Favellen  (favellse),  welche  entweder  nackt  an  den  Aesten  sitzen, 
oder  von  wenigen  Aestchen  oder  einem  fast  regelmässigen  Involucrum  umhüllt 
sind ,  und  welche  innerhalb  einer  durchsichtigen ,  halb  schleimartigen ,  zuletzt 
unregelmässig  zerfallenden  Sporenhülle  locker  beisammen  liegende  Sporen  ent- 
halten. 2)  Sphcerosporen ,  welche  aus  einem  Aestchen  oder  einer  Zelle  gebildet, 
durchaus  äusserlich  (oder  sehr  selten  etwas  eingeschlossen) ,  und  innerhalb  einer 
durchsichtigen  Sporenhülle  dreieckig  in  k  Sporen  getheilt  sind.  » 

Die  Ceramiew  bilden  allerdings  eine  sehr  natürliche  Gruppe ;  es  scheint  mir 
aber  unrichtig ,  wenn  der  Verfasser  sie  allgemein  von  den  übrigen  Florideen 
durch  Favellen  unterscheidet ,  indem  fVrangelia  wenigstens  keine  Favellen 
besitzt. 

Die  zweite  Zunft  Cryptoisemeae  wird  folgendermassen  diagnostizirt :  a  Laub 
zellig —  Frucht  doppelt:  1)  Favellidien  (favellidia) ,  welche  in  der  innern  Schicht 
des  Laubes  liegen  ,  oder  am  Grunde  der  Fäden  der  äussern  Schicht  eingesenkt , 
sehr  selten  innerhalb  einer  besondern  Fruchthülle  entstanden  sind  ,  und  welche 
innerhalb  einer  häutigen  ,  oft  sehr  zähen  und  sehr  dicht  umschliessenden  ,  durch- 
sichtigen Sporenhülle  äusserst  zahlreiche  kleine  Sporen ,  die  in  einen  Knäuel  zu- 
sammengeballt sind,  enthalten  ;  2)  Sphcerosporen ^  welche  kugelig  oder  länglich, 
durch  Entwicklung  der  peripherischen  Zellen  entstanden,  und  durch  dreieckige  , 
zonenartige  oder  kreuzförmige  Theilung  in  ^i  Sporen  getheilt  sind.  »  —  /.  Agardh 


—     37     — 

unterscheidet  zwischen  Favellen  und  Favellidlen  :  in  jenen  sind  die  Sporen  grösser 
und  Hegen  locker,  in  diesen  sind  sie  kleiner  und  liegen  dicht  beisammen.  Im 
Allgemeinen  mag  sich  die  Sache  als  Regel  so  verhalten ;  aber  diese  Regel  ist 
nicht  allgemeines  und  absolutes  Gesetz ,  und  kann  bei  einigen  Gattungen  gewiss 
nicht  als  Unterscheidungsmerkmal  benutzt  werden. 

Die  Cryptonemeve  enthalten  sehr  verschiedene  Gattungen  ;  sie  sind  desswegen 
in  Sublribus  eingetheilt ,  die  aber  aus  Mangel  an  hinreichender  Erkenntniss  der 
Fructificationsunterschiede ,  vorzüglich  nach  habituellen  3Ierkmalen  charakteri- 
sirt  werden. 

Die  erste  Subtribus  Gloiodadece  unterscheidet  sich  von  allen  andern  dadurch , 
dass  et  die  peripherischen  rosenkranzförmigen  Fäden  von  einander  getrennt  sind 
oder  durch  Schleim  locker  zusammenhängen.  »  Hieher  gehören  die  Gattungen 
Crouania  J.  Ag.,  Dudresnaya  Crouan.,  Naccaria  Endl.,  Gloiocladia  i.  Ag.,  IS'e- 
malion  Duby,  J.  Ag.;  ferner  die  exotischen  :  Heterodadia  Decaisne ,  Gloiopeltis 
J.  Ag.,  Gloiosiphonia  Berk. 

Die  zweite  Subtribus  Nemastomece  hat  ein  «  häutig-fleischiges  Laub ,  dessen 
peripherische  rosenkranzförmige  Fäden  in  eine  feste  Schicht  vereinigt  sind.  Die 
Favellidien  liegen  in  der  peripherischen  Schicht.  »  Hieher  werden  gerechnet  : 
Catenella  Grev.,  Nemastoma  J.  Ag.  und  die  exotische  Gattung  Endodadia  J.  Ag. 

Die  dritte  Subtribus  Spongiocarpece  zeichnet  sich  dadurch  aus ,  dass  die  Favel- 
lidien in  besondern  Fruchtwarzen  sitzen,  welche  aus  lockern  rosenkranzförmigen 
Fäden  bestehen.  Dazu  gehören  Peyssonnellia  Decaisne,  Phyllophora  Grev.,  Chon- 
drus  Grev.  und  die  exotische  Gattung  Polyides  Ag. 

Die  vierte  Subtribus  Gasterocarpece  hat  ein  «  gallertartig-häutiges  Laub ,  dessen 
peripherische  Zellen  in  eine  dichte  Schicht  vereinigt  sind,  die  Favellidien  liegen 
innerhalb  der  peripherischen  Schicht.»  Hieher  werden  gezählt  Halymenia  Ag., 
Kallymeniai.  Ag.,  und  die  exotische  Gattung  Dumontia  Grev. 

Die  fünfte  Subtribus  Coccocarpece  besitzt  ein  häutig-hornartiges  Laub,  und 
zeichnet  sich  durch  die  «  halbvorstehenden  Favellidien  aus  ,  welche  innerhalb  der 
einigermassen  zu  einer  Fruchthülle  umgewandelten  äussern  Schicht  des  Laubes 
liegen,  und  zuletzt  durch  einen  fast  regelmässigen  Porus  entleert  werden.  » 
Diese  Subtribus  enthält  die  Gattungen:  Cryptonemia  J.  Ag.,  ?  Gelidium  Grev., 


—     58     — 
Grateloupia  Ag.,  Gkjartina  Lamour.,  Chrysymenia  J.  Ag.,  nebst  der  exotischen 
Gattung  ?  Suhria  J.  Ag. 

Der  Verfasser  unterscheidet  die  Zunft  der  Cryptonemece  von  den  Ceramiece 
durch  drei  Merkmale.  Die  erstem  haben  ein  «  faserig-zelliges  Laub,  etwas  einge- 
senkte Favellidien  und  eingeschlossene  Spha^rosporen .  y>  Die  zweiten  haben  ein 
«  röhrig-gegliedertes  Laub ,  nackte  Favellen  und  etwas  aussenständige  Sphaero- 
sporen.  »  Aber  schon  wie  von  J.  Jcjardh  die  beiden  Zünfte  abgegrenzt  wurden  , 
besitzt  keines  dieser  Merkmale  eine  constante  Gültigkeit.  Ceramium  hat  in  einigen 
Arten  ganz  eingeschlossene  (nicht  aussenständige)  Spha?rosporen .  Von  fVrancjelia, 
die  zu  den  Ceramieen  gehört,  kann  doch  fügüch  nicht  gesagt  werden,  dass  sie 
nackte  Favellen  besitze.  Wir  haben  schon  oben  gesehen,  dass  kein  constanter 
Unterschied  zwischen  Favellen  und  Favellidien  sich  finden  lässt.  Dudresnmja  und 
Gloiosiphonia ,  welche  zu  den  Cryptonemeen  gezählt  \n  erden  ,  besitzen  einen  von 
mehreren  Arten  der  Ceramieen  nicht  verschiedenen  Bau ,  indem  bei  jenen  Gat- 
tungen ebenfalls  ein  früher  übersehener,  gegliederter  Strang  von  Achsenzellen 
vorhanden  ist.  —  Wenn  aber,  wie  ohne  Zweifel  geschehen  muss,  einige  Gat- 
tungen (vielleicht  alle  der  Subtribus  Gloiocladew)  zu  den  Cermnieen  gehören  , 
dann  verlieren  vollends  die  Fructificationsmerkmale ,  wie  sie  von  dem  Verfasser 
für  Ceramieen  und  Cryptonemeen  formulirt  werden ,  allen  Halt. 

Die  dritte  Zunft  Chondrieae  enthält  folgende  Gattungen  :  Chyiodadia  Grev. 
Laurencia  GreY . ,  Lictoria i .  Ag.,  BonnemaisoniaAg.,  dazu  die  exotischen  :  Cham- 
pia  Lamour.,  Calocladia  Grev.,  iMammea  L  Ag.  Diese  Zunft  besitzt  folgenden 
Character  :  «  Laub  zellig ,  ungegliedert  oder  gliederartig-zusammengezogen  , 
aus  kleinen  Zellen  gebildet.  Frucht  doppelt  :  i)  Keramidien  (Keramidia)  äusser- 
lich  am  Laube  sitzend ,  innerhalb  einer  zelligen  Fruchlhülle ,  welche  an  der 
Spitze  refrelmässig  geöffnet  ist,  birnförmige  Sporen  enthaltend,  die  mit  einer  ver- 
dünnten Spitze  (apice)  an  eine  centrale  Placenta  angeheftet  sind ,  radienförmig 
davon  ausstrahlen ,  und  einzeln  mit  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  umgeben 
und  getrennt  von  einander  sind ;  2)  Sphm^osporen ,  welche  in  den  Aestchen  zer- 
streut liegen  ,  aus  den  unter  der  Epidermis  liegenden  Zellen  gebildet ,  und  inner- 
halb einer  durchsichtigen  Sporenhülle  in  k  Sporen  dreieckig  getheilt  sind.  y>  — 
Die  Keramidien  unterscheiden  sich  von  Favellen  und  Favellidien  dadurch,  dass  die 


—     39     — 
erstem  « innerhalb  einer  zellig-häutigen,  an  der  Spitze  durch  einen  regelmässigen 
Porus  geöffneten  Fruchthülle  birnförmige  ,  an  eine  im  Grunde  belindliche  Pla- 
centa  angeheftete  Sporen  enthalten,  »  während  bei  den  letztern  beiden  ein  Haufen 
von  Sporen  in  einer  durchsichtigen  (nicht  zelligen)  Fruchlhülle  liegt. 

Zu  der  vierten  Zunft  Rhodomeleae  werden  folgende  Gattungen  gezählt:  Dasya 
A(j.,  PohjsipJionia  Grev.,  Rytiphloea  J.  Ag.,  Dictyomema  Grev.  Ahidium  Ag., 
Digenea  Ag.,  Acaiitophora  Lam.;  ferner  die  exotischen  Rhodomela  Ag.,  Odon- 
thalia  Lyngh.,  Botryocarpa  Grev.,  Amansia  Lam.,  Poly zonia  ^uhv,  Dictynrus 
Bory  ,  Hemitrema  Brown  ,  Claudea  Lamour.  Die  Diagnose  für  diese  Zunft  lautet : 
«  Laub  gegliedert  oder  felderig,  sehr  selten  durch  Zeilentheilung  den  Anschein 

eines  ungegliederten  Laubes  annehmend.  Frucht  doppelt:  V)  Ker amidien 

2)  Sphcerosporeti ,  welche  in  oftmals  veränderten  und  schotenförmigen  Aestchen 
eingeschlossen  ,  in  eine  einfache  ,  zweifache  oder  vielfache  Reihe  gestellt  {Stichi- 
dium),  und  innerhalb  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  in  k  Sporen  dreieckig 
getheilt  sind.  »  —  Die  Rhodomelece,  welche  in  den  Keramidien  vollkommen  mit  den 
Chondriece  übereinstimmen ,  unterscheiden  sich  somit  von  denselben  dadurch , 
dass  bei  jenen  die  Spha3rosporen  in  Längsreihen,  bei  diesen  zerstreut  stehen.  Der 
Verfasser  giebt  aber  selbst  zu ,  dass  diese  beiden  Zünfte  sehr  nahe  mit  einander 
verwandt  seien.  Jedenfalls  glaube  ich  nicht  einmal,  dass  der  angeführte  Unter- 
schied als  künstliches  Merkmal  genüge ,  bloss  um  die  Gattungen  richtig  zu  son- 
dern. Denn  ich  finde  an  Lanrencia  tmnissima  zuweilen  die  Sph^rosporen  deut- 
licher in  Reihen  gestellt,  als  in  einigen  zu  den  Rhodomeleen  gezählten  Gattungen. 

Die  fünfte  Zunft  Sphaerococcoideae  enthält  die  Gattungen  Hypnea  Lamour., 
Gracilaria  Grev.,  Rhodomenia  Grev.,  Sphcerococcus  Ag.,  nebst  der  exotischen 
Heringia  J.  Ag.  Die  Diagnose  ist  folgende:  «  Laub  zellig,  ungegliedert,  aus 
runden  oder  eckigen  Zellen  bestehend.  Frucht  doppelt  :  i)  Coccidien  (coccidia) 
äusserlich  am  Laube  stehend  ,  innerhalb  einer  zelligen ,  zuletzt  geöffneten  Frucht- 
hülle verkehrt-eiförmige  Sporen  erzeugend ,  welche  in  den  Gliedern  von  rosen- 
kranzförmigen ,  von  einer  centralen  Placenta  auslaufenden  Fäden  gebildet  wer- 
den,  und  in  einen  Knäuel  gehäuft  sind.  2)  Sphwrosporen ,  welche  in  Haufen 
ohne  bestimmte  Grenze  über  die  Frons  zerstreut ,  klein  ,  kugelig  oder  länglich  , 
innerhalb  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  in  k  Sporen  dreieckig  oder  kreuz- 


—    ao    — 

förmig  (?)  gelheilt  sind.  »  —  Die  Coccidien  unterscheiden  sich  von  Favellen 
und  Favellidien  durch  die  zeliige  (nicht  durchsichtige  und  structurlose)  Frucht- 
hülle ;  von  den  Keramidien  dadurch ,  dass  die  Fruchthülle  durch  Ausdeh- 
nung oder  Zerreissung  sich  öffnet,  dass  die  länglichen  Sporen  in  den  Glie- 
dern von  rosenkranzförmigen ,  an  die  Placenta  gehefteten  Fäden  entstehen 
und  dicht  in  einen  Knäuel  gehäuft  sind ;  während  bei  den  Keramidien  die 
Fruchthülle  sich  an  der  Spitze  mit  einem  regelmässigen  Porus  öffnet  und  die 
birnförmigen  freien  Sporen  selbst  an  die  Placenta  geheftet  sind.  —  Die  ange- 
gebene Struclur  der  Coccidien  ist  bei  einigen  Gattungen  allerdings  recht  deutlich, 
so  in  Plocamium ,  in  einigen  Arten  von  Delesseria  etc.  In  andern  Galtungen 
kann  ich  es  bloss  als  willkührliche  Deutung  ansehen  ,  wenn  die  Capselfrucht 
Coccidium  statt  Keramidium  oder  statt  Favellidium  und  Favella  genannt  wird. 
In  Nitophyllum  ocellatum  z.  B.  scheint  mir  die  Kapselfrucht  vollständig  in  der 
Mitte  zwischen  Coccidium  und  Keramidium ,  wenn  nicht  näher  der  letztern  zu 
stehen.  Ferner  sehe  ich  nicht  recht  ein,  warum  die  Favellidien  in  Gigartina , 
Rhodomenia  u.  a.  desshalb  Coccidien  sein  sollen  ,  weil  sie  in  besondern  Aest_ 
chen  liegen  ,  obschon  ihnen  gewiss  keine  placenta  centralis  und  keine  fila  moni- 
liformia  zugeschrieben  werden  können. 

Die  sechste  Zunft  Delesserieae  enthält  die  Gattungen  Plocamium  Grev.,  Nito- 
phyllum Grev.,  Solieria  J.  Ag.  und  Delesseria  Grev.,  ausserdem  die  exotischen  : 
Thamnophora  Ag.  und  Hymenea  Grev.  Sie  wird  so  definirt :  «Laub —  Frucht 

doppelt:   i)  Coccidien ^)  Sphcerosporen,,  welche  in  Haufen  von  bestimmter 

Begrenzung  oder  in  besondern  Sporenblättern  liegen  ,  von  kugeliger  oder  läng- 
licher Gestalt  und  innerhalb  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  in  k  Sporen  drei- 
eckig oder  zonenartig  gelheilt  sind. » —  Die  Delesseriew,  welche  im  Laub  und  in  den 
Coccidien  durchaus  mit  den  Sphwrococcoiden  übereinstimmen ,  unterscheiden  sich 
von  denselben  bloss  dadurch  ,  dass  die  Spha?rosporen  nicht  zerstreut  am  Laube 
stehen.  Dieses  Merkmal  lässt  zwar  diese  Zunft  von  der  vorhergehenden  unter- 
scheiden ;  ich  möchte  aber  fast  zweifeln ,  ob  die  blosse  Stellung  der  Spha^ro- 
sporen  mehr  als  zur  Unterscheidung  von  Gattungen  benutzt  werden  dürfe ,  und 
ob  durch  dieses  Merkmal  natürliche  Gruppen  von  Gattungen  herausgebracht 
werden  können. 


—    41    — 

Betrachten  wir  nun  noch  das  J .  Jgardh'sche  System  im  Allgemeinen  ,  so  ist 
vor  allem  aus  an  demselben  zu  rühmen  ,  dass  es  principiel  sich  auf  die  Fort- 
pflanzung gründet.  Es  war  diess  ein  Fortschritt ,  der  nur  durch  zahlreiche  eigene 
Beobachtungen  möglich  war.  /.  AgarcUi  ist  aber  bei  seinen  Beobachtungen  zu 
zwei  allgemeinen  Kesultalen  gelangt ,  die  für  sein  System  massgebend  und  nach 
meiner  Ansicht  irrig  sind.  Das  erste  Resultat  ist ,  dass  die  beiden  Fortpflanzungs- 
arten der  Florideen  gleichwerthig  seien.  Kann  nun  aber  allgemein  eine  Pflanze 
sich  auf  zwei  Arten  ,  die  gleich  wesentlich  sind ,  fortpflanzen  ?  Dass  die  soge- 
nannten Sporen  der  Spha?rosporen  und  der  Capseln  gleichmässig  keimen  ,  be- 
weist bloss ,  dass  beides  Fortpflanzungszellen  ,  nicht  dass  beide  gleichwerthig 
seien  und  mit  dem  gleichen  Namen  von  Sporen  bezeichnet  werden  müssen.  Wo 
bei  andern  Pflanzen  mehrfache  Arten  der  FructiGcation  vorkommen  ,  da  werden 
dieselben  nicht  coordinirt ,  sondern  nur  die  eine  wird  als  die  wesentliche  betrach- 
tet (so  bei  den  Lebermoosen).  Da  J.  Acjardh  den  Spha?rosporen  und  den  Capseln 
einen  gleichen  W  erth  beilegte  ,  so  benutzte  er  für  die  Eintheilung  der  Florideen 
natürlich  dasjenige  Organ ,  welches  die  grösste  und  am  leichtesten  in  die  Augen 
tretende  Marmigfalligkeit  darbot ,  die  Capseln.  Sein  System  beruht  vorzüglich 
auf  den  verschiedenen  Formen ,  unter  denen  die  Capsel  erscheint ,  nämlich  als 
Favella,  Favellidium,  Keramidium  und  Coccidium.  Damit  ist  aber,  wie  ich  glaube, 
für  die  Florideen  nicht  der  Grund  zu  einem  natürlichen  Systeme  gelegt,  weil  die 
Sph«rosporen  die  wesentliche  Fortpflanzungsart  ausmachen. 

Das  zweite  Resultat,  auf  das  ./.  Agardh  geführt  wurde,  ist,  dass  auch  die  Zoo- 
spermeen  und  die  Fucoideen  eine  doppelte  Fruchtbildung  besitzen.  Diese  in  der  All- 
gemeinheit, wie  sie  ausgesprochen  wurde ,  gewiss  irrthümliche  Annahme  wurde 
ofl'enbar  von  den  Florideen  durch  Analogie  auf  die  übrigen  Algen  ausgedehnt. 
Wenn  aber  die  Florideen  doppelte  Früchte  besitzen  ,  so  folgt  daraus  noch  nicht, 
dass  es  auch  bei  den  andern  Algen  der  Fall  sein  müsse ,  so  wenig  als  sich  die 
Laubmoose  nach  dem  Beispiele  der  Lebermoose  richten.  Damit  will  ich  nicht 
sagen,  dass  die  doppelte  Forlpflanzung  für  die  Zoospermeen  und  Fucoideen  eine 
Unmögliclikeit  sei.  Sie  ist  bei  den  höhern  Gattungen  dieser  beiden  Familien  ge- 
wiss so  gut  möglich  als  bei  irgend  einer  Pflanze  ;  aber  sie  ist  keine  Nothwendig- 
keit ,  und  es  darf  nicht  jedes  zweifelhafte  Factum  als  eine  Bestätigung  der  Theorie 


—     ^2     — 

in  Anspruch  genommen  werden.  Diese  Theorie  hat  denn  auch  nach  meinem 
Urtheile  ./.  Acjardh  öfter  in  der  Deutung  der  Fortpflanzungsorgane  der  Zoosper- 
meen  und  Fucoideen  Irrthümer  begehen  lassen  ,  und  dadurch  zuweilen  wenig 
natürliche  Zusammenstellungen  hervorgerufen. 

Nicht  bloss  darin ,  dass  die  Fortpflanzung  die  oberste  Norm  für  die  Classification 
der  Algen  geworden  ist ,  auch  darin  hat  die  Methode  bei  J.  Ayardh  einen  be- 
deutenden Fortschritt  gemacht,  dass  die  Begrifl'sbestimmungen  viel  genauer  und 
schärfer  geworden  sind  .  als  sie  früherhin  waren.  Durchgängig  wird  ein  Begriff" 
nur  durch  das  gleiche  Wort  bezeichnet,  und  ein  Wort  nur  für  den  gleichen  Begrifl" 
gebraucht.  Doch  treff"en  wir  auch  da  einige  Ausnahmen  an.  Die  Fortpflanzungs- 
zellen der  Florideen  heisscn  Sporen  ,  sie  mögen  in  den  Spha?rosporen  oder  in  den 
Capseln  entstanden  sein  ,  obgleich  J .  Agardh  ein  verschiedenes  Verhältniss  zum 
Zelleninhalte  bei  ihrer  Entstehung  annimmt.  Warum  werden  denn  die  Fort- 
pflanzungszellen der  übrigen  Algen  in  Sporidien  und  Sporen  unterschieden  ? 
Ebenso  ist  es  nicht  zu  billigen,  dass  die  Sporen  der  Zoospermeen  mit  ihrer  eige- 
nen und  der  31embran  der  Mutterzelle  den  besondern  Namen  Coniocysten  be- 
kommen haben.  —  Die  Begriff'e  von  Sporenhülle  (Perisporium)  und  Fruchthülle 
(Pericarpium)  sind  nicht  genau  genug  bestimmt,  was  um  so  nolhwendiger  wäre, 
als  zuweilen  beide  in  der  gleichen  Frucht  angenommen  werden  (so  bei  den  Coc- 
cocarpeen).  Zuerst  heisst  es  allgemein  ,  dass  die  Capseln  der  Florideen  innerhalb 
einer  Fruchthülle  die  Sporen  enthielten.  Diese  Frnchthülle  wird  für  die  Fa vollen 
und  Favellidien  als  durchsichtig  bezeichnet.  Dann  heisst  diese  durchsichtige 
Fruchthülle  aber  in  der  Zunft  der  Ceramieen  und  Cryptonemeen  allgemein  Spo- 
renhülle. In  der  letzten  Subtribus  der  Cryptonemeen  tritt  auf  einmal  neben  der 
Sporenhülle,  welche  viele  Sporen  umschliesst,  die  Fruchthülle  auf.  Bei  den  Ke- 
ramidicn  und  Coccidien  ist  jede  einzelne  Spore  von  einer  Sporenhülle,  alle  von 
einer  Fruchlhülle  umgeben.  Ausserdem  wird  der  Ausdruck  Sporenhülle  allge- 
mein für  die  Sphterosporen  gebraucht.  Es  folgt  daraus,  dass  Sporenhülle  und 
Fruchthülle ,  auf  die  sich  doch  hauptsächlich  das  System  gründet ,  schwankende 
Begriff'e  sind. 


—     45 


SYSTE3I  VON  DECAISNE. 

In  der  Abhandlung  von  Decaisne  (*J  werden  die  Algen  selbst  nicht  definirt ; 
sie  werden  aber  so  ziemlich  auf  gleiche  Weise  umgrenzt ,  wie  es  von  J.  Ayardh 
geschehen  ist.  Die  Diatomaceen  und  Desmidiaceen  werden  nicht  ausgeschlossen  , 
bleiben  aber  einstweilen  weg. 

Decaisne  theilt  die  Algen  in  k  Abiheilungen  : 

I.  ZoospoREAE  ( =  Nostochinea? ,  Confervacea^ ,  Ulvacea?)  :  «  Die  Spore  bildet 
sich  auf  Unkosten  des  grünen  Inhaltes ,  der  im  Innern  eines  jeden  der  Glieder 
oder  Zellen  entsteht ,  welche  die  ganze  Pflanze  zusammensetzen  :  jedes  dieser 
Organe  kann  eine  einzige  oder  mehrere  Sporen  enthalten.  » 

II.  Synspürem  (=  Conjugata?) :  «  Die  Spore  bildet  sich  im  Innern  eines  Gliedes 
durch  die  Zusammenhäufung  des  grünen  Inhaltes ,  welcher  aus  der  Vereinigung 
zweier  getrennter  Fäden  oder  Zellen  hervorgeht.  » 

III.  Aplosporeae  (=Batrachospermeai,  Fucace») :  «  Die  Spore  ist  äusserlich , 
unabhängig  von  dem  umgebenden  Gewebe,  und  insgemein  von  Fäden  begleitet, 
an  deren  Basis  sie  angeheftet  ist.  » 

IV .  Choristospore,\e  (=Ceramieae,  Rytiphlea?)  :  «Die  Spore  ist  in  einer  inner- 
lichen oder  äusserlichen  Zelle  eingeschlossen ,  und  zur  Zeit  der  Reife  in  k  Fort- 
pflanzungskörper (corps  reproducteurs)  von  rother  Farbe  getheilt.  »  Später  wird, 
was  hier  Spore  heisst,  von  dem  Verfasser  Spha^rospore  oder  Tetraspore  ,  —  was 
hier  corps  reproducteur  heisst ,  Spore  genannt. 

Diese  Eintheilung  ist  in  formeller  Rücksicht  genauer  und  bestimmter  als  irgend 
eine  der  frühern.  Sie  entspricht  allen  wissenschaftlichen  Anforderungen,  da  sie 
auf  die  Entstehung  und  auf  die  Natur  der  Fortpflanzungszellen  selbst  gegründet 
ist.  Es  ist  nun  aber  vorerst  zu  untersuchen,  ob  die  Thatsachen  sich  unter  diese 

(')  Essais  siir  une  Classification  des  Älgues  et  des  Polypiers  calciferes  de  Lamouroux :  Annales  d.  Sc. 
nat.  See.  Ser.  Tom.  XVH. 


—    ku    — 

Form  fügen,  und  ob  sie  eine  eben  so  bestimmte  Sonderung  erlauben.  Die  Cho- 
ristosporew ,  welche  den  Florideen  von  J.  A(jardh  und  den  Rhodospermeen  von 
Harvey  entsprechen  ,  unterscheiden  sich  nach  Decaisne  von  den  übrigen  3  Ab- 
theilungen durch  das  besondere  Verhalten  der  Sporen  ,  welche  sich  in  k  Körper 
theilen.  Da  die  Chorislosporeen ,  wenn  auch  dieser  Character  Iheils  unrichtig 
theils  mangelhaft  ist,  eine  von  den  übrigen  Algen  scharf  geschiedene  Gruppe 
bilden ,  so  will  ich  ,  dem  Verfasser  folgend  ,  zuerst  das  Verhältniss  der  drei  übri- 
gen Abiheilungen  zu  einander  untersuchen. 

Die  Sipisporece  unterscheiden  sich  von  den  Zoosporew  bloss  dadurch,  dass  die 
Spore  nicht  aus  dem  Inhalte  einer  einzigen  Zolle ,  sondern  aus  dem  vereinigten 
Inhalte  zweier  durch  Copulation  verbundener  Glieder  (verschiedener  Individuen) 
entsteht.  Dieser  Unterschied  erweist  sich  aber  sogleich  als  unbrauchbar  ,  A\enn 
man  Fäden  von  Spiroc/yra,  oder  Zygnema  sieht,  wo  alle  oder  einzelne  Zellen 
Sporen  bilden  ,  ohne  dass  sie  sich  mit  einer  andern  Zelle  verbunden  hätten.  Diese 
Thalsache  beweist ,  dass  die  Copulation  der  Conjugaten  durchaus  keine  so  we- 
sentliche Erscheinung  ist ,  als  Decaisne  annahm  ,  und  dass  sie  nicht  einmal  für 
den  Character  eines  Genus ,  geschweige  für  den  einer  Hauptabiheilung  der  Algen 
benutzt  werden  darf.  Es  wären  somit  ohne  Anderes  die  Synsporew  mit  der  Ab- 
theilung Zoosporece  zu  vereinigen. 

Es  bleiben  zwei  Abiheilungen  Zoosporece  und  Aplosporeie  übrig.  Bei  den 
erstem  entstehen  die  Sporen  in  irgend  welchen  Zellen  der  Pflanze.  Bei  den 
letzlern  sind  die  Sporen  äusserlich  angeheftet.  Es  müssen  aber  gegen  diese  Unter- 
scheidung zwei  Einwürfe  gemacht  werden.  Der  erste  ist  der,  dass  in  vielen  von  dem 
Verfasser  zu  den  Aplosporeen  gestellten  Galtungen  die  sogenannten  äusserlichen 
Sporen  keine  Sporen  sind  ,  sondern  Mutlerzellen ,  in  denen  sich  erst  die  Sporen 
in  grösserer  Zahl  entwickeln.  Es  müsslen  somit  entweder  alle  diese  Gallungen 
mit  den  Zoosporeen  vereinigt ,  oder  die  Definition  der  Aplosporeen  müsste  er- 
weitert werden.  —  Der  zweite  Einwurf  ist  der,  dass  nach  der  gegebenen  Defi- 
nition eine  scharfe  Unterscheidung  der  Galtungen  nicht  möglich  wird.  Es  gibt 
Arten  ,  wo  die  sogenannten  Sporen  bald  seillich  sitzend  ,  bald  gestielt  sind  (Ecto- 
carpus  etc.)  Das  beweist,  dass  auch  die  Arten  und  Gallungen  mit  gestielten 
Sporen  unter  die  Aplosporeen  aufgenommen  werden   müssen.  In  diesem  Falle 


—  io  — 
sind  die  Sporen  das  Endglied  oder  in  dem  Endgliede  eines  gegliederten  Fadens, 
Da  nun  aber  das  Endglied  gewiss  ein  Theil  des  Fadens  ist,  und  die  Abiheilung 
der  Zoosporeen  solche  Algen  enthält ,  bei  denen  die  Sporen  in  einer  Zelle  des 
Laubes  entstehen  (*),  so  würden  diese  Pflanzen  eben  so  gut  zu  den  Zoosporeen 
gehören.  Es  ist  diess  also  ein  zweiter  Punkt,  in  welchem  die  DilTerenzialcharac- 
tere  von  Zoosporeen  und  Aplosporeen  ungenügend  sind. 

Die  ZoosPORE.^E  werden  von  dem  Verfasser  in  zwei  Gruppen  gebracht :  Ar- 
rhizce  (Wurzellose)  mit  den  FamlWen  Nostochinece ,  lUvulariece,  Oscillatoriece  ^ 
Palmellece,  UUacew ,  Confetvacece ,  Hydrodictyece .  Chcetophoroidew  und  Lema- 
neece ;  und  Aematorrhizce  (mit  fadenförmigen  \\  urzeln)  mit  den  Familien  Maly- 
medece,  Caulerpece,  Acetahulariece  und  Siphonew.  Ob  \nwesenheit  und  Abwesen- 
heit von  Wurzelorganen  dazu  dienen  können ,  über  natürliche  V  erwandtschaft 
zu  entscheiden  ,  und  eine  Norm  für  die  Gruppirung  von  Gattungen  oder  Familien 
zu  geben  ,  möchte  ich  doch  bezweifeln.  Allerdings  mangelt  das  Vermögen  .  Wur- 
zeln zu  bilden,  einigen  Algenfamilien  absolut,  so  den  \ostochineen .  Palmelleen 
etc.  Andere  besitzen  dagegen  das  Vermögen,  Wurzeln  zu  erzeugen,  aber  sie 
realisiren  dasselbe  bloss  unter  günstigen  Verhältnissen  ,  oft  sehr  selten ,  so  die 
Confervaceen.  Jedenfalls  müssen,  wenn  man  nach  der  Bewurzelung  einlheilen 
will,  die  Ulvaceen  ,  Confervaceen ,  Ch(etophoroideen  und  Lemaneeen,  welche  von 
Decaisne  zu  den  Arrhizoe  gestellt  werden  ,  zu  den  Nematorrhizce  wandern  ; 
indem  alle  diese  Familien  in  grösserm  oder  geringerm  Masse  W  urkeln  bilden  , 
und  zwar  gleiche  fadenförmige  Wurzeln  wie  die  Nematorrhizce. 

Die  erste  Familie  der  Zoosporece  sind  die  NosTocmKEAE  mit  folgenden  Gattun- 
gen :  Aphanizomenon  Morren ,  AnahKna  Bory,  Monormia  Berk  ,  Belonia  Carm., 
Sphxerozyga  Külz.,  Spirularia  Külz.,  Scierothrix  Kütz.,  Undina  Fr.,  ISostoc 
Vauch.,  Scythymenia  Ag,,  Stereococcus  Külz.,  Nematococcus  Külz. 

(')  In  der  Definition  lieisst  es  zwai-,  dass  in  jeder  der  Zellen,  welche  die  ganze  Pflanze  zusammen- 
selzen,  die  Sporen  entstehen.  Ein  flüchtiger  Blick  auf  die  Gattungen  ,  welche  von  Decaisfie  zu  den  Zoo- 
sporeen gebracht  werden  ,  zeigt  aber,  dass  alle  Gattungen  wo  die  Sporen  nur  überhaupt  in  einer  Zelle 
des  Laubes  sich  bilden,  die  nicht  seitlich  und  aussenständig  ist,  auch  wenn  nur  eine  einzige  Zelle  oder 
nur  wenige  Zellen  frucfifiziren ,  hielier  gehören  sollen.  Ich  verweise  auf  die  Gattungen  Nostoc,  Sphce- 
rozyga,  Rivularia,  Gloiotrichia ,  Zotiotrichia ,  Diplotrichia  ,  BolhochcvtP ,  Lemaneu. 


—     46     — 

Die  zweite  Familie  Rivularieae  enthält  die  Gattungen  Rivularia  Roth,  Gloio- 
trichia  J.  Ag.,  Diplotrichia  J.  Ag.,  Zonotrichia  S .  Ag.  — Der  Verfasser  weiss 
nichts  über  die  Fortpflanzung  dieser  beiden  ersten  Familien. 

Die  dritte  Familie  Oscillatoiueae  umfasst  die  Gallun"en  Oscillatoria  Vauch.. 
Calotkrix  Ag.,  Lymjhya  Ag.,  Scytonema  Ag.,  Petalo7iema  Berk.  und  Microcoleus 
Desniaz.  Der  Verfasser  glaubt  bei  dieser  Familie,  gestützt  auf  eine  Beobachtung 
an  Calotkrix,  ein  Lebendiggebähren  annehmen  zu  dürfen.  In  kurzen  Aesten 
sollen  sich  da  neue  Individuen  gebildet  haben  ,  welche  heraustraten  und  frei 
wurden.  Es  scheint  mir  aber,  als  ob  dieses  Faktum  zu  wenig  in  Einklang  ge- 
bracht worden  sei  mit  den  Erscheinungen ,  welche  die  OsdUatorieen  in  Rücksicht 
auf  \\  achsthum  und  Fortpflanzung  zeigen ,  um  ohne  weiteres  die  gegebene  Er- 
klärung zu  gestatten. 

Zu  der  vierten  Familie  Palmelleae  werden  gerechnet:  Hcematococcus  Ag., 
Cryptococcus  Kütz.,  Palmella  Lyngb.  und  Tetraspora  Link. 

Die  fünfte  Familie  Ulvace.\e  enthält  die  Gattungen  Bamjia  Lyngb.,  Stujonema 
Ag.,  Enteromorpha  Link  und  Uhu  L.  Die  Zellen  Iheilen  sich  in  k  Partieen  ,  von 
denen  jede  später  zur  Spore  wird. 

In  der  sechsten  Familie  Confervaceae  stehen  die  Gattungen  Confenm  L., 
Sphceroplea  Ag.,  Microdictyon  Decaisne.  In  einer  Zelle  bilden  sich  eine  oder 
mehrere  Sporen. 

Die  siebente  Familie  Hydrodictyeae  besteht  aus  der  einzigen  Gattung  Hydro- 
dictyon  Roth. 

Die  achte  Familie  Chaetophoroideae  enthält  die  Gattungen  Bolbochcete  Ag. ,  Dra- 
parnaldiaBovy,  Chwtophora  Ag.,  Anhallia  Schwb.  und  Hydrurus  Ag.  Der  grüne 
Inhalt  der  Zellen  vereinigt  sich  in  mehrere  kleine  Kugeln,  welche  heraustreten 
und  die  Sporen  sind  (so  in  Druparnaldki) .  Bei  Bolhochwte  bilden  sich  die  Sporen 
bloss  in  den  Gliedern  ,  auf  denen  die  Borsten  stehen,  und  zwar  eine  einzige  Spore 
in  einem  Glied.  Der  Inhalt  von  einem  oder  von  zwei  untern  Gliedern  soll  in  jene 
Mutterzelle  übergehen  ,  und  demnach  (die  Spore  auf  ähnliche  Weise  entstehen  , 
wie  in  den  Conjuyaten, 

Die  neunte  Familie  Lemaineeae  enthält  die  einzige  Gattung  Lemanea. 

Die  zehnte  Familie  IIalymede.'se  enthält  die  beiden  Gattungen  Halymeda  La- 


—    hl    — 

nioiir.  und  Udotea  Lamoiir.  Dieselben  gehören  aber,  wenigstens  die  letztere  . 
ihrer  Fruchtbildung  nach  zu  den  Aplosporeen . 

Die  eiifte  Famihe  Caulerpeae  enthält  die  zwei  Gattungen  Caulerpa  Lamour. 
und  Tridadia  Decaisne. 

Die  zwölfte  Familie  Acetabularieae  besteht  aus  den  Gattungen  Polyphysa 
Lamour.  und  Acetahidaria  Lamour. 

Die  dreizehnte  Familie  Sipho^eae  umfasst  die  Gattungen  lir^fopsis  Lamour., 
Penicülvs  Lamark.,  Falonia  Ag.,  DklijosphceriaDacs^sue  wn^  AnadyomeneLü- 
mour.  Auch  einige  von  diesen  Gattungen  gehören  zu  den  Aplosporeen  (wie  z.  B. 
Bryopsis).  Die  andern  dürfen  wegen  der  Verschiedenheit  ihres  Baues  nicht  eine 
einzige  Familie  bilden. 

Die  zweite  Abtheilung  Syksporeae  w ird  nicht  weiter  in  Familien  getheilt.  Sie 
umfasst  die  Gattungen  Mougeotia  Ag.,  Tyndaridea  Bory  ,  Zygnema  Ag.  und 
Closterimn  Nitzsch. 

Die  dritte  Abtheilung  Aplosporeae  wird  in  zwei  Gruppen  gesondert :  1)  Ecor- 
TiCATAE  mit  den  Familien  Faucheriece ,  Ectocarpeoi,  Spongodiece ,  Actinodadeie  ^ 
Batrachospermew  und  Chordariece ,  2)  Corticatäe  mit  den  Familien  Sphacelarieie^ 
Sporochnoidece.  Dictyotece,  Laminariece  und  Fucacece.  Ich  sehe  aber  nicht  ein.  \\d- 
rum  Batrachospermum,  Liagora,  Chordaria,  Chorda,  Leathesiau.  a.  bei  der  Gruppe 
der  Ünberindeten  stehen,  während  Myriotrichia,  Sporochmis,  Stilophora  u.  a.  zu 
der  Gruppe  der  Berindeten  gestellt  werden.  Abgesehen  aber  hievon,  glaube  ich  , 
dass  es  überhaupt  unmöglich  sei,  ganze  Gruppen  von  Algen  nachderBerindungzu 
characterisiren.  Nicht  bloss  ist  die  Rinde  bei  jeder  einzelnen  Pflanze .  wo  sie  vor- 
handen ist,  gevföhnlich  nicht  absolut  geschieden  von  dem  innern  Gewebe;  sie 
geht  meist  mehr  oder  weniger  allmälig  in  dasselbe  über.  Eben  so  wenig  kann 
man  sagen,  dass  in  der  Enlwicklungsreihe  des  ganzen  Pflanzenreiches  die  Rinde 
oder  die  Epidermis  bis  auf  eine  gewisse  Stufe  absolut  mangele,  —  und  dann  plötz- 
lich auftrete  und  nothwendis' vorhanden  sei.  Die  eis:entIicheRindenbilduno:  besteht 
in  einer  Sonderung  des  Gew ebes  in  horizontaler  Richtung  ,  welche  allmälig  auf- 
tritt, so  dass  es  nicht  bloss  Algen  gibt,  bei  denen  man  zweil'elhaft  ist,  ob  man 
seilen  eine  besondere  Rinde  annehmen  könne  oder  nicht  (so  z.  B.  bei  Stiloühora); 
sondern  auch  nahverwandte  Gattungen,  oder  Arten  der  gleichen  Gattung,  von 


—     US     — 

denen  die  eine  keine  Spur  einer  Rinde  besitzt ,  während  die  andere  deutlich  be- 
i'indet  ist  (so  z.  B.  Sphacelaria  cirrhosa  und  filicina  einerseits,  und  Sph.  scoparia 
anderseits. 

Die  erste  Familie  Vaucherieae  besteht  aus  der  einzigen  Gattung  Faucheria  DC. 

Die  zweite  Familie  EcxocARrE.^  besteht  aus  der  einzigen  Gattung  Ectocarpus 
Lgb.  Sie  wird  mit  Unrecht  zu  den  Aplosporeen  gestellt ,  da  sie  keine  seitlichen 
Sporen  ,  sondern  Capseln  ,  welche  viele  Sporen  enthalten  ,  besitzt. 

Die  dritte  F'amilie  Spongodieae  enthält  die  beiden  Gattungen  Spomjodium 
Lamour.  und  Codium  Slackh.  Die  Sporen  bilden  sich  nach  dem  Verfasser  wie  bei 
Faucheria.  indem  ein  kurzer  Ast  durch  eine  Scheidewand  als  besondere  Zelle 
sich  abtrennt. 

Die  vierte  Familie  Actinocladeae  enthält  die  Gattungen  Dasycladus  Ag.,  Neo- 
meris  Lamour.,  und  Cymopolia  Lamour. 

Die  fünfte  Familie  Batracospermeae  umfasst  die  Gattungen  Trentepohlia  Ag., 
Batrachospermiim  Roth,  Liagora  Lamour.,  Dichotomaria  Lamark.,  Thorea  Bory. 
und  Myriocladia  Ag.  «  Die  Fructiiication  unterscheidet  sich  dadurch  von  der- 
jenigen der  übrigen  Familien  der  Aplosporeen ,  dass  sie  Knäuel  oder  Bouquets 
bildet ,  w  eiche  aus  Sporen  und  aus  sehr  kurzen  Fäden ,  auf  deren  Basis  die 
Sporen  entstehen  .  zusammengesetzt  sind.  » 

In  der  sechsten  Familie  Chordarieae  sind  folgende  Gattungen  vereinigt :  My- 
rionema  Grev.,  Chordaria  Ag.,  Chorda  Stackh.,  Mesogloia  Ag.,  Liehmannia 
J.  Ag.,  Nemalion  Duby  und  Leathesia  Gray.  —  Die  meisten  dieser  Gattungen 
gehören  aber  sicher  nicht  zu  den  Aplosporeen,  weil  sie  nicht  seitliche  Sporen 
sondern  seitliche  Sporencapseln  besitzen. 

Die  siebente  Familie  Sphacelarieae  enthält  die  Gattungen  5/?/«ace/ör/aLyngb., 
Myriotrichia  Harv.  und  Cladostephus  Ag.  Die  Sporen  sollen  sich  von  den  übrigen 
Familien  dadurch  unterscheiden,  dass  sie  an  der  Basis  oder  in  der  Achsel  der  Aeste 
in  Trauben  beisammmenstehen.  Ich  habe  bis  jetzt  die  Forlpflanzung  von  Spha- 
celaria und  Cladostephus  niclit  gesehen ;  aber  die  Fruclification  von  I^Jyriotrichia 
zeigt  nicht  die  geringste  Aehnlichkeit  mit  dem  eben  angeführten  Character  von 
Decaisne;  und  überdem  gehört  wenigstens  diese  Gattung  zu  den  Zoospermeen. 

Die  achte  Familie  SpoROCH^olDEAE  wird  von  der  einzigen  Gattung  Sporochnus 


—     ^9     — 
Ag.  gebildel  und  zwar  bloss  von  denjenigen  Arien  ,  deren  Fruclification  in  einer 
Art  Pompon  besieht ,  gebildel  von  keulenförmigen  Fäden  ,  an  deren  Grunde  die 
Sporen  sitzen.  » 

Die  neunte  Familie  Dictyoteae  enthält  die  Gatlungen  Padina  Adans.,  Hifden- 
brandtia  Nard.,  Zonaria  Ag.,  Jhjdroclathrus  Bory,  Asperococcus  Lamour., 
Punctaria  Grev.,  Striaria  Grev.,  Stilophora  J.  A.,  Cutleria  Grev.,  Dklyosiphon 
Grev.  und  Halyseris  Tozz.  Die  Sporen  stehen  an  der  Aussenfläche  des  Laubes. 
Cutleria  ,  welche  sich  in  Bezug  auf  die  Reproduclion  anders  verhält ,  wird  von 
dem  Verfasser  mit  Unrecht  hieher  statt  unter  die  Zoosporeen  gestellt. 

Die  zehnte  Familie  Laminarieae  umfasst  die  Gattungen  Laminaria  Lamour., 
Haligenia  Decaisne,  Acjarum  Bory,  Capea  Montagne,  Alariu  Grev.,  Ecklonia 
Uud.,  Lessonia  Bory,  Macrocystis  Ag.  Die  Fruclification  bildet  Fruchtlager , 
welche  mehr  oder  weniger  weit  über  die  Oberfläche  des  Laubes  verbreitet  sind. 
Sie  besieht  aus  Fäden ,  die  aus  den  äussersten  Zellen  entstehen  uud  au  ihrer  Basis 
eine  eiförmige  Spore  tragen. 

In  der  eilften  Familie  Fucaceae  stehen  die  Gallungen  Fucus  L.,  Myriadenia 
Decaisne,  Himanihalia  Lyngb.,  Dtirvillea  Bory ,  Splachnidimn  Grey.,  Hormosira 
Endl.,  ferner  die  Sargassum-ähnlichen  Gattungen  Coccophora  Grev.  Halidrys 
Lyngb.,  Blossevillea  Decaisne,  Cystoseira  Ag.,  Sargassmn  Rumph,  Tmbinaria 
Bory,  Phijllospora  Ag.,  Marymaria  A.  Rieh.,  Seirococcus  Grev.,  Scijtothalia 
Grev.  Die  Fruclification  sitzt  in  Höhlungen  ,  welche  durch  eine  OefTnuug  nach 
aussen  communiziren  ,  und  Conceplacula  genannt  werden.  Die  Sporen  sind  Iheils 
an  der  Wandung  des  Conceplaculum ,  Iheils  an  der  Basis  der  Fäden,  welche  sie 
begleiten  ,  befestigt. 

Die  Choristosporeae  zeichnen  sich  vor  den  übrigen  drei  Abiheilungen  der 
Algen  dadurch  aus ,  dass .  wie  der  Verfasser  zuerst  sagt ,  «  eine  Spore  sich  in 
k  Forlpflanzungskörper  theilt  r>  oder,  wie  er  später  sagt,  dass  «  der  Inhalt  einer 
Mutterzelle  sich  in  U  Sporen  theilt.  »  Diess  ist  die  Forlpflanzung  durch  Sph»ro- 
sporen  ,  wie  sie  von  /.  Acjardh  genannt  wurde.  Ausser  dieser  «  normalen  Frucht- 
bildung »  findet  sich  noch  eine  «  abnormale  »  ;  es  ist  diess  die  ,  welche  früher 
mit  dem  Namen  Capselfrucht  bezeichnet  wurde.  Diese  letztere  ist  nach  dem 
Verfasser  nicht  anders  als  aus  metamorphosirten  Splucrosporen  entstanden.  Die 


Penktcli.  X.EOF.i  i. 


—     50     — 

Favellen  sollen  veränderte  Sphaerosporen  ;  die  Coccidien  und  Keraniidien  sollen 
veränderte  Aeste  oder  Lappen  des  Laubes  sein ,  in  denen  sich  die  Spha?rosporen 
abnormal  entwickeln.  Ausserdem  vergleicht  der  Verfasser  die  Coccidien  den 
Keimbehältern  von  Marchantia.  So  sehr  diese  letzte  Ansicht  mir  die  richtige 
scheint,  so  wenig  könnte  ich  im  Uebrigen  die  Theorie  von  Decaisne  billigen.  Die 
in  den  Capseln  enthaltenen  Sporen  können  aus  zwei  Gründen  nicht  aus  verän- 
derten Spha^rosporen  entstanden  sein,  1)  weil  beide  aus  verschiedenen  Zellen  ent- 
stehen, 2)  w^eil  beide  sich  nach  verschiedenen  Zellenbildungsgesetzen  entwickeln,  — 
Nach  des  Verfassers  Ansicht  unterscheiden  sich  die  Choristosporeen  von  den  übri- 
gen Algen  bloss  durch  das  besondere  Verhalten  der  normalen  Fruchtbildung  der 
Spha^rosporen  ,  welche  darin  besieht ,  dass  in  einer  Mutterzelle  k  Sporen  ent- 
wickelt werden-  Er  scheint  aber  zu  vergessen,  dass  er  die  Fortpflanzung  der  Uha- 
ceen  ■,  welche  zu  den  Zoosporeen  gehören  ,  auf  ähnliche  Weise  beschreibt ,  so  dass 
in  der  That  zwischen  Zoosporeen  und  Choristosporeen  kein  Unterschied  übrig  bleibt. 

Die  Choristosporeae  werden  eingelheilt  in  die  Familien  Ceramiece,  Rytiphlece, 
Polijphacece .  Thamnophorece ,  Heterocladiece ,  Corallinece,  Jnomalophyllece,  Cryp- 
tonemew  ,  Furcellariece ,  Chondriecü  y  Sphwrococcoidew  und  Gasterocarpece . 

Die  erste  Familie  Ceramieae  enthält  die  Galtungen  Callithamnion  Lyngb., 
Dasya  Ag.,  JFrangelia  Ag.,  Grif/ithsia  Ag.,  Ballia  Harv.,  Ceramium  Ag.,  Spy- 
ridia  Harv.,  und  Digenea  Ag.;  die  beiden  letzten  Gallungen  sollen  eine  besondere 
Section  bilden. 

Die  zweite  Familie  Rytiphleae  enthält  die  Gattungen  Bindera  Ag.,  Polysi- 
phonia  Grev.,  Rhodomela  Ag.,  Odonthalia  Lyngb.,  Dictyomenia  Lamour.,  Spir- 
himenia  Decaisne,  Rytiphloea  Ag.,  Amansia  Lamour.,  ferner  eine  Section  mit 
den  Gattungen  Leveillea  Decaisne  und  Polyzonia  Suhr,  eine  Section  bestehend 
aus  der  Gattung  Acanthophora  Lamour.  und  eine  Section  bestehend  aus  der 
Gattung  Dictyurus  Bory. 

Die  drille  Familie  PoLypnACEAt:  enthält  die  Gallungen  Polyphacum  Ag.  und 
Scaberia  Grev.  Sie  gehören  nach  J.  Agardh  zu  den  Fucoideen. 

Die  vierte  Familie  Thamnophoreae  umfassl  die  Galtungen  Plilola  Ag.,  Ploca- 
mium  Lamour.,  Alsidium  J.  Ag.  und  Tamnophora  Ag. 

Die  fünfte  Familie  Heterocladieae  besteht  aus  der  einzigen  Heterocladia 
Decaisne. 


—     54      — 

Die  sechste  Familie  Corallikeae  enthält  die  Gattungen  Melobesia  Laniour., 
Mastophora  Decaisne,  Jania  Lamour.,  Amphiroa  Lamour.,  Corallina  Tourn. 
Arthrocardia  Decaisne.  «  Die  Fructification  besteht  in  Keramidien  ,  in  deren 
Grunde  die  Spha?rosporen  angeheftet  sind.  » 

Die  siebente  Familie  Anomalophylleae  wird  durch  die  einzige  Gattung  Clau- 
dea  Lamour.  gebildet. 

Die  achte  Familie  CRYPTO^EMEAE  enthält  die  Galtungen:  Crouania  J.  Ag., 
Dudresnaya Bonnem.,  Gloiocladia 5 .  Ag.,  A'^rtcca^/aEndl.  und  Gloiosiphonia  Carm. 

Zur  neunten  Familie  Fürcellarieae  gehören  die  beiden  Galtungen  Furcellaria 
Lamour.  und  Polißdes  Ag.  Der  Verfasser  bestreitet  das  Vorkommen  von  birn- 
förmigen  Samen  bei  Furcellaria,  wie  sie  Grei;?7/e  beschrieben  und  gezeichnet , 
aus  dem  Grunde,  weil  er  sie  nicht  gesehen  hat.  Doch  beweist  das,  gegenüber 
einer  so  deutlichen  Abbildung  ,  bloss  ,  dass  Decaisne  keine  Exemplare  mit  dieser 
Art  der  Fructification  besass.  Ich  verweise  auf  die  oben  (^)  gemachte  Bemerkung, 
und  füge  hier  bloss  bei ,  dass  durch  eine  Entdeckung  von  Decaisne  die  beiden 
Galtungen  Furcellaria  und  Poly'ides  nun  alle  wünschbaren  Eigenschaften  von 
ganz  normal  sich  verhaltenden  Florideengaltungen  erlangt  haben.  Derselbe  hat 
nämlich  an  Furcellaria  innerhalb  der  Rindenschicht  kuireliafe  Haufen  von  rolhen 
Körnern  (Sporen)  gefunden.  Ich  würde  demnach  die  beiden  Galtungen  folgender- 
massen  characterisiren  :  Poly'ides,  Spha?rosporen  innerhalb  der  Rindenschicht, 
kreulzförmig  getheilt ;  Favellidien  in  äussern  Warzen.  Furcellaria.  Spha^rosporen 
iimerhalb  der  Rindenschicht,  zonenartig  gelheilt;  Favellidien  innerhalb  der 
Rindenscliicht. 

Die  zehnte  Familie  CHO^'DRIEAE  umfasst  die  Gattungen  Champia  Lamour., 
Corallopsis  Grev.,  Chondria  Ag.,  Chnjsymenia  i.  Ag.,  Lomentaria  Lyngb.,  Ca- 
tenella  Grev.,  Dumontia  Lamour.,  Gracilaria  Grev.,  Microciadia  Grev.,  Solieria 
J.  Ag.,  PhyUophora  Grev.,  Botryocarpa  Grev.,  Asparagopsis  Monlagne  und 
ßonnemaisonia  Ag. ;  die  letzten  beiden  Gattungen  bilden  eine  besondere  Seclion. 

Die  eilfte  Familie  Sphaerococcoideae  enthält  die  Galtungen  Gloiopeltis  J.  Ag., 
Gigartina  Lamour.,    Geiidium  Lamour..   Mammea  J.  Ag.,   Chondrus  Lamour., 

f)  Pag.  16. 


~     o2     — 

Grateloupia  Ag.,  Heringia  J.  Ag.,  Sphcerococciis  Slackh.,  Suhria  J.  Ag.,  ferner 
eine  besondere  Seclion  mit  den  beiden  Gattungen  Ilypnea  Laniour.,  und  Calo- 
cladia  Grev.,  und  eine  Seclion  mit  der  Gattung  Peyssonelia  Decaisne. 

Die  zwölfte  Familie  Gasterocabpeae  besieht  aus  folgenden  Gattungen  :  Deles- 
seria  Lamour.,  Martensia  Her.,  NitophyUum  Grev.,  Rhodomenia  Grev.,  Acro- 
peltis  Montagne,  Halymenia  Lamour.,  Nemastoma  J.  Ag.,  Hymenena  Grev.  und 
Iridaea  Bory. 

Ich  habe  die  Eintheikmg  der  Choristosporeen  ohne  weitere  Bemerkung  mit- 
gelheilt ,  weil  ich  nicht  glaube,  dass  sie  Nachahmung  finden  möchte.  Decaisne 
geht  zwar  von  dem  richtigen  Grundsalze  aus,  dass  die  Sphserosporen  die  eigent- 
liche und  wesentliche  Frucht  seien  ;  aber  er  verfällt  durch  zu  weit  getriebene 
Analogie  in  den  gleichen  Fehler  wie  /.  Agardh,  nur  in  umgekehrter  Anwen- 
dung. J.  Agardh  nämlich  ging  von  der  doppelten  Fortpflanzung  der  Florideen 
aus ,  und  trug  sie  auf  die  übrigen  Algen  über.  Decaisne  geht  von  der  einfachen 
Fruchtbildung  der  Algen  und  anderer  Pflanzen  aus ,  und  zieht  daraus  nicht  bloss 
den  Schluss ,  dass  bei  den  Choristosporeen  die  eine  Fruchtart  wesentlicher  sei  als 
die  andere  ,  sondern  er  geht  weiter  und  behauptet ,  dass  die  andere  gar  nicht  zu 
berücksichtigen  sei.  Er  geht  hier  aber  olTenbar  in  der  Consequenz  zu  weit,  und 
wird  dann  durch  die  Anw  endung  des  Grundsalzes  auf  Resultate  geführt ,  welche 
der  Natur  weniger  entsprechen  ,  als  diejenigen  Resultate  ,  welche  von  /.  Ayardh 
durch  das  entgegengesetzte  Verfahren  erzielt  w  urden. 

Ich  stimme  Decaisne  bei ,  dass  die  Sphserosporen  die  w  esenlliche  und  normale 
Fruchtbildung  seien  ;  ebenso  dass,  w^enn  einmal  ihre  Verhältnisse  genau  bekannt 
sind,  dieselben  durchaus  hinreichen  müssen,  um  eine  Pflanze  vollständig  zu 
charakterisiren  und  sie  von  allen  andern  Choristosporeen  zu  unterscheiden.  Diess 
ist  aber ,  wie  der  Verfasser  zugiebt ,  beim  jetzigen  Stande  unserer  Kenntnisse 
noch  nicht  möglich.  Desshalb  nimmt  er  seine  Zuflucht  zu  Merkmalen  ,  welche 
von  den  vegetativen  Organen  hergenommen  sind.  Es  ist  nun  aber  neben  jener 
wesentlichen  und  normalen  Fortpflanzung  noch  eine  zweite  Fruchtbildung  vor- 
handen ,  die  wenigstens  eben  so  häufig  gefunden  wird  ,  ^wenn  sie  auch  nicht  so 
wesentlich  ist.  Sie  zeigt  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  im  Aeussern ;  sie  steht  ofi'en- 
bar  in  engem  Verhältniss  zu  der  vegetativen  Entwicklung  und  kann  gewisser- 


—     S5     — 

niassen  als  der  Ausdruck  dieser  letzlern  betrachtet  werden.  Warum  sollte  man 
nicht ,  in  Ermangelung  von  etwas  Besserem ,  sich  ihrer  als  Merkmal  bedienen  , 
da  ihre  Verschiedenheiten  oft  leichter  zu  erkennen  und  auszudrücken  sind  ,  als 
die  vegetativen  Eigenthümlichkeiten  der  Pflanze?  Der  beste  Beweis  für  meine 
Behauptung  ist  die  Anordnung  der  Choristosporeen  von  Decaisne  selber ,  in 
welcher ,  um  ein  einziges  Beispiel  zu  geben  ,  die  Gattungen  Callithamnion  (mit 
Ceramium) ,  Ptilota,  Dudresnüya  und  Microciadia  in  vier  verschiedene  und  durch 
andere  Familien  getrennte  Familien  gebracht  werden.  Der  Bau  ist  verschieden , 
die  Structur  der  Favellen  aber  fordert  eine  Vereinigung ;  die  Entwicklungsge- 
schichte zeigt  nun  ,  dass  diese  Gattungen  in  keinem  wesentlichen  Punkte  ver- 
schieden sind  ,  und  dass  also  die  Favellen  die  wahren  vegetativen  Verhältnisse 
richtiger  ausdrücken  als  der  anatomische  Bau  selber. 

Ich  füge  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Theorie  von  Decaisne ,  betrefl'end 
die  Sporenbildung,  bei.  Derselbe  berücksichtigt  etwas  mehr,  als  die  frühern 
Algologen ,  die  Zelle.  Namentlich  sucht  er  die  Verhältnisse  der  Forlpflanzung  auf 
Verhältnisse  der  Zelle  zurückzuführen.  Ich  begreife  aber  nicht ,  warum  er  die 
Sporen  von  Faucheria  durch  eine  Concentralion  des  Inhaltes  entstehen  lassen 
will  wie  bei  den  Conjugateti ,  (an  einer  andern  Stelle  jedoch  wird  gesagt .  dass 
keine  Concentralion  bei  Vaucheria  vorzukommen  scheine) ;  ich  sehe  in  dieser  Be- 
ziehung keinen  Unterschied  zwischen  der  Sporenbildung  von  Faucheria  und  der 
übrigen  wahren  Aplosporeeti.  Gleichfalls  sehe  ich  nicht  ein,  warum  der  Verfasser 
die  Synsporeen  als  besondere  Abiheilung  von  den  übrigen  Zoosporeen  vorzüglich 
aus  dem  Grunde  trennen  kann ,  weil  bei  ihnen  die  Sporen  durch  Concentralion 
des  Inhaltes  entstehen,  während  er  bei  den  Zoosporeen  gar  nicht  zeigt,  dass  die 
Sporen  auf  eine  andere  Weise  entstehen.  Denn  wenn  als  Thatsache  angeführt 
wird  ,  dass  der  Inhalt  Sporen  bilde  ,  so  ist  damit  noch  nicht  bewiesen  ,  dass  diess 
nicht  durch  Concentralion  geschehe.  Uebrigens  sagt  der  Verfasser  von  der  Frucht- 
bildung der  Uhaceen,  welche  zu  den  Zoosporeen  gestellt  werden ,  wörtlich,  dass 
hier  «  das  Phänomen  der  Theilung  einer  Zelle  in  k  Abiheilungen ,  und  dasjenige 
der  Concentralion  des  grünen  Inhaltes  (jeder  Abtheilung),  um  eine  Spore  zu  bil- 
den ,  zu  den  deutlichsten  gehöre.  » 

Der  Verfasser  nimmt  bei  den  Sporen  der  Aplosporeen  eine  doppelte  Hülle  an . 


—     54     — 

die  äussere  nennt  er  Perisporium ,  die  innere  Episporium.  Das  Episporium  soll 
frei  in  dem  Perisporium  liegen  und  bloss  mit  der  Basis  an  dasselbe  befestigt 
sein.  Die  Spore  soll  sogar  bei  der  Reife  aus  dem  Perisporium  heraustreten  und 
dasselbe  an  der  Pflanze  zurücklassen.  Dass  die  Wandung  der  Sporen  wie  die 
Wandung  anderer  Zellen  zuweilen  aus  zwei  oder  sogar  aus  mehr  Schichten  be- 
steht, ist  sehr  wahr.  Aber  diese  Schichten  haben  nach  meiner  Ansicht  keine 
andere  Bedeutung  als  in  den  vegetativen  Zellen  ,  und  dürfen  auch  keine  beson- 
derii  Benennungen  erhalten.  Ich  möchte  gleichfalls  sehr  bezweifeln, ob  die  Mem- 
branschichlen  in  der  Art  trennbar  von  einander  seien,  dass  die  innere  Schicht  mit 
dem  Inhalte  die  äussere  verlassen  könne.  Wenigstens  habe  ich  nie  etwas  derglei- 
chen bemerkt.  Dass  man  bei  Untersuchungen  häufig  leere  Membranen  findet,  hat 
seinen  natürlichen  Grund  theils  darin ,  dass  der  Inhalt  wegen  Verletzungen  ver- 
schiedener Art  die  Zelle  verlassen  hat,  Iheils  darin,  dass,  wie  ich  oben  be- 
merkte, viele  der  sogenannten  Sporen  Capseln  sind,  welche  viele  Sporen  ent- 
halten und  dieselben  bei  der  Reife  enleeren.  Dass  bei  Padina  nach  der  Aussaat 
der  Sporen  membranarlige  Ueberreste  zurückbleiben  ,  hat  seinen  Grund  in  der 
Gallerte  und  in  der  membranartigen  Epidermis ,  womit  die  Sporenhaufen  früher 
bedeckt  waren.  Das  Heraustreten  der  sich  bewegenden  Sporen  von  Fauchpria 
clavata  ist  ein  vereinzeltes  Factum  ,  so  wie  ihre  Bewegung  eine  Ausnahme  unter 
den  Aplosporeen  bildet;  schon  bei  den  andern  Arien  von  Faucheria  findet  ein 
solches  Heraustreten  durchaus  nicht  mehr  statt,  sondern  die  Sporen  mit  der 
ganzen  Wandung  fallen  ab. 

Der  Verfasser  sucht  auch  eine  Darslelluns:  des  Wachsthums  der  verschiedenen 
Algentypen  zu  geben.  Es  ist  diess  aber  ein  Punkt,  dem  er  offenbar  keine  ernst- 
liche Untersuchung  widmete.  So  Vorzügliches  er  in  der  Aufklärung  der  Forl- 
pflanzungsverhältnisse  leistete,  so  wenig  hat  er  in  Betreff  der  Vegelalions-, 
namentlich  der  Wachsthumsverhällnisse  das  Rechte  getroffen. 

SYSTEM  VON  ElXDLICnER. 

Endlicher,  die  Arbeiten  seiner  Vorgänger,  namentlich  von  J.  Agardh  ,  De- 
raisne,  Menecjhini  und  Montagne  sorgfältig  benutzend,  gab  eine  systematische  Auf- 


—     55     — 

Zählung  aller  bekannten  Gattungen  und  Arten  (*).  Die  Algen  werden  nicht  de- 
finirt.  Der  Verfasser  behält  die  in  den  Genera  plmitarmn  gegebene  Definition  : 
«  Axenlose  Pflanzen  (thallophyta) ,  ringsumsprossend  und  wurzellos ;  ohne  Ge- 
gensatz von  Slannm  und  Wurzel ;  mit  Sporen ,  welche  beim  Keimen  sich  nach 
jeder  Seite  verlängern  können ;  obne  Gefässe  ;  ohne  Geschlechtsorgane.  »  Diese 
Merkmale  sollen  die  Algen  mit  den  Flechten  und  Pilzen  gemein  haben.  «  Ur- 
pflanzen  (protophyla) ,  ohne  Dammerde  entsehend  ,  überall  Nahrungsstofle  auf- 
nehmend ,  unbegrenzt  sich  fortpflanzend.  »  Diese  Eigenschaften  sollen  den  Algen 
mit  den  Flechten  gemein  sein.  «  Wasserpflanzen  von  fädiger  Structur.  »  Dieser 
Character  soll  die  Algen  von  den  Flechten  unterscheiden. 

W  as  den  ersten  Charakter  betrifft ,  denjenigen  ,  w  eichen  die  Algen  mit  Flech- 
ten und  Pilzen  theilen  sollen  ,  so  wäre  er  richtig,  wenn  er  bloss  für  einige  wenige 
der  niedrigsten  Algenfamilien  ausgesprochen  wäre,  wie  z.  B.  für  die  Gattungen 
Palmella,  IS'ostoc  ,  Oscillatoria.  Für  die  grösste  Zahl  der  Algenfamilien  muss  das 
Gegen theil  gesagt  werden.  Eine  bestimmte  Achse  mit  oberm  und  unterm  Ende 
besitzen  alle  Algen  von  den  Rivularien  an  aufwärts.  Das  Wachsthum  von  den 
Conferven  an  ist  das  gleiche  wie  in  den  Laub-  und  Lebermoosen.  Alle  Familien 
von  den  Conferven  und  den  Siphoneen  an  aufwärts  besitzen  W  urzelorgane  und 
Lauborgane  (frons),  oder  Wurzelorgane,  Stammorgane  und  Blattorgane.  Die 
keimende  Spore  der  Florideen  und  vieler  anderer  Algen  zeigt  keinen  Unterschied 
von  den  keimenden  Sporen  der  Moose  und  Farren.  Geschlechtsorgane  können 
den  Florideen  nicht  mit  grösserm  Rechte  abgesprochen  werden  als  den  Moosen . 
Charen  und  vollends  den  Farren  und  Equisetaceen. 

Der  zweite  Character  ,  derjenige ,  w  eichen  die  Algen  mit  den  Flechten  gemein 
haben,  sagt  von  ihnen  aus,  dass  sie  ohne  Humus  entstehen.  Die  meisten  Algen 
entstehen  im  Wasser,  das  Kohlensäure,  Ammoniak  und  Salze  gelöst  enthält. 
Diese  vier  Hauptbedingungen  finden  sich  aber  auch  im  Humus.  Es  lässt  sich  daher 
gewiss  kein  begründeter  Unterschied  aufstellen  zwischen  humushaltigen  und 
humuslosen  Localitälen,  in  der  Art,  dass  er  zugleich  einen  Unterschied  für  ganze 
Pflanzenklassen  begründen  würde.  Dass  diess  richtig  sei,  beweist  zur  Genüge  das 

(')  Maniissa  boiauica  altera  sistens  generum  plantarum  supplenionmm  icriiuni.  1843. 


—     56     -— 

Verhalten  der  übrigen  Wasserpflanzen ,  z.  ß.  von  Lemna  und  Riccia.  Aber  wenn 
man  auch  das  Wasser  dem  Humus  gegenüberselzen  ^^  ollte ,  so  wäre  der  Aus- 
spruch dennoch,  wie  ich  glaube,  nicht  für  aile  Algen  güllig.  Denn  es  gibt  Gat- 
tungen ,  welche  sich  bloss  auf  schlammigem  Boden  entwickeln ,  z.  B.  Süss- 
wasseralgen ,  die  auf  feuchtem  Schlamme  wachsen ,  und  Meeralgen  (wie  Cau- 
lerpa),  welche  in  dem  Boden  festwurzeln.  —  Die  Algen  sollen  ferner  mit  ihrer 
ganzen  Oberfläche  Nahrungsslofl'e  aufnehmen.  Wir  können  zwar  als  gewiss  an- 
nehmen ,  dass  bei  den  Algen  Aufnahme  und  Ausscheidung  von  Sloff"en  nicht  in 
so  beträchtlichem  Masse  geschieden  sind  wie  bei  den  meisten  höhern  Gewächsen. 
Da  aber  bei  diesen  letztem  alle  Theile  ,  wenn  auch  in  ungleicher  Menge  ,  zugleich 
aufnehmen  und  ausscheiden  ,  so  kommt  immer  bloss  ein  relativer  Unterschied 
heraus ,  der  so  lautet :  die  unterirdischen  Theile  nehmen  vorzugsweise  Nahrungs- 
stoffe auf,  die  überirdischen  Theile  scheiden  vorzugsweise  Stoffe  aus.  Diess  gilt 
jedoch  bloss  für  die  in  der  Luft  wachsenden  Pflanzen ,  nicht  für  die  im  W^asser 
lebenden.  Nun  ist  aber  gewiss  unzweifelhaft,  dass  auch  bei  den  meisten  Algen, 
nämlich  bei  denen  ,  welche  terminales  Wachslhum  besitzen,  die  Aufnahme  und 
Abgabe  der  Stoffe  ungleich  verlheilt  ist.  Es  ergiebt  sich  schon  daraus,  dass  diese 
Pflanzen  Wurzeln  besitzen  ,  und  zwar  sehr  häufig  \\  urzeln  ,  die  keine  Haftwur- 
zeln sind.  Wozu  soll  ihnen  diess  Organ  dienen,  wenn  nicht  zu  einer  vermehrten 
Stoffaufnahme?  Ferner  bestehen  die  Laubachsen  und  Slammachsen  der  Algen 
von  unten  nach  oben  aus  Zellen ,  welche  in  ihrer  Ausbildung  sielig  anders  er- 
scheinen. An  dem  untern  Theile  der  Achsen  sind  die  Zeilen  abgestorben  ,  ohne 
Lebensfunctionen  in  ihrem  Inhalte.  Dann  kommen  auf  eine  grössere  Strecke 
Zellen,  welche  sich  nicht  weiter  verändern,  und  welche  bloss  indem  gleichen 
Zustande  bis  zu  ihrem  Abslerben  verharren  :  in  ihnen  sind  die  Lebensprozesse 
auf  ein  Minimum  reducirt ,  und  gewiss  auch  die  Aufnahme  und  Abgabe  von 
Stoffen.  Dann  kommen  gegen  die  Spitze  hin  Zellen,  welche  in  ihrer  Entwicklung 
l)egriffen  sind ,  welche  sich  beträchtlich  ausdehnen  und  grosse  Veränderungen 
in  ihrem  Inhalte  erleiden  ;  diese  müssen  als  die  Elemente  betrachtet  werden , 
welche  vorzüglich  Nahrungssloffe  aufnehmen ;  liier  ist  es  auch  ,  wo  die  Wurzeln 
sich  bilden.  Die  Spitze  selbst  besieht  aus  meist  kleinen  Zellen  ,  die  meist  mit 
farblosem  Schleime  gefüllt  sind,   und  in  denen  Zellenbildung  thälig  ist;  diese 


—  57  — 
Partie  der  Achse  nimmt  nach  meiner  Ansicht  wenig  oder  vielleicht  fast  keine 
Nahrungsstoffe  auf;  was  namentlich  auch  dadurch  bewiesen  wird,  dass  in 
mehreren  Gattungen  die  Spitze  vertieft  und  von  dem  übrigen  Gewebe  der  Achse 
überwachsen  ist,  wie  in  Fucus,  Cystoseira,  Laurencia  etc.  Das  eben  beschriebene 
Verhalten  ist  vorzüglich  an  kriechenden  Algen  zu  sehen ,  und  ich  glaube  nicht , 
dass  eine  kriechende  Polysiphonia ,  oder  ein  kriechendes  Cüllithamnion ,  oder 
selbst  die  kriechende  einzellige  Ccmlerpa  prolifera  in  Bezug  auf  die  Aufnahme 
von  Nahrungsstoffen  sich  wesentlich  anders  verhalte ,  als  kriechende  Phanero- 
gamen,  und  vollends  als  phanerogame  Wasserpflanzen. —  Die  Algen  sollen  end- 
lich unbegrenzt  fructifiziren.  Allerdings  verhalten  sich  viele  Algen  genau  wie  die 
Phanerogamen  mit  unbegrenzten  Blüthenständen,  aber  nicht  alle.  Alle  einzelligen 
zu  den  Palmelleen  gehörigen  Gattungen  pflanzen  sich  nur  ein  einziges  Mal  und 
gewöhnlich  nur  durch  zwei  Zellen  fort.  Hijdrodictyon,  Hydrogastrmn  und  viele 
andere  Algen  mit  begrenztem  Wachsthume  erzeugen  ebenfalls  nur  einmal  neue 
Individuen.  Bei  vielen  höhern  Algen  endlich  muss  man  ,  wie  bei  den  Phanero- 
gamen,  zwischen  begrenzten  und  unbegrenzten  Fruchtständen  unterscheiden. 

Der  dritte  Character ,  derjenige ,  durch  den  die  Algen  sich  von  den  Flechten 
unterscheiden ,  ist  der,  dass  sie  im  Wasser  leben.  Es  kann  aber  dieses  Merkmal 
nicht  ernstlich  gemeint  sein ,  da ,  wenn  auch  die  meisten  Algen  im  Wasser  woh- 
nen, eine  gute  Zahl  davon  eine  Ausnahme  macht. 

Endlicher  umgrenzt  die  Algen  so  ziemlich  wie  es  von  /.  Agardh  und  Decaisne 
geschehen  ist.  Die  Wasserpilze ,  die  Moosvorkeime ,  die  zu  den  Flechten  ge- 
hörende Lichina ,  und  die  Characeen  bleiben  mit  Recht  weg.  Dagegen  sind . 
gemäss  der  Behauptung  Ehrenberg  s ,  auch  die  Diatomaceen  und  Desmidiaceen 
weggelassen  worden ,  was  gewiss  unrichtig  ist.  Wenn  Palmelleen  und  Desmi- 
diaceen ,  die  in  allen  wesentlichen  Eigenschaften  so  sehr  übereinstimmen ,  nicht 
zusammengestellt  werden ,  worin  sind  denn  überhaupt  natürliche  Verwandt- 
schaften zu  suchen  ? 

Der  Verfasser  theilt  die  Algen  in  5  Ordnungen  :  Confervacew ,  Phycece  und 
Floridece.  Sie  werden  folgendermassen  characterisirt : 

I.  CoisTERVACEAE  i  «  Zellen  einzeln  oder  zu  mehrern ,  kugelig ,  elliptisch  ,  cy- 
lindrisch  oder  röhrenförmig,  bisweilen  verschiedentlich  verästelt,  bald  in  einer 

Denkscli.  N,boel,i.  Ö 


—  58  — 
gallertartigen  Unterlage  zerstreut  oder  ohne  Ordnung  vereinigt,  oder  regelmässig 
in  eine  Reihe  auf  einander  gestellt  und  eine  gegliederte  Frons  bildend ;  bald  in 
mehrfacher  Reihe  neben  einander  gestellt,  ein  ausgebreitetes  Lager  darstellend, 
sehr  selten  netzförmig  verbunden.  JFachsthum  durch  merismatische  Zellenbil- 
dung; Verästelung  aus  einer  seitlichen  Verlängerung  der  Zellen,  welche  durch 
eine  Scheidewand  sich  abtrennt.  Fortpflanzung  durch  Sporidien  (endogene  Zellen 
oder  durch  eine  gallertartige,  zuletzt  zu  Zellen  sich  umbildende  Substanz), 
welche  innerhalb  jeder  Zelle ,  einzeln  oder  in  bestimmter  oder  in  unbestimmter 
Zahl  entstehen ,  aus  dem  Inhalte  einer  oder  mehrerer  Zellen  ,  bisweilen  durch 
die  Copulation  verschiedener  Individuen  gebildet,  und  durch  eine  Oeffnung 
oder  nach  Auflösung  der  Mutterzelle  ausgestreut  werden.  » 

II.  Phyceae  :  «  Frons  einröhrig,  aus  einer  einzigen  Zelle  bestehend,  bisweilen 
continuirlich-verästelt ,  oder  sehr  häufig  vielröhrig ,  aus  sehr  vielen  Zellen  be- 
stehend ,  die  von  mannigfaltiger  Gestalt ,  entweder  übereinander  oder  in  ein  Ge- 
webe neben  einander  gestellt  sind,  unberindet  oder  berindet,  gegliedert  oder 
ungegliedert,  fadenförmig  oder  verschiedentlich  gestaltet,  nicht  selten  in  eine 
Art  Strunk  (Stamm)  und  Blattfläche  geschieden.  JFachsthum  durch  merismatische 
Zellenbildung  ;  Verästelung  durch  seitliches  Wachsthum  oder  durch  unbestimmte 
Prolification.  Fortpflanzung:  Sporen  (endogene  Zellen),  in  äussern,  oft  blasen- 
förmig  angeschwollenen  Zellen  (Schläuchen),  aus  deren  Inhalt  einzeln  entstehend, 
aus  einem  einfachen,  mit  einer  eigenthümlichen  Zellmembran  (Episporium) 
bekleideten  Kerne  gebildet ,  und  zuletzt  durch  eine  Oefifnung  der  durchsichtigen 
Mutterzelle  (Perisporium)  entleert.  Schläuche  (primäre  Mutterzellen)  über  die 
ganze  Frons  zerstreut,  oder  an  bestimmten  Stellen  (sehr  häufig  an  der  Spitze  der 
Aeste) ,  die  bisweilen  sich  zu  einem  besondern  Receptaculum  gestaltet  haben  , 
gelegen ,  nackt  oder  von  Blättern  (Aestchen)  gestützt.  » 

Da  die  dritte  Ordnung,  Floridecv,  sich  gleichmässig  von  den  beiden  ersten  Ord- 
nungen unterscheidet,  so  will  ich  zuerst  das  Verhältniss  dieser  beiden  zu  ein- 
ander und  ihre  Eintheilung  betrachten,  und  nachher  zu  der  Definition  der  Flori- 
deen übergehen.  —  Der  Verfasser  folgt  in  der  Bestimmung  der  Ordnungen 
ganz  dem  Vorgange  von  Decaisne,  nur  vereinigt  er  die  Synsporeai  mit  den  Zoo- 
sporew  in  die  Ordung  der  Confervacece .  Die  Phycece  entsprechen  den  Aplosporew, 


— .     59     — 

Di«  vegetativen  Organe  enthalten  keinen  Unterschied  für  die  beiden  Ordnungen; 
denn  wenn  auch  die  erste  Ordnung  mit  einfacheren  Pflanzen  beginnt,  und  die 
zweite  Ordnung  mit  complizirteren  Pflanzen  endigt,  so  giebt  es  doch  eine  gute 
Zahl  von  den  höchsten  Gattungen  der  ersten  Ordnung  und  von  den  niedrigsten 
Gattungen  der  zweiten  Ordnung,  welche  in  vegetativer  Entwicklung  vollkommen 
auf  der  gleichen  Stufe  stehen. 

Die  Verschiedenheit  von  Confervaceen  und  Phyceen  liegt  demnach  einzig  in  der 
Fortpflanzung.  Der  Verfasser  folgt  dem  von  Decaisne  vorgeschlagenen  Unter- 
schiede, nur  giebt  er  demselben  eine  bestimmtere  Fassung.  Indem  ich  auf  das 
schon  oben  Gesagte  verweise ,  will  ich  hier  bloss  einige  Bemerkungen  beifügen. 
Betrachten  wir  zuerst  das  Formelle ,  so  reducirt  sich  der  Unterschied  darauf , 
dass  die  Sporenmuttcrzellen  bei  den  Confervaceen  nicht  äusserlich  ,  bei  den  Phy- 
ceen dagegen  äusserlich  sitzend  oder  gestielt  sind.  Bei  der  erstem  Ordnung 
bildet  sich  in  einer  Mutterzelle  Eine  oder  mehrere,  bei  der  zweiten  Ordnung 
immer  nur  Eine  Forlpflanzungszelle.  Auch  nach  dieser  Formulirung  der  Begrifl*e 
scheint  es  mir  unmöglich,  Ectocarpus  mit  gestielten  Ulriculis  und  Bulbochcete ,  wo 
der  Utriculus  das  unterste  Glied  eines  Astes  ist,  als  den  Phyceen  angehörig  ,  und 
Rivularia  dagegen  als  zu  den  Confervaceen  gehörend  zu  erkennen ;  weil  in  allen 
drei  Gattungen  die  Fortpflanzungszellen  am  Ende  eines  gegliederten  Fadens 
stehen.  Und  warum  sollen  die  Fortpflanzungszellen  von  Rmdaria  nicht  ebenso- 
gut ein  Utriculus  mit  einer  Spore  sein ,  als  es  von  denjenigen  der  Phyceen  ange- 
nommen wird  ?  —  Der  Verfasser  braucht  bei  den  Confervaceen  die  Benennung 
Sporidien,  bei  den  Phyceen  die  Benennung  Sporen.  Beides  sind  endogene  Zellen ; 
von  den  Sporen  heisst  es  aber ,  dass  sie  mit  einer  eigenen  Zellmembran  (Epi- 
sporium  bekleidet  seien.  Sind  denn  das  die  Sporidien  nicht?  Ich  kann  mir  wirk- 
lich keinen  Unterschied  denken  zwischen  den  Sporidien  der  Confervaceen  und 
den  Sporen  der  Phyceen  ,  welcher  diese  Verschiedenheit  der  Benennung  recht- 
fertigte. Wollte  man  darin  einen  Unterschied  finden  ,  dass  bei  den  Phyceen  die 
Sporenzelle  der  Wandung  der  Mutterzelle  anliegt ,  bei  den  Confervaceen  nicht , 
so  wäre  das  einerseits  in  seiner  Allgemeinheit  nicht  richtig ,  weil  bei  Nostoc , 
Rmdaria  u.  a.,  welche  zu  den  Cow/er^aceen  gehören  ,  die  Fortpflanzungszellen 
durchaus  wie  in  den  Phyceen  gebildet  sind.  Anderseits  müsste  man  dann  con- 


—     60     — 

sequent  die  Fortpflanzungszellen  der  Flechten  Sporidien  nennen  und  bei  den 
Pilzen  einen  ganz  unnatürlichen  Unterschied  zwischen  Sporidien  (Ascophora, 
Erysibe,  PezizaJ  und  Sporen  fSaccharomyces ,  Uredo,  FerticüUum,  AgaricusJ 
machen.  Ueberdem  fällt  es  einem  schwer,  die  grossen  Forlpflanzungszellen  von 
Spiroyyra  und  den  verwandten  Gattungen  als  Sporidien ,  und  die  kleinen  Fortpflan- 
zungszellen von  Liagora ,  Batrachospermum  dagegen  als  Sporen  zu  bezeichnen . 

lieber  das  Materielle  der  gegebenen  Begrifl'e  will  ich  nur  weniges  wieder- 
holen ,  nämlich  dass  ich  im  höchsten  Grade  zweifle ,  ob  man  an  den  Fortpflan- 
zungsorganen der  Phyceen  zwischen  Episporium  und  Perisporium  unterscheiden 
dürfe.  Ich  sehe  nichts  als  Eine  Zellmembran,  an  der  zuweilen  zwei  oder  mehrere 
Schichten  erkannt  werden  können ;  ebenso  sehe  ich ,  mit  Ausnahme  von  Fau- 
cheria clavata  nie  ein  Heraustreten  der  Spore  aus  dem  sogenannten  Perisporium. 
—  Ganz  sicher  aber  ist  es,  dass  eine  Zahl  von  Gattungen  der  Phyceen  nicht 
äusserliche  einsporige  Schläuche  (oder  Sporen)  besitzt ,  sondern  Mutterzellen ,  in 
denen  viele  Sporen  liegen  ,  die  aber  wegen  ihrer  Kleinheit  und  ihrer  dichten  La- 
gerung bisher  übersehen  wurden.  Es  gehört  also  jedenfalls  eine  Zahl  von  Gat- 
tungen ,  die  bei  den  Phyceen  stehen,  zu  den  Confervaceen . 

Der  Verfasser  theilt  die  Confervaceen  in  6  Unterordnungen  ein :  Palmelleoe , 
Nostochinece,  Osclllatoriece ,  Confervoidece ,  Siphonece  und  Uhacea^. 

i)  Palmelleae  :  «  Zellen  fast  kugelig  oder  elliptisch,  frei  und  mehr  oder  we- 
niger getrennt ,  oder  durch  eine  schleimige  Unterlage  in  ein  Laub  vereinigt.  » 

Diese  Unterordnung  bildet  ein  höchst  natürliches  Ganze ,  was  ihre  vegetativen 
Verhältnisse  betriff't ;  weil  jede  Pflanze  eine  kleine  rundliche  Zelle ,  oder  weil 
jede  Zelle  des  Lagers  für  sich  ein  Pflanzenindividuum  ist.  Der  Verfasser,  sowie 
seine  Vorgänger ,  scheint  zwar  diese  Meinung  nicht  zu  theilen ,  da  er  die  Zellen 
durch  eine  schleimige  Unterlage  zu  einem  Laube  (frons)  sich  vereinigen  lässt;  — 
eine  Annahme,  deren  Unrichtigkeit  sich  schlagend  in  den  Gattungen  Palmella 
und  Coccochloris  zeigt,  wo  die  Unterlage,  also  indirekte  die  Frons,  «  unbestimmt 
begrenzt»  genannt  wird.  Nun  kann  aber  wohl  ein  Aggregat  von  Individuen, 
ein  Wald  u.  dergl.  ohne  bestimmte  Begrenzung  auftreten,  aber  gewiss  nicht 
ein  individueller  Organismus.  —  Unter  den  aufgeführten  Pflanzen  sind  einige,  die 
off"enbar  nicht  hieher  gehören,  nämVich  Botrydina  und  einige  Arten  \on  Micraloa. 


—     61     — 

2)  NosTOCHiTsEAE  :  «  Zellen  fast  kugelförmig  oder  elliptisch ,  in  eine  fadenför- 
mige einfache  oder  verästelte  Reihe  verwachsen ;  mehrere  Reihen  durch  eine 
gallertartige,  verschiedentlich  gestaltete  Unterlage  verbunden.  »  Von  den  3  hier 
aufgeführten  Gattungen  scheint  mir  Anhaltia  in  die  folgende  Unterordnung  und 
zwar  zu  den  Rmdariece  zu  gehören.  Diese  zeichnen  sich  unter  den  Verwandten 
gerade  dadurch  aus ,  dass  sie  ein  unteres  dickeres  und  ein  oberes  fadenförmig- 
verschmälertes  Ende  besitzen,  während  die  Fäden  der  Nostochineen  zwei  gleiche 
Enden  haben. 

5)  OsciLLATORiEAE  :  «  Zellen  röhrenförmig ,  nackt  oder  mit  einer  schleimigen 
oder  gallertartigen  Unterlage  versehen ,  ungegliedert ;  durch  den  gliederförmig 
zusammengezogenen  oder  geringelten  Inhalt  scheinbar  gegliedert.  »  Diese  Defi- 
nition ist  unrichtig ,  da  die  Fäden  nicht  röhrenförmige  Zellen  ,  sondern  Zellen- 
reihen sind.  —  Die  Fäden  sind ,  wie  es  auch  mit  denjenigen  der  vorhergehenden 
Unterordnung  der  Fall  ist ,  jeder  für  sich  ein  Pflanzenindividuum.  Es  ist  daher 
auch  hier  unpassend,  wenn  es  bei  den  beiden  Zünften  ,  woraus  diese  Unterord- 
nung besteht  (Rmdariece  und  OscillatorinceJ ,  heisst ,  «  die  Fäden  seien  in  ein 
Laub  vereinigt  oder  verwoben.  » 

h)  CoNFERVoiDE.\E  :  «  Zellen  gliederförmig,  in  ein  Netz  oder  häufiger  in  ein- 
fache oder  verästelte,  getrennte  oder  durch  einen  gemeinsamen  Schleim  verbun- 
dene Fäden  zusammengestellt.  »  Diese  Unterordnung  unterscheidet  sich  in  den 
vegetativen  Organen  von  der  vorhergehenden  bloss  durch  den  äussern  Habitus; 
indem  die  grösseren  Zellen  der  Confervoideen  deutlicher ,  die  kleinern  Zellen  der 
Oscillatorieen  undeutlicher  als  Glieder  erscheinen.  Die  Fortpflanzung  allein 
konnte  hier  einen  Unterschied  begründen.  Nun  sind  aber  in  dieser  Unterordnuni^ 
gerade  fast  alle  möglichen  Fortpflanzungsarten  der  Ordnung  vereinigt,  da  Hy- 
drodictyon ,  Zygnema  ,  Myxonema  fzonatumj  und  Conferva  sich  auf  vier  ver- 
schiedene Arten  vermehren.  Die  Zunft  der  Hydrodictyece  ist  übrigens  auch  in 
ihrem  Bau  so  abweichend  ,  dass  sie  gewiss  schon  desshalb  als  besondere  Unter- 
ordnung anerkannt  werden  sollte.  Im  Uebrigen  wären  ohne  Zweifel  auch  Hydru- 
rus  und  Hydrocoryne  auszuschfiessen  ,  und  der  erstere  zu  den  Pahnelleen  zu  stellen. 

V.  SiPHONEAE  :  0  Laub  bald  einröhrig ,  aus  einer  einzigen ,  meistens  verschie- 
denartig verästelten  Zelle,  mit  ungegliederten    oder  gegliederten,  getrennten 


—     62     — 

'oder  verschiedenartig  vereinigten  Aesten  bestehend ;  bald  nnehrröhrig ,  aus  meh- 
rern röhrenförmigen  Zellen  bestehend ,  welche  neben  einander  gestellt ,  ver- 
ästelt, verschiedenartig  zusammengefügt  oder  durch  Intercellularsubstanz  ver- 
bunden sind.  »  Unter  den  zu  dieser  Unterordnung  gestellten  Gattungen  sind  ein- 
zellige und  mehrzellige ;  zu  jenen  gehört  vorzüglich  Caulerpa ,  Udotea  und  Ilaly- 
meda  (unrichtig  werden  bei  letzterer  die  Aesle  gegliedert  genannt) ;  zu  diesen 
gehört  vorzüglich  Acetahularia  und  Anudyomene.  Die  erste  und  die  zweite  Reihe 
von  Gattungen  scheinen  mir  wenigstens  eben  so  sehr  verschieden  als  die  ehizel- 
ligen  Palmelleen  und  die  mehrzelligen  Nostochineen ,  und  sollten  daher  wohl  auch 
zwei  besondere  Unterordnungen  bilden. 

6)  Ulvaceae  :  «  Laub  flach  oder  hohl,  aus  nebeneinander  gestellten  Zellen 
bestehend  ,  welche  je  k  Sporidien  einschliessen.  »  Von  den  hieher  gestellten  Gat- 
tungen muss  Tetraspora ,  die  zu  den  Palmelleen  gehört,  ausgeschlossen  werden. 
—  Die  ganze  Unterordnung  würde  übrigens  wohl  besser  nach  den  Oscillatoriece 
stehen  ,  da  Bamjia  und  Stigonema,  die  bei  den  Ulvaceen  aufgeführt  werden,  eine 
so  grosse  Verwandtschaft  mit  Lyngbya ,  welche  zu  den  Oscillatoriece  gehört ,  be- 
sitzen, dass  es  in  Frage  kommt,  ob  sie  überhaupt  nur  in  zwei  verschiedene  Un- 
terordnungen gestellt  werden  dürfen.  —  Nach  der  Deiinition  sollen  in  jeder  Zelle 
h  Sporidien  sich  bilden ;  es  ist  diese  Zahl  aber  durchaus  nicht  constant ;  sie  varirt 
nicht  bloss  bis  auf  8  und  i2,  sondern  in  einzelnen  Fällen  bis  auf  viel  höhere 
Zahlen. 

Die  zweite  Ordnung  Phyceae  wird  von  dem  Verfasser  in  3  Unterordnungen 
eingetheilt :  Faucherieve  ,  Halyseridece ,  und  Fucacece. 

1)  Vaucherieae  :  «  Laub  ein-  oder  mehrröhrig,  unberindet.  Schläuche  einen 
Seitenast  darstellend,  oder  durch  das  äusserste ,  selten  das  unterste  Glied  eines 
Astes  gebildet.  »  Diese  Unterordnung  enthält  sehr  verschiedene  Typen.  Das  na- 
türliche System ,  wenn  es  Gruppen  von  ungefähr  gleicher  Gattungszahl  aufstellen 
will,  wird  immer  auf  eine  unausweichliche  Unnatürlichkeit  geführt.  Es  werden  zu- 
erst die  grossen  Gruppen  ausgeschieden ,  von  denen  jede  nach  Einem  Typus  gebaut 
ist.  Dann  bleibt  in  der  Regel  eine  Zahl  von  Gattungen  übrig ,  welche  in  nichts 
mit  einander  übereinstimmen ,  als  dass  sie  zu  keiner  der  bereits  abgeschiedenen 
grossen  Gruppen  gezählt  werden  können.  So  ist  es  mit  der  Unterordnung  Fau- 


—     65     — 

cheriece ,  welche  alle  Gattungen  der  Phyceen  enthält ,  die  nicht  zu  den  Halyseri- 
dece  und  Fiicacece  gehören.  Sie  würde  daher  wohl  auch  am  besten  durch  diesen 
rein  negativen  Character  definirt.  Durch  das  positive  künstliche  Merkmal ,  dass 
die  Faucherieen  unberindet  sind ,  möchte  es  wohl  unmöglich  sein  zu  erkennen , 
dass  Liagora,  MyHonema^  Chorciaria,  Leathesia  zu  dieser  Unterordnung  ge- 
hören ,  während  Sphacelaria ,  Myriotrichia ,  Stilophora  davon  ausgeschlossen 
sein  sollen.  —  Bei  den  Faucherieoe  stehen  einige  Gattungen  ,  die  zu  den  Confer- 
vaceen  gehören,  so  Hydrogastrum ,  Falonia,  Leibleima,  Chantransia  und  Ecto- 
carpus,  Bulbocha^te  ,  Myrionema ,  vielleicht  auch  noch  andere.  Unter  den  Uebrig- 
bleibenden  sind  aber  wenigstens  zwei  verschiedene  Typen ,  die  zu  Unterordnun- 
gen erhoben  werden  sollten,  die  einzelligen  f Faucheria,  Bryopsis,  CodiiimJ 
und  die  mehrzelligen  Gattungen  fBatrachospermum,  ThoreaJ. 

2)  Halyseeide.^ :  «  Laub  mehrröhrig,  berindet,  gegliedert  oder  ungegliedert. 
Schläuche  über  die  Oberfläche  des  Laubes  zerstreut,  oder  in  Häufchen  ver- 
einigt. »  Wenn  einige  Gattungen  ,  die  zu  den  Confervaceen  gehören  (wie  Myrio- 
trichia ,  Cutleria  und  wahrscheinlich  noch  andere),  ausgeschlossen  worden  sind  , 
so  bleibt  in  dieser  Unterordnung  ein  characteristischer  Typus  übrig ,  welcher 
sich  dadurch  auszeichniet ,  dass  die  Schläuche  durch  Auswachsen  der  Epidermis- 
zellen  entstehen. 

5)  FucACEAE  :  (I  Laub  mehrröhrig ,  oft  blasentragend.  Schläuche  in  hohlen 
Behältern  (conceptacula),  die  durch  eine  Einfaltung  des  Laubes  hervorgebracht 
werden  und  mit  einem  Porus  sich  öffnen  ,  von  Flocken  gestützt ;  Behälter  zer- 
streut oder  in  Fruchtböden  (receptacula)  vereinigt.  »  Mit  Ausnahme  von  der 
ganz  abweichenden  Zemanea  bilden  die  Gattungen  eine  höchst  natürliche  Gruppe. 
—  Die  Bedeutung  des  Ausdruckes  «  Fruchlboden  »  (receptaculum) ,  der  zwar 
von  jeher  bei  den  Fucaceen  in  diesem  Sinne  gebraucht  wurde ,  widerspricht 
dem  Begriffe,  den  er  bei  den  Phanerogamen  hat.  Consequenter  wäre  es  wenig- 
stens ,  den  Behälter  Fruchtboden  zu  nennen ,  und  dabei  an  die  Analogie  mit 
Ficus  zu  denken.  Aber  gewiss  der  passendste  Ausdruck  für  den  Behälter  wäre 
Sorus,  da  die  wahre  Analogie  bloss  in  der  Fructification  der  Farren  gefun- 
den werden  kann.  Das  jetzige  Receptaculum  wäre  dann  weiter  nichts  als  ein 
«  Fruchlast.  »    Es   ist    übrigens   unbegreiflich ,    wie  Decaisne  und    mit   ihm 


—     6i     — 

der  Verfasser  Fticits  nodosus  zu  der  Abtheilung  ohne  Receplaculum  stellen 
können. 

Die  dritte  Ordnung  Florideae,  welche  den  beiden  ersten  Ordnungen  Co«/er- 
vacece  und  Phycece  sich  gegenüber  stellt ,  wird  folgendermassen  characterisirt : 

«  Zellen  verlängert-röhrenförmig  oder  verkürzt-abgerundet  oder  vieleckig ; 
bald  in  eine  einzige  Reihe  übereinandergestellt ,  oder  in  mehreren  parallelen 
Reihen  nebeneinandergestellt  und  gleichlang,  ein  gegliedertes  Laub  bildend; 
bald  in  mehreren  Reihen  nebeneinandergestellt  und  ungleichlang ,  ein  zelliges 
Laub  darstellend. 

« Schichten  an  dem  zelligen  Laube  wenigstens  doppelt ,  eine  innere ,  welche 
der  Länge  nach  verläuft  und  die  Achse  bildet ,  und  eine  äussere,  welche  hori- 
zontal liegt  und  von  der  innern  etwas  bogenförmig  ausgeht.  Die  innere  oder 
Längsschicht  besteht  aus  runden  oder  röhrenförmigen  ,  meist  leeren  und  wasser- 
hellen, seltener  gefärbten  oder  mit  Slärkekörnern  erfüllten  Zellen.  Die  runden 
Zellen  der  innern  Schicht  sind  meist  unregelmässig  gestellt ,  so  dass  die  innersten 
kleinern  von  äussern  grössern  ,  oder  die  innersten  grössern  von  äusseren  all- 
mälig  kleinern  umschlossen  sind  ,  oder  dass  alle  von  gleicher  Grösse  radien- 
förmig  eine  grössere  Zelle  umstellen ,  oder  eine  centrale ,  durch  besondern  Inhalt 
ausgezeichnete  Röhre  umgeben.  Die  röhrenförmigen  Zellen,  wo  sie  in  der 
innern  Schicht  vorkommen ,  sind  unregelmässig  verwoben  oder  netzförmig 
anastomosirend ,  bisweilen  an  der  innern  Wand  des  hohlen  Laubes  zerstreut , 
oder  einen  einzigen  ungegliederten  oder  gegliederten  Faden  bildend.  Die  peri- 
pherische oder  horizontale  Schicht  besteht  aus  Zellen ,  welche  sehr  häufig  ge- 
färbt und  viel  kleiner  sind ,  bald  eine  einzige  Reihe  bilden ,  bald  vielreihig  sind , 
die  innere  Schicht  gleichsam  radienförmig  umgeben ,  meist  sehr  dicht  zusam- 
mengefügt sind  oder  seltener  in  freie  Fäden  auslaufen.  Das  fFachsthum  ge- 
schieht ,  wie  es  scheint,  bloss  durch  merismatische  Zellenbildung. 

«  Die  Fermehrung  (?)  findet  durch  Körner ,  welche  in  unbestimmter  Zahl  in- 
nerhalb eines  zelligen  oder  gallertartigen  Sporenbehälters  (perisporangium)  ent- 
stehen ,  oder  durch  Büchsen  (theca?)  statt ;  die  Fortpflanzung  durch  Sporen , 
welche  innerhalb  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  (der  Mutterzelle)  zu  je  U  ge- 
bildet werden  ,  oder  durch  Sphxerosporen. 


—  65  — 
«  Die  Büchsen  heissen  nach  Verschiedenheit  von  Gestalt  und  Bau  Favellen  oder 
Favellidien,  Coccidien  oder  Keramidien,  Die  Favellen  enthalten  innerhalb  eines 
gallertarlig-durchsichtigen  Sporenbehälters  eine  Masse  locker  gelagerter  Körner , 
und  sind  bald  nackt ,  bald  von  dünnern  Aestchen  umgeben  oder  von  einer  be- 
sondern Hülle  bedeckt,  achselständig,  oder  seitlich  an  den  Aestchen  sitzend, 
oder  auf  einem  besondern  Aestchen  endständig.  Die  Favellidien  enthalten  inner- 
halb eines  gallertartig -durchsichtigen  Sporenbehälters  eine  eng  umschlossene 
Masse  von  dicht  zusammengelagerten  Körnern ,  und  sind  nackt  oder  von  Aest- 
chen gestützt ,  oder  häufiger  unter  der  peripherischen  Schicht  des  Laubes  ge- 
legen und  zuletzt  heraustretend.  Die  Cocc/d«'e?i  enthalten  innerhalb  eines  kuge- 
ligen ,  zelligen ,  zuletzt  reissenden  Sporenbehälters  längliche  Körner ,  welche 
dicht  zusammengelagert  und  von  einer  grundständigen  Placenta  erzeugt  wor- 
den sind.  Die  Keramidien  enthalten  in  einem  eiförmigen  oder  krugförmigen  , 
oder  seltener  fast  kugeligen,  zellig-häutigen,  zuletzt  durch  einen  Perus  geöffneten 
Sporenbehälter  birnförmige,  an  die  grundständige  Placenta  angeheftete  Körner. 

«  Die  Sphcerosporen  finden  sich  auf  getrennten  Individuen  und  nie  auf  dem 
gleichen  Individuum  mit  den  Büchsen ,  sind  sehr  häufig  eingesenkt ,  bald  ein- 
zeln und  nackt  an  den  Aestchen  stehend ,  bald  zu  mehreren  an  der  innern 
Seite  eines  nicht  selten  veränderten  Aestchens  reihenweise  geordnet  (eine  Schleim- 
frucht, gloiocarpus,  bildend),  oder  in  der  Endzelle  eines  Aestchens  entwickelt , 
oder  in  einem  veränderten  schotenförmigen  Aestchen  (Reihenfrucht ,  stichidium) 
liegend,  oder  unterhalb  der  peripherischen  Zellschicht  des  Laubes  entwickelt, 
zerstreut  oder  in  Häufchen  vereinigt  oder  in  besondere  Sporenblätter  (sporo- 
phylla)  versammelt.  Die  Sporen  sind  aus  dem  Inhalte  der  Mutterzellen  entstanden, 
und  bestehen  aus  einem  Kerne,  welcher  zuerst  einfach ,  dann  aber  quer  (zonen- 
artig) oder  überzwerch  (kreutzweise  und  dreieckig)  sich  in  k  theilt ,  ohne  em 
Episporium  (eine  besondere  Zellmembran).  » 

Die  vegetativen  Organe  unterscheiden  die  Florideen  nicht  von  den  Conferva- 
ceen  und  Phjceen.  Der  Unterschied  ist  in  der  Reproduction  zu  suchen.  Der  Ver- 
fasser lässt  mit  Recht  bei  den  Florideen  die  Art  sich  sowohl  durch  Fernuhrumj 
als  durch  Fortpflanzung  erhalten.  Bei  den  Confervaceen  und  Phyceen  dagegen  ist 

bloss  von  Fortpflanzung  die  Rede.  In  der  Entstehung  der  Fortpflanzungs-  oder 

o 


—     66     — 

Vermehrungszellen  selbst  wird  kein  Unterschied  angegeben ,  der  die  Florideen 
gegenüber  den  beiden  andern  Ordnungen  auszeichnen  würde.  Es  bleibt  also  als 
Differenlialcharacter  bloss ,  dass  für  die  Erhaltung  der  Art  bei  den  Florideen  auf 
doppelte ,  bei  den  Confervaceen  und  Phyceen  bloss  auf  einfache  Weise  gesorgt 
ist.  Dieser  Differentialcharacter  ist  aber  bloss  dann  richtig,  wenn,  was  J.  Agardh 
von  der  doppelten  Fruchtbildung  der  Zoospermeen  und  Fucoideen  angibt ,  als 
unrichtig  angenommen  wird.  Wie  der  Verfasser  zwischen  Fermehrung  und  Fort- 
pflanzung unterscheidet ,  so  nennt  er  auch  zum  Unterschiede  die  Vermehrungs- 
zellen Körner ,  die  Fortpflanzungszellen  Sporen ,  und  es  ist  wohl  nur  einem  Irr- 
Ihume  zuzuschreiben ,  dass  später  in  den  Zünften  Sphcerococcoidece  und  Delesse- 
riece  die  Körner  der  Coccidien  überall  «  Sporen  »  genannt  werden.  Der  Ausdruck 
Körner  für  ein  Gebilde ,  das  gewiss  immer ,  und  in  einzelnen  Fällen  sehr  deut- 
lich eine  Zelle  ist ,  erscheint  übrigens  als  sehr  unpassend. 

Die  Florideen  werden  von  dem  Verfasser ,  indem  er  ziemlich  genau  dem 
Vorgange  von  J.  Jgardh  folgt ,  in  6  Zünfte  eingetheilt :  Ceramiew ,  Cryptone- 
me(B,  Lomentariece ,  Rhodomelece,  Sphcerococcoidece ,  Delesseiiece, 

i)  Ceramie^  :  «  Laub  röhrig-gegliedert  oder  sehr  selten  zellig.  Fruchtbildung 
doppelt :  Favellen ,  die  nackt  an  den  Aesten  sitzen ,  oder  von  wenigen  Aestchen 
oder  einem  fast  regelmässigen  Involucrum  umhüllt  sind  ,  und  die  innerhalb  einer 
durchsichtigen  ,  halb  schleimartigen  Sporenhülle ,  welche  zuletzt  unregelmässig 
zerfällt,  zahlreiche,  locker  liegende  Körner  enthält.  Spha^rosporen,  die  aus  einem 
Aestchen  oder  aus  einer  Zelle  gebildet,  durchaus  äusserlich  oder  sehr  selten 
etwas  eingeschlossen  sind ,  und  innerhalb  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  stern- 
förmig in  k  Sporen  getheilt  sind.  » 

2)  Cryptonemeae  :  «  Laub  zellig ,  aus  doppelter  Schicht  zusammengesetzt ; 
innere  Schicht  aus  mehr  oder  weniger  verwobenen  Fäden  ,  oder  sehr  selten  aus 
einer  einzigen  Röhre  oder  aus  kleinern  Zellen  bestehend ;  äussere  Schicht  bald 
aus  freien  oder  von  Schleim  eingehüllten  und  in  eine  festere  Schicht  verwachse- 
nen rosenkranzförmigen  Fäden  ,  bald  aus  rundlichen  ,  sehr  häuGg  strahlenförmig 
angeordneten  Zellen  bestehend.  Fruchtbildung:  Favellidien,  welche  inderinnern 
Schicht  des  Laubes  oder  am  Grunde  der  Fäden  der  äussern  Schicht  eingesenkt, 
sehr  selten  innerhalb  von  besondern  Behältern  (conceplacula)  entstanden  sind , 


—     67     — 

und  die  eine  häutige,  durchsichtige,  oft  sehr  dünne  Sporenhülle  besitzen, 
welche  äusserst  zahlreiche,  kleine,  in  einen  Knäuel  zusammengeballte  Körner 
sehr  enge  umgiebt.  Sphserosporen  kugelig  oder  länglich,  aus  den  peripherischen 
Zellen  entstanden  ,  und  dreieckig ,  zonenartig  oder  kreuzförmig  in  h  Sporen  ge- 
theilt.  » 

3)  LoMEKTARiEAE :  a  Laub  zellig ,  ungegeliedert  oder  gliederartig  zusammen- 
gezogen ,  aus  kleinen  Zellen  gebildet.  Fruchtbildung  doppelt  :  Keramidien 
äusserlich ,  innerhalb  einer  zelligen  Fruchthülle ,  welche  an  der  Spitze  regel- 
mässig geöffnet  ist,  birnförmige  Körner  enthaltend,  welche  mit  einem  verdünnten 
Ende  von  einer  centralen  Placenta  radienförmig  ausstrahlen,  mit  einem  durch- 
sichtigen Balge  (peridium)  umgeben  und  getrennt  von  einander  sind.  Spha3ro- 
sporen  in  den  Aestchen  zerstreut,  aus  den  Zellen  der  unter  der  Peripherie  liegen- 
den Schicht  gebildet ;  der  Kern  innerhalb  der  durchsichtigen  Sporenhülle  drei- 
eckig getheilt.  » 

U)  Rhodomeleae  :  «  Laub  gegliedert  oder  felderig.  Fruchtbildung  doppelt : 
Keramidien....  Sphierosporen  in  oftmals  veränderten,  schotenförmigen  (stichi- 
dium)  Aestchen  eingeschlossen  ,  ein-,  zwei-,  mehrreihig ,  der  Kern  innerhalb 
einer  durchsichtigen  Sporenhülle  dreieckig  viergetheilt.  »  Die  Keramidien  sind 
vollkommen  gleich  wie  in  der  vorhergehenden  Zunft. 

5)  Sphaerococcoideae  :  a  Laub  zellig  ,  ungegliedert ,  aus  runden  oder  eckigen 
Zellen  bestehend.  Fruchtbildung  doppelt  :  Coccidien  am  Laube  äusserlich,  in- 
nerhalb einer  zelligen ,  zuletzt  geöffneten  Fruchthülle  verkehrt-eiförmige  Körner 
( a  Sporen  » )  enthallend  ,  welche  in  den  Gliedern  von  rosenkranzförmigen  ,  von 
einer  centralen  Placenta  auslaufenden  Fäden  gebildet  werden.  Sphserosporen  in 
Haufen  ohne  bestimmte  Grenzen ,  die  über  das  Laub  zerstreut  sind  ,  klein ,  kuge- 
Hg  oder  länglich ;  Sporenhülle  durdisichtig ;  Kern  dreieckig  oder  kreuzförmig 
viergetheilt.  t 

6)  Delesserieae  :  «  Laub Coccidien Sphserosporen  in  Haufen  von  be- 
stimmter Begrenzung  oder  in  besondern  Sporenblättern  versammelt,  kugelig 
oder  länglich;  Kern  innerhalb  einer  durchsichtigen  Sporenhülle  dreieckig, 
kreuzförmig  oder  zonenartig  viergelhteilt. .»  Laub  und  Coccidien  wie  in  der  vor- 
hergehenden Zunft. 


—     68    — 

Da  die  Eintheilung  der  Florideen  ganz  dem  von  J.  Agardh  vorgeschlagenen 
Systeme  folgt ,  so  verweise  ich  auf  die  früher  zu  diesem  gemachten  Bemerkun- 
gen. Ich  werde  die  ganze  Endlicher' sehe  Anordnung  der  Algengaltungen , 
welche  das  Gesammtresultat  aller  bis  zum  Jahre  18^5  in  diesem  Gebiete  ange- 
stellten Forschungen  enthält ,  später  noch  mit  der  Kützing'schen  Anordnung  zu- 
sammenstellen. 


SYSTEM  ION  KllTZING. 

Kützing  (*)  definirt  die  Algen  so  :  «  Geschlechtslos  oder  cryptogamisch ,  im 
Wasser  lebend,  zellig.  Structur  perenchymalisch,  epenchymatisch ,  parenchy- 
matisch.  Frucht:  Nacktfrüchte,  Hüllenfrüchte,  Vierlingsfrüchte  und  Capsel- 
früchte ;  Samen  olivenbraun  oder  purpurfarbig.  »  Um  dem  Verfasser  in  seinen 
Definitionen  folgen  zu  können  ,  müssen  wir  zuerst  seine  Darstellung  der  Anato- 
mie und  Physiologie  der  Tange  mit  ihm  durchgehen ,  weil  er  für  eigenthümliche 
und  neue  Begriffe  überall  auch  eigenthümliche  und  neue  Ausdrücke  gebraucht. 

Der  Verfasser  bezeichnet  zuerst  die  Algen  als  Wasserpflanzen  ,  und  stellt  sie 
als  solche  nicht  etwa  bloss  den  Flechten ,  sondern  allen  andern  Pflanzen  als  Luft- 
pflanzen gegenüber.  Es  ist  diess  aber ,  wie  schon  früher  erwähnt ,  factisch  un- 
richtig ,  da  nicht  alle  Algen  Wasserpflanzen  sind ,  und  da  auch  andere  Pflanzen 
als  nur  Algen  im  Wasser  leben.  Es  ist  ferner  unrichtig,  weil ,  wenn  man  etwas 
näher  die  vegetativen  und  reproductiven  Verhältnisse  der  Pflanzen  betrachtet , 
es  gewiss  Niemandem  einfallen  wird ,  die  Pflanzen  ,  wie  es  der  Verfasser  thut , 
in  2  Gruppen  einander  gegenüber  zu  stellen ,  von  denen  die  eine  bloss  die  Algen 
(und  noch  dazu  die  Algen  wie  sie  von  Kützing  umgrenzt  werden)  enthielte.  Es 
ist  zu  begreifen,  wenn  man  Pilze  und  die  übrigen  Pflanzen,  wenn  man  ge- 
schlechtslose und  Geschlechtspflanzen,   wenn  man  Cryptogamen  und  Phanero- 

(*)  Phycologia  generalis  oder  Anatomie,  Pliysiologie  und  Systemkunde  der  Tange,  1843, 


—     69     — 

gamen ,  wenn  man  Zellenpflanzen  und  Gefässpflanzen  einander  gegenül)erslellt. 
Das  alles  giebt  uns  Gruppen ,  die  doch  in  wesentlichen  Merkmalen  sich  aus- 
zeichnen. Aber  ich  sehe  nicht  ein,  durch  welches  wesentliche  Merkmal  sich  die 
Algen  des  Verfassers  allein  allen  andern  übrigen  Pflanzen  gegenüberstellen 
könnten. 

Diese  Ansicht  von  der  Wassernatur  der  Algen  ist  denn  nicht  ohne  Folgen , 
indem  das  Reich  der  Algen  bei  dem  Verfasser  sich  wieder  weiter  ausdehnt. 
Ausser  den  Diatomeen  und  DesmicUeen ,  welche  mit  Recht  wieder  aufgenom- 
men sind,  werden  auch  die  Wasserpilze  (Leptomitus,  Hygrocrocis,  etc.)  und 
Gährungspilze ,  die  Moosvorkeime  (Protonema)  und  die  Characeen  wieder  her- 
beigezogen. Warum  werden  die  Eroberungen,  um  das  Wasserreich  vollständig 
zu  arrondiren  ,  nicht  auch  gleich  auf  die  Wassermoose  und  auf  die  im  Wasser 
lebenden  Phanerogamen  ausgedehnt?  Dann  hätte  das  Ganze  doch  den  Schein 
einer  physiologischen  Einheit  erhalten.  — Obgleich  aber  der  Verfasser  in  der  Defi- 
nition die  Algen  als  Plantce  aqiiaticce  ohne  Beifügung  bezeichnet ,  so  werden  na- 
türlich doch  alle  in  der  Luft  lebenden,  den  übrigen  Algen  ähnlichen  Formen 
ebenfalls  aufgeführt.  Nachdem  nun  diese  Abweichung  von  der  gegebenen  Defini- 
tion geschehen  ist ,  so  ist  wieder  kein  Grund  vorhanden ,  warum  nicht  eine  Menge 
von  Fadenpilzen ,  und  warum  nicht  Lichina  und  die  Flechten  alle  ebenfalls  zu 
den  Algen  gebracht  worden  sind.  Die  Fadenpilze  unterscheiden  sich  in  ihrer 
Mehrheit ,  was  die  Fortpflanzung  und  den  Bau  betrifft ,  ebensowenig  von  vielen 
wirklichen  Algen  als  von  den  Wasserpilzen.  Lichina  ist  darin  von  den  Algen 
ebenfalls  nicht  verschieden,  und  mit  ihr  die  andern  Flechten.  Wenn  daher  die 
ganz  oder  theilweise  in  der  Luft  wachsenden  Genera  Polycoccus ,  Protococcus , 
Botrydium ,  Prasiola  ,  Hormosira  ,  Oscillaria ,  Nostoc  ,  Schizogonium  ,  Iformi- 
dium ,  Rhizoclonium ,  Faucheria,  Chroolepus  etc.  etc.  als  Algen  betrachtet 
werden ,  warum  nicht  auch  die  Pilze  und  die  Flechten  ?  Nicht  dass  ich  den  Un- 
terschied zwischen  Algen  ,  Pilzen  und  Flechten  nicht  fühlte  ,  aber  nach  der  Be- 
griffsbestimmung des  Verfassers  und  nach  der  Art ,  wie  die  Anwendung  dieser 
Begriffsbestimmung  begonnen  wurde ,  müsste  consequent  die  Vereinigung  der 
drei  Gruppen  vollführt  werden. 

Der  Verfasser  unterscheidet  an  der  Zelle  3  Theile  :  Gelinzelle  oder  Gelin- 


—     70     — 

ni^mbran ,  Amylidzelle  und  gonimischer  Zelleninhalt.  Die  «  Gelinzelle  »  oder 
« Gelinmembran  »  ist  das ,  was  die  Botanik  sonst  Zellwandung  oder  Zellmem- 
bran nennt.  Sie  besteht  aus  einer  oder  zwei  «  Membranen  »  sonst  Älembran- 
schichten  genannt.  —  Die  a  Amylidzelle  d  ist  das,  was  ich  Schleimschicht  (^)  und 
was  Mohl  (^)  Primordialschlauch  genannt  hat.  Der  «  gonimische  Zelleninhalt » 
ist  das ,  was  sonst  fester  Zelleninhalt  heisst. 

In  Bezug  auf  die  Amylidzelle  walten  verschiedene  Irrthümer.  Der  Verfasser 
glaubt ,  dass  sie  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  nach  den  gummi-  und 
stärkemehlartigen  Bildungen  nahe  trete.  Sie  besteht  aber  aus  Schleim  (aus  qua- 
ternären  Stoffen),  was  ihr  Verhalten  auf  Alcohol  und  auf  Jod  beweist,  und  was 
von  Mohl  und  von  mir  nachgewiesen  worden  ist.  —  Der  Verfasser  sagt  ferner, 
dass  die  Amylidzelle  in  ihrer  Form  sich  nicht  immer  nach  der  Form  der  Gelin- 
zelle richte ,  sondern  dass  sie  innerhalb  derselben  zuweilen  selbstständige  (eckige 
oder  verzweigte)  Formen  zeige.  Die  Abbildungen ,  welche  Kützing  hievon  giebt, 
sind  richtig.  Allein  ich  glaube,  dass  im  unveränderten  und  lebenskräftigen  Zu- 
stande der  Zelle  die  Schleimschicht  (Amylidzelle)  immer  dicht  an  der  innern 
Oberfläche  der  Zelhvandung  liege.  Dies  finde  ich  wenigstens  gewöhnlich  an 
Schnitten  aus  einem  gesunden  Gewebe ,  welche  schnell  unter  das  Microscop  ge- 
bracht werden.  Hier  ändert  sich  der  Anblick  aber  bald ,  um  so  mehr  je  dünner 
die  Schnitte  sind,  und  wenn  man  sie,  insofern  sie  an  Meeralgen  gemacht  sind  , 
mit  süssem  Wasser  befeuchtet.  Die  Schleimschicht  zieht  sich  zusammen ,  und 
bleibt  nur  da  an  der  Zellwandung  befestigt ,  wo  in  dieser  Poren  liegen.  Dadurch 
erhält  sie  eine  strahlenförmige  oder  zuweilen  verzweigte  Form.  —  Der  Verfasser 
sagt  ferner ,  dass  die  Amylidzelle  zuweilen  bloss  stellenweise  die  Gelinzelle  aus- 
kleide ;  in  Ulothrix  bilde  sie  bloss  eine  Querbinde ,  in  Zygnema  zackige  kugelige 
oder  sternförmige  Figuren  ,  in  Spirogyra  spiralige  Bänder.  Auch  hier  geben  mir 
meine  Untersuchungen  ein  anderes  Resultat.  Die  Schleimschicht  überzieht  die 
ganze  innere  Oberfläche  der  Zellwandung.  Weingeistige  Jodtinctur  lässt  sie  be- 
stimmt in  dieser  Art  erkennen.  In  Ulothrix  bildet  das  der  Schleimschicht  an- 


(')  Schlciden  und  Nägeli's  Zeitschrift  lur  wissenschaftl.  Bot.,  Heft  I.  pag.  95. 
C)  Botaa.  Zeitung,  4844,  pag.  273. 


—    71     — 

liegende  Chlorophyll  bloss  einen  Gürtel ;  in  Spirogyra  bildet  es  spiralige  Bänder  ; 
in  Zygnema  endlich  ist  meistens  die  Schleimschicht  ganz  frei  von  Chlorophyll; 
das  letztere  liegt  im  Zellenhimen ,  ohne  die  Schleimschicht  zu  berühren.  Wie 
Kützing  dazu  kommt ,  die  Samenfaden  im  Charenantheridium  aus  der  veränder- 
ten Schleimschicht  entstehen  zu  lassen ,  ist  mir  nicht  klar.  Dieselben  bilden  sich 
innerhalb  der  Kernbläschen  (*).  —  Es  geht  aus  den  mitgetheilten  Thatsachen 
hervor,  dass  die  Schleimschicht  mit  Unrecht  AmylidzcWe  genannt  wird  ,  weil  sie 
mit  der  Stärke  nichts  zu  schaffen  hat.  Es  ist  aber  auch  keine  Zelle,  weil  sie  zum 
Inhalte  gehört ,  und  als  dessen  äusserste  Schicht  betrachtet  werden  muss.  Somit 
wird  auch  überhaupt  die  Benennung  Gelinzelle  überflüssig ,  da  ihr  der  Gegen- 
satz mangelt ;  und  man  wird  wohl  consequenter  und  richtiger  wie  bisher  die 
Zelle  einfach  aus  Membran  und  Inhalt  bestehen  lassen,  und  an  dem  letztem  die 
Schleimschicht  und  die  übrigen  Theile ,   aus  denen  er  besieht ,  unterscheiden. 

Der  a  gonimische  Zelleninhalt  »  (oder  der  feste  Zelleninhalt)  soll  nach  der» 
Verfasser  in  chemischer  Hinsicht  « gummiartig  sein ,  wenn  er  durch  Jodtinctur 
braun,  slärkeartig ,  wenn  er  durch  Jodtinctur  blau  gefärbt  wird.  »  Im  erstem 
Falle  ist  er  aber  nicht  gummiartig,  sondern  schleimartig  (oder  eiweissartig).  In 
anatomisch-physiologischer  Beziehung  werden  5  Formen  des  gonimischen  Inhal- 
tes unterschieden  :  1)  a  kryptogonimische  Zellenflüssigkeit ,  2)  monogonimischer 
Zellenkern ,  3)  polygonimischer  Zelleninjialt.  »  Die  «  kryptogonimische  Zellen- 
flüssigkeit »  ist  das,  was  man  sonst  gefärbten  Zellsaft  und  homogenes  Chlorophyll 
nannte.  Der  «  monogonimische  Zellenkern  »  ist  das,  was  nach  der  gewöhnlichen 
Terminologie  als  dichter,  homogener,  das  ganze  Lumen  ausfüllender  Zellenin- 
halt bezeichnet  würde.  Der  «  polygonimische  Zelleninhalt  »  ist  das ,  was  sonst 
körniger  Inhalt  genannt  wird.  Ganz  mit  Körnern  erfüllte  Zellen  heissen  n  poly- 
gonimische Vollzellen.  »  Zellen,  in  denen  der  körnige  Inhalt  an  der  Peripherie 
liegt,  heissen  a  polygonimische  Hohlzellen.  » 

Um  diese  Definitionen  besser  zu  begreifen ,  müssen  wir  die  Ansicht  des  Ver- 
fassers über  die   chemischen  Bestandtheile  der  Zelle  kennen  lernen.  Sie  sind 


(•)  Schieiden  und  Nageli's  Zeitschrift  für  wissenschafll.  Botanik,  Heft  I,  pag.  54.  Die  Beobachtung^ 
wurde  von  Metieniua  bestätigt  (Bot.  Zeitung,  1845,  pag.  17). 


—     72     — 

«  unorganische  und  organische.  »  Die  «  unorganischen  »  sind ,  ausser  den  ge- 
wöhnlich so  genannten  Stoffen,  noch  der  «  Zucker,  die  Farbstoffe,  wie  das  Chlo- 
ropliyli ,  Phykokyan ,  Phykoerythrin  und  Phykohämatin ,  und  ferner  die  Oele 
und  Harze.  »  Die  «  organischen  »  Bestandtheile  sind  der  «  Schleim  ^  (Intercellu- 
larsubstanz) ,  das  «  Phytogelin  »  (Pflanzengallerte) ,  das  «  Ämylid  »  (Schleim- 
schicht ,  Primordialschlauch)  und  die  «  Zellenkügelchen  oder  Gonidien.  »  Als 
Criterium  für  den  Unterschied  von  Organischem  und  Unorganischem  gilt  dem 
Verfasser  der  Grundsalz  ,  dass  zum  erstem  alles  gehört,  was  organisirt  oder  der 
Organisation  fähig  ist.  Ich  will  hier  nicht  auf  die  Inconsequenz,  die  Unrichtigkeit 
und  die  Unvollsländigkeit  der  Eintheilung  der  chemischen  Bestandtheile  ein- 
gehen ,  sondern  wieder  zu  der  anatomisch-physiologischen  Eintheilung  der  Zel- 
len und  ihrer  Theile  zurückkehren. 

Der  Verfasser  unterscheidet,  wie  wir  vorhin  gesehen  haben,  Gelinzelle,  Amy- 
lidzelle  und  goni mischen  Zelleninhalt.  »  Der  letztere  umfasst  alles  «  Organische  » 
(Kützing)  innerhalb  der  Amylidzelle ,  also  die  Zellsaftkügelchen  und  diejenigen 
Substanzen,  welche  Zellsaftkügelchen  erzeugen  können.  Der  Verfasser  nimmt 
nun  an ,  dass  in  jeder  Zelle  gonimischer  Inhalt  liege ,  denn  er  theilt ,  wie  ich  be- 
reits bemerkte,  die  Zellen  ein  in  «  kryptogonimische ,  monogonimische  und  poly- 
gonimische.  »  Es  ist  diess  aber  eine  willkührliche  Annahme ,  denn  wie  Kützing 
unterscheidet ,  kann  er  nicht  beweisen  ,  dass  diejenigen  Zellen  ,  deren  Flüssigkeit 
zeitlebens  homogen-roth  oder  homogen-grün  erscheint  (viele  der  sogenannten 
cryptogonimischen  und  hologonimischen  Zellen)  ausser  den  «  unorganischen  » 
Bestandtheilen  (Wasser ,  Salzen ,  Zucker  und  Farbstoffen)  noch  etwas  anderes 
(nämlich  «  gonimischen  Inhalt»)  einschliessen.  —  Es  Hessen  sich  noch  mehrere 
Einwendungen  gegen  die  Kütziny'sche  Darstellung  machen ,  so  z.  B.  das  der- 
jenige Inhalt,  welcher  am  allereigentlichsten  den  JNamen  des  gonimischen  oder 
zeugenden  verdient ,  gar  nicht  erkannt  wurde ,  es  ist  der  Schleim  (*) ,  eine 
Mischung  von  Protein  Verbindungen  mit  löslichen,  tcrnären,  organischen  Stoffen, 

(')  Nicht  der  Schleim  Kützing's,  welcher  synonym  mit  Inlercelliilarsubstanz ,  nicht  der  Schleim  der 
meisten  Chemiker  und  Pflanzenphysiologen,  welcher  synonym  mit  Gummi  und  Pflanzen{jallerte ,  und 
nicht  der  Schleim  Schleiden's,  welcher  synonym  mit  Proleinverbindungen  ist  (vergl.  Schieiden  und 
INägeli's  Zeitschrift  für  wissensch.  Bot.,  Heft  III  und  IV,  pag.  53). 


—     73     — 

vorzüglich  mit  Gummi  und  Zucker.  —  Ich  will  jedoch  auf  die  möglichen  Ein- 
wendungen gegen  die  Theorieen  des  Verfassers  über  die  physiologische  Ein- 
theilung  der  Zelle  und  ihrer  Theile  nicht  weiter  eintreten ,  da  dieselben  mehr 
von  allgemeinem ,  als  von  besonderm  Interesse  für  die  Algen  sind.  Für  die  Auf- 
fassung der  Formverschiedenheiten  des  Inhaltes ,  auf  die  es  eigentlich  abgesehen 
ist ,  und  die  in  der  systematischen  Anordnung  des  Verfassers  eine  wichtige  Rolle 
spielen  ,  sind  die  allgemeinen  Theorieen  und  Benennungen  gleichgültiger. 

Kützing  lässt  also  den  gonimischen  Inhalt  unter  3  Gestalten  auftreten,  \)  als 
kryptogonimische  Zellenflüssigkeit ,  2)  als  monogonimischer  Zellenkern ,  3)  als 
polygonimischer  Zelleninhalt.  Es  sind  dieses  allerdings  verschiedene  Formen  , 
unter  denen  der  Zelleninhalt  erscheint ;  aber  sie  lassen  sich  nicht  als  besondere 
Begriffe  unterscheiden  und  benennen,  da  sie  bloss  relativ  von  einander  ver- 
schieden und  durch  zahllose  Mittelstufen  verbunden  sind.  Der  kryptogonimische 
Inhalt  unterscheidet  sich  vom  monogonimischen  Inhalte  bloss  durch  den  ver- 
schiedenen Grad  der  Dichtigkeit ;  diese  beiden  Formen  des  Inhaltes  unterscheiden 
sich  von  dem  polygonimischen  Inhalte  bloss  in  der  verschiedenen  Zahl  der  Zell- 
saftkügelchen  :  in  jenen  beiden  sind  keine  oder  wenige  ,  in  diesem  viele  Kügel- 
chen  vorhanden.  Ich  weiss  zwar  wohl,  dass  hei  Kützing  die  Begriffe  überhaupt 
bloss  einen  relativen  Werth  haben  sollen ;  aber  so  wenig  dieses  Princip  in  die 
Systematik  Eingang  finden  darf,  so  wenig  darf  es  auch  in  der  Physiologie  ge- 
duldet werden. 

Die  polygonimischen  Zellen  werden  eingetheilt  in  polygonimische  «  Vollzellen 
und  Hohlzellen. »  Warum  werden  consequenterweise  nicht  auch  die  hologoni- 
mischen  und  kryptogonimischen  Zellen  je  in  zwei  Unterabtheilungen  Vollzellen 
und  Hohlzellen  unterschieden?  denn  bei  ihnen  tritt  der  gleiche  Unterschied  auf, 
wenn  auch  die  Hohlzellen  seltener  sind. 

So  ist  denn  für  den  Zelleninhalt  eine  neue  Terminologie  an  die  Stelle  der 
alten  getreten ;  aber  nicht ,  wie  ich  glaube ,  dass  dadurch  die  bestehenden  Ver- 
hältnisse besser  und  naturgemässer  ausgedrückt  würden.  Sie  ist  überdem  weni- 
ger passend  als  die  alte  Methode,  da  sie  einen  Gegenstand  in  einer  Weise  systemati- 
siren  will,  wie  es  gewiss  nie  möglich  sein  wird,  und  da  sie  die  Vorstellung  von  be- 
stehenden Begriffsverschiedenheiten  erzeugt,  welche  in  der  Natur  nicht  existiren. 


~     74     — 

Der  Verfasser  theilt  die  Zellen  aber  nicht  bloss  ein  in  «  kryptogonimische , 
monogonimische  und  polygonimische  Zellen.  »  Mit  dieser  Eintheilung  kreuzt 
sich  eine  andere  in  «  Kernzellen ,  Amylidzellen  und  Gelinzellen  ,  »  je  nachdem  in 
ihnen  eines  der  drei  Elementarorgane  :  «  die  gonimische  Substanz,  die  Amylid- 
membran  (oder  Amylidzelle)  oder  die  Gelinmembran  (oder  Gelinzelle)  »  vor- 
herrschend entwickelt  sei,  während  die  übrigen  beiden  als  «  unentwickelte  Neben- 
gebilde »  ihm  untergeordnet  sein  sollen.  Kützing  behauptet  nun ,  dass  «  beiden 
Tangen  die  Kernzellen  vor  den  Amylidzellen  und  diese  wieder  vor  den  Gelin- 
zellen entwickelt  seien  »  und  glaubt ,  «  da  ihm  ähnliche  Verhältnisse  bei  andern 
Pflanzengruppen  nicht  bekannt  sind ,  es  möchte  sich  daher  durch  dieselben  der 
wahre  —  und  vielleicht  auch  einzige  —  physiologische  Character  der  Tange 
aussprechen. »  Der  Ausdruck  « die  Kernzellen  sind  entwickelt  oder  herrschen 
vor  den  Amylidzellen ,  etc.  » ,  kann  nur  zweierlei  heissen  ;  entweder  :  die  Kern- 
zellen treten  bloss  bei  den  niedern  ,  die  Gelinzellen  treten  bloss  bei  den  höhern 
Algen  auf;  oder:  alle  Algenzellen  sind  zuerst  Kernzellen;  die  einen  derselben 
verwandeln  sich  in  Amylidzellen  ;  die  einen  unter  den  letztern  in  Gehnzellen.  Im 
ersten  Falle  wäre  es  verkehrt,  diess  als  den  physiologischen  Character  der  Tange 
zu  bezeichnen ,  denn  der  physiologische  Character  einer  Pflanzengruppe  sind  die 
allen  Gliedern  dieser  Familie  gemeinschaftlichen  physiologischen  Eigenthümlich- 
keiten.  Im  zweiten  Falle  wäre  es  unrichtig ,  darin  einen  Unterschied  zwischen 
den  Algen  und  den  übrigen  Pflanzen  zu  finden  ,  da  die  Erscheinungen ,  welche 
die  Geschichte  der  meisten  Algenzellen  von  Anfang  bis  zu  Ende  zeigt ,  vollkom- 
men die  gleichen  sind  ,  wie  wir  sie  in  den  meisten  Zellen  der  übrigen  Pflanzen 
beobachten. 

Die  Unterscheidung  in  «  Kernzellen ,  Amylidzellen  und  Gelinzellen  »  ist  aber 
überhaupt  zu  verwerfen  ,  da  sie  ebenfalls  bloss  auf  relative  Verschiedenheit  ge- 
gründet ist.  Jede  Zelle  besteht  aus  Membran  ,  Schleimschicht  und  Inhalt.  Bloss 
in  jungen  Zellen  bildet  zuweilen  die  Schleimschicht  und  der  homogene  Schleim- 
inhalt ein  untheilbares  Ganze.  Ob  nun  der  eine  oder  andere  Theil  quantitativ  stär- 
ker entwickelt  sei,  ist  zwar  für  das  Leben  der  Zelle  und  das  Leben  des  Gewebes, 
von  dem  die  Zelle  einen  Theil  ausmacht ,  nicht  ohne  Wichtigkeit ;  aber  es  be- 
rechtigt ein  solcher  relativer  Unterschied  noch  lange  nicht ,  die  Zellen  systema- 


—     75     — 

tisch  in  3  Cathegorieen  zu  theilen.  Wir  werden  überdcm  in  der  Folge  noch  sehen, 
dass  die  Eintheilung  sich  auch  auf  factische  Unrichtigkeiten  stützt. 

Wie  der  Verfasser  3  Zelienarten  annimmt ,  so  giebt  es  auch  3  Arten  von  Zell- 
gewebe:  «  i)  Perenchym  oder  monogonimisches  Gewebe,  aus  Kernzellen  beste- 
hend, 2)  Epenchym  oder  Amylidgewebe  und  3)  Parenckym  oder  Gelingewebe. » 
Die  Entstehung  der  Gewebe  beruht  auf  der  Zellenbildung ,  und  geschieht  auf 
6  Arten  :  1)  «  durch  Theilung  ohne  Trennung  (divisio) ,  2)  durch  unmittelbares 
Verwachsen  (conjugatio)  mehrerer  schon  fertiger  Zellen  oder  Gonidien,  3)  durch 
Zwischenlagerung  (interpositio) ,  h)  durch  Eindringen  in  die  Intercellularräume 
oder  zwischen  ganze  Partieen  des  amylidischen  Gewebes  (interplicatio),  5)  durch 
Umwachsung  einer  Hauptzelle  von  andern  kleinern  Zellen  (circumplexus),  6)  durch 
Ansetzung  junger  (Brut-)  Zellen  an  der  Aussenseile  einer  iMutterzelle  (appositio). » 

Von  diesen  6  verschiedenen  Arten  der  Gewebezellbildung  ist  aber  in  der 
Natur  nur  eine  einzige  vorhanden  nämlich  die  Theilung  (*).  Die  übrigen  5  Arten 
der  Zellenbildung  beruhen  entweder  in  der  Theilung ,  oder  in  andern  Functionen 
des  Zellenlebens.  Von  den  drei  Arten  der  Gewebe  findet  sich  in  der  Natur  nur 
das  Parenchym ,  denn  jede  Zelle  ist  mit  einer  vollständigen  und  undurchbroche- 
nen  Gelinmembran  umschlossen. 

Bei  dem  Epenchym  soll  sich  die  Theilung  bloss  auf  die  Amylidzellen  erstrecken ; 
«  es  findet  hiebei  niemals  zwischen  den  Amylidzellen  die  Bildung  einer  Gelin- 
membran statt.  »  Diess  ist  nun  entschieden  unrichtig.  Würde  die  Scheidewand 
von  den  sogenannten  Amylidzellen  ,  also  von  der  Schleimschicht  gebildet ,  so 
müsste  sie  durch  Jod  braun  gefärbt  werden.  In  grössern  Formen  von  Lymjhya 
und  Osdllaria ,  weiche  beide  aus  Epenchymzellen  bestehen  ,  bleibt  sie  aber 
deutlich  unsjefärbt.  —  Ebenso  verhält  es  sich  beim  Perenchym  ;  auch  da  hat  jede 
Zelle  eine  vollkommen  geschlossene  Gelinmembran. 

Der  Verfasser  lässt  bei  Halimeda  und  Corallocephalus ,  bei  Mesocßoea ,  Chor- 
daria, Liaijora,  Chorda,  bei  den  Fuceen  und  andern  Pflanzen  das  Gewebe 
«  durch  Copulation  »   entstehen.  Zellen  oder  Fäden ,  die  anfangs  frei  nebenein- 

(0  In  dem  Sinne,  wie  sie  von  mir  als  wandstündige  Zellenbildung  beschrieben  wurde  :  Zeitschrift  für 
Wissenschaf tl.  Bot.,  Heft  I,  pag.  73  ff. 


—     76     — 

ander  liegen  ,  sollen  später  seitwärts  mit  einander  verwachsen .  Zu  diesem  unbe- 
greiflichen Ausspruche  ist  der  Verfasser  ohne  Zweifel  auf  dem  Wege  gelangt , 
dass  er  von  der  Conjugation  des  Zygnemeen  ausging ,  und  dieselbe  in  andern 
Pflanzen,  wo  er  eine  entfernt  ähnliche  Anordnung  der  Zellen  fand,  sofort  an- 
nahm, ohne  sich  im  Geringsten  von  dem  Vorgange  durch  Beobachtung  zu  über- 
zeugen. In  der  Wirklichkeit  liegen  diese  sogenannten  conjugirten  Zellen  alle 
zuerst  in  einem  dichten  parenchymatischen  Gewebe  beisammen  und  berühren 
sich  überall ;  nachher  trennen  sie  sich  theilweise  von  einander ,  indem  zwischen 
ihnen  Intercellularsubstanz  gebildet  wird ;  sie  bleiben  aber  an  einzelnen  Stellen 
mit  einander  verbunden.  Um  sich  von  diesem  Vorgange  zu  überzeugen  hat  man 
nur  nölhig ,  bei  einer  der  genannten  Pflanzen  einen  senkrechten  Durchschnitt 
durch  die  Spitze  eines  wachsenden  Astes  zu  führen,  und  ihn  unter  dem  Microscop 
zu  betrachten.  In  den  Fucoideen  z.  B.  sieht  man  unmittelbar  unter  der  Spitze 
ein  parenchymatisches  zartes  Gewebe ,  in  welchem  die  Zellen  so  sehr  sich  über- 
all berühren,  dass  nicht  die  geringsten  Intercellularräume  übrig  bleiben.  Statt 
dass  also,  wie  Kützing  angibt,  die  Zellen  zuerst  frei  sind  und  nachher  theilweise 
mit  einander  verwachsen ,  sind  sie  im  Gegentheil  zuerst  ganz  miteinander  ver- 
wachsen und  trennen  sich  nachher  theilweise.  Der  Vorgang  ist  der  gleiche ,  wie 
er  bei  der  Entstehung  des  schwammförmigen  Gewebes  der  höhern  Pflanzen 
statt  hat,  und  man  würde  daher  jenes  Gewebe  wohl  auch  am  besten,  wie  dieses, 
schwammförmiges  Gewebe  nennen. 

Der  Verfasser  lässt  ebenfalls  Amylidzellen ,  Kernzellen  und  Gonidien  (Zellsaft- 
kügelchen)  sich  copuliren.  Die  Zeichnungen,  die  er  dazu  liefert,  sind  allerdings 
richtig.  Aber  auch  hier  hat  er  sich,  wie  es  scheint,  bei  keiner  einzigen  Art  darum 
bekümmert,  wie  ein  solches  Gewebe  in  jüngerm  Zustande  aussehe.  Die  Ent- 
wicklungsgeschichte der  sogenannten  copulirten  Kernzellen  ist  die  gleiche  wie 
diejenige  der  copulirten  Gelinzellen ,  von  der  ich  vorhin  gesprochen  habe.  —  Die 
sogenannte  Copulation  der  Amylidzellen  aber  rührt  hauptsächlich  davon  her, 
dass ,  wie  ich  schon  oben  gesagt  habe ,  in  Folge  äusserer  schädlicher  Einflüsse 
(des  Schneidens ,  der  Endosmose ,  etc.)  die  Schleimschicht  in  der  Zelle  sich  zu- 
sammenzieht und  bloss  mit  den  Poren  durch  Fortsätze  verbunden  bleibt.  In 
altern  Geweben ,  wo  die  Zellen  abgestorben  sind ,  verhält  sich  die  Schleimschicht 


—     77     — 

habituell  so,  wenn  sie  nicht  aufgelöst  wird.  Da  nun  bei  den  Algen,  wie  bei  den 
Phanerogamen ,  die  Poren  zweier  benachbarter  Zellen  aufeinander  treffen ,  so 
scheint  es,  als  ob  an  diesem  Punkte  (wo  die  beiden  Schleimschichten  durch  Fort- 
sätze mit  dem  Porus  verbunden  bleiben)  die  Schleimschichten  sich  copulirt  hätten. 
Uebrigens  mangelt  an  der  Porusstelle  selbst  die  Gelinwandung  durchaus  nicht ; 
wie  bei  den  höhern  Pflanzen  ist  auch  bei  den  Algen  bestimmt  eine  dünne  Scheide- 
wand da,  welche  den  Poruscanal  abtrennt.  —  Von  der  Hichtigkeit  des  Gesagten  wird 
man  sich  leicht  überzeugen  ,  wenn  man  bei  einer  geeigneten  Pflanze  (Gracilaria 
purpurascens^  etc.)  einen  Durchschnitt  durch  ein  nicht  allzualtes  Gewebe  macht, 
denselben  schnell  unters  Älicroscop  bringt ,  und  dann  die  Veränderungen  beo- 
bachtet ,  welche  süsses  Wasser  oder  schwache  Salpetersäure  hervorbringt.  Man 
wird  finden ,  dass  auch  hier  die  sogenannte  Copulation  nicht  auf  einer  theil- 
weisen  Verwachsung  eines  früher  freien  ,  sondern  auf  der  theilweisen  Trennung 
eines  früher  verbundenen  Organes  beruht. 

Die  Annahme  einer  Bildung  des  Tanggewebes  «  durch  Zwischenlmjerimg  » 
ist  ebenfalls  unrichtig.  In  den  Intercellulargängen  älterer  Zellen  entstehen  nach 
dem  Verfasser  neue  kleinere  Zellen  aus  dem  Sclüeime  (der  Intercellularsubstanz). 
«  Schon  nach  den  allgemeinen  physikalischen  Gesetzen  muss  der  flüssige  Schleim 
im  Intercellularraume  zusammenfliessen  ,  wenn  die  Gelinzellen  einander  näher 
rücken.  Es  bedarf  daher  nur  des  Erhärtens  des  Schleimes,  um  eine  neue  Gelin- 
zelle  zu  bilden.  »  Kützing  hat  es  vorgezogen,  das  Gewebe  durch  eine  Theorie, 
als  unter  dem  Microscope,  entstehen  zu  lassen.  Hier  entsteht  es  allerdings  anders. 
Die  altern  Zellen  eines  meist  aus  ellipsoidischen  oder  langgestreckten  Zellen  be- 
stehenden Gewebes  wachsen  mit  ihrem  untern  Ende  aus  ,  und  erzeugen,  indem 
sich  der  ausgewachsene  Theil  durch  eine  Scheidewand  abtrennt ,  gleichsam  eine 
Astzelle.  Diese  wächst  nach  unten  in  die  Länge  ,  theilt  sich,  und  wird  nach  und 
nach  zu  einem  gegliederten  und  verästelten  FaJen ,  welcher  sich  überall  zwischen 
den  schon  vorhandenen  Zellen  hindurch  drängt.  Da  nun  alle  oder  fast  alle  der 
innern  Parenchymzellen  in  gewissen  Gattungen  solche  Fäden  bilden,  so  erhält  dann 
das  Gewebe  die  Struclur ,  wie  sie  von  Kützing  abgebildet  und  beschrieben 
wird. 

Die   Bildung  des  Tanggewebes  «  durch  Einwachsen  »  ist  mit  der  eben  be- 


—     78     — 

schriebenen  identisch.  Der  Verfasser  sagt  hier  richtig,  «  dass  die  Zellen  durch 
Proliferiren  anderer  Zellen  entstehen  ,  deren  Fortsetzungen  sich  zu  Gliederfäden 
entwickeln ,  die  (gleich  Wurzeln)  in  die  Zwischenräume  des  lockern  Gewebes 
eindringen  und  dasselbe  sowohl  in  die  Quere  als  Länge  durchziehen.  »  Die  Ab- 
bildungen zeigen  freilich  bloss  das  spätere  Verhalten  ,  niclit  aber  die  Art  des 
Vorganges  selbst.  Ueberdem  kann  ich  dem  Verfasser  nicht  ganz  beistimmen , 
wenn  er  sagt ,  dass  das  Einwachsen  vorzüglich  von  der  Peripherie  zum  Centrum 
sehe ,  und  darin  einen  Unterschied  findet  mit  der  folgenden  Art  der  Gewebe- 
bildung ,  mit  der  «  Umwachsuny  » ,  welche  vom  Cenlrum  zur  Peripherie  gehen 
soll.  Das  Einwachsen  geschieht  an  dem  Orte  und  aus  den  Zellen  ,  wo  wir  die 
Fäden  finden.  Diese  letztern  kommen  durchaus  nicht  etwa  von  der  Peripherie 
und  gehen  nach  dem  Centrum.  Im  Gegentheil,  es  geschieht  gewöhnlich  insofern 
das  Umgekehrte,  als  die  Bildung  der  Gliederfäden  innen  beginnt  und  nach 
aussen  hin  fortschreitet.  Die  Angabe  Kützin(/s,  dass  beim  Einwachsen  die  Cor- 
ticalschichten  nach  innen  zu  proliferiren  ,  lässt  fast  vermuthen ,  dass  er  den  Ur- 
sprung der  gegliederten  wurzelähnlichen  Fäden  in  den  meisten  Fällen  nicht  ge- 
sehen hat. 

Bei  der  Bildung  des  Tanggewebes  durch  «  Umwachsen  »  vermengt  der  Ver- 
fasser zwei  durchaus  verschiedene  Arten  der  Gewebebildung.  Die  erste  ist  eine 
regelmässige  Zellenbildung  durch  Theilung ,  welche  zuerst  einen  gegliederten 
Faden  erzeugt ;  die  Gliederzellen  theilen  sich  darauf  in  horizontaler  Richtung ; 
diese  Theilung  schreitet  in  der  Regel  von  der  Achse  aus  nach  der  Peripherie  hin 
fort,  und  folgt  immer  ganz  bestimmten  Regeln  (*).  Diese  Zellenbildung  erzeugt 
bald  bloss  einen  Gliederfaden ,  bald  um  denselben  eine  «  Pericentralschicht  » , 
wie  sie  der  Verfasser  nennt,  bald  um  die  «  Pericentralschicht  »  eine  «  Rinden- 
schicht. »  Von  dieser  Art  der  Gewebebildung  total  verschieden  ist  eine  Erzeugung 
von  gegliederten  verästelten  Fäden  ,  welche  aus  verschiedenen  an  der  Oberfläche 
gelegenen  Zellen  entspringen  und  um  die  innern  Theile  gleichsam  ein  Geflecht 
bilden.  Diese  Fäden  sind  denjenigen  vollkommen  analog,  welche  sich  bei  der 

{')  Ich  habe  für  diese  Zellenbildunjj  ein  Beispiel  durch  die  Wachsthunisgcschichte  von  Delesseria 
Jfypoglossum  geliefert :  Zeitschrift  tiir  wissenschafil.  Bot.,  Heft  II,  pag.  121. 


—  79  — 
sogenannten  «  Zwischenlagerung  »  und  bei  dem  sogenannten  «  Einwachsen  » 
bilden ;  nur  Hegen  sie  am  einen  Orte  mitten  in  dem  gewöhnlichen  Gewebe ,  am 
andern  Orte  an  dessen  Oberfläche.  Bei  Batrachospermum ,  Callithamnion  etc. 
entspringen  die  gegliederten  wurzelähnlichen  Fäden  aus  den  untersten  Zellen 
der  Aeste ;  bei  Ceramium  und  Polysiphonia  aus  den  sogenannten  «  Pericentral- 
zellen.  »  Der  Verfasser  begeht  nun  einen  doppelten  Fehler  ,  einmal ,  dass  er  die 
Pericentralschicht  in  vielen  Gattungen  erst  nach  der  aus  gegliederten  Fäden  ge- 
bildeten Rindenschicht  entstehen  lässt ,  was  nie  der  Fall  ist ,  denn  diese  ent- 
springen gerade  (bei  Ceramium  so  gut  wie  in  Polysiphonia)  aus  den  «  Pericentral- 
zellen  » ,  sind  also  immer  die  spätere  Bildung ;  —  ferner  dass  er  keinen  Unter- 
schied kennt  zwischen  einer  Rinde ,  welche  sich  durch  regelmässige  Gewebe- 
bildung ,  und  einer  solchen ,  welche  sich  durch  gegliederte  wurzelähnliche  Fäden 
bildet. 

Die  letztere  Art  der  Gewebebildung  geschieht  nach  dem  Verfasser  durch  «  Ap- 
position.  »  Ein  Kügelchen  oder  Bläschen  soll  sich  an  der  Aussenfläche  einer  altern 
Zelle  erzeugen  ,  vergrössern  und  mit  derselben  in  Verbindung  bleiben.  Als  Bei- 
spiele werden  angeführt  Batrachospermiim  ^  Chara,  Dasycladus  und  Callitham- 
nion. Die  Abbildungen  zeigen  weiter  nichts  als  Zellen ,  welche  an  andern  Zellen 
befestigt  sind.  Die  Entwicklungsgeschichte  mangelt  auf  den  Tafeln  ganz.  Auch 
hier  hat  der  Verfasser ,  statt  sich  nach  Thatsachen  zu  bemühen ,  um  daraus  eine 
Theorie  abzuleiten  ,  diese  unmittelbar  und  willkührlich  construirt.  Diese  vier 
Gattungen  waren  mir  nun  zufällig  vor  einiger  Zeit  Gegenstand  genauer  Unter- 
suchungen ,  und  ich  kann  versichern ,  dass  die  Aslbildung  in  keiner  Weise  ver- 
schieden ist  von  der  Aslbildung  in  Conferva.  Ebenso  ist  mir  bei  den  übrigen 
Algen ,  sowie  bei  allen  andern  Pflanzen  kein  Beispiel  bekannt ,  wo  eine  an  der 
Aussenfläche  einer  Zelle  liegende  Zelle  auf  irgend  eine  andere  Weise  entstanden 
wäre ,  also  entweder  durch  unmittelbare  Theilung  oder  durch  Theilung  nach 
vorausgegangenem  Auswachsen  in  einen  Ast. 

Die  6  Arten  der  Ge  .vebebildung ,  welche  der  Verfasser  unterscheiden  zu 
müssen  glaubte ,  reduciren  sich  somit  auf  folgende  einfache  Sätze  :  alle  vegeta- 
tive Zellenbildung  der  Algen  geschieht  durch  wandständige  (merismatische)  Zel- 
lenbildung (oder  durch  Theilung).  Die  Gewebebildung  ist  doppelter  Art,  i)  eine 


—     80     — 

eigentliche  Gewebebildung,  welche  regelmässig  von  unten  nach  oben  und  von 
der  Achsenlinie  nach  der  Peripherie  hin  fortschreitet ,  und  bei  welcher  die  Zellen 
ursprünglich  überall  mit  einander  verwachsen  sind  ,  2)  eine  uneigentliche  Ge- 
webebildung,  welche  darin  besteht,  dass  durch  Auswachsen  der  schon  gebil- 
deten Zellen  gegliederte  und  verästelte  Zellfäden  erzeugt  werden  ,  welche  theils 
das  Gewebe  als  ein  intercellulares  Geflecht  durchziehen  ,  theils  an  der  Oberfläche 
liegen  und  dieselbe  als  ein  peripherisches  Geflecht  überziehen.  —  Diess  sind  die 
zwei  wesentlichen  Verschiedenheiten  der  Gewebebildung  :  weitere  untergeord- 
nete Differenzen  entstehen  aus  ungleicher  Ausdehnung  der  Zellen  und  aus  un- 
gleicher Entwicklung  der  Intercellularsubstanz.  —  Die  copulirten  Fäden  der  Zyg- 
nemeen  sind  kein  Geivebe,  denn  ein  Gewebe  entsteht  nicht  durch  Zusammen- 
setzung verschiedener  getrennter  Individuen ,  sondern  durch  endogene  Entwick- 
lung eine  ursprünglich  einzigen  und  ungetheilten  Elementarorganes. 

Kützing  nennt  das  Ganze  eines  Algenindividuums  «  Tangkörper  (phycoma)  » , 
und  unterscheidet  zuerst  zwischen  Tangkörper  «  ohne  und  mit  bestimmter  Form. » 
Der  formlose  Tangkörper  ist  «  eine  gesellig-freie,  aber  auch  darum  äusserlich 
unbestimmt-begrenzte ,  daher  formlose  Vereinigung  »  von  Zellen.  Ein  «  form- 
loser Körper,  Tangkörper,  oder  Thallus ,  Laub  »  etc.  ist  aber,  wie  ich  schon 
oben  bemerkte,  ein  Widerspruch  in  sich.  Ein  Bienenschwarm  hiesse  eben  sowohl 
ein  formloser  Thierkörper.  Der  «  Tangkörper  oder  das  Phycom  »  wurde  früher 
Laub  (frons)  genannt ,  und  ich  weiss  nicht ,  warum  dieses  Organ  nun  für  die  Al- 
gen einen  besondern  Namen  erhalten  hat. 

Unter  den  Tangkörpern  mit  bestimmter  Form  werden  zuerst  diejenigen  auf- 
geführt,  welche  aus  «  schlauchförmigen  Gelinzellen  »  gebildet  werden.  Bisher 
wurden  zwar  von  dem  Verfasser  mehrere  Zellenarten  unterschieden ;  die  Schläuche 
oder  schlauchförmigen  Gelinzellen  wurden  aber  nicht  als  besondere  Art  charac- 
terisirt,  sondern  bloss  beiläufig  die  grössern  Gelinzellen  so  benannt.  Doch  es 
leuchtet  von  selbst  ein ,  dass  die  Grösse  allein  keinen  qualitativen  Unterschied,  um 
den  es  sich  hier  doch  handelt,  begründen  kann.  In  der  That ,  wenn  die  Zellen 
von  Chara  und  von  Anadyomene  Schläuche  genannt  werden  ,  so  weiss  ich  nicht , 
wo  denn  überhaupt  eine  Grenze  zwischen  Schlauch  und  Nichtschlauch  gesetzt 
werden  will.  Die  Schläuche  bilden  nach  dem  Verfasser  dreierlei  Arten  von  Tang* 


—  81  — 
körpern  «  den  Schlauch  (coelonia) ,  den  Schlauchstamm  (phycoma  coelomaticum) 
und  den  Schlauchfadenstamm  (trichoma  coelomaticum).  »  Im  ersten  Falle  soll  die 
Pflanze  aus  einem  einzigen  Schlauche,  im  zweiten  und  dritten  Falle  aus  mehre- 
ren Schläuchen  bestehen.  Von  diesen  drei  Formen  sind  die  zwei  ersten  von  allen 
andern  Tangkörpern  total  verschieden.  Hier  hat  der  Name  Schlauch  eine  Be- 
deutung ;  es  ist  eine  Zelle ,  welche  fortwährend  an  der  Spitze  sich  verlängert , 
ohne  neue  Zellen  zu  bilden.  Den  a  Schlauchgliederstamm  »  weiss  ich  in  keiner 
Weise  von  andern  ähnlich  gebauten  Stämmen ,  welche  Kützing  «  Faser-  oder 
Fadenkörper  »  nennt,  zu  unterscheiden. 

Die  kleinern  Gelin-,  Amylid-  und  Kernzellen  erzeugen  nach  dem  Verfasser 
wieder  mehrere  Arten  Tangkörper ;  davon  erhalten  einige  besondere  Namen , 
nämlich  i)  «  Faser-  oder  Fadenhörper  (trichoma),  2)  Blattstamm  (phylloma)  und 
5)  Caiilom.  »  Bei  der  ersten  Art  sind  die  Zellen  linionförmig ,  bei  der  zweiten 
Art  flächenförmig  verbunden.  Der  «  Faser-  oder  Fadenkörper  »  ist  das,  was  sonst 
gegliederter  Faden ,  der  «  Blattstamm  »  das ,  was  sonst  flaches  Laub  genannt 
wird.  Das  «  Caulom  »  ist  der  Stiel  oder  Strunk  eines  flachen  Laubes.  Die  ältere 
Nomenclatur  für  Phyllom  und  Caulom  scheint  mir  einen  entschiedenen  Vorzug 
zu  besitzen,  indem  sie  dem  allgemeinen  Begriffe  des  Laubes,  welcher  überall  der 
gleiche  ist,  die  nähern  Bestimmungen  von  flach  und  gestielt  beifügt.  Dass  Phyl- 
lom und  Caulom  keine  verschiedenen  Organe  seien  ,  wird  schon  aus  der  Bemer- 
kung des  Verfassers  selber  klar ,  dass  «  bei  allen  wesentlichen  Unterschieden 
doch  beide  Theile  allmälig  in  einander  übergehen ,  so  dass  man  in  vielen  Fällen 
nicht  den  Anfansr  des  einen  und  das  Ende  des  andern  genau  bestimmen  kann.  » 
Wenn  zwei  Dinge  in  einander  übergehen,  ist  es  ein  Beweis,  dass  sie  gerade 
durch  keine  wesentlichen  Verschiedenheiten  getrennt  werden.  Ein  Organ  ohne 
bestimmte  Grenze  ist  ein  Unding ,  so  gut  wie  eine  Pflanze  ohne  bestimmte  Form. 
Zwei  Organe ,  zwischen  denen  keine  bestimmte  Grenze  vorhanden  ist ,  sind  nur 
Ein  Organ  ,  denn  eine  unbestimmte  Grenze  ist  gar  keine  Grenze.  —  Bei  den 
Sargasseen  und  Halochloen  sollen  wahre  Blätter  und  wahre  Stengel  vorkommen. 
Ausser  dem  äusserlichen  Anscheine  ist  aber  sonst  kein  Beweis  dafür  gegeben. 
Die  übrigen  Formen  des  Phycoms  stellen  einen  einfachen  oder  ästigen ,  drehrun- 
den oder  plattgedrückten  Faden  dar.  Sie  erhalten  keine  bestimmten  Benennungen. 

11 

DeokKh.  Nägeli.  * 


—     82     — 

An  den  «  Tangkörpern ,  welche  eine  höhere  Enlvvickhing  als  der  Fadenkörper 
besitzen,»  unterscheidet  der  Verfasser  eine  aepi  genetische  (aufwüchsige),  diploge- 
netische  (doppelwüchsige),  perujenet Ische  und  amphujenetische  »  Bildung.  Bei  der 
« epigenetischen  Bildung  «  liegen  die  Schichten  aufeinander  (d.  h.  in  der  Rich- 
tung der  Achse  hintereinander) ;  die  untere  Schicht  vertritt  die  Wurzel ,  oder 
sendet  Wurzelfasern  aus.  Bei  der  «  diplogenelischen  Bildung  »  legen  sich  die 
Schichten  von  beiden  Seiten  flächenförmig  aneinander.  Bei  der  «  perigenetischen 
und  amphigenetischen  Bildung »  unterscheidet  man  mehrere  concentrische  Lagen. 
«  Perigenetische  und  amphigenetische  »  unterscheiden  sich  dadurch  von  einander, 
dass  bei  der  erstem  die  concentrischen  Schichten  um  eine  reale  Achse ,  bei  der 
letztern  um  eine  ideale  Achse  stehen.  —  Diese  anatomische  Eintheilung  hat  eini- 
ges sehr  treffende.  Im  ganzen  ist  aber  zu  bedauern,  dass  nicht  zum  voraus 
zwischen  eigentlichem  und  uneigentlichem  Zellgewebe  unterschieden  wurde , 
wie  ich  es  oben  angedeutet  habe  (denn  diess  ist  der  wichtigste  Unterschied) , 
und  dass  bei  der  Darstellung  des  eigentlichen  Gewebes  nicht  Rücksicht  auf  die 
Wachsthumsgeschichte  genommen  wurde. 

Als  «  besondere  Nebenorgane  des  Tangkörpers  »  führt  der  Verfasser  auf :  1)  «  die 
Ueberhaut  (peridermis),  2)  Schleimgefässe  (vasa  mucifera),  5)  Luftbehälter  (aero- 
cystae),  k)  Fasergrübchen  (cryptostomata).  »  Die  «  Ueberhaut»  ist  das,  was  sonst 
Cuticula  heisst.  Unrichtig  ist  es  aber ,  wenn  der  Verfasser  behauptet ,  dass  bei 
Verwundung  die  Cuticula  sich  regenerire,  indem  aus  der  W  unde  Schleim  hervor- 
dringe und  erhärte.  Das  letztere  hat  freilich  statt,  aber  der  hervordringende  und 
erhärtende  Schleim  ist  wirklicher  Schleim,  der  aus  dem  Zelleninhalte  kommt  und 
vorzüglich  aus  Proteinverbindungen  besteht ,  und  nicht  Jntercellularsubslanz , 
wie  Kützing  angiebt.  Die  Cuticula  ist  in  chemischer  Hinsicht  der  Intercellular- 
subslanz  und  nicht  dem  an  quaternären  Stoffen  reichen  Zelleninhalte  gleich.  — 
Die  «Schleimgefässe»  sind  das,  was  man  sonst  Gummigänge  heisst.  Die  «Luft- 
behälter »  werden  sonst  Lufthöhlen  genannt.  —  Die  «  Fasergrübchen  »  sind 
kleine  Vertiefungen  auf  der  Oberfläche  des  Phycoms,  welche  gegliederte  Fäden, 
«  Sprossfäden  (cryptonemata) »  enthalten. 

Die  Tange  pflanzen  sich  durch  Zellen  fort,  welche  von  dem  Verfasser  Samen, 
Spermatia  oder  Sämlinge ,  Spermatidia  genannt  werden.   Entweder  bilden  die 


—     83     — . 

Samen  ohne  weiteres  die  Frucht,  welche  dann  Nachlfrucht  (gymnocarplum) 
heisst,  oder  mehrere  Samen  werden  von  einer  Fruchthälle  (spermangium)  um- 
schlossen, und  bilden  dann  eine  Hüllenfriicht  (angiocarpium).  Wenn  eine  Ver- 
einigung mehrerer  Hüllcnfrüchle  statt  findet,  so  entsteht  ein  Fnichtlayer ,  Frucht- 
körper (carpoma).  Diese  Eintheilung  der  Frucht  in  Nacklfrucht  und  Hüllenfrucht, 
welche  zuerst  ganz  allgemein  gemacht  wird,  kommt  jedoch  späterhin  bloss  bei 
der  einen  Hälfte  der  Algen  in  Anwendung;  bei  der  andern  Hälfte  wird  eine 
andere  Eintheilung  durchgeführt. 

Die  Samen  und  Sämlinge  sind  nach  dem  Verfasser  hologonimische  Amylid- 
zellen ,  welche  häufig  mit  einer  einfachen  oder  doppelten  Gelinmembran  um- 
geben sind.  Diese  Gelinmembran  wird  Samenhülle  oder  Samenhaut  (epispermium) 
genannt.  So  wenig  ich  aber  Kützing  beistimmen  konnte ,  dass  es  vegetative 
Kernzellen  und  Amylidzellen  ohne  vollständige  Gelinmembran  giebt ,  so  wenig 
kann  ich  zugeben  ,  dass  es  so  organisirte  Zellen  gebe ,  "welche  zur  Fortpflan- 
zung dienen.  Ebenso  ist  es  nicht  zu  billigen,  dass  die  Zellmembran  hier  «  Sa- 
menhülle oder  Samenhaut  y>  genannt  wird  (Ausdrücke  ,  welche  sonst  eine  ganz 
andere  Bedeutung  haben),  und  dass  die  neuen  Namen  «  Spermatia  und  Sper- 
matidia »  an  die  Stelle  der  seit  langem  gebräuchlichen  Sporaj  und  Sporidia 
treten  sollen. 

Bei  den  Isocarpeen  oder  gleichfrüchtigen  Algen ,  wo  sich  die  Frucht  auf  allen 
Individuen  gleichartig  entwickelt ,  ist  dieselbe  entweder  eine  « INacktfrucIit  t> 
oder  eine  «  Hüllen friicht.  »  Die  «  Hüllenfrucht »  ist  das ,  was  von  den  andern 
Algologen  meist  Tuberculum ,  von  Endlicher  Conceptaculum  genannt  wird. 
Alle  übrioen  Fruchtarten  der  Alffen  heissen  «  Nacktfrucht.  »  Die  Hüllenfrucht 
entspricht  somit  einem  bestimmten  Begriffe.  Ob  der  Name  gut  gewählt  sei ,  ist 
eine  andere  Frage.  Ich  möchte  es  bezweifeln  ,  weil  mir  sowohl  der  Name  Frucht, 
wie  er  sonst  definirt  wird,  als  der  Name  Hülle,  wie  er  gewöhnlich  gebraucht 
wird  ,  hier  nicht  zu  passen  scheint.  Die  Benennung  Sorus  (Häufchen),  mit  einer 
nähern  Bestimmung  seiner  besondern  Eigenthümlichkeit ,  hätte  mir  viel  passen- 
der geschienen.  — Wenn  aber  auch  die  Hüllenfrucht  einem  bestimmten  Begriffe 
entspricht,  so  hat  dagegen  die  «  Nacktfrucht  »  keinen  positiven  Begriff  für  sich, 
sondern  bloss  den  negativen  ,  keine  Hüllenfrucht  zu  sein ,  denn  wir  finden  hier 


—     8/i     — 

sowohl  aussensländige ,  wirklich  nackte  oder  umhüllte ,  einzeln  stehende  oder 
in  Häufchen  vereinigte ,  als  auch  in  Mutterzellen  eingeschlossene  ,  oder  ganz  im 
Gewebe  verborgene  Samen . 

Bei  den  Heterocarpeen  oder  ungleich  früchtigen  Algen ,  wo  die  Frucht  stets  in 
zweifacher  Form  bei  verschiedenen  Individuen  auftritt,  ist  die  Frucht  entweder 
Fierlingsfrucht  (tetrachocarpium)  oder  Capselfrucht  (cyslocarpium),  erstere  syno- 
nym mit  Sphserosporen  fl.  Ag.)^  letztere  mit  Capseln  oder  Thec«  (Endl.J. 

Die  Fierlingsfrucht  entsteht  aus  einer  Zelle ,  welche,  wie  der  Verfasser  sagt, 
zuerst  mit  den  übrigen  Zellen  in  Verbindung  ist ,  nachher  sich  aber  deutlich  von 
denselben  absondert ,  indem  ein  grösserer  Zwischenraum  um  sie  herum  sich 
bildet.  Diese  Darstellung  ist  nicht  ganz  richtig,  indem  dieser  Zwischenraum  nichts 
anders  als  die  gallertartig- verdickte  Wandung  der  Mutterzelle  ist,  eine  Ver- 
dickung ,  wie  wir  sie  bei  der  Pollenbildung  und  der  Sporenbildung  der  übrigen 
Cryptogamen  ebenfalls  mehr  oder  weniger  deutlich  antreffen.  —  Kützing  lässt 
die  Mutterzelle  sich  in  2  Hälften,  jede  Hälfte  dann  wieder  in  zwei  iheilen.  Gehen 
die  Theilungsflächen  einander  parallel,  so  entstehen  vier  jochige  Sämlinge  (sperma- 
tidia  quadrijuga) ;  bilden  die  Theilungsflächen  einen  Winkel,  so  heissen  die  Säm- 
linge Doppelzwillinge  (spermatidia  quadrigemina).  Die  letztern  sind  entweder 
rechtwinklige  oder  schiefwinklige,  je  nachdem  die  Theilungsflächen  senkrecht 
oder  schief  zu  einander  stehen.  —  Die  «  vierjochigen  Sämlinge  »  entsprechen 
der  Divisio  zonata  ,  die  «  rechtwinkligen  Doppelzwillinge  b  entsprechen  der  Di- 
visio  cruciata,  und  die  «  schiefwinkligen  Doppelzwillinge  »  entsprechen  der  Divi- 
sio triangularis  fl.  Ag.)  Der  Verfasser  irrt  aber,  wenn  er  die  Mutterzelle  sich 
immer  erst  in  zwei  Hälften  theilen  lässt ,  denn  bei  fast  allen  sogenannten  schief- 
winkligen Doppelzwillingen ,  also  bei  der  grössten  Zahl  der  Tetrachocarpien 
theilt  sich  die  Mutterzelle  sogleich  in  k  tetraedrisch-gestellte  Theile  oder  Special- 
mutterzcllen  ,  wie  es  meistens  auch  bei  der  Pollenbildung  der  Fall  ist  (*). 

Die  Capselfrucht  ist  entweder  innerhalb  oder  ausserhalb  des  Phycoms.  Sie 
besteht  nach  dem  Verfasser  aus  drei  Theilen :  i)  den  Samen  (spermatia),  2)  dem 
Samenhoden  (spermopodium) ,  worauf  die  Samen  sitzen ,  und  3)  der  Fruchthülle 

(')  Nageli,  zur  Entwicklungsgesclüchtc  d(S  Pollens,  Zürich  1842,  pag.  13  ff. 


—     85     — 

(spermangium).  Bei  vielen  Capsel fruchten  sind  diese  drei  Theile  allerdings  vor- 
handen ,  bei  andern  finde  ich  davon  bloss  einen ,  so  namentlich  bei  den  Calli- 
tliamniaceen  und  Ceramiaceen.  Dass  auch  hier  eine  Anheftungsslelle  vorhanden 
ist,  versteht  sich  von  selber  ;  aber  dieselbe  hat ,  wie  die  Entwicklungsgeschichte 
zeigt,  eine  andere  Bedeutung  als  der  Samenboden  oder  die  Placcnla  bei  den 
übrigen  Arten  der  Capselfrucht.  Ferner  ist  die  Gesammtheit  der  Samen  bei  den 
genannten  Familien  von  Gallerte  umhüllt ,  aber  diese  Gallerte  entspricht  der 
Cuticula  des  übrigen  Phycoms ,  und  darf  somit  nicht  «  Fruchlhülle  »  genannt 
werden.  Ueberdem  scheint  die  Hülle  bei  eingesenkten  Capselfrüchten ,  wie  der 
Verfasser  selbst  sagt ,  öfter  zu  fehlen. 

Der  Verfasser  lässt  (wie  J.  Acjardh)  die  Capselfrucht  aus  der  Centralschichl , 
die  Vierlingsfrucht  aus  der  Corticalschicht  des  Phycoms  entstehen.  Je  nachdem 
sich  die  eine  oder  die  andere  Schicht  kräftiger  entw  ickelt ,  so  bildet  sich  die  eine 
oder  die  andere  Fruchtart.  Da  wo  sich  beide  Schichten  in  einem  Individuum  das 
Gleichgewicht  halten  ,  so  erzeugt  die  heterocarpische  Alge ,  nach  dem  Verfasser , 
keine  Frucht,  a  Sie  bleibt  steril ,  und  sucht  sich  dann  auf  eine  andere  Art]  — 
durch  Schösslinge  ,  Sprossen  ,  Spermatoidien  u,  s.  \\,  —  fortzupflanzen.  » 

Ausser  den  eigentlichen  Samen  oder  Sämlingen  unterscheidet  Kützlmj  noch 
samenähnliche  Nehengehilde ,  nämlich  :  i)  Spermatoidien^  2)  Scheinsamen  (opseo- 
spermata)  und  3)  ISehensamen  (paraspermata) .  Sie  kommen  bei  Isocarpeen  und 
Heterocarpeen  vor ,  und  «  scheinen  die  Samen  durchaus  zu  vertreten  ,  obgleich 
die  Art  und  Weise  ihres  Vorkommens,  ihre  Entstehung  und  Form  zeigen  ,  dass 
sie  von  den  wahren  Samen  abweichen.  » 

Die  Spermatoidien  sollen  sich  durch  ihren  Inhalt  von  den  Samen  unter- 
scheiden. Jene  stellen  einen  Körper  dar,  t  dessen  Inhalt  aus  einer  Anzahl 
von  Gonidien  besteht ;  in  diesem  Körper  sind  die  Gonidien  sowohl  in  Quer- 
ais in  Längsreihen  geordnet ,  und  wenn  sie  auch  in  einigen  Fällen  so  dicht 
stehen ,  dass  sie  sich  zu  berühren  scheinen ,  so  sind  sie  dagegen  in  andern 
Fällen  wieder  durch  deutliche  Scheidewände  von  einander  getrennt.  »  Es  ist 
mir  aus  diesen  Worten  zweifelhaft  geblieben ,  ob  der  Verfasser  die  Spermatoi- 
dien für  einfache  Zellen  hält  oder  nicht ;  dafiir  sprechen  die  Ausdrücke  Inhalt 
und  Gonidien ,  dagegen  die  Ausdrücke  Körper  und  Scheidewände  zwischen  den 


—     86     — 

Gonidien.  Wie  dem  nun  sein  mag ,  das  Spermatoidium  bei  den  Isocarpeen  ist 
keine  Zelle  sondern  ein  Aggregat  von  Zellen.  Wenn  daher  eine  Vergleichung 
mit  den  wahren  Samen  angestellt  werden  soll ,  so  muss  es  nicht  zwischen  Sper- 
matoidien ,  sondern  zwischen  den  einzelnen  Zellen  der  Spermaloidien  und  den 
Samen  geschehen.  —  Ich  wähle  nun  zur  Vergleichung  die  Gattung  Ectocarpus. 
Hier  sollen  sowohl  «  seitliche  Samen  »  als  «  Spermatoidien  »  vorkommen.  Die 
Spermatoidien  sind  aus  mehreren  hinlereinanderliegenden  Zellen  entstanden  , 
von  denen  jede  mehrere  nebeneinanderliegende  Zellen  erzeugt.  Jede  dieser 
letztem  Zellen  ,  welche  sich  abrundet  und  mit  Inhalt  füllt,  ist  ein  wahrer  Same. 
Die  sogenannten  seitlichen  Samen  aber  sind  keine  Samen  sondern  Capseln  , 
welche  viele  kleine  Zellen  enthalten  ,  die  aber  dicht  in  einander  liegen  und  daher 
nur  selten  unterschieden  werden  können.  Diese  Samen  werden  aus  den  Capseln 
entleert ,  und  sind  denjenigen  analog ,  welche  in  den  sogenannten  Spermatoi- 
dien erzeugt  werden.  Auch  in  den  letztern  liegen  sie  zuweilen  so  dicht,  dass  man 
das  ganze  für  eine  mit  Inhalt  gefüllte  Zelle  ansieht  und  werden  erst  als  solche 
sichtbar,  wenn  sie  aus  dem  Spermatoidium  heraustreten.  Ich  finde  daher  in  Rück- 
sicht auf  die  Entstehung  und  die  Keimfähigkeit  der  Samen  von  Ectocarpus  zwi- 
schen den  sogenannten  «  Spermatoidien  »  und  den  sogenannten  «  Samen  »  keinen 
andern  Uuterschied  als  den,  dass  in  der  Regel  die  wirklichen  Samen  in  den  erstem 
lockerer ,  in  den  letztern  dichter  liegen  ,  was ,  wie  ich  glaube ,  mit  der  Form 
der  beiden  Gebilde  zusammenhängt.  Es  giebt  allerdings  noch  andere  Verschie- 
denheiten von  morphologischer  (hinsichtlich  der  Entstehungsweise  des  ganzen 
Organs)  und  von  physiologischer  Bedeutung  (hinsichtlich  des  Unterschiedes  von 
Fortpflanzung  und  Vermehrung),  worauf  ich  in  dem  zweiten  Theile  dieser  Schrift 
näher  eintreten  will.  —  Im  Allgemeinen  glaube  ich,  dass  die  Spermatoidien  bei 
den  Isocarpeen  nichts  anders  sind  als  eine  Anhäufung  von  wahren  Samen. 

Bei  den  Heterocarpeen  dagegen  sind  die  Spermatoidien  ganz  etwas  anderes  ; 
es  sind  Organe ,  die  in  keiner  Weise  sich  von  den  Antheridien  der  Moose , 
Farren  ,  Charen  verschieden  zeigen  und  ebenfalls  Antheridien  genannt  werden 
müssen . 

Die  Schemsamen  (opseospermala)  sind  a  solche  Gebilde ,  denen  die  nöihige 
Grösse  und  die  eigenlhümliche  Umhüllung  der  wahren  Samen  mangelt.  »  Beide 


87 


Merkmale  sind  aber  gewiss  nicht  hinreichend  ,  um  eine  besondere  Art  von  Samen 
zu  besfründen.  Was  erstens  die  Grösse  betrifft,  so  könnte  dieselbe  von  einigem 


Werthe  sein,  wenn  sie  bei  den  wahren  Samen  constant  wäre,  da  sie  es  aber 
nicht  ist ,  da  die  wahren  Samen  selbst  untereinander  so  verschieden  sich  zeigen , 
dass  die  einen  vielmal  grösser  als  die  andern  sind,  da  es  sehr  kleine  wahre  Samen 
giebt  (ja  eben  so  kleine ,  als  die  sogenannten  Scheinsamen ,  weil  mehrere  bisher 
für  Samen  gehaltene  Organe  in  Wahrheit  erst  die  Capseln  sind ,  in  denen  die 
Samen  liegen ,  wie  in  dem  vorhinerwähnten  Beispiele  von  Ectocarpus) ,  so  kann 
die  Grösse  im  blindesten  keinen  Unterschied  begründen.  Eben  so  wenig  kann 
der  Mangel  einer  eigenlhümlichen  Umhüllung  die  Scheinsamen  unterscheiden , 
da  nach  dem  Verfasser  die  «  Samenhülle  »  den  wahren  Samen  mehrerer  Algen 
ebenfalls  fehlt.  Die  Gelinmembran  ist  aber,  wie  bei  den  wahren  Samen,  so  auch 
bei  den  Scheinsamen  vorhanden  ,  nur  sehr  dünn ,  dass  sie  nicht  leicht  erkannt 
werden  kann.  —  Ob  nun  alles,  was  der  Verfasser  «Scheinsamen»  nennt, 
wirkliche  Samen  seien  oder  nicht,  will  ich  nicht  entscheiden.  Ich  sehe  aber  kei- 
nen Grund,  warum  sie  es  bei  Ulothrix,  Stygeoclonium  und  Fischeria  nicht  sein  soW- 
ten,  da  sie  die  einzigen  Samen  sind  und  keimen.  Wo  sie  bei  den  Laminarieen  vor- 
kommen, dasind  in  der  nämlichen  Gattung  ebenfalls  keine  andern  Samen  bekannt. 
Unter  den  Isocarpeen  ist  Diplostromium  die  einzige  Gattung,  bei  welcher  Kützimj 
ausser  den  «  Scheinsamen  »  noch  «  Samen  und  Spermatoidien  »  annimmt.  Es 
scheint  mir  aber ,  dass  die  Zeichnungen,  welche  der  Verfasser  dazu  liefert,  noch 
andere  Erklärungen  zulassen  ,  und  dass  sie  jedenfalls ,  als  einziges  Beispiel  unter 
den  Isocarpeen ,  nicht  die  Annahme  einer  dreifachen  Samenbildung  begründen 
können.  Ich  selber  kann  an  Punctaria  tenuissima  Grev.  (mit  welcher  Diplostro- 
mium tenuissimmn  synonym  sein  soll)  nur  Eine  Art  von  Samen  finden.  —  Bei 
den  Isocarpeen  führt  der  Verfasser  zwei  Beispiele  von  Scheinsamen  auf,  nämlich 
bei  Spluerococcus  Lamherti  und  Ctenodus  Lahillardieri,  In  Ctenodus  sind  es  « läng- 
liche solide  feste  Körperchen ,  »  die  in  der  Corticalschicht  zwischen  dem  Gewebe 
liegen.  Der  Abbildung  nach  scheinen  es  noch  unentwickelte  oder  aborlirlo  Mut- 
terzellen der  Vierlingsfrüclile  su  sein.  In  Sphcerococcus  könnten  es  ebenfalls  Vier- 
lingsfrüchte sein ,  denn  für  diese  ist  die  Vierzahl  zwar  Regel  aber  nicht  Gesetz. 
Der  Verfasser  selbst  bildet  bei  Plocamimn  Vierlingsfrüchte  ab  ,  die  aus  mehr  als 


—     88     — 

U  Sämlingen  bestehen.  Ich  selbst  glaube  sie  in  dieser  Gattung  in  der  Zahl  von 
5  bis  9  beobachtet  zu  haben  ;  ebenso  kommen  bei  der  Pollenbildung  der  Phane- 
rogamen  statt  der  regelmässigen  Zahl  k ,  zuweilen  ausnahmsweise  5  —  8  Pollen- 
körner in  einer  Mutterzelle  vor.  Ich  glaube  daher,  dass  es  näher  liegen  möchte, 
die  sogenannten  Scheinsamen  von  Sphcerococcus  Lamberti  für  Vierlingsfrüchte  mit 
exceptionellerSpermatidienzahl,  als  für  samenähnliche  Nebengebilde  zu  erklären. 
Die  Nehensamen  (paraspermatia)  kommen  bei  den  Isocarpeen  nur  unter  den 
Hüllenfrüchtigen  vor.  Sie  erzeugen  sich  entweder  neben  den  wahren  Samen  oder 
treten  auch  an  deren  Stelle  allein  in  den  Hüllenfrüchten  auf.  Sie  haben  überhaupt 
mit  den  Spermatoidien  viel  Aehnlichkeit,  und  entstehen  auch  auf  ähnliche  Weise, 
mit  dem  Unterschiede  jedoch ,  dass  sie  als  eine  einzelne  Vollzelle  auftreten.  Von 
den  Samen  unterscheiden  sie  sich  dadurch ,  dass  sie  kleiner  und  heller  gefärbt 
(hellbräunlich)  sind ,  und  dass  sie  aus  den  Aesten  besonderer ,  büschelartig  ver- 
zweigter Nebenfäden  entstehen  ,  während  die  Samen  unmittelbar  an  der  innern 
Wand  der  Fruchthülle  an  der  Basis  ihrer  Nebenfäden  sich  bilden.  —  Der  Ver- 
fasser macht  mit  Recht  auf  diese  besondern  Organe  der  Fucaceen  aufmerksam  , 
die  bis  dahin  den  Algologen  entweder  entgangen  oder  von  denselben  unrichtig 
als  junge  Samen  betrachtet  worden  waren.  Er  beweist  vorzüglich  aus  den  zeit- 
lichen und  räumlichen  Verhältnissen  ihres  Vorkommens ,  dass  sie  ein  von  den 
Samen  verschiedenes  Gebilde  sind.  —  Ich  kann  aber  Kützing  nicht  beistimmen  , 
wenn  er  die  Nebensamen  als  einzelne  Vollzellen  betrachtet ,  und  sie  dadurch  von 
den  sogenannten  Spermatoidien  unterscheidet.  Es  sind  Mutterzellen  oder  Kap- 
seln ,  in  welchen  viele  kleine  Zellen  enthalten  sind  ;  sie  öffnen  sich  und  entleeren 
ihren  Inhalt.  —  Bei  den  Heterocarpeen  will  der  Verfasser  Nebensamen  in  der 
Kapselfrucht  gefunden  haben.  Er  führt  als  Beispiele  wenige  Gattungen  an.  Man 
findet  aber  die  Erscheinung  mehr  oder  weniger  deutlich  in  allen  den  Kapsel- 
früchlen  ,  welche  von  J.  Agardh  Coccidien  und  Keramidien  genannt  wurden. 
Es  sind  jedoch  keine  Nebensamen  ,  sondern  junge ,  noch  unentwickelte  Samen. 
In  den  bezeichneten  Kapselfrüchten  entwickeln  sich  die  Samen  nicht  zu  gleicher 
Zeit  mit  einander ,  sondern  nacheinander.  Man  trifft  daher  vollkommen  ausge- 
bildete Samen  neben  solchen  ,  welche  erst  entstehen ,  und  ausserdem  häufig  alle 
Mittelstufen  zwischen  beiden. 


—     89     -^ 

Fassen  wir  nun  noch  das  Gesagte  über  die  samenähnlichen  Nebengebilde  des  Ver- 
fassers zusammen,  so  ergiebt  sich  folgendes:  Die  «  Spermatoidien  »  der Isocarpeen 
sind  Haufen  von  wahren  Samen.  Die  a  Spermatoidien  »  der  Heterocarpeen  sind 
Antheridien.  Die  «  Scheinsamen  »  der  Isocarpeen  sind  wahre  Samen.  Die  «  Schein- 
samen T)  der  Heterocarpeen  sind  wahrscheinlich  ebenfalls  ein  Stadium  der  wah- 
ren Samenbildung.  Die  Nebensamen  der  Heterocarpeen  sind  noch  unentwickelte 
wahre  Samen.  Bloss  die  «  Nebensamen  »  der  hüllenfrüchtigen  Isocarpeen  sind 
ein  besonderes  Gebilde,  dessen  Verhällniss  zur  Fortpflanzung  noch  unbekannt  ist. 

Nachdem  ich  das  Wesentlichste  der  physiologischen  und  anatomischen  Dar- 
stellung kurz  betrachtet  habe,  so  will  ich  zu  dem  System  des  Verfassers 
übergehen.  Derselbe  theilt  die  Algen  in  zwei  Classen  :  Isocarpeen  oder  Gleich- 
früchtige  und  Heterocarpeen  oder  Ungleichfrüchtige.  Die  erstem  sind  solche, 
deren  «  wahre  Früchte ,  bei  derselben  Species ,  einerlei  Bildung  und  Form  ha- 
ben. »  Die  zweiten  sind  solche,  t  deren  wahre  Früchte,  bei  derselben  Species  , 
in  zweierlei  Gestalt  auftreten.  »  Die  erstem  entsprechen  den  Chlorospermeen  und 
Melanospermeen  von  Harvey ,  den  Zoospermeen  und  Fucoideen  von  /.  Ayardh, 
den  Zoosporeen,  Synsporeen  und  Aplosporeen  von  Decaisne,  den  Confervaceen 
und  Phyceen  von  Endlicher.  Die  zweiten  entsprechen  den  Rhodospermeen  von 
Harvey ,  den  Florideen  von  J.  Jgardh  und  Endlichei^  und  den  Choristosporeen 
von  Decaisne.  Diese  Eintheilung  der  Algen  in  zwei  Gruppen  ist  ein  wesentlicher 
Fortschritt.  Wenn  sie  bisher  in  drei  oder  vier  Gruppen  eingetheilt  wurden ,  so 
waren  diese  einander  nicht  logisch  coordinirt ;  sondern  die  zwei  oder  drei  ersten 
Gruppen  gehörten  demselben  allgemeinen  Begriffe  an,  und  waren  logisch  bloss 
durch  diesen  von  der  letzten  Gruppe  verschieden.  So  sehr  nun  aber  der  Verfasser 
durch  das  Materielle  der  Anordnung  das  Natürliche  und  Richtige  gctroff^^n  hat , 
so  wenig  genügt,  wie  ich  glaube,  die  Form  des  Unterschiedes.  Die  Isocarpeen 
sollen  sich  bloss  durch  Eine  Art,  die  Heterocarpeen  durch  zwei  Arten  von  wahren 
Samen  fortpflanzen.  KiHzing  lässt  die  Isocarpeen  sich  nicht  bloss  durch  «  Samen,  » 
sondern  auch  durch  «  Scheinsamen  »  (Ulothrix)  und  durch  «  Zellenkügelchen 
oder  Gonidien  »  fortpflanzen.  Er  hat  aber  keinen  bestimmten  und  festen  Begriff 
von  «  wahren  Samen  »  aufgestellt ,  und  somit  auch  nicht  bewiesen  ,  dass  die 
«  Scheinsamen  »   und  «  Gonidien ,  »  wodurch  die  Isocarpeen  sich  fortpflanzen , 


—     90     — 

nicht  ebenfalls  wahre  Samen  seien.  Hülle  er  die  Enlwickluna:ss:eschichle  der 
keimenden  Gonidien  unlersiicht,  so  würde  er  gefunden  haben  ,  dass  es  gar  keine 
Gonidien,  sondern  wirkliche  Zellen  sind.  Bei  den  Heterocarpeen  hält  der  Ver- 
fasser beide  Arten  von  Samen  für  wahre  Samen ,  doch  auch  bloss  aus  äussern 
Gründen.  —  Nach  meiner  Ansicht  ist  consequenterweise  nur  zweierlei  möglich. 
Entweder  man  erklärt  alle  Zellen,  wodurch  sich  die  Algen  fortpflanzen,  für 
wahre  Samen.  Dann  müssen  nicht  bloss  die  Heterocarpeen  ,  sondern  auch  die 
sogenannten  Isocarpeen ,  vorausgesetzt ,  dass  die  Angaben  des  Verfassers  selbst 
über  das  Keimen  der  Gonidien  richtig  sind  ,  als  ungleichfrüchlig  bezeichnet  wer- 
den. Oder  man  setzt  für  die  wahren  Samen  einen  bestimmten  morphologischen 
Begriff  fest ,  welcher  aber  natürlich  nur  je  für  eine  Stufe  des  Pflanzenreiches 
güllig  ist.  Dann  besitzen  sowohl  die  Isocarpeen  als  die  sogenannten  Heterocarpeen 
bloss  eine  einzige  Art  von  wahren  Samen ,  und  müssen  beide  als  gleichfrüchtig 
bezeichnet  werden  ;  durch  die  wahren  Samen  geschieht  die  Forlpflanzung,  durch 
die  unächten  Samen  die  Vermehrung. 

Die  Isocarpeen  zerfallen  nach  dem  Verfasser  in  Gymtiospermew  a  ohne  zellige 
Fruchlhülle ,  »  und  in  Amjiospermece  «  mit  zelliger  Fruchlhülle.  »  Durch  diese 
Eintheilung  wird  zwar  eine  natürliche  Gruppe  von  dem  Ganzen  ausgeschieden, 
aber  die  beiden  Abtheilungen  sind  einander  durchaus  nicht  logisch  coordinirt , 
weil  sie  nicht  durch  den  allgemeinsten  und  wesentlichsten ,  sondern  durch  einen 
untergeordneten  Begriff  verschieden  sind.  Die  Angiospermeen  enthalten  einen 
einzigen,  die  Gymnospermeen  enthalten  eine  ganze  Menge  von  Typen,  von  denen 
einige  mit  den  Angiospermeen  weit  mehr,  als  mit  den  übrigen  Gymnospermeen 
verwandt  sind. 

Die  Gymnospermeae  werden  in  3  Ordnungen  eingetheill  :  d)  Ereniospertnece 
<i  mit  oberflächlichen  ,  vereinzelten  Nacktfrüchten ,  »  2)  Cryptospermece  «  mit 
Nacklfrüchlen ,  welche  der  Rinden-  oder  Markschichl  des  Phycoms  eingesenkt 
sind ,  »  3)  Pycnospermecc  «  mit  oberflächlichen ,  in  Häufchen  vereinigten  Nackt- 
früchten. »  Hier  wird  das  gleiche  Verfahren,  wie  bei  der  Eintheilung  der  Iso- 
carpeen,  wiederholt:  es  werden  zwei  Gruppen,  die  Pycnospermeen  und  Crypto- 
spermeen  ausgeschieden ,  und  alles  was  übrig  bleibt,  so  wenig  es  auch  zusam- 
iiien  passen  mag,  muss  eine  eigene  Ordnung  Eremospermeen  bilden.  Ueberdem 


—     91     — 

sind  die  Ordnunsjen  nach  einem  äusserlichen  und  unwesentlichen  Merkmale  be- 
stimmt ,  und  können  daher  bloss  als  künstliche  einen  Werlh  haben  ,  wenn  sie 
dazu  dienen,  die  Pflanzen  leicht  aufzufinden.  Ich  glaube  aber  nicht,  dass  das 
letztere  erreicht  worden  sei.  So  würde  es  einem,  der  mehrere  Algen  genau  un- 
tersucht hat,  aber  noch  nicht  weiss,  wohin  sie  im  System  gehören,  doch  schwer- 
lich einfallen  Protococms ,  Microcystis,  Nostoc,  Bancjia,  Ulothrix ,  Spirogyra , 
Hydrodictyon ,  Ulva,  etc.  unter  einer  Abtheilung  zn  suchen,  welche  durch 
«  oberflächliche ,  vereinzelte  Nacktfrikhte  »  definirt  ist.  Es  möchte  ihm  schwerlich 
einfallen  Chcetophoray  Thorea,  Batrachospermum ,  etc.  in  einer  Ordnung  zu 
suchen  ,  bei  welcher  die  Nacktfrüchte  in  der  «  Rifiden-  oder  Markschicht  »  liegen 
sollen.  Es  möchte  ihm  endlich  schwerlich  einfallen,  Spatoglossum  und  Stypo- 
podium  oder  verschiedene  Formen  von  Halyseris  und  Dichophylliiim  (wo  der 
Verfasser  selbst  die  Samen  zerstreut  nennt)  in  einer  Abtheilung  zu  suchen  ,  bei 
welcher  die  Nacktfrüchte  in  «  Häufchen  vereinigt  »  sein  sollen  ;  ebenso  wenig 
Chorda ,  wo  die  Samen  die  ganze  Oberfläche  dicht  bedecken  (überhaupt  ist  nicht 
einzusehen ,  wie  Chorda  und  Chordaria  in  zwei  verschiedene ,  durch  die  Fructi- 
fication  definirte  Ordnungen  gestellt  werden  können). 

Die  erste  Ordnung  Eremospermeae  wird  in  5  Unterordnungen  eingetheilt  : 
\)  Mycophycece  «meist  farblos,  selten  gefärbt,  pilzartig;  »  2)  Chamwphycew 
«  meist  klein,  microscopisch ,  grün  (selten  purpurn) ,  einzeln  oder  in  eine  form- 
lose Schicht  vereinigt ,  sehr  selten  fadenförmig ;  »  5)  Tiloblastece  «  fädig  (Iricho- 
matisch),  zellig;  »  k)  Dermatohlastece  «  häutig  (phyllomatisch),  zellig;  »  5)  Coßlo- 
blastew  «  schlauchförmig  (coelomatisch).  »  —  Wie  alle  nach  den  vegetativen 
Organen  gemachten  Eintheilungen ,  wenn  sie  consequent  durchgeführt  werden, 
unnatürlich  ausfallen,  so  auch  diese  5  Unterordnungen.  Die  erste  zwar,  näm- 
lich die  der  Mycophycece ,  ist  sehr  natürlich  ,  da  sie  bloss  Pilze  enthält ,  aber  auch 
unter  den  übrigen  Ordnungen  sind  noch  einzelne  Pilze  vertheilt ,  so  wenigstens 
die  Chroolepiisarlen.  —  Die  zweite  Unterordnung  Chamcephycece  enthält  meist 
einzellige  Pflanzen,  darunter  aber  einige  Gattungen,  welche  mehrzellig  sind , 
und  welche  daher  nicht  hieher  gehören ,  wie  Scenodesmus ,  Micrasterias ,  Splue- 
rastrum,  Botrydina.  — In  der  dritten  Unterordnung  Tiloblastece  sind  namentlich 
in  Bezug  auf  Fortpflanzung  die  verschiedenartigsten  Typen  vereinigt.  Sie  zer- 


—     92     — 

fallen  daher  in  Unterabiheilungen,  welche  theils  nach  der  An-  und  Abwesenheit 
von  Wurzeln  und  nach  der  Nalur  der  Zellen  (perenchymatisch  und  epenchy- 
malisch   oder  parenchymatisch) ,    theils  nach  der  Stellung  der  Samen   definirt 
werden.  Was  die  Natur  der  Zellen  betrifft,  so  ist,  wie  ich  schon  oben  sagte, 
eine  Verschiedenheit  in  der  Art,  wie  sie  der  Verfasser  aufstellt,  gar  nicht  vor- 
handen ;  und  selbst  der  äussere  Anschein ,  welcher  zur  Aufstellung  jenes  Un- 
terschiedes Veranlassung  gab,  ist  so  variabel,  dass  es  mir  wenigstens  unmög- 
lich ist ,  zwischen  mehreren  Tiloblasteen  mit  perenchymatischer  und  epenchy- 
matischer   Struclur  und  mehreren  Tiloblasteen  mit  parenchymatischer  Structur 
irgend  einen  Unterschied  zu  finden.  Die  An-  und  Abwesenheit  der  Wurzel  ist, 
weniijstens  für  die  Unterscheidune: ,  ein  eben  so  unsicheres  Merkmal.  Denn  wenn 
es  auch  richtig  ist,  dass  nur  die  einen  Tiloblasteen  das  Vermögen  besitzen  ,  Wur- 
zeln zu  erzeugen  ,  so  mangeln  doch  diese  Wurzeln  so  häufig  (in  vielen  Gattungen 
sind  sie  sogar  nur  ausnahmsweise  vorhanden) ,  dass  sie  wenigstens  nicht  als  Un- 
terscheidungsmerkmal gebraucht  werden  können.  Besser  dagegen  sind  die  von 
der  Stellung  der  Samen  hergenommenen  Unterschiede,  und  die  Abtheilungen 
Asemospermeoe  mit   «  unbekannten  Samen ,  »   Mesospermeoe  mit   «  zwischenstän- 
digen Samen  ,  »  Paraspennece  mit  «  seitenständigen  Samen ,  »  Hypospermece  mit 
«  untersländigen   Samen,  »    Enclospennece    mit  «  innensländigen  Samen  »   und 
Ectospermece  mit  «  selten-  oder  endständigen  Samen  »  bilden  ,  wenn  auch  nicht 
natürliche,  doch  künstliche  und  meist  erkennbare  Gruppen.  —  Die  vierte  und 
fünfte   Unterordnung  Dermatoblastece    und  Coeloblastece  enthalten ,    obwohl  sie 
klein  sind  ,  jede  wieder  eine  Menge  ganz  verschiedener  Typen.  —  So  wenig  die 
fünf  Unterordnungen  der  Eremospermeen  der  Natur  entsprechen,  so  sind  sie  da- 
gegen im  Allgemeinen  leicht  zu  erkennen,  jedoch  mit  einigen  Ausnahmen.  So 
würde    man   nach  den  Diagnosen  wahrscheinlich  Micrasterias  und  Tetraspora 
unter  den  Dermatoblasteen  statt  unter  den  Chamaepliyceen  ,  Anadyomene  unter 
den  Dermalobiasleen  statt  unter  den  Coeloblasteen ,  die  Chareen  unter  den  Tilo- 
blasteen statt  unter  den  Cr^loblasteen  suchen.  —  Die  zweite  und  dritte  Ordnung 
der  Gynmospermeen ,  nämlich  die  Ci^yptospermece  und  Pycnospermew  w  erden  in 
keine  Unterordnungen  eingetheilt ;  ebenso  zerfällt  die  zw  eite  Zunft  der  Isocar- 
peen,  nämlich  die  Angiospennecß  weiter  in  keine  Ordnungen  und  Unterordnungen. 


—     95     — 

Die  zweite  Classc  der  Algen,  die  Heterocarpeae,  wird  so  definirt :  «  Ungleicb- 
friichtig,  purpurn  oder  rosenfarbig.  Früchte  zweihäusig  :  i)  Capselfriichle  viel- 
samig  ,  mit  Samen  ,  die  aus  der  Markschicht  entstehen  ;  2)  Vierlingsfrüchte  vier- 
samig  mit  Sämlingen,  die  aus  der  Rindenschicht  entstehen.  »  Ich  habe  oben 
schon  über  diesen  Character  der  Heterocarpeen  gesprochen  und  gezeigt ,  dass  er 
nicht  ganz  genügt,  um  sie  von  den  Isocarpeen  zu  unterscheiden.  Er  passt  auch 
nicht  ganz  für  alle  Heterocarpeen  ;  die  Farbe  gilt  durchaus  nicht  für  alle  Arten  ; 
dass  die  Samen  der  Capselfrüchte  aus  der  Markschicht ,  die  der  Vierlingsfrüchte 
aus  der  Rindenschicht  entstehen  ,  ist  für  die  Callithamniaceen  entschieden  un- 
richtig ;  dass  die  Vierlingsfrüchte  viersamig  sind  ,  trifft  bei  Plocamium  nach  des 
Verfassers  eigener  Zeichnung  nicht  ein. 

Die  Heterocarpeen  werden  in  zwei  Zünfte  getheilt  :  i)  Paracarpece ,  «  Vier- 
lingsfrüchte  entweder  hervorstehend ,  oder  ohne  Ordnung  in  der  Rindenschicht 
liegend ,  zw  ischen  den  Zellen  (nicht  in  besondere  Fächer  eingeschlossen) ;  » 
2)  Clioristocarpece ,  «  Vierlingsfrüchle  (nie  hervorstehend),  in  besondere  Fächer 
der  Rindenschicht  eingeschlossen.  »  Es  fragt  sich  nun  vor  allem  aus,  was  diese 
«  Fächer  »  der  Choristocarpeen  sind.  In  dem  Capitel  über  die  Fruchlbilduno-  der 
Algen  sagt  der  Verfasser ,  dass  die  Vierlingsfrüchte  bei  den  Paracarpeen  «  ohne 
Ordnung  w  ie  jede  gewöhnliche  Zelle  zwischen  den  Zellen  liegen ,  dass  dao^egen 
bei  den  Choristocarpeen  die  umgebenden  Zellen  ordentliche  Fächer  bilden 
in  welchen  die  Vierlingsfrüchte  bequem  einlogirt  sind.  »  Vergleicht  man  nun 
aber  mit  diesen  Angaben  die  Abbildungen,  oder  besser  die  Natur,  so  sieht  man  . 
dass  die  Fächer  bloss  durch  die  gallertartig  verdickten  Multerzellen  erzeuo-t  wor- 
den. Die  Vierlingsfrüchte  der  Choriostocarpeen  liegen  gerade  so  zwischen  den 
Rindenzellen  wie  diejenigen  der  Paracarpeen.  Bei  jenen  ist  aber  die  Mutterzelle 
(Gelinhülle ,  Gelinzelle)  in  der  Regel  dicker ,  bei  diesen  ist  sie  in  der  Re"-el 
dünner ;  bei  jenen  liegen  daher  die  Samen  der  Vierlingsfrüchte  mehr  getrennt 
von  den  übrigen  Zellen  ,  bei  diesen  sind  sie  ihnen  mehr  genähert.  Die  umo^eben- 
den  Zellen  verhalten  sich  in  beiden  Fällen  gleich  passiv  in  Bezug  auf  die  Vier- 
lingsfrüchte,  und  wenn  man  von  denselben  in  dem  einen  Falle,  mit  Recht  oder 
Unrecht,  sagt,  dass  sie  ein  «  Fach  »  bilden  ,  so  wird  man  es  im  andern  Falle 
ganz  mit  dem  gleichen  Rechte  oder  Unrechte,  ebenfalls  thun  müssen. Studirt 


—     94     — 

man  nun  aber  vollends  die  Entwicklungsgeschichte  ,  so  Gndet  man ,  dass  der  von 
dem  Verfasser  angegebene  Unterschied  zwischen  Paracarpeen  und  Choristocar- 
peen  im  Geringsten  nicht  vorhanden  ist ;  ebenso  zeigt  es  sich ,  dass  man  über- 
haupt nicht  von  Fächern  sprechen  darf,  oder  man  wollte  denn  jede  von  Zellen 
umgebene  Zelle  in  ein  Fach  einlogirt  sich  denken.  —  Abgesehen  nun  davon  , 
dass  der  Unterschied  zwischen  Paracarpeen  und  Choristocarpeen  rein  quantitativer 
Natur  ist ,  und  dass  er  daher  keine  besondern  Begriffe  begründen  kann  ;  so  ist 
er  auch  bloss  als  künstliches  Unterscheidungsmerkmal  untauglich ,  weil  alle  mög- 
lichen Uebergangsstufen  vorkommen  und  weil  daher  in  einzelnen  Fällen  nicht 
der  Character  entscheidet ,  wohin  eine  Pflanze  gehört ,  sondern  ihre  natürliche 
Verwandtschaft. 

Die  Zunft  der  Paracarpeae  zerfällt  in  3  Ordnungen  :  i)  Trichoblastece,  a  Phy- 
com  fadenförmig  ,  oft  berindet ;  Capselfrüchte  ausserhalb  ,  mit  häutiger ,  gal- 
lertartiger Fruchlhülle,  welche  mit  kugeligen,  dicht  zusammengeballten  Samen 
ausgefüllt  ist  (ohne  Samenboden);»  2)  Eplihlastece ^  «  Phycom  aufwüchsig,  bald 
hautartig ,  bald  fadenförmig ;  Capselfrüchte  entweder  eingesenkt  oder  ausserhalb , 
endständig,  mit  zelliger  Samenhülle  und  verlängerten  Samen  (Samenboden  fast  feh- 
lend) ;  »  '5)  Periblastece,  «  Phycom  bald  pereginetisch,  bald  amphigenetisch;  faden- 
förmig oder  blatlartig;  Capselfrüchte  entweder  eingesenkt  oder  ausserhalb,  mit 
kugeligen  Samen,  welche  an  einen  besondern  Samenboden  befestigt  sind.  »  — Die 
erste  dieser  drei  Ordnungen  ist  sehr  natürlich.  Die  zweite  dagegen  enthält  zwei 
Typen ,  die  gewiss  so  verschieden  als  möglich  sind ,  nämlich  Porphyra  und  die 
Corallineen.  Porphyra,  welche  zu  den  Isocarpeen  gehört,  wird  von  dem  Ver- 
fasser, in  Folge  von  oberflächlicher  Betrachtung  der  Samenbildung,  zu  den  He- 
terocarpeen  gestellt.  Die  Samenbildung  in  Porphyra  ist  aber ,  was  die  Zellen- 
hüduncj  betrifft ,  ganz  verschieden  von  der  Entwicklung  der  Vierlingsfrüchte , 
stimmt  dagegen  vollkommen  mit  der  Samenbildung  von  Ulva  überein ;  mit  dem 
Unterschiede  jedoch ,  dass  in  Viva  in  Einer  Zelle  gewöhnlich  k  neben  einander 
liegende  Samen  entstehen  ,  während  ich  in  Porphyra  vulgaris  in  Einer  Zelle  k  bis 
8  und  i2,  ja  bis  60,  iOO  und  darüber  neben  und  hinter  einander  liegende 
Samen  finde  (nicht  4,  wie  der  Verfasser  für  Porphyra  capensis  angiebt).  — 
Wenn  Porphyra  wieder  an  ihre  Stelle,  wohin  sie  gehört,  gebracht  ist  ^  so  blei- 


—     95     — 

ben  in  dieser  Ordnung  noch  zwei  Typen  übrig,  die  gewiss  auch  nicht  zusammen- 
passen, auf  der  einen  Seile  Hildenbrandlia  und  P€ysso7i€l{a ,  auf  der  andern  Seile 
die  Spongitece  und  die  Coralllnece.  Weiche  Stelle  die  letzlern  beiden  Famihen  im 
System  einnehmen  sollen,  scheint  mir  noch  sehr  zweifelhaft.  Unrichtig  aber 
werden  von  Kützing  denselben  längliche  Samen  zugeschrieben  ,  denn  in  den 
meisten  Gattungen  sind  diese  sogenannten  Samen  Mutterzellen  ,  welche  sich  in 
vier  (vierjochige)  Samen  gelheilt  haben  ;  in  Melohesia  membranaeea  finde  ich  sie 
bloss  aus  zwei  Zellen  bestehend.  —  Aus  der  dritten  Ordnung  müssen  die  Gat- 
tungen Helminthora  und  Naccaria  in  die  erste  Ordnung  gebracht  werden. 

Die  zweite  Zunft  Choristocarpeae  wird  ebenfalls  in  3  Ordnungen  gelheilt : 
i)  Jxonoblastece ,  «  Phycom  fadenförmig,  mit  gegliederten,  confervenartigen , 
fruchttragenden  Aeslchen  besetzt.  Slruclur  perigenetisch.  Capselfrüchte  seitlich , 
gesondert,  von  einer  deutlichen  Capselöffnung  durchbohrt;  Samen  verlängert, 
birnförmig ,  gehuschelt ,  am  Grunde  in  einen  Stiel  verschmälert ;  Samenboden 
fehlend.  Vierlingsfrüchte  in  besondern  Fruchlästen  oder  in  Nebenästchen.  Sper- 
matoidien  sehr  deutlich.  Nebensamen  mangelnd  ;  »  2)  Coeloblastece ,  «  Phycom 
meist  fadenförmig,  röhrig,  seilen  sackartig.  Slruclur  parenchymatisch.  Capsel- 
früchte seillich  ;  Samen  rundlich ,  zuerst  an  einem  baumarligen  Samenboden 
angeheftet.  Vierhngsfrüchte  bald  in  mehr  oder  weniger  deutlichen  Fruchtästen, 
bald  im  Phycom  eingesenkt.  Nebensamen  zwischen  den  Samen  liegend  ,  gehäuft 
(Spermatoidien  mangelnd);»  o)  Platynoblastece ,  «  Phycom  blatlarlig ,  gestielt , 
parenchymatisch.  Capselfrüchte  ausserhalb,  gesondert,  mit  runden  Samen, 
welche  an  dem  Samenboden  angeheftet  sind.  Vierlingsfrüchte  bald  im  Blallkör- 
per,  bald  in  besondern,  oft  blatlarligen  Fruchläslen.  (Deutliche  Spermatoidien 
oder  in  Trauben  vereinigte  Nebensamen).  »  Die  Unterschiede  reduciren  sich 
darauf,  dass  die  Axonoblasleen  ein  fadenförmiges  ,  die  Coeloblasleen  ein  hohles, 
die  Plalynoblasteen  ein  blallartiges  Phycom  besitzen.  Es  ist  diess  eine  künstliche 
Einlheilung,  welche  zwar  die  Pflanzen  nicht  nach  ihren  natürlichen  Verwandt- 
schaften zusammenordnet,  nach  welcher  es  aber,  wenn  sie  consequent  angewen- 
det wird  ,  möglich  sein  mag ,  die  Gallungen  zu  erkennen.  Wie  der  Verfasser  die 
Gattungen  eingetheill  hat ,  ist  diess  aber  nicht  möglich.  Bei  den  Axonoblasleen  , 
welche  durch  ein   «  fadenförmiges  Phycom  »  definirtsind,  gicbt  es  mehrere  Ar- 


—     96     — 

len  und  Gallungen ,  welche  der  Verfasser  selber  «  zusammengedrückt  »  oder 
«  flach  j)  nennt.  Bei  denPlatynoblasteen,  welche  durch  ein  «  blallartiges  Phycom  » 
definirt  werden  ,  stehen  mehrere  Gattungen,  welche  der  Verfasser  selbst  «  faden- 
förmig und  zusammengedrückt  oder  verflacht  »  nennt.  Was  für  ein  Unterschied 
ist  nun  zwischen  jenen  und  diesen  Galtungen ,  und  warum  sieben  sie  in  zwei 
Ordnungen  ,  welche  verschieden  definirt  werden  ?  —  Die  Gestalt  des  Phycoms 
ist  zwar  nicht  der  einzige  Unterschied  zwischen  den  drei  Ordnungen ;  es  werden 
noch  zwei  andere  Unterschiede  erwähnt ,  die  aber  nicht  vorhanden  sind.  Bei  den 
Axonoblasteen  sollen  die  Samen  «  verlängert  birnförmig,  »  bei  den  Coeloblasteen 
sollen  sie  «  fast  rund,  »  bei  den  Platynoblasteen  «  rund  »  sein.  Aber  in  Bonnemai- 
sonia ,  welche  bei  den  Coeloblasteen  und  in  Rytiphloea ,  welche  bei  den  Platyno- 
blasteen sieht ,  sind  die  Samen  der  Capselfrüchte  eben  so  schön  verlängert ,  als 
bei  den  Gattungen  der  Axonoblasteen.  —  Die  Axonoblasteen  sollen  eines  Samen- 
bodens ermangeln ,  die  Coeloblasteen  und  Platynoblasteen  sollen  einen  solchen 
besilzen.  In  der  ersten  Ordnung  entstehen  nun  aber  die  Samen  eben  so  gut  an 
einem  Samenboden  ,  als  in  den  beiden  letzten  Ordnungen. 

Es  würde  mich  zu  weit  führen ,  wenn  ich  mehr  ins  Specielle  der  Phycologia 
generalis  von  Kützing  eingehen  wollle.  Ich  bedaure ,  dieses  nicht  zu  können,  da 
ich  dem  Verfasser  in  der  Begründung  natürlicher  Familien  und  Galtungen  und 
in  der  Aufklärung  von  manchen  Irrlhümern  eine  verdiente  Anerkennung  zollen 
müsste ,  welche  ich  ihm  bei  der  Aufstellung  grosser  allgemeiner  Gruppen  mei- 
stens zu  versagen  genöthigt  war.  Kützing  besitzt  eine  Menge  eigener  Unter- 
suchungen und  Beobachtungen,  wie  keiner  der  neuern  Algologen.  Er  hat  fer- 
ner, wie  es  vor  ihm  keiner  versuchte,  die  anatomischen,  physiologischen  und 
systematischen  Verhältnisse  der  Algen  durchaus  auf  die  Zelle  zurückgeführt ;  er 
hat  sich  somit  bestrebt ,  der  Phycologie  eine  rein  wissenschaftliche  Grundlage 
zu  geben.  So  sehr  ich  nun  aber  das  Ziel ,  das  sich  der  Verfasser  gesetzt  >  als  ein 
richtiges  anerkenne,  so  wenig  kann  ich  mit  seiner  Methode  einverstanden  sein. 
DieMelhodeA^M/::/»^'s  ist  ein  systematisches  Aufheben  jedes  absoluten  Unterschiedes. 
Er  hat  dieser  Methode  eine  grössere  Anwendung  zu  geben  versucht ,  als  es 
l)is  dahin  geschehen  ist.  Kützing  erkennt  keinen  absoluten  Unterschied  zwischen 
Thier  und  Pflanze  an ,  denn   «  niedere  thierische  Bildungen  gehen  unmitlelbar 


—  97  — 
in  vegetabilische ,  und  umgekehrt  letztere  in  erstere  über  »  ;  «die  Diatomeen 
führen  ebensowohl  ein  vegetabilisches  als  animalisches  Leben  »  ;  «  Infusorien  ver- 
wandeln sich  in  niedere  Algen.  »  Kütiing  erkennt  keine  absoluten  Unterschiede 
zwischen  den  einzelnen  Arten  ,  Galtungen ,  Familien  ,  Ordnungen ,  Classen  des 
Pflanzenreiches  an  ,  denn  Protococcus  viridis  verwandelt  sich  in  Schizogonium , 
Prasiola ,  Alysphwrla ,  Pannelia  und  Palmella  ;  —  Protococcus  umbrinus  geht  in 
Chroolepus  und  Lecidea  über ;  aus  Lynghya  ohscura  entwickelt  sich  Entothrix , 
Leptothrix ,  Mastichotiema ;  —  Gongrosira  entsteht  aus  Faucheria  und  zwar  so, 
dass  «  die  Ali>e  unten  an  der  Basis  noch  ganz  eine  Vaucheria  ist ,  und  sogar  noch 
Seilenzweige  besitzt ,  welche  Vaucherienfrüchte  tragen ;  »  nach  oben  zu  ver- 
wandelt sich  der  Vaucherienschlauch  in  gegliederte  Fäden ,  die  sich  höchst  regel- 
mässig dichotomisch  verzweigen,  und  deren  «  Glieder  zuletzt  torulos  werden  und, 
wenn  sie  zu  hologonimischen  Samenzellen  geworden  sind ,  abfallen  ;  »  —  aus 
Protococcus  entsteht  Botrydium  ,  aus  Botrydium  entwickeln  sich  bald  Vauche- 
rien  bald  Protonemaarten  und  Moose ;  —  Protonema  entsteht  aus  Moosblättern 
und  verwandelt  sich  wieder  in  junge  Moospflanzen,  etc.,  etc.  —  Sowie  Kützing 
in  der  Systematik  den  absoluten  Unterschied  nicht  gelten  lässt ,  so  verwirft  er 
ihn  auch  in  der  Physiologie  und  Anatomie.  Er  nimmt  keine  absolute  Verschie- 
denheit zwischen  Gonidien  oder  Zellenkügelchen  und  Zellen  an  ;  denn  die  Goni- 
dien  gehen  in  Zellen  über,  und  eine  Art  von  Zellen  (die  monogonimischen  Zellen) 
heisst  auch  Gonidien.  Kützing  unterscheidet  zwar  verschiedene  Zellenarlen ,  aber 
lässt  sie  in  einander  übergehen.  Er  nimmt  keinen  absoluten  Unterschied  zwischen 
Zelle  und  Tangkörper  an  ,  denn  es  giebt  Formen  ,  wo  «  der  Algenkörper  mit 
demselben  Rechte  in  der  gesellig-freien ,  aber  auch  darum  äusserlich  unbestimmt 
begrenzten ,  daher  formlosen  Vereinigung  zu  suchen  ist ,  wie  in  der  einzelnen 
Zelle.  »  Es  sollen  ferner  zwischen  den  besondern  Arten  der  Tangkörper  kerne 
absoluten  Unterschiede  vorkommen  u.  s.  w^ 

Dieses  principielle  Vernichten  der  absoluten  Unterschiede  hat  denn  die  noth- 
wendige  Folge ,  dass  nirgends  bestimmte ,  feste  und  sichere  Begriffe  entwickelt 
werden.  Der  Verfasser,  welcher  die  absoluten  Begriffe  aus  Grundsatz  verwirft, 
begnügt  sich  überall  mit  relativen  Begriffen.  Dadurch  entsteht  sowohl  m  der 
Physiologie  und  Organographie  als  in  der  Systematik  eine  schwankende  Unbe- 

13 


r>euU-.th.   \/EGKM. 


—     98     ^ 

slimmtheit ,  welche  das  Verständniss  und  das  Bestimmen  sehr  erschwert.  Doch 
das  ist  nicht  die  einzige  Folge  der  Kützimf  sehen  Methode.  Eine  zweite  ist  die, 
dass  dieselbe  Pflanze  in  verschiedenen  Enlwicklungssladien  zuweilen  mehrfach 
in  verschiedenen  Familien  und  Ordnungen  aufgeführt  wird.  Eine  dritte  Folge 
ist  ein  unbegrenztes  Vermehren  von  Galtungen  und  namentlich  von  Arten  ;  es  ist 
diess  natürlich  .  denn  ein  relativer  Unterschied  ist  unendlich  theilbar. 

Es  kann  hier  nicht  der  Ort  sein,  die  Methode  Kützimjs  zu  widerlegen.  Es  lässt 
sich  zwar,  wie  ich  glaube,  theoretisch  zeigen,  dass  sie  unrichtig  ist,  weil  sie 
den  Gesetzen  der  Logik  widerstreitet,  und  weil  ihre  Consequenzen  ad  absurdum 
führen.  Aber  ein  theoretischer  Beweis,  und  möchte  er  auch  noch  so  mathema- 
tisch richtig  sein  ,  genügt  mit  Recht  in  unserer  Zeit  nicht  mehr.  Der  Gegner 
würde  sich  immer  der  Einsprache  bedienen  :  die  Thatsachen  sind  doch  so.  Die 
KiHzing'sche  Methode  muss  demnach  durch  Thatsachen  und  Begriffe  widerlegt 
werden.  Es  muss  nachgewiesen  werden,  dass  die  Beobachtungen,  auf  die  sie 
sich  stützt,  theils  ungenau  sind,  theils  naturgemäss  anders  erklärt  werden  müssen. 
Es  muss  ferner  nachgewiesen  werden,  dass  es  wirklich  möglich  ist,  absolute 
Unterschiede  aufzufinden ,  und  denselben  eine  solche  Form  zu  geben ,  dass  die 
Annahme  von  Uebergängen  und  Verwandlungen  von  selbst  unmöglich  wird. 

Abgesehen  nun  davon  ,  dass  der  Verfasser  bloss  relative  Unterschiede  und  Be- 
griffe sucht,  ist  ferner  ein  davon  unabhängiges,  schwankendes  und  ungenaues 
Verfahren  bei  den  Definitionen  nicht  zu  billigen.  Es  contrastirt  dieses  Verfahren 
gegen  das  Bestreben  nach  exacten  Begriffsbestimmungen  ,  welches  sich  sonst  in 
den  neuern  systematischen  Werken  zeigt,  und  welches  auch  mit  relativen  Be- 
griffen vereinbar  ist.  Ich  rechne  daher,  1)  dass  für  den  gleichen  Begriff  ver- 
schiedene Ausdrücke  und  nicht  ein  einziger  conslanter  Ausdruck  gebraucht 
werden  ;  ferner  dass  zuweilen  der  gleiche  Ausdruck  für  verschiedene  Begriffe 
angewendet  w  ird ;  2)  dass  die  allgemeinen  (Ordnungs-  oder  Familien-)  Begriffe 
nicht  selten  so  definirt  werden  ,  dass  einzelne  Gattungen  mit  dieser  Definition  im 
Widersprucfie  stehen.  So  heisst ,  um  ein  Beispiel  für  das  erstere  zu  geben  ,  die 
gleiche  Zellenarl  abwechselnd  «  monogonimische  Zelle ,  monogonimischer  Zellen- 
kern ,  Zellenkern  ,  Kern ,  Gonidium ,  Kügelchen ,  Körnchen ,  und  Glied  »  (beim 
fadenförmigen  Phycom).   Die  gleiche  Art  des  Tangkörpers  heisst   «  blattartiges 


—  99  — 
Phycom  (phycoma  foliaceum),  flaches  Phycom  ,  blaltarliger  Theil  des  Phycoms , 
Phyllom,  phyllomatisches  Phycom,  membranartiges  Phycom.  »  Die  Reihe  von 
Achsenzellen ,  welche  bei  vielen  Algen  getroffen  wird  ,  heisst  «  fadenförmige 
gegliederte  Centralachse ,  »  anderswo  «  Trichom ;  »  —  ausserdem  bedeutet  aber 
Trichom  gewöhnlich  einen  confervenartigen  Zellfadcn ,  welcher  für  sich  ein  gan- 
zer Algenkörper  (nicht  bloss  Theil  eines  solchen)  ist ;  —  der  Familie  der  Hor- 
micUece  wird  ein  «  hologonimisches  Trichom  mit  einfachen  oder  längsgetheilten 
Zellen  »  zugeschrieben  ;  bei  den  Gattungsbeschreibungen  heisst  dieses  Trichom 
aber  «  zelliges  Phycom,  »  ein  Ausdruck  der  sonst  von  Trichom  ganz  verschieden 
ist ;  —  endlich  bei  Chcetophora  und  andern  Gattungen  bedeutet  Trichom  bloss 
die  einzelnen  Gliederfäden ,  welche  zusammen  den  Algenkörper  bilden ;  in  andern 
Familien  heissen  die  gleichen  Gliederfäden  gewölmlich  Aeste  oder  Fäden.  —  Ich 
habe  schon  bei  den  Zünften,  Ordnungen  und  Unterordnungen  gezeigt,  dass 
die  Diagnosen  nicht  immer  für  alle  ihnen  subordinirten  Gattungen  passen.  Das 
gleiche  finden  wir  auch  bei  den  Familien,  z.  B.,  Desmidiece,  «  aus  symmetrisch 
geordneten  Zellen  zusammengesetzt ;  »  dieser  Character  mangelt  den  Gattungen 
Closterium,  Microtheca ,  Pentasterias,  Euastrum;  —  Palmellece  «gestaltlos, 
gallertartig  :  »  es  giebt  nun  aber  mehrere  Gattungen  mit  «  kugeligem  Phycom,  » 
und  mehrere  Arten ,  welche  ein  «  pulverartiges  »  Lager  bilden  ;  —  Hydrococcew 
«  gallertartig ;  »  das  Phycom  der  Gattung  Entophysalis  heisst  «  knorpelartig , 
hart.  »  Ich  will  keine  Beispiele  weiter  anführen.  Sehr  oft  wird  eben  ein  Merk- 
mal als  allgemein  gültig  hingestellt ,  während  es  durch  ein  «  meist,  gewöhnlich, 
in  der  Regel  »  beschränkt  sein  sollte. 

Die  neuern  Algologen  versuchten  die  Algen  nach  der  Fortpflanzung  einzu- 
theilen.  KiUzinfj  trennt  bloss  die  beiden  Classen  Isocarpeen  und  Heterocarpeen 
nach  Merkmalen  der  Samenbildung.  Die  Unterabiheilungen  werden  nach  Ver- 
schiedenheiten der  Fruchtstellung  und  des  anatomischen  Baues  gemacht.  Es  sind 
dieses  beides  vegetative  Merkmale,  denn  die  Fruchtslellung  überhaupt,  und  na- 
mentlich wie  sie  hier  berücksichtigt  wird  ,  hängt  allein  von  dem  Bau  der  Pflanze 
ab.  Erst  bei  den  Familien  wird  wieder  auf  die  Samenbildung  Rücksicht  genom- 
men. In  dem  Systeme  Kützim/s  sind  daher  die  Isocarpeen  sowohl  als  die  Hetero- 
carpeen  so  ziemlich  nach  ihrer  vegetativen  Entwicklung  in  eine  Reihe  gestellt. 


—  100  — 
Pflanzen  ,  die  ihrer  Fruclification  nach  einander  nahe  verwandt  sind ,  stehen 
weit  von  einander,  wie  z.  B.  die  Palmelleen.  die  Hormidieen.  die  Uhaceen , 
Cutleria  und  Porphyra.  Pflanzen  ,  die  ihrer  Fruclification  nach  möglichst  ver- 
schieden sind  ,  stehen  beisammen  ,  so  die  Ulotricheen ,  Conferveen  ,  Zygnetneen , 
Hydrodictyeen  und  Chantransieen  ;  oder  die  Enter omorpheen  und  Faucherieen  ; 
oder  die  Dasydadeen  und  Chareen,  etc.  —  Es  ist  gewiss  sehr  zu  bedauern,  dass 
der  Verfasser  mit  seinem  reichen  Material  von  Beobachtungen  nicht  versucht  hat, 
eine  wenigstens  für  die  Hauptgruppen  einzig  durch  die  Samenbildung  charac- 
terisirte  systematische  Eintheilung  herzustellen.  Es  hätte  das  nicht  bloss  die  Er- 
kenntniss  der  Algen  in  systematischer  Hinsicht  sehr  gefördert ,  sondern  gewiss 
auch  manchen  physiologischen  Punkt  sicherer  festgestellt. 


ANORDNUiNG  DER  GATTUNGEN  NACH  ENDLICHER. 


A.     CONFERVACE^. 


Fortpflanzung  durch  Sporidien ,  welche  aus  dem  Inhalte  einer  jeden  Laubzelle  einzeln  oder  zu  mehreren  ent- 
tehen. 

I.  P4LfIELLE;X.  Zellen  fast  kugelig,  einzeln  oder  lagerförmig  beisammen. 

i.  Protococcoideae»  Ohne  schleimige  Unterlage. 


i .  Prolncoccüs  Ag. 
2.  Uacmalococcus  Ag. 
7).  C/i/orofO(Cu/n  Grev. 


'4.  Pleurococcus  Mviicgh. 
5.  Stcreococcus  Kütz. 


'i.  Coccochloreae*  Mit  deutlicher  schleimiger  Unterlage. 

6.  PalmcUa  Lyngb.  10.  Oncohijrm  Ag. 

7.  Coccochhris  Spr.  il.  Micraloa  Ag. 

8.  Microcijslis  Kütz.  12.  BotrydhitiBrnb. 

9.  JnacysUs  Menegh. 

II.  AIOÜTOCHIIVEAE.  Zellen  fast  kugelig,  reihenweise  in  Fäden  geordnet;  Fäden  in  einer  schleimigen 

Unterlage. 


13.  IS'ostoc  Vauch. 
iU.  Sphavrozijga  Ag. 


m.  Anhaltla  Schwab. 


—    lOi    — 

Ili.  OSiClLLATORSHAE.    Zellen  röhrenförmig,    mit  geringeltem  Inhalte;  gesondert  oder  durch  eine 

schleimige  Unterlage  vereinigt. 

1.  RiTnlaricae*  Röhren  von  einer  durchsichtigen  kugelförmigen  Zelle  ausgehend. 
\6.  GloiotrichiaJ.  A^.  \     iS.  Zonolrichia  i.  Ag. 

4  7.  Rmüaria  Roth.  19.  Diphlrichia  J.  Ag. 


2.  Oscillatorinae.  Röhren  cylindrisch. 

20.  Oscillarla  Bosc. 

21.  Microcoleus  Besm. 

22.  Calothrix  Ag. 
■iö.  Lyngbya  Ag. 


24.  ScyUmema  Ag. 
2ä.  Sphaeroplca  Ag. 
26.  Beggiatoa  Trevis. 


I\.  COKFERTOIÜEAE.  Zellen  gliederförn.ig,  in  ein  Netz  oder  reihenweise  in  Fäden  geordnet;  Fäden 

gesondert  oder  durch  eine  schleimige  Unterlage  vereinigt. 

1 .  Hydrodictyeae.  Zellen  in  ein  netzförmiges  Laub  vereinigt. 


27.  Hydrodidyon  Roth. 

28.  Microdidyon  Dec. 


29.  Talarodidyon  Endl. 


2.  Zygncnscae.  Gliederfäden  zuerst  frei,  dann  durch  Querröhren  copulirt. 
50.  Moiujcotta  Ag.  j     ö2.  Spirogyra  Link, 

od .  Zygnema  Ag.  | 

5.  Confeo'Tcae«  Gliederfäden  einfach  oder  ästig,  frei. 

36,  Nodular ia  Mcrt. 


35.  Myxonema  Fries. 

34.  Confena  Fries. 

35.  Hormiscia  Fries. 


37.  Tiresias  Bory. 

58.  Draparnaldia  Bory. 


k.  Cbactophoreae.  Gliederfäden  ästig,  durch  eine  schleimige  Unterlage  vereinigt. 

59.  C/iae<op/ioro  Schrank.  j,    Ui.  II ydrocoryne  Schwab. 

40.  Hydrurus  Ag. 

V.  SIPHOIVEAE.  Laub  aus  einer  verästelten  Röhrenzelle  init  gegliederten  oder  ungegliederten  Aesten , 

oder  aus  mehreren  nebeneinander  liegenden,  ästigen  Röhrenzellcn 
gebildet. 

1.  CaaaleB^peae.  Laub  einröhrig,  verästelt  ungegliedert,  mit  netzförmigen  Fasern  "elülit, 

42.  Caitferpa  Lamour.  |     45.  rri'cZadja  Decaisne. 

2.  Äcctabalaricac.  Laub  einröhrig,  gegliedert,  am  Ende  radienformig  —  oder  fächer- 

förmig —  verästelt. 

44.  Polyphysa  Lamour.  i     46.  Rhipidosipfion  Mont. 

l*^.  JcetubulariaLamouT.  J 

3.  BaByniedcac.  Laub  vielröhrig,  Röhren  ungegliedert,  oder  gliederförmig-verästelt. 

a.  Udote.e.  Röhren  ungegliedcrt-verästell. 

47.  L'(io<ca  Lamour.  |     48.  ^(Tflüinüea  Decaisne. 


—     i02     — 

b.  EuHALYMEDE/E.  Röliren  Uligegliedert;  mit  gegliederten  Aesten. 


49.  Uahjmeäa  Lamour. 

50.  Pcnicillus  Lamour. 


51.  £s])era  Dccaisiie. 


c.  Anadvomene.'e.  Röhren  gegliedert-ästig,  anastomosirend ,  in  ein  flaches  Laub 
vereinigt. 

52.  Anaäyomcne  Lamour.  j      53.  Didyosphaeria  DecaiÄiie. 

VI.  ULVACEi*;.  Laub  flach  oder  hohl,  aus  nebeneinander  liegenden,  je  k  Sporidien  einschliessenden 

Zellen  cebildet. 


54.  TclraaporaDesy. 

55.  Ban(jia  Lyngb. 
36.  Sli(jonema  Ag. 


57.  Zignoa  Trevis. 

58.  Ulva  Ag. 

59.  Porphyra  Ag. 


B.     P  H  Y  C  E  ^. 


Forlpflanzung  durch  Sporen,  welche  einzeln  in  aussenständigen  Schläuchen  liegen,  und  aus  einem  ein- 
fachen Kerne  bestehen ,  der  mit  Episporium  (Membran  der  Sporenzelle)  und  Perisporium  (Membran  des  Schlau- 
ches) bekleidet  ist. 

F.  YAUCHERIEiX.   Laub  ein-  oder  mchrröhrig,  unberindet;  Schläuche  seitlich,  oder  aus  dem  untern 

oder  obern  Endgliede  eines  Astes  entstanden. 

1.  Hydrogastreae.   Laub  aus  einer  einzelnen  Blase  oder  Röhre,  oder  aus  mehreren 
ungegliederten ,  locker  verwobenen  Röhren  bestehend. 

a.  Vaücherie^  vERiJ.  Blase  oder  einzelne  verästelte  Röhre. 


60.  Hydrogastrum  Desv. 

61.  Faucheria  DC. 


62.  Bryopsis  Lamour. 
65.  Valonia  Gin. 


b.  Spoagodiee.  Mehrere,  locker  zu  einem  Laube  vereinigte  Röhren. 

()4.  Codimn  Stackh. 

-2.  Dnsycladeac*  Laub  einröhrig,  ungegliedert  oder  gegliedert,  verticillirt-ästig,  Aeste 
gegipfelt,  gegliedert,  mit  endständigen  Schläuchen. 


65.  Cliamaedoris  Mont. 

66.  Dasycladus  Ag. 


67.  Neotneris  Lumoüv. 

68.  CymopoUa  Lamour. 


3.  Ectocapi>eae*  Aestige  Gliederfäden  mit  seitlichen  sitzenden  oder  gestielten  Schläuchen. 

69.  LeibleiniaEnAl.  71.  Edocarpua  L^h. 

70.  CliuntransiaVrics.  T-I.  Bulbochacic  .\^. 

'i.  Batrachosperuicac.  Laub  vielröhrig,  aus  einem  Ilauptfadon,  der  von  gleichlau- 
fenden INebenläden  umgeben  ist,  bestehend.  Schläuche  gehäuft,  end- 
ständig oder  seitenständig. 

76.  Galaxaura  Lamour. 

77.  Thorea  Bory. 

78.  Myriodadia  J.  Ag. 


73.  Batrachospcrtnum  Roth. 

74.  Liagora  Lamour. 

75.  Adinolridiia  DecSihnc. 


—     i05     — 


f  hordarieae*  Laub  vielröhrig ,  mit  überall  von  der  Markschiebt  abgehenden,  an  der 
Oberfläche  freien  Flocken. 


79.  Cruoria  Fries. 

80.  Myrionema  Grev. 

81 .  flesocßoia  Ag. 


82.  Cliordaria  Ag. 

83.  Leathesia  Gray. 

84.  Lichmannia  i.  Aa 


II.  HALVJSERIDEAE.  Laub  vielröhrig,  berindet,  gegliedert  oder  ungegliedert;  Schläuche  an  der  Ober- 
fläche des  Laubes  zerstreut  oder  in  Häufchen. 

1.  Sphacelarieae.  Laub  gegliedert;  Schläuche  einzeln,  seitlich. 

85.  Sphacclaria  Lyngb.  87.  Cladostephus  Ag. 

86.  Mtjriolrichia  Harv. 

;2.  Dictyot«ac.  Laub  ungegliedert,  häutig;  Schläuche  von  Flocken  umgeben  in  Häuf- 
chen, oder  auf  der  obern  Laubfläche  zerstreut. 

9ö.  Scijtosiphon  Ag. 

96.  Soranthera  P.  et  R. 

97.  Pundaria  Grev. 

98.  ^sperococcus  Lamour. 


88.  Hali/seris  Targ. 

89.  Dictijosiphon  Grev. 

90.  Didijota  Lamour. 

91.  Zonaria  J.  Ag. 


92.  Padina  Adans. 
95.  Cutleria  Grev. 
94.  Jrthrodadia  Dxihy. 

5.  LamlEBarieae.  Laub  ungegliedert,  lederartig;  Schläuche  zerstreut  oder  in  Häufchen, 
von  Flocken  umgeben ,  auf  beiden  Laubflächen. 


99.  Slriaria  Grev. 
100.  Stilophora  J.  Ag. 
.''  iOl.  Hildenbrandlia^iSiTdo. 


108.  llaligcnia  Decaisne. 

^09.  Alaria  Grev. 

410.  ThalassiophijUumV.  et  U. 

-11 1.  Agarurn  Grev. 

112.  Costaria  Grev. 


■102.  Lessonia  Bory. 
d0r>.  Macroajstis  Ag. 
d04.  lyereocystisV.  et  R. 
IOd.  £cfc/o)ua  Horncm. 

106.  L(t»u"uavtft  Lamour. 

107.  Capeayiont. 

h.  Sporoctanoidcae.  Laub  ungegliedert,  knorpelig-häutig;  Flocken  äusserlicli  an  dem 
kopfförmigen  Receptaculum ,  die  Schläuche  tragend. 

Hö.  Sporodinus  Ag.  |      114.  DesmarcaUa  Lamour. 

III.  ffUCACEAE.   Laub  vielröhrig,   Schläuche  von  Flocken  umgeben,  in  hohlen  Behältern,  welche  aus 

einer  Einfaltung  des  Laubes  entstanden  sind  und  sich  mit  einem  Porus 
nach  aussen  öffnen;  Behälter  zerstreut  oder  in  ein  Receptaculum  ver- 
einigt. 
1.  LeoEsaEseac.  Laub  hohl ,  sich  ganz  in  ein  Receptaculum  verwandelnd. 

115.  Lcmunea  Bor} . 
-2.  Fncoidcae.  Behäller  nicht  in  ein  Receptaculum  vereinigt. 


116.  Fiicits  L. 

117.  Carpodesmia  Grev. 
H8.  Myriodcsma  Decaisiic. 

119.  lihnanthalia  Lj.  ngb. 

120.  \iplwphora  Moni. 


121 .  Spladmidium  Grev. 

122.  Diirvillaea  Bory. 

123.  Ilonnosira  Endl. 

124.  CastraHia  A.  Rick, 


—     \0h     ■— 

5.  Cystoscii'cac.  Behälter  in  besondere  Rcceptacula  vereinigt. 


4  2ö.  Coccophora  Grev. 
42G.  /fa//rfn/.v  Lyngb. 

127.  Bhssnillea Dccaisne. 

128.  Cystoscira  Ag. 

129.  Sargassum  Rumph. 
löO.  TnrhinariaBoiy. 
iTyl.  Carpacanthus  Kiitz. 


132.  PhtjUospora  kg. 

135.  Crtrpoj)7i  1/ /f um  Grev. 

154.  Manjinaria  A.  Rieh. 

155.  Scj/f/iot/ia/(ft  Grev. 

136.  Seirococcus  Grev. 
157.  Polyphacvm  Ag. 


C.     F  L  0  R  I  D  E  ^. 


Verniclining  durch  Könior,  welche  innerhalb  eines  zelligen  oder  gallertartigen  Sporenbehällers  in  un- 
bestiininlor  Zahl  entstehen ;  Fortpflanzung  durch  Sporen ,  welche  innerhalb  einer  durchsichtigen  Sporenhülle 
(Mutterzelle)  zu  je  k  gebildet  werden  (Sphierosporen). 

i.  Ceranileae.  Laub  meist  gegliedert.  Sphaerosporen  meist  äusserlich.  Favellen  nackt  an  den  Aesten  oder 

von  wenigen  Aestchen  oder  einem  Involucrum  umhüllt,  innerhalb  einer 
durchsiclitigcn  Sporenhülle  locker  liegende  Körner  enthaltend. 


138.  Cdllithamnion  Lyngb. 

139.  Griffithsia  Ag. 

140.  JVraiigdia  X^. 

141.  Spyridia  Ilarv. 

142.  Binikrai.  Ag. 


143.  Ceramlmn  .\dans. 
134.  Plilola  Ag. 
143.  Microciadia  Grev. 
?  I'i6.  Huplolcijma  Moni. 


l.  €ryptoiieineae^  Laub  zellig,  Spha^rosporen  in  der  Rinde.  Favellidien  in  der  Innern  Schicht  des  Lau- 
bes, oder  an  der  Basis  der  Fäden  der  äussern  Schicht,  sehr  selten  in 
besondern  Behältern;  innerhalb  einer  durchsichtigen ,  häutigen ,  enge 
umschliessenden  Sporenhülle  kleine  in  einen  Knäuel  zusammengeballte 
Körner  enthaltend. 

a.  Gi.oincLAi>K.v:.  Laub  cylindrisch  oder  zusammengedrückt,  gallertartig-schlüpfrig;  an  der 
Oberfläche  mit  rosonkranzförmigen ,  freien  oder  durch  Schleim  locker 
zusammenhängenden  Fäden  bedeckt,  Favellidien  in  einem  (leflecht  von 
umhüllenden  Fäden  liegend,  an  der  äussern  Fläche  fast  nackt. 

147.  Crouania  i.  Ag. 

148.  Dudresnaya  Bonnern. 

149.  I\'accaria  Endl. 


l'iO.  GloiocladiaS.  Ag. 
151.  Gloiopellis  J.  Ag. 
132.  Aerna/io/i  Tarir. 


b.  NEMASTOMEt:.  Laub  fleischig-häutig;  die  peripherischen  rosenkranzförmigen  Fäden  in  eine 
feste  Schicht  verwachsend.  Favellidien  in  der  Schicht  der  rosenkranz- 
förmigen Fäden ,  von  aussen  wenig  sichtbar.  SpIia;rosporen  zonenformig 
getheilt. 


155.  Catenelln  Grav . 
154.  Endocladiu  J.  A. 


155.  iridaea  Boru. 


—     IOd     — 

c.  Spongiocarpej:.  Laub  fleischig-häutig;  die  peripherischen  Fäden  oder  Zellen  in  eine  feste 
Schicht  verwachsend,  an  der  frucliltragenden  Pflanze  in  eine  schwam- 
mige, zuweilen  warzenförmige,  aus  lockern,  rosenkranzförniigen  Fäden 
bestehende  Schicht  auswachsend.  Favellidien  zwischen  den  Fäden  der 
schwammigen  Schicht  und  von  denselben  bedeckt.  Spluvrosporen  kreuz- 
förmig-gethedt. 


136.  Furcellaria  Lamour. 

137.  Poli/ides  Ag. 

138.  PeyssoneUia  Decaisne. 

139.  Phijllopltora  Grev. 


160.  Stcnogramma  Uar> 

161.  Chondrus  Grc\ . 

162.  Dasyphloea  Mont. 


d.  C.AsTKRocARPE^.  Laub  gallertartig-häutig,  die  peripherischen  Zellen  in  eine  feste  Scliicht 
verwachsend.  Favellidien  von  der  peripherischen  Schicht  bedeckt.  Splia'- 
rosporen  (immer?)  dreieckig-getheilt. 

163.  Du monha  Lamour.  1     \Cy5.  Kallijmeniu  i.  yig. 

iGk.  Halymenia  Xg.  \      166.  Gi««H«m  Mont. 

«'.  CocccKARPE.i.  Laub  häutig -hornartig,  peripherische  Zellen  oder  Fäden  in  eine  dichte 
Schicht  verwachsend.  Favellidien  unter  der  äussern  Schicht  des  Laubes 
in  einer  halbumgeAvandelten  Fruchthülle  liegend,  halb  vorstehend,  und 
zuletzt  durch  eine  fast  regelmässige  Mündung  sich  entleerend.  Spha?ro- 
sporen  dreieckig-getheilt. 

167.  Cryplonemia  J.  Jg.  170.  Grateloupia  .4g. 

1 68.  Gelidium  Lamour.  171.  Gicjartina  Lamour. 

169.  Suhriai.  Ag.  172.  Chrysymenia  i .  Ag. 

ö.  Lonientarieae.  Laub  zellig;  Spha^rosporen  dreieckig-getheilt,  zerstreut  in  den  Aestchen.  keramidien 

äusserlich ,  innerhalb  einer  zelligen ,  an  der  Spitze  regelmässig  geöffneten 
Fruchthülle  birnförmige ,  mit  einem  verdünnten  Ende  von  der  centralen 
Placenta  ausstrahlende,  mit  einem  durchsichtigen  Balge  ifmgebene. 
unter  sich  freie  Körner  enthaltend. 

173.  Lomentaria  Lyngb. 

174.  Champia  Ag. 
1 73.  Z-aureiicia  Lamour. 

'1.  Rhodomcleae.  Laub  gegüedert  oder  felderig;  Sphaerosporen  dreieckig-getheilt ,  in  oftmals  veränder- 
ten, schotenförmigen  Aestchen ,  ein-,  zwei-,  mehrreihig.  Keramidien  ^  ie 
bei  0.  Lomentariece. 


176.  Asparagopsis  .Moni. 

177.  Bonnemaisonia  Ag. 


178.  Dasya  Ag. 

179.  Polysiphonia  Grev. 

180.  Ikicrosiphonia  Mont. 

181.  Ahidium  Ag. 

182.  Digenca  Ag. 
185.  RItodomela  Ag. 

184.  .4ca»i</io])/tora  Lamour. 

185.  Dldyomenia  Gray. 


Denkscli.  \.«geli 


186.  Botryocarpu  Grev. 

187.  Odonthalia  hyn^b. 

188.  Ryliphloea  Ag. 

189.  Polyzonia  Suhr. 

190.  Leveillea  Decaisne. 

191.  Amansia  Lamour. 

192.  Heterocladia  Decaisne. 

14 


—     106     — 


4  93.  Corallina  Tourn. 
194.  Jania  Laraour. 


197.  Dictyurus  Bory. 

198.  Hemitrema  l\.  Br. 


*  CornlUneae. 

1i93.  AmfMroa  Lamour. 
196.  Melohesia  Lamour. 

*  AnomalophijUcae . 

<99.  C/audea  Lamour. 


200.  Thaumasia  Ag. 

D.  Spbaerococcoideae«  Laub  zellig,  Sphserosporen  in  Haufen  ohne  bestimmte  Grenzen  über  das  Laub 

zerstreut.  Coccidien  äusserlich ,  innerhalb  einer  zelligen ,  zuletzt  zerris- 
senen Fruchthülle  verkehrt-eiförmige  Körner  ( «  Sporen  » )  enthaltend . 
welche  in  den  Gliedern  von  rosenkranzförmigen ,  von  der  centralen  Pia- 
centa  auslaufenden  Faden  gebildet  werden. 

203.  Rliodomcnia  Grev. 

204.  Sphaerococcus  Grev. 


201.  Hypnea  Lamour. 

202.  Plocaria  Nees. 


6.  Delesserieae.  Laub  zellig;  Sphserosporen  in  bestimmt  begrenzten  Häufchen,  oder  in  besondern  Spo- 

renblättern.  Coccidien  wie  in  b.  Sphcerococcoidece. 


205    Plocamium  Grey . 

206.  Thamnophora  Ag. 

207.  Aglaophyllum Moni. 

208.  HymenenaGreY. 


209.  Dclesscria  Lamour. 

210.  SoUeriaJ.  Ag. 

211.  Acropeltis  Mont. 


212  Hydropuntia  Moni. 


ANORDNUNG  DER  GATTUNGEN  NACH  KÜTZING 


A,  I  S  0  C  A  R  P  E  iE. 

Meist  grün  oder  olivenfarbig  (sehr  selten  farblos  oder  purpurn) ,  mit  einerlei  Früchten  bei  derselben  Art ; 
Samen  olivenbraun. 

I.  lSOCARPE.a:  GYMNOSPERME JB.  Samen  an  der  Oberfläche  ^oder  im  Gewebe  des  Tangkörpers ,  ohne 

eine  zellige  Fruchthülle. 
A.  EREflOSPERmE.^.  Samen  oberflächlich,  einzeln  stehend. 

a.  Iflycophyceae.  Meist  farblos,  selten  gefärbt,  pilzarlig. 

\.  Cryptococce^.  Formlos;  Kügelchen  schleimig,  sehr  klein,  ohne  Ordnung  in 
eine  Schicht  vereinigt. 

Cryplococcas.  Uhina.  Sphwrotilus. 

2.  Leptomite^.  Trichomatisch ,  farblos  (zarte,  gegliederte  Fäden). 

nyrocrocis.  Sirocrocis.  Leptomitus.  Mycothamnion.  Chamamema.  Nematococcm. 
Chionyphe. 


—     407     ~ 

3.  Saprolegnieve.  Coelomatisch ,  farblos  (ungegliederte  Schlauchfäden). 

Saprolepiia.  MijcocmUum. 

'».  PH.EOKEMF.E.  Trichomatisch,  braun  (gegliederte  oder  ungegliederte  Fäden). 

Stcreonema.  Pliwonema. 

b.  Cbaniaephyceae.  Meist  klein,  mikroskopisch,  grün  (selten  purpurn),  einzeln  oder  in 
ein  formloses  Lager  vereinigt,  sehr  selten  fadenförmig. 

ö.  Desmidie«.  Zierlich  gestaltet ,  aus  symmetrisch  geordneten  Zellen  zusammen- 
gesetzt. 

Closterium.  Microtheca.  Pentasterias.  Euastrum.  Xanthidium.  Staurastrum. 
Crucigenia.  Merismopoedia.  Scenodesmus.  Tessarthra.  Micrasterias.  Sphceraslrum. 
Gompliospliceria.  Dcsmidium.  Didijmoprium.  {Trochiscia.  Tetraedron.  Pithiscus. 
Stauroceros.  Phycastrum.  Grummalonema.  Ilyalotheca.  Bambusina.  Islhmosira. 
Eucampia.  Geminella.  Pcdiastrum.  Rhapliidium.  Sorastrum.  ') 

6.  Palmelle^.  Formlos,  gallertartig;  Zellen  rund ,  ohne  Ordnung  vereinigt. 

Protococcus.  Microhaloa.  Botryocusiis.  Microcystis.  Bolrydina.  Polycoccus.  Pal- 
mella. Inoderma.  Coccochloris.  Clceocapsa.  Tetraspora.  Palmoglceu.  (Tricho- 
dictyon.) 

7.  HYDRococcE.f:.  Bestimmt-gelormt,  gallertartig;  Zellen  rund,  in  Linien  geordnet. 

Actinococcus.  Entopliysalis.  Hydrococcus.  Uydrurus.  Helminthonema.  (Palmo- 
dictyon.) 

c.  Tiloblasteae.  Faserig  (trichomatisch),  zellig. 

1.  GLOEOSIPHE^.  Wurzellos,  perenchymatisch  oder epenchymatisch. 
a.  ASEMOSPERMEtE.  Samen  unbekannt. 

8.  OsciLLARiEE.  Fäden  schnell  und  durch  spiralige  Bewegung  wachsend;  von 

gemeinschaftlichem  Schleim  oder  einer  geöffneten ,  sehr  zarten  Scheide 
eingehüllt,  in  ein  unbestimmt-begrenztes,  schleimiges  Lager  vereinigt ; 
Glieder  sehr  kurz ,  scheibenförmig. 

Spirulina.  Oscillaria.  Adinocephalus.  Phormidium.  Hydrocoleum.  Chthono- 
blastus. 

9.  Leptotriche.1.  Fäden  ohne  BcAvegung ,  von  gemeinschaftlichem  Schleime  oder 

einer  Scheide  eingehüllt,  in  ein  meist  unbestimmt-begrenztes  Lager  ver- 
einigt; Glieder  kaum  sichtbar,  meist  zusammenfliessend. 

Leptotlirix.  Asicrothrix.'Symphyothrix.  Synploca.  Diclyothrix.  Entolhrix.  in- 
actis. 


(')  Die  in  klammem  eingeschlossenen  Gattungen  sind  aus  der  Phycologia  germanica  von  Kützing  entnommen :  sie  sind 
theilweise  synonym  mit  den  andern. 


—     i08     — 

ß.  MESOSPERME^.  Samen  ZAvischen  den  Zellen  der  Fäden. 

10.  LiMNocHLiDE,?;.  Fädcn  röhrig,  seitlich  verwachsen. 

LitinwrhUde. 

11.  NosTocE.E.  Fäden  rosenkranzförmig,  oft  zu  einem  Pliycom  vereinigt. 

Nostoc.  Uormosiphon.  Anahana.  Sphmrozijqa.  Ctj\lndro^)ermum.  Spermosira. 
Nodularia. 

12.  ScvTONEMEyE.  Fädcn  gegliedert,  bescheidet;  Glieder  sehr  kurz,  oder  kugelig 

Driloüiplion.  Scijlonema.  Sijnchaeta.  Siji7tphijosiphon.  Sirosiphon.  (Arthrosi- 
phon.) 

7-  FARASPERME.^.  Samen  seitlich. 

13.  Lyngbye.«.  Fäden  bescheidet,  einfach. 

Siphodcnna.  Ampliiihrix.  Lcihlcinlu.  Ltjngbya.  Bhnnolhrix. 

{fi.  Calothriche«.  Fäden  bescheidet,  ästig. 

Tolypotltrix.   Calothrix.  Hyphcolhrix.  Schizolhrix.  Schizodictyoii.  Didyouenia. 

0.  HYPOSPERME^.  Samen  am  Grunde  des  Fadens. 

18.  Mastichotriche.e.  Fäden  frei. 

Merizomyria.  Mostichothrix.  Mastidionema.  Scliizosiphon.  Geocyclux. 

10.  RivuLARiE;E.  Fäden  strahlig,  in  ein  bestimmt-geformtes  Phycom  vereinigt. 

Physactis.  lletcradis.  Charlaractis.  Ainactis.  Limnadis.  Rivuluria.  Dasyadis. 
Euadis.  (Diplolridtia.  Inomeria.) 

2.  DERMATOSIPHEiE.  Wurzelnd,  parenchymatisch. 

X.  ENDOSPERMEif;.  Samen  zwischensländig ,  in  den  Zellen  eingeschlossen. 

17.  HoRMiDiE^E.  Gliederfäden  schleimig  oder  gallertartig,  aus  einkernigen,  ein- 

fachen oder  längsgclheilten  Vollzellen  gebildet. 

Uormidium.  Goniolridnim.  AUocionium.  Glceolila.  Sdilzogonimn.  Sdtizomerh:. 
Bangia. 

18.  Ulotriche^.  Gliederfäden  schleimig,  sehr  zart,  aus  Hohlzellen  gebildet;  go- 

nimische  Substanz  in  Querbinden  geordnet ,  zuletzt  durch  meist  vierfache 
Theilung  zu  Scheinsamen  sich  entwickelnd. 

Ulolhrix.  Stygeodonium. 

19.  CoiNFERVE.E.  Gliederfädcu  niemals  copulirt,  aus  Hohlzellen  gebildet:  goni- 

mische  Substanz  ausgebreitet  oder  in  deutliche  Figuren  vertheilt. 

Oedogonium.  PaidioJtDrmixnn.  Conferva.  Spongopsis.  Rhizodonhtm.  Sphceropleu . 
Cladophora.  CrcnacanllHi.  Aegagropila.  Spongomorpha.  PeriplegmaUum.  Pilinin. 
Fisdieria.  (Chcelomorpha.  Hormotricltum.  Bulbudiwle.) 


—     109     — 

ÜO.  ZvGNEMEE.  Gliederfäden  zuletzt  copulirt;  gonimisdie  Substanz  ausgebreitet 
oder  in  deutliche  Figuren  vertlieiit. 

MougeoUa.    Sirogonium.   Stuuroxpermum.  Spirogtjra.  Zygnema.  Zygogonium. 

->i.  HvDRODicTYEE.  Phycom  netzförmig,  aus  lebendig  gebährenden .  schlauchför- 
migen Zellen  zusammengesetzt. 

Hydrodictijon. 

S.  ECTOSPERäIEtE.  Samen  seitlich  oder  endsländig. 

22.  Proto>eme.e.  7\n  der  Luft  wachsend;  Gliederfäden  mit  langen  Wurzeln,  aus 
Hohlzeilen  gebildet;  Samen  endständig  oder  seitlich. 

Gongrosha.  Protonema.  ChlorottjUum. 

25.  Chamra>sie.e.  Angewachsen  (mit  einer  kleinen  Wurzelscheibe) ;  Gliederfäden 
in  Polster  vereinigt;  Samen  seitlich. 

Chroolepus.  Chaniransin. 

2?i.  Draparxaldiee.  Gallertartig,  schlüpfrig;  Gliederfäden  verschieden  gestaltet , 
sehr  ästig;  Samen  seitlich. 

Draparnaldia. 

25.  EcTOCARPE/E.  Meerbewohnend;  Gliederfäden  aus  Hohlzellen  gebildet:  Siiincn 

und  Spermatoidien  seitlich. 

Edocarpus.  (Corticularia.  Spougomorpha.J 

26.  Sphacelarie.e.  Meerbewohnend;  Phycom  fadenförmig,  gegliedert,  nackt  oder 

deutlich -berindet,  innerhalb  aus  geordneten,  längsgetheilten  Zellen  be- 
stehend; Samen  seitlich. 

Sphacelaria.    Halopteris.    Slijpocauhm.    BalUa.    Chmtopferis.  Ctadosleplms. 
(Myriotrichia.) 

d.  DeB>in»tof)Iasteae.  Häutig  (phyllomatisch),  zellig. 

27.  Ulvace.e.  Blattartig,  aus  einer  einzigen  Zellschichl  bestehend. 

Phylludidium.  Protoderma.  Prasiola.  Uha.  (Dcsmotrichum.) 

28.  PincosERiDE.t.  Blattartig,  aus  mehreren  Zellschichten  bestehend. 

Phycoseris.  Diplodromium.  Pliycolapalhum. 

29.  E>TER0M0RPHE/E.  Häutig-röhrig. 

Enteromorplia.  Chlorosiphon.  Stlctyoaiplwn.  Didyosiphon. 

e    CoBloblasteae.  Schlauchförmig  (coelomatisch). 

50.  Valcheriej..  Ein  einziger,  Avurzelnder,  ungegliederter,  blascnförmiger  oder 
röhrenförmiger,  einfacher  oder  ästiger  Schlauch;  Samen  seillich. 
Botrydium.  Vaudieria.  Bryopsis.  Valonia. 

31.  Caulerpe^.  Wurzelnd  und  kriechend ;  Schlauch  sehr  zähe,  einfach  oder  ästig 
oder  gefiedert,  mit  locker-vcrwobenen  Fasern  erfüllt. 
Caxderpa. 


—     HO     — 

32.  CoDiE.«.  Verlängerte,  freie  und  ästige  Scliläuche  in  ein  berindetes  oder  nack- 
tes Phycom  locker  vereinigt;  Samen  einzeln,  seillich  an  den  Schläuchen. 

Codium.  Rltipozonium.  Ilalimeda.  Corallocephahix.  Rliipoccphalus. 

35.  Anadyomene^.  Blattartig,  fächerförmig,  geädert,  gestielt;  der  Stiel  aus  meh- 
reren parallelen  Längsschläuchen ,  der  Blattkörper  aus  radienförmig  und 
fächerförmig  geordneten  Schlauchzellen  bestehend. 

Anadjjuincne. 

34.  PoLYPHYSE/E.  Gestielt,  verkalkt,  der  Stiel  ein  einfacher  Gliederfaden,  an  der 
Basis  in  röhrige  Wurzeln  getheilt,  an  der  Spitze  mit  einer  Krone  von 
schlauchförmigen,  strahlig-gestellten,  samentragenden  Zellen  versehen. 
Samen  kugelig,  zahlreich,  eingeschlossen. 

Polijphysa.  Acetabularia. 

55.  Dasyclade/E.  Schlauchförmig,  ästig,  Aeste  schlauchig,  oft  trichotoniisch ,  am 

Grunde  eingelenkt.  Samen  einzeln,  äusserlich,  an  den  Acsten. 

CijmopoUa.  Dusijcladus.  Ascolhamnion. 

56.  Chare^.  Fadenförmig,  spiralig-gestreift,  mit  quirlförmigen  fruchttragenden 

Aesten.  1)  ^acklfriichte  (Samen)  mit  Stärkemehl  gefüllt,  mit  doppelter 
Samenhülle;  die  innere  membranartig,  hart  und  brüchig;  äussere  aus 
fünf  spiralig-gedrehten  Röhrclien  bestehend.  2)  Scheinfrüchte  zinnober- 
roth,  berindet  (mit  8  dreieckigen,  plattgedrückten,  am  Umlange  einge- 
schlitzten Zellen) ,  mit  einem  Knäuel  von  farblosen  Gliederfäden  gefüllt , 
welche  von  einem  Haufen  grösserer  centraler  Zellen  ausgehen. 
Nitella.  Cliarop^is.  Cliara. 

B.  CRYPTOSPERMEAE.  Samen  in  der  Rinden-  oder  Markschichl  eingesenkt. 

37.  Lemame/e.  Ehvas  lederartig;  Phycom  aus  3  Schichten  gebildet;  die  Mark- 
schicht aus  lockern  Gliederfäden,  die  Zwischenschicht  aus  grössern, 
blasigen,  locker  verbundenen  Hohlzellen,  die  Uindenschicht  aus  kleinern, 
dicht  verbundenen  Vollzellen  zusammengesetzt.  Samen  aus  den  Mark- 
zellen entstehend. 

ThcrmocaVinm.  Lcmania.  Hahjsiwm. 

58.  Ch^tophore.e.  Gallertartig,  Phycom  unberindel,  aus  ästigen  Gliederfäden 

zusammengesetzt;  Samen  an  den  äussern  Fäden  seitlich,  einzeln. 

Choelopliora.  Cliwloderma  (Cruorta).  Tliorca. 

59.  Batraciiosperme.e.  Gallertartig,  rosenkranzförmig;  Phycom  aus  einem  berin- 

delen,  centralen  Gliederfaden  und  quirlförmig  gehäuften,  ästigen  Fäden 
bestehend.  Samen  kugelig,  in  Knäuel  vereinigt,  zwischen  den  Quirl- 
fäden. 

Batrnchonpermum . 

hO.  Liagore,e.  An  den  Spitzen  gallertartig ,  unten  verkalkt ,  Phycom  fadenförmig, 
ästig,  aus  2  Schichten  bestehend;  die  Markschicht  locker  parenchyma- 


—    i  1 1    — 

tisch ,  die  Rindenschicht  aus  dichotomischen  Gliederfäden  gebildet.  Samen 
länglich-birnförmig,  geknäuelt,  mit  Nebenfäden  versehen,  zwischen  den 
Rindenfäden. 
Liagora. 

'ü.  Mesogloeace.«.  Gallertartig,  Phycom  aus  zwei  Schichten  bestehend,  die  cen- 
trale locker,  parenchymatisch,  die  Rindenschicht  aus  strahlenden  Glieder- 
fäden gebildet.  Samen  einzeln,  am  Grunde  der  Rindenfäden. 

Cladosiphon.   Ulyriadis.   Phycophila.   Corijnoplücea.   Corijnephora.   Mesoglceu. 
Chordaria.  (Myrionema,  Elachista.) 

C.  PY€NOSPER!flEJlE.  Samen  oberflächlich ,  in  Häufchen  vereinigt. 

'i2.  ChordejE.  Röhrig;  die  innere  Schicht  aus  verlängerten,  zu  Längsfasern  ver- 
einigten Zellen,  die  Rindenschicht  aus  kleinern  Vollzellen  gebildet ;  Samen 
dicht-gedrängt,  mit  ISebenfäden  versehen. 

Chorda.  Spermatochnus.  Halorhiza. 

'i5.  E.NC0ELIE.E.  Röhrig  oder  sackförmig;  die  innere  Schicht  aus  runden  Zellen, 
die  Rindenschicht  aus  kleinen  Vollzellen  gebildet;  Samen  in  bestimmte 
Häufchen  dicht  vereinigt,  mit  ISebenfäden  umgeben. 

Encoelium.   Ilalodidijon.  Striaria. 

hU.  DicTY0TE.£.  Flach  oder  blattartig,  gestielt,  mehrschichtig;  die  Rindenschicht 
aus  kleinern  dunklern  Zellen  gebildet ;  Samen  in  Häufchen  (selten  zer- 
streut), mit  Nebenfäden  versehen;  Spermatoidien  gehäuft,  eUiptisch,  an 
ästigen  Nebenfäden  sitzend. 

DkhophylUum.  Cidleria.  Stachospermum.  Spatoglossvm.  Haloglossiim.  Ilalyse- 
ris.  Stypopodium.  Phycopteris.  Zonaria.  PhyUitis.  (Stiftia.) 

U^.  Sporochne^.  Flach  oder  fadenförmig,  solid,  aus  einem  centralen  Strange  und 
zwei  besondern  Schichten  bestehend.  Samen  in  einen  Fruchtkörper  dicht- 
vereinigt, mit  zahlreichen  Nebenfäden  versehen. 

Sporochnus.  Carpomitra.  Dcsmaredia.  Arlhrodadia. 

46.  Laminarie.e.  Blattarlig  und  gestielt,  oder  mit  beblättertem  Stengel;  Samen 
oberflächlich,  in  formlose  Flecken  dicht-vereinigt.  (Scheinsamen  ober- 
flächlich oder  unter  der  Rinde ;  Blätter  am  Grunde  oft  eine  Luftblase  ent- 
haltend: ästige,  berindete  Stammwurzel). 

Phiceorliiza.  La)ninaria.  Hafgyijiu.  Phycocastainun.  Alarla.  Costeria.  Agarum. 
Thalassiophyllum.  Lessonia.  Macrocyslis.  IVereocysti^. 

II.  ISOCARPE^  ANGIOSPERMEN: .  Samen  in  einer  zelligen  Fruchthülle  eingeschlossen.  (Lederartig,  un- 

gegUedert.) 

'«7.  FtcE^.  Nicht  in  Stengel  und  Blätter  geschieden;  die  Hüllenfrüchte  durch 
die  ganze  Rinde  zerstreut,  oder  in  besondere  Fruchläste  vereinigt,  Ne- 
bensamen auf  strauchartigen  Nebenfäden.  (Luftblasen  eingesenkt.) 

Splachnidium.  Durvillam.  Ilormosira.  Ecklonia.  Uimanlhalia.  Fiicus.  Carpo- 
glossum.  Physocaulon.  (Ozolhallia.)  Scylothalia.  PhyUospora.  Sirococcus. 


—     112     — 

/|8.  Cystosire^e.  Meist  l)ebläUcrte  Stengel ;  Blätter  getheilt ,  an  der  Spitze  genäherte 
HüUenfriichte  enthallend ,  oder  in  besondere  Fruchfkörper  anschwellend 
(unter«  ärts  oft  zu  Luftblasen  aufgetrieben) ;  Nebensamen  di<'lit  zu  Trau- 
ben vereinigt. 

Treptucantha.  Haler ica.  Phyllacanlha.  Cyslosiru.  Uorinoplnjsa.  ilalidrys.  Pij~ 
cnophycus. 

U9.  SargassejE.  Beblätterte  Stengel  (sehr  selten  blattlos);  Fruchtkörper  gesondert 
(nicht  mit  den  Blättern  verwachsen) ,  traubenförmig  oder  ästig ,  achsel- 
ständig ;  Nebensamen  fast  sitzend ,  gehuschelt ,  mit  kleinen  INe])enfäden 
gemischt  (Luftblasen  seitlich,  gestielt). 

Plerocanlon.  Sarcjassum.  Turbinaria.  Carpopliyllum.  Pltycobotnjs. 

oO.  HALocHLOyE.  Beblätterte  Stengel  (sehr  selten  blattlos);  Fruchlkörper  gesondert 
(nicht  mit  den  Blättern  verwachsen),  einzeln,  gestielt,  seitlich  an  der 
Spitze  der  Aeste;  Nebenfädea  Iraubig  (Luftblasen  seitlich). 

Blosscvilleu.  SpotHjocurpus.  Ilalocliloa.  7>Iija(jropsis.  Carpacanilttis.  Sirophijsali^. 
Coccophora.  Saiberia.  Curpodesinia. 


B.    HETEROCARPEE. 

Purpurn  oder  rosenfarbig;  Friichie  diöcistisch  :  1)  Capselfrüchte  viele 
Samen ,  2)  Vierlingsfrüchte  4  Sämlinge  enthaltend. 

III.   heteROCARPEä:   PARACARPE^X.  Vierlingsfrüchte   ausserhalb  oder  ZAvischen  den  Rindenzellen 

liegend  (nicht  in  besondern  Fächern). 

A.  Trichoblasteae.  Ein  (oft  berindeter)  Ghederfaden;  Capselfrüchte  ausserhalb,  mit 
einer  häutigen,  gallertartigen  Fruchthülle;  Samen  kugelig,  dicht  zusam- 
mengeballt (kein  Samenboden). 

81.  Caluthamme/E.  Haarförmig,  gegliedert,  nackt  oder  herindet;  Vierlingsfrüchle 
ausserhalb  an  den  unberindeten  Zweigen. 

Callitluunnion.    Griffithsia.    Ilalurus.  PlücboUKonnion.   fTrarnjella.  Spyridio. 
Plilota.  (Cailodidi/on.  Dudresnaija.) 

52.  Ceramie/e.  Fadenförmig,  ununterbrochen  —  oder  unterbrochen  —  berindet; 
Vierlingsfrüchte  aus  den  Zellen  der  Rindenschicht  entstehend. 

Ilurmocvras.   Goiujruccras,.  Echinocerus.  yicanllwccras.  Ceramium.  Ccntroceraf. 
Microdadia. 

15.  Epiblasteae.  Phycom  aufwüchsig,  haularlig  oder  fadenförmig ;  Capselfrüchte  einge- 
senkt oder  ausserhalb,  endsländig,  mit  zelliger  Fruchthülle;  Samen  ver- 
längert (Samenboden  fast  niangeliul). 

o3.  PoRPHYRE^E.  Blatlartig,  aus  regelmässig  geordneten  Vollzellen  gebildet;  Vier- 
lingsfrüchte Doppelzwillinge. 

Porphyra.  IHldcnbraiuUia.  Peysaonclia. 


DcnUscbr.  N'vSKi.i 


^     113     — 

54.  SpongitE;E.  Eine  oft  geschichtete ,  aus  Voiizellen  gebildete ,  durch  Kalk  ver- 

steinerte Kruste ;  Capselfrüchte  eingesenkt. 

Hapalidium.  PneophijUum.  Mclobesia.  Spongites. 

55.  CoR.\LLi>E.«.  Durch  Kalk  versteinert,  sehr  brüchig ,  fadenförmig ,  ästig,  durch 

die  Unterbrechungen  der  Rindenschicht  gegliedert;  Capselfrüchte  mit 
einer  Oeffnung  versehen. 

Amphiroa.  CoruUina.  lania. 

C.  Perlblastese.  Perigenetisch  oder  amphigenetisch ,  fadenförmig  oder  blattartig ;  Cap- 
selfrüchte eingesenkt  oder  ausserhalb;  Samen  kugelig,  an  einem  beson- 
dern Samenboden  befestigt. 

56.  Gymnophl^eace^.  Gallertartig,  schlüpfrig,  ohne  besondere  Uebcrhaut;  Mark- 

fäden der  Länge  nach  parallel ;  Rindenläden  gleichlang ,  horizontal  ab- 
gehend ;  Capselfrüchte  in  der  Rinde  eingesenkt ,  aus  geknäuelten ,  mit 
einer  gemeinsamen  Gallerthülle  umgebenen  Samen  bestehend. 
Gijmnophlcea.  Helminthora.  Naccaria. 

57.  CH;ETangiE:E.    Knorpelig  (perenchymatisch);   Vierlingsfrüchle  in  Bchälleni 

unter  der  Rinde,  mit  Nebenfäden  versehen;  Capselfrüchte  eingesenkt , 
mit  wandständigen,  zwischen  Nebenfäden  sitzenden  Samen. 
Choetangium.  Thamnoclonium.  Sarcophycus. 

b8.  HALYMEiNiEiE.  Gallertartig,  schlüpfrig;  mit  sehr  weicher  üeberhaut;  Bau  wie 
56  GymnophlceaceK;  Capselfrüchte  eingesenkt,  etwas  hervorstehend,  mit 
einer  Oeffnung  und  einer  besondern ,  faserigen  Fruchlhülle  versehen ; 
Samen  auf  einem  baumartigen  Träger  gehäuft ;  Vierlingsfrüchte  einge- 
senkt, in  Doppelzwillingen. 

Myelommm.    Uulijmenia.    Dumonlia.    Ucüarachnion.    Catcnclla.    (Ginnauia.) 

59.  C.iULACAMHE.E.  Gallcrtartig-knorpelig ,  fadenförmig,  ästig;  Fäden  der  Peri- 
centralschicht  von  einer  einfachen  Achse  ausgehend;  Vierlingsfrüchte 
eingesenkt  oder  ausserhalb,  in  Reihen,  Doppelzvv iUinge ;  Capselfrüchte 
ausserhalb. 

Caulacanthus.  Acanlhobolus. 

m.  GiGARTiNE.E.  Knorpelartig,  fadenförmig  oder  blattartig;  Slruclur  faserig;  Cap- 
selfrüchte mit  kugeligen  Samen  an  einem  netzartig  verv\obenen  Samen- 
träger;  Vierlingsfrüchte  unter  der  Rinde  in  Haufen,  Doppclzwillingc. 
-  Irulcea.  Chondrodidi/on.  Gratcloupia.  Maslocarpus.  Chondrus.  Chondracanthus. 
(Chondrodonium.)  Euhymenia.  Constantinea.  Callophyllis.  Sarcophyllis.  Solieria. 
Furcdlaria.  Gigarltna.  (Gloiodadia.) 

61.  RHVNcnococcEE.  Knorpelartig,  fadenförmig  oder  blaltarlig ;  Capselfrüchte 
ausserhalb;  Samen  zweilheilig,  langgeslielt ,  strahlenlörmig  an  dem  cen- 
tralen Samenträger  angeheftet;  Vierlingsfrüchte  im  Phvcom  zerstreut, 
vierjochig. 

Bliynchococcus.  Callibhpharis. 

15 


62.  CvsTocLOME.E.  Knorpelartig ,  fadenförmig;  Capselfrüchte  eingesenkt;  Samen 
eckig-kugelig  zwischen  einem  netzartig  verwobenen  Samenboden ;  Vier- 
lingsfrüclite  in  bestimmten  Fruchtästen,  vierjochig. 

Cystoclonium .  Hijpnophycus. 

()3.  Gelidie«.  Knorpelartig,  fiederig-ästig.  Capselfrüchte  ausserhalb,  mit  sehr 
kleinen  kugeligen  Samen.  Vierlingsfrüchle  in  besondern  Fruchtästen, 
Doppclzwillinge. 

Acrocarpus.  Ecliinocaulon.  GeUdium.  Ctenodiis. 

(■)'i.  Sph.erococce.e.  Knorpelartig,  fadenförmig  oder  hautartig.  Capselfrüchte 
ausserhalb  ,  mit  kugeligen  oder  elliptischen ,  dem  centralen  Samenboden 
angehefteten  Samen;  Vierlingsfrüchte  in  der  Rinde,  meist  gehäuft. 

Bowiesia.  Sphcerococcus.  Trematocarpus. 

6J).  Tylocar'pe.^j.  Knorpelartig,  fadenförmig  oder  blattartig,  innen  parenchyma- 
tisch ;  Vierlingsfrüchle  in  Reihen ,  zu  einem  Kettenpolster  vereinigt. 

Tylocarpus.    Oncotylus.    Pachycarpus.  PhijUotylus.    Coccolybis.  {Phyllophoi-a . 
Acanlholijlux. 

IV.  HETEROCARPE.S  CHORISTOCARPEÄ,  Vierlingsfrüchte  (nie  ausserhalb),  in  besondern  Fächern 

der  Rindenschicht  eingeschlossen. 

A.  Axonoblasteae.  Fadenförmig  (nicht  hohl),    oft  mit  gegliederten,  fruchttragenden 

Aestchen  besetzt;  Capselfrüchte  mit  verlängerten,  birnförmigen ,  ge- 
büschelten  Samen,  ohne  Samenboden;  deutliche  Spermatoidien ;  keine 
Nebensamen. 

66.  Dasye/E.  Gallertartig,  schlüpfrig;  Hauptfaden  berindet,  mit  zarten  Glieder- 
fäden bedeckt;  Fruchläste  gegliedert,  mit  quirlständigen  Vierlings- 
früchten. 

Dasya.  Eupocjonium.  Trichothanmion.  (Eupogodon.) 

67. 'PoLYsiPHO!N'iE.E.  Gegliedert;  Aeste  gegliedert,  vielröhrig,  an  der  Spitze  mit 
einem  Büschel  von  Gliederfäden  versehen ;  Fruchtäste  gegliedert. 

Polysiphonia.  Helicothamnion.   Halopithys.  Digenea.    Bryolhamnion.  Physcu- 
phora.  Ahidhim. 

68.  Chondrie/e.  Knorpelartig,  ungegliedert;  Aeste  und  Fruchtäsle  ungegliedert 

(bisweilen  an  der  Spitze  mit  einem  Büschel  von  Gliederfäden). 

Lophura.  Carpocaulon.  Chondria.  Acatithophora. 

B.  Cceloblastese.  Meist  fadenförmig,  röhrig,  selten  sackartig;  Capselfrüchte" mit  rund- 

lichen, zuerst  an  einem  baumartigen  Samenträger  befestigten  Samen; 
Nebensamen  zwischen  den  Samen  gehäuft;  keine  Spermatoidien. 

69.  CHONDROsipiiEyE.  Röhrenförmig,  ohne  innere  Scheidewände. 

Bonncmaisonia.  Cliomlrothamnion.  Chondrosiphon.  Ilalosaccion. 

70.  ChampiejE.  Hohl ,  durch  zellige  Scheidewände  in  Fächer  getheilt. 

Champia.  Lomentaria.  Gastroclonium. 


—     ii5     — 

C.  Platyuoblastcse.  Blaltartig,  gestielt;  Capselfrüchte  mit  runden,  an  dem  Sanienl)odt'n 
befestigten  Samen ;  deutliche  Spermatoidien  oder  traubig-geliäuftc  Neben- 
samen. 

71.  Delesserie.e.  Blattarlig,  berindet,  parenchymatisch ;  Zellen  an  der  Oberfläche 

ohne  Ordnung;   Vierlingsfrüchte  in  blattartigen  Fruchtästen  oder  im 
Blatlkörper ,  Doppclzwillinge. 

AecjlophyUum.  Schyzocßosmm.  Inochorion.  Cnjptopleura.  Phycodrys.  Hypoglos- 
mm.  Deicsseria.  (Rhizophyllis). 

72.  BoTRYocARPE.E.  Blattarlig,  berindet,  epenchymalisch  oder  perenchyraalisch ; 

Zellen  an  der  Oberfläche  ohne  Ordnung ;  Vierlingsfrüchte  in  blattarligen 
Fruchtästen ,  Doppelzw  illinge. 

I\'euroglosmin.  Bolryocurpa . 

73.  AMA^sIE^.  Blattartig,  gefiedert,  unberindet;  Zellen  in  parallele,  gebogene 

Zonen  geordnet;  Vierlingsfrüchte  in  kleinen  blattarligen  oder  fadenför- 
migen Fruchlästen ,  Doppelzwillinge. 

Polyzonia.  Amansia. 

7li.  RYTIPHL.EACE.E.  Platt,  gefiedert,  berindet;  innere  Zellen  in  parallelen  Quer- 
zonen ;  Vierlingsfrüchte  in  den  Fiederblättchen  oder  in  besondern  Frucht- 
ästen ,  Doppelzwillinge. 

Rytiplüaa.  Dlclyoincnia. 

75.  Carpoblephäride^.  Platt,  fiederspallig,  berindet;  innere  Zellen  der  Länge 

nach  an  einander  gereihet ;  Vierlingsfrüchte  in  besondern ,  wimperar- 
tigen Fruchtästen ,  Doppelzwillinge. 

Carpob{epharis.  Odonliialia. 

76.  PL0CAMIE.C.  Aeslig,  gefiedert   berindet;  innere  Zellen  grösser,  der  Länge 

nach  an  einander  gereiht;  Vierlingsfrüchte  in  besondern  Fruclitästen 
vierjochig. 

Plocamiitm.  Thamnocarpus-  Thamnophora. 

77.  Claudie^.  Gefiedert,  netzförmig;  Vierlingsfrüchte  in  den  Fiedern,  Doppel- 

Zwillinge. 

Claudca. 


VERSUCH  ZUR  BEGRÜNDUNG  EINES  EIGENEN  SYSTEMS  DER 
ALGEN  UND  FLORIDEEN. 


A.     A  h  G  Sl. 

(Diatomacece ,  Chlorospermece  et  Melanospermece  Harvey.  —  Zoospermece  et 
Fucoidece  J.  Agardh.  —  Zoosporece,  Synsporece  et  /Iplosporece  Decaisne.  — 
Confervacece  et  Phycece  Enrllicher.  —  Jlgce  isocarpece  Kützing.^ 

Zelleninhalt  iheilweise  ans  Stärkekörnern  und  Farbbläschen  bestehend;  keine 
Urzeugung ;  Fortpflanzung  geschlechtslos ,  durch  Keimzellen. 

Diess  sind  die  einzigen  Merkmale ,  welche  den  Algen  als  solchen  gemeinsam 
sind  und  welche  sie  zugleich  von  allen  übrigen  Pflanzen  unterscheiden ;  nament- 
lich von  den  Pilzen^  Florideen  ^  Moosen  u.  s.  w.  Dabei  ist  aber  sogleich  zu  be- 
merken ,  dass  nach  dieser  Definition  auch  die  Flechten  einen  Theil  der  Algen 
ausmachen. 

Bisher  sind  immer  die  Florideen  (Rhodospermeen  ,  Choristosporeen ,  Hetero- 
carpeen)  mit  den  eigentlichen  Algen  in  Eine  Gruppe  zusammen  gestellt  worden. 
Es  war  diese  Gruppe  eine  höchst  unnatürliche,  weil  sie  die  verwandten  Flechten 
ausschloss ,  und  dagegen  die  ganz  abweichenden  Florideen  aufnahm    Diese  un- 


—     il7     — 

natürliche  Vereinigung  machte  es  bis  jetzt  unmöglich  ,  für  die  Algen  eine  gute 
Definition  festzustellen.  Indem  ich  nun  die  bisherige  Classe  der  Algen  in  zwei 
Classen  Iheile ,  will  ich  der  einen  den  alten  Namen  Ahjen  lassen  ,  der  andern 
den  gewohnten  Namen  Florideen ,  den  sie  schon  als  Unterabtheilung  der  frühem 
Algen  besass,  beilegen  ,  indem  ich  zeigen  werde ,  dass  die  Florideen  keine  Algen 
sind. 

Die  Algen  unterscheiden  sich  von  den  Pilzen  durch  die  Natur  des  Zellenin- 
haltes. Bei  den  Pilzen  ist  nach  ^ogel  (*)  keine  Stärke  vorhanden.  Ich  habe  bei 
vielen  Untersuchungen  ebenfalls  keine  angetroffen  (^).  Den  Pilzen  mangeln  ferner 
nach  meinen  Beobachtungen  die  Chlorophyllbläschen  (Chlorophyllkörner)  und 
andere  Farbbläschen  (^)  (gefärbte  Zellsaflkügelchen).  Bei  den  Algen  dagegen  ist 
wahrscheinlich  keine  einzige  Zelle,  welche  nicht  zu  irgend  einer  Zeit  ihrer  Le- 
bensperiode Stärkekörner  und  Clorophyllbläschen  oder  andere  Farbbläschen 
enthielte. 

Die  Algen  unterscheiden  sich  ferner  von  den  Pilzen  durch  ihre  Entstehungs- 
weise und  ihre  Lebensart.  Die  Algen  entstehen  nur  aus  Samen.  Die  Pilze  ent- 
stehen ebenfalls  aus  Samen ,  sie  können  aber  auch  durch  Urzeugung  aus  der 
Zersetzung  von  organischen  Stoffen  hervorgehen.  Dieser  Ausspruch  wird  zwar 
von  zwei  Seiten  Anfechtungen  erleiden,  i)  von  denen,  welche  die  Generatio  spon- 
tanea  sowohl  bei  Algen  als  bei  Pilzen  annehmen  ,  2)  von  denen  ,  welche  dieselbe 
sowohl  bei  Pilzen  als  bei  Algen  verwerfen.  Kützing  (^)  behauptet,  dass  die  ein- 
fachem Algen  (nämlich  die  gallertartigen ,  fadenförmigen  ,  schlauchartigen  und 
einfachen  hautartigen)  nicht  bloss  aus  Samen,  sondern  auch  durch  Urbildung 
erzeugt  werden.  Die  Thatsachen  aber,  welche  als  Beweis  angeführt  werden, 
sind  noch  lange  nicht  so  ,  dass  sie  die  Annahme  nothwendig  forderten ;  sie  kön- 
nen eben  so  gut  auf  die  eine  wie  auf  die  andere  Art  gedeutet  werden.  Man  könnte 
versucht  sein  ,  die  Urzeugung  bei  den  Algen  wegen  der  Analogie  der  Pilze  an- 

(•)  Linnaea,  1841 ,  pag.  65. 

(*)  Dagegen  wollen  Schlossberger  und  Doepping  (Ann.  d.  Chem.  und  Pharm.  L  II.  106  —  120)  ein- 
zelne Starkekörner  gefunden  haben. 

(')  Vergl.  über  diesen  Ausdruck  Schieiden  und  Nwgeli's  Zeitschrift  für  wiss.  Bot.,  Heft  3,  p.  HO. 
(*)  Phycologia  general.,  pag.  129. 


—  HS  — 
zunehmen  ,  weil  beide  Classen  Pflanzen  der  gleichen  Organisationsstufen  ent- 
halten. Ich  würde  dieser  Analogie  unbedingt  beistimmen,  wenn  die  Erscheinun- 
gen bei  der  Entstehung  und  die  Lebensweise  bei  Algen  und  Pilzen  die  gleichen 
w^ären.  Sie  sind  aber  total  verschieden.  Wenn  Algen  irgendwo  entstehen  ,  so 
geschieht  es  nie  in  einem  ganz  abgeschlossenen  Räume  ;  es  geschieht  ferner  so , 
dass  sie  anfangs  in  kleiner  Menge  auftreten  ,  und  dass  ihre  steigende  Zunahme 
aus  der  Fortpflanzung  erklärt  werden  kann  ;  es  geschieht  endlich  in  einem  Me- 
dium,  das  häufig  bloss  aus  Wasser  mit  gelöster  Kohlensäure,  Ammoniak  und 
Salzen  besteht,  und  gewöhnlich  keine  unzersetzten  organischen  Stoffe  enthält. 
Die  Pilze  dagegen  entstehen  häufig  an  ganz  abgeschlossenen  Stellen  ;  ferner 
zugleich  in  einer  Men^e,  welche  durch  die  Fortpflanzung  nicht  wohl  erklärt 
werden  kann  ;  endlich  in  Medien ,  welche  organische  Stoffe  in  Zersetzung ,  also 
auch  noch  unzersetztes  Gummi  und  Ei  weiss  ,  die  nothwendigen  Bedingungen 
für  orf^anische  Neubildung  enthalten.  Es  ist  somit  klar,  dass,  wenn  auch  die 
Urzeuo^un"^  für  die  Pilze  erwiesen  wird,  eine  Uebertragung  derselben  auf  die 
Alexen  durch  Analogie  nicht  gestattet  werden  kann. 

Die  Generatio  spontanea  der  Pilze  wird  von  vielen  bestritten.  Es  ist  zwar 
nicht  zu  läugnen  ,  dass  sie  sehr  häufig  aus  Samen  entstehen.  Es  giebt  aber  neben 
vielen  Fällen,  wo  die  Urzeugung  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich,  einige, 
wo  sie  sicher  vorhanden  ist.  Zu  den  letztern  gehören  diejenigen  Fälle,  wo  die 
Pilze  in  verschlossenen  Räumen  entstehen ,  so  dass  keine  Samen  hinein  gelangen 
konnten.  Ich  verweise  hiebei  auf  die  Pilzbildungen  ,  die  ich  innerhalb  geschlos- 
sener Zellen  beobachtete  (*).  Rwstelia  entwickelt  sich  tief  im  unverletzten  Gewebe 
des  Blattes.  In  Bremia  Lactucce  (RegeP)  fand  ich  die  Sporidien  des  Pilzes  grösser 
als  die  Oeffnung  der  Hautdrüsen  ,  aus  denen  der  Pilz  hervorwächst.  Aus  diesen 
und  andern  Thatsachen  schliesse  ich  ,  dass  die  Pilze  durch  Urzeugung  entstehen 

können. 

Zu  dem  Unterschiede,  dass  die  Algen  bloss  aus  Samen,  die  Pilze  dagegen 
sowohl  aus  Samen  als  durch  Urzeugung  aus  organischen  Substanzen  sich  bilden , 

(»)  Linnjßa,  1842,  pag.  278,  tab.  XI. 

(*)  Botanische  Zeitung  von  Mohl  und  Schlechtendal ,  1843,  pag.  665. 


—     il9     — 

gesellt  sich  ein  analoger  Unterschied  in  der  Lebensart.  Die  Algen  leben  in  feuch- 
ter Luft  oder  in  klarem  Wasser,  meist  auf  unorganischen  oder  auf  lebenden 
orffanischen  Unterlagen  :  sie  nehmen  höchst  wahrscheinlich  keine  andern  Nah- 
rungsstoffe  als  Wasser ,  Kohlensäure ,  Ammoniak  und  Salze  auf.  Die  Algen  ver- 
halten sich  also  vollkommen  gleich  wie  fast  alle  übrigen  Pflanzen.  Die  Pilze  be- 
dürfen zu  ihrer  Unterlage  gewöhnlich  organische  Substanzen ,  welche  in  Gäh- 
rung  ,  Fäulniss  ,  Verw  esung  sind  ;  sie  ernähren  sich  ohne  Zweifel  nicht  bloss  aus 
unorganischen,  sondern  auch  aus  löslichen  organischen  Stoffen. 

W  enn  nach  den  oben  angegebenen  Merkmalen  consequenl  Algen  und  Pilze 
geschieden  werden ,  so  müssen  aus  der  Classe  der  Algen  mehrere  Gattungen 
wegfallen  ,  w  eiche  früher  als  Wasserpflanzen  dahin  gebracht ,  und  neulich  von 
Kützing  in  der  Phycologie  wieder  aufgezählt  wurden.  Als  Wasserpilze,  und 
nicht  als  Algen,  müssen  betrachtet  w^erden,  z.  B.  die  Gattungen  Hygrocrocis,  Lep- 
tomitus,  Achlya,  die  Gährungspilze ,  und  wahrscheinlich  alle,  welche  Kützing  in 
der  Abtheilung  Mycoplujcece  aufführt.  Zu  den  Pilzen  gehört  ebenfalls  die  Gattung 
Chroolepus ,  welche  von  Kützing  zu  der  Familie  der  Chantransiece  gestellt  w ird. 

Von  allen  übrigen  Pflanzen  unterscheiden  sich  die  Algen  dadurch ,  dass  sie 
geschlechtslos  sind ,  und  dass  somit  zur  Fortpflanzung  nicht  zw  eierlei  Organe 
erfordert  werden.  Während  bei  Florideen  und  Moosen  die  Fortpflanzungszellen 
oder  die  Sporen  durch  männliche  Samenzellchen  befruchtet  worden  sind,  so  sind 
die  Fortpflanzungszellen  der  Algen  ohne  weiteres  keimfähig.  Ich  nenne  sie  dess- 
halb  zum  Unterschiede  von  den  Sporen  Keimzellen.  —  Ich  muss  hier  aber  aus- 
drücklich bemerken ,  dass  Geschlechtsdifferenz  und  doppelte  Fruclification , 
welche  Begriff'e  bei  den  Cryptogamen  so  häufig  verwechselt  v\urden,  durchaus 
nicht  synonym  sind.  Dass  die  Florideen  doppelte  Fructificationsorgane  besitzen, 
desswegen  sind  sie  nicht  geschlechtlich  ,  sondern  dessw  egen  ,  weil  ausser  diesen 
beiden  Fructificationsorganen ,  von  denen  das  eine  weiblich  ist ,  noch  männliche 
Geschlechtsorgane  vorhanden  sind.  Wenn  es  Algen  gibt,  welche  sich  auf  doppelte 
Art  fortpflanzen,  so  ist  damit  keineswegs  ihre  Geschlechtsdiff'erenz  nachgewiesen. 
Ich  glaube,  dass  dieser  Umstand  von  denen,  welche  bisher  männliche  und  weibliche 
Fortpflanzungsorgane  bei  den  Algen  angenommen  haben ,  zu  wenig  berücksichtigt 
wurde.  Männliche  Organe  da  anzunehmen,  wo  sie  allenfalls  vorhanden  sein  könnten, 


—     i20     — 

wie  in  den  Nebenfäden  ,  —  oder  bei  einer  Art ,  welche  zweierlei  Arten  von 
Zellen  besitzt ,  von  denen  man  sich  keine  Rechenschaft  geben  kann ,  —  oder  bei 
Pflanzen  ,  wo  ausser  den  eigentlichen  Fortpflanzungszellen  noch  kleinere  beweg- 
liche Zellen  oder  scheinbare  Körner  vorkommen  :  das  darf  in  der  jetzigen  Zeit 
nicht  mehr  geschehen.  Entweder  müssen  die  Samenfäden  oder  eine  mit  den 
Antheridien  der  höhern  Cryptogamen  im  Wesentlichen  übereinstimmende  Struc- 
tur  der  Organe  nachgewiesen  werden.  —  Wenn  aber  Kützing  «  die  Differenzen 
in  der  Fruchtbildung  allerdings  für  Andeutungen  der  Geschlechtsorgane,  so  weit 
man  dieselben  bei  Cryptogamen  überhaupt  annehmen  kann  ,  wenn  sie  auch  für 
die  wirkliche  Fortpflanzung  der  Algenspecies  als  befruchtende  Organe  keine 
weitere  Bedeutung  haben  sollten  »  erklärt ,  so  ist  mir  diese  Erklärung  unver- 
ständlich. Entweder  besitzt  eine  Pflanze  die  Möglichkeit,  ein  Organ  zu  erzeugen, 
oder  sie  besitzt  diese  Möglichkeit  nicht.  Jm  erstem  Falle  entwickelt  sich  das  Organ 
unter  günstigen  Verhältnissen  immer,  im  zweiten  nie.  Die  Entwicklung  kann 
aber  im  ersten  Falle  unter  ungünstigen  Verhältnissen  auf  jeder  Stufe  stehen 
bleiben.  In  diesem  Falle  sind  bloss  Andeutungen  vorhanden  ,  aber  Andeutungen 
von  einem  Organ,  welches  der  Pflanze  begriffsmässig  angehört.  Andeutungen 
von  Organen ,  die  erst  bei  höhern  Organismen  in  ihrem  vollen  Begriffe  auftreten 
sollen ,  sind  gewiss  in  der  Natur  nirgends  vorhanden  ,  denn  dieselbe  stellt  auf 
jeder  ihrer  Entwicklungsstufen  ein  vollständiges  und  für  sich  abgeschlossenes 
Ganze  dar.  —  Wenn  aber  auch  die  Natur  überall  bloss  vollkommene  Begriffe 
entwickelt ,  so  schreitet  dagegen  die  menschliche  Erkenntniss  ,  bis  sie  zu  diesen 
Begriffen  gelangt,  durch  eine  Reihe  von  «  Andeutungen  »  guter  Beobachtungen 
und  richtiger  Beurtheilungen  fort;  aber  die  eigenen  Schwächen  sollen  wir  nicht 
der  Natur  aufbürden. 

Ich  habe  für  alle  Fortpflanzungszellen  der  Algen  die  Benennung  Keimzellen  , 
im  Gegensatz  zu  den  Sporen,  vorgeschlagen.  Es  ist  möglich  und  sogar  wahr- 
scheinlich ,  das  die  Keimzellen  der  Algen  einmal  verschiedene  Namen  erhalten 
müssen.  Es  wird  diess  dann  der  Fall  sein,  wenn  sicher  nachgewiesen  ist,  dass 
bei  derselben  Algenart  verschiedene  Fruchtarten  wirklich  vorkommen.  Es  dürfte 
sich  dann  zeigen ,  dass  die  Keimzellen  nicht  bei  allen  Algen  die  gleiche  Bedeutung 
haben,  und  dass  sich  die  besondere  Keimzellenbildung  der  niedern  Algen  neben 


—  421  — 
der  besondern  Keinizellenbildung  bei  höhern  Algen  wiederholt,  wie  sich  die 
Keimzellenbildung  überhaupt  neben  der  geschlechtlichen  Fortpflanzung  bei  den 
Florideen  und  Lebermoosen  wiederholt.  Aber  ich  glaube  nicht ,  dass  diess  jetzt 
schon  als  ganz  gewiss  ausgesprochen  werden  dürfe,  und  noch  viel  weniger  ,  dass 
jetzt  schon  die  verschiedenen  Begriffe  begründet  werden  könnten. 

Ausser  den  in  der  Definition  angeführten  Merkmalen  gibt  es  keine ,  welche 
den  Algen  als  solchen  gemeinschaftlich  wären.  Lebensweise,  Standort,  Bau, 
Entstehung  der  Keimzellen  sind  so  verschieden,  dass  sich  nichts  allgemeines 
feststellen  lässt.  Alles  Uebrige  aber ,  was  bei  allen  Algen  vorhanden  ist ,  gilt 
theils  für  grössere  Gruppen  von  niedern  Pflanzen ,  theils  für  alle  Pflanzen  über- 
haupt. 

Da  die  Algen  aus  Zellen  bestehen  und  sich  durch  Keimzellen  fortpflanzen  ,  so 
können  die  Verschiedenheiten ,  welche  sie  untereinander  zeigen ,  bloss  in  3  Mo- 
menten gefunden  werden:  4)  in  der  Natur  der  Zellen  selbst,  2)  in  der  Entste- 
hungsweise der  entwickelten  Pflanze  aus  der  Keimzelle  ,  3)  in  der  Entstehungs- 
weise der  Keimzellen  an  der  entwickelten  Pflanze. 

In  Rücksicht  auf  die  Natur  der  Zellen  finden  wir  bei  den  Algen  wesentliche 
Verschiedenheiten  in  drei  Beziehungen  :  i)in  der  Gestalt  der  Zelle  ;  2)  im  Zellen- 
inhalte, und  3)  im  Zellenwachsthum.  Die  Gestalt  der  Zelle  ist  vorzüglich  bei  den 
einfachsten  Algen  wesentlich,  nämlich  bei  den  Diatomeen,  Desmidieen,  und 
Palmelleen.  Die  Beschaffenheit  und  Gestaltung  des  Zelleninhaltes  ist  ebenfalls 
nicht  bei  allen  Algen  wesentlich  ,  sie  ist  es  bei  vielen  der  genannten  einzelligen 
Algen  und  bei  einigen  der  mehrzelligen  Algen  (z.  B.  in  den  Zygnemaceen).  Das 
Zellenwachsthum ,  ob  allseitiges  oder  Spitzenwachsthum ,  ist  namentlich  für  die 
einzelligen  Galtungen  (Palmelleen  und  Siphoneen)  von  grosser  Bedeutung, 

In  Rücksicht  auf  die  Entstehungsweise  der  entwickelten  Pflanze  aus  der  Keim- 
zelle ist  eine  sehr  grosse  Manigfaltigkeit  vorhanden.  Bei  den  einen  Gattungen 
mangelt  die  vegetative  Zellenbildung  ganz  (bei  den  einzelligen  Algen).  Bei  den 
übrigen  Algen  ist  sie  vorhanden,  bewegt  sich  aber  nach  verschiedenen  Gesetzen. 
Die  Wachsthumsgesetze  geben  die  hauptsächlichste  Norm  für  die  Unterscheidung 
von  Gattungen,  Familien  und  Zünften. 

In  Rücksicht  auf  die  Entstehung  der  Keimzellen  an  der  entwickelten  Pflanze  sind 

Denkscbr.  N/EGEli.  1  O 


—     i22     — 

vorzüglich  in  zwei  Beziehungen  Verschiedenheiten  vorhanden,  nämlich  :  i)  welche 
bestimmte  Zellen  an  der  Pflanze  Mutterzellen  werden  ,  2)  auf  welche  Weise  die 
Keimzellen  aus  der  Multerzelle  sich  bilden.  Was  den  ersten  Punkt  betrifl't ,  so 
findet  sich  da  eine  sehr  grosse  Mannigfaltigkeit  von  Verschiedenheiten ,  welche 
für  Gattungen  ,  Familien  und  Zünfte  wichtig  sind.  Was  den  zweiten  Punkt  be- 
trifft,   so  sind  mir  folgende  Verhältnisse  bekannt  :    i)  Eine  Zelle  der  Mutter- 
pflanze wird  ohne  Weiteres  zur  Keimzelle  fNostocJ ;  2)  der  ganze  Inhalt  einer 
Zelle  oder  zweier  copulirter  Zellen  vereinigt  sich  in  eine  Masse  und  bildet  eine 
freie  Keimzelle  fZyynemaJ ;  5)  die  Mutterzelle  theilt  sich  durch  einmalige  wand- 
ständige Zellenbildung  (Theilung)  in  2  oder  k,  oder  durch  wiederholte  Zellen- 
bildung  in    k  und    mehr    Keimzellen    fUlothrixJ;    k)  im  Inhalte  der  Mutter- 
zelle entstehen  durch  freie  Zellenbildung  eine  oder  mehrere  Keimzellen  ,  in  be- 
stimmter oder  in  unbestimmter  Zahl  (Falonia)  ;   5)  die  Mutlerzelle  wächst  in 
einen  Ast  aus,  welcher  sich  entweder  ganz  (wenn  er  kurz  ist)  oder  nur  an  seinem 
Ende  (wenn  er  lang  ist)  durch  wandständige  Zellenbildung  zur  Keimzelle  um- 
bildet (Faucheria)  ;  6)  die  Mutterzelle  wächst  in  einen  kurzen  Ast  aus  und  theilt 
sich  durch  wandständige  Zellenbildung  in  zwei  Zellen  ,  von  denen  die  eine  dem 
ursprünglichen  Lumen  der  Mutterzelle  ,  die  andere  dem  ausgewachsenen  Theile 
der  Zelle  entspricht,  welche  letztere  zur  Keimzelle  wird  (Padina)^).  Diese  ver- 
schiedenen Verhältnisse,  nach  denen  sich  die  Keimzellen  bilden,  sind  die  wesent- 
lichsten Merkmale ,  welche  die  Algen  besitzen  ;  sie  sind  es  vorzüglich ,   welche 
die  Ordnungen  begründen. 

Nach  diesen  Grundsätzen  muss  einst  das  System  der  Algen  aufgebaut  werden. 
Die  Ausführung  bis  ins  Einzelne  ist  jetzt  noch  unmöglich  ;  da  wohl  die  Kenntnis» 
der  anatomischen  Verhältnisse,  namentlich  durch  die  Untersuchungen  Kützimfs, 
wesentliche  Fortschritte  gemacht  hat.  Aber  sie  genügen  nicht ,  weil  Fertig- 
Gleiches  auf  verschiedene  Weise  entstehen  ,  und  daher  verschiedene  Begriffe  re- 
präsentiren  kann.  Ueber  die  Entstehungsweise  aus  Zellen  ,  über  das  Wachsthum 
durch  Zellenbildungsgesetze  ist  bis  jetzt  nichts  bekannt.  Ebenso  ist  die  Keim- 

(')  Das  Nähere  über  diese  Zellenbildungsveiiialtnisse  findet  sich  in  Schieiden  und  Ncsgelvs  Zeit- 
schrift für  wissenschafll.  Bot.,  Heft  3,  pag.  öl  11" 


—  123  — 
Äellenbildung  noch  lange  nicht  so  erforscht,  wie  es  für  ein  gutes  System  durch- 
aus  nothwendig  wäre ;  an  vielen  Algen  ist  noch  nicht  einmal  Fruchtbildung 
gesehen  worden,  an  manchen  nur  eine  seh^  zweifelhafte  Fruchtbildung.  So  wenig 
es  dieser  Uebelstände  wegen  möglich  ist ,  eine  natürliche  Eintheilung  jetzt  schon 
bis  ins  Detail  auszuführen  ;  ebensowenig  ist  es  möglich  ,  bei  den  jetzigen  Kennt- 
nissen ,  die  Classe  der  Algen  in  die  nächsten  grossen  Unterabtheilungen  zu  son- 
dern ,  weil  der  gegenseitige  Werth  der  verschiedenen  Keimzellenbildungen  noch 
nicht  hinreichend  bestimmt  werden  kann.  Ich  glaube  daher ,  dass  vor  der  Hand 
weiter  nichts  geschehen  kann ,  als  dass  einzelne  natürliche  Gruppen  herausge- 
hoben und  genau  definirt  werden  ,  sobald  sich  ein  Typus  durch  seinen  Begriff 
als  ein  besonderer ,  von  allen  übrigen  verschiedener  zu  erkennen  giebt.  Dieses 
Verfahren  wird  zu  wahrhaft  natürlichen  Ordnungen  führen.  Weiterem  Studium 
bleibt  es  überlassen  ,  die  Grenzen  der  Ordnungen  zu  ziehen ,  indem  man  be- 
stimmt, welche  Gattungen  zu  denselben  gehören,  —  und  die  Ordnungen  in  Grup- 
pen unter  allgemeinere  Begriffe  zusammen  zu  stellen.  Die  bisherigen  Systeme, 
die  ich  diesem  Verfahren  gegenüber  bloss  als  künstliche  gellen  lassen  kann, 
werden  als  Systeme  so  lange  ihren  praktischen  Werth  behaupten,  bis  das  natür- 
liche System  seine  innere  und  äussere  Vollendung  erreicht  hat. 

I.  PALMELLAGE^. 

Zelle  ohne  Spüzenwachsthum,  ohne  Astbildung  und  ohne  vegetative  Zellenbildung. 
Fortpflanzung  durch  wandständige  Zellenbildung  (Theilung)  in  2  oder  k  Zellen. 

Jede  Zelle  ist  für  sich  ein  Pflanzenindividuum.  Die  Zelle  besitzt  bloss  allseitiges 
Wachsthum  und  in  Folge  dessen  immer  ein  bestimmtes  Verhältniss  der  verschie- 
denen Durchmesser,  und  somit  eine  bestimmte  Gestalt.  Sie  ermangelt  des  Ver- 
mögens Aeste  oder  Wurzeln  zu  treiben.  Alle  Zellenbildung  ist  reproductiv  ;  die 
Tochterzellen  ,  deren  2  oder  h  zugleich  in  einer  Mutterzelle  entstehen  ,  sind  eben 
so  viele  neue  Pflanzen  ;  ein  Unterschied  von  vegetativen  und  von  Keimzellen  ist 
noch  nicht  vorhanden. 

Zu  den  Palmellaceen  gehören  die  Diatomeen  ,  Desmidieen  und  die  meisten  Pal- 
melken  der  Autoren. 


—     12^     — 

Plenrococcns  Tnlgapis  Menegh. 

(Protococcus  viridis  Auct.  Chlorococcum  vulgare  Grev.) 

Taf.  I,  Fig.  1  —  13, 

Auf  etwas  feuchter  Baumrinde  liegt  ein  grünes  Pulver,  das  aus  mikroskopischen  Körnchen  besieht.  Ein 
solches  Körnchen  ist  entweder  eine  einzelne  Zelle,  oder  mehrere  mit  einander  verbundene  Zellen.  Die  Art, 
wie  die  Zellen  mit  einander  verbunden  sind,  ist  durch  bestimmte  Regeln  der  Zellenbildung  bedingt. 

In  dem  Pleurococcus-Pulver  findet  man  1)  einzelne  sphärische  Zellen  (Fig.  1),  2)  2  zusammenhängende 
Zellen  (Fig.  2),  5)  h  zusammenhängende  Zellen,  die  in  einer  Fläche  liegen  (Fig.  5),  U)  8  zusammenhängende 
Zellen,  welche  in  2  Flächen  von  je  d  Zellen  liegen  (Fig.  h),  b)  16  zusammenhängende  Zellen,  welche  in  2 
Flächen  von  je  8  Zellen  liegen  (Fig.  ö) ,  G)  52  zusammenhängende  Zellen ,  welche  in  k  Flächen  von  je  8 
Zellen  liegen.  —  Die  Zellenbildung  ist  folgende.  In  der  einfachen  Zelle  (Fig  1)  entsteht,  nachdem  sie  sich  etwas 
in  die  Länge  gedehnt  hat,  eine  centrale  Scheidewand  (Fig.  2).  Angenommen,  die  ursprüngliche  Zelle  habe  sich 
von  Süd  nach  Nord  in  die  Länge  gestreckt,  so  ist  die  Scheidewand  senkrecht  und  von  Ost  nach  West  gerichtet. 
Nun  dehnen  sich  die  beiden  Zellen  (Fig.  2)  w  ieder  in  die  Länge ,  und  zwar  diessmal  von  Ost  nach  West ,  also 
parallel  mit  der  entstandenen  Scheidewand.  Sie  theilen  sich  wieder  durch  eine  senkrechte  Wand,  welche  jetzt 
von  Süd  nach  Nord  geht  (Fig.  3,  I).  Es  liegen  nun  k  Zellen  beisammen  und  büden  eine  Fläche ;  wenn  dieselbe 
unter  dem  3Iikroskope  um  einen  rechten  Winkel  um  die  eigene  Achse  gedreht  wird,  so  sind  natürlich  bloss 
2  Zellen  sichtbar  (Fig.  3,  II).  —  Jede  der  k  Zellen  dehnt  sich  wieder  in  die  Länge,  und  zwar  von  unten  nach 
oben,  und  theilt  sich  dann  durch  eine  Wand,  welche  horizontal  liegt.  Dadurch  entsteht  ein  Häufchen  von  8 
Zellen ,  das  die  Gestalt  eines  Cubus  hat.  Von  oben  (Fig.  U,  I)  sieht  man  die  U  Zellen ,  welche  sich  in  Fig.  5,  I 
gebildet  hatten;  von  der  Seite  dagegen  (nachdem  das  Häufchen  90"  um  seine  Achse  gedreht  wurde)  erblickt 
man  bloss  2  von  jenen  4  Zellen,  die  aber  elliptisch  geworden  sind,  und  jede  sich  eben  in  2  Tochterzellen 
gelheilt  haben  (Fig.  U,  II).  —  Von  den  8  Zellen  dehnt  sich  jede  wieder  in  die  Länge  und  zwar  von  Süd  nach 
Nord,  und  theilt  sich  darauf  durch  eine  von  Ost  nach  West  gerichtete  verticale  Wand  (Fig.  5, 1).  Dieses  Zellen- 
klümpchen  90"  um  seine  Achse  gerollt,  zeigt  U  Zellen  (Fig.  5,  II);  es  besteht  aus  16  Zellen.  —  Jede  der  16 
Zellen  theilt  sich  darauf  (nachdem  sie  sich  vorher  von  Ost  nach  West  in  die  Länge  gedehnt  hat)  durch  eine 
von  Süd  nach  Nord  gehende  verticale  Wand.  —  Dann  bildet  sich  in  jeder  Zelle  eine  horizontale  Wand;  später 
wieder  eine  von  Ost  nach  West  gerichtete  senkrechte  Wand,  dann  eine  von  Süd  nach  Nord  laufende  senkrechte 
Wand,  dann  eine  horizontale  Wand  u.  s.  f.  —  Die  Zellenbildung  geschieht  also  auf  die  JFeise ,  dass  immer 
in  l  Mutterzelle  sich  vermittelst  Theilung  2  Tochterzellen  bilden,  wodurch  die  Mutterzelle  unmittelbar 
zu  Grunde  geht,  und  wechselt  mit  den  3  Richtungen  des  Raumes  in  den  successiven  Generationen  ab. 

Von  diesem  allgemeinen  Gesetze  giebt  es  keine  Ausnahmen.  Es  realisirt  sich  aber  in  verschiedener  Art ;  die 
Abweichungen  betreffen  die  Zeit  oder  die  räumliche  Richtung  der  Zellenbildung.  Entweder  bilden  alle  Zelten 
einer  Generalion  zu  gleicher  Zeit  neue  Zellen;  wenn  diess geschieht,  so  bestehen  die  Zellenhäufchen  nur  aus 
einer  Zellenzahl ,  die  eine  Potenz  von  2  ist:  2,  4,  8,  16,  32.  —  Oder  die  Zellen  der  gleichen  Generalion  bilden 
nicht  zu  gleicher  Zeit,  sondern  die  einen  früher,  die  andern  später,  neue  Zellen;  in  diesem  Falle  können  die 
Zellenhäufchen  natürlich  aus  jeder  beliebigen  Zahl  von  Zellen  bestehen. 

Entweder  theilen  sich  die  Zellen  einer  Generation  in  gleicher  Richtung ;  dann  zeigen  die  Zellen  in  den  Häuf- 
chen diejenige  Stellung,  die  ich  oben  beschrieben  habe.  Sind  es  U,  so  liegen  sie  in  einer  Fläche;  sind  es  8,  so 
liegen  sie  in  2  Flächen  von  je  k  Zellen  und  bilden  einen  Würfel;  sind  es  16  Zellen,  so  liegen  sie  in  2  Flächen 
von  je  8  Zellen ,  u.  s.  w.  —  Oder  die  Zellen  einer  Generation  theilen  sich  nicht  in  der  gleichen  Richtung.  Von 
den  2  Zellen ,  aus  denen  ursprünglich  ein  zusammengesetztes  Korn  besteht ,  theilt  sich  nur  die  Eine  durch 
eine  verticale,  von  Süd  nach  Nord  gerichtete  Wand  (Fig.  6,  I,  a),  nachdem  sie  sich  von  Ost  nach  West  ausge- 


—     125     — 

dehnt  hat;  die  andere  dehnt  sich  von  unten  nach  oben  in  die  Länge  und  Iheilt  sich  durch  eine  horizontale  Wand ; 
diese  Zelle  erscheint  daher,  von  oben  angesehen,  kreisrund  (Fig.  6,  1,  b);  wenn  das  Korn  aber  90»  um  seine 
Achse  gedreht  wird,  so  zeigt  sie  eine  elliptische  Gestalt,  und  eine  mittlere  theilende  Wand  (Fig.  G,  II,  b), 
wälirend  dann  die  andere  Zelle  des  Korns  rund  und  ungetheit  erscheint  (Fig.  6,  II,  a) ;  dieses  Korn  besteht  nun 
aus  it  Zellen,  welche  nicht  in  einer  Fläche,  sondern  wie  die  Ecken  eines  Tetraeders  beisammen  stehen  {*). 
Von  den  U  Zellen  dieses  Kornes  theilen  sich  die  2 ,  welche  durch  eine  verticale ,  von  Süd  nach  Nord  gerichtete 
Wand  entstanden,  durch  eine  horizontale  Wand;  die  2  anderen  aber,  Avelche  durch  eine  horizontale  Wand 
entstanden,  theilen  sich  durch  eine  verticale,  von  Süd  nach  Nord  gehende  Scheidewand.  Das  Korn  besteht  nun 
aus  8  Zellen ,  die  zusammen  einen  Würfel  bilden ;  und  von  denen  je  U  in  einer  Fläche  liegen.  Dieser  Zustand 
stimmt  seinem  realen  Bestände  nach,  mit  dem  in  Fig.  h  abgebildeten  ziemlich  überein;  die  Zellen  sind 
aber  in  einer  andern  Reihenfolge  von  Generalionen  entstanden ,  und  werden  auch  auf  eine  andere  Art  neue 
Zellen  bilden.  —  Einen  hieher  gehörigen  Fall  habe  ich  auch  in  Fig.  7  abgebildet.  Das  Korn  besteht  aus  16  Zellen, 
von  denen  8  sichtbar  sind.  Je  2  von  den  h  Mutterzellen  haben  sich  nach  einer  anderen  Richtung  verlängert  und 
Zellen  gebildet :  die  elliptischen  Zellen  a,  a  durch  eine  von  Süd  nach  Nord ;  die  elliptischen  Zellen  b,  b  durch 
eine  von  Ost  nach  West  gerichtete  Wand.  ^ 

Durch  die  angeführten  Verschiedenheiten  in  der  Zellenbildung,  indem  die  Zellen  einer  Generation  theils 
gleichzeitig,  theils  ungleichzeilig ,  theils  in  gleicher  räumlicher  Richtung,  theils  in  ungleicher  räumlicher 
Richtung  Tochterzellen  bilden ,  geschieht  es ,  dass  die  Pleurococcuskörner  in  Zahl  und  Stellung  ihrer  Zellen 
sehr  mannigfaltig  sind,  und  unregelmässig  (^)  scheinen.  Das  oben  formulirte  Gesetz  für  die  Zellenbildung 
bleibt  aber  in  allen  Modificationen  dasselbe. 

In  den  bis  jetzt  zu  Pleurococcus  vulgaris  gezogenen  Formen  findet  man  noch  ein  zweites  Gesetz  der  Zellen- 
bildung. In  einer  Mutterzelle  (Fig.  8)  entstehen  zu  gleicher  Zeit  k  TochterzcUen  (nicht  erst  2,  und  dann  wieder  2), 
welche  sich  in  das  Lumen  und  den  Inhalt  der  Mutterzelle  theilen,  und  wie  die  Ecken  eines  Tetraeders  zu  ein- 
ander gelagert  sind.  Je  nach  der  Lage  des  Korns  sieht  man  5  Zellen  in  der  gleichen  horizontalen  Ebene,  indem 
die  vierte  über  oder  unter  derselben  liegt  (Fig.  9,  H),  oder  je  2  Zellen  in  der  gleichen  Ebene  (Fig.  10).  Jede 
der  4  Zellen  (Fig.  H)  theilt  sich  wieder  auf  gleiche  Art  in  U  Tochterzellen,  wie  es  die  Mutterzelle  gethan  hatte 
(Fig.  12).  Das  Korn  besteht  nun  aus  16  Zellen  (Fig.  12  und  13).  Theilt  sich  jede  der  16  Zellen  noch  einmal,  so 
besteht  das  Korn  aus  64  Zellen.  Diese  Zellenbildung  geschieht  demnach  so,  dass  immer  in  l  Mutterzelle 
vermittelst  Theilung  sich  U  tetraedrisch-gestellte  Tochterzellen  bilden,  was  unmittelbar  den  Untergang 
der  3IutterzeUe  zur  Folge  hat  ('). 

Dieses  zweite  Gesetz  ist  eben  so  constant  und  ausnahmslos  wie  das  erste.  Die  Verschiedenheiten ,  welche 


(*)  Ich  mache  hier  darauf  aufmerksam,  dass  auf  ganz  analoge  Weise  bei  der  Pollenbildung,  wenn  sich  zuerst  2  pri- 
märe Specialmulterzellen  bilden,  diese  beiden  primären  Specialmutterzellen  entweder  in  gleicher  Richtung  oder  in 
verschiedener  Richtung  sich  theilen.  Im  ersten  Falle  stehen  die  4  secundären  Specialmutterzellen  in  einer  Fläche, 
im  zweiten  Falle  stehen  sie  tetraödrisch  beisammen.  Vergl.  Noegeli,  zur  Entwicklungsgeschichte  des  Pollens,  pag.  18, 
Tab.  II,  19,  20,  2i. 

(*)  Dennoch  sind  die  Körner  nicht  bis  auf  den  Grad  unregelmässig ,  wie  sie  von  Meneghini  Monographia  Pfostochineormn 
Ualicarum  t.  V.,  f.  l,  gezeichnet  sind.  Dem  Verfasser  ist  theils  das  Gesetzmässige  der  Zellenbildung  entgangen;  theils 
sind ,  namentlich  in  der  obern  Partie  von  Fig.  i ,  Organismen  abgebildet ,  welche  vielleicht  die  ersten  Entwickelungs- 
stadien  von  Flechten,  gewiss  aber  nicht  Formen  von  Pleurococcus  vulgaris  sind. 

(*)  Diese  Zellenbildung  ist  die  gleiche  wie  wir  sie  auch  bei  der  Bildung  der  Specialmutterzellen  in  den  Antheren  der 
Phanerogamen  und  in  den  Sporangien  der  4  sporigen  Cryptogamen  finden.  Vergl.  ISageli  1.  c,  pag.  13  ff.,  tab.  III,  55, 
56,  und  Zeitschrift  für  wissenschatft.  Botanik  \'on  Schteiden  U7id  Nügeli ,  lieft  i ,  pag.  77  ff. 


—     1:26     — 

innerhalb  des  Gesetzes  auftreten ,  treffen  auch  hier  die  zeitlichen  und  räumlichen  Verhältnisse  der  Generations- 
zellen  zu  einander.  Diese  Verschiedenheiten  sind  aber  hier  viel  schwieriger  zu  erkennen,  weil  namentlich  die 
räumlichen  Differenzen,  der  Natur  der  Sache  nach,  bedeutend  geringer  sein  müssen. 

Die  Pleurococcuskörner ,  welche  durch  die  erste  und  die  zweite  Zellenbildung  entstehen ,  wachsen  zu  einem 
kleinern  oder  grössern  Umfange  an.  Dann  trennen  sich  ihre  Elemente  ganz  oder  theilweise  von  einander,  indem 
in  jedem  Theile  die  Zellenbildung  ohne  Unterbruch  sich  fortsetzt.  Die  Körner  können  somit  schon  nach  der 
ersten  oder  zweiten  Generation,  oder  sie  können  erst  nach  der  dritten,  vierten,  fünften  Generation  u.  s.  w.  in 
ihre  Zellen  zerfallen.  Sie  können  ferner  gänzlich  in  die  einzelnen  Zellen,  oder  sie  können  auch  nur  in  Häufchen 
von  Zellen  (in  kleinere  Körner)  sich  theilen.  Z.  B.  ein  aus  16  Zellen  bestehendes,  nach  der  ersten  Zellenbildung 
entstandenes  Korn  kann  in  2  Körner  von  je  8  Zellen ,  oder  in  h  Körner  von  je  k  Zellen,  oder  in  8  Körner  von 
je  2  Zellen,  oder  in  16  Zellen  zerfallen.  Ein  aus  16  Zellen  bestehendes,  nach  der  zweiten  Zellenbildung  ent- 
standenes Korn  kann  in  4  Körner  von  ]eU  Zellen  oder  in  16  einzelne  Zellen  auseinandergehn.  Man  muss  also  im 
Allgemeinen  sagen  ,  dass  ein  Pleurococcuskorn  in  die  Producte  einer  beliebigen  (aber  der  gleichen)  Generation 
sich  trennen  kann.  Sind  es  die  Producte  der  letzten  Generation,  so  sind  es  die  einzelnen  Zellen;  sind  es  die 
Producte  der  vorletzten  Generation ,  so  giebt  es  Körner  von  je  2  (nach  der  ersten  Zellenbildung)  oder  von  je 
li  Zellen  (nach  der  zweiten  Zellenbildung) ;  sind  es  die  Producte  der  drittletzten  Generation ,  so  giebt  es  Körner 
von  je  k  (nach  der  ersten  Zellenbildung)  oder  von  je  16  Zellen  (nach  der  zweiten  Zellenbildung)  u.  s.  w.  Der 
Umstand,  ob  die  Körner  früher  oder  später,  so  oder  anders  sich  theilen,  ist  zufällig  und  hängt  von  äusseren 
Ursachen  ab.  Jedenfalls  aber  leidet  die  Vermehrung  der  Zellen  dadurch  keinen  Unterbruch ;  sie  steht  über- 
haupt in  keinem  Verhältnisse  zur  Trennung  der  Körner  in  ihre  Theile. 

Nach  Feststellung  dieser  Thatsachen  will  ich  mich  zuerst  an  die  Beantwortung  der  Frage  machen :  was  ist 
bei  Pleurococcm  vulgaris  eine  Pßanze  ?  Die  Systematiker  lassen  diese  Frage ,  deren  Beantwortung  doch  allein 
die  Stellung  von  Pleurococcus  im  System  sichern,  und  eine  richtige  Diagnose  der  Gattung  an  die  Hand  geben 
kann ,  unentschieden ;  sie  versuchen  meist  nicht  einmal  deren  Lösung.  Denn  wenn  die  Gattung  definirt  wird  : 
«  CellulJE  matrices  subglobosae  solitari«  v.  in  Stratum  crustajforme  aggregatae,  cellulas  quaternas  includen- 
tes  »  (*) ,  oder  so :  «  Cellulge  liberae ,  in  Stratum  indefinitum  expansse  »  (^) ,  so  steht  es  dem  Leser  frei ,  nach 
Belieben  entweder  die  «  cellulae  matrices  »  «  cellula;  liberae  »  d.  h.  die  Pleurococcuskörner,  oder  das  «  Stratum 
crusta^forme  »  «  Stratum  indefinitum  »  d.h.  eine  geringere  oder  grössere  Menge  von  Pleurococcuspulver  als  die 
Pflanze  anzusehen.  Ich  halte  aber  das  eine ,  wie  das  andere  für  unrichtig.  Dass  das  ganze  Stratum  kein  Pflan- 
zenindividuum sei,  so  Avenig  als  ein  Wald  oder  ein  Kornfeld,  dafür  bedarf  es  wohl  keines  Beweises.  Dass  aber 
das  Pleurococcuskorn  ein  Pflanzenindividuum  sei,  wie  es  von  Meneghini  behauptet  wird  (^),  dagegen  gibt  es 
5  Gründe  :  1)  weil  die  Zellen ,  die  zu  einem  Korne  vereinigt  sind,  durchaus  keine  gemeinschaftliche  Function, 
namentlich  nicht  zum  Behufe  der  Fortpflanzung  ausüben ,  2)  weil  die  Körner  sich  beliebig  in  ihre  Theile  trennen 
können ,  ohne  dass  dadurch  der  Lebensprozess  irgendwie  modificirt  würde ;  5)  weil  zuweilen  einzelne  Körner, 
die  bloss  aus  einer  einzigen  Zelle  bestehen ,  sich ,  nachdem  die  Zelle  sich  fortgepflanzt  hat ,  sofort  in  neue 
einzellige  Körner  trennen. 

Bei  Pleurococcus  ist  jede  einzelne  Zelle  ein  Pßanzenindividuum ;  die  Körner  sind  Familien  von  mehreren 
oder  vielen  Individuen.  Ob  die  Individuen  frei  oder  mit  einander  verbunden  seien,  das  ist  für  sie  zufällig.  Der 
einfachste  Fall  ist  derjenige ,  wo  eine  freie  Zelle  sich  in  2  (nach  der  ersten  Zellenbildung)  oder  in  4  Tochter- 
zellen (nach  der  zweiten  Zellenbildung)  theilt,  und  diese  Zellen  dann  sogleich  wieder  sich  von  einander  trennen, 
und  jede  für  sich  ein  neues  freies  Individuum  darstellt.  Diesen  Vorgang  habe  ich  bestimmt  beobachtet;  er  ist 

(')  Endlicher,  generum  plant.  Supplement,  iert.gen.  U. 

(*)  Külzing  ,  Phycologia  generalis  ,  pag.  167. 

{')  L.  c   p.  2.  «  Globulus  vesiculosus  Individuum  constitit,  • 


—     127     — 

aber  seltener.  —  Gewöhnlicher  bleiben  die  Individuen  zu  Familien  verbunden.  Das  Bindemittel  ist  theils  die. 
zwar  geringe,  Extracellularsubstanz,  theils  die  Membran  der  Mutterzelle.  Wird  dieses  Bindemittel  ganz  oder 
theihveisc  aufgelöst,  so  trennen  sich  die  Familien  (Körner)  ganz,  d.  h.  in  die  einzelnen  Individuen,  oder  theil- 
weise,  d.  h.  in  kleinere  Familien.  Wie  schnell  aber  das  Bindemittel  aufgelöst  werde,  das  hängt  sowohl  von 
seiner  Consistenz,  als  von  der  Menge  und  Beschaffenheit  der  umgebenden  Feuchtigkeit  ab. 

Wir  finden  also  in  Plenrococcus  alle  Bedingungen  erfüllt,  welche  wir  für  die  Annahmestellen  müssen, 
dass  jede  einzelne  Zelle  ein  Pflanzenindividuum  sei.  Jedes  Individuum  vermehrt  sich.  Es  bleibt  ber  natür- 
lich da  liegen ,  wo  es  entstanden  ist.  Ausserdem  sind  immer  die  Schwesterindividuen  eben  so  natürlich  von 
einer  iMembran  umhüllt,  nämlich  der  Mutterzelle,  in  der  sie  entstanden  sind.  Wird  nun  diese  3Ienibran  von 
aussen  nicht  aufgelöst,  so  verbindet  sie  die  Schweslerindividuen  in  ein  Zellklümpchen.  W'ie  sie  auf  zufällige, 
d.  h.  ihnen  äusserliche  Weise  verbunden  wurden,  so  werden  sie  auch  auf  zufällige  Art  wieder  von  einander 
getrennt.  —  Pleurococcus  besitzt  nur  eine  einzige  Zellenbildung,  diejenige,  durch  die  sich  die  Individuen 
fortpflanzen.  Alle  Pflanzen  ,  die  aus  mehreren  oder  vielen  Zellen  bestehen,  besitzen  wenigstens  2  verschiedene 
Zellenbildungen ,  eine  für  das  Wachslhum  des  Individuums  und  eine  für  die  Fortpflanzung  des  Individuums. 
Besser  lässt  sich  der  Unterschied  zwischen  emzelligen  und  mehrzelligen  Organismen  so  ausdrücken  :  bei  den 
erstem  verhalten  sich  alle  zur  gleichen  Art  gehörende  Zellen  in  Bezug  auf  Zellenbildung  gleich ;  bei  den  letztern 
tritt  wenigstens  Ein  Unterschied  auf,  indem  einige  Zellen  auf  eine  andere  Art  Zellen  bilden,  als  es  die  übrigen 
thun,  und  dadurch  die  Grenze  zwischen  den  Individuen  bezeichnen.  —  Dieser  Umstand  ist  bisher  bei  der  De- 
finition der  niedern  Algen  ganz  unberücksichtigt  geblieben ,  und  desswegen  sind  Gattungen  und  Ordnungen 
noch  so  unbestimmt  und  auch  unrichtig  charactcrisirt. 

Die  Definition  der  Gattung  Pleurococcus  ist  nun  folgende  :  Die  Pflanze  ist  eine  einfache  sphcerische  Zelle, 
welche  sich  durch  icandstündige  Zellenbildung  in  2  oder  k  gleiche  Tochterindividuen  theilt.  Dazu  schlage 
ich  einstweilen  die  2  Untergattungen  vor : 

I.  Dichococcus,  in  i  Zelle  bilden  sich  2  Tochterzellen; 

II.  Tetrachococcns ,  in  1  Zelle  bilden  sich  U  Tochterzellen. 

Ob  diese  beiden  Untergattungen  wirklich  auf  ein  constantes  und  gesetzmässiges  Merkmal  gegründet  seien , 
ob  sie  vieUeicht  selbst  zu  Galtungen  erhoben  werden  müssen,  dass  kann  ich  noch  nicht  entscheiden.  Bis  jetzt 
habe  ich  den  Uebergang  der  einen  Art  der  Zellenbildung  in  die  andere  Art  noch  nicht  beobachten  können. 
Dass  die  beiden  Arten  der  Zellenbildung,  wodurch  sich  Pleurococcus  fortpflanzt,  bei  der  Pollenbildung  keine 
spezifische  Gültigkeit  haben ,  und  neben  einander  in  der  gleichen  Anlhere  gefunden  werden ,  beweist  noch 
keineswegs ,  dass  sie  desswegen  bei  Pleurococcus  auch  bloss  relativ  (nicht  absolut)  verschieden  sein  müssen ; 
denn  es  ist  bekannt ,  dass  ein  Character  oft  in  der  einen  Classe  oder  Ordnung  wesentlich  ist ,  während  er  in 
andern  Classen  und  Ordnungen  sich  als  unwichtig  erweist. 

Dass  die  Individuen  gewöhnlich  zu  kleineren  oder  grösseren  Familien  verbunden  bleiben,  und  dadurch 
mehr-  oder  vielzellige  Körner  bilden,  kann  in  die  Diagnose  der  Gattung  nicht  aufgenommen  werden,  da  es 
auch  freie  Individuen  gibt.  —  Kützing  (*)  nennt  die  Körner  (die  Anhäufungen  von  Individuen)  «  polygoni- 
mische  Zellen » ,  die  freien  Individuen  aber  a  monogonimische  Zellen. »  Es  scheint  mir  diess  aul  einer  Verwechs- 
lung der  Begriffe  zu  beruhen,  welche  sogleich  bei  vollständiger  Kenntniss  der  Entwicklungsgeschichte,  wie  sie 
oben  mitgetheilt  wurde,  und  bei  richtiger  Beurtheilung  derselben  schwinden  muss. 

Aus  Protococeus  viridis  (Pleurococcus  vulgaris)  lässt  Kützing  (*)  verschiedene  andere  Algen  und  Flechten 
entstehen.  Von  andern  genauen  Forschern  wird  nichts  der  Art  berichtet;  bei  vielen  Untersuchungen  fand  ich 
nie  eine  Spur  davon.  Ich  erlaube  mir  daher  hierüber,  trotz  der  bestimmten  Behauptungen  Kützing's.  noch 

(*)  Phycologia  generalis  ,  pag.  167. 
(*)L.  c,  pag.  167. 


—     i28     — 

einige  Zweifel ,  welche  gewiss  um  so  eher  gerechtfertigt  sind ,  wenn  man  einerseits  bedenkt ,  wie  leicht  freie 
Pleurococcuszellen  und  die  Keimzellen  von  verschiedenen  Algen  und  Flechten  mit  einander  verwechselt  werden 
können ,  ferner  wie  leicht  Pleurococcuskörner  und  die  ersten  Entwicklungsstadien  von  Algen  und  namentlich 
von  Flechten,  wegen  des  gleichen  Standortes  und  wegen  äusserer  Aehnlichkeit  mit  einander  verwechselt 
werden  können  (*),  insofern  nicht  das  Gesetzmässige  der  Zellenbildung  beachtet  wird;  wenn  man  ferner 
bedenkt,  dass  man  mit  der  Annahme  von  Kützincjh  Theorie  zugleich  alle  bisher  in  der  Naturgeschichte  gültigen 
Grundsätze  vernichtet ,  indem  an  die  Stelle  der  generellen  und  speciellen  (absoluten)  Begriffe  relative  und  von 
äussern  Zufälligkeiten  abhängende  Veschiedenheiten^ gesetzt  werden. 


Palniella    Lyngb. 
Tab.  I,  Fig.  1^1— 29. 

Ich  nehme  die  Gattung  Palmella  wieder  in  dem  Umfange,  wie  sie  von  Lyngbye  und  Agardh  aufgestellt 
wurde.  Sie  ist  in  neuerer  Zeit  in  mehrere  Gattungen  und  in  noch  mehrere  Arten  zersplittert  worden.  Es 
gehören  hieher  Arten  der  Gattungen  Palmella  Auct.,  Microcystis  Kütz.  3Ienegh.,  Gloeocapsa  Kütz.  etc.  Keine 
der  neuen  Gattungen  stützt  sich  auf  die  Kenntniss  der  Entwicklung  und  der  Fortpflanzung  und  auf  eine 
bestimmte  Ansicht  über  die  Individualität  der  Pflanze.  —  Ich  will  hier  bloss  das  Verhalten  der  Gattung  unter- 
suchen und  werde  daher  auf  die  einzelnen  Arten  keine  Rücksicht  nehmen. 

Palmella  zeigt  immer  in  einer  bestimmt-gestalteten  oder  formlosen  Gallerte  kugelige  Zellen ,  welche  mehr 
oder  weniger  von  einander  entfernt  sind.  Kützing  (^)  nennt  diese  Zellen  «  absque  ordine  consociatae. »  Wie 
dieser  Ausdruck  aber  schon  für  die  Gattung  Pleurococcus  unrichtig  war .  so  ist  er  es  in  gleichem  Masse  für 
Palmella,  welche  nach  demselben  bestimmten  Gesetze  Zellen  bildet  wie  Pleurococcus.  —  Man  trifft  in  der 
Gallerte  von  Palmella  theils  einzelne  Zellen,  theils  Häufchen  von  2,  U,  8,  16,  32  Zellen  u.  s.  w.  Sind  es  einzelne 
Zellen,  so  liegen  sie  entweder  unmittelbar  in  der  gemeinsamen  Gallerte,  oder  sie  sind  von  1,  2  oder  mehreren 
concentrischen  Ringen  umgeben  (Fig.  lU,  15,  16).  Diese  Ringe  bezeichnen  die  Gallertschichten,  welche  von 
der  Zelle  ausgeschieden  wurden  ;  sie  sind  die  geschichtete  Extracellularsubstanz.  Die  Dicke  der  Extracellular- 
substanz  ist  sehr  verschieden;  sie  ist  bald  geringer  als  der  Durchmesser  der  Zelle,  bald  übertrifft  sie  denselben 
ein  oder  mehrere  Male.  —  Sind  die  Zellen  zu  Häufchen  vereinigt,  so  ist  das  ganze  Häufchen  und  ebenso 
einzelne  Partieen  des  Häufchens  von  Ringen  umschlossen  (Fig.  21). 

Die  Zellenbildung  ist  folgende.  Jede  einzelne  Zelle,  sie  mag  nun  frei  oder  mit  anderen  Zellen  zu  einem 
Häufchen  vereinigt  sein ,  dehnt  sich  zu  einer  ellipsoidischen  Gestalt  in  die  Länge,  und  theilt  sich  dann  durch 
eine,  den  langen  Durchmesser  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand.  Jede  der  beiden  Tochterzelten 
hat  zuerst  die  Gestalt  eines  halben  Ellipsoids  (Fig.  17).  Dann  runden  sich  die  Zellen  ab,  werden  sphärisch 
(Fig.  18),  entfernen  sich  von  einander  (Fig.  19),  verlängern  sich  wieder  zu  einem  EUipsoid  (Fig.  20)  und 
theüen  sich  darauf  in  2  Tochterzellen  (Fig.  21).  Alle  diese  Erscheinungen,  welche  die  Zcllenbildung  begleiten, 
wiederholen  sich  von  Generation  zu  Generation.  Die  räumliche  Lage  der  Scheidewände  wechselt,  wie  in  der 
ersten  Art  der  Zellenbildung  von  Pleurococcus ,  in  den  3  Ausdehnungen  des  Raumes.  Ist  die  Wand  einer 
bestimmten  Generation  senkrecht  von  Süd  nach  Nord  gerichtet,  so  laufen  die  Wände  der  nächstfolgenden 
Generation  senkrecht  von  Ost  nach  West,  und  diejenigen  der  zweitfolgenden  Generalion  sind  horizontal.  Die 

(')  Wie  es  höchst  wahrscheinlich  auch  von  Meneghini,  1.  c,  tab.  V,  fig.  1,  geschehen  ist,  wie  ich  schon  oben 
bemerkte. 

(')  Phycologia  gen.  pag.  159. 


—     129     — 

vierte  Generation  erzeugt  Zellen  in  gleicher  Lage  wie  die  erste,  die  fünfte  wie  die  zweite,  und  überhaupt  die 
n"'  Generation  wie  die  n  —  5'*'  Generation.  Wir  finden  demnach  hier  vollkommen  das  gleiche  Gesetz  der 
Zellenbildung,  wie  wir  es  oben  für  Plcurococcus  kennen  gelernt  haben. 

Der  Unterschied  in  der  Zcllcnbildung  von  Pleurococcus  und  von  Falniella  liegt  darin  .  dass  bei  dem  ersteren 
die  Zellen  dicht  aneinander  liegen,  bei  der  letzteren  dagegen  durch  einen  Zwischenraum  getrennt  sind.  Dieser 
Zwischenraum  ist  von  gelatinöser  Extracellularsubstanz  ausgefüllt.  Die  beiden  Schwesterzellen  liegen,  unmittel- 
bar nach  ihrem  Entstehen,  mit  ihren  Membranen  noch  dicht  aneinander  (Fig.  17,  18).  Jede  derselben  scheidet 
an  ihrer  ganzen  Oberfläche  Gallerte  aus ,  welche  eine  oder  mehrere  concentrische  Schichten  bildet  (Fig.  19,  20). 
Dadurch  werden  die  beiden  Schwesterzellen  von  einander  getrennt.  Wenn  eine  jede  derselben  ihrerseits  wieder 
2  Tochterzellen  bildet ,  so  liegen  je  2  in  einer  gemeinschaftlichen  Hülle ,  nämlich  innerhalb  der  Extracellu- 
larsubstanz, welche  von  der  Mutterzelle  gebildet  wurde  (Fig.  21,  b).  —  Eine  Zelle  von  Palmella  ist  also  von 
verschiedenen  Hüllen  umgeben  :  1)  von  einer  primären,  eigenthümlichen  Hülle,  welche  die  Zelle  selbst  bildet, 
und  von  der  nur  sie  allein  bekleidet  ist  (Fig.  14,  Ib,  16,  a;  19,  20,  b;  22,  c);  2)  von  einer  secundären  Hülle, 
welche  ihr  mit  der  Schwesterzelle  gemeinsam  ist,  und  welche  von  der  Mutterzelle  stammt  (Fig.  17  —  20,  a  • 
21,  22,  b);  5)  von  einer  tertiären  Hülle,  welche  sie  mit  der  SchAvesterzelle  und  den  2  andern  Zellen  der 
gleichen  Generation  theilt,  und  welche  von  der  gemeinsamen  Grossmutterzelle  gebildet  wurde  (Fig.  21,  22,  a); 
u.  s.  w.  Diese  Einschachtelung  in  immer  allgemeinere  und  weitere  Hüllen  geht  auf  die  gleiche  Weise  unbe- 
stimmt weit,  je  nach  der  Zahl  der  Zellen,  Avelche  zusammen  in  Einem  Häufchen  vereinigt  sind. 

Das  Gesetz  der  Zellenbüdung  für  Palmella  ist  also  folgendes  :  In  einer  MiiiterzeUe  bilden  sich  immer  durch 
Theilung  2  Tochter zellen,  wodurch  die  Mutterzelle  zu  Grunde  geht;  die  Zellcnhildmuf  wechselt  mit  deu 
5  Richtungen  des  Raumes  in  den  successiven  Generationen  ab;  nach  ihrer  Enlsiehung  und  bis  zu  ihrer 
Jiiflösung  durch  die  Fortpflanzung  scheiden  die  Zellen  Gallerte  aus. 

Mit  diesem  Gesetze  verhält  es  sich  bei  Palmella  wie  bei  Pleurococcus.  Es  ist  in  seiner  Allgemeinheit  aus- 
nahmslos ,  tritt  aber  in  verschiedenen  Modificationen  auf.  Entweder  pflanzen  sich  die  Zellen  einer  Generalion 
zu  gleicher  Zeit  oder  zu  verschiedener  Zeit  fort;  im  erstem  Falle  bestehen  die  Zellenhäufchen  aus  einer  Zellen- 
zahl =  2  ".  nämlich  2 ,  4 ,  8 ,  16 ,  52 ,  6?» ,  etc. ;  im  zweiten  Falle  können  die  Häufchen  jede  beliebige  Zeilenzahl 
enthalten.  —  Entweder  zeigen  die  Scheidewände  in  den  Zellen  der  gleichen  Generation  die  nämliche  Lage  oder 
eine  verschiedene  Lage,  wodurch  die  Stellung  der  Zellen  in  den  Häufchen  mannigfaltig  wird.  Das  Speciellere, 
was  ich  über  diesen  Punkt  bei  Pleurococcus  anführte,  gilt  auch  für  Palniella. 

Eine  andere  Reihe  von  Modificationen  betritft  noch  die  Ausscheidung  von  Gallerte.  Die  ausgeschiedene 
Gallerte  ist  dichter  oder  dünner,  beträchtlicher  oder  gennger,  wird  schneller  oder  langsamer  aufgelöst. 
Dieser  an  sich  unbedeutende  Umstand ,  indem  er  vorzüglich  von  dem  kräftigeren  oder  schwächeren  Lebens- 
prozess  der  Zelle,  von  der  Naiur  der  aufgenommenen  ^ahrungsflüssigkeit  und  von  der  Natur  der  umgebenden 
Feuchtigkeit  oder  Flüssigkeit  abhängt ,  erzeugt  dennoch  einen  so  verschiedenen  Habitus  des  Palmellaschleimes 
sowohl  für  das  unbewaffnete  als  für  das  bewaffnete  Auge ,  dass  nicht  bloss  eine  Menge  Arten  ,  sondern  sogar 
mehrere  Gattungen  darnach  gemacht  wurden.  Entweder  ist  die  Gallerte  verdünnt,  dann  scheinen  die  Zellen 
unmittelbar  in  einer  structurlosen  und  homogenen  Gallerte  zu  liegen ,  welche  auch ,  besonders  wenn  sie  m 
grösserer  Menge  vorhanden  ist,  nach  aussen  keine  bestimmte  Begrenzung  hat.  Oder  die  Gallerte  ist  dicht . 
dann  ist  sie  nach  aussen  bestimmt  begrenzt  und  zeigt  auch  im  Innern  eine  mehr  oder  weniger  deutliche 
Structur.  -  Die  Gallertausscheidung  ist  beträchtlicher  oder  geringer,  und  in  Folge  dessen  sind  die  Zellen 
näher  oder  entfernter.  —  Die  Gallerte  wird  entweder  langsamer  aufgelöst ,  Avas  vorzüglich  in  feuchter  Lult  der 
Fall  ist,  sie  bildet  zusammen  eine  einzige,  formlose  oder  gelappte  Masse.  Oder  sie  wird  schneller  aufgelöst, 
dann  sind  meist  mehrere  kugelförmige,  kleinere  Massen  vorhanden ,  wie  man  sie  häufiger  im  Wasser  findet.  — 
Entweder  sind  die  Gallertausscheidungen  der  verschiedenen  Generationen  gleich  oder  ungleich.  Sind  sie  un- 
gleich ,  so  werden  dadurch  eine  Menge  von  verschiedenen  Modificationen  erzeugt ,  die  es  schwer  halten  würde 

Denkschr.  N,i;6Kr,i  1  ^ 


—     130     — 

alle  aufzuzählen.  Z.  B.  die  ausgeschiedene  Gallerte  ist  verdünnt,  mit  Ausnahme  der  von  der  letzten  Generation 
erzeugten;  dann  liegen  die  Zellen  in  einer  structurlosen  Gallerte,  nur  ist  jede  einzelne  mit  einer  deutlichen 
Flülle  verseilen.  Oder  die  Gallerte  ist  verdünnt,  mit  Ausnahme  der  von  der  zweitletzten  Generation  erzeugten; 
dann  liegen  die  Zellen  in  einer  structurlosen  Gallerte,  nur  sind  je  zwei  Zellen  mit  einer  gemeinschaftlichen 
deutlichen  Hülle  umgeben.  Oder  die  Gallerte  ist  verdünnt,  mit  Ausnahme  der  von  der  drittletzten  oder  viert- 
letzten Generation  ausgeschiedenen ,  dann  liegen  die  Zellen  in  einer  structurlosen  Gallerte  ,  nur  sind  je  k  oder 
je  8  Zellen  mit  einer  gemeinschaftlichen  deutlichen  Hülle  umgeben.  Es  können  nun  auch  die  Hüllen  zweier 
successiver  oder  diskreter  Generationen,  oder  die  Hüllen  von  5,  'i  successiven  oder  diskreten  Generationen 
dichter  und  deutlich  sein  ,  während  die  der  übrigen  Generationen  verdünnter  und  undeutlich  sind ;  etc.  etc.  — 
Alle  diese  Modificationen  scheinen  mir  bloss  einen  relativen  Werth  zu  besitzen.  Ich  finde  darin  nirgends  eine 
Constanz  und  nirgends  eine  bestimmte  Grenze,  innerhalb  welcher  sich  ein  Typus  nollnvendlg  bewegte.  Daher 
ist  es  mir  denn  auch  unmöglich ,  alle  diese  Modificationen  in  Gattungen  oder  in  Untergattungen  zu  trennen. 
Auch  der  Speciesbegriff  muss  viel  weiter  gefasst  werden,  als  es  in  neuerer  Zeit  geschehen  ist.  Nicht  nur  finde 
ich  zuweilen  in  derselben  gemeinschaftlichen  Gallerte  Formen ,  weiche  verschiedenen  Arten  einer  Gattung 
angehören,  sondern  sogar  Formen  beisammen,  welche  verschiedenen  Gattungen  der  neuern  Autoren  an- 
gehören. 

Ausser  dieser  ersten  Art  der  Zellenbildung  kommt  bei  Palmella,  wie  bei  Pleurococcus ,  noch  eine  zweite 
Art  der  Zellenbildung  vor.  Eine  kugelige  Zelle  (Fig.  25)  scheidet  Gallerte  aus  (Fig.  "ik) ,  und  Iheilt  sich  in  4 
Zellen  (Fig.  26).  Die  vier  Tochterzellen  nehmen  eine  sphärische  Gestalt  an  (Fig.  27),  und  jede  bekleidet  sich 
wieder  mit  einer  Gallerthülle  (Fig.  28).  Darauf  erzeugt  jede  Tochterzelle  von  Neuem  4  Tochterzellen,  wie  es 
die  iMutterzelle  that.  —  "Wenn  sich  die  Zellen  als  Häufchen  gruppiren  und  mit  gemeinschaftlichen  Hüllen  um- 
schlossen sind,  so  thun  sie  es  in  der  Regel  in  der  Zahl  h,  16,  6^  etc.  —  Zuweilen  erkennt  man  hier  in  jeder 
Zelle  einen  centralen  Kern.  Ehe  die  Zellenbildung  auftritt,  sind  statt  dessen  k  Kerne  vorhanden  (Fig.  2o),  von 
denen  jeder  der  künftige  centrale  Kern  der  einen  Tochterzelle  ist  (Fig.  26)  {*).  —  Das  Gesetz  für  die  zweite 
Art  der  Zellenbildung  in  Palmella  heisst  demnach  so :  In  jeder  Zelle  entstehen  durch  Theiluny  h  ielruedrisch- 
(jestellte  Tochterzellen,  wodurch  die  Mutterzelle  zu  Grunde  geht;  nach  ihrer  Entstehung  und  bis  zu  ihrer 
Auflösung  durch  die  Fortpflanzung  scheiden  die  Zellen  Gallerte  aus. 

Innerhalb  dieses  Gesetzes  sind  die  gleichen  Modificationen  vorhanden ,  wie  bei  der  ersten  Zellenbildung. 
Entweder  tritt  die  Fortpflanzung  in  den  Zellen  der  nämlichen  Generation  zu  gleicher  Zeit  oder  zu  ungleicher 
Zeit  auf.  Im  ersten  Falle  bestehen  die  Zellenhäufchen  aus  einer  Zellenzahl  =  i",  nämlich  U,  16,  6^,  256. 
Im  zweiten  Falle  ist  die  Zellenzahl  eines  Häufchens  /t  4-  n  X  5,  nämlich  4 ,  7 ,  10,  13  ,  16 ,  19 ,  22  etc.  —  Die 
Zellenbildung  in  den  Zellen  der  nämlichen  Generation  geschieht  in  gleicher  oder  in  ungleicher  Richtung.  — 
Die  Gallertausscheidungen  sind  beträchtlicher  oder  geringer ,  und  dadurch  stehen  die  Zellen  einander  näher 
oder  ferner.  —  Die  Gallertausscheidungen  sind  verdünnt  und  fliessen  zusammen  :  die  Zellen  liegen  in  einem 
structurlosen  Schleime,  oder  die  Gallertausscheidungen  sind  dicht  und  bcstimmt-begrenzt :  die  Zellen  sind  von 
deutlichen  concenlrischen  primären ,  secundären,  tertiären  etc.  Hüllen  umgeben.  —  Die  Gallertausscheidungen 
der  verschiedenen  Generationen  verhalten  sich  in  Bezug  auf  ihre  Consistenz  gleich  oder  ungleich.  In  letzterm 
Falle  liegen  die  Zellen  in  einer  structurlosen  Gallerte;  sie  sind  aber  in  der  Zahl  von  je  li°  {k,  16,  6^...)  oder 
Je  4  4r-  n  X  3  (4,  7,  10,13...)  in  gemeinschaftlichen  Hüllen  vereinigt,  oder  die  einzelnen  Zellen  sind  von  be- 
sonderen Hüllen  umschlossen.  Z.  B.  in  Fig.  29  liegen  in  einer  formlosen  und  structurlosen  Gallerte  k  Zellen- 
iiäufchen  (a,  b,  c,  d) ,  welche  zusammen  in  Eines  vereinigt  sind ,  doch  ohne  gemeinschaltHche  Hülle.  Sie  ent- 
*■ 

(  )  Das  Gleiche  finden  wir  bei  der  Bildung  der  Specialmutterzellen  für  die  PoUenzelleii  und  die  Sporcnzellen  der 
•isporigen  Kryptogamen ,  vergl.  PiiigeU ,  zur  Entwicklimgsgeschichie  des  FoUens,  tab.  III,  Ö3  und  56;  und  Zdtschrift 
für  wissenschafU.  Botanik  «on  Schleiden  und  Nägeli ,  Heft  1,  pag.  77  fT. 


—      ioi      — 

standen  zwar  aus  einer  gemeinscliafllichen  Mutterzelle ,  von  der  aber  niclits  mehr  zu  sehen  ist.  Jede  der  Zellen 
a,  b,  c,  d  hat  sich  in  U  Zellen  gellieill,  welche  Zellen  in  b,  c,  d  von  neuem  je  U  Zellen  erzeugt  haben.  Das  ganze 
Häufchen  besieht  aus  ol  (=  /t  +  15  X  5)  Zellen ;  die  partiellen  Häufchen  enthalten  U  (a),  ia  (b)  und  16  (c,  d) 
Zellen.  Die  von  der  ursprünglichen  Muttcrzelle  ausgeschiedene  Gallerte  ist  verdünnt;  sie  stellt  daher  keine 
deutliche  Hülle  um  das  Häufchen  dar.  Die  von  ihren  Tochlerzellen  abgeschiedene  Gallerte  dagegen  ist  con- 
sistenter ,  und  als  deutliche  Hüllen  um  die  Häufchen  der  zweiten  Generation  zu  erkennen  (a,  b,  c,  d).  Die  von 
den  Zellen  der  drillen  und  vierten  Generation  secernirte  Extracellularsubslanz  ist  wieder  verdünnt  und  ohne 
bestimmle  Begrenzung  in  einander  fliessend.  Desswegen  scheinen  die  Zellen  innerhalb  der  gemeinschaftlichen 
Hüllen  a,  b.  c,  d  bloss  in  einem  formlosen  Schleime  zu  liegen. 

Auf  die  Frage  nach  der  vegetabilischen  Individualität  muss  für  Palmella,  wie  für  Pleurococciis ,  die  gleiche 
Antw  ort  folgen  :  Jede  einzelne  Zelle  ist  eine  Pflanze.  Die  Gründe  dafür  sind  die  gleichen ,  die  ich  oben  schon 
für  Pleurococcus  angab.  Bei  denjenigen  Formen  von  Palmella ,  welche  im  Wasser  wohnen  (besonders  wenn 
noch  eine  relativ  geringe  Zahl  von  Individuen  in  einer  gegebenen  Wassermenge,  z.  B.  in  einem  Wasserglase 
lebt),  sah  ich  mehrmals,  dass  die  ausgeschiedene  Gallerte  schnell  aufgelöst  und  dadurch  die  Individuen  immer 
bald  wieder  frei  wurden.  Man  findet  dann  z.  B.  viele  Zustände,  wie  Fig.  23  —  28  und  Fig.  ih  —  20  sie  dar- 
stellen ,  neben  einander.  Hier  ist  eine  andere  Annahme ,  als  dass  jede  Zelle  ein  Pflanzenindividuum  sei ,  ganz 
unmöglich ,  weil  jede  Zelle  für  sich  lebt  und  sich  selbstständig  fortpflanzt.  Die  Zellen  schwimmen  getrennt  im 
Wasser,  theilen  sich  dann  in  2  oder  k  Tochterzellen;  die  Tochterzellen  gehen  aus  einander ,  jede  lebt  frei ,  um 
wieder  2  oder  k  Tochterzellen  zu  erzeugen.  Wenn  nun  aber  die  Zellen  durch  die  gelatinösen  Excrelionen  der 
Mutterzellen  verbunden  bleiben ,  so  sind  die  Individuen  in  kleinere  oder  grössere  Famüien  vereinigt.  —  Ganz 
unrichtig  wird  selbst  noch  von  den  neusten  Algologen  die  ganze  Gallertmasse  von  Palmella  als  die  Pflanze 
erklärt  und  ihr  der  Name  von  «  Frons  »  oder  «  Phycoma  »  erllieilt.  Die  Zoologen  würden  mit  dem  gleichen 
Rechte  ein  Wespennest  als  ein  Thier  beschreiben.  Sobald  man  das  Wachsthum  und  die  Fortpflanzung  von 
Palmella  erkannt  hat,  was  mit  der  geringsten  Mühe  geschehen  kann,  und  sobald  man  einen  bestimmten 
Begriff  mit  Pflanzenindividuum  verbindet,  kann  man  keinen  Augenblick  anstehen,  bei  Palmella  die  einzelne 
Zelle  als  solches  zu  erklären. 

Die  Definition  der  Gattung  Palmella  ist  folgende :  Die  Pflanze  ist  eine  einfache  sphcerische  oder  ellipsoi- 
dische  Zelle ,  icelche  Gallerte  in  beträchtlicher  Menge  ausscheidet ,  nnd  durch  wandständige  Zellenbildung 
sich  in  2  oder  U  gleiche  Tochterindividuen  theilt.  Die  Gattung  sondert  sich  in  die  beiden  Untergattungen  : 

I.  DITOCE  {*),  in  1  Zelle  bilden  sich  2  Tochterzellen  ;  und 

II.  TETRATOCE,  in  1  Zelle  bilden  sich  k  Tochterzellen. 

Von  diesen  Untergattungen  gilt  das  Gleiche,  was  von  den  analogen  Untergattungen  von  Pleurococcus 
gesagt  w  urde. 

Wir  finden  also  in  Palmella  und  Pleurococcus  die  gleichen  Erscheinungen,  sowohl  was  die  allgemeinen 
Gesetze  der  Zellenbildung,  als  was  die  speciellen  Modificationen  betrifft,  denen  jene  allgemeinen  Gesetze 
unterworfen  sind.  Der  einzige  Unterschied  beruht  in  der  verschiedenen  Gallertausscheidung.  Bei  Palmella 
ist  dieselbe  beträchtlich.  Bei  Pleurococcus  scheint  dieselbe  auf  den  ersten  Blick  zu  mangeln;  sie  ist  aber 
auch  hier  vorhanden,  nur  in  sehr  geringem  Masse;  sie  bildet  eine  schmale,  die  Zellmembran  überziehende 
Schicht.  Reicht  nun  diese  Verschiedenheit  der  Gallertaussonderung  hin,  um  die  Begründung  von ,2  Gattungen, 
Palmella  und  Pleurococcus  zu  rechtfertigen  ?  Ich  will  die  Frage  hier  nicht  entscheiden ,  obgleich  ich  Formen 
mit  sehr  verschiedener  Mächtigkeit  der  Extracellularsubslanz  gesehen ,  und  in  ihnen  Uebergänge  zwischen 
den  beiden  Gattungen  vermuthe. 


(')  Snöv.Oi ,  Zwillinge  gebiihrciKl. 


—     i52     — 

Es  mag  hier  noch  eine  Bemerkung  über  Zellenbildung  am  Platze  sein.  Man  hat  dieselbe  früher  für  Palmella 
und  ähnliche  Pflanzen  häufig  so  dargestellt,  als  ob  die  Gallerte  («  Schleiniunterlage ,  Urschleim  »)  das  primäre 
sei,  und  als  ob  sie  die  darin  liegenden  Zellen  erzeuge.  Diese  Ansicht  ist  auch  in  neuerer  Zeit  noch  ausgesprochen 
worden  (*).  Sie  ist  aber  nun  entschieden  unrichtig,  da  uns  die  Beobachtung  lehrt,  dass  die  Zellen  zuerst 
vorhanden  sind,  und  dass  erst  nachher  die  concenfrischen  Gallertschichten  auftreten  (vergl.  Fig.  18  und  19; 
21  und  22^;  25  und  M;  27  und  28),  welche  erst,  wenn  die  Individuen  in  hinreichender  Menge  beisammen 
liegen,  eine  zusammenhängende  Gallertmasse  darstellen. 


11.  NOSTOGHÄGEiC. 

Durch  vegetative  Zellenhildung  entsteht  eine  Zellenreilie ;  einzelne  Zellen  der- 
selben werden  unmittelbar  zu  Keimzellen. 

Das  Pflanzenindividuum  ist  eine  Zellenreihe  ,  deren  Zellen  weder  das  Ver- 
mögen Aesle  noch  Wurzeln  zu  bilden  ,  besitzen.  Eine  oder  mehrere  Zellen  einer 
Reihe  trennen  sich  von  den  übrigen  los  und  werden  zu  Keimzellen.  Wie  bei  den 
Palmellaceen  nur  Eine  Art  der  Zellenbildung  (nämlich  reproductive)  vorhanden 
ist ,  so  findet  sich  auch  bei  den  Nostochaceen  in  jedem  Individuum  zwar  ebenfalls 
bloss  Eine  Zellenbildung  ,  aber  nur  vegetative.  Dagegen  zeigt  die  Zellenbildung 
in  den  verschiedenen  Individuen  eine  Verschiedenheit,  nämlich  eine  räumliche. 
Die  Grenze  zwischen  zwei  Individuen  (Mutter  und  Tochter)  wird  dadurch  be- 
zeichnet, dass  in  einer  Zelle  des  Einen  eine  räumlich  verschiedene  Zellenbildung 
beginnt ,  wodurch  der  Anfang  zn  einem  neuem  Individuum  gegeben  ist.  Der 
Unterschied  von  vegetativen  und  von  Keimzellen  tritt  somit  hier  in  seiner  ein- 
fachsten Gestalt  auf:  Mit  der  Keimzelle  beginnt  ein  Zellenbildungsprozess ;  alle 
durch  denselben  entstehenden  Zellen  sind  vegetativ  ,  und  unter  einander  sowohl 
als  mit  ihren  Mutterzellen  gleich  ,  indem  sie  auf  gleiche  Weise  Zellen  bilden 
können.  Nur  eine  oder  einige  wenige  Zellen  besondern  sich,  und  werden  von 
allen  übrigen  verschieden  ,  indem  sie  sich  aus  der  individuellen  Vereinigung 
lostrennen  und  einen  neuen  ,  zwar  analogen  aber  doch  individuell-verschiedenen 
Zellenbildungsprocess  einleiten  :  es  sind  die  Keimzellen. 

Zu  den  Nostochaceen  gehören  die  Nostochineen ,  die  Rivularieen  und  die  meist<?n 
Oscillatorieen  der  Autoren. 

(')  Vcrgl.  Endlicher  und  Uiiger ,  Grundziige  der  Botanik  ,  d8ü5,  ^  H   —  7'i. 


_     4  35     — 

Nostoc  commnne  Fauch. 
Tab.  I,  Fig.  50  — 36. 

In  einer  homogenen  structurlosen  Gallerte  liegen  gebogene  Zellenreihen  von  kuglichten ,  an  beiden  Polen 
mehr  oder  weniger  abgeplatteten  grünen  Zellen.  Diese  Zellenreihen  entstehen  auf  folgende  Weise.  Ur- 
sprünglich ist  eine  einzige  sphärische  Zelle  vorhanden  (Fig.  50).  Diese  verlängert  sich  zu  einer  elliptischen 
Gestalt  und  theilt  sich  durch  eine  den  langen  Ellipsendurchmesser  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende 
Wand  (Flg.  31).  Die  beiden  neuen  Zellen  runden  sich  ab,  bleiben  aber  mit  einander  verbunden.  Jede  der- 
selben dehnt  sich  wieder  in  die  Länge,  und  zwar  in  der  gleichen  Richtung,  wie  es  die  Mutterzelle  that,  — 
und  theilt  sich  dann  durch  eine  Wand,  welche  mit  der  in  der  Mutterzelle  entstandenen  Wand  parallel 
läuft  (Fig  32).  Die  Zellenreihe  besteht  jetzt  aus  h  Zellen.  Jede  derselben  verhält  sich  Avie  ihre  Mutterzelle, 
rundet  sich  ab,  verlängert  sich  und  erzeugt  2  Tochterzellen.  Dieser  Prozess  wiederholt  sich  f()rt\\ährend 
auf  gleiche  Weise.  Jede  Zelle  theilt  sich  in  2  Tochterzellen  (Fig.  33,  a,  a).  Die  Zellenbildung  geschieht  immer 
in  der  gleichen  Richtung  wie  in  der  Mutterzelle  ,  also  auch  in  der  gleichen  Richtung  wie  in  der  ursprünglichen 
Zelle,  aus  welcher  die  Zellenreihc  entstanden  ist;  die  Wand  ist  parallel  mit  der  einen  (wenn  es  eine  Endzelle  ist) 
oder  mit  beiden  (wenn  es  eine  mittlere  Zelle  ist),  an  andern  Zellen  anstossenden  Endflächen.  Jede  der  beiden 
Tochterzellen  (Fig.  55 ,  b  und  b)  nimmt  eine  rundliche  Gestalt  an  und  dehnt  sich  dann  in  der  Richtung  aus , 
welche  ihre,  die  Mittelpunkte  der  beiden  Endflächen  verbindende  Achse  bezeichnet;  die  übrigen  Durchmesser 
der  ZeUe  dagegen ,  welche  mit  den  beiden  Endflächen  parallel  laufen ,  ändern  sich  nicht.  Darauf  theilt  sich 
jede  der  beiden  Zellen  von  neuem.  —  Durch  den  Umstand,  dass  je  die  Tochterzellen  in  der  gleichen  Richtung 
Zellen  bilden  wie  ihre  Mutterzelle ,  und  dass  die  Zellen  mit  einander  verbunden  bleiben ,  entsteht  eine  Zelkn- 
reihe.  Dadurch  dass  je  die  beiden  Tochterzellen  fortpflanzungslähig  sind ,  entsteht  eine  in  allen  ihren  Elemen- 
ten wachsende  Zellenreihe. 

Das  Wachslhum  der  Zellenreihen ,  insofern  es  von  der  Zellenbildung  und  der  Zellenausdehnung  abhängt , 
zeigt  keine  anderen  Erscheinungen  als  die  angegebenen.  Innerhalb  der  Zellen  ist  indessen  eine  lebhafte  Assi- 
milation des  aufgenommenen  Nahrungsstofl'es  thätig.  In  Folge  derselben  wird  eine  beträchtliche  Menge  von 
Gallerte  ausgeschieden.  Dass  dieselbe  wirklich  secernirte  Exlracellularsubstanz  sei ,  wird  vorzüglich  durch  die 
Analogie  von  Palmella  klar,  indem  die  sonst  gewöhnlich  structurlos  erscheinende  Gallerte  doch  zuweilen 
ähnliche,  in  Generationen  abgetheilte  Schichtung  erkennen  lässt,  wie  wir  es  bei  Palmella  kennen  gelernt 
haben.  —  Ueber  die  Zellenbildung  habe  ich  für  Nostoc  keine  directen  Beobachtungen.  Die  Analogie  mit  den 
übrigen  Algenzellen  erfordert  hier,  wie  bei  Palmella  und  Pleurococcus,  die  Annahme,  dass  die  Zellen  durch 
wundständige  Zellenbilduny  (um  den  ganzen  Inhalt)  entstehen. 

Die  Vermehrung  der  Zcllenreihen  geschieht  auf  folgende  Art.  Eine  Zelle  in  der  Mitte  wird  grösser,  und 
nimmt  dabei  eine  vollkommen  sphärische  Gestalt  an  (Fig.  35,  g).  Die  Grössenzunahme  beträgt  höchstens  '/: 
ihres  frühern  Querdurchmessers;  zuweilen  ist  sie  null.  Diese  Keimzelle,  wie  ich  sie  nennen  will,  finde  icli 
zuerst  immer  in  der  Mitte  einer  Zellenreihe.  Nachher  lösen  sich  die  beiden  Hälften  der  Zellenreihe  von  ihr  los, 
und  sie  liegt  frei;  löst  sich  die  eine  Hälfte  zuerst  los,  so  steht  sie  an  dem  Ende  einer  Zellenreihe,  und  gewährt 
den  Anschein,  als  ob  sie  eine  veränderte  Endzelle  sei.  Aus  der  freigewordenen  Keimzelle  entsteht  eine  neue 
Zellenreihe,  auf  die  beschriebene  Art.  Dabei  ist  aber  zu  bemerken,  dass  die  Richtung  der  Zelloiibiklung  im 
Räume  für  die  Keimzelle,  und  die  aus  ihr  entstehende  Zellenreihe  eine  andere  zu  sein  scheint  als  in  der  3Iutler- 
zellenreihe.  Die  Difl'erenz  beträgt  90».  Sind  z.  B.  die  Scheidewände  in  einer  Zellcnreihe  (Fig.  55)  senkrocht  und 
von  Ost  nach  West  gerichtet,  so  sind  die  Scheidewände  in  der  Keimzelle  (g)  und  in  den  Zellen  der  aus  ihr 
hervorgehenden  neuen  Zellenreihe  vertical  von  Süd  nach  Nord  oder  horizontal  gelegen.  Liegen  die  Wände 
einer  Mutterzellenreihe  horizontal ,  so  laufen  die  Wände  der  Tochlerzellenreihe  verlical  entweder  von  Ost  nach 

üenkscbr.  N>egeli.  *  " 


West  oder  von  Süd  nach  Nord.  Die  Umwandlung  einer  bestimmten  Zelle  der  Zellenreihe  in  eine  Keimzelle 
besteht  also  darin,  dass  dieselbe  ihr  Zellenbildungsvermögen  in  einer  bestimmten  Richtung,  welches  ihr  als 
Element  der  Zellenreihe  eigenthümlich  ist ,  verliert ,  und  statt  dessen  das  Vermögen  erhält,  in  einer  anderen 
Richtung  des  Raumes  Zellen  zu  erzeugen.  — 

Diese  Verhältnisse  werden  dann  klar,  wenn  eine  Keimzelle  schon  Zellen  zu  bilden  anlängt,  ehe  sie  sich 
noch  vollständig  aus  der  Mutterzellenreihe  losgelöst  hat.  In  Fig.  54  ist  a  das  Ende  einer  Zellenreihe ,  g  —  g  die 
Keimzelle ,  welche  in  einer  andern  Richtung  sich  in  die  Länge  gedehnt  und  in  2  Tochterzellen  getheilt  hat ,  als 
es  die  Zellen  jener  Zellenreihe  thun.  —  In  Fig.  55  ist  a  —  a  ein  kleines  Stück  aus  der  Mitte  einer  Zellenreihe , 
g  die  Keimzelle.  An  der  letztem  bemerkt  man  beiderseits  2  kleine  zapfenartige  Vorsprünge ,  welche  zwar  nicht 
der  Durchschnitt  einer  ringförmigen  vorspringenden  Leiste  sind ,  wie  sie  bei  der  Pollen-  und  Sporenbildung 
der  Entstehung  der  Specialmutterzellen  vorausgeht,  —  welche  aber  dennoch  ebenfalls  eine  bestimmte  Beziehung 
zur  Richtung  der  künftigen  Zellenbildung  zu  haben  scheinen.  —  In  Fig.  56  sind  ausser  diesen  beiden  Vor- 
sprüngen noch  2  kleine  Zellenkerne  vorhanden.  Beide  Erscheinungen  bezeichnen  übereinstimmend  die  Rich- 
tung g  —  g  als  die  Richtung  der  künftigen  Zellenbildung  in  der  Keimzelle  und  als  die  Richtung  der  entstehenden 
Zellenreihe.  Ich  bemerke  jedoch  hier  ausdrücklich ,  dass  ich  die  in  Fig.  Zk  und  56  gezeichneten  Zustände  jeden 
nur  ein  einziges  Mal  beobachtet  habe,  und  dass  ich  daher  über  ihre  Conslanz  nichts  aussprechen  kann. 

Wenn  eine  Zellenreihe  sich  fortpflanzt,  so  geschieht  es  also  durch  eine  ihrer  mittleren  Zellen ,  welche  sich 
in  eine  Keimzelle  umwandelt.  Dadurch  theilt  sich  die  Zellenreihe  in  3  Partieen,  in  die  Keimzelle  und  in  2 
doppelt  kürzere  Zellenreihen ,  als  sie  selbst  war.  Jede  der  beiden  letzteren  wächst  durch  Zellenbildung  in  allen 
ihren  Elementen ,  wie  es  die  Mutterzellenreihe  that ,  und  verhält  sich  auch  in  allen  Stücken  wie  diese  letztere. 
Man  kann  also  sagen,  dass  bei  der  Fortpflanzung  aus  1  Zellenreihe  3  Zellenreihen  hervorgehen. 

Nach  Feststellung  dieser  Thatsachen  über  das  Wachsthum  und  die  Fortpflanzung  der  Zellenreihen  von 
Nostoc  commune  und  über  das  Entstehen  der  Gallertmasse,  in  welcher  sie  liegen,  geht  die  erste  und  wichtigste 
Frage  nach  der  Individualität  der  Pflanze.  Die  neusten  Algologen  stimmen  darin  überein  ,  dass  die  ganze  Gal- 
lertmasse mit  allen  Zellenreihen,  die  sie  enthält,  eine  Pflanze  sei,  denn  in  der  Diagnose  der  Gattung  heisst  es: 

«  Cellulse  subglobosae,  coalitse  in  series  raoniliformes frondem  gelatinosam....  farcientes  »  (*)  oder  nPhy- 

coma  peridermide  cinctum,...  intus  ex  trichomatibus...  massa  gelinea  communi  involutis,  compositum »  f ).  — 
Das  Pflanzenindividuum  wird  aber  bei  Nostoc  nicht  durch  die  ganze  Gallertmasse,  sondern  durch  jede  einzelne 
Zellenreihe  dargestellt.  Die  Gründe  dafiir  sind  die  nämlichen  ,  warum  bei  Palmella  nicht  ebenfalls  die  ganze 
Gallertmasse ,  sondern  dort  jede  einzelne  Zelle  als  Pflanze  angesehen  werden  muss.  Die  ganze  Gallertmasse  mit 
allen  eingeschlossenen  Zellenreihen  («Frons,  Phycoma»)  übt  keine  gemeinschaftliche  Function  aus,  sie 
besitzt  als  Ganzes  kein  Leben;  denn  es  sind  keine  Erscheinungen  vorhanden,  Avelche  auf  ein  solches  gemein- 
sames Leben  schliessen  Hessen.  Die  Gallerte  ist  weder  die  gemeinsame  Erzeugerin  ,  wie  früher  angenommen 
wurde ,  fiir  die  Zellenreihen ,  noch  ist  sie  deren  gemeinschaftliches  Produkt  und  Organ ;  sondern  sie  ist  die 
Summe  der  von  allen  einzelnen  Individuen  erzeugten  Excretionen ,  welche  durch  physicalische  Adhäsion  zu 
einem  Ganzen  verbunden  bleiben.  Kutzing  lässt  zwar  sein  «  Phycoma  »  durch  eine  «  Peridermis  »  umschlossen 
sein  ;  aber  diese  sogenannte  Peridermis  ist  nichts  anderes  als  der  äusserste  und  zugleich  älteste  Theil  der  ausge- 
schiedenen Gallerte,  welcher  durch  äussere  physicalische  Einflüsse  verändert  wurde.  —Die  Gesammtmasse  von 
Nostoc  besitzt  vorzüglich  auch  keine  Fortpflanzung  als  Ganzes  und  kann  daher  auf  keine  Weise  die  Pflanze  sein. 

Bei  Nostoc  können  ferner  die  einzelnen  Zellen  nicht  als  pflanzliche  Individuen  angesehen  werden,  wie  es  bei 
Pleurococcus  und  Palmella  geschehen  muss.  Denn  die  Zellen  sind  Theile  der  Zellenreihen,  welche  als  solche 
Lebensäusserungen  besitzen;  diese  bestehen  darin,  dass  sie  sich  fortpflanzen.  Bei  Pleurococcus  und  Palmella 

(*)  Endlicher,  gen.  pl.  suppl.  III.  gen.  iö. 
(*)  Kützing,  phycologia  gen.,  pag.  203. 


—     i35     — 

konnten  die  aus  mehreren  (bei  ersterer  Gattung  dicht  aneinander  liegenden)  Zellen  bestehenden  Körner  und 
Häufchen  nicht  als  Individuen  angesehen  werden,  weil  sie  sich  als  solche  nicht  fortpflanzten,  weil  sie  über- 
haupt bloss  eine  einzige  Zellenbildung  zeigten ,  welche  nicht  zugleich  der  Vegetation  und  der  Reproduction 
angehören  konnte.  Ich  habe  dort  schon  als  Grundsatz  ausgesprochen ,  dass  eine  mehrzeUige  Pflanze  icenig- 
stens  2  Arten  der  Zellenhildung  besitzen  müsse,  eine  für  das  JVachsthum  des  Individuums  und  eine  für 
die  Fortpflanzung  desselben. 

In  Nostoc  finden  wir  nun  die  allereinfachste  Anwendung  dieses  Grundsatzes.  Die  eine  Zellenbildung,  welche 
immer  in  der  gleichen  räumlichen  Richtung  statt  findet,  dient  bloss  dazu,  das  schon  vorhandene  Individuum 
zu  vergrössern;  die  andere  Zellenbildung  dagegen,  welche  eine  andere  räumliche  Richtung  einschlägt,  dient 
dazu,  ein  neues  Individuum  zu  erzeugen.  Dabei  muss  ich  die  Frage  noch  unentschieden  lassen,  ob  die  Keim- 
zelle bloss  eine  grösser  gewordene  Zelle  der  Zellenreihe  sei ,  oder ,  ob  es  eine  neue  Zelle  sei ,  die  erst  in  einer 
grösser  werdenden  Zelle  der  Zellenreihe,  als  einzige  Tochterzelle,  entstanden  ist.  Ich  will  einstweilen  das 
Erstere  als  das  Einfachere  und  Wahrscheinlichere  annehmen.  Die  Entscheidung  dieser  Frage  ist  wichtig  für 
den  Begriff  der  Gattung;  sie  ist  aber  gleichgültig  für  die  Frage,  ob  die  Zellenreihen  Pflanzenindividuen  seien; 
denn  sie  sind  es  in  beiden  Fällen.  —  Die  Individuen  von  INostoc  sind  also  Zellenreihen.  Sie  entstehen  aus  einer 
einfachen  Zelle  (Keimzelle),  und  wachsen  allseitig  (d.  h.  in  allen  ihren  Elementen)  durch  Zellenbildung.  Der 
Begriff  des  Wachsthums  besteht  darin ,  dass  in  jeder  Zelle  durch  icandständige  Zellenbildung  2  Tochterzellen 
erzeugt  werden,  und  dass  die  Zellenbildung  in  einer  Zelle  immer  die  gleiche  Richtung  befolgt,  wie  sie 
die  Zellenbildung  in  ihrer  Mutterzelle  befolgte.  Die  Elemente  der  Zellenreihen  sondern  Gallerte  aus,  welche 
ein  Bindemittel  für  alle  beisammenliegenden ,  und  möghcherweise  aus  einem  einzigen  Individuum  entsprun- 
genen Individuen  abgibt,  und  dieselben  in  grössere  oder  kleinere  Familien  vereinigt.  —  Eine  Zelle  der  Zellen- 
reilie  wandelt  sich  in  eine  Keimzelle  um.  Der  Begriff  der  Fortpflanzung  besteht  darin,  dass  eine  Zelle  des  In- 
dividuums der  räumlichen  Richtung  nach  eine  andere  Zellenbildung  besitzt,  als  alle  übrigen  Zellen  des- 
selben Individuums. 

Die  Grundlage  für  eine  Definition  der  Gattung  Nostoc  muss  jedenfalls  in  folgenden  Merkmalen  gefunden 
werden :  Die  Pflanze  ist  eine  Zellenreihe  mit  allseitigem  JVachsthume ;  sie  pflanzt  sich  durch  eine  mittlere 
Zelle  fort,  welche  zur  Keimzelle  wird  und  als  solche  in  einer  anderen  räumlichen  Richtung  (als  die 
übrigen  Zellen  des  Individuums)  Zellen  bildet.  Ob  dieses  der  ganze  Gattungsbegriff  sei,  oder  ob  noch  einige 
speciellere  Bestimmungen  hinzukommen  müssen,  um  Kostoc  von  andern  verwandten  Gattungen  zu  unter- 
scheiden ,  bleibt  für  einmal  dahin  gestellt. 

Räthselhaft  sind  die  Kostocfäden  in  Collema.  Nach  Kützing  (*)  verwandeln  sich  Nostocarten  in  Collemaarten. 
Derselbe  giebt  dabei  an ,  dass  die  Nostocähnlichen  Zellfäden  nach  unten  in  sehr  feine  Fäden  übergehen ,  indem 
die  Glieder  sich  verdünnen  und  verlängern.  Bei  einer  frühern  Untersuchung  fand  ich  in  Collema  zweierlei  Zell- 
fäden  unter  einander  gemengt ,  1)  grüne,  nostocähnliche ,  mit  weiteren ,  abgerundeten  Zellen ,  und  2)  farblose, 
mit  sehr  schmalen,  langen  cylindrischen  Zellen.  Andere  Collema-Arten  besitzen  neben  den  farblosen  dünnen  Fä- 
den, statt  der  Nostocfäden,  Häufchen  von  Zellen,  welche  Palmella  täuschend  ähnlich  sind.  Einen  directen  Ueber- 
gang  von  den  Nostoc-ähnlichen  Fäden  in  die  dünnen ,  farblosen  Fäden  sah  ich  nicht,  eben  so  wenig  Gebilde, 
welche  zwischen  beiden  die  Mitte  gehalten  hätten.  Auch  bemerkte  ich  gleichfalls  nichts  von  einem  Uebergehen 
der  Palmella-ähnlichen  Zellenhäufchen  in  die  dünnen,  farblosen  Fäden.  Dabei  stiegen  mir  Zweifel  auf,  ob 
wirklich  diese  beiden  heterogenen  Elemente  der  Flechte  angehören,  oder  ob  nicht  Nostoc  und  Palmella  para- 
sitisch in  Collema  wohne?  Diese  Vermuthung  ist  nichts  weniger  als  sicher;  ich  spreche  sie  bloss  aus,  damit 
sie  bei  allfälligen  künftigen  Untersuchungen  berücksichtigt  werde. 


(•)  Phycologia  general.,  pag.  20" 


i36 


in.  BANGIAGEJEI. 

Durch  vegetative  Zellenbildung  entsteht  eine  Zellenreihe  oder  eine  Zellschicht  ; 
einzelne  Zellen  derselben  erzeugen  durch  wandständige  Zellenbildung  (Theilung) 
mehrere  Keimzellen, 

Das  Pflanzenindividuum  ist  eine  Zellenreihe  oder  eine  Zellschicht,  deren  Zellen 
meist  das  Vermögen  besitzen  ,  Aeste  oder  Wurzeln  zu  bilden.  Einzelne,  häufig 
die  meisten  Zellen  (nie  alle ,  —  eine  Ausnahme  machen  wenigstens  die  End- 
zellen sowohl  der  Spitze  als  der  Basis)  werden  zu  Mutterzellen  ,  aus  deren  jeder 
durch  einmalige  oder  durch  wiederholte  Theilung  2,  h  oder  mehrere  Keimzellen 
hervorgehen. 

1 .   Lyngbyeae. 

Zellenreihe, 

Jedes  Individuum  ist  eine  Zellenreihe ,  bald  ohne ,  bald  mit  (wahrer)  Ver- 
ästelung. Einzelne  Zellen,  meist  die  untersten,  treiben  Wurzeln.  Die  vegetative 
Gewebezellenbildung  findet  immer  in  der  gleichen  Richtung  statt,  und  stimmt 
in  dieser  Beziehung  mit  derjenigen  der  Nostochaceen  überein.  Von  ihr  unter- 
scheidet sich  die  reproductive  Zellenbildung,  indem  die  Theilung  andere  räum- 
liche Richtungen  einhält.  Dieses  Umschlagen  der  räumlichen  Richtung  der  Zellen- 
theilung  bezeichnet  den  Anfang  der  reproducliven  Zellenbildung ,  welche  sich 
gewöhnlich  mehrmal ,  und  zwar  abwechselnd  in  den  verschiedenen  Dimensionen 
des  Raumes  wiederholt,  und  deren  letztes  Product  die  Keimzellen  sind.  Während 
daher  die  vegetativen  Zellen  bloss  in  einer  Linie  hinter  einander  liegen ,  so  liegen 
die  Keimzellen  körperförmig  neben  und  über  einander.  Von  den  Nostochaceen 
unterscheiden  sich  die  Lyngbyeen  begriff'smässig  einzig  durch  die  Fortpflanzung  ; 
die  letztern  können  häufig  aber  auch  bei  mangelnder  Reproduction  durch  die 
Anwesenheit  von  kleinen  Wurzeln  erkannt  werden. 

Zu  den  Lyngbyeen  gehören  mehrere  Arten  der  Gattung  Lyngbya ,  ferner  die 
Gattungen  Hormidium  Kützing  ,  Ulothrix  Kützing  ,  Draparnaldia  Bory ,  Stygeo- 
clonium  Kützing,  Bangia  Lyngb.,  Stigonema  Ag. 


—     i37     — 

IJlothplx  zonata  Kütz.  (') 

(Confcrva  /.onata  Web.  et  Mohr.  M}  xoncma  zonalum  Fries.  -) 

Tab.  I,  Fig.  W  —  b4. 

Kützing  hat  diese  Pflanze  nach  iliren  vegetativen  und  rcproductiven  EigentlmmUchkciten  gut  beschrieben 
und  abgebildet  ('),  so  dass  ich  nicht  viel  beizufügen  habe. 

In  dem  Momente,  ehe  die  Keimzellen  sich  zu  entwickeln  anfangen,  finde  ich  sie  in  der  Kegel  kugelig 
(Fig.  h7,  US).  Der  rothe  Punkt,  von  dem  ich  später  noch  reden  werde,  liegt  irgendwo  an  der  ^^andung.  Auf 
einer  Seite  wächst  eme  dünne,  wenig  gefärbte  Wurzel  hervor  (Fig.  k9).  Am  entgegengesetzten  Ende  verlängert 
sich  die  Zelle  in  einen  gegliederten  Faden  (Fig.  oO,  bl).  Der  rothe  Punkt  ist  in  der  ersten,  zweiten,  oder  dritten 
Zelle  sichtbar  (Fig.  51).  Die  Zellenreihe  wächst  so,  dass  sich  alle  Zellen  theilen.  Die  Wurzel  verlängert  sich 
ebenfalls  ,  und  besteht  zuletzt  aus  einigen  schmalen  und  langgestreckten  Zellen  (Fig.  u2). 

Der  Zelleninhalt  ist  eine  wasserhelle  Flüssigkeit  im  Innern;  an  der  Wandung  liegt  homogenes  Clorophyll. 
Dasselbe  überzieht  zuweilen  die  ganze  C} iinderfläche ;  häufiger  bildet  es  an  derselben  bloss  eine  grössere  oder 
kleinere  mittlere  Querzonc;  in  seltneren  Fällen  ist  das  Ciilorophyll  auch  bloss  in  so  geringer  Menge  in  den 
Zellen  vorhanden,  dass  es  nur  einen  kreisförmigen  oder  elliptischen  Fleck  an  der  Cylinderfläche  bildet.  Die 
Endflächen  bleiben  immer  frei  und  ungefärbt.  Auf  die  Anordnung  des  Chlorophylls  hat  die  Gestalt  der  Zellen 
Einfluss ,  indem  in  den  relativ  kürzern  Zellen  (deren  Querdurchmesser  beträchtlicher  ist  als  der  Längsdurch- 
messer) die  ganze  Cylinderfläche  oder  ein  grösserer  Theil  derselben  mit  Chlorophyll  bedeckt  ist ,  in  den  relativ 
längeren  Zellen  dagegen  (deren  Längsdurchmesser  beträchtlicher  ist ,  als  der  Querdurchmesser)  bloss  eine 
kleinere  Zone  oder  auch  nur  ein  kreisförmiger  Fleck  durch  Clorophyll  bedeckt  Avird. 

In  der  Clorophyllschicht  liegen  ein  oder  mehrere  Körner.  Ihre  Zahl  steht  in  directem  Verhältnisse  zur  Grösse 
der  Chlorophyllschicht,  ist  diese  bloss  ein  kleiner  Fleck,  so  liegt  gewöhnlich  mitten  in  demselben  ein  einziges 
Korn.  In  einem  schmalen  Chlorophyllbande  befinden  sich  meist  zwei,  in  einem  breitern  drei  bis  sechs  Körner, 
Um  die  Körner  herum  ist  die  sonst  ziemlich  dünne  Chlorophyllschicht  verdickt.  Die  Körner  scheinen  Stärke- 
körner zu  sein;  doch  ist  das  bei  ihrer  Kleinheit  nicht  mit  Sicherheit  auszumitteln. 

Die  Fäden  sind  sehr  verschieden  dick.  Der  Durchmesser  varirt  von  Ü,00a  '"  —  0,018  '".  Der  gleiche  Faden 
ist  ziemlich  gleich  dick ,  oder  er  wird  nach  einer  Seite  hin  wenig  und  ganz  allmälig  dünner  oder  dicker.  Die 
Zellen  besitzen  eine  sehr  verschiedene  Länge;  absolut  varirt  dieselbe  von  0,002'"  bis  0,020"':  relativ  zum 
Querdurchmesser  varirt  dieselbe  so,  dass  in  den  einen  Zellen  die  Länge  bloss  '/'  der  Breite,  in  den  andern 
Zellen  sogar  5  mal  die  Breite  beträgt.  Im  gleichen  Faden  varirt  die  Länge  der  Zellen  gewöhnlich  um  nicht  mehr 
als  um  das  Doppelte  ("). 

Wenn  die  Zellen  fructifiziren  sollen ,  so  werden  sie  zuerst  elliptisch  (früher  waren  sie  cylindrisch) ,  indem 
sich  die  obere  und  die  untere  Kante  abrundet  (Fig.  55,  b).  Der  grüne  Inhalt  mehrt  sich,  indem  er  nun  ent- 
weder eine  ziemlich  breite  Schicht  an  der  ganzen  Innern  Oberfläche  bildet  oder  das  Zellenlumen  ganz  ausiülit. 

(')  Diese,  so  wie  die  meisten  übrii^eii  Gattuiigsmonographieen  wurden  im  Frühjahre  1843  geschrieben.  Wo  die  neuem 
Werke  von  Kiilzing  und  Hasgall  zu  Bemerkungen  Anlass  gaben ,  sind  sie  in  Anmerkungen  beigefügt. 

(-)  Lyngbya  zonata  Hassall. 

(')  Phycol.  general.,  pag.  2ül.,  lab.  80. 

{")  Kützing  hat  in  der  Phycologia  germanica  (pag.  i9G)  18  Arten  von  (J/of/ir/x  unterschieden ,  vvclclie  vorzüglich 
durch  die  Dicke  der  Fäden  und  die  Länge  der  Glieder  sich  auszeichnen.  Ich  könnte  Kützing  nicht  beistimmen ,  dass 
diesen  Formen  ein  specifischer  Werth  beigemessen  werden  dürfe.  In  einem  Rasen  finde  ich  liäufig  mehrere  der  Külzing- 
schen  Arten  beisammen,  aber  zugleich  mit  allen  möglichen  Mittelstufen. 

Denkscbr.  >'.«GELI.  I  ^ 


—     i58     — . 

Die  Zellen  tlieilen  sich  dann  durch  eine  gewöhnlich  senkrechte  Wand  in  zwei  Tochterzellen  (Fig.  ö5,  c),  von 
denen  jede  wieder,  wie  die  Mutterzelle ,  entweder  ganz  mit  grünem  Inhalte  erfüllt  oder  an  der  Wandung  über- 
zogen ist.  Jede  der  beiden  Tochterzellen  tlieilt  sich  wieder,  und  zwar  nun  gewöhnlich  durch  eine  horizontale 
Wand  (Fig.  53,  d,  e).  Diese  Theilung  wiederholt  sich  ein,  zwei,  drei,  viermal,  so  dass  aus  einer  GUederzelle 
bald  bloss  li,  bald  bis  auf  10  und  20  Zellen  gebildet  werden.  Jede  dieser  Zellen  ist  eine  Keimzelle. 

Die  Gliederzellen  öffnen  sich  seitlich  und  lassen  die  Keimzellen  heraustreten.  Diese,  sobald  sie  ins  Wasser 
kommen .  bewegen  sich  sehr  lebhaft.  Sie  schwimmen  schnell  vorwärts,  indem  sie  sich  um  ihre  Achse  drehen-, 
welche  in  der  Richtung  ihrer  Bewegung  liegt.  Zuweilen  drehen  sie  sich  bloss  um  ihre  Achse,  ohne  vorwärts 
zu  rücken;  es  findet  diess  aber,  wie  ich  glaube,  bloss  dann  statt,  wenn  die  Achse  senkrecht  steht,  so  dass 
wahrscheinlich  der  Mangel  einer  progressiven  Bewegung  bloss  davon  herrührt,  dass  sie  an  eines  der  beiden 
Objectgläschen ,  zwischen  denen  sie  liegen,  anstossen.  Obgleich  nun  diese  BcAvegung  eine  grosse  Aehnlichkeit 
mit  der  Bewegung  der  Infusorien  hat,  so  scheint  sie  mir  doch  im  Ganzen  regelmässiger  und  stetiger  zu  sein. 
Die  Keimzellen  rücken  mehr  in  gerader  Richtung  und  mit  einer  gleichmässigern  Schnelligkeit  vorwärts  als  die 
Infusorien.  Ferner  ist  ihre  Gestalt  starr  und  unveränderlich.  Einen  fadenförmigen  Anhang  sah  ich  nicht. 

Die  Keimzellen  sind  ganz  oder  bloss  theiiweise  grün.  Der  grüne  Inhalt  füllt  entweder  das  ganze  Lumen  der 
Zelle  aus,  oder,  was  häufiger  der  Fall  ist,  er  lässt  auf  der  einen  Seite  eine  freie  ungefärbte  Stelle;  oder  erliegt 
auch  bloss  an  der  Wandung,  indem  das  Innere  mit  wasserheller  Flüssigkeit  gefüllt  ist.  —  Die  Gestalt  der 
Keimzellen  ist  beim  Heraustreten  aus  der  Gliederzelle  unregelmässig.  Wenn  sie  aber  frei  im  Wasser  liegen,  so 
werden  sie  bald  eiförmig  oder  kugelförmig.  —  An  der  Wandung  liegt  ein  rothes  Korn,  das  von  aussen  ent- 
weder rund  oder  länglich  und  wie  ein  kurzes  Stäbchen  aussieht.  Zuweden  sind  es  deutlich  zwei  gesonderte, 
neben  einander  liegende  Körner  (Fig.  48).  Diese  rolhen  Körner  liegen  in  der  Zellwandung,  und  es  hat  sogar 
fast  den  Anschein ,  als  ob  sie  ausserhalb  derselben  lägen ,  wenigstens  zeigt  dort  die  Wandung  einen  kleinen , 
der  Grösse  des  Kornes  entsprechenden  Vorsprung.  —  Das  rothe  Korn  liegt  entweder  im  grünen  oder  im  farb- 
losen Th^ile  der  Membran.  Es  hat  bezüglich  zur  Bewegung  der  Keimzellen  kein  bestimmtes  Lagerungsver- 
hältniss,  indem  es  bald  im  Pol,  bald  im  Aequator  der  sich  drehenden  Zelle  liegt.  —  KiHziny  nennt  das  rothe 
Korn  «  Augenpunkt , »  die  farblose  Stelle  der  Wandung,  wo  kein  Chlorophyll  derselben  anliegt ,  «  Mundstelle ; » 
Deutungen,  wie  sie  von  Ehrenberg  für  Infusorien  und  wahrscheinlich  ebenfalls  für  die  beweglichen  Keim- 
zellen, insofern  er  dieselben  nämlich  für  Infusorien  hielt,  angewendet  wurden.  Statt  nun  aber  die  Augen  von 
den  Infusorien,  wo  sie  eine  blosse  Vermuthung  sind,  auf  die  Keimzellen  überzutragen,  würde  ich  es  für  rich- 
tiger halten,  von  den  Keimzellen  aus,  wo  die  rolhen  Punkte  sicher  keine  Augen  sind,  zu  schliessen,  dass  die 
gleichen  rothen  Punkte  in  den  Infusorien  ebenfalls  keine  Augen  sein  können.  Die  sogenannte  Mundstelle  ist 
offenbar  etwas  ganz  anderes  als  die  wahre  Mundöffnung  vieler  Infusorien.  Kütziny  sagt,  dass  die  Keimzellen 
sich  mit  der  Mundstelle  ansaugen,  und  dann  sich  zu  einem  gegliederten  Faden  entwickeln.  Meine  Beobachtun- 
gen stimmen  damit  nicht  überein.  Wenn  die  Keimzollen  zur  Ruhe  gelangt  sind,  so  besitzen  sie  gewöhnlich 
eine  kugelförmige  Gestalt;  das  Chlorophyll  liegt  auf  verschiedene  Weise  in  der  Zelle;  es  überzieht  die  ganze 
Wandung  (so  dass  die  sogenannte  Mundstelle  mangelt) ,  oder  es  überzieht  bloss  einen  grössern  oder  kleinern 
Theil  der  Wandung.  Die  Wurzel  aber  wächst  aus  der  Keimzelle  hervor  ohne  Rücksicht  auf  die  Anordnung  des 
Chlorophylls.  Die  Wurzel  selbst  ist  farblos  oder  wenig  gefärbt,  und  dadurch  wird  es  denn  leicht  möglich,  dass 
man  irriger  Weise  die  Wurzel  mit  jener  hellen  Stelle  an  der  Peripherie  für  identisch  hält. 

Wenn  ein  Faden  oder  ein  Theil  eines  Fadens  fructifizirt,  so  geschieht  es  in  der  Regel  durch  alle  Zellen  ohne 
Lnterschied.  Die  Kcimzellenbildung  schreitet  dabei  gewöhnlich  von  einer  Seite  nach  der  andern  fort,  so  dass 
der  eine  Endtheil  des  Fadens  bloss  aus  wasserhellen  entleerten  Gliederzellen  besieht,  der  mittlere  Theil  friic- 
(ifizirende  und  der  andere  Endlheil  bloss  noch  unveränderte  Gliederzellen  enthält  (Fig.  ^h,  53).  Es  ist  mir  wahr- 
scheinlich ,  dass  die  Kcimzellenbildung  an  einem  Faden  von  oben  nach  unten  fortschreite. 


—     i39     — 

2.  Ulveae. 

Zellschicht. 

Die  Ulveen  unterscheiden  sich  dadurch  von  den  Lynghreen  ,  dass  sie  nicht  aus 
einer  Zellcnreihe ,  sondern  aus  einer  Zellschicht  bestehen.  Diese  Zellschicht  ist 
entweder  offen  ,  und  bildet  eine  blallartige ,  einschichtige  Fläche  ;  oder  sie  ist 
geschlossen  und  bildet  eine  schlauchförmige  Fläche.  Im  letztern  Falle  ist  sie  ent- 
weder mit  Wasser  gefüllt ,  und  stellt  einen  mehr  oder  weniger  cylindrischen 
Schlauch  dar  ;  oder  sie  ist  nicht  mit  Wasser  gefüllt ,  sie  ist  ein  leerer  Schlauch , 
dessen  Wände  aneinander  liegen  ,  und  sie  bildet  somit  ebenfalls  eine  blaltartige, 
aber  scheinbar  zweischichtige  Fläche.  Man  darf  aber  nicht,  wie  es  bisher  ge- 
schah ,  sagen,  dass  die  Frons  der  Ulvee^i  wirklich  zuweilen  aus  2  Zellschichten 
gebildet  sei ,  in  dem  Sinne  ,  wie  dieser  Ausdruck  sonst  verstanden  werden  muss. 
Die  wirklich  zwei-  oder  mehrschichtige  Frons  ist  in  ihrer  Entwicklung  zuerst 
eine  einfache  Schicht,  deren  Zellen  sich  dann  theilen.  Die  Entwicklungsgeschichte 
der  sogenannten  zweischichtigen  Ulveen  ist  aber  eine  ganz  andere  ;  sie  wachsen 
fortwährend  als  einfache  Schicht.  —  In  Bezug  auf  die  Keimzellenbildung  stim- 
men die  Ulveen  ganz  mit  den  Lijmjhyeen  überein.  Eine  Zelle  Iheilt  sich  in  zwei , 
und  die  Theilung  wiederholt  sich  mehr  oder  weniger ,  so  dass  aus  der  ursprüng- 
lichen Mutterzelle  h  oder  mehr  Keimzellen  entstehen. 

Zu  den  Ulveen  gehören  die  Gattungen  Prasiola  Kütz.,  Porphyra  Ag.,  Phyco- 
seris  Kütz.,  Ulva  Aucl.,  Enteromorpha  Auct.,  Zignoa  Trevis. 

Ich  wähle  als  Beispiel  für  die  vegetative  Entwicklung  £«feroworp/ta,  für  die  Fortpflanzung  Porphyra. 

Enteromorpha    compressa    Grev. 
(Ulva  conipressa  L.  Solenia  compressa  Ag.) 
Taf.  I,FiG.  5ä  -58. 

Die  Pflanze  ist  verästelt;  die  Aeste  sind  röhrenförmig;  die  Wand  besteht  aus  einer  einfachen  Zellschichl: 
die  Höhlungen  aller  Aeste  communiziren  miteinander  und  sind  mit  Wasser  gefüllt. 

Jeder  Ast  ist  zuerst  eine  einzige  Zelle,  nämlich  irgend  eine  Zelle  der  Mutterachse,  welche  sich  besondert. 
Diese  Zelle  verlängert  sich  nach  aussen  und  etwas  schief  nach  oben,  und  theilt  sich  durch  eine,  ihre  Achse 
unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  zwei  Zellen ,  von  denen  die  untere  und  innere  so  ziemlich 
dem  ursprünglichen  Lumen  der  Mutterzelle  entspricht ,  die  letzlere  aber  an  der  Seite  der  Mutterachse  frei  her- 
hervorragt. Dass  diese  äussere,  einer  Astzelle  gleichende  Zelle  die  zweite  und  nicht  etwa  die  erste  Zelle  der 


—     140     — 

neuen  Achse,  also  nicht  eine  Astzelle  (wie  wir  sie  sonst  gewöhnlich  bei  der  Verästelung  antreffen)  sei,  beweist 
das  weitere  Verhalten  der  Innern  Zelle.  —  Die  äussere  Zelle  verlängert  sich  in  der  Richtung  ihrer  Achse ,  und 
theilt  sich  dann  durch  eine  horizontale  Wand  in  eine  (obere)  neue  Scheitelzelle  und  in  eine  (untere)  Glieder- 
zelle. Diese  Zellenbildung  wiederholt  sich  fortwährend  in  der  jeweiligen  End-  oder  Scheitelzelle.  Untersucht 
man  die  Spitze  irgend  eines  Astes,  namentlich  eines  diinnern  Astes,  so  findet  man,  dass  seine  Spitze  in  einem 
kürzern  oder  längern  gegliederten  Faden  endigt  (Fig.  55).  Zu  äusserst  steht  die  Scheitelzelle  (a),  hinter  der- 
selben mehrere  Gliederzellen  (b).  Die  Scheitelzelle  verlängert  sich  immer  in  der  Längsrichtung  des  Astes  und 
theilt  sich  durch  eine ,  diese  Richtung  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  eine  neue  Scheitel- 
zelle und  in  eine  Gliederzelle. 

Die  Gliederzellen  Iheilen  sich  darauf  durch  eine  senkrechte  Wand  in  zwei  nebeneinander  liegende,  halbcylin- 
derförmige  Zellen  (Fig.  55,  d,  e).  Jede  derselben  theilt  sich  wieder  durch  eine  senkrechte  Wand,  welche  mit 
der  ersten  Wand  einen  rechten  Winkel  bildet,  in  zwei  gleiche  Zellen,  welche  die  Gestalt  eines  Cylinder- 
quadranten  besitzen.  Auf  diese  Weise  haben  sich  aus  der  Gliederzelle  4  neben  einander  liegende  gleiche  Zellen 
gebildet,  welche  regelmässig  um  die  Achse  des  Astes  gestellt  sind.  Fig.  56  giebt  einen  horizontalen  Durch- 
schnitt von  diesem  Entwicklungsstadium.  Die  Zellen  trennen  sich  nun  in  der  Mitte  von  einander,  indem  sie 
Wasser  ausscheiden  (Fig.  57).  Dann  theilen  sie  sich  jede  in  ZAVci  nebeneinander  liegende  Tochterzellen 
(Fig.  58),  und  diese  Theilung  wiederholt  sich  nun  fortwährend :  die  Scheidewände  sind  entweder  horizontal 
oder  radial-senkrecht  (nie  tangental-senkrecht).  Wir  finden  daher  auf  horizontalen  Querschnitten  nach  und 
nach  eine  grössere  Zahl  von  Zellen;  ebenso  vermehren  sich  die  Zellen  in  senkrechter  Richtung,  und  zwar  so 
ziemlich  in  gleichem  Masse,  so  dass  sie  immer  ungefähr  gleich  hoch  und  gleich  breit  sind.  Wie  sich  die  Zellen 
vermehren ,  so  scheiden  sie  auch  im  Verhältnisse  Wasser  nach  der  Innern  Höhlung  aus ,  so  dass  diese  immer 
mit  der  gehörigen  Quantität  Wasser  erfüllt  ist. 

Auf  gleiche  Weise  wie  sich  die  übrigen  Gliederzellen  in  2,  dann  k  und  mehr  Zellen  theilen,  so  theilt  sich 
auch  die  unterste,  zwischen  den  Zellen  des  Mutterasles  liegende  Gliederzelle  eines  Astes.  Daher  kommt  es, 
dass  die  Höhlungen  des  Mutter-  und  Tochterastes  mit  einander  comniuniziren.  Diese  Thatsache  zeigt  auch,  wie 
die  Astbildung  bei  Enteromorpha  zu  erklären  sei.  Die  sich  besondernde  Zelle  eines  Astes  ist  die  erste  Zelle 
und  zwar  die  erste  Scheitelzelle  des  neuen  Astes ;  sie  verlängert  sich  nach  aussen  und  theilt  sich  in  die  (äussere) 
zweite  Scheitelzelle  und  in  die  (innere)  erste  Gliederzelle.  Wäre  jene  äussere  Zelle  eine  Astzelle  und  somit  die 
erste  Scheitelzelle ,  so  müsste  auch  die  erste  Gliederzelle  ausserhalb  stehen ,  und  die  Höhlung  des  Astes ,  welche 
durch  die  Theilung  der  Gliederzellen  erzeugt  wird,  könnte  bloss  bis  aussen  an  die  Zellen  des  Mutterastes 
reichen,  also  nicht  mit  der  Höhlung  des  letztern  in  Verbindung  stehen. 

Das  Wachsthum  von  Enteromorpha ,  insofern  es  von  Zellenbildung  abhängig  ist,  lässt  sich  also  folgender- 
jnassen  aussprechen  :  Das  Wachsthum  geschieht  an  der  Spitze  durch  eine  einzige  Zelle  (Scheitelzelle) ,  Avelche 
sich  fortwährend  durch  eine  horizontale,  die  Achse  unter  cuiem  rechten  Winkel  schneidende  Wand,  in  eine 
(obere)  neue  Scheitclzelle  und  in  eine  (untere)  cylindrische  Gliederzelle  theilt.  In  den  Gliederzellen  beginnt 
eine  sich  fortwährend  Aviederholende  Zellenbildung,  deren  characteristisches  Merkmal  darin  besteht,  dass 
bloss  radial-verticale  und  horizontale  Wände  gebildet  werden ,  welche  die  jeweilige  Mutterzelle  m  zwei  gleiche 
Tochterzellen  theilen.  Dadurch  dass  die  Zellen  nach  innen  Wasser  ausscheiden,  werden  die  Achsen  zu  hohlen, 
mit  Wasser  gefüllten  Schläuchen.  Die  Aeste  entstehen  dadurch,  dass  eine  Zelle  des  Mutterastes  sich  besondert 
und  zur  ersten  Scheitelzelle  für  den  neuen  Ast  wird. 

Poi*phyi*a  vnlgnris  Jy. 

Tab.  I,  Fig.  59  -  G2. 
I'oi'phyra  ist  eine  ofiene  Zellschicht.  Der  Durschchnitt  zeigt  daher  immer  eine  Zellenreihe  (Fig.  50).  Die 
Zellen  sind  anfänglich  viereckig  und  bloss  durch  schmale  Wände  getrennt  (Fig.  59).  Späterhin  wird  von  den 


—     ih\     — 

Zellen  beträchtlich  viel  Gallerte  gebildet ,  so  dass  dieselben  nun  rundlich  oder  ellipsoidisch  werden  und  lose  in 
der  Gallerte  liegen,  beim  Schnitte  auch  leicht  herausfallen  (Fig.  60).  An  diesen  freigewordenen  Zellen  erkennt 
man  eine  sehr  zarle  Membran.  Kiitzing  sagt  von  andern  Algen,  dass  die  «  Amylidzellen  »  herausfallen,  d.  Ii. 
der  Zelleninhalt  mit  der  Schleimschicht  (Primordialschlauch).  Die  Membran,  welche  die  herausfallenden  Zellen 
von  Porphyra  besitzen  ,  ist  gallertartig,  und  überzieht  die  Schleimschicht.  Das  gleiche,  glaube  ich,  findet  auch 
bei  den  meisten  übrigen  Zellen  statt,  welche  beim  Zerreissen  des  Gewebes  aus  der  Intercellularsubstanz  frei 
werden.  —  Die  Zellen  besitzen  in  ihrem  Cenlrum  einen  freien  Kern,  und  rothen  homogenen  Inhalt,  welcher. 
Iheils  um  den  Kern  gelagert,  denselben  gewöhnlich  verbirgt,  theils  als  radienförmige  Ströraungsfäden  Kern 
und  Zellwand  verbindet  (Fig.  üO,  a). 

Wenn  die  Zellen  fruclifiziren ,  so  füllen  sie  sich  mit  Inhalt;  sie  werden  dunkler  und  intenser  gefärbt.  Sie 
theilen  sich  durch  eine  mit  der  Zellschicht  parallele  Wand  in  zwei  gleiche  Tochterzellen.  Die  Theilung  wieder- 
holt sich  abwechselnd  in  den  drei  Richtungen  des  Raumes.  Fig.  61  zeigt  einen  Durchschnitt  durch  einen  Theil 
der  Pflanze,  wo  die  Fortpflanzung  begonnen  hat.  Die  Zelle  b  hat  sich  in  2,  c  in  5,  d  in  /t,  e  in  10  Zellen 
getheilt.  In  Fig.  62,  c  Hegen  schon  18  Zellen  neben  einander,  die  aus  einer  ursprünglichen  Mutterzelle  entstanden 
sind.  Die  Ansicht  von  der  Fläche  zeigt  ebenfalls  Zellen,  welche  erst  in  2,  dann  in  k  und  mehr  Zellen  gelheilt 
sind.  Die  Zellenbildung ,  man  mag  sie  im  Durchschnitte  oder  von  der  Fläche  betrachten ,  erzeugt  zuerst  immer 
Wände,  welche  sich  unter  rechten  Winkeln  berühren  ;  späterhin  aber  treten  häufig  auch  schiefe  \\ände  auf. 

Aus  einer  Zelle  entsteht  somit  ein  ganzes  Häufchen  von  kleinern  Zellen.  Die  Zahl  derselben  ist  sehr  ver- 
schieden. Ob  es  ein  Minimum  dafür  giebt,  und  welches,  weiss  ich  nicht.  Da  aber  die  Zellen  sowohl  von  der 
Fläche  als  im  Durchschnitte  wenigstens  eine  Theilung  in  !i  Zellen  zeigen ,  so  möchte  die  Zahl  in  der  Regel  nicht 
unter  16  fallen.  Da  hingegen  in  andern  Fällen  auf  beiden  Ansichten  (sowohl  von  der  Fläche  als  auf  dem  Durch- 
schnitte) bis  auf  18  und  20  Zellen  neben  einander  liegen,  so  möchte  in  den  günstigsten  Fällen  die  Zahl  der  aus 
einer  Zelle  entstandenen  Zellen  bis  auf  100  betragen.  Die  Zellen,  welche  das  letzte  Product  dieser  Zellenbildung 
sind,  stellen  die  Keimzellen  dar.  Wenn  die  Zellhäufchen  zerfallen,  so  trennen  sie  sich  zuerst  in  2  oder  k  grössere 
Partieen ,  und  nachher  werden  die  einzelnen  Keimzellen  frei. 

Die  Keimzellenbildung  beginnt  oben  und  am  Rande  des  blattartigen  Laubes  und  schreitet  nach  innen  und 
unten  hin  fort.  In  jedem  einzelnen  Theile  fruclifiziren  entweder  alle  Zellen  (was  seltener  der  Fall  ist),  oder 
einzelne  Zellen  bleiben  steril  und  sterben  ab,  indem  sie  kleiner  werden ,  und  ihr  Inhalt  sich  entfärbt  und  als 
eine  ölartige,  farblose  Masse  das  ganze  noch  übrigbleibende  Lumen  der  Zelle  erfüllt. 


IV.  MESOGLOEACE^. 

Durch  vegetative  Zellenhildmuj  entsteht  eine  Zellenreihe ,  Zellschicht  oder  Zell- 
körper ,  welche  kurze  Seitenästchen  bilden  ,  deren  f sitzende  oder  gestieltej  Scheitel- 
zelle durch  ivandständige  Zellenbilduny  f Theilung J  mehrere  Keimzellen  erzeugt. 

Die  Mesogloeaceen  unterscheiden  sich  von  den  Bangiaceen  dadurch  ,  dass  nicht 
wie  dort  die  Zellen  des  Laubes  selbst  fructifiziren  ,  sondern  dass  erst  durch  Ast- 
bildung seilliche ,  ein-  oder  mehrgliederige ,  im  letztem  Falle  unverästelle  oder 
verästelte  Fäden  erzeugt  werden,  deren  Endzellen  mehrere  Keimzellen  bilden. 

Denkschr.  .V.koki.i.  ^0 


—    ia2   ~ 

Die  vegetative  Zcllenbildung  bringt  einen  gegliederten  ästigen  Faden  (Zellenreihe), 
oder  eine  Zellschicht ,  oder  einen  unverästelten  oder  verästelten  Zellkörper  her- 
vor. Die  Gliederzellen  der  Zelleiu'cihe ,  die  Flächen/Bellen  (nicht  die  Randzellcn) 
der  Zellschicht  oder  die  Epidermiszellen  des  Zellkörpers  bilden  durch  Ausv\^achsen 
eine  (äussere)  Astzelle.  Diese  Astzelle  wird  zur  Multerzelle  für  die  Keimzellen  ; 
oder  sie  entwickelt  sich  zu  einer  niehrgliederigen  Zellenreihe ,  deren  Endglied 
zur  Keimmulterzellc  sich  umwandelt ;  oder  sie  bildet  eine  verästelte  Zellenreihe, 
deren  Aeste  theils  steril,  theils  in  eine  Keimmutterzelle  enden.  —  Es  scheint 
zuweilen  ,  als  ob  nicht  bloss  die  Scheitelzelle,  sondern  als  ob  eine  grössere  oder 
kleinere  Zahl  der  letzten  Glieder  einer  Zellenreihe  (also  die  Scheitelzelle  und  die 
nächstfolgenden  Glicderzellen)  Keimzellen  bildeten.  Dieser  Anschein  rührt  daher, 
weil  die  fructifizirende  Scheitelzelle  in  der  Regel  sich  zuerst  mehrmals  durch 
horizontale,  die  Längenachse  rechtwinklig  schneidende  Wände  theilt.  Man  könnte 
nun  glauben,  dass  die  Thatsache  beide  Erklärungen  gleich  massig  erlaubte,  und 
dass  es  überhaupt  ein  Streit  um  leere  Worte  sei ,  ob  die  Keimzellen  bloss  aus 
der  sich  durch  horizontale  Wände  theilenden  Scheitelzelle,  oder  aus  der  Scheitel- 
zelle und  mehrern  Gliederzellen  entstehen.  Dem  ist  aber  nicht  so.  Einerseits  hat 
die  Entscheidung  der  Frage  eine  physiologische  und  systematische  Bedeutung, 
wie  man  aus  der  Vergleichung  der  Ectocarpeen  mit  den  Lymjhyeen  sehen  wird. 
Anderseits  liegt  der  Theorie  nicht  eine  willkührliche  Deutung  der  Thatsachen 
zum  Grunde  ;  sie  setzt  im  einen  und  im  andern  Falle  verschiedene  Thatsachen 
voraus.  Die  endliche  Form  ist  allerdings  die  gleiche ;  denn  wenn  sich  die  Schei- 
telzelle in  2,  h,  8  oder  noch  mehrere  hintereinander  liegende  Zellen  getheilt  hat, 
so  sieht  man  es  diesen  Zellen  nicht  mehr  an ,  ob  sie  alle  als  gleichwerthige  Toch- 
terzellen einer  ursprünglichen  Mutterzelle  zu  betrachten  seien  ,  oder  ob  die  End- 
zelle unter  ihnen  als  Scheilelzelle ,  die  übrigen  als  Gliederzellen  angesehen 
werden  müssen.  Im  erstem  Falle  aber  wird  vorausgesetzt,  dass  die  Scheitelzelle 
sich  in  zwei  gleiche  Tochterzellen  theile ,  und  dass  in  beiden  die  Zellenbildung 
sich  gleichmässig  wiederhole.  Im  zweiten  Falle  wird  vorausgesetzt,  dass  die 
Scheitelzelle  sich  in  2  ungleiche  Zellen  :  eine  Gliederzelle  und  eine  neue  Scheitel- 
zelle theile ,  dass  die  letztere ,  in  die  Länge  wachsend ,  sich  wieder  auf  gleiche 
Weise  theile  u.  s.   w.,  dass  also,   wie  in  einem  vegetativen  Gliederfaden,  das 


—      i^o      — 

Wachsthum  nach  der  Spitze  hin  fortschreite.  Die  Beobachtung  zeigt  mir  nun  , 
dass  die  Entwickhing  auf  die  erstere  Art ,  und  nicht  auf  die  zweite  Art  geschehe, 
und  dass  somit  gesagt  werden  müsse,  die  Keimzellen  entstehen  nur  aus  der 
Scheitelzelle. 

1  .   ECTOCARPEAE. 

Zellenreihe  f^-erästeltj ;  die  Keimimitterzellen  si)id  Astzellen  oder  die  Scheitel- 
zellen kurzer  Aeste  ,  welche  seitlich  aus  den  Glieder  zelten  entstehen. 

Die  Ectocarpeen  stimmen  im  Bau  und  im  W  achslhume  mit  den  Lymjbyeen 
überein.  Sie  unterscheiden  sich  von  denselben  durch  die  Fructification.  Bei  den 
Lynghyeen  findet  die  Keimzellenbildung  in  den  Gliederzellen  und  zwar  meistens 
fast  in  allen  Gliederzellen  statt.  Die  Scheilelzellen  bilden  in  einigen  Gattungen 
(wo  die  Zellenreihen  in  haarförmige  Spitzen  auslaufen)  bestimmt  keine  Keim- 
zellen ;  und  höchst  wahrscheinlich  ist  es  Gesetz  für  alle  Lynghyeen ,  dass  nur  die 
Gliederzellen  ,  nicht  die  Scheitelzellen  zu  Keimmutterzellen  werden  können.  Bei 
den  Ectocarpeen  dagegen  fruclifiziren  die  Gliederzellen  nicht,  sondern  sie  wachsen 
seitlich  aus,  bilden  eine  Astzelle ,  und  diese  Astzelle  wird  entweder  zur  Mutter- 
zelle für  die  Keimzellen  oder  sie  erzeugt  einen  kurzen  gegliederten  Ast ,  dessen 
Scheitelzelle  Keimmutterzelle  wird.  Es  gibt  keine  Art  unter  den  Ectocarpeen, 
denen  diese  Keimzellcnbildung  in  den  Scheitelzellen  mangelte.  Dagegen  gibt  es 
mehrere  Arten  ,  welche  ausser  derselben  noch  in  einzelnen  Gliederzellen  Keim- 
zellen erzeugen.  Es  scheint  mir,  dass  diese  zweite  Art  der  Keimzellenbildung 
eine  Wiederholung  der  Forlpflanzung  der  Lyncjhyeen  sei ,  und  ich  vermuthe 
daher,  dass  man  bei  den  Ectocarpeen  ausser  der  Fortpflanzung  durch  Keimzellen- 
bildung in  den  Scheitelzellen  der  Aeste ,  noch  eine  Vermehrung  durch  Keim- 
zellenbildung in  den  Gliederzellen  annehmen  müsse. 


Ectocarpns  Lymjb. 

Tab.  II,  Fig.  1  —  6. 

Die  Reimzelle ,  welche  sich  zu  einer  Pflanze  entw  ickelt ,  dehnt  sich  in  die  Länge  und  theilt  sich  durch  eine 
horizontale  Wand  in  zwei  Zellen.  Die  obere  der  beiden  Zellen  wächst  in  glciclier  Richtung  in  die  Länge  und 


—    ikk   — 

theilt  sich  wieder.  Der  gleiche  Prozess  wiederholt  sich  fortwährend  :  an  der  wachsenden  Achse  steht  an  der 
Spitze  eine  Scheitclzelle,  welche  eine  neue  Scheitclzelle  und  eine  Gliederzelle  bildet.  Ausserdem  Iheilen  sich 
aber  auch  die  Gliederzellen  in  zwei  neue  gleiche  Gliederzellen.  Das  Wachsthum  der  Zellenreihen  ist  begrenzt; 
sowohl  die  Theilung  der  Scheitelzelle  als  die  Theilung  der  Gliederzellen  wiederholt  sich  bloss  eine  begrenzte 
Zahl  von  Malen.  Die  Zellenreihen,  in  denen  das  Wachsthum  beendigt  ist,  gehen  entweder  in  mehrere  lange, 
dünne,  bald  abfallende  Borstenzellen,  oder  seltener  in  eine  aus  allmälig  kleineren  Zellen  gebildete  Spitze  aus. 
—  Die  Zellenreihen  verästeln  sich  dadurch ,  dass  einzelne  Gliederzellen  auswachsen  und  eine  Astzelle  bilden , 
welche  sich  zu  einem  Aste  entwickelt. 

Der  Zelleninhalt  besteht  gewöhnlich  aus  Chlorophyllbläschen  (Chlorophyllkügelchen),  welche  an  der  Schleim- 
schicht liegen ,  und  einem  centralen  Kerne ,  von  welchem  radienförmige  Schleimfäden  nach  der  Peripherie 
hin  ausstrahlen  (Fig.  1 ;  die  Schleimschicht  hat  sich  in  den  4  Ecken  von  der  Zellmembran  losgelöst  und  zurück- 
gezogen). Die  Chlorophyllbläschen  liegen  bald  zerstreut  an  der  Schleimschicht,  bald  bilden  sie  verschiedene, 
mehr  oder  weniger  regelmässige  Figuren.  Die  Farbe  des  Chlorophylls  ist  im  natürlichen  Zustande  meistens 
gelbbraun;  durch  Liegen  im  süssen  Wasser  sah  ich  sie  mehrmals  schön  grün  werden. 

Die  Kcimmutterzellen  sind  seillieh  an  den  Aesten,  sitzend  oder  gestielt.  Sie  wurden  früher  richtig  als  Capseln 
bezeichnet ;  die  neuern  Algologen  erklärten  sie  unrichtig  für  Keimzellen  oder  für  Mutterzellen ,  welche  eine 
einzige  Keimzelle  dicht  umschliessen.  —  Die  Keimmutterzellen  enthalten  viele  Keimzellen ;  die  letztem  sind 
zwar  nicht  immer  deutlich  innerhalb  der  erstem  zu  sehen :  zuweilen  jedoch  habe  ich  sie  bestimmt  beobachtet 
(Fig.  3,  b).  Ectocarpus  verhält  sich  in  diesem  Punkte  ähnlich  wie  Ulothrix.  Während  bei  der  letztern  Gattung 
meistens  die  Keimzellenbildung  deutlich  zu  sehen  ist,  indem  man  tlieils  die  wiederholte  Theilung,  theils  später 
die  Keimzellen  selbst  innerhalb  der  Mutterzelle  erkennen  kann ,  so  ist  dagegen  zuweilen  in  andern  Pflanzen 
oder  in  andern  Zellen  der  gleichen  Pflanze  von  beidem  nichts  zu  sehen ,  und  man  erkennt  die  Keimzellen  als 
solche  erst,  wenn  sie  die  Mutterzelle  verlassen.  In  Ectocarpus  geschieht  es  nun  häufiger,  dass  man  die  Keim- 
zellenbüdung  nicht  sieht;  seltener,  dass  man  die  allmälig  auftretenden  Theilungen  der  Mutterzelle  oder  später 
die  Keimzellen  innerhalb  jener  erkennt.  Es  mag  diess  namentlich  auch  davon  herrühren,  dass  die  Keimmutter- 
zellen als  angeheftete  Zellen  nicht  in  eine  beliebige  Lage  gebracht  werden  können.  Es  ist  aber  natürlich,  dass 
eine  Anhäufung  von  vielen  kleinen  Zellen,  wenn  die  Scheidewände  dünn  sind,  allemal  als  nicht-  oder  als 
undeutlich-getheilte  Inhaltsmasse  erscheint,  wenn  nicht  die  Hauptscheidewände  vollkommen  senkrecht  stehen. 
Man  kann  sich  davon  am  besten  durch  die  Betrachtung  von  mehrern  Piewrococcttsarten  überzeugen,  bei 
welchen  die  Körner,  je  nachdem  man  sie  um  einen  geringen  Winkel  dreht,  bald  als  einfache,  bald  als  vielfach- 
getheilte  Zellen  erscheinen.  —  Ausserdem  gibt  es  noch  zwei  Gründe,  welche  für  die  Ansicht  sprechen,  dass 
Ectocarpus  seitliche  Keimmutterzellen,  nicht  seitliche  Keimzellen  erzeugt.  Die  Zellen  fallen  nämlich  meist 
nicht  ab,  wie  es  bei  Faucheria,  Thorea,  Padina  etc.  geschieht,  sondern  sie  öfl'nen  sich  an  der  Spitze  und 
entleeren  ihren  Inhalt;  sie  bleiben  noch  einige  Zeit  lang  als  entleerte  Capseln  an  der  Pflanze  stehen  (Fig.  5,  a). 
Ferner  sind  die  Keimmutterzellen  meist  beträchtlich  gross». r  und  weiter  als  die  übrigen  Zellen  der  Pflanze, 
namentlich  als  die  Keimzellen  oder  die  untersten  Zellen  junger  Pflanzen  (vergl.  Fig.  5,  a  und  Fig.  2,  a). 

Die  Keimmutterzellen  sind  kugelig  oder  eiförmig  oder  länglich.  Es  gibt  nun  aber  auch  lanzettliche  oder 
lineale  Capseln,  welche  ebenfalls  wiederholt,  erst  durch  horizontale  (Fig.  h,  b),  nachher  durch  senkrechte 
Wände  (Fig.  h,  c)  sich  theilen,  dann  eine  Menge  Keimzellen  einschliessen  und,  indem  sie  sich  an  der  Spitze 
öffnen,  die  Keimzellen  entleeren.  Sie  bleiben  dann,  wie  die  eigentlichen  Keimmutterzellen,  noch  einige  Zeit 
als  entleerte  Capseln  an  den  Aesten  sitzen  (Fig.  /J,  a).  Külzing  hat  diese  Organe  Spermaloidien  genannt,  da 
er  die  Keinnnutterzellen  für  einfache  Samen  hielt.  Wenn  die  Keinunutterzellen  und  die  schotenförmigen 
Capseln  entwickelt  sind,  so  sehe  ich  keine  andern  Lnterschicde  an  ihnen  als  relative;  die  Keimmutterzellen 
sind  meist  eiförmig  und  lassen  die  dichten  Keimzellen  nicht  deutlich  erkennen ;  die  schotenförmigen  Capseln 
sind  meist  lanzcttlich-lineal  und  lassen  die  mehr  lockern  Keimzeflen  deutlich  erkennen.  Aber  sowohl  in  der 


—     145     — 

Form ,  als  in  der  Lagerung  der  Keimzellen ,  gibt  es  Uebergänge ;  in  den  schotenförmigen  Capseln  ist  die  Keim- 
rellenbildung  zmveilen  ebenfalls,  wie  in  den  eigentlichen  KeimmuUerzellen ,  nicht  zu  sehen.  —  Es  fragt  sich 
nun ,  ob  beide  Organe  sich  aucb  auf  gleiche  Weise  entwickeln ,  ob  also  die  schotenförmigen  Capseln  ebenfalls 
biossaus  ScheitelzoUcn  entstehen.  Ich  kann  die  Frage  niclit  mit  Bestimmlheit  entscheiden.  Wahrend  auf  der 
einen  Seite  die  Mittelglieder  zwisclien  kugeligen  Keimmutterzellen  und  linealen  Capseln  nicht  zu  verkennen 
sind ,  so  schien  es  mir  dagegen  in  einigen  Fällen ,  als  ob  die  letztern  veränderte  Aeste  wären ,  als  ob  sie  näm- 
lich wie  Aeste  durch  ZcUenbildung  in  der  Endzelle  Aviichsen  und  als  ob  die  Keimzellen  dann  durch  Theilung 
der  Gliederzc'llcn  und  der  Scheitelzelle  entständen.  Wenn  diese  Beobaciitung  richtig  ist,  so  müste  man  neben 
der  einen  Fruchtbildung ,  wo  bloss  die  (sitzenden  oder  gestielten)  Scheitelzellen  zu  Keimmuttcrzellen  werden , 
noch  eine  andere  Fruchtbildung  unterscheiden,  wo  ein  mehr-  oder  vielgliederiger  Ast  fructilizirt ,  wo  also 
Scheitelzellen  und  Güedcrzcllen  (alle  oder  alle  mit  Ausnahme  weniger,  an  der  Basis  gelegener,  und  für  den 
Fruchtast  einen  Stiel  darstellender  Gliederzellen)  zu  Keimmutterzellen  werden. 

Es  giebt  aber  bei  Ectocarpus  noch  eine  andere  Art  der  Fortpflanzung.  Bei  E.  lütoralis  schwellen  einzelne 
Glieder  der  Aeste  an  (Fig.  o)  und  tbeilen  sich  wiederholt  durch  horizontale  und  verticale  Wände  in  eine  Menge 
von  Keimzellen.  Die  Endzellen  dieser  Aeste  werden  nie  zu  KeimmutlerzcUen ;  sondern  sie  werden  dünner  und 
länger  ,  und  fallen  von  oben  nach  unten  ab.  Die  Zahl  und  Stellung  der  zu  Keimmutterzellen  sich  verändernden 
Gliederzellen  ist  sehr  unregelmässig  und  veränderlich;  entweder  sind  es  bloss  einzelne,  welche  unter  den 
übrigen  zerstreut  stehen;  oder  es  sind  fast  alle,  unter  denen  die  sterilen  Glieder  zerstreut  stehen.  Da  die  Thei- 
lung auch  hier  zuerst  durch  horizontale  Wände  statt  findet,  so  trifft  man  die  torulosen,  fruchttragenden  Glieder 
häufig  in  bestimmten  Zahlen  (nämlich  2,  /i,  8,  16,  3,  6,  12)  beisammen.  Die  Keimzellenbildung  ist  auch  hier 
meistens  nicht  deutlich  zu  sehen.  Zuweilen  aber  kann  man  sowohl  die  Bildung  der  Scheidewände  (Fig,  6,  a, 
b,  c),  als  auch  nachher  die  Keimzellen  in  der  Mutterzelle  erkennen. 

Aus  dem  Milgetheillcn  ergiebt  sich,  dass  man  bei  der  Gattung  Ectocarjnis  wahrscheinlich  3  Arien  der  Frucht- 
bildung unterscheiden  muss  :  1)  Die  Scheitelzelle  eines  ein-  oder  weniggliederigen  Astes  wird  zur  Mutterzelle; 

2)  die  Scheitelzelle  und  die  Gliederzellen  eines  kurzen ,  veränderten  Fruchtastes  werden  zu  Mutterzellen ; 

3)  einzelne  Gliederzellen  eines  unveränderten  Astes  werden  zu  Multerzellen.  Die  Keimzellenbildung  scheint 
aber  in  allen  diesen  Fruchtbildungen  auf  gleiche  Weise  statt  zu  finden.  Von  diesen  drei  Fruchtbildungen  ist 
die  erste  die  eigentliche  Fortpflanzung.  Die  dritte  und  ebenfalls  die  zweite  Fruchtbildung  (insofern  diese 
wirklich  von  der  ersten  verschieden  ist)  sind  als  Vermehruvg  zu  betrachten.  Sie  entsprechen,  wie  jede  Ver- 
mehrung, der  Fortpflanzung  einer  tiefern  Stufe  des  Pflanzenreiches,  und  zwar  hier  der  Forlpflanzung  der 
Lyngbyeeii,  wo  die  Keimzellen  ebenfalls  durch  wiederholte  Theilung  der  Gliederzellen  entstehen. 

2.  Myrioneme.^e. 

Zellschicht ;  Keimmutier zelten  an  der  Fläche  derselben  sitzemV oder  (jestielt. 

Die  Myrionemeen  stimmen  mit  den  Ectocarpeen  in  der  Keimzellcnbildung 
überein.  Sie  unterscheiden  sich  von  denselben  durch  die  vegetative  Entwickhmg 
auf  gleiche  Weise,  wie  sich  die  Uheen  \on  den  Lyngbyeen  unterscheiden. 

niyrionem»  istrangnians  Grev. 
Tab.  II ,  Fig.  51  —  öU. 
Die  Pflanze  ist  eine  auf  lUeen,  vorzüglich  auf  Enteromorpha  cowpressa  dicht  aufliegende ,  meist  kreis- 
förmige Zellschicht.  An  dünneren  Aesten  der  Enteromorpha  schliesst  sie  sich  zuletzt  zu  einem  Gürtel.  Die 

üeiiksclir.  N/KGELi.  Ä\ 


—      i^iÖ      — 

Zellschicht  ist  strahlig-gestreift.  Sie  besieht  eigentlich  aus  gegliederten  Fäden  (Zellenreihen),  welche  sich  von 
dem  Centrnm  nach  der  Peripherie  hin  fortwährend  verästeln  und,  indem  sie  einander  seillich  berühren,  eine 
Zellschiclil  bilden.  Fig.  51  stellt  einen  Querschnitt  durch  die  Wandung  von  Enteromorp]ia  mit  dem  darauf 
sitzenden  Mijrioncma  vor;  a  —  a  sind  die  Zellen  der  erstem,  b  —  b  die  Zellen  der  letzlern. 

Die  Zellschicht  wächst  am  Umlange  dadurch,  dass  jede  radiale  Zellenreihe  für  sich  wächst,  und  sich  dabei 
verästelt  (Fig.  52).  Die  Verästelung  tritt  immer  in  gleichem  Masse  auf,  wie  es  der  sich  concentrisch  ver- 
grüssernde  Raum  nölhig  macht.  Wäre  diess  nicht  der  Fall ,  so  müsslen  entweder  Lücken  in  der  Zellschicht 
entstehen,  wenn  nämlich  die  Verästelung  in  geringem!  Masse  statt  hätte,  oder  die  Zellenreihen  müsslen  sich 
übereinander  schieben,  wenn  nämlich  die  Verästelung  in  grösserm  Masse  stall  landen,  als  es  gerade  die  Ver- 
mehrung des  Raumes  erfordert. 

Die  unlere  Fläche  der  Zellschiclil  ist  äuf  Enteromorpha  festgewachsen.  Die  obere  Fläche  trägt  verschiedene 
Organe.  Aus  einzelnen  Zellen  entspringen  lange,  einfache,  farblose  Haare,  deren  untere  Zellen  kurz,  die  obern 
lang  sind  (Fig.  55,  c).  Bei  den  Zellen  der  Haare  schreilel  nämlich  die  Ausdehnung  von  oben  nach  unten,  so 
dass  zuerst  die  Endzelle,  dann  die  nächst  folgende  u.  s.  w.  anfangen,  sich  auszudehnen.  In  gleicher  Richtung 
schreitet  auch  das  Abfallen  der  Zellen  fort,  indem  zuerst  die  oberste,  dann  die  zweit-oberste ,  dann  die  dritt- 
obersle  Zelle  u.  s.  w.  abfallen. 

jMur  wenige  Zellen  erzeugen  solche  lange,  farblose  Haare.  Aus  den  meisten  entspringen  kurze ,  einfache, 
etwas  keulenförmige  Haare  (Fig.  55,  d).  Sie  bestehen  meist  aus  5,  seltener  aus  h  Zellen,  und  sind  braun-grün 
gefärbt.  Die  Endzelle  ist  etwas  grösser,  und  kugelig  oder  eiförmig,  die  iibrigen  Zellen  sind  schmäler  und  etwas 
bauchig.  Diese  kurzen  Haare  bilden  auf  der  Zellschicht  eine  dichte  Behaarung.  Zwischen  ihnen  liegen  zerstreut 
die  Keimmutlerzellen  (Fig.  55,  e,  f).  Dieselben  hängen  an  der  Basis  gewöhnlich  mit  einem  kurzen  Haare  zu- 
sammen, und  zwar  so,  dass  beide  auf  einer  gemeinschaftlichen  Zelle  stehen  (Fig.  55',  f),  welche  auf  der  Zell- 
schicht ruht.  Ausserdem  scheint  es,  als  ob  die  Keimmullerzellen  auch  noch  unmittelbar  aus  den  Zellen  der 
Zellschichl  entspringen  können  (Fig.  55.  e).  —  Ich  vermulhe  daher,  dass  die  Keimmutlerzellen  sich  folgender- 
massen  entwickeln.  Die  Zellen  der  Zellschicht  Avachsen  aus,  und  erzeugen  eine  frei  hervorragende  Aslzelle. 
Diese  Avird  zur  sitzenden  Keimmutterzelle.  Oder  sie  dehnt  sich  in  die  Länge  und  theilt  sich  in  2  Zellen,  von 
denen  die  obere  (Scheilelzelle)  zur  (gestielten)  Kcimnuitterzelle  Avird,  die  unlere  aber  gCAVÖhnlich  durch 
seilliches  AusAvachsen  und  Zellenbildung  ein  kurzes  keulenförmiges  Haar  erzeugt.  Die  meisten  übrigen 
Zellen  der  Zellscliicht  erzeugen  blos  kurze  keulenförmige  Haare. 

Die  Keimmutterzellen  Avurden  bisher  für  Samen  gehallen.  Es  ist  diese  Ansicht  unrichtig.  Sie  theilen  sich 
in  viele  kleine  Zellen;  man  sieht  diese  Theilung  soAVohl  von  oben  (Fig.  5^)  als  von  ;der  Seile  (Fig.  55,  e). 
Zuletzt  werden  die  Keimzellen  Avie  in  Ectocarpus  entleert. 


5.  Stilophoreae. 

Zellkörper  feinfach  oder  verästelt j ;  Kehnmutterzellen  an  der  Oberfläche  dessel- 
ben ,  sitzend  oder  gestielt ,  auf  einfachen  oder  verästelten ,  aus  Zellenreihen  be- 
stehenden Stielen, 

Die  Stilophoreen  unterscheiden  sich  von  den  Ectocarpeen  und  den  Myrionemeen 
durch  den  vegetativen  Bau.  Mit  diesem  Unterschiede  stimmt  überein  derjenige 


—     i^7     — 

in  der  Fruchtstellung.  Bei  den  Ectocarpeen  sind  die  Keimmutterzellen  Astzellen 
oder  die  Scheitelzellen  kurzer  Aeste,  die  aus  den  Zellenreihen  entspringen.  Bei 
den  Myrionemeen  stehen  sie  seillich  an  der  Zellschicht  oder  an  Haaren  ,  welche 
die  Zellschichl  bedecken.  Bei  den  Stilophoreen  sind  die  Keimmulterzellen  ent- 
weder unmittelbar  aus  den  äussersten  oder  den  Epidermiszellen  des  Zellkörpers 
hervorgegangen,  und  an  denselben  befestigt,  oder  sie  sitzen  an  den  Haaren,  wo- 
mit die  Oberfläche  des  Zcllkörpers  bekleidet  ist.  Bei  der  Gattung  Stilophora  z.  B. 
bestehen  die  ästigen  Haare  aus  drei  verschiedenen  Arten  von  Achsen,  i)  aus 
mehrern  kurzen ,  nach  oben  verdickten  und  rosenkranzförmigen  Zellenreihen  , 
2)  aus  einigen  langen,  dünnern  und  cylindrischen  Zellenreihen,  und  3)  aus  ziem- 
lich grossen  ,  fast  birnförmigen  Mutterzellen  ,  die  bisher  unrichtiger  Weise  Samen 
genannt  wurden  und  in  denen  die  Keimzellen  sich  bilden. 

Zu  den  Stilophoreen  gehören  die  Gattungen  Mijriotrkhia  Harv.,  Sphacelaria 
Lyngb.,  Cladostephus  Ag.  ,  Elachista  Fries ,  Leathesia  Gray,  iMesogloea  Ag.  , 
Chordaria  Ag.,  Stilophora  J.  Ag.,  Scytosiphon  Ag.,  Cutleria  Grev.  etc. 

MyviGtrichisA  Harvey. 
Tab.  III,  Fig.  13  —  20. 

Diese'  Gaffung'  zeigt^  in  der  Familve  der  Stiloplioreen  wohl  das  einfachste  Verhalten.  Der  Hauplstamm 
ist  unverästelt;  er  ist  zuerst  eine  Zellenreihe,  und  heslclit  später  auf  dem  Durchschnitte  zuweilen  bloss 
aus  vier,  gewöhnlich  aber  aus  mehr  Zellen.  Er  ist  zuerst  kahl,  nachher  überall  mit  seitlichen  Zellenreihen 
(Haaren)  besetzt,  welche  zuletzt,  wie  der  Hauptslamm  ,  durch  Zellentheilang  ebenfalls  zu  cylindrisclicn 
Zellkörpern  Averden. 

Die  sich  entwickelnde  Keimzelle  wächst  zu  einer  einfachen  Zellenreihe  aus.  Dieselbe  wächst  Iheils  au 
der  Spitze,  indem  je  in  der  Scheilelzelle  eine  neue  SchcitclzcUe  und  eine  Gliedcrzelle  entsteht.  Sic  wächst 
theils  aber  auch  in  ihrer  ganzen  Länge ,  indem  auch  die  Gliederzellen  sich  fortwährend  jede  in  zwei  neue 
Gliederzellen  theilen  (Fig.  15).  —  An  einzelnen  Zellen  dieser  Zellenreihe  entstehen  durch  seilliches  Aus- 
wachsen Astzellen,  aus  welchen  ebenfalls  Zellenreiiien  hervorgehen  (Fig.  l'i,  b).  Dieselben  verwandeln 
sich  in  wasserhelle  Haare,  deren  Zellen  von  der  Spitze  nach  der  Basis  hin  sich  ausdehnen  (Fig.  1?».  c) 
und  in  der  gleichen  Richtung  nach  einander  abfallen.  Man  findet  dalier  an  dieseq  Ilaaren  gewöhnlich  meh- 
rere kurze  Zellen  an  der  Basis  und  einige  langgestreckte  Zellen  an  der  Spitze. 

An  der  Spitze  der  aus  der  Keimzelle  entstandenen  Zellenreihe  sieht  ebenfalls  ein  solches  farbloses  was- 
serhelles Haar  (Fig.  14,  a).  Die  obersten  Zellen  der  Zellenreihe  nämlich  bleiben  schmäler  als  die  übrigen; 
es  entwickelt  sich  in  ihnen  äusserst  wenig  Chlorophyll.  Zuerst  dehnen  sich  die  äussersten  aus  und  fallen 
ab;  Ausdehnung  und  Abfallen  der  Zellen  schreitet  nach  unten  hin  fort. 

Die  übrigen  Gliederzellen  enlhalten  einen  körnigen,  bräunlich -grünen  Inhalt.  Sie  werden  bedeutend 
dicker  als  die  Zellen  des  endständigen  Haares.  Sie  theilen  sich  seitlich,  so   dass  die  Zellenreiiie  sich  in 


— ■     ihS     — 

einen  cylindrisclien  Zcllkörpcr  verwandelt.  Es  bildet  sich  zuerst  eine  senkrechte  Wand ,  so  dass  die  beiden 
Tochterzellen  einander  vollkommen  gleich  und  halbcylindrisch  sind  (Fig.  ih).  Jede  dieser  beiden  Zellen 
Iheilt  sich  Aviedcr  durch  eine  senkrechte,  auf  der  ersten  Wand  rechtwinklig  stehende  Wand  in  zwei  gleiche 
Zellen.  Aus  der  ursprünglichen  Gliederzelle  sind  somit  li  nebeneinander  stehende  Zellen  hervorgegangen, 
von  denen  Ijede  die  Gestalt  eines  Cylinderquadranten  besitzt  (in  Fig.  15  ist  ein  Querdurchschnilt  darge- 
stellt). Zuweilen  bleibt  die  vegetative  Zellenbildung  dabei  stehen,  gewöhnlich  thcilen  sich  aber  die  vier 
Zellen  noch  weiter  soAVohl  durch  verticale  als  horizontale  Wände.  —  Die  ursprüngliche  Zellenreihe  ist  so- 
mit durch  Zellenbildung  zu  einem  cylindrischen  Zellkörper  geworden ,  der  auf  dem  Durchschnitte  selten  bloss 
U,  gewöhnlich  mehr  als  ii  nebeneinander  liegende  Zellen  zeigt.  Die  untersten  und  die  obersten  Gliederzellen 
bleiben  häufig  ungetheilt. 

Die  äussern  oder  Epidermiszellen  des  cylindrischen  Zellkörpers  w^achsen  in  einen  kurzen  Fortsatz  aus, 
welcher  sich  als  Astzelle  abtheilt  (Fig.  16,  a).  Fast  alle  Epidermiszellen  bilden  nach  und  nach  solche  Astzellen; 
dieselben  Averden  entweder  zu  Keimniutterzellen  (Fig.  IG  b,  c),  oder  sie  wachsen  in  Zellenreihen  aus  (Fig. 
16,  c).  Die  Keimmulterzellen  füllen  sich  mit  braungrünem,  körnigem  Inhalte,  und  werden  bedeutend  grösser 
als  die  übrigen  Zellen  der  Pflanze.  Sie  sind  kugelig-eiförmig  (Fig.  16,  b),  verlängern  sicli  dann  an  der  Spitze 
in  eine  kurze,  warzenförmige  Spitze  (c),  öffnen  sich  daselbst  und  entleeren  ihren  Inhalt  (d).  Man  findet  ge- 
wöhnlich noch  mit  Inhalt  gefüllte  und  entleerte  Zellen  nebeneinander.  Dass  dieselben  wirklich  Keimniutter- 
zellen und  nicht  Keimzellen  seien ,  ergiebt  sich  theils  daraus ,  dass  sie  viel  grösser  sind  als  die  unterste  Zelle 
und  die  übrigen  Zellen  einer  jungen,  noch  aus  einer  kurzen  Zellenreihe  bestehenden  Pflanze,  theils  daraus, 
dass  sie  regelmässsig  ihren  Inhalt  entleeren.  Sie  gleichen  übrigens  vollkommen  denjenigen  Keimmulterzelleu 
von  Ectocarpus,  welche  wegen  Kleinheit  und  gedrängter  Lage  der  Keimzellen  als  ungelheilte  mit  Inhalt  er- 
füllte Zellen  erscheinen.  Diese  Analogie  mit  Ectocarpus  und  mit  mehreren  Gattungen  der  Siilophoreen 
bestimmt  mich  denn  auch  vorzüglich,  anzunehmen,  dass  die  Keimzellenbildung  innerhalb  jener  grossen  Zellen 
durch  wiederholte  Theilung  vor  sich  gehe,  obgleich  ich  Aveder  die  ScheideAvände ,  noch  die  Keimzellen  inner- 
halb der  Mutterzelle  gesehen  habe. 

Die^andern  Astzellen  entwickeln  sich  zu  Zellenreihen.  Dieselben  werden  entweder  vollständig  zu  einem 
farblosen  Haare ,  dessen  Glieder  von  oben  nach  unten  sich  verlängern  und  dann  abfallen.  Oder  es  Avird  bloss 
der  Endtheil  [einer  solchen  Zellenreihe  zu  einem  farblosen  Haare ,  dessen  Glieder  von  der  Spitze  nach  der 
liasis  hin  abfallen ,'  während^  de  übrige  unlere  (grössere  oder  kleinere)  Theil  der  Zellenreihe  sich  vollkommen 
ausgleiche  Weise  entAvickelt,  Avie  der  Hauptstanun.  Die  Zellenreihe  verwandelt  sich  nämlich  erst  in  einen 
cylindrischen  Zellkörper,  dann  bilden 'die  äussern  oder  Epidermiszellen  desselben  Astzellen,  Avelche  theils 
Keimmutterzcllen  Averden,  theils  sich  zu  Zellenreihen  (Haaren)  entAVickeln. 

Zahl  und  Stellungsverhältnisse  der  Keinimutterzellen  und  der  seitlichen  Aeste  sind'sehr  verschieden.  Doch 
kann 'man 'als  Regel  annehmen,  dass  die  Keimmutterzellen  sich  zuerst  bilden  (Fig.  [16),  und  dass  nachher 
immer  noch  einzelne,  später  entstehende  zAvischen  die  seitlichen  Aestchen  gemischt  sind  (Fig.  20),  ferner 
dass  die  erstem  in  bedeutend  geringerer  Zahl  gebildet  Averden  als  die  letztern.  —  Die  Epidermiszellen  wachsen 
l)ald  alle  zu  gleicher  Zeit  aus,  um  die  seitlichen  Aeste  zu  erzeugen,  dann  erscheint  die  ganze  Pflanze,  oder  ein 
ganzer  Theil  derselben,  im  ersten  Stadium  Avarzig  (Fig.  17),  und  später  dicht-behaart  (Fig.  20).  Bald  beginnt 
die  Astbildung  an  einzelnen  Stellen;  dann  ist  die  Pflanze  zuerst  zerstreut  Avarzig  (Fig.  19),  oder  sie  ist  von 
Warzengürleln  umgeben  (Fig.  18).  Im  Ganzen  scheint  es  mir,  als  ob  die  Rildung  soAVohl  der  Keinimutter- 
zellen als  der  seillichen  Aeste  von  derjSpitze^nach  der  Basis  hin  fortrücke. 

Die  Avesentlichen  EnlAvicklungsmomente  von  Myriiilrlchia  sind  also  folgende:  Aus  der  Keimzelle  entsteht 
<'ine  Zellenreihe,  durch  Theilung  der  Scheitelzelle  und  der  Gliederzellen.  Der  oberste  Theil  derselben  bleibt 
dünner  und  bildet  eine  haarförmige  Spitze,  deren  Zellen  von  oben  nach  unten  sich  ausbilden  und  abfallen. 
Der  untere  Theil  derselben  verAvandelt  sich  durch  Aviederholte  Theilung  der  Zellen  in  einen  cylindrischen 
Zellkörper.  Die  Aussenzellen  des  letztem  Avachsen  aus.,  luid  bilden  iheils  Keimmutterzellen,  theils  Astzellen, 


—     149     — 

Avelclie  in  Zellenreihcn  aiis^vacliscn.  Diese  Zellcnrcilien  verhallen  sich  vollkommen  auf  gleiche  Weise  wie  die 
aus  der  Keimzelle  entstehenden  Zellenreihen ,  nur  mit  dem  Unterschiede ,  dass  sie  kürzer  sind ,  und  dass  daher 
der  untere,  in  einen  Zellkörper  sich  verwandelnde  und  fructifizirende  Theil  ebenfalls  kürzer  ist  und  zuweilen 
bei  kurzen ,  mit  allen  Zellen  in  ein  Haar  übergehenden  Zellenreihen  ganz  mangelt. 

Die  Gattungsdiagnose,  welche  Ilaney  {*)  zuerst  gegeben,  enthält  zwei  Irrthümer.  Er  sagt,  dass  die  Aeste 
vierzeilig  stehen ,  während  sie  höchst  selten  und  nur  unvollkommen  diese  Anordnung  zeigen  und  gewöhnlich 
nach  allen  Seiten  gerichtet  sind.  Er  sagt  ferner,  dass  die  endständigen  Ilaare  dichotomisch  seien,  indess  sie 
ohne  Ausnahme  unveräslelt  sind.  Ohne  Zweifel  hat  sicii  Jlaneij  durch  die  in  zahlloser  Menge  und  in  verschie- 
denen Richtungen  übereinander  liegenden  Haare  täuschen  lassen,  welche  bei  oberflächlicher  P.etrachtung 
leicht  als  verästelt  angesehen  werden  mögen.  —  Uaney  hat  später  (-)  den  Galtungscharacler  in  dem  einen 
Punkte  verbessert,  nämlich  in  Rücksicht  auf  die  vierzeilig-gestellten  Aeste,  während  dieses  Merkmal  nun 
aber  mit  als  Differenlialcharacler  für  die  eine  Art  gebraucht  wird.  Allein  es  ist  hier  eben  so  wenig  riciitig.  — 
Myriotrichia  wird  nämlich  in  zwei  Arten  getheilt :  M.  dmwformis  und  M.  ßliformis.  Erstere  soll  mit  vier- 
zeiligen,  nach  oben  an  Länge  zunehmenden  Aesten  dicht-besetzt  sein;  letztere  soll  bei  einem  schmächtigem 
Baue  nur  stellenweise  mit  kürzern  Aestchen  bekleidet  sein.  Die  vierzeilige  Stellung  der  Aeste  kann  keinen 
Unterschied  bilden,  weil  sie  in  der  That  nicht  vorhanden  ist.  Im  übrigen  zeigt  die  Stellung  und  die  Länge  der 
seitlichen  Aeste  so  zahllose  Verschiedenheiten,  dass  sich  die  beiden  Formen  davwformis  und  filiformis  wohl 
als  extreme  Glieder  einer  ganzen  Formenreihe ,  nicht  aber  als  specifische ,  absolut-verschiedene  Begriffe  fest- 
halfen lassen.  Zwischen  diesen  beiden  Formen  giebt  es  eine  Menge  von  Zwischenstufen,  die  man  mit  gleichem 
Rechte  zu  Arten  erheben  könnte.  Uebrigens  ist  M.  dava^formis  zuerst  immer  eine  M.  filiformis,  welche 
dadurch,  dass  alle  Aussenzellen  Astzellen  bilden  und  dass  die  obern  Aeste  sich  stärker  entwickeln,  ein  keulen- 
förmiges Ansehen  bekommt.  Die  meisten  Individuen  bekommen  aber  diese  keulenförmige  Gestalt  nur  in 
geringem  Masse  oder  gar  nicht,  weil  nur  ein  Theil  der  Aussenzellen  Aeste  bildet,  und  weü  diese  Aeste  kürzer 
bleiben.  —  Da  die  beiden  Formen  von  Myriotridiia  in  Eine  Art  veremigt  werden  müssen,  so  schlage  ich  dafür 
den  Namen  M.  Harveyana  vor;  sie  hat  zwei  Varietäten  a)  filiformis  und  b)  davaformis. 


V.  ZYGBJEMÄCEÄl. 

Durch  vegetative  ZeUenhildung  entsteht  eine  Zellenreihe;  in  einzelnen  oder  in  je 
zwei  mit  einander  copulirten  Zellen  des  gleichen  Individuums  oder  verschiedener 
Individuen  bildet  der  ganze  sich  zusammenballende  Inhalt  eine  Keimzelle. 

Die  Zygnemaceen  unterscheiden  sich  durch  ihre  characterislische  Fruchtbildung 
von  allen  andern  Algen.  Der  ganze  Inhalt  einer  Zelle  zieht  sich  zusammen  und 
bildet ,  indem  er  sich  an  seiner  ganzen  Oberfläche  mit  einer  neuen  Membran 


(')  riooker  ,  Journal  «f  Bot. ,  1 ,  pag.  300 ,  t.  138. 
(-)  Manual  of  the  Britt.  Alg.,  p.  44. 
Denkschr.  >'.4:geli.  ^Ä 


—     ib'O     — 

bekleidet,  eine  freie,  kugelförmige  oder  ellipsoidische  Keimzelle  (*).  Eine  vege- 
tative Zelle  erzeugt  nur  eine  einzige  Keimzelle.  Die  Zycjnemaceen  stimmen  in 
diesem  Punkte  mit  den  Nostochaceen  überein  ;  der  Unterschied  bestellt  darin  ,  dass 
bei  der  letzten  Ordnung  die  vegetativen  Zellen  unmittelbar  zu  Keimzellen  \^"er- 
den  ,  dass  dagegen  bei  der  erstem  Ordnung  der  Inhalt ,  indem  er  seine  Form 
ändert,  zu  einer  neuen  ,  frei  in  der  Höhlung  der  Mutterzelle  liegenden  Keimzelle 
wird.  Zuweilen  verbinden  sich  zwei  Zellen  der  gleichen  oder  verschiedener  Pflan- 
zen miteinander  durch  kürzere  oder  längere  Fortsätze,  und  stellen  eine  einzige 
Höhlung  dar,  indem  die  zwischen  ihnen  liegende  Scheidewand  resorbirt  wird. 
Der  Inhalt  der  beiden  Zellen  vereinigt  sich  in  eine  einzige  Masse  und  bildet  eine 
Keimzelle  auf  dieselbe  Weise,  wie  es  sonst  der  Inhalt  einer  einziehen  Zelle  thut. 
In  diesem  Falle  entsteht  also  nur  je  aus  2ZelIen    eine  Keimzelle. 

Als  Differentialcharacter  der  Zijgnemaceen  wird  gewöhnlich  angegeben ,  dass 
sich  die  Zellen  verschiedener  Fäden  copuliren.  Wie  wenig  dieses  Merkmal  in 
seiner  allgemeinen  Anwendung  richtig  sei,  beweisen  die  Thatsachen  ,  dass  bei 
Spirogyra  in  der  gleichen  Pflanze  neben  copulirten  Zellen  solche  vorkommen  , 
welche ,  ohne  sich  zu  copuliren ,  eine  Keimzelle  bilden  ,  dass  ferner  einzelne 
Pflanzen  in  allen  Zellen  Keimzellen  bilden  ,  ohne  sich  zu  copuliren  ,  dass  endlich 
die  Zellen  einzelner  Pflanzen  sich  bloss  untereinander  copuliren.  Nicht  bloss  ist 
aber  die  Copulation  bei  Spirogyra  gar  wenig  constant ,  sondern  es  gibt  auch 
einige  Gattungen,  welche  in  der  Keimzellenbildung  mit  Spirogyra,  Zygne- 
ma ,  Mougeotia  vollkonmien  übereinstimmen  ,  ohne  dass  sie  sich  je  copuliren  , 
so  z.  B.  liulbochcete  und  Conferm  capillaris. 

Zu  den  Zygnemaceen  gehören  somit ,  ausser  den  gewöhnlich  dazu  gerechneten 
Galtungen,  noch  Oedogonimn  Link,  ßulbochcete  Ag.  und  wahrscheinlich  Rhizo- 
clonium  Külz. 

Spirogyra. 

Tab.  III,  Fig.  21  —  2o. 

Jedes  Individuum  ist  eine  einfache  Zcllenreilie,  deren  Zellen  sich  alle  fortgesetzt  in  zwei  neue  gleiche  Glie- 
derzellen Iheilen.  Wenn  die  Pflanzen  schwimmend  gefunden  werden,  so  scheinen  sie  alsdann  grosse  Aehnlicli- 

(')  'Vergl.  Sdileiden  und  iV((Vjc//'s  Zeitschrift  f.  wisscnschaftl.  Bot.  ,  Heft  3  und  ■'• ,  p.  'iö. 


—     iSi     — 

keit  mit  Nostoe  zu  bcsUzcn ,  indem  die  Zellcnreilien  des  letzlern  ebenfalls  frei  (nicht  angewachsen)  sind,  weder 
oberes  noch  unteres  Ende  besitzen  und  durch  Theilung  aller  Glieder  wachsen.  Dem  ist  aber  in  der  "\\  irkUch- 
keit  bei  Spirogyra  nicht  so.  Die  Zellenreihen  sind  zuerst  festgewachsen,  sie  reissen  sich  aber  nachher  häutig 
los  und  schwimmen  dann  frei  herum.  Da  sie  durch  fortwährende  Zellenbildung  sehr  lang  werden ,  und 
man  gewölmlich  keine  Enden  oder  nur  die  Enden  entzweigerissener  Fäden  sieht,  so  kann  man  leicht  auf  den 
Gedanken  kommen,  dass  sie  zwei  gleiche  Enden  (d.  h.  weder  oberes  noch  unteres  Ende)  besitzen.  Nun  sind 
aber  einige  Arten  wirklich  angewachsen.  Ich  sah  an  Sp.  adnata,  dass  sie  sich  rasenweise  vom  Grunde  des 
Wassers  erhob  und  frei  im  Wasser  scliwamm.  An  Sp.  quinina  fand  ich  zuweilen  Enden  mit  einigen  kurzen, 
farblosen  Wurzeln.  Es  ist  mir  daher  im  höchsten  Grade  Avahrscheinlich,  dass  Spirogyra  in  Bezug  auf  das 
Wachsthum  nicht  mit  Xostoc,  sondern  mit  llolhrix  zu  vergleichen  ist,  und  dass  die  Zellenreihen,  wie  bei  der 
letztern,  theils  durcii  Tiieilung  der  Scheitelzelle,  Iheils  durch  Theilung  der  Gliederzellcn  sich  verlängern.  — 
Das  Waclisthum  der  Zellenreihen  durch  Zellenbildung  dauert  eine  bestimmte  Zeit  fort,  und  hört  ziemlich  zu 
gleicher  Zeit  im  ganzen  Faden  auf. 

Die  Zellen  sind  zuerst  an  der  Innern  Oberfläche  ihrer  Wandung  mit  einer  vollkommen  conlinuirlichen  und 
undurchbrochenen  Schicht  von  homogenem  Chlorophyll  überzogen  (Fig.  21).  Von  der  Fläche  erscheint  daher 
die  Wandung  licht-grün ;  an  den  beiden  Seitenrändern  zeigt  ein  dunkelgrüner  Streif  die  Dicke  der  Chlorophyll- 
schicht. Isur  die  Cylindorfiäche  ist  damit  überzogen;  die  beiden  Endflächen  bleiben  frei.  In  der  Chlorophyll- 
schicht liegen  zerstreut  Stärkekörner,  welche  in  diesem  Zustande  meist  hohl  sind.  —  Das  Chlorophyll  lässt 
an  den  beiden  Seitenrändern  in  bestimmten  Zwischenräumen  einen  hohlen  Raum  zwischen  sich  und  der  Zell- 
wandung. Diese  hohlen  Räume  sind  die  Durchschnittsstellen  von  einem  oder  mehreren  Canälen,  welche 
-zwischen  dem  Chlorophyll  und  der  Membran  schraubenförmig  von  dem  einen  Zellenend  bis  zum  andern  ver- 
laufen. Es  sind  die  gleichen  Canäle,  welche  späterhin  in  der  Mitte  der  Chlorophyllbänder  liegen. 

Die  Chlorophyllschicht  trennt  sich  nun  in  Bänder.  Diese  Trennung  geschieht  genau  in  der  Mittellinie  zwischen 
zwei  Canälen.  Es  entsleht  daselbst  ein  hellerer  Streif,  welcher  zuletzt  ganz  farblos  wird  (Fig.  22).  Man  findet 
am  gleichen  Faden  Zellen,  welche  noch  contiuuirlich  mit  Chlorophyll  überzogen  sind,  und  solclie,  in  denen 
sich  das  Chlorophyll  mehr  oder  weniger  deutlich  in  Bänder  getrennt  hat.  Mit  diesem  Vorgange  ist  ein  Wachs- 
thum der  Zelle  in  die  Länge  verbunden ,  und  zwar  genau  in  dem  gleichen  Masse  wie  die  Chlorophyllbänder 
aus  einander  rücken.  Man  sieht  daraus,  dass  das  Chlorophyll  nicht  etwa  dadurch,  dass  es  sich  selbst  zusam- 
menzieht, sondern  dadurch,  dass  die  Zelle  sich  in  die  Länge  streckt,  während  es  sich  selber  nicht  ausdehnt, 
in  Bänder  zerfällt.  Denn  die  grünen  Bänder  nehmen  später  so  ziemlich  den  gleichen  Raum  ein,  wie  früher  die 
continuirliche  Chlorophyüschicht.  —  Die  Bänder  sind  anfänglich  gar  nicht  scharf  von  einander  geschieden , 
sondern  sie  verlieren  sicli  an  den  beiden  Rändern  allmälig  in  den  Zwischenraum ;  später  aber  grenzen  sie  sich 
bald  scharf  ab. 

Die  Bildung  der  Keimzellen  bei  Spirogyra  ist  bekannt.  Ich  will  daher  nicht  näher  auf  diesen  Punkt  eintreten. 
Die  Zellen  zweier  nebeneinander  liegender  Fäden  wachsen  in  kurze,  sich  begegnende  Fortsätze  aus,  die  durch 
Resorption  der  Scheidewand  zu  Canälen  w  erden ,  wodurch  der  ganze  Inhalt  der  einen  Zelle  in  das  Lumen  der 
andern  Zelle  hinüber  tritt,  um  da  mit  dem  ganzen  Inhalte  der  andern  Zelle  eine  freie  Keimzelle  zu  erzeugen. 
—  Es  giebt  aber  häufig  einzelne  Zellen ,  welche  allein,  ohne  Copulation,  eine  Keimzelle  erzeugen.  Es  gibt  zu- 
weilen ganze  Pflanzen  ,  welche  bloss  auf  diese  Weise  Keimzellen  bilden. 

Ausserdem  copuliren  sieh  zuw  eüen  je  zwei  aufeinanderfolgende  Zellen  der  gleichen  Pflanze  mit  einander. 
Ich  beobachtete  diess  an  Spirogyra  quinina  (Fig.  23).  Zwei  Zellen  wachsen  unmittelbar  bei  der  Scheidewand 
nach  der  gleichen  Seite  hin  in  kurze  Fortsätze  aus.  Dieselben  berühren  einander  seiUich  (Fig.  2'() ;  die  Wand 
zwischen  iimen  wird  resorbirt,  und  man  sieht  bloss  noch  zwei  scliwache  Linien  an  der  Peripherie  (Fig.  2»). 
Die  beiden  Zellen  communiziren  nun  miteinander.  Die  Ablösung  der  grünen  Bänder,  ihr  Zusammenfliessen  in 
eine  formlose  Masse,  und  der  Ueberlrilt  des  einen  Zellcninhalles  in  das  Lumen  der  andern  Zelle  sind  Erschei- 


—     i52     — 

nungen,  welche  vollkommen  auf  die  gleiche  Weise  von  Statten  gehen  ,  wie  bei  der  gewöhnlichen  Copiilation. 
Wenn  alle  Zellen  in  einer  Zellenreihe  sich  copuliren,  so  bildet  sich  je  in  den]  zweiten  Gliede  eine  Keimzelle 
(Fig.  23),  Häufig  aber  copuliren  sich  einzelne  Zellen  nicht.  Dieselben  treiben  dann  meist  aus  der  Mitte  einen 
Fortsatz  (Fig.  23,  a)  wie  es  bei  der  gewöhnlichen  Copulation  der  Fall  ist;  und  ohne  Zweifel  können  sie  sici» 
durch  diese  Auswüchse  auch  nach  der  gewöhnlichen  Art  copuliren,  wenn  dieselben  auf  ähnliche  Fortsätze 
benachbarter  Pflanzen  treffen. 

Die  Keimzellen  sind  zuerst  schön  grün ;  später  werden  sie  meist  dunkel  und  fast  schwärzlich ,  indem  sie  sich 
mit  Stärkekörnern  füllen. 

Ich  erlaube  mir  noch  einige  Bemerkungen  über  die  specifischen  Merkmale  bei  Spirogyr^a.  Die  Arten  werden 
vorzüglich  unterschieden  nach  der  Menge  der  Chlorophyllbänder  und  nach  der  Menge  der  Windungen  in  einer 
Zelle,  nach  dem  nähern  oder  entfernteren  Beisammenliegen  dieser  Bänder,  nach  dem  Verhältnisse  der  Länge 
zur  Breite  der  Zellen,  und  nach  dem  Umstände,  ob  die  Pflanze  angewachsen  ist  oder  scliwimmt.  Aber  alle 
diese  Verschiedenheiten  sind  bloss  relativ;  sie  gehen  alle  durch  Zwischenstufen,  die  wir  bei  verschiedenen 
Individuen  finden,  ineinander  über,  oder  wir  finden  selbst  zwei  verschiedene  Merkmale,  welche  sonst  für 
specifisch  gelten,  an  derselben  Pflanze.  Die  Menge  der  Chlorophyllbünder  begrüncht  keinen  specißschen  Un- 
terschied; denn  bei  Spirogrra  qniiiina,  welche  bloss  Ein  Band  hat,  finden  sich  an  der  gleichen  Pflanze  zuwei- 
len einzelne  Gliederzellen  mit  zwei  Bändern.  Sp.  decimina,  welche  2  Bänder  besitzt,  zeigt  zuweilen  Zellen  mit 
bloss  Einem  Bande.  Ich  finde  nun  auch  Pflanzen,  welche  aus  eben  so  vielen  Gliedern  mit  einem,  als  aus  Glie- 
dern mit  2  Bändern  bestehen ,  und  Avelche  daher  so  gut  den  einen  als  den  andern  ISamen  in  Anspruch  nehmen 
können.  Bei  Sp.  udnata  giebt  es  Individuen ,  die  in  allen  Zellen  bloss  2  Bänder  zeigen;  ferner  solche,  wo  die 
einen  Zellen  2,  die  andern  3 ;  solche,  wo  die  einen  Zellen  2,  andere  5,  andere  k  Bänder  enthalten;  endlich  Indivi- 
duen mit  5  und  U,  mit  3,  U  und  o,  oder  mit  k  und  5  Bändern  in  den  Zellen.  —  Die  Menge  der  JFindungen  in  jeder 
Zelle  macht  keinen  specifischen  Unterschied.  Ich  will  als  Beispiel  S]).  adnafa  und  Sp.  quinina  anführen.  Bei 
der  erstem  finden  sich  am  gleichen  Individuum  Zellen  mit  1  und  mit  2,  oder  Zellen  mit  1,2  und  2'/. ,  oder  Zellen 
mit  2  und  3,  oder  Zellen  mit  3  und  4,  oder  Zellen  mit  5,  k  und  b  Windungen.  Bei  der  letztern  machen  die  Chloro- 
phyllbänder Vji  bis  8  Windungen,  und  zwar  so,  dass  wir  je  mehrere  Zahlen  beisammen  an  der  gleichen 
Pflanze  finden ,  z.  B.  1 '/. ,  2  und  3 ,  oder  2 ,  3  und  h ,  oder  5 ,  k  und  5 ,  oder  4,5,6  und  7 ,  oder  5 ,  6 ,  7  und  8. 
—  Das  nähere  oder  entfernlere  Beisammenliegen  der  Bänder  giebt  kein  specifisches  sMerkinal;  denn  am 
gleichen  Individuum  finden  sich  Zellen  mit  weiten  und  mit  massig-weiten  Windungen ,  oder  Zellen  mit  massig- 
weiten  und  mit  engen  Windungen.  Bei  Sp.  longata  z.  B.  beobachten  wir  in  der  Regel  weite,  oft  sehr  weite 
Windungen,  bei  Sp.  quinina  dagegen  meist  enge,  oft  sehr  enge  Windungen.  Aber  bei  Sp.  longata  gieht  es 
theüs  einzelne  Zellen  ,  theUs  ganze  Individuen  mit  engern  Windungen ,  als  sie  bei  den  am  weitest  gewundenen 
Formen  von  Sp.  quinina  vorkommen.  Bei  Sp.  quinina  sehen  wir  nicht  selten  theils  einzelne  Glieder,  tiieils 
ganze  Pflanzen ,  wo  die  Windungen  weiter  sind  als  an  den  enger  gewundenen  Formen  von  Sp.  longata.  — 
Das  l'crhültniss  der  Länge  zur  Dicke  der  Zeilen  macht  keinen  specifischen  Unterschied.  An  dergleichen 
Pflanze  varirt  die  Zellenlänge  gewöhnlich  so ,  dass  die  einen  doppelt  so  lang  sind  als  andere ,  dass  also  die 
einen  z.  B.  2  mal ,  die  andern  k  mal  so  lang  sind  als  breit.  Dieser  Umstand  rührt  ohne  Zweifel  daher  :  W  enn 
die  Zellenbildun"  in  einer  Zellenreihe  aufhört ,  so  geschieht  es ,  wie  ich  oben  sagte ,  in  allen  Zellen  ziemlich 
•Tleichzeititr;  die  einen  Zellen  haben  sich  eben  gelheilt,  die  andern  Zellen  Avollten  sich  eben  thcilen;  jene  sind 
natürlich  einmal  kürzer  als  diese;  diese  Ungleichheit  bleibt  nun  häufig  zeitlebens.  —  An  dergleichen  Pflanze 
sind  die  einen  Zellen  aber  nicht  bloss  zweimal  so  lang  als  die  andern,  sondern  die  Differenz  ist  gewöhnlich  noch 
<Hwas  (mehr  oder  weniger)  grösser,  so  dass  die  längsten  Zellen  273 ,  2'/=,  5  mal  so  lang  sind  als  die  kürzesten 
ZeHen.  Bei  Spirogyra  quinina  finde  ich  nun  Fäden,  a\o  die  kürzesten  so  lang  sind  als  breit,  die  längsten 
27^  mal  so  lang;  solche  avo  die  kürzesten  Zellen  l'h,  die  längsten  5'/,;  und  solche,  wo  die  kürzesten  Zeflen 
i'/i,  die  längsten  h  bis  ;>  mal  so  lang  sind  als  breit.  Ausserdem,  dass  wir  solche  Verschiedenheiten  bei  dem 


—     153     ■— 

gleichen  Individuum  finden ,  so  kommen  dann  ferner  an  verschiedenen  Individuen  alle  möglichen  Grössen- 
verhältnisse  vor,  welche  Zwischenglieder  bilden.  —  Endlich  ist  der  Umstand,  ob  die  Pflanzen  angewachsen 
sind  oder  schwimmen,  nicht  ^■on  specifischem  If'erthe;  weil  wahrscheinlich  alle  Arten  zuerst  angewachsen 
sind,  und  weil  jedenfalls  einzelne  Arten  in  beiden  Zuständen  vorkommen. 

Die  bisher  zur  Unterscheidung  der  Arten  von  Spiroyyra  gebrauchten  Jlerkmale  sind  somit  keine  absoluten 
specifischen  Merkmale ;  weil  alle  variabel  sind ,  und  theils  an  verschiedenen  Individuen  Uebergänge  bilden , 
Iheils  namentlich  in  solcher  Verschiedenheit  am  gleichen  Individuum  vorkommen ,  dass  man  sie  alle  als  indi- 
viduell erklären  muss.  Wenn  es  nun  aus  den  mitgetheillen  Thatsachen  augenscheinlich  ist,  dass  die  für  i\\v 
Arten  von  Spirogyra  bisher  gebrauchten  Charactere  nicht  absolut  und  daher  auch  nicht  specifisch  sind,  so 
ergiebt  sich  als  unmittelbare  Folge  die  Aveitere  Frage,  ob  die  bisherigen  Arten  wirkliche  Arten  oder  bloss  Varie- 
täten seien.  Ich  wage  diese  Frage,  nicht  zu  entscheiden,  obgleich  die  W'andelbarkeit  der  Merkmale  und  die 
vielen  Uebergangsformen  zwischen  den  einzelnen  Arten  zu  beweisen  scheinen ,  dass  es  nur  Varietäten  einer 
Art  sind.  —  Es  ist  nämlich  auf  ZAveierlei  Weise  möglich,  dass  sie  dennoch  Arten  wären  ,  entweder  wenn  die 
wahren  specifischen  Unterschiede  noch  nicht  gefunden  und  erkannt  worden,  oder  wenn  die  Uebergangs- 
formen Bastarde  sind.  Hybridilät  wäre  aber  bei  Spirogyra,  trotzdem  dass  keine  Geschlechtsdifferenz  vor- 
handen ist,  möghch,  wenn  die  Individuen  verschiedener  Arten  sich  miteinander  copulirten  und  Keimzellen 
erzeugten.  Ich  spreche  dieses  bloss  als  Möglichkeit  aus;  beobachtet  habe  ich  die  Copulation  nie  zwischen  ver- 
schiedenen Formen,  sondern  nur  zwischen  den  Individuen  derselben  Art,  und  sogar  gewöhnlich  nur  zwischen 
den  Individuen,  welche  auch  äusserlich  namentlich  in  der  Dicke  miteinander  übereinstimmten  ('). 


VI.  FRCTOGOCGÄCEJE. 

Zelle  ohne  Spitzenwachsthiim ,  ohne  Asthilduncj  und  ohne  vegetative  Zellenbil- 
dung ;  sie  pflanzt  sich  durch  freie  Zellenbildting  in  mehrere  einzellige  Individuen  fort. 

(')  Die  beiden  ^\erke  Kiitzimfs  Phycologia  germanica  und  HassaU's  Ilistory  of  the  hriti)>h  freshivater  Algos  (London 
J84o)  veranlassen  mich  noch  zu  einigen  nachträglichen  Bemerkungen.  Ilassall  hat  schon  früher  die  Copulation  zwischen 
Zellen  des  gleichen  Fadens  beobachtet.  Er  macht  daraus  eben  so  viele  besondere  Arten  und  stellt  sie  zusammen  in  die 
Section  mit  nicht  conjugirte^i  Fäden.  Mir  scheint  es  jedoch,  als  ob  ohne  Unterschied  an  der  gleichen  Art  Keimzellenbildung 
ohne  Copulation  und  mit  den  beiden  Arten  der  Copulation  vorkommen  könne.  —  Hassall  nennt  die  Keimzellen  unrichtig 
Sporangia,  denn  die  Körner,  welche  sie  enthalten,  sind  keine  Zellen,  sondern  Stärkekörner.  —  Kützing  \md  Ilassall 
haben  die  Zahl  der  Arten  bedeutend  vermehrt,  indem  sie  neben  den  frühem  Characteren  noch  vorzüglich  anf  die  ver- 
schiedene Dicke  der  Fäden  und  auf  den  Umstand  achteten ,  ob  die  Scheidewände  Falten  bilden  oder  nicht.  Hussali 
benutzte  überdiess  die  verschiedene  Art  der  Copulation  oder  den  Mangel  derselben,  die  Gestalt  der  aiutterzellen  und 
der  Keimzellen  u.  s.  vv.  Auf  diese  Weise  hat  Kützing  20  deutsche ,  Hassall  sogar  '+2  englische  Arten  erhalten.  Es  ist  dicss 
eine  natürliche  Folge  der  Methode.  Sobald  man  einmal  in  die  quantitativen  oder  relativen  Unterschiede  hineingeräth , 
so  muss  man  consequenterweise  bei  jeder  neuen  Abstufung  oder  bei  jeder  neuen  Combination  neue  .\rten  schaffen.  Ich 
brachte  kürzlich  aus  einem  Graben  einen  schwimmenden  Rasen  von  Spirogyra  nach  Hause.  Beim  Untersuchen  fand  ich 
nicht  weniger  als  46  Formen  darunter,  welche  nach  den  specifischen  Merkmalen  Kützing''s  als  besondere  Arten  zu 
betrachten  wären.  Zwei  Drilthcile  derselben  waren  neu-,  bloss  ein  Drittheil  fand  ich  in  der  Phycologia  germanica 
beschrieben.  Aber  zwischen  allen  diesen  Formen,  wie  characteristisch  sie  einzeln  waren,  gab  es  viele  Mittelstufen  < 
so  dass  ich  sie  für  nichts  anderes  ansehen  konnte,  als  für  Varietäten  der  gleichen  Art. 

Eenksehr.  N'.xjcliU.  23 


—     4d4     — 

Die  Protococcaceen  stimmen  in  ihren  vegetativen  Verhältnissen  vollkommen 
mit  den  Palmellaceen  überein.  Jede  Pflanze  ist  eine  einfache  Zelle  mit  allsei liorem 
Wachsthume ,  ohne  das  Vermögen  ,  Aeste  oder  Wurzeln  zu  bilden.  In  der  Fort- 
pflanzung stimmen  beide  Ordnungen  darin  iiberein  ,  dass  die  Tochterzellen 
unmittelbar  wieder  vollkommene  Individuen  sind  ,  dass  also  ein  Unterschied  von 
vegetativen  Zellen  und  von  Keimzellen  im  Grunde  noch  nicht  vorhanden  ist. 
Die  Tochterzellen  entstehen  aber  bei  den  Protococcaceen  auf  eine  andere  Art  als 
bei  den  Palmellaceen.  Dort  bilden  sie  sich  in  unbestimmter  Zahl  frei  im  Zellenin- 
halte aus  kleinen  Partieen  dieses  Zelleninhaltes  ;  sie  besitzen  eine  kugelige  Ge- 
stalt. Hier  bilden  sie  sich  in  bestimmter  Zahl  (2  oder  h)  aus  dem  ganzen  Inhalte 
der  Mutterzelle,  welcher  zu  diesem  Beliufe  sich  in  eben  so  viele  Partieen  iheilt; 
sie  besitzen  die  Gestalt ,  welche  durch  die  Theilung  der  Mutterzelle  sich  ergiebt, 
und  sind  nie  kugelig  bei  ihrem  Entstehen.  Bei  den  Protococcaceen  verweilen  die 
Tochterzellen  noch  einige  Zeit  innerhalb  der  Mutterzelle  und  ernähren  sich  von 
ihrem  Inhalte.  Dann  wird  diese  aufgelöst  und  die  Tochterindividuen  werden 
frei. 

Zu  den  Protococcaceen  gehören  vorzüglich  die  Gattungen  Protococcus  Ag., 
Hcematococcus  Ag.  und  Chlorococcum  Grev.  Doch  müssen  von  allen  5  Gattungen 
einzelne   Arten  ausgeschlossen  werden,  welche  zu  den  Palmellaceen  gehören. 


Vn.  VALONIÄCEJE. 

Zelle  mit  Astbildung  und  Spitzenwachsthum  in  den  Aesten ,  ohne  vegetative 
Zellenbildung  ;  sie  erzeugt  durch  freie  Zellenbildung  mehrere  Keimzellen. 

Die  Faloniaceen  sind  mit  den  Protococcaceen  nahe  verwandt.  Beide  Ordnun- 
gen besitzen  bloss  reproductive,  keine  vegetative  Zellenbildung  ;  bei  beiden  ent- 
stehen die  Tochterzellen  als  kleine  kugelige  Zellen  frei  im  Inhalte  der  Mutter- 
zelle. Die  Zellen  der  Protococcaceen  besitzen  aber  bloss  allseitiges  Wachsthum, 
keine  Aeste,  keine  Wurzeln.  Die  Zellen  der  Faloniaceen  dagegen  können  in 
Zelläste  auswachsen,    welche  durch  Spitzenwachsthum  sich  verlängern.  Diese 


—     i55     — 

Zelläste  sind  Wurzeln  oder  wahre  Aeste.  —  Ich  glaube  daher,  dass  man  bei  den 
Faloniaceen  mit  Recht  die  Tochterzellen  Keimzellen  nennen  kann  ,  weil  sie  nicht 
schon  ursprünglich  wie  bei  Aqu  Palmellaceen  und  Protococcaceen  vollständige 
Individuen  sind ,  sondern  erst  später  sich  zu  vollkommenen  Individuen  ent- 
wickeln. 

Zu  dieser  Ordnung  gehört  ausser  Falonia  Ginnan.,  wahrscheinlich  auch  Hy- 
drogastnim  Desv.  {Botrijdium  Wallr.),  Caulerpa  Lamour.  und  Anadyomene 
Lamour. 


TaEosfila  lafB^ieRlarl^i  und  segagropila  Ag. 

Tab.  II,  Fig.  7  —  24. 

Diese  beiden ,  von  Jgardh  als  besondere  Arten  betrachteten  Formen  gehören  Einer  Art  an ,  welche  aber  in 
ihrem  äussern  Ansehen  sehr  mannigfaltig  ist.  In  Sorrento  bei  Neapel  fand  ich  sie  als  freie ,  einfache  Zellen 
mit  länglich-keulenförmiger,  cylindrisch-keulenförmiger  oder  auch  mit  cylindrischer  Gestalt  (Fig.  7,  s);  — 
ferner  als  Stöcke,  die  aus  mehreren  Zellen  bestanden  und  gewöhnlich  an  der  Spitze  quirlförmig-  oder 
büschelig-verästelt  waren;  die  Verästelung  ist  nur  einmal  vorhanden  (Fig.'ll,  12,  15),  oder  sie  wiederholt 
sich  ein-  oder  mehrfach  (Fig.  14) ;  —  endlich  als  mehr  oder  weniger  kugelige  Rasen ,  die  aus  mehreren , 
in  einander  geflochtenen  Stöcken  bestanden.  Die  erstcren  Formen  sind  F.utricidaris,  die  letztere  F.  (vgagro- 
pila.  —  Külzing  (')  schreibt  Falonia  ein  «  Coeloma  fastigiato-ramosum  continuum,»  Endlicher  (')  einen 
« Tubulus  continuus ,  articulatim  constrictus  »  zu.  Ich  habe  lebend  keine  anderen  Yalonien  als  die  beiden  an- 
geführten Formen  untersucht.  liier  besteht  jedes  Glied  aus  einer  geschlossenen  Zelle.  Man  kann  die  Zellen 
von  einander  trennen ,  ohne  sie  zu  verletzen.  Man  kann  einzelne  entleeren ,  ohne  dass  die  anderen  dadurch 
afficirt  werden. 

Die  Gestalt  der  Zellen  ist  in  Rücksicht  auf  ihre  verschiedenen  Durchmesser  sehr  verschieden ,  und  varirt 
vom  verkehrt-eiförmigen  bis  zum  cjlindrischen.  Die  Querdurchmesser  ändern  sich  von  einem  Achsenende 
zum  andern  gleichmässig  oder  ungleichmässig.  Die  Achse  ist  gerade  oder  gebogen.  Gewöhnlich  ist  die  Zelle 
einfach,  selten  gelappt  (Fig.  9,  10;  15,  a).  Das  Wachsthum  der  Zelle  ist  begrenzt,  ihre  Länge  beträgt  im  aus- 
gewachsenen Zustande  7.  —  i'h  Zoll;  ihre  Breite  varirt  von  1—5  Linien.  Die  Lappen  der  Zelle  (Fig.  9,  10, 
1,  1)  können  als  kurze  Aeste  angesehen  werden,  und  dann  muss  von  der  Zelle  gesagt  werden,  dass  sie,  wie 
begrenztes  Wachsthum,  so  auch  begrenzte  Verästelung  besitze.  Diejenigen  Zellen,  welche  unten  nicht  auf 
andern  Zellen  befestigt  sind,  wachsen  häufig  in  Wurzeln  aus  (Fig.  8,  11,  r).  Die  Wurzeln  sind  nur  Zelläste;  sie 
werden  nicht  zu  besondern  Zellen. 

Die  Zelhvandung  ist  fest  und  ziemlich  dick ;  sie  besteht  aus  der  Zellmembran  und  einer  breiten  Scliiclit  von 
ExtracelUilarsubstanz,  an  der  man  häufig  2  verschiedene  Lagen  unterscheiden  kann  (Fig.  18,  a,  b).  —  Die 
Zelle  ist  ganz  mit  Wasser  angefüllt;  sie  fühlt  sich  desswegen  bei  der  Berührung  liart  an,  und  berstet  bei  stär- 
kerem Drucke.  Das  Wasser  ist  sehr  salzig  und  scheint  selbst ,  dem  Geschmacke  nach ,  mehr  Salz  zu  enthalten , 


(*)  Phycologia  gen.,  pag.  307. 

(*)  Gen.  plant. ,  suppl.  III ,  gen.  G5. 


— .     io6     — 

als  das  Meerwasser.  —  Die  innere  Oberfläche  der  Wandung  ist  überall  mit  der  Schleimschiclit  ausgekleidet  ; 
die  letztere  bostolit  aus  boniogenem  oder  körnigem  Schleime  und  hat  an  ihrer  innorn  Fläche  zuweilen  ein 
^etz  von  Schlcimfädon ,  wie  Bryopsis,  die  Maschen  sind  jedoch  viel  grösser  (Fig.  19).  An  der  ganzen  Schleim- 
schicht liegen  Clilorophyllbläschen  und  Amylumkügelchen.  Die  Lagerung  der  beiden  letztern  ist  in  verschie- 
denen Zellen  verschieden.  Wenn  ein  Slrömungsnelz  vorhanden  ist,  so  liegen  beide  in  den  Schleimfädcn,  beson- 
ders in  den  Winkeln,  wo  mehrere  Fäden  zusammenslossen  (Fig.  19);  diess  vorzüglich  in  jüngeren  Zellen. 
Oder  sie  behalten,  nachdem  das  Strömungsnetz  verschwunden  ist,  dieselbe  Lage,  in  der  sie  entstanden  sind, 
und  liegen  daher  in  einem  Netz,  mit  leeren  Maschen  (Fig.  20),  und  zwar  in  einer  oder  mehreren  Reihen.  Oder 
endlich  sie  liegen  zerstreut  und  ohne  Ordnung ,  weiter  auseinander  oder  enger  beisammen  (Fig.  21,  22). 

Die  Chloropliyllbläschen  besitzen  eine  ungefärbte  Membran  und  einen  homogenen  grünen  Inhalt,  in  dessen 
Mitte  ein  Amylumkernchen  befindlich  ist.  Sie  sind  plattgedrückt  und  liegen  mit  der  Fläche  an  der  Schleim- 
schicht. Von  der  Seite  angesehen ,  erscheinen  sie  als  dünne  Stäbchen  (Fig.  23,  a  II ;  b  II) ;  das  Kernchen  ist 
kaum  zu  erkennen.  Von  der  Fläche  angesehen,  sind  sie  rund,  oder  länglich,  oder  selbst  linienförmig;  der 
Rand  ist  meist  uneben  und  Avellig  (Fig.  22;  23,  a  1,  b  1).  In  den  schmalen  und  langgestreckten  Formen  erkennt 
man  entweder  nur  undeutlich  ein  Kernchen ,  oder  gar  nicht ;  in  den  rundlichen  und  elliptischen  Formen  ist 
dasselbe  gewöhnlich  deutlich.  Wenn  die  Chlorophyllbläschen  netzförmig  angeordnet  sind,  so  zeigen  die  in  den 
Winken  liegenden  eine  rundliche  Gestalt,  die  in  den  Linien  liegenden  dagegen  eine  langgestreckte  Gestalt,  und 
zwar  geht  ihr  Längendurchmesser  parallel  mit  den  Linien  des  Netzes  (Fig.  20).  —  Die  Jüngern  Chlorophyll- 
bläschcn  scheinen  sich  zu  theilen. 

Die  Amylumkügelchen  treten  auf  zweierlei  Art  auf,  entweder  als  Kernchen  in  den  Amyiumbläschen  oder 
frei.  Frei  kommen  sie  besonders  in  altern  Zellen,  und  in  Keimzellen,  welche  sich  noch  nicht  entwickeln, 
vor.  Die  freien  Amylumkügelchen  entstehen  innerhalb  der  Chlorophyllbläschen,  wachsen  und  Averden  zuletzt 
durcli  Resorption  derselben  frei.  In  Keimzellen ,  wo  sich  Chlorophyll  und  Amylum  bildet ,  findet  man  an  der 
Schleimschicht  ausser  kleinen  Clilorophyllbläschen  (Fig.  21,  a),  grössere,  in  denen  ein  Kernchen  als  kleines 
Pünktchen  sichtbar  ist  (Fig.  21,  b),  noch  grössere  mit  einem  deutlichen  Amylumkernchen  (Fig.  21,  c);  von 
diesem  Zustande  an  wächst  das  Chlorophyllbläschen  wenig ,  das  Amylumkernchen  bedeutend ;  das  letztere 
füllt  endlich  das  erslere  ganz  aus  (Fig.  21 ,  c  —  d).  Das  Bläschen  wird  nun  aufgelöst;  das  Amylumkügelchen 
scheint  noch  zu  wachsen ,  nachdem  es  frei  geworden  ist  (Fig.  21 ,  e) ;  >venigstens  liegen  neben  den  Chloro- 
jibyllbläschen  nicht  nur  gleich  grosse  Amylumkügelchen,  sondern  auch  viele  solche,  die  '/^  mal  und  selbst 
doppelt  so  gross  sind. 

Die  Keimzellen  entstehen  in  beträchtlicher  Menge  in  den  Mutterzellen.  Sie  liegen  häufig  in  dem  untersten 
Theile  der  Multerzelle  (Fig.  11,  g);  oder  wenn  die  letztere  schief  steht,  an  der  untern  Seitenfläche  (Fig.  1^,  g) 
Einzelne  können  da  und  dort  an  der  Seitenfläche  liegen,  und  mehrere  (1,  2....  6)  stehen  gewöhnlich  am  Schei- 
tel der  Zelle.  Die  Keimzellen  sind  plattgedrückt  und  liegen  mit  ihrer  Fache  in  der  Schleimschiclit.  Von  der 
Seite  erscheinen  sie  als  schmale  Stäbe  (Fig.  16,  g);  von  der  Fläche  sind  sie  rund,  wenn  einzeln  (Fig.  \U,  g;  Ib), 
parenchymatisch ,  wenn  gedrängt  beisammen  liegend  (Fig.  15).  Ihre  Grösse  ist  sehr  ungleich  und  beträgt  von 
0,OftO  '",  bis  0,200  '"  und  darüber  im  Durchmesser.  Sie  gleichen  der  Mutterzelle,  indem  sie  ebenfalls  Schleim , 
Amylumkügelchen  und  Chlorophyllbläschen  enthalten.  Die  letzlern  sind  in  grösserer  Menge  vorhanden  und 
geben  den  Keimzellen  eine  dunkelgrüne  Farbe.  —  Die  Keimzellen  beginnen  als  kleine  Schleimkügelchen,  an 
denen  man  noch  keine  Membran  unterscheiden  kann,  und  die  nichts  weiter  als  ein  Tröpfchen  homogenen , 
farblosen  Schleimes  zu  sein  scheinen  (Fig.  2'»,  a).  Sie  werden  grösser  und  etAvas  körnig  (b).  Dann  zeigen  sie 
sich  noch  deutlicher  gekörnt  und  färben  sich  grünlich,  die  Membran  ist  sichtbar  (c).  Noch  grösser,  sind  sie 
leicht  als  Zellclien  mit  Schleim  und  kleinen  Clilorophyllbläschen  zu  erkennen  (Fig.  '■2h,  d). 

\on  den  Keimzellen  gelangen  diejenigen,  welche  in  der  obern  Partie  der  Mutterzelle  liegen,  frühzeitig  zur 
Entwicklung.  Die  flachen  Keimzellen  (Fig.  16,  g)  erheben  sich  mit  ihrer  äusseren  Fläche  und  werden  halb- 


—     157     — 

kugelig  (Fig.  17,  g)  dann  fcegeirörmig ,  nachher  verkehrt-eiförmig  und  keulenförmig.  Sie  durchbrechen  gleicli 
anfangs  bei  ihrem  Wachslhume  die  Wandung  der  Mutterzelle ,  bleiben  aber  mit  derselben  fest  verbunden.  Die 
Mutterzelle  trägt  nun  an  der  Spitze  so  viele  Tochterzellen  als  Reimzellen  zur  Entwicklung  gelangten  (Fig.  H  bis 
14).  Die  Tochterzellen  erzeugen  ihrerseits  wieder  Keimzellen,  diese  können  sich  ebenfalls  entwickeln  (Fig.  14, 
n,  n).  So  pflanzt  sich  Generation  auf  Generation  und  es  entsteht  ein  verästelter  Stock.  Jedes  Glied  desselben  ist 
eine  Zelle  und  besitzt  ursprünglich  eine  ununterbrochene  Membran.  Dieselbe  wird  durch  die  Entwicklung  der 
Keimzellen  durchlöchert,  weil  diese  die  ^^  andung  der  Mutterzelle  durchbrechen.  Das  Lumen  jedoch  bleibt 
geschlossen;  denn  in  dem  Augenblicke,  wo  die  Wandung  von  der  Keimzelle  durchbrochen  wird ,  lullt  diese 
die  OelTnung  wie  ein  Pfropf  aus  (Fig.  17).  Später  aber  bildet  die  Zelle  wieder  eine  neue  Membran  an  der 
Stelle,  wo  sie  dieselbe  verloren  hat.  3Ian  kann  sich  davon  auf  zweierlei  Weise  überzeugen.  Reisst  man  sorg- 
fältig eine  entwickelte  Keimzelle  (wie  m,  m  in  Fig.  11  —  13)  von  der  Mutterzelle  los,  so  bleiben  beide  Zellen 
vollkommen  geschlossen ,  macht  man  dagegen  mit  der  feinsten  Nadelspitze  eine  kleine  Oeffnung  in  eine  Zelle , 
so  entleert  sie  augenblicklich  ihren  flüssigen  Inhalt,  während  alle  andern  mit  ihr  verbundenen  Zellen  strotzend 
bleiben.  Untersucht  man  die  abgerissene  Stelle  unter  dem  Mikroskope,  so  findet  man  eine  der  übrigen  Zell- 
membran ganz  analoge  Membran.  Macht  man  einen  Durchschnitt  durch  die  Stelle,  wo  die  beiden  Zellen  mit 
einander  verbunden  sind,  so  sieht  man  daselbst  das  neugebildete  Membranstück  der  Mutterzelle  über  die  Basis 
der  Tochterzelle  hinweggehen  (Fig.  18,  e).  Diese  Membranbildung,  um  die  unterbrochene  Continuität  einer 
Zellmembran  herzustellen ,  ist ,  besonders  bei  Algenzellen ,  nichts  Ungewöhnliches ;  ich  verweise  auf  mehrere 
analoge  Fälle,  die  ich  anderswo  (*)  mitgetheilt  habe. 

Die  Algologen  betrachten  einen  ganzen  Stock  (wie  z.  B.  Fig.  ih)  als  Pflanzenindividuum ,  und  nennen  ihn 
«Frons; »  dis  einzelnen  Zellen  heissen  Aeste.  Ich  muss  diese  Ansicht  für  unrichtig  halten  und  die  einzelne 
Zelle  als  Pflanze  erklären.  Die  in  Fig.  7  abgebildete  Pflanze  gibt  uns  den  einfachsten  Fall  an  die  Hand.  Die 
Pflanze  ist  hier  eine  Zelle;  sie  erzeugt  Keimzellen  in  ihrem  Innern.  Die  Mutterielle  wird  aufgelöst,  wahr- 
scheinlich erst  im  Herbste ,  und  die  Kemizellen  entwickeln  sich  zu  neuen  Pflanzen ,  wahrscheinlich  erst  im 
Frühjahre.  In  andern  Individuen  gelangen  einzelne  Keimzellen  sogleich  zur  EntAvicklung;  sie  sind  lebendigge- 
bährend  (Fig.  11 ,  m);  indessen  andere  Keimzellen  (11,  g)  ihr  latentes  Leben  fortführen,  um  erst  zu  gehöriger 
Zeit,  d.  h.  nach  Auflösung  des  Mutterindividuums,  zu  vollkommenen  Individuen  sich  auszubilden.  Die  Gründe 
warum  die  einzelne  Zelle  als  Pflanze  angesehen  werden  muss,  sind  die  gleichen  für  f'alonia,  wie  die  oben 
für  Protococcns  und  Palmella  angeführten.  1)  Findet  sich  bei  Falonia  nur  Eine  Art  der  Zellenbildung,  die 
reproductive ;  während  mehrzellige  Pflanzen  wenigstens  2  verschiedene  Arten  der  Zellenbildung  besitzen 
müssen,  eine  vegetative  und  eine  reproductive.  2)  Zeigen  die  Stöcke  von  Falonia  keine  gemeinschaftliche 
Lebensäusserung,  weder  in  der  Vegetation,  noch  in  der  Reproduction.  5)  Giebt  es  einzellige  Stöcke,  wo  die 
Zelle  alle  Bedingungen  eines  Pflanzenindividuums  erfüllt  (Fig.  7,  9). 

Die  Diagnose  der  Gattung  Valoma,  wie  sie  bisher  gegeben  wurde,  ist  unrichtig.  Sie  muss  sich  auf  folgende 
Merkmale  gründen :  Die  Pflanze  ist  eine  einzige  Zelle  mit  begrenztem  Spitzemcachsthume  und  begrenzter 
Ferästlung.  Die  Keimzellen  entstehen  durch  freie  Zelhnbildung  in  unbestimmter  Zahl.  Dass  die  Individuen 
lebendig  gebähren  oder  proliferiren ,  und  dass  dadurch  baumartige  oder  rascnförmige  Familien  von  Individuen, 
die  mit  einander  verbunden  Ibleiben ,  entstehen,  gehört  nicht  in  den  Galtungsbegrifl",  da  diese  Erscheinung 
zufällig  ist  und  nicht  allen  Individuen  angehört. 


(*)  Schleidcn  und  Aöge/i's  Zeitschrift  f.  wisscnsehaftl.  Bot. ,  Heft  I ,  pag.  00  ff. 


l>tnl.sclir.  .V.?x;ei,i.  ä* 


~     i58     — 


Vin.  CONFERVACEJE. 


Durch  vegetative  Zellenhildumj  entsteht  eine  mehrzellige  Pflanze  (meist  eine 
Zellenreihe  oder  Zellschicht) ,  deren  Zellen  durch  freie  Zellenhildumj  mehrere 
Keimzellen  erzeugen. 

Diese  Ordnung  unterscheidet  sich  von  den  zwei  vorhergehenden  dadurch, 
dass  die  Pflanze  mehrzeUig  (dort  einzeUig)  ist,  und  dass  vegetative  und  repro- 
duclive  (dort  nur  reproductive)  Zelienbildung  vorhanden  ist. 

1.   CONFERVEAE. 

Zellenreihe ;  die  Keimzellen  entstehen  in  den  Glieder zellen. 

Ich  habe  die  Keinizellenbildung  bei  Conferva  noch  nicht  beobachtet.  Nach 
Decaisne  (*)  und  nach  Hassall  {')  bilden  sich  in  den  GHederzellen  beweghche 
Keimzellen  ,  welche  durch  eine  OelTnung  der  Mutterzelle  entleert  werden  ,  und 
die  wohl  ohne  Zweifel  durch  freie  Zellenbildung  entstanden  sind. 

2.   ACETABULARIEAE. 

Einzelliges  Laub  oder  Stamm,  mit  vielzelligen  Haaren  oder  Blättern. 


Acetabniaria  mediterranea  Lamour. 
Tab.  III,  Fig.  i  —  12. 

Die  Pflanze  ist  i  —  2  Zoll  hoch  und  trägt  auf  einem  cylindrischcn ,  dünnen  Stiele  einen  ziemlich  flachen , 
Ton  ohen  wenig  concaven  Schirm,  der  radial  gestreift  und  im  Centruiö  genahelt  ist.  Der  Bau  dieser  Pflanz« 

{*)  Nouv.  annales  d.  sc.  nat.,  XVII,  pag.  "^Ty. 
(*)  British  fresbwatcr  Algae  ,  pag.  21't. ,  tab.  IM. 


—     lo9     — 

ist  höchst  merkwürdig.  Stiel  und  Schirm  bestehen  aus  einer  einzigen  Zelle.  Dieselbe  ist  cylindrisch  und  an 
der  Spitze  etwas  angeschwollen ;  an  der  Anschwellung  trägt  sie  eine  Menge  von  einfachen  und  gloichlan^en 
Aesten,  welche  sich  zu  einer  Fläche  dicht  aneinander  gelegt  hab«n.  Macht  man  einen  senkrechten  Durch- 
schnitt durch  die  Mitte  des  Schirmes,  so  sieht  man,  dass  die  Höhlung  des  Stieles  (Fig.  1,  :2,  a)  continuirlich  in 
diejenigen  der  Strahlen  des  Schirmes  übergeht  (Fig.  1,  3,  b).  Führt  man  dagegen  den  senkrechten  Durch- 
schnitt in  der  Richtung  einer  Secante,  so'^gleicht  derselbe  einer  Zellenreihe,  wo  jede  scheinbare  Zelle  einem 
durchschnittenen  Zellenaste  entspricht  (Fig.  k,  b).  Die  Zahl  der  Zellenäsle  oder  Strahlen  des  Schirmes  beträgt 
gegen  100;  ihr  inneres  Ende  ist  bedeutend  schmäler  als  ihr  äusseres  Ende  (Fig.  1 ,  s).  —  Zwischen  dem  Stiele 
und  dem  Schirme  belinden  sich  wulslartige  Vorsprünge  (Fig.  1 ,  2,  c).  Dieselben  sind  halb-ellipsoidisch;  ihr 
radialer  Durchmesser  ist  länger  als  der  verticale  und  tangentale  Durchmesser.  Wenn  man  den  Schirm  von 
unten  betrachtet,  so  erscheinen  die  AVülste  als  eben  so  viele  elliptische  Zellen  (Fig.  11,  c,  c).  Sie  sind  nicht 
in  gleicher  Zahl  vorhanden  wie  die  Strahlen  des  Schirmes,  sondern  etwas  zahlreicher.  —  Diese  Wülste  sind 
nach  innen  und  unten  durch  eine  tiefe  Einfaltung  der  Membran  (Fig.  2,  d)  von  andern  Wülsten  geschieden 
(Fig.  1,  2,  e) ,  welche  nach  unten  zu  mehr  oder  weniger  merklich  abgesetzt  sind,  und  von  der  untern  Fläche 
ebenfalls  als  Zellen  erscheinen,  die  nach  innen  geschlossen  oder  geöffnet  sind  (Fig.  11,  c,  e).  Sie  erscheinen 
als  geschlossene  Zellen ,  wenn  die  Wülste  plötzlich  enden ;  sie  erscheinen  als  offene  Zellen ,  wenn  die  Wülste 
allmälig  in  den  Stiel  übergehen.  Die  beiden  Kreise  von  Wülsten  bilden  den  untern  Ring.  —  Zwisdion  dem 
Schirme  und  dem  Nabel  liegt  ebenfalls  eine  ringförmige  Reihe  von  Wülsten  (Fig.  1 ,  2,  f;  Fig.  5  stellt  einen 
einzigen  Wulst  dar).  Sie  sind  halbellipsoidisch,  wobei  der  radiale  Durchmesser  mehrmals  länger  ist  als  der 
verticale  und  der  tangentale  Durchmesser.  Betrachtet  man  den  Schirm  von  oben,  so  erscheinen  auch  diese 
Wülste  als  Zellen  (Fig.  HO,  f).  Sie  sind  in  gleicher  Zahl  vorhanden  wie  die  Strahlen  des  Schirmes  und  bilden 
den  Obern  Ring.  Auf  jedem  dieser  obern  Wülste  steht  eine  radiale  Reihe  von  Wärzchen  (Fig.  2,  g;  Fig.  5,  g). 
Es  ist  mir  nicht  recht  klar  geworden ,  ob  es  besondere  Zellen  oder  bloss  Ausw  üchse  der  einen  Zelle ,  aus  der 
die  übrige  Pflanze  besteht,  seien.  Sind  es  Auswüchse,  so  communiziren  sie  mit  dem  Wulste  durch  einen  engen 
Schlund;  sind  es  Zellen,  so  besitzen  sie  einen  Porus  nach  dem  Wulste  hin  (Fig.  5).  Da  ich  keine  Wand  in  dem 
verbindenden  Kanäle  erkennen  konnte,  so  bin  ich  eher  geneigt,  sie  als  Auswüche  der  Zelle  anzuseilen.  Xon 
oben  erscheinen  sie  als  Zellen  (Fig.  10,  g).  —  An  der  Basis  trägt  der  Stiel  Wurzeln,  welche  sich  in  sein  Lunu-n 
öffnen  (Fig.  7,  r). 

Acetabukiria  mediterranea  hat  also  folgenden  Bau.  Ihre  Frons  besteht  aus  einer  einzigen  Zelle,  welche 
einen  einfachen  cylindrischen  Stiel  bildet  (Fig.  1 ,  2 ,  a) ,  an  der  Basis  in  kurze  Wurzeln  (Fig.  7,  r)  und  an  der 
erweiterten  Spitze  in  viele,  einen  Verlicill  bildende,  einfache  Aeste  auswächst  (Fig.  1,  2,  b).  Die  Aeste  ]e"cn 
sich  mit  ihrer  Seitenfläche  in  einer  einfachen  Schicht  aneinander,  und  bilden  eine  schirmförmige  Fläche 
(Fig.  1 ,  s).  Zwischen  dem  Schirme  und  dem  Stiele  trägt  die  Zelle  zwei  concentrische  Reihen  von  vorragenden 
Wülsten  (Fig.  1,  2,  c  und  e;  Fig.  11,  c  und  e).  Zwischen  dem  Schirme  und  dem  nabeiförmigen  Scheitel  befindet 
sich  eine  concentrische  Reihe  von  vorragenden  Wülsten  (Fig.  1 ,  2,  f;  10,  f).  Jeder  dieser  obern  Wülste  trä^t 
eine  radiale  Reihe  von  Wärzchen  (Fig.  2,  5,  g;  10,  g). 

Der  Bau  von  Jcetabularia  ist  schwer  zu  ermitteln ;  im  natürlichen  Zustande  macht  die  Sprödiffkeit  der 
Wandungen,  welche  durch  den  grossen  Kalkgehalt  hervorgebracht  wird ,  einen  guten  Durchschnitt  fast  un- 
möglich ;  ist  der  Kalk  durch  Säure  entfernt  worden ,  so  w  ird  die  Schlafl'heit  der  Wandungen  zu  einem  andern , 
zwar  geringern  Hindernisse.  Die  Angaben  über  die  Organisation  dieser  Pflanze  weichen  sehr  von  einander  ab. 
Die  vollständigste  Anatomie  giebt  Kützing  (').  Meine  Lntersucliungen ,  die  ich  im  Jahre  18.'t2  am  Golfe  von 
Neapel  anstellte,  und  die  ich  eben  mitgctheilt  habe,  difi"eriren  bedeutend  im  Resultate.  Kützing  sagt,  dass  der 


(')  Pbycologia  general.,  psg.  311,  tab.  41  ;  und  Icbcr  die  Polypicrs  calcjferes  des  Lamouroux,  pag.  6. 


—     160     — 

stiel  einige  Gliederung  zeige,  die  aber  nicht  immer  deutlich  sei,  und  dass  die  Glieder  ungleiche  Länge  besitzen. 
Alle  Exemplare,  die  ich  beobachtete,  zeigten  von  der  Basis  bis  zur  Spitze  des  Stieles,  keine  Spur  einer  Scheide- 
wand. Scheinbare  Gliederung,  durch  ungleiche  Vertheilung  des  Iniialtes,  namentlich  durch  das  kohlensaure 
Gas  hervorgebracht,  welches  bei  Anwendung  von  Säure  sich  innerhalb  des  Stieles  entwickelt,  sah  ich  bei 
schAvächerer  Vergrösserung.  Kützing  zeichnet  aber  den  Stiel  Avie  einen  Confervenfaden.  Wenn  man  bedenkt, 
wie  fast  ausnahmslos  die  übrigen  einzelligen  Pflanzen,  Caulerpa,  Brvopsis  etc.  ohne  Gliederung  sind,  und 
dass,  wenn  einmal  die  Gliederung  auftritt,  diess  nur  Folge  eines  krankhaften  und  abnormen  Prozesses 
ist  (•),  —  so  wird  man  wohl  nicht  anstehen,  auch  die  Frons  von  Jcetabiilaria  als  einzellig,  und  allfällige 
Scheidewände  im  Stiele  als  abnorme  Bildung  zu  erklären.  —  Ki'dziruj  nennt  ferner  die  Zellenäste  welche  in  den 
Schirm  verwachsen  sind,  Zellen;  ebenso  lässt  er  zwischen  dem  Schirme  und  dem  Stiele  einen  untern  Ring  von 
2  concentrischen  Zellenreihen ,  und  zwischen  dem  Schirme  und  dem  Nabel  einen  obern  Ring  von  einer  Zellen- 
reihe bestehen;  endlich  liegen  nach  ihm  innerhalb  der  Zellen  des  obern  Ringes  Kugeln  oder  Zellen.  Es  sind 
diess  alles  unrichtige  Angaben,  welche  von  dem  Mangel  eines  Durchschnittes  herrülu-en.  —  Nach  Kiitzimfs 
Theorie  über  den  Bau  von  Jcetabiilaria  Hesse  sich  die  Zahl  der  Zellen ,  aus  denen  die  Frons  bestünde ,  auf 
800  bis  1000  berechnen ;  während  sie  in  der  That  einzellig  ist.  Und  wenn  auch  die  Wärzchen  auf  dem  obern 
Ringe,  von  denen  ich  es  zweifelhaft  Hess,  ob  sie  Zellenauswüchse  oder  Avirkliche  Zellen  seien,  sich  als  Zellen 
erweisen  sollten,  so  bleiben  immerhin  noch  iiOO  Zellen  zu  viel  angegeben. 

Die  Zellenwandung  ist  überall  verdickt  und  an  einigen  Stellen  von  sehr  bedeutender  Stärke.  Sie  besteht  aus 
der  Zellmembran  und  der  Extracellularsubstanz.  Ist  die  letzlere  hinreichend  dick,  so  unterscheidet  man  an  ihr 
"2  Lagen  :  eine  innere  concentrisch-gestreifte ,  durchsichtige  Gallerte  (Fig.  8,  b),  und  eine  äussere,  undurch- 
sichtige, körnige  Masse  (Fig.  8,  c).  Die  körnige  Beschaffenlieit  der  äussern  Lage  rührt  von  Kalkablagerungen 
her.  Sie  ist  ebenfalls  concentrisch  gestreift;  die  Streifung  rübrt  von  dem  Umstände  her,  dass  die  Kalkkörner 
Iheils  in  concentrischen  Reihen  liegen,  theils  durch  concentrische,  hellere  und  streifenförmige  Stellen  von- 
einander getrennt  sind.  Diese  Anordnung  der  Kalkkörner  ist  aber  ohne  Zweifel  Folge  der  schichtenweisen 
Anlagerung  der  ausgeschiedenen  Gallerte.— Die  Kalkablagerung  in  der  Extracellularsubstanz  ist  an  der  ganzen 
Fläche  der  Zellwandung  vorhanden ,  selbst  in  den  Scheidewänden  des  Schirmes  wird  sie  oft  zwischen  den 
beiden  Membranen  deutlich  gesehen.  —  Wenn  durch  Säure  der  Kalk  aufgelöst  wird,  so  fällt  die  äussere  kalk- 
haltige Lage  der  Extracellularsubstanz  zusammen,  während  die  innere  kalkfreie  Lage,  durch  die  Wirkung  der 
Säure  auf  die  Gallerte ,  etwas  aufschwillt.  Dabei  füllen  sich  der  Stiel  und  die  Strahlen  des  Schirmes  theilweise 
mit  Gas. 

Die  Strahlen  des  Schirmes  enthalten  winzige  Schleimkürnchen ,  kleine  Chlorophyllbläschen,  und  Amykim- 
körnchen.  Der  Stiel  enthält  vorzüglich  Schleimkörnchen  und  Amylumki.rnchen.  Die  letztem  sind  einfach  oder 
zusammengesetzt,  und  von  verschiedener  Grösse  (Fig.  7,  9,  B).  Sie  liegen  zuweüen  an  der  Wandung  in  der 
Form  einer  abgestutzten  Kugel.  —  Kützing  sagt,  dass  an  dem  Stiele  hier  und  da  kreisförmig-gestellte,  runde 
Oeffnungen  vorkommen,  von  denen  er  früher  vermulhele,  dass  daselbst  andere  Schläuche  oder  Aeste  einge- 
lenkt gewesen  seien.  Es  ist  mir  auffallend,  dass  Kiilzhaj  diese  Löcher  nicht  im  Durchschnitte  zeichnet,  da  sie 
doch  bei  der  Grösse  ihres  tangentalen  Durchmessers  und  bei  der  bedeutenden  Dicke  der  Wandung  sehr  leicht 
gesehen  Averden  müssten.  Ferner  ist  es  mir  auffallend,  dass  er  von  den  an  der  Wandung  liegenden  Stärke- 
kügelchen  nichts  bemerkt.  Meine  Zeichnungen  stellen  nun  aber  die  Stärkekügelchen  von  oben  und  von  der  Seite 
ähnlich  dar,  Avie  Kützing  die  angeblichen  Locher  zeichnet.  Ich  finde  sogar  unter  meinen  Zeichnungen  einige- 
mal kreisförmig  gestellte  Kügclchen.  So  dass  ich  fast  vermuthen  möchte,  dass,  Avie  früher  die  Poren  der 
Phanerogamen  für  Körner  und  Bläschen,  diessmal  umgekehrt  die  Amylumkörner  für  Poren  angesehen  worden 


(*)  Vcrgl.  über  lufallige  Membranbildung  in  Schkidcn  und  yiujeWi^  Zeilschrift  f.  w.  B.,  Heft  I,.  pag.  91 . 


—     iGl      — 

seien.  Ich  kann  ausserdem  heifiigen,  dass  iür  Löcher  oder  Poren  am  Stiele  von  Jcctahularia  weder  eine  Ana- 
logie noch  eine  Erklärung  zu  finden  wäre,  denn  Schläuche,  Aeste  oder  Bläüer.  durch  deren  Ahfallen  sie 
erzeugt  Averden  könnten,  hesitzt  'Jcctabtdaria  nicht. 

Es  niuss  noch  eines  Organes  erwähnt  werden,  über  dessen  Bau  und  dessen  Bedeutung  friiherliin  viele  un- 
richtige Annahmen  herrschten,  die  von  Kützing  berichtigt  w'orden  sind.  Es  sind  Haare  mit  doldenförmiger 
Verzweigung,  welche  zwischen  dem  Schirme  und  dem  Nabel  im  Kreise  stehen,  und  ungefähr  so  lang  als  die 
Strahlen  des  Schirmes  sind.  Sie  sind  mit  einer  Basiszelle  auf  dem  Laube  befestigt ;  dieselbe  trägt  an  der  Spitze 
5  —  7  Zellen,  davon  trägt  jede  an  ihrer  Spitze  5  —  8;  jede  von  diesen  2—5,  und  eine  jede  dieser  letztem 
gewöhlilich  2  Zellen  (Fig.  12).  Die  Basiszelle  entspringt  aus  einem  der  Wärzchen,  die  ZA\ischen  dem  Schirme 
und  dem  Nabel  stehen  (Fig.  2,  g,  h).  Ein  so'ches  Wärzchen  verlängert  sich  zu  einer  cylindrischen  Zelle  (Fig. 
2,  h').  In  diesem  Falle  ist  das  Wärzchen  bestimmt  eine  Zelle,  und  wenn  es,  wie  ich  vermuthe,  ursprünglich 
bloss  ein  Zellenauswuchs  ist,  so  verwandelt  es  sich,  ehe  es  sich  verlängert,  durch  Zellenbildung  in  eine  Zelle. 
Diese  Zelle  hat  begrenztes  Wachslhum.  Etwas  unterhalb  des  ersterbenden  Punctum  vegctationis  wachsen 
mehrere  verticillirte  Punkte  aus  und  bilden  neue  Zellen ,  die  ihrerseits  wieder  begrenzt  wachsen  und  unter- 
halb ihres  Scheitels  wieder  einen  Verticill  von  seitlich-endständigen  Zellen  erzeugen.  Die  Zahl  und  die  (irösse 
der  Tochterzellen  nimmt  von  unten  nach  oben  ab  (Fig.  12).  Kützing  zeichnet  die  unterste  Zelle  kurz  und 
fast  quadratisch  ;  ich  finde  sie  lang  und  cylindrisch  und  viel  grösser  als  die  übrigen  Zellen.  —  Die  Ilaare  von 
Acetabularia  sind  sehr  mannigfaltig,  i)  weil  die  Erzeugung  von  Tochterzellen  sich  an  verschiedenen  Ilaaren 
nicht  gleich  oft  wiederholt:  2)  weil  sie  an  den  Strahlen  des  gleichen  Haares  bald  gleich-,  bald  ungleich-oft 
auftritt ;  5)  Aveil  die  Zellen  einer  Ordnung  an  verschiedenen  Haaren  nicht  gleich  viele  Tochterzellen  erzeugen, 
z.  B.  in  einem  Haare  6,  in  dem  andern  5,  in  dem  einen  5,  in  dem  andern  h;  U)  weil  die  Zellen  einer  Ordnung 
an  demselben  Haare  bald  gleich-,  bald  ungleich-  viele  Tochterzellen  bilden.  Der  gewöhnlichte  Fall  ist  der,  dass 
die  Haarzellen  in  ö  Ordnungen  stehen  ,  wovon  die  erste  1 ,  die  zweite  G,  die  dritte  6  X  k,  die  vierte  6  X  ^t  X  5, 
die  fünfte  6x4X3x2  Zellen  enthält ,  so  dass  das  ganze  Haar  aus  2?i7  Zellen  besteht. 

Die  Wandung  der  Haarzellen  ist  sehr  dünn  und  zart.  Man  erkennt  an  ihnen  ausser  der  Zellmembran  keine 
deutliche  Extracellularsubslanz.  Kalkablagerungen  sind  keine  vorhanden.  —  Der  Inhalt  ist  anfänglich  homo- 
gener, farbloser  Schleim;  dann  wird  er  feinkörnig;  nachher  gröber-gekörnt,  dunkel  und  etwas  grün  gefärbt; 
er  füllt  das  ganze  Lumen  der  Zellen  aus.  Nachher,  wenn  die  letztern  bedeutend  grösser  geworden  sind,  so 
liegt  der  körnige  Inhalt  in  «leringer  Menge  und  fast  ohne  Färbung  an  der  Membran.  Er  überzieht  bald  gleich- 
massig  die  ganze  innere  Zellfläche,  indem  bloss  einzelne  runde  oder  elliptische  Räume  frei  bleiben,  bald  ist  er 
in  ein  Netz  geordnet,  bald  bildet  er  bloss  kreisförmige  Linien  Avie  an  weit  gewundenen  Ringgefässen.  —  In  den 
Haarzellen,  namentlich  in  den  grössern  der  untern  Ordnungen,  finde  ich  überdem  kleinere  und  grössere, 
sphärische  Zellen  mit  zarten  Wandungen.  Sie  besitzen  einen  Durchmesser  von  0,002 '"  bis  0,01?»'".  Die 
kleinsten  sind  homogen-schleimig  und  farblos;  etwas  grössere  erscheinen  körnig,  dann  färben  sie  sich  grün- 
lich; die  grössten  besitzen  einen  gelbgrünen,  der  Membran  anhegenden,  gleichmässig  oder  ungleichmässig 
vertheilten,  gelbgrünen,  körnigen  Inhalt. 

Die  Bedeutung  dieser  Zellen,  ebenso  wie  die  Bedeutung  der  Haare  ist  mir  unbekannt.  Ich  wäre  geneigt 
gewesen,  sie  fragsweise  als  Keimzellen  zu  bezeichnen.  Nun  bildet  aber  Kützing  die  Samen  innerhalb  der 
Strahlen  des  Schirmes  ab,  und  nach  der  deutlichen  und  bestimmten  Zeichnung  kann  ich  nicht  anstehen,  sie 
als  die  wahren  Keimzellen  anzuerkennen.  Bei  meinen  Untersuchungen  in  Neapel  fand  ich  in  dem  Schirme 
ausser  feinkörnigem  Inhalte  hin  und  wieder  grössere  Amylumküg(!khen  und  zuweilen  grössere  Kugeln  von 
zusammengeballlem  Inhalte,  welche  aber,  wie  es  mir  schien,  immer  durch  die  Wirkung  der  Säure  entstanden 
waren,  nie  wahre  Zellen.  —  Die  Entscheidung  der  Frage,  wo  die  Keimzellen  entstehen,  ist  wichtig  für  die 
Deutung  der  Organe.  Würden  sie,  wie  ich  früher  glaubte,  in  den  Zellfäden  mit  doldenlörmiger  Vcrästlung 
erzeugt,  so  müssten  diese,  wie  die  gleichgebaulen  Organe  in  Dasydadus  ;  als  Blätter  bezeichnet  werden . 

Denkscbr.  Nägeli.  -^^ 


—     i62 


und  die  grosse  Zelle,  welche  den  Siiel  und  den  Schirm  bildet,  wäre  der  Stamm ,  wie  in  der  genannten  Gattung. 
Wenn  nun  aber,  nach  Kutzirnj,  die  Keimzellen  in  den  Strahlen  des  Schirmes  entstehen,  so  muss,  wie  ich 
glaui)e,  die  grosse  Zelle  eher  Frons  oder  Laub,  und  die  doldenförmigen  Zellladen  Haare  genannt  werden. 


I>asycladns  claTaeformis  Ag. 

TAB.  IV,  Fk;.  1—19. 

Die  Pflanze  ist  ein  '/'  bis  2  Zoll  hoher,  cylindrisch-keulenförmiger,  schwammiger,  braun-grüner  Körper, 
i  bis  3  Linien  dick.  Eine  einfache,  senkrechte,  cylindrische  Zelle  nimmt  die  Achse  ein  und  bildet  den  Stamm. 
An  der  Stanimzelle  stehen  in  kurzen  Zwischenräumen  verticillirte  x\estchen,  welche  sich  einigemal  dolden- 
förmig theilen;  ich  will  sie  die  Blätter  nennen. 

Die  Blätter  stehen  etwa  je  zu  12  in  einem  Quirl.  Jedes  Blatt  ist  mit  einer  einlachen  cylindrischen  Zelle  an 
dem  Stamme  befesUgt  (Fig.  1 ,  f ,  f)-  Auf  dem  Scheüel  dieser  Zelle  stehen  2  —  G  fast  gleich-lange  Zellen,  die 
etwas  kleiner  sind.  Auf  dem  Ende  jeder  dieser  Zellen  sind  wieder  2  —  6  gleichlange  noch  kleinere  Zellen 
befindlich.  Diese  Zellen  enden  frei,  oder  tragen  noch  einmal  je  2  bis  k  Spitzenzellen  (Fig.  1,2,3).  Die  Blätter 
sind  somit  2  —  öfoniisch-verästelte  Zellfäden,  die  aus  ö  —  U  Phalangen  bestehen,  mit  andern  Worten,  an 
denen  die  Verästlung  sieh  2  oder  3  mal  wiederholt.  Je  nachdem  nun  die  Veräsllung  seltener  oder  häufiger 
auftritt  und  an  der  Spitze  je  einer  Zelle  mehr  oder  weniger  Spitzenzellen  befindlich  sind,  so  entstehen  ver- 
schiedene Blaftformen.  Diese  Modificationen  sind  so  mannigfaltig,  der  Natur  der  Sache  nach,  dass  man  sie 
fast  unzählbar  nennen  kann;  ich  habe  in  Fig.  1,  2  und  3  einige  Formen  abgebildet.  Kützing  (^)  nennt  die 
Aesle  « trichofomisch.  »  Diess  bezeichnet  aber  nicht  eine  Verästelung,  welche  ausschliesslich,  sondern  nur 
eine  solche,  welche  vorzugsweise  vorhanden  ist.  Es  ist  kein  absoluter,  sondern  ein  relativer  Character,  und 
darf  nicht  in  die  Diagnose  der  Gattung  aufgenommen  werden. 

Die  Stammzelle  wächst  an  der  Spitze  wie  Bryopsis,  Caulerpa  etc.,  nämlich  durch  Spitzenwachsthum;  sie 
wächst  so  lange  das  Individuum  lebt,  also  unbegrenzt.  Das  Punktum  vegetalionis  (Fig.  U,  a)  bietet  die  gleichen 
Erscheinungen  dar,  wie  an  den  beiden  genannten  Gattungen.  Die  Wandung  ist  daselbst  reusserst  dünn  und 
zart  und  besteht  bloss  aus  der  sich  bildenden  Zellmembran.  Der  Inhalt  ist  ein  homogener  farbloser  Schleim; 
nach  unten  Avird  er  körnig  und  färbt  sich  dann  allmälig  grün,  indem  kleine  Chloroiihyilbla'schen  in  ihm  ent- 
stehen. Die  Wandung  wird  von  der  Spitze  an  abwärts  stetig  dicker  und  besteht  aus  der  Zellmembran  und  der 
Extracellularsubstanz.  Die  erstere  ist  überall  ziemlich  gleich  dick,  die  leztere  hingegen  nimmt  von  unten  nach 
oben  an  Stärke  ab.  Am  obern  Theile  des  Stammes  ist  die  Extracellularsubstanz  gleichförmig,  gallertartig  und 
schwach  gestreift  (Fig.  15).  An  der  Fläche  erkennt  man  ein  nicht  unregelmässiges  Netz  von  feinen  Linien; 
die  Linien  dieses  Netzes  stellen  sich  auf  dem  Durchschnitte  als  oberflächliche  Spalten  dar  (Fig.  15),  Avelche  von 
aussen  bis  auf  eine  geringe  Tiefe  in  die  ausgeschiedene  Gallerte  hineinreichen.  Am  untern  Theile  des  Stammes, 
wo  die  Wandung  sehr  dick  ist  (0,060  "'  und  mehr) ,  unterscheidet  man  an  der  Extracellularsubstanz  2  ver- 
schiedene Lagen  :  1)  eine  innere,  fast  homogene  oder  sclnvach-gestreifte ,  mehr  verdünnte  Gallerte  (Fig.  17, 
18,  ni) ,  und  2)  eine  äussere,  feinkörnige,  etwas  dichtere  Gallerte  (Fig.  17 ,  18,  n).  Das  körnige  Ansehen  rührt 
von  Kalkniederschlägen  her.  Von  der  Fläche  angesehen,  zeigt  die  Extracellularsubstanz  ein  doppeltes  Netz, 
nämlich  grössere  Maschen  mit  stärkeren  Linien  und  kleinere  JMaschen  mit  schwächeren  Linien  (Fig.  16,  b,  b). 
Die  stärkeren  Linien  zeigen  sich  auf  Durchschnitten  als  Spalten,  die  an  der  äusseren  Oberfläche  befindlich 
sind  (Fig.  17,  n) ;  die  schwächern  Linien  erkenne  ich  auf  dem  Durchschnitte  nicht. 

Die  Zellen  der  Blätter  wachsen  ebenfalls  an  der  Spitze ;  daselbst  ist  die  Membran  dünn  und  zart .  der  Inhalt 

(*)  Plncologia  gen.,  pag.  315 


—     163     — 

farblos  und  liomogen-schlcimig  (Fig.  ö,  a;  10,  a).  Nach  unten  wird  die  Memhran  dicker,  der  Inhalt  erst  fein- 
körnig (Fig.  5 ,  G ,  7 ,  10 ,  b) ;  dann  grobkörnig  und  grün  (Fig.  5,  G,  7,  10,  c).  Das  W  achsthum  dieser  Zellen  ist 
begrenzt.  —  Die  W  aiulung  der  ausgewachsenen  Blattzeilcn  besieht  aus  der  Zellmembran  und  einer  gleich- 
förmigen Schicht  von  Gallerte,  welche  an  den  Endzeilen  ihre  grüssle  Stärke  an  der  Spitze  derselben  hat 
(Fig.  14).  —  Der  Inhalt  der  ausgewachsenen  Blatizellen  ist  Wasser  und  eine  wandständige  Scideimschicht,  in 
welcher  Chlorophyllbläschen  belindlich  sind.  Die  Chlorophyllbläschen  sind  ähnlich  denen  von  iJrrops/s,  nur 
kleiner;  sie  zeigen  sich  von  der  Fläche  rundlich,  oval  oder  elliptisch,  von  der  Seite  zusammengedrückt  mit 
einer  nabeiförmigen  Erhabenheil  in  der  Mille;  sie  enihallen  daselbst  ein  kleines  Amylumkernchen.  Ausserdem 
giebt  es  zusamniengeselzle  Körner,  welche  aus  mehreren  Chlorophyllbläschen  gebildet  sind.  Die  Körner  haben 
eine  kugelichte  Gestalt  und  besitzen  im  Centrum  einen  hohlen  sternförmigen  Raum  zwischen  den  Bläschen 
(Fig.  20). . 

Ich  muss  noch  einer  Erscheinung  erwähnen ,  welche  die  Veränderung  des  Zelleninhaltes  in  Folge  der  Endos- 
mose von  Wasser  betrifft.  Ich  sah  einigemale ,  dass  unter  dem  Microscope  die  Schleimschicht  des  obern  Theiles 
der  Slammzelle  sich  in  regelmässigen  Zwischenräumen  von  der  Wandung  zurückzog.  Es  geschah  in  Form 
eines  Netzes,  dessen  Felder  den  losgelösten  Parlicen  der  Schleimschichl ,  und  dessen  Linien  den  anliaflenden 
Partieen  derselben  cnlsprachen  (Fig.  19).  Daraus  geht  hervor,  dass  nicht  alle  Theile  der  Schleinischiclil  gleich 
innig  mit  der  Zellmembran  verbunden  sind.  Bei  andern  Algen  und  namentlich  bei  Florideen  tritt  eine  ähnlich- 
Erscheinung  auf;  hier  ist  es  sicher,  dass  an  denjenigen  Stellen,  wo  die  Schleimschicht  fester  mit  der  Zelle 
memhran  vereinigt  ist,  da  es  die  Poren  sind  ,  der  Stoff\veclisel  zwischen  2  Zellen  von  Statten  geht,  und  dass 
an  allen  übrigen  Stellen  Extracellularsubstanz  gebildet  oder  überhaupt  die  Zellwandung  verdickt  wird.  Da  nun 
bei  Dasyclaclus  die  Stellen,  wo  Schleiminhalt  und  Membran  inniger  zusammenhängen,  als  Linien  eines  Netzes 
erscheinen  :  da  ferner^die  Saftslrömung  in  verwandten  Pflanzen  {Bryopsis,  Confena  etc.)  ebenfalls  als  Linien 
eines  wandsländigen  Netzes  auftritt;  da  endlich  auch  die  Gallertausscheidung,  wie  wir  oben  gesehen,  der  Quan- 
tität nach  an  den  einzelnen  Theilen  der  Membran  ungleich  ist,  und  diese  Ungleichheit  ebenfalls  die  Gestalt 
eines  Netzes  hat  :  so  möchte  man  daraus  den  Schluss  ziehen,  dass  alle  diese  Erscheinungen  in  Beziehung  zu 
einander  stehen  und  dass  die  Stoffaufnahme  nicht  gleichmässig  durch  die  ganze  Zellmembran,  sondern  vor- 
züglich durch  bestimmte  Theile  derselben,  welche  die  Linien  eines  Netzes  bilden,  geschehe;  dass  diesem 
Netze  der  Stoffaufnahme  ein  gleiches  der  Saftslrömung  entspreche,  und  dass  durch  die  übrigen  Theile  der 
Membran,  welche  ausser  den  NetzUnien  liegen,  also  durch  die  Netzfelder,  vorzugsweise  die  Verdickung  der 
Membran  bewirkt  werde. 

Die  unterste  Blattzelle  entsteht  aus  der  Stammzelle  durch  Auswachsen  der  Membran  und  Zellenbildung  in 
dem  ausgewachsenen  Theile.  Dieser  Prozess  wiederholt  sich  fortwährend  hinter  der  wachsenden  Stamm- 
spitze und  ist  unbegrenzt  wie  diese.  Es  ist  eine  ganz  ähnliche  Erscheinung,  wie  sie  bei  der  Blattbildung  von 
Bryopsis  vorkommt,  mit  dem  Unterschiede,  dass  in  Bryopais  einzelne  seitliche  Punkte  der  Membran  bloss  in 
neue  Achsen  der  gleichen  Zelle  auswachsen,  in  Dasycladvs  dagegen  wirklich  zu  neuen  Zellen  werden. 

Das  Wachsfhum  dieser  Zellen  ist  begrenzt;  es  erstirbt  nach  einer  gewissen  Dauer.  Statt  dessen  erheben  sich 
2  bis  G  Punkte  der  Membran,  etwas  unterhalb  des  nun  ruhenden  Punklum  vegetationis  (Fig.  6.7,8,9),  und 
wachsen  in  neue  Achsen  aus.  Diese  Bildung  von  neuen  Achsen  isl  gewöhnlich  gleichzeitig,  selten  ungleich- 
zeitig (Fig.  8,  9).  Jede  derselben  wird  zur  besondern  Zelle.  Ueber  Zellenbildung  ist  nichts  zu  sehen.  Es  wird 
zuerst  eine  zarte  Wand  sichtbar,  gewöhnlich  wenn  der  auswachsende  Theil  etwa  0,005 '"  lang  geworden  ist. 
*  Diese  Wand  erscheint  doppelt,  wenn  die  neue  Zelle  0,020'"  lang  isl  (Fig.  10).  —  Auf  gleiche  Weise  ent- 
stehen die  zweiten  und  dritten  Phalangen  der  Blätter.  —  Das  Waclislhum  der  Blätter  ist  begrenzt,  nicht  nur 
weil  die  einzelnen  Zellen  limilirt  sind,  sondern  auch  weil  die  Erzeugung  von  neuen  Zellen  sich  nur  wenige 
Male  wiederholt.  —  Das  Wachslhum  der  Blätter  von  Dasyclachis  hat  grosse  Analogie  mil  dem  Wachsthume 
der  Markröhren  von  Udotea.  An  beiden  Orten  verlängern  sich  die  Achsen  durch  Membranbildung  an  der  Spitze 


—     164      — 

nur  eine  bestimmte  Zeit  lang,  dann  erstirbt  dieselbe;  dagegen  werden  2  oder  mehrere  Punicie  unterhalb  der 
Spitze  lebendig,  indem  neue  Membranbildung  in  ihnen  auftritt,  um  ebenfalls  nach  einer  begrenzten  Dauer 
aufzuhören.  Der  Unterschied  liegt  darin,  dass  in  Udotea  jede  neue  Achse  Theil  der  Mutterzelle  bleibt,  in 
Dasychtdus  dagegen  zur  neuen  Zelle  wird. 

Zwischen  je  2  Zellen,  die  einander  berühren,  ist  ein  einziger  Porus;  also  zwischen  der  Stammzelle  und  den 
ersten  Blattzellen ,  zwischen  den  ersten  und  zweiten ,  zwischen  den  zweiten  und  dritten ,  zwischen  den  dritten 
und  vierten  Blatfzellen  (Fig.  II,  12,  p;  13,  17).  Von  der  Fläche  angesehen  erscheint  der  Porus  rund  oder 
elliptisch  (Fig.  11 ;  16,  a).  Von  der  Seite  oder  auf  Durchschnitten  zeigt  er  sich  als  eine  Verdünnung  der  Wan- 
dung. Diese  Verdünnung  rührt  daher,  dass  an  dieser  Stelle  keine  Extracellularsubstanz  gebildet  wurde  (Fig. 
12,  p;  13,  17,  18).  Die  Wand,  welciie  den  Porus  in  2  Hälften  trennt,  besteht  also  bloss  aus  den  beiden  Zell- 
membranen. Diese  Wand  ist  von  Decaisne  übersehen  worden,  während  er  den  Porus  sonst  richtig  abbildet  (*). 
—  Die  Stammzelle  besitzt  so  viele  Poren,  als  sie  Blälter  trägt.  Dieselben  sind  anfänglich  rundlich  oder  eher  in 
horizontaler  Richtung  ellipUsch-verlängert  (Fig.  4,  11) ;  zuletzt  erscheinen  sie  als  verlicale  Ellipsen  (Fig.  16). 
Wenn  die  Blätter  an  alten  Stämmen  abfallen ,  so  sind  die  letzlern  mit  verlicillirten  Punkten  bedeckt ,  welche 
die  Poren  sind.  —  Jede  Blattzelle  besitzt  einen  Porus  an  der  Basis  und  2  —  6  Poren  an  der  Spitze,  mit  Aus- 
nahme der  Endzellen,  welche  nur  einen  Porus  an  der  Basis  haben. 

Die  Fortpflanzung  an  Dasycladiis  ist  noch  unbekannt.  Ich  finde  zuweilen  in  den  Blattzellcn  freie ,  kugelige 
Zellen  in  unbestimmter  Menge  und  unbestimmter  Grösse.  Diese  Zellen  besitzen  die  grösste  Analogie  mit  den 
Keimzellen  von  Falonia,  und  ich  bin  geneigt  sie  auch  als  solche  zu  erklären,  obgleich  ich  das  Keimen  der- 
selben nicht  beobachtete.  Diese  Keimzellen  erscheinen  anfänglich  als  ganz  kleine  Tröpfchen  homogenen  Schlei- 
mes. Sie  vergrössern  sich,  der  Schleim  wird  körnig;  sie  werden  noch  grösser,  der  körnige  Schleim  fajrbt  sich 
grün,  die  Membran  wird  sichtbar.  Endlich  sind  es  kugelige  Zellen  von  0,010  '"  —  0,040'"  im  Durchmesser  , 
welche  von  den  der  Membran  anliegenden,  enge  in  einander  stehenden  Chlorophyllbläschen  fast  dunkelgrün 
gefärbt  sind.  Die  Entwicklungsgeschichte  ist  die  gleiche,  wie  ich  sie  in  Tab.  II,  Fig.  24  für  die  Keimzellen  von 
Falonia  dargestellt  habe.  In  Dasycladus  bleiben  die  Keimzellen  kugelig,  während  sie  in  Falonia  nachher 
platt-zusammengedrückt  werden. 

Der  Gattungsbegriff  von  Dasycladus  muss  in  folgenden  Merkmalen  gefunden  werden  :  Der  Stamm  ist  cylind- 
risch  wnd  einzellüj ;  e?"  wächst  unbegrerizt  an  der  Spitze  vnd  erzeugt  unbegrenzt  durch  seitliches  Auswach- 
sen der  Membran  und  Zellenbildung  in  dem  ausgewachsenen  Theile  BlätterverticiUe.  Die  Blätter  bestehen 
aus  einzelligen  Achsen  mit  doldenförmiger  rerästlmuj ;  die  Blatlzellen  haben  begrenztes  Spitzcnn-achs- 
thum;  sie  erzeugen  begrenzt  neue  Zellen  durch  seilliches  Jusicachsen  der. Membran  und  Zellenbildung  in 
dem  ausgewachsenen  Theile.  Die  Keimzellen  entstehen  in  den  Blattzellen  durch  freie  Zellenbildung. 


Acrocladas  mediterranen»  Näg. 

Tab.  IV,  Fig.  25  —  57. 

Diese  neue  Pflanze  fand  ich  im  Golfe  von  Neapel  auf  der  Insel  Ischia.  Sie  wird  ungefähr  1  Zoll  hoch  und       j 
wächst  im  Basen.  Der  Stamm  ist  eine  einfache  cylindrische  Zelle,  etwa  '/^  Linie  dick  (Fig.  25,  c).  An  der  Basis 
verzweigt  sich  die  Slammzelle  in  Wurzeln,  welche  sich  wenig  verästeln,  und  mit  der  Höiilung  des  Stammes 
commuQiziren  (Fig.  25,  r;  24).  Die  einzelnen  Wurzeln  endigen  häufig  in  eine  unregelmässige ,  schildförmige 

(*)  Nouv.  annales  dcb  sc.  Dat.,  XVII,  tab.  17,  fig.  1.". 


—     i65     — 

Erweiterung,  mit  der  sie  aufsitzen  (Fig.  25,  wo  die  Spitze  einer  Wurzel  stärker  vergrössert  ist).  —  An  derh 
übern  Ende  erweitert  sicli  die  Stamnizelle,  indem  sie  entweder  ganzrandis  bleibt  (Fig.  27,  c),  oder  sich  lap- 
penförmig  tlieilt  (Fig.  28,  c),  oder  selbst  einen  kurzen  Ast  bildet  (Fig.  29,  a). 

Auf  dem  erweiterten  Stammende  und  ebenfalls  auf  dem  Aste,  Avenn  ein  solcher  vorhanden  ist,  steht  ein 
Büschel  von  Blüitcni  (Fig.  23,  27,  28,  29,  f).  Es  sind  verästelte  Zellfäden,  welche  in  der  Zahl  von  7  bis  14 
vorhanden  sind.  Sie  haben  einen  sehr  verschiedenen  Bau.  Es  sind  einfache  Zellen  (Fig.  50);  Zellenreilien ,  die 
aus  2  Zellen  bestehen  (Fig.  31);  solche,  die  ans  3  Zellen  bestehen;  Zellen ,  welche  an  der  Spitze  2  (Fig.  52), 
oder  3  Zellen  (Fig.  33)  tragen  etc.  etc.  Die  Blätter  werden  durch  alle  mijglichen  Lebergangsstufen  complicirter 
(Fig.  3a),  bis  sie  aus  50  bis  UO  Zellen  bestehen.  Die  Zellen  sind  cylindrisch,  von  verschiedener  Länge  und 
Breite. 

Die  Blätter  von  Jcrodadus  besitzen  Aehnlichkeit  mit  den  Blättern  von  Bcmjdadm  und  mit  den  Haaren 
von  Acetahidaria.  Doch  sind  wesentliche  Verschiedenheiten  vorhanden.  Bei  den  Organen  der  beiden  ge- 
nannten Gattungen  stehen  die  Tochterzellen  doldenförmig  auf  der  Mutterzelle ,  indem  der  eigentliche  Scheitel 
dieser  letztern  frei  endigt,  und  sind  von  gleicher  Länge.  An  den  Blättern  von  Jcrociadus  dagegen  sind  die 
Tochterzellen  ungleich  lang;  eine  davon  ist  die  längste,  sie  steht  unmittelbar  auf  der  Spitze  der  Multerzelle: 
die  übrigen  Tochterzellen  stehen  seitlich.  In  den  Blättern  von  Dasydadus  und  den  Haaren  von  Jcetabxdaria 
ist  jede  Zelle  für  sich  eine  besondere  Achse.  In  den  Blättern  von  Jcrodadus  dagegen  ist  immer  eine  der 
Tochterzellen  die  directe  Fortsetzung  der  Achse  der  Mutferzelle ,  während  die  übrigen  Tochterzellen  neue 
Achsen  darstellen.  Das  Blatt  ist  daher  eine  Zellenreihe  von  2,  3,  't,  o  Gliedern,  an  Avelcher  seitliche  (Ast-) 
Zellenreihen  stehen. 

Dieser  Unterschied  im  Bau  zwischen  den  Organen  von  Dasydadus  und  Jcetabularia  und  denjenigen  von 
Jcrodadus  beruht  auf  einer  Differenz  im  Wachsthume.  In  den  erstem  wächst  eine  Zelle  bis  zu  einer  bestimm- 
ten Länge;  dann  abortirt  ihr  Spitzenwachsthum,  und  statt  dessen  Avachsen  mehrere  verticillirte  Punkte  der 
Membran  unterhalb  der  Spitze  aus ;  die  ausgewachsenen  Theile  schnüren  sich  als  Tochterzellen  ab.  In  den  Blät- 
tern von  Jcrociadus  hingegen  verlängert  sich  eine  Zelle  nicht  bloss  bis  zu  der  ihr  zukommenden  Länge, 
sondern  noch  darüber  hinaus,  und  theilt  sich  dann  in  2  übereinanderstehende  Zellen  (Fig.  51 ,  ö'i).  Die  obere 
dieser  beiden  Zeilen  verlängert  sich  von  neuem  durch  Spitzenwachsthum  und  erzeugt  wieder  2  Tochterzellen. 
Die  Glieder,  welche  hinter  der  Endzelle  liegen,  Avachsen  mit  ihrem  obersten  Seitentheile  in  einen  Fortsatz  aus 
(Fig.  30,  a),  welcher  durch  Zellenbildung  zur  besondern  Zelle  Avird:  das  gleiche  Glied  kann  noch  i  oder  2  mal 
in  gleiche  Fortsätze  ausAvachsen  und  Aslzellen  erzeugen.  Das  Wachsthum  der  Blätter  von  Jcrodadus  ist  dem- 
nach vollkommen  das  gleiche  Avie  an  Conferm  (jlomerata.  Dieses  Wachsthum  durch  Zellenbildung  steht  aber 
zu  dem  Wachsthume  der  Organe  von  Dasydadus  und  Jcetalndaria  in  dem  gleichen  Verhältnisse,  Avie  das 
SpitzenAvaciisthum  durch  Membranbildung  und  Astbildung  von  Dryopsis  oder  Caulerpa  zu  demjenigen  der 
3!arkröhren  von  Udotea. 

Die  V/andungen  der  Stammzelle,  der  Wurzeläste  und  der  Blattzellen  bestehen  aus  der  Zellmembran  und  aus 
Extracellularsubstanz.  In  der  letztern  ist  eine  geringe  Menge  von  Kalk  abgelagert ;  man  erkennt  zuAveilen ,  dass 
sie,  Avie  in  Caulerpa,  Dasydadus  und  Jcdabularia  aus  2  verschiedenen  Lagen  besteht,  einer  äussern  kalk- 
haltigen ,  und  einer  Innern  kalklosen,  obgleich  die  ganze  Wandung  des  Stammes  viel  schmäler  ist  als  an  den 
genannten  Galtungen ,  und  nicht  über  0.005  —  0,005  '"  beträgt.  —  Die  Stammzelle  ist  mit  Wasser  gefüllt.  An 
der  Innern  Fläche  der  Membran  liegt  die  Schleimschicht:  Darin  befinden  sich  Chlorophyllbläschen,  Avelche  von 
der  Fläche  rund  oder  elliptisch  (Fig.  57),  von  der  Seite  zusammengedrückt  (Fig.  57,  b)  erscheinen,  und  mitten 
im  homogenen  Chlorophyll  ein  kleines  Amylumkernchen  einschliessen;  ferner  Chlorophyllbläschen,  Avelche 
fast  ganz  von  einem  Amylumkügelchen  ausgefüllt  Averden ;  ferner  freie  Amylumkügelchen ,  Avclche  sich  durch 
Jod  braun,  durch  Jod  und  Schwefelsäure  aber  blau  färben;  endlich  Schleinikörnchen.  Die  Blattzellen  besitzen 
den  gleichen  Inhalt,  nur  sind  sie  Avegen  stärkeren  Vorherrschens  des  Chlorophylls  und  Zurücktretens  der 

Denkscbr.  K.eceli.  ^O 


—     166     — 

stärke  inlcnsiver  grün  gefärbt,  m  den  Wurzeln  dagegen  ist  mehr  Stärke  nnd  wenig  Chlorophyll  vor- 
handen. 

Die  Wurzeln  sind,  -wie  oben  gesagt,  ungegliedert.  Einmal  fand  ich  Gliederung  (Fig.  26).  Dieselbe  ist  aber 
nicht  durcli  normale  Zellenbildung  entstanden ,  sondern  durch  abnormale  Membranbildung  wegen  krankhafter 
Veränderung  des  Iidialtes.  Die  ursprüngliche  Zellmembran  setzt  sich  ununterbrochen  über  den  abgestorbenen 
Uaum  i  hill^^eg;  die  neugebildeten  Membranen  dagegen  endigen  da,  avo  sie  an  die  ursprüngliche  Membran 
angelehnt  sind  (*). 

Ich  habe  an  der  Wandung  des  Stammes  eine  andere  Erscheinung  beobachtet ,  die  ich  nicht  zu  deuten  weiss, 
welche  aber  vielleicht  mit  einer  ähnlichen  Erscheinung  an  der  Cuticula  der  höhern  Pflanzen  analog  ist.  Von 
der  Fläche  angesehen  zeigte  sie  Slreifung  in  verscliiedencr  Richlung :  1)  Längsstreifung,  2)  schiefe  Streifung 
von  rechts  nach  links  und  von  links  nach  rechts,  und  5)  Querstreifung.  Die  erste  war  durch  die  stärksten,  die 
letzte  durch  die  schwächsten  Linien  vertreten.  Ueberhaupt  war  die  Streifung  um  so  deutlicher  und  gröber,  je 
mehr  sie  sich  der  verticalen  Richtung,  um  so  undeutlicher  und  feiner ,  je  mehr  sie  sich  der  horizontalen  Richtung 
näherte.  Entweder  waren  an  der  gleichen  Stelle  nur  einzelne  oder  alle  Arten  der  Streifung  zugleich  vorhanden. 
Wahrscheinlich  hat  die  Streifung  ihren  Sitz  in  der  Extracellularsubslanz ;  vielleicht  sind,  wenn  verschiedene 
Arten  zugleich  vorkommen,  dieselben  in  verschiedenen  Schichten  zu  suchen.  DiejUrsache  ist  mir  aber  un- 
bekannt. 

In  den  Blattzellen  finde  ich  zuweilen  kleinere  und  grössere  Zellen,  wie  in  den  Blättern  von  Dasyctodws. 
Vielleicht,  dass  es  Keimzellen  sind. 

Ich  will  noch  den  Gattungsbegriff  von  Jcrocladus  mit  denjenigen  von  Dasycladus  und  Jcetäbularia  zusam- 
menstellen. AcRocLADL's :  Dcv  Stamm  ist  cylindrisch  und  einzellig;  er  hat  begrenztes  Uachsthum  und  er- 
zeugt dicht  unterhalb  der  abortirten  Spitze  durch  seilliches  Auswachsen  der  Membran  und  Zellenbildung  in 
dem  ausgewachsenen  Theile  einen  Blattverticill.  Die  Blätter  bestehen  aus  verästelten  Zellenreihen,  welche 
durch  Zellenbildung  in  der  Endzelle  begrenzt  tcachsen ,  und  durch  seitliches  Jnswachsen  und  Bildung 
von  Astzellen  sich  begrenzt  veräsieln.  Die  Keimzellen  (?)  entstehen  in  den  Blattzellen  durch,  freie  Zellen- 
Inldung.  —  Acrocladus  unterscheidet  sich  von  Dasycladus  durch  das  begrenzte  Wachsthum  des  Stammes, 
durch  die  begrenzte  (einmalige)  Blattbildung,  und  durch  das  verschiedene  Wachsthum  der  Blätter;  \on  Ace- 
labularia  durch  den  Mangel  des  Schirmes,  durch  das  verschiedene  Wachsthum  der  Biälter  und  Haare,  und 
durch  den  verschiedenen  Ort  für  die  Entstehung  der  Keimzellen,  vorausgesetzt,  dass  die  Angaben  A^/^fc/nY/s 
über  die  Samenbildung  von  Acetabularia  und  meine  Vermulhungcn  über  die  Fortpflanzung  von  Acrocladus 
richtig  sind. 


3.     COLEOCHAETE^.. 

Zellschicht  f durch  Bereinigung  von  verästelten  Zellenreihen  entstandenj ;  die 
Keimzellen  entstehen  in  einzelnen  Randzellen  fd.   h.  Scheitelzellen  jener  Zellen- 

reihen). 

O  Vergl.  hierüber  Schkiden  und  iSäqdi's  Zeitsclirift  f.  w.  B.,  H.  1,  pag,  90  ff. 


i67     — - 


Coleochaeftc    scntata    Breb. 

(PliyHacticiium  Coleochsete  Küt/,.) 

Tab.  V.,  Fig.  22  —  öl. 

Coleochcete  hat  vollkommen  den  gleichen  Bau  und  den  gleichen  Habitus  wie  Myrionema.  Sie  bildet  eine 
rJemlich  kreisförmige  Zellschicht ,  welche  mit  ihrer  ganzen  Fläche  auf  Süsswasserpflanzen  festsitzt.  Zuweilen 
hat  sie  bloss  die  Gestalt  eines  Kreisausschnittes,  ist  also  keilförmig.  Ausserdem  zeigt  sie  sich  häutiif  verschie- 
dentlich gelappt  (Fig.  22).  Die  Zellschicht  entsteht  aus  verästelten  Zellenreihen ,  welche  dicht  in  einer  Fläche 
nebeneinander  liegen.  Sind  sie  zahlreich  genug,  so  schliessen  sie  sich  zu  einem  vollkommenen  Kreise;  sind  sie 
in  geringerer  Menge  vorhanden,  so  bilden  sie  bloss  einen  Halbkreis,  einen  Zirkelquadranlen  oder  noch  schmä- 
lere keilförmige  Figuren.  —  An  der  Zellschicht,  sie  mag  die  Gestalt  eines  Kreises,  Halbkreises  oder  Kreisaus- 
schnittes besitzen,  ist  Centrum  und  Peripherie  zu  unterscheiden.  Im  Centrum  hat  das  Wachsthum  und  die 
Verästelung  der  Zellenreihen  begonnen ,  dort  liegt  die  Keimzelle.  An  der  Peripherie  wächst  die  Zellschicht 
oder  vielmehr  die  Zellenreihen,  aus  denen  sie  besteht.  Die  Randzellen  (Scheitelzellen  der  Zellenreihen)  theilen 
sich  in  zwei  hintereinander  liegende  Zellen  (Fig.  2'i,  b,  b),  eine  neue  Randzelle  (Scheitelzelle  einer  Reihe) , 
und  in  eine  innere  oder  Flächenzelle  (Gliederzelle  der  Reihe).  Die  letztere  Tochterzelle  theilt  sich  nicht,  die 
erstere  verhält  sich  wie  die  Mutterzelle.  Die  Randzellen  theilen  sich  aber  nicht  bloss  in  2  hinter  einander 
liegende,  sondern,  so  oft  der  concentrisch  grösser  werdende  Raum  es  erfordert,  in  zwei  neben  einander 
liegende  neue  Randzellen ,  durch  eine  radiale  Wand  (Fig.  24,  a).  Dadurch  verästeln  sich  die  Zellenreihen  dicho- 
toraisch.  —  Entweder  wachsen  die  Zellenreihen  der  Zellschicht  alle  gleichmässig;  dann  bildet  der  Rand  immer 
eine  concentrische  Linie,  und  die  Gestalt  der  Pflanze  ist  regelmässig.  Oder  die  einen  Zellenreihen  wachsen 
mehr  als  die  andern;  dann  wird  die  Zellschicht  am  Rande  buchtig  oder  gelappt.  —  Auf  der  Zellschicht  stehen 
Borsten  (Fig.  24,  d,  d);  bald  sind  sehr  wenige  davon  vorhanden,  bald  ist  sie  damit  dicht  bedeckt.  Aus  einer 
Zelle  entspringt  eine  einzige  Borste ,  gewöhnlich  etwas  oberhalb  der  Mitte.  Die  Borste  ist  eine  farblose ,  wasser- 
helle, ziemlich  cylindrische ,  an  der  etwas  verengten  Spitze  geöffnete  Zelle,  aus  welcher  ein  langer  ,  äusserst 
dünner  Faden  hervorragt,  er  fehlt  häufig,  namentlich  an  getrockneten  Pflanzen.  Aähern  Aufschluss  über  dieses 
merkwürdige  Verhalten  kann  ich  keinen  geben,  da  ich  an  der  lebenden  Pflan/.e  (welche  ich  in  Karlsruhe 
beobachtete)  nur  wenige  Borsten  fand,  und  an  getrockneten  Exemplaren,  Avelche  viele  Borsten  besitzen,  eine 
genauere  Untersuchung  nicht  möglich  ist.  —  Kützing  {*)  sagt,  dass  die  Randzellen  mit  einer  Haarborste  ver- 
sehen seien.  Ich  linde  aber  nie  Borsten  auf  den  Randzellen,  sondern  bloss  auf  den  innerhalb  des  Randes 
gelegenen  Zellen. 

Wenn  die  Pflanze  fructifizirt,  so  verwandeln  sich  einzelne  Randzellen  in  Keimmutterzellen  (Fig.  23,  c).  Statt 
dass  sie,  wie  es  die  Randzellen  sonst  thun,  durch  vegetative  Zellenbildung  sich  in  zwei  radial  oder  langental 
nebeneinander  liegende  Zellen  theilen,  werden  sie  grosser  und  füllen  sich  mit  Inhalt.  Indessen  wächst  die  Zell- 
schicht durch  die  übrigen  Randzellen  weiter,  so  dass  die  Keimmutterzelien  bald  innerhalb  des  Randes  liegen, 
und  da  die  Zellenreihen  sich  ausserhalb  von  ihnen  durch  Verästelung  wieder  in  einen  continuirlichen  Rand  zu- 
sammenschliessen ,  so  sind  dann  die  Keimmutterzellen  rings  von  Zellen  umgeben  (Fig.  24,  c).  Gewöhnlich 
tritt  diese  Umwandlung  einzelner  Rand/xdlen  in  Keimmutterzellen  an  der  ganzen  Peripherie  ziemlich  m  gleicher 
Zeit  ein.  Daher  bilden  die  Keimmutterzelien  auch  späterhin  gewöhnlich  einen  conccntrischen  Kreis  (Fig.  22)- 

(*)Phjcol.  gcriimn.,  pag.  24i. 


—     168     — 

Häufig  stehen  sie  in  bestimmten  Abständen  von  einander,  so  dass  sie  durch  je  zwei  oder  drei  Zellen  von  ein- 
ander getrennt  sind.  ISicht  selten  liegen  aber  auch  theils  zwei  oder  mehrere  dicht  neben  einander ;  theils  werden 
sie  durch  grössere  Zwischenräume  von  einander  gesondert. 

Brebisson  {*)  erwähnt  einer  Far.  soluta,  wo  die  radialen  Fäden  oder  Zellenreihen  frei  und  nicht  zu  einer  Zell- 
schicht vereinigt  sind.  Ich  stimme  demselben  vollkommen  bei ,  diese  Form  nicht  als  besondere  Art  zu  unter- 
scheiden. Denn  es  gicbt  zahlreiche  Uebergängc  zu  der  gewöhnlichen  Form.  Uebrigens  ist  die  Entwicklungs- 
geschichte der  Zellschicht  aus  der  Keimzelle  noch  unbekannt,  und  daher  ist  es  noch  zweifelhaft,  wie  sich  die 
beiden  Formen  zu  einander  verhalten.  Mir  ist  es  wahrscheinlich,  dass  die  gelöste  Form  eine  niedrigere  Ent- 
wicklungsstufe darstellt. ,  dass  ihre  Zellenreihen  entweder  wegen  Mangel  einer  radialen  Theilung  der  Schcitel- 
zellen  sich  nicht  zu  einer  Zellschicht  entwickeln,  oder  dass  sie,  statt  sich  zu  einer  Schicht  zu  vereinigen, 
getrennte  Aeste  bleiben.  Häufig  findet  man  an  der  gleichen  Pflanze  theils  Zellenreihen,  theils  schmälere  oder 
breitere  Zellenschichten. 

An  der  gelösten  Form  von  Coleochaete  werden  die  Scheitelzellen  der  Zellcnreihen  zu  Keimmutlerzeilen 
(Fig.  2.5,  c).  Dieselben  werden,  wie  in  der  geAvöhnlichen  Form,  grösser,  und  füllen  sich  mehr  mit  Inhalt.  Sie 
bleiben  selten  frei;  gewöhnlich  wachsen  aus  der  Ghederzelle,  auf  welcher  sie  stehen  (Fig.  23,  26,  27,  d)  eine 
oder  mehrere  Astzellen  hervor,  welche  durch  Zellenbildung  sich  weiter  entwickeln  und  einen  grössern  oder 
kleineren  Theil  der  Keimmutterzelle  mit  kleineren  Zellen  bedecken.  Entweder  bildet  sich  nur  Eine  seitliche 
Astzelle,  welche  in  eine  Zellenreihe  auswächst,  die  auf  eine  kleinere  oder  grössere  Strecke  der  Keimmutter- 
zelle anliegt  (Fig.  27,  b)  oder  selbst  einen  vollständigen  Ring  um  dieselbe  bildet  (Fig.  27,  c).  Oder  es  entstehen 
zwei  Astzellen,  welche  zwei  seitliche,  meist  zu  einem  vollständigen  Ringe  sich  schliessende  Zellenreihen 
erzeugen  (Fig.  26,  b).  Oder  es  entstehen  aus  der  Gliederzelle  nicht  bloss  seitliche  Asizellen,  sondern  auch  eine 
oder  mehrere  zugekehrte  Astzellen  (Fig.  28),  aus  denen  eine  Zeilschicht  hervorgeht,  die  die  Keimzelle  theil- 
weise  oder  ganz  bedeckt  (Fig.  29,  a  stellt  eine  Keimzelle  dar,  Avelche  vollständig  mit  einer  Zellschicht  über- 
zogen ist.  Fig.  50  ist  ein  Querschnitt  einer  solchen).  Diese  Zellen,  welche  die  Keimrautterzelle  umgeben  oder 
überziehen,  werden  späterhin  meist  braun  gefärbt. 

Die  vegetativen  Zellen  der  Pflanze  sind  zuerst  grün.  Sie  enthalten  Chlorophyll ,  welches  entweder  die  ganze 
innere  Oberfläche  der  Wandung  überzieht,  oder  es  bleiben  freie  Lücken  in  dieser  continuirlichen  Schicht, 
oder  es  sind  bloss  einzelne  gelrennte ,  grüne  Stellen  vorhanden.  Im  Centrum  liegt  ein  Kern.  Zuletzt  verschwin- 
den Chlorophyll  und  Kern;  die  Zellen  werden  farblos  und  wasserhell.  —  Die  Keimmutterzellen  gleichen  zuerst 
den  vegetativen  Zellen ,  indem  ihre  innere  Oberfläche  mit  einer  Chlorophyllschicht  überzogen  ist.  Später  füllen 
sie  sich  ganz  mit  grünem  Inhalte ,  in  dessen  Mitte  ein  deutliches  Kernbläschen  liegt.  Das  Chlorophyll  entfärbt 
sich  etwas  und  wird  feinkörnig.  Nachher  sieht  man  in  der  Mutterzelle  mehrere  freie  kugelförmige  Keimzellen 
(Fig.  51),  an  denen  man  eine  Membran  und  einen  grünlichen  Inhalt  unterscheidet. 


IX.  LIGHENÄGEÄl. 

Durch  vegetative  Zellenbilduny  entsteht  ein  ZellJwrper ;  an  de)'  Oberfläche  ein- 
zelner Partieen  desselben  sitzen  die  Mutterzellen,  ivelche  durch  freie  Zellenbildung 
mehrere  Keimzellen  (in  bestimmter  Zahl)  erzeugen. 

(')  Aiinales  d.  sc.  nat.,  troisieme  serie,  I ,  pag.  29. 


—     d69     — 

Die  Lichenaceen  oder  Flechten  stimmen  mit  den  Stilophoreen  und  den  Fuceeti 
in  vegetativer  Beziehung  überein  ;  sie  sind  von  denselben  durch  die  Fortpflan- 
zung verschieden.  Mit  den  Protococcaceen ,  Faloniaceen  und  Confeivaceen  da- 
gegen sind  sie  durch  die  Fortpflanzung  verwandt ,  indem  die  Keimzellen  frei  in 
der  Mutterzelle  entstehen ;  doch  weichen  sie  von  diesen  drei  Ordnungen  schon 
darin  ab  ,  dass  die  Keimzellen  in  bestimmter  Zahl ,  nämlich  zu  8  (auch  zu  k  oder 
6  ?)  in  jeder  Mutterzelle  auftreten  ;  vorzüglich  aber  sind  sie  von  denselben  durch 
den  vegetativen  Bau  und  die  Stellung  der  Keimmutterzellen  verschieden.  Bei 
den  Confervaceen  nämlich  ist  die  Pflanze  (oder  deren  Organe)  eine  Zellenreihe 
oder  eine  Zellschicht ,  die  Keimmutterzellen  sind  Theile  dieser  Zellenreihe  oder 
Zellschicht ;  bei  den  Flechten  ist  die  Pflanze  ein  Zellkörper ,  welcher  die  Keim- 
mutterzellen als  von  seinem  Gewebe  verschiedene  Organe  trägt.  Das  Verhältniss 
der  Flechten  zu  den  Confervacee7i  ist  das  gleiche  wie  das  der  Mesogloeaceen 
(vorzüglich  der  Stilophoreen)  zu  den  Barnjiciceen. 

Zu  dieser  Ordnun»  gehören  ausser  Lichina  die  meisten  der  bisher  zu  den 
Flechten  gestellten  Gattungen.  Einige  der  letztern  ,  wie  z.  B.  die  Calycieen  ,  Gra- 
phideen müssen  zu  den  Pilzen  gebracht  werden  (*). 


X.  EXOCOCCACEiE. 

Zelle  ohne  Spitzenwachsthum ,  ohne  vegetative  ylsthildumj  und  ohne  vegetative 
Zellenhildimg ;  die  neuen  Individuen  entstehen  durch  icandständige  Zellenbildung 
je  eines  in  einem  kurzen  Aste. 

{*)  Schieiden  (Grundzüge  II,  p.  38,  erste  Aufl.)  rechuet  zu  den  Flechten  die  meisten  Pyrenomyceten ,  viele Gastero- 
iiiyceten  und  die  Ssporigen  Ilynienomyceten ,  indem  er  als  characteristischen  Unterschied  zwischen  Flechten  und  Pilzen 
festhält,  dass  hei  den  erstercn  die  Sporen  zu  mehreren  in  einer  grösseren  Mutterzelle,  bei  den  letzteren  einzeln 
in  einem  fadenförmigen  Fortsatze  der  Mutterzelle  entstehen.  Darnach  würden  auch  noch  einige  andere  Pilze  zu  den 
Flechten  gestellt  werden  müssen,  wie  z.  B.  Jchlija,  Leplomitus,  Ascophora,  Mucor  clc,  was  doch  kaum  die  Absicht 
sein  kann.  Von  einigen  andern  Pilzen,  welche  weder  auf  die  eine  noch  auf  die  andere,  sondern  auf  eine  dritte  Art 
ihre  Sporidien  bilden,  wäre  es  zweifelhaft,  wohin  sie  gehörten.  —  Wenn  man  die  Pilze  wegen  ihrer  von  allen 
übrigen  Pflanzen  abweichenden  £ntstehungsw eise,  Lebensart  und  Beschaffenheit  des  Zelleninhaltes  (vergl.  oben  pag- 
14  6)  nicht  als  besondere  Pflanzengruppe  bestehen  lassen  will,  so  gibt  es  gewiss  kein  Merkmal  der  Fructification , 

X>«nkscbr.  Nägeli.  2T 


—     170     — 

Die  Ordnung  der  Exococcaceen  schliesst  sich  in  Rücksicht  auf  die  vegetativen 
Verhältnisse  durchaus  an  die  Palmdlaceen  und  an  die  Protococcaceen  an.  Jede 
Pflanze  besteht  aus  einer  einzigen  kleinen  Zelle  ohne  Spilzenwachslhum  ,  ohne 
vegetative  Ast-  und  Wurzelbildung  ,  ohne  vegetative  Zellenbildung.  Die  Tochter- 
zellen werden  aber  nicht  innerhalb  der  Mutterzelle  gebildet,  wie  bei  den  Pal- 
mellaceen  und  Protococcaceen  ,  sondern  die  Mutterzelle  wächst  in  kurze  Aeste  aus, 
von  denen  jeder  zu  einer  bald  abfallenden  Tochterzelle  wird.  Wie  bei  den  beiden 
genannten  Ordnungen  ist  hier  ein  Unterschied  von  vegetativen  und  von  Keim- 
zellen noch  nicht  vorhanden. 

Von  dieser  Ordnung  kenne  ich  bloss  eine  Pflanze  ,  nämlich  Exococcus  ovatus  , 
den  ich  bei  Zürich  fand.  Die  Zellen  sind  eiförmig;  ihr  Durchmesser  beträgt  im 
Durchschnitte  0,00i^";  der  Inhalt  ist  homogen-grün.  Sie  gleichen  vollkommen 
einzelnen  P/eMrococcwszellen ,  aber  die  Tochterzellen  entstehen  ausserhalb ,  wie 
bei  Saccharomyces. 


XI.  VAüCHERIÄCEJE. 

Zelle  mit  vegetativer  Astbildimg  und  Spitzenivachsthimi  in  den  Aesten;  die  Keim- 
zellen entstehen  durch  wandständige  Zellenbildung  je  eine  aus  einem  kurzen  Aste , 
oder  aus  dem  Endtheile  eines  längern  Astes. 

Diese  Ordnung  stimmt  mit  den  Exococcaceen  in  der  Fortpflanzung  überein. 
Sie  unterscheidet  sich  von  derselben  durch  die  Vegetation  ,  indem  sie  Aeste  und 
Wurzeln  bildet,  welche  sich  durch  Spilzenwachslhum  verlängern.  Von  den 
Faloniaceen,  womit  diese  Ordnung  in  Rücksicht  auf  das  vegetative  Verhalten 
übereinstimmt ,  unterscheidet  sie  sich  durch  die  (reproductive)  Zellenbildung. 
Die  Tochterzellen  entstehen  aus  dem  ganzen  Inhalte  eines  kurzen  Astes  ,  oder  aus 

wonach  sich  Algen  ,  Flechten  und  Pilze  trennen  Hessen  ,  vreil  alle  Arten  der  Samenbildung  der  Pilze  auch  bei  den  Algen 
sich  finden,  und  es  bliebe  keine  andere  Wahl,  als  sie  alle  zusammen  zu  werfen  und  dann  die  ganze  Masse  nach  Bau  und 
Fortpflanzung  in  Gruppen  zu  theilen ,  und  dabei  fortwährend  Pilzgattung  neben  Algengattung  zu  stellen ,  was  aber 
gewiss  zu  einer  ganz  unnatürlichen  Anordnung  führen  würde. 


—     i71      — 

dem  ganzen  Inhalte  des  Endlheiles  eines  längern  Astes.  Sie  führen  mit  Recht  den 
Namen  Keimzellen  ;  denn ,  nachdem  sie  abgefallen  sind  ,  entwickeln  sie  sich  zu 
einer  vollständigen  Pflanze.  Bei  den  Exococcaceen  dagegen  kann  man  so  wenig 
als  bei  den  PalmeUaceen  und  den  Prolococcaceen  von  Keimzellen  sprechen  ,  weil 
die  Tochlerzellen  für  sich  schon  die  ganze  Pflanze  sind. 

AVenn  ,  Avoran  ich  nicht  zweifeln  will ,  die  Beobachtung  J.  Jgardh's  über  die 
Bildung  von  freien ,  sich  bewegenden  Keimzellen  (Sporen)  bei  firyopsis  richtig 
ist,  so  haben  wir  auch  bei  den  Faucheriaceen  ein  Beispiel  für  eine  doppelte  Frucht- 
bildung ,  wovon  die  eine  äussere  Keimzellen  durch  wandständige  Zellenbildung 
aus  einem  Aste  erzeugt  und  als  Fortpfanziing  bezeichnet  werden  muss,  die 
andere  dagegen  innere  Keimzellen  durch  freie  Zellenbildung  in  dem  Inhalte  eines 
Astes  hervorbringt  und  als  Fermehrung  gedeutet  werden  muss. 


d .  Bryopside.^. 
Die  Verästelungen  der  Zelle  sind  frei. 


Bpyopsis  Lam. 
TAB.  I,  Fig.  37  —  (l5. 

Bryopsis  ist  eine  einzige ,  cylindrische ,  verästelte  Zelle.  Beim  Keimen  verlängert  sich  die  Keimzelle  und 
wird  cylindriscli.  Sie  verästelt  sich  in  ein  aus  vielen  Achsen  zusammengesetztes  System.  Das  Jf'achsthum 
geschieht  an  der  Spitze  der  Achsen.  Man  überzeugt  sich  leicht  davon ,  wenn  man  den  Zelleninhalt  und  die 
Zelhvandung  an  der  Spitze  und  in  den  übrigen  Theilen  der  Achsen  vergleicht,  und  wenn  man  die  Entstehung 
der  Aeste  berücksichtigt.  Man  muss  aber  zweierlei  Arten  von  Achsen  genau  von  einander  unterscheiden,  welche 
sich  in  Bezug  auf  diese  Punkte  ganz  ungleich  verhalten,  ich  will  sie  Stämme  und  Blätter  heissen.  Die  erstem 
wachsen  unbegrenzt  und  erzeugen  1)  neue  Stämme  (Aeste)  und  2)  Blätter.  Die  Blätter  dagegen  haben  be- 
grenztes Wachslhum  und  verästeln  sich  nicht. 

Die  Zelhvandung  hat  im  ganzen  Verlaufe  der  Stämme  eine  ziemliche  Dicke  und  besteht  aus  der  eigentlichen 
Zellmembran  (Fig.  liZ,k^,  a)  und  aus  der  gallertartigen  Extracellularsubstanz  (Fig.  h5,Uö,  b).  Die  letztere  ist 
nach  aussen  durch  eine  starke  Linie,  wohl  auch  durch  2  Linien  begrenzt  (Fig.  'lo,  c);  sie  bezeichnen  ohne 
Zweifel  die  äusserste,  durch  äussere  Einflüsse  veränderte  Schicht  der  ausgeschiedenen  Gallerte,  und  sind 
somit  analog  der  an  der  Oberfläche  befindlichen  und  zu  einer  scheinbaren  Membran  erhärtenden  Gallerte  bei 
Nostoc.  Nar  an  der  Spitze  der  Stämme  wird  die  Zellwandung  allmälig  schmäler  (Fig.  38).  Man  unterscheidet 
daselbst  nicht  mehr  Membran  und  Extracellularsubstanz.  Im  Punktum  vegetationis  ist  die  Wandung  äusserst 
schmal  (Fig.  38,  a).  —  An  vollkommen  ausgewachsenen  Blättern  ist  die  Wandung  im  ganzen  Umfange  dick , 


—     i72     — - 

und  aus  der  Membran  und  der  Extracellularsubsfanz  gebildet.  Unmiltelbar  an  der  Spitze  ist  die  letztere  am 
mächtigsten  und  daher  auch  daselbst  die  Wandung  am  dicksten  (Fig.  59,  a).  An  jungen  noch  wachsenden 
Blättern  (Fig,  38,  f,  f)  verhält  sich  die  Membran  Avie  am  Stammende;  sie  ist  eine  schmale  Gallcrtschicht,  an 
welcher  Membran  und  Extracellularsubstanz  nicht  unterschieden  werden  können,  und  welche  nach  dem 
Punctum  vegctationis  hin  an  Zartheit  zunimmt. 

Der  Zelleninhalt  in  den  ausgewachsenen  Theilen  der  Stämme  und  in  den  ausgewachsenen  Blättern  besieht 
aus  einer  das  ganze  Lumen  erfüllenden,  wasserhellen  Flüssigkeit,  und  aus  halbflüssigen  oder  festen  Stoffen, 
welche  an  der  innern  Fläche  der  Zellmembran  liegen  (Fig.  39).  Die  letztere  ist  mit  einer  continuirlichen  Schicht 
von  homogenem  oder  körnigem  Schleime,  derSchleimschiclit,  überall  bekleidet,  Avelche  oft  den  Anschein  einer 
dritten,  innern  Membran  gewährt.  An  der  Schlcimschicht  ist  zuweilen  ein  schönes  Ketz  von  Schleimfäden 
(Strömungsfäden)  sichtbar  (Fig.  kO).  Dasselbe  liegt,  wie  man  sich  durch  Veränderungen  des  Focus  überzeugt, 
an  der  innern ,  nach  dem  Lumen  der  Zelle  gerichteten ,  freien  Fläche  der  Schleimschicht.  Ausser  homogenem 
und  feinkörnigem  Schleime  enthält  diese  Schicht  ferner  noch  deutliche  Schleimkörnchen  und  Chlorophyll- 
bläschen.  Leber  das  weitere  merkwürdige  Verhalten  der  Schleimschicht  in  verletzten  Zellen ,  besonders  über 
die  Regeneration  der  Zellmembran  muss  ich  auf  einen  frühern  Aufsatz  verweisen  (*).  —  Im  Punctum  vege- 
tationis  der  Stämme  und  Blätter  ist  bloss  ein  homogener,  farbloser  Schleim  vorhanden  (Fig.  38,  a,  f,  1).  J^iach 
unten  wird  dieser  Schleim  körnig.  Dann  färbt  er  sich  grünlich  (Fig.  38,  b) ;  dort  beginnt  die  Bildung  des  Chlo- 
rophylls. Weiter  nach  unten  ist  er  grün;  das  Chlorophyll  ist  gebildet ,  liegt  aber  noch  mit  dem  Schleime  im 
ganzen  Lumen  der  Zelle  zerstreut.  Später  tritt  das  Chlorophyll  und  der  Schleim  an  die  Wandung  und  bildet  die 
Schleimschicht. 

Aus  diesen  beiden  Reihen  von  Thatsachen ,  betreffend  das  Verhalten  der  Zellwandung  und  des  Inhaltes  in 
verschiedenen  Theilen  von  Bryopsis  geht  hervor,  dass  die  Achsen  ausschliesslich  an  der  Spitze  icachsen , 
ferner  dass  die  Stämme  unbegrenzt,  die  Blätter  dagegen  begrenzt  ivachsen.  Das  Spitzenwachsthum  (*) 
besteht  aus  2  verschiedenen  Momenten,  1)  der  Membranbildung  und  2)  der  Ausdehnung  der  Membran.  Die 
Menibranbildung  ist  bei  den  Stämmen  tmbegrenzt ;  sie  verlängern  sich  ohne  Ende.  Die  Stämme  und  Aeste 
haben  eine  sehr  ungleiche  absolute  Länge,  aber  ihre  Spitze  ist  immer  im  Zustande  des  Wachsthums  be- 
griffen; sie  zeigt  immer  eine  zarte  Membran  und  einen  farblosen,  schleimigen  Inhalt.  Die  Ausdehnung  der 
Membran  ist  bei  den  Stämmen  begrenzt.  Die  Stämme,  sie  mögen  noch  so  lang  sein,  haben  in  ihrem  ganzen 
Verlaufe  ungefähr  die  gleiche  Dicke,  an  der  Spitze  Averden  sie  allmälig  dünner.  Daraus  folgt,  dass  die  Membran 
sich  später  nicht  mehr  in  die  Breite  ausdehnt ,  sondern  zu  einer  bestimmten  Zeit  die  Ausdehnung  beendigt. 
Die  Blätter  an  den  Stämmen  oder  die  Narben  der  abgefallenen  Blätter  (Fig.  57,  hk)  zeigen  am  ganzen  Stamme 
ungefähr  die  gleiche,  verticale  Entfernung;  an  der  Spitze  jedoch  rücken  sie  in  einander;  ein  Beweis  dafür, 
dass  die  Membran  sich  später  auch  in  die  Länge  nicht  melir  ausdehnt.  —  An  den  Blättern  ist  die  Membran- 
bildung und  die  Ausdehnung  der  Membran  begrenzt.  In  allen  Blättern,  mit  Ausnahme  der  jungen,  noch  un- 
entwickelten ,  zeigt  die  Wandung  und  der  Inhalt  im  ganzen  Umfange  das  gleiche  Verhalten  Avie  an  denjenigen 
Theilen  des  Stammes ,  wo  alles  Wachsthum  aufgehört  hat.  Ferner  besitzen  alle  Blätter  ungefähr  die  gleiche 
Länge  und  ungefähr  die  gleiche  Dicke. 

Wie  die  Stammachsen  sich  unbegrenzt  A^erlängern ,  so  erzeugen  sie  auch  ohne  Ende  Blätter  und  einzelne 
neue  Staramachsen.  Die  Entstehung  eines  Blattes  oder  Astes  beginnt  damit,  dass  in  einem  Punkte  der  Zell- 
membran neue  Membranbildung  auftritt  (Fig.  58,  f),  und,  indem  dieselbe  fortdauert,  eine  neue  Achse  erzeugt 
(Flg.  58,  f,  f,  f).  Ist  diese  Membranbildung  von  begrenzter  Dauer,  so  ist  das  Produkt  ein  Blatt;  ist  sie  von 
unbegrenzter  Dauer,  so  ist  es  ein  Ast.  An  einer  Stammachse  entstehen  viel  mehr  Blätter  als  Aeste.  Während 


(')  Schieiden  und  NägeWs,  Zeitschrift  f.  w.  Bot.,  lieft  \,  pag.  DO  ß. 
C)  Vcrgl.  a.  g.  0.  Uefl  i,  pag.  159  ff.,  und  Heft  3  und  4,  pag.  73. 


—     475     — 

der  Stamm  a  —  b  in  Fig.  57  z.  B.  über  100  Blätter  erzeugte,  bildete  er  bloss  2  Aeste.  An  der  Spitze  der  Stämme 
stehen  junge,  sich  entwickelnde  Blätter  (Fig.  57,  a;  Fig.  58);  nach  unten  folgen  ausgebildete  Blätter  (Fig  57. 
f,  f).  Nachdem  die  Blätter  einige  Zeit  an  den  Stämmen  gestanden  haben,  so  fallen  sie  ab,  desswegen  sind  die 
Stämme  und  Aeste  in  einer  gewissen  Entfernung  von  der  Spitze  nach  unten  zu  überall  nackt  (Fig.  37,  c  b,  e  d), 
während  die  Stammspifzen  immer  mit  Blättern  bedeckt  sind.  Man  kann  lueufig  die  Narben  der  abgefallenen 
Blätter  sehen  ,  besonders  da ,  wo  die  Narben  noch  jung  sind  (Fig.  57  c  —  b;  hh ,  a,  b). 

Die  Blätter  trennen  sich  nicht  unmittelbar  an  der  Basis  vom  Stamme,  sondern  sie  reissen  etwas  oberhalb  der 
Basis  entzwei.  In  Fig.  Uö  bezeichnet  a  b  —  a  b  einen  Theil  der  Wandung  des  Stammes,  und  c  den  Rest  des  abge- 
fallenen Blattes.  Da  die  Blätter  nur  Theile  einer  Zelle  sind  und  mit  den  übrigen  Theilen  derselben  communiziren , 
so  niüsste  das  Lumen  der  Zelle  sich  beim  Abfallen  der  Blätter  nach  aussen  öffnen  und  das  Leben  der  Zelle  zer- 
störenden Einflüssen  preis  geben,  wenn  nicht  durch  eine  besondere  Erscheinung  diess  verhindert  würde. 
Unmittelbar  ehe  das  Blatt  abfällt,  bildet  sich  zwischen  dem  Lumen  des  Blattes  und  dem  Lumen  des  Stammes 
eine  gallertartige  Scheidewand  (Fig.  h^,  d).  Dadurch  schliesst  sich  das  Lumen  der  ganzen  Zelle  gegen  das- 
jenige ihres  abgestorbenen  Theilcs  (des  Blattes)  und  somit  gegen  aussen  ab.  Aufweiche  Art  diese  Wand  sich 
bilde,  ist  mir  nicht  recht  klar  geworden.  Am  häufigsten  sah  ich  sie,  wie  sie  in  fig.  45,  d  gezeichnet  ist.  Jeder- 
seits  geht  vom  Rande  bis  auf  eine  gewisse  Tiefe  eine  Spalte ,  man  sieht  deutlich ,  dass  sich  die  Membran  nach 
innen  faltet.  Im  Centrum  ist  aber  nichts  als  eine  homogene  gallertartige  Masse  sichtbar.  Oft  auch  erscheint  die 
ganze  Scheidewand  homogen  und  structurlos.  Die  Beobachtungen  an  Bnjopsis  Hessen  mich  über  die  Entste- 
hung und  die  Natur  der  Scheidewand  durchaus  im  Ungewissen.  In  der  verwandten  Galtung  Codium,  wo  auf 
gleiche  Weise  das  Lumen  der  begrenzten  Achsen  sich  von  der  übrigen  Zelle  abschliesst,  geschieht  es  durch 
eine  reichliche,  kreisförmige  Absonderung  von  Gallerte.  Dadurch  wächst  die  Zellwandung  an  der  Basis  der 
begrenzten  Achsen  ringsum  nach  innen ,  bis  sie  zuletzt  im  Centrum  zusammentrifft ;  der  Canal  verengert  sich 
dabei  mehr  und  mehr  und  oblitterirt  zuletzt.  —  Bei  Caulerpa  haben  die  Blätter,  wie  bei  Bnjopsis,  ebenfalls 
eine  kürzere  Lebensdauer  als  der  Theil  des  Stammes,  an  dem  sie  befestigt  sind.  Aber  dort  wird  die  abschliess- 
ende Wand  in  dem  absterbenden  Blatte  durch  einen  Pfropf  von  Caoulchouc  gebildet  {*). 

Die  Stellung  der  Blätter  am  Stamme  ist  an  kein  bestimmtes  Gesetz  gebunden.  Bei  der  gleichen  Art  (z.  B. 
Br.  Balbisiana,  oder  Br.  plumosa)  findet  man  zweizeilige,  regelmässig-spiralig  gestellte  und  unregelmässig- 
zerstreute  Blätter.  In  Fig.  Uk  z.  B.  zeigen  die  Narben  eine  g;inz  regelmässige  Spirale. 

An  den  untersten  Tlieilen  der  Stämme  befinden  sich  Wiir/.eln.  Sie  sind  ebenfalls  bloss  Zellenäsfe,  und  com- 
muniziren somit  mit  dem  Lumen  der  übrigen  Zelle.  Die  ^^'urzeln  sind  dünner  als  die  Stämme  und  enthalten  nur 
wenig  Chlorophyll.  Sie  besitzen  begrenztes  Wachsthum  und  verästeln  sich  unregelmässig. 

Für  die  Stamworgane  von  Bryopsis  muss  folgender  Begriff  festgestellt  werden  :  Achsen,  icekhe  durch  fort- 
gesetzte Neubildung  von  Membran  an  der  Spitze  unbeyrenzt  icuchsen,  durch  yleicfnnässige ,  l)egrcnzte 
Ausdehnung  der  Membran  zu  Cylindern  von  gleichförmiger  Dicke  werden,  und  ivelche  hinter  der  nach- 
senden Spitze  unbegrenzt  Blätter  erzeugen.  Die  beschreibende  Botanik  unterscheidet  an  Bryopsis  Stämme, 
Aeste  und  Aestchen  ( «  Fila,  Rami  und  Ramuli »  oder  «  Fila,  Finnse  und  Pinnuhe  »).  Diess  sind  aber  keine  ver- 
schiedenen, sondern  bloss  im  Alter  und  in  der  Grösse  von  einander  abweichende  Slammorgane.  Alle  haben 
unbegrenztes  Wachsthum  und  sind  der  nämlichen  Entwicklung  fähig.  Es  ist  aber  natürlich,  dass  die  jüngeren 
auch  kleiner  sind.  —  Zum  Begriffe  des  Slammorganes  gehört  nicht,  dass  es  fortwährend  Wurzeln  erzeugt,  wie 
diess  bei  Caulerpa  der  Fall  ist.  Caulerpa  hat  kriechende  Stämme,  an  denen  die  Wurzeln  immer  vor  den 
Blättern  entstehen. 

Die  Blattorgane  sind  Achsen,  ivelche  durch  Neubildung  von  Membran  an  der  Spitze  begrenzt  icachsen 
tind  durch  begrenzte  und  gleichmässige  Ausdehnung  eine  gleichförmig-cylindrische  Gestall  annehmen  , 

(')  Schh-iden  und  ."Wi^c/rs  Zeitsclirifl  f.  w.  B.,  Iloft  I  ,  pajj.  1^8. 
Den'.väclir.  X.cGELi  .  ^ 


—     i7h     — 

und  welche  an  dem  obern  Stammende  entstehen  und  nach  oben  gerichtet  smd.  Die  Systemafiker  nennen  die 
ßlälter  «  Ramenta  »,  eine  sehr  willkülirliclic  Benennung,  da  sie  wenig  Aelinliclikeit  mit  dem  bei  liöhern  Pflan- 
zen diesen  INanien  tragenden  Organe  besitzen.  Ich  liabe  sie  Blätter  genannt,  weil  sie  in  den  wesentlichen  Merk- 
malen mit  diesem  Organe  übereinstimmen.  Die  allgemeinen  BegrilTe  der  Organe  bei  den  Pflanzen  setzen  nicht 
eine  bestimmte  Organisation  voraus,  sondern  nur  ein  bestimmtes  Verhältniss  zu  andern  Organen.  Die  seitlichen 
begrenzten  Achsen  an  Bryopsis,  wieAvohl  sie  bloss  der  Theil  einer  Zelle  sind,  verdienen  den  Namen  Blatt 
ebensowohl,  als  die  sehr  hoch  organisirten  Blätter  der  Leguminosen,  Aveil  ihr  Verhältniss  zu  den  unbegrenzt 
wachsenden  (Stamm-)  Achsen  das  nämliche  ist.  —  Andere  Punkte  sind  zwar  nicht  entscheidend ,  verdienen  aber 
docii  einer  Erwähnung,  weil  sie  auch  bei  höhern  Classcn  des  Gewächsreiches  vorzugsweise  Attribute  der  Blsetter 
sind,  wie  z.  B.,  dass  die  Blätter  in  Bryopsis  ihren  Lebcnsprozess  friiher  vollenden  als  der  Theil  des  Stammes,  an 
dem  sie  stehen,  und  dass  sie  daher  ablallen;  dass  es  bei  Bryopsis  ebenfalls  vegetative  und  reproductive  Blattorga- 
ne giebt,  und  dass  bei  der  verwandten  Gattung  Caulerpa  die  Blätter  eine  gestielte  flächenförmige  Gestalt  haben. 

Die  ff  urzelortjane  iiind  Achsen,  trelche  durch  Nenbilduny  von  Membran  an  der  Spitze  becjrenzt  wachsen, 
und  durch  bexjrenzte  und  gleichförmige  Ausdehnung  der  Membran  eine  gleichförmig-cylindrische  Gestalt 
annefimen,  welche  sich  begrenzt  verästeln,  und  icelche  am  untern  Stammende  stehen  und  nach  unten 
gerichtet  sind. 

Die  herrschende  Ansicht  in  der  Botanik  geht  dahin ,  den  Algen  die  Blsetter  und  die  Wurzeln  abzusprechen. 
Sie  werden  desshalb  mit  Pilzen  und  Flechten  «Laubpflanzen,  Thallophyten,  Wurzellose,  Arrhizae,  Blattlose, 
Aphyllfe  »  geheissen.  Und  doch  passen  die  Organe  von  Bryopsis  und  von  Caulerpa  {*)  (um  nicht  von  andern 
Algen  zu  reden)  so  gut  auf  den  von  der  jetzigen  Botanik  aufgestellen  Begriff  von  Stanun,  Blatt  und  Wurzel, 
dass  sie  consequenter  Weise  auch  dafür  erklärt  und  daniil  benannt  werden  müssen.  Sobald  man  sich  streng 
an  die  Begriffe  hält,  wird  man  linden,  dass  in  allen  Klassen  der  Cryptogamen  Laubpflanzen  und  Pflanzen  mit 
Stamm  und  Blatt  vorkommen.  Die  Unterscheidung  der  Klassen  kann  dann  nicht  mehr  auf  den  Mangel  oder  die 
Anwesenheit  von  Organen  ,  sondern  sie  muss  lediglich  auf  die  Reproduction  und  auf  durchgreifende  Organi- 
sationsverhältnisse begründet  werden.  Dagegen  wird  der  Mangel  oder  die  Anwesenheit  von  Organen,  Familien 
und  Gattungen  unterscheiden. 

In  die  Gattungsdiagnose  von  Bryopsis  müssen  folgende  Bestimmungen  aufgenommen  w  erden  :  Die  Pflanze 
ist  eine  einzige  verüstelte  Zelle,  welche  an  den  Achsenenden  durch  Neubildung  von  Blembran  und  durch 
Ausdehnung  der  neugebildeten  Membran  wächst,  mit  unbegrenzten,  cylindrischen  und  verästelten  Stamm- 
nchsen,  die  an  ihrem  obern  Ende  fortwährend  begrenzte,  cylindrische  und  einfache  Blätter  erzeugen. 

Die  Chlorophyllbläschen  liegen,  wie  schon  oben  gesagt  wurde,  zuerst  zerstreut  durch  das  Lumen  der  Zelle  im 
Schleiminhalte.  Nachher,  wenn  der  Schleim  sich  als  eine  peripherische  Schicht  an  die  innere  Oberfläche  der 
Zellmembran  anlegt,  so  befinden  sich  die  Chlorophyllbläschen  an  der  Innern  Oberfläche  der  Schieimschicht 
(Fig.  59,  ft3,  p).  Von  der  Fläche  angesehen  erscheinen  sie  oval  oder  länglich  (Fig.  kl,  a,  b,  c,  d,  e) ;  von  der  Seite 
sind  sie  zusammengedrückt  mit  einem  nach  innen  vorstehenden  Nabel  in  der  Mitte  (Fig.  h{ ,  f).  Wenn  sie 
durch  Zerreissung  der  Zelle  frei  in's  Wasser  treten,  so  zieht  sich  der  Rand  zusammen,  so  dass  sie  eine  con- 
cave  Gestalt  bekommen  ;  in  Fig.  Ul,  g  ist  die  Ansicht  des  Durchschnittes  gezeichnet.  Besassen  sie  vor  der  Ver- 
änderung eine  längliche  Form ,  so  lassen  sie  sich ,  nachdem  sie  concav  geworden,  am  besten  mit  einem  schma- 
len Offiziershute  vergleichen  (Fig.  h\,  h).  —  Die  Chlorophyllbläschen  sind  von  einer  zarten  farblosen  Membran 
gebildet,  in  welcher  homogenes  Chlorophyll  eingeschlossen  ist.  Im  Centrum  des  Bheschens  liegt  ein  kleines 
Starkekügelchen  ;  zuweilen  jedoch  liegt  es ,  zwar  in  der  Mitte  des  Bläschens,  an  der  Wand;  zuweilen  sind  auch 
"2  und  3  Amylumkügelchen  in  1  Bläschen  eingeschlossen  (flg.  lil,d^e).  Diese  Aniylumkügelchen  bleiben 
iinmor  klein,  im  Verhältniss  zum  Chlorophyllbläschen  ;  frei  werden  habe  ich  sie  in  Bryopsis  nicht  gesehen. 

(')  A.  g.  0.,  IleftI,  pag.  134  ff. 


—     175     — 

Die  Cloropliyllblaeschen  von  Bryopsis  haben  eine  grosse  Analogie  mit  den  Kernbiseschen  der  übrigen  Pflanzen. 
Diese  enthalten  in  einer  geschlossenen  Membran  Schleim  und  i  oder  mehrere  Schleimkernchen.  Die  Chlorophyll- 
blaeschen  enthalten  in  einer  geschlossenen  Membran  Chlorophyll  und  1  oder  mehrere  Sljcrkekernclien.  —  Ihre 
blajschenarlige  Natur  wird  besonders  deutlich,  wenn  sie  im  absterbenden  Zelleninhalle  sich  veraendern ,  um 
nachher  sich  aufzulösen.  Sie  werden  grösser  und  kugelig;  das  Chlorophyll  entlccrbl  sich  und  geht  über  in 
kleine  Körnchen,  die  in  einer  wasserhellen  Flüssigkeit  liegen;  die  Membran  des  Blsschens  ist  dann  sehr  deut- 
lich zu  erkennen  (Fig.  'iG). 

Die  ChloropliyUI)hipschen  pflanzen  sich  auch  fort.  Wenigstens  beobachtete  ich  in  dem  ausgetretenen  Inhalte 
von  jungen  Stammtheilen  und  Blcettern  zarte  Chlorophyllblaeschcn  mit  1  Kernchen,  mit  2  Kernchen  und  2  dicht 
beisammen  liegende,  wie  durch  Theilung  eines Mutterblseschens  entstandene  kleinere  Bla^schen ,  jedes  mit 
1  Kernchen  (Fig.  Wi  a,  b,  c,  d,  e). 

Von  Bryopsis  ist  noch  einer  Merkwürdigkeit  zu  erwaehnen ,  dass  man  naemlich  zuweilen  in  aeltern  Staemmen 
freie,  nur  mit  den  beiden  Enden  an  entgegengesetzte  Punkte  der  Membran  befestigte  Fasern  findet,  wie  sie 
Caulerpa  hat.  Bei  Caulerpa  sind  dieselben  aber  eine  constanfe,  bei  Bryopsis  eine  ausnahmsweise  Erschei- 
nung ;  auch  treten  sie  in  letzterer  Gattung  nur  vereinzelt  auf  und  erreichen  keine  bedeutende  Starke. 


Vaacheria  DC. 

Tab.  IV,  Fig.  21,  22. 

Die  Keimzelle  waechst  in  einen  Ast  aus ,  welcher  sich  durch  Spitzenwachsthum  verlaengert.  Durch  seitliches 
Auswachsen  bildet  er  neue  Aeste,  welche  ebenfalls  an  der  Spitze  wachsen.  Die  Vaucherien  bestehen  also, 
wie  bekannt,  aus  einer  einzigen,  fadenförmigen,  veroestelten  Zelle,  welcher  die  vegetative  Zellenbildung  man- 
gelt. An  aeltern  Theilen  der  Zellena^ste  bilden  sich  zuweilen  Querwaende;  aber  es  geschieht  diess  nur  da,  wo  die 
Zelle  verletzt  wird,  oder  wo  stellenweise  der  Inhalt  krankhaft  veraendert  oder  abgestorben  ist.  Die  Wandbildung 
an  Faucheria  ist  daher,  wie  bei  Bryopsis,  immer  ein  abnormaler  Vorgang  und  nicht  als  vegetative  Zellen- 
bildung zu  bezeichnen  (').  —  Die  Aeste  von  Faucheria  sind  grün,  indem  die  innere  Flaeche  der  Wandung 
mit  Chlorophyllblaeschen  bedeckt  ist;  im  Alter  werden  die  Aeste  entfärbt,  indem  die  Chlorophyllblaeschen  ganz 
oder  theilweise  durch  kleine  Amylumkügelchen  ersetzt  werden. 

Wenn  die  Pflanze  fruciifiziren  soll,  so  entstehen  Seifenaeste.  Sind  dieselben  kurz,  so  bildet  sich  der  ganze 
Inhalt  durch  wandstanidige  Zellenbildung  in  eine  Keimzelle  um.  Sind  sie  lang,  so  besondert  sich  der  Inhalt  des 
Astendes  und  erzeugt  auf  gleiche  Weise  durch  wandstaendige  Zellenbildung  eine  Keimzelle.  Bei  einigen  Arten 
(F.  clavata)  verlassen  die  Keimzellen  die  Mutterzellen  und  bewegen  sich  im  Wasser.  Bei  allen  übrigen  Arten 
fallen  die  Keimzellen  mit  der  sie  umkleidenden  Membran  der  Mutlerzelle  zugleich  ab  und  sind  unbewc"lich. 

Neben  den  kurzen  Aesten ,  in  welchen  die  Keimzellen  erzeugt  werden ,  stehen  haeufig  dünne,  hackenförmic- 
gekrümmte  Aeste.  Faucher  hielt  sie  für  maennliche,  den  Antheren  analoge  Organe,  indem  er  angiebt,  dass 
ihr  Inhalt  ausgestreut  werde,  Sie  haben  allerdings  eine  Bezieliung  zur  Keimzellenbildung,  ohne  aber  dess- 
wegen  nuennliche  Organe  zu  sein.  Die  Hackena-stchen  stehen  bei  Faucheria  sessilis  dicht  neben  den  dickeren 
Aestchen  ,  welche  die  Keimzelle  erzeugen  sollen  (Fig.  2i).  Sie  sind  länger  als  die  letztern  und  gebogen ,  so  dass 
die  Spitze  oder  der  obere  Seilentheil  den  Scheitel  des  dickern  Keimästchens  berührt.  Die  Ilackenästchen  sind 
anfangs  ganz  grün.  Später  entfärbt  sich  ihr  Endtheil,  indem  er  seinen  Inhalt  verliert,  welcher  in  das  Keim- 
ästchen  übergellt.  Obgleich  ich  dieses  üeberlreten  selbst  nicht  gesehen  habe,  so  ist  es  doch  der  übrigen 

(•)  Vergl.  Zeitschrift  für  w.  Bot.,  Heft  4,  pag.  90  ff. 


—     476     — 

Erscheinungen  wegen  unzweifelhaft.  Denn  einmal  sieht  man  die  beiden  Aestchen  zuerst  in  Berührung;  ferner 
sieht  man,  dass  das  dünnere  Aestchen  den  Inhalt  seiner  obern  Hälfte  verloren  liat;  endlich  sieht  man  später, 
wenn  sich  die  beiden  Aestchen  wieder  von  einander  getrennt  haben,  dass  beide  an  der  Spitze  eine  Oeffnung 
besitzen,  und  dass  die  Oeffnungen  aufeinander  passen  (Fig.  22).  Das  Hackcnästchen  legt  sich  also  nicht  bloss 
an  das  Keimästchen  an ,  wie  bisher  geglaubt  wurde ,  sondern  die  Scheidewand  zwischen  bdiden  wird  resorbirt, 
wie  bei  Zygnema,  Spirogyra,  Mougeotia,  und  der  Inhalt  des  einen  tritt  in  das  Lumen  des  andern  hinüber. 
Hätten  sich  die  beiden  Aestchen  bloss  an  einander  angelehnt,  so  musste  nach  der  Trennung  an  dem  einen  oder 
degi  andern,  oder  an  beiden  eine  verschliessende  Wand  siclitbar  sein.  —  Das  Hackcnästchen  verliert  nicht 
seinen  ganzen  Inhalt,  sondern  je  nach  seiner  Länge  bloss  den  Inhalt  seiner  obern  Hälfte  oder  eines  noch  klei- 
nern Theiles.  Entweder  sind  alle  festen  Stoffe  (Schleim  und  Chlorophyll)  in  das  Keimästchen  übergegangen , 
oder  es  sind  späterhin  noch  einzelne  kleine  Partieen  sowohl  in  dem  Hackenästchen  selbst  (Fig.  22,  d),  als  in 
dem  von  demselben  an  dem  Scheitel  des  Keimästchens  zurückgebliebenen  Theile  (Fig.  22,  g)  zu  sehen.  Der 
untere  Theil  des  Hackenästchens ,  welcher  seinen  Inhalt  behält,  schliesst  sein  Lumen  durch  eine  neugebil- 
dete Scheidewand,  welche  ander  freigewordenen  Oberfläche  des  zurückgebliebenen  Inhaltes  entsteht  (Fig. 
22,  b,  d).  Doch  ist  es  auch  möglich  ,  dass  die  Wand  schon  vor  der  Ergiessung  des  Inhaltes  sich  bildete,  und 
dass  somit  die  übertretende  Inhaltsmenge  durch  die  Grösse  der  entstandenen  Zelle  bestimmt  würde,  —  ob- 
gleich mir  die  erstere  Erklärung  Avahrscheinlicher  ist.  —  Die  Trennung  der  beiden  Aestchen  erfolgt  nach 
vollendeter  Copulation ;  sie  scheint  vorzüglich  dadurch  veranlasst  zu  werden ,  dass  das  Hackenästchen  durch 
Ausdehnung  sich  verlängert,  und  dadurch  seine  Spitze  von  dem  Scheitel  des  Keimästchens  wegdrängt.  Mit 
dem  Längerwerden  krümmt  es  sich  immer  mehr,  und  erscheint  zuletzt  oft  eingerollt. 

Die  Copulation  ist  nicht  nothwendig  für  die  Keimzellenbildung;  denn  nicht  selten  entstehen  die  Keimzellen 
ohne  dieselbe,  indem  nämlich  die  Hackenästchen  ganz  mangeln.  Zuweilen  geschieht  es  auch,  dass  die  Copu- 
lation nicht  statt  findet,  weil  die  beiden  Aestchen  einander  verfehlen.  Diess  ist  in  Fig.  22,  f  der  Fall,  wo  der 
Inhalt  des  Endtheiles  des  Hackenästchens  in  eine  farblose,  schleimartige  Masse  zusammen  geflossen  ist,  und 
die  Keimzelle  sich  aus  dem  Inhalte  des  Keimästchens  allein  gebildet  hat.  Wie  es  sich  mit  denjenigen  Arten 
verhalte,  wo  neben  einem  Hackcnästchen  mehrere  (2  —  b)  Keimästchen  stehen,  ob  hier  alle  Keimästchen 
oder  bloss  einzelne  sich  mit  dem  Hackenästchen  copuliren,  muss  durch  fernere  l^eobachtung  ausgemittelt 
werden.  Bei  Vaucheria  geminata,  wo  sich  bei  einem  Hackenästchen  zwei  Keimästchen  finden  ,  sehe  ich  in 
der  Regel  an  beiden  eine  von  der  Copulation  herrührende  Narbe  am  Scheitel. 

Die  Copulation  bei  Vaucheria  und  bei  den  Zygnemaceen  scheint  vollkommen  derselbe  Vorgang  zu  sein , 
und  die  gleiche  Bedeutung  zu  besitzen.  Sie  ist  bei  Fancheria,  wo  sich  die  Aestchen  der  gleichen  Pflanze  und 
sogar  bloss  des  gleichen  Astes  mit  einander  verbinden ,  um  so  begreiflicher,  seit  auch  bei  Spirogyra  {*)  Copu- 
lation zwischen  den  Zellen  des  gleichen  Fadens  bekannt  ist.  So  wenig  übrigens  bei  den  Zygnemaceen  die 
Copulation  ein  wesentliches  Merkmal  ist,  so  wenig  ist  sie  es  bei  Faucheria ,  da  sie  an  beiden  Orten  in  der 
Regel  zwar  statt  findet,  aber  eben  so  gut  mangeln  kann. 

Der  Inhalt  des  Keimästchens  besondert  sich  in  kugelförmiger  oder  ovaler  Gestalt,  und  erzeugt  an  seiner 
ganzen  Oberfläche  eine  Zellmembran.  Dieselbe  ist  an  die  Wandung  des  Keimästchens  angeleimt,  bloss  an  dem 
Scheitel  (wenn  Copulation  statt  findet)  und  an  der  Basis  ist  sie  frei  (Fig.  22,  BJ;  wenn  keine  Copulation  statt 
findet,  so  ist  bloss  das  untere  Ende  der  Keimzelle  frei  (Fig.  22,  e).  Die  Keimästchen  reissen  unterhalb  der 
Keimzellen  ab,  wodurch  diese  ausgestreut  werden.  Das  Lumen  des  Astes,  welches  dadurch  sich  öffnet,  schliesst 
sich  sogleich,  indem  der  Inhalt  an  dieser  Stelle  Membran  bildet.  —  Die  Keimzellen  sind  dicht  mit  Chlorophyll 
und  Stärkemehl  gefüllt;  das  erstere  wird  nach  und  nach  durch  das  letztere  fast  ganz  verdrängt. 

(')  Vcrgl.  pag.  151 . 


—     177     — 


2.    CODIEAE. 

Die  Ferästelumjen  der  Zelle  legen  sich  in  ein  Gewehe  zusammen ,  und  bilden 
scheinbar  einen  Zellkörper. 


Udotea  cyathiformis  Decaisne. 

(Flabellaria  Desfontainii  Lani.  Codium  Qabelliforme  und  C.  membranaceum  Ag. 
Rhipozonium  lacinulatum  und  Desfontainii  Kütz.) 

Tab.  II,  Fig.  25  —  30. 

Udotea  crathiformis  ist  eine  gestielte ,  blattarlige  Frons.  Der  Stiel  wird  bis  '/.  Zoll  lang  und  ist  cylindrisch 
oder  zusammengedrückt;  die  Fläche  der  Frons  ist  */>  bis  2  Zoll  lang  und  ebenso  breit,  und  beträgt  in  der 
Dicke  kaum  0,040'"  —  0,000'^'.  Dem  äusseren  Anscheine  nach  stellt  sich  Udotea  als  eine  aus  Zellgewebe 
bestehende  Frons  dar,  wie  z.  B.  Padina  Pamnia.  Die  niicroscopische  Untersuchung  zeigt  aber  einen  ganz 
abweichenden  und  höchst  merkwürdigen  Bau.  Auf  horizontalen  oder  verlicalen  Durchschnitten,  welche  senk- 
recht zur  Fläche  der  Frons  sind,  erkennt  man  2  verschiedene  Straten  ,  ein  farbloses  Mark  und  jederseits  eine 
grün-gefärbte  Rinde.  Kiitziny  (')  erwähnt  der  Rinde  nur  beim  Stiel  der  Frons,  den  er  «  Cauloma  »  nennt: 
sie  ist  aber  an  der  Fläche  der  Frons  («  Phylloma  »  Ktzg.)  ebenfalls  vorhanden.  Das  Stiick ,  das  der  Verfasser 
auf  Tab.  42  (III,  2)  darstellt,  und  das  nur  geringe  Andeutungen  von  Rindensubstanz  enthält,  ist  vom  obern 
Rande  der  Frons,  wo  die  Rinde  noch  in  der  Entwicklung  begriffen  ist;  weiter  nach  unten  bedeckt  sie  die  Mark- 
schicht vollkommen. 

Das  Mark  (Fig.  25,  m  —  m)  besteht  aus  senkrechten ,  parallelen  Röhren.  Diese  Röhren  liegen  in  der  Achsen- 
fläche der  Frons ,  meist  in  einer  einfachen  Schicht .  so  dass  man  auf  dem  verlicalen  Querschnitte  eine  einzige 
Röhre,  auf  dem  horizontalen  Querschnitte  eine  einfache  Reihe  durchschnittener  Röhren  sieht.  Sie  bilden  ein 
sehr  lockeres  Gewebe,  indem  sie  sowohl  unter  sich  als  von  der  Rinde  durch  sehr  verdünnte  Gallerte  getrennt 
sind.  Sie  sind  durch  die  ganze  Länge  der  Frons  continuirlich  und  ohne  Scheidewände.  Sie  Iheilen  sich  hin  und 
wieder  dichotomisch ,  so  dass  sie  nach  oben  an  Zahl  zunehmen  (Fig.  26,  1  theilt  sich  in  a  und  c;  Fig.  27,  a  in 
b  und  b,  b  in  c  und  c).  Auch  an  diesen  Theilungsstellen  sind  keine  Scheidewände  (Fig.  27,  m,  n),  so  dass  also 
alle  Röhren  einer  Frons  mit  einander  communiziren,  und  eine  einzige,  fadenförmige,  sich  vielfach  verästelnde 
Zelle  darstellen. 

Die  Rinde  an  der  Fläche,  wie  am  Stiele  der  Frons,  erscheint,  von  aussen  betrachtet,  als  ein  Zellgewebe 
(Fig.  28),  und  Kutziny  bezeichnet  diesen  Anschein  richtig  durch  « corlex  ccllulosus  tenuissimus. »  Es  wäre  aber 
unrichtig,  diess  so  zu  verstehen,  als  ob  sie  aus  vielen  Zellen  gebildet  sei.  Die  Markröhren  geben  Inn  und 
wieder  nach  beiden  Seiten  Aestchen  ab  (Fig.  26,  b,  b) ;  diese  Aestcheu  verzweigen  sich  auf  manigfaltige 
Weise  in  grössere  und  kleinere  Lappen  (Fig.  26,  d,  d).  Diese  Lappen  der  verschiedenen  Rindenästchen  sind 
es,  welche  sich  enge  aneinander  legen  und  eine  Rinde  erzeugen,  die  das  Mark  vollständig  abschliesst.  Jeder 

(*)  Phycologia  gen.,  pag.  309. 
Deukscbr.  N/EGELi.  ^.iT 


—     178     — 

Lappen  erscheint  von  aussen  betrachtet  als  besondere  Zelle  (Fig.  28).  Die  Verlheilung  der  Rindenästchen  und 
die  Geelalt  der  Lappen  ist  sehr  verschieden ;  oft  sind  beide  ganz  unrcgelmässig ;  oft  bieten  sie  ziemlich  regel- 
mässige Formen  dar,  (so  z.  B.  Fig.  29,  wo  ein  solcher  Lappen,  von  aussen  angesehen,  dargestellt  ist).  Die 
Rindenästchen  besitzen  eine  conlinuirliche  Höhlung ,  welche  auch  mit  dem  Lumen  der  Markröhren  commu- 
nizirt;  sie  sind  also  bloss  Verzweigungen  der  Zellenäste,  welche  das  Mark  bilden. 

Idotea  besteht  sonach  aus  einer  einzigen,  vielfach  ^■erästellen  Zelle  mit  zweierlei  Achsen,  von  denen  die 
einen  das  Mark,  die  andern  die  Rinde  bilden. 

Der  Zelleninhalt  besteht  vorzüglich  aus  Chlorophyll,  welches  an  der  Wandung  liegt,  und  aus  Amylum.  Die 
Kindenästchen  sind  inwendig  dicht  mit  Chloroph)lll)läschen  bedeckt,  und  dadurch  intensiv  grün  gefärbt;  nur 
die  letzten  Läppchen  an  den  Rindenästchen  sind  fast  farblos.  Die  Markröhren  enthalten  kleine  Amylumkügel- 
chen  und  sehr  wenig  Chlorophyll;  sie  erscheinen  desshalb  schwärzlich  in  der  farblosen ,  durchsichtigen  Gal- 
lerte, in  welcher  sie  liegen.  In  den  wachsenden  Spitzen  der  Markröhren  (Fig.  27,  c,  c)  und  in  den  jungen 
wachsenden  Rindenästchen  (Fig.  27  ,  d,  e,  f)  ist  zu  äusserst  bloss  ein  homogener,  ungelärbter  Schleim,  wel- 
cher nach  unten  hin  körnig  wird. 

Die  Markröhren  Avachsen  an  der  Spitze ,  w  ie  die  Achsen  von  Bryopsis  und  Caulerpa.  Beweise  dafür  sind 
auch  hier  das  Verhalten  des  Inhaltes  und  der  Membran  an  der  Spitze  und  in  den  übrigen  Theilen  der  Mark- 
röhren, das  Verzweigen  derselben  und  die  Erzeugung  von  Rindenästchen.  Das  Wachstiunn  ist  besonders  leicht 
an  der  Form  zu  beobachten,  welche  Jgardh  Codium  flabelliforme ,  Kützing  Rhipozonium  lacinulatum  genannt 
hat.  Die  Achsen  der  Markröhren  wachsen  nicht  unbegrenzt,  sondern  bloss  bis  auf  einen  bestimmten  Punkt  und 
Iheilen  sich  dann  dichotomiscli  (Fig.  20  m;  27,  m,  n,  n).  Das  Spitzeuwachslhum  besteht  darin,  dass  in  einem 
Funkle  der  Membran  (im  Scheitel  der  Achse)  die  Membranbildung  fortdauert,  und  die  neugebildete  Membran 
sich  dann  bis  zu  der  erforderlichen  Weite  ausdehnt.  Die  Membranbildung  dauert  nun  an  den  Markröhren- 
achsen nur  eine  bestimmte  Zeit,  dann  hört  sie  auf  (so  in  den  Punkten  m,  n,  n,  Fig.  27).  Statt  dessen  tritt  in 
2  andern ,  etwas  seillich  von  der  Spitze  gelegenen ,  opponirten  Punkten  neue  Membranbildung  auf  und  dauert 
eine  gewisse  Zeit  lang  fort.  Dadurch  entstehen  2  neue  Achsen  (Fig.  27,  b,  b,  welche  die  Tochterachsen  der 
Achse  a  sind);  auf  gleiche  Weise  theilen  sich  diese  beiden  Achsen  später  wieder,  jede  in  2  Tochterachsen 
(Fig.  27 ,  c,  c,  c,  c) ,  u.  s.  t.  Das  Spitzenwachsthum  der  Markröhren  ist  also  dichotomisch.  Die  Dichotomieen 
liegen  in  der  gleichen  Ebene  und  zwar  in  der  Achsenfläche  der  Frons. 

Die  Rindenästchen  entstehen  aus  den  Markröhren  dadurch ,  das&  in  einzelnen  Punkten  der  Seitenwandung 
neue  Membranbildung  beginnt.  Die  Rindenästchen  einer  Markröhre  stehen  in  2  gegenüberliegenden,  senk- 
rechten Linien  (Fig.  20,  b,  b;  27,  e,  f,  g);  sie  liegen  also  ebenfalls  in  Einer  Fläche,  diese  Fläche  schneidet  die 
Fläche  der  Dichotomieen  der  Markröhren  unter  einem  rechten  Winkel.  Selten  stehen  2  Rindenästchen  einander 
gegenüber;  gewöhnlich  wechseln  sie  miteinander  ab,  so  dass  ihre  Stellung  an  den  Markröhren  regelmässig 
oder  unregelmässig  alternirend-geficdert  genannt  werden  muss.  —  Die  Rindenästchen  wachsen  ebenfalls  an 
der  Spitze,  und  zwar  begrenzt;  sie  geben  nach  einer  Seite  hin  (nach  aussen)  Zweige  ab,  welche  gelappt  sind, 
und  durch  enges  Aneinanderliegen  die  Rinde  constituiren.  —  Die  Entstehung  der  Rindenästchen,  oder  das  Aus- 
wachsen der  Membran  zu  deren  Bildung  schreitet  an  den  Markröhren  von  unten  nach  oben  fort;  sie  ist  für  jede 
einzelne  Achse  begrenzt,  wie  es  diese  selbst  ist;  an  der  ganzen  Frons  ist  sie  aber  unbegrenzt,  indem  sie  so 
lange  dauert,  als  diese  wächst. 

Das  Wachsthum  der  Frons  von  Jüdotea  besteht  demnach  in  folgenden  Momenten.  Alle  Achsen  Avachsen  an 
der  Spitze  durch  Neubildung  von  3Iembran  und  Ausdehnung  der  neugebildeten  Membran;  sie  verästeln  sich 
dadurch ,  dass  in  einzelnen  seitlichen  Punkten  der  M(!inbran  neue  31embranbildung  auftritt.  Das  Wachsthum 
iler  Markröhrenachsen  ist  begrenzt ;  es  wiederholt  sich  aber  immer  w ieder  (unbegrenzt)  in  2  seitlichen  Punk- 
ten unterhalb  des  ersterbenden  Punktum  vegetationis,  die  alle  in  dergleichen  Ebene  liegen.  Die  Entstehung 
der  Rindenästchen  an  den  Markröhren  schreitet  in  gleicher  Richtung,  wie  das  Wachsthum  dieser  letztem, 


—     179     — 

vorwärts,  und  geschieht  in  einer  Ebene,  welche  senkrecht  zu  der  Ebene  ist,  in  der  sich  die  Markröhrenachsen 
wiederholen.  Pas  "NVachsthiim  der  Rindenäslchcn  ist  begrenzt,  und  ebenso  ihre  VeräsÜung. 

Das  Wacbsthum  von  Vdotea  besitzt  eine  grosse  Analogie  mit  dem  W  achslhume  von  Bryopsis.  Es  ist  in  bei- 
den das  Spitzenwachsthum  und  die  Veräsdung  einer  einzigen  Zelle.  Die  Zelle  hat  2  verschiedene  Arten  von 
Achsen,  welche  nach  oben  wachsen;  in  Bryopsis  sind  es  unbegrenzte  Stammachsen  und  begrenzte,  seitliche 
Blattachsen;  in  Idotea  sind  es  begrenzte  Markachsen ,  die  sich  aber  unbegrenzt  wiederholen,  und  begrenzte 
seitliche  Rindenachsen  mit  begrenzter  Verästelung.  Ein  wichtiger  Unterschied  zwischen  den  beiden  Gattungen 
liegt  darin,  dass  in  Bryopsis  die  Achsen  der  Zelle  frei  bleiben,  dass  in  Udotea  dagegen  die  Achsen  der  Zelle 
sich  in  ein  Gewebe  aneinunder  legen.  In  Bryopsis  ist  jede  Achse  der  Zelle  für  sich  ein  Organ:  Stamm,  Blatt 
oder  Wurzel.  Jede  Achse  ist  frei ,  überall  von  äussern  Medien  umgeben ,  und  den  Einflüssen  derselben  ausge- 
setzt; sie  nimmt  von  aussen  Stoffe  auf  und  giebt  nach  aussen  Stoffe  ab.  In  Idotea  dagegen  bilden  alle  Achsen 
zusammen  ein  Organ :  die  Frons.  Sie  legen  sich  in  ein  Gewebe  aneinander  und  sind  nur  insofern  verschieden , 
als  sie  besondere  Systeme  in  diesem  Gewebe  (Mark  und  Rinde)  darstellen.  INur  ein  kleiner  Theil  der  Zellmem- 
bran der  ganzen  verästelten  Zelle,  nämlich  die  äussere  Fläche  der  Rindenästchen  kommt  mit  dem  umgebenden 
Wasser  in  Berührung  und  nimmt  von  aussen  Nahrungsstoffe  auf.  Alle  übrigen  Theile  der  Zellmembran  (die 
Markröhren  und  die  innere  Fläche  der  Rindenästchen)  sind  nach  aussen  von  anderen  Theilen  bedeckt  und 
nehmen  die  Nahrungsstoffe  nicht  unmittelbar  auf. 

Die  Frons  von  Udotea  kann  auf  doppelte  Weise  durch  Prolification  sich  fortpflanzen :  aus  dem  obern  Rande 
(Fig.  50,  b,  b)  oder  aus  der  Fläche  (Fig.  50,  a).  Es  geschielit  dadurch,  dass  einige  (mehr  oder  weniger)  Mark- 
röhren über  den  Rand  oder  die  Fläche  hinaus  sich  verlängern ,  und  dann  durch  dichotoraische  Theilung  den 
Stiel  und  später  die  Fläche  einer  neuen  Frons  erzeugen. 


XII.  ZONÄRIAGE^. 

Durch  vegetative  Zellenbildung  entsteht  eine  Zellenreihe  (Zellschicht),  oder  ein 
Zellkörper;  die  Keimzellen  entstehen  durch  wandständige  Zellenbildung ,  je  eine 
aus  dem  auswachsenden  Theile  der  Glieder zellen  oder  der  Rindenzellen. 

i.  Chantrain siEAE. 

Die  Achsen  sind  Zellenreihen. 

Diese  Familie  unterscheidet  sich  von  den  beiden  folgenden  durch  die  vegeta- 
tive Entwicklung,  indem  die  Achsen  bloss  Zellenreihen  sind,  während  bei  den 
Padineen  und  den  Fuceen  die  Pflanze  aus  einem  einfachen  oder  verästelten  Zell- 
körper besieht.  Damit  stimmt  der  Unterschied  in  der  Keimzellenbildung  über- 
ein, indem  bei  den  Chantransiecn  die  Keimzellen  an  Zellenreihen  ,  bei  den  beiden 
übrigen  Familien  seitlich  an  den  Rindenzellen  entstehen.  Bei  den  Chantransieen 
entstehen  die  Keimzellen  nun  gewöhnlich  so ,  dass  die  Gliederzellen  der  Aeste 


—  180  — 
seitlich  auswachsen  und  eine  Astzelle  bilden,  welche  zur  Keimzelle  wird.  Es  ist 
aber  möglich ,  dass  sie  auch  sich  seitlich  an  den  Scheitelzellen  bilden ,  oder  dass 
die  Scheitelzellen  selbst  zu  Keimzellen  werden.  Die  Abbildungen  ,  welche  von 
verschiedenen,  zu  dieser  Familie  gehörigen  Gattungen  gegeben  werden,  machen 
die  beiden  letztern  Annahmen  wahrscheinlich  ;  ich  habe  bisjetzt  bloss  den  erstem 
Vorgang  mit  Sicherheit  beobachtet.  Für  die  Möglichkeit  der  beiden  übrigen  Vor- 
gänge spricht  aber  namentlich  auch  die  Analogie  der  Callithamniaceen ,  welche 
in  Rücksicht  auf  ihren  vegetativen  Bau  vollkommen  mit  den  Chantransieen  über- 
einstimmen ,  und  wo  sich  die  Sporenmutterzellen  bald  als  Astzellen  an  den  Glie- 
derzellen ,  bald  an  den  Scheitelzellen  bilden ,  bald  die  Scheitelzellen  selber  sind. 
—  Von  den  Ectocarpeen  und  den  Conferveen ,  mit  denen  die  Chantransieen  im 
vegetativen  Verhalten  übereinstimmen ,  unterscheiden  sie  sich  durch  die  Fort- 
pflanzung. 

Zu  dieser  Familie  gehören  die  Gattungen  Chantransia  Fries,  Batrachospermum 
Roth,  Tliorea  Bory. 

2.  Padineäe. 

Flacher  Zellkörper ,  welcher  durch  viele  Zellen  am  Rande  (nicht  durch  Eine 
Scheitelzelle)  in  die  Länge  wächst. 

Padina  Pavonia  Lamour. 

(Zonaria  Pavonia  Ag.) 

Tab.  V,  Fig.  1—9. 

Die  blattartige,  nervenlose  Frons  besteht  aus  2  bis  b  Zellschichten.  Auf  einem  senkrechten  Durchschnitte 
nämlich  zählt  man  unterhalb  des  obern  Randes  2,  weiter  nach  unten  3,  gegen  die  Basis  der  Frons  hin  4  und 
n  Zellen  neben  einander.  Von  diesen  2  bis  b  Zellschichten  zeigt  die  an  der  Rückenfläche  liegende  äusserste 
Schicht  auf  verticalen  Querdurchschnitten  doppelt-kleinere  Zellen  (Fig.  6 ,  e  —  e)  und  stellt  eine  besondere 
Rinde  dar.  Die  übrigen  Zellen  sind  alle  gleich  hoch  und  gleich  breit,  und  liegen  in  horizontalen  Querreihen 
(Fig.  6 ,  b,  c,  d) ;  sie  bilden  das  Mark ;  die  Rinde  mangelt  an  der  vorderen  Fläche  des  Laubes. 

Am  obern  Rande  ist  die  Frons  nach  innen  eingerollt.  Macht  man  einen  senkrechten  Querschnitt  durch  diesen 
Theil  der  Frons,  so  findet  man  an  der  Spitze  immer  eine  emzige  Zelle  (Fig.  1,  a).  Es  ist  eine  Randzelle,  in 
welcher  das  Längenwachsthura  seinen  Sitz  hat.  Diese  Zelle  dehnt  sich  nämlich  in  die  Länge  und  theilt  sich 
dann  durch  eine  Wand,  welche  sowohl  ihre  Achse  als  die  Achsenfläche  der  Frons  unter  einem  rechten  Winkel 
schneidet ,  in  2  Tochterzellen.  Die  obere  der  beiden  Tochterzellen  verhält  sich  immer  wieder  wie  die  Mutter- 


— ■     i8i      — 

zelle,  so  nämlich,  dass  sie  in  gleicher  Richlung  sich  verlängert  niid  in  gloiciier  Richtung  Zellen  hildet.  Auf 
diese  Weise  sind  in  Tig.  1  die  2  Zellen  a  und  h  in  der  Randzelle  entstanden,  und  a  wird  sich  wieder  so  theilen. 
In  Fig.  9  ist  der  obere  Rand  der  Frons,  von  der  Fläche  angesehen,  dargestellt.  Die  Zellen  a  —  a  sind  die 
nebeneinander  liegenden  Randzellen.  Von  diesen  haben  zwei  (m,  m)  sich  eben  getheilt,  während  die  übrigen 
sich  eben  theilen  wollen.  Für  das  Längenwachslhuin  von  Padina  mnss  demnach  als  Gesetz  ausgesprochen 
werden:  Das  ff-arhsthum  in  die  Läiifie  (jescliiehl  durch  eine  Reihe  von  Randzellen,  icekhe  den  ohern 
Rand  der  Frons  bilden.  In  je  einer  Randzelle  entstehen  durch  eine  horizontale,  die  Lauhfläche  unter 
einem  rechten  fFinkel  schneidende  Jf'and  2  ungleiche  Tochterzellen ,  von  denen  immer  die  obere  ivieder 
eine  Randzelle ,  die  untere  eine  Flächenzelle  ist. 

In  den  Randzellen  tritt  aber  zuweilen,  statt  der  ebengenannten,  eine  andere  Zellenbildung  auf.  Die  Scheide- 
wand ist  dann  senkrecht,  und  die  beiden  Tocliterzellen  liegen  nebeneinander,  nicht  übereinander.  Jede  der- 
selben hat  die  Gestalt  der  Mutterzelle  und  ebenfalls  das  gleiche  Vermögen,  Zellen  zu  bilden.  In  Fig.  8  haben 
sich  zwei  Randzellen  auf  solche  Weise  in  2  gleiche  Tochlerzellen  (n,  n  und  n,  n)  getheilt,  durch  die  Wand  o. 
Durch  diese  Zellenbildung  vormehren  sich  die  Randzellen;  dadnich  wächst  die  Frons  in  die  Rreile.  Die  fächer- 
förmige Gestalt  erklärt  sich  einfach  aus  diesem  Vorgange.  Das  Wachsthum  beginnt  mit  Einer  Zelle,  der  Keimzelle. 
Es  dehnt  sich  bald  in  die  Breite,  indem  die  am  obcrn  Rande  gelegenen  Zellen  sich  vermehren;  erst  ist  1 ,  dann 
sind  2,  dann  5,  ') ,  5,  endlich  sehr  viele  vorhanden.  Eine  Verminderung  derselben  kann  nicht  eintreten,  der 
obere  Rand  kann  mit  dem  Alter  nur  an  Ausdehnung  zunehmen.  Der  Rreilendurchmesser,  den  eine  Frons  an 
jeder  Zone  zeigt,  ist  die  Folge  von  der  grösseren  oder  geringern  Zahl  von  Randzellen,  welche  die  Pflanze 
besass,  als  der  wachsende  Uand  die  Stelle  jener  Zone  einnahm.  Ein  zweites  Gesetz  lautet  demnach  so  :  D«.s 
fFachsthuni  in  die  Breite  geschieht  dadurch,  dass  die  Randzellen  an  Zahl  zunehmen;  indem  in  einer  und 
der  andern  Rand  zelle  durch  eine  senkrechte,  die  Laubfläche  hinter  einem  rechten  fflnkel  schneidende 
fFand  2  gleiche  Tochlerzellen  entstehen ,  von  denen  jede  eine  Randzelle  ist. 

Durch  die  erste  Zellenbildung  entstehen  in  einer  Randzelle  2  ungleiche  Zellen.  Die  obere,  der  Mutlerzelie 
gleich ,  ist  eine  neue  Randzelle.  Die  unlere  vermehrt  sich  durch  eine  von  der  ersten  und  zweiten  verschiedene 
Zellenbildung.  Ich  will  sie  Flächenzelle  nennen.  Die  Flächenzelle  theilt  sich  durch  eine  mit  der  Fläche  der 
Frons  parallele  Wand,  in  eine  schmälere  und  etwas  längere  hintere  (Fig.  1,  e),  und  eine  breitere  und  etwas 
kürzere  vordere  Zelle  (Fig.  1 ,  d).  Die  hintere  Zelle  ist  schmäler  als  die  vordere,  weil  die  Scheidewand  seitlich 
von  der  Achsenfläche  liegt.  Die  hintere  Zelle  ist  länger  als  die  vordere,  wegen  des  Eingerolltseins  der  Frons. 
Bei  der  ersten  Zellenbildung  liegen  die  Tochterzellen  übereinander,  bei  der  zweiten  nebeneinander,  und  bei 
dieser  dritten  hintereinander.  Die  letztere  dient  dazu,  die  verschiedenen  Zellschichten  zu  erzeugen.  Von  den 
beiden  Tochterzellen  verhält  sich  die  vordere  wieder  wie  die  Mutterzelle.  Sie  theilt  sich  nämlich  durch  eine 
mit  der  Laubfläche  parallele  Wand  in  eine  grössere  innere  (Fig.  ö,  a)  und  eine  kleinere  äussere  Zelle  (Fig.  5,  b). 
Diese  Zellenbildung  tritt  aber  erst  etwas  später  auf;  in  Fig.  2,  5  und  h  z.  B.  hat  sie  sich  noch  nicht  realisirt. 
Häufig  bleibt  nun  die  Frons  in  diesem  Zustande,  so  dass  sie  also  aus  3  Zellschicliten  besteht.  Häufig  iheill  sich 
auch  die  mittlere  Zelle  noch  einmal  durch  eine  gleiche  Wand  (Fig.  0,  c  und  d) :  die  Frons  enthält  'i  Zellscliiehlen. 
Tritt  die  nämliche  Zellenbildung  in  einer  der  beiden  mittleren  Zellen  noch  einmal  auf,  so  hat  sie  o  Schichten. 
Das  dritte  [Gesetz  lautet :  Das  flachslhum  in  die  Dicke  geschieht  dadurch,  dass  in  der  Flächenzclle  durch 
eine  mit  der  Laubfläche  parallele,  excentrische  fFand,  2  ungleiche  Tochterzellen  entstehen,  von  denen 
die  hintere  der  Multerzelle  ungleich  und  eine  (primäre)  Rindenzelle  ist;  und  dass  in  der  vorderen  Zelle 
dieser  Zellenbildungsprozess  (Theilung  durcJi  senkrechte,  mit  der  Laubflüche  parallele  U  Linde)  sich  noch 
ein  oder  zweimal  wiederholt ,  ivodurch  das  Mark  erzeugt  wird. 

Von  den  beiden,  in  der  ursprünglichen  Flächenzelle  entstandenen  Tochterzellen,  hat  die  vordere  das  näm- 
liche Vermögen  sich  fortzupflanzen  wie  die  Mullerzelle ;  die  hintere  dagegen  vermehrt  sich  auf  eine  verschiedene 
Weise.  Ich  will  sie  primäre  Rindenzelle  nennen ,  da  die  aus  ihr  hervorgehende  Zellschicht  analog  ist  der  Rinde 

Oenkschr    IV.büeli  o'j 


—     182     — 

der  Fuceen.  Die  primäre  Rindenzelle  Uieilt  sich  durch  eine  horizontale  Wand  in  2  gleiche  Tochterzellen 
(Vi",  i ,  i  und  k;  ferner  1,  in,  n,  o,  p).  Bei  senkrechten  Querschnitten  finde  ich  regelmässig  nach  aussen  von 
einer  iMiltelzolle  ^i  doppelt-kleinere  Rindenzellen  (Fig.  2  —  8).  Ob  dieselben  sich  auch  noch  einmal  durch  eine 
senkrechte,  die  Laubfläche  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  thejlen  können,  so  dass  eine  Mit- 
telzelle der  Frons  demnach  auf  ihrer  Rückenfläche  von  U,  in  einer  Fläche  liegenden  Zellen  bedeckt  wäre,  ist 
mir  nicht  genau  bekannt.  Die  Rindenzellen  liegen  ursprünglich  so  auf  den  inneren  Zellen,  dass  die  beider- 
seitigen Kanten  und  Seilenwände  genau  aufeinander  trefl'en  (Fig.  1,  i,  k,  1).  Späterhin  ist  diess  nicht  mehr  der 
Pall,  indem  die  Zellen  sich  ungleich  ausdehnen  (Fig.  i ,  n,  o  p).  Das  vierte  und  letzte  Gesetz  für  die  vegetative 
Zellenbildung  in  Padina  heisst :  Das  Wachsthum  der  Rinde  geschieht  dadurch ,  dass  in  den  primären 
liindenzellen  durch  eine  liorizontale  (und  eine  verticale?),  die  Laubfläche  unter  einem  rechten  Winkel 
schneidende  JJ  andje  2  (jleiche  Tochterzellen  entstehen. 

Ausser  diesen  li  Arten  der  Zellenbildung  werden  in  dem  Laubkörper  von  Padina  keine  neuen  Zellen  ge- 
bildet. Auf  der  Rückenfläche  (oder  auf  der  Rinde)  stehen  Nebenfäden  und  Keimzellen ,  in  horizontal-con- 
centrische  Gürtel  geordnet.  Ein  Gürtel  enthält  mehrere  Reihen  von  Nebenfäden  oder  Keimzellen.  Die  Keim- 
zellen-Gürtel sind  breiter  als  die  Nebenfäden-Gürtel;  die  letztern  entstehen  früher  (Fig.  2,  p).  Beide  Arten 
wechseln  unregelmässig  mit  einander  ab.  Die  Keimzellen  und  die  Nebenfäden  entspringen  aus  den  Rinden- 
zellen ,  indem  diese  sich  nach  aussen  erheben  (Fig.  7,  f,  f),  und  durch  eine  mit  der  Laubfläche  parallele  Wand 
in  2  Zellen  theilen.  Die  innere  der  beiden  Tochterzellen  hat  die  gleiche  Grösse  und  Gestalt,  und  nimmt  den 
gleichen  Raum  ein,  wie  die  Mutterzelle  (Fig.  5,  r,  r;  8,  r,  r).  Die  äussere  der  beiden  Tochterzellen  entspricht 
dem  ausgewachsenen  Theile  der  Mutterzelle ,  sie  ist  bloss  mit  der  Grundfläche  befestigt  und  mit  der  übrigen 
Membran  frei.  Diese  Zelle  ist  entweder  die  Keimzelle  (Fig,  7,  k;  8,  k),  oder  diejenige  Zelle,  aus  welcher 
unmittelbar  der  Nebenfaden  hervorgeht.  Die  Keimzellen  sind  einfache  Zellen,  die  Nebenfäden  sind  Zcllen- 
reihen.  —  Die  Keimzellen  können,  wie  es  scheint,  aus  allen  Rindenzellen  ohne  Unterschied  entstehen.  Die 
Nebenfäden  fand  ich  gewöhnlich  je  auf  der  zweiten  Zelle  (Fig.  3).  Diese  Zelle  ist  anfänglich  so  gross,  als  die 
neben  ihr  liegende;  sie  bleibt  dann  bei  der  weiteren  Entwicklung  mehr  oder  weniger  hinter  dieser  zurück 
(Fig.  4  und  5,  r,  r). 

Die  Nebeniäden  und  die  Keimzellen  sind  zuerst  mit  einer  zarten  Haut  bedeckt.  Es  ist  die  Cuticula,  welche 
die  Rindenzellen  nach  aussen  bedeckt,  und  an  diesen  Stellen  emporgehoben  wurde  (Fig.  3,  7,  c).  Die  Cuticula 
ist  die  von  den  Rindenzellen  nach  aussen  abgesonderte  Gallerle.  Aber  nicht  nur  die  Rindenzellen  scheiden 
Gallerte  aus;  die  aus  denselben  entspringenden  jungen  Keimzellen  und  jungen  Nebenfäden  thun  diess  in  noch 
beträchtlicherem  Masse.  Die  Extracellularsubslanz  nimmt  an  den  Gürteln  eine  bedeutende  Dicke  an  (Fig.  3; 
Fig.  7).  Man  unterscheidet  hier  in  Jüngern  Zuständen  die  Gallertportionen,  welche  von  den  einzelnen  Neben- 
fäden oder  Keimzellen  ausgeschieden  wurden ,  deutlich  auf  Querschnitten  (Fig.  3).  —  Von  der  Fläche  ange- 
sehen ,  behalten  diese  Stücke  der  Cuticula  auch  in  altern  Zuständen  eine  netzförmige ,  scheinbar  zellige  Struetur. 
Die  Linien  des  Netzes  entsprechen  den  Kanten  zwischen  den  Keimzellen  oder  jungen  Nebenfäden.  Ein  ähn- 
liches Verhallen  ist  auch  an  der  Cuticula  höherer  Pflanzen  bekannt.  Kütziny  nennt  die  emporgehobene 
Partie  der  Cuticula,  unter  welcher  die  Nebenfäden  und  die  Keimzellen  liegen  « Indusium »  oder  «  Schleier.  » 
Es  scheint  mir  aber  überflüssig,  einen  andern  Namen  als  den  von  Cuticula  anzuwenden,  und  nicht  passend, 
einen  Namen  zu  wählen .  der  schon  ein  bestimmtes ,  aus  Zellen  gebildetes  Organ  bezeichnet. 

Die  Zellen  von  Padina  besitzen  ein  freies  centrales  Kernbläschen,  das  aber  nur  in  jungen  Zellen  deutlich  zu 
sehen  ist  (Fig.  i).  In  den  altern  Zellen  wird  es  von  den  anliegenden  Körnern  bedeckt.  Die  Randzellen  sind  mit 
homogenem  und  körnigem  Schleime  erfüllt  (Fig.  1,  a).  Die  Flächenzellen  und  Rindenzellen  enthalten  ursprüng- 
lich verhällnissmässig  eine  geringe  Menge  festen  Schleimes;  derselbe  umgiebt  den  Kern  und  bildet  die  Strö- 
mungsfäden, die  den  Kern  mit  der  Membran  verbinden  (Fig.  i).  Nachher  färben  sich  diese  Zellen  grünlich. 
Späterhin  enthalten  die  Rindenzellen  und  die  an  der  vorderen  Fläche  liegenden  Zellen  viele  Chlorophyllbläs- 


—     183     — 

dien,  die  fhcils  an  der  Membran,  Iheüs  am  Kerne  gelagert  sind  (Fig.  G,  e  und  b).  Die  Miltelzellen  dagegen 
besitzen  nur  wenige  Chloropliyllbläsclien,  die  an  der  Wandung,  und  iileinere  Amylumkügelcben  ,  die  um  den 
Kern  liegen  (Fig.  6,  c  und  d).  —  Von  dem  Kerne  gehen  immer  die  Slrömungsfaden  nach  der  Wandung;  ausser 
dieser  radialen  Saltströmung  (Fig.  3,  e,  a)  ist  noch  eine  peripherische  vorhanden,  welche  die  wandständigen 
Chlorophyllbläsclien  mit  einander  verlnndet  (Fig.  3,  e'  a')- 

Die  Keimzellen  sind  dicht  mit  Amylumkügelcben  und  Schleimkörnchen  gefüllt  und  besitzen  ein  freies  centrales 
Kernbläschen.  Die  Wandung  besteht  aus  der  Zellmembran  und  der  Extracellularsubstanz,  an  welcher  man 
Euweilen  2  Schichten  unterscheidet.  Beim  Keimen  treten  statt  des  ursprünglichen  Kernes  2  neue  Kernbläschen 
auf  und  zwischen  ihnen  wird  eine  Scheidewand  sichtbar  (^).  —  Auf  gleiche  Weise  entstehen  durch  wand- 
ständige Zellenbildung  alle  übrigen  Zellen,  indem  anstatt  des  Kernes  der  Mutterzelle  2  neue  Kerne  (Fig.  1,  g) 
und  dann  eine  trennende  Wand  erscheinen.  —  Das  Keimen  beginnt  häufig  schon,  wenn  die  Samen  noch  an 
der  Frons  liegen.  Dann  scheint  es,  als  ob  dieselben  auch  zwei  und  mehrzellig  wären.  Diess  ist  aber  nicht  der 
Fall,  sondern  die  Keimzellen  gelangen  bloss  zu  frühzeitiger  Entwicklung.  Meneghini  (^),  der  diese  Thatsache 
auch  anführt,  scheint  ihr,  mit  Unrecht,  eine  andere  Erklärung  geben  zu  wollen. 


3.    FUCEAE. 

ZeUkörper ,  dessen  Achsen  durch  Eine  Scheitelzelle  in  die  Länge  wachsen. 

Ich  vereinige  in  diese  Familie  alle  Algen  ,  deren  Achsen  Zellkörper  sind  ,  die 
mit  einer  einzigen  Zelle  an  der  Spitze  wachsen  ,  und  an  denen  die  Keimzellen 
durch  Auswachsen  der  Rindenzellen  entstehen.  Gewöhnlich  werden  die  mit  der 
Galtung  Fucus  verwandten  Algen,  wo  die  Keimzellen  in  einem  sogenannten  Con- 
ceptaculum  oder  in  einer  Hüllenfrucht  fKützingJ  beisammen  stehen ,  in  eine 
besondere  grössere  Abtheilung  gebracht.  Bei  Ki'dziny  machen  die  Fnceen  im  engern 
Sinne  des  Wortes  sogar  eine  der  beiden  Hauptabtheilungen  der  eigentlichen  Algen 
aus  und  werden  Amjiospermeen  genannt.  Das  Conceptaculum  oder  die  Hüllenfrucht 
ist  aber  nichts  anderes  als  ein  vertiefter  Sorus,  und  die  Keimfruchtzellen  entstehen 
in  ihnen  bloss  aus  den  Epidermiszeilen.  Fig.  38  auf  Tab.  IV,  stellt  ein  junges 
Conceptaculum  von  Cystoseira  dar;  Fig.  39  zeigt  die  Keimzellenbildung  in  einem 
altern  Conceptaculum  der  gleichen  Pflanze.  Da  nun  auch  bei  einigen  Gattungen  , 
die  nicht  zu  den  eigentlichen  Fnceen  gehören  ,  die  Sori  in  geringem  Masse  ver- 
tieft sein  können ,  so  ist  noch  sehr  die  Frage ,  ob  die  geringere  oder  grössere 

(^)  Schieiden  und  NägeWs  Zeitschr.  f.  w.  Bot.,  IlefH,  tab.  2,  Fig.  4,  5. 
(*)  Alghe  ital.  e  dalmat.  Fase.  3,  p.  243. 


—     18^1     — 

Vertiefung  des  Sortis  mehr  als  ein  relativer  Unterschied  sei.  Ich  vereinige  daher 
mit  den  eigentlichen  Fuceen  auch  alle  Gattungen  ,  wo  die  Keimzellen  an  der 
ebenen,  nicht  vertieften  Oberfläche  entstehen  ,  in  eine  einzioe  Familie. 


Dictyota  dichotouia  Lamour. 

(Zonaria  dichotoma  Ag.,  Dichophyllium  vulgare  und  dichotomum  Kützing.) 

Tab.  V,  Fig.  10-21. 

Die  nervenlose,  papierdünne  Frons  ist  linear  und  dichotomisch.  Sie  besteht  aus  3  einfachen  Zellschichten, 
einer  Markscliicht  und  2  Rindensclilchten.  Auf  Querschnitten  liegen  immer  nur  3  Zellen  im  Querdurchmesser 
nebeneinander  (Fig.  10,  II).  Die  Rindenzellen  sind  in  grösserer  Zahl  vorhanden  als  die  Markzellen.  Doch  giebt 
es  dafür  kein  bestimmtes  Verhältniss.  Auf  verticalen  Querschnitten  gehen  je  l'h,  2,  2'/,  und  5  Rindenzellen 
auf  1  Markzelle  (Fig.  10).  Auf  horizontalen  Querschnitten  dagegen  gehen  je  5,  'i,  5,  6,7,  8  Rindenzellen  auf 
1  Markzelle  (Fig.  11).  Diese  ungleichen  Verhältnisse  treffen  mit  dem  Umstände  zusammen  ,  dass  sowohl  die 
Rindenzellen  untereinander,  als  die  Markzellen  untereinander  ungleich  gross  sind.  Durchschnittlich  zählt  man 
der  Länge  nach  je  2  Rindenzellen,  der  Breite  nach  je  ?»  —  S  Rindenzellen  auf  1  Markzelle.  Die  letztere  wird 
daher  auf  jeder  der  beiden  Flächen  durchschnittlich  von  8  bis  10  Rindenzellen  bedeckt;  diese  Zahl  kann  aber 
bis  auf  4  und  5  fallen  und  bis  auf  20  und  mehr  steigen.  Die  Markzellen  sind  gewöhnlich  cubisch,  mit  wenig 
überwiegendem  senkrechtem  Durchmesser.  In  den  Rindenzellen  sind  die  horizontalen  (nämlich  der  Breiten- 
und  der  Dicken-)  Durchmesser  ungefäiu-  gleich,  der  verticale  Durchmesser  aber  ist  2  bis  U  mal  länger. 

An  der  Spitze  jeder  Aciise  steht  eine  einzige  Zelle:  Scheitelzelle  (Fig.  12,  a).  Sie  theilt  sich  durch  eine  hori- 
zontale, von  oben  concave,  von  unten  conve.ve  Wand  in  2  ungleiche  Tochterzellen.  Die  unlere  ist  kleiner, 
scheibenförmig  und  gebogen  (Fig.  12,  b).  Die  obere  ist  ein  kurzer  Kegel  mit  convexer  Grundfläche.  Diese  Zelle 
dehnt  sich  wieder  zu  der  Grösse  aus,  welche  die  Mutterzelle  besass  ,  ehe  sie  sich  theilte,  um  wie  diese  2  neue 
Zellen  zu  erzeugen.  Diese  Theilung  der  Scheitelzellen  durch  eine  horizontale  Wand  erfolgt  so  lange,  als  die 
Achse  in  die  Länge  wächst.  Das  erste  Gesetz  ist  demnach  folgendes  :  Das  JFachsthum  in  die  Länge  geschieht 
durch  eine  einzige,  am  Ende  jeder  Jchse  gelegene  Scheitelzelle ,  welche  sich  durch  eine  horizontale ,  die 
Laubßäche  unter  einem  rechten  ß^inkel  schneidende  JFand  in  2  ungleiche  Tochterzellen  theilt,  von  denen 
immer  die  obere  wieder  eine  Scheitelzelle ,  die  untere  eine  Gliederzelle  ist. 

Die  untere  der  beiden  Tochterzellen  oder  die  Gliederzelle  theilt  sich  durch  eine  senkrechte  Wand  in  2  gleiche 
Tochterzellen  (Fig.  12,  c  und  c).  Die  Scheidewand  fällt  mit  der  Laubachse  zusammen  und  schneidet  die  Laub- 
fläche unter  einem  rechten  Winkel.  Jede  der  beiden  Tochterzellen  pflanzt  sich  auf  gleiche  Weise,  wie  die 
Mutterzelle,  durch  eine  senkrechte  Wand  fort,  welche  parallel  mit  der  Laubachse  und  senkrecht  auf  die 
Laubfläche  ist,  und  die  Zelle  in  2  gleiche  Hälften  trennt  (Fig.  12,  d  —  d).  Das  Glied  besieht  nun  aus  k  Zellen. 
—  Dieselben  tlieilen  sich  von  neuem  durch  Wände,  die  mit  den  früher  entstandenen  Wänden  parallel  laufen , 
in  8  Zellen  (Fig.  12 ,  e  —  e).  Aus  ihnen  entstehen  dann  10  Zellen  (Fig.  12,  f  —  f) ,  nachher  32  Zellen  (Fig.  12, 
g  — g).  Das  Wesen  dieser  Zellenbildung  besteht  darin,  dass  je  eine  Mutterzelle  sich  in  2  gleiche,  in  derselben 
horizontalen  Reihe  nebeneinander  liegende  Zellen  tiieüt.  Die  Wände  sind  nicht  vollkommen  parallel ;  sondern 
weil  diese  Reihe  gebogen  ist,  convergiren  sie  nach  dem  Punctum  vegetalionis  hin.  —  Dieser  Zellenbil- 
dungsprozess  ist  begrenzt,  aber  die  Grenze  ist  unbestimmt,  so  dass  also  die  Gliederzellen  in  eine  unbe- 
stimmte Zahl  von  Zellen  sich  theilen.  Dieser  Zellenbildungsprozess  schreitet  ferner  nicht  gleichmässig  fort  und 
hört  auch  in  den  verschiedenen  Theilen  eines  Gliedes  nicht  gleichmässig  auf,  so  dass  also  die  Gürtel  selten 


—     i8o     — 

aus  der  regelmässigen  Zahl  von  52,  dk  Zellen  betstehen,  sondern  gewöhnlicher  aus  32  rh  x  und  O'J  ±:  x  Zellen 
Dagegen  sind  die  Zahlen  2,  U,  8, 16,  mit  denen  die  Zcllenbildung  beginnt,  constant.  —  Die  Gliedcrzelle  löst  sicli 
somit  in  einen  Gürlel  von  Zellen  auf;  ich  Avill  sie  FUkhenzellen  nennen,  da  sie  für  die  Entwicklungsgeschichte 
des  Laubes  eine  gleiche  Bedeutung  haben,  wie  die  Flächenzellen  in  Padina.  —  Das  zweite  Gesetz  hcisst : 
Das  Wachst hum  in  die  Breite  geschieht  dadurch,  dass  die  Gliederzelle  und  die  daraus  hervorgehenden 
Zellen  sich  je  durch  eine  senkrechte  (nach  dem  Scheitel  der  Lauhachse  gerichtete)  und  die  Laubfläche  unter 
einem  rechten  fVinkel  schneidende  JFand  in  2  gleiche  Tochterzellen  theilen,  woraus  eine  horizontale 
Reihe  von  Flächenzellen  entsteht. 

Die  Flächcnzellen  eines  Gliedes,  mit  Ausnahme  der  beiden  am  Rande  stehenden,  werden  von  6  Flächen 
begrenzt,  ii  Flächen,  eine  obere,  eine  untere  und  2  seitliche,  schneiden  die  Laubfläche  unter  einem  rechten 
Winkel.  Sie  sind  mit  andern  Zellen  verbunden:  die  obere  mit  dem  nächst  höheren  Gliede,  die  untere  mit  dem 
nächst  tieferen  Gliede ,  die  beiden  seitlichen  mit  Flächenzellen  des  gleichen  Gliedes.  Die  2  Randflächen  dagegen 
smd  parallel  mit  der  Laubfläche  und  sind  frei.  —  Die  Flächenzellen  theilen  sich  nun  durch  eine  excentrische , 
mit  der  Laubfläche  parallele  Wand  in  2  ungleiche  Tochterzellen,  von  denen  die  kleinere  eine  Rindenzelle  ist. 
Die  grössere  theilt  sich  noch  einmal  durch  eine  ebenfalls  excentrische,  der  ersten  gegenüberstehende  und  mit 
derselben  parallele  Wand  in  eine  zweite  Rindenzelle  und  eine  3Iarkzelle.  Aus  jeder  Flächenzelle  entstehen 
demnach  5  Zellen ,  eine  mittlere  oder  Markzelle  und  2  seitliche  oder  Rindenzellen.  —  Als  drittes  Gesetz  muss 
ausgesprochen  Averden  :  Das  Jf  achsthum  in  die  Dicke  geschieht  dadurch,  dass  in  der  Flächenzelle ,  durch 
eine  mit  der  Laubfläche  parallele,  excentrische  JVand,  2  ungleiche  Tochterzellen,  eine  primäre  Rinden- 
zelle und  eine  secundüre  Flächenzelle,  und  dass  in  dieser  letztern  durch  eine  gleiche  ff  and  trieder 'i 
ungleiche  Tochterzellen ,  eine  primäre  Rindenzelle  tind  eine  Markzelle  sich  bilden. 

Ob  die  Markzellen  sich  ferner  theilen  oder  nicht ,  ist  mir  unbekannt ;  wenn  es  geschieht ,  so  ist  wahrschein- 
lich ,  dass  die  Wände  die  Laubfläche  unter  einem  rechten  Winkel  schneiden  (nicht  parallel  mit  ihr  laufen) ; 
denn  auf  Querschnitten  sehe  ich  immer  nur  Eine  Schicht  von  Markzellen.  —  Die  primären  Rindenzellen  theilen 
sich.  Ich  habe  oben  angegeben,  dass  eine  Markzelle  durchschnittlich  von  8  bis  10  Rindenzellen  bedeckt  sei, 
und  dass  der  Länge  nach  ungefähr  je  2 ,  der  Breite  nach  ungefähr  je  4  —  8  Rindenzellen  auf  eine  Markzelle 
gehen.  Es  ist  daher  nolhwendig,  dass  die  ursprünglichen  Rindenzellen  sich  durch  mehrere  senkrechte,  zur 
Laubfläche  einen  rechten  Winkel  bildende  Wände  und  durch  eine  horizontale  Wand  theilen.  Die  horizontalen 
Wände  können  sich  i  mal,  die  verticalen  1,2,  5  mal  wiederholen.  Senkrechte  mit  der  Laubfläche  parallele 
Wände  bilden  sich  keine.  Durch  ungleiche  Ausdehnung  der  Zellen  verschieben  sich  die  Wände  dergestalt,  dass 
Rindenzellen  und  Markzellen  durchaus  nicht  mehr  genau  auf  einander  passen.  —  Das  vierte  Gesetz  der  Zellen- 
bildung heisst:  Das  ff  achsthum  der  Rinde  geschieht  dadurch,  dass  in  den  primären  Rindenzellen  und 
den  daraus  hervorgehenden  Zellen,  durch  abivechselnde  horizontale  und  verticule,  zur  Laubfläche  einen 
rechten  fFinkel  bildende  ff^ände,  je  2  gleiche  Tochterzellen  entstehen. 

Die  Frons  von  Dictyota  ist  dichotomisch.  Die  Vertheilung  geschieht  folgendermassen.  Eine  Scheitelzelle, 
statt  eine  neue  Scheitelzelie  und  eine  Gliederzelle  durch  eine  horizontale  Wand  zu  erzeugen ,  theilt  sich  durch 
eine  senkrechte  Wand  in  2  gleiche  Tochterzellen  (Fig.  15,  a).  Jede  derselben  ist  eine  neue  Scheitelzelle  und 
der  Anlang  einer  neuen  Achse,  welche  einen  spitzen  Winkel  mit  der  frühern  Achse  bildet.  Die  beiden  neuen 
Scheitelzellen  theilen  sich,  nach  dem  ersten  Gesetze  der  Zcllenbildung,  durch  eine  gebogene,  die  Zellenachse 
unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand,  in  eine  neue  Scheitelzelie  (Fig.  1^,  a)  und  eine  Gliederzelle  (Fig. 
Ol,  b).  Der  Prozess  wiederholt  sich  stelig  (Fig.  15,  16)  und  dauert  so  lange,  bis  die  betrefl'endcn  Achsen  aus- 
gewachsen sind,  um  sich  dann  neuerdings  wieder  in  2  Tochterachsen  zu  theilen.  Ein  fünftes  Gesetz,  welches 
die  Vertheilung  der  Frons  in  sich  fasst,  heisst  demnach:  Die  rerästlung  der  Frons  ist  dichotomisch  und 
geschieht  so ,  dass  in  einzelnen  Scheitelzellen ,  durch  eine  in  die  Achse  fallende ,  die  Laubfläche  unter  einem 
rechten  ff'inkel  schneidende  ff  and,  2  neue  Scheitelzellen  sich  bilden ,  icelche  in  neue  Achsen  auswachsen. 

Ptnkichr.  N.E6EM  Ol 


—     186     — 

Auf  beiden  Seiten  der  Frons  slelien  die  Keimzellen  haufenweise  oder  auch  wohl  vereinzelt.  Ohne  Ordnung 
stehen  dazwischen  die  Nebenfäden,  ebenfalls  in  Haufen.  Die  Entstehungsweise  der  Keimzellen  und  der  IN'eben- 
fäden  aus  den  Rindenzellen  ist  die  gleiche,  wie  sie  bei  Padina  beschrieben  wurde  (Fig.  19,  20,  21).  Die  Neben- 
fäden sind  ebenfalls  von  der  emporgehobenen  Cuticula  bedeckt  (Fig.  19,  c).  Meneghini  (*)  lässt  die  Nebenfaden 
aus  den  Markzellen  entstehen,  und  die  Rinde  («Epidermis»)  von  ihnen  durchbrochen  werden.  Dem  ist  aber 
nicht  so,  sondern  die  Rindenzellen  wachsen  aus,  theilen  sich  in  2  Zellen,  von  denen  die  innere  die  Stelle  der 
Mutterzelle  einnimmt,  und  die  äussere  sich  durch  Zellenbildung  in  einen  Nebenfaden  verwandelt  (Fig.  19). 

Der  Zelleninhalt  ist  ursprünglich  ein  farbloser  homogener  Schleim ,  der  körnig  wird  und  dann  Chlorophyll- 
bläschen,  Amylumkügelchen  und  Oeltröpfchen  bildet.  Im  Centrum  einer  jeden  Zelle  liegt  ein  freier  Kern  wie 
in  Padina.  —  Die  Wandung  der  Zellen  besteht  aus  der  Zellmembran  und  aus  Extracellularsubstanz.  Diese 
letztere  ist  zwischen  den  Rindenzellen  in  sehr  geringer  Menge  vorhanden.  Nach  aussen  bildet  sie  die  Cuticula. 
Einzelne  Markzellen  scheiden  eine  beträchtliche  Menge  von  Gallerte  aus  (Fig.  17,  e,  e,  e).  Zwischen  den  Mark- 
zellen sind  deutliche  Poren  (Fig.  18),  welche  dadurch  erzeugt  werden,  dass  stellenweise  die  Extracellular- 
substanz mangelt. 

Kützing  (')  trennt  die  Art  D.  dichotoma  in  2  Arten :  Dichophyllmm  vulgare  und  D.  dichotomum.  Die 
erstere  hat  Keimzellen,  die  in  Häufchen  vereinigt  sind,  die  letztere  solche,  die  einzeln  stehen.  Die  Stellung 
der  Samen  soll  constant  sein.  Die  Untersuchung  meiner  neapolitanischen  Exemplare  liefert  mir  ein  anderes 
Resultat.  An  derselben  Pflanze  finde  ich  nebeneinander  einzelne  Keimzellen ,  und  solche,  die  in  allen  Mengen 
haufenweise  beisammen  liegen,  nämlich  je  2  ,  3,  4,  5  bis  10  und  20,  sogar  bis  50  und  GO.  Selten  aber  sind  die 
Häufchen  so  rund  und  regelmässig,  w  ie  sie  Grenlle  (")  zeichnet ;  sie  sind  länglich,  lanzettlich  und  meist  unregel- 
mässig; häufig  auch  liegen  die  Keimzellen  in  hieroglyphischen  Linien,  wie  Meneghini  sie  richtig  benennt. 

Die  Gattungen  Dictyota  und  Padina  sind  durch  die  Gesetze  des  Wachsthums  wesentlich  von  einander 
verschieden.  Die  Achsen  von  Dictyota  verlängern  sich  durch  eine  einzige  Scheitelzelle,  die  Achsen  von  Padina 
dagegen  durch  viele  Randzellen ,  welche  in  einer  horizontalen  Linie  liegen.  Das  Wachsthum  in  die  Breite 
geschieht  in  Dictyota  durch  Zellenbildung  in  den  Gliedorzellen ,  bei  Padina  durch  Zellenbildung  in  den  Rand- 
zellen. Beim  Wachsthume  in  die  Dicke  erzeugt  Dictyota  eine  Markschicht  und  jederseits  eine  Rindenschicht, 
Padina  bloss  eine  Rindenschicht  an  der  Rückenfläche.  Die  Frons  von  Dictyota  verästelt  sich  dichotomisch; 
an  Padina  mangelt  die  Verästlung  ganz,  weil  die  Zellenbildung,  die  in  Dictyota  zur  Erzeugung  neuer  Achsen 
dient ,  bei  ihr  das  Wachsthum  der  Frons  in  die  Breite  bedingt ;  die  Frons  von  Padina  ist  bloss  gelappt. 

(')  Alghe  ilal.  e  dalmat. ,  fasc.  111 ,  pag.  213 ,   »  Si  nell'  un  caso  perö  che  nell'  allro  riesce  evidente  ch'esse  parafisi 
sorgono  dallo  strato  immediatamentc  sottoposto  all'  epiderniico.  » 
(-)  Phyc.  gen.,  pag.  ÖÖ7. 
(')  Algae  britann.,  Tab.  X,  Fig.  2. 


B.  FLORIDEiE. 


(Rhodospermedi  Harvey.  —  Floridece  J.  Agardh;  Endlicher.  —  Choristospo- 
rece  Decaisne.  —  Algce  heterocarpece  Kützing.) 

Zelleninhalt  theihveise  aus  Stärkehörnern  und  Farbbläschen  bestehend;  keine 
Urzeugung;  Fortpfanziing  geschlechtlich;  männliche  Geschlechtsorgane  mit  Samen- 
bläschen (Samenzellchen) ,  ivelche  nicht  in  einen  zelligen  Sack  eingeschlossen 
sind;  weibliche  Geschlechtsorgane  ohne  besondere  Hülle  (calyptraj  ,  mit  Sporen- 
mutterzellen  ,  in  denen  k  Specialmutterzellen ,  in  jeder  derselben  eine  Spore  ent- 
stehen ;  Vermehrung  (geschlechtslos)  durch  Keimzellen . 

Durch  den  Zelleninhalt ,  welcher  theihveise  aus  Stärke  und  aus  Farbbläschen 
besteht ,  unterscheiden  sich  die  Florideen ,  wie  die  Algen  und  die  übrigen  Pflan- 
zen von  den  Pilzen.  Die  Farbbläschen  enthalten  bei  den  Florideen  gewöhnlich 
einen  rothen  Farbstoff,  der  aber  mit  dem  Chlorophyll  sehr  nahe  verwandt  ist, 
da  er  häufig  schon  in  der  lebenden  Pflanze  und  gewöhnlich  beim  Absterben 
derselben  in  dasselbe  übergeht.  Von  den  Pilzen  unterscheiden  sich  die  Florideen 
ferner ,  so  w  ie  die  Algen  und  die  übrigen  Pflanzen  dadurch ,  dass  sie  nie  durch 
Urzeugung ,  sondern  bloss  aus  Samen  entstehen. 


—     188     — 

Von  den  ^Igen  unterscheiden  sich  die  Florideen  durch  die  Forlpflanzung, 
Bei  jenen  ist  noch  keine  Geschlechtsdifferenz  vorhanden ,  ihre  reproducliven 
Organe  sind  bloss  Keimzellen ,  und  wenn  auch  bei  einzelnen  Gattungen  auf  dop- 
pelte Weise  für  die  Erhaltung  der  Art  gesorgt  ist,  so  dass  man  auch  dort 
zwischen  Fortpflanzung  und  Vermehrung  unterscheiden  muss ,  so  bilden  sich 
doch  für  den  einen  und  den  andern  Zweck  bloss  geschlechtslose  Keimzellen ,  und 
die  Vermehrung  ist  bloss  eine  niedrigere  Art  der  Keimzellenbildung.  Die  Flori- 
deen dagegen  besitzen  geschlechtliche  Differenz  und  daher  zweierlei  Fortpfan- 
Zungsorgane ,  nämlich  männliche  oder  Antheridien  mit  Samenzellchen ,  und 
weibliche  oder  Mutterzellen,  aus  denen  in  der  Regel  vier  Sporen  entstehen. 
Ausserdem  besitzen  sie  Organe  der  Fermiehrung,  welche  geschlechtslos  sind  und 
Keimzellen  hervorbringen. 

Von  den  Leber-  und  Laubmoosen ,  denen  die  Florideen  am  nächsten  verwandt 
sind  ,  unterscheiden  sie  sich  dadurch ,  dass  die  Calyptra  ihnen  mangelt ,  und  dass 
die  Antheridien  keine  Rindenschicht  besitzen.  Die  Sporenmutterzellen  stehen 
entweder  seitlich  an  den  Aesten,  oder  sind  im  Gewebe  zerstreut  oder  in  besondere 
Fruchtäste  vereinigt,  aber  es  mangelt  diesen  immer  die  besondere  Umhüllung 
(Calyptra),  welche  die  Capseln  der  Laub-  und  Lebermoose  im  Anfange  besitzen. 
An  den  Antheridien  sind  die  Samenzellchen  nicht  in  einem  aus  einer  Zellschicht 
bestehenden  Sacke  eingeschlossen  wie  bei  den  Leber-  und  Laubmoosen  ,  sondern 
sie  liegen  frei . 

Die  Eigenthümüchkeit  der  Sporenzellen  («sporse,  sporidia,  spermalidia »)  wird 
gewöhnlich  darin  gefunden ,  dass  sie  zu  k  vereinigt ,  oder  zu  k  in  einer  Mutter- 
zelle entstanden  sind  («Sporidia  terna,  ternate  granules ,  sphaerosporae,  tetra- 
sporfe ,  tetrachocarpia  )) ).  Die  Zahl  h  bildet  allerdings  eine  fast  ausnahmslose 
Regel.  Einzig  in  Plocamium  schien  es  mir,  als  ob  auch  5,6,7  und  8  Sporen  in 
einer  Mutterzelle  entständen  (^).  Wie  dem  auch  sei  ,  so  ist  es  sicher ,  dass  nicht 
die  Zahl,  sondern  die  Entstehungsart  das  Wesen  der  Sporen  ausmacht.  Dafür 


(')  Da  ich  bei  der  Untersuchung  von  lebenden  Exemplaren  diesen  Punkt  vernachlassi{jte ,  und  mii- 
jetzt  bloss  getrocknete  zu  Gebote  stehen,  so  kann  ich  kein  sicheres  Urtheil  abgeben.  Kützinr/s  Abbildung 
(Phycol.  gen.,  tab.  64,  Fig.  8)  und  Erklärung  (pag.  449)  sind  mir  nicht  recht  deutlich. 


—     189     — 

giebt  es  2  Gründe  :  4)  Ist  die  Zahl  k  bei  der  Pollenbildung,  die  durchaus  analog 
mit  der  Sporenbildung  ist,  ebenfalls  nicht  constant,  sondern  wechselt  in  einzelnen 
Fällen  mit  5  ,  6 ,  7 ,  8  ab.  2)  Giebt  es  auch  eine  Fortpflanzung  bei  den  Algen  , 
wo  4  Keimzellen  in  einer  Mutterzelle  entstehen  ,  so  nicht  selten  bei  den  Bangia- 
ceen  und  zuweilen  bei  den  Palmellaceen  (vergl.  oben  Pleiirococcus  II  Tetracho- 
coccus,  und  Palmella  II  TetratoceJ.  Und  dennoch  sind  diese  Keimzellen  keine 
Sporen. 

Der  gesetzmässige  Verlauf  der  Sporenbildung  ist  folgender.  Die  Multerzellen 
gleichen  ursprünglich  den  übrigen  vegetativen  Zellen  der  Pflanze.  Sie  enthalten 
einen  primären  wandsländigen  Kern.  Derselbe  wird  aufgelöst,  und  statt  seiner 
tritt  ein  neuer  secundärer  Kern  auf,  welcher  frei  im  Centrum  des  Lumens  liegt, 
und  gewöhnlich  durch  radiale  Strömungsfäden  mit  der  Membran  verbunden  ist. 
Darauf  bilden  sich  zwei  oder  vier  neue  freie  Kerne  und  der  secundäre  centrale 
Kern  verschwindet.  Zu  gleicher  Zeit  verdickt  sich  die  Mutterzelle  gallertartig. 
Der  Inhalt  theilt  sich  in  2  oder  k  Partieen  ,  je  nach  der  Zahl  der  Kerne ,  so  dass 
jede  einen  Kern  einschliesst.  Um  jede  Inhaltsparlie  entsteht  eine  Specialmutter- 
zelle durch  wandständige  Zellenbilduug.  Sind  bloss  2  Specialmutterzellen  ent- 
standen ,  so  sind  es  primäre.  In  jeder  treten  dann  2  neue  freie  Kerne  auf,  indem 
der  pnmäre  Kern  resorbirt  wird ,  und  jede  theilt  sich  in  2  secundäre  Special- 
mutterzellen, wieder  durch  wandständige  Zellenbildung.  Die  Kerne  der  4  Special- 
mutterzellen werden  resorbirt.  In  jeder  bildet  sich  eine  Sporenzelle,  welche  einen 
wandständigen  primären  Kern  besitzt ,  wahrscheinlich  durch  freie  Zellenbildung. 
Später  entsteht  ein  secundärer  grösserer  Kern  ,  welcher  frei  und  im  Centrum  der 
Zelle  gelegen  ist.  Die  Sporenzelle  scheidet  Gallerte  aus,  welche  derb  und  gefärbt 
wird,  und  das  Exosporium  bildet.  Zu  gleicher  Zeit  werden  die  Specialmutter- 
zellen aufgelöst. 

Ich  habe  diesen  ganzen  Vorgang  nicht  in  allen  seinen  Einzelnheiten  an  den 
Florideen  beobachten  können.  Einzelne  Erscheinungen  entlehnte  ich  von  andern 
viersporigen  Cryptogamen  und  von  der  Pollenbildung  der  Phanerogamen ,  nach- 
dem ich  mich  überzeugt  hatte,  dass  die  Entstehung  der  Sporenzellen  bei  Florideen 
einerseits  und  den  Laub-  und  Lebermoosen  anderseits  identisch  sei ,  und  dass  sie 

32J 


Oeokscbr.  N^sceli. 


—     i90     — . 

mit  der  Bildung  der  Pollenzellen  übereinstimme.  Ich  habe  die  Einzelnheiten 
schon  an  einem  andern  Orte  weitläufiger  besprochen  (*). 

Die  Lagerung  der  Sporen  in  der  Mutterzelle  findet  auf  3  Arten  statt,  d)  Sie 
stehen  zu  einander  wie  die  Ecken  eines  Tetraeders ,  zeigen  selbst  mehr  oder 
weniger  die  Form  eines  Tetraeders  ,  und  sind  von  k  Ecken  ,  h  Kanten  und  k 
Flächen,  5  geraden  und  einer  gebogenen ,  begrenzt.  Die  4  Specialmutterzellen 
entstellen  gleichzeitig.  2)  Die  Sporen  liegen  in  einer  Fläche  oder  ebenfalls  tetra- 
edrisch ;  sie  besitzen  aber  die  Gestalt  eines  Kugelquadranten  und  sind  von  2  Ecken, 
5  Kanten  und  5  Flächen,  2  geraden  und  einer  gebogenen  begrenzt.  Inder 
Mutterzelle  bilden  sich  zuerst  2  hemisphserische  primäre  Specialmutterzellen. 
Jede  dieser  theilt  sich  in  2  kugelquadrantische  secundäre  Specialmulterzellen. 
5)  Die  Sporen  liegen  in  einer  Linie.  Die  beiden  innern  sind  scheibenförmig , 
mit  2  kreisförmigen  Kanten  und  5  Flächen ,  2  geraden  kreisförmigen  und 
i  cylindrischen.  Die  beiden  äusseren  sind  halbkugelig,  mit  i  kreisförmigen  Kante 
und  2  Flächen,  einer  geraden  kreisförmigen  und  einer  gebogenen.  Die  Ecken 
mangeln  diesen  Sporen  ganz.  Die  längliche  Mutlerzelle  theilt  sich  in  2  primäre 
Specialmutlerzellen,  und  jede  von  diesen  theilt  sich  abermals  durch  eine,  mit  der 
ersten  parallellaufende  Wand  in  2  secundäre  Specialmutterzellen.  —  Diese  drei 
Arten  der  Sporenbildung  werden  wohl  am  passendsten  als  tetraedrische ,  kugel- 
quadrantische und  zonenartkje  unterschieden.  Kützhig  (")  verwechselte  die  erste 
Art,  welche  jedoch  bei  den  Florideen  die  häufigste  ist,  mit  der  zweiten. 

Die  Samenbläschen  (^)  (Samenzellchen)  sind  die  männlichen  Fortpflanzungs- 
organe. Das  Organ,  das  ihre  Vereinigung  darstellt,  heisst  Antheridium.  Die 
Zellchen  sind  klein,  farblos,  alle  von  gleicher  Gestalt  und  Grösse.  Obgleich  ich 
keine  Bewegung  an  ihnen  wahrnehmen  konnte,  und  auch  die  Samenfäden  nur 
undeutlich  erkannte  ,  so  liess  mir  doch  die  sonstige  vollkommene  Uebereinstim- 
mung  mit  den  Samenbläschen  der  Laub-  und  Lebermoose  keinen  Zweifel  über 
die  Identität  des  Organs.  Es  giebt  unter  den  Florideen  eine  Zahl  von  Arten  ,  an 
denen  man  3  verschiedene  Organe  findet :  Sporangien  mit  Sporen  ,  Keimzellen- 

(0  Zeitschrift  f.  w.  Bot.,  left  I,  pag.  77,  IT. 

{-)  Phycol.  {jen.,  paff.  100. 

C)Vergl.  über  diesen  Ausdruck  Zeitscluil't  für  w.  Bot.,  Heft  3  und  4,  pa{j.  105. 


—     i91     — 

behäller  mit  Keimzellen,  und  ein  drittes  Organ,  für  das,  wenn  man  es  nicht 
als  Antheridium  erklären  wollte,  eine  Deutung  mangeln  würde.  Ferner  sind  die 
Zellchen,  die  es  enthält,  so  ähnlich  den  Samenbläschen  der  Laub-  und  Lebermoose, 
dass  man  keine  andere  Analogie  für  sie  unter  allen  Pflanzenzellen  findet.  Ihre 
grosse  Kleinheit  übrigens  mag  es  erklärlich  machen,  warum  es  mir  nicht  gelang, 
deutlicher  die  Samenfäden  zu  sehen ;  und  die  geringe  Zahl  von  Beobachtungen , 
die  mir  zu  Gebote  stehen ,  mag  der  Grund  sein  ,  warum  ich  keine  Bewegung 
wahrnahm  ,  da  sich  die  Samenbläschen  der  Leber-  und  Laubmoose  auch  nicht 
immer  bewegen.  Ich  verweise  übrigens  auf  die  unten  folgenden  Gattungen  Poe- 
cilothamnion  und  Nitophyllum  ,  so  wie  auf  die  anderwärts  beschriebene  Polysi- 
phonia  (*).  —  Lymjhye  (^)  zeichnet  Antheridien  an  Hutchinsia  violacea  ,  hält  sie 
aber  für  eine  thierische  Bildung.  Acjardh  erwähnt  ihrer  bei  mehreren  Arten  von 
Hutchinsia  als  Antheridien.  Greville  (^)  bildet  sie  an  Laurencia  pinnatifida  ab , 
ohne  eine  Meinung  darüber  zu  äussern.  J.  Jgardh  (^)  erwähnt  der  Antheridien 
ausserdem  bei  Callithamnion ,  Griffithsia ,  und  hält  sie  für  eine  wuchernde  Meta- 
morphose der  gewöhnlichen  Fortpflanzung.  Kützing  (^)  hat  sie  ferner  bei  Wran- 
gelia und  Odonthalia  gefunden ;  er  erklärt  sie  für  «  samenähnliche  Nebengebilde  » 
und  giebt  ihnen  den  Namen  Spermatoidia.  Gegen  J.  Agardh's  Theorie  habe  ich 
einzuwenden ,  dass  die  Antheridien  und  die  Samenzellchen  durchaus  nach  andern 
morphologischen  Gesetzen  sich  entwickeln ,  als  die  Sporen  und  die  Keimzellen , 
und  daher  nicht  metamorphosirte  Samen  sein  können.  Kützing  s  Theorie  dagegen 
ist  mir  unverständlich ,  da  ich  eine  dritte  Art  der  Fortpflanzung  nicht  heim  zu 
weisen  vermag.  Alle  übrigen  Organismen  besitzen  höchstens  2  Arten  der  Fort- 
pflanzung ,  geschlechtliche  und  geschlechtslose.  Ausser  den  Sporenzellen  und 
Keimzellen  aber  noch  «  Spermatoidien  ,  Scheinsamen  und  Nebensamen  »  anzu 
nehmen  ,  wie  Kützing  es  thut ,  das  scheint  mir  von  der  Natur  weg  in's  Mass-  und 
Gesetzlose  zu  gehen. 

(i)  Zeitschrift  für  w.  Bot.,  Heft  3  und  4,  pag.  224. 
(■)  Hydrophylologia  dan.,  tab.  35,  pag.  112. 
(')  Alga3  britannicac,  pag.  IJÜ,  tab.  XIV. 
(*)  Alg.  maris  medit.  et  adriat.,  pag.  G5. 
(')  Phycolog.  gen.,  pag.  107, 


—     i92     — 

Die  Keimzellen  oder  Brutzellen  ( «  semina  ,  sporcie,  granula,  spermatia  » )  sind 
die  geschlechtslosen  Fortpflanzungsorgane  der  Florideen.  Sie  sind  zu  Keimhäufchen 
(Bruthäufchen)  vereinigt,  und  als  solche  häufig  in /i^e?mM«/^er«  (Brutbehältern) 
eingeschlossen  («tubercula,  capsul(e,  glomeruli ,  favellae,  favellidia,  coccidia, 
keramidia,  theca?,  cystocarpia » ).  lieber  die  Keimzellen  lässt  sich,  was  ihre 
Entstehung  und  ihr  weiteres  Verhalten  anbelangt ,  nicht  viel  Allgemeines  sagen ; 
ausser  dass  sie  nicht  befruchtet  werden,  wie  es  für  die  Sporen  angenommen 
werden  muss  ,  dass  sie  kein  Exosporium  besitzen  ,  und  dass  sie  nie  zu  h  in  einer 
Mutterzelle  entstehen.  Ausser  diesen  wenigen  gemeinsamen  Eigenthümlichkeiten 
zeigen  sie  eine  sehr  grosse  Mannigfaltigkeit  in  BeMig  auf  ihre  Entwicklungs- 
gesetze und  auf  den  Ort,  wo  sie  sich  an  der  Mutterpflanze  entwickeln.  Es  ist  daher 
unrichtig,  wenn  Kützing  (^)  den  Cystocarpien  allgemein  eine  «Fruchthülle, 
Spermangium ,  »  J.  Agardh  (^)  den  Capseln  ein  « Pericarpium ,  »  Endlicher  (^) 
den  Thecse  ein  «  Perisporangium  »  zuschreibt.  Denn  ausserdem ,  dass  in  vielen 
Gattungen  (Ceramiaceen)  die  Keimzellenhäufchen  bloss  von  der  Gallerte  um- 
schlossen sind ,  die  sie  selber  ausgeschieden  haben  ,  giebt  es  auch  wirklich  nackte 
Keimzellen  (so  in  IFrangelia). 

Gewöhnlich  werden  die  beiden  Fruchtarten  der  Florideen  als  gleichwerthig 
nebeneinander  gestellt.  Desswegen  nennt  sie  J.  Agardh  beide  Sporen.  Kützing  , 
der  ebenfalls  bloss  einen  morphologischen  Unterschied  annimmt ,  unterscheidet 
sie  im  Namen  als  Spermatidia  und  Spermatia  (die  erstem  sind  die  Sporen  ,  die 
letztern  die  Keimzellen).  Decaisne  (^)  vergleicht  die  Keimbehälter  theils  mit  dem 
gleichen  Organe  von  Marchantia ,  theils  lässt  er  sie  durch  eine  Verdichtung  des 
Gewebes  (concentration  du  tissu)  entstehen  ,  theils  hält  er  die  Keimhäufchen  für 
eine  abnormale  Entwicklung  der  Sporen.  Dass  die  Keimzellen  keine  Metamor- 
phose der  Sporenzellen  sein  können  ,  wird  bewiesen  i )  dadurch ,  dass  die  Ent- 
wicklungsgesetze für  beide  total  verschieden  sind,  und  2)  dadurch,  dass  sie 
meistens   entweder  an  ungleichen  Stellen  der    Frons  oder    auf  verschiedenen 

(i)  Phycolog.  gen.,  pag.  103. 
(-)  Alg.  mar.  medit.  et  adriat. ,  pag.  CO. 
(')  Gen  plant.,  suppl.  III,  pag.  33. 
(*)  Ann.  d.  sc.  nat.,  1842,  pag.  354. 


—     d95     — . 
Achsen,    aber    nie   oder  jedenfalls  nur  höchst  selten  an  dem  nämlichen  Orte 
entstehen. 

Dass  die  fraghchen  Organe  der  Florideen  analog  seien  den  Brutzellen  und 
den  Brutbehältern  oder  Bruthäufchen  der  Lebermoose ,  ergiebt  sich  deutlich 
aus  einer  sfeuauen  Ver"leichuna:.  Zwischen  den  Keimhäufchen  der  Ceramiaceen 
und  den  Brulhäufchen  von  Jungermannia  ist  kein  Unterschied  vorhanden.  Die 
Keimbehäller  von  Nilophyllum  und  die  Brutbehälter  von  Marchantia  stimmen  , 
in  Bücksicht  auf  die  Struktur  des  Organs  und  die  Entstehung  der  Keim-  oder 
Brutzellen,  weit  mehr  mit  einander  überein,  als  die  gleichen  Orgaue  verschie- 
dener Florideen  selbst. 

Die  Fortpflanzung  unterscheidet  somit  die  Florideen  wesentlich  von  den  Algen. 
Die  Alijen  besitzen  geschlechtslose  Fortpflanzutig  und  bloss  neutrale  Organe  oder 
Keimzellen.  Die  Florideen  besitzen  geschhchlliche  Fortpflanzung  und  sexuelle 
Organe,  nämlich  Sporenzellen  und  Samenzellchen.  Diess  ist  der  wahre  Unterschied; 
nicht  der,  dass  die  Florideen  auf  doppelte  Weise,  die  Algen  auf  einfache 
Weise  sich  fortpflanzen.  Denn  von  den  Florideen,  wie  von  den  Leber-  und 
Laubmoosen  und  den  höhern  Pflanzen  kann  man  nicht  sagen,  sie  müssen,  sondern 
sie  können  Keimzellen  erzeugen.  Die  Keinzellenbildung  kann  ihnen,  als  die 
niedrigere  Art  der  Fortpflanzung,  auch  mangeln.  Die  geschlechtliche  Fortpflanzung 
aber  darf  einer  Art  nicht  mangeln,  sonst  gehörte  sie  nicht  mehr  zu  den  Florideen. 

Die  Fortpflanzung  trennt  die  Florideen  weit  von  den  Algen  und  bringt  sie  den 
Moosen  sehr  nahe.  Man  könnte  sie  füglich  auch  als  Meermoose  ,  im  Gegensatz  von 
Leber-  und  Laubmoosen  bezeichnen.  Sie  müssen  eine  besondere  Klasse  bilden , 
und  ihren  Platz  im  Systeme  unmittelbar  vor  den  Hepaticse  einnehmen  ,  da  mit 
ihnen  die  Geschlechtspflanzen  beginnen.  Von  den  Leber-  und  Laubmoosen  unter- 
scheiden sich  die  Florideen  durch  den  Mangel  der  Calyptra  an  den  Sporangien , 
und  durch  den  Manoel  des  zellii?en  Sackes  an  den  Antheridien.  Ein  anderer 
Unterschied  ist  nicht  vorhanden;  denn  die  Struktur  ist  die  gleiche,  indem  die 
Leber-  und  Laubmoose  ebensowenig  ein  Gefässbündel  besitzen,  als  die  grösseren 
Florideen.  Das  Wachsthum  ist  ebenfalls  das  nämliche,  und  endlich  besitzen  die 
Florideen  bald  eine  Frons  ,  bald  einen  beblätterten  Stengel,  so  gut  wie  die  Leber- 
moose. 

Denksdir.  N«GELi.  OO 


—     i9k     — 

Ausser  den  in  der  Definition  angegebenen  Merkmalen  gibt  es  keine,  welche 
zum  Becjriffe  der  Florideen  gehörten  ,  indem  alle  übrigen  allgemeinen  Eigen- 
schaften theils  auch  den  Moosen  oder  den  Algen ,  Iheils  allen  (geschlechtlichen) 
Sporenpflanzen  oder  allen  Pflanzen  überhaupt  zukommen.  Do(h  können  noch 
einige  typische  Eigenthümlichkeiten  hervorgehoben  werden ,  welche  die  Art  und 
Weise  und  den  Umfang  bezeichnen  ,  wie  sich  der  Begrifl*  realisirt.  Dahin  gehört 
erstlich ,  was  die  Lebensweise  im  Allgemeinen  betrifl^t ,  dass  die  Florideen  bloss 
im  Meere  wohnen  ,  während  die  Moose  nie  daselbst  vorkommen;  —  ferner  ,  was 
das  Zellenleben  betrifft,  dass  die  Zellen  der  Florideen  einen  reihen  Farbstoff 
enthalten  ,  welcher  leicht  grün  wird,  während  der  Farbstoff  der  Moose  ursprüng- 
lich grün  ist ,  nachher  aber  zuweilen  roth  oder  braun  wird  :  —  ferner  ebenfalls  in 
Bezug  auf  das  Zellenleben ,  dass  die  Kerne  bei  den  Florideen  wandständig  sind 
wie  bei  den  Moosen ,  während  sie  bei  den  Algen  meist  central  liegen ;  —  endlich, 
was  den  Umfang  der  vegetativen  Entwicklung  betrifft,  dass  es  bei  den  Florideen 
keine  einzelligen  Pflanzen  giebt,  wie  bei  den  Algen  ,  sondern  dass  sie  mit  Pflan- 
zen beginnen,  die  bloss  aus  Zellenreihen  bestehen,  und  in  allmäliger  Entwicklung 
bis  zu  solchen  sich  erheben,  deren  Stamm  ein  Zellkörper,  und  deren  Blätter 
Zellschichten  oder  ebenfalls  Zellkörper  sind,  —  dass  somit  die  untersten  vege- 
tativen Entwicklungsstufen  der  Algen  den  Florideen  mangeln,  und  dass  diese 
letztern  nur  in  wenigen  Formen  diejenige  vegetative  Entwicklungsstufe  erreichen, 
welche  der  grossen  Mehrzahl  der  Moose  eigen thümlich  ist. 

Die  Verschiedenheiten  ,  welche  die  Florideen  untereinander  zeigen ,  können , 
da  sie  sowohl  in  Bezug  auf  das  Zellealeben  als  auf  die  Fortpflanzung  (Bildung 
der  Sporen  in  den  Specialmutterzellen  ,  und  Verhalten  der  Samenzellchen)  im 
Allgemeinen  übereinstimmen,  nur  in  folgenden  5  Momenten  liegen  :  i)  in  der 
Entstehungsweise  der  entwickelten  Pflanze  aus  der  Sporen-  oder  Keimzelle, 
ä)  in  der  Entstehungsweise  der  Specialmutterzellen  an  der  entwickelten  Pflanze, 
3)  in  der  Entslehungsweise  der  Samenzellchen  ebendaselbst. 

\n  Rücksicht  auf  die  Entstehufnjswtise  der  entwickelten  Pflanze  ans  der  Fort- 
pjlanzungszelle  findet  sich  bei  den  Florideen  zwar  keine  so  grosse  Verschiedenheit 
wie  bei  den  Algen,  aber  doch  eine  viel  beträchtlichere  Mannigfaltigkeit  als  bei 
den  Moosen.  Wenn  es  auch  keine  einzelligen  Pflanzen  giebt,  so  zeigen  doch  die 


—     195     — 

Achsen  von  dem  einzelligen  Zustande  durch  die  Zellcnreihe  und  Zellschicht  alle 
möglichen  Zwischenslufen  bis  zum  ziemlich  complizirlen  (flachen  oder  cylin- 
drischen)  Zellkörper.  Diese  Achsen  entwickeln  sich  ferner ,  ohne  Rücksicht  auf 
ihren  Bau,  nach  verschiedenen  Zellenbildungsgeselzen ,  und  stimmen  darin  bald 
vollkommen  mit  einzelnen  Algen,  bald  mit  vielen  Moosen  überein.  Abgesehen 
von  dem  Bau  und  der  Entslehungsweise  der  Achsen  ist  bei  den  Florideen  endlich 
die  ganze  Pflanze  bald  ein  Laub  (frons),  bald  ein  beblätterter  Stamm,  ein  Punkt, 
worin  sie  somit  mit  den  Algen  und  besonders  mit  den  Lebermoosen  übereinstim- 
men. Diese  Verschiedenheiten  der  vegetativen  Entwicklung  geben  die  vorzüg- 
lichsten Merkmale  für  Gattungen,   Familien  und  selbst  für  Ordnungen. 

In.  Rücksicht  auf  die  Erdstehungsweise  der  Specialmutterzellen  an  der  entwickel- 
ten Pflanze  sind  in  zwei  Beziehungen  Verschiedenheiten  vorhanden,  i)  welche 
bestimmte  Zellen  der  Pflanze  zu  Multerzellen  werden,  2)  aufweiche  Meise  in 
den  Mutterzellen  die  Specialmutterzellen  auftreten.  M  as  den  ersten  Punkt  betrifft, 
so  finden  w  ir  da  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  im  Allgemeinen  und  zugleich  eine 
grosse  Constanz  im  Einzelnen ,  so  dass  für  die  Ordnungen  ,  Familien  und  Gat- 
tungen die  Stellung  der  Mutterzellen  (die  Bezeichnung  der  Zellen  ,  welche  in 
Mutterzellen  sich  umwandeln)  meist  durch  einen  einfachen  Ausdruck  formulirt 
werden  kann.  Was  den  zweiten  Punkt  betrifft,  so  sind  die  oben  angeführten  drei 
Bildungsweisen  für  die  Specialmutterzellen  möglich:  die  tetraedrische ,  kugel- 
quadrantische  und  zonenförmige.  Dieselben  sind  bloss  für  die  Bestimmung  von 
Gattungen  anwendbar,  scheinen  hier  aber  von  ausnahmsloser  Constanz  zu  sein. 

In  Rücksicht  auf  die  Entstehiniysueise  der  Samenzellchen  an  der  entwickelten 
Pflanze  lassen  die  w  enigen  bekannten  Thatsachen  auf  nicht  unbedeutende  Ver- 
schiedenheiten schliessen.  Aber  die  jetzige  Kenntniss  der  Antheridien  bei  den 
Florideen  ist  allzusehr  fragmentarisch ,  als  dass  man  irgend  etwas  über  ihren 
Werth  zur  Begründung  von  Ordnungen  ,  Familien  und  Gattungen  sagen  könnte. 

Ich  habe,  bei  der  Betrachtung  der  Verschiedenheiten,  welche  die  Flori- 
deen unter  einander  zeigen  ,  und  welche  für  die  Begriffsbestimmung  der  Ord- 
nungen ,  Familien  und  Galtungen  von  Wichtigkeit  sind  ,  diejenigen  Verschie- 
denheiten vernachlässigt ,  welche  in  der  Enistehnngsweise  der  Keimzellen  liegen, 
nicht  weil  sie  unbrauchbar  oder  unwichtig  sind,  sondern  weil  ihr  Werth  mehr 


—     196     — 

ein  zufällii^er  genannt  werden  muss.  Entwickln ngs-  und  Wachslhumsgeschichte, 
so  wie  die  Forlpflanzung  sind  für  die  Kenntniss  einer  Pflanze  nolhwendig, 
sie  sind  aber  auch  genügend.  Wenn  die  Pflanze  ausserdem  eine  oder  meh- 
rere Arten  der  Vermehrung  besitzt,  so  kann  das  den  Begriff  der  Pflanze 
nicht  ändern  auch  nicht  näher  bestimmen  ,  da  die  Vermehrung  mit  den  re- 
productiven  und  namentUch  mit  den  vegetativen  Verhältnissen  im  innigsten 
Zusammenhanije  steht,  und  nichts  anders  als  der  modificirte  Ausdruck  oder 
die  Metamorphose  einer  Seite  der  Vegetation  selbst  ist.  Wenn  daher  das  Wachs- 
thum  und  die  Fortpflanzung  einer  Floridee  vollständig  bekannt  ist,  so  wird  die 
Kenntniss  der  Vermehrung  ein  blosser  Pleonasmus  sein.  So  lange  aber  die  Er- 
forschung,  namentlich  der  vegetativen  Verhältnisse  fragmentarisch  bleibt,  muss 
die  Vermehrung  als  ein  wichtiges  und  unentbehrliches  Ergänzungsmittel  belrach- 
let  werden  ,  welches  die  Wachsthumsgeschichte  oft  anschaulicher  ausdrückt ,  als 
der  anatomische  Bau  selbst,  wie  diess  z.  B.  bei  mehreren  Ceramiaceen  der  Fall 
ist. 


I.  GERÄMIÄGEJE. 

Mehrzellig,  jede  Achse  besteht  aus  einer  Zellenreihe,  seltener  aus  einer  Zelle ; 
Sporenmutter  Zellen  seitlich ,  sitzend  oder  gestielt. 

Die  Ceramiaceen  stimmen  in  vegetativer  Hinsicht  mit  den  Lyngbyeen ,  Ecto- 
carpeen,  Conferveen  und  Chantransieen  unter  den  Algen  überein.  Es  sind  ver- 
ästelte Zellenreihen ,  welche  entweder  ein  Laub  oder  einen  beblätterten  Stamm 
darstellen.  Die  Blätter  haben  den  gleichen  Bau  wie  die  Stämme,  oder  es  sind  un- 
veräslelte  Zellenreihen,  oder  selbst  einfache  Zellen.  —  Das  Wachsthum  der 
Achsen  geschiet  so,  dass  die  Scheitelzelle  (primäre  Zelle  des  n*«"  Grades)  sich  durch 
eine  horizontale  Wand  in  eine  neue  Scheilelzelle  (primäre  Zelle  des  n  +  i'«"  Grades) 
und  in  eine  Gliederzelle  (n^«  secundäre  Zelle)  theilt.  Die  Gliederzellen  theilen  sich 
nicht  mehr  ,  weder  durch  horizontale  noch  durch  senkrechte  Wände ,  so  dass  die 
Zellenreihen  bloss  durch  Zellenbildung  in  der  Endzelle  wachsen.  Für  den  Begriff 
der    Ordnung    ist    besonders   wichtig,   dass  die  Gliederzellen  sich  nicht  durch 


—     197     — 

Gewebezellbildung  in  seitlich  nebeneinander  liegende  Zellen  theilen  ,  dass  somit 
die  Achsen  immer  Zellenreihen  bleiben,  während  sie  in  den  folgenden  Ordnun- 
gen zu  Zellschichten  oder  Zellkörpern  sich  entwickeln.  Die  Giiederzellen  besitzen 
aber  das  Vermögen  auszuwachsen  und  Astzellen  zu  erzeugen ,  aus  welchen 
Tochterachsen  hervorgehen ;  diese  sind  je  nach  Umständen  Laub-,  Stamm-, 
Blatt- oder  Wurzelachsen. 

Bei  mehreren  Gattungen,  z.  B.  Ceramiiim,  Spyridia ,  Plilola,  Dudresnaya 
u.  s.  w.  scheint  die  anatomische  Untersuchung  auf  den  ersten  Anblick  darzuthun, 
dass  die  Hauptachsen  nicht  Zellenreihen,  sondern  Zellkörper  seien  ;  es  wird  daher 
bei  diesen  Gattungen  immer  von  einer  Rinde  gesprochen.  Aber  es  zeigt  einerseits 
die  Entwickluno^sG^eschichte ,  dass  diese  scheinbare  Rinde  nicht  wie  die  ächte 
Rinde  durch  Theilung  der  Gliederzellen,  sondern  als  ein  Geflecht  von  Wurzel- 
fäden entsteht;  anderseits  zeigt  eine  genaue  Betrachtung  des  entwickelten 
Zustandes,  dass  die  scheinbare  Rinde  nicht  wie  ein  achtes  Zellgewebe,  sondern 
bloss  wie  ein  Geflecht  von  Zellenreihen  sich  verhält,  indem  nur  die  übereinander 
liegenden  (Gliederzellen  der  gleichen  Reihe)  nicht  die  nebeneinander  liegenden 
Zellen  (Gliederzellen  verschiedener  Reihen)  durch  Poren  verbunden  sind. 

Die  Sporenmutterzellen  sind  bei  den  Ceramiaceen  Scheitelzellen  (primäre  Zellen), 
entweder  des  ersten  Grades,  dann  sind  sie  seitlich  und  sitzend,  oder  eines  folgen- 
den Grades,  dann  sind  sie  seitlich  und  (mehr  oder  weniger  lang)  gestielt.  Bloss 
eine  einzige  Art  (Ccdlilhamnion  seirospernium  Griff.)  scheint  von  dieser  Regel  eine 
Ausnahme  zu  machen  ,  indem  die  Sporenmutterzellen  in  Reihen  stehen  sollen ; 
so  dass  sie  dann  also  veränderte  Gliederzellen  wären.  Ich  sehe  nun  zwar  diese 
erweiterten  und  dunklern  Zt?llen  ,  aber  finde  daran  keine  Theilung  ,  um  Sporen 
zu  erzeu2[en.  Da  auch  Ilarvey  der  Theilunsr  dieser  Zellen  nicht  erwähnt,  so  bleibt 
es  mir  immer  noch  sehr  zweifelhaft,  ob  es  wirklich  Sporenmutterzellen  seien. 
Mag  dem  aber  sein  wie  ihm  wolle ,  so  unterscheidet  die  morphologische  Bedeu- 
tung der  Sporenmutterzellen  die  Ceramiaceen  immerhin  absolut  von  den  Delesse- 
riaceen ,  Rfiodomeniaceen  und  Lomentariaceen ,  wo  die  Sporenmutterzellen  immer 
im  Gewebe  liegen  ,  und  weder  Scheitelzellen  (primäre  Z.)  noch  Gliederzellen 
(secundäre  Z.)  sind. 

Die  Keimzellen  stehen  in  Keimhäufchen  beisammen  ,  welche  seitlich  an  den 

Ueiikscbr.  N^egeli.  O^ 


—     198     — 

Hauplachsen  (Laub  oder  Slamm)  befestigt  sind.  Die  Keimhäufchen  sind  nie  im 
Gewebe  oder  in  besondern  Keimbehältern  eingesclilossen ,  wie  diess  bei  den  drei 
folgenden  Ordnungen  der  Fall  ist.  Selten  findet  man  sie  in  das  Geflecht  der 
Wurzelfäden  eingesenkt.  Bei  fFrangelia  penicillata  sind  die  Keimzellen  getrennt 
und  nicht  in  Häufchen  vereinigt. 

Zu  den  Ceramiaceen  gehören  die  Gattungen  Callithamnion  Lgb.,  Griffithsia 
Ag.,  fVran(jelia  Ag.,  Spyridia  Harv.,  Ceramiinn  Adans.,  Ptilota  Ag.,  Crouania 
J.  Ag.,  Dudresnaya^onntm.^  nebst  den  verwandten  Gattungen,  —  wahrschein- 
lich auch  Rindera  J.  Ag.,  Microcladia  Grev.,  Naccaria  Endl.,  Gloiodadia  J.  Ag. 


Callithamnion. 

Tab.  vi,  Fig.  50  —  57. 

Die  Pflanze  besteht  aus  gegliederten,  verästelten,  confervenarligen  Fäden  (Fig.  50  —  52).  Die  Achsen  sind 
also  Zcllenreihen.  Sie  beginnen  mit  Einer  Zelle,  nämlich  mit  der  Sporenzelle  oder  der  Keimzelle,  wenn  sie  die 
erste  Achse  einer  Pflanze,  und  mit  einer  Astzelle  (Fig.  50,  d),  wenn  sie  irgend  eine  andere  spätere  Achse  der 
Pflanze  sind.  Diese  erste  Zelle,  in  der  das  Wachsthum  einer  Achse  beginnt,  ist  die  Scheitelzelle  oder  die  primäre 
Zelle  des  ersten  Grades  V.  In  Fig.  5b  ist  die  Sporonzelle,  in  Fig.  ok  eine  Astzelle  so  bezeichnet.  Diese  Zelle 
wächst  in  der  Richtung,  welche  die  entstehende  Achse  bezeichnet,  und  theilt  sich  durch  eine  Wand,  welche 
die  Achse  ziemlich  unter  einem  rechten  Winkel  schneidet  (Fig.  50,  e).  Die  untere  der  beiden  Tochterzellen 
bildet  keine  Zellen  mehr,  sie  ist  die  erste  secundäre  Zelle ,  ,  II  (Fig.  54,  56).  Die  obere  der  beiden  Tochterzellen 
dagegen  wächst  wieder  in  der  Richtung  der  Achse,  und  tlieilt  sich  wieder  durch  eine  horizontale  Wand;  sie  ist 
die  primäre  Zelle  des  zweiten  Grades,  F  (Fig.  54,  56).  Ihre  beiden  Tochterzellen  sind  die  zweite  secundäre 
Zelle,  ,11,  und  die  primäre  Zelle  des  dritten  Grades,  P  (Fig.  54),  Die  letztere  Iheiltsich  abermals  durch  eine 
horizontale  Wand  in  die  dritte  secundäre  Zelle,  all,  und  die  primäre  Zelle  des  vierten  Grades,  I"  (Fig.  57). 

Das  Wachsthum  der  Achsen  von  Callithamnion  geschieht  allein  durch  die  Zellenbildung  in  der  Endzelle 
oder  der  primären  Zelle.  Es  beginnt  für  jede  Achse  mit  der  primären  Zelle  des  ersten  Grades,  und  setzt  sich 
fort  durch  die  primäre  Zelle  eines  folgenden  Grades.  Es  lässt  sich  ausdrücken  durch  die  Formeln :  P  =  P  4"  i  II ; 
l'^l^  4-  ^IIj  I^=I''-4-3lI  u.  s.  f.  Allgemein  kann  man  sagen:  die  primäre  Zelle  des  n'en  Grades  erzeugt  die 
primäre  Zelle  des  n  +  1  '^"  Grades  und  die  n'e  secundäre  Zelle  : 

r  =  f"  +  ^4.nn(0 
Die  Achsen  von  Callithamnion  bestehen  mit  Ausnalmie  der  Endzeile  aus  secundären  Zellen,  und  zwar  von 

unten  an  gezählt  aus  der  1 ,  2,  5,  4'en  ,  von  oben  an  gezählt  aus  der  n  —  1,  n  —  2,  n  —  5,  n  —  4««"  ...., 

(Fig.  34,  57).  Sie  erzeugen  keine  Zellen,  mit  Ausnahme  von  Astzellen.  Sie  sind  cylindrisch,  berühren  mit  den 
beiden  Endflächen  andere  Zellen  und  haben  eine  freie  C}  linderfläche.  --  An  dem  obern  Ende  einer  Achse  steht 
eine  primäre  Zelle,  welche  immer  wieder  neue  Zellen  bildet  und  eine  cylindrisch-kegelförmige  Gestalt  hat , 
mit  angelehnter  Grundfläche  und  freier  Kegelfläche. 

(')  Vergl.  über  diese  Formeln  Zeitschrift  für  w.  B.,  lieft  2,  pag.  i2l  fl. 


—     499     — 

Die  Achsen  sind  abwechselnd-gefiedert.  Die  secundären  Zellen  w  achsen  mit  dem  obern  Theiie  ihrer  freien 
Cylinderfläche  nach  einer  Seile  hin  aus  (Fig.  50,  c).  Durch  Zellenbildung  wird  der  ausgewachsene  Theil  zur 
Astzelle  (Fig.  30,  d).  Eine  secundäre  Zelle  erzeugt  bloss  Eine  Aslzelle.  Die  Astzellen  stehen  abwechselnd  nach 
rechts  und  nach  links.  Die  Ramificalionen  der  Tochterachsen  liegen  in  der  gleichen  Ebene  mit  denjenigen  der 
Mutterachse.  Alle  secundären  Zellen  bilden,  wie  es  scheint,  neue  vegetative  Achsen  mit  Ausnahme  von  denen, 
welche  Sporenmutterzellen  oder  Keimliiäufchen  (oder  Antheridien)  erzeugen.  An  den  Enden  der  Achsen  findet 
man  wenigstens  die  Verästlung  regelmässig  vorhanden.  An  altern  Theilen,  namentlich  an  der  Basis  der  Achsen 
mangelt  sie  stellenweise,  und  es  ist  dann  nicht  auszuniitleln,  ob  alle  nackten  secundären  Zellen  früher  Forf- 
pflanzungsorgane  gelragen  haben.  —  Eben  so  scheint  es  zuweilen  an  altern  Theilen  der  Achsen ,  als  ob  2  Aeste 
zweier  successiver  Glieder  nach  der  gleichen  Seite  gerichtet  seien.  Ich  glaube  aber,  dass  das  daher  rührt,  dass 
die  Tochteraciise  sich  stärker  entwickelte  als  die  Hauptachse ,  und  daher  als  die  Forlsetzung  dieser  letztern 
erscheint,  während  die  wahre  Fortsetzung  der  Hauptachse  seitlich  gerückt  und  astähnlich  ist. 

Alle  Achsen  sind  einander  gleich,  und  demnach  Z/Oufjoc/fsen.  Sie  wachsen  unbegrenzt  durch  Zellenbildung 
in  der  primären  Zelle ,  und  erzeugen  aus  den  secundären  Zellen  unbegrenzt  Tochterachsen. 

In  einigen  Arten  (C.  roseum,  C.  tetriciim  etc.)  wachsen  die  untersten  Zellen  der  Achsen ,  also  die  ersten 
secundären  Zellen  (, II  in  Fig.  5'i)  mit  dem  untersten  Theiie  der  Cylinderfläche  aus,  und  erzeugen  eine  Zelle, 
auf  gleiche  Weise  wie  sie  nach  oben  die  Aslzellen  bilden.  Diese  Zelle  wächst  in  eine  Zellenreihe  aus,  welche 
senkrecht  nach  unten  sich  verlängert,  und  die  ich  Wurzelfaden  nennen  will.  Die  Wurzelfäden  wachsen,  wie 
die  übrigen  Achsen  von  Callithamnion ,  durch  Zellenbildung  in  den  primären  Zellen.  Sie  verästeln  sich  selten. 
Die  Wurzelfäden  sind  in  grösserer  oder  geringerer  Menge  vorhanden ,  sie  legen  sich  an  die  Laubachsen  locker 
an,  oder  stehen  elAvas  von  derselben  ab.  Kützing  {*)  nennt  die  Wurzelfäden  «Rinde,  Stratum  corticale,» 
und  baut  auf  deren  Anwesenheit  seine  Gattung  Phlebothamnion.  Gegen  die  Bezeichnung  als  Rinde  spricht  die 
lockere  Verbindung,  oder  vielmehr  der  Mangel  an  Verbindung  mit  den  Laubzellen,  welche  von  ihnen  bedeckt 
werden.  Wo  sonst  an  Florideen  eine  Rinde  auftritt,  da  sind  die  Rindcnzellen  innig  mit  den  Innern  Zellen 
verbunden ,  so  dass  sie  nicht  ohne  Verletzung  davon  getrennt  werden  können ;  es  sind  ferner  Poren  zwischen 
ihnen  und  den  Innern  Zellen.  Beides  aber  ist  bei  den  Wurzelfäden  von  Callithamnion  nicht  der  Fall.  — 
Ebenfalls  begründet  die  An-  und  Abwesenheit  dieser  Gebilde  keinen  absoluten  Unterschied  zwischen  den  Arten 
von  Callithamnion ,  so  dass  darauf  die  Diagnosen  von  2  Gattungen  gebaut  werden  könnten.  Denn  in  den 
einen  Arten  sind  sie  zahlreich,  in  den  andern  spärHch,  und  treten  erst  an  dem  untern  Theiie  älterer  Achsen  auf. 
Jüngere  Individuen  von  C.  tetricum,  C.  roseum  pflanzen  sich  schon  durch  Sporen  oder  durch  Keimzellen 
fort,  ehe  noch  eine  Spur  von  Wurzelfäden  vorhanden  ist.  Von  fructifizirenden  Exemplaren  darf  man  aber 
gewiss  annehmen ,  dass  sie  alle  wesentlichen  und  die  für  Gattungsdiagnosen  allein  zulässigen  Eigenschaften 
besitzen.  Allmälig  hat  sich  die  Ueberzeugung  Bahn  gebrochen,  dass  eine  Pflanze  erst  dann  als  vollkommen 
betrachtet  werden  darf,  wenn  sie  fructifizirt.  Man  hat  desswegen  eine  Menge  von  Pilzgaltungen  beseitigt, 
welche  bloss  die  Anfänge  höherer  Pilzformen  waren.  Umgekehrt  muss  ebenfalls  als  Regel  festgehalten  werden 
dass  eine  Pflanze  dann  schon  als  vollkommen  betrachtet  werden  muss,  sobald  sie  fructifizirt,  und  dass  alle 
spätem  Veränderungen  an  ihr  als  unwesentliche  aus  den  Diagnosen  zu  beseitigen  seien.  Man  läuft  sonst  wieder 
Gefahr,  das  Gleiche  doppelt  zu  benennen. 

Die  Sporenmutterzellen  stehen  seillich  an  den  Laubachsen,  je  eine  auf  einer  secundären  Zelle,  welche 
keine  vegetative  Tochterachse  erzeugt  hat.  Man  trifft  sie  gewöhnlich  an  dem  untern  Theiie  der  Laubachsen , 
und  zwar  auf  der  der  Multerachsc  zugekehrten  Seite  der  secundären  Zellen  (Fig.  52).  Zuweilen  stehen  auch 
noch  einzelne  Sporenmutterzellen  in  dem  weiteren  Verlaufe  der  Achsen,  und  dann  nehmen  sie  die  Stelle  einer 
vegetativen  Tochterachse  ein.  Sie  entstehen  auf  gleiche  Weise  wie  die  Astzellen  durch  Auswachsen  der  secun- 

(*)  Phycol.  gen.,  pag.  3V/». 


—     200     — 

dären  Zellen  und  Zellenbildung  in  dem  ausgewachsenen  Theile.  Sie  unterscheiden  sich  dadurch  von  den 
Astzcllen,  dass  sie  in  der  Regel  einzeilig,  nicht  zweizeilig  stehen.  —  Die  Zahl  der  Sporenmutterzcllen ,  welche 
an  dem  untern  Theile  einer  Achse  stehen,  ist  unbestimmt.  Einzelne  Glieder  bleiben  frei.  —  Die 'i  Sporen  haben 
eine  tetraedris(;he  Stellung. 

Die  Keiiiiliäufclien  sitzen  seitlich  an  den  Laubachsen.  Entweder  steht  nur  eines  auf  einer  secundären  Zelle, 
welche  sonst  keine  Astzellen  und  keine  Sporenmutterzellen  erzeugte;  sie  sind  in  diesem  Falle  bloss  an  den 
untern  secundären  Zellen  einer  Laubachse  vorhanden  und  nach  der  Mutterachse  gekehrt  (Fig.  31,  g).  Oder  es 
stehen  2  Keimhäufchen  gegenüber  an  einer  secundären  Zelle,  welche  eine  vegetative  Achse  trägt;  jedes  ist 
von  der  Insertionsstelle  dieser  letztern  um  90"  entfernt.  Die  Zelle  aus  der  ein  Keimhäufchen  entsteht,  bildet 
sich,  wie  die  Astzellen  und  die  Sporenmutterzellen,  durch  Auswachsen  des  obern  seitlichen  Theiles  einer 
secundären  Zelle.  —  Die  Keimhäufchen  bestehen  aus  einer  Menge  von  Keimzellen,  und  sind  mit  einer  starken 
Schicht  von  gallertartiger  Extracellularsubslanz  umgeben. 

Der  Inhalt  aller  Zellen  ist  rosenroth,  auch  der  primären  Zellen.  Die  Wurzelfäden  sind  schwach  röthlich.  Die 
Sporenzellen  und  die  Keimzellen  sind  intensiver  gefärbt.  —  In  der  Scheidewand  zwischen  je  2  Zellen  liegt  ein 
centraler  Porus,  welcher,  wenn  die  Wandung  dick  genug  ist,  deutlich  zu  sehen  ist  (Fig.  35). 


AntithaauHion. 

(Callithamnion  cruciatum  Ag.) 
Tab.  vi,  Fig.   1   —  6. 

Der  Bau  und  das  Wachsthum  der  Achsen  verhält  sich  wie  in  Callithamnion.  Es  sind  Zellenreihen ,  die  aus 
secundären  Zellen  bestehen,  und  durch  Zellenbildung  in  der  primären  Zelle  wachsen  nach  der  Formel: 

l"  =  i""!  ^  -^     IL  Von  den  beiden  Tochterzellen,  die  in  der  primären  Zelle,  durch  eine,  die  Achse  unter 

einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand,  entstehen,  ist  die  secundäre  Zelle  immer  kleiner  als  die  neue 
primäre  Zelle  (Fig.  2,  a  und  b;  g). 

Es  giebt  zweierlei  Arten  von  Achsen,  unbegrenzte  und  begrenzte.  In  den  erstem  dauert  das  Wachsthum 
oder  die  Zellenbildung  in  der  Endzelle  immer  fort,  bis  das  Individuum  zu  Grunde  geht.  Sie  sind  Stammachsen. 
In  den  zweiten  währt  das  Wachsthum  nur  eine  gewisse  Zeit.  Sie  sind  Blattachsen.  Für  beide  gilt  die  Formel 

l"==  i""!*  _^_    II,  aber  mit  dem  Unterschiede,  dass  n  im  Wachsthume  der  Stämme  die  Werthe  I,  2.... CO, 

im  Wachslhume  der  Blätter  1,  2....  p  annehmen  kann,  wobei  p  eine  unbestimmte  aber  limitirte  Zahl  ist. 

Jedes  Stammglied  trägt  2  gegenüberstehende  Blätter  (Fig.  I ,  f ,  f ;  2,  e,  e,  g,  g).  Die  Blattpaare  alterniren  an 
den  successiven  Gliedern  um  einen  rechten  Winkel;  die  Blätter  stehen  somit  in  2  Ebenen  oder  vierzeilig. 
Die  secundären  Zellen  der  Stammachsen  wachsen  an  2  gegenüberliegenden  Punkten  aus  (Fig.  2,  c),  und  erzeugen 
2  Astzellcn  (oder  primäre  Zellen  des  ersten  Grades)  für  die  beiden  Blätter  (Fig.  2,e,  e).  Diese  Blattbildung 
schreitet  hinler  der  wachsenden  Stammspitze  fort,  im  gleichen  Verhältnisse  wie  diese,  und  ist  ebenfalls  unbe- 
grenzt wie  diese.  —  Selten  bilden  die  Stammachsen  eine  neue  Stammachse  (einen  Ast).  Dieselbe  verhält  sich  in 
allen  Stücken ,  wie  ihre  Mutterachse.  Sie  wächst  unbegrenzt  durch  Zellenbildung  in  der  primären  Zelle  und 
bildet  immerfort  Blätter. 

Die  Blätter  (Fig.  I,  3,  ^t)  verästeln  sich  in  der  gleichen  Ebene;  ihre  Aestchen  sind  zweizeilig.  Diese  Ebene  ist 
tangental  zum  Stamme,  d.  h.  sie  bildet  einen  rechten  Winkel  zu  der  Ebene,  welche  die  Stammachse  und  die 


—     20i     — 

primäre  Blattachse  mit  einander  Lüden.  Die  Verästelung  der  Blätter  ist  begrenzt ;  ausser  der  primären  Achse 
werden  gewöhnlich  bloss  secundäre  und  tertiäre  Achsen  gebildet,  welche  ebenfalls  begrenzt  sind.  Das  unterste 
Glied  der  primären  Achse  bleibt  gewöhnlich  ohne  Verzweigung  (Fig.  1,  a;  3,  1).  Ebenso  sind  die  letzten  ^t  —  8 
Glieder  nackt  (Fig.  1,  b).  Die  untern  Gliedertragen  häufiger  gegenüberstehende,  die  obern  häufiger  einzelne  und 
abwechselnde  Aestchen.  Doch  giebt  es  in  dieser  Hinsicht  durchaus  keine  feste  Regel.  —  Aus  der  untersten 
Blattzelle  wächst  zuweilen  ein  gegliedertes  Wurzelhaar  hervor  (Fig.  h,  r). 

Ausser  den  Unterschieden  zwischen  Stämmen  und  Blättern ,  Avelche  im  Wachslhume  und  in  den  Stellungs- 
verhältnissen der  Achsen  begründet  sind,  giebt  es  ferner  Verschiedenheiten  in  Bezug  auf  die  secundären 
Zellen.  Diese  sind  einmal  ungleich,  wenn  man  bloss  auf  die  Quantität  ihrer  Ausdehnung  Rücksicht  nimmt. 
Die  secundären  Stammzellen  wachsen  von  0,002'"  bis  0,080'"  und  0,100'"  in  die  Länge,  von  0,003 '"  bis 
0,020'"  in  die  Breite,  so  dass  ihr  Längendurchmesser  um  das  Fünfzigfache,  ihr  Breitendurchmesser  um  das 
Siebenfache  zunimmt.  Das  Wachslhum  der  secundären  Blattzellen  ist  bedeutend  geringer.  Ein  wichtigerer 
Unterschied  liegt  in  der  Art  und  Weise,  wie  sie  Astzellen  bilden.  Die  secundären  Stammzellen  wachsen  mit 
dem  obern  Theile  ihrer  Seitenfläche  (Fig.  2,  c),  die  secundären  Blallzellen  mit  dem  untern  Tlieile  ihrer  Seiten- 
fläche aus  (Fig.  5,  d,  e).  Desswegen  sitzen  die  jungen  Blätter  oben  an  den  Stammgliedern  (Fig.  2,  e,  g),  die 
jüngsten  Seitenachsen  der  Blätter  dagegen  sitzen  mehr  unten  an  den  Blattgliedern  (Fig.  3,  f). 

Ein  anderer  wichtiger  Unterschied  zwischen  den  secundären  Zellen  der  Stämme  und  der  Blätter  liegt  in  der 
Art  und  Weise,  wie  sie  sich  ausdehnen.  Wie  eben  gesagt ,  sitzen  die  jungen  Blätter  an  dem  obern  Tiieile  der 
Seitenfläche  der  Stammzelle  und  berühren ,  so  zu  sagen ,  die  obere  Scheidewand.  Sie  behalten  diese  Stellung , 
bis  die  Stammzelle  0,020 '"  lang  geworden  ist,  und  also  last  das  Zehnfache  ihrer  ursprünglichen  Länge  erreicht 
hat.  Nun  fängt  das  Blatt  an ,  von  der  Scheidewand  weg  und  nach  unten  zu  rücken ,  indem  sich  die  dazwischen 
gelegene  Zellmembran  ausdehnt.  Ich  will  den  über  der  Anheftungsslelle  des  Blattes  liegenden  Theil  der  Seiten- 
wandung m,  den  unterhalb  derselben  liegenden  Theil  n  und  die  ganze  Länge  der  Stammzelle  c  nennen.  Ich 
finde  an  verschiedenen  Gliedern  der  gleichen  Stammachse  folgende  Verhältnisse : 


c      = 

=       0,004 

0,0  io 

0,020 

0,02o 

0,070 

0,080 

0,087 

n     = 

=      0,002 

0,Oii 

0,013 

0,021 

0,039 

0,063 

0,002 

m     — 

0 

0 

0 

0,0003 

0,003 

0,009 

0,013 

Die  Dimensionen  sind  in  Linien  angegeben.  Aus  diesen  Thatsachen  geht  hervor,  dass  die  Ausdehnung  der 
Zellmembran  an  verschiedenen  Theilen  der  Zelle  ungleich  ist.  n  dehnt  sich  um  das  Sieben-  bis  Achtfache  aus , 
während  dem  m  unverändert  bleibt.  Dann  beginnt  auch  das  letztere  sich  zu  vergrössern ,  und  thut  es  viel 
rascher  als  n.  Denn  es  dehnt  sich  mehr  als  um  das  Dreissigfache  aus,  indess  n  nur  5  bis  4  mal  langer  wird. 
Endlich  bleibt  n  stabil,  und  m  nimmt  noch  ungefähr  um  das  Doppelte  zu.  Diese  Faden  beweisen,  dass  d^e 
Ausdehnung  der  secundären  Zellen  der  Stammachsen  von  Jntühamnion  in  dem  untern  Theile  beginnt,  und 
thätig  ist,  während  sie  in  dem  obern  Theile  noch  nicht  angefangen  hat,  und  dass  sie  im  obern  Theiie  noch 
fortdauert,  nachdem  sie  im  untern  Theile  aufgehört  hat. 

Anders  verhalten  sich  die  secundären  Zellen  der  Blätter.  Dieselben  wachsen ,  wie  ich  oben  gesagt ,  mit  dem 
untern  Theile  der  Seitenwand  aus ,  und  die  dadurch  gebildete  Tochterachse  nimmt  ursprünglich  die  untere 
Hälfte  der  Seitenwand  ein,  und  berührt  fast  die  untere  Scheidewand.  Wenn  sich  die  Zellen  in  die  Länge  dehnen, 
so  vergrössert  sich  der  Zwischenraum  zwischen  der  Anheftungsstelle  der  Tochterachse  und  der  obern  Scheide- 
wand unbedeutend  oder  gar  nicht.  Dagegen  erweitert  sich  der  Zwischenraum  zwischen  der  Seitenachse  und 
der  untern  Scheidewand,  der  anfänglich  fast  0  war,  stetig  bis  auf  0,008  "^  und  0,010'".  Daraus  ergiebt  sich 
für  die  Ausdehnung  der  secundären  Zellen  der  Bläiter,  dass  dieselbe  in  dem  untern  Theile  der  Membran 
bedeutender  i»  und  länger  dauert,  als  in  dem  obern;  und  man  kann  sagen,  dass  die  Ausdehnung  oben  zuerst 

Denkscbr.  X^GELi.  "O 


—     202     — 

beginne  und  unten  zuletzt  aufliöre,  dass  sie  also  das  umgekehrte  Verhältniss  zeige  von  der  Ausdehnung  der 
secundären  Stammzellen. 

Die  primären  Zollen ,  wodurch  die  Stämme  und  die  Blätter  wachsen ,  enthalten  einen  homogenen ,  unge- 
färbten Schleim;  ebenso  die  jungen  secundären  Zellen.  In  den  letztern  wird  er  körnig  und  röthlich.  Erlegt 
sicli  dann  an  die  Zellwand,  färbt  sich  intensiver  und  erscheint  zuletzt  als  dünne,  unregelmässig  gekrümmte,  der 
Membran  anhaltende  Fasern.  In  alten  Zellen  sind  dieselben  farblos.  —  Die  Scheidewände  zwischen  2  secundären 
Zellen  der  gleichen  Achse,  und  ebenso  diejenigen  zwischen  den  secundären  Zellen  einer  Achse  und  den  ersten 
secundären  Zellen  ihrer  Tocliterachsen  besitzen  jede  einen  centralen  Porus  (Fig.  ö,  6).  Die  Membranen 
berühren  sich  nicht  an  der  ganzen  Porusfläche ,  sondern  bloss  am  Umfange ,  in  der  Mitte  weichen  sie  zu  einem 
schmalen  elliptischen  Räume  auseinander.  Die  Poren  der  Stammzellen  (Fig.  6)  sind  beträchtlich  griisser  als  die- 
jenigen der  Blattzellen  (Fig.  b).  Wenn  durch  äussere  störende  Einwirkung,  durch  Quetschen ,  durch  Säuren 
etc.  der  Inhalt  sich  von  der  Membran  loslöst  und  sich  contrahirt,  so  bleibt  er  durch  dünne  Fortsätze  mit  diesen 
Poren  in  Verbindung. 

Die  Sporeninutierzellen  stehen  seitlich  an  den  secundären  oder  tertiären  Blattachsen  und  zwar  gewöhnlich 
an  dem  ersten,  doch  auch  an  dem  zweiten  Gliede  (Fig.  1,4,  s,  s).  Die  4  Sporen  stehen  tetraedrisch  beisammen. 
Die  in  Fig.  1  und  4  gezeichneten  Sporenmutterzellen  sind  verkümmert  und  mit  dichtem,  homogenem,  farblosem 
Schleime  gelullt.  Alle  Exemplare ,  die  ich  in  Sorrento  bei  Neapel  fand,  besassen  solche  aborlirte  Mutterzellen , 
vielleicht  Aveil  sie  nicht  befruchtet  wurden;  wenigstens  konnte  ich  keine  Antheridien  auffinden. 

Ich  will  noch  die  Eigenthümlichkeiten  der  Stämme  und  der  Blätter  vergleichend  zusammenstellen ,  um  zu 
sehen,  mit  welcher  Berechtigung  bei  Antühamnion  diese  beiden  Organe  angenommen  werden  können.  Die 
Stämme  wachsen  unbegrenzt.  Die  Blätter  wachsen  begrenzt.  Die  Stämme  erzeugen  sowohl  unbegrenzte  (Stamm-) 
als  begrenzte  (Blatt-)  Achsen.  Die  Blätter  erzeugen  bloss  begrenzte  (seitliche  Blatt-)  Achsen.  Die  secundären 
Stammzellen  wachsen  mit  dem  obern  Seitentheile ,  die  secundären  Blattzellen  mit  dem  untern  Seitentheile  der 
Membran  aus,  um  eine  Astzelle  zu  erzeugen.  Die  Ausdehnung  der  Membran  der  secundären  Stammzellen  schrei- 
tet von  unten  nach  oben,  die  Ausdehnung  der  secundären  Blattzellen  von  oben  nach  unten  fort.  Die  Stämme  ver- 
vielfältigen die  Pflanze  durch  Erzeugung  von  neuen  gleiclien  Stämmen,  durch  Sprossenbildung.  Die  Blätter  tragen 
die  sexuellen  Fortpflanzungsorgane.  Wir  sehen  somit ,  dass  im  Wesentlichen  die  Unterschiede  zwischen  Stamm 
und  Blatt  die  gleichen  sind  wie  bei  den  höhern  Pflanzen;  und  es  müssen  für  diese  Unterschiede  auch  die 
gleichen  Benennungen  gebraucht  Averden,  weil  die  Begriffe  die  nämliclien  sind,  —  obgleich  die  Blätter  von 
der  geM'öhnlichen  Blattform  abweichen.  Diese  gewöhnliche  Blattform  ist  aber  nicht  die  ausschliessliche,  und 
wir  finden  für  die  Blätter  von  JnUlhamnion  unabweissbare  Analogieen  in  den  Blättern  von  Jungermannia 
trichophylla  L.  und  J.  setacea  Web.,  deren  Blatlnatur  nicht  bestritten  wird. 

Die  Gattung  Antithamnion  unterscheidet  sich  von  Callilhamnion  dadurch,  dass  erstere  einen  heblätterteti 
Stamm  besitzt  (wo  an  den  unbegrenzten ,  hin  und  wieder  verästelten  Stammachsen  alternirende  Blattpaare 
stehen),  während  letztere  ein  Laub  hat  (dessen  unbegrenzte  Achsen  alternirend-gefiedert  sich  verästeln).  Die 
einzige  mir  bekannte  Art  ist  A.  cruciahim  (C.  cruciatum  Ag.). 


Pcecllothamnion. 

(Callithamnion  versicolor  Ag.,  etc.) 
Tab.  VI,  Fig.  7-29. 

Die  Achsen  sind  Zellenreihen  wie  in  Callithamnion.  Das  Wachsthum  ist  das  nämliche  :  l"  =  l"  "i"    +  n  '^• 
Alle  Achsen  sind  einander  gleich,  also  Laubachsen.  Wenn  man  an  einer  Hauptachse  von  oben  nach  unten 


—     203     — 

nacheinander  die  Toclilerachsen  untersuclit ,  so  findet  man,  dass  sie  stcftg  länger  werden,  dass  sie  also  stetig 
und  unbegrenzt  sich  verlängern.  Dennoch  ist  das  Spitzenwachsthum  jeder  einzelnen  Achse  begrenzt;  die  Achsen 
endigen  in  dünne  lange  Borstenzellen ,  in  denen  keine  Zellenbildung  mehr  statt  findet.  In  den  secundseren 
Zellen  der  Achsen  werden  ebenfalls  keine  neuen  Zellen  erzeugt.  Obgleicii  nun  an  Poecilolhamnion  unbegrenzte 
Centralachsen  und  begrenzte  Seitenachsen  zu  unterscheiden  sind,  so  sind  dieselben  doch  nicht  den  Stammor- 
ganen und  Blattorganen  in  AntiUtamnion  analog.  Denn  auch  die  unbegrenzten  Centralachsen  enden  in  eine 
begrenzte  Spitze ;  aber  die  Spitze  wird  immer  wieder  seitlich  gerückt ,  indem  fortwährend  die  sich  stserker 
entwickelnden  Tochterachsen  als  die  Fortsetzung  der  Centralachsen  erscheinen.  Da  nun  die  Erzeugung  neuer 
Tochterachsen  unbegrenzt  ist,  so  muss  auch  das  Wachsthum  der  Centralachsen  unbegrenzt  sein.  Die  begrenz- 
ten Seitenachsen  können  immer  auch  wieder  zu  unbegrenzten  Centralachsen  werden,  wenn  sie  sich  unbegrenzt 
versesteln. 

Das  unbegrenzte  Waclislhum  von  Poecilothamnion  beruht  daher  in  einer  unbegrenzten  Wiederholung  von 
begrenzten  Achsen.  Die  Centralachsen  (welcl*  Seitenachsen  tragen)  bestehen  aus  je  dem  untersten  Gliede 
einer  andern  Achse;  sie  sind  gemischte  Achsen.  Die  letzten  Seitenachsen  dagegen,  welche  keine  Yersestelungen 
tragen,  sind  reine  Achsen.  Die  untersten  secundjeren  Zellen  einer  reinen  Achse  erzeugen  Astzellen  (durch 
Auswachsen  des  obern  Theiles  der  Seitenwand  und  Zellenbildung  in  dem  ausgewachsenen  Theile).  Sie  Averden 
dadurch  Elemente  von  gemischten  Achsen,  indem  die  Tochterachse  stserker  sich  entwickelt,  und  als  die  Fort- 
.setzung  der  Mutterachse  erscheint.  So  war  in  Fig.  7  a  —  r  ursprünglich  eine  reine  Achse,  b  —  r '  war  deren 
Tochterachse ,  c  —  r  '•'  war  'die  Tochterachse  von  b  —  r '.  Durch  das  slaerkere  Wachsthum  der  Tochterachsen 
erscheint  nun  aber  b  als  die  Fortsetzung  von  a,  c  von  b,  d  von  c,  und  damit  ist  die  gemischte  Achse  a  —  d 
entstanden. 

An  einer  Centralachse  stehen  die  Seitenachsen  alternirend  mit  der  Divergenz  von  'f«  tt  ('/«  des  Umfanges), 
je  eine  auf  einem  Gliede;  sie  sind  also  (i  zeilig  (Fig.  7,  21 ,  r,  r ',  r").  Das  erste  Glied  einer  Seitenachse  ver- 
sestelt  sich  in  einer  Ebene,  welche  zur  Centralachse  tangental  ist.  —  Die  Astzelle,  welche  von  der  ersten  secun- 
daeren  Zelle  einer  reinen  Achse  erzeugt  wird,  zeigt  also  eine  horizontale  Abweichung  von  90*  von  ihrem  eigenen 
Anheftungspunkte  an  der  Mutterachse ;  und  diese  Divergenzen  der  successiven  Tochterachsen ,  welche  auf 
der  ersten  secundseren  Zelle  stehen ,  schreiten  ohne  Unterbruch  in  der  gleichen  (schraubenförmigen)  Richtung 
fort.  —  Die  Astzelle,  welche  von  der  zweiten  secundaeren  Zelle  einer  reinen  Achse  erzeugt  wird ,  divergirt  von 
der  Astzelle  der  ersten  secundaeren  Zelle  ebenfalls  um  einen  Winkel  von  90".  Die  Seitenachsen  erscheinen 
haeufig  dichotomisch  (Fig.  H) ;  es  ist  aber  keine  wahre  Dichotomie,  so  dass  je  2  Achsen  derselben  gleichwerthig 
waeren ;  sondern  die  eine  verhaelt  sich  zur  andern  immer  als  Mutterachse  zur  Tochterachse.  Durch  raschere 
Entwcklung  wird  die  letztere  der  ersteren  a-hnlich.  Diese  Pseudodichotomieen  allerniren  mit  einer  Divergenz 
von  180";  es  rührt  diess  daher,  weil  die  Tochterachsen  an  der  Mutterachse  in  der  Spiralstellung  von  '/.- 
stehen. 

Sowohl  aus  der  ersten  (untersten)  Zelle  einer  Seitenachse,  als  aus  allen  übrigen  Zellen  der  gemischten  älteren 
Achsen  wachsen  gegliederte  und  spserlich  veraestelte  WurzeHäden  nach  unten.  Aus  einer  Zelle  kommen  1,2,  '^ 
iolcher  Fieden  hervor,  sie  liegen  lose  um  die  Mutterachsen,  oder  stehen  von  denselben  ab.  Ihre  Zellen  sind 
verhältnissmaessig  langer  und  dünner,  der  Zelleninhalt  spaerlicher  und  blasser  als  in  den  Laubachsen. 

Der  Inhalt  der  jungen  primseren  Zellen  und  der  jungen  secundceren  Zellen  ist  homogener  ungefnerbler  Schleim. 
In  etwas  aeltern  Zellen  wird  er  körnig,  faerbt  sich  röthlich  und  legt  sich  dann  in  Form  von  rothen,  hemis- 
phserischen  Klümpchen ,  wahrscheinlich  Farbbla.'schen ,  an  die  Wandung.  Diese  hemisphairischen  Bheschen 
dehnen  sich  mit  dem  Wachsthume  der  Zelle  in  die  Lounge.  Sie  werden  dabei  etwas  schma?ler  und  stellen  unregel- 
mKssige  kleine  Fasern  dar,  welche  meistens  die  Richtung  des  Loengsdurchmessers  der  Zelle  halten. 

Die  Sporenmutterzellen  stehen  zu  1 ,  2  und  3  seitlich  an  einer  secund;eren  Zelle,  welche  ausserdem  schon 
einen  Ast  trffgt  (Fig.  7),  ziemlich  in  einer  senkrechten  Reihe  (Fig.  8,9,  10).  Diese  Reihe ,  von  welcher  die 


—     204     — 

mittlere  Sporenmutterzelle,  wenn  5  vorbanden  sind,  meist  reciits  oder  links  etwas  abweicht  (Fig.  9),  ist  um 
90"  von  dem  Punkte  entfernt,  wo  auf  der  gleicben  secundseren  Zelle  dieTocbteracbse  stellt.  Die  Sporenmutter- 
zellen  entstellen  wie  alle  Astzellen  :  die  Seitenwand  der  secundteren  Zelle  waicbst  in  einen  Fortsatz  aus , 
welcber  sieb  als  besondere  Zelle  abtbeilt.  Dieser  Prozess  scbreitet  von  üben  nacb  unten  fort ,  indem  zuerst  die 
oberste,  zuletzt  die  unterste  Sporenmutterzelle  an  einer  secundseren  Zelle  sieb  bildet  (Fig.  8,  9). 

Die  Sporenmutterzelle  entb?elt  zuerst  bomogenen  farblosen  Schleim.  Derselbe  wandelt  sich  in  einerothe, 
körnige  .Masse  um,  in  welcher  man  einen  centralen ,  secundairen  Kern  erkennt.  Er  ist  ein  helles  durchsichtiges 
Blaescben  mit  einem  kleinen  punklartigen  Rernchen  (Fig.  8,  b).  Dieser  secundaere  Kern  verschwindet;  statt 
seiner  treten  vier  neue  Kerne  auf,  und  darauf  theilt  sich  die  Mutterzelle  in  die  k  tetraüdrisch-gestellten  Special- 
mutterzellen,  von  denen  jede  im  Centrum  einen  der  k  Kerne  entha?lt  (Fig.  8,  c).  Diese  Kerne  sind  schön  rolh 
gefärbt,  was  man  an  absterbenden  Specialmullerzellen  erkennt,  wo  der  Inhalt  grün  geworden,  die  Kerne  aber 
noch  ihre  ursprüngliche  Farbe  behalten  haben  (*).  —  Die  Stellung  der  Specialmulterzellen  und  somit  auch  der 
Sporen  ist  tetraedrisch ,  beobachtet  aber  ausserdem  keine  Regel.  Oft  nimmt  eine  einzige  Zelle  den  Scheitel  der 
Mutterzelle  ein  (Fig.  10,  b) ;  oft  berühren  denselben  2  oder  5  Zellen  (Fig.  8,  c).  Ebenso  erfüllt  bald  eine  einzige 
Spore  den  untern  Tbeil,  bald  geht  eine  trennende  Linie  bis  zur  Basis. 

Die  Jntheridien  (Fig.  11  —  19)  sind  Anhseufungen  von  kleinen  runden,  larblosen  Zellchen,  die  auf  einer 
Unterlage  von  2,  3  oder  k  kleinen  röthlicb  gefärbten  Zellen  ruhen.  An  einer  secunda^ren  Zelle  sind  1,  2  oder 
3  solcher  Häufchen  befestigt,  in  derselben  Lage  wie  die  Sporenmutlerzellen.  Sie  stehen  nämlich  in  einer  senk- 
rechten Linie  übereinander,  welche  90"  von  der  Abgangsstelle  der  Tochterachse  entfernt  ist;  das  oberste  liegt 
etwas  unterhalb  dieser  Stelle.  Auch  das  haben  sie  mit  den  SporenmuUerzellen  gemein  ,  dass  zuerst  das  obere, 
zuletzt  das  unterste  sich  entwickelt  (Fig.  12,  16.  17). 

Die  Bildungsgeschichte  der  Antheridien  ist  folgende.  Sie  erscheinen  zuerst  als  einfache  Astzelle,  dadurch  dass 
die  secunda;re  Zelle  auswaechst  und  sich  abtbeilt  (Fig.  12,  IG).  Diese  Aslzelle  theilt  sich  in  2,  in  eine  unlere  und 
innere,  und  in  eine  obere  und  seussere  (Fig.  12,  15.  17).  Jede  derselben  theilt  sich  wieder  in  2  Zellen. 
Auf  diese  Weise  bilden  sich  2  —  8  Zellen  (Fig.  IG,  17,  18),  welche  grösser,  parencb} matisch  und  rolh- 
geftTcrbt  werden.  Die  jcussern  Zellchen  dagegen,  welche  sphaerisch,  farblos  und  kleiner  sind,  scheinen  durch 
Auswachsen  und  Abschnüren  der  zuerst  gebildeten  Innern  Zellen  zu  entstehen.  Sie  sind  die  Samenzellchen 
(Fig.  13  —  19). 

Die  Samenzellchen  sind  alle  von  gleicher  Gestalt  und  Grösse.  Ihr  Durchmesser  betragt  0,005  "'.  Zuerst  mit 
homogenem  oder  feinkörnigem  Schleime  erfüllt  (Fig.  20,  a),  weiden  sie  dann  wasserhell,  und  enthalten  bloss 
noch  ein  wandslffindiges  Körnchen  (Fig.  20,  b).  Wenn  dasselbe  von  der  Seilenflache  angesehen  wird,  so  scheint 
es  sich  in  eine  erst  dickere  und  allmaelig  dünner  werdende  Linie  (Samenfaden?)  fortzusetzen  (Fig.  20,  c,  d). 
In  diesem  Stadium  fallen  die  Zellchen  ab. 

Die  Keimzellenhüufchen  sitzen  seitlich  an  den  secunda?reu  Laubzellen,  aut  zwei  gegenüberliegenden  senk- 
rechten Linien,  welche  90°  von  der  Anbeftungsstelle  der  Tochterachse  entfernt  sind.  Sie  sind  zu  2  oder  4  an 
einem  Gliede  vorhanden,  und  je  2  einander  opponirt  (Fig.  21,  29).  Auf  den  ersten  Anblick  scheinen  sie  Kapseln, 
d.  h.  grosse  Mutterzellen  zu  sein,  in  denen  eine  Menge  von  Keimzellen  liegen.  Die  Entwicklungsgeschichte 
zeigt  aber,  dass  diese  Annahme  unrichtig  ist.  Die  secundairen  Laubzellen  wachsen  in  einen  seitlichen  Fortsatz 
aus  (Fig.  22,  a),  welcber  zur  besondern  Zelle  wird  (b).  Diese  Astzelle  ist  für  das  entstehende  Keimhaiufchen 
die  prima^re  Zelle  des  ersten  Grades.  Sie  theilt  sich  durch  eine  die  Achse  unter  einem  rechten  Winkel  schnei- 
dende Wand  (Fig.  23)  in  eine  erste  secundiere  Zelle  (b)  und  eine  prima^re  Zelle  dos  .zweiten  Grades  (c) : 
]*  =  I»  -^  ,11.  Die  priuKvre  Zelle  des  zweiten  Grades  theilt  sich  auf  gleiche  ^^eise  in  die  primaere  Zelle  des 
dritten  Grades  (Fig.  2/»,  c)  und  in  die  zweite  secunda-re  Zelle  (Fig.  2S,  b) :  r^  =  P  4-  .  II.  Die  Zellenbildung  in 


(')  Zeitschr.  f.  w.  Bot.,  Heft  I ,  üib .  I,  Fig.  20. 


—     20S     — 

der  primären  (Sclieitel-)  Zelle  sclireitet  auf  diese  Weise  fort,  nach  der  Formel  I "  =  I "  "t"  +  „  II  (*).  Dadurch 
entstellt  ein  Strang  von  secnndären  Zellen.  Die  erste,  zweite,  dritte  oder  vierte  derselhen  bildet  eine  Astzelle 
(Fig.  26,  r,  r),  welche  sich  wieder  als  primäre  Zelle  des  ersten  Grades  verhält,  als  solche  Zellen  bildet,  und 
sich  zu  einer  Tochterachse  entwickelt.  Alle  folgenden  secundären  Zellen  erzeugen  ebenfalls  Astzellen  und  aus 
denselben  Tochleraclisen.  Man  kann  die  Zellenbildung  bloss  bis  auf  einen  gewissen  l'unkt  verfolgen.  Da  aber 
diejenigen  Zellen ,  welche  sich  zuerst  bilden  (die  untersten  in  einem  Keimhäufchen) ,  eben  so  gut  Keimzellen 
sind,  als  die  später  gebildeten,  so  muss  angenommen  werden,  dass  diese  letztern  auf  gleiche  Art  entstehen, 
wie  jene  erstem.  Die  Zellenbildung  in  einem  Keimzellenhäiifchen  ist  somit  die  gleiche,  wie  in  einem  jeden 
Aste  der  Laubachsen.  Sie  beginnt  mit  einer  primären  Zelle  des  ersten  Grades,  und  bildet  Zellen  nach  der 

Formel  l"  =  l""»       4"     H.   Ferner  bilden  die  secundären  Zellen  der  ursprünglichen  Achse  Astzellen, 

welche  in  neue  Achsen  auswachsen.  Diese  Achsen  tragen  seitlich  wieder  Tochterachsen  etc.,  etc.  Zellenbil- 
dung in  den  primären  Zellen  und  Verästelung  aus  den  secundären  Zellen  gehen  unbestimmt  Aveit,  sie  sind 
aber  beide  begrenzt. 

Die  Richtigkeit  dieser  Annahme  in  Bezug  auf  die  Entwicklungsgeschidite  der  Keimhäufchen  lässt  sich  noch 
auf  eine  andere  Weise  darthun.  Wir  haben  bei  Jntitlia»mio)i  cruckitum  gesehen,  dass  die  Zellen  der  glei- 
chen Achse  unter  sich,  und  je  mit  der  untersten  Zelle  der  Tochterachse  durch  einen  Porus  verbunden  sind. 
Das  gleiche  ist  in  der  Gattung  Poecilolhamnion  der  Fall.  Wir  finden  ferner  bei  andern  Florideen,  dass,  wenn 
sich  der  Zelleninhall  durch  störende  äussere  Einflüsse  von  der  Membran  zurückzieht,  er  durch  Forlsätze  mit 
den  Poren  verbunden  bleibt;  und  dass,  wenn  dabei  durch  Säuren  die  Zellwände  aufgelöst  werden,  der  Inhalt 
der  aneinander  liegenden  Zellen  noch  durch  dünne  Stränge  zusammen  hängt,  in  deren  Mitte  man  den  ehe- 
maligen Porus  erkennt.  Wenn  nun  die  Keimzellenhäufchen  von  Pöcilothamnion  vorsichtig  mit  verdünnter 
Salpetersäure  behandelt  und  gedrückt  werden  (^),  so  gelingt  es  zuAveilen,  die  ganze  Zellenmasse  so  aus- 
einander zu  legen,  dass  je  auf  einer  untern  und  innern  Zelle  2  obere  und  äussere  Zellen  stehen,  dass  sich 
also  die  Zellmasse  dichotomisch  theilt  (Fig.  28).  Diese  Dichotomie  ist,  wie  diejenige  der  Aeste,  eine  falsche  , 
indem  von  den  2  Zellen,  welche  auf  einer,  z.  B.  der  m'en  secundären  Zelle  stehen,  die  eine  die  m  -4-  1 '^  se- 
cundäre  Zelle  der  gleichen  Achse,  die  andere  die  !'<=  secundäre  Zelle  der  Tochterachse  ist.  Diese  scheinbare 
Dichotomie  ist  hier  um  so  begreiflicher,  da  die  Keimzellenhäufchen  begrenzte  Achsen  sind;  denn  bei  begrenz- 
ten Organen  treffen  Avir  bei  den  Florideen  gewöhnlich  einen  dichotomischen  Anschein  im  ausgewachsenen 
Zustande ,  auch  Avenn  sie  nicht  dichotomisch  entstanden  sind ,  so  z.  B.  bei  den  haarförmigen  Blättern  (^). 

Aus  der  EntAvicklungsgeschichte  ergiebt  sich  die  morphologische  Bedeutung  der  Keimhäufchen.  Es  sind 
metamorphosirte  Laubachsen.  Zellenbildung  und  Verästelung  ist  die  gleiche.  Der  Unterschied  liegt  darin , 
dass  die  Zellen  klein  bleiben  und  sich  nicht  in  die  Länge  dehnen,  und  dass  die  Achsen  statt  sich  auseinander  zu 
breiten,  sich  gegen  einander  legen.  Dadurch  entstellt  eine  zusammengeballte  Zellmasse,  avo  die  einzelnen 
Zellen  durch  den  Druck  parenchymafisch  Averden.  Die  vegetativen  Achsen  dagegen  breiten  sich  aus ,  und  die 
Zellen  nehmen  eine  cylindrische  Gestalt  an.  Der  Ausdruck  «  metamorphosirte  Laubachsen  »  darf  aber  nicht 
so  verstanden  Averden.  als  ob  jede  vegetative  Achse  sich  beliebig  in  ein  Keimhäufchen  verwandeln  konnte. 
Diess  ist  nicht  möglich,  da  die  letztern  neben  und  nach  den  vegetativen  Aesten  entstehen,  und  auch  eine 
andere  Stelle  an  der  Mutterachsc  einnehmen  als  diese. 

Da  die  Keimhäufchen  aus  primären  ,  secundären,  tertiären  etc.  Achsen  gebildet  sind,  so  erkennt  man  oft  an 

(')  Vergl.  oben  bei  CalUthamnion. 

(*)  Ein  ähnliches  Verfahren  giebt  bei  Polysiphonia  Aufschluss  über  die  Stellungsverhältnisse  der  Zellen  (vergl.  Zcil- 
i^chrift  f.  w.  Bot.,  Heft  3  und  4  ,  pag.  214. 

(')  Vergl.  bei  Polysiphonia  a.  gl.  0.,  pag.  241. 
Denkstbr.  NjEGELI  36 


—     206     — 

ihnen  grössere  und  kleinere  Lappen  (Fig.  27).  Diess  geschieht  oft  in  vorzüghchem  Masse,  wenn  sich  die  einen 
Achsen  stärker  entwickeln  als  die  andern.  Häufig  auch  bildet  der  unterste  Ast  des  Keinihäufchens  einen  eigenen, 
kleinern,  von  dem  übrigen  Keimhäufchen  abgesonderten  Lappen. 

Die  Keimzeilen  sind  ursprünglich  farblos,  mit  homogenem,  nacliher  feingekörnlem  Schleime.  Bei  ihrer  voll- 
kommenen Ausbildung  besitzen  sie  alle  ungefähr  gleiche  Grösse  (0,000''/—  0,008  '"),  und  einen  körnigen, 
intensiv  rolhgefärbtcn  Inhalt.  Die  unterste,  oder  auch  die  2  bis  3  untersten  Zellen,  welche  den  Träger  des 
Keimhäufchens  bilden,  sind  blasser  geiärbt,  und  besitzen  weniger  festen  Inhalt;  zuweilen  sind  sie  grösser 
(Fig.  27,  a)  als  die  Keimzellen;  —  es  sind  keine  Keimzellen. 

Bei  ihrem  ersten  Auftreten  sind  die  Keimhäufcheu  noch  nicht  von  einer  Membran  umgeben  (Fig.  22  —  26; 
Fig.  29  a).  Diese  erscheint  allmäüg  mit  dem  fortschreitenden  Wachslhume,  und  ist  Gallerte,  die  von  den  Zellen 
ausgeschieden  wird.  Es  ist  daher  unrichtig,  sie  als  «  pericarpium  hyalinum,  »  oder  «  perisporangium  gelati- 
noso-hyalinum, »  oder  «  spermangium  membranaccum  gelineum  »  zu  bezeichnen.  Als  die  nämliche  Extracellu- 
larsubstanz,  welciie  bei  allen  Zellen  der  Florideen  in  grösserra  oder  geringem!  Masse  angetroffen  wird,  darf  sie 
auch  hier  keine  besondere  Bezeichnung  und  kaum  eine  besondere  Erwähnung  erhalten. 

Die  3  verschiedenen  Forlpflanzungsorgane  Sporen,  Antheridien  und  Keimhäufchen  linden  sich  auf  ver- 
schiedenen Individuen.  Sie  sind  Iriclinisch.  —  Sporen  und  Antheridien  stimmen  darin  mit  einander  überein , 
dass  sie  entweder  an  begrenzten  reinen  Achsen  oder  an  begrenzten  (mit  begrenzter  Wiederholung)  gemischten 
Achsen  sich  bilden.  Die  Keimhäufchen  dagegen  entstehen  an  unbegrenzten  (mit  unbegrenzter  Wiederholung) 
gemischten  Achsen. 

Die  Gattung  Poecilothamnion  unterscheidet  sich  von  Antühamnion  dadurch,  dass  sie  ein  Laub  und  nicht 
einen  beblätterten  Stamm  besitzt,  —  von  Callühamnion  dadurch,  dass  ihre  Laubachsen  begrenzt  sind  und  in 
eine  hinfällige  borstenförmige  Spitze  endigen,  dass  die  Divergenz  der  Verästelung  '/•  betra'gt,  und  dass  die 
Sporenmutterzellen  zu  mehreren  auf  Laubghedern  stehen ,  welche  schon  eine  vegetative  Tochterachse  tragen , 
waehrend  bei  Callühamnion  die  Laubachsen  unbegrenzt  sind,  mit  einer  Divergenz  von  '/,  sich  veraesteln,  und 
die  Sporenmutterzellen  einzeln  auf  Laubgliedern  stehen ,  Avelche  keine  vegetative  Tochterachse  erzeugten.  — 
Zu  Poecilothamnion  gehören  die  Arten  P.  versicolor  (Callilhanuiion  v.  Ag.),  P.  corymbosum  (Callithamnion 
c.  Ag.)  und  P.  spongiosnm  (Callithamnion  sp.  Harv.) 


PtiBota  plumosa  yig. 
Tab.  vi,  Fig.  38  —  U^. 

Ptilota  hat,  wie  mehrere  andere  Gattungen  der  Ceramiaceen,  ein  continuirliches,  scheinbar  aus  Zellgewebe 
gebildetes  Laub.  Ich  will  von  derselben  bloss  die  vegetative  Entwicklungsgeschichte  mittheilen,  um  die  Ver- 
schiedenheit dieses  Baues  von  dem  der  folgenden  Ordnungen  zu  zeigen.  Am  leichtesten  ist  sie  bei  Pt.  plumosa 
Var.  temtissima  Ag.  {Pt.  elegans  Külz.)  zu  beobachten.  Die  Enden  der  Achsen  und  alle  Jüngern  Zweige  sind 
Zellenreihen  (Fig.  38),  deren  Wachsthum  mit  demjenigen  von  Callithamnion  gemu  übereinstimmt,  indem 

die  Scheitelzelle  sich  fortwaehrend  durch  eine  horizontale  Wand  theilt,  nach  der  Formel  l     =1      •"    -+"„"• 

Die  Gliederzellen  Iheilen  sich  nicht  durch  Gewebezellbildung.  Die  Theilung  der  Scheitelzelle  kann  sich  immer 
wiederholen;  die  Achsen  sind  daher  ihrem  Begriffe  nach  unbegrenzt.  Doch  verlaengern  sich  die  wenigsten 
wirklich  ohne  Ende,  sondern  in  den  meisten  abortirt  die  Zellenbildung  in  der  Scheitelzelle  früher  oder  spa3ter. 
Dieses  Aufliören  des  Wachsthums  scheint  aber  von  a;usseren  Einflüssen  abzuhaengen,  da  es  ganz  unbestimmt 
eintritt.  Alle  Achsen  sind  daher  als  einander  gleich,  somit  als  Laubachsen  zu  betrachten. 


—     207     — 

Jede  Gliederzellc  erzeugt  zwei  gegenüberstehende  Aslzellen,  indem  sie  mit  ihrer  obern  Seitenfläche  aiis- 
wächst ,  und  der  ausgewachsene  Thcil  sich  als  besondere  Zelle  abtheilt.  Aus  jeder  Astzelle  entsteht  eine  Achse 
(Fig.  38,  r,  q— q,  p  —  p»  o  —  o,  etc.).  Alle  Tochterachsen  einer  Aciise  liegen  in  der  gleichen  Ebene  mit 
einander  und  zugleich  mit  allen  übrigen  Achsen  der  Pflanze,  welche  ich,  da  es  noch  andere  Achsen  giebt, 
primäre  nennen  will.  —  Nachdem  die  Gliederzelle  jene  zwei  Aslzcllen  erzeugt  hat,  und  diese  angefangen  haben, 
sich  zu  neuen  primären  Achsen  zu  entwickeln ,  so  bildet  sie  zwei  neue  Asizellen ,  welche  ebenfalls  opponirt 
sind,  die  aber  von  den  ersten  zwei  Asizellen  um  einen  rechten  Winkel  entfernt  sind  (Fig.  5*J,  a;  Fig.  58, 
zwischen  n  —  n).  Die  zweiten  Astzellen  liegen  an  einer  Achse  in  zwei  geraden  Reihen,  deren  Fläche  die  Fläche 
der  ersten  Astzellen  (oder  der  Laubäste)  unter  einem  rechten  Winkel  schneidet.  Sie  wachsen  nicht  zu  Laub- 
ästen aus,  Mie  die  ersten  Astzellen,  sondern  bleiben  einzellige  Zweige.  Sie  sind  durchaus  den  grossen  Gürtel- 
zellen von  Ceramium  analog.  Was  ihre  organographische  Bedeutung  betrifft,  so  vermuthe  ich,  dass  es  secun- 
däre,  begrenzte,  einzellige  Laubachsen  seien.  Besondere  Achsen  sind  es  ohne  Zweifel,  weil  sie  sich  wie  Ast- 
zellen bilden  und  in  ihrem  ganzen  Verhalten  durchaus  von  den  wahren  Kindenzellen  von  Polysiplionia  und  der 
andern  Gattungen  der  folgenden  Ordnungen  verschieden  sind.  Einzellig  sind  diese  Achsen,  denn  sie  haben 
keine  unmittelbare  Achsenfortsetzung. 

An  jeder  der  zweiten  Astzellen,  welche  die  secundären  Laubachsen  darstellen,  entstehen  nach  aussen 
4  kleinere  Astzellen,  zwei  unten,  zwei  oben,  je  eine  rechts  und  eine  links.  Sie  treten  nach  einander  auf,  und 
ZAvar  die  untern  zuerst  (Fig.  59,  b,  c;  Fig.  58  zwischen  m  —  m,  1  —  1,  bei  k,  zwischen  h  —  h),  nachher  die 
obern  (Fig.  59,  d,  e;  Fig.  58,  zwischen  g  —  g,  bei  f;  Fig.  40,  d,  e).  Jede  dieser 4  kleinen  Astzellen  wächst  in 
eine  gegliederte  und  versestelte  Zellenreihe  (Wurzelfaden)  aus,  die  beiden  obern  nach  oben  (Fig.  hl,  b,  c;  Fig. 
42,  b,  c;  Fig.  58,  zwischen  c  —  c),  die  beiden  untern  nach  unten  (Fig.  40,  f;  Fig.  41,  d,  e;  Fig.  42,  d,  e;  Fig.  58, 
zwischen  d  —  d  und  c  —  c).  Diese  Zellenreihen  wachsen  durch  Tlieilung  der  Scheitelzelle  (die  Gliederzellen 
theilen  sich  nicht) ,  und  verästeln  sich  dadurch ,  dass  die  Gliederzcllen  mit  ihrer  obern  Seitenfläche  auswachsen 
und  Astzellen  erzeugen;  ihre  Entwicklungsgeschichte  ist  also  im  Allgemeinen  die  gleiche  wie  die  der  primären 
Laubachsen.  Diese  verästelten  Zellenreihen  legen  sich  dicht  auf  die  Gliederzellen  der  primären  Laubachsen 
und  aufeinander,  und  bilden  ein  gewebeähnliches  Geflecht,  welches  immer  dicker  wird,  und  die  secundären 
Laubachsen  bald  vollständig ,  die  primären  Seitenachsen  aber  immer  mehr  an  der  Basis  umhüllt.  Es  entsprin- 
gen aber  solche  Wurzelläden  nicht  bloss  aus  den  secundären  einzelligen  Laubachsen ,  sondern  auch  aus  den 
untersten  (ersten)  Gliederzellen  der  primären  Laubachsen ,  indem  dieselben  am  untern  Ende  ihrer  untern 
Seitenfläche  eine  Astzelle  erzeugen  (Fig.  40,  h;  38,  h),  welche  nach  unten  sich  zu  einer  verästelten  Zellenreihe 
entwickelt  (Fig.  40,  i;  Fig.  58,  g,  f,  e,  d,  c). 

Jede  Gliederzelle,  mit  Ausnahme  der  ersten  (also  2 xll),  erzeugt  demnach  an  ihrem  obern  Ende  4  Ast- 
zellen, erst  eine  rechts  und  eine  links,  woraus  die  primären,  der  Mutterachse  gleichen  Tochterachsen  hervor- 
gehen, später  eine  vorn  und  eine  hinten,  welche  die  secundären  einzelligen,  der  Mutterachse  ungleichen  Tochter- 
achsen  sind.  Die  unterste  oder  erste  Gliederzelle  einer  Achse  dagegen  bildet  ausser  diesen  4  obern  Astzellen  noch 
eine  unlere,  aus  welcher  ein  Wurzelfaden  wird.  —  Jede  Gliederzelle,  mit  Ausnahme  der  untersten  (also  2...xIJ), 
wird  auf  jeder  der  beiden  Seiten  von  6  Punkten  aus  mit  Wurzelfäden  überwachsen :  1)  von  zwei  Fäden,  die 
aus  den  ersten  Gliedern  der  beiden  primären  Tochterachsen  entspringen ,  2)  von  zwei  Fäden ,  welche  aus  der 
secundären  einzelligen  Tochterachse  nach  unten  wachsen,  und  5)  von  zwei  Fäden,  welche  aus  der  secundären 
einzelligen  Tochterachse  der  nächst  untern  Gliederzelle  nach  oben  wachsen.  Die  unterste  oder  erste  Glieder- 
zelle einer  Achse  (,ü)  dagegen  wird  auf  jeder  Seite  bloss  von  4  Punkten  aus  mit  Wurzelfäden  überwachsen  : 
1)  von  zwei  Fäden,  die  aus  den  ersten  Gliedern  der  beiden  primären  Tochterachsen  hervorgehen,  und  2)  von 
zwei  Fäden,  welche  aus  der  secundären  einzelligen  Tochterachse  nach  unten  Avachsen.  —  Zum  bessern  Ver- 
ständnisse muss  ich  hier  übrigens  noch  besonders  auf  die  Erklärung  der  Abbildungen  verweisen. 

Untersucht  man  einen  entwickelten  Stamm  von  Ptilota  plumosa,  so  findet  man  mitten  inderZeilraasseeine 


—     208     — 

Reihe  von  grossen  Zellen  (die  primsere  Laubachse).  An  dem  obern  Seitenlheile  jeder  dieser  Zellen  sind  zwei 
Reihen  ebenfalls  grosser  Zellen  befestigt,  eine  nach  rechts  und  eine  nach  links;  die  Basis  dieser  beiden  Reihen 
liegt  in  der  Zellmasse  des  Hauptslammes  verborgen ,  sie  setzen  sich  nach  oben  in  die  Achsen  der  Seitenaeste 
fort,  und  sind  die  primaeren  Tochterachsen.  An  dem  obern  Seitenlheile  jeder  der  grossen  Achsenzellen  eines 
Stammes  stehen  ferner  zwei  grosse  Zellen,  eine  nach  vorn  und  eine  nach  hinten  (die  secundaeren  einzelligen 
Laubachsen),  ebenfalls  von  der  Zellmasse  bedeckt.  Diese  Zellmasse,  welche  die  grossen  Achsenzellen ,  die 
Zellen  der  secundseren  Achsen  und  die  untern  Glieder  der  prima?ren  Seitenachsen  umhüllt,  ist  ein  dichtes, 
gewebeaehnliches,  aus  vielen  Schichten  bestehendes  Gellecht  von  gegliederten  und  veraeslellen  Paeden ,  dessen 
Zellen  in  Ueber .Zustimmung  mit  ihrer  Entstehungsweise  nicht  so  enge  verbunden  sind  wie  in  einem  Gewebe, 
sondern  sich  in  veraestelte  Reihen  trennen  lassen,  und  nicht  wie  in  einem  wahren  Gewebe  mit  allen  anliegenden 
Zellen  durch  Poren  verbunden  sind,  sondern  bloss  mit  denjenigen  Zellen,  mit  denen  sie  in  eine  Reihe  zu- 
sammengeh()ren.  —  Da  bei  Ptilota  wie  bei  allen  übrigen  Ceramiaceen  in  der  Scheidewand  zwischen  zwei  Zellen 
immer  nur  Ein  centraler  Porus  sich  findet,  so  hat  daher  jede  Gliederzelle  einer  primaeren  Achse  (mit  Ausnahme 
der  untersten)  6  Poren,  zwei  unten  und  oben  nach  den  Gliederzellen  der  gleichen  Achse,  zwei  rechts  und 
links  nach  den  ersten  Gliederzellen  der  primären  Seitenachsen ,  und  zwei  vorn  und  hinten  nach  den  secun- 
daeren  Seitenachsen.  Die  erste  oder  unterste  Gliederzelle  einer  primaeren  Achse  hat  7  Poren ,  naemlich  noch 
einen  nach  dem  Wurzelhaare,  welches  aus  ihrer  untersten  Ecke  entspringt.  Jede  der  Astzellen,  welche  die 
secundaeren  einzelligen  Achsen  darstellen,  hat  b  Poren,  einen  an  der  inneren  Flaeche  nach  der  Gliederzelle 
ihrer  Mutterachse,  und  vier  an  der  aeussern  Flaeche  (zwei  oben  und  zwei  unten)  nach  den  Wurzclfaeden,  welche 
an  ihr  befestigt  sind.  Jede  Gliederzelle  eines  Wurzelfadens  hat  zwei  Poren ,  einen  an  der  untern  und  einen  an 
der  obern  Endflaeche  nach  den  beiden  Zellen,  an  die  sie  in  ihrer  Reihe  anstijsst,  ferner  einen  dritten,  wenn  sie 
einen  Ast  traegt.  Aber  sowohl  zwischen  den  Laubzellen  und  den  Zellen  der  Wurzelfaeden ,  welche  auf  jenen 
liegen ,  als  zwischen  den  Zellen  verschiedener  Wurzelfajden ,  welche  seillich  einander  berühren ,  finden  sich 
niemals  Poren,  und  somit  auch  kein  inniger  Zusammenhang,  dessen  Ausdruck  sie  sind.  Entwicklungsgeschichte 
und  fertiger  Bau  stimmen  also  darin  überein,  die  Zellmasse,  welche  die  Achsen  von  Ptilota  umhüllt,  nicht  als 
ein  Gewebe,  und  somit  nicht  als  eine  eigentliche  Rinde ,  sondern  als  ein  blosses  Geflecht  individueller  Zellen- 
reihen nachzuweisen. 


II.  DELESSERIAGE^. 

Die  Hauptachsen  sind  Zellschichten  oder  Zellkörper ,  deren  Scheitelzelle  sich 
durch  horizontale  f Fände  theilt ;  Sporenmutterzellen  im  Gewebe. 

Diese  Ordnung  unterscheidet  sich  von  der  vorhergehenden  dadurch  ,  dass  die 
Hauptachsen  oder  diejenigen ,  in  welchen  die  Sporenbildung  statt  findet ,  nie 
Zellenreihen  sind  ,  sondern  entweder  eine  Zellschicht ,  oder  eine  Zelischicht  mit 
mehrschichtigen  Nerven  und  Venen ,  oder  ein  flacher  oder  endlich  ein  cylindri- 
scher  Zellkörper.  —  Das  Wachsthum  der  Achsen  in  die  Länge  geschieht  so, 
dass  die  Scheitelzelle  (I")  sich  durch  eine  horizontale  Wand  in  eine  neue  Scheitel- 


—  209  — 
zelle  (I°-+-  * )  und  in  eine  Gliederzeile  (uH)  theilt.  Das  Wachsthum  in  die  Dicke 
findet  so  statt ,  dass  die  Gliederzellen  sich  durch  senkrechte  Wände  theilen , 
worauf  sich  die  Theilung  durch  senkrechte  (radiale  oder  tangentale) ,  durch  hori- 
zontale oder  durch  schiefe  Wände  wiederholen  kann.  —  Die  Achsen  der  Delesse- 
riaceen  bestehen  also  ursprünglich  aus  einer  Reihe  von  Gliederzellen,  und  sind 
somit  alle  in  der  Wirklichkeit  gegliedert ,  wenn  man  auch  an  den  meisten  die 
Gliederung  später  nur  undeutlich  oder  gar  nicht  mehr  erkennt.  —  Characte- 
ristisch  für  diese  Zellenbildung  ist,  dass  die  Gliederzellen  nie  in  zwei  gleiche, 
sondern  immer  durch  excentrische  senkrechte  Wände  in  zwei  ungleiche  Zellen 
sich  theilen,  wodurch  aus  einer  Gliederzelle  zunächst  immer  eine  mittlere  und  meh- 
rere äussere  Zellen  hervorgehen.  Das  Wachsthum  der  Delesseriaceen  unterscheidet 
sich  durch  diesen  Punkt  von  denjenigen  Algenfamilien  ,  mit  denen  jene  sonst' 
mehr  oder  weniger  im  Bau  übereinstimmen  ,  nämlich  von  den  UUeen ,  Stilopho- 
reen  und  Fuceen,  indem  hier  die  Gliederzellen  sich  durch  centrale  verticale  Wände 
in  zwei  gleiche  Tochterzellen  theilen. 

Die  Sporenmutterzelien  sind  bei  den  Delesseriaceen  immer  im  Gewebe  einge- 
schlossen ;  sie  sind  daher  nie  Scheitelzellen  oder  Gliederzellen  ,  wie  bei  den  Cera- 
miaceen  und  den  PJiijllopJioraceen. 

Die  Keimzellen  sind  in  Keimbehältern  ,  die  an  der  Spitze  geöffnet  sind ,  ein- 
geschlossen. Sie  scheinen  einen  ziemlich  durchgreifenden  Unterschied  zwischen 
dieser  Ordnung  und  den  Rhodomeniaceen  zu  bilden  ,  wo  die  Keimzellen  zu  Keim- 
häufchen  verbunden  sind  .  welche  im  Gewebe  der  Achsen  liefen. 


i  .    i\lTOPHYLLE.\E. 

Zellschicht ;  die  Sporenmutterzelien  liegen  in  der  Jchseti fläche. 

Diese  Familie  ,  welche  grosse  habituelle  Aehnlichkeit  mit  einigen  Pflanzen  der 
folgenden  Familie  hat ,  unterscheidet  sich  von  denselben  sowohl  durch  den  ein- 
facheren Bau  als  vorzüglich  dadurch  ,  dass  hier  die  Sporenmutterzelien  in  der 
gleichen  Fläche  mit  den  übrigen  Zellen  der  Zellschicht  liegen  ,  während  sie  dort 
excentrisch  und  ausserhalb  der  Zellen  der  Achsenfläche  liegen. 

Denkjclir.  N*CEU.  37 


—     210     — 

Zu  dieser  Familie  gehört  die  einzige  Gattung  Nilophyllum ,  mit  Ausschluss 
von  mehreren  Arten,  nämlich  von  A^  Gmelini  Grev.,  N.  ß onnemaisoni  Gre\ . , 
N.  Hillue  Grev.,  ;V.  laceratum  Grev. 


l^itopEiyllnin  pnBBctfadcKtia  Grev.  ('). 
Tab.  VII,  Fig.  1  —  V6. 

Die  Pflanze  ist  eine  Zellscliicht,  welche  wiederholt  sich  in  didiotomische  Lappen  IheiU.  An  den  Spitzen  der 
Lappen  erkennt  man,  wenn  sie  schmäler  sind ,  die  Scheitelzelle  (I" ).  Dieselbe  llieilt  sich  durch  eine  horizontale 

Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  (I  ^^  )  und  in  eine  Gliederzelle  (nll),  so  dass  also  das  Längenwachsthum 
nach  der  Formel  l"  =  I "  "^  -f-  ^^11  staltfindet.  Diese  Zellenbildung  ist  bloss  an  schmälern,  spitzem  Läpp- 
chen des  Laubes  zu  sehen.  Sie  ist  begrenzt;  denn  jede  Achse  der  Pflanze  wächst  bloss  bis  zu  einer  gewissen 
Länge ,  und  erzeugt  dann  an  ihrer  Spitze  zwei  (gabelförmige)  Tochterachsen ,  in  welchen  das  Wachsthum 
wieder  mit  P  beginnt. 

Die  Gliederzellen  theilen  sich  durch  eine  excentrische  senkrechte  Wand ,  Avelche  die  Laubfläche  unter  einem 
rechten  Winkel  schneidet,  in  eine  grössere  und  eine  kleinere  Zelle.  Die  grössere  theilt  sich  wieder  durch  eine 
gleiche ,  mit  der  ersten  parallele  Wand  in  eine  innere  und  eine  äussere  Zelle.  Diese  zwei  Zellenbildungen  sind 
die  gleichen ,  wie  sie  in  den  Gliederzellen  von  Delesseria  Hypoglossiim  auftreten ,  und  können  auch  auf  die 
nämliche  Weise  bezeichnet  werden,  nämlich  II*  =1P  +  ,111  und  IP  =  11^  -\-  alH  (").  Aus  einer  Gliederzellc 
entstehen  somit  zunächst  3  Zellen,  eine  mittlere  und  jederseils  eine  seitliche.  —  Die  weitere  Zellenbildung  ist 
mir  unbekannt.  Wie  es  scheint,  theilen  sich  alle  drei  Zellen,  so  Avie  deren  Tochterzellen,  und  zwar  abwechselnd, 
durch  horizontale  und  durch  verticale  AVände,  welche  die  Laubachse  unter  einem  rechten  Winkel  schneiden. 
Verticale,  mit  der  Laubfläche  parallele  Wände  treten  beim  vegetativen  W\ichslhume  nicht  auf,  so  dass  das 
Laub  einschichtig  bleibt.  Wenn  das  Wachsthum  in  die  Breite  aufgehört  hat,  so  sind  alle  in  gleicher  Höhe  neben- 
einander liegenden  Zellen  ziemlich  von  gleicher  Grösse,  und  erscheinen,  von  der  Fläche  angesehen,  parenchy- 
raatisch.  Am  Rande  jedoch  liegt  in  der  Regel  eine  Reihe  von  Zellen,  Avelche  im  Durchschnitte  halb  (Vi  —  '!,) 
so  gross  sind  als  die  übrigen  (Fig.  1 ,  a).  Zuweilen  finden  sich  zwei  Reihen  solcher  doppell  kleinerer  Zellen  am 
Rande ;  dieselben  sind  entweder  von  gleicher  Grösse  (Fig.  1 ,  b) ,  oder  die  Zellen  der  äusserslen  Reihe  sind 
halb  so  gross  als  die  der  zweiten  Reihe,  diese  halb  so  gross  als  die  übrigen  (Innern)  Zellen. 

Die  entwickelten  Zellen  sind  mit  Avasserheller  Flüssigkeil  gefüllt.  An  der  Wandung  liegt  die  Schleimschicht; 
an  dieser  sind  die  blassrölhlichen ,  hemisphärischen  Farbbläschen  befestigt.  Dieselben  bedecken  die  Oberfläche 
entweder  gleichförmig,  oder  es  bleiben  einzelne  kreisförmige  oder  elliptische  Stellen  frei,  oder  die  Farbbläs- 
chen bilden  bloss  netzförmige  Maschen. 

Die  Sporennmtlcrzellen  sind  über  die  Laubfläche  zerstreut,  entweder  einzeln ,  oder  zu  mehreren  zu  klei- 
nen Häufchen  vereinigt.  Es  werden  einzelne  Zellen  des  Laubes  unmittelbar  zu  Sporenmutterzellen ,  indessen 

(')  Gewöhnlich  wird  eine  schmiichtigc  Varieüit  als  besondere  Art  iV.  occUalum  Grev.  unterschieden.  Mit  Recht  hat 
Uarvey  dieselbe  mit  N.  jiunclatum  vereinigt.  Unter  einer  Menge  von  Exemplaren  fand  ich  in  Neapel  characteristische 
formen  der  einen  und  der  andern  Varieüit,  zugleich  aber  viele  3Iittelglieder ,  welche  sich  nicht  bestimmen  Jiessen. 

(*)  Vergl.  Zeitschrift  f.  w.  Bot.,  Heft  2,  pag.  123. 


—     214     — 

sich  die  näclisUiegcnden  Laub/.ellen  tlicilen  (vcrgl.  Fig.  2  und  3,  wclclio  Querschnitte  darstellen).  Diese  Zellcn- 
theilung  findet  so  statt ,  dass  in  einer  Zelle  eine  excentrische ,  mit  der  Laubfläche  parallele  Wand  auftritt ,  wo- 
durch zwei  ungleiche  Tochterzellen  entstehen  (Fig.  3,  b),  und  dass  die  grössere  Tochterzelle  sich  noch  einmal 
auf  gleiche  Weise  thcilt.  Das  Resultat  ist  immer  eine  mittlere  und  zwei  äussere  Zellen  (Fig.  2,  b,  b).  Diejenigen 
äusseren  Zellen,  welche  an  die  Sporcnmutterzelle  anstossen,  bedecken  dieselbe  theilweise,  so  dass  beiderseits 
bloss  ihr  Scheitel  frei  bleibt  (Fig.  2,  c;  3,  d).  In  Fig.  H  ist  ein  Sporenhäufchen  von  der  Fläche  dargestellt  mit 
drei  Sporenmutterzellen,  welche  in  der  3Iitte  an  einem  h,  5  oder  0  eckigen  Intercellularraume  unbedeckt  sind. 

Ehe  die  Laubzellen  zu  Sporenmutterzellen  werden ,  enthalten  sie,  wie  alle  übrigen  Zellen,  eine  wasserhelle 
Flüssigkeit  und  eine  wandständige  Schleimschicht  mit  Farbbläschen.  Zuerst  werden  nun  die  Farbbläschen 
aufgelöst,  und  es  bildet  sich  farbloser  körniger  Schleim,  welcher  als  eine  breite  Schicht  der  Wandung  anliegt 
(Fig.  ö,  a).  Später  sammelt  sich  derselbe  um  einen  centralen  Kern  und  in  radienförmige  Slrömungsfäden 
(Fig.  5,  b).  Der  Schleim  mehrt  sich  und  färbt  sich  gelblich;  die  centrale  Masse  wird  grösser,  die  Fäden  zahl- 
reicher. Statt  des  centralen  Kernes  werden  zwei  neue  Kerne  (Fig.  b,  c),  und  dann  eine  trennende  Wand 
(Fig.  5,  d)  sichtbar.  Jede  der  beiden  Tochterzel'en  theilt  sich  noch  einmal  auf  gleiche  Weise  in  zwei  kugel- 
(juadrantische  Zellen.  Der  Inhalt  ist  indessen  bräunlicii-orange,  dann  braunroth  geworden.  Wenn  die  k  Sporen 
ausgebildet  sind,  so  erscheinen  sie  schön  rothund  dicht  mit  feinkörnigem  Inhalte  erfüllt. 

Die  Jntheridien  sind  Anhäufungen  von  kleinen  Samenzellchen,  welche  die  beiden  Flächen  des  Laubes 
stellenweise  bedecken.  In  Fig.  8  ist  ein  Theil  eines  Antheridiums  von  der  Fläche,  in  Fig.  G  der  ganze  Quer- 
schnitt eines  solchen  dargestellt.  Das  Laub  ist  an  dieser  Stelle  sehr  wenig  verdickt;  wenn  sein  übriger  Durch- 
messer z.  B.  0,012  '''  beträgt,  so  ist  das  Antheridium  0,Oi'i  ■"'  dick.  Die  sterilen  Laubzellen  selbst  sind  beträcht- 
lich schmäler  (Fig.  7 ,  b) ;  die  Samenzellchen  liegen  meist  in  zwei  Schichten  (Fig.  7,  c).  Aus  der  Entwicklungs- 
geschichte der  Antheridien  habe  ich  nur  einige  v/enige  Zustände  gesehen;  ich  vermuthe  aber,  dass  sie  folgen- 
dermassen  entstehen.  Die  Laubzellen  theilen  sich  in  drei  Zellen,  auf  ähnliche  Weise,  wie  die  die  Sporenmutter- 
zellen umgebenden  Zellen  (Fig.  2,  b).  Davon  bleibt  die  mittlere  steril  (Fig.  7,b).  Die  seillichen  theilen  sich 
wiederholt,  zuerst  durch  Wände,  welche  zur  Laubfläche  rechtwinklig  sind,  zuletzt  durch  Wände,  welche  mit 
derselben  paraflel  laufen.  Die  letzten  Zellen  sind  die  Samenzellchen ;  oder,  was  mir  wahrscheinlicher  ist,  in 
den  letzten  Zellen  bilden  sich  (in  jeder  eines)  die  Samenbläschen.  —  Die  Samenzellchen  sind  zuerst  parenchy- 
matisch,  ^1,3,0  eckig,  mit  homogenem  Schleime  erfüllt  und  einem  Pünktchen  (Kernchen)  an  der  Wan- 
dung (Fig.  9);  nachher  werden  sie  kugelig  und  Avasserhell  (Fig.  10);  das  wandständige  Pünktchen  ist  etwas 
grösser;  von  demselben  geht  ein  wandständiger,  allmälig  dünner  werdender  Faden  aus  (Fig.  10,  a).  Die 
Samenzellchen  sind  alle  gleich  gross,  kaum  über  0,002'"  dick.  Bewegung  oder  freie  Samenfäden  sah  ich 
nicht. 

Die  Keimzellen  sind  in  Keimbehälter  eingeschlossen,  welche  in  der  Fläclic  des  Laubes  liegen,  und  a:i  der 
Spitze  durch  eine  warzenförmige  Mündung  sich  öffnen.  Die  Keimzellen  entstehen  an  einem  milfclständigen 
Samenträger.  Fig.  11  zeigt  einen  Keimbehälter  im  Querschnitte,  Die  Entwicklungsgeschichte  ist  folgende.  Alle 
an  einer  kreisförmigen  Stelle  befindlichen  Laubzellen  theilen  sich  durch  eine  excentrische,  mit  derLaubflächo 
parallele  Wand  in  zwei  ungleiche  Zellen  (wie  Fig.  Ib,  b).  Die  grössere  derselben  theilt  sich  noch  einmal  durch 
eine  gleiche  Wand  (wie  Fig.  IS,  c).  Aus  einer  Laubzelle  sind  somit  drei,  eine  mittlere  oder  Achsenzelle  und 
zwei  Seitenzellen  entstanden.  Die  eine  Schicht  von  Seitenzellen  erhebt  sich  an  der  ganzen  kreisförmigen  Stelle, 
und  dabei  theilt  sich  jede  Zelle  in  der  Regel  noch  einmal :  es  ist  diess  die  Decke  des  Keimbehälters  (Fig.  15, 
d  —  d;  Fig.  11 ,  e  —  e).  Im  Mittelpunkte  derselben  bildet  sich  eine  OelTnung;  sie  tritt  nach  aussen  Avarzenför- 
mig  vor,  und  ist  aus  kleinern  Zellen  gebaut  (Fig.  11,  f).  —  Die  andere  Schicht  von  Seitenzellen  mit  den  Achsen- 
zellen bildet  den  Boden  des  Keinibehälters  (Fig.  11,  c  —  c).  Diese  Seitenzellen  theilen  sich  ebenfalls  in  zwei  oder 
drei  Zellen  (Fig.  15,  e).  Die  Achsenzellen  bleiben,  wie  mir  scheint,  im  ümftuige  immer  ungetheilt  (Fig.  15,  f). 
In  der  Mille  des  Keimbchälters  dagegen  erheben  sie  sich  nach  oben,  und  füllen  sich  mit  rothem  körnigem 


—     212    — 

Inhalte  (Fig.  V6,  g),  und  theilcn  sich  dann  wiederholt,  so  dass  aus  jeder  Achsenzelle  eine  Reihe  von  Zellen 
entsteht  (Fig.  15,  h),  die  ich  Keimhaar  nennen  will.  Die  Keimhaare  sind  frei  (nicht  mit  einander  verwachsen), 
meist  einfach ,  doch  auch  spärlich  verästelt.  Die  Zellen  der  Kcimhaare  verwandeln  sich  in  Keimzellen,  indem 
sie  grösser  werden,  sich  dicht  mit  braunrothem  Inhalte  färben,  und  abfallen.  Zuerst  entwickeln  sich  die  End- 
zellen (Fig.  12,  13),  nachher  geht  die  Entwicklung  von  Zelle  zu  Zelle  nach  unten  hin.  —  Die  jungen  Keim- 
zellen sind  mit  fast  homogenem  braungelblichem  Inhalte,  die  ausgebildeten  Keimzellen  mit  braunrothem,  grob- 
körnigem Inhalte  erfüllt  (Fig.  14).  In  beiden  bemerkt  man  ein  centrales  Kernbläschen. 

Die  Sporenmutterzellen ,  die  Jntheridien  und  die  Keimbchülier  finden  sich  aufgetrennten  Individuen.  Ich 
fand  alle  drei  im  Mai  iSW'i  bei  Neapel  in  fast  gleicher  Individuenmenge.  Dass  alle  drei  besondere  und  morpho- 
logisch von  einander  unabhängige  Organe  seien ,  dass  man  also  nicht  etwa  die  einen  als  den  metamorphosirtcn 
oder  verkümmerten  Zustand  der  andern  ansehen  dürfe ,  wird  am  besten  durch  die  Entwicklungsgeschichte 
bewiesen ,  da  alle  drei  aus  verschiedenen  Zellen  entstehen ,  na^mlich  die  Sporen  aus  ungetheillen  Laubzellen , 
die  Samenzellchen  aus  den  Seitenzellen  des  getheilten  Laubes,  und  die  Keimzellen  aus  den  Achsenzellen  des 
getheilten  Laubes. 


2.  Delesserie^. 

Zellschicht  mit  mehrschichtigen  Nervationeii,  oder  flacher  Zellkörper  (mit  einer 
Reihe  von  Achsetizellen ,  deren  jede  zunächst  ^'on  nicht  mehr  als  k  Zellen  umgeben 
ist)  ;  fVachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  geschieden ,  ersteres  in  der  Richtung  der 
ylchsenfläche  eine  Zellschicht  erzeugend .  letzteres  senkrecht  zu  derselben  die  ein- 
fache Schicht  in  mehrere  theilend ;  die  Sporenmutterzellen  liegen  nach  aussen  von 
den  Zellen  der  Achsenfläche. 

Die  Gattungen  ,  welche  zu  dieser  Familie  gehören  ,  stimmen,  in  Rücksicht  auf 
(las  Wachslhum  ,  darin  mit  einander  überein,  dass  die  Gliederzellen  (11*)  zuerst 
durch  eine  senkreclite  excentrische  Wand  ,  welche  die  Laubfläche  unter  einem 
rechten  Winkel  schneidet,  in  eine  grössere  (II-)  und  eine  kleinere  (|III^)  Zelle 
sich  Iheilen  ,  dass  die  erstere  durch  eine  gleiche  Wand  eine  innere  (11^)  und  eine 
äussere  (oHI^)  Zelle  erzeugt,  dass  dann  die  innere  Zelle  sich  durch  eine  senk- 
rechte excentrische,  mit  der  Laubfläche  parallele  Wand  in  eine  grössere  (11'')  und 
eine  kleinere  Zelle  (rJH^  theilt ,  und  dass  endlich  aus  der  grössern  dieser  beiden 
Zellen  durch  eine  gleiche  Wand  eine  Achsenzelle  (IP)  und  eine  äussere  Zelle 
(,,III^)  entstehen.  Das  Resultat  dieser  Zellenbildung  ist  eine  Achsenzelle  (H^), 
welche    von  h  tertiären  Zellen   dlll',  sUP,  -IIl^  /,III*)    umgeben  ist,    von 


—  2i5  — 
denen  die  zwei  gegeniiberslelienden ,  in  der  Achsenfläche  Hegenden  zuerst  ent- 
standen sind.  Wenn  die  Zellenbildung,  wie  es  gewöhnlich  der  Fall  ist ,  weiter 
geht,  so  verhalten  sich  dabei  die  k  tertiären  Zellen  untereinander  ungleich.  Die 
beiden  zuerst  entstandenen,  opponirten,  tertiären  Zellen  des  ersten  Grades 
(i  in  *  und  oHP) ,  so  wie  ihre  Tochterzellen  theilen  sich  bloss  durch  Wände  (hori- 
zontale ,  senkrechte  ,  oder  schiefe) ,  welche  die  Achsenfläche  unter  einem  rechten 
Winkel  schneiden,  nie  durch  solche,  welche  mit  derselben  parallel  laufen,  so  dass 
aus  dieser  Zellenbilduno^  zunächst  eine  einfache  Zellschicht  entsteht.  Dann  theilen 
sich  alle  oder  einzelne  Zellen  dieser  Schicht  durch  verticale ,  mit  der  Achsen- 
fläche parallele  Wände  ,  und  diese  Zellenbildung  wiederholt  sich  durch  Wände  , 
welche  entweder  zur  Achsenfläche  rechtwinklig  oder  mit  derselben  parallel  sind. 
Die  gleiche  Zellenbildung  tritt  auch  in  den  beiden  zuletzt  entstandenen ,  oppo- 
nirten ,  tertiären  Zellen  des  ersten  Grades  (^IIF  und  z,III^)  auf.  —  Ausser  dem 
Wachsthume  in  die  Länq:e  kann  man  also  bei  den  Delesserieen  zwei  Arten  des 
Wachsthums  scharf  unterscheiden:  i)  das  Uachstlmm  in  die  Breite,  welches 
zuerst  auftritt  und  welches  bloss  durch  Wände,  die  die  Achsenfläche  unter  einem 
rechten  Winkel  schneiden ,  stattfindet ;  —  dazu  gehört  die  Bildung  der  beiden 
ersten  tertiären  Zellen  des  ersten  Grades  (^IIP  und  2 HP)  sowie  aller  Zellen  , 
die  aus  denselben  in  der  gleichen  Richtung  hervorgehen ;  das  Resultat  dieses 
Wachsthums  ist  eine  einfache  Zellschicht ,  welche ,  wenn  sie  auch  in  der  Regel 
als  solche  nicht  gleichzeitig  vorhanden  ist,  doch  immer  successiv  in  die  Erschei- 
nung tritt ;  —  2)  das  fVachsthum  in  die  Dicke ,  welches  erst  auf  das  Wachsthum 
in  die  Breite  folgt ,  und  welches  theils  durch  Wände ,  die  mit  der  Achsenfläche 
parallel  laufen  ,  theils  durch  solche ,  welche  zu  derselben  rechtwinklig  stehen  , 
stattfindet ;  dazu  gehört  die  Bildung  der  beiden  letzten  tertiären  Zellen  des  ersten 
Grades  (_IIl'  und  JH^),  sowie  alle  Zellenbildung,  welche  sowohl  aus  diesen  Zellen 
als  aus  den  übrigen  Zellen  der  ursprünglichen  Zeilschicht  hervorgeht ;  das  Resultat 
dieses  W  achsthums  ist  ein  mehrschichtiger  Zellkörper.  —  Die  vegetativen  Verschie- 
denheiten der  Nitophylleen  ,  Delesserieen  und  Rhodomeleen  lassen  sich  einfach  so 
ausdrücken :  bei  der  erstem  Familie  ist  bloss  ein  W  achsthum  in  die  Breite  vor- 
handen ;  bei  der  zweiten  Familie  ist  das  W  achsthum  in  die  Breite  und  dasjenige 
in  die  Dicke  qualitativ  ,  (juantitaliv  und  zeitlich  verschieden  ;  bei  der  dritten 

38 


Utukjcbr    K,«CELi. 


—   2\k   ■— 

Familie  ist  das  Wachsthum  rings  um  die  Achsenlinie  gleichzeitig  und  radien- 


förmig. 


Die  Sporenmutterzellen  liegen  ausserhalb  der  Zellen  der  Achsenfläche,  bald 
an  dieselben  anstossend  ,  bald  von  denselben  entfernt  weiter  nach  aussen  in  der 
Rinde;  eine  Verschiedenheit,  welche,  sobald  die  hinreichende  Kenntniss  der 
Thalsachen  es  erlaubt ,  wahrscheinlich  die  Trennung  der  Delesseriece  in  zwei 
Familien  veranlassen  muss. 

Zu  den  Dclesserieen  gehören  die  Galtungen  Delesseria  Lamour.  (Hypoglossum 
Külz.,  Phycodrys  Külz. ,  Aylaophyllum  Mont.  excl.  spec),  Odonthalia  Lyngh. , 
Spluerococcus  Grev.  nee  Ag.  {Rhynchococcus  Kütz.),  Acanthophora  Lam.,  ßonne- 
maisonia  Ag.,  Gelidium  Lam,  etc. 


Delessepi»  HypogloissiaBii  Lamour. 

Hypoglossum  U'oodicardi  Kütz. 

Tab.  vn,  Fig.  16-23. 

Ich  babe  an  einem  andern  Orte  das  Wacbsthum  dieser  Pflanze,  soweit  es  die  Zellenbildung  in  die  Länge  und 
Breite  betrifft,  ausfiibrlicber  geschildert  (*),  und  indem  ich  darauf  verweise,  führe  ich  hier  bloss  kurz  die 
Resultate  an.  Das  Wachsthum  in  die  Länge  geschieht  durch  eine  Scheitelzelle  oder  primäre  Zelle  des  n'en  Grades, 
welche  sich  fortwährend  durch  eine  horizontale  Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  des  folgenden  Grades  und  in 

eine  Gliederzelle  oder  n'e  secundäre  Zelle  theilt :  l"  =  l""^  ^  +  ^^11*.  Das  Wachsthum  in  die  Breite  beginnt 

m  den  Gliederzellen  (IP ),  indem  sich  dieselben  zweimal  durch  senkrechte,  die  Laubfläche  unter  einem  rechten 
Winkel  schneidende  Wände  theilen,  in  eine  neue  secundäre  Zelle  des  folgenden  Grades  und  in  eine  tertiäre 
Zelle  :  ip  =  jp  _|-  jlji  unj  IP  =  ip  ^  ,Ilp.  Das  Wachsthum  in  die  Breite  setzt  sich  fort  in  den  tertiären 
Zellen  (,I1P  und  Jll*)  durch  schiefe,  die  Laubfläche  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wände: 

111     =111  _|-  ^IV*  j  und  beendigt  sich  in  den  quartären  Zellen  durch  fast  senkrechte,  die  Laubfläche 

unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wände :  iv"  =  iv'*  +  *  _i-     V.  —  Das  Resultat  dieser  Zellenbil- 

'    n 

düng  ist  eine  Zellchicht,  welche  in  der  Mitte  aus  einer  Reihe  von  secundären  Zellen  des  dritten  Grades  (IP), 

am  Rande  aus  einer  Reihe  von  tertiären  und  quartären  Zellen  verschiedener  Grade ,  und  zwischen  der  Mitte 

und  dem  Rande  aus  quintären  Zellen  (V)  besteht. 

Das  Wachsthum  in  die  Dicke  trifft  nun  die  secundären  Zellen  des  dritten  Grades  und  mehrere  der  nächst 

liegenden  quintären  Zellen.  Es  beginnt  durch  senkrechte  excentrische  Wände,  welche  mit  der  Laubfläche 

parallel  laufen,  und  setzt  sich  fort  abwechselnd  durch  senkrechte  zur  Laubfläche  rechtwinklige,  durch  horizon- 


(*)  Zeitschrift  f.  w.  Bot. ,  Heft  2,  pag.  i21  ,  Tab.  I. 


—     215     — 

tale  und  durch  senkrechte  ,  mit  der  Laubfiäclie  parallele  Wände.  Die  Folge  davon  ist ,  dass  die  Zahl  der  Zellen 
von  innen  nach  aussen  (in  die  Dicke)  sowohl  in  horizontaler  als  in  verlicaler  Richtung  zunimmt.  Das  ^^  achs- 
thuni  in  die  Dicke  unterscheidet  sich  dadurch  wesentlich  von  dem  Wachstiiume  in  die  Breite,  indem  hei  dem 
letztern  die  Scheidewände  bloss  in  zwei  Dimensionen  abwechseln ,  und  desswegen  die  Zellen  bloss  in  senk- 
rechter Richtung  von  innen  nach  aussen  zunehmen,  in  horizontalen  Durchschnitten  dagegen  auf  eine  innere 
Zelle  immer  nur  Eine  äussere  folgt.  Dieser  Unterschied  des  Wachsthums  in  die  Breite  und  in  die  Dicke  tritt 
aber  nur  bei  stärkeren  Exemplaren  deutlich  auf,  meist  zeigt  er  sich  bloss  in  sehr  beschränktem  Masse;  in 
einzelnen  schmächtigem  Individuen  oder  an  einzelnen  dünnern  Stellen  tritt  das  W'achslhum  in  die  Dicke  so 
sehr  zurück,  dass  sich  seine  Eigenthümlichkeit  gar  nicht  realisirt.  Ein  solcher  Zustand  ist  in  Fig.  18  im  Quer- 
schnitte gezeichnet.  Die  secundärc  Zelle  des  dritten  Grades  (a  —  a)  und  die  zwei  Innern  quinlärcn  Zellen 
(b  —  b,  b  —  b)  haben  sich  jede  in  5  Zellen  gethedt.  Fig.  IG  und  Fig.  17  zeigen  den  gewöhnlicheren  Bau  im 
Querschnitte,  erstere  durch  den  Stiel,  letztere  durch  den  Millelnerv  des  blattartigen  Laubes.  Die  secundäre 
Zelle  des  dritten  Grades  (a  —  a)  hat  sich  in  7  Zellen  gcllieilt;  auf  die  Achsenzelle  folgt  jederseits  erst  Eine, 
dann  zwei  Zellen.  Die  nächsten  quintären  Zellen  (b  —  b,  b  —  b)  haben  jede  sich  in  3  Zellen  getheilt,  eine 
(c  —  c  in  Fig.  16)  erst  in  zwei  Zellen.  In  Fig.  21  und  22  sind  zwei  Glieder  im  Längsschnitte  dargestellt,  wovon 
das  erstere  a  —  a  in  Fig.  17,  das  letztere  b  —  b  in  Fig.  17  entspricht. 

Mit  dem  beschriebenen  Wachsthume  des  Laubes  in  die  Länge,  in  die  Breite  und  in  die  Dicke  ist  die  gesetz- 
mässige  vegetative  Zellenbildung  vollendet.  ,Die  Zellen  dehnen  sich  aus ,  bilden  ihren  Inhalt  um ,  verdicken 
iiire  Wandungen,  runden  ihre  Ecken  ab.  ISun  beginnt  eine  neue  Zellenbildung,  Avelche  aber  als  zufällig  be- 
trachtet werden  muss  ,  da  sie  unregelmässig  und  in  ganz  unbestimmten  Verhältnissen  auftritt.  Bald  scheint  sie 
fast  zu  fehlen,  bald  ist  sie  in  sehr  beträchtlichem  3Iasse  vorhanden.  Sie  besteht  darin,  dass  das  untere  seilliche 
Ende  einer  Zelle  auswächst  und  eine  Astzelle  bildet,  aus  welcher  ein  gegliederter,  zuweilen  verästelter  Faden 
entsteht ,  der  nach  unten  w  ächst.  Alle  Zellen  besitzen  das  Vermögen ,  solche  Fäden  zu  erzeugen ,  sow  ohl  die 
innern  und  die  äussern  Zellen  des  31iltelnerven  als  die  quintären  Zellen  der  Zellschicht.  Die  Zellfäden,  welche 
an  der  Oberfläche  entstehen,  wachsen  aussen  über  die  Zellen  nach  unten,  und  bedecken  dieselben ,  wenn  sie 
in  grösserer  Menge  vorhanden  sind,  als  ein  peripherisches  Geflecht.  Diejenigen,  welche  im  Innern  des  Gewebes 
entstehen,  drängen  sich  zwischen  den  Zellen  nach  unten,  und  bilden  ein  intercellulares  Geflecht.  In  Fig.  19 
ist  ein  Querschnitt  durch  einen  Miltelnerv  dargestellt,  wo  sowohl  zwischen  als  ausserhalb  der  grössern  Gewebe- 
zellen die  durchschnittenen  Zellfäden  sichtbar  sind;  ebenso  befinden  sich  solche  an  den  quintären  Zellen  (a). 
Fig.  23  ist  ein  senkrechter  Durchschnitt,  welcher  in  der  Richtung  b  —  b  von  Fig.  19  geführt  wurde.  —  Diese 
Zellfäden  sind  die  nämlichen,  welche  bei  den  Ceramiaceen,  bei  Pohjsiphonia  und  bei  einer  Menge  von  Flori- 
deen vorkommen.  ^^  enn  ihnen  irgend  ein  besonderer  Name  beigelegt  werden  soll,  so  glaube  ich,  dass  Hurzel- 
fdden  der  passendste  sein  möchte.  Die  Zellmasse ,  welche  sie  in  grösserer  Zahl  darstellen ,  ist  kein  Getcebe , 
sondern  ein  Geßecht  (*). 

Die  Sporenmutter  Zellen  liegen  zwar  noch  im  Miltelnerven ,  aber  seitlich  von  der  Mitte,  zerstreut.  Sie  sind 
also  bloss  in  dem  Gewebe  befindlich,  welches  aus  quintären  Zellen  entstanden  ist;  und  zwar  sind  es  die  uu- 
nültelbar  an  die  Zellen  der  Achsenfläche  anstossenden  Zellen,  welche  zu  Sporenmutterzellen  werden.  Dieselben 
dehnen  sich  aus,  verdicken  ihre  Wandung  und  theilen  sich  dann  tetrat^drisch  in  k  Specialmutterzcllen  (imd  fi 
Sporen).  Die  anliegenden  Zellen  werden  dabei  häufig  so  comprimirt,  dass  sie  fast  unsichtbar  werden.  In  Fig.  20 
ist  ein  Querschnitt  durch  einen  sporenbildenden  Mittelnerv  gezeichnet;  die  Stelle,  welche  der  secundären  Zelle 
des  dritten  Grades  und  den  innersten  quintären  Zellen  entspricht,  ist  beiderseits  vertieft  (a),  weil  die  übrigen 
seitlichen  Theile  des  Mittelnerven  durch  die  Sporenbildung  aufgetrieben  wurden. 

(-)  Vcrgl.  über  die  gleichen  Fäden  bei  PdJola  ,  pag.  207.  * 


—     246     — 


Gclidiiim  cornenm  Lamour. 
Tab.  VIl,  Fig.  24  -  30. 

Das  Laub  dieser  Pflanze  ist  zusammengedrückt  und  fiederig-verästelt.  Es  besteht  aus  zwei  Zelllagen  :  1)  einem 
Mark,  das  von  langgestreckten,  schmalen,  faserähnlichen ,  der  Länge  nach  verlaufenden  Zellen  gebildet  wird, 
dicht,  gallerllos  und  farblos  ist,  und  2)  einer  Rinde,  in  Avelclier  die  kurzen,  rolhgefärbten  Zellen  in  horizon- 
talen ,  radienförmigen  Reihen  liegen ,  und  von  innen  nach  aussen  an  Breite  ab ,  an  Zahl  zunehmen  und  eine 
intensivere  Farbe  zeigen.  —  Kützing  (^)  unterscheidet  drei  Straten  «  corlicale,  subcorticale  und  medulläre; » 
die  beiden  erstem  gehen  aber  allmälig  in  einander  über,  während  sie  von  dem  letztern  ziemlich  scharf  ge- 
schieden sind. 

Das  Wachsthum  kann  wegen  der  Kleinheit  der  Zellen  und  wegen  der  breiten  Abrundung  der  Achsenenden 

nur  sehr  unvollkomnwn  erforscht  werden.  Soviel  ist  sicher,  dass  das  Längenwachsthum  durch  eine  einzige 

Zelle,  Scheitelzelle  oder  primäre  Zelle  des  n'^n  Grades  (In)  geschieht,  welche  sich  fortwährend  durch  eine 

n  -^  i 
horizontale  Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  I      '      und  in  eine  Gliederzelle  (nll*)  theilt,  nach  der  Formel 

l^'^l""^    ^"  n"  •  ~  ^'S-  24  zeigt  die  Spitze  eines  Aestchens  von  G.  corneum  Var.  capillaceum;  zu 

äusserst  steht  die  Scheitelzelle  l"  (a),  unter  derselben  eine  Gliederzelle,  n  — ill*  (b).  Fig.  2b  und  26,  welche 
die  Enden  von  dünneren  Aestchen  der  gewöhnlichen  Form  darstellen,  zeigen  dasselbe.  In  Fig.  27  ist  das 
Punktum  vegetationis  schon  etwas  vertieft,  so  dass  man  kaum  noch  die  beiden  obersten  Zellen,  1°  und  n  — iHS 
sieht.  An  Fig.  18  ragt  bloss  noch  die  Scheitelzelle  über  das  Gewebe  hervor.  In  Fig.  29  liegt  das  Punktum  vege- 
tationis so  sehr  vertieft,  dass  man  nichts  mehr  davon  sieht;  es  rührt  diess  daher,  dass  die  Zellenbildung  in 
die  Breite  und  Dicke  rascher  vor  sich  geht  als  die  Zellenbildung  in  die  Länge. 

Das  Wachsthum  in  die  Breite  beginnt  in  den  Glicdcrzellen  (II*)  auf  gleiche  Weise  wie  bei  Delesseria  Hypo- 
(jlossum.  Sie  theilen  sich  durch  eme  excentrische ,  die  Laubfläche  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende 
Wand  (Fig.  24,  c),  worauf  sich  die  grössere  Zelle  durch  eine  der  ersten  gegenüberstehende,  gleiche  Wand 
Iheilt  (Fig.  24,  d).  Aus  einer  Gliederzelle  gehen  also  zunächst  5  Zellen  hervor,  eine  mittlere  und  zwei  seitliche. 
Die  Zellenbildung  in  den  letztern  ist  nun  aber  [verschieden  von  derjenigen  in  Delesseria  Hypoglossum.  Die 
seitliche  Zelle  theilt  sich  nämlich  durch  eine  schief-senkrechte,  mit  ihrer  Innern  Fläche  parallele  Wand  in  eine 
innere  und  eine  äussere  Zelle  (Fig.  26,  c).  Davon  bildet  die  äussere  Zelle  auf  gleiche  Weise  zwei  Tochlerzellen 
(Fig.  26,  d;  Fig.  28,  c),  u.  s.  f.  —  Auf  diese  Weise  verwandelt  sich  eine  Gliederzelle  in  eine  horizontale  Reihe 
in  der  Achsenfläche  liegender  gleichlanger  Zellen.  In  diesen  Zellen  beginnt  das  Wachsthum  in  die  Dicke,  und 
zwar,  wie  es  scheint,  aul  ähnliche  Weise  wie  in  Delesseria  Hypoglossum.  Wenigstens  unterscheidet  man, 
nachdem  die  Zellenbildung  fertig  ist,  eine  Schicht  von  Zellen,  welche  die  Achsenfläche  des  Laubes  einnehmen. 
Es  beweist  diess,  dass  auch  hier  in  den  Zellen  der  Zellschicht,  aus  welcher  das  Laub  besteht,  nachdem  das 
Wachsthum  in  die  Breite  vollendet  ist,  die  Theilung  durch  verlicale,  excentrische,  mit  der  Laubfläche  parallele 
Wände  beginnt,  so  dass  jene  Zellen  sich  zuerst  in  zwei  ungleiche,  hintereinander  liegende  Zellen  theilen, 
wovon  die  grössere  sich  auf  gleiche  Weise  in  eine  innere  und  eine  äussere  Zelle  theilt.  Die  innere  Zelle  ist  ein 
Element  jener  Zellschicht ,  welche  die  Achsenfläche  einnimmt :  in  den  äussern  Zellen  setzt  sich  das  Wachsthum 

(')  Ptncol.  gen.,  pag.  40G. 


—     217     — 

in  die  Dicke  fort.  —  Das  Wachsthum  in  die  Dicke  trifft  bei  Gelidium  die  ganze  Breite,  während  es  bei  Deles- 
seria  Hypoglossum  auf  einen  mittleren  Streifen  beschränkt  ist. 

Die  Sporenmutterzellen  Hegen  in  der  Rinde  junger  kurzer  Aeste.  Sie  sind  zuerst  länglich;  il)r  Längendurch- 
messer ist  horizontal  von  innen  nach  aussen  gerichtet.  Sie  theilen  sich  durch  eine,  den  Längendurclunesser 
unter  einem  rechten  M  inkel  schneidende  Wand  in  zwei  primäre  Specialmulterzellen  (Fig.  50) ;  worauf  sich  jede 
derselben  durch  eine  auf  der  ersten  Wand  senkrechte  Wand  in  zwei  secundäre  Specialnuitterzellen  theilt 
(Fig.  51,  52).  Gewöhnlich  stehen  die  Wände  in  den  beiden  primären  Specialmutlerzellen  selbst  rechtwinklig 
zu  einander,  so  dass  eine  Ansicht  immer  nur  drei  Zellen  zeigt  (Fig.  51 ,  1  und  II);  selten  laufen  jene  Wände 
parallel,  so  dass  man  von  einer  Seile  alle  vier,  von  der  andern  bloss  zwei  Zellen  erblickt  (Fig.  52, 1  und  II).  — 
Die  kurzen  Aeste,  welche  die  Sporenmutterzellen  enthalten,  heissen  bei  Kützing  «  besondere  Fruchläsle  « 
(Carpocloma).  Es  sind  aber  ganz  gewöhnliche  junge  Aeste,  welche  weiter  wachsen  und  sich  verästeln,  und 
welche  daher  aucii  nicht  anders  als  junge  Aeste  genannt  werden  dürfen.  —  Die  Sporenbildung  ist  kugel- 
quadranlisch;  unrichtig  wird  sie  von  J.yj'goj-d/t  und  von  £)uf;ä7(cr  dreieckig  (nucleo  Iriangulalim  quadridiviso) 
genannt. 

Die  Keimzellen  sind  in  Keimbehälter  eingeschlossen ,  w  eiche  zu  zw  eien  gegenüber  in  der  Millellinie  eines 
kurzen  Astes  liegen.  Die  Keimbeliäller  sind  Höhlungen  im  Marke,  welche,  von  der  Fläche  angesehen,  kreis- 
förmig, von  der  Seile  zusammengedrückt  erscheinen ,  und  sich  nach  aussen  durch  einen  Perus  öffnen.  Fig.  55 
giebt  einen  horizontalen,  Fig.  5^  einen  senkrechten  Querschnilt  durch  die  Mitte  zweier  Keimbehäller;  b  be- 
zeichnet das  Rinden-,  c  das  Markgewebe.  In  Fig.  55  ist  ein  Theil  von  Fig.  55  stärker  vergrösserl.  Die  Scheide- 
wand, welche  die  beiden  Höhlungen  von  einander  trennt,  wird  durch  Markgewebe  gebildet  (in  Fig.  55,  a  im 
Durchschnitte  gezeichnet).  Sie  ist  der  Samenboden,  an  welchem  die  Keimhaare  (Fig.  55  b)  entspringen.  Die 
Wand,  Avelche  die  Höhlungen  nach  aussen  bedeckt,  besieht  aus  zwei  Zelllagen ,  einer  schmälern,  Innern, 
faserigen  und  farblosen,  aus  Markgewebe  gebildeten  Lage,  deren  Fasern  senkrecht  verlaufen  (in  Fig.  55,  c, 
im  Durchschnitte  gesehen),  und  einer  breitern,  äussern,  parenchymatischen  und  gefärbten,  aus  Rindenge- 
webe bestehenden  Lage,  deren  Zellen  in  horizontalen,  von  innen  nach  aussen  sich  verdoppelnden  Reihen 
liegen  (Fig.  55,  e).  Durch  die  Höhlungen  der  Keimbehälter  verlaufen  freie  Fasern,  einfach  oder  verästelt, 
welche  den  Boden  und  die  Decke  mit  einander  verbinden  (Fig.  55,  d);  sie  bestehen  in  ihrer  ganzen  Länge 
gewöhnlich  aus  zwei,  seltener  aus  5  cyündrischen,  farblosen,  mit  dicken  Wandungen  versehenen  Zellen,  die 
etwas  stärker  sind  als  die  Markfasern.  —  Die  Keimzellen  entstehen  aus  kurzen ,  gegliederten ,  verästelten , 
büscheligen  Haaren  (Keimhaaren) ,  an  denen  die  letzten  (obersten)  Zellen  sich  in  Keimzellen  umwandeln 
(Fig.  56).  Diese  sind  verkehrt-birnförmig,  oft  mit  zugespitztem  Scheitel.  —  Nach  Endlicher  sollen  bei  Gelidium 
die  Keimzellen  in  ein  «  Favellidium  peridio  hyalino  granulorum  oblongorum  glomerulum  includente »  zusam- 
mengeballt sein.  Sie  sind  nun  aber  offenbar  nicht  in  ein  Keunhäufchen  vereinigt,  sondern  in  einem  Keimbe- 
hälter samenbodenständig,  also  in  einem  Keramidium  (nach  der  Terminologie  J.  Agardh's,)  enthalten.  Gelidium 
unterscheidet  sich  aber  nicht  bloss  durch  die  Keimzellenbildung  von  den  Gattungen  {Giyarlina  Lamour.5 
Chrysymenia  3.  Ag.),  mit  denen  es  zusammengestellt  wird;  es  ist  von  d(!nselben  auch  durch  das  Wachsthum 
verschieden ,  und  gehört  nach  beiden  Merkmalen  entschieden  zu  den  Delesseriaceen.  —  Kiilzimj  beschreibt 
die  Keimzellenbildung  ebenfalls  nicht  richtig  durch  «  spermatiis  in  glomerulum  centrale ,  fibris,  parielalibus 
alfixum  conglobalis.  »  Es  müssen  auch  hier  die  Keimhaare  sammt  den  Keimzellen  und  dem  Samenlrägor  zu- 
sammen als  eine  gleichförmige, .aus  Keimzellen  gebildete  Zellmasse  angesehen  worden  sein. 


Denksclir,  N>egeli.  Ou 


218     — 


3.  Rhodomeleae. 

CyUndrischer  ^  selten  zusamtnengedrückter  Zellhörper  (mit  einer  Reihe  von 
Achsenzellen  ^  von  denen  jede  zunächst  meist  von  S  oder  mehr  Zellen  umgehen  ist); 
fFachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  nicht  geschieden,  von  der  Achsenlinie  nach 
allen  Seilen  gehend. 

Durch  das  Längenwachslhum  entsteht  zunächst  eine  Reihe  von  Gliederzellen 
(IV).  Dieselben  Iheilen  sich  durch  eine  excentrische  senkrechte  Wand  in  eine 
grössere  (H")  und  eine  kleinere  Zelle  (^IH');  in  der  erstem  wiederholt  sich  die 
gleiche  Zellenbildung ,  aus  ihr  entsteht  wieder  eine  grössere  (11^)  und  eine 
kleinere  Zelle  (2IIP).  Je  in  der  grösseren  der  beiden  Tochterzellen  tritt  wieder 
die  gleiche  Theilung  durch  eine  excentrische,  zur  Achse  tangentale  Wand  auf, 
nach  der  Formel  II»  =  11"  +  ^  +  ^^111'.  Das  Resultat  dieser  Zellenbildung  ist  eine 
mittlere  (Achsenzelle)  und  eine  ringförmige  Reihe  gleichlanger,  dieselbe  um- 
gebender tertiärer  Zellen.  —  Die  Zellenbildung  ,  welche  in  den  Gliederzellen  der 
Rhodomeleen  statt  findet ,  stimmt  im  Allgemeinen  mit  derjenigen  der  Delesserieen 
überein  ,  indem  die  Formel  des  Prozesses  die  gleiche  und  das  Resultat  jedenfalls 
ein  ähnliches  ist.  Sie  ist  dadurch  verschieden  ,  dass  bei  den  Delesserieen  nie  mehr 
als  h  tertiäre  Zellen  des  ersten  Grades  entstehen ,  wovon  2  gegenüberliegende 
sich  zuerst  bilden  ,  dass  dagegen  bei  den  Rhodomeleen  k  oder  gewöhnlich  mehr 
tertiäre  Zellen  des  ersten  Grades  auftreten ,  deren  Bildung  von  einem  periphe- 
rischen Punkte  ausgeht ,  und  gleichmässig  nach  dem  gegenüberliegenden  Punkte 
fortschreitet.  Aber  nicht  bloss  die  Reihenfolsje ,  in  welcher  die  tertiären  Zellen 
des  ersten  Grades  erzeugt  werden,  ist  bei  den  beiden  Familien  verschieden ;  noch 
mehr  differirt  die  Art  und  Weise,  wie  aus  diesen  Zellen  das  weitere  Wachslhum 
hervorgeht.  Bei  den  Delesserieen  wird  durch  die  beiden  zuerst  entstandenen , 
gegenüberstehenden,  tertiären  Zellen  des  ersten  Grades  (iIIP  und  JlV)  die 
Bildung  einer  Zellschicht  eingeleitet ;  senkrecht  auf  dieselbe  beginnt  dann  das 


—     219     — 

Wachslhum  in  die  Dicke.  Bei  den  Rhodomeleen  dagegen  ist  das  Wachslhum  in 
die  Breite  und  in  die  Dicke  nicht  getrennt ;  sondern  in  allen  tertiären  Zellen  des 
ersten  Grades  beginnt  zugleich  die  Zellenbildung  in  die  Dicke ,  in  jeder  in  der- 
jenigen Richtung ,  welche  durch  den  Radius  ,  den  sie  mit  der  Ächsenzelle  bildet, 
bezeichnet  wird;  die  Scheidewände  sind  abwechselnd  radial  (horizontal  oder  ver- 
tical) ,  tangental,  oder  auch  schief  zwischen  radial  und  tangental. 

Dem  Besriffe  nach  sind  Rhodomeleen  und  Delesserieen  durch  das  Wachslhum 
scharf  und  absolut  von  einander  geschieden.  Bei  der  Anwendung  des  Princips 
zeigen  sich  zwei  bedeutende  Schwierigkeiten.  Die  erste  ist  die,  dass  wegen  der 
Kleinheit  der  Zellen  oder  wegen  anderer  ungünstiger  Verhältnisse  das  Wach?- 
thuni  nicht  deutlich  erkannt  werden  kann.  Die  zweite  besteht  darin,  dass  die 
äussere  Gestalt  und  zum  Theil  der  innere  Bau  nicht  als  ein  sicheres  Merkmal  für 
das  Wachsthum  gelten  können.  Bei  den  Delesserieen  ist  zwar  die  Gestalt  immer 
flach ,  und  die  Achsenzellen  sind  immer  von  h  Zellen  umgeben ;  bei  den  Rhodo- 
meleen ist  zwar  in  der  Regel  die  Gestalt  cylindrisch  und  die  Achsenzellen  werden 
von  mehr  als  k  umgebenden  Zellen  begrenzt ;  aber  es  giebt  auch  einzelne  Rho- 
domeleen MIT  FLACHGEDRUECKTER  GESTALT ,  wie  z.  B.  Rytiphloea ,  WO  denuoch 
das  Wachslhum  nicht  in  Breiten-  und  Dickenwachsthum  geschieden  ist  und  wo 
die  Achsenzellen  von  5  Zellen  begrenzt  werden  ;  es  giebt  ferner  einzelne  Rhodo- 
meleen (mit  cylindrischer  Gestalt),  wie  z.  B.  Arten  von  Polysiphonia ,  wo  die 
ACHSEKZELLEN  BLOSS  VON  k  ZELLEN  UMGEBEN  SIND ,  w  elche  aber  uicht  in  der  Ord- 
nung wie  bei  den  Delesserieen  entstehen.  Für  die  Rhodomeleen  und  Delesserieen 
bleibt  also  kein  anderer  begrifflicher  Unterschied ,  als  der  in  dem  Wachsthume 
durch  Zellenbildung  begründete. 

Die  Sporenmutlerzellen  liegen  bald  dicht  an  den  Zellen  der  Achsenreihe,  bald 
von  denselben  entfernt  in  der  Rinde.  Dieser  Unterschied  begründet  zwei  natür- 
liche Gruppen  ;  für  die  eine  derselben  kann  Polysiphonia ,  für  die  andere  Lauren- 
cia als  Typus  gelten. 

Zu  den  Rhodomeleen  gehören  die  Gattungen  Polysiphonia  Grev.,  Dasya  Ag., 
Alsidium  Ag.,  Digenea  Ag.,  Rhodomela  Ag.,  Rytiphloea  Ag.,  Lamencia  Lamour . 
etc. 


~     220     — 

Für  diese  Familie  mögen  zwei  Beispiele  dienen,  einerseits  die  Gattungen  Polysiphoiiia  und  Ilerposiphonia , 
deren  vegetative  und  reproductive  Verhältnisse  ich  an  einem  andern  Orte  ausführlich  beschrieben  habe,  und 
worauf  ich  hier  bloss  verweisen  will  {*),  und  anderseits  die  Gattung  Laurencia. 


Laiirencia  Lamour. 
Tab.  VIII,  Fig.  1  —  27:  Tab.  IX,  Fig.  1  —  3. 

Laurencia  besteht  aus  ungegliederten,  cylindrischen  Zellkörpern,  an  deren  Spitzen  dichotomische,  geglie- 
derte, haarähnliclie  Fäden  befestigt  sind;  die  erstem  sind  die  Stämme,  letztere  die  Blätter.  Das  Wachsthum 
der  Stammachsen  in  die  Länge  geschieht  durch  eine  Scheitelzolle  (l"),  welche  sich  fortwährend  durch  eine 
horizontale ,  die  Achse  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  eine  neue  Scheilelzelle  (I*^  "i  )  und 
in  eine  Gliederzelle  („11^)  theilt,  nach  der  Formel  l"  =  ]"  +  ^  -J-  niP.  Diese  Zellenbildung  kann  aber  nur  in 
einzelnen  seltenen  Fällen  wirklich  gesehen  werden,  nämlich  bei  L.  tenuissima  an  den  dünnern,  spitzen  Aesten 
und  bei  allen  übrigen  Arten  bloss  an  ganz  jungen  Zweigen.  Bei  L.  tenuissima  endigen  die  Aeste  theils  spitz, 
theils  stumpf;  an  jenen  sieht  man  zu  äusserst  deutlich  die  Scheitelzelle  (tab.  VIII,  Fig.  ft,  a;  5,  a),  und  unter- 
halb derselben  eine  oder  mehrere  Gliederzellen  (Fig.  4,  b;  5,  b,  c);  an  den  stumpfen  Aesten  kann  man  die 
Scheilelzelle  unter  den  übrigen  Zellen  und  unter  den  haarförmigen  Blältern  nicht  erkennen,  oder  sie  ist  selbst 
in  dem  vertieften  Ende  verborgen.  Bei  L.  dasypliylla  lassen  sich  die  jungen  Zweige,  weil  sie  mit  einer  sehr 
schmalen  Basis  an  der  Mutterachse  festsitzen,  leicht  trennen,  die  Figuren  13  —  16  stellen  solche  freie  Zweige 
dar;  die  jüngsten  haben  noch  ganz  das  Ansehen  einer  Pohjsiphonia,  nur  dass  der  untere  Theil  im  Verhältnisse 
zur  Spitze  verdickt  ist  (Fig.  15) ;  das  Wachsthum  in  die  Dicka  geht  nun  rascher  von  Statten  als  das  Wachsthum 
in  die  Länge  (Fig.  U),  so  dass  die  Spitze  (a)  ringsum  überwachsen  wird  (Fig.  lö),  und  zuletzt  in  einer  Ver- 
liefung verborgen  ist  (Fig.  16),  aus  welcher  bloss  noch  die  haarförmigen  Blätter  hervorragen.  In  diesem  Zustande 
bleibt  nun  fortwährend  die  Spitze  an  diesem  Aste,  so  dass,  mit  Ausnahme  von  L.  temiissima,  bei  allen  andern 
Laurencianvlen  alle  Achsenenden,  ausser  den  allerjüngsten  Zweigen,  ein  vertieftes  Punktum  vegetationis 
besitzen  (Fig.  2o  im  senkrechten  Durchschnitte).  An  gelungenen,  senkrechten  Durchschnitten  ist  es  zuweilen 
möglich,  im  Grunde  der  Vertiefung  die  Scheitelzelle  zu  erkennen.  —  Das  Wachsthum  der  Stammachsen  in  die 
Länge  ist  unbegrenzt ,  wie  hei  Polysiphonia. 

Das  Wachsthum  in  die  Dicke  beginnt  in  den  Gliederzellen  (IP).  Diese  theilen  sich  durch  eine  senkrechte, 
excentrische  Wand  in  eine  kleinere  äussere  (iIII)  und  in  eine  grössere  Zelle  (IP).  Die  letztere  theilt  sich 
wieder  durch  eine  excentrische,  senkrechte  Wand  in  eine  kleinere  äussere  (2III)  und  eine  grössere  Zelle  (IP). 
In  dieser  wiederholt  sich  die  gleiche  Zellenbildung  bis  die  äusseren  Zellen  in  einen  vollständigen  kreis  um 
eine  Achsenzelle  sich  schliessen.  Die  Formel  dieser  Zellcnbildung  ist  die  gleiche  wie  bei  Polysiphonia : 
II"  =  II"  "1"  ^  +  „IJI-  Das  Resultat  ist  ebenfalls  dasselbe :  aus  einer  Gliederzelle  (II*)  bilden  sich  eine  Achsen- 
zelle ( IH'  "^  * )  und  ein  Kreis  von  gleichlangen  tertiären  Zellen  (iIII pIH).  In  dem  drittobersten  Gliede 

von  Fig.  fi  und  dem  viertobersten  von  Fig.  13  hat  erst  Eine  Theilung  in  der  Gliederzelle  statt  gefunden.  Die 
untern  Glieder  in  Fig.  't  und  Fig.  13  haben  sich  vollständig  auf  die  angegebene  Weise  getheilt,  und  sind  im 
senkrechten  Durchschnitte  gezeichnet.  —  Mit  dieser  Zellenbildung  ist  das  Wachsthum  in  die  Dicke  bei  Poly- 
siphonia fertig;  bei  Laurencia  hat  es  erst  begonnen.  Von  den  bis  jetzt  gebildeten  Zellen  ist  bloss  die  Achsen- 
zelle (11''+')  eine  Dauerzelle  (Fig.  k,  m) ;  alle  übrigen  (.III plll)  sind  Mutterzellen  (Fig.  4,  n,  n).  Aul 

(*)  Zcitsctirift  f.  >v.  Bot.,  Heft  ö  und  't ,  pag.  207  und  pag.  2ö8. 


—     221     — 

welche  Weise  aber  diese  weitere  Zellenbiidung  erfolge,  habe  ich  bei  Laurencia  selbst  nicht  beobachtet.    Ich 
kann  lür  diese  Gattung  bloss  den  fertigen  Bau  genau  angeben. 

Diejenigen  Arten,  deren  Bau  ich  untersucht  habe,  nämlich  i.  f('/JWiSS/»)faGrev.,  L.  dasyphyllaGrev.,  L.  ob- 
tusa  Laraour.  und  L.  pupillosa  Grev.  ergaben  ZAvei  verschiedene  Typen,  wovon  einer  den  ersten  beiden 
Arten ,  der  andere  den  beiden  letzten  angehört.  Führt  man  «inen  senkrechten  Schnitt  durch  die  Mitte  eines 
jungen  Astes  von  L.  dasrphylla  oder  L.  temiissima,  so  sieht  man  in  der  Mitte  die  Achsenzellon  (Fig.  •« ,  a) ; 
jederseits  eine  Zelle  von  gleicher  Länge  (Fig.  t ,  b,  b);  nach  aussen  von  diesen  zwei  Zellen  von  halber  Länge 
übereinander  (Fig.  1,  c,  c);  auf  dieselben  folgt  eine  Reihe  doppelt  kürzerer  Zellen  (Fig.  l,  d,  d),  und  nachher 
können  noch  eine  oder  zwei  s(jpkrechte  Reihen  von  Zellen  folgen ,  von  denen  jede  Zelle  bloss  halb  so  hoch  ist 
als  die  Zelle  einer  Innern  Reihe  (Fig.  1,  e,  e).  —  Horizontale  Durchschnitte  zeigen  im  Cenlrum  die  Achsen- 
zelle (Fig.  2,  a);  dieselbe  ist  umgeben  von  b  Zellen  (Fig.  2,  b,  b):  dann  folgt  eine  concentrische  Reihe  von 
10  Zellen  (Fig.  2,  c,  c) ,  dann  eine  solche  von  20  Zellen  (Fig.  2,  d,  d) ,  darauf  auch  wohl  noch  eine  von  40- 
(Fig.  2,  e,  e)  und  von  80 Zellen.  —  Fassen  Avir  das  Resultat  dieser  beiden  Durchschnitte  zusammen,  so  ergiebt  sich 
lür  den  ersten  Typus  des  Baues  von  Laurencia  als  Regel  folgendes :  Die  Stämme  bestehen  aus  hintereinander  lie- 
genden Gliedern.  Jedes  Glied  hat  in  der  Mitte  eine  Achsenzelle,  von  gleicher  Länge  wie  das  Glied  (Fig.  1,  2,  a). 
Die  Achsenzelle  ist  umgeben  von  5  im  Kreise  gestellten  Zellen,  von  gleicher  Länge  wie  das  Glied  (Fig.  1,  2,  b). 
Jede  dieser  Zellen  ist  nach  aussen  von  Ü  Zellen  begrenzt ,  welche  halb  so  lang  als  das  Glied  sind,  und  am  gan- 
zen Glied  eine  Schicht  von  20  Zellen  ausmaclien  (Fig.  1,  2,  c).  An  jede  von  diesen  Zellen  stossen  nach  aussen 
wieder  k  Zellen  an,  welche  '/.  solang  sind  als  das  ganze  Glied,  und  zusammen  eine  Schicht  von  80  Zellen  dar- 
stellen (Fig.  1,  %  d).  Von  diesen  Zellen  kann  Avieder  jede  nach  aussen  von  k  Zellen  bedeckt  sein,  welche  den 
e'en  Theil  der  Länge  des  ganzen  Gliedes  haben ,  und  zusammen  eine  Schicht  von  520  Zellen  ausmachen ;  u.  s. 
f.  —  Dieser  regelmässige  Bau  ist  auch  sehr  schön  an  Aesten  von  L.  dasyphylla  zu  sehen,  Avelche  Sporen  bil- 
den. Die  gallertartige  intercellularsubstanz  vermehrt  sich  hier  olt  so  sehr,  dass  die  Zeilen,  welche  zugleich   n 
radialer  Richtung  sich  bedeutend  ausdehnen,  seitlich  in  beträchtlichem  Masse  von  einander  getrennt  werden. 
Man  erkennt  dann,  sowohl  auf  verticalen  als  namentlich  auf  horizontalen  Durchschnitten  (Fig.  10),  vermittelst 
Veränderungen  des  Focus  leicht,  dass  je  auf  einer  innern  Zelle  k  äussere  Zellen  befestigt  sind.  So  folgen  au 
jede  Zelle  b  deutlich  4  Zellen  c,  auf  jedes  c  nach  aussen  li  Zellen  d. 

Nachdem  ich  den  Bau,  wie  er  ais  Regel  festzuhalten  ist,  betrachtet  habe,  muss  ich  auch  noch  von  den  Aus- 
nahmen sprechen.  Kicht  immer  verhält  sich  die  Sache  auf  senkrechten  und  horizontalen  Durchschnitten  so 
regelmässig ,  als  es  eben  geschildert  wurde.  Die  Achsenzelle  (a) ,  die  b  gleichlangen  sie  umgebenden  Zellen  (b), 
sowie  die  20  bloss  halbsolangen  und  halb  so  breiten  Zellen,  welche  darauf  folgen  (Fig.  1,2,3,  0,  9, 10,  c)  erkennt 
man  zwar  immer,  Avenn  die  Schnitte  nicht  schief  geführt  werden.  Nach  aussen  scheint  es  aber  oft,  als  ob  die  Zahl 
der  Zellen  unregelmässig  Avürde,  und  zwar  als  ob  sie  sich  unregelmässig  vermehrte;  unter  die  regelmässige 
Zaiil  sah  ich  sie  nicht  fallen.  So  sielit  man  in  Fig.  G  in  der  Reihe  d-d  statt  U  Zellen  S,  in  der  Reihe  e-e  11  statt 
8,  in  der  Reihe  f-f  25  statt  16.  Namentlich  sind  es  die  Epidermiszellen ,  Avelche ,  wenn  auch  alles  andere  ganz 
regelmässig  ist,  eine  Zunahme  zeigen,  so  z.  B.  zählte  ich  auf  einem  horizontalen  Durchschnitt ,  welcher  um  die 
Achsenzelle  k  concentrische  Zellenreihen  hatte ,  G6  Epidermiszellen ,  ferner  sieht  man  in  Fig.  5  an  der  äussern 
Fläche  von  10  Zellen  d  24  Zellen  e.  Ich  glaube  jedoch,  dass  alle  diese  Ausnahmen  nur  scheinbar  sind.  Es  ist 
sehr  begreiflich,  dass  im  senkrechten  Dun lisciniitt ,  Avelcher  besonders  solche  scheinbaren  Ausnahmen  zu 
Tage  fördert,  am  äussern  Rande  einer  Zelle  zuweilen  3,  oder  am  äussern  Rande  zweier  Zellen  zuweilen  b,  statt 
2  und  k  Zellen,  gesehen  Averden ,  Aveil  ja  in  der  That  nach  der  Regel  an  der  Aussenfläche  jeder  Zelle  k  äussere 
Zellen  stehen,  und  diese  sowohl  unter  einander  als  mit  den  übrigen  Zellen,  die  mit  ihnen  in  einer  concen- 
trischen  Schicht  liegen,  bei  der  Ausdehnung  leicht  etwas  verschoben  Averden,  und  Aveil  ja  auch  der  Schnitt 
leicht  etwas  schief  geführt  wird.  Das  gleiche  ist  auch  bei  horizontalen  Durchschnitten  möglich.  Bei  den  Epider- 
miszellen, welche  meistens  in  einer  grössern  Zahl  beobachtet  werden,  als  es  nach  der  Regel  der  Fall  sein  sollte, 
wirkt  ausser  der  gleichen  Ursache,  wie  bei  den  inneren  Zellen,  offenbar  noch  eine  andere  mit,  um  diese  Unre- 


—     222     — 

gelmässigkeit  zu  erzeugen.  Die  Epidermiszellen  gehören  nämlich,  wie  man  oft  deutlich  sieht,  nicht  alle  der 
gleichen  concentrischen  Schicht  an,  indem  man  darunter  etwas  grössere  mehr  nach  innen  und  etwas  kleinere 
meiir  nacli  aussen  stehende  Zellen  unterscheidet,  die  aber  alle  an  die  Oberfläche  anstosscu,  und  desswegen 
als  Epidermiszellen  betrachtet  werden  müssen  (Fig.  10,  e-e;  H,  d-d).  Es  scheint  mir  daher,  als  ob  die  einen 
Zellen  derselben  äussere  Zellen  erzeugten,  während  die  anderen  diess  nicht  thun,  woher  denn  eine  die  Regel 
übersteigende  Zahl  von  Epidermiszellen  leicht  erklärt  wird.  —  Wir  können  also  füglich  annehmen,  dass  an  der 
Aussenfläche  einer  Zelle  (mit  Ausnahme  der  Achsenzelle)  immer  U  Zellen,  2  über  und  2  neben  einander  stehen, 
und  diess  um  so  mehr  als  überall  da,  wo  eine  genaue  Untersuchung  möglich  ist,  (nämlich  an  jungen  Achsen, 
in  denen  die  Zellen  noch  ihre  ursprüngliche  Uige  besitzen  ,  und  in  sporenbildcpden  Aesten  ,  deren  Zellen  eirv 
sehr  lockeres  Gewebe  bilden)  die  Regel  sich  bestätigt. 

Um  jede  Achsenzelle  stehen  also  b  gleichlange  Zellen ,  und  von  da  nach  aussen  folgen  auf  eine  innere  U 
äussere  Zellen.  Die  Lage  aller  Zellen  eines  Gliedes  hängt  demnach  ganz  von  der  Lage  jener  8  Zellen  ab.  Diese 
selbst  alterniren  in  den  successiven  Gliedern,  so  dass  sie  in  dem  l,  3,  5,  7ten  Gliede  einerseits,  und  in  dem 
2,  !i,  6,  8ten  Gliede  anderseits  senkrecht  über  einander  stehen;  die  Divergenz  beträgt  also  W.o.  Macht  maU' 
durch  einen  sporenbildenden  Ast  dünne  senkrechte  Durchschnitte,  so  sieht  man  in  Folge  dieser  Alternanz  bloss 
je  an  der  zweiten  Achsenzelle  eine  der  nächst  begrenzenden  Zellen,  indem  sie  in  den  zwischenliegenden  Gliedern 
durch  den  Schnitt  weggefallen  sind.  In  Fig.  H  bezeichnet  a-a  den  Strang  von  Achsenzellen,  b,  b  die  unter- 
brochene Reihe  der  sie  berührenden  Zellen,  n,  n  die  alternirenden,  leeren  (gallertartige  Intercellularsub&tanz 
enthaltenden)  Räume.  —  Da  die  b  innersten  Zellen  alternirende  Quirle  bilden,  und  von  ihnen  die  Stellung  aller 
übrigen  Zellen  eines  GUedes  bedingt  wird,  so  alterniren  auch  alle  übrigen  Zellen  in  den  successiven  Gliedern, 
während  sie  im  gleichen  Gliede,  wenigstens  im  Anfange,  senkrecht  über  einander  stehen. 

Der  zweite  Typus  des  Baues  der  Stammachsen,  welcliec  bei  L.  obtusa  und  L.  dasyphylla  gefunden  wird, 
ist  schwieriger  zu  untersuchen ,  und  verhält  sich  auch  nicht  so  mathematisch  regelmässig  wie  der  erste.  Die 
Mitte  des  Gewebes  ist  auch  hier  von  einer  Reihe  von  Achsenzellen  durchzogen.  Ein  characteristischer  Unter- 
schied liegt  aber  darin,  dass  die  Achsenzellen  (Fig.  20,  a)  2  bis  3  mal  kürzer  sind  als  die  anliegenden  Zellen 
(b).  Und  zwar  scheint  es  mir  ziemlich  Regel  zu  sein,  dass  je  3  Achsenzellen  auf  eine  der  letztern  gehen  (Fig. 
17,  a-a).  Die  Zellen  nehmen  auch  hier  auf  senkrechten  Durchschnitten  nach  dem  Rande  hin  an  Länge  ab  und 
an  Zahl  (in  senkrechter  Richtung)  zu.  Zuweilen  ist  ebenfalls  die  Zunahme  regelmässig  und  zwar  so,  dass  auf 
jede  innere  nach  aussen  zwei  djoppelt  kürzere  Zellen  folgen  (Fig.  17).  Häufig  ist  aber  die  Zunahme  langsamer, 
so  dass  auf  eine  innere  Zelle  bloss  eine  äussere,  oder  auf  zwei  bloss  drei  äussere  Zellen  folgen  (Fig.  20).  — 
Auf  horizontalen  Durchschnitten  war  es  mir  zwar  meist  möglich,  die  Achsenzclle  zu  erkennen,  nicht  aber  mit 
Sicherheit  zu  erfahren,  von  wie  vielen  Zellen  sie  zunächst  umgeben  ist,  ebenso  wenig  ob  sich  in  der  Lage  der 
übrigen  Zellen  eine  bestimmte  Regel  kund  gebe.  Nur  soviel  ist  deutlich,  dass  auch  hier  die  Zellen; in  concen- 
trischen Reihen  liegen,  und  dass  sie  nach  dem  Rande  an  Grösse  ab  und  an  Zahl  zunehmen. 

Der  Unterschied  desjersten  und  des  zweiten  Typus  offenbart  sich  also  zunächst  darin  ,  da?s  beim  ersten  die 
Achsenzellen  mit  den  nüchstanliegenden  Zellen  gleiche  Länge  haben,  dass  sie  beim  zweiten  wenigstens  2  und 
vielleicht  constant  3  mal  kürzer  sind.  Doch  begründet  höchst  wahrscheinlich  diess  nicht  die  einzige  Verschie- 
denheit. Beim  ersten  Typus  ist  jede  Achsenzelle  bestimmt  von  5  Zellen  umgeben;  beim  zweiten  ist,  wie  icii 
vermuthe,  jede  Achsenzelle  ursprünglich  von  5  Zellen  umgeben.  Für  diesen  ternären  Bau  des  zweiten  Typus 
habe  ich  zwei  Gründe.  Das  Punctum  vegetalionis  ist  bei  L.  obttisa  und  L.  paplllosa  beträchtlich  vertieft.  Be- 
trachtet man  eine  Astspitze  von  L.  papulosa  von  oben ,  so  erscheint  jenes  dreilappig ,  indem  von  einer 
mittlem  dreieckigen  Vertiefung  aus  drei  Furchen  nach  aussen  und  unten  verlaufen,  welche  sich  bald  verlieren. 
Die  obersten  Querschnitte  liefern  immer  drei  getrennte  Stücke,  welche  von  einander  fallen  (Fig.  23);  die  fol- 
genden Durchschnitte  zeigen  in  der  Mitte  eine  dreieckige  Höhlung,  welche  von  Epidermiszellen  begrenzt  ist 
(Flg.  2/i).  Diese  dreilappige  Gestalt  der  Stammspitzen  scheint  mir  auf  eine  dreifache  Theilung  des  Zellgewebes 
ta deuten,  welche  eijizig  davon  heiTÜhren  könnte,  dass  die  Achsenzellen  von  drei  Zellen  umgeben  wären,  ob- 


—     223     — 

gleich  ich  allerdings  auf  keinen  Durchschnitlen  eine  Andeutung  dieser  dreifachen  Theilung  des  Gewebes  er- 
kennen konnte,  Uebrigens  thut  das  der  Annahme  keinen  Eintrag,  da  auch  bei  L.  dasyphylla  und  L.  tenuis- 
sima  nichts  von  einer  fünffachen  Theilung  des  Gewebes  gesehen  wird.  —  Ein  zweiter  Grund  für  die  oben  aus- 
gesprochene Ansicht  liegt  darin ,  dass  die  Aeste  sehr  häufig  zu  2  oder  zu  5  verticillirt  an  den  Stammachsen 
stehen ,  und  dass ,  wie  ich  mehrmals  beobachtete ,  sie  im  erstem  Falle  nicht  opponirt ,  sondern  durch  einen 
grössern  Bogen  von  circa  SffO"  und  einen  kleinern  von  circa  l'iO*  gelrennt  sind,  während  sie  im  zweiten  Falle 
einen  regelmässigen  ternären  Quirl  bilden. 

Ist  der  Schluss  richtig  und  bestätigt  sich  die  ausgesprochene  Vermuthung ,  so  beruht  die  Verschiedenheit 
der  beiden  Typen  nicht  bloss  darin,  dass  beim  erstem  die  Achsenzellen  solang,  beim  zweiten  bloss  '/.  —  'i, 
solang  sind  als  die  anliegenden  Zellen,  sondern  auch  vorzüghch  noch  darin,  dass  beim  erstem  die  Achsen- 
Kellen  von  ö,  beim  zweiten  ursprünglich  von  3  Zellen  zunächst  begrenzt  sind.  Diese  Zahlen  hängen  aber  davon 
ab,  in  wie  viele  Zellen  sich  die  Gliederzellen  anfänglich  theilten.  Im  erstem  Falle  mussten  sie  eine  Achsenzelle 
und  5  tertiäre  Zellen,  im  zweiten  Falle  eine  Achsenzelle  und  3  tertiäre  Zellen  erzeugen.  Im  erstem  Falle  musste 

in  der  Formel  11°  =  IIa  -t-  *  4-  „  m  das  n  nach  einander  die  Werthe  1 5 ,  im  zweiten  Falle  bloss  \ 5 

annehmen.  Es  ist.  möglich,  und  mir  auch  wahrscheinlich,  dass  sich  die  hauptsächlichste  Differenz  zwischen  den 
beiden  Typen  auf  diesen  einfachen  Ausdruck  reducirt:  In  der  Formel  11"  =  lli>  -^  i  4.  „in^  welche  beiden 

gemeinsam  ist,  nimmt  n  nach  einander  die  Werthe  1 p  an;  p  ist  beim  ersten  Typus  =  5,  beim  zweiten 

=  3. 

Die  jungen  Zellen  der  Stammspitze  von  Laurencia  sind  parenchymatisch,  mit  zarten  Membranen.  Der  Inhalt 
ist  homogener  farbloser  Schleim  ;  in  jeder  Zelle  sieht  man  in  der  Regel  einen  Kern ,  wenn  die  Zellen  in  einem 
grössern  Gewebe  beisammen  liegen  (in  Fig.  26  sind  die  jüngsten  Zellen  der  Slammspitze  von  L.  jiapillosa  aus 
dem  Querschnitt  dargestellt) ;  der  Kern  ist  dagegen  undeutlich  in  den  Zellen  der  dünnen  Stammspitze  von 
L.  tenuissima  (Fig.  4,  b).  —  Mit  der  Ausdehnung  der  Zellen  wird  der  Inhalt  heller  und  körnig;  man  erkennt 
deutlich  die  laterale  Lage  des  Kernes  (Fig.  27,  aus  dem  Querschnitt  der  Stammspitze  von  L.  papulosa).  —  Mit 
der  weitern  Ausdehnung  der  Zellen  tritt  der  feste  Inhalt  an  die  Wandung,  das  Lumen  enthält  bloss  wasserhelle 
Flüssigkeit.  Zu  gleicher  Zeit  fängt  die  Zellwandung  an,  sich  zu  verdicken.  —  An  den  entwickelten  Theilen  der 
Staramachsen  haben  sich  überall  zwischen  den  Zellen  Intercellularräume  gebildet,  welche  mit  dünner  Gallert« 
gefüllt  sind  (Fig.  9,  17,  20).  Besonders  viel  dieser  gallertartigen  Intercellularsubstanz  findet  man  an  den  Thei- 
len der  Stammachsen,  welche  Sporen  bilden  (Fig.  10,  H).  Im  Innern  der  entwickelten  Stammachsen  findet  man 
grössere  wasserhelle  ungefärbte  Zellen ,  mit  emer  homogenen  Schleimschicht  (Primordialschlauch)  und  einem 
Netz  von  zarten,  meist  feingekörnten  Fäden  an  derselben,  in  welchem  hin  und  wieder  homogene  Schleimbläs- 
chen (*)  liegen  (Fig.  3,  17).  Der  laterale  Kern  ist  zuerst  noch  häufig  sichtbar,  'später  verschwindet  er.  Am 
längsten  bemerkt  man  ihn  in  den  Achsenzellen  (Fig.  17,  a).  —  Nach  aussen  gegen  die  Oberfläche  hin  mehrt 
sich  der  wandständige  feste  Zelleninhalt,  und  färbt  sich  allmälig  röthlich,  dann  roth ;  die  äussersten  Zellen  sind 
häufig  braunroth.  3ns  Alter  geht  die  Farbe  wie  bei  vielen  andern  Florideen,  mehr  oder  weniger  vollständig  in 
grün  (Chlorophyll)  über.  In  L.  tenuissima  und  dasyphylla  werden  die  Stämme  ins  Alter  mehr  gelbgrün,  in 
L.  obtiisa  intensiver  grün,  und  in  L.  dasyphylla  häufig  schwarzgrün.  —  Die  äusserste  Zellschicht  unterschei- 
det sich  schon  sehr  früh  von  allen  übrigen  durch  Gestalt,  Farbe  und  Inhalt,  und  bildet  eine  das  Gewebe  um- 
schliessende  Epidermis.  Zuerst  zeichnen  sich  die  Epidermiszellen  durch  die  Gestalt  aus;  ihr  radialer  Durch- 
messer übertrifft  die  beiden  tangentalen  Durchmesser  mehrmals,  während  in  den  nächsten  Zellen  kein  wesent- 
licher Unterschied  in  den  drei  Dimensionen  bemerkbar,  und  in  den  Innern  Zellen  der  radiale  Durchmesser 
kürzer  ist  als  der  verticale.  Nachher  zeichnen  sich  die  Epidermiszellen  vor  den  Innern  Zellen  auch  durch  die 
Farbe  und  den  Inhalt  aus,  indem  dieselben  viel  intenser  gefärbt,  und  mit  körnigem  Inhalt  oft  ganz  gefüllt  oder 

(')  Vgl.  über  diesen  Ausdruck  Zeitschrift  f.  w.  Bot.,  Heft  3  und  4,  pag.  407. 


—     224     — 

an  derinnern  Fläche  damit  dicht  ausgekleidet  sind  (Fig,  5,  17,  e).  Später  wenn  die  innern  Zellen  sich  abrunden 
und  in  den  Intercellularräumen  eine  beträchüiche  Masse  von  verdünnter  Gallerte  auftritt,  so  bleiben  die  Epider- 
miszellen  fest  mit  einander  verbunden  (Fig.  3,  9,  10,  H,  17,  20),  und  sind  nach  aussen  häufig  von  einer  gelben 
Cuticula  bedeckt,  Avelche  keilförmig  zwischen  die  Epidermiszellen  hineindringt  in  Fig.  21  ist  die  Epidermis  von 
L.  papulosa  im  Querschnitt,  in  Fig.  22  von  aussen  dargestellt).  —  An  den  Epidermiszellen  ist  auch  noch  das 
Verhallen  des  Kernes  merkwürdig.  Derselbe  fehlt  bei  L.  obtiisa  und  L.  papulosa  fast  nie  (Fig.  17,  e);  er  liegt, 
sowohl  wenn  die  Epidermiszellen  von  der  Fläche  (Fig.  19),  als  wenn  dieselben  im  senkrechten  radialen  Durch- 
schnitt betrachtet  werden  (Fig.  18),  in  der  Mitte  der  untern  Wand.  Diese  Lagerung  des  Kernes,  Avelche  bei  den 
genannten  Arten  sich  mir  sehr  constant  zeigte,  ist  nicht  etwa  Folge  der  Schwerkraft  sondern  irgend  einer  orga- 
nischen Ursache,  da  sie  von  Anfang  an  dieselbe  ist,  obgleich  die  Epidermiszellen  an  der  vertieften  Stammspitze 
zuerst  eine  räumlich-umgekehrte  Stellung  besitzen.  Man  findet  daher  z.  B.  an  den  Epidermiszellen  in  a  Fig.  25 
den  Kern  an  der  äussern  Wand,  in  b  an  der  obern  Wand. 

Wenn  die  Zellen  des  Stammes  von  Laurencia  sich  ausgedehnt,  ihren  Inhalt  umgebildet,  ihre  Wandungen 
verdickt  und  durch  Intercellularsubstanz  sich  von  einander  getrennt  haben ,  so  tritt  ha^ufig  eine  nachtraegliche 
Zellenbildung  auf.  Sie  beginnt  in  der  Mitte,  und  schreitet  nach  aussen  hin  fort.  Sie  besteht  darin,  dass  die 
Zellen  mit  ihrem  untern  seillichen  Ende  in  einen  Fortsalz  auswachsen,  welcher  sich  als  Astzeile  abtheilt.  Diese 
Astzelle  verlaengert  sich  nach  unten,  und  wird  zu  einer  einfachen  oder  spserlich  verjeslelten  Zellenreihe.  Die 
Zellenreihen  zusammen  bilden  zwischen  den  eigentlichen  Gewebezellen  ein  intercellulares  Geflecht,  wie  in 
Delesseria  Hypoglossum  *).  Auf  dem  verticalen  Durchschnitt  sieht  man  diese  Zellfseden  neben  den  übrigen 
Zellen  (Fig.  6) ;  auf  dem  horizontalen  Durchschnitt  erblickt  man  dieselben  in  den  Intercellularra^umen  (Fig.  U). 

Die  BLAETTER  von  Laurencia  stimmen  in  allen  wesenUichen  r>ierkmalen  mit  denen  von  Polysiphonia  über- 
ein -).  Man  findet  sie  bloss  an  der  Spitze  der  Slammachsen ,  wo  sie  in  der  Verliefung  (Fig.  2b,  b)  stehen,  und 
als  ein  Büschel  von  Haaren  aus  derselben  hervorragen  (Fig.  16).  Sie  entwickeln  sich  sehr  rasch  und  fallen  tald 
ab,  so  dass  selten  noch  ein  Blatt  an  dem  Umfange  jener  Verliefung  gesehen  wird.  Es  sind  verajstelie  Zellenrei- 
hen, an  denen  jedes  Glied  mit  Ausnahme  der  letzten  Zellen  jeder  Achse  und  der  Basiszelle  der  Hauptachse 
eine  einzige  Tochterachse  trsegt;  die  Divergenz  der  Verajstelung  ist '/«.  Bei  der  Ausbildung  nehmen  sie  ein-^ 
pseudo-dichotomische  Gestalt  an.  In  Fig.  7  und  8  sind  zwei  junge,  noch  durch  Zellenbildung  wachsende  Blaettt,.- 
dargestellt.  Die  einzelnen  Achsen  verlaingern  sich  dadurch ,  dass  die  Scheitelzelle  sich  theilt ,  nach  der  Formel 
In=  I  n  _|_  1  4.  nll.  Sie  verasstcln  sich  dadurch,  dass  die  Gliederzellen  (II)  seillich  auswachsen  und  eine  Ast- 
zelle (I*  für  eine  Tochterachse)  erzeugen.  Das  Wachsthum  der  Achsen,  so  wie  die  Wiederholung  derselben  ist 
begrenzt.  —  Die  cylindrischen  Blattzellen  enthalten  anfa^nglich  einen  homogenen  farblosen  Schleim.  In  dem- 
selben entstehen  zuerst  kleine  hohle  Kajume ,  welche  sich  vermehren ,  und  dem  Inhalte  ein  schaumförmiges 
Ansehen  geben.  Wie  die  Zellen  etwas  grösser  werden,  so  geht  der  Schaum  in  ein  INetz  über,  welches  noch  das 
ganze  Lumen  ausfüllt ,  und  einem  zarten  Parenchym  nicht  unashnlich  ist.  Zugleich  w  ird  ein  kleiner  an  der 
Wandung  liegender  Kern  sichtbar,  welcher  sich  gewöhnlich  in  der  Mitte  der  Cylinderfloeche  befindet.  Die  Zel- 
len dehnen  sich  betraichllich  in  dieLjenge,  dabei  verschwindet  das  Schleimnetz,  und  zwar  zuerst  in  dem  obern 
und  untern  Theile  einer  Zelle,  wsehrend  es  in  der  Mitte  derselben  und  in  der  Naehe  des  Kernes  noch  vorhanden 
ist.  Zuletzt  ist  es  auch  hier  verschwunden ;  das  Lumen  ist  bloss  mit  wasserheller  Flüssigkeit  gefüllt  5  an  der 
Wandung  liegt  die  Schleimschicht  (Priraordialschlaiich) ,  an  derselben  ist  zuweilen  ein  zartes  peripherisches 
rs'etz  von  Schleimfseden  bemerkbar.  —  Die  Ausdehnung  der  Blrttzellen  verbunden  mit  der  Umbildung  des  In- 
haltes beginnt  an  der  Spitze  des  Blattes,  und  schreitet  nach  der  Basis  hin  fori.  Wenn  die  obersten  Zellen  schoii 
ausgebildet,  cylindrisch  und  ohne  Schleimnetz  sind,  so  enlhalten  die  untersten  in  noch  ganz  kurzen  Zellen  erst 


(^)  vgl.  pag.  2dj 
(-)  Zcitscb-ifl  f.  w.  Bot. ,  Heft  3  uad  '(  pog.  210. 


—     225     — 

einen  undeutlichen  Schaum.  —  Die  ZeUe,  aus  welcher  ein  Blatt  in  seinem  ersten  Stadium  besteht,  oder  die 
priinaere  Zelle  des  ersten  Grades  seiner  Hauptachse ,  bildet  sich  durch  Auswachsen  der  ungetheiltcn  Gliedcr- 
zollen  der  Stanimachsen  (Fig.  4,  c,  d). 

Alle  Zellen  von  Laurencia,  sowohl  die  der  Staemme  als  die  der  Blaetter,  besitzen  Poren,  und  zwar  findet 
sich,  Avie  bei  Polysiphonia  zwischen  je  zwei  Zellen  nur  ein  Porus,  in  der  Mitle  der  Scheidewand.  So  hat  also 
jede  Blattzelle,  wo  die  Achsen  sich  verästeln,  drei  Poren ;  jede  Gliederzcllc,  wo  die  Achsen  einfach  sind,  zwei 
Poren  und  jede  Scheitelzelle  einen  Porus.  Die  Zellen  des  Stammes  haben  ungleiche  Poren,  grössere  und  klei- 
nere; die  letztern  sind  oft  undeutlich;  ins  Alter  verschwinden  sie  h;cufig,  und  die  Zellen  trennen  sich  von  ein- 
ander (in  Fig.  21  sieht  man  die  Poren  zwischen  den  Epidermiszellen).  Die  Zellen  des  intercellularen  Geflechtes 
besitzen  bloss  Poren  nach  den  unter  und  über  ihnen  stehenden  Fadenzellen  (mit  denen  sie  zu  Zellenreihen 
verbunden  sind)  und  einen  Porus  nach  der  Gewebezellc,  aus  welcher  der  Faden  entsprungen  ist;  aber  mit  den 
anliegenden  andern  Gewebezellen,  und  mit  den  Zellen  anderer  Fanden  sind  sie  durch  keine  Poren  verbunden. 

Die  Sporenbildung  findet  im  Gewebe  der  jungen  Stammachsen  statt.  Ich  kenne  sie  bloss  bei  L.  dasyphylla 
genauer.  Hier  liegen  die  Sporenmutterzellen  dicht  unter  der  Epidermis;  die  Mitte  ihrer  äussern  Fläche  ist 
unbedeckt,  indem  die  Epidermiszellen  daselbst  aus  einander  :treten  und  eine  Oeffnung  zwischen  sich  lassen. 
In  Fig.  1  i  sieht  man  an  einem  senkrechten  Durchschnitte  zwei  Sporenmutterzellen ,  in  Fig.  12  von  der  a^ussern 
Fische  eine  Sporenmutterzelle  mit  der  Epidermis  (welche  sie  theihveise  bedeckt)  und  ihrem  Intercellularraum 
in  der  Mitte.  —  Die  Zellen  der  sporenbildenden  Aeste  erzeugen  eine  grosse  Menge  dünner  gallertartiger  Inter- 
cellularsubstanz.  Dadurch  werden  dieselben  von  einander  getrennt  und  das  Gewebe  aeusserst  locker  (Fig.  10, 
11).  Es  erleichtert  dieser  Umstand  die  Untersuchung  über  die  Stellung  der  Sporenmutterzellen.  Dieselben  ste- 
hen in  der  zweiten  senkrechten  Zellschicht  von  den  Achsenzellen  nach  aussen.  Sie  sind  an  der  aeussern  Flajche 
derjenigen  Zellen  befestigt,  welche  die  Achsenzellen  berühren  (Fig.  11,  b).  Bei  L.  dasyphylla  ist  jede  Achsen 
zelle,  wie  ich  oben  gezeigt  habe,  von  5  Zellen  umgeben;  jede  derselben  hat  an  ihrer  aeussern  Flacche  U  Zellen 
wie  mir  scheint,  ist  es  eine  dieser  i  Zellen,  welche  zur  Sporenmutterzelle  wird.  Die  Sporen  sind  tetraedrisch.  — 
Bei  den  übrigen  Arten  weicht  die  Stellung  der  Sporenmutterzellen  ab ,  indem  dieselben  bei  L.  obtusa  und 
L.  papulosa  mehr  peripherisch  gelagert  sind;  bei  I.  tenuissinia  dagegen  scheint  es  mir,  als  ob  die  Sporen- 
mutterzellen unmittelbar  die  Achsenzellen  berühren.  Ist  das  letztere  richlig,  so  müsste  diese  Art  wohl  von  der 
Gattung  getrennt  werden,  wie  es  bereits  von  Kützing  geschehen  ist. 

Antheridien  habe  ich  bloss  an  L.  tenuissima  gesehen ,  leider  nur  an  trockenen  Exemplaren ,  so  dass  eine 
genaue  Untersuchung  nicht  wohl  möglich  war.  Sie  sind,  wie  bei  Polysiphonia,  an  den  Blaetlern  befestigt. 

Die  Keimbehälter  sitzen  seitlich  an  den  Slammachsen  (Tab.  IX.  Fig.  1).  Sie  bestehen  aus  einem  fast  kugeli- 
gen oder  ovalen,  oben  stumpf-abgeschnitlenen  und  geöffneten  Sacke.  Im  Grunde  desselben  liegt  der  Samenbo- 
den, an  dem  die  Keimhaare  befestigt  sind.  Dieselben  sind  kurz  und  stark  veraestelt;  die  Endzellen  der  Aestchen 
und  Zweige  entwickeln  sich  zu  Keimzellen;  und  zwar  scheinen  es  ziemlich  regelmässig  die  Scheitelzellen  von 
zweigliedrigen  Achsen  zu  sein ,  welche  zu  Keimzellen  werden ,  indess  die  untere  oder  Gliederzelle  das  Vermö- 
gen besitzt,  durch  seitliches  Auswachsen  wieder  eine  Tochterachse  zu  erzeugen;  so  dass  also  die  Keimzellen- 
bildung an  einem  Haar  sich  beliebig  lang  fortsetzen  kann.  In  Tab.  IX.  Fig.  1  ist  ein  Keimbeha^lter,  in  Fig.  2 
ein  junges,  in  Fig.  3  ein  oBlteres  Keirahaar  abgebildet.  —  Die  Keimzellen  sind  birnförmig,  und  mit  braunrothem 
körnigem  Inhalte  gefüllt. 

laurencia  besitzt ,  wie  Polysiphonia,  zwei  wesentliche  Organe:  Sta?mme  und  Blatter.  Die  Stammachsen 
wachsen  unbegrenzt  in  die  Laenge,  und  erzeugen  hin  und  wieder  ihnen  gleiche,  ebenfalls  unbegrenzte  Tochter- 
achsen (Aeste);  alle  Slammachsen  sind  einander  gleich.  Kützing  unterscheidet  zwar  Dbesondere  Fruchtajste« 
(Carpoclonia);  es  sind  aber  nichts  Anderes  als  kurze  noch  junge  gewöhnliche  Aeste,  welche  einzelne  Zellen 
zu  Sporenmutterzellen  umwandeln,  nachher  aber  sich  verengern  und  unbegrenzt  werden.  —  Die  Blietler  sind 
von  den  Stacmmen  ausser  dem  besondern  Bau  und  der  eigenlhümlichen  Verajstelung  ferner  durch  das  be- 
grenzte Wachsthum,  durch  die  von  oI)en  nach  unten  hin  fortschreitende  Ausbildung  der  Zellen  und  durch  den 

Deoksclir,  N/egeh.  'AI 


—     226     — 

Ursprung  verschieden,  indem  die  Blsetter  durcli  Auswachsen  der  ungetheilten  Gliederzellen  des  Stammes  (IV) 
entstehen,  die  Slammachsen  dagegen,  insofern  sie  nicht  aus  einer  Sporen-  oder  Keimzelle  hervorgehen,  so  viel 
ich  beobachten  kann,  im  Innern  des  Stammgewebes  entspringen.  Ein  physiologischer  Unterschied  zwischer» 
Blatt  und  Stamm  liegt  ferner  darin,  dass  ersteres  die  Antheridien ,  letzterer  die  Sporenmutterzellen  erzeugt. 


III.    RHODOMENIÄCEAE. 

Die  Hauptachsen  sind  Zellschichten  oder  Zellkörper,  deren  Scheitelzelle,  wenig- 
stens der  reprodiictiven  Achsen ,  sich  durch  schiefe  Wände  theili ;  Sporenmutter- 
zellen im  Gewebe. 

Diese  Ordnung  unterscheidet  sich  von  den  Ceramiaceen  in  gleicher  Weise  wie 
die  vorhergehende  ;  nämlich  die  Hauptachsen  sind  niemals  Zellenreihen,  und  die 
Sporenmutterzellen  sind  nie  Scheilelzellen  oder  Gliederzellen,  sondern  immer  im 
Gewebe  eingeschlossen.  —  Von  den  Delesseriaceen  unterscheidet  sich  die  Ord- 
nung der  Rhodomeniaceen  durch  das  Wachsthum ,  welches  merkwürdiger  Weise 
genau  mit  demjenigen  der  Moose  übereinstimmt.  Die  Scheitelzelle  oder  primäre 
Zelle  des  n^<^"  Grades  (I")  theilt  sich  durch  eine  schiefe  Wand  in  eine  neue  Schei- 
telzelle oder  primäre  Zelle  des  „  -^  i^^"  Grades  (I "  +  ^)  und  in  eine  secundäre 
Zelle  des  ersten  Grades  (n  IH ),  welche  keine  Gliederzelle  ist.  Ist  die  Achse  eine 
Zellschicht  oder  ein  flacher  Zellkörper,  so  sind  die  Wände  in  den  Scheitelzellen 
abwechselnd  nach  rechts  und  nach  links  geneigt ,  und  die  secundären  Zellen  des 
ersten  Grades  alterniren  mit  der  Diverii:enz  von  d80^.  Ist  daijeffen  die  Achse  ein 
cylindrischer  Zellkörper,  so  sind  die  Scheidewände  in  den  Scheitelzellen  abwech- 
selnd nach  drei  oder  mehr  Seiten  hin  geneigt ,  und  die  secundären  Zellen  des 
ersten  Grades  alterniren  mit  der  Diverfjenz  von  iSO^-x.  Im  ersleren  Falle  stimmt 
das  Längenwachslhum  mit  demjenigen  der  Laubachsen  von  Echinomitrium  und 
des  Laubmoosblattes,  im  zweiten  Falle  mit  demjenigen  des  Laub-  und  Leber- 
moosstammes überein.  0  —  Das  Wachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  oder  die 
Zellenbildung,  welche  in  den  secundären  Zellen  des  ersten  Grades  beginnt ,  ist 
ebenfalls  die  gleiche  wie  bei  den  Moosen.  —  Es  ist  daher  characterislisch  für  die 
Rhodomeniaceen,  dass  ihre  Achsen  immer,  auch  in  den  frühsten  Stadien,  unge- 

1)  vgl.  Zeitschrift  für  wissenschafti.  Bot.  Heft  2.  pag.  158  ff. 


—     227     — 

gliedert  sind,  und  dass  dieselben  im  Innern  keine  Reihe  besonderer  Achsenzellen 
besitzen. 

Bei  den  meisten  Gattungen  ,  welche  zu  dieser  Ordnung  gehören ,  entwickeln 
sich  alle  Achsen  auf  die  eben  angegebene  Weise.  Bei  einigen  wenigen  findet 
zwischen  vegetativen  und  reproducliven  Achsen  ein  Unterschied  statt :  die  erstem 
besitzen  gleiches  Wachsthum  und  gleichen  Bau  wie  die  DelesseiHaceen,  indem  sich 
die  Scheitelzellen  durch  horizontale  Wände  theilen  ;  die  letztern,  nämlich  die 
Aeste ,  in  denen  sich  die  Sporen  bilden,  entwickeln  sich  in  der  den  Rhodome- 
niaceen  eigenthümlichen  Art,  indem  die  Scheitelzellen  sich  durch  schiefe  Wände 
theilen.  Diese  merkwürdige  Combination  der  beiden  Wachsthumsarten  findet 
sich  bei  Plocamium  Grev.  und  bei  Thamnophora  Ag. 

Die  Keimzellen  sind  zu  Keimhäufchen  vereinigt,  welche  im  Gewebe  entweder 
der  Laubachsen  oder  besonderer  Keimäste  liegen. 

1.  Plocamieae. 

Flacher  Zellkörper  mit  ungleichen  Achsen  ,  die  vegetativen  durch  horizontale, 
die  reproductiven  durch  schiefe  f Fände  in  der  Scheitelzelle  in  die  Länge  wachsend. 

Die  vegetativen  oder  Laubachsen  entwickeln  sich  auf  gleiche  Weise  wie  die 
Delesserieen.  Die  jeweilige  Scheitelzelle  (1°)  theilt  sich  durch  eine  horizontale 
Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  (I "  +  ^)  und  in  eine  Gliederzelle  ( „11' ) ,  wodurch 
das  Wachsthum  in  die  Länge  vermittelt  wird.  Aus  der  Gliederzelle  bildet  sich 
eine  Zellschicht ,  wodurch  das  Laub  in  die  Breite  wächst.  Die  Zellschicht  erzeugt 
durch  Theilung  der  Zellen  einen  mehrschichtigen  Zellkörper,  wodurch  das  Wachs- 
thum in  die  Dicke  statt  findet.  —  Die  reproductiven  Achsen  oder  die  Sporenäste 
und  Keimäsle  entwickeln  sich  auf  gleiche  Weise ,  wie  das  Laub  der  Lebermoose 
(z.  B.  von  |EchiF\omIlrium).  Sie  wachsen  dadurch  in  die  Länge,  dass  sich  die 
Scheitelzellen  (I")  durch  eine  schiefe  Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  (I "  +  *)  und 
eine  secundäre  Zelle  des  ersten  Grades  (nll^)  theilen,  indem  die  Wände  abwech- 
selnd nach  rechts  und  nach  links  geneigt  sind.  Das  Wachsthum  in  die  Breite  ge- 
schieht dadurch,  dass  aus  den  secundärcn  Zellen  des  ersten  Grades  eine  Zellschicht 


—     228     — 

entsteht.  Das  Wachsthum  in  die  Dicke  verwandelt  dieselbe  in  einen  mehrschich- 
tigen Zellkörpcr. 

Zu  den  Plocmnieen  gehört  die  Gattung P/ocammm  Grev.  und  Thamnophora  kg. 

Plocamlam  coccincnm  Grev. 
Tab.  X.  Fig.  22  —  57. 

Plocamium  hat  ein  zusammengedrücktes,  aestiges  Laub.  Die  Achsen  enden  spitz,  und  man  erkennt  fast  über- 
all leicht  die  Scheitelzelle,  und  die  Zellenbildung,  welche  im  Punctum  vegetaiionis  statt  findet.  Dieselbe  ist 
doppelter  Art.  Die  Scheitelzelle  theilt  sich  erstlich  durch  eine  horizontale ,  die  Achse  der  Zelle  unter  einem 
rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  (Fig.  dk,  oo,  a)  und  in  eine  Giiederzelle  (Fig.  54, 
55,  b),  nach  der  Formel  1°  =z3  I"»  +  *  +  nll  ^  Die]Gliederzelle  theilt  sich  durch  eine  excentrische,  fast  senk- 
rechte Wand  in  eine  kleinere  und  in  eine  grössere  Zelle  (Fig.  54,  c;  55,  c,  d,  e);  diese  letztere  durch  eine 
gleiche  Wand  in  eine  mittlere  und  eine  seitliche  Zelle  (Fig.  55,  f,  h,  k).  Diese  Zellenbildung  geschieht  immer 
so,  dass  die  erste  excentrische  Wand  in  den  GUederzellcn  der  Zweige  dem  Mutlerzweig  abgekehrt  ist.  Aus  der 
rdiederzelle  entstehen  demnach  zunaechst  eine  innere  und  zwei  seitliche  oder  Randzellen.  Jede  der  beiden 
letztern  theilt  sich  durch  eine  fast  senkrechte  und  mit  der  innern  Wand  ziemlich  parallele  Wand  in  eine  innere 
und  eine  ajussere  oder  neue  Randzelle  (Fig.  55, 1;  ZU,  d) ,  wovon  die  letztere  wieder  auf  die  na^mliche  Weise 
zwei  Zellen  bildet  (Fig.  54,  e,  f,  g).  Die  Waende  weichen  von  innen  nach  aussen  mehr  von  der  senkrechten 
Stellung  ab,  und  nehmen  eine  schiefe,  oft  der  horizontalen  Richtung  sich  naehernde  Lage  an.  Aus  dieser  Zellen- 
bildung geht  eine  einfache  Zellschicht  hervor ,  welche  aus  horizontalen  gebogenen  Reihen  besteht  (Fig.  54,  f ; 
57,  h-h,  i-i,  n-n),  und  deren  Zellen  einzig  durch  Theilung  der  Randzellen  entstanden  sind:  die  innern|ZeIlen 
bilden  nie  Zellen  in  dieser  Richtung.  Spaeter  aber  scheinen  sich  auch  die  innern  Zellen  der  Schicht  zu  theilen, 
zuerst  durch  horizontale  oder  schiefe  (Fig.  54,  g-g,  h-h,  i-i) ,  dann  auch  durch  senkrechte  Wände  (Fig.  54,  k). 
Doch  ist  es  leicht  möglich ,  dass  diese  Wände  erst  mit  dem  Wachsthum  in  die  Dicke  auftreten ,  welches ,  auf 
eine  mir  nicht  näher  bekannte  Art,  die  Zellschicht  in  einen  zusammengedrückten  Zellkörper  verwandelt. 

Die  andere  Art  der  Zellenbildung  im  Punctum  vegetaiionis  ist  folgende.  Die  Scheilelzellc  theilt  sich  durch 
eine  schiefe,  die  Achse  der  Zelle  unter  einem  spitzen  Winkel  schneidende,  von  unten  und  innen  nach  oben 
und  aussen  gerichtete  Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  oder  primäre  Zelle  (Fig.  56,  a ;  57,  a)  und  in  eine  secun- 
däre  Zelle  des  ersten  Grades  (Fig.  56,  b;  57,  b) ,  nach  der  Formel  1°  =  1°  +|^  4-  nll  *.  In  der  erstem  jZelle 
wiederholt  sich  fortwährend  die  gleiche  Zellenbildung,  nur  divergiren  die  Scheidewände  um  einen  Bogen  von 
180",  d.  h.  sie  sind  alternirend  nach  rechts  und  nach  links  geneigt.  Die  secundäre  Zelle  des  ersten  Grades 
theilt  sich  durch  eine  ihren  radialen  Längsdurchraesser  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  eine 
'nnere  oder  tertiäre  Zelle  und  in  eine  neue  secundäre  oder  Randzelle  (Fig.  57,  c,  d).  In  der  letztern  wiederholt 
sich  die  gleiche  Zellenbildung  (Fig.  57,  e,  f.  g).  Das  Resultat  derselben  ist  eine  einlache  Schicht  von  tertiären 
Zellen,  begrenzt  von  einer  Reihe  von  secundären  oder  Randzellen.  Die  Zellenbildung,  welche  das  Wachsthum 
in  die  Dicke  begleitet,  ist  mir  auch  hier  nicht  hinreichend  bekannt;  sie  verwandelt  ebenfalls  die  Zellschichl  in 
einen  zusammengedrückten  Zellkörper. 

Die  beiden  eben  beschriebenen  Wachsthumsarten  zeigen  folgende  Verhältnisse  rücksichtlicli  des  Umfanges,  in 
welchem  sie  sich  realisiren.  Die  vegetativen  Achsen  wachsen  zuerst  durch  horizontale  Wände  in  der  Scheitel- 
zelle,  und  beendigen  ihr  Wachsthum  meist  durch  scliicfe  Wände;  zuweilen  mangelt  ihnen  die  letztere  Zcllen- 
bildung  ganz.  Die  Sporenäsle  und  Keimäsle  dagegen  wachsen  durch  schiefe  Wände  in  der  Scheitelzelle.  —  Der 


—     229     — 

Uebergang  der  einen  Zellenbildung  in  die  andere  findet  einfach  so  statt,  dass,  nachdem  die  vorhergehende 
ScheitelzeHe  sich  noch  durch  eine  horizontale  Wand  theilte ,  die  Wand  in  der  folgenden  Scheilelzelle  dagegen 
schiefliegt,  und  etwas  seillich  von  der  Mitte  an  die  Grundfläche  und  an  die  Seitenfläche  angesetzt  ist  (Fig.  56). 
Die  erste  schiefe  Wand  liegt,  nach  den  Beobachtungen,  die  mir  zu  Gebote  stehen,  an  einem  Zweige  immer  dem 
Mutterzweige  zugekehrt,  die  zweite  demselben  abgekehrt  u.  s.  w.  In  Fig.  37  sind  zwei  entstehende  Seitenzweige 
abgebildet;  der  Pfeil  bezeichnet  die  Richtung  der  Mutterachse.  In  dem  einen  hat  sich  zuerst  durch  eine  hori- 
zontale Wand  eine  Gliederzelle  (n-n),  in  dem  andern  zwei  Gliederzellcn  i^i  und  h-h  gebildet,  und  dann  sind 
durch  schiefe  Wände  in  dem  einen  nach  einander  die  secundären  Zellen  des  ersten  Grades  m,  d,  c,  b,  in  dem 
andern  g,  f,  e,  d,  c,  b  entstanden. 

Die  ausgebildeten  Achsen  bestehen  aus  einem  parenchymatischen  Gewebe ,  dessen  innere  Zellen  sehr  gross 
sind,  indess  die  äussern  rasch  kleiner  werden.  Doch  mangeln  mir  hinreichende  und  genaue  Untersuchungen, 
um  etwas  Bestimmtes  über  die  Stellungsverhältnisse  der  Zellen  und  über  die  Verschiedenheiten  des  Baues  bei 
den  beiden  Wachsthumsarten  sagen  zu  können.  Auf  Querschnitten  konnte  ich  bloss  das  eine  Mal  die  Central- 
zelle  unterscheiden ,  während  sie  das  andere  Mal  zu  fehlen  schien ;  ebenso  zeigte  sich  mir  einige  Mal  deutlich 
eine  in  der  Achsenfläche  liegende  Zellschicht.  Wenn  die  Zellenbildung  in  die  Dicke  bei  Plocamium,  woran  nicht 
zu  zweilein,  derjenigen  anderer  Florideen  analog  ist,  so  muss  bei  beiden  Wachsthumsarten  eine  besondere, 
in  der  Achsenfläche  liegende  Zellschicht  vorhanden  sein ,  bei  der  erstem  (durch  horizontale  Wände  in  der 
Endzelle)  muss  überdem  in  dieser  Zellschicht  eine  besondere,  in  der  Achsenlinie  liegende  Zellenreihe  zu  unter- 
scheiden sein,  bei  der  zweiten  (durch  schiefe  Wände)  dagegen  muss  diese  Achsenzellenreihe  mangeln. 

Die  Verästelung  der  Laubachsen  ist  characteristisch.  Am  ausgebildeten  Laub  sind  die  Hauptachsen  leicht  Inn 
und  her  gebogen,  und  tragen  abwechselnd  rechts  und  links  je  2,  3  oder  k  Seitenachsen,  von  denen  immer  die 
unterste  einfach  und  am  kürzesten,  die  oberste  am  meisten  verzweigt  und  am  längsten  ist  (vgl.  Fig.  50,  a*,  c*, 
d*).  Alle  Achsen  eines  Laubes  liegen  in  einer  Ebene.  Auf  den  ersten  Blick  glaubt  man  unbegrenzte  Hauptachsen 
vor  sich  zu  haben,  welche  alternirend  mehrere  einseitswendige  theils  begrenzte  theils  unbegrenzte  Tochter- 
achsen erzeugen.  Eine  Untersuchung  der  Obern  Achsenenden ,  wo  die  Verästelung  statt  findet,  zeigt  jedoch, 
dass  diese  Annahme  unrichtig  ist,  und  dass  alle  Achsen  der  Pflanze  begrenzt  sind,  und  in  eine  dornige  Spitze 
mit  abortirtera  Punctum  vegetationis  endigen,  und  dass  das  scheinbare  unbegrenzte  Längenwachsthum  der 
Achsen  eine  unbegrenzte  Wiederholung  begrenzter  Achsen  ist.  Der  Entwickelungsprocess  ist  folgender:  Irgend 
eine  Achse  erzeugt  auf  der  gleichen  Seite  2,  3  oder  4  secundäre  Achsen;  von  diesen  wächst  jede  bis  zu  emer 
bestimmten  Länge,  und  bildet  auf  der  ihrer  Mutterachse  zugekehrten  Seite  einige  tertiäre  Achsen;  diese  wach- 
sen wieder  begrenzt,  und  bilden  an  der  üirer  Mutterachse  zugewendeten  Seite  einige  quartäre  Achsen  u.  s.  w. 
Dieser  Process  wiederholt  sich,  so  lange  d#s  Laub  wächst.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  von  den  Tochter- 
achsen einer  Mutterachse  immer  die  oberste  sich  rascher  entwickelt,  und  dass  sie  häufig  mehr  Tochter- 
achsen erzeugt  als  die  unterste.  Da  jede  Achse  für  sich  begrenzt  ist,  da  jede  Tochterachsen  erzeugt,  und  die 
Wiederholung  durch  die  successiven  Generalionen  unbegrenzt  fortdauert ,  so  werden  die  Achsenenden  immer 
seitlich  gerückt,  und  erscheinen  als  dornige  Seitenzweige.  Da  von  den  Schwesterachsen  die  oberste  am  schnell- 
sten sich  entwickelt,  und  somit  die  stärkste  ist,  so  tritt  sie  scheinbar  als  die  Fortsetzung  der  Multerachse  auf, 
und  bildet  mit  ihr  die  Hauptachse;  die  übrigen  Schwesterachsen  aber  erscheinen  als  Seitenachsen.  Plocammm 
zeigt  daher  die  gleiche  Erscheinung ,  wie  jede  Pflanze  mit  begrenzten  Achsen  und  unbegrenzter  einseitiger 
Wiederholung  derselben:  die  scheinbaren  Hauptachsen  sind  nicht  reine,  sondern  gemischte  Achsen,  und  beste- 
hen aus  Stücken  der  successiven  Tochteraclisen.  —  An  dem  in  Fig.  50  gezeichneten  Laube  ist  aa^  die  unterste 
Achse ,  die  ich  die  primäre  nennen  will.  Von  den  drei  Tochterachsen  oder  secundären  Achsen ,  welche  sie  er- 
zeugte, ist  bb^  die  oberste.  Dieselbe  bildete  ihrerseits  als  Tochterachsen  die  tertiären  Achsen  cc*,  dd'  und  ec*. 
Die  Verzweigung  von  ccS  und  von  dd'  ist  deutlich;  jede  trägt  drei  Tochterachsen,  von  denen  die  oberste  am 
meisten  entAvickelt  ist.  Die  oberste  tertiäre  Achse  ee^  erzeugte  die  quartären  Achsen  ff,  gg'  und  hh*.  Die  Achse 
^f*  bildete  zwei,  gg'  drei  Tochterachsen;  die  Achse  hh*  trägt  drei  quintärc  Achsen  i,  k,  und  11'  u.  s.  w.  Die 

ütakschr    N.sgeli. 


—     250     — 

/lauptaclise  a  h  besteht  aus  dem  Stück  a  b  der  primären  Achse,  b  e  der  secundären  Aelise  und  e  h  der  tertiären 
Achse.  Diese  Hauptachse  endigt  jetzt  in  e* ;  aber  in  kurzer  Zeit  wird  e*  seitlich  gerückt,  und  die  sich  ausbildende 
quartäre  Achse  hh*  tritt  als  die  unmittelbare  Fortsetzung  von  ah  auf.  Später  wird  auch  h*  seitwärts  geschoben, 
und  die  Hauptachse  wird  a  h  11'  sein,  noch  später  a  h  1  m  m'  u.  s.  w.  —  Die  gleiche  Veränderung  wird  der 
Seilenzweig  dd'  erfahren.  Seine  primaere  Achse  dd*  erscheint  jetzt  noch  als  Hauptachse.  Durch  die  Ausbildung 
der  obersten  secundseren  Achse  m  m*  wird  m  d'  seitlich  gerückt,  und  als  Hauptachse  tritt  dann  d  m  m*  auf. 
Nachher  muss  in  gleicher  Weise  vor  der  sich  entwickelnden  obersten  tertiseren  Achse  das  Ende  der  secundas- 
ren  Achse  n  m*  zur  Seite  weichen ,  und  die  Hauptachse  geht  nun  von  d  durch  m  und  n  zu  n*. 

Die  Astzelle  oder  primsere  Zelle  des  ersten  Grades,  woraus  eine  Tochterachse  entsteht,  ist  bei  den  Achsen- 
theilen,  welche  durch  horizontale  Wsende  m  der  Endzelle  wachsen,  die  zweite  tertiäre  Zelle  des  ersten  Grades 
(•-HP).  Die  Gliederzelle  (II*)  na^mlich  theilt  sich  durch  eine  excentrische  Wand  in  eine  der  Mutterachse  abge- 
kehrte .III'  und  in  II-  (Fig.  ob,  c,  d,  c) ;  die  letztere  theilt  sich  durch  eine  gleiche  Wand  in  eine  mittlere  IF  und 
in  eine  der  Mutterachse  y.ugekehrte  »III'  (Fig.  5b,  f,  g,  h).  Die  letztere  Zelle  besondert  sich  zuweilen,  und  wird 
zur  Astzelle  oder  zur  primseren  Zelle  des  ersten  Grades  für  eine  neue  Achse  (Fig.  35,  m,  m).  An  einer  Achse 
besondern  sich  gewöhnhch  5,  doch  auch  von  1  bis  k  solcher  Zellen;  sie  stehen  je  an  dem  zweiten  Gliede,  und 
zwar  in  der  Regel  entweder  auf  dem  k^^°,  G'^q  und  St^n,  oder  auf  dem  o'e°,  7'^"  und  Oien  Gliede  einer  Achse,  von 
unten  gezsehlt.  —  Ausser  der  regelmsessigen  Versestelung  der  vegetativen  Achsen  durch  Astzellen,  welche 
durch  Metamorphose  der  zweiten  tertiären  Zelle  des  ersten  Grades  entstehen ,  giebt  es  zuweilen  noch  Prolifi- 
cation  am  Rande.  Eine  Randzelle  besondert  sich,  und  wird  zur  primären  Zelle  des  ersten  Grades  für  eine  ent- 
stehende neue  Achse.  —  Die  regelmaessige  Veraestelung  der  Achsentheile,  welche  durch  schiefe  Wsende  in  der 
Scheitelzelle  wachsen,  ist  mir  unbekannt.  Ich  glaube,  dass  sie  nur  an  den  Sporenssten  und  an  den  Keimhseuf- 
chen  auftritt,  indem  die  Laubachsen  sich  bloss  an  dem  Theile,  welcher  durch  horizontale  Wsende  in  der  Schei- 
telzelle entstanden  ist,  zu  versesteln  scheinen. 

Die  Sporenbildung  findet  in  den  Sporensesten  statt ;  es  sind  diess  metamorphosirte  Laubachsen ,  welche  ent- 
weder keine  oder  nur  begrenzte  Verzweigung  besitzen.  Es  ist  diess  der  allgemeine  Ausdruck,  der  genau  die 
Bedingungen  für  den  Umfang  angiebt,  in  welchem  die  Sporenbildung  an  dem  Laube  auftreten  kann.  —  Jede 
Achse  kann  sich  in  einen  Sporenast  verwandeln.  Entweder  sind  es  alle  oder  nur  einzelne  Tochterachsen  einer 
Mutterachse,  welche  es  wirklich  thun;  im  letztern  Falle  trilTt  die  31etamorphose  jedoch  immer  die  untern 
Schwesterachsen,  indess  die  obern  steril  bleiben  und  als  Laubaiste  sich  entwickeln.  —  Die  Sporenseste  sind 
ferner  immer  ganze  Achsen,  nie  etwa  bloss  die  obern  Enden  von  vegetativen  Achsen.  Die  dornsehnlichen  Sei- 
tenseste (Fig.  30,  a',  b*,  e*)  erzeugen  daher  nie  Sporen,  und  wenn  an  einer  Hauptachse  ein  oder  mehrere 
SporeuKsfe  nach  einer  Seite  hin  stehen,  so  findet  man  unter  ihnen  auf  der  gleichen  Seite  immer  entweder  eine  ve- 
getative Hauptachse  oder  einen  dornsehnlichen  Seitenast.  —  Die  Sporenseste  sind  einfach  oder  sie  sind  verzweigt ; 
die  Verzweigung  ist  aber  immer  begrenzt ;  ein  Sporenast  wird  aus  1  bis  7 ,  selten  aus  mehr  einfachen  Achsen 
gebildet  (Fig.  32,  a,  b,  c,  d).  Eine  Achse,  in  welcher  Sporenbildung  auUritt,  erzeugt  immer  nur  wieder  sporen- 
tragende, nie  vegetative  Achsen.  —  Die  letztere  Thatsache  hat  wahrscheinlich  ihren  Grund  in  dem  doppelten 
Lsengenwachsthum  der  Achsen.  Die  SporeuKSte  wachsen  durch  schiefe  Wivnde  in  der  Scheitelzelle ;  sie  besitzen 
eine  dieser  Zellenbildung  analoge  Verzweigung,  und  können  daher  neue  Sporenzweige  erzeugen.  Da  aber  das 
Wachsthum  durch  schiefe  Wsende  in  der  Scheitelzelle  nicht  in  dasjenige  durch  horizontale  Wsende  übergeht 
sondern  nur  der  umgekehrte  Uebergang  statt  findet,  so  kann  auch  aus  einer  Sporenachse  keine  vegetative 
Achse  hervorgehen.  —  In  Fig.  53  ist  ein  Theil  von  einem  sporenbildenden  Laube  gezeichnet;  die  Sporenseste 
sind  durch  doppelte,  die  Laubachsen  durch  einfache  Linien  gegeben,  aa'  ist  die  unterste  Laubachse,  welche 
einen  Sporenast  und  zwei  Laubachsen  hh'  und  bb'  erzeugte,  bb'  bildete  zwei  Sporenseste  und  die  Laubachse 
cc'.  cc'  bildete  einen  Sporenast  und  zwei  Laubachsen  n  und  dd*.  dd'  erzeugte  einen  Sporenast  und  zwei  Laub 
achsen  o  und  ee*.  ee'  erzeugte  zwei  Sporenajste  und  die  Laubachse  ff.  Die  Laubachse  hh'  bildete  drei  Sporen- 
ieste und  die  Laubachsc  ii'.  ii'  bildete  einen  Sporenast  und  drei  Laubachsen  p,  q  und  kk'.  kk'  erzeugte  eine.'i 
Sporenast  und  zwei  Laubachsen  r  und  11'.  II'  erzeugte  zwei  Sporenseste  und  die  Laubachse  mm'. 


—     25i     — 

In  jeder  einfachen  Achse  eines  Sporenastes  bilden  sich  mehrere  Zellen  zu  SporenmuUerzellen  um.  Diese  Zahl 
varirt  nach  meinen  Beobachtungen  von  1  bis  8.  Sie  liegen  in  der  obcrn  na?lfte  der  Achse ,  ha^ufiger  in  zwei 
Reihen,  seltener  in  einer  einfachen  Reihe ,  der  La-ngsdurchmosser  ist  bald  horizontal ,  bald  verlical  oder  schief 
gerichtet  (Fig.  52).  Ich  habe  die  Sporenbildung  bloss  an  getrockneten  Exemplaren  untersucht,  und  bin  in  Bc- 
ma  auf  die  Frage ,  auf  welche  Weise  die  Sporen  aus  den  Muttcrzellen  entstehen  ,  zu  keinem  sichern  Resultate 
gelangt.  Soviel  ist  gewiss,  dass  zuerst  Mutterzellen  auftreten,  welche  durch  zonenartige  Theilung  in  4  Tochter- 
zellen übergehen,  und  dass  diese  Tochterzellen  sich  auch  noch  weiter  theilen.  Es  ist  nun  zweierl3i  möglich, 
entAveder  sind  jene  ursprünglichen  Mutterzellen  wirklich  die  Sporenmutterzellen;  dann  tlicilt  sich  jede 
in  mehr  als  k,  nämlich  in  S  bis  8  und  vielleicht  noch  mehr  Sporen.  Oder  die  li  aus  einer  ursprünglichen 
Mutterzelle  entstehenden,  zonenarligcn  Zellen  sind  erst  die  Mutterzellen;  dann  müsste  nachgewiesen  werden, 
dass  jede  dieser  letztern  sich  in  h  Sporen  theilte ,  und  auf  welche  Weise  diess  geschähe.  Die  erstere  Annahme 
ist  mir  die  wahrscheinlichere,  da  auch  bei  den  Phanerogamen  der  Fall  vorkommt,  dass  aus  einer  Mutlerzelle 
a  bis  8  Pollenkörner  entstehen.  —  Das  Resultat  ist  eine  Gruppe  von  Sporen,  welche  von  einer  Gallertschicht 
umgeben  ist.  Solcher  Gruppen  linden  sich  in  jeder  Achse  des  Sporenastes  1  bis  8  (Fig.  52).  —  Während 
Kützing  den  Verlauf  der  Sporenbildung  in  der  Zeichnung  richtig  andeutet,  ist  dagegen  der  Ausdruck  «tetra- 
chocarpia  quadrijuga»  nicht  ganz  passend. 

Die  Keimzellen  smd  in  Keimhaeufchen  zusammengeballt,  welche  einzeln  in  kugeligen  Keimbehgeltern  liegen, 
von  denen  jeder  für  sich  eine  besondere  Achse,  ein  Keimast  ist.  Die  Keimaeste  haben  eine  bestimmte  Stellung : 
sie  stehen  an  vegetativen  Achsen,  an  deren  unterm  Ende  und  an  dem  der  Versestelungsseite  gegenüber- 
liegenden Rande.  Am  ha^utigsten  entspringt  der  Keimast  aus  der  Basis  der  obersten  Schwesterachse,  und  steht 
somit  einem  dorna^hnlichen  Seitenast  gegenüber ,  nur  etwas  höher  als  dieser  an  der  Hauptachse  eingefügt. 
Seltener  entspringt  der  Keimast  aus  der  Basis  der  zweitobersten  Schwesterachse,  und  liegt  somit  an  der  Basis 
eines  verzweigten  Seitenastes  auf  dessen  äusserer  Seite.  In  Fig.  50  ist  bb*  die  oberste  Tochterachse  von  aa' ; 
sie  hat  5  vegetative  Achsen  cc* ,  dd*  und  ee*  nach  einer  Seite  hin,  nach  der  gegenüberliegenden  Seite  und  an 
der  Basis  dagegen  den  Keimast  n  erzeugt.  Von  den  Schwesterachsen  cc* ,  dd*  und  ee'  hat  die  zweitoberste  dd* 
an  ihrer  Basis  und  auf  dem  den  Tochterachsen  abgekehrten  Rande  den  Keimast  o  gebildet.  —  Von  der  eben 
ausgesprochenen  Regel  finde  ich  in  der  Natur  keine  Abweichungen.  Kützing  giebt  eine  Abbildung  *),  Avelche 
nicht  mit  der  Regel  übereinstimmt;  da  aber  dieselbe  auch  gegen  die  übrigen  regelmässigen  Stellungsverhält- 
nisse der  Achsen  verstösst,  so  scheint  der  Verfasser  weniger  genau  auf  diesen  Punct  geachtet  zu  haben.  — 
Die  Stellung  der  Sporenäste  und  der  Keimäste  ist  absolut  verschieden.  Die  Sporenäste  sind  metamorphosirte 
Laubäste,  und  nehmen  diejenige  Lage  an  einer  Hauptachse  ein,  welche  sonst  die  vegetativen  Aeste  einnehmen 
würden.  Die  Keimäste  dagegen  sind  neue  Achsen,  indem  sie  an  einem  Platze  stehen,  wo  sonst  nie  andere 
(Sporen-  oder  Laub-)  Aeste  gefunden  werden.  Jede  Laubachse  von  Plocamium  hat  zwei  morphologisch-ver- 
schiedene Ränder,  einen  Verästelungsrand  und  einen  sterilen  Rand;  an  dem  erstem  stehen  die  vegetativen 
Tochterachsen  und  die  Sporenäste,  an  dem  letztern  die  Keimäste. 

Ueber  den  Ursprung  der  Keimäste  an  den  Laubachsen  bin  ich  nicht  ganz  in's  Klare  gekommen.  Wie  es  mir 
scheint,  so  ist  es  eine  Zelle  am  Rande,  welche  sich  besondert,  und  zur  primären  Zelle  des  ersten  Grades  für 
den  entstehenden  Keimast  wird.  Erweist  sich  diese  Vermuthung  als  richtig,  so  wäre  der  Keimast  einer  durch 
Prolification  sich  bildenden  Laubachse  analog.  Das  friiheste  Stadium  des  Keimastes,  das  ich  deutlich  unter- 
scheiden kann ,  zeigt  am  Rande  des  Laubes  schon  eine  Gruppe  von  mehreren  Zellen ,  welche  offenbar  durch 
schiefe  Wandbildung  in  der  Scheitelzelle  entstanden  ist;  sie  zeigt  schiefe  Streifung  von  der  Mittellinie  aus  nach 
zwei  Seiten ,  und  ihre  Basis  wird  ebenfalls  durch  zwei  schiefe  Linien  gebildet  (Fig.  2^»,  a).  Im  Grunde  dieses 
Winkels  erkennt  man  eine  oder  zwei  grössere  Zellen.  —  Diese  Gruppe  von  Zellgewebe  wird  stetig  grösser 
(Fig.  23,  a),  indem  sie  am  Scheitel  wächst,  und  verwandelt  sich  m  einen  keulenförmigen  Ast,  Avelcher  aus  ho- 

*)  Phyc.  gencral.  Tab.  64.  1. 


—     252     — 

mogenem  Zellgewebe  besteht  (Fig.  26).  Die  Zellen  liegen  in  Reihen,  welche  von  innen  und  unten  nach  oben 
und  aussen  divergiren,  und  dabei  sich  fortwährend  theilen ,  |so  dass  eine  unten  einfache  Reihe  sich  nach  oben 
in  zwei,  jede  dieser  dann  wieder  in  zwei  spaltet  u.  s.  f.  —  Darauf  unterscheidet  man  im  Centrum  einige  grössere 
lockere  Zeilen;  eine  davon,  mehr  nach  unten  liegend,  ist  beträchtlicher,  von  länglicher  Gestalt,  und  ganz  mit 
kleinen  Körnchen  erfüllt  (Fig.  27,  a),  die  andern,  mehr  nach  oben  betindlich,  sind  kleiner,  eiförmig  oder  kuge- 
lig, mit  homogenem  Schleime  und  einem  wasserhellen ,  ein  Kernchen  einschliessenden  Kernbläschen  (Fig.  27, 
b).  Ich  vermulhe,  dass  die  grössere  längliche  Zelle  die  erste  Zelle  ist,  von  welcher  die  Bildung  des  Keimhäuf- 
ohens  ausgeht,  und  dass  die  kleinern  mehr  rundlichen  Zellen  aus  ihr  entspringen.  —  Später  hat  sich  der  Keim- 
ast zu  einem  Keimbehälter  umgebildet  (Fig.  22,  im  horizontalen,  Fig.  23  im  verticalen  Durchschnitt) ,  welcher 
aus  einer  Wandung  besteht,  eine  ziemlich  kugelige  Höhlung  enthält,  und. am  Scheitel  eine  kleine  regelmässige 
Oeffnung  besitzt.  Die  Wandung  besieht  aus  radialen,  sich  nach  aussen  fortwährend  theilenden  Reihen  von  tafel- 
förmigen Zellen,  so  dass  auf  jede  Zelle  an  der  Innern  Fläche  der  Wandung  auf  dem  Durchschnitte  je  't  —  8  Zel- 
len, im  Ganzen  aber  je  20  bis  50  Zellen  an  der  äussern  Fläche  der  Wandung  entsprechen  (Fig.  28).  Es  stimmt 
dieser  Bau  der  Wandung  genau  mit  der  Structur  des  jungen,  noch  soliden  Keiniastes  iiberein.  Betrachtet  man 
die  innere  Fläche  der  Wandung ,  so  sieht  man  von  der  Basis  mehrere  Zellenreihen  ausstrahlen ,  welche  nach 
oben  und  aussen  divergiren,  und  sich  dichotomisch  verzweigen  (Fig.  29) ;  dieselben  bilden  die  innerste  Schicht 
der  Wandung.  Auch  diese  Erscheinung  ist  eine  natürliche  Folge  des  ursprünglichen  Baues  des  Keimbehälters; 
bei  der  Ausdehnung  der  Wandung  konnten  die  innersten  und  ailtesten  Zellen  dieser  Ausdehnung  nicht  in  beiden 
Richtungen  folgen ;  statt  tafelförmig  zu  werden,  wie  die  seussern  Zellen,  trennten  sie  sich  seitlich  von  einander, 
blieben  nur  nach  oben  und  unten  mit  einander  in  Berührung,  und  wurden  langgestreckt.  —  In  der  Höhlung 
des  Keimbehselters,  von  dessen  Wandung  dicht  umschlossen,  liegt  ein  Conglomerat  von  Zellen,  welches  in 
grössere  und  kleinere  Lappen  getheilt  ist.  Anfa;nglich ,  wenn  das  Conglomerat  noch  klein  ist ,  besteht  es  ganx 
aus  kleinen  farblosen  Zellen.  Spaeter  sind  die  obern  grösseren  Lappen  aus  grossen  rothen  Keimzellen,  die  un- 
tern kleinern  Lappen  aus  röthlichen ,  sich  nicht  mehr  vermehrenden  Zellen ,  die  kleinsten  Lappen  aus  ganz 
kleinen  farblosen  sich  noch  theilenden  Zellen  gebildet  (Fig.  23).  Die  ganze  Keimzellenmasse  ruht  auf  einer 
ziemlich  grossen,  länglichen,  am  obern  Ende  lappig-gelheilten  Basiszelle,  und  auf  mehreren  Ifenglichen  Zellen, 
welche  einen  kurzen  lockern  Strang  bilden,  der  unten  die  Basiszelle  berührt,  und  bis  ungefaehr  in  die  Mitte 
der  Keimzellenmasse  reicht  (Fig.  23).  Diese  Zellen  sind  dieselben,  welche  man  zuerst  im  jungen  Keimaste  un- 
terscheidet. Es  ist  wohl  keinem  Zweifel  unterworfen ,  dass  die  Entwickelung  folgendermassen  geschieht :  In 
der  Mitte  des  Keimastes  besondert  sich  eine  Zelle  (die  Basiszelle),  welche  nach  oben  mehrere  Astzellen  bildet; 
jede  derselben  erzeugt  wieder  eine  oder  mehrere  Astzellen ,  so  dass  eine  kurze  a^slige  Zellenreihe  entsteht, 
von  welcher  jede  Zelle  (wahrscheinlicli  mit  Ausnahme  der  untersten)  einen  Lappen  der  Keimzellenmasse  er- 
zeugt; da  die  Bildung  von  Astzellen  immer  fortdauert,  so  findet  man  an  der  Basis  der  Keimzellenmasse  immer 
junge,  noch  in  der  Entwickelung  begriffene  Keimzellenlappen.  —  Die  Keimzellenlappen  sind  wieder  gelappt, 
sie  bestehen  aus  einer  Hauptachse  und  aus  mehreren  Seitenachsen;  jede  derselben  ist  ein  Körper  von  Zellge- 
webe, welcher  aus  einer  einfachen  Zelle  entsteht,  durch  Zellenbildung  in  der  Scheitelzelle  in  die  Lsenge,  und 
durch  Theilung  der  unter  der  Scheitelzelle  liegenden  Zellen  in  die  Dicke  wsechst.  Die  Scheilelzelle  theilt  sich 
durch  schiefe  Wiende,  wie  an  dem  Endtheile  der  vegetativen  Achsen  und  an  den  Sporen-  und  Keimffisten.  In 
Fig.  31  ist  ein  in  der  Entwickelung  begriffener  Keimzellenlappen  dargestellt,  dessen  Hauptachse  mit  mehreren 
Seitenla-ppchen  besetzt  ist;  das  Lajngenwachsthum  durch  schiefe  Wajnde  in  der  Endzelle  ist  deutlich  an  den 
Seitenachsen,  welche  nach  rechts  und  links  liegen,  zu  sehen.  Wenn  die  Zellenbildung  an  einem  Lappen  been- 
digt ist,  so  dehnen  sich  die  Zellen  aus,  werden  körnig,  und  faerben  sich  rolh.  Wegen  der  gedraengten  Lage  be- 
sitzen sie  auch  im  ausgebildeten  Zustande  noch  eine  eckige,  parenchymatische  Gestalt.  —  Kützing  sagt,  dass 
die  Keimzellen  an  einem  «tSpermopodium  centrale  fibrosum»  befestigt  seien,  und  lajsst  dasselbe  in  der  Zeich- 
mmg  von  der  Basis  des  Keimbeha^llers  durch  das  Kcimhacufchen  hindurch  bis  zur  obern  Wand  gehen ,  und 
sich  an  dieselbe  festsetzen.  iN'ach  meinen  Untersuchungen  ist  das  Keimhasufcheu  bloss  an  der  Basiszelle  be- 


—     233     — 

festigt  und  sonst  am  ganzen  Umfange  frei;  der  Trseger  oder  der  Strang  von  Zellen,  die  sich  nicht  in  Keimzellen 
verwandeln,  reicht  kaum  bis  zur  Mitte  des  Ila^ufchens ,  und  wenn  man  einen  horizontalen  Durchschnitt  durch 
die  Mitte  oder  etwas  über  derselben  macht,  so  sieht  man  bloss  Keimzellen,  und  nichts  von  einem  centralen 
Träger,  —  Die  unentwickelten  Keimzellen  nennt  Kützing  Nebensamen  (paraspermatia).  Er  glaubt  nicht,  dass 
es  unentwickelte  Samen  seien,  weil  sie  in  den  kleinsten  und  grössten  Früchten  vorkommen.  Dennoch  sind  es 
nichts  anders  als  junge  Keimzellen, 'deren  EntWickelung  man  sowoid  in  jungen  als  in  altern  Keimbehältern 
beobachten  kann ;  dass  sie  auch  in  den  grössten  Keimbehältern  noch  gefunden  werden,  hat  darin  seinen  Grund, 
weil  die  Keimzellenbildung  immer  fortdauert.  —  Die  Beschreibung  der  Keimzellenbildung  in  Endlicher' s  Gen. 
plant,  suppl.  III.  «Coccidia  sporas  e  fili  articulati  brevissimi  articulo  extremo  pjriformi  ortas  includentia»  is 
wenigstens  sehr  unpassend.  , 

2.    Chondreae. 

Zellschicht  mit  mehrschichtigen  Nervationen  oder  flacher  Zellkörper ,  mit  glei- 
chem Längenwachsthum  in  allen  Achsen ;  IFachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  ge- 
schieden ,  erster  es  in  der  Richtung  der  Achsenfläche  eine  Zellschicht  erzeugend, 
letzteres  senkrecht  zu  derselben  die  einfache  Schicht  in  mehrere  theilend. 

Die  Entwickelung  aller  Achsen  ist  die  gleiche.  Hierin  unterscheidet  sich  diese 
Familie  von  der  vorhergehenden.  Das  Längenwachsthum  findet  dadurch  statt, 
dass  in  der  Scheitelzelle  (I")  durch  eine  schiefe  Wand  eine  neue  Scheitelzelle 
(!"  +  1)  und  eine  secundäre  Zelle  des  ersten  Grades  (nll^)  entstehen.  Die  Wände 
in  den  successiven  Scheitelzellen  sind  abwechselnd  nach  rechts  und  nach  links 
geneigt ;  die  secundären  Zellen  des  ersten  Grades  alterniren  daher  mit  einer  Di- 
vergenz von  180^,  und  sie  bilden  zusammen  eine  zweireihige  Zellschicht.  — 
Das  Wachsthum  in  die  Breite  bearinnt  in  den  secundären  Zellen  des  ersten  Gra- 
des,  und  geschieht  dadurch  ,  dass  dieselben  sowie  die  daraus  hervorgehenden 
Zellen  sich  durch  Wände  Iheilen ,  welche  die  Achsenfläche  unter  einem  rechten 
Winkel  schneiden.  DieseWände  können  senkrecht  zum  radialen  Zellendurchmesser 
oder  mit  demselben  parallel  oder  zwischen  beiden  Richtungen  geneigt  sein. 
Die  Zellenbildung  schreitet  regelmässig  von  der  Achsenlinie  nach  der  Peripherie 
hin  fort.  Das  Resultat  derselben  ist  eine  Zellschicht.  —  Das  Wachsthum  in  die 
Dicke  beginnt  damit,  dass  die  Zellen  der  Zellschicht  durch  excentrische  Wände, 
welche  mit  der  Achsenfläche  parallel  laufen  ,  sich  theilen  ,  wodurch  aus  jeder 
Zelle  zunächst  eine  kleinere  äussere  und  eine  grössere  Zelle,  und  durch  eine  neue 
gleiche  Theilung  dieser  letzteren  drei  Zellen,  eine  innere  und  zwei  äussere  Zellen 

Denkscbr,  N>egeli.  lio 


—    23a     — 

hervorgehen.  Die  innere  dieser  drei  Zellen  ist  eine  Dauerzelle,  und  bildet  mit 
allen  übrigen  gleichen  Zellen  eine  die  Achsünfläche  einnehmende  Zellschicht. 
Die  beiden  seitlichen  Zellen  sind  Mutterzcllen,  in  denen  das  Wachsthum  in  die 
Dicke  weiter  fortschreitet,  indem  die  Zellen  abY»echselnd  durch  Wände,  welche 
mit  der  Achsenfiäche  parallel  laufen  ,  und  durch  solche,  welche  rechtwinklig  zu 
derselben  sind,  sich  theilen. 

Die  Sporenmulterzellen  liegen  seitlich  von  den  Zellen  der  Achsenfläche ,  bald 
an  dieselben  anstossend  ,  bald  von  denselben  entfernt  in  der  Rinde.  Diese  Ver- 
schiedenheit, welche  ohne  Zweifel  von  gleicher  Bedeutung  wie  bei  den  />e/esse- 
rieen  ist,  mag  einmal  dazu  dienen ,  die  Familie  in  zwei  natürliche  Gruppen  zu 
trennen. 

Zu  den  Chondreen  gehören  Iridaea  Bory,  Chondrus  Grev.  (Mastocarpus  Kütz.), 
Kallymenial.  Ag.  (Euhymenia  Kütz.),  Cryptonemia  I.  Ag.  ,  Grateloupia  Ag., 
Gicjartina  Lamour.  excl.  spec.  (Chondroclonium  Kütz.),  Rhodomenia  Grev.  (Cal- 
lophyllis  Kütz.,  Calliblepharis  Kütz.),  Cryptopleura  Kütz. 

Cryptopleura  Eacerata  Kützing. 

(Delesseria  1.  Ag.  Agiaophyllum  1.  Montagne.  Nilophylluni  1.  Grev.) 

Tab.  IX.  Fig.  26  —  33. 

Das  bandartige j  dicliotomisch-gelheilte  und  an  den  Enden  lappenförmig-eingeschniUene  Laub  besteht  aus 
einer  geäderten  Zellschicht.  Die  Adern,  welche  meist  zu  2  bis  h  in  der  ganzen  Breite  einer  Laubachse  getrennt 
von  einander  liegen ,  verzweigen  sich ;  die  Zweige  enden  frei ,  oder  anastoniosiren  mit  einander.  Die  Adern 
bestehen  in  der  Breite  aus  1,  2  oder  3  neben  einander  liegenden  Zellenreihen ,  in  der  Dicke  gewöhnlich  aus  je 
5  Zellen.  —  Die  Zellenbildung  an  der  Spitze  der  Achsen  ist  sehr  schwer  zu  beobachten.  An  einer  Menge  von 
Pflanzen,  welche  ich  untersuchte,  fand  ich  bloss  drei  ziemlich  deutliche  Zustände,  welche  in  Fig.  26,  27  und 
28  gezeichnet  sind.  Zuäusserst  liegt  eine  einfache  Zelle,  die  Scheitelzelle  (Fig.  26 ,  27 ,  28 ,  a)  welche  sich ,  so 
lange  die  Achse  in  die  Länge  wächst,  durch  eine  schiefe,  von  unten  und  innen  nach  oben  und  aussen  gerich- 
tete Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  oder  primäre  Zelle  des  folgenden  Grades  (Fig.  26,  a)  und  in  eine  secun- 
däre  Zelle  des  ersten  Grades  (Fig.  26,  b)  theilt.  Die  Scheidewände  in  der  Scheitelzelle  liegen  abwechselnd  nach 
rechts  und  nach  links.  —  Die  schmalen,  langgestreckten  secundären  Zellen  des  ersten  Grades  theilen  sich  durcli 
eine  ihren  Längendurchmesser  unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  eine  innere,  kleinere,  tertiäre 
Zelle  (Fig.  26,  c;  28,  b)  und  in  eine  äussere  secundäre  Zelle  des  zweiten  Grades  (Fig.  26,  d;  28,  c).  Jede  fol- 
gende secundäre  Zelle  kann  sich  auf  gleiche  Weise  in  eine  tertiäre  Zelle  und  in  eine  neue  secundäre  Zelle. 
Iheilen  (Fig.  26,  f  und  g,  i  und  k,  n  und  o  etc.).  Die  secundären  Zellen  theilen  sich  abwechselnd  auch  durch 
eine  radiale,  von  der  obern  Seitenwand  ausgehende,  scliicf  nach  aussen  gerichtete  und  sich  ziemlich  an  die  Mitte 
der  äussern  Wand  ansetzende  Scheidewand  in  zwei  neue  ungleiche  secundäre  Zellen,  eine  kleinere  obere  (Fig. 


—     235     — 

28,  e)  und  eine  grössere  untere  (Fig.  28,  f) ;  in  diesen  beiden  Zellen  trid  dann  wieder  die  erste  Zellenbildiing 
auf.  Solche  radiale  Waende  bildeten  sicii  in  Fig.  26  zwischen  1  und  ik,  zwischen  p  und  onq,  und  zwischen  q 
und  p ;  in  Fig.  27  zwischen  f g  und  1  k  i  h ,  zwischen  f  und  g ,  zwischen  h  und  i  k ,  zwischen  e  und  d ,  zwischen 
pq  und  nosr ,  zwischen  p  und  q,  und  zwischen  r  und  os.  —  Die  beiden  beschriebenen  Zellenbildungen  dur^h 
Waende,  welche  mit  dem  Radius  ziemlich  parallel  laufen,  und  durch  solciie,  welche  in  der  Richtung  der  Secante 
liegen,  vollführen  hatiptsaechlich  das  Wachsthum  in  die  Breite.  Das  Resultat  ist  eine  Schicht  von  tertiaeren 
Zellen,  welche  am  Rand  durch  eine  Reihe  von  secundoeren  Zellen  begrenzt  werden.  —  Die  tertiaeren  Zellen, 
wenigstens  die  in  der  Mitte  der  Achse  liegenden,  theilen  sich  ebenfalls ;  so  sind  in  Fig.  27  aus  einer  terti;nren 
Zelle  4  Zellcn(m  I-  m),  aus  einer  andern  ebenfalls  U  (n),  und  aus  zweien  je  zwei  Zellen  (1,  1)  entstanden. 

Wenn  das  Wachsthum  in  die  Breite  vollendet  ist,  so  besteht  das  Laub  aus  einer  einfachen  Schicht  von  gleicii- 
artigen  Parenchymzellen.  In  dieser  homogenen  Schicht  besondern  sich  einzelne,  sich  verzweigende  und  ana- 
stomosirende  Slrajngc  von  Zellen,  dieselben  sind  1,  2  oder  öreihig,  d.  h.  die  Besonderung  trifft  1 ,  2  oder  5 
neben  einander  liegende  Zellen,  in  welchen  ein  Wachsthum  in  die  Dicke  auftritt.  Eine  terlitere  Zelle  theilt  sich 
gewöhnlich  in  5  Zellen ,  eine  mittlere  und  jederseits  eine  seussere ,  zuweilen  auch  in  b  Zellen ,  eine  mittlere 
und  jederseits  zwei  t-eussere,  wie  man  in  Fig.  53,  d  und  f  auf  dem  Querschnitte  sieht.  Im  erstem  Falle  theilt 
sich  die  tcrliajre  Zelle  zuerst  durch  eine,  mit  der  Achsenflaeche  des  Laubes  parallele,  excentrischc  Wand  in  eine 
kleinere  aeussere  und  eine  grössere  Zelle  (Fig.  35,  c),  diese  letztere  dann  durch  eine  glciclie  Wand  in  eine  innere 
und  eine  äussere  Zelle  (Fig.  35,  d).  Im  ZAveiten  Falle  theilt  sich  die  tertiäre  Zelle  durch  eine  mit  der  Achsen- 
llaeche  parallele,  schiefe,  die  Aussenwand  ziemlich  in  der  Mitte  berührende  Scheidewand  in  eine  kleinere  aeus- 
sere (Fig.  55,  m)  und  eine  grössere  Zelle  (Fig.  55,  ne),  diese  letztere  dann  durch  eine  sehnliche,  nach  aussen 
convergirende  Wand  in  eine  zweite  kleinere  aeussere  (Fig.  55,  n)  und  eine  grössere  Zelle  (Fig.  55,  e) ;  die  letztere 
verwandelt  sich  darauf  durch  gleiche  doppelte  Theilung  in  eine  innere  und  zw'ei  aeussere  Zellen  (Fig.  53,  f). 
Diese  Zellenbildung  kann  auf  jeder  Stufe  stehenbleiben.  —  Kützing  laesst  in  dem  einschichtigen' Laub  von 
Cryptopleura  die  Adern  bloss  aus  laengern  Zellen  bestehen,  eine  unrichtige  Darstellung,  welche  von  dem 
Mangel  eines  Querschnittes  herrührt. 

Wenn  das. Laub  vollkommen  entwickelt  ist,  und  die  Zellen  sich  ausgedehnt  haben,  so  bilden  sie  ein  paren- 
chymatisches  Gewebe,  in  welchem  von  ihrer  ursprünglichen,  regelmaessigen  Anordnung  nichts  mehr  zu  sehen 
ist.  Ihr  Inhalt  ist  eine  wasserhelle  Flüssigkeit  und  die  wandsta^ndige  Schleimschichl,  an  weicher  rothe  Farb- 
blaeschen  liegen.  Die  letzteren  sind  zusammengedrückt,  von  der  Flasche  rundlich  oder  laengüch  (Fig.  50),  bald 
locker,  bald  dicht  beisammen  liegend  und  ein  vollkommenes  Parenchym  bildend.  Ins  Alter  werden  die  Farb- 
blaeschen  braeunlich,  dann  schön  grün  und  gleichen  vollkommen  den  Chlorophyllblaischen  vieler  Algen.  —  Die 
jüngsten  Zellen  enthalten  einen  homogenen  fast  farblosen  Schleim,  Avclcher  bald  riihlich,  feingekörnt  und 
zartschaumig  wird ,  und  nachher  an  die  Wandung  als  Schleimschicht  und  als  ein  schönes  Schleimnetz  sich 
lagert,  in  welchem  sich  die  Farbblaeschen  bilden. 

Das  Laub  ist  durch  Haftwurzeln  auf  der  Unterlage  befestigt.  Dieselben  entspringen  nahe  dem  Rande  bald 
aus  der  einen",  bald  aus  der  andern  Fläche  des  Laubes.  Sie  sind  kurzcylindrisch,  oder  etwas  konisch  (Fig. 

29 ,  a) ,  und  bestehen  aus  vielen  neben  einander  liegenden  und  durch  Gallerte  in  einen  Körper  vereinigten 
Wurzelhaaren.  Sie  bilden  sich  so,  dass  mehcere  (etwa  10  —  15)  Zellen  des  Laubes  auswachsen,  und  jede  ein 
Wurzelhaar  erzeugen.  Fig.  29,  b  zeigt  eine  Haftwurzel  im  Durchschnitt;  man  sieht  die  durchschnittenen  Wur- 
zelhaare und  die  sie  verbindende  Gallerte. 

Die  Sporenmutlerzellen  liegen  in  kreisförmigen  oder  laenglichen  Anschwellungen  des  Laubes  (Fig.  51).  Die 
tertiaeren  Zellen  haben  sich  daselbst  in  mehrere  Schichten  gelheilt.  An  dem  Durchschnitte  unterscheidet  man 
eine  mittlere  Reihe  von  Zellen,  welche  für  die  ganze  Anschwellung  eine  in  der  Achsenflaeche  liegende  Schicht 
bilden.  Die  Sporenmutlerzellen  berühren  diese  Achsenzellen  unmittelbar,  und  liegen  demnach  auf  Durchschnit- 
ten in  zwei  Reihen.  Ursprünglich  sind  sie  im  Gewebe  eingeschlossen,  spa-ter  ist  ihr  Scheitel  frei,  indem  er  bloss 
von  Gallerte  bedeckt  wird  (Fig.  52).  Nur  selten  sieht  man  die  Achsenzellen  so  deutlich,  wie  es  gezeichnet  ist; 


—     256     — 

durch  die  Ausdehnung  der  Sporenmulterzellen  kommt  das  GeAvebe  haeufig  in  Unordnung,  so  dass  man  die 
Achsenzellen  nur  stellenweise  erkennt,  und  dass  die  Mutterzellen,  wenn  sie  gegenüber  liegen,  einander  zu  be- 
rühren scheinen.  —  Die  Sporenbildung  ist  tetraü'drisch. 

Die  Keimzellen  sind  in  Keimbehaelter  eingeschlossen,  welche  zerstreut  in  derFteche  des  Laubes  liegen,  und 
denjenigen  von  Nitojihyllum  ziemlich  nahe  kommen.  Die  obere  Wand  besteht  aus  mehreren  (etwa  8)  Zell- 
schichten, deren  Zellen  fast  so  breit  und  lang  sind  als  die  übrigen  Zellen  des  Laubes;  sie  ist  in  der  Mitte  mit 
einer  kleinen  runden  Oeffnung  versehen,  an  deren  Umfang  die  Zellen  betra^chtlich  kleiner  und  dunkler  gefaerbt 
sind.  Die  untere  Wand  wird  ebenfalls  von  mehreni  (fast  doppelt  so  vielen  als  in  der  obern  Wand)  Zellschich- 
len  gebildet,  deren  Zellen,  besonders  gegen  die  Mitte  der  Wand,  nicht  über  halb  so  breit  und  lang  sind  als  die 
Zellen  der  obern  Wand.  In  beiden  Waenden  stehen  übrigens  die  Zellen  genau  in  senkrechten,  von  der  Mitte 
aus  etwas  divergirenden  Reihen.  Auf  der  Mitte  der  untern  Wand,  welche  wenig  verdickt  ist,  stehen  eine  Menge 
von  Keimhaaren,  welche  in  einen  lockern  Knaeuel  zusammengedra^ngt  sind.  —  Die  Entwickelungsgeschichte 
des  Keimbehailters  stimmt  mit  derjenigen  bei  iVJtopAyWum  überein.  Alle  Laubzellen ,  Avelche  an  einer  kreis- 
förmigen Stelle  beisammen  liegen ,  theilen  sich  zuerst  in  eine  Achsenzelle  und  zwei  seitliche  Zellen ;  die  Thei- 
lung  wiederholt  sich  in  den  letztern.  Das  Zellgewebe  trennt  sich  auf  die  Weise  in  zwei  Lamellen,  dass  die  Ach- 
senzellschicht  den  Boden  des  Keimbehselters  (die  obere  Schicht  der  untern  Wand)  darstellt.  —  Die  Keimhaare 
sind  verjEStelt.  Ihre  Zellen  verwandeln  sich  von  oben  nach  unten  in  Keimzellen,  welche  eiförmig  oder  fast  ku- 
gelig und  mit  braunrothem  körnigem  Inhalte  erfüllt  sind. 


LeptopIiyUium  bifidam  Näg. 

(Sphaerococcus  b.  Ag.  Rhodomeniab.  Grev.) 

Tab.  X.  Fig.  1  -  7. 

Das  dünne,  blattartige,  nervenlose  Laub  ist  zweitheilig  oder  dichotomisch  versestelt.  Man  erkennt  haenfig 
deutlich  an  der  Spitze  der  Achsen  die  Scheitelzelle,  Avelche  sich,  so  lange  das  Wachsthum  der  Achse  dauert, 
durch  eine  schiefe  Wand  in  eine  neue  Scheitelzelle  oder  primaere  Zelle  des  folgenden  Grades  und  in  eine  se- 
cundajre  Zelle  des  ersten  Grades  theilt.  Die  secunda^ren  Zellen  liegen  alternirend  nach  rechts  und  nach  links 
von  der  Achsenlinie.  In  Fig.  1  ist  das  obere  Ende  eines  Lappens  des  Laubes  dargestellt,  wo  die  dichotomische 
Theilung  eben  im  Werden  begriffen  ist.  Statt  des  einen  Punctum  vegetationis  haben  sich  zwei  neue  gebildet, 
welche,  so  weit  ich  die  gesetzmaessige  Stellung  der  Zellen  erkennen  konnte,  gezeichnet  sind.  Man  sieht  in  a,  a 
die  beiden  Scheitclzellen.  In  Fig.  2  ist  ein  durch  Prolification  am  Rande  des  Laubes  entstehendes  Aestchen  dar- 
gestellt; a  bezeichnet  die  Scheitelzelle  (1"  ),  b  die  secund;cre  Zelle  des  ersten  Grades,  ;Avelche  mit  a  aus  einer 
Scheitelzelle  entstanden  ist.  —  In  den  secundajren  Zellen  des  ersten  Grades  beginnt  das  Wachsthum  in  die 
Breite,  und  setzt  sich  fort  durch  secundaere  Zellen  der  folgenden  Grade.  Es  besteht  darin,  dass  eine  secundaere 
Zelle  (oder  Randzelle)  entweder  durch  eine  den  radialen  Durchmesser  unter  einem  rechten  Winkel  schnei- 
dende Wand  in  eine  secundaere  und  eine  tertiaere  Zelle ,  oder  durch  eine  schiele,  von  oben  und  innen  nach 
aussen  gehende  und  mit  dem  radialen  Durchmesser  fast  parallel  laufende  Wand  in  zwei  secundaere  Zellen, 
eine  kleinere  vordere  und  eine  grössere  hintere  sich  theilt.  —  In  Fig.  i  werden  die  Zellgruppen ,  welche  aus 
den  successiven  secunda^ren  Zellen  des  ersten  Grades  entstanden  sind,  die  oberste  durch  b,  die  zweitoberste 
durch  c,  die  dritte  durch  d,  die  vierte  durch  efm,  die  fünfte  durch  ghion,  die  sechste  durch  k,  die  achte 
durch  1  bezeiclmet.  In  der  obersten  (b)  hat  sich  eine  Querwand,  in  der  zweitobersten  (c)  zwei  Querwa>nde,  in 
der  dritten  (d)  zwei  Querwasnde  dann  eine  schiefe  LicngsAvand,  in  der  vierten  (efm  links)  vier  Querwaende 
(m)  dann  eine  schiefe  La;ngswand  (ef)  gebildet;  in  der  fünften  sind;zuerst  zwei  Querwaende  und  die  Zellen  n 


—     257     — 

entstanden,  die  RandzcUe  o-g  theilte  sich  durch  eine  schiefe  Licngsvvand  in  die  beiden  Zellen  o-i  und  g-h,  wo- 
von die  erstere  mehrere  Qucr\va;nde ,  die  letztere  aber  sogleich  wieder  eine  schiefe  Lsengswand  und  dadurch 
die  Zellen  g  und  h  erzeugte.  —  In  Fig.  2  hat  sich  die  oberste  secund;cre  Zelle  des  ersten  Grades  (h)  noch  nicht 
getheilt ;  die  zweit-  und  drittoberste  (c  und  d)  haben  vermittelst  einer  Querwand  eine  erste  tertia^rc  Zelle  und 
eine  secunda;re  Zelle  des  zweiten  Grades  gebildet ;  die  vierte  (e)  hat  sich  zuerst  durch  zwei  Querwände  in  eine 
tertioere  und  eine  neue  secundtere  Zelle,  dann  durch  eine  schiefe  La'ngswand  in  zwei  secundajre  Zellen  getheilt; 
die  fünfte  fgnm  theilte  sich  in  die  terliaere  Zelle  m  und  die  secunda^re  Zelle  nfg,  die  letztere  in  zwei  secun- 
daere  Zellen  f  und  gn,  die  letztere  in  n  und  g;  die  sechste  hikpo  theilte  sich  in  III  (o)  und  II  (hikp),  die 
letztere  in  II  (pk)  und  II  (hi),  davon  die  eine  in  III  (p)  und  II  (k)  und  die  andere  in  II  (h)  und  II  (i),  von 
diesen  beiden  die  letztere  in  III  und  II. 

Diese  gesetzma3ssige  Zellenbildung,  welche  von  der  Achsenlinie  ausgeht,  und  sich  in  den  jedesmaligen  Uand- 
zellen  fortsetzt,  bedingt  das  Wachsthum  in  die  Breite,  und  erzeugt  eine  Zellschicht,  Avclche  aus  tertiären  Zellen 
besteht,  und  am  Rande  von  einer  Reihe  von  secunda^ren  Zellen  abgeschlossen  ist.  Ob  die  tertiairen  Zellen  sich 
ebenfalls  Iheilen,  wie  bei  Cryptopleiira  lacerata,  weiss  ich  nicht;  man  sieht  in  einer  gewissen  Entfernung 
unterhalb  der  Scheitelzelle  Querwände  auftreten  (Fig.  1 ,  n ,  links) ;  ob  aber  dieselben  eine  Theilung  der  ter- 
tlaeren  in  neben  einander  liegende  Zellen  andeuten,  oder  ob  sie  eine  mit  dem  Wachsthum  in  die  Dicke  verbun- 
dene Erscheinung  sind,  ist  mir  noch  zweifelhaft.  —  Das  letztere  trifft  alle  tertiseren  Zellen,  nicht  aber  die  Rand- 
zellen. Jede  der  erstem  theilt  sich  durch  Wainde,  welche  mit  der  Achsenflajche  parallel  sind,  in  5,  ?i  oder  5 
hinter  einander  liegende  Zellen.  In  der  Achsenflaeche  liegt  eine  besondere  Schicht  von  Achsenzellen ;  die  äus- 
sern Zellen  haben  mit  denselben  entweder  gleiche  oder  auch  bloss  halbe  L«nge  und  Breite.  Das  Resultat  dieser 
Zellenbildung  ist  ein  aus  3,  U  oder  5  Schichten  bestehender  flacher  Zellkörper.  In  Fig.  3  ist  ein  horizontaler 
Querschnitt  durch  den  Seitentheil  des  Laubes  dargestellt^  man  sieht  in  b  eine  Randzelle  (secunda>re  Zelle) ,  in 
a  die  Achsenzellen;  die  a^ussern  Zellen  sind  gleich  breit  wie  die  Achsenzellen,  nur  die  Zellen  c  sind  halb  so 
breit.  Auf  verticalen  Querschnitten  sieht  man  ganz  dasselbe ,  naimlich  eine  Reihe  von  Achsenzellen  und  jeder- 
seits  eine  oder  zwei  gleichlange  Zellen ;  zuweilen  sind  die  äussern  auch  bloss  halb  solang.  Die  Achsenzellen 
sind  nicht  immer  deutlich  zu  erkennen;  es  kommt  viel  darauf  an,  dass  der  Schnitt  die  rechte  Richtung  treffe, 
und  dass  das  Laub  in  dem  geeigneten  Entwickelungsstadium  sei.  Später  werden  die  Zellen  durch  ungleiche 
Ausdehnung  verschoben. 

Das  Laub  theilt  sich  dichotomisch,  indem  an  dem  Ende  einer  Achse  statt  eines  Punctum  vegetatio^iis  sich 
deren  zwei  bilden,  und  zwei  neue  Tochterachsen  erzeugen  (Fig.  1).  Alle  Dichotomieen  einer  Pflanze  liegen  in 
der  gleichen  Ebene.  Ausserdem  bilden  sich  zuweilen  am  Rande  neue  Lappen  durch  Prolification ,  indem  eine 
Randzellesich  besondert,  und  einen  Zellenbildungsprocess  einleitet,  welcher  demjenigen ,  der  im  Punctum 
vegetationis  statt  findet,  vollkommen  analog  ist  (Fig.  2). 

Die  Sporenmutterzellen  liegen  zerstreut  durch  das  Laub.  Auf  Durchschnitten  sieht  man  sie  im  jungen  Zu- 
stande neben  den  Achsenzellen  (Fig.  k.h);  sie  sind  eiförmig ,  mit  dem  langen  Durchmesser  horizontal  von 
innen  nach  aussen  gerichtet.  Sie  dehnen  sich  vorzüglich  in  der  Richtung  des  Längendurchmessers  aus ,  ver- 
schieben dabei  die  Achsenzellen ,  und  nehmen  nun  nicht  bloss  die  eine  Hälfte  des  Laubes  sondern  auch  noch 
einen  Theil  der  andern  Hälfte  ein  (Fig.  4,  c).  Bei  der  völligen  Reife  reichen  sie  oft  von  der  einen  Fläche  bis 
fast  zur  gegenüberliegenden  Fläche  des  Laubes.  Schon  ziemlich  früh  ist  ihr  Scheitel  frei,  und  bloss  von  Gallerte 
bedeckt,  ob  er  es  von  Anfang  an  ist,  oder  ob  sie  zuerst  von  Zellen  (von  der  Epidermis)  bedeckt  werden,  weiss 
ich  nicht.  —  Die  Sporenbildung  ist  zonenarlig,  indem  sich  die  Mutterzellen  zuerst  durch  eine  den  langen  Durch- 
messer unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  zwei  Zellen  theilen,  welche  auf  gleiche  Weise  durch 
parallele  Wände  je  zwei  Zellen  erzeugen. 

Die  Keimzellen  liegen  in  Keimhäufchen  beisammen,  und  sind  in  einen  Keimbehälter  eingeschlossen  (Fig.  7), 
welcher  in  der  Laubfläche  nahe  am  Rande  liegt.  An  der  Stelle ,  wo  sich  ein  Keimbehäller  bilden  soll ,  vermeh- 
ren sich  die  Zellen  beiderseits  von  den  Achsenzellen,  vorzüglich  auf  der  einen  Seite,  welche  dadurch  warzen- 

üeukschr.  N'.SGELi  ■  4*^ 


—     238     — 

förmig  sich  erhebt.  Fig.  li  stellt  einen  solchen  Zustand  im  horizontalen  Durchschnitt  dar;  b  ist  der  Rand  des 
Laubes,  ab  die  durchschnittene  Achsenzellschicht ;  neben  den  Achsenzellen  liegen  die  Zellen  in  Reihen ,  welche 
auf  der  obern  Seile  strahlenförmig  divergiren,  und  nach  der  Oberfläche  hin  durch  Theilung  sich  vermehren. 
Der  ganze  Durchschnitt  zeigt  ein  continuirliches  Gewebe.  —  Die  warzenförmige  Erhebung  wu'd  bedeutender, 
in  der  Mitte  bildet  sich  eine  Höhlung,  worin  ein  Conglomerat  von  jungen  Keimzellen  dicht  auf  den  Achsenzellen 
ruht;  die  Zellen  desselben  scheinen  um  einen  Punct  geordnet  zu  sein,  von  einem  besondern  Träger  ist  nichts 
zu  sehen.  Fig.  G  zeigt  diesen  Zustand  im  horizontalen  Durchschnitt.  —  Die  Keimwarze  wird  fortwährend  grös- 
ser, die  Höhlung  weiter,  und  das  Keimhäufchen  in  derselben  umfangreicher.  Einen  solchen  Keimbehälter  sieht 
man  in  Fig.  7  im  horizontalen  Durchschnitt ;  die  Keimzellen  sind  noch  nicht  ausgebildet,  ihre  Farbe  ist  hellroth ; 
sie  bilden  einen  kugeligen  und  gelappten  Körper;  jeder  Lappen  besteht  aus  einer  Menge  von  Keimzellen;  an 
der  Basis  der  ganzen  Masse  befinden  sich  einige  kleinere  farblose  Läppchen  (c) ,  aus  kleinen  erst  entstehenden 
Keimzellen  gebildet;  —  die  Wand  des  Keimbeliälters  besteht  (wie  in  Fig.  5  und  6)  aus  strahlenförmig -geord- 
neten, nach  aussen  fortwährend  sich  theilenden  Zellenreihen ;  in  Fig.  7,  d  ist  ein  Theil  derselben  stärker  ver- 
grössert ;  auf  eine  innere  Zelle  folgen  nach  aussen  häufiger  zwei,  seltener  nur  eine  Zelle.  —  In  älteren  Keim- 
bebällern  liegt  ein  Conglomerat  von  rolhen  Keimzellen,  welche  aus  einander  fallen,  und  die  in  der  Mitte  ein 
Klümpchen  von  farblosem  kleinmaschigem  Zellgewebe  einschliessen;  es  sind  diess  theils  kleine  noch  unaus- 
gebildete  Keimzellen,  theils  eine  oder  mehrere  Basiszellen,  durch  die  das  ganze  Keimhäufchen  an  den  Boden 
des  Behälters  befestigt  ist.  —  Die  Keimzellenbildung  wird  von  J.  Agardh  ^)  fiir  Rhodomenia,  wohin  er  die  vor- 
liegende Pflanze  stellt,  unrichtig  als  Coccidia  glomerulum  sporarum  obovatarum,  in  filis  clavato-moniliformi- 
bus  ex  placenta  basali  egredientibus  nidulantium,  foventia  beschrieben.  Kntzing,  welcher  SphxTococcus  bifi- 
dus  mit  Sph.  confervoides  in  die  gleiche  Gattung  vereinigt,  beschreibt  die  Keimbehälter  auf  eine  für  die  letz- 
tere Art  richtige  für  die  erstere  ganz  unpassende  Weise  als  Cystocarpia  spermopodio  centrali,  compacto,  paren- 
chymatico;  spermatia  fasciculata  sessilia  oblonga.  Von  einer  Placenta  (Samenboden)  oder  einem  Spermopo- 
dium  (Samenträger)  kann  bei  Leptophyllium  bifidum  nicht  in  der  Art  die  Rede  sein  wie  bei  andern  Florideen 
(Nitophyllum,  Polysiphonia,  Delesseria  etc.)  Allerdings  schweben  die  Keimhäufchen  nicht  in  der  Luft,  und  sie 
sind  an  einem  Puncte  befestigt,  nämlich  an  die  Mitte  des  Bodens  des  Keimbehälters;  aber  so  sind  alle  Keim- 
häufchen (die  Favellffi  und  Favellidia  der  Autoren)  an  eine  Zelle  befestigt,  Macht  man  nun ,  wie  es  gewöhnlich 
geschieht,  den  Unterschied,  dass  man  bei  den  eigentlichen  Keimhäufchen  (Favelhe,  Favellidia) ,  wo  ein  ganzer 
Knäuel  von  Keimzellen  auf  einer  Zelle  befestigt  ißt  -) ,  nicht  von  einer  Placenta  oder  einem  Träger  spricht,  und 
diesen  nur  da  annimmt,  wo  von  einer  mehrzelligen  Parenchymmasse  viele  Keimhaare  entspringen  ,  so  besitzt 
auch  Leptophyllium  bifidum  keinen  Träger  oder  Placenta.  So  viel  ich  nämlich  sehe,  ist  es  nur  eme  der  Achsen- 
zellen ,  von  welcher  die  Bildung  des  Keimhäufchens  ausgeht,  und  auf  welcher  dasselbe  durch  eine  Basiszelle 
befestigt  ist. 

Diese  neue  Gattung  unterscheidet  sich  von  der  Gattung  Rhodomenia  Grev.  {Sphcerococcus  H  Rhodomenia, 
und  CaUop}njllis  Kütz.)  vor>;üglich  durch  die  Sporenbildung,  welche  bei  Leptophyllium  zonenartig,  bei  Rhodo- 
menia kugelquadrantisch  ist;  von  Calliblepharis  Kütz.  {Rhodomeniae  sp.  Auct.) ,  wo  die  Sporenmutterr.ellen 
sich  ebenfalls  zonenarlig  theilen,  besonders  durch  die  Lage  der  Sporenmutterrellen,  welche  bei  Leptophyllium 
neben  den  Achsenzellen,  bei  Calliblepharis,  von  denselben  entfernt,  in  der  Rinde  liegen,  ferner  durch  die 
Structur  und  Stellung  der  Keimhäufchen ,  welche  bei  ersterer  Gattung  einfach ,  und  in  der  Laubfläche  befind- 
lich, bei  letzterer  zusammengesetzt  und  in  besonderen  cilienarligen  Keimästen  gelegen  sind. 

')  Algse  maris  mcdit.  et  aitriat.  p.  133. 

"')  ^gl-  oben  beiCallJthainnion  und  Plocamiuni,  unten  bei  Rhodomenia,  Dumontia  und  Lomcnlaria. 


—     259     ^ 

Rhodonicnia  laciniata  Grev. 

(Callophyllis  I.  Külz.) 

Tab.  X.  Fig.  8  —  J2.  ■• 

Das  Laub  besteht  aus  grossen ,  fast  farblosen  Parencbymzellen ,  welche  in  h  bis  b  Schichten  neben  einander 
liegen;  die  innern  Zellen  sind  sehr  weit,  die  äussern  sind  niehrmal  kleiner.  Zwischen  diesen  Parenchymzellen 
liegt  ein  Geflecht  von  dünnen,  gegliederten,  rothgefärbten  Fäden,  welche  häufig  so  zahlreich  sind,  dass  jede 
derselben  ganz  damit  umgeben  ist.  Nach  aussen  w  erden  die  Parenchymzellen  jederseits  von  einer  Lage  kleiner 
rothgefärbter  Zellen  bedeckt,  welche  an  Grösse,  Farbe  und  Gestalt  den  Zellen  des  innern  FadengcOechtes  ähn- 
lich sind,  und  auch  in  dieselben  überzugehen  scheinen.  Da  mir  die  Entwickelungsgeschichte  des  Gewebes 
noch  unbekannt  ist,  so  weiss  ich  nicht,  ob  die  äussere  kleinmaschige  Zelllage  eine  wirkliche  Rinde  vorstellt, 
oder  ob  sie  durch  das  innere  Fadengeflecht  erzeugt  wird,  welches  ohne  Zweifel  den  gleichen  Ursprung  hat, 
wie  die  analoge  Erscheinung  in  Deiesseria,  Gehdium,  Laurencia  und  andern  Gattungen. 

Die  Sporenmulterzellen  liegen  in  linienförmigen  Gruppen  längs  dem  Rande.  Die  Sporenbildung  ist  kugelqua- 
drantisch.  —  Die  Keimzellen  befinden  sich  in  kleinen,  cilienartigen,  randständigen  Keimästchen,  von  denen 
jedes  einen  Keimbehälter  darstellt.  —  Die  Wand  desselben  hat  den  gleichen  Bau  wie  das  Laub,  und  besteht 
aus  den  grossen  fast  farblosen  Parenchymzellen,  die  2  bis  5  Schichten  bilden,  aus  den  rothen,  gegliederten, 
dieselben  rings  umgebenden  Zellfäden|,  und  aus  dem  rothen  kleinzelligen  rindenartigen  Gewebe.  Das  Innere 
des  Behälters  ist  mit  einem  faserigen  Gewebe  ausgefüllt,  in  welchem  getrennt  von  einander  eine  zahllose  Menge 
von  kleinen  besondern  Keimhäufchen  liegen.  Jedes  derselben  besteht  in  der  Regel  aus  nicht  mehr  als  6  bis  12 
Keimzellen ,  welche  durch  Gallerte  verbunden  sind.  Jedes  dieser  besondern  Keimhäufchen  entsteht  aus  einer 
Zelle,  welche  an  einer  Zelle  des  faserigen  GeAvebes  befestigt  ist.  Die  Zelle  theilt  sich  in  eine  obere  (Fig.  8,  b) 
und  in  eine  untere  Zelle  (Fig.  8,  a);  letztere  ist  die  Basiszelle  oder  Trägerzelle  des  Keimhäufchens,  sie  theilt 
sich  nicht  weiter;  aus  ersterer  geht  durch  Zellenbildung  ein  Klümpchen  von  Zellgewebe  hervor,  an  welchem 
sich  alle  Zellen  zu  Keimzellen  entwickeln.  Diese  Zellenbildung  ist  die  gleiche,  wie  im  Punctum  vegetationis 
des  Laubes  bei  der  verwandten  Gattung  Leptophyllium.  Jene  obere  Zelle  nämlich  (Fig.  8,  b)  theilt  sich  durch 
eine  schiefe  Wand  in  eine  untere  und  in  eine  obere  Zelle  (Fig,  9,  b  und  c)  und  diese  Theilung  wiederholt  sich 
je  in  der  obern  Zelle  (Fig.  10).  Die  Scheidewände  sind  abwechselnd  nach  verschiedenen  Seiten  geneigt,  ob 
bloss  nach  rechts  und  nach  links  wie  im  Punctum  vegetationis  des  Laubes,  oder  auch  nach  andern  Seiten,  war 
mir  nicht  deutlich;  das  erstere  ist  mir  wahrscheinlich.  Das  Längenwachsthum  der  Keimhäufchen  ist  somit  das 
gleiche  wie  dasjenige  des  Laubes;  es  besteht  darin,  dass  eine  Scheitclzelle  oder  primäre  Zelle  sich  in  eine 
Scheitelzelle  des  folgenden  Grades  und  in  eine  secundärc  Zelle  theilt.  Ob  und  in  welcher  Weise  die  sccundsren 
Zellen  sich  theilen ,  konnte  ich  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden.  Die  Keimzellen  sind  zuerst  mit  homogenem 
schwach  röthlich  gefoerbtem  Schleime  erfüllt,  und  liegen  in  einem  dichten  Parenchym  beisammen.  Sie  werden 
etwas  grösser ,  faerben  sich  roth  und  werden  durch  gallertartige  Intercellularsubstanz  von  einander  getrennt 
(Fig.  41,  12).  —  Alle  diese  zahllosen  besondern  Keimha^ufchen,  von  denen  jedes  aus  einer  Zelle  entsteht,  und 
jedes  in  einer  Loge  des  faserigen  Gewebes  eingebettet  ist,  bilden  mit  dem  sie  umschliessenden  faserigen  Ge- 
webe zusammen  das  zusammengesetzte  Kcimhaiufchcn. 


--     240     — 

3.    Gracilarieal. 

Cylindrischer  oder  etwas  zusammengedrückter  Zellkörper  ^  mit  gleichem  Län- 
genwachsthum  in  allen  Achsen;  Wachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  nicht  geschie- 
den, von  der  Achsenlinie  nach  allen  Seiten  gehend. 

Diese  Familie  unterscheidet  sich  von  den  Plocamieen  auf  gleiche  Weise  wie 
die  vorhergehende ,  indem  nämlich  das  Längenwachsthum  in  den  vegetativen 
und  in  den  reproductiven  Achsen  das  nämliche  ist.  In  beiden  theilen  sich  die 
Scheitelzellen  (I")  durch  schiefe  Wände  in  eine  neue  Scheitelzelle  (I""*"^}  und 
in  eine  secundäre  Zelle  des  ersten  Grades  (nllM-  ^^^  Wände  in  den  successiven 
Scheitelzellen  sind  abwechselnd  nach  verschiedenen  Seiten  geneigt ;  die  secun- 
dären  Zellen  des  ersten  Grades  alterniren  mit  einer  Divergenz,  die  kleiner  ist  als 
180^,  und  sie  bilden  zusammen  einen  cylindrischen,  mehrreihigen  Zellkörper.  — 
Das  Wachsthum  in  die  Dicke  beginnt  in  den  secundären  Zellen  des  ersten  Gra- 
des ,  und  zwar  in  jeder  in  derjenigen  Richtung ,  welche  durch  den  Radius  be- 
zeichnet wird.  Die  Zellenbildung  schreitet  von  innen  nach  der  Peripherie  hin 
fort,  und  geschieht  abwechselnd  durch  Wände ,  welche  radial  (senkrecht  oder 
wagrecht)  tangental  oder  zwischen  beiden  Richtungen  geneigt  liegen. 

Die  Gracilarieen  unterscheiden  sich  von  den  Chondreen  dadurch ,  dass  bei  der 
ersten  Familie  das  Wachsthum  in  die  Rreite  und  in  die  Dicke  nicht  geschieden 
ist,  indem  die  Zellenbildung  rings  um  die  Achsenlinie  ursprünglich  gleichmässig 
vertheilt  ist,  und  radienförmig  von  derselben  aus  nach  allen  Seiten  hin  geht,  — 
dass  bei  der  zweiten  Familie  dagegen  das  Wachsthum  in  die  Breite  und  in  die 
Dicke  scharf  von  einander  gesondert  ist,  indem  zuerst  eine  einfache  Schicht,  und 
dann  erst  aus  dieser  ein  mehrschichtiger  Zellkörper  entsteht,  indem  also  die  Zel- 
lenbildung von  der  Achsenlinie  aus  zuerst  nach  zwei  gegenüberstehenden  Seiten 
in  die  Fläche,  und  darauf  senkrecht  auf  diese  Fläche  in  die  Dicke  sich  bewegt.  — 
Der  Unterschied  zwischen  Chondreen  und  Gracilarieen  ist  genau  der  nämliche, 
wie  der  zwischen  Delesserieen  und  Rhodomeleen.  Dem  Begriffe  nach  ist  er  scharf 
und  absolut.  In  der  Anwendung  zeigt  sich  die  Schwierigkeil,  dass  das  Wachs- 
thum meist  nicht  deutlich  erkannt  wird  ,  und  man  daher  oft  bloss  auf  den  innern 


—   m    — 

Bau  oder  auch  wohl  nur  auf  die  äussere  Gestalt  angewiesen  ist.  Was  den  erstem 
betrifft,  so  zeichnen  sich  die  Chondreen  durch  eine  besondere  Zellschicht  in  der 
Ächsenfläche  aus,  welche  den  Gracilarieen  mangelt ;  —  und  was  die  letztere  be- 
trifft, so  kann,  wenn  bei  einer  im  Innern  faserigen  Struclur  die  Achsenzellschicht 
unkenntlich  ist,  eine  flächenförmige  Form  ziemlich  sicher  fiir  das  den  Chondreen, 
sowie  eine  cylindrische  Form  sicher  für  das  den  Gracilarieen  eigenthümliche 
Wachslhum  entscheiden.  Es  bleiben  somit  bloss  diejenigen  Arten  zweifelhaft, 
welche,  bei  einer  weder  entschieden  cylindrischcn  noch  entschieden  llächenför- 
migen  Gestalt ,  weder  das  Wachsthum  noch  den  innern  Bau  deutlich  erkennen 
lassen. 

Zu  den  Gracilarieen  gehören  Catenella  Grev.,  Furccllaria  Lamour.  ,  Polyides 
Ag.,  Dumontia  Lamour.,  Halymenia  Ag.,  Gracilaria  Grev.  (Plocaria  Nees,  Cj- 
stoclonium  Kütz.) ,  Hypnea  Lamour.  (?  Hypnophyciis  Külz.). 

Gracilaria  porp^arasceiis  Gre<;. 

(Sphaerococcus  p.  Ag.  Plocaria  p.  Endl.  Cystocloniiiiu  p.  Kiitz.) 
Tab.  VII.  Fig.  37  — /tl. 

Die  Pflanze  ist  ein  cylindrisches  ungegliedertes  veraestelles  Laub,  an  welchem  alle  Achsen  einander  gleich 
und  unbegrenzt  sind.  An  der  Spitze  jeder  Achse  befindet  sich  eine  einzige  Zelle,  die  Scheitelzelle  ( 1° ).  Dieselbe 
theilt  sich  durch  eine  die  Achse  unter  einem  spitzen  Winkel  schneidende,  von  unten  und  innen  nach  oben  und 
aussen  gerichtete  Wand,  welche  mit  ihrem  untern  Rande  an  der  obcrn  Seile  der  nsechst  untern  Zelle  aufgesetzt 
ist,  in  eine  untere  (  nlP  )  und  in  eine  obere  Zelle  ( I"  -^  * ).  Die  Wiende,  wodurch  sich  die  Scheitelzellen  thei- 
len  j  sind  abwechselnd  nach  verschiedenen  Seiten  gerichtet.  An  den  Enden  der  dünnern  spitzen  Aeste  unter- 
scheidet man  immer  die  Scheitelzelle  (Fig.  37,  38,  a)  und  untci'  derselben  eine  oder  mehrere  secundaire  Zellen 
des  ersten  Grades  (Fig.  57,  b,  b).  —  Die  Zellenbildung,  welche  in  den  secundaeren  Zellen  beginnt,  und  das 
Wachsthum  in  die  Breite  bedingt,  kann  nicht  deutlich  verfolgt  werden. 

An  ausgebildeten  Achsen  unterscheidet  man  zwei  Lagen  des  Gewebes.  Im  Innern  liegt  das  Mark ;  es  besteht 
aus  Fasern  (Reihen  von  langgestreckten  oder  cylindrischcn  Zellen) ,  welche  meist  senkrecht,  einige  auch  schief 
verlauten,  und  in  einer  reichlichen  Gallerte  liegen.  Fig.  41 ,  a  zeigt  das  Mark  im  Durchschnitt.  Die  Markzellen 
sind  ungleich  gross;  der  Durchmesser  betraegt  von  0,006  bis  0,012'".  Ihre  Wandung  ist  beträchtlich  verdickt. 
Das  Mark  nimmt  gewöhnlich  zwischen  der  Haelfte  und  einem  Drü.theil  des  ganzen  Durchmessers  ein.  —  Die 
Rinde  besteht  aus  mehrern  (ö  —  7)  concentrischen  Schichten  von  Parenchymzellen.  Die  Zellen  werden  von 
innen  nach  aussen  kleiner  und  zahlreicher,  zugleich  auch  mil  mehr  festem  und  gefterbtem  Inhalte  erfüllt.  Die 
aeusserste  Schicht  oder  die  Epidermis  unterscheidet  sich  meist  ziemlich  deutlich  von  dem  innern  Gewebe;  ihre 
Zellen  sind  bedeutend  (selbst  2  bis  5  mal)  kleiner  als  die  naschst  innern ;  siezeigen  eine  intensere  Farbe  und  ein 
Vorherrschen  des  radialen  Durchmessers  über  den  tangontalen  (Fig.  ki).  —  Kützing  untersciieidet  drei  Lagen 

Denlischr.  N/CGELi.  40 


—     2/i2     — 

des  Gewebes,  indem  er  das,  was  ich  Rinde  nannte,  in  zwei  Theile  trennt.  Doch  gehen  dieselben  alhnailig  in 
einander  über;  eine  bestimmte  Greny.e  ist  nicht  vorlianden.  Man  muss  daher  auch  die  ganze  Rinde  als  Ein  Ge- 
webe betrachten.  Am  meisten  zeiclmet  sich  in  der  Regel  an  demselben  die  ausserste  Schicht  als  Epidermis 
aus.  —  Da  mir  die  Entwickelungsgeschichte  unbekannt  ist,,  so  weiss  ich  nicht ,  wie  sich  die  beiden  Gewebe  zu 
einander  verhalten,  und  ob  die  Benennung  von  Mark  und  Rinde  eine  richtige  sei.  An  jungen  Aesten  finde  ich 
das  Mark  an  Ausdehnung  relativ  geringer  und  aus  weniger  Fasern  bestehend  als  an  seitern  Aesten.  Der  Durch- 
schnitt durch  die  ersteren  zeigt  bloss  6  — 8  Fasern,  durch  die  letzteren  dagegen  10  —  20  —  ^0  und  noch  mehr. 
An  jungen  Aesten  finde  ich  ferner  die  Markfasern  bloss  innerhalb  der  Parenchymzellen,  an  «Itern  dagegen 
nicht  bloss  innerhalb,  sondern  auch  zwischen  den  Zellen  der  zwei  oder  drei  innersten  Parenchymschichten. 
Aus  der  Zunahme  der  Fasern  mit  dem  Aller  der  Achsen  und  aus  dem  Umstände,  dass  sie  theilweise  auch  deut- 
lich in  den  Intercellularra^umen  sich  finden,  möchte  ich  fast  schliesscn,  dass  die  spseter  gebildeten  auf  aehnliche 
Weise  entstehen ,  wie  die  Fanden  bei  Delesseria  Ilypoglossum  und  bei  Laurencia,  und  dass  daher  dieselben 
auch  hier  als  ein  interccUulares  Geflecht  zu  betrachten  seien.  Degegen  ist  es  mir  wahrscheinlich,  dass  die  ur- 
sprünglich schon  vorhandenen  Fasern  wirkliche  Gewebezellen  seien,  und  den  innersten  Theil  des  durch  ge- 
setzmassige Zellenbildung  entstandenen  Gewebes  darstellen,  namentlich  aus  dem  Grunde,  Aveil  in  dem  Marke 
die  Keimzellen  entstehen. 

Die  Aestchen  sind  lioeufig  mit  einfachen  gegliederten  oder  ungegliederten,  dünnen  und  farblosen  Haaren  be- 
setzt. Es  sind  diess  wirkliche  Haare,  denn  sie  entspringen  aus  den  Epidermiszellen  (Fig.  38,  c).  Sie  unterschei- 
den sich  durch  diesen  Ursprung  von  den  haarförmigen  Blaittern  der  Gattungen  Polijsiphonia  und  Laurencia; 
die  letztern  entstehen  seitlich  an  den  ungetheilten  Gliederzellen.  Die  morphologische  Verschiedenheit  der  bei- 
den Organe  ist  somit  klar.  Ueber  den  physiologischen  Unterschied  laesst  sich  noch  nichts  bestimmtes  sagen, 
da  die  Antheridien ,  welche  bei  den  zwei  genannten  Gattungen  an  den  Bla'ttern  stehen ,  bei  Gracilaria  noch 
nicht  gefunden  wurden. 

Die  Sporenbildung  geschieht  in  den  noch  jungen  Aesten.  Die  Sporenmutterzellen  liegen  in  der  Rinde  (Fig. 
k{ ,  wo  ein  Querschnitt  gezeichnet  ist).  Sie  sind  ellipsoidisch ,  mit  radial  gestelltem  langem  Durchmesser,  und 
l>erührcn  mit  der  Spitze  die  Cuticula,  mit  der  Basis  das  Mark.  Anfänglich  zwar  liegen  die  Sporenmutterzellen 
im  Gewebe  verborgen,  und  sind  nach  aussen  wenigstens  von  der  Epidermis  bedeckt;  später  aber  trennt  sich 
das  Gewebe  von  einander ,  so  dass  sie  an  ihrem  peripherischen  Theile  bltss  noch  von  Gallerte  überzogen  sind 
(Fig.  hi).  Dieser  Zustand  scheint  demjenigen  voraus  zu  gehen,  wo  sie  ganz  aus  dem  Gewebe  heraustreten, 
und  ausgestreut  werden.  —  Die'Sporenbildung  ist  zonenartig,  das  heisst  die  3Iutterzelle  theilt  sich  erst  in  zwei 
Hälften ,  worauf  jede  derselben  sich  durch  eine  mit  der  ersten  Wand  parallele  Wand  theilt.  —  Die  Zweige, 
M eiche  Sporen  bilden,  wachsen  fortwährend  an  ihrer  Spitze  in  die  Länge,  und  sie  werden  nachher,  wie  alle 
übrigen  Aeste,  zu  unbegrenzten  Achsen.  Der  von  Kützing  gebrauchte  Ausdruck  »carpocloniadistincta,  beson- 
dere Fruchtäste«  ist  daher  auch  für  diese  Gattung,  wie  für  Polysiplionia,  Laurencia,  Gelidium  unpassend. 

Die  Keimzellen  sind  zu  Keimhäufchen  vereinigt,  welche  mitten  in  den  Aesten  liegen,  und  an  diesen  kugelige 
Anschwellungen  verursachen.  In  Fig.  39  ist  eine  solche  Anschwellung  im  Querschnitt,  in  Fig.  kO  im  Längs- 
schnitt dargestellt.  Die  ganze  Anha^ufung  von  Keimzellen  ist  von  einer  I>fige  des  faserigen  Markes  umgeben. 
Die  Keimzellen  liegen  in  einzelnen  Partieen  beisammen.  Der  letztern  sind  im  Ganzen  etwa  15  bis  20;  sie  wer- 
den von  einander  durch  faserige  Scheidewände,  die  von  dem  umgebenden  Marke  entspringen ,  getrennt.  Das 
ganze  Keimhgeufchen  ist  dessnahen  ein  zusammengesetztes  zu  nennen,  welches  aus  mehreren  besondern  Haeuf- 
chen  gebildet  wird.  Ueber  die  Entslehungsweise  der  Keimzellen  ist  mir  nichts  bekannt.  Sie  sind  ziemlich  gross, 
l)arenchymatisch-vielcckig,  und  braunroth.  —  Der  Character  Endlicher's  »Coccidia  glomerulum  sporarum 
yblongarum,  e  placenta  cenirali  egrcdientium  foventia »  passt  auf  die  eine  Art  P.  j)urpurasceus  durchaus  nicht. 


—     245     — 

5>aiuoiitia  filiforinisi  Grev. 

Tab.  IX.   Fig.  h  —  8. 

Diese  Pflanze  ist  ein  cylindrisches,  ungegliedertes  und  veraesteltes  Laub.  Das  Wachsthum  in  die  Lsenge  ge- 
schieht durch  eine  Scheitelzclle ,  welche  man  an  dünnern  spitzen  Aesten  deutlich  erkennt.  An  den  staifkern 
und  Avenigcr  spitzen  Achsen  dagegen  kann  man  dieselbe  neben  den  übrigen  Zellen  nicht  unterscheiden.  Die 
Zellenbildung  in  der  Scheitelzelle  ist  die  gleiche  wie  in  Gvacilaria  purpurascens.  Man  sieht  unter  derselben 
zwischen  den  Zellen  schiefe  Wa?nde,  welche  von  der  Achsenlinie  nach  verschiedenen  Seiten  ausstrahlen.  Durch 
diese  Anordnung  der  Zellen  (Fig.  4)  überzeugt  man  sich  bald ,  dass  auch  hier  die  Scheilelzellen  sich  forlwash- 
rend  durch  schiefe  von  unten  und  innen  nach  oben  und  aussen  gerichtete  Wsende  theilen,  in  eine  neue  Schei- 
telzelle ( 1=1  _}-  * )  und  in  eine  secundsre  Zelle  des  ersten  Grades  (  nll* ).  Dieses  La^ngenwachsthum  ist  unbe- 
grenzt ,  es  dauert  in  den  einzelnen  Achsen ,  so  lange  als  die  Pflanze  lebt.  —  Das  Wachsthum  in  die  Breite, 
welches  in  den  secundsren  Zellen  beginnt,  ist  mir  durch  Beobachtung  nicht  bekannt.  —  Im  ausgebildeten 
Zustande  unterscheidet  man  an  den  Achsen  ZAvei  Lagen  von  Geweben,  das  Mark  und  die  Rinde.  Erstcres  bestellt 
aus  einer  verdünnten  Gallerte,  in  welcher,  getrennt  von  einander,  verjestelte  Zellenreihen  liegen.  Die  Ilaupi- 
reihen steigen  senkrecht  von  unten  nach  oben,  und  geben  Aeste  ab,  welche  meist  schief  nach  oben  und  aussen 
xur  Rinde  gehen  ,  und  sich  stetig  verzweigen.  Einzelne  Aeste  können  auch  horizontal,  einzelne  Zweige  sogar 
von  innen  und  oben  nach  unten  und  aussen  verlaufen.  Die  inncrn  und  mehr  senkrechten  Faeden  liegen  Aveiter 
von  einander  entfernt;  sie  sind  weniger  veraestelt,  indem  sie  je  auf  dem  zweiten  Gliede,  zuweilen  auch  bloss 
je  auf  dem  vierten  und  fünften  Gliede  eine  Tochlerachse  tragen ;  ihre  Zellen  sind  langgestreckt  und  uugefa'rbt 
(Fig.  6,  a-a).  Die  äussern  und  mehr  der  horizontalen  Lage  sich  nähernden  Fanden  liegen  dichter  in  einander ; 
sie  sind  mehr  verzweigt,  indem  haeufiger  auf  jedem  Gliede  Tochterachsen  stehen,  und  durch  eine  gleiche  Aus- 
bildung wie  die  Mutterachse  dem  ganzen  (Zweige  ein  dichotomisches  Ansehen  geben ;  ihre  Zellen  sind  kur»- 
cylindrisch  oder  ellipsoidisch ,  und  schwach  röthlich  gefoerbt  (Fig.  6,  b-b).  —  Die  Rinde  besieht  aus  kleinen, 
gefaerbten,  dichter  in  einander  liegenden  Zeflen,  welche  eine,  zwei  oder  drei  Schichten  bilden  (Fig.  6,  c-c). 
Doch  kann  man  meist  auch  in  der  Rinde  nocli  und  zuweilen  bis  in  die  Epidermis  eine  zweigartige  Anordnung 
der  Zellen  verfolgen,  indem  die  zusammengehörigen  Zellen  immer  durch  schmalere  Zwischenrseume  gelrennt 
sind  als  die  übrigen;  und  wenn  man  die  Epidermis  von  aussen  betrachtet,  so  sieht  man  haeufig  auch  hier,  dass 
die  Zellen  in  Gruppen  von  2,  5  und  k  beisammen  liegen,  indem  zwischen  diesen  Zellen  die  Wa^nde  fast  z^i 
mangeln  scheinen,  wa;hrend  die  Gruppen  selbst  weifer  von  einander  abstehen  (Fig.  li).  Kütziny  unterscheidet 
drei  Schichten ,  Mark,  Zwischenschicht  und  Rinde,  und  laesst  die  Markfasern  unter  einander  anastomosircn. 
Was  das  letztere  betrifi't,  so  möchte  ich  fast  bezweifeln,  dass  es  eine  wahre  Anastomose  sei,  was  man  z.  B.  bei 
GefKssbündeln  mit  Recht  so  nennt.  Es  scheint  mir  bloss  eine  einfache  Vera^stelung  zu  sein ,  Avelche  aber  dann 
den  Schein  der  Anastomose  annimmt,  Avenn  die  erste  Tochterachse  eines  horizontal  abgehenden  Astes  und  die 
Fortsetzung  desselben  so  sehr  von  einander  divergiren,  dass  sie  einen  fast  geraden,  scheinbar  zusammenge- 
hörigen, mit  der  Hauptachse  mehr  oder  Aveniger  parallel  laufenden  und  mit  ihr  durch  einen  Querast  verbun- 
denen Faden  büden.  Was  die  verschiedenen  Lagen  betrifft,  aus  denen  das  Gewebe  besteht,  so  kann  man  Avohl 
zuweilen  Mark,  Rinde  und  eine  ZAvischenschicht  unterscheiden ;  meist  ist  diess  aber  nicht  möglich ,  indem  das 
Mark  und  die  ZAvischenschicht  ohne  Grenze  sind.  Selbst  die  Rinde  sondert  sich  nicht  immer  deutlich  von  dem 
nnern  GeAvebe ,  so  dass  es  last  scheint  als  ob  selbst  die  Trennung  in  Mark  und  Rinde  bloss  eine  künslliclK- 
Sei.  —  Das  Gewebe  ist  dicht  unter  der  Spitze  einer  Achse  gleichförmig  und  parenchymatisch.  Nachher  bildet 
sich  im  innern  Tbeile  die  gallertartige  Intercellularsubstanz;  dadurch  Averden  die  Zellen  seitlich  von  einander 
getrennt,  und  sie  nehmen,  da  sie  bloss  noch  der  La?ngc  nach  mit  einander  verbunden  bleiben,  die  Gestalt  von 


Zellenreilien  an.  Die  letztern  sind  zuerst  noch  ziemlich  regelmaessig;  mit  der  Zunahme  der  Gallerle  und  der 
Ausdehnung  des  Achsenlheiles,  namentlich  in  die  Breite,  werden  sie  unregelmaessig,  und  zeigen  dann  hin  und 
wieder  jene  scheinbaren  Anastomosen,  von  denen  ich  vorhin  gesprochen  habe.  Wegen  der  grossen  Menge  der 
innern  Gallerte  und  ihrer  grossen  Verdünntheit,  so  wie  wegen  der  geringen  Menge  von  Zellenreihen,  welche 
in  derselben  liegen,  werden  die  Achsen  von  Dumontia  hohl  genannt,  was  sie  aber  nicht  eigentlich  sind. 

Die  Sporenmulterzellen  liegen  in  der  Rinde.  Sie  sind  nach  aussen  von  der  Epidermis  bedeckt,  nachher  frei. 
:\Iit  ilirer  Basis  reichen  sie  in  den  «ussersten  Theil  des  Markes.  Ihre  Gestalt  ist  eiförmig,  der  lange  Durchmes- 
ser ladial  von  innen  nach  aussen  gerichtet.  Sie  theilen  sich  durch  eine  senkrechte ,  den  langen  Durchmesser 
unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  eine  innere  und  eine  aeussere  Haelfte,  dann  jede  derselben 
durch  eine  radial  stehende  (senkrechte  oder  horizontale)  Wand  in  zwei  kugelquadrantische  Zellen.  Wenn  die 
reifen  Sporen  durch  Druck  von  einander  getrennt  werden,  so  behalten  sie  die  Gestalt  von  Kugelquadranten.  — 
Die  Keimzellen  sind  in  Keimhseufchen  vereinigt,  welche  einzeln  in  den  Laubachien  liegen,  und  in  denselben 
eine  gleiche  Lage  haben,  wie  die  Sporenmutterzellen ,  nur  dass  sie  vielleicht  etAvas  tiefer  liegen.  Die  [Keimzel- 
ienhseufchen  entstehen  in  dem  aeussern  Theile  des  Markes  unter  der  Rinde.  Eine  Zelle  der  horizontal  liegenden 
verästelten  Zweige  der  Markfseden,  welche  schon  eine  Dichotomie  trsegt,  bildet  an  ihrer  aeussern  Fhcche  eine 
Astzelle.  Aus  derselben  wird  durch  Zellenbildung  eine  Gruppe  von  kleinen  Zellen  (Fig.  6,  d,d).  Indem  sich  die 
Zellen  weiter  vermehren,  nimmt  das  Haeufchen  eine  kugelige  Gestalt  an.  Es  bildet  sich  um  dasselbe  eine  Gal- 
lertschicht, welche  Extracellularsubstanz  ist,  und  mit  Unrecht  perisporium  oder  peridium  genannt  wurde  (Fig. 
7,8).  Das  Keimhaeufchen  durchbricht  nach  und  nach  die  Rinde;  seine  aeussere  Flaeche  wird,  indem  die 
Epidermiszellen  auseinander  geschoben  werden ,  frei  (Fig.  8).  Die  die  Epidermis  überziehende  Gallerte  oder 
Cuticula  wird  daselbst  in  einen  kleinen  Höcker  emporgehoben.  Nachher  werden  die  Keimzellen  ausgestreut. 
Sie  sind  braunroth  und  wegen  ihrer  ziemlich  lockern  Lagerung  meist  rundlich  oder  bloss  mit  stumpfen  Ecken 
und  Kanten  versehen. 


Die  Hauptachsen,  wenigstens  die  reproductiven,  sind  hohle  Zellkörper  ;  Sporen- 
mutterzellen im  Gewebe  der  f Fandimg. 

Diese  Ordnung  unterscheidet  sich  im  Bau  von  allen  übrigen  Florideen.  Ent- 
weder sind  alle  Hauptachsen  (Laub)  oder  bloss  die  reproductiven  Achsen  (Frucht- 
äste) hohl.  Die  Entwickelungsgeschichle  ist  mir  noch  ziemlich  unbekannt.  Aus 
meinen  Untersuchungen  geht  bloss  soviel  mit  Sicherheit  hervor,  dass  das  Längen- 
wachslhum  in  Einer  Scheitelzelle  statt  findet ,  und  mit  Wahrscheinlichkeit ,  dass 
dieselbe  sich  wie  bei  den  Rhodomeniaceen  durch  schiefe  Wände  theilt.  —  Die 
entwickelten  Achsen  sind  gegliedert,  indem  die  innere,  mit  Wasser  gefüllte  Höh- 
lung durch  Scheidewände  unterbrochen  ist.  Die  Wand  besteht  aus  einer  oder 
mehreren  Parenchymscliichten.  An  der  innern  Fläche  derselben  liegen  gelrennt 
von  einander  einzelne  der  Länge  naeli  verlaufende  Reihen  von  dünnen  cylindri- 


—    245    — . 

sehen  oder  fast  fadenförmigen  Zellen ;  diese  Reihen  sind  meist  einfach,  zuweilen 
etwas  verästelt,  in  seltenen  Fällen  scheinbar  anastomosirend  ;  sie  setzen  sich  an 
den  Stellen,  wo  die  Höhlung  durch  Scheidewände  abgetheilt  ist,  zwischen  diesen 
und  der  äussern  Wand  ununterbrochen  fort.  An  den  langen  Zellen  dieser  Reihen 
oder  Fäden  sind  ziemlich  in  der  Mitte  einzelne  oder  mehrere  sehr  kleine ,  meist 
birnförmige  Zellen  befestigt,  welche  der  Höhlung  zugekehrt  sind. 

Dieser  eigenthümliche  Bau  unterscheidet  die  Lomentariaceen  bestimmt  und 
scharf  von  den  beiden  vorhergehenden  Ordnungen.  Es  giebt  zwar  namentlich 
unter  den  Rhodomeniaceen  einzelne  Gattungen,  deren  Laub  ebenfalls  als  hohl 
beschrieben  wird,  so  z.  B.  Calenella,  Dumontia,  Halymenia  ;  ebenso  selbst  einige 
Delesseriaceen  z.  B.  Bonnemaisonia.  So  lange  diess  geschieht,  so  ist  dann  aller- 
dings der  Begriff  des  hohlen  Zellkorpers  für  die  Systematik  unbrauchbar  ,  weil 
es  von  den  genannten  Gattungen  zu  denen  mit  wirklich  soliden  Achsen  keine 
Grenze  sondern  einen  allmähgen  Uebergang  giebt.  Ich  glaube  aber  nicht,  dass 
jene  Gattungen  hohl  genannt  werden  dürfen.  Im  jungen  Zustande  sind  ihre  Ach- 
sen im  eigentlichsten  Sinne  solid ,  und  bestehen  durch  und  durch  aus  einem  pa- 
renchymatischen  Gewebe.  Dasselbe  wird  im  Innern  nach  und  nach  sehr  locker, 
indem  eine  grosse  Menge  von  meist  sehr  verdünnter  Intercellularsubstanz  ge- 
bildet wird.  Hohl  aber  wird  es  nicht,  da  der  Raum  immer  noch  wie  anfänglich 
von  den  gleichen  Zellen ,  die  aber  nun  seitlich  mehr  oder  weniger  von  einander 
getrennt  sind,  und  als  Zellenreihen  auftreten,  durchzogen  wird  ;  so  in  Catenella, 
Dumontia,  Halymenia.  In  Bonnemaisonia,  deren  Wachslhum  durchaus  mit  dem- 
jenigen der  Delesserien  übereinstimmt ,  wird  auch  an  den  entwickelten  Achsen 
mitten  in  dem  innern  Räume  noch  die  Reihe  der  Achsenzellen  angetroffen.  Bei 
den  Rhodomeniaceen  und  bei  den  Delesseriaceen  ist  dessnahen  die  sogenannte 
Höhlung  bloss  scheinbar,  bei  den  Lomentariaceen  ist  sie  wirklich  vorhanden. 
Dort  ist  die  Wand  nach  innen  durch  einen  eigenthümlichen  Bau  morphologisch 
abgeschlossen ;  sie  besitzt  innen  ebensowohl  als  aussen  eine  durch  bestimmte 
Zellenbildung  gegebene  Oberfläche.  Es  beweist  diess ,  dass  die  Höhlung  nicht 
etwa  bloss  mechanisch  durch  Trennung  oder  Zerreissung  entstanden  ist,  sondern 
dass  ihre  Bildung  zum  Begriffe  des  Wachslhums  gehört. 

Die  Sporenmutterzellen  liegen  in  der  Wandung  der  hohlen  Achse  entweder 

Peiikscbr.  N^GIU.  ^^ 


—     246     — 
anslossend  an  die  Innern  Reihen  langgestreckter  Zellen,  oder  von  denselben  durch 
eine  Zellschicht  getrennt.  —  Die  Keimzellen  sind  zu  Keimhäufchen  vereinigt, 
wie  bei  den  Rhodomeniaceen. 

Zu  den  Lomentariaceen  gehören  Lomentaria  Lyngb.    {Gastroclonium  Kütz., 
Chondrothamnion  Kütz)  und  Champia  Ag. 

Lomeutaria  kaliformis  Gaill. 

(Cliylocladia  k.  Grev. 

Tab.  X.  Fig.  13  —  21. 

Das  cylindrische  Laub  erscheint  gegliedert;  es  ist  quiriförmig  verästelt,  indem  an  jedem  Gelenke  gewöhnlicfi 
mehrere  (bis  zu  S)  Tochterachsen  stehen.  Die  Glieder  sind  hohl,  und  werden  durch  Scheidewände  von  einan- 
der getrennt.  —  Die  Zellenbildung  im  Punctum  vegefationis  ist  sehr  schwer  zu  studiren ,  tlieils  weil  die  Ach- 
senenden abgerundet  sind,  theils  weil  fast  unmittelbar  unter  dem  Scheitel  schon  die  Höhlung  sich  zu  bilden 
anfängt,  und  ein  für  die  übrigen  Floridecn  fremdes  Moment  zu  den  Erscheinungen  hinzufügt.  An  der  Spitze  der 
Achsen  steht  eine  Scheitelzelle,  welche  sich ,  wie  mir  scheint ,  durch  schiefe  Wände  theilt.  Unter  der  Scheitel- 
zelle ist  das  Gewebe  eine  sehr  kurze  Strecke  weit  solid,  dann  treten  Höhlungen  im  Innern  auf,  welche  durch 
•horizontal  liegende,  einfache  Zellschichten  von  einander  getrennt  sind.  Die  Wandung  besteht  aus  zwei  Zell- 
schichten, welche  ursprünglich  das  Verhältniss  zu  einander  zeigen,  dass  auf  je  eine  innere  Zelle  mit  kurzem 
eine  äussere  Zelle  mit  mehrmals  längerm  radialem  Durchmesser  folgt.  Die  äussern  Zellen  Iheilen  sich  durch 
horizontale  Wände  in  3  oder  mehr  über  einander  liegende  Zellen,  indess  die  Innern,  sich  nicht  theiiend,  in 
senkrechter  Richtung  länger  werden,  do  dass  nun  an  verticalen  Durchschnitten  auf  jeder  Innern  Zelle  mehrere 
äussere  Zellen  stehen.  Die  Innern  Zellen  trennen  sich  seitlich  von  einander,  werden  cylindrisch ,  und  bilden 
mit  den  über  und  unter  ihnen  stehenden  Zellen  senkrechte  Reihen.  Die  äussern  Zellen  dehnen  sich  ebenfalls 
von  unten  nach  oben  aus,  so  dass  ihr  verticaler  Durchmesser  den  horizontalen  Durchmessern  gleich  wird,  oder 
dieselben  übertrifft;  sie  bleiben  immer  zu  einem  continulrlichen  Gewebe  verbunden.  —  Am  entwickelten  Laub 
bestehen  die  Scheidewände  aus   einer  Parenchymschicht  von  Zellen  mit  ziemlich  cubischer  Gestalt  (Fig. 
13,  a),  die  Wandungen  ebenfalls  aus  einer  Schicht  von  Parenchymzellen ,  deren  drei  Durchmesser  gleich  sind 
oder  wenigstens  keine  sehr  bedeutenden  Differenzen  zeigen  (Fig.  13,  iG,  b-b).  An  der  Innern  Fläche  der  ein- 
schichtigen Wandung  steigen  dicht  anliegend  senkrechte  Reihen  von  schmalen  cylindrischen  Zellen,  welche  5 
oder  mehrmal  länger  sind  als  die  Zellen  der  Wandung,  empor  (Fig.  13,  16,  c).  Diese  Reihen  sind  gewöhnlich 
emfach;  selten  theilt  sich  eine  nach  oben  scheinbar  dichotomisch  in  zwei  Reihen.  Im  ganzen  Umfang  der  Wan- 
dung finde  ich  einigemal  lo  solcher  Reihen,  indess  die  Zahl  der  AVandzellen  zwischen  58  und  ho  beträgt.  In 
den  gleichen  Fällen  finde  ich ,  dass  durchschnittlich  je  zwei  Zellen  dieser  Reihen  auf  die  Länge  eines  Gliedes 
gehen.  —  An  der  äussern  Fläche  der  einschichtigen  Wandung  liegen  kleinere  Zellen  in  den  Intercellularwin- 
keln  (Fig.  13,  16,  d).  Ursprünglich  mangeln  diese  Zellen  (Fig.  14,  a),  dann  treten  sie  als  ganz  kleine  Kreise  in 
den  Ecken  auf  (Fig.  ih,  b),  nachher  auch  an  den  Kanten  zwischen  den  Zellen.  Entwickelt  sind  sie  von  unglei- 
«:hcr  Grösse,  bald  bloss  aussen  an  den  Zellen  sitzend,  bald  mehr  oder  weniger  zwischen  dieselben  eindringend. 
Emzelne  dieser  Zellen  wachsen  aus,  und  erzeugen  an  ihrer  seussern  Seite  eine  längliche  Zelle,  auf  welcher  zu- 
weden  äusserst  zarte,  einfache  oder  spserlich  verzweigte,  gegliederte  Fteden  stehen  (Fig.  17,  n).  —  Auf  den 
cylindrischen  Zellen  der  senkrechten  Zellenrcihcn  sind  in  der  Regel  an  jeder  in  der  Mitte  der  Lffinge  eigen- 


—     247     — 

Ummliche,  birnformige  oder  kugelige,  kleine  Zellen  befestigt  (Fig.  13,  16,  e).  Dieselben  stehen  hoeufigcr  ein- 
zeln, seltener  zu  2  oder  3  beisammen  und  einen  halben  Quirl  bildend  (Fig,  ib).  Sie  scheinen  durch  Auswach- 
sen der  langen  Zellen  zu  entstehen.  Ihre  Bedeutung  ist  mir  ra?thselhaft. 

Der  Inhalt  der  jüngsten  Zellen  ist  farbloser  homogener  Schleim ,  welcher  nachher  körnig  wird.  Die  grossen 
Parenchymzellen  der  Wandung  enthalten  spaiter  eine  wasserhelle  farblose  Flüssigkeit  und  eine  wandstaendige 
Schleimschicht,  an  welcher  körniger  geferbter  Inhalt  oder  deutliche  Farbblaischen  liegen,  die  letztern  sind  zu- 
erst klein  und  rundlich,  dann  verlängern  sie  sich  in  verschiedenen  Richtungen,  werden  unregelraa;ssig,  selbst 
faserartig  und  etwas  verzweigt  (Fig.  19).  Sie  liegen  bald  locker,  bald  sind  sie  dicht  zusammengedrängt  und 
parenchymatisch.  Die  kleinen  Zellen,  welche  aussen  an  den  Wandzellen  liegen,  sind  intenser  gefärbt  als  die 
letztern.  Die  Zellen  der  Schcidewa-nde  zeigen  sich  im  entwickelten  Zustande  fast  farblos;  ihre  den  Höhlungen 
zugekehrten  Wicnde  sind  betrsechllich  verdickt.  Die  langen  Zellen  der  an  der  Wandung  liegenden  Zellenreihen 
besitzen  einen  bald  reichlichen,  bald  spserlichen,  feinkörnigen,  farblosen  Schleim  (Fig.  Ib).  Die  kleinen  an 
ihnen  befestigten,  birnförmigen  Zellen  enthalten  ebenfalls  farblosen  Schleim,  welcher  zuerst  homogen,  dann 
feingekörnt,  meist  eine  ziemlich  breite,  wandstsendige  Schicht  bildet  (Fig.  15).  —  Das  ganze  Laub  ist  von  einer 
breiten  gallertartigen  Extracellularsubstanz  (Cuticula)  überzogen  (Fig.  13,  iU,  f). 

Die  Sporenmutterzellen  liegen  zerstreut  in  der  Wandung  der  Glieder;  sie  entstehen  durch  Besonderung  ein- 
lelner  Wandzellen  (Fig.  17).  Dieselben  werden  grösser,  indem  sie  sich  vorzüglich  in  radialer  Richtung  nach 
innen  ausdehnen.  Der  gefärbte,  an  der  Membran  liegende  Inhalt  wird  aufgelöst ;  stattdessen  tritt  eine  centrale 
farblose  Schleimmasse  auf,  in  welcher  ein  kugeliger  Kern  liegt,  und  von  welcher  radienförmige  Strömungs- 
faeden  auslaufen.  Die  letztern  sind  zuerst  in  geringer  Menge,  nachher  in  grösserer  Zahl  vorhanden.  Dann  ver- 
schwindet der  centrale  Kern,  und  die  Zelle  theilt  sich  tetraedrisch  in  k  Zellen,  welche  ich  immer  so  angeordnet 
finde,  dass  eine  nach  aussen,  die  drei  andern  nach  innen  liegen. 

Die  Keimzellen  sind  in  ein  Keimhajufchen  zusammengeballt,  welches  in  der  Mitte  eines  kugeligen  Keimbe- 
hffilters ,  von  dessen  Wandung  dicht  umschlossen  ist.  Die  Keimbehslter  stehen  an  der  aeussern  Flaeche  des 
Laubes  zerstreut,  sowohl  verticillirt  an  den  Gelenken  allein  oder  neben  einigen  Laubaesten,  als  zerstreut  an  ^er 
Seite  der  Glieder;  sie  sind  jeder  für  sich  eine  besondere  Achse,  ein  Keimast.  Die  Keimaeste  bestehen  im  Jüng- 
sten Zustande  aus  einem  continuirlichen  parenchymatischen  Gewebe,  in  welchem  die  Zellen,  aghnlich  wie  in 
jungen  Keimsesten  von  Plocamium,  von  der  Basis  nach  der  Spitze  in  divergirenden  und  sich  fortwaehrend  thei- 
lenden  Reihen  geordnet  sind.  In  der  Mitte  dieses  Gewebes  bildet  sich  das  Keimhaeufchen ,  welches  im  ausge- 
bildeten Zustande  aus  rothen  Keimzellen,  die  ziemlich  enge  in  einander  gelagert  und  daher  mehr  oder  Aveniger 
eckig  sind,  besteht.  Fig.  18  zeigt  einen  Keimast  im  horizontalen,  Fig.  20  im  verticalen  Durchschnitt,  wo  h  die 
Wandung,  g  die  mit  Keimzellen  erfüllte  Höhlung  bezeichnet.  In  dem  untern  Theile  des  Keimhaeufchens  liegt  eine 
grosse  langgestreckte,  fast  farblose  Zelle,  die  Basis-  oder  Traegerzelle,  welche  dergleichen  Zelle  bei  Plocamium, 
Rhodomenia  u.  s.  w.  analog  ist,  und  von  der  die  Keimzellenbildung  ausgieng  (Fig.  20).  Die  Wandung  des  aus- 
gebildeten Keinibehaelters  besteht  etwa  aus  7  Zellschichten,  wie  man  in  Fig.  21  an  einem  senkrechten  Durch- 
schnitt sieht;  die  Zellen,  zwischen  ^denen ,  namentlich  im  innern  Theile  der  Wand  viel  Gallerle  liegt,  sind  so- 
wohl mit  den  ausserhalb  und  innerhalb,  als  mit  den  neben  ihnen  liegenden  Zellen  durch  Poren  verbunden. 
Betrachtet  man  die  Wandung  des  Keirabehaelters  von  der  innern  Flaeche,  so  sieht  man  die  Zellen,  entsprechend 
der  ursprünglichen  Anordnung,  in  Reihen,  'welche  von  unten  nach  oben  und  aussen  strahlenförmig  vorlaufen 
und  nach  dem  Umfange  hin  an  Zahl  bedeutend  zunehmen.  Die  Höhlung  des  Keimbehailters  ist  von  der  Höhlung 
des  Laubgliedes  durch  eine  Wand  getrennt;  dieselbe  besteht  aus  einer  Schicht  grösserer  Parenchymzellen 
(Fig.  20,  b),  Avelche  zur  Wandung  des  Laubes  gehört,  und  aus  einigen  Schichten  kleinerer  Zellen,  welche  in 
Gestalt  und  Grösse  mit  dem  Gewebe  der  Wandung  des  Keinibehaelters  übereinstimmen,  und  in  dasselbe  sich 
fortsetzen.  Der  Keimbehaelter  ist  von  einer  breiten  Gallertschicht  überzogen,  welche  in  die  des  Laubes  conti- 
nuirUch  übergeht  (Fig.  18,  20,  f).  —  J.  Agardli  sagt  von  der  KeimzcUenbildung  «Keramidia  sporas  cuneatas 
simplici  serie  a  placenta  centrali  radiantes ,  intra  reticulum  laxissimum  tilorum  rectangulariter  anostomosan- 
liura,  foventia, »  was  für  alle  Arten,  so  weit  sie  mir  bekannt  sind,  gleich  unrichtig  ist. 


—     248     — 


V.  PHYLLOPHORAGEÄE. 

Die  Hauptachsen  sind  Zellkörper ;  Sporenmutter zellen  ausserhalb  ,  sitzend  oder 
gestielt  oder  in  Reihen. 

Mit  den  drei  vorhergehenden  Ordnungen  stimmt  diese  Ordnung  darin  überein, 
dass  die  Achsen  (Laub)  Zellkörper ,  möglicher  Weise  auch  Zellschichten  sind ; 
dadurch  unterscheidet  sie  sich  von  den  Ceramiaceen ,  wo  die  Achsen  entweder 
Zellenreihen  oder  auch  bloss  Zellen  sind.  Während  indess  bei  den  drei  vorher- 
gehenden Ordnungen  das  Wachsthum  in  die  Länge  durch  eine  einzige  Scheitel- 
zelle statt  findet ,  so  scheinen  die  Phyllophoraceen  immer  durch  mehrere  Zellen 
in  die  Länge  zu  wachsen ,  entweder  durch  viele  Zellen  am  Rande  oder  durch 
mehrere  Zellen  an  der  Spitze  ;  bei  einigen  Galtungen  istdiess  sicher,  bei  andern 
ist  es  wahrscheinlich. 

Durch  die  Sporenbildung  unterscheiden  sich  die  Phyllophoraceen  bestimmt  von 
den  Delesseriaceen ,  Rhodomeniaceen^  und  Lomentariaceen,  Bei  diesen  Ordnungen 
liegen  die  Sporenmutterzellen  im  Gewebe.  Bei  den  Phyllophoraceen  stehen  die- 
selben ausserhalb ;  sie  sind  einzeln  sitzend  (Scheitelzellen  des  ersten  Grades)  oder 
gestielt  (Scheitelzellen  eines  folgenden  Grades),  oder  sie  liegen  in  Reihen  beisam- 
men (Gliederzellen).  Die  morphologische  Bedeutung  der  Sporenmutterzellen  ist 
daher  hier  die  gleiche  wie  bei  den  Ceramiaceen. 

Zu  dieser  Ordnung  gehören  Peyssonellia  Decaisne,  Hildenbrand tia  Nardo, 
Phyllophora  Grev.  {Phyllotylus  Kütz. ,  Coccotylus  Kütz. ,  Acanthotylus  Kütz.) 
und  Tylocarpus  Kütz. 

Peyssonellia  sqnamaria  Decaisne, 

Tab.  IX.  Fig.  9  -  25. 

Das  Laub,  woraus  diese  Pflanze  besieht,  ist  blatlartig  und  fsecberförmig ,  von  der  Basis  aus  radial-gestreift, 
am  Obern  Rande  baeuüg  gelappt;  diese  Lappen  sind  ebenfalls  mehr  oder  weniger  fajcherfürmig.  An  dem  Laube 
sind  drei  Raender,  die  beiden  nach  der  Basis  convergirenden  Seitenrsender  und  der  vordere,  gebogene  Rand, 
wo  das  Wachsthum  durch  Zellenbildung  statt  findet,  ferner  zwei  Ftechen,  eine  obere  dem  Lichte  zugekehrte, 
,und  eine  untere,  welche  auf  der  Unterlage  wurzelt,  zu  unterscheiden.  Der  vordere  Rand  verha'lt  sich  in  allen 


—     2^9     — 

Theilen  vollkommen  gleich ;  er  wird  durdi  eine  Reiiie  neben  einander  liegender  gleichwerlhiger  Zellen  be- 
grenzt. Macht  man  einen  verticalen  Querschnitt  diircii  das  flache  Lau!) ,  so  findet  man  an  dem  Ende  desselben 
immer  eine  einzige  Zelle,  eine  Randzelle  (Fig.  9  ,  10,  11 ,  12  ,  a).  Betrachtet  man  das  Laub  von  der  Flasche,  so 
liegen  die  Randzellen  in  einer  Reihe  neben  einander  (Fig.  13,  a-a).  Dieselben  theilen  sich  durch  eine,  die  Achse 
unter  einem  rechten  Winkel  schneidende  Wand  in  eine  vordere  (Fig.  9,  12,  a,  15,  a)  und  in  eine  hintere  Zelle 
(Fig.  9,  12,  b,  15,  b).  Das  erste  Wachsthumsgesetz  für  Pcyssonellia  ist  demnach  folgendes:  Die  Randzellen 
theilen  sich  durch  eine  ihre  Achse  rechtwinkelig -schneidende  Wand  in  eine  neue  Randzelle  und  in  eine  Fla>- 
chenzelle;  dadurch  geschieht  das  La^ngenwachsthum  des  Laubes. 

In  den  Randzellen  tritt  abwechselnd  mit  dieser  Zellenbildung  eine  andere  auf.  An  dem  von  der  Flaeche  be- 
trachteten Laube  sieht  man  einzelne  Randzellen,  welche  etwas  breiter  sind  als  die  übrigen,  und  die  sich  durch 
eine  schiefe  Wand  in  eine  aeussere  kleinere  und  eine  grössere  Zelle  getheilt  haben  (Fig.  15,  m  und  n),  und 
andere,  wo  auch  diese  grössere  Zelle  (n)  durch  eine  Ähnliche,  ebenfalls  schiefe,  aber  nach  der  andern  Seite 
geneigte  Wand  in  eine  a;ussere  kleinere  Zelle  (Fig.  15,  o)  und  in  eine  innere  grössere  Zelle  (Fig.  13,  p)  getheilt 
hat.  Durch  diese  doppelte  Zellenbildung  entstehen  aus  einer  Randzelle  zwei  neue  Randzellen  (m  und  o),  welche 
sich  weiterhin  auch  als  solche  verhallen,  und  eine  Fliechenzelle  (p).  Dadurch  vermehren  sich  die  Zellen,  welche 
den  Rand  bilden;  dieser  wird  breiter;  —  die  fächerförmige  Gestalt  des  Laubes  findet  hierin  ihren  Erkla;rungs- 
grund.  Das  zweite  Wachsthumsgesetz  ist  demnach  folgendes:  Aus  einer  Randzelle  entstehen  durch  Äweimalige 
Theilung  vermittelst  schiefer,  gegen  einander  geneigter,  die  Achsenn«che  des  Laubes  unter  einem  rechten 
Winkel  schneidender  Wände  zwei  neben  einander  liegende  neue  Randzellen  und  eine  Flächenzelle  ;  dadurcti 
geschieht  das  Breitenwachsthum  des  Laubes. 

Diejenigen  Zellen,  Avelche  unmittelbar  unter  den  Randzellen  liegen,  und  mit  ihnen  je  aus  einer  Mutterzelle 
entstanden  sind  (Fig.  9,  15,  h)  haben  eine  mehr  oder  weniger  scheibenförmige  Gestalt.  Sie  theilen  sich  durch 
eine,  mit  der  Laubfläche  parallele  W^and  in  zwei  neben  einander  liegende,  ungleiche  Zellen  (Fig.  9,  10,  11,  12, 
c  und  d),  wovon  die  eine  (c)  der  unteren,  die  andere  (d)  der  obern  Fische  des  Laubes  entspricht.  Die  erstere 
theilt  sich  dann  durch  eine  schiefe,  von  vorn  und  innen  nach  hinten  und  aussen  gerichtete  Wand  in  eine  innere 
grössere  Zelle  (Fig.  9,  10,  e)  und  in  eine  äussere  (untere)  kleinere  Zelle  (Fig.  9,  10,  f).  Die  innere  Zelle  (e) 
bildet  mit  allen  übrigen  ihr  gleichen  Zellen  die  Zeflschicht  der  Achsenfläche,  welche  in  Fig.  Hl,  e-e  im  Durch- 
schnitte gezeichnet  ist.  Die  äussere  (untere)  Zelle  (f)  stellt  mit  allen  ihr  gleichen  Zellen  eine  Schicht  dar,  welche 
die  Achsenschicht  an  der  unteren  Seite  bedeckt  (Fig.  Ik,  f-f).  Beides  sind  Dauerzellen;  nur  entwickeln  sich 
einige  der  letztern  späterhin  zu  Haaren.  —  Die  zweite  Zelle,  welche  aus  der  Flxchenzelle  entsteht  (Fig.  9,  H, 
12,  d)  theilt  sich  durch  eine  schief  von  vorn  und  innen  nach  aussen  gerichtete  Wand  in  zwei  lange  parallele 
Zeflen,  wovon  die  vordere  kürzer  ist  als  die  hintere  (Fig.  11 ,  g  und  h).  Beide  theilen  sich  wiederholt  durch 
Wände,  welche  den  langen  Durchmesser  unter  einem  rechten  Winkel  schneiden ;  die  innersten  Wände  entste- 
hen zuerst,  nach  ihnen  in  regelmässiger  Folge  je  die  äusseren  (Fig.  9,  g,  i;  10,  g,  h;  H,  i,  k,  1,  m;  Ol).  Die 
Zellenbildung  des  Laubes  ist  damit  beendigt. 

Das  Wachsthum  in  die  Dicke  umfasst  demnach  folgende  gesetzmässige  Zellenbildungen :  Die  Flächenzelle " 
(Fig.  9,  b)  theilt  sich  durdi  eine  mit  der  Achsenfläche  des  Laubes  parallele  W'and  in  eine  obere  Seitenzelle 
(Fig.  11,  d)  und  eine  untere  Zelle  (c),  die  letztere  durch  eine  gleiche,  aber  nach  vorn  mehr  oder  weniger  con- 
vergirende  Wand  in  eine  innere  oder  Achsenzelle  (Fig.  H,  e)  und  eine  untere  Seitenzelle  (f).  Die  obere  Seiten- 
/elle  (Fig.  11,  d)  theilt  sich  durch  eine  schiefe  Wand  in  eine  vordere  (g)  und  eine  hintere  Zelle  (h);  in  jeder 
derselben  entstehen  Querwände,  die  mit  der  Achsenfläche  parallel  laufen,  von  innen  nach  aussen.  —  Durch- 
ischneidet  man  das  fertige  Laub  so,  dass  der  Schnitt  in  der  Richtung  des  Radius  geführt  ist  (Fig.  l'i),  so  sieht 
man  an  der  untern  Fläche  die  untern  Scitenzellen  (am  Durchschnitt  eine  Reihe  f-f,  am  ganzen  Laub  eine  Schicht 
bildend),  über  denselben  die  ZeUen  der  Achsenfläche  (am  Durchschnitt  ebenfalls  eine  Reihe  e-e,  am  ganzen 
Laube  eine  Schicht  bildend),  endlich  auf  jeder  Achsenzelle  zwei  schiel-senkrechte  Reihen  von  0  bis  10  Zellen. 
Einige  Mal  schien  es  mir,  als  ob  auf  einer  Achscnzelle  auch  drei  Reihen  stehen  könnten ;  docli  kann  das  auch 

Ueoliscbr,  N.eoeli.  ^  ' 


—     2S0     — 

bloss  ein  durch  die  Mangclhafligkeit  des  Durchschnittes  (wenn  derselbe  niclit  vollkommen  radial  geführt  wurde) 
erzeugter  Schein  sein.  Stehen  aber  wirklich  drei  Zellreihen  auf  einer  Achsenzelle,  so  hat  sich  in  der  oberen 
Seitenzelle  die  Theilung  durch  eine  Ton  vorn  und  innen  nach  aussen  gerichtete  Wand  noch  einmal  wieder- 
holt, und  7.war  ist  es  ohne  Zweifel  die  vordere  Zelle  (Fig.  li,  g),  Avelclie  sich  noch  einmal  getheilt  hat.  — 
Führt  man  dagegen  den  Querschnitt  durch  das  Laub  in  der  Richtung  derSecante,  so  liegen  die  Zellen  in 
senkrechten  Reihen  (Fig.  V.i  und  16).  Die  unterste  Zelle  (f)  ist  eine  untere  Seitenzelle,  die  zweitunlerstc  (e) 
eine  Achsenzelle,  alle  folgenden  Zellen  sind  solche,  welche  ans  den  oberen  Seitcnzellen  entstanden.  Da  'die 
natürüclien  Reihen  dieser  letztern  Zellen  im  Laube  schief  verlaufen ,  wie  man  es  in  Fig.  Hl  an  dem  radialen 
Querschnitt  sieht;  so  müssen,  wenn  der  Schnitt  der  Richtung  der  Secante  (n-f  in  Fig.  Hl)  folgt,  künstliche^Rei- 
lien  sichtbar  werden ,  in  welchen  bei  etwas  dickeren  Schnitten  die  Zellen,  besonders  die  Innern  und  längern, 
sich  theilweise  decken  (Fig.  lli),  bei  dünnern  Schnitten  dagegen  sich  zwar  nicht  decken  aber  kürzer  und  zahl- 
reicher auftreten  (Fig.  IG).  Aus  dem  Umstände,  dass  bei  solchen  Schnitten  die  Zellen  in  einfachen  senkrechten 
Jleihen  liegen  und  die  Epidermiszellen  somit  eben  so  breit  sind  als  die  Achsenzellen,  ergiebt  sich  klar,  dass 
wahrend  des  ganzen  Zellenbildungsprocesscs,  weicher  in  den  Flächenzellen  beginnt,  und  das  Wachsthum  in 
die  Dicke  ausdrückt,  nie  radiale  (von  der  Basis  nach  dem  vorderen  Ranüe  gerichtete,  und  die  Laubfiäche  unter 
einem  rechten  Winkel  schneidende)  Wände  auftreten,  —  dass  demnach  das  ganze  Wachsthum  in  die  Dicke 
durch  Zellenbildung  auf  radialen  Querschnitten  gesehen  werden  kann ,  und  in  dem  vorhin  ausgesprochenen 
(ieselze  vollständig  enthalten  ist.  —  Der  Querschnitt,  welcher  in  der  Richtung  der  Secante  durch  einen  der  bei- 
den Scitenra^nder  geführt  wird  (Fig.  i7,  18),  zeigt  zuKusscrst  eine  oder  mehrere  ungetheilte  Flsechenzellen 
(b),  dann  ein  oder  zwei  Glieder,  wo  sich  die  FliEchenzelle  in  zwei  Zellen  (c  und  d),  dann  ein  oder  mehrere 
Glieder,  wo  sie  sich  in  drei' Zellen  (eine  mittlere  oder  Achsenzelle  e,  eine  untere  Seitenzelle  f  und  eine  obere 
Seitenzelle  d)  getheilt  hat;  in  den  folgenden  Gliedern  nimmt  die  Zahl  der  Zellen  durch  Theilung  der  obern  Sei- 
lenzellen allmoülig  zu.  Man  sieht  hier,  da  die  Zcllenbildung  lange  aufgehört  hat,  an  stehenbleibenden  Entwicke- 
hingsstufen  den  gleichen  allma^ligen  Forlschritt  des  Wachslhums  in  die  Dicke,  wie  ihn  die  radialen  Durch- 
schnitte durch  den  wachsenden  vorderen  Rand  von  einer  anderen  Seile  (Fig.  9,  11)  zeigen. 

Das  Wachsthum  von  Peyssonelia  hat  in  den  übrigen  Ordnungen  der  Florideen  nichts  Analoges;  ebenso  ist 
mir  keine  Algengaltung  bekannt,  welche  vollkommen  damit  überein  stimmt.  —  Das  Wachsthum  in  die  Laenge, 
naimlich  durch  eine  Reihe  gleichwerthiger  Randzellen ,  ist  das  gleiche  wie  bei  Myrionema ,  Coleochcete  und 
Padina.  —  Das  Wachsthum  in  die  Breite  beruht  im  Allgemeinen  auf  dem  ncTmlichen  Princip  wie  bei  diesen 
drei  Gattungen;  es  geschieht  durch  Vermehrung  der  Randzellen.  Aber  die  Art  dieser  Vermehrung  ist  verschie- 
den. —  Das  Wachsthum  in  die  Dicke  stimmt  mit  demjenigen  von  Padina  darin  überein,  dassjaus  einer  Flächen- 
zelle sich  zunächst  5  Zellen  bilden,  eine  mittlere  (Achsen-  oder  Markzelle)  und  zwei  seitliche  (Seiten- oder  Rin- 
denzellen),  |die  unter  einander  selbst  ungleich  sind.  Die  weitere  Zellenbildung  aber  verhält  sich  bei  beiden 
Gattungen  ganz  verschieden,  indem  sie  bei  Peyssonelia  ganz  dem  eigentlichen  Fiorideentypus  folgt,  und  grosse 
Achnliclikeit  Iheils  mit  dem  Wachsthum  in  die  Breite  theils  mit  demjenigen  in  die  Dicke  an  andern  Florideen- 
gatlungen  mit  flachem  Laube  zeigt. 

Die  untern  Seitenzellen,  welche  an  der  untern  Fläche  des  Laubes  zusammen  eine,  die  Achsenzellen  be- 
deckende Schicht  darstellen  (Fig.  Ih.  lo,  16,  f),  können  einzeln  auswachsen,  und  durch  Zellenbildung  sich  in 
eine  Zellenreihe  verwandeln  (Fig.  ll.  Vi,  16,  r),  Diese  gegliederten,  gewöhnlich  einfachen,  seltener  etwas  ver- 
ästeilen Haare  sind  Wurzeln  Avodurch  das  Laub  auf , der  Unterlage  befestigt  ist.  Besonders  viele  solcher  Wur- 
zelhaare bilden  sich  in  der  Mitte  des  Laubes,  wo  sie  oft  eine  scheinbare  Mittelrippe  erzeugen.  Zuweilen  über- 
zif'hen  sie  die  ganze  untere  Fläche  als  ein  dichter  Filz.  An  der  Basis  sind  die  Wurzelhaare  in  so  grosser  Menge 
vorhanden,  dass  sie  oft  einen  besondern,  1  bis  l*/»  Linien  dicken,  verlilzlen  Fuss  bilden,  welcher  über  das 
eigentliche  spitz  endigende  Laub  hinausragt  (Fig.  19);  es  kann  selbst  seillich  von  der  Basis  ein  zweiter  ähnli- 
cher aus  Wurzelfdz  bestehender  kleinerer  Fuss  auftreten  (Fig.  20). 

Die  regelmässige  Ges;aU  des  Laubes  ist  die  fächerförmige,  wo  der  vordere  Rand  in  allen  seinen  Puncten  eine 


—     254      — 

gleiche  Entfernung  von  der  Basis  zeigt.  Es  setzt  diess  voraus,  dass  die  Zellenbildung  in  allen  Randzellen  gleich- 
massig  fortschreite.  Die  Gestalt  wird  schief  und  ungleichförmig,  wenn  die  Zellenbildung  zwar  in  allen  Rand- 
lellen,  aber  in  den  einen  rascher  von  statten  geht  als  in  den  andern.  Häufig  geschieht  es,  dass  einzelne  Rand- 
zellen aufliören,  sich  zu  theilen,  und  absterben,  während  die  ne!)en  ihnen  liegenden  sich  fortwährend  theilt'ii. 
Dann  wird  der  Rand,  weil  er  stellenweise  zurückbleibt,  stellenweise  fortwächst ,  zuerst  buchtig  und  nachher 
gelappt  (Fig.  21).  Die  Lappen  sitzen  mit  einer  schmälern  oder  breitern  Basis  fest,  sie  werden  selbst  wieder 
fächerförmig  und  später  gelappt.  In  Fig.  22  sieht  man  ein  Stück  von  dem  vorderen  Rande,  wo  die  einen  Rand- 
rellen  (b)  abstarben,  und  durch  die  neben  ihnen  liegenden,  lebenskräftigen  und  sich  ausdehnenden  Zellen  (a) 
fusammengedrückt  wurden  ,  und  deren  Inhalt  sich  in  eine  bräunlich-gelbe  coagulirte  Masse  verwandelte. 

Der  Inhalt  der  RandzcUen  ist  homogener,  farbloser  Schleim ;  gewöhnlich  jedoch  zeigt  sich  derselbe  im  untern 
(hintern)  Thcil  der  Zelle  feingekörnt  (Fig.  22,  a).  In  längern  Rand/.ollcn  unterscheidet  man  7,uweilen  sogar  an 
der  Spitze  einen  homogenen,  farblosen,  schleimigen,  -  in  der  Mitte  einen  feinkörnigen,  farblosen,  schleimigen, 
und  an  der  Basis  einen  körnigen,  röthlich-gefärbten,  zuweilen  feingeschaumten  Inhalt;  —  so  dass  also  der  In- 
halt die  gleichen  Erscheinungen  zeigt',  wie  an  Zellen ,  'die  sich  durch  Spitzenwachsthum  verlängern  (Bryopsxs, 
Caulerpa,  Conferva,  Dasycladus  etc.),  was  ohne  Zweifel  auch  hier  beweist,  dass  die  Randzellen  besonderes 
Spitzenwachsthum  besitzen.  Die  gleiche  Verschiedenheit  des  Inhaltes  findet  man  an  den  Scheitelzellen  der  wach- 
senden Haare.  —  In  den  ausgebildeten  Zellen  des  Laubes  liegt  der  feste  Inhalt  an  der  Wandung  und  zeigt  eine 
schön  rothe  Farbe.  Später  wird  er  braunroth.  Im  Alter  ballt  sich  der  feste  Inhalt  häufig  in  eine  kugelige  Masse 
zusammen ,  welche  im  Centrum  der  Zelle  liegt  und  beim  Durchschneiden  des  Gewebes  leicht  herausfällt  (Fig. 
23).  —  Ursprünglich  enthalten  alle  Zellen  Kerne,  welche  bald  als  helle  grössere  Bläschen  mit  einem  Kernchen 
(Fig.  13,  22),  bald  als  dichtere  kleinere  kugelige  Massen,  an  denen  man  kein  Kernchen  unterscheidet,  erschei- 
nen (Fig.  12,  13,  22).  Analog  mit  anderen  Thatsachen  scheint  mir  der  erste  Zustand  der  normale  und  unver- 
änderte, der  zweite  Zustand  dagegen  ein  durch  äussere  Einflüsse  veränderter  zu  sein.  In  den  altern  Zellen  wird 
der  Kern  zuweilen  deutlich  als  parietaler  wahrgenommen.  —  Poren  fand  ich  mit  Sicherheit  bloss  in  den  Wur- 
zelhaaren,  und  zwar  je  einen  zwischen  zwei  Zellen.  Wenn  sich  in  Folge  störender  äusserer  Einflüsse  die  Schleim- 
schicht mit  dem  übrigen  festen  Inhalte  von  der  Wandung  zurückzieht,  so  bleibt  sie  durch  einen  dünnen  Schleim- 
strang mit  dem  Porus  in  Verbindung  (Fig.  ^k). 

Die  Fructification  bildet  warzenförmige  Erhabenheiten  auf  der  obern  Fläche  des  Laubes ,  welche  aus  einfa- 
dien  gegliederten  Haaren  und  dazwischen  liegenden  gestielten  Sporenmutterzellen  bestehen  (Fig.  25).  Die 
Epidermiszellen  wachsen  aus,  und  erzeugen  eine  Astzelle,  aus  welcher  entweder  eine  einfache  Zellenrcihe  aus 
6  bis  0  Zellen  oder  eine  solche  aus  zwei  Zellen  hervorgeht.  Die  erstere  ist  ein  steriles ,  den  Nebenfäden  oder 
Paraphysen  der  Padineen,  Fuceen  und  Lichenaceen  zu  vergleichendes  Haar;  die  zweite  ist  ein  fruchtbares  oder 
Sporenhaar.  Die  Sporenmulterzelle  ist,  wie  bei  einigen  Ceramiaceen ,  eine  Scheitelzelle  des  zweiten  Grades.  — 
Die  Sporenbildung  ist  kugolquadrantisch ,  wobei  die  Sporen  gewöhnlich  tetraödrisch ,  selten  in  einer  Fläche 
liegen.  —  Antheridien  und  Keimzellen  sind  unbekannt. 


—     252     — 


UEBERSICHT  DER  ORDNUNGEN  UND  FAMILIEN  DER  ALGEN  UND 

FLORIDEEN. 

A.  ALGAE. 

Zelleninhalt  theihveise  aus  Stärkekörnern  und  Farbbläschen  bestehend;  keine  Urzeugung;  Fortpflanzung 
geschlechtslos  durch  Keimzellen  (Pag.  H6). 

I.        Palmellaceae.  Zelle  ohne  Spitzenwachsthum,  ohne  Astbildung  und  ohne  vegetative  Zellenbildung; 

Fortpflanzung   durch  wandstcendige  Zellenbildung  (Theilung)  in  2  oder  ü  Zellen. 

(Pag.  123). 
I.       IVostocfaaceae«  Durch  vegetative  Zeflenbildung  entsteht  eine  Zellenreihe ;  einzelne  Zellen  derselben 

werden  unmittelbar  zu  Keimzellen.  (Pag.  132). 

III.  Banglaceae*  Durch  vegetative  Zellenbildung  entsteht  eine  Zellenreihe  oder  eine  Zellschicht ;  ein- 

zelne Zellen  derselben  erzeugen  durch  wandständige  Zellenbildung  (Theilung)  meh- 
rere Keimzellen.  (Pag.  136). 

1.  Ly.ngbyeae.  Zellenreihe.  (Pag.  136). 

2.  Ulveae.  Zellschicht.  (Pag.  159). 

IV.  iflesogloeaceae.  Durch  vegetative  Zellenbildung  entsteht  eine  Zellenreihe,  Zellschicht  oder  Zellkör- 

per, welche  kurze  Seitenoestchen  bilden,  deren  (sitzende  oder  gestielte)  Scheitelzelle 
durch  wandständige  Zellenbildung  (Theilung)  mehrere  Keimzellen  erzeugt.  (Pag.  llii.) 

1 .  EcTocARPEAE.  Zellenreihe  (vergestelt) ;  die  Keimmutterzellen  sind  Astzellen  oder  die  Schei- 

teizellen kurzer  Aeste,  welche  seitlich  aus  den  Gliederzellen  entstehen.  (Pag.  1^3). 

2.  MvRioNEMEAE.  Zcllschicht;  Keimmutterzellen  an  der  Fläche  derselben,  sitzend  oder  ge- 

stielt. (Pag.  IftS). 
5.  Stilophoreae.  Zellkörper  (einfach  oder  veraestelt) ;  Keimmulterzellen  an  der  Oberflaeche  des- 
selben, sitzend  oder  gestielt,  auf  einfachen  oder  veraestelten,  aus  Zellenreihen  beste- 
henden Stielen.  (Pag.  iU6.) 

V.  Zygnemaceae*  Durch  vegetative  Zellenbildung  entsteht  eine  Zellenreihe;  in  einzelnen  oder  in  je  zwei 

mit  einander  copulirten  Zellen  des  gleichen  Individuums  oder  verschiedener  Individuen 
bildet  der  ganze  sich  zusammenballende  Inhalt  eine  Keimzelle.  (Pag.  149). 

VI.  Protococcacefic.  Zelle  ohne  Spitzenwachsthum,  ohne  Astbildung  und  ohne  vegetative  Zellenbil- 

dung; sie  pflanzt  sich  durch  freie  Zellenbildung  in  mehrere  einzellige  Individuen  fort. 
(Pag.  Ib3). 

VII.  Yalonlaceae«  Zelle  mit  Astbildung  und  Spitzenwachsthum  in  den  Aeslen,  ohne  vegetative  Zellenbii- 

dung;    sie  erzeugt  durch  freie  Zellenbildung  mehrere  Keimzellen.  (Pag.  ISft.) 
MII.  Confervaceae*  Durch  vegetative  Zellenbildung  entsteht  eine  mehrzellige  Pflanze  (meist  eine  Zellen- 
reihe oder  Zellschicht),  deren  Zellen  durch  freie  Zellenbildung  mehrere  Keimzellen 
erzeugen.  (Pag.  158.) 

1.  Co>"FERVEAE.  Zellcnreilie;  die  Keimzellen  entstehen  in  den  Gliederzellen.  (Pag.  158.) 

2.  AcETABULARiEAE.  Einzeiliges  Laub  oder  Stamm,  mit  vielzelligen  Haaren  oder  Btettern.  (Pag. 

158.) 


—     255     — 

3.  CoLEocHAETEAE.  Zellscliicht  (duFcli  Vereinigung  VOR  versesteltcn Zellenreiben  entstanden);  die 
Keimzellen  entstehen  in  einzelnen  Randzellen  (d.  h.  Scheitelzellen  jener  Zellenreihen). 
(Pag.  IGO.) 
1\.  Liciienaceae*  Durcii  vegetative  Zellenbildung  entsteht  ein  Zellkürper ;  an  der  Oberflaeche  einzelner 
Partien  desselben  sitzen  die  Mutterzellen,  welche  durch  freie  Zellenbildung  mehrere 
Keimzellen  (in  bestimmter  Zahl)  erzeugen.  (Pag.  1G8.) 

X.  Exococcaccae.  Zelle  ohne  Spilzenwachsthum ,  ohne  vegetative  Astbildung  und  ohne  vegetative  Zel- 

lenbildung ;  die  neuen  Individuen  entstehen  durch  wandstaendige  Zellenbildung  je  eines 
in  einem  kurzen  Aste.  (Pag.  169.) 

XI.  Taacheriaccae.  Zelle  mit  vegetativer  Astbildung  und  Spilzenwachsthum  in  den  Aesten ;  die  Keimzel- 

len entstehen  durch  wandstoendige  Zellenbildung  je  eine  aus  einem  kurzen  Aste ,  oder 
aus  dem  Endtheile  eines  K-engeru  Astes.  (Pag.  170.) 
1.  Brvopsideae.  Die  Versestelungen  der  Zelle  sind  frei.  (Pag.  171.) 

■2.  CoDiEAE.  Die  Versestelungen  der  Zelle  legen  sich  in  ein  Gewebe  zusammen,   und  bilden 
scheinbar  einen  Zellkörper.  (Pag.  177.) 
MI.    Zouariaccae.  Durch  vegetative  Zellenbildung  entsteht  eine  Zellenreihe  (Zellschicht),  oder  ein  Zeil- 
körper; die  Keimzellen  entstehen  durch  wandstaindige  Zellenbildung,  je  eine  aus  dem 
auswachsenden  Theile  der  Gliederzellen  oder  der  Rindenzellen.  (Pag.  179.) 

1.  CuAMRANsiEAE.  Die  Achseu  sind  Zellenreihen.  (Pag.  179.) 

2.  Padi>eae.  Flacher  Zellkörper,  welcher  durch  viele  Zellen  am  Rande  (nicht  durch  Eine  Schei- 

telzelle) in  die  Lsenge  wsechst.  (Pag.  180.) 
5.  Fuceae.  Zellkörper,  dessen  Achsen  durch  Eine  Scheitelzelle  in  die  Lsenge  wachsen.  (Pag.  183.) 


B.  FLORIDEÜE. 

Zelleninhalt  theilweise  aus  St^rkekörnern  und  Farbblseschen  bestehend;  keine  Urzeugung;  Forlpflanzung 
geschlccliliicii;  nu-ennliche  Geschlechtsorgane  mit  Samenbiseschen  (Samenzellchen),  welche  nicht  in  einen  zel- 
iigen  Sack  eingeschlossen  sind;  weibliche  Geschlechtsorgane  ohne  besondere  Hülle  (calyptra),  mit  Sporenmut- 
lerzellen,  in  denen  U  Specialmutterzellen,  in  jeder  derselben  eine  Spore  entstehen;  Vermehrung  (geschlechts- 
los) durch  Keimzellen.  (Pag.  187.) 

I.  Cerainiaceae.  Mehrzellig ;  jede  Achse  besteht  aus  einer  Zellenreihe,  seltener  aus  einer  Zelle;  Sporen- 

mutterzellen  seillich,  sitzend  oder  gestielt.  (Pag.  196). 

II.  Delesscriaceae.  Die  Hauptachsen  sind  Zellschichten  oder  Zellkörper,  deren  Scheitelzelle  sich  durch 

horizontale  Wt^ende  thedt;  Sporenmutterzellen  im  Gewebe.  (Pag.  208.) 

1.  Nitophylleae.  Zellschicht;  die  Sporenmutterzellen  liegen  in  derAchsenfla^che.  (Pag.  209.) 

2.  Delesserie.ae.  Zellschicht  mit  mehrschichtigen  Nervationen,  oder  flacher  Zellkörper  (mit  einer 

Reihe  von  Achsenzellen,  deren  jede  zuna'chst  von  nicht  mehr  als  U  Zellen  umgeben  ist) ; 
Wachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  geschieden,  ersteres  in  der  Richtung  der  Achsen- 
flseche  eine  Zcllschicht  erzeugend,  letzteres  senkrecht  zu  derselben  die  einfache  Schicht 
in  mehrere  theüend ;  die  Sporenmutterzellen  liegen  nach  aussen  von  den  Zollen  der 
Achsenflseche.  (Pag.  212.) 

Driiksclir     N.VGftl.  ^lö 


—     25i     — 

3.  Rhodoihexeae.  Cylindrisclicr,  selten  zusammengedrückter  Zellkörper  (mit  einer  Reihe  von 
Achsenzeflen ,  von  denen  jede  funaechst  meist  von  b  oder  mehr  Zellen  umgeben  ist) ; 
Wachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  nicht  geschieden,  von  der  Achsenlinie  nach  allen 
Seiten  gehend.  (Pag.  218.) 

III.  Bbodomeniaceae.  Die  Hauptachsen  sind  Zellschichten  oder  Zellkörper,  deren  Scheitelzelle,  we- 

nigstens der  reproducliven  Achsen ,  sich  durch  schiefe  Woende  theilt;  Sporenmufter 
Zellen  im  Gewebe.  (Pag.  226.) 

1 .  Pi-ocAMiEAE.  Flacher  Zellkörper  mit  ungleichen  Achsen ,  die  vegetativen  durch  horizontale. 

die  reproducliven  durch  schiefe  Waendc  in  der  Scheitelzelle  in  die  La^nge  wachsend. 
(Pag.  227.) 

2.  Choisdreae.  Zellschicht  mit  mehrschichtigen  Nervationen  oder  flacher  Zellkörper ,  mit  glei- 

chem Laengenwachsthum  in  allen  Achsen ;  Wachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  geschie- 
den 5  ersteres  in  der  Richtung  der  Achsenflaeche  eine  Zellschicht  erzeugend ,  letzteres 
senkrecht  zu  derselben  die  einfache  Schicht  in  mehrere  theilend.  (Pag.  255.) 
o.  Gracilarie.\e.  Cylindrischer  oder  etwas  zusammengedrückter  Zellkörper,  mit  gleichem  L;en- 
genwachsthum  in  allen  Achsen ;  Wachsthum  in  die  Breite  und  Dicke  nicht  geschieden, 
von  der  Achsenlinie  nach  allen  Seiten  gehend,  (Pag.  240.) 

IV.  Lomentapiaceae.  Die  Hauptachsen,  wenigstens  die  reproductiven,  sind  hohle  Zellkörper;  Sporen- 

mutterzellen  im  Gewebe  der  Wandung.  (244.) 

V.  Phyllophoraceae.  Die  Hauptachsen  sind  Zellkörper;  Sporenmutterzellen  ausserhalb,  sitzend  oder  g«-- 

stielt  oder  in  Reihen.  (Pag.  248.) 


Jk  w  »-• 

200 


ERKLiERLNG  DER  ABRILDUiXGEN. 


Tab.  B. 

Fig.  1  —  13.  Pkurococcus  vulgaris  Menegh.  I  —  7.  Dichococms.  8  —  io  Tetmchococcus.  —  Dor  Zolleii- 

durchmesser  varirt  von  0,002  —  0,004''^. 
i.  Ein  freies  Individuum;  D.  M.  =  0,00'»'". 

2.  Ein  freies  Individuum,  das  sich  eben  in  2  Tochterindividuen  getheilt  ha?. 

3.  Familie  von  h  Individuen;  I  und  II  verschiedene  Ansicht,  durch  eine  Adisendrehung  um  einen  Winkel 
von  90°  erzeugt. 

'i.  Familie  von  8  Individuen;  I  und  II  Achsendrehung  um  90°. 

^.  Familie  von  16  Individuen;  I  und  II  Achsendrehung  um  90°;  die  einzelnen  Individuen  haben  (»,003'" 
im  D.  M. 

6.  Familie  von  h  Individuen ;  I  und  II  Achsendrehung  um  90' ;  die  Zellenbildung  der  letzten  Generation 
hat  in  verschiedener  Richtung  stattgefunden ,  so  dass  je  die  beiden  Schwesterzellen  a ,  a  und  b ,  b  ein«- 
ungleiche  Lage  haben. 

7.  Familie  von  16  Individuen,  von  denen  man  bloss  die  8  zugekehrten  sieht;  die  let/Je  Zellenbiidung  in 
aa  und  bb  fand  in  verschiedener  Richtung  statt. 

8.  Ein  freies  Individuum ;  D.  M.  =  0,004'". 

9.  Ein  solches,  das  eben  h  Tochlerindividuen  erzeugt  hat. 
10,  H.  Familie  von  h  Individuen,  in  verschiedener  Lage. 

12.  Jedes  der  h  Individuen  hat  sich  in  h  neue  getheilt. 

15.  Familie  von  16  Individuen;  D.  M.  eines  einzelnen  =  0,0023'". 

Fig.  ik  —  22.  Palmella.  I  Dituce.  Fig.  23  —  29.  Palmella,  11  Tetratoce. 

Vi  Ein  freies  Individuum  (D.  M.  =  0,002"'),  mit  einer  Schicht  von  gallertartiger  Exlracellularsubstanz 
(D.  M.  =  0,00b'")- 

15.  Ein  solches,  mit  einer  doppelten  Schicht  von  Gallerte  (D.  M.  :=jO,007'"). 

16.  Ein  solches,  mit  S  deutlichen  Gallertschichten  (a,  D.  M.  =  0,010"'). 

17.  Ein  freies  Individuum,  das  sich  eben  in  2  neue  gelheilt  hat,  mit  deutlich  geschichteter  Gallerte  um- 
geben (a,  D.  M.  =  0,011  "O- 

18.  Familie  von  2  jungen  Individuen,  welche  selbst  noch  keine  Gallerte  ausgeschieden  haben,' von  der  un- 
geschichteten Exlracellularsubstanz  des  Mutterindividuum's  umgeben. 

19.  20.  Familie  von  2  Individuen;  b  Gallerte  der  Tochterindividuen;  a  Gallerte  des  Mutterindividuums. 

21.  Familie  von  U  jungen  Individuen ,  die  noch  keine  Gallerte  ausscheiden;  b,b  Gallerte,  welche  von  den 
beiden  3Iutterindividuen ,  a  Gallerte ,  welche  von  dem  gemeinsamen  Grossmutterindividuum  ausge- 
schieden wurde. 


—     256     — 

22.  Familie  von  U  Individuen ;  c,c  die  von  ihnen  secernirle  Gallerte ;  b,  b  die  von  den  beiden  Mutterzellen, 
a  die  von  der  Grossraullerzelle  abgesonderte  Gallerte. 

23.  Ein  freies  Individuum  mit  einem  Kern,  ohne  Extracellularsubslanz;  D.  M.  =0,005'". 
ii».  Ein  solches  mit  Extracellularsubstanz;  D.  iM.  der  letzteren  =  0,012''-'. 

2.5.  Ein  freies  Individuum ,  das  sich  eben  fortpflanzen  will ,  und  zu  diesem  Beimfe  li  Kerne  erzeugt  hat. 
D.  M.  der  Zelle  =  0,007'";  D.  M.  der  Extracellularsubstanz  =  0,017'". 

26.  Ein  freies  Individuum,  das  sich  eben  in  k  neue  getheilt  bat. 

27.  Familie  von  4  jungen  Individuen,  welche  noch  keine  Gallerte  ausgeschieden  haben;  a  Gallerte  des 
Mutterindividuums. 

2S.  Familie  von  h  Individuen;  b,b,  die  von  denselben  abgesonderte  Gallerte;  a  Gallerte  der  Mutterzelle. 

29.  Familie  von  b2  Individuen  ungleicher  Generation;  vgl.  deren  Erklärung  im  Text.  D.  M.  der  einzelnen 
Zellen  =  0,003  —  0,00o"'. 

Fig.  50  —  50.  Nostoc  commune  Vaucii. 

30.  Eine  Keimzelle. 

31.  Dieselbe  hat  sich  verlängert,  und  in  2  Tochlerzellen  getheilt. 

32.  Jede  der  beiden  Tochlerzellen  hat  sich  noch  einmal  getheilt. 

.'53.  Eine  Zellenreihe;  a  Zellen,  die  sich  eben  getheilt  haben ;  b,b  junge  Zellen,  die  sich  ausdehnen  und  ab- 
runden; c,c  etwas  ältere  Zellen;  d,d  noch  ältere  Zellen,  die  sich  bald  wieder  theilen wollen ;  g  Keim- 
zelle. Quer-D.  31.  der  Zellen  —  0,002'";  Quer-D.  M.  der  Keimzelle  =  0,005"'. 

3?t.  a  Stück  von  einer  Zellenreihe;  gg  Keimzelle,  diö  sich  in  2  Tochterzellen  getheilt  hat. 

3;).  aa  Stück  von  einer  Zellenreihe;  g  Keimzelle  mit  verdickter  Wandung ;  jederseits  ist  ein  zapfenartiger 
Vorsprung  sichtbar. 

3().  a  Stück  von  einer  Zellenreihe;  g  Keimzelle,  mit  2  Kernen  für  die  beiden  zu  bildenden  Tochterzellen. 

Fig.  57  —  'iO.  Bryopsis. 

.37.  OJierer  Theii  einer  Pflanze;  ab  Stamm;  er  ist  von  a  bis  c  mit  Blättern  (f),  von  c  bis  b  mit  den  Narben 
von  abgefallenen  Blättern  besetzt,  rr,  rr  2  Aeste;  der  eine  ist  ganz  mit  Blättern,  der  andere  bloss  von 
e  bis  r  mit  Blättern  und  von  d  bis  e  mit  Narben  bedeckt. 

58.  Spitze  einer  Slammachse;  von  a  bis  b  mit  farblosem  Schleim ,  unterhalb  mit  Chlorophyll  und  Schleim 
erfüllt,  f,  f,  f,  f,  junge  Blätter. 

39.  Spitze  eines  ausgewachsenen  Blattes;  in  a  ist  die  Wandung  am  dicksten.  An  der  innern  Floeche  der 
Wandung  liegt  die  Schleimschicht  (m),  daran  die  Chlorophyflblaeschen  (p). 

'10.  Schleimschicht  von  der  Flasche  angeschen  ;  mit  Chlorophyllbloeschen.  a  Netz  von  Schleimfaeden  (Strö- 
mungsfajden) ;  b  die  Schleiraschicht  ist  sla;rkcr,  das  Schleimnetz  mangelt  oder  ist  nicht  sichtbar. 

Tl.  Chlorophyllblseschon;  a  -  e  von  der  Flajchc,  mit  1,  seltener  2  oder  5  Amylumkernchen ;  f  -  h  von  der 
Seite,  f  in  der  unverletzten  Zelle ,  g,  h  frei  im  Wasser,  und  durch  die  Einwirkung  des  letztern  con- 
cav  geworden.  Lajnge  =  0,005  -  0,01 5"^-  Breite  0,005  -  0,004"'. 

'i'2.  Junge  r,lii()ropliylll)la?schen  ,  Avelche  sich  theilen  :  a  mit  1  Amylumkernchen,  b,  c  mit  2  Amylumkern- 
chen, d  mit  einer  leichten  Einschnürung  in  der  Mitte,  e  mit  einer  Scheidewand. 

'i3.  Stück  von  der  Wandung  im  Durchschnitt;  mm  Schleimschicht,  welche  sich  nach  oben,  in  Folge  der 
Endosmose  von  süssem  Wasser,  von  der  Wandung  abgelöst  hat.  a  Zellmembran,  b  gallertartige  Ex- 
tracellularsubstanz; c  aiusserste  verainderic  Schicht  dieser  Gallerte,  p  Chlorophyllbheschen.  Der  Zwi- 
schenraum zwischen  a  und  m  ist  mit  endosmotischem  Wasser  erfüllt. 

'j'i.  Stück  von  einem  Stamm,  mit  den  Narben  von  abgefallenen  Blättern  bedeckt;  a  von  der  Fläche,  b  von 
der  Seite. 


—     2o7     — 

h^.  Durchschnitt  durch  die  Seitenwandung  eines  Stammes,  wo  er  eine  Blattnarbe  trägt,  ab-ab  Wandung 

des  Stammes;  a-a  Zellmembran;  b-bExtracellularsubstanz';  c  Ueberrest  des  abgefallenen  Blattes;  d 

Scheidewand,  welche  das  Lumen  des  Stammes  abschliesst. 
/»6.  Zwei  krankhaft  veränderte  Chlorophyllbläschen ;  sie  sind  kugelig  geworden;  das  Amylumkernchen 

und  das  Chlorophyll  haben  sich  aufgelöst,  und  sind  in  eine  ungefärbte,  etwas  dunkle  körnige  Masse 

übergegangen. 

Fig.  k7  —  b4.  Ulothrix  zonata  Kütz. 

47.  Keimzellen,  nachdem  sie  einige  Zeit  frei  im  Wasser  gelegen  haben ;  a  mit  einem  kleinern,  b  mit  einem 
grössern  inhaltsleeren  Raum;  jede  mit  einem  rothen  Punct  an  der  Wandung. 

fiS.  Eine  Keimzelle  mit  einer  schmalen  Schicht  grünen  Inhaltes,  welche  nur  einen  kleinen  Theil  der  innern 
Oberfläche  überzieht,  und  mit  zwei  dicht  neben  einander  liegenden  rothen  Puncten  an  der  Wandung. 
I  und  II  verschiedene  Ansichten,  durch  eine  Drehung  um  einen  Winkel  von  Uo"  hervorgebracht. 

W.  Keimzelle,  welche  nach  unten  in  die  Wurzel  auswächst. 

oQ.  Junge  Pflanze,  welche  aus  2  Zellen  besteht. 

5i.  Junge  Pflanze,  welche  aus  3  Zellen  besteht. 

52.  Der  untere  Theil  einer  altern  Pflanze;  a  Wurzel. 

00.  Stück  eines  Fadens,  in  welchem  die  Fructification  begonnen  hat.  a  noch  unveränderte  Zellen,  b  Zellen, 
welche  ellipsoidisch  werden,  c  die  Zelle  hat  sich  in  zwei  neben  einander  liegende  Zellen  gethcilt.  d,e 
die  Theilung  ist  weiter  fortgeschritten ;  jedes  der  Glieder  e  besteht  aus  8  Zellen. 

oh.  Stück  eines  Fadens,  in  welchem  die  Fructification  fast  vollendet  ist.  a  Gliederzellen,  welche  noch  die 
Keimzellen,  in  der  Zahl  von  8  bis  20  enthalten,  b  GUederzellen,  welche  die  Keimzellen  entleert  haben. 

Fig.  55  —  58.  Enteromorpha  compressa  Grev.; 

53.  Ende  eines  haarförmigen  Aestchens.  a  Scheitelzelle,  b  Gliederzellen,  d ,  e,  f  beginnende  Theilung  der 
Glieder. 

56.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  das  Ende  eines  Aestchens  in  der  Hohe  von  e  und  f  in  Fig.  55. 

57.  Horizontaler  Durchschnitt  etwas  tiefer;  die  Zellen  trennen  sich  im  Centrum  von  einander. 

58.  Horizontaler  Durchschnitt  noch  tiefer  geführt.  Jede  der  4  Zellen  von  Fig.  57  hat  sich  noch  einmal  ge- 
theilt;  das  Aestchen  ist  röhrig  geworden. 

Fig.  59  —  62.  Porphyra  mlgaris  Ag. 

59.  Durchschnitt  durch  die  noch  unveränderte  Frons. 

60.  Durchschnitt  durch  die  Frons  in  dem  Momente ,  ehe  die  Theilung  zum  Behuf  der  Fruchtbildung  be- 
ginnt. Die  Zellen  sind  durch  Ausscheidung  von  Gallerte  ellipsoidisch  geworden;  einige  sind  heraus- 
gefallen (a). 

61.  Durchschnitt  durch  den  Theil  einer  Frons,  wo  die  Fructification  begonnen  hat.  a  ungetheilte  Glieder, 
b,  c,  d,  e  Glieder,  welche  sich  bereits  mehr  oder  weniger  gethcilt  haben ,  und  welche  bei  dieser  An- 
sicht 2,  3,  k  und  10  Zellen  zeigen. 

62.  Wie  Fig.  61.  a  ein  ungetheilles  Glied,  b  ein  solches  wo  die  Theilung  begonnen  hat.  c  ein  solches,  wo 
die  Theilung  sich  mehrfach  wiederholt  hat,  und  das  bei  dieser  Flächenansicht  aus  18,  in  seinem  kör- 
perlichen Inhalte  somit  etwa  aus  90  Zellen  besteht. 


k9 


—     258     — 


Tab.  19. 

Fig.  1—6.  Ectocarpus  Lyngb. 

i.  E.  siliculosm  Lyngb.  Zwei  Zellen  eines  Asles.  Die  Schleimscliicbt,  an  welcher  Cliloropbyllbläsclien 
liegen,  hat  sich  an  den  Kanten  von  der  Wandung  losgelöst.  Von  dem  centralen  Kern  gehen  radienför- 
mige  Schleimfa^den  aus. 

5.  E.  minimus  Näg, 

2.  Junge  Pflanze;  a  Keimzelle,  D.  M.  =  0,00?tö'". 

3.  Aeltere  Pflanze,  a  entleerte  Keimmutterzellen ,  D.  M.  =  0,008  —  0,010'",  Lounge  =  0,013  -  0,015'". 
b,  c  Mutterzellen,  welche  die  Keimzellen  noch  einschlie  ssen. 

U.  E.  tomentosus  Lyngb,  a  entleerte  KeimmutterKcllen.  b,  c  Mutterzellen,  in  denen  die  Theilung  vor  sich 
geht. 

6.  E.  littoi'alis  Lyngh. 

5.  Einzelne  Gliederzellen  schwellen  zu  Mutterzellen  an,  füllen  sich  mit  Inhalt,  und  theilen  sich. 

6.  Einzelne  Glieder  (a,  b,  c)  besonders  dargestellt,  um  die  fortschreitende  Theilung  lu  zeigen. 

Fig.  7  —  2'i.  Valonia  utricularis  Ag.  (7  —  iU  wenig  vergrössert). 

7.  Einzelnes  Individuum,  g  Keimzellenbrut. 

8.  Einzelnes  Individuum,  g  Keimzelle;  r  Wurzeln. 

9.  Einzelnes  Individuum.  i,l  Aeste  oder  Lappen;  g  Keimzellenbrut. 

10.  Einzelnes  Individuum.  1  Ast  oder  Lappen;  g  Keimzellenbrut,  m  junges  Tochterindividuum. 
H.  Familie  von  3  Individuen,  a  Mutterpflanze,  g  Keimzcilenbrut.  r  Wurzeln,  m  Tochterpflanzen. 

12.  Familie  von  G  Individuen,  a  Muttcrzelie;  m  Tochterzellen. 

13.  Familie  von  5  Individuen,  a  Mutterzelle;  m  Tochterzellen, 

1^.  Familie  von  9  Individuen,  a  Mutterpflanze;  m,m  erste  Generation  von  Tochterpflanzen;  n,n  zweite 
Generation,  g  Keimzellen. 

15.  Keimzellen  von  der  Fläche,  rund  und  parenchymaüsch. 

16.  Keimzellen  von  der  Seite  (g),  an  der  inneren  Fläche  der  Wandung  liegend. 

17.  Keimzelle,  welche  anfängt  sich  zu  entwickeln,  und  bereits  die  Wandung  der  Mutterzelle  durchbrochen 
hat;  a,a  innere,  b,b  äussere  Fljeche  der  Zcllwandung. 

18.  Durchschnitt  durch  die  Wandungen,  da  wo  eine  Tochterzelle  der  Multerzelle  aufsitzt,  abc-abc  Wand 
der  Mutterzelle;  a  aeussere,  b  innere  Schicht  der  Extracellularsubstanz,  c  Zellmembran,  c  neugebilde- 
les  Stück  der  Zellmembran;  d-d  Wand  der  Tochterzelle. 

19.  Slrömungsnctz  von  zarten  Schleimficdcn  aus  einer  Keimzelle;  darin  liegen  winzige  Schleimkörnchen, 
kleine  Chlorophyllbläschen  und  grössere  Amylumkügelchen.     - 

20.  Netzförmig  an  der  Wand  gelagerte  Chlorophyllbh-ieschen,  aus  der  untern  Iloelfte  einer  Zelle. 

21 .  Entstehung  der  Amylumkügelchen,  aus  einer  Keimzelle,  a,  a  Chlorophyllblc-eschen,  in  denen  kein  Kern- 
chen sichtbar  ist;  b',b  mit  einem  Amylunikernchen;  c,c  mit  einem  grössern  Amylumkernchen ;  d,d 
das  Amylumkügelchen  füllt  das  Bläschen  fast  oder  ganz  aus,  das  Chlorophyll  ist  verschwunden;  e,e 
Ireie  Amylumkügelchen,  das  Bläschen  ist  resorbirt  Avorden. 

22.  Chlorophyllbkcschen  aus  der  obern  ILTlfte  einer  Zelle,  mit  kk-uien  Amylunikernchen;  einige  langge- 
streckte Bteschen  besitzen  kein  deutliches  Kernchen. 


—     259     — 

23.  Zwei  Chlorophyllblseschen  (a  und  b),  mit  i  Staerkokcrnclien.  I  von  der  Flaeche;  II  von  der  Seile. 

:2'i.  Entstehung  der  Keimzellen,  a,  a,  a  scheinen  homogene,  farblose  Schleimtröpfchen  zu  sein  (D.  M.  = 

0,0013  —  0,003"0;  b,b,b  sie  sind  etwas  körnig  geworden;  c,c  Zellen  mit  körnigem,  grünlichem 

Inhalt;  d,  d  deutliche  Zellen,  mit  Chloroph}ilbla>schen  und  Schleim. 

Fig.  23  —  30.  Udotea  cyatlüformis  Decaisne. 

23.  Senkrechter  Querdurchschnitt,  m  m  eine  Markröhre ;  c,  c  Rinde. 

26.  aa  und  cc  2  Markröhrenachsen,  die  aus  der  Achse  1  durch  Dichotomie  in  m  entstanden  sind.  b,b  Rin- 
denoestchen;  d,d  gelappte  Zweige  der  RindcnKstchen. 

27.  a,  b,  b,  c,  c,  c,  c  Markröhrenachsen ;  m,  n,  n  die  Stellen ,  wo  sie  sich  dichotomisch  gefheilt  haben,  d 
ein  jtmges,  e,  f,  g  etwas  aeltere  Rindenaistchen. 

28.  Rinde  von  aussen. 

29.  Ein  regelmasssig  gebauter  Zweig  eines  Rindena^slchens  von  aussen. 

30.  Eine  Frons  in  natürlicher  Grösse,  a  eine  junge  Frons,  welche  durch  Prolificalion  aus  der  Fla;ciie,  b,b,  b 
eben  solche,  welche  durch  Prolificalion  aus  dem  Rande  entstanden  sind. 

Fig.  31  —  oh.  Mijrionema.  31,  33,  3ft.  M.  strangidans  Grev.  32.  M.  Rhodonieniae  Nag. 

31.  Durchschnitt  durch  Enteromorplia  und  durch  das  auf  derselben  parasitische  Myrionema ;  der  Schnitt 
hat  das  letztere  tangental  getroffen,  a-a  Enteromorpha.  b-b  Myrionema,  D.  M.  der  Zellen  =  0,0025"''. 

32.  Ein  Slück  des  Randes,  von  der  Flaeche  angesehen. 

33.  Radialer  Querdurchschnilt.  a-a  Enteromorpha.  b-b  Frons  von  iVyr/onejxa,  Laenge  der  Zellen  = 
0,006"';  Breite  .-=  0,003'".  c  langes  fadenförmiges  Haar,  dessen  oberste  Zellen  abgefallen  sind.  d,d 
kurze  keulenförmige  Haare,  Laenge  =  0,013  —  0,020''^.  e,  f  Keirarautterzellen ,  Laenge  =  0,012-"', 
D.  M.  =  0,009'", 

3'4.  Die  Fruchtschicht  von  der  Flaeche  angesehen;  neben  den  kleinern  keulenförmigen  Haaren  (D.  M.= 
0,00?»'")  sieht  man  mehrere  ungetheillc  und  in  Theilung  begriffene  Keimmutterzellen  (D.  M.  =  0,008 
-  0,010'/0- 

Tab.  lEE. 

Fig.  1  —  12.  Acetabularia  mediterraneaLdimour. 

i .  Die  eine  Ha-lfte  des  durch  einen  senkrechten  Schnitt  in  der  Mitte  durchschnittenen  Schirmes  mit  dem 
obersten  Theile  des  Stieles,  von  der  Schnitlflaeche  angesehen,  a  Stiel,  b-b  Durchschnitt  des  Schirmes 
(b,b  zwei  geöffnete  Strahlen),  s  Strahlen  des  Schirmes  von  der  obern  Flaeche.  c,  c  acussere  Wülste  des 
unleren  Ringes;  e,  e  innere  Wülste  des  unteren  Ringes,  f  Wülste  des  obern  Ringes,  h  ein  Haar,  das 
auf  einem  Wulst  des  obern  Ringes  sieht. 

2.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  die  Mitte  des  Schirmes,  stajrker  vergrössert.  a  Stiel.  b,b  Strahlen  des 
Schirmes  c, c  acussere,  e.e  innere  Wülste  des  unteren  Ringes;  d,  d  Einfallung  der  Membran  zwischen 
den  inneren  und  aeusseren  Wiilslen  des  unteren  Ringes,  f,  f  Wülste  des  obern  Ringes;  g,g  Wajrzchen 
auf  diesen  Wülsten  ;  h  ein  Haar ,  das  aus  einem  Waerzchen  hervorgegangen  ist ;  h*  ein  Wa'rzchen ,  das 
in  ein  Haar  auswacchst.  n  Nabel,  m  Wandung  des  Stieles. 

3.  Ein  Wulst  des  obern  Ringes  besonders  dargestellt,  mit  den  Waerzchen,  die  er  traegt  (g,g). 

'i.  Senkrochier  Durclisclmitt  durch  den  Schirm,  als  Secante  geführt.  Die  scheinbaren  Zellen  (b,b)  entspre- 
chen den  Stralilen  des  Schirmes  (Fig.  1,  2,  b,  b) 


—     260     — 

5.  Ein  Theil  der  durchschnittenen  Wandung  aus  Fig.  4  starker  vergrössert.  Verdünnte  SiEure  hat  den 
Kalk  aufgelöst,  und  die  Wandung  etwas  aufgelockert.  a,a  Zellraenibran.  b,b  innere  Lage  der  Extracel- 
lularsubstanz;  c,  c  aeussere  Lage  derselben.  In  der  Scheidewand  scheint  jetzt  die  Extracellularsubstanz 
ganz  zu  mangeln,  weil  der  daselbst  befindliche  Kalk  aufgelöst  worden  ist. 

6.  Rand  des  Schirmes  von  der  Fteche,  nach  Behandlung  mit  verdünnter  Sajure.  a  Zellmembran,  b  innere 
gestreifte  Lage  der  Extracellularsubstanz ,  verschmaelert  sich  nach  innen  (nach  b*  hin) ;  c  aeussere ,  un- 
gestreifte Lage  der  Extracellularsubstanz. 

7.  Unterster  Theil  des  Stieles,  nach  Behandlung  mit  verdünnter  Sa^ure;  ganzer  Durchmesser  =  0,090'"; 
Wandung  0,025"'.  An  der  Membran  liegen  Amylumkörnchen ;  dieselben  in  b  stairker  vergrössert.  r,r 
Wurzeln. 

8.  Stück  der  Wandung  von  einem  Querschnitt  durch  den  Stiel,  stark  vergrössert.  a  Zellmembran,  b  innere, 
gestreifte ,  kalklose  Extracellularsubstanz.  c  aeussere  Lage  der  Extracellularsubstanz  mit  kleinen  Kalk- 
körnchen. 

U.  Stück  von  einem  Stiel,  aus  dessen  oberer  Haelfte,  nach  Anwendung  von  Saeure.  An  der  Membran  liegen 
grössere,  einfache  und  zusammengesetzte  Stserkekörner;  die  einfachen  betragen  0,008'"  —  0,012'"  im 
Durchmesser.  Die  Stajrkekörner  sind  in  B  besonders  dargestellt. 
10.  Oberer  Ring  (zwischen  dem  Schirm  und  dem  Nabel)  von  oben  angesehen,  f,  f  die  Wülste,  g,  g  die 

Waerzchen.  b,  b  die  Strahlen  des  Schirmes,  (vgl.  die  gleichen  Benennungen  in  Fig.  1,  2,  3). 
H.  Die  beiden  untern  Ringe  (zwischen  dem  Schirm  und  dem  Stiel)  von  unten  angesehen,  b,  b  die  Strali- 
len  des  Schirmes ;  c,  c  die  Wülste  des  aeussern  Ringes,  e,  e  die  des  inneren  Ringes ;  d-d  die  Einfaltung 
der  Membran  zwischen  den  Wülsten  des  aeusseren  und  denen  des  inneren  Ringes,  (vgl.  die  na3mlichen 
Benennungen  in  Fig.  1  und  2). 

12.  Ein  junges  Haar;  a  die  Basiszelle  oder  der  ersten  Ordnung;  b  die  Zellen  der  zweiten,  c  die  Zellen  der 
dritten,  d  die  Zellen  der  vierten,  e  die  Zellen  der  fünften  Ordnung.  Die  letztern  sind  eben  erst  ent- 
standen und  noch  ganz  klein. 

Flg.  13  —  20.  Myriotrichia  Harv. 

13.  Stück  von  emer  jungen  Pflanze;  die  Gliederzellen  theilen  sich  durch  horizontale  Waende;  Breite  der 
Zellen  —  0,010'";  Höhe  -  0,003  —  0,006 "/. 

i'i.  Oberes  Ende  einer  etwas  weiter  entwickelten  Pflanze,  D.  M.  =0,012"';  die  Gliederzellen  theilen  sich 
durch  verticale  Waende.  a  haarförraige  Spitze ,  deren  Zellen  von  oben  nach  unten  abfallen ,  D.  M.  = 
0,006'".  b  junges  Aestchen.  c  etwas  älteres  haarförmiges  Aestchen,  die  Zellenausdehnung  geht  von 
der  Spitze  nach  der  Basis  hin. 

la.  Querschnitt  durch  den  Theil  einer  Pflanze,  welcher  in  seiner  Entwickelung  dem  untern  Ende  von  Fig. 
ili  entspricht;  D.  M.  =  0,012'". 

10.  Stück  von  einer  Pflanze,  wo  die  Fructification  begonnen  hat.  a  junge  Keimmutterzelle,  b,  c  mit  Keim- 
zellen gefüllte  Mutterzellen,  d  entleerte  Mutterzelle,  e  junges  Aestchen.  Durchmesser  der  Mutteriellen 
=  0,020  -  0,050"'. 

17.  Stück  von  einer  Pflanze,  wo  alle  Zellen  gleichzeitig  anfangen,  Aestchen  zu  bilden. 

18.  Alle  Zellen  einzelner  Glieder  haben  angefangen,  Aestchen  zu  bilden. 

19.  Einzelne  Zellen  verschiedener  Glieder  fangen  an,  Aestchen  zu  erzeugen. 

20.  Stück  von  einer  Pflanze,  wo  auf  vielen  Epidermiszcllen  Aestchen  stehen,  dazwischen  einige  Keimmul- 
terzellen. 


—     261     — 

Fig.  21  —  25.  Spirogyra  quinina  Link.  (21,  22.  S^).  longata  Kütz.  23  —  25.  Zygnema  altematum  Hassall.) 

21.  Junge  Zelle,  in  welclier  das  Chlorophyll  noch  die  ganze  Cylinderflaeche  überzieht;  Laenge  =  0,025'". 
Breite  =  0,010"'. 

22.  Etwas  (Eitere  Zelle,  in  welcher  die  Chlorophyllschicht  sich  in  ein  spiraliges  Band  getrennt  hat ;  Laenge 
.-=:  0,050'";  Breite  =  0,010"'.  Die  grünen  und  die  farblosen  Streifen  sind  gleich  breit. 

23.  Stück  von  einer  Pflanze,  wo  die  Gliederzellen  sich  unter  einander  copulirt  haben.  Einige  Zellen  (a) 
sind  mit  der  Mitte  ihrer  Cylinderflaeche  ausgewachsen,  um  sich  auf  gewöhnliche  Art  zu  copuliren. 

24.  Zwei  Zellen  in  Copulation,  bevor  [das  zwischen  den  Fortsaetzen  Uiegende  Membranstück  resorbirt  ist. 

25.  Wie  Fig.  2li,  nach  der  Resorption. 

Tab.  IV. 

Fig.  1  —  20.  Dasydadus  da^ceformis  Ag. 

i.  a-a  Stamm.- f,  f  Blaetter;  die  übrigen  Blaetter  des  Verticüls  sind  nicht  gezeichnet. 
2,  3.  Verschiedene  Blaetter. 

k.  a  Stammspitze,  f,  f  zwei  Blattverticille.  p,  p  Poren  zwischen  der  Stammzelle  und  den  Basiszellen  der 

Blaetter. 
5.  Oberer  Theil  einer  wachsenden  BlattzeUe ;  a  homogener  Schleim;  b  körniger  Schleim ;  c  körniger,  grün- 
gefaerbter  Inhalt. 
6,  7,  8,  9.  Blaltzellen,  welche  oben  auswachsen  in  2  (Fig.  6,  8)  oder  3  (Fig.  7,  9)  Fortsaelze,  gleichzeitig  (Fig. 
6,  7)  oder  ungleichzeitig  (Fig.  8,  9),  um  neue  Zellen  zu  bilden,  a  homogener  farbloser  Schleim;  b  kör- 
niger farbloser  Schleim ;  c  körniger  grüner  Inhalt. 

10.  Eine  untere  Blattzelle  mit  2  Obern  jungen  Blattzellen  an  ihrer  Spitze,  a  homogener  Schleim  ;  b  körniger 
Schleim ;  c  körniger,  grünlicher  Inhalt. 

11.  Basis  einer  untersten  Blattzelle;  p  Perus  nach  der  Stammzelle. 

12.  3jungeBlattzelien  an  der  Berührungsstelle,  m  Schleimschicht,  welche  in  Folge  der  Endosmose  von 
süssem  Wasser  sich  von  der  Membran  zurückgezogen  hat.  p,  p  Poren. 

13.  Scheidewand  zwischen  2  Blattzellen  (f,  f),  mit  dem  Perus. 

14.  Spitze  der  Endzelle  eines  Blattes. 

15.  Wandung  vom  obern  Theile  der  Stammzelle ,  im  Durchschnitt,  c  Zellmembran ;  e  Extracellularsub- 
stanz,  am  aeussern  Rande  gekerbt. 

16.  Wandung  vom  untern  Theile  der  Stammzelle,  von  der  Flaeche  angesehen  mit  einem  doppelten  Netze 
(b-b).  a,  a  2  Poren  von  abgefallenen  Blsettern;  sie  sind  umgeben  von  einem  breiten ,  strahlenförmig- 
gestreiften  Rande. 

1'7 ,  18.  Wandung  der  Stammzelle  im  senkrechten  Durchschnitt,  mit  den  Poren  nach  den  Blaettern.  a  Membran 
der  Stammzelle;  m  innere,  mehr  verdünnte,  gestreifte  Lage,  n  aeussere,  diclhere,  von  Kalknieder- 
schlaegen  körnige  Lage  der  Extracellularsubstanz  der  Stammzelle,  b,  b,  b  Membran  der  Blattzellen  ; 
o,  0,  0  Extracellularsubstanz  der  Blattzellen. 

19.  Oberer  Theil  einer  Stammzelle ;  die  Schleimschicht  hat  sich  durch  Endosmose  von  W' asser  tbeilweise 
von  der  Zellmembran  losgelöst,  so  dass  sie  nur  noch  mit  einzelnen  Fortsaetzen,  welche  die  Gestalt  der 
Linien  eines  Netzes  haben,  an  derselben  befestigt  ist.  a,  eingedrungenes  Wasser. 

20.  Körner ,  die  aus  mehreren  Chlorophyllblaeschen  zusammengesetzt  sind ;  mit  einem  hohlen  Raum  im 
Centrum. 

Denkschr.  ymcEhi.  OU 


—     262 


Fig.  21,  *22.  raucheria  scpsilis  Lyr.gb. 

21.  KeiniJBStchen  (a)  und  Hakenicstchen  (b)  vor  der  Copulalion. 

22.  Nach  der  Copulalion.  a,  c  Keimaestchen ,  in  denen  sich  eine  Keimzelle  durch  Copulalion  mit  den  Ha- 
kenaestchen  b  und  d  gebildet  hat.  e  ein  Reimaestchen ,  in  welchem  sich  eine  Keimzelle  ohne  Copula- 
lion bildete,  indem  das  Hakenjestchen  f  sein  Ziel  verfehlte,  und  seinen  Inhalt  nicht  entleeren  konnte.  — 
B  ein  Keimsestchen  sticrker  vergrössert;  g  Narbe,  wo  das  Hakenajstchen  mit  denselben  vereinigt  war. 

Fig.  23  —  57.  Acrocladus  mediterraneus  Näg. 

23.  Ganze  Pflanze,  doppelt  so  gross  als  in  der  Natur,  c  Stamm,  r  Wurzeln,  f  Btetter. 
2^».  Unterer  Theil  des  Stammes  mit  den  Wurzeln,  sterker  vergrössert. 

25.  Das  Ende  einer  Wurzelachse  noch  mehr  vergrössert. 

26.  r  Stück  einer  Wurzel,  in  der  sich  eine  Wand  gebildet  hat.  Der  betrefl"ende  Theil  ist  daneben  staerker 
vergrössert.  a  Membran  der  Wurzel,  e  Extracellularsubstauz.  m,  m  die  neu  gebildeten  Membran- 
stücke (vgl.  den  Text). 

27.  c  Oberes  Ende  des  Stammes;  f,  f  10  Blaetter. 

28.  c  Oberes  gelapptes  Ende  des  Stammes.  Von  den  12  Btettern  sind  nur  die  6  zugekehrten  (f)  dargestellt 

29.  c  Oberes  Ende  des  Stammes;  mit  12  Blsettern,  von  denen  6  gezeichnet  sind  (f).  a  Ast,  mit  3  jungen 
(noch  einzelligen)  Blsettern  (f^). 

50  —  33.  AusgeAvachsene  Blaetter  besonders  dargestellt. 

36.  Ein  wachsendes  Blatt;  die  untere  der  beiden  Zellen  ist  in  einen  Fortsatz  (a)  ausgewachsen ,  um  einen 
Ast  zu  erzeugen. 

57.  Chlorophyllbiseschen,  jedes  mit  einem  Amylumkernchen.  b  von  der  Seite  angesehen. 

Fig.  58,  59.  C*/s(oseira. 

58.  Durchschnitt  durch  einen  jungen  Sorus  (Conceptaculum).  a-a  Epidermiszellen. 

59.  Ein  Stück  aus  dem  Grunde  eines  etwas  aellern  durchschnittenen  Sorus.  a-a  Epidermiszellen.  b  junge 
Keimzelle,  c  junge  Nebenfaeden. 

Tab.  V. 


Fig.  1  —  9.  Padina  Pavonia  Lamour. 


1.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  den  obern  eingerollten  Rand  der  Frons.  a  Randzelle,  b  Flaechenzelle. 
cFloechenzelle  mit  2  Kernen,  d  Secunda^re  Flffichenzelle.  e  primaere  Rindenzelle,  f ,  h  secunda3re  Fla;- 
chenzellen  oder  primsere  Markzellen,  g  primsere  Rindenzelle  mit  2  Kernen,  i,  k,  1,  m,  n,  o,  p  Rinden- 
zellen. 

2.'  Senkrechter  Durchschnitt  durch  den  obern  eingerollten  Rand  der  Frons.  a  secundsere  Flaechenzellen 
oder  primsere  Markzellen,  c  Kindenzellen.  p  durchschnittener,  junger  Nebenfsedengürtel. 

3.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  einen  jungen  Nebenfedengürtel  (Fig.  2,  p  starker  vergrössert).  a-a*  se- 
cundajre  Flaechenzellen  oder  primaere  Markzellen,  c-e'  Rindenzellen,  r,  r  Rindenzellen ,  welche  einen 
Nebenfaden  tragen,  c-c  Culicula.  g  Gallerte,  die  von  den  NebenAeden  ausgeschieden  wurde.  —  In  a 
und  e  ist  der  Zelleninhalt  dargestellt,  wenn  die  Focalebcne  den  Mittelpunct  der  Zelle  trifft;  der  Kern 


—     265     — 

ist  in  einem  Haufen  von  Schleimiiörnciien  und  Chloropliyllbkeschen  verborgen;  er  sendet  Ströniungs- 
faedcn  u«ch  der  Wandung;  an  der  Membran  liegen  Chloropliyllblaischen.  In  a*  und  e*  ist  der  Zelienin- 
halt  dargestellt,  wenn  die  Focalebene  die  Wandung  der  Zelle  trifft.  Man  erblickt  die  Chlorohpyllbla*s- 
eben,  welcbe  in  einem  peripberischen  Strömungsnelz  liegen. 

U.  Senkrecbler  Durcbscbnitt  durch  die  Frons.  a-a  secundicre  Flsechenzellen  oder  primsere  Markzellen,  e-e 
Rindenzellen,  r,  r  Rindenzellen,  die  einen  Nebenfaden  erzeugt  haben.  Auf  den  2  aeussern  ist  er  noch 
vorhanden;  auf  den  2  mitllern  ist  er  abgefallen. 

o.  Verlicaler  Durchschnitt  durch  die  Frons.  a-a  mittlere  Markzellen,  b-b  vordere  Markzellen,  e-e  Rinden- 
zellen; r,  r  solche,  welche  einen  Nebenfaden  getragen  haben. 

G.  Verticaler  Durchschnitt  durch  die  Frons.  b-b  vordere  Markzellen,  c-c  und  d-d  mittlere  Markzellen,  e-e 
Rindenzellen.  Zelleninhalt  wie  in  Fig.  3,  a  und  e. 

7.  Verticaler  Durchschnitt,  e  Rindenzellen;  f  solche,  die  auswachsen ,  um  eine  Keimzelle  zu  erzeugen,  r 
Rindenzelle,  welche  eine  junge  Keimzelte  (k)  tra^gt.  g  Gallerte,  welche  von  den  auswachsenden  Rinden- 
zellen und  den  jungen  Keimzellen  ausgeschieden  wird,  c  Cuticula. 

8.  Verticaler  Durchschnitt,  b-b  vordere  Markzellen ;  c,  d  mittlere  Markzellen,  e  Rindenzellen;  r  solche, 
die  Keimzellen  (k,  k)  tragen.  Ganzer  Durchmesser  (e-b)  =  0.060'";  Lsnge  der  Markzellen  =  0,050 '" 
-  0,050  "A 

y.  Aufgerollter  und  flach  gelegter  Rand  der  Frons.  a-a  Randzellen ;  m,  m  solche,  die  jsich  eben  durch  die 
Wand  p  in  eine  neue  Randzelle  und  in  eine  Flaechenzeile  getheilt  haben,  o,  o  senkrechte  Wand  in 
den  Randzellen,  welche  dieselben  in  2  nebeneinander  liegende,  neue  Randzellen  (n,  n)  trennt. 

Fig.  10  —  21.  Dictyota  dichotoma  Lamour. 

10.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  die  Frons  (D.  .M.  =  0,053/").  m-m  Markzellen,  Dickendurchmesser  = 
0,02S'";  die  Länge  beträgt  durchschnitthch  0,050'".  e-e  Rindenzellen;  Dickendurchmesser  = 
0,00o'". 

11.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  den  untern  Theil  der  Frons;  D.  M.  :=:  0,060"'.  m-m  Markzellen; 
Dicken-D.  M.  =0,04?i"';  Breiten-D.  M.  =;o,050"/  —  0,050'".  e-e  Rindenzellen;  Dicken -D.  M. 
=  0,008'". 

12.  Spitze  einer  Achse,  a  Scheitelzelle,  b  ungetheilte  Gliederzelle,  c-c  Glied,  das  sich  in  2  Zellen  getheilt 
hat.  d-d,  e-e,  f-f,  g-g,  Glieder,  die  sich  in  U,  8,  16,  52  Zellen  getheilt  haben. 

io.  Die  Scheitelzelle  hat  sich  durch  eine  senkrechte  Wand  in  2  neue  Scheitelzellen  getheilt  (a,  a).  b  unge- 
theilte Gliederzelle,  c  Glied,  das  aus  2  Zellen  besteht. 

14.  e-e,  d-d,  c-c  5  Glieder,  die  der  Mutterachse  angehören;  b,  a  und  b,  a  je  2  Zellen,  die  den  Anfang 
zweier  Tochterachsen  bilden,  a,  a  Scheitelzellen;  b,  b  ungetheilte  Gliederzellen,  c-c  Glied,  das  aus  k 
Zellen  besteht;  d-d  Glied,  das  aus  6  Zellen,  e-e  Glied,  das  aus  16  Zellen  besteht. 

15.  f-f,  e-e,  d-d  5  Glieder,  die  der  3Iulterachse  angehören,  c,  b,  a  je  5  Zellen,  welche  die  beiden  Tochter- 
achsen bilden;  a,  a  Scheitelzellen;  b,  c  ungetheilte  Gliederzellen,  d-d  Glied,  das  aus  4  Zellen  besteht; 
e-e,  f-f  Glieder,  die  aus  8  und  16  Zellen  gebildet  sind. 

16.  g-g  das  oberste  Glied  der  Mutterachse,  f,  e,  d,  c,  b  je  5  Glieder,  die  den  beiden  Tochterachsen  angehö- 
ren, a,  a  Scheitelzellen  derselben;  b  ungetheilte  Gliederzellen ;  c,  d,  e-e,  f-f,  Glieder,  die  aus  2,  ii,  8, 
16  Zellen  gebildet  sind. 

17.  Markzellen  von  der  Fläche,  e,  e,  e  Zellen,  welche  ringsum  eine  beträchtliche  Menge  von  Gallerte  ge- 
bildet haben,  c  eine  Zelle,  die  nur  nach  der  einen  Seite  hin  ihre  Wandung  verdickte,  b,  b  Zellen 
ohne  bedeutende  Verdickungen  der  Wandung. 

18.  Die  Scheidewände  zwischen  den  Markzellen  aus  Fig.  10,  släi-ker  vergrössert,  um  die  i^oren  zu  zeigen. 


—     261     — 

19.  Horizontaler  Diirclischnitt  durch  den  obern  Theil  der  Frons,  da  wo  ein  Büschel  von  jungen  Nebenfä- 
den auf  derselben  steht;  D.  M.  der  Frons  =  0,018"'.  m-m  iMarkzellen.  e-e  Rindenzellen,  c  Cuticula. 
g  Gallerte,  die  von  den  Nebenfäden  ausgeschieden  wurde. 

20.  c-e  Rindenzellen;  2  davon  sind  ausgewachsen,  um  Keimzellen  zu  bilden. 

21.  e-e  Rindenzellen  ;  die  Zelle  r  trägt  eine  Keimzelle. 

Fig.  22  —  31.  Colcochcele  scutata  Breb.  25  —  51  Var.  soluta. 

22.  Kreisförmiges  Laub  mit  gelapptem  Rande  und  einer  concentrischen  Reihe  von  Keimmutterzellen. 

23.  Ein  Stück  des  Randes,  c,  c  Keimmutterzellen. 

•iU.  Ein  Stück  des  Randes,  a,  a  Randzellen,  die  sich  durch  eine  radiale  Wand  in  zwei  neue  Randzellen  theil- 
ten.  b,  b  Randzellen,  die  sich  durch  eine  tangentale  Wand  in  eine  neue  Randzelle  und  eine  Flächen- 
zelle getheiit  haben,  c,  c  Keimmutterzellen.  d,  d  Borsten. 

25.  Ein  Faden  von  der  gelösten  Form ,  dessen  Scheitelzelle  (c)  sich  zur  Keimmutterzelle  umbildet,  und 
dessen  oberste  Gliederzelle  (d)  eine  Astzelle  erzeugte. 

20.  b,  c  Keimmutterzellen,  von  einem  Zellenring  umgeben,  welcher  durch  Astzellenbildung  aus  den  ober- 
sten Giiederzellen  (d)  entstanden  ist. 

27.  b  Keimmulterzelle,  mit  einem  Aestchen  umhüllt,  das  einen  unvollständigen  Ring  bildet,  c  Keiramut- 
terzelle  mit  einem  vollständigen  Ring,  d,  d  oberste  Gliederzellen. 

28.  Keimmutterzelle,  welche  mit  einem  vollständigen  Ring  umgeben,  und  deren  obere  Fläche  theilweise 
durch  Zellen  bedeckt  ist. 

29.  Eine  vollständige  kleine  Pßanze  der  gelösteti  Form.  Die  Keimmutterzelle  (a)  ist  an  der  freien  (nicht 
angewachsenen)  Fläche  mit  einer  Zellschicht  bedeckt,  b,  b  Borsten. 

-öO.  Querdurchschnitt  durch  eine  Keimmutterzelle,  wie  sie  in  Fig.  29  abgebildet  ist.  a  die  der  Unterlage 

anhaftende  Fläche, 
öl.  Keimmuttcrzelle  mit  einigen  Keimzellen. 

Tab.  Tl. 

Fig.  1  —  6.  Jntühamnion  cruciatum  (Callithamnion  c.  Ag.) 

1.  c-d  Stück  von  einem  Stamm;  auf  dem  Gliede  c  steht  das  Blatt  a-b;  das  diesem  gegenüberliegende  Blatt 
ist  nicht  sichtbar;  auf  dem  Gliede  d  stehen  die  beiden  Blätter  f ,  f.  a,  a  unterste  secundäre  Zelle  der 
Blätter,  welche  keine  Tochterachse  bildet,  s,  s  abortirte  Sporenmulterzellen. 

2.  Spitze  eines  Stammes,  a  primäre  Zelle  (Scheitelzelle),  b  oberste  secundäre  Zelle,  c  secundäre  Zelle, 
welche  auswächst,  um  ein  Blatt  zu  erzeugen,  d,  e,  g  ganz  junge  Blätter,  welche  noch  erst  aus  einer 
oder  aus  zwei  Zellen  bestehen. 

o.  Junges,  in  der  Entwickelung  begriffenes  Blatt,  a  primäre  Zelle  (Scheitelzelle),  b,  c,  d  secundäre  Zellen : 
die  letztere  (d)  wächst  aus,  um  eine  Astzelle  zu  erzeugen,  e,  f,  g,  h,  i,  k  junge  Tochterachsen  des  Blat- 
tes, worunter  c  erst  ein  Zellast  und  f  eine  einfache  Zelle  ist;  1  unterste  secundäre  Zelle,  welche  keine 
Tochterachse  bildet. 

'».  c  secundäre  StammzcUe,  mit  einem  Blatt,  r  Wurzel,  welche  aus  der  untersten  secundären  Zelle  des 
Blattes  entspringt,  s,  s  abortirte  Sporenmulterzellen. 

o.  Zellen  eines  altern  Blattes  mit  den  Poren,  m  Zellmembran;  a  innere,  b  äussere  Lage  der  Extracellular- 
substanz. 

<>.  Porus  zAvischen  2  altern  Stammzellen,  m  Zellmembran;  a  innere,  b  äussere  Lage  der  Extracellular- 
substanz. 


—     265     — 

Fig.  7  —  28.  Poecüolhamnion  versicolor  (Calüthamnion  v.  Ag.)  29.  Poecüothamnion  corymbosmn 

(Callithamnion  c.  Ag.) 

7.  a-d  gemischte  Achse;  r,  r',  r" Seitenäsle  mit  Sporenmullerzellen  (vgl.  den  Text). 

8.  f  Laubzelle,  a  Ausgewachsener  Theil  der  Laubzelle,  in  Avelcliein  sich  noch  keine  Sporenmutterzelle  ge- 
bildet hat.  b  Sporenmutterzelle  mit  einem  centralen  secundäron  Kornbläschen,  c  Specialmuttcrzellen 
mit  ihren  Kernen. 

*■),    10.    Laubzellen  mit  Sporenmutterzellen,  a  noch  ungetheilt,  b  in  k  Specialmutterzellen  gethcill. 

11.  a,  a  gemischte  Achse,  r  Seitenast  mit  Anlheridien. 
12  —  19.  Entwickelungsgeschichte  der  Antheridien. 

20.  Samenzellchen,  a  ein  jüngeres,  das  feinkörnigen  Schleim  enthält,  b,  c,  d  ältere  mit  wasserhellem  In- 
halt und  einem  wandständigen  Puncte ,  von  welchem  eine  sich  allmälig  verlierende  Linie  (Samenfa- 
den ?)  ausgeht. 

21.  a-a  gemischte  unbegrenzte  Achse;  r,  r,  Seitenäste.  Die  Keimzellenhäufchen  sind  paarweise  gegenüber- 
stehend ;  die  Paare  alterniren  mit  einander. 

22  —  20.  Entwickelungsgeschichte  der  Keimhäufchen. 

27.  Keimhäufchen,  lappenförmig  abgetheilt.  a  Basiszelle. 

28.  a-a  gemischte  Achse;  g,  g  Keimhäufchen,  mit  verdünnter  Säure  zerdrückt.  Der  contraiiirte  Inhalt  der 
^  Keimzellen  hängt  durch  Poren  zusammen.  Die  Zellenwände  smd  aufgelöst. 

29.  An  einem  Laubgliede  stehen  k  Keimhäufchen,  die  beiden  obern  sind  ausgebildet,  roth-gefärbt,  und 
mit  Extracellularsubstanz  umgeben.  Die  beiden  untern  entwickeln  sich  eben ,  sind  fast  farblos  und 
noch  ohne  Extracellularsubstanz. 

Fig.  50  —  57.  Callithamnion. 

30.  C.  semimidmn  Ag.  Ende  eines  Astes,  a  Scheitelzelle  (primäre  Zelle  des  n"="  Grades,  In ).  b  oberste 
Gliederzelle  (n-ill).  c  Gliederzelle  (..-all),  welche  auswächst,  d  Astzelle  (primäre  Zelle  des  ersten 
Grades,  V).  e,  f,  g  Tochterachsen. 

34.  C.  roseiim  Ag.  Ende  eines  Astes  mit  Keimhäufchen.  B  eines  derselben  stärker  vergrössert ;  g  Extra- 
cellularsubstanz; in  derselben  ist  an  der  Basis  des  Häufchens  ein  Porus  befindlich. 

32.  C.  tetricum  Ag.  Ende  eines  Astes  mit  Sporenmutterzellen.  r  eine  secundäre  Zelle,  welche  auswächst, 
um  eine  Astzelle  zu  bilden,  a  eine  secundäre  Zelle,  welche  auswichst,  um  eine  Sporenmutterzelle 
zu  erzeugen,  b,  b,  b  junge  Sporenmutterzellen. 

33.  C.  scopulorum  Ag.  Scheidewand  mit  einem  Porus.  m  Zellmembran,  c  Extracellularsubstanz. 
34-37.  Schematische  Zeichnungen  mit  Angabe  der  Werthe  für  die  einzelnen  Zellen.  54  Ende  ein.-s  Astes. 

35  —  57.  Keimende  Pflanzen. 

Fig.  58  —  42.  Plilota plumosa  var.  temiissima  Ag. 

58.  a-b  primaere  Hauptachse.  Auf  jeder  Gliederzelle  stehen  zwei  primajre  Tochterachsen,  eine  nach  rechts 
und  eine  nach  links.  Von  denselben  ist  bloss  das  unterste  Glied  gezeichnet:  c,  c,  d,  d,  e,  f,  g,  g,  h,  h. 
Nur  zwei  dieser  primären  Tochterachsen  sind  fertig  gezeichnet:  i  -  t  (welche  e  gegenübersteht)  und 
u  (welche  f  opponirt  ist).  -  t  Scheitelzelle  (l").  s  oberste  oder  zehnte  Gliederzelle  (.oll).  Die  zweit- 
oberste oder  neunte  Gliederzelle  (.11)  hat  erst  eine  Astzclle  erzeugt :  r.  Die  achte  Gliederzelle  (.II) 
traegt  links  eine  Astzelle ,  rechts  einen  zweigliedrigen  Zweig  (primaere  Tochlerachse) ,  q-q.  Die  sie- 

Deiikäclir.  y^-fiFLi.  " 


—     266     — 

beule  bis  zweite  Gliederzelle  {AI .11)  Iraegt  jederseils  einen  mebrgliedrigen  Zweig  (p-p,  o-o, 

n-n,  ni-m,  l-l,  k).  An  der  ersten  oder  untersten  Gliederzelle  (.II)  ist  rechts  ein  zweigliedriger  Zweig 
(i)  befestigt.  Die  2-5'e  Gliederzclle  traegt  auf  der  obern  (zugekehrten)  Seite  (die  abgekehrte  Seite  ist 
nicht  sichtbar)  je  eine  Astzelle  (secundaere  Tochterachse) ,  welche  an  dem  fünften  Gliede  (zwischen 
n-n)  noch  unversendert  ist.  an  dem  vierten  und  dritten  Gliede  (zwischen  m-m  und  1-1)  nach  unten  eine 
Astzelle,  und  an  dem  zweiten  Gliede  (bei  kj  nach  unten  zwei  Astzellen  erzeugt  hat,  woraus  Wurzel- 
fseden  hervorgehen.  Die  unterste  Gliederzelle  des  Zweiges  m  (rechts)  hat  eine  Astzelle  für  eine  pri- 
maere  Tochterachse,  die  des  Zweiges  1  eine  (obere)  Astzelle  für  eine  primsere  Tochterachse  und  eine 
solche  (unten)  für  ein  Wurzelhaar,  die  des  Zweiges  k  und  i  bloss  je  eine  Astzelle  für  ein  Wurzelhaar 
gebildet.  —  Die  Gliederzellen  der  Hauptachse  a-b  haben  ausser  den  zwei  Reihen  von  primären  Toch- 
terachsen zwei  Reihen  von  secundären  einzelligen  Tochterachsen  erzeugt,  von  denen  die  eine  zuge- 
kehrte sichtbar  ist.  Jede  Gliederzelle  trägt  an  ihrem  obern  Seitentheile  eine  solche  Zelle.  Von  densel- 
ben hat  die  des  obersten  Gliedes  (zwischen  h  -  h)  nach  unten  zwei  Astzellen ,  die  des  zweitobersten 
Gliedes  (zwischen  g-g)  unten  zwei  und  nach  oben  links  eine  Astzelle ,  die  des  dritten  (bei  f)  und  der 
übrigen  untern  Glieder  (bei  e,  zwischen  d-d  und  c-c)  unten  2  und  oben  2  Astzellen  erzeugt,  welche 
in  den  drei  untern  Gliedern  Iheilweise  anfangen,  in  Wurzelfäden  auszuwachsen.  —  Die  untersten  Glie- 
derzellen der  primären  Seitenachsen  (c,  d,  e,  f,  g,  h)  tragen  alle  nach  unten  und  innen  entweder 
eine  Astzelle  für  ein  Wurzelhaar,  oder  ein  kurzes  zweigliedriges  Wurzelhaar.  Nach  oben  und  aussen 
tragen  bloss  zwei  eine  Astzelle  für  eine  primäre  Tochterachse  (h)  oder  eine  kurze  primäre  Tochter- 
achse (i).  Ausserdem  haben  von  f  abwaerts  alle  auf  ihrer  obern  zugekehrten  Seitenfloeche  eine  Zelle 
erzeugt,  welche  ohne  Zweifel  den  secundseren  Laubachsen  analog  ist,  und  welche  in  d,  d  nach  unten 
und  innen  eine  Astzelle,  in  c,  c  aber  sowohl  nach  unten  als  nach  oben  eine  Astzelle  erzeugt  hat, 
welche  sich  zu  einem  Wurzelfaden  entwickeln  wird. 

50.  o  Gliederzellen  einer  primoeren  Laubachse  mit  den  secundaeren  (einzelligen)  Laubachsen  an  der  zuge- 
kehrten Flaeche.  Von  den  letztem  ist  a  unverändert;  b  hat  1  (nach  unten),  c  2  (nach  unten),  d  5  (2 
unten,  1  oben),  e  fi  (2  unten,  2  oben)  Astzellen  für  Wurzelfteden  gebildet. 

'lO.  a  eine  Gliederzelle  aus  einer  primseren  Laubachse,  b,  b  unterste  Gliederzellen  der  beiden  primseren 
Tochterachsen,  c  zugekehrte  secundaere  Tochterachse,  d,  e,  g  Astzellen  an  der  Zelle  c,  aus  welchen 
Wurzelfaeden  entstehen;  fein  junger,  zweigliedriger  Wurzelfaden  an  der  Zelle  c.  h  Astzellc  an  der 
Zelle  b,  aus  welcher  ein  Wurzelfaden  hervorgeht;  i  junger  zweigliedriger  Wurzelfaden. 

'jl.  a  eine  secundaere  (einzellige)  Laubachse,  mit  den  U  Wurzelfaeden,  welche  an  ihr  befestigt  sind  ,  b,  c, 
d,  e.  b  und  d  sind   noch  einfach;  c  und  e  fangen  an  sich  zu  verzweigen. 

'j2.  Wie  Fig.  'il.  Alle  vier  Wurzelfaeden  haben  angefangen,  sich  zu  verzweigen. 


Tab.  VII. 

Fig.  1  —  15.  Nitopli^lluni  punclatam  Grev. 

Ein  Stück  von  dem  Rande  des  Laubes.  In  a  werden  die  Zellen  nach  aussen  von  einer  Reihe,  in  b  von 

zwei  Reihen  doppelt  kleinerer  Zellen  begrenzt. 

Querschnitt  durch  ein  sporenbildendes  Laub,  a,  a  ungetheilte  Laubzellen,  b,  b  die  Laubzellen  haben 

sich  in  je  3  Zellen  getheilt.  c  Sporenmutterzelle  mit  den  eingeschlossenen  U  Sporen. 

Wie  Fig.  2.  a,  a  ungetheilte  Laubzellen,  b  die  Laubzelle  hat  sich  in  2  ungleiche  Zellen  getheilt.  c,  c  die 

Laubzellen  haben  sich  in  3  Zellen  getheilt.  d,  d  Sporenmulterzellen. 


—     267     — 

U.  stück  von  einem  sporenbildcnden  Laul),  von  der  Flaeche,  mit  3  Sporenmutterzellen,  welche  in  der  Mitte 
unbedeckt  sind. 

3.  Sporennuiderzellen,  a  mit  einer  breiten  Schicht  farblosen  Schleimes  an  der  Wand,  b  mit  einem  centra- 
len Kern  und  radialen  Schleimf;eden.  c  mit  zwei  kernen,  d  in  zwei  Specialmutterzellen  getheilt. 

fi.  Querschnitt  durch  ein  Antheridium. 

7.  Querschnitt  durch  ein  Antheridium,  starker  vergrössept.  a  ungetheiltc  Laubzclle.  b  Centralzellen  des 
gethcilten  Laubes,  c,  c  Samenzeilchen. 

8.  Stück  von  einem  Antheridium,  von  der  Flaeche.  a  ungetheilte  Laiibzellen. 

9.  Junge  Samenzellchen,  parenchyraatisch,  mit  homogenem  Schleim  und  einem  lateralen  Kernchen. 

10.  Ausgebildete  Samenzellchen,  kugelig,  mit  wasserhellem  Inhalt,  und  emem  lateralen  Kernchen,  a  zwei 
freie  Samenzellchen,  welche  einen  Samenfaden  einzuscidiessen  scheinen. 

11.  Querschnitt  durch  einen  Keimbehaeller.  a,  a  ungetheilte  Laubschicht,  b  das  Laub  hat  sich  in  5  Schich- 
ten getheilt.  c  Boden  des  Keimbehaelters.  d  Samentrseger.  e,  e  Decke  des  Keimbehaelters.  f  warz^en- 
förmige  Oeffnung. 

1-2.  Keimhaar:  die  oberste  Zelle  bildet  sich  zu  einer  Keimzelle  aus. 

13.  Versesteltes  Keimhaar;  die  beiden  obersten  Zellen  bilden  sich  zu  Keimzellen  aus. 

lU.  Keimzelle,  mit  einem  centralen  Kernbioeschen. 

i;j.  Querschnitt  durch  einen  Tlieil  eines  jungen  Keimbehaelters.  a  ungetheilte  Laubzelle,  b  die  Laubzelle 
hat  sich  in  zwei  ungleiche  Zellen  getheilt.  c  die  Laubzelle  hat  sich  in  3  Zellen ,  eine  Achsenzelle  und 
zwei  Seitenzellen  getheilt.  d  -  d  Decke  des  Keimbehaillers ;  die  Seitenzellen  haben  sich  jede  in  zwei 
Zellen  getheilt.  e  Boden  des  Keimbehaelters;  die  Seitenzellen  haben  sich  in  je  2  bis  3  Zellen  getheilt. 
f  unvera^nderte  Achsenzellen.  g  eine  Achsenzelle,  welche  sich  ausdehnt,  um  Zellen  zu  bilden,  h  die 
Achsenzellen  verwandeln  sich  in  Zellenreihen  (Keimhaare). 

Fig.  16  —  23.  Delesseria  Hypocjlossiim  Lumonr.  {Hrpoglossuni  ß'oodwardi  Kütz.) 

IG.  Querschnitt  durch  den  Stiel  des  Laubes;  Breitendurchmesser  =  0,060'";  Dickendurchmesser  = 
0,03b'".  a-a  Zellmasse,  welche  aus  der  secundaeren  Zelle  des  dritten  Grades  (11^)  entstanden  ist.  b-b, 
b-b  je  3  Zellen,  welche  aus  einer  ersten  quintaeren  Zelle  (V)  hervorgiengen.  c-c  eine  zweite  quintoere 
Zelle  hat  sich  bloss  in  2  Zellen  getheilt.  d  ungetheilte  quintaere  Zelle,  e,  e  tertiaere  (III)  oder  quarlaere 
(IV)  Zellen  des  letzten  Grades. 

17.  Querschnitt  durch  einen  Mittelnerv  (Bezeichnung  wie  in  Fig.  16)  a-a  entspricht  der  W,  b-b  einer  V. 
d  ungetheilte  V.  Der  ganze  Miltelnerv  ist  also  aus  einer  IF  und  aus  vier  V  entstanden;  seine  Breite 
betraegt  0,0W',  seine  Dicke  0,050/". 

18.  Querschnitt  durch  eine  schmaechtige  Frons.  a-a  ist  aus  IF,  b-b  aus  V  entstanden,  d  ungetheilte  V.  e 
III  oder  IV  des  letzten  Grades.  —  D.  M.  a-a  =  0,036''';  b-b  =  0,lbO"'. 

l'J.  Querschnitt  durch  den  Mittelnerv  einer  altern  Frons.  Zwischen  den  Zellen  und  ausserhalb  der  Zeilen 
desselben  liegen  durchschnittene  Zellfaden  (b) ,  ebenso  an  der  äussern  Flaeche  der  quinlaren  Zellen 
(a).  Grösste  Dicke  des  3iittelnerven  =  0,2b0'". 

20.  Querschnitt  durch  ein  sporenbildendes  Laub.  Die  sterile  Stelle  a-a  entspricht  der  secundaren  Zelle 
des  dritten  Grades  und  den  innersten  quintaren  Zellen.  Die  Sporenmutterzellen  liegen  neben  der 
Achsenzellschicht. 

21.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  ein  Glied  in  der  Richtung  a-a  von  Fig.  17. 

22.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  ein  Glied  in  der  Richtung  b-b  von  Fig.  17. 

23.  Senkrechter  Durchschnitt  in  der  Richtung  b-b  von  Fig.  19.  Zwischen  und  ausserhalb  dir  Gcwebezel- 
len  liegen  Zellfaden,  welche  aus  dem  untern  Seitenende  der  Zellen  entspringen,  nach  unten  wachsen, 
und  sowohl  ein  intercellulares  als  ein  peripherisches  Geflecht  bilden. 


—     268     — 

Fig.  "ik  —  oG.  Gelidium  cornenm  Lamour. 

^'i.  Spitze  eines  Aeslcliens  der  Varielaet  capillaceum.  a  Scheilelzelle  ( 1°  ).b  Gliederzelle  (n— ill').  c  die 
Gliederzelle  hat  sich  in  eine  grössere  und  eine  kleinere  Zelle  gelheilt,  d  die  Gliederzelle  hat  sich  durch 
doppelle  Zellenbildung  in  5  Zellen  getheilt. 

ü^i.  Ende  eines  dünnen  Aestchens  der  gewöhnlichen  Form,  a  Scheitelzelle  ( 1°  ).  b  Gliederzelle  (n  — ill*). 
c  die  Giiederzelle  hat  sich  in  7  Zellen  gelheilt. 

"ifi.  Wie  Fig.  25.  a  Scheitelzelle  ( I"  )•  b  Gliederzelle  ( n  — ill'  )•  Die  Gliederzellen  c  und  d  haben  sich  in  5 
und  7  Zellen  getheilt. 
27,  28,  29.  Enden  von  dickeren  Aestchen ;  in  Fig.  27  erkennt  man  noch  die  Scheitelzelle  und  die  oberste  Glie- 
derzelle, in  Fig.  28  bloss  die  Scheitelzelle ;  in  Fig.  29  ist  das  Punctum  vegelalionis  vertieft  und  nicht 
sichtbar. 

50.  Sporenmutterzelle,  die  sich  in  zwei  primsere  Specialmutterzellen  getheilt  hat. 

3i .  Sporenmutterzelle,  die  sich  vollsta^ndig  in  U  kugelquadrantische  (secundaere)  Specialmutlerzellen  ge- 
theilt hat.  I  und  II  Ansichten  von  oben  und  von  der  Seile. 

32.  Sporenmutterzelle,  welche  sich  vollstsendig  in  U  (secundjere)  Specialmutlerzellen  gelheilt  hat;  diesel- 
ben liegen  in  Einer  FIseche.  I  und  II  Ansichten  von  oben  und  von  der  Seite. 

33.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  einen  Ast  mit  Keimbehaillern,  a  Mündungen,  b  llinde.  c  Mark. 

34.  Verlicaler  Durchschnitt  durch  einen  Ast  mit  Keimbehaeltern.  a  Mündungen,  b  Rinde,  c  Mark. 

ob.  Ein  Theil  des  horizontalen  Durchschnittes,  stterker  vergrössert.  a  Mark,  Avelches  den  Samenboden  bil- 
det ;  D.  M.  der  Fasern  0,0025"''.  b  Keimhaare  mit  den  Keimzellen.'  c  innere  aus  Mark  bestehende  Lage 
der  aeussern  Wandung,  d  horizontale  Fasern  zwischen  dem  Samenboden  und  der  äussern  Wandung; 
D.  M.  =  0.004  —  0,005'".  e  Rinde  ;  innere  Zellen  =  0,005  —  0,006/"  ;  Epidermiszellen  kaum 
0,002'". 

36.  Ein  Keimhaar  besonders  dargestellt.  Keimzellen  =0,020"'  lang  und  0,007"'  breit. 

Fig.  37  —  hi.  Gracüaria  purpurascens  Grev. 

37.  Enden  zweier  dünner  und  spitzer  Aeste.  a  Scheilelzelle  ( In ).  b,  b  secund^re  Zellen  des  ersten  Gra- 
des (IP). 

58.  Wie  Fig.  57.  c,  c  zwei  ungegliederte,  aus  den  Epidermiszellen  entsprungene  Haare. 

59.  Querschnitt  durch  die  Acschwellung  eines  Astes,  in  welcher  ein  Keimhajufchen  liegt.  Man  sieht  7  beson- 
dere HaHifchen  von  Keimzellen,  welche  durch  Scheidewände  von  Markgewebe  von  einander  getrennt 
und  aussen  von  einer  Marklage  umgeben  werden,  auf  welche  nach  aussen  die  gefaerble  Rinde  folgt. 

'jO.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  die  Anschwellung  eines  Astes ,  in  welcher  ein  Keimhaeufchen  liegt, 
a-a  Mark,  b-b  Rinde.  Man  sieht  6  besondere  Hseufchen  von  Keimzellen  im  Markgewebe  eingebettet. 

>i\.  Querschnitt  durch  ein  sporenbildendes  Aestchen.  a  Mark;  in  der  Gallerte  liegen  bloss  8  durchschnit- 
tene Fasern,  b  Rinde.  Ganzer  Durchmesser  ^=0,160'". 

Tab.  VIII. 

Fig.  1  —  27.  Laurencia.  Fig.  1  —  7  A<.  tenuissima  Grev.  —  Fig.  8  —  16.  L.  dasyphylla  Grev.  — 
Fig.  17  —  20.  L.  ohtusa  Lamour.  —  Fig.  21  —  27.  L.  papulosa  Grev. 

1.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  einen  jungen  Ast  (von  L.  Jenuj.ssima) ,  zwei  Glieder  darstellend,  a-a 
Achsenzellcn.  b-b  erste,  c-c  zweite,  d-d  dritte,  e-e  vierte  concentrische  ZcUschicht  (oder  Epidermis- 
zellen). 


—     269     — 

2.  Horizontaler  Durchschnitt  durcli  einen  jungen  Ast.  Bezeichnung  wie  in  Fig.  1. 

3.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  einen  seitern  Ast,  (D.  M.  =  0,300'");  Bezeichnung  wie  in  Fig.  1  und 
und  2.  Die  Zellen  b,  c,  und  d  entlialten  ein  wandständiges  Schleimnefz,  und  sind  wenig  gefärbt;  die 
Epidermiszellen  (e)  sind  mit  gefärbtem  körnigem  Inhalte  gefüllt.  Zwischen  den  Innern  Zellen  (a,  b  und 
c)  sieht  man  die  durchschnittenen  Fäden  des  intercellularen  Geflechtes. 

U.  Ende  eines  spitzen  Astes,  a  Scheitelzelle  (1°  ).  b  oberste  Glicderzelle  (n-iIP).  Die  zweitoberste  Glie- 
derzelle  (q_,I1')  hat  eine  Astzelle,  die  erste  Zelle  eines  Blattes  (c)  erzeugt.  Die  driltoberste  Glieder- 
zelle (u-3ll' )  hat  ebenfalls  eine  Astzelle  (d)  gebildet,  aus  welcher  sich  ein  Blatt  entwickeln  wird,  und 
sich  dann  in  zwei  Zellen  (II*  und  iIII)  getheilt.  Alle  folgenden  Glieder  haben  sich  vollständig  gelheilt; 
sie  sind  im  senkrechten  Durchschnitt  dargestellt;  m  Achsenzellen,  n,  n  tertiäre  Zellen;  e,  f,  g  junge 
Blätter. 

5.  Ende  eines  etwas  weniger  spitzen  Astes  als  Fig.  4.  a  Scheitelzelie  (1°  ).  b,  c  Glicderzellen  (o  — .11% 

n  — JI*).  f  junges  Blatt.  Nach  unten  von  c  ist  die  Zellenbildung  in  die  Dicke  so  beträchtlich,  dass  man 
die  einzelnen  Zellen  nicht  deutlich  unterscheidet. 

6.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  den  altern  Theil  eines  Astes,  wie  Fig.  3  ihn  im  Querschnitt  darstellt; 
man  sieht  etwas  über  die  Hälfte  eines  Gliedes,  a  die  Achsenzelle  (Länge  =  0,300'") » '*'  ^  zwei  gleich- 
lange  Zellen  wie  a;  c-c  zweite,  d-d  dritte,  e-e  vierte,  f-f  fünfte  concentrische  Zellschicht  (oder  Epider- 
miszellen). Auf  den  Innern  Zellen  liegen  Fäden  des  intercellularen  Geflechtes. 

7.  Junges,  durcli  Zellenbildung  wachsendes  Blatt;  der  Zelleninhalt  ist  homogener  farbloser  Schleim,  a,  a 
Scheitelzellen  ( I" ) ;  b,  b  Astzellen  oder  Scheitelzellen  des  ersten  Grades  (I*) ;  c,  c  Gliederzellen,  welche 
auswachsen,  um  eine  Astzelle  zu  erzeugen,  d  unterste  Gliederzelle  (.11) ,  welche  keine  Tochterachse 
trsegt. 

8.  Junges,  durch  Zellenbildung  wachsendes  Blatt  (von  L.  dasyphylla)  etwas  aelter  als  Fig.  8.  Bezeichnung 
wie  in  Fig.  8.         ' 

9.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  einen  Ast;  die  Zehen  sind  durch  gallertartige  Intercellularsubstanz 
von  einander  getrennt.  Bezeichnung  wie  in  Fig.  1,  2,  3  und  G.  Ganzer  Durchmesser  =  0,530"'. 

10.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  den  untersten  Theil  eines  Astes,  avo  früher  Sporenbildung  statt  fand; 
die  Zellen  sind  durch  dünne  gallertartige  Intercellularsubstanz  von  einander  getrennt,  a  Achsenzelle; 
b  Zellen  der  ersten,  c  der  zweiten,  d,  d  der  dritten,  e,  e  Zellen  der  vierten  und  fünften  concentrischen 
Schicht,  welche  die  Epidermis  bilden.  Ganzer  Durchmesser  =  0,300'". 

11.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  den  untern  sporenbildenden  Theil  eines  Aestchens;  bloss  die  enie 
Hslfte  ist  gezeichnet;  Ganzer  Durchmesser  =  0.220'".  a-a  AchsenzeHen.  b,  b  Zellen  der  ersten  con- 
centrischen Schicht  (vgl.  b  in  Fig.  1,  2,  9  und  10);  sie  haben  sich  in  radialer  Richtung  betra;chtlich 
verlängert;  seillich  sind  sie  durch  gallertartige  dünne  Intercellularsubstanz  von  einander  geschieden; 
wegen  der  Alternanz  dieser  Zellen  in  den  successiven  Gliedern  sieht  man  an  dem  dünnen  Schnitte 
jederseits  bloss  je  an  der  zweiten  Achsenzelle  eine  derselben  (b,  b),  und  neben  den  übrigen  Achse: 
Zellen  die  leeren  gelatinösen  Intercellularraume  (n,  n).  c,  c  zweite  concentrische  Schicht,  in  welcher 
die  Sporenmutterzellen  liegen,  d,  d  Zellen  der  dritten  und  vierten  concentrischen  Schicht,  welclie 
zusammen  die  Epidermis  bilden. 

12.  Epidermiszeflen  mit  einer  Sporenmutterzelle  unter  denselben ,  von  aussen,  von  einem  Aestchen  wie 
Fig.  11.  Mitten  auf  der  Sporenmutterzelle  liegt  eine  Oeffnung  zwischen  den  Epidermiszellen. 

13.  Junger  Zweig,  0,030'"  lang,  von  der  Mutterachse  losgetrennt.  An  der  Spitze  (a)  sieht  man  die  Schei- 
telzelie ( 1°  ) ;  dann  folgen  3  ungctheilte  Gliederzellen  (II*).  Die  viertoberstc  Glicderzelle  hat  sich  in 
zwei  Zellen  (II*  und  .III)  getheilt.  Alle  folgenden  Gliederzellen  haben  sich  vollstajndig  in  eine  Achsen- 
zelle  und  iü  umgebende  tertiaere  Zellen  getheat;  die  Glieder  sind  in  Durchschnitte  gezeichnet.  Die 


l)«uK''<lir     JjEGELI. 


53 


—     270     — 

unterste  Gliederzelle  ist  ungetheilt  geblieben,  f,  f  junge  Blaitter.  —  Alle  Zellen  enthalten  erst  einen 
homogenen  farblosen  Schleim, 

Vt.  Wie  Fig.  13,  etwas  jelter,  0,0^5'"  lang.  Man  sieht  in  a  die  Scbeitelzelle  ( 1°  ) ;  unter  derselben  drei 
ungetheilte  Gliederzellen  (II*);  dann  ein  Glied,  welches  aus  einer  Achsenzelle  und  einer  Schicht  von 
tertia^ren  Zellen  besteht,  im  Durchschnitt  gezeichnet.  Unterhalb  desselben  haben  sich  die  Zellen  in 
die  Dicke  so  sehr  vermehrt,  dass  man  sie  nicht  mehr  deutlich  erkennt  (b).  An  der  Basis  bemerkt  man 
eine  ungetheilte  Gliederzelle,  und  über  derselben  ein  Glied ,  das  aus  einer  Achsenzelle  und  aus  terti- 
aeren  Zellen  besteht ,  im  Durchschnitt  gezeichnet,  f,  f  junge  Blsetter,  —  Die  Zellen  des  obern  Theiles 
sind  mit  farblosem  Schlemi  gefüllt,  der  untere  Theil  (b)  erscheint  schwach  röthlich. 

iö.  Wie  Fig.  iU,  etwas  seiter,  0,070'"  lang.  Man  sieht  in  a  die  Scheitelzelle,  und  darunter  zwei  Glieder- 
zellen. Der  untere  Theil  des  Zweiges  (b)  ist  betraechtlich  in  die  Dicke  gewachsen,  f  junge  Blatter, 
welche  mit  der  Stammspitze  (a)  in  einer  Vertiefung  von  b  stehen.  —  Die  obersten  Zellen  sind  farblos; 
der  übrige  Theil  (b)  ist  röthlich  gefärbt. 

16.  Wie  Fig.  15.  Das  Wachsthum  in  die  Dicke  ist  so  rasch  fortgeschritten,  dass  es  die  Stamraspitze  über- 
holt hat,  welche  nun,  in  einer  Vertiefung  eingesenkt,  nicht  mehr  sichtbar  ist.  Bloss  die  obern  Theile 
einiger  Blsetter  ragen  hervor.  —  Der  Zweig  ist  roth  gefaerbt. 

17.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  einen  Ast  (von  L.  obtusa).  a-a  Achsenzellen,  b-b  erste,  e-c  zweite, 
d-d  dritte,  e-e  vierte  concentrische  Zellschicht  (oder  Epidermiszellen). 

18.  Epidermiszellen  aus  einem  Ast  wie  Fig.  17,  besonders  dargestellt,  im  radialen  senkrechten  Durch- 
schnitt; der  Kern  liegt  in  der  Mitte  des  untern  Randes, 

19.  Epidermiszellen  wie  in  Fig,  18,  aber  von  der  aeussern  Flaeche  gesehen.  Der  Kern  liegt  auch  hier  in 
der  Mitte  des  untern  Randes. 

:20.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  einen  Ast.  a-a  Achsenzellen,  b-b  erste,  c-c  jweite,  d-d  dritte,  e-e 
vierte,  f-f  fünfte,  g-g  sechste  Zellschicht  (Epidermiszellen). 

21.  Epidermiszellen  von  einem  aeltern  Aste  (von  L. papulosa)  im  horizontalen  Durchschnitt,  von  einer 

gelben  derben  Cuticula  bedeckt ,  welche  keilförmige  Fortsoetze  zwischen  die  Epidermiszellen  hinein 
sendet.  In  der  Mitte  jeder  Zelle  sieht  man  einen  (wandstsendigen)  Kern.  An  der  Wandung  liegen  Farb- 
blaeschen.  Zwischen  je  zwei  Epidermiszellen  befindet  sich  ein  Porus. 

22.  Epidermis,  wie  in  Fig.  21,  von  der  teussern  Fteche  angesehen, 

23.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  die  Spitze  einer  Stammachse,  derselbe  liefert  5  getrennte  Stücke,, 
welche  rings  von  einer  Epidermis  umgeben,  nach  aussen  röthlich,  nach  innen  farblos  sind. 

24.  Horizontaler  Durchschnitt,  wie  Fig.  23,  aber  etwas  tiefer  geführt.  In  der  Mitte  befindet  sich  eine  drei- 
eckige Oeffnung.  Am  aiusseren  Rande  so  wie  am  Rande  der  dreieckigen  OelTnung  unterscheidet  man 
eine  Epidermis.  Das  Gewebe  ist  nach  aussen  röthlich,  nach  innen  farblos. 

25.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  eine  Stammspitze.  Das  Punctum  vegetationis  liegt  in  einer  Vertiefung 
(b).  Man  kann  die  Epidermis  von  dem  aeussern  Ramie  über  den  Scheitel  (a)  in  die  Vertiefung  hinein 
verfolgen. 

26.  Zellgewebe  aus  der  Stammspitze,  von  einem  horizontalen  Durchschnitt,  mit  Kernen  und  farblosem 
homogenem  Schleim. 

27.  Wie  Fig.  26;  die  Zellen  sind  etwas  alter,  mit  Kernen  und  farblosem,  körnigem  Inhalte. 

Tab.  IX. 

Fig.  1  —  3.  Laurencia  obtusa  Lamour. 

1.  Ein  Stück  von  einer  Stammacbse,  mit  einem  Keimbehaelter,  schwach  vergrössert. 

2.  Ein  junges  Keimhaar;  alle  Zellen  enthalten  farblosen  homogenen  Schleim,  a-b  primcere  Achse,  deren 


—     271     — 

obere  Zelle  b  zur  Keimzelfe  wird,  ond  deren  untere  Zelle  a  die  seeundoere  Achse  c-d  Iraegt,  au  welcher 
ebenfalls  die  obere  Zelle  d  zu  einer  Keimzelle  bestimmt  ist,  die  untere  Zelle  c  aber  die  tertiuerc  Achse 
e  erzeugt. 
3.  Aelteres  Keimhaar,  a-b  prima^rc,  c-d  secunda;re,  e-1  tertia^re,  g-h  quartiere  ,  i  quinl^re  Achse.  Je  die 
Obern  Zellen  b,  d,  f  und  h  werden  zu  Keimzellen,  b  entwickelte  Keimzelle,  0,080'"  lang,  mit  braun- 
rothem  körnigem  Inhalt;  d  röthlich  und  schwachkörnig;  die  Zellen  e,  f,  g,  h,  i  enthalten  farblosen  ho- 
mogenen Schleim ;  i  ist  0,003/",  h  ist  0,00o//'  lang. 

Fig..  4  —  8.  Dumontia  filifortnis  Grev. 

'i.  Ende  einer  dünnen  und  spitzen  Achse,  an  welchem  man  deutlich  die  Scheitelzelle,  durch  deren  Thei- 

lung  das  La^ngenwachsthum  statt  findet,  erkennt. 
^.  Epidermis  des  Jüngern  Theiles  eines  Astes  von  aussen.  Die  Zellen  liegen  in  Gruppen  von  2,  3,  'i  näher 

beisammen. 

6.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  einen  Ast.  a-a  senkrechte  Markfajden ;  b-b  Zweige  derselben,  welche 
fast  horizontal  zur  Rinde  gehen;  c-c  Rinde,  d,  d  junge  Keimhajufchen. 

7.  Reifes  Keimhseufchen  unter  der  Rinde,  von  einer  Gallertschicht  umgeben. 

8.  Reifes  Keimhteufchen,  welches  mit  seinem  aeussern  Theile  die  Epidermis  durchbricht,  und  die  gallert- 
artige Cuticula  zu  einem  kleinen  Höcker  erhebt. 

Fig.  9  —  23.  Peyssonellia  squamaria  Decaisne. 

9.  Radialer  Querschnitt  durch  den  vorderen  Rand,  a  Randzelle,  b  Flaechenzelle.  Die  Zellengruppen  c-d, 
ferner  g-e f  und  i-e f  entsprechen  drei  Flaechenzellen  wie  b.  d  obere  Seitenzelle,  e  Achsenzellen,  f  un- 
tere Seitenzellen. 

10.  Wie  Fig.  9.  —  a  Randzelle,  d  und  c  Zellen,  die  durch  Theilung  einer  Flaechenzelle  entstanden,  f-gh 
ZellgeAvebe,  das  ebenfalls  einer  Flaechenzelle  entspricht,  e  Achsenzelle,  f  untere  Seitenzelle. 

11.  Wie  Fig.  9.  —  a  Randzelle,  d  obere  Seitenzelle,  e  Achsenzellen,  f  untere  Seitenzellen,  r  untere  Seiten- 
zelle, welche  sich  zu  einem  Wurzelhaar  zu  entwickeln  beginnt.  —  Die  Zellengruppen  cd,  ef-gh,  f-ik, 
und  Im-er  sind  aus  k  Flaechenzellen  entstanden. 

12.  Wie  Fig.  9.  —  a  Randzelle,  b  Flajchenzelle.  Die  zweite  Flaechenzelle  hat  sich  in  zwei  Zellen  c  und  d 
getheilt.  —  Der  Zelleninhalt  ist  Schleim,  mit  einem  Kerne. 

13.  Vorderer  Rand  von  der  Flaeche  angesehen,  a  Randzellen,  b  Flaechenzellen.  Eine  Randzelle  hat  sich  in 
twei  neue  Randzellen  m  und  n,  die  letztere  an  einer  andern  Stelle  in  eine  neue  Randzelle  o  und  eine 
Flaechenzelle  p  getheilt.  —  Zelleninhalt  nach  vorn  homogener,  nach  hinten  feinkörniger  Schleim.  Die 
Kerne  sind  in  zwei  Zellen  wasserhelle  Blaeschen  mit  einem  Kernchen ;  in  den  übrigen  Zellen  sind  sie 
veraindert,  und  erscheinen  als  dichte  Schleimmassen. 

l'L  Radialer  Querschnitt  durch  den  obern  Theil  des  Laubes.  Die  Pfeile  bezeichnen  die  Richtung  nach  dem 
vorderen  Rande,  e-e  Achsenzellen,  f  unlere  Seitenzellen,  r  junge  Wurzelhaare.  Auf  jeder  Achsenzelle 
stehen  zwei  schief-senkrechte  Reihen  von  Zellen ,  welche  je  aus  einer  obern  Seitenzelle  entstanden 
sind. 

l.H.  Querschnitt  durch  das  Laub  in  der  Richtung  der  Secante  (n-f  von  Fig.  iU)  geführt,  e  Achsenzellen, 
f  untere  Seiteniellen.  Auf  jeder  Achsenzelle  steht  eine  einfache  senkrechte  Zellenreihe,  deren  untere 
Zellen  sich  wechselsweise  decken. 

16.  Wie  Fig.  13.  Der  Schnitt  ist  nur  dünner,  so  dass  die  Zellen  sich  nicht  decken,  sondern  bloss  nebenein- 
ander liegen,  r  junges  Wurzelhaay. 


—     272     — 

n .  18.  Querschnitt  durch  den  Seitenrand,  in  der  Richtung  der  Secante  geführt,  b  Kljeclienzeüeii.  d  obere  Sei- 
tenzellen, e  Achsenzellen,  f  untere  Seitcnzellen.  c  Zellen,  welche  sich  in  e  und  f  tlieilen  sollten. 

19.  Basis  eines  Laubes  (f),  schwach  vergrösserj ;  von  einem  dichten  Filz  aus  Wurzelhaarcn  umgeben,  wel- 
cher einen  Fuss  bildet  (r). 

i>0.  Wie  Fig.  19.  Aus  dem  Seitenrande  entspringt  ein  zweiter  kleinerer ,  aus  Wurzelfiiz  bestehender 
Fuss  (r*). 

:21.  Laub,  welches  am  vorderen  Rande  gelappt  ist,  indem  bloss  einzelne  Stellen  dieses  Randes  weiter  ge- 
wachsen, die  übrigen  aber  zurückgeblieben  sind. 

22.  Vorderer  Rand,  von  der  Flache  angesehen,  a  lebenskräftige  Randzellen,  vorn  mit  homogenem ,  nach 
hinten  mit  körnigem  Schleime  erfüllt.  Der  Kern  ist  ein  wasserhelles  Blaeschen  mit  einem  Kernchen  : 
er  vera3ndert  sich  leicht  in  eine  dichte  Schleimmasse,  b  abgestorbene  Randzellen,  zusammengedrückt, 
mit  braungelbem  Inhalte  dicht  erfüllt. 

23.  Einige  a^ltere  Parenchymzellen ,  wo  sich  der  feste  Inhalt  von  der  Wandung  losgelöst ,  und  in  eine  ku- 
gelige freie  Masse  zusammengeballt  hat,  welche  durch  den  Schnitt  leicht  herausfällt. 

Vt.  Ein  jüngeres  Wurzelhaar.  Durch  störende  seussere  Einwirkung  hat  sich  die  Schleimschicht  mit  dem 
übrigen  festen  Inhalte  von  der  Wand  losgelöst  und  zusammengezogen;  sie  bleibt  durch  dünne 
Schleimstrainge  mit  den  Poren  in  Berührung. 

25.  Ein  Stück  von  dem  Durchschnitte  durch  eine  Fruchtwarze.  a-aParenchym  des  Laubes,  dem  ob<^rn 
Theile  des  Durchschnittes  in  Fig.  ih  analog,  b  sterile  Haare,  Paraphysen.  c-d  Sporenhaar,  c  untere 
oder  Gliederelle,  d  Sporenrautterzelle  (Scheitelzelle  des  zweiten  Grades). 

Fig.  26  —  33.  Cryptopleura  lacerata  Kützing  (Delesseria  1.  Ag.) 

26.  Ende  einer  wachsenden  Achse.  —  a  Schcitelzelle  oder  prima^re  Zelle  des  n'^n  Grades  ( I"  ).  b  secun- 
daire  Zelle  des  ersten  Grades  (IP).  c  tertia^re  Zelle  (.111);  d  secundaere  Zelle  des  zweiten  Grades  (IF). 
e  =  .III.  f  =  JII.  g  =  IP.  —  Die  oberste  IP  (b)  ist  ungetheilt;  die  zweitoberste  hat  sich  in  cd,  die 
dritte  in  efg,  die  vierte  in  hikl,  die  fünfte  in  mnopq  getheilt.  In  der  vierten  secundaeren  Zelle  des 
ersten  Grades  hat  sich  zuerst  eine  Querwand,  dann  eine  schiefe  L^ngswand,  und  in  jeder  der  dadurch 
entstandenen  secundaeren  Zellen  eine  Querwand  gebildet.  Die  fünfte  secundeere  Zelle  des  ersten  [Grades 
iiat  sich  zuerst  durch  eine  Querwand,  dann  durch  eine  schiefe  Liengswand  in  zwei  secundaere  Zellen 
getheilt,  wovon  die  untere  bloss  Querwajnde,  die  obere  zuncTchst  wieder  eine  La^ngswand  erzeugte. 

27.  Wie  Fig.  26.  —  a  Scheitelzelle  ( 1°  ).  Die  Zellen  b  entsprechen  der  obersten,  c  der  zweitobersten ,  de 
der  drittobersten,  fghikll  der  vierten,  und  pqrsonm  der  fünften  secundaeren  Zelle  des  ersten  Gra- 
des. Die  tertiären  Zellen  1,  1  haben  sich  jede  in  zwei,  m-m  und  n  jede  in  vier  Zellen  getheilt. 

28.  Wie  Fig.  20.  —  a  Scheitelzelle  (1°  ).  Die  oberste  secundaere  Zelle  des  ersten  Grades  (IP)  hat  sich  in 

,111  (b)  und  II-  (c);  die  zweitoberstc  IP  ebenfalls  in  .111  (d)  und  11'-  (e-f),  die  letztere  in  zwei  secun- 
daere Zellen  e  und  f  getheilt. 

29.  Haftwurzel,  welche  aus  dem  Laube  nahe  an  dessen  Rande  entspringt;  a  schwseclier,  b  stierker  ver- 
grössert,  und  im  Durchschnitte  gesehen. 

30.  Rothe  Farbbkeschen,  an  der  Zellwandung  liegend,  von  der  Flache. 

3'..  Seitlicher  Lappen  des  Laubes ,  mit  einer  kreisförmigen  Anschwellung,  in  welcher  die  Sporenmutler- 
zelten  liegen. 

32.  Querschnitt  durch  ein  sporenbildendcs  Laub. 

33.  Querschnitt  durch  ein  steriles  Laub,  a  Randzellen  (lecundcere  Zellen),  b  Fiiechenzellen  (Icrliare  Zel- 

len), cd,  ef;  fd  und  d  vier  durchschnittene  Adern. 


275     — 


Tab.  X. 

Fig.  1—7.  Leptophyiium  bifklum  (Sphaerococcus  b  Ag.) 

1.  Ende  eines  Laubastes,  welcher  anfjengt,  sich  dichotoraisch  in  zwei  Zweige  zu  Iheilen.  Statt  des  einen  cen- 
tralen Punctum  vegelationis  sieht  man  nun  zwei  seitliche,  a  Scheitelzellen.  Die  Zellengruppen ,  welche 
aus  den  successiven  secund?eren  Zellen  des  ersten  Grades  entstanden  sind,  werden  die  oberste  durch  b 
die  zweitoberste  durch  c,  die  dritte  durch  d,  die  vierte  durch  ef  m,  die  fünfte  durch  ghion,  die  sechste 
durch  k,  die  achte  durch  1  bezeichnet. 

2.  Ein  durch  Prolification  am  Rande  des  Laubes  entstehender  Zweig,  a  Scheitelzelle  ( I"  )•  b  secundaere 
Zelle  des  ersten  Grades  (n  —  ill*).  Die  zweitoberste  secundaere  Zelle  des  ersten  Grades  (n— slP)  hat 
sich  in  eine  tertisere  Zelle  (.III)  und  in  eine  secundaere  Zelle  (IP)  gethellt  (c),  ebenso  die  drittoberste 
(d);  die  Zellengruppen,  welche  aus  der  vierten,  fünften  und  sechsten  entstanden,  sind  durch  e,  fgnm 
und  hikpo  bezeichnet.  —  r-r  Rand  des  Laubes. 

3.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  den  Rand  des  Laubes,  b  Randzelle  oder  secundaere  Zelle  des  n'^n  Gra- 
des, a  Achsenzellen.  Die  seitlichen  Zellen  haben  gleiche  Breite  mit  den  Achsenzellen ;  die  Zellen  c  sind 
halb  so  breit. 

4.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  ein  sporenbildendes  Laub,  a-a  Achsenzellen,  b  Sporenmutterzelle, 
welche  sich  erstla  zwei  Specialmutterzellen  gelheilt  hat.  c  Sporenmutterzelle,  welche  vollstaendig  ge- 
theilt  ist. 

5.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  den  Rand  eines  Laubes,  wo  sich  ein  Keimbehaelter  bildet,  b  Rand,  a 
Achsenzellen.  Die  warzenförmige  Erhebung  ist  noch  solid. 

6.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  einen  ganz  jungen  Keimbehälter,  b  Rand  des  Laubes,  a  Achsenzellen. 
Die  kleine  Höhlung  ist  mit  einer  kleinmaschigen,  farblosen  Zellmasse  ausgefüllt. 

7.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  einen  Keirabehälter,  in  welchem  die  Keimzellen  noch  nicht  ganz  aus- 
gebildet sind,  b  Rand  des  Laubes,  a  Achsenzellen.  Die  Höhlung  wird  von  der  gelappten  Keimzellen- 
masse ausgefüllt,  an  deren  Grunde  ein  farbloses  Klümpchen  von  Basiszellen  und  erst  noch  entstehen- 
den Keimzellen  (c)  liegt.  —  d  Wand  des  Keimbehaelters  staerker  vergrössert. 

Fig.  8  —  12.  Rhodomenia  laciniata  Grev. Besondere  Keimhäufchen;  8  —  10 noch  in  Zellenbildung  begriffen; 

11,  12  im  ausgebildeten  Zustande. 

8.  a  Basiszelle,  b  die  primaere  Zelle  des  ersten  Grades  (V)  für  das  entstehende  Kelmhaeufchen. 

9.  a  Basiszelle,  b  erste  secundaere  Zelle  (ill*);  c  =  P. 

10.  a.  Basiszelle,  b  =  ,IV  ;  c  =  AV  ;  d  =  ai* ;  e  =  «IP ;  f  =  T. 

11.    12.  Keimhaeulchen  mit  ausgebildeten,  rothgefaerbten  Keimzellen,  a  Basiszelle. 

Fig.  15  —  21.  Lomentaria  kaliformis  Gaiil. 

15.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  das  Laub,  a-a  Scheidewand ,  die  Zellen  haben  an  den  beiden  freien 

Flaechen  verdickte  Wa^nde.  b-b  Seitenwand,  c  gegliederte  Zellfa^den ,  welche  an  der  incern  Flasche 

der  Seitenwand  liegen,  d  kleine  Zellen  an  der  aeussern  Fla;che  der  Seitenwand,  c  kleine  birnlörmigc 

Zellen  an  den  Zelifaeden,  welche  frei  in  die  Höhlungen  der  Glieder  hineinragen,  f  gallertartige  Extra- 

cellularsubslanz. 

Ueoktcbr.  NifCELi .  "" 


—     274     — 

iU.  Scitcnwand  von  aussen  angesehen,  a  in  einem  ganz  jungen  Stadium,  ehe  die  ajussern  kleineu  Zellen 
sich  zu  bilden  anfangen,  b  etwas  ailter;  an  den  Inlercellularwinkeln  treten  kleine  Zellen  auf. 

i-j.  Die  birnförmigen  Zellen  an  den  innern  Zellfa3den  besonders  dargestellt,  a  einzeln,  b  zu  zweien  an 
der  cyündrischen  Zelle  befestigt.  Die  letztere  eotluelt  farblosen  körnigen  oder  homogenen  farblosen 
Schleim. 

16.  Von  einem  horizontalen  Durchschnitt  durch  das  Laub.  Bezeichnung  wie  in  Fig.  15. 

17.  Von  einem  senkrechten  Durchschnitt  durch  ein  sporenbildendes  Laub,  b-b  Seitenwand;  eine  Zelle  in 
derselben  hat  sich  vergrössert,  und  zur  Mutterzelle  umgebildet;  sie  enthiElt  ein  centrales  Kernblaes- 
chen,  um  welches  der  Schleim  angelagert,  und  in  radienförmigen  Strömungsfaeden  durch  das  Lumen 
der  Zelle  vertheilt  ist.  d  kleine  Zellen  an  der  a^ussern  Flaeche  der  Seitenwand,  f  gallertartige  Extra- 
cellularsubstanz.  n  langgestreckte  Zellen ,  welche  aus  den  Zellen  d  entspringen ,  und  an  ihrer  Spitze 
kurze,  sehr  zarte,  gegliederte  und  spserlich  verrcstelte  Fseden  tragen. 

18.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  einen  Keimast  (KeimbehaiUer),  schwach  vergrössert.  fExtracelluIar- 
Substanz,  g  Keimhaiufchen,  welches  die  Höhlung  ausfüllt,  h  Wandung. 

19.  Rothe  Farbbl?eschen  an  der  Oberd^cho  der  Zellen  von  der  Seitenwand  des  Laubes,  stark  vergrössert. 
'■20.  Senkrechter  Durchschnitt  durch  einen  Keimast.  b  Seitenwand  des  Laubes,  f  Extracellularsubstanz.  g 

Keimhffiufchen ,  welches  die  Höhlung  des  Keimbehaelters  ganz  ausfüllt,  und  auf  einer  länggestreckten 
Basiszelle  ruht,  h  Wandung. 

21.  Ein  Stück  der  Wand  des  Keimbehaelters  von  Fig.  20,  stierker  vergrössert.  f  Extracellularsubstanz.  g 
Höhlung  des  Keimbehaelters.  —  Die  Zellen  sind  durch  Gallerte  getrennt,  und  durch  Poren  mit  einan- 
der verbunden. 

Fig.  22  —  37.  Plocamium  coccineum  Grev. 

22.  Horizontaler  Durchschnitt  durch  einen  Keimbehaelter  (Keimast),  wenig  über  der  Mitte.  D.  M.  = 
0,500"';  Wand  =  0,0Ö0'";  Keimzellen  =  0,020  -  0,025"'. 

23.  Verticaler  Durchschnitt  durch  einen  Keimbehaelter  (Keimast) ;  derselbe  hat  nicht  genau  die  Mittellinie 
getroffen,  so  dass  die  Oeffnung  am  Scheitel  nicht  sichtbar  ist.  Im  Grunde  der  Höhlung,  sieht  man  die 
grosse  gelappte  ßasiszelle,  und  über  derselben  einige  laengliche  Zellen ;  die  obern  Lappen  des  Keim- 
haäufchens  bestehen  aus  rolhgefaerbten  grössern ,  die  untern  aus  röthlichen  und  farblosen ,  kleinen 
und  noch  unentwickelten  Keimzellen. 

2't.  Stück  von  einer  Laubachse;  a  Ursprung  des  Keimastes. 
2.J.  Wie  Fig.  2?»,  etwas  sparten 

20.  Junger  keulenförmiger  Keimast,  im  verticalen  Durchschnitt;  es  hat  sich  noch  keine  Höhlung  in  dem- 
selben gebildet.  Die  Zellen  liegen  in  senkrechten,  divergirenden,  nach  oben  und  aussen  sich  vermeh- 
renden Reihen, 

27.  Zellen  aus  der  Mitte  des  jungen  Keimasles,  der  in  Fig.  20  dargestellt  ist.  a  laengliche  Zelle  mit  körni- 
gem Inhalte,  wird  spaeter  zur  Basiszelle  des  Kcimhaeufchens.  b  eine  der  über  der  Basiszelle  stehenden 
Zellen  (vgl.  Fig.  23)  mit  homogenem  Schleime  und  einem  Kernblaeschen  ,  welches  ein  Kernchen  ein- 
schliesst.  c  die  gleiche  Zelle  wie  b,  nachdem  sie  einige  Zeit  im  Wasser  gikgen ;  der  Inhalt  des  Kern- 
blc-eschens  und  der  Zelle  hat  sich  zusammengezogen,  und  ist  dichter  geworden ;  fm  Umfange  des  Ker- 
nes hat  sich  ein  hohler,  mit  Wasser  gefüllter  Raum  gebildet. 

.*8.  Ein  Stück  von  der  Wandung  des  in  Fig.  22  dargestellten  Keimbehälters,  stserker  vergrössert.  Die  Zel- 
len liegen  in  radialen,  von  innen  nach  aussen  sich  vermehrenden  Reihen. 

iO.  Verticaler  Durchschnitt  durch  einen  Keimbehaelter;  das  Keimh;ieufchen  ist  herausgenommen.  Man 
sieht  an  der  innern  Flccche  Reihen  von  langgestreckten  Zellen ,  welche  von  dem  Grunde  aJiiigehen' 
nach  oben  divergiren,  und  sich  dichofomisch  verzweigen. 


—     275     — 

30.  Ast  von  einem  keimzellenbildenden  Laube,  schwach  vergrössert.  n,  o  Keimbehälter.  vgl.  iiber  die 
Verzweigung  den  Text,  pag.  229. 

31.  Janger  Lappen  des  Keimhäufchens  (vgl.  Fig.  23,  ira  Grunde  des  Keinibehälters) ;  derselbe  ist  mit  Sei- 
lenläppchcn  besetzt,  welche  durch  schiefe  Wände  in  der  Scheitelzelle  wachsen  (vgl.  Fig.  57). 

32.  a,  b,  c,  d  Sporenäste. 

33.  Ast  von  einem  sporenbildcnden  Laube ;  die  Sporenäste  sind  durch  doppelte ,  die  vegetativen  Achsen 
durch  einfache  Linien  dargestellt.  Vgl.  über  die  Verzweigung  den  Text,  pag.  230. 

od.  Ende  einer  Laubachse,  a  Scheitelzelle,  b  Gliederzelle  oder  secundäre  Zelle  des  ersten  Grades.  Die 
r.weitoberste  Gliederzelle  hat  sich  in  eine  tertiäre  Zelle  und  eine  grössere  Zelle  (c)  getheilt.  Das  dritte 
Glied  (d)  hat  sich  in  eine  mittlere  und  zwei  tertiäre  Zellen ,  von  diesen  hat  sich  die  links  liegende 
durch  eine  vcrticale  Wand  getheilt.  In  dem  vierten  und  fünften  Gliede  (e  und  f)  ist  die  Zellenbildung 
in  den  Randzellen  weiter  fortgeschritten.  In  den  folgenden  Gliedern  (g-g,  h-b  und  i-i)  werden  auch 
horizontale  und  später  wieder  vcrticale  (k)  Wände  sichtbar,  welche  aber  wahrscheinlich  erst  eine 
Folge  der  mit  dem  Wachsthum  in  die  Dicke  verbundenen  Zellenbildung  sind.  —  1  eine  mittlere 
senkrechte  Zellenreihe,  aus  welcher  sich  beim  Wachsthum  in  die  Dicke  die  Achsenzellenreihe  bildet. 

35.  o-p  Laubachse,  welche  die  Achse  n-a  als  Tochterachse  erzeugt  hat.  a  Scheitelzelle  (1°  ).  b  Glieder- 
zelle (II').  c,  d,  e  die  Gliederzellc  hat  sich  in  .III*  und  IF  getheilt.  f,  g,  h,  i,  k,  l  die  Gliederzelle  hat 
sich  in  .III',  .III'  und  IP  getheilt;  in  den  Gliedern  i  und  1  hat  sich  .III'  durch  eine  verticale  Wand  ge- 
theilt. m,  m  Astzellen,  aus  all'  entstanden,  n  eine  mittlere  Zellenreihe,  aus  welcher  beim  Wachsthum 
in  die  Dicke  die  Achsenzellenreihe  entsteht. 

36.  Ende  einer  Laubachse,  wo  das  Längenwachsthum  durch  horizontale  Wände  in  dasjenige  durch  schiefe 
Wände  übergeht,  a  Scheitelzelle  ( 1°  ).  c  Gliederzelle  oder  secundäre  Zelle  des  ersten  Grades  des  er- 
sten Waclisthums.  b  secundäre  Zelle  des  ersten  Grades  des  zweiten  Wachsthums.  —  In  der  ursprüng- 
lichen Zelle  abc  (I"-')  ist  c  (n-.II')  und  ab  (I"-')i  >"  der  letztern  ist  b  (n-.II*)  und  a  ( I" )  ent- 
standen. 

37.  Zwei  junge  Achsen ,  in  welchen  zuerst  das  erste,  dano  das  zweite  Längenwachsthum  stattgefunden 
hat.  Der  Pfeil  bezeichnet  die  Richtung  der  Mutterachsc.  a  Scbeitelzelle.  b  secundäre  Zelle  des  ersten 
(irades.  Die  Zellengruppen  c,  d,  e,  f,  g  und  m  entsprechen  den  secundären  Zellen  ]Acs  ersten  Grades, 
welche  durch  das  zweite  Längenwachsthum  (vermittelst  schiefer  Wände  in  der  Scheitelzelle)  entstan. 
den  sind.  Die  Zellengruppen  h^h,  i-i  and  n-n  entsprechen  den  secundären  Zellen  des  ersten  Grades, 
welche  sich  durch  das  erste  Längenwachsthum  (vermittelst  horizontaler  Scheidewände  in  der  Scbei- 
telzelle) gebildet  haben. 


Tab   1 


Litli  A7vst.7  jrWurner-u.CiJmp.iji'Winterth'u 


i 


Tal),  n 


LiÜi  Aj^it.  V.  XWurn^T   11  Comp  m'Win.tPilLh.-ax 


Tal. 


Lalt_  Aiut  J  V-axiter  u.   Comp  iii.  WtntertlxM 


Tab.l\' 


LitK.  Aii.;i.v  -  ./■TiXäter   ti  Comp. 


Tab.  V 


t>  Tjiji^  f".'-f'*'i''?  •^^•'•y^ 


B  n 

m   n        n'n. 

9. 

+  ' 

4*-^        \ 

— 

— 

m^ 

H 

Ic 

V  U 


Irth-  .änst  vX^Tirster -ttCoBij)  inWuterti^ir 


Tab.  \1. 


Lxth-ina'-  v  J  V.'urstcr  t-  Co-mji  m'Wmteni-u- 


0 


^y 


Tal..  \  II 


Comp  in."V!*in.tcr'j 


l-.b.  I\. 


Lith-Ansi-    V.  J.7Ärrsi>?r   'x.Coin^.    in Wintej- tiiu.::^ 


Tab.X. 


LitK    .W*-  v:  J  V^urö^-cr  u  Ccurp    in  V.VttcrxhTi 


I 


3-  \: 


^     >t 


*  !A^^^^  CÄ^i 


^1^^ 


^  % 


^^' 


\y>